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mt Sfiteien unb ^tiftt
bes
Het500tijum£ J^ütttemfierg
im
Zeitalter bev Deformation
von
Uonvatf WioilimfiäK#Uv.
Stuttgart \886.
Drutf unb Derlag ber 2lft. 5 (5cf. „Dentfäes DolfsMatt".
< ^
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2lfle Hechte vorbehalten.
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BmAoatt
^^a£ §er$ogtljum Sßürttemberg jaljtte einft eine ftatttidje Dleilje bebeuten=
^} ber unb einflußreicher -äJiannäflofter. $5a biefelben ntdjt nur einen
namhaften Stljeil Don ©runb unb 33oben im fianbe iljr eigen nannten
unb über Saufenbe Don Älofter-Untertljanen ju gebieten Ratten, fonbern audj
Sa^Ireidbc getfttidje Sßfrünben ju befefcen Ratten, fo war notljwenbtg audj baS
reltgiofe geben be$ 33otte3 in erfter Sinie Don ben Ätöftern abhängig. 3 U
allen gehen unb audj Ijeute ift ein wotyt btSciplintrteS Älofter eine madjtige
Ouette religiofen ©eifteS unb SebenS für eine weite Umgebung, für $riefter
nidjt weniger afe für ba$ 33otf. Uebung ber djriftlidjen 93ottfommenIjeit ift
ja ber SRedjtStitel, auf ben jebeö Älofter feine ©piftenj grünbet. Umfomeljr
mußten in bem gewaltigen Äampfe ber 3teformation$$eit bie Älßfter bem
SSolfe bie ftarfen Burgen fein, wo e$ ftdj Ijatte fammeln unb fdjüfcen
fönnen, um ben ©türm ber geinbe abjufdjlagen. 2lber leiber geigten biefe
33urgen ber Religion manche geborftene -JJiauer unb, wa$ f Flimmer war, fie
waren jum Sljeit Don SSerrat^ern befefct. SDie Steformation^Sefdjidjte ber
einjelnen altwürttembergifd^en 2Jtann3ftofter wirb uns bieg geigen. 2Bir
werben aber audj DrbenSmänner finben, weldje lieber 2llle3 über fidj er*
getyen laffen, aU baß fie ityrem ©tauben unb iljren ©elübben untreu werben,
xotifyt, jebeö 2lnerbieten Don fi<$ weifenb, ben SBanberftab ergreifen unb in
frembem Sanbe an einer Älofterpforte anftopfenb um eine Verberge bei
iljren DrbenSbrübern bitten. Unb wir werben Siebte bewunbern, wetdje,
nidjt entmutigt burd) einen §offnung$lofen Äampf, gegen bie geinbe extra
et infra muros üiren Soften ntdjt Derlaffen, bis fie tljren Prangern folgen
muffen in eine Ijarte ©efangenfdjaft.
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Jtt^alfe-ä^Btrfjn^
(Seite.
SSortoort V
Quellen VII
allgemeine Ueberftdjt 1
I. S)ie ©iftcrctenfer*^lbtct Söebentjaufen 8
II. $ie (£ifterctcnfer*$btct §errenalb 22
III. $ie Giftcrcienfer*2lbtei SHaulbronn 37
IV. $te 8enebifttner.2lbtci &irfd)au 51
V. $ie S3encbiftiner*5lbtei Raufen 68
VI. 3>te $rämonftratenfet>2lbtei Slbelberg 81
VII. SDic (Siftercienfer=$btei ÄönigSbronn 98
VIII. $te Söenebifiiner^btei Sord) 107
IX. $ie Sencbtftmer^btei Stturrfarbt 117
X. 3)te Söenebifthier^Ibtet ©foubeuren 139
XI. $ie SBenebiftiner^btet s 2ltytr3badj 147
XII. $te 33enebifttnei>3lbtei ©t. ©eorgen 166
XIII. $a3 Softer ber reguf. (£f)orf)errn ü. Orben beS 1)1. ©rabeS in $enfenborf 178
XIV. 3)a3 (£()orf)ervnftift §erbredjtingen 188
XV. $a§ $tiorat 3Retd)euba$ 191
XVI. $a3 ©oHcgiat*(Stift $errenberg 195
XVII. $a§ GolIegiat*Sttft ÜKöFmüfjl .' 199
XVIII. $a3 Gottegtat*@ttft SBafnang 203
XIX. $a3 ©offcgiat-CStift Obersten 208
XX. $a§ GoUegiat*6tift gaurnbau 211
XXI. 9?egulirte3 Gtjorf)ettn*<Stift ©inbelfingeu 213
XXII. $a3 (SoUegiat*<Stift Tübingen 215
XXIII. $a3 (SoHegiat=6tift (Stuttgart 218
XXIV. $a§ Goücgiat*©tift, juüor graterfjauS Uratf) 222
XXV. $a3 (SoUegtat*etift Sotd) 224
XXVI. $a$ @onft *Peter3*6tift jum (Stuftcbel im <Sßönbu$ 225
XXVII. Sie $robftei Hellingen 226
XXVIII. $aä $riorot Äniebiö 228
XXIX. 2>a3 2luguftinei>(5rcmiten*$lofter ©ngefberg 230
XXX. $ie Gartfjaufe ©üterftein 231
XXXI. §ofpitalbrübet Dom Orben be§ 1)1. ©etfteS in SJtorfgröningen .... 235
XXXII. Ergänzungen ju SBebenljaufen, Slbclbcrg unb §errenalb 237
^Beilagen 5Rr. 1— 15. . 243
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-• i
fäntlltn.
3)ie tjauptfädjlidjfte &uefle, aus melier id) ba§ Reifte über bie $eformafto # n£*
©efdjidjte ber Slbteteu unb Stifte entnommen ljabe, ift ba$ ftönigl. §au3* unb Sta'afg*/
Wrdjio in Stuttgart. 2)a3 fjicr oorliegenbe Slftenmaterial auä ber 9^cformation§jctt iff ;
ein fefjr reidjfiaftigeS , befonberö bejüglidj ber Abteien unb bejüglid) be§ $riorat3
föeictyenbad). üftur bie ftlöfter $irfdjau unb Slaubeuren finb weniger gut vertreten. 3"
einem großen $ljei( finb biefe $toftcrard)iue im Saufe unfereS SafyrljnnbcrtS nueber nad)
Stuttgart gefommen, 5. 23. ba$ §irfdjauer &rd)io toon SBeingarteu, ba$ 23ebenljaufer
9lrd)tu fanb fid) 1842 ju Salem. %m breifjigjäfjrigcn Kriege flüchteten nämltd) bie
Webte, fotoeit e3 ifjnen möglich mar, bie Slrdjtoe in fttöfter außerhalb be§ SanbeS.
tJür bie Diele Arbeit, rocldjc bie Söcreitfteflung bc3 umfangreichen Stftcnmateriatö
ben Ferren 2lrd)iu=93eamtcn ocrurfadjte unb für beren r)oc^gefdc)ö^te Unterftüfcung fei
meiner fct)ulbigeit 2)anfbarfeit fyiemit 9lu3brucf gegeben.
2>ie 2)ireftion be§ ©roS^erjoglic^cn ©cncral*£anbe3ard)iu3 in $arf3rufje r)atte bie
©üte, mir bie genmnfdjten Slrdjioaüen ju ber ©efdn'djte be3 $lofter£ St. ©eorgen mit*
jut^cilen.
SBon ber Siteratur über bie altnnirttembergifdjen Softer, beren 93cnü$ung id) ber
ßönigl. öeffentlid)en Söibliottjef uerbanfe, für)rc id) bie nadjfolgenbcn SSerfe an:
3ur (Befd?id?te ber tüürttembergifd?eii 3EU6fter im TlUgemeinen.
üon Stalin, (£f)riftopf) griebrtdj. 2Bürttembergifdje ©efdn'djte. 5 SBänbe.
$faff, Dr. Äarl. @cfd)id)te be3 &ürftenf)aufe3 unb 2anbe3 SBirtemberg. I.— III.
Stuttgart 1839.
Steinfjofer, 3oT)ann Ulrid). 9kue SBürttembergifdje (£l)romf. 4 S8bc. Tübingen
1744—1746. Stuttgart 1752—1755.
Besold. Prodromus Vindiciarum ecclesiastic. Wirtembergic. Tübingen 1636.
Sattler, (£(jriftia)i ftriebrid). ©efdn'djtc be$ ^erjogt^umö SBürttemberg unter ben
©rafen. Ulm 1768. 4 »bc.
Kuen. Collectio Scriptonim rerum histor.-monast. eccles. Tom I. — VI. Ulm 1765.
Sattler, ©fjriftiau griebrid). ©ifiorifdje Söefdjreibung be3 SerjoglljumS SSürttcm-
berg. Stuttgart 1762.
$erfelbe. ©efdjicfyte be£ ^crjogtlmmS SSürttemberg unter ben §erjogen. Ulm 1769 ff.
EefonberS f&b. VII. unb VIII.
Chronologia monasteriorum Germaniae. Autore Caspare Bruschio. ed. Simon
Söornmeifter. Sufabad) 1682.
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X ducücn.
3)aütb griebrid) (SIefe. SScrfud) einer SanbcS* unb (£ulturgefd)i$te 2Bürttembcrg3.
©münb 1808.
Martin ßrufiuS Annales Suevici. jjraitffurt 1595—1596.
(Efyriftopf) 93efolb. Documenta Redfviv» monasteriorum. Tübingen 1636.
©rünblicfycr 93ctuci3, ba$ bie Sßjräfaicn unb SMöfter jum §. SBürttbg. gehörig geroefen.
1645. SSou SB. Jötbenb^""-*-
$crfclbe. %\\ bic 9töm,./totftti: 3Raj. OTeruntertfjänigfte ^njeig unb »itt. 1641.
§enb, Dr. fiubtoig grkjtttäj* 'U(rid), £erjog ju Württemberg. Tübingen 1841 unb
1844. 3 BäiAp:...-
Francisci Petrfc"§ü5via Ecclesiast. 1699.
©tälin, $«.ul ^. .*'- ©cfaidjte 2Bürttemberg8. I. ©otfja 1882.
SRaufdjer, Sodann Martin. SBefdjrcibung uom Urfprung unb §erfoinmen ber brei
. $rcsügtijihner 2Bürttemberg , £cf unb Urningen. §aiibfd)rift im (StaatSardjiu
**"-. enthält SBenigcä ju 53ebcnf)aufen unb (Stuttgart.
„ "„"Pjegizer. Suevia et Wirtembergia sacra. Tubingae 1717.
X "<©corgii*©eorgenau ü., fjürftlid) SBürttembergifd) 3)ienerbud). (Stuttgart 1877.
: * §cibeloff, G. 2)ie ftunft be3 Mittelalter^ in (Schwaben. (Stuttgart 1855 — 1858.
I. §errenbcrg unb (Sinbelfingen. VI. SBebcnljaufen.
2)crfelbc. 2flittelalterlid)c *öaubcufmale nu3 <Sd)tt>aben. £eft IL (SBebentjaufen.)
$ie funftgcfdjidjtlidje Siteratur ftetje in S3efd)reibuug bc3 $önigreid)3 Württemberg
Dorn ftatift.=topogr. Söureau IL 1. 255 ff. (Stuttgart 1884.
3u 2lt>elberg.
93efd)rcibung be3 Oberamts (Sdjoruborf 1851. fflety'fcfter (Statutar*3fted)te 21—24.
SBattrljamer, ^ßr)Uipp, in Cuen Collectio VI, enthält bie ©efdjidjte SRoggenburgS unb
feiner gtfiale.
Hist. fol. 192. §anbf#rift ber $. Deffentl. SBibl. Statt 6—8.
3u TUptrebadj.
Sefdjreibung bc3 DberamtS Obcrnborf. 1868. ©lafc, Dr. flarl. ®efd)id)te beS tflofterS
SllpirSbad). (Stra&burg, Xrübner 1877.
®efd)itf)te beS SHofterS 0$fenf)aufen (Don bem (Srfonuentual ©eifenfjoß 1829.
Roth, Joh. Eberh. Heinrich. Flores sparsi ad jura privata singularia Alpirs-
bacensia. Tubingae 1755.
3eitfd)rift für bie ©cfd)id)te bc3 Ober*9tfjetn3. 93b. 21.
Hist. fol. 192. öbfebr. Statt 72-95.
3u 71nl)aufeii.
©teicftelc, Slnton. Beiträge jur ©efdu'djte be3 SiSttjumä SlugSburg. Augsburg 1850.
©rfter SBanb.
$(anf, Jriebrid). Annales Anhusani, gebrueft in PI. Braun Notit. Codd. manuscr.
I. Aug. Vindel. 1791.
$eUer, $. SS. ©efd)td)te beä Softer« Raufen. Ulm 1775.
Sefdjreibung be3 OberamtS ©eiben^eim. 1844.
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Quellen. XI
Car. Stengelii Monasteriologia. Pars II. Augsburg 1638 , gebrucft in M. Kuen
Collectio Scriptorum rerum historico-monastico-ecciesiasticarum. U(m 1756.
Tom. II. (Seite 25—27.
SBroun, ^lacibuS. ©efdn*d)te ber SMfdjöfc öon SlugSburg. Augsburg 1813—1815.
SSier 93änbe.
3u Bafnang.
SBefdjrctbung bc3 £>beramt§ SBafnang. 1871.
Chronicon monasterii Bacenang bei ©djöpflin Historia Zaringo-Badensis V.
Stoiber, (Stubien ber euang. ©eiftl. SBürttbgS. III. 93b.
^afeter. Uebcr bie <Stift3ftrd)e ju 93afnang in SBürttemberg. 3afjrb. 1863.
Besold. Doc. eccl. colleg. in oppido Bacenang. Tubing. 1636.
Cuen. Collectio. Tom. III. (Seite 147 unb 148.
Hist. fol. 192. $bfdjr. 131—133.
3u 23ebenl>aufen.
93efdjreibung bc$ Oberamtä Tübingen. 1867.
fjrölidj, ^ermann. $)a§ Älofter 93ebenljaufen nadj feiuer 33ergaugcnljeit unb (Segen*
wart gefdjtlbert. Tübingen 1873.
Annales monasterii Bebenhusani, Don betn 93ebenljaufer Wonty Ulridj Don 93albef.
3n SBürttemb. Satjrb. 1855. (Seite 174—185.
$ f of f. ©efcbidjte be3 fllofterS 93ebenf)aufen in SBürttemb. Safjrb. 1846. <S. 148—188.
©rof. 2)arfteHuug be§ fdm>äbifdjen Hloftcrö SBebenfjaufen in 11 $upfcr*£afeln.
Tübingen 1828.
ftlunjinger. Slrtiftifdje SBefdjreibung ber oormotigen (Siftercicnfer*2lbtei 93eb cnljaufcn
Stuttgart 1852.
fieibnij. 3)ie (£ifiercienfer*5lbtei Skbenfjaufen, aufgenommen unb befdjricben. (Supple-
ment ju bem SBerfe: 3)ie Shtnft be$ Mittelalter^ in (Schaben. Stuttgart 1858.
2Kone. 3eitf*rift für W ®cfd)id)te be3 Obcrrfjeing. 23b. 3, 4, 14—21.
Besold. Documenta rediv. 351 — 445.
9*eufd)eler, (Sbuarb. $ie (£iftercicnfer*9(btei Söcbenljaufen. (Stuttgart 1877.
(Stamfer (Sfyrouif. SRfcr. im 21rd)iü bc3 ÄiofterS ©tarn«, ugl. ^Beilage 14.
greiburger 3)iöcefan*2lrd)to 93b. XV. 234.
Hist. fol. 192. §bfd)r. 931. 33—35.
3ti Blaubeuren.
93aur, Garl. $a§ JUoftcr ©laubeuren, ein güljrer für ßunftfreunbe u. f. xo. 931au*
beuren 1877. (Sine artiftifäe 93efdjreibung ber $ircf)e unb be3 ^lofterö.
Tubingius. Christian. Historia coenobii Burensis bei (Sattler, ©rafen, II. Auflage.
IV. 281—346.
® r 9 c ä" l 9 er / 3o^. ßonrab (f 1752). Historiae monasterii Blabyrensis Rudimentum.
1747. 3ttanufcr. in $. Oeff. SBibUotfjef. Hist. Qu. 118. gmei £luartbänbe.
(Stgttmrt. ©eftf)itf)te be3 ÄlofterS SBlaubeuren. (Seminar^rogramm 1861.
93efdjreibung be3 Oberamts 93laubeuren. 1830.
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XII OueHen.
s Mbum uou ©tobt unb Softer 93laubcurcn in fieben pljotograptjifdjen Slbbilbungen
SKit £ejrt, berauSgegebcu Don (£arl 93aur. 93faubeuren 1875.
(£id)ter, (£. 93efdjreibung öon ©odjaltar unb (Sfjor in bcr ßlofterfirdje ju 93laubeuren.
iL SlufL 931aubeuren 1873.
3u iDenfcn&orf.
Scfymiblin, Sodann (Sfjriftopf). ^Beiträge jur ©efctydjte be3 §erjogtf)um§ SBürttemberg.
iL Stjetl. Stuttgart 1781.
Beitreibung be§ OberamtS klingen. 1845.
Glcfe, ügl. oben. III. 122 ff.
Cuen Collectio. Tom. IV. 53 ff.
Hist. 9ft. 307. §aubfd)rift ber Ä. Ocffcntl. Söibl. ©ntfjäft bio grapse ftotijen jur
©efd)id)tc fämmttidjer Sßröbfte unb 3ei^nungen bcr ©rabbenfmale in 3)enfcnborf»
3u St. Peter sunt i£mfiet>eL
93efdjreibung beS DberamtS Tübingen. 1867.
Sltn bucdjün, inljaltenb bic (Stiftung be§ Stifts Saut $eter$ jum Slinficbel im Sdjain*
butf>. Ulm 1493, abgebruft bei SHofer Samml. nmrttembgfdjer Urf. I. 103 bi&
182, enthält 103—163 bie Statuten be§ Stifte. — Tübingen 1732.
Trithemius. Annal. Hirsaug. IL 537.
3u St. (Beorgen.
Sattler. Jpiftorifdjc 93efd)reibung be£ ^crjogtbumS Söürttemberg. IL 265 ff.
Sütartini, (£buarb (Sfyriftian. ©efd)id)te be§ $lofter£ unb ber Pfarrei St. Georgen..
St. ©eorgen 1859.
St. ©eorgener 3af)rbüdjer (oon 93ernf)arb Senj?) üon ber Stiftung biö 1780-
16 goliobänbe. #bfd)r. 93anb X. 1501-1550 im ©r. S..2(rc^to in (£arl3rufjc
SKonc. Seitfd^rift für ©efdjtctye be§ ©berrfjeinä. 93b. 6, 7, 8, 11. 93b. 9, 6. 194
bi3 224; 93b. 13 unb 14, bcfonberS 93b. 37, Seite 338 ff.
3. 93. Sdjönftein. Shtr§e ®efd)idjte be3 ehemaligen 93enebi!tinerftift§ Sanft ©eorgen.
(Sinftebeln 1824.
tJreiburger 2)iöcefan*9lrdH'o XV.
M. SBüft. $ad)rid)ten über \>a§ Softer St. (Ueorgen. 3Rfcr. ^luSjug barauS in
SdjmiblinS ßoüeftaneen im St.*9frd)tu.
3u <£>erbred?ttngen.
93efdjreibung be3 Oberamts §eibenf>cim. 1844.
Cuen Collectio. Tom. IV. 221—228, befonberS Seite 226 über bic SReformirungS-
oerfudje a. 1520.
3u ^errenalb.
Rudera Abbatiae Albae Dominorum in Schannat. Vindem. literariae. Coli. I,
fol. 151—153.
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Duellen. XIII
Söcfdjreibuug be§ Oberamt« Neuenbürg. 1860.
Seitfärift für bic ©efäi^tc be3 Oberrf)ein3. 93b. 1, 2, 5, 6, 7, 8, 9, 31. Des-
criptio infelicissimae expulsionis monachorum Albae dominorum S. O. C. in
Württembergia faetae a Duce Ulrico ibidem 1535. ©ine $apicrl)anbfct)rtft be3
17. 3at)rl)unbcrt3 , in tueldjcr bic Elften über bie Deformation $errenatb§ ju*
fammengefteHt finb, üeröffentlidjt in Seitfcftrift für bic ®efd)idjte be§ DberrljcinS,
SBanb 33. 3)en Snfjalt fielje am <Sd)luffc biefeä 93ud)c8 unter (Srgänjungen.
Hist. fol. 192. §bfd)r. ber $. Oeffentl. 93ibl. S(. 27-29.
3u ^errenberg.
öefdjreibung beS Oberamts fterrenberg. 1855.
i£>ef$, ©ottlieb griebrid). #errenbergifdjc Gfjronif. Sftanufcr. in ber #önigl. Ceffentl.
SBibliotljef. 6 93be.
(£. §eibetoff unb gr. 9ttüller. 3)ie ftunft bc$ TOittelattcrS in (Sdnoaben. (Stutt*
gart 1855.
Besold. virg. sacr. monim. Tubingae 1636. (Seite 543 f. (Seite 545 ift bie päpft*
lidje SBuHc oon 1481 gebrueft.
3u <£>trfdMu.
Codex Hirsaugiensis, in SBibliotljef be3 literarifdjen SSerciuS. 93b. 1. 1843.
Besold. Documenta rediv. 513 — 633.
Gbriftmann, Saniel. ©efäidjte beä Softer« $irftf)au. Xübingen 1782.
<Stef, fjranj. 3)a3 Softer &irfau. §iftorifd)*topograpr)ifcö betrieben. (£alro 1844.
Werfer, Wl. SBtlfjelm ber (Selige. Tübingen 1863.
Herrgott, vetus diseiplina mon. iS. 371 ff.
geitfdjrift für bie ©ef$id)te beä Obcrrljcing. 53b. 13.
(Silbernagel, Dr. Sfibor. SofjanneS £ritf)emiu3. II. Aufl. 1885.
£elm8börfer, Dr. Stbolf. gorfdmngen jur ©efd)trfjte be$ $bte3 SBtlljefm oon $irfd)au.
©öttingen 1874.
SÄülIer, $. (£. ^ermann. Quellen, lueldje ber Slbt Sritfjcim im erften Xfjetl feiner
Jpirfauer 2fnnalen benufct Ijat. Seipjig 1871. — 3)crfelbe: Quellen jutn 2. £fjeil.
#aUe 1879.
SSolf, ©arl. 3ol)anne§ Sritfjemiuä unb bie ältefte ©efd)td)te be3 ftlofterS &irfau in
Württemberg. Saljrb. 1863, Seite 229 ff.
©ifefc, $. Ausbreitung ber §irfd)auer 9tegcl burd) bk Älöfter $eutfd)lanb3. #aHe
a. b. (S. 1877. ©nmnafialprogramm.
Parsimonius, jmeitcr eoangelifd)er Slbt ju &irfdjau. Collectanea miscellanea ad
historiam monasterii Hirsaugiensis speetantia. §anbfdjrift auf ber 93ibliottjef
ju SBolfcnbüttel, ber Snfjalt angegeben in SBürttemberg. Safjrbüdjern 1863.
(Seite 232 ff.
Sulger. Annales monasterii Zwifaltensis. SlugSburg 1698. II. 344 ff. (%xa\\$*
lation ber Reliquien be§ 1)1. 2lureliu§.)
Trithemius. Chronicon Hirsaugiense. 93afel 1559 unb bei grefjcr oper. hist.
Trith. T. II. Original in (Stocffjolm.
Trithemius. Annales Hirsaugienses. ©t. ©allen 1690. 2)a3 SlutograpfjOit in ber
2ttün$ner (StaatSbibliotljef. Cod. lat. 703. 704.
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XIV Oucflen.
9todj ben neueren fjorfdjuugen , befonberS oon 28olf unb ©igtoart (f. oben), l)at
Sritfjetm bog Reifte, roaä er über £>irfd)au'3 <SJefd)td)te im 9. unb 10. 3al)rf)unbert
berietet, inSbefonbere bie Seimigen ju guiba, gelebrte ©d)ulc, Reihenfolge ber Siebte,
felbft erfunben. 3)aju fei l)icr golgenbeS bemerft:
1) 3>ie ©rünbung $irfd)au'3 im 9. 3af)rf}unbert ift mcljrfad) unb Ijinrcidjenb be*
jeugt. 2)a& fd)on ber 894 geftorbene SBiftfjof ©tgtemunb uon $alberftabt ein $irfdjauer
TOöncr) nmr, ift feine ©rftnbung XritijeimS. (©igtoart 165.)
2) £3 ift aud) uon ©igroart nod) nid)t uadjgcnnefen, bog ^irf^ou'g ©ejiefmngen
ju gulba u. f. tt>. uon Sritljeim erbidjtet ftnb.
3) (Sd ift glaubttmrbig , bnfe ju Xritbeim3 Seiten nodj Slufoeidjnungeu über bic
ätuei erften Sa^r^unberte ber ©irfdjauer ©efdjtdjte uorfyanben roaren unb nadjber oer-
lorcn giengen.
4) Xritljeim, tuetdjer attentljatben bie SBibitotljefen ber SBenebiftinerf (öfter burdj*
ftbberte, eine SBibliottjef Don 2000 SBänbeu ertuarb, felbft au§ Statten fidö S3ücr)cr fc^tdeu
lieft, eigene Agenten jum SBüdjerauffauf auSfcfyicfte, er mag tooljl aud) über bie ältefte
©efdn'djte §irfd)au'§ mefyr Wadjridjten gehabt baben, als unfere föegemoart. 2ludj feine
5öerid)te über bie Siebte unb bie 33lütf)e be3 $lofter£ bat er tuobl an üjm uortiegenbe
Slufäcidjnungeu augefnüpft unb nad) feiner Lanier HS Ueberlieferte tueiter auägefponnen
unb au3 feinem 2ftcginfrib ergänzt. SScr ift biefer SKeginfrib ? 3)ie Sfcadjridjt Xritbeimä,
baft 3fteginfrib de temporibus gratiae gefdjrieben l)abe, läfjt uermutfjeu, bafj Xritf)eim
felbft ber Sflcginfrib ift, benn ba& war ja £ritfyeim , 3 Slbftdjt bei feinen Slnnaten, de
temporibus gratiae ju fcfyreiben unb biefe tempora gratiae ber gefunfenen (Uegenroart
gegenüberstellen. Unter ber 2Baf)rl)eit, bie Xritbeim in feinen ©efd)id)t§tt)erfen Der*
fprictjt , meint er aunädjft nur bie (SJlaubenSttmfjrbeit , bie Uebereinftimmung mit ben
!att)o(ifd)en ^Principien.
Heber bie Xritf)cim=£iteratur ügl. ©tubien au3 bem 58enebiftiner*£)rben. 1882.
II. SBb. 333.
3u &6mgsbronn.
Söefdjreibung beS Oberamtö #eibenl)eim. 1844.
3Bürttembcrgifd)e Saljrbücfjer 1856. ©eite 100 f., roo ©efd)id)te bc3 ßlofterS & uon
Dr. tfart Sßfaff.
Relation uon ber Reformation in Reutlingen, oon Sodann ©eorg Seger. (Shirt oon
3. ©. güftng. 1717.
©atjler. ^»iftorifc^c 9Rerfnntrbigfeiten ber <5tabt Reutlingen. 1840.
Seitfa^rift für bic ©efd)id)te be3 OberrfjeinS. Job. 10 unb 31.
Hist. fol. 192. §bfd)r. ö(. 38-43.
3u £otcfc.
SBefdjreibung beS DberamtS SSel^eim. 1845.
Chr. Math. Pf äff. Oratio de fundatione mon. Laureacensis. 1728. Tubingae.
oon £od)ftctter. $cnhnäler be§ ftlofterS 2ord). 2ttfcr. in $. Oeffentl. SBibliot^ef in
(Stuttgart. Cod. hist. 324.
3)a8 rotye Sucft. ÜWfcr. im ©taatSarc^io.
ftirn, 2B. gü^rer bura^ ba§ Softer Sorc^. ©münb. 1881.
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Duellen. XV
3u tUaulbronn.
S3cf djreibung be3 Cberamtä 9Haulbronn. 1870.
$arl ßlunjinger. ©efd)td)tc ber @tftercienfer*9ibtci üflaulbronn. 1854.
2)erfetbe. Slrltftifdje *öefdjreibung ber (Siftercienfer*9lbtci SKaulbronn. 1853.
SBernarbin, $bt uon SÖtaulbronn : Epitome Fastorum Lucellensium. ^runtrut 1667.
Gallia christiana. Opera et studio monach. congreg. S. Mauri. Parisiis 1731.
©. §. ftrieg üon &od)felben. ©efcfyidjtc ber ©rafen Don (Jbcrftein. GarlSruljc 1836.
$aulu3, Dr. @b. 3)ic (£iftcrctenfer*2lbtet üttaulbronn. Stuttgart 1882.
^eitf^rift für bic ©efdndjte bc3 CberrbetnS. Job. 13.
^artmann, 3. unb $. SBegtoetfer burd) btö Älofter 2ftaulbronn. Stuttgart 1875.
2)ie lunfigefdjidjtftdjc fitteratur tft angegeben in $aulu3, ©b., bic (5iftercienfer*5lbtet
SHaulbronn Seite 98.
3u tU6fmül)l.
$Bcfd)retbung be§ £5beramt3 Wecfarfulm. 1881.
gettfdjrift beS §iftorifd)en Vereins für ba$ Württemberg, granfen. VI.
©eorgii*©eorgenau. SHenerbud). Seite 491.
3ettfd)rtft für bie ©eföitfjtc bc3 ObcrrfjcinS. #b. 9 unb 19.
3u t1?urrl)art>t.
Beitreibung be3 Dbcramtö SBacfnang. 1871.
Chronicon Murrhartense. üftfer. im StaatSardnu. S8on ©abclToucr aujbenmljrte
SBrudjftücfe einer alten Sdjrift be3 tffofterS.
3)a§ rotf)e SBud) Don <äbt Sodann §ummel a. 1600. 3m Staatsarchiv.
Saubri. Organ für djriftlidp ftmtft. 1854. Seite' 186—190.
öorent. Sentmafc be3 TOttefaltcrS in Württemberg. Slbtfjeil. II. 1862. S. 115
bis 117.
Trithemius. Annal. Hirsaug. 2, 567.
Besold. Prodrom, vind. 95 unb 219 ff.
gettfrfjrift für bie ©efdn'djte bog ObcrrfainS. 11 Söbe.
$afc(cr in öiirttemb. 3at)rb. 18C8. S. 174 ff.
Hist. fol. 8. G&ronifa ber löblichen föeid^ftabt §aU. 1617. Statt 80 unb 98—108.
3u Tletcftenbacfc.
S8efd)retbung be£ DbcramtS greubenftabt. 1858.
Codex traditionum monasterii Reichenbacensis. ^aubfdjr. ber $. ©effentt. SBibL
Hist. in Quarto. 9Jr. 147. 3n SBürttcmb. 3dfjrbüd)em 1852. Seite 104 ff.
unb SSürttemb. Urfunbenbud) II. 93b.
Kuen. Collectio Scriptor. rer. hist. mon. eccl. Tom. II. Seite 33 — 54 u. 55 — 71.
(Sdjcnfung§budj.)
SBürttembergifdje Sfl^tbüc^er 1852.
Besold. virg. sacrar. monim. Tübingen 1836. Seite 273 unb 279.
Stubieu unb SflittljeUungen aus bem $öeucbiftmcr»£)rbeu. II. 3o^tgang. 1. S. 144 f.
1881.
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XVI ducKen.
3u vnarfgr6ntngen.
SBefdjretbuno, beä Oberanttä Subnrig3burg. 1859.
$enb, 8. §., ©efdjid)te bcr uormaligen Cberamtöftabt 2ftarfgröuingcn. Stuttgart 1829.
Summarium privilegiorum hospitalis ac confratrie Sancti Spiritus in Groeningen. circa
1520. Ofjne S)rucfort unb 3afjr.
3u (Dbcrt)ofen unb ^aurn&au.
gtf^abcr, «JDffcr. 1788. Deff. Sibl. 9tr. 30, &uart.
33efd)reibung be3 Oberatntö ©öppingen. 1844. 2Bal$, 3o^. ©eorg. Chronicon
Goepingense. (Sfjromf üon «Stabt unb Sltnt Göppingen. 2ftfcr.
Hist. 9k. 212. §anbfdjrift ber $. Ceffentl. »iM. 93(att 63—67.
3u Smfcelfüngen.
SBcfdjreibung be$ OberamtS ^Böblingen. 1850. Annales Sindelfingenses in'Monum.
German. s. s. XVII. 299—307.
<Sdjönf)Ut(), 0. g. &• Gtjronif bcr (Stabt unb be3 <Stift3 (Siubelftngen. ^Böblingen
1864. (Seite 38-50.
Sur Erinnerung an bic 800jäf)rige Subelfeter ber (StiftSfirdje ju (Sanft Martin in
©tnbelfingen. ^Böblingen 1883.
3u etift Stuttgart.
SBcfdjrcibung be3 (StabtbireftionäbejtrfS (Stuttgart. 1856.
2ftaterialien $u einer ©efd)id)te bc£ (Stifts SBeutelSbad) unb ber jefctgen (StiftSfirdjc in
(Stuttgart, SlugSburg 1781.
Besold. Doc. eccl. colleg. Stuttgart. Tubing. 1636.
Hist. fol. 192. £bfd)r. «f. 135 unb 136.
3u llrad? unb (Büterjretm
Söefdjretbuug öon Uradj , ber ehemaligen ©raffdjaft u. *f. xo. f uon Sodann SBiffyelm
$olb. SJifcr. 1754.
3)er 9ftönd)3fiof ju Urad>. 1818. Ofjne $rudort. SSon Pfarrer ©ratiauuS.
SBef^reibung be3 Cberamtö Uradj. 1831.
Sie ©tabtfirdje in Urad) üon memm in Söürttbg. 3af)rbü(ftern 1878. IV. 127. SSgl.
baju §a6fer in SSürttbg. 3a^rbü(^ern 1863, Seite 188 ff.
STCefroiog bcr Gartfjaufe ©üterftein in ftönigt. Deff. S3ibl. hist. fol. 421.
5lntnerfung. Slnberc Quellen ju ben einzelnen $töftern ftnb je atn betref*
fenben Orte genannt.
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®raf ©bewarb im 23art toie aud) ®raf lltrid) madjten es ftd) ju einer
ifyrer erften föegierungsforgen, in ben Älöftern il)re$ £anbes bie fatl)ottfd>e
^Reform jnr 2>urd)füt)rung nnb bamit ba$ Orbensleben jn nener 33tüte $u
bringen. 3Sn ^ en Svauenftoftem fyatten biefe ifyre 23emüt)ungen ben ge=
tt>ünfd)ten @rf ctg ; bei ben Sßanuöfloftern bagegen wollte e$ uid)t red)t
gelingen, ber eingeführten 9teform einen bauerljaften 33eftanb ju fiebern,
beweis bafür finb bie immer wieber erneuerten 3*ef cnnt>erfitc^e , welche ba
unb bort nod) gemacht würben, atö fd>on bie retigioje Sfafcotution be3 fed)S=
je^nten 3>al)rl)unbert$ an bie Älofterpforten pod)te.
2IlS §erjog U(rid) in ftofge ber 2d)ta&t oon Saufen 13. Wai 1534
lieber in ben 33efi£ feinet i'anbecf gefommen war, beeilten fidj bie ftlöfter,
ifyn ju begtücfwünfcben unb feinen 8d)iti3 anjurufen. 2lber batb famen in
alte Älöfter bie fyerjogtidjen Beamten unb infcentirten alte Sefit^ungen, ©in-
fünfte unb 2$ertl)gegcnftänbe in Äird)e unb Ätofter, bamit nicfytö Ijeimtid)
Ijinweggefdjafft werben fonnte unb' man jugleidj beregnen fonnte, weldje
Summen man au$ bem ftirdjengut fyoffen burfte. 3f$enn lltridj bie Jatttung
feiner teeren Waffen aus bem Ätoftergute erwartete, fc tciufd)te er fid) barin
ntd)t. §er$og @$riftoj>$ fetbft fagt, Utvidf) l)abe aus bem Äir^eugut jät)r(id)
nod) metyr at$ 100 000 (Bulben jurüdtegen tonnen. (Sattler, ^erjoge, IV.
212.) 9tod) im g(eid)en $al)r 1534 würbe fcon ben ^ralateu beS Sanbee
bie Ablieferung beö falben (Sinfornmens ber Älöfter verlangt. 2ln 2$eit)=
nackten erhielten fie bann ben 23efet)l, auf allen Pfarreien itjres spatronai*
tutljerifdje Pfarrer einzufetten, woju Sattler^. HL 51. bie 33emerfung mad^t:
„®(etcf)Wo{)t fonnte in fo fttrjer $t\t ba£ ^rebigtamt nid)t in alten Störfern
nad) SBunfdj erfe^t werben, jitmat aud) t>iete Untertanen baö \!id)t be£
(SDangetii nid)t ertragen fonnten." ^m Jetgenben 3a§re * 5 35 ^ am bh
Steformation in ben -Btannsfloftern jur gewaltfamen ®urd)füt)rung. Staä
atigemeine 3Serfaljren war folgenbetf : (*3 würbe in jebe ?tbtei ein tut^erifdjer
Sefemeifter gefdjidt, wetdjer auf Soften be$ ÄtofterS bort Unterrid)t erteilen
91otfjcnl)äu§lcr, Slbtcicn u. ©ttftc. 1
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2 SlÖQemctnc Uebcrftdjt.
mußte. 5Retften3 war in bem Älofter fd)on jum borauS eine t'leinere ober
größere lutljerifd) gefilmte Sßart^ei oorljanben. ©iefe f^E>lof3 fid) bann an
ben Sefemeifter an nnb würbe 5ugleid) öon ber Regierung gefd^t. £>ie=
jenigen 5ftöndje, weldje aus beut Orben traten, erretten ein Seibgebing,
meiftenS 40 ff. jährlich, we(d)e3 jebod^ anfroren folfte, wenn etwa ber 2Ser=
feibbingte fpater wieber „in eine papftlicfye Slnftalt" treten würbe. 28er ficf>
ein für allemal abftnben [äffen wollte, erhielt 150 biß 250 ff. £aienbrüber,
vodfyt ^eirat^en wollten, erhielten 25 f(. Sluefteuer. £en SRöndfyen, weldfye
fidE) nidjt fügen wollten, wnrbe angetünbigt, fic follen fid) bereit galten, mit
ifyreu 33üd)ern unb 23ettgewanb nad) 3#au(bronn ju fahren, wo man alte
ungefügigen 9#ond)e jnfammenbringen wollte, ^n äßirfüc^fcit tarnen aber
fel)r wenige borten, benn biejenigen, wetcfye ber nenen Orbmtng fid) nidjt
fügten, nnb baS war bie große 9iftef)r$al)(, jogen in'* SluStanb in ein ^(ofter
ifyreS OrbenS.
3)te Siebte nnb ^?robfte, welebe bie nene tyerjoglidje Älofterorbnnng
annahmen, erhielten ein jal)r(id)e3 ßeibgebing oon 400 bis 500 ft., $um £ljeil
in Naturalien ; fie burften im Älofter bleiben unb, wmn fie wollten, ^eirat^en,
erhielten aber einen fürftlidjen ®egenfd)reiber als 3Jiitöerwa(ter ber ft'lofter^
einfünfte. S)aS Uebereinfommen jwifcfyen ben gefügigen ^ralatcn unb ber
Negierung würbe in gteidrtautenben Neberfen fi^irt, in welken bie nunmehr
}u fürfttidjen Nättyen beftallten Prälaten oerfpredfyen, bie Nenten, Eilten u. f. w.
beS ÄfofterS als getreue Verwalter mit emfigem gleiß einzubringen, bem
§er$og unb feinen ©rben, ober bem, ber bon benfetben 23efel)t tjahm würbe,
ehrbare Nennung unb genttgfame 33ürgfd)aft su tfyun, aud) „benjenigen
(^ßrebiger), wetzen er i^nen oerorbnen würbe, gutwillig anzunehmen, jum
getreulicfeften ju unterweifen" it. f. w. •
$>a Weber ber fat^oltftfte @otte*bienft, nocf) baS 2ebtn nad) ber Orbenö*
reget geftattet würbe, waren in ben fotgenben ^aljren bie Slbteien faft ganj
oerobet, bie fat^otifdben 9(ftönd)e waren im SluStanb, oon ben tutf)erifd)en
würben einzelne als '^rebiger angeftellt. 21(3 aber ber fcfonattatbifdje 33unb
ben ftegreidjen Söaffen beS ÄaiferS unterlegen war, fo mußte aucf) Jjerjog
Ulrid) „bem Xeufet feinen Tillen taffen", wie er ftdf) auSbrütfte, unb bie
Ätofter reftituiren. 33ei ber 3iMebereinfe£ung geftanben bie meiften Siebte ju,
baß fie ben jeweiligen §erjog als l*rbfcf)irml)errn, Ä'aftenoogt unb £anbeS=
fyerrn anerf ernten, bie tjerfömmticfye 9tatl)epflid)t tljun, auf ben Üanbtagen
erfdjeinen wollen, bie Stypetfation an baS ^ofgerid^t geftatten, ba# ^alSgeridjt
an SBürttemberg übertaffen unb ju ben Slbtswafyfen einen Ijerjogticfyen (£om=
miffär oljne ©timmredjt julaffen wollen, ybltfyv Slnftänbe ergaben fid) wegen
ber bereite beraußerten Ä(oftev=@fiter unb ©infünfte. ®ie Siebte geftanben
jwar 511, baß fie teuere „fallen unb fjinfein taffen", aber Ijernad) ftettte eö
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Slttgcmeinc Ucberfidjt. 3
ficf) IjerauS, baf$ btefe Veräußerungen bebeutenber waren, als fie DorauSgefeijt
Ratten. 9^:od> größeren Schwierigkeiten begegneten bie Siebte, als fie auf
Örunb beS Interims in ben Äfofterpfarreien bie !:atl)otifd)e Religion lieber
berftellen wollten. Sie Regierung »erlangte namlid), baß bie anjuftellenben
Pfarrer juöor in Stuttgart fcor ben ftirdjenrätljen fidf) [teilen unb i^re
Snftrultion einholen; (Sarbinal Otto twn SlugSburg proteftirte $war bagegen,
aber es war ber Regierung mit bem Interim ntd)t ernft, wie bieS and)
§crjog @t)riftopIj a. 1551 ungefdbeut bem Äaifer erf lärte : „bie fcottfommene
9lnrid)tung beS Interims fei itym bebeuflieb, weil bei feinen Untertanen bie
eDangetifdbe Sieligion fold)e SSurjefn gefaßt, baß er cfyne Veforgung großen
UnratljS f idf> nidbt getraue, fo fdfyleunig mit einer folgen Slenberung unb
Vefcfywerbe ber ©ewiffen füqugeljen." (Sattler, ^erjege, IV. 9; ögf.
befonberS III. 283 ff.) Sie tyerjoglidje Regierung wollte, baß aud) wa^renb
beS ^tfe™^ iM% ^rebigtamt lauter unb rein erhalten, bie Sacramente in
Derftanb(id)er (b. i. beutfdber) Spradje unb sub utraque specie gefpenbet
werben".
Unter folgen Umftänben liefen fidj ber Äircbe ergebene ^riefter jur
Verwaltung ber Pfarreien natürlich nid)t finben. 2Benn fid) baljer unter
ben ^n^rime^rieftern fo mele ärgernißerregenbe ^perfönlidtfeiten fanben, fo
ift eS Unred)t, wenn biefetben bis Ijeute in ©efdbid)tSwerfen als bie Vertreter
ber fatfyolifdben Äircfye ausgegeben werben. Vielmehr waren bie jenigen Interims-
priefter, welche nidf>t fcon ben 33ifd)5fen, fonbern nur t>on ben l)er$ogtid)en
Statten eingefe^t waren, älbtrünnige. 35ßo bagegen bie 3nterimSprie|ter an
bie firdblidjen Vorfdbriften fid) gelten, gab eS wieberljolte Älagen gegen bie
2(ebte, wetebe bie fatfjolifdje Religion in ifyrem ©ebiete wieber aufrichteten.
Sobalb inbey -Jftorij t>on Saufen burdj feineu ÄriegS^ug gegen ben Äaifer
ber politifdjen Stellung beS ^SroteftantiSmuS wieber auf bie Seine geholfen
fyatte unb man ben Äaifer nidf>t me^r füllten burfte, ba würbe alsbatb in
äöürttentberg gegen bie Älofter eine anbere Sprache laut. Sie 3fteffe war
9SRitte 2luguft 1552 fd)on im ganjen £anbe abgefd^afft. Seit 11. ^uli 1552
ließ ^erjog @l)ri|topJ) ein „gnäbigeS Vegefyr unb (Srfucben" an bie Prälaten
ausfertigen (aber nodj nid)t abfenben), bal)in lautenb: bie Prälaten follen
bie in'S Äfofter aufgenommenen STlot>ijen nidjt „mit aberglaubifdjen ©ere=
monieu unb ©elübben" entgegen ber württembergifdben ßonfeffion, fcon welker
ein ^emplar beitiege, befdjweren, was ber «$erjog a ^ SanbSfürft ttorab in
biefer befcbwerlidjen $t\t, aueb in 33ebenfung ber ju Xrient überreizten
Genfeffion nit ju gebulben gemeint, eS follen Dielmeljr bie Siebte bie jungen
fowofyt als bie £lofter=^interfapen in ityrem ©ewiffen freifte^en laffen unb
oljne beS §er$ogS befonbern 23efd)eib fünftig^in feine Louisen meljr auf=
nehmen, ba mit bem (Eintritt in baS Älofter ben neiebften Verwanbten bie
l*
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4 Slügcmeinc Ueberftdjt.
(Srbfdjaft entgogen werbe. $)arum tyabe er als SanbeSfürft oon [einer 8anb~
fdE>aft unb aud) gemeinen SRu^enS wegen einzugreifen. S)tefe3 3krfaf)ren
(£l)riftopl)3 war gang betn ©utad)ten entfpredjenb, welches 23reng in biefer
Angelegenheit abgegeben l)atte unb welches bafyingieng: „e3 feten bie Älöfter
unb ©tifter gefreiet wie fie wetten, fo fönne bod) Sftiemanb billig fagen,
baft fie gur Abgötterei, gur Säfterung ®otte$, gur Soweit unb 33uberei mit
^$ribitegii3 gefreiet feien. Partim ob fie fd)on einem folgen Sanbeefürfteu
nur im neunten ober geinten @tieb gugel)örteu, fo fyabt er boc^ 9ted)t unb
2?eruf, ifyrer Abgötterei gu wehren nai) bem ©ort St. ^auti: principes
ordinati sunt ad terrorem et iram male agentibus. "ättan brause bafyer
bem Äaifer hierin md)t gu gefyordben, benn e3 Reifte, mau muffe @ott mefyr
$el)ordjen als ben 2Renfd)en." (Besold, Doc. rediv. 66.) At3 inbeä im
folgenben (September 1552 ber föaijer burd) Sßürttemberg 30g, nutzte bod)
ber §ergog Gl)rtftopf) eine 3?ert^eibigung feinet 33erfal)ren3 gegen bie Älöfter
am 7. (September b. $. gu (Geislingen burd) feinen dlatf) 33alt^afar @i$=
linger bem faiferlidjen 3Jiinifter ©ranbella übergeben. ®r gibt hierin bor:
@3 fei in ben Ätöftern ein bös (Stempel bon ben Sftobigen mit Auslaufen
in bie ©orfer, mit Janjen, ^raffen unb Völlerei gegeben worben ; gel)n= bis-
zwölfjährige jungen feien gu Äloftergelübben gegwungen worben unb beS^atb
balb wieber babongelaufeu. £ro£ altebem fei ben Prälaten in ityrent Singen,
99teffetefen u. f. w. teilt ©intrag gefdjeljen, fonbem nur begüglid) ber klobigen
unb Älofteruntertfyanen 33efel)t gegeben worben. $on bem 3al)re 1556
an würbe bie Uebung ber fatl)olifd)en Religion unb Drbeusregel unterbrütft;
bie 9J}önd)e, wetdje fid) ber neuen Orbnung nidljt fügten, würben mit einem
üeibgebing abgefertigt unb ben Aebten felbft ein beftimmteS ©nf'ommen an=
gewiefen. geltere burften im Älofter bleiben, ofyne baj$ il)nen jebod) bon
iljrer Sßürbe biel weiter geblieben wäre als ber 2itet. 9lad) bem Auge-
burger SftetigionSfrieben würben 1555 bie erften proteftanttfdfyen Aebte ein*
gefegt (gu ^errenatb unb ^erbrec^tingen) burd) 23efel)l be3 § er S°9^ wobei
jebodf) ber <2d)ein einer 2Sal)( nod) eine Zeitlang fortbeftanb. ®ie $er^
waltung unb s Jted)t$pftege in ben föloftergebieten würbe ben weltlichen Aemtern
analog gebilbet in ben Älofterbogteien unb Älofter-StabSämtern. Sie bem
Abte beigeorbneten Verwalter würben l)ergogttd)e 23eamte unb Ratten ben
Ueberfcfyufs an bie Regierung abgutiefern. (*benfo fielen bie gal)tretdjen
^atronate ber Softer je£t an ben £ergog unb würben mit proteftauttfdfyen
®eiftlid)en befe^t. 5Jlit ben neuen fttofterbögten, wie auclj mit ben erften
proteftanttfd)en Prälaten mad)te bie Regierung inbef$ nid)t bie günftigften
Erfahrungen.
(Jiner berfetben, ber fötofterbogt bon 3Jlurrl)arbt, ^afob §offefj, würbe
fogar wegen Unterfcfytagungen enthauptet unb fein @ol)n, ber erfte proteftam
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ungemeine Ueberfidjt. 5
tifc^e Slbi oon 9Jiurrl)arbt, auf ^o^en^euffen gefangen gefegt. 2ßie wir
bei ben einzelnen Äloftern feljen werben, nehmen bie £)erjoge Ulrtcf) unb
(£f)riftopl) in tfyrem SSerfatyren gegen bie fatl)olifd)en Siebte gerne giim $or=
wanb, e£ werbe in ben Älöftern eine fdfyledjte Verwaltung geführt unb bie
©nfünfte oerfd)leubert. 2113 man aber proteftantifdfye Siebte unb fötofteroögte
eingefe^t §atte, ba tarn bie frühere Verwaltung wieber $u ©tyren, benn jel^t
würbe nicfyt nur fein Ueberfdfyuft metyr fcon ben Äloftereinfünften an bie
itanglei eingetieft, fonbern e£ feilte ba unb bort nod) ein ^ufdjujs S um
Unterhalt ber Ätofterfdjüler gefcfyefyen. 1 <5f)riftopl)3 Sftadjf otger , £er$og
ihtbwig, war über biefe neue 3SMrtl)fdjaft ber proteftantifdfyen Siebte fo unge=
Valien, baft er biefetbe in einem eigen^änbigen 33efd)eib an Prälaten unb
ßanbfdbaft ba^in cfyarafterifirte : „Summa ©ummarum Sllleö Vertun: üBJenn
bie Prälaten il)r ^uramentum pväftirten unb nidjt eigenfinnige, ftolje, tyodj=
trabenbe ©eifter unb föopf Ratten unb wol)l haushielten, fo bebürfte e£ biefer
Slenberung (ber ^ufammenfegung mehrerer Älofteroerwaltungen) nidjt. 35>enn
ba£ Vertun, 33anfettiren unb eigener 9tui3 nid)t babei wäre, baft bie Prälaten
aud) ju erfättigen waren, fo würben bie geiftlid)en ©üter ben wofjtbebad)ten
dmftlid)en usibus nidbt entzogen u. f. w."
$lad) bem 2lbfdf)tuf$ beS SlugSburger JfteligionSfriebenS 1555 war £>erjog
(^riftopfy nad) feinen eigenen ©rflärungeu feft entfd) (offen, Weber bei bem
Volfe nod) in ben Äloftern fernerhin bie fatf)otifd)e 9tetigiou3übung ju bulben.
@r berief besljalb im Januar 1556 bie Prälaten nad) Stuttgart ju münb=
liefen Unterfyanblungen unb führte im gteidjen ^aljre bie neue Klofterorbnung
oom 9. 3^nuar 1556 in ben Softem ein. 3 m Eingang biefer Älofter^
orbnung beruft fidf> (Sl)riftopfy barauf, baf} er feine Geologen nad) Jrient
getieft unb bem Goncil bie oon i^m unter$eidntete 33efenntnif$=Sd)rift l)abe
übergeben laffen.
2>a jebod) ba£ (Sonett hierüber feine Verijanblungen gepflogen unb feine
Ideologen nid)t angehört worben feien, fo fonne er e3 mit feinem ©ewiffen
nid)t länger oereinigen, zweierlei SRetigtonSübung im ^anbe ju bulben. SBenn
er folgern 3 u ftanb jefet ein (*nbe madfce unb bie eoaugetifd)e Religion in
ben Softem einführe, fo fei er baju ebenfo burd) ben SlugSburger 3letigionö=
frieben beredjtigt, wie burd) ben ärgertidjen 8eben3wanbel ber 5Tcooijen oer=
anlaßt, gortan f ollen bie fötöfter baju bienen, um eoangetifdje ©eiftlicfye
in benfelben ju erjie^en. ©8 werbe ju biefem 33ef)uf burc^ ^räjeptoren in
htn Äloftern Unterricht erteilt werben, fowofjl in ber 33ibel als in ber
Jialeftif unb 9W)etorif. 23e$üglidf) be3 ©otteSbienfteS fd)liej3t fid) bie neue
Älofterorbnung fo an ben fatfyotifdjen ©otte^bienft an, baf$ ber Uebergang
©tältn, mixtt ©efd). IV. 820.
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6 ungemeine Ucbcrftdjt.
bem SSotf nic^t fet)r auffalten tonnte. <&$ wirb audj für bie ^ufunft an=
georbnet, baft in ben ÄUftern frül) um 4 Utyr, bejieljunge weife 5 U^v
^pfalmen, Stationen unb Jectionen unb gwar in tateinifdjer ©pradfye gefungen
werben. Um 7 UI)r, im Sommer um 8 Ufyr, fott bie Prim mit bem Sym-
bolum Athanasianum gefttngen werben unb wieber um 12 Ufyr brei spjalmen
mit Gapitel unt» um 4 U^r ^fatmen, Antiphonen unb Magnificat, nad) bem
Sftadfyteffen ein ober jwei Jahnen mit bem Canticum Simeonis (comple-
torium). (So fott e3 jeben Sag gehalten werben. Borgens um 7 U^r
würben bie gewohnten SDieftgefdnge bis jum (Srebo einfdjltefttidf) in tateinifdjer
@prad)e gefungen, barauf folgte bie ^rebigt unb nacfy berfelben bie @om=
munion mit beutfdjen ©efängen. ©amit war bem 2Solf ber tlebergang jum
neuen ©otteSbienft erleichtert, ganj entfpredjenb bem Sftejepte, wetcbeS 3wingti
ben ^rebigern ju 23ern gegeben fyatte : fie Jollen bem 33aren nid)t gteid) ben
ganjen Sacf Doli 23irnen Dorf dritten, fonbern gucrft bie füften, bann bie
füften unb „füren" uutereinanber unb jufeijt bie füren allein. @o würbe
ba# !atl)olifd)e Orbensleben, wetdjeS nadj bem fdjmatfalbifdjen Ärieg lieber
erftanben war, jum zweitenmal lieber unterbrütft, aber nid)t auf einmal
burdj) eine rafdje ©ewatttfyat wie a. 1535 unter §erjog Utrtdb; man tieft
bie fatljotifcfyen Siebte in ben Älöftern abfterben unb gab iljnen Don 1555
an proteftantifdfye s Jlacbfo(ger. 9iocb im 3a§v 1556 bejei^net ßfjrtftopl) feine
oben dfyarafterifirte Älofterorbnung aU eine proDiforifdfye ^ülaftreget „bi# uf
eine gemeine d)riftenlid)e SSergteidiung". (Hnunb$wan$ig 3 a W früher, a. 1535,
wollte §erjog Ulrid) ba$ gottfdbmäfyenb Ijeud)ferifd) 2£>efen unb Uebung fofort
unb für altejeit unterbrücfen, unb bie i>ogte Ratten bamate iöefe^t, wenn ein
Wind) fid) ntrf)t mit einem i'eibgebing abfertigen ober fi<±> nad) ÜRaulbronn
Derbringen taffen wolle: „ber folf für ba$ Ätofter gefdjafft werben unb bas
Zfyov hinter i^m ,$ugetf)an".
s Jtad)bem unter £>er$og (5f)riftopl) bie fatljotifdje Stettgionsübung jum
jweitenmat in ben Ätöftern abgefdjafft war, fotlte fie nad) 70 3 a ^ ren n °d)
einmal mn aufleben in $otge be$ 9teftitution^@bift3 Don 1629. 3Sermoge
biefeS taifertidjeu ©bift«, wetd)eS ben 6. 3Jler$ 1629 ju SBien promutgirt
würbe, foltten alte Älofter unb Stifte, wetdje erft nad) bem SJJoffaucr SJer*
trag reformirt worben waren, ben OrbenSteuten jurücfgegeben werben. 3 UV
S)urd)fü^rung biefer "ättaftreget würben für SMrttemberg a(3 Äommiffare
Dom Äaifer beftelft: SMjdjof Sinnes Don Konftanj, 3lbt 3o$ann @uftadbiu$
Don Äempteu, ©raf ©art 8ubwig öon ©utg unb lllrid) Don ©to^ingen. ®ie
fyerjogtidje Regierung machte wieber^otte Slnftrengungen, um bie -JJiöndje
fernju^atten unb bie ©jrefution abjuwenben. 3 U biefem 23e^uf würbe ber
wüvttembergifd^e diafy 2tnbrea3 33ur!art» Dom §erjog an ben 23ifdjof Don
(Sonftanj unb an ben 2lbt gu Äenn?ten gefdfadft, um einen 2luff <$)\xb $u
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allgemeine Ucbcrftdjt. 7
erwirfen. Sltfein ben 22. ^erj 1630 erfolgte eine taifertidbe Cfntfdjtief^iuig,
burd) wetd)e bie (Hnwenbungen be£ §er$ogS gegen bie Sftcftitution ber Ätofter
abgewiefen würben. Erneute 2>erfud>e ber württembergifefcen Regierung Ratten
feinen befferen Erfolg. $m folgenben Sluguft tarn ber t'aiferlidje ©cnerafc
fommiffar mit bewaffneter -ättaebt in'« fianb unb natym ben 17. Sluguft 1630
Äf öfter Sord) in-SSefifc, am 18. Sluguft Älofter Slbelberg, am 19. ©etilen*
borf. (*nbe Sluguft unb im September würben bie übrigen Softer in 23efij3
genommen, wie bei ben einzelnen Älöftern be3 9fttyeren angeführt werben
wirb. $m S^rc 1632 mußten bie SDlöncfye beim 3tnjugc ber Sdjwebeu
bie Älofter oerlaffen unb ben tutljerifdjen Prälaten Sßfofc matten, nadj ber
Sd)tad)t fcon Sftorblingen ben 27. Sluguft 1634 teerten jebodj bie 9flond)e
wieber gurüd unb blieben bis jiim Slbfcbtuf* be$ weftpljattfdjen §rieben3.
23et ben äkrfyanblungen ju Osnabrüd würbe um bie württembergifcfyen Älöfter
lange gekämpft, wobei als Slnwalt ber Orben^leute SlbamuS Slbamt, ^rior
fon 3Rurr$arbt, fungirte, welcher at£ Vertreter fcon @oroet) eine (Stimme
führte.
(§3 würbe unter anberm ber SBorf ebtag gemad)t : bie OrbenSteute f ollen
in ben Äloftem bleiben unb ffiJürttemberg nur bie Sanbesljoljeit über bie=
felben als Untertanen begatten, unb fanb biefer $orfd)(ag aud) auf e&ange-
lifdjer Seite Uuterftü^ung. Slttein ber fdjwebifdje Äanjlcr Odjfenftirn beftanb
auf Dollftanbiger Uebergabe ber Softer an ben §er$og, unb beffen Vertreter
SSarnbüler tonnte vergnügt nad) Stuttgart berichten, baf? Söürttemberg alte
feine 2lnfprüd)e nad) fo langem Äampf burd)gefe£t $ahe. So mußten je£t
1648 überall bie Orbenäteute bie fölofter räumen unb ebenfo mußten bie
Stifte Stuttgart, Tübingen unb iBadnang, welche fcon ben glitten " l
$efi£ genommen werben waren, ben württembergifdjen Äommiffären über*
geben werben.
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I. Mt €tfttvtitxtftvWlhtzi SsfrenltauTem
SBenn bie Deformation jebe Spur "beS „abgöttifd)en s Iftönc(j*wefen3"
im ßanbe Söürttemberg austilgen wollte, fo Ijat fie ityren g^ed nicf)t erreicht.
Saut reben bis jur Stunbe bie (Steine unb erjagten bie genialften SBauwerfe
oon bem ©Raffen bev s Uiond)e. 2ßaS bliebe in 2tltwürttemberg an Ijerfcor^
ragenben ©enfmaleut ber 33aufunft nod) übrig, wenn man l)inwegnel)men
würbe, m$ oon ben Ätoftern unb Stiften mit ifyren föirdjen nod) oor^anben
ift. 2Belrf>e bewunberungSWürbigen ©enftnate Ijaben fidf> bie 9(ftönc(je gefegt
in -äftautbronn, in StfyirSbad), in -JJhtrrljarbt u. f. w. Sludj in 33ebenl)aufen
Ijaben uns bie -JJißudbe imponirenbe Erinnerungen an ifjre ©egenwart l)inter=
laffen in iljren Sauten, welchen ^eutjutage meljr als in ber Vergangenheit
liebevolle 3lufmerf|amleit jugewenbet wirb.
©in ©infiebter 33ebo, welcher Ijier im 2öalbe gelebt Ijabe unb bem ju
©l)ren eine ©ebofapelle l)ier erbaut worben fei, folt bem £)orfe ben tarnen
gegeben l)aben. £>er Stifter beä £tofter$ war ^fatjgraf 9tubotf oon Xü~
bingen, bon beffen Voreltern bie Softer 33laubeuren unb -Kardial geftiftet
worben waren. £)er genannte Stifter übergab a. 1189 ba3 oon Ujm erbaute
Äloftev in 33eben^aufen ^rämonftratenfer^öndjen, an bereit Stelle jebod)
fd)on im fotgenben ^afjre ßiftercienfer au£ bem Älofter Sd)önau bei £eibet=
berg traten, ©er 2lbt oou Sdjonau blieb SSifitator be3 ÄlofterS bis ju
beffen Untergang. Sdjon im erften 3a§rtyunbert m ty feiner Stiftung tarn
ba$ Älofter rafd) ju bebeutenber 33tüte, fo baft e3 fdjon 80 s Uiöndje unb
40 Saienbrüber jäljtte. %m ^a^re 1362 waren es nad) ßrufiuS 100 ^Uionc^e. 1
3m $tai 1534 war §erjog Wrid) burd) ben <Sieg bei Saufen (13. 3Rd)
wieber in ben 33efti3 be3 ßanbeS get'ommen unb näljm nod) im fiaufe be3
3>al)re3 bie 2lufl)ebung ber Älofter in Angriff. 3m Dooember 1534 tarnen
nad) 33ebenl)aufen als I)er$ogtid)e Äommiffäre Spans ßonrab I^umb oon
Sfteuburg, (£rbmarfdjall, DnofriuS ©rernp unb @eorg Seidel. Sie übergaben
1 Annal. Suev. 3, 272.
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2Dtc (£iftercicnfcr*$lbtei Söebenfjaufen. 9
Sunäcfyft Ujr 6rebitifcfdjreiben, meldjeS Don Stuttgart 5. Sftcmember batirt ift l
unb gletd^tautenb alten in bie Softer jur 3 nt)ent ^ un 9 abgeorbneten föom=
miffären mitgegeben mürbe. @3 enthält ben gemeffenen 23efefyt be3 §er$ogs
an bie Ätofter^nfaften, feinen ©efanbten „jufcerficfytticfye ©eljorfamin unfern
üorfyabenS ungemaigert ju teiften". (Sin ^oftfcriptum in bem 6rebitit>=
fd)reiben fagt: ©er §er$og fcerneljme, bafc etlid)e -iDloncfye au$ bem Softer
austreten unb in einen anberft Stanb fid) begeben, einige aber in baS Softer
eintreten motten. 3>n ^ipfen 2lngelegenl)eiten bürfe ber (Jonöent bis auf
2Seitere3 9tid)t3 fcornefymen ; es »erben in 23albe bie fürfttidjen SBefefyte unb
Orbnungen hierüber ergeben. 2lm ©bluffe unterfagt ba£ ^>oftfcriptum ben
•Diöndjen, an ben fötofter=@ütern unb grüßten @tma$ ju fcertaufen ober ju
oeranbern ofyne be3 ^erjogS 3Sor»iffen unb (*rtaubnif$. 3Son ber erhofften
reiben 23eute mottte fiefy ^erjog Utrid) 9ftd)t3 entmifdjen taffen unb mar
in Sorgen, bie -DWndje tonnten einzelne Ätofter^CMüter jn ®etb machen unb
biefeä mit ben namljafteften SSertfyfadjen auf bie Seite bringen. 9tad)bem
bie obgenannten föommiffare iljr (£rebitit)fd)reiben in 23ebenl)aufen überreizt,
ertlarten fie nun: Sie Ijaben ben ißefeljf, 2ltteS (*tntommen unb Vermögen
beg ©otteSljaufeS, 9ftd)t3 aufgenommen, ju infcentiren unb $n betreiben,
me^fjatb fie ben (Sonfcent je^t in ©ibespflidjt nehmen muffen, baf; man
i^nen Sitten anzeigen unb 9lid)t3 oerfyeimlidjen merbe. ^vierft mottte ber
Gonfcent fid) meigern, gab aber fd)tief$lid) nady unb geigte ba$ gefammte
&loftereintommen an unb übergab aufterbem auf jmei betteln ein i^erjeidbnip
über atte 33arfd)aft, Sitbergefdjirr, Äird)en=©eratt)fdjaften unb föleinobien,
$orrät!je an 2£ein unb ?yrüdjten. Sie Ijaben nnn f fagt ber 2Ibt, nad)bem
fie 2ltte3 angezeigt, geglaubt, man merbe iljnen aU eljrtidjen beuten trauen,
attein bie Äommtffare verlangten, bajs nid)t attein bie 23arfdjaft, Äleinobien
unb ba$ Sitbergefd)irr, fonbern aud) alle £otumente „hinter brei Sd)tüffeln"
eingefdjloffen merben muffen, moDon ©inen Sdjfüffet ber §er$og an fid)
nehmen merbe. £>er 2tbt unb (Sonfcent bettagten fi<f> über biefe ^umutljuug
„mie billig jum Ijodjften", fie brangen fange in bie Äommiffäre mit inftän^
bigen bitten unb ftettten benfetben Dor, meldje fernere 3tad)tljeile bem Softer
barau# ermad)fen merben, mie man ber £>otumente jeben Xag bebürfe „fonber=
lid) bei biefer irrigen 2Mt"; teidjtltd) tonnen aud) bie ©otumente, wenn
man fie nie gebrauchen tonne, „in abfatt tommen", b. I). i^re 23emei3traft
burd) SSerjäljrung vertieren. SBottte ber (Son&ent fotd)e Eingriffe in feine
s Jted)te sugefteljen, fo mürbe it)m bieS ju großer Sdjmad) gereichen, unb
jebermann mürbe ibn aU unbrauchbar für bie SSermaltung anfefyen.
$)ie Äommiffdre nahmen jebod) auf alle biefe ©inmenbungen feine dtnfc
£>taat§ard)to. Söebentjaufen.
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10 ®ic (£iftercicnfer=9lbtet
ficf>t, fonbern fuhren unbefüminert nad) itjrer Snftruftion t>or. 2lm £)onner3=
tag nad) ßuciä reiben 2lbt unb (Sonfcent einen ^3roteft gegen biefeS $erfaljren
bei bem §er$og ein, 1 fic f djilbern ben ganjen §ergang bei ber ^ttDentmutg.
©ie erftaren, ber §er$og merbe „au3 fürftttd)em unb (Sfjrifttidjem (55einüt^" r
ifynen bod) ba3 nidjt trotten einfdjliepeu, \va& iljnen „oon ©ott unb alten
9ted)ten" juftelje. (*ine SSifitation be$ £(ofter£ ftetje überbieS nidjt melttidjen
^er Jonen $u, fonbern allein ben OrbenSobern. 2lm @d)tuf$ be£ ^roteftes
erklärten fid) ber 2lbt unb (Jonfcent bereit, nid^tö ju oeräufjern an ©über,
Äteinobieu unb 9?orratIjen unb münfdben bem ^erjog eine fange Regierung.
2tbt 3^ anue ^ auö ^ em ®efd)ted)t ber fcon griebingen ift Ijier nod) untere
fdjrieben. 6*3 mujj btefer $proteft eine feiner legten 2lmtsf)anbtungen gemefen
fein, beim wenige Xage fyernad), am 21. £)e$ember 1534 ftarb er, nadjbem
er ber Stbtei 41 3a$re lang oorgeftanben mar. ©eine ©rabfdbrift, in einem
an ber (?!)ormanb aufgerichteten ©tein eingeljauen, lautete: „3m 3a$re bes
§errn M. D. XXXIV, am Sage be^ 2lpoftel3 £l)omä ftarb ber etjrnritrbige
SBatev in 6§rtfto unb §err Jperr 3o$anne$ öon ^viebingen, ber fünfunb=
gtoanjigfte 2tbt t>on ißeben^aufen. (*in Wlann fcon großer . Ätugljeit unb
reifem 2?erftanb. ©eine ©eete rufye im Rieben." 2 Seit £ob unmittelbar fcor
ber Unterbrücfung ber fatljotifdjen 9teligion3übung fonnte ber 5lbt ^oljannee
ate ein ©uabengefeben! Don ©Ott anfeben, benn ber Äampf für ba3 Ätofter
mürbe iljm ferner gemorben fein angeftd)t3 ber Jl)atfad)e, baft bei feinem
Xobe neben 20 fatljolifdjen ÜRöncfyen fd)on 18 lutljerifdje im Ätofter maren.
6in 2tttenftücf im ©taatöardjioe a. a. ©. überliefert un£ it)re tarnen, Steint
t'atljotifd}en ©tauben oerbteibenbe, ober mie ba$ 2lftenftütf fagt „alte Triften",
maren a. 1534 folgenbe: $eli£ Räuber, Stephan dotier, (Jonrab 9ftt(inger,
SotyanneS £agenlod)er, 3o§anne$ Hemmer, -äftidjet ©topper, ^ofyanneS SRift,
^aut Leiter, 2)iont)3 Eitler, 3RarIu$ ftopp, Seonljarb %*$, Sotjanne*
DJtaier, 2£>enbe(in SBBerj, ©ebaftian Süj, -iKattIjia3 ©emberger, ©eorg freuet,
©eorg ©d)etl, 3?itu3 2lmma, ©ruber §aw, ©ruber Äonrab. 2lpoftafirt
maren folgenbe: 5ftattfyta3 £>opp, 3 (SaSpar t>on Sftagott, 3°^ anne ^ @reningex%
Sftirfjel ©d^marjenberger, 3°^ anne ^ Äoter, 6onrab 35üb^, ^einrirf) (Jninger,
So^anne« ©teub, Sö^anne« ©erber, 3Rartin Sofeer, ^^^^^ne^ Wolter, Äon^
rab ä>aljinger, ßa^par ©d)ornborfer, S)iont)^ ©d^temper, SßetruS ße^^e,
aKarfu« Ungetter, 3^ au ^ e ^ färffyr 3^°^ toon ®öfnang. darunter ftef>t:
^so^anne^ ipuber ^JioDij unb meiter unten: „mihi vivere Christus est. —
£ap ©Ott erbarm." SBenige Sage nac^ bem Sobe beö 2l6t^ ^o^amtee fam
ber unterm 25. Se^ember 1534 an alte Ätöfter ausgefertigte 33efe^t, in ben
1 <5taat3ard)iu a. a. O. ^8gl. Beilage 2.
2 Crusius II. 2. c. 17. ©tein^ofer II. 115.
8 Wl. §opp ift a. 1549 $rebigcv ^u §oI)cn*Urad).
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Söebentjaufen. 1 1
Ätofterpfarreien fattyerifdje Pfarrer aufstellen; 1 eö folgte bann bie fcon ber
Regierung aufgenötigte neue Äfofterorbmmg unb bie Unterbrücfung beo
fattyofiföen ©ottedbienfted, fo baj^ für bie tatfjolifdj gefinnten 9ftondje ein
längered 3Serbleiben im Softer nidbt meljr möglidj mar. Gd reiben bej$alb
dat. 3?ebent)aufen Samftag nad) Simon unb _3uba a. 1535 einige Gebern
fyaufer 3Jiönd)e beim §erjog ein 23ittgefu* 2 ein, man möd^te fie aufter fianbö
in ein anbered Softer gießen taffen. eie fdjreiben: „$)ur<i)leudjtiger £odj=
geborner gürft unb £err. @m. Jyürftlicfyen (Knaben figgen unfer bemütl)ig
(5>efeet gegen ©Ott untertänig miliig £>ienft alljit mit fonberm ^teifs bereit
juüoran. ©nabiger gflrft unb £err! 2ttd (hier gürftlidje ©naben net)er=
matd fcou 23ebent)aufen gefdjaiben ift, ine 23eüeld) verlaufen Ijaut, baft man
und ju Derftenb geben fott, mir folltenb und rid)ten, in ein anber fötofter,
noch nit benennt, 3 in (h $• @. ftürfteutumb gelegen, gu yeljen ruften foll-
tenb, bann bad affo fcon £>od)gebad)ten (h a. ©. ud treffentid)er Urfad)
angefeuert unb fürgenommen fty. £>iemeit aber, ©. g. unb ,$err, mir allemeg
ber Rainung gemefen, bty unferm Orben unb alten Religion bid uf ein
©eneratt'oncitium ju fcerljarren, unb baneben mir mol tünten ermeffen, bafj
(h %. (Knaben nit gelegen fein mirb, bafi mir in bem Softer, barin mir
Icmmen follten, mit gebautem unferm Orben unb alter Religion fürfafyren
ju taufjen, befonber barfcon abfton unb ein anber Orbnung anniemen müßten,
me(d)ed bann mir nod) nit gefinnt, ober mit guoter riebiger ©emiffen tuon
fünben."
3m Weiteren bitten fie, ed mochte fie alfo ber gürft fortjic^en taffen
ju ifjrem SSifitatov, bem 2lbt ju ®d)onau, ober mot)in ber letztere fie fd)iden
merbe „an Ort ba mir mit unferm Orben unb alten Religion unferem
©emiffen nad) fürfaljren tunben". (*d gefcfyetye bied, fd)retben fie, gemip
nidjt aud Jrot^ gegen ben dürften, fonbem allein nur bed ©emiffend falber.
$on $am £üringer feien fie berietet morben, fie feien beim dürften angejeigt,
ald Ratten fie etmad gegen ifyn prafticirt. Sied fei eine i*erleumbung unb
miffen fie fid) ganjlid) unfdnttbig. -ättan möchte fie bod) aud) ald alte t>ex^
laffene Üeute aud) fcerfeljen mit ^eljrung m ^ ^ nen auc ^ tciffe« „unfer
2Med)(in, Älaiblin unb anber fo mir in tegtidjem Sraud) bidljer in unfern
gelten gehabt" u. f. m. (hier gürftlidjen ©naben untertänig £ap (an
fieonljarb *prior
getij: £mber
©te^anud Voller
(hinrab 9fytlinger.
1 SBgt. 9?otf)enf)äu3(er, ©taubfjaftigfett ber altnmvtt. $loftcrfrauen, (Seite 93.
2 ©taatSardjiu a. a. O.
8 Gemeint war üttaulbronn.
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12 $ic ©iftcrctcnfer-Slbtci
®& (priest aus biefem 23ittfcfyreiben ved^t ftar bie oon alten ©eiten
fetfeft burd) SSerleumbung anbringenbe Verfolgung unb Sebrängnife, aber
ebeufo aufy ein entfd)loffener ©laubenSmutl), ber meber oom Orben nodf)
oon ber alten Religion taffen mitt. Sie motten ben Sßanberftab ergreifen,
um iljren ©etübben treu bleiben ju tonnen unb ein „riebige$" ©emiffen ju
tyaben. ffit Slnfprücfye finb redfyt befdfjeiben, $el)rung m ^ ^ re 33üdfyer unb
ma3 fie in i^ren gellen gum täglichen ©ebraüdfy Ratten. 3)ie bei ber alten
Religion oerbleibenben -iülondfye jogen in biefem unb im folgenben ^ofyxt
(1535 unb 1536) nadj StambS in Xirot, fpater nadf) Ätoftcr Jljennenbadlj
im 35rei3gau. 2lm 3ftittmo<f) naä) 3ftartim 1535 unterf ^reiben eine Slnjat)!
33ebenljaufer -DWndje einen 3teoer3, x melier befagt: 5)er £er$og tyabe eine
neue fölofterorbnung aufgerichtet „unb mir aber biefefbe nodf) jur Qtit fonber
Sefcfymerung unferer ©emiffen nit annehmen tonnen". ;>n ^ retn Äloftcr
33ebent)aufen tonnen fie nid)t naä) iljrer Orbenäregel leben unb Ijaben bej^
fyatb ben Jperjog bemütljig gebeten, baft er fie ju iljrem SSifitator, bem 2tbt
^u ©df)onau, ober moljin fie biefer fd)icfe, abgießen taffe unb bap man fie
mit einem Üeibgebing abfertige. Unterfdfjrieben finb: ßeonfyarbuä 3o$ be
Stefelb, Stephan Solle be Sßfuffenborf, Berirab föauS oon 9fyt(ingen, Cannes
§abri oon ^aigertodj, ^o^anne^ 35emer oon Urad(), $o$anne3 Steift oon
(Sannftatt, ^auluS SEBSttev oon s £futtingen, S)icnt>^ Eitler oon (Seinen,
^oljanneS -Jttatyer oon Geringen, Sßenbelin SBeq oon Sinbelfingen, Zceha?
ftian üu$ oon Tübingen, ^Jiatt^ia^ Semperg oon Puffern, ©eorg grcöcl oon
Xübingen, 23ruber £onrab oon 2öeilborf.
3)er 33urfirer oon 33ebent)aufen, §e(i£ £utber, melier ba3 Sittfdjreiben
oom Samftag nad) Simon unb 3"uba 1535 (f. oben) mitunter jeidfjnet t)at,
erhält oom «$er$og feinen 8eibgebing3reoer$ 2 am ,3in3tag tia * St. Sorgen
1536, dat. Tübingen. £er ©ingang be$ SReberfeS fagt: £urd) ©otteä
©nabe fei ber Ajer$og nun mieber in jein gfirftentyum eingefet^t. $ur ;Tant=
fagung bafür Ijabe er ba* lj(. (foangelium im £anbe aufgerichtet unb ben
Älofterleuten eine neue Orbnung gegeben „boefy mit ber 33efd(jaibenl)eit, baß
mir niemanbs meiter, benn fooiet ber ©eift ©otte£ ©nab gibt, barju jmingen.
Unb aber ber efjrfame $e(i£ £mber, unfern Älofterö 23ebenljaujen (Sonoentual
unb 2?urftrer gemefen, bie ©nab nod^ mdf)t empfangen (sc. lut^erifc^ ju
merben) noä) bebaut ift, biefelbe Orbnung anjunetymen", fo motte man
gleicfymoljt tljm ein Seibgebing nid)t oerfagen, „Sefferung feines SebenS unb
©laubenS naefy bem 2öitten unb ©nab ©otteS oer^offenb". (5*r foll ja^rlid^
50 f(. ßeibgebing erhalten.
1 ©taa!3arcf)tu a. a. D. OrtgtnaUißcrgamcnt.
2 StaatSardjtt). Orig.^crg.
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23cbenf)ctufen. 1 3
£)ie abgefallenen W6\v$)t Ratten fid) fdjon juDor, am SDtenftag nad)
©t. 2ftargaretljen 1535, mit je 40 f(. jäljrtid) Seibgebing abftnben laffen.
3^re 8eibgebingS=ReDerfe finb in Origtnat^ergamenten gteidjlautenb im
©taatS^ArdjiDe. ®er erfte ReDerS ift Don bem s JJtondje Martin So^er: ^n
feinen jungen unDerftanbigen ^a^n fei er in'S Älofter eingetreten, burd)
©otteS SBort fei eS aber je£t an ben Sag gefommen, baft ifym foldbeS Älofter=
leben toegen grdulidjer Abgötterei unb anberer befd)tt>ertid)er 35erftricfung beS
©eimffenS meljr fdjäbtid) als nü^lid) geroefen u. f. m. £\n gleicher Söeije
tauten bie ReDerfe bei* fotgenben apoftafirten ^Jiöndbe: Cannes -ättaier Don
(Salto, S ^™ 1 ^ 33^rt Don ©röningen, (SaSpar ^einridjmann Don ©djorn=
^^rf, 3°§ anne * 5 ro f* öon Stuttgart, ^oljanneS SMinger Den Raufen im
©d)ßnbud), Martin Ungelter Don Stuttgart, 5ftattl)iaS £opp Don Urad),
^oljanneS -äftenblin Don Tübingen, $)ionDS Heller Don Böblingen, Gonrab
£)upS Don Raufen, ^afob Ä'aDb Don 23afnang, 3o$aime8 ©trüb Don §erren=
berg, -ättidjel ©d)tt)ar$enberger Don Urad), ßaSpar ^et^et Don Sftagotb, ^einrieb
£efete Don (*ningen, $eter Öeitje Don tfonftngen. %i\x le^tere jroei finb bie
Dteoerfe nidjt met)r Dorljanben. 3Me im ßanbe gelegenen ©efalle beS Jtlofters
mürben Don ber ^Regierung eingebogen, bagegen follten bie Don Württemberg
ebenfalls beanfprud)teu (Gefälle au^erfyalb beS SanbeS ben in illofter ©tambS
n>eilenben 33ebenl)aufer Wönfym ausgefolgt roerben. Am 7. Auguft 1536
befiehlt Äonig $erbinanb im Flamen beS ÄaiferS ber ©tabt Reutlingen, in
ü)rem ©ebiete alle unb jebe Renten, i^infen, ©Uten, ©efalle, s Jiut^ungen unb
(Hnfommen, toeldje früher an baS Älofter 2?ebenljaufen gereift korben, in
baS Älofter ©tambS oljne jegltdjen Abgang ju entrid)ten. (*S fdjeinen fid)
aber anberivärtS manche nid)t beeilt ^u Ijaben, biefem 23efe^(e nad)$ufommen,
beim auf ©amftag nadj ^afobi 1538 fyat -äftidjaet ©topper im s Jiamen beS
(JonDentS ju ©tambS burd) feinen 2lfter4Knroalt £anS ©teljetin Don Rotten^
bürg gegen ^oljanit Silber, Pfleger ju Rofenfelb, Dor ©dmttl)ei|3 unb ©eiid£)t
5U Rottenburg Älage geführt wegen 2luefotge ber ©efalle. $n ©tambS
füllten fid) bie '33ebent)aufer -iÜloncfye feineStoegS fyeimifd), beim nid)t nur
woljnten fie bort in einem baufälligen ©ebäube, fonbern, n>aS ifynen fd)tDerer
fiel, unter ber ©etsalt eines naä) ifyrer Angabe ebenfo gemattt^ätigen als
fittenlofen AbteS. $ n e ' ncm langen Ätagefdjreiben Don nid^t tDeniger als
je^n flattern x führen fie 23efd)tt)erbe gegen ben Abt ju ©tambs megen
feines Uebel^aufenS. ©r t)abe Don ben ^eiligt^ümern bie ©betfteine ^inmeg=
genommen unb gldferne 3toatl)en bafür ^inget^an, Don ©t. 3o§anne$ Äa^elle
ne^me er Diel Opfer unb ©otteSgelb ein unb Derfelje bie Kapelle ni(^t „mit
Sierlid) 3 u fl c ^ r "/ ^orüBer baS 2}otf unwillig tDerbe; er Derfd^wenbe AUe^
1 $apiermanufcript im ©taatöarc^iü a. a. £).
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14 2>ie <Siftercienjer*2lbtei
unb fie muffen grofte ^otlj leiben, ityr £>au$ ju Stambs fei ganj baufällig,
fie muffen in jerriffenen itutten herumlaufen, er, ber 9lbt, fdjitfe feinen fcon
itynen auf eine Sd)ule, ba er bod) woljt tonnte, er tyabe feine Siebe ju itynen,
bie Äranfen werben oon iljm nie befugt, $reunbe be3 itlofterS unb frembe
$rataten übel gehalten. Ojne Urfacfye Ijabe er fie eingefperrt. ^m 2öirtl)S=
f>au3 tan je berStbt, als ob er unfinnig fei, unb jwinge anbere jum tanjen;
allgemein fage man: wenn unfer Prälat in ben 33üd)ern unb im §au^alten
fo gefdjitft wäre, tt>ie im Janjen unb Springen, fo Ratten wir ben ge[ä)icfs
teften ^ratateu im ganjen Sanbe. 3?eim £anje gelje e$ überbieS unbefdjeiben
ju: ber 2lbt labe grauen lln ^ 3 uu 9T^uen in ba3 s Jieuljau3, baju Pfeifer
unb ^öfterer, bleibe bie fyatbe 9tad)t in leichtfertiger ©efellfdjaft, am §ro!jn=
leidjnamSfeft t)abe er Vormittags baS 2lllertyeiligfte getragen unb SftadjmittagS
getanjt. 35eS SBeiteren legen bie -DWndK bem 2lbt fdjwere fttttid)e Vergeben
unb Slergerniffe jur Saft. (Sine Jyotge biefer Älagen ber 33ebenljau[er 2R6nc^e
mag es gewefen fein, baj$ ben 22. September 1537 bie Gonoentualen £eon=
Ijarb 30^ un ^ Sebaftian £u$ aus Skbenfyaufen neben bem 2lbt jur $er^
waltung beS ÄlofterS StambS fcou ber Regierung ju ^nnSbruf berufen
werben. 1 5)er teuere, Sebaftian ßuj, fpater wieber 2lbt ju 23ebenljaufen,
ift im Satyr 1538 ißurfirer ju StambS unb bittet 2 im gleiten ^aty r r tyn
nad) Salem jieljen ju taffeu. tiefer fein Sßunfd) fdjeint erfüllt worben ju
fein, benn bie Regierung ju 3>nnSbruf fd)idt dat 15. 9tot). 1538 bem 2lbt
ju Salem ein ^eugni^, worin bem Sebaftian Suj bejettgt wirb, bafc er
,,ftd) erberlid) unb wofyt gehalten". (St.=2trd)io 1. c.) Pine 2lnjatyl 2?eben=
tyaufer 3D?ond)e war bie jur 9fteftitution nad) bem fcfymalt'albtfdjen Ärieg im
Älofter ,<MmmelSpf orten ju Iljenuenbad) im 33reiSgau, wotyin fie bon StambS
aus wegen ber Unoerträglidjt'eit beS Stambfer 2lbteS gejogen ju fein fd)einen.
*<?ier ju ityennenbad) wallten bie 3D?6nd)e am 17. s Jiooember 1547 iljren
obengenannten -äftitbruber Sebaftian Suj, genannt §ebenftreit t>on Tübingen,
jum 2lbt. £ie Söafylljanbtung ging oor ficfy in ©egenwart beS 2tbteS Seba^
ftian t)on SAonau als VifttatorS, beS 2lbtS § e i nr ^ fcon-3Kautbronn unb
beS ©rof^föellererS 53ernftarb 3Haier öon Salem als Vertreter beS bortigen
Slbte^. 3 ^m gleiten 3 a ^ re 15 ^7 (otyne Eingabe beS s JJlonatötagee) reiben
bie 33ebentyaujer 3Kond^e an ben ftegreictyen ftaifev ityre Supplifation 4 ein
um SReftituirung : „Merburcfyleudrtigfter, ©ro^mactytigfter, Unüberwinbti^er
s JtomifAer Äaifer! 2ltlerguabigfter .^err! @uer 9tom. Äaif. SRaj. geben wir
arme t)ertriebne (?ont)entualbrüber beö ©ottetyauö ®ebentyaufen, (Siftercienfev*
1 StaatSardjiu a. a. 0.
2 Staat^arcftiü a. a. C
8 Crusius p. 2. 1. 11. c. 17.
* (Btaat§ard)ii) a. a. £).
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iöebenljaufcii. 1 5
OvbenS, oon unfcrcv mib unfrei ©ottö^aufed wegen au% gebruugener 3totf)~
bttrf t unb fonberm jämmerfidjen (Stenb, barein mir unfcerfdjulbter Saften
unb allein nm ^anb^abung mitten unfereS ^eiligen ©taubeng, dmftentifter
Religion, uuferer ©lübben, unb OrbenS erbarmtid) fcerfatlen untertljenigft
}u erfennen: SDemnad) mir in unserer 3>ugenb in gemelt ©ottSljauS iBebeu=
Raufen uf genommen morben, unb in bemfelben uns unb ba$ Unfer burdj
gebüfyrenbe ^rofejfion unb ©lübben ©ott bem 5ltlmad)tigen ergeben" u. f. m.
Sie Ijaben, fahren fie fort, ftd) babei getrßftet, fie »erben mte ifyre ^or^
fahren in bem Äfofter nad) iljrer 3?eget unb iljrem ©tauben leben tonnen.
v Jtadjbem aber $ery?g Utricfy ba$ £anb mieber erobert, t)abe er „alle geftiften
unb fcon altera fyer löblich geljaltne d)riftenlid)e ©otteebienft in unfenn
©otteSljau* gemaltiglid) abgefdjafft, barju atte 33arfd)aft, Sitbergefd)irr, föetdje,
50?onftranjen unb anbere &1rd)en$ierb, audj 2Hief unb Siegel unb all fa^renbe
£>ab in gemettem ©otteint« ufgeljebt" u. f. m. 2lm Sd)tuffe bitten fie um
Äeftitution unb unter$eid)uen : Sßriov unb (Sonbent be3 ©ott$l)au3 33ebenljaufen.
£)ie t^atfäc^licJ)e 9%eftitution Der$6gerte ficT> inbe^ mie bei alten Älöftern,
$iemtid) lange, benn bie Regierung fud)te für ftd) mögltd)ft oiet bei ben
iwrauSgetjenben Unterljanbtungen l)erau3$ufd)lagen unb beftanb Dor Sltfem
barauf, baft bie miebereinjiefjenben -D?ond)e auf baä in$mifd)en 3Serfaufte unb
abgegangene feine 2lnfprüd)e madjen, fonbern eö „fallen unb fyinfein (äffen".
^m folgenben ^aljr 1548, dat. SmtSbruf ben 2. Sluguft, befiehlt ftonig
Jyerbincmb bei* §errfd)aft Jpoljenberg, ben 2Rönd)en ifyre ©efälle mieber nacb
a3ebentjaufen au^ufotgen. * Slber erft am 20. 9fter$ 1549 fe^rt 2lbt
Sebaftian £uj au$ bem ^ßriorat 23eri£ in Dberetfaf} mit feinen 2Rönd>en
nad) 23ebenljaufen $urüd. 2 ^m $a§xt 1551, dat. StugSburg 6. 3uli, be^
ftatigt (Sari V. bem Ätofter feine^ Privilegien 3 auf 3 neue, unb im gleichen
$a$T finben mir ben 2lbt Sebaftian im öfters unb Styrit $u Stuttgart, mo
er guerft einem 2lu$fd)uf$ oon 3 Prälaten unb einigen Stabten, fyernad) beut
Sanbtage unb @nbe 2tyril mieber einem 2lu3fdntj$ oon 8 ^ralaten unb
20 Stäbten beimoljnte. 4
a. 1552 mofynt ber 2tbt Sebaftian 8u$ im Januar bem Sanbtage $u
iBobtingen unb (Snbe gebruar einem 2tu3f d)uft oon 4 Prälaten unb 1 2 Stäbten
5U Jubingen bei (Sattler, §erjoge, IV. 19.) unb befiegett ben l'anbtag^
abfd)ieb oon Stuttgart 3. ^iili 1553 mit bem 3Ibte fcon SRautbronu 5 unb
1 6taat§ard)iü a. a. O. Ovtg.»^ap.
2 Crusius p. 2. 1. 11. c. 17.
3 14 lateinifdje unb 4 bcutfdje Urhtnben uon 1191 — 1450, bereu Criflinalien bei
ber ^luf^cbung 1535 entroenbet unb noc^ ntdjt reftituirt roorben feien.
4 Sattler, ^erjoge, IV. 13 f.
5 ©riinblidjer Seiueiy u. f. m. Seite 89.
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16 $ic ßtftercicnfer=?lbtei
wirb ben 8. Januar 1554 auf bem ßanbtag gu Stuttgart in ben beftanbigen
9ludfd)uf$ ernannt. 23id gum beginn bed ^ a ^ re ^ 1^56 fonnte immer nod)
ber fatljotifdje ©ottedbienft, wenn aud) mit bieten SBefcfyränfungen, im Älofter
geübt werben. ^e&t a & er erfd)ten Etjriftopljd Älofterorbnung oom 9. Januar
1556, wetdje in ber Einleitung djarafterifirt ift unb in welker Eljriftoplj
erflärt, bafc er nunmehr ben proteftantif d)en ©tauben unb ©ottedbienft aud),
in ben Älöftern einführen werbe.
So begann je£t für bie ©rbendteute, wetdje iljrem ©tauben treu
bleiben wollten, wieberum eine 3eit fdjwerer Prüfung. 1 216er feljr erfreu?
lid) ift ed, baft, wie ficf> aud gotgenbem ergeben wirb, im Eonfcent gu 23eben=
Raufen 2lbt unb Eoiwent einmütig entf Stoffen waren, iljren ©elübben unb
ifyrem Crben treu gu bleiben. Sporen wir guerft ben ^ßrior oon 23ebenljaufen,
Veontyarb 3od. 3 n ker 23oraudfid)t, in 3?ebent)aufen balb nid)t meljr nad)
feiner ©rbendregel leben gu lonnen, wenbet er fid) in einem 33ittfd)reiben
twm 12. 'üKai 1556 2 an ben 2lbt ©eorg gu itjennenbad) unb f treibt an
benfelbeu: $or allem banfe er für bie tröftfidjen ^ufagen, ^ enn er »erbe
twn benfelbeu balb ©ebraud) mad)en muffen. 35>ir fielen wieberum in ©efafyr,
flagt er, in großer ©efafyr.
SBir finb bebroljt mit einer neuen Deformation, burcf) welche unfere
alte djriftlidbe Religion gang aufgehoben unb abgefd)afft werben unb bafür
eine neue Älofterorbnung, fcon abtrünnigen -iKöndjen unb Pfaffen erbietet,
angerichtet werben foll. Äeiuer fcon und, Weber ^rätat nodj Eonüentualen,
weber jung nod) alt, willigt in eine fotdje Deformation, aber bie £utljerei
wirb öffentlid) in uuferm ©ottedljaud geprebiget unb in ber Schute geteert,
fo bafs id) nid)t weift, ob wir Ijier bleiben fönnen ober nidjt. üß>enn ed
aber bal)in fommt, baft id> wieber weiden muf$, wie id) wofyt beforge, fo
will id) gu Euer ©naben fommen unb mid) galten, bafj Euer ©naben fein
-Dftftfatlen an mir fyaben fetten. Sßenn bann Euer ©naben mir bie %vty-
meff erstelle gu bergen einräumen würben, fo wollte id) mid) bermafteu in
bie aSer^altniffe fd)iden, baf; Jljennenbad) wegen meiner feinen Stäben
fyaben fott. 2j$ überfd)itfe Ijiemit Euer ©naben „in einem Sdjettete ein
pomum ambre" ben id) Euer ©naben fcbenf in bie ^ralatur u. f. W.
Dat. Sebenljaufen ben 12. Sag Maji anno 56. —
2)af$ aud) ber 2lbt Sebaftian biefe ©ejinnungen feined ^Jriord feilte,
gel)t l)ert>or am einem Schreiben 3 bedfetben an ben 2lbt ©eorg oon Rennen-
1 $>a§ für Söebeiifjaufen beftimmtc %emptar ber SHofterörbnung ift batirt Dom
26. gebruar 1556 unb itnterfdjrieben uon §an3 $>ietrid) uou ^lieningeit, (Saäpar SBecr,
Sebaftian $ormnolb.
2 <Staat3ard)tt) a. a. £>. f. Beilage 1.
3 <5taat3ard)iu a. a. O. f. Söeilage 3.
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SBebenljaufen. 1 1
badj Dom 24. 2ftai 1556. <£r f greifet: @uer ©fyrmürben (Sd)reiben fyabt
id) Don meines lieben §errn Don ^miefatten Wiener empfangen. 2Bie id)
©uer ©Ijrmürben fd)on mehrmals gef daneben, fo ftefyt e$ immer nod) in
unferem Älofter SBebenljaufen. SDie 5fteffe ift abgerafft. %ßtnn idj ober
meine seniores bie Ijl. 2ße()e lefen motten, fo muf$ ba$ in conclavi unb
im (Stillen gefdjefyen unb nid£)t gar oljne §urd)t. 2lud) 2ltte$ 2lnbere bei
uns ift geanbert morben. %ä) fjabe jmei ^präceptoren, ber eine leljrt bie
Geologie, ber anbere bie artes unb jener prebigt aud) bem 23otfe. ©3 finb
junge ©efetlen, meinen, fie Riffen 2ltte3, unb fie miffen aud) moljt baS 2llte
ju Derad)ten unb 9teue3 auf$urid)ten. $<$) Ijabe fecf)ö junge <Sd)üler an-
nehmen muffen. S)iefe leljrt man „uff ben nemen Sd)rot". kleine jungen
(SonDentbrüber muffen audj ju ben Sectionen geljen, aber e3 bünft mid), fie
tyaben nid)t Dielen guten Tillen baju. SBeift nidf)t, mie e£ ihrethalben fid)
fdjitfen mirb. 3$ f*fe e W v ^ an 9 e fä on w Sorgen unb 9fa>tl), ©ott möge
©nabe geben, bajs audf) meine ßonDentualen in@ebutb au^arren u. f. m. u. f. m.
$\\m brüten, baft 3jjarfgraf (Sari unb feine 3tmtleute miber eud£) unb ba#
©otteSljauS feinb, Ijab id) fd)on Dor (Surem Schreiben gehört unb fiet)t e£
midj für ganj befcfymerlidE) an u. f. m. SMemeit aber einer nid)t langer
grieben t)aben fann, als es iljm fein s Jlacfybar jufä^t, fo müjgt \f)x bie Sacfye
©Ott befehlen u. f. m.
SoDiel eure $ratre$ belangt, fo Ijaben mir jur $eit meiner Dtefignation
moljl gemerlt, maS fie im Sinne gehabt, aber mir fyaben ifynen iljren 2öitten
nid)t burdfjgeljen laffen. %$ l)abe e£ mir aud) moljl gebaut, fie werben
}\<fy fo gegen (hier (Sljrmürben erjeigen. 2lber ftefyen ©uer Sljrmürben 3$rem
2lmt nur treulid) Dor unb laffet eud) baran nid)t irren, memt and) unruhige
33rüber ba finb u. f. id. f 3 unt Seiten, baf; fid) (hier ©jrmürbeu gegen mir
unb meinen (Jonbent gütig anbieten, menn bie (Sadfjen ficf> nodj befdjmer-
lieber geftalten feilten , baj$ ifyr bann 2ltteS mit uns tljeiten unb uns nidjt
Derlaffen mottet, bafür bebanfe id) mid) Don meiner^ unb beö (SonDentö
tDegen ganj freunblic^.
SBir tDollen uns galten, fo lange tt)ir fonnen, benn mir mollten gerne
•Jtiemanben befd^merlidb merben. So eö aber je anberS ni(^t fein tonnte,
als bafc mir unfer Älofter Derlaffen, fo mollen mir bennod) forgen, ba^ mir
Sftiemanben überlaftig merben, menn mir aud^ gteid) gute §errn unb greunbe
anfpredfjen müßten. Optime valeat v. p. r. ex Bebenhusen 24. May 56.
SDie 3Jißn^e Derlie^en ba3 Älofter noä) nid)t, fonbern blieben nodj
4 3> a § u - ^ mürbe namlid) bei ©infü^rung ber Älofterorbnung Don 1556
mit bem 2lbte Sebaftian eine Uebereinfunft 1 getroffen, meldte beftimmt:
1 ©taatöarc^iu a. a. £>. Org. Rapier.
9lot^cn^äu§ter, 2l6teien w. Stifte.
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18 $te (£ifterctenfer*2lbtei
£>er 216t unb bie brei alten (Sonfcentuaten folten ber neuen fttofterorbnung
nid)t unterworfen fein, aber fte bürfen bie ^Beobachtung berfelben bei ben
anbern nid)t fcerfyinbern; ferner follen 7 ober 8 Utobigen aufgenommen un*>
burdj gwei Dom Softer unterhaltene ^räceptoren unterrichtet werben. Söenn
einer feine 3Jlond)3fteibung ablegen Witt, fott er baran nid)t geljinbert
werben, gum alten gaften barf niemanb angehalten werben. $)aj$ e£ für
bie 2Rönd)e fein geringes Opfer war,, unter fo gebrückten 33erljaltniffen in
23ebenljaufen auSguljarren , bem gibt ein ©djreiben x be3 2lbte3 ©ebaftian
an ben 2lbt @eorg gu Sonnenbad) Dom 29. 2tyril 1557 Slusbrutf. (Sr
fd)reibt: (Suer Erwürben ©^reiben Ijabe id) oon Su^en empfangen unb
barauS oernommen, baft (Suer (Sljrwürben SöiltenS gewefen, felbft mit £u^en
IjerauSgufommen unb mit mir unb bem (Sonfcent freunblid) ©efträd) gu
galten. £)a£ wäre mir fefyr angenehm gewefen, wie id) aud) (Suer (gfa
würben gebeten fyafon will, bei ber erften ©elegenfyeit Ijieljer gu fommen.
2)ann wollen wir nid)t allein freunbfid) ©efyrad) mit einanber galten,
fonbern audj bie SBeine oerfudjen,' beren id) giemlid) gute $cfot. (Suer
©Erwürben begehren gu wiffen, wie idj lebe unb wie alle Sachen fteljen.
Sarauf tl;ue idj gu wiffen, baft eOieSmat giemlid) wo^l um mid) ftetyt
u. f. w. 2lud) fyabe id) manchmal fyeftige$ fötyfwelj, votö audj fcerurfad)t
wirb burd) bie grojse Unruhe, barin id) tägttd) fteden mu§; wenig 3%u^e
unb ^rieben ift gu §ahm bei biefen ßeuten, mit benen id) täglidj gu tf)un
Ijaben mujs, benn e3 fteljt nod) in terminis, wie (Suer (Sljrwürben fdjon
wieberljott vernommen Ijaben. ®a£ 2l(te liegt fcarmeber unb wirb fcerad)tet,
ba3 5fteue gefallt unb wirb allenthalben aufgerichtet. 3Jiit meinen (Som>en=
tuafen ftefyt eS nodj wie guDor: fie leiben unb f Zweigen. 3$ 9 e & e i e fe*
taufenb fiebengefyn ©ulben Jürfenfdja^ung unb fyater auf Katharina nid^tö
beftoweniger fünftaufenb ©ufben u. f. w. Ex Bebenhausen 29. Aprilis
anno 57. — ®egen (Snbe be3 3>aljre3 1559 glaubte ber 2lbt ©ebaftian bie
Saft ber Verwaltung nid)t mefyr länger tragen gu fönnen unb bat, refigniren
gu bürfen. $)ie Sitten beä @t. 2lrdjit>3 über feine Sfteftgnation umfaffen
33 ©tütfe. 2lm 12. Sftofcember 1559 berieten 2 ßanb^ofmeifter unb »fifye
an ben §ergog wegen ber erbetenen Sftefignation be3 Sl&t'S ©ebaftian: 2)er
2lbt fei alt, ein SanbeSlinb, im Sanbtag unb Shtöfdjuf; fei er willfährig
gewefen, er fei „ein Derftänbiger , wefenlidjer -äftann;" man fotte alfo feine
Sftefignation annehmen, bamit ba3 reiche fötoftereinfommen nic^t alienirt unb
oerfdjleubert werbe; „in ben übrigen Ätöftern, wo bie ^Srefaten nodj nit
reformirt, aU fürnefymtid) gu SBtaubeuren, 2lbelberg unb ©anct Sorgn man
1 <Staat3ard)iD a. .a f £). Org. $ap. f. Beilage 4.
2 ©taatSarc^iü a. a> D. Söiifc^cl 11. Drg. ^ap.
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Söebenfjcmfen. 19
bo3 Raufet." £)a£ „bös Raufen" ift ber ftetS wteberteljrenbe 23orwanb ber
Regierung, weil fie feinen anbcren fyatte, um gegen bie Äßftcv oorjugeljen.
£)te iRät^e fd)lieften mit bem 2tntrag, bem 9lbte eine jä^rtid^e Sßenfton gu
geben, ba er feine Sage in Tübingen befdjlieften wolle. Sem Slntrage
würbe »om £er$og ftattgegeben unb am 11. 3<muar 1560 untertreibt ber
2lbt ben 9toer3 feiner Slbbanfung. x 2luf tatfyolifdjer Seite würbe bem
2lbt bie Slbbanfung übel fcermerft, benn er muftte wiffen, baft er einen
tutfjerifdjen 2lbt jum 9tad)fo(ger erhalten werbe, ©ebaftian rechtfertigt aber
feinen @d)ritt in einem ©dfjreiben 2 an -äfteifter $ar& ©djweijer, Rennen-
bad)ifd)en ©djaffner ju greiburg., @r fdjreibt am 1. 2tyril 1560 an ben-
felben: Sieber SReifter §an$! @uer ©djreiben, Dom frember §anb —
altem 33raudj juwtber — gefdjrieben, Ijabe id) ermatten. 2öa3 meine 9fafig=
nation betrifft, fo tarnt idj mir benten, baft biejengen , wetd)e e3 nidbt
wiffen, mit wetzen gefd)Winben ^rattiten man alle ÄtJftcr unfere« §erjogs
tljumS wieber in 33efi£ ju nehmen fucbt, wie großem £ljeils fd)on gefd)el)en,
baft biefe fid) l)od) Derwunbern unb meine §anb(ung ntdjt gut Reiften
tonnen. 2£er aber weift, wie alte ©adjen fielen, mit wetzen 33efd£)werniffen,
33ebrängung, (Singriffen im ©eifttidfyen unb ^eitlidfyen ty bieder befümmert
worben, ber wirb fid) nid)t gar fyod) barob oerwunbern, befonberS wenn er
weift, wie idj gefyanbett. Sßeil id) mit bieten unb unteibtidjen 33efd)Werben
betaben gewefen bin, barneben bie Ärantljeiten meines SeibeS jugenommen
l)aben, fo baft id) nidjt mefjr biefer 2lbminiftration fcorftefyen tonnte, fo Ijabe
id) mid) nad) ber dlxifyt gefeint unb um biefetbe ju erlangen, mid) jur
jRefignation entfdjtoffen, aber in ber 9lbfid)t nidjt in bie §dnbe beS gürften
fonbern beS (Son&entS ju refigniren in ©egenwart anberer Prälaten. 3)od)
weif id) bebaute, baft ofyne Bewilligung beS SanbeSfürften bie ©ad)e fidE)
nidjt wofyt jum $iete führen taffe, fo fyaht ii) fuppticirt um ^ulaffung
ber Sftefignation unb fyabe mid£) teineS anbern fcerfeljen, als baft Prälaten
berufen würben, bamit id) in iljrer ©egenwart abbaute unb fofort ein
anberer 2lbt erwählt würbe. 3lltein gegen meinen SBitten würbe meine
2lbftd)t oereitett: es würbe mir nämlid) bie ßaft ber Verwaltung abgenommen,
aber bie $rataten=2ßürbe mir gelaffen unb alfo fein mit mir gefyanbelt,
baft idj e3 nid)t Derftanben Ijabe, bis id) fo gebunben war, baft id) nirf)t
meljr jurüdtonnte , wenn idj nidjt grofte Ungnabe auf mid) laben wollte.
@S wäre oief über biefe Slngetegen^eit ju fdjreiben, bod) nid)t fidler, münb=
ltcf> wäre es beffer. %<$ gebente, @i^t werbe wo^l ju uns ^erauSfommen,
bem will \<$) bie gange ©ac^e auSeinanberfe^en. £)iefe ^Jenfion ift nid^t
1 <Staat3ard)iu. Drig. $erg.
2 ©taat^arcfjiü a. a. 0. Dpi. 93eifoc\c 5.
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20 3)ie (£iftercienfer-2(btet
fo gering, fie genügt mir gar mot)l. Seit 2Bei^na^ten bin idfj feljr franf
gemefen unb bin e3 nod). ^dfj mill batb in ben Sauerbrunnen jiefyen,
Ijilft ber nidfjt, fo fyetfe ©ott. gebet redjt moljt. Sebenljaufen, 1. Styril
1560. Unter ber Unterfdfjrift be^ 2lbte3 folgt ein Postscriptum : 2lllen
§erren unb greunben, bie nadfy mir fragen, mottet alles ©ute Don mir
anzeigen unb fie bitten, fie motten biefen meinen §anbel im ©eften t>er-
fteljen; möget iljr audfy ba$ 33efte baju reben, roilX iü) oerbienen.
Ob e3 bem 2lbt gelungen ift, ben üblen (Hnbrucf feiner 3tefignation
ju Dermifdfyen, bürfte ju bejmeifeln fein, obgleidj fein $erfat)ren nad£) feiner
SDarfteltung forreft mar, wie er audj t^atjac^lid) bie 2lbt3mürbe behielt, benn
ber erfte Jutljerifdfye 2lbt mürbe erft 11 Jage nadfj ©ebaftianä £ob eingefe^t.
93alb nac^ ber Sftefignation be3 2lbtS, b. Ij. nafy feinem Sftücftritt Don ber
23ermattung, mürbe am 30. ^cmuar 1560 bie ^Dentirung im Ätofter Dor=
genommen, über meldte feljr ausführliche ©riginataften im StaatSardfjioe
Dortiegen. 2ln barem ©elb fanben bie ^uDentirungSfornmiffcire ff \ n einem
leblin 3692 ©ulben". (Sin 3?erseici)nif$ x aller (SonDentuaten Dom 22. ^a*
nuar 1560 flirrt auf: 1) 2lbt (Sebaftian „jie^t auf ©eorgi nad) Tübingen".
2) ßonDentualen : Seon^arb 30« Don ^fSfelb, ^Srior, 65 ^afjre alt, ^oljanneS
SRaier Don $ßtieningen, (Subprior, 61 ^a^xt alt, Sßenbel SS>erg Don @inbel=
fingen, 60 Safyxz alt. $unge (SonDentualen : Stomas §anfetmaier Don
fingen, 24 3. alt, ©eorg 9ttinfinger, 22 g. alt, Satofc »ettter Don 2iV
bingen, circa 223. eilt; ferner finb im Softer jmei ^räceptoren, Don benen
einer bie Pfarrei Derfiefyt unb 10 Stubiofi. £)er obgenannte ^rior jog
mit brei jungen (SonDentualen, als ber 2lbt refignirt Ijatte, nadlj $ßäris (33eri3)
im Dberelfafe laut 23erid)t Don §iW>ofyt 3*efdE> dat. 23. ^uti 1561.
2lbt (Sebaftian fonnte fidj ber erlangten dlufyt ju Tübingen nid)t metjr
lange erfreuen. 2lm 15. SftoDember 1560 berichtet 2 (Stefan Gljonberg Don
Tübingen au3 an bie Regierung, bafj ber 2lbt ©ebaftian fiuj „Ijeute um
6 Ul)r geftorben". 3 2luf i!jn folgte ber erfte fut^erifc^e 2lbt, ©bewarb
23ibenbad), melier juDor Pfarrer in SSattyrngen- mar.
SDie 2Serpflidf)tung3urfunbe * 2?ibenbaci}3 als 2lbt Don -23ebenljaufen ift
batirt Dom 26. SftoDember 1560. 33ei feiner ^nftaffirung in 33ebenljaufen
mußten bie ^raeeptoren mit ifyren Stubenten lateinifcf) fingen baS veni creator,
ba# Cyrie eleison unb ba3 ©toria.
Vlaä) 70 3 a ^ rcn ^ e ^ e ^ er ©ftercienferOrben unb bie fat^olifd)e 9teli=
1 ©taat»ard)h) a. a. 0.
2 <Staat3ard)iu a. a. 0.
3 3)arnadj ift §11 berichtigen Sürttemb. Sa^biidjer 1846 Seite 170 unb Stalin
IV. 93b. 740, n?e(d)c a(3 2obe3jaf)r 1577 angeben.
4 Staat^arcfyiu a. a. £). Crig. $erg.
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SBcbenfjaufen. 21
gionSübung im Softer 33ebenljaufen nodj einmal für einige Saljre auf. 2lm
9. September 1630 ttmrbe ba* 9teftitution^(Sbift Don 1629 in SBebenljaufen
burdb eine faiferüdje ßommiffion Donogen unb bie (Siftercienfer unter 2lbt
3oacf)im nahmen lieber oon bem Älofter 33efi£. $m ,3^uär 1632 mußten
fic jroar oor ben ftegreirfjen Sieben fliegen, teerten aber am 6. (September
1634 mieber surütf.
»m 1. Sfaguft 1640 befaßt Sttt 3oad)im ben Sd)uttl)eifcen unb 9ttd?terrt
bei* Ätofterorte, bie (Eingriffe SBürttemberge in feine geiftlirfjen SuriSbictionS*
unb $Patronat3'Sfted)te ni<f)t ju butben unb bie lutljerifdjen Pfarrer anjuroeifen,
baft fidE> biefefben jeber geifttidjen ^uridbiction ju enthalten fyabtn. -Spergog
©bewarb III. nnberfe^te fidj aber unb befaßt feinem SSogt ju Tübingen, bie
(Sinfüljrung be3 fatfyotifd>en ©otteSbtenfteS in ben Äfofterorten mit ©etoatt
5U Derljinbern. 3 n feinem ^Sflegfyof ju Stuttgart fyaxte 2lbt 3i oa( ty m ka$
2lDe-8äuten lieber eingeführt. 3)er §erjog tootfte bie3 nid)t bulben unb tiejs
e$ bem 33ebenfyaufer Pfleger burd) feinen SSogt unterfagen. ®er Pfleger
„begegnete iljm fogleid) mit einer unDerfdjamten moncfyifdjen 2lnttt)ort", votfc
fyatb ifyn ber ^erjog t>er^aften unb einfperren tief}. S)er 2lbt berief fitf)
barauf, baf$ ba£ 2lDe=Sauten in Stuttgart nacfyiveisticf) erft 1560 abgerafft
Sorben fei, ber §ergog aber pod)te auf feine SanbeSljoljeit. £)er toeftypfifcfye
griebe fprad) Seben^aufen bem £> er 3°9 ^ on SBürttemberg ju unb bie (Sifter-
cienfer mußten ba3 Älofter räumen. 1
2>ie Reihenfolge ber fatljolifdjen Siebte ju SBebenfyaufen ift fotgenbe
(SSürttemb. ^afyrbücfyer 1846, (Seite 172, unb OberamtSbefrfjreibung Don
Tübingen unter 23ebenbaufen) : £>iepolb 1190 aus Softer Sd)önau. 8ubtDig
1211. »runo 1216.' SBertyotb, f 1223. ftonrab 1226—28, prebigt ben
Äreugjug aU Subbetegat be$ föarbtnat (Suno Don $orto, eines Uracfyer
©rafen. Sßctcr 1240, 1242. 3?ertIjotb 1245, f 1262. (gber^arb 1262—81.
griebrid) 1281, wirb 1299 3lbt in Sd)onau. &tpotb 1299, f 1300. griebrid),
jum jmeitenmal 1300—1303. Wridj 1303, f 1320. Äonrab Don Suftenau
1320, 1353. SBctner Don ©omeringen, c. 1357, f 1412. qSeter Don
©omeringen 1393, f 1412. £einrid) Don §aitftngen 1412, f 1432. 9fain=
fyarb £rud)fef; Don §6fingen 1432, f 1456. ,3 ^ ann öon 2)elenpfronn
1456, f 1460. ferner Don Tübingen 1461, banft 1471 ah. «erwarb
Roggenbud) Don Sftagftabt 1471, f 1493. 3>o§amt öon Sriebingen 1493,
t 1534. Sebaftian 8uj Don Tübingen 1547—1560. 3oad)im 1630—49.
1 Sattler $erjoße VII.. 219.
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IL Mt €tfttvt\tTtftt-WLbttx $strettaU>*
£a$ Giftercienfer-ft (öfter ^errenalb, SMocefe Speier, galt als ba3
reidfjfte Älofter in 2lttttürttemberg nad) Sftaulbronn. Hon ben &tofter=
gebäuben ift Ijeutjutage toenig meljr Dortjanben. £>ie ehemalige Ätofterfircfje
Ijatte gtt)ei Seitenljatlen, jtvet Stürme au3 bem Slnfang be3 14. ^aljvljunbertö,
ben Gljor aus bem 6*nbe be3 15. ^rijunberts unb bie 2?or^aITe, ba3 fo*
genannte ^arabie£, an& bem 12. ^aljrtjunbert. 2ln bie £ird)e fcf>top fid)
gegen 25>eften ba£ 25Mnterrefectorium, gegen Süben ba$ Sommer=3tefectorium
unb bas ^errenljauS, gegen Often ba3 Sormitorium. Saigon fielen jet3t
nod) bev @l)or, bie jftei Seitenljatlen, bie unterften Stodwerfe ber Stürme
unb ba£ ^>arabie3;; ba3 £angl)au3 ber Äirdje nmrbe a. 1739 umgebaut.
£>a£ Älofter ttntrbe a. 1148 geftiftet Don 65raf ißert^otb Don (Jberftein unb
feiner Öematylin Uta; a. 1150 ttntrbe ba3 ftlofter Don 2lbt 23ertl)olb Don
Sieuburg eingetoei^t unb mit Gifterctenfern befe^t. Gruftus unb nad) ttym
ißefolb bringen bie Stiftung mit folgenber Sage in 5>erbinbung : ©raf 2lfbert
Don ^immern ^ m ßf tcr S um £ er S°3 griebridlj Don Sd)ftaben, mit toetdljem
er auferjogen Sorben tt>ar. ©ine3 £age$ ritt er mit it)tn unb jaljlreicfyem
ebten (befolge ju Grdbanger Don -iDlagenfyeim im3abergau. §n bem 2$albe
bei ber 33urg Sftagenljeim jeigte ftd) öftere ein großer £>irfd), ben bie Säger
nie bekommen tonnten. 2?ei obgenannter 2lnmefen^eit bes £erjog3 §nebridj
fam ber $2\x\ä) lieber in Stcfyt unb bie ganje ®efellfd)aft madfjte ftdj auf
bie 3>agb. £>a fal) Sllbert Don ^immern, toelcber gerabe allein toar, einen
Ungeheuern §irfd) unb folgte i^m im SBalbe, bis er feinen ©liefen ent=
fd)tDunben tt?ar. £a fam iljm auf einmal ein 5Rann Don furd(jteinftof$enber
©eftalt entgegen unb gebot iljm ju folgen, bann fterbe er tounberbare SMnge
feljen. 2übert folgte i$m, ba fafy er batb eine nmnbertiebtidie ©egenb,
prädljtige 2luen unb eine überaus fcfjone 23urg mit jaljlreidjen Stürmen.
21(3 fte ber 33urg fidb nagten, famen i^nen Diele Wiener entgegen, alle
fd(jtt>eigenb, unb nahmen fein ^ßferb in Gmpfang. 2llbert ttmrbe je^t in ba3
Sd)(o£ geführt, in einen fteiten, ftattlidfyen Saal, 2)a faft ein $ürft ju
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3)ie (£ifierctcnfer*2lbtei §errenal&. 23
£ifd£)e mit feinem ganzen §ofe, Sitte« in tiefem ©tillfcfyweigen. Sei Gilbert«
Gmtritt ftanben alte auf unb verneigten fi<f> vor il)m. 2lfbert ftcmb ba fein
©dfywert fjattenb, wetdje« er nidjt au« ber §anb tieft. @r falj bie ftl~
bernen ©efaffe unb verfd)iebene ©geifert auftragen, aber Sitte« in Sobtem
ftitte. 211« er eine 3eit lang ba geftanben, bebeutete iljm fein $ül)rer, fid)
jum Slbfdjieb ju verneigen unb aud) bie ©efeltfdjaft erljob fidj unb neigte
fid). ©raupen vor bem ©cfytoft braute iljm ber, weldjer iljm ba« $ferb
abgenommen, ba«felbe lieber unb Ijatf iljm ftitlfdjweigenb. 2luf bem 3©ege
fragte Sllbert feinen güljrer, maö ba« für wunberfame Singe gewefen;
biefer antwortete iljm, ber §err ben bu gefeiert Ijaft, ift bein Slfynljerr
griebrid) von ^immern, btx viel gekämpft Ijat gegen bie Ungläubigen, id)
aber unb bie Uebrigen, wetdje bu gefeljen Ijaft, waren feine Siener unb
wir alle leiben graufame unb unau«fpredjlidje feinen, benn jener Ijat von
feinen Untertanen ungeredjt ©etb erprefft unb wir Ijaben mit Sftatlj unb
£tyat baju mitgeholfen. Siefye bort ift ber 33?eg, wol)er bu gekommen bift,
es fteljt bir aber frei, jur 25urg jurücf juf eljren , bann wirft bu ba« ©tücf
in @d)mer$ verfeljrt fefyen. Sltbert teerte $ur 93urg jurücf, ba falj er 5ltle«
in flammen unb 9taud£) unb Ijorte ein marfburd£)bringenbe« < 3a mmer 9 e f ( ^ re ^
Sil« er ju §erjog griebridj unb ©raf (Jrdfyanger jurücfgeteljrt war, erfannten
iljn biefe nid)t mefyr, benn fein §aar unb 2krt waren fdjneewetft geworben.
Gilbert erbaute nun mit £utfe griebridj« unb ©rd)inger« ba« Älofter
^yrauenatb. 23ei ber @efettfd)aft war aber aud) ©raf 23ertIjolb von Gber=
ftein gewefen unb biefer baute au« gteidjer SSeranlaffung ba« Älofter §erren=
atb. 2öa« ift biefe Sage anber« at« bie poetifdje ^tfuftration be« 5ftotive«
aller föfoftergrünbungen: „in remedium animae meae et omnium paren-
tum meorum", jur ©ü^ne ber ©djutb, jur ©rtöfung ber ©eeten, benen
ba« &thtt ber Drben«teute an bem ©rabe iljre« Stifter« l)itfrei<f) fein folt.
2?ogte be« ftlofter« von §errenalb waren juerft bie ©rafen von ©berftein
unb feit bem ^Beginn be« 15. ^aljrljunbert« bie ©rafen von äöürttemberg.
Sa« Älofter war ber feligften ^^ngfrau -äftaria geweift: „monaste-
rium beatae Mariae virginis in Alba dominorum." %n ben testen geljn
Sauren vor ber Deformation fam viel Unglütf über ba« Älofter, gteidjfam
eine 3Sorbebeutung be« naljenben Untergang« ; im 23auerntriege 1525 Rauften
bie 2tufrüfyrer vanbatifdj im Älofter, Slltare unb Silber würben jerfdjlagen,
ba« 2lllerljeitigfte veruneljrt, in ben Stallungen ber Soben mit $ßergament=
urfunben beftreut. Sie -äftajsregefn jperjog Ulrid)« begannen im,3^rl534
mit ber 3>nventirung. Sen 6. ^uti be« folgenben ,3 a ^ re ^ tvurbe bem 2lbt
unb Konvent burd) ,3 ^ ann Snebrid) von S^umb, Obervogt ju föird)l)eim
unb 3fleifter ©r^arb ©djnepf ba« Slnfinnen geftellt, e« folte Jünftig anftatt
ber fir^lid^en Sagjeiten bie ^t. ©d^rift gelefen werben, ba« 2lbenbmafyl muffe
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24 $ie ($ifterciettfer*2lbtet
unter beiben ©eftatten gefpenbet, $fteffe unb Ofyrenbeidjt abgerafft werben,
anftatt ber 5Jlöndj3futte f ollen bie (Sonfcentuaten „eine anbere urbare Rhu
bung" tragen, biejenigen, wetdje feine 2Biffenfdt)aften erlernt fyaben, muffen
ein §anbwerf treiben , bie ©ewiffen bürfen nidt)t mit (Zeremonien befc^tt>ert
unb feine Sftofcijen meljr aufgenommen werben, altes Ätoftergefinbe muffe bie
eoangetifdje ^rebigt fyören. 1
£)er ßonfcent proteftirte gegen biefe ^umutfyungen un fc weigerte fidfy,
bie neue Ätofterorbnung anjunefymen, bie Regierung gab itym 33ebenfjeit bis
auf 23. Oftober. 2ltS bie grift abgelaufen war,, famen an genanntem Jage
bie (Sommiffäre. Ueber ifyr 93erfaljren fyat uns ein SDMndj auSfüfyrtidfyen
33erid)t aufgejeidfjnet, fcon wettern im Staatsarchiv j$wei Kopien fcorfyanben
finb. 55er 33eridjt ift aud(j gebrucft bei Besold Doc. red. 228.. unb lautet:
2ltS uf ©amftag nadfy Lucae Evangelistae a. 1535 ben 23. OftobriS ber
ebel unb feft 3 un ?er Sfteinljarb fcon ©adfjfenfyeim fammt bem SSogt bon ©ro=
ningen ^t)iltyp 33oltant mit einem (Srebenjfdtjreiben fcom dürften unferm
ungnabigen §errn, §erjog Utridf) oon SBirtemberg umgangen, ju §errenatb
anfommen, audf) münbtidfyen 23efel)t, uns bem 2lbt unb bem (Sonuent anju=
jeigen, baft es beS dürften ernfttidfyer SBilt unb 33efetdt), ba£ wir iljnen ben
©efanbten all unfer £teinobien, ©etb, ©itbergefdjirr, 33rief, Sftegifter, dltfy
nungen unb stöbet, fammt allen Äetdjen, SDfaftgewanb unb &irdjen= unb
©otteSgier, aufteilen, wie bie im 3>afyr barfcor fcon 3^ nen beiben infcentirt
unb auf gef (^rieben worben finb, nit baran untertaffen. Unb fotdfyeS 2ltteS
foßen fie gen ©tuttgarten in 1 « dürften SRentfammer fdfyicfen unb überant-
Worten. 2lm Slnbern: fo fei eS audf) beS dürften ernfttidfyer SBill unb 33e=
feldj, baft wir, bie fcom (Sonfcent, wollen unb foltert uns fcon Stunb an
bereit madfyen, mit unfern 33etttaben unb 33ettgewanb audf) altem, was uns
juge^ort, wann ber gürft in ad£)t Sagen ober in tangftenS oierjeljn Sagen
uns wieberfdfyreibe, baft wir uns mit unferer eigenen guljr wollen aufmachen
unb fahren an baS Ort 2 , ba^in wir befdjaiben werben, gür baS 3ltteS
Ijaben wir untertfyanigtid) gebeten, baft man uns unfere 33rief 0=£>ohtmente)
taffe unb audf) uns in bem Älofter §errenalb (laffe), barin wir erlogen,
gewohnt, audj in biefem unb in feinem anbern Ätofter ^rofeffion gesamt
fyaben: 2)enn eS gehören je bie 9Köndj, bie 33rief unb baS Softer gu=
fammen. @S feinb baS Älofter unb 33rief niemanb anberS jugefyörig, benn
uns ben Wonnen, bie barin ^rofeft getljaun Ijaben. Solches aber ben
©efanbten nit aljnmüttig (genehm) fein wollte, fie müßten iljrem 33efeljt nadf)^
1 <2tf)miblin, 2ftfcr. im <5taat3ard)to. SSgl. ©attler ^erjoge III. 72. Crusius III.
1. 2. c. 10. <5tcint)ofer II. 98. Pregizer Suev. et Wirt, sacra 129.
2 ©erjog U(rtrf) tuollte au§ bem ganzen fianb alle Wontyt, bie fein Setbgebing
annahmen, im ^(ofter a^aulbronn aufammenfperren.
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£>errenalb. 25
fo muten, v worauf wir begehrten, uns nit alfo su tytten (jur @ile ju brangen),
fonbew an ben dürften ju fuppliciren geftatten motten, guter Hoffnung,
©nabe ju finben u. f. w. 35ieS Ijaben fie uns nit abgefd)tagen, barju fidl)
mit uns ju fdjreiben anerboten , was fie ungejweifett auf bie befte gorm
getljaun, wie wir auf baS atterbemüetigft unb unterttyanigft fo immer fein
fann, burdf) biefelbige Supplikation (bie bie ©efanbten fetbft juoor getefen,
ifjnen audt) wofyt gefallen Ijat) fupplicirt fyaben: @S »erhofften audt) bie ®e=
fanbten felbft, wir werben burdfj unfer untertänig ©uppliciren eine gnabige
unb gute Antwort erlangen. Unb ift audfy fotclj unfer ©uppticiren, wie audj
auf ber ©efanbten 2ftitfd£)retben uns eine Antwort wie nachfolgt ju Sljeil
geworben: 2tuf Simonis unb %uba ber ^eiligen $wölf boten Jag anno 35
ben 28. OftobriS finb gu §errenatb um bie 3 Ufyr 9tadfymittagS angekommen
bie eblen unb feften 3 u nf er 23attljafar 001t ©ültlingen, £>ofmeifter, §anS
harter, Oberoogt 5U (Zwingen, 3 ßr S üon Sifd^oförob, Ober- unb Unterzogt
ju Neuenbürg, wie aud) 2fteifter 3lmbroS 33larer, alte ju Sftoft, ungefäörlidfe
mit SfteinljarbS fcon @ad)fenfyeim unb beS 23ogtS oon ©roningen ^ferben, fo
jufcor im Softer waren, bei 30 ^3f erb , barju ein gufi&otl: bei 70 ober
80 *ßerfonen, gerüftet mit §arnifd), Surfen, §eltebarben unb anber ©eweljr,
als wollt man in einen Ärieg sieben; foldje ityre 33üd^fen beim ©ingieljen
unb SluSjieljen in unb fcor bem Äfofter fyaben fie abgefeuert, baft bie Sannen^
bäum gitterten, wie audfy 33erg unb £t)at wiberfyaltten cum magna Echöne
u. f. w.
Sltfo mfy SSefper unb fdfyier bei nacf)tlidjer 3 e ^ Beriefen bie fcom 2lbet,
bie 33ogte fammt bem ©larer meinen eljrwürbigen §crm unb ben ganjen
(Sonfcent fcon 2llb in bie O&erftuben beS (JonoentStyäuSlein, ba recitirt ber
§ofmeifter Runter SBciltljaS fcon ©ültlingen alle oben erjafjtte 23erljanbtungen,
waö bie jwei erften ©efanbten SReintjarb fcon ©adfyfenfyeim unb Philipp
SSoßanb auf fürftlidfyen 33efefyl mit uns geljanbelt unb gerebet Ratten. Unge=
adjtet 3#reS 33egteitfdjreibenS unb unferer ©upplifation, fei eS feiner $ürft=
liefen ©naben 33efe^t unb ©etyeifc, ba£ fie fottten bei uns nehmen unb bem
dürften in feine Sftentfammer nadf) Stuttgart überfdjitfen, 2llleS was jufcor
infcentirt werben ift. SBenn man baS gutwillig geben unb ausfolgen taffen
wollte, fo fei eS woljt unb gut, wennn id^t, fo tjatten fie SBefefyt unb Sefdjeib,
bem fie nadtjfommen werben u. f. w. SDarauf begehrte mein efyrwürbiger
§crr fcon 2ltb, 5lbt Suf aS fammt feinem (Sonfcent 23ebenf jett bis morgen, es
es fei je£t 2lfter=£agjeit (2lbenb), morgen früfye wollte feine ©Erwürben
gebührliche Antwort geben. ®ie ©efanbten liefen eine 23ebenfjeit feineSWegS
5U, fonbem wollten fcon Stunb an eine Antwort ^aben: ba traten fid6> mein
§err t>on 2llb unb ber (Jonoent ein flein wenig jufammen unb würben
fd^lüffig,-fie alle untertänig barum ju bitten, ba^ man uns bei ben ©riefen
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26 3)ie Giftercicitfcr^lbtei
wie audj bie SSriefe (©ofumente) im Ätofter verbleiben laffe, benn bie 93rtcfe
wie aud) baS ©otteStjauS ftetje uns unb fonft Sftiemanb anbern gu; unb
fielen atfo ber §err unb ber Konvent vor ben ©efanbten nieber auf bie
<§rbe, untertljdnigtid) bittenb, baft fie uns alle tnit famtnt ben ^Briefen 1 bei
einanber im Älofter unb auf bem ^ta^, woljin wir gehören, wo wir ^rofefj
gettyan, erjogen worben unb gewohnt tjaben, motten verbleiben laffen. SDaran
waren fie aber feineSWegS gefattiget, fonbem fte wollten bie ©ewötbe, eiferne
Spüren, £ljore, £roge unb 2lnbereS gewattiglid) mit Siebten unb wie fie
tonnten unb gemödjt, offnen; unb eS war gu beforgen, wie fie fid) benn
aud) gum £ljeil mit SBorten tjaben vernehmen laffen, fie wollen uns bie ©ürtet
befd)tief}en unb uns nod) in biefer 9lad)t ober morgen früfy gum Ätofter
hinausjagen. 2)a Ijat fid) unfer etjrwürbiger 2lbt mit unferm SBMffen an-
geboten, ifynen bie ©djtüffel ni d)t vorguentljatten. 2ttSbatb Ijat man biefetben
it)nen übergeben muffen, darauf tjaben fie gteidj in berfetben 9lad)t alte
©ewotbe, eiferne Spüren, £roge unb SlnbereS vor bem 9lad)teffen verpettfd)irt.
SDeftwegen, wie aud) wegen ber langen Sftebe (3$ feig nit ein ^rebig, barin
man baS ©otteSwort unb bie SBatjrljeit nit vergalten foll), welche ber ©larer
vor unferem eljrwürbigen £>errn unb gangem Konvent, im 33eifein aud) ber
©efanbten, in ber vorgenannten (Stuben gettjan tyat, fyat eS fid£> mit bem
9tadjteffen bis nadj ber neunten ©tunb verlogen. $u ber i e fe* gemetbeten
§anblung, au<f) ber Seifigen unb gufivotf 9lad)teffen unb bafj biefelben bie
gange 5Xiad^t innerhalb unb auj^ertjatb beS ÄtofterS mit Sintern tjaben wadjen
muffen, tyat man biefelbe Sftadjt bei gwei ßentner gut Sinter verbraudjt. $d)
will bavon fcfyweigen, baf; man fie alte am borgen, aud) am ^reitag, mit
giften unb gleifdj tjat Reifen muffen unb baft bie £ljore beS fötofterS bis
fd)ier gegen Sftittag befdjtoffen gewefen finb, bis man bie 2S6get (bie Sßert^
fadjen) alle nadj ityrem ©efallen tjat ausgenommen ober gefangen, bergeftatt,
bafj teiber bis auf biefen Sag Weber ©otb nod) Silber, Sftonftrangen, Äetd^e,
Äteinobien, SD^e^gewanber ober was immer, weber ©otteS- nodj Äirdjen^ier
im ©otteStyauS gu §erren~2ltb nit ift, fonbem alles würbe von itynen um
Mittag in Sftatterfäden unb anbern Satfen, wie bie @<f)utjmad)er ityre Reifte
einleiten, geworfen, burd) einanber gestumpft, aufgetaben unb über dtut t)in-
weggeführt, wie audj alte gu föoft unb gu gu£ gu berfetben ©tunbe mit
unferm großen (Stäben von 2Itb abgogen. SBoljt tjin ber §ötl gu
unb ©ott mit uns. — 3Jlidj erbarmten unb erjammerten aber „bie fofttidje
gutbene unb bortin ftutf", 2Jleftgewanb, Sevitenrod unb (Sfjorfappen, Äeldje,
ajioitftrangen, unb baS fofttid) ganj gutbin unb ein fitberin vergüttS (ver=
1 Auslieferung ber SBriefe galt aB gtei^bebeutcnb mit SBerluft ber barin „ver*
brieften" 9?erf)te.
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ftcrrcnatb. 27
golbeteö) groft Äreuj, barin ettidje wafyrtyafte ©tut bort bem ©lammen be$
^eiligen j?reu$, baran unfer £>err unb ©Ott (5tyriftu3 gelitten Ijat, mit guten,
eblen Steinen befe^t unb eingefaßt. Wlity bauerten auä) bie jwo fofttiAe
woljl unb fauber, gemalten ,3 n f u ^ n / ber fofttid^ 2lbtftab, bie neue jiertid)
unb fauber gearbeitete $ftonftran$, wie aud) bie gulbene, börtin, famate
(fammtne) unb bamaftne $ftef$gewanb, ßefcitenröcfe, ßfyorfajtyen in allerlei
färben unb mit aller ifyrer ^ubeljor, wa$ 2lIIe^ ©Ott bem §errn ju 8ob
unb (Stjr lange $eit unb biet 3 a § r * n htm ©otteSfyaug ju ^errenatb geweft;
baju bie fttbernen, fcergotbeten (5rebenj= unb anbere £rinf:=@efd)irre unb
53ed)er, Äopf unb Toffel mit ©Über befdjtagen , ba$ 2ltteö burd)einanber,
wie bie ©djutjmadjer bie ßeift, in bie ©ade geworfen. 5)aoon ift aber nie
!ein ©tüd, aufgenommen ein einziger $$lä), f owenig aU 3in$, 3e§nten,
©örfer, Rieden, Leiter ober §öfe un£ fcon Württemberg gugefommen, fon-^
bern fcon anbern £errfd)aften gefcfeenfmeiö ober faufweis erworben korben:
ift aber leiber jet^t fcon bem ©tamme unb Flamen wiber ©ott, ©fyre unb
5fted)t, wiber unfern Witten unb alte# 3fad)t3 ©rbieten gewattfam Innweg-
genommen, uns jufeljen laff en, unb fyinweggefüfyrt korben. £>aju ift, foweit
e$ mögtiA, ©Ott bem §errn fein götttidjeS Sob, an biefem Ort jum ©Zweigen
gebraut, fein ©otteStjaus unb bie fyeilige, gemeinte Äirdfye in 23rad) gelegt
(ofyne ©otteSbienft), ba$ fyod^würbige ©acrament substantialiter barauS fcer=
trieben, ber fyod) würbigen, fetigen Butter ßfyrifti ber Zeitigen Jungfrauen
$taria, wie audj alfer lieben ^eiligen (51)re unb £ob unb alter djriftglaubigen
©eeten ©ebädjtnif} unterbrüdt, bie göttlichen ^eiligen Slemter 0$ftef^2temter),
bie fieben Jagjeiteu unb alte djriftlidje Orbnung, audj bie $eteud)tung mit
WadjS unb £)et aufgehoben, alle fyeitfame gute Werfe als $eten, 23eidjteu,
gaften, Wadjen, ©ingen unb Sefen, Waffen unb ©aljwei^e, wie aud) bie
anbern Weisungen, fcon 3ltter3 i)er aus gutem ©runb wofyl bewahrt, ba£
^eilige Del, bie anbadjtigen ^?roceffionen unb Äreujgänge, fcon ber ^eiligen
9tpoftel Reiten Ijer in Uebung, wa^ alles bisher für gut unb tjeitfam erachtet
worben unb audj alten guten ©Triften im Gwigen unb ^eittidjen jum 9fri£en
gereifte, ba# ift je£t wie $u be$ ÄönigS £erobe$ Reiten (oou bem ©anft
Johannes ber heilig Käufer bamats unfdmtbig be3 (Sfyebrudjs falber ent=
Rauptet warb), ift alles leiber unterbrüdt, fcerad)tet unb oerfpottet. 5)arum
fidj ber altmadjtige, gütige unb barmljerjige ©Ott wolle erbarmen unb alte
Singe nadj feinem göttlichen Üobe unb Wohlgefallen, wie auä) ju unferer
©eele ©etigfeit teufen. ©Ott bem §erm fei i?ob in feiner (*wigfeit. 5lmen.
®ie traurigfte Flotte bei biefen ^ier t)on einem 9tugenjeugen gefc^itberten
Vorgängen fpielt fidjtlidj ber Reformator 5lmbroö 9?tarer. ©ie ßommiffare
fc^einen nad) bem 23erid)t feine fonbertid^e greube an bem ifynen oom §erjog
geworbenen auftrage ju ^aben, fte unterftü^en ja fetbft baö iBittgefud) ber
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28 Sie (Stfterctenfcr*Slbtei
5Jlondje mit einem 33egteitfd)reiben. Slber 2lmbro3 33tarer, fcor $aljren fetbft
Sftondj beSfetben fianbeS, er mag woljt fitf) fetbft als ein fonberbarer ©enb^
böte be3 ß&angeliumS fcorgefommen (ein, als er an ber @pt£e fcon i8ett>aff^
neten, Seifigen unb §u£fcotf in ba3 Softer einbog nnb gnbern SagS ben
mit 33eute belabenen Sßagen folgte. — $)te in bem obigen 33eri<f)t erwähnte,
fcon ben ßommiffaren unterftü^te iBittfdf>rift be3 2lbt3 nm 3lbwenbung ber
angebrofyten SDtoftregetn ift im (Staatsarchiv fcorfyanben nnb batirt fcom 2fton=
tag nad) bem geft ber 11,000 Jungfrauen; ba btefeö gcft a. 1535 an einem
£>onnerftag war nnb anf ben 21. Oftober fällt, fo ift atfo ba£ Saturn ber
25. Oftober, ber Sag ber 3lbfenbung. $)er 2lbt fcfyreibt 1 fyier an ben §erjog
in ber §auptfad)e §olgenbe$: Sie föommiffare tyaben it)tn ben fürftticfyen
SSefeljt übertraft, erftenS, baft be$ fttofterS Äteinobien, Sofumente nnb
StnbereS, toaS früher infcentirt Sorben war, nad) (Stuttgart weggeführt werben
foß, gweitenS tjabe lebermann im Älofter fid) bereit gu galten bei eintreffenbem
iBefe^l fogleid) ba$ Ätofter ju fcerlaffen unb an einen Dom §ergog ange=
wiefenen Ort ju jietjen. Ser 33efe^l werbe ungefähr in feieren Sagen
eintreffen. Sarauf gebe ber (Sonfcent gu erfennen: Sag Softer .fei jebergeit
fcon feinem <S<f)irmljerrn gefdjü^t worben. Sieweil bann, gnabiger $ürft
unb £err, wir uns gegen @ure gürfttidje ©naben bieder aud)* in aller
Unterttyänigfeit, ©efyorfam unb ©utwittigfeit erjeigt tyaben, wie wir e$ audj
fünftigljin, mit §itfe be3 2lltma<f)tigen, in Stttem, waö uns mogtid) ift, tljun
wollen, fo lange wir leben, fo langt an (Sure $ürftlid)e ©naben unfere
bemüttjige Sitte um ©otteSwilten, biefelben wollen als unfer gnabiger @d)irm=
l)err uns bei unferm ©otte^auS unb unfern greityeiten, 3ted)ten, ^Briefen
©fjeljaften, §ab unb ®ut gnabigtid) bleiben taffen unb uns ni<f)t bafcon t>er=
weifen, ba wir Ja nidjtS fcerfd^utbet ober verwirft tyaben. 3 n Sfaf^ung,
ba£ wir jum größeren Steile fdfywad), alt unb franf finb unb oljne „tobt=
tidjen s Jlad)tl)eil" nid)t anberSwofyin gu jiefyen wiffen, fo möge man mit un$
ein gnabiger unb fcaterlidjeS ©infefyen tjaben. Sa3 begehren wir um (Sure
$ürftlid)e ©naben in alter Unterttjanigfeit unb fdjutbigem ©efyorfam aßjeit
willig gu fcerbienen unb bitten um gnäbige Antwort um ©otieSwißen. Saturn
wie oben. Unterzeichnet: SucaS 2lbt, ^ßrior unb (Son&ent ju ^errenalb.
SBetdjen ©rfolg biefe ©ittc ^atte, ift au^ bem angeführten 23eri(^t beö
Slugenjeugen gu erfe^en. 2luc^ bie 23itte, ben (Sonfcent im Softer beifammen
ju taffeit, fanb fo wenig 23erücffid)tigung, ate in anbem Äloftern. 9htr
ber 2lbt Sufaö foßte im Älofter bleiben, um bie ©nfünfte für ben §ergog
5U fcerwatten, wogegen er eine ja^rli^e ^ßenfion begießen fottte. ©er 2lbt,
ein ftreng gewiffenljafter 3Jlann, trug 33ebenfen, biefeö 3 u 8 c f^ n ^ n ^ an S Us
<5taat$axä)iv, §errenalb, f. 5öetlage 6.
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£>errenatb. 29
nehmen unb verlangte beßljatb Don feinem (Sonfcent ein ©utadjten. ©aSfetbe *
batirt fcom 30. Oftober 1535 tautet batjin: ©er Sonfcent ratlje, baß ber
216t auf biefeS 3lnfinnen eingebe, benn e3 fdjeine, baß es fo für ba$ Softer
fcortl)eitl)after fein werbe. Unterfdjrieben ift ba£ ©utadjten fcon: 3>ol)anne3
ftraft, $rior; Subwig Sfteitier, SBurfariuS; Äonrab <5pp, ^nfirmariuS ; ©atluS
£{jorwart, 5ßiftrinariu«; (Sberfyarb 3tyttböß; ©eorg Jrippetmann, ©ubbur-
fariuS; ©ebaftian Sfte^ger fcon (Satw; 3o$anne$ @d)id, 6elterariu$; (Styriaf
# ßeger, (Subprior; %atoh Sewtin, 6ufto#; Äonrab gefer fcon 3lltborf; 2legi=
biuS ©d)titfe fcon SSkiterftabt; Philipp bon Uradj; 33ruber 2lmabeu3 fcon
2ftödmül)l, trüber 2ftattlje$ fcon ^fußingen.
©er 2lbt wollte inbeß bodj nid)t allein im Softer bleiben, er reichte
batjer ein 23tttf djreiben 2 beim §erjog ein, worin er fagt: „. . . . £)aß gteid^
wotyl uf §anblung Weiftet 3lmbrofi SßtaurcrS bei wenig Jagen befd^eljen,
ettidj junge, audj mittelmäßigen 2llter$ meiner Confcentualen 3SMßen3 fein
motten, ba3 ßeibgebing anjuneljmen ober fid) in anberweg ju fcerfeljen u. f. w."
2lber e3 feien nodj alte (Sonfcentuaten ba, junt £t)eil franf, für biefe, bereu
Sftatl) er bebürfe, bitte er, feine gürftlidje ©naben mögen ,,©nab unb 23arm=
Ijerjigfeit um ©otteS willen beweif en" unb fie bei tfym im Ätofter taffen.
®er 2lbt afynte nic^t, baß er binnen wenigen Monaten feine Serattyer meljr
im Älofter brausen .werbe, wot)t aber Sröfter in ber ©efangenfdjaft unb
auf ber gotter. — Seiber fehlte e# aud) unter feinen ßon&entuaten nid)t an
abtrünnigen. S)er $prior ^otyanneö Äraft unb ftonrab (*pp fcon 23ratfen-
fyeim fdjicften ein 23ittfd)reiben 3 an ben Sperjog: nadjbem ber §ürft „ba$
Ilar lauter G&angelium unb SBort ©ottes ju Ijanbtyaben fürgenommen, unb
$tünd)erei wie feiger in ben Älöftern mit ©ingen, Sefen unb anbern -äJtiß*
bräunen genjlidj ab$efd)affen befohlen unb bie Orbensperfonen gnebigtid)
bebadjt" unb fcerorbnet fyabe, baß bie, welche ba3 ßeibgebing nidjt annehmen,
nad) Sftautbronn geführt werben follen, fo bitten fie ben §erjog, man möge
fie im Ätofter §erreualb laffen, jebem ein Seibgebing fcon 40 fl. geben unb
f ,fo e$ bie 9iotfy erforbert" l k fl. $f)xtx Sitte um ba3 Seibgebing würbe
willfahrt. 2ftit bem ^prior ,3o^ anne ^ Ätaft, genannt §orf unb bem obigen
Äonrab @pp apoftafirten jugteid) eine größere £afy ßonfcentuaten unb erhielten
it)r Seibgebing. ^Ijre 3%et>erfe finb im @t.=2lrdji&; 4 e3 finb bie3 fotgenbe:
3>ol)anne3 2Jlörtin (in einem anbern SRe&erfe be^felben 3Jiat)erlin gefc^rieben)
t)ou 6alw, ©ebaftian §erfd) t>on ßalw, §ieron^mu^ iUfd^er fcon Urad),
^o^anneö 33ronnfetfer oon ©unbelfingen, 3?enebift 9*uff üon ©öffingen,
1 StaatSardjiu a. a. £. Rapier (£opie.
2 Staat»Qrc^w a. c. C. s 4<ap. dopte s. d.
8 Staatöarc^iü a. a. 0. ^ap. ßopte s. d.
4 StaatSardjtu a. a. D. Crig. $erg.
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30 $ie (Sifterctenfer*2lbtei
3lbfolon 23ronnfetfer bort ©unbelfingen, Stephan Strang &on Lieblingen,
(Styriaf Seger, ©ubprior, 30 ^aljre alt, fcerfprid)t bie neue Älofterorbnung
gu galten, ber fetterer Cannes @d)id fcon 33aben, 35 ^atjre alt, ebenfo;
ber 6ufto« Safob ®ros fcon «ßfor^eim, 1 35 3<t$re alt, 18 ^aljre im
Älofter, will bie neue Orbnung galten, bie Saienbrüber trüber SftattfyiaS
t)on ^futlingeu unb ber einäugige 33ruber 2lmabeu3, 46 ^aljre ^, w>n
2ftöcfmül)t üer^füc^ten ftdt) ebenfalls jur 33eobad£)tung ber neuen Orbnung;
bie Seibgebingg=3fa&erfe be3 ,3 ^ anne ^ @cf>idf, (Styriaf Seger, ^atoh ®ro3 #
unb (JgibiuS 23rolt 2 finb batirt fcom 11. gebruar 1536. 2)em (SgibiuS*
23rott, weldjer ftubieren will, muft ber 2lbt nodfy weiter geben 10 ft., 23üd)er
u. f. w. 3 2)er 2tbt SufaS gibt ben fcerteibbingten Wonnen jum Xtjeit nid^t
ba$ befte ^eugnift. @t f treibt 4 an §erjog Utridl): Sieben junge 9DWndje
Ijaben fidj fcor wenigen Sagen mit Seibgebing aus bem Älofter abfertigen
taffen, jebem Ijabe er 10 fl. mitgegeben unb „in 2lbfd£)tag be3 Seibgebing^
6 fl. für einen dlüd", aud) iljre Orbenöfleiber, bie fic getragen, 23üdjer,
33iret u. f. w. 2luf ^Betreiben biefer Sftöndje Ijabe it)tn nun ber §ergog
befohlen, ba£ er einem jeben feine Äteiber unb Seiten unb ben fcier Wonnen,
welche ftubieren wollen, je 10 fl. gebe ofyne 3lbjug am Seibgebing. 2lltein
biefe fieben (Sonüentualen tjaben nid)t3 in'3 Ätofter gebraut, jwei berfelben
feien mutwillig bei Sftadjt au« bem Softer t)inau3 „burd) ein SBaffertod)",
unb fyaben fo siel fic geformt tyinauSgefdjleift unb gu ©etb gemalt, ©päter
feien fie burd) Slrmutty gebrungen, oljne Kleiber felbft lieber in'3 Älofter
getommen unb audj aufgenommen worben. @r l)abe jeist nadjeinanber trier
©djutmeifter, geifttidje unb weltliche, im Älofter gehabt, aber etliche fcon
biefen fieben Ijaben nidjtö lernen wollen, fonbern SJhttfywillen getrieben u. f. w.
2tu3 biefen ©rünben bitte er ben §er$og, man möge ifym geftatten, baj$ er
biefen fieben 3ftön<$en nifytö weiter gebe.
3nbe^ würbe ba3 SSorgefyen be3 §ergogö gegen ben treu bei feiner
Religion unb feinem Orben fcerfyarrenben 3lbt SufaS immer gewalttätiger.
3tn gebruar 1536 würbe itym befohlen, fein OrbenSfleib abzulegen. 35er
2lbt geigte aud) ba fidj als gewiffenfyaften 2ftann unb beobachtete biefer 2luf=
forberung gegenüber eine Haltung, wetcfye an firdjtidjer Äorrefttyeit nidf)t3 ju
wünfdfjen übrig läf$t. @r Ijolte junädjft ba# ©utadjten ber treugebtiebenen
wer fatljotifdfyen 9Jlitbrüber im Älofter ein. $)iefe gaben it)tn ben dlafy,
ba$ Älofter nidfyt ju fcertaffen, fonbern ben §abit abjutegen, üielleic^t werbe
er fo mit §ilfe ®otte^ baö Softer in ben vorigen ©taub jurüdbringen unb
1 ©ro3 fc^eint ein SBeiname ju fein, er unter)d)vetbt fonft 3a?ob Sctültn.
2 Staat^ar^iu a. a. £>. Drtg. $ap.
3 ebenbafetbft. %a\>. Orig.
4 ©taat3ard)tu. s ?ap. CIop. s. d.
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§errena(b. 31
bie ©ruber wie eine §enne iljre Äuglein unter ifyren ^lügetn lieber fammetn
fönnen. 1 Wxt ber ^uftimmung ber (Sonfcentualen beruhigte fitf) inbeft ber
2lbt nicf)t, fonbern er begab ftd) in ben ^flegljof gu ßangenfteinbadj. fem
gab er am 1. Sfterj 1536 Dor Notaren unb ^eugen bie ©rfldrung ab: @r
lege je£t gelungen unb auf ben SRattj ber wer <£onfcentuaten ba3 Drben3=
fleib ab, bieS ttyue er femeSwegS in ber Meinung, feinen Drben ober ba£
Softer ju fcertaffen, fonbern fcietmetyr in ber Hoffnung, baft er mit ber £t\t
feine OrbenSbrüber fammeln unb ba£ Softer lieber tyerftelten tonne, nid)t
jur Unehre be£ 6iftercienfer=Drben3 tljue er e$, fonbern bamit er in biefen
gefährlichen Reiten befto langer im Äloftcr §errenalb bleiben unb befto
beffer beffen Stufen forbern unb beffen ©djaben abwenben fönne. 3 U c3 eu 9 en
nimmt er feine gefyorfamen ©rüber: %v. t*ubtoig SBrötcr fcon Seonberg, bur-
sarius, gr. ©eorg ^of$ 2 bon Tübingen, subbursarius, §r. ©altuä £l)or=
wart bon ©retten, pistrinarius, fyr. ©ebaftian SD^e^ger, confessarius in
ßunbafcalte (£id)tentljal). UeberbieS tyatte ber 2lbt bor Slttem bie firdjtidje
(Maubmf} jur Slbtegung be£ Ajabitö eingeholt, £>ie pdpfttid)e $)\fytn&
urfttnbe für 2lbt SucaS ju Sancta SD^aria in §errenalb ift im St.-2lrrf)iüe
( v $erg.=Orig.) nodj fcorljanben. 2)ie trier obengenannten $ftßncl)e waren bie
1536 bei ifyrem 2lbt im Softer geblieben. Sie weigerten ftd), bie neue
Religion anjunetymen, mit einem Seibgebing fidj abfertigen ju laffen unb bas
Drbensfleib abzulegen. £>arum mußten fie ba$ Softer üertaffen unb gunadjft
in ben ^Sftegtyof ßangenfteinad) fidj jurürfjie^en.
£en 6. öfters 1536 erlaubt 3 ifynen 2lbt 8ufa3, wegjujieljen, bodj mit
bem ©orbetyatt, baft fie gleid)Wol)l bem Softer inf'orportrt unb bemfelben
gefyorfame (SonfcentualeS bleiben folten. Sie erflären mit bem 2lbt in ber
hierüber aufgenommenen Urtunbe, baft fie au£ bem Softer meinen muffen,
weit fie „ifyren Orben uidjt fcertaffen, ber neuen ©ef'te nidjt anfangen nodj
audj mit einer ©erfd)reibung ftd) tyaben toerbinbtirf) madjen wollen." £>er
2tbt unb bie bier Gonfcentualen fyahtn eigenpnbig untertrieben.
35er 2lbt ftanb je^t allein im Softer, man gab iljm einen tutfyerifdjen
ßefemeifter (1536) mit ©efeljl, bemfelben im Ätofter eine ©tube unb Kammer
einjurdumen, „baft er ftubieren fann". ,3 tnmer bebrangter würbe bie Sage
be3 2lbte3 t)on Sftonat ju 2ftonat unb nod) in bemfelben 3aljre 1^36 würbe
er auf ©efefyt be3 §er$og3 fcerljaftet unb gefangen nadj Stuttgart abgeführt.
3ftan Hagte ifjn an, er t)abe 30,000 fl. son ben ^(oftereinfünften auf bie
1 <Bgl. Crusius III. 1. 2. c. 2. Pregizer 131. ©cfjmiblin (Sofleftaneen. 3Jifcr. —
§errenalb.
2 <£ä ift bie§ ber fpätere 2lbt ©eorg Xripelmann genannt $ite ober ^ßai^.
8 Staat§ard)W. $errenalb. $erg. Orig.
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32 $ie eiftercienfcr^lbtet
Seite gefd^afft unb um ein ©eftanbnift ju erpreffen, tvurbe er gefoltert. 1
SDie Vertvanbten beS 2Xbteö baten für iljn um $reilaffung. £>en 22. Januar
1539 bittet 2 §an£ ®ö$ bereite von geuerbad) mit feinen SSertvanbten ben
^erjog Ulrid), er möd)te feinen Stoiber, ben 2lbt von §errenatb in 33erücf=
fidjtigung feines SltterS aus ber jpaft enttaffen. Slltein ber 2lbi blieb im
©efangnift. 35ier 3i a *J re fpater brachten bie 2?ertt>anbten eine 33ürgfdjaft
von 4090 f(. für feine greitaffung auf. Sine dlttyz von Original=33ürg=
fd)aft3=Urfttnben für iljn dat. Sftontag nad) SSiti 1543 finb im Staate
2lrd)ive. £)er 5lbt blieb jebod) in ber @efangenfd)aft unb ftarb im ©efangnift
ben 11. (September 1546 unb mürbe ju Stuttgart begraben. 3 %laä) ber
OberamtSbefdjreibung Seite 167 ff. befinbet fid) in ber §errenatber Äircfce
im fog. ^arabieS ein @pitapl)ium biefeS 5lbte3 unb am ^JfarrfyauS bafelbft
fein 28appen Von 1533 mit feinem SBafytfprud) Ama me, te semper amavi.
3)en 16. September 1548 überfdjicft ber $ogt Steuer bie l)intertaffenen
23üd)er beS 2lbte3 SufaS ®6j an bie föanjtei. 4 3Ba$ viele (Sonventuaten
gu §errenalb an ©taubenStreue unb Opfertviltigfeit festen tiefen, baS evjefct
reid^Itd^ bie £reue unb geftigfeit iljreS 5lbteS i'ufaS, welkem aU mutigem
33efenner ein ruhmvolles Slnbenfen bleibt, benn ber £ob im ©efängnif3 mar
für iljn ehrenvoller als eS ber £ob auf bem 2lbtSftuf)te getvefen tvare.
§er$og Utrid) führte inbeft bie Deformation nidjt btoS j$u ^errenalb
burd), fonbern auä) in ben Dörfern beS ÄtofterS, roetd^e im SD^arfgrafli^
33abifd)en ©ebiet gelegen tvaren unb bemächtigte fid) ber bortigen Ginfünfte,
$inS= unb Sagerbüdjer. £)ieS betrachteten bie SSormünber ber nod) unmün=
bigen Söfyne beS a. 1536 geftorbenen 3Jiarfgrafen 23em^arb von 23aben
als einen ©ingriff in frembe De^te unb erttrirften vom 9?eid)Stammergeridj)t
gu Speier ein fdjarfeS Sftanbat, baf; £>erjog Ulrtd) ben Vertrag von 1497
beobachten folle. S'aburd) fam ber ^erjog in einige Verlegenheit, toeit er
audj wegen Sftautbronn unb Sanct ©eorgen vor bem Äammergeridjt in
^ßroce^ ftanb. (*r tief} baljer burd) feinen 2lntvatt gegen ben ®erid)tSjtvang
beS föammergeridjtS proteftiren mit ber 2ftotivirung, baft bie dürften von
Sßürttemberg feit alter $tit von bem ©eridjtSjtvang alter 9teid)Sgerid)te befreit
feien. 2ln bie marfgräflid)en 9Sormunbfd)aftSrättye fd)icfte er feinen £anbljof=
meifter 23alttyafar von ©ültlingen mit Dr. ^pljitipp Sang, unb eS fam eine
Vereinbarung gu Stanbe, baft ber Streit burd) ben (Stjurfürften Subtvig
von ber ^falj entf Rieben werben folle. SMefer gab ben 14. SJiai 1539
feinen ©ntfdjeib, baft bie Sofumente im Älofter ^errenalb ju vermähren
1 «Sattler, ©erjoge ip. 73. Crusius IL 10. c. 8.
2 <3taat§ard)iu n. ct. 0, $ap. Ortg.
3 (5tf)mibün W\cx. a. a. £).
4 StaatSardjtu a. o. D.
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§errenatb. 33
feien unb ber Vertrag bon 1497 in föraft ju bleiben tjabe. (SS brauen
inbeö hierüber neue Streitigkeiten au$, meld)e bis 1558 maljrten. *
9tad) bem fd)tnalfatbifd)en förieg muftte ba$ Älofter bem Orben lieber
gurücfgegeben merben unb bie nod) tebenben (Sonfcentualen würben aufgeforbert,
uadj £errenalb gurücfgufeljren. S)en 7. Oftober 1548 berietet 2 $ftarfu$
SSefenberger, 33urfirer ju Sftautbronn, an ben §ergog: (Sr fyabe Sftadjfrage
gehalten, ob bie (einerjeit nadj SDfoutbronn fcerorbneten (Sonfcentualen mieber
in iljr Ätofter jurürffe^ren motten: ber (Sonfcentuate $l)ütyp fcon Urad),
tx>et(f)er 12 3>atjre ©ubbiafon in §errenalb gemefen unb je£t in 2Jlautbromi
fei, begehre lieber in'3 Softer §errenatb gu fommen, ebenfo motte SftifoIauS
Urad)er, ber in Sinbetftngen gemefen, lieber borten. £>erfelbe 2ftarftt$
SSefenberger f treibt 3 ad)t Sage fpater lieber an ben £erjog: ©nabiger gürft
unb §err! @o tjab id) aud) gemifctid) erfahren, bafc nod) brei ober fcier
fcon §errenatb feien, fo einen 2tbt fcon ben gmeien ermä^It, 9tamen3 S 60 ™ 11 ^ 4
ber gemifctid) an föaiferlidje 2Jlajeftat ober an ba3 Äammergeridjt fupplicirt
(um 9?eftitutton). 6r fönne bef$a(b feinen Auftrag nidE>t ausführen unb
„§errenalb" befid)tigen, ba iljm bieS Sftadfytfjetf bringen mürbe. Wlit bem
neuen 2lbt ju Sftaulbronn fyabe er fcertyanbelt, berfelbe tyabe iljn an feine
bem Ätofter getraue ^ßrofeffion ermahnt.
35er 33urfirer mar barin aud) red)t berietet, benn in ber Stjat mar
ber frühere §errenalber (£ott>entuate ©eorg Sripelmann, genannt ^öfc ober
aud) Spaiö fcon Tübingen, jum 2lbt fcon §errenalb gemäht morben unb
mürbe oon bem 33ifitator oon §errenalb, bem 2lbt Sfyeobalb bon Nienburg,
in folenner 2Beife proflamirt unb inftaUirt, ben 15. Sftofcember 1548, wie
e3 fdfyeint, in Nienburg. 5 2lm 5. September 1549 mürbe er fcom Grjabt
^o^ann t>on (Sifterj beftatigt.
2lm greitag nad) 3Jlartini 1548 bittet 6 ©eorg Jripetmann ben §erjog,
iljm ba$ Softer §errenatb, bem SSMtten be# ÄaiferS gemaft, ju überaus
morten unb überfenbet jugteid) ein ©djreiben 7 be$ SSifitatorS, 2lbt$ Jtyeobalb
ju Sfteuburg im gorft bei §agenau, morin berfetbe begehrt, ber §erjog fotte
ba3 Softer jperrenatb mit aßen Dtedjten an ,3^9 Jrtyelmann übergaben,
darauf antmortete 8 ber §erjog in einem ©djreiben an ben SSifitator: @r
1 Schoepflin, Hist. Zaring.-Bad. III. 23. Ullb <5(ltt(er, §cr$Oge III. 133 f.
2 6taat3ard)ii> a. a. O. örg. $ap.
8 ©taatöardjto. £)rtg. $ap. dat. üJtaitlbronn 14. Oftober 1548.
4 ©eorg Xripclmann.
5 Sßgl. Pregizer ©. 139.
6 ©taatöar^iu a. n. C £)rig. ^5ap.
7 (Sbenbafet&ft. Crg. $ap. dat. 16. ftoö. 1548.
8 ßbcnbajelbft. $ap. dopic. dat. Urad) 24. ^od. 1548.
01 otijcnfjäust er, Abteien it. Stifte. • 3
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34 Sie (Siftcrcienfer*2lbtci
fydtte als &aftbogt baS Stecht, gegen bie oljne fein SBiffen vorgenommene 2Bal)l
£rip etmann'S ©inwenbungen gu madfyen, trotte aber bavon abfegen. Srtyetmann
fyabe jebocf) nac^ Stuttgart gu fommen, bamit man mit iljm berljanbetn tonne.
$)er neue 2lbt teiftete btefer Slufforberung gotge unb am 28. Januar 1549
tarn eine Uebereinfunft jtüifc^en ifym unb ber Regierung gu Staube, gemdft
beren ber 3lbt feinen 2lnfyrud() ergebt auf baS, was in ber ^ttrifdjenjeit in 516=
gang gefommen unb serfauft Sorben ift. 33ei fünftigen 3lbtswal)len muffen
fyergogtidfye ©ommiffdre gugegen fein u. f. w. S)aS bon Sripelmann untere
fdjriebene Original ift im St.=2lrd£)toe. Unter gleichem S)atum mürbe ber SBefefyl
bon ber Regierung ausgefertigt, bem genannten 2lbte baS ftlofter mit allen
9ted)ten unb (Sinfünften gu übergeben. So waren }e£t alte duneren §inberniffe
Ijinweggerdumt, aber bamit mar baS DrbenSteben in §errenatb bodf) nidfyt fyer^
gefteßt, bagu Ratten Safyre, btelleid)t 3>afyrgeljnte gebort. Sripetmann wirb faum
mefyr als brei üon ben alten ©on&entualen in §errenatb wieber gufammenge= .
bracht Ijaben, barunter (Son&entuaten ^ittyp, fcisfyer in SDfoulbronn, eine fetyr
gweifetljafte ©Werbung. 2ludj ein 35rg Tübinger wirb bom 35ogt 3Benbet=
Steuer aufgeforbert, ins Älofter gurücfgufeljren; 1 geigte firf> aber nidjt geneigt
unb fdjreibt gurütf, er wolle in triergeljn Sagen 3lntwort geben. £)ie 2lften
geigen allenthalben, ba§ eS im 3ntcrim ebenfo fdtjwer war, fird^tid) gefinnte
Söettyriefter, wie fotdje Wonfye gu erhalten, benn in ben oorangegangenen
^aljren fyatttn bie vertriebenen gtaubenStreuen ^riefter auswärts ein Untere
fommen gefunben, baS fie nidjt fcertaufdfyen wollten gegen eine unfidjere
©^ifteng, welche ni<f)t langer bauern tonnte, als bie fiegreidtje Stellung beS
föaiferS. ©benfo wenig sollte ein aufrichtig fattjolifdjer ^ßriefter ben un=
fatfyolifdjen 3Sorf<f)riften beS Interims fidf) unterwerfen, äßie bef$atb bie
SBettyriefter im Interim gu einem großen Jljeil aus e^fommunicirten, t>er=
heirateten, dfyaraftertofen Seuten fidj refrutirten, fo mar trietfadfj bie 3ßieber=
tyerfteltung ber Älofter nur dn Schein unb fetbft mandfye Siebte innerlich
mefyr tutfyerifdf) als fat^olifd^, wie bie gotgegeit lehrte. Sripetmann naljm
Jef$t bom Älofter lieber 23efi£, unb bie ©infünfte würben ausgefolgt. üftur
mit ber Sftücfgabe ber 3)ofumente war bie Regierung, wie überall, fo audl)
in §errenalb, fetyr fdumig. 2lm 10. $fterg 1551 fdfyreibt 2 ber 2lbt nadj
(Stuttgart, ,er fyabe fdfyon mehrere mal um bie gunbationSbriefe unb anbere
Sofumente gebeten unb immer fe^le nodfy ein S^eit berfetben. Woä) einige
^afyre friftete ber fat^olifd^e (Sonbent fein Seben, aber nidE)t im ^rieben, wie
bie Sefd)Werben breier (£om>entuaten üom 26. Stoüember 1555 geigen. 3 3 m
folgenben 3Jionat leiftet Sripelmann auf fein 2lmt unb feine 2lbminiftration
1 6tantöQvd)tü a. a. £>. Org.*Sc^reiben üom 3. unb 9. 9^oü. 1548.
2 Staatöar^tü. Org. ^ap. dat. §errenalb.
8 6taat§ard)tü. Drg. ^ap.
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Jpcrrcuatb. 35
ÜSerjid)! 1 wegen Sltterg unb „au# anbern bewegenben Urfadjen" — unb jieljt
ftd) mit einer ^ßenfion jurücf nad) Wartungen in ba$ neugebaute §au# im
^ftegtjof. ®ie 23erjidjtleiftung ging oor fidj in ©egenwart ber Siebte:
§einridfj oon Sftautbronn, Sebaftian oon 33ebentyaufen unb ,3oljanne3 fcon
ÄonigSbronn.
©eorg £rtye(mann war nad) einem Slftenftütf Dorn 5lnfang be# 3>atjre3
1536 fdfyon 49 ^atyr alt unb 30 3i a ^ re im Orben, war alfo bei [einer
2krjid)t(eiftung am 4. 3)ejember 1555 69 ^atjre a Ü- ® ag ftürbe feine
3>erji(^tleiftung rechtfertigen, aber um fo weniger feinen (Sntfdfytuft, ben
©tauben nodt) ju wedfyfeln unb ju heiraten. 9ta(^ einem fo langen föampf
unb fo vielem Wifcgefdfyicf, nadfybem er fcor 20 Safymx, wie er fetbft mit
feiner Unterfdtjrift in einer Urfunbe bekräftigt, ba3 Seibgebing auögef dalagen
unb lieber bag §au3 oerlaffen afe „ber neuen Sefte" betyfttdfyten wollte,
fdjliejst er faft 70 ^etyrt alt feine tfau.fbafyn mit einer §eirat unb mit bem
2lbfatl.
Sein 9tadE)folger würbe ber oben erwähnte 3ty oftat $t)iltyp £)egen Don
Uradfy, erfter tutfyerifdjer 2lbt oon §errenalb. @r ftettt am 1. 2)ejember 1556
feinem Vorgänger Sripelmann eine Urfunbe aus, 2 welche fagt: 2lbt ©eorg
Xripelmann tyabe fidt) entfdjtoffen, „in ben fcon ©Ott felbft eingefe^ten @^e=
ftanb ju treten". $)ie$ fotl iljm an feiner Sßenfion feinen (Sintrag tljim unb
fott er audj feine $aU auf fein SBeib unb feine Äinber »ererben fonnen.
9tod() in bemfelben Wonat mu^ er geftorben fein, wenn ber 23eridjt be3
ßruftuS richtig ift; Sripetmann fei a. 1556 geftorben unb gu Sftagerfingen
begraben worben. 3
3u §errenatb würbe je^t ß^riftop^ Älofterorbnung oon 1556 ein=
geführt unb wie anberwartS eine fötofterfdjute mit jwei ^räceptoren errietet,
vod&)t a. 1595 wieber aufgehoben würbe. £)ie 9tac^fommen ber Stifter,
bie ©rafen fcon ©berftein matten fcergebtidje SSerfudje, nadf) Sluffyebung be3
ÄlofterS bie fcon itjren 23orfaIjren geftifteten ©üter wieber an tyx §au3 gu
bringen. 4 — ^n $otge be$ 5fteftitution^(?bifte3 oon 1629 würbe §errenatb
wieber ben (Sifterctenfern übergeben. 2lm 8. (September 1630 tarn naä)
£errena(b bie taifertidfje (S^efution^ßommiffion, ^o^ann (Jbertjarb Sd)enf
fcon ßaftett unb §an£ $afob Sodjer, ©raftidf) Sutjifdjer Oberamtmann nebft
brei ßiftercienfern unb fyunbert WuSfetieren. ©er Dberfcogt 3oft gaber ju
Neuenbürg unb ber Unterzogt griebridj Sftumpredfyt proteftirten. 2lt3 fte ben
(Sommiffaren barauf erftarten: bie fötofteruntertljanen feien waljrenb be£
1 ©bcnbafclbft. $erg. Orig. dat. 4. 2)05. 1555.
2 <Etaat3arcf)ti) a. a. O. Drg. $erg.
3 $Ql. Sattler, ©ift. Söefdjr. II. 279. unb Crusius P. II. 1. 10. c. 8.
4 $gl. flrieg ®. 156.
3*
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36 $te (£iftemenfer*9lbtei §errenatb.
Interims bei ber aug$burgifd()en (Sonfeffion betaffen roorben unb muffen atfo
audf) je£t bie proteftantifdben Äirdfyenbiener bleiben, ba beriefen fidf) bie 6om=
miffgre auf ju emartenbe faifertid^e 33efefyte. S)er neue 2lbt SftifotauS
33ronneifen aus Ätofter <Salem begab fidfy mit gtt»ei ßonoentuaten au3 ber
Verberge in bie Äirdfye unb natjm mit einem ©otteSbienfte Dorn Ätofter 33eft£.
35arauf mußten bie Älofterunterttyanen fyutbtgen. S)em bisherigen tuttjerifdfyen
2lbt unb Pfarrer j$u Soffenau ttmrbe ber ®otte#bienft unterfagt unb auf=
erlegt, binnen 2Jlonat$frift bie ^ßfarr^aufer ju räumen. 3> m 3 a *J r 1632
mußten bie 3Jlon(^e t>or ben fyeranjieljenben Sieben fliegen, tarnen aber
1634 nrieber, a. 1642 mürbe ber 5lbt fcon einer 2lbtljcilung ber Sßeimar'fdfyen
2lrmee gefangen genommen. 1 3 U golge be3 toeftpljatifdjen griebenS tarn
ba3 Ätofter am 24. Januar 1649 nrieber in ben 33efi£ SBürttembergS; bie
nun ttrieber fotgenben proteftantifdjen Siebte moljnten nidjt metjr in §errenalb.
Reihenfolge ber fat^otifd^en Siebte t>on ^errenalb. Ulrid^ 1177.
2llbert 1207. ©iger 1216. Subttrig 1221. Sßattyer 1224, 1227. ©ber*
^arb 1240—51. Sßaltyer 1254—60. ftonrab 1262—81. SJtarftoarb
1284—1302. $einri<$ 1313. Rübiger 1317. 33ertl)olb 1326. ©bewarb
1329—34. §einri<$ 1335, 1341. Ruprecht 1344—64. 2Karftt>arb
1366—98. §einri<$ 1400—1403. ftonrab 1414—1419. $etoru$ 1427,
f 1459. Sodann fcon ©ertmgen, f 1466. «3^ a « n &on £wrb, t 1469 -
Sodann fcon Ubenljeim 1469 ff. RifotauS Sßagenleiter 1476, f 1485.
^Bartholomäus öon Lichtenberg, f 1505. m$aü <£<$oK 1505—1518.
Wlaxlvß ©d^on 1518, banft ab 1527. SufaS @5fc 1527, a. 1536 ge=
fangen gefegt. ©eorg Jrtyetmann 1546—1555. RifotauS Sronneifen
1630 ff.
1 SSgl. £agbud) be$ 2(6t3 uon 1640 biZ 1643 bei 5D?one £UteHcnfammtmtg I.
244-50.
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III. Wxt CiJimtenftriRfrfei Mavdbxonn.
5)a3 fdjönfte &tofter SßürttembergS unb oielleidjt ganj 3)eutf<f)tanb$
ift ba£ (Siftercienfer-fttofter SJiautbronn, einft jur SDtöcefe ©peier geljorenb.
©lütflidjer SBeife finb bie pradjtfcollen iöaubenfmate 3Kautbronn$ siemtic^
unüerfefyrt bis fyeute ermatten unb finb in neuefter 3eit fcom SanbtStonfer^
üator 3)r. ©buarb ^autu3 mit ebenfo biet 33erftänbnij3 tt>ie Siebe betrieben
werben, £>a3 Softer mürbe geftiftet a. 1147 &on Söatter fcon SomerSljeim.
£>ie papftlicfye OriginakSeftatigungSurfunbe fcom 29. Sftarj 1148 befinbet
fid) im ©taatSardnfc. * SDte erften 3ttondje würben fcon Neuenbürg bei
^eigenem berufen. £)er (Stifter Sßalttyer fetbft trat in ba3 Ätofter ein unb
würbe in ber Äirdje begraben.
2)urd) ba£ ganje Mittelalter blühte in bem Softer eine muftertyafte
3ud)t, ber ©eift be£ fyl. 33ernljarb waltete in itjm, unb e3 fonnte ben beutfdjen
ßiftercienfern jum SSorbilb bienen. £>abei ftieg aud) fein materieller Sßotjt
ftanb, fo ba§ e$ ba£ reid)fte Softer beä jperjogtljumg war. @rft im legten
SJienfdjenatter, fcor feinem Untergang, als überall bie ^Resolution ityr §aupt
erljob unb 9üle3 wa3 bi^er für ijeilig galt bem @pott unb ber 33eradjtung
anheimfiel, ba war e3 aud) in $ftaulbronn nidjt meljr mogti<f), ben ©eift
be3 Shtfrutyr« gu bannen. 2>en 3ftond)en woEte baS ^od) ber ftrengen
(Siftercienf erreget ju fdjwer werben, fie lehnten fid) a. 1503 gegen ben
3lbt ^oljanneS VI. auf unb jwangen iljn jur 2tbbanfung. einige 3Jlönd)e
üertie^en ba3 Softer.
2tl3 §er$og Utrid) ba3 Sanb wieber gewonnen fyattz, war fein erfter
©ruft/ wie an anbere Älöfter fo aud) an 2ftaulbronn, bie gorberung be3
falben ÄtoftereinfommenS als ©teuer. 23alb barauf famen bie fyerjoglidjen
Sommiffare im ©ommer 1534, übergaben ifyr (Srebenjf ^reiben unb ber^
lünbeten bem (Sonüent bie 33efeljte be$ §er$og3. darauf nahmen fie ein
genaues ^nöentar al ^ er Äloftereinfünfte unb SSarfdjaft auf, bie £>ofumente
1 $gl. ©örreä, ©., fciftor. Safjrbud) V. 4. Seite 537.
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38 $ie eiftercicnfer^btci
unb SBertljfacfyen mürben in einem ©emßtbe eingefdfytoff en , ju melcfyem bie
(Sommiffäre ©inen ©d^tüffel mit fid) nahmen, ©dfytiepdf) mürbe bem ®on=
fcent, metdfyer, lant feiner Ätage beim ^eidjSt ammergeridfyt , „unfcerfetyentidj
flberf allen" korben mar, ftrenge eingefdfyarft, fcon bem ©efi^ljum unb ben
Ginfünften be3 ÄtofterS nid)t3 ju fcerauftern. SDabet würben bie 2Jlond)e
„ju ungebütyrlidfyen ©tübben gebrungen", b. Ij. jur 3lnerlennung fcon unge=
redjtfertigten 33erpflidjtungen gegen ben ^erjog. 2ltö bie (Sommiffare jur
3»nfcentimng anfamen, mar ber 2lbt fdfyon entflogen nadfy ©peier, tt>o ba$
Ätofter einen ^pegljof Ijatte. 2)orttjin fott er aud() 2$er%egenftanbe au$
Sftautbronn mitgenommen tjaben. 2lbt mar bamats 3o§anne$ üon Sinjingen.
(£r mar am 7. 9Jiai 1521 erwählt morben. 9laä) 23rufd)iu3 mar er theo-
logiae bacalaureus in Heidelbergensj gymnasio designatus vir tanto
honore et officio (abbatis) non indignus. $u @^cier führte ber 2lbt
alsbatb fölage gegen ben §erjog fcor bem ^eidf)g!ämmergeri<f)t unb ermirfte
aud) nod) im laufenben Sofyvt 1^34 ein Äammergerid^manbat, 1 meldfyeS
bem §erjog 33rudj be3 SanbfriebenS unb be£ 3lug3burger 3faidj3tag3=2lbfd)ieb$
fcormirft unb iljn unter ©trafanbroljung aufforbert, fcon feinem SSorgeljen
gegen 3ftaulbronn abguftefyen unb bie 2ftönd)e ber abgebrungenen SSerpflid^
tungen mieber ju enttaffen. 2)em §erjog madfyte sorerft ba3 -Iftanbat nod)
ttirf)t bange; er Ijatte fdjon fcor antritt feinet getbjugS na<^ 3Bürttemberg
am 8. gebruar 1534 ben beiben Äammergeridjt^$ßrofttratoren 3)r. Submig
§irter unb Sicentiat SofyanneS ^etfmann fein instrumentum protestationis,
ratificationis et adhaesionis omnium hactenus per evangelicae unionis
Status ubivis actorum gugefd^icft, morin er melbet, ba£ er bem fd)malM=
bifd^en 33unbe beigetreten fei unb mit bemfelben gegen bie SDfonbate be3
^eidl^fammergeridjtö, als in 9tettgion3fad£)en parttyeitfdf) unb fcerbädjtig, pro-
teftire. £>ie §tud)t be3 5lbt3 nad) Speier mar anfangt bem §er$og 9 an J
ermünfdjt, benn er mottte je£t atsbatb einen anbern iöm gefügigen 3tbt
mahlen taffen. 3 U biefem ^mede mürben bie 9Jlßnd)e gegen ben 2lbt auf-
gereijt unb iljnen angefonnen, gegen ben 2lbt ftagenb aufzutreten. %laä)
Sattler, §erjoge III. 92. unb (Stalin IV. 397. Ratten bie 9Jlöndje aud) in
ber £tyat eine fötage gegen itjren 5lbt eingereiht, meit er entmid)en unb bem
Älofter feine Briefe unb @d)ä£e entmenbet Ijabe. 2)iefe 2lnnatyme ift aber
irrig. ©8 ift namtidj im Staatsarchiv ein 2lftenftüd fcorljanben 2 mit ber
Ueberf dfyrift : Pro defensione et responsione conventus Rationes, marumb
fie md)t lonnen füglid^ auf mürttembergifdfy 2lnreijen miber i^ren ^retaten
^anbeln 1534. ©arin fagen bie SKondje: 2Bir erfennen ben ^ftrften al^
1 ©ebrucft bei Besold. Doc. 876 unb Petri Suev. eccles. 596.
2 ©taat^ar^iü 9ttaulbronn.
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ÜKauf&ronn. 39
unfern @d)irmf)errn. 2Bir tyaben uns ftetö geljorfam gezeigt unb finb nodj
billig ju tl)im „was un$ migtidj". SIber wir fonnen nidjt gegen unferen
^retaten flagen, benn 1) Unfer £err (ber $pretat) l)at alle ©riefe unb etliche
23arfd)aft bei iljm, alfc tonnten wir, wenn wir Wagen, barum fommen;
2) 2£ir folten gegen unfern 2lbt ftagen, aber e3 ift ja mannigtidj befannt,
baft unfer 2lbt ein guter §au$l)alter, baft er alle ©üter unb baö ©otteö-
f>au3 gebeffert f>at. @r ift forgfättig gewefen, l)at altes fleißig verzeichnet
it. f. w. 2ßir finb bem 2lbt jum ©eljorfam verpftidjtet u. f. w., wir tonnten
e3 weber vor ©Ott nodj vor ber Sßett verantworten, gegen ifyn ju fyanbetn.
2tm ©djtufc fagen fie : $)er 2lbt fei alt, man werbe alfo woljl warten tonnen,
m ©ott tyn f)ote.
£ro£ biefer Stimmung be£ (£onvent3 wollte §erjog Ulridj bodE) bie
■Jleuwaljt eines i^m gefügigen Slbteö burd)fe£en unb beauftragte bamit ben
SSogt von Sftaulbronn Ulrich von §lel)ingen unb 9teinljarb von ©adjfenljeim.
Sie beiben genannten berieten 1 am 21. November 1534 über bie 2tu*-
füljrung ifyreS Auftrags an ben §erjog wie folgt : Sie l)aben fd)rifttid)en unb
münblidjen 23efel)l, weil jefct in SWauIBronn ein 2lbt ju wallen, fo feilten
fie bei ber SBaljt fein unb bafür forgen, baft einer gewählt werbe, „ber
taugeutid), aud) (htrer $ürfttid)en ©naben Partei unb nit wiber baS 25>ort
©otteS wäre". Sie fyaben ben ßonvent flei^igft jur 2öal)l ermahnt unb
i^m erftart, baf$ biefe nur jum Wul^m beS fötofterS fein foHte, bie TOöncfye
aber Ijaben fic3^ geweigert, „weit fie nod) von ifyrem jefeigen ^prelaten nit
lebig". S)arauf Ijaben fie jeben etnjetnen (Sonventualen tnSbefonbere ermahnt,
allein fie Ijaben e$ burdjweg abgefdrtagen. Gbenfo l)abe aud) feiner fid)
bereit fiuben laffen, bie 3ßal)l anjuneljmen. S)arauf Ijaben fie an ben 2lbt
fetbft gefdjrieben, biefer aber l)abe fid) nod) mel)r gegen eine fotd)e 2ßal)t
gefträubt. darauf tyaben fie bem (Jonvent erflärt: fie, bie ©ommiffare,
wollen jefct fetbft einen aus bem ßonvente jum 2lbt wagten. Ob fie biefem
bann ©efyorfam erjeigen werben ? ©ie antworteten : einen oljne fie gewallten
2lbt werben fie niemals anerfennen; fie wollen beim dürften fu^liciren,
baf; er von feinem 33egef>ren abtaffe. 2)ie (Sommiffare fahren in iljrem 33eridjt
fort : 2Bir geben ben Sftatl), ber gürft möge von ber gorberung einer 2öaf)t
abfielen unb bem SSogt einen 2Beltlid)en beiorbnen, ba| er mit bem (lutljerifd)
gefinnten) 23urfirer tyanbte unb beS ÄtofterS 2)iener unb Pfleger in ^pftidjt
neljme. Sßolte aber ber gürft auf einer SBa^t befteljen, fo machen fie barauf
aufmertfam, ba| im ganjen ßonvent fein tauglicher fei, ber jum 2lbt gewallt
werben f5nnte, aU altein ber Surfirer. Siefer ^abe nad) glaublichem 33erid^t
„Siebe jum 23?ort ©otteö". ©S feien aud^ etliche junge ^Jriefter ba, „bie
1 <5taat3ard)iu a. a. 0. Drtg. $ap.
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40 $ie (Siftercienfcr*2lbtei
(Surer gürftlidjen ©naben unb bem 3ßort ©otteS anljengig", Don biefen nun
follte einer gum 33urfirer, bie anbern gu anbern Slemtern im Älofter erhoben
»erben, bamit, wenn fcer alte 33urfirer 2lbt geworben, er trene Sluffe^er I)abe,
„unb @. %. ®. audj be$ göttlichen SBortä falber t>ertraulid)er geljanbelt
werbe". £)er neue 2lbt lönnte bann aud) mit benen gu 33eri3 unb ©nfen
(mit ben gu ^päriS unb (SnfiSljeim fcerweilenben 5ftondjen) fyanbeln, benn
biefe würben ja bodj nid)t fommen, wenn bie Regierung fie gum ©rfdjeinen
aufforbern würbe. 2)er fcorfteljenbe 23erid)t gibt einen flaren (Sinbticf in ben
gangen ptan, nad) weldbem man bie Deformation ber Softer burdfjfüljren
wollte, wie man gunädfyft bie ©ewalt im Softer ber lutljerifd) gefinnten
^artei, weldfye aus nafyeliegenben ©rünben gumeift in einigen jungen (5on=
t?entualen beftanb, in bie §dnbe Rieten wollte, um fo ofyne größeres 2titf^
feljen in ben 33efi£ ber ©tnfünfte gu fommen unb gugleid) ben ^roteftanti^
mu3 etngufüljren. SDte 3flond)e ftagten wieber beim föammergeridfyt, wäfyrenb
Ulrid) unbeirrt mit feinen Sftaftregeln fortfuhr, wogu er fid) be$ 9Sogt3 Ulrid)
fcon gle^ingen unb SfteinljarbS fcon @ad)fenljeim bebiente. * darauf würbe
ber §ergog am 11. 3Jlai 1535 &om 9faid)3fammergeri ä)t gu @peier gur
Verantwortung fcorgelaben. 2 3 n * er 3Sorlabung wirb bem §ergog gum 2Sor^
wurf gemacht, ba§ er trofe ergangener 2lufforberung beä ilammergeridfytS fcon
ber Occupation unb ©ewalttljatigfeit gegen 3flaulbronn nidjt ablaffe, bem
2lbt fyabe er alle ©ewalt genommen, einen ^ßrebiger ber neuen @e!te nadj
Sftaulbronn fcerorbnet. tiefer ^rebiger reige bie ^Srofeffen gu unorbentlidjem
unb ungebüljrlidfyem 8eben unb SBefen wie aud) gum Ungetyorfam unb fcer=
urfadje „ein ©etäuf ber Sftadjbauren". 2Sor gwei Jagen, am 9. Sftai feien
be£ §ergog$ Wiener, §an$ ßonrab Don £ljumb, §eing fcon Supern unb
Organift Ug (Ulrid)) fammt anberen in be$ ^ßrelaten 3Bo^nung gu ©peier
eingebrodfyen, fyaben brei Jpren eingeftoften unb feien mit gegogenen Jßaffen
fcorgebrungen, wie fie aud) ben 3lbt in iljre ©ewalt gebraut Ratten, wenn
nidbt bie 23ürgerfd)aft ifym gu §ilfe geeilt wäre. 2luf bie SSorlabung be3
ÄammergeridjtS machte inbeS ber §ergog bie nai&e ^umutljung, ker 3l&t
folle ifyn * nicfyt beim 5?ammergerid)t t^erf lagen, f onbern fcor feinen Dat^en gu
Stuttgart. 8 Sftaulbronn war t>on Utrid^ gum ©ammelort beftimmt, wo bie
ungefügigen 2ftßnd)e be^ gangen 8anbe^ internirt werben follten. gaft alte
gogen aber bie 2luöwanberung t>or, bod) famen etliche, wetd^e in (Sonrab
2öet§ einen lut^erif^en Sefemeifter erhielten. %n bemfelben 3a^re 1535
fe^te Ulrid^ in bem Älofterborfe Unteröwi^eim einen Pfleger, unb bie Gin-
1 <5taat3ard)iu a. a. D. £)rig. $ap. (Jrebeng für bie beiben obgenannten; ba&
einzige §lftenftücf f in weldjem Ulrich unterfd^rieben ift.
2 $ie SSorlabung ift gcbrucft bei Besold. Doc. 879. unb Petri Suev. eccles. 597.
3 ©attler, ^cr^ope III. 73 ff.
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Sttaulbromt. 41
ler mußten il)m als ©cfyirmfyerrn ljulbigen, baburdj würbe er aber in
reit fcerwicfelt mit ©f)itrfürft Subwig fcon ber $ßfat$, in beffen Sanb baS
orf gelegen war. S)er (Streit würbe burdj ein SdjiebSgericfyt gefdjtidjtet
Jen 4. gebruar 1536. 1 2tuS bemfelben 2lnlaf$ tarn es in Sftaulbronn felbft
^u ©ewalttljdtigteiten gegen bie flflßndje, weil fie fidE> weigerten, bie &lofter=
Untertanen ju OewiS^eim fcon ber bem 2lbte geleifteten §ulbigung $u ent=
laffen. ©egen bie iljnen wiberfafyrenftt Unbilben reidjen a. 1536 ber Sßrior
Otmar fcon greiburg nnb ber (Sonfcentuale 8ubwig ©turmer einen ^ßroteft 2
beim 3?eidjSfammergerid)t ein. (Sie bringen barin flagenb &or: 2lm t>er=
gangenen 18. Sfterj famen §anS ßonrab £l)umb ber (Srbmarfcfyall, 33altf)afar
oon ©ültlingen unb SDoftor ^iltyp 8ang mit (Srebengbriefen in baS Älofter
3flaulbronn unb begehrten ernftlid) Don mir bem ^Srior unb Don ben 6on=
oentuaten, bap wir bie ^lofteruntert^anen ju OewiSljeim t>on iljrer bem 2lbt
geleifteten §utbigung frei laffen unb entlebigen follen. SBir wtberfe£ten uns
biefer unfcerfeljenen 3umutf)ung unb erflarten: bie Untertanen l>aben ifyren
@ib nid)t uns, fonbern bem 2lbte geteiftet. 2lber bie SSerorbneten tyaben uns
barauf nod) emfttidjer angefahren unb fcfyrecftidje $>roljungen ausgeflogen.
Unb als idj Subwig Stürmer nic^t atsbalb $a fagle, fonbern mit gebogenen
Änieen unb jur (Srbe geneigtem 2lngefid)t gebeten fyabe, ba führte man mid)
mit Ungeftüm fyinweg in ben Werfer unb lieft midj barin, bis id) mid) l)abe
ergeben muffen. (So würben wir gejwungen unb gebrungen, eine fcon ben
2Serorbneten aufgefegte Grflarung ju unterfdjreiben, baf; wir bie OewiS^eimer
i^rer ^ulbigung enttaffen. (£benfo würben wir gejwungen, anbern unbilligen
Öanblungen jujuftimmen, weldje bie 3tätl)e unb unfere 3flitconfcentualen,
nämlidj 3>o$ann Sßaiblinger SBurfirer unb 5ftar£ fcon ^aifenljaufen, fjctfcn-
befer genannt, borgenommen Ijaben. %xi S°*9 e Neffen ^ar ker 2tö* 9 e -
jwungen, gegen uns ju tlagen.
2ltS wir nun ©elegenljeit fanben, finb wir ebenbarum aus TOaulbronn
entflogen, nidjt oljne grofte ©efaljr unb „SftadjjagenS", bamit wir SBiberruf
leiften fönnen, benn wir wollen Diel lieber in Glenb unb 3Biberwdrtig!eit
oerjagt fein, als gegen ben ©e^orfam Ijanbeln. 3)emnad) fo wiberrufen wir
2llleS unb 3'ebeS was gegen unfern efyrwürbigen §errn ben 9lbt gefd)el)en.
SBir proteftiren unb bezeugen I)iemit öffenttidj gegen mdnnigtidjen , baft
foldjeS SlHeS unfer SBille nie gewefen nod) jefct ift, fonbern was gefd)eljen
ift, baS fyahzn wir getrau aus $urd)t, wegen ber 33ebro!jungen unb beS
oer^ängten ©efdngniffeS unb weil wir nic^t entfliegen tonnten.
So wenig atfo fcermodjte ber @(^u^ beS ÄaiferS unb beS dtt\ty&
1 ©attler, ^erjoge III. 91 f.
2 Besold, Prodromus. 549 f.
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42 SKc (£iftcrcienfei>9lbtei
ÄammergeridjtS in jenen Jagen fcor ber Sftieberlage beS fd)malfalbifd)en
SBunbeS , ba§ 2llleS nur auf bie ©eroalt geftellt toar. 3Sergebli<f) toar eS,
bafc nodj am 1. ,3uli 1536 dat - SnnSbrudf föonig gerbinanb im Sftamen
beS föaiferS baS Älofter in feinen unb beS SfteicfyeS ©djufe nimmt unb bem
Jperjog gebietet, ben (Jonoent unbeftf)ioert ju laffen. SDer 2lbt unb bie 6on=
fcentualen Ratten bie Ueberjeugung gewonnen, baft nirgenbsljer §ilfe ju Reffen
fei unb fie gegen bie ©etoalt nid)t aufkommen tonnten, unb befdjloffen batyer,
ben ganzen (Sonfcent fcon 5ftaulbronn nad) iljrem ^priorat ^paris im 33t^=
tf)um 33afet ju verlegen.
£en 3. gebruar 1537 dat. Cistercii [teilt SSilljelm 2lbt fcon ©tteau?
im üftamen beS (SiftercienferorbenS unb in 23ottmad)t beS ©eneralfapitelö bem
2lbt fcon 2Jtaulbronn eine Urfttnbe aus, loorin er fagt: $n 2lnbetrad)t, bafc
bem Älofter 2Jtaulbronn burd) bie lut^erifc^e ^ärefie ber Untergang befcor^
ftelje, nrirb bem 2lbt bie 3Sollmad)t gelodert, einen Sljeil ober bie 5ftajorität
feinet ßonfcentS ju 2Jtaulbronn in baS bem Softer 2Jiaulbronn inforporirte
Älofter ^päriS ju tranSferiren unb ad divinum officium devote deo per-
solvendum alle 2Jtaulbronner (Sonfcentualen batyin ju berufen, fo tt>eit fcie=
fetben nicfyt fcon ber §arefie angefteeft feien, fonbem treu im ©cfyofte ber
fatljolifcfyen Äirdje fcerljarrten unb toegen iljrer Siebe jur Jatf)olif<f)en Religion
in ber Verbannung leben. 2>em 2lbte toirb baS SRedjt geioäfyrt, fid) ben
tarnen eines 2lbteS fcon ^päriS beizulegen unb alle Viefyte eines folgen auS=
juüben auf fotange, bis baS Älofter 2Jtaulbronn ber fat^otifd)en föirdje ttrieber
gurüdfgegeben ift, unb mit ber 23ebingung, baS, toaS einmal ©Ott getoeityt
toar, nicfyt ju profanen ^tdm gu fcemenben. ^VL^lüä) ttrirb ber 2lbt
bevollmächtigt, fcon 3Jiaulbronn alle Äelcfye, föteinobien, Urhmben, ©riefe unb
SDofumente nadj ^pariS ju fdjaffen. SSknn aber TOaulbronn lieber aus ber
©etoatt ber §aretifer frei ift, fo mufc 2llleS lieber borten gefcfyafft werben,
bamit ber SBiHe ber (Stifter aufregt erhalten bleibe. 3Benn baS 9lmt beS
2lbteS ertebtgt ift, fo foHen bie (Jonfcentualen ju ^pdris berechtigt fein, jur
fanonifdjen Sßaljl eines neuen SlbteS ju fdjreiten. * 2)ie Ueberfieblung
tourbe fcom 2lbt burd) folgenbe Urfunbe befd)toffen dat. (Solmar. 28. ©ep=
tember 1537:
%ü) grater 3o$<tnne$, ^ ur( ^ ©otteS 3 u ^ffung 2lbt t>on TOautbronn,
©ftercienfer^OrbenS in ber ©iöcefe ©peier, ju biefer §anbtung beooltmädjtigt
kuxty ben 2lbt SBit^etm fcon 6iteauj im tarnen beS ©eneratfapitelS beS
ganjen (SiftercienferorbenS , t^ue !unb burc^ biefe öffentliche Urfunbe: 2£eil
mein Ätofter 2Jiaulbronn üon ber lutl>erif<f)en Secte unb beren 2ln!jangern
in 33efi^ genommen unb ber gotttid)e S)ienft abgefc^afft ift, bie aber, toeldje
1 Gallia christiana. T. v. 454, ino bie ganje lateiiüf^e Urfunbe fteTjt.
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ajtoulbron«. 43
bort tt>eiten, gelungen finb, beöfelben fid) gu enthalten, fo ba§ fie bie 9lo%
wenbigfeit, ju weichen, vor 2lugen feljen, fo $aben wir unö fdjlüffig gemalt,
burdf) bie ^öd)fte Sftotlj gebrungen, beüottmädytigt bur* unfern orbenttidjen
Obern, nadjbem wir guvor bie 1)1. SWcffc gefeiert jur (Mangung göttlicher
$ilfe unb Ijaben jur Ueberfieblung bie ^uftimmung ber gegenwärtigen nad)=
benannten trüber erlangt, nämlidj : Otmar von $reiburg, ^prior von 3Rauh
bronn, §einridj Von gerungen, ^prior ju ^päriS, SSatentin von SMlftain,
33eid(jtvater in ftönigSbrudf, SufaS von 9Sailjingen, Subprior ju sparte, £ub^
wig von 23inid)en, Kaplan in ÄönigSbrudf , ^oljanneS 8in$inger, ©ubprior
von ^Jiautbronn, welche alle gegenwärtig finb; ferner ^}ü>ov von 2©olben=
bürg, ßonventual von ^päris unb Sebaftian von (*lfaft, 33urfirer von 5ftaul=
bronn, wetdje abwefenb finb, aber iljre ^ufttmmung in öffentlidf) vorgelefenem
Schreiben angezeigt l)aben unb weldfje ben pars sanior be$ 3ftaulbronner
SonventS bilben ; fo $abe idj bemnad) befdjtoffen für mid(j unb meine 9tadj=
folger, meinen (Jonvent von TOaulbronn unb alle 9£ed)te, ©ered)tigfeifen
unb ®üter beö TOauIbronner ÄtofterS nad) bem ftlofter sparte ju tran£-
feriren, folange bi$ 3flaulbronn von ben obgenannten geinben befreit unb
mit feinen Privilegien unb dtt&ttn vollftänbig in ben alten <Stanb reftituirt
ift. 3$) Berufe aud) alle unb jebe, gegenwärtige unb abwefenbe ^profeffen,
welche ber lutl)erifd)en ^ärefie nid)t anhängen (peste Lutherani dogmatis
non infectos), gu bem genannten ftlofter in ^Säriö, bamit fie ba ben gött=
ltdfjen SMenft vollbringen unb bem bortigen 2lbte ge^orfamen. 3$ Ijabe auä)
gur 3?erptung ber ^profanation nad) sparte tranSferirt bie ^eiligen Reliquien,
Äleinobien, Privilegien unb ^iuSbüttyer auf folange bi£ ©Ott s Iftaulbronn
von feiner 33ebrücfung befreit u. f. w. 2ludj befehle id), baft ber ^prior
(Otmar von greiburg) unb ber Subprior ,3oljanne3 üon Eingingen ben
^6d)ften ^leifc aufwenben, baf$ ber gottlid)e ©ienft unb bie fanonifdfyen £ag=
geiten in sparte fleißig perfolvirt werben unb ba§ man bie lobtidfyen ©ewo!jn=
Reiten unb (Järemonien be$ OrbenS forgfältig beobad)te. ©efdjetyen 3U (Sotmar,
SMöcefe SBafel im Älofterfyof SSMben genannt in ber 2lbt3ftube. Unterfdfyriebeu
Ijaben: ^o^anne^, 2Ibt in 3Jlaulbronn unb sparte, Otmar Sftitter von grei=
bürg, $prior in 3ftaulbronn, Valentin von 33illftain, 23eid)tvater in Äönig3=
brudf, SufaS §umel von $>ail)ingen, Subprior in ^päriS, ^ubwig Reimer
von Sinic^en, Kaplan in Äonig^bruf, Sebaftian 8ober von Eingingen, @ub=
prior in 3ftaulbronn, ©ebaftian 23red^t, SBurfircr in 3flaulbronn. x
Witt ber Ueberfieblung nad) ^päriS würbe inbeö ber ^proce^ vor bem
Äammergerid)t wegen SÄaulbronnö feineöwegö fiftirt, unb Ulridb war bod)
nidbt o^ne Sorgen, baf$ bei einer veränberten potitifd^en (Sonfteltation gu
1 Gallia christiana T. V. 455 ff.
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44 $ie (£tftercienfer*3l&tei
©unften be$ ÄaiferS bie &ammer=@erid)t3manbate eine ganj anbete 33ebeu~
tung gewinnen fonnten. (§3 würbe bafyer bei einer ^ufammenfunft ber
fcl)matfalbifd)en ©tdnbe a. 1537 fcerabrebet, baft §erjog Utridfj mit ber
formellen 2lble!jnung ber (Jompetenj beä &ammergerid)t3 nodj einmal einen
23erfud) madfyeu feilte. $u biefem $wede fd)idte Utricl) [einen 23efcollmad()tigten
Dr. 8ang naä) Speier. 211$ biefer am 3. ^jutri feinen Vortrag angefangen
fyatte, fiel ifym ber Äammerridfyter ^faljgraf 3^^ an ^ in'8 Sßort unb erklärte
i!jm : Sßenn er ba$ &ammergerid)t refufire, fo f ßnne man ifyn nid^t andren.
2lm fotgenben 24. ^uti 1537 Ratten bie fdfjmatMbifdjen ©tänbe wieber eine
^ufammenftmft ju ©ifenad), unb in einem ÜJlebenabfdjiebe würbe in betreff
be3 ^Sroceffeö Utrid)S mit bem 2lbt fcon TOaulbronn fcerabrebet: Ulricl) folle
feinen ^roteft gegen bie Sompetenj beä &ammergerid)t3 bem legieren burd)
einen eigenen 23oten einljanbigen , werbe ber ^proteft nidfyt angenommen, fo
folle er in ben nahegelegenen Dörfern unb ©tabten ßffenttid) angefd)tagen
werben. Utrid) überfd)icfte bem Äammergeridfyt fein s $roteftfd)reiben, unb biefeS
fdfyidfte baSfelbe uneröffnet gurüdf unb gab an bemfelben Sag ben 33efd)eib
in ber &tagefad)e be$ 2lbte$ fcon TOaulbronn wiber $an% (Sonrab fcon J^umb
unb §einridj fcon Supern, weldfye bie Ijerjogtidjen 33efeljle gegen ben 2lbt
fcollftredten : gegen fie fotl fürber in contumaciam fcerfafyren werben. Ulrid)
lieft fein ^proteftfdjreiben burdf) ben föanjler Dr. 3>oI)ann geftter ju Raufen
am dtytin unb ju 23rud)fal an ba3 3%atfyf)au3 anfragen am 4. Sftofcember
1537. — 2lm oerbrieftlid)ften war bem §er$og, baft ber 2lbt rechtzeitig bie
9ßertf)fad)en unb ©ofumente geflüdfytet fyaitt.
(Sr mad)te baljer einen 33erfucfj, ben 2lbt jur dlMtfyx ju fcerantaffen.
2lm 20. gebruar 1542 fd)idte Ulridj einige feiner dlafyt an ben föönig $er-
binanb nad) §agenau mit einigen Sßagen ©ilfinger 2Bein unb tieft ben Äonig
bitten, er mod)te ben entwidjenen 2lbt bewegen, baft er mit feinen @d)a£en
jurücffe^re. 2>er föonig lieft fid) ben SGBein fdjmeden, aber ber 3lbt fefyrte
nidjt jurüd.
9lm 13. 3luguft 1547 ftarb ber 2lbt ^o^anneö fcon Sinjingen. Maä)
33rufd)iu3 fyatte er längere $tit im Ätoftcr ©infiebetn gelebt, unb fei bort
begraben in maiore basilica prope sacellum virginis matris. ©r Ijat
feine Saufbafyn e^renüott befd)toffen. Obgleich er in feinem 6om>ente felbft
abtrünnige tyatte, widf) er feinen Ringer breit fcon feinem dlztytt. 2>em
Slbfall jog er bie Verbannung t>or unb tonnte fo aud) fagen wie t>or i^m ein
©röfterer aU er: dilexi justitiam et odi iniquitatem, propterea morior
in exilio.
s Jlad) feinem £obe fd^ritten bie ßonoentualen ju $äri3 jur SBa^l eine^
neuen 2lbte$, unb am 15. ©eptember 1547 würbe einftimmig gewählt §ein=
rid^ Deuter »on S^örblingen, feit 20 ,3^^ ^ßrior ju ^Sari^, ein 5Diann,
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Sttaulbronn. 45
ber fidj ebenfo burd) gelehrte SMtbung, wie burd) $rommigfeit auSjeidjnete.
•Jtodj brei Satire muftte ber neue 2lbt in ber Verbannung feinet 2lmte$
malten, bann erfdjien am 6. Sluguft 1548 ber 9teftitution$befef)l für 2ftaul=
bronn. *
„Gart von ©otteS ©naben, SRomifdjer Äaifer, gue alten fetten Wlfyxtv
be# 3fteid)S u. f. w. ipodjgeborner Sieber ©tjeim unb gürft u. f. w. £)em=
nadj befehlen wir beiner Siebben Ijiemtt ernftlid) unb hotten, baf$ bein Siebbett
benfelben ^retaten ju TOaulbronn unb feine (Jonventuaten in fein ©otteS-
I)au3 wieberum fidjer etnfommen, ben alten löblichen ©otteSbienft, cjjrifttidje
Zeremonien unb ®ebraud)e, nad) ^rifyalt feiner OrbenSreget wieberum auf=
rieten, anftetten unb vollbringen laffen" u. f. w. „unb wiewofyt wir uns
hierin feiner Steigerung verfemen, fo begehren wir bod) hierauf beiner Siebben
juverläffige Antwort unb finb wir berfelben in vierjeljn Jagen nad) lieber-
antwottung biefeS 23riefeö gewärtig, un$ barnad) f>aben ju rieten", dat.
2lug3burg 6. Sluguft 1548. — 2)en §erjog fam es feljr fdjwer an, baS
Älofter 3ftaulbronn au$ ber §anb ju geben, wa$ nid)t ju verwunbern ift,
ba e$ ja ba$ reid)fte be3 SanbeS tt)ar. 2lm wenigften woffte man ben ftreng
fatljotifdjen 2lbt £>einrid) in 2Jiaulbronn einjieljen feljen. ($3 fottte vielmehr
ber lutljerifdj gefinnte Surfirer ju 2Jtaulbronn 2lbt werben. 2lm 28. Sluguft
1548 ergieng von Stuttgart ein (Schreiben 2 an ben Surfirer in biefer 2In=
gelegentjeit. 2luf ba£ Schreiben $at einer bie SBemerfung notirt „2£ürttem=
bergifcfye $ud)3tift". ©3 wirb namlid) in biefem Slftenftücf ber SBurfirer
aufgeforbert, er folte mit bem 2lbt §einrid) unter^anbeln unb benfelben ju
bewegen fud)en, baft er it)tn bie Slbtei abtrete gegen eine Sßenfion; e$ werbe
auf biefe Sßeife von ber 2lbtei Schaben abgewenbet werben. S)ie ^Refutation
fudjte bie Regierung folange als möglich tjinauSjufdjieben, allein am 1. Sep=
tember 1548 erfd)ien, dat. Speier, ein neuer SBefeljl 3 be3 3fteid)$fammers
geridjtS, worin ber §erjog gur fofortigen Sfteftitution Sftautbronn'S aufgeforbert
tvirb. darauf fdjrieb 4 bie Regierung am 11. (September 1548 an ben
5lbt ^einrid), er folte nad) Stuttgart fommen, bamit man Ijier mit iljm ver=
tyanbetn tonne. 2lm fotgenben 17. September antwortet 6 ber 9lbt, er werbe
nid)t nad) Stuttgart fommen. Sftan möge fein ausbleiben entfdjulbigen
unb bie SReftitution be$ ÄlofterS gemaft faiferlidjem 3)efel)l nid)t mefyr länger
terjogern.
23atb barauf würbe bem 9Ibt verwilligt, ba$ Älofter mit alten 3fad)ten
1 ©taat§ard)to a. a. £). Crig. $ap.
2 <Staat3ard)tu a. a. £).
8 Staat3ard)tu a. a. £>. Drtg. $ap.
4 ebcubafclbft.
6 Gbeubafelbft. £)rig. $ap.
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46 $ie 6iftercienfer*3lbtei
n>ieber in 33eft^ ju nehmen, unb oon ttlrid), dat. Söitbbab 17. Ot'tober 1548
ein baljingefienber Sefeljl 1 ausgefertigt. £)er 2lbt lehrte jurücf unb fanb
nad) 33rufdjiuS bie Sftauern jwar unoerfeljrt, aber bie Sitten fefyr fcerborben,
unb er matf)te jidj atsbatb mit altem Gifer baran, biefelben wieber $u beffern.
3nbeS wollte bie Regierung nidjt baran, ben 2lbt in alle feine SRedjte lieber
einjufe^en; eS würbe mit bemfetben in Urad) oerljanbelt, aber ba ber 2tbt
nid)t ^urücfwid), fo bauerte ber Streit nod) $wei Safyre. 2t m 1^. 2tuguft
1549 übergibt ber laif erliefe $i£fat bem &ammergerid)t ju Speier eine
Petition, worin ein Grfenntnift geforbert wirb über bie SRedjte eines StbtS
oon 9flautbronn. 2 2lud) bie württembergiftf)en 2tmtteute tieften ben 2lbt nid^t
ju feinem Sftedjte fommen, wef$alb beu 3. Oftober 1549 ber Äaifer 33eridjt
forbert, warum baS Softer nodj nidjt in alte feine 9ted)te reftituirt fei. Gine
^Beilegung beS Streitet feilte auf bem StugSburger 9faid)Stag ftattftnben;
borten labet am 14. 9flar$ 1550 ber föaifer ben 9lbt oon 2ftautbronn auf
25. ^uni. 2)er 2tbt erfcfyien unb fucfyte ^ter feine dlefyt geltenb ju machen, unb
audj fcon (Stuttgart tarnen ^erjogtidje Sftdtlje. Sie SRatlje beS ÄaiferS
fpradjen münblidj il)re Meinung ba^in aus, ber §erjog werbe wo^t bem
2lbte audj baS reftituiren muffen, was er aus bem Softer gejogen ober
fcerfauft Ijabe. 2ludj bie Vertreter beS §erjogS erfannten balb, baft fie in
mannen Stücfen werben nachgeben muffen unb benoteten am 18. 2tuguft
1550 in biefem Sinne an ben ^erjog: „ . . . . bo<$ waren ber Statte Gr=
ad)ten nad) je^tmatS etliche Slrtifel, welche bem 2lbt fcerftf)iner 3eit ju Uradj
f Urgewalten worben, ju untertaffen, j. 33. baft ber 2lbt bem §er$og ober
beffen Statten Sftedjnung ablegen, ben Ueberfcfyuf} beS GinfommenS an bie
Sanbfdjreiberei einliefern muffe."
dagegen behaupten bie SRatlje in einem anbern 23erid)t fcon biefem
3^r, bie fötage beS 2lbtS wegen ber ^Jfarrbefe^ungen fei grunbloS, benn
feit jwei 3>al)ren fyaht man ben 2tbt feine Pfarreien ganj unbe^inbert befe^en
taffen. £)en £itel SanbeSljerr muftte ber §erjog fallen taffen. GS f treibt 3
am 16. Januar 1551 §erjog Gljriftoplj fcon Stuttgart aus an feine 23er=
treter in StugSburg: ,3m gälte baS SBortlein SanbeSfürft nid)t aufregt ermatten
werben Ißnne unb bie Sadje fid> baburd) gän^lid) jerfcfytagen würbe, fo
fotten fie barin nachgeben unb bieS Sfißörttein auSlaffen. 2lud) wenn ber
2lbt ben 2tuSbrucf SSogtSljerr nic^t jugeben wolte, fo follen fie bej$atb nicfyt bie
Unterljanblungen fid) jerfd)tagen laffen. Gnblid) !am am folgenben 22. Januar
1551 fotgenber Vertrag gu Staube: £)er §erjog G^rifto^ folf fid^ baran
fattigen taffen, baft i^m atS SanbeSfürften unb Grbf^irm^errn t)on ben
1 ©taatSavdjiu a. a. O. ©opie.
2 Besold. Doc. 859. not.
8 Ueber btefe Unterijaubtungen Besold. Doc. 894 ff. S^mibün, (JoIIectaneen SJlfcr.
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Sftaufbronn. 47
ßtofteruntertljanen gel)utbiget werbe, alles baä ju ttyun, waö Don 2XIterö ,§er*
fommen unb dlztyt fei, Ijinwieberum fott bem 2lbt afe ©runbljerrn, wie fotdje^
jebeSmal tyieDor gefcfyeljen, ^pflidjt getljan »erben, gerner fott bem 2lbt Der=
bleiben bie faiferticfye SBetefymmg mit ber Dogteilidjen Obrigfeit unb ba£
niebere ©eridjt. $)ic 2typettationen aber fotten an ba$ württembergiftf)e §of=
geriAt gefyen. ©benfo fott bem 2lbt bie ^agbgerecfytigfeit bleiben, ©einen
OberDogt in 5ftaulbronn fott ber «$erjog abfcfyaffen unb bie SSogtei burd)
ben OberDogt Don Vaihingen Derfeljen taffen, wofür ber 2tbt bem OberDogt
jäljrlidj entrichten fott, toaS er unter pfdljifdjer §otyeit bem Vogt gu ©retten
geben muftte. l @o mar je£t ber 2lbt §einridj im motten Vefifee ber 2tbtei,
unb im ^aljre 1555 mürbe ifym nodj bie 2lu3jeid)nung gu £!jeit, ®enerat=
3Sifar be$ ßiftercienfer^OrbenS in ©eutfdjtanb ju werben. 3>m fotgenben
$al)re 1556 muftte audj er bie (Sinfüfyrung ber neuen Älofterorbnung über
fidj ergeben taffen, benn Don biefem ^a^re an fdjaffte (S^rifto^ ben fattjo=
tifdjen ©otteSbienft in ben Ätöftern wieber ab. 3 m fotgenben %cfyv 1557
ben 16. ^uli ftarb 2lbt §einrid) SReuter unb würbe gu 9ftautbronn begraben,
©ein (Spitapljium rühmte feine grommigfeit. 33rufd)iu3, ber ifyn unb feinen
Sruber Sonrab, 2lbt Don föaiferSfyeim, perfontidj Jannte, fpritftf mit großer
2tner!ennung Don feiner £üd)tigfeit unb Vitbung. Unter feiner Verwaltung
apoftafirte ber ßonbentuate ^afob ©djrow, tyater (Soabjutor be3 2lbt3 bon
ßßnigsbronn, er $abt ju 9ftaulbronn ba$ Älofter Derlaffen muffen, weit er
beim SUioubfdjein bie lutljerifdje Vibelüberfe&ung getefen tyabe. <Sd)on unter
§ehtrid)S Vorgänger waren um 1538 aus bem Softer ausgetreten bieSaien=
brüber Seon^arb §artmann, ©eorg Slrjal unb 2Jtarj §eibenfd)mib, welche
fidf) mit einem Seibgebing abfinben liefen. 2)er (Sonoentuale föelfd) lief} fidj
a. 1545 ebenfalls Derleibbingen uno fe^rte bem Softer ben dürfen. Sftadj
bem Jobe be£ 2lbt3 £>einridj Ijatte ber ^prior Don ^ßariS 2lu3fitf)t auf bie
Slbtswürbe, allein feit 1556 burfte fein fat^otif^ gefinnter 2lbt mel)r gewallt
»erben. <Sd)on am 25. ^uti 1557, 9 Sage nadj £einrid)$ £ob, berieten
bie diafye an ben £>erjog: 5ftan fönne ben $ßrior Don ^ßdriö gum 2lbt in
•äftautbronn nid)t brausen, „weit Ijod) ju beforgen, er fei bem ^apftttjumb
genjti^ anhängig"; ber befte (Sanbibat für SRautbronn fei ber 2lbt Don
Äonig^bronn, welcher „bem ©Dangetio nid^t juwiber". S)amit aber nid)t
„bie auögetriebne SRond^" in 3tönig3bronn in biefem galt einen neuen 2lbt
mit §itfe beS ÄaiferS für ^onig^bronn wagten, fo fott ber 9lbt, um bie$
ju Der^üten, gugleirf) boc^ bie 9lbtei ^önig^bronn behalten. 2 ®er §erjog
f^irfk je^t alö äßa^tfommiffdre ben ^org Don §etmftatt, ^afob (Styrifto^
1 ©rünbü^cr SBewei^ ©. 73
2 Besold. Doc. 901 f.
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48 $ie (£tftercienfer*2l&tet
©dfyent bon Söinterftetten, 3Sogt gu SSaifyingen, ©ebaftian §ornmotb unb
(Sonrab ßnget. 2luf$er irrten maren bei ber 2Bal>l anmefenb bie Siebte
©ebaftian bon 33ebenf)aufen, 3>ol)anneS k° n ÄonigSbronn unb ^pljiltyp fcon
§errenalb unb ber ^ßrior fcon ^ßäris, 3>otyanneS 8 un ^- Seinen (Sommiffdren
gab ber §er$og bie geheime 3 n ftruftion mit, fie fallen ju TOaulbronn bie
2)ofumente forgfdltig auSlefen unb biejenigen, treibe gegen iljn feien, nament-
lich bie 2lnfyrüdje früherer Siebte auf SfteicI^Uumtttelbarfeit, f ollen fie in
bie föanjlei nadlj Stuttgart einfenben. 2lm 29. $uli 1557 mar ber 2Baljl=
tag; bie (Sommiffdre Ratten bie SBafyl nadlj bem Sßunfdje 6l)riftopIjS fcer=
bereitet, unb fo mürbe ber 2lbt 3°^ anne ^ ^on ÄönigSbronn jum 2tbt bon
$ßaulbronn gemdfylt. @S ift bieS berfetbe ^otyanneS (Spptin fcon SBaiblingen,
melier in TOaulbronn SBurftrcr mar, fcon Slnfang an auf ©eilen beS §er=
3ogö unb ber luttyerifcfj ©efinnten ftanb unb meinem bie fürftlidfjen SRdttye
fdfyon a. 1534 bejeugen, baft er „Siebe jum SBorte ©otteö" tyabe. Sleufcerltdfy
muffte er mol)l noi) ben Schein eines fat^olifd^en 2lbteS fid) geben, megen ber
altgemeinen politifcljen Sage, benn biefelbe erlaubte nodj nidjt bie ©infe^ung
eines erflärten lutljerifdjen 2lbteS. $laä) ber 2ßal)l beS 2lbteS 3°^ anne ^
(Styplin mürbe im §ürften=©aat bie Söaljl publicirt, barauf jog man in bie
Äircfye, mo ber 2lbt ©ebaftian fcon 33ebentyaufen als 23e&oltmdd)tigter ben
neuen 2tbt in ber alten fatljolifcljen SBeife inftallirte. 5ftit bem Te Deum
fdjloft bie geier. 5ftit fatijolifdjen Zeremonien mar ein 2tpoftat jum 2lbte
gefegt unb ber einftige SBurfirer falj alte feine Hoffnungen übertroffen, benn
er mar je£t über jmei 3lbteien gefegt. 2)en gleichfalls lutfyerifcfy gefinnten
einfügen ^itcon&entualen 3>afob ©cfyropp madfjte er ju feinem (Soabjutor
in ÄonigSbronn. 3>otyanneS (Spplin burfte fidlj inbefc feiner bereiten SBürbe
nid)t lange erfreuen. @S mar nod) fein fyalbeS 3>atyr feit feiner Sßaljl &er=
floffen, als er fcfyon ju Stuttgart ftarb. Stuf ifyn folgte fcom §er$og ernannt
Valentin 3SanniuS oon 33eilftein am 19. Januar 1558, ber erfte fcerljeiratljete
luttyerifdje 2lbt, gleidfjfattS ein früherer ßonfcentuale in 3Jiaulbronn, ber aber
fdjon balb nadf) bem ©auemfriege aus bem Softer ausgetreten mar. 2tudj
3>afob ©dfyropp mürbe fpdter nodj 2lbt ju 2Jiaulbronn.
3n gotge beS 9teftitutionS;@biJteS &om 6. 3Jierj 1629 mürbe baS
Älofter 2ftaulbronn bem (Siftercienfer * 2lbt bon ÄaiferSljeim gugefprod&en.
2lm 4. (September 1630 mürbe Sftaulbronn &on ber faif erliefen (Sommiffion
in 33efi£ genommen, unb am folgenben 14. September fam ber neue fatljo=
lifdje 2lbt ß^riftop^ ©draller aus ©ennfyeim im @lfa^, guöor ^5rofeffe in
Süjel unb ^Jrior in ©ufsertfyat. 3Jlit i^m famen ber ^Srior ^^^nneS iö«rob,
ÄeHerer 9%ubot^ ©tutmiller unb ein meiterer 6ont>entuale. ©er 2lbt mollte
bie fat^olif^e Religion in ben Älofterborfern mieber Ijerftellen unb befahl
ben proteftantifd^en Pfarrern, innerhalb 5 2Boc^en bie ^pfarr^dufer ju räumen.
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9Jtoulbronn. 49
2lm 7. Januar 1632 muftte e;r vor ben Schweben fliegen, feierte aber 1634
nadj ber Sftörbtinger ©d£)lad)t n>ieber nadj 2Jtaulbronn gurücf. *
5Die württembergifdjen 23ögte wiberfe^ten fic£> bem 2lbt fo biet fie fonnten,
befonberS feit ber vertriebene §ergog ©berljarb III. wieber gurüdfgefetyrt
war, weldjer fagte: ben Pfaffen gehöre nid)tö als ein Sud) unb eine Äutte.
SDie SEftoncfye Ratten fo unter vielen ©ewalttfyatigfeiten ju leiben.
©inmal würbe ein (Sonventuate im Ätoftergebiet überfallen, tljatlid)
mij$anbelt unb gefangen unter §of)n unb ©pott nadj SSailjingen gefd)leppt,
bafelbft würbe er gelungen, ju tanjen unb einen unwahren Fevers ju
unterf ^reiben. 2 ©egen bie fortgefe^ten Unbilben, welche bem Softer von
bem württembergifdjen 93ogt ©tengtin jugefügt würben, fudfyte ber 2tbt um=
fonft <Btyvi§ beim §erjog; er griff bef$alb jur ©elbftfyilfe. Site ber 23ogt
einmal ju ©dornte lieber feinem Uebermutij ben Sauf lie{3 unb man bieS
im Älofter erfuhr, ba ritt ^*ater 23ernljarb an ber ©pi£e von gängig Wlufc
feueren, Jägern unb Ätofterf neckten nad) ©djmie, entwaffnete bie fieben
;3J£u3!etiere be3 23ogtS unb braute ben SSogt gefangen nadj 2Jtaulbronn, wo
man ü)n in ben mit einer eifernen 2l)üre verfefyenen 33ibliottyeffaal einfperrte,
bis er in golge eines SSertragS wieber freigelaffen würbe. SDer unerfdjrodene
unb unermübtidje 2lbt (Sfjriftoplj ftarb ju 3flautbronn ben 1. Oftober 1642.
Stuf ityn folgte ber le^te fatfyolifdje 9lbt 33ernf)arbin 33ud)inger von Äien3=
tyeim im Glfaj}. SDerfelbe gab \i<$ grofte 9ftüf)e, baS Softer gu ermatten
unb reifte ju biefem 3wecfe fclbft an ben franjöfifdjen §of a. 1646, allein
er fanb fein ©efyör, vielmehr fdjrieb Garbinal 5ftagarin felbft an ben §erjog:
bie Angelegenheit beS 2lbt3 von TOaulbronn berühre baS dttity, bie franjo=
fifdjen ©efanbten Ijaben ben Auftrag, ben §ergog in allen geregten gorbe=
rungen gu unterftü^en. Sßatyrenb ber griebenSverfyanblungen gu fünfter
glaubte man einmal Sftaulbronn fd^on für ben Orben gerettet unb feierte
am 6. ^imi 1646 im Softer ein greubenfeft; 2Jiaulbronn unb ÄonigSbronn
waren namtid), wie bieS ber Vertreter ber Älofter gewollt fyatte, in baS
33erjeidjnif3 ber reidljSunmittelbaren Älofter aufgenommen. 2lber e$ war bieS
nur ein 23erfel)en beS @ad)fen=2lltenburgifd)en ©efanbten von £I)umb3f)irn.
Site baS SSerfe^en bemerft würbe, erhielt von SljumbStyim einen SSerweiS
unb bie fdjwebifdjen ©efanbten gerriffen baS 23erjeid)ni{3 vor feinen 2lugen.
SDurd) ben 2lbfd)luft beS weftytyalifdben griebenS 1648 würbe bie 2lbtei
9Jtaulbronn bem §ergog von SBürttemberg juerfannt unb ber 2lbt 23ern=
Ijarbin muffte baS Älofter räumen am 25. November 1648. @r würbe am
1 Ucber biefe $eriobe: tlunjinger, ©ef^ic^te beS 51. 2ftauIbronn, unb bcffelben
^(bTjanblung im eü. ^tr^en* unb ©d^ulblatt von §artmann 1852, ^r. 19.
2 ^[unjinger a. £). a. 98.
9totije!tIjäu§lcr, Stötetcn u. ©tiftc. 4
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50 $te (£tftercienfer*9lbtei Sttautbronu.
16. Rooember 1654 jum 2lbt Don Sujet erioaljlt, nannte ftdj aber audj
fortan nocf) 2lbt Don Süjel unb 2Jtaulbronn. l
Reihenfolge ber Siebte. SDiettyer 1138— c. 1178. ßonrab I. c. 1216.
2)f. 1219. ©ojtoin 1232. ©igfrib I. 1234—43. »ertl>olb I. SJhmt
1244—51. §. 1253. ©ottfrib 1254. ggenf>arb 1257—68; foater 2lbt
ju Reuburg. 2Itbrecf)t I. 1268. §ilbebranb 1276—77. SBalt^er 1280.
Sigfrib IL 1281— 85. Rubolf 1287— 92. ßonrab II. 1294— 99. Reim
Ijarb 1302—5. Sllbredjt IL c. 1306. SBilent Dor 1313. §einridj IL Don
(Salto 1313—25. ßonrab III. Don 2l)alljeim 1330—53. 23ertf>olb IL,
Äuring, fpäter 2lbt in 23ronnbadj c. 1358. Ulridj Don anfingen c. 1359.
3oI)anne$ I. Don Rottweil 1361—67. 2Ubre<f)t III. oon Riefingen 1376—83.
Sflarquarb 1383. £einridj III. Don Renningen 1384—1402. 2t(bred)t IV.
Don Oeti^eim 1402— 28. 2 ©eruug Don Sßilbberg 1428— 30. Sotyann IL
oon ©einkaufen 1430— 39. 3 ^oljann III. Don SßormS 1439—45. 23ert^
tyolb III. 1445 — 62, oon Rofjtoag »vir religiosissimus.« 3o^ ann ^V.
1462—67, Don äßim^eitn, Ijatte in TOaulbronn 135 SDWndje. RiMauS Don
»retten 1467—72. 8llbre<f>t V. 1472—75. ^oljann V., Rief^er, 1475
bis c. 88, oon 8aubenburg. ©tepljan Oetinger 1488—91. Sodann VI.,
23urru$, 1491—1503, oon ©retten. Sodann VII. 1503—1504, ^on Umb=
ftabt. 9Rid)ael <S<$oU Don 33ai$ingen 1504—12. ^anneS VIIL, @ntem
fuft, 1512—18, oon Unterötoie^eitn. Cannes VI. 1518—21, jutn jtoeiten=
mal 2lbt. 3 o] ^ anneö IX - &m Sienjingen 1521—47. §einrid) IV., Reuter,
oon Rörblingen 1547—57. ^ofyanneä X. g^lin Don äöaiblingen 1557.
(Styriftopfy (Skalier oon Senntyeim 1630 — 42. 33em§arbin $3udjinger Don
^ien^eim 1642—48.
1 Heber bie langen SBerfjanbfangen ju fünfter unb ßSnabrücf wegen ber roürtt.
Älöfter ög(. tlunjinger a. a. SD.; ©attler #. VIIL
2 6r erhielt oon %ap\t Martin V. beu für 3ftaulbronn efjrcnüoücn Auftrag 1420,
bie $löftcr unb Stifter ber $f)empfal$ ju reformiren.
8 51 tö berühmter Sftebner Dom doucil 51t Söafel jur Unterfjanbhutg mit ben §uffitcn
abgeorbnet.
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IV. Wxt fömmkümx-WLbin fltrjtfjait*
2)er iBebeutung be« 2Borte3 entfpredfjenb ift bte richtige ©djreibweife
§irfdjau, wenn ctudj bte £orfd)er 2Jtönd)e ben ©infall galten, e£ mit Milietum
b. Ij. §irf eau ju überfein, benn eö fann feinem ^weifet unterliegen, ba£
bie §irfd)e bem Orte ben Flamen liefen. 55ie -äftßndje ju §irfd)au gaben
bem SBorte fetbft biefe Ableitung in einer 3nf<$rift über bem Sommer^
9%ef ectorium , voie aud) in bem alten Sßappen be3 Ätoftcrö ein §irfd) ift,
ber ben 2lbt3ftab gwifdjeu ben SSorberfüften f>att. 2ßa3 fcon ber erften
Stiftung §irfcfyau$ erjafytt wirb, wetd)e a. 645 burd) ^elijena ftattgefunben
Ijaben foll, $at in ber §irfdjauer Srabition feine 33egrünbung unb bürfte
fid) bie Stiftung, wenn ifyr ein fyiftorifdjer $ern gu ©runbe liegt, auf bie
Srbauung ber erften djrifttidjen föirdje jener ©egenb befdjranfen. ©efcl)idjt=
lid) ift bie gleite Stiftung jur $eit Subwig« be3 frommen. 23ifd)of Stoting
t)on aSercelti foll a. 830 mit ben Reliquien be£ 1)1. 2lureliu£ nad) jpirfcfyau
gefommen fein, um feinen SSater, ben ©rafen (Srlafrib fcon @alw, jur ©rün=
bung eine« Ätofter« ju bewegen. 2luf ©rlafrtb« iBitten fanbte s Jt!jabanu3
2Jiauru3, 2lbt $u gulba, ben gelehrten Sinbebert mit 15 2ftßnd)en, bie ben
25. 3Jiai 838 in ba$ neue Softer einbogen, wetdje« am folgenben 11. Seps
tember fcon (Srjbifdjof Otgar Don 3Jiainj eingeweiht würbe, ^m folgenben
3afyre würbe ber 3Ronä) ^ilbulf au« gulba berufen unb eine gelehrte
Sdfyute gegrüubet. Um bas ^jafyr 1000 ging biefe Ätofterftiftung burdj
bie ©ewalttfyatigfeit ber (Salwer ©rafen wieber unter. * 55a fam im ^afyxt
1049 ber $apft Seo IX., ein ©raf fcon (Sgi^eim, ju feinem Scl)wefterfoI)n,
bem ©rafen 2lbalbert fcon (Salw. 9luf Seo'ö^eranlaffung würbe ba« fölofter
wieber aufgebaut. 9lm 4. SDejember 1066 fam fcon ©infiebetn ber neue
2tbt ^riebrid) mit 12 5ftönd)en. Sein nadjfter 9lad)fotger war ber be=
rühmte ^ampfgenoffe be3 ^apfte* ©regor VII., ber 9lbt Sßil^etm, ju beffen
1 ©o £rirt)etniu3. Heber feine ®laubiuurbigfeit fiefje Cueflenangabc.
4*
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52 Sic Senebiftiuer^ibtei
Reiten in §irfd)au 150 9ftöntf)e, 60 Saienbrüber unb 50 Oblaten waren
unb §irfdjau bie berüfymtefte 2lbtei SDeutfdjtanbS würbe, fo baft fein Plante
in ber ganzen cfyriftlid^en SBelt genannt ttmrbe. 3> m Sorben wie im Often
SDeutfcfylanbS pftangten bie Don 3ßitf>elm gefanbten 2Jtond)e neues Seben in
ben ftloftern.
Selten tyaben fid) in einem Planne alte^otyen ©otteSgaben fo wie in
2lbt 2Bifi)elm bereinigt: §öd)fte SBegeifterung für ba$ jpeiligfte, unerftf)rotfener
2JtutIj, perfonlidje §eitig!eit unb ftrengfte 2lfcefe, £erablaffung unb Siebend
würbigfeit gegen 2lrme unb Untertanen, bagu feine förderliche ©eftalt eine
etyrfurcfytgebietenbe @rf Meinung; eine madjttge Stimme unierftü^te feine 33e-
rebtfamfeit unb eine gelehrte Vilbung bewahrte feinen (Sifer bor gestritten.
SBie gur 3eit 28illjetmS eine Sftenge beutfcfyer Softer reformirt würben, fo
fanben aud) im 'fünfzehnten 3>a!jrf)unbert bie bon ben (Soncitien unb Zapften
jener 3eit angeftellten Reformen einen Stü^punft in §irfd)au. 33efonber3
war e$ 2lbt Söolfram, beffen tarnen immer erfcfyeint, wo eS fidj um Reform
ber «öfter t)anbett. 3m 3a$re 1435 war 2lbt Sßolfram gu 33afel bei bem
(Soncil unb wohnte bem gur 33efpredjung ber «tofter^eform berfammelten
^probingialfapitel bei ben SDominifanem bei, ebenfo beteiligte er fid) bei ben
Verätzungen über bie Reform bei bem ^robinjialfafitet, weitem er a. 1454
gu Seligenftabt präfibirte. ^m 3a$re 1456 ben 22. Sfyril erhält 2tbt
SSolfram 2ftaifer ben Stuftrag, 1 bie Älßfter Sd)Wargadj unb ©ottSau gu
bifitiren unb gu reformiren unb bie Älofterfrauen gu grauenalb nötigenfalls
mit 3lnwenbung beS brachium saeculare gur Obferbang gu bringen (in-
ceptam observantiam continuari). 3>m 3>atyre 1455, 3flittWod) nadj XxU
nitatiS, bewilligt 2 ^falggraf griebrid), §ergog in Skiern, bafc 2lbt Sßotf gu
§irfd)au, 2lbt 33ert^oIb gu St. Stefan in SBürgburg, 2lbt ßfyriftian gu
Sanct ^ßeter in ©rfurt unb 2lbt Ulrid) gu SBiblingen bie Venebiftiner^lofter
in feinem ©ebiet reformiren unb befiehlt feinen Veamten, bie ©enannten
hierin gu unterftü^en. 3wei Safyre fpäter führte Söolfram gu §irfc^au mit
Unterftü^ung einiger Sftöncfye bom St. ^afobsberg gu Sftaing, bie VurSfetber
Reform ein. 9lidE)t weniger geicfynete fidj fein ;Jtad)folger Vernarb aus unb
berbiente fidj ben Veinamen eines gweiten Stifters. 2ludj iljm würbe bie
SReformirung bon ad)t Älöftern übertragen. 3>n ^rirfdjau felbft tyatte bie
VurSfelber Reform nid)t auf lange 3eit ©rfolg unb gegen (Snbe beS fünf-
geinten ^atyrljunbertS war bie SDiSctytin bebeutenb gefunden.
©inen Veleg tyiefür unb gugleid) einen Kommentar gu Summenljarb'S
Sftebe über bie 12 9Jlif$braud)e an baS ^irfc^auer (Sapitel, bilbet folgenbe
1 ©taat£ard)to. &irfd)au. $erg. £)rig.
* (S&enbafelbft.
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§irfd)au. 53
Urfunbe, l in tt?eltf)er eine 2Stfttatton unb Sfteformirung §irfc$au$ angeorbnet
toirb 1498: Johannes Bursfeldensis praesidens principalis, Hermannus
St. Jacobi Moguntinensis, Joannes Huspingensis compresidentes, Joan-
nes Hildeshemensis, Andreas Coloniensis definitores et ceteri Albates
annale capitulum apud Sanctum Martinum in Colonia celebratum
repraesentantes venerabilibus fratribus dominis abbatibus in Span-
heim, Sancti Stephani in Herbipoli et St. Joanis in Rincaugia salutem.
Veridica relatione edocti statum monasterii Hirsaugiensis in multis
turbari fratrum ibi degentium improba conversatione , cognoscentes :
vobis praesentium tenore committimus et mandamus, quatenus vos
tres aut duo ex vobis praefatum monasterium Hirsaugiense accedentes
opportuno tempore nomine et auctoritate nostra visitetis ordinantes,
statuentes et disponentes omnia et singula tarn in spiritualibus quam
in temporalibus quae vobis visa fuerint necessaria et opportuna.
Dantes nihilominus et concedentes vobis auctoritatem et potestatem
mutandi officiales et personas de loco transferendi quas et quando
et quo volueritis ad tempus vel perpetue ac cetera omnia faciendi
quae nos facere deberemus et possemus si essemus praesentes. S)e3
Vetteren »erben bte genannten Siebte befcollinad)tigt, ftrdjttdje (Senfuren unb
förderliche ©trafen ju fcerljangen unb im Sftotfyfatt ben toettlidjen 9lrm an-
jurufen, um in §irfd)au bte Reform nadj bem SSorbitb fcon ©ottSau unb
Shnpurg einzuführen. §ätte bte 23ur3felber Deform iu ben 33enebtftiner=
Äßftern SßürttembergS SBeftanb gehabt, fo l)atte e$ im folgenben 3eitalter
ber Deformation nidjt fo titele abtrünnige geben tonnen, ttrie e$ in einer
btöctpltntrten Slrmee nidjt mögltd) ift, baft im Kriege ein großer £I)eil ber
TOannfcfyaft befertirt. Sßofyl tourbe bte Pflege ber Sßtffenfcfyaft nidjt fcer=
na^lafftgt unb bie Senebifttner^Älofter entbehrten bte UnifcerfitatSbilbung ber
bamaltgen fetten ntd)t, ba jebeS Softer einige (Sonfcentuaten auf ben Uni=
fcerfitaten Ijatte unb ben (Sifterctenfern toar am 24. Sftat 1503 oom 2lbte
3afob fcon ßitet (ßifterj) befohlen Sorben, ba| fie minbeftenS 40 6on=
fcentuaten auf bte Unifcerfitat §etbelberg fcfytcfen in ba£ borttge ©t. ,3>afob3=
(SoHeg. 55er 2lbt Don 3ttaulbronn nutzte mit bem 2lbte fcon ©<f)önau über
bte 2lu3füljrung madjen. Sllletn wie e$ für ein §au3 gefd^rltdt) wirb, e3
Ijotyer ju bauen , oI)ne baft bie gunbamente fcerftärft »erben, fo nutzte bte
tom ben Unifceffttäten in bte fölöfter ftrcmenbe ttnffenfd)aftlid)e 23itbung,
toenn bte afcetifcfye SMlbung ntdjt gleiten Stritt mit i^r I)ielt, fcerberbltdj
ttrirfen, jumat bie Sßtffenfdjaft, n?te fie bamatS auf ben gum £I)etl nodj
jungen Untfcerfttaten gepflegt nmrbe, weniger einem flaren Sßetn, als einem
<5taat3ardjtD a. a. Q. ^erg. Drig. dat. 1498 an ©t. 9tugufiiu.
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54 $ie 93encbtfttner*9lbtei
nodfy trüben, gafjrenben, braufenben nnb unDerfe^eng beraufdfyenben SRofte
gtidE>, wie fo mattier Sttond) bamalS an fid) erfuhr, ber mit bemütl)igem,
fromtmgtäubigen ©inn auf bie UniDerfitat fam unb mit ^odjmütl)igem, bie
Unwiffen^eit ber Sllten betädjetnbem SBiffenSbünfel gurücffeljrte. SDer 2tbt
felbft, Cannes IL, 1503, f 1524, „mar ein feljr bemütljiger, mitber, ein
waljrljaft frommer 2ttann, oljne galfd)". l
©ein Sftadfyfolger, 3o$anneS III., ©dfyutteS, flolj nad) ^forj^eim, aU
§erjog Utrid) 1534 ba3 Sanb lieber eroberte, feljrte aber batb jurücf unb
bat ben §ergog, ba# Ätofter in feinen ©dfjirm gu nehmen, ©ein ©dfjicffat
feilte inbeft ba3 Softer in biefem erften 3a^re mit ben anbern Älßftern.
(S% mürbe Don ben Ijergogtid)en (Sommiffaren alles ©gentium be$ fötoftere
inDentirt unb am (Snbe be3 Sa^rc«, 25. SDejember 1534, bie 2lbf Raffung
ber tatljottfdjen unb ^Berufung proteftantifdfyer Pfarrer auf bie Älofterpfarreien
anbefohlen. $u 2ttifang be£ 3 a ^ reig 1^35 ober @nbe 1534 fam Don bem
§erjog gefdljicft ber lutljerifdlje Sefemeifter S^eobor 3tai3mann in ba£ Älofter
§irfd(jau. ©eine Aufgabe war e3, bie neue tutfjerifdfye ©laubenäteljre mit
§itfe ber tut^ertfd) gefinnten ^artljei im Ätofter einzuführen. Sie ab-
trünnigen yjlbnfyt fdjarten fidfy um xf)n unb fünbeten bem 2lbt ben ©eljorfam
auf. ©inen eingeljenben 23erid)t über biefen Vorgang fyaben wir Don bem
2tbt 3^Mne3 felbft in bem 23eridfyt, 2 welken er in biefer Angelegenheit an
ben §erjog einfenbet unb ber um fo widfjtiger ift, weil er uns ein anfdbau-
lidfjeS tebenbigeS 33itb gibt, wie e3 bamate äljnlid) in Dielen Stbteien 3ßürttem=
bergS bei ber Deformation fidE) ^getragen unb Derlaufen Ijat. S)er 23erid^t
be3 2lbtS tragt bie Ueberfdfjrift: S)e3 ^ßretaten ju §irfau Verantwortung uf
£Ijeoboru3 3tai3mann be3 SefemeifterS Dorgebrad)t Älage. dat. 5. 9Jierj
1535. SDer 2lbt beginnt: ©er §erjog Ijabe Derrufter Jage einen Sefemeift er
in fein @otte3ljau3 abgefertigt, um iljm (bem 2tbt) unb bem ßonDent baS
^eilige ©Dangelium ju lefen unb ju Derfünben. ($r Ijabe nun ben (SonDent
aufgeforbert, biefem Sefemeifter bie gebüljrenbe DeDerenj ju bezeigen; ja er
felbft, obwohl il)m bieS nidfjt befohlen war, fei mit bem ganjen (SonDent in
be3 Sefemeifter^ ©d^ule gegangen „unb i^m all ganj tugenbtidfy unb freunb-
tidE> jugefprodfjen." SDer Sefemeifter DaiSmann Ijabe bann Don il)m Dertangt
1) eine iBefolbung; 2) (Einräumung einer beftimmten ©tunbe. jum Sefen;
3) eine 2£ol)nung für il)n unb feine grau. Sftan geigte il)m nun eine
Sßoljnung im alten Ätofter, worin be3 Stbtö 2ttutter eine 3eit fang fldcbt
Ijatte, bann würbe iljm ein ©tüblein unb eine Kammer im @ied)l)au3 jur
Verfügung angeboten. 2lber Don biefen 2£oljnungen „l)at i^m JainS gefallen
1 ©tef, ©irf^au. @. 82.
2 ©taat^arc^iü a. a. 0.
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§irftf)au. 55
ober iriettetd)t ber grauen tut fdfymecfen weiten". ^ute^t Ijabe er bie 2ßof)=
nung auf bem SljorljauS angenommen, ^n ber golge Ijabe er feine grau
in fein ©tubierjimmer im Äloftcv geführt; ba Ijabe es bann einen 3 u ^ au f
gegeben: etliche junge (£onfcentl)erren feien ju il)tn unb il)r in bie @tube,
einmal fei einer bei bem Sefemeifter über Sftadjt geblieben. „3$ Ijabe baju
gefd)Wiegeu: fcielleidjt fyabm ber grau bie yjlbnfyt gefallen, ba$ fie nid)t
me^r aus bem Sied)Ijau$ wollte." ©Ijne fein (be$ 2lbte$) Sßiffen, fei bann
ber Sefemeifter an Sidjtmefc in einem grauen Sttond^SRantetein auf ben
^prebigtftuljl geftiegeu unb fyaht geprebigt. Ueber alles biefeS Ijabe er ben
Sefemeifter freunblid) jur SRebe gefteßt. „3 um dritten erjeigen fidfj audfy
©tlidfy beö ©onfcentS ganj ijodjmietig unb tru^ig gegen mir." Sßer baran
fdfjutbig fei, ba$ laffe er berjeit auf fidj berufen, bodfy möge ber Sefemeifter
bie Ijodjmütljigen (Sonfcentualen bafcon abmatten, baft fie iljrem 2lbt nidjt mit
£ro& begegnen. 23ei ber 33efpredjung fei er freunbtid) fcon bem Sefemeifter
gefd)ieben. SarauS möge ber gürft abnehmen, ob bie 5ttage waljr fei, ba£
er ben Sefemeifter Ijabe fcfytagen wollen. £>er Sefemeifter fei bann nad)
Stuttgart unb Ijabe fidj mit Stteifter ©rljarb ©djnepf befprodfyen unb als
er nad) §irfd)au jurücfgefommen fei, Ijabe er fcon widrigen 33efel)len ge-
fprodjen, bie er empfangen Ijabe. ©eftwegen Ijabe er, ber 2lbt, fid) felbft
ju ©rljarb ©d^nepf verfügt unb gefragt, was benn ber Sefemeifter für Älagen
gegen iljn Ijabe. SDtofter ©r^arb Ijabe iljm barauf nidjt inet gefagt, aU „er
fyinbere ©tlid^e am Sßort ©otteS". 2luf biefeS Ijabe er geantwortet: man
füge if>m gewaltig Unredfjt ju, benn er Ijabe nid)t btoS bie (Sonfcentualen,
fonbern audfy bie Saienbrüber, bie nid>t tefen unb fdjreiben tonnen, jum
Sefemeifter in bie @d)ule gefd)icft. 3ugteid) *J a & e er ^tm 3Keifter ©rljarb
geftagt, bafc ber Sefemeifter feine grau im Sied(jl)au3 unter ben Sßond^en
Ijabe unb nodfy nadf) ber Somplet 9ttond)e bort feien, ©rljarb Ijabe iljm jur
Slntwort gegeben: er Ijabe bem SftaiSmann fd)on befohlen, feine grau Ijer-
auszunehmen. UeberbieS gab ©rljarb ©dfynepf bem 2lbt nod) einen 23rief
mit an ben Sefemeifter DfaiSmann. 2luf bieS Ijin fei ber Sefemeifter jwar
in altweg nad) feiner Meinung fürgefaljren, aber für feine grau Ijabe er
um ein anbereS ©emad) gebeten, worauf man il)tn baS £l)orljau3 jur Sßolj-
nung anwies. 2llfein gleidjwoljt feien immer bie 3K6ndf)e nad)l)er Wie fcorljer
ju iljm gelaufen. „£)a td) nun fotdjeS fcermerft, $ab \<fy i^m ein anber
©emadf) jugeorbnet mit freunbtid^er 23itt, bie Sttünd) in i^rem SSefen bleiben
ju laffen. S5a« aber aud^ nit gefd)ef)en, nod^ unterlaffen mögen, fonbern
$at er meine yjlnnä), Saien unb wer i^m gefallen, mir ju Zx\x§ unb Seib
über fein Sifdfy gelaben. Unb nit allein foßid^ö get^an, fonbern audlj biefe
9Jiünd^ für unb für bei iijm Sag unb Sftadjt in feiner §erberg mir juwiber
unterhalten. 3 U bem Elfern Ijabe id) gebulbig jugefe^en. Unb fo ift e$
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56 2>ie $8enebiftuter*TOtct
aud) gefdjeljen, wenn er bann getefen ijat, fo fd^att er über ber 2Jlond)e
Äutten, Statten unb tüaö uns überhaupt juftanbig, berart, baft wir nidjt
weiter begehrt l)aben. Unb an einem Sag ift er au3 ber ©djute gegangen,
ba bin idj gerabe auf bem §of geftanben, Ijabe itym eine gute bona dies
gewünfdjt unb baju getadjt unb gefprodjen: lieber 2Keifter StyeoboruS: id)
wollt eud) gern einen guten SRatI) geben: ifyr nehmet mid) unb meinen (Son*
bent in eine Stube unb faget uns, baft nrir $)iebe, bös Sßirtf), 3Körber unb
in Summa be$ SeufetS gar waren. 2)a$ wollten wir bon §ergen gerne
ijören unb leiben, bamit wir ©oldfyeS nit alle ©tunb müßten leiben, benn
er bergleid)t un$ barbor (jüngft) mit ben Stappenbieben unb Sgeln. SSenn
wir benn fonft nidjtS weiter bon @ud) lernen fotten, als baft ifjr un$ ftetS
auSridjtet, fo modfyte e$ baju fommen, baft großer Unratl) barauS erfolgen
modjt. Unb id) bitt eud) : t^uefö nid^t alle Sage (fdjimpfen), beim id) will
eud) tljun, toa% eud) lieb, bieweil iijr bod) bei mir effet unb trinfet. darauf
antwortete er mir: SBenn wir bon unfern Äutten unb Don unferer ©tentynei
(= 5D?ummerei) abliefen, bann bürfte er eS nidjt tljun (uns befdjimpfen).
darauf fagte idj :. Steinet iijr benn, ba^ wir eud) alfo gteid) f ollen ©tauben
fdjenten? 3$ ffa nteinen Streit werbe eud) nidjt ©tauben freuten wa^rtid).
$)a muffet xf)v einen änbern bringen, at$ \f)x feib; unb bürfet nidjt baran
beulen, bajs idj eud) ©tauben geb. $)a$ 2ltle3 ijab id) mit Sadjen gu iljm
gerebet. @r fagte barauf ebenfalls mit tedjerigem (= tad)etnbem) 3Jlunb : biet=
leidjt wirb eudj ber ©eift erteudjten. 2lber ber Sefemeifter fagte nad) bem
2Jiorgeneffen ju ben 3Kond)en: er fei nidjt meljr fidjer bor mir, unb er
fürdjte bon mir ermorbet gu werben. 2ltS er Dom (Sonbent weggegangen,
bin id) iijm begegnet unb Ijabe iijn gefragt, ob er (Sdjule gehalten Ijabe,
wenn id) e$ gewußt fötte, wäre id) audj gekommen. Gr antwortete: er l)abe
nidjt ©djule gehalten, fonbern mit bem (Sonbent etwas 2lnbere3 berljanbett.
darauf fragte id) ifjn : 2KMe er baju fomme, hinter meinem Druden mit bem
ßonbent gu berljanbetn. @r antwortete : ($r werbe mir etwas anbereS fagen,
er muffe beforgen, Don mir ermorbet ju werben. 3luf biefe Antwort bin id)
jornig geworben unb Ijabe it)tn mit ettidjen ijifeigen SBorten gefagt : §aft bu
midj bafür angefeijen, ba£ id) bid) ermorben wolle? 9hm §eb bid^ flugS bon
mir! SBolfteft mid) meiftern in meinem £>au$, baS leib idj nit. @S finb
babei biete Seute jugegen gewefen. ©arauf ^at ber Sefemeifter einen ?üati)
über mid^ berfammett: id^ Ijabe i^m aber burd^ einen S3oten fagen laffen:
ic^ wolle jefct nad^ Stuttgart reiten unb i^n berllagen. S)arauf bin id^ gu
^Pferb gefeffen unb bis unter baS S^or geritten. S)a ift ber alte 35ogt bon
Nürtingen, ©ebaftian Äelfer, fammt eiligen 6onbentS^erfonen ju mir ge=
fommen unb fyahtn mic^ gebeten, bie <&ci<fyt in ©üte ju bergteid^en." $)er
2lbt erjagt nun weiter in feinem 33erid)t: er §aU fidj mit bem Sefemeifter
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§irfd)au. 57
wieber fcerfo^nt unb fcon bemfetben geforbert, baft er füitftig feine 2ttoudf)e
mel)r otyne Sßiffen be3 2lbt3 gu Sifdje labe. 3)a3 Ijabe i^m SRaiSmann audj
üerfprodjen, §abe e£ aber nidjt gehalten. 6r fei barnadfy, erjagt ber 2lbt,
nac^ Tübingen gefommen, bort Ijabe tyn 2lmbro3 33taurer gefprodjen wegen
be£ Sefemeifter^ : e3 fei il)m berietet worben, fagte 3Keifter 2lmbro3, baft
ber Sefemeifter p rebige; bagu fei berfelbe nidjt abgefertigt korben, darauf
Ijabe er geantwortet: er Ijabe fid) mit bem Sefemeifter wieber fcergtidjen
itnb wolle il)n je£t nidjt verunglimpfen. 2Jleifter 2lmbroS fagte bann bem
2lbt: er wolle iljm einen anbern ^ßrebifanten fd)irfen, worauf ber 2lbt
erwiberte: $<*> l)abe an biefem genug ober gutriet. 2lud) l)abe ifyn
iBlaurer angezeigt: e$ fei ^yürftlid^er 33efel)t, bajs man in ben Äloftern
leine jungen Sftotrijen mel)r aufnehmen bürfe. (Sr l)abe baijer feine Sftotrijen
Ijeimgefdjidft. dat. '5. 3Rerj 1535. Untertrieben ift: Sodann, 2lbt ju
£urfau.
2)ie 23ereinbarung, * welche jwifdjen bem 2lbt unb bem Sefemeifter gu
©taube gebradjt worben war, lautete baljin: 1) £>er Sefemeifter foll fein
aSeib gen (Satw ttjun unb nidjt im Ätofter tyaben; 2) berfelbe foUe effen
unb trinfen ba, woljin er bef djieben werbe; 3) bie 3Kondje foll er nad) ber
(Somptet im ©ormitorium taffen; 4) er foll offentlidj im Dfafentat (3tefec=
torium) ba3 SBort ©otteS lehren, unb fo ein 3Kondj Unterweifung in ©otteS
2ßort begehre, follte er ba3 audfy im Sftefentat tljun unb nidljt fonft ^eimtid)
an anbern Orten gufammenfdfy lupfen; 5) bie 9Jtond)e folle er jum ©eljor-
fam gegen ben 2lbt weifen unb iljnen feine#weg$ geftatten, ba£ fie fidE> atfo
Ijod^mütljiger unb tro^iger SBeife erjeigen, wie biSljer gefdje^en. Witt 6) be£
©ottestjaufeS @ad)en foll er fidj nidljt weiter betaben, aU baft er ©otteä
SBort üerfünbige unb bie 1)1. @d)rift tugenbtidfy unb freunbtid) teljre unb
lefe. 7) ©r unb fein Sßeib follen ben 2lbt in feinem Sßertlj bleiben taffen
unb nicfyt fdjmaljen Weber mit Sßorten nod) mit SBerfen. $)a$ folle ber
2lbt audj tljun. 3'n bem fünfter foll S^eobor bag SBort ©otteS m<$t
Derfunben.
Unter bem gteidjen £>atum, an wetdfyem ber 2lbt feinen 23eridf)t an ben
^erjog fenbet, 5. 3fterg 1535, reiben einige (Sonfcentuaten ein 33iitgefud) 2
für Stahmann ein, fotgenben Sn^alö : @ie banfen bem §ergog t)on Jperjen,
baft er iljnen ben Sljeobor SftaiSmann gefd)idt Ijabe, um bie Ijt. <Sd)rift ju
teuren unb ju prebigen: „bann ba3 3?otf unb mir burd) fein grunbtid^,
fleißig teuren, tefen unb prebigen wo^t gebeffert." 2lber i^r 2lbt fei jer=
fallen mit bem Sefemeifter „feiner Setyr falben", ^m Söeiteren fparen fie
1 <5d)imMüt, SJtfcr. im <5taat3ard)tu.
2 StaatSardjiü a. a. 0. $ap. Crtg.
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58 S)ie S8enebtfttncr*9lbtet
bie Sobfprüdfye auf ben fiefemeifter niefit. Ofjne feine Sdjutb r)abe it)n ber
2tbt fdfyon breimal verklagt; aber fie bitten „untertt)enigtidj unb umb ©otteS
bitten", baf$ fie ben Sefemeifter htfyalttn bürfen. $)er gürft möge iljn in
feinem Sdjtrm bewahren, Sdfytiefctid) bitten fie um 23efet)t, wie fie e$ fortan
Ratten foßen „mit unferm vermeinten ©otteSbienft, ben mir bi$r)er getrieben".
$)arin fortzufahren, befdjwere merfticr) it>r ©ewiffen. Untertrieben finb
Joannes Ä'aufman custos
Simon SanbSperger
SBenbetinuS de Byhingen
33ernf)arb 23emer von Tübingen
SBruber (SaSpar £>onatus
©eorgiuS 33rettr)eim.
2Ba3 bie Sefemeifter, wetd)e in bie Älofter gefdjicft würben , ju ttjun
Ratten, ift in Utridjg Ätofterorbnung von 1535 x gefagt: 33ei bem ©otte3=
bicnft barf nur bie t)t. bibtifd)e Sdjrift unb toa% in ir)r ©runb t)at, gelefen
unb gefungen werben. Saglid) folt eine jur StuStegung ber t)t. Schrift be-
ftimmte Section gehalten werben. $)en jüngeren unb alteren 9D?oncr)en foll
tagtidj Don ben praeceptores, wo fotdfye vort)anben, Unterridjt in ben freien
fünften gegeben werben. Hauptaufgabe ber Sefemeifter blieb, bie lutljerifdje
Seljre in ba3 Softer hinein jubringeu; bie 2luftofung be£ ÄtofterS ergab fid)
bann von felbft. §erjog Utridj wartete inbeft a. 1535 nidjt lange bie
SBirlung ber ^ßrebigten feiner Sefemeifter ab, benn Sanbgraf ^Srjitipp wollte
fein ©etb tjaben für bie Äriegöloften vom vorangegangenen 3a$r unb biefe wollte
Utrid) becfen mit bem Äloftervermogen. S)arum mußten nodb im Saufe be$
^atjreS 1535 bie Ätofter aufgehoben unb )na% an barem ©etb ober Älei=
nobien vort)anben war, nad) (Stuttgart gefdfyafft werben. 25on allen Seiten
tarnen bie SBagen gen Stuttgart gefahren, belaben mit 3Konftranjen, Äeldjen,
Äreugen unb Seudjtem von Silber unb ©otb, mit reidjgefticften Wltfc
gewanbern, mit 2lbt3ftaben unb 3 n f u ^n. So fam e$ je£t audfy in §irfd)au;
balb war fowoljt ber 2lbt als ber 2Jieifter £r)eoboru3 ir)rer (Sorgen ent=
lebigt, benn bie SDWndfye würben ber 3teir)e nad) verteibbingt unb ba£ Ätofter
geteert. £)ie SSerteibbingung beginnt im ^utt. S)ie SeibgebingSreverfe finb
in Original^ergamenten im StaatSardfyive unb Ijaben gleidfytautenbe gormetn.
3>n ben 3teverfen ber tatt)olifd) gebliebenen SDWndjen fyeiftt bie formet: £>er
betreff enbe fytöe von ©Ott bie ©nabe nod) nidjt empfangen, bie 2$aljrt)eit
be£ SvangeliumS gu erlernten, aber gleid)Wot}t gebe it)m ber £er$og ein
Seibgebing in ber Hoffnung auf ©efferung feines SebenS unb ©tauben^.
Sei ben 2lpoftaten bagegen Ijeiftt bie formet: ber 33etreffenbe fei in feinen
(Sdjnurrer, (Erläuterungen. 547—558.
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fctrfdjau. 59
jungen, unfcerftanbigen ^a^ren in ba3 Ätofter eingetreten unb Ijabe ba greu-
liche Abgötterei getrieben unb in vielerlei 2Kkg fein ©ewiffen fcerftricft. 9htn
fei aber ba3 (Sfcangeßum in unfern lagen Ijelfer als in ben vergangenen
Slaljrljunberten '^erfurgebro^en unb nadjbem er baSfetbe erfannt, wolle er
je£t fein Seben in einen aubern djrifttid^en ©tanb fceranbern. $otgenbe
§irfd)auer 3Kond)e befennen in iljren SeibgebingSre&erfen, baft fie „bie ©nab
nod) nit empfangen" lutljerifdj ju werben: 1) granjisfttä föraufenpart fcon
Seonberg. ©rig.^erg. d. 16. gufi 1535. ©ri)ätt 40 ff. ja^rttd). 2) (Simon
Äormann. Orig.^erg. d. 15. ^uti 1535. 3) (Sebaftian Äelter. Orig.^erg.
d. 16. 3uli 1536. 4) 6a$par 23atgf)ammer. Orig.^erg. 5) $örg 33alinger.
Orig.^erg. d. 17. guß 1535. 6) 2Ki<$aet #ef. Drig.^erg. Saturn wie
fcorfteljenb. 7) Sodann Slttborfer. ©benfo. 8) §an« SBo^ttttofti. btc.
9) Subwig Gelberer (ber fpatere 2lbt). bto. 10) £an3 Sßibmann. bto.
11) Oswatb Samparter. bto. 12) Söityetm Serfufc, d. Montag na<$ ßfjrift;
tag 1535. 13) £an$ von ©artringen, bto. 14) (JtemenS ©tunner, d.
Sidjtmeftabenb 1536. 15) 2lud) Sftubotf §eim bcfennt, bafc er bie ©nabe
nod) nidjt empfangen, an ba3 (h>angetium ju glauben nod) bebaut fei, bie
neue Orbmtng anjuneljmen. (Sr apoftafirte aber bod) unb ift am 5. 2luguft
1542 Pfarrer ju Seonberg, wo er in einem 9toerfe fcon feinem Äinbe
rebet. ©r fd^eint aber a. 1535 nodj fat^oßfd) gewefen ju fein, ba er audj
bie ©ingabe für Beibehaltung be3 üefemeifterS nidf)t mitunterfdjreibt. Sie
9Ron<f)e, welche in ityren fcortiegenben Criginat^erg.=3tet>erfen befennen, baft
„idj in meinen jungen unfcerftänbigen ^a^ren" in'3 Softer eingetreten, nun
aber ba$ (?t>angeßum angenommen Ijaben u. f. w., finb folgenbe:
1) Sofymne* 2Bitb. Orig.^erg. 9. gebruar 1538. 2) 3o$amte*
Kaufmann. Orig.4>erg. d. 16. 3uß 1535. 3) Söenbetin ©djmib. O.^erg.
d. 16. guß 1535. 4) Caspar ©entfauf. Crig.^erg. d. 16. gufi 1535.
3>eber (Sonfcentuate erhielt als jäljrß<l)e3 Seibgebing 40 f(., gwei fielen fidf)
ein für allemal abfertigen mit 200 f(. SRubolf £eim erhalt 120 f(.
SDer 2tbt behielt nodj einige Monate bie Verwaltung, §erjog Utrid)
verlangte aber von iljm im Sufi 1535 als Steuer ba3 Ijalbe Ätofterein-
fommen mit fotgenbem Befehl: l „Unfern ©ruft jufcor u. f. w. 2Iuf jüngftem
unfenn Sanbtag ift eudj unb anberen unfern ^Jretaten über euer l)atb Gin-
fommen uns 20,000 f(. auf Ulrici nad)ftfünftig3 $u teilen auferlegt. $>ie=
weil nun, wie ifyr wifct, unfer freunbtid)er SSetter unb ©efcatter, §err Philipp
ßanbgraf fcon §effen, afebann oljne %tty bejaht unb baburd) allerlei s Jladj-
tljeite, Unfoft unb Stäben t>erptet bleibe, fo ift unfer gnabigeS Begehr,
i^r wollet ^iejwifdjen St. Ulrid)$tag nad^ftfünftig fotd> euer ^atb ©infommen
Stel, §irfau 131.
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60 Sie Söcnebüttncr^iaet
unb baju euren gebü^renben 2lntfjeil an ben 20,000 fl. gewiftfidj anljer in
unfev Kammer überantworten unb m$ 3för für ®otb tyaben unb juwege
bringen moget, an folgern reiben unb un$ ba£ unferem gnabigen Vertrauen
nad) jufta^n unb folgen laffen, beft wir un$ verfemen unb mit fonbem
©naben erfenncn wollen." Um biefetbe 3eit fcrberte Ulrid) aber von bem
2lbt nod) weitere 200 ft. Sanbfteuer unb jwar ol)ne SSerjug. 33etradjtet man
ben bamaligen ©etbwertl), wetdjer annaljernb baS c 3 e ^ n f a( ^ e b& gütigen
©etbwertljeS betragt, fo ift ftar, baft unter folgen Umftanben bie 93erwattung
be£ ittofterS nidjt meljr weiter geführt werben tonnte, jumal alle Softer
in ber vorangegangenen £t\t, befonberä im 33aurentrieg, großen ©djaben
gelitten Ratten. 2)ie Siebte tonnten fo burd) bie Skrteibbinguug finanziell
s Jtidjt3 me^r verlieren. 3lud) ber 2lbt ^fyanneS ju §irfdfyau tarn im fot=
genben Oftober, Sonntag nad) $)iontyfii 1535 mit ber ^Regierung baljin
überein, für feine ^erfon ein fieibgebing anjuneljmen unb fid) vom ^erjog
einen 3Kitverwatter beiorbnen ju taffen.
©ein Fevers Don obigem Saturn lautet: 3^ S^wn, 2töte ^ Äloftcr«
§irfau am ©djwargwatb gelegen, benenne offentlidj mit biefem 23rief, ba§
id) midfy au$ fd^utbiger unb untertäniger fonberer Meinung, aud) mit gutem
freien SQBiUcn $u bem burd)laudjtigen, §od)gebornen dürften unb §errn,
§crrn Ulriken, §erjogen ju SBürttemberg unb Xete, ©rafen ju 2ttompel=
garb, meinem gnabigen SanbeSfürftcn unb §errn, mein Sebenlang in ©ienft
verpflidljt, unb 3- §• ©naben bewegen gewöhnliche Dftatlj^ unb 2)ienftyf(id)t
getrau Ijab, alfo baft idfy bie Dient, ©ilten unb ©intommen be3 ÄlofterS
§trfdE)au, foviel mir bero jeberjeit von $$vtn §. ©naben in 23efetd) gegeben
unb ju verwalten eingeantwortet worben, getreulidf) unb mit emfigem §tei§
einbringen, aud) ^fjren %. ©naben unb berfelben ©rben berijatben 33efelc^
Ijaben würbe , barum ehrbare Sled^nung unb genugfame SBürgfdfyaft tl)un fott
unb will wie fid) gebührt. Unb fo ijodjermelt feine §. ©naben mir einen
guverorbnen würben, benfelben gutwillig annehmen unb ben jum getreulidjften
unterweifen unb alte ©elegen^eit be3 fölofterS mit gteijs berichten, audj mxd)
in anberweg, wie id) als dlafy unb Wiener ju tijun fd^ulbig bin, gebrauten
laffen, bagegen fein gürftl. ©nab eine eljrtidfye anfeljntidfye 8eibgebing$=
befotbung bis an mein völlig unb gut ©enügen gefdjöpft tyat, laut 3#rer
55. ©naben 23rief unb Siegel mir hierüber jugeftettt, bef$ Saturn ftetyt auf
Sonntag nadj SDiontyfii be# je^t laufenben 3>aijr3. SDemnad) fo gereb idj
unb verfpridf) idj ijiemit, in Äraft biefeS 33rief3, bie £tit meines SebenS 3för
§. ©naben ober berfelben (Srben geljorfam, gewartig, treu unb Ijotb ju fein
unb 51t bleiben, aud) $f)v g. ©naben Schaben ju wenben unb frommen ju
f Raffen nadj meinem beften SSermogen, altes Snijatt unb vermßg oben an=
geregter meiner getanen SDienft^flid^t, getreulid) unb oljngefaljrlidj. 5De^ gu
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$trfdHro. 61
wahrem Urftmb ijab id) mein eigen Snfieget an biefen iBrief gegangen nnb
baju erbeten bie ljod)getel)rten unb ehrbaren §erren ^3l)ilipp Sangen, ber
SRedjten £)oftor unb Raufen geller, 33urgermeifter ju Sftottenburg, mein lieb
Sdjwager unb 23etter, bap fie gleidjerweis ifyr eigen ^nfieget neben ba^
meine an biejen 33rief gegangen Ijaben, ber geben ift auf Sonntag nacfy
2)iontyfii, unb 6l)rifti unferS Heben §errn ©eburt, als man gdljlt fünfjeljn=
tyunbert breiftig unb fünf Safyv. 1 So burfte ber 2lbt nodj im Älofter
woljnen, feiner SBürbe unb 3tedfyte war er beraubt, bie 2tton<f)e in alle 9$ett
jerftreut.
Sftadj ben Siegen be£ föaiferS über bie proteftantifdjen dürften mufcte
audj §irfdjau bem Orben lieber jurürfgegeben werben. §erjog U(rid) tyatte
gwar gur ^Refutation ber Älofter gar feine 8uft, aber feine 3tdtlje matten
iljm begreiflich, baft man in biefer Slngetegen^eit nid>t ben SftedjtSweg be-
freiten unb *>or bem &ammergerid)t tlagen fonne, fonbern ba£ einjige 3Kittet,
woburdj man nodj ttm& IjerauSf plagen fßnne, fei ein 2lbtommen mit ben
alten ober neu erwarten ^rdtaten. 2)ie3 Verfahren würbe, wie atlerwdrtS,
fo audj bei ^rirfdjau eingehalten. 2)a$ Uebereinlommen war bei ben Ätoftern
in ber §auptfad)e ein gteidjmdftigeS, mit 2lu8na$me fcon St. ©eorgen unb
lautete baSfetbe bei jpirfdjau fotgenbermafcen: 2
Actum. SSHtbbab. 30. September 1548: 1) SBci fünftigen 2lbt3wal)ten
mufs bie SBaljl gubor bem §ergog angezeigt werben, bamit er ©efanbte,
jebod) o^ne Stimmrecht, aborbnen !ann.
2) 2lbt unb Sonfcent muffen, elje fie gur Verwaltung gugetaffen werben,
ber £>errfdfyaft Sßürttemberg als ityrem @rbfd)irmljerrn unb Äaftenfcogt ^ulbigen
worauf ber ©ewdfytte naä) altem 23raud) als 2lbt gu (Salw publicirt wirb.
3) $)ie Ätofteruntert^anen f ollen bem Slbte fdjworen wie bi$l)er, aber
e$ foll ein 33efcollmdd)tigter beö §ergog3 babei fein unb ben Untertanen in
iijrem (Sibe eütgefdjdrft werben, bafc fie ben §ergog aU iljren Grrbfdjirmljerrn
unb Sanbe^errn erlernten unb iljm leiften, m$ fcon 2llter3 ©ewoljnljeit ift.
4) ^eber ^rdlat foll be$ §ergog£ 3tatlj fein unb Reiften.
5) 55er 2lbt foll auf ben Sanbtagen erfdjeinen, feinen gewöhnlichen
Staub barin l)aben unb leiften toa$ er vermöge alter ©ewof)nl)eit fdjutbig ift.
6) 2)ie 2lppeltation gef)t fcon ben Ätoftergeridjten an ba$ Württemberg
gtfdje §ofgerid)t.
7) £)er 2lbt foll ber §errf$aft SMrttemberg 3llte3 leiften, toa$ Don
2ltter3 Ijergebradjt ift, welken Wamm e£ audj Ijaben möge.
8) 2Ba$ bie empfangenen 2lbnu£ungen unb Verdnberungen betrifft, fo
1 S8gl. Pregizer Suev. et W. sacra 129.
2 ©djmiblht, 9ttfcr. int ©taatSardjiu.
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62 $te SBenebiltiner^btct
will ber Slbt für feine $ßerfon nidjtS forbern. SEBcun er aber Don feiner
geiftlidjen Obrtgfett gelungen mürbe, gorberung $u tljun, fo wirb er nadj
feinem beften Vermögen baju Reifen, bafe [otd>e^ unferem ©ndbigften gürften
unb §erm jum 33eften gewenbet werbe.
9) £)en Derteibbingten SonDentuaten bejaht ber Slbt iljr Seibgebing,
e£ wäre benn, baft er baran redfytmdfeig Derl)inbert würbe burd) be3 fttofterS
OrbinariuS. — £>er Slbt 3o§amte$ untertrieb biefe 23ebingungen mit fot
genbem 33orbel)att:
3$ 3°§ ami 2ft* 5 U §trfau befeune, baft tdj in obgemelte Slrtifel ge~
wittiget Ijabe, bod) mit 23orbetyattung : wo fie nidjt feien wiber mein £reu
unb ©ib, aud) Drben3pf(id)t. Slm gleiten Sage gab ber ^erjog ^ en 23efe^l *
jur ^Refutation be£ fttofterä. S)erfelbe ift gerietet an alle feine Ober= unb
UnterDogte, aud) Pfleger, ©djuttljetjsen unb anbere 3 u 9 e ^ an ^ e un ^ t^ut
iljnen ju wiffen, baft ber £>erjog feinem dtaü) bem Slbt 3o^ann«ö 3U §irf<$au
alle be3 Äfofter« £>orfer, gleden, Pflegen, Renten, 3infe, ©Wen unb anbereS
(Sinfommen, SftidjtS ausgenommen, wieber eingeljanbigt, audj be$ ÄtofterS
©djultljeiften, Pfleger, Untertanen unb ^ugewanbte, f° ^ m feiger mit
^pid^ten unb ©iben jugettyan gewefen, quitt unb tebig gegast ijabe, bodj ber
^ßflid^t unb ©rb^utbigung, womit fie il)m Don SltterS Ijer juget^an gewefen,
in allweg otyne Stäben, fie fetten alfo bem Slbt fürber an Ginjie^ung feiner
©efdtte unb Slttem, toa$ iljm unb bem Ätofter juftdnbig, feinen ©intrag ober
23erljinberung t^un.
$)er wieber in feine 3%ed)te eingefe^te Slbt fud)te je^t ben GonDent
wieber Ijerjuftetten 2 burd) Slufnaljme Don 9toDijen unb ^urüdberufung ber
früheren (SonDentualen, Don benen jebodf) wenige wieber famen, unb aud)
woljt baran traten, benn wie DorauSjufeljen war, tiefe man bie Uebung ber
fatijotifdl)en Religion unb bie Befolgung ber DrbenSreget nur fo lange ju,
ate bie gurdjt Dor ber Wlafy beö ÄaiferS baju jwang. 'Sobalb biefe 3Kad)t
burd) 9ttorij Don Saufen gebrod)en war, rebete man fofort in anberem Jone
ju ben Siebten. ©d)on am 11. 3um 1552 erging ein 33efety( 3 (5fyriftopI)$
an bie Siebte gegen bie Sluf nannte ber SftoDijen unb gegen bie „abergtdubi=
fd)en (Zeremonien", b. I). gegen ben fatljolifdjen ©otteSbienft. Un3 langt
gtaublid) an, fagt ©firiftop^ in biefem 23efel)(, wie bafe tyv etliche nod) un=
mannbare unb unDerftaubige ^unge bei eud) eingenommen unb biefetbigen
mit unnötigen Superftitionen unb abergtdubifd)en (Seremonien unb ©lübben
ju Derftriden unb ju befd^weren unterfte^eu fottet. 2)ie$ wirb ben Siebten
1 (5taat3ard)iu a. a. £). (Sopie d. 1548. Sept. 30. SStlbbab.
2 SSg(. Pregizer 139.
8 (stnatSardjiu. Sopie.
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§trfd)cui. 63
unterfagt unb itynen geboten, bie klobigen in ber djriftlidjen ßonfeffion beö
£ergog$, bon wetdjer ein (S^emptar beigelegt fei, ju unterrid)ten. @ie bürfen
fortan feine Sftooigen mefjr aufnehmen, benn e$ falle ben Untertanen ljod)=
befcfywerlid), baft bie $Rooijen iljr 23ermögen in bie Softer vererben. 2lm
liebften wäre ßtyriftopl) je^t nadj 2lbfd)tuj3 be$ ^ßaffauer Vertrags mit bolliger
Unterbrüdung ber fatljotifd)en SMigionSübung vorgegangen, allein feine 3%ät^e
adjteten bie $eit nod) nidjt gekommen. 2lm 13. Februar 1553 geben bie
Statte in biefer Slngetegenljeit ein ©uiad)ten ab: „. . . £)emnadj und be=
benflidj ift, biefer Reiten 6twa3 gegen itynen (ben ^rataten) fürjune^men,
benn foltidjS ein ©efdjrei gebaren (würbe), als ob (hier gürftt. ©naben bie
ftlöfter einnehmen unb fie (bie ^rataten) entfe&en, aud) fie gu Unwillen
bewegt würben, unb etlidje, bie fid) oielfeid)t bie 3<t§r §ero mit einem 3Sor=
ratty gefaxt gemalt, barob entfpringen unb wiber @uer §ürfttid)e ©naben
ein Unruhe aufaßen motten." 1
So erhielten bie fat^olif^eu Siebte nodj einmal eine ©nabenfrift von
einigen 3 a ^ ren - ©i e erf dienen aud) wie oorbem auf ben Sanbtagen. 2 3> m
folgenben Styvt 1554 ben 26. ^ammr reicht ber 2lbt 3>ol)anne$ von £>irfdjau
eine lange 33efd)werbefd)rift ein, beren ,3 n ^ a ^ * n ©djntibltnS 3Kanufcript
ausführlich angegeben ift unb in 18 fünften befielt: 1) betreffenb ben
3BaffergoH gu SBietigljeim, 2) ba£ §auö beS Prälaten gu Galw, wetdjeä um
300 fl. »erfauft werben folt, 3) eine Sßiefe gu SBatbel, 4) Valien,
roeldje ber Pfarrer gu 2lttenftabt eingugie^en fid) unterfte^t, 5) (Sinfommen
ber Pfarrei (Stmabingen, 6) ba$ ^immer bt& ^rätaten gu ©tammtyeim, ba$
gum $ßfarri)au3 gu 2)i£ingen gehört, 7) ^atronat beä Prälaten über bie
Äaplanei gu ^elf, 8) Ätage beä ^rataten über ba3 überflüffige (alfguftarfe)
^utrinfen, aud) gräutidje ©otteStaftern , fo ntd)t allein bie 3>ager, fonbern
aud) ityre §unbsbuben fcom 3Korgen bis ttroa gu 9ttitternad)t ober nod)
langer im Älofter §irfd)au hinter bem SBein ühtn unb treiben,, baft aud)
bie S&stv täglidj frembe £ned)t$fnedjte unb SBubenbuben, fo nidjt gu itynett
gehörig, mit fid)» in'ä Softer bringen, weldje neben bem, baft fie aus bem
Älofter biet abtragen, gugleidj ebenfowoijl wie bie Sager einanber ^ufaufen ;
man muffe im Softer gwei Anette Ratten, wetd)e nidjtS anbereS gu tljun
Ijaben, als biefen Seuten ©ffen unb Printen auf ben £ifdj ftelten.
tiefer Unfug be$ ^^n-U^ ift eine ftanbige Älage ber Siebte unb
war fidjerlid) eine mitwirfenbe Urfadje, warum bei biefem beftänbigen Satyrn
marftdtdrm bie Pflege bed geifttidjen %tbtn% in ben ^toftern fo bielen ^inber=
1 Besold. Doc. 623.
2 ©n ga^cifel (StnberufungSfdjretbeu an bie klebte uon §trfd)au üou 1550 b\&
1599 im StaatSardjto.
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64 ®ic S3encbiftiner*9lbtet
niffen begegnete unb feine Reform 33eftanb gewinnen wollte. 9) Ste^ung
be£ 2ttarfgrafen ftaxl, berer Don Dettingen unb cmberer betreff enb u. f. w.
13) £>er ^ratat Don §irfdfyau $at gu 2£eitberftabt etliche ^prünben unb audj
bie Pfarre bafelbft gu Derletyen, wetdfye alte Daciren unb Don benen gu 2£eil
eingegogen worben ; audf) Derlangen leitete Dom ^ralaten 500 ^Jfunb, wetdfye
fie gut 3eit, als §ergog Ulridfy ba$ Ätofter §irf<$au eingegogen, aus gemeiner •
@tabt ©afet gur SSegaljtung be3 $farrencorpu£ bargelieljen fyaben. 14) ©$
wollen audj bie Don 2ßeit Don ber ^frünbem@teuerung feine Slbfdjrift geben
u. f. ». 18) iöetreffenb ba$ 2llmofen gen (Salto u. f. to.
3m Saljre 1556 würbe wie anbertoartS fo aud) in §irfd)au §ergog
6Ijrifto#j$ fötofterorbnung eingeführt unb eine Ätofterfdljute mit gwei ^>rd=
ceptoren eingeridfjtet. 35er eine ^ßräceptor war §einridfy SBeiferSreuter, gugleicfy
©tabtyfarrer unb ©pegiat in (£alw unb fyater 2lbt in §irfd)au, ber anbere
^ßraceptor war ©ebaftian 23lof$. S5ie fatfyotifdlje SMigionSübung unb ba$
&eben nadfy ber OrbenSreget Ijatte Don biefem 3 a ^ r an aufgebort, für
Sttt $ol)anne$ war es ba3 SobeSjaljr. ©r ftarb ben 13. ©egember 1556.
5Bi8 an fein ©nbe war er ber fatljotifd)en Religion unb bem Orben treu=
geblieben. Gt Ijatte m$ in feinen Gräften ftanb für (Spaltung feines
ÄtofterS getljan. 2Jiit 2ttutlj unb 6ntfd)iebenl)eit Derbanb er Älug^eit unb
Ijarrte in ben brürfenbften 93erljattmffen aus. SBiete 23itterfeit muftte er
befonber£ im Slnfang ber Deformation Derfoften, ba feine jungen tuttyerifd)
geftnnten (SottDentuaten mit £rofe i^m wiberftanben unb felbft in einem
gemeinfamen <2djreiben an ben §ergog fidfy auf Seiten feines geinbeg [teilten.
2)aft nodfy in ben testen 3Konaten feinet SebenS ©f)riftopl)3 Ätofterorbnung
Don 1556 in §irfd(jau eingeführt würbe, fpridjt nid)t gegen ben 2lbt, benn
e3 würbe bei Ginfüljrung biefer neuen Orbnung fein 2lbt meljr um feine
^uftimmung gefragt. SSier Jage nad) 3>oljann3 £obe bitten 1 bie brei nodfj
übrigen (SonDentuaten gu §irfd)au: Saureng 2?olg Don (Jatw, ^?rior 3>afob
33roff unb 23ernljarb 2ttündjberger beibe Don SBeilberftabt, ber §ergog modjte
il)nen einen neuen 2lbt fe^en. ©er §ergog fdfyidfte barauf* als ßommiffare
nad) §irfd)au ben DberDogt 33ernljarb Don ©ad)feni)eim, ben ©ebaftian
^ornmotb unb ßonrab (?nget, welche in ©egenwart ber 2lebte Don £ordj
SlfyirSbad) unb 3Jturr^arb ben Subwig Gelberer aU neuen 2lbt Don §irfd(jau
befignirten. SBa^renb bie genannten (Sommiffäre mit ben Prälaten über
ben ntn aufguftetfenben 2lbt fidj beffrad^en unb ben SBitlen be3 ^ergogö Der=
melbeten, fangen unterbeffen in ber £ird(je bie (SonDentualen unb DoDigen
nad^ altem 23rau<f) baS bieömal fe^r überftüffige Veni sancte spiritus.
Subwig SSelberer war früher ^Jrior in §irfd^au, naty feinem SeibgebingreDerö
1 ®taatöar(^tü. ^ap. ßopie. d. 17. 2)ecember 1556.
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§trfdjau. 65
tton 1535 ben 17. ^utt blieb er bamafe fatljotifd). ©r lebte barauf in
feiner 93aterftabt Stuttgart Don feinem Seibgebing. ©$ ift nid^t anjune^men,
baft er ein entfd)iebener 5tatl)otif gewefen, fonft wäre er gewift nid)t fcon
Gljriftoplj jum 2lbt auSerfe^en worben.
2lm ©jriftabenb 1556 ftettt Subwig 23elberer einen eigentydnbig unter*
fcfyriebenen DfaberS 1 aus, worin er befennt: „. . . . id) fott unb Witt tyod)-
ermeto meinem gnabigen SanbeSfürften unb §errn ^odjtobttdje unb d^rift^
licfye Deformation, &irdj= unb Ätofterorbmtng, wie bie mein SSorfa^r 2lbt
3otyann feiigen fcon % g. ®. empfangen, unb fetber als für approbtrt bei
feiner 2lbminiftration unb Sebjeit im ittofter toirflid^ angerid)t, atfo fortbin
mit iren georbneten Statuten bei ber Äird) unb Sdjulen in attweg meinet
beften gleifc ermatten, aU bie idj fetber aud) ber regten, reinen, gotttidjen,
Ijeiligen, proptyetifdjen, fatljolifdjen unb apoftolifdjen ©efd)rift gemdfc bittig
unb dfyriftenlid) audj für bittig bei mir erfenn unb Ijalt u. f. w." 93elberer$
§anbfdj>rift unter einem folgen SfteberS jeigt beuttid) genug, bafc er mit
Unredjt als te^ter fatfyotifdjer 2lbt figurirt. s Jtad) jwei ^a^ren 1558 erhielt
SSelberer einen Soabjutor an bem Älofterprdceptor unb Spejiat Don (Salw,
Dr. Qtinxid) SBeiferSreuter. 33etberer, obgteidj 82 $af)Tt alt, wollte leinen
ßoabjutor wie aus feinem Sdjreiben fcom 29. ©esemJer 1558 Ijer&orgeijt.
2lm 16. 3;ult 1560 ftarb SSetberer im Sitter t)on 84 ^afyvtn, reifer an
3>aljren als an (Sljren. 3# m folgte im Sluguft als 2lbt fein (Soabjutor
£einrid) SöetferSreuter au3 Sdjwabadj in granlen, welker gewoljntidj als erfter
tutijerifdjer 2tbt aufgeführt wirb. So fyatte jefct ^rirfdjau afe 23enebiftiner*
Ätofter ju ejriftiren aufgehört; ba$ Sidjt ba3 einft unter 2lbt SBil^etm weit
über S)eutfd)tanb3 ©renjen l)inaug ftraljtte, fo ba£ e3 ben Sftutym ber be=
rüfymteften beutfdjen Ätofter fcerbunWte, biefeS Sid>t war je&t erlofdjen, trübe
unb gtanjtoS erlof djen ; bie ftarle Saute, wetd)e einft jur $eit ©regorS VII.
ben ^eiligen romif^en Stubl mdd)tig ftüfcen ijalf, fie war morfdj geworben
unb faul unb gerdufdjtoS geftürgt.
3n gotge beS 3%eftitutionö=6*bilteö fcon 1629 würbe am 6. (September
1630 audj Softer £rirfd)au wieber t)on einer faifertidjen (Sommiffion in
33efi£ genommen für ben 23enebiftiner-Orben. 2 2lt£ Slbminiftrator f am nad)
§trfdjau ber $rior oon Ätofter SBeingarten, 2lnbrea^ ©eift fcon SBilbef,
welker Don ©erwarb §eft alö ein ^eiligmd^iger 9)iann unb ftrenger Slfcet
gefd^itbert wirb.
@nbe be^ 3 a ^ reö 1631 mußten bie frttljolifdjen TOon^e fliegen in gotge
ber ©c^la^t bei Seipjig (17. (September 1631), lehrten aber 1634 nadj
1 ©taatgorc^tü. ^erg. Orig.
2 ©tc! 157 ff.
9totljenI)äuätcr, 9(&tetcn it. ©tiftc.
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66 $te SBenebtftiner^tbtei
ber @d^Iad)t bei Sftorbtingen (26. Sluguft) lieber jurürf. SlnbreaS ©eift
ftarb ben 28. 2tprtt 1637. Stuf iljn folgte aU 2tbt Söunibatb 3ürd>er au$
einer ^atrijierfamitie in 33luben$ unb ebenfalls ßonbentuate in SSeingarten.
$)erfetbe wahrte bem §erjoge gegenüber fel)r ftramm bie 3*e<^te be3 ÄtofterS
unb beweigerte bem §erjog fetbft ben 2Iuf enthalt ju §irfd)au, ba „er fidj
feinet tjergogttdjen ©dfytoffeS gu §irfdjau gu erinnern ttmftte". 9ttetyreren
proteftantifdjen Pfarrern ff errte er bie ©efätte, wogegen ber §er$og ©efalle
beö ÄtofterS fperren tieft.
3>n gotge be$ n>eftp^atifd^en $rieben$ mußten bie 23enebiftiner ba3
Softer a. 1648 lieber räumen, unb 2lbt äßunibatb naljm bom 2lrd)ib fobiet
er tonnte mit nadj SBeingarten.
3u Sßeingarten, fagt ^ftfter im @d)Wäbifc|en Safdjentudj 1820, woljin
id) jur Unterfud^ung beS bortigen 2Ird)ib3 abgeorbnet worben, entbecften fidj
in einer obern Kammer be3 ^ßrdtaturgebaubeS, wo alte 33üdjer unb Rechnungen
liegen, jwei unfdjeinbare 33üdjerberfd)tage. ißei iljrer ©roffnung fielen lauter
Urfunben unb 8agerbüd)er bon §irfd)au, Reidjenbad) unb 33taubeuren ^erauS.
©8 waren babei brei boltftänbige Repertorien bon bem bormatigen 2Irdjtb
ju §irf d)au. i — Sie 2lureliu3firdje ju §irfdjau würbe 1584 bon §er$og
Subwig tljettweife abgebrodjen unb ber Reft ju einer ©djeune unb (Staltungen
eingerichtet. $)a$ Ätofter unb bie @t. $eter$tirdje würbe befannttid) a. 1692
tton -äJtetaf niebergebrannt, weit ein junger 23ürger bon (Satw bon einer
2ßalbanl)öl)e Ijerab einen franjöfifdjen Officier niebergefdjoffen tyatte. S)ie
Reliquien be3 I)t. 2luretiu3, be$ Patrons bon ^rirfdjau, erwarb a. 1557
SBitljetm Sßerner bon Zimmern un b trachte fie in fein ©djtoft Ferren-
gimmem (Sttone, Queltenfammlung IL 136); bon 3immern tamtrt biefe
Reliquien a. 1594 burdj ©ibtytta bon ^o^enjolfern, geborne ©rdfin bon
3immern, nad) §ed)ingen, a. 1690 fd^enfte gürft griebrid) äßittyetm bon
§ol)en$ottern bie Reliquien bem Softer ^wiefatten, einer Sotonie bon §irfdjau.
Reihenfolge ber Siebte: 1) Suitpcrt 838; 2) ©erung 853; 3) Regin=
bobo 884; 4) §arberab 890; 5) Rubotf 918; 6) ©ietmar 926; 7) ©iger
952; 8) Supotb982; 9) §artfrib 986; 10) (Sonrab 989; 11) griebrtdj 2
1066; 12) 9ßit!jetm 1069; 13) ©ebljarb, ©raf bon Uracf), fyäter «ifdjof
bon ©peier f 1110; 14) 33runo, ©raf bon SBürttemberg 1105; 15) SSotmar
1120; 16) Hartwig 1157; 17) 2ftangotb 1157; 18) Rupred)t 1165;
19) ßonrab, ©raf bon £ird)berg 1176; 20) £einrid) 1188; 21) g»a*
warb 1192; 22) Suitfrib 1205; 23) ©bewarb 1216. 23i3 ljief)er nad>
1 (Stet 22.
2 $ie eilf Hebte üor SBüljetot nad) Xrttfjeim; über beffen ©(aubhmrbigfett ögL
Quellenangabe.
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§irfd)Qu. 67
bem Ijierin unjuoertäffigen Codex Hirsaugiensis ; bie folgenben nad) llr=
tunben (Oberamt8=23ejd)reibung <5alw 246). 24) fteginoobo 1234; 25) ©iemo
1240; 26) #einrtd) 1255; 27) «ertyotb 1258; 28) #einrid) 1260;
29) 2Manb 1269; 30) ßraft 1275; 31) SManb 1284; 32) ©ottfrieb
1294; 33) Äonrab 1307; 34) ©igmon 1310; 35) ipeinrid) 1317;
36) «Simon 1324; 37) Söigljarb 1337; 38) Simon 1341; 39) Sßigljarb
1341—59; 40) ©ottfrib 1368—76; 41) SKMgljarb 1381— 1401; 42) grteb=
rid) 1403—28; 43) 2Botf Wai)ex 1428—60; 44) 23erm>rb 1460—82;
45) ©eovg 1482—84; 46) 231afiu« 1484—1503; 47) ^oljann 1503
6iS 24; 48) Sodann 1524—56; 49) Slnbreaö ©eift 1630—37; 50) 3Buni=
6atb 3ürd)er 1637—1648.
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S)aö 33enebtfttnerJIofter 2lnljaufen nmrbe a. 1125 geftifiet fcon 2Jlangolb
bem ^faljgrafen (fcon ©iltingen?) unb feinen Soljne'n Söaltljer, 33ifd)of fcon
2lug3burg, SDangolb, 2lbat&crt unb Utridj). §onoriuS IL beftatigt biefe
Stiftung a. 1125. * SBie anbere frf)tt>äbifd)e Senebiftiner^tofter, fo trat
audfy 2lnfyaufen im 15. 3>aljrf)unbert in bie 33urSf eiber (Kongregation ein,
um ba£ OrbenSleben im ©eifte feines ^eiligen Stifter« ju erneuern. 2lm
11. 3Kai 1468 geftattet 33ifdjof $eter fcon 2lug3burg bem in feiner ©iöcefe
gelegenen Ätofter Slnfyaufen in bie 33ur3felber Kongregation einzutreten, vos
ordinationibus , constitutionibus et privilegiis venerabilium et religio-
sorum patrum domini abbatis et conventus monasterii Bursfeldensis
submitere. 2
©ine Deformirung toar befonberS notljtoenbig geworben burdfy bie um
georbnete SlmtSttemaltung be£ 2lbt$ ©eorg Don ©ontljeim, toeldjer 1465
abgefegt unb im Ätoftert^urm eingeferfert tourbe. (5$ fdfyeint tnbe£ bie De=
formirung erft im Anfang be£ 16. SaljrijunbertS ju ©taube gekommen gu
fein unter 2tbt Sodann SBeibenlranj (f 1517). 2)er »6t Joanne« ÄiecfcKn
fcon ©tdjingen, toetdfjer oerfcfyiebene Ätöfter reformirte, fdjidfte ju gteidkm
3toerf e aud) ©tdjinger 3Koncfye nadfy 2lnl)aufen. s $)a$ Softer Ijatte gerabe
im legten gtitaittv fcor ber Deformation mehrere feljr tüdfytige Siebte, aber
eben ber 2lbt, welker ben erften Slnfturm ber Deformation auSjuljatten tyatte,
toirb mit Dedfyt nidfjt gut djarafterifirt. ©3 ift bie« 3°l) ann 2lgrifota (Sauer)
Don ©erftetten. 33rufcf)iu3 fagt fcon i^m, er l)abe ben redeten Damen ge=
tragen, benn er fei ein gefdjtoomer geinb ber 23ilbung unb ber ©ebitbeten
geftefen: »ut nomine et patria (2ltp) ita re ipsa etiam vere rusticus« ;
1 lieber bie Sßäpftlidje £)rigtttalurfunbe für Httfjaufen d. Pisa. 3. 2ttai 1136 ugl.
©örre$ ©. $tftor. Safjrb. V. 4. (Seite 520.
2 ©ebrueft bei ©leitete. ^Beiträge. 1. (Seite 332 m&) bem Origittalfottcept im
$tog§burger bifdjöfl. §trd)tu. Quitte (£opte ift im <Staat§ar(^it) in ©t.
8 Crusius. p. II. 2. 9. c. 13. Brusch p. 46.
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S)ie $Benebiftmer*$btei 5tnf)aufen an ber SBrenj. 69
er §abe fid) nie baju fcerftefjen tonnen, für bie jungen Sftot^en einen Sefjrer
ju galten ober für biefelben ein 33udj ju laufen. 3m 3>af)re 1522 loar er
jum 2lbte ertoä'tylt korben. SXiad^ ber Sßiebereroberung SßürttembergS 1534
feilte 2lnf)aufen in biefem 3>al)re baS ©djicffal ber anberen Slbteien. Stuf
großen Sßiberftanb fonnte bte Deformation bei einem 2lbte oon bem (Sljarafter
2lgrifota'S nidjt ftof$en. günf 3Jiöndje toaren aus bem Älofter ausgetreten
unb Ratten ge§eiratf)et. 3 m 3 a $ rc 1534 bitten 1 fünf Stnijaufer 3Jißndje
bie ©tabt Ulm, fie möge mit ityrem §erm bem 2tbt Rubeln, bafs fie eine
Sßenfion befommen, fie fjaben „aus gotttidjem ©ifer" bäs Softer fcertaffen;
ba fie t>on bem 2lbt SftidfytS befommen, fo tyaben fie fidj in ©djulben ftürgen
muffen unb feien fo in Sftotty mit ifjren SBeibern unb föinbern. £)ie Flamen
biefer 3Jlon^e finb: 3>of)anneS % x ^ &<w ©unbelftngen, ©regor ©eibolb
&on ©islingen, 2lnbreaS 93eurer t>on ©iengen, ©eorg SBegetin t>on 2Bal=
ftetten unb ©regor 3Jienfned)t oon Dttenbeuren. Ueber ityre 23itte iourben
im 3af)re 1535 SSerljanblungen gebogen. 2
2)er 2lbt weigerte fidj, bie 9ftond)e ju penfioniren. 216er fdjliejslidj
toeift i^nen bod^ §erjog Ulrid) am ©amftag nadj GorporiS (Sfjrifti 1536
ein Seibgebing an, „toeit fie fürnemlidj umb ber ©fyr ©otteS unb feine«
SSortS toitlen" aus bem Softer ausgetreten feien. 8 3>n bemfelben $af)x
1536 iourbe audj baS Äloftcr 2tn§aufen toie bie übrigen Softer geräumt,
bie SDiondje ttmrben mit einem Seibgebing abgefertigt. S)er 2lbt erhielt als
Seibgebing 4 ^unbert ©ulben baar, 100 ©ulben in grüßten unb ein guber
Söein. (Sr barf audj mitnehmen feine Kleiber, item brei 33ettftatt mit
ifjren 3ugef)orben , item 4 fitberne Sedier, bie aber nadj feinem £obe bem
§erjog toieber gurücfgegeben toerben folten. (h* gelobt aud) an ©beSftatt
§infüro fein Sebtag Jeine toeitere gorberung ju machen toeber an ben §erjog
unb beffen Sftadjfolger nod) an baS Älofter. Ofyne ^toeifel *wre itym toie
ben übrigen Siebten geftattet toorben, fein Seibgebing im fölofter ju öer=
jefjren, aber er sollte ^eirattyen, jog bef$alb nadj 33oltyeim, too er tyeirattyete
unb gleid) toie anbere 33auem fid) mit bem $elbbau befdjaftigte. 5 Unter bem
gleiten S)atum toie ber 2lbt erhalt aud) ber ^3rior 23tafiuS ©euerer fein
Seibgebing; 6 er fyat „bie ©nabe nodj nidjt empfangen", baS SBort ©otteS
unb bie neue Orbnung anjune^men, aber „^offenb 23efferung feines SebenS"
getoa^rt i^m ber §erjog gleid^ioo^l ein Seibgebing. ©leid^lautenb finb bie
1 ©taat§ard)iü. Sln^aufen. Drig. $ap. s. d.
2 (Sbenbafetbft. SSerfc^iebene Elften.
3 6taat§ard^iü a. a. £). ?Perg. Crig.
4 (Sbenbafclbft. Orig. %txQ. d. 1536. Montag nad^ Kantate.
5 (Sattier, ^er^oge III. 71. unb Beilage 33. unb Cuen. Collectio Script. II. 26.
6 8taat3ard)to. Drig. $erg.
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70 ®ic $8ettebtftmer*TOet
£)riginak$ßerg.=£eibgebingSret>erfe * ber (Sonfcentuctten Sßotfgang Sager, ©no=
Purins ©dfyabuj unb beS SaienbruberS Spannes §aiglin. @ie erhielten
nur 20 fL, atfo bie §atfte beS üblichen SeibgebingS. S)er $rior fdjeint
fyäter bodlj , f bie ©nabe ermatten" ju §aben, gur neuen ßetyre abjufaßen.
Sftadfj bem für ben Äaifer fiegreidfyen SluSgang be3 fdfjmalfalbifdjen Krieges,
beeilte fid) ber obgenannte £)nop§riu$ ©d^abuj, ben §erjog um bie SRefti^
tution be$ ÄlofterS ju bitten. ©djabuj fjatte fidj nad) ber getoattfcwnen
2luf§ebung be$ ÄtofterS 2ln§aufen a. 1536 nctd) SlugSburg in ba$ 33ene*
biftinerftofter ©t Utridfj unb 2lfra begeben, toeil er feinem ©tauben treu
ein fatf)otif$er DrbenSmann bleiben toottte. ^m 2tnfang beS $a$xt& 1547
f treibt er 2 an ben§er$og Utridj: 33or 10 3fal)ren fei er aus bem Softer
2ln$aufen vertrieben korben, unb $abe fidfj feiger im ©anct UtridjSftofter
ju SlugSburg aufgehalten. SDer frühere ^ralat unb ^rior von 2ln§aufen
§abenge$eirat$et, fyabtn alfo feinen 2Infyrudj me^r auf baS Älofter. dagegen
§abt er fidlj tootyl vergalten, unb begehre bef$atb, bem SBilten beö ÄaiferS
gemäft, bie Sfteftituirung be$ ÄtofterS. SDarauf berieten 3 am 2. 2tyrit 1547
bie ©ifitationSrätfje an ben §ergog: ©d^abuj rebe bie Untoatyrtyeit; er i)abe
tton 1536 bis 1545 ein Seibgebing empfangen unb auf ba$ Älofter fcergidfytet,
fein 33egel)ren um Sfteftitution fei „frefcentfidf) , leichtfertig unb fcermeffen".
@o tourbe bie 23itte be$ Sdfyabuj für bieSmat nodfj abgetoiefen. ^m folgenben
^a^re 1548 mürbe er im Januar gum Slbte gemault, aber nidjt Dorn 6on=
fcent, benn bie früheren (Smfcentualen toaren tfyeite geftorben, fytiU aus bem
Orben ausgetreten, monasticae professionis veste abjecta ad alia sese
studia contulerat, fagt 33rufd)iu3. SDie 2lbtStoal)t tourbe bef$atb fcor=
genommen fcon ben 33enebiftinerdbten 3>afob fcon @t. Utridj, ^oadljim fcon
£f)ier§aupten, Stomas fcon f)t. Ärcuj in ©onautoörtty, Dorn Sßrobft fcon @t.
©eorgen in SlugSburg , $af obuS ©alicetuö , unb . Dom (Stents ber bortigen
SDomfirdje. 2)ie Sßatyt fiel auf Dno^riuS ©dfyabuj fcon 33urgau, einen
3ftann fcon ungetoo^nlidjen SSorjügen be$ (StyarafterS unb großer ^Begabung,
„vir omnino obaeso corpore, ingenii vero et animi bonis non vulgari-
bus insignitus" nennt if)n ein 3 e Ü3 eno JT e ($Bntf<$üi$). S)em erneuten
anbringen auf Sfteftitution tonnte §erjog Utrid) angefid)t3 ber politifd)en
Sage nidjt weiter nriberftel)en , unb würben bef$alb toie mit ben anbem
Wehten fo audlj mit ©d^abuj Unter^anbtungen angefmtyft unb am 25. ?lot>em=
ber 1548 ein Uebereinfommen 4 getroffen, ttjetd^eS bie getoofjntidjen 33ebin=
gungen bejüglidfj ber SRed^te beS 2lbteS, ber fünftigen Slbtätoafyt, ber 5teftitution
1 ©taatSardjiü. €rig. ^ßerg.
2 (Staat§ard)h). §ln^aufen. (Jopie s. d. im S)iplomator A.
8 ©taat^arc^iü a. a. O. (Sopie.
4 ©taatSardjiu a. a. O. (Jopte.
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Slnfjaufen an ber Sörenj. 71
be3 in Slbgang ©efommenen u. f. to. enthalt, nrie fie im Vorausgegangenen
namhaft gemalt finb (fcgl. §irfd()au). @S folgte bann am 30. Sftofcember
1548 ber 3^eftituticnöbefe^l x be3 §erjog§ an bie Slmtteute, unterzeichnet
toie bie meiften ©rtaffe UlridfyS fcon Dr. fönober. Sarin nrirb bem Softer
baS ©einige gurücfgeftetlt unb bie Untergeidfjneten ityreS ©ibeö quitt unb lebig
etftart. Sdfyabuj na^m nun fcon bem Ätofter lieber 33efi&, fanb aber
„bemelbt @otte$$auS gar geplünbert, jerriffen, erf plagen unb gar auf ben
©runb fcerberbt". 2
Sfot 26. gebruar 1549 greifet 8 ber »6t nadfj Stuttgart: 6t Ijabe
mit bem Sßrobft fcon §erbredjtingen fcfyon früher um Sftütferftattung ber
33üdjer unb ©ofumente gebeten, aber nur SinigeS §abe er fcon §eibenf)eim
ermatten. Unb er erhielt ba$ Uebrige audlj je&t nocfy nidjt, benn gegen bie
StuSfolge ber „33riefe" unb 9ted)t$titet fyerrte man ficfy mit aufierorbenttidfyer
3af)igfeit. ^n bem gleiten Schreiben proteftirt Sdfyabug gegen ba$ fcom
§ergog an ityn gefteltte Verlangen, baft er bie in ben Ätofterpfarreien auf=
juftettenben ^nterimSpriefter juoor nadf) (Stuttgart an bie Stätte fdjidtat
muffe. 2luf biefe SBeife beJomme er feine fatfjolifdfjen Pfarrer, wie tym
jüngft fdfyon einer, ben er nacfy SDettingen fyabt fe^en wollen, nad) gegebener
3ufage nrieber abgefagt §abe. 2)a ber 2lbt mit biefer Sitte in Stuttgart
fein @e§or fanb, fo wenbete er fidj nacfy 2tug$burg an feinen SMfcfyof, fcon
toetdjem er Mftigft unterftüfet würbe. 2lm 25. September 1549 f treibt 4
(Jarbinat SBifdjof Otto fcon SlugSburg an ben §erjog: (§r fjore, baft ber
§erjog, bodj unter bem tarnen feiner oerorbneten Äirdjenrätl)e ju Stuttgart,
ton bem 2lbt £)nop§riu3 ju 2ln§aufen unb fcon Sftutanb, ^Srobft ju §er=
bredfytingen, begehrt l)abe, bafi fie bie Pfarrer, ef)e fie auf bie Pfarren ityrer
(Soltation gießen, gen Stuttgart fcor obgebadjte oerorbnete SRattye fdfyitfen folten,
bamit biefe fcon beS §erjogö wegen biefetben ^riefter auf bie Pfarren abju=
fertigen unb gu oerorbnen wiffen. SDieweit aber nidfyt allein in SRed^ten,
fonbern aud) in ber faiferlidfyen (Srftarung fürgefe^en fei, baf$ bie ^riefter
unb SDiener ber föirdje ju berufen unb gu betätigen allein ben Orbinarien
guge^orig fei, unb ba£ ein jeber ^riefter, ber unmittelbar ber geiftlidjen
3»uriSbiction unterworfen, feinem 33ifdjof getyorfam fein folte: fo bitte unb
begefjre er, ber §erjog wolle obangeregte feines 23i£tljum3 Prälaten in bem,
baft fie ifjre Pfarrer gen Stuttgart unb alfo oor bie welttidje Obrigfeit
weifen foHen, unangelangt taffen unb §iemit iljn feiner geifttid^en 3>uri$s
bietton — vermöge feiner ^ublication, toie er eö ^infür mit ber Religion
1 (Staatöarc^iü a. c. 0. ©o^ie.
2 @tei(^ele a. a. C. 239.
8 ©taatSardjiü a. a. 0. dopte.
4 ©taat^ar^iu. 5ln^aufett. Crig. $ap.
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72 $te Söenebütiner^btei
unb betten bie Neuerung barin borgenommen galten folle unb wolle, bie er
bem §er$og jüngft jugefdjitft Ijabe — ruf)ig ju gebrauten freunbtidj unb
nadjbarlidj geftatten ; bagegen er fidfj erboten tyaben wolle, fobiet iijm immer
moglidj , (SinfetyenS ju §aben , baf$ bie Pfarren unb *Pfrünben feines 23iS^
tI)utnS orbenttidj unb wotyl, audj getnajs obangeregter faiferticfyer SDeclaration
unb gemäf; feiner Sßublication , berfe^en werben. SDret Sage f^äter , ben
28. September 1548, fdjreiben 1 ber 2lbt bon 2lnl)aufen unb ber Sßrobft bon
§erbredjtingen felbft an ben §erjog fotgenbermafsen: ©ie tyaben baS ©cijreiben
erhalten, wetdjeS am 17ten hujus an fie ergangen, unb worin fie abermals
aufgeforbert werben, ba£ fie bie Pfarrer ifyreS ^atronatS nad) Stuttgart
bor bie föird)enrattye fcfyitfen, bamit fie bort S3efd^eib empfangen. SlHeitt
tyntn gebühre es nidfyt, ju tyanbetn in JReltgtonöfad^en ofme 33orwiffen beS
(Sarbinat=S3tfc^cfö ju 2lugSburg, ifjreS DrbinariuS, benn biefen getye bie
©adje nidjt weniger an, als fie felbft, }a fie fei fein eigen Sing. 2lud)
fei in ber ^aiferlidjen ©eclaration borgefe^en, baf; eS allein ben Orbinarien
gufte^e, bie ^Sriefter unb SDiener ber Äirdje ju berufen, unb baft an jeber
^riefter, ber unmittelbar ber geifttidjen 3furiSbiction unterworfen, feinem
Sifdjof geljorfam fein fotl. ©o bitten fie alfo ben §erjog, er möge fie in
biefer <£afyt unbefdjwert bleiben taffen. 3 um 2lnbern werben fid) ber §erjog
erinnern, wie fie ityn fdjriftlicfy unb münblid) §aben bitten unb erfudfyen taffett,
baft man itynen i§re ©tiftsbriefe, Konfirmationen-, ^ribilegien, aud) 6§oral~
unb ©efangbüdjer, jurücferftatte. Wtan tyabe i^nen audj gefdjrieben, baft
man fie iljnen geben wolle unb auf ben legten 25. 3Jierj fie nadj Stuttgart
befd)ieben. ©ie §aben audj iijre Vertreter gefdjidft, aber man fyo&t benfelben
bie ©Triften nidjt gegeben, weil ber gürfttidje ©efretariuS 2lnbreaS Büttel
nidjt batyeim gewefen. SBeil itynen biefe S)ofumente fetyr nottywenbig feien,
unb fie nid)t auf Mittels §eim!unft warten tonnen, fo bitten fie, man wolle
iljnen bie ©Triften aufteilen laffen. ©owoljt biefeS ©djreiben ber Prälaten
als baS beS (Sarbinat33ifd)ofS bon SlugSburg feilen bie Sftattye am 30. ©ep~
tember 1549 bem §erjog mit, unb es erfolgt barauf folgenber 23efcfyeib an
bie beiben Prälaten:
©ie Pfarren iI)reS ^atronatS feien unmittelbar in beS §ergogS Obrig^
feit unb gürftenttyum gelegen, unb ftetye ben Prälaten weiter nidjts gu als
bie (Sollatur. ©er §erjog tyatte fid) ba^er ju itynen berfetyen, fie würben
fidfj nicfyt barüber befd)weren, baft fie bie ^riefter laut feines 33efetytS gen
Stuttgart weifen folten, bietmetyr Ratten fie biefelben fdfyitfen folten, um angu=
pren, m& i^nen borgetragen unb angezeigt werben wollte. @r laffe fotdjen
^Srieftern nid^ts anbereS bor^alten, als m$ beS ^aiferS ©eclaration enthalte,
©taatSar^iü. $ap. Orig. uttb ©djmibiüt 2Rfcr.
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Sfafjcmfen an ber SBreng. 73
wef$atb Weber bie ^rdlaten nodj triet weniger biefe ^ßriefter ein Sftedjt fyaben,
bai8 <£rfd)einen gu oerweigern. SBare benfetben etwas ber föaifertidfyen
©eclaration SßiberfyredjenbeS gugemuttyet korben , [0 wäre eS bann @adje
ber ^ratafen unb ^ßrtefter gewefen, am regten Ort barüber fötage gu führen.
£)a nun ber §ergog entfd^toffen fei, nur ba3, toaä ber föaifertidjen £)ecta=
ration entfpredje, in Ausführung gu bringen, fo erwarte er, fie werben bie
betreffenben ^riefter gemaft feinem 33efetyt nad) (Stuttgart fdjicfen, benn ber
§ergog fei ntdjt gewillt, in feinem Sanb einen ^riefter anguneijmen unb gu
bulben, ber fid) in ber 8ef)re unb SInberem nidjt bem Interim gema§ §alte.
2Ba3 bie ©riefe unb 23üd)er betreffe, fo trotte ber §ergog anorbnen, baf$ nadj
benfetben gefugt, unb xoa$ nodj fcorfjanben, itynen überantwortet werben folt.
2tuS bem Sßorfteijenben !ann man erfe^en, warum es im Interim nidjt
gelingen wollte, bie fattyolifdje SMigion gu reftituiren. (§3 wäre bagu bie
©infefeung einer anbem Regierung nottywenbig gewefen, benn i§ergog Utridj
war ber tat^otifdjen Religion feinblidj gefinnt, unb fo tonnten eS audj feine
^Beamten im Sanbe nidjt wagen, bie Sßieberijerfteltung ber alten Religion
gu begünftigen. £f)atfddjlidj befdjrdnfte fid) baS 3 nter i m au f bk 2öieber=
einfü^rung ber 9fteffe. £)ie ap oftafirten ^riefter, wetdje bereit waren, wieber
3Jleffe gu lefen, würben im 3^terim angefteHt, wenn fie audj auf ber Mangel
bie §L 9fteffe, bie fie nad$er lafen, als eine Abgötterei erklärten, wie e$
tijatfddjtid) t)or!am. 2öeld)er feiner Äirdje treu ergebene ^riefter ^ätte woljt
Suft gehabt, nadj (Stuttgart gu gefjen, unb fidj bort t>on Utrid()$ föirdjenrdtfjen
SBeifungen geben gu laffen, um gteidjwotyt bei ber nddfyften p olitifdjen SBenbung
baoongejagt gu werben, ^dpfttidje ©ifpenfen für fotdje ^Jriefter, betreff enb
bie (Sommunion unter beiben ©eftalten u. f. w., waren wo^l gegeben, aber
eS nutzte bodj jeber Pfarrer 00m 93ifd^of unb nidjt oon UlridjS Äird)en=
ratzen bie ©enbung §aben. Sßofyt mußten jefet im Snterim bie tuttyerifdjcn
^rebiger eine £tit lang weisen, aber wenn an i^re ©teile mancherorts
ein apoftafirter fat^otifdjer ^riefter trat, fo war baS nidjt geeignet, baS
SSol! wieber fatljolifdj gu madfjen.
©er 2lbt fcon Ankaufen §atte an feinem 33ifdjof, bem unennübtidfyen
93orfdmpfer ber lat^olif fym Religion, eine mddjtige <Stü£e, unb fo mag es
iljm mit §ilfe beSfetben woJ^l gelungen fein, auf eine (urge 3 e ^ ^ em Äat^otfc
ciSmuS wieber aufgreifen in feinem Äloftergebiete. ©tc neu angufteltenben
Pfarrer würben fcon bem Dfficiat beS SMfdjofS geprüft, unb biejenigen,
wetdje ber Officiat nic^t approbirte, mußten perfßntid^ fcor bem Sifd^ofe gu
2lugSburg erf deinen, wo berfetbe fie prüfte über ityren Seben^wanbel unb
iljre SÄe^tgldubigfeit. x ©ie abgegangenen proteftantifd^en Pfarrer follte
©taatSardjtü a. a. £>. ©^reiben beö SBtWofö Otto an ben 5lbt d. 25. @ept. 1549.
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74 $te 23encbiftiner*TOtet
ber 2lbt penfioniren; er bittet aber in einem ©cijreiben an ben §ergog, e$
modfjte if)tn btefe Sluflage ertaffen werben, toeil baS ©otte^auS im SSermcgen
gang ^erabgefommen unb in Slrmutty gefunden fei. SDie ^Refutation toax
inbeS aud) in ben Semporatien eine fetyr mangelhafte, toie ein ©dfjreiben
bereift, tt>etd^eö bie ^rdtaten fcon 2tnljaufen unb §erbred)tingen im 3Jterj
1550 an ben §erjog rieten. 1 ©ie fdjreiben: S)er §erjog toerbe fidj
erinnern, toie fie mit itym fcor einem 3 a ^ toegen ber Sfteftitution ityrer
©olte$§dufer allerlei Unterrebung gepflogen unb fcerl)anbelt tyaben. 6$ fei
itynen aber nidjt all if)r ©gentium fcßltig reftituirt korben, inSbefonbere nidjt
ber 3e)^tten i u Scingenau unb bie eingefreiten ©üter bafelbft, aud) etliche
SBeingarten unb 3infe 3 U §eitbronn, ebenfo fehlen nodj bem Sßrobft ju
§erbredjtingen ber 3 e *) n * en S u ©tofeingen unb ettidje ©üter gu ©e&ihgen,
audj 23inb§au3 unb Söeinfeller ju 23eutel3bad). ©benfo feien iljnen nodfy
nid)t gugeftellt ifjre ©tiftbriefe, (Konfirmationen unb alte ©atbüdjer, um
toetdje fie fcfyon öfter fdfyrifttid) unb münbtid) gebeten Ijaben, unb beren
Slbmangel fie Sag für Sag fdjtoer fcermiffen. ©er föaftner gu §eibenfyeim
fyabe ben §erjoglid^en 33eamten aus bem Älofter=(Sinfommen iljre 33efolbungen
bejaht unb bie ^fennig-@ilt auf ©alli 1548 eingenommen. 2Iudj feien
fie gegen bisherigen ©ebraud) mit gtoei ©d)toeinl)aken unb einem SßolfSgejdgb
befdfytoert korben, toie audj tdglidj mit ©intogiren ber 3>ager mit iljren
§unben, nidjt weniger mit tagtid^en Neuerungen unb übertabener Saft be£
^ureitenS fcon ©aften u. f. to.
©o feien fie gebrungen unb gegtmmgen, bem §ergog iljre 23efd)toerben
fcorgutragen unb um Aufteilung iljreS (SigentljumS untertljdnigft gu bitten:
bie£ um fo meljr, ba fie ityre fo gerriffenen unb gerbrodjenen Ätofter mit
großen, unerfdjttringtidjen Soften toieber bauen unb aufritzten muffen, ebenfo
SSiety unb §au3ratlj, fo gar fcerobet an fie gefommen, gu laufen fyahen. ©o
bitten fie alfo normale um Sfteftitution iljreS (SigenttyumS, bamit fie il)r
2lu3fommen finben, unb ben ©otteSbienft, toogu ityre Ätofter geftiftet korben,
tollbringen tonnen. (Sbenfo bitten fie um §ebung ifjrer weiteren 23efcfytt)erben,
ba fie fonft bie SSewaltung nid)t begatten fonnen unb toolten. SlllerbingS
Ijaben fie bei ben Unterhaltungen mit ben fürfttidfyen Statten feiner 3eit
aus (Sinfdttigfeit unb Sfti^erftanb in etlichen fünften eine $eit lang füll
gu fe^en getoilliget, aber fie fyafon bagu Jeine 33efugnijs gehabt unb tyaben
fie aud) je£t ntd)t; fie §aben aber bamafe audj nid>t gemußt, baft fo viele
©üter, ja ber größere £§eil berjetben, fcerfauft unt> Eingegeben feien, bis
je£t, too fie eS taglid^ roatyrne^men. §dtte man i^nen baS gefagt bei ben
1 (Sdjmiblin, 9ftfcr. im St.«5(. uub 6taat§arc^iü. Raufen, ©in gaöcifel Slfteu
betreffenb töeftitution be§ 9lbtö 1548—1551.
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Stnljaufcn an ber Sörenj. 75
Unterhaltungen, fo Ratten fie ba$ Uebereinfommen nid^t angenommen. 2Jtit
biefem borftetyenben (Schreiben geben bie beiben ^ßrdtaten pgleidj fieben
33ef<i)Werbe=^unfte ein, bon wetdjen ber fechte tautet: ©er $robft bon
§erbredjtingen ftagt, bafc ber alte, gewefene Sßrobft bon itym jdtyrlidf) ein
guber Sßein »erlange; ba$ §abe er früher nidjt beanfyrudbt, fonbern fei
bisher mit ben 200 f(. Seibgebing jufrieben gewefen. 2tm ©djlujs bitten
beibe Prälaten lieber um 3urücfgabe i^rer ©ofumente. ©er §erjog übergab
biefeS 23ittgefucfy feinen Statten, wetdje baSfetbe liegen tiefen, ^nbeffen
fd)itften bie beiben ^rataten einen 33eboUmddjtigten nad) Stuttgart mit tarnen
3lo§anne$ Seber. SDiefer braute ben SRdt^en jugteid) einen §ürfttidjen
23efeljl, baft fie ben ^rdtaten 2lnttt>ort geben fotten. 2)ie Sftdttye erwarten:
für baS, ivaä bom Ätoftergut berfauft fei, fonnen bie ^rdtaten feine 3?efti=
tntion verfangen. 2)er 33eboUmddjtigte aber antwortete i^nen: audfj für ba3
33erdufcerte verlangen feine §errn ^Refutation : atterbingS fyabtn feiner $eit
bei ben 93erljanbtungen über bie Sßiebereinfe&ung ber ^rdtaten bie $ürfttidjen
§ofrdtlje unb bej'onber^ Dr. 3o§ann Änober an fie baS Slnfinnen gefteltt,
baft fie ba3, m% §in fei, §in fein unb fallen laffen follen, aber bie ^rdtaten
^aben bodj nur bewilligt, eine $eit lang füll ju fetyen, audfj fyabtn biefetben
nid)t gewußt, bafi bie Äloftergüter berart weggegeben unb berduftert feien.
3ßa3 bon tefetern nodj übrig fei, fei wenig. 2)abon fonne man bie 35er=
wattung ntd^t beftreiten, unb muffen fie batyer auf bolter Sfteftitution befielen.
SDie dtafyt fugten nun allerlei SluSftüdljte ; aucfy meinten fie, ba$ Sittgefudj
ber Prälaten fei gar nidfyt fo $u berfte^en, bietmetyr Ijoffen fie, biefelben
werben mit bem (Sr^altenen jufrieben fein. SlUein ber 33ebottmdd(jtigte beftanb
entfdfyieben auf bem ©erlangen bottftdnbiger SBiebererftattung unb verlangte
eine beftimmte Antwort. £>ie SRdtfje fagten iljm, fie wollen bie ©adje an
ben dürften bringen, )ma& ber 33ebottmd<i)tigte ad referendum na^m, worauf
er ju bem ©Treiber fid) begab, welker bie 23efe^le ausfertigen follte, unb
ju bem ©efretdr 2lnbrea3 Mittel, wetzen er erfldrte, baft er Weber bie
23efel)te nod) bie 23riefe unb 23üd)er annehme, weit if)tn in ber £auptfadje
fein 23efd)eib gegeben worben fei. ©arauf ritt er §inweg.
SDie SRdt^e fd)idften bann Senate über biefe SSer^anblung an bie jwei
^rataten. ©arauf fudjten fie in ber SRegiftratur bie feinerjeit (1536) oon
ben ^rdtaten aufgeteilten 3Ser$idjt3urfunben unb Seibgebing^SReberfe, wobei
fie bie Söaijrne^mung matten, ba£ biefe (Kapitulationen bon ben Siebten
nidjt ratificirt feien, aufgenommen bon ton Siebten ju SlfyirSbad) unb Ferren-
alb. SDarauf übergeben bie dlafyt bem §erjog am 17. 9Rai b. 3. fotgenbeS
©utad)ten: 6« fei gu befürd)ten, baf$ bie ^rataten bon Sln^aufen unb
§erbredjtingen bie ßapitutationen bon 1536 umftoften motten unb bon
gewiffen Seuten ge^efet bie berdu^erten ©üter jurüdf ju erlangen fud^en, m$
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76 $ie SBenebiftiner^lbtei
bem §erjog cmd) toegen ber anbern ^rdlaten ©<i)tt>ierigf eiten bereiten f onnte ;
barum ftdre ityre Sfteinung, ber §er$og folte bie ^ei Prälaten an ben §of
unb vor bie 9Wtf)e berufen, iijnen iijre früheren SSerji^t^Urfunben unb 9Ser^
fdfjreibungen oorijalten unb Derfud()en, fie mit allerlei gndbigen ©rbietungen
baijin ju toeifen, bafi fie ruf)ig unb aufrieben feien unb betn §er$og leine
Unannef)mlici)feiten bereiten.
3>n bemfelben ©djreiben fageu bie Statte weiter : Aud) anbere ^rdlaten
Ratten ftreng unb tyeftig an um ifjre gunbationen, Konfirmationen, Privi-
legien, audfj anbere Briefe unb Sagerbü^er, bie Sftattye fyahtn aber vom
dürften feinen 33efef)l, alle biefe 2)ofumente unb fonberlidj bie Stiftung^,
greityeit^ unb ®itt=33riefe gurücfgeben ju bürfen, unb gerabe auf biefe
bringen bie ^ralaten am meiften. 6$ fei aber ju beforgen, baj3 man auf
foldje SBeife bie ^rataten fdfjtieftlid) veranlaffe, baft fie von ityren 3Ser=
fd^reibungen abfallen unb vorgeben, toenn man ifynen nidfyts ^atte, fo feien
fie audfj ni^tö ju galten fdfyulbig. @ie ratzen atfo bem §erjog, er möge,
um fotdjem Unrat§ juoorgufommen, Sefeljt geben, baf$ man il)nen äße
Sofumente jurücfgebe, tx>te toof)l biefetben- toegen vieler ©efd^afte nod) bei
weitem ntd^t alle abgetrieben feien. 2)od(j fei von Sftßttyen, lieber einen
SRegiftrator, ba ber frühere geftorben, über bie SRegiftratur gu fe^en, ber
biefe Angelegenheit beforge. 2lucf) muffen bie ^ralaten i§re (Sapitutationen
ratificiren. 2)a3 bürfe man ni(^t langer anfielen taffen. — S5ie ©adfje
nafjm inbeS feinen f Quellen Verlauf. Am 10. ^uli verlangen bie ^ralaten
auf3 neue ifyre ©ofumente von ben SRdtijen unb f^irfen einen 33oten naä)
(Stuttgart, liefern gaben bie JRdt^e einige ©Triften unb ein ©albudf). 2)er
33ote fagte: er l)abe ben Auftrag, bie Stift* unb §reif)eit3=33riefe ju ver=
langen, audj ijabe er „Shttgen" mit fidj gebraut, um biefe (Schriften tveg=
jutragen.
Allein bie SRdt^e Ratten vom §erjog feine (Srtaubnijs, bie nötigeren
Sofumente jurücfgugeben, ba^er gaben fie bem 23oten anbere ©driften, 3in3=
büdfjer u. bergl. unb liefen if)n mit benfelben tyingie^en. ©arauf berieten
bie SRdtfye am 12. ^uti an ben §erjog, er mofytt bie 23riefe abf (^reiben
unb bie Originalien ausfolgen laffen, um klagen vorzubeugen. Am gleiten
Sag fdjreiben fie an bie ^rataten unb vertrßften fie mit einer öfter von
itynen gebrausten AuSfludfjt: man ^abe bem 23oten mitgegeben tvaS man
gefunben fyaht, ba3 Uebrige toerbe itynen, ivenn e$ gefunben fei, oljne 3 Äe ^f e t
audf) nidfyt vorenthalten werben, ©o ivaren bie wenigen 3>aijre von ber
^Refutation 1548 bis jum ^affauer ©ertrag, tvo bie 5ftßnc(je lieber nad)
ifjrer DrbenSreget unb mit bem alten ©otteSbienfte in ben Äloftern leben
fonnten, biefe paar $af)xt tt^aren auggefüllt mit ben kämpfen ber £)rben£=
leute um volle SReftitution iljrer 5ted^te, mit ber SBieber^erftellung unb %n*
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9lnt)aufen an ber SBrcnj. 77
ftanbfe^ung ber ©ebdube unb ber Defonomie. 2lm fd^merften aber war bie
Degeneration be£ (SonventS, benn meift waren fein falbes ©ujenb Sftßndje
für ein Softer vorfjanben, in Slntyaufen tyatte ©djabuj feinen einjigen von
ben früheren ßonventuaten mefjr. $)ie Slufnatjme von Sftovijen aber würbe
fdjon 1552 Don §erjog (Sfyrifto^ allen Siebten unterfagt. ©a$ Verbot ber
•iFcovijenaufnatyme für Slntyaufen ift batirt Tübingen 11. Sluguft 1552. *
3>m gleiten 33efe^I ift wie für bie anbern Slbteien unterfagt, bie aufge-
nommenen unverftdnbigen jungen m ^ unnötigen ©uperftitionen unb aber=
gldubifdfjen Zeremonien unb ©elübben ju befdljweren. 2)er §erjog fei nidjt
gemeint fotc^eö gü bulben unb befehle, bie jungen nadj feiner bem Jrienter
(Soncit übergebenen (Jonfeffion ju erjie^en. @o war audj für 2ln§aufen
ba$ 3> a § r *^52 baS Unglüdföjatyr, von wettern an feine freie 2lu$übung
ber fattjotifdjen Religion metyr gebulbet würbe entfpredjenb ber potitifdjen
SBenbung in gotge ber 33efriegung be3 ÄaiferS burdf) 3JJorij von @adf)fen.
<5d)on in biefem Kriege felbft tyatte ba3 Softer fdjwer ju leiben. Wtavh
graf Sltbredljt von (Sutmbadb „ließ gegen ba^ Ätofter 2ln§aufen arg »erfahren"
unb am 29. 2tyrit Softer itonigSbromt in 2lfd)e legen. 2
2tudj in ben Ätofterpfarreien würbe ber fatljotifdfje ©otteSbienft 1552
abgefdfyafft, aber nid^t in alten, vielleicht tjatte man* nidjt fofort genug ^rebiger
für alle Pfarreien, (53 f tagen ndmtidj a. 1553 bie ^rdtaten von 2tn^aufen
unb §erbredjtingen ifyrem 33ifdjof: §ergog (Sfyriftopfy fyaht burdfj feine t>er=
orbneten SSifitatoren in einigen aber nidjt in alten Pfarreien ityreS ^atro=
natS bie ^eilige 5fleffe abgefd^afft unb bie fattyotifdjen Pfarrer, welche be3
§er$og3 föirdfyenorbnung nidfjt annehmen wollten, vertrieben unb bie Pfarren
mit Sßrdbif anten befefet. s £)er 23if dfyof von 2tug$burg na^m fidf) fortwdfjrenb
be$ fötofterS frdftig an. 2luf ein Schreiben beSfelben an ben ^erjog be=
rieten bie föirdjenrdtfje an ebenbenfelben am 5. Januar 1555. (Sie fudfyen
barin 4 ben ftetS feinem ©tauben unb feinem Orben treu bteibenben 2lbt
©dfjabuj mogtidfjft fd^warj gu malen unb verfteigen fid) fogar gu ber 23e=
tjauptung, ©djabuj fyaht ficfy a. 1548 mit ©ewalt in'3 Ätofter eingebrdngt.
(Sbenfo werfen fie iljm vor, er fü^re eine fdjtedf)te §au^attung unb ver=
fcfyteubere ba$ fttoftergut, ein Vorwurf, ben bie Statte gegen alle Siebte gu
ergeben pflegten. Sie Ätofter waren in gotge iljrer Sluflofung a. 1535
unb 1536 uub burdj bie Veräußerungen von Seiten beö §erjog3 in iljrem
SBo^tftanb ^erabgefommen, jumat fie alte fd^on im 33auernfrieg fd^weren
©d^aben gelitten Ratten, in $otge beffen waren bie a. 1548 wieber ein=
1 StaatSardjto a. a. D. ©opie.
2 6tälin IV. 519.
8 ©leitete, Beiträge I. 244.
4 ©taatSardtfu a. a. D.
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78 ®ie 93enebiftineio9lbtet
gefegten Siebte gelungen, für bie 2ßieberinftanbfe£ung ifjrer Softer
©Bulben ju madjen. 2lt3 im folgenben 3>a§re bie fötofterorbnung fcon
1556 in Ankaufen eingeführt werben follte, tourbe mit bem 2lbt Scfyabuj
eine Uebereinfunft l getroffen, toorin ber 2lbt erflärt, er trotte biefe nene
Älofterorbnung bis auf eine gemeine d)riftlidje ^Bereinigung butben unb
Sftiemanben an beren 33eobadjtung tyinbern ; er felbft aber ift für feine ^erfon
an bie neue Orbnung nidjt gebunben unb ift if)m ©tauben unb ©ettiffen
freigeftellt. SDie (Jonfcentualen unb Sftobigen barf ber 2lbt fortan mit gaften
nid)t metyr befdfjtoeren, fonbern gibt ifjnen taglidj jtoei 5tta%eiten jebe mit
brei £rad)ten, ebenfo jebem (Sonbentuat unb bem ^ßraceptor über jebeS 3ttaf)t
eine Stuttgarter tyatbe 2fta§ Söetn unb jebem Sftooijen eine Quart Söein.
SDie brei (Sonbentuaten be3 Älofterä 3o§anne8 Sifinger fcon SRoggenburg,
föaSpar (Sgtin oon ©erftetten unb 3o§anne$ 9teng Don SBiefenfteig erflären,
fie tonnen fidj jur neuen Ätofterorbnung nocfy ni(^t fcerpftidfyten, fonbern
loollen erft fetyen, ob biefelbe il)ren ©elübben ntc^f ijinberlidj fei.
3m ftloftcr tourbe eine &tofter=Sdjule eingerichtet. Sftadfj Sattler §iftor.
Sefd)rb. II. 202 toare bieS erft 1558 gefdjetyen unter bem 2lbt (Sifenmann,
allein bie ^nftruftion für bie ißrfijeptoren ift batirt oom 14. Wlai> 1556
unb untertrieben oon OnofriuS Sdjabug, §an3 ©ietridj t>on pieningen,
(SaSpar 23er unb Sebaftian §ornmott. 3m ^afyv 1584 nmrbe biefe Ätofter^
fd^ule mit ber ju ÄonigSbronn vereinigt. 2
Sdjabuj ftarb ben 11. September 1558 SftadjmittagS 2 Uljr. (Sr
gebort ju jenen (^arafterfeften Bannern, toeldje im 3eitalter be3 Untergangs
ber roürttembergifdben Softer bie ©fyre be£ 3Jiöndjtijum3 toaljrten. S)ie
Dom regten DrbenSgeift erfüllten 3Jiönd()e, totlfyt a. 1535 unb 1536 aus
ben Äloftern aufgetrieben würben, sogen fid(j nidji in 1 3 bürgertidfje Seben
"gurücf, um in 3htf)e t^r Seibgebing ju ber^ren, toie e3 einzelne traten,
fonbern bie regten DrbenSmänner fudjten auStoartS in Ätoftern ifjreä
DrbenS Unterfunft unb fanben fie aud). Unb fo Rubelte audj OnofriuS
Sdfjabuj. yiafy bem £obe i^reS 2lbte3 berieten bie brei obenertoaljnten
(Sonoentualen an ben §erjog toegen ber tjorjune^menben Sfteutoatyl, jugleidj
begab fidj aber audj einer oon itynen, §an3 Sifinger nadj Spillingen jum
S3ifdE)ofe in gleid^er Angelegenheit. 2113 aber Sifinger lieber nadj Ankaufen
jurücffetyrte, lie{3 ityn ber Dberfcogt t>on §eibenijeim nidtjt meljr in ba£ Softer
hinein, toeil er SBefeijl ijabe, feinem abtoefenb getoefenen (Sonbentualen baö
Älofter gu offnen. Sifinger fud^te nun ju Stuttgart §ilfe, erhielt aber
bie (Maubnift gitm ©tntritt in 1 « Äloftcr nur gegen baö SSerfpred^en, fein
1 ©taat^ardjiu. Orig. $ap. d. 14. Wer^ 1556.
2 »gl. @d)to&bifd)e3 ÜKagasin 1776. Seite 567.
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5lnljaufen an ber Sörenj. 79
Stimmrecht bei ber 2lbt3toaf)t auf ben §erjog ju übertragen. Sftit ben beiben
anbern (Sonbentuaten unter^anbelten bie fcom §er$og gefdjicften 2Ba^I!om=
miffdre (SaSpar 2öitb itnb föonrab ©nget, toetd()e bie ^nftruftion Ratten „mit
ben ßon&entuaten bafetbft fcon ttegen (Srtodijlung eines neuen §aupte$ ....
unb jufcorberft mit §err §anfen freunblidfj unb &ertrautid(j ju fonferiren
unb unterließen (fcerfucfyen) mit fügtidfyen ^erfuafionibuS fie baßin ju be=
toegen unb abjefaßen (abzufangen), ba£ fie fammt unb fonberS bie Sßafjt,
ttrie an anbern, too toie bei ißnen fein ganjer (Jonfcent, audfj gefdfjetyen ift
uns allein anljeimftellen, audj foldtjeS fdjrifttidj unb stipulatis manibus &er=
fdfyreiben, fcerfyredjen unb jufagen."
liefern Söunfdj beö §ergog3 famen bie brei ßonfcentuaten burdj eine
©rflarung t>om 8. Sftofcember 1558 nadj, toorin fie bem §erjog bie 2luf=
fteltung be6 neuen 2lbte3 überfielen, unb biefer tieft am 12. Sftofcember in
©egentoart ber Siebte t>on 3Jiurrßarbt unb föonigSbromt ben Pfarrer fcon
Tübingen, 3>otyanne$ ©ifenmann, afö 2lbt ju 2lnßaufen promutgiren. 2)ie
23erpflid)tung^Urfunbe be3 (Sifenmann ift batirt Dom 10. Sftofcember 1558
unb aud) unterfd^rieben fcon 3o$amte$ Sifinger, (SaSpar ©glitt unb ^otyanneS
9*cnj. 3#re Unterfdfyriften legen bie SSermutßung naße, baft e$ mit ißrem
föatfjoticiSmuS tttd^t meßr toeit ßer getoefen fein toerbe. (Siner t>on iijnen,
.gotyanneS SRenj, ift fpdter lutßerifd^er Pfarrer gu ^ainingen im Oberamt
Uradj. 1 5ttit (Sifenmann mx ber erfte prcteftantif^e 2lbt eingefefet, unb
bamit ßatte ba3 Softer aU fatijolifdjeS gu e^iftiren aufgehört.
2luf ©runb be3 SÄeftitutionö^bifteö fcom 6. 5Didrj 1629 mufcte audj
ba3 Ätofter 2lnßaufen ben Äatßolüen jurücfgegeben derben. Um ben
23efi£ beSfelben ftritten fid) ber 23ifdjof fcon SlugSburg unb bie fcfytoabifdje
33enebiftiner=(Songregation. 3>n 5°*3 e e * ner Uebereiniunft ttntrbe ba3 Softer,
toetdjeS am 25. Sluguft 1630 üon einer ^aiferlid^en Äommiffion in 35efi£
genommen toorben toar, bem 33ifd)of übertaffen, toetdfjer e3 ben 33enebiltinern
lieber übergab. (£r fdfyitfte in ba3 Softer brei 33enebiftiner fcon ©t. Ulridß
in 2tug3burg unb einen aus bem Ätofter ©Id^ingen. SMefer neue (Sonfcent
todßtte gum 2lbt t>on Slnßaufen ben gelehrten 33enebiftiner t>on @t. Ulridj
&arl ©tengel am 16. S^ejember 1630. 2 Stengel mu^te fid^ t)erf füdjten,
innerhalb fed^ö ^aßren aus ben Ätoftereinfünften 4000 ©fubi für bie
3lfabemie ju ©itlingen beijufd^ie^en. ©ein ^$rior mar griebrid^ ^Jlanf,
ber SSerfaffer ber Annales Anhausani. 2)er neue 2lbt sollte audß bie
Untertanen beö ^lofterö lieber gur Jatßolifd^en Religion jurüdffüßren, aber
1 <5taat3ardjiu. SKeljrere Elften bctrcffenb (£infe£img be§ 2lbte§ ©ifenmann. <SteU
d)de I. 246. Braun notit. I. 132.
2 lieber btefe Oteftauratton§»$eriobe: ©tei^ele, Beiträge I. 249 ff. — griebridj
$(anf, $rior ju Sln^aufen, in feinen Annales Anhausani bei Söraun not. I. 134—136.
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80 ®ie 58euebtftiner*2lbtet Raufen an ber SBrcnj.
tvte bei ben übrigen reftituirten Äloftern entwickelte andj §ier bie württem-
bergifdfje Regierung bie dufterfte (Energie in ber 2tufredf)terljaltung be$
$Proteftanti3mu3.
33om gegnerifd^en ©tanbpunft ans muffte man überhaupt bie ^ätyigfeit,
2tu3baner nnb gurdjtlofigteit anerkennen, mit weldjer bie württembergifdlje
Regierung fowo^t bei ber erften Sfteftauration 1548 wie jefct nadf) 1629,
obwohl Dollftanbig niebergeworfen, ber Uebermacfyt gegenüber {eben guft breit
für ben $Proteftanti$mn3 Dertl)eibigte nnb feft^iett. ©er 2lbt ©tengel I)atte
in ©ettingen unb ©uffenftabt fatfjotifdfye Pfarrer eingefe&t, ber würftem-
bergifdfje Slmtmann gn §eibenljeim na§m aber bie bortigen Äird^en lieber
mit bewaffneter Sftadjt in 33efifc, Dertrieb bie tatI)otifd)en ©eiftlidfyen auö
ben $Pfarr§anfern nnb fe&te lieber bie Sßrebiger ein. 1
3m Steril 1632 mußten bie Wlbnfyt Dor ben anrücfenben ©dfjweben
fliegen, nadf) ber ©dfjladfyt Don S^orblingen Je^rte aber ber 2lbt ©tengel,
weiter fid) ingwifdfjen gu ÄremSmünfter aufgehalten Ijatte, lieber nadlj
2tnl)aufen jnrücf. 3im 3> a § re 1638 muffte er nodfj einmal anf fnrje ^üt
nadf) Ärem&nünfter fliegen, nnb in geige be$ wefty$dlifd)en griebenä tarn
ba$ Ätofter lieber an SBürttemberg nnb bie 9ftond(je gegen 1648 ab. (Sari
©tengel jog fidl) in fein Sftntterflofter ©t. Utridf) gurücf, wo er am 27. ^nti
1663 ftarb. @r war bei ben 3>efniten ju Sftflolftabt gebitbet werben nnb Der=
faffte in tateinifd)er nnb bentfd^er ©pradfje eine grofte Qaty Don SSerfen. 5Xla^ereö
über iljn enthält 23raun, ©efd)id)te ber Sifdjefe Don 2tug$burg IV. 636—640.
©tc prächtige get^ifd^e Ätofterfirdfje gu 2ln!)aufen würbe a. 1831 nnb
ber Styurm 1835 abgebrodfjen. Oben am SßalbeSfaum flaute einft bie
fdfjongebaute ©anft 5Tltfotau^fapeffe anf baS Älofter nnb bie Umgegenb l)erab.
2lud) biefe . Kapelle §at ber UnDerftanb im Anfang unfereS 3>af)rtyunbert3
hinweggeräumt.
Siebte in »ri&aufen: ©igfrib 1149, 1171. Utridl) 1181. »ertljolb 1216.
©egen^arb 1231. Söalt^er 1272, 1291. £artmann 1282. Äonrab 1311,
1336. §einrid^ 1341, 1369. ©eorg Den ©entkeim 1373, 1383. ^alob
©iembnrger 1390—1410. SWIoIau* 1410, 1446. ©eorg Den ©ontijeim II.
1446—1465. Martin bis 1473, f 1487 als 2lbt gu ($cf)enbrunn. Utrid)
1475. Safeb Segerlin 1478—1501. Cannes Sßeibenfrang Den £eiben=
l)eim 1501—1517. 3o§amteS Sttann Den gangenau 1517—1522, »sorte
pater, sed corde favente per omnia frater« (©rabinfdjrift -äÄann'S).
3e^anne§ 33anr (Slgrifeta) Don ©erftetten 1522—1536. Ono^riu« ©djabuj
1549—1558. (Sari ©tengel 1630—1648.
1 ©teidjele 250.
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VI. Mt prämmiHrafenlBr-il&tBi Wfotlbtx^
35a3 Softer 2lbetberg im heutigen Oberamt ©djornborf geborte jum
Sfturalfapitel ©Bringen, SMocefe (Sonftang, Slrdjibiafonat „3Sor bem SBatb".
2)a3 Älofter tsar ber feligften 3> un 3f rau ^ciria unb bem §1. Ulridj ge=
toeityt 1 unb tmtrbe im 3af)re 1178 gegrünbet fcon bem f)of)enftauftfd)en S)ienft=
mann 23olfnanb. 3 uer ft fatf en Sftöndje aus bem Softer SRotl) im 2lIIgäu
berufen korben fein, toeld^en aber bie toatbreidje, ummrtijlidje ©egenb nidjt
gefiel. 2ln ifjre ©teile traten Sftondje aus bem fölofter Sftoggenburg. Äaifer
griebrid) I. beftatigte bie (Stiftung a. 1181. @d)irmt>ögte toaren bie §o§en=
ftaufen unb nad) i^rem Untergang bie ©rafen t>on SBürttemberg. S)ie $or-
fte^er be3 ÄtofterS toaren lange ^robfte unb ftanben unter bem 2lbt t>on
Sftoggenburg. SSon 1423 an finb ju Stbelberg Siebte. 35er für bie SRe=
formirung ber Älcfter unermüblid) tätige ©raf Ulrid) fcon SSürttemberg
tDoHte audj in Slbelberg eine Reform jur ©urdjfüijrung bringen, bie 2lbel=
berger 3Jiondje aber liefen e3 fidj nid)t gefallen. @3 mag audj toofyt fein,
baft fid) ©raf Utridj in feinem Gifer für bie Reformen $u ^fliftgriffen fcer=
leiten lieft. 5tbt unb (Sonfcent proteftiren a. 1466 feiertid) fcor Sftotar unb
Beugen gegen ba$ Unterfangen beS ©rafen unb appeltiren an s £ap ft ^5aut II. 2
<Sie f agen in ifjrem ^proteft : Dbgteidj ber (Son&ent nadj feiner (Jiftercieufer-
SRegel ganj fromm, ber DrbenSreget gemaft unb löbtidj lebe, fo beabfidjtige
bodj ber ©raf, tme i^nen ju Ofjren gekommen, fie ju reformiren auf ©runb
getoiffer apoftotifd)er ©^reiben. @r toolte bieö tfjun burdj 9faformir=90Wnd)e,
t>on benen bie einen tauglidj, bie anbern untaugtidj feien, feiner aber iljrem
Drben angehöre, unb fie alfo in ben Uebungen iljreS OrbenS feine ©r*
fa^rung l)aben. 3»n ber £ijat fdfyeint aud) Slbelberg bamals einer Reform
nid^t beburft ju ijaben, ba eS unter einem tüdjtigen 3tbte (23erd)tolb) ftanb. 5
1 Ueber bie Stiftung ögl. Besold. Doc. 3 ff. Petri. Suev. eccles. 1 f. ©abelfofer
SKfcr. in ber ®. Oeffentl. SBibt.
2 3)er ^roteft bei Petri. Suev. eccl. (Seite 7 unb Besold. Doc. Seite 45.
8 Crusius. Annales p. 3. 1. 6. c. 14.
SRotljenfjäuSlcr, 9lbtcten u. Stifte. 6
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82 Sie $rämonftratenier=2lbtct
$ur 3eit a *3 §^gog Ulrich a. 1534 mieber in ben 33efi£ be3 ßcmbeS
fam, mar Seonfjarb £)ürr 2lbt ju Slbetberg, tüetd^er a. 1529 gum SSifitator
be3 Sßrämonftratenfer^OrbenS in @$maben ernannt korben mar. ©r begann
ba3 a. 1525 im SaurenWege niebergebramtte Softer lieber aufjubauen,
Ijatte aber ben 23au nod) nidt)t fcoltenbet, als ba3 Ätofter aufgehoben mürbe.
2lm testen Oftober 1534 ertieft §erjog Utridj ein 2lu3f ^reiben - 1 an
alte SImtteute, morin itynen befohlen mirb, an allen Orten nadjjuforf tytn
über baö bisherige politifd)e 33ertyalten ber Status« nnb ©eridjtsperfonen,
barauf fotten fie SRatf) unb ©erid^t allenthalben neu befe^en mit benen,
meldje ju feinen 2lnf)dngern geboren unb in feiner 2lbmefenf)eit e£ mit feiner
^artijei gehalten tyaben. ©iefem 33efef)l ift unter gteidjem S)atum eine ge*
fjeime ^nftruftion beigefügt, meld)e baf)in lautet: S)ie 2lmtteute foltert bei
s Jteubefe£ung be3 Datp unb ©eridjtS in ben ©emeiuben if)re$ 33ejitf3 i§r
Slugenmer! barauf rieten, baft fie in 9tatty unb ©eridjt aud) fotdje ßeute
hineinbringen, „bie bem ©fcangetio unb ©otteS Sßort anhängig" feien, „ba^
mit fie untereinanber gemifdjt unb baburd) bae (Sfcangetium befto fürber=
Ud)cr erhalten merbe". 2luSgefdjtoffen foltert aber bie SBiebertaufer fein, „bie
motteft überf freiten unb barju nidbt gebrauten". — ©inige Jage nad)
ßrtaft be3 obigen 23efe^te, meldjer bie 2lbfdjaffung ber alten Religion t)or=
bereiten unb fidjern fotlte, mürben bann bie (Sommiffare gur 3 nüen ^ run S
in bie fötßfter abgefdjitft. 3$r für alte Softer gteidjtautenbeS ^Beglaubigung^-
f ^reiben 2 ift batirt (Stuttgart ben 5. Sftofcember 1534. SDaS ^oftfcriptum
beS 33egtaubigung3fd)reiben3 fagt: SBeil jur $eit bie Saufe ganj gefdjminb
unb feltfam feien, fo bürfe ber (Jonfcent otyne SBiffen be3 §erjog$ meber
Üftobijen annehmen, nod) (Jon&entuaten enttaffen no$ audj etmaS fcom Ätofter=
gut Gerauftem ober fceranbern. S)a3 Älofter Slbetberg mar in Sßürttemberg
jmar feines Don ben reiferen, fyatte aber bod^ einen namhaften 23efi£, benn
e$ befaft gur 3eit ber Deformation 10 Dörfer, 19 SBeiler, 37 §ßfe unb
22 Sftü^ten mit circa 3500 ©inmotynern. (53 mar aber aud) anbermartS
baS Softer begütert im ©anjen in 114 Orten. Slufterbem §atte es an
bieten Ortert ben Äirdjptfak unb auSgebefynte SBatbungen. @o mögen atfo
bie 3;nt>entirung3fomm:iffäre im Sftofcember 1534 audj in Slbelberg Arbeit
genug gefunben §aben. 3 m folgenben 3>afyr 1535 fd)itfte ber §erjog in
baS fötofter ben tuttyerifdfyen Sefemeifter 5tteifter 5ttid)ael 23robljag, melier
ben 9ftond)en prebigen fottte, „bamit ifjnen bai8 ßicfct be3 GDangetiumö auf=
ge^en foltte". 3Jieifter ' 3Jtid)aet fanb aber mit feiner ^rebigt fc^led^ten 2ln=
Hang bei ben Sftond^en. „ SDte 3Jion(^e fceradjteten ba« @t>angetium". 3 2tu^
1 ©taat^orc^iü. ßlöftcr insgemein, f. Beilage 7.
2 Seifage 7.
3 Crusius. Paralip. c. 13. ©attlcr, §iftor. SBefdjr. II. 250.
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Slbelberg. 83
in bie &lofter=$farreien verorbnete Ulridj luttyerifdje ^rebiger unb jwar fam
nadj §unbSf)olä Safofc SBüIfttn, nadj ^ell Subwig SMrner, nadj ©teinenberg
©eorg "Dealer, nad) ^odjborf ^Jiidjaet 2ßater.
3m Softer war ber (Sonvent einmütig entfrf)loffen bei ber lattyolifdjen
Religion gu bleiben nnb gab fo 2lbetberg ben übrigen Softem be$ Sanbeö
ein 23eifpiel ber (Sntfdriebentyeit im ©lauben nnb in ber treuen Haltung ber
OrbenSgelübbe. $u befonberm ßobe gereift eö bem (Sonvent, ba£ im Untere
fd^ieb von manchen anbern Äloftern audj bie jungen ßonventualen ju 2lbel=
berg ityren ©etübben treu blieben, unb nid)t nur M bem alten ©lauben
verharrten, fonbern audj bie SSerleibbingung auSfdjlugen unb um audj ferner
als OrbenSteute leben ju tonnen, in ba$ Softer SRoggeuburg abjogen. ©inige
alte 2)Mnd)e lieft man a. 1535 junädjft nod) im Älofter, ber 2lbt Seontyarb
2)ürr muftte ebenfalls meinen nnb gieng nadj ©öppingen, wofyin itym §erjog
Utridj wegen feiner Sßerbienfte unb in Dftüdfidjt auf fein Stlter eine ^ßenfion
verabfolgen fiep. 1 £)ie aus älbelberg a. 1535 vertriebenen ^Mmonftratenf er
wenbeten fidj um ©djufc unb §ilfe an Äönig gerbinanb mit ber 23itte, baft
iljnen geftattet werbe in ©münb ober anberSwo im 3teid)e fidj niebergutaffen,
wo fie nadj ifyrer OrbenSreget leben fonnten.
2113 Antwort erfolgte am 6. 9Jier$ 1536 ein Sttanbat 2 Äönig gerbinanbs
fotgenben ^nljaltS: 35ie ^ramonftratenfer von 2lbelberg Ijaben bei i§m
fölagweife anbringen laffen, baft fie von §erjog Ulridj au3 ityrem Älofter
vertrieben worben feien „barumb bajj fie von ifjreS DrbenS Siegel unb
^>rofeffion nit abtreten wollen" unb un£ barauf anftatt ber 3tom. föaif.
9ftajeftdt gebeten, baft wir ifynen geftatten, Bio fie wieber reftituirt werben,
in ber ©tabt ©münb ober in einer anbern ©tabt be3 SReidjS ober Oefter=
reidjS fidj nieberjulaff en , unb „nadj vermög ber Orbenöregel unb ber
getanen 33erglobnift ben loblidjen ©otteSbienft mit 9Jteff elef en , ©ingen,
33eten unb Slnberm vollbringen unb verrieten mögen, wan (weil) iljr §ür=
nehmen, ©emütlj unb Rainung nit anberS ftünbe, bann baft fie, unange^
fe^en, baft fie gleid>wo$l wie obgefjört aus bem Älofter verjagt unb vertrieben
waren, bei iljrer OrbenSregel unb ^rofeffion bleiben unb verharren unb
barin iljre Sag befdjlieften wollen." @3 bewilligt iljnen Äönig gerbinanb
1 Leonhardus Adelbergense solum vertere jubetur. Irato igitur mari tantisper
cedens, Goepingam secessit, ubi, cum alii passim praelati etiam carceribus reclu-
derentur, Leonardus ob egregia facta venerandamque canitiem tanti habitus est,
ut victus ipsi et reliquus cultus liberaliter a duce suppeditaretur. Triennio canonia
sua extorris Goepingae mortuus est, relicto exilii sui non minus quam virtutis et
egregiae in agendo dexteritatis herede Ludowico Werner. — 23cit)rl)amcv Üt Cuen.
Collectio. VI. 83.
2 @taat§ard)iu. s 2tbetberg. (Sopie. d. SnnSbruf 6. 2flcra 1536.
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84 ®ie $rämonftratcnfer*2tbtei
bis jum 2luStrag beö SMigionS^StreiteS in ©münb ober anberStoo im 3%eidj
fi<$ nieberjulaffen. 2luclj baS oorftetyenbe $>olument ift ein ehrenvolles
^eugnift für bie Slbetberger 2ft6nd)e: @ie jte^en eS oor, fidfy aus ber
alten §eimat$ jagen ju laffen unb an fremben Orten um eine Verberge $u
betteln, als baft fie ityre ©elübbe treten ober müftig irgenbtoo eine fcon ben
Unterbrücfern angebotene ^enfton fcerjeljren würben. 3för Verlangen unb
Sitten ge^t batyin, baft fie lieber gemeinfam in einem Softer nadlj iljrer
OrbenSregel leben fonnen.
2öie erging eS aber ben Gonfcentualen , toetdje mit bem Sßrior im
Älofter Slbelberg nod) eine $dt lang jurücfbleiben burften. 2lud) biefe fcer=
tyarrten, nrie aus ben 2Wten erfidjtlid) ift, bei ber alten Religion unb nirgenbs
nrirb Don einem abtrünnigen berietet. (Siner Don itynen begehrte im
Ottober 1536 feinen jungem 3Kitbrübern in ein anbereS Softer beS OrbenS
na^jufotgen. 2lm 22. Oftober 1536 f treibt 1 2lbt Sien^arb t>on ©Öhringen
aus an ben (Srbmarfdfyall fcon S^umb: 5)er ©onfcentuale 8ubtoig mochte
aus Slbelberg fort in ein anbereS Softer gießen „too er ©ott toie fid) bem
gebürt bienen mochte." Sern §erjog Ulridfy sollte eS inbeS balb nidfyt mef)r
gefallen, in Slbelberg nodj SDWndje ju erhalten, toef$alb er am 25. Sftofcember
1537 ben 23efe$l gab, 2 aud) fie nad) Sftaulbronn ju f Raffen, tt>o alle
ungefügigen 3Jlönd)e jufammengebrad)t derben foKten. ®er 33efel)l lautet:
25on ©otteS ©naben Ulridfy §erjog ju Württemberg. Unfern günfttidfyen
©rufc gufcor. SBürbige, liebe, anbäd)tige unb getreue. Unfer befceldlj ift,
ifyr toöllent alle eures fonfcentS fcertoanbte möndljsperfonen, . fo leibS fcermög=
tidjfeits falber uSfommen möglid), fürberlidfy gen 3Jlaulbronn ju fahren
befdjaiben. Slber bie alten, fdljtoadjen unb unt)ermoglid)en, fo nit ba^in
fommen fünben, bei eucfy im fötofter behalten bis uf fcerern befeld). 2öo aber
biejenigen, ttrie obgemelt, fo alfo tx>o^I uSfommen mögen ober etlicl) unter itynen,
fidlj ber gnebiglidfyen Unterhaltung, tote ifynen begegnen foK unb toir oerorbnet, audfj
ifynen angezeigt gleidfy anbern Dielen tonfcentsperfonen befd)e^en ift, nit fattigen
ober barau begnügig fein sollten, benfelben Völlen gar nid^jig verfolgen
laffen nocfy itynen geben, ©aran fcerlaffen toir uns gnebiglid). Dat. ^ful=
tingen uf Äat^arind 1537. Unterzeichnet ift §anS ©onrab Sfyumb, @rb=
marfdfyall. — 35ie (Sopie ift beglaubigt Don bem faiferlid^en s Jtotar Seontyarb
Oelmann. — Sftad) biefem 33efefyl feilte alfo ben (Sonfcentualen leine anbere
2öal)l . gelaffen toerben, als enttoeber nad^ Sftaulbronn fid^ Derbringen ju
laffen, ober o^ne einen Pfennig aus bem Ätofter gejagt ju werben. @S
txiar biefer Sefe^l fd)on ber gleite tx>ie aus bem golgenben erhellt. SllSbalb
1 ©taat^arc^to a. a. O. d. Göppingen tüte oben.
2 ©taatöardt)tu a. a. O. (£opte. d. ^futtingen uf ^at^rtnä 1537
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Slbelberg. 85
nadj bem (Eintreffen be3 obigen SBefe^Iö toenben fidb bie -JJiondfye ju 2lbetberg
am 30. Sftofcember 1537 an %en $u ©Springen toeitenben 2lbt, toeldfyem
fic fdfyreiben: 1 Sie ^aben ben Dom dürften jum gtoeitenmat bem 2lbt juge=
fommenen 33efe§t vernommen, bai)in tautenb: ber 2lbt muffe bie (Son&en=
tualen, meldte SeibeSIjatber bie Sfteife machen fonnen, nadlj 2ftaulbronn
fdjiden, bie alten unb fdjtoadjen aber muffe er au$ bem Softer nehmen unb
bei fidj in feinem fötoftertyof ju ©Öhringen behalten, SMefer 33efeljt fei
itjnen §odjft befümmerlidj unb befd)tt>ertidj. £)er 2lbt nriffe toofyt, baft ifjre
jungen unb ftarfen 9J£itbrüber faft alle fortgejogen feien, n>ett fie bie alte
Religion nidjt fcertaffen roßten, „ber Urfadj ijalb, ba§ fie oon ber alten
Stetigion nit toidjen, fidj itjreö ©otteSijaufeg ^frunb unb ©eredjtfame nidjtS
oerjeityen (fcerjidjten) nodj fcerfdbreiben toöllen". Sie felbft feien natjeju
äffe alt unb mit mandjertei Äranf^eit betaben, fie lonnen anberen Seuten
toenig 9tu£, Sroft unb £ilfe bringen, fonbern bebürfen bietmetjr ftets felbft
Pflege, Sroft unb §itf t>on anberen. Sßenn fie alfo $um 2lbt nadj ©öppingen
jietjen müßten, fo würben fie bemfetben nur fetyr überläftig fein. 2ludj feien
Diele unter ifynen „fo fie Dom eigenen vertrieben", rcetdje Stübtein unb
eigene Kammern bebürfen. 2 UeberbieS tonne man je^t nidjt aus bem
Älofter jiefyen wegen beö 2öinter3. 3Kan tjabe bodj früher fcon Seiten beö
dürften nrieberfyott fdjrifttidj unb münbtidj erftart, bie Sitten unb ©djtoadjen
bürfen im Älofter bleiben unb je£t fommen fotdje 33efel)te. 3l re 8lnttt>ort
auf biefen 33efefyt fei leine anbere „bann ba3 wir in unferm ©ottStjauS
bleiben, bis man uns tjinuö fdjtaift." Sie geben fidj ber Hoffnung §in,
ifjr gnabiger §ürft unb §err toerbe fie gnäbiglidj bebenten unb aus djrift-
lieber unb fürfttidjer ©ebulb unb 33armfyer$igfeit bodj jum SBenigften ben
SBinter über fie in ifyrer je^igen Verberge laffen. SDaju möge i^nen ber
Slbt beim dürften verhelfen.
SDie Unterfdjrift tautet: (Suer t>ere$rtid)en ret). getjorfam nritt fön prior
unb con&entsperfonen fo nodj ju Slbetberg.
Sßetdje Stellung ber ju ©oppingen im bortigen Ätofterljof weilenbe
2lbt gegenüber bem tjartnadigen Sßiberftanb ber ßonfcentuaten ju Slbetberg
einnahm ift nidjt ganj flar. ®s fdjeint feine Meinung getoejen gu fein,
ba£ bie ju Slbelberg gebliebenen Sftondje bei i^rer £reue gegen ben ©lauben
unb ifyren Orben oertyarren aber bod) ein Seibgebing annehmen fotlten,
barauf toeift ein Sdjreiben 3 beö 2lbtS fyin, mit toetdjem er ben ßonbentualen
ben 23efetjl be3 §er$og3 mitteilt: „Siebe §erren unb ©ruber! 2Betdjer=
1 (5taatöard)iü a. a. C. ßopie. d. Slbelberg uf 3lnbre apli im 1537ten Safyx.
2 2)emnad) Ratten ft^ au§ ben fdjou a. 1535 geräumten Süöftern man^e SSer*
triebene nac^ Slbelberg geflii^tet.
3 6taat§ard)tD a. a. O. ßopie. d. 27. SBlai o^ue Sa^r.
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86 S)tc $rämonftratcnfer^6tet
maffen fcon unferm gnebigen §errn mir ein befetd) jufommen, tyaben ir
Riebet gu fcernefymen. £)aruf $on idj nun feinen fürftlid)en ©naben lieber
gefdjrieben, midj $u Berieten, tt^elc^e id) atfo abfertigen fott unb mart nodj
ber 2lntmurt. 2)a3 mottt id) eudj unangejeigt nit laffen, unb ift bcmnadj
mein meinung unb befeldfy, ba§ i^r eudj folgern fdjreiben gemaft in bie
fadj fdjicfen motten, tote fidj geburt. 2)e$ miß idfy mid) gu eud) öerfeljen.
Dat. ben XXVII. 9Jtd. Seon^art, 2lbt ju Stbetberg.
2lbt 8eonfyarb ftarb im 3>al)re 1538, ber Sag mirb nid)t angegeben,
bodj ift am 30. $uli 1538 fdjon in bem 3Jianbate Äonig $erbinanb$ bie
SRebe t>on feinem Eingang. @r ^atte bie 2lbt3mürbe 37 3> a ^ re ^ an 9 i nne -
gehabt. 23or feinem ju ©ö^ingen erfolgten £obe Ijatte er angeorbnet, baf$
man i^n gu 2lbelberg begrabe, toa^ aud) gefdjafy. 1 gür bie 3Jiönd)e ju
Slbetberg tyatte er nodj fcor feinem £obe SSorforge treffen motten, inbem er
bei bem Ulmer SRat^^errn (SraSmuS SRaudjfdjnabel insgeheim ©etb unb
^leinobien für fie hinterlegte, barauS getyt audj fyerfcor, ba§ jmifdjen ben
(Sonfcentualen gu Slbelberg unb i^rem 2lbt fcotteS ©infcerftcmbnif* I)errf<f)te.
Site ber 2lbt geftorben mar, machte ©raömuS 3taudjfd)nabel gu Stuttgart
9J£ittI)eilung Don bem id i^m hinterlegten @d)aj. ©er §erjog faumte
naturlidf) nidjt, alles fofort Ijolen ju laffen unb bie -JJiondje Ratten baö
9tad)fefyen. 2 S)en 33efel)len beS ^erjogS fid) fcerleibbingen ju laffen leifteten
jebod) bie Sftortdje feine $otge, obgteidfy bie Regierung nadfy bem Sobe be3
2lbt3 fie aufs neue brangte, baft fie fidj mit einer fdjtedjten ^Jenfion Don 15 ft.
abfertigen laffen fotten. ©8 ergieng namlid), nadjbem Sttt Seonfyarb geftorben
mar, ein 33efefyl UtridjS 3 an bie Sftöndje ju Slbelberg : fie fotten bie SBriefe,
Sftobet, SRegifter unb 2ltte3 ma$ fie bei Rauben §aben, bem §erjog juftetten,
inäbefonbere audj alle faifertidfyen 3Jlanbate. ©eine gürftlidjen ©naben
motten jebem (Sonfcentualen jä^rlid) 15 ©ulben fieibbing geben. &asn
fcerfpredje ber gürft i^nen, menn er anbere ^lofterperfonen mieber einfeije,
fo motte er bie gu Slbelberg aud) mieber einfefcen. 2)er 33efefyt orbnet
fdjlieftlidj an, ba£ alles (Sinfommen beS ÄtofterS, aud) baS au^er^alb beö
Sanbe^ Slrreftirte, genau befd)rieben unb ein Sag für meitere 2Ser§anblimg
angefefet merbe. 2luf biefen iBefe^l fugten bie 9DWnd)e SRat^ bei bem obge=
nannten Ulmer Sftat^^errn SRaud^fd^nabel, ben fie um Vermittlung angeben.
@ie f ^reiben an i^n ben 30. Sluguft 1538 golgenbeö: Unfer 2111er an=
bärtige« ©ebet unb alles ©ute gut>or. gürfid)tiger unfer günftiger §err
9*aud^fd)nabel. SBir geben eudfy guter Meinung ju Derfte^en: 3m £>inblicf
auf unfere ©elübbe, bie mir mit 3Sormiffen unfereö gnabigften §crrn unferm
1 ©dimtblm, Stffcr. im @t. 5t.
2 ©djtmblin, ^|*cr. im ©t. 51.
3 (5taat§ard)iü a. a. 0. s. d. (Jopie.
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Slbelberg. -87
Ätofter getrau, fyaben wir Weber $ug nodf) SRedfjt etweldlje ©üter ober
anbereS 5tlofter=@igent§um ^injugeben unb fönnten foldljeS audlj an feinem
Ort mit gutem ©limpf unb @^ren beantworten. 2)arum jweifeln totr
nid)t, bafc feine gürfttidfyen ©naben nidfyt ben Sßilten unb bie Meinung
fyaben, baft jemanb gegen feine ©elübbe Raubte, fei es biet ober wenig, toie
baS audf) feinem guftefyt nodf) gebührt. 3 um cinberen wei£ ja feine §ürft=
lidjen ©naben wol)l, baft nur nidfytS bei §anben tyaben was bem dürften
befdfywerlidf) ober nü^Iid^ fein tonnte. 3um brüten: baft tx>tr alle bon
föon. 3Kaj. erhaltenen 9J£anbate unb 33efefylSbriefe überantworten follen,
fo eradjten wir, baft baS eine 3Serad)tung ber föonigtidfyeu ©nabenerweifungen
wäre unb müßten wir beforgen, wenn wir fünftig wieber einmal ber Äßnigl.
2ftaj. §ilfe bebürften, fo würbe eine foldfye ^anblung uns bann fetyr jum
9tad)tf)eil gereidljen, was tyx als berftanbiger §err fetbft leidet einfeljen werbet,
©ie bitten alfo, man möge ifynen „als bon ber Sßelt SSerlaffenen" bie burdfy
faifertid^e Sftanbate verbriefte 3%ed)te unb ©üter nidjt nehmen. „2)aS 2llleS
umb fein g. ©. als unfern gnebigen §emt, bem wir uns befehlen, wollen
wir mit unferm willigen anbad^tigen gebet ju ©Ott ganj bemüt^ig unb
untertfjaniglidf) , audfj umb @w. 2S. mit allem §leif$ berbienen. bittenb
günftige fürberlidfy auSridljtung unb berfelben antwort. dat. ben 30. tag
9lugufti 1538. getreue conbentSbrüber beS @otteSl)auS Slbelberg.
Unter ben föonigtidfyen 2ftanbaten, beren StuSlieferung nad) bem Obigen
jperjog Utridf) berlangt, war ifym wofyl baS jüngfte am wenigften angenehm,
baS flftanbat, wetdfjeS Äönig gerbinanb am 31. ^uli 1538 Ijatte ausfertigen
laffen. 2llS namtidj ber 2lbt Seonfyarb geftorben war, fdfyidften bie 2lbet=
berger 2Jlöndlje, wetdlje im Softer Sftoggenburg Unterfunft gefunben Ratten,
einen ifyrer 2Jiitbrüber an Äonig gerbinanb, bamit er iijnen feinen @<$ufc
im Flamen beS ÄaiferS juwenbe. ©S erwirfte aud^ ber ßonbent fotgenbeS
Sßanbat: 1 ©eine fööniglidfye 3Jfajeftät f)at baS 2lnbringen ber (Sonbentbrüber
beS ©otteS^aufeS 2lbelberg bernommen unb erwogen. 2)ie (Sonbentbrüber
Ijaben bie 33ef(i) werben unb baS SSerberben beS ÄtofterS Slbelberg, fowie
audf) ben £ob iijreS 2lbteS burd) einen i^rer 3Jfitbrüber bermelben laffen unb
©eine 9J£a jeftät um SRatf) unb §ilfe erfudfyt, wie bieS in ber Supplikation
beS ßonbentS ndfyer enthalten ift. darauf gibt ber Äonig ben 23efcfyeib:
£)aS rdttylidfyfte unb forberlid)fte fei, baft* bie (Sonbentualen wie bisher bei
einanber bleiben Qu SRoggenburg) „bis fici> bie *ReligionSfad()en nad^ Sßillen
beS Slllmac^tigen wieberum jur Sefferung fd^icfen". SDabei folten bie SJiöndje
bmä) S^iemanben, er möge fein wer er wolle, fidfj bewegen laffen, etwas bon
beS ftlofterS ©ütern unb [Redeten abzutreten ober gu übergeben, woju fie
©taatSardjto a. a. O.
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88 $ie $ßräim>nftratenfet*$Ubtci
aud) feine 93ottmadljt unb fein D^ed^t fjaben. Sie fotten irietmetyr nadlj ityrer
OrbenSreget jidj Ratten, beä ©otteStjaufeS 3ugel)örung tyanbijaben unb fofciel
mogtidlj nichts bafcon fidE> entjietjen taffen. 3ßa3 bann bie (£rmäl)lung eines
s Jladfyfotger3 für ben fcerftorbenen 2lfet betrifft, fo fielet e3 ber föonig für gut
•an, baß fie mit Vtafy unb £itfe üjreg §auS&aterg unb Obern, bea 2lbt3 ju
3toggenburg ^itr orbentlicijen unb rechtmäßigen 2öa§t eines neuen §aupte$
fdbreiten unb merbe i^nen bieS jur gorberung ityrer ©acfye gereichen. $)er
Äönig mitt aud) bem 2lbt ju SRoggenburg unb anbern ^ramonftratenfer^
Siebten 3Kanbate jufdfyicfen, baß fie gu biefer Sfteuma^l mithelfen unb i^nen,
ben vertriebenen 23rübern, in allen ifyren Söibermärtigfeiten alle §ilfe, Statt)
unb 23eiftanb erzeigen feilen u. f. m. Datum in consilio Regis ultimo
Julii 1538. — 3ft ber Statt) be£ ÄonigS, fofort jur 9teumat)l §u f freiten
befolgt korben? 9tadj SBatyrfyamer 1 fonnte man bieS annehmen, ©erfetbe
fcfjreibt namtidlj: »Ludovicus Werner in ecclesia Roggenburgensi ubi
exul agebat electus abbas Adelbergensis annis 12 expeetare debuit,
donec in amplexus Racheiis suae admitteretur«. Slltein fein (£pita=
p^ium ju 2lbelberg bezeugte, baß er erft 1547 ju Sftoggenburg ermä^tt
korben fei unb jmar nadlj einer §anbfd)rifttid)en 9la<fyxi<fyt 2 am Sage ber
1)1. ©dfyotafttfa (10. gebruar). 8ubtt>ig Sßerner, ber neue 2lbt fcon Slbefc
berg, mar twn §od)borf am Sftecfar. 3> m S^rc 1505 mar er 15 3a$re alt
in'S fötofter Slbelberg eingetreten unb mar jule^t in SRoggenburg, mo er,
57 ^afyxt alt, jum 2lbt ermaßt mürbe, als ein 3Kann, ber fo mol)t burdj
feine grommigfeit atö burdfy feine fraftifd^e 2üd)tig?eit fiä) ju biefem 2lmt
in fo fernerer $eit empfahl. SSor feiner 2öiebereinfe£ung nadf) bem fdljmafc
fatbifdfyen Ärieg mürbe mit itym mie mit ben anbern Siebten ein Ueber=
einfommen getroffen, in meinem er fcerfrrecijen mußte, „baß er \t%t unb
fürberfyin bie jperrfcljaft Sßürttemberg aU feinen redeten ©rbfd^irm^errn,
Äaftenfcogt nnb SanbeSfürften anerfenne, bie ©rbtyutbigung leifte, auf allen
ßanbtagen erfdjeinen unb feinen gemotyntidjen ©tanb barin tyaben motte, mit
gemeiner fianbfcfyaft ^eben unb legen, alte SDfalefijfadjen unb bie 2fypettationen
an baS mürttembergifd^e §ofgerid)t frei laffen motte." 3
SDarauf naljm er am 28. Oftober 1548 Dom Softer Slbetberg 33efi£:
„a. 1548 auf Simon unb ^uba ift bem 2lbt ju Slbelberg eingeläutet morben.
Spat i^m batb fyernadf) bie 33auern §in unb mieber fd)moren taffen unb bie
§au3§attung eingerid^tet; barnadf) nadf) jungen -äJiöndfyen jur (Srfe^ung be£
fölofterS getrautet, a. 1549. 2)a finb i^m jugefommen: föubolf (£l)rmann
1 Set Cuen. Collectio. T. VI. 86.
2 Sei ©dimibttn a. a. O.
3 Ueber ba& ©^ieffat ber ju Slbelberg gebliebenen Sonuentualen nac^ 1538 fte^e
bie (Ergänzungen am 6d)iu^ beö SBudjeS.
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Slbctberg. 89
&on yjlün&jXQfy, 95eit ^ennenberg fcon ©münb, 3ctfo& 33ertinger unb ^atoi
Strang fcon $lard)tfyat, Sßotfgang §rieS, fieonfyarb Sßenger." * Subttrig
Sßerner $atte alfo je£t fdjon einen ©onfcent Don fed)S 2Jiond)en, tt>aS
bamalS bei ber ^Refutation eine ungetoofynlid) grofte £afy tt>ar. 2lbt ßubnrig
rechtfertigte alte (Srtoartungen, bie man ju SRoggenburg auf il)n gefegt ^atte.
3fäd)t nur erneuerte er in furjer $eit ben (Sonfcent, fonbern richtete audj bie
Ätoftergebäube , fofciet ifym möglidj toar, lieber aus bem Verfall auf. 2
greiticE) bauerte audj fyier nrie anbertoärtS baS neue Stufbtüfyen beS DrbenS*
lebend nur ftirge $eit. ©leid) feinen Sftitbrübern beftanb ber 2lbt nadfy ber
SBiebereinfe^ung mit 33e$arrtid)Ieit auf ber Verausgabe ber SDotumente beS
ÄlofterS, rceldje er erft nadj toieberfyotten 23itten erlangen fonnte, unb aud)
bann nid)t alle, benn §erjog Ulrid) tyatte angeorbnet, baft bie für bie
Regierung triftigeren $)ofumente ber Ätofter jurüdbetjatten unb befonberS
bejeidjnet werben mit einem „Raubte" ober mit O nrie bie t>on 3tbetberg.
2ttS ein 23ote beS 2tbtS Don Slbetberg nad) Stuttgart fam, um bie
Sofumente ju fyoten, gab §erjog (Sfyriftopl) ben 23efe§l: 3 „2Son ©otteS
©naben u. f. tt>. Gfyrfamer, lieber getreuer. SDemnadj ber 2tbt gu 2lbetberg
je£o abermals umb feine brief anhatten t^ut, fo überfenben tmr eud) tyiemit
einen uSgug unb Derjei^nu^ berfelben mit befcetdj, ir tollen fein abtS
biener fotdje brief, fo gemeltem Ätofter Slbelberg guftänbig, fofciet ir bereu,
taut biefer fcerjaidjnuft , in ber SRegiftratur befinben, uSgenommen beren fo
in biefer oergeid)nuf3 mit O fignirt feien, fyinauSgeben unb verfolgen taffen,
unb bann bie übrigen mit ber O fcergeidjnete brief bis uf fernem unfere
befetdj, alfo fcerroafyrt behalten. SDeft fcertaffen tmr uns. 5)atum ©tuttgarten
ben VI. tag ^unii a. 51. ©tjriftopt) §erjog gu 20."
2ltS im folgenben 3 a ^ re 1552 ^crgog (S^riftopt) baS Interim abf djaffte,
burfte aud) in ben Mofterpfarreien 2lbetbergS bie §t. Sfteffe fortan nidjt
metyr gelefen werben, toätyrenb fie für baS Softer felbft bis auf weiteres nod)
geftattet blieb, ©rufte Kampfe für bie (Spaltung ber Religion unb für baS
2tbtn nadj ber OrbenSreget erhoben fidj atsbatb, als (Stjriftop fj im 3önuar f
1556 feine neue fötofterorbnung einführte mit bem Don ifym ausgeflogenen
(Sntf djtuft , je^t aud) in ben Älöftern bie fattyotifdje SMigioriSübuug nidrt
mefyr gu bulben. @S gereift bem 2tbt unb ßonfcent Don Slbelberg gum
SRutyme, baft fie mannhaft eintraten für ifyre Religion unb ifyren Orben.
©dbon am 3. gebruar 1556 fdfyitft ber 2lbt Subroig an ben §erjog einen
s $roteft 4 gegen bie neue Älofterorbnung in folgenbem ©^reiben: @uer
1 ajianufcript bei ©djmiblin a. a. D.
2 Crus. Paral. c. 13.
3 Besold. Doc. 102.
4 StaatSctrdjtu. Stbelberg. d. 3. gebr. 1556.
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90 3>te $rämonftratenfer*9lbtet
gürftlidfye ©naben l)at mir Derfdfyiener 3eit eine ßlaufter=9fagel laffen aufteilen
mit gnabigem 23ege$r, biefelbe anjunefymen. §ierauf gebe idj (hier fvürftl.
©naben gu Dernefjmen, baft idlj eine (Staufter-SRegel unb Religion l)ab ange=
nommen Don geiftlicber unb toettlicijer dfyriftenlicijer Obrigfeit fonfirmirt unb
approbirt; unb bie römifdljen Äaifer unb Könige, bie toblidjen £erjoge ju
@<t)toaben Reiben ba$ illofter auf ityrem 33oben gur Unterhaltung gemelbter
SRegel unb Religion gebauen unb geftiftet u. f. to. u. f. tt>. 2Ilö aber Der=
feiner 3eit etttcf> ^erfonen in gemetbtem Softer Don i^rer orbenttidfyen
SRegel unb Religion abftanben, Ijat Sftomifdlje föon. Sftaj. im Flamen unb
an ©tatt Sftom. ^aifertidfjer 3Kajeftat audfy für fid) fetber als 3tömifcr)er
föonig ba$ ©nfommen gemelbter Salzpfannen (gu §aK) aufgelebt unb nidjt
laffen folgen u. f. tt>. hierauf ift benen ju §alt biefer 23efe§t toorben, baft
fie foldjeS ©nfommen ben Slbgefallenen Don ityrer Sieget unb Religion, ob
fie gteidfy im Softer toaren, nit follen folgen laffen, 1 fonbern ben 3Ser=
triebenen, fo fiefj in ityrer gelobten bieget unb Religion Ratten, SDarbei ift e$
geblieben. 2lu3 biefer §anbtung, gnäbiger gürft unb §err, mag idj forgen,
toenn iä) unb mein (SonDent Don unferer gelobten unb lonfirmirten SRegel unb
Religion abfielen, ob nrir gteidlj im Softer blieben, bafc §od)gebad)te dtbm.
Äaiferl. unb ^ßnigl. $laj. fid) motten Urfadlj nehmen, nidfyt allein ba3 Gin=
lommen ju §all, fonbern audf) ©runb unb 33oben iljreS geftifteten ^tofterS
mieberum gu ityren §anben gu gießen. S)er §erjog möge foldfyeS als be£
ÄlofterS ©dfyirmfyerr bebenden, „baft tt>ir bei bem Unfrigen mögen bliben".
$)er 2lbt fudjt in biefem ©^reiben bem §ergoge bange ju madfyen
Dor bem SSertufte aller ^loftergüter. Slllein feit bem 2lug3burger SRetigion^
frieben fyattt (Sljriftoplj foldlje 23ebenfen nidfyt metyr, unb fufyr bef^alb ent=
fdfjtoffen in feinem SSorgeljen fort. 2lnfangS 9Jierj 1556 würben bie f>er$og=
lidfyen (Jommiffare nadj Slbelberg gefdfyidft um ßort bie neue fötofterorbmmg
gur (Sinfü^rung ju bringen unb ben fat^otifd^en ©otteSbienft abjuf^affen.
2tm 9. ÜTterj fdfyicfen biefetben i^ren 23erid^t unb bie Sitten über bie 3Ser-
%$anblungen mit bem (SonDent unb bitten ben §erjog, er möge bei erfter
©elegentyeit bie für Slbelberg Dorgef ebenen 12 ©d)ü(er unb bie jtoei s ^ra-
ceptoren aborbnen jur ©roffnung ber ftlofterf d)ule. 2 Ueber iljre 25erfyanb=
lungen mit bem ©onDent berichten 3 bie ßommiffare SDietrtd^ Don ^plieningeu,
6. 33er unb jpommolt an ben §ergog golgenbe^:
1 S3i3 jum Sa^r 1538 waren bie ju Slbclberg jurüdfgebttebenen Wonty ntc^t ab*
gefallen unb tt>ot)l au^ fpäter mfy, aber ba8 ^Ioftcr*@infotnmen aufeer 2anbe§ lourbe
5U ©unften ber nadj 9toggenburg ©cflü^teten befdjlagnaijmt , meil ja bie ^u ^Ibelberg
c§ ebenfo wenig tüte bie ©efälle int Sanbe befommen Ratten.
2 ©taatöar^it». d. Slbeiberg ben 9. ^erj 1556. f. Beilage 8.
3 ebcnbafclbft. ^aöier^oncept. d. 9. 3J?er§ 1556.
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melbcrg. 91
©nabiger §err ! @uer gürftt. ©naben follen tx>ir audf) in Untertljanigfeit
ntd^t fcerlje^ten, baft wir bei unferer Slniunft ben ^rataten ganj unluftig unb
unleibig liegen biefev ^tofterorbnung gefunben tyaben. 2)arneben tonnten
wir aus unferm ^ßrifcatgefprädf) unb feinem eigenen Sieben tx>o^I fcermerten,
was e3 mit ben (Sonfcentualen für eine ©eftatt I)aben werbe unb baft fie
beiberfeitS fcor unferer Slnfunft einen Sßaft unb 2luf<f)tag miteinanber gemadjt
Ijaben, auf ityrem ftopfe gu bleiben unb ba§ ber 2lbt, laut feinet eigenen
„$erfdjnellen3" (unfcorficfytigen Offenbarend), bie ©onfcentualen fcertroftet
Ijat, er tt^erbe fie unb bie brei Pfarrer, bie er nodj im ^apfttfyum §at, in
anbern Softem unterbringen unb fonft mit §ilfe berfe^en. @3 l)at be^=
J)atb bann audf) ber ^ßrior in feinen $fteben=®efyradfyen angeregt, bafc ba$
SRefibuum * für baS Älofter ju §od(j geftellt fei. Unb auf bie gleite Meinung
l)at mehrmals audfj ber 2lbt gerebet unb geäußert, er werbe nidfjt Diele Dom
§erjog gefdfyidfte &lofterfcr)üter annehmen tonnen u. f. w. 2lucfy fyat ber
$rior in feinen ©efprddfyen mit uns anfänglich fid) ttm$ Ijart auSgelaffen
gegen bie neue illofterorbnung unb gegen bie wafyre d)riftlid)e Religion unb
unter anberm fidE> Dementen laffen : @3 würbe nityt Diel Gebens brausen,
wenn er gegenwartig nidfjt mit ^ranf^eit beS ßeibwel) unb ^ßobagra bett=
riefig wäre, bann mürbe er nidfyt bleiben, fonbem nadfj feinem ©efalten
fortjiefyen, wie er e£ fcor 3 a ^ e ^ &ri (Surer gürftlid)en ©naben §errn
SSaterS Sebjeiten im gleiten gall auä) gemalt tyabe unb bamalS fyaht man
audfj nidjt fciel bamit gewonnen (weil man reftituiren muffte). 2öir tyaben
bagegen 33erid)t, Slufflärung unb ©rmafynung befonberS gegenüber bem
^rdlaten jwei £age lang in Dieler unb fcerfdjiebener SBeife angewendet unb
iljn geftern baju gebraut, bafc er bie Älofterorbnung julaffe unb ityre 33e=
folgung ben (Sonfcentualen freifteKe u. f. w. darauf Ijaben wir bie adfyt
(Sonfcentualen, 3 ^ßriefter unb 5 Sßrofeffen, t>or uns befdfjieben unb als fie
juerft unfer Slnfinnen einhellig verweigerten unb runb abfdfjlugen, fyaben
wir fie mit großem gleifc unb Diel ju glimpflidjer 33efdfyeiben§eit ber Sänge
nad^ unterridjtet u. f. w. Sie (Sommiffdre berieten weiter, ba£ fie bem-
^rataten bie Uebereinfunft wegen ber ßlofterorbnung vorgelegt tyaben, worauf
berfelbe gefagt Ijabe, er wolle mit bem (Sonfcent barüber ftdE> befpredljen.
S)arauf Ijaben fie weiter mit bem Sßrataten unb mit bem ©ubprior als
alteftem (Sonfcentualen fcerfjanbelt, wegen beS 23efud(jeS ber SSorlefungen beS
(lut^erifdyen) SßrdceptorS u. f. w. darauf tyaben wir beiberfeits benfetben
2lbenb mit einanber gegeffen unb finb guter SMnge gewefen, fyaben un^ aufy
gar feines 2lbfall3 ober ^rafticirenS me^r Derfe^en, ^aben barauf SD. ^atobum
1 a. 1553 würben 9(belberg auf 15 Safjre je 3000 f(. öanbfteuer auferlegt,
©djmibtm, Sßl)cv.
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92 3Me $rämonftratenfer*9lbtet
oon ©öppingen berufen, baft er gleich morgen bie erfte Seftion tyalte unb
mürbe auf 8 Ul)r ftatt ber 3Jlette ber erfte (proteftantifdje) ©otteSbienft
angefagt. 2l(S mir aber fyeute morgen früf) ben feftgeftettten 2lbfd£)ieb bem
^ralaten juftettten, bamit er unterfd)reibe, ba l)at ber ^ßralat un3 runbmeg
erlldrt, er motte ba£ nidfjt unterfdljreiben, man folte jufcor bie (Sonfcentuaten
mieber rufen, fie anhören unb il)nen ben 2lbfdjieb fcortefen.
2Bir fugten ityn bafcon abmenbig gu madfyen unb miefen ifyn barauf
Ijin, bafc ©otdbeS tym attein afe bem §erm juftefye, ba3 ©egeuttyeit mare
eine SSerMeinerung feinet 2lmte3, bie ^rdtaten Don -äftautbronn, §irfau,
iBebenfyaufen unb jperrenalb laffen ftdE> in folgen ©ad^en Dorn (Sonfcent
nidjtS barein reben. 216er tro^bem ift er auf feinem 33ege§ren ftrafs fcer=
tyarrt unb fagte: 3ßa# gefyen midf) benn hierin bie ^ralaten oon 33eben=
Raufen, §irfau unb 3Jiaulbronn an! Sßir fcermodjten ifyn nid^t bafcon ah*
jubringen, fonbern er ftettte fidlj ernft unb betyarrüct) entgegen, fo bafj mir
i^m nachgeben unb in feiner unb ber 8 (Jonfcentualen ©egenmart ben 316=
fdfyieb fcertefen mußten. Unb aU mir bann über ben 2ibfd)ieb fcerljanbetten,
ba finb ber ©ubprior unb atte (Sonfcentuaten ganjtid^ mieber abgefatten, fie
mittigten nid)t me^r in bie 2Serabfd(jiebung unb mottten in leiner SBeife fcer=
bunben fein meber jum iöefud^e ber fiectionen nodt) be£ ©otteSbienfteS. 3ßir
rebeten unfererfeitS bagegen, ermahnten fie nodljmatS unb marfen ifynen i^re
Unbeftanbigleit fcor. 2lber gleidfjmofyl finb fie atte feibig, ftreitig unb $al$=
ftdrrig, enbgiltig unb tro^ig mit einanber betyarrt. Sllfo Ijaben mir mieberum
bem 2lbt jugefe^t unb uns über biefe fdljimpflidfye Unbeftanbigleit unb an=
gekettelte 2Serfd)morung befragt. SDarauf Ijaben mir i^m bie 25erabfd^iebung
s Jir. 3 unb bie SSerorbnung megen be3 ^raceptorS gum Unterfd^reiben vor-
gelegt, ma$ er jute^t aud) getrau §at, mobei er fagte: e$ fei il)m biefe
Älofterorbnung ganj gu miber, er t^ue eS nid)t gern, e$ gefd^e^e nidfjt mit
feinem SBitten, er muffe e$ leiben unb ©Ott befehlen. 3>er 2tbt §at babei
aud^ gerebet Don ber if)tn jufte^enben ^urisbiltion unb feinen greifyeiten,
unb baft (hier gürftlidfye ©naben itym unb feinem (Son&ent in spiritualibus
nidjtö aufzulegen Ijabe. 33ejügtid(j be$ Slbfc^iebö §at er erflärt, baft er für
feine ^erfon fidlj bemfelben nid)t untermerfe unb audf) bie Religion fidlj fcor=
begatte. SBenn er nodfy jung mare, fagte er, fo mürbe er bemnad^ft meg-
gießen unb nid)t tyier bleiben, mie er fidfy audfj fonft nod) in i)erfd)iebener
S&eife auSbrücfte. jjutefct ^at er nod^ me^rmalö vorgefd^tagen, ba^ man
i^m geftatte, in feiner fölofterfirdfye bie Sfteffe ju lefett unb i^n nid^t baran
^inbere. S)a^ mottten unb fonnten mir i^m nid^t t>ermittigen. 2lu3 attem
biefem fönnen (Sure gürftlidje ©naben felbft abnehmen, ba^ biefe 3Jlönd(je
attefammt junge unb alte jufcor bie ©ad^e miteinanber fcerabrebet unb burd^
^Berfc^morung unb ^ufammenfcfjtupfen biefen Slnfd^tag gemalt ^aben, mie
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Hbelberg. 93
benn audf) ber ^rdlat, % erft nadfjbem er bie neue fölofterorbnung auö ©tutt=
gart empfangen tyatte, einen ^prdceptor aus SMltingen berufen fyat, ber in
artibus unb theologia ben Sftondfjen liest, ^ubem fyat ber ^rdtat ofyne
Stüdffidfjt auf ba£ im Stauten ßurer $ürftl. ©naben ergangene Schreiben
ober SSerbot bie ^alsftdrrigen (Sonventualen ^rofeft ablegen unb ju @ub=
biafonen unb SDiafonen weisen taffen. 2lngefid(jt3 biefeS ju 2lbelberg ver=
tyarrten &eib$ (£ru£e3) verfemen wir uns feines anbern, als ba£ wir, wenn
uns in golge ber Don 2lbetberg aus ficijertid) überallhin burdlj bie Sftöncfye
verbreiteten föunbfdljaft, allenthalben ba3 ©leidje begegnet, wir fernerhin
nidljtg grudjtbartidjeS meljr auSridfyten würben.
2>em vorftel^enben 33erid^t ber fyerjogticijen ©ommiffdre ift folgenbe @r=
ftdrung beS 2lbte3 beigelegt. 1
%ä) fyabt als eine freie, manumittirte $erfon meiner orbentlidfyen Obrig=
feit gelobt unb gefdjtooren, meinet OrbenS Statuten ju galten, audfy 3> mt 9 e
gu ©olcftem aufjujie^en unb ju inftruiren, bamit ben Stiftern gefdfjefye,
was itynen verseiften ift. SDieWeil aber mein gndbiger §ürft unb S^txx eine
anbere Drbnung in meinem fölofter anrieten will, muft idj e^ gebulben.
5Da aber %f)xt $ürftl. ©naben in ber Konfirmation beö freien ^ugS JwgiBt,
baft bie ^ralaten biefeS gürftentljumS weltlicher Obrigfeit feineSwegS untere
worf en feien : bef$atb will $ürftt. ©naben midf) mit fammt ben jwei alteften
meinet (SonventS gndbiglidj freilaffen unb mit $$xtx $ürftti<Jjen Drbination
nicfet befdfjweren, bamit id) nid^t genötigt fei, getübbloS unb meineibig ju
werben, ©o ift bef$alb an %f)xt gürftlid^e ©naben meine ganj untere
tranige 33itte, mir unb ben gtoei (Sonventualen gndbiglid^ gujulaffen, baft
wir in aller ©title unfere dfyriftlidfyen Zeremonien mögen für uns felbft
galten burdj baS 2lmt ber ^eiligen Sfteffe, woju mir georbnet finb. S5ie
anbern ßonventualen, junge unb alte, fyabe idlj bafyin gebraut unb perfuabirt,
baf; ein jeber miß eine jeitlang foldfjer neuen Orbnung gufefyen, bodf) in all-
weg otyne aSerpflid^tung biefelbe ju befolgen, audlj fetten fie 3Jtad)t Ijaben bavon
$u gefyen, melier $tit ifynen foldfyeS gelegen fein will, vermöge be$ freien $ug$.
%üx bieSmal Ratten bie (Sommiffdre i^ren 3wecf nidfyt ganj erreidfyt,
unb ber 2lbt Ijatte in feinem ©tütf feine ©ewiffenS^ftidljt verlebt fonbern
nur bewilligt, tt>a3 er aU fat^olifd^er 2lbt bewilligen fonnte unb bewilligen
muftte, um für bie ^ftmf* nod) bie Hoffnung auf ©r^altung beS ÄlofterS
ju fidlem. @r ^atte bamaB 9 ßonventualen, 2 jwei alte: S^anncd von
©oppingen unb SBit^elm, unb 7 jüngere: D^ubolf ©bemann früher in Sftün^^
rot§, 3afob ^ßertinger unb 3a!oB ©trang früher in Obermard^t^al, SBolf-
1 <5taat§ardjtu a. a. £).
2 <Staat§ard)iu a. a. 0. d. 8. Slprtl 1556.
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94 3>ic $rämouftratenfer*2lbtct
gang grieS, Seontyarb Sßenger, ,3 0a $ÜK Sßenger, 23ituS £>enneberg, leitete
Dter aus ©münb. v
£)ie Regierung mar inbeö mit bem maS bie (Sommiffare ju 2lbetberg
ausgerichtet Ratten nid)t gufrieben, unb am ©amftag ben 11. 2tyril 1556
tarn eine neue (£ommiffion, toetd^e über ityre 33erfyanblung ju 2lbelberg
folgenben iBeridfjt 1 etnf enbet :
2luf ©amftag ben 11. 2tyril 56 finb auf 33efefyl uufereS ©näbigen
dürften unb §erm mir beibe ©einer gürfttidjen ©naben SSerorbnete,
©ebaftian jpornmott unb ßonrab (Snget ju 9lbetberg im Softer angetommen,
fyabtn bafelbft bem Prälaten bie (Srebenj Don unferm g-ürfteu unb §errn
überantwortet unb barauf ungefätyrtid) fcermelbet, baft er Sßrelat jmeifelS
ofyne ficfy erinnern merbe, mefdje 2SerI)anblungen feinerjeit bie (Sommiffdre
beS dürften megen (Sinfü^rung ber neuen $ird)enorbnung gepflogen unb
meldte $erabfd|)iebung fie aufgerichtet tyaben, inSbefonbere, bajs jmei ^]racep=
toren mit etlichen jungen Änaben in'S Softer fcerorbnet mürben. @S fyaben
bamatS bie ©onbentuaten fid) ber ©infü^rung ber neuen Äirdjenorbnung
miberfe^t, mir motten uns aber berfefyen, fagten mir, baft fie fidfy feiger
anberS befonnen fyaben unb nun felbft jur ©infü^rung biefer Orbnung mit=
Reifen merben, mie fie baS fdjulbig feien unb eS bittigermeife uns nid^t
Dermeigern tonnten. 2)arauf antmortete ber Sßralat, fobiet an i^m liege
motte er nichts an ber 23eforberung biefer Orbnung fehlen laffen. @S fei
aber nur jur 3eit fein (Subprior anmefenb, ber aud) balb auf eine Pfarrei
Sieben merbe ; bie ^ßräceptoreS unb Änaben motte er unterhalten unb in all-
meg baS 33efte mit i^nen ttyun.' ©8 fei i^m aber befdjmerlidjer 28eiS t>or=
gemorfen morben, fein SanbeSfyerr l)abe bie jungen (Sonbentualen aus bem
Softer bertrieben unb merbe ityn audj Balb fyinauSfcringen. 9lm folgenben
Sag, (Sonntag ben 12. 2tyril fyaben mir morgens ben ©efang nadj ber
itirdjenorbnung anrieten motten, meil aber ber ^rior auf einer Pfarrei
mo er prebigie, a&mefenb mar, tonnte eS nidjt gefdje^en. 216er hü ber
SSeSper tyat ber ^ratat felbft in eigner ^ßerfon mit feinem ©ubprior bie
Orbnung beS ©efangS in ber ^irdje bottbringen unb anrieten Reifen unb
in ber golge ift audj ber ^Jrior jebeSmat babei gemefen unb §at mitgefungen.
9ftontag ben 13. 2tyrit $iett Dr. ^atobuS (2lnbreä) ein lateinifdje 2lnfprad)e,
marum ber gürft bie neue Orbnung eingeführt $aht. £)iefe ^räfation fyat
bem ^ralaten unb ©ubprior mofylgefallen u. f. m. SDie neue Drbnung ift
atfo in 5lbetberg eingeführt unb mirb tyoffentlid) mittelft ber göttlichen ©nabe
i^rcn Fortgang tyaben.
So ber ffieridjt ber (Sommiffäre. (SS ift nidjt anjune^men, baft
staatäardjiü a. a. £). d. 11. Slpril 1556.
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Slbcfbcrg. 95
ber Vßxalat unb s $rior innerhalb 4 SBodfyen ityre ©efinnung Doltftänbig
geänbert fyabtn, too^t aber fdjeinen bie ©ommiffäre mit 3tü<ffid)t auf
bie ©efinmmg ber (Jon&entualen nid)t^ mit bem ©etoiffett unb ber
fat^otifdfjen Religion Unvereinbares geforbert ju tyaben. S)ie ^rataten waren
otynebieS audfj in anbern fötoftern für iljre Sßerfon t>on ber ^Beobachtung
ber neuen ^ird^enorbnung befreit. 2lud) ben jungen ßonfcentuaten würben
3ugeftanbniffe gemalt, wetdje in fotgenbem 2lftenftücf enthalten ftnb 1 :
Capita ber fiimitation, wetdlje ben jungen 6om>entuaten gu 2lbetberg toon
ben 23erorbneten vorgehalten worben: 1. SDaft man feineu von itynen in feinem
©ewiffen gegen feinen ©tauben brangen wolle. 2. ©8 foK aud) leiner Don
itjnen fcerbunben fein, an bem Sftadfytmatjt nadt) ber Äirdjenorbnung fiel) gu
beseitigen, burdj abminiftriren, fetber Ratten, ober mit anbern fommuniciren.
3. SBenn einer an bem tateinifdjen ©ingen, ßefen unb 23eten nadfy ber &ird)en=
orbnung fidfj nidfyt begnügt, fott e3 il)m um>erwe$rt fein, für fidlj fetbft in
feiner £tilt auä) ferner bie tempora (fanonifdfje Sagjeiten) ju tefen unb
ju beten. 4. 3>eber fann nadj feinem ©efatten ben §abit begatten unb
tragen. Unb in ©umma tyaben fie nur biefe brei ©tücfe ju beobadfyten:
für'3 (Srfte SectioneS ju l)ören unb $u ftubieren. 3um Sfabern: in bie
Äird^e ju gefyen nad^ ber Äird^enorbnung, ber tateinifd^en audf) fyiefcor ge=
brausten ©efange de tempore fidj ju bebienen unb SSertefung sacrae
bibliae capitum singulis dibus ju Ratten unb ju Dementen Reifen. gür'S
brüte castitatem atque obedientiam erga praelatum, fidb freunbtidt),
$üc(jtig unb ge^orfam ofyne 2lergernif$ ju Ratten. S)er 2lbt fiubwig blieb
bis ju feinem Sobe a. 1565 im Ätofter, unb wenn man fidb auf 33atyrfyamer
üertaffen fann, fo tyatte Gljrifto^, burdj bie fefte unb ftanbfyafte ©tauben^
treue be3 2lbte3 mit jpodljadfytung erfüllt, ü)n fortan gang unbetaftigt gefaffen. 2
' 2tm 5. Januar *565 ft ar & 2C6* Subwig SBerner unb würbe im (Stjor
ber ©anet Ulrid^^f afette begraben, ©eine ©rabinfdfjrift (»inculpate trivit
vitam«) ftef)t bei Crusius p. III. 1. 12. c. 35. 9tad£) Crusius Paral. 13
waren bie (Sonfcentualen fdfyon a. 1556 geflogen, naefy 23atyr§amer aber waren
a. 1565 nodf) mehrere ba, wetd)e naefy bem £obe be3 2lbte3 afäbatb an bie
$lud(jt badeten (»trepidare statim et fugam meditari coeperunt«). SIber
9tbt 3io§anneg *wit SRoggenburg wottte, ba£ fie nod) eine ^eittang bleiben.
2 <5taat£ard)iü a. a. 0. s. d.
1 Bayrhamer. „Deinde novis legibus novoque vivendi modo Ludovicum cum
suis adstringere tentavit prineeps. At pro eo quam ordini suo fidem juraverat,
generoso animo Princips conatui refragatus est abbas, datis etiam ad Christophorum
literis. Consanti hoc responso Dux motus ab omni deineeps vi manus abstinuit
et Ludovicus usque ad a. 1565. Adelbergae läudatissime praefuit. S3et Cuen.
Collectio. T. VI. 86 lt. 87.
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96 $te $rämonftratenfcr*Slbtct
Site bann ein lutfjerifdjer Slbt eingefe^t würbe, jogen fic fidf) nadfy #toggen=
bürg gurücf. 63 getyt barauS Ijerfcor, baft bie (Sonfcentuaten ftetS bei i^rem
©tauben unb Orben fcerfyarrt waren, ba fie jid) fonft nidfyt nadlj bem £obe
be3 SlbteS in baS 2Kutterflofter begeben Ratten. 5)er erfte lutyerifdlje Slbt,
ber nodlj in bemfetben 3>atyre 1565 eingefe&t würbe, war (Sfjriftopty 23inber.
SDaö Sfteftitution^ßbift fcon 1629 braute nodlj einmal ^ßramonftratenfer nadj
Slbelberg. Slm 18. Stuguft 1630 natym bie laiferlid^e (Sommiffion bom Softer
33efi£. Sattler, §erjoge VII. 26 jagt über biefe SReftaurationS^eriobe ju
Slbelberg: f/ 23etrübt war, baft bie ©<$uttl)eif$en unb ©cfyutmeifter guerft i^re
Sßflidfyt gegen baS §au3 Sßürttemberg bergaften unb jur fat^olifdjen Religion
übergingen. 2)ie efcangelifdljen Pfarrer würben auSgefdfyafft unb bie ©acri=
fteien jugefdfytoffen. 3ene würben jwar im folgenben Sftonat lieber eingebt,
aber Offa tieft eine (Sompagnie toom Sllbringer'fcijen Regiment in ©opp ingen
einrücfen unb bie lieber eingefe^ten Pfarrer mit ©ettjatt wegfdfjaffen. Unb
fo ging e3 geraume £tit wedfyfetweife, weil ber §ergog feine lanbeS^errlicfye
Dbrigfeit über bie Softer unb SDorfer ju behaupten fudfjte. ^n bieten
SDorfern ging e$ bemnad^ fcerwirrt ju, benn ber liebertid)fte (meint ©attter)
£f)eit ber (Sinwolmerfdljaften bekannte fidlj gur fatfyolifdfyen Religion." SBie
anberwartS mußten a. 1632 audj ju Slbelberg bie 3Jlonc^e t>or ben Schweben
fliegen, f ehrten aber a. 1634 wieber jurücf. ©er fattyotifcije Slbt ©eorg
@d)6n^einj gab fidf) für bie 2Bieberaufrid()tung ber fat^olifdfyen Religion
triele 5Rü^e unb nid)t o^ne ©rfolg, 3. 23. in §unb$§ol$ würbe bie §alfte
ber (£inwoI)ner fat^olifdlj. 3>m &W 1646 richtete ber Slbt fcon Slbelberg
im tarnen ber übrigen OrbenSleute eine Älagfd^rift an ben Äaifer: ber
jperjog fudfye bie Wönfyt mit ©ewattt^dtigleiten au3 ben Äloftern ju t>er^
treiben, wie er benn mit etlidfyen ©dfynap^anen unter bem Vorgeben, e3
feien ©d(j weben, ben 12. 9Jlai in ba3 Älofter Slbelberg eingef aßen , ben
alten Sßrior feinet S^aUW unb feiner Äteiber beraubt, bie Äird^en= unb
Ätoftergerätfye weggenommen, biefen alten Sftann graufam mit ber §anb unb
©ewefjr mif$anbelt Ijabe u. f. w. ©attler, §erjoge VIII. 137.
S)urd^ ben weft^^atifd^en ^rieben laut bie Slbtei an SBürttemberg gurücf,
unb es folgten \t%i wieber proteftantifdfye Siebte. 1 2)ie alte Älofterlird^e
würbe mit bem Mofter 1525 t>on ben 23auern niebergebrannt. 2)ie neue
Älofterfirdfye würbe 1540 abgebrochen unb bie ©teine gum geftungöbau in
©d^ornborf fcerwenbet. 2 S)a^ ^onDent^auö würbe a. 1802 abgebrochen,
wobei ber 33efi^er 810 >ßortugiefifdf)e ©olbmünjen im SBert^ *on 30 000 fl.
fanb, weld^e bie Winfyt t?or i^rer gludfjt im brei^igja^rigen ^rieg verborgen
1 Sie proteftantifdjeu Wehte Bei Sattler, Sopogr. S3ef(^rb. 565 unb Sötnber 52.
2 ©^mibün ^mfcr.
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20>el6erg. 97
Ratten. 9ladj ber Oberanttöbefdjreibung (Seite 136 ftarben aber ber lieber
unb feine §rau in 2lrtnut§.
Siebte su Slbetberg : Writf) 1178—1216. ftonrab 1228, 1236. 23ert=
$otb 1269, 1278. SBerner 1294. §einri<$ 1296—1322. ftetnljarb 1344.
9hiboIf 1346. »urfarb öon §ott 1349—51. ^oljanneg ftau 1352, 1360.
#einrtä> 1380, 1387. ^einrieb, ©riefe 1387—1412. »erttjolb 1415,
1423. 2ttbert 1426, 1434. Shipert 1437, 1454. SDiepotb Sieger c. 1458.
8ert$olb SDürr 1461. Seonl>arb SDürr 1501—1538. Subwig SBerner
1547—1565. ©eorg ©djßnbdnj 1630—1648.
SRotljettijäuBler, Srtteiett u. Stifte. 7
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VII. 3\t Ct^rrtttt^riBbfet mmtt0»totttt*
2)a3 (Siftercienfer^tofter ÄönigSbronn, im heutigen Oberamt Reiben-
Ijeim, ehemals $ur 2)iöcefe StugSburg geI)orenb, mürbe a. 1302 Don Äonig
2ltbredE>t gegrünbet. 2)ie erften 9J£öndje tarnen bon Salem. $u ^ er 3 e ^
ate §ergog Utridj bie Deformation in feinem Sanbe einführte, mar 51t
ÄonigSbronn 2tbt 9Md)ior Duff. Sftadf) 23rufd()iu3 führte er eine gute 2Ser=
Gattung. x (Sr mar ber erfte infutirte 2tbt bon ÄönigSbronn. 2)a ber 2tbt
fcon &önigSbronn nid)t unter mürttembergifdljer ©dljirm&ogtei ftanb unb als
unmittelbarer DeidfySftanb galt, mie er aud() alS.fotdljer ftetö ju ben dltiä)&
tagen berufen mürbe, fo fonnte er leidster bie Deformation burd) Utridj
fernhalten. 2lbt SMcljior trat audfy energifdfy für bie (Spaltung beS OrbenS
im Ätofter ein, mobei er bon Oefterreidj Jräftig unterftü^t mürbe. 2tm
6. 3uni 1535 f treibt 2 Äonig gerbinanb an ben 2lbt 2fteld)ior unb ftmd()t
ifym feine 2lnerfennung au$ für ba$ treue gehalten an ber alten Religion.
63 finbe fein befonbere$ SSo^lgef alten, baft in bem bon feinen 23orfatjren
geftifteten Älofter bie fat^olifdfye Religion aufregt erhalten merbe. SBenn
bem 2lbt in feinem Semü^en §iefür etmaS miberfatyre, fo möge er fidj an
ben Äönig menben, beffen ^ftidfyt e3 fei, baS Jttofter in ber Uebung ber
fyergebradjten Religion ju fdljüfcen. 2ltS §ergog Utridf) fid^ nid)t abgalten
tieft, in ben fötöftern 2ln^aufen unb §erbred^tingen, meldte mit ÄönigSbronn
jur §errfd)aft §eHenftein geborten, bie Deformation einzuführen, ba f Riefte
Äönig gerbinanb am 21. 9Rai 1536 ein Sftanbat 3 an §erjog Utrid^, morin
er itjm ernfttid^ befiehlt, an ben Ätoftern ÄonigSbronn, 2lnl)aufen unb §er=
bred^tingen feine SSeranberungen fcorjunebmen, anbernfaltS er fid^ bie Ungnabe
be$ ^atfer^ jujie^en merbe. Stuf biefeS 3Jlanbat gab §erjog Ulrich feine
Stntmort. @3 erfolgte bef$atb Don Seiten be$ Königs gerbinanb ein neues
1 »Melchior Ruff ex Hochstadio Danubiano oppido natus, laudabiliter et uti-
lissime praefuit annis 27«. Bruschius.
8 (5taat3ard)tü. töntgSbronn. ßopie. d. SSien 6. Sunt 1535.
8 <5taat3arrf)to a. a. D. d. 3nn§bru! 21. 2Rat 1536.
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$ie (Sifierctenfcr*2lbtet $önig£bronn. 99
SWanbat. 1 @r ermahnt barin nodf) einmal ben £er$og im tarnen be$
£rifer$, bafe er in ben brei genannten ftloftern jeber Neuerung fid) gänj=
lidf) entsafte, tijnen i§re OrbenSregel unb i^ren ißefifc laffe unb fie bei bem=
feiten fdjüfce. Stuf ben legten 23efe!jl $ait ber ßönig feine Slntwort erhalten.
3'e£t antwortete unb rechtfertigte fidf) ber §er$og in einem ©djreiben an
ben £onig 2 am 25. Stuguft 1536: (Sine »erdnberung fei nur gef<$eijen in
Stn^aufen unb §erbred)tingen, aber mit Sßiffen unb Sßillen ber ^ralaten
unb SDWndje, dirtftentidf) unb nadf) bem Sßorte ©otteS, wie bteS be$ ^eiligen
Deidjg 2lbfd)teb ben prften plaffe. @egen ben ftabanifdfjen Vertrag fei
nidfjtS gefd^e^en unb mit ftönigSbronn feine SSeränberung vorgenommen
worben, er fcerfelje fidj ba^er gu ßöniglidfjer Sftajeftat, biefelbe werbe i!jn
fdjü^en unb fd)irmen, gemafs bem gnabigen SSertrßften, weldfjeS ber ftonig
ju SSMen getyan: fofern er mdfjt nodfj weitere Neuerung, afö namlid) mit
ber wtebertdufertfdfjen, jwinglifdjen unb bergleidfjen unc^rtftli^en <Sad)tn
anfange, bürfe er fidj feiner Ungnabe fcerfe!jen. darauf antwortet 3 am
14. September 1536 ftönig gerbinanb: ®r %aht beS ^ergog« Antwort
unb ©ntfcijulbigung wegen ber SSeranberungen in ben brei ftlöftern 2lnf>aufen,
§erbred)ttngen unb Äonigöbronn vernommen. ©r fei ber SSertyanbtung unb
aSertroftung ju SBien gndbtgüdf) eingebenf unb wolle nidjt bawiber Jjanbeln,
er l)offe aber aud) Dom §ergog, ba£ er mdfjtS bem Äabanifd^en »ertrag
juwiberlaufenbeS fcornetyme. ©egen ©nbe be$ ^a^reö 1539 ftarb 2lbt SWet
djior 9tuff, nad)bem er 27 ^aljre ber Stbtei fcorgeftanben war unb gtücffidjer
als anbere Siebte beS 8a,nbeS bie Deformation Don feinem Älofter ftetsS
abgewehrt Ijatte. Sftad) feinem £obe fonnte fcorerft fein neuer Slbt gewählt
werben, fonbern ber ^ßrior StmbroS ißo^ler führte bie Verwaltung, aber
nidjt lange, benn nadfj bem £obe beS 2lbt3 Sfleldjior wollte Ulrid) jefct bem
Älofter ba3 gleidje ©c^icffal bereiten wie ben anbern ©onfcenten, bie ®üter
eingießen unb bie lüftöndje fcerjagen. 1
£)te (Sonfcentualen fugten bei ©efterreid) §ilfe, benn Dom §aufe
©efterretdj war ja baö Älofter geftiftet. 2tn (Sntgegenfommen fcon ©eiten
beS ftatferS unb be$ Königs gerbinanbs fehlte eö audj jefct nid)t. ©er
$rior 33o^ler erhielt a. 1542 ein ©djreiben aus SBien Dom §ofe. 5 ©r
wirb barin benadfjridjtigt : 2)ie 93ef djwerben be$ ÄlofterS feien vorgebracht
worben unb folt benfelben abgeholfen werben. ©s fei ber ißefdjluft be$
1 <5taat§ardjtD a. a. £). ^opte. d. Sitnöbruf 1. 3luguft 1536.
2 ©taatSardjto. (Sopie. d. Urac^ 25. 5luguft 1536.
3 6taat§arc^iü a. a. O. ßopte. Orient 14. 6ept. 1536.
4 »post cujus (abbatis 1539) discessum coenobium ab Ulrico duce violenter
occupatum est«. Bruschius.
6 6taat3ard)to a. a. 0. ©opte. d. 12. 6ept. 1542.
7*
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100 S)te (Stfterctenfer*3lbtei
§ofratl)3, baö ©otte$l)au3 föönigäbronn nidjt in Slbgang fommen ju taffeit ;
bie alte SMtgion muffe in biefer Stiftung be3 §aufeS Defterreidj erhalten
werben. SDie Pfarreien beä ÄlofterS fofften tvo möglid) mit ^rieftern ber
alten SMigion befefct »erben. „2)e3 ^ralaten von ©almanStveiler unbilligen
2lbfd)lagS (yoa& für eines?) laftt eudj md)t irren", ©in neuer ^roteft
gegen bie ^Reformation be3 fölofterg erfolgte Don Seiten beS Königs gerbinanb
am 7. ^uli 1544. 3ugletd) f Briefe um biefe £tit Äönig ^erbinanb an ben
2lbt von ÄaiferSljeim, er foffe ÄonigSbronn lieber mit einem Stbte verfeljen.
2lm 21. ©eptember 1544 greifet 1 33ojler an ben 2lbt gu Äaifer^eim:
§erjog Ulrtd) §abe itym alle 2lbminiftratipn abgenommen, iljm bie @d)lüffel
jum ©etvölbe abverlangt, bie SDofumente, Äleinobien unb ©tlbergefdjirr
inventirt unb eingefdjtoffen. SDie SRom. Äonigl. 3Jiajeftdt Ijabe i^m ge=
fdjrieben, er befehle SDir (bem 2lbt ju &atfer%im) als SSifitator, ba$
Älofter mit einem ^rdlaten lieber gu verfemen, „unb Ijat mir befohlen, ba
ju erf djeinen, ivoljin ifyr mtd) berufet. (Stv. ©naben finb Ijteju verorbnet
von Ä. 3Raj. afö ein Sieb^aber unb Sln^anger ber tvaljren djriftlidjen
Religion" ; er, 33o^ler, Ijabe fidj beffen gefreut unb e£ ^erjlid^ gerne gebort.
S5em 2lbt von ÄaiferSljetm fei ber 2lbt von (Sldjingen beigeorbnet unb fott
ein Jag nad) Sauingen auSgefdjrteben toerben. „3$ bitt bef$alb, bafj
Ovo. ©naben jur Haltung unferer ^eiligen Religion unb jur prberung
ber ©fjre ©otteS bie faiferltdje (Sommiffion vollführen". 2lm gleiten Jage
f djreibt 2 ber 2lbt von ©fingen an ben 2lbt $u Äaif ersehn unb beruft ityn
ju einem Jag nadj Sauingen, tvotyin er mit. bem $rtor 2lmbro$ von
ÄönigSbronn fommen tverbe. SDie (Sonventualen Ratten 33ojter fdjon am
23. 2tyril 1544 ju tyrem 2lbt getollt. SDer neue 2lbt trat mit gletdjer
geftigfeit tone fein Vorgänger für bie SRedjte be$ ÄlofterS ein fotvo^l unter
§erjog Ulrid) tone unter (Sfyriftoplj, to>ef$alb er aud) bei beiben gteid) fetyr
in Ungnabe tvar. SDiefe SBtberfe&lid^ett gegen ben §erjog natym bei bem
Ärieg^sug (1552) gegen ben Äaifer 2ftartgraf Stlbredjt von 23ranbenburg
jum aSortvanb, als er am 29. Sfyril 1552 ba$ Älofter ÄönigSbromt nieber-
brennen lieft. $m fofgenben $af)xt 1553 tieft §erjog (S^riftoplj am
10. aJierj ben 2lbt 33ojler in ÄonigSbronn verhaften. SDerfelbe tvurbe atebalb
naä) 33eben^aufen abgeführt unb bort unter fdjarfer Sluffid^t vertva^rt, tvie
erfi(^tli(^ ift aus einem ^(fereiben, 3 tvelc^eö vier Untertanen tvegen %er
33ega^lung an ben §erjog rieten. SDiefelben bringen barin vor, fie feien
vor 10 SBodjen nad) 33eben^aufen verorbnet tvorben, um bort ben Prälaten
von Äönigöbronn ^u pten. 33alb barauf tvurbe 33oyler feiner SlbtSivürbe
1 ©taatgar^tü a. a. O. d. 21. ©ept. 1544. Ortg.
2 ©taatSar^to a. a. £). Drtg. tyap. d. 21. (Sept. 1544.
8 ©taat^ar^tü a. a. D. (£opte. d. 27. 9^ai 1553.
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tföntgSbronn. "y 101
entfe^t. 2lm 7. $um 1553 Um 2lbt §etnridj Don 3Ratt£b*/ann nadj &önig$=
bronn unb erfldrte im 23ottmadjt3namen be3 SlbtS Don 6tteäfl£.ben 2lmbro3
33ojler für abgefegt ,,intellecto inprimis in capite defectii^V*.. ^n ber
gleiten Urhtnbe erfldrt §einrid), es fei barauf .goIjanneS ©pp Don 2Bai$lingen,
^Jrofe^ Don 2ftaulbronn, bonis moribus adornatus, gewählt unb Von $m
beftdtigt korben. SDer Defectus in Capite, welker bie 2lbfe£ung be3 3yof^i - V
Deranlaftte, war jebenfattö mdjtin erfter Sinie moralifdje Unbraud)barfeit, fon*i- :
bern feine Ungefügigfeit, bie auf bie 2lbfid)ten (Styrifto^S nid^t eingeben wollte.
(Sbenfo waren e£ nic^t Dor Stttem bie boni mores, wetdje ben ^otyanneS
(gpp gum 2tbt empfahlen, fonbem feine feit jwanjig Sauren offenfunbig
lutfyertfdje ©eftnnung (Dgl. oben Sftaulbronn). 2lbt §einridj Ijat bei biefer
Slbfe^ung 23o£ler3, unb @infe&ung (Spp'3 fidjtlidj meljr als Beauftragter beS
§erjogS benn beS 2lbte3 Don (Siteauj funftionirt. 2lm gleiten Jag, an
weldjem iBoyler abgefegt würbe, würbe Spannes <&pp ober (Sppltn, genannt
©inger, jum 2lbte beftettt. 2 2lm folgenben 12. ^uni ftellen 2lbt unb (5on=
t>ent eine Obligation aus, worin fie Dem §ergog als (Srbfdjirmljerrn u. f. w.
fyulbtgen. 3 2tm gleiten Jag gibt ber neue 2lbt in einer 23erpflidjtung3urf unbe 4
(Srfldrungen ai, mit benen er fid) fdbon völlig als lutljerifdjen 2lbt funb=
gibt : (Sr Derpflidjtet ftd), bafc er bie djrtftentidje Religion unfereS gnabigften
gürften (Sonfeffion unb &irdjen=Orbnung gemdjs beförbem Reifen motte unb
in 2lffem fidj getyorfam erjeigen werbe. 2lud) bie 3> un 9 en ^°^ e er f° ^ er
djrtftenlidjen (b. ^ lut^erifdjen) (Sonfeffion gemdfc ergießen, bafc man aus
itynen fpater Pfarrer mad)en tonne. SDer 2lbt Don (Sitel ((Stteaus) mujs
über bie ©efinnungen ©pplin'S wenig unterrichtet gewefen fein, benn er
beftdtigt benfelben als Slbt Don ÄömgSbronn. 6 ^ftifctrauifdjer war man in
bem na^er gelegenen ©alem. 35er Stbt Don ©alem unb ber 23tfdjof Don
(Sonftanj fd)reiben : fie wollen (Srfunbigungen eingießen, wie eS fidj »erhalte
tnit ber Religion beS neuen StbtS ju ÄönigSbronn, mit bem ©otteSbienft bafelbft
u. f. w. 2Bie eS bamit ftunb erfuhr ber Slbt Don ©alem aus einem 23ertd)t
Don föonigSbronn. ©S fd)reiben 6 (in tateimfdjer Spraye) bie ÄomgSbronner
(SonDentualen Stomas SBalbbetyrer, @eorg §üfler unb ©eorg §ßjs an ben
2lbt Don ©alem: ber fat^olifd^e ©otteöbienft fei jefet in ÄönigSbronn gdnj=
lidj abgerafft; befonberS flagen fie über bie ^ßrebiger, wel^e fie eine
synagoga satanae nennen. 2)er 2lbt Don ©alem braute bie Angelegenheit
1 (5taQtöard)tü. Sateintf^e Urfunbe. (£opie. d. 7. Suni 1553.
2 <5taat3ard)iü. Orig. ?Perg. Inauguratio abbatis Joannis Epplin. d. 7. Sunt 1553.
3 (Sbenbafetbft. Drig. ^erg. d. 12. Sunt 1553.
4 (Sbenbafelbft. Orig. ^erg. d. 12. Sunt 1553.
5 etaatSartfjtu. d. 18. 5luguft 1553.
6 ©taatSarc^to a. a. D. d. (5t. SSttuö 1554.
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102 . "\" Sie Gtfterciettfer^lbtet
•* • ♦
Dor Äönig ^erfcbtSnft unb biefer fdjreibt 1 am 14. 3fter$ 1557 nadj Salem:
(Sr wolle üfctr**eH 2lbt (Spplin ju ÄonigSbronn tnSgeljeim ©rfunbigungen
einjie^etvjj^fen. Sollte eö ftdj bewahrheiten, ba£ berfelbe Don ber fatI)oti=
fd)en Jjfeifgfon abgefallen fei, fo wolle er bafür forgen, baft an feiner Statt
efa, i atfjolifdjer 9Xbt eingefeijt werbe. 2)ie (Srfunbigungen konnten natürtidj
.[*j<fct8 anbereS ergeben aU bie Styoftafie ©wtin'g.
Slber feit bem 2tug3burger SMigionöfrieben war nidjt mel)r baran ju
benfen, bafc ©fjriftopty bie Sfteuwatyl eineö fatljolifdjen 2lbtS gulaffe. ^n ber
golge lam am 25. Sftofcember 1559 ein (Sompromijs jwifcfyen itömg $erbmanb
unb §er$og (Styrtftoplj ju Stanbe. 2 33eibe Parteien wollen 33eoollmad)tigte
ernennen, weldje jur Aufrichtung einer Uebereinfunft jufammentreten f ollen.
(Sine 2lu3gteid)ung be3 Streitet fam jebodj erft am 19. 2M 1588 ju
Staube, wo Defterreidj feinen 2lnfyrüdjen auf fößmgSbronn entfagte. §ür
bie fattyolifdjen GonDentualen fonnte feit Stbfdjaffung ber fatljolifd)en 9telt=
gion, alfo feit 1554, Don einem Verbleiben in föönigSbronn bie Sftebe nid^t
metyr fein, unb fie entflogen. 2lbt ß^lin forberte am 19. 3Jlai 1555 ben
Subprior unb bie entwichenen ©onDentualen auf, wieber nad) ÄömgSbronn
gurütfjuf eljren. 8 Sein 33emüljen war jebenfalls Dergebltd). 3>m folgenben
^atyre 1556 würbe audj in ÄonigSbronn (S(jrifto:pl)3 neue Älofterorbnung
eingeführt, aber mit leichterer 3Jiü^e afö in ben anberen Äloftern. SSatyrenb
anberwartS bie Prälaten für iljre ^erfon bie ^Befreiung Don ber ^Beobachtung
ber neuen Orbnung ftd) auSbebungen Ratten, berieten bagegen Don Äömg^
bronn bie Mfyt am 13. Sftai 1556: 4 ©er Stbt Don ÄonigSbronn tyabe
nid)t bloS bie ©infüljrung ber neuen fölofterorbnung bewilligt, fonbern über=
bieS Derfprod)en, baft aud) er felbft fie beobachten wolle, ©ppltn würbe
jefet audj nod) 2lbt Don 3Raulbronn (Dgl. oben 3Raulbronn) unb natym feinen
ehemaligen 2ftaulbronner 2ftttconDentualen ^doi Sdjropp jum (Soabjutor
an f ftarb aber nod) in bemfelben ^cif)xt 1557. SMdjeS war inbeffen baS
Sdjicffal be3 früheren fatljolifdjen SlbteS SlmbroS iBoyler? 2Btr Ijaben f<$on
erjaf)lt, baft er nadj feiner Verhaftung am 10. 3Jlerj 1553 im Älofter
SBeben^aufen etngefperrt würbe. 2tm 8. Stuguft 1553 befiehlt Äönig %tx*
binanb bem §er$og ß^rifto^, baft er ben gefangenen 2lbt frei laffe. 5
©fjriftoipty gieng nidjt barauf ein, fonbern fud)te fid) in einer Antwort 6 auf
obigen 33efetyl batyin ju rechtfertigen: bie ©infperrung be3 2lbte3 fei not!j=
1 (Sbenbafclbft.
2 6taat§ard6iu. Drig. ^ßerg. d. 25. ^oü. 1559.
3 ©taat^ardjiü. d. 19. 2ttai 1555.
4 ©taat^arc^tü a. a. O.
6 ©taatSar^tü. eo^te. d. 8. §luguft 1553.
6 ©benbafeibft. d. 8. ©e^t. 1553.
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ftömgSbronn. 103
wenbig gewefen, berfetBe Ijatte fonft ba3 Älofter gang gu ©runbe gerietet.
(2ln ben §ergog Ijatte allerbmgS SSo^ler möglidfjft wenig überlaffen.) SDer
2lbt SlmbroS SBo^ler blieb alfo in ber ©efangenfdfyaft. SDie SSerwanbten
33ojler3 reiben am 30. 3Äerg 1554 ein 23ittgefud^ x ein: SDer gürft möge
ben Stbt fcon föömgSbronn feiner §aft entlaffen unb iljm eine ^enfion geben.
@3 unterfcijreiben „23ater, 2ftutter, ©ruber, ©dljweftern fammt ber ganzen
greunbfcijaft be$ gewefenen SlbtS gu ÄöntgSbronn".
£)a biefe 33itte unberüdfficijttgt blieb, fo legen bie 23erwanbten ein neues
33ittgefud) für ben Wbt fcor am 7. 3,uni unb lieber am 5. $uli 1554.
2)er (Srfolg biefer Sitten fear ein ©utad^ten ber Sftdtlje, bafs man ben Stbt
nadj Sftaulbronn »erbringen foffe, wo itym eine nod) ftrengere §aft befcor-
(tanb. 2lm 3. Sluguft 1554 würbe bie Ueberfüljnmg 33ofler$ nadfy 3Äaul=
bronn bef Stoffen 2 mit ber 2ftotürirung : 3Jlaulbronn liege an feiner Sanb=
ftrafte, ber ©ewa^rfam fei alfo bort fixerer, audfy fei ber Stbt fcon 3Äauk
bronn 33o£ter$ Oberer unb fcom gleiten (Siftercienfer-) Orben. SDem Slbt
tjon 9Jiaulbronn würbe eingefdjarft „guten gleifc über iljn gu §aben, bamit
er nid)t auSfäme". lüftttte Stuguft !am 33o£ler in 3ftaulbronn an, wo er
in fo ftrenger §aft gehalten würbe, bafc Sftiemanb mit tfym reben burfte.
SDer Unterzogt fcon Tübingen, (Stefan (Sfyonberg berietet 3 am 2. ©ep=
tember 1554 über bie gefd^eljene Ueberfüljrung beS SlbtS naä) 2ttaulbromt
unb bie bort getroffenen 2Sorfid)t$maf$regeln ; er tyabe nodlj ben 3ugang i nx
Stube beS SlbteS 33ojler mit Brettern abfperren laffen, bamit Sftiemanb an
feine SEtyüre fommen unb mit iljm fprecijen fönne. SDer §üter beö 2tbt$
unb fein ©euerer würben beeibigt. 4 SDeS §üterS @ib lautete batytn: „biefen
©efangenen in bem tierorbneten ©emadlj woljl gu fcerwaljren, feiner gu warten
unb i^m ju orbentlic^er $eit f e * n ®ff en un *> SErinfen $u bringen, gar 9fäe=
manben, benn allein gur $ett ber Sftotljburft ben beftettten ©d)erer gu i|m
gu laffen, feinen 33rief, 33otfc^aft ober ©d^reibgeug fcon ober gu itym, auä)
tym fein SBetyr, Jammer ober fonft ein ©efd)trr gu laffen. ©o ber ©dfyerer
gu i^m müfcte, iljn eingulaffen, babei gu fein unb .2ld)tung gu tyaben, baft
ntdjtS mit iljm geljanbelt noä) prafticirt werbe, dlaty fcerrtdjter ©adj baö
©emad) wieber wo^l gu öerfd^lie^en, bie ©d^lüffel toofy gu bewahren, bie-
felben üftiemanben guguftellen unb in alfoeg Sag unb 5Jtac^t guten gleifc
unb Sld^tung auf ben (Slbt) gu ^aben, ba^ er ttoljl »erma^rt fei!" 33ei
biefer ©trenge feiner §aft ift e3 nid^t gu öewunbern, ba^ ber Slbt barauf
fann, wie er bie greiljeit wieber erlangen fonnte. @r war fd^on über ein
1 ©taat3artf)iü. ©opte. d. 30. 2fterg 1554.
2 ©taat§ar(^to. d. 3. Stuguft 1554.
8 ©taatäardjto a. a. ö.
4 SBcibe Sibe§formulare im ©taat^ar^tü. d. 16. Stuguft 1554.
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104 S)te (5ifterctenfer*2lbtet
%af)x gu 3Äaulbronn etngef^errt gesefen, ba tarn eines 2ftorgenS ber ©e^
fängniftsarter in bie ©tube beS ©efangenen, er fdjaute nadlj bem 2tbt; beffen
©djlaftyaube falj ein senig aus bem 33ett IjerauS unb 2ltleS fyatte baS 2ln-
feljen, als ob ber ©efangene in feinem 33ette fdjlafe. SBojler §atte es fo
jugertc^tet. 33alb merfte jebod) ber §üter [eine £dufd(jung. SDer 2lbt mar
in ber Sftadjt aus bem ©efangnift ausgebrochen. 3 c fe* gieng es eilig auf
bie 3>agb nad) bem (Entflogenen. $u feinem Ungtütf surbe er in ©retten
eingeholt unb steber nafy 2ftaulbronn gurütfgebradjt. 2Bie er aus ber £aft
entnommen war, barüber berieten 1 am 4. Dftober 1555 ber £)ber= unb
Unterzogt fcon ©ai^ingen an bie Regierung : SDer 2lbt Ijabe an einem eigenen
©itter ein ©tütf beS SBattenS mit feinem 33robmeffer naty unb nadj ab*
gefdjnitten, mit biefem Stüde (Sidjenljotg Ijabe er eine eiferne ©tange aus-
gesogen, bann Ijabe er fidj an einer „§anbssetfe" in ben ©raben tyinab=
gelaffen unb Ijabe fid) auf bie gtudjt gemalt in ber Sftidjtung auf 33retten,
so man iljn eingeholt Ijabe. @S surbe jeijt befdjloffen, ben Slbt in einen
fixerem ©esaljrfam gu bringen. 33alb nadj feinem gludfjtfcerfudj fcerbradjte
man iljn auf bie SSefte §oJjenuradj. 2lm 11. Sftofcember 1555 berietet 2
ber Unterzogt gu Stuttgart grtebridfy SBoljlgemutty über bie gefdjeljene Ueber-
füljrung 33ofler 1 S nadj §o!jenuradj: SDer 3%itt nadj Urad) fei langfam fcon Statten
gegangen ; man tyabe ben 2lbt oft fcom Sßferbe Ijeben unb sieber ^inauffe^en
muffen; berfelbe Ijabe feljr gettagt unb gefagt: er fei in 3Äautbronn nur
bef$atb auSgebrodjen, um an ben gürften fuppltciren gu fönnen. $n bem
©efangnift tonnte er bieS nidjt, seit ber Sßadjter barauf beeibigt sar, bem
Stbt fein ©djreibgeug gu geben, ©djon saljrenb beS vorangegangenen
©ommerS sar 33ojter im ©efangnifs fd)Ser leibenb gesefen, sie aus einem
neuen 33ittgefud) 3 Ijer&orgeljt, selbes bie 33ersanbten sieber um greilaffung
beS 2lbteS einreichen: fie fagen, baft ber Slbt je&t fdjser Iranf fei unb grofte
©djmergen teibe. gaft anbertljatb ^a^re faft je^t 33oyter in feiner brüten
©efangenfdjaft auf §oljenuradj unb Ijatte audj fidjerttdj bis gum £obe bie
greiljeit nidjt metyr erlangt, senn er ben Wlufy unb ben ©tauben befeffen
Ijatte, lieber SltteS über fidj ergeben gu laffen, als feinem Orben unb feiner
Religion untreu gu Serben. 216er bagu fehlten ifym, Senn fein ©etbft^
befenntnifc in feiner Ur^ebe ber SBa^eit entf priest , bie fitttidben 33or~
bebingungen. 2Ber follte es für mögtidfj galten: ein ©ftercienferabt, ber
segen feines unbeugfamen (Eintretens für bie SRec^te feines OrbenS burd^
baS gange Sanb von einem ©efangnift in baS anbere ficJj fd^te^en la^t,
o^ne bie $reiljeit mit bem Stbfalt erfaufen gu sollen, biefer 2lbt fd^lie^t bie
1 ©taat3ard)to a. q. £). d. 4. £ftober 1555.
2 Staat^ar^tu a. a. O. d. 11. ^oüember 1555.
3 etaatSarc^to. d. 20. Sunt 1555.
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$ömg3bronn. 105
lange £ragobie feinet SebenS mit einer §etratlj, nacijbem er, wie er fagt f
„aus bent papiftifcijen Sirctijum, in bem idj leiber lange gefteft, jur efcan*
gelifcijen SßaljrJjeit gekommen".
2lm 6. 2tyril 1557 unter jeidjnet 33ofler auf §o§enurad) feine Urpljeb-
»erfdjreibung, * worin er bef ennt : 3uerft fei er gen 33eben$aufen, tyernad)
gen 2Jiaulbronn in bie custodia geantwortet unb eingelegt worben, gu ÄonigS-
bronn Ijabe er guerft als (Sonfcentual, Ijernadlj ate ©roftfetterer unb 2lbt affer=
$anb graultdfje Ungudfjt getrieben u. f. w., aud) „mit täglichem t>ie^ifc^en 23ott=
faufen" ftdf) fcerfetytt, fcon ^ugenb auf ein ärgerlichem Seben geführt, er fei
ein 33erfdljwenber gewefen, bem §ergog Ulridlj unb beffen ©otyn ©fjriftopty
§abe er ftd) wiberfe&t unb §abe fid) t>om $ürftentljum abfonbern wollen.
£)ur<$ wieberfyott an ifyn fcerorbnete ©efanbte fyabt er fidj ntdjt abgalten
laffen, fonbern allerfyanb Untreue, Strglift unb Unruhe erwecft, gefugt unb
gebraust. 6r fcergtdf)tet auf alle Sftedf)te als 2lbt unb bittet um eine ^enfion.
5)a« Sediere war eben in (Sl)rifto^$ 2lugen be3 StbteS §auptt>erbred()en,
bafc er auf Oefterreidj geftü&t, ben SReformationS- unb @afularifation$=
Serfudjen tyartndcfig ftdj wiberfefet Ijatte. Softer^ ©elbftanflagen in ber
Urpljebe Ratten an fidj wenig Sßertty, benn bie Urpljebe würbe in ber Äanjlei
getrieben unb 33ojler Ijatte bie Sßaljl, entweber gu unterfdjreiben ober im
Äerfer auf £o§enurad) gu bleiben. Sftadjbem 33ofler au« bem ©efängnift
entlaffen war, erhielt er gletdjwofyl nidjt bie t>olte greiljeit, fonbern muftte
in Uradj bleiben. 2lm 26. gebruar 1567 rietet 33oyler fcon Uradj au«
tin 33ittf (^reiben * an ben §ergog : er Ijabe, nadjbem er au« bem papiftif dfyen
3>rrtljum, in bem er leiber lange geftedft, gur e&angeltfdjen Söaljrljett ge=
fommen, fcor ein paar 3<tf)vtn S u Ura<$ getyeirat^et, er fyabe gwet Äinber
unb bitte ben §ergog, er modjte itym eine ©elbunterftüfeung gufommen laffen,
bamit er eine ifjn brüdfenbe ©djulb fcon einem §au8faufe tilgen Ißnnte.
3m folgenben ^a^re würbe bem Slbte am 30. Stuguft 1568 geftattet, inner*
Ijalb beS Uradjer StmtSbegtrfS, aber md)t über beffen ©rengen IjinauS fidj
frei bewegen gu bürfen, nadjbem ißo^ler, je^t 33ürger gu Urad), einen SftefcerS 8
auSgeftellt Ijatte, bajs er biefe empfangene @nabe nidjt miftbraudjen wolle.
Unter ben gatylretdjen 2lften aus biefer legten 8eben#periobe 33o£ler$ ift baS
le^te ©tüdE wieber ein ^Bettelbrief 23ofler3 an ben §erjog i)om 22. Sftofcember
1572: @r unb feine £auSfrau feien alt unb preftljaft: er ^abe nun einen
23aumgarten getauft, bamit fein SBeib unb feine Äinber ein Äuglein galten
lonnen. SDer §erjog möge iljm mit einer ©elbunterftü^ung ju §ilfe fommen.
5)a« war alfo bie gange ^errlidf^eit, weld^e ber 2lbt fid^ mit feinem 2lbfall
1 <5taat§ar$to. ?Perg. Drtg. d. 6. Styrü 1557.
2 ©taatgarc^iü a. a. D.
8 ©taat^arc^iü a. a. O.
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106 $te (£iftercienfer»5lbtet ÄömgSbronn.
erlauft Ijatte. Sßeldjer ®egenfa£, toenn man bie 2tmt3ljanblungen 33ojter'$
tton 1544 unb ben folgenben ^aljren bergtetdjt mit biefen ^Bettelbriefen,
toorin er feine Verfolger um ein 2llmofen bittet, baf3 nad) [einem Job fein
Sßeib unb feine fötnber „ein &ül)teht galten" fonnen. ©in 2tbt, ber fein
unbefdjotteneS Seben hinter fidE> $atte, fear anty ber ©nabe fcor ©Ott unb
ber ©Ijre bor ben 3Äenfd)en nidjt mvfy, afö ein 33efenner be$ ©laubenS
im ©efdngnifc gu fterben.
3n golge be3 3*eftttutionö-@btfteö oon 1629 muffte aud) ÄömgSbronn
bem (Stftercienfer-Drben jurüdgegeben »erben. 2lm 16. September 1530
naljm bie fcuferlidje (Sommiffion bon ÄontgSbronn 33efi£ unb t>on ©alem
lamen 6iftercienfermond)e. SDer tteftyr)dlifcf)e griebe gab 1648 baS Älofter
an SBürttemberg gurütf unb ber Stbt Sßolfgang dhxp muftte * mit ben <Sifter=
cienfem abjieljen.
Siebte ju ßönigöbronn: Sertolb 1328; SÄarquarb 1348; §einri<$
§ubmann 1359, 1373; griebrtd) 1381; ^oijanneö 1388; Slfoig, SKlotau*
Unger bon SRafcenSburg 1401; Cannes bon Sftmberbad) 1426, 1431;
§ilbebranb bis 1462; $eter ©tot 1462; ^ßeter ©ieöapfel 1462—1469;
So^anneö Dffelin 1469—1475; Soljanneö ©porer 1475—1491; ©UaS
©eng 1491; ©meram Skiern 1507; 9M<$ior Wuff 1513—1539; StmbroS
ißoyler 1544—1553; SBotfgang dhxp 1634—1648.
1 5Cnmerfung ju 1544. 9tod) einem ©djreiben $önig gerbinanbä au§ $rag
d. 7. Sult 1544, in ©<$mib3 Sanbbud) Sflfcr., lamen a. 1544 nad) $öntg3bronn gan§
unuermutljet einige nmrttembergifdje (Sommiffäre „unb gelten bem Sßrior 9lmbro§ nad)
langer SBefpredmug unb SMfputation ernftftd) üor, ba% er funfüro bie alte Religion unb
(Säremomen oijne SSiberfprudj aufgeben muffe, ttue er e3 bittig fdjon gettyan Ijaben fottte,
\>a ber §erjog bef$alb gro&e8 2tti&faflen gegen iljtt trage, unb bafe Ujm bte§ fjiemit
nodjmatö geboten werbe f bamit er ftd) ferner nidjt meljr entfdjulbigen fönne". 8önig
gerbinanb proteftirte gegen btefcö SBerfaljren UlridjS unb fdjrieb äugleidj an ben 2tbt
üon ©alem, bafc er ben 9tbt HmbroS SBojIer jur geftigfeit gegenüber ben Deformation^*
uerfudjen Ulrtdr)§ ermahne, ^ßfaff in Sßürtt. Saljrbüdjer 1856, (Seite 121.
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VIII. jßfe &mttnktixtBV-WLbin Cw%
$Da3 SBenebtftiner^lofter Sorc^ (monast. Laureacense) ju ber ©iocefe
SlugSburg einft ge^örenb, im Oberamt Sßelj^eim, würbe ju (Sljren Sftaria
im ^<if)xt 1102 gefttftet von $riebrid) bem ^oljenftaufen, §er$og in ©djwaben
unb granfen, unb feiner ©ema^ltn 2lgne$. S)ie erften 12 2ttond)e tarnen
a. 1108 aus bem Softer §irfdjau. $)er erfte 2lbt war §arpert, juvor
9Jiönd) in (Somburg. Snful un ^ ©tat erhielt ber 2lbt von 8ord) a. 1440. *
3>m $o$vt 1462 würbe eine Deformation be$ Älofterö vorgenommen, wie
allenthalben im Saufe biefeS ^a^r^unbert^ bie 33enebiftinerllöfter reformirt
würben, wenn es aud) mitunter bei bloßen 2Serfudjen unb Anfängen blieb.
3ur SDurdjfüljrung ber SReform 2 würben nadj Sord) berufen ber Sßrior
^oljanneg ©djmib von SBlaubeuren, ber ©ubprior ^obohtS *<m SBiblingen,
(SaSpar von ©fingen.
Unglütfltd^er aU alle anbern Älofter beg SanbeS war Softer 8ordj im
23auemfriege, ba e$ am 26. 2tyrit 1525 von ben 33auren niebergebrannt
würbe. 3m 3>al)re 1534, aU Ulrtd) fein Sanb wieber gewonnen tyatte,
feilte Sordj fein ©djttffal mit ben übrigen Slbteien bejügltdj ber ^nventt^
rung feines 33efi£e$ unb ber Ueberlabung mit unerfd)Wingltdjen Steuern.
StlS im folgenben Safyxt 1535 bie 2ftondje abgefertigt unb baS Älofter
geräumt werben fotlte, würbe jur 2luSfül)rung biefer 2Jla|regeln ber Ober=
1 SSon bem ©egenpapft gelte V. ju SöctfeL
2 $a8 rotye $Bu$, §anbfd)rift im ©taatSardjto C. IX. 8, weltfieä eine ©efötd)te
bc3 $lofter8 öon 1102 bis 1510 cntijält, fagt über bie föeformtrtmg : Anno domini
1462 nonis februarii reformatum est monasterium sanete Mariae in lorch a fratribus
Joanne Schmid priore de blaburen, Jodoco subpriore de wiblingen, Caspar de
elchingen cum aliis sibi adjunetis. attamen fratres praedicti fecerunt hie stabilita-
tem suam recedentibus aliis ; alter quoque de blaburen frater Jeorius dictus elapso
anno primo reformationis noviter ineeptae se stabilivit hie sub abbate Nicoiao
Schenk.
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108 S)ie 5Benebtftmer*2lbtei
Dogt Don ©cijornborf, $rtebrtd) Don ©cijwargenberg, beorbert unb erhielt gu
biefem 23e§ufe folgenbe ^nftruftion : *
„^nftruftton, toaS Don Unfer, §ergog UlridjS Don Sßürttemberg, wegen
unfer lieber getreuer $riebri<$ $rei§err gu ©cijwargenberg ben Siebten unb
(SonDenten gu Sordj unb 2fturrljart anzeigen unb mit itynen tyanbeln [oll:
£)er gebaute Unfer DberDogt gu ©d)ornborf foll gemelbten Siebten unb
(SonDenten anzeigen: $ftad)bem wir feit ber 3ett UnfereS SßiebereinfommenS
bag gnabenreidje ©Dangelium in Unferm gürftent^um allenthalben Ijaben
prebigen unb Derfünbigen taffett, burdj weWjeö wir nun belehrt finb unb
wtffen, baf$ wir traft be$ StmteS unferer Dbrigfeit ba3 gottfcijmäljenbe, ^eu(^=
lerif d)e SBefen unb Uebung ber fölofterleute nidjt langer gufe^en nod) gebulben
tonnen, fonbern baSfelbe in S3efferung Deranbem muffen, fo §aben wir tyier*
auf beratljen unb befdfjloffen, bie Sßralaten unb OrbenSleute mit anfeljnlidfjen
Seibgebingen abzufertigen, wie mir benn affbereitS ben größeren Sljeil unb
bie fürnetymften ber Prälaten unb Orbenö^erfonen gu Doller ©enüge ab-
gefertigt fyaben. diejenigen aber, weld)e fid) nidfjt fo wie obgemelbet mit
Seibgebingen abfertigen laffen wollten, bie f ollen in 2ttaulbronn jufammen^
gebogen werben, wie wir bagu 33efel)l unb Orbnung gegeben Ijaben. 2)ort
follen fie mit genugfamer, gtemltdfyer (= gegiemenber) SeibeSna^rung, ©petS,
Sranf, Äleibung, 23e^aufung, SBartung unb anberer Sftotljburft unterhalten
unb tljnen audj gelehrte ^rebtger unb Sefemeifter gugewiefen werben, bamit
fie im SBort ©otteS mit ber £t\t erbaut werben möchten, fo ba£ fie alfo
weber an be$ SeibeS noä) an ber ©eele Sftaljrung 2ftangel ^aben follen.
($$ will Unö femeSwegS gelegen fein, in jebem Älofter unb an Dielen Orten
wegen Dier ober fed)3 ober gefyn 2ftönd(jen eine befonbere Äüdfje unb £au£=
Haltung gu fyaben. £)enn unfere Sftotljburft erforbert, baft wir gur Slbbegatylung
ber unerträglichen ©Bulben gemeiner Sanbfdjaft, folgen Unfoften abfd^affen.
hierauf tyat ©r, ber Don ©cijwargenberg, Don un$ 33efe^l, ben gebadeten
Siebten unb (SonDenten foldfjeS Dorguljalten. SBer bann unter ben 3Jtönd)en
bie Dtergig ©ulben Seibgebing annehmen will, bem follen bie 93ergid^ unb
8etbgebing^33erfd(jreibungen mit A Dergeicijnet, Dorge^alten werben. SSBer
aber ba3 Seibgebing nidjt annehmen will, fonbern ein für allemal mit einer
©umme ©elbeS ober c 3 el ^ run 9 abgefertigt fein will, ber foll auf unfere
Äanglet gu unfern ftammer^at^en gewiefen werben. SBer aber feines Don
beiben annimmt, bem foll angefagt werben, ba£ er fidj unDergüglic^ bereit
Ijalte, benn ba$ gu^rwer! fei ba, unb muffe er mit feinem SBettgewanb unb
2Süd)em fommen unb auffiijen, um nadij 3Jlaulbronn gu fahren. äöoßte
©taat§arcf)tü. $ap. (Sopie. ©ebrueft bei Besold. Doc. 773.
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2or$. 109
fidj aber einer bem audj wiberfefcen, fo foff man i$n vor baS Softer §in*
au$fd)affen unb baS £ljor hinter iljm jutljun.
SBenn etliche alte, fdjwadje, preftfyafte Sßerfonen im Softer waren, fo
fönnen fie bafelbft big auf unfern fernem 33efetyl erhalten werben. 2fttt
ben Siebten foff es in folgenber SBeife gehalten »erben, (£rfttid) foff tljnen
bie 8eibgebingS=33erfd)retbung nebft bem entfpredfyenben Fevers, mit B t>er-
getdjnet, vorgehalten »erben, unb wenn fie bieS annehmen, foff ber Obervogt
fie in ^fltdfjt nehmen nadj beittegenbem gormutar mit — C — begegnet.
Sie ßopien beS SfteverfeS muffen fie eigen^anbig unterfdjreiben unb wirb
iljnen atSbann bie SeibgebmgSVerfdjreibung in ber Äanjlei aufgerichtet
werben. Sßofften aber bie Siebte (von 8ord) unb 3Jhtrrtyarb) fid) bem
wtberfe&en unb es abf plagen, f o . foll ber Dbervogt bem Slbt einen juorbnen,
ber mittlerweile bis auf unfern fernem 23efdjeib bie Verwaltung füljre." —
SllS ber Obervogt von @d)ornborf nad) 8ord) fam um feine SBefe^le aus*
gufütyren, muftte er von ber Slnweifung ©ebraudj madjen, weldje i^m für
ben gaff gegeben war, bafs bie Wlbntyt allen Slnerbietungen fid) wiberfeijen.
SBie in einem ©^reiben beS SlbtS von 3Äurrtyarb an ben 33tfd)of von
SBürjburg (@t. 21. d. 1536. 2ftontag nad) 9ftauritii) erjagt wirb, würben
bie SBenebiftiner gu 8ord) vor baS Älofter hinausgeführt unb bann baS
£§or hinter Hjnen gugefdjtoffen. @ie entflogen bann in'S SluSlanb, weil
fie iljren ©elübben treu bleiben wollten. SDie 2ttond)e von SUhirrljarb unb
8ord) Ratten fid) gegenüber bem Slnfinnen ber Regierung ftets auf iljre
©elübbe berufen, weld)e fie md)t bred)en fönnen. 2ftan fanb es bef$alb
in Stuttgart a. 1535 für gut, ben Ijergoglidjen ßommiffären eine eingetyenbe
Unterweifung gugufteffen, wie fie ju fiorc^ unb Söturrljarb auf bie (Sin=
wenbungen ber Sffiondje wegen i^rer ©elübbe* antworten f offen. SDie Untere
weifung * f agt ityrem Hauptinhalte nad) : SBenn bie 3Äßndje fagen : fie
muffen galten, was fie gelobt Ijaben, bann foff man tljnen antworten : „Sebe
Sßflanjung, bie ber tyimmlifdje äßater triebt gepflangt, mufc ausgerottet werben".
SBenn man bie ©elübbe galten müfcte, fo müftte man es aud) galten, wenn
einer gelobt tyatte gu morben. galfdjer ©otteSbienft fei aber ein nod)
größeres Safter vor ©ott. — ©Ott Ijabe bei Mosis IV aud) bem SSater
©ewalt gegeben, bie ©elübbe ber Äinber gu faffiren, um fo meljr fßnne
©ott als unfer SSater bie menfdjlidjen ©elübbe aufgeben. $)er $apft Ijabe
aüd) fdfyon von ©elübben bispenfirt, um fo me^r fönne bieS baS SBort
©otteS. $m Sitten SEeftament fyabt man avafy feine foldje ©elübbe gehabt,
fonbern ber ^ube tyabe ein @d)af ober einen Ddjfen in ben Sempel gelobt
„SDamit war es bann gefdjeljen". SDie, weld^e ©elübbe madjen, ju beftimmter
1 (ötaat^ar^iv. 8 »lätter. 1535.
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110 $ie Senebtftiner^btct
3eit gu effen, gu beftimmter £t\t f djlafett, gu beftimmter $eit auffielen,
faften u. f. w., bie fcerfyredjert bamit, fie wollen ityr Sebentang Äinber
bleiben. SDie Äinber $aben titele ©ebote, weil fie nod) ntc^t wiffen, tt?ad
itynen nü^fidj ober fcijabltdij ift. $ür einen alten 2ftenfd)en aber wäre es
eine ©djanbe, itym gu jagen, er fotte „baS £>ä£ ^erabtljun", ober: er fotte
ntdjt gum genfter IjinauSf dfjauen , bamit er mdfjt Ijinabfatte. — SBenn bie
9Jißndje oon bem ©elübbe ber Slrmutlj reben, fo fott man i^nen fagen : SDie
Älofterarmutl) ift nnr @d)ein, benn es Ijabe ja jeber Ueberflufc, wenn audj
ber 23efi£ gemeinfam fei. SDarum fage man: „\ä) will mein Äinb in dn
Älofter ttyun, fo weifr id), baft eS ein §err ober eine $rau ift". SBenn
bie 2ftoud)e anf baS ©elübbe beS ©e^orfamS fid) berufen, fott man itynen
antworten: (SS wäre beffer, fie waren ber Dbrigfeit geljorfam, benn ©Ott
teljre nur ben ©efjorfam gegen Altern unb Obrigfeiten. Sluf bie @in=
wenbungen ber 9ttßndje wegen beS ©elübbeS ber Äeufdjljett, fott man fte
auf bie SBorte beS 2tyoftelS Jjtnwetfen „(Sin jeber Ijabe fein SSeib". 2Ber
eS beffer madjen wolle, ber wolle ben Ijt. ©eift in bie ©djule führen. 3> n
i^rer mondjifdjen Äeufd^eit feien fie mitten in ben Äot^ gefallen mit ityren
2lergerniffen. 2luf bie (Sinwenbungen wegen ttyrer OrbenSregel fage man
ifynen: Sie Ijaben fidj audj bispenftren laffen Don Santt 33enebtftS Siegel,
baft man nadj ber SKcttc nidf)t meljr fdjtafe unb fein gleifd) effe; fonne
man aber Don einer Siegel bispenfiren, fo fonne man'S Don allen, berufen
fi<$ bie 3ttönd)e auf ben SBttten ber Stifter, fo fei bie Antwort: SBemt
bie Stifter in ber Sßatyrtyeit red)t unterridjtet gewefen waren, fo Ratten fie
i^re eigenen Stiftungen abgefdfyafft. Sfteben bie Sftondfye Don „altem 23raud)",
fo fage man tljnen: (S^riftuS fagt nidjt: 3»dj bin bie ©ewo^nljeit, fonbem:
3$ bin bie Sßaljrtyeü. SBenn eS auf ben alten 33raud) anfäme, fo müftte
bie jübtfdje Religion beffer fein, als bie djrtftltdje, weil jene alter ift.
SSBte man aus bem 3$orftel)enben fie^t, Ratten bie SRätlje aus ben Doran=
gegangenen Älofteraufljebungen fdjon gelernt, was bie lüftondje für @in=
wenbungen gu machen pflegten unb erbaten fidj bef$alb obiges Sftegept für
ungefügige 2ttond)e. 3Son ben Sortier 2ftondjen fdjeint nur ein etngiger
für biefe SSeleljrung gugängtidj gewefen gu fein, ber (SonDentuale ©abriet
Sdjulmetfter Don (Sannftatt, welker a. 1535 einen SeibgebingS^eDerS auS=
ftettt, * worin er befennt, ba^ er in feinen jungen unoerftanbigen Sauren
in 1 S Älofter eingetreten fei, je^t aber bie eDangelifdje SBa^r^eit erlannt
fyabt. 3 m gleiten 3a^r.e würbe in Sordf) ber fat^olifd^e ©otteSbienft untere
brüdft, als im S^oDember 1535 ©rljarb Sc^nepf mit bem OberDogt griebri^
J^umb nac^ Sord^ famen. ©n 33erid^t (beS SSogtS Don ©dfjornborf?)
@taat§ar(^iü. $erg. Drtg. d. 1535. greitag na^ ^argret^ä.
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2or$. 111
melbet 1 hierüber an bie Regierung: @3 feien im 2lmt3bejirfe nodfy folgenbe
Pfarrer unb Sßrabif anten : $u 8orc^ im SDorfe oter: jtoei bafcon feien Dom
Älofter Sorc^ bie jtoei anbem Dom Kapitel StugSburg belehnt, einer ju
2lIfborf, je einer ju Sßelj^etm, £aferrotlj unb grifenfyofen u. f. to. „aber
um SJiartini beS zerrütten 35ten 3o$vt& f als $riebridj S^umb ber Ober=
fcogt ju föirdjen unb Sfteifter (Srtyarb ©djnepf allfyer gen Sordj fommen,
tyaben fie bie 2fteft uf gebebt unb ben jioeien Pfarrern, fo Dom Kapitel
2lug$burg belehnt, Silentium manbirt, unter toeldjen ber eine geftorben,
ber anbere, ^Jeter ©türm, fi£t nodj uf feiner Pfarre, 33enebift ©temer
begießt nod) ba$ Sßfarreinfommen ju Sßäfdjenbeuren unb liegt 2fteffe nrie im
^ßapftt^um, benn bie Sftedjberg ju ©taufenef mottend alfo fyabtn." Sordf)
tyatte naä) biefem 23eridjt bamalS c. 100 §äufer unb 250 (Jommunitauten. 2
£er 33eridjt fdjeint fceranlafjt ju fein burd) einen ^roteft be3 SDomftifteS
ju 2lug3burg. ©c^on am 18. ^uli 1535 f ^reiben 3 S)efan unb (Sapitet
be$ SDomfttftS ju 2lugSburg an ben §erjog Ulrtd): fie »erben berietet,
ttrie ber £erjog in feinem Sanbe mit ben Zeremonien unb lüfteffeJjalten
Slenberung getrau unb anbere Orbnung vorgenommen. SDiemeit fie nun
jtoei Pfarrer im Sanbe ju Sord) tyaben, fo bitten fie, tljre Pfarrer bafelbft
bei altem Sßefen, Zeremonien unb 2fteffe§alten bleiben ju laffen unb fie in
bem gälte gnäbtgtid) ju galten von anbere bom 2lbel in beS «SperjogS Sanb
gefeffen. Sluf biefeö ©djreiben antwortete £>erjog Ulrid) am folgenben
25. ^uli: (&x Ijabe vorgenommen, bie Ztyre ©otteS unb feiner Untertanen
©eelenfeligfeit burd) einhellige dfyriftlidje SSerKnbigung beg magren, reinen
unb ^eiligen (SfcangeliumS ju förbern unb an allen Znben unb Orten feines
gürftentljumS aufjuridjten unb ju pflanjen unb bie ^ftiprdudje, fo folgern
unb bem SSerbienfte (Sfjrtfti junriber, beftgleidjen audj alle Pfarrer, fo biefem
entgegen Ijanbeln, abjuf Raffen, unb anbere getiefte djrifttidje Sßrebiger
an i^rer ©tatt ju fcerorbnen, nrie benn nunmehr allenthalben in feinem
gürftentfyum gefdjeljen. 2)ef$alb toolle i§m in folgern gälte nidjt gebühren
ifynen in folgern iljrem 33ege^ren ftattjugeben unb angejeigte Pfarrer bei
ityren alten ^ftifcbrdudfyen unb ärgerlichem Seben, baburd) md)t£ als 3ttrie=
fyalt unb ^c^öttung ber f)L Religion unb magren ©taubenS enblid) erfolge,
bleiben ju laffen, fonbern er fei geneigt (= entfd^loffen), nadj feinem 33er-
mögen einhellige djrtfttidje Seljre ju feiner Untertanen ©eelenfeligfeit ju
erhalten, ©ie mögen alfo forgen, baft bie beiben gebauten Pfarrer fürber=
fytn in atfoeg fid) ganj feiner Orbnung gemafc galten (b. I). ben fatljotifdfyen
1 (Sbcnbafelbft.
2 3)er üom $lbt üou Sor$ natf) Slifborf a. 1524 gefegte Pfarrer §teront)inu3 Sttatyer
apoftafirte, ebenfo ber Pfarrer Sodann SRotbad). «Staatsarchiv.
3 ©djmiblm, 9Jlfcr. im ©taat^ar^iö.
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112 S)ie S3encbt!tincr^Ibtet
©otteSbienft aufgeben), ©oßte bieS nidjt gefdjeljen, fo mögen fie bebenden,
bafc er bann genötigt, an if)re ©teile anbete Pfarrer ju berorbnen, bie fidj
fceftet^en würben, fotc3^e unärgerlidje, djrtftlidje (b. ty. lutljerifdje) Orbnung
ju Ratten.
35te aus bem Softer geflogenen 2ftönd)e bon Sord), weldje iljren ©e~
lübben treu blieben, wenbeten fidj an ityren 2lbt Soreng 2lutenrietlj mit ber
Sitte, bafc er itynen aus ben Äloftereinfünften Unterftüfcung gufommen taffe,
ba fie in ber Verbannung üftotlj leiben mußten. SDer 2lbt fdjrieb in biefer
Slngetegenljeit an ben §erjog, unb legte eine 2lbfd)rift bon bem 23ittgefudje
ber 3Ä6nd)e bei. darauf antwortete bie Regierung in Stuttgart folgenbeS
(a. 1537) t 1
„33on ©otteS ©naben Ulrid), §ergog gu SB. u. f. w. Unfern gunft=
liefen ©ruft jubor. Sßürbiger lieber ©etreuer ! 2Bir §aben euer ©ifyreiben
fammt eingefdjtoffener (Sopte einer ©djrift bon euren ausgetretenen unb ab=
gewichenen (Sonbentbrübem eures ÄlofterS an eud) befeljen u. f. w. 2Sir
Ijaben gebauten euern (Sonbentbrübern, wie iljr woljl wtffet, gar feine 2Ser~
anlaffung gegeben, fid) foldjer geftalt abjufonbern unb auszutreten. 2lber
gteidjwoljl auf i^r untertäniges Slnfudjen, wegen i^rer 2trmutlj unb eurer
gürbitte : wenn biefe 3Jiöndje unfere djriftltdje (Sonfeffion, wie wir foldje in
unferm $ürftentJjum auf gerietet Ijaben unb gebrauten, annehmen unb fidj
berfelben gleidjförmig erweifen unb galten wollen, fo wollen wir fie au<$
nidjt in Slrmutty fterben laffen, fonbern gnabiglid) bebenfen, unb wollen fie
in baS Älofter Sffiaulbronn aufnehmen unb mit iljnen beraubten laffen,
wo fie bann iljr Sebentang wotyl gehalten werben foßen, bamit fie fpüren
unb befinben, baf$ wir iljnen mit ©naben geneigt feien u. f. w. SDatum ©tutt=
gart ©amftagS nadj ^ubilate 1537. Unterjetdjnet : Änober. Slbreffe: Sern
würbigen unferm lieben getreuen Saurenjen 2lbt beS ÄlofterS Sord). 2lu<$
aus biefem ©djretben ber Regierung erfieljt man, bafc ben 2ftönd)en a. 1535
unb ben nddjften Sauren feine anbere SBatyl gelaffen würbe, als entweber
oon iljrem ©tauben abfallen unb iljren ©elübben untreu werben, ober am
Settelftab über bie ©renjen wanbern.
2)ie Sage muf$ für bie fatljottfd) bleibenben 3Äondje eine anwerft be=
brangte gewefen fein, weil bie Slufnaljme in fremben klaftern fidjerlidj nid^t
leicht war, benn taufenbe bon OrbenSleuten würben burdj ganj SDeutfdjlanb
aus iljren Ijeimattylidjen Älöftern ausgetrieben unb fugten in ber grembe
Unterfunft. SDie finanzielle Sage ber Älöfter war jubem gerabe bamats
eine feljr ungünftige, benn fie Ratten in ben borangegangenen SRebolutionS*
geiten fdjwer gelitten, bie OpferwiHigfeit ber ©laubigen aber war flein
©taatSardjto. Sord). d. 1537. (Stuttgart ©amftag nadj Subtfate.
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Sor$. 113
geworben, ba unb bort faft fcerfiegt. SGBie übet Bcfanbcn fid) g. 33. bie
SSebenljaufer 9K6nd)e in ber Verbannung, wo fie in gerfattenben ©eb&tben
wohnten, unb in gertumpten Äteibern einljergeljen mußten.
SDem 2lbt fcon Sordj würbe a. 1535 no<$ bis auf SßeitereS bie 2$er=
waltung ber ©üter übertaffen, oljne einen SJMtoerwalter. (Sr fott mädjtige
gürbitter gehabt tyabetu Sänge bauerte inbefc audj bei iljm biefe @elbftoer=
Wattung nidjt, wie erfidjttid) ift auä einem 33erid)t * be$ ÄettererS gu @d)oms
borf an bie Regierung a. 1538. (Sr f treibt: 3Ran Ijabe iljm Befohlen,
bie 33üdjer im Ätofter Sord) nadj Stuttgart gu überantworten ; biete 33ü<$er
feien im S3auernfrieg gu ©runb gegangen. (2Son ben nod) fcorfjanbenen ift
ein SBergeidjnifi in ben Sitten.) 9fam Jjabe ber 2lbt gebeten, man mßdjte
iljm bie 33üd)er taffen, benn ba er jefct nidjts metyr gu tJjun Ijabe, fo feien
bie 23üd)er fein 3eitoertreib, ber 2lbt Jjatte alfo bamals f<$on bie SBerwattung
niä)t meljr. 3>m 3>aljr 1540 mitergeidjnet als 3Jittt>erwatter ein Subwig
iBonafer. 3laä) bem fdjmattatbifdjen Ärieg mufcte §ergog Utrid) wie bie
anbem Älöfter fo aud) Sordj ben OrbenSleuten reftituiren. 2lm 5. Sftoöember
1548 befiehlt ber £ergog feinen Stmtteuten, bem Ätofter Sord) wieber feine
©effitte u. f. w. gufommen gu taffen. 2 $)arnadj würbe am testen SKoöember
ein Uebereinfommen 8 gwifd^en ber Regierung unb bem Ätofter getroffen, wie
e$ bei einer fünftigen Stbtswaljt gehalten werben fott u. f. w. ©$ wirb barin
feftgefefct: bie SGBa^l fott ftattfinben in ©egenwart württembergif<$er Sftätfje,
unb ber ©ewaljlte Ijat fi<$ an ben 23if<$of *>on SlugSburg gu wenben um
bie 23eft5tigung ber 2Ba§t. (Sbenfo muffen lünftig bie a. 1535 aus bem
Älofter ausgetretenen <£ont>entuaten *>om Ätofter unterhatten werben* Unter-
fdjrieben ift bie Uebereinfunft *>on ben beiben Sontoentuaten S3enebift SRebftod
unb 3>afob ©pinbter. 4 hierauf orbnete §ergog Ulridj am 5. SDegember 1548
an, baft nunmehr gur Slbtswaljl gef<$ritten werben fott, in ©egenwart ber
Siebte *>on SKurljart unb £irfd)au. 6 2lm folgenben 16. SDegember fanb bie
Sßaljl ftatt unb würbe ber (Sonfcentuate S3enebift Sftebftotf, bisher £ordjifd)er
Pfleger gu SJiünfter, gum Stbte gewallt. SDerfetbe tarn balb in gwift mit
SBBil^etm fcon Simpurg, weit er gu Sßetgljeim einen entf Rieben !atfjotif<$en
Pfarrer Ijiett, weldjer bie Jjl. (Kommunion nur unter (Siner ©eftatt fpenbete,
toogegen baS Interim bie Kommunion unter beiben ©eftalten geftattete.
1 ©taatSardu'b. d. 11. S)ejember 1538.
2 ©taat8atd)to. ©opie. d. tote oben.
8 (Sbenbafelbft.
4 S)iefer %atob (Spinaler, SBenebiftiner gu Sord), ift SSerfaffer ber ttmrttembergifdjen
Slnnalen, bei ©attler, ©rafen IV. 334 ff. — (£r ftarb a. 1565 als reftgnirter Pfarrer
$U ©tnünb. Ucber ifyn »gl. ©tälin IV. 2. Crusius. Annal. III. 441. 445.
8 ©taatöctrdjiu. Gopie. d. Uradj toie oben.
StotljenijäuSler, Slbtctcn u. (Stifte. 8
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114 3)ic töenebiftinet>3fötet
Snt^re 1549 f^reiBt 1 behalt ber <SrBf<$enf SBilljelm fcon Simpurg
an bcn 2lBt SBenebift gu 2or<$: feine SDiener, bie jüngft gu Sordj gewefen,
tyaBen itym unter anberm Berietet, ber SIBt SBenebift reiche benen gu 2Belg=
$eim unb anbern borten (Smgepfarrten bte (Sommunion ni<$t sub utraque
specie unb geftatte audj feinem Pfarrer gu SGBelj^eim ni<$t, biefes gu tljun.
Unb bodj IjaBe bie$ ber föaifer in feiner SDeMaration (Interim) gugegeBen
unb für 9te<$t erfannt. (&x Bitte alfo ben 2lBt normal«, fcon feinem SSor^aBen
aBjufte^en unb feinen Pfarrer baljm gu tt>eifen, baft er fidj ber Jaiferlidjen
£)e!laration gleichförmig ^alte, wo nic^t, wejbe er geBü^renben Orts Älage
führen.
SDer ©rBf^enf tyoffte gum 3iele gu fommen mit £ilfe be$ £ergog$
Ulridj unb Berietet bef$alB 1549 am SDonnerftag nadj @t. (SlifaBetlj an
ben §ergog, bafc ber 2lBt bie (Sommunton ni<$t unter Beiben ©eftalten au&
feilen laffe, „fo baf$ bie armen Sßfarrünber gu SBelgen waiSloS fielen".
SBeil nun Sßelgljeim beö $ergog$ ©gentium fei, fo Bitte er, berfelBe mödjte
i^m Beljilfttdj fein, baft bie armen Seute Bei ber reinen Se^re be$ (SfcangeliumS
unb ber Kommunion unter Beiberlei ©eftalt erhalten werben. (§3 ift bie$
au<$ ein SBeiftnel, wie man auf proteftantifdjer Seite ba$ Interim ange=
wenbet wiffen wollte. SGBenn „bie armen Seute Bei ber reinen Setyre be$
(£&angetiumg erhalten" werben mußten, wogu bann ba$ Interim? ® er
2lBt SBenebift antwortet am 13. ©eptemBer 1549 bem ©rBf^enfen fcon 2im=
purg folgenbeö: @r §5tte geglauBt, ber (SrBfdjenf würbe e$ Bei ber jüngft
iljm gegeBenen Antwort Bewenben laffen unb i^n nidjt weiter barüBer an=
festen, benn es ftetye tym nid^t gu, ben Pfarrer gu SBelgtyeim, welker ber
alten Religion jefct unb aHwegen anhängig gewefen fei, ba^in gu vermögen,
bafc er bie ©aframente nidjt unter (Siner ©eftalt reiche, xoa& auty feinet
(Sra^tenS bem Interim keineswegs guwiber fei. £>o<$ wolle er ben Pfarrer
t>on SBelgljeim Binnen ^urgent gu ftdj Berufen unb mit iljm reben. 3jnbeffen
möge er ein wenig ©ebulb §aBen. —
3laä) SSeme^mung be$ Pfarrers fdjreiBt ber 2lBt bem (SrBfdjenfen
wieber : er $aBe Ijeute ben Pfarrer fcon Sßelgljeim gu ftdj Bef Rieben. 25ief er
erfläre: o^ne ^uftiwwung unb auSbrücflidjen SBefe^l beS 23if<$of$ fcon 2lug$=
Burg werbe er bie Kommunion nidjt unter Beiben ©eftalten ausfeilen. Sftadj
biefer (Srflärung wiffe er iljn ttic^t gu SBeiterem gu brängen. SSBeil nun
bie SSifitation üor^anben, fo Bitte er ©ebulb gu tragen. SBaö in ber 23ifU
tion angeorbnet werbe, bem folte ber Pfarrer nad^Iommen. SGBenn aBer ber
(SrBf^ent ^iemit nic^t gufrieben fei, bann muffe er bie SBefetyte be^ 33if(^ofö
einholen, wetdje bann auä) ber Pfarrer gu SBelg^eim gu Befolgen ^aBe.
1 ©djmtblin, 9Jlfcr. im ©taatSar^io.
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2ox%. 115
23eim §erjog Utridj fcmb bcr ©djenf t>on Sintpurg in biefer 2lngetegen=
Ijeit natürlich geneigtes ©eljßr. ©er §erjog fdjreibt benn audj am 6. ©e^
jember 1549 an ben Slbt SBenebift: ©aS Segelten beS 6rbf Renten &on
Simpurg fei billig, benn er, ber £erjog, fyabt in feinem gürftent^um aHent=
falben bie ©aframente fo gu fyenben befohlen. (§S fei aber audj 2Bet$eim
fein ©gentium. , ©er 2lbt möge alfo 33or!eI)r treffen, bafc ber Pfarrer fcon
Söelj^eim baS ^eilige ©aframent unter beiben ©eftalten fyenbe. ©efdjelje
bieS ni<$t, fo werbe er einen anbern taugtidjen (b. §. lutljerif<$en) Pfarrer
baljin fc^idfen. ©iefelbe ©rftärung beS §ergogS würbe am 6. ©ejember
aud) bem @<$enfen SBittyelm notificirt. 2luf baS obige antwortet ber Slbt
tjon Sordj am Montag ben 30. ©ejember 1549: (Sr Ijabe ben erhaltenen
JBefe^t bem Pfarrer ju 2Bel$eim eröffnet. SDtefer weigere ftdj aber, folgern
SSefe^I nadjjufommen, was berfelbe audj perfßnlidj bem ©djenfen erffört
Ijabe. ©er teuere fyabt barauf bem Pfarrer Sebenlgeit bis Sidjtmeft gegeben.
— 2Son ^ntereffe ift, was ber 2lbt in einem SBriefe Dorn 9. ©ejember anführt:
©er Pfarrer etftdre, bis gur ©tunbe $abe in 3Ößet$etm Mnt einjige mann=
tidje ober weibli^e Sßerfon baS $1. ©aframent unter jwei ©eftalten begehrt.
greilidj auf baS, was bie Seute wollten, taut es im Interim ebenfo
wenig an f wie a. 1535. 2luf ben SBilten beS §ergogS altein tarn es an
unb biefer wollte Don ber fatljolifdjen Religion nid)ts meljr wiffen.
SGBie bie anbern Siebte, muffte naty ber Sfteftitution 1548 aud) ber 2lbt
in ßordj wieber^ott um bie ©olumente beS ÄtofterS bitten, o^ne bafc alte
jurücf getieft worben wären. SGBarum man biefeS SSerfa^ren beliebte, baS
bejeugen bie württembergifdjen föammerrättye in einem SBerid^te fcon 1574, *
wo fie fagen, man Ijabe nadj ber Sfteftitution 1548 ben Siebten gewiffe
©ofumente betyfjalb nid^t jurücf gegeben, weil nadj benfetben eilige ©otteS*
Käufer i^re ©djirmtyerrn nadj i^rem ©efalten wählen lönnen. ©ef$alb
würbe anä) auf baS Sfnfcentar btx 2or<$tf<$en ©olumente a. 1551 bie SBe=
merlung getrieben: 3Jian folt bem Slbt ju Sordj bie ©Triften ausfolgen,
welt^e nidjt mit §dnblein gejei^net feien. 2 2ludj bejüglid) ber übrigen
Jentyoralien würbe ber 2lbt fo wenig als feine (Sollegen in anbern Älßftern
fcoöftanbig reftituirt. 3
3m Saljre 1556 würbe bie öfter erwähnte Älofterorbnung ©fjrifto^S
toom 9. 3>amtar 1556 eingeführt unb ber lattyolifdje ©otteSbieuft unterbrücft.
(SS waren bamals nod) fedjs 2Jißndje im Älofter, fcon welken brei in anbere
Ätofter i^reS OrbenS fortjogen. SDie brei anbern liefen fidj üom Slbt be=
reben, bei «jm ju bleiben, ©er 2lbt »enebift SRebftorf ftarb 1563 als tefcter
1 Besold. Doc. rediv. 775. unb Petri Suev. eccl. 556.
2 Besold. Doc. red. 780.
8 ©taatSardjto. 8tttgefud) be3 SlbtS üom 1. S)eaember 1551. ßrtg. $a|).
8*
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116 3)tc SBenebtfttner-Sl&tet Sord).
fat^otifd^cr 2lBt. £>ie brei SDWndje jogen Ijimoeg „cum catholicae religionis
prefessionem mutare nollent". Woä) im gleiten Setzte 1563 ttmrbe ber
erftc lutf)erif<$e SIBt ©eorg Ubat ernannt. SDie a. 1556 errichtete Älofter-
fdjule ttmrbe 1584 na<$ 2lbelBerg verlegt. 2Son 1727 an Beltetbete ber
jeweilige Äanjler ber Uniberfität bie SBürbe eine« 2l6t$ bon Sordj.
•Jladjbem ba$ JReft itutionö ebift bon 1629 erfdjienen toar, ttmrbe Sordj
bem Softer <S<mlt »lafien jugeforodjen. 2lm 17. 2luguft 1630 tarn ber
laiferlidje ©eneralcommiffar Offa mit einem fubbelegirten (Sonftanjifdjen.
(Sommiffär unb ungefähr 30 Leitern bor ba$ Softer Sordj nnb begehrte
(Sinlafc. ©er nmrttemBergifdje Hauptmann im Älofter tooltte aber bie SBerren
nidjt öffnen nnter bem SSortoanb, baf$ ber $erjog Bereit« einen ©efanbten
auf ben (Soltegialtag nadj SRegenSBurg gefdjidt IjaBe. @<$liej$lid) berftanb
man fidj aber bod^ jur Oeffnung beö fölofterS, unb Offa Befe|te e$ einft*
»eilen mit einem DBerftlieutenant, einem (Sapttän unb einigen ©emeinen.
Slbminiftrator beö &lofter$ toar SßtacibuS SftäuBer, 2Jiondj bon Sanft
Slafien. @r ttmrbe bon ber SJerfammlung ber SleBte gu SSBeilberftabt auf=
geftefft, um Beim griebenSfdjluft bie (Spaltung ber Älßfter auSjunritfen. 2lm
1. Januar 1643 ttmrben bie 2ftßndje fammt iljrem 2lBte Bei einem UeBerfatt
bon ben ^roteftanten gefangen genommen, tonnten aBer Balb ttrieber gurutf-
teuren unb Blieben, Bio ber toeftyljalifdje $rieben$fd)tuj$ ba$ Älofter an
SBürttemBerg jurücfgaB. ©attler, ^erjoge VII. 237, fagt, baft bie aftßndje
bon Sor<$ bamate 1629—1648 Serfudje gemalt tyaBen, bie Älofterunter-
tränen lieber jum ?atI)olifdjen ©lauBen jurucfjufü^ren.
£>ie im SBauemfriege niebergeBrannten ÄloftergeBdube ttmrben unter
2lBt 8aurentiu$ 1531 — 1547 ttrieberljergefteHt, bodj nidjt me^r nad) bem
früheren Umfang. 3> n *> cr Älofterlir^e liegen mehrere 2ftttglieber be$ Ijoljen=
ftaufifdjen §aufeö BegraBen, barunter im Sang^äuS £er$og griebridj, im
(Sfjor ^rene, bie ©emaljlin ftßntg Sp^itipp«. 1
SDieSleBte bon Sord): £arpert 1102—1124; Ärafto 1124— c. 1160;
£einridj 1162—1194; grtebridj 1194—1227; Äonrab 1227 — 1251;
Ulridj 1251— 1284; ©tBigo 1284—1296; griebridj 1296—1328; 30=
IjauneS bon @<$edjingen 1399— c. 1412; SBillielm ©djent bon SlrBerg
c. 1416— 1441; 33ottarb bon ©djedjingen 1441—1460; STCtfotauS ©djenf
bon SlrBerg 1460—1477; ^oboluS SBinfel^ofer bon Ulm 1477—1480;
©eorg Äerler 1480—1510; ©eBaftian ©itteridj 1510— c. 1525; Sorenj
2lutenriet$ 1526— c. 1548; Senebtft 3f*e6ftotf 1548—1563; ^tacibuS
SftduBer, Slbminiftrator Bis 1648.
1 »gl. (Stalin, (Sfjr. gr. II. 249.
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IX. Mt ®tmtrikftttsv-WlbUx Ütorrftarirt
(SineS ber älteften toürttemBergifdjen Älßfter ift bie 23enebiftiners2lBtei
3Jhtrrljarbt, im Oberamt 23acfnang, cinft jur SDiögcfe SßürjBurg geljßrenb.
9ladj einer ©age 1 toäre f^on ju ^ßi^ittö Reiten Ijier ein Älofter geioefen.
2lte ©tifter be$ SBenebiftiner^Älofterö gilt Subtoig ber fromme. SDie erfte a^te
Urtunbe, in toeldjer ba$ Älofter genannt toirb, ftammt fcon c. 873. 2 UeBer
bie Stiftung be$ ÄlofterS erjagt eine ©age: 8 Site ber fcon feinen ©ö^nen
fcertrieBene Äaifer Subtoig ber fromme auf feiner %hi$t in ba$ 9Jhirrt$al
tarn, fanb er ©djufc in ber feften §unnenBurg. 33on ©(^merj unb ©orgen
gequält Betete er inftänbig ju ©Ott um $ilfe. SDa erfdjien i§m im Traume
ein @ngel unb fagte im: 6r folte ba$ 3Jiurrt^al IjinaBreiten, ba toerbe er
auf einem §ügel bie $eHe eines frommen ©tnftebterS (Sßalberidj) finben,
ber für iljn Beten unb i^m Reifen werbe. $)er Äaifer folgte biefer 9Jialjnung
unb fanb ben ^eiligen (Sinfiebler Sßalberidj in feiner QtUt. SDiefcr trßftete
ben Äaifer unb fcerfünbigte i§m Balbige §ilfe auö feiner 23ebrangnij$. Site
ber Äaifer ftdj fceraBf^iebete, Bat i^n ber ©infiebler, §ier ein Älofterlein
Bauen ju bürfen. 35er ftaifer gewährte i§m feine SSitte unb f^enfte iljm
ein ©tücf Sanb, 1000 %u% in'$ ©edierte. 4
3loä) im legten Zeitalter fcor bem Untergang be$ ÄtofterS Bemühte ftdj
SBifdjof Sorenj fcon 23iBra in SBürjBurg unb bie Regierung be$ SanbeS, eine
Jleformirung be$ Älofterö Sflurr^arbt gutoege ju Bringen, benn baSfelBe toar
im 3eit(i$en toie im ©eiftlidjen ftart tyeraBgetommen. ©djon a. 1501
fd)einen bie erften SSerljanblungen in biefer Angelegenheit ftattgefunben • ju
tyaBen. 2lm $>onnerftag na<$ ©djolafttfa 1501 fdjreiBt 6 2lBt 3o$anne$
1 Petri Suevia eccl. 626,
2 SBurttemb. Urfunbenbud) I. 173.
3 Sgl. Oberamtabefdjteibung 23acfnang. 239.
4 «gl. über bie Stiftung be3 Älofterfr Stalin, ®§r. griebrid) I. 370. ©tälin,
$oul I. 161.
5 Staat8artf)to. 2tturrljarbt, d. toie oben.
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118 $te »cncbiftmcr^btci
©<$rabin bon 9Jhtrr§arbt nadj Sßürgburg unb fpri^t fein SBebauern au«,
nädjften 2ftontag nadj SSalentini nic^t perfßnlidj in SBürgburg crf^eincn gu
lonnen, tüte ber SBifdjof gelDÜnfd^t Ijabe, ba wegen ber geinbfdjaft feine«
©djirmljerrn, be« §ergog« bon Sßürttemberg (ber aber erft 14 3>a§re alt
war), bie SRcife für iljn gef5l)rtidj fei, er $abe bem Pfarrer bon SMberfetb
befohlen, i^n gu bertreten. Sftodj im gleiten 3>a§re folgte bem Slbte Spanne«
©djrabin in ber 2Ibt«würbe Soreng ©aut. Sefcterem war e«, nadj feinen
SSriefen gu urteilen, ernftlidj um bie Sfteforminmg feinet Ätofter« gu t^un.
2lm ©amftag nadj Sßfingften 1507 f treibt 1 er an ben 93if<$of bon 2öürg=
Burg: „SDurdj wa« Ungef (^ t dttic^Ieit , 2ftiprdu<$e unb Unorbnung mein
@otte«ljau« gu gangem 2lbfalt ber ©eifttidjfeit (b. Ij. Verfall be« geifttidjen
geben«) unb regulirter ©afcung, audj berberbtidjer 33ef<$abigung unb 2lb~
nannte geitli<$er ©üter au« galjrläffigfeit getommen ift, ift leiber fo offene
bar, baft u. f. w." (&x bittet ben SMfdjof, berfelbe mSdjte an bem bon
£>ergog Ulridj anberaumten Jage ebenfalls erfdjeinen unb betyilftidj fein „gur
Erneuerung be« @otte«bienfte«, audj SBefferung, Sroft unb §ilfe meiner
33rüber" u. f. w. 6« ift au« biefem ©djretben crfid^tltd^, bafc f^on früher
auty in 2Jhtrrljarbt wie in ben anbern SBenebiftinerflöftem be« Sanbe« eine
Reform eingeführt, aber lieber in Verfall ge!ommen war. 3luf biefe«
©(^reiben antwortet 2 ber 93if(^of bon SBürjburg am $reitag bor 3Siti 1507:
@r fei ju alter §ilfe für ba« Älofter bereit, wolle fidj aber in biefer 2ln=
getegenljeit gubor tyter in (Sonftang mit bem §ergog Ulridj befpre^en. ^nbe«
ging man fdjon mit ber Stbfidjt um, bie SReformirung gu umgeben burdj
SBerwanblung be« Ätofter« in dn welttidje« ©tift na<$ bem Vorgänge ber
ÄlBfter (Somburg unb Gttwangen. 8
2lm 9flittwodj naä) Utrici 1507 fdjreiben 4 3lbt, $rior unb (Sonbent
ju 2Jhtrr§arbt an ben 23if<$of Soreng: SDem SBif^tjf fei bor Äurgem bur<$
ben §ergog Ulri<$ ba« 2lnfinnen gemalt worben, feinen Gonfen« gu geben
gur SBerwanblung be« Älofter« in ein weltli<$e« ©tift unb §abe fidj ber
23ifdjof bagu gutwillig gegeigt unter gewiffen SBebingungen. @ie bitten nun
ben 33tf<$of, i^nen feinen Gonfen« gu geben „unb für ba«, fo ein erwählter
2lbt gu confirmiren (für bie SBeftatigung) G. §. ©. ppi<$tig gewefen ift, audj
für bie $)ecimation unb Gottecten einen giemltdjen 3lbtrag laffen gefdje^en,
fo aber folti^« (hier gürftlidjen ©naben ntd^t gefaltig, finb wir erbietig
gu geben, wa« unfere SBorfaljren bon 2llter« Ijer ^fli^tig gewefen gu reiben".
1 ®taat3ard)iD. $af. Ortg. d. toie oben.
2 (Sbenbafclbft. d. (Sonftanj wie oben.
8 (Stalin f Gfor. g r . IV. 236. Wlont, Scitf^rift f. ®. b. D. 11; 368 unb 374.
Tritheim. Annales H. II. 567.
4 ©taatSardjto. d. toit oben.
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SRürrfjarbt. 119
$)ie näheren 23ebingungen bcr SBerwanblung be$ ftlofterS in ein wetttidjeS
(S^or^errnftift finb enthalten m folgenbem Entwurf: 1 ^unädjft *** $*tt>or*
gehoben: 6$ Jßnne auf leine anbete SBBeife meljr geholfen werben: ba$
Älofter fei burdj attjul)äufige Sl^ung unb ©aftung Ijodj befdjwert unb in
©Bulben (c. 8000 fL) geraden. 2»tt £er$og Ulridj ijabe ftdj baö Älofter
f<$on ba^in vereinbart, baß er für Slfcung; ©aftung, ©djirm u. f. w. jä^r-
li<$ ate (Sntf<$dbigung 50 fL erhalten würbe, bagu ben Sßitbbann beS §odj=
wilbs, bodj fo, baß bie 9Jißti(^e ju 9Jhtrr§arbt ba$ Heine Sßaibwer? treiben
bürf en, wie fie gu&or audj getrau §aben ; e$ foHen errietet werben eine
^robftei, eine SDefanei, bagu 9 ßanonüate unb trier SSifariate. (Sin fdjle<$te$
Sanonifat folt §aben bei 50 fL an Äorn, SBein, ©elb unb eine SSilarei
32 fL SDer $robft folt jwetfa^e ^räbenbe Ijaben, er fei wo er wolle, mit
beut (Sapttel ober Regiment folt er nidjts ju fdjaffen Ijaben, e$ fei benn, baß
er fcom (Sapitel baju gebeten werbe. @r folt ©tab unb SJiitra tragen wie
feine SSorganger. SDer SDefan folt 1 V2 ^frünben Ijaben, ferner bie Sorrec=
tioneS ber (Sanonifer unb SSifarien. SDaS Galtet foH baS Regiment $aben
unb alte Obrigfeit in unb außerhalb ber ©tabt SJhtrr^arbt, audj alte 23auern=
letyen, §auptredjt, §anbtoIjn, unb alte gälte, Umgetb unb grefcel, um fie
ad frabricam ober in be$ ©tiftS gemeinen Uhi&en ju fcerwenben. £>a$
Gapitel folt alte ©Bulben beö ©tifts bejahten unb alte onera tragen. $)er
§erjog bon SBürttemberg wolle alte SBeneficien im ©tifte »erteilen, wie audj
fonft in feinem ^ergogtljum, bamit baö ©tift „ber Gortifei entlaben unb
uer^üt fei". $)ie Sßfrünben außerhalb be$ Stifts bleiben bem ©tift, wie
ba$ Älofter fie bisher gehabt, bodj finb bie SBeneficiaten bem SBifdjof ju
präfentiren unb fcon iljm ju infceftiren.
SBifdjof, Slbt unb Regierung ftimmen barin überein, baß ba$ Ätofter
in ganjtidjen SRuin im ©eiftti^en wie im ^eittidjen fcerfalten fei. Site
Urfadje beS jeitli^en SScrfaff« gibt ber Slbt bie übermäßigen ©aftungen unb
SSagerafcungen an. SDamit muß ba$ Älofter Sflurrljarbt am meiften bef^wert
gewef en fein, benn fdjon in früheren Qtittn fommen wieberljolte Ätagen barüber
fcor. 25on Slbt #erbort (1456—1463) mit bem ^Beinamen „©üeti ©Ott",
weldjer ein fparfamer JpauSfcater war, wirb erjagt: 2 SBenn ein ©aft ju
lange im Ätofter 9Jhtrr§arbt gejeljrt Ijabe, fo Ijabe er iljn gefragt, ob er
ttriffe, warum (SfjriftuS nur brei Sage im ©rabe gewefen fei? Slntwort:
(&x war in biefer $tit bei ben Slltfcätern in ber SSor^olte auf 23efudj unb
toäre gerne noä) langer geblieben, aber er wollte nidjt burd^ ju lange StuS=
be^nung beS 93efu<$$ ben lieben Sltoatern tdftig falten. SDie Sager wirb ber
1 ©taatSardjtoi s. d.
2 Petri Suev. eccl. 9Wurr^arbt.
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120 3>ie 5Benebtftfnet>9fötei
2lbt freiließ burdj biefen SÖßifc ttt^t weggebra^t Ijaben, unb an bem SSerfaH
be$ ÄlofterS waren wol)l weniger bie (Säfte als bie 2flßn<$e fdjulb. Sefetere
wollten bon ber (Sinfüljrung einer Reform mdjtS wiffen unb fudjten behalt
bie SSerwanblung be3 ÄlofterS in ein weltlidjeS ©tift. 2lm greitag nad)
Inventio s. s. crucis fdjreibt 1 $ergog Ulrid) an ben 93ifd)of Soreng gu
Sßürgburg: Sßeil ba$ Ätofter 3Jiurr^arbt im Sßettlidjen unb ©eiftlidjen
gang in SSerfaH gekommen fei, fo Ijabe er ben Sßunfdj gehabt, ben (Sonbent
gu reformiren, aber bie SDWndje Ijaben mdjt gugeftimmt, Jonbern begehren
bie 33erwanblung in ein weltliches ©tift. SDer S3if<$of möge Ijiegu beljtlfltd)
fein, batnit bie SSerwanblung fürberli^er unb mit tyunlidjft geringen Soften
gefäe^e.
©8 muffte nun bie SSewiHigung be$ SßapfteS nadjgefu<$t werben. 3 U
biefem 3wecfe reiften 2 im auftrage beö ÄlofterS ber $rior Sßil^elm Äer
unb ber SDefan £>$walb SBafcer nadj 9tom gu Julius II. ; altein biefer gab bie
3uwenbung ber Ätofterleljen an Sßürttemberg nid^t gu, fonbern lieft bie
iBuHe (Orig. im ©taatöardjib. ©ebrueft bei flttone. Beitfdjrift XL 368)
über bie SSerwanblung be$ ÄtofterS in ein weltlidjeS ©tift bom 9. 3>ult 1509
mit ber SBeftimmung ausfertigen, bafc bie Seijen bem Älofter infotporirt
werben foltten. SDen ©efanbten war über ben langen SSerljanbtungen gu
Sftom baö ©elb ausgegangen unb fie berfe&ten bie SSulte bei ben guggern
in SlugSburg. $)ort lieft ber £ergog, welker unter btefen SBebingungen bie
SSerwanblung nidjt wollte, bie Sftitte auölßfeu, ben $rior aber einige 3>aljre
lang auf bem Slfyerg gefangen fefcen. (Sßaul ©talin in ber OberamtS?
befdjreibung.)
•Jla^bem fo baä ^ßrojeet ber Umwanblung be3 Älofterö in ein weit*
li<$e$ ©tift gefdjettert war, lam man wieber auf bie 9faformtrung$berfu<$e
gurücf. 2ln St. Elisabethae 1519 f$reibt 8 # §ergog Utrtdj an ben 33ifdjof
bon Sßürgburg: 211$ be$ ÄtofterS ©djirm^err Ijabe er mit feinen Sftätljen
eine SReformirung be$ (Sonbentö bef<$loffen unb gu biefem S3el)ufe auf ©onn-
tag nadj Sfttfolai einen Sag nadj Sflurr^arbt anberaumt, wo feine SRSt^e
über bie Slngelegentyeit beraten werben. 2lud) ber SSifdjof möge feine 95er-
treter f Riefen. Sin bem gleiten Sage f treibt 4 ber 2tbt ^iltyp Kenner
an ben SBifdjof Soreng: (£r $abt, um bem SSerfaH be$ ÄlofterS entgegen-
guarbeiten, mit bem §ergog Ulrid) unb beffen JRSt^en eine Sfteformtrung be$
Älofterö befdjloffen. SDer 33ifdjof mßge auf bie anberaumte Sagfaljrt feine
SSertreter f Riefen. 3lm folgenben 30. Sftobember 1510 fertigt ber 33if<$of
1 ©taatöatdjto. d. wie oben.
2 ObetatntSbefdjreibung. (Seite 250.
8 <5taat3ard)to. d. toie oben.
4 (Sbenbafelbft. d. <5t. eiifabet^entag 1507.
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äRurrtjarbt. 121
feinen Vertretern eine ^nftaiction aus, 1 in toel<$er er jagt: ba$ Ätofter
3tturrljarbt fei bur<$ bie 3^Scltofig?cit unb bur<$ ba$ irreligißfe Seben ber
3Kßn<$e gängli<$ $erabge!ommen; bie SSefferung bicfeö 3 u ft an ^ eö T c ^ not^igen^
falte mit Anrufung be$ ioettli<$en SlrmS ^erbeijufü^ren. 2lm feftgefefcten
Jage, (Sonntag na<$ St. SWEolauS 1510, lamtn bie Vertreter be$ §ergog$
unb be$ SMfdjofS gu 9Jhtrrljarbt jufammen unb fcer^anbetten über bie De=
fortnirung beö ÄtofterS. SDaS Sßrotolott ityrer 33efd)lüffe 2 lautet folgenber*
maften: Stuf Sonntag naty Sanft 5Tüf olaustag , 2lnno fünfje^n^unbert im
3e^nten (1510) finb bie e^rtoürbigen unb feften, $err Gonrab 2lbt gu
Sanft Stefan unb §err Cannes (£ritl)emiu$) Slbt gu Sanft %attö gu
SBürgburg unb (SlauS fcon SDettelbad^ als Slntoalt an Statt (= als Stett=
Vertreter) unfereS gnabigen $errn oon Sßürgburg unb §err 3jßrg 2lbt gu
3toiefalten, (Sonftanger, §err ^attneS 2lbt gu §irfau, Spetrer, unb £err
Sebaftian Slbt gu 2or<$, 2lug$burger 23iStIjum$, alte Sanft 25enebiften OrbenS ;
$l)iliW fcon SJtyppenburg, jpofmeifter unb §err SBenebiftuS Pfarrer SicentiatuS
<S()orIjerr gu Stuttgart fcon UnfereS gnabigen §errn §ergog8 Ulridj oon
SBürttemberg unb Zd u. f. to. toegen gu 2tturrl)arbt erfdjienen unb l)aben
bafetbft fidj unterrebet unb fcerljanbett toegen ber geiftlid^en Obferoang nad)
SBeifung ber Siegel Sanft SBenebifti unb toegen be$ 3uftanbe$ ke$ ' Älofter*
9tturrl)arbt, ba$ fie in geiftli^en unb loettlidjen Sadjen ni^t tooljt befteltt
erfunben Ijaben. Unb fie Ijaben erlangt, baf$ §err $ߧiliW 2lbt gu 3Jiurr^
Ijarbt unb befcgletdjen fein (Son&ent fcerfprodjen unb gugefagt Ijaben, bie geifk
licfte Obferoang nadj obgenannter Siegel gu Ratten, toobei jebodj ber 2lbt
auf feine 23lßbigleit (fßr^erli^e ©ebrecpdjfeit) unb fein Sllter Jjingetmefen
fyat unb $at man tym gnäbige 23erütffi<$tigung gugefagt. SBeibe Steile fyahtn
obgenanntem §errn (Sonrab 2lbt gu St. Stefan aU bem Vertreter unfereS
gnabigen §errn fcon Sßürgburg, unfereS OrbmariuS fidj *>erpflid)tet, Obigem ge*
treulid) nadjgufommen. Slfebalb barauf tyaben ber 2lbt unb (Son&ent gu 9Jhirr-
^arbt mit freiem SBilten unb ganglid^ entf agt unb fcergid)tet auf bie gu Stent erlangte
Umtoanblung in ein toeltli^eö Stift unb auf alte greüjeiten, toet^e fie fyabm
ober erlangen, toenn biefe ber Deformation toiberf^re^en, bie fie je|t angenom-
men Ijaben. S5ie^ 3lHe« ift t>or Beglaubigten Notaren unb 3 eu 9 en öffentlich Be=
jeugt unb beurfunbet. Unb bemnad) ift 25ruber Oötoalb t>on Sordj gum ^ßriör
unb iBruber Äonrab beöfetben SonüentS gum Oberlelterer georbnet unb finb
i^m gtoei geiftlid) reformirte ^ßerfonen beigegeben. SDagegen ift befdjtoffen,
tjier anbere ^erfonen, bie bi^er im Älofter 3Jiurr^arbt getoefen an anbere
i^nen angegeigte Orte gu f^icfen, too fie bie geiftti^e Deformation unb geift=
1 <5taatSard)to. d. tt)ie oben.
2 ©taatSatdjto. 2Wurr^arbt. d. tote oben.
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122 $ie $8enebiftiner*2fl>tet
lidje« Seben lernen unb erfahren folten ünb foHen fi<$ nun atfo ber ob=
genannte 2lbt gu SJhtrrljarbt unb bie getftlidj reformirten 2Jiön<$e, bie i^m
beigegeben finb neben unb mit ben übrigen (Sonfcentuaten gu geiftlid^em
Seben unb guter Haushaltung f^iefen, bantit man fünftig i^ren ©ifer in
biefer ©adje toatymeljmen unb finben möge. $)a nun audj ba« Älofter bei
fciergeljn ljunbert ©utben baren ©elbe« über alte jal)rtidje £in\tn unb Seib-
gebinge f^utbig ift, foH man gttrif<$en ber je^igen unb nadjften Sagfatyrt
bebaut fein, ttrie man biefe @<$ulb begaben unb ttrie man au<$ be« fötofter«
§of gu 23obmar bem Älofter gu 9hi£en fünftig einridjten wolle unb ttrie
man überflüffige ©aftung unb SSerföftigung, audj ba« taglidje 6in= unb
2lu«gel)en im Älofter abfdjneiben, bie Pfarre bafelbft in'« Älofter gießen
unb gur §ebung be« ®otte«bienfte« unb (Smporbrmgung be« Ätofter« Ijanbeln
fonne. SDarin folt mßgli^fter gleifc gef^e^en unb jegli^er gürft (= §ergog
unb 33if<$of) foH feine Vertreter auf greitag mty ©anft 33alentin« Sag
ttrieberum gu 3Jiurr^arbt $aben, um grünblidj gu erfahren, toa« in bem SlHem
ge^anbelt unb ttrie bem Älofter gu Reifen fei. 2ludj foHen biefelben bann
genugfame SSoHmadjt Ijaben, um ba« geiftlidj reformirte Seben bafelbft in
guten ©tanb gu bringen, bafc fie ben obgemetbeten 2lbt entfe&en fßnnen,
toenn er — abgefetyen fcon bem iljm toegen feine« 2ltter« gemalten 3 Us
geftanbniffen — untauglidj ober ba« Älofter in §aupt ober ©liebem im
geiftlit^en ober toeltlidjen Regiment ftrafbar erfunben toürbe, bamit bem
Älofter geholfen toerbe. Actum ut supra.
SDie näheren SBeftimmungen für bie SReformirung be« „ Gonfcent« ttmrben
fcon ben antoefenben Siebten in einer befonbern Orbnung 1 feftgefefct unb
gtoar in folgenber Sßeife: Unferer gnabigen §errn fcon Sßürgburg unb
SBürttemberg üerorbnete Prälaten unb SRatlje, in ber SBerabfdjiebung (f. oben)
genannt, Ijaben bem §errn ^ili^ Slbt, bem Sßrior, ©ro^lelterer unb bem
(Sonfcent gu flfturr^arbt bei 3Sermeibung ber Ungnabe beiber gürften ernft-
tidj folgenbe Orbnung gu galten befohlen: 23or alten Singen folt ber ©otte«~
bienft M Sag unb -Jla^t in genanntem Ätofter gu ben feftgefefcten £ätm
gehalten werben unb folt ba« geiftli^e georbnete Seben gehalten werben nadj
ber SRegel Sancti Benedicti. Unb ba ber Slbt fcon 3JhirrI)arbt in ber
33eobadjtung biefe« Seben« unb biefer SRegel nic^t unterri^tet ift, fo folt
er bem $rior ernfttidj befehlen, biefe bieget mit %tti% gu ^anb^aben unb
ni<$t« bagegen gu tyanbeln. 2ludj foH bie Pforte be« Älofter« atfo beftettt
werben, baft auf berfelben ftet« ein Pförtner fei, ber befonber« in Sßflidjt
genommen fein folt, leine grauen«perfonen in ba« Älofter gu laffen, bie
audj ben ©ingang in genannte« Ätofter »ermeiben folten.
1 ©taat^ar^iö. d. 1510. S)ienftag na^ Conceptionis Mariae.
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gjhirrljarbt. 123
§dtte aber eine grauenSperfon im ftlofter eine rebtid^e ©adje gu
fc^affen, fo folt btefetbe in ber SEljorftube ßffentttdj mit ehrbarem '«Seugnifc
(fcor 3eugen) cmgefjßrt unb mit itjr fcerljanbelt werben.
3>tem e$ folt feinem Gonfcentualen geftattet werben, in bie ©tabt ober
aus bem fttofter gu geljen.
Stern e$ folt bie Pfarrei unfcergüglidj in ba$ Älofter gegogen unb ber
2ftietl)er (Sßfarrfcerwefer) feinen £ifdj im Ätofter tyaben unb feine 33elo§mmg
folt tym am nadfyftfommenben Sag feftgefefct werben. 2tber alte ©efatte ber
Sßfarret folten in baS Älofter falten.
Stern toenn man ein 23egängnifc Ijat in ber ^farrftrdfje, folten bie Ferren,
weldje 9Jieffe tefen unb ebenfo ber ©rofcfetterer, wenn er in bie ©tabt gc^t,
jebergett mit foldfyer e^rlidfyer 5tunbf<Jjaft (^Begleitung) unb nie allein ge^en,
bamit fie fcon alten bßfen ©erüd^ten frei Bleiben.
^tern ber 2lbt unb ©ro^feüerer foHen güttidfy unb freunblidf) mit ein*
anber Rubeln unb jeber folt fi<$ enthalten, be$ ÄlofterS ©gentium jemanben
umfonft gu geben, vielmehr folten fie es getreulidj fcerwaljren unb einbringen,
bamit fie gu gebüljrenber £tit barüber 9ftedf)nung ablegen Wunen.
Sludfj folt bafür geforgt werben, baf$ über Sllteö, toa& im Ätofter ift,
ein grünbltdfyeö S nt)entar t um sewadjt werbe.
Stern wenn ber 2lbt fcon Sflurr^arbt wegen SllterS unb ©djw5<$e gleif<Jj
effen Witt, ober bie gaften na<Jj ber SRegel nidfjt Ratten lann, fo fott er
fot<Jje$ fofciet mßgli<Jj im Verborgenen t^un, bamit er niemanben ein bßfeS
©benbilb (SBeifptel) gebe unb ben Vrübern im (Son&ent feinen 2tnlafc gum
SGBiberwiHen bereite. 2ludf) enthalte er fi<Jj alter leichtfertigen ©efetifd&aft
t>on ©eiftlid^en ober Söettlidjen unb alter leichtfertigen SBorte, fo wie e$
einem geiftlidjen Prälaten wo§t gegiemt. 6$ folten audj alte (Sonfcentuaten,
bie j[e|t im Älofter finb unb fürber Ijineinfommen mit alter SeibeS SßotI)burft
bur<$ ben 2tbt unb Äelterer öerfe^en werben, bod^ folt fcermieben werben ber
©ebraudf) be$ gleifdfjeffenS bei ©träfe beS fterferS, ausgenommen wo iljnen
bie ^eilige SRegel unb baS gemeine dttä)t gtetfdfj gu effen geftattet. dagegen
folten bie Gonfcentualen alle (Sigenfdfyaft (©gentium) abtreten unb gu §anben
UjreS SßrSlaten fteHen ganglidj unb un&ergüglidj unb folten e$ i$m überaus
Worten. SDie Gonfcentualen, wetöje bisher im Älofter waren unb je|t Ijier
bleiben, folten ficJj in brubertid^er Siebe getyorfam unb gefallig ergeigen gegen
bie reformirten 3Jißn<$e, bie iljnen beigegeben worben finb ober beigegeben
werben unb foHen fie beiberfeitS alte Uneinigkeit unb allen Unwillen Der*
meiben. 2lHeS getreulich unb o^ne ©efd^rbe. Sßtum SDienftag naä) Con-
ceptionis Mariae. Anno 1510.
29ei biefer 3 u f atntnen * un f t *> er ^tataten im SDegember 1510 Ratten
biefelben vereinbart, auf greitag na<$ ©t. Valentin wieber im Ätofter fid§
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124 3>ie $enebt!tinet>3tbtei
gufammengufinben, um gu fefyen, ob ber 9teform=Drbnung nadfygelebt »erbe
u. f. to. Sßegen biefer toerabrebeten gleiten gufammenfunft, bie nidjt am
feftgefe^ten Sermin ftattfinbett tonnte, fd^retBt * an £ergog Ulridfy ber SBifdf^of
toon SBürgburg: „Unfer freunbli<Jj SCienft gufcor. §o<$geborner gürft! SBe^
fonberö lieber £err unb greunb ! 211$ unfere SRatlje jüngft oon (Surer Siebben
SRätljen gu 2fturrljarbt 2lbf<Jjieb genommen (b. §. vereinbart §aben), auf
greitag nadf) ©anet 33alentin$ Sag fdfyirft gu regier Sagjett ttueberum gu
2flurr$arbt gu erfdjetnen, bafelbft auf gefaxten SBefdfytuft ferner gu Ijanbeln
unb aber foldfye 3eit eben in bie gaftnadfjt fallt, audj toir uns gangli<Jj oer-
feljen, bafc (hier Stebben um biefe 3eit nidfyt redfyt abtoarten laffen Wnnen,
fo bitten ttrir ©uer Siebben freunbltdj, biefe SSer^anblung bis in bie gaften
nadj (Surer Siebben ©elegenljett gu oerfdjieben unb burdj biefen unfern SSoten
einen Sag, too unfere Statte erf feinen f ollen, gu benennen, fo toolten toir
folgen Sag befugen laffen unb nadj aller SBittigfeit barin toie fcerabrebet
Reifen fcerljanbeln. S)atum 3° poft gabiani. Anno XI ." 2
2)er §ergog Utri<Jj antwortete auf biefeö ©^reiben bem SBifdfjof : „Unfer
freunbli<Jj SDieitft guoor. ß^rtoürbiger in ©ott befonberö lieber §err unb
greunb! (Suer Sieb ©(Jjretben, berü^renb ben Sag auf 2Satentini fd^irft
fommenb, gen SJhirrtyarbt augefe^t, un$ }e£t getrau, fyabtn toix alles 3^0$
vernommen. Unb Ijat (Suer Sieb bie ©ad) tooljl bebaut, benn ttrir auf bie
beftimmte 3eit mit anbern ©efdjäften betaben toerben. SDemnadf), fo tooHe
(Suer Sieb 3$re Statte auf 2ftitttt>odj gunadfyft na<Jj bem ©onntag Ofult
f<Jjirft gu flfturrljarbt Ijaben, atebann toollen ttrir bie unferen audfy bafelbft
Ijin fcerorbnen, mit SBefe^l gu Ijanbeln nue auf oorangef entern fein foHte
(= ttrie auf ber oor^er feftgefefcten Sagfa^rt Ijatte gefdfyeljen foHen). SDatunt
©tuttgarten 9flontag$ na<Jj (SonoerfioniS $auli. Anno XI ."
2)ie Hoffnungen, toeld^e bie Senebiftiner-Slebte hü ber Sfteformirung
2Äurr§arbt$ 1510 gehegt Ratten, gingen inbeS nid^t in Erfüllung, unb fo
mufcte man, ttrie man bamalö angebro^t §atte, ben 2lbt oon 9Jhirr§arbt burd)
einen fähigeren 2ftann erfe^en. §ergog Ulridj fd^reibt hierüber an ben
23ifdfjof fcon SBürgburg a. 1511 am 3ütöto8 nadj ^almarum golgenbeS:
Sro£ ber burd) bie beiberfeitigen föatlje vorgenommenen föeformmmg befinbe
fidfy baö Älofter im ©ßtttid^en unb 3^ttd^^^ in Unorbnung unb Slbgang.
(5r Ijabe ba^er feine SRat^e (bie früher genannten SSenebiftiner-Slebte) nad^
3Jhirr^arbt gefanbt, unb biefe ^aben ben 2lbt ^S^ili^V gur SRefignation bereit
gefunben. 6r fyabt ben ^rafibenten unb bie Prälaten ber SBenebiftiner-
Kongregation nadj 3Jiurr^arbt berufen. 3 n ^ rc $finbc ^abe ber Slbt von
1 <5taat§arcf)to. Wluxx^axbt d. 3° post Fabiani 1511.
2 $iefe Slftcn famen a. 1878 cm3 S3at)em in^ ©taatgar^to naä) Stuttgart.
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ajhirrljarbt. 125
SJhtrrljarbt Sßrälatur unb Slbtei ttriHig rcfignirt. SDarauf Ijabe bcr (Sonbent
einen anbern 2lbt gewählt unb gtoar „§errn OStoatben tljren (Sonbentuaten
ate einen Don ber Deformation", ber gu biefem 2lmt gefdjtdft unb taugttd^
fei. „Unb nadjbem bie alten (Sonbentualen bie Deformation in feinem 2Beg
Ijaben tootten annehmen nodj im ©otteSljauS Bleiben, fo fmb fie alte mit
iljrem guten SSBiUen abgefertigt toorben, ausgenommen gtoei bon benfelben,
bie tyaben fidj unterfangen, ber Deformation auä) gemäft gu leben unb baö
SBefte gu ttyun." $)er 23if<$of möge nun bem §ergog mitteilen, toann ber
neu ertod^lte 2lbt beim 5Mf<$of erfdfjemen Jßnne, um bie SBeftätigung unb
SBenebtftion gu empfangen.
35er früher gefaxte 23efdjtufc, bie Pfarrei gu SJhtrr^arbt in'3 Ätofter
gu gießen, foltte jefct in biefem 3>aljre ebenfalls bottgogen toerben. 2lm greitag
naü) ^itityn unb ^afobi 1511 f djreibt 1 §ergog Utrid^ an ben 23tf<$of:
©8 fei feinergeit bef<Jjtoffen toorben, bie Pfarrei gu 9Jhirr^arbt in'« Sttofter
gu gießen. SDa nun ber alte Pfarrer abgetreten, fo fei jc^t mit bem SBifdjof
toegen ber Deubefefcung gu öer^anbeln. — SDie Da<$ri<Jjt beS (SrufiuS , baft
um biefe 3ett alle Sflßndje in anbere Älßfter fidj gerftreut Ijaben unb nur
gtoei SSertoalter gurücfgebtieben feien, tirirb too^l eine S3ertt>edj$lung fein mit
ber oben ergäben ^ßenfionirung unb ©ntlaffung ber früheren (Sonbentualen,
fcon benen nur gtoei im Älofter blieben.
2ludj nadj ber Entfernung ber alten (Sonbentuaten §Bren bie klagen
über baS Älofter nidjt gang auf, no<$ a. 1519 toirb „über fdjte<$te §au3=
Haltung" gellagt unb a. 1518 foltte ber 2lbt bon §irf<$au in SJhtrrljarbt
reformiren. 5Die tat!jolifd)en Deformationen tourben inbeS bon Jefet an ah
gelöst bon ber na^enben lutl)erif<Jjen Deformation, toeldfye ben Älßftern bie
SSernidfytung braute. Site §ergog Ulric^ bie Einführung ber Deformation im
Sanbe begann, toar gu Stturr^arbt Slbt Martin 2flßrlin (1527—1548),
to>el<Jjer fidf) na<jj Äraften ttriberfefcte unb mSnnti<Jj eintrat für feinen Orben
unb für bie alte Detigion. lieber baS SSerfaljren bei ber Deformation beS
ÄlofterS a. 1534 unb 1535 fmb gtoei ausführliche 93eridf)te im @taatSard§ibe,
ber eine bom 2lbte flftörtin fetbft, ber anbere befteljenb in einem Sßrotoloff
über ben SBerid^t eine« bon bem 2lbt an ben IBifdjof gefd§id£ten SBoten; beibe
SBeridjte finb an ben 33ifdjof bon SBürgburg gerietet. SDer teuere 93ert<Jjt
lautet toie folgt: „Actum 10. gebruar 1536. £err 3>erg Söibmann,
35ifarirer gu ©einsaugen geigt an, ber 2lbt 2ftartin gu 2fturrljarbt §abe i^n
mit einer (Srebeng gu unferm gnäbigen £errn (93if<Jjof) bon SBürgburg ab*
gefertiget, fotdf) anliegen neben ben ©djriften münbticfy borgutragen, mit Sitte,
foldfyeS oljne 33efdjioerung gu §ßren unb bem toäre alfo : Unb als
1 (StaatSardjto. d. tote oben.
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126 S)ic S3enebiftmer*9tbtei
barnadj Bei Regierung Äaifer (SarPS IV. bic gwet ©rafen ©bewarb fidj untere
ftanben, baS Älofter 2fturrl)arbt fi<$ gu unterwerfen, §at fidj berjetbe Äaifer
<£arl gen ©ulgborf verfügt unb einen Vertrag gwif<$en bem 2tbt unb ben ©rafen
gemalt, ber etltdje ^unbert Satyre gewahrt §al £>arnadj tyat §ergog Ulrid)
»on Sßürttemberg fo grofce Sl^ung auf baS Ätofter gu legen unterftanben,
bafc baS Älofter fd^icr fcerborben. SDefcwegen bann ift ein Vertrag gemalt
worben, bafc baS Softer bem $ergog jäljrli<$ 50 ©ulben für bie 2lfcung
geben unb fonft weiter nid^t befdjwert werben foltte. SDaS tyat audj gewahrt
bis gum armen Äonrab. SDa §at ber 2tbt aus ©utwiHigteit, bamit 2anb
unb Seute bei ^rieben unb ©nigfeit bleiben motten, bem §ergogen eine
©teuer gereift. 2)arnadj als §ergog Utridj au« bem Sanb vertrieben,
würbe ftets eine ©teuer nad) ber anbem auf gef plagen, bie ber 2lbt mit
anbern Prälaten, ' SRßmif(^ ftaiferti^er 3Jiaj[eftät gu untert^anigften (Sljren
gereift Ijat. Site nun fcerf^ienenen 34. Scifytö §ergog Ulrtdj baS Sanb
refttyerirt, §at fi<$ ber 2tbt mit einer giemtidjen 2Sere§rung gu feiner ©naben
verfügt unb gebeten, i^n unb baS Älofter bei altem §etfommen unb bei
ben aufgeridjteten Verträgen bleiben gu laffen. $)aS Ijat iljm ber §ergog
gnabiglid) gugefagt. 3lber fobalb er tyeimgefommen war, waren i^m SBagen
nadjgefa^ren mit emftli^en 23efel)lbriefen, ben Ijalben S^eil „alter effenber
SDing" im fötofter aufgulaben unb in'S Sager gu führen, was ber Slbt muffte
gef<$eljen laffen. $)arnadj als baS ÄriegSfcott größeren Steife aus bem
Sanb gegogen war, Ijat ber §ergog üntn Sanbtag gehalten, 60,000 fl. tyalb
auf bie @eiftli<$en unb §alb auf bie Sanbfdjaft gefdjlagen, um baS ÄriegS-
tooß fcoltenbs bamit gu befriebigen. 2ltS fidj bie ©eiftlidfyen barüber be~
f<$ werten, tyat man benen Don ber Sanbfdjaft 10,000 fl. wegget^an unb auf
bie ©eiftlidjen gefdjlagen, fo bafc fie 10,000 ft. me^r, als gu&or feftgefe&t
war, geben mufften. SDem Softer Sfturrljarbt Ijat es über 1000 fL ge*
troffen. Unb gleidj barauf Ijat ber §ergog abermals einen Slnfdjlag auf
baS fölofter getljan, ben falben Streif alter Uhifcung gweimal gu geben. Unb
wiewohl fid) ber 2tbt gu 3Hurr^arbt unb anbere Sßrälaten im Sanb gum
§ergog verfügten unb begehrten, bie Älßfter unbehelligt gu laffen, Ijat man
boä) iljnen angegeigt, ber §ergog Ijabe woljl gut gug, bie Älßfter abgutljun ;
aber feine gürftli^en ©naben waren nodj über adjtgig ^unberttaufenb ©ul-
ben f djulbig, bie müßten 3$xt ©naben begasten ; gebauten bie Älßfter bleiben
(unbe^erngt) gu laffen. SDeffen ^at fi(^ ber Slbt gefreut unb Ijat bei 3000 |L
für folgen 2lnf^lag gegeben. 3 n ^ er Solge wäre §anö §riebri(^ £§um6
unb 3Jieifter ©r^arb ©(^ne^f gen 9Jhtrr§arbt gelommen mit 25efe^lbriefen,
Ijaben alle (Sdremonien abgefteltt, baS ©aframent aus ber Äird^e get^an,
alle Äteinobien, 2lnnaten, SBriefe unb Sftegifter inöentirt, eingef Stoffen unb
wieber weggegangen. Unb als ber §ergog alsbalb gu IBniglid^er 2ftaj[eft5t
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aJtottfjarbt. 127
geritten, Ijat fidfy ber Slbt unb anbete Prälaten fcerfeljen, eö würbe altes gut
unb baljüt fcerljanbelt werben fein, bafc fie bleiben bürften. Slber e$ tyat
ber §ergog, aU er wieber Ijeungefommen, nad) bem Slbt getieft unb ba$
gange Ätofter begehrt, bodj foltte ber Slbt be$ §ergog$ dtaff) [ein unb jäl)r=
li<Jj ein Setbgebing $aben, bie anbem feilten alte gen Sftaulbronn gießen,
ober wer ntdjt baljin wollte, bem foltte man jäljrtidj 40 ft. gum Seibgebing
geben unb foltte fold)e$ SltteS fcerfdfyrieben werben, wie bie (Sepien tyieneben
ausweifen. SDieweil aber foldjeS wiber be$ fttofterS Stiftung, audj gegen
ben @ib, ben ber Slbt unferm gndbigen §errn fcon SBürjburg getrau, au<Jj
bie §ergoge unb ©rafen fcon SBürttemberg nidjts an ba$ Ätofter, ba$ in
ber ©raff<$aft Sßwenftein liege, gegeben, fo §abe ber Slbt e$ nidfjt wollen
annehmen, fyaht bem 9tat$ gu Stuttgart feine 33ef<$ werbe fdjriftli<Jj über=
geben. 216er ßonrab £I)umb fei wieber gekommen, ■ J^abe alle Äteinobien,
aufgenommen ©ilbergefdfyirr auf ©inen £ifdj, ^inweggefü^rt, ben Slbt unb
bie (Sonfcentbrüber Ijabe er ermahnt, fie foHten bei ber Slbminiftration bleiben.
©iefeS SlHeS Ratten fie unferm gnabigen §errn fcon SBürjburg afö Drbinario
mdjt angegeigt aus bem ©runbe, weit fie immer auf SBefferung gehofft §aben.
Slber je^t am nädfyft t>erfdf)ienen ©anft ©tep§an$tage wäre §err griebri<$
fcon ©<$wargenberg, Dberfcogt gu ©dljornborf, gelommen, Ijabe bem Slbt unb
ben (Sonfcentljerren etliche Singeigen fcorgelefen, bafc fie ft<Jj fcerfdjreiben (t>er-
leibbingen) ober aber bie S^üre in bie $anb nehmen, fi<Jj aus bem Älofter
madjen unb nimmer me^r ^ereinfommen foHen. S)ieweil bann biefe 2Ser=
fdfyreibungen barauf gefteltt waren, baft fie fidfy fcerfdfyreiben foHten, fie tyätten
bieder unredf^t unb gegen ba3 ^eilige (Sfcangelium ge^anbelt, Ratten ben
£ergog barum gebeten, baft er ba$ fötofter in 33efi£ genommen, bef$atb
Ijaben fie fidj entfd^toffen, eljer in baö (Slenb (Verbannung) gu geljen. ©ie
Ijaben bann ben fcon ©djwargenberg gebeten, bie ©a$e nodj eine Heine $tit
berufen gu taffen, ber Slbt wolle gum $ergog reiten. Sllfo fei §err griebridj
t>on ©dfywargenberg mit bem Slbt geritten gen Stuttgart, ©ort Ijaben fie
ben §ergog nidjt gefunben unb fei bem Slbt fein anberer 33efdjeib gu $ljeil
geworben, afe: er fotle feine Ätage fdfyrifttidj einreiben. SDabei fei iljm
gteidjwoljl mitgeteilt worben: SDer §ergog $abe ein Vorhaben mit ben
föloftern, bem werbe er nadjf ommen. Site nun ber Slbt wieber ^eimgefommen,
fei iljm gteidj einer, als ob er ein SBauer wäre, nadjgef ommen, ben ber
^ergog 3>a?ob ^offeffen gu ^eingljetm nennet, mit einem 23rief, baft feine
gürftltdfjen ©naben benfelben gu einem Sogt unb flftitfcerwatter be$ &tofter3
Stturrljarbt neben tym bem Slbt befteltt, mit SBefe^l: ber Slbt wolle biefen
SSogt über bie Slngetegen^eit ber ©ilten unb be^ ÄloftereinlommenS untere
rieten unb fold^ee mit i^m verwalten unb ^anbeln. SBiewo^l nun ber Slbt
genannten ;grifob §offeffen mit guten SBorten abgewiefen, fei berfetbe bod^ f
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128 $ie 8enebiitmer4t6tei
elje 14 Sage vorüber waren, mit härterem 93efeljt unb $Drol)briefen toieber
gekommen: ber 2lbt, gtvei alte franfe Wlbwfyt unb ber Sßrior foHen im Softer
Heiben Bio auf ferneren 23ef<$eü>, bie anberen Whntyt alle folten no<Jj vor
Sftadfyt aus bem fttofter unb nid^t me^r in baSfetbe hinein. 2llfo feien bie
guten SDWndje mit großem SSBeinen unb Etagen abgefdjteben, ber eine baljin,
ber anbere bortljin, tvo fie gute greunbe Ratten. Unb vor ad^t Jagen feien
gtvei 23ü<Jjfenmeifter vom §erjog gekommen, auf ben S^urm geftiegen, Ijaben
bie ©loden jerfdfytagen, tyerabgetvorfen, alte« 23lei unb ©ifentverf unb anbereö
2ftetalt im ganjen fötofter aufgelaben unb gegen Stuttgart geführt. (&& fei
be$ SlbtS untertänige SMtte, feine ©naben (ber 33if$of) tvolle il)m in folgen
§ß<$ften Slntiegen unb -Jlotljen mit SRatlj unb §tlfe beifte^en. Unb tt>iett>o§t
er, ber 2Ibt, bie 2ftßn<Jje, foviel er vermodjt, bei eiligen Sftadjbarn untere
gebraut §abt f fo giengen bo<Jj no<Jj iljrer jtvei in ber $Txt um^er. (S$ fei
beö 2lbtS bemütljtge SBitte, ber gnäbige §err mßdfyte biefe gtoei 2Jißn<$e in
ein Ätofter aufnehmen, ober mit Pfarreien verfemen, bamit fie i§re Sage
vollenbs iljre Steife §aben mögen. SDarauf ift obgenanntem §errn $erg
SBibmann jurSlnttvort gegeben tt>orben: SDie SRätlje Ijaben auf 23efeljl unferö
gnäbigen $errn von SBürgburg fein Vorbringen gehört unb barauS ent-
nommen, baft bem 2lbt ju SJhtrrljarbt unb feinen Sonventljerren allerlei
5Bef<$toerungen vom §erjog Ulridfy von SSBürttemberg begegnen, fotöjeS 2tHe3
Ijaben fie audfj vorgebautem gnäbigen §errn von SSBürjburg vorgebracht,
©eine fürftlidjen ©naben (ber Sifdjof) tyabe e$ mit gnäbigem SKitleiben
gehört. 9ta<Jjbem aber bem 2lbt nunmehr fo viele SBamung unb IBebrotyung
gugelommen, §ätte er too^l barauö abnehmen fßnnen, bafc foldfyeS, tt>ie je^t
gefc^e^en, barauS folgen tvürbe.
$)arum meint feine §ürftli<$e ©naben von SBürgburg: SBenn e$ bem
2tbt nidfyt tvoljl bei ber ©adje getoefen fei, fo §ätte er vor biefer $tit feine
JBriefe unb anbere ©adfyen beifeite an einen fidleren Ort tljun folten, bamit
er unb ba$ Älofter biefe unb alte $)inge, worüber er fidj bef dfjtvere , mit
ber 3eit ttrieber ptte bekommen lonnen. $&tnn Üjm au<Jj ©ruft bamit
getoefen tväre, bie gürftlidfyen ©naben Don SBürjburg um SRatlj unb §ilfe
ate Orbinarium anjufu<Jjen, fo Ijätte er e$ billig vor biefer 3eit tljun unb
fidfy mit feinen (Sonventualen ^ie^er verfügen folten. SDann ^attc man mit
i^nen allerlei, ba^ fi<Jj nid^t allenthalben ver^anbeln la^t, mit i^nen reben
unb ver^anbeln lonnen. SBeil bieö aber nid^t gefdf^en, fo !Bnne ber gnäbige
§err von SBürgburg, toenn eö gteidij ©eine gürftt. ©naben fetbft angienge,
nid^tö anbere« ratzen, ate bafc er bei Äaiferlid^er 3JiajeftSt unb 3$rem
Äammergerid^t §ilfe fud^e. SßaS nun bem 2lbt hierin ju t^un gelegen fei,
tpoHe ber gnäbige §err von 3Bürjburg itym an^eimftelten. SBenn aber bie
(Sonventualen 3U ©einen ©naben !ommen, ttriH fid^ ,3^ re ffixftl. ©naben
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SWurrfjarbt. 129
fcdterlidfy gegen fte erzeigen. §err 3J6rg Sßibmann jagt: „$)er 2lbt Ijabe e$
(f. oben) aus gurdfyt nidfyt getljan, benn toenn er ein n>entg ettoaä Ijätte
tnerfen laffen, fo todre er ganj auSgeftofcen toorben. 5)ie 33riefe feien alle
in bem bdurifdfyen 2lufruljr »erkannt unb feien allein nur Kopien fcorljanben,
ba$ Ijabe man Stilen infcentirt. @r tooHe aber foldje 2tnttt>ort bem 2tbt
überbringen. 33ebanfet fidfy u. f. tt>."
%laä) bem fcorfte^enben ^rotofoH, toelcfyeS ju SBürjburg über bie Reibung
be$ t>om 2lbt gefdjidften 23oten unb über bie i^m erteilte Stntoort aufge-
nommen nmrbe, madjt e3 ber SMfdjof bem 2lbt fcon SJhtrr^arbt jum SSortourf,
baf$ er fidfy nidjt balber münblidfy an iljn getoenbet unb baf$ er bie £)ohtmente
unb Sßert^fadjen nidfyt rechtzeitig geflüchtet §abe. Unmöglich todre lefetereö
nicf)t getoefen, ttrie ba$ 33eiftriel beS 2lbt3 t>on 2Waulbronn bereift, aber e$
^dtte alsbalb nad) ber Sftücffeljr (1534) beä §er$og$ unb t>or ber im 9tot>em=
ber vorgenommenen ;3nt>entirung gefcfyeljen muffen. Slber nrie ber 2lbt bur<$
ben 23oten an ben 23ifc$of melbet, toar er beruhigt burdfy bie 2lbreife be$
§er$og$ jum Äonig gerbinanb jum 2lbfdf)luf$ beS Kabaner Vertrags unb
anberfeitä toar er getdufdjt burdj bie 3ufage be$ §erjog$, baf$ er ba3 Softer
nidjt aufgeben tooKe. UeberbieS §dtte ber 2lbt, toenn er Ijätte etoaS auf
bie ©eite fcfyaffen toollen, jugleidfy aucf) felbft in'S 2lu$lanb fliegen muffen,
fonft toäre er toie einige anbere Siebte in ben Äerfer gefctyleppt unb 3> a § re
lang gefangen gehalten toorben. SBaö ba8 obige ^ßrotofolt über bie Unter-
brücfung beS ÄtofterS melbet, toirb erganjt burdfy ein ©djreiben * be$ 2lbt$
9Kartin an ben 33ifc$of Don SBürjburg. $)er 2tbt erjagt: £erjog Ulrid)
^abe nadfo ber SBiebereroberung be$ 8anbe$ juerft bem Älofter @dju£ unb
@df)irm nadlj alter SÖßeife fcerfprodjen, Ijernadfy Ijabe er eine ©djafcung unb
33egaljlung t>on §itf$gelbem auferlegt, bie aurf) ber 2lbt mit circa 2500 fl.
erlegt Ijabe. SDarauf tyabe ber §erjog beS ÄlofterS Renten, ®üter unb
©ilten inüentiren laffen, feine Sagerbüdjer, 33riefe unb Äleinobien, Äeldlje
unb n>a8 es gute« gehabt alles einfetteten unb furj nad$er nadf) Stuttgart
führen laffen „allein uf mein tifdj filbergefdf)irr ^erauögelaffen". 5)en alt-
hergebrachten ©otte^bienft ^abe ber §erjog niebergelegt unb abgefteltt unb
bem Älofter burd^ %x. £§umb unb ©r^arb ©d^nepf eine anbere Älofter-
orbnung üorgefd^rieben , baS Älofter ^abe aber bi^er altes ^ingeljen laffen
unb ben i^n jugefd^idften ^rabifanten au^er^alb beö ^lofterö in ber Sßfarrs
fird^e feinet SlmteS malten laffen. Ueber alle« biefeS ^abe i^n ber §erjog
nadf) Stuttgart berufen unb i^m burdj feine SRät^e erflaren laffen, bajs er
bie Älofter^erfoneu in ein ober jtoei Älofter jufamment^un unb fie allba
mit fieibeöna^rung verfemen, i^m, bem 2lbt, aber eine Seibgebiugö=S3efolbung
1 ©taat^ar^io a. a. D. d. 1536. Montag nad) 2)?auritü.
Wot^cn Häusler, Abteien u. ©tifte.
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130 2>ie 33enebittiner4tbtei
gegen einen 9te»erS (litt. A) toerlei^en tooße. @r fyaht gebeten, ficf> gufcor
mit feinen (£onfcentualen befyredfyen ju bürfen, btefe feine SBitte fei aber
abgefdfylagen Sorben. S3ei ber barauf erfolgten münblidjen SMSputation mit
beS §ergogS Statten ^abe er iljnen nidjts jugefte^en lönnen unb ba^er i^rem
Verlangen gemdft feine 2lnttt>ort fdjriftlidj niebergelegt (litt. B). ©arauf
Ijabe man i^n Ijeimreiten laffen unb fei bie @ad)e rutyen geblieben, bis legten
@te:p§anStag. ©a fei griebrid) fcon ©djtoarjenberg, Ober&ogt fcon @djorn=
borf, nad) 2fturr^arbt gefommen. ©erfelbe §abe itym, bem 2lbt, ben oben
erneuten 9tet>erS lieber vorgelegt, ben ßonfcentualen einen anbern (litt. C),
vermöge beffen fie mit Je 40 fl. abgefertigt toerben foKten. 2öer bieS annehme,
ben tt)oKe ber ^erjog auf beS ÄlofterS ©üter fcerficfyern, ober toer fidj ganj
Ijintoegfaufen laffen tt>oße, ber folle fid) gen Stuttgart ju ben &ammer=
9tdtljen verfügen, bie mit i^m auf obige SSerfcfyreibung unb eine ©umme
©elbeS semel pro semper fcertyanbeln würben. SBer biefeS beibeS nidjt
annehme, ber fott na<$ 3Kaulbronn jieljen mit feinem SBettgetoanb unb 33üdjem,
too er mit 2ef emeiftern , Sßräbif anten , (Sffen unb £rinfen na* S^ot^burft
toerbe fcerfetyen werben. Söenn aber t>on biefen Sorfdjldgen feiner ange*
nommen toerbe, bann foßen bie @om>entualen fcor baS £Ijor hinausgeführt
unb feiner me^r tyereingelaffen werben, ttrie ju Sord) gefdjetyen. S)er (Sonfcent
§abe bann um 2luffd)ub ber ©yefution gebeten, tt>aS matt tljm getoä^rt
tyabe. @o fi^en fie }e£t ba, auf toeitere Verfügung toartenb, nrie arme,
troftlofe, fcernriefene Seute, warten alle Sage, toenn man procebire unb fie
in'S (Slenb jage. $)a er unb feine (Sonfcentualen bie Ueberjeugung §aben,
baf$ bie genannten ^Betreibungen fotooljl i^ren (Siben als ber (Stiftung beS
ittofterS toiberfyredjen, unb fie bef$alb entfdjloffen feien, biefelben nidjt
anjuneljmen, fo bitten fie ben 23ifd)of um Sftatty unb §itfe. — $)em Schreiben
beS 2lbteS an ben 23ifd)of ift beigelegt baS Formular für einen 33ergidjt3=
unb SeibgebingSrefcerS , toeldjen ber 2tbt tydtte annehmen follen , unb bie @r=
flarung beS SlbteS auf bie Sßorfdjldge beS £erjogS. 2)er ^ßroteft beS 2lbteS
lautet ba^in: es fte^e im SBiberfyrud) mit beS ftlofterS Stiftung unb §er=
fommen, unb fei audj nid)t in bie ®en>alt beS 2lbteS gelegt, in beS £ergogS
2)ienft= unb Sftat^Spflidjt gu treten unb t>on beS fölofterS (Sinfommen bem
§erjog Sftedjnung unb SBürgf djaft ju ftelten. gerner ift beigelegt ber ©ntttmrf
eines SReöerfeS für bie (Sonfcentualen, tuorin feftgefe^t ift, toenn ber 3Serleib=
bingte „in ein anbereS ^a^iftifdjeS Softer ober ©tanb fidj begebe", fo ift
ber §erjog nidjt me^r t>erpftid^tet, i^m baS 8eibgebing auSjufolgen; tt>enn
ber §erjog einen als Pfarrer ober ^ßrdbifanten anftelte, toaS er anju=
nehmen fdjulbig fei, fo fallt baS Seibgebing für bie 3rit ber Aufteilung ^in^
toeg, wenn er bagegen toegen Sitter ober ©ebred)licf)feit feinen £)ienft nid)t
me^r üerfe^en fann, fo ift itym baS Seibgebing ttrieber ju üerabreid^en.
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Sflurrljarbt. 131
gaffen nrir bie fcorfte^enben 23eri(^te jufammen, fo ergibt fidj folgenber
aSeriauf ber ©djitffate be$ ftloftcr«. SKadf) ber ©d£)ladjt bei Sauffen (13. Sftai
1534) begab fidfy ber 2tbt Martin gu ^erjog Ulrid^ „mit einer giemltdjen
aSereljrung", unb bat benfelben, baä Softer in feinen ©d£)u£ ju nehmen
unb bei feinen Sftedjten ju laffen. £)er §erjog fagte e$ iljm jn. ©leid)
barauf $at ba3 Softer über 1000 fL ©teuer ju erlegen, unb erhalt ben
93efe^l, baä tyalbe Ginfommen abzuliefern. £)er ^ralat begibt fid) mit anbern
2lmt3brübern jum §erjog, unb erhalt ben 23efdjeib, ber §erjog §dtte jtoar
ba3 Sfted^t, ba3 Älofter aufgeben, er tooße bieS aber nidjt, fonbern nur
S3ei§ilfe jur Abtragung ber ©djulb. S)er 2lbt toar fcoß greube über biefen
a3efdjeib, aber fd)on am folgenben 5. Sftofcember 1534 erhalten griebrid)
2^umb unb @r§arb ©dfynepf tljre aSoßmadjten für bie Unterbrücfung be3
ÄlofterS. Sie lommen nad) -äJhm^arbt, ber fattyolifdje ©otteSbienft nrirb
fofort verboten, ba3 Slßer^eiligfte aus ber föirdfye entfernt, ba3 ©gentium
im>entirt, alte Sßertyfadjen eingefdjloffen unb furj barauf nad) (Stuttgart
geführt. 2lm folgenben 2. Januar 1535 erhalt ber 2lbt ben ®efe$l, bie
latljolifdjen Pfarrer in feinem Sßatronat abjufdfyaffen unb efcangelifcfye an i^re
Steife ju fe^en. Um biefelbe Qtit fam ber t>on ©tuttgart gefdfyicfte Sßrebiger
unb §ielt ben ©otteäbienft in ber Sßfarrfirdje. S)er 2lbt toirb je£t jum
§erjog berufen unb erhalt fcon ben 9tdtljen bie ©roffnung, bajs er fammt
feinen ßonfcentualen fidj burdj ein Seibgebing abfertigen laffen foße. £)er
2lbt blieb gegen alte 33orfteßungen unb gorberungen ber Sftatlje feft unb
gab iljnen in feinem fünfte nad). Stuf ityren Sßunfdj Ijinterläfst er iljnen
einen f<$riftli<$en ^Sroteft unb feljrt lieber tyeim. (Sinige 3 e ^ ^ e fe man i e &*
ba$ Ätofter in Sftu^e, aber am 26. SDejember 1535 fam ber Ober&ogt fcon
©djornborf griebrid) fcon ©dfytoarjenberg nad) 2fturrljarbt unb forberte 2lbt
unb (Sonfcent auf, bie 3Serleibbingung anjuneljmen, ober na<$ 2Waulbronn
ju jietyen, ober aber atsbatb ba3 Älofter ju fcerlaffen. Äein Sßitglieb be$
GonfcentS natym biefe gorberungen an, unb ber 3Sogt gemährte auf SSitten
be3 SonfcentS einen Sluffdjub. 2)er 2lbt gieng hrieber nad) ©tuttgart, um
eine ^urücfnaljme ber 33efetyle ju ernurfen, erhielt aber t)on ben Statten
ben iBefd^eib, ber §erjog toerbe feinen ^ßlan mit ben Älßftern burd^fü^ren.
2tm 7. 3^nuar 1536 nmrbe im tarnen be^ §erjog$ ber 33efe^l x an ben
2lbt ausgefertigt: 2)er §erjog §abe ben 3 a ^^ §c>ff e fe S u §ein$aim (§eim^=
^eim) jum 35ogt unb 3ttitfcewatter beö ÄlofterS befteßt, ber 2lbt foße i^n
„bie (Gelegenheit ber ©efaße unb beö (SiriEommenS reifen" unb biefetben
mit t§m »erhalten. Site |ebodf) §offe^ nadfy SRurr^arbt lam unb feine
aSoßmadfyten öorjeigte, tooßte man nid^tö son i^m toiffen, fonbern toieS iljn
©faat^ard^it». ©opte. d. wie oben.
9*
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132 SMe Söcnebifttner^tbtet
ab. Waty 14 Jagen teerte aber Jpoffeft jurüd, unb jefct mußten bie Ken-
bentuaten ba$ Softer räumen. „-Iftit großem Sßeinen unb klagen" giengen
fie toeg, ber eine baljin, ber anbere borten, ju guten greunben, jtöei irrten
nodfj fyater o^ne Unterftmft untrer. -Kur ber 2lbt unb Sßrior föarle burften
mit jtoei alten iranfen 2ftondjen im Älofter Bleiben, ©er 2lbt erhielt ein
Seibgebing unb burfte ben £abit tragen. Empfehlungen bon Seiten be$
2lbel3 foKen tym SSergünftigungen auSgetoirft §aben. *
2lbt Sftartin 3Jto§rtin ftarb am 13. ^uni 1548. ©ein (Sonbent geid)nete
fidfy bor mannen anberen burdj entfd^tebeneS Eintreten für bie Religion unb
ben Orben unb burd) ^urüdtoeifung alter Angriffe auf feine 9tedjte au3.
3umeift fanb bie 2lufforberung jur Stnnaljme be$ SeibgebingSreberfeö a. 1535
bei ben Siebten feine Slble^nung. S)er 2tbt Sftartin aber lehnte in ben
SSer^anblungen mit ben Statten alte ^umutljungen berfelben ab. ©eine
mutige (Sntfdjieben^eit ttrirb audfy in feiner ©rabinfdfyrift Ijerborgetyoben,
toeldfje lautete: »Habes, viator, in hoc conditorio ossa piissimi praecla-
rique viri Martini abbatis monasterii Murrhard: qui strenue summa
animi fortitudine constantiaque vitam duxit: qui etiam miseris suc-
currere didicit: jam vero in communem abiit locum christianissime
atque catholice. Cuius anima deo vivat. vixit annis LVIII. et a
Christo nato MDXLVIII. die 13. Junii emigravit.« 2 2lm fotgenben
16. ;guni 1548 werben bie SRentfammer-SRat^e burdfy Ijergoglidjen 33efel)t 3
aufgeforbert, bie ^interlaffenfdjaft be$ beworbenen StbteS ju inbentiren.
33on §erjog Ulrid) tourbe nun ber $rior Stomas föarte jum 2tbt bor=
gefdfylagen. 2tm 17. September 1548 fdfyreibt 4 §erjog Utridf) an ben 33ifd(jof
3M<$ior ju Söürjburg: (Sr Ijabe aU Slbbofat unb ^atrott beö ftlofterS
3Jhirrtyarbt ben Sßrior Stomas Äarle auf feine 23itte ju ber burdf) Job
be$ Stbteä Sftartin erlebigten 2lbt3toürbe berorbnet. S)er ^ßrior fei ber einjtge
nodf) im Älofter toeilenbe ßonbentuate, er fei ein aufrichtiger frommer 2ßann,
Begierig be$ fötofterS Sftufcen ju förbern unb erbietig einen (Sonbent 5U
fammeln, fobiet bie $eit unb be$ ÄlofterS (Sinfommen leibe. £)er ^Bifdjcf
möge benfelben als 2tbt beftatigen. ©8 ift (im ©t.=2l.) ein (Soncept ber
SSeftatigung itarte'3 burdfy ben 33ifdfyof bom 25. September 1548 bor^anben,
auf ber 9tücf fette fte^t aber „Sft nit auSgangen". S)ie SBeftatigung erfolgte
lurj barauf, unb Stomas Äarte tourbe bom Sßeifybifcfyof ©eorg %lafy, SMfdfyof
bon ©atona, als 2lbt benebicirt. S)er neue 2lbt gieng atsbalb mit (Sifer
1 Waü) bem „rotten Söudj", Sölfcr. im ©taatSardjto, unb Secendorf. Comm. de
Lutheran. III. 76; Crusius P. III. 1. 2. c. 10; Pregizer 129; ©attter, ^erjoge in. 73.
2 Crus. II. 1. 1. c. 13; III. 1. 2. c. 22.
8 ©taatSardjto. d. nne oben.
* ©benbafelbft.
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SRurrfjarbt. 133
baran, ba$ Älofter triebet Ijerjuftellen. 2)a$ ©ormitorium unb bie beffere
Steuer waren abgebrannt unb würben ton itym lieber aufgebaut.
3m 3a§re 1550 ben 16. (September erneuert Äaifer Karl V. bem
Älofter feine ^rhrilegien; ber 2tbt Stomas tyatte barum nadjgefudjt, tx>eit
bem Softer feine 23riefe, fammt allen föirdjengejierben, Ornaten unb fölei=
nobien im 33auernaufru^r unb feiger, nadjbem bie SMigionSftreitigfetten
eingeriffen, abtyanben gelommen burdj Sßlünberung, SSerjagung eines ZfyiU
be3 6om>ent$ unb SBegfityrung obgenannter föleinobien unb Ornate. 1 2Ibt
Äarle ift im Januar 1552 iw<$ «uf bem Sanbtage ju Böblingen unb ßnbe
gebruar in bem StuSfdfyuft ton 4 Prälaten unb 12 ©tabten ju Tübingen. 2
3ltn 21. 3uli ftarb er unb würbe itym folgenbe ©rabinfdjrift gefegt: Scias,
candide lector hoc saxum venerabilis et pii Domini Thomae hujus
monasterii abbatis corruptibile corpus obtegere. Qui erga Deum et
homines christianum gessit animum. Etiam tarn monasticae religionis
quam aedificiorum restaurator fuit. Anno salutis 1552 die 21. Julii
vitam terminavit Vixit ann. LVI. Regnavit autem 4. Cuius anima
requiescat in pace. Amen. 3
Um eine Sfteuwaljl nadj feinem Sinne anjuorbnen, fanbte £>ergog
6§rtfto^ am 8. 3luguft 1552 feine Dftatlje Cannes Sanbfdjab fcon ©teinad)
unb ©ebaftian §ornmolb nadj 3tturrljarbt. ©ie fanben im Softer fcor:
5 (Sonfcentualen im 2ltter fcon 19 bis 22 ^a^ren unb brei Sftofcijen. 3um
(Sonfcent gehörten au^erbem jwei altere (Sonfcentualen, bie in Oefterreid) auf
Pfarreien waren. (OberamtSbefdjreibung ©eite 253 f.) S)er (Sonbent
erklärte fidj bereit, ben iljnen Dorn Jperjog prafentirten 2tbt anzuerkennen,
wenn ber 23if<$of &on Söürjburg benfelben beftatigen würbe. Sftadj bem
$tane be$ ^erjogS follte ber 19ja§rtge Otto Seon^arb, ©o^n be3 fölofter^
oogt# Safob §offe§, 2tbt werben, obgleidj berfelbe nid)t ^riefter war. ©d§on
am 2. Sluguft 1552 prafentirte 4 §ergog (S§riftop§ bem 33ifdjof SMdjior
an ©teile be$ fcerftorbenen 2tbt3 ben Seontyarb §offefc. 2luf ber Dftücffeite
ber ^rdfentationö'Urfunbe ift aber fcon ber bifcfyöflidfyen (Sanjlei folgenbe
Semerfung gemalt: „ Antwort: Unfer gnabiger gürft unb §err ju 2Bürj=
bürg tyat biefe präfentation nit angenommen, in anfe^ung, baft ber fcermeint
electus oon einem consent nit elegirt, nod) cum decreto electoris wie
gebräudjtidj prafentirt, inbem fid) aud) befunben, obgleid) ber vermeint prd~
fentirt conoentualiS unb profefc aber nit clericus nodj in maioribus, ber=
1 Würdtwein. subsid. diplom. T. IV. 308 f.
2 Sattler, ^crjoge IV. 19.
3 Crusius. P. II. 1. 1. c. 13.
* StaatSardjto. Orig. $erg.
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134 ®ie 23cnebtftttier*TOtei
toegen f. g. iljn nit lonftrmiren mögen ober fönnett, tootye er aber beren^
toegen ein bifyenfation fcon btyftlidfyer ^etligfett- ober irer ^etltgfett tegaten
ober nuntio jutoegen Bringe unb e. g. Ij. (= einem gnabigen §errn) pra=
fenttre, tmß aföbann f. f. g. aller gepure erzeigen. Stlfo ift bem ©efanbten
geanttoort." 2luf biefe abfcfylagige 2lnttoort fdjitfte ber §erjog [einen dlaty
§an$ Sanbfdjab unb ben alten Jpoffeft an ben Sifcfyof. 1 •
$)er junge Seonljarb §offe£ f treibt am 16. Stuguft 1552 felbft an
ben 23ifdjof 3Md)ior unb bittet, ber 23ifdjof möge i^n beftatigen unb feine
3>ugenb nidjt ate ^rinbernift gelten taf fen ; er bebauert, toegen eines §ieber$
nidjt fetbft fommen ju lonnen, toie er §atte foKen, unb fcerfpridjt, Sitten ju
leiften, toaä er fdjulbig fei, feine 3> u 9 cn *> * n 5C§un unb 8affen baljin ju
rieten, baft beS Äloftcr* unb ber (Sonbentuaten Sftu&en unb Sßo^lfatyrt
tünftig fidj geigen toerben. — 3 n flWc^cr Angelegenheit rieten cwdj bie
4 (Sonbentualen im Älofter eine 23ittfd)rift 2 an ben ©iföof um 23eftättgung
be8 bon i^nen getoa^lten 2tbte& @ie fagen: SBegen i^rer ^ugenb ^ a fc ett
fie leinen $rior no<$ audfy anbern OfficialeS gehabt, auä) bie 2tngelegen=
Reiten be$ itlofterS nidjt getouftt. $)arum tyaben fie )\ä) an ben §erjog
(Sljrifto^ getoenbet, baft er iljnen ju einem neuen 2lbt be^ilflidj fein mo^te.
^n golge Ijiebon Ijabe iljnen ber ^ßrior 3>oljann §ierontymu$ öon 8ord) als
Vertreter beS bortigen 2lbt$, i^reä SSifitatorS, einen ityrer Sßitfonbentualen
t>orgefcf)lagen. ©iefen Ijaben fie aU tauglidfy erfunben unb einmütig eraaljlt.
SDer genannte Sßrior tyaben benfelben (ben ^offeft) ate 2lbt publicirt unb
bitten fie ben 23ifd)of um nunmehrige SSeftatigung. Unterfdjrieben finb bie
4 (Sonbentualen : (Sber^arb @tocf, ©ebaftian Sug, 3afob ©aueffer, SGBoIf=
gang £ef<$. SDaS gange SSerljalten biefer ßonbentualen toeiät barauf §in,
bafc fie mit bem bon i^nen jum 2tbt getollten Seon^arb §offefc SineS
©inneS, b. Ij. lutljerifcf) gefinnt toaren. 3>n moralifdjer 33ejieljung geben
iljnen bie ^erjoglidjen (Sommiffdre felbft ein fd)led)te8 Beugnijs. 2l m gleiten
£ag, an toeldjem biefeS 33tttf<$reiben um 23eftdtigung an ben 33if$of abging,
toar ju 3Jlurr^arbt in ©egentoart be$ ^Jriorö §ieront)muö t)on 8or(^ Seon=
^arb §offe^ jum Stbte ertoä^lt toorben. 3 ©leic^fall« an biefem Jag fteltt
§offe^ feine 3Ser^ftid)tungöurfunbe gegen ben §erjog au^. 4 @ö ift eine
ftarfe Unverfrorenheit, mit toetdfyer ber ßonüent toagt, um 93eftatigung be^
2lbtö ben Sifd^of ju bitten, ba bocf) ber SfteugetDä^lte fdjon neun Sage gut>or
fid) fc^riftlid) fcerpflidjtet ^atte, bie fat^olifdje Religion abgufdjaffen. Seon^arb
1 ©taatöarc^io. Söeglaubtgung^fc^retben für bie ©efanbten. d. 15. Sluguft 1552.
9 ©taat^ar^to. d. 25. Sluguft 1552. eopie.
8 ©taat3ard)h). ^ferg. Drig. d. 25. Sluguft 1552. Instrumeutum electiouis
Ottonis Leonhardi abbatis in Murrhard.
4 (Sbenbafelbft. ^erg. Crig. d. 25. Stuguft 1552.
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9Hurrl)arbt. 135
§offefc fteßt nämlidf) am Iß. Sluguft 1552 einen föeverg l au$: „bafc
id) bei meiner abteilidfyen 33ertvaltung bie abgöttischen (Zeremonien erlaffen"
ttrilf „unb meines ^odjgemelten gnSbigften dürften unb jperrn d^riftentidje
(Sonfeffion, fo im jüngften Jrienter (Soncilio publif übergeben, mit bero
dtafy unb jpanb^abung anrieten" ttrilf. ferner verpflidjtet er fidfj, leinen
von feinen (Sonventualen otyne beä §ergog$ 2$ortviffen gum ^riefter toeiljen
gu laffen, feinen an [eine Siegel unb ©elübbe gebunben gu galten, tvenn
einer in eine anbere djriftenltdje 33ofation fi<$ begeben trotte, iljn nid^t baran
gu Ijinbern, fonbem Ujm eine Sßenfion gu geben. SDie in feinem ^ßatronat
befinblidfyen Pfarreien verfyridfyt er mit evangelifcfyen ©eifttidfyen gu befe^en,
bie Äaplanetyfrünben gum gemeinen föir<$enfaften eingießen gu laffen, bie
je^igen unb fünftigen (Sonventualen tvolte er nadj Tübingen gum ©tubium
ber Geologie fd)icfen unb felbft audfy eine ^^ang biefem ©tubium fidlj
nribmen, audlj bie reine d^riftlid^e Seljre nadfy be$ gürften (Sonfeffion Reifen
ejrequiren unb tyanb^aben. Unb für einen folgen 2lbt bittet man ben 23ifdjof
um 23eftatigung. $n SBürgburg tvar man inbeS nicfyt eilig mit ber 93e=
ftätigung. §ergog (Sljrifto^ fdfyidfte bef$alb feinen Sftatl) §ierontymu$ ©er=
Ijarb an ben 23ifd^of. 2
S)er 23efdjetb be$ 23ifdjof3 auf bie Söitte um SBeftStigung ftetyt auf ber
Stücffeite ber von ben 4 (Sonventualen gefcfyidften 33ittfdjrift um bifd^oflid^e
Konfirmation unb lautet: „Uf überanüvortung biefer vermeinten präfentation
unb einer tvürttembergifdjen crebeng uf SDoftor 3$erontymum ©erwarb gefteKt,
Ijat unfer gnabiger fürft unb §err nadij genugfamer gehabter beratljfdjlagung
gebautem S)oftor unb be$ vermeintlidjen präfentirten abtS vater fo audE)
gugegen getvef en, antworten laffen : f. f. g. liefce biefe angemaßte präf entation
in i^rem n>ert§ ober untvertlj bleiben, unb nadfybem aus allerlei Umftanben
nit gu finben, baft ber vermeint elect ober prafenttrt clericus ober professus
ordinis fei, tooße f. f. g. als bem ordinario, tveldfyem audfy baä Älofter
SJhtrrljarbt von vielen faif erlitten begnabigungen inforporirt, fonb vermöge
gemeiner redjt mit nieten gepuren nöd) gegiemen, ben obgenannten vermeinten
electen gu fonfirmiren, viel minber bie abminiftration gu fommittiren. (£r
möge fidfy aber (nrie benn i. f. ®. gnebigS gutbebunfen) uf fonftig quatember
allster gum suffraganeo verfuegen, fidfj orbiniren unb qualificiren laffen,
audj beS orbenS regel fidf) gemafc ergeigen unb galten, fotgenbs bei i. f. g.
umb confirmation audfy commiffion ber abminiftration anfügen; tvolle fidfy
i. f. g. mit gepurlidfyer anttvort unb unvertveiflidj gegen ime ergeigen unb
vernemen laffen, welche anttvort unb fürfdjlag ber genannt boftor unb be$
1 <5taat3artf)iD. $erg. Gopie. d. 16. §(uguft 1552.
2 ©taatöardjto. (Srebensföreiben für &ierontymu3 ©erfjarb. d. 15. (Sept. 1552.
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136 $ie Söcnebtfttnet'Slbtet
electen 33ater, fo aud) befetylsljaber im flofter ift, alfo guttmllig angenommen,
bem oolge tuen laffen erpotten, fidj bebanft unb alfo abgerieben. Actum
in cancellaria praesentibus revmo suffraganeo doctore Fusseo, Jacobo
Hauge, L. Joh. Armbroster."
2lbt §offefj führte in ber golge bie SSertoaltung. $on einem 33ene=
biftiner-(£onbent toar in SKurr^arbt feine 5ftebe me^r, ber fatyolifdje (Sottet
bienft tourbe mit 3uftimmung beS 2tbtS abgefdjafft, ein (Sonoentuale, ©ebaftian
8u$, getyt am 2. Stuguft 1553 auf eine Pfarrei, toeil großer Sßangel an
®eiftli<$en fei. l 3m 3»a§re 1558 ^eiratljete ber 2lbt §offeft unb §erjog
ßljrifto^ bewilligt 2 i^m aus bem itloftereinfommen eine ©fjefteuer Don
200 ft., ein jatyrlidjeS Deputat mit 130 fL, toeldjeS erljöljt toerben folf, toenn
er Äinber befomme. 23ei ber 2lbminiftratton foll er gleidjtooljl oerbleiben
bürfen. Unter gleidjem Saturn ftettt ber 2lbt eine SSerpflidjtung^Urfunbe
aus, 3 toorin er fagt, baf$ er „als junger Sftann" in ben ©tyeftanb treten
toolle. (Sonbentualen Ijatte ber 2lbt nodj einen eingigen. 9lad) einem 9Ser=
jeidjmft aller ©immuner be$ itlofterS (@t.=2trdj.) oom 4. -ftobember 1561
finb im itlofter 45 Sßerfonen unb jtoar aufcer bem ©efinbe : S)er 2lbt §offeft,
feine $rau, „ein jung föinb", Sftagb unb Äinbgmäb$en , ein ßonoentual
Safob ©anfer, ber Sßräceptor unb Pfarrer ^anneS Kepler mit 11 @djul=
fnaben. §erjog (S^rtftoplj madjte mit bem bon tljm erfornen 2lbte §offe§
fc^ltmme Erfahrungen unb too moglidfy nodj f^limmere mit beffen 33ater, bem
Älofterbogt $dtö §offe£. SDer lefctere burfte bie (Sontrole beS ©otyneS
nid)t furzten unb machte biele 3>aljre ^ang fortgefe^te Eingriffe in ba3 bon
iljm »ermattete itloftergut.
©obiel man eruiren fonnte, enttoenbete er über 7,000 ff. unb herleitete
feinen Unteramtmann §an$ föoner, ©djult^ei^en ju Sßeftljeim, bafj er oon
ben föloftergefäßen bei 2169 fl. unterfcfylug. 3uglei<$ miftbraudjte er feinen
©egenf^reiber 2luguftin §i£ler jur Urfunbenfdlfcfyung. @r toar inSbefonbere
angellagt: „bajs er, otyneradjtet er feinen Sfjeil am ^eljnten ^tte nehmen
folten, er bo$ oft folgen felbft allein unb bann audy neben anbern beftanben
Ijabe, item, ba£ er in (Srftattung beä 3eljenttyaber$ bon wegen »orgebenem
3ttij3t»ad)$ fid) felbft einen Sftadjlafj get^an unb toeniger in bie Dünung
gebraut, item, baft er ton ben gelieferten ge^entfrüc^ten in fein eigenes
§au3 fuhren laffen u. brgl., ba i^m fein ©o^n, ber 2tbt, Stiles überfein;
item oieleS fonft veruntreuet, falsa in Urfunben, SRe^nungen u. f. tt>. be-
gangen, bie Untertanen übernommen." 3 m 3 al ^ re 1574 fernen »on ©tutt=
gart einige SRdt^e, um bie 3Sertoaltung ju unterfudfyen. ^n golge beffen
1 <Btaat§ard)iü. $ap. Ortg. d. tote oben.
2 (Sbenbafelbft. ^ßcrg. Orig. d. 20. S)eäember 1558.
3 (Sbenbafelbft. ^erg. £)rig. d. toie öorfte^enb.
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ÜKurrfjarbt. 137
würbe ber 2Sogt fcer^aftet unb peinlidfy proceffirt, ber ©djult^eift ergriff bie
§lud)t, ber ©d)reiber würbe ebenfalls peintid) proceffirt. 2)er ^rocefj enbigte
mit ber Verurteilung beS Vogts §offe§ jum £obe burd) ben ©trang; auf
eingelegte gürbitte würbe er jum £obe burd) ba$ ©$wert begnabigt unb
a. 1575 hingerietet. 9tod) §eute ge^t in Sßurr^arbt bie Sage, ber SSogt
§offeft gelje um 3Kitternad)t in gewiffen ©trafen ber ©tabt untrer, nad)
ben einen als Äalb, nadj anberen als großer fdjwarjer $ubel. 2lu<$ ber
©oljn beS Vogts, 2lbt Seon^arb §offeft, lam in Verbadjt unb würbe auf
§o§em$fteufen gefangen gefegt. 3 m 3 a ^ re 1574 »»tbc er ben 22. ©ep=
tember ber Verwaltung enthoben „fcon wegen $ftid)tt>erfeljen ber itirdje mit
^ßrebigen unb unterlaffener 3> n fo ec t™n ü^er bie ©<$ule, au<$ ungetreuer
§au$§altung falber", beffemmgead)tet erhielt er ein Seibgebing. §offe£
wirb gewoljnlid) als ber le^te latljolifdje 216t angeführt, mit Unred)t, er ift
ber erfte lut^erif^e 2lbt, benn er Ijatte fi<$ fdjon fcor feinem StmtSantritte
jur 2lbfd)affung be$ fat§olifd)en ©otteSbienfteS fcerpftidjtet unb war überbieS
ein ßaie. 2)en (Sinbrudf, welken baS Verhalten biefeS erften proteftantifcfeen
2tbte3 auf ben £>er$og machte, lennjeidjnet ©talin in ber Dberamt3befd)rei=
bung mit ben Söorten : „UebrigenS naljm §erjog (£tyrtftopty burd) biefeS erfte
Veifpiet eines e&angelifdjen 2tbteS etwas eingeflüstert, längere 3eit ttint
(Ernennung eine« folgen me^r fcor." Stuf £>offe£ folgte als jweiter prote-
ftantifdjer 2lbt a. 1574 M. jgactyariaS g^ e i ; ©pecialfuperintenbent ju 2ßar-
bad), f 1594.
3luf ©runb beS SfteftitutionS^bifteS bon 1629 würbe baS Äloftcr bem
Orben gurüdgegeben unb am 13. ©eptember 1630 na^m bie laiferli^e (Sonu
miffion Dom itlofter SRurr^arbt Vefife. $)ie fdjwäbifdje Venebiftinersßongre-
gation beftimmte ^wiefalter 2fton$e für Sßurrljarbt, allein ber Vifdjof fcon
SBürgburg fd)itfte Sftöndje aus feiner Siocefe. (Sulger Annal. Zwf. 2, 232.)
Sß$tfiM> ^einridj &on ©tuben würbe Slbminiftrator beS ftlofterS. * 33alb
mußten jebod) bie OrbenSleute fliegen, unb ber lut^erif^e 2lbt jog wieber
ein. %laä) ber ©djlad)t fcon fXlörbtingen tarnen bie 33enebiftiner wieber mit
bem lat^olif^en 2lbte ©merid) fcon ©tabe. SDiefer 2lbt foll feljr gewaltfam
aufgetreten fein, wobei man aber im Sluge behalten muft, bafs man eben im
brei^igja^rigen Ärieg nur mit ber ©ewalt ju feinem SRed^te fommen fonnte.
3m Sluguft 1639 fud)te ber 2lbt gmerid) mit einer 2tn$aijt SÄujMere unb
brei Leitern fid) ber ©tabt 2Kßdmül)t wieber ju bemä^tigen. (S^ gelang
jwar bem 2lbte, fi^ „mittelft eine^ lebete" einjufStei^en, bie anbern aber
fanben bie Sljore t)erfd)loffen. S)er 2lbt gab fcor, 93efe^te öom Ä:aifer ju
^aben, inu^te aber fStie^li^ jufrieben fein, ba^ man i^n wieber jum S^ore
£bcrantt§bef(^reibung Seite 255.
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138 $ie Söenebittiner-5lbtet Sflurrfjarbt.
§inau$liefc. l %m 3>aljre 1642 mußten 2lbt unb (Sonfcent t>or benSBeimar;
fdfyen Strumen fliegen unb als fie gurücffeljren roßten , würben fie gefangen
toeggefüljrt, erlangten jebod^ balb bie greityeit ttueber. $ n ber testen $eit
toar $rior ju Sfturr^arbt 2lbamu$ 2lbami aus 3Wü^lljeim bei (Söln, toetdjer
$u OSnabrücf eine Stimme führte für (Sorfcety unb bie Sntereffen ber ttmrt=
tembergifcfyen Älöfter t>erfod)t. 2
SDer toeftyljdlifcfye griebe gab ba3 Softer an Sßürttemberg jurütf. ©ad
Slnbenfen an bie S3enebiftiner fcon Sßurrljarbt toirb betoaljrt burdj bie fünft-
ttolfe a. 1434 gebaute fölofterfirdje unb burd) bie baran anftoftenbe Sanft
Sßalberidjäfapelfe, „eines ber fünften Äunfttoerfe fydtromanifcfyen Stils".
Siebte fcon SJhtrrljarbt : Engelbert 906; Slbolf 1027; Sßijo 1064;
§einridj 1139—1156; §erbort 1182; 3Jtilo 1291—1300 unb ttrieber
1309; §einrid) 1300; Äonrab 1308; 2ltbert 1314; £einrid) 1329—1342
ftonrab 1365—1369; §einrid) 1381; ©art 1389; jpeinridj fcon @n$=
fingen 1391 unb 1397; 3o$anne* 1406—1423; ^5aul 1424—1435;
Sofymne« 1435, f 1444; 3o$anne« 1453; £erbort 1456, f 1463; mU
Ijelm ©gen 1469—1483; Cannes S<$rabin 1489—1501; Sorenj ©aul
1501, f 1508; $Pty) Kenner 1509—1511; £)3tt>alb 1511—1527;
Martin 2ftö$rlin f 1548; Stomas ftarle f 1552; (Smerid) fcon Stabe
1634 ff.
©er lefcte proteftantifcfye 2lbt twn 9tturr§arbt toar 3ofep§ griebridj
©Delling 1801—1807, ber Sater be$ ^ilofo^^en. (OberamtSbefdjreibung
Seite 256.) 3
1 Sattler VII. 214.
2 Sattler VIII. 127.
3 $te 2lrc$toal*2tften beä ßlofterä Sflurrfjarbt würben 1878 au3 bem ftönigl.
SBatjerifc^en &rd)tofonferüatorium ju Söürjburg nad) Stuttgart übergeben.
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x. jßfe &tntto\täxntx-Wlbin &Uaürmctn.
2)a« 23enebtftinerlf öfter 33laubeuren tourbe c. 1085 gegrünbet Don §ugo,
Slnfelm unb £>einridj, au« ber gamitie ber festeren ^faljgrafen Don Tübingen. *
SDie erften SJion^e tarnen au« bem gerabe bamal« in työdjfter 33lüt§e fteljenben
§irfdf)au. Um ben Älofterbau madljte fidj ber 23ifd(jof Sodann (&• ©nj^crg)
Don Steter Derbient; er tt>ar ber O^etm ber ©dfjtoiegertodjter be« Stifter«
2lnfelm, 2lbetljeib ton (Snjberg. S*e&tere retöte felbft nad) iftom ju Sßapft
Urban IL, toeldjer ben 25. Januar 1099 eine 33utte für ba« Softer au«*
fertigen lieft. ©djirntDogte toaren bie Sßfalggrafen Don Tübingen, nadfj itynen
bie ©rafen Don §elfenftein, feit 1847 bie ©rafen Don Sßürttemberg. 3ur
3eit als §erjog lltridf) a. 1534 fein Sanb toieber eroberte unb balb bie
@lauben«dnberung begann, toar 2tbt in 23taubeuren 2lmbro« ©euerer. 5ftadj=
betn gegen (Snbe be« 3>a§re« 1534 bie ^nDentirung im Softer Dorgenommen
toorben toar, tarnen im ©ommer 1535 bie Ijerjoglicfyen (Sommiffdre, toeldfye
ba« fölofter räumen foKten, inbem fie toie anberiodrt« bie -DWndfye aufforberten,
enttoeber mit einem Seibgebing Don je 40 fl. fidfy abfertigen ju laffen, ober
aber at«balb nadj 2Waulbronn abjureifen mit iljren SBüdfjern unb SBetten.
SDie 23laubeurer Senebiftiner jeid^neten fidfy aber burd^ befonbere geftigfeit
unb treue« gehalten an i^ren £)rben«gelübben au«. SDie (Sommiffdre
fteCten ben Sttßndjen Dor: SBenn fie bie Serleibbingung nidfyt annehmen, fo
toerbe fie grofte Ungnabe be« §erjog« treffen. @ie bemühten fi<$ jugteidj,
bie (SonDentualen Don einanber ju trennen, um fid) eine ettoaige Uneinigfeit
unter benfelben ju SKufcen ju machen. ©oDiel aber bie (Sommiffdre fidlj
bemühten, fie ju trennen, foDiel beftarften fidE> gegenfeitig bie 2Rond§e nidfyt«
abgefonbert, fonbern Me« im (SinDerne^men gu t^un, toie fie in iljrer @r=
flarung Dom 7. Januar 1536 2 . bezeugen.
SSejüglicf) be« Seibgebing« erklärten bie KonDentualen ben ßommiffdren,
fie tonnten ba«felbe unter alten Umftdnben nur auf folange annehmen, bi«
1 $aul ©tälin i. 421.
2 ©taat3ard)to. SBIaubeuren. f. ^Beilage 10.
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140 $ie $Benebtftmer*2lbtei
eine SSergteid^ung ber DfteligionSftreitigfeiten burd) ein allgemeines Goncil
ftattgefunben §atte. 2luf btefe SSebingung liefen fi<$ bie (Sommiffare nidjt
ein, fonbern erllärten bem größeren Styeil ber (Sonventualen, ba§ fie baS
Softer gu verlaffen tyaben. • föinige SWöndje fottten bis auf weiteren 33ef<$eib
nodj im Älofter bleiben bürfen. £)ie (Sommiffare Ratten motyl barauf ge=
rennet, baft fie audj in 33laubeuren mie in mehreren anbern fötoftern eine
lutyerifdj gefinnte ^art^ei treffen mürben, aber barin taufd)ten fie fid).
©erabe bie ©nmütljigfeit ber ßonventualen mar i^re ©tarfe. 3>n ben Sitten
ift nirgenbs von einem abtrünnigen bie Sftebe.
3^rer ©imgfett geben bie Sßondje no<$ SluSbrud in einer Vereinbarung,
meiere fie vor ityrer Trennung in fotgenber Urfunbe feftfe|en: „SEßtr
$rior unb (Sonvent beS ©otteS^aufeS 33laubeuren, befennen ßffentli^ mit
biefem 23riefe: 5ftad)bem bie ©efanbten beS burd)laudjtigen ^odjgebornen
dürften unb §errn, £>errn Ulrid)S, §erjogS ju Söürttemberg k. SBerbung
an uns get^an, uns abzufertigen gen Sßaulbronn, ober uns eine >$enfion
ju geben, jeboc^ mit auSbrüdlidjer SSerjidjtleiftung auf unfer Softer unb
alle Dfted)te unb 2lnfyrü<$e, bie mir an baSfelbe §aben ; unb aber mir Solches
nidjt angenommen tyaben, no<$ au$ annehmen motten aufter in ber gorm,
meldje unten angezeigt merben mirb, unb bef$alb @tlid)en aufgeboten morben
ift, anbern jugelaffen mürbe gu bleiben bis auf ferneren 33efd)eib : (£Ije mir
benn nun von einanber gefdjieben finb, Ijaben mir mit mo§tbebad)tem SUhttlj
unb nad) juvor gehaltener 23eratl)fd)lagung aus brüberlidjer Siebe, gu unferm
unb unfereS ©otteSIjaufeS Sftufcen unb Söoljlfaljrt meiter vereinbart unb lünftig
ju galten uns verbunben, gugefagt unb öer^ftid^tet mie na^fte^enb folgt:
3um erften: SMemeil mir vormals miteinanber vereinbart unb befdfyloffen
tyaben: menn mir eine Sßenfion annehmen müßten ober anbernfatts ber Un=
gnabe beS dürften unb großen @d)abenS gemartig fein müßten, mie bie
©efanbten gu verfielen gegeben, fo moHten mir bodf) @old)eS nid)t auf
länger bemiHigen unb au<$ ber ^ßenfion falber nic^t für langer auf unfere
^ßfrünbe unb unfer ©otteSljauS vergiften, als bis auf künftiges allgemeines
d)riftti($eS ßoncilium ober beS DfteidjS Deformation. 25a aber foldjeS nidjt
angenommen morben ift, fo verfpredjen mir unb fagen einanber gu bei guter
Jreue, ba£ mir fürbertyin unb in 3 u ^ un f t m $ * n Wncr anbern SBeife ein-
laffen unb begeben (vergiften) motten als in ber vorgenannten Sßeife, unb
baft mir in biefer @ad)e nidfyt anberS unb meiter uns verfdjreiben als nad}
Snljalt unb laut ber Gopie einer 33erfd)reibung bie von uns aufgefegt ift
unb Ijemadj von 2Bort gu 2Bort getrieben fte^t. 3um Sfobern : fo tyaben
\\ä) bie ©efanbten feinerjeit audb vielfältig befliffen unb geübt, uns von
einanber git trennen, unb mir ^aben be§gleid)en vielfältig einanber vertröftet
unb getrßftet, nid)ts o^ne einanber in biefer Sadfye ^anbelu ju motten.
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SÖIcmbeuren. 141
£)amit nun fold^eö Vornehmen unb Strgtift ber ©efanbten feinen ©rfolg
tyabe jum 5Xlad^t^eite berjenigen, bie }e£t in baS Glenb (Verbannung) ge=
trieben »erben, fo fcertyredfyen wir einanber unb jagen einanber ju wie ju&or,
bafc wir fürberljin wie feiger t>on einanber ungetrennt fein wollen unb baft
wir, bie wir \t%t nod) im Älofter bleiben, bie ^enfion bie wir bewilliget
I)aben bis auf ein fünftigeS Goncilium ober Deformation beS DeidfyS nidjt
annehmen wollen aufter unter ber 33ebingung, baft man fie audfy ben anberen
ausgetriebenen gebe, bie oormalS bei uns beftanbig geblieben finb, mit uns
brübertidj unb treu ge^anbelt Ijafcen unb bie mit uns folcfyeS 2llleS berate
fdjlagt unb befdjloffen §aben. Unb bamit Diemanb in biefer ©adfye fcerfürjt
werbe ober fonft in 9laä)ti)til fomme, fo f ollen unb wollen wir e^er feine
Verbriefung ober Verfdljreibung übergeben, bis ben vertriebenen ebenfalls
ju&or üerwiltigt ift, baft fie es (bie ^enfion) audfy erlangen, wenn fie anberS
foldjeS annehmen, unb baft fie wie anbere mit ber ^Jenfion jur ©enüge fcer=
fetjen werben. SMeweil aber früher in ber Vertyanblung bie ©umme ber
Sßenfion ntd)t beftimmt werben ift, als nur bieS, baft wir nidjt 40 fl. an=
nehmen wollen, wie uns angeboten würbe, fonbern meljr §aben wollen, fo
f ollen biejenigen, welche im Älofter bleiben, Voßmadjt §aben, eintretenben
galleS bie ©umme (ber ^enfion) ju beftimmen, jebodj unter ber VorauS=
fefcung, baft biefe Summe nityt unter fünfjig ©ulben fein barf. 3um
dritten: SBeil nadj bem 2lbgang berjenigen, welken aufgeboten ift, nur
nod^ ber fleinfte £l)eil beS (Son&entS ein^eimifd) (= im Älofter) fein wirb,
fo fcerfyredfyen wir, fürberljin in Slbwefen^eit ber Slnbern, wetdfye ben größten
£§eil beS Konvents auSmadfyen, baS Softer unb feine liegenben ©üter unb
©eredjtigfeiten nid)t ju oerfaufen, ju fcerfefeen, ju fceranbern, feinen 3tnS
ober Seibgebing barauf ju nehmen, audj nic^t in anberer SBeife, was es
immer für einen Damen tyaben mag, eS ^erab jubringen unb weiter gu be=
laften; unb wir fcerpflicfyten unS: SBenn audfy unfere Obrigfeit folcfyeS
unternehmen unb mit ©ewalt t^un würbe, fo wollen wir feine Verwißigung
bagu geben, aud) fonft nicfyt im Damen eines gemeinen (SonfcentS §an=
beln otyne ber Vertriebenen unb 2lbwefenben Söiffen unb SGBiUen. Unb
wenn audfy fotdfyeS gefdfye^en würbe, was ©Ott fcer^üten wolle, fo foll
eS fraftloS unb nidfytS fein. 2)iefe obgefdfyriebene Slrtifel foHen unb wollen
Wir treulidf) unb o^ne ©efa^rbe galten, unb tjat beffen ju wahrer Urfunb
unfer $t$iä)tx mit feiner §anb biefen 33rief unterf ^rieben, unb bie
weldfye nidfyt fdjreiben fonnen, Ijaben anbere baju erbeten. Dat. 7. Januar
1536. (£s folgt hierauf bie gormel für bie fcerabrebete Verfcfyreibung,
für ben gall, ba^ fie ein Seibgebing annehmen würben. £)ie ®erfd^rei=
bung fagt, ba^ fie bie neue Orbnung anjune^men „nidfyt bebaut unb öer=
fa^t" feien unb baft fie bie ^enfion nur bis auf ein allgemeines (Sonett
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142 $tc 58enebiftiner*TOtei
annehmen unb biefelbe, wenn fie wollen, audfy im 2lu$lanb verjetyren
frmnen." 1
@3 Ijat tnbeS fein (Sonventuale ein Seibgebing angenommen; e3 tft
wenigftenS au$ ben Slften nidjtS bavon erfidfytlid). ©er 2lbt SlmbroS ©dfyerer
bagegen war verleibbtngt. Sic vertriebenen 3ttöndf)e wenbeten fidfy nodlj im
gteidjen 3>a§r an föönig gerbinanb um £itfe, unb es erfolgte am 16. Sluguft
1536 ein SJtanbat 2 be8 Königs gerbinanb. @$ Reifet in bem SJtanbat:
Sßrior unb (Sonventualen von 33laubeuren §aben beim Könige fölage geführt:
„wie wo^l fie inljalt ber getanen verglübbung unb profeffiott nidjtS lieber
gefe^en, benn baft fie in bem Ätofter 33taubeuren bleiben unb barin ityre
tag ©Ott bem aßmadjtigen ju lob unb audfy förberung unb metyrung be3=
felben SDienfteS befcfylieften mögen", fo feien fie bodj Don §erjog Ulrid) aus
bem&lofter verjagt unb vertrieben werben unb §aben fidfj in anbere Älöfter ftüdj*
ten muffen; fie bebürfen ju i^rem Unterhalt ber Ä'loftereinfünfte. Äonig ger=
binanb verfügt auf iljre 23itte, ba§ bie (auftertyalb SBürttemberg gelegenen)
©efalle beS ftlofterS ben (Sonventualen verabreidfyt werben. — 2)a3 Älofter ftanb
in ber folgenben $eit teer, bis in gotge ber Sßeft bie SRealiften-SSurfe von
Tübingen auf einige $eit nadfy 33laubeuren verlegt würbe. S)er 2lbt SlmbroS
©dfyerer ftarb a. 1544. Sftadj bem fdjmaffalbifdjen Ärieg wählten bie ver=
triebenen 9ftßndje wieber einen 2lbt ju 3Rarfborf, unb bie SBa^l fiel auf
ttyren SRitfonVentualen Kljriftian Tübinger (ben SSerfaffer einer lateinifd)
gefdjriebenen ©efdfyidfyte be3 ÄlofterS 33laubeuren, vgl. Oueltenangabe). SDiefer
naljm alSbalb von bem Älofter tvieber 23efifc. 2tm 21. ^uni 1548 erläßt
§erjog Utrid) einen S3efe^l 3 an ben 2lbt (Sljriftian. 2)arin wirb bem 2lbt
bie 2lu3fü$rung ber Äaiferlidjen ©eftaration, wie c« mit ber Religion Bio
auf SßeitereS gehalten werben foll (Interim) bewilliget; e$ folte alfo ber
2lbt, welcher mehrere Pfarren ju vergeben Ijabe, für Pfarrer forgen, bie fid)
bem 3 nier i m 8«n5f* galten. SBenn fidfy ein Mangel an foldjen ^ßrieftern
jeige, fo wolle ber §erjog Ijiefür leine Verantwortung §aben, fonbern „uns
in biefem galt auf @udj entfdfyulbigen". S)er 2lbt muffe aber bie gu er=
nennenben Pfarrer juvor an bie itirdfyenrät^e nacf) (Stuttgart fdfyicfen, bamit
fie bort i^re SBeifungen Ijolen : „unb wo iljr alfo ein Pfarrer uf ein pfarre
überfommen, benfelben alsbalb affiner für unfere verorbnete ret^e ju verridi^
tung ber lirdjenbienfte fdfyicfen, ferner befdjeib von inen ju erwarten. SDaS
ivotten tvir eud) gnabiger meinung nit bergen", ©amit ^atte aber ber §erjog
bie ©dfyulb, bie er von fid) ablehnt, bie ©d^ulb an bem Mangel tauglid^er
1 ©ie^c Söetfoge 10.
2 ©taatSar^iv. SÖIaubeuren. d. Sim^bruf 16. 5luguft 1536. Gopie.
8 ©taatSarc^io. ßopie. d. toie oben.
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SBtaubeuren. 143
^rieftet bodj auf fidfy gelaben; benn gerabe bie tauglichen Sßriefter toolften
nic^t oon ben Äircfyenrdtljen ju Stuttgart iljre SBeifungen Ijoten, fonbem
lieber bleiben, too fie toaren. 2)te Öleftitution n>ar inbeS lote in anbern
ÄKftcm eine nad) fcerfdfyiebenen ©eiten mangelhafte unb gab e$ in $olge
beffen lange SSertyanblungen unb mancherlei 23efd)n)erben Don ©eiten be$
fötofterS. $m Sftofcember 1549 fd^idfte ber §erjog ben §anö SDietrid) Don
^tieningen unb ©ebaftian ^ornmolb nadj SBlaubeuren, um bort mit bem
2lbte ju fcerfjanbeln. * S)ie Differenzen ttmrben jebodj nidjt ausgeglichen.
2lm 5. Sejember 1550 f treibt ber §erjog ©fjriftoplj an ben 2lbt ©fjrtftian
loegen ber (Erneuerung be$ @cf)irm$. §erjog Ulrid) mar ndmlid) am ooran=
gegangenen 6. Sftofcember ju Tübingen geftorben. 6$rijty>$ t^eilt in biefem
©djreiben, toelc^eS er eigenljdnbig unterzeichnet, bem Stbte mit: 3luf bie
33efd)toerben be8 2lbt3 unb feiner Untertanen (confcentualen), toolfe er feiner-
gett gnflbige Stntroort fcerne^men laffen, „tt>o ttrir beren (23efdjtoerben) mit
ber $eit oon eudlj unterfdjiblid) erinnert unb beriet toerben". 2
3m 3ialjre 155(5 muffte bie Älofterorbnung be$ §ergog$ fcom 9. Januar
1556 aud) in 23laubeuren eingeführt toerben. $u biefem ^toedfe tourbe eine
(Eommiffion nacf) 93laubeuren gefdfyidft, toeldje mit bem Slbte unb ben 7 nod)
fcortjanbenen (Sonbentualen über bie (Einführung ber neuen Orbnung fcer=
Ijanbelte.
2tm 18. 3Jierj 1556 tmtrbe eine Uebereinfunft unter jeidjnet, in toetdjer
ficfy ber 2lbt verpflichtet, Sftiemanben an ber ^Beobachtung ber neuen £lofter=
orbnung gu §inbern unb bie (Errichtung einer Ätofterfcfyule auf Äoften be3
ÄlofterS mit jtoei Sßräceptoren unb fed^S ©tubenten ju geftatten. Unter-
geic^net ift bie Uebereinfunft dat. 18. 3Jter$ 1556 *on 2Ibt ßljriftian, £an$
SDietridfy fcon pKeningen, (EaSpar 93er unb ©ebaftian ^ornmolb. 3 2We
(Eonoentualen be$ ÄlofterS fcertoeigerten in biefer (Eonfcention bie commu-
nicatio in sacris mit ben ^roteftanten. (ES Jjetjgt ndmlidj in Strtifel 3:
„auf iljr bitten toerben fie beib (bie gtoei älteren (Eon&entualen Sßrior 33er-
t^otb jperft unb Stuguftin ©leitSmann) ber mefc beS tyerrn nadjtmatyls
(proteftant. (Eommunion) bie felbs ju galten ober fidfy beren ju gebrauten
u. f. to." gnabiglid) erlaffen; unb Strttfet 4: SDie fünf jungen (Eonfcen*
tualen toollen fidfy ber Älofterorbnung be$ §erjogö nic^t toiberfefcen, aber
„mit bitt, fie ber mefc beS tyerrn nadfytma^te, bie ju galten unb ju empfa^en
i^reS getoifcnenS ^atb ju erlaffen unb bagu nit ju bringen". Sie 6onfcen=
tualen blieben öorerft bei i^rem 2lbte im Älofter, ba fie aber feft beim alten
1 SöeglaubigungSf ^reiben für Obige. <5taat3artf)to. d. Uroc^. 28. 9^oü. 1549.
2 Staat3ard)to. Drig. $ap. d. Stuttgart. 5. SJejetnber 1550.
8 $te Urfunbe ftc^t in (Srgenamgcr'a SWanufcr. in Ä. Oeff. S3ibl. unb ift gebrucft
im SBtaubeurer ©etnmar^rogramm öon ©igwart 1861. ©cite 37.
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144 S)tc 5Benebifttner*TOtet
©tauben »erharrten, fo tarnen fie nicfyt in ©nabe beim §erjog. 3 m 3> a § re
1562 würbe ber 2tbt unter ber 2tnttage ber Unterfdfjtagung proceffirt uub
auf ^oljen-Uradj gefangen gefegt. 33efolb berietet barüber fotgenbeS : *
3m Sa^re 1562 ben 6. 2fyrit finb Beamte be$ §ergog$ (tyxtftopf) mit
einer befonberen ^ftruftion in biefeS Ätofter abgefdfjidft worben unb gwar
unter bem Vorgeben: fie fotten ben Sßrätaten (Sf)riftian auf alte mögliche
SQ^ege beljanbetn (baljin bringen), baft er iljnen 9ted(jnung ablege über feine
33erwaltung unb bie 35orrät$e, befonberS an barem ©elbe, bamit nidjt nadj
feinem, ate eine« betagten 2ftanne3, 2lbfterben, ba$ bon tym ©rworbene
untreu berfcfyleubert unb jeber SBerbacfyt unb 2lrgwoljn bon feinen Pflegern,
SDienern unb anbern ferngehalten werbe. 2)ie ©efanbten feiten ferner an=
$eigen: £>ie 2ftSn<$e, beren e$ nodfj fünf waren, fotten aus bem Älofter
IjinauSgefdfjafft »erben mit iljren 33ücfyern unb Äleibem, sofern fie tro& ber
fdfjon bielfa<$ an fie ergangenen 2tufforberung fidj nicfyt ju ber Religion
be3 £ergog$ bequemen Voltten. SDer 2lbt antwortete barauf: 2tfe §erjog
Utridj iljn reftituirt fyabt (1548), Ijabe er iljm bie Sfted^mmg^Steltung
erlaffen, audj fei e$ itym unmSgtidfj, jefct bie begehrte Sftedfjnung abzulegen,
darauf Ijat §erjog (Sfjriftopfy einige ftunbfdjafter auSgefcfyicft, bon wetzen
einer ju Ulm in ©rfaljrung braute, baft bafetbft bei 12,000 ft. Dorn Softer
hinterlegt feien. 2tuf biefe $ftadjri<$t Ijin würben' ber Sßrior unb Äelterer
behaftet unb in'3 ©efdngriift gebraut. 2luf 33efeljt be$ £ergog$ würben
biefetben ernfttidj aufgeforbert, ba$ verborgene ©elb anzugeben ober fie
werben fot>ieI inne werben, baft fie wünfdfjen würben, fie Ratten 9tid(jt$ ber=
Ijeljtt. darauf jeigte ber 2lbt an, er Ijabe für etwaige 9tott)fätte ju fingen
in feinem ©ewölbe 3000 ft., im Älofter 2000 ff., gu Ulm 1400 ft. ober
1600 ft. liegen. 2tu<$ Ijabe er ber @tabt (fingen nadj unb nadfj 4000 ft.
geliehen unb (JinigeS etlidfjen anberen bie itym bienen, wie bieö bie 33riefe
(©d^utbfd^eine), bie ju ©fingen liegen, ausweifen. Stuf biefe ©roffnung
jwang man ben 2lbt, baft er na<$ ©fingen fd^reiben unb bie Oeffnung feiner
bortigen ©ewötbe befehlen muffte. 3Jian Ijat bann ben Prälaten fammt bem
Sßrior unb Weiterer gefangen auf ^oljen^Uradj geführt unb bort jeben ab=
gefonbert eingefyerrt. Saut 23erid(jt an ben §erjog bom 16. (September 1562
forberte bort ber Oberbogt bon &ird$eim ben gefangenen 2lbt unter SDro^ungen
auf: er fotte feinet Ijoljen Sltterö fronen, ba$ verborgene ©elb offenbaren
unb nidfyt Slntaft geben, baft man bie äßaljrtyeit burdfj anbere unb abfdjeu*
liiere Seute ($olterftted)te) au$ i^m herausbringen muffe. 3&Q<f) e$ würbe
ni<$tö weiter bon iljm erpreßt, ©teicfywoljl tiefc man nidfyt nadj, in ityn ju
bringen unb würbe er in ber ©efangenfdfyaft fo ftrenge gehalten, ba§ er
1 Docum. rediv. 948.
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SBIaubeuren. 145
fdfytiefttidfj um ©otteS unb beä jüngften ©eri<$te$ mUen bat, i^n an$ biefer
©efangenfdjaft ju enttaffen unb iljn nur auf einen §of ju f Riefen, too er
bloö SSJaffer unb Suppen Ijaben ttritrbe, toie bie ©efanbten an ben §ergog
berieten. Sie Unterfudfjung bauerte no<$ lange fort. 2lm 18. Sluguft 1562
fagt ^erjog (Sfjriftoplj in einem SBefeljl : * 2Sor langer 3eit fei Gonrab @nget
in ber Sadfye be$ 2lbt3 Don SBlaubeuren mit 33efe^len abgefertigt toorben.
6$ fei i^m aber bisher toeber wenig nodfj iriel berietet korben, toa3 berfelbe
fcerrid)tet Ijabe. $)aran trage er gar fein ©efatten unb bürfe bie Sadfje je^t
nidjt meljr langer fcergßgert derben. ^n ber gleiten UnterfudfyungSfadje gegen
ben 2lbt fertigt §erjog ©(jriftoplj einen 33efel)l aus an §an3 Don 9temdfyingen,
©berfcogt fcon &1r<peim, dat 8. September 1562, unb lieber an benfelben
dat. 14. (September 1562. 9todj im gleiten ^af)te mürbe 9Jtattpu3 2116er
alö erfter proteftantifd^er 2tbt in 33taubeuren eingefe&t. $)er 2lbt ß^riftian
Sübinger tourbe am 4. $aftenfonntag 1563 $u SBagen fcon §o!jen4tra<fy
nadlj Stuttgart gebraut 2 unb ftarb im Älofter SSeben^aufen. 3 U 33laubeuren
fe^te man iljm (in ber SReftaurationSperiobe ?) in ber St. ^eterStapette
folgenbeS ©pitapljium: »Obiit in X. R. O. pr. Christianus Tubingius
abbas in exilio electus. Anno Domini 15 . .« S)ie ,3>a§re$$aljl ift nidjt
auögefcfyrieben.
Stuf ©runb beS 9teftttutton«s@b«te* bon 1629 na^m bie taiferlid^e
(Sommiffion am 13. September 1630 fcon bem Älofter 33laubeuren 33efi£. SDie
(Sommiffare fcermutljeten einigen Sßiberftanb unb erfdfyieneu mit 50 3Jiuf!e-
tieren, ju 2tfcfy Rieften fie 80 3Jiann ju Sßferb unb ju Seiften 200 ju $uft
parat. 2ftan tyielt audfy tyier ttrie anbertoärtö ben (Sommiffären entgegen, bas
Softer falte nid^t unter ba$ 9teftitution^(Sbift, benn toatyrenb be$ Interims fri
bie luttyeriföe Religion nicfyt abgefdjafft korben, irietmeljr fei ba$ ©bangelium
„frei, öffentlich unb unge^inbert geprebigt worben". 8 (53 tourbe nun Sern^arb
£a§n, Senebiftiner bon SBeingarten, jum Statthalter fcerorbnet, toeldjer als-
balb ba$ Sßürttembergifdfye SBappen entfernen lieft. Sein fölofteramtmaun
toar ^joljann Subnrig Don ©alt. Qtxnaty nmrbe in ©egemuart eines bif$öf=
liefen (SommiffdrS, eine« Notars, be$ Sßrdlaten fcon SBeingarten unb einiger
Orbenöleute, 9tatymunb Sftembolb, aus einer 2tug3burger ^atrijierfamilie,
jum 2tbt erwählt. SDen proteftantifdfyen Pfarrern ju SRottenarfer, 9Jtadfytol$=
fyeim unb Seiften würbe geboten, binnen eines 3Konat$ abjujie^en. 3Son
1632 W 1634 muftten bie 9Jtöndje fliegen, ^m ^a^re 1634 naljm bie
1 ©taat^ar^iu. Slaubeuren. $ap. ©oneept. d. §etben^eim tote oben. Ueber bie
Snquifttion gegen ben 5lbt ift im ©taatöardjto ein SBüf^el üerfd^iebener ^apierconeepte
Dorljanben.
2 ©laj. 5«ptrdbQ^. 162.
3 Sattler, ^erjoge VII. 28.
SRottjenijäuäler, 2t6tcicn u. ©tiftc. 10
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146 $ie $Benebifttner*2lbtei SBlaubeuren.
<?r$erjogin (Staubia, SSBitttoe be$ (Sr^erjogS Seopolb, im Sftamen i^rer un=
münbigen @öfyne öon ©tabt unb 2lmt SBlaubeuren aU einem öernrirften
ßfierrei<$ifdjen Seijen 33efi£ unb bemühte fidj um bie Sßieberaufridjtung ber
fatljolif<$en Religion. 3m ^aljre 1642 madjte SSiberljolt öon £oljenttt>iel
aus einen ©treifjug na<$ 33laubeuren, plünberte ba$ Softer unb führte ben
2tbt gefangen mit fort. @r tourbe aber auf bem Sftücfjuge bei ^ttenl^aufen
öon Jgnriefalter ®ciuren unter Stnfüljrung ber jperren fcon @<$üljburg unb
•Jftaifenburg angegriffen unb iljm feine SSeute abgejagt unb ber 2lbt befreit.
— ©er rcefty$ätifd)e triebe braute 1648 ba$ ftlofter ttrieber an 2Bürttem=
berg unb bie OrbenSteute mußten abgießen. *
Siebte in »laubeuren: 2l$etin 1085, f 1101; Otto I. f 1116; Mbi*
ger f 1122; Söofyoto I.; Otto IL; SBernljer f 1159; ©bewarb I. f 1178;
griebrid) f 1203; §einritf) big 1212; SBofyoto II. f 1219; SRubolf bis
1231; Sllbert f 1245; SÄanfrcb bis 1247; ftonrab f 1249; ^ermann
f 1263; (Sberljarb II. bis 1269; Sllbert 1271; Sttarquarb; Äonrab 1293 ;
«ttert 1308; ©ottfrieb 1322; Cannes 1339; »htmpolb 1347; 2llbert;
3*uboIf bon ©reifenftein ; 3o$anne« fölo^er 1356; Cannes §ugo Don
Ulm 1382; 3>oljanneS Unge^eur genannt §ettelin 1407; ^einridj §afen=
berger 1422; Ulridj Äunbig 1457; £einridj ©djmib 2 (gabri) 1477—1497;
©regor 5ftßf<$ bon 9Kartborf 1497; 2lmbroS @d)erer bon Sanbau 1525
bis 1544; ©jriftian Sübinger 1548— f562; Sfta^munb Sftembolb 1630
bis 1648. 8
1 Stnmerfung. lieber bie Austreibung ber 2flöndje ju SBlaubeurcn unb Sord)
burdj iper^og Ulridj fdjreibt ber fatljolifdj gefinnte, Don Ulrich abgefegte Unterzogt uon
Urad), §an§ SSera, am 14. Qanuar 1536: „Stern er (§erjog Ulrich) jagt alle 3ttönd)e
unb Tonnen, toeldjc nidjt feines ©laubenS fein wollen, au§ ifjren ftlöftern. (£r Ijat bie
vergangene SBodje an (Sinem Sage alle 3Könd)e $u Sord) aufgejagt, unb in jegigen
Xageu, al§ idj gen Ulm fam, Ijat er ^toölf 9flöndje au§ bem Softer 23laubeuren gejagt
unb tjimoeggettuefen. S)ie armen Prälaten unb 2Hönd)e ljaben ftd) lauge gemehrt unb
ftdj SRedjtenS erboten öor ftatfer, $önig unb bem ganzen 9fteidj, aber ba ift feine 33arm*
tjerjigfeit, fonbern nur: Ijinroeg, Ijinroeg, ober er wolle fte mit prügeln jum Softer
hinauftreiben laffen, ober $an3 £f)oma3 öon SRofenberg hinter fte rieten. 2llfo auä
fjurdjt $ief)en bie armen 2Rönd)e au§ ben Älöftern bafjin u. f. tt>. Unb ift alfo öffentlich
ju 5lug§burg r Ulm unb allen anbern lutljcrifdjen ©tänben unb SSerwanbten bei aller
(Stjrbarfeit (Honoratioren) bie SRebe unb ba§ ©efdjrei: SSenn bie 2flöndje unb Tonnen
im Sanbe SSürttcmberg lauter Teufel unb feine 2ttenfdjen tüären, fo fönte bennod)
Herzog Ulrich nia^t alfo undjriftüd) , unmenfc^lic^ unb ttyrannifcö gegen pe ^anbellt unb
mit üjnen umgeben." Seitftfirift für bie ©efcfydjte beS Dberr^einS. »b. 37, (Seite 297.
2 ) Heinrich ©djmib führte 1478 im Softer bie [Reform ein; er war £auptberatljer
(SberljarbS bei ber (Srünbung ber Untoerfttät Tübingen.
8 ) S)iefe Reihenfolge ber WtW nac^ ©tälin, (£!)r. gr. II. 704 unb ©attler, §iftor.
SBefc^rb. 143 unb 144.
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XL Mt Bmutoikümv-WlbUx miptesbarfj.
3)a$ Senebiltiner^lofter 2lfyir$ba<$, einft gur Siöcefe (Sonftang ge=
Ijorenb, im feurigen Oberamt Dbernborf, nmrbe geftiftet öon 9htotmann bon
Raufen, Slbelbert öon goVitxn unb Sltnrig bon @ulg. SBifdjof ©ebljarb bon
(Sonftang meiste bett 16. Januar 1095 ba$ Softer unb am 28. äluguft 1099
bie ftirdje in 2tfyir3ba<I). * $>ie 3)i3ctylin tt?ar im Slnfang beS 15. 3aljr=
ljunbertS bebeutenb gelodert. 2Senn audfy bie Säuberungen Don ben ^u*
ftanben be$ ^lofterS in ber ^immern'fdjen 6ljronif I. 99 bei ber Ungute
läffigfeit unb ©fanbalfudjt biefer ©efd}i<$t$quelle tootyl nidjt gutreffenb finb,
fo n>ar ba3 Softer bod) ber Reform bebürftig. ,3m ^atyr 1439 öerfammelten
fi($ bie Siebte be£ SBenebiftiner-OrbenS gu 33afet unb fcertyanbelten über bie
Sfteformirung ityrer Softer, unb auf bem $roöingiaffapitel gu 2ftaing be=
fd)loffen fie, baft bie 33urSf eiber Reform in ben fd)toabif<fyen 23enebiftiner=
Ätöftern eingeführt toerben follte, unb am 26. 2Jtai 1451 beauftragen ©eorg,
2lbt bon @t. @gibiu3 in Nürnberg, 3o$amteS, Slbt gu ©t. SSenebitt in
SBürgburg, ©jriftian, 2lbt gu @t. s $eter in (Srfurt unb §elmolb, 3tbt gu
@t. ©ottljarbt in ^ilbe^eim, biefe genannten Siebte beauftragen ben 2lbt
Söolfram gu jpirfau in SlfyirSbacfy bie Reform eingufüljren. 2 £)er (Sonfcent
toar gur Slnna^me ber Reform, toenigftenS in feiner Majorität, geneigt,
bagegen sollte 9lbt SSotmar SftidfytS öon einer Reform nriffen. SDie ttürttem=
bergif^en 23ormunbfd)aft$rä% »erlangten bie SReformirung. 2lm greitag
fcor @t ^afobStag 1451 öergleid^en fie bie ,,©pan" gnrifdjen bem 3lbt unb
(Sonfcent unb befehlen, baft ba$ fölofter \iä) ben 3lnorbnungen beg mit ber
Steformirung beauftragten 2lbt3 bon ^irfdjau füge ; bie, toeldfye feine Reform
»ollen „bie megen tool bafcon geen". 3 2>amit toar inbeft bie (Sinigfeit im
^lofter nidfyt tyergeftetlt unb gegen @nbe be3 ^atyreS bringen bie 2}ormunb=
1 Besold. Doc. Rediv. 235. SBürttemb. Utfimbenbud) I. 315.
2 ©las. mpixäbaä). ©eitc 330.
3 ©taatSard)to. 9ltytr§bad). £)rig. $etg. d. Tübingen wie oben.
10*
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148 ®te $Benebtfttner*2lbtet
fdfyaftSrdtfje bie Dollftänbige 2luflofung be$ (SonDentS in 23orf<$lag. S^™
Don SBerbenberg, ©igmunb Don §oljenberg, (Sonrab Don Sßeitingen, 2ttbredjt
Don ©pSt, §an3 Srucfyfejs oon 33i<$i3!jaufen orbnen int folgenben ©ejember
an: $)er 2lbt fotl abtreten unb ein Seibgebing empfangen: „oudfj follent bie
Ferren Dom fonDent fünf jare bie nadjften uö bem ftofter je afyir3ba<$
fommen nnb fyarung bie jtyte Ratten". 9tadj fünf 3 a ^ ren fttten bann bie
ßonDentualen, bie nodfy leben, nadfy 2ltyirSbadj unb an ben 23ifdjof Don
ßonftanj berieten behufs einer neuen SlbtStoatyl. ©er neue 2lbt unb 6on=
Dent muffen bann bie Reform annehmen unb barin Dom 9lbt 2ßolf Don
Jpirfcfyau unb toenn biefer nidfyt mtfyx lebt, Don einem anbern geeigneten
unterliefen werben. * @3 mar bemnadfy ba3 Älofter aud) finanziell §erab=
gefommen unb feilte burdj bie öjatyrige Sluflöfung bie ©dfyutbenlaft erleichtert
werben. (9Sgl. 2fturr!jarbt.) 2lu<$ teuere Slnorbnung blieb inbeft unau3=
geführt unb ber (SonDent ging ntd^t auSeinanber. ©rft bem folgenben 2lbt
2lnbrea$ Don Hennef gelang es, bie 9teformirung burdfy$ufüljren, inbem er
einen Streit feiner Sftßndfye in anbere Älofter Derttyeitte. ®raf ©bewarb Don
SBürttemberg brüdft iljm barüber in einem ©dfjreiben Dom 10. 3anuar 1469
feine befonbere greube au$ mit ^Beifügung folgenber SSergünftigung: „barauf fo
ift unfer ernftlicfy meinung, baft iljr für folcfye jeit, al3 bie neue orbnung
magren tuirb in bem gemelbten gottsljaug mit gaftung unbetaben feinb unb
niemer me^r ba^ein gerung tuenb, bann allein bie Don unferetwegen ba^in
fommen" u. f. to. 2 2ludj ber folgenbe Slbt (SraSmuS, ber früher (SonDentual
in Sßiblingen toar, begünftigte bie Reform, toax aber ebenbef#atb ber refornu
feinblid^en Partei im Älofter Der^aftt unb mürbe Don berfelben beim 33ifdjof
Derftagt. Se^terer trat für bie Slufredfytljaltung ber Reform ein, meldte jebodfy
nod) fortma^renb $einbe §atte unb barum tootyl immer nur eine ^albljeit
blieb, ^m ^aljr 1480 f greifet @raf ©bewarb Don SBürttemberg an 2lbt
unb ßonDent: Severe tyaben iljm gef ^rieben, er mSdfyte iljnen mit 9tat§ unb
§itfe beifte^en, bafc fie in bie Sur^f eiber ObferDanj aufgenommen werben.
@r tyabe an biefer Sitte Sßoljlgefallen gefunben unb fidfj für beren Erfüllung
bemüht. 2luf fein ©^reiben fyate ba$ (Sapitel bie 33itte gemährt. 3ur
2lu3füljrung be3 SSorljabenS toerbe ber 2lbt Don §irfdfyau auf ©anft Filarien
Jag nad) SltpirSbadfj fommen. ©ie follen bie jugefdfyidften 5fteformir=9Äßn<$e
Don §irfd)au unb 3ftaing freunbtidfy aufnehmen unb jur Reform bereitwillig
fi<$ fügen. 3 @o werben bie SReformDerfudje immer fortgefe&t, aber tro&
1 ©taatöardjto. Sßerg. Orig. d. Tübingen 1451. 5)onner3tag nadj bem (Sljrifttag.
2 <3taat§atd)to. $erg. Drig. d. Urad), SKenftag nac^ ®pipf)amt, 1469.
8 ©taatSardjiu. d. 1480. Montag na^ XfjomaS. $ap. Orig. Slbt war bamalö
©eorg ©djtüarj, »de primis reformatoribus abbas pius<r Reifet er in feiner ©rabinfc^rift
an ber nörblidjen SBanb ber ^irc^e.
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mpixäbaü). 149
affer Slrjneien »iff ber Äranfe nid)t gefunben. 3loä) in ben legten ^afo
je^nten bor ber Unterbrücfung burdfy §ergog U(rtd) werben in einem 2Wten=
ftücf, „Sprüngen" betitelt, SSorfdfylage gemalt, »ie bem Älofter im ©eift=
lidjen unb £ütlityn lieber aufgeholfen »erben fönnte. ©8 »erben in biefen
„Errungen" über ba$ Softer folgenbe klagen erhoben : *
1. £)er 2lbt unb ber (Sonfcent finb nidjt einmütig im Sßort, im bergen
unb in Sßerfen.
2. £>er (Sonbent ift unter fid) felbft nic^t einmütig »eber im ßapitel
u. f. ».
3. SDte Slmtteute ftagen über be3 2lbt3 affju föfilidfye Sieferung, ©aftung,
33etyaufung, 2lu3rid(jtung unb mit affer £anblung, bie fie unb ba$ ©otteö-
ljau$ nidfyt gebulben mögen.
4. SDer Slbt jieljt bie armen Seute (= Untertanen) an fidj unb fcon
ben Slmtteuten ab, »orauS grof$e Uebet entfielen.
5. £)aburd) »erben bie armen Seute .... unge^orfam unb leben otyne
alle 2tteifterfd)aft.
6. Sie ^frünbner in unb aufcer bem ©otteSljaufe leben mit iljren
©ebraudfyen . . . . ganj nad) ityrem ©efaffen ju be$ ©otteStyaufeS ©dfjaben;
alle Anette unb ©galten leben jügelloS.
7. $)er gemeine -äftann »eift ni<$t, ju »em er feine ^ufludjt nehmen
foff; fommt er jum ©d^reiber, fo »eift iljn biefer an ben 2lbt; !ommt er
jum 2lbt, fo weift er iljn an ben $rior, biefer an ben ©ro^Merer, biefer jum
§errn £)ietridj ober jum ©dfyreiber. £)ie armen Seute »erben fo un»iffig.
8. 9ßaS ber eine Ijanbett, ift bem anbem mißfällig. 3M e Mb ©ilten
»erliegen, bie Sftufcungen »erben öertyinbert. 3>m f^otgenben »erben bann
eine 3*et^e SSorfdfyläge gemalt, »ie eine 33efferung im geitlicijen unb ©eift=
liefen herbeigeführt »erben tonnte. 2lm ©dfylufc ift golgenbeS beigefügt:
2)a3 ©ermatten be$ 2lbte3 ift unfdfjlüffig, fd)»anfenb, 23erbad)t unb 2ftif$=
trauen er»edfenb in $otge feines öfteren auf Jage l)inein»atyrenben 2lu$reiten3
unb ba$ mehrerer 9teligiofen. —
©o trug alfo ba$ Älofter tro£ ber trielen Sfteformberfucfye eine redfyt
fd)»ad)e Sftüftung für ben beborfteljenben £antyf.
2lbt »ar bamalS (1523—1545) Utricfy §amma fcon SBe^ingen (Oberamt
©paicfyingen). ©r »ar nidfyt ber 2ftann fcon foldjer SBegeifterung unb Opfern
»illigfeit für bie ©ad)e ber Religion unb feines OrbenS, »ie iljn jene $eit
erforberte, »enn au<$ bie 2lnflagen feiner fatljolifdj gebliebenen ©ontoentualen
gegen iljn mit ju ftarfen garben aufgetragen unb nidfjt frei bon Seibenfdfyafb
lid^feit finb.
a. a. £). 138.
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150 S)ic a3enebtftiner*2lbtet
2lm SSorabenb (10. Sftobember) bon Martini 1534 tarnen bie bon ber
Regierung nadfj 2ltptröba<^ jur 3>nbentirung berorbneten (Sommiffare im
Älofter an : namlidj 3oft 9Mndfy bon Sfto fenberg, Oberbogt im ©d&marjmalb,
ber „Älofterfreffer", 2ftidjael SWfer, §an$ 5?urg unb ber Unterbogt bon
SDornftetten 2ftartin @pp. Ueber bie 33otlfüljrung iljreS SluftragS berieten 1
bie (Sommiffäre am folgenben Sage an bie Regierung SftadjfteljenbeS : £)urd^
leud&tiger §od)geborner $ürft ! (hier $ürftlid(jen ©naben feien unfere ge^or-
fame ©ienft juboran bereit. ©näbiger gürft unb §err! 3tuf 6. $ürftl.
©n. gnäbigen 33efe!)t, belangenb bie SBifitirung, Sluffdfyreibung unb ,3nben=
tirung be$ (SinfommenS unb ber ©efalle bon ben Älöftern unb ©otteSljaufern
ber Sßrälaten in ©uer ©naben gürftentljum, tyaben mir uns getyorfam unb
untertänig gtid) bon ©tunb an tyieljer na<$ 2ltpir3badfy berfügt unb un$
bafetbft bei bem £errn 2lbt unb (Sonbent angemelbet, ba$ Beglaubigung^
fdfyreiben ©urer §ürftl. ©naben übergeben unb barauf 23efetyl unb 3n=
ftruttion, mie fie uns geworben, borge^alten unb borgelefen mit 33itte unb
33egeljr, uns gemafc biefer $ürftlidjen ^nftruftion borgeljen unb Ijanbeln ju
laffen. ©arauf mir bann ben §errn 2lbt unb ßonbent gang gutwillig,
untertänig unb geneigt gefunben. £)emnadj finb mir bon Stunb an bor=
gegangen mit ber 2luffd)reibung unb ^tt&etxtirung ber jaljrli<$en 3infe, Renten,
©ilten, (Sinfommen, ©efalle, au<$ ma$ ba£ Ätofter an eigenen ©ütern unb
Renten SSermogen fyat, befcgteidfyen ma3 ba$ Älofter ja^rlic^ gu leiften
fcfyulbig ift, unb ^aben bieä SllleS fo gut unb fleißig aU mogli<$ auftreiben
laffen, mie e3 uns grünblidlj unb fyeciell angegeben morben ift bon bem
2lbte, melier allein fid) mit ber SSermaltung befaßt unb fo be3 Älofterä
Pfleger, ©djaffner unb 2Sogt ift. 211$ mir aber fürbaß meiter gefdfyritten
unb gekommen finb auf be$ ©otte^aufeS unb be$ §errn 2lbte3 33arf<$aft,
Äleinobien, ©ilbergefdjirr, 33riefe, 9tegifter, 9tobel u. f. m., fo ift biefeS bor
biefer 3eit in ben bergangenen (23auren')förieg3geiten bon bem §errn 2lbt
an anbere Orte geflüchtet morben, aber in feiner böfen 2lbfidjt, fonbern in
guter Meinung, bamit itym burdj ba$ böfe $ö&elbotf leine ©djmadj miber=
faljre, unb ift e$ audfy nidfyt aus bem Sanbe, fonbern nur auf ben @trom=
berg geftüdjtet morben. 211$ mir ben 2lbt auf unfere Sftftnrftion tyinmiefen,
§at er afebalb barnadfy gefd^idft unb e$ mieber in ba$ ©otte^auö gurücf=
gebraut. SDarauf ^aben mir ba$ ©ilbergefd^irr aufgefc^rieben u. f. m. 3 U '
le^t aU mir gefommen finb auf bie ©riefe (= SDofumente) fanben mir
berfelben gang biel u. f. m. unb tyaben un^ beraten unb entfd^loffen, fold)e
23riefe, dtoid, 9legifter, Urfunben, alle mit fammt bem ©itbergefcfyirr in beö
Älofterö ©emöl6e, morin mir e^ borgefunben, berma^en legen, berma^reu
1 Petri Suevia eccl. 78. na(^ Besold.
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Slfyiräbad). 151
unb befdjlieften ju laffen, bafc entfpredjenb ber Snftruftion ju bem ©emStbe
brei ©dfylüffel gemadbt werben Jollen, (Jiner für (hier $ürftl. ®n., (Siner
für ben 216t unb (Siner für ben (Sonvent. 216er ber 2tbt tyat fidfy barüber
vielfältig unb nidjt menig befdjmert unb unter anberetn vorgebracht, ba§ biefeö
©otteSljauS von meilanb ben alten ^omifdfyen Äaifern ljod)töblidfyen ®ebddjt=
niffeS, mit befonberen ©naben begabt unb biefelben au<$ von bem je&igen
Äaifer (£arl beftdtigt feien u. f. m., bafc jubem bieö @otte$ljau$ frei unb
eigen unb bem ^ürftent^um SBürttemberg nid^t anberS als nur mit bem
©djirm jugetljan fei. £>emnad) fei er ein freier 2lbt unb $rdlat, ber aud)
freie SBermaltung fyabt. SDtefer SBermaltung fid) ju begeben, fei iljm fyofy
befdjmerticfy unb unertrdglidj nid)t allein megen feinet ©otteSljaufeS grei-
Reiten unb SRedjten, fonbern audj megen feinet (SibeS, ben er in vielfadjer
Sßeife getljan, gelobt unb gefdjmoren u. f. id.
SDarauf tyaben mir bem 9lbt im 33eifein einiger ßonventualen jur 2lnt=
mort gegeben : SBeil mir von @uer gürftt. ©n. mit einem Sefeljl unb flarer
3>nftruftion abgeorbnet feien, fo fonnen tt>ir für un$ felbft nidjtö dnbern,
fonbern gebenten in allmeg babei ju bleiben, mir begehren alfo nodfymalS,
baft er un$ nacfy unferer ^Jnftrultion vorgehen laffe, ober menn er fid) beffen
bef<$mere, uns ein Vidimus feiner Privilegien unb greityeiten jufteHe. @o
motten mir bem dürften bieg jufdjiden unb heitere 33efetyle abwarten, bod)
muffe er \t%t alle ©riefe, 9tegifter unb föteinobien in ba3 ©emölbe t^un,
unb ben ©dfylüffel baju uns einljdnbigen. $)a$ Ijat ber 9lbt barauf gleidj
getrau unb fdfyiden mir @uer gürftt. ®n. tyierneben bie vibimirte Privilegien
unb greiljeiten, unterttydniglidj bittenb, un3 bei biefem 33oten gndbigen 23ef e^l
unb 33efd)eib ju geben, mie mir uns weiter vergalten f ollen. Sern motten
mir in allem ©etyorfam nadfytommen unb mittler SBeile bie ^nventirung ju
@t. ©eorgen audj vornehmen unb tljun barneben @uer gürftl. ©naben un#
in allem ©eljorfam untertljdniglidj befehlen. Saturn Sftittmodfy SÄartini ßtyrifti
anno 1534.
2luf bie Äunbe von biefen Vorfallen menbeten fidj bie ;Jtadjtommen ber
Stifter an ben 2lbt, moljl auf beffen Stnrufen, unb forberten i^n jum SBiber^
ftanb gegen bie Singriffe unb gum treuen 33etyarren bei ber alten Sfteligion
auf. ^n biefem ©inne f treibt am 2. 2tyrit 1535 dat. ^nnSbrutf ©raf
SRubolf von ©ulg an ben 2lbt unb ebenfo am 9. Styril 1535 dat. §ed)ingen
bie ©rafen griebrid^, Äarl unb ^oadfyim von Rollern, ^eld) le^tere bie
3urüdforberung ber (Stiftungen iljrer Sinnen in 2lu$fi<$t ftellen. (^apter*
Original beiber ©(^reiben im ©t.-2lrd^.) — §erjog Ulridfy lieft fidfy inbeffen
burdj bie Sßrotefte viel mäßigerer jperren (vgl. Äonig^bronn) nid^t in feinem
38orgeljen ^inbern, viel meniger burdfy biefe ©rafen.
@r fd^idfte im folgenben 3aljr ben ßonrab Oetinger aU ^ßrebiger in
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152 $te $encbiftutet*9lbtet
baS Softer. S)iefer berietet aber balb an ben §erjog, ber 2tbt wolle iljtt
nid)t annehmen unb am 12. Oftober 1535 befiehlt ber §er$og bem 2lbt
Utrid), ba§ er ben Sßräbifanten aufnehme unb für beffen Unterhalt forge.
2lbt Ulxiä) bemühte fidj, baS Softer unb bie alte Religion ju ermatten
unb wenbete fid) in folgenbem SBittf ^reiben * an ben §erjog : SDurdjleudfytiger
§o<$geborner $ürft! ©näbiger §err! @uer gürftlid^en ©naben feien meine
ganj untertänige, gutwillige unb getyorfame SDienfte, audj tägliches ©ebet gu
©Ott bem 2lHmdd)tigen allzeit jufcor. ©näbiger $ürfj: unb §err! (hier
§ürftlid)en ©naben geruhe, biefeS mein fotgenbeS Slnliegen unb 23efdjwernif3
meines ©ewiffenS gnäbigtid) unb um ©otteS äßitten ju fcerneljmen.
(Srftlidfy finb mir tyiefcor jwei ^rabifanten jugefcfyicft korben, namlid)
ein SJSf äff lein fcon 2lmbroS SSlarer unb Ijernadj „ain waldj", als idj öon
6. %. ©. berufen auf bem Sanbtag ju Tübingen unb Stuttgart gewefen bin.
SDiefer ^SBatd^" Ijat ni dfyt auf meine Sftücftunft gewartet, fonbern ift felbft
Ijinweggejogen. Unb als ber Slnbere t>on 6. §. ©. feinen 23efe$t gehabt,
Ijab i<$) iljn wieber abgewiefen aus nacfyfolgenben Urfadjen unb fürwahr ntd^t
auö Ungeljorfam gegen (S. §. ©naben, fonbern in ber untertänigen gutter*
fidjt unb Hoffnung, (hier $ürftlidje ©naben würben mid) unb mein armes
©otteSljauS nidjt weiter ^iemit belaben tyaben. SDenn — otyne midj ju
rühmen — idj fyabt mein Seben lang unb befonberS feit ber Verwaltung
meiner ^ßratatur leineSwegS je lehren ober prebigen laffen wiber ©Ott unfern
§eilanb unb Seligmadjer unb fein gottlidfyeS SBort: fonbern id) Ijabe einen
rechtmäßigen leiblichen (Sib auf baS ^eilige ©öangelium unb waljre SBort
©otteS gefdfyworen, audj baS Ijodj würbige Saframent barauf empfangen, bei
bem wa$ jufcorberft bie djriftlidje föirdfye unb bie allgemeinen (Soncitien bisher
gehalten unb feftgefefct Ijaben unb was bie (Stiftungen auSweifen, babei
ungeminbert ju bleiben unb baSfelbe alfo ju tyanbtyaben. Sern will idj fcer~
möge meiner genannten vielfältig getanen Verpflichtungen gern na^tommen
unb will es, totnn mögtidj, au<$ fürberljin gerne tljun. @S Ijaben aber (Suer
§ürftlid)en ©naben jüngft wieber einen anbern ^räbifanten mit 33efe^ten
Ijieljer gefdfyidft. 3<$ ^ar S^rabe nid^t batyeim, fonbern in wichtigen §erbft=
gefdjaften beS ©otteSljaufeS abwefenb im 33reiSgau unb Ijabe mit großen
Soften unb Sftülje unb Arbeit ben Sßein „über rudf" IjerauS befSrbern muffen.
2)er Sßräbifant Ijat aber auf meine Slnfunft ober eine fdjriftlidje Antwort
nidfyt warten wollen, was midj nidfyt wenig befd^wert, in Stnfeljung, bafc (Sure
gürftl. ©naben Dielleid^t mir fotd^eS als Ungeljorfam ju Ungnaben anrennen
möchten, was id) jebod^ in 2lnfe§ung ber erwähnten 9tot^wenbigfeit unb ber
§erbftgefdfyäfte feiueSWegS versöffe. SDieweil idfy nun, wie oben gebort, ber=
1 ©taat^arc^iö a. a. O. s. d. f. Söetlage 11.
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SifytrSbad). 153
maften ju ©ott gelobt unb gefdfyworen Ijabe, bie Stiftungen ju galten unb
betn nachzuleben, was bie allgemeine djriftlicfye Äirdfye unb bie ßoncilien fcft=
gefegt fyabm; ba überbieS ber alten ©tifter Sftadfyfommen unb ßrben midj
an biefe meine 23erpflicfytungen bringenb ermahnt unb mir getrieben unb
ernftlidj begehrt tyaben, ju gebenden, bafc id) bem nadjfomme, was iljre 3Sor=
eitern geftiftet unb funbirt ^aben, wie benn 6. $. ©., wenn eS §o<$benfelben
genehm ift, Riebet gnabiglidj ju berne^men ^aben. ©arneben ift baS ©otteS-
§auS bon 3Wm. ftaiferl. .3Jiaj. bielfattig pribilegirt unb gefreit, audj barauf
bon ©einer SSta\. auf jüngftem 9teidjStag ju 2lugSburg wieberum bon feuern
gnabigft fonftrmirt unb beftatigt worben. £)ej$alb würbe midfy mein (Sonfcienj
unb ©ewiffen befcfyweren, wenn idj alfo eine anbere Religion annehmen feilte.
^n SSebentung oberwaljnter meiner Ukrpflidjtungen, bie ity für midfy felbft
mit Sfticfyten gu anbern weif$, ergebt an (hier gürftl. ©naben meine gar
untertänige 33itte, allein um ©otteS willen, fie wollen aus §ürfttid)er 2ftitbig=
feit unb ©üte midj foldfyer Sßräbifanten biefer 3eit gnäbigtid^ überleben unb
wollen mid) unb meines ©otteSfyaufeS 2tngeljörige wie bisher bei ben alten
^erfömmlidjen djriftlidfyen Äirdjenfa^ungen unb ben fonftrmirten Sßribilegien
als ©cfyirm^err gnabigtid) berbleiben laffen.
©o will idj, ba idj — oljne midj ju rühmen — bie ©djrift unb baS
SGBort ©otteS aus ©otteS berlietyener ©nabe audfy berftelje, barauf galten unb
forgen, bafc fortan wie bisher, gegen ©otteS SSort unb 33efe!jl nichts ge=
prebigt ober gelehrt werben fett. SBenn aber ©ure $ürftl. ©naben je foldjeS
nidjt gefdfjeljen laffen wollten, fo bitte idj @. $. ©. abermals untert^anigft
unb um ©otteS willen, fie wollen mid) boefy fammt meinem (Sonbent bis ju
einem fünftigen ßoncilium ober anbere 2lenberungen ber ©tanbe beS ^eiligen
SfteidjeS, bei ben alten cfyriftlicfyen ©a&ungen gnabiglidfj oerbleiben laffen.
SGBaS bann biefelben mit 9%eformirung einer anbern Religion borneljmen unb
befdjliefcen, bem bin idj erbötig, abermals ber ©ebüljr na<$ $olge ju leiften,
benn \ä) fann meine @ibe unb 35erpflidjtungen , bie id) ©Ott unb ber 2öelt
getljan, nid)t hinter midj werfen ober in 23ergeffenljeit ftellen. ©o eS aber
bon mir gefdfyeljen follte, was idj ju ©Ott unb @. $ürftl. ©naben nidfyt tyoffe,
bafc id) midfy babon brangen liefte : ju welkem Sftadjtljeil unb Spott mir baS
bei mäniglidfy an 33erle£ung unb Slntaftung meiner @§re gereidben würbe,
baS Ijat (S. gürftl. ©naben gnabiglid) ju berfteljen. SDef$atb bin id) ber
untertljänigften Hoffnung, (hier $ürftl. ©naben werben miefy in 2lnbetra<$t
meiner oberwaljnten Sßflidjt unb ©ewiffenS nicfyt mit neuen ©a^ungen be=
fdjweren, nod^ mid^ bon meinen 93erpflicfytungen brängen, fonbern aus fürft=
Xx&jtx 2Jiilbigfeit als ©c^irm^err mid^ babei gnäbigtidfj fc^irmen unb ^anb=
Ijaben. S)aS will id^ um 6ure gürftlid^e ©naben mit 2)arftrecfung alles
meines unb beS ©otteStyaufeS Vermögens in aller Untertpnigfeit unb mit
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154 S)tc $Benebtftiner*9lbtet
meinem täglichen ©ebete ju ©Ott unb fonft geljorfam berbienen, gnabige
2lntoort um ©otteS bitten erbittenb ©. §. ®. untertäniger unb bemütljiger
ftaptan, au<$ fdfyirmfcertoanbter Ulridfy, 2lbt ju 2lfyir$ba<$.
§erjog Utricb toar jebodfy entfdjloffen, in biefem $at)Tt 1535 mit ben
Ätöftem aufzuräumen. 2lm 24. Oftober 1535 fdfjitft er [einem Dberöogt ^o$
Wlünä) t)on Sftofenberg ben 23efeljl ju, ba$ Softer militarifdj ju befe^en unb
bie infcentirten 33ar[d)aften, ftteinobien unb S)o!umente nad) Stuttgart führen
gu laffen. S)er Oberöogt beeilte fidj, in ©emeinfcfyaft mit ben (Sommiffaren
bie tyerjoglicfyen 33efeljle ju boltjieljen. 2lm 23orabenb bon Simon unb ^uba,
27. Oltober 1535, famen bie Seamten mit 80 ©olbaten gu guft unb
30 Leitern unb belebten baS Älofter. ©er (Sonfcent nmrbe gufammenberufen
unb iljm erflärt, ba ber §ergog „nadfj ©eftalt ber ^anblung bon bem 2lbt
unb ben ©einen teiner £reu unb leinet ©etyorfamS fi<$ berfetye", fo muffe
er auf Verausgabe ber Urftmben unb ftleinobien u. f. vo. be$ fttofterS
befielen. 2lbt unb (Sonfcent fielen ben ©ommiffären ju güften unb baten
um 2lbtoenbung be$ Untergangs iljreg ÄlofterS. Slttein bie €ommiffare
blieben feft unb am anberu borgen mürbe ba$ Älofter öoltig auSgeplünbert ;
Äirdfyenornate, @itbergefd)irr, bares ©elb, Urlunben, SllleS mürbe jufammeit'
gepacft unb* §intoeggefüljrt, unb im Älofter eine SBefafcung oon 40 9ftann
jurüdgelaffen. SBenn ber $rior Valentin fcon Sfteidjenbad) meint, eine 93e=
leibigung be3 luttyerifdfyen SßrebigerS fyabt bieS berf<$utbet, fo irrt er, benn
bie gleite 23anbalifcfye 2lu^lünberung fanb a. 1535 audfy in ben anbern
Abteien ftatt. x 9ti<f)tig aber ift feine 33emerlung über ben ^orn Ulrid^S
gegen ben 2lbt: »jam dudum propter monasticam suam constantiam
fidemque catholicam in odium principis abbas devenerat, quem etiam
suasionibus circumvenire non poterat
Sßenige Sage nacfy ber obenerja^lten Oflu^ation na^m ber 2lbt ein
Seibgebing an unb öerfpradfj bem ^ergog über bie 3Sermaltung ber £lofter=
(Sintünfte Sftedfjmmg abjutegen, vorüber tym ber §erjog am SDienftag na<$
3lHer^eiligen dat. ^fultingen eine 2Serfd^reibung aufteilt, ©einem ©tauben
Ijatte jebodfy ber 2lbt SftidfytS hergeben, benn wenige Sage, nadfybem er fein
Seibgebing angenommen ^atte, rietet er am 11. s Jlot>ember 1535 ein 33itt=
1 S)er Seitgenoffe SSalenttn, $rior Don SRetdjenbadj , fdjreibt über tiefen 9kub$ug
fotgenbeS (bei Besold. Doc. rediv. 322): His diebus, nempe die festo Apostolorum
Simonis et Judae princeps dux Wirtembergensis , collectis oppidanis Dornstetten-
sibus et aliis quasi centum viginti viris monasterium Alpirsbach occupavit ac
superba mente super abbatem irruit et conventum, omnia vasa aurea et argentea,
quam sacrata tarn humanis usibus dicata, baculum pastoralem et mitram, deaurata
et argentea reliquiarum receptacula, per praefectos suos Henricum Schoenthaler,
Jos Münch et Paulinum Koech abstulit et deportari fecit, tanquam alter Antiochus
cum superbia sanctuarium Dei intravit et spoliavit.
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MtyirSbadj. 155
gefudfj an ben §ergog, baft man iljn bei ber alten Religion betaffe unb
nid)t mit lut^erifc^en Sßrebigern betaftige.
2SMe man inbefc biefe SBerleibbingung be$ 9lbte3 Utridfj in tatljolifdjen
Greifen auffaßte, geigt baS Sanft ©eorgen'fdfye Sagbudfy, weldfjeS gum ^a^v
1535, 1. big 7. 3)e$ember, berietet: SEBenbel ^typer, Slmtmann ju 2lfyir$badj
überfdjicft bem 2lbt 3o$anne« bon St. ©eorgen auf fein SSege^ren 2lfe
fünften, wie fid) ber 2lbt, fowotyl als bie (Sonöentualen wiber iljre ©etübbe
*>erftf)reiben fotlen. $)ie Sebingungen feien von Sßürttemberg felbft auf;
gefegt „gut lefeerifcfy", ffanbaloS, unb muffe gteicfywoljl ber Und)rifte von
2lfyir3bad(j fid) auf foldje SBeife betrieben Ijaben. Waä) biefen Slnflagen
fonnte man glauben, ber 2tbt Ijabe wirflidfj burdj feine SSerleibbingung bie
Religion verleugnet, unb audfy ©lag fagt Seite 134, ber 2lbt Ijabe über feine
^ugeftdnbniffe bei ber Sßerleibbingung „grofte 9teue empfunben". 2lffein
bafcon ift in ben 2lften nidfytS gu finben unb war audfj für ben 2lbt gu
einer Sfteue lein 2lntaf$. ©erfelbe tyatte am 2. Sftoöember 1535 bie 93er=
leibbingung angenommen unb fidfy gum Verwalter be$ §ergog$ begrabiren
laffen, wie bieS mehrere fatljolifdfj gebliebene Siebte traten, »eil unter ben
gegebenen Umftanben biefcö bie eingige 2Jiöglid^eit war, bem Orben einige
Hoffnung auf SEBieber^erfteHung gu erhalten. 2lbt Ulridlj geigte nadj
feiner SSerleibbingung bie gleite (Sntfdjiebenljeit in SSert^eibigung ber fat$o=
lifd^en Religion wie vorder, ©r f djreibt am 3. 3Jlerg 1536 an feinen
ehemaligen 3Jlitbruber 2lmbro$ 33larer in Tübingen, er foHe iljn mit ben
Sßrabilanten berfdfyonen, biefelben werben iljm bodfj Den §immel Weber offnen
nodfy öerfdjliefcen. SBenn er ben 33larer feinen „lieben $reunb" nennt in
biefem 23riefe, fo fann au$ biefer 2lnrebe an einen früheren SJiitbruber etyer
©uteS aU SdfjlimmeS gefdfjloffen werben. SBare er auf Seiten ber Sfyoftaten
gewefen, fo $fitte er nicfyt mit ben ^rabitanten in feinem Älofter immer auf
fo f($led)tem $uf$e gelebt. 6r wirb fcon benfelben beim £ergog angellagt,
baft er 4 Banner wegen iljrer lutljerifdfjen ©efinnung Ijabe in ben Jljurm
fperren laffen. 2Son mandfjer Seite erfuhr er freilidfj ob biefer $ftad(jgiebig=
leit in ber SSerleibbingung Säbel, wie bieS in gleid^em gatl fpater audj bem
2tbt t»on 33eben!jaufen wiberfuljr. 2lud(j ber 23ifd)of von ßonftang legte im
fotgenben 3>a$re 1536, greitag vor St. ©alluS, Sßroteft ein gegen bie 2lb=
banlung unb SBerfcfyreibung beS SlbteS. £wi fatljolifdb bleibenbe 9Könd(je,
§0($reuter unb §iHer, verliefen ba$ Älofter, in welkem \t%t bie freie
SMigionSübung aufgebort, unb verttagten ben 2lbt beim SReid^öfammergerid^t.
^n iljrer Älagefd^rift (St. 91. ?ßap. (Sopie ^reitag nad^ St. Saurentii) fagen
fie: „9ltlwegen fyat er, ber 2lbt, mit bem SBlarer 1 fonnen taidfyen, wie er
Ueber Solarer »gl. treffet, 5lmbro§ «tarer. (Slberfefb 1861.
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156 $ie $enebiftuier*2lbtet
fyat wollen, ba ftc bodfj allwegen greunbe gewefen finb, ate 33larer no<$ ju
SlfyirSbadfy im Softer war. 2tte bann ^ernadfj 33tarer aus bem Ätofter
gelaufen unb Ulridfy 2lbt geworben ift, ba tyaben fie oljne Unterlaß einanber
gefcfyrieben öon (Sonftanj §erab unb Ijinauf. Site bann §erjog Ulridj fein
8anb lieber gewonnen tyat (1534) unb ber 33tarer ba3 ganje &mb fcer=
giftete mit feiner falfdjen Seljre unb feinen falfdjen ^rabifanten, wenn bann
mitunter ber 2lbt bei fremben bieberen Seuten gefeffen ift, bann tyaben biefe
ityn gefragt: §err! SBie wollet iljr eudfj Ratten, wenn ber 33larer nadj
2lfyir3ba<$ fommen wirb? darauf Ijat bann ber 9lbt bor männiglidj ge=
antwortet: er fommt mir ni<$t nadfy 3lfyir3bad), fdme er, fo wollte idj iljn
fdfyon Ijinwegbringen. 2tte aber bann 33larer wirtlidfy nadfj 2ltyir3bad6 tarn,
ba war eS ein gar großes SBefen unb greube, ba muftte man auftragen
bei ber ©dfywere unb ein grofteS §eft galten. 2Jian wollte TOemanben jü
iljnen laffen, 6te fie fidfj felbft mit einanber befyrodfyen unb bie alte 33uben=
liebe unb ^reunbfd^aft wieber erneuert Ratten. @ie trieben ba metyr 23uben~
liebe ate je jubor, ba war ber alten $reunbfd(jaft nidfyt genug, bie neue
übertraf fie in ber großen Siebe ©fjrifti vel diaboli. S)arnadj führten fie
einanber untrer in bem Ätofter, um e$ gu befidfytigen, beftgleidjen im £)orf
unb im ganjen glecfen. £)a führten fie einanber am 2lrm, als ob fie jwei
SanbeSfürften waren unb trieben iljre ©ugelfur 2lrm in 2lrm, fo bafc jeber=
mann faty, was ba$ für eine grofte 23ubenliebe war. ©3 Ijat aber bodf)
mandfyem 33iebermann nidfyt Wohlgefallen.
S)arum tyat er wo^t bajumal mit bem 33tarer fönnen pratticiren u. f. w.
u. f. w. SSorljer unb nadjbem ber 33larer bei itym gewefen, Ijat er, ber
2lbt, immer ju bem (Sonbent gefagt, wir follen guter Singe fein unb follen
nicfyt erfdfyrecfen, e$ werbe un3 rtid^t^ 2lrgeS gefdjetyen, wenn wir wegen
biefer <&aü)t bekümmert feien, fo follen wir atltaglidfy gu itym fommen, er
wolle uns ratzen unb Reifen, m$ un$ gut fei, unb wir follen itym folgen,
er wolle un$ nid)t »erführen. Site e3 aber an bie Sftotlj gegangen ift unb
marf unfere lieben -äftitconbentualen penfioniren wollte, wo wir jwei nid)t
metyr im Älofter waren, ba finb bie (Sonbentualen alle gu t^tn gekommen
unb Ijaben ityn um §ilfe unb dlafy gebeten: er aber antwortete i^nen: e$
folle ein jeber ttyun, was er wolle, er tonne iljnen nid)t meljr Reifen nodj
ratzen, er fei felbft ein gefangener Wann u. f. w. *
Dtyne Unterlaß Ijat er Sag unb Sftadfyt gezielt, befsgteidfjen §at er oljne
Unterlaß Ijübfdfye ©dbulje unb toftlid^e Kleiber madfyen laffen unb un^ arme
SSrüber lie^ er naeft unb bto$ ge^en; e^ ift je^t offenbar, unb feine beften
1 Slm Sttontag nac^ Martini 1536 mürben 9 (Sonüentualen unb 2 fiatenbrüber
üerleibbingt.
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SUpirSbadj. 157
greunbe fagen eS fcon iljm, er Ijabe „Ijibfdj megt" in bem e^rltd^en ©otteS=
tyauS, unb wo man juöor §at Äutten unb ©fabuliere fangen fetyen, ba fietyt
man }e&t Unterrede unb Unterjuppen fangen u. f. w. SBoIIe ber 2lbt fidfj
nidfjt Dom Ätofter toSfageu, fo fotte er bo<$ nic^t gegen fie betbe auftreten,
ba fie fidE> bemühen, baS Softer ben Btynm beS ^erjogS gu entreiften. (£r
tyätte tonnen baS Seiltet beS 2lbtS fcon ©anft ©eorgen nad^aljmen, n>elc^ev
burdfj feine ©tanbtyaftigfeit bie ©fjre beS ÄtofterS gerettet tyabe. f ©S wäre
beffer gewefen, er fyatte nadfj bem 9tatl)e beS (SonbentS affeö SBerttyfcotle ge=
fluttet, als baft er eS gutwillig ausgeliefert §abe, oljne ben Äaifer um feinen
©dju^ anjurufen."
2ttan barf biefe ©dfyilberung ber jtoei (Sonfcentualen leineSwegS als ber
Sßaljrljeit gang entfpredfjenbe annehmen, benn fie reben ni<$t btoS mit toieler
Seibenfdfyaft, fonbern i^re Angaben finb ttyeilS erweislich falf<$, 3. 23. bon
einem gutwilligen Ueberliefern ber ©dfja&e öon Seiten beS SlbteS war feine
Sftebe, tljeilS berufen iljre Stnflagen, wie fie fetbft angeben, auf bloßen ®e=
rügten ober SSerleumbungen. 2lm beften würbe inbeft 2lbt Ulri<$ gegen
biefe 2lntlagen §od)reuterS baburdfy geredjtfertigt, baft bem ^ocfyreuter, als
er fpater 2lbt gu 2lfyirSbadj geworben war, gerabe baSfelbe wiberfu^r, was
er bem 2lbt Ulrid) jum Vorwurf madfyte. Sftidfyt nur faty fidfy §o<$reuter als
Slbt fcerantaftt, gleidjfalls ein Seibgebing anjune^men unb abjubanfen, fonbern
er würbe au<$ ebenfo fitttidj fcerbadjtigt unb fcon §ergog (Styriftopl) eine
Unterfudjung feines fittticfyen SBanbelS öeranlaftt, obgleid) er unfdjulbig war.
5Die 33emü§ungen §o<$reuterS , bem §erjog baS Älofter „aus ben «Sahnen
ju reiften", waren natürlidj erfolglos. @S fd)rieb gwar am 29. Sftofcember
1536 Äßnig gerbinanb an §erjog Ulridfy, unb befahl iljm, baS Ätofter
2lfyirSbadj bei SBürben, SBefen unb (Saremonien bleiben ju laffen, ba er
fonft leidet in ^wietrad^t U nb Rechtfertigung ( s $roceft öor bem Äammergeridjt)
fommen fßnnte. Sltlein ber §erjog lümmerte fidfy 9üdfytS um biefen 33efetyt,
fonbern lieft baS Älofter räumen unb bie 3Jlondje mit je 40 fl. abfertigen.
SDer Slbt blieb im Älofter, unb forberte aud) bie (Sonfcentuaten §odfyreuter
unb §iller jur SRücffeljr, wogegen biefe aber am 7. 9Jiarj 1537 proteftirten,
ba man im Älofter ben fatljolifdjen ©otteSbienft nidfyt meljr ausüben burfte.
SDiefe beiben @ont?entualen lebten t?on ben aufter^alb SBürttemberg gelegenen
©efallen beS ÄtofterS, weld^e ju i^ren ©unften befd^lagna^mt würben. 2lm
15. 2tyril 1541 berieten 1 bie 3*5% : ©raf ^oad^im Don 3^ rn uni) i e ^
fein ©o^n %q& (= ^obofuS) ^aben beS ÄlofterS ©efatle ju ^aigerloc^
feit 6 3fcljt*n arreftiren laffen gu ©unften obgenannter 2 ßonDentualen.
©ie beantragen, man fotte bafür bie ©efalte ber ©rafen im SBürttembergifdjen
1 6taat3ardjiu. $ap. Drig. d. toie oben.
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158 3>ie $öenebiftiner*2lbtet
anä) arreftiren. £)er 5lbt, welcher allein nodfj im Älofter war, ftarb um
1545. ©laj fagt, er muffe bor bem 25. Januar 1547 geftorben fein. 2lu3
bem folgenben ift abjuneljmen, bafc er voofy fdjon 1545 ftarb: @3 berietet *
an 9Jii<$aeliS 1545 Sßenbel 3typer, 23ogt ju 2lfyir3ba<$, er Ijabe ben 2lbt
ju 5Tlorbn>ett auf ben Job franf gefunben, bie Regierung möge iljm für ben
SobeSfatl 35erl)attung3maj3regeln jufdjicfen. Waä) bem £obe Ulrid)^ wallten
im 3>atyre 1547 bie no<$ übrigen fatljolif tym ßonbentuaten ben $atob §o<$=
reuter jum 2lbt. £)a$ erfte borljanbene 2lftenftücf fcon i^m ift fein ©rief
an ben Sefretar bon St. ©eorgen, betreffenb bie fötoftergüter aufterljalb be$
8anbe3 d. 3Jlittwodj bor 3Jlartini 1547. Unterzeichnet §odfyrüttiner. $u
gteidfjer £t\t aber machte 2lnfyrud(j auf bie Slbtei jpeinricfy öon 3> e f* e tten,
2lbt ju ^mgS^ofen unb 9ttler^eiltgen f tropft ju Selben, $)elan ju SJhtrbadj,
welker einen romif<$en 6£peftan$brief auf eine 2lbtei in ber $robing SKainj
fcorwieS. 2 2luf feiner Seite ftanb Sftom, Äönig $erbinanb unb ba$ dtdä)^
fammergeridfyt, auf Seiten §odjreuter3 fteKten fidj ber £aifer, ©raf 3>o3
S^ifolauö bon foltern, ber 33ifdjof bon ßonftanj unb §erjog Utridj; im
^a^re 1548 würbe §od(jreuter bon dtom e^fommunicirt, im folgenben ^af)xt f
aber wieber abfolüirt; ber Streit um bie Slbtei Ijörte aber erft 1560 auf
als ^einridfy Don ^eftetten auf bie SSorfteHungen be3 33ifd)of3 bon SBürjburg
am 16. S)ejember 1560 auf bie Slbtei fcerjidfjtete. 3m 3> a *) re 1^48 würbe
wie in ben anbern Slbteien fo audj in 3ltyir$ba<$ ber tatljolifdje ©otteSbienft
wieberljergeftettt. §erjog Ulridj befiehlt 8 am 2. Oltober 1548 feinem Ober=
bogt 3>o3 3Künd), er fotte ben 2lbt Satvb §odjreuter fammt feinen 4 jungen
Sftobisen in'3 Älofter wieber einlaffen „unb fie an irer religion nit Der-
i)inbern". ^m Januar 1551 verlangt 3lbt ^afob bie Urfunben be$ ftlofterS,
unb am folgenben 7. 2tyril befiehlt ber §erjog, itym biefelben auSjufolgen.
2luf$er bem 2lbt 3>atob waren bamalS im Älofter ber ^rior Sftartin ©eiger
unb bie ßonbentualen ,3 ^ anne ^ Füller, Sftartin 33renneifen, SftitobemuS
Steger. äßie ftd^ t>on §od^reuter nidjt anberS erwarten lieft, trat er mit
(Snergie ein für bie tatljolifdje Religion. §erjog (Sfjriftoplj Ijatte itym an-
gefünbigt, # baf$ er einen efcangelifdfyen Pfarrer nadfy Slfyiräbadlj fdfyicfen werbe,
ber 2tbt aber antwortete iljm am 2. Januar 1554, man möge i^n mit biejem
Pfarrer &erf<$onen, er wolle felbft bie Pfarre mit einem ©eiftlidfjen Der=
forgen. (Sr war jugleid^ barauf bebaut, feinen Iteinen ßonbent in guter
£)i$ci:plin unb im redeten ©eifte feines OrbenS gu bewahren, wie bie &on
i^m entworfene ^lofter^, ®&or= unb ©otteSbienftorbnung bom 18. Januar
1554 beweift. %n berfelben ift $olgenbe3 angeorbnet: „(SonöentualeS be=
1 Scfymibtin, Wl)cx. im 8t. 51.
2 ©taj 143 ff.
3 ©taatSardjto. (Jopie. d. 28i(bbab tote oben.
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SttpirSbadj. 159
langenb: Um 5 Vfyx wirb jur 9Jiette gelautet; fie fallen fidfj ruften, jüdfjtig
gu (Styor ge^en; wer nidfjt bei bem Slnfang ber 2ftette ift, foU emenbirt
werben; wer gang ausbleibt, fott ebenfalls geftraft werben, ©ämmtlidfje
©ebete fotten anbädfjtig, mit guten gangen Söorten, fcottfommenen Raufen
unb langfam t>oUbrad)t werben. Hora sexta foK bie 5ßrim gehalten werben,
nadf)I)er bie £erg ; Hora septima fott man eine Sefung galten bi« §atb neun.
Hora nona foK man gefyen gu (Sf)or, ba Ratten bie ©e^t, fammt bem 2lmt
barnadfy. @o man gu £ifd(j tautet, fotten fie gel)en, wo^in fie belieben
werben unb ba« Benedicite mit einanber fpredfjen; Wer nidjt babei ift, fott
emenbirt werben. @ie foltert audfj attwegen au« ber 33ibet gu Sifdfj ein
(Sapitet, wie Don 2llter« §er gebräudfjtidf) , tefen unb nadfj bem Wlaty ba«
gratias fprecfyen. S)rei Sage fott itynen einmal ©ebratene«; äße ljo<I)geit=
tidje gefte (= tjolje $efte), audf) alle gafttage unb $reitage, fo e« gu be=
fommen mögtidf) ift, einmal §i[dje, wo nidfjt — ©ebädljt, unb über ein jeg=
tidje« Sßlafy eine Sftaft Sßein, an gefttagen ober Safttagen mel)r SEBein gereift
werben. ^km hora duodecima foU gehalten werben eine Sefung, wer fie
oljne gro^e Urfadje ober oI)ne ^Bewilligung be« ©fjorreftor« öerfaumt, foH
beftraft werben mit Slbbrud^ be« 9ßein« , ber *ben anbern gu gut fommen
folt. Hora tertia foU man gur 2Se«per läuten, unb bieweil man lautet, foll
ber hebdomadarius alle ©ing fudfyen, fo gu fingen unb gu lefen finb, el)e
man anfängt; gu allen Griten foll % ber cursus unb bie 95igil gefprodjen
werben Wie Don 2llter« t)er nisi in festis mediis summis. 3>* em atn ^*
£reuge«tag gu §erbft fott bie (Somptet auf bie 93e«per folgen unb fott fo
währen bi« Invocavit unb nidjt länger, ^km e« fott ba« 9tadjtmal)l ge=
galten werben at« ba« ^wifdfjenmaljl ; nadj bem Sftaljl fott ber ©iener auf=
I)eben unb alle« bem Leiter überantworten gur SSerwa^rung. 3>tem unerlaubt
fott fein ©djtaftrunf gehalten werben, unb fo einer gehalten wirb, fott er
nid)t über neun Utyr ge^en. deiner fott oljne Grlaubni^ über bie iBrürfe
unb Pforte ^inau«ge^en, nodf) gu anbern Sporen bei Sag ober Sftadjt, wie
bi«Ijer gefdjel)en ift. 33ei ©träfe ber ß^fommunifation fott feiner einen 23rief
oljne SBiffen unb (Srtaubnijs be« 2lbte« fdjreiben unb abfdjitfen. (Sinem jeben
ßonfcentualen fott jä^rlidj gegeben werben ein Seibrocf unb in gwei 3>al)ren
ein längerer neuer Sftodf nadf) (Srljeifdjung ber 9totl)burft unb fott berfelbe
Don Xnä) fein, ba« per (Site ungefähr l h fl. foftet, weiter ein linbifdj paar
§ofen, eine gewöhnliche wollene §ofe, eine leinene ©ommerljofe unb ein
bardfyete« Sßam« fammt einem gwitdjenen ©ommerwam« unb ein leberner
©oller, eine jebe grotynfaften ein boppelt paar Sdjulje, atte« nadj be« 5ßrä=
taten ©efatten gemalt, ^eber (Sonfcentuat fott auf atte unb jebe @t. Martin
unb 3 ßr S enta S 8^ ei §emben &on Reiften Xnä), atte 3a§r ein paar neue
Seitadjen unb eine leinene Sftadjtijaube unb gwei Sdjappert, aud^ ^Jriefter
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160 3)tc 8enebifttnei>2tbtet
23arett ober ©dj tappen ermatten, ^tem fo oft eine Äutte abgebt, bie bem
Slbt ju bringen ift, fott ber (Jonoentuate eine anbere befommen. 2)a$ ®e=
fieber am 33ett unb ftiffen foU ergänzt derben. Sitte toierjetyn Sage, SMenftag
ober £>onnerftag, fotten bie (Sonoentuaten ein 33ab Ratten, ebenfo einen
©euerer, nadj bem 33ab einen Srunt unb ber 33aber einen SBein in bie @tube
ermatten, $tem fott man ben (Sonoentuaten bie toter Slberldfc Ratten, ndmlidj
brei Sage fie galten mit (Sffen unb Srinten wie Don SltterS l)er, wie ber
^rdtat e$ für gut ad)tet. Sluf bie (Sontoentuaten fotten bie 2fte$ner warten,
am Sifdj bienen, einbrennen unb firben (teuren) unb bei i^nen effen- unb
ausrichten, was fie au^er bem Ätofter ju fdjaffen l)abeu. 23ei bem fanoni=
fdjen ©eljorfam fott fein (Sonoentuale, fei ber Slbt am ober abwefenb, eine
©aftung Ratten, oljne be$ SlbtS befonbere (Srlaubnift. S)er SJteSner fott
mit Kleibern unb <Sdjul)en gehörig oerforgt werben. $eber ßonoentuate fott
gu 9tad)t in feinem ©emadj gefunben werben, deiner fott 33üdjfen fyaben ober
gebrauten, ober ein SBaibmeffer Ratten im Ätofter. deiner foll ju ©aft gel)en,
er fei benn berufen, nodj fid) ber §au$l)attüng annehmen, e£ fei i§m benn
befohlen. deiner fotf fein ©etübbe ober (Sib toeradjten. deiner fott ein Ätetb
taufen ober machen ol)ne &3 ^rdtaten SSorwiffen. Äeiner fott fid) be3
gifdjwafferS ober SßeityerS annehmen nod) ftfdjen, au<$ tein 9toJ3 aus bem
(Statt nehmen. S)ie (Sonoentuaten fotten im Seben unb Sterben ber (Sf)riften=
menfdjen Unterridjt unb bie ©aframente fpenben. SGBer oon ben (Jonoen-
tualen eine Pfarrei oerfe^en Witt, fott eine fotcfye erwarten unb jebeS Oua=
temper bafür 5 fl., alfo be$ ^aljreS 20 fl. erhalten. Sitte Samftage fott
jeber (Sontoentuate bem Slbt eine ^ßrebigt prdfentiren, bie befielen fann.
@o trug fid) Slbt ;gafob mit ber Hoffnung, fein Ätofter wieber gu
neuer 23tütl)e gu bringen ; allein atte feine ^Stätte unb SBünf dje würben &er=
eitett, benn eben Don biefem 3 a § re an tourbe itym oon £ergog Gtyriftopty
mit immer heftigeren Singriffen gugefefct, bis er fdtfiefctidj in ba$ ©efdngmft
gefdjleppt würbe, ©eine ©rtebniffe in biefen Sagen ergdljtt ber Slbt fetbft
in folgenber SBeife: 1 3»tem imSa^rc 1554 ift mir ein 33efel)t gugefommen,
bie ^riefter oon allen Pfarren weg gu ttyun unb biefetben mit ben neuen
Äirdjenbienern gu toerfe^en, wetdje ber 3lug3burgifd)en (Sonfeffion gemdft feien,
item baft id) leine (Sonfcentuaten me^r annehmen nodj ergießen bürfe, ferner
baft id) bie ßonfcentualen ber ©elübbe, bie bodj nur Sftenfdjenfakungen feien,
entlebige unb fie auf baS (Sfcangetium weife. Stern idj fotte fürber^in teine
©dfte meljr einlaffen, e$ fei benn, ba§ fie einen f^riftlid^en Schein öon
ber Äanjlei bringen. ©otdjeS ^abe iä) abgefc^lagen unb mid) auf bie SRefti^
tution unb alten iBraudj unb §er!ommen berufen, aber tdj ^abe nic^tö weiter
©eite 156 ff.
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Stlpiräbad). 161
erlangt, als nur grofce Ungnabe, benn etliche ^rdlaten im Sanbe tyaben Soldes
mit greuben angenommen. Stern ben 21. Januar 1555 bin id) gen 9?ott=
weit geritten unb bin in ©efdfydften be$ ßlofterS brei 2Bo<$en bort geblieben.
Unterbeffen tyaben fie etliche 2Bürttembergifd(je 23ebienftete unb Sßrdbifanten
gu bem (Sonfcent getrau unb bei i§m großen Unratty angeri^tet. 311$ idfj
nadfy §au$ gekommen bin, §abe ity ein feltfameS Regiment gefunben, aber
bodb gwei fcon bem Gonfcent wieber gu ber alten Religion gebraut. $)er
©ritte ift ein Sßrdbitant geworben. 3tem ben 14. 3Jterg 1555 finb etli^e
fürftlidfje Statte mit einigen Sßferben nadfj 3lfyir3bad(j gekommen unb tyaben
mir gugemutijet, tljnen Sftedljnung abgulegen. 211$ id) midj beffen weigerte,
fagten fie, e$ fei fo ber SBilte be$ (SonfcentS. &a antwortete idj itynen, bem
(Sonfcent wolle idj 9tedjnung ablegen, wenn fie e$ wollen, aber iljnen nidjt.
Sie aber fagten: SDaS muffe fein. $)a tyabe idj bie (Son&entualen gefragt,
fo triele ba waren, ob bem fo fei. Sie fagten: $a. 2lber idfy tyabe fotdjeS
nidfjt wollen fcerftetyen. SDie (Son&entualen beftarlten no<$ bie (Sommiffdre,
fo bafc idfy woljt merfen tonnte, e$ fei für micf) tein $lafc me^r im Älofter.
SDarum Ijabe idfj midfj fcon bem Älofter weg gu meinen Serwanbten nadfy
(Sonftang begeben." £ergog (Styriftoplj Ijoffte bem itym fcerljafcten 2lbt bei=
fommen gu tonnen burdfj SBerbddjtigung feinet fittlid^en SöanbetS. (&& wirb
bef$alb am 23. 3Jierg 1555, dat. Stuttgart, bem Sigmunb Sftang unb bem
Unterzogt gu Tübingen, Stefan (Sljonberg, befohlen, fie follen nadjforfdfyen
über ben SebenSwanbel be£ 3lbte$, über fein SSertyalten gegen bie grau be$
SdjaffnerS, gegen bie Tonnen gu ©tatt unb anbere. SDic Beauftragten
tonnten nichts aSerbddfjtigeä herausbringen unb berichteten bemgemdf$. SDamit
war man aber in Stuttgart nidjt gufrieben, fonbern am 5. 2tyril 1555 Der-
langen Statthalter unb Statte, e$ follen nod) einmal Stephan (S^onberg unb
Sigmunb 3ftang nadfy 2tfyir$ba<$ gef<$idft werben gur Unterfud^ung, weit
bie erfte Unterfud^ung nid^t orbnungSgemdfc toon ^erfon gu ^ßerfon ftatt=
gefunben Ijabe. „3um fünften, bieweil be$ 2tbt$ falber in ber ^ttquifition
nidfjts SonberlidjS benn ber 33erbadjt mit ber Sdjaffnerin fidj finbet" unb
weil, wenn ber 2lbt nid)t gurücffeljre, bie guten ©efdUe in Sftottweit unb
9Siöingen bem Älofter vorenthalten würben, fo foll ber $rior unb (Son&ent
ben 2lbt gurücfrufen unb iljn „ber Sidjertyeit getroften". SBenn bann ber
9lbt nid^t tomme, fo Ijabe ber £ergog um fo meljr dltfy, i§n abgufefeen.
©8 war inbe« nurgwei Sage früher, am 3. 2lpril 1555, folgenber §aft=
befe^l x gegen ben 2lbt erlaffen worben: „SSon ®otte$ ©naben, ß^rifto^, §er=
gog gu Söürttemberg. Sieben getreuen. SBir ^aben euer Sdjreiben fammt ber
verorbneten relation, fo wir eud^ ^iemit wieber überfd^irf en , be$ abtä gu
1 ©taatSardjiü. d. 5lug§burg f 3. Slprü 1555.
91 ot^cnpust et , 2t6teien u. Stifte. 11
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162 2>ie 8enebtftiner*9lbtet
afyerSbacfy falber toertefen unb ift baruf unfer befelcfy, ir betten ben ambtfeuten
gen rofenfctb, bornftetten unb ben umbtiegenben flecfen atsbalb f<$reiben unb inen
uferlegen, in aller ftitte ir getyaimbbe funbfdfjaft uf gemelben abtgu madjen unb
wo ber in unfer oberfeit betreten, in bemnadjften gefenglid) annemen unb Wolters
wart gen ftuttgart in Haftung infiren, unb ir folgenbs baSfelbig uns gu erf ennen
geben, oucfy mittlerweil bie oerorbneten laut eureSbebenfenS in bem flofter biß uf
unfern ferem befdfjeib beleiben laffen. 2)aran befdfjidfjt unfer meinung. Saturn
augSburg ben 3. aprilis anno 55. (Sljriftoplj £ergog gu SBirtemberg."
SBa^renb beffen tyatte ber 2lbt Don (Sonftang aus ein SMttgefucfy an bie
Regierung gerietet unb biefe fefcte i§m einen Sag an gur 33erljanbtung in
Stuttgart unb fagte i^m fixeres ©eleite gu. 3>n $°*8 e tiefer 33erl)anb~
lungen tonnte er wieber in baS Älofter gurücffeljren, mufcte ficfy aber gu
2Wem berftetyen, was ber nichts weniger als fattyolifcfy gefinnte (Sonbent ber
Regierung bewilligt §atte. 33ei feiner Sftüdffeljr in'S Älofter fanb er bort,
wie er fagt, ein feltfameS Regiment. SBatyrenb feiner Slbwefen^eit tyatte ber
Sßrior bon @t. ©eorgen, S ^"* 1 S3reuning, bem Softer borgeftanben.
Siefer flagt in mehreren ©^reiben aufs bitterfte über ben 2lfyirSbadfjer
(Sonbent. 2lm 3ftontag nadfj Sßatmarum 1555 f djreibt 1 er an feinen 2lbt
So^anneS gu ©t. ©eorgen: 2Ibt ^afob fei „Sanft (Satten gu". „ baft
idj in ber elenben greterei beharren muft unb beS ©ottS^auS ©otteSbienft
berftummt, icfy wett (wollte), bafc fester alte plagen barein f fliegen". 2)er*
felbe $rior Söreuning f djreibt 2 am 19. 2tyrit 1555 wieber an feinen 2lbt
gu @t. ©eorgen: ß^rwürbiger, gnäbiger §err u. f. w 33ei biefem
SSoten §ab icfy aud) wieber an ben dürften (£ergog Utridfy) fu^licirt, midj
bon ber Verwaltung (in 2lfyirSbadj) gnabigtidj gu enttaffen. 3$ ^eifc nidjt,
wie es geljen wirb. (SS ift ein elenb $)ing in bem Softer, feine Orbnung,
jeber ift SJteifter. SDie Religion liegt gang barnieber. @S finb waljrtidj
elenbe, ungegogene, f djamlofe, fcfyänblicfye 2ftöndje. $)a ift feine 2ftette, feiten
eine Sfteffe. ©eit idj ba bin, I)aben wir erft ein eingigeS 2lmt gefungen.
©ie beten unb fingen feine horas, man lautet nur. 3>n ©umma ber Teufel
follte ba fein. £)er Teufel §at midj audj mit bem tollen 2lfyirSbacfy bef Riffen.
<Ss ift eine $reterei ((Srbärmtidfyfeit) auf bie anbere, fo ba£ faft feine ber
anberen $tafc madjen fann u. f. w. S)arum, gnäbiger §err, ift mir 2lngft
bei biefen elenben ©adjen, iä) weift nidjt, wie eS fdjtieftlidj gu madjen fein
wirb. 3$ §atte (hier ©naben nodf) bieleS gu fdjreiben, es laftt fidj aber
nid)t tl)un u. f. w. Saturn 2lfyerSba<$ ben 19. apriliS 55. @. ®. ge§or=
famer §r. SioadjimuS 23reuning, prior ©. Jörgen.
1 6taat3ardjtü. d. 5l(piröbad) tüte oben.
2 «Staatsarchiv. Ortg. $ap. f. Beilage.
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STfytrSbadj. 163
3m folgenben ,3 a $ re tourbe n>ie anberwdrt« audj in 2lfyir«badj bie
ftlofterorbnung (Sl)rifto^S toom 9. Januar 1556 eingeführt. 2ln einen
SBiberftanb war bei ber fcfyted)ten ©efinmmg be« (Sonfcent« nidyt gu benfen,
bod^ erlangte aucfy 2lbt 3>afob wie anbete ^rataten bie Skrgünftigung, baft
er für feine ^erfon ber neuen Orbnung nic^t unterworfen fein foßte. 2lm
legten 2tyri( 1556 berieten x bie (Sommiffäre 2)ietrid) fcon ^lieningen unb
©ebaftian §ornmolt an ben §ergog, bafc fie geftern mit bem Prälaten 3>afob
gu 2llpir«bacfy wegen ber neuen Älofterorbmmg toerl)anbelt Ijaben ; „l)at erft=
Uä)% ber prelat mit öermelbung feiner getübb gebeten, i^n feiner perfon falber
biefer orbnung gu entlaffen unb bamit nit gu befcfyweren". dagegen wolle
er für feine brei (Son&entualen unb gwei Sftofcigen bie neue Älofterorbnung
nidjt »er^inbem; „wie bann er prelat toor unb e§e wir ankommen allba,
in ber ürd) bie ^apfttid)e ©efang unb me| erlaffen, audj bie oftien unb 51
ufcer bem l)eu«lin unb bann bie brinnenbe ampel tyinweg getrau". 6« würbe
jefct audj in 2lfyir«badj eine tateinifdje Ätofterfdfyute errietet unb Martin
9Jiepfiu« gum Seiter berfetben beftimmt. 3>n ber Älofterfirdje foUten bie
Silber entfernt werben, ber 2lbt aber beeilte fid) nidjt bamit, wef$atb ber
lutljerifdje Pfarrer toon §ornberg am 26. Januar 1557 in Stuttgart gegen
ben 2lbt Jlagt. 2 ©erfetbe laffe bie Silber ni<$t aus ber föirdje entfernen,
geige ficfy audj fonft gegen bie ©fcangelifcfyen feinbfelig. 3>m 3 a $ rc 1^59
ben 26. ^uni fteUt 2lbt ^afob feine $KefignationS41rfunbe au«, entlaßt bie
Untertanen iljrer 33erpflici)tungen unb nimmt ein Seibgebing an. (5r barf
laut Sftefcer«, wenn er will, im Älofter bleiben, fann aber aud) feinem 33e=
lieben an einen anbern Ort gießen. <£r erhalt al« Seibgebing: 2)ad) unb
gadfy, @ffen unb Jrinfen, einen Wiener mit freier Station, 200 fl. auf bie
Quatemper fällig, aufcertyatb be« ftlofter« ein ^ßf erb , 93erfid)erung feine«
Seibgebing« auf bie ÄtoftergefdUe unb überbie« @dju£ gegen §einricfy Don
^eftetten, wetdjem ba« 9tei<$«fammergeri<$t bie Slbtei gugefyrodjen tyatte.
SDiefe 23erfrred)ungen feien il)m aber, fagt ber 2lbt, wenig gehalten worben.
@« würbe an i^n ba« 2lnfinnen geftettt, nacfy @ulg gu gießen in ben bortigen
^flegljof, er Ijabe bie« abgefd)tagen unb ficfy barauf berufen, bafc iljm ber
Unterhalt im Softer verbrieft worben fei. SDaburcfy fam er in nod) größere
Ungnabe, fo bafc iljm am Seibgebing immer mel)r abgegogen würbe unb er
„etlidj $eit flfoften fanget gehabt" §abe. 23efonber« l)aben itym Dielen
2Serbru| bereitet (Sonrab 2ftetyer unb §an« Slmr^ein, „bie bocfy beibe al«
Settler gu mir finb fommen unb bei mir gu §erren finb worben". 3lm
12. $)egember 1560 flagt 3 ber Pfarrer unb Ätofterpräceptor ©efceru« 23er=
1 (Staats ard)iü. Sßap. Orig. d. tüie oben.
2 <Staat8ard)to. $ap. £)rig. d. n)te oben.
3 <Staat3ard)to. $ap. Drtg. d. tote oben.
11*
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164 5>te $Benebtfttner*5Cbtet
finuS gegen ben 3lbt, berfctbe §abe ben Sdjülem t^re pergamentnen ©efang«
Büdner gerriffen. 3le§nlidje klagen bringen bie &ird)enrat§e gegen ben 2tbt
ttor am 26. 2lprit 1562. Sie berieten an ben §er$og, ber ätbt tyabe bie
Orgelpfeifen einfctymelgen laffen, anf bem ©ormitorium §abe er bei Sftadjt
ein ©epolter gemalt, um ben Älofterfdfyülern Slngft einjujagen unb fie jum
(Sntlaufen ju betoegen, in ber SSafanj ber Sdjüler Ijabe er benfetben bie
©efangbüdfjer unb 5ßfatterien jerriffen u. f. tt>. 2lße biefe klagen Ratten ben
^toed, bie ©efangenfe&ung be$ 2lbte$ ju rechtfertigen. 33om 18. ^uni 1562
bis St. 2tnbreaStag, 30. Sftotoember, fafc ber 2lbt gefangen in 2ftaulbronn,
too er fdfytoer frant toar, x bann nmrbe er auf einem blinben 9tof$ nadfy
§otyenuradfy geführt. 211$ man i§m bie gretyeit toerfpradty, tsenn er bie 6on«
feffion beS §ergog$ annehme, lehnte er biefeS 2tnfinnen ab mit bem §imoeiö
auf bie Uneinigfeit ber Suttyerifdjen in iljrer Religion. 2tm Sonntag Satare
1563 nmrbe ber 2lbt lieber nadf) 3ftaulbronn fcerbradfyt, am 23. Sluguft
bradf) er aber aus bem 2trreft aus, n)ofür ber SSogt am 2. September eine
3ure<fyttt>eifung erhalt, »eil er ben 3lbt nidfyt beffer betsadfjte. 2Son Wlauh
Bronn flo§ ber 2lbt naty Speier, &on bort gieng er über Strasburg, Offen«
Burg, SBafel, naefy Sft^einau unb nadj einiger 3eit nadfy SJturi. 2lm 16. S)c-
gember lam er nad) ©iufiebeln, am 11. Januar 1564 lieber nad) Sftljeinau,
am 29. gebruar nad) St. ©allen ju feinem 23ruber. 2lm 2. SJterg 1564
fuppticirt er an ben $erjog toegen feines SeibgebingS. 2lm 4. (September
1564 toenbet fidf) 2lbt 3a!oB an ben grei^errn £anS ^ahi Don 3ftorSburg
unb S3effort mit ber Sitte um SSerroenbung beim Äaifer : feine Sage fei eine
gang ungtütf lidje , auf brei 33ittgefudje an ben §ergog tt>egen feinet Seifige-
bingS unb n>egen feinet eigenen SBermßgenS Ijabe er leine 2lnttt>ort erhalten, ©r
§offe, baft bie ©ibgenoffen i§m beifte^en. Sein ©gentium, fott>ie baS feiner
3Jiutter unb feiner ®ef djtoiftern , toeldjeS in ber Slbtei ju 3llpirSbacfy liege,
fei bort befdjlagna^mt. 2lm 20. 2lpril 1569 berieten ber lutljerifdje 2lbt
SBatt^afar unb ber SSertoalter 3ad)ariaS §efd) in 2llpirSba<$ an ben §erjog:
$)er frühere 2tbt %afob fei fürjlidj als Pfarrer in einem glecfen bei <5on«
ftanj an ber Sßeft geftorben. SöeldfyeS belegte Seben otyne Sftaft unb Sftutye
in beftänbigem Äampfe fd()tof$ fid) ba ab. ^odjreuter ift einer ber muttyigften
Streiter für feinen ©tauben unb feinen Orben, ber uns in ber toürttem«
bergifdjen 9teformationSgefd)id)te begegnet, beffen £reue im ©lauben um fo
me§r Sob fcerbient, ba er nicfyt nur Don aufjen ^art bebrängt, fonbern in
feinem eigenen (Sonfcent J)on Sitten oerlaffen, feinen ©elübben bod^ nid^t
untreu ttntrbe unb auf §o^enurad^, &or bie SBa^l geftellt jn^ifd^en etmger
©efangenfe^aft unb Slbfall toon feinem ©lauben, o^ne 33eben!en auf bie §rei=
^eit oerjid^tete, um ba$ gute ©emiffen ju betua^ren.
1 ©laj 161 f.
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Sltyiräbad). 165
£>urdj baö föeftitution^ßbift bon 1629 famen nodfy einmal 33enebiftiner
nad) Sltyiräbadj. 2lm 22. Oftober 1630 tourbe ÄaSpar Äraitf, (Sonbentuat
bon Odfyfenl)auf en , Don ber faiferlidfjen (Sommiffion als Slbminiftrator in
2lfyir$6adj eingefe^t unb balb barauf jum 2lbte gewählt. <5r ftarb am
20. September 1638. ©ein ©rabftein in ber Ätofterfirdfye ju 2lfyiröbad)
nennt il)n »vir pietate, doctrina et consilio magnus«. Stuf it)n folgte
ber Odfjfenljaufer (SonDentuale SlfyljonS Ätein^anö Don 9Jhtregg. x 2ftit mel)r
(Srfolg als bie meiften anbem Siebte im SBürttembergifdfjen bemühte er fid)
um SBiebertyerftellung ber fatfjolifdfyen Religion. ©dfjon 1639 Ijabe e$ nur
nodfy wenige Sutfjerifdfye im Äloftergebiete gegeben. 2lm 14. Oftober 1648
tourbe mit ben übrigen Slbteien audf) 2ltpirö6ac^ an Sßürttemberg jurüdt
gegeben burd) ben tteft^alifdfjen ^rieben §. 24. 2lrt. IV. 2lbt 2ll^on3
mufcte 2lfyir$bad(j bertaffen unb jog mit feinem (Sonbent nadfj Ummenborf.
,3m 3>a§re 1658 würbe in Odfjfen^aufen ein neuer 2lbt gewählt unb Slfy^onS
begab ficfy am SBaljltag borten, um ben Sfteugetoaljlten ju beglücftoünfdfyen,
aber bei feinem Eintritt begtüdfoünfdfjten il)n bie 3Jtöndfye, benn fie Ratten
ityn an biefem £age ju ityrem 2lbte ertoäljtt. (Sr ftarb nadj 13jaljriger Dor=
jüglicfyer 23ertoaltung feinet ÄlofterS am 14. 2ftai 1671. ®r Ijatte aud^
einen £l)eil be$ 3lfyir3ba<$er 2lr<I)iD$ nadfy Odfjfen^aufen gebraut, welker
erft 1802 in'« ©taatSardjiD tarn.
Siebte in 2lfyir$bad() (nadfj ©lag): 6uno I. 1098—1114; 6uno IL
1117—1127; »ertljotb I. ©bewarb unb 2ragebot 1127—1186; SBurtartL
1186—1222; 3)ietri<$ 1231; »ertyolb n.; »ert^olb III. 1251—1266;
Surfarbll. 1266—1271; SSolmar I. 1271—1297; 3o$amte* I. 1297 bis
1299; «ttretyl- 1299—1303; Söalter ber ©d^enfe 1303— 1337; Sruno
♦@c$cnl bon ©djenfenberg 1338—1380; Sodann IL ©raf Don ©ulj 1380;
(SonrabllL Don ©omaringen 1385—1393; 33runo IL 1393—1396; 6on=
rab IV. Don ©omaringen 1396—1397; §einridj §agg 1397—1414;
§ugo Don Seinftetten 1414—1432; $eter §auf 1432—1446; (Sonrab V.
©djenf Don ©djenfenberg 1446—1450; 9Solmar IL 1450—1455; 2lnbreaS
Don S^eunet 1455—1470; (SraSmuS 3ftarfd^all Don 23iberad) unb Rappen*
$eim 1470—1471; ©eorg ©djtoarj 1471—1479; §ierontymu$ §ulging
1479—1495; ©erwarb 2Künjer Don ©infingen 1495—1505 2lte$iuS
1505—1523; UtridJ §amma 1543—1545 (nadj ©lag bis 1547); ^afob
£o<$reuter 1547—1559; ftaSpar ftrauS 1630—1638; Stl^onS Älein^anS
1638—1648.
1 mz 176 ff.
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XII. Mt ®txvttoikümv-WLbiti $t Gtotgxiu
33iS jum 3al)re 18 1° gehörte 31t Sßürttemberg aud) ©t. ©eorgen.
2)aS ßlofter ©t. ©eorgen * würbe im 3eitatter ber ^Reformation fcon leinem
anbern württembergifdfyen 3ftannSflofter übertroffen im treuen gehalten an
Religion unb OrbenSreget. geft unb treu o^ne ju weidfyen, Mmpfte ber
2lbt Cannes Äern, „unerfdljüttertid) tatljolifd)", wie i$n <5$r. %t. Statin IV.
743 nennt. @r war gufcor Pfarrer in Sngotbingen unb würbe 1530 jum
2lbte erwählt. 9laü) 3Jiartini waren fdfjon a. 1534 bie fattyolifdjen Pfarrer
im Hornberger 2lmt abgefegt worben. $>er SSefe^l UlridjS jur Entfernung
ber lat^olifdfyen Pfarrer würbe inbeS erft an Söeitynadjten 1534 ertaffen
unb für ©t. ©eorgen am 2. Januar 1535 ausgefertigt. SDie neue &tofter=
orbnung wie fie allenthalben eingeführt werben follte, würbe (Snbe S^uar
1535 mitgeteilt, unb bie 2ln!unft eines lutl)erifdjen SefemeifterS angefünbigt.
StmbroS klarer wallte bagu ben §an$ ©preter toon 9tottweil. (©dfymibtin
9Jtfcr. nennt i^n irrtljümlidf) §an$ ©pät.) Serfetbe melbete fidfj am 3. 2lpril #
felbft bem 2lbt an bon Ulm aus. 33ei feiner 3lnfunft fanb er fid) aber
nidfyt in ber glüdffid^en Sage mandfyer feiner Kollegen, er fanb in ©t. ©eorgen
(einen tut^erifd) gefinnten Sln^ang, mit bem er §atte feine Qrntdt erreidjen
lönnen. 2)em Sefemeifter würbe baS Seben fauer gemad()t, unb ber 2Ibt
Äern lieft iljn nidfjt auf bie fanget, 2 fonbern flipp ticirte am 17. ^uni um
feine (Sntfernung. 2luf biefeS würben bem 3lbt am 16. ©eptember unb
1. Oftober ^erjoglid^e 33efetyte mit fdfyarfen SBebro^ungen jugeftellt; ber 2tbt
Ijabe ben iljm gugefcfyidften Sftadfyfotger ©preterS auf juneljmen , bemfelben
Unterhalt ju fcerf Raffen unb iljn anju^oren. 3 SDer neue Sßrebiger fanb inbeS
1 S)te erften Siebte in St. ©eorgen öon 1086 an toaren Don §irfd)au. $ßctyftlid)e
£)rtginat*Urfimben für St. ©eorgen oon 1095 unb 1105 im SanbeSardjtoe ju ÄarlSrulje.
»gl. GförreSgefeUfd). £tft. Satjrb. V. 4. Seite 505.
* Sdjtnibltn, SKfcr. @t. Georgen.
8 ©bcnbafclbft unb St. ©eorgener Safjrbiidjer X. SBanb.
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3>ie SBenebtftuter-Wbtet @t. ©eorgen. 167
gu @t. ©eorgen feine beffere 2iufnaljme at« fein Vorgänger, unb aud) gegen
i^n rietet 2tbt item eine ©upptication an ben §ergog, bajs er ben ^rebiger
wegnehme unb ben ßonfcent bei ber alten Religion laffe bi« gur (Sntfdfyeibung
iura) ein altgemeine« Goncil. @« füllte fidfy aber Sotyanne« föern im Ätofter
bodfy ni<$t meljr fidler, unb begab fidfy in feinen ^ftegtyof gu SKottweit, fcon
wo au« er beim 9iei<fy$Jammergerid)t in ©peier ben ^rocefc gegen §ergog
Utridfj anhängig machte. @r tyatte beabfidfjtigt, perfßntidje SSorftelfungen
beim §ergog gu fcerfudfyen, ftürgte aber mit bem Sßferbe unb fonnte bef$atb
bie SReife nidfyt fortfefcen. 9hm wenbete er fidj fd^rifttid^ an ben dürften,
beruft fidj auf bie 5Keidfy«unmittetbarfeit unb ba« 800jd§rige Sitter feine«
Ätofter« unb forbert für fi<I) unb ben (Son&ent, baft man bie Uebung ber
alten Religion unb DrbenSreget tttd^t toerljinbere. l ^ebocfy ©*• (Georgen
foltte toon bem allgemeinen ©dfyicffale ber württembergifdfjen fölöfter feine 2tu«=
naljme madtyen unb audj fein Untergang war befdjtoffen. 2lm 26. ©egember
1535 fam auf ^ergoglidfyen 23efeljt ber Obertoogt $o« Wünä) toon Sftofen-
berg nadfy ©t. ©eorgen unb verlangte, bafc bie (Sonfcentuaten fidfy mit einem
ßeibgebing abfertigen laffen: ^riefter foUen je 40 fl. ermatten, wenn einer
ftubieren »olle, iätyrtidfy 50 ft., wollen fie bie« ni<$t, fo foKen fie fi<$ bereit
galten, na<$ 2ftautbronn gu fahren, wo man für fie forgen werbe, wollen
fie aber feines fcon beiben, fo tyaben fie ba« Älofter gu fcertaffen, otyne
@twa« gu empfangen. SDer SSogt fud^te bie 3ftönd)e burcfy ©ro^ungen ein-
gufdfjüdfjtern, oljne inbe« fcon benfelben irgenb wetdfje« 3ugeftanbni| gu er-
langen. ®ie 3Jtondje wollten „3Jteifter fcon i^rem Älofter bleiben unb bie
Religion wie gu&or e^erciren". 2 ©er 2lbt 3>otyanne« bat &on SRottweil au«
um 2tuffdjub, allein ber 93ogt fünbigte fein 2öiebererfd)einen auf 5. Januar
.1536 (ncJti) ©dfjmibtin 2ftfcr. auf $)reifönig«tag) an unb fam am feftge*
festen Sage. Ueber bie 2tu«füljrung feine« Auftrag« berietet er an ben
£ergog gotgenbe«: 8 SDer (Sonfcent weigerte in 2lbwefentyeit be« 2lbt« ba«
5Beglaubigung«fdjreiben be« Sogt« entgegenguneljmen, irietme^r betyarrten bie
9ttond(je bei tywc fcfyon früher abgegebenen ©rftarung, fie wollten fid)
nidfyt fcerfdfyreiben no<$ fcerleibbingen laffen, benn fie feien reid^«unmittelbar
unb SBürttemberg nur ©cfyirmfcogt. SDiefe ©rfldrung liefen fie bem SSogt
burdj iljren Älofteramtmann SRinfner eroffnen. 2luf biefe Slbweifung §in
begann ber SSogt ^o« 3Jiünd^ mit imfamer SRo^eit ba« Älofter au«gu-
rauben. ,3 n ^ cr Äird^e würbe ba« Sabernafet aufgebrochen, ba« ©borium
^erau«genommen unb bie Ijl. §oftien auf ben SBoben geworfen, bie 6on^
fcentualen ^oben biefelben auf unb fumirten fie mit 2lnbad^t; 3Jtonftranjen,
1 Partim, ©ejc^t^te öon ©t. ©eorgen. ©t. ©eorgener Sa^büc^er X. SBanb.
2 ©(ötntblm a. a. D.
8 Martini a. a. O. ©. 129.
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168 $fe 93enebiftiner*2fbtet
Äetc^e unb Ornate nmrben gufammengepadft unb nad) £>ornberg geführt.
$)ie ©totfen Ijatte man fcfyon früher Ijolen laffen. $)a$ Slr^tb ^atte ber 2lbt
redfytjeitig fcfyon a. 1535 nadj SSiUingen geflüchtet (juerft nadj 3^otttt>eir>*
£)ie ßontoentuaten , 21 an ber $aljl, mußten ba$ Ätofter toerlaffen imb
toanberten mitten im SBinter in einem ©cfyneefturm nadf) 3^otttx>eit, toeljin
fie ber 2lbt wenige Sage gufcor eingraben §atte : Sie fotten ju itym fommen,
als föinber ju iljrem SSater unb follen mit Sßroteft aus bem Ätofter Reiben.
93on biefer 3eit an würben bie im Söürttembergifdfyen gelegenen ©efaffe
som §ergog eingejogen, allein baS ftlofter Ijatte einen großen £§eil feiner
©üter auf^er^atb beö SanbeS unb biefe tourben ju ©unften ber Vertriebenen
arreftirt. 3 U SSittitigen, 9totto>eit unb ^ttgotbingen Ijatte @t. ©eorgen feine
Pflegen, toon toetdfyen bie lefctere bie eintraglidjfte toar. 3fm Ätofteramt
©t. ©eorgen nmrbe nadj 2luftyebung be$ ÄtofterS bie Deformation einge^
füljrt, toaS inbeS nic^t fo fdjnell, als man e$ nmnfcfyte, betoerfftettigt werben
tonnte, benn 1 „baö 9Jott §ieng noefy größtenteils bem 2lbte unb ben 3Jtönd()en
an. 2luf ber anbern Seite ftunb aber ber §erjog unb fein Ober&ogt 3ftünd>
mit getoeljrter §anb, um biefe ©tyntyat^ien ju unterbrächen unb bem (Sfcan-
gelium getoaltfam 33a§n ju brechen". S)er 5ßrocef$ beim 9tei<$$tammer:=
geriet ttmrbe fortgefefct, aber ber §ergog lehnte baSfetbe als judex suspectus
ab 2 (fcrgt. oben SJtaulbronn). 2lu<Jj Äönig gerbinanb na^m fidj um ba$
Ätofter naefy Äräften an, fcerttriUigte iljm a. 1541 bie 2lufna§me in ben
ofterreidfjifdfyen @<$u£ unb ba$ SRedfyt, ben (Son&ent na<$ 33itlingen ju »er-
legen. (Sbenfo gefcfyal) e$ auf fein betreiben, baß im Sofyxt 1543 jtoei
Sagfafcungen gur 2lu3gleicfyung be$ ©treuem jttrifdfyen SBürttemberg unb bem
ßlofter gehalten würben. 2illein bie SSer^anblungen mußten fcfyeitem an bem
Verlangen beö §erjog$, baß 2lbt unb ßonfcent bie tuttyerifdje ISonfeffion
annehmen muffen. Sftadfy bem für bie Sßroteftanten fo unglütflidfjen 2tu$gang
be$ fdfymaKatbifdjen Krieges würben bie SKollen jnrifdfjen 2lbt unb §ergog
getoecfyfett unb ba$ Sftacfygeben tt>ar jefct an bem lefctern. 3 uer ft »erlangte
ber £erjog, bafc ber 2lbt feine 5Roüijen me§ annehme, bamit ba$ Softer
fdjtieftfidij boefy SBürttemberg jufaße. ©er 2lbt Äern beftanb aber feft auf
ber fcoßen s Jleftituirung bei ben SSer^anbtungen gu SBitbbab am 15., 16.
unb 17. Dftober 1548. 2luf bie 2Ibfd§affung be$ ^erjoglic^en 25ogt^ unb
be^ ^ßrdbifanten tuottte SBurttemberg lange ntd^t eingeben. S)ie Vertreter
be« 2(bt6 gaben aber ni<$t nad^ unb fcfytiefttidf) mu|te ber §ergog fogar
auf bie jtoei gorberungen öerjic^ten, bie er fonft überaß bürdete, bie
2lntt>o§nung eine^ ^erjogtic^en 6ommiffärö bei fünftigen 2tbt3toa§ten unb bie
1 Partim 133.
2 ©attler, ^er^oße in. 117.
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®t. ©corgcn. 169
SfypeUation an baä toürttembergifdfje §ofgeridfyt. Sftur baö t>ertt)ittigte ba$
Älofter, „bafc fie feiner §ürftt. ©naben aUeö baSjenige tljun unb teiften
motten; fo fcon Sltterö §er!omtnen unb fi<$ baju Ijiemit alter i^rer gorberung,
bie fie toegen aller bisher empfangenen Slbnufcung unb fatyrenber §ab ju
l)aben toermeint, fo bisher öeranbert korben, fcerjidfyten u. f. to. unb gegen
®. gürftt. ©naben als iljrem gnabigen @d)u^ unb @d)irml)errn audfy föafts
fcogt untertijänigtid) unb geljorfam galten". Dat. SBitbbab 18. Oftober 1548.
Unterfdjrieben finb: $03 Ttunä) toon SRofenberg, 23alt§afar toon ©ilttingen,
Dr. gelter, bängter, Dr. Änober. 1
3n @t ©eorgen tourbe jefct ber frühere $rior ^ioadfyim 33rüning (ogt.
oben 2llpirö6ad>) lieber in fein 2lmt als ^ßrior eingefefct. Sftadfj ber 33er~
treibung a. 1536 toar er juerft 33eidf)tfcater im grauenffofter @t. 3>oIjann
im ßlfafc, Don 1546 an Pfarrer in 3;ngolbingen unb a. 1554 tourbe er
2lbt im Älofter 3Jtünfter. 3Son 1548 an ttmrbe in <§t. ©eorgen ber JatIjo=
lifcfye ©otteSbienft ttrieber gehalten. S)ie nadfyften 3>af)re herliefen unter
mannigfadfyem ©treit mit Sßürttemberg toegen ber ©eridfytsbarfeit be$ ÄlofterS. 2
@« (am jefct bag für bie ttmrttembergifdjen ßlöfter t>erf)angnif$t>otle $af)x
1556 mit ber neuen Ijerjogticfyen fölofterorbnung Dorn 9. Januar. ® er
(Xonoent lehnte biefe Ätofterorbnung ab. 2lm 10. 3imi 1556 brauten bann
jxoei in ba$ Älofter üerorbnete (Sommiffdre fotgenbe Vereinbarung s ju ©tanbe :
©er dunere Sonbent, b. §. bie auf ben Pfarreien unb ^robfteien befinblt<$en
(Sonfcentuaten verbleiben bei ber failjolifcfyen SMigionSübung unb behalten
fidfj bie ftücffeijr in'« Softer fcor. 3m Älofter felbft ift bie 3Jieffe ab*
gefcfyafft: £>ie fedEyö (Sonoentuaten im Älofter erHaren: fie tootten e$ ein
Vierteljahr ober ein §alb 3>a§r mit ber neuen Älofterorbnung fcerfudjen,
wenn eg itynen nidfjt jufage, fo foll e$ iljnen jufte^en, ba$ Äf öfter ju toer=
laffen. $)a biefe« Verfuge madfyen mit ber neuern Älofterorbnung a. 1556
audfj in mehreren anbern 2lbteien toorfommt, fo fann man barauS fcfytiefcen,
bafc ber Vorfd^lag bagu toon ben tyergoglidjen Gommiffdren auSgieng, too fie
eine unbebingte 2lnnaljme ber neuen Älofterorbnung nidjt erlangen tonnten.
£>ie tarnen ber obigen fe<$$ ßonfcentuaten finb: ©eorg SBadfyter, föonrab
geller, 3o$amie* SttüUer, 3a!ob Sang, SftüobemuS Seupolb (fydter 2lbt) unb
^o^anneö SReid^ert. S)er Sßrior ^^cinne« SRülid^ unb ber ©roffeller S3ar=
t^olomdu« 3Jta^er liefen fidfy ju feinen 3 u 9 e f^nbniffen belegen unb baten
ben 2lbt, fie anberStoo untergubringen. Sie ßommiffare Regten fdfyon bie
beften Hoffnungen unb berichteten am 18. ^uni nad^ (Stuttgart: e$ fei bereite
mit bem neuen ©otteSbienft begonnen toorben unb bie fed(j$ ßonüentualen
1 (Stfymiblm, awfcr.
2 9^äf)crcö bei ®cf)miblm a. a. D.
8 SHartini a. a. D.
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170 2>te Öenebiftiner-Slbtet
$aben baju fleißig mitgeholfen. 216er batb würbe es offenbar, baß bie Sftondfye
nidfytS weniger im Sinne Ratten, als bie alte Religion ju fcertaffen. Sie
ridjteten ein S3ittgefudj an §erjog ©fjrifto^, worin fie begehrten, baß man
ttynen geftatte, in einer Äapette bie $1. 3Jteffe ju lefen. $)er §er$og fdjtug
tljnen, wie fcon itym nicfyt anberS gu erwarten war, biefe S3itte ab. 3»m
Sftofcember 1556 fam jur SSifitation na<$ St. ©eorgen als tyerjoglidfjer (Som-
miffSr Äonrab Cmgel. @r beftagt fidfj über bie jwei (Sontoentualen , wetdfje
Sßriefter waren, baß fie bie Sectionen beS &lofter=$raceptorS nicfyt befudfjen
unb audf) bie übrigen toier Gontoentualen bie ^rebigt nidfyt anhören.
3m folgenben ^aljre 1557 würbe ber 2lbt wieber in Streit fcerwidfett
mit ben Älofteruntertljanen im 2lmt 9tofenfelb, welche wiebertyott Jtagenb gegen
ben 2lbt auftraten, wenn er fie wegen ber Ungenoffame (b. i. wenn ein 8eib=
eigener bie Setbetgene eines anbem §errn Ijeiratljet) mit nidjt über 25 33ajen
ftrafte. Stuf ityre Etagen antwortet 2tbt Äern anfange September 1557:
er tyabe fie immer fo mitteibig beljanbett, baß er fid) feiner Älage fcon itynen
fcerfeljen tydtte, in alten Unglücksfällen, Sftotlj u. f. w. tyabe man i^nen ftets
Sftadfytaß gewährt, iljre äöaifen tyabe tnan im Älofter aufgenommen unb unter-
Ratten u. f. w. „Stern benen ju Seibringen an ben 3 Sagen ber gaftnadjt
ju iljrem £anj, wie lang berfelbe mit allerlei Unfug unb 3Jhtt§wilten (audfy
geuer unb SidjtS falber nidfyt oljue große ©efaljr) bis gegen 2ftitterna<fyt
gewahrt, im §of $tafe (im Älofter^of ju Seibringen) unb baju geuer unb
8id)t gegeben." l $w 3>uni 1564 fdjitfte bie Regierung bem Speciatfm>erin=
tenbent Se&erinuS SSerfimiS ju SRofenfelb ben S3efetyl ju, er foffe ben Pfarrer
gu St. ©eorgen anweifen, baß er bie Äinberletyre ber tyerjogticfyen &ir<fyen=
orbnung gemäß anriete. SDer Pfarrer antwortete: @S nüfce baS SftidjtS,
weil baS junge SSolf ben fürfttidfyen Orbnungen fidfy mit £rofc wiberfe&e. 2
SDiefe SBiberfe^lid^feit mag wo^t im 3ufammen§ang ^ tn m ü ber £ljatfa<$e,
baß baS 3Solf im 2lmt Sanft ©eorgen audfy nadfj ber officieffen Slbfdfjaffung
beS fattyotifcfyen ©taubenS bocfy, wie oben erjS^lt, größtenteils nodfy bem
•Slbte unb ber alten Religion anljieng. S)aS Seifpiel beS (SontoentS, welker
fo einmütig unb treu gu feinem Drben unb ©tauben Ijiett, unb befonberS
baS 33eifpiet unb Slnfetyen beS ausgezeichneten SlbteS Spannes Äern, tonnte
nidjt o^ne mächtigen ®influ| auf bie Älofteruntert^anen bleiben. 5)er 3lbt
So^anneS ftarb am 8. Sfyrit 1566 ju SSittingen unb würbe bort bei ben
33arfüf$em begraben; er tyatte 35 V2 3 a ^ re bem Älofter ^orgeftanben. 9lad^
bem Sobe beS 2lbteS glaubten ^ßrior unb ßon&ent mit SRed^t befürd^ten ju
muffen, ber §erjog werbe jefet Slnlafc nehmen, baS Älofter mit einem lutfje*
1 ©^miblm, SJlfcr.
2 Martini a. a. 0.
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St. ©corgcit. 171
rifcfyen 3lbt gu befefcen. ©ie Rieften batyer ben Job be$ 2tbte$ 3>oI)anne$
big gum 18. 2fyrit »erborgen unb liefen feinen Seidfynam erft am 20. 2lprif
beftatten. 9JtittIerweile berichteten fie an ben föarbinat 33tfd)of 3ftarfu$
©ittifuS gu (Sonftang unb an bie ^rätaten fcon ^eter^aufen unb Stein
mit ber 23itte, ber Sfteuwaljt eines 2tbte3 anguwotynen unb bie auswärts be~
finblidjen (Sonfcentualen gufammenguberufen. ©djon am 17. 2fyrit fonnte
bie SGßatyt ftattfinben in ©egenwart beS SBeipifctyofS $afob fcon (Sonftang,
ber Prälaten ©f)riftoplj fcon ^eterS^aufen unb Martin fcon ©tein, beS
bifdfyöf fidlen Notars ©rasmuS Sang, beS SDefanS Seon^arb 33raun unb beS
SSittinger (SaptanS Martin ©cfyinftein. 2)ie aßatytyanbtung würbe fcor-
genommen im Ätofterpflegljof gu SSittingen unb fiel auf ben (Son&entualen
•JlifobemuS SeupoÖ) fcon SSiUingen.
3>e&t würbe fcom 5ßrior unb (Son&ent am 18. 2fyrit an ben §ergog
23eri(^t erftattet über ben SobeSfaß unb bie Sfteuwaljt. £)er §ergog natym
biefe Sftadfyridfyt fel)r ungnabig auf, benn er falj fidfj übertiftet. Unfcergügtidfj
würbe 33efe$l gegeben, bafc ber württembergifdfje Sftatlj 3ftattl)au$ fetter fi<$
nadfj Sanft ©eorgen begebe unb bie fttofterfnedfjte in Sßflidfyt neunte, was
fcfyon am 21. Steril gef tyaf). £agS barauf fam anä) ber Ober&ogt ©raf
©ruft fcon ©d)aumburg=§otftein an unb befefcte auf tyergogttcfyen 33efeljl bas
Ätofter mit bewaffneter 3Jiannfd^aft. 2)ie Untertanen naljm er in SßfKdfyt,
baft fie bis gur 2lufftellung eines neuen 2tbteS feinem anbern §errn Ijulbigen
Wolfen. 2lm 8. 3Jiai fam Don ber Regierung gefd^idft §anS 2lmr^ein, 2lmtS=
fdfyreiber gu 2lfyirSba<$, naty SSiKingen unb begehrte, bem ßonfcent fein mte
gebrachtes $ergogtid()eS (Schreiben gu übergeben unb fcor bem fcerfammetten
(Sonfcent ben i^m geworbenen Auftrag münblicfy gu eröffnen. 2)er (Sonfcent
beauftragte ben P. ©eorg Söotyttyüter unb ben Ätofteramtmann §ierontymuS
sßolb ben fürftlicfyen ©eputirten angu^ören. SDerfetbe eröffnete iljnen : §ergog
(S^rifto^ Ijatte bie vorgenommene 2lbtswa§t „für eine Nullität", ©eine
gürfttidjen ©naben wollen auf Sftontag ben 13. 3Jiai eine orbentüdfje äöaljt
vornehmen unb i^nen ^iemit gu wiffen getrau §aben, baft fie atsbann gteid^*
falls gu ©anft ©eorgen erfreuten follten. 3lm feftgefe^ten Sag erfdfjien gu
<Banlt ©eorgen niemanb von aSittingen, aufcer ein Sftotar mit fdjrifttidjem ^ßroteft,
ber jebodf) nid^t angenommen würbe. @S traten je^t bie württembergifc^en
aSefcottmädfjtigten, ber Oberüogt gu §ornberg : (Srnft »on ©d^aumburg^otftein
unb bie Äirc^enrättye Dr. 3afoB ©d^mibtin unb Äonrab (gnget gur S3eftellung
eines neuen 2lbte$ gufammen unb befteüten ate folgen am 13. 9Jtai 1566
ben ©tabtpfarrer gu SRofenfelb ©eüeruS 33erfinuö. x 2)er Sanft ©eorgener
6on^ent blieb in SSittingen unb begog bort bie aufcer^atb SCBürttembergö
©cötntblitt, imfcr.
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172 S)ic 93enebtftitter*2lbtet
gelegenen ©efaüe bon ©anft ©eorgen. 63 würbe namü<$ bem fatljotifdfyen
(Sonbent bon Oefterreicfy nidfyt nur ber ©cfyirmbrief bon 1541 im Siatyre 1566
erneuert, fonbern ba^in erweitert, „ba§ ber 2lbt unb (Sonbent unter be$ (£r$s
l)aufe$ Oefterreidf) fonberbaren ©dfjirm aufgenommen, fie wiber manniglidfj
jum Sftedfyten unb SBißigtett ju Ijanbljaben, bagegen ber 2lbt, Sßrior unb Son-
beut ja^rtidi) auf Martini in bie £irotifd)e §offammer 31 ©olbgulben
©cfyirmgetb reiben, Ijinwieberum aber iljnen vergönnt fein foftte, mit iljren
sßerfonen SRefibenj in iljrem 2)orfe Sngolbingcn ju nehmen ober nadfj %iU
(ingen ju jiefyen". l
§erjog (S^riftop^ begehrte, bie Sagerbüdfjer, 23riefe unb anbereS 23efi£s
tljum be£ &tofter$ auf beffen ^ftegljöfen ^u aSißingen unb 9tottweit burdl)
feine SSeamte aufzeichnen ju laffen, allein beibe ©labte wiefen ityn mit feinem
33ege§ren ab. 2luf Slnorbnung be$ §erjogs wollte ber proteftantifdfje 216t
23erfinu3 bie Älofterorte ^ngolbingen, 2)egernau, §erbert$tyofen unb ©inten-
§ofen in 23efi£ nehmen unb fidfy bafetbft tyutbigen taffen. 93om ^erjog
würben ju biefem gmä 30 2ftann ju ^ßferb unb 50 §aJenf<$ü£en auf-
geboten. SDie beiben erfteren Orte ftanben unter ofterreicfyifdfjem , bie gwei
(enteren unter watbburgifdfjem @dfju£. S)ie öfterreidfjifdjen 2lmtteute nahmen
aber bie württembergifcfyen Beamten ju ^ngotbingen unb 2)egemau unb
ben SSerwatter ju 3>ngotbingen gefangen unb führten fie nacfy 2lltborf.
3ugleic^ fiel ber öfterreidfyifdfje SSogt ju griebingen in ba3 Älofterborf
©ßnningen ein unb jwang bie Untertanen, ber §ulbigung für ben proteftan-
tifdfjen 2lbt ju entfagen unb bem lat^otifdjen 2lbt SftilobemuS ju ^utbigen,
unb ba$ gleite tljat ber ofterreidfyifdfje Sanbbogt bon ©dfywaben in ben
Dörfern §erbert$§ofen unb ©intentyofen. ©egen biefeS SSorgetyen proteftirie
§erjog ©§riftop§ am 20. Oftober 1566 nacfybrütftidfj bei ©r^erjog $erbinanb :
bie fötoftereinfünfte in ben genannten ^Dörfern feien nidfyt nacfy SSittingen,
fonbem nacfy @t. ©eorgen geftiftet, ber (Sr^erjog mßge fürber ben unruhigen
©eifttidfyen tein ©e§ör metyr fdfyenfen, fonbem wenn biefetben bei i§m Ilagen,
•bie ©acfye an iljn, ben §erjog (Styrifto^, berieten.
©r^erjog fterbinanb aber teerte in feiner Antwort ben ©pieft um unb
Wagte ben §erjog ©§riftoplj an f ba£ er in bie öfterreidfyifcfyen fianbe einen
unerlaubten ©infatt getljan, bie (Sanft ©eorgifdfyen Untertanen ju einer
§ulbigung gegen ben canonice erwählten 2lbt gelungen unb itynen einen
proteftantifdben ^rebiger aufgenötigt §abe mit SSerjagung ber lat^olifd^en
Sßriefter; beffen ^atte er fidf) jum §erjog üon SBürttemberg um fo weniger
fcerfeljen, ba berfetbe bem ©r^aufe Oefterreic^ mit Se^en^fltd^t »erbunben
fei; bie öfterreidfyif <fym ^Beamten Ratten nur i^re ©d^utbigleit getrau, jumal,
©djtmblm a. a. D.
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St. ©eorgen. 173
ba ba$ Älofter bejüglidfy ber im Oefterreidfjifd^en gelegenen ©üter unter feiner
©<$irmfcogtei ftelje. ^njnrifdfyen toaren bie gefangenen tmirttembergifdjen Ve~
amten lieber in greiljeit gefegt Sorben unb begaben fidj fofort lieber nadfj
^ngolbingen unb ben anbern genannten Orten, too fie fcerfünbeten, ba$ dttityfc
iammergeridfyt tyabe fi<$ gegen ben t atljolif d)en 2tbt ausgebrochen , bie 3^ n f en
unb ©ilteu feien bemgemäft nadf) @t. ©eorgen an ben proteftantifdfjen 2lbt gu
liefern. $n ber golge würben jtoifdfjen (Sr^erjoggerbinanb unb §erjog (S^riftop^
fcerfdfjiebene ©dfyreiben getoedfyfett, unb Don Seiten be$ ©dfytodbifdjen ÄreifeS tourbe
ber&aifer um Vermittlung angegangen, toeit man gefährliche Unruhen befürchtete.
2lm 23. ^uli 1567 fdjrieb ftaifer SKajimilian an bie ©djtoabifdfjen
ÄreiSftanbe: SBenn biefe Streitigkeiten no<$ nidjt fcerglidfyen feien, fo foll
fidfj §erjog (S^rifto^ jufrieben geben mit bem iljm angebotenen frieblid^en
Sluötrag fcor bem 9faid()$fammergerid(ji. £)er Vifdljof fcon (Sonftanj eröffnete
ba$ ©djreiben, f Riefte e3 aber bann an ben 3Jtarfgraf Äarl *>on Vaben
mit ber (Sntf dfjufbigung : Sßeit §er$og (Styriftopl) in ber ©adfje beteiligt fei,
fo möge er fidfy nidjt bamit bef äffen, unb er erfucfye ityn, er mödfjte ba$
SBeitere beforgen. 3 u flW^ erfülle ber Äaifer ben Grj^erjog gerbinanb,
er möge ben §erjog (S^rifto^ toegen ©t. ©eorgen unbetäftigt laffen unb
gu friebtidjer Vereinbarung bie §anb bieten, Von ©eiten SBürttembergS ttmrbe
ber Ijerjoglidfje dlafy 3Jt. (Snjlin an ben Äaifer gefdfjicft, unb teuerer lief} i^nt
burd) 3aftu3 ^erfid^ern, ber (5r$erjog »erbe SBürttemberg nidfjt toeiter be=
unruhigen. §erjog (S^rtftcp^ befdjtoerte fidfy jtoar auf bem Sfteid^tag 1567,
ba£ bie im Oefterreidfjifdfjen gelegenen ©efaUe fcon ©t. ©eorgen gefperrt feien,
aber e$ blieb aucfy für bie 3ufunft ^abti, bafc ber proteftantifdfje 2tbt in ©fr
©eorgen bie ©efaöe im SBürttembergif d^en unb in ber §errfdfyaft ©dfjramberg,
ber tatljotifcfye 2lbt in Villingen bie übrigen ©efSlle bejog, unb an beiben
Orten folgten auf einanber §ier bie i at^olif <$en , bort bie proteftantifd^en
Siebte. x 2)er erfte proteftantifcfye 2ibt ©efceruS regierte nidfjt einmal ein
Saljr. „2)er 2lbt ©efceruS ftarb, nadfybem er gteidfy nacfy bem neuen $a$v
an bem ©rimmen fd^tt>erlid) fran! geworben unb aus bemfelben bie ©id)t
unb anbere 3ufalle erfolgt, ben 28. gebruar 1567, morgend um fünf U^r.
SBeit nun Gruft ©raf gu @d^aumburg=§olftein, Oberfcogt am ©dfjtoarjtoalb,
eben ol)nebie$ ber gehaltenen ^a^rgerid^te falber unb bann ben Sßralaten
in feiner Äranftyeit Ijeimjufudfyen, im Älofter toar unb aller^anb ^raftifen
burdfj bie 3Jtönd£)e beforgte, fo berichtete er ben Sobeöfatt nocfy an bemfelben
Stage an ben §erjog unb blieb inbeffen im Älofter, um bem Slmtmann in
alten (Satyrn beiftanbig ju fein." 2
1 SSgi. Schoepflin. Hist. Bad. T. IV. 60; "Sattler, ©e^oge IV. 226 f. 233 f.;
SdjtmMut, üttfcr.
2 Sc^tniMiit, SJlfcr.
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174 $ie 23cnebiftiner*2lbtei
2lm folgenben 2. 2fter$ erftatten bie Äirdjenrattye SBeridjt an ben ^erjog
über bie (Sreirung eine« neuen 2lbt«: @ie $aben nacfy fleißigem Sftacfybenten
gefunben, bafc ber Pfarrer Don SSat^ingen 9Ä. Sodann Sftagiru« al« ge*
tetyrter Wlann unb at« ©enerak@uperintenbent (barau« bi«§er gemeinigltdj
bie Sßrataten erwartet worben) ^ieju taugticfy wäre, aöein er fei „nidjt ber
ftarten einer unb ifym bie rautye 2anbe«art ((SHma) ju @t. ©eorgen ju-
wiber fein modjte". Qtfyfyatb fragen fie Dor ben Pfarrer unb ©pectak
fuperintenbenten ju ^Balingen , 9Ä. Sffcy cmber 23teffing, biefer fei geteert, fyabt,
at« er ju Tübingen gewefen, privatos discupulos gehabt, unb würbe bef;-
Ijatb bei ber ©cfyute nüfclicfy fein, berfetbe fei „ein wettfeliger, unt>er~
broffener 2ftann", $aU nur ein SBeib aber feine Äinber, tonne alfo tei^ter
umjiefyen. £)er Pfarrer Don ^Balingen §atte jebodj feine Suft, $ratat ju
werben. 2luf bie am 8. 2fter$ an ityn ergangene Slufforberung erwtberte er,
er tonne bie« 2lmt nid)t annehmen, benn er fei ein erlebter SÄann, 55 ^a^re
alt, ba« Stntte erforbere einen geteerten unb erfahrenen SÄann, ein foldjer
fei er gar nidjt; ju SBatmgen Ijabe er fein Strmüt^lein (JBeftfctljum), wenn
er nun fortjieljen muffte, fo würbe bie« ju feinem unb feine« Sßeibe« $öd)ftem
SSerberben geretdjen, a\xä) Ijabe er ju Balingen eine Siebe ftirdje, mit
ber er Sieb« unb Seib« gelitten. SDarauf würbe iljm Don ben &ircfyen~
ratzen geantwortet: SBenn er fdjwädjticfy fei, fo fei bafür in @t. ©eorgen
eine gefunbe fiuft. 2lt«batb antwortete SBteffing: e« feien fotcfye obstacula
unb impedimenta, bafc er nicfyt annehmen tonne, er fei be« 3 a § re 3
gweimal mit einem tyi&igen gieber belaben, fdjon 22 ^afyxt fei er jefct in
^Balingen unb Ijabe niemals mit einem 9ftenfcfyen eine gwtetracfyt gehabt;
wenn man i^n jefct wegnehme, fo fei e« „unfagticfy, wa« ju beiben
Steilen für tlagticfy beulen unb SBeinen gehört würbe"; er Ijabe ju
Tübingen ein Slrmüt^lein an liegenben ©ütern gehabt, biefe Ijabe* er
Derfauft unb bafür anbere &u ^Balingen erworbeu, welche er t^eit« ber
Äircfye fonberltcfy ju einer neuen 23e$aufung, tljeit« feinen (Srben legirt Ijabe.
2tm 12. afterj würbe bem Pfarrer JBleffing eröffnet: bie Äirdjenratlje wünfdjen
bie Stnna^me be« 2lmte«, ber §erjog aber befiele nidjt barauf in Stnbetra^t
ber vorgebrachten @rünbe, er foHe nun feinen enbgiltigen (Sntfdjluft funb=
geben. 33leffing, welker nacfy Stuttgart citirt worben, lehnte bie Sßrdtatur
Don @t. ©eorgen ab unb jog, nac^bem man i^m feine 3 e ^ l,un Ö crftattct
^atte, wieber ^eim. Sanb^ofmeifter, Äanjler unb SRat^e fc^tugen je^t jum
Slbte vor ben 3JJ. ^einridj SRenj, ©o^n be« ÄeHere« gu 3Bein«berg, ber fei
„ein feiner Politicus", 40 S^tc alt, wenn biefer nidjt annehme, fo fdjtagen
fie vor ben 9R. SJtartin (5le§, Pfarrer ju Änittlingen. S)arauf refolöirte
ber §erjog am 17. 9fterj Don 5Jiorblingen au«: man folle mit 3R. SRenj
Der^anbeln, ben 6le§ tonne man nidjt brausen, er fei „ein feltfamer Äopf,
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©t. ©eorgen. 175
ber fein SBeib übet Ijatte unb fäjlage". 9ten$ tourbe nacfy Stuttgart be~
Rieben; juerft lehnte er ab f totxl er für bie ©djute untauglich fei; man
fteöte iljm aber Dor, e$ fei ju @t. ©eorgen „nur eine geringe grammatifcfye
©djute mit nicfyt über neun scholares". ©cpefcltcty na^m SRenj bie Stött*
toürbe an unb tourbe am 4. 2lprit 1567 ju ©t. ©eorgen inftaöirt. 1 SDer-
felbe fdjeint nodj lange mit bem ÄatfyolijiSmuS Kampfe gehabt ju Ijaben.
3toä) am 24. ^juti 1579 Hagt er beim §erjog Subtoig über ben 23ogt Don
•Jttoncfytoeiler, baft berfelbe beim s $apfttfyum oerljarre. 2)er 2lbt fagt in
feinem ©^reiben, er füge eine iBeitage fym$u, toorauS erfeljen werben fönne,
toie in simili casu ber SSogt Don ©cfytoenmngen abgeurteilt unb beftraft toorben
fei. ©erfetbe 2tbt 9tenj erhalt am 7. ^uli 1591 Don §erjog Subtoig ben
23efetyt, bie nodj übrigen reliquias sanctorum in ©t. ©eorgen jur Äanjtei
be$ Oberfir^enrat^ einjufenben. 2
^n golge be$ 9teftitutiou$s@bifte$ Don 1629 fonnte ber (SonDent ju
23ülingen tmeber Don feinem Ätofter ©t. ©eorgen JBefife nehmen. SDen
17. Stuguft 1629 famen bie faiferttcfyen Sommiffare Don SSiöingen $er nadj
©t. ©eorgen mit 150 Leitern, fie tourben aber nidjt in'3 Ätofter ein=
getaffen, fonbern ber Älofteramtmann unb ber SDorfDogt überreizten i^nen
eine ^Jroteftation. SDie (Sommiffion begehrte barauf, mit ben Ijerjogtictyen
Dfficieren im Älofter ju fpredjen, toeldje tnbefc ertlarten: fie Ijaben feinen
anbern 23efe$t, als Sftiemanben in ba$ Älofter einjulaffen. 23ei biefem 2ln=
laft fucfyte ber £err Don ©tofcingen mit einigen ^ferben burdj bie SBacfyt
einzubringen, toobei er Don bem fommanbirenben 3Jiajor im Ätofter, Don
SBiberljolb, „mit ettoaS garten SBorten abgetrieben tourbe". §ür biefe 5Be=
leibigung ber faiferlidjen Sommiffion muffte ber §erjog fidj nadjljer ent=
fdjutbigen: e$ fei ba$ Don einem gefdjetyen, ber fidfy meljr auf baS Ärteg$=
toefen, als auf ben SBoIjlanftanb oerfietye. 3
2)ie faiferticfyen Sommiffare jogen toieber ab, unb fdjon Wagt ber 2lbt
©eorg ©aifer (1628—55. 2>er 2tbt Äern toar fein Urgrofco^eim) in feinen
Tagebüchern: ,,©o ift mir alle Hoffnung genommen, burcfy bie faiferlidje
Gommiffton toieber in ben 23efi£ meine« ÄtofterS ju fommen." SBalb tourbe
aber jefct ber 64JaIjrtge Sßrocefc Dor bem 9tei<$3fammergericfyt ju ©unften
be$ tatIjolif<$en 2lbt$ entf^ieben am 11. 9fterj 1630. SDer £erjog wollte
bie SfteDifion be^ Urt^eilö Derlangen, e^ tourbe i^m aber mit ber (Sjefution
gebro^t, unb am folgenben 23. 2luguft fe^te ficfy bie faiferli^e 6ommiffion
in ben 23efi£ beö Älofterö, unb am 3. ©eptember 1630 jog ber 2lbt toieber
in bie alte ^eimatlj ju ©t. ©eorgen ein. 2lm 19. ^^nuar 1632 nahmen
1 ©c^tniblin, ^fcr.
2 Partim a. a. D. '
8 ©attler, ©erjoge VII. 11, 14.
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176 $ie »encbiftincr^btct
bie Sßürttemberger ba$ Ätofter lieber ein unb bie 3ftöndfye mußten fliegen.
Snjtoifdjeu toar im §erbft 1633 bon ben 2Siffingern ba$ 2tmt§au3 ju ©t.
©eorgen angejünbet toorben, ba$ geuer griff um ficfy unb legte Äirdfye unb
Älofter mit fammt bem SDorfe in 2tfcfye. @3 too^nte trofcbem Don 1634 an
triebet ein ober mehrere (Sonbentualen ju ©t. ©eorgen unb arbeiteten mit
©rfotg an ber SBieberaufrtdfytung ber fattyoltfdfyen Religion in ben &lofter=
orten. Martini bemerft baju @. 221 : „<&$ ift aber merftoürbig, toie f^nett
unter bem ©influfc ber Sftondfye bie [Religion fid) toieber dnberte." $m
^aljre 1646 toaren in ©t. ©eorgen felbft 129 SBeidjtenbe, fdjon a. 1641
j. 39. gu Äürnad) fat^oltfd) 23 gamilien unb 116 lebige, gu ©cfyittadfy
12 gamilien unb 34 tebige u. f. to. S)er toeft^dtifdfje griebe gab @t.
©eorgen an SBürttemberg gurüd unb bie Sftöndfye mußten ttrieber nad)
aSiöingen gießen.
2lm 3. Januar 1803 tarn 23iHingen an SBürttemberg unb baburdfy bie
JBenebiftinermondje toieber in bie ©etoatt SßürttembergS. 2lm 4. Januar 1806
tourbe tyx Ätofier Don einer toürttcmbergifdfyen ßommiffion übernommen.
2lm 6. Januar 1806, ergäbt ©dfjonftem in ber ©efdjid^te be$ ÄtofterS
©t. ©eorgen, als bie (Sonbentualen mit banger (Srtoartung toegeu iljrer 3 U -
fünft am 2lbenb im Sftefectorium faften, erljob fidfy P. (Sßleftin ©Regele * unb
richtete folgenbe SBorte an ben ßonbent: ©eliebtefte SDWtbrüber! £>eute
finb e$ toirfltdj 270 Dolle ^aljre, baft 3o$ Sftündfj Don 9tofenberg a. 1536
als toürttembergifdfyer (Sommiffdr bie Stbtei ©t. ©eorgen, unfer ©tamm=
©otte^auS, in 23efi| natym. Wart brauste ©etoalt, unb unfere 33orfaIjren
mußten otyne §itfe, felbft be$ Sftotytoenbigen beraubt, am heutigen Jage im
©dfyneegeftober entfliegen. SlHein ttyre ©tanb^aftigfeit, brüberltdfjeS ^ufarnmen-
galten, Vertrauen unb unerfdfyütterlidfyer 9ftut$ braute e$ ba^in, bafc ©t.
©eorgen in SStHingen neu auflebte unb nodfj bis jefct 270 3>afyre boH be3
Sftu^meS unb ©egenS beftanb. SBaljrltcfy, biefe SÄänner, unfere 33orfaljren,
finb toürbig, baf$ ttrir, je^t in a^nlidfye Umftdnbe berfefct, iljre ©tanb^aftigfeit
unb SBrubertiebe Ijeute gur Sftadfyatymung toasten. 3> e fet erfticften tränen
feine ©timme unb nadfj einer furjen Unterbredfjung fu^r er fort: ©t.
©eorgenS ©tifter unb alle unfere 33orfaIjren mögen mitleibig auf uns Ijerab=
fe^en unb uns Don ©ott i^re Jugenb, SUhttty unb ©egen erflehen.
2lm 12. 3>uli l 806 fatn SSiUingen an JBaben, bie (£onbentualen lamen
auf Pfarreien, ber 2lbt unb bie gtoet dlteften Sttöndfye burften im Älofter
bleiben.
Siebte Don ©t. ©eorgen: £emrid) I. 1086—87; Äonrab I. 1087;
1 ©Regele ttmrbe 1810 ^rofeffor in SRotttoeU, 1812 SReftor in ©ttfoangen, 1814
Pfarrer in äiegelbad). f 18 31.
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<st. ©eorgcn. • 177
£$eoger 1088—1118, a. 1118 SBifdjof oon SDlefc; SBerner ton 3immem
1118—1134; ftricbrtcb. 1135—1138; ^anneö »on $aKenftein 1138
big 1141; griebrid) gutn gweitenmat 1141—48; ©mutant 1154—1168;
Sßerner II. 1168—1170; «Dcangolb ©raf oon 33erg 1170—1188; Mbredjt
1188—1191; SDcang'otb gutn gweitenmat 1191, würbe 1206 S3if<^of »on
Sßaffau; ©ietrtd) 1191—1209; «urfarb I. 1209—1220; ^einrieb, II. 1220
m 1259; Dietmar 1259—1280; ©bewarb 1280—1284; SMtber 1284
big 1286; «Burfarb IL 1286—1290; SBertotb 1290—1310; Ulrid) I. üon
Zed 1307— 1333; §einrid) IIL *on ©tein 1334—1347; Wrid) II. üon
£rod)teIfingen 1347—1358; Cannes II. ©raf oon ©utj 1359—1364;
Wrid) bon £rod)tetfingen secundo 1364; (Sberbarb II. 1368—1382;
£einrid) IV. ©rambiet 1382—1391; Sobanne« III. Äern 1391—1427;
©ifoefter «öilTing 1427—1434; §einridj V. Ungeridjt oon @utg 1434
big 1457; ^anne« IV. ©djwigger Oon <Sulg 1457—1467; §einridj VI;
9JcarfdjaK 1467—1474; ©eorg I. Oon 2lft 1474—1505; ©bewarb III.
33teg oon Dtotenftein 1505—1517; SKiWauS V. ©djwanbner 1517—1530.
Sobanneö V. Äern 1530—1566; SKifobemug fietqpolb 1566— 1585; «BlafwS
<Sd)ßntin 1585—1595; SRidjael I. ©aifer oon ^ngofbingen 1595—1606;
Martin «Start 1606—1615; 2Md)ior £aug 1615—1627; ©eorg ©aifer
oon ^ngolbingen 1627—1655; SDWdjael II. Äerberer 1655—1661 ; ^o^ann
$rang ©djerrer 166.1—1685; ©eorg III. ©aifer 1685—1690; SJlidjaet in.
©tücftyrr 1690—1733; ^ieronötnug ©djnee 1733—1757; eöleftin Söa&t
1757—1778; Slnfettn ©djababerte 1778, f 1810. Unter ibm würbe ba«
Älofter fäMarifirt. 1
1 Ueber bie Reihenfolge ber Siebte »gl. greiburger S)töccfan»9lrd)io XV. 237 ff.
3iotl)cnt)au5tct, St&teten u. Stifte. 12
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XIII. jfca» flfojfer ter xtgalivttn C^m^emt tarnt
$)a* Älofter Dom Orben be$ §L ®rabe$ nadfy ber Siegel be$ t)t. 2tugu~
fiinuS in SDenfenborf, im heutigen Dberamt ©fingen, einft jur SDißcefe Gon-.
ftanj getyßrenb, tourbe um'3 3 a $ r 1130 S u ©>ren be$ §t. $elagiu$ geftiftet
burd) .23ertr)olb , * einen eblen freien, welker ba«.$L ©rab gu ^erufalem
befugt t)atte. 35er Stifter SSert^olb übergab ba$ Don i^m geftiftete Älofter
SDenfenborf bem t)l. ©rabe ju ^eruf atem , fdfjenfte bemfelben bie bereite
Dor^anbene Äirdfye ju SDenfenborf. . SDaS Älofter, ba$ einige 2 in 2)eutfd)=
lanb Dom Orben be$ $L ©rabe«, tourbe mit regulirten <Sljorr}errn Don ber
Siegel be$ t)t. SluguftJnuS befe^t. 35er erfte Sßrobft, toetdfjer audfy in ber
JBuöe be$ SßapfteS jponorütö II. genannt wirb, war Äonrab, ein ß^or^err
beä $1. ©rabeS ju 3>erufalem, toelcr)en ber ^atriardfy SBaramunb naä)
SDenfenborf fdfytcfte.
©raf Ulridj Don SBürttemberg, ber 23telgetiebte (1442—1480), tooltte
in feinem Sanbe fein Älofter t)aben, ba$ nid^t reformirt todre. @o toollte
er audfy ba$ Ätofter SDenfenborf reformiren; er t)atte aber für eine gute
2lufna$me feiner 2tbfidfyten fdfytedfyt geforgt burdfy bie Dielen JBeeintrddjtigungen
be$ ÄlofterS unb eingriffe in 9tedjt unb. ©gentium beäfetben. ^m 3>aljre
1458 f am ©raf Utridj nadfy SDenfenborf mit einer SButte be$ ^ßa^fte^ $tu$ II., *
toeldfye it)n gur 9teformtrung beooömadfjtigte unb mit ^efortmr^ondfjen, unb
biefe gaben ben (S$orr)erren ju ©enfenborf eine neue Orbnung, toetdfje ben*
felben toofylgeftel. 8 ©lerdfjtootyl tooßte ber Sßrobft Don ©enfenborf fid^ biefe
2Rafcregeln als einen (Singriff in feine Sftedjte nid^t gefallen laffen. 3 n
gotge beffen fefcte am 1. Sluguft 1464 ©raf Ulricfy Don SBürttemberg ein
1 2>er (Stifter geprte angeblid) ber fjamiltc Don (£rligljeim an. S8gl. <5d)miblm,
Seiträge jur ©efdiidjte beS §crjogtljimi3 SSurttemberg. II. Xljeil. <5. 6—17.
2 9*ad) ber Söutte (SölefttnS II. oon 1144.
8 Heber biefe föeformtrung ügl. Besold. Doc. 447 ff.; Petri Suevia eecl. 274 ff.;
©djmtbün a. a. O. ©eite 50 ff.
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2)a3 Softer ber reg. ©jotljerrn &. Drben be3 ljl. ©rabeS in $enfenborf. 179
befonbereS ©eridjt ju Stuttgart nieber, welkem bie Beiben Siebte Don §trfcfyau
unb SStaubeuren nebft bem jßrior Don ©üterftem beiwohnten. §ier ertldrtc
nun int Tanten be$ ©rafen ber württembergif<$e dtafy SSBerncr Sug, ber
©raf tyabe beut ^ropft JBern^arb jur ^robftei Derljolfen, unb allein um ber
®fce.3*fu ®§ xx fä totttcn Ijabe er eine 9teformirung be$ ÄlofterS vorgenommen.
£)er Sßrobft, Damit unjufrieben, §abe ttym, bem redjtmdfcigen £errn, ben
©e^orfam aufgefünbigt, ben Äaifer um Scfyufc angerufen -unb ba$ Sßappen
be$ fieberen aufgeteilt. (§3 bitte bej$alb ber ©raf bie anwefenben 9tidjter,
ben $robft abjufe^en. SDarauf erbot ficfy ber ^robft unb SonDent Don
SDenfenborf, ben Streit ber ©ntfdjeibung be$ SßapfteS ju unterwerfen, ober
ber @ntf Reibung be$ OrbenSgenerafe, ober be$ 23ifdjof3 von ©onftanj ober
©pcier, ober be$ ÄaiferS, be$ ß^urfürften Don ber $falg, ober be3 2ftarf=
grafen Don JBaben. 23on betben ©exten würben ©efanbte nacfy 9tom gefdjitft,
unb bie golge war ein Sdjreiben Don $aul II. an ben ©rafen Ulridj,
worin lefcterem befohlen wirb, bem ^robft unb (£om>ent Sftedjt wiberfa^ren
ju laffen. ©letdjwoljt würbe ber ^robft 33ern§arb Don SBauftetten fdjon
a. 1467 mit ^uftimmung be$ OrbenSgeueralS abgefegt unb muftte ba3
Älofter Derlaffen. 2lm 20. $ult fdjritten bie (SonDentualen jur Sßa^l eines
neues JßrobfteS unb wagten ben Jpeinrid) ©ujman.
3ur £tit, aU §erjog Ulridfy b.i? Älofter aufhob, war in SDenfenborf
$robft Ulridj geleifen Don Unterenfingen. @r war jum Jßrobft erwählt
worben am 23. SDejember 1521. £)ie 2Ba$t fanb ftatt in ©egenwart ber
aSertreter ber ofterreic^ifc^en Regierung ju Stuttgart/ als bereu SSertreter
Sßotfgang Don ^irnljeim unb ber (5rbmarf<fyaH Äönrab Don Sljumb erfdjienen
mit bem Secretar Sofe^ 9ttünftnger. 25a3 ßapitel, weldjeS aus 20 <ßer=
fönen beftunb, Derfammelte ftcfy guerft im (S&or unb wohnte ber missa de
spiritu sancto an. hierauf begab man fi<$ in ben Äapitelfaal unb wallte
als Sfrutatoren ben Pfarrer Martin ju 23empflingen unb ben Pfarrer
Wlityad ju Longen. SDie Sapitularen legten bann auf bas ©Dangelium ben
Sßaljleib ab ju ©ott, bem ty. $elagiu$ unb allen ^eiligen. SDie Sfrutatoren
fragten barauf jeben einzelnen um fein 2Sotum unb fcfyrieben baSfelbe auf.
33ei ber Sttmmen$aljtung war Ulridfy geleifen mit Stimmenmehrheit gewählt,
unb ber (Srbmarfd)aH Don S^umb Dertünbete ba^ Sßaljlrefultat. 2)er Secretar
3JJünfinger na^m.bann ba$ Sßa^linftrument auf, wel^e^ an ben 23ifcfyof .Don
ßonftanj gefc^icft würbe. 3lm 5Donnerftag na^ ©eorgi würbe Ulri<$ int^roni=
firt. 33alb würbe $robft Ulri(^ inne, wel^e f^were 23ürbe in fc^werer
3eit t^m aufgetaben worben war. Sein eigener $rior jeigte fid^ alö
greunb ber luttyerifdjen Neuerung, mu^te aber auf JBefe^l ber Jfterrei^if^en
Regierung ju Stuttgart ba« Älofter Derlaffen. Salb barauf fdjaffte ^o^ann
griebrid) S^umb Don S^euburg bie fat^olif^e Religion ab im S)orfe Äöngen.
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180 StoS ftfofter ber rcgulirten ©fjortjerrn
too ber Sßrobft ba$ ^atronat §atte. ^Srobft Utrid) befdfjtoerte ftcty barüber
bei ben ofterreidfyifctyen SftegimentSratljen gu Stuttgart,- toeldfje bie ©adfye am
12. Sftai 1532 an @rg§ergog gerbüianb berichteten. 2tm fotgenben 25. 2ttai
gab $erbinanb ißefe^I gur Slbftellung biefer Steuerungen. £§umb fudjte fidlj
am fotgenben 10. 2tuguft gu rechtfertigen mit ©rünben, nrie fie in bamaliger
3eit in berfdjiebenen ^Beübungen taufenbfaltig ttrieberteljren : in ftöngen Ijabe
niemanb ettoaS gu befehlen als er. @3 fei gleid)tool)l mc$t o§ne, baft bisher
ein Sßrobft gu 2)entenborf bie ^5farrfird)e gu Äöngen mit einem djriftfidjen,
frommen, gelehrten unb toefenlidfjen Pfarrer fcerforgen unb berfelbigen nadfy
2tu$toeifung ^eiliger biblifdfjer ©dfjrift fcorfteljen fotte; toie benn ein jeber
Pfarrer barum einer ©emeinbe fcorgefe^t werben fotte, nidfyt bafj er feinen
ober berjenigen, bie iljn batyin oerorbnet, Sftu^en, (Sfjre, Sßradjt, fonbem allein
ber ©emeinbe ©ebenen unb 9ßoI)lfa§rt §anble unb fudfye ; biefelbe gur 2luf =
ne^mung im ^eiligen ©lauben, Slbfdfjaffung ärgerlicher, tmbergotttidfjer 9ttifc
brause unb erbidfyteter menfdfjlidfyer (Seremonien unb ungegrünbeter &irdfyen=
gebraute gu gießen u. f. tt>. Ob nun er unb feine Untertanen bisher mit
folgen dfyriftlidfjen , frommen, geteerten Pfarrern oerfeljen getoefen, babon
liege teiber ba$ Sßiberfyiel öffentlich am Sage u. f. to. SDer^alben benn
i^m als einer cfyriftlidjen Obrigfeit gu Longen tooljl gekernt Ijabe, nidfyt
allein im geitlidijeti bie Untertanen too^t gu regieren, fonbern audfj fleißiges
Stufmerfen gu §abeu, baft biefetben audfy dljriftlicfy unterrichtet, alle ärgerliche
toiber ©ott unb fein ^eiliges Söort eingeführte Safter, erbidfjtete Seremonien
unb Äirdfjengebraudje gang unb gar abgefdjafft unb aus ber (Sinfaltigen
Slugen genommen unb bagegen ein tuatyrer cijriftlidfjer ©otteSbienft aufgerichtet
toerbe. $)arum fyabt er bie papftlidje äfteffe abgefdfyafft unb toerbe biefelbe
burdj iljn ntdfjt meljr aufgerichtet toerben. ©eine Untertanen mit fammt
i§m feien bisher burcfy bie papfttidfyen Pfarrer befdfytoerlicfy t>erfü^rt unb an
Seib unb ©eele beinahe oerborben tuorben, toenn nicfyt ber allmächtige ©ott
fie fo fcaterlidfj aus biefem babtylonifdfjen ©efangmfs ertoft I)ätte. @r tyabe
alfo mit ber Stenberung t>er Religion nidfjts toeiter getrau, als ber Slnorbnung
ber ^eiligen ©dfjrift gefolgt. SSenn mair aber ettoaS gegen iS)n unternehmen
toolle, fo toerbe er fidfy an bie proteftantifdijen gürfiten um ©dfjufe unb §ilfe
toenben. *
Sluf bie fcorfteljenbe (Srfldrung toenbeten fidj bie 9tegiment3ratlje burcJj
©^reiben oom 12. 2luguft toieber an gerbinanb. 2 23alb ^atte jebod^ ger=
binanb in SBürttemberg SRid^tö mefyr ju gebieten, benn §erjog Ulridlj gog
fiegreid^ in fein Sanb gurüdf. 5Der .^robft öon ©enfenborf ^atte i^m gu
1 ©djmiblin a. a. D. IL 125 ff.
* (Sattler, §er$oge IL 217; Beilage 159 unb 160;
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öom £)rben bei Ijettigcn ©rabe3 in 2)enfenborf. 181
biefem §elb$ug 1400 fL Dorgefdfjoffen, toie überhaupt ein großer Zfytit ber
©eiftlicpeit ju bem vertriebenen §er$og Ijielt gegen Oefterretdj unb belegen
Dom 23ifdfyof Don (Sonftanj jured)tgetotefen toerben nutzte. %m folgenben
3a^re 1535, SDWtte JBradfjmonat, tourbe ber OberDogt Don Äird^eim, griebridfj
Zfyumb Don Nienburg, mit SlmbroS 23larer Dom £erjog mä) SDenfenborf
gefdjicft, nm bort ben tat^olifdjen ©otteSbienft abjuf dfjaffen nnb baS Ätofter
burd) 33erteibbingung ber (SonDentualen ju räumen. 35er $robft Utrid^
erfldrte, oljne ba$ SSortoiffen be$ SonDentS tßnne er SftidfytS Dernritltgen nnb
Dertyanbeln, bie (SonDentuaten feien aber jur 3eit wfy betfammen, fon=
bem einige befinben ftdfy auf ben Pfarreien, anbere anf ben Sßflegljöfen,
gumat bie (Srnbte beDorftefye , toeldje fie nidfyt Derfdumen tonnen. Stuf bie
Sorfteltungen Ijin tourbe bie SSertyanblung bis naefy ber (Srnbte oerfdfyoben,
bodfy tourbe ein proteftanttfdfjer ^rebiger nad) ©entenborf oerorbnet. SDie
Ornate, 2ftonftrangen , Äeldbe. nnb anbere SBertljfacfyen tourben gufammen=
gepaeft nnb nad) (Stuttgart toeggefü^rt. * '
@o toar alfo ber Reformator SlmbroS SBlarer mit bem 23ogt bodfy nidfjt
umfonft in SDenfenborf getoefen unb ber §ergog tonnte fidfj einfiroeilen an
ben geraubten Äirdjenfdjdken ergoßen. Sftacfy beenbigter (Srnbte tarnen bie
tyerjoglidjen (Jommiffdre toieber unb forberten alle (Sonoentualen auf, fidfj mit
fieibgebingen abfertigen gu laffen. 6in £§etl ber (Sonoentuaten fiel Don
©laube unb OrbenSgelübben ah unb toiHigte in ben SfteDerS mit ber früher
ertodfynten proteftantifdfyen $orm. (S$ finb bie pergamentenen Original
SeibgebingSreDerfe im ©taatSafdfyioe oorljanben, unb gtoar Don 1535 batirt
ber 9teoer3 be# Sfyoftaten SBolfgang s Jtßber, genannt 23e§em ; berfetbe tourbe
guerft §ofpitatprebiger gu (gelingen; Don bemfelben ^ai)xz bie 9teoerfe ber
Slpoftaten Äonrab ©toingut, Pfarrers gu Äongen, Wlityad Ärefj, Dom 3>a§re
1536 bie 8eibgebing$=9teoerfe 2 ber Sfyoftaten SÄartin Sattler , Serg §aufer,
3erg grant, SBlafm« Sebltn, Sllejanber £ub, qSeter Sftotlj, Don 1539 batirt
ber 2eibgebingS=9teoer$ be$ SftitotauS §ertertdj unb 1540 ber be$ 3o$dnneS
j^toictnagl. SDer obgenannte 33lafiu$ Seblüt (ein anbermal (Sblin gefcfyrieben)
tourbe Pfarrer gu Sefingen / Äonrab SBelflin (oieHetdjt ibentifdfy mit bem
obigen ft'onrab ©minngut) Pfarrer gu SBalljeün, SBolfgang Äibing (bei
©dfjmiblin a. a. O. Ijeiftt er Äunbig) Pfarrer gu Äemnat, 3 er 9 S^anl
Pfarrer ju §ofen, ^atoi 3Kefd^ Pfarrer ju £ürfljeim, §anö 3^ na S e l
Sßfarrer gu 23entyflingen, $eter SRot^ Pfarrer ju SBatbborf. 3
3ßa3 au« bem 6onDentuaten 9ftidjel Sftiefer geworben, ift auö ben Sitten
nidfyt erfid^tlid^. S)er obgenannte $eter Rot^, Pfarrer gu Söalbborf, toar
1 eattler, ©erjogc III. 72.
2 StaatSardjto. 2)enfenborf. Drig. ^ßerg.
8 ©toatSar^tD a. a. £).
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182 StaS Softer ber regultrten (Sljortyerrn
auf ber £übtnger Sonfereng bom 28. (September 1534, unb tft bort unter
betten aufgejagt, weldfje gur neuen Religion übertraten. 1 SDem $robfte
tttricfy würbe f reigefteHt , ob er in betn fttofier bleiben ober anber#wol)in
gießen wolle. @r blieb im Älofter unb berpflidfytete ftdfj, einen 3ftitberwatter
angunepten, betn §ergog fftätfypfäfy gu leiften u. f. w.. 211$ Seibgebing
erhielt er jdljrlidj 2.00 fl. ®etb, 150 ©Reffet £>infel, 10Ö Steffel §aber,
4 guber SGBein, Solinger (&iä), 4 SBagen §eu, 4 SBagen ©trolj, SBoIjnung
in ber $robftei, freie SBe^oljung unb ftanbeSgemdfteS ^auSgerdtlj. (Sollte
er nidfyt metyr int Älofter bleiben unb bie Verwaltung abgeben wollen, fo
foü t§m freifte^en, mit ^Beibehaltung feiner gangen 93efolbung in eine^ bon
ben §aufern be$ ftlofterS gu klingen gu gießen. 2 SDer obgenannte (£on=
btntuale ^atoi Wltfä), Pfarrer gu Sürf^eim in ber ^errfdfjaft <Sd(jwabef,
blieb tatljoltfdjer Pfarrer gu £ürf$etm unb würbe babei gefaxt bon §an$
bon SRedfjberg , welker bamafe ^ßfanbin^aber ber §errfd(jaft (Sdfywabef war.
§ergog Ulridj wenbete fid() an §ergog Sßtlljelm bon SBaiern, baft er ben
Pfarrer ^afob 2ftefdj, welker feit 1535 feine ©efaHe metyr naefy 5DenIen=
borf ausfolgen lieft, gur Lieferung be$ 3dj n * en anhalte. Pfarrer 9ttefd£>
aber berichtete an ben SBifd^cf bon 2tug$burg mit* ber 23itte um §ilfe gegen
ben „bermeinten" 2lbt Ulridfy, wie er ityn nannte. Pfarrer' ^<äoh 2Jlefdj
betyarrte in feiner Steigerung, geftüfet auf ben iBifdjof , obgleich fpdter audj
§ergog (Sljriftopty \)tn 23if^of angieng , gegen ben Pfarrer etngufdjreiten. 3
SDoä SSer^altnift be$ Pfarrers 2ftoftf) (audfy 2Äaifd> gefdfyrieben) war inbeft
bem 2lbt gegenüber anfangs tetn feinbfettgeS. Se^terer fdjeint audfy in ben
erften Sichren nadfy feiner SSerleibbingung nodfy fat^olifd^ gefinnt gewefen gu
fein unb auf SßteberfyerfteHung be$ ÄlofterS gehofft gu I)aben. ©r fdfyreibt 4
im 3>aljre 1536 an ben genannten Pfarrer 2ftefd(j unter anberm „ .. . . ob
ba$ gottSljuS wieber gu aigen ober unaigen fommen, ftat- bei gott unferm
$errn, ber größere wefen benn SDenfenborf §at taffen gu nid)te werben unb
geringere laffen groft werben unb gu ufgang tommen." Sftadfy ©d^miblin,
(Seite 133, ift ber $robft Ulridfj gwtfdjen 1540 unb 1545 nadj klingen
gegogen.
S)er ^ßrobft ift inbeffen 1540 unb 1541 nod) in SDenfenborf, wie ftdj
aus mehreren tyergogtidfyen 33efe§ten an benfelben aus ben genannten 3> a] & ren
ergibt. ©$ ift ein 23ef e^fef ^reiben 5 be$ §ergog$ • Ulricfy „an ben würbigen
unfern Sftatlj Ulriken $robft gu ©enfenborf" am 10. ^uni 1540 aus-
1 (Sattler, ^erjoge III. 40.
2 ©djmtbttn a. a. 0. 131 f.; (Sattler, §eraoge III. 72.
8 ©djmiblin IL 136 unb 137.
4 ©taatSardjiü a. a. O. d. 1536. St. Johannis Bapt.
8 <5taat3ar(f)to. d. ^ir^en. 10. Sunt 1540. $ap. eo^te.
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toom Orben be§ tjetltgen ©rabeS in S)enfenborf. 183
gefertigt be^ ,3 n ^ a ^ : 3 m vergangenen 3>a!jre fei ©ebafttan Stureft jum
Pfarrer für 2)enfenborf beftettt toorben, ttetcfyer audfy 23erfljetm ju berfe^en
tyabe. ($% fei bemfetben aber nodfj feine (Sompetenj gefdfyöpft, toaS nun in
bem fürftttdfyen SDefrete.gefdtyteljt. ©ein SRacfyfotger ift fett 5. ©ept. 1543
Hftetfter <5(jrifto#j 33tnber. 2lm 25. gebruar 1541 rietet bie SRegterung
ein ©^reiben * an ben Sßrobft ttegen be$ Pfarrers Martin ©attter $u •
SBotljnang, früheren (Sonfcentuaten in ©cnfenborf : $)erfelbe Ijabe ftdfy feiner^
jett abfertigen taffen unb fei je^t mit 2Irmutlj betaftet unb §abe ein SBeib
unb fünf Äinber. Sßemt biefer (Sonfcentuate a. 1541 fdfjon fünf Äinber
§at, bann Ijat er bei ber 2lufljebung be$ ÄtofterS a. 1535 nidjt meljr lange
mit bent £etratfjen jugetoartet. ©in tyerjogltdfyer SBefeljt 2 an ben Sßrobft
toon 1541 betrifft ben (Sonfcentualen 23(aftu$ Sebttn: SDerfetbe fei f einer jeit
nttt 40 ft. abgefertigt korben, er fjabe 33erftjeim paftorirt, aber lange fjer
fein Seibgebing empfangen; ba er jefet aU Pfarrer ttaety ^eftngen befttmmt
fei, fo feien itym, bantit er aufjietyen fßnne, 30 ft. auszubeuten. 23on bem=
f etben 3a$re ift ein tjergogtidfjer SBefe^l, 8 betreffenb bie 33efotbung be$ SRtfo-
lauS SRepn: berfetbe Ijabe btStjer bie Pfarrei unb ^ßrdbifatur ju SDenfen=
borf serfeljen unb famtnt bem Xi\ü) toodtyentltdfy l l* ft. gehabt, fünftig^tn fott
er jaljrlicty 40 ft. ermatten. 93on @nbe 1541 finb feine SBefeljte an ben
*ßrobft me^r ba unb fdfjeint er um biefe 3ett naä) ©fingen gejogen ju
[ein. SRacty bem fdijmattatbifdfyen Ärieg mufjte audfj ©enfenborf nrieber reftttuirt
»erben. SDte ^Regierung trat nun mit bem früheren Sßrobft Utridfy in Unter-
^anbtung unb wollte, baf$ er bie Sßrobftei nrieber übernehme, bamtt biefetbe
ntdfjt in bie §anbe eines fremben Sßrdlaten fomme. Sie Unterhaltungen
mit Utrtd) bauerten bis 1549, too er am 9. 3Jutt bie ^ßrobftet nrieber über=
naljm. 2)cr fat§otif<$e ©otteSbienft tourbe jefct lieber aufgerichtet, $m
gleiten 3Ronat richtete ber frühere ^Srebiger ju SDenfenborf unb nunmehrige
beutfdije ©dfjutmetfter in (Sotmar, (£ra$mu$ gorfter, ein ©(^reiben „an @§r=
famen §ofmeifter unb ©eridfyt, meine Heben §errn unb 23rüber*ju SDenfen-
borf", um bie SDenfenborfer jü beftdrfen, baft fie fidfj nid)t burdty ba$ Interim
jum SRüdffaÖ in bie fat^ottfetye SRetigion herleiten taffen. 5Daö ©dfjretben 4
lautet: „Unfere^ getreuen lieben 93ater3 im §tmmet Sieb, ®nab unb 23arm-
^erjigfeit tüünfc^ id^ euc^ attejeit Don §ergen, fammt ß^rbietung meiner,
armen, mßgtid^en ©ienfte juöor. ^reunbtid^e, tjerjtiebe SSater unb iBrüber
in ©fjrtfto 3efu. %ä) §ah tuty — aber ©Ott toeifc e^, ungern — fcertaffen
SDod) fotd^e 2Sertaffung ift aüetn gefd^e^cn tetbttd^, benn mein §erj, d^rift^
1 Staatäar^to. d. 25. gebruar 1541. ©o^tc.
2 ©taatSardjtü. d. S)enfcnborf, 15. Stuguft 1541. ^ctp. ©once^t.
8 <Staat3ard)tü. d. 10. (Sc^t. 1541. <$ap. ©opte.
4 ©taat§ar^tD. d. Gofatar, 23. 3ult 1549. «ßap. Drtg.
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184 3)a3 Softer ber rcgulirtcn (£fyort>errn
li<$ aftutlj (@emüt§) unb ©tun ift nodfj unb bleibt bei eu<$ als lang idj
leb, fei wo i<$ well. Unb billig, benn iä) berne^me Don ettidfjen gewefenen
Wienern ber SSBa^r^eit ©otteS in ber Sftadljbarfdfyaft bei eucfy, fo nadj mir
erft geurlaubt worben finb, wie iljr in ber erfannten 2Ba§rIjeit be$ Ijeiligen
(Sbangelit unb in ber (Sinfefeung ber ^eiligen ©aframente naty ber Orbmmg
$efu (Sfjrtfti fetbft, fo ganj beftanbig fein foltet, welkes m\$ bon §erjen
fe§r unb über bie Waffen billig erfreuet §at. Unb barutn bitt id) eud() burdj
ben blutigen ^efum (S^rifium, tyv weltenb bis an'S (Snbe berljarren unb
eudfy burefy feinen §urer nodfj ©eelenmßrber berfütyren taffen. Unb ob man
tuä) f<$on befto unfreunbticfyer hielte, um beff entWillen, baft iljr ^efum tapfer
benennet, fo gebenfet: biefelbe eure Obrtgfeit ober wer e$ t§ut, bie wirb
barumb muffen ©tanb tljun. Seibet mit ©ebutb, wie icfy eud) oft §erjlidj
ermahnt $ab, betradijtenb, e$ fei berbiente ©träfe umb ber ©ünbe willen,
ober aber ©Ott wolle eudf).babur<$'probiren, o& % bom Sftanget be$ §olje$
ober ber Stein wegen bem Teufel ju §üften fallen ober ityn anbeten weltenb
ober nit. %$x bleibet [tanb^aft, laftt anbere wiber iljr ©ewtffen tjanbetn
unb baburefy in bie ewige ©traf ©otteS fallen. ©Ott erbarm fidj tljrer.
3$r foHtet fyxtx audfy woljl jum J^eil etltdfj fennen, bie fotdjeS ttyun, ba*
wiber fte bor gwei ober brei Sauren felbft Ijeftig geftritten $abcn öffentlich.
2lber liebfte SSater (ity meine feinen ^eucfytertfcfyen (Sfjrifien), ba$, jo idj
eud) geprebiget $ab, ift nit mein gewefen. 3<$ Ijab audfy barin nit baSjenige
gefugt, baft td) wette baburefy retefy werben, benn \S)x wiffet, mit xoa% fd)tedfyter
33efolbung idj bor allen anbern ^Srebifanten (iä) berweife baburdfy Sfttemanb
nid)t$) bin erhalten worben, fonbern wie t<$ meinem (Srtßfer $efu (Sjjrifto
feinen tarnen, £ob, Seiben unb ©terben mßge naefy bermßg gßtttidjer ©dfyrift
in bie 2ftenfdfyen fdfyreiben unb reben unb alle ©laubigen meiner Äirdfje fetig
machen. 2)arumb tfyunb iljr djriftlidj unb wdjt, baft iljr euefy fonbertidj
(©Ott fei Sob) ber meifte Sljeit nit begeben §aben noefy weHenb in ben alten
abgßttifdjen ber ginfternufs Äird^enbienft unb menfdjlidje pfjantafte unb
Orbnung u. f. w. Dat. (Sotmar ben 23. $uli 49. • ©uer willig armer
SDiener @ra$mu$ $orfter, gewefner ^rebiger ju 2)enf enborf, teutfd^er ©dfyufc
meifter ju ßolmar."
9laä) biefem ©^reiben blieb ber größere Sljeit ber 5Denfenborfer
wd^renb be^ Sftta^mS beim ^roteftantiömu«, toa$ burd^au^ nidfyt auffallig
ift, nac^bem faft ber ganje 6onbent feiner £tit mit ©aef unb ^Sacf in^
proteftantifdfje Sager übergegangen war. 2luf ben Älofterpfarreien blieben
wenigften« t^eilweife bie borigen Pfarrer. (S^ waren bamate biete a. 1535
abgefallene unb jefct ber^eirat^ete ^Jriefter, benen e$ nid^t barauf anfam,
wä^renb be$ ,3 n t er ^ wieber bie % Sfteffe ju tefen. 2lud^ ber früher er-
wähnte Sonbentuale SEBolfgang ftibing blieb auf feiner Pfarrei Äemnat unb
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&om £)rben be3 ^eiligen ©rctbeS in £enfenborf. 185
fiarb bafelbft circa 1550. $laä) feinem £obe mcrdjt ber Sßrobft Ulrtcfy traft
be$ £ertommen$ 2lnfpruc$ auf bie 93erlaffenfdjaft. SlHetn bie 2öitttt>e be$
Pfarrers gieng nad) Stuttgart unb erwirtte bort einen 23erwei$ für ben
Sßrobft, ber itym fo gu bergen, gieng, baft er ftdj meljreremal bei betn Jpergog
entfdjulbigte unb „mit giemttd) Waglidjen 2tu$brütfen" auf feinen biöljer ge-
leifteten ©eljorf am fiety berief. * 2Bie anbere Sßralaten, fo fudjte auety $robft
Ulricty vergeben« bie boHftanbige Sftütfgabe ber 2)ofumente feinet ÄlofterS
gu erlangen. SDiefetben waren nad) Stuttgart berbradjt worben unb
würben nur tljetlweife reftituirt. 2lud) barin feilte SDentenborf nady ber
SReftituirung ba$ 2oo$ ber anbern ftlofier, baß e$ finanziell ruinirt war,
tüte ber $robft bem §ergog in einem Schreiben Don 1550 ftagt. 2>agu
würbe ba$ Softer nodj ausgepreßt burety bie (Haftungen unb Sager Äfc.
£er $robft flagt befonberS über bie ©afte, bie fi<$ falfd)ticfy für fürftltdje
Wiener ausgeben, obgteid) fie in eigenen ©efdjaften reifen. @o fdjeint bem
Sßrobft Ulrid) balb bie Verwaltung entleibet gu fein, benn im $Q§xt 1552
begehrt er, abjubanfen. 35ie Ijergogltdfyen dlafyt reiben barüber ein ®ut=
achten 2 ein, worin fie f agen : @ie waren willig unb begierig, bie @a$e mit
allem gteifc ba^in gu rieten, „bafc baS Ijettig @bangettum in ba$ Älofter
gebracht unb bemfelben mit rechtem, wahrem, ^rtftttdjem Gifer nachgelebt
werbe". SCurd) be$ je^igen SßrobftS Vorhaben (Stbbanfung) werbe aber bie
©adje ntdjt gur 2tu3füljrung gebraut werben, benn obwohl ber Sßrobft
refigniren wolle, fo fei er bodj „G. %. ©. dfyriftlicfyem SSor^abem ftrafö
guwtber", benn fein ©etnütlj ge§e ba^in, baß ein anberer Sßrobft canonice
erwählt, bem 23ifdjof bon (Sonftang .prafentirt unb bon biefem fonfirmirt
werbe. SBenn nun baS gefcfyalje, fo würbe ber neue ^ßrobft mit einem un=
leibentlidjen 3>urament berftrift werben, burdj welches er ber^tnbert würbe,
„ba$ (Sbangelium .prebigen unb cfyrtftenlidfye Zeremonien (b. ty. bie neue
Religion) anrieten gu taffen". SDann würbe e$ getyen, wie berfcfyienener
Jage mit bem neu erwarten ^ralaten gu £irfc$au : ber wolle, baft bie
Pfarren unb ^frünben mit ßonbentuaten berfeljen werben foHen. @o würbe
fdjlieflidfy nur % bie Religion be$ $apftt§um$ geljanbljabt werben. 2>arum
fotte ber Jpergog SSerorbnete nadj SDenfenborf f^iden; biefelben foHen bem
2lbt bermelben, wel(^e^ SBo^lgefaöen ber §ergog baran fyaht, ba§ ber 2tbt
bie p. ©d^rift unb infonberljeit be^ Brentii Commentaria tefe; bamit ba^
nun fo bleibe unb audj ber ßonbent fold^eö gu t^un beranla^t werbe, fo
fei e$ beffer, ba^ er, Ulri$, ^ßrdlat bleibe. 5Damit er aber ber geitlic^en
unb geiftlid^en 2lbminiftration enttaben werbe, fo folle i§m ein ßoabjutor bei-
1 ©d)miblm a. a. 0. IL 134.
2 @taat$ard)to a. a. £). d. Tübingen, 14. Sluguft 1552. Orig. ^ap.
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186 $ci8 Softer ber regulirten (£l)orljerrn
gegeben werben. * Sßir $aben ba lieber fowoljl in bem 23rief be$ ^TebigerS
aus (Solmar als in bem ©utädfjten ber Statte eines bon ben jar)ltofen 33ei*
fielen, ber nnermübli^en Styätigfeit, Umficfyt, ^ßlanmd^igfeit unb ©nergie,
mit weldjer auf proteftantifdfjer Seite für bie neue SMigion gearbeitet würbe,
fo bafc bie ©rfotge ber Äat^olifen im fcfymalfalbifdfjen Äriege für bie 5fte=
ligion wenig grucfyt brauten.
3m $af)xt 155.3 ben 4. Slprit erhielt ^robft Ulridfy bem obigen ©ut=
achten ber 9tatlje gemdfs einen (Soabjutor in bem früheren Sonbentualen
^Bartholomäus ftdS bon SBonnigtyeim. SDerfelbe lieft fidfy jum borauS ber-
uflichen, bie proteftcyttifdfye Sftetigion ju tyanbtyaben, unb berfcfyrieb fid) „ber-
mittelft göttlicher ©nabe fobiet an tym fein würbe, ©otteS <S$re unb fein
^eiliges lebcnbigmacfyenbeS 2Bort naety ber reinen, t)etligen, btblifdjen, apofto=
ttfctyen unb redjt fatljolifdfy approbirten ^eiligen ©dfjrift, unb beS §erjog$
(Sonfeffion unb Ätrdfjenorbnung gemdft befßrbem ju Reifen" unb bie ge=
fcfyidteften ber ©tubenten bon bem ©infommen beS ÄtofterS in Tübingen
lutljerifdje Geologie ftubieren ju laffen. ©o würbe in SDenfenborf nod)
früher als in anbern ftloftern, ndmlidfy fdjon bor 1556, bie fatr)olifdf)e 5te=
ligionSübung wieber abgerafft. ^Bartholomäus ÄdS, 2 welker a. 1556
Ijeirattyete, führte bie lut^erifdje Deformation auety i.n bem unter 2)enfenborf
ftet)enben ^riorat beS t)t. ©rabeS ju ©peier ein. $)er bortige $rior 3°^*™
Sucd natym mit feinem (Sonbent bie proteftantifdfye Religion an „auf 2tn-
orbnung beS SßrobfteS JBarttyotomduS ÄdS" unb führte biefelie aud) in ber
bem ^riorat unterworfenen Sßrobftet StUer^eiligen ju SßormS ein. ©r lieft
fein ^Sriorat ju ©peier unter württembergifdfyen ©djufc aufnehmen unter
§ergog Subwig in ©egenwart beS ^Bartholomäus ÄS«. £)er gweite 9lrtifet
beS ©cfyirmbertragS mit SBürttemberg lautete : (SS fott bie ebangetif c^=tut^erif dje
Religion fowo^l bei bem Sßriorat gu ©peier 8 als audfy bei ber ^ßrobftet
2ltter§eitigen ju SßormS erhalten unb niemanb ju bem ^ßriorat ober ju ber
^ßrobftei gugelaffen werben, ber fidfy nidfyt berfdfyretbe , bei ber lut^ertfdfyen
Religion ju berbteiben, wer bon berfetben abfalle, t)abe ben (Sonbent gu
. berlaffen. 4
2)er alte ^robft 6 Utrid) ftarb a. 1560 ben 22. 2tuguft unb würbe
1 Hnftrf ^rieben ift baä ©ütad^ten öon Söalt^afar Don ©ültfingen, §an« ^nober,
Sebaftian §ornmotb.
2 @r ift ber SScrfaffer be§ Ääg r f(^cn @tatutenbu(^§, einer §auptquefle für bie ©e*
f^ic^tc be3 $eiofter§.
8 3m Sa^rc 1207 würbe ba3 ^onnenflofter 2)ietbrugge gu Speiet in ein mit
S)enfenborfer ß^orfierrn befe^ted ^riorat uerwanbelt unb mit allem SBefifc an 3)en!cn*
borf überlaffen- ^aul gr. (Stalin. I. 344.
4 ©d)miblin a. a. £>. n. 162.
5 S)ie ?Pröbfte üon S)enfenborf Ratten baä ^riütlegium Snful unb Stab §u tragen.
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Dom Drben be$ ^eiligen ©rabeS in S)entenborf. 187
in ber Ätofierfirdje gu $)enfenborf begraben. 3>m 3#* I 564 entf^tofc
ftdj au<$ ber $rior Sßtjitiw Otmar.unb ber (SonDentuate ^oljanneS 23ucfyer
gu apoftaftren. $tyre SeibgebingSreDerfe (@t.=2trdj. Orig. ^Serg.), in toetdjen
gefagt ifi, bafc fie jefct audj burd) ©otteStoort erleuchtet feien, finb batirt
Dom 7. gebruar 1564.
Stuf ©runb beS ftaif erliefen 9teftitutions=ebtfteS Don 1629 mufcte aud)
SDenlenborf ben Äattjotifen gurüdgegeben toerben. $)er 23if<$of S^nne«
Don (£onfiang fdjidte im genannten 3>a$re bem §ergog Subtoig griebridj ein
fatferticfyeS 2ttanbat Dom 11. £)egember gu, laut beffen bie Sßrobftei bem
23ifd)of abgetreten werben fott. SDen 19. Sluguft 1630 tourbe baS Ätofter
SDenfenborf Don bem faifertidjen ©eneralcommiffär Don Offa mit 50 Steuern
in 33eft£ genommen. 3Der proteftantifdje ^ßrobft §agenlocfy ftolj in ben
ittofterpflegljof nadj Gelingen, muftte aber aud) bort meinen. @S tourbe
nun ber 2)efan ©eorg Don -Jleuljaufen auf ben gilbern als Sßrobfteioertoefer
eingefe^t, ber fat^otifc^e ©otteSbtenft tourbe toieber oon gtoet ^rieftern be=
forgt. S£)cr §ergog toollte bie proteftanttfcfye 9teligtonSübung aufregt galten
unb oerorbnete gu biefem $mdt ben Sßrebiger ^o^ann §uge(in$ tiad^ Renten*
bQrf, toetdjer nadj einiger £t\t toeidjen mufcte. 2tttein ber ^rebiger tourbe
Dom SSogt toteber gurutfgefüljrt unb ben Untertanen würbe unter @traf=
anbro^ung befohlen, ben tutljerifdjen ©otteSbtenft gu befugen. 3m 3>afjr
1532 naljm §agentocfy toieber SBeftfe Don ber Sßrobftei, aber nadj ber ©djtadjt
Don SftSrblingen muftte er abermals ben Äat^olifen ben $ßta& räumen unb
3>otyanne$ ©c^nifeer tourbe Stbmüüftrator. 2>urdj ben toeftytyatifdjen ^rieben
tarn S)en!enborf toieber an Sßürttemberg.
sßröbfte gu S)enfenborf: (Sonrab I. c. 1125; (Sonrab IL 1160; 2Ibel=
$arb 1190; (Sonrab III. 1207; SBolfram Don Sfteuljaufen 1226; §ugo bis
1240; Cannes c. 1260; £ugo (Sammertanb 1276—1295; Sßofyob 1295
bis 1312; Stefan 1322; §ugo SBeltn 1332; (Sonrab V. 1346—1348;
3llbre^t' c. 1349; griebrid) £ar;b Don §oljenftein i351— 1397; Cannes
Don angingen 1397—1431; SMdjior Don ftingelftein 1431—1461; 5Bern=
Ijarb Don SBauftetten 1463—1467; §einridj ©ugman Don anfingen 1467
bis 1477; *ßeter SBolf 1477—1508; ^o^anneS junger Don £ird$eim
1508—1516; Martin Stlttoeg Don SanbSberg 1516—1521, ein @d)üler
©abriet 23ictS; Utridj geteifen Don Unterenfigen 1521— 1553. 1
1 Ucber bie Reihenfolge ber ^röbfte »gl. Scftmiblm II. 22 ff.; etälin, (Sfjr.gr. II.
734; Sattler, §ift. SBefdjretbung II. 255; Pregizer 350 f.
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XIV. j$a* Cfyrc^mtt-Sfijt ^txbvt^ün^txu
%n §erbred)tingen , früher aud) ^ertoartingen gef djrieben, im heutigen
Oberamt §eiben§eim, einft jum SBiSt^um 2tug$burg geprenb, befanb fid)
fd>on a. 777 eine SSeranuSjelle , weld^e ber 2lbt gulrab Don @t. SDentyS,
ein (Slfäfcer, im genannten 3 a] § re f einer St^« ®t. SDehtyS teftamentarifd)
Dermale. 3m 3<^ re 1171 gwnbete Ijier ftaifer griebridj SBarbaroffa ein
reguttrteS ©fjortyerrnftift Don ber Siegel be$ Ijl. Sluguftin unb berief bie erften
3)iöndje aus bem Softer £>erb in bem heutigen ^einbaiern. »Adelbertum
praepositum et comites ejus Clericos et fratres regulae Sti Augustini
ex venerabiliHoerdensium conventu canonica vocatione assumpsimus«,
jagt bie Äaiferurfunbe Don 1171:
2)a3 Älofter würbe geftiftet ju @f)ren be6 tyl. 5Dtont)fiuö. Um bie
aftitte be$ fünfzehnten Sfa^MbertS würbe baS Älofter Don ben JBürgem
Don ©iengen niebergebrannt, welche bej$alb Don ^apft SftilotauS mit bem
23anne belegt würben. * 3ur <3 e ty d* &*m Utrt<$ bie Älöfter in jeinem
ßanbe aufhob, war $robfi in §erbred)tingen Valentin Sßetyljarb. ©erfelbe
tiefc \iä) am 13. Oftober 1535 mit einem Seibgebing abfertigen unb ^eiratljete.
SDarauf wallten bie SonDentualen jum ^ßrobft ben Sftutanb 9fterfator Don
3ftoj$auj>ten. 23ruf$iu3 nennt tyn virum literarum et literatorum omni-
um amantissimum, einen großen greunb ber Sßiffenfcfyaft unb ber wiffen-
fcfyaftli<$ ©ebilbeten. ©eines 33erbleiben$ war jebodj ntcfyt metyr lange im
fttofier, benn fdjon im folgenben Sa^re 1536 nahmen alte (Sfjorljerm bie
tutymfdje Religion an mit 2lu$na$me beS ^robfteS Sftulanb unb ber jwei
jüngeren (SonDentualen Don Spillingen: 3o$anne$ #hif unb SJiartin ©teiner.
©o 5Brufa)tu$. 2tHem ber 33ergicfytbrief beS 3 a ^b beugter, SonDentuate
gu ^erbred^tingen, gegen 40 f(. ift erft Dom 7. Oftober 1543 batirt (®t.=2l.).
^Dagegen ift im 3> a $ re 1536 / Montag nadj (Santate, auSgefteHt ber 33ergi$t3=
brief 2 be$ (SonDentualen Spönne* §efelin unb an bemfelben Sage ber beS
1 ©attler, §tfi. Eefdjrb. II. 203.
2 <staatg=3lTd)to. §erbred)ttngen. Gopie. d. tute oben.
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.$aä (SIjorrljerrn»<Stift §erbredjttngen. . 189
SßrobftS aSatcntin. * £)er ^ßrobft 9iu(anb unb bic fatljotifd) gebliebenen (£on=
fcentuaten würben im ^afyvt 1536 mit ©ewatt aus bem Älofter entfernt.
(Cuen. Collectio IV. 227.) £)er vertriebene Sprofcft irrte längere 3eit
umtyer, bis er bie Pfarrei ©untljofen im SItfgau erhielt, wo er 1546 burd)
ben fdjmattatbijdjen Ärieg ebenfalls vertrieben würbe. SDann folgte er bem
§eere be$ ÄaiferS (Jarl, mürbe ju SRodjlij gefangen genommen, batb wieber
freigelaffen unb nadj bem fdjmalfatbifdjen Ärieg 1548 wieber in bie ^Srobftei
eingefefct. (Sx ftarb aU ^ßrobft ben 16. November 1554 ju §erbredjtingen. 2
SDort Ijatte er ba$ neue SDormitorium, elegans et magnificum, wie 33rufd)iu$
jagt, erbaut. £)ie ®efdjid)te ber Deformation feines ÄlofterS war mit fo(=
genben SSerfen in einer ^nfdt^rift biefeö SDormitoriumS betrieben:
Cum" numerarentur post natum saecula Christum
Quinque decemque et sex, cum lustris insuper annus
unus et: ejeeta est ex aede monastica turba
Herbrechtingensi hac Ulrico a principe, terra
Wirtemberga, tuo. Nam cum nova Schismata rursus
insurrexissent, monachorum tota caterva
facta invisa fuit prorsus plebique ducique,
suseipientibus at senibus nova dogmata soli
se subduxerunt juvenes tres, religionis
aeeeptae a patribus priscis studiosi et amantes
Rulandus mercator, Joannes Ruffius atque
Martinus Steinerus Dillingensibus orti
patribus: hi templis mox servivere deoque
vicina in terra, donec se Carolus huius
nominis et tituli quintus germanica contra
agmina defendens evasit victor ad Istrum
atque Lycum. Tunc Augustanae in moenibus urbis
imperii Caesar dum sacra negotia traetat,
Praepositum legere inter se qui priusisti
excessere loco, Rulandum. Hunc Carolus omni
tantopere adjuvit virtute et dexteritate
tamque diu, donec Ulricus singula prineeps
redderet haec alienaverat quae aliquando et in usus
transtulerat proprios seclares atque profanos.
Sic demum Rulandus amans pietatis et artis
Canonicorum iterum coetum collegit honestum,
1 ©taat$=9lrd)iü. §erbredjttngen. $erg. ©rig. d. toie oben.
2 5)ienerbud) 295.
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190 2)a3 (njorl)ernt*6tift ^erbredjtingen.
instauransque lares in multis partibus istos
hanc fundamentis ex imis condidit aedem
quam coram cernis. Tu quisquis es, oro, viator
laeta precare viro humano patrique verendo.
Sftufanb war bcr lefcte fatljolifdje gfrobft gewefen. Dadj feinem £obe
würbe Ulrid) ©djmib erfter proteftantifdjer $robft. * SDer fattyolifdje ©otte^
bienft $orte auf unb für bie fatljotifdj bleibenben Sftondfje tonnte ba feine
Statte metyr fein. 23om 3a^re 1556 finb nodf) Litterae testimoniäles für
ben £erbredjtinger (Sljorljerrn SDafcib £it$tv fcortyanben. (@t.-2l.)
3n golge be$ Deftitution^@btfte3 fcon 1629 famen im (September 1630
wieber 2Jiondje nadj §erbredf)tingen auä SBettenljaufen. ^robft würbe ber
Sßettenljaufer (Jonfcentuate ^üipp gaber fcon gelbfirdj, welker am 4. 3Jiai
1632 ftarb. $)er SMfdjof fcon StugSburg Ijatte il>m jur 2luftage gemalt,
baft er innerhalb fedfys 3> a] (J ren 8 ur ^erfteöung ber 2tfabemie in SMQingen
4000 ©fubi aus bem $robftei=@in?ommen beifdfjiefte. (33raun, SMfdjofe Don
2lug3burg'4, 158.) 5Tlad^ bem £obe gaberS mußten bie Sftondje auf einige
Satyre fliegen, lehrten aber 1635 wieber gurüdf unb wallten jum ^ßrobft am
7. $ebruar ben SBetten^aufer Sftöndj granj ^ajtyuS fcon $elbfird), welker
nadfy ber Dütfgabe ber ^robftei an SBürttemberg 1648 in fein Älofter SBetten-
Raufen jurüdffe^rte unb bort am 12. 2luguft 1659 ftarb. 2
SBenn bie ^robftei §erbred()tingen a. 1535 fo unrütymlidj fiel unb- nur
brei ©onfcentualen bie Verbannung bem Slbfatt fcorjogen, fo ift bieS nid)t
ju fcerwunbern, benn baä Älofter war eben im testen Zeitalter * cr ber
Deformation im 3eitlidjen unb ©eiftlidfyen fcöttig tyerabgefommen. Sftod) im
^ajjre 1520 bemühten fid) bie ^robfte be8 SßengentlofterS in Ulm unb.beS
@t. ©eorgenflofterS in 2lug$burg, burdf) eine Deformation bem Softer §er^
bredfytingen wieber aufju^elfen. 3#re Skmüljungen waren fcergebtidj. Si
sal infatuatum fuerit ad nihil valet ultra, nisi ut mittatur foras et
conculcetur ab hominibus.
^robfte fcon §erbre<$tingen : 3 2lbelbert 1171; SBertolb 1216, 1230;
Martin, ^obofuS, Dapoto 1252, §einridj 1279, (Sonrab 1283, 1306;
Sertolb 1327, 1339; Ärato 1329; Wridfj fcon »linb^eim 1332; ©bewarb
1349; §einrid> 1366, 1386; Wridj 1407, 1410; Cannes 1410, 1437;
§einrid^ §igler 1438—1466; ©eorg ^iSfator 1466—1501; 9Jiagnu$
2immoniu3 1501—1520; ^antateon ftefeter 1520—1535; Valentin *ße^
$arb 1535; JRutanb SRerfator 1536—1555; $ßPft> gaber 1630—1632;
grang ^appuS 1635—1648.
1 2Baf)turfunbe im <3t*2t. $erg. ßrig. d. 20. Sunt 1555.
2 Petri Suev. eccl. 410.
8 Cuen Collectio. 4. 223.
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XV. jßa» Pxrurraf Un^rtb^
2)a3 Sßriorot Dteidjenbadfy, im heutigen Oberamt greubenftabt, etnft jum
33i3t!jum (Sonftanj getyörenb, würbe nadj bem Sfteidjenbadjer ©dfjenfungSbudj l
geftiftet Don 33em Don ©iegburg, welker bem 2lbt SBifljetm Don §irfdfyau
einen äöalb fd^enfte mit ber Sebingung/ ba£ bort ein Softer gebaut werbe.
3m Saljre 1082 famen Don §irfdjau 3 2ftöndje unb 5 Saienbrüber. ^m
gleiten $a$rt würbe bie ftirdje ju bauen begonnen unb a. 1085 eingeweiht
SDer Stifter trat felbft in ba*. Äloftcr ein unb ftarb in bemfetben. 25a$
^Sriorat blieb ftets §irfc^au unterworfen, obgteid) bie föeidjenbadjer 23ene=
biftiner oftes ben 93erfudj matten, fidj Don §irfdjau toSjureifcen.
@o wagten 1432 bie Steidjenbadjer 9Rond)e eigenmächtig einen $rior,
unb ber 2lbt Don ..Spirfdjau braute ben ©treit Dor ba$ (Soncit ju 23afe(,
welche« auf £ neue bie Sftedjte §irfdjau$ über Sleidfyenbad) beftdtigte. Unter
2lbt SBolfram Don ^nrfdjau würbe ba$ ^riorat reformirt, aber audj nidjt
o§ne Unruhen Don Seiten ber 9Jißnd)e. äöeit föeidjenbadj nidfyt unter
württembergifdjer ©dfjirmDogtei ftanb, fo blieb e$ unter ben §erjogen Utridf)
unb 6^rifto^ Don ber Deformation Derfdfjont. $)effen ungeadjtet tr.at im
^aljre 1540 ber $rior 3^3. ©djmib aus bem Ätofter auö unb lieft ftcfy
mit einem Seibgebing abfertigen, um fidf), wie er in feinem 9toerfe 2 fagt,
„in einen djriftlidjen feiigen ©tanb ju begeben". 2lfö Jperjog $riebridj 1593
auf ben £Ijron fam, fottte audfy ba$ Ätofter föeidjenbadfy Don 2Bürttember$
weggenommen werben, unb .ben SSorwanb baju bot bie ftütyere. Slb^angigteit
Sfteidljenbadjg Don jpirfdfyau. Sftan war inbeft auf einen fdjled)ten Gmpfang
Don Seiten ber fatljottfdjen Ätofteruntert^anen • gefaxt, unb würben befföatt
militarifdje SSorbereitungen getroffen, um burdf) einen raffen ©ewaltftreicfy
ba$ Softer wegjunetymen. £)er SSogt Don SDornftetten berietet 3 a. 1593:
man lonne aus bem SDornftetter 2lmt in SaierSbronn, wetdfjeg nur eine tyalbe
©tunbe Don SReidjenbadf) entfernt fei, bei Sfadfyt in ber ©ritte 200 ©djü^en
Derfammetn, morgend frülj Dor Jag ba$ Ätofter einnehmen, unb bann fofort,
um aSBiberwartigfeiten abjufdjneiben, bie Ätofterunterttyanen tyulbigen (äffen ;
1 Codex traditionum monasterii Reichenbach. Drigtnal in ff. Oeff. SöiM. auf
38 ^ergamentblättern. ©ebrudft unter anberit in SBürttb. Safytöudjer 1856. (Seite 104 ff.
2 <5taat3*2lrd)to. SReidjenbad). Crig. $erg. d. 20. ftoü. 1540.
8 Besold virg. sacr. m. 271. Petri Suev. eccl. 705.
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192 $a3 $riorat
audj tonne man gugteidj einige Sßaffe unb SBege Befe^en, bamit fidj bie
Untertanen nidjt gufammenrotten fönnen. §ür ben unverhofften §aö aber,
baft man nodj meljr §ilfe Brausen feilte, fönne man aus bem 2lfyir$badjer,
©utger, SDornftetter, SDorntyeimer unb Sftagotber Slmt in 12 ober 14 ©tunben
bis gu 1500 9Rann gufammenbringen. @S ift barauä gu entnehmen, bqft
bie SBürttemberger wußten, wie wenig Verlangen bie Älofteruntert^anen naefy
ber ^Sroteftantiftrung unb nadj ber ^Befreiung von ber §errj$aft be$ ÄtofterS
Ratten. 3> m 3 a $ re 1 5 ^5, ten 24 - ©ftober, würbe ber fcfyon lange gefaxte
gtfan ausgeführt: in ber Sftadjt rücften ber tyergogtidje ©ommiffar Dr. Selbe
unb Hauptmann ©rimmeifen mit ungefähr 100 9)iann gu guft unb gu
$Pferb unb mit einigen gelbgefdjüfcen gegen Steidfyenbadj vor unb befe^ten
baS Ätofter. 2)er gSrior nutzte eilig „über ein Sßaffer" fliegen, bie Sftovigen
würben fortgejagt unb ben (Sonventuaten ein proteftantifdfyer ©djaffner ge~
geben, (Segen biefen ©ewattatt Wagte SRarfgraf ©rnft griebridj von 23aben
ate (Singriff in feine obertyerrtidfyen fRec^te. 2tudj ber (Sarbinalbifdfyof von
ßonftang trat fdfjon in einem ©^reiben vom 14. November 1595 für ben
Sßrior §ügelin ein (@t. 21.). SDer Sßrior felbft begab fid) perfonlid) gu
Äaifer 9hibolf nadj $rag unb überreizte itym eine Älagfdjrift. darauf
erfolgte am 7. ^uni 1596 ein ÄaifertidjeS 9Jianbat an ben §ergog:* 3>n
bemfelben wirb gunddjft ber oben gefdfyilberte §ergang ber 33efe£ung be£
Ätofterg ergabt, bann wirb wibertegt, voa& ber §ergog burdj feinen ©efanbten
33urfarb von 23erlic^ingen beim Äaifer gu feiner Sertljeibigung vorgebradjt.
55er §ergog fage, baS Softer gebore unter §irfd)au, atfo tyäbe er im tarnen
be$ 2lbt3 von §irfdjau ein SRedjt an baSfelbe; allein fagt ba$ 5ftanbat:
mit ber Deformation JpirfdjauS tyabe biefeö Slbljangigfeitsvertyaltnift von felbft
aufgehört. äßenn ber ^ßrior eine fdjtedfjte Haushaltung unb argertidjeS
Seben fütyre, fo tyatte ber §ergog bagegen bei beffen geiftlidfyer Obrigfeit ober
bei bem Äaifer Magen foHen. (8$ wirb alfo bem §ergog befohlen, binnen
fedjS SBod^en ba$ Älofter Sfteidjenbadj voltftSnbig gu reftituiren. SDiefer
faiferlidfye 23efeljl würbe vom §ergog vottftanbig ignorirt, unb er behielt ba3
Ätofter in feiner ©ewatt. 211$ ber Sßrior §ügelin geftorben war, wenbete
fidfj ber 33ifdfyof von (Sonftang am 6. Sfterg 1598 an ben §ergog mit ber
Sitte, nunmehr baö Älofter bem Orben gurüdfgugeben. 2tllein ber §ergog
antwortete iljm : er fei nidfjt gefonnen, ba$ Softer aus ben Rauben gu geben ;
ein neuer ^ßrior bürfe nidfjt gewagt werben, benn ber (proteftantifdfye) 2tbt
von §irf<$au fyabt ba« Ded^t, ben $rior von dltitytnbaä) gu ernennen. Um
fid) beffer fidler gu fteöen, laufte ber §ergog ben ©rafen von ©berftein
baö @<$irmvogteiredfyt über Deid^enbaZ ab unb tieft a. 1603 bei ben Ätofter^
1 Petri Suev. eccl. 706.
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SReidjenbad). 193
Untertanen burdf) ben Pfarrer SDaniel §i&ler bie ^Reformation einführen.
SDocfy muftte man audf) je^t no<$ mit ber Unterbrüdhmg beS ÄatljoligiSmuS
mit einiger 93orfid)t gu SBerfe geljen. 2lm 1. 3 un * 16° 3 berietet 1 ber
ÄirdjenratljSbireftor 3. ®eorg §ungerlm an ben §ergog : 2ßan !önne nidfyt
fofort bie Silber unb 2tltdre au« ber Äirdfye gu 9tei<$enbadj tyinauSfdfjaffen,
„bamit baS einfältig 93off, weldfjeS t>iet 3>aljr §er im papiftifcljen Aberglauben
geftedft, subitanea mutatione nit eineSmalS öcrftür^t werbe".
2lm 30. 2fyrit 1628 erfdjien ein fdjarfeS faiferlidjeS 3ftartbat an ben
<!pergog, baS Ätofter gu reftituiren, unb im 2ßerg 1629 gogen fdfjon lieber
DrbenSteute in Dteidjenbadj ein, wetdjeS bamit baS erfte Softer in SBürttem-
berg war, baS wieber von OrbenSleuten Befe^t tmtrbe. $rior würbe Senebift
9taud(), (Sonventuale von SBiblingen, ein geborner Seutfirdjer. 2lm 4. 2tyril
1629 würbe er als Sßrior eingefe^t. (Sine Ijßdfyft intereffante unb angieljenb
gefdjriebene SBiograpljie von iljm Ijat Pfarrer grifcfy von Äotbingen nadj ben
SÄanufcripten eines 9J?ßnc^ö in ben „©tubien aus bem SBenebiftiner-Drben"
1881. I. 141 ff. veröffentlicht, au« welker baS gotgenbe entnommen ift.
iprior 23enebift, weiter bei ben Seiten gu SDiHingen feine ©tubien gemalt
Ijatte, war ein votlenbeter OrbenSmann, bewahrter 2lfcet, vorgüglidfyer Sßrebiger,
babei milbe, woljttljätig unb von glütyenbem (Sifer befeelt. $u 3fai$enbadj
wartete aber feiner eine fetyr fcbwierige Aufgabe. @djon vor ber 2lnfunft
ber fatfertidjen (Sommiffdre unb ber 2Jtondje in Dteidjenbadf) Ratten ftdf) bort
@inige verfdfyworen : wenn ber SBeifybifdjof von (Sonftang, weldjer bie (Som=
miffion betyufS SRefonciliation ber Äirdjen begleitete, na<$ Sfteidfyenbadj fomme,
fo wollen fie abwarten, bis er oben bei ben ©lodfen fei, um fie gu weisen,
unb ityn bann gum Sturme oben hinauswerfen. $nbeS fy& f* e *>er fä x P
meifter §rang SJiortof von biefem Sßlane ab, inbem er iljnen gurebete : gaffet
mir nur bie Pfaffen tyerfommen: idj tyabe mir fdjon eine Sift erbaut, baß
fie an bem Sfteidjenbadj batb wieber genug tyaben werben. @r wollte ndm~
lidf) ben $rior 33enebift aus bem SGBeg räumen unb fdjoft Ujn wirftidj einmal
burdj ben §ut, wobei ber $rior gu feinem ^Begleiter fagte : „§anS, bieSmal
ift es mir fdjier gu natye gegangen." 2tts aber bie 9teidjenbad)er fatyen,
weldje fromme SRonc^e fie im Älofter Ijaben, weldfye ftrenge 3 U ^ biefelben
beobadjten, unb als fie bie Sßrebigten beS SßriorS Porten, ba fdjtug balb bie
Stimmung gu ©unften ber 3Jißnd^e um; bie meiften Älofteruntert^anen würben
lattyotif ty, unb SenebiftS £obfeinb, ber obgenannte SJlorlol, würbe fein eifrigfter
Slnpuger unb ©laubenSgenoffe. 3 m 3 a] ^ re 1632 P e ^ n württembergifd^e
©olbaten im Älofter ein unb mipanbelten bie patres 2llbert unb 3^ob. 2
1 <5taat3ar(f)to. 8?et(^enbac^. $ap. Drig. d. tote oben.
2 <5cf)on am 16. Sunt 1631 fanb ein Ueberfatt beg ÄlofterS ftatt, wobei fufj aud|
iHeic^enbac^er mit t^rem <5d)uttljet{$ bet^eiltgten.
IRot^cn^äuSlcr, 9l6tcicn u. ©tifte. 13
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194 $<*£ $riorat föridjenbad).
£)er $rior ergriff bic §tud)t; er Ijatte nidjtö an „ate §ofen unb ein Seibte"
unb irrte fo in Mter 2Binter$jeit untrer. (Sr flolj bann in bie ©dfjweij.
(Sine $eit * an 3 ^ar cr & e * c ^ nem ®e!an im 33retegau; wdljrenb er ein^
mal bie fjjL SKeffe Iciö, nagten fidj bie ©djwebeu unb er muftte fcom Sittare
weg, noefy mit Silbe unb Stola belleibet, ju Spferbe fifcen unb fliegen. Um
feinem Älofter naljer ju fein, tyielt er ftdf) audf) in ber folgenben 3eit unter
fielen ©efa^ren metft im ©djwarjwatb auf. $)a muftte er einmal auf ber
gludjt in einem SBatbe übernadfyten. SDte ganje SRac^t würbe er wieberljott
erfdfjrecft mit feinen Segleitern burd) ein tebfjafteS ©eräufdj unb fie fürchteten
ba£ Sftaljen be$ geinbeS. Site man am SKorgen bem $rior fagte : (Sin (Sidfj-
fjßrndfyen fifce auf einer (Sidje, gerbeifte (Sidjetn unb werfe bie hülfen auf
bie SSlatter tyerab, ba antwortete ^Srior iBenebift: (S$ ift wotyl batyin ge-
kommen, wie bie ©dfjrift fagt, Set). 26, 36 : (S$ wirb eine foldje gurdjt werben,
baft ein raufdjenbeS 23latt fcon ben Säumen eudj erf<$redfen wirb. 3>m 3 a ^ re
1635 lonnten bie 2Ji$ndfye wieber naä) föeidjenbad^ jurüdffeljren. $rior
iBenebift würbe inbeft batb Slbt ju SBibtingen.
Slud) ate Slbt befugte er einmal 1638 Steidjenbad) unb würbe fcon ben
(Sinwoljnern mit vieler' Siebe aufgenommen, ©ein Sftadjfotger ate ^Srior ju
SReidjenbadf) war (5rnft $abri. Site burdj ben weft^älifd^en ^rieben 1648
föeidjenbadfy wieber an SBürttemberg gelommen war, ridjtete Slbt 23enebift
ein ©djreiben an bie Sfteidjenbadjer, worin er fie jur ©tanbtyaftigfeit im
fattyolifdfyen ©tauben ermahnte, unb mit folgenben SBorten fdjlieftt: „2Ser
auSwanbern Witt, entfdjliefte ftcfy fdjnetl, bamit wir um Sptafc für iljn forgen
tonnen. (Snblidf) empfehlen wir euc§ ber fetigen Jungfrau unb ben ^eiligen
Patronen eurer Äirdfye, ©regor unb SftemigiuS, unb finb bereit, für eure greis
^eit audf) ba$ 33lut ju »ergießen, wenn e$ ©ott nur ju eurem §eite au$=
falten tiefte, ©o Ijöret benn wie @<$afe bie ©timme be$ §irten, bamit U)x
beim testen ©eridjte ju ben guten Sammern gefteltt werbet. (Suer Silier
getreuer §irt unb Slbminiftrator ju Sfteidfjenbadj P, 23enebift." 3 m Sfc^e
1651 reifte ber Slbt nodfy nadf) Sßien, um SReidfyenbadfy für ben Orben wieber
gu gewinnen, ©ein Semü^en fonnte einen (Srfolg nidfjt tyaben.
qßriore« gu Keid^enba^ : ftriebridj 1304; SRarquarb 1340; Sota? 1354,
1358 abgefegt; ©öj fcon ©tammljeim 1358; SftifotauS ©raff 1436; Sofymne«
Don äöangen 1448; ^anneö SRatm^eimer 1470; SftifotauS Don (Srfingen
1485; Cannes deRoet 1492; §einrid^ de Stammen 1517; ^anne^
©c^uttljeift 1522; ©eorg 1525; ^afob 1531; SSatentin SBeset 1581 ;
^o^anneö §ugelin 1594. x
1 ©eorgü*@eorgenau. 3)icnerbu(^ 332.
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XVI. Jfos €vtttgxat-3ixft ^xtmhtt^
2lm 3. ^uli 1439 erteilte SBifc^of §einrid) fcon (Sonftang ben ©rafen
Subwig unb U(ri<i) fcon Sßürttemberg bie ©rlaubnift gur SSerwanbtung ber
Sßfarrlirdfye gu §errenberg in eine ßottegiatftrdje mit 8 (Sanonifern unb
einigen SSifarien. Sie in §errenberg gur &t\t befinblidljen ©eifttidljen
refignirten i^re ©eneftcien in bie £>anbe be$ SBifdfjofS. 1 2)er erfte ^robft
war £einri<fy SJlenger Dr. jur. canon. 2luf ityn folgte 1445 §an% ©pentin
Doctor medicinae et theologiae, wetdjer befannt ift buxfy feine SMdntyfung
ber ißutte 2 be3 ^apfteö Stilotau« V. qja^ft Sfeilotau* Ijatte namtid) ben
©rafen fcon Sßürttemberg unb i^ren Untertanen geftattet, an gafttagen
Sacticinien gu genießen fowoljl wegen ber unfcorbenftidfjen ©ewotyn^eit
als wegen be$ langete an Olifcenßt unb an $if<i)en. ©pentin erftdrte
biefe 2)i$pen3, weil bur^ unwahre Angaben erfdjtidfjen, für ungiftig, benn
e3 gebe in Sßürttemberg gifd) e unb Oet genug; er würbe aber gefangen
nad) ßonftang gebraut unb'mufjte feinen SBiberftanb aufgeben.
2)er SBunfd) be$ ©rafen ©bewarb im 23art, ba3 religißfe 2&m bei
23oK unb (SteruS gu ^eben, war bie SSerantaffung, baft er aud) bie 33rüberfd)aft
be3 gemeinfamen SebenS, bie „Äappenljerren" in feinem ßanbe einführte gu
Uradj, 2)ettingen, £adjenl)aufen , auf ©djlofc Tübingen unb a. 1481 aud)
im Stifte §errenberg. 2)ie 2Serwanb(ung be3 (SollegiatftifteS gu §errenberg
in ein Softer ber ©ruber beö gemeinfamen SebenS würbe burdj ^ßapft
(SiftuS IV. im genannten $a$xt beftatigt. SDie betreffenbe SButte 3 fagt:
SDie ^robftei §errenberg, weldfye ber jüngft fcerftorbene ^robft Seontyarb
innegehabt, fei bem 23engo (SBenget) 9Mwi$ übertragen werben. SDiefer
fyabt mit ©raf ©bewarb vorgebracht: e$ wäre beffer, wenn bie wefttidjen
©tiftS^erren (canonici, presbyteri et clerici seculares) wie in ber ©ruber*
1 Petri Suev. eccl. 412; (Sattler, §ergoge I. SBetl. 93.
2 3)te SButte fte^t in Petri Suev. eccl. 413.
8 ©taat3arcf)to. Crig. $erg. d. 10. Cal. Aprilis 1481.
13*
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196 2)a3 (Sottefltat*@tift
fdfjaft ju Uradf) ba$ gemeinfame fiebert annehmen würben (in communi
sub obedientia praepositi) 2)aburd) würbe ba3 §eit beö SSotteö beffer
geforbert unb jugleidf) ben (Sanonifem bie ©elegenljeit ju einem biäciplinlofen
Umtyerjieljen (occasio evagandi et dissolutionis) benommen Werben. 35er
©raf von SSürttemberg fyabt batyer gebeten, bie Äirdje ber fetigften Jungfrau
Sttaria in §errenberg nadj bem SBorbitbe ber Äirdje ju Urad) in eine
(Sollegiatfirdfye ber 33rüberfd)aft be$ gemeinfamen fiebenS umjuwanbeln
(in ecclesiam collegiatam canonicorum, presbyterorum et clericorum
in communi viventium) unb ju biefem 3wetfe ba$ (Sinfommen ber vor-
^anbenen eitf (Sanonifate unb brei (Saplaneien, bie jum Sßatronate be$
©rafen gehören, jufammen gu werfen unb mit ber mensa capitularis ber
Äirdje ju vereinigen, was um fo eljer gu wunden fei, weil ba$ (Sinfommen
ber 5ßrobftei nid)t über 18 unb baö ber (Sanonifate unb (Saptaneien nid^t
über 4 Sftarf Silber jdljrlidf) betrage. 1 £)er tyier genannte SBengel 5Mwi£,
Sßrobft ju ^errenberg, war ein Sftieberlanber, guvor ©ruber in Urad). @r
i(t nodj a. 1497 *ßrobft ju §errenberg. 3> m 3^ e i495 verehrt er bem
jur §er$og$würbe erhobenen ©bewarb eine filberne Sdfyate mit einem Sljurm
in ber 2Jiitte, aus wetdjem ber Job, eine Jungfrau (®erid)t), ein ©ngel
(§immet) unb ein £eufel (§ööe) tyerauöfdjauten, atfo mit einer SDarfteltung
ber vier testen SDinge.
£)ie früheren (Sljorljerrn beö (Soöegiat-StifteS waren mit ber Slenberung
unjufrieben unb nur ©iner Don itynen trat in bie errichtete S3rüberf(^aft
be$ gemeinfamen fiebeng ein. SDie Älöfter ber 23rüber beä gemeinfamen
fiebenä in Württemberg würben auf bie Sitte beä §er$og$ Utrid^ von fieo X.
burdfy eine 23uHe vom 19. 2fyril 1516 aufgehoben unb in ben früheren
©taub jurüdfverfefct unter 33orau3fe£ung ber ^uftimmung ber Äapitet. (Sinige
Sßfrünben gu §errenberg würben von §erjog Utridj für feine Sangerfapeffe
verwenbet. 2 3 ur <3 c ü a ^ § er S°8 Utri<§ 1534 fein fianb wieber gewann,
war 5ßrobft ju §errenberg in bem feit 1517 wieber weltlidjen (Sottegiatftift
S3enebift garner, früher (Sfjorljerr in Stuttgart. SDie Soöegiatftifte würben
bei ber Deformation Dom @nbe be« Sa^rc« 1534 an aufgehoben. Sattler 3
fagt über bie Deformation ber Stifte im allgemeinen : „@3 würbe nun audj
bei ben Stiften eine 3lenberung vorgenommen. 3Stele Stift^errn waren
entwidjen ; benjenigen, wetdfye von ber Äöniglidjen (b. i. ßfterreid)tfdjen) dtt-
gierung angenommen worben waren, würbe ber 2tbfdjieb gegeben unb ben
übrigen bie 2Sal)t geöffnet, ob fie gegen einen jaljrlidjen fieibgebing ben
Stift bem §ergog ju anberweitigem ©ebraudfy überlaffen ober fidj anberswotyin
1 SSgl. Besold. mon. virg. 545 unb 6tein^ofer III. 345 f. unb 356.
* ©teinljofer IV. 387 f.; Sattler, ^er^oge I. Seit. 93.
8 Sattler, fceraoge III. 69.
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Jperrenberg. 197
begeben wollten, benn bie (Sinfünfte würben iljnen fogletc^ abgenommen. 2Beit
aber biefer 23efel)t Don ben 9iatfjen nidfyt fo fdfyteunig befolgt würbe, fo
befamen fie ben 22. ^uni 1535 einen berben 93erwei3 unb fonberlid) muftte
ber Äangter Dr. jpanS Änober Dementen, ba£ 3>o!jamte$ mit bem gütbenen
3Jhmb Dermutljlidf) Dertraulidfj mit il>m gefprodjen tyatte. §ier würben nun
erftmatS bie fogenannten geiftlidfjen 23erwatter aufgeteilt unb befohlen,
taugliche unb fromme Sßerfonen gu bem (Singuge ber geifttidljen ©üter unb
©infünfte gu Derorbnen, ober wo man fotdfje nidfjt fo balb tyaben fßnnte,
biefeS ©efdjäft ben Weiterem unb Unteramtleuten anguDertrauen." SDaS
(Soltegiatftift §errenberg würbe Don §ergog Utridj fdfjon 1534 aufgehoben
£)er ^robft garner ging aU Pfarrer nafy Somftetten unb nad) §erren=
berg fam 1534 als proteftantifdfjer ©tabtyfarrer SaSpar ©rater, weiter
früher UtridjS Kaplan gu 2ßßmpetgarb gewefen war unb fpater beffen §of=
prebiger würbe. 1 3 U gleicher 3eit lam $eter Tefilin afe tuttyerifdjer
2)iaf on nad^ ^errenberg. 2 SDer ß^orljerr M. ^oljanneS üfteufer Don 3Jlünfingen
war fdfjon guDor proteftanttfd) geworben. <£r war geboren a. 1500, magiftrirte
in Tübingen ben 21. ^uti 1517; a. 1519 erhielt er Dom §ergog eine
aSitariatö^frünbe beim Stifte Stuttgart. SBd^renb ber ofterreidfjifdfjen
Regierung würbe er Don (Sart V. gum @anonifu$ in §errenberg ernannt,
Dertie§ aber baö ßanonilat freiwillig, apoftafirte unb würbe üftetypergifdljer
§au3Dogt gu ^for^eim. ©eine SJlutter unb feine ©djwefter bie 2tebtiffin
gu ©nabengell boten 2lffeS auf, um ityn wieber gum Jatljotifdfjen ©tauben
jurüdf jubringen, aber Dergeblidfj. ^m 3>a$re 1^35 würbe er Don §ergog
Utrictj gurüdfberufen unb erlieft 1537 ein Seibgebing. 3 @r würbe bann
gum ©tiftSDerwalter unb heilerer in §errenberg ernannt unb um biefetbe
3cit würbe er Pfleger gu ©ülfter (©üttftein?), SRofef unb ©inbetftngen
unb Sßrior gu ÄniebiS unb Derwattete lange £tit biefe fedjö Slemter. (Sr
ftarb 1583. 4 SDer (Stjorljerr §einrid) 23otg lam 1537 afe Pfarrer nad^
jpailftngen unb Dergidjtete am 12. Januar 1555 gegen ein ßeibgebing
auf feine ©tiftSprabenbe. 2)er (S^orljerr Soreng ©d^u^mad^er ertyatt am
3. Januar 1537 ein ßeibgebing. 5 2tn bemfetben Sage wirb ber ©fjorDifar ($x*
tyarb ©pringer Derteibbingt. 6 55er festere würbe §etfer in §errenberg unb
reidjt ate fotdfjer a. 1542 ein SBittgefudfj (©t.=3lrd^iD) beim §ergog ein. 2)er
(Styor^err ßoreng ©djutymadjer tyeirattyete, lebte aber ntdjt meljr tauge, benn
1 Heber Ujn Dgl. ©t<a, <Hjr. gr. IV. 469.
2 Sattler, fcifi. SBefdjr. II. 56.
8 Staatäardjtü. Drig. $erg. SetböebingSreöerS d. 3. Sanuar 1537.
4 (Sine (Stammtafel biefer Sßeufer'fdjen gamUie würbe 1735 gebrudt.
5 ©taatöar^w. Orig. ^ßerg. d. wie oben.
6 (Sbenbafeibfi. Orig. ?Perg.
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198 Stoä (£offegiat*<Stift fcerrenberg.
am 11. Sftofcemfcer 1540 (egt Äattyarina, toeitanb Saurenj @d)uljmad)erS
Canonici äöitttoe bem §erjog einen 33ette(brief fcor (@t.=2lrd)fo). Sßä^enb
be$ Interims fungirte ctfö ^^erimöpriefter ju §errenberg ©eorg ©abter.
$)erfelbe ^atte, nrie aus ben 2ßten erfidjtlidj ift, ein 2öeib unb Äinber.
SDaS 9teftitution3=($bift bon 1629 gab audj ba$ Stift §errenberg ben
Äatljoltfen jurürf unb Äaifer gerbinanb IL t>ertte§ bem (Sonftanjer (SanonifuS
Seon^arb Sßow bie Sßrobftei. 2lm 23. Januar 1637 Befahl ftönig gerbinanb
in SottmadjtSnamen feinet SSaterö be$ ÄaiferS, bie nidjt jur ^robftei ge-
^orenben 33eneftcien unb gunbationen be$ (SottegiatftiftS ben 3>efuiten ju
übergeben, jum 3*oetfe ber (5rrid)tung eines £ribentinifdjen Seminars, ©er
toeftyljdftfdje griebe braute audj Stift jperrenberg lieber an Söürttemberg.
Heber bie großartige fpdtgotljifdje ©tiftSfirdje fcgt. §eibe(off, bie Äunft be$
Mittelalter« in ©djroaben. SDaS jefeige SManatljauS ift ba$ ehemalige
gfrobfteigebdube. .
SDie Sßrobfte in jperrenberg * 1439 f.: §einri<$ 9Jienger D. jur. canon.
1445; §an$ ©penfin Dr. theol. et media; ©eorg fcon Stein; §an8
SBunberer Magister, &on 6afa>, 1464—1469; Seonljarb Sftöttidj 1469 bis
1481; SBenjel g»efoi* 1481 ff.; Sofymne« SRebmann f 1517; SBenebift
garner 1517—1534; ßeon^arb $oty> 1630 ff.
1 SBgL Oberamtöbefdjreibung §errenberg.
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XVII. ®m €DUt$iai-mft fmffftmü^-
Sm Sdjre 1379 würbe bie ftird)e gu Wl$>imü% im gütigen Oberamt
9letfarfulm, einft gur SDiöcefe Sßürgburg ge^ßrenb, auf iBitten ber ©rafeu
Äraft unb ©ottfrib fcon §ol)eutolje fcon SSifd^of ©erwarb gu SBürgburg gu
eiuer (Sottegiatfirdje erhoben uub fcon ben geuauuteu ©rafeu eiu (Sottegiat=
©tift mit eiuem 5ßrobft uub adjt ©tiftSljerren gegrünbet. l $ür bie 2trmen
iu ber ©tabt reifte ba$ ©tift jaljrUdj 1 2Mter Doggen, 15 kalter SDinJet,
2 (Simer SBein. 2 Unter 5ßrobft S3urfarb würbe fcom 'SBtfd^of fcon Söürgburg
ciue ueue Orbnung für ba$ ©tift Wotmtyt beftatigt dat. 25. ^uli 1484.
SDaS Original (im ©t.=2l.) umfaßt adjt 5ßergament=23Iätter mit bem £itel:
ordinatio statutorum prepositi et capituli in Mecmulen cum confir-
matione episcopi Herbipolensis. ^m ^aljre 1504 würbe Sttöftnüljl im
pfälgifdjen Ärieg fcon §ergog Utrid^ erobert, aber fofort bem 33ifdjof fcon
SBürgburg für eine ©d)u(b fcon 20 000 ft. fcerpfanbet unb erft a. 1542
tmeber auSgetoft. ©o fonnte bie Deformation in 9ttöfmül)t erft im ^atyre
1542 eingeführt Werben. 2lm 15. 2fyrit 1542 tief* ber §ergog in mtmfyt
bie Untertanen tyutbigen, unb ber gSrebiger fcon Deuenftabt erhielt beu
Auftrag, in bem nod) lat^ottfdjen 2Jlöfmü^t ba$ (Sttangetium gu prebigeu
unb bie württembergifdje Ätrdjenorbmmg eingufü^ren. 8 33ei ber 33eftfcna$me
burd) SBürttemberg würbe 1542 ein 23ergei<$mf3 be$ 5ßerfonatftanbe3 im
©tift aufgenommen. 4 Sftadj bemfelben waren bamate im ©tift: 1) *ßrobft
©igfrib 2Refer, 56 ^aljre alt, feit 30 $al)ren im ©tift; 2) ©tiftSljerr
WtiPP Deinljarb, 70 ^aljre alt, feit 48 3a$ren im ©tift; 3) ©tift^err
2fubrea$ 2Mf, 60 3a§re att, feit 36 $al)ren im ©tift; 4) ©tift^err
SaSpar ©djwenb, 52 ^aljre att, feit 29 Sauren im ©tift; 5) ©tift^err
1 Söefdjrctbung be$ Dberamtä Sßecfarfulm ©fite 518.
2 ©benbafetbft 519.
8 DberamtSbcfdjreibung ©eite 530.
4 ©taat3ard)iü. Orig. $ap. d. 1542.
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200 S)a§ (Soffegtat*@tift
5R«otauö S3enber, 64 ^ctljre alt, feit 27 ^aljren im Stift; 6) @tift*$err
Cannes »in«, 56 3al)re alt, feit 12 ^aljren im Stift; 7) Stift^err
Stefan S3rinf, 28 ^a^re att, feit 8 Vi Sauren im Stift; 8) Stift^err
Ulrid> 8Wt, 54 $al)re alt, feit 1541 lieber im Stift. S)er 5Bifcf)of Don SBBürg^
Burg tyatte alsbalb bei ber 33efi£ergreifung burdfy SBürttemberg ben Sßrobft
oon 9ttöfmül)l nad) SBürgburg citirt, foo^l in ber 2ibfidjt, bie Stiftö^erm
Bei ber fattyotifdjen Stetigion gu erhalten, aber §ergog Utrict) oerbot * bem
^robft, ber Berufung be3 Sifd^ofS auf SDonnerStag nacfy flippt unb ^aioii
gur Stynobe in SEßürgburg golge gu teiften, gugleidl) unterfagte er bem Sifdjof,
irgenb einer anbem berartigen (Sitation golge gu geben. £)er ^robft unb
mehrere Stiftöljerrn tiefen fidfy getmft bie Sfteife nacfc Sßürgburg gerne Der-
bieten, bemt fie toaren, toie ttrir nod) feljen »erben, nichts weniger aU
fattyottfdj gefinnt. %lad) bem fdfymalfatbifdfjen förteg foltte 1548 auä) im
Stift 2ßßtmül)t ber fat^otifdfje ©otteSbienft lieber eingeführt »erben. S)er
§ergog befahl bem $robft, baft er fidj um fattyotifdje ^riefter umfetye, toetdfje
in Sßofmüljt bie Stteffe lefen follen. 2tm 12. ^uni 1548 antworten ^robft
unb (Sapitet: fo Diel fie fid) aucfy bemüht Ijaben, fo Ijaben fie gteidjttjo^t
feine 9ttef#riefter befommen tonnen. 2 55em ^robft unb mehreren 6^or-
Ijerrn, tDetdfje nrie er geljeiratljet Ratten, toar es bange um ityre Senejtcien,
benn fie Befürchteten mit dltä)t, toenn ber ÄatljoticiSmuS im Stifte 33eftanb
tyabe, fo »erbe man fie nicfyt metyr in bemfetben brausen tonnen. Um'«
$a!jr 1550 f treibt 3 Sßrobft Seifrib SJiefer an ben §ergog: SDrei 3>a$re
naä) ^ublicirung be$ gnterim Ijaben gtoei StiftSljerren lieber angefangen
2fteffe gu lefen unb hores canonicas gu fingen. 2)iefetben toolten je|t iljn
unb bie anbem Derljeiratljeten Stif^errn aud) gingen, SJleffe gu lefen;
fie bitten ben §ergog, er möd)te SDlaftregetn ergreifen, baft fie mit iljren
SBeibem unb Äinbern nidjt ityrer SBeneficien beraubt werben. 3laä) bem
Obigen waren foenigftenS gtoei Stift%rren tat^olifdj geblieben. Sd)on
am 4. Oftober 1548 f treibt 4 Cannes Sdfjittfnedjt, Pfarrer gu attolmüljl,
an 3>oljanne$ 33reunig, Pfarrer gu Stuttgart, bafc man im Stifte gu 9ttöf'
müljt ba£ abgottifdje Salve regina lieber finge. (Sin 23erid)t Dom 7. Januar
1549 (St.s2trdjifc) fagt, man ^atte im Stifte nrieber Slemter, aber ber Sdf)ul=
meifter toolte nidjt baju fingen. 2tm 3. gebruar 1549 nrirb bie ftaften--
pflege aufgeforbert: ba Don ben 5 Slltdren 3 abgebrochen feien, fo muffe
man lieber fo Diele aufbauen, aU bie unDermeiblid^e Jiot^burft erforbere.
(St.-2l.) @j8 fd^eint, ba^ man ben ^robft nötigen mu^te, ben fattyotifdfyen
1 <5taat§ar^iü. d. 6. 2TCat 1542.
2 ®taatSard)iö. 2Köfmüljl. d. toic oben.
3 <5taat3ard)to. anöfmü^l. %a$. Orig. s. d.
4 ©taatgar^iü. $op. Drig. d. wie oben.
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SKöfmityl. 201
©otteSbienft toieber einzuführen; erft am 16. Sluguft 1550 erKart ber Sßrobft:
fie motten im Stifte ber faifertidjen Deformation (Interim) nadfjfommen,
unb fotfen lieber jtoei ©teilen im ©tifte bem Interim gemäf* befefct »erben.
SDer ©tift$l)err tyfyüW föeinljarb ftarb 1551, ber ©tiftflfjerr Gaöpar ©djnrinb
1552. 1 5Der qßrobft SRefer rietet am 22. Wtai 1563 ein »ittgefudj an
ben §erjog um (hljßljung feiner (Sompeteng, benn er fyaht Diele Keine Äinber.
(©t.=2l.) 3™ genannten Sa^re toar biefer Sßrobft unb SSater Keiner Äinber
77 3>a!jre alt. SDaft i^m fein Seibgebing gu Kein toar, ift nidjt ju t>er=
tmmbern, benn am 8. ^uli 1563 berietet 2 ber geifttidje 33ertoalter ju
Sttöftnüljt nad) Stuttgart: „2)er 5ßrobft, feine Äinber, §au«frau, S£oc^ter=
mann unb anbere metyr Sßerfonen alte u« be« alten §ertin$ Äudfyen unb
ftelter erhalten »erben;" er fei 36 3>a§re ^ßtobft getoefen unb $abe bann
refignirt. Sßie mit ber Religion ber ©tift%rrn, fo toar e3 mit i^rem
©tiftSgebaube beftellt. 2tm 24. Januar 1555 fu^ticiren 3 5ßropft unb
Kapitel beim §ergog unb berieten, iljre ©tiffSbe^aufung fei bem Einfallen
natye. 55er anfangs genannte ©tift^err ©te^an Sinifer !am 1545 als
Pfarrer nadj 2Jhtlftngen, too ba$ ©tift SJiöfmütjt bie ßoltatur, ber SSifdjof
Don SBürgburg aber bie tyo^e Obrigfeit fyattt. <$x Ijeirattyete, unb jioar rooljt
fdfyon 1542, benn um 1560 tyeirattyete fein Kaplan feine Softer. SBeibe
tourben Dom 33tfdE>cf Don 2Bürjburg abgefegt nnb beftraft. 4 S)er obgenannte
©teptyan 33inifer unb ber Sßrobft ©eifrib 2Refer würben 1559 bei ber @in=
jie^ung be$ ©tift« burefy §erjog S^rifto^ mit Seibgebingen abgefertigt,
ebenfo ein jtoeiter ©tiftöljerr. 5 2)ie ®lodf en be$ ©tift« fdjenfte ber §ergog
in ba$ 9JiofmüI)ter 9tati$auS. 3 m &¥* 1566 &*W *>er & x i%r Me
nodj im ©tift tiegenben &irdjen=Dmate otyne ®efd)rei in ber ©tille gu jer=
fdjneiben unb ju Derfaufen, ebenfo ba3 meffingne ©efdjirr unb bie SBüdjer,
ben (SrtßS aber in ben 2lrmen=Äaften ju geben. 6 lieber ben 3 u f* anb ber
©tiftägebäube a. 1583 fagt ein SBeridljt, ben 2lrdjiDfecretär Dr. ©dfyneiber
in ben 3ßürttembergifdjen 3a^rbü(^cm 1884 ©eite 162 Deroffenttidjte,
folgenbe« : „Äirdfje auf bem SBerg ift jiemficfy in Abgang, fonbertidfy imsenbig
unb ttrirb barin nidfjt geprebigt. Sie ^robftei auf bem 23erg bewohnt ein
©tift$'23ertt)atter , toirb audfy jur ©d^üttung ber grüßte gebraust. §errn
Sftifolauö 23enber3 feiigen ©tiftbeljaufung auf bem 23erg fammt ©ärttetn ift
1 ©taatSardjto. ©treiben be3 Sßrobftö unb GapitelS an ben §erjog d. 12. SRo*
Dember 1551 unb 11. (September 1552.
2 (5taat3ard)to. SRöfmülji. d. wie oben.
8 (Sbenbafetbft. %
4 Sfteljrere Elften hierüber im ©taatgar^ip.
5 ©taatSardjiu. d. 24. 3uU 1559.
6 OberamtSbefdjretbung 530.
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202 StaS (£ottegtat*<Stift SDiöfmityL
abgegangen, §erm Stephan SMningerS unb §errn (SaSpar ©djtoenben fetigen
betbe ©tiftsbeljaufungen nieftt unb brauet ein Heller, finb notdürftig im
23au. §err (Jnbreö Söotf feiigen ©tiftäbetyaufung fammt ©artlein ift um
17 33ajen an ben ©djulttyeiften Dermietljet. 25a$ ©djutljauS auf bem 23erg
befifct ein ©djutmeifter, ift bedtoS; ba$ SßfrimbtyauS auf bem 33erg ift mit
$rud)t unb SBein belegt. §erro 5ßIjiliW föeintyarb fetigen ©tiftsbeljaufung
unten am S3erg an ber ^eljntfdfyeuer ift toegen 2tbgang$ abgebrodjen toorben."
2tm 16. Ottober 1635 inforporirte Äaifer gerbinanb ©tift unb ©tabt
ajlßfmü^t bem 33i$t$um 2Bten, unb SBifdjof 2lnton natym bafcon 33efifc bur<$
ben ©rafen Don SBottenftein unb (Sf)riftopI) 33efolb, faiferlidje Gommiffäre.
2lm 17. ,3um 1639 lieft jebod) §er$og ©bewarb burd) ben Oberfttieutenant
$eter ^ftaumer 9ftoftnü§l lieber wegnehmen. 1
5ßröbfte in Wotmfyl: ftraft Don $o$ento$e 1379; ©ottfrieb Don £)ürn
1401; grjjarb ©djretf; §einrid) 9ttofer 1416, 1420; 5ßeter Nürnberger
1423—1436; Cannes Äannenberg 1449— 1454; Surf arb Don S^ierberg
1460, 1484; ftonrab Sßoljlgemutl) 1493—1497; SRartin Oefer 1515 bis
1522; ©igfrib Sttefer 1522—1558, f 1572.
33on bem legten gSrobft 9ttefer fagt ba$ SDienerbad) ©eite 491 : „§at
fi<$ in e^eftanb eingelaufen, 2 ©o^ne unb 3 Softer erjeugt im eDangetifdjen
©taub."
1 ©attler, ^erjoge VII. 209 ff.
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3u SBafnang, einft jum SBiStljum ©pcier ge^örenb, nmrbe Don 2ßartgraf
^ermann II. Don 33aben unb feiner ©ematytin Subita bei ber bortigen
$)3cmfratiugfirdje ein regutirteS $uguftiner~(5fjorl)errn'©tift gegrünbet unb
tun Paschalis IL bie Stiftung beftötigt. 1 ^m ^aljre 1235 tmtrbe ba$
©tift in einer geljbe jerftört unb ber ^ßrobft mit mehreren (Sfjortjerrn ge=
tobtet, aber balb ttmrbe es Don bem ftegreidjen 5ttarfgrafen Don 33aben nrieber
^ergeftettt. ©djufcDogte toaren bis c. 1300 bie Jia^fommen ber ©tifter, bann
bie ©rafen Don Württemberg. 2 Stuf bie Sitte be$ ^robfteS ^afob SBirf
unb be$ ©rafen Utrid) Don Söürttemberg ttmrbe ba3 regutirte (S(jorl)errn=
©tift Don Sixtus IV. in ein toeftttdjeS (Sottegiatftift Dertoanbett. Sixtus IV.
beauftragte 17. ^uli 1477 ben 23ifd)of Don ©peier unb ben gSrobft an
ber ©t. ©ermanu$= unb ©t. 3ttauritiu$firdje bafelbft biefe SSeriDanbtung ju
betterffteHigen nad) bem SSorbitb be$ ©tift« ©t. ©uibo ju ©peier. 3 SDaS
ßoöation^edjt fottten bie ©rafen Don Württemberg $aben, roetdje ben
sßrobft bem Zapfte, bie übrigen ^ßrdbenbare bem ^robfte prafentiren mußten.
3 m 3 ö ^ re 1513 tourbe eine neue ©tatuten=Orbnung für ba$ ©tift auf geftettt. 4
3ur $eit, afö §erjog Utridj 1534 fein Sanb nneber eroberte, tt)ar Sßrobft
in % 33afnang ^atoi ©Treiber, genannt Sordjer. Ueber bie ©djicffale ber
©tiftäfyerrn in biefem $a^re gibt 9fa*funft ein 23eridjt 6 Don 2ßar?u$ SBetdj,
Sftotar beim Äammergeridjt, aus ber ©peirifd)en SRegiftratur lopirt, toeldjer
jagt: a. 1534 würbe ber Sßrobft unb bie ©tiftsljerrn Don 23afnang nad)
(Stuttgart citirt, too fie aud) erfdjienen. 2tfe fie fatyen, bafc man fie mit
einem £eibgebing abfertigen tootte, ba toottte ber custos 3o§anne$ 2lftmann
1 SBürttemberg. Urfunbcnbud) I. 343.
2 Sefdpcibung be3 £)beramt§ SBafnang 145; Stalin III. 744.
8 (Heft IIb. 210.
4 <5taat3arcf)iü. Statuta ecclesiae collegiatae Bacnang 1513. 29 Pergament*
blattet.
6 <5taat3ard)iu. ßopie. s. d.
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204 $a3 (Soßegtat^ttft
nidfyt einwilligen. (Sr ernannte aber, baft i§m SdfylimmereS befcorfteljen
fßnnte unb fofort fefcte er ficij ju ^Sferb uitb ritt fcon Stuttgart weg. SDer
§erjog würbe barüber jornig unb lieft bem Slftmann burdfy Seifige nafy
fe^en. £)er Sßrobft unb feine ^Begleiter würben gefangen gefegt, darauf
naljm §ergog Ulridfy ba$ Stift Safttang in 33efi£. SDie 2lltdre würben
niebergeriffen, bie prddjtigen Ornate unb filbernen ©erdttye würben weg=
genommen, ©etdfel unb ©eftütyle jerfd)lagen. 2)ie Ornate unb Äleinobien
würben ju 7000 fl. gefd^dfct (NB. nad) bamaligem ©elbwertty), alle ©loden
feto auf Gine natym man hinweg. Soweit ber 33eridfyt au$ ber Speirer
9tegiftratur. 3 n *>t e f er %&ttft toar ba3 Stift ißafttang burdfj rafdfje ®ewatt=
fyat &erni<$tet worben. SDtc lefcte fettige 9tteffe laß ju Safttang im Stifte 1535
ber (Sljor^err Sftidfyel 2lngelberger. *
3n $olge ber 2luftyebung be$ Stifts würben bie Stiftungen be$ ^robfteS
^atobi fcon bem ßrben jurüdfoerlangt. $eter ^afofci §atte serfdjiebene
3|a§rtage ju 23afnang, Stuttgart unb SBaiblingen geftiftet unb ba^u Ornat
unb Äleinobien gef^enlt. 9hm madfyte fein SSetter unb nddfyfter @rbe Dr.
9ttattyia3 £elb, faiferlidjer aSicefanjter, Slnfprüdfje barauf unb begehrte fcon
§erjog Ulridj, aU er 1537 einem SunbeSiage ju Sdfymalfalben beiwohnte/
i^m biefe Stiftungen gujuftellen; jugteidf) erbot er ficij jur (SautionSftellung,
baft er 2lHe^ ber Stiftung gemäfs serwenben wolle, ©er £erjog antwortete
i^m : fcon ben Stiftungen beö ^robfts fcon Skfnang §abe er feine Äenntnift,
bodfy wolle er itym nidjt fcer^alten, bajs, nadjbem er ba$ (Sfcangelium ange=
nommen, er alles m$ drgerlid) unb bem SEBorte (Sottet juwiber fei, Ijabe
abf^affen laffen, barunter fcorne^mlidj bie gotteSldfterlidje pdpfttidfye 2Äeffe.
SDtc Ornate unb ^a^rjeitftiftungen feien jum Streit ju (Sottet ©tyre unb
jum Sftufeen ber 2lrmen fcerwenbet worben. UebrigenS Ijabe man fcon ben
fcorgebtidjen Ornaten ni<$t$ ate alte abgenü&te Äeld^e unb bgl. gefunben
Dr. £elb gab fidfy aber mit biefem 33efdjeib nidfyt jufrieben, fonbern er=
wirfte 1539 einen Sefe^l be3 ÄaiferS unb be£ ÄonigS gerbin anb an ben
£er$og, ben 23ittfteller ju befriebigen. SDarauf antwortete ber £er^og : bie
Ornate feien Derfauft jum Utufeen ber SIrmen, bie ganje Stiftung $abt fidfj
nur auf 250 fl. belaufen. 2
^m Sa^re 1537 würbe ber Sßrobft ^dob Schreiber ^erleibbingt mit
id^rlid^ 84 fl., &erf<$iebenen Naturalien, baju 33e^aufung, SBiefen unb
©arten, bie er bisher befeffen. 3
2lm gleiten Sag erhalt ber (S^or^err ^^^ned Siglod^ fein ßeib*
gebing unb am 15. 23radfymonat S^oma^ §a^. 5Der ©fjorljerr Sllbred^t
1 ©attler, ©iftor. Sefdjr. I. 136.
2 (Sattler, htWW nL 113.
8 ©taat§ar^io. £5rig. ?Perg. d. 1537. ©atnftag nad} SSttt.
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Safnang. 205
Sdfyuftljeij$ war fcom £er$og 1535 jum @ttftöt>ertt>atter Beftettt worben. SRadj
bem fdfymatfatbifdjen Äriege muj$te baS Stift wieber reftituirt werben.
2tm 19. Oftober 1548 retdjen bie StiftSljerren Sodann Stfcmann,
9ftidf)el 2Ingetberger, ßonrab Summerljart unb Stomas Äudfy ein SBittgefudfj l
um iljre SReftitution ein. 2tm 3. ©ejember 1548 berieten 2 bie SRSttye an
ben £er$og: £)er Sßrobft fcon Safnang, 2)r. Safob Sordfyer, §abe ein S<$ret-
Ben übergeben betreffenb bie SBieberbefefcung jweier (Sanonifate. SDaS eine
§abe früher §anS Sigtocij, Pfarrer ju 33afnang, fcor 6 Sauren geftorben,
innegehabt, baS anbere ber SRuefer, welker fcor 3 3>atyren geftorben fei. $)ie
Regierung wollte fidf) anfangt auf feine fcotte SReftitution einlaffen unb bie
3atyt ber ^räbenben fcerminbern, 8 ber Sßrobft aber wiberfefcte fidfy. @S
waren bamals nodfj ber ^robft unb brei ©fjortyerren am Seben, barunter
ber früher genannte 2ltbre<$t S($uttljei|. <5S ging inbeS wie anberwarts
mit ber ^Refutation beS Stifts unb ber SBieberaufri^tung beS fatfjotifd^en
(SotteSbtenfteS langfam genug. 2lm greitag naä) §ilarii 1549 berietet 4
ber Unterzogt Don 33afnang, bafc man wieber 23ilber unb Ornate in bie
Eirdfye gefdfyafft tyabe; ber ^robft fage aber, man fönne auf bem wieber er-
richteten 2lltar nidfyt SReffe tefen, weil er nodfy nifyt fcom 33ifdfyof geweift
fei. @S war inbeS nodf) ein anbereS £rinberni| fcortyanben, benn bie Stifts*
firdfye war naü) einem Schreiben beS 23ifd(jofS fcon ©peier per effusionem
sanguinis et seminis eyecrirt. S)ie erfte tyl. SReffe würbe erft an 2Bei§=
nagten 1550 t>om StiftStyerr 2lngelberger getefen.
Sludfy mit ber ^Refutation ber Semporatien mu|te baS Stift lange ju=
warten. SDie 2SerI)anblungen baruber jogen fidfj Ijin bis ©ejember 1550.
©in faiferlidfjeS 3Ranbat fcom 12. Januar 1550 6 befahl bie ^Refutation beS
Stifts, unb am 15. Januar 1550 gab audf) §erjog Ulridf) einen bie SRefti*
tution anorbnenben 23efetyl; 6 allein eine solle SBiebereinfe^ung in alle SRedjte
wollte man ni<$t gewahren, unb baS StiftSfapitet falj fidfy genötigt, ben
iperjog aufs neue ju bitten 7 um ungefdfymdterte Sßieberaufridfytaug beS
Stifts unb würbe hierin unterftü&t burdf) ein f aiferlidfyeS 9Ranbat 8 (SReidf)S=
fammergerid^t), worin bie ^Refutation o^ne bie gefteHten unannehmbaren
23ebingungen angeorbnet wirb. 2)arauf erging am 6. Oftober 1550 ein
1 (Sbenbafelbft.
2 ©taatSardjto. $ap. Orig. d. tote oben.
8 (£§ toaren juoor 8 Canonici unb 4 SStfare.
4 6taat3ardjio. SBafnang. d. wie oben.
6 6taat3ardjto. d. tote oben.
6 (Sbenbafelbft. d. Ura* 15. Sanuar 1550.
7 ©benbafelbft. d. 19. fluni 1550.
8 (£benbafelbft. d. 25. Sunt 1550.
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206 2ta3 (SoHegtat*@tift
iBefe^l Utrid^ö (St*«.), mit bem ©tift in Unterljanbhmg gu treten, ben
@ttft$l>erren i^rc 93ergi<$t«urfunben (Don 1537) gurüdfgugeben unb itynen
gu erltören, man werbe fte an ber 2lbtnimftratton nidfyt Ijinbern, §offe aber,
baf$ fte fidj ber Wßfterlicfyen Deformation gemäft galten, (Snblicfy tarn am
5. $)egetnber 1550 eine Don beiben feilen unterfdfyriebene Vereinbarung
(@t.-2l.) gu ©tanbe, laut welcher bie ©tiftäljerren bem Interim gema| fidf)
galten, ben £ergog afe ©dfyirmljerrn, Äaftenbogt unb Sauberer™ anerfen*
nen unb ba$ bereite 33eräuf$erte faHen unb tyin fein taffen. SBeitere 3$er*
Ijanblungen erforberte bie 33efe£ung ber ertebigten (Sanonifate. $wei (5an$~
nifate waren burdfj pdpftlidfje iöutte vergeben unb im 2Kai be$ Safyvtä in
33efi£ genommen worben. SDarüber berietet * ber ©tiftspfteger gu Safttang
1550 an bie Regierung: e$ feien ©olbaten Don ber fpanif dfyen 33efa£ung
in ©tftornborf mit einem ^riefter nadf) 23afnang gefommen unb tyaben in
ber ©tiftSftrdje feierlich unter SSerlefung einer papfttidjen 33utte ißefi^ ge=
nommen Don gwei (Sanonitaten für ben Kaplan be$ SMfd^ofS Don 2lug3burg ;
^etruS (SorficuS (?). 2>er $robft fei im SSübbab abwefenb gewefen. (Sbenfo
berietet am 5. Sluguft 1550 ber Unterbogt guSBafnang: es jei ein wetfdfyer
Sßfaff mit etlichen anbern bagewefen unb Ijabe gwei (S^orljerrn^frünben
occupirt. 2
35er ^robft 3>afob ©Treiber führte 1551 weitere SSer^anblungen in
Stuttgart, wo er im genannten 3>al)re ftarb. StodE) im gleiten $af)xt tourbe
gum Sßrobft ernannt ®raf ^o^ann (Styriftopl) Don ^immern, ®ombefan gu
Strasburg, (S^ortyerr gu ©peier unb Äöln, jefct §erjogü<$er dlafy. ©ine
(Sanonifatyfrünbe genofj als ^Beitrag gu feinen ©tubienfoften gerfrieb, ©otyn
be$ ©rafen ft'art Don Rollern. 2tt$ ber ©raf nad) bem Sobe §erfrieb$
1556 bie (Sanonifatyfrünbe auf einen anbern feiner ©ßljne gu übertragen
wünfdfjte, fd)tug i^m §ergog ©fjriftopty feine 33itte ab, weit bie geifttidfjen
(Sinfünfte gu (Spaltung ber Äirdfyenbiener, ©deuten u. f. w. erforbert werben. 3
2)er ^robft Sotyamt S^rifto^ ftarb 1557. 9tad) feinem £obe würbe ba$
©tift facutarifirt unb gu einer ©tiftSDerwattung Dereinigt, weldfje bis gum
33eginn be$ gegenwärtigen 3>al)rl)unbert$ fortbeftanb. 4
^m Safyxt 1635 würbe ba# ©tift SBafttang ben Pfauen übergeben.
SDiefe gingen mit Energie an bie SBieber^erftettung ber fat^olifdfyen Religion
bei ben ©tiftSuntertljanen. 63 erging jebo<$ am 3. Sluguft 1638 dat.
$rag ein laiferlidfyer 23efe§l, baft gu Stuttgart unb 33afnang ben $rote=
ftanten bag exercitium religionis wieber geftattet, bie ©dfylüffel Don ben
1 <5taat3arcf)iü. d. 13. ÜWai 1550.
2 (Sbenbafelbft.
8 (Stalin IV. 750. 9tmn.
* Dberatntgbcf^reibunß 150.
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SBafaang. 207
fatljolifdfyen ©eiftlidfyen abgeforbert unb Sitten in ben früheren Stanb
fcerfefct werbe. * Sftadfj Sattler freuten ficij jebod^ bie gefuttert nidjt gefügt
ju Ijaben, beim er berietet (§erjoge VII. 219): „©$ würbe fcon ben
^efuiten aU angeblidfyen Slbminiftratoren ber Sßröbfte ju Stuttgart, Tübingen
unb ©afnang in ben Sßfarrfirdjen bie Uebung ber latljolifdfyen Religion
mit großer SSer^inberung ber augsburgifdjen (Sonfeffiong=33erwanbten beharret."
$)en 7. 2Kai 1639 erhielt ba$ Stift, gteidfy wie einige anbere Stifte, einen
taiferli<$en Sdju^brief, welker an ber S^üre ber @ttft$fir<$e angefdfylagen
würbe, ©er weftytyälifdje griebe braute ba$ Stift wieber an SBürttemberg.
©er StiftSfcerwalter ber Slefuiten, 2Kidfyael SBeiben^itter, übergab 1648 bie
Sdfytüffel gur Äirdfye unb gum StiftSgebaube , bat jeboc^ nocft um einen
Stuffdfyub fcon 3 Söodfyen gum ©reffen ber ^entfrüdfyte, 2 was itym bewilligt
würbe.
3Son ber urfprüngli^en SInlage ber StiftSftrdfye, einer frü^romamfdfyen
23aftfi?a, bem $L Pancratius geweift, fielen nodfy bie 2 Stürme. SDer
got^ifdje (Styor ber tyodf) auf bem Sdfylofsberg gelegenen SiftSfirdje ftammt
aus bem 15. 3a§r$unbert. 3
^rßbfte in SBafttang: Sertljolb 1124; Stefan 1165; «ttero 1182;
Äonrab 1214—1230; ©ie%r 1231—1233; §einric^ 1244—1260;
Äonrab, f 1271 ; (Sber^arb, f 1278; Äonrab 1290, f 1308; Geringer 1319
f 1339; Sigfrieb fcon Sßetgljeim 1350, f 1354; Sigfrib fcon 23aum=
garten 1365, f 1377; Sigfrieb fcon Seonberg 1377, f 1399; Utric^
gefeer 1399—1413; Ulridj »on SBinfent^al 1413—20; Sßityetm fcon
Sidfjtenftern 1420—1450; J3o$anne* §agen 1453—1466; ^afob Sßicf
1476—1492; ^eter ^atobi fcon «rinn, fatferlü$cr ftati), Begleiter ©Ber*
IjarbS auf feiner SRom^eife, (Styor^err gu Stuttgart, Äird^^err gu 2öaib=
fingen, ©rgie^er be$ £ergog$ Ulridfy f 13. 9ttai 1599. 4 ^atob Sd^reiber,
genannt Sord^er, f 1551; 3>o$ann (S^rifto^ fcon ^hnmern 1551 — 1557.
1 Sattler, §erjoge VII. SBeitage 58.
2 2)a§ 6tift SBafnang fyrttc in 61 Orten ben ©rofeeönten.
8 OberanttSbefdjreibung 126.
4 Ueber ben $robft Safobi ögt. §et>b in Stoiber, (Stubten ber eöangettfd^en ©eift*
lidjfcit 2Büittemberg3. S3b. III.; (Statin III. 591, IV. 54 unb 69.
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XIX. jßa* €oU$x&i-3üft 0tejpffetu
3u Dbertyofen Bei ©ßppingen war eine ber feligften Jungfrau 3Karia
unb betn % Martin geweifte ftirc^e, bis 1620 *ßfarr?ird)e Don ©ßppingen.
Ulridfy, ber 33ietgeliebte, ber für bie §ebung be$ ttrdjtidfyen gebend unermüb-
lidfj tätige ©raf Don Sßürttemberg , befdfylofe, I)ier ein wettltdfyeS (Sotfegiat*
Stift gu grünben. Sßapft 9^tfotau^ V. beftätigte biefe Stiftung am 3. SUiat
1548. * 2)er ^ßrobft Don Stuttgart, Sodann Don Sßefternad), fungirtc
babei ate päpfttidfyer (Sommiffdr. 2)a3 Stift fotfte 21 Sßrdbenben §aben.
ndmlidf) 1 ^robft, 1 SdfyofaftifuS, 1 (Santor, 9 (Styortyerrn unb 9 SSifarien,
3wt 3>aljre 1514 fehlte nodfy ein Styortyerr unb gwei 33ilarien, wef$alb ein
neues (Sanonitat unb ein 33i!ariat errietet würbe, erftereS aU $ßrebiger~
«Pfrünbe, tefetereiB ate Organiften^frünbe. ,3cbeö SKitgtteb beö Stiftes
tyatte nidfjt btoS fein abgefonberteä @infommen, fonbem aud) feine befonbere
äßoljmmg. SDie SBoIjnungen waren aber nic^t in Dberljofen, fonbem in
ber Stabt alle beif amtnen unb Don ben übrigen Käufern abgef Stoffen. 2 3 ur
3eit ate 1534 §erjog Ulrt<$ bie Regierung nacij Eroberung be$ SanbeS
lieber antrat, war Sßrobft ju Ober^ofen ffiurfarb gürberer Don Stuttgart,
welker feinem 33etter Dr. ;3o§ann gürberer in ber ^ßrobfteiwürbe nachfolgte
als teuerer maingif<$er Eanjler geworben war. StiftSljerren waren bamate :
M. Sebaftian SDanner Don ©ßppingen, fd^on a. 1499 Don ©bewarb bem
älteren ernannt, M. £an3 gtnbeifen Don Usingen, M. föonrab Äner Don
Ißlodjingen, M. 33ett Srunefer Don Stuttgart, Spannes Sd^ni^er Don
©Bringen, 3 ol ^ anne!g S a6ri & on Siebenljauf en , M. SDietridfj SBeiler, M.
39aftian Sefer Don Sd^ornborf unb §einri<§ Sdfymatnel Don JOintn nebft
8 33ifarien. 8 Sdjon am 21. Stuguft 1534 befahl §erjog Utrid) bem
teuerer ju ©ßtyringen „bemnadfy Diele Sßrdbenben uf unferem Stift in
1 (£te&. 2 b., 255.
2 Dberamtöbefdjreibung (Seite 112 unb 143.
8 (SdjjnibUn 2ftfcr. im ©t.-2l.
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$a3 (SoIIegtat'Sttft Oberfjdfen. 209
unferm Stbwefen ^ingetieljen werben, fotdfye (Sotfatur aber Uns allein güge-
$ßrig gewefen", fo foffen bie ©infünfte gefterrt werben. §ergog 'Ulri<$
fcerfuljr nemtidfy bei ben Stiften allgemein nadj bem ©runbfa^, baf$ bte
Verleihung fcon ©tiftspräbenben be$ ^ergoglidjen ^atronatö burdfy bte
ofterreid^ifd^c Regierung nidjtig fein folle. ©8 würbe bann am folgenben
15. ©eptember ein lutljerifdfyer Sßrebiger nadfy ©Bringen gefdfyidft. 2lm ©am$=
tag nadfy SRariä ©eburt 1536 nehmen fotgenbe (Sljorljerrn gu Ober^ofen ein
Seibgebing an, „weit ba$ ©tift in Stenberung gekommen" : 2Äeifter ©ebaftian
Sefer, ©ebaftian SDahner, (Sonrab Äner, ©eorg ©dfywab, ^o^anne^ ©dbnifcer. l
2lm 20. Oftober 1536 fd)irft #ergog Utri<$ einen 33efe§t 2 an SBityetm fcon
SKaffenbadfy, Dberfcogt gu ©Bringen : @r folle in ©Bringen unb gaurnbau
feben ©tiftsljerrn fcor fidf) forbern unb iljm ben Seibgebtngäbrief gegen
9toer£ ein^anbigen, „ob fie bann fotdfyeS ober anberer fünften Ijatb einig
(Sinreb §aben würben, aisbann wolleft.fie fügli<$ ba&on weifen, mit 2ln=
geigung, brifs e$ alfo allen anbem in glid^em gall aud) in i^re Vrief, fo
fie angenommen, geftellt worben, barumb weKenb fie bef$ feine Vefdjwerung
fyaben, benn er werb fie in Slnfeljung t^reö 2llter$ nocij wiber i^r ©ewiffen
nit binben, wie bann J^oma £agen u3 unferm Vefe^l bir bef$alb fernem
münbli<$en 23eri<$t geben würbet". @S geigt biefer Vefeljl, bafc bie (£§or=
tyerrn, wenigftenS bie Sitten, i^rer Religion treu bleiben wollten. 2tm
17. $ebruar 1537 banfte ^robft Surf arb Mürberer ab unb überantwortete bie
Sßrobftei bem §ergog, 8 jebodfy mit bem Vorbehalt: wenn ein allgemeines (Soncit
gu feinen Sebgeiten eine dfjriftlidje Vereinigung bringe, fo foH biefer Vergießt
feinen föedjten feinen ©intrag t^un, an Seibgebing folle er 120 f{. erhalten.
S)te Vereinbarung fam gu ©tanbe burdfy bie Vermittlung ber ©tabt Ulm.
SDer fdfyon früher genannte 2Keifter 9ttartin (Stefc (fcon Usingen, baljer aud)
Martin U^inger) fyatte feit 1516 bie neu geftiftete Sßrebiger^frünbe im
©tift, würbe fdfyon früljgeitig, wie mandfye anbere feiner (Sollegen auf ben
trieten mit fo frommer Meinung gegrünbeten ^rebiger^frünben, ein 2ln=
ganger Sut^erS unb mu^te bef$atb fliegen. £ergog Ulridfy rief iljn 1536
wieber gurütf unb er würbe ber erfte proteftantif<$e Pfarrer fcon ©Öhringen.
Waä) bem fd(jmalfabif<$en Ärieg würbe ber fat^otifd^e ©otteSbienft im ©tift
lieber Ijergeftellt unb bie *ßrebiger^frünbe im 3^uar 1549 bem Cannes
Uradjer eingeräumt, wettern 1551 3>oadf)im Äonberger folgte. SDie übrigen
gfrdbenben würben rädfyt befe^t, fo baft t>on einer wirflid^en SReftitution
nidfyt bie Sftebe war. ©d^on 1552 würbe ber fatljoüfdje ©otteöbienft wieber
abgefd^afft. 5Die (Sanonifat^^frünben würben gur geiftlid^en Verwaltung
1 ©taatgar^b. 2etbgebtng«4Rcöerfe ber Obigen.
8 6taatöar^b. d. Stuttgart, 20. Oftober 1586.
8 ©taatöardjto. d. tote oben.
»I otljcnfjäust et , Stötctcn u. (Stifte. 14
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210 $ag (£oflegiat*<Stift ©berufen.
eingesogen. %m 3>at)re 1552 würbe Pfarrer ju ©Öhringen ^ahh 2lnbrea,
ber fyätere Äanjter ber Untoerfitat. 2lm 24. Sfyril 1554 bittet er, man
motzte if)m eine ber atyt nodj verfügbaren ©tifJ3ber)aufungen abtreten gegen
Sejaljlung, e3 t)aben au<$ SDleifter 9ttartin Uf)inger, ®(jorc)err, unb 33ona*
Dentura ©teljettn für ityre SBeiber nnb Äinber $Pfrünbt)dufer in ©öppmgen
um Je 80 fL gelauft. 9lad) bem 9%eftitution^=(SbiIt von 1629 würbe audj
ba$ Stift £)berr)ofen ben £atr)otifen jurütfgegeben. ' Sattler, ^erjoge VII.
186 jagt, ba$ ©tift fei einem (SanonifuS gu SftegenSburg übergeben worben.
SBie ©laubeuren, fo !am feit 1635 audj ©tabt unb* 2lmt ©Öhringen in
ben Sefi£ ber ofterrei^ifd^en (5rgr)erjogin ßtaubia, welche bie fcttr)otifdfye '
Religion lieber in Sefifcftanb fe|te unb bie proteftantifdjen Sßrebiger ent=
f ernte. 2lm 16. ^nuar 1639 nahmen bie Seiten von bem ©tifte Dber^
Ijofen 33efi|. kaufen unb Kopulationen mußten von fatf)olif<fyen Sßrieftern
vollzogen werben, diejenigen, weld)e fidj beffen weigerten, würben eingefperrt,
benn wie t)unbert ^a^re früher gegen bie &att)olifen, fo wurbfc jefct gegen
bie ^Sroteftanten ber ©runbfa^ angewenbet: cujus *egio ejus religio, ^ergog
@bert)arb III. befdjwerte fid) barüber beim Äaifer, obgleid) er felbft, wo
er immer fonnte, gang nadfy bemfelben ©runbfa^e verfuhr. Seiber gibt e£
immer no<$ foltfye, welche meinen, bie 2lnwenbung be$ cujus. regio ejus
religio gegen bie &att)oliten fei von SSernunft unb ©ewiffen geboten ge=
wefen, aber baS gleite 33erfat)ren 'gegen bie Sßroteftanten von« ©eiten ber
©r^erjogin Sloiubia fei eine unmenf^li^e ©raufamfeit. 2)urd) ben weft=
pr)atif<fyen ^rieben tarn ba$ ©tift Dberf)ofen wieber an Söürttemberg, unb im
SDegember 1648 gogen bie ^^fuiten ah. ©ie no<^ erhaltene gotf)if$e ©tift«-
lir^e ift um'S $ar)r 1436 gebaut.
Slnmerfung. Wlit bem (Stifte Oberljofen würbe a. 1464 mit guftimmung be§
SßapfteS Pius IL au'$ baä (£oHegtat*<Sttft Bei ber 2ttartcnfirdje ju Soll, Oberamt ©bringen,
vereinigt, weldje3 au& einem $robft, f ünf (£(jorl)errn , einem Pfarrer unb einem grüfj*
meffer beftanben l)atte. Ueber Stift Sott t>gl. (Stalin (Sfjr. gr. IL 745; in. 738;
^Beitreibung be8 Dberatntä ©bringen 167 ff.; (Sieg 2 b. 252; fteugart Cod. diplom.
Alenv IL 87; (Stalin, $aul I. 345; (Sattler, £iftor. Sefdjrb. I. 107.
(Staatäardjto. (Stift ©ö^ingen. 21m 11. Stuguft 1552 quittirt S)orot^ea 9*eib*
Martin, SD^etfterin ber Sammlung $u Ulm, 20 fl. in ©olb öetbgebtng au§ bem (Stift ju
©öpmngen, burdj ben Heller bafelbft empfangen.
(Sine Urfunbe, betreffenb ba§ (Stift Unferer lieben Sfrau (Sanct 2flariä' ju Ober*
Ijofen 1463, ftefjt bei $tftoriu§, ©ottlieb, ftatfjridjten unb ^Beobachtungen, fo bie Shntg*
ftabt ©ö>pingeu betreffen. Seite 63—67. §anbfdE>rift ber ^. Oeff. SBibl. . Hist. Nr. 212.
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XX. jßa* €oUt$xtd-3itft Saumirait*
@$on a. 875 war ju gaurnbau ein 33enebiftinerflÖftertetn mit einer
Äirdfye „in honorem St. Mariae ubi etiam pignora sanctorum Alexahdri,
Eventii et Theoduli requiescunt." $m genannten 3> a $ re föenlt Äonig
Subwtg II. ber ©eutfd^e feinem £)iafon Suityranb „quoddam monasterio-
lum quod vocatur Furentovva." ,3m 3a^r 895 fam ba$ Ätöfterlein an
@t. ©allen. 1 Seit b*m 3a$re 1227 war ba$ Ätofter ein ßoffegiat^tift. •
3ur £tit ber Deformation burdlj £erjog Utridfy 1585 war im Stifte gaurnbau
gjrobft M. §an$ @<$önleber' unb bie (Sljorljerrn SaloB 2lf ermann, Ulri($
fftafy,- ©regor Muff, unb M. SljomaS Sfynib. gm ga^re 1536 überliefen
ber Sßrofcft unb ba3 Äapitel bem §ergog bie 23erwaltung unb bie ^ßrafen-
tation. be$ $rot>fte& @ie erftären 2 am 9. (September 1536: wenn Ijiefcor
ein Sßrobft abgegangen, §aben fie bie Sßatyl "eines anbern gehabt; bamit
aber 3>rrung ttertyütet werbe, fo übergeben fie „unferm gnäbigen gürften
nnb §errn, §erjogen Ulriken, bie ©eredjtigfeit ju prafentiren aineS SßrobftS,
Oftent, ©ilt, 3in3 u - f- **>. un *> ^erjei^en fidlj au<$ ber ©eredjtigfett fürber
ju erwelen (ben SßrbBft)". ©er ^robft erhielt als Seibgebing 80 fL ©etb,
35 (Steffel §rud)t, SBetyoljung unb Sßotynung in einem ©tiftötyaufe ju
©öppingen. 2luf bie SSorfteöung be3 UnterfcogtS befam er einen (Sinter
2öein 3ula%t, „bie weil er ein alter, feinS SetbS erlebter (abgelebter) ©efett,
ber gern SBein trintt unb SllleS mit ime aufgebet". 3 2fllein, wie in.fo
irielen anbern galten, fo gefd^a^ e$ aud) tyter, baft ba$ Seibgebing nidjt fo,
tbie e$ jugefagt war, ausgefolgt würbe, ,3m 3$** 1537 X *W *> er ^ßrobft
©dfyonleber eine «fölagfdfyrift 4 ein, worin er fagt, baft i^m fein Seibgebing
ntdjt boll auSbejatylt werbe. 9lad) bem fd^malfalbifd^en Äriege würbe
(1549) audfy in gaurnbnau wieber fat^olifc^er ©otteSbienft gehalten. 2lrtt
1 Neugart. Cod. diplom. I. 397.
2 <5taat3arcf)tü. «Stift ©ö^ingen.
8 OberamtSbefdjrcibung. 194.
* @taat§ar$to. d. 24. SRoöember 1537. %ap. ©o^tc.
14*
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212 2ta3 (£ottegtat*<3ttft fjaurnbau.
4. gebruar 1549 geben bie 9Wtl)e ein ©utadjten. an ben £er$og ab: „SBeit
©Bringen uhb gaurnbau „in ber ©traft gelegen", follten bort wteber
^robfteien unb. einige (S&orpfrünben befefct werben, ber Pfarrer Don $'aurnbau
fei bort (S^orljerr gewefen unb follte jum Sßrobft Derorbnet' werben." Site
3>nterim$^riefter funftionirte in gaurnbau ber frühere (J^or^err %atoh
SKermann. SDerfetbe rietet im* £)e$ember 15^9 ein Sittgefud) 1 an ben
§erjbg : er fei Derorbnet, $aurnbau mit 2Keff? lefen ju Derfe^en. 2Kan wolle
i^m aber ba3 im gufte^enbe Sßeinquantum nic^t geben. j)er £ergog folle
•oerf Raffen, baft feine ißitte erfüllt werbe. ^n Ö^ e ^ er Slngelegen^eit finb
Don fym 5Bittf<$riften um feinen SBein Dorljanben Dom 28. 2luguft unb
6. Sftobember 1549 (®t.=2l.). Slm 15. ^uni wirb er Don 2#oma* Heller
benuncirt; ate ein im ©otteSbienft unb Sfadjtmatyr nadjlaffiger 9ttenf<$. 2
Site im 3uni 1551 9Jiid)el iBrobljag jum Pfarrer nafy gaurnbnau Der-
orbnet würbe „unb er (Hermann) wieber Sßrobft Reiften foHe", tarn 2lfer*
marin mit 23rob§ag in (Sonflüt wegen be$ ©ütergenuffeS unb fdjrieb in
biefer Slngelegen^eit an ben §ergog 8 : <5r §aU fidj unter §erjog Ulritfy Der^
leibbingen laffen; watyrenb be$ Interims ^ a & e ? r " au f ©rbitten" . wieber
SKeffe gelefen, feiner gürftlidjen ©naben gu ©ef allen. Sfta^ einem bem
17. ^a^rtyunbert angeprenben @<$riftftütf (im @t.=2l.) ift a. 1552 ju
gaurnbau Pfarrer ,3^ ann @d)euring, a. 1552 unb 1553 Pfarrer $u
©Öhringen, 3>afob 2lnbrea$ @d)mibtin (Andreae) mit Dier ©iafonen, nemlidj
Sotyann SBenbel Säger, Sodann ©mäljtin, Martin ©artorte unb Sotyamt
mm. • ' .
Sßrobfte in gaurnbau : 33 prepositusde Furindowe ; ^einridj
Don Sfteiblingen 1295; M. (Sonrab Don ©münb 1336; (Sngelljarb Don
3fted)berg 1345; SDietyer Don Urbad) 1363; §einrid) ÄaiferDifd)er 1369;
£an3 Don Up6a<$ c. 1370; §einridj Don ^ailfingen 1399; ^anneö
2Jte$ner 1431 ; (Sonrab 9ttaiger Don Sftiejingen 1456; ^o^nne^ gabri 1474 ;
3o$anne3 S3filj 1477 ; 3o$amte* Sßaiblinger 1490; ^oljanneg §arjeffer 1500;
23eml)arb §einfeller 1505; ferner §opp 1512; ^o^anneö ©cfyönleber
bte 1536.*
1 StaatSardjto. $ap. £)rg. s. d. $uf bet SRücffeite fteljt: praesentat. 18. 3)e*
jember 1549.
2 (Sbenbafelbft. d. tote oben.- *
3 6taat3ardjiö. tyap. Drig. s. d. 2luf ber föücf fette : praesentat. 9. Sunt 51.
4 DberamtSbefd^reibung. 193.
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XXL WitguUvte* C^r^rm-Sfift £inMfm#ett*
3 U ©inbelfirigen, im ©beramt ^Böblingen, etnft jur SDiöcefe (Sonftanj
geprenb, • ftif tete r\aä) betn Cronicon Sindelfingense ein ©raf 2Ilbert
Slytnbart (Slbalbert II. fcott (Salw) l mit feiner ©ema^tin 2Büd)a ein 33ene=
bittinetflofter. ißalb barauf t>erfe^te er jebodj bie Sttöndje nad) ^trfdjau
unb baute an ber ©teile feiner bisherigen SBurg ein (Sollegtatftift, beffen
Eirdje bem §1. 9ttartinuS geweift war. 2 Sie no<$ fteljenbe romanif^e
©tift^irdje würbe am 4. ^uli 1083 burd) ben (Srjbifd^of ©ebljarb fcon
©algburg geweift. Seit 1351 Ratten bie ©rafen fcon SBürttemberg bie
@<fyirm&ogtei. 2llS ©raf ©tyer^arb bie Untoerfitat Tübingen grünben wollte,
erhielt er 1476 &on ©ijrtuS IV. bie (Maubnift, adji (Sanonüate fcom @ift
(Sinbetfingen nadfy Tübingen ju tranSferiren fammt ber Sßrobfteipfrünbe, um
bie ^Rittet für bie 23efolbung ber Sßrofefforen ju befdjaffen. SSon bem, was
in ©inbelfingen an ©iftSgut nodj übrig war, errichtete ©bewarb an ©teile
be§ bisherigen (SolIegiatftifteS ein regulirteS (S^orljerrnftift fcon ber SßinbeS-
Reimer (Kongregation. 9 2ltS §erjog Ulridfy 1535 in feinem £anbe bie
Älofter unb bie fat^olifdje Religion unterbrüdte, war ^robft in ©inbelfiugen
Martin Stettin. Sowohl ber $robft als bie i>rei (Styor^errn blieben bei
ber tat^oltfdjen Religion, nur ber 33ruber Äod) ^atoh SRoUer na^m bie neue
Religion an. £>er ^robft unb bie (S^or^errn würben mit Seib&ebingen
abgefertigt. SDer erfte SeibgebingSreberS 4 ift ber beS Seontyarb Sftud) fcon
SJiemmingen, som ©amftag na$ JJlifolai 1535, er „§at bie ©nab no<$ nit
empfangen", bie neue Orbnung anjune^men. SDer SeibgebmgSrefcerS 5 beS
2Jtartin Stettin fagt, ba| er gleichfalls „bie obgenannte Orbnung bem
fyl. (S&angelium gemäfc" ni^t annehme. 2)er föe&erS 6 beS Sluguftin ©getin
1 $er Stifter ftarb 1099.
2 (Stalin, (Sf)r. gr. I. 567, 589; II. 743.
8 2)te Angaben bei Cuen Collectio V. p. 2. 99 ftnb ntdjt ridjtig.
* (StaatSardjto. ©tnbelfmgen. ßrtg. $erg. d. toie oben.
6 (Sbenbafeibft. Drig. $erg. d. 25. Sanitär 1536.
6 ©taatSardjto. Drig. $erg. d. wie oben.
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214 SReguttrteS (Sf)orl)erm*<5ttft ©tnbelftngen.
Don (Sannftatt ift Dom 25. Januar 1536, er Ijat bic ©nabe audfy no<$
nid^t empfangen, baS (SDangelium angune^men; ebenfo tautet ber SfteDerS 1
beS SBernljarb Söef Don (fingen,, ber SfteDerS 2 beS ^Wob SoHer, Stoibers
unb Äod^S, fagt bagegen, bie Abgötterei im Softer unb bie 33erftrifung
beS ©ettriffeuS-fei i^m me^r fd^abtic^ als.nü£ti<$ getoefen. ©o enbigte alfo
baS SßinbeStyeimer (S$orl)errn=©tift ju ©inbetfingen eljrenDoff. 2BaS aus
ben (£l)or§errn geworben, ift nidfjt befannt. (Sattler melbet über bie
9tefortrfation beS Stifts nur folgenbeS: „ Martin ©tadlet machte fid) bei
(Sinfü^rung ber eDangeltf<$en Setyre mit ben übrigen (SanoniciS aus bem
©taub." 3m Saljre 1551 unb 1552 ijielt fid) Cannes 23ren$ Dor feiner
SBieberanftettung im Stifte auf. SDaS ©tiftSgebaube ift tt>eftti<$ an bie
$ßfarrfir<$e angebaut unb biente fyäter als ÄameralamtSgebdube. 8
ghrßbfte gu ©inbetfingen: S3uggo; SBolfram; $riebri<$ 1122; ©ottfrtb;
WWW 1185, 1188; Sltbert Don SBatbudf) 1205; ftriebtdf) Don gelingen
1216; Äonrab Don §aitftngen; Suit^arb Don ©roningen 'bis 1238; &.
Don ©o^efingen 1243; SDtetericty Don gelingen; Ulridfy Don Anfingen;
Äönrab Don ©entlaufen 1251; £einrt<$ Don §aitfutgen 1277; SBerner
Don »ernJ&aufen, f 1332; Utridf) Don Sßürttemberg, f 1348; Utridf) Don
©ültttngen, f 1396; Utridf Don Stuttgart; Ulrid) Don SBürttemberg; ^oljamteS
Don Sotüoar, f 1433; §einridlj SDegen ; ^oljanneS £>egen c. 1477; iBertram
»ergenijanS; SKifotauS »ffl&t; ©regor ©Riegel, f 1531; Martin ©teljetin
bis 1536.
1 ©taatSardjiü. Drg. Sßerg. d. 26. Sanitär 1536.
2 (Sbenbafetbfi. Ortg. $crg. d. Letare 1536.
8 gu ©inbelftngen war aud} ein SBarf u&erflofter , ta§ jebodj feine SBebeutung er*
langte. Besold. mon. virg. 561.
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XXII. jfca* CtfHegt^ftff CüWtt^m 1
$m 3>a$re 1476 tyatte ®raf ©bewarb, tute oben ertönt, bie papftti($e
<5rlaubui| erhalten, ba£ (Sottegtat^@tift Sinbelftngen jum größeren £ljeil
nadj Tübingen ju tranSferiren. 3fr $ *3 e baffen nmrbe 1477 bie St.
©eorg^&ird&e ju Stübingen jur @ttft$Krdj(e erhoben mit einem ^robft unb
ad^t (S^orljerrn.
2lm 20. September 1535 prebigte ber Reformator StmbroS 23tarer jum
erftenmat in ber StiftSfirdje ju Tübingen.
SDie Stift^errn tourben am 20. September 1536 t^eite mit Seibge-
bingen, t^etfö mit Pfarreien abgefertigt. Unter genanntem SDatum fcerjidjtet
ber ß^or^err Satt^afar (Slenljeing auf feine Sßrabenbe gegen 33erlei§ung ber
Pfarre Slltborf, 2 an bemfelben Sag Der^tet Stteifter 2ttartm Stumpf gegen
ein Seibgebing, 8 am 21. September 1536 ^erji^tet ber (S^ortyerr Spanne«
SSobtinger, 4 am 20. September 1536 fcerjidjtet ber 6§or§err Subtoig £)ot=
metfdj gegen ein Seibgebing unb »itt bem §erjog bienen in einem 2Imt,
tooju er itytt gebrauchen lann. 5
©benfalls am 20. September 1536 &er$i<$tet auf feine Sßräbenbe ber
(Sfjorljerr 3>oIjanne$ 23e& unb empfangt bafür bie Pfarrei Suftnau. 6
2lu$ bem SSorfte^enben ergibt fid), ba| mehrere (S^or^errn „be$ §erjog3
(Sonfeffion" annahmen." 9Som (S^orljerrn Grnft §ef$ fagt ein Slftenftürf fcon
1537 (St.=2l.), er tootte Don Tübingen tt>eg$iel)en, „fcermut^Iid) in'3 5ßapft=
iljum". £er StiftSprobft unb .Äanjter 2Imbro3 SBibmann floty nad) Rotten^
bürg. 7 3Jian fud)te iijn ju bewegen', fein 2lmt nteber julegen , ba man in
1 Ecclesia collegiata Beatae Virginis Mariae et s. Martyris Georgii.
8 (StaatSardjtu. Stift Siibmgen. Drg. $erg. d. 20. ©eptember 1536.
8 ©benbafelbft. Ortg. $erg. StoerS. d. tote oben.
4 $crg. Crtg. (Sbenbafclbft.
5 ©benbafelbft. Ortg. Sßerg. föeöerS.
6 Drig. $erg. SKcüerS. (Sbenbafelbft.
7 SSgl. ©djnurrer, Erläuterungen. 383.
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216 $a3 (£oIIegiat*<Stift
feiner 9tßtt>efcn^eit feine Promotionen ju ben afabemif<$en ©raben fcorneljmen
fonnte.
Ueber bie mit itym geflogenen Untertyanblungen fcon 1537 — 1551 ift
im ©t.=2I. ein gaScifet SOten, wetdje 1827 fcon'SBeitberftabt nad) (Stuttgart
gekommen finb.
Sftadj bem f<$malfalbif<$en Kriege muf$te ber fat^otif^e ©otteSbienft in
ber ©KftSfirdje lieber ^ergefteUt werben, unb am 24. Sluguft 1548 würbe
wieber bie erfte % 9tteffe in genannter &ird)e gelefen. l 2Iu<$ bag (Jottegiat^
©tift mufste reftituirt werben, bie Regierung beeilte fidj aber bamit Ijier
ebenfowenig wie anberwärtS. @3 würben mit bem ^robft unb ben ©tift8=
Ijerrn in biefer ©a^e. Unter^anblungen geflogen, wel^e bis ©eptember 1551
ftcft Ijutjogen. 2lm 28. Sluguft 1551 berieten bie Statte, m% mit be$
sßrobftS ju Tübingen, 2lnwa(t, unb mit ben brei (Styor^errn wegen iljrer
Sfteftitutton fcerljanbelt worben fei. 2 3;n berfelben Angelegenheit f (^reiben*
gjrofcft unb ß^or^erm an bie Regierung unb bitten um 23eri<$t wegen be£
tton iljnen anerkannten 2lbfd)teb3 über bie SReftitution be$ Stifts. Unter-
f^rieben finb : SlmbroS SBibmann, Sßrobft ju Tübingen unb (fingen, 3>obo~
fu£ 3Sogl.er, decanus Tubingensis, Sftartin $)i?tin, canonicus Tubingensis,
Äonrab Äu^ferf^mib, canonicus Tubingensis. 2lm 26. ©epiember 1551
tarn eine Kapitulation 4 mit ben ©tiftöljerrn ju ©tanbe, baljin tautenb ; Sie *
©tiftstyerrn fotten wieber in bie Slbminiftration eingefe^t unb bem Interim
nachgelebt werben, ben §erjog anerkennen fie aU ©<$irm$errn, „fie fotten
uns in unfern Äirdfyeubienften unoertyinbert f äffen, befsgleidjen audjwir
gebaute Äir^enbiener in ityren 3Jiinifterien unbelafttgt laffen." ©o blieb
StmbroS SBibmann no<$ 10 ^aljre ^robft unb Äanjler bi% ju feinem Sobe
1561, wo itym ber erfte proteftantifdje ^ßrobft Dr. 3>afob 33eurlin folgte. 5
Sftad) bem 3faftüution^@btft 1629 würbe bie qSrobftet Tübingen ben ^efuiten
übergeben (circa 1635), wel^e aus ben ©intünften ber unbefefcten ^frünben
ber in SBürttemberg i^nen überlaffenen ©tifte ein £ribentintfdje3 ©eminar
errieten wollten, ©er ^efuite, Wetter als $ßrobftei=2lbminiftrator in £übin=
gen war, wollte nafy Sattler 6 ber Untoerfität bie collatio graduum et
honorum ftreitig matten. S)er 2Befty$alif<$e griebe naljm i>a$ ©tift 1648
ben Äat^oltfen wieber ab. ($3 war in Tübingen au<$. ein 2luguftiner=
1 (Sattler. $iftor. Sefärb. II. 25.
2 (StaatSardjto. d. wie oben.
8 (Sbenbafelbft. d. 26. (September 1551.
* (£6enbafetbft. d. wie oben. tyap. <£opie.
• * a. 1556 überliefe SBtebntann bie Verwaltung be§ ÄanjleramteS in feinem Tanten
bem SReftor unb (Senat.
* (Sattler, ^erjoge. VII. 219.
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Xübmgen. 217
©remitenflofter geftiftet 1262, unter bem 5ßrior *ßf aulin würbe e* 1482
reformirt; 1499 ff. war Spanne« ©taupig Sßrior, in ber legten ^Seriobe
t>or ber Deformation war e£ im 3eittidr)en un *> wentt *>ie SnHagen be$
©tabtrat^S wat)r finfe, audj-im ©eiftltdt)en gefunden. SDie # brei testen 3Rönd)e
würben 1547 in ben (Spital untergebracht. 1 3»m $ran$igfaner'93arfiij3er=
Älofter war $aut ©crtytoris ©uarbian, f 1504, unb 3Jtatr)ematifer unb
Orientatift ©ebaftian fünfter, (Sonfcentuate ; im 3>at)re 1446 würbe in
bem Softer bie Deformation eingeführt auf Verlangen be$ ©rafen Subwig,
welker leine granji^faner met)r termimren tieft, bie nic^t reformirt waren.
SSon ber 2Iuft)ebung be3 ÄlofterS 1535 jagt ©attler furj: „23ei Dorge*
nommener Deformation würben bie grangisfaner fortgefdjafft." 2 $m Sfa*)™
1540 Brannten bie Äloftergebdube nieber, würben 1587 fcoüenbä abgebrochen
unb an it)re ©teile ba$ collegium illustre erbaut. 8
1 5E)a3 reidje SiWentar -ber (SttftSfirdjc ju Tübingen, wetdjeS 1535 nad) Stuttgart
fcerbradjt würbe, tft öeröffentlidjt fcon Dr. ©tefet in §ofeIc'8 $iöäefan*Slrd)to, 1885,
9fr. 10. 2)tefe3 Snöetitar jeigt, hob bie (Sommiffare redjt genau waren, benn gud} bie
ftfbemen Änöpfe unb'^aften ber Sßaramente finb nid)t oergeffen.
2 Sattler. §ift. »efärb. II. 25.
8 tyu&x in Tübingen befanben ftd) granjiSfanerflöfter ju Seonberg, ©tnbelftngen
unb ©utenberg. Heber bie 83erfjanMungen mit ben Tübinger (sttftöljerrn a. 1551 ttgt.
^>anbfdr)Tift ber '«.'Oeff. SBibl. tiist. fol. 192. Statt 134, wo bie $rtifct ber lieberem-
fünft fteljen.
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XXIII. m* €oU*wi-m\fi Stottert
2)a3 (5ottegiat=Stift jum % %eu$ in 23eutel$Bad) , weites nafy ber
»uffe 3o$anneÄ XXII. *>om 17. ^uni* 1320 &on ben 2Sorfaljren be$ ©trafen
Ulrid) mit bent SDaumen (f 1265) gegrünbet worben war, 1 würbe im 3>al)re
1321 fcon ®raf Gbertyarb bem (Srtau$ten fcon SßürttemBerg mfy Stuttgart
tranSferirt, nad)bem ba$ fürftlitfye ©rBBegräBnift ju 23eutefö6adj a. 1312 t>on
ben ©ftfingern jerftort werben war. 3|n 33eutet$Bad) §atte ba$ Stift fedjs
(Styortyerrn unb fe$S 33ifrtrien, in Stuttgart jwolf ©^ortyerrn, gwötf 33ifarien
unb circa gwanjig (Saptaneien. ©er 33efi& be$ Stifts war fetyr Bebeutenb.
3m*3a^te 1534, ate §er$og Utric^ fein Sanb wieber in SBefifc natym, war
qjrobft in Stuttgart SafoB bon SBefterftetten. ' ^m Slnfang be$ ^a^reö
1535 würbe ber ?atI)oIifdje ©otteSbienft in Stuttgart unterbrütft, unb am
2. $eBruar 1535 in ber Stiftöfir^e bie te^te % 3Jieffe gelefen. ©iejenigen
StiftSljerrn, wef^e fcon ber ofterreid^if^en Regierung augefteüt worben waren,
würben atSBalb enttaffen. ©in fcon Dr. Änober unterzeichneter- 23efe§l 2 fcom
31. ©ejember 1534 orbnet an: Sie Stiftöljerren, weldje nidjt fcom §ergog'
Belehnt feien, §aBen* fi<$ anbern Orts ju »erfeljen, unb erhalten ate 2tBferti=
gung bie §5tfte ityreS jd^rttd^cn (SintommenS. Unter ben vertriebenen 6^or=
Ijerrn waren ^irnon 33e!, Martin Sigwart, Sfteifter SBernljarb Otto, Stifte
.bilar SftifotauS ftientin, StiftSbifar »tejuö bon ßonftang. SBo fie fid$
Bei iljrer SSertreiBung ^inwenbeten, werben wir frater bei ber SReftituirung
1549 feiert. Sie Ornate im Stifte würben Ijinweggenommen, unb „man fanb
54 fUBerne unb fcergotbete Äeldje unb über 100 3Re|gewanbe bon gülbenen
Stücfen, fammet unb feibene 3 eu 9"- 3 3 m fotgenben 3>atyre 1536 würben
am 8. SDtai bie 93ilber au8 ber ÖtiftSftrd^e entfernt. 4 Um biefelBe 3eit
lief ber §erjog bem ^SroBft Safob fcon Sßefterftetten gu verfielen geBen,
er werbe gut ttyitn, wenn er fi<$ au|er SanbS BegeBe. 5 $)er. Stift&£)efan
Dr. ^jo^ann Ofterbinger würbe 1536 mit einem SeiBgebing 6 abgefertigt
1 ©tältn, $aul, I. 345. (Ste& 2 b. 264.
2 ©taatöardjto. ©tift (Stuttgart, d. tote oben.
8 Besold. Doc. eccl. colleg. Stuttgart, p. 35.
4 Sofjatm Martin SRaüfäer. SBcfdjr. ö. Urformtg. Cod. mscr. im ©t;«2t. ad a. 15ä6.
8 Sattler, fctftor. SBefär. I. 27.
€ ©taatSardjto. Drtg. $erg. 2eibgebmg§=9fteüer3.
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2>a3 GolIegiati©tift Stuttgart. 219
fcon i&ljrttdj 80 f[. SDer ©tift$$err 3o§anne8 Sßeifc naljm bie neue Religion
an, ttrie eine 33ittf<$rift fcon itym auStoeift, unb nmrbe fcon bem Reformator
©dljnepf gu einem Äirdfyenbiener (Pfarrer) fcerorbnet. 1 3 m S a ^ 1539
würben mit einem Seibgebing afegefertigt Cannes ©aufdlj), Sßotfgartg 39regger,
3o§änne8 fcon ©$toak, 3o$anjte$ Sodjer. 2 ©o rutyte in ber golge bis
1549 ber fatI)olif<$e ©otteSbienft im ©tifte. SGBeniger anf fein geitlidfyeS
gortlommen bebaut als einzelne ©tift$§erren, fcertyarrte ber ©tiftSmeSner
ftanbtyaft bei ber alten Religion. $n golge beffen lief am 20. gebruar 1541
beim SSogt in ©tuttgart ein Älagfdfyreiben 3 gegen ben SReSner ein: ber
3Re$ner fei ein geinb be$ (5&ang.elium$ unb bringe allerlei unnüfce Reben
gegen baSfelbe fcor, au^ Ijabe er bem verstorbenen ©onberfie^en^Äapian,
ber bis an fein (Snbe im Sßapfttljum »erharrt fei unb fi$ tyabe tyintt>egfür)ren
taffen, ba$ ©eteite gegeben. Ra<$ bem f^maHatbifd^en Äriege muftte ba$
©tift reftituirt unb ber fatyotifdfye ©otteSbienft in ber ©tiftstirdlje lieber
gehalten werben., 3lm 9. Januar 1549 f treibt 4 bie Regierung nadfy §erren=
berg: 9Ran brause gu ©tuttgart im Stifte 6 (S^orfttaben, um bie horas
gu fingen ; in ©tuttgart feien fie nid^t gu tyaben ; ba fie in §errenkrg foldfye
$abeh, fo mögen fie biefelben gufdljidfen. Um biefelbe $eit fenben bie fcer-
triebenen (S^ortyerrn i§re 33ittgefud^e ein, um SöteberaufnaTjme in'S ©tift,
fo am 16. §ornung 1549 ©imon 33ef 5 , er f treibt: a. 1535 fei er mit
ben anbern, toetdje nidtyt fcom §ergog belehnt geioefen, verjagt unb in'3 .
©lenb vertrieben unb fyon gremben ermatten toorben; er f^reibt ate Pfarrer
gu&angacr). Um biefelbe 3eit fdBidft fein Sittgefudfy um Reftitution ein 6
SRarttn ©igtoart: @r fei genötigt gett>£fen, 1535 „fidlj an einen anbern
Ort gu tr)un", vor 24 ^atyrtn fei er Reifer gu ©tuttgart getoefen unb
$abt ttergeblidfy um 2lu3folge beäjugefagten SeibgebingS gebeten; je£t fei er
Pfarrer gu Regenbad). SReifter ©ern^arb Otto toar nad) ben 2lften 1535
in'3 Älofter anrief alten gegangen als ©dfyulmeifter, ©tiftsirifar RtfclauS
ftienlin tyatte ft$ na^ ©peier unb 3Sifar SllejtuS ton (Sonftang naä) feiner •
§eimatlj (Sonftang gurüdfgegogen. SDer ©tiftsljerr 33ern§arb Semer toar im
Ätofter §irj^au getoefen unb tarn c. 1549 als ©tiftstyerr nadf) Stuttgart,
ber @r)ortyerr 3or)anneS ©dtyutymadljer IaS im Interim bie Ijt. SReffe, tyatte
aber SBeib unb Äinber. SDer (£r)ortyerr SRidfyet Äreber na^m c. 1535 bie
neue Religion an f lieft fidl) im Interim uidfyt ate SReftyriefter fcertoenben
1 ©taat§ard)to. d. DItoBer 1536.
8 gür bie erfteren 2 ^ßerg. Drig. S^eüerfe, für bte lederen 2 ^ßa^.Sopten im &taatöa.
8 6taat§ar(^tö. d. tüte oben.
4 (5taat3ard)tö. ©errenberg. d. tüte oben.
5 @taat§ar^to. d. tote oben.
6
(Sbenbafelbft.
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220 $a* (Soflcgtat*<Btift
unb ^atte a. 1549 fedjs Äinber. * 9la§ ber 3ted)nung bcr ©eiftlid)en
33ertt>attung 2 in Stuttgart ton 1551—52 n>ar ber Sßerfonalftanb ber
Stift%rrn fotgenber : Sitte StiftSperfonen unb iljr Seibgebing : M. Cannes
23aufd) 52 fl. id$rltdj, Sttidjet Äreber .40 fl, 2ttid)et Sdjtoffer ton (Sfc
fangen 40 fL Sfteue StiftSperfonen finb # eS fotgenbe: ©eorg 9ßürt ton
Oettingen, Cannes Sd)utyma<$er , SftifotauS S^erer, Sßern^arb SBemljer,
23erdjtolb §at)b, §an^ 2BaHer /( 3o^anneö SBolf. £)er getoefene StiftSfcilar
Wlitytl SBinjet^aufer erhalt ja^rtid^ 40 fL, aufcerbem töerben irier ©fjor^
fdjüter befolbet. 2lud) ber Sßrobft ^atoh ton Söefterftetten tarn lieber in'3
Stift, aber erft 1551. 3 2)a3 gegenfeitige Serratien ber fat^olifd^en unb'.
proteftantifdjen Stifts* unb $farrgetftli<fyen in Stuttgart todljrenb be$ .gnterim^
todx ein toenig erbaulidfyeS. 2lm 30. Januar 1551 legt ber (Jantor ^otyanneS
Stern ein Ätagf^reiben 4 tor gegen ben SDteftyfaffen Sebaftian Unger:
teuerer tyabe in ber 25eöper ben ©efang geftort unb ifyn einen Sdjelm ge*
Reiften, toorauf er ityn einen „läufigen SKeffofaffen" gefdjolten Ijabe, in ber
Salriftei fei er t>on beut 2ftef#riefter mit ber gauft in'3 ©efitfyt gefdjlagen
toorben; ju §aufe angef ommen , tyabe er bie Sacfye feinem äöeibe erjagt,
biefe fyabt bann ben 3flef#f äffen auf gefugt unb iljn gegolten „bu . . . .
£au£ u. f. tt>." $n einem anbern Schreiben Hagen bie nafybmcmntm
©eifttidjen gegen ben ßantor Stern: er $abt gefagt: fie feien nidjts als
S^utjen; er Ijabe bon i^nen tooKen, baft fie eine fötagfdjrift untertreiben
gegen ^ttatttyduS.Sllfor, toeit er an 3Jlarid §immetfa|ri ' gegen 2Dftftbrdud)e
geprebigt §abe, ba$ Ijaben fie nid)t get|an. Untertrieben finb 2ftartuS
gted)t, ©eorg Sßhtrft, 3>oljanne3 Sdju^madjer, Sebaftian Unger, Seonljarb
Serner,. SmiolouS S^erer, 3p$amte* äöatfer, 2tte$ner. (St.*2l.) 2lm 17.
$ebruar 1551 f lagt 5 ber (Santor §an$ Stern unb bittet um einen anbern
S)ienft ; er lonne mit feiner §au$frau nid)t me^r ba fein, Sebaftian Unger
fei . in ber Sftadjt fcor fein $au$ gefommen unb fyabt i|n einen Schelmen,
feine §au$frau eine § gegolten, ©in anberSmat Ilagen 6 bie Stifts*
perfonen gegen §errn SSeit, ber fcor bem Interim Sßrdbilant getoefen, er
ftfymdlje fie unb freite fie gleifd)-. unb §errgottS=9Sertdufer, 2)iener ber
Abgötterei, weil fie iljre Sünben beizten unb an ba$ Ijl. Satrament be$
SeibeS (Sfjrifti glauben. Untertrieben finb: ©eorgiuS Söürt ton Oettingen,
Martin Ärom (Stgtoart?) ton Sd)ßnai<$, SKifolauS 23ifd)er, SftifolauS
1 3)a3 SBorftefjenbc nadj ben Slftcn im <2taat3ar<$to.
2 ^bcnbafelbft.
8 ©ein £)rtg. 9fJeoer§ über feine SReftitulion d. 16. Sluguft 1551 ün ©täat§ar(^io.
4 <5taaföaxä)i\). d. toje oben.
* ©taat^atc^iö. d. wie oben.
6 ©benbafelbft. ^ap. Drig. s. d.
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(Stuttgart. 221
Sdjerer, 3ft$anne6 Sdjntymad)er, Seon^arb 23emer. 2)ie Streitigteiten unter
bcn ©eifttidfyen toaren bem §ergog (Sfjriftopty ein nrillfommener 2lnla|, bie
StiftSgeiftlidjen lieber abguf (Raffen. 2lm 13. 2lnguft 1552 n>ar ber le&te
fattyottfdje ©otteSbienft in ber StiftSfirdfye, toeldjer fomit 4- Safyit gebauert
^atte, ba er an Ataxia Himmelfahrt 1548 lieber eingeführt korben -tt>ar.
S)er Sßrobft lehrte 1552 lieber nadj ©Ofoangen gurüdf, „too er als Stifts-
belan aufgenommen ttmrbe" l unb 1552 (?) ftarb. 3>m 3 a $ re 1634 nahmen
bie ^efniten SBefifc ton bem tyntn gugetoiefenen Stift gu Stuttgart (tgl.
oben 33alnang) unb 1638 mufften itynen bie Stiftsgüter (Slrmenlaften) auS=
gefolgt toerben. Slbminiftrator ber Sßrobftei toar Dr. theol. (Sonrab S5om=
rat§ unb Superior Seonljarb Äreber. 3lm 9. Januar 1649 gogen bie
^efuiten toieber aus Stuttgart ab. @S toar in Stuttgart auä) tin £)omini=
fanerftofter, ton ©raf Ulridf) bem Vielgeliebten gegrünbet. 2lm 21. 3>nni
1473 tarnen ton Nürnberg bie 12 erften 2ttönd)e mit einem Sßrior. 3>m
^atyre 1536 gab §ergog Ulridfy baS ©ominifanerllofter berStabt gu einem
Spital unb 1540 nmrben bie no<$ übrigen fDiönd^e mit Seibgebingen abge*
fertigt. Sdfyon 1524 muftte ber ©ominifaner SDWrftin baS Sanb terlaffen
toegen feiner lutljerifdfyen ©efinnungen unb feinen ber Slnftiftung gum Slufru^r
terbadfjtigen ^3rebigten. Sßrioren im ©ominifanerflofter ttaren: 3>oljanneS
Prüfer 1474; Soreng 2luffird) 1490; 3o$anneS Sd^te^t 1495; <ßeter
(Seiger; ^otyanneS Sertor 1506; ^anneS £if dljler. 2
StiftS^robfte.in Stuttgart: SSeröjotb, Sßrobft gu 23eutelSbadlj, 1254,
1262; SDietyer, Sßrobft gu SBeutelSbadlj , 1287;. Sttarquarb ton Äaltentljat,.
^robft gu SSeutelSbadf), 1307—1335; Utridlj, $robft gu Stuttgart bis 1349;
Supo tun SBilbberg 1349, f 1361; Cannes ton Skdj; Äonrab ton
3fäet 1370; 2llbred)t ton OetelSljart 1375, f 1379; ^ermann ton
Sad)fen§eim 1379, f 1418; 2llbred^t SEBibmaier ton §errenberg ; M. §anS
Sponlin bis 1446; £anS ton Sßefternadj; M. Ulrid) ton Söürttemberg,
©raf SubttrigS natürlicher So^n, 1476; Dr. 3o$anneS SSergen^anS (Sftaus
IleruS) bis 1477; Dr. Martin fetter, f 1482; Dr. Subtoig VergenljanS,
f 1512; M. Sodann £e£ter ton SBiefenfteig 1513—1514; SDietridlj Spat;
SlnbreaS 2lman, tor^er ^robft gu ftljeinf elben , 1527—1534; ^afob ton
SBefterftetten 1534— 1552. 8
1 Sattler, §crgoge IV. 43. tgl. Besold doc. conc. eccl. coli. Stuttgart, Seite 36
too nod) ein ©abreiben be3 SßrobftS tom 16. guli 1552 an Sebaftian §ommolb ftcr>t
8 Sattler, ^>iftor. SBefdjrb. I. 35. •
3 Sattler, §tftor. S3ef^rb. I. 26. $te SSertetbbmgung ber SttftSfjcrrn unb bie
5Berljanblungen mit Safob ton SSefterftetten fteljen auSfitljrltd) in §anbfd)rift Hist. fol.
192 ber fl. Oeff. SBtbl. SBI. 135 unb 136.
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XXIV. m* CöH*0taf-Sftft primr JTraferftauamra^
©raf ©bewarb ber altere ton Söürttemberg lieft lein Mittel unterfudjt,
ba$: religtofe Seben in [einem Sanbe gu Ijeben. $)iefe« ©treten terantaftte
iljn audfy gur ©infüljrung ber 2ßinbe$ljeimer 93rüberfc^aft -b'e$ gemeinfamen
SebenS (föawenljerrn , ©ugeltyerrn) in Uradfy, Süettingen, £adjenl)aufen,
©d()loft Tübingen, §errenberg unb ©inbelfingen. 2)a$ gratertyauS gu Uradj
nmrbe 1477 errietet, nad^bem -©bewarb öon ©iftu^ IV. am 1. 9ttai 1477
bie SSeftdtigung feiner Stiftung ermatten tyatte.. 2lm .16. Sluguft 1477 fanb
bie feierliche (Sroffnung ftatt. (£rfter Sßrobfi ttnrbe ber frühere Sfteftor fcon
9Rarieni$at, »enebift ton §elmftatt. . Stuf iljn folgte 1480 ©abriel SBtet,
*ßro16ft gu 23ugba<fy unb Sßrfifibent ber SßinbeSljeimer Kongregation. 2luf
bie Sitte be$ §ergog$ Ulridfy würben bie grater^aufer in SBürttemberg ton
Seo X. burdfj bie 33uKe tom 19. 2IpriI 1516 aufgehoben. 1 - S)a« Älojter
gu ttradl) nmrbe jefcf (tgl. §errenberg) in ein (SbKegiat^Stift terttanbelt. 3)a3
©tift b(fuerte nodfy Bio 1537, n?o e$ aufgehoben unb eingebogen nmfbe. 23ei
ber SBegfü^rung • ber Ornate unb Äeld^e u. f. n>. 1535 nmrbe unter anberm
audj weggenommen ,/item ain JKoSbamtein, ift ton luterm SDufatengolb ge=
madfyt'V bie golbene SKofe, bie ©raf ©bewarb 1482 tom Sßapfte erhalten
unb ber 2lmanbugfirdfye gefdfyenft tyatte. 2 £)ie :fdjone ©tiftSfirdfje ss. Märiae,
Andreae et Amandi nmrbe naä) (Srridjtung be$ ©tifteS 1479 — 1499 er=
baut. @toa« älter ift ber in ber 2lmanbu^@tiftgfird}& fteljenbe ftird()enftuljl
beS ©rafen ©bewarb ton 1472. Sei ber Uniterfitat Tübingen nrirb nod)
eine namhafte Stiftung für Styeologieftubierenbe tertoattet, ton bem Uradfyer
ß^or^errn ©trtylin geftiftet. 3 2)a3 ©tift Uxaä), mtfytZ aus einem Sßrobfte
1 (Sattler, §ergoge I. SBcü. 93.
2 Dr. ®tefe( in §ofcte'3 $töcefan=2ir4tü 1885. 9Gr. 10.
8 3u ©tift Urad) tgl. M (5. ©rattanuS. $er SKöndjStjof gu Urad). 1818. o. 0.
SSom legten ^robft 3of)cmne8 dlotyUü) faßt »laibcr, ©tubtcn ber et. ©eifti. 1827,
unb nad) ttjm SBoffert, berfelbe fei ein #urenwirtij getoefen. 3$ Ijabe biefe 9todjrid)t,
tpeldje Älaiber einem f)anbfd)riftltd)en Sanbbud) entnommen fjat, fonft mrgenbS äuge*
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$a$ (Soflegtat*Stift, juDor graterljauä Uradj. 223
unb 12 (Stift^^errn , worunter 4 ^rieftet uttb 8 (Sterifer, befielen foKtc f
tyatte fotgenbe Sßröbfte : 23enebift- fcon §etmftdbt, Dörfer Sßrobft gu harten-
%t bei ©eifenljeim, 1477—1480; ©abriet 23iet 1480— 1482; §einricf)
©teinbad) 1482 ff.; parate* Ziffer 1505 ff.; M. 3o$anne* ftoljrbad)
t)on Tübingen, lefcter Sßrobft. 3>m 3 a § re 1537 tarn er nadj SRottenburg
unb nmrbe Pfarrer itj §aitfingen/' toa^renb ju Urad) an feine ©teile ber
jttnnglif^e Sßrebtger SBenget ©traufc gefegt nmrbe.. $)er te^te 6r)orljerr
M. 2ttid)ael ©djnetter ftarb 1556.
beutet gefunben. 3)a3 graterljauS £adjenljaufen tmtrbe 1516 aufgehoben (f. oben) unb
feine ©tnfünftc für bie tjerjogticlje SängerfapcIIe oertüenbet. 3m 3fatjre 1518'ttmrben
brefc <£infünfte an bie ^robftet 3)enfenborf überlaffen gegen jaljrttdje äBejaljtung ton
220 p. an .bie Sängerfapelle. Unter ber öfterreidjtfdjen Regierung nmrbe ber 2lug3*
burger 3)omf)err Otto oon SBatbburg, Sofjn be3- Statthalters, mit ber $farrfirdje ju
iadjenfjaufen belehnt, »eldjer mit ber Stabt Nürtingen *etn Ueberetnfommen traf^ burd)
meldjeä bie ehemaligen StiftSctnfünfte an ben ^ürttnger Spital lamen. 2)ie Sachen*
fjaufer SUrdje mar ein 2fluttergotte3 * SöaUfafyrtSort. $gl. Besold. mon. virg. 561;
Dberamt3befd)reibung t>on Nürtingen 206; SSiirtt. 3af)rbüdjer 1826, Seite 311 ff.
a. 1481 erljob (Sberljarb b. ä. bie Jöurgfapelle ju Tübingen ju einer $farrfird)e, toeld^e
er ben $awen!jcrrn ju Uradj übergab; im folgenben Sfaljre errichtete (Sberljarb t>a&
gfraterfyauS ju 2>ettingen, 0.*2l. Uradj.
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XXV. m* CuH^taf-Sftp Eot%
STufer bem 23enebiftinetflofter tt>ar $u Sord), Oberamt SBet^eun,
<mä) ein loeltli^eS @offegiat~©tift, toeldjeS bas erftemal 1144 urfunblidj
genannt toirb unb tt>atjr|d)einftd) um 1060 ton bem §oljenftaufen §einrid)
geftiftet nmrbe. 1 SDa« ber fetigften Sungfräu Sparta geweifte ©tift gaffte
1 ^ßrobft, 6 (Sfjor^errn unb 6 aSifarien. ©djon 1297 nmrbe eine ©tiftS*
pfrünbe bem iBenebiltinerllofter ju Sord) intorporirt, 1327 brei' weitere
gfräbenben unb fd)liep<$ nod) bie 4 ©djulerpfrünben", fo ba| nur nodj
toter ©tiftspfrünben blieben, toofcon gioei, barunter ba$ SDefrmat, fcon bem
SDomftift SlugSburg befe^t würben, gtt>ei anbere, barunter bie (Suftorei,
Dom ©enebiftinerftofter 8or<$. SDer ©tiftsbef an Stomas Lettin , f 1424,
Don ©münb erneuerte bie Statuten be$ Stift*. 3>m 3 a $ re 1539 ^hi feer
©tiftSgeifttidje §ieront)tnu$ $taier als lutljerifd)er ^ßrebiger nad) Stffborf
toerorbnet, tt>o er „ba$ (Sfcangefium geprebigt unb mit SBeib unb Ätnb ftfy tooljt
Debatten tyat". 2 SDen gtt>et ©tiftggeiftüdjen, tt>etd^e fcom 2Iug3burger SDom*
ftift belehnt toaren, Ratten um Martini 1535 ber Dberfcogt griebridj
£§umb unb 9tteifter ©rljarb ©<$nepf, aU fie na<$ Sord) tarnen, „©itentium
manbirt". 3
1 SBefcfjreibung be8 DberamtS Söel^etm. 194 ff.
2 Dberamt3befd)retbung 150. S3gt. Petri Suev. eccl. 535.
8 »gl. oben «öfter 2ord).
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XXVI. jßa* Santi tytUx&-3ti$t pim ©mjtefcel im
Stn 3>a§re 1482 & autc @ rci f ©&**$«* fcon Sßürttemberg 8 /* ©tunben
nörbtidlj) fcon ÄirdljentellinSfurt auf einer walbigen §odf)ebene int ©dfjßnbudlj)
ein 3agbf^lo§, unb getyn 3>al)re fpäter 1492 baute er neben beut ©dfjloft
ein Älofter, baS ©anet SßeterS^Stift, wogu er fein mütterfidjeS 6rbe t?er=
wenbete. $D,aS Älofter foffte befielen aus 1 Sßrobft, 12 geiftli^en ©&or-
$errn, 1 2tteifter, ber über bie Verwaltung ber Semporalien gefegt war,
12 Saienbrübern aus bem 2lbet, 12 Saienbrübern aus bem SSürgerftanb.
SDer Slufguneljmenbe mu|te 34 3>aljre alt fein.
Zotigen aus bem 3lbel burften fdfyon in einem früheren Sttter aufge*
nommen Werben. SDic Äteibung ber ©eiftlid)en war bie in ben ©tiften
übtidlje; bie Saienbrüber trugen einen itautn bis an bie ©dfyulje reidjenben
ßberrodf, 3Äantet, Äappe unb §ofen ebenfalls blau, ber Sftantet war gur
Sinfen mit ben ©djtüffeln Sßetri unb mit ber papftlidfyen Ärone beftidft.
SDen Sßrobft wagten bie ©eiftlidfjen mit »2 Saien, ben 2tteifter bie Saien
mit 2 ©eifttidfyen. 2ln ber ©pi£e ber Verwaltung ftanb ein aus ©eiftlidfyen
unb Saienbrübern ^ufammengefefcter Sftatlj.
SDie' ©eiftlid^en burften fidj mit ben weltti^en ©ef<$aften nidjt befaffen,
fonbern nur mit bem ©otteSbienft unb bem ©tubium. $)ie Saienbrüber
aus bem 23ürgerftanbe bekräftigten $fy mit §anbwerISarbeit, S3u$binberei,
SDreljen, IBilbfd^m^eret u. f. w. $)en Slbeligen würbe ein ^agbbejtrt im
©djönbud) angewiefen. ©in anberer 33egir! würbe angewiefen gum gelbbau.
föein grember burfte im Softer übernadfyten. $n feinem SEeftament fcermadfyte
©raf ©bewarb bem ©tifte feine Äoftbarteiten an ©ewänbern unb beftimmte
es ju feinem ßrbbegrabnifc. 2)er. erfte Sßrobft war ber berühmte ©abriet
SBiel, welker 1494 Ijier ftarb. 3>n ber gölge fdfjeint bie £>iSctytin im
Älofter gefunden gu fein, befonberS begügtidfy ber eintragt. SDaljer mag
bie ©age tljren Urfprung genommen Ijaben, wetdfye ©attler * berietet : „mitten
1 §iftor. Sefdjrb. n. 52.
8totl)citljau8tcr, Stötclcn u. (Stifte. 15
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226 2>a3 ©anct $eter3*<5tift gutn (Sinftebel im ©djönbud).
am £§urm fielet man ttod^ 33Iut an benen ©teilten, toel^eS ein Slngebenfeh
eines gottlofcn 2ftönd)$ fein foffe, ben ber £eufel gebotet unb iljm ben & v opf
an btefem 33>urm gerfdfymettert tyaben fotfe." Äurg fcor (Sroberung be$ SanbeS
burd) §ergog Ulri$ 1534 bitten * ^robft unb Äapitet in @t. Sßeter gum ©n~
fiebel, baft fic junge Seute gum @otteSbienft annehmen bürfen. 3Jm 3>al)re 1537
ttmrbe ba$ ©tift aufgehoben unb bie ©tift^erren fcerteibbingt. $n *>en
bret nod) fcortyanbenen SeibgebingSrefcerfen nimmt teiner ber abgefertigten
bie neue Orbnung an. $)ie tarnen ber SSerteibbingten finb: 23ern§arb
Äirfenmann, 2 ift nitfyt gefonnen, bie neue Orbnung anguneljmen, ebenfo
Sttidjael Äoß 8 unb ©eorg 9ttft. 4 3m folgenden ^a^re 1538 nmrbe audj
ber Sßrobft Sonrab 93run mit einem Seibgebing abgefertigt. 6 S)er Sßrobft
ftarb 1552 unb nmrbe in SSebentyaufen beerbigt. 23om 17. (September 1552
ift nod) eine ^Bereinigung für ben (Smpfang be$ Seibgebing^ be$ ^ßrobfteö
93run tor^anben (@t.=2l.). 2lm 6. Januar 1580 brannte ba$ ©tiftSgebaube
ab. £>ie Steine ber ebenfalls ausgebrannten Äirdje würben gum 33au beö
collegium illustre in Tübingen fcertoenbet, bem audj bie (Sinfünfte be£
©tifts gugettriefen würben. $)a$ 1482 erbaute ©dfyloft fte^t nod). SDen
Setdjnam (Sberljarbg Ijatte §ergog Ulxiä) f<$on 1537 in bie SEübinger ©auct
©eorgSttrdje bringen taffen. 6
• x (ötaatäardu'ö. d. 14. 2Kerg 1534.
2 (StaatSardjto. Orig. $crg. d. 18. Sluguft 1537.
8 ©taatSardjto. Orig. $erg. d. »te toorftefjenb.
4 (Sbenbafelbft. Orig. $erg. d. wie toorfteljenb.
5 ©benbafclbft. Orig. $crg. d. $)onner§tag nadj Laetare 1538.
6 $a8 ©rabmal be3 SßrobfteS $Pnm befinbct fidj im nörblidjen Äreujgang be3
$Iofter8 SBebenfjaufen, auf ber ©rabplattc ift \>a% S3ilb beS $robfte§, ber in einem Söudje
liegt, gu feinen JJüfjen gtoei 2Bawenfdjilbe, baä eine mit ben ©anct $eter3fdjtüffefn, ba$
anbere mit einem Stoeig. S)ie Snf^rift lautet: Anno Domini MDLII mensis Julii
Die XXV obiit praestans virtute et eruditione vir Dominus Conradus Brunus Schoen-
buchensis ad divum Petrum Praepositus. Cuius anima requiescat in pace. (9£eu*
freier, ©ehe 107.)
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xxvn. Wxt $r*&Jfei mtUm$txu
Slnfelm *>on Stellingen (Oberamt gelingen) begab fid) na<fy gtüdtidjer
23oltenbung einer Pilgerfahrt, ba er alt unb finberloS toar, in ba$ 23ene=
biftiner-Älofter ©an et SSIafien. liefern f^enfte er ftirdje, Äir<$enfafc unb
3e^nten gu Hellingen 1120. * £>a$ Ätofter grünbete §ter eine Sßrobftei,
bereit @<$irtm>ögte bie ©rafen fcon Sßürttemberg toaren. £ergog Ulrid)
fefcte einen proteftantifdfyen Pfarrer nad) Hellingen, getraute ftd^ aber bo<$
ntdjt, bie ^ßrobftei einzugießen. 2 £>iefelbe beftanb fort bis 1649, too fie
§ergog ©bewarb III. fcom 2lbt gu @t. 23Iafien eintauftfyte gegen beu Äir^en*
fafc fcon 2li$eim unb t>erfd^iebene §ßfe unb ©efdtte. 23i$ gur Deformation
tt>ar ber $robft ton Hellingen SDelan beö Stuttgarter SfturattapitelS , bei
ber Deformation ging fein 2lmt an ben Pfarrer gu ©anet Seonßarb in
Stuttgart über. 3
sprobfte gu Hellingen: SfttotauS 1464; Slrnolb ©äbler 1508; Seom
$arbu3 1571; ^afob ättangolb 1583; ©jrifto^ Jünger; Sobann SBilljelm
SBetyfc, f 1614; §einridj ßern. (SDienerbud) Seite 331.)
1 Gerbert. hist. xiigrae silvae III. 49.
2 3m ©taatSardjto befinben ftdj bie Elften über ben (Streit gttrifdjen ©t. SBlaften
unb SBiirttemberg, betreffenb bie ©djtrmbogtet *u föcUmgen.
8 Qn Meningen ögl. ©tattler, §ift SBcfärb. I. 61 unb 62; Sattler, §erjoge IX.
64; SBefdjreibung be3 Cbcramtä @f$ltngen; Petri Suevia eccl. 630.
15*
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XXVIII. jßa* ^rurrat Enitfri**
^nt 13. 3>al)r$unbert n>urbe gu @l>ren SftarienS auf bem ÄniebiS eine
Äapette gebaut, tyauptfädfylidj toegen ber SReifenben. 3>nt Saljre 1271 o
ri^tete 33if$of Gbertyarb fcon ßonftang auf 23itten ber auf bem ÄniebiS
angeftettten ©eiftli^en bafelbft ein regutirteS ©jjortyerrnftift. 3 ur ^aftoration
ber Sfteifenben ttntrbe 1277 au$ ein §rangi$fanerl)ofyig. auf bem ÄniebiS
errietet, ©em 33ifd)of ton SSamberg, als Se^en^errn ber Äirdje auf bem
itniebiS, mußten bie bortigen grangisfaner .ja^rlid^ ein Sßfunb SöadjS ate
Slbgabe entridjten. 3>m 3 a § re 1427 bereinigte fi<$ ba$ ©tift auf bem
ÄniebiS mit bem SBenebiftinerHofter 2lfyir$ba$. @3 fotfte auf bem ftniebis
fortan ein Sßrior mit fieben 2ftßn<fyen fein. 2lbt 33runo fcon SlfyirSbadj
natym im genannten 3>a§re ba$ ^ßriorat in ben Orben be$ $t. 33enebift
unter bem ©e^orfam beS SibtS fcon 2lfyir$badj auf (St*».). 3« 3^e 1534
bat ber $rior 23eatu$ 33lety| ben in fein Sanb jurüdgef ehrten £ergog Utridj,
ba$ Älofter in feinen ©djirm gu nehmen, es in feinen grei^eiten gu fdjüfcen,
e$ ^abe ba$ Softer jüngft (1513) bur^ eine geuerSbrunft t>iet gelitten,
fcon ungätyßgen SReifenben gu dtv% unb gu guft toerbe ba$ Ätofter ange=
fyrod)en um gutter, Wltijl u. f. n>. 2Iu<$ tyaben fi<$ bie ^ßrßbfte auf beln
ÄmebiS gegen ben §ergog unb feine SBorfaljren ftetö ate bemütljtge, arme
Äaptane ergeigt. * ^nbefc tourbe ba$ Sßriorat unterbrächt. SDer Sßrior 33Iei§
gog fid) in'3 §o$enbergifd)e gurüdf unb ftarb 1544 in ©ilbed^ingen. 2lm
23. SJlofcember 1544 berietet 2 Ulricf) fcon Sitfytenftein an bie fcorberöfter-
rei$if<$e Regierung: Seiten 2ftittoodj) fei ber $rior Seat $tei| in ber
Äa^elbe^ufung gu 23itbedjingen geftorben, man fotte itym berieten, toie er
fi<$ gu »erhalten fyabt, toenn ettoa §ergog Utric^ ber Äa^etbe^ufung unb
ber ©effiffe fi<fy bemächtigen toottte. 3um W™ x t>on Siebte ernannte
1 ©ottler, fcergoge. III. 20.
2 ©taatSardjto. d. tote oben.
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$aS <ßriorat flniebtö . 229
§erjog Utrid^ ben proteftcmtif<$ geworbenen früheren (S^orljerrn ton Ferren*
6erg, Spannes Sfteufer (tgl. Stift §errenberg *).
priores auf bem ßniebiS: 2 SBalter ton SDornftett, ^robft 1302, 1330;
$riebrid) 1351; Sonrab ton ©omeringen 1365; Cannes ton £ungtingen
1416; SHbert ©flttcl ton £orb 1433; 3<tfob ton Steineiben 1474 ;
1496; 23eat Jßleif 1534, f 1544.
1 gu ÄmebiS tgl. Petri Suev. eccl. 470; Tritheim. Chron. Hirsaug. II. 684.
SBeföreibung be£ Obercitut* Sfreubcnftobt. Sattler, §ift. SBefcfjrb. II. 225.
2 .©eorgit, 3)ienerbudj 249.
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3u ©ngelberg, im Oberamt ©djornborf, auf eine 2lnptye, l k ©tunbe
t>ctt Sßinterba^, ftiftetc 1466 ©raf Utridfy fcon SBürttemberg ein 2tuguftiner-
©rcmitenltofter, toeldjem er eine aftarienfapeße einverleibte unb e$ mit t)erfd)ie=
benen 33efifcungen belehnte. ©S tt>ar tyier ein befugter 9ßatffa§rt$ort. SDer erfte
ton ©münb berufene $rior toar ^Bartholomäus ©djröter. 3 m 3 a $ re 1538
ttmrbe ba$ Ätofter vom §ergog Utrid) eingebogen, unb bem legten Sßrior
3>oljamteg 23enj fein Unterhalt im Softer 9ttaulbronn angenriefen, tt>o er
fein ©tübtein, Äammer', @ffen unb Srinfen, ©dfyulje unb 8 f(. 23abgetb
erlieft. * 35it fötofterfirdje ttmrbe abgebrochen unb beren Steine gum
geftungSbau in ©djornborf fcertoenbet. $)a$ Ätoftergut ttmrbe 1818 um
14 300 ft. an einen Sßrtoaten fcerfauft. 2
1 @taat3ard)to. £>rig. $erg. mit anljängenbtcm ©ieget ber ©tabt Stuttgart, dat.
22. SBeimnonat 1538.
8 SBefdjrei&ung be§ ObcramtS ©djontborf ©ettc 197. Besold. virg. sacr. m. 357,
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xxx. jfcfe Carffcaul* ®mv$z\tu
3u ©üterftein, im Oberamt Ürad), ftattb urfyrüngttd) eine harten-
ftrdje, tt>elc^e als 2öallfaljrt$Itr<$e t>tel befugt tt>ar. ©raf Utrid) IL über-
lief bie ftirtfye (1279) mit tyren (gintünften bem 33enebiftinerftofter «Sttrie^
falten, toeltfyeS Ijier eine Sßrobftei erridjtete. * ©raf Subtoig I. unb Utridj V.
brauten baS Älofter lieber an fid) a. 1439. 2 §ier („in f^auerlid) toilber
Umgebung," Jagt bie DberamtSbefdjreibung, „in amoenissimo loco instar
oppidi amplissime constructa carthusia," fagt 33rufd)tu$) grünbeten bie
genannten ©rafen Subnrig unb Ulrid) ton SBürttemberg ein (Sarttyauferttofter,
mlfytS fcon i^nen reid)liä) auSgeftattet ttmrbe. Sludj bie 5ßfatggrafin 3ttedj=
tilb, attutter (SbertyarbS, bebaute bie (Sartljaufe mit 2000 p. ©ne befonbere
Vorliebe für bie (Sartyaufe unb für ben Sßrior Sonrab fcon 3Äünd)ingen
(1451—1473), toeldjen er feinen „alten Sater" gu nennen pflegte, Ijatte
©raf ©bewarb im SBart. 33on Ijier au$ trat er am 2. 2Jtai 1468 feine
Pilgerfahrt in'S ^eilige Sanb an. 2ln ben ©tufen be$ §od)altar$ Inieenb,
empfing er fcon bem 2lbte 3>otyanne3 fcon §errenalb ben ©egen für bie
Sfteife. 23ei ber diMttfyx ging ©bewarb lieber guerft nad) ©üterftein
(2. Sftofcbr.), bann gu feiner 2ftutter naä) föottenburg unb hierauf in fein
©djloft Urafy
©3 ift eine ©tatutemOrbnung für ©üterftein fcorl>anben 8 mit ber lieber-
fdjrift auf ber Sftüdfette: „(5tlid)e fünfte, bie 2lbminiftratioh be$ SßrobfteS
gum ©utenftein betreffend" $)ie Statuten lauten ttrie folgt:
„@in ^Jrobft foll fein, ber geiftlidjen ©etoatt $ab, bie SDWndje gu
rieten, angutoeifen unb gu ftrafen, als ein Sßrelat be$ DrbenS feine Unter=
1 Sulger. Annal. Zw. I. 229.
2 3)a3 Sßäljere bei Bruschius. Monast. Germ. cent. 1. fol. 184 unb Eetri Suev.
eccl. 375. 2tbt SBolfram üon §irfd)au toar Riebet Sftatfygeber ber ©rafen t>on Sßürttem-
berg, unb ttnrb be&ljalb öon Sulger II. 42 al§ vastator monasterii angefragt.
8 <5taat3ar<$to. Dfjne 3)atum. ©opie. 2>ie Orbnung ift für Söenebüttner alfo für
bie 3«t üer 1439.
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232 $*e (Sartycmfe
gebenen rieten fott nadfj gefd()riebenen SRec^ten unb be$ OrbenS ©efe&eu
uttb ©etootynljeiten.
Stent baft georbnet werb, ®otte£ SDicnft in bent (Sfjor gu fingen, gu
lefen unb bie ^eiligen Sttnpt ber 2fte| unb au<$ alle SEaggeit taglidfy gu feiner
3eit, unb ba| aud() geifttidj 3ud§t in bent ©jjor gehalten toerb mit fingen
unb lefen in Sfteblidfyleit.
Stent bafc gefegt tt)erb ein Sufter, ber uSridfjt bie Äirdjen ober SKünfkr
mit allen (Segierben gu Bewahren unb beforgen, aU bann ein Sufter ttyun
fott, unb ber fott ewäljtt »erben burdj einen Sßrobft unb Sonfcent ober ben
mehreren £§eil.
Stern berfetb .(Suftcr foff einnehmen unb gufammenbringen baS Sttmufcn
unb je ba$ gang bem SßroBft antourten , ' unb be$ ein ©efdfjrift bei tym
Ijaben, toann unb nrie iriet er je bem Sßrobft anttourt (überantwortet).
Stern bie ©tot, barin man ba$ Sltmufen audfj gibt, n?ann man bie
uffdfytieften unb ba$ Sllmufen baruS nehmet! nritt, baS fott tun ein SßroBft
unb Sufter, unb batet fott audfj fein ein ©eiftlidfyer ober SBetttidfyer, ben
bie ^errfdjaft bagu befd^eibet; bie äffe fotten bann ba$ ©elb galten urtb
bem Sßrobft antourten, boä) baft ber (Sufter, unb ber fcon ber ^errfc^aft
toegen batet ift, jeglid^er befi ein ©efdfyrtft behalte, toie fciel be$ ©etbeS je
fei uf ein Meinung.
Stern toit bem Slttenr unb anbern beö ©oticus ©ütern fott ber Sßrobft
bertoefen bie ftirdfjen unb Ätofter ge 5ftotl)burft an Sudlern unb anber ©egierb
be$ ©ottSljaufeS, unb ba$ je empfehlen einem (Sufter, unb ber fott i^m bann
barumb Slntttmrt unb Meinung tun, bodl) fo ber $robft ba$ fetbö nit
u^rid^ten ober tun mag.
Stern ba| ein @<$laf§u$ oudfy fei, baruf bie 2ftön<$ gemeinlidfy Bei
einanber liegen nadf) be$ DrbenS ©efefc.
Stern bafc fie audf) bei einanber in einem ©emadf) ob Ztfä) feien unb
Bei einanber effen in föefentals (SRefectorium) tt>ei$, unb au<$ ba Ijaltenb
©eiftlidfyteit mit geiftlidfy gu lefen unb fd^toeigen, unb n>ie man iljnen bie
Sßfrünb geben fott mit effen unb trinfen, be| fott man übereinkommen.
Stern ba| fie bie Orbnung be$ OrbenS galten mit u$ — unb in-
toanbetn unb geljen, unb ba$ tljun mit Urlaub gu regten 3iten unb not-
bürftigen ©adfjen, unb fo ein Sßrobft baljeimen feie, fcon bem fie ba$ Urlaub
nehmen, ober fo er nit baljeim feie, Don einem Sufter Urlaub nehmen fotten.
Stern tote man bie 2ftßnd)e fcerfetyen fott mit ©etoanb ober Ätetbern
unb aller anbern 3ier unb Sftotljburft, unb bafc fie audf) tragen ben £abit
©anct 23enebi!t OrbenS.
Stern bie SDWndf) fotten iljr ©eljorfamin tljun unb galten einem jeglid^en
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©üterftein. 233
Sßrobft bafelbö ate einem regten gSrelaten naä) ben dttfytn unb ©efefcen
©anct 23enebitt OrbenS.
Stern ein $robft fott befteffen, ba| ba$ Älofter gu regten giten be*
fcfytoffen unb ufgettyan werb u. f. w.
3>tem ein jeglidjer Sßrobft fott uSridjten ba$ Älofter unb bie Sßerfon
bargu geljorenb in geifttidjen unb weltlichen ©adjen unb audj bte ©uter
unb Sftufcungen an allen SDingen einnehmen unb einbringen f elbft ober burdj
feine 2)iener unb barfcon fcerwefen bie SSrüber unb anbere be$ ®otte#f)aufe$
©adjen unb je föedjnung bafcon t^un bem (Son&ent, fo oft e$ notljwenbig ift,
unb ob etwas erübrigt wirb, ba| ba$ bei bem ®ott$§au$ bleibe unb in fein
Stoßen unb frommen fcerwenbet unb gefe^rt werbe. 3>tem ben ^ßrobft unb
bie Sttlbnä) fott fcifitiren gu regten 3iten ua<$ bert Siebten unb ©efefcen
©anct 23enebift$ DrbenS tin 2lbt gu 3 wiefalten."
3m 3> a $ re 1471 orbnen bie SSifitatoren (fcon 23u$eim?) in festo
reliquiarum gu ©üterftein an, ba| bie lectores trium lectionum jebeSmat
am ©amftag bie Uebertreter ber Siegel in ber betreffenben SBodje bem Sßrobfte
angeigen, 'bamit berfelbe fie guredjtweifen fonne. (@t.=21.)
©egen @nbe be$ 3 a ^ reö 1534 würbe in ©üterftein wie in ben anbern
Älßftern in&entirt. 3m folgenben 3>atyre würben bie (Sartljaufer aus iljrem
Softer „fcerwiefen". <£$ ^eiftt in einer (Singabe &om 27. ^uni 1537:
„bis auf bie 3eit, wo (Sure gürftti^e ©naben bie Sföter fcerwiefen Ijaben". l
5Die ©üter be$ ÄlofterS ttmrben ber ©tifts&erwaltung in Urad) tnforporirt.
5Der ©tabt Urad), tt>etc^e bem Älofter einige ©üter gefcfyenft tyatte, würben
bafür 250 ff. begabt, bie 10 ft v weldje bie ©tabt wegen be$ gronleidj-
namSfefteS an bie (Sartljaufe gu entrichten l>atte, würben ityr nadfygelaff en. 2
5)ie Äloftergebaube würben abgebrochen, toa& a. 1552 ben SSifitator
unb Sßrior gu 33u$eim toeranlajjte , ^ßroteft einzulegen gegen ben fcertrag^
wibrigen 2lbbru<$ be$ ÄlofterS. 3 SDie fürftlidfyen Seidjname in ber ftircfye
in ©üterftein tieft §ergog (Sfjriftopl) ergeben (1554) unb in ^Begleitung
feiner Sftätlje, Slmtleute unb §ofbienerfc$aft auf brei mit fcfywargem ©ammt
bebedften Sßagen nad) Tübingen überführen unb in ber bortigen ©tift$fird)e
beifefcen. ©8 waren namtid) gu ©üterftein begraben: §ergog (Sfjrifto^S
(Sdjwefter Slnna (f 1530), ©raf Subwig unb feine ©emaljlin 2tted)tilb
(f 1482), beren ©öljne SlnbreaS unb Subwig II. Softer ^wief alten wollte
2lnfyrüd)e auf ©üterftein machen unb führte belegen mit SBürttemberg
1 SBef^reibung beS OberamtS Ura^.
2 Mb. 2Kfcr.
8 Sulger Annal. Zwif. II. 42 fügt: perperam quoque 1551 a fratre Theodorico
Lohr Carthusianorum provinciali Guetelstenio jam in profanos usus redacto annis
quinque quotennes ex eo quingentos florenos cum duce pactus fuit.
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234 $ie (Sartfjaufe ©üterftein.
ißrocefj bis in'S vorige ^a^rljunbert. 2ln bcr ©tcKe be$ &tofter$ würbe
ein ©eftütsljof errietet, n>a$ ©ulger Hntaft gißt gu Hagen über bie ©Ott*
lofigteit, ein ©otteäljauS in ©tdtte gu bertoanbeln, „quod scelus paulo
supra nostram memoriam coelum talione militari ultum ivit, equilibus
in cinerem redactis." * 2fl>t Skltljafar Don ^ttrief alten b etnüljte )iä) 1630
»ergebfi<$, bie Sftücfgabe ©üterfteinS gu erlangen. 2
21nmerfung. Freitag na* Suciä (13. Stejember) 1523 fdjreibt bcrSßrior SBcne*
bift ju ©üterftein an bie ©tobt Reutlingen : er muffe ©ott unb feinem günftigen §errn
Don Reutlingen Hagen, bog in feiner 3tt>tt>efen1jeit fürjtid) jroei feinet (£onuent§ aus bem
Drben ausgetreten unb ber irrifdjen lutljerifdjen goftion anhängig morben. 2)a er uun
gettriffe Shmbfdjaft ljabe, ba$ einer berfelben bei beut Sßrebiger ju Reutlingen ftdj auf*
ljatte, fo bitte er untertänig, ben Sßrebiger auf juforbern unb Ujn im SeigerungSfaHe ju
jttringen, bafy er ben 3Höndj ttneber na* ©üterftein jurücffdjicfe. ©atyler. §iftor. S)enf*
toürbigleiten ber Reid)3ftabt Reutlingen. (Seite 245.
1 Sulger Annales Zwif. I. 78, 229. II. 41.
2 Heber Reliquien ju ©üterftein Berietet bo§ Chronicon coenobii Schutterani:
„Conradus Sumehardt* Doctor Tubingensis hie apud nos sepultus ante Chorum
anno 1502 XIII. cal. Novemb., in suo traetatu de sanguine Christi . . . ., testatur
vidisse se in Carthusia Boni Lapidis dioecesis Constantiensis partem panni linei
valde tenuis et subtilis, quam patres dicebant esse de peplo Mariae virginis, et in
eo apparebant guttae sanguineae Redemptoris nostri; hoc donuin aeeeperunt a
Mechtilde archiducissa Austriae, quae illud multis preeibus ab Alberto principe
conthorali suo impetraverat." J. Fr. Schannat. Vind. lit. I. 22. — Heber bie Sßriore
unb 3Hönd)e üon ©üterftein fielje Seilage 15.
Digit'ized by VjOOQ IC
xxxi. JluJjniaKrrütrcr imm ®v*m te» $L m^tt*
STlad^ betn 3SorBitbe beä JpofpitaleS, weites 3>nnocen3 III. gu Sftom Bei
fcer Äirdfye St. Maria in Sassia erridfytete, würbe in 2ttarfgröningen ein
4?ofaitat gegrünbet unb ben 25. 3tterg 1297 eingeweiht. SDaS (Sapitet ber
JpofpitatBrüber Don ber Sftegel be$ ^eiligen SluguftinuS Beftanb aus fe<$$
Bio ad^t 33rubern, an beren @pifce ein 3tteifter (praeeeptor, rector) ftanb.
SDaS Jpofpitat war unmittetBar bem genannten ©pital in Sftom unb bem
dortigen ©roftmeifter unterworfen unb entrichtete borten jaljrfi<$ auf ^ßfingften
7 fl. sproDingialmeifter (©eneralDifar) war anfänglich ber SDteifter be$
JpaufeS gu 2Jiemmingen, fpater ber 2Jieifter gu ©tepljanäfelben im ©tfaft.
5Der JpaBit war f^warg, mit bo^eltem weitem Äreug. Unter bem SßroDingiat
tneifter gu ©tepljansfelben ftanben aufcer bem ^ofpitale gu 9JiarIgröningen
ba$ gu Sern, 2ttemmingen, Sßimpfen, SßormS, Sfteuenmarf, Sßforgtyeim,
JperbingSljaufen unb SRuffad^. x (SBertyarb ber altere führte auc^ ^ier, im
<!pofyitat gu 3ttarfgröningen, 1471 eine SReform ein Begüglicty ber SSev-
waltung. 2
2lfö £ergog Utridfy bie Regierung wieber angetreten Ijatte, würbe im
J3uli 1535 im ^ofpitat in^entirt, bie SSerwattung bem Jpergog unterworfen,
welker einen 2ttitDerwatter einfette, ber Orben würbe unterbrächt unb bie
^roteftantifcfye SMigion eingeführt. 28er Don ben 33rübern bie Gonfeffion
fceS §ergog$ nietyt annehmen wollte, fottte im ©pitale aBfterBen bürfen.
SDiefeS -3SorgeIjen be$ §ergog8 Derantafcte ben SSifitator 2Jiarfu$ Don
SRuffad), 3tteifter be$ ©otteSljaufeS ©teptyanSfetb, fiety um §ilfe an ben SBifctyof
Sßitljetm Don ©traftBurg, feinen Orbinariuö, gu wenben. 8 (5r Bringt in feinem
©ctyreiBen Dor: §ergog Ulrid^ tyaBe in „feines OrbenS ©jrital" gu ©röningen alle
1 Petri Suev. eccl. 366.
* §ct)b. Sföarfgrömngen. @. 252.
8 ©taat3ard)to. ©roningen. s. d.
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236 $oftntal&rüber Dom Crben bc§ $1. ©eifteS in 2Rarfgrömngen.
&etdf>e, Äteinobe, Äirdfyenjierben unb SlnbereS inbentiren laffen unb bcm
üReifter bafelbft einen ©djaffnerals flftitberwatter beigegeben. SDer SBifc^of
fdjrieb x am 17. September 1535 an ben Jperjog unb fudfyte benfelben burd)
ben §inwei$ auf bie Dom ©pital Derp ftegten armen Äinber unb Sßaifen gu
anbem ©ntfdjtüffen ju vermögen. 2 ©inen (Srfolg fonnte biefeä ©^reiben
nid^t Ijaben, unb ber Orben blieb unterbrücft. 3tteifter be$ ©pitats war
bamate 3>oljanne$ ©<$ang. 9la<$ bem fdfymalMbifdtyen Kriege verlangte
3>oIjanne3 gabri, SSifar unb praeceptor generalis be$ §eil. ©eiftorbenS
Hospitaliariorum, bie 9teftitution be# ©röninger ©pitatS. 8 Wüä) »ergebe
tidf>en fdjrifttidfyen 23er§anbtungen würbe gabri auf ben 12. gebruar 1550
ju einer 23efyred)ung nadf) ©tuttgart gelaben, wo iljn bie Statte burdfy allerlei
SSorftellungen jur 9ladf>giebigfeit ju bewegen fugten.
2lm 13. gebruar 1550 fteHen bie föatlje an §erjog Ulridfy ben Slntrag,
bem ^oljanneS gabri ju eröffnen: er lönne ben ©pital jugefteßt ermatten,
„wenn er ben ©pitat mit einem eigenen ©pitalmeifter unb ber Ijergogftdfyett
Untertanen gu ©röningen ©eredjtigfeit Derfeljen unb erhalten, audfy gebür-
tige Sftedfynung Dor ben Ijerjogtidfyen 2lbgeorbneten unb benen fcon ©röningen
ablegen wolle", wenn er biefeS nidfyt annehmen wolle, fo werbe ber §ergog
fidfy feinetljalben entfdfyulbigen, baft iljm bie 33iHigfeit angeboten worben fei. 4
2)a gabrt feine (Sonceffionen madfyte, würbe ber ©pital bem Orben nidjt
reftituirt. 3m ^aljre 1552 fcergtidj fify §erjog ©jjriftopl) ben 21. $uni
mit ber ©tabt 3Jiarfgröningen wegen iljrer 2lnfprüdje an ben ©pital, wobei
ber £er$og ju ber Uebereinfunft bie eigenljänbige SBemerfung machte: „ba§
iljr audfy gute £uü)t unb Orbnung bei 3 un 9 en un ^ Stttcrt im ©pitat an-
rietet, bie Slbgötterei JeineSwegS barinnen geftattet,"' 6
üReifter be$ $ofottate fcom $1. ©eifte in 2ttarf gröningen : 2lrnolb 1306;
^ermann 1317; §artmamt 1347; Sonrab Äaf(^1396; ©igfrib 1402;
£einridfy Don §emmingen 1427, 1429; griebridfy auä ^ßforjljeim bis 1444;
Sodann ©lefer 1461; griebridfj ©oleator 1478; 2llejanber Setter 1484
bis 1490; ^oljanneS 33ej, genannt UrfinuS, 1507—1532; ^anneS ©d^anj
m 1535. •
1 <5taat$ardjio. dopte, d. 1535, frtytag nadj bcS fettigen (£rufce3 tag erljöljung.
2 SSgl. §etyb. 2Karfgrönhtgen. 240.
8 darüber ein gafcifel Elften im <5taat3ard)to, betreffenb ßorrefponbenjen ättrifdjen
SoljanneS gabri, ^erjog Ulrid) unb Gljtiftopij, SRatfj unb ©eridjt ©röningen. 1548/53.
4 <5taat3ard)to a. a. O.
5 §etob a. a. O. 260.
6 (Sbenbafelbft. 240.
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XXXII. ©rgättfirngm
3 U ©ebentyaufen.
©ebaftian 8ug, feit 1547 2lbt »ort Sebenljaufen, weiter c. 1539 von
@tam$ na<$ Stytnntribaä) Jam, würbe von ben Sonnenbäder 3ttöndjen gu
iljrem2lbte ertt?a^lt. greiburger 2)iöcefan=2lr<$iv. XV. 234. 23gt. gu Seben^
Raufen Seilage 14.
3u Slbetberg.
a. 1540, ben 28. 2fyril, ftellen Reiftet ©rljarb ©töftin von Stuttgart,
Sßrior, $etru$ 9iau<$ von SBregeng unb 9Jiid)ael $iegler i)on ©ö^pingen,
gewefene (Sonventualen gu Slbetberg, einen 33ergi($t^Dfaver$ au«, taut beffen
fie fünftig im Ätofter Sordj iljren Unterhalt empfangen fotten. ^ßerg. Orig.
im „33aren" gu Uttenweiter.
3u §errenalb.
2)ie descriptio infelicissimae expulsionis monachorum Albae domir
norum, im 33. 23anb ber ^eitfetyrift für -©efctyictyte be$ OberrtyeinS, enthalt
eine größere 2lnga$t 2lften über bie 2lufljebung be$ ÄlofterS ^errenalb ;
to. SBeecty, welker biefe descriptio veröffentlicht §at, fagt: „2ßo bie Sttten-
ftücfe, welche berfetben gu ©runbe liegen, tyingefommen finb, ift mir unbe-
kannt." SDiefe Slftenftüdte befinben fiety gum großen SC^etl im Staatsarchiv
gu Stuttgart. SDie descriptio enthalt folgenbe Sitten:
1535. greitag na<$ vocem jueundifatis. §ergog Ulrt<$ befiehlt bem
2lbte 8u!a$ gu Jperrenalb, Sföemanben gur ^eiligen 2Jieffe gu gwingen.
1535. 5Den 5. 3fuli. 2ftorgen$ 10 Uljr fommen §an8 §riebri<$
Sltyumb unb 2Jieifter @r§arb ©etynepf in'S Älofter, legen bie neue vom
§ergog befohlene Ätofterorbmmg vor, erklären bie Jat^olifctye Religion unb
bie DrbenSreget für abgerafft unb verlangen unter Slnbrotyung großer Un-
gnabe ©eljorfam. ©er 2lbt unb Konvent bitten um 4 2Bod)en Sebenfgeit.
SDiefelbe wirb iljnen jebod) verweigert, ©er 2lbt unb Sßrior mit 10 weiteren
Sßerfonen bitten, fie bei ber alten Religion unb DrbenS-Uebung gu taffen,
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238 ergänjungcn.
aber fcergeBtidj. ©ier SDiondje gießen fort gu iljren ©erwanbten , namlidj
3>atoB ^ßforgljeimer, custos, 3>oljanne$ ©djicf, SÖßeinfeHerer, (StyriafuS fcon
©aben, subprior, (Sgibion fcon Sßeitberftabt. ^ß^itipp $)egen, c. 20 3fa$te
alt, gang unberftanbig unb unerfahren, wirb nad) 3ttaulBronn abgefertigt.
3>oljanne$ Äraft, 45 3jatyr alt, Don ©roningeft, $rior, wirb berleiBbingk
Subwig ©reter bon SeonBerg, DBerBurfirer, 65 ^aljr alt, Bittet, ü)n in 2tn=
Betraft feines SllterS unb feiner ©eBredfilid^eit im Älofter gu laffen unb
»iß im Orben Bleiben. (£r wirb fcor ba$ Ätofter IjinauSfcerwiefen. ©onrab
@W fcon ©rafenau, 63 3^r alt, ein fontrafter, Iranfer 3ttann, berfpridjt,
wenn ber §ergog iljn im Älofter laffe, wolle er welfttdje Äleibung tragen.
@r wirb »erletbbtngt. ©alluS Torwart »on ©retten, 63 ^a^r alt, Bittet
um ©otteS willen, ber §ergog wolle fein Sllter unb feine Äranlljeit Berück
fid^tigen unb iljn im Älofter laffen. @r will feinen Orben unb feine Re-
ligion nidjt fcerlaffen unb wirb fcor baä £$or §inau$ abgefertigt., ©eorg
SErtypelmann fcon Stübingetj, ©urfirer, auf ^Pfingften 49 $a$re alt, will
feine Äutte ntc^t ausgießen unb audfy ni<$t nadfy 2JiautBronn. SSBirb fcor ba$
£Ijor IjinauSgewiefen. ©ruber 2lntomu8 fcon 2Jioftnü§l will bie neue Drb*
nung annehmen, tarnt lefen unb fdfyreiBen. ©ruber 2ftatu)ei$ 3ftem fcon
^fullingen, Bei 70 ^aljre alt, Bittet um ©otteSwiHen, ü)n im Älofter gu
laffen, er wolle 2llte$ tljun, waä er wiffe unb fonne. Cannes ©<$itf,
*ßriefter bon ©aben, c. 35 ^a^re alt, hellerer, berfte^t ba$ ©taswert, wirb
fcerteibbingt. 3<titö ©rofc öon ©aben, custos, will bie neue Orbmtng an=
nehmen, wirb fcerleiBbingt. (Styriaf Server öon ©a<$, subprior, will bie
neue Orbnung annehmen unb gu ^errenatB ba$ ^rebigtamt fcerfeljen. Söirb
fcerleibbingt.
1535. $en 7. ^uli. §ergog Ulridfj Befiehlt bem SIBte SufaS, ben
fieBen 9DWn<$en, weldfye fi<$ gu Stuttgart prafentirt §aBen, tljre SIBfertigung
au^uBegaljlen. SDie Flamen biefer fieBen (apoftafirten) Wlbntyt finb: 3>o~
$anne$ 9ttorlin ton (Satw, ©eBaftian §erfd(), §terontymu$ giföefj fcon Ura<$,
Cannes ©ronnfelfer öon ©unbelfingen , ©enebift 9hif fcon ©efjtngen,
2lBfalon ©ronnfelfer, ©tepljan ©trang öon Lieblingen. (2lften im ©taat$*
ardljto.) s. d. 2lBt SufaS Bittet ben §ergog, bie alten 2ttßn<$e Bei üjm
im Älofter gu laffen. ^eitfdjrift f. ©. b. ©. ©eite 303. Rapier So^te
im ©taatSardfyifc.
s. d. ©ittf<$rift beö $rior$ Cannes Äraft unb beS 6onrab &pp
(2l^oftaten) um Unterhalt im Softer unb Vi fL ©abgelb. 3eitf(^r. f. ©.
b. O. ©eite 304. ©taatöarc^ii). $ap. 6o^ie.
©erfd^iebene 2lften, Betreffenb bie 2lBfertigung ber fieBen aBtrünnigen
9ttond(je. ^eitfd^r. f. ®. b. O. ©eite 304 unb 305 ff., ^a^ier Sofien im
©taat^ard^te.
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Ergänzungen. 239
s. d. 2lbt SufaS bittet ben §erjog, iljm feinen verheirateten Sßräbi*
fanten ju fdjidfen, inSbefonbere ni<$t ben Oift Sftorrlinger, welker 100 fL
unb freie Station verfange.
1535. $)en 15. Dt toter, ©eorg von Ow unb §anS Sonrab Sljumb
verljanbeln im ©crjlofj ju Sftürtingen mit bem 2lbt SufaS wegen feiner Sßen*
fionirung unb 2lnna$me eines 3ttitverwalterS.
1535. ©amftag nad) Simonis unb 3uba. ©utadjten ber Gonven*
tuaten: SDer 2lbt fotte bie i$m gefteßten ©ebingungen annehmen, bamit er
im Älofter Bleiben fönne. ^eitfdjr. f. ©. b. O. 1. c. Seite 312. — <ßapter
(Sepie im Staatsarchiv.
s. d. 2lbt SufaS nimmt bie Vereinbarung an, gemäfc beren er beS
^erjogS SDiener unb Sftatlj ift,' einen 3ttitverwalter fiety beigeben läftt, bem
$ergog 9te<$nung ftettt unb im Ätofter ben gejiemenben Unterhalt cr^fift.
d. Sßfullingen, ben 23. Oftober 1535. Ulrid), Jpergog von 2B., an
ben 2lbt SufaS. „Ulricty u. f. w. Unfern gnäbigen ©ruft juvor. 2öür-
biger, 2lnbä<$tiger, Sieber ©etreuer. SBir tyaben (hier ©^reiben, barin i§r
eu<$ ber §anblung, fo unfere ©efanbte unb liebe ©etreue Sfteinljarb von
©acr)fenl)eim unb $ljiliw SSolIanb auf unfern SBefetyl mit eu<$ gepflogen,
befdjwert, mit angefügter untertäniger S3itte, wir motten eu<$ in Slnfe^ung,
baft iljr meljrerntljeils alt, franf unb fcr)wa<$ feib, im Älofter an eurem Ort
bleiben laffen, beS fernem ^n^alts vernommen. 3fam Ratten wir uns feinet
wegS verfeljen, baft iljr euety biefem unferm billigen Vornehmen folltet wiber*
fefct §aben, ba wir ©otdjeS nid>t allein nur mit eu<$, fonbern mit unfern
anbern Prälaten unb Älöftern auc^ vorgenommen tyaben unb allbereits bei
ben vorneljmften Sßrälaten gar feine Sßiberfyenftigfeit, fonbern alle geljorfame
SBtßfätyrigfeit gefunben tyaben. 2ötr werben auc^ burc$ baS ^eilige, felig-
madfyenbe SBort ©otteS gelehrt unb ba^in gewiefen, bafc wir eurem ante
<$riftli<fyen Regiment — burefy welkes mandje, gutljergige ©ewiffen fo
jämmerlich geblenbet unb gefangen gehalten werben — nid)t länger jufetyen
fönnen, fonbern gebenfen bieS, fo viel immer an uns, vermittelft gßttft^er
§itfe in eine beffere gottfeligere SJeränberung gu brirtgen, wie wir uns benn,
als eure von ©Ott verorbnete Obrigfeit, fot^eS ju t^un fc^ulbig erfennen
unb es jweifelSo^ne vornehmlich gegen ©Ott ben 2lHmä<$tigen, auefy 9tßmif<fye
Äaifert. unb Äßnigl. 3ttaj. unb gegen männiglicrjen wo§l ju verantworten *
wiffen, unb wollen eudj bemnaefy gnäbiger Meinung nic^t vorenthalten, ba§
wir gebenfen, angeregtem unferm Vornehmen gegen eu<$ gleic^erweife wie
gegen unfere anbere Prälaten unb Älßfter SSolIjie^ung gu tljun, fürberlic^en
33efe$l tyieju ju geben unb mit eudj nichts ©efonbereS gu madjen. $Darna<$
^abt iljr eud^ ju ri(f)ten." ©ie^e 3 e ^^ r « f- ®- ^ ©• *• c - ® c ^ c 316 *
Delation über bie Unterbrücfung beS ÄlofterS §crrenalb im Oftober
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240 ©röänäungctt.
1535 in 3eitfd)rift f. @. b. O. 1. c. ©eite 317 ff. . 3wei gölten ^iefcon
im ©t.~2lr<$to. Sittgefudf) be$ 2lbt$ Suta« an bcn §erjog, iljn mit bcn
mbnfyn bei feinen Steffen ju taffen. 3eitför. f. ®. b. ©. L c. «Seite 322
imb i.m ©t.s2lr<$ft, »gl. SSeit. 6.
d. 11. ajierg 1536. S£)ie fcier (Sonbentuaten Subwig SBretter, ©allUS
Torwart, ©eorg $o{$ unb ©ebaftian SJiefcger benennen, baft iljr lieber §etr
nnb $rdtat, 2lbt SufaS, fie „oftermate »dterti<$ unb treulief), gebeten urtb
uf $• tyodfyfte ermahnt tyat, bei feiner erwürben unb unferm gottSljauS glaub
unb geljorfame, audf> bem tyailigen erben, wie frummen 2ftün<$en gegimfit,
jue bleiben unb nit abjuwei<$en". 3eitfd)r. f- <& *>• £)• L c ® citc 33 °-
d. 3. SDejember 1534. 2)ie jur Snöentirung fcerorbneten: Sfteintyarb
*on ©adf>fenljeim, Sß^ißfl) 23ollanb, 33ogt gu ©rßningen, SoSmaS SMjHn
t)on ßannftatt unb ©ebaftkm §ornmotb, SSogt ju 23ietigljeim, vbertdfyten an
bcn §erjog: 2lm 1. SDegember feien fie na<$ §errenalb gekommen; ber 216t
unb Go'nfcent Ijaben fidfy bef($wert über bie ©infdfytiefcung ber Äleinobien unb
SDofttmente, bie begehrten @ibe abzulegen, Ijaben biefetben fidj geweigert,
jjetiför. f. ©. b. O. ©eite 336.
d. 3. SDegember 1534. ©^reiben be$ SlbtS SufaS an ben §erjog.
5Der 2lbt befdfjwert fidfy über bie @infdf>lie|ung ber SDolumente unb be$
©ilbergeftyrrS. Beitfdjr. f. ®. b. O. 1. c. Seite 336.
d. Uracty, 7. SDejbr. 1534. §ergog Utrid^ Slntwort auf ba$ Vorige:
<£$ muffe mit aßen Äloftern gtei<$ ge^anbelt werben, unb foHe ba^er ber
(Sonfcent bie »erlangten @ibe (alles 3>nfcentar angugeigen, nichts ju fcerdnbern
u. f. w.) in eines ®eiftltdf>en £anb ablegen. 2lm angeführten Ort ©. 337.
33erf<$iebene Sitten, bie ^nttentirung ju Jperrenalb a. 1534 betreff enb.
ebenbafelbft Seite 338—344.
d. Stuttgart, ben 25. gebruar 1536. §erjog Ulridj beruft ben Sttt
SutaS nadj Tübingen, wo er ber ©ifcung be$ £ofgeri<$tS anwohnen foff;
„barneben ift auefy unfer befeldfy, baft i^r bie tapptn, festen unb orbenfc
^abit unb anbere ertidfye flaiber (jmeftern wol anftdnbig) anleget unb fürter-
tyin alfo gebrauchend 5De| wellen wir uns gdnjlidfj fcerfeljen". (Sbenbafelbft
©eite 344.
1536. SJer^anblungen ber ßommtffdre gu §errenalb bei ber Sftdumung
"be$ ÄlofterS ben 17. Januar. SDie (Sommiffdre fcon Sljumb, »on ©üfc
lingen, Söit^etm §agenbacfy, Slmtmann, beriefen ben ßonfcent gufammen,
fcom Äangler SftifotauS 3Jia^er würbe eine Slnrebe gehalten unb erflart: S5a
ba« Älofterleben bem SBorte ©otteS f^md^lid^, lafterlid^ unb wiberwdrtig
fei, fonne es ber §erjog nid^t me^r langer bulben: bie nod^ »or^anbenen
UJißnd^e muffen ba^er morgen frü^ nad^ 3Jiaulbronn abfahren, wo man fie
unterhalten unb i^nen baS SGBort ©otteS werbe prebigen laffen. ©er 2lbt
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(Srgänjungen. 241
Begehrte ©ebenfjeit Bis auf ben folgenben Sag. @S würbe iljm aber feine
Sitte aBgef plagen ; man muffe )iä) noä) in ber ?la<$t jur 2l6reife Bereit
machen, ^afoB ^forj^eimer/ (Suftor, $at in biefer 9la<$t bie Äutte mit
einem fdfywarjen 9totf fcertauf ä)t £)er UnterBürfirer (Srtyetmann) unb einige
anbere gingen ju ben (Sommiffdren unb Baten, man mödjte fie Barmljerjig
im Softer bleiben taffen. 3$re 33itte würbe aBgef plagen. 2ln biefem Sag,
ben 18. Januar, §at Äonrab gefer Don SSeingarten bie Äutte auSgegogen,
einen Blauen Sftodf angetan unb einen grauen £ut mit ©trausfebern auf*
gefejjt.. 2ln hemfetBen Sag erklärten bie dl&tijt bem 2lBt: Subwig Sretter,
©eorg SüBinger unb ®aßu$ Sljorwart weigern fi<§, bie OrbenSftetber aB*
julegen unb wollen ni<$t naefy 2JiautBronn ,• bef$at6 muffen fie au« bem
ittofter abgefertigt werben. SDer 2lBt fragte, oB nidfyt ein anberer SBeg
gefunben werben tonnte. £)ie dl&fyt antworteten : Sßein ! £)er §erjog muffe
fidj. ben anberen proteftirenben ©tanben Dergleichen (gleidjf galten). 2lm
2ttittwod) fugten bie 3Wt$e noc^ einmal bie oBgenannten brei Wlintyt ju
Bereben, bafc fie \iä) fügen, fie richteten aBer nic^t^ aus, worauf fie iljnen
9tad)mittag$ ausboten, ©ruber ^IjiliW mufcte am gleiten Sag na<$ 3ttauk
Bronn aBreifen unb lief* man nidfyt gu, baft er warte, Bio i§m jwei neue
3?ofen gemalt worben wären. 2lm SDonnerftag post prandium finb bie
§erren fRät^e wieber fcon §errenalß weggeritten. 9tm angeführten Ort
(Seite 347—353. ($eorgiu$ SBaffiuS l (ber fyatere Slßt Sripelmann) BegaB
fid) nad) Älofter SleuBurg, wie ^erfcorgetyt au« folgenbem ©riefe be$ SIBteS
SufaS fcon ^errenalB an ben 2lBt SioljanneS *>m SfteuBurg Dom 11. 2fter$
•1536: .
Reverende in Christo pater et domine in primis colende! post
orationum suffragia se ipsum humiliter commendat totumque offert.
Reverende pater, rediens jam pridem a Reverenda Paternitate vestra
charissimus frater Georgius subbursarius noster, ex ordine singula
nobis retulit, quae ab eadem R. P. V. sibi fuerunt commissa, quae
non solum in his nostris perturbationibus consolatoria , verum etiam
admodum jueunda nobis fuerunt In his namque affectum patepium,
animum integrum, atque omnem benevolentiam R. P. V. erga nos
nostrumque monasterium experti sumus. Ob id gratias agimus R.
P. V. immortales relaturi etiam, si unquam poterimus, non tarnen in
tribulatione, sed in prosperitate et successibus magis fortunatis. Retulit
insuper idem frater R. P. V. sese obtulisse benevolam ut eundem
colligere. et aliquamdiu paterne intertenere velit Quam rem, cum sit
1 3)te SWondje Ratten ttielfadj einen SBetnamen, fo Xripelmann ben Tanten $ö&;
er ftgurirt in ben Sllten unter folgenben Tanten: ©eorg Xripelmann, 3örß Xübinger,
©eorg uon Tübingen, ^öfe, $ai3, SBaffmS:
«ot^cnljäuStcr, löteten u. ©tiftc. 16
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242 (SrgäHäunQen.
paterni affectus maximum indicium, non minore accepimus gratitudine.
Eo itaque intuitu ipsum fratrem ea solummodo de causa ex nostro
monasterio jam nuper relegatum, quod novae sectae Lutheranae
assentire noluit, ad R. P. V. mittimus, affectuosius rogantes, ut tan-
quam pius et benignus pater ipsum paterne excipere atque commen-
datum, habere dignemini. Fidelis namque est et honestus, qui non
tantum, ut speramus, placebit, sed et in omnibus R. P. V. suoque
venerabili conventui morem geret. Faciat igitur. in nostris miseriis
et angustiis R. P. V. uti de ea confidimus : et nos pro libito suo
astrictos perpetuo habebit.
Feliciter valeat R: P. V. cum sibi commissis. Ex nostro coenobio
de Alba XI. Martii anno XXXVI.
Fr. Lucas, solo nomine abbas Albensis.
2t. a. ©/Seite 353.'
d. 1537. ^inStag nadj SRifolai. 2ibt Sitfa* an §er$og m x [fy $) Cr
2lbt bittet, baft er wie bisher felbft im Ätofter bie Sftecfemmgen ber Pfleger
abhören bürfe, 1. c. 357. S)ie$ ift ba$ lefcte bon 2tbt .8ufa« untergeidjnete
2tftenftflrf. 2)er 2tbt würbe bemnad^ nidjt bor. 1538 fcerfjaftet unb ein-
gefyerrt.
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Seilag-ett.
Beilage i.
1556. 2Rai 12. SBebenljaufen. Seonfjarb %o&, $rior in S3ebcrif)aufen, an ©eorg,
SCbt ju Sfjemtenbad).
Ad debite. servitutis subiectionem. Reverende pater! E. g. wünsch ich vil
glucks in die prelatur, vernunflft, weyssheit vnd verstand von got alles zu ordnen,
regieren vnd verschaffen nach der eer, lob vnd willen gottes vnd zu wolfart des
loblichen gotzhuss. Gnediger herr. Gegen e. g. bedanck ich mich zum vnder-
tönigsten der trostlichen verheyssungen vnd zusagung, dann wir widerum in grosser
gefar stond, vns ist vff getrochen eine newe reformacion, durch welche vnser alt
langhergebrachte, cristenlich religion gantz offgehaben vnd abgeschafft werden
dargegen ein newe closter Ordnung von abtrünnigen pfaffen vnd munchen erdicht,
angericht vnd wie wol vnser kainer weder prelat noch conventualen iung oder
alt in solch reformacion bewilligt, ye doch wurt die Lutherey öffentlich in vnserm
gotzhauss gepredigt vnd in der schul gelert, also das ich nit wayss ob mir mögen
bleyben oder nit. Wan es aber dahin kompt das ich widerum muss weychen als ich
besorg, will ich zu e. g. kommen vnd mich halten darab e. g. kein missfal sollenn
haben. Sodann e. g. mir die frümess zu Bergen zustelte, woelt ich mich dermassen
in handel schicken, das Thennenbach mein kein schaden solt haben. Ich schick
hie mit e. g. in einem schettele ein pomum ambre den ich e. g. schenk in die
prelatur, vnderthüniglich bittend, sie woelle soelches gnediglich von mir vffnemmen,
thu mich e. g. in aller vnderthönigkeit bevelhen.
Datum Bebenhusen den XII. tag may anno 56.
E. g. vnderthöniger caplon
Leonardus Joss.
»reffe:
Reverendo in christo patri et domino Georgio monasterii porte celi alias
Thennenbach abbati dignissimo patri ac domino suo graciosissimo.
Thennenbach.
Betlage 2.
1534. 2>onnerftag nad) öuciä. 33eben§aufen. SoljamteS, 2lbt ju Sebcntjaufeh,
an Ulrid), $erjog öon SBürttentberg.
Durchleuchtiger, hochgeborner fürst, gnediger Herr, eueren f. g. seien vnser
demütig gebett gegen gott vnterthenig, willig vnd geflissen dienst allzeit berait
16*
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244 S5cUagcjt.
zuuor. Gnediger fürst und herr. Kurz verructer tag seind euer f. g. geordnete com-
missarien nemblich der edl vnd vest Hanss Conrad Thumb von Neuburg, Erbmar-
schalckh, Onofero Grempp vnd Georn Baihel von Stuetgarten hie ankummen vnd
nach Übergebung einer credenzschrifft von euer f. g; an vnss aussgangen, bey vnss
eine mündtliche Werbung vngefehrlich vff volgende mainung gethan, nam'blich, daz
euer f. g. befelch vnd mainung, das sie all vnser vnd vnsers gottshauses einkummen
vnd vermögen, nichts aussgenommen, inventiren vnd beschreiben sollen, mit beger,
wir wollten zue solchem ftirterlich verhellffen, ihnen solches alles bey aidtspflichten,
so wir derowegen thuen sollten, eröffnen vnd anzaigen, welchem wir nun nach
etlichem notwendigem vnd schuldigem wegern vnterthenige Vollziehung gethan, ihnen
den commissarien vnser vnd unsers gottshauss einkommen auff daz allerfleissigst vnd
getreuelichst angezeigt, darinn kein mühe, zeit noch arbeit gespart, ihnen auch
darneben all vnser baarschafft, silber-geschirr, kirchen- vnd ander klenodien sambt
allem anderm vnserm vorreht von wein vnd fruchten in zweien zetln verzaichnet
übergeben. Vnd wiewol wir vnsers verhoffens bei bemelten commissarien in ge-
hörtem anzaigen änderst nit dann wie ehrlichen reuthen gebiert geschinen, haben
doch erst zulezt sie die commissari an vns gelangt, nicht allein die barschafft,
cleinod vnd das Silbergeschirr, sonder auch alle vnsere brieff vnd beste ornaten
hinder drey Schlüssel, darunder der ain euer f. g. der ander mir dem prälaten vnd
der dritte vnss dem convent zugehören sollt, einzuschliessen. Vnd wiewol wir vnss
dess wie billich zum höchsten beklagt, sie die commissari fleissigst vnd ynter-
thenigst darfür gebetten vnd angezaigt, was nachteils . und Schadens daraus volgen,
nemblich dass wir der brieue sonderlich bey diser irrigen Welt alle tag bedörfftig,
dass auch dieselben, so sie allso eingeschlossen vnd also zue notturfftigen zeiten
dazu gesehen werden möchte, leichtlich in ab fall kommen. Vnd in summa sollich
einschliessen vnss vnd vnserem gottshauss nicht allein zu verderben, sonder zu
hoher schmach, verkleinung vnsers herkommens vnd vnzweifel dahin raichen wirdet,
dass wir fürter solches zu verwalten bey menniglichen für vntauglich geschetzt.
Haben wir doch solches vnangesehen, dass wir bissher in vnserer haushaltung
sperlich vnd erlich erschinen, vnd vnss dassjenige, so vnss von gott vnd dem
glückh verlihen, billich nit auss vnserm gewallt gewent werden soll, bei ihnen
den commissarien nicht erlangen mögen.
Dieweil nun gnediger fürst vnd herr, wir ganz vnzweifenlicher vndt unter-
theniger hoffnung, euer f. g. auss fürstlichem vnd christlichem gemüeth nit ge-
maint, vnss dasjen, so vnss von gott vnd allen rechten zusted, wider vnsern willen
dermassen einschliessen zu ' lassen , sonder vielmehr geneigt, vnss alss euer f. g.
schirmsverwanten bey demselben gnedig schuz, schirmb vnd handthabung zu be-
weisen vnd wir je auss schuldiger pflicht gevrsacht, e. f. g. vmb gnedige abwen-
•dung gemelter commissarien vorhaben anzusuechen. Vnd dem allem nach an e.
f. g. vnser vntertheöig höchst vnd fleissigst bitten, die wellen in gnediger beden-
kung oberzelter vrsachen vnd auch dass wir je krafft vnsers gefreyten herkommens
(ob wir gleich visitirens würdig) nicht dermassen vnd durch weltlich personen,
sondern durch vnsern oberen oder visitator sollten visitiret werden, gemelter
commissarien anlangen vnd fürnehmen gnediglich abwenden, vnss alss getreue
schirmsverwante vnd die so in allen euer f. g. obligen in voriger vnd ieziger
e. f. g. regierung (bezeugen wir mit gott) allwegen mit ganzen treuen vnd vnsers
Vermögens erschinen gnediglich bedenckhen vnd vnss bei dem vnsern wie bissher
vnuerruckt bleiben lassen. Begern vmb dieselb e. f. g. (die gott der herr inn
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^Beilagen. 245
glücklicher regierung lang vffhalt) wir neben dem, dass wir bei gethaner pflicht
angezaigt silber cleinoter vnd vorraht ausserhalb notwendiger hausshalltung keins-
w.egs zu verändern erbietig gegen gott vnd in zeit vnsers Vermögens in aller vnter-
thenigkeit hüchsts fleiss zu verdienen.
Datum Bebenhausen donnerstags nach Luciae anno 34.
E. F. G.
vnterthenige cäplön
Johannes abbt vndt ganzer convent zu Bebenhussen.
Slbreffe:
• Dem durchleuchtigen hochgebornen fürsten vnd herrn herrn Vlrichen
herzogen zu Würtenberg vnd Thek, grauen zu Montbelgart &c. unse,rm g. fürsten
vnd herrn &c.
i&t\l<X§t 3.
1556. Tlai 24. 33ebenl)aufcn. ©ebafitan, Übt ju Sebenfyuifen, an ©corg, Wbt
ju Sfjemtcnbad).
Orationes in domino devotas et se ipsum totum offert ad omnia paratum. Re-
verende in christo pater et domine. Ewer erwurde schreiben hab ich von meines
lieben herrn v.on Zwifalten diener empfangen vnnd Inhalts vernommen. Vnnd erstlich '
wie ich E. E. nechermals geschähen, also stat es noch vm vnns in monasterio Beben-
husano. Die mess ist abgeschafft. So ich oder meine seniores wollen celebrieren,
muss das in conclavi vnnd in stillem geschehen, vnd nit gar ohne forcht. Omnia
nostra alia sunt immutata. Ich hab zwen preceptores, ainer profitetur teologiam, alter
artes,- et ille etiam concionatur populo. Sind jung gesellen, putant se omnia scire,
bene sciunt spernere vetera et erigere nova. Ich hab sex junger schuoler miessen
annemmen. Diese lert man vff den newen schrbt. Meine jungen conuentbrueder
miessen auch ad lectiones gon, beduncht mich doch sy haben nit vil willens darzu.
Waiss nit wie es irthalb sich schicken wirt .... ma dise. new furgenomen ordens
.... monasteriis destruet omnia monasteria .... die weyl seer lang sedeo .in sorgen
.... vnd not, gott wolle gnad verleichen dar .... meine seniores mögen mit gedult
.... schiffen. Zum andern, den herrn von .... vnnd seiner Erwurde zwen junger
betreffende, rogatus rogavi, souer es E. E. gelegenhait erleiden mög, stat by der selben
willen vnnd gefallen, sy ze halten vnnd wa sy beschwerlich sein wölten wider abzu-
fertigen. So es sein mag sy nebet denen von Salemschwiler zu halten, werdet Ir
dem herrn von Zwifalten ain sonder wol gefallen thon vnd der bezalung halb des
tusch wurdt es nit mangel haben. Ich wil es auch vm euch verdienen. So es aber
nit sein mag, sol by mir deshalb de pristina amicitia nicht abget .... werden.
Zum dritten das margraff Carle vnd sei ... . amptleut wider euch vnd das
gotshus .... seind, davon hab ich vor vnd ee ewer schreiben mir zukommen, gehört
vnnd sieht mich für gants beschwerlich an, dan dwyl des gotshuss Thennenbach
sein best einkommen in der margraffschafft fallen hat, wil beschwerlich fallen, ain
ongnedigen margraffen vnd auch amptleut zu haben. Dwyl aber ainer nit lenger
friden kan haben, dan ime sein nachpaur zulesst, miesst Ir es got bevelchen vnd die
herrn der regierung .... hilff nemmen vnd sehen, wie Ir dis orts .... hinuss kommen.
Were doch mein ongepetner . . . . onbegerter rath, Ir hetten gesehen . . . . Ir doch
by den amptleuten möchten .... en überkommen, damit dem gotshuss .... weniger
nachtayl ervolgte , dan die amptleut kinden euch wol vnd übel thun vnnd das übel
dergestalt, das Ir es nit wol kinden klagen. Credo uos me bene intelligere.
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246 Seilagen.
Souil ewere fratres belangt, haben wir tempore resignationis mee wol gespurt, was
sy im sinnd gehapt, sed noluimus eorum voluntatem perfici. Ich hab auch wol gedacht,
sy wurden sich des gegen E. E. hernacher erzaigen. E. E. seyen Irem bevolchnen ampt
trewlich vor vnnd lassen sich nit irren obschon onruehig brueder vorhanden syen.
Das Ir dan auch schreiben ewer person halb , das Ir nit gleich wol vff . . . .
etwas krank seien, ist mir trewlich laid, got der her wolle es bessern. Doch wollen
Ir by verstendigen by zeiten rath suochen, mag euch noch wol hilff geschehen, dan
E. E. noch jung vnd deren wol geholffen werden mag.
Zu letztem das sich E. E. gegen mir vnd meinen conuent gunstiglich erpietten,
wan die sachen sich noch beschwerlicher wolten zutragen, alles mit vns ze taylen vnd
vns nit zu verlassen, des bedank ich mich von meinet vnd des convents .... gans
'fruntlich, wil das vm E. E deren gotshuss soviel mir muglich ver .... wir
wollen vnns so lang mir mög .... wir gern niemanden wolten beschwerlich sein oder
werden. So es aber je anders nit sein kinde, wollen wir dannoch sehen, das wir
niemanden überlestig werden, ob wir gleich guet herrn vnd frund ansprechen miessten.
Das alles hab ich E. E. vff Ir schreiben wider zuschreiben wollen Optime valeat v. p. r.
ex Bebenhusen 24. May anno 56.
R. Sebastianus abbas
in Bebenhusen.
treffe:
Dem erwurdigen vnnd gaistlichen herrn her Georgio abbt des gotshuss Then-
nenbach, meinem insonders lieben herrn vnd frund.
Orig. ^qö.
NB. So btc Surfen in btt 2tbf$rift ftnb, ift bte SBoriage burtpdjert.
Vertage 4.
1557. Slpril 29. SBebcnljaufen. Sebaftfan, Slbt *u Sebenfjaufen, an ©corg, Wbt
51t £ljennenbadj.
Orationes in domino devotas et seipsum ad omnia beneplacita offert promptissi-
mum. Reverende pater et domine. Ewer erwurde schreiben hab ich von Luxen
empfangen vnnd alles inhalts vernommen, vnnd das E. e. willens gewesst, selbert
mit Luxen heruss ze kommen vnnd mit mir vnnd dem conuent fruntlich gesprech ze
halten, hette ich vast wol leiden mögen, souer es irer gelegenhait halber sein het
mögen, wil auch E. e. gebetten haben, das sy zu Irer eehisten gelegenhait heruss
spacieren wolle, wollen wir nit allain fruntlich gesprech halten, sonder auch die wein,
deren ich zimlich guot hab, versuochen. •
Das dan E. e. begeren ze wissen wie ich lebe vnd wie* alle sachen standen,
thon ich deren ze wissen, das es dismals zimlich wol vm mich stat, allain plagt mich
je zu zeiten der calculus vnnd arena, auch hab ich ettliche mal grosse hauptwee,
darzu mich auch verursacht die gross vnruob, darin ich teglich stecken muss, dan
wenig ruob vnd frid verhanden by denen leuten, damit ich zu thonn haben muss,
dan es stet noch in terminis, wie E. e. hieuor ettliche mal vernommen haben. Antiqua
iacent et uilescunt, nova placent et eriguntur passim. Cum patribus et fratribus
meis stat es noch wie uor, paciuntur et tacent. Ich gib yetz tausent sibenzehn
gülden turcken Schätzung. Et postea Catharine funfftausent nicht destweniger.
Hiemit erpeut ich mich zu E. e. diensten, que optime valeat.
Ex Bebenhusen 29 aprilis anno 57.
Sebastianus abbas zu Bebenhusen.
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^Beilagen. 247
»reffe:
Dem ernwurdigen und gaistlichen herren her Georgio abbt des gotshusses
zu Thennenbach- meinem sonder lieben herrn vnd guoten frund.
£rig. tyap.
1560. Sfyrt! 1. SBebenfjaufen. ©ebaftiem, »t ju 93ebenfjaufeti, on $an3 Steiger
ju JJreiburg.
Orationes et in domino salutem plurimam. Lieber maister . hans. Ewer schreiben
manu alterius altem brauch zuewider (so mich etwas verwundert) verfertiget, hab ich
empfangen vnnd innhalts vernommen. Vnd souil die handlung mit der resignation
betrüfft, mag ich gedenckhen, daz die so khain wissens haben, mit was geschwinden
pracktigen man vnderstehet alle monasteria ducatus nostri wider einzuenemmen , wie
dan mehrenthails . schon geschehen , sich hoch verwunderen vnd mein handlung nit
guet haissen khünden. Wer aber walst wie alle sachen standen, mit was beschwehr-
nussen, betrang, eingriff in gaistlichen vnd zeitlichen ich bissheero bekhümbert worden,
wurdt sich nit so gar hoch darob verwunderen, insonders so er waist wie ich gehandlet.
Dieweil ich mit vil vnd anleidenlichen beschwerden beladen gewest, darnebet
kranckhaiten meines leibs zuegenommen, daz ich nit mehr diser administration vor-
stehen mögen , hab ich nach der ruo anfangen zue gedenckhen vnd daz mittel der
resignation fürgenommen, nit der mainung prineipi zue resignieren, sonder in prae-
sentia praelatorum conuentui. Doch weil ich bedacht, daz ohne bewilligung des
landtsfürsten die negocien nit wol khünden fortgang haben, hab ich suppliciert vmb
zuelassung der resignation, mich nit änderst versehen, dan es solten praelaten beriefft
worden sein, in quorum praesentia ich conuentui resigniert vnd gleich ein anderer
praelat wer erwöhlt worden. Ist aber mir contra meam voluntatem der zweckh ver-
steckht worden, die bürde vnd last der administration von mir genommen, dignitas
praelaturae bliben, vnd also subtiliter mit mir gehandlet worden, daz ich es nit
verstanden, biss ich dermassen verfesst, daz ich nicht mehr weichen khünden, ich
wollte dan grosse vngnad vff mich geladen haben. Es were vil de hoc negocio
zue schreiben, aber doch nit sicher, mundtlich were es besser. Ich gedenckh Sixt
werde etwan herauss khommen, dem will ich alle ding anzaigen, die pension ist nit
also ring, mich benuegt darmit gar wol. Ich bin seit nativitatis christi sehr khranckh
gewest vnd noch, will bald in saurbrunnen ziehen, hilfft der nit, so helff gott.
Optime valete ex Bebenhusen 1 aprilis anno 1560.
Sebastian abbt zue Bebenhaussen.
Allen herren vnd freunden, so nach mir fragen, wollen alles guets von mir
anzaigen , vnd sie piten , sy wellen disen mein handel im besten verstehen , wollen
ihr auch daz best darzue reden, wil ich verdienen.
»reffe:
Dem ersamen vnd wolgelehrten meister Hannssen Schweizern , thennen-
bachischen Schaffner zue Freyburg im Preysgaw, meinem lieben herrn und freundt
zue eignen banden.
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248 SBeifogen.
Beilage 6.
1535. 3Hontag itad) 11000 Sungfrauen. ©errenalb. SufaS, TOt §u §errenatt>,
an Ulrid), §erjog Don SSürttetnbcrg.
Dem dtfrchleuchtigen, hochgebornnen fürsten vnd herren herrn Vlriehen herzogen
zu Würtemperg vnnd zu Theck grauen zu Mümpelgart etc. vnnserm gnedigen fürsten
vnd herren etc.
Durchleuchtiger, hochgebornner fürst gnediger herr, ewern fürstlichen gnaden
seyen vnser gebett gegen gott vnnd willige diennst inn aller vnderthönigkeit vnd
gehorsame zuuor an bereit. Gnediger fürst vnd herr, es haben E. F. G. gesandten'
die edell vest ersam vnnd fürnem junckher Renhart von Sachsenheim und Philips
Vollandt vogt zu Gröninngen by. wenig verschinen tagen mir dem abbte ein credenz
überantwurt vnd daruff Werbung vnd anbringen irem beuelch nach an vnns gethon,
nemlich zum ersten das vnnsers gozhus cleinotter, brief, register vnd anders wie das
hieuor inuentiert vnd ingeschlossen ist gen Stuttgarten in E. F. G. renntkammer soll
gefiert werden. Am andern das wir vns mit furung darzu sollen schicken, wann
E. F. G. vns vrigeuerlich inn vierzehen tagen widerumb werden schreyben lassen, das
ein yeder dess conuents mitt sampt seiner bettladen vnd bettgewandt gericht sey inn
ein ander closter dahin sie verordnet werden ze farn, sollichs alles mit weytterm
innhallt, haben wir mit gepürender reuerenz vnd inn aller vnderthönigkeit vernomen,
vnnd geben daruff E. F. G. vnderthönigklich zu erkennen, das von anfang als vnser
gozhuss inn den schirm dess löblichen huss Würtemperg beuolhen vnd komen vnsere
vorfamden sich gegen den herschafften zu Würtemperg ye wollten her (anders vns
nit wissend) vnderthönigklich erzeigt vnd gehallten, dargegen auch allwegen von den
herschafften gemelt vnser gozhuss die äppt vnd conuent gnedigelich geschuzt, geschirmt
vnnd gehandthabt worden sind. Diewyl dann gnediger fürst und herr gegen E. F.
G. wir vnns dermassen inn aller vnderthönigkeit gehorsame vnd gutwilligkeit bisher
auch erzeigt vnnd bewisen haben vnd mit hillff dess all mecht igen hinfüro vnser
leben lang inn müglichen dingen thon wollen, so langt an E. F. G. vnnser demuttig
bitt vmb gottes willen , die wollen als vnser gnediger Schirmherr vns bey vnserm
gozhus ouch bey desselben vnd vnsern gnaden, fryheiten, briefen, eehafften, hab vnd
güttern gnedigelich pleyben lassen vnd als diehjenigen so darwider nichts verschult
oder verwirekt haben, vnnd mit gottes hillff hinfürter nit thon wollen, daruon nit
verweysen, sondern mit vnns inn ansenhung das wir zum merprtheyl schwach, allt
vnnd krannkh sind , vnnd one tödlichen nachtayl vns nit wissen an andere ort zu
uerenderen ein gnedigs vnnd vetterlichs insenhen haben , das begeren vmb E. F. G*
wir in aller vnterthönigkeit vnnd schuldiger gehorsame allzeit willig zU uerdienen vmb
gnedige. antwurt vmb gottes willen bittende.
Datum Herennalb, montags post XI. M. virginum anno XXXV.
E. F. G.
vnderthänig caplön Lucas abbte, prior und conuent zu Herrenalh
Beilage 7.
1534. Oftober 31. Stuttgart.
Usschreiben ahn alle amptleuth gericht vnd rath zue endern vnd zu besetzen.
Von gottes g. Vlrich hertzog zu Wirtemberg etc.
L. g. Uss erforderung der hohen notturfft vnd sondern , bewegenden vrsachen
beuehlen wür dir mit ernst, du wollest von vnsern wegen dich aigentlich erkundigen
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^Beilagen. 249
vnd erlernen gelegenheit aller persohneii, gerichts vnd raths bey dir zue N., wer ein
jeder sey, vnd wie sich ein jeder gehalten habe vnd darauf fürderlich vnd vnuerzogen-
lich gericht vnd rath von newen dingen besetzen vnd dich befleissen, diejenigen darzue
fürzunehmen, denen zu uertrawen, die auch züe Verwaltung desselbigen geschickht,
taugenlich vnd vns bissher anhengig vnd vnser parthey gewesst und pliben sein vnd
deren wissen zue getrosten, daran verlassen wir vnnss ernstlich.
Datum Stuetgarteh den letzten tag octobris Anno 1534.
Cedula.
Vnd insonder zaigen wür dir in geheimen, wollen auch hiefhit ernstlich, wa
jendert geschickht persohnen, die dem euangelio vnd gottes.wort anhengig vnd zue
gericht vnd rath zu gebrauchen were, das du etlich derselbigen persohnen auch darzue
füfnehmest, damit sie vndereinander ingemüschet vnd dardurch das euangelium dester
fürderlicher erhalten werde , vssgeschlossen diejenigen so der sect dess widertauffs
anhengig, oder für sich selbs damit verhafft oder belestigt weren, die welkst yber-.
schreitten vnd darzue nit geprauchen. Dess wiss dich zu halten, verlassen wur vns.
Actum vt in literis.
Copiae f. creditiwschreiben den in die closter zue inventieren abgeordneten
gesandten # ahn jedes orts apt vnd conuent, sampt beygelegten postscripto in einem
absonderlichen zettel 1534.
Von gottes Gnaden Virich hertzog zu Württemberg vnd Teckh, graue zu Mümp-
pelgart etc.
Vnsern günstigen gruess zuuor. Würdiger ersamen . lieben andechtigen vnd
getrewen. Wür haben die nachbenandten vnsere liebe getrewen N. N. mit sonderm
mundtlichen beuelch zue euch verordnet, sadhen halb das gottshauss belangendt von
vnsern wegen mit euch dissmahls demselben gemess zu handien. Daruf dan vnser gne-
digs begehren auch beuelch, disen vnsern gesandten in vnserm nahmen zuuersichtliche
gehorsamin vnsers Vorhabens vngewaigert zu laisten, darzue vngezweifelten glauben
für vnd für biss zue ende vnd volnziehung der Sachen, in vrkundt diss brieflichen
Scheins zue geben vnd euch hierinn keines wegs änderst besonder wie bissanhero
guet will erzaigen, auch befürden zu lassen. Das kommet vns zue gnedigem gefallen.
Geben in vnser stat zue Stuetgarten den 5. Novembris anno 1534.
Dem wirdigen , auch ersamen vnserm lieben andechtigen vnd getrewen herrn
N. N. abte zue N. vnd conuent daselbsten sampt vnd sonders.
• Postscriptum.
Nachdem wür auch vernehmen, das in etlichen clöstern persohnen sein sollen, die
herauss zu kommen vnd in ein andern stat sich zu begeben willens vnd auch etlich
die dargegen eingenommen zue werden begehren, dieweil nuhn die lauff gantz ge-
schwünd vnd seltzam, so ist vnser gnedigs begehren, ihr der prelat vnd die vom
conuent wollen sich in baiden obgenanten Sachen endthalten, nicht darwider fürnem-
men , sonder vnsers beuelchs , beschaidts vnd Ordnung , so desshalb fürgenommen
werden möcht erwartten, dessgleichen das ir mit verenderung oder verkhauffen ewer
güeter oder fruchten ohn vnser vorwissen vnd . bewilligen nichts fürnemmen wollen.
Ahn dem allem beschicht vnser will vnd'meinung, werden auch solches gegen euch
mit. sondern gnaden erkennen.
Datum vt in literis.
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.250 Seilagen.
Vertage 8.
1556. SWerj 9. Slbelberg. Seridjt ber (Sommiffäre an btn ©erjog betreffenb
Slbclberg.
D. Gnediger herr! Was wir ietzund bei dem herrn prelatenn vnd dann dem
conuent zu ^delberg von wegen anrichtung vnd erhalltung der christlichen closter-
ordnung gehandlet vnnd lettstlichs verabschidet, des haben e. f. g. aus beiverwanten
vnderzei ebneten Schriften nro. 1, 2, 3 vnd 4 gnediglich zu sehen. Darauf e. f. g.
durch ire hierzu gefellige oder verordnete reth wol werden wyssen anschirrung • vnnd
versehung thon lassen , auf das die 12 im abschid bestimpte jungen sampt den 2
preeeptoribus mit ehester gelegenhait alher verordnet werden. Vnd thund e. f. g.
vns zu gnaden befelhen.
Datum Adelberg den 9. Martii 56. Blieninger. Ber. Hormolt.
Zettula.
Gnediger herr, e. f. g sollen wir auch in vnderthenigkhait nit verhallten, das
in vnser ankunft wir den prelaten gantz vnlustig vnd vnlittig diser closterordnung
halben befunden , darneben in vnserm priuatgesprech vnnd sein selbst reden wol
vermerken khunden, wie es mit den conuentualn ein gestallt haben würde vnd das sie
beider seidts vor vnser ankunft irenn pact vnnd anschleg gemachtt ires kopfs zu
pleiben vnd das auch der abtt inen conuentualn (laut seines selbsts in neben collo-
quiis beschehen verschnellens), Vertröstung gethan, sie dannochtt mit sein pfarherrn
im bapstum (deren er noch III hatt) auch in andern clöstern vnnd sonst mit hilf
zu versehenn, deshalben dan auch der prior in seinen nebengesprechen angeregt
als ob ir residuum zu hoch gestellt, dargegen der prelat für sich selbst auch auf
gleiche mainung neben zu mermals £erett vnd wie er denne e. g. nitt vil junge
einnemen würde khunden , dabei sich verneinen lassen , alss ob sein prior ime auf
14 c. fl. ins closfer geprachtt, als wolltt er sagen, es gehert dieselbige summa geldts
dem prior zu geben noch zu. So hatt der prior in seinem' mit vns gehapten gesprech
auch gegen dise Ordnung vnd warn cristlichen religion anfenglichs sich ettwas hartt
erzeigtt vnd vnder anderm sich vernemen lassen, wie es nit vil redens bedurffte, wan
er eben ietzund nit mit gegenwärtiger krankhait der grym vnd podagrans bettryssig,
wollt er nit pleiben, sondern hinauss seins gefallens hinziehen, wie er vorn jarn bei
e. f. g. herrn vatters lebzeiten in gleichem fall (da man nit vil daran gewunnen)
auch gethan. Vnnd wiewol mir dargegen mit aller gietigen beschaidenhait bericht,
information vnd exhortation fürnemlich gegen den hern prelaten die 2 teg gemeinlich
vnd sonderlich variis multisque modis gebraucht vnd damit ine gestergis tags zu der
in dem abschid verwilligten Zulassung vnd conuentual freistellung geprächt, darauf
ein abschidt vermeg der copei litera A sampt der in der misiu gemellten statutis,
Status preeeptorum mit. wyssen vnd gehellen des prelaten begryffen. Volgents als
wir auch die 8 conuentualen, 3 priester. vnd 5 profess, ein nach dem andern für vns
beschiktt vnd auf ir erste einhellige waigerung oder rund abschlahens, mitt grosem
fleyss vnd nun zu vil glimpfiher beschaidenhait, nach lengs vndericht, zu lettst mit
dem prelaten die moderation in der missiv nro. 1 gemellt bededingt, die er ime auch
gefallen lassen, gesagt, mit sein convent dariber zu handien, hernaher vns die ver-
zeichnus nro. 2 geprachtt, auf welches wir nochmals mitt ime prelaten vnd dem
elltesten cenventualn subpriorn gehandlet , dissen fürschlag .fürnemlich der 5 profess
halben vngebürlich vnd inen wider zu geben sein, dann ein mal sie lectiones hören,
studiren, darzu halten die lateynische in der Ordnung bestimpte kirchen geseng vnd
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Beilagen. 251
lectiones, desgleichen die diseiplin vnd gehorsame inhallt der Statuten vnd Ordnung
zu hallten vor gott vnd der wellt schuldig derselbigen nit erlassen, vnd in dem allem
gar mit kheiner neuwerung, sonderlich in der religion beschwert würden, mit anhang,
obgleich er subprior sampt den andern 2 priestern die lectiones artium nit allwegen
besuchen wollten,, das sie dannocht die theologicam zu hern, darzu die kirchengesang
vnd lectiones vnd preces zu verrichten helfen, darzu er subprior den chorum oder
der andern einer (wie «bissher) zu regiern schuldig. Doch wa er subprior nit zu
kor gen, das er in solcher verhünderung allweg einem andern sein officium zu regiernn
befelhen kenthe &c. vnnd darbei obgemellten abschid litera A ime prelaten vnd
dem subprior widerum angezeigt vnnd im buchstaben vorgelesen, die inen nun den-
selbigen gefallen vnd mir darauf selbigen abents, beider seidts mit einander gessen,
guter ding gewesen vnd vns gar kheines abfalletis oder practicierens ferners versehen,
darauf D. Jacobum von Geppingen berufen, die erst lection morgens zu thon vnd
mitt abstellung" der mettin zu 8 vrh mane, auch den 1 . actum der kirchen zu hallten
angesagt. Als wir aber heut morgens frie denselbigen ingrossierten abschid dem
prelaten zugestellt wie der von ime vnd subprior abgehertt vnd adprobiert helfen
zu vnderschreiben , hatt er prelat widerum das alltt erwischt zu vns gefallenn vnd
rund gesagtt, er wollte das nitt vnderschreiben, man solltt zuvor die conüentuales
wider beschiken, sie hern vnd disen abschid vorlesenn vnd ob wir gleich ine darvon
zu wenden vnderstanden , mit sonderm anhang, das solchs allein ime als dem herrn
zu stiende, desgleichen sein ampt verkleynerlich vnd ander e. f. g. prelaten, Mulprun,
Hirsauw, Bebenhausen vnd Herrnalb selbst sollichs nitt zugeben, vil weniger in dem
auf den convent gar nitt sehenn oder daselbig auf den convent zu richten* zulassen
wellen, ist er doch auf sein begern stracks verharret mit anregung was ine in dem
allem Bebenhaussen, Hirsauw, Maulprunn angieng darvon wir auch ine nitt bringen
megen vnd sich hieüber also verharrlich mit ernst gestellt, das wir ime wider nach-
setzen in sein gegenwürtigkhait solch abschid seinenn mit ime gebrächtenn 8 con-
ventualn verlessen miessen, darein er abtt selbst im verlesenn vor den conventualn
des abwesenden .priors halb gleich im anfang gerett e contra wir ita esse veritatem
et coram nobis hactenus confirmiert vnd volgents in verherung desselbigen abschidts
der subprior mit allen conventualn gentzlich wider abgefallen , in abschid nitt mer
.verwilligen darzu wecler die lectiones noch die kirche zu besuchen , in einchen weg
annemenn oder verbunden sein wellen, vnd ob wir gleich dargegen das vnser
gerett, sie nochmals ermant, vnd ir vnbestendickhait auch vorgende begebung oder
gefallen fürgeworfen seind sie doch alle keybig, streitig vnd halsterrig auf ir may-
nung entlich vnd drutzlich mit ein ander darauf verharret.
Also haben wir widerum an abt gesezt, vnd vns diser schimpflichen vnbesten-
dickhait vnnd angeschikter practic oder conspiration hoch beschwert, volgents mitt
begreyffung des -andernn in -der missuv gemellten abschidts nro. 3 an ine erfordert,
sampt den ime hivor auch gefelligen statutis vnd preeeptors Status nro. 4 zu vnder-
schreiben, welches er lettstlichs gethan vnd darbei deutsch gesagt, es. seie ime dise
Ordnung gar zu wider, thie es nit gern, geschehe mit seinem willen nitt> miesste es
leyden gott befelhen. Er abt hatt auch neben zu von seiner aygnen habenden juris-
dition vnd freyhaiten vnd das e. f. g. gegen ime vnd seinem convent in spiritualibus-
nichts aufzulegen, desgleichen vom abschid, das derselbig ir prelaten halb solchs nit
zugebe vnd ime in craft desselbigen sein religion vorbehalten. Item da er noch
junge were, den nechsten aus dem closter weg ziehen vnd nit pleiben wollte sampt
andernn allerhand reden gepraucht. Item zulettst mermals fürgeschlagen , in seines
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252 Beilagen.
closters kirchen ime die mess nit zu hindern, sondern zugestatten, des wir nit ver-
willigen wellen noch kljunden. Aus welchem allem e. f. g. iren selbst von gott dem
hern begapten verstand leuchttlich zu versten, das mitt sonderm von inen münchen
allen jungen vnd allten vorgehaptem rath, conspiration oder zusamenstupfen also
angeschikt darhinder bei inen gefasster anschlag gestecktt sein in masen dan auch
der prelat, erst nach der zu Stutgarten entpfangenen Ordnung ein preceptor von
Dillingen aus ins closter, der in artibus vnd theologia den miwichen lysst angenommen.
Zudem er prelat darvor ane bedacht in e. f. g 1 . namen beschehen zuschreibens oder
inhibition, die halsssterrige conyentual profess thon, zu subdiacon vnd diacon ordnen
lassen.
Derhalben per consequens wir vns dyses zu Adelberg verharrten keibs halben
anders nit zu versehen, wan das die kunttschaft hinc inde per restantes adhuc monachos
gewyss gemachtt et in simili idem vns allethalben begegnen , derhalben vnsers be-
sorgens, wir ferners nichtt fruchttbarlichs merers verrichten wirdenn.
Actum ut in literis den 9. Martii 56.
Sßapierconcept. .
Beilage 9.
(Srflärima. be§ $btc§ Subtoig. SBerner 0. 3. u. O.
Ich hab als ain freye manumittierte person meiner ordenlichen oberkait gelobt
vnd geschworen meines prdens Statuten ze halten, auch junge zu solchem vffziehen
vnd instituieren, damit den stifftern geschehe was inen verhayssen ist.
Dieweyl aber mein gnädiger fürst vnd herr- ain andere Ordnung in meinem
clauster wil anrichten muss ich gedulden.
So aber ir fürstlich gnad in der confirmatlon des freywen zugs zugibt, das die
prelaten diss fürstenthumbs weltlicher oberkait. kainswegs vnderworfen sien. Dess-
halben ir f. g. mich mit sampt zwaien ältisten meines convents wil gnediglich frey
lassen vnd mit ir fürstlichen ordinacion nit beschweren, damit ich nit bederffe glübt-
los noch mainaidig werden.
So ist desshalben an ir f. g. mein gantz vndertanig pyt mir vnd denselbigen
zwaien gnadigjich zu lassen, daz wir in aller stille vnser christenliche ceremonien
mögen fir vnss selber halten durch das ampt der hailigen meess darzu wir geordnet sien."
Die anderen conventuales jung vnd alt hab ich dahin gebracht vnd persuadiert,
daz ain yeder wil ain zyt lang sollicher nuwer ordinacion zu sehen , doch in alweg
deren zu geleben onverbunden, auch macht haben darvon zu gend, welcher zyt ime
sollichs wil gelegen sein nach vermög des fryen zugs.
Beilage 10.
1536. Sanitär 7. 0. £). (Srfläruttg be§ (£onücnt3 ju Ölaubeuren.
Wir prior vnd conuent dess gothus Blauburen bekennen offenlich mit disem
brieff, nachdem die gesanten dess durchleichtigen hochgebornen fürten vnd herren
herr Virichs hertzogen zu Wirtenberg die. Werbung an vnss gethon vnss abzefertigen
gen Mulbrun oder ain pension ze geben yedoch mit angehenckter Verzeihung
vnsers closters vnd aller gerechtikaiten vnd ansprach so wir darzu haben vnd
aber wir sollichs nitt haben angenummen noch wellen anemmen dan in mass vnd
gestalt wie hernach eröffnet wirdt vnd dess halben ettlichen au.ssgebotten worden
den anderen zu gelassen zu pleiben biss auff weiter beschaid. Ee dan wir nun
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Beilagen. 253
von ain ander geschaiden sind haben wir mitt wolbedachtem mut vnd vorgehaltner
ratschlagung vss briederlicher lie^e zu nutz ,vnd wolfart vnss vnd vnserm gotzhus
weiter veraint vnd in kunfftig zu halten verbunden zu gesagt vnd verpnich't- wie
hernach volget: Zum ersten dieweil wir vnss vormaiss mittainander haben veraint
vnd beschlossen obwii miessten ain pension niemmen oder sunst vngnad dess
fürsten vnd gross Schadens . wärtig sin wie die gesanten zu verston geben,- wolten
wir doch sollichs nitt lenger bewilgen och der pension halb nitt lenger vnss
vnser pfrund vnd gotzhus verzeihen' dan biss auff ain künfftiss gemain cristenlich
consilium oder des reichs reformacion vnd aber sollichs nitt ist angenummen wor-
den, versprechen wir vnd sagen ain ander zu bey guter trüw furohin vnd in kunfftig
vnss nitt anderss wellen einlassen noch begeben dan wie vor gemelt ist, och vnss
in sollicher sach nitt anderss vnd weiter verschriben dan wie inhalt vnd lut die
copey ainer verschreibung dan ze mal von vnss gestelt die hernach wirt von wort
zu wort geschriben. Zum anderen seitmal och die gesanten sich vilfältig haben
geflissen vnd geyebt vnss von ainander ze trennen vnd wir dessglichen ainander
vilfältig vertrüst vnd getrost nichtz on ainander in solcher sach handien wellen.
Damitt nun sollich furniemmen vnd argliist der gesanten nitt fürgang hab zu nach-
tail deryenigen, die yezund in das eilend werden getriben, versprechen wir vnd
sagen ainander zu wie vor, das wir fürohin wie bissher vngetrent von ainander
wellen sein vnd wir die diss mal bleiben in unserm closter fürohin die pension so
wir in ettlich' mass vnd gestalt bewilliget haben, das ist biss auff ain kunfftig con-
•silium oder reformacion dess reichs wie obstat nitt wellen aniemmen, dan in
sollicher gestalt das man sy och gebe den anderen aussgetribnen die vormaiss
bey vnss bestendig sind bliben mitt vnss brüderlich vnd getrüwlich gehandlet vnd
mitt vnss haben sollichs alles geratschlaget vnd beschlossen vnd damitt niemants
werd in der sach verkurtzt oder sunst zu nachtail ainchem raich, sollen vnd wollen
wir vor kain brieff oder verschribung übergeben, biss den vertribnen zeitlich vor,
verkunt darzu och ze kummen, ob 'sy änderst wolten sollichs aniemen vnd wie
ander der pension beniegig gemacht werden. Dieweil aber vor in der handlung
die summ der pension nitt ist bestimpt worden dan allain das wir nitt fiertzig
guldin wolten niemmen wie angeboten ward, sunder mer haben so sollen hie h&ruff
die* bliben im closter gewalt haben wa ess darzu kerne die summ zu bestimmen
yedoch das sollich summ gelts nitt sey vnder fünfftzig guldin. Zum dritten dieweil
nach abschaid deryenigen so vssgebotten ist der klainest tail des conuents an-
haimsch sein wirt, versprechen wir furohin in abwesen der anderen welche den
grösten tail dess conuentz machen das closter vnd sein ligend gietervnd gerech-
tigkeit nitt zu verkoffen versetzen verenderen nitt zeins oder leibding darvff ze
niemmen och nitt in anderer gestalt wie sy mögen genannt werden zu vertieffen
vnd weiter zu bekümmeren vnd verschriben ob och vnser oberkait sich sollichs
vnderstiend vnd gwaltigklich thun wurde, wellen wir kain verwilgung darzu geben,
• auch nitt sunst in namen ains gemainen conuents handien on der vertribnen .vnd
abwesenden wissen vnd willen dan wa sollichs beschehen wurde das gott nitt welle
soll ess krafftloss vnd nichtzig sein sollich obgeschriben artickel sollen vnd wellen
wir trüwlich vnd ongefarlich halten vnd dess zu warem vrkund hat vnser yetlicher
mitt siner aigne hand disen brieff vnderschriben vnd die nitt künden schriben
ander darzu erbetten.
Der geben ist auff den sybenden tag januarii dess jars alss man zalt nach
der geburt christi vnsers lieben herren tausent fünffhundert vnd dreyssig sechs jar.
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254 Beilagen.
Copey der verschribung vorgemelt.
.Ich N. bekenn vnd thun kund offenlich mitt disem brieff, nachdem durch
Schickung dess almechtigen der durchleichtig hochgeborn fürst vnd herr herr Vlrich
hertzog zu Wirtenperg vnd zu Teck, grafe zu Mumpelgart &c. min gnädiger fürst
vnd herr diss siner fv g. furstentumb widerum erobert, vnd aber volgends ain ge-
main Ordnung vnd befelch der closter vnd ordens lut die mir och zu handen ver-
kündt zu halten dermassen fütgenommen hat also das sin f. g. yemants weiter dan
so vil der gaist gnad gibt darzuhalten vnd zwingen besunder aines yeden gewissen
darinnen frey lassen wolle vnd ob aber ich der massen vnd so vil noch nitt be-
dächt vnd Verfasst bin solliche Ordnung änzenieminen vnd zur zeit zu erhalten.
Demnach hochgedachten minen g. f. vnd herren zu vndertäniger gehorsam vnd
sunderen gefallen ich zu nutz vnd wolfart angeregts furstentumbs begib ich mich
hiemift vnd in krafft diss brieffs also das gedachter min g. f. vnd herr mir für
min pfründ zu miner vnderhaltung von vnd in demselben closter Blauburen järlich
vnd ains yetlichen jars alain vnd besunder alwegen vff N. tag one mengklicgs .
irrung vnd intrag gar vnd gentzlich one allen mihen kosten vnd schaden zu geben
vnd zu antwürten nemlich N. guldin in mintz welch ich. nachfolgender mainung
vnd sunderlich in oder ausserhalbe dess furstentumbs Würtenberg miner gelegen-
hait vnd noturfft nach zu bewenden vnd zu verzeren soll vnd mag one eintrag
mengklichs dergestalt vnd also das ich mich sollicher yetzgethoner bewilligung
verer oder lenger nitt biss auff ain gemain concilium oder reformacion dess reichs
alss wa darinnen ain Ordnung mitt den closter vnd ordens lüten furgenummen
vnd gemacht wurd bewilgt vnd zugesagt haben will in hoffnung vnd tröstlicher
Zuversicht das ess derselben zeit sinen f. g. zu nutz vnd furstand raichen zu dem
ob ich och mittler zeit ains anderen vnd besseren besint oder durch gnad dess
gaists änderst erlücht »würd, darab dan sein f. g. ain gnadigs beniegen haben vnd
empfahen wurd. Demnach so gered vnd versprich ich hie mitt vnd in krafft diss
brieffs dess halben die zeit anhoch gedacht sin f. g. noch och an gedacht closter
Blaubüren nitt weiter forderung vnd ansprach ze haben noch ze suchen in kainen
weg alles ongefarlich. Dess zu warem vrkund hab ich disen brieff mit miner aigne.n
hand vnderschriben vnd darzu mit fleyss erbetten den edlen vnd festen N. von N.
das e*r sin aigen insigel gehenckt hat an disen- brieff doch im vnd sinen erben in
allweg onschaden der geben ist.
5luf bem bilden ber Urfttnbe:
Copey wie wir vns zusamen versprochen haben als ain gemain conuent nichtz
on ainander anzeniemen dan wie hieherinn gemeldet wirt.
Anno 1536 den 7. Januarii.
Beilage u.
Gtrca 1535. Ulridj, Slbt ju SUlphäbaü), an Ulritf), ^crjog üon SBürttemberg.
Durchluchtiger hochgeborner fürst gnediger her, v. f. g. syen min ganz vnder-
thenig gutwillig vnd gehorsam dienste, ouch teglichs gebete zu got dem allmech-
tigen allzyt züuor.
• . Gnediger Fürst vnd her, v. f. g. gerüche diss min volgend anligen vnd
beschwernus miner conscienz gnediglichen vnd vmb gotes willen zu uernemmen.
Erstlichs sind mir hieuor zwen praedicanten nemlich ain pfäfflin von Am-
brosien Plarern vnd volgends ain walch als ich vff v. f. g. beschryben vff dem
lantag zu Tuwingen vnd Stutgarten gewesen zugeschickt, welcher walch miner
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Beilagen/ 255
ankünfft nit erwartett, sonder selbsten hinwegkh gezogen vnd als der ander von
v. f. g. nit befelhe gehebt, hab ich ine vsser nachgeenden vrsachen vnd inn
höchster warhait v. f. g. zu kainer vngehorsami oder- zewider mit gutem titel vnd
bericht widerumb abgewisen der vnderthenigen Zuversicht vnd hoffnung v. f. g.
sollte mich vnd min arm gotzhüse derenhalben wyther nit beladen haben, dann
ich (one rum) min leben lang vnd sonderlich syther der Verwaltung miner prälatur
wider got vnsern haylandt vnd seligmachern , ouch sin götlichs wort mit nichten
lesen oder predigen lassen hab., sonder ainen vffrechten lyplichen aide vff das
hailig euangelium vnd war wort gotes geschworn, ouch das hochwürdig sacrament,
wie das von sin gütlichen gnaden vffgesetzt worden, darüber empfangen,' was zu-
förderst die cristenlich kirch vnd gemaine concilia bissher gehalten vnd vffgesezt
haben, dessglychen die Stiftungen vsswysen, daby vngemindert zu plyben vnd
dasselbig also zu hanthaben, dem ich dann in vermög yezberürter miner vilfeltigen
gethenen pflichten also gern nachkomen vnd wo muglich furohin gern thun wollte.
Aber sytmal v. f. g. hieruff wider vnd ainen andern praedicanten jüngsten alher
mit befelh abgefertigt vnd ich nit anhaimsch sonder in mergklichen des gotzhuses
obligenden herbstgescheften im Prysgow gewesen vnd mit grossem costen, müe vnd
arbait den win zum merertail vber ruck herüsser vertigen müssen, hat er miner an-
künfft noch schriftlichen antwurt nit erwarten wollen, des mich dann nit wenig be-
schwert in ansehung das v. f. g. villychi mir sollichs zu vngehorsami vnd vng naden,
des ich doch vsser erzelter not vnd herbstz geschefften kains wegs verhoff, ermessen
möchte. Dwyl ich nu wie oben gehört dermassen zu got gelobt- vnd geschworn
hab, die stifftungen zu hallten vnd wes die gemain cristenliche kirch vnd concilia
offgesezt dem also zwgeleben, darzu der allten stifftherren nachkommen vnd. erben
mich by denselben minen pflichten vff das höchst ermant vnd mir geschriben vnd
ernstlichen begert zügedenken, was ire eitern gestifft vnd fundiert demselben stracks
nachzukommen, wie dann v. f. g., wo es deren nit verdrusslich hieby gnediglichen zu
uernehmen haben. Daneben ist das gotshuss von Rö. Kay. Mt. vilfeltig priuilegiert
vnd gefrygt ouch daruff von Irer Mt. off jüngsten rychstag zu Augsburg widerumb
von nuwem gnedigst confirmiert vnd bestetigt worden, desshalben mich min conscienz
vnnd gewissin ye beschwören will, wa ich also ain andere religion arinemmen . sollte.
Demnach in bedenckung oberzelter miner pflicht die ich für mich selbs mit nichten
wais zu endern an v. f. g. min gar vnderthenig bit vnd luter vmb gotes willen, sie
wollen vnser fürstlichen niiltigkait vnd gütin mich solher predicanten diser zyten
gnediglichen vberheben vnd mich ouch mins gozhuses verwanten wie bisher by allten
gepflegten cristenlicher kirchensazungen vnd den confirmierten priuilegien als Schirm-
herr gnediglichen plyben lassen. So will ich als der on rüm die geschrifft vnd
wort gotes vss sinen verluhnen gnaden ouch versteet darob halten vnd sin, das füre
wie bissher wider gotes wort vnd befelh nichzit gepredigt oder gelert werden solle.
Wa aber v. f. g. sollichs zu geschehen ye nit gemaint sin wollte, bit v. f.- g. ich,
abermals vnderthenigst vnd lüter vmb gotes willen, sie wollen mich doch also sampt
minetn conuente biss zu ainem kunfftigen concilium oder anderm endrungen der stenden
des 'hailigen rychs by den allten cristenlichen sazungen gnediglichen belyben lassen.
Was dann dieselbigen mit reformierung ainer andern religion furnemmen vnd be-
schliessen, dem bin ich erbutig abermals der gepur nach volg zu thün, dann ich
mine ayden vnd pflichten got dem herren vnd der wellte gethonn ye zu rück nit
legen oder die in vergessen stellen kann. Vnd so aber das also von mir beschehen
sollt, des ich zu got vnd v. f. g. nit hoff, mich dauon zu trengen, zu was nachtail
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256 . ^Beilagen.
schimpff vnd spot mir dasselbig by meniglichem an verlezung vnd antastung miner
eeren kommen wurde, ifat v. f. g. gnediglich züuersteen, desshalben ich Vnderthenigster
hoffnung bin, v. f. g. werde mich in betrachtung oberzelter miner pflicht vnd con-
scienz mit nuwen sazungen nit beschweren .noch mich von denselben nit trengen, son-
der vsser fürstlichen miltigkait als Schirmherr mich daby gnediglichen schirmen vnd
hanthaben. Das »will vmb dieselb v. f. g. ich mit darstreckung allen min vnd des
gOzhuses vermögen in aller vnderthenigkait vnd minem teglichen gebete gegen got
vnd susten gehorsamlich verdienen, gnediger antwurt vmb goz willen bitende.
V. f. G. ' •
vndertheniger vnd demütiger caplon, ouch schirmsverwanter
Virich abbte zu Alpirspach.
Ann herzog Vlrichen zu Würtemberg &c. Supplication des prelaten Virichs
zu Alpirspach , ine bey seiner alten religion bleiben zu lassen vnd mit den predi-
canten nit zu belestigen &c. Mit • vberschickung der stifftherm nachkommen vnd
erben schreiben vnd ermanung bei solcher stifftung allerdings zu pleiben.
credo ao. 1535.
* Beilage 12.
1555. Sfyrtl 19. 2npir8bad). Sreunmg, Sßrior, an 3ol)amte3, $bt ju <5a«ct
©eorgem
Erwirdiger gnediger her. Ewerqn gnaden sey min gehorsame sampt mine
gepett zu gott allzit beuor. . Gnediger her. Es haben die commissarien vnd ich die
brieff so E. g. vns by Clementzen zu geschickt hat off. den 9. apprilis entpfangen
vnd von stund an mitwochs den. 10. apprilis das schriben an fürsten gehörig sampt
anderen briefen so die commissarien von minet wegen an die fürstlichen rätht
gestellt, bemelten botten gen Stutgarten abgefertigt. Ich hab ouch inen zu vor die
püncten vnd vrsachen die mir E. g. zügeschriben hat ouch ander vrsachen mer
mündtlich anzaigt vnd sy gebetten das sy sollich mine beschwärden vnd vrsachen
in iren brieff an die rätht inseriren vnd sy von minet bitten mich sollicher sorglicher
bürdi vnd laste gnedicklich 'zu erlassen. Das haben sy nun gethon: Am ostertag
ze nacht ist der bott widerum khumen vnd wythern beuelch bracht, das sy sollen
haim riten vnd solle ich da pliben sampt dem gaistlichen Verwalter von Sültz, sollen
wol huss halten vnd ain trüwlich öffsehen haben off .alle hüsshaltung vnd so vns
etwas schwärlich sachen fürfallen alweg in die cantzly hinab berichten vnd so es
also not thete, sollen wir schirm vnd hilff zu Hornberg vnd Dornstätten suochen.
Also haben vns die commissarien feria secunda pasce allen gwaftz beuolhen biss vff
wytheren beschaid oder des praelaten in khümen. Also sind die commissarien feria
secunda pasce verritten. Aber vor dem am donstag den 11. apprilis do kham noch
einer von Stutgart maister Caspar Wildt genant. T)er selbig bracht ouch ain beuelch
mit im vnd ain instruccion darin repetiert er alle ding vor mir vnd conuent was die
commissarien sollen mit dem praelaten vnd Schaffnern gehandelt haben vnd wyther,
das sy solten ain inquisicion über dess Schaffners thun vnd lassen halten vnd solliche
inquisicion solte durch vogt vnd gericht zu Alper,spach geschehen, ouch by anderen
personen so sines thüns. vnd lassens wissen hetten. Das alles ist geschehen vff den
karfritag den gantzen tag. Was aber die fragstück seyett gesin wer ze lang ze schriben
sünder wann ich Georii zu E. g. khüm mündlich anzaigen, mag mir so vil zit werden.
Volgens sagt maister Caspar Wild, er hette beuelch, das die conuentualen zu Alpers-
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Beilagen. 257
pach solten dem praelaten schriben vnd inen widerum in das closter ze khumen
requirieren vnd bitten das er widerum zu siner administracion kheme dan er bedörffte
sich kainer vngnad gegen dem fürstlichen entsitzen, die commissarien ouch nit, dan sy
hetten khain beuelch etwas mit dem praelaten fürzenemen vnd ain gwalt an inen ze
legen dan alain rechnung von im anzehören. Also haben im die conuentualen ge-
schriben. Da hat er praelat inen by seinem ritknecht mündtlich lassen sagen, er hab
vermaint er solte sy requirieren vnd inen mandieren so wellen sy ime requirieren vnd
mandieren. Volgends da haben sy ime wider zway mal vff die erste mainung ge-
schoben vnd gebetten widerum in das closter ze khumen. Da hat er inen aber
mündlich lassen sagen: sy sollen im die artikel in welchen artickel sy inen verclagt
sollen haben zu schicken. Er werd sy dess Schaffners nit annemmen , so welle er
geschrifftlich antwurt geben. Also hat er inen ain zedel geschickt darin sein antwurt
geben wie diser ingelegt zedel lut. Vff das hat maister Caspar vnd wir mit ainander
dess praelaten antwurt hinab in cantzly berichtet wie dan vns vorhin beuolhen ist
worden. Also ist der frftags den 18 apprilis hinab. By disem botten hab ich ouch
hinab widerum suppliciert an fürsten, mich sollicher Verwaltung gnedielich zu er-
lassen. Nit waiss ich wie es gen wil. Es ist ain eilend ding in dem closter, kain
Ordnung, ist ain iedes maister. So ist die religion ganz darnider gelegen. Es sind
warlich eilend vnzogen vnschamhafft schantlich münch. Da ist kain metti, selten ain
mess, haben nit mer dann ain ampt gesungen die wil ich da bin gesin. Sy betten
vnd singen kaine horas, man lüt alain. In summa der tüfel solt da sin. Derselbig
hat mich auch mit dem dollen Alperspach beschissen. Es ist ain frettery vff die
ander, kan schier kaine der anderen entwichen, waist schier nieman wie man den
sachen thun sol, auch die räht. Darvmb gnediger her ist mir angst by denen eilen-
den Sachen, waiss nit wie im zuletsten ze thun sin wirt. Ich hette E. G. noch vil ze
schriben, ist aber nit ze thuon. Sollichs hab ich E. G. vff kürtzest anzaigt , vff dat
E. G. auch vmb die handlungen wissens hab. Hiemit sey E. G. got dem heren
allzit beuolen.
Datum Alperspach den 19. apprilis anno 55.
E. G.
gehorsamer
Fr. Joachimus Bruning prior S. Jörgen.
»breffc:
Dem erwirdigen vnd gaistlichen hern her Johansen apte dess wirdigen gotzhüss
zuo sant Jörgen minem gnedigen lieben herrn.
Ortg. *ßap. mit cmfgebrücftem Sßajrierjtegel.
23etlage i3.
3m fjolgenben gebe id) ben ganzen SBertdjt ber ©t. ©eorgener Safjrbüdjer sutft
Safjr 1535.
* @t. ©eorger 3afyrbüd)er. X. SBanb ah .anno 1501-1550. §cmbj$rtft 9tr. 419.,
im ©enerai=2aube§ard)tü in $arl3ruf)e. Anno Dni 1535. A. fundat. mon. 453.
1. (Stuttgart 4. 2Wcrj. 2lbt SotyamieS ttnrb üon ©erjog Uirid) ju einem auf
Montag nadj Laetare ju Ijaltcnben Sanbtag bcfdjrteben laut originalis.
2. Söinn. 10. ftejember. Ortgtnalfdjreiben Ferdinandi i™ $öm. ®önig§ an btc
©tobt S3iümgen, toorin er bartfjut, tote unbilliger 2Bei§ ifym angebietet toerbe, al8 »enn
^erjog Uirid) bie SSeränbcrung mit ben Softem in feinem fjürftenttjum mit feinem beS
föoifcenljäuätcr, Sftteien u. (Stifte. 17
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258 ^Beilagen.
$Önig3 SBiffen unb SBitten fürgenommen tjätte; befiehlt auti) benen oou SBiltingen, fic
foflen ben St. ©eorgener £of ben SSürttembergcrn nicfyt einräumen, Sammt Gopia.
3. St. (Georgen. 17. 3uni. 9lbt SobanncS fteüt bem §cr$og Ulrid) bie Unoer*
mögenljeit uor, über bo§ jäl)rltd)e fyalbe (Sinfommcn amtodj §u ben ben Prälaten auf*
erlegten 20000 f(. ettua3 511 geben. (£3 errettet aud) barau§, bafj bte (Sinfünfte bamatö
nid)t grofe gewefcn unb in bem Softer 20 9Migioft fümmcrlid) erhalten worbeu. Drig.
4. Stuttgart. 18. Suni. $on ©erjog Ulri<^ wirb 9lbt Soljanni ber 93efer)I &u*
gefdjidt, bis Ulrtci ben ljalben £fjeil feines (SinfommenS, nebft feinem gebiifjrcnben 2ln*
%il an ben 20000 fl., nemlid) 650 fl., cinjufenben. £)rig. 0. (Sgl. Söorauf bann
W)t SoljanneS auf be£ StloftcrS ©üter ein fpauptgut aufgenommen, wie e§ ber §erjog
felbft in obigem Schreiben erlaubt.
5. Stuttgart. 2. Sanuar. ^erjog Ulrict) fdjreibt Whtt Sofjanni, er foH bte alte
Sßfarrfjerrn f)inwegtljun unb eoangelifdje Sßräbifanten ftatt beren einfe^en sub specie
boni. Originale cum copia.
6. Stuttgart. 29. Sanuar. §erjog Ulrtdt) will, $lbt 3ol)anne3 folle ben Siafonum
unb Sefer, wetdje tljm oon Slmbrofto SBtaurer werben jugefdjidt werben, annehmen, $u
St. ©eorgen aud) bem ßonoent prebigen unb lefen laffen, felbe unterhalten. Drtg.
7. Stuttgart. 18. gebruar. ^er^og Ulrid) erlaubt 2lbte Qoljaniii, SBein unb
grüble ju oerfaufen, ba§ erlöfte ©elb aber folle er beifammen behalten. £)rig.
8. Tübingen. 22. gebruar. SlmbrofiuS Sötaurer fdjidet Slbtc 3ol)anni einen Sßre*
biger &u, laut obigem sub n<> 6, will aud) in $urjem ben Sefer nad)fd)idcn. €rig.
9. Ulm. 3. $tyril. §an3 Spretcr fdnreibt Slbte So^anni weitläufig: er wolle au§
3)anf batfeit gen St. ©eorgen f ommen : in angelum lucis se transformat, et virus pesti-
lens evomit. ©r melbet audj oon einer (£onforbic be8 SaframentS Ijalb jwifcfyen ben
Suttjerifdjen unb 3roinglifd)en, item Don einem ©onoent großer gürften (quos nominat)
ju SBien ; wie aud), ba& ber SBifdjof oon fünfter bte Einfalt ©otteSwort nit ljabe wollen
annehmen. Drig. Stuften fteljet notirt, bie§ fei ber erfte gen St. ©eorgen oerorbnete
^rebifant, ber 5 SBodjen allba gewefen, aber nid)t auf bte $anjel gefommen. Epistola
vere haeretica.
10. d. 4. Suni. Snoentirung be3 in St. ©eorgen wenigen SitbergcfdjirrS , aud)
in genere ber Dielen ^rioilegien, im SBeifein 3o8 ^Tiündt), Oberoogt^ am Sdnoarjtüalb,
unb ber junge 9?infncr, Unteroogt ju ^ornberg, fammt einem SduTiffel babei, fo per
fas et nefas facto weggenommen, in triplo beifammen. Originalia.
11. St. (Georgen 17. Suni. <äbt 3o^anne§ bittet §erjog Ulridt) f er mödjte i^n
ber ^räbifanten erlaffen , inibi etiam : St. ©ebrg Softer fei bem ^eiligen römifd)en
fReid^ juge^örig, barum ein fßrälat oon St. ©eörg auf alle 8teid)£täg ju erfa^einen ge«
maljnt würbe. & liege aud& an (£iner ©ränje aufeer^alb SSürttemberg an neun anftojjenbe
§errf^aften. ßonce^tfa^reiben.
12. d. 4. Suli. ©11t lutf)erifd)e ^laufterorbnung im gürftent^um SSürttemberg
ausgegangen, wobei jugteid) bie 3"ftruftion für bie SBerorbnete, fo bie $lofter*©üter
inoentiren f ollen, mit ber aud) Sog 9flünd) et ceteri plures ben 9. ^oOember 1534 ju
SllpirSbaa^ angelangt.
13. d. 3. $uguft. Hbt Qo^anneg überfa^idt ein Vidimus einer SSerfa^reibung für
500 f(. mit Sitte , ifjm einen SSillcbrtcf 5U geben. (£r gibt ben Untcrri^t ber SBogtei
^alb ju Sngolbingen, wie felbe a. 1519 auf 60 Satjre ^ng in Sa^u^ be§ Xrudjfeffen
gefommen, fd)idt aua^ bie SSerjcidjnife ber Ungeftorfamen au§ ber ®ümad), bie ftdt) fperren
bie bewilligte §ilf unb Steuer ju geben. Originalia.
14. Stuttgart. 6. Sluguft. $erjog Utrid) Witt, man foÜ im SBeifein 3»§ 2Jiün^en
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Beilagen. 259
mit hm Untertanen, bie fiel) wegen ber Slnlag befdjweret, tlnterfjanbfung Pflegen, ber*
falben Mbt 3of)annc§ gegen fie 9Hdjt3 fottc fürnefjmen. 2)ie§ fdjeint ber Anfang ju
fein ber S3eftätigung be3 Vertrags unb SBürttemberg Ijä'ngt bk Bauern an ftcf). Copia
et originalia.
15. d. ante Matthaei. 3o§ SWündj berietet 2lbte 3>of)anni, er Ijabe mit if)m ju
banbeln, möd)te bat)er nad) ^ornberg fommen. £)rig.
16. Urfpringen post Michaelis. SobofuS, $rior ju Urfpring, antwortet VLhtt
Qotjanni, er tonne $ranfl)eit§ falber nicht fommen, feine ©ewatt aber iiberlaffe er itym
9lbte unb (Jonüent ju Ijanbeln, wie fie meinen, bafc c3 beffer; er aber wolle lieber feine
^enfion, at§ bafc er fid) oerfdjreiben follte, er tjabe geint ber Religion r)alb; weit and)
Sbre $b'nigl. unb ftatferlidjen Sftajcftätcn etwaä intereffirt, fo fönne ba$ ©otte3ljau3
fidj in 9ftd)t§ etnfaffen ofjne Sötffcn gebauter Sftajeftäten. Qu Blaubeuren ljabe man
bie $e(d)e eingefd)loffen. Orig,
17. (St. Sofjann. fer. post Michaelis. 9^ifolau§ olim abbas, tunc vero confessarius
et prior ad St. Johannem, gibt Slbte Sofanni jur Antwort, wie feljr er erfdjroden wegen
bem Slnmutben ©erjog Ulrid)§, einen lütr)ertfdt)cn Sßräbifanten an^une^men. (£r tjoffe,
ber 2flutt)ir>tHe werbe in bte Sänge feinen SBeftanb tjaben: fein SRatf) fei, man foCfc befe*
wegen tljun, tva% anbere Prälaten be3 2anbe3, unb wo e3 nit anberS fein fann, fid)
wie anbere ©eifttid)e penfioniren laffen, fie follen bei einanber bleiben, satanas enim
tentavit vos, ut cribraret sicut triticum. Drig.
18. Stuttgart. 12. Oftober. $ad)bem 2lbt 3of)anne3 bem Oberoogt am 6d)Warj*
walb gefd)rieben, er möd)te fcerföntid) ben Serjog etlicher Sachen falber befugen, fdjreibt
^erjog Ulrict) bem 3(bt mit bem Befehl, er foüe gemäß feinet erften 9ftanbat8 ben oer»
orbneten ^räbifanten §ulaffen unb unterhalten, tjabe er tjernadj) fonft (5twa§, ifm §u
befugen, wolle er ifjn gnäbigtid) julaffen. £)rig.
19. Tübingen. 13. Oftober. 2lmbrofiu§ SBlaurer fd)idt fammt einem 5JUffioe Dom
§erjog W)ten Sofjanni ben jweiten ^rebiger, ben er inbeffen pflegen foüe unb anhören,
bi§ er einen anbern fd)ide. ©iefer SBlaurer muß DorTjer ein Sötündj) §u 511pir3bad) ge*
wefen fein, weil eine nota auf bem Originatbrief be3 3nfjatt3 : o damnata bestia, olim
coelo designata, inter religiosos Alpersbachenses si stare voluisses.
, 20. Circa festum S. S. Simonis et Judae. ©Upptifationäfopia an ©erjog , ba3
Softer 6t. ©eörg bei feiner Stiftung, ©djirm unb Religion bis auf ein fünftig (Jon*
filium bleiben §u laffen, mit bem SBeweiS, warum bie ©eifttidjen barin Weber einen
^räbifanten annehmen nod) fidj penfioniren fönnen laffen k. 2c. ut in primo libello
supra sub. no. 11. Hunc supplicem libellum seeundum abbas Joannes duci Udalrico
ipse met obtulit, uti notatur.
21. (£nfi§f)eim. 6. ^ooember. 3)ie Regierung ju (Snfteljeim gibt benen Don %$\U
lingen in Antwort, fte l)abe bie Sadje, baf$ StnStag nad) ©allt nedjft oerfdjienen ein
^räbifant nad) <5t. ©eörg gefdjidt worben , an bie innere ^egierun^u SnnSbrud ge*
langen laffen, Don wannen fie bann weiteres erwarten follen, wie fte fid) §u oerbalten,
inbeffen aber gürfeljung tfyun, baß burc^ bie uerfüljrerifdjen ^ßrftbifanten ober 503ürttem*
berger nidjtS Oon ber neuen üerbammteu 6eftc bei i^nen einwurzle, item gefdjicfjt WltU
bung wegen ber (£nt(eibung be§ ^Rotblejen. Drig.
22. fer. 6 post Martini. 3oä 9ftünd) befc^reibt Slbt 3ol)annem, bog er mit bem
21bt oon 3llper§ba(it) jum fQtr%0Q reiten foüe, wo me^rereö mit i^m geljanbett foll
werben. Orig.
23. Sabbato post Martini et sequentibus. Sin 3 ette ^ t toorauf jerfc^iebene fRebc
oon 3o§ ajiünc^en ju lefen, gefc^rieben, wohingegen 5lbt 3o^anne§ unb ber Gonoent
17*
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260 Beilagen.
beftänbig beharret: er wolle ft« ^^ x pcnfioniren ttoc§ nadj Sftaulbronn ober anberS*
wobin Derben, nodj oerfd)rei6en ober fonft eine Stenberung julaffen.
24. ©npljeim, 15. ^ooember. S)te Regierung oon (Snflgijeun gibt in bcr jtoeiten
Antwort' an Ettlingen ju öerftet>en, wie fälfälid) 3o§ SKüncb oorgebc oon bem ©cbenfen
unb Religion ©einer «önißl. 3Raj., quod patet etiam ex scheda superiori sub no. 23,
WeldjeS fic belegen an äönigt. 2Kaj. gelangen raffe, confortat bie Villinganos in vera
fide. Crig. Responsum Ferdinandi vide supra no. 2.
25. llperäbad) post Andreae. Sßenbel Styper, Amtmann ju 2tfyer§badj über*
fdjirft W>t Sofjanni auf fein Begehren copias, wie fi« ber Slbt fotoofjl atö bie Älofter-
aeiftil&en wiber ibre getanen ©cliibbe oerfdjreiben foHen. Sie feinb oon Württemberg
felbft aufgefegt, gut fcfecrtf*, ffanbatoS unb tnüffe glei«wol)l ber Undjrifte oon «lotr«.
badi fi« auf fold)e «rt oerfdjrieben Ijaben unb (SllperSbäd) post ©atli) eine ©upplU
fation um bie 40 ©ulben — warum nid)t um 30 ©itberling — bem^erjog bingegeben.
Criq mit copiis cit. Sie Gopten feinb post ©atli et Partim batirt.
26 6t. ©eorgen. 6. Sesember. - $er (Souoent gu ©t. ©eörg gibt breien feiner
ÜJHtqtieber n'emiid) «bt So^nui, au« Sodann §eggetba«, Sßrior h n ftippolbäau unb
%iebrid) ffatfer, ¥farrfarr ä u Spangen ben ©ewalt, in aller tarnen wiber aHe
eingriffe be3 &er ä og§ in ber SMiajon, in ifjrc ©ntünfte u. f. w. ju apoelliren, *u
toroteftiren 3nftrumente bagegen verfertigen *u laffen u. f. w. wie c§ nötbig fein mö«te
u. f. w. weitläufig, mit oiclem ©ifer unb ^uferbauung; repetirt au« barinnen, baä
©ott§bau§ fei bem 1)1. rom. ^Rcicf) gebörig.
27. ©t. ©eorgen. 13. Selber. VLbt Soljannesi, ber wegen einem ©turfc mit
bem Eferb pcrfönji« ju bem ^erjog ni«t t)atte fommen fönnen, beruft fi« in einem
©treiben an §erjog auf ein allgemeines (Soncilium, bittet tftn unb feinen (Sonoent hti
ber alten Religion bleiben §u laffen; er nennet fi« einen 9ta«30rälaten , bcr htm fct*
liqen SRei« eine orbcntli«e Kontribution fd)ulbig fei. ©ein Gonoent beftcr)e f«on ju
ben 800 Sauren u. f. w. Orig. Sft bet)er 5 t, eifrig, auferbauli«.
28 post Luciae. 3o3 Sftün« {«reibet nomine ducis an 9lbt Sobannfen, er
folle allen Wein grüßte u. f. w. oon fflottweil wieber gen ©t. ©ebrgen — laut feiner
gegebenen Vertreibung unb gufag - führen laffen, offerirt fid) anbei hie vulpis (sie)
nflll 29. ©tuttgart. 16. ©eptember. ^erjog U(ri«3 abermaliger Sefebl an «bt 3o$anne£,
er foUe weil er ben erften ^räbifanten nit angenommen, jefct jenen annehmen, welken
Qm 3o§ SKöncfc werbe suf«iden. «uf biefeS ©«reiben referirt fid) glaubli« ba&
obiqe sub no. 18. örig.
30 feria. 4. post Luciae. Semanb, glaublid) Oon Ettlingen, fragt fi« bei Slbt
3o$annt"an, ob eä bem alfo fei, bafe einige oom ttbel ben ^erjog angreifen WÖHen,
unb einiqe ©täbte be§ alten »nnb3 f fo im neuen au« feinb, abgefagt fjaben. ßrig.
31 ffiorttoeil. feria 5. post Luciae. W)t 3ol)anne3 gibt 3o3 ÜKün«e bie Urfa«,
warum er na« Rotttoell Sein u. f. w. führen laffe, weil er flranf^eit falber nit fürt-
fommen lönne. responsio ad no. 28 supra. 2)a§ ^ßferb mit bem er gefturjt, ift oon
bem ©raf ®Wm geweft.
32 ©t Georgen, sabbato post Luciae. SubWtg Slmlncr ber Wht bertdjtet ^bte
Sobanni'ua« »ottmeü, ba^ ein S8üd)fenmeifter nad) ©t. ©eörg gelommen mit Sefeft
bie ©locfen oon ba ^inwegsufübren : bittet um Seridjt, wa§ er ju t^un. ©rig.
33. ©tuttgart. 20. ©ejember. §er ä og Utri« treibt «bte So^anni, er $aht 3o8
lüwfi ©ewalt gegeben, mit i^m ju banbeln. £)rig.
34. feria. 3. post Thomae. 3o^ ^ün« fd)reibct bem §erjog, er mb«te fammt
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Seilagen. 261
ben ©tocfen aueft äugleid) bie Sßrtoilegien unb ©ilbergefdjirr üon ©t. ©eörgen ftinweg*
führen laffen, ou§ S3eforg, man mödjte fonften wegen ber aufgebraßten 3flbnd)e barum
fommen, beren 3 ficft ju 3eH wiber ben SBefe^l beä ^er^ogS &u ßpiftler, (Soangelier unb
Sßriefter weiften laffen. Orig.
35. ©t. ©eorgen. 26. 3)ejember. SDer getrcu=fatftoIifcfte ©cftulmeifter bon ©t.
©eorgen £ieronnmuS SBolt berietet, Slbte Softanni, 3o3 SKüncft fei §u 6t. ©eorgen
gewefen, aber be3 ©ott£ftau3 ftatber uicfttS @nblidjcg geftanbett, Woftl aber Sroftwort
ftören laffen unb btn ganzen (Sonoent rauft angerebet u. f. w. , fonften aber gegen iftn
2lbte mit Porten eine gro&e greunbfcftaft merfen laffen: allein er fei ein liftiger Sof*
uogel, mellita ipsius verba plena . . . (£r ratftet, 2lbt SoftanneS fofle werben bei
ßaiferl. ober $önigt. 2ttaj., fagt aueft, ber ftonuent ftaltc ftdt) woftl, er ftoff , fie werben
alle beftarren. Drig.
36. d. 26. Sejember. £wei ©cftreiben SoS Mncft an 5lbt SoftanncS nacft SRott*
weil unb an ben ßonoent ju ©t. ©eorgen, benen er §u wiffen macftt, er werbe auf btö
neue Saftr ober ©amftag barauf naß ©t. ©eorgen fommen, auf Söefeftt be8 ©erjogg
mit iftnen 511 ftanbetn, er $lbt fotte ficft alfo nacft ©t. ©eorgen berfügen k. in originali.
37. fer. 6. post. Nativit. 2lbt Softann ftatte brei SBocften lang SBerfcftub begeftrt,
welcfteS aber Sog Sflüncft iftm abfcftlaget unb normalen iftn 2lbt auf obige Sagfafcung
naefter ©t. ©eorgen befefteibet, er {olle aueft ba$ Snoentarium unb ben ©ct)lüffet ju btm
©ewblb mitbringen, benn er Sog baSfelbc befiefttigen muffe u. f. W. Orig.
38. feria 5. post Nativitatis. (Sopia ©eftreiben Stbt SoftanniS an §errn Valentin
©ottfrieb ber SRecftte Sicentiaten unb be3 9fteicft3fammers©ericftt8 511 ©peier advocato
unb Procuratore, worin er bie ©ewalttftätigfeit be3 ©er^ogS unb bie 3)roftWort 3o3
Sflüncften anjieftet, aueft bartftut, rote ba% Softer ©t. ©eorgen in be8 fteil. röm. SReicftä
©eftufc unb ©efttrm, aueft für ein ©lieb be£ fteiligen SHeicftg rote anbere ©tänbe geftalten,
auf bie DReicftStäg befeftrieben k., feine greifteiten bon jefct regierenber Äaiferl. 2flaj.
fonfirmirt worben u. f. w.; bitte bafter, er Sßrofurator möcftte 2 pönal mandata an
©eine gürftl. ©n. unb beren Sanboogt aufbringen, aueft benen uon Sftottweit manbirt
würbe, iftn Wbt bei feinen ^eeftten al3 ein ©tatt beS fteiligen SReicftä ju ftanbftaben,
fcftüfcen u. f. w.
39. gernerer SBericftt, toa$ fteft mit ben ©ottgftäufern in SSürttemberg, infonberfteit
bem Softer ©t. ©ebrg in ao 1536 üerloffen ^abt; roelcfteg gleißfam bie Praeludia
waren, worauf alfobalb abominatio desolationis erfolgte.
40. SHörSburg. 18. ^ooember. (£opia Xroftfcftreibeng oon §errn Softann &ifdjof
ju ßonftanj an Whi SoftanneS ju ©t. ©eorgen; ratftet iftm, feine Sßrä'btfanten, noß
^enfton u. f. 1t». anjuneftmeu, foubern ermaftnet iftn uielmeftr mit reeftt apoftolifdjent
©ifer, bei ber fteiligen fatftotifeften Äirße ju oerbleiben, alle Verfolgung, ja ben %ob
augjufteften, feine 3 u P u ßt ju röm. ÄöntgL 9ftaj. al§ oberften §lboofaten ber fteiligen
djriftlicften Äirße ju neftmen, be8 ©ottöftauS greifteit, 9?eßt unb ©ereefttigfeit beften
SSermögenö ftanbjuftaben: inter alia etiam: baä ©ottöftaug fei nit in htm Sanb
3Bürttemberg gelegen unb oftne Mittel bem fteiligen DReicft ^ugeftörtg, aueft SSiirttemberg
nit anberS bann mit ©eftirm oerwanbt.
41. ©t. ©eorgen. sabbato post Martini, ©djreiben Subtoig Siinfnerg be3 älteren
an 5lbt SoftanneS wegen einer Sagfafcung nadft ©tuttgart cum Revdmo Alperspacensi :c.
supra 9h:. 22. item ber ^räbüant wolle ftinweg u. f. W. £5rig.
42) ^Pfullingen. feria. 2. post Elisabethae. Söefeftl ©erjog Ulridftg, etlidje ©lodfen
au§ ben Älöftern ju neftmen unb in ba$ äeugftauä gen ©tuttgart ju füftren.
43. SBien. 25. S^oüember. ^öniglia^er *8efeft( an ba$ §ofgerid§t §u Dfottweif, bon
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262 ^Beilagen.
allen ^rojeffen in (Glaubens* unb 3flettgionöfac^cn laut fabantfdjcn S8ertrag§ unb neu
betroffenen Strtifeln mit bem Gfairfürften au§ ©ad)fen, ftilläuftefyen.
44. (Srfter SBeric^t bon bem Anfang ber ©etoalttljätigfeiteu, bie ©erjog Ulrich gegen
ba§ ©ott§Ijau§ ©t. ®cörg in anno 1535, oerübt, griffen.
45. d. 8. S)ejember. SBertc^t tote bic ^aftcnüogtei , \>tn 2ibt 3o^anne§ §errn
Xrudjfefe ju SBalbburg jugef trieben.
46. d. 14. Sanitär. 9toer§ oon SMdu'or ©aifer unb SBeronifa fernen gegen
5lbt SoIjanueS, al3 iljnen ba8 ®ut, fo §an3 Sinroebcr gehabt, befteljenb in §au3, §of*
raite , 18 Saudjert Bieter, 3 2ttann§mab ®ra§ im S3rür)t u. f. tu. ju einem ©anbiegen
geliehen toorbeu gegen jäfyrlid) 3 f(. (Mb, 6 ©Reffet 83efen, 4 ©djeffel oier SSiertel
§aber. 1 §enne, 2 §üljner, 50 Gier, barau§ audj ber Sßfarrlirdjc jäf)rlidj grud)t 6 . . . .
u. f. to. Orig.
47. fer. 5. post. Domin. Passionis Judica. ©prudj* nnb SBcrtragbrief bon
©d)toeifarb greifjerr oon ©unbelfingen, S&fob greifen* gu SBalbburg, Sofob oon ©eggen*
borf, ätoifd)en Wbt unb (Souoent ©t. ©eörg an einem, bann ber ©emeinb ju 3«gol*
bingen anbern £l)eil3, betreffenb bte SBefugnifc eineö Sßrelaten ba$ Söiidjtjolj, ber ©tofadj
genannt, unb anbere SSälber, baoon je Don 4 Sauren ju 4 Sauren 8 Saudjert au3$u*
Ijauen unb burd) oier S&*)* 5« bannen, fo bafr fein SBiefjtoeib barinnen nmfyrenb ber
4 S^r folle fein. £)rig. et copia.
48. Dominica post 21. SJejember. Dominica die post Thomae apostoli fr.
Joachimus Brüning tunc temporis Prior ad St. Georgium celebravit ultimam missam
apud S. Laurentium — it est in ecclesia parochiali — prohibitus a duce Würt-
tembergensi, sed tarnen iterum restitutus ad Prioratum ineepit iterum celebrare
et praedicare Dominica cantate anno 1549. Ita propriis manibus annotavit Joachi-
mus in calendario.
49. ©amftag nad) 5Jtattfjai. S3efenntnif$ ber ßeibeigenfdjaft ber ©törjin Sergen
£edjenmann§ §au§frau in ®remli3badj. orig. cum sigillo Viti gudjs S8ogt3 ju
Xriberg.
50. 2. Sanuar. dito ber 5lnna Büßerin be3 §an3 SBerlinS in ber $irnadj
§au§frau cum. sig. ber ©tabt S8el)renbadj.
51. dito be£ 2lnbrea3 in ber ©rieäbad) fammt SBerjidjt ber oermeinten
Ureit)ett ber g*ätt r)alb, barmit ein Jperrfdjaft Sriberg oermeint gefreit $u fein. orig.
cum sigillo paene toto deperdito be§ $crngertd)t3 JU ©t. Sorg.
2)amit fdjliefeen bte S^oüc^er jum S^e 1535. Qu jeber Kummer be§ 83eridjt3
ift angegeben: bie Rubrica generalis, arca, fascic, No.
SRcgeften ju ©t. ©eorgen.
©eneral=&inbe3ard)n> in ßarlärulje.
©t. ©eorgen. Gonoolut 18.
d. 1457. Montag bor %atobi $fyoftoli. $lbt SoT)anne§ bon ©t. ©eorgen aner*
fennt al§ ©djirmljerrn unfere gnä'bige §errfdjaft ju Württemberg unb ©ifen oon SBerben*
berg, Raufen oon 9tfcd)berg cr)cltc^e §au§frau: „SSir follen unb motten audj ber SRefor*
matton getreulitf) nadjfommen unb bie Ijalten u. f. tt)."
a. 1504. S)onner^tag Oor Ofuli — 7. 2Werj — erfudjen $rior unb ©onöent ju
©t. ©eorgen §errn Ulria^, ^et^og ju Söürttemberg aI3 S^aftenoogt um §i(f unb dlait)
jur SStfitation be3 ^lofterS. darauf ^erjog ltlridfj ein Orbnung begriffen, tt>ie e§ fürber
mit allen be§ ^(öfters ©adjen fotttc gehalten werben.
d. 15. 9ttai 1534. 5lbt So^anneö bittet ben §erjog, i^n unb fein ©otteäfjauS
in ©(^irm ju nehmen unb i^uen ©a^irmbriefe mttjut^eilen.
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Beilagen. 263
1534. $en 12. September oerflagt 21bt Soljantte^ feilte Untertanen öor ^er^og
Utridj unb Witt, biefetben jur Sciftung fdjulötger grotjnbtenfte u. f. tu. anzutreiben.
1535. 3)en 4. Suni I)at 3o3 3ftüntf) üon 9?ofenfeerg ju 6t. ©eorgen inuentirt.
1535. 9tt£ 5lbt unb Gonoent $u St. ©eorgen fid) über §erjog Ulrtc^ö oorljabenbe
Deformation be§ $(ofter§ befcfyroert, melben fte in ifjrer Sdjrift, bajj ifjr SBiECe niajt fei,
fidj oom gürftenttjum ju fonbern, ober ungefjorfam ju fein, fonbern nur bie Stiftung
unb ifjre (Sibe §u galten.
1536. $>en 4. Sanuar f)at ber SSogt 3>o3 9flünd) ju St. ©eorgen au3 bem ©etuötb
bie $eld) unb Sübcrgefdjirr, fooiel uodj barin befunben, toegnetjmen unb nad) §ornberg
führen laffen, auä) bie überftüffigen ©lotfeu abgeben laffen unb bie 9flönd)e abgefertigt.
1547. 3>en 10. 9tterj. S)er SSogt 3o§ Wünä) beridjtet: e$ §ahe ber SIbt oon
St. ©eorgen fdjon jum jmeiteu TOal feinen Sdjreibcr unb feinen Sdjaffncr §u Dtotttoeü
an it)n getieft toegen ber Sfteftitution.
1547. 2)en 10. 9Jkrj. 5(6t unb ßonoent fuppliciren um bie SReftitittion ; bie
9?ätl)e ljaben fiel) »ernennten laffen, ba$ bie fatfyoliftfje 9Migion3übuug §ur 3eit n°d)
nid)t im Softer gebutbet toerben tonne.
1547. $en 13. 9tyril. $er $ogt 3o3 3ttünd) berietet über feine Untcrfjanb*
Iungen mit bem Wbt toegen ber Deftitution.
23etlage 14.
SBeridjte ber Stamfer (Sfn*onif betreffenb SBebentjaufen. ^Htgetfjcitt oon tjodjto. P.
gortunat Spietmann, $lrdjiuar in Softer StamS in STirol.
Sortem gravem experta sunt coenobia ordinis nostri Wuertenbergica. Ulricus
ducatui restitutus, sed a sacris catholicis alienus, Dominorum Albam pulsis monachis
evastari jussit. Bebenhusae abbatem quo tunc carebat, praefici prohibuit. Prior
hujus inelytae abbatiae Leonardus Josius Religiosos dispergere cogebatur. Ex quibus
Sebastianus Lucius Salemium directus a Salemitano praesule Joanne, cui Religiosorum
Stamsensium paucitas erat comperta, 1 Stamsium missus atque ab abbate nostro liben-
tissime est suseeptus. Qn ben additamentis 5iir Stamfer @f)rouif nrirb berietet:
Abbatiam Bebenhusanam anno 1535 exeunte adhuc vacasse, Religiosos vero exulare
coactos huisse innuunt literae Joannis abbatis Salemitani ad Pelagium nostrum, quibus
huic Sebastianum Lucium ita commendat : „Reverende pater. Ob quantas tribulationes
multas et malas, ob quot tirannicas persecutiones , ac propter miserabiles peregrina-
tiones, ob votum, justitiam et jura monasterii in Bebenhausen conservanda, ad nos per
venerabilem Patrem Leonardum Jos, priorem in Bebenhausen, transmissus sit, presen-
tium lator, Frater Sebastianus Lutz monachus et sacerdos ibidem originaliter professus
referet, quem profecto ob honeste vite sue probitatem, indubitate que catholice fidei
constanciam, nostrorum fratrum coadunessemus consortio, nisi varia, nostro monasterio
Salem imminentia obstitissent discrimina et incommoda. Quapropter ob specialem, quam
in Vestram referendam Paternitatem gerimus confidentiam, obque Regularium (vestri
monasterii) personarum carentiam, obnixius precamur, ut hunc fratrem boni testimonii,
probate que fidei, ad aliquod tempus usque, sub umbra alarum suarum in monasterio
1 ß& umreit bajumal nur metyr groei (Sonoentualen im Softer Stam§, oon benen
ber bamalige 2lbt f djreibt: „Unter btn baiben conoentuaten , ber ain fd)toad$ait unb
gebred)tid)f)att tjalben feines XeibS, unb ber auber, \>a% er aineS unfteeten feljamen jer*
rütten gemütS ift, mir in meinen obliegenben notbürfften unb f)au3l)abficf}eu toeefen gar
fain f)ilf ober beiftanb tun mögen."
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264 Beilagen.
suo protegat ac defendat, donec furor hostilis transeat et cet. Datum in monasterio
nostro Salem sub sigillo nostro abbatiali octavo decimo die decembris anno 1535.»
SBeitet berichtet bte ©tcmtfet (£|ronif: Haud multo post alii sex Bebenhusenses inter
quos ipse Prior Leonardus ab eodem abbate Salemitano missi sub anni 1536 initium
advenerunt. Sic denique ordinis disciplina et oeconomia coenobii nostri restaurari
posse videbantur. (Selber Ijatten bcr unfrigen apoftaftrt unb aufugaverunt.) Quare
diversis officiis ab abbate praefecti sunt. 3)et bomafige &bt öon ©tamS, SßelagiuS
{treibt : „Stfun f)ab idj gletdjtooljl fed)§ ©onüentualeS unb ain (SonoerS au§ bem ©ott§*
§au% ju S3ebenf)aufen , au§ benen icf) ainen $rior, btn anbcrn ©ubprior, beu britten
ÜJHtelfetter unb ben öicrten einen Wiener ge fein uerorbuet, unb fie all roarlid) nun uon
$er§en gern ijab. $iefelben SBebenljauftfcfyen aud) meine ©onoentuale^ galten ftd) für*
ttrnr in allen fingen, a\§ folgen gaifrltdjen leuten ju tun gehurt, ©ie motten mir
aber in ben fingen bte §au§nrirtf)fd)aft betreffenb, als bie notburft tooi erforbert, unb
fie au§ tfrfadj biemetl fie narung unb Untergattung attba nemen, $u tun fdjulbig toä'rcn,
mit tapferer Ijüf unb rat nit beiftcnbig fein, fonbern fagen, ftc feien fremb u. f. id.
(Seonarb 3o§ mar $rior unb ©ebaftian Suj Mermeifter im Stloftcr ©tamS.)
Itaque cum duobus Bebenhusanis a Regimine mense Septembri 1536 Oenipontem
accitus est (abbas); Sebastianus Lucius bursarii officia gerere, abbas ipse disciplinam
curare, in oeconomicis vero nil sine ejusdem Sebastiani et Leonardi Prions consiliis
agere jussus. Fratre igitur Sebastiano officium bursarii egregie et fideliter admini-
strante, Prioreque similiter tarn seipsum quam alios religiöse tractare nitente, omnium
tarn abbatis quam Stambsensium conventualium caeterorumque saecularium famulorum
in se odium concitarunt: volitabat enim ubique fama, quod hi dicti aliique ex
Bebenhausen fratres omnia bona monasterii omnemque potestatem sibi arrogare et in
se transferre niterentur. Jam prope annum in officio bursarii et oeconomia admini-
stranda multas inter adversitates expleverat Sebastianus Lucius. Supplicavit proinde
Regimini, ut ab hoc onere quam primum absolveretur , crebras suas infirmitates,
hebetudinem memoriae, regionis hujatis ignorantiam, Stamsensium suspiciones, aliaque
varia causatus. Eeodem tempore Sebastianus Lucius hinc Salemium discedendi copiam
eflagitavit a Regimine, aegre tandem eam obtinuit, cum commendatiis ad Salemitanum
Praesulem.
3m Saljre 1539 uerltefjen bie SSebenljaufcr 2ttönd)e fämmtlidj baä Softer ©tamS,
Seonarb 3o§ jebodj mit htm SBerfpredjen , er tocrbe ttueber fommen, aber oon einer
fRMlcfyx gefdjiefjt feine (SrttJäfjnung meljr. (©ütige 3Jlittl)eiIung be3 fjo^to. P. gortunat
in ©tam§.)
Vertage 15.
$ur ©efdjidj)te ber (Jartfjaufc (Mterftein.
3)ie f)aupt(äd}lid)fte Duette für bie ©efdjidjte ber ©artfjaufe, früher SBenebiftincr*
^robftei ©üterftein bei tfrad), ift ber ©üterfteiner Sftefrolog, ein $ergament*(£obe$ öon
188 blättern, $anbfdjrift bcr $. Deff. SBtbliot^ef Histor. fol. 421. $iefer Sttefrolog
enthält nidjt nur bie für bie SBoJjttljäter unb TOndje be§ $(ofter§ in ©üterftein §u
^altenben Safyrtage, fonbern audj ba$ 3af)re8gebäd)tnif$ äaljlreidjer 3Bol)ltf)äter be§ ganzen
Drben3 in üerfdjiebenen Säubern ©uropa'3, 5. 33. Sßapft (£ugen IV. 1447 ((Seite 30)
Sttejanber VI. 1503 unb ©igtiiS IV. (<5. 115), SBilljcfot, ^atriardj öon Slntiodjten 1472
(<5. 39), SBtfdjof SBertyolb oon §übe3f)eim 1502 (©. 63), »atfer • 9Wa$taiifian 1519
(©. 6b); gerbtnanb, Stoma, oon ^rragonten (€>. 12); 3S(abi§Iau3, ®ömg Don SBöljmen
unb Ungarn 1516 (©. 36); 3Jtottl>ia«, Äönig üon Ungarn 1490 (@. 48); tfarl VII.,
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Beilagen. 265
$önig Don Sfranfrcidj unb ber $b'nig Don ßafiUten uttb Seon (©. 102); Königin Slnna
oon granfreid) (©. 5); (SUfabctfj, Königin oon (Suglanb 1503 (©. 21); Sofjanna,
Königin Don ©d^ottlanb (©. 111); bie Königin üon Slrrogonien 1459 (©. 124); SBarbara,
Königin Oon $olen (8. 138); (Süfabetlj, Königin oon ©panien (©. 165); 9ftargaretf}a,
©erjogin con ©adjfen (©.21); albert, §erjog con SBatyern (©. 38); $fu'ltw, ©erjog üon
SBurgunb (©. 80); (Süfabetfj, §er$ogm oon ©Rieften unb Sftarfgräfin Don SBranben*
bnrg (©. 152); SJttargaretfja, ©crjogin oon SBurgunb (©. 164); Subtoig, Sanbgraf üon
Reffen 1472 (©. 156).
5Ü3 -äftitgüeber ober 2Bof)ltf)citer be£ ftlofterS ©utcrftcin Werben im S^elrolog
genannt :
1. $riorcn be§ ®tofter§:
Albertus Krus, prior hujus domus. 1515 (©. 6).
Bartholomaeus Rueger, de Ehingen, primo professus hie, depost prior electus
in Ilnbach, postea hie electus in priorem, quintus in ordine, vir utique maturus
et. cet. 1499 (©. 12 unb 186).
' Jacobus Pauler prior hujus domus et monachus professus in Büxia (©. 36),
b. i. SBurjjeint bei -äfternntingen.
Hainricus de Grueningen, primo professus et prior in Fryburg depost primus
rector et prior hujus domus. 1445 (©. 39 unb 186).
Conradus Muenchinger, primo professus et prior in Friburg, seeundo hie
fuit prior electus (©. 186).
Alberchtus Humel hie primo professus , depost prior electus ad domum orti
et postea hie quartus in ordine in priorem electus, qui utique fuit vir strenuus in
officio sibi commisso , non obstante senio providus, corde et animo fidus et cet.,
qui creditam sibi domum sollicite nimis multos ad annos laudabiliter rexit atque
edifieiis perutilibus et ceteris commoditatibus intra et extra ut videntibus liquet ad
incrementum prospiciens domino adjutore perduxit in tantum, ut fere alter repa-
rator seu fundator non immerito dici possit hujus domus boni lapidis; quaere sua
beneficia in libro benefactorum. 1501 (©. 186 unb 161).
Alberchtus Rot de Nyfen, primo professus in Buxia et tertius prior in ordine
hujus domus electus (©. 186); laudabiliter rexit domum tarn in spiritualibus quam
in temporalibus (©. 172).
Henricus Burger ab antiquo (b. i. $ur Qtit ber $Benebtfttner*$ßrobftei) hujus
monasterii praepositus. 1429 (©. 178).
Johannes Nyperg, monachus professus hujus domus, qui fuit prior hujus
domus, obiit a. 1511 (©. 162b).
2. 2ftönd}e in ©üterftein.
(StjbanuS Künberger, ^rofefc unb $rtefter 1520 (6*).
SoljamieS SBrün, $rofefc, 1526 (©. 11).
»ifljelm ©al§mann, $rofef$, 1496 (©. 14).
Utricft @^cn!el f $rofefc, oon teufen 1472 (©. 17).
2ftartüt SBufcer Oon Reutlingen, artium magister, sacerdos et donatus, laudabili
commendatione dignus, professus hujus domus 1494.
3of)anne3, laicus professus hujus domus 1504 (©. 41).
©eorg ©tf)öblin, ^rofefj unb $rieficr 1515 (©. 51).
3obofu§ oon 9toüen§burg, ^rofefe 1514 (©. 54).
3o()anne§ 8regen$er; $rofefe 1513 (©. 54).
$etru§, cocus, conversus professus hujus domus 1478 (©. 55.)
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266 Beilagen.
Johannes baptizatus monachus professus hujus domus. 1477 (8. 57).
•äMdjtor 8cri:ptorte, oon ©röningen, $rofeJ3, 1495 (8. 67).
So^onncÄ Sötterfdj, $rofe&, 1482 (8. 72).
8tepljanu£, conversus professus hujus domus. 1509 (8. 74).
aMdjael, Sßrofefe, 1483 (8. 75).
SBrnber Xrutnnn Don ©rüningen, conversus professus hujus domus. 1461 (8. 76).
SofjanneS ^rebiger uon We&fird), $rofe&, 1489 (8. 79).
Xljomaä Sfinf, medic. doctor. monachus professus hujus domus.
Qonrab IRietefel r qui multo tempore fuit plebanus in niffen (teufen), postea
monachus professus primo domus aulae mariae in buchshein, secundo domus boni
lapidis. 1466 (8. 99).
©einriß $erbtin, ^rofefi, 1488 (8. 108).
«ßetcr £uber, ^rofcfc, 1487 (8. 113).
SoljanneS SRifel, $rofe&, 1508 (8. 114).
SobofuS granffurt, ^rofefe, 1500 (8. 114).
SBillibalb, $rofc6 uttb ^riefter 1497 (8. 118).
©corg 9?enl>arbt, $rofcfj, 1519 (8. 131).
fjeltj Don (Sjjltngen, qui factus monachus hujus domus donavit 77 florenos
et quinque cyphos argenteos valentes forte 30 aureos (8. 150).
©einriß ©utbrob, $rofefe, 1488 (8. 151).
Sofjcmneä ©tümp, $rofefc, 1509 (8. 151).
3oljcinne<3 ^mrling, monachus professus domorum ordinis primo aulae mariae
in buchshain secundo beatae Mariae in bono lapide. 1483 (8. 158).
SBertljolb Büttel, $rofe&, 1469 (8. 169).
eicmcnÄ oon Stttborf, $rofe&, 1530 (8. 171).
SofanneS Svtoad), $rofefc (8. 171).
Gilbert ©ittnel uon Stonjborf, ^rofefe, foftter $rior (8. 173).
(Sonrab ©rober oon Nürtingen bei 9tng3burg, conversus professus (8. 175).
SBernfjarb SnoH- Don ©rüningen (b. i. Sflarfgröningen) , Sßrofefj, 1493 (8. 175).
$eter 8dnttib au3 granfen, $rofefe, 1459 (8. 175).
Seon^arb Don ftircfjen, conversus professus hujus domus. 1509 (8. 58).
3>ol)anne§ fairer Don Lieblingen, conversus professus h. d. (8. 58).
3oi)annc§ 8tepf)ani, conversus professus h. d. 1510 (8. 94).
Sßeter, conversus et professus h. d. sartor 1461 (8. 153).
©bertjarb Don §eibcnl)cim, conversus professus hujus domus. 1511 (8. 182).
Sßeter ©^mcljltn Don Lublingen (Reutlingen?), $rofefc itnb Sßriefter, 1496 (8. 177).
SofcatmeS 2Jty«ner, $rofe&, 1517 (8. 186).
griebrid) SSogt Don (Sonfiattj, redditus laicus professus hujus domus 1473 (8.173).
SotjetnneS laicus redditus professus (8. 41).
$13 donati be£ fölofterS werben Dom 9ie!rolog genannt: SoljanneS 8d)lecr)t,
Sßriefter ; ©corg donatus hujus domus (8. 49); 3oI)anne8 Sßfefferlin 1461; QoljcmneS
$laib donatus laicus 1510; Soljanneä Suftnau 1484; Gonrab SBlanf Don 2flünftna,en
donatus sacerdos 1513. Unter ben Wienern be§ $lofter§ hrirb genannt j. SB. Cunzo
servus fidelis hujus domus, in Bohemia miserabiliter ab Hussitis interemptus. 1430.
(8. 113).
3. ©eiftüdje 8tifter beä ftlofterS..
Safob Srafenljofer, Kaplan in fingen; ^Bartholomäus , $lebanu3 in ©ningen;
Gonrab 8töffler, Sßleban in ©unberufen, bonus fautor et benefactor noster. 1514.
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Beilagen. 267
Soljanneö §af, Kaplan in Strien, bonus fautor; Söert^olb Söüttel, $Ieban in
5J)cttingen unb 3)efan, bonus fautor noster. 1450; (Jonrab S3rugner, Kaplan in 3)et*
ttngen, benefactor hujus domus ; (£onrab 9tenuer, Kaplan in ©ettmgen qui dedit nobis
aliquot libros ; SBerrtjolb ©öler üon DfaoenSburg canonicus in ©peier; 3obanne§ $od),
Kaplan in $irdjcn; SSertbolb ©djmib alias §uber, Kaplan in Uradj, donavit 40 fl.;
3obanne§ 33ujer, 2)cf an oou £rod)telfingen; QobanueS Sobrer oon Seonberg, sacrae
theol. Dr., legavit nobis plures notabiles libros. 1450; 3o^amte§ föleinbeinj, Kaplan
in §at)tngen, dedit pro remedio animae suae quinquaginta florenos atque in argento
diversa clenodia in valore decem florenorum (8. 145).
SBurfarb, Kaplan unfereg gnäbigen §errn, GberbarbS be§ älteren uon SSürttem*
berg, qui dedit nobis notabiles libros et pretiosum vestitum ad missam et alia
clinodia in auro et argento (8. 148).
ßonrab §e£ler, Sßlcban in SStttlingen, quaere beneficia in libro benefactorum
(8. 163).
9ttfofau3 Äcnlm oon Uradj, $(eban in Umfingen, liegt ^ier in ber $irdje begraben,
©eine SSobttfjaten ftc^e im $ud)e nnferer SSobltljäter. 1471 (8. 175).
So^anneg 23efinger, 3)efan be3 S)efanat3 Sföünfingen unb Pfarrer in 2ftagol§*
beim, bot gegeben 20 ft. (8. 182).
Gonrab $itb, ftamerer in 3)etttngen, legavit 40 f(. (8. 118).
Sobanueä 8atler oon Uradj, (SanonifuS in 8inbelfingen (8. 5 b), ®onrab oon
Stain, Slbt oon S^iefalten; Seonbarb ©elf}, ©anonifuS unb (Juftoä ber 8tift§firdje in
(Stuttgart fyat 300 ff. Sllmofen gegeben unb 100 f(. ju einem Safjrtag, obiit 1476;
ßonrab S3ämli , $efan ber ßollegiatfirdje in Tübingen (8. 61); 9Jtagifter $eter
Srenjing, ßanonifuS in SStefenfteig unb Sßleban in SJter! ünngen , feine SSobftbaten
fiebe im SBudje unfercr SSobltbäter; üflidjael üon SRetfdjadj, GTanonifuS §u 6t. 8tepban
in ©onftanj; griebridj 8ölr üon 9ftdjtenberg, Canonicus ecclesiae majoris Constantiae
1459 (8. 180).
SobanneS Sfof unfer SDJitbruber, Don föottenburg, ein großer SSobltbäter unfercS
§aufe§, rote baä 93ud) unferer SSobltbäter auStoeift (8. 154).
2lu§ bem §aufe be3 ©rafen Don SSürttemberg al£ gunbatoren bcS $lofter£
nennt ber Sftefrolog oerfdjiebene 9ftitglieber unb beren Sabotage unb öertoeift bejüglicb
ibrer Stiftungen auf ben über benefactorum; j. 33. 9flargaretba ©räpn Don SSürttem*
berg unb §enrietta ©räfin Don üftömpefgarb (8. 26), (Sberbarb ber ältere; obiit isto
die (19. Suiti) comes Andreas adhuc puer octo dierum, hie intra ecclesiam sepultus.
1443 (8. 70), ©rtferäogitt 3ttecbtilb (8. 117); @raf Ulrtct) üon SSürttemberg, fundator
hujus domus, obiit anno 1480 in bona aetate in Leonberg (8. 122b). Sludj für
einen ^erjog Ulridj Don Xef fübrt ber Sftefrolog (8. 160) einen Sabrtag auf.
4. 8tifter unb SSobltbäter auä bem 2tbel.
Stel 8:pät Don(5glingen dedit curiam in Totingen auf ber 2llp (©. 15); SMetrid)
©pät , miles , detit curiam in Witlingen et dedit cingulum argenteum in valore
sexaginta florenorum. (6. 16); SobanneS ®pät, armiger, feine grau *8eatri£, tl)r
©obn ^einrieb, S3eta unb SUbert ©pät, tr)re SSobltbaten fiebe im S3u^ unferer
SSobltbäter (8. 30); §eüirtd) <5pät, armiger 1406, Slgatba feine Xod)ter unb grau
be3 §einria^ üon SSemau 1447, donavit unam casulam satis bonam (6. 50); (£a&par
®pät, oeeubuit in bello quodam ducis pallentini cum comite Udalrico de Wirtenberg.
(©. 60); 9?ubolf oon §obenegg unb 5lgatr)a ©pätin feine grau, Sbeüborid) ©pät obiit
1446; ^^eobalb 8pät, miles, unb 5ünelia fein grau, qui dederunt centum florenos
1402 (8. 63); Jöeta ©pätin, grau be§ ^ru^fefeen 8miggcr oon ©unbelfingen , it)rc
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268 Beilagen.
2Bof)ttf)aten ftefje im 23ud) ber 2M)Itf)äter (6. 67); SofjanneS ©pät obiit 1497 unb
feitte grau Stnburg oon SScrbnau (<S. 95); So^anneS ©pät armiger, genannt 2ftager,
Slgauja feine grau, SBotmar ©öä't oon 5)ettingen (6. 113); SReinfjarb ©pät; für obigen
SoljanneS ©pät würben jä'Ijrlidj oier Sa^rtagc gehalten in ©utenftein; SBurfarb ©pät
armiger unb ©üfabetfj Scrgerin feine grau, ir)re SBofjltfjaten fteljjc im 33ud) ber 2BoM*
tljä'ter; §an§ oon ©rihtingen einer oon ©ornftein; bie Sbelfrau Lemptn oon ^futtmgen;
§an3 $aib armiger ; (Sberljarb ©ötr nobilis oon Lichtenberg, magnus promotor noster ;
2)tcmo Oon ©teinljütben armiger ; Söurf arb Xrudjfefj Uon abfingen unb 5lnna feine grau ;
(Sophie Oon Labberg 1479; 28olf oon ©rafenef, Htta ©djenfin Oon SBinterftetten,
SBernolt, Subtoig, ©tgel unb Utta oon ©rafenef 1459; griebrtd) oon ©unbclfingen ;
3of)anne£ Oon Sidjteroelbe, Urfula oon §airnftain; ©lifabetf) oon SBerbnau; SBtttjelm
oon SBerbnau; S?a§oar oon Sftingenbcrg; grau oon fieutringen; Subtotg, SBaron oon
©reifenftein egregius doctor legum, dedit 100 fl. cum preciosa casula, hie sepultus
(©. 66). Sodann giebrid) Uefflinger Dr. utriusque juris, ßonrab Ueffltnger, 3ol)anne3
fein SBruber 1507, dederunt 52 rf). fl.; ßberlin oon 3fleif cfjac^ ; ©bewarb unb Barbara
oon Sanbau benefactrix domus nostrae; 3oljanne§ SÖIej Oon Lotenftetn unb feine
grau 9ttecr)tüb ÜOU gürft, dedit 100 rtj. f(., qui etiam cum dieta conthorali habet
sibi apud nos promissam sepulturam in capella dominorum (©. 102); S3arott Söemer
oon giwment unb feine grau 5Cnna ©räfin oon SHrcfjberg (<5. 110); Stnna de var;
§einrtdj unb Sttbert SBotfant oon ©röningen (€>. 119 unb 124); 5lnua oon 6djellen=
berg, grau be§ Subhrig Oon ©rafenef ; 2fiidjael oon greiberg donavit 4 vaccas et toti-
dem vitulos ; Lubolf oon fingen 1468 ; SSenbelin unb Leinljarb oon Sßetyerg ; So^anneS
oon Sidjtenftetu ; ©erfodj armiger; Dr. med. SBurfarb Oon SSalbborf unb fein SSater
SBolf armiger u. f. to. ; Utrtd) Oom §art artium liberalium magister unb Leftor ber
mxfy ju Siffingen, beffen eitern Lubolf unb Slbettjaib; S3eru)otb oom &art (@. 71);
Sljieboib oon Saiblingen unb feine grau Stmelta oon ©taut; (£ourab (Schilling armiger
dedit album equum; SBurfarb ÜOU (Slerbad) miles, dedit domum in Urach.
Unter ben jaljlreidjcn nidjtabeligen Säten, toeldje ber SRefrolog a(§ SBjor)ltr)ätcr be§
$(ofter§ nennt, beftnben fidj 5. SB. folgenbe: SoljanneS ©ifinger magnus fautor et
promotor noster; ©regor Samparter oon Söiberadj, $an$Ier unfern gnäbtgen $errn
Oon SSürttemberg dedit anno 1505 100 tlj. fl.; SBrigitta Malerin Oon Lieblingen quae
fuit cameraria archiducissae Austriae; (&onrab ©djott Oon Itrad) dedit unam casulam
cum attineneiis; 2fteifter (£afief Oon 5lug§burg operarius in serico dedit in vita pro
perpetuo monacho instituendo sexcentos florenos unb fefcte ben (lonüent JU feinem
(Srben ein; ©eorg gloß oon Körungen dedit notabiles libros; Sofyanncä SBüttel oon
teufen artium liberalium magister dedit plures notabiles libros 1455 ; 2Retfter Sofyarmtä,
Söilbfjauer Oon Ulm tabula nostra in choro ab ipso empta; Magnus benefactor et
promotor hujus domus magister Johannes Glaz de Stukgardio apothecarius generosorum
dominorum nostrorum de Wirtemberg; SUbredjt fetter pincerna gen. dominae nostrae
de Austria; 33ertf)ülb Sßfett Oon Lottenburg, post obitum suum heredes suarum rerum
fuimus et totam bibliam chori nobis conscribere fecit; $luberltlt, ^Ür^Üter ber domina
de Austria; 2>oljanne3 ©d^enj Oon Ura(^, fidelis procurator hujus domus et negociorum
executor maxime in domo nostra in Urach 1442; (£gtbtU§ §ertoart, unfer großer
Sö3ot){tr)äter, Sürger Oon Ulm, fdjenfte un§ 45 fl. et in testamento legavit nobis 600
aureos nummos pro fundatione cellae super fontem et perpetuo monacho. 1516.
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&xi#-Wte$xfäx.
(Seite
Sibetberg, $rämonftratenfer*2tbtci 81, 237, 250
Sltyiräbad), S3enebiftmer*2tbtei 147,254,256
$nf)aufeu, $BeneMftiner=2lbtet 68
SBofnang, GotIegtat*Stift 203
SBebeuljaufen, (£iftcrcjeufer*Hbtei 8, 237, 243, 245, 246, 247, 263
SBfoubeuren, S3enebt!tincr*5(btei 139, 252
3)enfeuborf, Gnjortyerrn öout Orben be§ fjl. ©rabeS 178
3)ettingen, Vorüber be8 gem. £eben3, ftelje Uradj.
(Sinftebcl, 6t. $eter3=Stift 225
(Sngelberg, 2luguftiucr*(£remiten 230
fjaurnbau, (£oflegiat-Stift 211
St. ©eorgett, 23enebiftiner*5lbtei 166, 257
©üterftein, (Sartfjäufer 231, 264
$erbrcdjtingen, GljorfjerrnsSttft 188
$errenalb, (£iftercienfcr*$lbtei 22, 237, 248
Jperrenberg, (£oHegtat*Stift 195
$irfd)au, *Benebiftiner*2lbtei 51
tfittebfö, Sßriorat 228
$ömg§bronn, (£iftercienfer<2lbtei 98
Sord), S3enebiftincr-5lbtei 107
£ord), (£oflegiat*Stift 224
SKarfgrömngen, Spitatbrüber 235
Sftautbronn, (£ifterctenfer*2lbtei 37
3Höfmitf)i, Goflegtat-Stift .199
Sflurrfjarbt, Scncbifttner^lbtet 117
»cHingen, Sßrobftei 227
ßberfjofcn, £oflegiat*Stift 208
föeid)eiibad), $riorat 191
Stnbelftugen, (£fjorljerrn*Stift 213
Stuttgart, (£ottegiat*Sttft 218
Stuttgart, ©ontmifaner, fielje Stuttgart Stift.
Sadjenfjaufeu, SBrüber be3 gemeinfanten 2eben§, ftcr)c Urad).
Tübingen, (SoUegtat* Stift 215
Urad), (SolIegtat*Stift, juüor gratert)au§ 222
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Stanford, California
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