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Full text of "Die Meisterlieder des Hans Folz aus der Münchener Originalhandschrift und der Weimarer Handschrift Q. 566 mit Ergänzungen aus anderen Quellen herausgegeben von August L. Mayer"

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Deutsche Texte des Mittelalters 


herausgegeben 


von der 


Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. 


Band XII. 


Die Meisterlieder des Hans Folz. 


BERLIN 

Weidmannsche Buchhandlung 
1908. 


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Die Meisterlieder des Hans Folz 

aus der Münchener Originalhandschrift 

und 

der Weimarer Handschrift Q. 566 

mit Ergänzungen aus anderen Quellen 


herausgegeben 


von 


August L. Mayer. 


Mit zwei Titeln in Lichtdruck. 


BERLIN 

Weidmannsche Buchhandlung 
1908. 


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THE PENNSYLVANIA STATE 
UNIVERSITY LIBRARY 


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Einleitung. 


Die nachfolgende Sammlung der Meisterlieder von Hans Folz hat ihren Kern 
in dem Abdruck der teilweise von Folz selbst geschriebenen Münchener Handschrift 
(Teil 1), die ausschließlich Folzsche Stücke zu enthalten scheint. Bunter ist die Zu - 
ummensetzung der Weimarer Handschrift (Teil II), die in Folzens Besitz war und wohl 
weh großenteils ein Werk seiner Hand ist: wenngleich sie vieles t bringt, was sicher 
nicht von Folz verfaßt ist , so ist doch für die Meisterlieder die Annahme Folzscher 
Herkunft durchweg plausibel. 

Sehr viel unsicherer steht es mit einem großen Teil der aus der Berliner Hand - 
vhrift (Teil III) auf genommenen Stücke: wie weit sie von Folz herrühren, bedarf noch 
jenauerer philologischer Einzeluntersuchung, die trotz äußerer Bezeugung auch die 
Liederdrucke des IV. Teils wird unter die Lupe nehmen müssen. Hier werden diese 
Lieder, wenn auch zweifelhaft, doch als Materialien willkommen sein. 

Teü V endlich bringt anhangsweise Folzsche Reimpaare und allerlei Prosa, die als 
V?<eße oder Skizze für Folzsche Dichtungen von Interesse ist. 


Die Münchener Handschrift (M). 

Ggm. 6353. 

Die Handschrift befindet sich in der Münchener Hof - und Staatsbibliothek und 
trägt die Signatur cod. germ. 6353 quart. Sie wurde 1904 auf einer Versteigerung 
vis,den Habel-Conradysehen Sammlungen in Schloß Miltenberg für 3405 Mark erworbm. 
Erwähnt ist sie in von der Hägens Museum 1,158; dann wurde sie nach dem Bericht 
ies damaligen Besitzers, des Archivars Habel in Schierstein, von Keller im 111. Band 
der Fastnachtspiele S. 1269 ff — nur in großen Zügen und ungenau — beschrieben ^ 
Keller gibt u. a. an, es seien gegen 100 Meistergesänge in der Handschrift enthalten, 
fahrend es in Wahrheit nur 49 sind. 

Papier: gut lesbar, manche Blätter , wie 47 z. B., etwas beschnitten, von Bl. 90 an 
imlderes Papier. 


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VI 


Terminus ad quem: 1496, wie aus der Bemerkung auf Blatt Z hervorgeht. 

Von Fole selbst geschrieben sind nur Bl. 1—124, ferner sein Name: 143 r , 152', 
156', 161 r , 162', 164', 165', 165', 166', 166', 167', 167', 168', 168'. Diese 
Namensunterschriften sind mit grünlicher Tinte geschrieben, ebenso wie 97': anfang, 
105': anfag, ferner die Überschriften 2 (10') und 3 (11'). Mit lila Tinte sind 
in der Überschrift auf 14' die Worte Im verporgen geschrieben; mit dunklerer Tinte 
von späterer Hand die Überschrift zu Nr. 38. 

Von 133—168 eine zweite Hand, offenbar die eines mehr berufsmäßigen Schreibers, 
wohl gut lesbar, jedoch im Abschreiben oft flüchtig; selbst ganze Verse sind ausgelassen. 
Ziemlich flüchtig geschrieben ist das Inhaltsverzeichnis H — N, sehr kunstmäßig Bl. F, 
0 und Z, edles das nicht von Fotz. Eine Bekräftigung, daß wir es im Hauptteil mit 
der eigenen Niederschrift Folzens zu tun haben, geben uns die Bemerkungen darüber 
auf Bl. F a und 0“. 

Die Folge der Blätter ist: A — 0. 1 — 25. P. 26 — 32. Q. 33 — 40. R. 41 — 48. 
S. 49 — 56. T. 57 — 66. U. 67—74. V. 75 — 111. W. 112 — 124. X. 146 — 156. 
133 — 144. 167 — 168. Y. Z. A — F. 169 — 176. Q — J. (K, nicht bezeichnet). 

77 ist bei der Numerierung vergessen (78' also die Fortsetzung von 76'), ebenso 144. 
Es fehlen Bl. 125 —132. 

Nicht beschrieben sind: A— E. O. 16'. P. Q. B. S. 66'. T. U. V. 81'. 89'. 
100. 101. 106'. 107. 111'. W. 119'. 123'. X. 156'. 143'. 144. Y. Z'. A — F. 
169 — 176. G — J. 

Lagenanfänge: A (auch das auf dem vorderen Innendeckel auf geklebte Blatt gehört 
zur ersten Lage). D. H. M (vor 0 ein Blatt ausgeschnitten). 1. 9. 17. 25 (vor 32 ein 
Blatt ausgeschnitten). Q. 41. 8. 57. U. 75 (vor 79 ein Blatt ausgeschnitten). 81 (von 
einem umgebenden Doppelblatt sind Reststreifen auf Bl. 81' und 89' aufgeklebt). (Bl. 89 
eingeklebt.) 90. 102. 108. W (118 eingeklebt, auf 118' der Rest eines ausgeschnittenen 
Blattes der vorhergehenden Lage). 119. X. 133 (davor 156 eingeklebt; auf 156' die Reste 
eines ausgeschnittenen Blattes der vorhergehenden Lage). 157. Y. 169. G. Schlußblatt 
am hinteren Einbanddeckel festgeklebt. Bl. 81 — 89 bildeten ursprünglich wohl ein 
Bändchen für sich (81' und 89' als Außenseiten leer!); so ist auch das zweifache 
Auftreten von Nr. 5 (= Nr. 22) zu erklären. 

Schmutzflecken und Bräunung der äußern Blätter deuten, wie mir Herr Dr. Ranke 
mitteilt, daraufhin, daß auch 1—16, 33—40, 41—48, 49—56, 56—66, 67—74, 75—80, 
90—101, 102—107, 108—111, 112—124, 133-144, 146-155, 157—168 zeitweilig je 
für sich gelegen, als Sonderheftchen existiert haben; das Gleiche wird für 125—132 
anzunehmen sein. 

Über die-Wasserzeichen stellt ebenfalls Herr Dr. Ranke freundlich für mich fest: 
1 Tor mit zwei Zinnentürmen und Gatter; 4 cm rechts vom Tor ein F; gebraucht für 
die mit Buchstaben bezeichnten Blätter; 2. Ochsenkopf mit Augen, ohne Nase, mit 
Kreuzeistange, um die sich eine Schlange windet: 1—78; 3. Ochsenkopf ohne Augen 
und Nase, mit einfacher Stange: 90—101. 112—118 (dasselbe Papier wohl auch 


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VII 

119. 124); 4. Streitroß mit Fahne : 102 — 107. 120 — 123; 5. Doppelschlüssel: 108 bis 
111. 146—156. 133-144. 157—168; 6. Krone: 169—176. 

Der Einband besteht aus braunem Leder mit auf gepreßten schwarzen und goldenen 
Zierleisten, auf Holedeckeln; die ursprünglich vorhandenen beiden Schließen fehlen jetzt. 

Höhe des Blattes 19,6 cm, Breite 14 cm; Höhe des beschriebenen Raumes ca. 16 cm, 
Breite ca. 9 cm; einspaltige 18 — 25 Zeilen; in dem von Folz selbst geschriebenen Teil 
sind die Verse mit geringen Ausnahmen abgesetzt, der zweite Schreiber setzt einige Lieder 
nur nach Stollen und Abgesang ab. Die Initialen der Verse in dem ersten Par rot 
gestrichelt; auch die Randbemerkungen und Unterstreichungen im ersten Par, sowie die 
Kommata in des ersten Überschrift sind rot. 

Den Inhalt des Bandes bilden 49, bezw. 48 (da ein Lied doppelt gezählt werden 
mußte) Meisterlieder , ein gereimtes Tischgebet und ein poetischer Neujahrsgruß. 

Die Hauptbedeutung der Handschrift beruht wohl darin, daß wir hier zum großen 
Teil ein Autogramm Folzens vor uns haben. Durch dieses gesicherte Autogramm ließ 
sich wahrscheinlich machen, daß auch in der Weimarer Handschrift Q 566 eine große 
Anzahl Lieder, Gedichte und sonstige Aufzeichnungen von Folzens Hand stammen. 
Auch wurde es durch die Münchener Sammlung möglich, mehrere Meistergesänge in 
der Berliner Handschrift des Hans Sachs (Ms. germ. 414. 4*) als Abschriften nach 
Folzischen Liedern festzustellen. 

Für die Kenntnis von Folzens äußerem Lebensgang ist die Stelle 9,27 ff wichtig. 
Wir sehen daraus, daß der Niederlassung des Meisters in Nürnberg ein Aufenthalt in 
Landshut vorangegangen ist, während dessen er sich meistersängerisch betätigte. 

Die Lieder religiösen Inhalts sind weitaus in der Mehrzahl. Unter diesen wieder 
fällt die große Zahl der Marienlieder und der reiche scholastische Gehalt auf. Von 
den Liedern mehr weltlichen Inhalts dürften die zahlreichen Gesänge , die vom Meister¬ 
gesänge handeln, das Hauptinteresse beanspruchen. 

Zu meinem Abdrucke bemerke ich folgendes: Die Strophenzahlen stehn in der Hs. 
nur beim ersten Liede; später habe ich sie ergänzt, was schon aus dem Kursivsatz der 
Zahlen hervorgeht 

Alle Abkürzungen der Hs. sind aufgelöst. Es sind nur die üblichen Zeichen für 
n (en) und r (er; cTch = durch); ferner X ( > = Christus, Jhs = Jesus, und die 
gewöhnlichen Abbreviaturen und Ligaturen bei lat. Worten; de wird oft verschlungen ; 
c und t ist vor z nicht zu scheiden; auch a und o sind sich oft allzu ähnlich. 

Abweichend von den Handschriften sind alle Versanfänge und sonst nur noch die 
Eigennamen mit Majuskeln geschrieben. Sperrdruck deutet auf Unterstreichung in der 
Hs., doch kommt solche Unterstreichung nur im ersten Liede Folzens vor; die im Re¬ 
gister angebrachten Striche, die sicher nicht von Folz herrühren, wurden nicht berück¬ 
sichtigt. Die Interpunldion der Hs. konnte nur im Register beibehalten werden; sonst 
kommen nur wenig Zeichen vor. 

Die Varianten vermerken auch die Korrekturen der Hs., die meist so hergestellt 
wurden, daß ein Wort durchstrichen und das Richtige dahinter (selten darüber) ge¬ 
schrieben tcurde. 


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VIII 


Die Weimarer Handschrift (X,). 

(Q. 566.) 

Die Weimarer Handschrift Q. 566 hat schon bei Keller (Fastn. III, 1443 — 1453) 
eine nähere Behandlung gefunden. Allein, so verdienstvoll auch Kellers Arbeit seiner 
Zeit war, so hat sich doch bei näherer Untersuchung der Hs. herausgestellt, daß er 
manches im einzelnen übersehen, vor allem aber die Bedeutung der Hs. als Ganzes 
nicht recht erkannt hat Neuerdings ist Michels in seinen „Studien zu den ältesten 
deutschen Fastnachtspielen“ (Band 77 der „Quellen und Forschungen“) auf zwei Stellen 
vor allem näher eingegangen: auf die ‘Pharetra contra judeos* (No.100) und auf No.103, 
zwei Vorstudien zum Folzschen Fastnacht spiel ‘von der alten und neuen Ee’, und 
schließlich habe ich selbst mich mit den beiden eben genannten Stellen in einem dem¬ 
nächst erscheinenden Aufsatz beschäftigt. 

Das Hauptresultat der Untersuchungen sei gleich vorangeschickt. Die Handschrift 
befand sich wohl mit allen ihren Teilen in Folzschem Besitz, ja sie scheint mir zu 
einem beträchtlichen Teil von ihm selbst nieder geschrieben. 

Bei der Schriftbeurteilung diente natürlich die Münchener eigenhändige Folzhand- 
schrift als Ausgangspunkt X zeigt, wenn auch flüchtiger geschrieben, doch vielfach eine 
so große Ähnlichkeit des schriftlichen Habitus, daß, zumal auch im Hinblick auf den 
Inhalt, der Gedanke an Folz nicht abzuweisen ist. Innerhalb der Partien, die für Folzens 
eigne Hand in Betracht kommen, lassen sich 3 Gruppen unterscheiden. Die erste 
Gruppe zeigt eine mehr oder minder sorgfältige Schrift, die sich von der Münchener 
wesentlich durch das Schluß-s unterscheidet. Während sich nämlich in M mit einer 
einzigen Ausnahme nur 8 als Schluß-s findet, so ist es in X in den meisten Fällen 
das ältere f. Ferner ist die Schrift in dieser Gruppe zum Unterschied von der fol¬ 
genden oft winzig klein und mit bloßem Auge schwer zu lesen. Zu dieser ersten Gruppe 
gehören die Seiten: 1—16 9 (vielleicht mit Ausnahme der letzten Zeile); 27 f — 28 v (mit 
Ausnahme der letzten Strophe auf 28 r ); 36 r —57 9 (bei 57 r und 9 gehen die beiden Schluß-s 
nebeneinander herl); 78 r — 84 r ; 143 r — 148 9 ; 154 r — 160 r ; 173 r — 178 r (die Papierlage 
geht bis 186 9 ); ferner die Randbemerkungen 241 r — 243 r . 

Die zweite Gruppe unterscheidet sich, wie schon gesagt, nur durch die größere 
Schrift von der ersten. Hierher gehören: 22 r — 26 9 ; 35 9 ; 61 r — 68 9 ; 132 r ; 212 r bis 
226 9 ; 256 9 . Ferner die Randbemerkungen 195 9 — 208 9 . 

Die dritte Gruppe zeigt eine flüchtige Schrift. Die Teile, die ihr angehören, 
scheinen die zuletzt aufgesetzten zu sein. Es gehören hierher 29 r — 35 r ; von 35 9 die 
obersten 3 Zeilen; 76 9 — 77 9 , die das 8 als alleiniges Schluß-s aufweisen; 134 9 ; 169 9 
bis 170 v 186 9 . 

Dem Schreiber Folzens, d. h. dem Schreiber des letzten Teiles von M, verwandt 
scheint die Schrift 135 r — 141 9 (Schluß-s: 8). 

Je eine besondere Hand zeigen weiter: 187 r — 209 r (153 r ?); 123 f — 132 r ; 165 f 


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IX 


bis 169*; diese beiden letzten sind sehr ähnlich, sie weisen beide Schluß-s auf; 231 r bür 
233'; 234'—855'; 99'—122'; 89'—97'. 

Aber nicht die Schrift allein legt nahe, daß wir es in X zum großen Teil mit einem 
Autographen Folzens zu tun haben; dies beweist auch das Skizzenhafte, Konzeptartige 
mancher Teile. Schon Keller schreibt: „Blatt 22 beginnt eine neue Hand. Mehrere 
Korrekturen im Texte dieses Stückes führen auf die Vermutung, daß wir hier (d. h. 
bei dem Gedicht vom Bäcker und der Edelfrau) ein unvollendetes Konzept vor uns 
haben. Der Ton ist der von Hans Folz. Ist dies ein Autograph von ihm?“ 

Zu Blatt 29ff. bemerkt er weiter: „. . . . Es ist dies offenbar ein Konzept: der 
Schreiber streicht viel aus und bessert, die Hand ist sehr flüchtig, voll eigentümlicher 
Abkürzungen und schwierig zu lesen. Am Ende verläuft es sich mehr und mehr in 
Gesudel und Gekritzel.“ Interessant ist, daß sich zu diesem letztgenannten Konzept 
eine Disposition auf 8. 186' findet und auf der letzten Seite der Hs. Reime, die in 
der Skizze verwertet sind. 

Die ersten Gedichte sind wohl von anderen Dichtem, z. B. vom Suchenwirt, und 
nur abgeschrieben. Man wende nicht ein, Folz, der selbst dichtet, werde schwerlich die 
Gedichte anderer abgeschrieben haben. Dies läßt sich a priori nicht sagen, denn ein¬ 
mal sind die Gedichte nicht getreu abgeschrieben, sondern , wie schon ein flüchtiger 
Vergleich lehrt, zum großen Teil umgedichtet, mag auch der Kern stets das alte Ge¬ 
dicht bleiben. Zum andern aber hat ja bekanntlich auch Hans Sachs es nicht ver¬ 
schmäht, Meisterlieder andrer in Fülle für sich und andere abzuschreiben, wie gleich 
die Berliner Hs. beweist, von der noch die Rede sein wird. 

Daß auch die sicher nicht von Folz geschriebenen Teile in seinem Besitz waren, 
zeigen vor allem die Randbemerkungen 231' — 243', 195' — 208'; über diese letzten so¬ 
wie über die Notiz Folzens am Ende der Pharetra S. 132' siehe meinen erwähnten 
Aufsatz; vgl. ferner die Reime auf der letzten Seite der Hs., die sich auf einen nicht 
von Folz geschriebenen Teil der Hs., auf die Skizze 29'ff. beziehen. Weiterhin hat 
Folz auf 169' ein Gedicht direkt unter den Schluß des Dialogus (165 r — 169') ge¬ 
schrieben. Schließlich spricht der Inhalt der nicht-folzischen Teile dafür , daß auch 
sie im Besitz des Dichters gewesen sind. Es handelt sich meist um naturwissenschaft¬ 
liche, alchimistische und religiöse Dinge, die alle Folz teils aus beruflichen Gründen, 
teüs aus Liebhaberei beschäftigt haben. Daß er die „Pharetra“ und Bl. 187'ff. für 
sein Fastnachtspiel „Die alt und neu Ee“ benutzt hat, ist schon von Michels und 
mir selbst a. a. 0. erörtert worden. 

Leider war es mir bis jetzt noch nicht möglich zu untersuchen, in welchem Maß 
Folg den „Dyalogus diuitis et pauperis“ (165'ff.) für seinen „Kargenspiegel“ ver¬ 
wendet hat. 

Bemerkenswert ist, daß Bl. 36—84 als 1—49 numeriert war. 

Was nun die Meisterlieder der Hs. anlangt, 24 an der Zahl, so möchte ich sie vor¬ 
läufig ausnahmslos Folz als Verfasser zuweisen. 3 Lieder finden sich in X, M und 
$2; 1 Lied in X und M; 1 Lied in X, V und N2; 8 TÄeder in X und N2; in 
X allein 11. Diese 11 Lieder weisen freilich mit einer Ausnahme (Nr. 50) nirgends 


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X 


den Namen Folzens auf; doch scheinen mir Inhalt, Ton y Lieblingsreime und -Wen¬ 
dungen für ihn zu sprechen. Das Fehlen des Namens ist leicht erklärlich: im Lied 
selbst wird er selten genannt, und für sich selbst brauchte Folz seinen Namen nicht 
unter die Lieder zu setzen, wo doch das Skriptum in seinem Besitze blieb. 

Entstanden ist unsere Hs. um das Jahr 1480, wie das Datum bei Nr. 61 und 
auch die Abfassung von No. 100 und 103 beweisen. 

Papier. Schwarze Tinte, meist sehr klein geschrieben. Pappdeckeleinband. Höhe 
eines Blattes 21 an, Breite iö 1 /* cm. Lagenanfänge: 1. 11. 22. 36. 47. 61. 77. 89. 
99. 111. 123. 135. 143. 153. 165. 171. 187. 199. 211. 223. 231. 249. 

Ich gebe im folgenden eine Übersicht des Inhalts von X: 

1. Der frawe peicht (l r ), vgl• Keil. III, 1443. 

2. Der widerteil (4 9 ), vgl. Keil. 1444. 

3. Der liplich Travm (9 r ), vgl. Keil. 1444. 

4. Das guldin jar (13 r ), vgl. Keil. 1444. 

5. Nr. 98 (14 r ). Moderne Überschrift: Die Wieder Vergeltung. Zur Hälfte bei 
Keil. III, 1444ff. abgedruckt, in der genauen Wiedergabe jedoch nicht immer treu. 

6. Nr. 99 (15 r ). Moderne Überschrift: Der arme Bäcker und die Edelfrau. Der 
Anfang bei Keil. III, 1446. Das Gedicht ist Fragment geblieben. Anscheinend wollte 
Folz in späterer Zeit einmal weiter daran schreiben; denn die letzte Zeile ist mit dunk¬ 
lerer Tinte geschrieben und zeigt das spätere Schluß-s, wie überhaupt den Charakter 
der späteren Schrift Folzens. 

Bl. 17'—21': leer. 

7. 22 r — 26' folgt das Fastnachtspiel St. 105. cf. Keil. II, 789 ff., 111, 1447; 
ferner Michels, Studien zu den ältesten deutschen Fastnachtspielen S. 208. Michels will 
das Spiel dem Rosenplütschen Kreis zuweisen. Er weist auf die beliebten Rosenplüt- 
sehen Reime hin wie: glunkern: junkern, benaschen: taschen, zilen: spilen. Er be¬ 
tont jedoch ausdrücklich: „für Rosenplüt selbst spricht nichts “ Nun kommt aber in 
Betracht, daß das Spiel von Folz selbst hier geschrieben ist; ferner findet sich 11, 795 
der Reim: remen: nemen. Das Reimwort remen ist aber, wie Michels selbst S. 222 
bemerkt, „nach Stiefels richtiger Beobachtung ein bei Folz viel verwendetes Reimwort u . 
Dieser Beobachtung füge ich hinzu, daß der Reim auf zilen nicht nur Rosenpliitsche 
Eigentümlichkeit, sondern auch bei Folz außerordentlich beliebt ist! Den marktschreie¬ 
rischen Ausrufestil, der das Ganze recht lebendig macht, hat auch Folz verwandt. 

8. Nr. 50 (27 r ). Die Überschrift von moderner Hand: Lied./Der nächtliche Be¬ 
such oder / Der Junggesell und der Wächter. Die 12. Strophe ist mit hellerer, grün¬ 
licher Tinte geschrieben; die 13. noch heller , sie ist weiter auseinander geschrieben und 
zeigt zweimal das spätere Schluß- s. Anfang: 0 trauter wacht er gut. Am Schluß in 
der vorletzten Zeile (v. 258): Kunt hanß folcz barwire. 

9. Nr. 51 (28 B). Moderne Überschrift: Der Lehrling. Anfang: Ir weisen 
meinster alle. 

10. Entwurf zu einem großen Gedicht 29 r — 35'. Anfang: Plut harm har vn 
mestruu. Vgl. Keil. 111, 1447: „Nach Blatt 28 scheinen wenigstens 2 Blätter ausge- 


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XI 


fallen zu sein, denn Bl. 29 fährt mit anderer Hand als 28 mitten in einem natur¬ 
wissenschaftliehen Lehrgedicht fort.“ Das Gedieht handelt vor allem von Alchimie, von 
der Gewinnung des Steins der Weisen. Auf dieses Gedicht beziehen sich die Notizen 
186* und die Reime 256“. Auf die Wiedergabe habe ich, da es auf weite Strecken 
kaum lesbar ist, verzichtet. — Bl. 35*: Hinter dem Gedichtentwurf zwei Zeilen unver¬ 
ständlicher Kritzelei. 

11. Nr. 53 (36 r ). Im hanen krat. Anfang: Gotlich weißheit vn welltliche dor- 
heite. In der viertletzten Zeile nennt sich der Verfasser: Ret hanß von wurmß bar- 
wirer frü vn spate. — Vgl. Goedeke, Grundriß 1, 330. Nach der Weimarer Hs. hat 
Keller das Gedicht in der Nachlese zu dm Fastnachtspielen (Bibi, des Litt. Ver. Bd. XLV1) 
8. 310 ff. abgedruckt, jedoch ohne Trennung vom Stollen und Abgesang und nicht allzu 
genau. 8 Strophen des Liedes hat ferner Wackemagel im 11. Bande seines „Deutschen 
Kirchenliedes“ (No. 1049) nach zwei Vorlagen veröffentlicht. Auch in N2 299' — 302' 
ist es abgeschrieben und danach abgedruckt bei Wackemagel, Kirchenlied II, Nr. 1048. 

12. Nr. 36 (40*). In der schranckweis. Anfang: Maria himel keiserin. Hier 
nur 5 Strophen des Liedes, die fünfte ganz abweichend von M. Es steht wohl AMEN 
unter dem Lied, das f am Rand links am Schluß des Gedichtes scheint jedoch auf 
seine Unvollständigkeit hinweism zu sollen. 

13. Nr. 34 (41*). Im vnbekanten don. Anfang: Aue virgo et mat\ 43*: Das 
ander par. Anfang: Aue fons castitatis. 

14. Nr. 53 (46*). Anfang: Man list vom Patriarchen; auch in N2, 289', wo 
aber von den 9 Strophen des Liedes nur die 3 ersten wiedergegeben sind. 

15. Nr. 54 (48*). Anfang: Gegrusset seystu dim vn meit; auch in N2 (334*. 
332"). 

16. Nr. 55 (49*). Anfang: (M)aria hoch geplumter zwey. Das Lied ist Frag- 
tnent. Vom Abgesang der 9. Strophe fehlen noch 2 l j 2 Zeilen. 

Bl. 51: leer. 

17. Nr. 14 (52'). Anfang: Aue gloriosissima; auch in N2, 295*. 

18. Nr. 56 (53'). Anfang: Aue archa deytatis. Von Keller Übersehen. Auch in 

N2 (296*) (vgl. Goedeke I, 330). 

19. Nr. 57 (54'). Anfang: 0 muter voll genaden; auch in N2 (290'). 

20. Nr. 68 (54*, 55', 56*, 67'). Anfang: Maria hoch begabet rein; auch 
in N2 (293*, 295**). 

21. Nr. 59 (55 r ). Anfang: Hort wie der lib augustin’; auch N2 (285*). 

22. Nr. 60 (55*). Anfang: Isaias in dem durch spehen. Von Keller übersehen . 

23. Nr. 61 (57'). Überschrift: 1479 ante purificacionis. In dem langen thon 

bans follczen barwire’s von wurmß zu numb’g wonhafft. Anfang: Vnß schreibt 
isaias nono capitulo. 

Bl. 58-60: leer. 

Mit 61' beginnt, wie die „IV“ an der Spitze der Seite zeigt, der 4. Teil unserer Hs. 

24. 61' — 63* bringt ein Lehrgedicht von Hans Kugler, vgl. Keil. III, 1449, 
Moderne Überschrift: Der Windbeutel. 


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XII 


25. Ein Gedicht von Elblin von Eselsberg (64 r ) vgl. Keil. III, 1449. Moderne 
Überschrift: Die Schule der Liebe. 

Blatt 69 T — 76': leer. 

26. Nr. 62 (76*) plinten lit jm muscat plut. Anfang: Ach liben lewt. 

27. Nr. 63 (78 r ). Anfang-. (M)an list in tercio dez puchez genisi; auch in 
N2 (217*). 

28. Nr. 64 (78*). Anfang: Maria von dir beruret; auch in N2 (182 r ). 

29. Nr. 66 (79*). Anfang: (Jf)aria jügfraw here. 

30. Nr. 23 (80 r ). Anfang: (W)ye vor an gut ein krefftenreich’ mane. Hier 
nur 5 Strophen des Liedes. Es war jedoch die Absicht des Schreibers, auch den noch 
fehlenden Teil zu Papier zu bringen, wie das Freilassen der zweiten Hälfte von 80 * 
und der ersten Hälfte von 81* zeigt. 

31. Nr. 66 {81*). 1475. Anfang: Jung allt’ greiß. 

32. Nr. 67 (81*). Anfang: 0 maria wie sunderleiche. Von Keller übersehen. 

33. Nr. 68 {82*). Anfang: Vor lang’ frist. 

34. Nr. 68 {84*). Anfang: Jo (?) werstu mein. Von Keller übersehen. 

Bl. 84*—88*: leer. 

35. 89' —97*. Fastnachtepiei St. 39; vgl. Keil. III, 1450. 

Bl. 97* —98*: leer. 

36. 99* —122*. Der Maide Kram (bis V. 796). Anfang: In lob der hohsten 
wirdickait. 

37. Nr. 100 (123*). Überschrift: pharetra atra iudeos. Der köcher wid’ die 
iuden.; vgl. Michels, Studien zu den ält. deutsch. Fastnacktspielen S. 233 ff. 

Bl. 132*—134*: leer. 

38. Keller schreibt hier (III, 1451): „Bl. 133 ff. bis auf wenige Notizen leer“. 
Dies ist richtig; die Notiz auf 134* aber ist für uns von hoher Wichtigkeit. Wir 
lesen da: 

wo’p 

arczt vn krichen 
drey frag 
disputaczen. 

Der ganze übrige Teil der Seite ist leer. Wir haben da die Titd von 4 Folzischen 
Schriften vor uns; sollte es ein Verzeichnis aller seiner Gedichte geben? Über die 
worper vergl. Keil. 111, 1301.*) Mit arczt vn krichen ist wohl das Gedickt von dem 
krichischem arczat gemeint (Keil. III, 1196 ff). Bei den drey frag haben wir an 
Folzens von dreyr pawrn frag zu denken. Mit der disputaczen ist wohl der Münchener 


*) Von Keller nicht beachtet ist die Abschrift der worper »n der Handschrift W, Bl. 126 — 127. 
Überschrift: Ain hibscher Spruch von den worppern Merckt ee in Alexandria, von Hans Folcx 
1514 (Wackemagd, Bibliographie zur Geschichte des Kirchenliedes No. LXXIX.J. Übrigens befindet 
sich von dem Bändchen aus der Bibliotheca Ebneriana, aus dem Keller geschöpft hat, eine vollständige 
Abschrift auf der Berliner kgl. Bibliothek ms. germ. 371 quart. 


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XIII 


Druck gemeint: Item ein krieg den der dichter dises Spruchs gehapt etc., auf dessen 
letzter Seite in großer Schrift geschrieben ist: dysputaczen einß Juden vnd 1 Cristen: 
vgl. KeU. UI, 1196. 

39. 135 — 141’. Abhandlungen Über die Verfolgungen der Christen durch die 
Türken. Anfang: Bey der allerbittersten peynigüg oder vervolgung. 

Bl. 142: leer. 

40. 143 ff. Prosaabhandlung Über die Fechtkunst von Folz. Übeschr Merck 
die IX stuck mit dS Swert vnd auch mit dem Spicz swert degen vnd schilt vnd 
gut kemflich ringe mit dem degen. 147* folgt ein Gedicht über denselben Gegenstand. 
Überschrift: Vnde vers’; deutscher Versuch in leonin. Versen? Vgl. Keil. 111, 1451. 
Anfang: Ist das du linkest in dem fechten du sere hinkest. 

Bl. 149—152: leer. 

41. 153 r : Liber istoriall qui . . . Sat. Bloße Überschuß. 

42. 154 ff.: Geschichte von Adam und Eva: eine ausführlichere Prosafassung des 
Gedichtes gleichen Inhalts, das sich in einem Druck der Münchener Hof- u. Staats¬ 
bibliothek befindet. Anfang: (yi)lls adam vnd eua geschlage wurden auß dem gartten. 

43. Nr. 101 (159 T ). Ausführlichere Prosafassung von Nr. 5 (= 22). Diese 
Skizze ist wohl dem Meisterlied vorangegangen. 

Bl. 160’—164*: leer. 

44. 165 r —169*: Dyalogus diuitis et paupis a beato Basilio editus; vgl. Keil. 
Ul, 1451 und oben S. IX. Anfang: Der reich spricht wolt got das jch etwen mocht 
erlangen. 

45. Nr. 103 (169*). Unvollendetes Gedicht Fölsens. Anfang: Jch reit nü auß 
spacire. 

Bl. 170*: her. 

46. 171* — 172*: Capitulü de putrefactione lapidü, vgl. KeU. 1U, 1451. 

47. I73 r —174 r : Chemische und astronomische Notizen und Rezepte in lateinischer 
Sprache; vgl. KeU. 1U, 1451. 

49. I74 r : Ein mehrung des gollds; vgl. Keil. 1U, 1451. 

50. 174 r : oposiciö scdü heinricü mugelin I ricmaticis v’bis teutonicis ad cesare 
Karalü magnü. 

Also ich silb* wandel I gelt 
mit meyn’ reichn kunste sollt 
Allun ich ny vn miniü 
mit sale armoniacü 
5 Tutian vn den grü span 
sal nitri m’ 1 ) ich da’ zu han 
Jch sach das ist d’ wor weg 
ob jr kundt dreffe meyne steg 
D’ esel pey dem prü erdorst 

__ 10» das e’ dez sinß nit het geforscht. 

*) = mus. 


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XIV 


51. 174 r : Jn spe 1 ) solis; vgl. Keil. III, 1452. 

52. 174*: Verzeichnis alchimistischer Bücher; vgl. Keil. 111, 1452. 

53. 175' — 177': Zweispaltig geschriebener lateinischer Traktat ; vgl. Keil. III, 1452. 
Bl. 178*—186': leer : 

54. 186 w : Si tu cü rebis lunä et solem babebis 

Mercurifi corpis et nil ivenies ja illis 
Tüc tibi fortuna in arte est jnimica. 

Darunter steht in kleinerer Schrift noch einmal 

Mercuriü corpis et nihil invenies i iliis etc. 

Oben bei Ivenies findet sich das spätere Schluß-s, während das untere invenies mit 
dem älteren geschrieben ist. 

Es folgen nun auf der linken Seite Notizen, die, wie schon bei 10. bemerkt, in 
dem Gedieht 29'ff. Verwendung gefunden haben: 

corp 9 mulierum 
primo 
vns’ stei 
vns’ »•) 
vns’ waz’ 
vns’ m 9 . 1 ) 


2 . 

Daz weib vn d’ mS 
Daz drukn vn daz naß 
Der kung vn die kungin 
Daz edel vii daz snod 
D’ sulf vn m’. 

etlich vii dre 9 . 4 ) 

Sps 4 ) corp 9 am*) 

Galch waz’ vn salcz 
Sol luna m'c 9 
Vat* sun geist 

D’ man das weib vn jr spma 
De 4 or . 

Am Anfang durchstrichen: Die ness die dur die feucht die druk; dann 

Feu’ waz’ luft vh erd 
heiß feucht kalt dur 


*) «*speciem. ') = er. •) = mercurius. 4 ) = von drein/ *) — Spiritus. •) — animaf 


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XV 


daz swa'cz daz weiß daz gel vn rot 
luna sol mi 1 ) sulf’ 

Irr xir exir elixi’. 

Dazu vergleiche man nun das Gedicht (Sperrung von mir): 

[32*] 8 Wie mäch’ley nü*) dingen (?) sey 
Die composiczen geeiget pey 
10 Hie loz ich ab' euch v’stö 
flrley 8 ) jrüg vn opinion 
Eyn teil die wein daz mä v’pring 
Die kunst jn ei eynige ding 
Daz heist de’ erst teil uns’s st ei 
15 Die and’n vnse’ e’ allein 

Ein waze’ heistu die drite sum 
Die 4* ei Mm. 

So spricht nun die and’ scha’ 

Daz dar zu hom 2 ding fu’ wa’ 

20 Daz heisse etlich weib vn mä 
Etlich den kong vn kungin frä 4 ) 

So ist ez in ein teil e’kantn 9 (?) 

Sulf’ vn auch mercuri 9 
So spr jr ein teil auflfz lest 8 ) 

25 Ez sey daz pest vn sey dz pest 

Etlich vn zen hant geseyt 

Sei korp geist jn jrm bescheit 

Od’ de’ mä daz weib jr sam 

Ein teil calch waz’ vn salcz mit nam. usw. 

Ferner: 

[33 r ] 4 Vn kunds jr ein teil vö firn 

5 Daz aber nicht (?) die kunst ein.. (?) 

In der ein teil haben e’kent 
Die mischüg der vir elemet 
De’ and’... uir’ waz 
Daz kallt de’ hicx den druke dz naß 
10 Etlich’ mischung wz alls 9 
Sol luna sulf’ m? 

Etlich der spr ez sey not 

Daz swa’cz vn weiß gel vn daz rot.*) 

*) s mercuri US. *) oder m&. *) man vor firley durchstrichen. *) Vor Z. 20 ist gestrichen: 

Die erst heiBens weib vn raa 
Die and«n kong vn kungin fra. 

*) sw teste. *) das zweite vn üb. d. Z., daß vor gel gestr. 


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XVI 


55. Nr. 103 (187 r — 209*): Disputation über die Vorzüge des Christentums vor 
dem Judentum', vergl. Michels, Studien zu d. alt. deutsch. Fastn.spielen S. 233ff. 

Bl. 209'—211*: leer. 

56. 212 r — 226*. Deutscher Traktat; vgl. Keil. 111, 1452. Änf.: (JF)y wol nach 
der 1er des natürlichen meinsters an dem dritten puch de’ guten sitten. 

Bl. 227 und 228*: leer. 

57. 228*: 4 gereimte lat. Hexameter; vgl. Keil. 111, 1452. 

Bl. 229 f.: leer. 

58. 231 r — 246*. Alchim. latein. Traktat; vgl. Keil. 111, 1452. 

B. 246*, 247, 248: leer. 

59 . 249*—255*. lat. Abhandlung; vgl. Keil. III, 1452. Übersehr.: Incipit über 
Noui testameti Arnoldi de villa Noua. 

Bl. 255*, 256*: leer. 

60. 256*. Reime, die, wie schon S. IX erwähnt, in dem Gedieht Bl. 29* ff. Ver¬ 
wendung fanden, und zwar lauten die Reime: 

Calciacio 

no 

calcinacio solucio 

sublimacio conuigtio 

solucio (durchgestrichen) 

putrefacio ouigcio (durchgestr.) 

ascensio 

descensio 

otricio 

jubilacio 

coagulacio (?) 

otricio 

jnteracio 

fixio 

onexio. 

Im Gedicht heißt es [ 55 r ].* 

Wie mä die nene mag he’ no 
Allz de’ co’p calcrinacio 
Solucio sublimacio 

Ascensio vn descesio Vor großer hicz defensio 
ouicio putrefacio übrig’ fewcht abstratio 

? iubilacio 1 ) 
congulacio et otritio 
jnceratio et fixio usw. 

Von Keller wurde das Blatt nicht berücksichtigt, 
i) dahinter eine Zeile gestr. 


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XVII 


Die Berliner Handschrift (N2). 

God. germ. 4° 414. 

In der Benennung N2 bin ich Goedeke (Grundriß 1, 308) gefolgt. Die 
Hayidschrift, zum größten Teil von Hans Sachs geschrieben, kam aus der Ebner - 
sehen Bibliothek in den Besitz der Berliner Kgl. Bibliothek. Sie wurde am St. Marga¬ 
retentag 1517 begonnen, die Abschrift der Lieder muß jedoch mindestens bis zum 
Jahre 1518 gedauert haben, da am Ende mehrerer Lieder gegen Schluß des Buches 
sich die Bemerkung: anno 1518 findet 

Goedeke erwähnt nur einen geringen Teil der Folzischen Lieder, die in diesem 
Band enthalten sind. Dies kommt vor allem daher, daß ihm die Lieder der Münchener 
und Weimarer Hs. unbekannt waren und diese Gesänge von Sachs nicht mit dem Zu¬ 
satz: Hans Folczen gedieht versehen sind. 

Ähnlich ist es Wackernagel gegangen, der im 2. Band seines Kirchenliedes neben 
Nr. 52 und 72 auch Nr. 34 abdruckte, ohne zu ahnen, daß es von Folz stammt, und 
der bei Nr. 37, also einem Lied, das sich in der Münchener Hs. findet, bemerkte, es 
sei sicherlich nicht von Folz, wohl aber aus seiner Schule! 

23 Lieder in Nr. 21 sind durch M oder X als Folzisch erwiesen: 12 davon finden 
sich in M allein, 3 in M und X, 7 in X allein, 1 in X und in V; 8 weitere Meister¬ 
lieder in N 2 sind ausdrücklich als von Hanz Folz gedichtet bezeichnet. 

Da so 31 Meisterlieder in N 2 als Folzisches Gut gesichert sind, so liegt es sehr 
nahe, noch weitere Folzische Lieder in diesem Corpus aufzustöbem. Daß Hans Sachs 
Folz nicht nemd, spricht noch nicht gegen seine Autorschaft, da die durch M und X 
gesicherten Stücke gleichfalls unbezeichnet sind. Wenn ich 17 weitere Lieder auf¬ 
genommen habe, so bestimmte mich ihre Stellung zwischen sicher Folzischen Liedern, 
die Wahl Folzischer Töne, die Verwendung von Lieblingsworten, -Wendungen und 
-reimen, 1 ) sowie inhaltliche Kriterien, die namentlich die beiden Lieder Nr. 90 und 
91 mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Zyklus der Meistergesänge 89 — 94 hereinweisen. 
Ich bin mir aber bewußt, daß meine Auswahl nur provisorisch ist, ja daß die Reime 
(z. B. in der Verwendung der neuen Diphthonge) und stilistische Kriterien z. T. zu 
Bedenken Anlaß geben. Eine Untersuchung der Folzschen Sprache, die sich natürlich 
nicht auf die Meisterlieder beschränken darf, wird da die Entscheidung geben. 

Der Text der Folzischen Lieder in N 2 beruht nicht auf 4er Münchener und 
schwerlich auf der Weimarer Hs. Daß M sicher nicht Vorgelegen hat, beweist Nr. 17 
v. 131 f. und Nr. 30 v. 35 f., wo l l / 2 Verse ausgelassen sind; denn dies deutet darauf 
hin, daß in der Quelle nicht jede Reimzeile eine Zeile für sich bildete, wie es in M der 
Fall ist, sondern daß dort die Strophen durchgeschrieben waren. 


*) Als Folzische Lieblingsreime verzeichne ich: reinen : Schemen : nehmen; dewre: fewre: un¬ 
geheure; zessen : wessen ; mild : pild; vil: wü : zil; willen : stillen : spillen; jüden : rüden; Ver¬ 
nunft ; zunft. Er liebt asyndetischs Synonymenhäufung. 

Dtitsehe Text« de« Mittelalters XU. ß 


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XVIII 


Geschrieben wurde die Handschrift nicht allein von Hans" Sachs. Wir können 
noch 2 andere Hände unterscheiden. Vor allem ist von 469' bis zum Schluß ein berufs¬ 
mäßiger Schreiber mit der Abschrift der Meisterlieder betraut worden. 

Papier. Einbanddeckel aus Holz mit gepreßtem Lederiiberzug und Metallbeschlag. 
Schwarze Tinte. Höhe eines Blattes 20,6 cm, Breite 15,6 cm. Höhe des beschriebenen 
Teiles 16,5 cm, Breite 12 cm. Nach jedem Stollen, bezw. Abgesang abgesetzt. 

1. Nr. 70 (89 T - •). Überschrift: Marners langer don hanß folczen dicht 3 lieder. 
Anfang: 0 Got maniger fraget ser. 

2. Nr. 71 (92' — 94*). Überschrift: Jns hans folczen plftt weis 19 lieder. 
Anfang: Taüsent vierhunderdt fünfzig jar. 1 ) Die letzte Strophe scheint später hinzu¬ 
gedichtet zu sein; der Abgesang von Str. 18 gibt schon den Abschluß. 

3. Nr. 72 (99' — 101'). Überschrift: In dem langen don maister hansen volczen 
gpdicht 7 lieder. Anfang: Heiliger geist stewr mich hye arme creatür. Abgedruckt 
bei Wackernagel, Kirchenlied II, 1050. 

4. Nr. 73 (101 r — 102*). Überschrift: Jn hanß folczen freyen don 5 lied’ sein 
gedieht. Anfang: 0 / keisser aller keissertüm. Goedeke, Grundriß I, 330. 

5. Nr. 74 (102* — 103*). Überschrift: Jn des hans volczen vnser frawen kor 
weiß ein schons par 5 lied’. Anfang: 0 pia/maria. Ganz folzisch klingen V. 54 f. 

6. Nr. 35 (128 r — 130 T ). Überschrift: Jn des marners langen don ein schons 
par. Anfang: Qüicümq’ salüüs esse vült. 

7. Nr. 75 ( 130 r — 136'). Überschrift: Jn des marners langen don drey lieder 
nach einander de concepcione maria hans volczen gedieht. Anfang: Schern dich 
jüd heid türck machmelißt. Goedeke, 1, 330. 

8. Nr. 17 {139* — 141'). Überschrift: Jm frawen lobs verhüllen don 7 lieder. 
Anfang: Hie speculir ich dümer ley. 

9. Nr. 15 (141* — 142'). Überschrift: Jn Fridrich Zorns (zuerst: Fraüenlobs) 
verhollen don 3 lied’. Anfang : Keisser küng fürst graff herezog frey. 

10. Nr. 16 (145' — 146*). Überschrift: Jn dem verhollen don 5 lied’. An¬ 
fang: On ent wert goltes süns gppürt. 

11. Nr. 76 (165* — 168'). Überschrift'. Jm verporgen don 7 lied’ hans volczen 
gedieht. Anfang: 0 schopffer reich dein güt Jch man. 

12. Nr. 29 (168'■ *). Überschrift: Jm verporgen don 3 lieder. Anfang: 0 Ein- 
licz einfeltiges ein. 


*) Der Stoff wurde von Han» Sachs dramatisiert: Eine klägliche Tragedy mit / zwölf! personen 
zu spilen / die zwen Ritter von purgunt hatt / funff / actus. Vgl. Goedeke, Grundriß II, 428, 
No. 196; geschrieben 16. Jan 1552 (Abschrift Berlin. Ms. gern. 4*. 576; No. 24, Bl. 100 f.); ferner 
von Sachs als Historie behandelt: Historia. Die zwen ritter aus Burgund. 11. Mai 1557; vergl. 
Goedeke, Grundriß II, 431, No. 307. Sach» hat das Meisterlied sicher nicht verfaßt, er fügt bei 
Eignem in der Überschrift regelmäßig die Bemerkung hinzu: Hans Sachsen gedieht. 


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XIX 

13. Nr. 2 (17l r — 172'). Überschrift: Im verporgen don 3 lied\ Anfang: 

Manch grob vnd einfcltig persan. 

14. Nr. 64 (182'—183'). Überschrift : Jn der zügbeis B lieder. Anfang: 

0 / maria von dir beröret. 

15. Nr. 30 (184 r — 185'). Überschrift: Jn der zügweis 3 lieder. Anfang: 

A / ve virgo voller genaden. 

16. Nr. 33 (205' — 207'). Überschrift: Jn der zügweis 7 lieder. Anfang: 

In / dem anfang so was das worte. 

17. Nr. 13 (210' — 212'). Überschrift: In der zögbeis 7 lieder. Anfang: 

0 / qüicöm qüe volt salüüs esse. 

18. Nr. 5 = 22 (212' — 214'). Überschrift: Jn der zügweis 7 lieder. An¬ 
fang: Die / leez zw künft cristi wirt werde. 

19. Nr. 63 (217' — 218'). Überschrift: Jn hans volczen langen don 3 lieder. 
Anfang: Man list in lercio des püches genesy. 

20. Nr. 77 (218' — 219'). Überschrift: Meister hans volczen passional 7 lieder. 
Anfang: Maria jünckfraw dar. 

21. Nr. 34 (277<> — 279'). Überschrift: Jm vnbek'anten don 7 lieder das erst 
par H F. Anfang: Aüe virgo et mater. 

22. Nr. 59 (285' — 286'). Überschrift: Jn meister bans volczen hohen don 

3 lieder vnd sein gedieht. Anfang: Hort wie den lib aügüslin 9 . 

23. Nr. 78 (286' — 287'). Überschrift: Jnn meister hans volczen hohen don 
5 lieder. Anfang: 0 all andechtig herczen rein. Das Lied ist eine Gabe zum neuen 
Jahr, wie die beiden letzten Verse es nachweisen. 

24. Nr. 79 (287' — 288'). Überschuß: Meister hans volczen hohen don 5 
lieder. Anfang: Frolockt vnd jübillyrel all. 

25. Nr. 80 (288' — 289'). Überschrift: In meister hans volczen hohen don 
7 lieder. Anfang: Er ist erstanden von dem tot. 

26. Nr. 53 (289'-'). Überschuß: In der stroffweis hans volczen 3 lieder. An¬ 
fang: Mon list von patrijarchen. 

27. Nr. 81 (289' — 290'). Überschuß: In meister hans volczeir straffweis 3 
lied’. Anfang: Daß heutig fest zw ziren. 

28. Nr. 57 (290'- •). Überschrift: Jn der straff weis hans volczen 6 lieder. 
Anfang: O müter vol genaden. 

29. Nr. 82 (291'-'). Überschrift: In meister hans volczen passional 7 lied’. 
Anfang: 0 plüm ob allen ern. 

30. Nr. 37 (292'•'). Überschuß: Jn meister hans volczen Passional 7 lieder. 
Anfang: O cristen mensch betracht. 

31. Nr. 83 (292'. 294'). Überschrift: Jn meister hans volczen schränck weis 
3 lied’. Anfang: Wer meisterschafft hie wol began. 


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XX 


32. Nr. 84 (293'*). Überschrift: In hans volczen schranck weis 5 lieder. 
Anfang: Maria fruchten reiche aw. 

33. Nr. 58 (293*. 295'*). Überschrift : Jn maister hans volczen schranck 

weif 5 lieder. Anfang: Maria hochgelobte rein. 

34. Nr. 85 (294'■ •). * Überschrift: Jn meister hans volczen schranck weis 3 lied’. 
Anfang: Zw nennen liy das nüczest loch. Das Lied ist die Antwort auf Nr. 83, an 
das es anschließt, und enthält das Lob des Schmiedehandwerlts. 

35. Nr. 14 (295 v —296’). Überschrift-. Jn meister hans volczen schranck weis 
5 lieder. Anfang: Aue gloriosissima. 

36. Nr. 66 (296’—297’). Überschrift: Jn der schranck weis meister hans 

volczen 5 lieder. Anfang: Aüe archa deytatis. 

37. Nr. 36 (297*—298'). Überschrift: In meister hans volczen schranck weis 
5 lied’. Anfang: Maria himel keisserin. 

38. Nr. 86 (298'—299'). Überschrift: Jn dem hanne krat meister hansen 

5 lieder. Anfang: Got liebt den menschen der lebt hie aüf erden. 

39. Nr. 52 (299'—302'). Überschrift: Jn dem hannen krat meister hans 
volczen 25 lieder. 

40. Nr. 87 (332’ — 333'). Überschrift: Jn des mflnichs langer don 3 lieder. 

Anfang: Aüe schrein sach sal vnd kemnat. Die Stollenabschlüsse (7. 14. 32. 40. 
59. 66) gemahnen an die Stoltenanfänge in Nr. 34. 

41. Nr. 54 (334'■ ’. 332'■ ’). Überschrift: Jn münich vö salczpürg korweis 
5 lieder. Anfang: Gegitlßet seistü dirn vnd meit. 

42. Nr. 31 (368'—369’). Überschrift: IG R. Im.banns folczen. 

Anfang: Mich wündert nün vnd ymer. 

43. Nr. 88 (452’—453'). Überschrift: Jn des volczen ror weis 3 lieder. An¬ 
fang: Weib aller zücht. 

44. Nr. 89 (469' — 470'). Überschrift: Jm vnbekannten don Hans volczen 

gedieht 5 lieder. Anfang: (J)nn Zeiten meines leben. Vgl. Goedeke 1, 330. Dieses 
und die folgenden Lieder gehören zusammen. Alle handeln über den Meistergesang, 
über dessen Schäden und Erstarrung sich Folz beklagt. Schon Goedeke 1,330 hat sie 
stillschweigend für Folz in Anspruch genommen und mag damit Recht haben, wenn 
auch die Reimtechnik einige Besonderheiten zeigt und der Ton von Nestler stammt, in 
N2 also mit Unrecht Folz zugewiesen scheint. 

45. Nr. 90 (470'—471*). Überschrift: Im vnbekanten don Hans volczen 5 Jieder. 
Anfang: Ir meister nemen wäre. Vgl. Goedeke I, 330. 

46. Nr. 91 (471’—473'). Überschrift: Im vnbekanten don Hans volczen 5 lieder. 
Anfang: MEin herlz das mag nit schweigen. Vgl. Goedeke 1, 330. 

47. Nr. 92 (473'—474'). Überschrift: Im vnbekanten don Hanns volczen ge¬ 
dieht 3 lieder. Anfang: (E) ins mals ich einen fraget. Vgl. Goedeke 1, 330. 


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XXI 


48. Nr. 98 (474 r — 476*). Überschrift: Im vnbekanlen donn Hans volczen ge¬ 
dieht 5 lieder. Anfang: (Z) u loben stat mein mute. Vgl. Goedeke I, 330. 

49. Nr. 94 (475* — 477 T ). Überschrift: Im vnbekanten don Hans voltzen ge¬ 
dieht 5 lieder. Anfang: (M)V.m sin wil ich bewegen. Am Schluß Namensnennung: 
Spricht Hanns volcz barbirere. 

Die Lesarten, die ich tu Nr. 52 aus Y, Valentin Holls Handschrift in 
Nürnberg (1525 Bl. 120), und zu Nr. 34 aus W, Lamprecht Krolls Handschrift 
m Heidelberg Nr. 109 (Augsb. 1576) mitteile, beruhen nur auf den Angaben Wacker¬ 
nagel, Deutsches Kirchenlied II, Nr. 1049, 1443. 

Dagegen sind die wichtigen Varianten zu Nr. 94, die E, die Handschrift der Nürn¬ 
berger Stadtbibliothek Will. III, 782 (126* — 128 r ) bietet, geschöpft aus einer diplo¬ 
matisch getreuen Abschrift, die Herr Archivar Dr. Mummenhoff selbst für mich zu 
kollationieren die Güte hatte. 


Von Drneken wurden benutzt: 

a der Kleinoktavband der Hamburger Stadtbibliothek Nr. 229 d in scrinio, be¬ 
schrieben von Lappenberg, Jahrbücher der Literatur Bd. 42 (Wien 1828), Anzeigeblatt 
S. 20 — 22. Entnommen wurde ihm Nr. 95, die wegen Nr. 96- t auch als Folzisch gilt; 
vgl. Keller III, 1278 ff. 1464. Das Lied, ein Einzeldruck von 4 Blättern, nimmt in 
dem Sammelbande die 2. Stelle ein; der Schriftspiegel ist 10# cm hoch, 6# cm breit. 
Herr Bibliothekar Dr. Burg in Hamburg hat die Korrdctur nach dem Drucke gelesen. 

C der Wolfenbüttler Mischband 117,7 Eth., in dem Nr. 96 an 25., Nr. 97 an 
23. Stelle eingebunden ist; beide Einzeldrucke umfassen je 4 Blätter, deren Schriftspiegel 
11 cm hoch, 6 cm breit ist. Vgl. Kdl. Ill, 1467; Goedeke, Deutsche Dichtung im Mittel- 
alter 959 ff. Eine genaue Kollation verdanke ich Herrn Prof. Emil Henrici. 

Die Drucke S (Straßburg, Mathis Hupfuff 1513) bei Nr. 11 und U (Erlanger 
Universitätsbibliothek) bei Nr. 34 sind nur nach den Angaben Wackernagels, Deutsches 
KirehenUed II, Nr. 1049. 433; Bibliogr. e. Gesch. d. Kirchenliedes 10 Nr. 26, benutzt 
worden. 

Der Druck dieses Bandes hat sich lange hingezogen; wissenschaftliche Reisen, die 
mich Monate lang im Ausland festhielten, haben mich gehindert, Redaktion und Kor¬ 
rektur so einheitlich durchzuführen, wie ich gewünscht hätte. Trotzdem glaube ich für 
die Zuverlässigkeit des Textes einstehen zu können, dank der Hilfe, die mir zuteil ge¬ 
worden ist. Da die kostbare Münchner Handschrift nickt versendet werden konnte, sind 
die Korrekturen teils nach Prismenphotographien in Berlin gelesen worden, teils haben 
die Herren Bibliothekar Dr. Glauning und Dr. Friedr. Ranke in München die Fahnen¬ 
abzüge meines Textes nach der Handschrift kontroliert; auch Herrn Bibliothekar Dr. Petzet 
m München schulde ich mehrfach Dank für unermüdliche Auskunftsbereitschaft. Von der 
Verwaltung der Weimarer Bibliothek, deren Geduld ich besonders stark in Anspruch nehmen 

D«t*che Texte des Mittelalters XII. C 


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XXH 


mußte, wurde der Kodex X wiederholt auf lange Zeit nach Berlin gegeben. Während eines 
spanischen Aufenthalts, der meine Mitwirkung bei der Korrektur der letzten Bogen sehr 
einschränkte, hat Herr cand. phil. Ludwig Pfannmüller die Weimarer und die Berliner 
Handschrift für mich zu Rate gezogen; von ihm stammt in allem wesentlichen das Wörter¬ 
verzeichnis her, er hat mich auch bei Namen- und Tonregister ergänzend unterstützt 
und im einzelnen manche fördernde Vorschläge beigesteuert, wie denn auch die Schlu߬ 
berichtigungen von ihm herrühren. Vor allem jedoch sage ich Herrn Prof. Dr. G. Roethe 
meinen herzlichsten Dank für seine unermüdliche Hilfsbereitschaft und tatkräftige Unter¬ 
stützung, ohne die es mir nicht möglich gewesen wäre , die vorliegende Publikation in 
dieser Weise der Öffentlichkeit zu übergeben. 

Darmstadt , im Oktober 1908. 

August L. Mayer. 


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Die Münchener Handschrift 

Cgm. 6353. 


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[Fr] Zu wissen das inn disem buchlein vil schönner guter maisterlicher ge¬ 
dieh tpar sind. Zum thail zu singen, zu lesen unnd zupeten, dem mennschenn 
vast nuczlich unnd tröstlich. Dar innen Jacob Bemnhaubt Schwenntter, 
benanntt der elltter, vor vil jarenn sein übrige zeitt inn solchem buchle mit 
singen unnd lesen (wann er offtermals zu suchen wurde er allein inn disem 
buchlein singend unnd lesenndt erfundenn) vertriben. Dann es vonn 
Hannsenn Folczenn vonn Wormbs, barbirer zu Nurmberg, einem uberkunst- 
hchenn maistersmger, wie soliches sein aigne gedieht hintter ime verlassenn 
gnugsam ausweisenn, gedichtet wordenn. Er hat auch dise gedichte lieder 
nit allain erdichtett, sonnder mit aignenn seinenn henndenn beschriben 
unnd selbs corrigirt, wie es dann noch vor augenn steett. Nun sind aber 
gleichwol ettliche vil gedichte lieder inn disem buchlin eingeschribenn, 
welche der wharenn christlichenn schrifft unnd heiligenn evangelio müssen 
weichenn, dann meer der creatur darinnenn wirdt zugelegt dann sie ver- 
[F*] mag. Darumb unnser glaub, hoffnung und Hebe allein auff den ainichenn 
Christum unnsemn hermn alls gnugthuem für der gannczenn welltt sunde 
gepawenn soll werdenn. Wiewoll die allttenn den heiUgenn unnd sonnder- 
Hch Marie gotthehe fürpitthe gröshch habenn zugewenndet, das doch alles 
falsch on ein grundt nit besteen mag, 

So hat er aber vonn der heüigen drifalttigkeitt, vonn 
gottheher natur, wie die Gotthait sich mit 
mennschhcher verainigt, unnd vom hei- 
Hgenn gaist so subtil unnd vil dings 
herfur pracht; ob schonn etwa ett- 
Hchs verhafft bleibt, soll doch das 
guet nit mit dem pösenn ver¬ 
tilget, sonnder der kern aus 
der nusschaln genummen 
unnd die schaln hin- 
gethan werdenn. 

Demnach ist 

noch vil guetö zuhalltten, das annder fam lassen. 

Amen. 


8. maistersiuger. 


1 * 


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i Hr i Register des Buchs. 

Ainiger Gott schopffer / himels / der erden unnd aller creatum. 59 

Anastasii teutscher glaub von gütlicher trifalt.am 52 

Auffersteung Christi von dem tod auß dem grab zw singen und petten . 9 

5 Alle menschen sollen das ende bedenncken so sondigen sie nit. 85 

Ave gloriosissima Virgo que meruisti . 57 

Ave virgo voller gnaden Ein diren der hohen drifaltigkaith. 105 

Aber ein anntwort dem auffmanner mit maistergesang. 166 

Anntwort dem auffgeforderten maister singer unnd herwider. 165 

10 Ach dw mein schlunden drunckh Nun pistw czwar doch nit so junckh 166 

[H*] Ach waß hab ich gethan Das ich so gar ein weisen man. 168 

C. 

Christlicher glaub mir zeugnus bewert am blat . 63 

Christi fußwaschung seiner jungem im nachtmol . 1 

16 Christj 7 worth am creucz gethan Zu singen unnd zu petten. 5 

Christus an einem sabath spath Erstund alß man figürlich hath ... 9 

Creaturliche begnadung Marie der muter Gottes sie zu loben. 14 

D. 

Das ABC mit seiner außlegung . 38 

20 Das leyden Christi herczlich zu betrachtenn dem menschen nicht nucz- 

lichers . 97 

[J r ] Das leyden Christi menschlich zw beweinen wie Maria die muter Christi 153 

Der glaub an die heiligen dryfaltigkeith Anathasii. 52 

Die 7 wort Christi am creucz gethan. nuczlich dem menschen zusin- 

25 gen etc. 5 

Die gülden gloß vill schöner par Im unbekanten thon . 41 

Die letzt zukunfft Christi wirt werden Am endt der weit / nemlich 

zw dem jüngsten gericht. 81 

Die letzt zukunfft Christi wirt werden am letzten tag unnd jüngsten 
30 gericht. 22 


6. am Rand von anderer Hand Nego mit roter Tinte geschrieben . Vor Zeile 6. 7. 10. 11. 16. 27 
ein rotes 91. 


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Register des Buchs. 5 

E. 

Ewig pleibt Göttis sons geburth vom vatter .am 60 

Evangelion Joanis ca primo. außlegung . 120 

Ein frag ob der herr Christus Im grab ein mensch war oder nit ... 93 

(J r l Ein lied das Gott alle ding vermag Im unbekanten thon/. 67 5 

Etlich fragen die Gotthaith ob sie die menscheith hab angenomen... 90 
Eins ich gepetten warte / Das ich eim offenbarte. Seyth das fegfeuer 33 

Eins tages facht mich an. Wie ich solt auß spaciren gan. 26 

Ein alter Römer bevalch seinem sone 3 ding zuvermeyden . 167 

Etliche maisterliche auffmanen/zw singen und wider antworten. 160 10 

Ein eelich volck ich einß erkant Kein grösser trew ich nie befant dan 

von den zweyen leuten. 75 

Ein schmechliche antwort dem auff geforderten maister singer. 166 

Ein andre unglimpffliche antwort dem auffgeforderten maister singer . 167 

Enntschuldigimg des angefangenen maister singers. 168 15 

Ein eelich volck in treuen nach absterben Ist des andern pald ver¬ 
gessen/. 76 

/*>/ F. 

Fegefeuer ist nichts / dennoch sind vill grosser menner mit diesem 

irthumb verfurth unnd noch . 33 20 

G. 

Gott allein ein schopffer himels unnd der erden / und aller ding. 59 

Glauben Athanasii von der heyligenn drifaltigkeith . 146 

Genesis primo stet wie Gott alle ding hab gancz guth gemacht. 96 

H. 25 
Höre mensch Magnus Albertus spricht Wie dem menschn nit 

nuczers sey. 97 

Höre mensch etliche seltzame frag. Die ein ob die göttlich natur... 90 

Hie vor ein kayser mechtig saß zw Rome. Und waß sein name_ 157 

Hannsen Folczen gedieht / wider einen umb gelt mit vill reymenn ... 12 30 

IK'] Hie vor an guth ein krefftreicherer mene / seins todes nicht besane.. 85 

J. 

Jhesus am abentessen rein Die fuß sein jungem wusch allein . 1 

Indem anfang was das wort/Und das worth waß bey Got Und Gott 

waß das worth . 120 35 

Ich wart ein malß gefraget Von eim das ich im saget . 72 

Ich speculir ich thummer lay Nit gar auß ainfaltigem wan. 63 


Vor 3. 7. 8. 11. 26. 28. 29. 31. 33. 34. 36. 37 ein rotes HE. 31. oder krefGleicherer ? 


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6 


Münchener Handschrift. 


Ich grober schlechter thore Wart eins gefragt hie vore. 41 

Ich hab gehört offt und vill Vom maistergesang wunder und noth 38 
Ir sanger hochgeporü Mir ist sovil gesaget worü. 160 

K. 

[L*J Kayser / konig / furst / graff / herezog / frey / Gepieter des weytten umb- 

6 kraysß. 59 

Kein reicher soll an kein testamentum versterben wie dieses lide 

anzaigt. 85 

L. 

10 Lust im mayen zeytten zu besuchen di lustgrunenden auen / welchs 

dernach schaden . 26 

M. 

Mancher sich ser verwundert hie Wie Gott ein / sint personen drey 102 

Manch grob unnd einfaltig person. Waß der furfast in seinem wan .. 12 

15 Mannche disputacion sich menschlich ob der Gotthait zu verwundern 108 
Manch grob unnd ainfaltig person mag nit gestilt werden / dan mit 

offnner bezeugung. 12 

[L*] Maria keusch im höchsten grat Und ob allem geschöpff begnat .... 14 

Maria himelkeyserin. Gewaltig aller throne. 149 

20 Maria ein muter Christi erwelt Im unbekannten thon. 77 

Maria ein muter Christi. Inder schranckweysß. 75 

Mariam zw loben ein muter Christi zw sein bleybende creatur. 14 

Maria ein erwelte gepererin Christi Vor aller weit beschaffung . 17 

Mich^wundert nun und ymer Der fremden disputacion . 108 

26 Meistergsang ist ein subtile kunst Vilen nicht gegeben . 38 

Mein drauth geselle gut Wie gern erzeyget sich dein mut . 165 

Mich wundert ser und fast Warauff du dich doch nun verlast. 167 

N. 

[M*J Nun hört ob yemaüt were / Den der glaub noch teucht schwere .... 67 

30 Nun merckh ich woll an dir Alß dw dich host erzeyget mir. 166 

Noch kerst du dich nit dran. Weß ich dein ye geschonet han . 167 

O. 

On endt werth Gottes sons gepurth Wie ye und ye vom vatter sein 60 
O mensch bedenck die siben wort Die Christus sprach am creuce dort 5 

35 Ob die Gottheit die menscheyt im grab verlassenn hab . 53 

O quicumque vult salvus esse / Ante omnia opus est ut teneat . 52 

Ob ymant den glauben nit fassen mocht Ime zw schwer . 67 


Vor 1. 2. 3. 5. 13. 14. 18.19. 20. 24. 26. 27. 29—31.33. 34. 36 ein rotes 91. 7. testament. 35. Vor 
53 ist 3 gestr. 


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Register des Buche . 


7 


O Christen mensch betracht das inbrünstig beweinen Christi der 

muter sein . 153 

/if*7 O virgo et mater Cui celestis pater . 133 

O freuth euch alle throne Wan die durchleuchtig schöne . 46 

O Maria fursehen Im ewigem erprehen. 49 5 

O Maria wie taugen Vor den gotlichen äugen . 17 

O Maria kuniginne Welche vor anbeginne. 77 

O einlicz einfeltiges ein: Und ungeeint einfeltigkeith. 103 

O armes elend indieser zeit O thumme weit war andie leit. 31 

O Gott was paum pin ich Das man gen schull nit lisse mich. 168 10 

P. 

Passion / fußwaschung den jungem zu singen / lesen / und peten 

drestlich . 1 

Pose gewonheith mag nit lyderlich abgewenth werden. 112 

[Sr] Q. 15 

Quicumque salvus esse vult Wer heylsamkeyth begert . 146 

S. 

Sich bekennen dem maister singer unrecht fuergeseczt . 168 

V. 

Von Göttlicher und mennschlicAer Vereinigung. 90 20 

Von der waren göttlichen drifaltigkeith unnd einigkeith . 50 

Von beschaffung des almechtigen aller creatum himels und erden ... 96 

Von göttlicher drifalt verwundert sich grosß der mennsch . 102 

[Sr] Von beschaffung aller ding und sonnderlich des menschen . 59 

Von gewissen / geist / seel und leyb / ein lide Im unbekanten thon .. 72 25 

Unser frauen erwelte gepererin Christi Im unnbekanten thon . 49 

Unnser frauen himelfart Im unnbekanten thon. 46 

Vill dings auß posser gewonheit entspringt Die man so offt verp’. .. 112 

Von ungeeinter einigkeith / ein schönes liede. 103 

Vom jüngsten tag und jüngstem gericht ein schönes lide. 22 30 

Vermeint den auffgebrachten meister/singer zw schweygen/. 167 

Vill wollen auß unverstant mer tadeln / des sie selbst nit versteen .. 41 

W. 

Was meistergsang sey / und wie es zu versteen ist . 38 

Welth wie dum und ellent ist dein zeyth dz dw nit erkennest. 31 35 

F i n i s. 


Vor 3—10, 16 rotes <JI. 20. mennschler. 22. des rot aus der. 31. I. Vermant f 


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[Or] Ein maisterlichs singbuchlein mit vill schonen maisterliedern 
maisterlich zusingenn angezaigt, welcher vor vil jarn von dem 
hochberumten maister singer Hannsen Foltzen von Wormbs barbirer 
zu Nurmberg gedichtet, geschriben und io*] hinter ime verlassenn, 
kurtzweilig zu lesen, dem verstendigen aber lieplich zu singen. 

11 .] 

[l r ] Einen fast andechtigen passian duglich zu lesen und zu singen 


in des munchs langen th 

1 

Jhesus am abentessen rein 
Die füß sein jungem wusch allein, 
Weyhet in pischofflichem 

schein 

, 'Sie dar nach prister all gemein, 
t erwandellt vor yn prot und 
r wein, 

Sprach: 'das tut in gedechtnus 

mein.’ 

Gab ins zu tranck und speise. 

Judas der nam unwirdig das, 

Dar um der teufel yn besas. 

10 Jhesus mant eylen yn sein stras 
Zu thün des er geschafftig was. 

Er saumpt sich nit und upt sein 

has 


>n und in drey teil geteillt. 

Die halbe nacht und het kein mas 
Der teufelischen weyse, 

15 Wie er sich eines sins gedecht 
Und schir die juden dar an precht 
Das im Jhesus auch würd gerecht, 
[fr 7 Der doch allß gut ym tete. 

Mit grosser eyl er do hin necht 
20 Do er das falsch jüdisch ge- 

schlecht 

Gesamelt west, das yn durch echt; 
Mit den het er sein rete. 

O Judas, ungetrewer knecht, 

Wie trefflich hastu dich verjecht, 

25 Den trewen meyster dein 

gesmecht, 

Des du dich flissest stete! 


[1.] Das Gesperrte ist in der Hs. rot unterstrichen . Überschrift: lange. 1. sein vor rein 

durchstrichen . 15. er über ge-. 


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9 


J. 


2 . 

0 cristen mensch, bedenck das leyt 
Und die groß herczlich traurikeyt, 
Do der her Cristus sich bereyt 
30 Mit sein drey jungem und nit peyt 
Am olperg zu peten und seyt 
Zu seim vater mit dem bescheyt: 
‘Sein es dein will’ er spräche, 


‘So nym des leides kelch von mir, 
35 Doch stet mein will, vater, zu dir.’ 
Allso er andechticlich schrir 
Trew mol in hicziger begir, 

In dem plutiger sweiß vilschir 
Von ym pis in das ertrich rir 
[2r] Und all sein leib durch prache, 


41 Pis Got vater ein engel sant, 
Starck, mutig zu sein yn ermant. 
Zu dreyen malln er sich auch want 
Zu sein jungem, nempt wäre, 

45 Die er swermutig schlaffen fant. 
Wachrig zu sein er yn vor nant 
Und det sein seuffzen yn bekant, 
Auch wie der geist so gare 
Fleissig wer, das fleisch on bestant 
50 Und wie Judas fast zuher rant 
Des menschen sun geben in schant, 
Sprach doch ‘schlofft und rut dare. 5 


Judas vor tag sich fru auff macht 
Zu furen die grausam scharwacht, 
55 Latem, schaub, fackeln warn 

besacht, 

Den sturm furt er mit grossem 

pracht 

Mit manchem waffen ungeschlacht; 
Sprach zu den juden: ‘tenckt und 

tracht 

Wem ich den kuß wird geben, 

1&J Den greiffet an und halt yn fest, 

61 Furt yn sicher, ich rat das pest.’ 
Judas gab end in kurczer rest. 
Manch wepner ob Jhesum erglest, 
Filn an yn mit mancher unkest, 


65 Ein yder wolt nit sein der lest 
Zu stellen nach seim leben. 

Petrus weret sich in der n 
Schlug Malchum ab ein il 

ti b, 

Darnach gefürtt man Jhesum hot 
70 In Annas haus, do ere 

Verlogen wart mit falscher fot, 
Doch er yn freuntlich antwurt pot. 
Ein grossen packen schlak lit Got 
Dar um grausam und swere. 

75 Erst man yn zoch hin durch das kot 
In Kaifas haws mit unrot, 

Do er mit speicheln und unflot 
Verspottet wart vil sere. 


29. her am Rande, 32. vnterscheit vor dem bescheyt durchstrichen . 51. sun über der 

Zeüe. 69. gefürtt aus füret. 


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10 


Münchener Handschrift. 


4. 

Von Kaifa zu Pilato 
80 Wart Jhesus erst geschickt mit 

schmo, 

[S r ] Der yn Herode sant dar nho, 

Er het sein lang begeret ho. 

Was er yn fragt, er swig also. 

Ein weis spotcleit in zornes glo 
85 Er ym zu schand an leyte. 


Mit ym man zu Pilato jacht, 

Wart von den juden ser verdacht. 
Mit falscher zewgnus überlacht, 

Er het des keysers müncz 

geswacht, 

90 Ir neid und haß yn so an facht 
Das Pilatus weyter gedacht, 

Hiß geben ym bescheyte, 


Seit das er nun ein konig wer, 

Wie er der diner dan enper 
95 Und wo auch plib sein kunglich er, 
Sollt er ym thun zu wissen, 

Wan an ym stünt all sein gef er, 
Er mocht ym thun des dodes ser 
Oder yn lassen auß gen 1er, 

100 Hofft er des zu genyssen. 

[3*] Fragt yn auch von der worheyt her 
Und nam in dem von ym abker 
Der juden halb, kunt yn die mer 
Ob sie yn leben lissen. 


5. 

105 O Jhesus, erst warstu entplost, 
Puteln und schergen zu genost, 

Alß ob du werst der aller post, 

Von yn gegeiselt auff das host 
Überpiter an alle tröst, 

110 Und was nymant der dich erlöst 
Von den lötern unreyne. 

Nicht anders sich dein schancz do 

gluckt, 

Ein dürnen kran dein haupt 
erst schmückt, 
Die in dein hirnschal wart 

getruckt, 

115 Spötlich wart sich vor dir ge- 

puckt, 

Warst darnach frefflich auff 

geruckt, 


Fürs follck gefurt, das sich erst 

fluckt 

Sulch smach zu achten kleine. 

Dar um sie schreyes nit verdroß: 
120 ‘Kreuczig, krewczig yn und nit loß, 
Uber unß ge seins plutes floß 
[4*] Und über unser kinde!’ 
Pilatus urteil det den stoß, 

Er wusch die hend, acht sein nit 

groß. 

125 Ein kreucz leyt ungehewr on moß 
Auff yn die judscheyt plinde; 
Zwen schecher warn sein 

mitgenoß. 

Ab wart gezogen all sein hoß, 

Die annaglung gab lauten doß, 

130 Man reckt yn auff geswinde. 

125. vH groß vor on moß gestr. 


106. 107. vertauscht , durch a, b aber zurecht gewiesen. 
126. yn die in die. 


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11 




6 . 

Hye sich, mensch, wie der Schöpfer [4*] Ein sper die seyten sein verschneit, 


dein 

Hangt an dem krewcz in großer 

pein, 

An eynem ort der junger sein, 

Am andern sein zart muter rein, 
136 Der keusch jungfrewlich sarch und 

schrein, 

Do ym der heiliggeist het eyn 
Gepflanczt sein menschlich pillde. 

O mensch, bedenck das piter leyt, 
Do muter und den sun sie peyt 
140 Der dot so jemerlichen scheyt. 

Ym wart von galln ein tranck 

bereyt, 

Gelöset wart auff seinem 

cleit, 


Dar auß floß alle milde. 

145 Sein sterben das was um die nan. 
Das plut das von dem sper ab ran, 
Wart Longinus erleuchtet van, 
Das er Gots sun yn nante. 

Den schein verloren sun und 

man, 

160 Vil greber wurden auff getan 
Und etlich toten drauß erstan, 

Die manchem warn bekante. 

Die felß zurissen sich, secht 

an, 

Der umhang riß im tempel 

f ran. 

165 O cristen mensch, wellest nit lan, 
Schaw yn am creucz gespante! 


7. 

O kreucz Cristi, lebender stam, 

Dar an der ewig tot end nam, 

Der unß erstlich von Adam kam, 

160 An dir starb das getultig lam, 

Das all der wellt sund auff 
sich nam 

Und mit gedullt dar über clam, 

Das sunst nymant was geben. 

I5r] O creucz, du plügrunendes reis, 

165 Du sellabendes paradeis, 

Dar auß unß prost die lebend speis, 
Der sei narung zu gleicher weis, 

Alls der pellican millt und leis 
Sein jung erkuckt von dodes eys, 

170 Im plut yn gipt das leben. 

AMEN 


Secht wie der edel fenix rot 
Sich selb gab in die flam und 

glot, 

Das er von new geper die sat 
Die unß lebendig machte. 

175 Der strauß am schein der sun 

nit lat, 

Sein prut er fru anplikt pis spat, 
Do von yn leblich crafft zu stat, 
Die sunst weren verachte: 

Allso der lew von Judse hat 
180 Sein welff erkuckt von aller not 
Am creucz durch seynen pitern 

dot: 

O mensch, das stet betrachte! 

Hanß Follcz. 


142. seine. 147. am Rande quod deus est. 152. manche. 176. er fru am Rande; 
hinter pru ein Zeichen , das aber auch ein t (also prut) meinen könnte. 178. v’achte zweimal , 
das erste Mal gestrichen. 180. kerkuckt. 


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12 


Münchener Handschrift . 


[5*] Das an< 

1 . 

O mensch, bedenck die suben wort, 
Die Jhesus am creücz offenbort, 

186 Das erst das man yn reden hört, 
Do man so jemerlich sein fort: 
‘Vater, wellst yn vergeben dort! 

Sie sint des Wissens unglort 
Was sie an mir beginnen.’ 

190 Zum andern denck, o Schöpfer 

mein, 

Wie ein suß liplich wort und fein 
Du sagst zu der gerechten dein 
Dem Schacher: ‘hewt wirst pey mir 

sein.’ 

O Jhesus, aller tugent schrein, 

195 Hillff das der trost unß auch er¬ 
schein, 

So wir müssen von hinnen. 


2 . 

'Mich turnt’ das firdi wort er maß, 
210 Nach unserm heil und trost was 

das, 

Dar in du, her, nie wardest laß. 
Redest das funffti wort furbas, 

Do der groß jüdisch neit und haß 
Dich zu smehen keyner vergaß, 

215 Sprachest in grossen smerczen: 

'Mein Got, mein Got, wy hastu 

mich 

Verlassen so gar elentlich!’ 

O mensch, das nit anders an sich, 
Dan nach der menscheit es auß 

sprich. 

220 Das sechsti wort merck inetlich, 

188. I. ungelort. 220. oder ineclich? 


ler par. 

Sachst zum dritten dein muter 

stan, 

Wie sie in leid und jamer pran, 

Plickest dar nach den junger an, 
200 Sprachst: ‘weib, nym war dein 

sune!’, 

Hiß yn dich für sein muter 

han, 

Auß seiner hut dich nit verlan, 
fßr] Des wir auch, kewsche jungfraw 

fran, 

Dich muter nennen nune. 

205 Las unß dein güt nit irren 

dran, 

Sünder zu muter dich unß gan, 

Auff das wir unter deinem fan 

Ymer lassen und thune. 


Las es zu rew ermanen dich 
Mit einem danckpem herczen. 

'Es ist alles verpracht’ er sprach, 
[6*] Verstet unser selikeyt nach: 

225 'Pis in den dot betrupt und swach 
Pin ich’ sprach er elende. 

Dar nach das subend wort auß 

prach, 

E das er leidt des dodes krach. 

In amacht er über sich sach, 

230 Sprach: 'vater, in dein hende 
Enpfil ich meinen geist’ er jach ; 
Erst wart geendet alle smach 
Seint halben durch die jüdisch rach. 
0 her, dein gnad unß sende! 

221. zu aus mit. 


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3. 


235 Wer wollt nit fleissig sehen an, 

Wer kunt und mocht ymer gelan 
Nicht ein starck hoffnung zu han, 
So er den höchsten konig fran, 

Wor Got in menschlicher persan, 

240 So pruderlich am kreucz sech stan 
Für unß in dodes falle: 

Sein haupt gancz nach dem kuß 

gesenckt, 

Sein offne seyt, dar auß er schenckt 
Das du mit gnaden wurst 

getrenckt, 

245 Sein arm gestreckt, das er sich 

lenckt 

[7'] Dich zu umfohen pald um 

schrenckt, 

Essich und mirr wurden gemenckt, 
Vermischet mit der galle, 

4. 

O höchster kung in seraphein, 

Allso hingstu am kreucz allein 
In dem willen Got vaters dein 
Und genczlicher gehorsam sein 
265 Im umring deiner feind gemein; 
Der freund peywonung die was 

dein, 

Petrupt was dein geperde, 

/7» ] Nach der menscheyt gancz trauric- 

lich; 

Von dom dein haupt lit manchen 

stich, 

270 Die färb deins angesichts verplich, 
Mit offnem mund senckestu dich, 
Dein stim die lawt gancz heiser¬ 
lich, 


237. I . hoffenung? 242 de. I. fuß/’ 251 
am Rande nachgetragen . 


Do von die lecz er für dich 

tranck, 

250 Do er hafft an des kreuczes 

schranck, 

Pey dir zu wan an abewanck 

Pis zu deins lebes lecze; 

Sein ruck gepogen, mud und 

kranck, 

Für dich zu zaln werck, wort, 

gedank, 

255 Sein ganczer leib in amacht ranck, 

Daß er in schirm dich secze; 

Unter eym krancz er für dich 

sanck, 

Die suben gsecz dar zu yn 

zwanck: 

0 her, im himlischen einganck 

260 Uns dort ewig ergecze! 


Dotlich gestallt erzeiget sich 
Gancz pükend gen der erde. 

275 An dreyen enden an gespant 

Recht allß ein seyt dein leichnam 

dant, 

Kein stat dein haubet nindert fant 
Ruhalben hin zu neigen. 

Dein äugen treherten peidsant, 

280 Manch swerer seuffcz dein hercz er- 

mant, 

Gedult wart groß an dir erkant 
In allen deym erzeigen. 

Um unß, her, litestu die schant, 
Gäbest dich für unß all zu pfant 
285 In dot des kreücz, das du dip pant 
Der hell zuprechst dem feygen 

, wan = wonen. 259. O aus Du. 284. dich 


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14 


Münchener Handschrift. 


5. 

Mit knackenden gelidem swach, 

Mit offner seyten, do der pach, 

[8 r ] Der suben sacrament ursach, 

290 So folliclichen fürher prach, 

Do von dem dot sterben geschach 
Den unß der argen schlangen rach 
Pracht in dis jamertale. 


O her, gip meynen äugen trer, 

295 Ob ich durch dich kein plut verrer, 
So laß kreücz, nagel, kran und sper 
Mich so petrachten und dein ser 
Das all mein sinlikeyt dein ger 
Und in kein noten von dir ker, 

300 Flö mich vor sunden fale! 


Hefft mich mit deinen nageln an, 

Dein sper las, her, mein sei durch gan, 
Das die fluß deiner wunten fran 
Mich sunder sichen lamen 
305 Heiln, allß der furst wart Naaman 
Durch Heliseum im Jordan. 

Her, thu am end unß pey gestan 
Durch deinen heilgen namen, 

Und alle cristliche persan 
310 Welstu, her, numer mer verlan 
[8”J Und unter deinem sturem fan 
Unß beschirmen all samen. 


6 . 


Jhesus wart ab genomen spat 
Vom kreucz nach Nicodemus 

rot; 

315 Pilatus wundert ab seim dot, 
Der yn betaucht verpracht so 

trot; 

Maria stunt in grosser not, 

Mit fleiß sie sein begeret hot 
Mit armen zu umfohen. 

320 Muterlich trew nit lassen künt 
Zu küssen sein verplichen münt, 
Simeons swert ir sei verwünt, 

In leyt durch flamet und enzünt 
Was sie in ires herczen grünt, 


325 Josep und Nicodemus günt 
Mit ym zum grabe johen. 

Magdalen und Johannes peidt 
Hetten mit ir sunderlich leidt, 
Spürten ir herczlich traurikeyt 
330 Und inerliches clagen. 

Von yn wart sie zu hauß beleyt, 
[9 r ] Doch hilt sie jugfrewlichen pscheit, 
Ir fester glaub und Sicherheit 
Liß sie doch nit verzagen: 

335 Do von ir Jhesus het geseyt: 

'Am dritten tag wirstu erfreyt’, 
Allso der urstend sie erpeyt, 

Det ir allß leyt verjagen. 


292. argen aus arger f 307. Her aus Vn. 309. cristliche aus cristluche. 312. all 
hinter Vnß gestr . 329. ir aus die. 


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15 


/. 


Der her zum grab bestet wart 
340 Mit mirr und alloe die fart, 

Wunden yn in ein leinwot 

zart, 

Leyten yn in eins felses schart 
Gancz new und mit ein stein ver- 

spart, 

Verpetschafft und versigellt hart. 

345 Fru zu dem grab sie jachten. 

Die drey Marien fru vor tag 
Suchten den herren do er lag, 

Mit jamer und pitterer clag 
Zu salben nach yrem behag: 

350 ‘Wer welczt den stein ab?’ was ir 

frag. 

AMEN 


Ein engel det zu yn die sag, 

Allß sie dem grabe nachten: 

[9*] ‘Ir sucht Jhesum von Nazaret? 

Hin ist er, wie er mit ewch ret, 
355 Gen Gallele er euch vor get. 

Sagt auch Petro dar vane!’ 

Maria Magdalena het 
Hoffnung, der her sich zu ir det, 
In dem in gertners weis er stet. 

360 Sprach: ‘fraw, rur mich nit ane!’ 
Pald sie den herren kennen det: 
Dis, mensch, petracht allß fru und 

spet, 

Sein gnad dich numer mer verlet. 
Des unß Got allen gane! 

Hanß Folcz. 


Das drit par. 


365 Cristus an eynem sabat spat 
Erstunt, allß man figürlich hat; 
Ezechihel sach schnell und trat 
Ein groß schar folks ersten von 

tat. 

Samson der Philisteiner fot 
370 Entging und dar zu allem rat, 
Der von Gazam pey nachte 

IW] Die thor der stat er peid mit 

nam: 

Jonas am dritten tage kam 
Auß des grossen Walfisches warn: 
375 Allso Jhesus, das tultig lam, 

In demut den dot uberclam 
Den er litt an des kreuczes stam, 
Stund auff in eygner machte. 


1 . 

Von der urstend, ich reden 

mag, 

380 Wart der sabat verkert, ich sag, 
Nun ewiclich in den suntag 
Um dreyer ursach willen. 

Wie groß an der enpfengnus lag 
Und sein gepurt nucz auff ir 

trag, 

385 Des gleich sein dot noch darff nit 

frag, 

Allen zweifei zu stillen 
Und zu enden Adames plag, 

Dar in die menscheyt gancz was 

zag, 

Must sein urstend enden all clag 
390 Und unß zu freyden zillen. 


339. I. bestetet. 340. bei mir von späterer (f) Hand mit schwärzlich-grüner Tinte noch ein r 
heribergesetzt. Nach 347 ist durchstrichen: Zu salben yn mit piter dar. 350. frag aus sag. 
365. sabat aus abent. 


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16 


Münchener Handschrift. 


2 . 

Um funfferley der schopfer rein 
Vom dot ersten must, ist nit 

nein: 

Von erst das die groß demut sein 
110*] Erhoet wurd in sulchem schein 
395 Der clorheyt, do kein mensch vor 

ein 

Kam, dan dem hern Jhesu allein 
Solt das von erst begegen; 

Zum andern das er offenbort 
Bestetung seyner eygen wort, 

400 Allß man von ym muntlichen hört: 
‘Diser tempel der wirt zu stört 
Und new wider erscheynen vort 


Am dritten tag’, das im verkort 
Der juden fallsch außlegen; 

405 Zum dritten um die hoffnung groß, 
Die wir auch haben suln on moß, 
Zu werden dort sein mit genoß 
In des fleisches urstende; 

Nach der lesten fier hömer doß 
410 In lautung stet auff alles oß; 

Wer dan ab schid von sunden ploß, 
Wirt meyden dort elende, 

Sünder Got feilt auff yn das loß 
Das er in aller zir die stroß 
415 Wirt pawen in die ewig schoß, 

[ll r ] Do alle clag hat ende. 


Zum firden allß Crist selber sich 
Vom dot erkucket schnelliclich, 
Allso, du cristenmensch, rot ich, 
420 Vom dot der sund erste geistlich, 
Dar in götlicher hillff zu sprich, 
Willtu ewig versehen dich 
Seiner urstend genissen; 


Zum funfften eyn yder an she, 

425 Wo nit des fleischs urstend gesche, 
Wer glewplich das dort nymer me 
Der sei, leibes beger ab ste? 

Wie wol do ewig ist kein we, 

Noch gert sie des leibes der e 
430 Sie zeitlich det um schlissen: 


Dar um, o crist, gleubig persan, 
Wie kanst und magst ymer gelan 
Nit ein starken glauben zu han 
In sein urstend mit namen, 

[11*] Seyt an die selb auff erd kein man 
436 Numer het mugen auff erstan, 

Het er unß nit gepent die pan! 
Des sull wir allesamen 
Ym danckes numer abegan, 

440 Auff das wir dort mit ym im trän 
Besiczen die ewige kran 
Ymer an ende, amen. 

Hanß Folcz barwirer. 


391. funfferley 
426. dort aus dor. 
hoffenüg zu han. 


gus sechserley. Dis zweite Fassung ist mit blässerer 
427. sei am Rande nachgetragen . Nach 432 durchstr. 


Tinte geschrieben. 
: Nit ein starck 


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II. 


17 


[ 2 .] 

Zu wissen das dises nach folgend gedreyt lid gemacht ist auff einen der mich 
teglich mit dichten besten wollt um was ich vermocht. Dar um ich ym das lid 
mit den vil reymen für hallt, und welcher des gleichen mit so vil reymen auff 
geistlich, weltlich oder sittlichen mit mir dran wil, der sol bestanden sein, und 
wellen gleich mit ein ander an heben, und welcher seinß e mach, auch die 
materig do von man ticht, kurczer begreif!, die reymen ungezwungner und pesser 

mach, der zieh hin. 

Frisch auff mir und dir. 

Hanß Follcz von Wurmß barwirer zu Nürnberg. 


[12*] In dem verporgen thon. 

1 . 


Manch grob und einfeltig per 

san, 

Was der für fast in seinem 

wan, 

Tuncket das pest yn sein ge 

tan, 

Schaczt doch man ym der em nit 

gan, 

5 Wan wie er seczet seynen 

schran, 

Will er nit eben 

stan. 

Und wie man seyner einfallt 

schan, 

Will er doch ye in hauffen 

schlan, 

Hewt um sich mit dem eher 

zan, 

10 Wie er des grundes nie en 

pfan, 

Noch nympt er trewer 1er nit 

an, 

Auch er das end nie 

psan; 

Schlarfft ymer auff der rawen 

pan, 

Hewt fom her mit dem sturm 

fan 

15 Und meyt den fechtperlichen 

plan, 

Do er möcht finden seinen 

man, 

Der mit ym kurcz sinnes hyb 

dran, 

Ob er dan nit wil 

nan 

Und doch nit 

lan 

20 Ym um ein 

gran, 

[12*] Sein wider 

span 

Zu zemen 

han; 

Grant wie ein allter 

gnan. 


[2.] 4. er N2. 9. vm sich aus forn her M . 11. trewer] never N2 . 12. Vnd auch er 

das ny N2. 13. Sschlarfft M. räuchern N2 , 14. stürem N2. 15.. Meidt doch den 

streitparlich plan N2. 16. man man M . 20. In N2. 

Deutsche Texte des Mittelalters XII. 2 


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18 


Münchener Handschrift . 


Dannoch, o werder Schöpfer fran, 

26 Wie fast er in dem hasß ye pran, 

Was ym ye kunst zu floß und ran, 

Dewcht er sich weisser dan ein swan, 

Er dannoch nit erlangen kan 

Zu tragen meysters kran. 


2 . 


30 Solt aber eynem nit thun ant 

Das mancher wirt so gar ge plant 

Und in ym selber murt und grant 

Um kunst, die er ny halb er kant, 

Und wil mit leschen seynen prant 

36 Und zewcht her für sein schant, 

Sam seyn geschrey sey strick und pant, 
All ander kunst pey im ein tant? 

Ob er dan lang drum greint und flant, 
Wirt ander art nit mit zu tränt, 

40 Weill er nit cleynet, gellt und pfant 

[13 r ] Auff seczt und ist er mant 

Dar um zu kisen unß peid sant, 

Sol von mir werden dar ge spant 

Gen ydem der mich ye an zant, 

45 Seyt sie doch kunst im sack gnug hant, 
Wie ich ein schlechter mini strant 

Von yn wird an ge rant. 

Wirt nit ver klant, 

Ver quint, ver quant 

50 Von yn mein stant. 

Dar auff um gant 

Die lang haben ver swant 

Ir him in kunsten dar und glant: 

Noch dan wie hoch sie sint ge nant, 

55 Mein dicht vor yn keins me zu schrant. 


26. Was aus Wie M. 27. Dünckt N2, 31. so gar] also N2. 32. mart N 2. 33. nit 

“halber kant N2. 34. nit N2. 36. strik sey N2 . pant ausgelassen N 2. 38. Wen er lang dar- 

umb N2 . 39. art mitt im zu N2. 42. vns besant N2. 43. dar werden N2. 44. hie für ye 

N2. 45. Vnd der k. gn. im s. doch hant N2 . 46. schlichter N2. 50. Vnd in meim stant 

N2 . 51. Dar vmb atif gant N2. 55. Mein künst v. i. noch nit zw sehr. N2. me oder nie AT. 


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//. 


id 


Kum eyner von schlauraffen lant, 

Wie vil er pem ye über want, 

Sein kempfer er hie fant. 


3. 

Dan ob er sich lang mit mir zacz, 

60 Pleipt es doch pey dem allten tacz, 

[13*] Pis einr dem andern wescht sein glacz 

Nach tichtes art, was man sunst stacz, 

Ob einß kunst sey ein grosßer pacz, 

Allß er leicht selber schacz. 

65 So er dan lang mit treipt sein tracz 

Und stet mit Worten pricz und pracz, 

Man nen yn Fricz, Francz oder fracz, 

Der sich imd ander lewt mit facz, 

Ob er dan lang so gnir und gnacz, 

70 Will doch der allte hacz 

Nit sein getempft in sulchem acz, 

Ob man sich nit rieht auff den placz, 

Do der gern zewet die streb kacz. 

Was man sunst hin und wider swacz, 

76 Pleipt doch sein waffen stumpf am wacz, 
Deß schlaff er newr und nacz, 

E er ym gsacz 

Sunst wider stracz, 

In Worten stacz, 

80 Kirr wie ein spacz, 

Mags sein ich schach und matez. 

[14*] Truckt mich dan eyner das ich quacz 

Und ich yn wider um er gracz, 

Ich wirff yn nider in den flacz, 


56. Kem einer her aüs moren lant N2. 57. er singer über w. N2. 59. Dan ob ich 

mich lang mit im z. N2 . 60. So bleibt es pey N2. 61. sein] den N2 . 62. was] wie 
N2. gacz N2 . 63. eines künst ein N2 . 64. Ist als er selber sch. N2. 65. Ob e. d. 1. treibt 
mit N2. 69. er lang also gnicz N 2. 70. Pleibt doch im alten h. N2 . 71. Nün lob ich 
nit ein solchen acz N2 . 72. Ich lob wü mon reit aüf N2. 73. Vnd mit künsten zieht 

die N2. 75. PL d. die künst gancz stümpf am bacz N2 . 76. Vnd stet recht als mon 

schlaff vnd nacz N2. 77. Merck in dem g. N2. 78. Das mon nit str. N2. 81. Dan wirt 
er faül vnd macz N2. 82. Ob einer drückt mich das N2. 84. Würff ich N2. die pflacz N2. 

2 * 


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20 


Münchener Handschrift. 


85 Ob nit die feucht von ym auff spracz, 

Gib ich ym mit ein meister sacz, 

Das er mir pleipt ym lacz. 

Et sic est finis. 

Hanß Folcz barwirer. 


13.] 

Im verporgen thon 

1 . 



Maria keusch im höchsten 

grat 


Und ob allem geschopf be 

gnat, 


Hast hie nach Gabrihelis 

rat 


Dem sun des vaters geben 

stat 

5 

Und yn gezirt in menschlich 

wat, 


Do dich der geist um 

schat. 


Do von du aller gnad wurt 

satt, 


Und was die aller erst wol 

tat, 


Dar durch des posen geistes 

fat 

10 

Yn ym geschacht wart und ge 

mat. 


So pald hie gepaliret 

glat 


Wart deyner zungen 

plat 

[1*1 

Und in demut verkündet 

hat 


Zu sein schrein, sarch, sal und kem 

nat, 

15 

So pald du sprecht ‘michi fi 

at\ 


Schneller dan in eim hannen 

krat 


Schlich zu dyr ein der hocht pre 

lat 


Wol durch die pforten 

spat 


Ezechi 

hels, 

20 

Ich mein den 

fels 


Emanu 

eis: 


Höers ge 

schels 


Wirt nicht dan es er 

zells 


Die keuschsch yungfraw, in der do 

knat 

25 

Got geist das himelprot so 

drat, 


Dar durch geöffnet wart das 

pfat 


Der gnaden, do der sei un 

flat 


Unß schelet von den sunden 

frat. 


Dein güt unß das er 

pat, 


85. Das die süten von N2. 86. Gib im da mit N2. 


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21 


III. 


2 . 

30 Do got ynprünstig zu dir 
Ein end hie geben wollt der 
Durch dich ein mensch werden ge 
[lfr] Wo wart ye hocher nucz be 

Dan do Got mensch von dir sich 
35 Deins magtums unge 

Der feint nie serer wart ge 
Kein forcht yn swerlicher er 
Allz do durch dich zu heil wart 
Des du hie müterlichen 
40 Dur den dar nider wart ge 
Sein freis und gar ver 

Wan der durch die profetisch 
Verkündet wart und lang ge 
Von den allt fetem die an 
45 So lang gematt sein und ge 
Des lichts halben und doch be 
Die zeit schir sein er 
Dar in der 
Der lang was 
50 Verdrib das 

Plut, fleisch, pein, 

Hie nam, doch es ver 
Der hellschen samnung unge 
[15*] Wie die ir conciencz be 
55 Gütlicher heimlikeyt nach 
So pleib doch von yn unbe 
Wie unß das heil wart zu ge 
Des ir gemüt er 


3. 

In alltem neit, der nie stund 
60 Seyt er von hymel nam die 
Wie ser er in dem hasse 
Den menschen stet zu irren 
Der gutheit halb die unß Got 
Und willig hat ge 

65 Do er unß an des kreuczes 
Erlöset durch sein sterben 


gacht, 

nacht, 

macht. 

tracht 

flacht 

s wacht? 

smacht, 

schracht 

pracht 

pflacht, 

lacht 

acht: 

wacht 

clacht 

facht 

schacht 

rächt. 

stracht 

stark, 

karck, 

arck, 

mark 

park 

schiacht. 

spracht, 

stacht, 

dacht 

sacht; 

kracht 


an, 

pan. 

pran 

dran 

gan 

tan, 

schran 

fran! 


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22 


Münchener Handschrift. 


Do der verflucht deil meint zu 

han 

An der sei Cristi in seim 

wan, 

0 susßer her Jhesus, wer 

kan 

70 Auff erd dan wider 

stan? 

Do hastu unß gesaget 

van 

Durch susse 1er, die von dir 

ran, 

Wer auß unß het den minsten 

gran 

[lßr] Wores cristlichen glaubea 

glan, 

75 Dem Unglauben wer wider 

span, 

Den wolstu her nit 

lan. 

0 keusches 

ercz, 

Marien 

hercz, 

Bedenck den 

smercz, 

80 Den um die 

tercz 

Der dritte stich des 

swercz 

Dein sei durchging (ich sweig der 

nan, 

Do sich menschlich nit mer ver 

san 

Dein sun, und do des plutes 

stran 

85 Durch Longinum den ritters 

man 

Hie trang pis auff der erden 

plan), 

Zill unß zu deiner 

kran! 


AMEN 

Hansß Folcz Barwirer. 


[ 4 .] 

1 . 


O Maria, wie taugen 
Vor den götlichen äugen 
On wissent dein 
Host ewig glorieret 
ö Mit ubergroster zirhet 
Xn sulchem scheyn 
Und durchleuchtiger wunnen 
Uas Grot vater, sun und der geyst 
X>ich yn geeyget haben. 


10 E du weslicher arte 

Dir selb wert gegenwarte, 

Drügtu die kran, 

Das zepter und fürspange, 

E stim noch hall erclange, 

15 Und zu vor an 

Hot in der lib geprunnen 
Zu dir Got vater, der dich heyst 
Sein werdi tochter frane; 


78. h vor hercz durchstr. 

C-4 J 1. Die Q. Initiale flüchtig als Gesicht skizzirt. 3 . am Rande. 4. I. Hostu? 


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IV. 


23 


Der heilig geist furware 
20 Des gleich vor ye werender acht 
Dich mit dem mehel ring und 

hefftlin eret; 
Der sun aber zu ame 
Dich sunderlich an name, 

Reicht dir das zwey 


[17*] Der reynen jungfrau schaffte. 

26 Allso eyniger craffte 
Die persan drey 
Dochter des vaters clare, 
Gespons des geistes hant ge¬ 
macht 

30 Muter dem sun geheret. 


2 . 

0 mensch, hie prüff die wirde 
Und mit was hoer zirde 
Dis weibes pild 
Vor aller ewikeyte 
35 In gotlicher treyheyte 
Got durch sein mild 
Hat wellen im bereyten 
Zu eynem schacz besunderlich, 

Die er so zeit fursehen 

40 Hat mit den höchsten gaben 
Und so reilich erhaben; 

E das ir sei, 

Leib, hercz, gemüt, fleisch, peine 
Und Schöpfung groß und deine 
45 Hetten ir wel 
[18r] Wesen noch ir auß preyten, 


Hat dise jungfraw sunderlich 
Mit wunderlichem prehen 

Geschynnen und geleuchtet 
50 Im herczen der ganczen drifallt 
Ein clerstes spigel glas yren ein 

schawen, 

Dar in geconterfetet, 

Entworffen und plumetet 
Die gotheit gancz, 

55- 

E hicz, keilt, dürr noch feuchte, 
Hymel und erd het auffenthalt, 


60 Sprecht lob der rein jungfrawen. 


E aber diser spigel 
Wart ein gotformigs sigel 
Kuncklicher milld, 

Des pild dar ein sich prechet, 

65 Wart frist noch zeyt gerechet. 

O wie gar willd, 

Ferr und weitsweiffig iste 
Menschlichem sin verporgen das 
IIS*] Und so unbegreifflichen, 


3. 

70 Wan in der lant merunge 
Was ein sülch ordenunge: 
Got vaters macht, 

In üb des geystes gute, 
Ewiger weisheyt flute 
75 Im sun besacht 

Zu werden zeyt und friste, 
Dar zu ein himlischer pallas 
Im wort Gots creffticlichen. 


19. hinter geist ein Punkt. 33. pilde. 38. eine. 53. oder plinnetet? Hinter 54 
auf Rasur in besonderer Zeile Die gotheyt durchstrichen; ebenso auf Rasur V. 56. 57. V . 55—60 
waten überklebt; v. 58, 59 sind dadurch unleserlich geworden; das 55—60 erhalten Gebliebene ent - 
spricht metrisch den letzten drei Zeilen der Strophe. 62. got förmiges. 


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24 


Münchener Handschrift. 


Wie es was an gesehen 
80 Im königlichen rot ewig, 

Wart alles durch das wort ‘fiat’ 
beschlossen. 
Ein keyserlicher träne 
Gepawen wart so schane 
Voll aller wun 


85 Und über claren lichte, 

Dar in vergessen nichte; 

Stern, man und sun 
Gunden zu samen prehen, 

Und unzall jumgling, der geschig 
90 Was frey und unverdrossen. 


4 . 

fl9 r ] Auß den der aller clerste, 

Über die andern berste 
Ver meynet ye 
Des rattes han ein wissen 
95 Der dreyer ym beschlissen, 

Und was doch nye 
Dar zu worden bestimet; 

Hing an sich ein geselschafft groß 
Der ding innen zu werden 

100 Beschlossen ym vor rate, 

Dar zu sein nit was note. 

Dar um must auff, 

Was mit der herschafft wäre; 
Verwurffen die all gare 
105 In dem auff lauff. 

Der küng sam starck ergrimet, 


Sie in ein kercker hart verschloß 
Diff ym herczen der erden; 

Beschuff ym andre kinde, 

110 Die er nit allso hoch an saczt, 
Auch nit so vil sunder ein par 

alleine. 

Aber der ungeschlachte, 

Der dort das ungluk machte, 

[19* ] Fing auch hie an: 

115 Macht sich die zwey verschulden, 
Pracht sie auch zu unhulden. 
Was wart getan? 

Sie musten auß geswinde 
Raumen die stat, welch yn ge- 

schaczt 

120 Was von dem konig reyne, 


Auch des palasts sich massen, 
Dar auß der erst verstossen 
Was um sein schant. 

Ein new gesprech an finge, 

125 Wie man sech in die dinge. 

Do wart ermant 
Ein schar, genant profeten, 
Sollten sich fleissig in der sach 
Üben und emsiclichen. 


5 . 

130 Die schriben an ein ander, 
Concordirten allsander 
Gancz über ein, 

Wie der verstossen hallte 
Hie drib zu vil gewallte, 

[ 20 r ] Wo nit gemein 
136 Die drey persan eins deten, 

Auß yn ein senten der die rach 
Hie dempfen det ernstlichen. 


101. nota. 110. saczt vor an durchstr . 


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IV. 


25 


Des sich der sun an name. 

140 Eynen poten santen die drey 
Zu irer ye erwellten keyserine. 
Der vater mechticlichen 
Die Sendung det ernstlichen, 
Der heylig geyst 


O mensch, hie pruff was millde 
Dis jungfrewliche pilde! 

Durch die gepurt 
Des starcken kempfers mechtig 
155 Von allem folck ein trechtig 
(20*] Lob wirt berurt. 

Von erst sie worden iste 
Ein wore muter Got des hem 
Und er eins menschen sune. 

160 Ir plod menschlich nature 
Wart hoer gotheyt pure 
Ein obedach, 

Ein sal und ein schlaffkamer, 
Der hell ein starcker hamer 
165 Dar mit er prach 

Das teufflisch yngeniste, 


Wer sach fruchperer pfiancze 
Dan die leiplich substancze 
Ire sunes wart 
Vereinet der gotheyte? 

185 Dar um von ewikeyte 
Die rein und zart 
Über all englisch wunne 
Erhaben ist nach der drifallt: 
Wo mocht ye höera werden? 


157. das vor und ist nach sie durchsir. 
ow y. 184. aus: Vereint ist der gotheyte. 


145 Die herberg zu bereytet 

Dem sun, der nit lang peytet, 

Er kam gereist: 

Fruchtig wart Davits same, 

In keuscher schoß plüet sein zwey 
150 Gepflanzct vor an beginne. 

6 . 

Ein trost profetischer begern, 

Der lassen und auch thune 

Waß nicht dan grosses schreyen: 
170 ‘O her, zu reiß die himel dein 
Und schick unß den der noch ist 
her zu senden!’; 
Ist auch wurden ein sturme 
Des verfluchten hell wurme, 

Hat all sein macht 
175 Unter ir füß gepettet, 

[21 r ] Zer mischt und gancz zutrettet 
Und hat unß pracht 
Für das vermaledeyen 
Gottes den woren segen seyn 
180 Mit gnad an allen enden. 


7. 

190 Des du nun pist, jungfrawe, 

Gancz himelischer awe 
Ein keyserin, 

In welcher angesichte 
Noch Got das eierest lichte 
195 Ye hat geschin, 

Dar ein die gotlich sunne 
[21*] Erglest mit oberstem gewallt 
In himel und auff erden. 

171. den aus der. 178. d in vermaledeyen 


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26 


Münchener Handschrift. 


O cristgleubig persane, 

200 Er hewt die schonst ob aller schon 
Und reichest der himlischen guter 

gare! 

Sie hat freyheyt zu geben 
Das unersterblich leben, 

Seyt ir sun Crist 


205 Ir ewig nit versaget, 

All gnad unß von ir taget. 
Jugfraw, gib frist 
Zu erwerben den lane 
Und besiczung der himel trön 
210 Mit aller heilgen schare I 

Hanß Folcz 


[5.J 

[ 22 '] In der zug weis. 

1 . 

Die lest zu kunfft Cristi wirt werden 

Am ent der wellt, nemlich zu dem jüngsten gericht, 

In offener gerechtikeyt 

Und in verporgener erparemunge, 

5 W i e sein ersti zu kunfft auff erden 
Zu offenbarer parmherczikeyt was verpflicht 
Und in ganczer verporgenheyt 
Seiner gerechtikeyt auß ordenunge. 

Allso das in erster zu kunfft 
10 Yn wenig für wor Got und mensch erkenten, 

Wirt von ydes menschen vemunfft 
Dort am gericht der recht richter genente. 

Do van der profet clerlich spricht: 

‘All menschen seheen dar 
15 Was der sun Gotz geret hat offenbar’. 

Wan allz er erstlich kam allein 

Und von der meng des folkes ungeprufft, 

Erkent yn dort die gancz gemein, 

So er das streng gerecht urteil auß rüfft. 

20 Und wie er zu der ersten pflicht 
Von vil des folkes wart verspotet gar, 

[ 22 *] Wirt er an dem jüngsten gericht 

Von yn beweint mit manchem heißen zar. 

199. Punkt nach crist. 

[5.] Das Gedicht kehrt unter Nr. 22 noch \einmal mit geringen Varianten wieder: an dieser 
zweiten Steile sollen die Lesarten von N2 mitgeteilt werden , das etwas näher zu Nr. 22 stimmt. 1 . 5 . 
24. 28. 47. 51. 70. 74. 93. 97. 116. 120. 139. 143 in der Hs. ohne Sperrung. 2. nölich zu de 
jüngste. 13. oder von? öfter zweifelhaft. 17. meg. 


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V. 


27 


2 . 

Sich, hat nit Cristus ym abscheiden 
25 Unß geben zu der lecz die siben sacrament? 

Allso er in der wider ker 

Wirt subnerley grausamer ding verpringen, 

Ich mein so juden, cristen, heiden, 

Fisch, vogel, thir, würm und die gancz weit wirt verprent: 
30 Do hab wir auß der schrillte 1er, 

Wie sich das feür übet in suben dingen. 

Von erst die guten es purgirt, 

Das sie gancz rein für das gerichte kumen. 

Zum ander mol es peingen wirt 
35 Die posen an all iren nucz und frumen. 

Zum driten es die lullt auß rewt, 

Die dan die pösen geyst 

Und der wellt sund vergißt hant allermeyst, 

Wan allß das wasser der sintflus 
40 Sich über alle perge hoch auß preyt, 

Allso das feur die zeyt thun muß, 

Do von Johanes clerlich hat geseyt: 

[2fr] ‘Ich sach himel und erd vemewt’, 

Stet inAppocalipsi, wer es weist. 

45 Zum firden mal wirt do betewt 

Das aller grausamst das ye wart erfreyst. 

3 . 

Er kam erstlich auff erd alleine 

An groß herschafft der seynen und mit cleynem pracht; 

So wirt er dort in lauter stim 
50 Der fier posaumen für gerichti körnen. 

Mer hat er die sunder gemeyne 

Alhie zu ym geruffen und gehapt in acht; 

Dort weist er sie grauslich von ym, 

Das sie zu gnad nymer werden genomen. 

55 Am ersten kam er in demut, 

Zum lesten mit all himlischen here 
In grosser majestat und hut, 

29. w’t. 48. cleyne. 56. himlischö; l. himelischen ? 


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28 


Münchener Handschrift . 


Der huter er selb sein wirt ymer mere. 

Hie sweig er in groster gedult 
60 Alls ein gedultigs lam; 

Dort schreyt er: ‘get in die ewigen flam, 

Ir, die nit die parmherczickeyt 
[23*] Den minsten auß den mein bewisen hapt, 

Wan mir hapt ir die selb verseyt: 

65 Des wert ir hie von mir auch nit begapt!’ 

Her kam er, das er leyden wollt; 

Dort erfrewt er die inerterer allsant. 

Hie leid er gancz an alle schuld; 

Dort hant sein schuldiger die höchsten schant. 


4 . 

70 So alle dunderschleg und pliczen, 

Was ir ye wart und werden pis der weit zu end, 

Wart nie erschröcklichers gehört 

Allß so die stim der fier hom werden sumen. 

O ir toten, Got wil besiczen 
75 Sein lest gericht: secht daz ir euch alle dar went! 
Do ist kein wider steung fort, 

All menschen korper müssen dar zu kumen. 

Zum funfften wirt die stime gemein, 

Das sie die toten greber all auff trenet, 

80 Dar zu die fels und herten stein, 

Auch yde sei iren korper erkennet. 

Und dar um zu dem sechsten sie 
[24* ] Ye dem wider zu neygt 

Dem sie erstlich von Got e was geeygt. 

85 Zum sübenden sie sunder fügt 

Jud, cristen, heyden, ydes an ein schar, 

Sie zu der lesten ladung rügt. 

Do hillfft kein appelaczen her noch dar. 

Forcht und schreck wart der gleichen ny 
90 Von allen scharen was sich do erzeigt, 

All pos und gut werden dan hy 

In yn selber mit grossem ernst gesweigt. 


65. begapt aus gewert. 78. sein vor gemein gestr. 83. Dye. 


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F. 


29 


5. 

D o werden auch in lufft erscheinen 
Alle Zeichen des pitem leydes unsere hem, 

95 Das kreucz scheint derer dan die sun, 

Do spürt yder Cristum sein richter seyne. 

S o man auch dar an ym wirt spehen 
Die narben seiner wunten, unß do zu erclern 
Wie von der seyten sein der prun 
100 Der syben sacrament auß floß gemeine. 

Do von her Zacharias spricht: 

‘Dan seheen sie when sie haben durch stochen*. 
Secht, hie kumpt Jhesus zu gericht, 

Das er an all sein feinden werd gerochen, 

105 Und kumpt in der grosten gewallt 
Kunglicher majestat 
Nemlichen ob dem tal zu Josaphat 
Mit aller himelischen macht 
Der heilgen und der grossen engel schar. 

110 O alle cristen, icz betracht 

Wie erachröcklich vor ym sten werden gar 
Der sunder sum on auß gezallt! 

Und was den sun Gotz ye gelestert hat, 

Die werden grausamlich gestallt, 

115 Die guten scheynen an all übel tat. 

6 . 

D o werden alle äugen sehen 

Die guten Jhesum in seiner claren gotheyt, 

Die posen yn erkennen ploß 

Nach der menscheyt mit grauslichem gsichte. 

120 O secht, die guten wirt man spehen 

Im lufft erschein mit aller zir und herlikeyt, 

Do wirt der schnöden purd so groß 
Das sie sten auff der erd sam angepichte. 

[25 '7 Und Cristus wirt selb dhun die clag, 

125 Auch die verhorung und das urteil veilen, 

Die peysiczer werden, ich sag, 

111 . vör. 119. grausliche. 124. selb aus selbi. 


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30 


Münchener Handschrift, 


All heiligen, und was Cristus wirt erzellen, 

Werden all engel zcewgen sein 
Und die gancz heilig schrifft 
130 Und der menschen gewissen, welch für trifft. 

Erstlich legt er den posen tar 
Wie yn gehungert und getürstet het, 

Gefangen, elend, nacket war, 

Gestorben und im nymant hant reich det, 

135 Und spricht: Vas ir den minsten mein 
Nicht detet nach dem aller cleinsten wifft, 

Yst mir auch nit getan allein: 

Dar um get hin, enpfacht die ewig gifft!“ 

7, 

Do werden all hellische geiste 
140 Mit den verfluchten menschen in abgrunt der hell 
Geworffen mit eim dunder schlag 
Einß Wortes auß des strengen richters munde. 

/ 25 «7 So die von dannen sint gereyste, 

Werden forchtsam die guten von dem ungefel; 

145 Den Got allß pald auch legt an dag 

Die VI parmherczikeyt und dut yn künde, 

Die seynen minsten han getan, 

Dar um sey ym sulch gutheyt selb gescheen; 

Dan sicht er sie gancz freuntlich an 
150 Und wirt mit den liplichsten Worten iheen: 

‘Kumpt, ir gebenedeyten mein, 

In meynes vater reich, 

Das von anfang der wellt pis ewicleich 
Ewch ist zu grosßer freid bereyt; 

155 Kumpt und besiczt den wolust aller zir! 

Hie ist ewig frid und geleyt’. 

Erst yn erkuckt hercz, sei, mut und begir, 

So sie geyst, vater und den sun, 

Den spigel der drifallt, an schawen gleich. 

160 Mensch, des wellest petrachtung thun, 

Willtu enflihen dort der helle teich. 

Hanß Folcz barwirer. 


136. de. cleinste. 


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VI. 


31 


[26'] [6.] 

1 . 

Eins tages facht mich an 
Wie ich sollt auß spaciren gan 
Auff eynen anger lobesan, 

Dar auff von plumen manch gespreng 

5 Pia, gel, rot, praun und weiß 
In ein ander vergat mit fleyß, 

Sam ein lust grunendz paradeyß 
Plut es alls durch ein ander reyn. 

Ein enges pfat ich durch die aw hin lencket 
10 Mit pluenden dornen zu rings um verschrencket 
Und vil rosen behencket, 

Ir riehen das was manigfallt. 

2 . 

Des angers an eim ort 
Ich auß eim herten felsen dort 
16 Ein lustprunen lawt rauschen hört, 

Zu dem mit sunderlichem lust 

Ich eylen det zu hant: 

Mir wart kaum grosser er bekant. 

Er klang auß eyner steynen want, 

[26*] Von not ich sein versuchen must. 

21 Sein fal was in ein weyten mermelsteine, 

Dar in die fisch um schussen groß und deine; 
Ob yn ein grosßer reyne, 

Dar an ein wuneclicher wallt, 

3. 

26 In dem manch fogel gufft, 

Das es erclang pis in die lufft, 

Einer über den andern rufft, 

Welches mein hercz so hoch erfrewt 

Das ich mich in das graß 
30 Strecken began und über maß 


[6.] 14. hört vor dort gestr. 


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32 


Münchener Handschrift. 


In mir selber verwaczelt waß 
Und an den sinnen halp zustrewt. 

In des die ru und auch des prunnen clingen 
Mich zu eym süssen schlaff begunden zwingen 
35 Mit sampt der fogel singen, 

Dar von mein sach sich anders stallt: 

4 . 

Wan ich zu schlaffen pflag, 
f27r] Pis das die nacht vertreib den tag, 

Der man sein licht gab durch den hag, 

40 Gestimet was der himel gar; 

Der ich keins wissend was, 

Pis das her rauschet durch das graß 
Ein starcker wint fast kallt und naß. 

Schnell wuscht ich auff zu nemen war 

45 Was mich so urplupflingen het erweket 

Und mich so gechling auß meim schlaf erschrecket. 
Ich sach genczlich bedecket 
Den himel mit stemen zu stunt 

5. 

Und vor mir ein figur 
50 Do von erschrack mein gancz natur, 

Der sweiß an all meim leib auß für, 

Gen perg gingen die hare mein. 

Es het eins menschen art 
On cleid, on har und auch an part, 

55 Die hawt dem pein an lag so hart, 

Mich engstet ser der grausam schein. 

/27«7A11 mein gederm im korper sich um körten, 

Ich seget mich mit kreuczen und mit Worten 
Und plickt zu allen orten, 

Von stat ich mich nit wegen kund. 


32. streyt vor strewt gestr. 46. Das letzte Wort ist unvollständig , da an dieser Stelle das 
Papier beschnitten ist. 


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VI. 


33 


6 . 

Erst mir all krafft enging, 

Es zu besweren ich an fing; 

Wie es mich nit an kam gering, 

Ye doch ich wagen es began: 

65 Gepot ym pey der macht 

Ganczer drifallt das es mir sacht 
Worum es von mir wurd gefracht. 

Es antwurt mir: ‘so heb pald an.’ 

Ich sprach: ‘sag mir von ersten wer du seyste, 
70 Zum andern worum du dich mir beweiste, 

Zu lest mich nit verzeyste 

Mir keinen schaden gerst zu thund.’ 

7 . 

Behend sprach es zu mir: 

‘Ich pin kein mensch, sei, geist noch thir, 

75 Hab weder leib, leben noch zihir, 

I28 r ] Pin nit geschaffen noch gemacht,’ 

Der red wundert mich groß: 

Ich sprach: ‘wer ist dan dem genoß, 

Das du so kal, nacket und ploß 
80 Ein piltnus von mir wirst geacht?’ 

Er sprach: ‘ich pin ein plosliche figure 
An mir selb nicht, sunder durch gotlich kure 
In deinen äugen pure 
Ein plick betrübend deinen syn. 

8 . 

85 Durch was ursach dan ich 
Yczund alhie bekümer dich? 

So merck, du hast gar inneclich 
Got petten all die tage dein 

Das dir vor deinem ent 
90 Drey tag dein sterben werd erkent; 

Des halben ich dir pin gesent 
Dir sulches dar zu pillden ein. 


73. es aus er. 90. tag aus tage. 

Deutsche Texte des Mittelalters XU. 8 


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34 


Münchener Handschrift. 


Dar um schick dich, wan ich pin selbs der tote, 

128-] Zu dir geschickt ein worhafftiger pate. 

95 Bereit dein hercz zu Gote! 

Nit pes8er8 ich dir kündend pin.’ 

9. 

Do mir sulchs wart bekant, 

Einr amacht ich an mir enpfant, 

Wan so schnelliclich an gerant 
100 Fachten fir mercklich sach mich an: 

Von erst erschroklikeyt 

Das mir so kurcz was ab geseyt; 

Zum andern das so unbereyt 
Ich so gar eylends solt dar van; 

105 Zum dritten groß totsund, die mich beswerten, 

Mir hercz, gemut, sei und vemufft versterten. 

Das drit mit. was geferten; 

Das fird das ich nit west wo hin. 

10 . 

Dan das ich feyert nicht, 

110 Schnell fyl ich auf! mein angesicht. 

Die muter Gotz ich mich verpflicht 
Mit grossem ernst zeruffen an, 

129' ] Das sie durch die groß not 

Irs suns und durch sein plut so rot 
115 Und seinen herben pitem tot 
Mich wolt III jar noch leben lan, 

Mich yn ein heilgen orden zu begeben 
Und nach aller strengheyt dar in zu leben, 

All sund zu pussen eben. 

120 Das pild mir antwurten begund: 

11 . 

‘Ste auff und kum dem nach!’. 

Kein froer mensch ich nie gesach, 

Got ich lobes und em verjach. 

In dem verswant dise figur. 

104. van aus von. 106. v?st?te aus besw«ten. 123. das o in lobes undeutlich . 


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vi: 


35 


125 Pey dem peispil verstet, 

Welch mensch Got stet an hangen det, 
Das yn Got entlieh nit verlet, 

Mant yn durch manch selczame kur. 

Dar um pey disem anger voller plumen 
130 So wirt des menschen juget für genomen 
In aller freid volkomen; 

[29*] Yn rot jar, menet, tag noch stund. 


12 . 

Die dom hecken, an den 
Vill weiß und roter rosen sten 
135 Und zu rings um den anger gen, 

Bedewt, wie groß die freide sey 

Und all gluckselikeyt 

Die des menschen gemut erfreyt, 

Laufft mit bekumemus und leyt, 

140 Dar durch der mensch nit ist gancz frey: 

Wan allß die ros in dornen sich enthellte, 
Allso jugent mit sorg in freyden eilte; 
Nymant ist auß gezelte 
Der ye gewissen tempfen kund. 


13. 

145 Der prun bedewt die zeyt 

Die stet hin rint in wider streyt; 

Was man singt, saget oder schreyt, 

Streycht sie doch ymer für und für. 

I30rj Die fisch, die hin und her 
150 Schissen nach leng, preit und der zwer, 

Wie mancherley geschlechte der 
Do selbst man pey ein ander Spur, 

So wirt ir keins geschant nit umme ein hare: 
Allso der dot die wellt hin raubet gare, 

155 Hat an nymant kein spare, 

Fürst, grof, paur, purger, wer er sey. 


132. rot = rawet, riut * schmerzt ? 140. ms. 

ist das re sehr zweifelhaft. 


150. zwe. 153. vm. 154. in gare 

3* 


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Münchener Handschrift. 


3& 


14. 

Nun pey des waldes trän, 

Dar auff die fogel singen schan 
Mit manchem lautreysigem than, 

160 Sol wir nit anders mercken hie 

Dan der predger geschrey, 

Gewissen und der tot die zwey 
Und das in sprechen mancherley, 

Welch funff in unß feyerten ny, 

165 Sünder ermanen unß teglichen tewre 
An die unentlich himlisch freid gehewre, 

Aug an das ewig teure, 

Dar vor unß Got ewig mach frey. 

15. 

[30*] Nun lat unß ruffen an 
170 Maria, die zart jungfraw fran, 

Das sie die drey gotlich persan 
Mit inerlicher pit und fle 

Erman an unserm ent, 

Das wir die heilgen sacrament 
175 Enpfahen auß des pristers hent, 

So wir auß disem jamersee 

Ab scheyden allso das wir onentleiche, 

Dort körnen in das frane himelreiche. 

Sprecht ‘amen’ all geleiche, 

180 Das unß das allen sant gedey. 

AMEN 

Hanß Folcz barwirer. 

[ 7 .] 

i. 

Dar zu einer reysenden ur 
Und eynem hauß das prinet. 

Nun möcht ir dencken was figur 
10 Hie dis mein red besinnet 

Allz durch die e gemellten ding. 
Es heist ein cluge abentewr, 

Wo ich es zu verstentnus pring. 

159. reysige. 178. himelreich. 


O arms elend in diser zeyt, 

O dume weit, sich war an leyt 
Dein rumen und dein schallen? 

[31*] Ein ider sech sich um und auff: 
5 Die wellt ist allß ein amashauff 
Und gleich eynem werffpallen, 


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VII. 


37 


2 . 


Im amaßhauffen ist kein ru, 
15 Zabeln und krabeln ymer 

zu 

Allz ir natur das gibet, 


Pflegen mancherley kauffman- 

schafft, 

Suchen ir narung wunderhafft, 
Kein mussikeyt yn libet; 


20 Sie eyern, hecken, prutten ausß.— 

131*] Nun höret van dem pallen, 

Und ob der schon ein dein zeyt lauß, 
Muß er es wol bezallen. 

So zwen, drey, fir yn werffen um, 

25 Fint er doch ru an keyner stat, 

Pis auß ym hangt vil manig drum. — 


3. 

Ein reysend ur von glas muß sein, 30 So man das unter keret auff, 
Dar in manig santkomelein, Meret am poden sich der hauff, 

Die mit der stund hin reysen. Pis sie ir zeyt beweysen. 

Allso rast, zeyt und weil hin weicht, 

Dag, woch, menet und jare, 

35 Allter und swech her wider streicht, 

Zu lest der dot, nempt wäre. 

Nun so dem orglas wirt ein stoß, 

So ist dem schimpf der podem auß 
In eynem augenplicke ploß. — 


4. 

132*] Was furter nun mein red besint? 

41 So eym ein hauß un wissent 

print 

Und er des wirt geware, 


Sturm lewten, plasen, groß ge- 

schrey, 

Auff und ab lauffens mancherley 
45 Mit dinsen her und dare, 


Die selbig mü den merernteil 
Geschieht gancz unbesunnen, 

Und e ein cleyne zeit hin eyl, 

So ist das haws verprunen, 

50 Und kumpt der hauß her in armut. — 
Die fier ding ich dem menschen gleich, 
Wo yn nit frist die gotlich hut. 


[7.] 39. eyn@. 


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38 


Münchener Handschrift. 


Dar um, du cristen mensch, lob 

Got 

Um die gutheyt so er dir hot 
55 Bewisen all dein tage! 


5. 

Undanckperkeyt den Lucifer 
War ff in das wutend hellisch 

mer 

/32 *7 Do er nit pussen mage; 


Des gleichen sie Adam vergifft, 

60 Do yn der fräs verfuret: 

When noch das selbig laster drifft, 

Die stroff yn auch berüret. 

O mensch, danck Got der gutheyt dein 
Und secz im all dein sach hin heim, 

65 Willtu hie und dort selig sein. 

AMEN 

Hanß Folcz barwirer. 


Nun werden folgen die newn gesmeck in der e. 


[ 8 .] 


Im verporgen thon. 


1 . 

[33 *7 Eins ich gepeten warte 
Das ich eym offenbarte, 

Seyt das fegfeur 
So herb und pitter were, 

6 Den seien dort so swere 
Und ungeheur 
Und ir so schnell vergessen 
Von freund und kinden zu vor 

auß, 

Die ir erbteil besiczen, 


10 Wie er doch mocht auff erden 
Sulchen sweren geferden 
Krefftig vor sten, 

Sollt ich durch Got yn leren, 

Ob er sein sei möcht neren 
15 Vor sulcher pen, 

Die dort so swer gemessen 
Den seien wirt, ob er dem 

grauß 

Hie möcht entgen mit wiczen. 


56. I. Undanckperkeit Boethe , Vnd danckperkeyt M. 

[8.] Überschrift: hier liegt offenbar ein Schreibfehler vor: das Lied ist nicht im „Verborgenen 
Ton “ sondern im „Unbekannten Ton “ gedichtet. Die er- und n-Zeichen in v^porge sind weggeschnitten. 


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VIII. 


39 


Des ich ym antwurt gäbe: 

20 Ein nücze frag hastu getan, 

Der ich gancz willig dich will 
Wan in der weld gunst nymer unterrichten, 
133*] In dem irdischen zimer 
Menschlich geschlecht 
25 Nicht höcher kunst begreiffet. 

Wem hie wor pus entschleiffet, 

Der muß zu recht 
Im fegfeur legen abe, 

Pis folleclich wirt noch getan 
30 Was ym Got zu tut pflichten. 


Hör was die schrillt dir sage: 
0 mensch, all dein leptage 
Nicht anders thu 
Dan sicher lernen sterben; 

35 Thu nach sechs dingen werben 
Der du dar zu 
Mit nicht wol kanst enperen: 
Das erst das du dich zihest ab 
Von alln zeitlichen dingen 


2 . 

40 Und mit all dein begeren 
Dich inerlich tust keren 
Zum Vaterland; 

Allz himlisch yngesinde 
[3&] Zu flehen nit erwinde 
45 Dir thun peystant, 

Wor inekeyt zu meren, 

In worer fruchperlicher lob 
Alles das zu verpringen; 


Der weit sterbest in Gotte, 

50 Dar mit allß yngesinde dort 

Sich freyen dein nach tot dich zu beleyten 
In die ewige wune, 

Do der dar lauter prune 
Der gotheyt reych 
55 Ymer on end dich trencke, 

Sich in dein sei gancz sencke 
Mit freid, der gleich 
Or, aug noch hercz nie hote 
Begriffen noch begreiffet vort, 

60 Noch mag kein danck auß reyten. 


29. aus: Pis folleclichen wirt getan. 49. allso ab hinter weit durchstrichen. 


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40 


Münchener Handschrift . 


3 „ 


Zum andern merck gar eben 
Das du pey deinem leben 
Um all gutheyt 
So du ye hie verprachtest, 

[34*] Dir keinen Ion zu achtest 
66 In ewikeyt, 

Das die geistlich hofarte 

Dir nit dein gutheit gar vernicht, 

Dar vor mit fleiß dich hüte! 


70 Sünder in wor demute 
In das vergossen plute 
Gottes Jhesu 

Und in sein pitters leiden 
Soltu dein hoffnung reiden 
75 Starck ymer zu, 

Wan dar in ligt versparte 
Unser genczliche Zuversicht. 
Dar ein secz dein gemüte 


Und schacz deinthalb untüchtig 
80 Alle gutheit durch dich verpracht, 

Doch nit allso das du in zweifei fallest, 
Sünder in deiner achte 
Magdalenam betrachte 
Und wie Petrus 
85 In hoffnung gnad erwarbe, 

Der Schacher frolich starbe 
Mit ringer puß, 

[35*] Paulus leben wart früchtig: 

Sich, mensch, der fierer gnad betracht, 
90 Yn Got du ewig schallest! 


Zum dritten, weil du swachest, 
Dich in dir selber machest 
Mit ganczem fleiß 
Ein lebends opfer freye 
95 Dem sun der magt Mareye, 

E dodes eys 

Dein sei vom korper kere: 

Wan Jhesus lebendig und tot 
Für dich ein opfer warte. 


4. 

100 Denck, e du nach deim willen 
Tausent jaren mochst zillen 
Zu leben hie, 

Wolstu in eim momente 
E kysen hie dein ente, 

105 Wo durch und wie 
Es Got zu lob und ere 
Von dir gefil, allso dich Got 
Ergib auff dein hinfarte! 


Hie die lerrer vermeynen, 

110 Het ein mensch aller wellt poßheyt 
[35*1 Begangen, doch wan er sich so ergibet 
Got auß wor lib und gunste, 

Das des fegfeures prunste 
Noch eynig we 


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VIII. 


41 


115 Sein sei numer versuche. 

O mensch, hie des geruche! 
Schrey, pit und fle 
Das du mit Got vereynen 
Dich mügest hie in inekeyt, 
120 Die dir dort ewig libet! 


Zum firden merck dar peye 
Das nicht dein rew hie seye 
Um pein der hell 
Noch um das fegfeur wisse, 

125 Sünder in dir beschlisse 
Alls ungefell, 

Noch tot kein forcht dir gebe, 
Sünder die lauter lib zu Got 
Geb dir ein wor getrawen! 


5 . 

130 Und sey dein rew alleine 
Um all dein sund gemeyne, 
Dar um das sie 
Allein Got wider woren! 
Sulcher rew soltu foren, 

135 Ob du willt hy 
[36 r ] Rechtfertig sein im leben 

Und dort vermeiden ewig not, 
Sünder gen himel pawen. 


O Got, wie small und deine 
140 Ist yczund der sterbenden zal 

Die sich allso allein in Got verpflichten, 

Wo nit in jungen jaren 

Der mensch der ding dut foren! 

Ye doch du Got 

145 Hast auch wol manchen groben 
Im allter dich thu loben 
Und vor seym tot 
Gemacht von sunden reyne, 

Dar durch all pein ym dort wart smal, 
150 Wart sich gen himel richten. 


Zum funfften soltu ziren, 

Dein geschefft ordiniren 
Genczlich yn Got; 

Ob dir vor grawen schewcze, 
155 So fleuch unter das kreucze, 
Sich an den tot 
Den Cristus für dich leyte: 
Owol ein sichre stat und frey 
Du dar pey magst gehaben. 


6 . 

[36*] Um fach des creuczes stame: 

161 Dar pey finstu die amme 
Gotes Jhesu 
Und den ewangelisten. 

Wie kanstu dich pas fristen 
165 Vor der unru? 

Wan die furpiter peyde 

Sint deiner seien höchst erczney 

In nöten dich zu laben. 


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42 


Münchener Handschrift . 


Flö in die offen seyten 
170 Ihesu Cristi die sele dein 

Für alle anfechtung der feind gemeyne! 
Fursecz dir willeclichen 
Zu sterben gancz frolichen: 

So wirt dein smercz 
175 Geleichtert durch den willen. 

Loß dich auch nit befillen, 

Gib dar dein hercz 
Willig an wider streyten! 

Auff erd mag dir nit nuczers sein, 

180 So weicht ab der unreyne. 


Zum sechsten las nicht rauben 
/37r] Dich von dem cristenglauben: 
Wan in der not 
Des lesten krachs und smercze, 
185 So prechen sol dein hercze 
Und nun der dot 
All dein gelid gefangen, 
Ersterbet und gerecket hot 
Pis zu der sei ab scheiden, 


7. 

190 So lest der feint mit nichte, 

Dein sei er starek an fichte 
Mit ungetult 
In des glaubes artickeln 
Mit zweifei dich verwickeln. 

195 Wer do verschult 

Nit festiclich tut hangen 

Dem cristen glauben an, wie trot 

Der mensch dar in wirt swachen! 


Dan weicht all götlich gnade 
200 Und groß verdin Cristi des hem 

Und nympt furgang des feindes list und machte. 
O tiff und grundloß gute, 

Ihesu Criste, behüte 
/37®y Unß selber du 
205 In dem lesten abschite, 

Las aller heilgen pitte 
Unß schaffen ru, 

Geuß über unß das pade 
Deins kospem tewren plut verrern, 

210 So pleib wir ungesmachte! 

Hanß Folcz. 


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IX. 


43 


[9.] 


Das a. b. c. im verporgen thon 


1 . 

Ich hab gehöret offt und vil 
Von meystergsang wunder und 

not, 

Das man es lopt für alle spil 
So man pey dem gemein folk hat. 

5 Und zwar es mag etwas dran 

sein 

Wo durch workunstiger 


Solich gesang wirt componirt 
Durch schon geplumpt lipliche 

wort 

Und von eim meyster der die zirt, 
10 Auß worer schrifft vor nem den 

hört, 

Auch vil sunst het gehört dar pey, 
Dar durch offenbar wer 


Sein kunst und durch lang zeyt bewert, 
I38r] Allß Mugelein und Frawenlob, 

15 Munch von Salczpurg und etlich mer, 
Doch wenig die sülch wore gob 
Pey unß geübet hon pis her, 

Dan eyner der vermert 
Gewesen ist 
20 Pey meiner frist, 

Kuncz Zorn genant, 

Der noch bekant 

Pey den von Nümperg ist, 

Und Kuncz Schneider, die tichter peid, 
25 Über gemein leyische art, 

Doch mit manchem gezwungen sin; 

Ob yn ein pader pas gelart 
Zu Lanßhut, ich berichtet pin, 

Der auch der schrifft nit spart. 


2 . 


30 Hie pey, du hoch climender, merck, [38°] 
Bewar dich vor dem swindel wol, 

Dein him mit guten würczen 

sterck, 

Auff das dein haupt nit kumers 40 

thol, 

Dir durch den fall gesige an 
35 Und werdest zu gespöt. 


Wan faren in ein enges hol 
Etlicher clafftem tiff und weit, 
Inwendig irrer locher vol, 

Do licht sich nymer in begeit, 
Er muß sein ein geherczig 

man, 

Das yn die forcht nit nöt, 


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44 


Münchener Handschrift. 


Oder an eynem felsen, Strauch, 

Ob er nit an gehencket ist 
Und auff eim sichern knobel siez. 
45 Wer auff eim glatten evse, wist, 
An scharf! fuseysen lauff, der wicz 
Er sich gar wol geprauch. 

Hie pey merk,ley, 

Der das gespey 
50 Der libkosung 
Und spotters zung 
Ym so lest pringen pey 
Das er um gellt oder um lob 
Sich so erschöpfft in der gotheyt 
55 Und sich worlich betuncken let 
Kein hö würd me so auß gepreyt 
Noch tiff allz er die hab bestet, 

O ley, pis nit so grob! 


/ 39rj Gedenck das aller lerer munt 
60 Zu vor auß in der heilgen 

schrifft 

Sagen ir sei mer machen wunt 
Dan mit eym argen tod vergißt, 
So sie an facht sulch romerey 
Got zu ergründen wein; 


65 Das deinthalben doch wer das 

minst, 

Sünckestu eynig in die tiff. 

Merk, zuhörer, was du beginst. 
Wo nymant auß der sorg dir riff, 
Seitu mit höchster fantasey 
70 Das mmst nit künst erzein; 


Dan was dein torechts geuden tut 
In dingen der du gar nit weist, 
Und gener schrifft nie überlas 
Den dein berumung dar zu reist. 

75 Mich teücht es zum euch allen pas 
Der ding wurd gar gerut. 

Dar um so such 
Das leyysch puch, 

Dicht schlechti ding 
80 Leicht und gering; 

Nicht allz die färb im tuch 
Ein plinter schacz, sunder sich an 


[9.] 51. vnd vor spotters durchstr. 56. me oder nie. 70. nimst. 


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IX . 


45 


139*1 Das sulch furwicz vermessen heyt 
An den zuhorem gar nicht pawt, 
85 Wie vil man yn dar von vor seyt: 
Dan so es ye verwomer lawt, 

Ye minder sies verstan. 


4 . 

Dar um, du tichter, wer du seyst, 
Zu vor auß kein latein verstest, 

90 Ye mer auff hoer steyg du leist, 

So fester du dich duncken lest 
Es sey ein gab vom heiling geist, 
So es on zweifei ist 


Ein gancz gespenstisch anfechtung, 
95 Dar mit der geist der hoffart plagt; 
Dar um, du seyst allt oder jung, 
Rüff an die keusch demütig magt 
Mariam, die du hillfflich weist, 

Der güt auch nit geprist. 


100 Des nie gnugsam gedichtet wart 
Und numer ewiclichen wirt 
Von ir und irem sun Jhesu, 

Wie die sich haben um gedirt 
[40 r ] Auff erd mit so grozer unru 
105 Und unß erarnt so hart. 

Sich, mensch, hie dicht 
Und feier nicht, 

Meid all ho fünd 
Und tiff abgründ, 

110 Hör was sant Paulus spricht: 
‘Hetestu ein englische zung 
Zu reden, tichten und erzein 
All himelische heimlikeyt, 

Die kunst würden dir alle fein 
115 Wo nicht dein hercz wor liebe dreyt 
On hochfertig meinung.’ 


5. 

An dis gedieht pringt worlich mich Des halb gepeut er im ein zeyt 

Ein tumer mit eim parat haw, Nach zu lossen, er gründ zu tiff, 

Der über ser hochferticlich 125 Ein weil er ym vil mer zu geit 

120 Appocalipsim so genaw Dan ye Johannes geist durch liff. 

Durch gründen meint über die moß [40*] 0 herre Got, was narret groß, 
Mer dan Johanes sach. Herczliches leits und ach, 


98. Maria. 


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46 


Münchener Handschrift . 


Du tumer tichter, dir zeuchst zu! 

130 Lem8tu das a b c vor pas, 
Tichtest ein tanczlidlein dar für, 
Das denoch do in dir kaum was, 
Do du fumamst die hoen kür, 
Hestu gehapt dein ru. 

135 Sag: spurstu nicht 
Was clerlich spricht 
Der adelar 
Do selbst für war 
Do er lauter vergicht: 

I4fl ‘Wer hie von meynen Worten dut 
Oder zu gipt, der ist verdampt.’ 
Hie all schrifftweis und hochgelert 
Übererschröcklich allesampt 
Forchten das do icht werd verkert. 

145 Dar um, ley, pis behüt! 

Hanß Folcz. 


[ 10 .] 

[4l r ] Die güldin gloß im unbekanten thon. 


Das ers 

2 . 

Ich grober schlechter thore 
Wart eins gefrogt hie vore 
Von eynem man 
Der sich taucht hoch geerte 
5 Und sprach: ‘manch tiff gelerte 
Gipt zu verstan, 

When Got verdampt wil haben, 

Das müg gancz untersten nymant, 
Noch auch die selb persane 


par. 

10 Die sulches an thu treffen. 

Ob sie unß dar mit effen 
Oder ob es 
Worlichen also seye, 

Want meyner wicz nit peye, 

15 Das ich auß meß 

Mich in ichten zu laben; 

Weiß nimant der mir thu peystant 
Und mich leyt auff ein pane 


Dar in ich werd getroste 
20 Vor zweifei, das ich nit sey der 
[41*] Den Got allso ewiclich wel verdamen; 


[10.] 1. Die \-Initiale als speiende Fratze ausgefuhrt. 


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X . 


47 


Wan ich sorg der verloren 
Auch einer sein erkoren, 

Wie wol ich when 
26 Von Got haben mein willen 
Himlischer freid zu zillen 
Oder der pen, 

Dar in man ewig röste. 

O guter freund, nun gip mir 1er 
30 Wes rotes ich sol ramen! 


2 . 


40 Ich sprach: ‘ein guter tröste 
Wart dir hie zu genoste. 

Erstlich verste: 

[* 2 r ] Seit Jhesus sprach, der gute, 

When hie des tauffes flute 
45 Dut waschen e, 

Wirt dar noch nit erwinden, 

Die werck mit sampt dem glauben 

han, 

Die man der gloß zu schreibet. 

Das der selb selig werde, 

50 Seyt wir han wäre Zeugnis des, 

Wes halb bekumerstu dich dan so harte? 

Pruffst dich doch erst begossen 
Und mit der tauff beflossen 
In der genad 

55 Gottes für die erbsünde. 

Furbas du weyter gründe 
Nach dem selpad: 

Ob du habest beswerde 
Im glauben pald, so pesser es, 

60 Das zweyfel werd gesparte. 


60. aus: E zweifei jn dir pleibet. Die 2. Fassung ist mit dunklerer Tinte hinzugesetzt . 


Seyt all theologisten 
Her in so kaum sich fristen, 
Wie der sentencz 
Gancz dar sey zu entscheiden, 
35 O wo wird ich dan weiden 
Mein conciencz 
Auff erden trost zu finden 
Eyner so sweren question, 

Die all vemufft ab treybet.’ 


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48 


Münchener Handschrift . 


3 . 


Im andern teil du schire 
In dir selb arguwire 
Und denck ym no: 

[ 42 *] E ein zeitlich pawmane 
65 Ein werck hie hebet ane 
(Ich secz allso: 

Von mancherley gesteine 
Ist sein meinung ein tempel 

reich 

Zu pawen dem nicht gleichet), 


70 Icz ist ym gegenwarte 
Des ganczen tempels arte 
Und hat in ym 
Schickung des pawes gare 
Mit sampt dem grund, nim 

wäre. 

75 Noch mer vemym: 

Nicht ist so groß noch deine, 

In ym hat er es fölecleich 
Gancz nach der maß geeichet; 


Er weiß auch auß püntlichen 
80 Wo yder stein hin wirt vergat, 

Urteilt yn dar nach seinem wolgefallen; 
Allso hot er versehen 
All ding e sie gescheen, 

Mit der merckung, 

85 Etlich zu ungesichte, 

Ein teil gancz an das lichte 
[ 43 f ] In die zirung 

Seczt er fürsichticlichen, 

Des er allß ein vor wissen hot. 

90 Und auß den dyngen allen 


4 . 

Du inerlich an schawe 
Den über grossen pawe 
Hymels und erd, 

Wie Got ein yden steine, 

95 Ich mein all sei gemeine, 

Urteilt noch werd 
Gen himel oder helle, 

Wan er den paw genczlich und 

gar 

Vor ewig in ym hatte; 


72. 73. in einer Zeüe % 74. nim aus nept. 


100 War yder stein gepüret, 

Ist ym nit ein gefüret 
Zu felliclich, 

Neur mit ewigem wissen. 
Hie mit thu ich beschlissen 
105 Offenberlich, 

Ob man icht pillich zelle 
Ym yde sei besunderpar 
Mit urteil hab bestate 


77. fölecleich aus fölechich. 81. seine. 


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49 


[ 43 *] Zu der ewigen peine 
110 Oder zu der ewigen freid, 

Seyt er all ding allß einen cleynen palle 
Beschleust in seiner hende, 

Sicht anfang, mit und ende 
Gancz gegenwart 
116 Allß von ewig versehen, 

Sam iczunt schon gescheen; 

Hie prüf die art 

Der vorwissenheyt seine, 

Wie doch die freid oder das leyt 
120 Stet in des menschen wale.’ 


5 . 


Diser gut erber mane 
Facht mich erst fester ane, 
Saget: 'von not 
Spür ich erst offenbare 
126 Auß deiner red für wäre 
Das mich icz Got 
Gereid verdamet hate 
Oder behallten, wie ym ist, 
Der keins ist zu für körnen. 


144 ?] Weiß er mich nun verdamet, 

131 So dan die weit allsamet 
Plut weint für mich, 

Was möcht mich armen wellffen 
Das alles sant gehellffen? 

136 Jo ewiclich 

Precht mir das mer zu gute, 

Das mir plick zeit noch jares frist, 
Leyb noch sei het gezumen. 


Dar um ich auß vemunffte 
140 Got schuldig spür an allen sein, 
So ymer ewiclich verdamet seyne, 
Ich werd dan der geschichte 
Noch anders unterrichte, 

Dar um ich ger 
146 Zu unter wisen werden 
Mit innigen begerden 
Und ymer mer 
In meins lebes zukunffte 
Mir es zu grossen freyden zeln, 

160 Ob ich enging der peyne.’ 


143. Nach? 

Dfitshe Text« des Mittelalter« XII. 4 


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50 


Münchener Handschrift . 


6 . 


[44*] Ich sprach: ‘so hör noch mere: 
Dupist doch selber dere 
Durch den dich Got 
Ycz selig hat gemachte 
155 Oder zu pein geachte, 

Seyt das er hot 
Dir freyen willen geben 
Zu neigen deen wo du wilt hin: 
Zu keim du zwungen piste. 


160 Seytu nun machst erkisen 
Sein gnad oder verlisen, 

Wie tarst dan du 
Den Schöpfer dein beschulden, 
Ob du körnest zu hulden 
165 Oder unrü? 

Dan wie du riehst dein leben 
Zu dem Verlust oder gewin, 
Allso hat ers geweste. 


Im get dran zu noch abe, 

170 Des gleichen dir, dar von so hör 

Ein peispel noch, dar mit so wil ich enden: 
Eynn sun ein kauffman hette, 

145'J Auß senden er yn tete 
In fremde lant; 

175 Zeigt im der Strassen dreye: 

Die erst gancz sicher freye, 

Do ym bekant 
Würden die grösten gäbe, 

Die er auch numer mer verlür 
180 Ewig auß seinen henden; 


7. 


Aber die ander pane, 

OB er die selb ging ane 
Und nit ab lent, 

Wurd er worlich gefangen 
185 Und in vil jaren langen 
Kaum ab gewent 
Durch groß pit, fle und trauren, 
Schenck, gab und miet der freunde 

sein, 

E das er kem zu hulden; 


190 Ob er die drit pan drete, 

Leyb, gut und was er hette, 
Verloren wer, 

Kem numer mer zu lichte, 

145*j Dar für enhülff gancz nichte. 

195 Pey diser 1er 

Det er sich nit beschawren 
Und dret den weg zu aller 

pein. 

When wolstu drin beschulden ?* 


151. so] se? 195. Verloren wer vor Pey durchstrichen. 


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XI. 


51 


Der gut man sprach: ‘wor liehen, 

200 Schuldig weer an ym selb der sun, 

Wie wol der vatter end und anfag weste. 
Nun stet mein hercz zu friden: 

Wan erst pin ich beschiden 
Und pruff von not 
205 War auff ich pin geflissen; 

Sollt Got das end nit wissen, 

Weer er nit Got. 

Lob sey dir ewiclichen 
Der Unterweisung dein, wan nun 
210 Secz ich mein hercz zu reste.’ 

Hanß Folcz barwirer. 


in.j 

Unser frawen himelfart 
im unbekanten thon. 


O frewt ewch, alle tröne, 

Wan die durch lewchtig schöne 
Ob aller wun 
Hymlischer art und zirde 
5 Hot hewt in höchster wirde 
Weit für die sun, 

Den man und alle steme 
Geleuchtet und geschinen dar, 
Das von ewigen zeyten 


1 . 

10 Kein lawter creature 
In schrifft, natur, figure 
Von ewikeyt 
Im gotlichen fursehen 
Und ye werendem prehen 
15 Nie angeleyt 

Wart, durch das ymer weme 
Sulch freyheyt allß besunderbar 
Die schön, welch ye an neyten 


Alle verstossen fürsten, 

20 Ich mein do das keusch meytlich pild 
Hat alle macht pis in die tiff getrettet 
[46;/ Der höllischen ynwaner; 

Ir junckfreiliches paner, 

Zepter und kran 

25 Hant hewt all kör durch reyste 
In wundrung aller geyste, 


[11.] 23. junckfreiliches mit blasser Tinte am Rande statt des durchstrichenen streytperliches. 

4* 


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52 


Münchener Handschrift 


Ich mein die fran 
Nach der so lang det tursten 
Die himlisch samnung durch ir milld, 
30 Welch sie in freiden settet. 


Die ist hewt auff genomen 
Und ir engegen komen 
Die mercklich schar 
Der kör und jerarcheye, 

35 Vatter, sun, geist, die dreye 
Ein weslich gar, 

Und alls himlische here 
Hot gefrolokt und jubilirt 
In ir kungin zukunffte, 


40 Welch so gar inflamirte 
Und in ir schön verwirte 
Woren so gancz 
Mit großlichem verwundern, 
Ober, mittel und undern, 

45 Vor sulchem glancz, 

Allz Maria ir kere 

Auff nam so durch clarifficirt 

Gen der himlischen zunffte. 


[47 r ] Hie hant die kor gesprochen 
50 Der ersten jerarchey gemein: 

'Wer ist doch die welch allso frü auff steyget 
Her aus der wustenunge 
Mit solcher frolockunge 
Umgeben hie 
55 Und oberster presente?’ 

Hie gibet zu verstente 
Got vater wie 
Sie sey die unzuprochen 
Und keusch irem liphaber rein 
60 Sich ewig hat gezweiget. 


3. 

Die ander jerarcheye 
Der mittein köre freye, 

Do die kungin 

Den zu begunde nehen, 

65 Hant die groß schon gesehen, 
Namen zu sin 

Das wundersam groß schallen 
Und mangfeltigen susßen than 
In ir freyen auffarte 


70 Und fragten all gemeyne: 

'Ey wer ist doch die reine 

Welch allso fru 

Sich durch die köre swinget, 

Zu gleicher weis auff tringet 
75 In worer glu 

Der morgen röt ob allen 
Gezirden die ye hercz besan 
Noch kunst nie offenbarte 

56. Hie aus Die. 60. oder 
66. Irer b vor Namen 
78. Vom letzten Wort 


30. dort ewig settet gestr. vor in fr. 40. gar aus gancz. 
hab? 64. begunde aus begunden. 65. scho vor groß durchstr . 
durchstr . 75. glu am Rande. 75 u. 76, 77 u. 78 je in einer Zeile . 

ist nur noch offenbar zu lesen , da das übrige abgeschnitten ist 


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XL 


53 


[47*] So recht schon allß der mone, 

80 Gancz außerwellt allz die dar sun, 

Erschroklich allß ein wol gezirt herspicze?’ 
Den hat in der gotheyte 
Der sun geben bescheyte: 

‘Sie ist eynig 

85 Der wol verschlossen garte 
Und auch verpetschafft harte, 

Klar prun ewig 
Und die eng pfort: do vone 
Sagt wer nach unß die höchste wun 
90 Icht pillicher pesicze!’ 


4. 


Nun hört andechticlichen 
Wie gar besunderlichen 
Die keyserin, 

Kungin, furstin und frawe 
95 In höchster himelawe 
Clar hat durch schin 
Die oberst jerarcheye, 

Welch der selben gancz englisch 

zunfft 

Auch hant gefraget clare: 


100 ‘Wer ist die fru auff steyget 
Recht allß ein gert gezweiget 
In vollem ruch 
Mirr und weiraches drehen?’ 

Zu den wirt liplich jheen 
105 Clar disen sprach 

Der heilig geist: ‘die freye 
Hab ich gesucht und ir zu 

kunfft 

Mir außerwelet gare 


[49*] Zu eyner liphabrine, 

110 Gespons, praut und gemael mir.’ 
Secht, allso ist die kunegin der eren 
Über all kor erhaben 
Und mit den höchsten gaben 
On ent gefreyt 
115 Mit ewigem gewallde, 

Nechst gütlicher drifallde 
Gepenedeyt 
Vor ewigem beginne 
Gotlicher fürsehung, welch zir 
120 Sioh ewiolich dort meren. 


104 /. in einer Zeile. 


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54 


Münchener Handschrift. 


5. 


O keyserin der tröne, 

Küngin ob aller schone, 

Fürstin der reich 
Aller ober und undera, 

125 Vor dir dut Got nicht sundem; 
Gewallticleich 
Herschestu was do iste 
Im himel, erd und in der hell 
Mit verguntem gewalde 


130 Nach Got gancz zu regiren. 
Dir thunt sich presentiren 
All englisch geist 
Mit ewigem vordinste, 

Wan du all gnad yn zinste; 
135 Nicht wirt erfreyst, 

/48*j Was hie auff erden riete 

Und dir claget sein ungefell. 
Du hillffest schnell und palde. 


O muter Gote, jungfrawe, 

140 Gip trost, hilff, steur, pit und auch fle 
Den sune dein auff erd unß zu begnaden 
Mit der woren unschulde, 

Auff das wir, fraw, dein hulde 
Ewiclich dort 

145 Haben mit allen heilgen, 

Und wo wir unß vermeilgen, 

Welstu sein fort 

Die unß lost von der trawe, 

Auff das wir dem ewigen we 
150 Entgen und allem schaden. 

AMEN 

Hanß Folcz. 


[ 12 .] 

[49' ] Im unbekanten thon. 

1 . 


O Maria, für sehen 
Im ewigen erprehen 
Uber zirlich, 

Erleucht und dar geprunnen 
5 Vor gestiro, man und sunen 
Furtrechticlich, 

Ein keuscher tabemackel, 

E himel, engel, mensch und sei, 
Fewr, wasßer, lufft und wage 


10 Von Got wurden gesachet 
Noch icht sichtig gemachet 
Leyplicher ding, 

Auch e icht wart begriffen 
Von hö, preyt, leng noch tiffen 
15 Keins ye an fing, 

Pranstu lucem und fackel 
Klar vor dem kung Emanuel, 

E ye scheyn nacht noch tage. 


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XII . 


Vor allem anbeginne 
20 Ein außerweite am so zart, 

Got vatters wort von ye und ye verpflichte, 
Die auch der heilig geyste 
Ein keusch, war muter heyste 
Mittler persan, 

25 Gots sunß, welch die drifalde 
Yn einliczem gewalde 
Von ye sach an 
Ein yor geperrerinne 
Zu sein Gottes in mensohen art, 

30 Der allen krigk hie schlichte. 


2 . 


149*1 O wie gar tiff geeychte 

Und nit zu schaczen leichte 
Ist der beschit, 

Worum Got vater millde 
35 Von ir menschliches pilde 
Wollt nemen nit. 

Hör, mensch, ob dus nit 

weyste: 

Solt Got vater sun worden sein, 
So wer in der drifallde 


40 Vater und sun der eyne 
Und doch zwen sun gemeyne 
Und het man nicht 
Leichtlich kunnen verstane 
Unter schit der persane; 

45 In sulcher pflicht 

Wer es auch, ob dem geyste 
Die menscheyt wer gepflanczet 

eyn. 

Des der gotlich gewalde 


Dis zu sachet Gots sune, 

50 Den der vater ewig gepirt, 

Des menschen sun auch hie im zeyt sollt werden. 
Und das hat auch clerlichen 
Lucifer sichticlichen 
Auß eygenschafft 
55 Erkent sam in figure, 

Wie zwu ungleich nature 
Durch gotlich krafft 
Wurden vereynet nune, 

Welches in im yn so verirt 
6o Und gab sich zu geferden; 


[12.] 46. d< geyste vor dem gestrichen. 


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56 


Münchener Handschrift. 


3 . 


[50*] Meint frefflich nemen ane 
Gleich Got gotlich persane 
Und wart allso 
Petrogen durch hoffarte. 

65 We der leydigen orte, 

Des er her nho 
Sich an dem Adam rache, 
Forcht zu besiczen yn sein stat, 
So er verloren hette; 


70 Besorget wie er were 

Dem zu würd sten sulch ere 
Das von seym sam 
Ein creatur gancz millde 
Geeynt gotlichem pillde 
75 Hie würd, und nam 
Im dar auß ein Ursache 
Das er yn an gefeindet hat 
Durch sein verfluchte rete. 


Die versunüng an stunde 
80 Funfftausent jar, e mensch und Got 
Allso in ein persan wurden vereynet. 
Nun ist aber ein frage 
Worum Got Adams plage 
Ab legen det 
85 Und nit Lucifers fale. 

Dis unterschidlich wale 
Alhie verstet: 

Lucifer was ioz künde 
All freid und auff das höchst begnat, 
90 Dar um, so er vermeynet 


4 . 


[50*] Dem höchsten gleich zu körnen, 
Hot ym für war gezomen 
Die niderst stat 
In dem abgrunt der hellen, 

95 Auch all sein mit gesellen. 

Zum andern hat 
Got eins mols die geist alle 
Geschaffen lauter engel dar 
On merung noch gepurte 


100 Und hatten freyen willen 
Von stunden an zu zillen 
Auff oder ab 
Zu poß oder zu gute. 

Des halb sein ubermute 
105 Das urteyl gab 

Zu nemen schnell den fale 
Mit all seyner vergunten schar, 
w ist berurte. 


65. arte/' 98. geschffen aus gescaffen. 


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XII. 


57 


Aber Adam alleine 
110 Und Eva prachen das gepot 

Und nicht ir sam, dar zu der schlangen schmeichen 

Sie listiclich betröge 

Und neydisch yn vor löge, 

Und hatten dan 

115 Dort noch kein freid besessen, 

Wie wol des obses essen 
Pracht in den pann 
Gancz alles folok gemeine. 

Des halb ein mensch ist worden Got 
120 Den feint zu überreichen. 


5. 


[Slrj Allß nun von ye versehen 
Die zeyt her zu gund nehen 
Das Got das pilld 
Vor ewigem anschawen, 

125 loh mein der rein jungfrawen. 

In dis gefilld 

Unß schickt, das new groß wunder, 
Durch die das heil nehen began, 

In irrer muter leibe 


130 Anna, die ir wart swanger, 
In der plüet der anger 
Voll aller selld 
Und wart von ir geporen 
Die zu muter erkoren 
136 Was von der weld 

Hie in eins plickes zunder 
Dem konig aller kunig fran, 
Do von die gluckes scheibe 


Nehet sellczamer arte: 

140 Wan der do alle ding besohuff, 

Wollt zeytlich hie von new geschopfet werden, 
Und der all ding auß nichte 
Formirt, wollt selb auß ichte 
Werden etwas 
145 Das er ny was gewesen, 

Hat ym dar zu erlesen 
Ein irdisch faß, 

Der doch nie greifflich warte 

Von i v -"' T m elementisohen ruff. 

. 

160 Wer Lu* 0 ers auff erden 


111. mit der beginnt neue Zeile . vor 120 in besonderer Zeile durchstr. Den f. wid« zu 
leichen. 124. ewige. 


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58 


Münchener Handschrift. 


6 . 


[51*] Dan der so mechtig grosse 
ln einer engen schosse 
Durch sein demut 
Hie so genidert iste, 

155 Ein muter im erkiste, 

Der fleisch und plut 
Yn zeytlich sollt umkleyden, 

Vor dem doch ye erscheinen ploß 
Was die himel um schlewsset: 


160 Ich mein den konig weyse, 

Der millticlich mit speyse 
All ding versieht, 

Wollt hie auff diser erden 
Hungrig und turstig werden, 

165 Und was er spricht, 

Muß jud, crist und der heyden 
Im punckt on alle zal und maß 
Verpringen ungeewsßet: 


Hat sich doch selb im zeyte 
170 Hie geben in die groß gefer, 

Eim weibes pild wellen gehorsam seyne, 
Der sun er leyplich warte, 

Sye vor sein tochter zarte 
Und meystert den 
175 Mit jungfrewlichen henden 
Der sich an keynen enden 
Gipt zu versten, 

Wan sein macht reicht so weyte 
Das er aug, munt, hercz numer mer 
180 Prüfft nach dem minsten scheyne. 


7. 


[52rj Wie aber nun die maget, 

Von der all gnad unß daget, 
In der crist nacht 
Den konig aller eren 
185 Keuschlichen det geperen, 
Mensch, hie betracht, 

Allß sie recht sam entnucket 
In tyffester ymaginancz 
Beschawliohen im geiste, 


190 Von herczen jubiliret, 

In ir selb contempliret 
Auff ir gepera, 

Mit welcher freid und wune 
Sie die wor ewig sunne 
195 Wart kniend era, 

In dem sie unverrucket 

Got, mensch, geist, sei, ein kindliTi 

glancz 

Weynend vor ir erfreiste. 


179. munt aus hant. 


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XIII. 


59 


O mit was wun und freyde 
200 Das keusoh rein jungfreyliohe heroz 

Durch gründet was in prunst flamender hicze 
Inerster lib und lüste 
Schmückend zu irer pruste 
Das kindlin klein, 

205 Uber die moß frewntlichen 
Und so gar hercziclichen. 

0 mensch, bewein 

Die keilt und das swach kleyde, 

Die zartheyt und kintlichen smercz 
210 Des schopfers, hastu wiczel 

Hanß Folcz barbirer 


[ 13 .] 

[52*] Zügweis. 

1 . 

O quicumque vult sallvus esse, 

Ante omnia opus est ut teneat 
Veram catholicam fidem, 

On welchen ye nymant mag selig werden. 

6 D o von du gruntlichen auß presse 
Das du keinerley irrung hie nit gebest stat, 
Sünder seist unvermeiligt rein 
On zweifei, sunst gipstu dich zu geferden. 

Catholioa autem fides 
10 Est ut unum deum in trinitate 
Wir glauben suln on widerses 
Und drifeltig eyn nach cristlichem rate. 

Den selben sullen eren wir, 


[13.] Die Anfangsworte der Stollen sind in den Hss. nicht gesperrt. 1. volt N 2. 
2. omni M, omnia N 2. 5. dw mensch grüntlich N2. 6. hie nit fehlt N2. 7. S. vnver- 

meiligt sein rein N2. 9. Der glaüb ist aber anderst nit N2. 10. Dan einen got gelaüb 

in der trivalte N 2. 11. In dreyer person vnterschit N2. 12. christliche M. Ein craft 

güt macht Weisheit lib vnd gewalte N2. 13. Den sollen genczlich glaüben wir N2. 


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60 


Münchener Handschrift . 


Nicht forschen in persan 
15 Noch scheiden das wesen der gotheyt fran. 
Eyn die persan des vaters ist, 

Ein ander so ist die persan des suns 
Und ein andre des geystes, wist, 

Vater, sun, geist ein Got, der glaub sey unß, 
20 Ein gotheyt, ein gleich wird und zir 
Und ein ewige herschafft zu vor an, 

Wan alls den vater, so auch ir 
[53'] Den sun, des gleich den geist wellet verstan. 


2 . 

U n beschaffen der vater iste, 

25 Unbeschaffen der sun, unbeschaffen der geist; 

All drey sie auch ummesßlich sint, 

Auch sint ewig Got vater, sun, die dreye. 

Nun drey unbeschaffen nit, wiste, 

Drey unmesßlich noch drey ewig werden erfreist, 
30 Sünder all drey persan ich fint 

Beschaffenheyt und messlichkeyt sein freye. 

Auch nit drey ewig, sunder ein, 

Und wie wol das der vater ist allmechtig, 

Der sun ye allmechtig erschein, 

35 Allmacht des geistes gancz mit yn eintrechtig, 
Wurden doch drey almechtig ny, 

Nur ein allmechtiger. 

Des gleich der vater Got ist und ein her, 

Ein Got, ein her ist auch der sun, 

40 Ein her, ein Got der heilig geist in gleich: 

Ye doch zimpt numer mer zu thun 
Drey got zu sprechen numer ewicleich, 


15. der dreyer fron N2. 17. Ein andere person ist ye des süns N2. 18. Ein andere 

N2. 22. der v. N2. wir N2. 23. den geist desgleich sollent N2. 24. Wü|peschaffen 

N2. 26. vnmenschlich N2. 27. got v. sun] vatter sün geist N2 . 28. vngeschaffen 

N2. 30. all drey] nur ein? (vgl. Z.37). 31. vnmesligkeit N 2. 35. gancz] ist N 2. 

42. ymer N 2. 


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XIII. 


61 


Wan allz die cristlich 1er pewt hie 
[53*] Yde persan zu nennen ymer mer 
45 Got und herren, verpewt auch die 

Drey got und herren sprechen mit gefer. 

3. 

Got vater ist von nymant gare 

Weder gemacht, geporen noch beschaffen nicht; 

Der sun geschaffen noch gemacht, 

50 Sünder von Got vater geporen ymer; 

Not halb vom geist sey offenbare, 

Geporen noch geschaffen auch nit ist von icht, 
Machung wirt ym nit zu gesacht, 

Sünder sein außgeistung endet sich nymer 

55 Ewig vom vater und vom sun: 

Des halb ein vater, ein sun und ein geiste, 
Nicht drey veter sün geist zimpt nun 
Zu sprechen noch wirt nymer mer erfreiste. 

Und in diser drifaltikeyt 
60 Vordere noch hinters ist, 

Auch mindere oder merers nit, das wist, 

Sünder die drey benent persan 
In yn selber ewig und eben gleich, 

So das in allem thun und lan 
[54 r ] Drey einikeyt ein dreiheit sint worlich, 

66 Die wir eren on unterscheit 

Für einen Got sullen on endes frist. 

Wer im nun selikeyt zu reit, 

Such in dem glauben kein außweg noch list. 

4. 

70 M e r ist not zu ewigem leben 

Das die enpfengnus Gotes suns Jhesu Cristi 
Trewlich gelaupt werd und genczlich, 

Welcher ist das wir lauterlich verjehen 


43. die] vns N2. 44. nemen N2. 46. h. zw spr. m. gferN2. 48. - .Weder fehlt N2. 

noch] oder aüch N2. 52. peschaffen N2. ist] sein N2 . 56. vater vnd ein sün ein geiste N2. 

57. zimpt] sint N2. 58. ymer N2. erfreist M. 63. In selbert sint N2. y vor ewig gestr . M. 

69. weg] züg N2. 71. Das wir die enpfencknüs got süns N2. 72. gelauben vnd N2. 


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62 


Münchener Handschrift. 


Der wore sun Gottes sey geben 
75 Durch die einfleischung in den leib Marien hye, 
Wor Got und mensch volkomecleich, 

Dar zu die jungfraw ewig was fursehen; 

Got auß veterlicher substancz 

Und vor der wellt ewig auß im geporen, 

80 Ein mensch in worer keuscheit gancz 
Auß Mariam in dise wellt erkoren, 

Volkomner mensch, volkomner Got, 

Von vemüfftiger sei 

Und eins menschlichen leichnams her, in wel 
85 Ym das zu sein das er do ist, 

Gleich dem vater nach der gotlichen zyr, 

[54*] Minder nach seiner menscheyt, wist; 

Und wie er Got und mensch sey, ist doch ir 
Nit zwen, sunder ein Crist von not. 

90 Dar um kein wandelung im nit zu zel 
Auß der gotheit in menschlich wot, 

Das dein hofnung im glauben nit sey fei. 


5. 

Dar um glaub lauterlich und pure 
Sein menscheit an genomen in die dar gotheit 
95 On all endrung yder substancz 
In ein worhafftig eynige persane. 

War nym dir hie pey der figure, 

Allz die vernünftig sei und fleisch hant unterscheit, 
Sachen doch eynen menschen gancz, 

100 AUso Got mensch ein worer Cristus frane, 


74. gottes sün N2. 75. dem 1. maria N2. 76. volkümen rieh N2. 78. Gocz sün 

aüs des vatters s. N2. 79. Vor aller weit e. von im N2. 80. War got vnd mensch in 

keüscheit gancz N2. 81. Marien? M. Aüs maria zw geperen erkoren N2 . 84. Der rex 
regüm genent emanüel N2. 88. Wie nün er N 2. ist] wist N 2. 89. Nit zürn Sünde’ 

Nß. 90. kein crist im wandelüng zw zel N2. 91. wot aus art M. 92. dir nit fei N2. 

93, l&üter N2. 94. dar] war N2. 97. dw hie N2. 98. fleisch und sei M , sei das 

fleisch N2. hat N2 . 99. Sich on doch N2. 


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XIII. 


63 


Der hie um die selig machung 
Der menschen ist gemartert und gestorben, 
Steig zu der hell um erlosung 
Der den er mit seim dot hat heil erworben, 
105 Und von den doten auff erstunt 
Nemlieh am driten tag, 

Steig zu den himeln nach der schrillte sag, 
[55*] Do er zu der gerechten dort 

Got seines vaters siezt ymer ewig, 

110 Von dan er kunfftig sein wirt vort 
Lebend und toten zu richten einig: 

Zu welches zukunfft werden kunt 

All menschen und ersten, bedarf! nit frag: 

All irer werck sie rechnung tunt, 

115 Do von gancz nymant appehren mag. 


6 . 

Die dan hie gutheyt hant verprachte, 

Gent in das ewig himlisch reich und vaterlant; 
Des gleich all würker der posheit 
In die rachsal ewiger hellen peine. 

120 H i e hör, o mensch, nym eben achte, 

Dis ist der wor cristenlich glaub, dar in verstant: 

Es sey dan das on triglikeyt 

Du dich worhafft her in übest gemeyne 

Und yn auch halltest festiclich, 

125 Sunst magstu nymer ewig selig werden. 

O mensch, her in bekumer dich, 

Neig dich von allen suntlichen beswerden, 

Merck hie die wor und cristlich 1er 
[55*] Von Athanasio, 

130 Die er so clor unß hie verkunt allso. 


101. selbig m. N 2. 108. der] den N2. 113. vns N2. 114. ire N2. 116. hie] 

ye S2. volprachte N2. 117. Gen im N2. 119. rechnüng N2. 120. hör m. vnd nym 

N2 . 121. dar] der N2 . 126. Sünder her N2. 127. geperden N2. 128. hie] wie N2. 
schriftlich N2. 129. alsanasio N2. 


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64 


Münchener Handschrift . 


Lat unß dar in stet speculim 

Und mit höchster vemunfft unß zihen ab 

Dar wider nit zu disputim 

Mit kein geferden pis in unser grab, 

135 Well wir dort wonen ymer mer 
In den ewig werenden freiden ho 
Mit allem himelischen her, 

Do man gesichert ist vor aller tro. 

7. 

Das well unß gnediclich erwerben 
140 Die rein, keusch, gelopt kungin Maria zart, 

Auff das wir in der lesten not 

Den anfechter der wellt stark über winden. 

Laß unß, jungfraw, dan nit verderben 
Noch fallen in die hende unser widerpart, 

145 Durch den herben und pitem dot 

Deines kindes laß unß genad dort finden! 

O jungfraw, preyt den mantel dein 

Über unß sunder, so wir hie ab keren! • 

Dein mild müterlich prüst so rein, 

]5ßr] Dar mit du hie dein kint zeitlich dest neren, 

151 Zeig ym, ob er genediclich 
Sich wollt erweichen lan 
Und Got vater zeigen sein wunten fran, 

Dar auß so überflüssig er 
155 Ym auff opfert sein schaczper tewres plut, 

Do an dem creucz krön, nagel, sper 
Ym so freiflich durch sein gelidmas wut, 

Do von all sein menscheit verplich. 

0 muter Gotz, des yn trewlich erman, 

160 Wan er des nit verzeihet dich: 

So fecht wir frolich unter deinem fan! 

AMEN 

Hanß Folcz barwirer. 


131. D vor Lat gestr. M. dar innen spec. N2. 132. hoher N2. 133. confesirn N2 . 

134. keim geferde N2. 135 und 136 sind umgestellt N2. 136. ebigen freüden ymer do N2. 

138. von N2. 140. k. hoch gelobte küniginen zart N2. 142. stark] hy N2. 143. dan] 

des N2 . 146. so las N2. dort fehlt N2. 147. O fehlt N2. 148. leren N2. 150. hie 

fehlt N2. 154. flüssig aus flusseclich M. 157. So frefelich in al sein glidmas N2 . 161. deine M. 
dem stürm fon N2. 


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XIV. 


65 


167'J 


[ 14 .] 

In der schranck weis. 


1 . 

Ave gloriosissima 
Virgo, que meruisti 
Esse mater et filia 
Des herren Jhesu Cristi, 

5 Der in gütlicher ewikeyt 
Von dir zu nemen sein 

menscheyt 

Dein wird sach an 

Und gap dir reich presente. 


Wan in deiner persane stat 
10 Proverbiorum clare: 

‘Der her mich ym erwelet hat 
Vor den geschöpften gare 
Und hat für aller menschen leyt 
Geschaffen hoch, weyt, leng, tiff, 

preyt, 

15 Das yderman 

Sein hoe macht erkente.’ 


Nun west er sie sunden leichtlich; 
Doch das sie lepten ewiclich, 

Er keust und, reyne jungfraw, dich 
20 Dar zu er koß, 

Das er die schloß 

Des anfechters mecht sigeloß. 

Dar um er durch dein demut groß 
157*1 In dir mensch ward unß gleich genoß. 
25 Nun gib mir, jungfraw, steur und rat, 
Das ich dir, tu virgo digna, 

Deins lobes fan 

Für frey und unzutrente! 


2 . 

Ave datrix nove legis, 

30 Gip das ich durch nature 
Dein keusch gepurt hie mach 

gewis, 

Du jugfraw lauter pure! 

Secht wie der lew mit lautem gelff 
Vom dot erquicket seyne wellff; 

35 Der pellican 

Im plut sein jung erwecket; 


Der fenix nach funffhundert jorn 
Sich durch das feür vemewet; 

Zu einer meyt das einehom 
40 Sich in den dot vertrewet; 

Der strauß sicht mit der sun 

behellff 

Die jungn auß seiner eyer schellff; 
Ysidus schan 

Im dot new federn hecket; 


[14.] 9. Dar von in d. (deinr X) person st. N2X. 14. hoch tiff (weit X) leng vnd 
preit N2X. 17. sie] vns N2. senden X. 18. was wir lebten N2. 19. Dar vmb er reine 

jünckfraw dich N2X. 21. er] dw N2X. 22. machst N2X. 23. demut] keuscheit N2X. 
24. Mensch werden wolt N2X. 26. dw N2. 31. Den N2. 39. ein gehorn N2. 41. sich 

X2. 42. Sein jünge aus der e. s. N2. 

Deatsche Texte des Mittelalters XII. 5 


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66 


Münchener Handschrift. 


45 Im feur so lebet der carist 
Und Salamander, alls man list; 

Von caladrius plick genist 
[58*] Der sich zu pett; 

Der stein magnett 
50 In crafft das eysen zu im lett; 

Eytstein den hallm zeucht, alz man rot. 
Welches alß die natur bestet: 

Wes solt ym Got nit han erkorn 
Besunders, allß sein macht yn hiß, 

55 Do er nam an 

Sein menscheit unbeflecket? 


3. 

Ave gubernatrix celi, 

Quem deus preelegit, 

Hillff durch figur zu künden 

hy 

oo Wie der qui cuncta regit, 

Figürlich dich unß hot gezeigt: 

Her ynnen dir wirt zu geeygt 
Ein pusch der pran 
An schaden aller flamen; 


65 Nasß wart das feil dem Gedeon; 
Eysen hat ob geswumen; 

Dar zu die türr rut Aaron 
Pracht peide frucht und plumen; 
Zwellff stund die sun stund un- 

gesteigt 

70 Noch auch zu tale sich nit neigt. 
Und der Jordan 
Floß hinter sich mit namen; 


[58*/Der Moyses mit eyner gert 

Schlug wasser auß dem felsen hert, 

75 Das die von Israhel emert 
Auß durstes not 
Und vor dem tot; 

Seyner gerten er auch gepot 
Ein schlangen zu werden vil drot; 

80 Firczig tag weid Abacuc hot 
Sein speise pracht gen Babilan 
Eins tages Daniel: hört wie 
Figuren ban 

Natur hie det beschämen! 

Hanß Folcz. 

47. colodriüs N2. 51. Agstein N2. 52. Dis alles N2X. 53. Vnd solt N2. 58. eleigit M . 

59. wie vor hy gestr. M. 61. dich fehlt M. 62. Hir N2. geigt N 2. 64. aller] seiner N2. 

65. dem] vor N2. 68. du re rüt aran N2. 71. 72 in einer Zeile M . 73. Vnd der moisses N2. 

74. aüß eim N2X. 76. Von N2X. 77. vor] von N2. 78. Der gerten er auch offt gepot X, 

Der g. sein er a - g- X2. 79. Einr N2. 80. tagreis N2. 81. Ein N2. 82. Eins dags dem 

Daniel X 2. 83. Nat vor Figuren gestr. M. Mit 84 schließt M. Das Folgende ist nach X gedruckt . 


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XIV . 


67 


4, 

85 [Ave que cum Jhesu eras 
Nobis promissa vere, 

Des zeugnus gipt Jeremias 
In schrifft: ‘Got spricht, der here: 
Vom samen Davit erkuck ich 
90 Euch den gerechten sicherlich.’ 

Hie pey verstet 
Muter und sün benente. 


Des kindz nam Isaias mellt: 
‘Wunderlichen ratgeben 
95 Und ein vater kunfftiger weit, 

Ein fridfursten, hört eben, 

Got, starker, dez reich meret sich 
On end imer und ewiclich,’ 

Und der profet 
100 Ageus dut bekente: 


‘Ich wird in deiner zeit, nempt war, 
Himel und erd bewegen gar 
Und alle folker offenbar; 

Er wirt begert 
105 Dem folk auff erdt, 

Der allez heil in dut beschert, 

Dez haus glori und er sich mert.’ 
Nun hört waz Jacob euch erclert, 
Daz von Juda zu nemen feilt 
110 Daz zepter pis do körnet daz 
Die zeit her neht 
Daz unß kumpt der gesente. 


5. 

Ave virgo virga Jesse, 

Der schrifft paz nach zu komen, 

115 Gip steur, tu mater glorie! 

Daniel tut besinnen 
72wochen dar, 

Der ye ein woch macht 7 jar, 

Dan wirt geent 
120 Übertretung auff erde, 


Und werden erfult all gesicht 
Do die geschrifft von Seite, 

Und hin gelekt all ungeschicht 
Und volgt gerechtikeite 
125 Und wirt gesalbet, nement war, 
Der heilig aller heilgen gar. 
Furbaz benent 
Unß Daniel der werde 


Wie ab geschniten sey ein stein 
130 Vom perg an alle hend gemein. 

Der perg pistu, keusch jungfraw rein, 
Der stein Jhesus, 

Den an kantnus 


85—140 nur in XN2. 89/. Jer. 23,5. 94—98. Jes. 9,6. 101—107. Agg. 2,7 ff . 

108. vns N2. 108—112. Gen. 49,10: Non auferetur sceptrum de Juda . . ., donec veniat usw. 
112. vrab N2. 115. dw N2. 116. Dan. 9,24. besunen N2. 126. aller heilgen] der 

heilling N2. 129. Dan. 9,24. 133. Der N2. 

5 * 


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68 


Münchener Handschrift. 


Der man dein keuscher leib um Schluß 
1.35 Und keusch gepert dein sun Cristus. 
Durch daz, jungfraw, den millten Aus 
Der parmung dein wend von unß nicht, 
Sünder loß unß ausß jamers we 
Von dem elend 
140 Nach unser sei begerden. 

Finis.] 


[ 15 .] 

1 . 

[Mr ] Keyser, kung, furst, graff, herezog frey, 

Gepiter des weiten umereiß, 

Der eussem spera und dar pey 
Was dein tiff gruntloß art do weiß, 

5 Engel, sun, mon, gestirn, die kör, 

Feur, lufft, erd und des meres wag 
Und was dar zwischen sich auß preit, 

Swimpt, swept, creucht, slingt, ging oder flog, 

Im fegfeur hofft, zu hell ye leit: 

10 Do pist, haupt, fogt und her, ich hör, 

Du Got ir Schöpfer, und wirt nicht / gedieht 
In aller ir behausung weit 
Do man dein minste macht ercler, 

Und weis auch all ir zal und schar 
15 Mit ganczer zal, nit on gef er. 

Und allß unmöglich ist, nempt war, 

Das ein creatur in der zeyt 
Die all erken, so möglich ist 
Das Got das aller minste wifft 
20 Erken mit aller licz, das wist. 

O mensch, darum du nit vergifft 
[59*] Dein sei, vor Got ist nicht gefreyt. 

136. dein (?) N2. 138. lös N2. 140. I. begerde. 

[15.] 7. dar] do N2. 8. get N2. 9. In N2. 10. So ist h. f. der her ye h. N 2. 

11. Der oberst schopffer ich pericht/versticht N 2. 12. Hat irer haiisvng kür N2. 13. Vnd 

ist der aller höchste her N2. 14 fehlt M. 15. Gancz eigentlich nit vngefer #2. 16. Als 

vninüglich ist nemet war N2. 17. Das in der zeit ein creatür N2. 18. so] als N2. 

19. Wye (av-8 Wan?) N2. 20. Erkent vnd als sein licz d. w. N2. 


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XV. 


69 


2 . 

Er ist im tron die seliung 
Aller, ein schawer seiner schar, 

25 Die nümer leffcz, munt, gum noch zung 
Au/? spricht noch mag besinnen dar, 

Dar von ich menschlich hie erzel. 

Wan alle instrument gemein, 

Orgel, laut, pfeiff, wie man die nent, 

30 Mit irn stimen erclungen rein 
Und all fogel die worn und sent, 

Allß noch pester mensur und wel, 

Und wert dar zu vil tausent jar, / furwar, 
Wer es zu schaczen nicht ein wick 
35 Gen eins eynigen engels stim. 

Dor um, o mensch, auff erd dich fleiß, 
Veracht allz das gen Got nit zim, 

Sich das gewissen dich nit peiß, 

Betracht das heil der seien dick, 

40 Verspürcz allß was vor ist bestimpt 
Zwischen dem himel und der hei, 

[60' ] Allein den dot der allen zimpt, 

Auch nach dem fegfeur du nit stell, 
Sünder zum höchsten gut dich went! 


3. 

45 Der hell soltu nit schlagen auß, 

Merck, mit steter betrachtung dein, 

Auff das dir fort an hang der graus 
Zu flihen sülch groß mörtlich pein: 

Do flam, rauch, tunst, graw und gestank, 


23. die] der N2. 26. Auch M. Aüs sprichet noch besinet clariVß. 27. menschlichen 

erzel N2. 28. Merck aller N 2. 30. Mit al st. erclingen N2. 32. Allß fehlt N2. erschell N2. 
33. wer N2. 34. So wer es nit ein wick N2. 37. alles das got N2. 39. deiner sei 

heile N2. 40. was über der Zeile M. Veracht was ich bestimet hab N2. 42. Allein der 

tot ir aller gab N2. 43. fegfeure (das ScMuß-e nachgetr.) nit N2. 47. dir fehlt M. fort] 

stet N2. der] ir N2. 48. Z. fl. ir gr. mercklich p. N2. 


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70 


Münchener Handschrift. 


50 Pein, rach, angst, leyt, trupsal und not, 

Sraercz, elend, kumer, träum an ent 
Und ewig sterben on den tot 
Dort nümer werden ab gewent, 

Sünder mit stetem anefanck. 

55 Wan so all pein der ganczen wellt / gemellt 
Wurden, das muglich wer, 

Noch so precht ein eyniger plick 
Eins teufels oder sein gesicht 
Der seien tausent mol mer schrick: 

60 Ich sweig, so gris, gras, laub, inan spricht, 

Ids tausent jar weren und mer, 

160*1 Weren noch kaum gefangen an 

Sulch pein, so sie on ent doch ist. 

O mensch, her innen wellest han 

65 Dein speculaczen alle frist, 

Denck wo dein sei entlieh hin lent! 

Finis. 

Hanß Folcz. 


On end wert Got des sunß 

gepurt, 

Wie ye und ye vom vater sein 
Anfang wart nie dar in berurt, 
Mittel noch end mischt sich nit 

ein 

5 In disem ewigen gepern. 


Got vatter on allß anbegin 
Persönlich vater wirt genant, 

Auß welches art ye hat geschin 
Das wort und ist Gotz sun 

erkant. 

10 ln den dut sich der geist 

erclern 


Nach persönlicher unterscheyt. / dich leyt 
Natur in ein gleichnus, 

Merck: weil die flam der kerczen wert, 

Gepirt sie unß ein offes licht; 

53. wirdet N2. 54. neüem N2. 57. so fehlt N2. aynig aügenplick N2. 58. Eines 

teüelles angesicht N2. 59. sei N2. 61. hundert vor tausent gestr. M. vn vor we’en gestr. M. 

Ich htindert taüsent gar und mer N2. Nach 61 stand zuerst: Amen hanß Folcz, ist jedoch weg¬ 
radiert M. 62. noch] erst N2. 63. Solcher pein die N2. doch] dort N2. 66. D. ww die 
N2. bendt N2. 

[16.] 1. gottes s. N2. 4. müst sich nye N2. 9. wirt N2. bekant N2. 10. den] 

im N2. 13. der] q\v\v(?)N2. offen N2. 


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XVI. 


71 


[6P] Wem nit sein äugen sein beswert, 

16 Von disem schein er wol gesicht. 

Im flam und schein nym den beschluß, 
Prüft die hicz in ir peyder art! 

Hie pey man drey persan erkent, 

20 Nie keine dem andern schidlich wart: 
Ob die flam ewig wert on ent, 

Schein und die hicz plib unzutrant. 


2 . 

Allso verste, mensch, die trifallt 
Pey diser natürlichen sach. 

25 Wie wol ny gleichnus wart gezalt, 
Ye doch in dem ebenpild wach; 
Vermeid die weiter leyten ab. 


Für wor Got in seiner dreiheit 
Ist einliczlich ein worer Got 
30 Persan halben mit unterscheid, 
Seit drey sanctus ein sabaoth 
Johanni zu erkennen gab 


Die worheit Gottes im gesicht. / vernicht 
Nit, mensch, disen beschit! 

[61*1 Wie Got vater, Got sun, Got geist, 

36 Ydlich persan Got werd genant 
Und doch drey göt nit sint erfreist, 

Ein gleichnus werd unß hie bekant: 

Hot nit ein finger drew geht, 

40 Der keines nie das ander wart? 

Welchem ein zir man leget an, 

Die red von nymant wirt gespart, 

Dem finger die eer sey getan. 

Her innen euch genügen lat. 


3. 

45 Wie id persan Got werd erkant, 

Ist doch ein einiger gewallt, 

Ein art, macht, wesen, ein bestant; 
Keym wirt minder noch mer gezallt 
In worer macht, Weisheit und güt. 


50 Wie wol ein sunder eygensohafft 
Yder persan bestimet wirt, 

Ist keyne minder in der crafft 7 
Noch mer, seyt ein gotheyt regirt, 
In der unser selikeyt plüt. 


17. In N2. 19. verstett N2. 20. schedlich N2. 21. ewig weren thet N2. 22. vnde 

h. bleibt N2. 25. wart fehlt N2. 32. Johannes N2. 34. beschit aus bescheit M. 36. wirt 

got N2. 37. nit drey got sind.##. 43. Dem das gar sey gethan N2. 44. benüngen N2. 

45. got fehlt N2. 47. macht] ein N2. 48. Keinem wirt mynder nit gezallt N2. 49. Ein 

wäre X2. 50. ein sunder] besunder N2. 53. Seit ein ewig gotheyt N2. 


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72 


Münchener Handschrift. 


[6'2 r ] Merck, wie vil man in eynem rat / man hat, 
56 Was man ydem zu eyg 

Seiner persan noch für ein macht 
In sunderheit etwas zu thun, 

Wirt doch ein einig art betracht, 

60 Wie es hallt yder messe nun 
Und wie ir iter sich erzeig, 

Sint sie doch ein einiger rot, 

Der alle ding wigt, acht und mist. 

Wie die gleichnus weit sey von Got, 

65 Doch lernt das ir dest minder nist 
In zweiflung, die manchen verirt. 


4. 


Wie furter nun wart mensch der 

sun 

Und doch der geist und vater 

nicht, 

Was doch ein werck der dreyer 

thun, 

70 Allz ir wert clerlich unterricht 
Auch durch ein gleichnus, höret 

wie: 


Zwen legen eynem an ein 

cleyt, 

Er selber im des gleichen 

mit, 

Und allso wirt es an geleyt 
75 Dem eynen und den zweien 

nit. 

[<i2ej Des gleich verstet die meynung 

hie: 


Die veterlich persane hot / unß Got 
Den sun gesendet her, 

Der wart enpfangen hie vom geist 
80 Im keuschen jungfrewlichen schrein 
Irs leibes, dar in nie erfreist 
Dotlich noch teglich sunde sein. 

So was der sun Gottes ye der 
Dem das rein jungfrewliche fleisch 
85 Wart eygentlichen an getan. 

Merck ob gleichförmig sich erheisch 
Die ein würkung dreyer persan! 

Die allß ein woren Got an pit! 


59. Doch wirt ein N2. 60. in der masse nün#2. 61. oder ider? M, veder N2 . 64. ist 
weit N2. 65. O al cristen das selber wist N2. 66. Das zweifflüng m. v. N2. 67. Hie N2 . 

68. und] noch N2. 72. legten N2. eine M. 73. Der N2. tut vor mit gestr. M. 74. Also 

wirt es doch N2. 75. Ir N2. 76. Verstet also die N2. 77. person die hot N2 . 

78. Sein N2. 83. ye] in N2. 86. gleichformigs sich er heist N2. 87. dreyr M. 


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XVII . 


73 


5 . 

Wie nun der sun Gottes mensch In gotlicher natur verstet, 

sey, 96 Dar in sie ungeteillet sein, 

90 Der groß pein, marter und den dot I63 r ] Der ab noch zu numer nicht get; 
Hie lit, noch was er leides frey, Allein der menschlich teil leyt 

Trupsalis, smerczes und aller not, pein. 

Recht allß der vater und der geist: Hie aber ein gleichnus ich leist: 

Ob ein mensch wirt in dot verwunt, / so tunt 
100 Sie doch der sele nicht, 

Die disen korper han geleczt; 

Keinerley schleg die sei berurn, 

Noch wirt nit von dem plut geneczt. 

Diß lat euch in erkantnus furn 
106 Minder gewerm gotlicher pflicht 
Dan seiner seien schad geschach, 

Wie die sei Cristi waß betrupt 
Am ölperg, allß er selber sprach, 

Doch kein woffen nie in sie üpt. 

110 Der glaub behellt die sele dein. 

Finis. 

Hanß Folcz. 


Hie speculir ich thumer ley 
Nit gar auß einfeltigem wan, 
Sünder Got mich vor falscheyt 

frey, 

Die mich mocht leyten auß der 

pan, 

5 Mir schad und auch nit löblich 

dir. 


[ 17 .] 

1 . 

163*] Sterck, hillff, gib zu, erman unnd 

trost 

Mein leib, sei, hercz, sin und 

gemut! 

Dich der du pist der aller höst, 
Gancz zu erflamen mein geplüt 
10 Erlüst, vemufft, wiln und 

begir, 


91. leid n. war er leidens N2. 92. Trübsal vnd schmerzens v. a. n. N2. 102. Spis 

schwert noch stang die selber irt N2. 103. wircz N2. 104. Das mon dich in erkantnüs 

vtriN2. 105. Noch minder der gotlichen pfl. N2. 107. crist M, wart N2. 108. jach 

X2. 109. in sie nitt N2. 

[17.] 2. einfeltige M. 3. falsch mach frey N2. 4. Der nach N2. 8. der] do N2. 


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74 


Münchener Handschrift . 


Etwas geringes zu erzein! / nit wein 
Loß mich außherhallp dein 
Icht, her, dan was dein lob vernew 
Und dir nit schimpflichs eige zu. 

16 Wo es geschech, her, so gip rew, 
Die sunst nymant vermag dan du. 
Ü aller höchster schopfer mein, 

Gib auch das die zuhorer dis 
Allso begreiffen das nymant 

20 Her in sich erger, sunder pis 
Yn gnad ein leyten allen sant, 

Die dort ir leib und sei behüt! 


2 . 


Mein her, mein Schöpfer und mein 

Got, 

Gib dich nach menschlichem 

verstau 

25 Unß armen, durch den pitem dot 
Deinß sunß zu glauben nicht noch 

wan 

f64 r f Von der woren drifalltikeyt, 


Wie in ganczer gotlicher 

art 

Die veterlich persane hoch 
30 Vater sey, der nie vatter 

wart 

Und seinen sun geperet 

doch 

In recht veterlicher worheit, 


Wie auch der sun sein sun wart nie, / auch sie 
Wurden des nie geeint, 

35 Wie Got der heilig geist ir gut 
In lib von in peiden auß fluß: 

Dar um, du crist, neig dein gemüt 
Pald zu vernemen die auffSchluß, 

Wan hie wirt clerlich unß bescheint 
40 Das auch in Got nie wart kein rot 
Um Eva und Adames fal, 

Noch ob der sun solt leiden not, 

Oder auff welch persan die wal 
Zu leiden fil die sweren smoch. 


11. geringere N2. mit N2. 12. L. m. steht hinter a. d., ist aber durch Buchstaben zurecht 

gemesen M. 13. Ich her alzeit dein N2. 15. es] des N2. her gib mir N2. 18. dem 

dy zw hören N2. 20. Hör in geergert N2, 21. in leisten N2. 25. dein N2. 33. sun 

fehlt M, aus N2 ergänzt. 34. vereint N2. 38. die] den N2. 39. wart N2. 41. adams 

N2. 42. Vnd ob gocz sün N2. 44. schmercz N2. 


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XVII. 


75 


3. 


45 Merck, mensch, hie dise loica 
In ir selber wor und gerecht, 
I64*J Wie man ferhkeyt schaczet 

da, 

Wirt es doch zu bescheiden 

schlecht, 

Seyt Got ist aller zufell an; 


50 Wan alles das er ist, wart nie, 
Was in im selbs man kennen mag, 
Allz macht, gewallt, herschafft, wie 

die 

Menschlich vernunfft pringet an 

tag. 

06 ymant sich wolt tunken lan 


55 Got von etwar haben Ursprung, / so jung 
Wart Got nie noch so allt 
Das er ymant vor im erkunt, 

Wan so wer er der schopfer nicht. 

Dar um, mensch, secz nit deinen munt 
60 Zu han sulch weit unücz gedieht, 

Und pruff was dir hie werd erzallt: 

Seyt ye von not eyner muß sein 
Von dem allß ander Ursprung hot, 

Ey so gip dem die ere dein 
65 Den alle schrifft an zeigt für Got. 

Verwir dich nit mit differ frag! 


4. 

[65 r J Merck auch: seyt allß das ewig ist 
Das Gottes hö und tiff an trifft, 

So ist ye das aller gewist, 

70 Wo unß berurt die meng der 

schrifft 

Von seiner woren eigenschafft. 


Das drifft allß an sein ewig macht 
Und unaußgruntlich ho Weisheit, 
Dar um hot er nie nicht betracht 
75 Noch rot gehapt, alß mancher 

seyt, 

Um Adams fal wie er den strafft 


Oder wie er in widerprecht, / gedecht; 

Sülche zufellikeyt 

In Got nit sein noch wurden nie. 

80 Nun möcht man aber fragen bas 
Von Got dem sun zu sagen wie 
Man onzweiflich müg merken das 


46. In irer glos N2. 47. geferlikeit N2. 48. Ist N2. 51. Wie mon das ymer 

nennen mag N2. Wy in vor Was gestr. M. 52. herschvng N2. 54. O ym. 3f, Ob einer 

S2. 55. etwas N2. 57. vor im ymant N2. 59. grünt N2. 62. einer von not N2. 

66. fremder N2. 68. hoch weit an trift N2. 69. des N2. 70. s hinter Wo radiert M. 

die] der N2. 71. auf Rasur; darunter zu erkennen Dar vmb am Versanfang , sein am Ende M. 

74. nichcz N2. 77. in] den N2. 79. nit] zw N2. 82. Müg an zweifflich man2V2. 


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76 


Münchener Handschrift. 


Mit eyner cloren unterscheit 
Vater und sun gleich ewig sein, 

85 So doch der sun hot sein gepurt 
Eigentlich von dem vater rein, 
Wie das außpuntlich werd berurt. 
Dis zu versten wer ich bereyt. 


5. 

[65*1 Mensch, hie leg allen irsal ab, 

90 Nim einer ringen gleichnus war, 

Pey eim zeitlichen vater hab 
Dir dis bezeichent offenbar 
In noch volgenden Worten hie: 


Nymant heist vater on ein Bun, 

95 Sun nymant on ein vater heist, 
Und in dem augenplik, merkt nun, 
Allz der vater ein sun erfreist, 

Heist er ein vater und vor nie. 


Allso der vater und sun gleich / uxirleich 
100 Nie keyner vor dem andern wart. 

Seit das hie in zeitlicher frist 
Her innen ist kein unterscheyt, 

Das in Got minder vil geprist, 

Wan do ist allweg ewikeyt, 

105 Vorders und noclis hot do kein art, 

Do ist kein anfag, mit noch end, 
Erstlichs ode noch gendes mit 
Ist do ewig nit zu verstend. 

Sich, mensch, do ist ein sulch verpflicht 
110 Die noch Got kein schop/ung nit weist. 


6 . 

166*1 Dar um die lib in dem gepem 
Von Got dem vater zu dem sun 
Und die der sun yn tut gewern, 
Den heiling geist wir nennen thun. 
115 Her in wirt zeitlichs nit gedacht, 


Erforscht, besunnen noch gedieht. 
Wie dise lib in der gepurt 
Sich ewiclich auch ende nicht, 

Noch wirt von nymant auß gefurt : 
120 Dan wo volpringung würd geacht, 


89. alle N2. 92. bezeichent] bebervng N2. 93. In gütten Worten volget hie N2. 

95. Vnd sün nit on N2. 96. merck N 2. 99. Schlagreim fehlt M , aus N2 ergänzt. 100. Nie 

fehlt N2. vor dem] vom N2. 101. in] zw N2. 103. In got es nymer nichcz enprist N 2- 

104. In got ist N2. 105. kein] kö M . Foders noch hindere hat k. a. N2. 106. Das N2. 
107. oder oder? M. mit] nitt? als Reim zu 109 erwartet man icht oder nicht. E. noch nach 
volgend des nicht N2. 108. Got geit es nimant N2. 110. schopung M. geschopff süst 

weist N2. 113. im thet N2. 114. heilig M. wirt N2. 115. im N2. 118. auch] on-VS. 


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XVII. 


77 


So wurd ein zil oder ein ent / erkent: 
In Oot das mag nit sein. 

Dar um ersewffcz, mensch, und erstum 
Dem noch zu grübeln nümer me, 

125 Seyt nie lerrer in keyner sum 

Sulches beschreib, dar um sprich e: 

Ich glaub, o höchster schöpfer mein, 
Allß das die cristlich kirch verkünt 
Von dir dinent zu meinem trost. 

130 Verleich das ich micA nit versünt, 
Sünder im glauben werd erlöst, 

Wie dar von nüczlich ist berurt. 


IG6*I Nun allz ich vor gemeldet han 
Kein Schöpfung Gots begreifflich 

sein, 

135 Hie möcht man inn gefer verstan; 
Dar um so für ich dar mit 

eyn 

Zwo creatur begreifflich des: 


Das ist die wor persan Cristi, 
Dye Got und mensch vereint ist 

gleich, 

140 Der ward gancz nicht verporgen 

hie 

Der puren gotheyt föllecleich, 
Wan die persan ist das gef es 


Dar inn all Gottes heymlikeyt, / man seyt, 
Sein lauter dar erkant 
146 Durch die vereyniung, nempt war, 

In der sint zwey geschöpff gancz rein: 

Die sei Cristi, sein leichnam dar, 

Welch sei augenplicklich gemein 
All gotlich heimlikeyt enpfant, 

150 Sein leib am höchsten alle freid, 

Zir, wun, allß Got sich selber geyt. 

Sich, mensch, allso hastu bescheid 
Der ding do aller trost an leyt, 

Durch die unß Got hellff in sein reych. 
AMEN 

Hanß Folcz. 


122. In got fehlt M, aus N2 ergänzt. 124. nach zw gin wol nymer me N2. 129. dinet 
X2. deinem 3f, vnsrem N2. 130. mit M. 131 fehlt N2. 132. Wie dar von fehlt N2. 

136. hie herein N2. 137. begreifflich] enpfencklich N2. 138. Zw vor d. ganz p. er. N2. 

140. Dem N2. nichcz N2. 143. heillikeit N2. 144. Fein N2. 148. aügenplickling N2. 

151. Zw nün N2. geyt] gert#2. 154. halff N2. 


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78 


Münchener Handschrift. 


118 .] 

[67r] Das lit ist ym unbekanten thon und hört weyter zu bewem das Got alle 
ding vermug, wo man an dem ersten kein genüg wollt haben. 


1 . 

Nun hört, ob ymant were, 

Den der glaub noch tewcht swere 
Das Got der her 
Alle ding soll vermügen 
5 Und zu melden nit tugen, 

Der nem hie 1er 
Wie vil sint sach gescheen, 

Do von in allter e die schrifft 
Verkünden tut clerlichen. 


10 Ich sweig himels und erde, 

Die Got der schopfer werde 
Mit eynem wort 
Beschuffe gancz auß nichten: 

Sollt er dan nit auß ichten 
15 Lan werden fort 

Was in Gotes fursehen 

Sein warhafft ewig macht an trifft, 

Allß hie vernüffticlichen 


Vor her erzelet iste? 

/67<V Was aber für amechtikeyt 

21 Gemeldet wart, well wir Gott nit zu messen. 

Dar um het nit durch reyste 
Hie vor der heillig geiste 
Die herrczen all 
25 Der profetischen schare, 

Durch die verkunt ist clare 
Wie durch den fall 
Adams Got in der friste 
Hie sollt an nemen die menscheyt 
30 Für das verpoten essen, 


Welchs zu glauben dut leyden 
Juden, türken und heyden, 

Ist swerer yn 
Und unmüglicher vile 
35 Wan alls bemelt on zile; 

Dar um tut hin 
Nicht unmüglich zu achten 
Die gotlich crafft, macht und 

gewallt 

Sulches au ff ir zu tragen. 

fl8.] 8. aus: Do von die schrifft der allten 
Tinte geschrieben. 26. sie ve vor die gestr 


40 Wer het gelaubet ymer 
I68 f l Das jungfrewlichs ynzimer 
Enphoen sollt 
Menliches sames ane 
Ein wor menschlich persane, 

45 Wers nicht erfolt 

An dem so gar geschlachten 
Rein weibes pild, allß manigfallt 
Hellt der profeten sagen. 

E; die spätere Fassung ist mit viel blässerer 


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XVIII. 


79 


Ja wer es nit verkündet, 

60 Auch nit verpracht, welcher gedecht 
Das es Got müglich were zu gescheen, 
So sie ringers nit wellen 
Gotes allmacht zu zellen 
Dan dises zwor 
55 (Ich sweig das yn gepere 
Ein die noch maget were 
Nach allß auch vor)? 

Verflucht sey der so gründet, 

Dar mit er die macht Gotes smecht 
60 Unmechtig zu verjehen! 


Ja het Crist nit gelitten, 

108*1 All wellt het drum gestritten 
Nit müglich sein 
Das Got ym selb sulch note 
65 Lis thun, dar zu den dote 
Und manche pein, 

Auch das er das sollt leyden 
Von seynen grösten feinden 

hie, 

Den er allß gut doch dete. 


70 Wan nach rechter vemunffte 
Ist die gancz menschlich zunffte 
Mit wicz zu dein 
Das die einlicz persane 
Vom dod sollt auff erstane 
75 Durch sich allein, 

Und wer allen gescheyden 
Zu glauben swer war von und 

wie 

Er die müglikeyt hete, 


Wer es gescheen nichte, 

80 Auch nit gegrünt in aller schrifft, 

Welchs allen cristen gancz offenbar iste. 
Dar um all vormelldunge 
169*1 Und was durch menschlich zunge 
Man mag erzein, 

8ß Das allmechtikeyt kündet, 

Ist in Got unauß gründet 
Nicht auß zu schein. 

Des halb ist gar entwichte 
Eyn thor der sich mit frag vertifft 
90 Und Got on macht zu miste, 


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80 


Münchener Handschrift. 


4 . 

Um das er nit kan ligen 
Oder ymants betrigen, 

Des gleichen auch 

Mer werden mag noch minder. 

95 0 grosßer narr, du plinder, 

Esel und gauch, 

Sag, pistu nit so weise, 

Möcht sich Got höchern, so wer er 
Yn ym selb nit vollkomen. 


100 Mocht er dan minder werden, 

Sich geben zu beschwerden, 

So weistu ye 
Das er wer wandelbere 
169 *7 Ym gnugsam numermere. 

105 Do pey merck hye 

Wie gar gering und leyse 

Und seicht gelert manch prediger 

Die sulches ye für nomen 


Nicht muglich sein dem heren, 

110 Das doch kein macht auff ym dregt nicht, 

Sünder unmacht, dar mit sein macht man smehet. 
Und ist ein groß dot sünde. 

Was aber man verkünde 
Warlich für macht, 

115 Wie man das mag auß sprechen, 

Allz die gancz wellt zu prechen, 

Den tag in nacht 

Und nacht in tag verkeren, 

New wellt, new finster, newes licht, 

120 Was ir sulches verjehet, 


5. 

Yst ym muglich zu vore. 

Deß schäm dich, tumer tore, 

Der nit nymst acht 
/70'7 Das die gancz menschlich zunffte 
125 Mit all irer vemunffte 
Auß sint noch tracht, 

Mag auch numer begreiffen 
Wie der gancz leib Cristi des hern 
Auff erd ein speis hie warte, 


130 Und wie der schopfer pure 
Wirt auß der creature 
Wein und dem prot, 

Die sich wandeln in yne. 

Sag welches menschen syne 
135 Sulch wicze hot! 

All kunst muß es lan schleiffen. 
Wer kan es auß vernunfft bewern 
Wie Jhesus der vil zarte, 


Der fleisch und plut, marck, peyne, 

140 All lidmas wie ein ander man 

Hie von der reynen maget an sich name, 


114. Worlieh? hinter 114 auf besonderer Zeile: wie man das n\ch(?). 139. Des. 


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XV11L 


81 


Sollt unzuprochen gancze 
In peider hant sub stancze 
Gots und menscheyt 
146 Ein speis sein unß zu heyle, 

/70«7 Das in dem minsten teile, 

Wie man das reyt, 

Wie groß oder wie deine, 

Wirt der gancz Cristus. hie sich an 
160 Ob ich dich nit beschäme! 


ß. 

Noch ob dem allen iste 
Noch eins, das du es wiste: 

So Got Jhesus 
An anzal end und steten 
155 Hie auff erden tut setten, 

Macht hungere pus, 

Die sei der er sich gibet, 

Wor Got und mensch sein gancz 

persan, 

Und wirt doch numer mere 

Seytu nun pist so weise, 

170 Weist pey eym har was Got vermag, 

Und welchs dein grober sin nit leicht bescheide, 
Sol Got vermügen nichte, 

Sam seistu gancz berichte 
Aller Weisheit, 

175 Der die gotheit einfeltig 
Dreyer persan geweltig 
Von ewikeyt 

Herschet, sey still und leise 
Dir gancz geleget an den tag, 

180 Swurstu pey deinem eyde, 


149. d< über der Zeile. 152. wist. 163. doch vor gleich geatr. 180. deine. 
Deutsche Texte des Mittelalters XJi. 6 


160 Von seim himlischen vater, 

Dem allmechtigen pater, 
Gewencket ab, 

Und ist gleich hie allß dorte, 

Ye doch an wie vil orte 
165 Er körnet rab 

Und es dem prister libet, 

Yst sein der himlisch hoff nit an 
[7VI Noch nympt von yn ab kere. 


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82 


Münchener Handschrift . 


O torechter f an taste, 

Ob dein vemunfft dan raste 
Auff sulcher glos, 

Was wider all vernunffte 
185 Und der naturen zunffte 
Erscheine ploß, 

Sol Got nit möglich seyne. 
Der doch hie vor in allter e 
Gescheen sint, so vile: 


7. 

171*1 Allß eynen pusch vol fewre, 

191 Dem prinnen doch was tewre, 
Und eynen man 
Gen durch beschlossen ture, 

Do schloß und rigel füre 
195 Noch pliben stan, 

Auff werts geperg so reine 
Der Jordan floß, — die schrifft 

sagt me 

Dan ich nun melden wile. 


Geschach nun pey den allten 
200 Dis allß wider naturen lauft, 

Solt Got nit muglich ycz sein zu gesehen? 

Wie glaubstu dan, mir sage, 

Das an dem jungsten tage 
All korper gar 
205 Ersten werden on mosse, 

Was ir die erd beschlösse? 

Hie pey nym war: 

Laß sulch torheit hin schallten 
Und sich gar weislich um und auff, 

210 Do Got allso nit smehen. 

Hanß Folcz barwirer. 


119 .] 

172'/ Im unbekanten thon. 


1 . 

Ich wart einß mals gefraget 
Von eim, das ich ym saget 
Wie das zu ging 
Das man des menschen geiste 
5 Zu misset aller meyste 
Gotliche ding 

Und was an trifft vernunffte, 

Auch der gewissen zimen tut, 

Man allß der sei zu eyget 

210. schwerlich Dv. 

[19.] 10. de. 18. eyget vor neiget gestr. 


10 Allß reyezung zu dem guten; 

Wo der körper thu muten 
Dem fleische nach, 

Von stund gewissen nage 
Den menschen nacht und tage, 

15 Türcht Gotes rach 

Und der verdampten zunffte, 
Betracht das tewr vergossen plut 
Cristi, dem sie sich neiget 


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XIX. 


83 


Sulch übel zu vermeiden 
20 Um seines pitem leides wiln. 

Wie doch manch mol der korper zewet hine 
Und sulch unart verpringet, 

Frag ich: worum misslinget 
Der sei dan dort 
25 Vor etlich hundert jare, 

172 *7 In dem fegfeur furware 
Muß leiden mort 
Oder zu helle leiden, 

So hie der korper leit in stilln? 

30 Ein thor der sach ich pine.’ 


Ich antwurt: tumer mane, 

Das welstu hie verstane, 

Weistu nit, so 
Die frucht in muter leibe 
35 Etliche zeit becleibe 
Und sich her nho 
Alle glidmoß erfinden 
Geschikt, bereyt sint und ver- 

pracht, 

War zu solten sie frumen, 


2 . 

40 Ob sie ymer zu nemen, 
Rechter groß wurden zemen, 
So nit die sei 

Das hercz lebendig mechte, 
Dar von auß gend zu rechte 
45 Krefft ane zel 

Und nemlich das enpfinden 
Ydem gelid nach seiner acht, 
Die von der sei krefft komen; 


Do von die frucht zu stunden 
50 In muter leib beweglich wirt 

Und sücht die narung zu seinn auffenthallten 
In weslikeyt zu pleiben; 

Wem wolstü das zu schreiben 
I73r] Wo nit die krefft 
55 Der sei all lidmas regten, 

All ewßer sin bewegten 

Durch eygen schefft 

Die sunst iri nicht wirt funden? 

Seyt nun die sei all ding regirt, 

60 Des leibes gancz tut wallten, 


21. roan cb . 24. sei dan dan dort. 41. wurden aus würden. 
47. gelid Roethei geld M. nach de hinter geld durchstr. 


43. mechte aus machte. 


6 * 


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84 


Münchener Handschrift. 


3. 

70 Allso vemunfft und willen 
Mit der gedechtnus zillen 
All ding zu thun; 

Nun wirt kein glid beweget 
Dan wie die sei die reget. 

75 Hie merket nun: 

So sie alle ding tute 
Und gepraucht sich des leibes 

gancz 

Mit all sein ewßern sinnen, 

So dan der tot nit iste 
80 Dan ein ab schit der sei vom leib, 

On sie der leib pleipt unbeweget ymer, 

Hat für sich selb kein craffte, 

Und der sei eygenschaffte 
Pleipt unzustort, 

173*1 Der leib on sie ist nichte, 

86 Pillich wirt sie gerichte 
Ym dode fort 
Zu ewiger geniste 
Oder wo sie furter beleih. 

90 Dar um so frag des nymer 


Ich sweig so in zu kunffte 
Gedechtnus, will, vernunffte, 
Die hauptkrefft drey 
Der seil, mit foller machte 
05 Aller lidmas hant achte, 

Sie leiten frey 
Zu pöß oder zu gute, 

Wan auß der sei ymaginancz 
Hant sie ir an beginnen. 


4 . 

Und pruff dar pey das gute. 

So die sei leyten dute 
Alle glidmaß 

Des menschen und verzinste 
95 Die zu dem gotes dinste 
On unterlaß, 

Wie dan der leib verdirbet 
In wazer, fewr, wie ym gesche, 

Wirt doch die sei begnadet 


100 Auch etlich jar dar vore 
Nach dot, pis ir für wore 
Am jüngsten tag 
Der leib wirt zu geeiget. 

Dar um so pis gesweiget! 

105 Hör was ich sag: 

Ob durch sich selber stirbet 

Ein kint, ein thor durch eigne fhe. 

Leib noch der sei es schadet. 


Hie pey du pruff und spure 
110 Das thoren noch die kinde nicht 

Leib noch sei dort leichtlich verliren raugen. 


66. Sie aus Zu. 111. kumen hinter leichtlich durchstr. 


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XIX. 


85 


[74>] So^aber in zukunffte 

Der sei krefft und vernunffte 
Sie leiten wirt, 

115 Dem sin ein gipt und nymet, 

Hie pey merck ob ir zimet 
Werden gezirt 
Nach dod in ewig küre 
Der freid oder in hellisch pflicht, 
120 War sie Got hin tut fugen. 


5. 


Doch wie dem allen seye, 

O crist, so merck dar peye 
Das du dich icht 
In deinem turnen wane 
125 Dar auff wellest verlane, 

Versuch Got nicht, 

Sünder regir die peide 

Leib und dein sei, die du pillich 

Got pflichtig pist zu geben. 


130 Rieht dich mit leib und sele 
Dort noch der höchsten wele, 
Do numer me 

Leyb noch der sei geprichte, 
Sünder das ewig lichte 
136 Irschein und prhe 

Mit sulcher unterscheide 
I74*j Das dein leiplichen äugen sich 
ln Cristo so erheben 


Sein dar menscheit zu nissen 
140 Und dein sei ewig loriyr 

In dem spigel der gotlichen drifalde. 
Des hellff unß Got der vater 
Und Jhesus unser frater, 

Dar zu Got geist. 

145 Unß allen gnad verleye, 

Die persanen all dreye, 

Welchs aller meist 
Unß erwerb an verdrissen 
Gottes muter, das sie von ir 
150 Unß ewiclich nit schallde. 

AMEN 

Hanß Follcz barwirer. 


126. nit vor got gestr. 128. die am allß. 140. loriyr aus lorier. ewig loriyr = ewig gloriyr. 


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86 


Münchener Handschrift. 


[ 20 .] 

175'] In der flamweyß. 

1 . 

Ein elich folck ich eins erkant, Der sach sie über ein gancz worn, 

Kein größer trew ich nie befant 5 Allß ich in allen meinen jam 
Dan von den zweien lewten. Von zweien mocht betewten. 

Es wer zu tisch oder zu pet 
Oder wes sie sunst pflagen, 

Ir keins dem andern wider ret, 

10 Do was kein weiter fragen. 

Des gleich mit schlaffen, trincken oder essen 
So kunt ir keins vergessen 
Des andern spat noch fru. 

Eins mals kam es dar zu: 


2 . 

15 Der man in einer kranckheit starb; Sie wand ir hend und raufft ir har 

Das nit die fraw vor leid verdarb, Und trang sich stetige um die bar. 

Das was ein grosses wunder. 20 Zu reiß all iren plunder. 

/7J«7 Nun hatten sie ein firteilmeil 
Zu irer rechten pfarre. 

Das folck bestellet sie mit eyl 
Zu haben deine harre, 

25 Die leich behend hin zu dem grab beleiten; 

Es wer kein lenger peyten, 

Man trug die par hin dan, 

Vill folks dar mit wart gan. 


3. 

Sie kamen zu eim paum vil noch, 'Ach liben lewt, nun get für bas; 

30 Pey ym was yn zu rüen goch. Wan allß mein erster man tot was. 

Das weib vil lawt wart schreien: Die träger do her peyen 

[20.] Ms. XX. veröffentlicht von Habel in den f ,QuartalbläUern des Vereins für Litteratur und 
Kunst, Mainz.“ 1831. Heft 3. S. 55. Überschrift von der kunstvollen späteren Hand. 


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XX. 


87 


35 Auch kamen unter disen paum, 

Saczten die par hie nider, 

Erwacht er sam auß einem träum 
Und kam zum leben wider. 

Dar um so wellt pey leib hie rüen nichtej 
40 Ich hat heint ein gesichte 
Wye er zu himel wer: 

Beraupt yn nit der eer! 


4. 

(7ßrj Villeicht er wider lebend wurd; Losset sein sei do ir ist wol, 

Wer weiß wie ym die dodes pürd Ob ich auff erd pleib kumers vol 
45 Zum andern mol gerite? Und mich noch lenger nyte. 

Trupsal und smercz wil ich allein 
50 On yn über gedullden; 

Ich schick ewch einen eymer wein, 

Wellet mein Worten hulden 

Und yn an rft pis auff den kirchoff tragen’. 

Sie wurden eyln und jagen 
55 Pis man yn pracht zum grab; 

Den wein sie gerne gab. 


5 . 

Und e sie wider heim kam gar, 00 Auff das sie ires leids vergeß, 
Schlug sie es schnell eim andern Das sie um yn so tiff beses 

dar, Und müst noch lenger clagen. 

Het hochzeit in acht tagen 

Das peispel merckt, ir jungen gseln, 

/76V Hie von der weiber liste, 

65 Sie wein und lachen wan sie wein, 

Des yn nümer gepriste, 

Wan sie hant kurczen mut und lange cleider. 

Das clagt vil mancher leider. 

Es sint nit newe mer, 

70 Spricht Hanß Folcz barwirer. 


37. eine. 


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88 


Münchener Handschrift. 


[ 21 .] 

Im unbekanten thon. 
1 . ' 


0 Maria kunginne, 

Welche vor anbeginne 
Und vor der wellt 
Wärest do du icz piste, 

5 E ye wart zeyt noch friste 
Und e gemellt 
Das wort ‘fiat’ ye warte, 

Für wor nechst gotlicher trifallt, 
Got vater, sun und geiste 


10 Engegen dar on tawgen 
In den gotliehen awgen 
Und auß erkom 
Dochter vor ewikeyte 
In gotlicher dreyheyte 
15 Got vaters worn, 

I78 r j Muter des sunes zarte, 

Gespons des geistes auß gewalt. 
Der in dich kam gereyste, 


Welch herberg war beschlagen 
20 Dem sun durch des vaters wor gunst 
Vor aller zeyt und e du würd geporen! 

O was hoer presente, 

Do anfang, mitt und ente, 

Doch on anfang, 

25 Frey mit des mittels willen 
Dem ende solte zillen 
On abegang 
Und vor ewigen tagen! 

E art, natur, wog, moß noch kunst 
30 Wurden, solst heyles foren 


Und dem geben sein pilde 
Der dich on pild enthilde 
On wissent dein 
In ewiger vorhute; 

35 E dein sam, fleisch noch plute, 
Weis, form noch schein, 

Sei, geist noch menschlich pflancze 
Noch zeytlich Weisheit dich besan, 
Zu muter warst versehen. 


2 . 

[78vJ Vor Adams erschaffunge 
41 Und ye profeten zunge 
Weissaget dich 
Oder kein patriarche, 

Do wertu, keuscher sarche, 

45 Yczunt clerlich 

Der menschlichen substancze 
Gots suns und seiner gotheyt fran 
Zu müter vor verjheen. 


[21.] 10. Gngegen? 20. dr«ch ave des? 47. dar vor fran gestr. 


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XXL 


89 


0 welch vernunfft kan künden 
60 Wie der vor aller zeyt gepom 

Von ungepomen geporen solt werden 
Und solt von dir enphoen 
Das dir von ym det nohen 
Und du on yn 

55 Numer best mügen haben! 

O sulche hoe gaben 

Vemufft noch sin 

Keins engels mocht ergründen, 

Nicht schaczen, spuren oder forn, 

60 Wie hie auf! diser erden 


Sich der neigen und pigen 
I79 r ] Und her in dich sollt smigen, 
Nemen von dir 
Des er noch manglen dete, 

65 Doch dir vor geben hete. 

O was begir 

Got zu dem woren heyle 
Dem armen sunder hie auff erd 
Erst, meyt, durch dich wollt 

üben! 


70 Nempt gleichnus : ein pawmane 
Ein zweig ym pflanczen kane, 
Von welches sam 
Er nympt nach seynem willen 
Sein lang begir zu stillen: 

76 Des gleichen kam 

Got unß zu machen geile 
Nach langer clag, der schöpf er 

werd, 

Unß wider zu geluben 


Frid, gnad, gunst, trost und freyde 
80 Durch dich, du keusch jungfrewlichs zwey, 

Von welcher sam er nam sein menschlich pflancze. 
A 1180 der ewig wachet, 

All sach ursechlich sachet, 

Wollt hie ym zeyt 
85 Von dir, rein zartes pilde 
Kewsch jungfreylicher millde, 

Hie nemen seyt 

Ein zeitlich leyplichs kleide, 

Die er ym sunderpar gancz frey 
90 Vor dar zu ordent gancze. 


51. vngeponu*. 59. oder über gestr. mocht noch. 73. seyne. 


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90 


Münchener Handschrift. 


4. 

[79*f Also du, jungfraw here, 

Das frey wor mittel were 
Gotliches rots, 

Auch stet dar mit und peye, 

95 Do die persanen dreye 
Ewiges dots 

Im rot woren eintrechtig, 

Wie der haß wurde hin geleyt 
Den Adam het verschuldet, 


100 Und wie Eva das worte 
In ave wurd verhörte. 

Sich, icz wertü 
Engegen irem willen 
Allsach auff dich zu spillen; 

105 Hie spuret wft 

Wart hoer ding gedechtig 
Do selbst dan dein, du reine meyt. 
Das man dir pillich huldet. 


O cristen mensch, sich ane, 

110 Wo ward ye hoer creatur 

In allen jerarcheyen der 9 köre? 

Dar um, o all vernunffte 
Der engelischen zunffte 
Und allß das ye 
180*1 Auf erden wart geporen, 

116 Dut ewige lobes foren 
Und eret sie 
On alles abelane, 

Welch durch all schrillt, natur, figur 
120 Zu loben hat kein höre. 


5 . 

O jüd, heid, Machmetisten, 

Krich, Tartar, Türken, cristen, 

All keyser reych, 

Kung, furst, all herczogthume, 

125 Secht an den hoen rume 
Den ewicleich 
All engel in dem träne 
Der hochwirdigen muter Gots 
Mit sundrem lob beweisen, 


130 Und wie die ganez drifalde 
Noch yn ob alm gewalde 
Himlisches hers 
Sie stet gebenedeyen 
Und keiner pit verzeyen. 

135 Nicht ist so swers, 

Ob sie der sunder mane, 
Lest sie yn des ewigen dods 
Nicht auß ir gnad entreisen. 


109—111 hießen zuerst (später durchstrichen): 

1. O cristen mensch sich ane 

3. In allen koren dreier (aus der 9) jeracheye 

2. Wo ward ye hoer creatur 

112. vernuffte. 127. davor durchstr . Die engel aller träne. 131. ym vor yn durchstr. 


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XXII. 


91 


Sie ist von der stet ymer 
[80*] Die cristlich kirch singt und auch list, 

141 Bebst, cardinel, pischof und all gelerte, 

Mit stetem lobgesange. 

0 mensch, spar dich nit lange, 

Schrey, pit und fle 
145 Sie alzeit nacht und tage, 

Sie ist die helfen mage, 

Und numer me 

Lest sie kein menschen nymer. 

O rufft sie an in lester not, 

150 Ir wert entlieh ge werte. 

HauB Folcz. 

( 22 .] 

1 . 

181*] D y e lest zu kunfft Cristi wirt werden 

Am ent der wellt, nemlich zu dem jüngsten gericht, 

In offenbar gerechtikeyt 

Und in verporgener erparemunge, 

5 Wie sein ersti zu kunfft auff erden 
Zu offenbarer parmherczikeit was verpflicht 
Und mit ganczer verporgenheyt 
Seiner gerechtikeyt auß ordenunge. 

Allso das in erster zu kunfft 
10 Yn wenig für wor Got und mensch erkannte, 

Wirt er von yds menschen vernunfft 
Dort am gericht der recht richter genannte. 

Do von der proffet clerlich spricht: 

‘Allß fleisch wirt sehen dar 
15 Was der munt Gotz geret hat offenbar’. 

Und alls er erstlich kam allein 

Und von der meng des folkes ungeprüfft, 

Erkent yn dort die gancz gemein, 

So er das streng gerecht urteil auß rüfft. 

141. prelaten vor gelerte durchstr. 143. mö spar vor mesch spar durchstr 149. le 
vor rafft gestr. an fehlt. 

[22] vgl. zu [5]. Die Anfangsworte der Stollen sind in der Handschrift gar nicht oder nur durch 
em ihnen folgendes f gekennzeichnet. 1. lest aus erst. 4. Vnd aüch in v. paremünge N2. 
10. 12. erkante : genante. 18. erkant N2. 


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92 


Münchener Handschrift. 


20 Und wie er zu der ersten pflichfc 

Von vill des folkes wart verspotet gar, 

/ 82*/ Werden sie am jüngsten gericht 

lr schand beweyn mit manchem heissen zar. 

2 . 

Sich, es hat Cristus im ab scheiden 
25 Unß geben zu der lecz die suben sacrament, 

Allso er an der wider ker 

Wirt subnerley grausamer ding verpringen, 

Ich mein, so juden, cristen, heyden, 

Fisch, fogel, thir, wurm und die gancz weit wert verprent: 

30 Do hab wir auß der schrillte 1er 

Wie sich das feur übet in suben dingen. 

Von erst die guten es purgirt, 

Das sie gancz rein für das gerichte körnen. 

Zum andern es peynigen wirt 
35 Die posen an all iren nucz und frumen. 

Zum dritten es die lufft auß rewt, 

Die dan die posen geist 

Und der wellt sund vergifft haut allermeist, 

Wan allß das wasßer der sintflus 
40 Sich über alle hoe perg auß preyt, 

Allso das feür die zeyt thun muß, 

Do von Johannes clerlich hat geseyt: 

‘Ich sach hymel und erd vernewt’, 

182*1 Stet in Apocalipsi, wer es weist. 

45 Zum firden mol wirt do betewt 

Das aller grausamst das ye wart erfreyst. 

3. 

E r kam erstlich auff erd alleine 

An groß herschafft der seynen und mit deinen pracht; 

So wirt er dort mit lauter stim 
50 Der fier posaumen zu gerichte körnen. 

20. gschicht N2. 22. Wirt er vor dem j. g. N2. 23. Von in beweint m. m, zehreu 
zwar N2. Die 2. und 3. Strophe sind in N2 umgesteUt . 24. es fehlt N2. im] in seim N 2. 
25. zw der lecz geben N2. 26. Dort wirt er in N2. 27. Auch sibnerley d. dy er wil 

volpr. N2. 29. w«t M. 30. So N2 . 32. ersten N2. 34. a. mal es pringen & 2, 

39. sintflüt N2. 40. perge hoch atif (?) N2. 41. feüer d. z. tut N 2. 44. Das püch 

apockalipsy vns beweist N2. 47. von erst N2 . 48. hersacht N2. deine M, grossem N 2. 


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XXII. 


93 


Mer hat er die sunder gemeyne 
Alhie zu im geraffen und gehapt in acht; 

Dort weist er sie grauslich von ym, 

Das sie zu keyner gnod werden genomen. 

55 Am ersten kam er in demut, 

Zum testen mit allem himlischen here 
In grosßer majestat und hut, 

Der hüter er selb sein wirt ymer mere. 

Hie sweig er in großer gedult 
60 Allß ein senfftmutigs lam; 

Dort schreit er: ‘get in die hellischen flam, 

Ir, die nit die parmherczikeit 

Den minsten auß den mein bewisen hapt, 

[83'f Wan mir hapt ir die selb verseyt, 

65 Des wert ir nun von mir auch nit begapt!’ 

Her kam er das er leyden wollt; 

Dort erfreyt er die merterer allsant. 

Hie leid er gancz on alle schuld; 

Dort hant sein schuldiger die höchsten schant. 

4. 

70 S o alle tunderschleg und pliczen, 

Was ir ye was und wirt pis zu der weide ent, 

Wart nie erschröcklichers gehört 

Allß so die stim der fier hom werden sumen. 

O ir toten, Got wil besiczen 

75 Sein jungst gericht: wol auff das ir euch all dar went! 

Do ist kein wider steung fort, 

All menschlich körper müssen dar zu körnen. 

Zum funfften wirt die stime sein 
Das sie die totengreber all auff trennet, 

80 Dar zu die felis und herten stein, 

Auch yde sei iren korper erkennet. 

Und dar um zu dem sechsten sie 

53. grewlich N2. 54. sie in kein gnad mer w. g. N2. 56. allem himlische M , al 

himelischem N2 . 58. Ep selbs sein wirt ewigklich ymer m. N2. 59. sweig er] schweigen 
S2. 63. gewissen N2. 65. nun] hie N2. 66. Er kam her N2. 69 fehlt N2. 70. don 
vnd düner pliczen N2. 71. zu] an N 2. 73. hören wirt N2. 75. all] schnei N2. 

76. widerstant nit f. N2. 77. oder kamen f M. 79. Das sich N2. trennen N2. 81. er¬ 
kennen N2. 82. dar nach N2. leczten N2. 


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94 


Münchener Handschrift. 


Sich dem wider zu eigt 
Dem sie erstlich von Got was zu geneigt. 
183*1 Zum subenden sie sunder fugt 

86 Juden, cristen, heiden in sunder schar, 

Sie zu der testen ladung rügt: 

Do hillfft kein apelaczen her noch dar. 
Schreck und forcht wart der gleichen ny 
90 Von allen scharen so sich do erzeigt, 

All pos und gut werden dan ye 

In yn selber mit grosßer forcht gesweigt. 


6 . 

D o werden auch im lufft crscheynen 
Alle Zeichen des pitern leydes unsers liern, 

95 Das kreucz Cristi leucht allß die sun, 

Do spürt yder Cristum sein richter seine. 

S o man auch dar an im wirt spehen 
Die narben seyner wunten, unß do zu erclern 
Wie von der seyten sein der prun 
100 Der suben sacrament auß floß gemeine. 

Do von her Zacharias spricht: 

‘Dan sehen sie den sie haben durchstochen.’ 
Secht, hie kompt Jhesus zu gericht, 

Das er an all sein feinden werd gerochen, 

105 Und kurapt in der grosten gewallt 
Konglicher majestat, 

Nemlichen ob dem tall zu Josaphat 
/84 f l Mit aller himelischen macht 

Der heiligen und der grossen engel schar. 

110 O all ir cristen, hie betracht 

Wie erschröcklich vor ym sten werden gar 


83. Iren leib w. eygt N 2. 84. von erst N2 . wart N2. 85. werden berüft N2. 

86. Jüd heiden cristen icz an sein schar N2. 87. Sie fehlt N2. rügt] so prüft N2. 

88. apaliren nymer zwar N2. 89. F. u. sehr. N2. 90. so] die N2. 91. hie N2. 

92. Mit y. s. in gr. N2. 93. So N2. erscheynen] gesehen N2. 95. D. creucz wirt clarer dan 
d. s. N2. 96. cristen den N2. 97. Do N2. sehen N2. 98. w. vnd dar z. N 2. 104. wirt 
N2 . 105. dem N2. 107. ob] in N2. 109. heilligen der N2. 110. alle er. icz b. N2. 


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XXII . 


95 


Der sunder sum on außgezallt 

Und wer den sun Gotz ye gelestert hat, 

Sie werden graus&mlich gestallt; 

115 Die guten scheinen an all Übeltat. 

0 . 

D o werden alle äugen sehen 

Die guten Jhesum in seiner cloren gotheit, 

Die posen yn erkennen ploß 

Noch der menscheyt in graußlichem gesichte. 

120 O secht, die guten wirt man spehen 

Im lufft er schein in aller zir und herlickeyt, 

Do wird der schnöden pürd so groß 
Das sie sten auf! der erd sam angepichte. 

Und Cristus wirt selbs thun die clag, 

125 Auch die verhorung und das urteil feilen, 

Die peysiczer werden, ich sag, 

All heiligen, und was Jhesus wirt erzellen, 

Werden all heilgen zewgen sein 
Und die gancz heilig schrifft 
130 Und yds menschen gewissen, welchs furdrifft. 

184*1 Erstlich legt er den posen dar 

Wie yn gehungert und getörstet het, 

Gefangen, elend, nacket war, 

Gestorben und ym nymant hantreich det, 

135 Und spricht: ‘was ir den minsten mein 
Nicht tetet nach dem aller cleinsten wifft, 

Ist mir auch nit getan allein, 

Dar um get hin, enpfacht die ewig gifft!’ 

7. 

D o werden all hellische geiste 
140 Mit den verfluchten menschen in abgrunt der hell 
Geworffen mit eim donder schlag 
Eins Wortes auß des strengen richters munde. 

113. was N2. 114. Die N2. 119. graußliche M , grausamlich N2. 

N2. 125 fehlt N2. 126. Vnd die N2. 127. heilligen ijnd cristüsiV2. 

131. Von erst N2. er fehlt N2. 133. zwar AT2. 134. het reich N2. 

dem N2. . 136. Nit tetten den a. cleinisten w. N2. 


124. selbs wirt 
128. engel N2. 
135. sprach das ir 


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96 


Münchener Handschrift . 


S o sie von dannen sint gereiste, 

Werden forchtsam die guten von dem ungefel, 

145 Den Got allß pald legt an den tag 

Die sechs parmherczikeit und tut yn künde: 

Die seinen minsten han getan, 

Dar um sey im sulch gutheit selbs gescheen; 

Dan sicht er sie gancz freuntlich an 
150 Und wirt mit den liplichsten Worten jheen: 

‘Kumpt, ir gepenedeyten mein, 

In meynes vater reych, 

Das von anfang der wellt pis ewicleich 
Euch ist zu grosßer freid bereyt; 

I85'f Kumpt und pesiczt in wolust alle zir, 

156 Hie ist ewig frid und geleyt!’ 

Erst yn erkuckt hercz, sei, mut und begir, 

So sie geist, vater und den sun, 

Den spigel der drifallt, an schawen gleich. 

100 Mensch, des wellest petrachtung thun, 

Willtu enpflihen dort der helle teich! 

Hnnß Folcz. 


[23.J 

i. 

Hie vor ,.n gut ein krefftenreicher mane 

Seins todes not besane 

Und tacht deglich dar ane 

Wie er groß gut sein künden lis. 

5 Er het drey sun beweipt nach all seim willen, 

Den det er heymlich zillen, 

Fragt sie in eyner stillen 
Was yeder ym zu thun gehiß 

Nach seinem tod in sulcher massen, 

10 Ob yn Got friste, 

So wollt er yn sein gut allß lassen, 

Ob sie on liste 

145. aüch legt an t. N2. 147. So sie sein minsten haben tan N2. 148. in N: 

150. w. zw in dan gar lieplichen j. N2. 151. mein] nün N2. 155. den palast aber z. N 

156. Do N2. 157. m t. sei N2. 158. Do ( ?)N2. 161. das soltw betrachen N2. 

[23.] 7. Befragt sie in ein X. 8. verhiß X. 9. sein*"' M. 10. Daz in X 11. allß] selbz J 


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xniL 


97 


Im sulch geheiß treulich wolten verpringen. 
Sprach: ‘sagt ewer gedingen, 

15 Ob mir dort möcht gelingen 

Und wes ich von euch sey gewiß!’ 

2 . 

Der erst sun sprach: ‘all woch im ersten jare 
Gib ich ein spend für wäre 
Deiner seien zu nare, 

20 Dar nach jerlich ich das bestet.’ 

Der ander sprach: ‘ein selpad alle wochen 
Sey dir ein jar versprochen 
Deinr sei für ewigs sochen, 

Dar nach all jar ich dirs geret.’ 

25 Sulches dem vater wol behaget 
Und lopt es sere. 

Der jungst wart auch von ym gef raget. 

Er sprach: ‘der mere 
Will ich mich, über vater, pas pesinnen 
30 Und vor erfam dar innen, 

Du scheitst noch nit von hinen.’ 

Eyna tags er für sein vater get 


43 

3 . 

Und sprach: ‘o vatter, pis noch heint mein gaste, 
Die nacht pey mir auch raste, 

[8Gr] Do müg wir aller paste 

36 Unserm furnemen körnen nach.’ 

Der vater sagt ym zu allso zu körnen, 

Vom sun wart für genomen 
Dem vater sein zu frufnen 
40 Ein lotterfalln zu seim gemach, 


13. Daz selb gelub drewlich X, 14. Vn sprach s. ewr X. 16. Daz ich meinr trew 
|a euch geniß X. 19. Deinr sei ewig zu n. X. 20. Daz ich hinfur jerlich bestet X. 24. n. 
«ich sey d. X. 25. Die ding dem vater wol behagten X. 27. gefragten X. 28. Der X. 
I. E. dagz der jüg sich zu jm net X. Eys aus Es M. nöt vor get gestr. M. 33. sprach 

S ter nun pis X. 34. auch pey mir X. 35. So X. 36. nach tiifs noch M . 40. oder 

ln? M, full oder fall X. 


Deutsche Texte des Mittelalters XU. 




98 


Münchener Handschrift . 


Dar ynnen er des nachte sollt schlaffen ligen. 
Hort was geschoe: 

Sie lepten wol an alles krigen 
Und woren froe 

45 Den abent gar mit trincken und mit essen, 

Irs ummuts was vergessen. 

Do sie lang warn gesessen, 

Dem vater wart zu pette jach. 

4 . 

Drey schone licht liß ym der sun bereyten 
50 Zum pet yn zu belebten, 

Die man ym gar von weyten 
Nach trug, der vatter der ging vor 

Und sach vor ym nit ein eynigen tritte. 

Der sun sprach: ‘fürcht dir nytte 
186*1 Und ge mit vollem schritte!’ 

56 Mit dem do kam er auff das spor 

Das er vol auf die lotter falle, 

Fiel in ein kuffen 

Gar tiff vor ym hin ab zu talle. 

60 Laut gund er ruffen: 

‘Awe, wer hot mir disen mort gerichte, 

Das ich es mercket nichte, 

Pey dem das mir die lichte 

Nach gingen, das betreucht mich zwor.’ 

5 . 

66 Der sun sprach: Vater meyn, du retst gar eben: 
Das peyspil sey dir geben 
Das du pey deinem leben 
Das licht dir selber fure trägst 


41. des nach am Rande nachgetragen; ts abgeschnitten M. Dar in er sollt dez nachtez ligen X. 
45. Peide in redii drinken vn auch essen X . 46. umuts MX. wart X. 48. wz X. 

49. der sun liß zu bereiten X. 50. beleten M. 53. Daß er vor jm nit sach e. einge drite X . 
57 in M auf Rasur; l. val? er drat auff ein loter X. 59. Vol wazers fer hin ab gen 
talle X. 61. We mir wer X. erdichte X. 63. Mut(?) daß mir die licht X. 64. I. be¬ 
trauch ? zwor aus zwar M. 65. mein hie merk X. 


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XXIII. 


99 


Und gehst von deynem gut, weil es dein seye 
70 Und dir das licht wan peye, 

So gestu sicher freye, 

Die finster du vor dir verjagst. 

Was hullff dich, werstu icz verdamet, 

Das wir dein kinder 
75 Für dich geben das gut allß samet? 

[87*1 Nicht dester minder 

Werstu dort zu ewiger pein verpflichte. 

Dax um merck dis geschichte: 

Dein sün sint die drey lichte 
80 Durch die du in der kuffen lagst.’ 

6 . 

Hie pey so merck ein yder frumer cristen, 
Hot er ein folle kisten 
Und will sein sele fristen 
Dort vor ewigem ungemach, 

85 So geh um Got den armen, wo er kane, 

Sech zeitlich er nit ane, 

Wel er vor Got bestane, 

Nicht vor der wellt, allß Jhesus sprach: 

‘Es sol dein lincke hant nit wissen 
90 War in die rechte 

Um Got zu geben sey geflissen’. 

Hie Got verschmechte 

Alle die arm und turfftig sunst versmehen, 

Sie werden dan gesehen, 

95 Und nach dem rume spehen, 

Dar zu yn gar vil mer ist gach. 

7 . 

187’J Wan so sie meßgewant, gleser und pilde, 

Dar zu woppen und Schilde 
Malen, dar pey ir millde 
100 Geachtet werd und ir andacht, 


69. deynS M. 70. want X. 73. icz] vor X. 75. Durch geben X . 76. Nichtz X. 
7 7 - Werstu verlorn hestu dar nach gesplich X. 78. Hie pey X . die 3 lichte X. 79. Dort 
tiintc dort hint« deim gesichte X. 80. Do durch du in der kuffen X. Mit V. 80 schließt X. 

7* 


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100 


Münchener Handschrift. 


Was narres wer der die hoffart nit spürte? 
Der lan der drum gepürte, 

Hot Cristus gnug berürte 

Do er den gleichsenem vor sacht: 

105 ‘Ich sag euch, sie haben genomen 
Hie yren lane 

Und mag yn dort zu hillff nit körnen.’ 
Crist, hie schaw ane 
Ob nicht in stilln dir heimlich ongefere 
110 Ein haller pesser were 
Geben um Gottes ere 
Dan sulch hoffart die Got versmacht. 


8 . 

Doch haben sie dar pey ein sulch getrawen, 
Welcher etwas thu pawen, 

115 Sein hellm und schillt las schawen, 

Auch sein piltnus selb dar pey sey, 

Werd fort allß sein geschlecht dar auff geflissen, 
Wo etwas würd zu rissen, 

Das sie das machen lissen; 

/ 88 >7 Den antwurt ich allso dar pey: 

121 So dan ein sulch geschlecht abstirbet, 

Alls offt geschichte, 

Oder durch unglucks fall verdirbet 
Und in der pflichte 

125 Ir hab und gut alles an galgen ginge, 

Ein ander gar geringe 
Sulches von new an finge, 

So hept sich do groß krigerey: 

9 . 

Wan die sülch eer yn nit enzihen lassen, 

130 Die es vor allß auff frassen, 

Weil sie in eren sassen, 

Treyben ferlich die andern ab 


118. würd aus ward oder werd M. 129. er vor eer durchstr. M. 


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XXIII. 


101 


Und haben es doch selber nit zu machen. 

Sollt nit der teufel lachen 
135 Suicher verwomer Sachen, 

Welcher den rat yn selber gab? 

Wan wer kein schillt do nie gespüret, 

Von andern vile 

Wer es köstlicher auff gefüret. 

140 Sülch affen spile 

Drey merklich freid dem teufel worlich pringet: 

Von erst er gern ab dringet 
188 *7 Sein Ion, das ym misßlinget; 

Kert gen der hellen ym die nab; 

10 . 

145 Rums halben seynes wopes heim und Schilde, 

Dar pey gemailt sein pilde, 

Wo das peim schöpf! nit hilde 
Sein zwelffpot, der die feint ab dreipt, 

Sorgt ich, der teufel riß yn von der wende 
150 Und all die vor ym stende, 

Weib, kint, jung, allt behende, 

Welcher sunst an der went do pleipt. 

Geret ym sulch hofart zu gute 
Und sein nach körnen, 

155 So er allein in seynem mute 
Hot für genomen 

Das er der weit reilich geachtet werde, 

Pis yn verschlint die erde, 

So nem auch hie den werde, 

160 Wo hallt die sei noch dod becleipt. 

11 . 

Pawt nit kong Salamon ein tempel reiche 
Mit großer zir lobleiche? 

Noch was sein Ion nit gleiche 
Gar einer schlechten frawen arm, 

138 steht auf Rasur; vorher stand da: Sulch affen spile M. 152. Welch er M. 155. seyne 
155 in seynem — 157 werde ist überklebt über den ältem Text: ht furgenome jn seinem 
mute M. 


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102 


Münchener Handschrift . 


166 Die eynen cieynen scherff gab an den pawe. 

I89 r f Hie pey ein yder schawe, 

Wer Got allein getrawe, 

Der neust den rechten honigswarm. 

Dar um, o mensch, fleuch hie die ere, 

170 Such dort den nucze, 

Do du finst hundert feltig mere! 

Laß deinen trucze! 

Was hillfft dich ob du großen reichtum sehest, 
Weltlichen rum hie mehest, 

175 Dort ewig eer versmehest? 

0 Got, dich selbs unser erparm! 

Hand Follcz. 


[24.] 

1 . 


I90 r f Hör, mensch, etlich selczame 

frag: 

Die ein, ob die gotlich natur 
Menschlich natur an neme, 

sag! 

Hie ist zu mercken lauter 

pur, 

5 Weren natur geeint allein, 

Wo plib dan die persan 


Welch Got und mensch geheissen 

ist? 

Hie merck: Gots sun in der got- 

heit 

Nam die menschlich natur an, wist, 
10 Mit einer sulchen unter scheyt 

Das durch sein kewsch gepurt so 

rein 

Wurd ein volkomner man. — 


Ein ander frag sich zimet hie: 

Ob die gotlich persan des sunß 
15 Menschlich persan an nemen det, 

In welcher er erlöset unß. 

Hie musten zwu persan, verstet, 

In Got benent sein ye, 

Welchs gar nit zem. — 

20 Ein frag pey dem, 

Ob gotheit fran, 

Die menscheyt an 
Um unser heil hy nem. 

[24.] 8. mescheyt vor gotheit durchstr . 19. 20, 21. 22, 48. 49, 50. 51, 77. 78, 79. 80, 

106. 107, 108. 109, 135. 136, 137. 138 in je einer Zeile geschrieben, doch durch / getrennt. 


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XXIV. 


103 


Hie merck, mensch, das die drey person 
25 Ein eynige war gotheyt sein, 

Die menscheit allß menschlich geschlecht; 
Den wer allen gepflanczet ein 
Gotheit nach deinem wan zu recht, 

Das doch nit mag bestan 


2 . 


190*1 Sünder Gots sun: die selb persan 
31 Hie den menschlichen leib an 

nam 

Den selben nümer zu verlan: 
Auff erd unß pessers ny gezam. 
Wer möcht hoer vereyniung 
35 Erdacht han ymer mer? 


Do wart das wort plut, fleisch und 

pein 

Hie in der jungfrewlichen schoß 
Vom heiling geist enpfangen rein, 
Do Got mit voller gnad ein goß 
40 Der aller cleinisten Schöpfung 
Die sei gancz wunder per. 


Allso Got, sei, geist, mensch, fleisch, plut 
Ein eynig persan sint benant, 

Wan in dem allß die menscheyt pur 
46 In die gotheit sich eint zu hant, 

Wart gotlich und menschlich natur 
Der eynig Cristus gut. 

Hie irr nymants: 

Menschlich substancz 
50 Doch nit die fart 
Die götlich wart, 

Noch die art gotlichs glancz 

Wart auch die menschlich nit, hapt acht! 

Hie wer gemindert die gotlich 
55 Und die menschlich gegleichet Got, 
Welcheß zu glauben wider sprich. 

Yde substancz ir pleybung hot 
In ganczer foller macht. 


3 . 

I91 r l Wie nun auß den dreien persan 
60 Allein der sun an nem menscheyt, 
Hie gipt man gleichnus zu verstan 
Und nemlich einß pey einem cleid 


Daß zwen dem dritten legen an, 
Auch er im selb deß gleich: 

65 Wie do der ein gecleydet wirt 
Und diser zweyer keiner myt, 


26. menscheit aus menschen. 28. dich hie anfecht vor nach deine — recht durchstr . 
40. deinsten sch. rein. 48. 50. 52 auf Rasur. 60. ne. 


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104 


Münchener Handschrift. 


Ailso in die menscheit gezirt 
Der sun sey, geist und vater nit. 
Der syn leyt unß weit auß der 

pan 

70 Deß cleides halb worleych. 

Ein cleit daß zewcht man an 

und ab, 

Die menscheit Gotz unschidlich ist 
Von Got dem sun ewig on ent. 
Ailso die unterscheyt hie wist. 

75 Noch sint die sich tunken behent, 
Sprechen die gotheit hab 


Der menscheyt sich 
So unentlich 
Vermischet ein 
80 Das do mug sein 

Kein schidung ewiclich. 

Nun zweyer ding recht Ver¬ 
mischung 

Werden vermischet numer mer 
Piß ides selb zermischet wirt, 

86 Ailso in Got zu Störung wer ; 

Dar um welcher daß hellt, der irt, 
Smccht cristlich ordenung. 


4 . 

191*1 Doch wart in den zweien ver- 

pracht 

Ein eyniung die sich schid ny, 

90 Wan Got vater, sun, geist, nempt 

acht, 

Die einfleischung all wurkten hie, 
Do dreyerley in schidlich wart, 
Ydoch allein zeitlich. 


Merck, weiser, hie wy wol das 

ist 

95 Daß Got vom leib, der leib von 

Got 

Für war sich nye geschiden, wist, 
Noch von der seien auch ny hat, 
Noch die sei von gotlicher art; 
Ydoch so ab schid sich 


100 Die sei, und pleib im grab die leich, 
Auch schid der leblich geist furbas 
Auß seines herczen creffte gar, 

Und waß von plut auch, merket daß, 
In all seynem geeder war, 

105 Die trew sich schiden gleich. — 

Ein frag zem noch 
Wy manch mol doch 
Cristus der her 
Mensch worden wer, 

110 Dem auch zu sinnen noch. 

So ist die erst menglich erkant, 

Do von nit sunder meldung zimpt; 
Die ander, e der her erstunt, 

Sein sei er, allß die schrifft bestimpt, 
115 Von new zu im nemen begunt, 

Wart wider mensch benant. — 


67. Der vor Ailso durchstr ., e&erwo gut vor inenscheit. 83. Wer den. 


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XXIV. 


105 


I92 r ] Noch ist ein frag hie ob Cristus 
In dem heiligen sacrament 
Den menschen zu ir behaltnus 
120 Enpfangen auß des pristers 

hent 

In aller moß enpfenglich sey 
Allß yn die magt gepar 


Oder am krewcz lebendig hing, 
Allß mang einfeltig crist gelaupt 
125 On erforschung der woren ding. 
Doch das hie nymant wert be- 

taupt, 

Zimpt eß zu künden lawter frey 
Er wart ein speiß, nempt war, 


Nicht in seiner totlichen art, 

130 Allß er hie auff dem ertrich rist, 
Allso den werden schopfer fran 
Auff erden nie enpfing kein crist, 
Sünder in verclerter persan, 

Die hie nie greifflich wart, 

136 In welcher er 
Die groß und swer 
Dek von seym grab 
Nie leget ab, 

Sünder an all verser 
140 Der sigel und der wachter hut 
Auß ging und durch beschlosne tliur, 
Dem gleich im sacrament er hie 
Sich gipt allso im glauben, spur, 

Deß Got gewaren well all die 
145 Die eß versten in gut. — 


6 . 

192*1 Hie mocht mancher fragen 

furbas: 

Wy mag dan das ymer zu gan, 

Do Crist sein abent essen aß, 

Daß er sein heilgen leichnam 

fran 

150 Seinen heiligen jungem gab, 

Weil er noch dotlich war? 


142. sacramet. 144. auf vor all geslr. 


Hör, cristen mensch: do praucht er 

sich 

Seiner hoen gotlichen macht, 

Die im allein ist mugelich, 

165 Welch kein menschlich vemunfft 

auß tracht, 

Daß man dar pey wol nymet ab, 
So er doch gancz und gar 

152. ersieh. 


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106 


Münchener Handschrift . 


Nicht dester minder pey in saß 
In dem dotlichen leichnam hie, 

160 Yn sein verclerten leib gab ein. 

Hie grubel nit wo, wen und wy, 

Sünder in gleichnuß merk den schein, 

Der dir erclert den sin. 

Mocht Crist dar jror 
165 Am perg Thabor 
Erschein verclert 
Den jungem wert, 

Nicht minder um ein har 

Praucht er sich do der crefft on wanck, 
170 Und gleich allß er auch nach seim dot 
Sein untotlichen leichnam dar 
Sant Thoman greifflichen dar pot, 

Dar mit sein wunten auch, nemt war, 

Deß gleichen asß und trank. 


7 . 


[93 r j Hör, mugen unzal äugen hie 
176 Das weit und hoch corpus der 

sun 

In sich begreiffen, das doch ye 
Eim iden leichtlich ist zu 

thun, 

Und mag ein laüt gesproches 

wort 

180 In tausent menschen orn 


Begriffen werden, worum solt 
Der her Cristus wor mensch und 

Got 

In unzal seien, so er wollt, 

Nicht geistlich sein? wer ye ein 

spot 

185 Got mensch, der seien höchster 

hört, 

Der ym das hat erkorn? 


Merck, mensch, mag ein englischer pot 
Einß äugen plikes hie und dort 
Zu himel und auff erden sein, 

190 Doch nit einß molß an idem ort, 

Welchs im der schöpf er mein und dein 
Allein behallten hot, 

Allso das er 
Allein ist der 


161. nit vor grubel gestr. vn. 


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XXV. 


107 


195 So hie und do, 

Hoch, ferr und nho 
On wegung hin und her 

Ye waß, ist, wirt sein, und ny wart, — 
Deß sagt im preiß, danck, er und lob 
200 Seinß leydes und grossen parmung, 

Der millten gnoden reichen gob, 

Die unß zu ewiger labung 
Nach dod nit werd gespart. 

e n d. 

Hanß Folcz. 


[25.] 

[9fr] a n f a n g. 


1 . 


Ein frag ist ob der her Cristus 
Im grab ein mensch wer oder 

nit: 

Weil von dem gütigen Jhesus 
Die gotheyt doch ny ab geschit, 
5 Hie wer er nit worlichen dot; 
Seyt sei dem leichnam pey 


Ein woren menschen Sachen thun, 
Dar um allß weng alß die gotheyt, 
Auch pey der sei kein mensch ist 

nun: 

10 Allso nemt hie die unterscheit. — 
Nun ist ein ander frag ob Got 
Und mensch geschiden sey. 


Hie wellen etlich sprechen ‘ja’, 
Haben ein sulche gloß in dem, 

15 So er im grab kein mensch nit wer, 
Eß gar pillich zu reden zem 
Daß doch gesein mag numer mer; 
Die frag lawt nit dar nho. 

Hie müst on fei 
20 Sein leib und sei 
* Die gotheyt fran 
Haben verlan, 

Welohs im nimant zu zel, 


199. lob/er/vnd gestr. vor danck/er vnd. 203. Nach aus Nad. 

[25.] Über 19. 20, 21. 22 usw. vgl. zu 24, 19. 1 . oder serchen? 9. nit war vor ist durchstr. 


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108 


Münchener Handschrift. 


Daß gotheit sich von sei noch leib 
25 Ye schid noch ymer schidlich wirt. 
Dar um von dem glauben du ker, 
Wan wer das hellt, swerlich er irt. 
Pleib pey der cristenlichen 1er, 

Von der dich nymant treib! 


[94 r ] Wan solten Got und mensch 

schidung 

31 Von ein ander haben getan, 

So het nach ir vereyniung j 
Die sei den leichnam nye 

verlan, 

Sünder wer mensch pliben im 

grab. 

35 Und were die gotheyt 


2 . 

Von leib und sei geschiden, 

wisß, 

So das allso gescheen wer, 

Hie Got und mensch geschiden 

hisß, 

Das doch ist wider alle 1er. 

40 Dar um stet sulchem grübeln 

ab, 

Der auff sulch pan dich leyt. — 


Ein frag, ob Adam das gepot 
Noch Eva heten prochen ny, 

Ob denoch der wor Gotes sun 
45 Ein mensch auff erd wer worden hie, 
Het sulch leiden ym an lan thun; 
Welches die antwurt hot: 

Auff das unß dort 
Im höchsten hört 
50 Und Gotes reich 
Auch ewicleich 
Das gotlich ewig wort 

In der menschlichen art erschin 
Unß gleich im pild, form und gestallt, 
55 Dar von getausentfalltigt wirt 
Ein yde freid on auß gezallt, 

Het er dar von nit abstinirt 
Unß zu hoerm gewin. — 


24. leib noch sei durch Ziffern umgeordnet. 36. ab vor wisß gestr. 50. oder gutes ? 


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XXV . 


109 


3 . 


lU'j Mancher ein sulche frag went 

an: 

60 ‘Seyt das Cristus mit seinem 

dot 

Die gancz weit sol erlöset han 
Und den teufel gepunten hot 
In den abgrunt der hell mit 

macht, 

Waß ist dan not der pus?’ 


65 Die antwurt ist: merck auff, du 

thor: 

Ob einer für dich zalt ein schuld 
Die gar lang zeyt an stunde vor, 
Pringt dich gern wider* in sein 

huld, 

Und du hast vort auff yn kein 

acht 

70 Dan waß not halb sein muß, 


Wo plib dan do all dankperkeyt, 
Die du gern wider schuldig werst, 
So erger ding auf erd ny wart. 

Wo du den dar noch mer beswerst, 
75 All gutheyt er vort an dir spart. 
Merck weyter den bescheit: 

Wie Got für dich 
Gancz willeclich 
Den dot hie lit, 

80 Woktu doch nit 

Her wider fleyssen dich 

Im deß allzeit danckper zu sein, 
Wie dut ein vater seinem sun, 

Den er um ungehorsam hy 
86 Enterbt, so er kein gut wil thun 
Nach seim gepot? hie hostu wy 
Got strafft in gleichem schein. — 


4 . 

19 fr] Aber ein frag: worum doch Got 
Erlöset das menschlich geschlecht, 

90 Die tewfel nicht erlöset hot, 

Sünder sie ewiclich durchecht, 

Und ist yn gancz kein hofnung 

nicht 

Ymer und ewiclich. 


60. 73. 100. seine. 62. hot aus hat. 
gestr. 83. kind vor sun gestr. 


Die antwurt ist: der Lucifer 
95 Het allß pald alle selikeyt, 

Dar zu die aller hochsti eer 
Und nach Got die oberst 

clarheyt 

Ob allen engein ym verpflicht 
Und prach noch hoer sich 

73. ding hinter ding durchstr. 82. s vor zu 


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110 


Münchener Handschrift. 


100 Gleich zu werden Got seinem hern, 
Welch hoffart und undancksagung 
Yn aller gnad unwirdig macht, 

Und so sein freid or, hercz noch zung 
Gehört, geret wart noch betracht, 

105 Det yn Got pillich kern 
Vom höchsten funt 
In den ab grünt, 

Von aller freyd 
In alles leid, 

110 Der gleich nymant wirt kunt. 

Wer wollt hie anders urteil fein, 
Seyt er die höchst zirheit versmächt, 
Die er von ym selber nit het, 

Sünder von eim der sein het macht, 
115 Wollt von dem allen ungeset 
Dem selben gleich sich stein. — 


195*I Ein frag worum durch Adamß fal 
Alle menschen wurden verdampt 
Und durch den Lucifer ein zal, 

120 Und worum auch nit allesampt. 
Hie merck: Got schuft englisch 

vernunfft 

Auf! ein mol alle gar, 


Deß ein yder für sich selb waß 
Und het sein wiln zu thun und 

lan; 

125 Dar um welcher in im auß maß 
Lucifern für ein got zu han, 

Zam wol mit im in seiner zunfft. 
Von unß menschen, nym war, 


Der Ursprung ist von einer wurcz, 

130 Allß stam, proß, laub, plü und die frucht, 
Deß zweigung pis an jüngsten tag 
Sich mert in güt oder Unzucht, 

Allso Adames ersti plag 
Unß pracht den unter sturcz, 

135 Waß von seim sam 
Seyt her ye kam — 

On die zwey pild, 

Maria milld 

Und Jhesus, welcher nam 


103. or über mut. 120. worii. 128. ny. 


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XXVI. 


111 


140 Gebenedeyt sey imer mer: 

Sie haben unß gepent den weg 
Wider in unser vater lant; 

Mensch, piß in irem dinst nit treg, 
Sie hant erlöst dein höchstes pfant, 
145 Sprich 3 m deß lob und er! 

End. 

Hanß Folcz. 


I9ßrj 


[ 26 .] 

a n f a n g. 


1 . 

Genesis primo stet wy Got 
Alle ding hab gancz gut gemacht, 
On yn ist nicht gemacht von not. 
Sint dan all ding durch yn ver- 

pracht, 

5 Wy man die nent, groß oder 

dein, 

Und daß so er beschuff, 


Allsamet gancz und gar gut ist, 
Wo kumpt dan scliand und laster 

her, 

Dotsund und was hie in der frist 
10 Von ubeln dingen get en zwer, 
Daß in der wellt sint gancz 

gemein, 

Von wan kump diser ruff? 


Hör, mensch: weil nicht verpoten wirt 
Eingerley ding an keinem ort, 

15 Wift eß nit sund noch schand geacht. 
Merck: do Adam deß apfels fort, 

Veracht das im waß auff gesagt, 

Von stunden an er irt, 

Waß icz verdampt 
20 Und wir allsampt 
Mit ym deß gleich, 

Piß Got der reich 

Auß dem verfluchten ampt 

Unß wider hallfl durch sein menscheit. 
25 Secht, allso kam die sund an tag, 

Doch erstlich durch die hofart dort, 

Im Adam hie durch den behag 
Deß apfels der unß pracht daß mort 
Und das betrupt herczleyt. — 


[26.] 11. Daß auf Rasur , undeutlich. 14. keine». 17. gesaezt. 


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112 


Münchener Handschrift. 


2 . 


[96*] Ein frag: seyt Got der her vor 

west 

31 Den Adam unbestendig gar 
Und fallen so in kurczer rest, 
Weß het er nit an im die spar 
Seinß eigen willes halb? ich man 
35 Mir sulches zu erclern. 


Hör: Got schuff Adam und sein 

weib 

Sunde thun mugen und auch nit; 
Und welches an ir peider leib 
Einß nit het kün verpringen mit, 
40 Dan welches eß müst han getan, 
Wer mit grossem beswern 


Und ein bezwungner dinst, den Got 
Gancz mit nichten hat haben wein, 
Sünder ein lawtern freyen dinst. 

45 Ein gleichnus dar von zu erzein: 

Wir sein im alle sant verzinst 
Zu wider gellt von not, 

Unter sein joch 
Unzwungen doch; 

50 Dar um wer frey 
Im wone pey 
Zu dinst nider und hoch, 

Nicht um zeitlich er oder gut, 

Hell oder himel drin an sicht, 

55 Dausentfeltig seinß lans mer ist 
Dan den sorg oder forcht dran rieht 
Und dem der lib zu Got geprist 
Oder unwillig dut. — 


3 . 

[97r] Aber ein frag: hie so dan Got 
60 West das der Adam sunden wurd, 
Got selber das pussen von not 
(Wan ein sulch groß und swere 

purd 

Mensch, sei, geist, englisch 

creatur 

Und waß vemufft auß san, 


65 Mocht keins über wegen die gifft, 
Von der nicht auß geschlossen 

waß 

In allen welch erbsund an trifft), 
So Got das vor alleß auß maß, 
Auch selb den dot dar um unß 

swur, 

70 Wolt unß doch nit verlan, 


39. Einß nit aus Tr einß. 63. englisch aus englich. 67. Von vor Tn gestr. 


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ZIVIL 


113 


Sünder wil unßer prüder sein, 

Pewt auch das wir yn vater nen, 

Gap sich selb willig in das mort, 

Sein grünt loß lib unß zu erken, 

75 Wil dort sein unser höchster hört, 

Do ny wart angst noch pein, — 

Weß hengt Got doch 
Adam daß noch, 

So Got selb pusset daß? 

80 Der pusset das, 

Trug daß ungamper ploch, 

Ich mein das krewcz swer, groß und lank, 
Daß er auff sein selb achsel nam, 

Trug eß piß zu Calvarie, 

85 Do man yn nagelt an den tram, 

Und freyt unß vor ewigem dot. 

Sagt ym deß lob und danck! 

e n d. 

Hanß Folcz. 


[27.] 

/07«7 a n f a n g. 


1 . 

Hör, mensch: Magnus Albertus 

spricht 

Wy dem menschen nit nuczers sey, 
Was man von Got sing, sag und 

dicht 

Und was man zu ym ruff und 

schrey, 

5 Dan zu erman der grossen angst 
Und pitern marter seyn 


Und auch der ynprunstigen 

lib 

Die yn dar zu gereiczet hot, 
Welch schir V tausent jar yn 

trib, 

10 Er solt die mercklich angst und 

not 

Enden die Adam so vor langst 
Unß liet gewurczelt eyn. 


Hör, alles das die muglikeyt 
Und die recht wor nuczung an trifft, 
15 Was kumers dem menschen zu ste, 
Mit was sunden er ist vergifft 


86. ewige. 

[27.] 19. 20, 21. 22, 48. 49, 50. 51, 77. 78, 79. 80, 106. 107, 108. 109, 135. 136, 137. 138 
in je einer Zeile, durch f getrennt. 

Deutsch« Texte des Mittelalters XII. 8 


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114 


Münchener Handschrift. 


Und was er ymer pit und fle, 

Wie eß sorg auff ym treyt, 

Mensch, so raff an 
20 Sein marter fran 
In sulcher pflicht, 

Hernach bericht: 

Er will dich nit verlan 

In keiner sorg noch forcht, 

25 Im feld, holcz, waßer, lufft noch fewr, 
Kein end auff erd so grausam wart, 

So wutend noch so ungeheur, 

Wie swer eß dir lig und wie hart, 

Und was du hast verworcht. 


2 . 

/98> f So nim hie ursacli worum er 
31 Um mein und auch um deinet 

wiln 

Vam höchsten trän sich neiget her 
Zu gnaden unß wider zu ziln, 

Sach unßer groß betrapnus an, 

35 Durch welche er hie leyt 


UberswengUche marter groß, 
Erstlich in der beschneidung sein, 
Die ander am olperg on moß 
In der begreiffung aller«pein, 

40 Die piß in dot ym wurd zu stan. 
Durch welch sein gancz 

menscheyt 


Mit plutverbigem sweiß durch prach, 
Und do der rachgrimig Judas 
Yn der jüdischen schar veryt, 

45 Und in der furung zu Anas: 

Deß fürsten knecht sich säumet nit, 
Gab ym ein packen schlach 
So starck und grim 
Daß pillich ym 
50 Der äugen glast 
Dar von geprast, 

Doch er mit senffter stim 

Sich entschuldiget gar gütlich. 

Man furt yn ein zu Kayfas, 

55 Do dan ein yder nach seim neyt 
Sich rach nach aller grostem haß. 
Gehont, gelestert und verspeyt 
Wart er unpermiclich. 


30. woru. 47. schlagk ?w schlach durchstr. 


58. vnpermiclich aus vn erpermlich. 


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XXVII, 


115 


3 . 

/0#7 Hai ß sch leg und packen schiege 

groß 

60 Mit plentung seiner äugen dar 
Deß wart mit ym gespilt on moß, 
Getunsen pey seim part und har, 
Lawt wart im in sein orn 

geschrirn, 

Vil lasters an getan. 


65 Man furt yn zu Pilatus hauß, 
Der yn Herode pald heim sant, 
Kein Zeichen kunt er pringen 

rauß, 

Deß halb er yn zu grosser 

schant 

In eyn weisses spotcleyt liß zirn, 
70 Schickt yn wider die pan 


Zu Pilato, der yn entplöst, 

Liß an ein sawl yn pinden hert, 

Do von ruten und geysein gax 
Sein leib zuflampt wart und zuzert. 

75 O wy mang tausent plutes zar 
Wart auff die erd geflost, 

On waß von dorn 
Hinten und vorn 
Sein haupt verwunt! 

80 Dar noch zu stunt 
Yn deten offen barn 

Den juden, die erst fast und ser 
Schrien: ‘er hat den dot verschult, 
Frey unß dar für den Barrabam!’ 

85 Pilatus forcht jüdisch unhuld, 
Verurteilt daß unschuldig lam. 

Ein krewcz grausam und swer 


4 . 

I99r] Man auff sein selb achsel im pot, 
Trugs an die stat Calvarie, 

90 Mit new rerendem plut so rot 
Wart er enplöst in grossem we, 

Saß auff den stam des krewcz 

willig, 

Lengt sich an die fier end. 


63. wurt? 81. I. det ef(R.). 95. groß 


Grausam er an genagelt wart 
95 Dem kreucz on all erparmug ploß 
Und auff erhaben, o wye hart 
Daß krewcz ab in den felsen 

schoß, 

Do von daß plut manigfeltig 
Von newem sich auß spent. 

vor ploß gestr. 

8 * 


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116 


Münchener Handschrift. 


100 Do hing der her dreyer stund lang 
Gespant in dreien negeln fest 
In grosser müdikeyt und smercz 
Odem und glidhalb on all rest. 

Sein leib, sei, geyst, gemut und hercz 
105 Nach der erlosung rang. 

0 mensch, ^ag danck 
Dem süssen gsang 
Der siben gsecz, 

Die er zu lecz 

110 Unß an deß krewczes schranck 
In Versuchung der pitern gall 
Gedont hat so parmhercziclich! 
Sprecht lob, preyß, rum und ewig er 
Dem schopfer, so er selber sich 
115 In dot gipt für sein turfftigs her, 

Seyt ym deß dankper all! 


199*1 O mensch, bedenck dar pey das 

leid, 

Mitleidung marter und der pein 
Marie, Johansen der peid, 

120 Wie die gequelet worden sein 
Mit un ausprechenlichem smercz, 
Erpermeclicher clag, 


6 . 

Nemlichen pey dem crewcze 

fran, 

Do yn Got hiß Marien sun, 

125 Und er sie für sein muter han 
Vort in irem lossen und thun. 
Der Wechsel ging yn an ir hercz 
Mit jamer ir lebtag. 


O cristen mensch, dar um nit loß, 
130 Ruff on die groß marter deß hern 
Und seinen herben pitern tot, 

Den er so willeclich und gern 
Geliten hat für unser not, 

Und das mit leiden groß 
135 Marie zart, 

Daß sie kein fart 
Unß nit ab ste, 

Stet pit und fleh 
Unß werden ir genoß 


117. leid verbessert aus lad? 123. de er. fr. aus des crewczes stan. 126. lassen? 


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XXVIII. 


117 


14Ö Dort im ewigen Vaterland! 

Deß ir stet furpit unß gewer, 

Auff das wir ewiclich on end 
Pey in unß f re wen imer mer, 

So unß der dot von hinnen lend. 
Sprecht amen allesand! 

End. 

Hanß Folcz. 


[28.1 


[102r] Mancher sich ser verwundert hy 
Wy ein Got sint persanen drey 
Und drey persan ein Got, und wy 
Newr ein persan mensch worden 

sey 

5 Und doch all drey sint ein got- 

heyt 


In art, macht, wesen und sub- 

stancz, 

Der ewig was, fort wirt und 

ist 

In eim eynigen willen gancz 
Gleicher regirung alle frist 
10 On anfang pis zu ewikeyt. 


So nün yde persan von not / ist Got, 
So prüf! hie den beschit, 

Weil ye der hoch gotlich gewallt 
Ein eynigs götlichs wesen sacht, 

15 Nam menscheyt an die gancz trifallt, 
Und wart doch persanlich verpracht 
Unterschidlichen anders nit 
Dan an dem sun Got vatters wort, 
Der sollt auch sein der jungfraw sun 
20 Und in all dreyer macht das mort 
Durch die Eva verschullt ab thun. 
Lob sey dir schöpfer, Jhesu Crist! 


Wie aber mer dan ein persan 
In der gotheyt werden erkant, 

25 Heiden noch juden das ver- 

stan, 

1102*] Dut yn von unß zu sprechen 

ant, 

Das mer dan ein persane sey, 


2 . 

Und zelen unß cristen dar um 
Die grösten thoren in der wellt, 

30 Unwissend, plint, taub und gancz 

stum; 

Das doch die schrillt ursprünglich 

mellt 

Wie in der wellt beschaffung frey 


[28.] 9. alle aus ewig. 12, claren vor beschit gestr . 32. zuerst: Wie vor aller be¬ 

schäftig frey, der jetzige Text ist darüber geklebt. 


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118 


Münchener Handschrift. 


Der geist Gotes swebende ye, / hör hie, 
Ob wassers wage tet. 

35 Merck, mensch, wy do der herre wirt 
Und auch der geist benennet dar, 
Darin der jüd so frefflich irt. 

In seyner eygen schrifft, nym war, 
Dem gleich her nach geschriben stet 
40 Das die schlang zu der Even sprach: 
‘So pald ir esset von dem reis, 

Kumpt erst zu gut ewch alle sach, 
Wan ir wert allß die göter weis, 

Allß ob er sprech das ewch sunst feit.’ 


3 . 

45 Hie spurt man in erster geschrifft 50 Die Got erlewchtet hat vil pas 
Ye mer dan ein persan bestimpt, /103'J Und dar in dar geoffenbort 

Doch wie vil persan eß an trifft, Von drey persanen: die erst waß 

Man dar auß nit so clerlich nympt Der vater in der stim gehört 

Allß her nach in der newen e, Auß eim lichten wölken, verste; 

55 So wart ye dar der heilig geist, / erfreist, 

In der tauben gestallt 

Und in der fewrin zungen schein; 

Zum dritten wiß wir das Got sun 
Kunt wart im wort des vaters sein, 

60 Do Got der vater redet vun: 

‘Dis ist mein sun’, sein red behallt, 

Des wor menscheyt wir glauben gancz. 

Wie möcht dan zweifei unß verfurn? 

Dan drey persan einer substancz 
65 Ein Got zu glauben unß gepurn. 

Her, frey unß ewiclichen dort! 

Hanß Folcz barwirer. 


34. 35. Der geist des woren gottes ye/hor hie Auff wassers wage sweben tet ist durch¬ 
strichen; dafür am Rande , heim Einbinden beschnitten: 

.... eist gotes swebende ye 
. . . . e/ob wassers wage. 

Nach dieser Korrektur ist der eben aufgenommene Text hergestellt. 37. zeytlich vor frefflich gestr. 
39. Wie vor Dem gestr. 55. aus: Auß einem wölken dar verste. 56. Vor In ist Scheinbar 
durchstrichen. 


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XXIX . 


119 


O einlicz einfeltiges ein 
Und ungeeint einfeltikeyt, 
Eynigend alle ding gemeyn, 
Dinent zu unser sicherheyt, 
5 O du einweslich ewigs gut, 
Das du, her, einig pist, 


[29.] 

1 . 

Doch in der einiung gedreyt 
1103*J In unterschidlicher dreyung, 

Dar in du genczlich pist gefreyt 
10 Vor drifeltiger wandelung, 

In welcher, her, dein eynig hut 
Regirt ewige frist 


Einfeltig in dreyen persan, 

Die nie geeynet wurden des, 

15 Wie Got der vater, geist und sun 
Keyner mer noch minder beses, 
Sünder ein will, ein macht, ein thun, 
End, mit und anfang an: 

Merck, mensch, hie pey 
20 Wie wol das drey 
Persan in Got 
Sint und ist not, 

Sölten sie dreyerley 

Willes, weses, art und substancz 
25 Nach den persanen sein geteillt, 

So wer do ewig widerpart: 

Eine mecht wunt, die ander heillt, 
Yde persan nach irer art 
Sünder geneygt wer gancz. 


2 . 

30 Wer ein persan dan sunder Got, 
Musten die ander zwu persan 
Ir unterworffen sein von not 
Und weren peid der gotheit an. 
[104*] Wurden sie aber alle drey 
35 Yde für Got erkant, 


So weren uberig die zwen, 

Seyt ye ein Got sein muß unrf sol. 
Dar um der irung zu ent gen 
Ist cristen glaub feestetet wol 
40 Und aller zweyfelung gancz frey, 
Die manchen keczer plant. 


[29.] Überschrift; Im verporgen don 3 lieder N2. 5. ein messlich N2. 6. einig] 

ewig N2. 7. ewigvng N 2. 9. genczlich] einclich N2. 10. Von drifaltig wandlüng N2. 

11. ebig N2. 15. Wie got vatter sün noch geist ntin N2. 22. ist fehlt M. 24. willens 

wesens N2. 26. Sie N2. do] die N2. 29. S. g. wercz gar N2. vor 34 wurden gestr. M. 

37. vn M. 39. destetet M. 


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120 


Münchener Handschrift, 


Wie aber dreyheit werd erkent 
In Got, hie pey dem gleichnus acht! 
Wor an der her ye Schöpfung leyt, 

45 Allß in getreyter art betracht: 

Eintbeder pey dieck, leng und preyt , 
Pey anfang, mit und ent, 

Pey kunfftig ye 
Oder icz hie 
50 Pey gegen wart 
Oder sein art 
Vergangen, der keins nie 

In Got zufellig wart noch ist, 

Wan sein dreyheit drey persan sint, 
55 Ein Got ir dreyer eyniung. 

All8o im glauben, crist, enpfind 
An all furnemische endrung, 

Ob du cristgleubig pist. 


3. 

Wie dan geperung sey in Got, 

60 Nach dem die heilig schrifft unß 

seyt, 

In Got vaters persan, des hot 
1104*] Davit unß gnug geben bescheit, 

Do er dan spricht: ‘mein sun pistu, 
Hewt hab ich dich geporn.’ 


65 So ret der weise Salamon 
In Got vaters persane dar: 

‘E das kein tiff ye finge an, 

Was mein gepurt.’ hie nemet war: 
All schrifft zu durch schawen mit 

ruo, 

70 Ist er nit new erkorn 


Ein sun Got vaters sunderpor : 

E der licht träger Lucifer 

Und all schopfung dag unde nacht 

Ye geschopfet worden, was er, 

75 Weder geschaffen noch gemacht, 
Sünder geporen vor, 

Des vaters hört, 

Das ewig wort, 


42. dreyvng N2. erkant vor erkent gestr. M . 43. hie] mensch N2. merk vor acht 

gestr. M. 46. Von erst pey dick leng vnd aüch preit N2. Fehlt im Text und steht neben 
48 am Rande t beim Binden am Schluss verstümmelt M. kl. Über vii ent steht oder bey gestr. 
und radiert; ebenso am Rande neben 47: erst bei Dieck leng vf! preit oder pei M. 48. Der N2. 
53. zw fei ye ward N2. 55. Ein gotheit in dreyen ainüg N 2. 58. dw vernünftig N2. 

59. dan] nün N2. 62. Daüid gnüg sam geben N2. 66. vaters] sunes N2. 67. E in tw 

E gestr. M. 69. Alle sehr, schaven N2. 72. träger] dag N2. 73. das vnde acht N2. 

74. Noch ye war dem geschopfft was er N2. 


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XXX. 


121 


Von dem er spricht: 

80 ‘Sollt ich dan nicht 

Berhafft sein, so doch vort 
Durch mich perhafft sint all geschlecht?’ 
Hie des sunes gepurt besint 
Vom vater ewiclich on end! 

86 Die lib so von yn peiden rint, 

Die schrifft den heiling geyst benent. 

Her, mach unß all gerecht! 

Hanß Folcz. 


[10fr] 


[ 30 .] 

a n f a g. 


1 . 

A ve virgo voller genaden, 

Ein diren der heilgen hoen dri- 

faltikeyt, 

Ein tochter Gotes vater zart, 

Muter des suns, gespons des 

heiling geystes, 


5 L a unß nit ligen in dem schaden 
Gotlicher stroff durch unser schuld 
unß zu geseyt, 

So lang pis Got orlewcht dein art 
Und unß sichert des ewigen dag 

leystes 


Und auß dir ran der seiden Aus 
10 Parmhercziclich vam geist in dir entsprungen, 
Nemlich nach Gabrihelis grüß, 

Da von der cristenheyt wol ist gelungen. 

Dein kewscheyt alle engel gar 
In reynikeit für trifft. 

15 Durch dich wich ab der tewfel natergifft, 
Versprochne der profeten rein 
Und aller patriarchen kunegin, 

Du 1er der zwelffpoten gemein 
Und der ewangelisten meysterin, 

20 Aller merterer sterke zwar, 

Der peychtiger ein süsses honigwifft, 

Du zir aller jungfrawen schar, 

Du hoffnung, dar durch man gein himel schifft! 


81. Aüch perhafft sein so fort N2. 86. heilig M. 

[30.] Überschrift im M . mit grünlicher Tinte; In der zügweis 3 lieder N2. Die ersten Worte 
der Stollen sind in den Uss. nicht ausgezeichnet. 3. got des vatters N2. 4. heilig M. 7. pis] 

vns N2. 8. Und fehlt N2. 9. Aüs dir ran vns der N2. 12. ist wol N2. 15. wich] 

was N2. 16. Dw kungin N2. 23. stifft N2. 


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122 


Münchener Handschrift. 


2 . 


D o du gancz ploß begreiffest 

ynne 

25 Die heiligen gotheyfc ymer und 

auch ewig, 

Du scheinder glast gütliches lichte 
[105’J Und heilmacherin lebender und 

toten, 


0 Ursprung auß der gotheyt 

rinne, 

Dar in all selig geyst sich tunt er- 
lüsten dick, 

30 Du Widerschein gütliche gesichts, 
Auß senderin der himelischen 

poten, 


Du lob alles himüschen hers, 

Ein erschrekung aller hellischen geiste, 

Du steren dises jamermers, 

35 Dar in ny menschlich zunfft dein hö erfreiste, 
Du furstin der newn kunig reich 
Und dreier jerarchey, 

Du wurcz, stam, ast, proß und das pluend zwey 
Aller menschlichen selikeyt, 

40 Du grünt fest aller guten handelung, 

Die hoch deins lobes und diepreyt 
Volfuret hie noch dort keins menschen zung 
Dan newr dein sun dort dir geleich 
Noch der menscheyt dem du stet wonest pey. 

45 Lob hab, Maria, ewicleych, 

Der deinen hiilff unß nümermer verzey! 


3. 

Ach, du wor trosterin der 

sunder 

Und wider pringerine der zweifeier 

schar, 

[106 r J Die petlich deiner hiilff begem, 

50 Und aller irrenden weg weise¬ 
rinne, 


Mach unß deins lobes nücz ver- 

kunder, 

Du aug der armen, krancken, 

plinten sunder schar 
Und aller trone dar lucern, 

Do all irdische äugen plinczeln 

inne, 


25. Die heilligen hochen gotheit jmmer evvik N2. 26. scheinender glast gotlichs N2. 

32. oder leb M. 35. 36. dein hö — newn fehlt N2. Vor 36 Du furstin der newn durchstr . M. 
38. D. w. dw stam dw ast dw pros dw zwey N2. 41. lobes fehlt N2. 42. kein menschlich N2 . 

43. sün der dir ist gleich N2. 44. m. vnd dem dw w. N2. 48. widerpringerin aller zweifelter 

gar N2. 50. weg steg vnd forte N2. 54. D. a. irdisch a. in plinczeln dorte N2. 


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XXXI. 


123 


55 Der hungerigen settiung, 

Nothelfferin in allen pein und engsten, 

Der turstigen wäre labung, 

Welch wirde du alleyn hast am furgengsten, 

Du der gefangen drosterin 
60 Dort in fegfewres qweln, 

Du ringerung der pein verdampter sein, 

Du schacz ob allen scheczen gancz 
Nach der gotheyt in aller himel zunfft 
Und in der menschlichen substancz 
65 Eins mit dem sun, das die leiplich vernunfft 
Begreiffet nit durch ewsser sin, 

HiUff, jungfraw rein, das wir hie dar noch stein 

Dich dort zu loben in der zin 

Der himel purg, dar ein thu unß erweln! 

Hanß Folcz. 


110 »/ [31. J 

1 . 

Mich wundert nun und ymer 
Der fremden disputacion, 

Die manch Steiger und climer, 

Zu vor auß die in den hoen 

pareten, 


5 All hie in diser kure 
Sich so gar gröblich mercken lan 
In der erforschung pure, 

Wie man worhafft und grüntlich 
müg besteten 


Das an alle erbsunde 
10 Die muter Jhesu, unsere hern, 
Enpfangen sey, welch punde 
Sie swer dunckt zu bewern. 

Ein teil natürlich ruchen 
Ye zu beweren das, 

15 Etlich figürlich suchen, 

Die dritten mein es zu beweisen bas 


57. dürstigen ein war N2. 58. Dy wirdikeit hastu zwar am N2. 63. ganzer h. N 2. 

64. der fleischlichen N2. 67. das der mensch dar nach stel N2. 68. Zu loben dich dort 

X2. 69. ein] zu N2. 

[31.] Überschrift 16 R. Im ... . Hanns Folczen N2. 2. freüden N2. 4. pireten N2. 

12. zu fehlt N2. 14. Qerlich y zw N2. 


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124 


Münchener Handschrift. 


2 . 

/108*jDen merteil durch exempel, 

Di© firden durch wor pillikeit, 

Das der jungfrewlich tempel 
20 Von Got vor erbsund pillich plib 

gefreyet. 


Di© 8int dennoch zu preisen 
Weder die an all unterscheyt 
Mit nicht sich dran lan weisen 
Das sie von Got sey so gebene- 

deiet. 


25 Ich mein, den das behallten 
Der her hot durch hoffart, 

So sie her in verschallten 
Wor ordenung und art, 

Die so gancz ligt am tage 
30 Das es wol prüfen mocht ein kint, 
Von den selben ich sage 
Das sie in worer cristen ler sint plint. 


3. 

[109 r J Worer zeugnus zu glauben 

Bestim ich nemlich funff persan, 

35 Die gancz nimant mag dauben 
Und kein geschrillt nit wider 

sprechen mage: 


Die erst Got vatter iste, 

Do er zu senden unß began 
Sein sun in zeitlich friste, 

40 Allso der persan zwo ligen am 

dage; 


Die drit der heilig geiste, 

Der die herberg beschlug; 

Die fird Gabrihel heyste, 

Der dise botschafft drug; 

45 Die funfft Mari, die keusche, 

Die selb der gegen wurff do was. 

Wie möcht ich an geteusche 

Mit persanen die ding bezeugen baß? 


4 . 

[109*J Vort ich in dreien pausen 
50 Des grüß auß Gabrihelis munt 
Mit sunderlichen clausen 
Der wort worer gezeugnus das 

auch melde: 


Von erst do er sprach: *a ve’, 

Der zweier silb deutnus dut kunt: 
55 ‘Gegrusset seystu an we!’; 

Sagt, wanen kumpt doch alles we 

der weide 


26. herre li. durch ir hoffart N2. 30. aus Das es prüfet e. k. M. 46. selb und do 

über der Zeile M . 55. Gegrusset aus Jungfrau M. 


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XXXI . 


125 


Dan ploß von der erbsunde, 

Der er sie ledig sprach. 

Die ander paus ich künde, 

60 Dar in er ir verjach 

In Worten dar bestimet 
Zü ire: ‘gracia plena’; 

Her auß man clerlich nymet 
Das er sie volle genad an sagt da. 


5 . 


fllO'1 Die drit paus diser sage 

66 Lauten entlieh: ‘der her mit dir!’; 
Wer hört doch ye sein tage 
Den herren pey eim menschen won 

in sunden? 


Des must die jungfraw zwore, 

70 E sie Jhesum enpfing in ir 
Erbsundhalb sein gancz clore, 

Wan nach dem und dem engel sie 
wart künden: 


‘Nim war ein dim des herren, 

Mir geschech nach deim wort’ 

75 Erst von dem tron so ferren 
Got geist in ir den hört 
Ihesum enpfing liplichen. 

Het sie vor sunde gehat, 

Gar lugenhaffticlichen 
80 Het Gabrihel sein Worten geben stat. 


[HO*] Allso ist disß bezeuget 

Mit funff zewgen worhat so fran, 
Der numer keyner lewget, 

Weill alle Gotes wirckung sten in 

wesen; 


85 Des gleichen in der rede 
Des engels vor gen ir getan: 
Wer die wollt stroffen pede. 

Der het den text der schlifft 

felschlich gelesen. 


Wer aber ye wel grübeln, 
90 Suchen verworne ding 
Und wore art verübeln, 
Der sech wie im geling, 


57. Das N2. 62. Zü Ire (?) aus in qua M. Aygentlich gracia plena N2. 64. volle 

aus voller M. genad aus gnad M. an] ein N2. sagt aus saget M. 69. vore vor zwore 
gestr. M. 78. sunde aus sund M. erbsund ye N2. I. sie ye vor ? 82. worhat über der 

iZeüe M. worhafften zeügen fran N2. 86. gen ir über der Zeile M. 89. wolt N2, 


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126 


Münchener Handschrift . 


Ich sprich, die durch figure 
Mein suchen wore pillekeyt 
95 In gleichnus und nature, 

Das doch die schlifft ym text dar gnung bescheit. 


7 . 


[111*1 Ye doch sey wie im seye, 

So yst ye alles rumes wert 
Die himelkungin freye. 

100 Wol im dem sie genad selber ein 

geusset! 


Im ticht von irem lobe 
Er peleibet wol unbeswert, 

Wan irer millten gäbe 

Sei, hercz, gemüt so hochgülltig 

geneusset! 


105 Nun sprechet eer und preyse, 

Wird, lob, rum, zir und seid 
Dem stam, ast, zweig und reyse, 

Die unß der ganczen weld 

Laub, proß, plü, frucht gepare 
110 In ganczer keusch, der wellt heilant, 

Hillff unß mit freyden dare, 

Do wir dir und deim sun werden bekant! 


AMEN. 


Hannß Ffollez. 


[32.] 

1 . 

1112*1 Vyl dick auß poser gewonheit entspringet, 

Die man so offt verpringet, 

Das eim zu lest misslinget, 

So man eins dings dreibet zu vil, 

5 Alls dis gedieht am end tut offenbare. 

Es begab sich hie vore, 

Ein newer kauffman zwore 
Im fumam eynest auff ein zil 

Das lant durch kauffmanschafft zu pawen 
10 Um sunder gluke, 

Saczt dar ein allen sein getrawen, 

Dan das die tücke 

94. wore über der Zeile M. 96. dar] gar N2. gnng M. 100. genad aus gena M . 
101. ir ein N2. 102. peleibet aus pleibt M. 


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XXXII. 


127 


Die rauber solches an im wenten schire. 

Er reit ein fremd rifire 
15 Abweges in begire 

Zu entweichen eim sulchen spil. 

2 . 

Allß er des andern morges fru sollt reyten, 

Der wirt warnt yn pey zeyten. 

Hiß yn des tags erpeyten, 

20 Verkunt im auch der veind gefer, 

1112*1 Sagt im wie so unfridlich wer die farte. 

Der kauffman forcht sich harte. 

Die reis er lossen warte, 

Leyt an den wirt ein sulch beger, 

25 Pat yn engegen seiner meide 
Im zu bewaren 

Sechs hundert guldin im bescheide. 

Er meint zu faren 

Mit pilgeramen gancz ein andre gegen, 

30 Eyn walfart ab zu legen, 

Seit nymant sich geregen 

Kauf/manschafft halber durfft hin unde her. 

3 . 

Nun was der wirt weis, frum und reich geachte. 
Des halb der kauffman dachte 
35 Mit ym wol sein besachte, 

Verpracht sein walfart Got zu lob 

Und unser liben frawen auch zu eren. 

E er wider wart keren, 

Der wirt der wart begeren 
40 Gen sein hausmeyt ein sach vil grob: 

1113*] Ob diser kauffman wider kerne, 

Seins geldes mute, 

Und ob es sie auch teucht gezeme 
Zu sein behüte, 


[32.] 13. /. Der? 32. Kaufftmanschaft. vn. 40. Ein? 


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128 


Münchener Handschrift. 


45 Mit ym zu laugen starck, und wolde jehen 
Auff yn haben kein spehen; 

Wo sie das liß gescheen, 

Sollt das gellt halber sein ir gob. 

4 . 

Die meit wollt sich fast hin und her bedencken, 
50 Doch liß sie sich gelencken. 

Er sprach: ‘so wellst nit wencken 
Und nym das gellt icz gar zu dir. 

Verpirg es haimlich war du wellest hine, 

Wan dar in ist mein sine, 

55 Ob ich ym laugend pine, 

So mag ich im des sweren schir 

Das ich des geldes gar nit wisse 
In meim gewalde. 

Dar um mein wiln in dir beschlisse! 

00 Ob er alls palde 

An dich auch seczte es gehöret haben, 
fl13'J So sprich; “ich thu stet draben 
Auß und eyn, auff und aben.” 

Dar um bezeugstu nicht mit mir. 

«5. 

05 Sag dich auff nimant merckung han noch achte; 
Wirt er dan ungeschlachte, 

So hant mein wort doch machte, 

Das man vor im mir glaubet ye.’ 

Dis wart allso in yn beyden bestete. 

70 Der kauffman zuher nhete, 

Der wirt nit anders tete 
Dan ob er yn gesehe nye. 

Dar um er yn gleich fremden gesten ' 
Schlechtlich enpfinge. 

75 Der kauffman gund die nacht do resten. 

Morges er ginge 


53 haimlich aus heimlich? 56. im über der Zeile. 


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XXXlL 


129 


In die kirchmeß zu loren in dem willen 
Der meid dar nach zu zillen 
Und heymlich in einr stillen 
80 Deß geldes zu erindem die. 


6 . 

Die meit ym die beschiden antwurt gäbe. 
/7/^/Palld liß er von ir abe 

Und docht: ‘we meiner habe!’ 

Zum wirt er schnei eilende wart 

&5 Und sprach: ‘mein her, ich danck euch ewer güte, 
Das ir euch hapt gemüte 
Und mir mein gellt behüte. 

Nun pin ich auff der hinefart, 

Pit ewch mir das wider zu reychen, 

90 Mich saümen nichte.’ 

Der wirt beschid yn auch des gleichen 
Wie vor verpflichte, 

Begund den kauffman schnei dar um für fassen, 
Vorm rechten hoch zu passen, 

95 Mit nicht yn hin wein lassen, 

Schuf! yn dar um an zihen hart 


In eynem thum mit mancher marter swere 
So streng und über sere, 

Pis er dem wirt sein ere 
100 Wider geb und in machet frey. 

Dar um der wirt yn allß ein dib an spräche, 
/IW] Und wie er henckes smache 
Pillich lit um die sache, 

Seyt er im sulchs wollt pringen pey. 


84. er sehn. ei. auf Rasur , an deren Anfang eyl, an deren Ende fart zv erkennen ist. 
89. reychen aus reichen. 

Deutsche Texte des Mittelalters XII. <J 


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130 


Münchener Handschrift . 


106 Nun wart 3 ml der recht tag bestimet 
Auff ein freytage, 

Allso der wirt auff yn ergrimet. — 

Hie pey ich sage: 

Der kauffman sein getrawen in der note 
110 Doch stetigs saczt zu Gote 
In hoffnung sulchen dote 
In keinen weg im nit gedey. — 


8 . 

Nun an der pfincztagnacht vor dem freytage 
Eins an der thür do pflage 
115 Ein ruff thun mit eym schlage 

Am thurn vil laut zu dem kauffman 

Und sprach zu im: ‘merk auff und hör mich eben! 
Willtu mir folgung geben, 

Ich rett dir leib und leben 
120 Vor dem gericht, mutstu mich an 

Dir do selbest dein wort zu sprechen, 

///5 r / Fro ich dich mache. 

Dar zu dich an dem wirt wil rechen 
Auch in der sache 

125 Dein gellt dir wider in dein hant verpflichten. 

Vollg mir in den geschichten. 

Dustu des nyt, mit nichten 
Magstu dem gallgen morn engan!’ 


9 . 

Der kauffman sprach: ‘wollstu mich nit betrigen 
130 Oder her in nit ligen, 

So törfft ich selbz nit krigen.’ 

Der an der thür sprach: ‘glaub du mir! 

Ich swer dir pey dem lebendigen Gotte, 

Ich dreib her in kein spote, 

135 Gedenck, dir wirt mein note! 

Nun pin ich gern behollffen dir.’ 

111. sulcher? sulcheyn ?, undeutlich. 127. nyt aus mit. 


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XXXIL 


131 


Der kauffman sprach: 'ich laß mich drane 
Und pit besunder, 

Ob ich getrewlich dich des mane, 

140 So üb die wunder V 

Der vor der thur sprach: 'merck noch eins dar neben. 
Man wirt ein wal dir geben, 

//75»/Wer dir dar zu sey eben 

Dich zu versprechen, so merck schir: 


10 . 

145 Wo du um dich sichst eyn eim furman gleiche, 
Den pit gar inecleiche 
Das er von dir nit weiche 
Und dein getrewer furspreeh sey. 

Sich, der pin ich und wil dirs thun zu gute, 

150 Dar um pis wol gemute, 

Vor schand wirstu behüte, 

Und mach dich aller seheden frey.’ 

Am freitag wart er für gestellet 
Und new beclaget, 

155 D ar m it der allt handel erzellet, 

Im wart gesaget, 

E das man mit dem rechten weiter kerne, 

Im ein fursprechen neme, 

Ob es yn deucht gezeme 
160 Sein Unschuld mit zu pringen pey. 


11 . 

Der kauffman sach sich verr um in die weyten. 

Do hatt sich gar pey zeyten 
/7/6»-/Der furman an sein seyten 

Gestellt und sach yn fleissig an. 

165 Den pat der kauffman ineclich und sere 
Das er um Gotes ere 
Und Marien so here, 

Den er die wallfart het getan, 

9* 


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132 


Münchener Handschrift. 


Im hillflich wer und peystant dete, 

170 Doch anders nitte 

Dan wie es sich verloffen hette, 

Das er dar mitte 

Die worheit offenperlich precht anß lichte 
Und wolt yn unterrichte 
175 Haben aller geschichte. 

Der furman sprach: 'ich weiß und kan’ 


12 . 

Und schrey mit lauter stim: ‘der arm und frume 
Wirt hie getriben ume 
Von disem reichen turne 
ISO Unrechticlich und wider Got! 

Dar um lat zwen mit mir gen in sein hause, 

Der meid petstro man zause, 

///ö«7»Secht ob man do erknause 

Waß sie da hin verporgen hot.’ 

185 Man schicket zwen mit im behende, 

Noten die meyte 

Sie schnell zu furen an das ende 

Und geb bescheyte 

Des geldes das sie dar verporgen hete, 

190 Welchs sie auß schreken dete. 

Do wart unter dem pete 
Von ir der pewtel funden drot, 


'13. 

Den sie allß pald trugen für das gerichte, 
Ye dach gezeiget nichte: 

195 Der kauffman wart verpflichte 
All Wortzeichen zu sagen her 


176. Das (richtige) furman ist mit tiefschimrzcr Tinte über durchstr. kauffman gesehr. 
193. pald aus palde. 


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XXXII. 


133 


Mit Verknüpfung des pewtels und gestallte. 

Er sagt es manig fällte. 

Erst wart das gellt gezallte, 

200 Des was weder minder noch mer 

Dan die sechs hundert guldin pare. 

Den wirt man fraget 
fll7 T f Wie es in das petstro kem dare 
Der seinen maget. 

205 Nun det der wirt all weg von art sulch swure, 
Der teufel yn hin fure 
Dar um in diser kure, 

Det hie des selben gleichen er. 


14 . 

Praucht sich des swurs noch dem gemeynen sine: 
210 ‘Ob ich des wissend pine, 

So für der teufel hine 

Mein leib und sei in hellen grünt!’ 

Von stunt der furman, der der fursprech wäre, 
Fast yn vor aller schare 
215 Am rechten offenbare, 

Trug yn hoch durch die lufft zustunt. 

Do er laut ruffet ym zu hellfen, 

Es was um sunste. 

Im frumpt weder hewlen noch gelffen. 

220 Hellischer prunste 

Wart er, des zu besorgen ist, gegeben. 

Diß zu beschlissen eben, 

So laut noch einß dar neben: 

[117*] Der richter det offenlich kunt, 

15 . 

225 Sprach: ‘seyt der wirt» sein rach enpfangen hote 
Um sulch sein übel tote, 

Gepurt sich nun von note 
Rechtlich um sulche diberey 


210. ich ich. 217—219 auf Rasur; ursprünglich standen die 4 Verse 217—220 ohne Ab - 

gesangsspatium um je eine Zeile höher. vor 225 ist Spr ausradiert. 


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134 


Münchener Handschrift. 


Die sechs hundert guldin mir heim gefallen, 

230 Do hillfft kein widerkallen, 

Bezewg ich mit yn allen. 

Frag, man, wer hie des rechten sey!’ 

Der kauffman sprach: ‘ich las gescheen, 

Kan ichs nit prechen, 

235 Doch wil ich vor fleissig um sehen 
Nach meim fursprechen.’ 

Der richter sprach: ‘so nym das gellt die weile, 

E er unß hie ereyle, 

Er liß kein an der zeyle, 

240 Ich sag dich ledig, loß und frey.’ 

16 . 

Merckt: allz das gellt in dem petstro sich fände, 

Die meyt zu samen pande 
Heimlich allß ir gewande, 

[118r] Hub sich in fremdem schein dar van. 

245 Pey dem kauffman, peym wirt und pey der meide 
Ich dreierley bescheide, 

Der man in lib und leide 
Zu aller zeit achtung mag han. 

Von erst auff des kauffmans getrawen 
250 Zu Got dem herren: 

Allz der nit kauffmanschafft kunt pawen, 

Er in die ferren 

Sich macht in pilgrams weis sein sund zu clagen, 

Ob er pey seinen tagen 
255 Ungleiche ye het vertragen, 

Das im Got sulch schuld nach wolt lan. 

17 . 

Peym wirt merckt all die um irn eigen nucze 
Wagen alln wider trucze, 

Verachten den schirm, schucze 
260 Gottes und seiner heilgen all, 

233. oder los ? 254 u. 255 stehen in umgekehrter Folge in einer Zeile , sind aber nachträglich 

durch Zahlen zurecht gerückt. 256. lan vor wolt geslr. 260. gar vor all gestr. 


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XXXII. 


135 


Der keyner acht von wan das gut im keme 
Und wer sein schaden neme; 

Ir ern man doch nit reme, 

Wan das ist in ein pitre gall. 

[118*] Nun dise zwen haben zwen herren, 

266 Merckt ydes lane: 

Dem ersten kan nit wol gewerren; 

Dem andern kane 

Sein sach gar hart zu gutem end gedeyen, 

270 ln wirt der feint ein weyen, 

Do hillfft gelffen noch schreyen. 

Vor sulchen ern unß Got bewar! 

18 . 

Das aber nun die unbesunnen meyte 
Dem falschen wirt zu seyte, 

275 Schuf! weyplich plodikeyte. 

Hie merckt welch kaum körnen dar zu 

Arges zu thun und nach eym schnellen straffen 
Zu Got pald schreyen: ‘woffen, 

Wie lang han ich geschlaffen 
280 In sunden! o mein Got, nun thu 

Mich iczunt deinem zorn entrinen, 

Gib mir dein hulde! 

Ich wil vort numer mer beginnen 
Das mich verschulde 

285 Oder vort sey wider dein götlich gute. 

/TZ0»yHer, sterck mir mein gemute, 

Das ich vort sey behüte 
Pey dir in der ewigen ru!’ 

. 19 . 

Das welle Got unß gar sündigen wellfen 
290 Alln gnediclichen hellffen, 

Das wir dem hewln und gelffen 
Dort ewiclich mugen engen. 

264. e vor in gestr. 271. Do aus In. 272. bewar reimt noch auf das ausgestrichene , ver¬ 
besserte gar in 260. 281. deine. 285. oder vart? 


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136 


Münchener Handschrift . 


Ob unser hercz zu arg sich ye wollt neygen, 
Her, so wellst unß zu eigen 
295 Mit leichter straff zu sweigen, 

Dar durch wir in deim lob besten. 

O her, in der gerechtikeyte 
Unß nit verdame, 

Sünder dein parmung unß auß preyte, 

300 Du tuldigs lame, 

Süllen wir dich dort preysen ymermere 
Mit allm himlischem here, 

Spricht Hanß Folcz barwirere. 

Erloß unß, her, von aller pen! 

Amen. 


[33.] 

/ I20 r ] Z ü g w e i s 

1 . 

I n dem anfang so was das worte, 

Und das wort was pey Got, und Got was das wort ye , 

Und das was im anfang pey Got, 

Und alle ding sint durch das wort gemachet. 

5 Sy n , menscli, was her in sey der horte: 

Der sun was ye im vater sein, vermercket wye 
Der vater ye im sun sich hot, 

Mit yn der geist ein wesen ungesachet. 

Wan allß kein vater on ein sun, 

10 Sun on ein vater auch nie wart erkunde, 

Allso on augenplicklich thun 
Sie persänlich on zeit, weil oder stunde 
Ein ander gegenwirtig sein 
Ye icz und ewiclich 
15 In mitwesung des geistes on entlieh. 

295. schuff vor straff gestr. 303. barwire. 304. pey vor pen gestr. 

[33.] Die ersten Worte der Stollen sind in den Hss. nicht ausgezeichnet. Über sehr.: In der 
zügweis 7 lieder N 2. 2. Die Zeile nicht mehr ganz erhalten , da das Blatt beschnitten ist . 6. das 

inercket N 2. 9. kein sün N2. 10. Vnd sün an vater N 2. 14. aus: Ye vnd auch 

ewiclich. 15. weissvng N2. 


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XXXIII. 


137 


Dar um ist yd persan ewigk: 

Wan wo die sünlikeyt an vater wer, 
Allso in gleichem form und schick 
Die veterlikeyt auch des suns enper, 

20 Und weer auch nit die lib gemein, 

Der dreyer eynikeit in irem reich, 

Die wir nennen den geist so rein, 
Welches genod ewig nit von unß weich. 


2 . 

1120*] U nd on yn ist gemachet nichte; 

25 Das gemacht was das leben, und das leben was 
Auff erden hie der menschen licht, 

Und das licht hat die finsternus erleuchte. 

K u n t ist das in zweyerley pflichte: 

Von erst allz Got liimel und erd, laub unde grasß 
30 Beschuff in all diser geschieht, 

Hat dises wort mit gnad die erd erfeuchte 

Durch die mitscliopfung aller sach. 

Zum andern so ist an yn nicht beschaffen, 

Das sint sund, laster, schand und smach, 

35 Die Got dar um vernicht und hart wil straffen; 
Des Lucifer ein anfang waß 
Durch sein grosse hochfart, 

Um welche er vernicht wart und verkart. 

Was durch das wort ye machet Got, 

40 Das wore licht und auch das leben war, 

Das ist noch cristenlichem stot 

Der heillig glaub, die tauft, die offenbar 

Erleuchten nün der herczen fas. 

Woß vor der tauft durch die erbsund so hart 
45 Mit vinstemus vertunkelt was, 

Sint nun erleuchtet durch den glauben zart. 


23. von vns nit N2. 27. erleuchet N 2. 30. al in N 2. 31. dürchfeuchtet N2. 

33. Z. a. ist in das wort nicht N2. 38. vnd wart N2. 39. am untern Rande nach - 

getragen M. 40. was vor war gestr. M. 41. put N2. 42. t. so off. M. 43. oder mim? M. 

45. psas N 2. 


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138 


Münchener Handschrift . 


3 . 

[120 r ] D i o finsternus sein nie begreiffe: 

Ein mensch von Got gesant, des nam was Johannen, 

Der kam, das er ein zeüge wer 
50 Und zeügnus geb, das sie durch yn gelaupten. 

Hie prufft der gleichsener umsweiffe 
Mit iren auß reden und falschen widerseß 
Und der verstockten herczen swer, 

Durch die sie sich seiner genad beraupten. 

55 Wie nun Johannes wart gesant 

Die cristenlichen tauff yn zu verkünden, 

Vom licht yn zeugnus geb zuhant, 

Das sie sich des heilsamlich unterwunden, 

Dar um, o irre judisclieyt, 

60 We deiner Verfluchung, 

So dir in deiner eygen sprach und zung 
Das wore licht verheissen was, 

Do die in der vorhell auff hofften gar, 

Und ir ym drugt so grossen haß, 

65 Das doch auß ewer profetischen schar 
So clerlich allß was vor geseyt. 

Dar in ir sucht die ewig verdamung, 

So ir so frefflich euch ab scheyt 
Von der hoen gotlichen vorderung. 

4 . 

[121v] Und diser was doch nit das lichte, 

71 Sünder das er von dem licht zeugnus gebe hye. 

Es was ein wor licht, das erleücht 
Ein yden menschen körnend in die weide. 

K u n t det er selb wie er mit nichte 
75 Das wor licht wer, allz dan die juden meinten ye 
Und haben das wor licht gescheucht, 

Dar auß enpran all cristenliche sellde. 

47. begreiffen N2. 48. nes beim Binden abgeschniilen M. 49. zeugnüs N2. 

prüff atich der gleisner A r 2. 52. falsch aus reden schnöden widerses N2 . 68. 
abscheit N2 . 70. das aus daß M. 71. de M. gebe zeügnüs N2. hye 

73. kümen N2. 74. selb aus seb M. 76. v«smecht vor gescheucht durchstr . M. 

aüs vns kam N2 . 


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51. Hye 
felschlichen 
aus ye M. 
77. Dar 



XXXIII . 


139 


Dis wore licht was anders nit 
Dan das wort Got des vaters in dem träne 
80 Und nicht ein wort noch sulchem sit, 

Das stim, thon, red, schall, lautung im hing ane. 
Doch es Johannes menschlich zeigt 
Hie mit dem finger sein, 

Das ye den falschen juden nit ging ein 
85 Pis an ein teil, die in der sehal 

Den woren kern der gotheit hant gesmeckt, 

Der vor den gleichsnern allzumal 

Mit der menscheit yn was so gar verdeckt. 

Weil sich die hoffart in yn eigt, 

90 Was yn verspert der schacz der gqoden schrein. 
Wer in demut sich zu im neigt, 

Erlöst er hie und dort vor aller pein. 


5. 

1122f] E s waß in der weld, und die weide 

Die ist durch es gemacht, und sie erkant sein nit. 
95 Er kam auch in sein eygen heer, 

Und die seynen enpfingen sein hie nichte. 

Des wart gütliche zir und selde 

In auch enthallten in erkantnus sein, domit, 

So sie ym nit erputen eer, 

100 Det er sich yn nit gegenwart durch ichte; 

Nur die yn gütlich namen an, 

Seiner demut und wunderwerck gelaupten, 

Nicht die sein 1er verschmehet han 

Und sich der gnad des herren gar beraupten. 

105 Do secht wie die verlossen sein 
Dem fluch gancz offenbar, 

Und wie sie stetige wackeln her und dar, 


78. Das N2. 79. Wan N2. gottes vatters N2. 80. nicht] mit N2. 81. red fehlt 

N 2. noch laütvng N 2. 86. han N2. 87. Der fehlt N2. gleisneren N 2. 88. yn] ye N 2. 

89. in] bey N2 . 92. er fehlt N2. atis helle pein N2. 94. yn mit tcüsserig grünlicher 

Tinte in es verbessert M . 98. auch hinter auch gestr. M. 99. entpüten N2. 102. Seine 

N2. 104. gar] nicht N2. 


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140 


Münchener Handschrift. 


Haben nindert kein pleiplich stat, 

So gar hat sie ir neit und haß verplent, 

110 Das sie verloren hant das pfat, 

Und ist ir spot, wo er yn wirt genent. 

We, judscheyt, der Verstockung dein, 

So du stet nymest deins messias war 
Und doch das hirtenpfeifflin dein, 

115 Das kindlin Jhesum host verschloffen gar! 

<S. 

/ 122*/ D i e aber yn enpfingen, mercket, 

Gab er gewallt kinder Gottes zu werden gar, 

Glaupten sie in den namen sein, 

Doch nit vom plut noch aus des fleischeö willen. 

120 Hie würden nemlichen gestercket 

Sein zwelff junger, in dem das sie schnei namen war 
Der süssen vorderung gemein, 

Detten seiner worheit und lere zillen 

Recht allß er in geruffen het. 

125 Des sie vort seine kind geachtet woren 
Und zu seinen jungem bestet 
Und wurden seinen namen offenboren. 

Nicht das sie seine kinder wem 
Schlechtlichen nach dem plut, 

130 Sunderlich nach dem geist, der in yn glut, 

Der iren willen, werk und wort 
* Yn alles in den herren Cristum zoch; 

Der was ir oberster haupthort, 

Dem sie in all ir Übung folgten noch, 

135 Welchs die plint judscheit muß enpern, 

Seit das in eitel falscheit grünt ir mut. 

Her Jhesus, durch dein plutverrem 
Verley yn, ob du selber willt, dein hut! 

108. Haben ny nyndert N2. 111. wo jesüs wirt N2. 112. We dir jüd der N2. 

116. in aber N2. 117. gar] du N2. 120. würden aus werden M. 121. d *M. das sie 

würden so fro N2. 123. Dürch die sie seiner lere tetten zillen N2. 124. berüffet N 2. 

125. Das N2. 126. Vnd waren sein jüngen bestet N2. 127. wurden] teten N2. seine M. 
130. in] pey N2. 131. aus : Iren willen weiß werk vnd wort M . Die N2. werck fehlt N2. 

132. In allen dingen in den herren zoch N2. 133. Das N2 . 134. aller vbvng N2. 

135. Welchs fehlt N2. 138. yn] vns N2. 


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XXXIII*. 


141 


7. 

f 123'] Tier nit nach dem willen der mane, 

140 Sünder auß Got geporen, und es ist gemacht 
Das wort zu fleisch und hat gewant 
In unß, und wir haben sein er gesehen, 

W i e eines eingepomen frane 

Vom vater voller gnoden und worheit besacht. 

145 Ir cristen, hie werdet vermant: 

Welch nach dem lust fleischlicher libe spehen, 

In den enwonet nicht das wort 

(Das ist der herr Cristus im sacramente), 

Sehen auch nit sein ere fort, 

150 Dar um er ist zu unß auff erd gesente. 

' Wer aber hie sein er an sicht, 

In des sei, hercz und schrein 

Wil er hie wonen und dort ewig sein. 

Er ist der guldin ancker stark, 

155 Wem er an hafft in disem jamermer, 

All sein glidmas, pein und auch marck, 

Syn und vernufft flihen all welltlieh er. 

0 cristen mensch, her ein dich rieht, 

Neig in den hern Jhesum den willen dein, 

160 Willtu ym ewig sein verpflicht 

Und dort entflihen der hellischen pein! 

[33*1 

/124 Domino dicite pape pie unaeüm graciarum accione, devote 
dieentibus contribuit ad unumquemque dies totiens quociens 
ist von latein in teutsch reim gemacht durch Hanß Folczen 

für die leyen. 

1 . 

Dis trank und auch die speise du 
Gesegen, gütigster Jhesu! 

Speis und das trank dis folks hie pey, 

Du herr und Got, gebenedey! 

139. Der Jf, Sie (oder Die?) N2 f l. Hie? 141. wort] wont N2. 147. enwonet] so 

wonet N 2. 150. aüf ert zw vns N2, 151. seiner? N 2. 154. ancker aus eymer M. 

156. gelidmaß N 2. aüch fehlt N2. 

[33*.] Uberschr. : Dn. q<> mr dies gestr. (?) leutschiv. Je zwei Verse stehen in einer 
Zeiie 9 durch / getrennt . 


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142 


Münchener Handschrift. 


6 0 süßer Jhesus, nun pis hewt 

Ein speis hie aller cristen lewt! 

2 . 

0 her, gesegen durch dein krafft 
Speis und trank hie diser wirtschafft, 
Auff das sie hie stet loben dich 
10 Und dort ymer und ewiclich! 

Lob sey dir, Jhesu, auß dem essen 
Hie und dort ewig zu gemessen! 

Dem Got der unß mit diser speis 
Gesetigt hat, sey lob und preis! 

15 Und wel auch die von den wirs haben, 

Der ewiclich mit fr eude laben! 


[33b.l 

1124*1 Ir hern, versecht mich armen auch, 

Wan ich gern auß dem pirglas schlauch. 

Mir ist der wein heur vil zu teurf 
Dar um ger ich keinr grossen steur; 

5 Wem nit vil gülden wonen pey, 

Der geh ein groschen oder drey. 

Doch e sich einr leg auff den porch, 

So thu er e ein strich dar dorch, 

Wan ich nymant zu nichten pind! 

10 Ich schlag ab allz die fundelkind 

Und pin sunst auch ein guter gaul 
Und sich so manchem des jars ins maul. 
Solt ider mir ein groschen geben, 

Mich teucht ich kein auch wol hin neben, 

15 Dan wir das opffergellt gipt gern, 

Das sol mit zwagen, lossen und schern 

Verdint werden besunderbar 

Und wünsch yn dar zu ein selgs newes jar! 


5. ror nun ein Punkt. 15. vö oder vn? 16. fre. 

[33b] 12. mache. 17. aus besundarbar. 18. news. ? undeutlich. 


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XXXIV . 


143 


[34.] 

Das erst par. 

1 . 


113fr] Ave virgo et mater, 

Cui celestis pater 
Non dicit ne, 

Was du yn an thust müten 
5 Durch deynen sun denn gutenn, 
Ja, nymer me 
Wirt dir das abgeschlagen, 

Du herscherynne aller reich 
Vonn ewigkeyt fursehenn. 


10 Seit du pist so gewaltig, 

0 junckfraw, tausentvaltig 
Man ich dich des 
Mit ander deiner wirde 
Des adels unnd der zirde, 

15 Das du gemes 

Mich mache** unverzagenn 
Funffzehenn wunder sunderleich 
Zu kundenn unnd vcrjehenn: 


Wie dein sun der vill reyne 
20 Vor allen menschenn ist gefreit, 

Als ich der wunder funff euch hie pemelde, 
Wie Gott an sach den schadenn 
Dar mit dann was peladenn 
Alles geschlecht 
25 Menschlicher creature, 

Als schrifft, natur, figure 
Uns zeigen recht, 

Wie er der wer alleine 
Der menscheit nem vonn einer meit 
30 Unns zu ewiger selde. 


2 . 

1133*/ O tu mitis et pia 
Virgo, mater Maria, 

Ich ruff zu dir 
Das du mir helffst besunder 
35 Verkundenn dise wunder, 

Dor in mein gir 
Deins suns gepurt florire, 

Dar durch sein parmung werd er- 

kant. 

Das erst ich hie erclere 


40 Wie das dein sun ist kummenn 
Her auß der hochstenn 

summenn 

Der ewikeit, 

Noch dem funfftausent jore 
Geschriren wart für wäre 
45 Für ewigs leyt. 

Er ließ den trone zire, 

Do yn die parmung uberwant, 
Unnd kert yn armut here 


[34.] Die kürzeren Verse sind in M vielfach , doch ohne Konsequenz. zu je zweien in einer Zeile ge¬ 
schrieben, Überschrift: Im vnbekanten don A\ Im vnbekanten don 7 lieder das erst par h. F. N2, 
fehlt M. 4. Weß X, th an gestr. M. 13. Vnd W. 14. Erfül junckfraw mein girde N 2. 
16. mach M> machest X N2. an v'zagen X. 19. Durch die dein sun so reinne W. 21. Als ich 
dir nun der fünff will hie donn melden W. 23. was] das N2. 36. Ist mein begir W. 37. kla¬ 
rieren W. 42. sunnen H r . 43. de M . 46. Es N2. der-Y N2, 47. Dar dtirch sein parmüng 
werd erkant N2. 48. Das erst ist hie erclere N2. 


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144 


Münchener Handschrift. 


In diß elennd trubsale. 

50 Den als geschöpft vor nie beschloß. 

Der ließ ein arme meit sich umbe fahen. 
Ich mein des kunges sune, 

Der lossen mocht unnd thune 
Von eigenschafft 
55 Gotlicher freier mechte, 

Denn macht si unns gerechte, 

Die tugenthafft. 

Gelten must er den fale. 

Ja, was das nit ein wunder groß 
60 Das heyl also solt nahenn? 


3 . 

fl34r] O imperatrix celi, 

Des kungs Emanüeli 
Leiplicher trän, 

In dem er sich vertrewet 
65 Zu der menseheyt unnd newet 
Des glauben pan, 

Dor yn wir selig wurden, 

Das ander wunder ich hie meid, 
Das mensch noch geyst besane, 


70 Wie sich der aller hoste. 

Der mechtigst unnd der groste, 
Alpha et o 

Tn lauter gotheit pure 
Mit menschlicher nat u re 
75 Sich eint also 

Und nam auff sich die purden 
Der menscheit gros, dor in unseld 
Auff erd ym nie zurane. 


O mensch, betracht mit schmerzenn 
80 Die keyserlich almechtikeyt, 

Dem himlisch knie, irdisch und hellisch neigen. 
Wie sich der hat genidert 
Unnd keiner pein gewidert 
Umb unser heil, 

85 Unnd wart ein knecht der knechte, 

Umb das er wurd gerechte 
Umb .allen teil. 

Ir cristen, nembt zu herczenn 
Wie er sich uns zu dinst bereyt, 

90 Piß er gestilt den feig enn * 


SG. 


r>l . meit] dirn 

gerecht M, 


vmb M. 


57 fehlen 


jy. 66. glauhez X, 


V. grob X. 


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XXXIV . 


145 


/ 134*] Ducissa angelorum 
Et omnium bonorum 
Ein fundament, 

Furpas mich unterweise 
95 Deim werdenn sun zu preise, 
Das werd genent 
Von mir das dritte wunder, 

Wie die entpfencknüß seinr 

menscheit 

Mit unns kein gleichnuß hotte: 


100 Wan all die ye bekamenn 
Her, von Adames samenn 
Enpfangen sein 
In den erbsunden schnöde 
Durch die Vermischung plode 
105 Vnd gancz unrein, 

Den du, und Crist gesunder 
Pey dir vom geist ann alles 

leyt 

Enpfangenn wardt so drote 


Schneller dan ynn eim plicke; 

110 Ee du vol redt 'fiat michi 

Secundum verbum tuum’ zu dem engel, 
Do was das wort vom vater, 

O tu virgo et mater, 

Pei dir vom geist 

115 Und durch sich selbs geczymert; 

Do wart yn ein gewymert 
Gancz unerfreist 
Das frey behend geschicke 
Wunderperlich, nymant weiß wy 

12Q Sich eint wurcz, plum unnd stengel. 


fllörjO tu precellens vera, 

Virgo celestis spera 
Und margarit, 

In der trivalt ein zirde, 

125 Erfüll, junckfraw, mein girde, 
Als ich dich pit, 

Das vird wunder zu künden, 
Seit all menschlich persanen hie 
Von leib und sei han wesen, 


130 Unnd nach der gotheit reiche 
Dein sun was ewigleiche 
Ein war persan 
Unnd ist kein andre wordenn 
Hie yn menschlichem ordenn. 

135 Wer kan verstan 

Und mit vemufft ergründen 
Wie Got das pleib das er was ye 
Inn seim gotlichen zesen, 


91. Duassa N2 %1 95 dein N2 m 101. adames aus adams M. stamen XN 2. 106. Dan 

N2 . uns M. besunder XN 2. 109. ye ein N2. 113. mater fehlt X . 116. v«wimH X . 

121, vera XN2W , fera M. 129. sei v vor leib durchstr. M. 

Deutsche Texte des Mittelalters XJi. 10 


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146 


Münchener Handschrift. 


Und doch ein anders warte, 

140 Das er nit wart persönlich vor 

Und wesenlich auch von natur nit hete. 
Das ist sein menscheit milde 
Persönlich nach dem pilde, 

Best mynder nicht 
145 Doch ein person in peiden. 

Die frag pleibt unentscheidenn 
Wie das geschieht, 

Und ungeoffenbarte 

In der geschrillt, weis ich für war, 

150 In Got verporgenn stete. 


[135*J O tu virgo divina, 

Pulcerrima regina, 

Ein wunder wild 
Ist das das alle leibe 
155 Vonn man und auch vonn weibe 
Haben ir pild, 

So hat Jesus der werde 
Allein von dir das pilde sein, 

Als es der rat beschlösse 


6 . 

160 Unanfangk der gespreche, 

Auff das er entlieh reche 
Das ewig leid. 

Do merck wie die trivalte 
Hie wurckt yn eim gewalte 
165 Des suns menscheit. 

Got sant sich selb auff erde 
Durch die person des vaters ein 
Unnd wart der meit genösse. 


In der warlich ennpfinge 
170 Got yn person des geistes sich, 

Got yn des suns person wart mensch besunder. 
Also die gotheit gancze 
Ir wurckt menschlich substancze 
In einr person. 

175 Wer kan menscheit nun freien 
Vonn den persan all dreien, 

Der laß verstan, 

Seit ein Got ist der dinge 
Der menscheit nam so williglich 
180 Unnd ist das funffte wunder. 


139. kein N2. 140. waß XN2. 154. Ist es das»a. N2 . 160« Von anfangAT#, On 
anf. XW. 163. Doch X. merckt XN2. 172. Als N2. - 173. wurckt] merckt N2. 

174. ein N2 . 


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XXXIV. 


147 


7 . 

1136*] 0 mater Jesu Cristi, 

Que verbo concepisti 
Das ewig wort, 

Den werden fenix frane, 

185 Der maussen sich begane 
Von dir seim hört 
In deiner keuscheit flame; 

Der auß erwelte adelar, 

Der unns yn noten sähe; 


190 Ich mein denn leben zame, 

Der totlich hie vemame 
Die welffen sein, 

Der wolt mit lautem gilffe 
Unns kumen hie zu hilffe 
195 Auß todes pein 

Und gleich werdenn eim lame 
Und unser schuld hie tragenn gar, 
Das seit durch yn geschähe: 


Von dir wolt er mensch werdenn, 

200 Der milt unnd guttig pellican, 

Auff das er uns mit seinem plut erquicket 
Auß dem stinckendeft rachenn 
Des mortgifftigen trachenn 
Und helle hund, 

205 Der baöilisc und uncke 

Dieff yn des kerkers tuncke 
Und abegrund, 

Der uberkemp/t auff erdenn 
Wart durch dein sun, meit lobeson, 

210 Durch den uns hat gelicket. 

Amenn. 


Das ander par. 

1 . 


f136*] Ave fons castitatis, 

Ab omnibus irreatis 

Der himeltron 

Mit stetem lob gerumet, 

215 Das nymer wirt volplumet 
Durch kein gedon 
Der engel noch der selgen 
Unnd yecz löblicher creatur 
Künftiger unnd vergangenn, 


220 Ich man dich, herscherynne, 

Das dich vor anbegynne 
Der kung der era 
Ewig dar zu fursahe 
Das dir das heil geschähe 
225 Daz du ge&em 

Soltest den höchsten helgen 
Der yn dir auß dem höchstem flur 
Vom geist hie wart enpfangenn. 


186. die (?) M. seim X , sein MN 2. hört XN2 (richtiger Reim zu 183), hercz M. 195. Vnd 
S 2. 201. seine M. erkucket N2. 202. stinkenn M. 208. vber kemptif. 209. meit fehlt M. 

vor 211: Das ander par X, Im vnbekanten don 7 lieder das ander par N2, fehlt M . 
112. beatis XN2; M führt eher auf creatis (R-). 218. yecz] ist N2 . löblicher MN2. 225. ge- 
bern aus gewern X. 227. auß] in N2. 

10 * 


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148 


München tr Handschrift 


Durch das mir, junckfraw zarte, 

230 Hilff künden hie fünft wunder groß, 

Dar mit dein frucht begabt was sunderleichen 
Inn deines lei&s junckprunne, 

Dor inn die ewig sunne, 

Der her Cristus, 

235 An sich nam menschlich forme 
Wider naturen norme, 

Des nam Jesüs 
Genant vom engel warte, 

Do er zu muter dich erkoß. 

240 Lob hab, du erentreiche! 


2 . 

fl37rj 0 rosa sine spina, 

Tu stella matutina, 

Mein hercz erleucht 
Das erste wunder werde 
246 Zu plumen mit begerde, 

Seit sich verzeucht 
In muter leib das leben 
Dem kint yn einigung der sei 
Piß hin nach virczig tagenn, 

Als pald die potschafft ente, 

260 Do was dein leip der kuncklich tron 

Dor in Got menschlich und gotlich reigiret 
In einr persan gancz mechtig, 

Als die trivalt eintrechtig. 

Er het dich, meit, 

265 Ewig dor zu behüte 

Das auß deim clersten plute 
Got nem menscheit, 

Die nymer wirt getrente 
Vonn einigung der gotheit fron, 

270 Die sie dort ewig ziret. 


230. hie XN2 , mir M. 232. leibes M . 238 fehlt N2. vö M. 248. eingissvng XN 2, 

250. so fehlt X. 252. zaulich X, zewlich N2. 253. volkurrur M. 264. Ir X. 


250 Und das dein sun so schnelle 
In deines leibes zelle 
So zeitlich was 
Ein gancz volkumner mane 
In der cleinstenn persane 
255 Seiner glidmoß, 

Unnd was natur mag gebenn 
Der menscheit noch der hochsteim 

wel, 

Das was im dar geschlagenn. 


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XXXIV . 


149 


3 .. 

1137*/0 tu ardens lucema, 

Sanctorum laus etema, 

Gib »teure mir 
Das ander wunder freie 
276 Kunden, wie das wont peie 
Mit leben dir 

Die frucht deine leibes werde 
Lenger dan nie kein menschlich 

frucht; 

Wann als du yn enpfingest, 

Wann sunst kein menschlich pilde 
290 Mag vater und auch muter sein, 

Das nach ir peider samen wirt verkeret 
Unnd die den dritteil mynder 
Speiß nemen als wir kinder 
Der missetat. 

295 Hie pei merckt man den schmerczen 
Maria sei unnd herczenn 
In Jesus not, 

Do ir entging der milde, 

Den sie yn junckfreulichem schrein 
300 So zertlich hat generet. 


280 Do was Got mensch volkumen 
Und hat als pald genumen 
Von dir dein speiß 
Deins clersten plutes reine 
Virczig wochenn an eine, 

286 Der kumg weiß. 

Dor umb Jesus auff erde 
Neher gesipt was deiner zucht, 
Des du hie schwanger gingest. 


/13S r / O tu que meruisti 

Nunc esse mater Cristi, 

Ein wunder frey 
Das ist das all persane 
305 Der weißheyt pleibenn ane 
Uncz in wont pei 
Des alters etlich jore, 

Und Jesus im erstenn 

geschieh 

An weißheit was volkumenn 


310 Unnd sein sei offen wäre 
Die ganczen gotheit clare 
Durchleuchtig sach 
Als iczunt yn dem zesen; 

Auch ist selig gewesenn 
315 Sein menscheit schwach, 

Ee er hie lit für wäre 

Und an dem creucz gewan den 

sick, 

Das uns hat leyt benummen. 


272. laus] fons W 280. Der W . 282. dein] die XN2 . 285. kung M, 293. wir] wie X. 
295. merck X. 298. er N2. 302. In W . 306. Piß N2W. 310. offen wäre = offenbare 
313. Als er wondt in dem zesen W. 314. Vnd W. 316. leit N2W. 8. genümen N2. 


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150 


Münchener Handschrift. 


Dor umb du pillich, frawe, 

320 Sein schwanger gingt an alle schwer, 
Der yn dem tron ist aller engel wunne. 
O mit welchem hofiren, 

Lust, freud unnd jubiliren 
Dein hercz do was 
326 Mit aller lieb durch krochenn 
Die an ein virczig wochen. 

Du reines vas, 

Du wert die kunglich awe, 

Dor yn durchleuchtig ymer mer 
330 Uns scheint die gotlich sunne. 


[138*] 0 tu sponsa formosa, 

Omnium gloriosa, 

Gib kundung frist 
Von viererley gepurte, 

336 Do von der menschlich furte 
Gesammet ist. 

Der Adam was der eine 
Weder von weib noch man 

gepomn, 

Sünder vonn Got auß erdenn. 


340 Die ander durch ein mane 
An weib der herr besane, 

Das was Eva, 

Die Adam wart zu weibe, 

Wann sie warn peid ein leibe 
346 Vor und auch na. 

Die drit gepurt gemeine 
Von man unnd weib werden 

erkorn , 

Als noch in erbsund werdenn. 


Hie wirt uns auß geschlossen 
350 Die vird gepurt Emmanuel, 

Die gancz in lauter keuscheit ist geschehen 
An weib unnd man furware 
Neur durch ein junckfraw clarc 
Wider natur. 

356 So heist auch wol ein wunder 
Das leib unnd sei besunder 
Ist* unser kur, 

Dor yn Cristus on mossen 
Für trift, das gotheit, leib unnd sei 
360 Ist ein person fursehenn. 


319. frawe] frone W. 320. gingest a. all N2. 323. Mit lust vnnd j. W . 325. prochen 
N2, trochen W . 326. Da vn N2 . on X. 327. reins M . 328. warst N2. 330. Scheinet 
die N2 . 332. In omni N2 . 334, vierley M. 338. vonn M. 341. her« M. 344. Sie 
waren p. N2. 347. weib vnd man N2 . geporn M, erkorn XN2 . 350. Omanuel M. 

353. Neur XN2, Imer M , ein] die N2. 


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XXXIV . 


151 


[139*] O tu porta serata, 

A deo consignata, 

Ein sach ich fint, 

Do mit ist nit zu scherczen, 
365 Wie du an allen schmerczenn 
Gepert dein kint: 

Hie irt als ebenpilden, 
Exempel, gleichnuß unnd figur, 
Der man sich untterwindet. 


6. 

370 Man sagt: gleich als der schattenn 
Die wasser thu durch watten 
Und sich nit necz 
Und als der sunnen scheine 
Dring durch die fenster eine 
376 Und sie nit lecz, 

Also Got sun den milden 
Du, meit, geper, die zwo natur, 

Als man gedieht vil vindet. 


Mit Urlaub ich hie melde: 

380 Schatten unnd schein ungreifflich sint 
Und wurcken das natürlich hie besunder. 
So hat sich Got entnummen 
War fleisch unnd plut volkummen 
An all verser, 

385 Ein gancz greifflich persane 
Vonn dir, du junckfraw frane, 

Do du geper 

Den schopffer aller weide, 

Dor in naturen werck was plint 
390 Unnd ist das funffte wunder. 


7 . 

/139*]0 mundi medicina, 

Aures tuas inclina 
Ad nos, virgo, 

Durch die funff wunder freye 
396 Unnd won mit hilff unns peye, 

So es her no 

Das uns der tod pesende 

Unnd menschlich hilff uns gar ver 

let, 

Meit, so gedenck der eren, 


400 Das dich hatt selbs erkorenn 
Den du hast mensch geporenn 
An vater hie, 

Der von seim vater reiche 
An muter ewigkleiche 
405 Geporen ye 

Und ewig wirt an ende 

Und doch zu muter dich bestet, 

Das du ynn solst geperenn. 


366. Geper X. 368. vnd fehlt N2 . 377. geparst N2. 378. geschriben vindet N2 . 

383. Fleisch und aüch plüt v. N2 . 384. Got sün versert N2. 387. Den dw gepert N2. 

392. tuos W. 395. So W . Won vns mit hilffe peye N2. 396. Wann W. 399. so fehlt 

N2. 401. mensch] meit N2. 403. von] in (ans von) N2. seim] got W. 407. Der dich 

z u muter hat bestet W. 408. y vor du gestr. M. 


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152 


Münchener Handschrift. 


Der y© dein vater wäre, 

410 Dein her, dein schopffer und dein Got. 

Welch selde sunst keym menschen wart behalden 
Wann dir, du Gottes tempel, 

Als wir vonn dir exempel, 

Meit, finden vill 
415 In leuffen der nature, 

In schrillt unnd yn figure, 

Dor yn so zil 

Uns zu der höchsten schare, 

Do wir an mittel der gepot 
420 Gotlicher liebe waldenn. Amenn. 


Das dr it par. 


I140r] Ave, tu vite via, 

Tu mundi spes, Maria, 

Und in dem trän 
Gewaltig aller mechte, 

425 Der als himüsch geschlechte 
Ist untertan 

Auß des hochstenn gepote, 

Der dich, junckfraw, von ewikeyt 
Hat ye dar zu fursehenn 


1 . 

430 Das mit der engel schare 
Die patriarchen gare 
Dich, keiserin, 

Stet rumpten auß begerden 
Mit den zwelffpotenn werdenn 
435 ln seraphin, 

Do dein sun mensch und Gote 
Dir selber nymer mer verseit. 
Dar zu dir lobes jehenn 


Die vier ewangelistenn 
440 Und all heilig merterer her, 

Der peichtiger unnd der junckfrawen zunffte. 
O durch die grossenn wirde 
Erful, junckfraw, mein girde, 

Das ich auß sprech 
445 Wie nach deins suns gepurte 
Funff wunder sint berurte, 


410. vnd über der Zeile M. 412. dir] dann W. 413. wir] mon N2. 414. findet X2. 

415. Zu W. 417. Dar vm X N 2. 418. höchsten] engel A r 2. 420. lieb M. vor 421. Im 

vnbekanten don 7 lieder das drit par N2, die Überschrift fehlt MX. 421. O virgo W. 
429. ye] die N2. 431. Al W. 433. rümen N2. 436. Die N2. s vor dein gestr. M. 

438. zu] in N2. 440. Die schar der heilgen merterer X, Vnd alle h. mertrer h. N2. 441. Der 

peichtiger der meid vnd witwen zunffte X. 446. Sin fünf w. b. N2. 


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XXXIV . 


153 


Durch die man spech 
Wie kunt werd allen cristen 
Sein marter hie und dort sein er 
450 Und auch sein leczt zu kunffte. 


2 . 

460 Und das dein sun so gutte 
Nye sunden furt gewute 
Und solche pein 
Am höchsten doch hie leite 
An der clerstenn menscheite 
465 Des leichnams sein, 

Den die gotheit verlisse 
Am creucz yn seiner grossenn 

not, 

Dor inn er unns versähe; 


1140*] O vera mater dei, 

Sis nunc adiutrix mei 

Zu künden fort 

Das erst wunder behende, 

466 Seit all menschenn elende 
Umb Adams mort 
Der sund leiden verdrisse, 
Trübsal, angst, jamer und den 

tod 

Denn Got Adam verjahe, 


Der sich selb für unns alle 
470 Gab yn den tod so willigleich 

Unnd yn gehorsamkeit des vaters starbe, 
Auff das er unns vergesse 
Adames widersesse, 

Der an dem reis 
475 Gottes gehorsam prache, 

Das selb Cristus hie rache 

Mit grossem fleis 

Und pracht wider den fale. 

Gelobt sey des der fürste reich 
480 Der unns das heyll erwarbe! 


447. Die synt so spech W. 448. wart N2. Zu kinden allen Christen W. 450. Vnd 

syn letste z. W. 456. adäs M. Hie vmb das mort ZIT. 458. vnde not W. 459. Das 

N2. 460. Vnd das ihs der gute XW. so] der N2. 461. dürch wüte N2. 462. Vnd 

semlich pyn W. 463. Am aller höchsten leitte XN2W. 464. In N2 . 465. Des lybes 

syn W . 466. Den got leidlich XN2W. 468. Do mit XW. 469. Wan er sich für vnß 
alle XW. 470. so] gancz X. 471. des] seins N2. 472. vergebe N2. 473. wider¬ 
strebe N2. 476. cristüs hie selb N2. 477. grossem] allem XN2W . 479. des fehlt M. 

Dez sey gelopt d« fürste reich X , Gelobet s. d. fürst so r. N2, D. s. g. d. fürst so r. W. 


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154 


Münchener Handschrift. 


[141 r ] O virgo coronata, 

A deo consecrata, 

Gib steures krafft 

Das ander wunder werben, 

485 Seit all menschenn im sterbenn 
Von eigenschafft 
Am leichnam feulung nemen 
Uncz an der vier pusaunen 

dos, 

So Got das taglon reichet, 


490 Unnd da« dein sun hie starbe 
Unnd durch kein feul verdarbe. 
Der dooh bestet 
Wart zu dem grab mit wirde 
Noch toter leichnam zirde, 

495 Den das er det 

Den tot großlich beschemen 
Unnd trat yn untter sich gancz 

ploß. 

Der sunst nie wart geleichet, 


Unnd ist ynn eigner machte 
500 Erstanden an dem dritten tag 

Got, leib und sei, als du yn meit gepere, 
Unnd hat gepent die strossenn 
Dan Lucifer verstossen 
Wart umb hoffart, 

505 Unnd hat denn weg gepawen 
Den Adam hett verhawen 
Durch geicze« art, 

Und gab ein end der nachte 
Dor in die menscheit traurig lag, — 

510 Lob hab der furst so here! 


4. 

[141*] O tu ros supemorum, 

Tu germinans flos florum, 

Steur, pit und fle 
Mir hie das dritte wunder 
515 Zu kundenn rein unnd munder: 

Ich mein, fraw, ee 
Dein sun hie von uns keret, 

Do ließ er sich zu lecze gar 
Der cristenheit zu frummenn 

484. Ein wunder hie zu w. A r . 485. Seit das al menschen sterben N2 . 490. das] do X2. 

Vnd das ihesus hie starbe X W. 492. Vnd N2. 493. Wart fehlt N2. de M. 494. dodes N 2. 

Noch het der lichnam zirde W. 495. er fehlt nur M. Vnd das er tet N2. 496. großlich] krefft- 

lich W . Dar nach den tot beschemen N2. 498. sunst] vor XW. gelichtete. 499. Wan er 

jn eygner machte XW. 500. Erstanden ist am dritten tagXe. 502. Vff dass er but die 
Strassen W. 503. Wann W. 507. geiz M , geiczig die andern. 511. O rosa W. 517. D. s. von 
hinnen kerte X , Dyn sun von hinnen köret W. 524. Do er heimlich an taugen N2. 527. auch 

fehlt N2. 


520 Weder mynder noch mere 
Dan alles himlisch here 
In ewiglich 

Dort neust von aug zu äugen, 
Dann das er hie gar taugen 
525 Erzeiget sich, 

Do durch der glaub peweret 
In uns werd lauter unnd auch dar. 
Dor umb er her ist kummen. 


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XXXIV. 


155 


Hie irren alle synne, 

530 Stant, griff, ruch, kosten und gesicht, 
Allein im glaubenn stet der gotlich tröste, 
Das yn so cleinr gestalte 
Der pristerlich gewalte 
Die gotheit gancz 
535 In wein und protes Zeichen 
Unns teglich hie dut reichenn 
Mit der substancz 
Des leichnams dar, dor inne 
Er uns erwarb das ewig licht 
640 Unnd an dem creucz erlöste. 


Il42r] o tu dulcis et grata, 

Sis noetri advocata, 

Dein gut ich pit 
Das vird wunder zu helffen 
545 Kundenn mir armen welffenn, 
Ich mein das nit 
Am jüngsten tag enthalten 
Sich mag kein mensch/tcA 

creatur 

Vor deines kindes plicke 


550 Gluend yn zornes flame. 

Der hie gleich einem lame 
Senfftmutig was, 

Der wirt in lebes mute 
Belonen pas unnd gutte 
555 Mit voller maß 

Unnd wirt ir rechtlich waltenn 
In moß, das der gancz himlisch 

flur 

Der Strengheit nymef schricke. 


O todsunder du armer, 

660 Der cristen namen hat erkant, 

Wo pleibet dan die krancke hoffnung deine? 
0 ketzer, zweifeiere 
Und winckelpredigere 
In schaffes watt, 


529. all fünff sinne W. 530. Schmack kosten greiffen vnd gesicht N2 , Versuch gryff 
schmecken vnd gesicht IT, l. Smac, griff, ruch, hören und ges.f (R.) 532. Wie in kleyner 

gestalte W. 535. prot das Zeichen N2 . 539. Gott vnde mensch das ewig licht W , Als wie 
er vns das ewig licht N2 . erwarb aus warb M. 540. Vnd vnß am X. Am fronen creucz 
erlöste N2. 542. A deo XW . honorata X, coronata W . 545. Mir künden N2. 548. mag 
nit (verwischt oder gestr.?) kein M. kein] ein W . mensch M . 550. Blühend yn N2, Dan 

gliet in W . zornes] prünstes N2 . 557. Das sich der gancze hymmelisch flur W . 558. nymet 
X , nymer (t) M, nymant N2. Der strengkeyt do herschricket W. 559. du] fil X . 561. dan] 
nun X. pleiben N2. kranck M. 563. O X. 


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156 


Münchener Handschrift. 


565 All juden, turcken, heiden, 

Die vor hatt abgescheidenn 
Der gotlich rat, 

Wo pleibt dan ewr erparmer, 

So Got spricht: ‘get zur linckenn hant 
570 In diQ an entlieh peine!*? 


f 142*1 0 tu fulgens aurora, 

O candens flos decora, 

Dein keusch ich man 
Daz funfft wunder zu enden 
575 Mir armenn unnd elendenn, 
Wie in dem trän 
Dein sun siezt zu der rechten 
Des vaters yn der ewikeit 
Mit Got dem heilgenn geiste. 


580 Do die drey krefft der seien 
In jubilim unnd welen 
An unterloß, 

So wirt der menschlich lane. 

Die menscheit Cristi frane, 

585 Mit freud so groß, 

Die kein hirn moch erspechten, 
Noch menschlich zung nie auß 

gepreit, 

Noch nie kein hercz erfreiste. 


Wie dort die gotlicA sunne 
590 Durchleuchtet aller herczen fach 
In stetem jubiliren unnd frolockenn, 

Du aller heilgenn Spiegel, 

Dor ein das gotlich sigel 
Druckt form unnd pild 
595 Im selber uns geleiche, 

TrencA uns dort ewicleiche 

In süsser mild 

Auß deines heiles prunne, 

Do ewig ru ist unnd gemach; 

600 Mang hercz yn freud thut schockenn. 

565—567 fehlt X, Am Rand 2 Striche , die das Fehlen andeuten sollen. 566. vor] not W. 568. So 
fehlt X. 572. Tu pulchra XN2. 574. Das 5*e wunder enden X W. 575. Zu künden mir 
elenden X. 576. de M. 581. In jubiliren wellen N2. 583. Do X. 584. Der leich- 

nam X. 586. Das N2. mesc vor hirn gestr. M. mocht XN2 . erspehen M. Die nie kein 
hirn erspechte W. 588. Vnd X. 589. gotliche M. 591. Mit X. fronlocken W. 592. heiligen 
M. Vnd dich du clarer spigel X. 595. vntergeleiche M , vnß geleiche X N2 W. Nun W. 
596. Trenckt M . 599. ist] hant X (aus ist), fehlt N2 . 600. Manig M . yn] vnd W. 

Die dort in freiden schocken X. Die Korrektur in X 599 und 600 später mit dunklerer Tinte 
geschrieben. 


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XXXV 


157 


114fr / O virgo vite datrix, 

Celorum imperatrix, 

Gedenck der ding 
Der du pist gancz gewaltig 
606 Mit erenn tausentvaltig, 

Wig unns nit ring, 

So die vir horn mit gryme 
Peruffenn alle ortt der weld: 
‘Stet auff, ir totten gare!’ 


610 O wo wirt do behaltenn 

Die parmung, der hie waltenn 
Thet, meit, dein sun? 

Des wort dann werden wittern, 
Des all himel erzittemn. 

615 Was wiltu nun? 

Aller zwelpoten styme, 

So er sein strenges urteil melt, 
Keinr wider redt das zware. 


O mutter Gottes milde, 

620 Was wilt du dich dan nemen an, 

Ob Got den sunder wolt also beschämen? 
O muter aller gnodenn, 

Do leg wir gancz am schadenn, 

Ob nit dem gut 
626 Senfftmutiglich an neiget, 

Das unns zu werd geeiget 
Die lilgen plut, 

Die uns sust gancz werd wilde. 

Maria, thu unns pei gestan! 

630 Wer des beger, sprech ‘Amenn!' 

Hanß Folcz. 


135.J 

1 . 

/146*] Quicumque salvus esse vult, 

Wer heilsamkeit beger, 

Der lug das er sich nit verschult 
In dem cristlichen glaubenn her, 

5 Den neur ein itlicher behalt: 

Sust ewiglichen er verdirbt 

611. Der N2. Vnd der .hie nit thet walten W. 613. Des XN2 , Das M. 615. Was 
wil dan dün N2W, Waß wil da thun X. 623. am] jm XW. 624. mit de M. 625. an] jn XW, 
im N2. 626. werd zw N2. wnrd X . 628. wer gancz N2 . werd] wer XN2 . 629. Jung- 
traw nun thu vnß bey gestan X 

[37.] Nur die Strophen, nicht die ReimzeÜen sind in M abgesetzt . 4. cristen geläuben N 2. 

5. Den ayn itlicher mensch behalt N2. 6. ewiklich M. 


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158 


Münchener Handschrift. 


In straff ewiger ungedult, 

Die sich scheit nymer mer. 

Dor umb so lebt in Gottes huld 
10 Und volget noch der schriffte 1er; 

Glaubt rechtiglichen die trivalt, 

An die nymant das heil erwirbt! 

Das ist das wir gelauben sulln 
Trivaltig einen Got 

15 Und wäre eynikeit yn der trivalt, ist not, 
On deilung der person, 

Noch auch das wesen scheiden nicht 
Yn der herlichen gotheit fron. 

Nicht went das des vaters persan 
20 Des suns persane sey 
Noch auch do pey 
Des geistes persan frey, 

Wann der persan sint worlich drey, 

Got vater, sun, heiliger geist, 

25 Ein Got der hostenn jerarchey 
In gleicher majestet unnd ywalt. 

Wol im der yn dem glaubenn stirbt! 


2 . 

[146*] Got vater ungeschaffener, 

Got ungeschaffner sun, 

30 Got ungeschaffner geist so her, 

Doch nit drey ungeschaffen nun, 

Sünder ein ^geschaffner gor 
Er ye was unnd auch ewig ist. 

Des gleich Got vater ewiger 
35 Und almechtig zu thun, 

Der sun und geist itlicher der 
Almechtig, ewig, doch do von 
Nit 3, sunder ein got, für wor 
Du almechtig und ewig pist. 

8. endt nymer mer N 2. ymer M. 9. Vnd werbet hie nach gottes hult N2. 11. Vnd giaübet 
recht an N2. 13. sulln aus sullen M. man gel. sol N2. glauben If. 14. e vor einen 

durchstr. M. 22. Des heilligen geists N2. 25. jerarchen M. 26. vnnd fehlt N 2. gewalt 

MN2. 32. geschaffner got M. 33. auch fehlt M. 37. doch dar sün N2. 


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XXXV. 


159 


40 Unnd als der vater, so der sun, 

Gleich yn der heilig geist, 

Itlich persan gleich Got und her worlichen heist 
Und unmessig do pey. 

Ydooh sint der unmessigen 
45 Götter noch herren ye nit drey, 

Sünder glaubt ein unmessigen, 

Ein hem und auch ein got, 

Recht als mit not 
Uns lert das cristlich pot 
50 Ein itliche persan an spot 

Zu nemen Got und her. des gleich 
Verpeut uns cristenlicher stot 
Drey got zu sprechen mit gefor 
Nun und zu ewiglicher frist. 

3. 

1147’] Auch ist gepomn noch wordenn nie 
56 Der vater endeloß. 

Den sun gepirt der vater ye 
Auß seiner veterlichen schoß; 

Vonn welchen peyden fliessen ist 
60 Der heilig geist an anbegint. 

Nempt gleichnuß vonn der lieb, wie die 
Uns sey selb drit genoß: 

Ein Ursprung von dem fleusset sie; 

Ein end zu dem sie get on moß; 

65 Die mit ist libe selbs, das wist, 

Wie von den zweyn zu samen rint: 

Also verstet hie die trivalt 
Der hoen gotheit reich 

Yn dreyn persanen ymer und auch ewigleich. 

70 Kein persan nicht die erst 
Weder die ander noch die drit, 

Dor in man irret aller serst; 

42. herre warlich N 2. 43. Vngemessen N2. 44. vngemessen N2. 46. Dan glaubet 

N2. 48. Gleich N 2. 49. cristenlich gepot N2. 51. hern also N2. 55. Geporen ist 

noch werden nie N2 . 60. an] von N2. 61. Nim N2. vonn] bey N2. 62. Müs sein 
N2. 63. Vrsprünck da her dan f. s. N2. 64. An endt da hin sie N2. 66. Thüt von 

den zweyen zamen rinn N2. 68. hoen] herren N2. 69. persan M . auch fehlt M. 71. noch 

vor Weder dvrchstr. M. ist vor noch durchstr. M. 72. oder ferst (f) M 9 meist N2 . 


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160 


Münchener Handschrift. 


Nicht voderers, nicht hintterers, 
Merers noch mynders nicht, 

75 Noch mittels icht, 

Sünder yn Gotz gerecht 
Noch wesen, substancz und geschieht. 
So sint Got alle drey persan 
In ganczer eben gleicher pflicht. 

80 Das glaub ein yder frummer crist, 

Do von er ewig rw gewint. 


4. 

1147*/ Wie nun dem vater zu geczalt 
Werd ewig mechtikeit, 

Hie wirt er nicht gescheczet alt , 

85 Wan alter schwacheit auff im treit, 

Und deut das er yn krafft und macht 
Ist gleich dem geist unnd auch dem sun. 

Das man dem sun dan manigfalt 
Zu eiget die weißheit, 

90 Hie nymt die irrung auffenthalt 
Das er nit junger wirt gereit , 

Wan jugent leichter weißheit acht. 

Den zweiflet wil Got von uns thun. 

Durch was dem geist die guttikeit 
95 Dan zu geeyget sey, 

Hie macht uns Got von den schwinden gedancken frey. 
Die menschlich hercz besorcht. 

Wan wo vonn geisten wirt gemelt, 

Do schickt sich ubung zu der vorcht. 

100 Dor umb merckt, als die mechtikeit 
Ist allen persan gleich, 

Als miltecleich 

Glaubt auch die weißheit reich 
In alln persan volkumeleich; 


76. Sünder in got ist aüch gericht N2. 82. Durch was dem N2. 84. alt fehlt M. 

85. schmachheit N2. 87. geiste vnd dem N2. 89. eigent N2. 91/. wirt — leichter 

fehlt M . 95. geyget M. 96. geschwinden dancken N2. 100. merckt] recht N2. 101. alln 
M. Aller persan ist gleich N2. 102. So N2. 103. Glaübet die w. also r. N2 . 


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XXXV. 


161 


105 Des gleich glaubt das die guttikeit 
Von keinr persan numer ge weich. 

Also die eynekeit betracht 
In form, eubstancz und wesen nun! 

5. 

ll4S r J Dor umb vestmuticlich nit halt 
110 Zu veil in Got zu sein, 

Sünder nye jung und numer alt; 

Natur noch zeit einfluß noch schein 
In Got wurcklichen wurden nye, 

Wan all wurckung von Got auß got, 

115 Nicht auß bewegung der trivalt 
In zom, lib, leyt gemein: 

In im ist ewig der gewalt 
An all verenderung so dein; 

Nicht news in Got wart funden ye, 

120 Der all heimlikeit yn im hot. 

Kunfftig«, verganges, gegenwart 
Ist allz in Got geleich, 

Gedechtnuß, rot, betrachtung muet nie sein reich; 

Noch keiner hande schar 
125 Die worden sint und werden sulln 
Von allen creaturen gar 
In himel, erd, fegfeur und hei, 

Geist, menschenn oder sein, 

Bedarf! kein zeln 
130 Mit moß, gewicht noch ein 

In Got, dem nichcz nit mag gefeln: 

Der lufft das millwlin nie gepar 
So dein das sich Got moch verheln, 

Noch all gedanck der menschen hie. 

135 Dor um furcht Got, das ist mein rot! 

105. Des gleichen das d. g. N2. 106. keiner N2. weich N2. 107. ewikeit N2. 

109. senftmutiglich N2. 115. N. ailswendigen der N2. 116. Zorne noch lieb gemein N2. 

121. Kunfftiges M. Kunfftig vergangen g. N2. 122. alles N2. gleich N2 . 123. müt sint 
sev so reich N2. 125. Das werden sol vnd werden ist N2. 128. mensch N2. Vor 

129 ist in M gsstr.: noch aln jn got dem nichtz nit mag gefeln. 130. Mit was gew. noch mit 
der ein N2. 133. moc h mocht N2. 135. got] in N2. 

D#oWC he Texte de« Mittelalters XU. 11 


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162 


Münchener Handschrift. 


6 . 

114S'/ Wie die menscheit Cristi Jhesu 
Nun sey zu glauben recht? 

Merckt, als die sei dem leichnam zu 
Geeiget ist in peider mecht, 

140 Ist sei und leib ein mensch genant 
Durch leiplichs wesens eygenschafft. 

Des gleich glaubt der naturen zwu 
In Cristo unerspecht, 

Got und menscheit vereinet nu 
146 In ein persan volkomen schlecht. 

Also sey Cristus euch bekant 
In drey substanczen einer krafft: 

Das ist yn der substancz der sei, 

Des leichnams und gotheit: 

150 In der gotheit dem vater gleich an unterscheit 
Und mynder noch dem fleisch. 

Wie nun durch die vereyniung 
Die gancz persan anpettung heisch, 

So merckt: nit auß Verwandlung 
155 Ein Gottz in menschenart, 

Sündern hie wart 
Die menscheit Cristi zart 
Gancz auff genomen zu der vart 
On al/s mittel yn die gotheit, 

160 Des nymant ist noch wirt gelart 
Wie sich natur geeynet hant, 

Des menscheit der gotheit an hafft, 

7. 

1149^1 Der doch vom vater ist gepom, 

Gotz sun von ewikeit, 

165 Und hat ym menscheit hie erkom 
Von der gebenedeiten meyt, 

Vom geist in ir enpfangen rein, 

Gepom wider natürlich art. 

138. als] weil N2. im leichnam rw N2. 139. In aynigvng in p. m. N2. 140. Ist 

sei vnd leib vnd sei Wirt 1. v. s. N2. 141. Dürch ein natürlich aygenschaft N2. 142. Also 

geläubs naturen z. N2. 144. vernemet N2. 150. der gotheit fehlt M. 152. nun] doch N 2, 

vereynung M, aynigüng N2. 154. mercket N2. Wandelung N2 , verwandlüg M. 155. I. Einß / 

gottez M, got N2. 157. Die heillig m. N2 . 159. alles M. 162. Das N2 (oft statt des), 
zaft N2. 163. wirt N2. 164. Vnd ist von e. N2. 165. hie] aüs#2. 168. wider] vber N2. 


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XXXVI. 


163 


Auff das wir nicht wurden verlern, 

170 Nam er an menschlich cleit 

Und sunt dor in seins vaters zom. 

Do mocht im nit werden verseit, 

Es wer dan die trivalt nicht ein; 

Doch sterben im zu gebenn wart. 

175 Wan solt von uns der ewig tod 
Werdenn geleget ab, 

So must die ewikeit selb körnen in ein grab 
In menschlicher natur. 

Also det Got im selb genug, 

180 Das sunst vermocht kein mensch so pur. 

Auch das dem veint genug geschech, 

Des wir woren all sant, 

Do was kein pfant 
So hoch gültig genant, 

185 Es wurd dan Got ein mensch erkant 
Und sturb für uns als Cristus hat, 

Do er am creucz in uberwant. 

O mensch, bedenck das leiden sein, 

Der dich eramet hot so hart! 

A m e n n. 

136.] 

1 . 

/ 149*1 Maria, himel keyserin 
Gewaltig aller throne, 

Verley mir wicz, vemufft und synn 
Zu loben dich gancz schone, 

5 Das ich bewer durch die natur 
Peyde durch schlifft und durch 

figur, 

Durch pillikeit, 

Exempel und durch wunder, 

169. werden N2. 170. Nn M. an] das N2. 171. Dar in er sünttfS. 172. werden 

nit N2. 173. E. w. d. mit der gotheit mein N2. 181. de M. 182. waren wir N2. 

183. So N2. 184. Für war so N2. 185. ein] selbs N2. 186. als er dan det N2. 

[86.] Überschrift: In der schranck weis X, In meister hans Volczen schranck weis 5 Iieder 
N 2. Die Zeiten 7. 8, 15. 16, 20. 21, 27. 28 jeder Strophe sind im M je als eine Zeile geschrieben. 
11. wart N2. 12. Vli X. leiplich N2. 14. lauter vor dar gestr. M. dar rein N2. 

16. Werden solltest X. 

11 * 


Durch die ich zu bewerenn mein 
10 Das du, kungin der himell, 

An erbsund wurd enpfangen 

rein 

An leiplichs lustes schimel 
Auß willenn der gotlichenn kur, 
Des muter rein, dar, lauter, pur 
15 Du auß freiheit 

Soltest werden besunder; 


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164 


Münchener Handschrift. 


Wan Got doch das wol muglich was 
Pey Adam unnd Eva, merckt das, 
Erbsundenn halb zwey reine vas. 

20 Merckt wie das prot 
Der prister drot 

In den sun Gotz gewandelt hot. 

Ob der priester yn sundenn stot, 

Got es dor an nit hindemn lot. 

25 Also ob elich werck hie sein 
Mit An und Joachim erschin, 

Doch unbeleit 

Pleib sie des rein und munder. 


2 , 

I150rj Naturlichenn hie zu bewern, 

30 Secht wie die sun gemeine 

An stinckent stet im schein dut 

rern 

Unnd schat der sun doch deine; 
Des gleichen in der erd das golt 
Doch seiner clorheit nicht verzolt; 
35 Secht pey den domn 
Wachssen die edlen rosen; 


Secht an wie feur yn wasser lischt 
Unnd pleibt doch ungekelte 
Noch wirt mit feuchten nit 

vermischt: 

40 Also die außerweite, 

Die im Got selb bewaren wolt, 
Elich geporenn werden solt. 

Die doch enpomn 

Hot der erbsunden mosen. 


45 Secht wie ein wilder paum gepirt 
Geschlachtig frucht gancz ungeirt, 

So sie dor auff gepelczet wirt; 

Und secht auch an 
Wie feures glan 

50 Dem Salamander gancz kein gran 
An seinem leib verseren kan, 

Wie lang er dut dor inne stan: 

Also geleutert unnd erfrischt 
Hot Got sein muter die vil hem 
55 Im auß erkornn, 

Als ich wil paß verglosen. 

17. W. es doch g. w. X. 19. Der erbsund h. X. 20. Secht X. 22. verwandelt A\ 
23. Vn wie der prister hallt jn sunden stat X. 25. sein] in N2. 26. Von X . und fehlt X . 
29. hie] das X. 31. In N2. 33. gl. wy in N2. 34. Daz doch der clorheit X. nicht] 

mit N2. 35. dem X . 37. Sech auch N2(X). 39. Doch N2 . 40. aüs der weite N2. 
42.£gepornn M. 43. Ye N2. 44 fehlt N 2 . 46. Geschlachti X N2. 47. sie] die X. 

50. gancz] gar XN2. 53. gefrischt N 2. 55. Vnd jm erkorn (mit dunklerer Tinte hinein¬ 

geschrieben ) X. 


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XXXV L 


165 


1150?/ Furpas so mercket die geschrifft 
Wie Maria enpfangenn 
Sey an aller erbsunden stifft; 

60 Im puch der lobgesangen 

Geschribenn stet: ‘pulchra tota 
Es tu, o amica mea.’ 

Du freundin mein, 

Du pist gancz schon unnd 

clare. 


65 Unnd Lucas an dem erstenn 

spricht: 

‘Ave, gratia plena.’ 

Gancz voller gnod er sie vergicht 
‘Et sine omni pena.’ 

‘Ordinata ab etema, 

70 Antequam fieret terra,’ 

Schreibt von ir rein 
Der weyß man offenbare 


Proverbiorum octavo; 

Et eodem capitulo 
75 Do spricht er clerlichenn also: 

‘In ir person 

Enpfangenn schon 

Was ich, ee ye kein tieff fing an.’ 

Ecclesiasticus sagt fran: 

80 ‘Ee das die weit anfang gewan, 
Beschuff mich Got yn seiner pflicht.’ 
Secht wie die jungfraw sey verprifft, 
Das erbsund kein 
In ir enpfengnus wäre. 


4. 


!151 r jAcht menschenn fristet Got für 

not, 

86 Ut Genesis am echtenn, 

Do die sintfluß die weit ertöt: 
Also hat Got mit mechtenn 
Vor der erbsund acht creatur 
90 Pehalten rein, dar, lauter, pur, 
Die sunder par 
Gen himel hant genisti. 


Der sint zwo leib unnd sei, 

Adam, 

Die ander sei unnd leibe 
95 Eve, des weibes sein, mit nam; 
Also auch worlich pleibe 
Maria sei noch Gottes kur, 

Der leib nie teglich sund erfur; 
Dor pei nempt war 
100 Leib, sei des herren Cristi. 


61. pulchra fehlt N2. tota pulchra X. 62. Est N2. o] nunc X. 67. vol genad 
69 . Ab eterna ordinata X. 75. Bestimpt X. 78. oder trefft M; tieff = abyssi. 79. 
spricht eclesiastez fran X . 82. die meit vns ist v. X. 85. Ach M. vor X. 90. dar rein 

y 2 . Behalltf- lauter dar vn pur X . 95. sein] sün N 2. 96. worlich auch X. 


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166 


Münchener Handschrift. 


Sech wo der sunnen glast hin mag, 

Do ist nit anders dan der tag, 

Seyt sich dan ewig nie verwag 
Der gotlich glan, 

106 Der ewig pran 

Unnd mit sein scheyn nye hat verlan 
Zn schimem in Marien fran, 

Die er ym ewiglich besan 
Zu einer muter, dem do zam 
110 Von der zu nemen menschlich wat. 

Die er gancz dar 
Im het dar zu gefristi. 


*5. 

1151*] Durch was nun aber pillich sey 
Das Maria gelobet 

115 Werd der erbsund halb genczlich 

frey? 

So heilig ward begobet 
Jeremias in muter leib: 

Secht ob nit pillich heilig pleib 
In sulcher pflicht 
120 Der frucht den tot ertöte! 

Neun menet gancz, in der er nam 
130 Die speyß als seiner kintheit zam, 

Der auch an zweiffel zu ir kam 
In sein pallast 
Nicht als ein gast, 

Wan keinerlei do nie geprast 
136 Sünder mit der ewigen rast 

Durch schimert sie des geistes glast. 

Dor umb du, junckfraw, pillich pist 
Für die habend die höchsten» wei, 

Welcher geschieht 
140 Dein keusch für troffen hote . 

101. Merckt X , Secht N2. 106. seim gläcz X. 107. schiiner M, schinet #2. jn die 

jngfraw fr. X. 112. Im dar zu het g. X. 113—140 fehlen XN2. 135. ewige M. 


Unnd auch sant Johannes baptist, 
Der mit dem wasser plose 
Unsemn erloser Jhesum Crist 
In seiner tauff begösse; 

126 Sag ob nit heilig auch beschreib 
Pillich die kirch, pey der becleib 
Das ewig licht, 

Ein person mensch und Gote, 


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XXXVI. 


167 


6 . 

i 152'] Exempel zu beczeugenn das 
Wie Maria enpfangen 
Wurd an aller erbsunden haß, 

Das was: solt sie erlangenn 
146 Das Got sein menscheit von ir 

nam, 

Der doch den sunden ye was 

gram, 

So must sie nie 
Der sunden meil beruren. 

Der leib nie teglich sund vermert, 

So/t an der sei paß sein erclert, 

Welch schon der sun Gotz selber ert. 
160 Auch die do mit 
Des fusses drit 

Die schlang zu mischt, ir haubt zu glit 
Und dem teuffei sein macht verschrit, 
Must ym sein unterworffenn nit. 

166 Dor umb vor ewigem begin 
Wertu der königlich pallas, 

Den im Got hie 

Zirt, als im thet gepuren. 


Dar czu must die fursprecherin 
160 Der armen sunder schare 

Nicht in erbsundenn sein erschin, 
Durch die die sund all gare 
Wurd hin gelegt, do vonn dan 

kam 

Das ir der konig wart so zam, 

166 Der uns durch sie 

Nie ließ den veint verfurenn. 


7. 

] 152*] Dor umb du durch denn adel dein 
170 Gar pillich wirst genente 

Got vaters tochter ymer sein, 

Muter seins suns an ente, 

Des geistes wor gespons gezalt, 

Ein dim der heiligenn trivalt, 

175 Schrein der gotheit, 

Schwester der engel clare, 


Des heils ein worer uresprung, 
Spigel himlischer zunffte, 

Aller heiligenn samenung 
180 Yecz und auch yn zukunffte, 

Do ewig herschet der gewalt 
Got Crist yn menschlicher gestalt, 
Do er bereyt 

Die grossen meng und schare. 


141. Durch waß aber nü pillich was X 9 Dürch was ex. z. bezeigen d. N2. 142. Daz A\ 

148. Keinr sunden ruß beramen XN2. 150 zware XN2. 152. ein die fehlt X. sund 
fehlt N2. 153 hin] ab X. 156. Lis ny N2. beschämen XN2. 157. D» vor durchstrichnem 

Welch X. sunder M. nie—s.] jn sund nie wart X , in teglich stint nie wart N2. 158. Sollt A\ 

Junst (?) Jf, Müst N2. 160. Wan die die m. X. 164. in N2. 165—8. Lob hab du 

himel künegin Die vnser noturfft nie vergaß Verleich vnß hie Dich dort zu schawen AMEN 
XX2. 169—197 fehlen XN2 . 177. Ursprung M. 184. menig M. 


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168 


Münchener Handschrift. 


186 O clarer tag ewiger nun, 

Aller himel durchleuchtig sun, 

Du lauter frisch klingender prun 
Der sengen dort, 

Du himels pfort, 

190 Schacz aller schecz ein uberhort, 

Die uns becleydt das ewig wort 
Mit der menscheit, dar durch du vort 
Uns cristen hast die versunung 
Erworben vonn höllischer pein, 

195 Gib selikeyt 

Der cristen sammung gare! 

Amenn. 

Hanß Folcz. 


137.1 

1 . 


1153*1 0 cristenn mensch, betracht 
Das inprunstig beweynenn 
Maria der vill reynen, 

Do sie ir kinth 

5 Hoch an dem creucz sach hangenn 


Unnd solich groß onmacht 
SicA an ym thet erscheinen 
Unnd aller trost het keinenn. 
O mensch, besint 
10 Das muterlich verlangenn 


Des junckfreuliches herczenn ir, 

Wie sie mit flammender begir 
Gedacht: ‘ach das ich hing pey dir, 
So wer mir woll. 

15 O sun, wie sol 

Ich ansehenn den schmerczenn 
Deines betrübtenn herczenn?’ 

Wo pleib do, meit, dein scherczenn 
Des trostes vol, 

20 Als do er noß dein spunne? 

Sag wes du hie begunne, 

Do er vol alles kumers dol 
Was an dem creucz umbfangenn 


185. I. wun? 188. seligen M. 192. dar fehlt M. 193. die fehlt M. 

Ms. XXXVII von Wackernagel aus N2 abgedruckt im 2, Band seines Kirchenliedes No. 1051 . 
Wackernagel hielt das Lied nicht für ein eigenes Werk Folzens t was aber durch sein Vorhandensein in 
M ohne weiteres widerlegt ist. Überschrift: In meister hans volczen passional 7 lieder N2. 1. Sich 

N2 , Sie M. 20. den gspüme N2. 21. S. weis dy hv pegünen N2. 


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XXXVII 


169 


l153* J So gar an allenn trost 
25 Zu pein unnd not pereyte, 
Mit armen auß gepreite 
Unnd plossem leib 
An dreyen nageln schwebenn, 


2 . 

Den schechemn gleich genost 
30 Zu sunderlichem leyte 
Der seinenn guttikeyte 
Unnd dir, du weib, 

Unnd wer sich ym het gebenn. 


Wie doch dein junckfreulich beger 
35 Für nam: ‘creucz, neig dich zu mir her, 
Nym mich auch yn des todes ser, 

Du strenges pet! 

So wirt göset 
Der argen juden rache 
40 Inn unser peyder schmache, 

Dor zu yn lang was jache. 

Ach herr, bestet 

Mich hie mit dir zu sterbenn, 

Laß mich mit dir verderbenn, 

45 So wirt mein elend gar verczet, 

Dor yn ich doch tu strebenn!’ 


1154*1 Nun was ein wunder groß 
Wie Jesus leibes laste 
Ein solfche lange raste 
50 Drey gancze stund 

Nit vonn dem creucz abschilte 


Unnd an denn negeln ploß 
Enthaldenn ward so faste 
Das hant noch fuß auß praste. 
55 Hie sey euch kund 

Wie man seine leibes wilte, 


Das do pleib weder fleisch noch plut, 
Dan das ym auß der seytten wut, 

Do vonn uns kam des tauffes flut; 

60 Das ander zwar 
Am olperg far 
Unnd an der geysselungen 
Wart hart vonn ym gezwungen, 


25. Zw seiner not bereite N2. 30. In N2. 37. pet] tet N2. 41. im N2. 46. dw 

S 2, fehlt M. leben N2. 49. solliche M. 54. haüt N2. 56. seines M. 59. teüfels N2 t 

63. in beczwüngen N2. 


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170 


Münchener Handschrift. 


Domoch an der kronungen 
65 Unnd auch für war 
In der annaglung herte. 

Also wart auß gererte 

Plut, fleisch mit ander feuchten dar, 

Das yn der tot behilte. 


4. 

/154*10 wer mocht ymer paß 
71 Die sach nun han erkente, 

Wie er sein czins unnd rente 
Het auß gespant, 

Wann das muterlich hercze, 


75 Als er verwesenn was 

Unnd an dem fleisch verschwente 
Peyn unnd oder zu dente, 

Die man zu hant 

Mocht han geczelt an schercze. 


80 Hie pey die muter auch wol spurt 
Das lebenn das er het gefurt 
Piß an das creuoz vonn seiner gepurt 
In hicz unnd kelt 
Unnd manigfelt 
85 Mit vastenn, wachen, piten 
Unnd manchen hertten triten, 

Piß wir wurdenn erstriten. 

O wer erzelt 

Den mynsten teyl der peine 
90 Der strengenn marter seyne, 

Unnd wie die muter ward gequelt 
In ires kindes schmercze? 


5 . 


{155 r l Nun tracht wie mangenn ranck 
Er an dem creuoz verprachte, 

95 Piß er sich gancz auß fachte 
Unnd also stund 
Gen der muter gepucket 

64. in N 2. 69. tot fekU M. 

93. Petracht wy manchen sanck N2. 


Schwach, durstig, mud und kranck 
Durch flossenn mit onmachte 
100 Unnd an der kel verschmachte 
Mit dürren mund, 

Sein zung gancz auß getrucket. 


71. nun] da N2. 82. an N2, fehlt M. seiner pürt .V 

94. volprachte N2. 95. auß] ab N 2. 


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XXXV JJ. 


171 


Sein haubt gekrönt mit dornen was, 
Sein äugen voller czeher naß. 

105 O wen solt nit erparmen das, 

Wan gancz anffar 
Sein antlitz war 
Mit totlicher gestalte, 

An krefftenn gancz erkalte 
110 Noch menschlichem gewalte, 
Durchlöchert gar 
Waren sein fuß unnd hende 
Gerecket an drew ende. 

Wie nun die sei der muter dar 
115 In leyd pleib unverrucket, 


[155*] Do sult ir pey verstan: 

Seit das sie was die hoste. 

Die wirdigst unnd die groste 
Ob aller czir 

120 Der rein junckfrawenn schare, 


Das selb der herr sach an, 
Do er yn trubsal roste, 
Unnd thet sie ym genoste. 
Do ir pegir 

125 In mitleydung so gare 


Gen im besessenn was so gancz, 

Do wolt Got das sie auch den krancz 
Vor trug an der merterer tancz. 

Wie mocht nun pas 
130 Geschehen das, 

Dann yn der gegenwarte 
Des strengenn leydens hartte 
Irs liebstenn sunes zartte? 

Do vonn durch maß 
135 Ein Schwert ir hercz unnd sele, 

Das ubertraff ann zele 

Die heilgen marter, was ir was 

Nach irem sun für wäre. 


106. misfar N2. 108. Redt ich (?) gancz mis gestalte iV 2. 109. Ir N2. 

strecket N2 . 120. Dar ein N2. 123. sie] zw N2. 128. mertrer MN2. 


113. Ge- 


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172 


Münchener Handschrift. 


1156*] Ja, het der sun ir nicht 
140 Besunder steur gegebenn, 
Geendet wer ir lebenn 
Tausentveltich, 

Ee er versucht die galle. 


Ich schweig der Zuversicht, 

145 Do sie sach recht unnd ebenn 
In mit dem tode strebenn 
Unnd den sper stich 
Noch seines todes valle. 


Dovon ir hercz unnd sei led mort, 
150 Do sie sach das ir höchster hört 
Der menscheit sterblich was zu stört 
Unnd sich nit eigt, 

Sein haubt geneigt 

Lag auff der prust her niden, 

155 Mit offen mund verschidenn 
Und seren äugen glidenn, 

Do durch sich czeigt 
Der pruche seiner augenn. 

O mensch, bedenck wie taugenn 
160 Ir hercz yn jamer wart geschwelgt. 
Das helfft ir clagenn alle! 

Amen. 


Hanß Folcz. 


1157r] [ 38 .] 

Hannen krath Hans Foltzen barbires. 


Hie vor ein keyser mechtig saß zu 

Barne, 

Pamphilus was sein name. 

Der het als ym woll zame 
Ein marschalck trew unnd stete 

zwar. 


1 . 

5 Der ließ ein sun, do in zwang 

sterbes note. 

Dem thet er drew geböte: 

Das erst: wer zu dem dote 
Mit recht verurteilt wurd furwar, 


Umb des lebenn solt er nit piten 
10 Gancz numer mere; 

Das ander: das durch yn vermitten 
Do wurd vil sere 


149. laid N2. 156. Vnd serent N2, Vnnseren M. 

[38.] 9. Von hier an gibt die Zeilenabteilung in M das metrische Schema nicht mehr wieder. 


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XXXV UL 


173 


Das er kein merem lud zu hauß durch ichte; 
Das drit: das er mit nichte 
15 Sein weib der sach berichte 
Die er yn stil noch hete gar. 


2 . 

Sein vater sturb. der sun das 

ambt versähe. 

Domoch yn kurcz geschähe, 

Urteil und recht verjahe 
20 Den tod eim ubelteter do. 


Nun west der sun sein ampt also 

bestete, 

Der erst do er umb pete, 

Daz der dem tod nit nete, 

Und san dem in ym selber no: 


26 ‘Ich kan doch nit wol pezerz schicken, 
Ich ret den armen.’ 

Pald loset er in von den stricken 
Durch groß erparmen 
Unnd verachtet alda seins vaters lere. 
30 Der arm danckt im vil sere. 

Der junge marschalck here 

Daucht sich der sach gemeyt unnd fro. 


[157*1 Dem anderan pot gund er auch 
noch zu drachten 
Unnd sprach: ‘thu ichs verachten, 
35 Wem mag es ungeschlachten?’ 

Ein groß wirtschafft er do zu 

rieht. 


3. 

Er lud den keiser unnd sein her¬ 
schafft gare, 

Die kamen all für wäre. 

Do trug der marschalck dare 
40 Al schecz unnd cleynet zu gesicht. 


Do nun die wirtschafft nam ein ende. 

Der keiser reiche 

Die cleinet nemen ließ behende 

Alle geleiche 

46 Und sprach: ‘es zimpt keim diner sulcher schacze; 
Pey dem want der fursacze 
Das er der hoffart dracze 
Dar inen ub und anders nicht!’ 


24. selb. 25. schicke. 31. her. 42. De. 47. der fehlt. 


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174 


Münchener Handschrift. 


4 . 

Die wirtschafft der hersohafft die 
schit do vane. 

50 Nun het der keiser frane 
Ein Sun, was erb der träne. 

Zu dem begund sich keren schir 


Der marschalck und wart sich mit 
im zu flicken 

Und doch in sulchen schicken, 

55 Wie er sein hercz mit stricken 
Der üb enzunt und mit begir, 


Auff das er auch das drit gepote 
Seins vaters preche, 

Und solt er dor umb leiden note, 

60 Ob er sich reche. 

Eins weibes grüß det er im offenbare 
Mit listenn auß gefare, 

Unnd wie so zart und clare 
Ir anplick wer unnd all ir zir. 


5. 

I I58 r l Durch disenn grus enczundet wart 

mit schmercze 

66 Des junglins mut und hercze. 

Er docht wie er zu schercze 
Mocht mit der schonen körnen 

pald. 


Teglieh gund er den marschalck an 

zu fechten 

70 Wie sie ein sin gedechten 
Und schir zu wegen prechten 
Die zart die im do det gewalt. 


Der marschalck sprach: ‘ein sunders gaden 
Hab ich euch wole. 

75 Dar ein will ich die schonen ladenn 
Recht als ich sole. 

Do schickt euch auff ein menet stet zu pleiben, 
Al unmut auß zu treiben, 

Das wil ich euch zu schreiben, 

80 Auff das ich euch zu freund behald. 


Ye doch das nymant inen werd 

der sache 

Außerthalb dem gemache!’ 

Das selb der sun verspräche. 

Nun hört besunder abenteur: 

67. er fehlt. 74. euch fehH. 78. Alhie. 


6 . 

85 Ein offne dim mit aller schon 

beladen 

Hieß er sich zir und paden, 

Die furt er yn sein gaden, 

Det ir mit reicher cleidung steur; 

81. des. 


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XXXV Ul. 


175 


Des keisers sun das offenbarte. 

90 Do hin er käme: 

In daucht das weib von hoer arte 
Und edlen stame. 

Nun was sie unterweiset sulcher sitten 
Das er durch fle und pitten 
95 Sich ir nit kunt genitten, 

Pei ir was im die weil geheur. 


158*/ Laß wir die zwey sich yn der lieb 

verrichtenn 

Und als ir leid vernichten! 

Der marschaick der wart dichten 
liX) Wie er sein sach mit fleiß vollent. 


Ein kelblein pracht er heimlich im 

zu wegen, 

Er stach es mit seim tegen, 

Macht plutig den und Stegen, 
Begrub es in ein stal behent. 


105 Des marschalcks weib das plut ersache, 

Vill laut sie schreie. 

Sie sprach: 'mein man leit ungemache!’ 

Von wem das seie. 

Der marschaick wart sich ir zu sehen geben 
110 Und sprach: 'schweig stil und eben, 

Es gilt mir leib und leben, 

Ob ich hie werd von dir genent. 


Doch wolstu mir dein trew und 
eid verpflichten 
Das du in den geschichten 
115 Mich melden woist mit nichten, 
Ich offenbart dir dise dat.’ 


Die fraw sprach 'ja’ und saczt im 
auch dor neben 
Zu pfand ir leib unnd leben, 

Das wolt sie dor umb geben, 

120 Ob sie in precht in solche nat. 


Do sprach er: ‘weib, ich han verschuldet 
Den tod mit sache 
Das ich der wort nit han geduldet 
Die zu mir spräche 

125 Meins hemm des keisers sun yn stroffes gute, 
Das durchging mein gemute, 

In zomn ich auf! yn wüte 

Unnd nam ym do sein lebenn drat.’ 


108. we. 120. nat aus not. 128. drat aus drot. 


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176 


Münchener Handschrift. 


9 . 

1169*1 Auß zoch er seinen degen zu wor 

zeichenn. 

130 Die fraw begund erpleichen, 

Sie sprach: ‘io ewicleichen 
Muß ich furpaß besorgen dein! 9 


Der marschalck sprach: ‘die sack 
leit neur an dire, 
Es weyß nymant dan wire.’ 

136 Do schwur sie aber schire, 

Vonn ir solt es verschwigen sein. 


Das hilt die fraw mit ganczer stete 
Vil noch ein stunde, 

Piß sie zu ir gespilen nete. 

140 Ir hercz und munde 

Kunt ir die dat nit lenger für do haltenn. 
Sie sprach: ‘wolt sich nit falten 
Dein hertz und woist gewalten 
Dein zung, ich kunt dir grosse pein,’ 


146 Unnd all die weil sagt sie ir dise 

date 

Und sprach: ‘nun schweig durch 

Gate, 

Mein her must sterben drate, 

Do hulff kein pittung numer mer.’ 


10 . 

Also verpot ye ein der andemn 

harte. 

150 Piß sein die stat vol warte: 

Die red zum keiser karte 

Wie den sein sun erstochenn wer 


Also es volleclich auß prache, 

Er wart gefangen; 

155 Den mort der marschalck pald ver jache, 
Wan man in langen 
Des keysers sun nyndert gespuret hete. 
Dor umb so wart bestete 
Das man sein recht im dete. 

160 Nun was zu Rom der site ser, 


[159\]Vfojn das sie leut mit recht 

verderben wolden, 

So mustes ein besoldenn. 

Nun det gemeinclich holden 
All volk den marschalck trew 

und stet. 

1~7. gancz. 151. zo. 153. er. 162. 
164. Alles. 


11 . 

166 Dor umb was nimant der yn gert 

zu doten 

Durch pet oder mit noten ; 

Doch wolt die schom nit roten 
Den dip den er erpiten det. 

I. bescholdenn. 163. I. het? oder 164 dem 


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XXXVIII. 


177 


Der selb nam yn zu doten ane 
170 Umb ringes gute, 

Das gab er seiner trew zu lane 
Auß schalkes mute. 

Dor umb wo haut und hör ist gancz vernichte, 
Do wirt der pelcz entwicht©, 

175 Wie vil man dran verstichte: 

Dem gleich auch diser poßwicht det. 


Erst wordenn im bekant seins 

vaters lere, 

Die er veracht het sere. 

Er dach: ‘ja ymer mere 
180 Wil ich gedencken seiner ret!’ 


12 . 

Er sprach: ‘verflucht sey ewiclioh 
dein stame, 

Von dan dein leib ye käme! 

Wo ist yn dir die schäme, 

So iderman mich ledig let 


185 Unnd du allein denn gerest toten 
Der dich emeret?’ 

Der poßwicht sprach: ‘wer det dichs noten? 
Sich hat gemeret 

Doch sider allenthalben mein unheile, 

190 Dor zu pleib ich noch feyle 
Dem ich do wart zu teyle, 

Als recht und urteil gebenn het.’ 


13. 

1160 '7 Do das der marschalck hört und 

recht erkente, 
Zum keyser er hin sente, 

195 Das er sein zoro ab wente, 

Seyt Got sein sun erkuket het 


Gancz von dem tode wider zudem 

lebenn 

Und im wurd wider geben. 

Das marckt der keyser eben 
200 Und pot das man yn pringen det. 


Do vonn wart alles volck erfrewet 
Der widerkere. 

Mit dem marschalck man sich do zewet 
Zum keiser here. 

205 Do offenbart er im die Sache gare, 

Unnd wie er lauter clare 
Do werdenn wolt geware 
Der pot seins vaters trew und stet, 


169. nä. 178. se vor het gestr. 179. = dacht. 180. seine. 185. gerst. ^193. ree 
vor hört gestr. 204. Za. 205. sach. 

Deutsche Texte des Mittelalters XII. 12 


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178 


Münchener Handschrift. 


14. 

Die er im gab an seinem leczten Und ob des marschalcks red wer 

ende. auff gerichte. 

210 Der keiser ließ hin sende, Der sun west genczlich nicht© 

Das man yn precht behende 215 Vonn aller Vorgeschichte 

Den aller liebsten sune sein, Und von des jungen marschalcks 

pein. 

Also het er es wol bestellet 
Gar ordenleichenn. 

Groß freud im keiser sich auff wellet, 

220 Und inecleichen 

Beweinet er yn freud des suns zukunffte 
Mit grosser schar und zunffte 
Unnd urteilt auß vemunffte 
Aldo dem jungen marschalck rein 

15. 

Seyt er das het auß abenteur 

begunnen, 

230 So geb er im gewunnen, 

Doch sprach er : ‘piß besunnen, 

Das du hin für sein nemest war!* 

Auff die drei sach ein yeder trachte: 

Daz erst das ere! 

235 Lad kein zu hauß dem er und machte 
Sei michelz mere; 

Wan wo der reich dem armen wil genossen 
Und mit im hoch wil possen, 

Der wirt von in gelossen, 

240 Ob sich sein ende trifelt gar. 

16. 

Das ander: wo das recht den tod 245 Wan es muß ye das recht erfüllet 

urteilet, werdenn 

Ein der do ist vermeilet, Dort oder hie auff erden, 

Der pleibt doch ungeheilet Und vor sulchen geferden 

Der urteil, die do rechtlich ist; Hut dich, mensch, ob du wiczig 

pist. 

209. seine. 213. ob des junge* m. 221. sunes. 231. er fehlt. 233/. steht hinter 
235/./ umgestellt von Roethe. 


[160*] Erlediung auß aller seiner nate. 
226 Dar zu er pald gepote 

Das man sein cleynet drate 
Im wider antwurt schnelle gar. 


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XXXVIII. 


179 


Wann poß gewonheit auß zureutten 
250 Ist hart und schwere, 

Die vonn jugent anhangt den leuten 
An widerkere, 

Vor auß, wo sein der mensch nit selber remet 
Unnd nicht sein willen zemet 
255 Und keins lästere sich scheinet, 

Do ist verdorben aller list. 


17. 


1161t] Das drit: so wart kein weib so 

milt und stille, 
Begreifft sie der Unwille, 

So ist ir nichcz zu file, 

260 Sie offenbaret was sie weiß. 


Ich wil geschweigen der die gancz 

unguttig 

Sint, zornig und auch wütig. 

Dor umb so seit einmutig 
Vor in, sie nidem euren preiß! 


265 Besunder hut euch vor den frawen 
Art eren lamen, 

Die heimlichen, die winckel pawen 
Und sich nit schämen, 

Und vor den allen vor den offenbaren, 
270 Die aller schänden faren, 

Durch die in kurczen jaren 

Sich mancher stein und morden fleiß. 


18. 

Dorumb ein yeder seines mundes 

hüte 

Vor weiber, der gemute 
275 In furwicz teglich plute, 

Oder wie frum eins eweib sey. 


Wann weib hant kurczen mut und 
lange cleider, 

Unnd ist ein deutung leyder, 

Wie groß die lieb ir peider 
280 In yiner hat gewonet pey, 


^Noeh ob sie weyß ein alten duke 
Von irem mane, 

Wie vill der zeit dor noch hin rucke, 

Sie denckt im drane, 

285 Spricht Hans von Wurms barbirer unnd gibt rote 
In seinem hanencrote: 

Hut euch vor sulcher date, 

So singt er frolich hey ho hey! 

Amenn. 

Hanß Folcz. 


250. schwer. 256. verderben M, verdorben Roethe . 
288. I. ir? 


264. eurn. 282. ire. 287. sulch. 
12 * 


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180 


Münchener Handschrift. 


[ 39 .] 
1 . 


/161*] Ix singer hochgepomn, 4 
Mir ist so vil gesaget wom 
Wie das inan mit gesanges sporn 
Wol auff der kunstenn pferde rit. 


5 Die kunsten reichen pffet 
Nim ich allz einr der geren het 
Was zu den kunsten leyten det: 
So hab ich in meinr jugent nit 


Mein grobenn leichnam nye dar zu gewegen, 
10 Das ich het sulcher hoen kunst gepflegenn. 
Welt noch geluckes regen 
Mich feuchten hie, das wer mir not. 


2 . 

Mocht ich der weißheit spin 
Geleben auß der kunsten rin 
15 Unnd honig saugen mit den 

pin 

Auß meisterlicher kunsten 

wifft, 


Das reiner plumen safft 
Auß wurckung meiner meister¬ 
schafft 

Nicht an sich nem der spynnen 

krafft 

20 Unnd im mir wurd zu arger gifft 


Wo man mein kunst dan spuret pey den weysen, 
Worlichen schänden mocht ich nit entreisen; 

Der mich dor für det speysenn, 

Mit gunst ich volget seinem rot. 


3. 

1162'] Wann ich pin leyder grob. 

26 Kranck mutekeyt hot schwaches 

lob, 

Welch haubt nit schwebt des 
synnes ob 

In taugenlicher fantasei, 


Doch zwingt mich dor zu hart. 

30 Es warb ein man noch pischoffs 

art, 

Zu letst er doch ein mesner wart 
Des selben stifftz unnd want im 

pei. 


So spricht man auch: wor noch der man dot ringen, 
Des mag er doch ein teil zu wegen pringen: 

35 Mocht mir des gleich gelingen, 

Domoch mein sin geworbenn hat. 


[39.] 3. mir. 4. pferd. 6. Nu. 14. L Geheben ? 33. ringen fehlt. 


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XXXIX. 


181 


4 . 

Nun dut mich eins gefreyt: Auch fint man das gemein: 

Vill offt ein krumes dürres scheyt Vil offt ein rawer grober stein 
So vil der guten flamen geit Gepildet wir! so scharf! unnd rein 

40 Als eins das grün und eben ist. Noch seines weisen meistere list, 

45 Der yn noch kunst getreulich hat gewurcket. 

Des gleichen ir in kunsten mich hie stercket, 

Das ich nit werd gemercket 
Strofflicher art in mancher dot. 


5. 

1162*1 Wen wisset das mein art Dem selbenn ich mich gleich. 

50 Des esels siten nie gespart. Wer mich getrewer 1er verzeich, 

Wo der ein mol dut Strauchen 55 Des stat ich furpas alzeit weich, 

hart, Und solt ich leben manchen tag. 

Die stat die meit er, wo er mag. 

Auch wo der esel get über ein pruckenn. 

Man per im dan gar hart den seinenrucken, 

Sicht er dar durch ein luckenn, 

60 Mit grossem angst er für paß gat. 


6 . 

Dor umb, ir meister frut, 

Seit strefflich mit der kunsten rut, 

Senfftmutiglich an neides mut, 

Verschmecht nit ander meister 

kunst; 

Dor umb Nabuchodonosor must leiden, 

70 Wol siben jar sin unnd vemufft vermeidenn, 

Als offt noch dem gescheidenn 
Geschehen mocht durch arge sat. 

Hanß Folcz. 

58. gar und den nachträglich hereinkorr., ebenso seine aus dem gemacht . 66«freyr. 70. sin 
Boethe, sein M. 


65 Ob euch Got hat getan 

Besunder gnad auff freyer ban, 

Lat schlecht einfeltig auch bestan, 
Das euch nit ple der hoffart dunst, 


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182 


Münchener Handschrift. 


[ 40 .] 

5 Ir werden singer frut, 

Und habt mein grobheit hie für 

gut, 

Mein hercz nicht anders zu euch 

mut, 

Dan mocht ich euch gefallen wol 

Mit mein gesang, doch wil ich mich Ion stroffen, 

10 Unnd zwor mich dunckt, ich hab zu lang geschloffen. 
Kunstelosens wollen 
Für ich noch in den hendenn mein. 


1 . 

! 163 t] O Got, wie rein und zart 

Ist meister ^sang in seiner art. 

Wol dem der des ye wirdig 

wart, 

Das er gesanges pflegen sol! 


2 . 

Dor umb, ir schuler auch, 

Nempt auff yn gut mich armen 

gauch, 

15 Wie wol mein kerren nicht 
endauch, 

Ye doch gefeit mir wol die kunst. 


Ach das es Got neur wolt 
Das ich die czeit gelebenn solt 
Das auch mit lemung wurd 

erfolt 

20 Mein hercz in hiczelicher prunst. 


Dor umb wolt ich meins krausen hors enperen 
Unnd wolt mir lan ein narren platten scheren. 
Der mich die art wolt leren, 

Des diner wolt ich ymer sein. 


S. 


f 163*1 Ye doch ob einer wer 

26 Der sich bedeucht an kunsten 

schwer, 

Der mocht sich an mich seczen 

her, 

Ob mir sein stroff zu lernung 

docht: 


Ich mein den pesten hie, 

30 Hat man im vor geschneuczet 

nye, 

Worer gesungen hot und wie, 
Von mir er hie wol losen mocht. 


[40.] veröffentlicht von Habel in den ,,Quartalblättem für Literatur und Kunst zu Mainz,Dritter 
Jahrgang 1832. Heft 4. S. 60. cf. Keller , Fastn . ///, 1271. Ooedeke Grundriß /, 350. 2. gesang. 

3. dem aus jm. 9. I. meim? 11. I. Ein kunsteloses ? 19. erfolt aus erfalt 30. jm 

vor jm gestr. 


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XLI. 


183 


Dor umb wurff ich die wurst wol an den pachen. 
Geschweigt er mich der poßheit, muß ich lachen. 
35 Ich hoff es werd sich machen. 

Wer an mich wol, des acht ich dein! 

Hanß Fdcz. 


[ 41 .] 

1 . 

Wol her, wol her an mich, 

Als du hast underwunden dich! 

Doch merck* mich vor fleisseclich, 
Was ich dir hie auß dingen thu: 


5 Nym all dein kunst enpfor, 

Was du ir alle deine jor 
Gelemet host. so schol dir zwor 
Von mir kein neit gescheen ye. 


Unnd sein dir als gesang auffs gröbst erlaubet, 
10 Dor mit du manchen hast seinr wicz beraubet. 
Wird ich vonn dir getaubet, 

Den spot unnd schaden wil ich han. 


2 . 

1164*] Nymant zu liebe gar 

Noch auch zu leid in diser schar, 

15 Sünder in kurcz weil offenbar, 

Das es den leuten wol gefall, 


Also sing du mit mir, 

(Des gleichen will ich auch mit dir) 
Unnd sing noch all deine herezen 

gir! 

20 Wan ich secz ye an dich mit schall 


Auff diser wal mit mancher spehen kure 
Unnd ob ich dich auff falschem steig hie spure 
Unnd ich dich dor noch rare, 

So laß dirs nit zu herczenn gan: 


3 . 

25 Wan ich sag dir do pei: 

Wer ich yn dein geduncken sei, 

So für ich doch der kunsten 

zwei 

Auff meinem heim unnd reit dich 

an 


Mit schilt unnd auch mit sper, 

30 Ich ficht yn ritterlicher wer 
Und geb umb dich halt nit ein 

ber; 

Mein kunst zeit auff der kunsten 

pan, 


[41.] 3. merck. 8. ye] l. nu? 13. liebe aus lieb. 22. ob ergänzt von Roethe . 
30. fioh Roethe (erficht), sich M, 32. I. zilt? Roethe denkt an heit. 


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184 


Münchener Handschrift 


Dor auff ich manchen singer hab besessen, 

Das seines hoen rumes wart vergessen. 

30 Wol auff, und loß unns messen 
Die sper, so haw wir frolich dran! 

Hanß Folcz, 

[ 42 .] 

1 . 

[164 *]Mein draut geselle gut, 6 Unnd zwor du rewest mich: 

Wie gern erzeiget sich dein mut! Das ich noch ye so herteclich 
Dein hercz das glimet als ein glut Mit meim gesang erzürnte dich, 
Gen mir in hiczelicher ger. Vergib mir das und ander mert 

Wann ee ich deiner freuntschafft wolt enperen, 

10 Ee hulff ich dir gancz deine hab verczeren 
Und wolt mich pey dir neren, 

Ob sein halt kein schadenn het. 


2 

Dor umb so schon du mein, Dor umb so volg du mir. 

Des gleichen wil ich zwor auch Ein guten rot den gib ich dir, 

dein. Das du emertest deiner vir. 

16 Du dunckst gar gut einfeltig sein 20 Auch werstu dar zu gar gerecht. 
Und werst ein guter trampel 

knecht. 

Nun zeuch dich hin gen Franeken unbezwungen, 

Do 1er ich dich die reben hofflich düngen 
Und volg meiner lemungen: 

Dein sach dir für paß eben get. 

3 

[ 16 &r] So du gescheissest fru, 

26 Das wurff in munt dan alles nu 
Unnd keu ein stro hubschlich dar 

zu, 

Piß es recht wol gemuschet ist. 

[42.] 10. dein. 12. I. Ob ich sein/' 13. so fehlt. 14. dein vor auch gesbr. 


Domoch nym eben war 
30 Unnd spey es an die stocke dar 
Unnd also thu in allenn gar. 

Auff erden wart nie pesser mist! 


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XLIll. 


185 


Unnd ist dir nuczer dan dein armes singen. 

So thut dich auch des ambcz nymant verdringen. 

35 Nun heb dich hin geringen, 

Ee man ein andemn dar zu pet! 

jHanß Folcz. 

[ 43 -] 

1 . 

Ach das ich dich nit kant 
Unnd mich gesanges unterwant 
Mit dir, das pringet mir hie 

schant, 

Wan ich gespottes wartten muß, 

Sag mir unnd pistus nit der Regenbogen? 

10 Wor umb hab ich mich dan nit paß geschmogen? 

Gestalt hat mich betrogen, 

Vor ein andemn ich dich erkent. 

2 . 

fl65 9 ] Und solt ich han geschwomn, Für den ich dich erkoß 

So sach ich neulich ein do vom, Als lang, piß deiner styme doß 

15 Der was über den kamp beschomn Mit linden Worten senfft her floß, 
Unnd het ein narrenkappen an. 20 Dor noch ich mich erst rech 

versan. 

Jo, wer Kunrat von Wirczpurg noch pei leben, 

Dem man doch hört vil hoes preise* gebenn 
Und Frawenlob dor neben, 

Der ein wirstu von mir genent. 

3 . 

25 0 meister kunstenn hol, 

Wie wol schmeckt dir meins lobes 

zol, 

Des gleich ich dich dem rabenn 

wol, 

Und der die pfaben federn fant; 

[43.] 20. = recht. 22. h hinter hört gestr. preiß. 


Die stackt er in sein schwancz, 
30 Sein gnoß wart er verschmeen 

gancz 

Unnd zoch hin an der pfaben 

tancz, 

Die triben auß im iren dant; 


5 Als ich an dir wol spur. 

Jo, wer ich daussen vor der thur. 
Mit dir zu singen ich verschwur, 
Ob ich erwürbe deinen grüß. 


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186 


Münchener Handschrift. 


Zu letst do kamenn über yn gelauffen 
Und gunden im sein fedemn all auß rauffenn. 
85 Also wirstu dir kauffen 

Umb deine hoffart solch present! 

Hanß Folcz. 


f44.1 


llößrjNun merck ich wol an dir, 
Als du dich host erzeiget mir , 
Das du bestundest meiner vir 
Mit deiner grossen listikeit. 


1 . 

5 Dor umb so frag ich dich 
Ob du wist zu bescheiden mich 
Unnd mir verantwurst meisterlich 
Hie meiner froge unterscheit. 


Sag an: wer hat den ersten man gemachet? 
10 Weistu des nit, dein wirt in spot gelachet, 
Auch wirt dein kunst geschwachet 
Vonn mir an allen enden gar. — 


Noch eins mich hie bescheit: 
Wer hat gelept yn diser zeit, 

15 Der nicht auff aller erden preit, 
Noch in dem paradeise wer, 


Noch in des himels port, 

Noch in dem mer an keinem ort; 
Auch was er nit, nun merckt mich 

fort, 

20 Dort in der pittemn helle schwer. 


Noch im feugfeur. nun rot in schneller eyle, 
Rat wer er was und wo er wer die weile! 
Dein lob an preises zeile 
Ich selber sing gar offenbar. — 


3. 

25 Noch eins rot du mir fort 

Und sag mir auch an welchem ort 
Ein esel farczt, das es erhört 
Daz volk auff erden überall. 


Retstu mir dise ding, 

30 So glaub ich wol das dir geling. 
Dein lob ich furpaß selber sing 
Mit meisterschafft auff diser wall. 


36. dein. 

[44.] 21. noch hinter feugfeur gestr. 


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XLV. 


187 


Weistu des nit, so wurd nit lang zu rote 
Und lauff dem leremeister noch vil drote 
36 Und stich in pald zu dote, 

Das man seinr kunst nit mer erfar! 

Hanß Folcz. 


[ 45 .] 

6 Doch das dein mut nit denck 
Das ich dich neur mit freg hie 

krenk, 

Der frog auff Schluß ich dir auch 

schenck, 

Ob du dar zu hettest begir. — 

Gol schuff Adam ein jungeling so frane, 

10 Den macht dor noch Eva zu einem mane, 

Do er mit ir begane 

Die werck menschlicher lustikeit. — 


I166*j Ach du mein schlindentrunck, 
Nun pistu doch zwor nit so 

junck, 

Hestu der kunsten uresprungk, 
Die frag hestu beschulen mir. 


2 . 

Die ander frag ist die: 

Abacuk lebet zeitlich hie, 

16 Der selbig doch auff ein zeit nie 
In himel, erd noch helle, 


Auch in dem mere nicht 
Noch in des paradeises pflicht, 
Sünder durch die gotlich geschieht 
20 - 


Got yn hin furet pey dem hare 
Zu Daniel ind leben gruben zware, 
Das er im precht sein nare, 

Die er den Schnittern hett bereyt. — 


3 . 

25 Wo alle weit auch hört 

Denn schiß des esels, das was dort 
In der arch Noe, mercket fort, 

Die acht person neur woret in! — 


Nun dar, mein lorleinß knab, 

30 Mein frag ich dir beweret hab, 
Thu dich deins singes furpaß ab, 
Ee das ich dir noch grober spin. 


[45.] 6. nit. 9. Go. 20 fehlt. 22. ind leben. 28. /. Da acht p. n. worent in. ? 
(Roethe). 


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188 


Münchener Handschrift. 


Wann du pist ye gesanges noch ein affe. 

Heb dich dor von, ee das ich dich paß straffe 
35 Unnd mit gesang hie schaffe 

Das man dich in ein wasser dreyt! 

Hanß Folcz. 


[ 46 .] 

1 . 

[UV 7 Mich wundert ser und fast 

War auff du dich doch neur verlast. 
Das du gesanges dich nit mast 
Und furst doch nit gesanges art: 

5 Schloß reymen, punt und hell, 

Die creucz, die spiß, der korner zell, 


Des doch gesanges nit erspart; 

Verporgen reyme sint dir unbekante, 

10 Gespalten wort die reymen vil in hante, 
Die werden gar genante 
Auß grobheit deiner dünnen wicz. 


2 . 

Dor umb ich dich hie stroff; 

Schlegreym, die cleb und über hoff 
15 Die plestu sam ein altes schoff. 

Das den roczigen husten hot. 

Der halben silben cleng 
Pringstu zu lang ir aneheng, 

Zu weich, zu hart die meisten meng, 

20 Ein rechtes mittel wer dir not. 

Dor umb pistu deinr kunst gar ungemessen. 
Doch hastu sein noch nit gar vil vergessen 
Und hast zu lang versessen, 

Dor um ich dir dein kunst verricz. 


34. d in dich aus u korr. 
[45.] 7 fehlt. 14. rey. 


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XLVII. 


189 


3 . 

25 Auch gestu ire da 

Der kunst genennet musica 
Gesanges ut re mi fa sol la, 

Das alles {/sang dut ziren hie. 

Nun wil ich roten dir: 

30 Wiltu sein unbeschempt von mir, 
Deins falschem! singes hie enpir. 


Pey all dein tagen wardt so rein geschneuczet, 

Hestus gewest, dir het vor langst gescheuczet, 

35 Geseget unnd gecreuczet 

Hestu dich heut vor angst unnd hicz. 

Hanß Folcz. 

[ 47 .] 

1 . 

1167*] Noch kerstu dich nit dran 5 Nun ist es doch nit lang 

Was ich dein ye geschonet han. Das ich allein mit 12 sang; 

Ich sag dir, lestu nicht dor von, Der schluffen drei unter ein panck 

Dein plerren muß dir werden leyt. Und 2 hinter ein mantel preyt, 

Der do hing hinter einer stuben thure; 

10 Do guczt der eyne pey der weil her fure 
Und het aldo sein spure 
Wie es den anderan wurd ergan. 

2 . 

Ein deine weil domoch O Got von himelrich, 

Der sechst hinter den offen croch, Do sahen erst so jemerlich 
15 Den hut er für die äugen zoch, Die, das sie ser erparmten mich. 

Das man sein nit erkennen solt. 20 Ir keiner auch mer singen wolt. 

Doch reckten sie die finger auff gemeinen 
Und hüben an so jemerlich zu weinen; 

Do kam ein junckfraw reine 
Und schri mich ineclichen an, 

25. =irpe. 28. gesang. 32 fehlt. 33. oder dem? 

[47.] 12. ai vor ergan gestr. 15. Das Reimwort zoch fehlt. 19. ser fehlt. 


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190 


Münchener Handschrift. 


3. 

25 Das ich sie leben ließ, 

Dor umb sie mir irn dinst verhieß; 
Ein ring vonn gold sie mir an stiß 
Unnd saczt mir auff ein krencze- 

lein, 


Umb das ich tet in wol 
30 Unnd liß sie lauffen all zu mol. 
Des wurden alle freuden vol, 
Wann ich gewert die maget rein. 


Do sach kein man auff erd so froer leute! 

Also wirt dir gescheen auch noch heute; 

35 Mit kunst ich dir bedeute, 

Das du mit schand auch lauffst dor vonn. 

Hanß Folcz. 


[ 48 .] 

1 . 


[168rj Ach was hab ich gethan, 

Das ich so gar ein weisen man 
Mit frag alhie beschemet han, 

Dem es doch nymant het gedräut, 


5 Und ich doch ane zil 
Von im gehöret hab so vil 
Das ich sein numer glauben wil, 
Und wil auch seczen an sein haut. 


Wan wonet kunst in seinez herczenn gründe, 
10 Mein frag het er verantwurt mir zu stunde, 
Des er doch nit enkunde, 

Als man an im wol spurt mit recht. 


2 . 

Wan wen ein frag an went 
Die er mit antwurt nit bekent 
15 Und mit eym andernn es 

verquent, 

Das auff die frag doch nit enzimpt, 


Zwor der gibt schuldig sich 
In seinr unkunst mit krummen 

schlich, 

Do mit er gernn wolt effen mich, 
20 Wie wol er sein nit lobes nympt. 


Nun kum ich auß eym dorff von Francken here 
Und meint mit frag weyßheit von euch zu lere, 
So sint euch vil zu schwere 
Drey kindisch frag von grobenn knecht. 


20. in wol fehlt; erg. v. Roethe. 33. man nie auf. 

[48.] 7. numer«. 10. mir hinter er gestr. 15. ey. 18. vnkunst aus kunst. mit eym 
krummen. 


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IL. 


191 


3. 

25 0 meiner hoffenung! 

Die weil ich was von joren jung, 
Do docht ich wie der uresprung 
Mitt kunst allein zu Nürnberg wer. 


So hat mich erst erschreckt 
30 Das ich so pald hie hab besteckt 
Den esel der lang auff geleckt 
Hot gar in hofffertiger ger. 


Des wil ich mich meins dorffr dest mynder Schemen 
Und wil furpaß der grosse stete remen, 

35 Die meister dor in Semen 

Mit meinen stadelkunsten schlecht. 

Hanß Folcz. 


[ 49 .] 


1 . 

flßfr] 0 Got, was paum pin ich. 

Das man gen schul nit lisse mich 
Unt das ich suden must dem vich 
Und unter weiln zu acker gan. 


6 Villeicht ich worden wer 
Auch diser kunst ein meister her, 
Der siben sint und ander mer, 
Die do pey zelten auff der pan. 


Doch mein ich zwor, man find noch manchen narren, 
10 Der von den siben kunsten vil thut plärren, 

Het er die poden scharren, 

Gar wol er sich genügen list. 


2 . 

Ist es an sophistrey, 

Das dir die kunste wonen pey, 

15 So weiß ich nit vier doctor frey, 
Die dir geleichen mugen zwor. 


Aber mich dunckt eins zwei, 

Wie du auch seist ein grober ley, 
Wie doch du hast ein groß 

geschrey 

20 Mit deinem geuden über jor. 


Und wolt mirs neur der wirt alhie gestaten, 
Mit stadelkunsten wolt ich dich noch maten, 
Das du wurst gleich dem schaten, 

Der ringer dan ein fedemn ist. 


33. dorffes. 35. seinen — steinen ‘ befruchten'f oder l. zemen? 

[49.] 3. /. luden? (Roethe). 14. kunst. 16. gleichen. 20. deine. 


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192 


Münchener Handschrift. 


3 . 

Wan wer es dar mit schlecht, 

30 Das einr ein plenckinger her mecht 
Unnd dor mit het ein groß 

geprecht. 

Das man es dan für kunst auff 

nem, 

Man wurd der hohen schul gar wol enperen, 

Dor noch mancher muß grosses gut verzeren, 

35 Das er bestee mit eren, 

Wo man die 7 kunst auß mißt. 

Hanß Folcz. 


25 Es stet eym weisen man 
Sulch rumerei gar ubell an, 
Der er doch nit beweren kan, 
Ob es etwen zu schulden kem. 


Das gesi&ent par ist durch Hannsen Foltzn 
vonn Wormbs barbierem zu Nurmberg 
gemacht unnd gedichtet Jacoben Bemhaubt 
Schwennter benant. Ime in grosser gunst 
unnd liebe zugestelt, doch umb sein darbe- 
zalunng unnd ist im 1496 jamn 
gesunngen durch angezaigtenn 
Schwentem auff der singeschui 
umb ein klainoth. Es ist im 
unbekanten thon und 
saget von den siben 
freyen kunst- 
en itlich- 
er, 

ir erfinder, planeth, färb, methall. 

25. ey. 38. gesibent Roethe , gesilbent M. 


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II. 


Die Weimarer Handschrift 

Q 566 . 


Deutsche Texte des Mittelliters XII. 


13 


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[ 50 .] 

Lied. 

(27 r] Der nächtliche Besuch oder Der Junggesell und der Wächter. 


1 . 


‘O trauter wachter gut, 
Durch deinen senfften mut 
Meins herczen clag vemym, 
Wie grim 

5 Ir senen mich durch echt. 

Pistu ein gut gesel, 

Mein grosses ungefel 
Las dir geclaget sein. 

In pein 

10 Mein hercz sich zu ir necht. 


O guter wachter eil, 

Pflig schneller kurczer weil, 
Hallt frawen dinst bevor; 

Für wor 

25 Dir numer misselingt. 

In Stil spreng dich zu ir, 

Hör selber ir begir. 

Waz dir die zart enpfhel, 

Thu schnell. 

30 Zu wirden ez dich pringt. 

[50.] Die Überschrift van moderner Hand . 
6 Silben. 16. wirt vor wurd durchstr. 
durchstr. 


Ich gilff; 

HÜff 

Tragen mir mein leit! 

Jo 
15 Wo 

Mir wurd dein hillff ferseit, 
Bereit 

Wur ich von herczen 
Zu schmerczen, 

20 Das mir dein untrew brecht. 


Und wie 
Sie 

Dan gen dir gepar, 

Das 
35 Las 

Mich wissen alles gar, 

Und zwar 
Du wirst begobet, 

Gelobet, 

40 Ob mir dein hillff zu springt.’ 


Die 3% Zeile des Abgesangs schwankt zwischen 5 und 
21. ist vor gut« durchstr. 36. offen b vor alles 

13* 


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196 


Weimarer Handschrift. 


Der wachter gütlich sprach: 
’O libster knab, die sach 
Ist mir ein teil zu swer; 
Mein her 

46 Hot mir es nit verkunt. 

Dein ring swer schaczig not 
Precht mir den pitern dot. 
Wer acht wie mir geschech, 
Man sprech 

50 Ich het dar nach gesunt. 


Das freylin het erhört 
Des strengen Wächters wort. 
Ir hercz in leid ercracht 
Und sacht 

65 Ser nach dem knaben gut. 

Auß inprustigem flam 
Sie ir das urteil nam, 

Wie sie ir lip erjagt, 

Und wagt 

70 Sich mit bedruptem mut, 


Sie sprach: ‘draut wachter gut, 
Wart nit bewegt dein mut, 

Do du so senlich wort 
Erhört 

Des [ 27 *7 knaben in dem tal? 

86 Mir kam auß süßer gim 
Seinr clage wort eyn stim 
Getrungen in mein om; 

Geporn 

90 Daucht cleglich mich sein hal. 


3 . 

Um diß, 

Wiß, 

Zimet es mir nicht. 

Drab 
55 Ab! 

Ich ruch wie dir geschieht. 
Nit ficht 

Um deines leiden, 

Ob meiden 

60 Dein hercz hat an gezünt. 5 


Nempt war, 

Dar 

Wol zu dem wachter hert. 
Ir 

75 Gir 

Wart vor im auff gespert. 
Verkert, 

Ir färb waß gare 
Unffare, 

80 Erkallt was allz ir plut. 


Ach nu 
Thu 

Entlenn deins herczen has! 
Rat 
95 Drat 

Wie im werd kumers pas, 
Nit las! 

Kul wirt die nachte. 

Hab achte! 

100 Man sicht der stem an zal. 


63. oder ertracht? 70. bedrupte. 71. Nempt aus Nimpt. 85. des des. 
über durchstr. acht. 


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94. Rat 



L. 


197 


Merck, wachter, wie geswind 
Sint heint die külen wind. 
Ich spur des riselns nesß. 
Wie reß 

105 Wirt es der reiff gen tag! 

Kanstun herein versteln, 

Ich hillf dirs selb verheln. 
She hin mein weiplich trew, 
Kein rew 

110 Enpringt ez dir noch clag.’ 


Der wachter auß vemunft 
Besan der clag Zukunft 
Seinr zarten frawen her, 

Ob er 

125 Den knaben lis elent. 

Pald er sich zu im swang, 

Do von vor freud auff sprang 
Das hercz in irer prust; 
Vertust 

130 Wart do der knab behent 


6 . 

Jo, wer 
Der 

Wachter im spital 
Ye 
115 Hie 

Gewest insulcher quäl, 

Zu mal 

Het er do wol enpfunden 
Von stunden 

120 War nach ir hercz hatt frag. 


Zu ir 
Schir 

Heimlich an ir gemach, 

Jo 
135 Do 

Vor freiden nit zuprach 
Mit ach 

Ir herczen gare; 

Für wäre 

140 Das wunder mich noch plent. 


Der wachter weiß und clug 
Gar auß gelimpfes fug 
In züchten zu in kort, 
Verhört 

145 Ir peider sin und mut 

Und mellt dar pei sein not. 
Gelobet wart im drot 
Das keiner hand uner 
Noch gfer 

150 Sie reiczt dan eytel gut. 


Von stat 
Drat 

Er do und sprach: ‘pflegt rü, 
Secht, 

155 Specht 

Wan ich euch weke frü 
Und thu 

Mein hom erschollen, 

Den grellen 

160 Nym ich dan in meyn hut. 


101. wachter über wie u. 102. külen über wind mit dunklerer Tinte eingefügt. 106. Kanstun 
ss Kanstu in. vor 126 Palld eylend er sich swang durchstr. 137. mit ach in grober Schrif 
über durchstr. daz hercz. 138. peid« vor hercze (grobe Schrift am rechten Rande) durchstr . 
158. erschollen aus erschelln. 159. gesellen aus gsellen. 


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198 


Weimarer Handschrift. 


Der wachter eillt sein stroß, 
Die zwei auß libe groß 
Sich schmückten in die arm 
Fil warm. 

166 Die zart zehern begund. 

128 }7 Der knab auß drostes güt 
Leib, sei, hercz und gemüt 
Der frawen sein erkukt. 
Gegluckt 

170 Het in die selig stund. 


Nach lust 
Prust 

An prust gedrucket wart, 
Kundt 
176 Munt 

Dem mund wart manig fart, 
Nach art 
In lib verrigelt, 

Versigellt 

180 Wart hercz mit herczen grund. 


Erst wart von lib gekost, 
Hercz, lib von lib getrost. 
Prunst, flam in Zunders plick 
Fil dick 

186 In in wurkt heiß und kald. 

Der knab auß senen swach 
Sich nach der strew um sach, 
Kort mit der schon zu pett: 
Verzett 

190 Wart do ir umut pald. 


Wie zart 
Wart 

Hercz lib von lib getrewt, 
Schmercz, 

196 Schercz 

Im herczen offt vemewt. 
Berewt 

Wart dik ir scheiden 
Von freiden, 

200 Das in wurd thun gewallt. 


11 . 

Ez naht der dagez stund, 

Der wachter eilln begund 
Pald zu erschein sein hom. 

Gepam 

206 Det cleglich die fil zart. 

Der wachter clopfet leiß, 

Dar sprang der jugling weiß 
Und sprach: ‘ich pin bereit!’ 

Und seit 

210 Im danck seinr trewen wart. 


‘Ach, ach,’ 

Sprach 

Der wachter, ‘nym die lecz; 

Acht, 

215 Dracht 

Wie ich in schirm dich secz; 

Ergecz 

Dich mit ir drate 
Piß spate, 

220 So nym die widerfart/ 

vor und det nach zehern durchstr . 177. nach art 

vor 198 So sie jr durchs*. 
220 ny. 


161. z vor wachter durchstr. 165. do 
über der Zeile nachgetr. 180. am Rand rechts undeutlich grüt? 
210. fil mAig fart durchstr. vor seinr trewn wart (am rechten Rand). 


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L. 


199 


O mort und wafino! 

Sie sach dem knaben no 
Und wünscht im tausent stunt 
Von grünt 

225 Irs herczen gluck und heil. — 

Hie spür ein flamendz hercz 
Wie hicz prinender smercz 
Den zweien ir gemut 
Durch glüt, 

230 Die vor in lib so geil 


O rerenprun der lib, 

Ob ich die schuld dir gib 
Mit deim schissenden stral 
Sulch quäl 

245 An thun der jungen weit, 

So loß in dein gericht 
Dar um mich vallen nicht 
Zu kestigen mein sei 
Mit quel, 

250 Das ich dein art nit schellt. 


Die nacht 
Wacht 

Hetten in freid volentt. 
Jo, 

235 So 

Ir lib doch unzutrent 
Bekent 

Wart, und die wider ker 
Ir swer 

240 In entlieh machet feil. 


Wan nicht 
Dicht 

Ich sulches von mir zwar, 
Wie 
255 Hie 

Drin stet gemeldet vor; 
Für wor 

Kunt Hanß Folcz barwirer 
Durch er 

260 Den leuffen in der wellt. 


[ 51 .] 

Der Lehrling . 

1 . 

128* ] Ir weisen meinster alle, Ob ir an falsche galle 

Got geb euch heil und glucke 6 Und auch an neides düke 

Zu ewer werden kunst, Nit weget lib noch gunst, 

Sünder daz ir das recht ab schaczet eben. 

Auff dise sach wollt ich mich auch begeben, 

Daz ich hart dete sunst. 


von 221 an heilere , grünlichere Tinte. 223. vn. 233. freid über durchstr. lib. 238. vn. 
von 241"an noch hellere Tinte und weiter auseinander geschrieben. 241. reren undeutlich. 253. sulch« 8 
aus sulch geschieht verbessert . 

51.] Die Überschrift von moderner Hand. 


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200 


Weimarer Handschrift. 


2 . 

10 Wan mir ist ye für komen Dar um sey für genomen, 

Ein newes testamente, Daz dar durch wurd geente 

Daz principaliter 15 Der krig und auch der werr 

Dar durch die kunst gar lang hie lag zuzaspet. 

Hillff Got, daz sie zu samen werd geraspet! 

Sie leit zurütet ferr. 


3 . 

Wan wo die schaff sich strewen Do von die wollff sich frewen, 

20 Und selber hirt sein wellen, Thun sich zu in gesellen, 

Do drifellt sich ir schar; Verloren sint sie gar; 

25 So daz die hirten spuren die ir pflagen, 

Und merken sie in sulchen niderlagen, 

Den wirt ir red dan war: 


4. 

Ich mein die predigere, Und mein, sie kunen mere 

Eppt, pischoff und prelaten, Und wellen differ watten. 

30 Der 1er sie hant veracht, Dar nach ein ider acht 

Wie er den andern unter sich mug druken; 

35 Er meint ein Staffel hoer nauff zu ruken. 

Nun rat wer sein dan lacht. 


5 . 

Bedenkt Lucifers steigen, 40 Dar durch er sich must neigen 

Wie er dar innen suchte Und wart dar um verfluchte 

Die eigen ere sein, In die unentlich pein. 

Dar um so rat ich, welcher sey der groste, 

Thu sich dem aller minsten gleich genoste. 

45 Nun folgt der lere mein! 


17. das s in samen ans m korrig. 27. jn ( f) vor jr durchstr. 35. einr45. me 
mit Schnörkel. 


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LU. 


201 


I36r/ 


[ 52 .] 

Im hanen krat. 


1 . 

Gotlich weißheit und welltliche 

dorheite 

Die haben manchen streite. 
Weißheit spricht: ‘pis bereite 
Mit danckperkeit dem herren dein 


5 Und such des dagz am ersten 

Gottes reiche, 
Pit in andechticleiche 
Daz er dein hercz erweiche, 

Das sulche Weisheit kum dar ein. 


Das du der hoffart wider strebest 
10 Und auch dem neide, 

Und auch den feinden dein vergebest, 

Das durch die peyde 

Dein hercz keinr rachsal numer nit begere 
Noch stell nach sullcher ere 
15 Die leib und sei beswere, 

Dar durch du must in ewig pein.’ 


2 . 

Dorheit spricht: ( mensch, niet dich 
deinr jungen tage, 
Isß, drinck, leb frisch an clage, 
Dancz, spring, spil, sing und sage; 
20 Allezeit die sun dein weker sey 


Fer auff den tag mit irem lichten 

scheine, 

Auff daz du deine peine 
Nit stosßeat an kein steine, 

Und won der ful des ersten pey! 


25 Veracht mit willen allez straffen 
Der predigere; 

Schillt, fluch und schrei du ymer 'woffen 5 , 

Wer dich beswere; 

Gedenck dir dez ich han an leichter ere; 

30 Het ich der pfenning mere, 

Ich acht der sei nit sere; 

Ir wont doch dort kein leben pey.’ 

[52.] Überschr.: In dem hannen krat meister hans volczen 25 lieder N2. 1. Gotliche 

N28V. weltlich N2. 2. Die hond so SV. hetten einen N2. 3. sprach N2. 4. herren] 

schopffer N2SV. 5. Nun such dein tag £F. 8. sulche] götlich SV. 9. du fehlt N2. 

11. Und auch fehlt N2S. 12. se vor das gestr., durch am r. Rand X. die fehlt SV. 13. kayn 
Raich sei N2. kein rach solt nymer mer begeren SV. 14. Nit N2. Htiet dich vor sollcher 
eren SV. 15. sei vnd lyb bescheren SV. 16. Dz du nit kum pst in helle pein SF. must] 

kümst N2. 17. D. spr. nyett d. deiner j. t. £F. deinr] der N2. 18. trinck frölich on SV. 20. Die 
sonn all tag SV. 21. tag bey höher sonnen scheine £F. lichten] claren N2. 22. Vnd das £F. 

23. stosßet a. k. X, stost an keinen N2. an ein SV. 24. Fül dich frw vnd leb sorgen frey 
N2, Fül dich vnd biß du sorgen frey £F. 25. alle stroffe N2. Wer dich mit willenn aller 
slroffe SV. 27. waffe N2. 29. das SV. d. d. het ich hie güt vnd ere N2. 30. Vnd aüch N2. 
31. Der sei acht ich SV. 32. doch] auch SV. leben] leiden N2SV. 


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202 


Weimarer Handschrift. 


3. 

Weisheit spricht: ‘mensch, regir 
recht dein 5 sinne 
Auff gütlichen gewinne, 

35 Sich, hör, ge, ste darinne; 

Pis millt den armen, wo du 

macht, 


Mit speisen, drencken, cleiden und 
hant reichen, 

Gefangen, cranck dez gleichen, 
Dar zu begrab lobleichen 
40 Die doten, und dar pey bedracht 


Gotez des über sie geböte, 

Der nimant schonet. 

Arm, reich, jung, allt muß sterben dote. 
Und wie er lonet 

45 Eim yden noch dem allz der dot in findet, 
Ein in die hell er pindet, 

Dem andern leit verswindet. 

Bedracht dein sterben dag und nacht!’ 


4 . 

Dorheit spricht: ‘mensch, sich um 
nach schonen frawen, 

50 Red nach, thu unglick pawen, 

Hab zu dir [36*] selbz getrawen, 

Schmek und enpfind deinß leibez 

lust; 

Dich wirt der dot wol selber finden 

Und auch heym suchen 

Hie und auch dort von sorg enpinden! 

60 Nicht glaub den puchen! 

34. götliche SV. 35. Dein heil ist auch darinne £F. 36. dem SF. wo du] ww N2. 

37 —40 lauten in SV: 

Zu lobe got der für vns hett gestritten 

Menschlichen hett gelitten 

Kein pein hett er vermitten 

Do er am frone (an dem fron V) krütze facht. 

40. Deie X. vu bedenck die macht vor vn da« pey bedracht gestr. X. 41. An den der u. s. 
g. N2 , Mit dem als so (also V) ist gebotten SV. dez] l. der f 42. Vnd N2. 43. Jünck 

reich arm müssen st. d. N2 , Jung alt arm vnd reich m. st. d. 5F. 44. er] gott SV. 

46. verpindet N2(SV). 49. sich] schaw N2. spr. sich du vmb SV. 50. Reidt nach deins 
klückes pawen N2, Rieht dich nach vngligs krowenn SV. 51. vertrawen SF. 52. Schimpf! 
SV. deinß] des N2. 53. Bestee SV. 54. Blib SV. 55. Kein N2SV. bekrütze SV. 

57. wol der tot selber N2. 59. auch [Mt N2. sorgen N2SV. binden SV. 60. Glaub 

nit an (ant V) b. SV. dem N2. 


Ge, ste zu suchen neur dein eigen 

nucze, 

Leb stet in widerdrucze, 

55 Keinr parmug dich bekucze, 

Gedenk nit wan du sterben must! 


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LII. 


203 


Wer kam ye her von himel oder helle? 
Het ich hie gut gefelle! 

Und sorg recht wer do welle; 

Wan ich gestirb, so ists um sust.’ 


5 . 

66 Weysheit spricht: ‘mensch, lib Got 
in allen Sachen, 
Dein nechsten thu bewachen 
Allz dich in allen fachen, 

Hallt in allz du von im begerst; 


Er einen Got, nit swer pey seinem 

namen, 

70 Kein feier thu beschämen, 

Deinr elltern solt nit ramen 
Mit untugent, wo du hin kerst! 


Nicht dot mit wort, werck oder weise, 
Unkeusch pis ane, 

75 Still nit, kein fallsch zewgnus du preise, 
Fleuch weit davone, 

Beger nit fremdez gucz noch fremder weibe 
Und kastigir dein leibe, 

In Gotez forcht becleibe, 

80 Auff das du dort dein selldi merst!’ 


6. 

Dorheit spricht: ‘wer sach ye Got 
noch die seillgen 
Zwellff poten oder heilgen? 

Wen kan die sund vermeillgen, 

So sie die pfaffen selber thun? 


85 Dar um so mag man glauben waß 

man wile, 

Der heiden ist so file, 

Juden, turcken an zile, 

Die all von Adam körnen nun. 


Sollten die alle sein verloren, 
90 Wer ymer schade, 

So het sie Got selber erkoren 
In swefelz pade. 


62. hie fehlt SV. 63 in X am Ende der Strophe mit Verweisung nachgetr. Nym sorg halt 
N2. 64. es ist N2. 67. Als dich thu inn an (on S) lachen SV. 70. Kein aus Keinr 

X. Ere vatter vnnd mutter beidsame (baide samen V) SV. 71. Dein N2. solt] dw N2. 
Am feirtag vor Sünde schäme SV. 72. Mit aller zucht wo SV. 73. dot] thü SV. 

74. Vnkeusch besinne SV. 75. getzügnüß brise £F. 78. keste N2SV. deinen £F, hy 

dein N2. 79 fehlt N2. 80. du fehlt N2 . sei ernerst N2, heil auch merst SV. 81. got 

ye SV. heiligen N2(SV); das i in seillge vielleicht von spätrer Hand X . 82. vnd auch die 
sftlgen VS. seiligen N2 f heilgen aus seilgen X. 83. Wer N2. kan] lond £F. 86. zu fille 
SV. 87. In der sum alle zille SV. 88. Seid die all v. SV. kamen N2. 91. sie] sich SV. 


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204 


Weimarer Handschrift. 


Die hell allein dem teuffei ist gemachet, 
Der himel weit durch fachet, 

95 Den menschen zu gesachet, 

Dar in ist frid und guter sun.’ 


7. 

Weysheit spricht: ‘zwellf artickel 
sint des glauben, 
Do von man nicht sollt rauben 
Die weisen noch die tauben, 

100 Wer anders selig werden will; 


Acht sellikeit und 7 sacremente, 
Dar durch man zu Got lente. 

Wer crist wel sein genente, 

Der hoff /37>-j dar in das mittel zil! 


105 Ob manch gelert dar innen irre 
Mit krumer bane, 

Dar ein dich, tumerley, nit wirre, 

Such dein persane, 

Ob nun der babst selber ein keczer wurde, 
110 Daz man prent auff einr hurde, 

Hut dich vor sulcher purde! 

Dez guten dut nimant zu fil.’ 


8 . 

Dorheit spricht: ‘Got der hot unß 
all erarnet, 

Am kreucz hot ers gegamet, 

115 Vor not s eyn wir gewamet, 

Seit nun die hell zubrochen ist. 


Wan sie Got selber crefftiglich 

zubrache, 

Sich an dem teufel rache 
Allz um die allten sache 
120 Und pant in in die hell mit list, 


Dar in er noch gefangen leite 
Von Gottez panden. 

Wer sach ye teuffei in der zeite 
In allen landen? 


94. weit] ist 95. Dem N2SV. 96. freid N2. 98. Nymant dar von sol rauben N2, 

D. v. soll nyemant r. £F. 102. Dar dar X . 103. Wer dort wil genente SV. 104. do aüf 
das rechte zil N2 f doch in das rechte zil <SF. 105. gelerter N2. Ob nun die gelerten 
darinn irrendt SV . 107. tumer] schlechter N2. Darumb ir schlechten leyen nit wychendt 

£F. 108. Sich N2SV. 109. \ r nnd ob der babst doch nymmer selig würde SF. 110. m. in 

brant vff der h. SV. 111 X = 110 N2. 111. Die den gelauben rtirde#2. 113. der fehlt 

SV. alle SV. 114. erst N2. Auch an dem crütz ergarnot SV. 115. seyt X. 116. nun] 
das £F. zw störet N2. 117. selb krefftigklichen SV. 122. handen SV. 123. ye] die SV. 


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LII. 


205 


125 Dar zu ist er allz grausam nit geschaffen 
AIlz do sagen die pfaffen, 

Dan das sie müssen claffen 
Ir narung halben in der frist.’ 


9 . 

Weysheit spricht: ‘mensch, wider¬ 
red numermere 
130 Der heiligen schriffte lere, 

Frefflich dar von nit kere 
Mit wercken, Worten noch ge- 

danck! 


Ob du nit pist so hoch an deinr 
vernunffte, 

Enpfills der lerer zunffte 
135 Und hoff guter zukunffte, 

Daz du icht kumst auff irren 

gang. 


In der unentlichen gotheite, 

Du ley, nit grubel, 

Daz du für Gotz parmherczikeite 
140 Nit steckst ein schubel 

Und körnest in die äußern finsternusse 
In pech und sweffelz flusße, 

Ob nit durch willig pusse 
Du kumest auß dez zweifelz wanck.‘ 


145 Dorheit spricht: ‘wer irt fester 

dan gelerte, 

Durch wen wirt mer verkerte 
Der glaub und auch beswerte 
Mit irrung und mit keczerei? 


10 . 

Machmet, der hoch gelert, keczert 
die heiden. 

150 Dallmut det fallsch bescheiden 
Den juden in zu leiden 
Der wibel grint, allz in want pey. 


Der Wikleff dort in Engellande 
Keczert die cristen. 

155 Johannez Huß die irrung fände 
Und hat mit listen 

[37*] Dar mit gewurczt unter die bemisch krane 
Mit hillff dez Rockenzane. 

Jorg Heimbach hillt auch ane, 

160 Wie er doctor doctorum sey.’ 

125. sind sie so grausam nit erschaffen N2, ist er so (fehlt V) grusamlichen geschaffen SV. 
126. do] dann SP. die fehlt N2. 128. halbin^X. haben zu N2. narung ghabend fhaben V) 

dauon in SV. 130. schlifft vnd lere N2. 132. Worten wercken N2. 133. so hoch nit pist N2. 
134. Pefilchs N2. 136. D. d. nit gest ein iren g. N2. 139. D. d. gottes p. N2. 140. scheckst 
N2. 143.0 N2. 144. atif der zweiffel panck N2. 145. dan dy gierte N2. 146. wen] mer 
N2. 147. pescherte N2. 150. düt N2. 151. Die N2. 152. =bibel grünt N2. jn fehlt 

N2. 153. in einem lande N2. 157 vndes N2. 159. hamberg N2. 


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206 


Weimarer Handschrift, 


11 . 

165 Wan Got vor allem ding die 

hoffart hasset: 
Der Lucifer hoch passet, 

Den hot die hell gefasset, 

Got warff in von seim trone drat. 


Adam, Davit und Salamonem 
170 Got grozlich plaget; 

Datan, Abiron, Absalonem 
Die straff auch daget; 
Nabochodonosor nam fichez leben, 
Filius im korb must sweben, 

175 Aristotlem dar neben 

Ein fraw schentlich geritten hat.’ 


Weisheit spricht: ‘welch gelerten 
hoffart plendet, 
Von dem sein gnad Got wendet, 
Das er in hoffart endet, 

Wan wer sich hocht, den nidert 

Got. 


12 , 

Dorheit spricht: ‘seit den weißen 
daß geschichte, 
Daz ist ein zu versiehte, 

Wez sich der mensch verpflichte, 

180 Das kert nature wie sie wil; 


Wan ez sint ye planeten und auch 

Zeichen 

Und einflus auch dez gleichen, 

Dar durch der mensch erreichen 
Von not muß seinez endez zil 


185 In armut, reichtum oder gluke 
Und ander sinne. 

Man reiß, man schnid, man schab, man zuke 
Und such gewine, 

Noch sicht man, wer zum heller ist geporen, 
190 Wil er noch zweyen foren, 

Die mü ist gancz verloren: 

An mü hot mancher gutez fil.’ 


162. got sein gnad N2. 163. dorheit N2. 164. Wer sich hy N 2. 165. vor allen 

sunden hoffart #2. 171. abiron] abraham N2. 174. F. in k. scheben N2. 175. Ari- 

stotiles eben N2, 176. weip N2. 180. keret natür N2. 181. ye fehlt N2. 182. V. 

e. des geleichen N2, 183. der reichen N2, 188. Man N2. 189. wey züm helle N2+ 

190. zweiffel koren N2, 191. mü] nün N2, gar N2. 192. Seit nün N2* 


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LI1. 


207 


13 . 

Weisheit spricht: ‘Got gab dir 

wicz und vernunffte 
In deinez leibz zukunffte 
196 Ob aller thiren zunffte, 

Darob den freien willen dein. 


Ob durch zufei dein fleisch in arg 
wollt sweben, 

Dein wil mag widerstreben. 

Daz hot dir Got zu geben, 

200 Do kein einflus mag wider sein. 


So du dein neigung dan nit prichest 
Und ir stest wider, 

Zu hell du ewiclichen sichest 
Und ligst dar nider. 

205 Wer aber hie sein eygen willen zemet 
Und Gotez willen remet, 

All teufel er beschemet 

Und wirt enthallten von der pein.’ 


14 . 

138'] Dorheit spricht: ‘wir sint all Sollten nun alle menschen sein 

gepillt nach Gote, verdumet, 

210 Dar zu er selbz den dote Durch when wurt dan gerumet 

Für unß getiten hate, 215 Sein lob und auch geplumet, 

Dorum wil er gelobet sein. So sie all kernen zu der pein? 

Wan ez ist kaum der 12 teil cristen, 

Allz man dut schreiben. 

Sollten die all gen helle nisten 
220 Und dar in pleiben, 

Waß wer dan die gotlich parmherczikeyte 

Von der man singt und seyte 

Sie hab dez merez preite 

Gen einem dröpflin wazerz dein?’ 


15 . 

225 Weißheit spricht: ‘mensch, die sei 
ist Gotez pillde, 

Der leib von erden willde, 

Dar ein die gotlich millde 
Goß willn, gedechtnus und ver- 

nunfft. 


Ob nun der wil irdischem lust 
nach drachtet, 
230 Der sele heil verachtet, 

Dar durch in im benachtet 
Die hoffnung gütlicher zukunfft. 


194. deins leibes N2 . 195. doren N2. 197. in arg] vnd marck N2. 199. dir zw 

gegeben N2. 201. dein eygen wil nit N2. 202. Vnd stest nit wider N2. 203. schiffest 

N2. 208. behalten N2. 216. kümen N2. 220. Vndar jn X. 221. die fehlt N2 . 

224. wasser N2. 229. irdischen N2. 231. in fehlt N2. 


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208 


Weimarer Handschrift. 


Soll in Got zu seim dinst auch nöten, 

Der für in starbe, 

235 Durch grose mater sich lis tötten, 

Im heil erwarbe, 

Dar durch sein parmung gnung ist offenbare? 
Wer die veracht so gare, 

Der nem seinr straf auch wäre 
240 Ewig in der verfluchten zunfft.’ 


Dorheit spricht: ‘allz ich mich der 
mer verstane, 

So kumpt die zwellfft persane 
Kaum auff der himel bane, 

Der cristen ich gesweigen wil, 


245 Der denoch kaum der dritteil wirt 

behallten, 

Sünder von Got geschallten, 

Die all der hellen wallten 
Dort ewiclich an endez zil. 


Hie spur ich furtreffung der hellen 
250 Das himellreiche, 

Dar ein sich so fil schar gesellen 
Und Got entweichen, 

Heiden, keczer, türken und auch die juden, 
Die in der helle suden 
255 Dort pey des teuf eis rüden, 

Do sie verschlint des trachen gil.’ 


Weysheit spricht: ‘Got tut einem 
kauffman gleiche, 
Der ein karfunckel reiche 
Hat schaczper und lobleiche 
260 On all befleckung dar und reyn. 


17. 

f38*J Das eierest gollt macht er im 

untertane, 

Vom in des keysers crane 
Ist er wirdig zu stane 
Und wirt gelobt für dis gemein. 


233. got aüch zu s. d. n. N2. 234. vns N2. 235 lautete zuerst: Mit grossen engsten vß 

mit nöten; die spätere Fassung am rechten Rand X , Wan er sich vür vns hie lis dotten N 2. mat’ 
(= marter). 236. Vnd N2. 237. durch] vmb N2. 238. verachtet gare N2. 239. sein 

N2. 241. mer] sach N2. 245. denoch] dring {gemeint ist wohl vbring) N2. 246. gespalten 
N2. 248. Wert N2. 249. Ich sprich das do vür dreffe die helle N2. 251. D. e. sich ir so 
vil ges. N2. 252 lautete erst: Peid arm vnd reiche. Die spätere Fassung am rechten Rand; 

zuerst hieß es hier Ja degeleiche X. Die N2. entweiche N2. 253. vnd auch die aus heidn 

vnd X. Als heiden dürcken keczer vnd dy jüden N2. 254. helle fehlt N2. 257. dut vns 

eim k. geleiche N2. 262. Foren in keissers k. N2. 


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LII. 


209 


266 Dar wider manchen felsen rawe 
Und schrofen wilde 
Er kaum verleicht das er in schawe. 

Allzo der millde 

Ihesus schaczt ein frumen für all verdampten, 
270 Die fallsch sint in im ampten. 

Gerechtikeyt mit sampten 
Der parmung sint dez über ein.’ 


18 . 

Dorheit spricht: ‘wo die meinsten 
meng hin fare, 

Do nem man mein auch wäre! 

275 Ez kan so hefftig zware 

Gar hart gesein, allz man dan 

seyt. 


Jo, wer zu »hell suliche nöte und 

peine, 

Reich, weis, gelert gemeine 
Der stellet keinr dar eyne, 

280 Der mancher doch dar noch 

arbeit. 


So sie durch hofart, geitz undrume 
Fil era nach dracht en, 

Der wort im ewangeliume 
Sie luczel achten, 

285 Daz ein camel gar fil mit mindrem zwange 
Ein nodelor durch gange, 

Dan daz der reich erlange 
Die freid ewiger selikeit.’ 


19 . 


Weysheit spricht: ‘Got haut dar 

pey auch gesprochen: 
290 Kein sund pleyb imgerochen 
Dort ewig, hie mit sochen. 

Wer hie bezallt, wol im des dort! 


Es wirt auch keinr dez andern 
schulld nit gellden 
Noch für in fam zu sellden: 

295 Allz daz Got selb det mellden, 
Hot auch dar pey gekündet fort: 


265. D. w. fint man pelsse r. N2. 266. In Strasse wilde N2. 267. Er kümpt villeicht 

das er an schawe N2 . 269. Seczt ein selige vür al verdampten N2. 270. sint fehlt N2. 
iren N2. 271. Vngerechtigkeit N2. 272. Die sein parmüng düt er nit schein N2. 

276. gestern N2. dan] es N2. 277. pein vn note durch 2 u. 1 zurechtgewieeen X. Wer in 

der hei aüch solche N2. 278 fehlt N2. 279. Es N2. 280. kaum de* hell erbeyt vor doch 

gesbr. X. Der sünst dar nach also aR weit N2. 281. durch] der N2. 282. dracht X. 

284. So wenig a. N2. 285. Ein kemel dir das mocht vil ee mit zwange N2. 289. hat aüch 

da pey besprochen N2 . 290. pleibt N2. 291. ye N2. 294. gen helden N2. 295. Als 
got selber düt m. N2. 296. Als von im hy verkündet wort N2. 

Deutsche Texte des Mittelalters XII. 14 


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210 


Weimarer Handschrift. 


Hüt euch vor den gelönten hirfcen, 

Die schaff sie strewen 

Und werden ser durch sie verirten, 

300 So sie in drewen. 

Dar um follgt iren Worten michels mere 
Dan iren wercken swere, 

Wolt ir dort imer mere 
Besiczen den ewigen hört!’ 


20 . 

306 Dorheit spricht: 'erst spur ich 

mich ungerechte 

Und merck, wer 1er verschmechte, 
Den dut die gotlich echte 
Von im geschiden ewicleich. 


Wer aber auff kein zeitlich er nit 

pawet, 

310 Allzeit das end an schawet 
Und Got darin getrawet. 

Dem gipt er millteclich sein reich. 


[40*] Dez pit ich dich, du Weisheit werd, 

Meid mir die peyne 
316 Der die der pot dez hem auff erde 
Nit wilig seyne, 

Und melld mir auch dar pey daz ewig leben, 
Daz Üristus den will geben 
Die im nit wider streben, 

320 Auff daz ich auch sein huld erschleich. 9 


21 . 

[39*] Weysheit spricht: *6 sint thor in 

Gottez reiche, 

Der glaub, die werck lobleiche, 
Forcht, lib, hoffnung dez gleiche, 
Bestendikeit den Ion erwirbt. 


325 Wer nit den weg durch diese 

pforten pawe, 

Leit we, clag, angst, forcht, grawe, 
Schmercz, pein, gotlicher trawe 
Er ewiclichen dort verdirbt. 


301. D. v. so folgt iren Worten vnd der lere N2. 302. Mit (oder Nütty N2. 306. Jüd 

hör (t) N2 . 307. dut] will N2. 308. Dort von ir scheiden N2. 310 hinter 311, die 

Verse jedoch durch a u. b zurechtgew. X. 311. darin X (undeutlich). 312—320 an dieser 
Stelle von späterer roher Hand (X2). Ich gebe das Stück nach Fotz eigener Niederschrift , die 
ursprünglich hier anschloß , aber durch Vorbinden eines Blattes an den Schluß des Gedichts geraten ist. 
314. 317. Mell X2 . 315 , <ü e ] ye X2. pot gotes X2. Von dem die pot gocz N2. 316. Vn- 
willig N2. 318. Den X2. 321. spr. fünf schar gen in N2. 322. die]mit N2. 324. Dar 

mit der mensch d. 1 . e. N2. 325. pard düt pawen N2. 326. Leid we angst not send 

grawen am Bande hinter 327 nachgetr. N2. 327. S. p. mag ewig schawen N2. 


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LII. 


211 


Dorst, hunger, zorn, hicz, frost, gezenck© 

330 Im nit zurinet; 

In swifligem hebchem gestencke 
Er ewig prinet; 

Grisgramen, zanclapern, schreien und gellfen, 
Heuln der verfluchten wellffen 
335 Ewig an allez hellfen, 

Welch pein in numer mer ab stirbt.’ 


22 . 


Dorheit spricht: ‘nun hab ich doch 
wol vemomen, 

So Got in zorn werd körnen, 

All schuld der weh besumen, 

340 So er besiozt daz jungst gericht, 


So kny Maria und Johans babtiste 
Für Got, dem werden Criste, 

Daz er den sunder friste, 

E er daz streng urteil auß spricht. 


345 Ob in Got wollt die pet versagen, 

Sich nit lan lindem, 

So werd Maria wein und clagen 
Und in ©rindern 

Daz er sein selbez menscheit dar an ere 
350 Und auch sein marter swere 
Und seinen zorn ab kere; 

So mug ir Got versagen nicht.’ 


23 . 

Weisheit spricht: ‘e must allz 

geschopff zugane 
E daz Got rat auff wane. 

366 Merck waz er hat verlane 

Mit seynen jungem, do er sprach: 


“Den von Gamorr und Sodama 

der schare 

Wirt ez geringer zwar© 

Am jüngsten dag für wäre, 

360 Do sich daz hellisch feur an rach, 


320. zorn fehU N2. zencke N2. 333. würgen (?) dot an allez heil ern vor Grisgramen 

gestr. X. 334. Hauln? X. Han die N2. 335. dort (undeutlich) vor Ewig gestr.X. 336. im 

N2. 337. so han ich do N2. 338. Wan got selber wirt k. N 2. 339. alld (?) vor al Igestr. X. 
wel X. A. s. do vber sümen N2. 340. Wan N2. besiczet X. daz] sein N2. 341. kny] 
kümpt N2. 342. Vnd pitte jhm criste N2. 343. dem N2. 344. sein leczt vrteil N2. 

345. Ob er in wolt ir p. v. N2. 346. lis N2. 349. selbs m. darinen e. N2. 352. So 

mag er in N2. 354. Dan N2. 355. Also hat er v. N 2. 357. Den vor Von am linken 

Band nachgetr. X. gomorr aus gamorra X. Zw dem jamona sadoma d. s. N2. 358. Wirt nit 

geringert z. N2. 350. dag fehlt N2. 360. sie N2. an] mit N2. 

14* 


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212 


Weimarer Handschrift. 


[39*/ Dan den die meinr gepot nit foren.” 

Nach ewrem rate 

Baz zum in, sie wem nie geporen 

In sulchem state! 

365 Sich, cristen mensch, daz nym trewlich zu herczen 
Und schacz es für kein scherczen; 

Bedracht mit grossem schmerczen 
Die grim, cleglich, unentlich rach!’ 


24 . 

Dorheit spricht : ‘erst spur ich und 
merck fil eben: 

370 Got hat dem menschen geben 
Vemunfft; sei, leib und leben, 

Dar durch er heil erwerben mag. 


Wer aber dar in wolt sein 

ungeflissen, 

Seins dinstez het verdrissen, 

375 Dez wil Got auch nit wissen, 

So er die nacht lipt für den dag, 


Er seczt unß heym Got der gehewre 
An allz bezwingen, 

Zeigt unß daz wazer und daz fewre. 

380 Wer nun gedingen 

Zu Got nit hab, dem kumpt ez dort zu leyde. 
Mein Weisheit, nun bescheyde 
Ein teil mir dort der freyde, 

Auff daz ich auch die selb erjag.’ 


25 . 

385 Weisheit spricht: ‘do ist ewigz 

jubiliren, 

Lust, wun, englisch hofiren 
Der himelischen ziren 
In frolockung der heilgen gar, 


Ewiger tag, glancz, licht, durch- 

lewchtigz spehen, 
390 Got ewigz lob verjehen, 

In stet erken und sehen 
Dryeinlich, gütlich, menschlich dar 


361. Sie sie mein pot hy vber foren N2. 362. irem N2. 363. Vil pas zem in sie N2. 
364. solcher N2. 365. O N2. 366. Vnd halt das N2. 367. Die pein vnd grossen s. N2. 
368. Die vnaüssprechlig hellisch plag N2. grinn (?) X. 369. spur] prieff N 2. fil] gar N2. 
372. Dar mit der mensch e. m. N2. 373. W. a. nit d. w. sein Hissen N2. 375. nit fehlt N2. 
377 . ims N2. 380. An das verdringen N2. 381. Wer got nit er es kümpt im dort z. 

leiden N2. 382. w - dw bescheiden N2. 383. m. von den freyden N2. 384. Das ich die 

selben auch er jag N2. 385. ewigz fehlt N2. 386. wun] freüd N2. 388. Mit N2. schar 

vor gar g^tr. X. 391. In fehlt N2. erkennen N2. 392. Drey person vnd ein gottheit 

dar N 2 » 


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Llll. 


213 


In ymer wernder freid allfriste 
An allz abwenken. 

395 Nun piten wir Got Jhesum Criste 
Unser gedencken, 

Ret Hanß von Wurmß barwirer frü und spate. 
Nun folg wir seynem rate 
Und hallten Gotz gepote, 

400 So kum wir an der selgen schar! 

AMEN. 


f46*J Man list vom patriarchen 
Her Noe, der vil gut, 

Das der pawet ein archen, 
Die in des woges flut 
5 In allen gab geniste 
Pis an das ent der note. 


[ 53 .] 

l. 

Pey diser archen feste 
Die cristlich kirch verstet, 
Die durch kein uberleste 
10 Pis an das ent zurget, 
Sünder von Got gefriste, 
Das sie nit unter gote. 


Ein fenster von cristallen, 

Dar ein der dag gunt fallen, 

15 Waß in die arch gezirt. 

Daz fenster dewt die maget, 
Dar durch das licht unß daget; 
Den dag der glaub gepirt. 

Allzo die erentreiche 
20 Ursprünglich ist das heil, 

Dar durch wir ewicleiche 
Besiczen das erbteil; 

Die muter Jhesu Cristi 
Macht unser unglick feyl. 


393. werder N2. 394. al N2. 395. den he vor got geatr. X. her Jesw criste N2. 

396. Vnsser zw dencken N2 . 397. Spricht N2. parwirer drote N2 . 398. Volget ir dissem 
rotte N2. 399. haltet gottes pote N2. 400. kümpt ir N2. 

[53.] Überschr.: In der stroffweis hans volczen 3 lieder N2 . 2. no X, noye N2. 3. ein] 
sein N2. 5. Mit aller N2. 6. aüf N2. 10. aüf N2 . verzet N2. 17. Dtirch dy N2 . 
21. Dürch die N2 . 24. Mach N2. 


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214 


Weimarer Handschrift. 


25 Merck, so die sun ein scheinet 
Durch ein geferbtes glas, 

Allz pald die färb sich einet 
Dem schein in sulcher maß 
Nicht das die sun dar vone 
30 Der färb vermischet werde: 


2 . 

Allzo Gotz sun volkomen 
In jungfrewlichem schrein 
Hot menscheyt an genomen 
147f] Auß irem plut so rein 
36 Nit das die gotheit frone 
Vermuschet wurd der erde. 


Got ist anwandelbere 
Ewig und ymermere 
Und nam den leichnam an 
40 In lauter keuscheit pure 
Ganz über die nature 
Von einer jungfraw fran, 

Leib, sei, fleisch, plut, marck, peyne, 
Im ersten äugen plick 
45 Geformt ein kindlin deine 
Auß gütlichem geschik, 

Der unser not besane 
Auff erden offt und dik. 


3 . 

So von den obem speren 
50 Die elementen rein 

Sich zu den untern keren 
Und sich mit in verein, 

So schimem fil der färben, 

Der regenbog das zeiget: 


55 All zo do die gotheite 

An nam die menscheit werd, 
Do wurden außgepreite 
Mancherley gnad auff erd, 

Der wir sunst musten darben. 
60 Het sich Got nit geneiget 


Zu unß her ab gen tale 
In jungfrawlichen sale, 

Die dar zu waß erkorn 
Von ewikeit on ende 
65 Daz Got in dem elende 
Zu drost unß wurd gepom. 


27. Gar N2. 33. Hot fleisch vnd plüt genümen N2. 35. Nit das gotz slin so frone 

N2. 36. wart N2. 37. an wandel püre N2. 38. Imer vnd ewig mere N2 . 39. die 
menscheit N2. 40. Die N2. gotheit N2. 42. Ein gancz vol kümer mon N2 . 43. Fleisch 
plüd leib sei marck peine N2. 45. Gformiret N2. 48. erd gar offt N2. 49. Mon sich 

die obren spere N2. 50. Der N2. 53. scheinen N2. 57. D. wart vns a. N2. 61. gen] 
zw N2. 63. wart N2. 65. got] er N2. 66. Vns (aus Vnd) würd zw dr. g. N2. 


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LIII. 


215 


Nun sprecht, singt, lobt und rumet 
Und erwirdigt die meit, 

Von ir dicht, reimpt und plumpet, 
70 Seyt ir zu dinst bereit, 

Die unß mit follen garben 
Die em so trewlich schneit! 


Her in sich widerseczet 
Ein roher lei allz ich, 

75 Auff daz er alldie leczet 
In Worten freffelich 
Die sprechen das gotheite 
Die menscheit hie an neme; 


4 . 

Und waß sein argumente 
80 Wie in der gotheit sein 
Der persan 3 genente, 

Auß den der sun allein 
An nem menschliches oleite; 
Von dem die red nit zeme 


85 Das er die gotheit seye, 

Sie weren dan all dreye 
Mensch worden zu der frist; 
So zem es wol zu reden. — 
Sulch zweiung von den peden 
90 Wart einem weisen kunt, 

Mit namen eim doctore, 

Der sucht theologey 

Und sprach: ‘er irt für wäre 

Und get auff sufistrey. 

[47* ] Ez mag im werden leite, 

96 Pleipt er dem irtum pey.’ 


Hie sucht der frei prelate 
Ein schrifflichen sentencz 
Und fant ein gleichnus träte 
100 Durch ein war expergenz 
Und das von dreien dingen 
Die zu einr harffen zimen: 


Daß ist das spilmans kunste, 
Die seyten und die hant; 

105 Auß diser dreier gunste 
Wirt unß ein lit bekant. 

Wie wol der seiten clingen 
Allein verkunt die stimen, 


67. Dar vm singt sprecht lob rümet N2. 68. meit fehlt X . 69. Vnd ir vnd ticht 

rüemt vnd plQmet N2. 72. ert N2. Mü 72 schließt N2. 75. daz jdaz. 76. frechelich 

aus freffelich. 92. theologey aus thelogey. 


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216 


Weimarer Handschrift. 


Die kunst die hant recht furet, 
110 Die hant die seyten ruret, 

Die seyt bestimet wirt. 

In diser dreier fache 
Ist einß dez andern sache, 

Das sich die stim gepirt. 

116 Allzo die gotheit gancze 
Hat in des sunß persan 
Die menschlichen substancze 
Auff erd genomen an, 

Dur das ich hoff gelingen 
120 Mit worheit zu bestan. 


Das aber die gotheite. 

Hie nem die menscheit an, 

So mercket unterscheite: 
Gotheit sint 3 persan, 

125 Die menscheit allz geschlechte 
Menschlicher creature. 


Wan gleich allz ein persane 
Gancz gotheit nit sol sein, 
Allzo ein mensch nit kane 
130 Die menscheit sein gemein. 
Dar um so mercket rechte 
Unterscheit der figure: 


Gotheit nam an zu hellffen 
Allen menschlichen wellffen 
136 Auß der ewigen not; 

So kam Got her auff erden 
Ein warer mensch zu werden, 

Für unß zu sterben dot. 

Allzo seyt ir entscheiden 
140 Gotz und der goteit hie, 

Mensch und menscheit in peiden: 
Hapt ir gehört auch wie? 

Hinfur euch nit verjhechti, 

Allz zweiffler teten ye, 


145 Clerhcher zu verstane 
Wie gancz gütlich drifalld 
Hie nem die menscheit ane 
In einigem gewalld 
Gotlicher meienstete, 

160 Wie doch nach den persanen 


Die Sendung zu geeiget 
Dem vater wirt gemein, 
Enpfengnus zu geneiget 
Dem geist, in der fil rein 
155 Der sun ir nahen dete, 

Do sie enpfing den fronen, 


133 Goth 4 , 140 got 4 , 141. 147 mensch 4 und so öfter. 


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LIII. 


217 


[48rl Der nicht allein an name 
Die menscheit, sunder käme, 
Das er mensch werden wolt; 

160 In dem die gotheit gancze 
Wurket menschlich substancze, 
Und wart löblich erfollt 
Im keuschen leib Mareie 
Got mensch ein worer Crist; 

165 Dar um die jungfraw freie 
Gotz muter werhch ist, 

Durch die groz heil unß nehte 
Zu ewiclicher frist. 


Von dem dicht wart gehandellt, 
170 Allz ich hernach bestim, 

Seit man die red nit wandellt, 
Dar in man was so grim, 

Do man mit Worten schnelle 
Sich wider mich verpflichtet. 


175 Doch heist man mich einß fragen 
Mit namen euch, her Zorn, 

Her wider mir zu sagen, 

Seit ir so diff wellt born, 

Das ir erleutert helle 
180 Und darauf sint und dichte*: 


Wirt Got mynder gereite 
Dan sein wäre gotheite? 

Das macht unß offen bar, 
Seit das euch nit ist wider, 
185 Got nem menschlich gelider, 
Die gotheit nie für war. 

Wist ir das zu beweisen 
Auß hoer lerer mimt? 

Dan ez zimpt nit zu preisen 
190 Zu suchen newen funt, 

In Got pringen zu feile 
Die im nie wurden kunt. 


9 . 

Die sach hie zu beschlissen, 

So nymet wunder mich 
195 Und pringt deglich verdrissen 
Den weisen sicherlich 
Von wannen das her kome 
Das sich die rohen pauren 

171. w vor red gestr . 180. dichte. 


So tiff mit der drifallde 
200 Bekumem dag und nacht, 
Die an zweifei nit palde 
Ir selber nemen acht, 

Dan das hofart und rume 
Sie plent die selben knauren. 

189. Da ez aus Doch. 


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218 


Weimarer Handsc'rift . 


205 Nun muß gelernet werden 
Ein yde kunst auff erden 
Ye pas von tag zu tag, 

Vor auß die heilig schriffte, 
Die alle kunst für driffte 
210 Und nymant gründen mag. 
Der will ein yder affe 
Nun ganczer doctor sein, 

Man pit im oder schaffe, 

So weiß erz allz alleyn. 

215 Jo, wer ich neur kein stume, 
Ich dorst ins sagen rein! 


154 .] 

1 . 


148 Gegrusset seystu, dim und meit, 
In ewikeyt 
Gotlicher trinitat 
Und do du gancz an unterscheit 
5 Got contemplirst 
Und mit regirst 
Die engelischen zunft! 


Gegrusset seistu, dochter fran 
Warer persan 

10 Got vatters, der dir hat 
All kor gemachet untertan, 
Die du regirst 
Und ewig zirst 
In der seligen zu kunfft! 


15 Geggruset seistu, reiner gart, 

Des sun Gottes ein muter zart, 

Der von dir nam sein menschlich art: 
Der dich hie selber swengert, 

In^nemung menschlicher substancz 
20 Wart Got und mensch, ein ewig pflancz, 
Noch der gotheit unteilich gancz, 

Die sich nit weit noch engert. 

Dez du, jungfraw, onentlieh vor 
Nun ewig muter pist 
25 In einr persan, du jungfraw dar, 

Den man do nennet Crist. 


[54.] Überschr.: In münichs vö salczpürg korweis 3 lieder N2. 4. Darin du gancz N2. 
10 . der aus dir X. 12. reignirst N2 . 18. Do N2. hie] got N2. 19. neüg'X. 20. War 
N2 . 21. vndeilvng N2. 22. ny N2. 23. an ende gar N2. 24. zeitlich N2. 26. Den 

mon nent jesu crist N2 . 


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LIV. 


219 


2 . 

0 Maria, gegrusset seyst, 

Dem heiling geist 
Ein ewige gespons, 

30 Der in dioh kam zu tal gereist 
Und dioh umschatt, 

Dein son bestat, 

Den er in dir enpfing! 


Gegrusset seystu, swester dar 
35 Der engel gar, 

Tu castitatis fons, 

Do du gancz über triffst ir schar, 
Dar mit begat 
Got selber hat 
40 Dich ye vor allem ding! 


Gegruset seist, warsagerin; 

Aller profeten wicz und sin 
Wertu das end und anbegtn, 

Dar auff sie hant gezeiget 
45 Vor deinr gepurt fil hundert jar 
In iren sprachen offenbar. 

Dar um, du keusche jungfraw, zwar 
Wert ye dar zu geeiget, 

Das du an vater hie zeitlich 
50 Dez muter wurd erkom 
Der dort an mutter ewiclich 
Vom vater wirt gepom. 


[49r/ Gegrusset seist, regirerin 
Vor anbegin 
55' Der patriarchen al, 

Den dein zu kunfft ist wol 

erschin; 

Wan in dein gut 

Ye hot geplut 

Lang zeit vor deinr gepurt. 


3 . 

60 Gegrusset seist, lererin her! 

Groz weißeit er 
Got selber dir befal 
Den zwelfpoten zu weiß und 1er, 
Den ir gemut 
65 Fast dar nach glut 

Zu gen deins kindez furt. 


Gegrusset seist, meinsterin frey, 
Du.hochwirdig jungfraw Marei! 
Dir wonten stet durch lere pey 
70 Die 4 ewangelisten. 


28. Dein N2. 32. Dem (?) X. 33. Der N2. 34. Gegrussest X. 37. Dar n du vber 

trifft i. s. N2. 43. anbegun X . 46. J. al ir s. N2. 47. die pillich j. N2. 48. Würt 

N2. 50. Gocz N2. 54. Vö N2 . 55. Die N2. 56. auch ist beschin N2. 57. Das 

N2. 58. Aüch N2. 59. zeit fehlt N2. deiner N2. 62. enpfal N2. 63. zw weisser 

ler N2. 


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220 


Weimarer Handschrift. 


Waß in von deim sun unkunt waß, 
Dez hastu sie beschiden bas, 

Du Gottez tempel und pallas, 

Du fundament der cristen. 

75 Du pist das puch der newen e, 

Dar durch das allt sich ent. 

Do du erhört den grüß ‘ave’, 

Do wart das allt zutrent. 


4 . 


Gegrusset seistu, crafft und sterk, 
80 Dar auff gemerck 
Hetten all merterer 
In ires strengen leidez werck; 
Waß man in det, 

Durch dich bestet 
85 Wart entlieh lib in in. 


Gegrusset seistu, prun und Aus, 

Der ye begus 

Die heilgen peichtiger, 

Durch die unß rew erwarb nach 

pus 

90 Dein reins gepet, 

Das unß zu nhet 
Den ewigen gewin. 


Gegrusset seistu, plum und zir 
Aller jungfrawen durch florir 
95 Und auch der englischen rifir, 

Die dein keusch ubertriffte! 

Der dort gancz rein beschuff ir schar, 
Den selben hie dein keusch gepar, 

Dar durch du, keusche jungfraw dar, 
100 Unß host daz heil erschiffte; 

Wan du ob allen engein dort 
Die sun pist pey dem man 
Und pist nach Got der edelst hört 
Allr heilgen in dem trän. 


71. Was v. d. s. in ye künt (?) was N2. 74. Die N2. 75. newen] alten N2 . 

76. trent N2. 77. Als pald dw hörst N2. 78. geent N2. 80. gemerk] aüch merck N2. 

85. entliehen an in N2 . 89. dar vor Durch gestr. X. Dar dürch vnd heil er warb n. p. N2. 
94 . Allen N2. 96. keuscheit für triffet N2 . 97. Wan der gancz N2. 99. Pleib vor vfi 
nach ein j. dar N2' 100. Des heil dein gut erschiffet N2. 101. Das N2 . 104. All X. 

Aller heilling im tron N2. 


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LI 


221 


5 . 

[49*] Gegrus8et seistu, forcht und graw 
106 In helscher aw 

Aller verdampten geist, 

Die deinen namen flihen, fraw, 

Wo man dich nent; 

110 Dar pey man kent 
Den grossen adel dein. 


Gegrusset seistu, widerker 
Der zweifeier, 

Den du gütlich zu seist 
115 Dein hillflich gnad, ob sie nit mer 
Die sunt verplent; 

Dein gut in swent 
Dort die on entlieh pein. 


Gegrusset seist, ewiger drost 
120 All der die sich dir hant genost! 
Den selben du mit crafft peistast 
An irem letsten ende. 

Du zeigst die milden pruste dein 
Deim sun, das er die wunden sein 
125 Dem vater zeig, der im nit 'nein’ 
Spricht, meit, sunder dein hende 
Heist er dem sunder reken dar, 
Wem du dein pit mit deilst. 

Des ger wir von dir alle gar 
130 Das du unß ewig heillst. 

AMEN. 


[ 55 .] 

1 . 

Afaria, hoch geplumter zwey 
Grosmechtig in der höchsten 

jherarchey, 

Vemym mein raff, 

Den ich, fraw, zu dir sende, 


5 Ich armer des gemutez cranck, 
Dir, fraw, zu sagen preyß, lob, er 
und danck! 

Der dich beschuff, 

Der hat dein lob vollende. 


Sunst nye auff erd menschlicher gunst 
10 Gnad flamend hercz auß geistez prunst 
Verlihen wart, daz er saezt durch sein kunst 
Seinr sine huff, 

Daz er stund ungepfende. 


106. Höllischer aw N2. 107. verstossen N2 . 117. mylt N2. sent N2. 118. on eitel 
N 2. 120. der] denn N2. 123. prQst so rein N2. 124. Dem N2. 126. Sünder meit N2 . 

128. Dem N2. 129. wir fehlt X. 

[55.] 1. aria. 12. sine = sinne f 


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222 


Weimarer Handschrift. 


2 . 

Dar um ob ich dein lob, jungfraw, 
15 Nit noch der schnür zu peiden 

seyten haw, 

So sich wie kul 

Einz krancken leyen . . . 


Wellch prun dez wassers nit fil hat, 
Dez cloren flussez er wol ledig 

stat; 

Seins grundez 150*] hui 
21 Seins flusses geng bedruben. 


Und lerer halm nie komes gab. 

Dar um wil ich nit lassen ab, 

Reich mir, jungfraw, der deinen hillffe stab, 
25 Dar mit ich fül 

Für fallen in die gruben. 


3 . 

0 Maria, hab mir für gut 
Ob ich daz rein, keusch, hoch- 
wirdige plut 

Dez herczen dein, 

30 Dar von sein menscheit pure 


Got in deim keuschen leibe nam. 
Der von den höchsten himeln dar 

ein kam, 

Gleich pluten reyn 
Irdischer creature, 


35 Die durch natures kreffte hie 
Unß wunderlich bedewten wie 
Auß deinem plüt der fürste ye und ye 
Dem sune sein 
Wurckt menschliche figure. 


4 . 

40 Rein bockez plut natures list 
Der stein der allen herten wider 

ist, 

Dem gipt er lind 
Zu formen und zu pillden. 


Der himelfurst 5000 jar 
45 Erhertet waß in seinem zorn 

furwar, 

Nie menschlich find 

Die hert mochten gemilden. 


Jungfraw, deins keuschen plutes safft 
Erweicht dez himelrisen crafft, 

50 Do er in deynem keuschen leib behafft. 
Gleich einem kind 
Zemtestu unß den willden. 


17. Das Reimwort fehlt. 39. menschlich fig r e. 41. I. Den? 


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LV. 


223 


5 . 

Dez streng freisamen richters zorn 
Menschlichem gschlecht het 

seynen fluch gesworn 
Gar langez zil, 

60 E unß benam sein schellden, 

Marey, dein keusch zertliches plut, 

Dar von dez strengen richterz mut 
Gesenfftet wort, do er sein menscheit frut, 

Keusch, rein, suptil 
66 Nam von der außerwellden. 


6 . 

Auch gipt natur dez hirssen plut [50*] Der helle wurm mit grimem zorn 

Für grimeri stark dez leibez thun 71 Die wellt regirt pey funffzig 

behüt; hundert jom, 

Dez herczen wurm Nie gwalltes furm 

Es oreffteclich erstirbet. In von der macht enterbet. 

Jungfraw, dein reynes plut so millt 
75 Dem kempfer locket unde zyllt, 

Von dir nam er do heim, sper und den schillt, 

Mit grossem sturm 
Hot er die hell verderbet. 

7 . 

Bein heslins plut naturez kunst Die ewig gifft wart unß bereit, 

80 Gipt das ez zewhet auß der hicze Die Adam durch die schlang wart 

dunst, ein geleit, 

Der giffte steur 86 Der helle feur 

Durch ez wirt schnei verdriben. Waß unß dar durch becliben. 

Jungfraw, deinß reinen plutes list, 

Dar von Got mensch geporen ist, 

Hat unß ernert zu ewiclicher frist 
90 Und unß fil dewr 

Zu hoer freid geschriben. 

67. v vor Für gtrtr. 70. grime. 71. 500 vor funffzig durchstr. 76. er fehlt. 90. von 
vngeheur vor Vn durchstr. 


Keusch lemlins plutez senfftikeyt 
Dez leoperden grimen zorn verjeit, 
55 Daz menschen fil 

Seins wutens nicht engellden. 


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224 


Weimarer Handschrift. 


8 . 

Jung swalben plut ein stein gepirt 
Durch dez natur fil feintschafft 

wirt geirt, 

Die fil der leng 
95 In herczen det behausen. 


Durch ungehorsam Adams schulld 
Menschlich geschlecht in feint¬ 
schafft und unhuld 
Dez fürsten streng 
Lepten in swerem grausen. 


100 Jungfraw, das plut des herczen dein, 

Do sich menschlich naturet ein 

Daß ewig wart zu fleisch und auch zu pein, 

Vereint groz meng 

In deines herczen olausen. 


9 . 

105 Rein turtelteuplins plutez feucht 
Kranck drub und finster äugen 

schon erleucht, 

Die hiczes not 

Mit rotin hat besweret. 


Die veter in der vorhell all 
110 Beraubet warn dez lichten glastez 

grall. 

Die finster hat 


[ 56 .] 

1 . 

[53*1 Ave archa deytatis, 

Gotlicher tabemackel, 

Der so manig profet verhis 
Das du, gotliche fackel, 

5 Unß leuchten wurdest auß dem 

mort 

Dar ein die menscheit wart bedort 
Durch Eva fal 
Auß list dez feindez sagen 

Lob hab, du keuscher sal der ern, 
Durch den Got unser heil wollt mem, 
Allz all profeten das bewem 
20 In Sprüchen frey 
Ir profecei, 


93. Durch|durch. Das Gedicht bricht mit dem Schluß von BkUt 50 ab , Blatt 51 ist leer . 
[56.] 10. dar {Dar. 


Durch anneidung der maiestat, 

10 Dar auß er wart verstossen 
Und sich der geunwirdigt hot 
Mit allen sein genossen 
Und verscherczet der freiden hört. 
Der unß nun ist versprochen fort. 
15 Ave der hal 

Die herberg hat beschlagen! 


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LVI. 


225 


Wie daz du, keusch jungfraw Marei, 

Enpfingt wurczel, stam und daz zwey, 

Dem proß, laub, plüt und frucht want pey, 

25 Plut, fleisch, mark, pein, mensch, sei und Got, 
Der die gotheit keins hie verlis 
In keim trupsal 
Noch zu ewigen tagen. 


2 . 


Ave sponsa regis almi, 

30 Die du vermehellt pisti 
Durch Gabrihelis grussen hie 
Dem herren Jhesu Cristi, 

Do van dan Ysaias rett: 
‘Ecce virgo concipiet 
35 Und wirt gepem 

Jhesum eyn sün für wäre.’ 


Hie merk, du cristen, und hab acht 
Daz der enpfengnus reine 
Kein lautre gleichnus wirt erdracht 
40 Wan durch die schrifft alleine, 

Und when der glaub dar in bestet, 
Allz er die jungfraw selber det 
Im grüß dez hem 
Vom engel offenbare. 


45 Wan Jeremias ret, secht an: 

‘Ein weib umgeben wirt ein man;’ 

Do auch Ezechihel ret van: 

‘Beschlossen hert, 

Onauffgespert 

50 Pleipt diese pfort und unfersert, 

Do dan allein der konig wert 
Get ein und auß gancz unvermert.’ 

Dar in die hö und gotlich macht, 

Jungfraw, an sach dein demut ye 
65 Unß zu emern 

Auß der verdamung gare. 

23. vnd zwey N2. 27. jnkeim X. 32. ihm N2. 33. Als da von i. r. N2. 

34. Jes. 7, 14. 36. Jh. e. s. auf Rasur X. 37. vnd] mensch N 2. 38. daz vor Daz durchstr. X . 
39. Ein N2. 40. Dan N2. gemeine vor alleine durchstr. X. 42.ee N2. 46. Jer . 31,22. 
47. Ez. 44, 2 . 48. Verschlossen N2. 52. aus vnd ein N2. 54. sich den N2. 

55. nern N2. 

Deutsche Texte des Mitrelalter* Xli 


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226 


Weimarer Handschrift. 


3. 

Ave templum sanctitatis, 

Dar ein der her sich neiget! 

Dez auch die schrifft unß macht 

gewiß, 

60 Das puch der Weisheit zeiget: 

Von seim himlischen stul kumpter 
Stark mechtig miten in sein her, 
Do furbaz von 
Babi Brachias mellte. 


66 An vater wirt auß euch erkorn 
Der himelfurst lobleiche, 
f'53*] Der dort an muter wirt gepom 
Vom vater ewicleiche, 

In welches hosten crafft, mit der 
70 Du, jungfraw, keusch um schatet 

wer, 

Enpingstu schon 

Den schepfer aller weite: 


Got menschlich ein foikomen man, 
In der cleinsten menschen persan, 

75 Welch menscheit die gotheit sach an 
So dar und gancz 
In ir substancz 

Drifaltig und einweslich gancz, 

Allz icz in der ymaginancz, 

80 Do er ist aller heilgen sprancz, 

Allzo du, roß an alle dorn, 

9 menet drugt an all verdriß 
Den schepfer fran 
In deynez leibes zellte. 


4 . 


86 Ave virgo, fonß signatus, 

Die du gancz ungemüet 

Unß hast gepert dein kint Jhesus, 

Recht allz ein gert verpluet, 

Allz dovon sagt Jeremias: 

90 ‘E ir kein schmercz pey wonent 

waß, 

Hat sie gepert.’ 

Ysaias sagt clare: 


‘Ein cleinez kind ist unß geporn, 
Ein sun ist unß gegeben.’ 

95 Micheas hat die stat erkorn 
Nach disem sprach, hört eben: 

‘0 Petlehem, ich kind dir daz, 
Du pist die cleinest nit firbaz 
Unter der hert 
100 Der stet Juda für wäre, 


59. Das N2. 62. sein? der letzte Buchstabe ist undeutlich X , sein N2. 64. seyte vor 

mellte durchst. X. 65. A.v. aüch wiirt aüserkorn N2. 69. welcher N 2. 70. vmb stattet 

N2. 71. Entpfingstw N2. 73. menschlichen volkümen N2 . 76. glancz N 2. 78. ein 

wessen N2. 88. die plüet N2. 89. Dar von auch s. jsaias N2 t vielmehr Jesaias 66, 7. 

93. Jes. 9 , 6. 


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LVI. 


227 


Wan von dir so get auß an fei 
Der herfurer von Israhel 
Van ewikeit der tag.’ nun zel 
In welchem schein 
105 Daz kindelein 

Und auch sein keusche muter rein 
Unß durch die schrifft verkündet sein 
Anders dan zu eim drost gemein, 

Daz ab gewendet wurd der zom 
110 In dem der teufel Satanus 
Ye hat begert 
Der wellt verdamung gare. 


5. 

Ave mater salvatoris, 

In welcher er gesungen 
115 Wart ‘gloria in excelsis’ 

Zu lob deim kindlin jungen. 

Groß freid den hirten sich auß 

spent; 

Vom opfer Davit hot bekent 
In gab und miet 
120 Der kong Tarsis mit namen; 


Und Balaam benent den stern 
Von Jacob zu entspringen, 

Der die kung furt dem kind zu 

em 

Gollt, mir und weirach pringen; 
125 Furbaz Isaias benent: 

‘Zu fleust daz folk von ydem ent, 
Die sein fußdrit 
An peten ane schämen.’ 


Nun sprechet lob der jungfraw rein 
130 Und irem libsten kindlin dein, 

Daz uns erlöset hat gemein 
Auß fiuchez fal, 

Der hellen quäl, 

Dar um er dan kam her zu tal, 

135 Nach dem geschrien wart mit schal 
Von den profeten uberal, 

Daz er her ab zu unß wolt kern. 
Um dich, jugfraw, er daz nit liß. 

0 meit, mm pit 

140 Für unß dein kindlein! amen. 


101. so fehlt N2. Micha 5, 2 . 116. dem N2. 118. hot nachträglich übergeschrieben X. 
erkent N2. 119. miet aus myt X . 120. Ps. 72,10. 121. 4. Mos . 24,17. 123. furt] west 

N2. 126. Jes. 49,23. 127. drit vor drit durchstr. X. 129. sprecht N2. jungfrawen ff 2. 

130. libsten kindelein N2. 134. dan] da N2. 135. Nach dem aus dar nach X. 137. solt 

N2. 138. er daz fehlt N2 139. nü vor O durchstr. X. 140. Für fehlt N2. 

15* 


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228 


Weimarer Handschrift . 


[54 r j O muter vol genaden, 

Du tempel wol bereit, 

Dar ein von erst geladen 
Wart Got in ewikeit, 

5 Der um menschliches heile 
5 tempel im erwelet. 

Und waß der erst auf! erde 
Deins leibes keuscher sal, 

Dar ein Got mit begerde 
10 Zu kumen gert gen tal, 

Auf daz der sunden meile 
Gancz wurden ab gestehet; 

25 Der ander tempel reine 
Den Cristus im erkoß, 

Daz waz die wellt gemeine, 

Dar in er armut groß, 

Elend, not, angst, drupsale 
30 Und schmerczen hat erkoren 

Zu drost unß armen wellffen, 
Durch die er körnen ist 
Von dem drupsal zu hellffen 
Dar ein Satanus list 
35 Unß pracht durch neides quäle. 
Dar durch wir all verloren 


Der dritte tempel zware 
50 Do Got wunder in worcht, 
Waß die vorhell furware, 
Do mang profet mit forcht 
Sas in des dodez schatten 
Fil manig hundert jare 


157 .] 

1 . 

Und kam in dich gancz mechtig, 
Allz die drifallt eindrechtig 
15 Ir het vor ye und ye 
Dich gnadenreichen sarche 
Und wore Gottez arche 
Dar zu er weit, daz nie 
Menschlich vemunfft besane 
20 Wie die gotlich natur 

Hie nem die menscheit ane, 

Daz schrifft, natur, figur 
Nicht durch daz minste teile 
Mag künden dar und pur. 


Do sollten sein gewesen; 

Die schuld hat auf gelesen, 
Jungfraw, dein sun so fron 
40 Durch sein plut sweissigz swiczen, 
Geisel und pesem schmiczen 
Und auch der dumin krön, 
Abreissung seines cleides, 
Annaglung fuß und hend 
45 In sterbung grosses leides, 

Der durch sein piters end 
Unß auß deß fluchez fale 
Lost hie in dem elend. 


55 Und schriren all gemeine 
Auß permeclicher quäl: 
‘Zu reiß die himel deine, 
Got her, und ker zu tal.’ 
Allzo kam Got zu staten 
60 Der groß weisagen schare. 


[57.] 2. Ein N2. 5. Dar N2. 10. zw t. N2. 12. G. würd aüch ab gest. N2. 

13. Got N2. 15. Er N 2. 16. erentreicher N2. 19. persone N2. 21. Nam hie N2. 

22. Also sehr. N2. 27. Was hy die N2. 33. Aüs N2. 34. satanas N 2. 35. durch] in N2. 

36. Dar vmb N2. 41. vn vor Geisel gestr. X. 42. auch] von N2. 46. Vnd N2 . 

47. fleisches N2. 48. Losset in N2. 49. clare N2. 55. schreyen N2. 58. Her got v. 

küm z. t. N2. 60. gancz weissagent N2. 


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LVII. 


229 


Do waß englisch hofiren, 
Lust, wun und jubiliren 
Der auß erwellten rott, 

Die in ir samenungen 
65 In lobten unde sungen: 

‘Her, du pist unser Got 

Der firde tenipel reine 
Do Got wonung in hot, 

75 Sint all cristen gemeine 
Die sich der sunden wot 
Enplosset haben gare 
Und hie der wellt ab sterben 

Und die allein Got leben 
80 Mit wellen, thun und lan; 
Den wil er sich gancz geben 
Und wonung pei in han 
Mit aller engel schare, 

Die im genad erwerben. 

Der 5° tempel reiche 
Ist dort die ewig krön, 

Dar in Got ewicleiche 
100 Wil sein der menschen Ion 
Die dort von angesichte 
Zu angesicht Got sehen, 

Do die 3 krefft der seien, 
Gedechtnus, wil, vemunfft, 
105 Mit freiden reichem welen 
In einweslicher zunfft 
Vater, sun, geistez pflichte 
Sich ewiclich erbrehen. 


Und auch unser e drager, 
Deß wir lang han begert, 
Und aller clag verjager, 

[54*1 Die unß lang hat beswert.’ 
71 Secht, allzo det Got matten 
Der ganczen hellen hert. 

85 Die lib wirt im beweiset 
So in Got geistlich speiset 
Und sacramentlich hie, 

Daz er gancz ungemeiligt 
Lebet und wirt geheiligt 
90 Auch Gotez muter ye 
Mit aller heiling zunffte 
Wil wonung han pei im, 
Wan in deß sunß zukunffte 
Die muter auch vernym, 

95 Allß in dem himel clare 
In freidenreicher gim. 


Allzo sie contempliren, 

110 Got stet sich presentiren 
Unschidlich ewig gancz, 

So sicht menschlich nature 
Gotz menscheit dar und pure 
Mit gleicher concordancz 
115 Und sein fil millte muter, 

Der leib unß in gepar. 

0 Criste, du fil guter, 

Vor sunden unß bewar, 

Laz unß verderben nichte 
120 Und hilff unß zu dir dar! 


67. e] schuld N2. 69. aller] vnser N2. 70. Dar dürch wir lang peschwert N2. 72. D. 

gancz verheile her N2. 78. der] die N2. 88. pleibt vng vor gancz durchstr. X. pleibt vn- 

vermeiligt N2. 89. geheiligst X . 90. Vnd N2. 91. selgen N2. 92. pej] jn N2. 

93. Vnd N2. 96. Mit N2. stim N2. 98. der himel dro N2. 100. menscheit N2. 

101. dort] in N2. 102. Zw anges. ansehen N2. 105. In jübelirn vnd welen N2. 106. ein 

wessenlichen N2. 109. So sicht menschlich nature gotz mensch* dar vn pure vor Allzo 

durchstr. X. 111. Vnd schidlich N2. 112. Do sich N2. 115. Vnd aüch sein m. m. N2. 

117. cristüs N2. 


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230 


Weimarer Handschrift. 


[ 58 .] 

1 . 

Maria hoch begabet rein 
Mit 5 wirdikeyten, 

Dar in, jungfraw, der schopfer dein 
Dein adel wolt auß preiten. 

6 Und waß dein ersti wird die stet 
Daz du Got keusch gelubet het, 

Do, jugfraw, ye 
Dein red gipt zeugnus vane: 


Do Gabrihel dir det erklern 
10 Und nun gab zu erkennen: 

‘Du wirst enphoen und gepem 
Ein kint und Jhesum nennen,’ 

Dar wider du, zart jugfraw, rett 
Durch waz doch daz gescheen det, 
15 Seyt daz du nie 

Erkentest keinen mane. 


Allz daz die schrifft clerrer auß leit 
Wie du, jungfraw, gancze keuscheit 
f55r] Gelubet Got in ewikeit, 

20 Auf? daz daz du, 

Zart jugfraw, nu 
Dest angenemer spat und fru 
Der meide dien mochtest mit ru 
Die Got wirdigen wurd dar zu 
25 In zu gepem auß keuschem schrein, 
Dez dich Got selber det gewern, 
Wan du wert die 
Die er dar zu besane. 


2 . 

Dein ander wird waß, jungfraw 

zart, 

30 Daz du vom heiling geiste 
Enpfingst wider natürlich art, 

Der in dich kam gereiste 
Wider natürlich handelung 
Allein in der umschetiung, 

35 Dar in die crafft 

Dez hosten dich umgäbe. 


Und allz du in enpfigst keusclilich 
Übernatürlich gare, 

Allzo du auch gancz seliclich 
40 Gepert dein kindlin clare 

Durch die gotlichen wunderung. 
Daß nie verkündet menschen zung 
Wie seiden hafft 
Naturen art weich abe. 


[58.] 1. begabet] gelobte N2. 2. Wol mit fünf N2. 5 fehlt X , es ist Platz für eine Zahl 

gelassen . 3. Dürch die N2. 4. an spreiten N2. 5. waß] ist N2. die] dein" N 2. R 6. du 

fehlt N2. globet N2. 8. gab N2. 10. Vnd gab dir N2. 14. daz] des N2. 17. clerlich N2. 
18. gancze über durchstr. ewik X. 20. Dar vmb das dw N2. 23. mit über der ZeüeX. Der 
selben meit mochst dinn mit rw N2 . 24. erwellen N2. 25. keusche X . Keüscher gepürt in 

zw gewern N2. 26. begehn vor gewern durchstr. X. Aüs reinem jünckfrewlichen schrein N2. 

Die Beimstellung in N 2 ist richtig . 27. Do wastw die N2. 28. er] got N2. zu] oder jn (?) X. 

29. Die a. wirden jtinckfraw z. N2. 32. zw dir N2. 33. gemeine N2. 34. vmbscheitvng 
N2. 35. In der N2. 37. Wan N2. 38. V. natur so g. N2. 40. ein N2. 44. Natürlich^?. 


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L VIII. 


231 


46 Davon schrifftlich unß der poet 
Ovidius verkindet det: 

‘Ein himelkind sich zu unß nhet 
Flisent gen tal 
Her auß dem aal.’ 

50 Lob hab, jungfraw, der reichen wal, 
Wan du nit nach gemeinem fal, 
Sünder ob aller sine hal 
Got mensch in ein persan, ich sprich, 
Zu mittel dein vereinet wort, 

55 Dar durch geschafft 
Unß wirt der seien labe. 


3. 

/56*J Dein dritte wird ist, jungfraw werd, 
Daz du erwellet hette 
Zwo widerwertig sach auff erd: 

60 Daz erst jugfrewlich stete, 

Welch keusch und doch unfrucht- 

per ist, 

Dar in wider naturen list 
Du, reine meit, 

Host fruchtperkeyt erkobert; 


65 Die ander sach das du eim man 
Zu e vermehellt were, 

Welch fruchtper ist, doch 

keuscheit an, 
Dar in du, jugfraw here, 
Keuscheit behilltest alle frist, 

70 Des du ein new merwunder pist. 
Dein wirdikeit 
Den feint hat überdobert 


Durch dein geperen wunderleich. 
Adam an man und weib geleich 
76 Geporen wart auß dem ertreich, 

Eva an weib 
Auß Adams leib; 

Erbsund ich andren allen schreib 
An dein gepurt, die keusch becleib, 

80 Durch die Got newe wunder dreib, 
Der von dir nam sein menscheit fran 
An man und an weibes begerd, 

Der sein menscheit 
Keuschlich von dir herobert. 


45. vns schriftlich N2. 46. verkünden N2. 47. let N2 . 51. du XN2, l. dir? Roethe . 
52. Enpfingst N2. 54. dem oder dein? X . 56. wart N2. nach 56 am Rand r. ein Schnörkel 
mit der Bern. Such pey diese Zeichen ; der Schnörkel wiederholt 56® oben, wo das Lied fortfährt X. 
57. Die N2. 60. Die N2. 65. ein N2. 67. Ee N2. 70. Dar vmb dw ein new wunder 

pist N2. 72. Dein N2. 73. wirdigkleich N2. 74. vn weib vor mft gestr. X. weibe 

gleich N2. 75. Poren N2. ertereich N2. 78. Erbsünde andern ich zw schreib N2. 79. Dan 

N2 . keusch] rein N2 . 80. grosse N2. 82. A. m. vnd aüch an w. gerdt N2. 83. Got N2. 


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232 


Weimarer Handschrift. 


4 . 

86 Dein firde wirdikeit, jungfraw, 

Dar mitu wert beflossen, 

Ist daz du mit der gnaden taw 
So reilich wurd begossen 
Daz suntlich wort, werk noch 

gedank 

90 Dich nie beruret in keim wank; 
Gleich feinem gold 
Wertu geschonet gancze. 


Wan ye pillich und muglich waß 
Daz der schrein, arch und sale 
95 Und auch daz auzerwelti faz 
Dar ein Got kam zu tale 
Wer gancz erleutert dar und plank 
In Got vor allem anefang, 

Dar in er wold 

100 Nemen sein menschlich pflancze. 


Der gancz veracht den allten dacz 
Und von dir kam einß newen sacz, 

Do waz pillich daz nach dem schacz 
Von dem ich sag, 

105 In reinem hag 

Neun menet deynes leibes pflag, 

Daz du furbaz nacht unde dacg 
Rucht nach dem schacz der in dir lag. 
Lob hab, du kunglicher bailas, 

110 Du Gottez keiserliche aw, 

Der dir zu solid 

Noch ert dein rein substancze! 


Jungfraw, die funffte wirde dein 
Ist daz du pist erhaben 
115 Hocl .ber den kor seraphein 
Mit xulchen grossen gaben 
Daz du mit leib und sei nun pist 
Die nest pey Got, deim sune Crist, 
Der gotheit 

120 Ist €ois mit der drivalide, 


5. 

Der dir numer versagen kan 
Wez du in manest zware, 

/57*7 Do unß der lerer schreibet van 
Adam von Sant Victore. 

125 Got vater pitestu all frist 

Und pist gepitent, allz man list, 
Deim sun allzeit 
Mit folhgem gewallde, 


85. Die N2. 86. peschossen N2. 87. mit genaden N2 . 88. Reilichen wart durch 

gossen N2. ri* 89. werck wort N2. 90. berürt in keinem N2. 92. Was dw beschonet 

gancze N2. 93. ye] gar N2. 94. Das er sein a. N2. 97. so geleütert N2, 98. In 

anfang mittei- vn aüs ganck N2. 99. Dar jn er wolld vor Dar durchstr. X . got N 2. 

101. gar N2. 103. Das N2. 105. das m in reinem undeutlich X. 108. Rüchst N2. 

110. gottez] schone N2. 111. Gott N2 . 113. die] dw N2. 115. die letzte Silbe von sera¬ 
phein undeutlich X. den] die N2. 118. Die nechst noch deim sün Jesüm Crist N2. 

121. Do er dir nit N2. kan fehU X. 124. von] de N2. 125. Den N2 . 126. ein Wort , 
pitt? vor gepitent durchstr., es sollte in pist verbessert werden X. 


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LIX. 


233 


Do du herschest all engel dar, 

130 Profeten, patriarchen schar, 
Zwelffpoten, ewanglisten gar, 
Merterer her, 

All peichtiger, 

Jungfrawen, wittwen imermer. 

136 O muter Gotz, durch die groz er 
Dein millde gute zu unß ker, 

Sich unß mit deiner parmung an, 
Pehut unß vor der hellen pein, 
Du reine meit, 

140 Unß ewiclich behallde! 


J55 r j Hort wie der lib Augustinus, 
Eximius 

Doctor sacre scripture 
Im dritten puche sein 
5 Der Wunderwerk unß dut ercleren 


[ 59 .] 

1 . 

Wie nun wider gewonheit gar 
Ein jungfraw dar 
Ir kint keuschlich und pure 
Enpfangen hat gancz rein 
10 An alles megetlich verseren 


Und an all hillff menlicher steur 
Noch prenung leiplichs lustes fewr, 

Welch accidencz ir waren tewr. 

Jungfraw, daz zu beweren newr 
15 Ger ich petlich deinr hillffe hewr, 

Seit doch Got an exempel nicht - 

Dis new geschieht 

Hie ließ an allz beweren: ( 

Wan nach an veterlich zukunfft 
20 Die thirlich zunfft 

Mancher geschlecht sich j erlichen geperen. i 


Merckt allz die pin an vater wirt 
Und sich gepirt 
Der muter halb alleine 
25 Und etlich vogel mer: 

Sic carbas, wultur et bonafa. 


2 . i{ 

Vom carbas sagt unß Albertus, 
Basilius 

De wulture [55*] schropt reine, 
30 Ysidirus mit 1er 

De bonafa verkünde dama. 


129. Do oder So/ X . Da herschest tw N2. 138. B. v. dort vor helle pein N2. 139. In 

deim geleit N2. 

[59.] 9. gar tf2. 10.alle.tf2. 18. nach = noch. 26. fultor bona foe tf 2. 27. schreib tf 2. 

30. dar noe tf 2. 


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234 


Weimarer Handschrift . 


Des gleich de piscibus, nempt war, 

Mancher philosophus mellt dar 
Wie auch an menlich steure gar 
36 Ir etwen fil enphaen zwar. 

So kumet von dem winde dar 
Quod eqwa Capodocie 
Enphecht. hört me: 

An lust fil wurmlin werden, 

40 Den sich nach dem sprach Davit Got 
Gegleichet hot 

Nit mensch, sunder ein wurmlin hie auff erden. 


3. 

Seit nun durch die nature Got 
Geordent hot 

45 Sulch creatur zu werden 
An steur menlicher zunfft, 

Das doch nach der naturen lauffe 


Wider wertig zu sprechen ist, 

Sollt dan nit Crist, 

50 Ein her himels und erden, 

Wider menschlich vemunfft 

Von Got dez lieilgen geistes drauffe 


Enpfangen werden und geporn 
Von der die er im het erkorn, 

55 Die unß ab leit den langen zom 
Durch den wir waren all verlom, 

Pis unß erlöst das keusch einhom, 

Daz Got der vater jaget plos 
Her in die schos 
60 Dez jungfrewlichen herczen, 

Dar in es für uns wart gecleit 
Mit der menscheit 

Und unß erledigt von ewigen smerczen? 


[ 60 .] 

1 . 

Isaias in dem durch spehen 

Geistlich die heimlikeyt unser erlosung gar, 

Auß welchem zwey zu merken sint: 

Das erst demut, ut Ysaie nono, 

33. schreib N2. 34. wie auch an menlich ste vor steure durchstr . X. 37. Das N2 m 

40. Dan nach d. sp. sich d. g. N2. 49. Sölten n. c. N2. 51. Vber N2. 56. all warden 

N2. 61. becleit N2. 63. lediget von ewigem N2. 

[60.] Die Anfangsreime 1. 5, 24. 28, 47. 51 in X nicht gesperrt . 4. Jes . 9, 6. 


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LX. 


235 


5 Wie er von Cristo hat gejheen: 

‘Ein deiner ist geporen unß.’ hie pey nempt war 

Ob ir icht grozer demut fint 

Quam in rege qui potens est in trono. 

• 

Wan der der ungemessen ist 
10 Und von Got vater ewig wirt geporen, 

Wart hie ein kindlin in der frist 
Gepom von Marien der außerkoren, 

Do von her Jeremias spricht: 

‘Der der himel und erd 
16 Mit seiner macht erfüllt, der schopfer werd, 

Wirt hewt gelegt in ein criplein.’ 

In dem mußhauß waz im kein andre stat. 

Der unmesslich ist worden dein 

Nicht durch Wandlung auß dem gütlichen grat: 

20 Gotlich natur wart menschlich nicht, 

Noch die menschlich I56 r j gotlich, merckt die geverd; 

Die finster mischt sich nie dem licht 

Noch auch die gotlich menschlicher beswerd. 


2 . 

Im andern Isaias kündet 
26 Die groß inprinstlich lib des herren Sabaoth, 

Do er den sprach erfült und sprach 
Furpazer: ‘und ein sun ist unß gegeben.’ 

Nim war hie, mensch, und wird enzundet 
Inhiczig flamend wider in der lib zu Got, 

30 Der im von ewikeit für sach 

Die keusch, in der er unß erkukt daz leben 

Durch seins einigen suns Sendung, 

Den hie ein arme dim nam in ir hüte. 

Hort waz fremder Verwunderung 
35 In den allhimlisch geist pliken gerate. 

Dem wart gespannet auff daz zellt, 

Dar ein die keusch in fing. 

Hör, mensch, nun hör waz wunderlicher ding: 

14. de himel vor Der durchstr. 19. go vor grat durchstr. 30 van? 


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236 


Weimarer Handschrift. 


Daz ungreifflich begriffen wart 
40 Zu mittelst Got dem fleisch und auch der sei; 
Geschaffen wart der schopfer zart; 

Der rex regum genent Emanuel 
Wart knechtes knecht in diser wellt; 

Do wart Maria leib des himelz ring 
45 Und auch das lustig freiden feilt, 

Do Got und mensch in einr persan außging. 


3. 

Zwar nicht daz die gotlich nature 

Und die menschlich gewurket wurden ein substancz, 

Daz auß den zw r eien wurd die drit, 

50 Die nicht gotlich noch menschlich genczlich were: 

Dar um verstet lauter und pure 

Daz die gotlich natur ist ungeprechlich gancz 

Und einet sich der menscheit mit 

Durch anemung der selben ymer mere; 

55 Wan er nam daz daz er nie waß, 

Und pleib doch das daz er ye ist gewesen 

In ydlicher substancz für bas 

Der zweier naturen, allz man dut lesen, 

Idlichz in der folkomenheyt, 

60 Allso daz furbaz die 

Von in selber gesprechen mugen ye 
Got mensch und der mensch Got allzo 
Durch diß vereiniung ewig an end. 

Hec magister in tercio 
65 Sentenciarum gipet zu verstend 
Welch einiung die piterkeyt 
Dez dodez Cristi nie geschiden hie: 

Wie doch die sei nam den ab scheit, 

Doch schid goteit sich von in peiden nie. 

42. genet. 57. substacz. 69. got*. 


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LXI. 


237 


[ 61 .] 

I57 r ] 1479 ante purificacionis. In dem langen thon Hans FoUczen 

barwirers von Wurmß zu Nürnberg wonhafft. 

1 . 


Unß schreibt Isaias nono capi- 

tulo: 

'Ein kint ist unß geporen nun, 

Unß ist ein sun 

Gegeben, 

5 Auff dez achsel im frist 
Sein herschafft ist, 

Und wirt sein nam 
Wunderwerker genente, 


Rotgeber, Got, starker, vater der 
werung ho, 

10 Ein furst und frid, welches her¬ 
schafft 

Mugender crafft 
Sein sweben 

Hat auff dem stul Davit, 

Sein reichtum mit 
15 Er wundersam 

Zu ordenen bekente 


In dem gericht und auch in deer 
Gerechtikeyt nun und pis ewiclichen. 
Und dises wirt wurcken der her 
20 In seiner fleissikeyt fursehenlichen. 5 
In welchem sprach drew ding so dar 
Unß werden offenbar, 


In dem das der profete gar 
25 Ein kindlin in bestimet und ein sun dar nho; 
Und dis kindlin, hört, dewteJ das 
Ein sun Gotz was 
Und leben 

Nam in der keuschen hie, 

30 Welchen sun sie 
Unß machet zam, 

Der nacht zu geben ente. 


[61.] Die Überschrift in einer Zeile fortlaufend, ohne Worttrennung. 9. gar vor ho durchstr. 
frud. 11. raerend vor mugend* durchstr. 23. in der Hs. keine Lücke. 2Ö. naho. 26/. Vfi 
dewt das dis k. h. e. sum (?) g. w.; die Umstellung hat Roethe aus metrischen Gründen vor¬ 
genommen. 


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238 


Weimarer Handschrift. 


Zum andern merken wir die armut 
Cristi dan, 

In dem allz spricht der profet rein: 
35 ‘Die herschafft sein 
Ist kumen 

Auff sein selbz achsel im,’ 

Allz er, vernim, 

Wollt sprechen hie: 

40 ‘Die purd wurd ich selbz tragen.’ 


Waz ist die purdi seiner achsel? 

wellt verstau 
Den elend, marter arm und plos 
Und daz f groß 
Zu frumen 

45 Den die im volgen nach. 

Mensch, dir sey jach 

Zu dencken wie 

Du im dez danck tust sagen. 


Zum dritten merket die gotheyt 
50 Dez kindez hie nach diser profeceye 
Gar merklichen nach unterscheyt 
Der VII namen, die er kunt dar peye 
Dem kindlin woren mensch und Got, 

Allz auch der profet hot 
55 Erzelet und im text dar stot, 

Welcher außlegung auch ist not. 

Zum ersten ‘wunderwerker’ ich gemeldet han. 
Wer der muß sein, ist offenbar. 

Daz nie dar vor 
60 Vemumen 

Wart dises kindes gleich, 

Dez wunder reich 

Den fürsten ye 

Der wellt hat lam geschlagen. 


3. 

157*1 Zum andern disez kint ‘ratgeber’ 

wirt genent, 

66 Wan ez den ne wen rat pracht her 
Cristlicher 1er, 

Den sichen 

Daz heil zu fahen an. 

70 Durch in die pan 
Dez paradis 

Wart wider um gepawen. 

52. nanö. 


Zum dritten diser text daz kindlin 
‘Got’ bekent. 
Hie pey unß ist zu merken nun 
75 Daz Gottez sun 
Zeitlichen 

Ein sun der meit hie wart 
Im grüß so zart 
Gabrihelis 

80 Pey diser rein jungfrawen. 


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LXII. 


239 


Zum firden ‘starck’ der text in mellt, 

Wan ye die gotlich crafft in im sich eyget 
In der erlosung aller wellt. 

Im fünften wirt dez kindez nam gezeiget 
85 ‘Ein vater aller wonnig* gar: 

Hie wirt unß offenbar 
Dez kindez ewikeyt furwar. 

Daz, secht, in ‘furst’ benenet dar, 

Dez herschung dort wird sein ymer ewig on end. 
90 Der lest nam ‘frid’ genennet wart 
Dez kindlinz zart. 

Gewichen 

Ist durch in allez leyt, 

Dez gutikeyt 
95 Unß macht gewiß 

Frid in der himel awen. 


[ 62 .] 


7 Plinten lit im muscatplut. 

1 . 


Ach liben lewt, 

Nim dut euch hewt 
Erparmen mein 
Der grossen pein, 

5 Wie ich um mein gesichte 


Kam allso drat 
An arge dat. 

Nun höret zu 
Wie sulch unru 
10 Sich zu mir hat gepflichte! 


Wan ich waß eines pfaffen knecht, 
Der het ein kellnerinne 
Und die im allzeit waz gerecht 
Zu schimpflichen begine, 

16 Wo er ir net, 

Fru unde spet, 

Gar heimlich und gar stille, 

So naschet er ir zum prifet, 

Das ich hört dick und file; 

20 Daß sie ein scheiß 
Liß das sie kreiß, 


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240 


Weimarer Handschrift. 


So dacht ich mir dan leid© 

Und west nit ob man rettung hofft, 
Und dacht mir offt 
25 Eß wer wol zeyt, 

Du retst den streyt, 

E sie vergingen peide. 


177*1 Einß mols wollt sie 
Den pfaffen nie 
30 Von ir gelan, 

Er must vor an; 

Im keller das geschae. 


Sie sprach: ‘her, tast 
Mein faß, das nast. 

35 Nun reidet für, 

Allz sich gepur!’ 

Der pfaff hin wider jähe. 


Er sprach zu ir: 

‘Nun peit pis schir, 

Icz pin euch ungeschicket.’ 

45 Sie sprach: ‘her, so vernit das pir! 
Wie pald hapt irs verczwiket.’ 

Wie fast sie schrey, 

Der pffaff der swey 

Und liff do hin sein strassen. 

50 Do det mir nit meinß heren schad, 
Hinzu ich drat 
Und sprach: ‘zeigt her! 

Waz ist der mer? 

Mocht ich daß loch verstossen?’ 


3 . 


177*] Sie sprach zu stunt: 

56 ‘Nun sich zum spunt, 
Allz ich dir zeig; 

Die podenneig 

Die solltu selber erben.’ 


60 Do nam sie kurcz 
Ein unter sturcz 
Und straucht vor mir; 
Do wollt ich ir 
Nit allso lan verderben. 


29. vo hinter nie durchstr. 38 — 41, die 4 ersten Zeilen des Abgesangs sind ausgelassen. 


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LXIII. 


241 


65 Unten und oben ich zu focht, 

Ob ir noch mocht gelingen, 

Und ruket waz ich ymer mocht, 
Ob ich sie mocht auff pringen. 

In dem do kam 
70 Der pffaff allsam 

Und waß sein inen worden. 

Er sprach: 'du schalk an eren lam, 
Willtu mirs dan ermorden?* 

Daß er klagt 
75 Und mich verpagt, 

Pracht mich um mein gesichte. 

In rechter drew kam ich dar on, 
Ich ormer mon! 

Jo wer ich dot, 

80 Wer mir nit not. 

Wen solltz erparmen nichte? 


[ 63 .] 

[7S r ] Jfan list in tercio dez puchez 

Genisi 

Das Got sprach zu der slangen 

daz: 

‘Du wirst furbaz 
Dich schlingen 
5 Auff deiner pruste zwar; 

Ein weib, nim war, 

Zu mischt dein haupt 
Und nimpt dir all dein craffte.’ 

Die schlang bedewt den Satanas, 

Der Adam und Evam vergifftet peyde 
Im paradeise durch das aß, 

20 Do von die menscheit kam in allez leide. 

Dem hat die keusch, zart jungfraw rein 
Zu mischt daz hawbet sein, 

74 fehlt eine Silbe. 75. verpigt (?); die Schrift ist sehr undeutlich; auch versagt {oder ver- 

streyt?) könnte dastehen; l. verjagte 77. an? 78. mä? 80. no. 

[63.] Die Anfangstettem der Strophen fehlen X. 1. an X. 10. der] her N2. 19. durch 

den fräs N2. 

Etoatscbe Text« des Mittelalters XI1. 16 


Und Judicum am 6 stet geschriben 

wie 

10 Ein Zeichen pat der Gedeon 
Im fei, dar von 
Gedingen 

Dez sigez er gedrawt, 

Wurd ez bedawt. 

15 Ir cristen, glaubt 
Der figur eigenschaffte! 


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242 


Weimarer Handschrift . 


So pald an ir der grüß wart schein 
Dar mit sy uns erlöst aus pein . 

25 Und Gedionis fei vom daw befeucht dewt hie 
Daz sie vom heilgen geiste zart 
Bedawet wart: 

Gelingen 

Geschach unß, seyt dar an 
30 Naturen ban 
Hat sie gedaupt 
Gotlich und wunderhaffte. 


2 . 


Jfan list in dem 3 capitel Exodi 
Wie Moisez den pusch so gar 
35 Sach prinen clar 
Durch flamet 

Und pleib doch unzustort, 

Sünder er hört 
Dar auß ein stim 
40 Dez herren mit im kosen. 


Und Numeri am 17 hört wie 
Die dur rut Aaronis pracht 
In einer nacht 
Gesamet 

45 Plud, laub und frucht sorein, 
Daz ungemein 
Doch ist. vemim 
Furbaz die ding zu glosen! 


[78* ] Pey dem pusch Moisi verste 
50 Die nie versert plud, laub, frucht noch den stame. 
Die keusch swangerheit Marie, 

Die nie schmercz, pein noch we dar in vervame, 
Wan in ir want der himlisch gast 
Recht sam in seinm palast, 

55 Dem nie zu ran noch auch geprast, 

Wan er selb ist die ewig rast. 

Nim pey der dürren ruten Aaron merk hie 
Daz an all menlich stewr die clug 
Enpfing und drug 
60 Benamet 

Und det keuschlich gepem 
Ihesum den hem 
An schmerczes glim. 

Lob sey der himelrosen! 


23. am X, vnd N2. 24 N, fehlt X. 25. gedienis? X. befeucht aus befeuchtet X. hie vor 

dewt durchstr. X. befeüchtet hie N2 . 28. Jechlingen N2. 29. Wart vns das heil ver- 

pracht N2. 30. Natüre macht N2 . 33. an X. 41. sibenzehenden N 2. 44. Besamst 
N2. 45. sorein X. 47. Da N2. 50. Den N2. 52. I . vername? 54. als in seim N2. 

55. auch] nie N2. 57. hie] y N 2. 58. menschlich N2. 60. Benament N2 . 


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LXII1. 


3. 


65 3 £an list 2 0 Regum 5 0 capitulo 
Daz Abner furst der riterschafft 
Sauls mit crafft 
Erleichen 

Zoch gen Jerusalem, 

70 Auff daz er kem 
Daz folk Davit 
XJnd in zu precht mit namen. 


76 


So list man auch tei 

Alz die kungin Saba 
Der Weisheit grünt 
Dez reichen 
Kung Salamonis her, 
Groz schenk und er 
Sie im beschit 


0X0 ßegum 
decimo 
^erstuut 


80 Zu lob seim hoen stamen. 


Daz tolk daz sich dem Saul zu necht, 

Bedewtet unß die werden konig dreye. 

Die am steren haten erspecht 
Den konig aller kung geporen freie, 

85 Gewaltig aller schepfung gar, 

Selczam und wtmderbar 
Geporen von der jungfraw dar 
Zu drost aller menschlichen schar. 

Und pey der schenk der kunegin Saba dar na, 
90 Die sie kung Salamone det, 

Man dar verstet 

Dez gleichen 

Der kong opfer drifach, 

Golt, mir, weirach. 

96 Nun won unß mit 

Daz kindlip Jhesus! amen. 


[ 64 .] 

h 

O Maria, von dir beruret 
Unß Isaias 7° capitulo, 

Nempt war: ‘ein jungfraw die enpfecht 
Und wirt geperen einen sun furware.’ 


65. an X . 2° sehr unsicher, wohl eher 4 X . 5° toahrscheinlich X, l. 3*? Primi regvm sede- 
cimo capitülo N2. 66. Abner der fürst N2. 67. Des saüls N2. 68. Herleichen N. 

70. er kem N2 9 erdem X. 73. Mon list in terdo r. vndecimo N2. 74. Do N2Q 82. Bedeüten 

N2. 83. haben f X. 90. Salomony N2 . 95. Des N2. 

[64.] Die Anfangsreime 1. 5, 24. 28, 47. 51 nicht ausgezeichnet X. 1.0 fehlt X. 2. sep- 
timo N 2. 

16* 


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244 


Weimarer Handschrift. 


5 S o hat Davit furbaz folfuret 
In seinen Sprüchen diseu wort clerlich dar no: 
‘Der her steigt ab /70»y recht allz ir secht 
Den regen in daz fei thun rein und clare.’ 

Und im ein und firczigsten werd 
10 Der weissung Jeremias kündet eben: 

‘Ein newes beschafft Got auff erd, 

Ein weib, und die wirt einen man um geben.’ 
Und im 4 und funffzigsten hie 
Ezechiel erclert: 

16 ‘Zu ist die pfort und wirt nit auf gespert.’ 

Pei diser werden profecei 
Sint unß bedewtet wunderliche ding. 

Daz erst daz die zart jungfraw frey 
Den heilgen geist an menlich stewr enpfing, 

20 Dar zu die crafft dez höchsten sie 
Allzo umgab daz sie nit wart beswert 
In irer swangerheit noch nie, 

Dar in Got selb sein werde muter ert. 


2 . 

I m andern Daniel dut foren 
25 Wie der ekstein vom perg an hend geschniten sey. 

So stet furbaz Isaie 

Im 9 capitel geschriben clare: 

‘Nim war, ein cleinr ist unß geporen 

Und ein sun ist gegeben unß.’ do merket pey 
30 Daz der ekstein genennet e 

Ihesum daz kindlin dewtet offenbare. 

So stet Abacuc tercio: 

‘O her, ich hört dein hör und waz in forchten.’ 

Im funfften Micheas dar no 
35 Die gegent nent do er daz wunder worchte, 

6. oder disen f die Endung -eu wäre ganz vereinzelt in X. disse w. clerlichen do N 2. Ps . 72, 6. 
7. stig N2 . secht] reht N2. 8. Der regen in das gras subtil vnd clare N2. 9. in eim virczig- 

sten wem N2 . 11. E. n. ding schüff g. a. ern N2. Jer . 31, 22. 13. Vnd fehlt N2 . 18. Von 
N2 . 19. Vom N2. menschlich N2. 21. peschert N2 . 22. Zw N2. 23. D. in g. selbs 
s. libe m. e. N2. 26. Mer thüt isaias bekant N2. 27. Im neünten capitel geschriben gare 

N2. 28. cleins N2. 29. So ist ein s. N2. 30. e] E’ (oder d«J X. Das er der eckstein ist 

genant N2 . 31. Jesus N2. 34. M. also N2. 35. er] got N2. 


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LXIV. 


245 


Und sprecht: ‘o Petlahem du werd, 

Die minst wirstu nicht ye 

Unter den fürsten, steten Juda hie.’ 

Pey disen Sprüchen wirt bekant 
40 Die keusch gepurt Jhesu zu Petlehem, 
Dez himelz und der erd heilant, 

Der peid daz zepter und daz diadem 
Der ganczen sinagog auff erd 
Zustrewet hat und die judscheit, daz sie 
46 Furbaz dar in hillfft kein geferd. 

Lob hab er dem sich neigen alle knie! 


3. 

K u n t dut unß fort Davit der reine 
Die kunig Tarsis und der insein pringen gab. 
So spricht her Isaias dar 
50 Im andern capitel die wort mit namen: 

179*1 ‘Und im fleust zu daz folk gemeine.’ 

Furbaz ich in daz firczigest capitel drab, 

Do er verkündet offenbar: 

'Sein fußdrit peten sie an die do kamen.’ 

55 Und im 24 igsten spricht 

Isaias: ‘ez wirt ein stem auff dringen 
Her von Jacob mit clarem licht 
Und von der wurcz Jesse ein rat entspringen.’ 
Und dise profecei bedewt 
60 Die zukunfft lobeleich 

Von dem anfang der dreier konig reich, 

Die mit in prachten reichen sollt 
Zu lob dem konig, aller goter Got, 

Peid weirach, mirren und daz golt 
66 Alpho et o dem konig Sabaot, 


36. spricht N2. du] wie N2. 39. Pey dissem sprtich also verste N2 . 41. Der vns aüch 
gab die neüen ee N2. 42. Vnd N2. 44. hat die jüdischheit N2. 47. fort fehlt N2 . 48. Der 
k. t. vnd aüch insei reiche gab N2. 49. her] aüch N2. 66. Isaias fMt X, es ist aber Platz 
gelassen. 67. wol zu der frist vor mit durchstr. X. H. v. jacob als mon vns gicht N2. 

68. V. v. d. würczel Jesse wirt entspringen N2. 69. Wol N2. 61. oder dein? X. 

62. pracht ein werden solt N2. 64. Weyrach mirach vnd aüch das g. N2. 66. o zw lob 

dem N2. 


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246 


Weimarer Handeckrift. 


Der unß den allten haß auß rewt. 
Lob sey dir, muter Gotez, ewicleich, 
Thu unß dort ewiclich erfreyt! 
Sprecht seliolichen ‘amen’ alle gleich! 


[ 65 .] 

Jlfaria, jungfraw here, 

Hillff daz ich wird und ere 
Der keuscheit dein bewere 
Durch schrifft 

5 Und durch natürlich pillden. 

So ist natur 
Im geir so pur 
Daz menlich kur 
Zu fruchten in nit zwinget, 

15 Sünder keuschlich verpringet: 
Her in pilich furdringet 
Gestifft 

Gotz in der keuschen milden. 

2 . 

Tuscia durch unhulde 
20 In eim sib mit gedulde 
Drug wazer für ir schulde, 

Dar mit 

Die schon ir keusch beweret. 

So hat sich ie 
30 Claudia hie 
Befreit, so sie 
Sterklich mit irer hande 
Ein groß schiff zoch zu lande. 
Noch mer sey euch bekande 
35 Der sit 

Marien, die Got erte. 


68. Das wir bey dir werden erfreit N2 . 69. al geleich N2. 

[65.] 1. aria. 7. I. Danaen. 23. keus nach jr durchstr . I . bewerte? 28. I. unverkerte? 


Emilia die stete 
25 Mit feur beflampt ir wete 
Für red die auff sie tete 
Der nit, 

Ir gut liß unverkeret. 


Der got Jovis im segen 
Der Dianen det pflegen, 

Daz durch ein guldin regen 
Verprifft 

10 Ein frucht wart in der wilden. 


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LXVL 


24 1 


Mocht Ziroe mit den meren 
Die lewt in thir [80*] verkeren, 
Die lufft ein kalp geperen, 

40 Und sieh 

Ein paeh verkem in plute 


(Diß alz beschreiben clare 
Der lerer fil furware, 
Albertus offenbare, 

46 Nemlich 

Augustinus, der gute, 


Valerius, 

Augustius 
Und Alanus), 

50 Find man daz durch nature 
Und wunderlich figure, 

Solt dan Gotz muter pure 
Selklich 

Got keuschlich nit behüten? 


[ 66 .] 

1476. 

1 . 

[81 r ] Jang, allter greiß, Der durch sein wort 

Sprich lob und preis 6 Den grossen hört, 

Dem herscher aller dinge, Hell, himel, erd besunder, 

Fewr, erd, wag, lufft, planeten, stem, 

Engel, mensch, thir im schuff zu em 
In zu begem 

10 Rein, lauter, klar und munder. 


2 . 

When wundert nicht Im selber war 

Von der geschieht 15 Genugsam gar, 

Daz der vor anegenge Ee er hoch, diff, weit, enge 

Beschul!, und waz zu werden ist 
Furbaz hie in zeitlicher frist, 

Daz waz, ir wist, 

20 Er selb an all an fenge. 


64. behüten Roethe, behallten X. 
[66.] 6. fe hinter besund« dvrefutr. 


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248 


Weimarer Handschrift. 


3 . 

Stund, jor und zeit Upt in im icht 

Im nympt noch geit 25 Ewiglieh nicht, 

Kein allter nooh kein jugent, Sünder waz er und tugent 

Auff erd und in dem himel dort 
Ye wart und wirt gehöret vort, 

Ist er der hört, 

30 Daz er die licz betrugent. 

4 . 

Nempt gleichnus sehir: Und ich eim thu, 

Waz ere mir [81*] Waz er dar zu 

Ein man mag zu gemessen 36 Gen Got nit mag vergessen, 

Die ist nit ploß Gotez gemein, 

Sünder er ist die eer allein, 

Dar durch der rein 
40 Hat nie dest mer besessen. 

5 . 

Got west unß vor, Und schuf! unß drum, 

Und wir für wor 45 Daz unß der frum 

Hetten gekennet nymer, Wurd heim gedeien imer. 

Dar zu er unß zu selikeyt 

Zoch durch sein demütig menscheyt, 

Dar in er leyt 

50 Hie an deß krewczes zymer. 

6 . 

Durch ir demut 
55 Und keuschen hut, 

reichet Dar mit sie in erweichet 

Durch anders nit dan allz er wollt; 

Er selbz in ir waz unß so hollt, 

Durch welchen sold 
60 Er hat den feint geleichet. 


21—30 am rechten Rand mit blässerer Tinte . 23. Kein kein a. 43. mym«. 56. jn 

über durchstr . hat. 60. hat sehr undeutlich . nach den ein unleserliches Wort (freunt ?) dwrchstr. 


Lob hab die dim, 
Welcher hoffim 
So hoch gen himel 


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LX VII. 


249 


7 . 

Er sey gesagt Wan dich ye Got 

Dir, dirn und magt, 65 Fursehen hot 

Ob allen rein jungfrawen, In der himlischen awen 

Stet zwischen unß ein mitel sein 
Und deinem libsten kindlin dein. 

Dein sun so rein 

70 Geb unß sich dort zu schawen! 


167 .] 

1 . 

O Maria, wie sunderleiche 

Dein zir verborgen ist menschlicher art und list, 
Dar mit Got hat besunder dich 
Grefestet und gefreiet nun und ymer, 

5 D o der an anfang ewicleiche 
Dich hat erkom, dez du fort ewig muter pist, 
Der in der fleischung liplich sich 
Durch dich bedeket mit der menscheyt zimer. 

O Got, seytu nun ewig wert 
10 Daz unbeschaffen selb bestendig wesen 
Und woldest hie [82*] werden genert 
Von zeitlicher beschopfung dir erlesen, 

Do doch von ewikeit an sie 
Ye waß engegen dir 
15 Zu neren dich auß muterlicher zir, 

Seyt vergangez noch kunfftigz nicht 
Dir ist kein sach, sunder engegen stet, 

Wie mocht zeit in dich wurken icht, 

Seyt tu die zeit selber beschaffen det? 

20 Dez kam in dich kein-zufal nie. 

Dar um verley, du hoer schopfer, mir 
Dein keusch gepurt zu melden hie 
Gancz wunderbar nach deinez adelz zir! 


66. dort vor In dwrchstr. 

[67.] Die Anfangsreime 7, 5, 24, 28, 47, 51 nicht gesperrt. 13 Die. 


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250 


Weimarer Handschrift . 


2 . 

Wie aber die gotheit zu rote 
25 Wirt um den fal Adamez, hie gedenket nicht 
Daz in Got wer ein widerpart 
Oder fumemung wie daz must gescheen. 

Hie wer nicht einikeyt in Gote 

Noch ewig weissheit Wissens halben der geschieht, 

30 Dar von so ist die jungfraw zart 

Vor aller zeit im zeit dar zu für sehen. 

Dar um sie und kein andre nicht 
Wart nie von ewikeit so hoch erleuchtet, 

In der geprunen het daz licht 
35 Dez glancz die menschen so mit gnad durchfeuchtet. 
Wer wollt an ir icht stroffen doch, 

Der fleisch und plut er wart? 

Daz sie vor waz in der gotlichen art, 

Durch diß, jungfraw, du wurd gezallt 
40 Got vaters dochter in der ewikeyt, 

Muter seinß sunez mit gewallt, 

Gesponß des geistes der waren dreyheyt, 

Do von dein adel ist so hoch 

Daz von deim plut Got nam sein menscheit zart, 

45 Unß ab zu legen hie daz joch 

Dor in die menscheit lag gehefftet hart. 


3 . 

E aber dich der konig amet 

Und von dir [82*] nam daz er dir vor gegeben het, 
Wert'du vor ye erclert in im, 

50 So daz dein schon all englisch geist verwundert. 

G e benedeiet und beflamet 

Du firter wurd und von dem heiling geist bestet. 

Die crafft dez hosten in der stym 

Dez engelz dich umsch&tet und ermundert. 


33. all vor so durchstr , 


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LXVIII. 


251 


55 Daz do in schnellem augenpltk 

Der schopfer in dich, creatur, sich neiget, 

Wer hört ye selczamer geschik, 

Wo wart ye die natur so ser gesweiget? 

Seyt daz der höchst schepfer und Got 
60 An all ir hillff und steur 

Sich unter warff wag, lufft, erd und dem feur 
Und sunet seiner dochter sich, 

So wurd du, dochter, mutter deinez hem; 

Daz zeitlich zeit daz ewiclich, 

65 Daz ewig zeitlichem ewigz det mern; 

Zwey wurden einß an alle not, 

Der ferrung weiter waß dan wog und fewr, 
Got mensch, daz leben und der dot: 

Der sun der rein jugfrawen so gehewr. 


[ 68 .] 

1 . 

Vor langer frist Wie fort auff erd 

Gesprochen ist 5 Nicht newez werd. 

Von konig Salamone Nun ist seyi auß dem trone 

Got körnen und mensch worden hie, 

Daz doch seit waz ein newez ye. 

Ye doch ez die 
10 Geschrifft vor hin besane. 

2 . 

Daz aber sunst Auff erden vor. 

Hie dise kunst 15 Glaub ich nit zwor. 

Puchdrukes sey gewesen Wer hat dar von gelesen? 

Doch west ez kunfftig Got der werd, 

Allso ist doch nicht newz auff erd. 

Lob mit begerd 
20 Sprecht im in seinen zesen! 


56. augepik. 61. den / der letzte Buchstabe ist undeutlich. 63. du fehlt . 69. jugf/1 

[68.] 6. sey, 16, bei dis das spatere Schluß-s. 20. seine. 


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252 


Weimarer Handschrift. 


3. 

Waz aber nucz [83'J Do merket van: 

Und wider drucz 25 Ein geistlich man 

Von diser kunst bekomen, Hat in einr stim vemumen 

Wie der Entcrist in seinem dracz 
Her nech in eim papiren schacz, 

Der nach dem gsacz 
30 Vort wert der cristen frumen, 

4. 

Und mit dem dunst Do von all schrifft 

Gancz fallscher kunst 35 In kaum furdrifft, 

Werd in der dewfel füllen, Sein pozeit zu verhüllen. 

Daz macht groz straff, die er an went; 

Er meczelt, martert, wurkt und prent, 

Deupt und auch plent 
40 All die nit glauben wullen. 

5 . 

Do wirt sulch schrifft Wan waz allein 

Im dan ein gifft 45 Und ungemein 

Wider sein falsche rete; Die schrifft von puchem hete, 

Do sint all stifft nun mit gezirt. 

Daz macht die cristenheit gefirt, 

Dar durch geirt 
50 Wirt sulch deuflisch unstete. 

6 . 

Ye doch so sprich Und driffet an 

Ich sicherlich : 55 Geistlich persan, 

Ein sach dunkt mich gar swere Die disen schacz der lere 

Der heiligen schrifft um ringez gellt 
Hie deutschen zu verfum die wellt, 

Daz doch weit feilt. 

60 Ich furcht, daz sint die mere 

29. Der werd der cristen frumen vor Der durchstr . 39. Deupt vn auch plent am r m Rand 

mit Verweisungszeichen. 


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LVXIII . 


253 


7. 

Dar von lang zeit Wie kan ich daz 

Man hot geseyt 65 Glosiren paß 

Pristerschafft werd geschlagen. Dan allz ich ewch will sagen: 

Manch ley durch die ding wirt gemest 
Mit puncktlin der er vor nit west, 

Und auff daz lest 
70 Het numer taren fragen 


8 . 

Hin dan geseczt, Wan wie ez get, 

Daz er mit letzt 75 Allz ers verstet, 

Sich selbz und ander leien. Allso pfeifft er den reien. 

Do danczen dan die andern nach, 

Dar auß entspringen mag die schmach 
Und sulche rach 

80 Daz sich dan hept ein zweien. 


9 . 

Und welch gelert Die weil sint ein 

Daz dan erfert, 86 Gewirczet fein 

Dem zimpt ez nit zu leiden, Sulch grund und werden schneiden 


In peiden [83*] orten sam ein swert 


Und un erfert 

90 Und welln der ding nit meiden 


10 . 

Und mellden frey Do durch wirt dan 

Ir soch dar pey, 95 Ydem sein man 

Der giert nit sollten pflegen. Auff gleicher pan begegen. 

Dez rot ich: für kumpt ez pey zeit, 

Daz geistlikeyt dar um nit leit. 

Legt ab den streit! 

100 Filleicht pleibtz unterwegen. 

69. oder Um? 78. entsprigen. 88 ist ausgelassen. 


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254 


Weimarer Handschrift. 


11 . 

Wan sulcher sam Noch pringen mer 

Gepirt ein stam 105 Sulch leiisch 1er 

Der poz ist auz zu rewten, Irung zu schlechten lewten. 

Die juden wellens auch bekem 
Und iren glauben falsch bewem, 

Unsem erclem 

110 Und gruntlich wor bedewten. 


12 . 

Dar in sint zwar Wie diser ley 

Die juden gar 115 Mit seim geschrey 

Poz narren, ist mir rechte. Mit eim hat ein gefechte, 

Do ist der jud vor auff bewart 

Und schneuczt im zaulich auff der fart. 

Durch sulche art 
120 Wirt cristenheit geschmechte 

13. 

Und auß gepreit Der fantasey 

Von der judscheit. 126 Mer keczerey 

Dez haben schuld sulch doren, Durch sulch unkunst mag foren. 

Ye doch schillt ich dez drukez nicht, 

Behender sin wart nie erdicht 
Noch auch bericht, 

130 Dar durch in kurczen jaren 

14. 

Die cristlich 1er Lob hab der erst 

So weiten wer 135 Got her der herst, 

In alle wellt entsprungen. All er werd im gesungen! 

Dar nach dem ersten in dem werk 
Juncker Hansen von Guten berck: 

Die gotlich sterk 

140 Gab daz der teutschen zungen. 


128. gedieht bericht vor erdicht durchstr. 136. erd vor er durchstr. 


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LXIX. 


255 


15. 

Der diß gedieht Waz er sonst mach, 

Hat auß gericht, 145 Puchz, flid scharsaoh, 

Der nent sich nit mit namen. Sein narung pracht zu samen. 

Nun gib, her, daz er dich dort sech 
Und daz unß allen daz geschech 
Und unß nit schmech 
150 Der hellisch feint! sprecht 'amen.’ 

[ 69 .] 

1 . 

[8&] Jo werstumein Meinß herczen pein, 

Und ich wer dein, 5 Du hört und schrein, 

So wer gancz klein Do ich gancz ein 

Secz lauter fein 
Mit clarem schein 
Daz edel gstein 

10 Meinß herczen gancz an alle nein. 

2 . 

Seit daz nit gschioht, 

So ist vernicht 
Und gancz entwicht 

In sulche pflicht 
Daz du mich nicht 
Enthalltest icht 

20 Anders dan der mein munt vergicht. 

3. 

Daz ich nit kan 
25 Numer ablan 
Von dir zu stan, 

Weil mir Got gan 
Meinß lebez pan, 

Wan du lobsan 

SO Pist meinez herczen höchster trän. 


[69, 1. Jo ganz unsicher. 10. pein vor nein durchdr.; I . mein? (Roethe). 19. ist vor 
icht dwrehstr . 20. I. dir? 


Mein hoste cran, 
Nun sich mich an 
In solchem wan 


Mein Zuversicht. 

15 Ie doch ich dicht 
Wie ich mich rieht 


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256 


Weimarer Handschrift . 


4. 

Zart 11p, nun sich Und dir verjich 

Wie ineclich 35 Mein gunst deglich, 

Ich mich erprich Auff daz du mich 

Planczest in dich. 

Dar um so sprich: 

‘Knab, e ich wich, 

40 E paut ich selber fremden strich.’ 


5 . 

Dez wird auch schir Mein hochsti zir, 

Zu willen dir 45 Wer dir sunst schmir, 

All mein begir. Auch nit verkir; 

Halt stet an mir 
Mein nit enpir, 

Auff daz daz wir 
50 Besten in der allten rifir. 


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III. 

Die Berliner Handschrift 

cod. germ. 414,4°. 


Deutsche Texte des Mittelalters XII. 


17 


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/89r/ 


[ 70 .] 

Marners langer don Hanß Folczen dicht 3 lieder. 


1 . 

O Got, maniger fraget ser 
Wü Got gewonet hab 
Vor e das ye kein schopfüng wer, 
Und sie doch als bald lasset ab: 

5 Nymant so frefflich forschüng 

dwn, 

Wan sein bescheiden kan 

nymant. 


Hie deücht mich nit minder gefer, 
Wer sülcheß ye vür gab; 

Im precht schweigen vil grosser 

eer. 

10 Doch nempt von mir ein deine 

gab: 

Got was da er icz ist und nün, 
Hin vür und ewiglichen want, 


Verste in aller schopfüng sein, 

E er die ye beschüf 

15 Und e das ie gelaütet seines Wortes rüf, 
Als er dan sprach ‘fiat*. 

Und was er die sechß dage gancz 
Pis an sabat geschaffen hat, 

Was in doch nit mer gegen wart 
20 Dan ewiglichen var. 

Kein neüe spar 
Kam nie ein in vür war 
Noch was seit ie wart offenpar 
Und ymer ewiglichen wirt, 

25 Hat alles gar erleüchtet dar 
In vater, sün und geist so schün. 

Doch bey eim beyspil es verstant! 


[70.] 5. forschvüng N2. 11. Got was ist da er icz vnd nün, durch Zahlen aber zurecht - 

gewiesen. 18. den vor sabat gestr % 19. im? 20. var aus vor. 21. spar aus spor. 
22. war aus wor. 

17* 


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260 


Berliner Handschrift. 


2 . 

In einem spigel clar und pür 
Dein gegen würff sich hat, 

30 Also sein alle creatür 

In der gotlichen mayenstat 

Vor ewig ungeschaffen ye 

Und ycz erschöpftet gleich erkent, 


Himel, erd, hei, nit aüß figür, 

35 Sünder weslich. hie lat 
Einer frag han ir rechte ür 
Vemünftiglich, das ist mein rat, 
Aüß welchem ich ein vüre hie 
Ein pild das hernach wirt genent, 


40 Das in dem spigel der drivalt 
Geleücht hat sünderlich 

Vor aller schopffüng sein wie icz und ewiglich, 
Nicht minder oder mer, 

Allein die erkantnüs geprach 
45 Des pildes halben, mensch, verste: 

In dem was noch das wessen nicht 
Noch sein selbs aygenheit. 

Hie mir bescheit 
Ein weisser, der mir seit 
50 War an Gott sulch wirt hab geleitt 
Ob aller hohen schopffüng frey. 

Ob ymant mir das bild aüß reit? 

Wan sein geleich wart sieder nye. 

Wol im dem das bild ist gewont! 


3. 

55 Es ist nechst der gotlichen zir 
Das wirdigst und das höst, 

Sein herschung ob aller rivir 
Nach Gott das wirdigst und das 

grost, 

Mit Gott ein wilkür ymerme 
60 An droffend die barmherczikeit. 

Es ist der schrein, tempel und sarch 
Und gülden aymer rott, 

Darin verporgen lag das wäre himel. prott; 
70 Der nom Maria haist, 


32. vnd vor vngeschaffen durchstr. 42. icz Roethe, ich N2. 52. mir mit dunklerer 

üb. d. Zeile. 56. höst aus höchst (Rasur). 57. herschvng aus herschaft. 60. barm- 
heczikeit. 62. stet. 64. I. im? 65. Al undeutlich. 68. ayner. 


[89*] O mensch, hab zw dem bild begir! 
In dem stet unser drost. 

In keiner not es nit ver kir. 

So wirst in entlieh zw genost. 

65 Al dein lebtag es pit und fle, 

So wirt dein sei ewig erfreit. 


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LXXI. 


261 


Die ewiglich versehen hat 
Got vatter, sün, haeyliger gaeist, 

Pey der warlich des vaters sün 
Ir sün hie worden ist. 

75 Sündiger crist, 

Sich das dw nit verliest 
Ir hüld, ob dw vernünftig pist. 

Sie ist nach Gott das peste gut, 

Er nam von ir sein menscheit, wist. 

80 Ir gnad uns nymer mer abste, 

So bleib wir ewig ane leit! 

Amen 

[ 71 .] 

[92 :7 Ins Hans Folczen plutweis 19 lieder. 

1 . 

Tausent vierhundert fünfzig jar 

Nach Crist gepurdt umb diese zeit für war 

Ein frempt geschieht 

Ist in Purgundt geschechen. 

5 Do sassen edler ritter zwen. 

Der ein der het ein weib, nun hört von den, 
Der ander nicht, 

Das thw ich euch verjechen. 

Der ein gewan ein grossen has 
10 Zw dem und des die frawe was, 

Pracht in zw seim gefencknus, mercket das, 

Poß Zuversicht 

Begund er zw im spechen. 

2 . 

[92*] Der ritter do gefangen lag 

15 Gar lange zeit, in half kein pit, ich sag. 

Man sagt im zw 

Und wie er do müst sterben. 


81. ane aus an. güt hinter an* durchstr. 

[71.] Überschrift 19 aus 18. 4. geschechen aus geschehen. 8. verjechen aus verjehen. 


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262 


Berliner Handschrift. 


Der ritter ruft mit schwerrer clag 

Zw dem und der sein huttet nacht und dag; 

20 Er sprach: ‘nun thw 

Mir an dein herren werben. 

Pit in durch meinen wegen ser 
Durch Gott und aller heiligen er, 

Das er doch schaczung nem von mir dein her, 
25 Das er mich nuv 

Laß nit also verderben.’ 


3 . 

Der diener warb am herren das. 

Er dacht im einer schaczung dy schwer was 
Und die im pal 
30 Precht her sein elich weibe. 

Er sprach: ‘nun sag im auch hie bey 

Das es entlieh doch gancz mein meinung sey, 

Obß im gefall, 

Oder er muß beleihen.’ 

35 Der diner zu dem duren lief; 

Er sagt ims, er her wider riff: 

'Leich mir ein dinten her und einen priefl 

Die sum und zall 

Meinm weib ich selber schreibe.’ 


4 . 

40 Und do die frauw die schrift vemam, 

Ob diser potschaft sie gar hart erkam. 

Doch dacht sie schir 
Wie sis zw samen prechte. 

Sie ruft an freundt und wen sie mocht, 

45 Und samet in dem hauß was dar zw docht, 
Geinet und zir 

Das nam sie hin gar schlechte. 


2l* dein aus deine. 23. heilligen. 30. weibe aus weiwe. 39. meinm durch Rasur 
aus ffieinö®* 41. poth vor potschaft durchstr. 44. an aus vm. # 


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LXXL 


263 


Do sies nun het, sie war nit treg, 
Gar bald hub sie sioh auf den weg, 
50 Do unter wegen suoht • sie wenig teg; 
Sie het gros gir 
Zw irem herren reohte. 


5 . 

Die fraw dort zw dem ritter kam, 

Rächt im die schaczung, die er von ir nam. 
55 Er sprach: ‘so vil 

Hab ich nit euch zw sagen: 

Ir must auch don den willen mein, 

Oder er muß ewig gefangen sein/ 

Sie sprach: ‘do wil 
60 Ich meinen man umb fragen.’ 

Sie wart gefurt zw irem man. 

‘Hort, her, was man mich mutet an! 

Ich soll dem ritter seinen willen than, 

Oder kein zil 

65 Hab unser beder clagen!’ 


6 . 

Er sprach zw ir: ‘mein schönes weib, 

So mach mir ledig hie den meinen leib 

Und las mich nit 

In der gefencknuß sterben. 

70 Dw thust das nur zw hilffe mir; 

Die weil ich leb, wil ich sein dancken dir, 
Wan ich dich pit, 

Dw last mich nit verderben!’ 

Die frauv die lag die ganczen nacht 
75 Pey diesem ritter ungeschlacht. 

Er treib mit ir was er im het bedacht. 

Sie meint do mit 

Wolt sie groß huld erwerben. 


50. nit vor wenig durchatr. tag. 60. herren vor man gestr. 70. h vor mir auagewiacht. 


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264 


Berliner Handschrift. 


7. 

[9fr] Des morgens do der dag her kam, 

80 Den ritter mon do auß dem duren nam 
Und ließ im do 

Sein werdes haubt ab schlachen 

Zw angesicht der frauwen sein, 

Die vill in angst und auch in schwere pein 
85 Und mit ir so 

Vil leut, die das an Sachen. 

Sie schrey: ‘o we’, mit schwerem mut, 

'Meine herren und dar zw mein gut 
Und meiner er! o Gott, wie we das thut!’ 

90 So gar unfro 

Gund sie von dannen gachen. 

8 . 

Sie eilet schneliklich dar van, 

Ee das der ritter anderst sich besän, 

Ee das er mer 
95 Posheit erdencken künde. 

Und do sye kam also da hin, 

Dar nach bedacht sie ir auch einen sin. 

Sie eillet ser 

Zum herezog von Purgunde, 

100 Der doch ir beider herre was. 

Die red sie eben für sie las, 

Wie sey dem fürsten mocht verkünden pas; 
Sie sprach: ‘o her, 

Vemempt mich hie zw stunde!’ 

9 . 

105 Die frauv die clagt dem fürsten das 

Von wort zw wort, wie es ir gangen was, 

Als irß vor an 

Den Worten habt vemumen. 


79. ging vor kam gestr. 84. auch in über der Zeile; auch außerdem unter der Zeile ver- 
unecht. 91. gechen. 96. kam aus ran? 101. I . für sich? 


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LXXI. 


265 


Der herezog zw der frauven sprach: 

110 ‘Ey, das ist gar ein ungeheure sach. 

Wie mocht ein man 
In sulche posheit kumen?’ 

Sie sprach: ‘das ist mir armen beib, 

Dar durch verloß mein mon sein leib 
115 Mein gut und er sein posheit mit mir dreib, 

Ich meint da von, 

Es precht uns grossen frumen. 

10 . 

So hat es als geholfen nicht. 

Ir edler her, ich bit euch umb gericht!’ 

120 Den ungemach 

Ver nam der furst gar eben. 

Er sprach zum beib: ‘nun seit bey mir, 

So wil ich mich darin bedencken schir,’ 

Er zw ir sprach, 

126 ‘Ob ich euch rat mocht geben.’ 

Der herezog nach dem ritter sant, 

Zw im gen hoff er in vermant. 

Der ritter kam, es was im unbekant 
Der furst in sach, 

130 Er dacht: ‘wie sol ich leben?’ 

11 . 

Der ritter vur den fürsten kam, 

Und er entpfing in als im wol ann zam. 

Was fremde sach 

Der furst gund zw im jehen. 

135 In dem das drauvrig weib her trit; 

Der herezog sprach: 193*] ‘kentir der frauven nit?’ 
Der ritter sprach: 

‘Ich hab ir nie gesehen.’ 


114. Hier liegt eine sonderbare Contamination vor; der Sinn ist wohl: ‘So verlor mein Mann 
sein Leben, ich mein Out und meine Ehre, und er trieb seine Bosheit mit mir] und er doppelsinnig? 
123. schir aus schi. 129/. Roethe weist mich darauf hin, daß der Sinn eine Vertauschung der 
Zeilen 129/. und 133/. zu verlangen scheint, der das Reimschema widerspricht. Jedenfalls liegt Ver¬ 
derbnis vor. 


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266 


Berliner Handschrift. 


Der herezog sprach: ‘ir solt verstan, 
140 Ir habt kein weib und sie kein man. 
Eliche sach die solt ir greiffen an, 

Zw dem gemach 
Do solt ir beide spechen.’ 


12 . 

Der ritter antwort do mit sit: 

145 ‘Zw disser zeit nym ich kein frauven nit.’ 
Der herezog sprach: 

‘Es hilft kein widerstreben.’ 

Des kamen sie in grossen schmercz. 
Merckt, wie gestanden sey ir peider hercz 
150 In ungemach, 

Er must ims lassen geben. 

Er macht in auch ein hochzeit zwar, 

Und das sie wurden elich gar, 

Das es dem volck wurd allem offenpar, 

155 Wen man das sach 

Pey dem frolichen leben. 


13. 

Do die hochzeit also geschach, 

Der herezog aber zw dem ritter sprach 
Wie das er im 
160 All seine pucher prechte, 

Dar inen die geschriben stan 

Von landt und leut und aller unterdan, 

‘Das ichs vernim 

Nach meinem willen rechte.’ 

165 Der ritter sprach: ‘und das soll sein. 

So wil ich icz und reitten hein, 

Ich pring die pucher gar.’ der furst sprach: ‘nein, 
Vemempt mein stim, 

Lacz pringen einen knechte!’ 


161. I . etwa: Dar jnn die zins geschr. stan? (Roethe.) 


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LXXl. 


267 


14. 

170 Ein pot war hin gesendet zwar, 

Der pracht die pucher alle gancz vur war. 
Der furst nit lie, 

Er det nach sein* begerden. 

Der furst sein Schreiber do vermant: 

175 ‘Nun schreibt das gut der frauwen in ir hant 
Und alle die 
Mit ir do erben werden.’ 

Er thet dem ritter strenges glicht, 

Er sprach zw im: ‘dw arger wicht, 

180 Dw meinst mir wissen deiner bosheit nicht? 
Nun mustüs hie 
Gelden mit ungeperden! 

15. 

Wölstus weib nit genissen lan 

Das sie dir must nach deinem willen than, 

185 Dein wort und stim 

Dar mit hast sie betrogen. 

Dar umb gab ich dirs zw der ee, 

Ir ervergilt thw dir wol oder we. 

Ir gut, vemim, 

190 Hastw ir abgelogen. 

[94r] Das must dw zallen, sag ich dir. 

Dar umb sol dein gut als pleibn ir. 

Und noch ist eins, das mustu gelten schir,’ 
Bet er mit grim, 

195 ‘Das wirt nit lang verzogen!’ 

16. 

Der ritter do den ernst ersach, 

Er gert genad an fürsten unde sprach: 

‘Ich thue euch und 

Dem beib nach euvrem willen, 


173. seinem. 175 nun schribt der frauen vor Nun gestr. 177. erben f vor do gestr. 
178. gesicht. 180. mir = wir. 192. pleiben. 196. ersach] er vor sach mit dunklerer Tinte 
hinzugefugt. 198. Jich. 


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268 


Berliner Handschrift. 


200 Seit sie nun ist mein elich weib 

Und hat gebalt meins guczs und meines leib. 9 

Die red die kund 

Den fürsten nit gestillen: 

‘Und du dest irem man den thodt, 

205 Des mustu kumen in solch not, 

Wen ichs nit rech, so wer es gar ein spot. 

In disser stund 

Jfust auch des selben spilen. 9 

17. 

Er sprach: ‘furt hin den argen wicht, 

210 Schlacht ab sein haubt uns allen zw gesicht ! 9 
Das selb geschach, 

Sein haubt wur abgeschlagen. 

Und do das selb also geschach, 

Der herczog aber zw der frauven sprach. 

215 ‘Noch merer sach 

Die hab ich euch zw sagen. 

Wolt ir, so solt ir folgen mir; 

Ein andern man gib ich euch schir, 

Ein graffen, den ich hab in meiner gir; 

220 Gar gut gemach 

Das sol er mit euch tragen. 9 

18. 

Sie sprach: ‘die ding sin mir noch new. 

Idoch befilch ich mich in ewer treu. 9 
Der furst der gab 
225 Ir dissen graffen grassen. 

Er macht im auch ein hochzeit wert. 

Der graff und disse frauw wart hoch geert. 

Gar grosse hab 
Die sie pede pesassen. 

201. leib aus leibs. 204. du über der Zeile. 205. solch aus solche. 
vor spilen gestr. 211. geschieht vor geschach gestr. 212. wur = wart. 
durch Rasur getilgt , doch noch erkennbar. 


208. Nust spl 
223. gancz vor in 


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LXXII. 


269 


230 Das lant das war ir gar bestet 
Der iren man ertöttet het; 

Nimant was do der ir das wider rett, 
Und also ab 

Und wollens da pey lassen. 

19. 

236 Und lebten do vil manche jar, 

Gaben vil dürch Gocz willen, das ist war, 

An allen has 

Tetens ir leben messen. 

Das gut das in was underdan, 

240 Das ir do sprach der herezog von Purgan, 
Mit recht pesas 
Ir gütter, solt ir wyssen. 

[94*] Er richtet, als ich mich vemim, 

Gar rechtlichen mit seiner stim. 

246 Allen richteren tet das aüch wol zim 
On scheink. fir pas 
Wollen wir es peschlissen. 

Deo gracias. 


[ 72 .] 

maister Hansen Volczen gedieht 7 lieder. 


I99rj In dem langen don 

Heiliger geist, *tewr mich hye 

arme oreatür 

Und unwirdigen siinder groß, 
Eloß in die schoß 
Meins herczen 
ß Deiner genaden daw, 

Durchfeucht die aüv 
Meiner vemünft 
Mit deines heilles wage! 


Wan weder dürch natür, exempel 
noch figür, 

10 Wag, mos, hoch, tief, weit, leng 

noch preit 

Wirt aüs gereit 
An schmerczen, 

Das uns dein wessen zeig 
Und fürmlich aig, 

16 Das menschlich zünft 

Dardürch aüf lost die frage, 


235 ff. von Sachsens eigner Hand später hinzugefügt . 239. gvt aus got. 240. purgan 

aus purgüns? 

[72.] 1. tewr aus stewre; Anfangs - und Endbuchstaben sind radiert; steüre heißt das Wort im 
Inhaltsverzeichnis. 


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270 


Berliner Handschrift. 


Was pilldüng uns ermanüng thün 
Die einbeslich sübstancz dreyer persone, 

Gfot geist, Got vatter und Grot sün, 

20 Also das ied person der dreyer frone 
Got wirt penent besünderlich, 

Und auch gar dürstiglich 

Ist es ob ich drey got sünst sprich, 

199*1 Sünder ein Got sol sprechen ich. 

26 Wie nun die lerer dürchgingen des himels flür, 
Fünden sie doch des gleichen ny. 

Des laß ich hy 
Mein scherczen 
Und hab allein aüßkift 
30 Den saft ir schrift, 

Euch in zwkünft 
Darin zw legen läge. 


2 . 

Johanes hat geschriben wie Got 
sey ein geist 
Und sey in im selbe das er sey. 

36 Paülüs da bey 
In nenet 

Untotlich von natür, 

Den künick pür 
Und ungreiflich 
40 Und auch unsichtig gancze. 


Iedoch so geb er sich zw sechen 
aller meist 

Den reinen püren herczen dar 
Und englen gar. 

Sünst kennet 

46 In leiplich nimant nicht, 

Keins aügen licht 

Schawt ewiglich 

Nymer der gotheit glancze. 


Dan was den aügen sichtig ist, 

50 Das wirt von in an einer stat begriffen. 
Dar umb kein prait die gotheit mist, 

Wan Gott all geschaffen ding umb schliffen, 
So ist alles gesicht umb süß. 

Fort spricht Ambrosius, 

55 Gregorius, Aügüstinus 

Und auch der lieb Jeronimus: 


39. vngreiflich (?) aus vngeschriftlich. 41. allermeist vor zw gestr. 51. prait aus 
preit. 52. geschaffen nachträglich am Rande eingefügt; ursprünglich alle. Das d von ding über 
unlesbarer Schrift (ein?) nachträgl. eingefügt. I. etwa Wan Gott (Nom.) hott all geschaffen ding 
umbschl. f (Pfannmvüer). Oder ist schliffen = sliefen ? Gott tett (oder kan) a. g. d. u. sl.f 


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LXXII. 


271 


Was Got wirt zw gezelt, und wie die gschrift in heist 
Als weis, mechtig, gütig, gerecht 
Und unerspecht, 

60 So trennet 

Kain sin, wie man den list, 

Und dent all frist 
Den schopffer reich 
Dreylich an einr sübstancze. 


3. 

65 Dar umb wirt Got pillich genent 

alpha et o, 

Ewig an anfang und an endt, 

Und wirt erkent 
Im laüte 

Got vater und Got sün, 

70 Got geist und nün, 

Wie die ein Got 
In drey personen seyen, 


So ist Got vater doch allein der 

vatter do 

Und nit Got sün noch aüch der 

geist; 

75 So ist und heist 
So traüte 

Got sün der sün allein, 

Der nicht gemein 
Persan halb hot 

80 Dem geist und vatter freyen; 


Und dis geleich solt ir verstan 
Von Got dem heillig geist in glei/700/Vcher masse 
Und den nit vür den vater han 
Noch für den sün; und hört dabey: wie grasse 
85 Untterschit der person ist hy, 

Doch sind erkennet sy 
Ein Got ymer und ewig yy, 

Der würckung sich geteillet ny, 

Sünder ein macht in ewikeit und aüch also 
90 Sie in gotlichem wessen sein 
Ein wessen rein. 

Nün schaüte 
Die waren einikeit 
In der dreyheit 
95 Und nit enlot 

Eüch von der pan beschreyen! 


61. d§ Ober der Zeüe. 64. an aus in. einr aus einer. 81. oder geleith? 
hör (das t mit dunklerer Tinte). 96. beschreyen aus geschriben. 


84. hört aus 


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272 


Berliner Handschrift. 


4. 

Auch so ist in Got nit vordere 
noch hintere zwar, 
Aüch merere oder mindere nicht 
Noch mittels icht, 

100 Des gleichen 

In schwech und stercke nün 
Gaist, vatter, sün, 

Sünder gancz ein 

In güet, macht und weisheitte. 


105 Wo aüch die gschrift Got hoch, 
tieff, weit bestim, nimpt war, 
Mensch, da prüeff nymer leyplichß 

p©y. 

Sünder dir sey 
Bezeichen 

Darbey sein groß almacht; 

110 Dar bey betracht 
Die würckung sein, 

Die sich an endt aüß preyte; 


Gelaübt aüch genczlich das er ist 
In himel, erd, hell, menschen, engein, thieren, 
115 Und keinß begreiffet in, das wist, 

Sünder all creatür mit irem ziren 
Ist keins in Got vergangen hy 
Und keins im künftig ny, 

Sünder entgegen ye und y, 

120 Und er allein beschleusset sy. 

Im ist auch nit verporgen kleiner dan ein har 
Wort, werck, gedanck, poß oder gut. 

Mensch, pis pehüet, 

Laß weichen 

125 Vor allem die hoffart! 

Ir widerpart 

Ist Got der rein 

Und liebt demüetigkeite. 


Got ist parmherczig aüch an all 
mitleidung gar, 

130 Wan sein parmherczikeit ist er 
Und ist ein her 
Der mylde. 

Dar pey ist unerspecht 
Sein mild gerecht, 

135 Gerechtikeit 

Ist die warheit dar peye. 


5. 

So ist Got selb die warheit, als er 

offenwar 

Von im selber gab zeücknus ye 
Aüf erden hie 
140 Im pilde 

Seiner menschlichen pfleg, 

[ 100 *] Wie er der weg, 

Liecht und warheit, 

Thür und das leben seye. 


97. nit Ober der Zeile, vordere aus vörderers. 104. oder weistheitte. 105. gschrift aus ge- 
Schrift, impt. 107. dir aus eüch? (Rasur und Korrektur). 118 u. 119 am Ende des Abgesanges; 
durch Zeichen an ihren Platz gew . 128. demüetigkeite] das Schluß-e später mit dunklerer Tinte 

hinzugefügt. 100* ist verkehrt geschrieben* so daß die sonst untere Hälfte des Blattes hier die obere ist. 


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LXXII. 


273 


145 Er ist allein das er do ist, 

Und an seim halten hangen alle wessen. 

Sie seyen sichtig in der frist 

Oder unsichtig hie und in dem zessen, 

Und sind dar umb das er sye wil 
150 Und het an endes zil; 

Wie groß ir schar wer und wie vil, 

O mensch, daraüß entreib kein spil, 

Wan der aüß nichte macht all creatüren schar, 
Der mocht sie aüch machen zw nicht. 

155 In sein gericht 
Nit Schilde; 

Keiner geschepff darff Got. 

O Sabaot, 

Dein parmüng preit 
160 Deil mit uns armen freye! 


6 . 

Hör, mensch, als Got ist un 

anfanck und aüch an endt, 
Also ist er anwandelper, 

Der nimer mer 
Beweget 

165 Himel noch anders kein, 

Und ist allein 
In im ein geist 

Und pleibt dürch die dreyheyte 


Got vater, sün und geistes ye doch 
ungetrendt, 

170 Das ein geist sint die drey persan. 
Cristen, secht an, 

Nit steget 

Hie aüf die namen drey! 

Ie doch da pey 
175 Prüeft aller meist 

Der person unter scheite! 


Wan die gotheit Gottes ist Got, 

Und Got ist sein gotheit ewig und ymmer, 
Und warheit sind all sein gepot, 

180 Wan ewigklich mag Got geligen nymer. 

Dar umb sind all sein heissung güt, 

Ob es den menschen düt 

Schon strefflich düncken in seim müt; 

Dar umb heit sich der weiß in hüt. 


157. got aua gat. 161. vnanfanck. 165. vnd vor noch geator, 169. sün über der Zeile . 
vngetrendt (vnzetrendt ?) aua vntetrendt. 179. wan ewiklieh mag got gelegvng nymer 

vor Vnd geatr . 181. vnb. 

Deutsche Texte des Mittelalters XU. lg 


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274 


Berliner Handschrift . 


186 Der glaüb den uns geschriben hant der lerer hent, 
Der ist als war als war Got ist, 

Und das gewist 
Das pfleget, 

Und das der glaüb uns lert! 

190 Des nit begert 
Das ir erkreist 
Uf erdt sein tief und preite! 


7. 

[101r y Wan alles das der cristenlich 

gelaüb uns lert, 

Ist genczlich aüß dem wessen gar 
196 Menschlicher schar 
Aüf erden. 

Mensch, dar umb in netir halt, 
Glaübt mit gebalt 
In hoffenung 

200 Des Ions ymer mit namen! 


Wan nach dem als der heillig lerer 
schrift erclert, 

So ist allein der glaüb das endt 
Und fündament 
Der werden, 

206 Die der bebeiden wirt 
Der himlisch hirt 
Dürch sein parmüng 
In dem himlischen samen. 


O keisser dreyer jerarchey, 

210 Der neun kor, stemen und aller planetten, 

O haübt, won dein geliden pey 
Und frey uns för des ungelaübens ketten 
Und schreib uns in das lebent püch 
Und wisch uns ab den flüch, 

216 Das in kein crist nymer versüch, 

Und cleid uns in der unschüld tüch 

Dürch deinen sün Cristüm, der uns am creycz eraert 

Mit seiner pittem marter schwer! 

Maria her, 

220 Geferden 

Hilf uns hie widerstan, 

Dw jünckfraw fran, 

Beseligung 

Verleich uns allen! Amen. 


192. sein vor preite gestr . 194. de. 197. neüer. 198. Glaübt ave Glaüb; das t später 
mit dunklerer Tinte zngef. 200. ymer aus jn mit; mit über der Zeile. 201. als hinter als 
gestr. 207. sein aus dein. 210. sterö. 215. y vor nymer gestr. 


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LXXIII . 


275 


173 .] 

[10P] In Hanß Folczen freyen don 5 lieder sein gedieht. 

1 . 

O / keisser aller keissertüm, 

Heüt ich dein hoche macht erman 
Dir zw einem ewigen rüm 
Mir dürch den heiligen geist so 

fran 

5 Zw pflanczen ein solch ynnykeit 
Das von mir werden aüß geleit 
Dein vier zwkünft, o schopffer 

zart. 

15 Von wegen dreyer hant geschlecht, 

Mit namen der englischen geist, 

Der leüt aüf erdt, der seilen in vor hell, 

Aüf das die zal sich wider precht, 

Die von dem thron waren gereist 
20 Ab in das morttief, gründlos ungefell; 

Zürn andern das wir [101*] hie aüf erdt 
Von der erbsünd würden gefreit 
Im taüf des wassers wünderhaft; 

Zürn dritten umb die langen zeit 
25 Der in der vorhel, die mit craft 

Stet schreyen: ‘her, zw reiß die pandt 
Der himel und wird her gesandt, 

So / dein so inig wirt pegert.’ 

2 . 

Dy / ander zwkünft dein, mein Got, 

30 Ist als dw selbs sacramentlich 
Des menschen seil hie thüst 

begnot 

Pey ir zw won inprünstiglich, 

Ich mein dürch tieffe ynnykeit, 

Rew, peicht und püs, die uns ab¬ 
leit 

36 Al totsünd do die seil beschwert; 

[73.] 1. allerb vor aller gestr. 4. heiligen aus heilligen. 12. dreyvng (?) vor dreyvng gestr. 

17. der Ä., den N 2. der vor vor hell gestr. 18. sich hinter sich gestr. 26. pandt aue pant. 

33. tttreh jnykeyt vor tieffe gestr. 35. do] l. die (R.) 

18 * 


Aüch so dw, hocher schopffer 

mein, 

Gaistlich nach gar grossen begem 
Des menschen seil dich pflanczest 

ein, 

Welch gnad ir kümet gar von vem, 
40 Ich mein so hercz und selbeflampt 
In warer lieb prinen peid sampt: 
Wol im der das hie wirt gewert! 


Die erst ist groß und wünderpar, 
Wie aüß der gotlichen trivalt 
10 Das wort in die weit künftig war 
Und im was aller creft gewalt 
Im rat der einigen dreyung 
Und drey einiger ordenüng, 

Dürch die das wort uns künftig 

wart 


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276 


Berliner Handschrift. 


Hie let der mensch all pein und mort, 
Ee er ein aügenplick den rüch 
45 Des gütlichen süessen geschmacks enjbper. 
Eim solchen hoch gültigen hört 
Erkündt noch nie keins lerers sprüch 
Aüß gründen noch gancz offenbaren der 
Lieb habenden, die so an haft 
50 In disser flamenden begir 

Das wasser, feyr, waffen noch icht 
Solch lieb nit mer scheidet von ir. 

O her, in solche lieb uns rieht, 

Die unser sei also verwündt, 

55 Aeynig dürch dich dan werdt gesündt. 
Ny / wircket lieb ye hocher kraft! 


3. 

Dein/drit zwkünft, o schopfer 

wert, 

Ist so dw dich machest her zw 
Des menschen tot, der ab der erdt 
60 In vordert aintweders zw rw 
Oder zw an endlichen leit, 

So hie die seil nymer ab scheit 
Und hart aüf dein urteil, o Got. 

[102 r J Und von der selben vorcht so schwer 
Geb sie sich pis am jüngsten dag 
In pein der hei gern, das sie dan gewis 
Wer darnach zw sein nimer mer 
75 Aüß den behalten, o wer mag 

An mercklich vorcht do hören den beschliß, 

Dan die volkümen sind also 
Das sie an tot sind hie ir zeit 
Verschlissen noch mit rwen drin. 

80 In wirt in glaüben zw geseit 
Mercklich drost in allen begin. 

O crist, das wollest sechen an, 

Den sünden stercklich widerstan! 

Clein / wirt dein vorcht dan sein aldo. 

43. let aus het? 51. feyr aus feyer. 66. sy aus ist. 80. mercklich aus mercklicher. 


Hie ist die aller graüsamst vorcht 
65 Der armen seil in dem urteil, 

So sy nit scheinper hat geworcht 
All cristlich werck zw irem heil, 
Und hat kein wissen im verdinst, 
Ob sie Gott ewiklich verzinst 
70 Zw freud oder ewigem tot. 


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LXXIII. 


277 


85 Die / vierd zwkünf, o Got mein 

trost, 

Wirt sein zw dem jüngsten 

gericht, 

Do nymant sünders wirt erlöst 
Oder behalten in der pflicht 
Anders dan wie Got in dem tot 
90 Ein yeden vor geurteilt hot. 

Sünder da wirt gancz offenbor 

Do wirt so clar ligen am dag 
100 Eins yeden menschen tügent, schant, 
Pöß oder gütes, was er hat verschüldt. 
O we der jemerlichen clag, 

So Got mit seiner lincken hant 
Die possen weist in ewig ungedüldt 
105 Und mit seiner gerechten Aendt 
Die aüserwelten zw der zir, 

Die dort wert ymer ewiglich, 

Do leib, sei, hercz, müt und begir 
Frolocken ymer unentlich. 

110 O süesser her, uns nit verzey, 

Gib das genüg thüeung gedey 
Hie / uns allen vor unserm endt! 


All den die ye gelebet han, 
Mensch, engel, teüfel, wer sie sein, 
Die urteil die Got hat gethan 
95 In yedes menschen tot gemein, 
Warhaft, geleich, pillich, gerecht, 
Nach yedes stant, dürch all 

geschlecht, 

Mit günst persan hat nicht pevor. 


5. 

O / höchstes güt so wündersam, 

Du hoch gotUch drey einikeit, 

115 Seit alle schopffung dürch dich 

nam 

Anfanck, mit, endt, so gib geleit 
Sei, hercz, gemüet, das von dir 

nicht 

Sich nayge unser zw versieht, 

Wan dw allein hast des gewalt. 

89. indem. 92. gelebet aus gelobet (mit dunklerer Tinte das o in e verbessert). 93. D 

hinter sein (am Schluß der Zeile) gestr. 94. gethan] die Silbe ge mit dunklerer Tinte gestrichen , 
gehört jedoch unbedingt hierher , was schon das Versmaß verlangt . 95. weis vor menschen gestr. 

100. oder wr schant gestr . 101. vers h uldt vor verschüldt gestr . 105. hbendt; h scheint gestr . 

109. vn über der Zeüe. 123. sich. 124. nynent. 


[102*j Iedoch ist pillich das man dein 
121 Inhicziglich dar in beger 

Und dir des sey danckpar gemein 
Und alweg darin s#ch dein er, 
Welchs güt an dich aüch nyment 

hot 

125 Dan wen dw, her, mit düst pegnot. 
An dich ist uns kein aüfenthalt. 


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278 


Berliner Handschrift. 


O küncklich mait, Maria zart, 

Seit dw dan dürch des sünders fal 
Vandest all gnad die wir verloren han, 
130 So pistu schuldig solche art 
Al hie in dissem jamerdal 
Uns wider mit zw deillen, kungin fran. 
Das pit wir, werde müter, dich, 

Ste uns pey in der leczten not, 

136 Ee leib und sei aüf erdt sich scheit: 
Wan wie im tot uns urteilt (Jot, 

Do pleibt es pey in ewickeit. 

Dar umb, o müter Gottes süns, 

Pis im abschid beholffen uns, 

140 So / hersch wir mit dir ewigklich! 


[ 74 .] 


In des Hans Volczen unser frawen kor weiß ein schons par ß lieder. 


O pia 
Maria 

Gancz ubersüesst 
Und auch gegrüesst 
5 Seist dw, dieren und maidt, 
Ganczer drifaltikeit 
Vetterlicher persan 
Ein tochter fran, 

Müter des süns, 

10 Die uns 

In leiplich prüdert an, 


Dem seillgen 
Got, heiligen 
(Jeist dir kündig 
15 War aüßpindig 

Ein laüter dar gespons! 
Tü castitatis fons, 

Die über all vemünft 
Die engfisch zünft 
20 In keüsch vür wigst, 
(Jesigst 

Alln geisten in dem trän. 


O patriarchen künygin, 

Aller weissagen proffetin 
25 Und der zwelff potten, docterin 
Der vir ewangelistin, 


132. kungin aus kunigin. 136. im aus ein. 137. ewickeit aus ewicklich. 

[74.] 3. Gancz über der Zeile; vbersüesst aus vbersüesset. 4. auch über der Zeile; ge¬ 
grüesst aus gegrüesset. 12. seillgen aus seilligen. 13. heiligen aus heilligen. 15. pinsig 
aus pindig. 17. testitatis. 19. engelisch, k vor zünft gestr. 24. weissagen aus weissagvng. 


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LXXIV. 


279 


Ein meisterin in aller her, 

Dw sterck der heilling marterer, 
Ein laüter prün der peichtiger, 
30 Dw fündament der cristen, 

Der cweiffler schar 

Und sündem gar 

Ein widerpringerine güte, 

Ein milterung in strenger pein 
36 Der seien die im fegfeür sein, 
Und aller meist 
Ein schew aller heilligen geist, 
Die dein nam flöchen düte. 


[10&J O reiohe 
40 Küngrliche 
Himel vogtin 
Und herBcherin 
Im aller höchsten trän, 
Dw aller tügent kran, 
46 Erlaüchter sal der em, 
Dw meres stern, 

Des lebens hört, 

O pfort 

Der selgen in den kom, 


50 Demütigst 
Und gütigst 
Karner der schäm, 

Dw ast und stam, 

Knopf, prosß, zweig, sam und plfit 
55 Der gnaden reichsten güt, 

Aller zierheit ursprüngk, 

Dw clarer fünok, 

Flam, fackel, licht, 

Mit nicht 

60 Las uns den veind gehom! 


Peschlosner gart der höchsten wün 
Und wol verpetschaffter jünckprün, 
Ein plickerin gotlicher sün, 

O müeter aller gnaden, 

65 Dw ymer gruendes olpaümzwey, 
Lüst, schmack der pesten speczerey, 
Rüch ob aller aramacey 
Creftig in höchsten graden, 

Das paradeis 
70 Stet plüencz reis, 

Schenckin der höchsten himel sefte 


33. gQt aus güte. 38. düte aus düt? 40. Künigliche. 45. ern aus eren (Rasur). 
46. stern aus steren (Rasur). 67. aram (?) vor aramacey gestr. 68. graden aus gnaden 
(mit dunklerer Tinte karr.). 71. höchsten vor höchsten gestr. sefte aus seft. 


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280 


' Berliner Handschrift. 


O reine, unpeflecte erdt, 

Massa gütlicher menscheit werdt, 
O wolcken dar, 

75 Als ungebitter offenbar 

Zwtrent schnei dein geschefte. 


O höste 
Der tröste, 

Gnaden reichs vas, 

80 Gehaüfte maß 
Vol aller heillikeit, 
Zirckel der himel preit, 
Tabemackel des friczs, 
Dw harpf Davieczs, 

85 Der sinagog 
Ein plog 

In aller jüdscheit weit. 


Anfänge, 

Eingancke 
90 Zw allen drey- 
en jerarchey, 

War arch des himel prot, 
Wo wart ye dings so not? 
Dw tisch englischer speis, 
95 O paredeiß 

Der höchsten zird, 

Dein wird 

Ob aller wird gefreit, 


O schrein der siben sacrament, 

100 Durch dich das jüdisch testament 
Zw rissen wart und gancz zwtrent, 
Gancz abschach und gematet. 

O fündament der newen ee, 

Der heilling schrift ungründter se, 
105 Figu*' halb taüsentfeltig me 
Dar" *3e natür gestatet, 

Dich hocht und rümpt, 

Erwirdigt, plümpt 
Mit new gedichten ymer 
110 Als himlisch her an unterloß. 

Wo wart ye creatür so groß 
Nach deiner auserwelten frücht, 

O sarch der aller höchsten zücht, 
11039/ Der gotheit uberzimer! 


76. geschefte aus gescheft. 77. höste aus höchster (Rasur). 79. gnaden aus genaden. 
88. An fange (? durch Rasur undeutlich) aus anefangk. 89. warer vor ein gestr. gancke aus 
gangk? 90. 91. drey/en auf Rasur aus dreyen. Jerarchey aus Jerarcheien. 92. prot aus 
protes. 101. rissen aus reissen. 107. Dan die vor Dich gestr. 109. vor ymer zwei oder 
drei Buchstaben radiert. 112. auserwelten mit Verweisungszeichen über dem Abgesang nachgetr. 


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LXXIV. 


281 


4. 

115 O Spiegel, 

Wars sigel 
Der pildüng Gots, 

Höchstes gebots 
Genczlich verpringerin, 

120 Aüß hocher himelzin 
Plickent in irdisch clag 
Erwirbst al dag 
Dem sünder gnad. 

Fraüv, lad 

125 Uns zw der pürgerschaft 

Gen himel, 

Do schimel 
Der sünden frey 
Die sele sey, 

130 Geplüenter himel was 

Mit daüv gesprengtem gras, 
Quiekender prünen qüal, 

Feiel der dal, 


5. 

O sünder 
Merwünder, 

166 Des himels feit 
Und in der weit 
Grünt der parmherczikeit, 

Allen sündem pereit 
In einem aügenplick, 

160 So oft und dick 
Er selber wil, 

Gibt zil 

Jar, menet, stünd und dag! 


Schon nardusplüt, 

135 Dw gut 

Flür ergezenter craft! 

O palsam schmack und pissens rüch, 
Dw sei lebendes confectpüch, 

Wol in, der dein trechen versüch 
140 In werender colacion, 

O pamarancz, malogranat, 

Dw carioffel und müscat, 

Des mandels kems war legerstat, 
Ich mein deins süns so fron, 

145 O freüden feit, 

O wüngklichs zeit, 

Fan, paner, schilt der waren ritter, 
Kerner der aller höchsten rw, 
Pettlem dem künck geeyget zw, 

150 Dw fürhanck preit, 

Der uns hie deckt des süns gotheit 
Mit seiner menscheit gitter. 


O palma, 

165 Tü aliqa, 

Weiplich keuscheit, 

Keüsch früchtperkeit 
Hastw erwelt vor all. 

Paril und dar cristall 
170 Durch ging noch nye so rein 
Der sünen schein. 

Dw pleibst so gancz 

An schrancz 

In der gebürt, ich sag. 


135 auf Rasur, 136. rge über einigen sehr undeutlichen Buchstaben (nt?) 141. malogranat 

aus malogranat. 143. kerns aus kerens. 146. wünigklichs 148. Kemer aus Keiner. 
149. künick. 162. gibt aus gibst f 166. all aus allen (dies zuerst in alln verbessert , dann die 
ganze Silbe wegradiert), 169. cristall aus cristallen, cf. 168. 174. oder gehurt? 


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282 


Berliner Handsehriß 


175 O erstes oblat eyssen scharpff, 

Darein der heillig geist entwarf 
Deins sün8 pildung, des wol bedarff 
Was hie vernünft erleücht, 

Seit dein geperen leicht natür 
180 In bedeütnus aller figür 

Und cri8tlicher erfindung pür, 

Dein güt mit gnad erfeücht 
Was heilles hoft. 

O frauv, wie oft 

185 Manstw mit rew uns zw erbittern, 
War peicht und gancze püß zw thün! 
Wie dick der feindt uns ziech dafün, 
Fraw, so beleit 
Uns doch zw warer selikeit 
190 Vor ewigen erzittern! 


[ 75.1 

[130r] In des Marners langen don drey lieder nach einander de concepcione 

Maria. Hans Volczen gedieht. 

1 . 

Schern dich jüd, heid, türck, 

machmetist 

Der dw gelaübest nicht 
Das Got ye was, wirt sein und ist 
An anfanck, mitt noch endes pflicht, 

5 Sünder ycz, nün und ewig fort, 

An zw fei und anwandelpar, 

Ir ane zall gefallen warn. 

Dar dürch der götlich rat 
15 Adam denn ersten menschen gepalsmiret hat 
Zw erfüllen ir schar. 

Des sich unwirdigt Sathanas, 


181. epfinvng. 185. vr vor zw gestr. 

[75.] 8. I. etwa: In in s. schnellen ger. ( oder 9: In mit all sein genossen, w.) 15. ge¬ 

palsmiret = geplasmiret ( gebildet ). 


Welcher umb des Lücifers list 
In seim schnellen gericht 
Mit all sein mit genossen, wist, 

10 Warff aüs von dem ewigen licht 
Ab in des ewig hellisch mort, 

Des halb aus den neün koren gar 


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LXXV. 


283 


Schleich listiglich zw Eve dar 
Zw hindern sie und auch dar mit 
20 Das gancz menschlich geschlecht 
Und sie anfecht, 

Ob diirch sie wür verschmecht 
Das pot Gottes, und sye dan precht, 
Das sie gros freüd von in verlom, 

25 Menschlicher art wärt nit gerecht; 
Also die zwey würden bedort. 

Nün wollet weitter nemen war. 


2 . 

Wo wart ye herber gifft erdacht 
Dan Adams sünde gros? 

30 Die aller weit den dote pracht, 

Des sie waren stam, zweig und 

pros, 

Pis aüf die leczt menschlich pil- 

dung, 

So sich der weit endung beschein; 


Dar umb zw kämen aäs der acht 
35 Diirch welch uns Gott verschlos 
Die ewig freüd und himlisch 

macht, 

Würden der deü/130*7fel valgenos 
Mit in und irer verdamüng 
Verschuldung halben han gemein 


40 Dar umb solch gifft welch die gancz weit 
Senckt pis in den abgrünt, 

Doch dürch sich selbs kein mensch mit nioht los werden künt 
(AÜ8 schleiis ich vier persan): 

Dar umb es pillich erbsündt heist, 

45 So ir kein mensch sünst nye entran, 

Und hat also gewürczet ein, 

Ob die gancz menschlich art 
Sich keiner spart, 

Lit ye was marter wart 
50 Für ein menschen, wie früm und zart 
Er mochte sein, noch precht nyemant 
Nach tot in aüf die himelfart, 

Wie rein, wie keüsch, wie alt, wie jüng 
Er wer, dan Got und mensch allein. 


28. Do. 30. dot. 33. endug. 36. wacht? 42. sich aus dich. 


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284 


Berliner Handschrift . 


56 Minder keine für sich selbs dürch 

icht 

Mocht Überwegen han 
Des apfels pis und sich geschlicht 
Mit Got dem vatter, weit verstan, 
Newr einer der in gleicher macht 
60 Dem vatter wer in ewikeit 


Und in das menschlich fleisch 

verpflicht, 

Dem dürch sein gotheit fran 
Die gancz gotheit versaget nicht 
Für alle menschliche persan, 

65 Wan sünst wür Got von Got 

veracht 

Und sein selbes menscheit verseit, 


Das ymer ewig müglich wer. 

Das halb zw fragen zimt 
Welcher gotlichen persan das pas het gestirnt 
70 Dan Got des vatters pild? 

Das ist sein eingepomer sün 
Zam aller past die menscheit mild, 

Auf das der sün den vatter pet 
Für das so er selbs was. 

75 Wer mocht doch das 
Ie han besännen pas, 

Dan das den heischen Sathanas 
Ein mensch hie uberkempffen solt, 

Dem er von anfang was gehas? 

80 Also ward frid und süen verpracht 
Zwischen Got und aller menscheit. 


4. 

[131rf Von wem aber nün müglich wer 
Dem sün Gottes aüf erd 
Zw nemen hie sein menscheit her, 
85 Dan von der so zücht, weis, 

geperd, 

Schon, schäm, tügent, milt, günst 

und art 

Ewig in dem gotlichen licht 


Nach aller schlifft, sag, künst und 

ler 

Ie glestet an beschwerdt 
90 Aller sünd halbe, die nymer 
Erticht wirt dürch einig geferd, 
Reiner sie nie vermeret wart, 

Das sie vor aller schopffung pflicht 


Ie flament glestet, pran und glüet 
95 Die dürch leüchtig lücem, 

Der ein noch heüt all geist dort sechen ewig gern? 

Wan solt sie han gehatt 

67. I. nymer? 69. das fehlt, in pas ist der erste Buchstahe sehr unsicher , konnte allenfalls 
auch h sein. 74. selb vor so ' gestr. 77. sathanas aus stathanas. 82. nüm. 94. flanent. 
96. ebig vor gern gestrichen. 


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LXXV . 


285 


An ir das aller minste meil, 

Ringer dan an der went der schat. 

100 In ir entpfencknüs und gepürt 
Der erbsünd halb: secht an, 

Wie solt dan han 

Der ewig schopffer fran 

Dürch sie die sündt han hin gethan? 

105 Dar umb jud, heid, türck, machmetist, 
Von dem ich cristlich lies verstan, 
Wert doch dürch war beyspil gelert, 
Der ich eüch weitter fort bericht. 


5. 

Secht wie der erst man an ein 

weib 

110 Von reiner erden kam, 

Das erst weib aüs eins mannes 

leib; 

Welch zwe entpfencknüs ane 

schäm 

Den anfanck namen an die weit. 

Wes nicht von der er wart gepom, 

Der erb sünd werden ab gelegt 
Und dem zwmuschen solt 

Sein haübet der aüf uns het alle schüldt erfolt? 
Ja solt die erb sünd han 
125 Und erst in irer mütter leib 

Geheilligt worden [131*] sein dar von, 

Was wer sie mer geachtet dan 
Sampsan und Jeremyas 
Und das rein vas 
130 Der Gottes teüffer was? 

Hie prüeff ein ider selber das, 

Das die nye teglich sünd volpracht, 

Weitt über sie genad besas. 

Dar umb das junckfrewlich gezelt 
135 Dar in Got menscheit hat erkorn, 


100. 158. irer. 110. kä. 117. vnglQck. 127. geacht. 


115 Man rayner pillich vil beschreib 
Dan Eva und Adam, 

Von den dürch die Unglücke* 

scheib 

Die erb sünd iren anfanck nam? 
Solt die nit reiner sein bemelt, 

120 Dürch die der grymig gotlich zom 


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286 


Berliner Handschrift . 


6 . 

Müest daüsentveltig reiner sein 
An leib, seil und im müt, 

Do nie unrein gedanck mocht 

ein, 

Dan Eve, do der flüch ein 

wüt, 

140 Solt anderst sie ablegung thün 
Des flüches der uns all an erbt. 


Auch so das wort Gote vaters 

schein 

Der erb sünd halb sein plüt 
Vergiessen wolt und solt selbs 

drein 

145 Ver willigen sein menschlich prütt 
Zw nemen, do der sünden kün 
In wer, die uns vor all verderbt. 


Wolt man dan sprechen das sie Got 
Der von geraynigt het 

150 Und nicht dar von enthalten, wer das selbig ret, 
Wer Got die grost uner 
Und aüch nit war das sie dar zw 
Von ewikeit vürsechen wer 
Und derer vil geschin in Got 
155 Dan sün, man und all stem 
In höchsten em. 

Solt Got die lan verfem 

In ir entpfencknüs und dan kern 

Erst zw der reynigung, nemt war, 

160 Wer wolt die in solchem vermem, 

Der sün aüch was Got vatters sün, 

Dürch sie ewigen tod ersterbt. 


7. 

Dar umb der engel sprach 'ave 5 , 
Welches bedeuttet, wist, 

165 Das sie an all sündthche we 
In mütter leib entpfangen ist. 

Des halb ‘vol gnad’ der engel 

sprach, 

Do wardt keiner ungnad gedacht, 


Sünder das ir entpfencknüs me 
170 Berüemet ewig frist. 

Dar nach im grus ich weitter ge: 
‘Der her mit dir* welches aus 

mysfc 

Das/732'7nye in ir wer kein ursach 
Dan ye und ewig rein gesacht. 


175 Nün in dem andren pare fort 
Ich die gepürd er der 

Jesü Cristi und dürch die schrifft beitter beber 
Aüch in vil Sprüchen frey, 


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LXXV. 


287 


Des gleich per expergenczias 
180 Natürlich, figürlich da pey, 

Dar zw in vill geschichten aüch 
Man vindt gleichnüs und art, 

Ob Got bewart 
Pillicher hab die zart 
186 Dan den creatüren gespart 

Die menschliche samen halben hie 
Zw leben kümen unversart, 

Ob Got pillich an solche rach 
Auch sein gepürdt hab rein geacht. 


In des Marners langen don das ander par. 


190 Mensch, hör wie durch natüre wir 
Clar werden unterweist 
Und dürch figür, wie die keüsch zir 
Der müetter Gottes werdt gepreist 
Dürch pillikeit und warer schrifft, 
196 Das uns doch dünck unmüglich 

sein: 


Wan als die magt entpfing in ir, 
Die sich ye hat gefleist 
Keüscheit irs leibs nach höchster 

gir, 

Dar in der heillig geist sie speist, 
200 Das ir keüsch englisch art für trift, 
Die in doch ist gepflanczet ein. 


Doch ich der namen vor bestim 
Die uns künden dar van, 

Wan ich nit yeden sünder her nach nennen kan, 
206 Es würd der red zw vil, 

Die mich oft layttet aüs der pan, 

Welches ich do vermeiden wil. 

Mein zeüg sind Aristotiles 
Und Magnüs Albertus, 

210 Isiderüs, 

Comnester, Allanüs, 

Aügü8tinüs, Boeciüs, 

Sic et in liberis rerüm 
In de probrietatibus 
216 Was wünders die natüre stift. 

Noch mer ir namen ich thw schein: 


179. expergencias (der letzte Buchstabe undeuü.), der Reim verlangt expergenciae. 182. vindt 
vindt. 201. in] l . \t? (R.) 204. yedem. 


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238 


Berliner Handschrift . 


2 . 

In libris animaliüm 
Und herbarüm des gleich, 
Minerarum et lapidüm, 

220 Die uns da zeügen vollikleich, 

Wan ich [132*] nit schweig ir exper- 

gencz 

In iren schrifften clar benent, 


Nemlich das püch Vittas patrüm, 
Dar pey mich nit verzeich 
225 Zw melden aüch den Justinum 
Und Thittum Liviüm warleich, 
Ovidius vürt schon sentencz, 
Gilwertüs wirt nit ab gewent. 


Das püch Regüm und Nümery, 

230 Jop, Esechielis, 

Valerius und was die kronick heit gewis, 
Des ich geschweig hin für, 

Sünder ir beschreibung erczel 
Der ding halben in warer spür, 

235 Doch anderst nit dan nach dem text; 
Wölt selb die glos verstan 
In schlechter pan, 

Was sie verkündet han 
Von der gepürdt Marie fran 
240 Schriftlich, natürlich, figürlich. 

Ob mir Got seiner hilffe gan, 

Dem gib ich er und reverencz, 

Das er sein gotlich gnad mir sendt. 


3. 

Sag, macht Circe der menschen art 
245 Verkern in thirgestalt, 

Und Claüdia die jünckfraw zart 
Zw lande ziechen mit gewalt 
Ein schiff mit irer sterck allein, 

Und die schon Tüscia bebern 


250 Ir keüscheit gar in schneller fart 
Mit einem sib gar paldt, 

Dar in sie wasser unversart 
Trüg und kein tropffen nye 

verfalt; 

Dar zw Emilia die rein 
255 Ir keüsch bebert mit grossen em, 


Als sie mit irem schlayer weis 
An fewr ein fewr an zündt; 

Und Diane von der die schrifft so vil verkündt, 
Das sie von got Jove 


221. erpergencz. 234. der Anfang von spur unsicher . 241. mir aus mit. seiner aus 

seine. 258. diane fehlt , doch ist der Raum freigelassen . 


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LXXV . 


289 


260 In einem gülden regen dar 

Geschwengert wart, — nün höret me: 
Mocht sich das rein ein hören lan 
Jagen in jünckfraw schos 
Dürch keüscheit gros, 

266 Dar in zw rasten plos 

Zw recht sam pey seym mit genes: 
Mocht dan nit Crist werden gepom 
An zwrüttung meittlicher schlos, 

In der all gotlich gnad erschein, 

270 Als ich noch weitter dw erclem? 


1133* J Mügen dan in Cecilger lant 
Zwen prünnen kreffte han: 

Der ayn thüt früchtberkeit 

bekant 

Dem der fruchtperkeit nye 

gewan, 

275 Der ander früchtberkeit benymt 
Eym iden der for früchtbar was; 


Weitter ioh fort gesohribben fant 

Ein stüt des eren an 

Allein vom wint entpfach zw 

hant 

280 Und sein geleich geper da von; 
Carbas der vogel so bestymt 
Eins baümes frücht ist, mercket 

das. 


So die feit in des meres flüs, 

Der carbas dar aüs wirt; 

286 Der vogel bonafa die frücht so er gepirt. 
Vom schnebellen entpfecht; 

Der fenix dürch sein verprenung 
Sich wider umb vemeuet, secht; 

Der pelichan mit seinem plüt 
290 Die jüngen sein erkückt; 

Der leb aüf rückt, 

Sein jüngen gancz verdruckt, 

Die er mit stim, geschrey aüf zückt; 

Der straüs mit seim gesichte dar 
296 Sein jungen in der schallen flückt: 

Het dan Marie nit gezimt 
Ir geperung aüs reinem vas? 


262. jhn hören. 268. meittlich. 292. jüng. vor vor verdruckt gestr. 294. mit sunnen* 
lichte t Nur eine derartige Wendung würde der Quelle entsprechen (R.) 295. flttckt aus plQckt/ 

Deutsche Texte des Mittelalters XII. 19 


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290 


Berliner Handschrift • 


Mochten Diamedis geselln 
In vogel sich verkem; 

300 Die geyrin an menlichs erweln 
Dürch sich selbs ayren undgepem; 
Kalodrius des krancken tot 
Zeigt, so er sein gesicht ab kert; 


5. 

Mag isidüs im dot abschein 
305 Sein vedem und verrem 

Und im von new wider bestein; 
Und mag der per an als versern 
Sein jüng geperen ane not 
Aus seiner nassen unbeschwert; 


310 Und mag aüch albestan der stein 
Einest gezündet an 

Alwegen prinen, das sein nymant leschen kan; 

Und im Gothier lant 

Ein prün, als das man würft darein, 

316 Das wirt zw einem stein zw hant; 

Mag in dem tempel Veneris 
ll33 v /'Em licht verleschen nicht: 

Mag dan gericht 
Dürch gotlich zw versieht 
320 Aüch die war sün, das ewig licht, 

Keuschlich hie werden nit gepom 
Warlichen an all falsch geticht 
Nach ewigem gotlichen rot, 

Dar dürch wir al werden emert? 


0 . 

326 Hör, mag ein baüm in Gorgite 
Ein fackel zünen an 
Und leschen die entzündt was ee; 
Und mag des gleichen mit dem 

man 

Der stain silewais nemen zw 
330 Und wider ab in gleicher zeit; 


Des gleich dürch menschlich art, 

hört me, 

Ein ochs geschrien han 

Dürch die stat Born, als ich verste: 

‘Ram, hüet dich, hüet dich, Ram V 

und lan 

335 Feür den demnet, wie man im thw 
Benemen was natür im geit; 


Mag dürch des himels craft ein stein 
Entpfan küngkZiches pild; 

Mügen durch claren daw und frücht des himels mild 
340 Fein perlen sich gepem; 


298. die amedis. 309, Aus /?., Das N2. 310. sein N2. 326. brünf (RJ 

329, sileneit? 336. oder drumet? Pfannmüller faßt demnet einleuchtend als den Diamanten, dem 
Feuer nichts anhaben kann . 338. künigkiches. 


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LXXV. 


291 


Mag ein eiserner sarch im lüft 
Enthalten werden an beschwern, 
Der magnet an sich ziechen hie 
Das eysen, nemet war, 

345 Und aüch der var 
Des meres offenbar 
Den polüm alzeit zeigen dar: 
Solt dan Got nit besünderlich 
Sein müeter han gehabt in spar 
350 Und im behalten han mit rw, 
Der nam stet sey gebenedeit? 


Mag dem carist in feures glo 
Dürch prünst geschaden nicht; 
Mocht ein pawren die lüfft 

so ho 

355 Drey meil dragen an Schadens 

pflicht; 

Mocht zw Tholosen der gancz 

pach 

Aller in plutt verkerren sich 


7. 

Und wein in plütt des gleich dar 

no 

Ob tisch, die schrifft vergicht, 

360 Ein mensch in ein stein; nw hört 

wo 

Vom beib 1134*] des Lotten man das 

spricht; 

Wo namen zwen Zwilling ursach 
All schlos zw offnen fertigklich; 


Macht ein menschen ein zaüberer 
365 Ver kerren in ein pferdt, 

Im feür der Salamander leben imverserdt, 

Der sittich reden dar 

Mit ser teütlichen Worten scharff 

Und ungelert ‘ave Cesar’; 

370 Mocht werden zw einem corall 
Nest, vogel und der ast: 

Sag, was geprast 

Goczs sün des fatters glast, 

Mocht der nit hie aüs dem pallast 
375 Ein und aüch aüs keüschliohen gen, 

Do er neün monet inen rast? 

Hie mit das dritt par ich an fach, 

Ob man dar um begrüesset mich. 


342. wern (?) vor werden gestr. 345. var=vart. 
lieh aus willigkiich. 368. teülich vor teütlich gestr. 


354. eim. 360. horret. 363. fertigk- 
378. vm über der Zeüe. 

19* 


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292 


Berliner Handschrift. 


In dem langen don Marners das drit par. 

1 . 

O Got, heilliger geist, gib künst 
380 Weitter zw künden fort, 

Das ich aüs inhicziger prünst 
Hie meid wie Gott des vatters 

wort 

Aüs dem gancz voller gnaden 

schrein 

Sich hie entnam demüetiklich, 

Mocht eins die sün zwelff stünd stil sten 
Dem Joswe zw ern; 

Mocht eins ein aych wein tragen in dem landt Avem, 
Und Jedicanis vel 

395 Allein vom thaw gancz werden nas 
Zürn Zeichen seines siges schnei; 

Mocht die pfort Esechielis 
Al weg verschlossen sten, 

Wie wol er den 

400 Künck aüs und [134*] ein sach gen, 

Die rüet Aaronis, ich wen, 

Frücht pringen, die doch gancz dür was: 

War umb solt nit an alle pen 
Maria magt und müetter sein 
406 Dürch die craft Gottes, wündert mich. 


385 Also das nie sundtlicher thünst 
Dar zw han mocht gekört, 
Sünder gancz laütter göttlich 

günst, 

Als her nach wirt geoffenport, 

So ich weitter wür füren ein 
390 Figür, exempel sünderlich. 


Mocht das thilln kraüt grün 

bleiben stett 
Und körn regen herab, 

Des gleich Stachel eins regen thet; 
Mag der hering dürch wassers lab 
410 Allein leben und sünst von nicht; 
Mocht eyssen eins schwimen entpor 


Und die gert, so Moyses het, 

Die rüt oder der stab, 

So er die dürch die gotlich ret 
416 Hin warff oder die von im gab, 
Was es in der menschen gesicht 
Ein schlang und widerumb wie vor 


379. geist hinter geist gestr. 400. Künick. 411. vor eins ein Buchstabe gestr. 


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LXXV. 


293 


Ein rüt; und pran in flamen ho 
Ein staüd starck an geczundt, 

420 Do plüet, lawb, zweig noch ast, keinem nie 

schad ward kündt; 

Mocht Ananias ye, 

Asarias und Misahel 
In eim geheiczten offen hie 
Frey gen sam in eim külen daw 
426 An all leyplich verser: 

Solt nicht die her 

Des gleich an all beschwer, 

Sünder in höchsten freuden ger 
Gancz rein und keüsch beliben sein, 

430 So sie war Got und mensch geper? 

Als ich eüch weitter fort bericht 
In figüren und schrifften clor: 


3. 

Mocht aüs eim fels und herten stein 
Wasser entspringen clor, 

436 Do Moyses das volck gemein 
Und alles fich mit trencket gar 
Dürch schiege mit der gerten sein, 
Die er trän thet nach Gottes sag; 


Des gleich ein esels kinpack klein 
440 Aüch wasser gab, nempt [135*] war; 
Hort was in dem Jordan erschein. 
Der seins gemeinen flüs het spar. 
So im natüre wiircket ein, 
Verkeret er etliche tag, 


446 Sünder nam hinter sich den flüs 
Ungewonlicher art; 

Mocht das rott mer pey Pharonis zeit ein fart 
Sich aüf lein gleich zweyn maüm, 

Den Moysen, sein volck und sich 
460 Vor aller feinde macht beschaüm; 

Und hat Davidt die dein persan 
Den Goliam ab than, 

Und mocht Sampsan 
In siben hären han 

466 Solch sterck das er fünf hündert man 
Abricht mit einer essels kew: 

Solt dan Got vatters sün so fran 
Nicht gen aüs jünckfrewlichem Schrein, 

So Got doch alle dinck vermag? 

419. starck aus starch. 429. beliben aus bUiben. 432. fein (oder frey?) vor clor gestr . 


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294 


Berliner Handschrift . 


4. 

460 Mocht sich auch der fürst Naaman 
Von schwerem aüsacz hye 
Gancz rein machen in dem 

Jordan, 

Als ob ers wer ge wessen nye; 

Macht einer witwen zw vor an 
465 Ir mel noch öl sich mindern nicht; 


Und mofcht Hellias, weit verstau, 
Vierczig tag weit, hört wie, 

Mit einem eschren protte gan 
Und eym krüg wassers, do doch 

ye 

470 Aiich sünder ist zw sagen van; 
Aüch hört ein selczame geschieht: 


Küngk Salomon wolt an seim paw 
Ein holcz sich lencken nit, 

Pis das ein creücz dar aus wart, daran Cristüs lit; 
475 Und ein verworffner stein 

Schicket sich nit, wie man im thet, 

Pis er zwüe maür füeg in ein; 

Mocht Abaküok vierczig tag weit 
Kümen in halbem tag: 

480 War umb ein mag 

Aüs jünckfreulichem hag 

Nicht gen der aller macht ye pflag, 

Oder keüschlich werden gepom, 

[135*J Von dem aller proffetten sag 
485 So dar stimen und nit nach wan, 

Als ich fort weitter eüch bericht. 


5. 

Hat der proffet Isayas 
Uns nit verkundt klerleich 
Und in gezeücknüs uns pracht das, 

490 So er meldet gnügsamygkleich: 

‘Nempt war, ein rein jünckfrauv 

gezirt 

Entpfecht und wirt ein sün 

gepem.’ 

Hort raby Prachias, der melt: 

500 ‘Er wirt an vatter hie 

Geporen, der dort müetter hat gemimen nye.’ 

So sprioht her Danyel: 

460. auch über der Zeile. 461. hye aus ye. 480. = enmag. 488. klerleich aus klarleich. 
491. Jes . 7, 14. 493. Jer. 31, 22. 494. newes aus news. 496. was] l. wirt? R. 499. der 
durchstr., aber schon des Sübenmasses wegen nicht entbehrlich. 501. geümen. 502. Dan. 2 , 34. 


Und Jeremias kindt vür was: 

‘Ein newes wirt der reich 
495 Aüf erd beginen, das nie was 
Noch was aüff disser erden teich. 
Ein weib ein man umgeben wirt.* 
Weitter die schrillt eüch zw 

erclem 


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LXXV. 


295 


‘Der stain vom perg geschnitten ist 
An aller hende hilff.’ hie zel 
606 Und hört was Esechiel spricht: 
‘Beschlossen pleibt die pfort.’ 
Besünder dort 
Der ewig küngklich hört, 

Ich mein Gocz sün, des vatters wort 
610 Nymt sein spacirbeg aüs und ein: 
Hie mit sey eüch geoffenport 
Der sal dar in er jubilirt. 

Wie kan ich derer es bebem? 


Zürn leczten aüch zw melden zimt 
616 Was nüczes da von sey 

Der ding halb, so ich hab bestirnt: 
Nicht anderst ich dar von aüs 

schrey, 

Dan das die rein, keüsch jünck- 

fraüw zart 

Eylff nücz dar dürch uns her hat 

pracht. 


520 Wan als Got vatter was ergrimt 
Aüf uns dürch fresserey, 

In ganczem unwilln aüf uns glimt 9 
Hat die keüsch himlisch magt 

Marey 

Uns wider pracht aüs der unart 
526 Und gen Got frid und süen 

gemacht. 


Zürn andern so ist die forhell 
Dürch sie zw störet gar, 

Und was [136?/ dar inen vetter pis aüf die zeit war. 
Wurden erfreüwet al. 

530 Zürn dritten ist die deufflich macht 
Gemindert worden und sein schall. 

Zürn vierden das die erbsündt aüch 
Dürch sie gemindert ist. 

Zürn fünften wist 
636 Das auch dar zw der frist 
Aller jüden und heiden list 
Dar dürch geschacht ist und gemat. 

Zürn sechsten das ein yeder crist 
Hie mit dem sacrament bewart 
640 Zw der behaltnüs wirt geacht. 


506. Ezech . 44,2. 608. künigklich. 516. bestirnt aus gestirnt. 526. so über der Zeile . 

529. erfreüt. 535. auch dar über der Zeile. 538. crist aus cristen mensch. 


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296 


Berliner Handschrift . 


Das sibent Vergebung der sünd 
Durch war rew, peicht und püs. 
Das acht ist wer die gnad hie 

fünt, 

So er von hinen scheiden müs, 
546 Die heillikeit in der olliing 
Und vorpit aller heilling gar. 


Den aplas für das neünd ich künd. 
Der ab nympt allen rüs 
Der sünden und lost aüf die pünd 
560 Pein und der schüldt und laytt 

den füs 

Aügenplicklich zw der samnüng 
Aller heiligen und engel schar. 


Das zechent das man nach der sei 
Die gotheit dort erkennt, 

555 Darin das leiplich aüg ewiklich ist geplent. 
Dar umb das aylfte ist 
Die menscheit unsers herren, do 
Das leiplich aüg in hat sein rist. 

Dar umb die keüsch zart müetter Gocz 
560 Ewig zu loben stot. 

Wer sie Heb hot, 

Nymer sie in verlöt 

Hie oder dort in keiner not, 

Zw vor aüs wer sie innygt mant 
565 An ires Heben kindes tot. 

O mensch, mit hercz, mit mündt, mit züng 
Sie stet zw loben dich nit spar! 


176] 


[165*] Im verporgen don 7 Ueder Hans Volczen gedieht. 


O schopffer reich, dein güt ich 

man, 

Hillff mir eilenden sünder gros 
Den leyen geben zw verstan 
In figür und geleichnüs plos 
5 Wie, her, dein leiphnam werd 

gepom 

Hie in dem sacrament, 


1 . 

Genennet eycaristia, 

Ich mein in der hostia fron, 

Wie al vemünft erzittert da, 

10 Das dan verclert leibes persan 
[166 f j In wein und prot gestalt £rkom 
Wirt pis der weite ent 


546. heillig. 

[76.] 5. werd gepor aus ward geper. 8. hostia aus hohen; das a unsicher. 


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LXXVI. 


297 


Hy täglich in der priester hant, 
Her, dürch dein selbes ordinancz 
16 Und wort, die dw liest hinder dir, 
Sa die der priester kündet ganoz 
In dein selbes persan, wie schir 
Wirt es dein leib genant. 

Mensch, das nit reit 
20 Als er hie leit 
In todlikeit. 

Merckt die warheit: 

Nach dem und er bestreit 
Den tot und alle seine macht 
25 Und mit verklerten leib er stünd, 
Also ward er ein speis der sei, 

Dy sy macht hy und dort gesünd. 
Wer anderst gelaübt, der würfft fei 
Und wirt von Got verschmacht. 


30 Fort merck das feyrres spera rein 
Ob des obersten lüftes reich, 

Wie nun sein würckung ist 

gemein 

Alhie auf dieser erden deich. 

Doch wer das zw seim nücz beger, 
35 Ein hertten stein er nem; 


2 . 

Da schlach mit einem Stachel trat, 
Wirt im pald ein feyer gepem, 
Welchs an materig nit hat stat. 
Ein kercz müs das enpfencklich 

fom, 

40 In der ein sich aüs preittet mer: 
Mensch, der geleich müs rem. 


So mon die coracter recht nent 
Da mit der priester consacrirt, 
Praücht er sich Stachel herter wort, 
45 Die Cristu8 dar zw ordinirt. 

Berürt sein steines hercz der hört, 
So wirt in eim moment 
Der leichnam fran 
Die war persan 
50 Gocz 8Ün, doch an 
Materig kan 
Das nit werden gethan. 


23. vnder. 26. war der. 36. eine. 40. ein] es? (R.) 41. rein. 43. Da aus Die. 

46 . seines. he r z vor hercz gestr. 


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298 


Berliner Handschrift. 


Wen wie der flam und aüch der docht 
In feür entlieh werden gewant, 

65 Also aüch prot und wein die zwey 
War mensch und Got werden erkant. 
Das peyspil merck, dw clüger ley, 
Doch nim noch weitter acht. 


[166*] Wie vil nün sind der ücht gemein 
60 Und was die gancz weit feyres hat, 
Ist es das eliament allein 
Oben in seiner spera grat. 

Kein ander feyr wart nye 

noch ist; 

Sein wegung dort erkent! 


3. 

65 Wan sein da selb wart minder ny, 
Wie vil es hy sein wirckung thütt : 
Also, dw cristen mensch, glaüb hy: 
Wie wol Gotz mensch sein fleisch 

und plütt 

Hy in taüssent partickel rist, 

70 Wie weit man dy aüs spent, 


Ist es der einig Cristüs dooh, 

Sein ward doch minder ny noch me. 
Nempt gleichnüs pey der sünen pas: 
Wie manig glas sy stet dürch ge, 

75 Pleybt sy doch noch des zirckels mas 
In irer spera hoch. 

Nün mecht fort an 
Sprechen ein man: 

‘Wie mag und kan 
80 Aüch doch verstan 
Cristi gancze persan 
In disser klein prottes gestalt 
Begriffen sein genczlich und gar? 

Wer macht mich clerlich das versten, 
86 So das ich allenn zweiffei spar? 

Wen ich dem allen mocht entgen, 
Wer mir ein aüffenthalt.’ 


64. er kent aus er kant. 65. ny aus nit. 67. cristen aus cristenlich. 68. I. Got? 
69. ris(t) = rizze? 80. 1. Ich? (R.) 84. versten aus verstan. Hinter 87 folgen zuerst Str. 6. 7, 

dann erst 4. 5, doch ist die richtige Folge durch die Strophenzahlung gesichert. 


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LXXVI. 


299 


[167 r ] O zweiffeier, ich antwürt schir: 
Weist dw nit das der glaüb müs 

sein 

90 Von dingen die mir oder dir 
Hie künd nymer werden noch 

schein? 

Dein Ion bey Got verloren wer, 
Ob dw das wissen werst. 


4. 

Doch dich der irrüng nit zu lan, 

95 So prieff das klein [167*] und eng 

gesicht 

Des menschen aügen in im han, 
Dar in kein groses yrret nicht, 
Haüs, hoff, dorff, stat und anders 

mer, 

Was dw zw sechen gerat; 


100 Dar zw der sännen gancze scheib, 
Den mon und auch dar zw vil stern, 
Entpfech ydem gesichtes glancz 
Und pleiben doch in irer vem 
Volkümen warhafftig und gancz. 

106 Ob man müglicher schreib 
Dis clerlich zw 
Dem hem Jesü, 

Mensch, hie denck nü 
Ob ich und dw 
110 Nit pillich haben rw 

Und lassen solches gründen hoch, 
Glaüben das Got vil pas vermüg 
Sich geben in die dein gestalt 
Aller partickel an aüszüg, 

115 Wie klein oder wie manigfalt 
Die sind und werden noch. 


5 . 

Mich fragt ein jüd wi micklich wer Das nit allein an einem ort, 


Das dy ainig persan Cristi 
Eins mals bewegt wer hin und 

her, 

120 Als man sicht täglich pey uns 

hye 

Ein priester ab, den andren aüff 
Gen mit dem sacrament, 


Sünder an vil enden geschieht. 

125 Ich sprach: ‘verate nün meine 

wort, 

So las ich dich dem zweiffel nicht. 
Merck aüf den mon, ww naezt ein 

haüf 

Menschen gesamelt sent, 


94. j”üng. Das letzte Wort undeutlich. 95. eng über durchstr. ewig. 96. Des]?Das? 
mansch, im] l. in? 99. sechen aus süchen. 102. I. y dein? (R.) 103. jrer aus jn (f). 

106. müglich«r aus möglich, streib vor schreib gestr. 108. nü aus nün. 116. mag vor manig¬ 
falt gestr. 117. winicklich. 121. dem. 122. nitt. 127. naezt = nahtes. 


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300 


Berliner Handschrift. 


Dy sechen inal vor in stan, 

130 Und welch aüs in von dannen gen, 
Was weges ein yder vür nem, 

Get es mit itlichem aus den. 

Sich, jüd, hie der geleichen rem, 
Wiltw irrüng entgan: 

135 Wan Cristüs zwar 
Selber hie far 
In Worten dar 
M acht offenpar, 

Sprach: “ich sag eüch vür war, 

140 Wa zwen in meinem nomen fort 
Pey einander gesamet seinn, 

Würd ich stett sein in irer mit.” 
[168'1 Kan das Jesüs der herre mein, 
Wolch crist wolt im gelaüben nit 
145 Zw sein hie und aüch dort?’ 


6 . 

/i66’/Noch ein frag mich der jüd an 

went, 

Sprach: ‘ein wünder wont mir 

noch pey: 

Ob Cristüs aüch im sacrament 
Mit fleisch und mit gepeine sey, 
150 Und so man die gestalt zwpricht, 
Das sich der keins nit eigt.’ 


Ich sprich: ‘merck, als die gotlich 

macht 

In allem forgemelten würck, 

Also aüch hie sein krafft betracht! 
155 Wan so sich Cristüs hat verpürgt 
Ein speis zw sein in der geschieht. 
Er sich nit anderst zeigt. 


Sag, wie wirt mon im maisticim, 

Solt man da spüren fleisch und plüt? 
160 Doch gar von vil geschechen ist, 

Die irten da dürch falschen müt, 
[I67rjjy as dürch mirackel, die man list, 

Sie Got nie lang lis irn. 

Er zeiget pald 
165 Seinen gewalt 
Dürch aüfenthalt, 

Das solch ein falt 


130. in von vor aüs gestr. 138. Nacht. 140. einem. 145. vnd Über der Zeile. 
151. der der. 161. irte. 


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LXXVI. 


301 


Alweg wart ab gestalt, 

Als vil der jüden han erkünt. 

170 Jüd, frag Degkendorff und Passaw! 
Ich mein dw finst der frag ein zil, 
Dy dich heim süchet gar genaw 
In dir ursach zw vinden vil, 

Zw han der ding ein grünt. 


175 Ich sag dir zwar mit das dw weist. 
Doch van irrüng der cristenheit, 
Was zweiffels dar in ward erfreist, 
Hat Got gar gnügsam ab geleit 
Mit unseglichen wünden gros, 

180 Das lang dorfft zw erzein, 


7. 

Welchs ycz ich als lan rüen wil, 
Wan es ist gros erforschlikeit 
Gocz heimlikeit seczen ein zil, 

So der glaüb als das aüf im treyt, 
185 Darin beseligung an mos 
Got gibt, die nit kan /ein. 


Spricht Saloman: ‘wer verkündt mir 
Uber dem fels der schlangen steig 
Und pfattes schiffes in dem mer, 

190 Des adlers flüg im lüft ich schweig, 

Das mon sich wil bekümren ser 
Got heimlikeit so schir?’ 

O jüd, heid, crist 
Und wer dw pist, 

195 Nicht praüch der list, 

Glaübt stet all frist, 

Was macht mon Got zw mist, 

Das im das alles müglich sey, 

Ich mein nach sag der heilling schrifft 
200 On all upich erforschung gancz, 

Aüf das eüch zweiffel nit vergifft 
Und da weist dürch ein falschen glanoz, 
So werd ir ewig frey. 


175. mit aus nit? 
sein &2. 188. de. 


wist. 178. geleit aus gelait? 
196. Oelaübt. 198. im aus in. 


182. gros fehlt 186. fein 
202. Vnd au'i Vng. 


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302 


Berliner Handschrift. 


[218 r J 


[ 77 .] 


Meister Hans Volczen passional 7 lieder. 


1 

Maria, junckfraw clar, 

Verleich den sinen meine 
Ein petrachtung der peine 
Die dw erkürst 
6 Jamer aus einem worte. 


Do dw dein sün für war 
Dest inigklich beweine, 

Und do er clagt der reine 
Am creücz den dürst 
10 Und dw, jünckfraw, das horte. 


O was herczlicher grosser clag 
Dein jünckfrewlichs gemüt do pfiag, 
Da so schwerlich betrübet lag 
Dein reine sei, 

15 Do sie mit quel 

Des schmerczen schwert dürchstäche! 
Das dir dein hercz nit prache, 

Do dw vor unmüt schwache 
Und jamers wel 
20 An disse not gedachte, 

Do also gar verschmachte 
1218 *7 Dein libes kint mit dürer kel 
Hing an dem kreücz ermorte! 


Maria, maget rein, 

25 Nün gib hie unterscheitte 
Mit welchem herczen leite, 
Wie pitter herb 
Dw di88en dürst vümeme, 


2 . 

Und gib mir, jünckfraw, ein 
SO Das ich mit inigkeite 
Dir disse frag becleite 
Und sindlich gerb, 

Dem jamer nahent reme, 


Das ich an deiner stat geb 1er 
35 Ob disser dürst aüch menschlich wer, 
Den an dem kreücz klaget der her 
Dürch vir ursach 
(Ich das künt mach), 

An al ander sein note 
40 Dürch die jüdischen rote 


[77.] 5. I. Iemer? 6. dein aus sein. 42. Dein aus Denn? 17. dir fraw dein. 
24. Marig. 27. Vnd vor Wie gestr. herb am Rand. 31. Dir aus Die. I. bescheide? 
32. oder sim e lich; gemeint ist wohl sinclich (sinnig , verständig)? 


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LXXV1L 


303 


Betrübt pis in den tote. 

Die grossen schmach, 

Ir cristen, hy bedencket, 

Mit zehem die beschencket, 

46 Das er wil an dem jüngsten dach 
Sich unser dort nit scheme. 


Dein erst vürnemen sey, 
Do dein sün also spote 
Hin zw dem garten note, 
60 Do er begreif! 

Die pein der marter gare, 


Und do er knyet pey 
Dem olperg also drotte, 
Bedrübt pis in den dote, 

56 Und im entschied! 

Sein varb und was misvare: 


Do in so grausamlicher forcht 
Die pein des totes in im worcht, 

Dar aüf er sich menschlich besorcht, 
60 Das pade heis 
Plütigen schweig 
Aüs seinem leichnam lecket. 

Das er die erd bedecket 
Und wol in im aüf wecket, 

66 Als ich erfrei8, 

Des dürstes erst Ursache, 

Des jamer daüsentfache 

Dir, jünckfraw, dürch dein hercze reis 

Und durch dein sei für wäre. 


4. 


[219*] Dy ander sach sey dy, 

71 Do, Marie, dein traüte 
Mit har und aüch mit haüte 
Die ganczen nacht 
Wart lesterlich gehonet, 


60. erbegreiff. 76. ann aus am? 


75 Noch wart so tultig ny 
Aüf erden ann geschaüte, 
Ir schleg erhüllen laüte, 
Verspeit, verschmaoht, 
Gegayselt und gekronet, 


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304 


Berliner Handschrift. 


80 Das all ^ein leib zw rissen wart, 
Zwflamet und zw zerret hart, 

Ir keiner sich an ym nye spart: 
Dein kint Jhesüs 
Aber beflüs 

85 Mit schweis seins plüttes deüre. 
Ein kran in zorens fewre 
Von dornen ungehewre 
Sein haübt umbschlüs, 

Gedrücket in sein hiren, 

90 Da pey det man erkiren 

Den dürst in grosser kümemüs, 
Den er am creücze donet. 


Die drit ursach müs sein, 

Do, meit, dein höchste schancze, 
95 Jhesüs, die edel pflancze, 

Gancz plod und schwach 
Sein creücz im selber trüge, 


5. 

Und do der fürst so rein 
Trat den eilenden tancze 
100 In plütrotvarbem krancze, 
Seins schweisses pach 
Im al sein leib dürch nüge, 


Pis das er für die stat aüs kam 
Und man das creücz von im genam. 
105 Vor müden sas er aüf den tram 
Der in beschwert. 

Erst wart gezert 

Das cleid aüs seinen wünden, 

Die ym die geissei schründen. 

110 Bückling wart er zw stünden 
Gestossen hert 
Do aüf des creüczes paüme; 

Das edel honick stawme 
Aüs allenn seinen wünden rert, 

115 Das uns die sünd ab zwüge. 


80. ein. 81. zerret aus herret. 82. Ir sich nye keiner an im spart durch SkdUen 
zurechtgewiesen. 85. scheisch vor schweis gestr. 87. vnghewre. 100. varbem aus varben. 
105. Vormüden. 113. I. sawme? (=^söume, seime). 


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LXXVII. 


305 


6 . 


Des dürstes vird ursach, 

Als dw dir, meit, gedachte, 

Was dw dein sün verschmachte 
Gancz aäsgetrot 

120 Hing an dem creücz ver/21^ysigen 


Und man in erst an stach 
Mit nageln ungeschlachte, 
Die im würden mit machte 
In grösser not 

125 Dürch hent und füs gerigen. 


Die haüt wart mit dürch drängen hart, 
Das er des plüttes nit verrart, 

Pis das er aüf gerecket wart. 

Erst von im schos 
130 Mit strängen gros 

Das plüt an allen enden, 

Aüs füsen und aüs henden; 

Also thet er aüs spenden 
Mit manchem fiös 
135 Die frücht aus seinem herczen, 

Mit dürstigklichen schmerczen 
Der her gancz über alle mos 
Hing an dem creücz genigen. 


Und disse ursach vir 
140 Hastw, jünckfraw, alleine 
Betracht, dw maget reine 
Mit grossem leit 
Aüs müterlichen trewen, 


7. 

Dar dürch dein leben schir 
145 Het ende müssen seine, 

Het nit der schopffer deine 
In sünderheit 

Gestercket dich von newen, 


Dar mit dw uns bewerest das, 

150 Wan disser dürst aüch menschlich was, 

Wie wol er unser nie vergas, 

Wan al zeit doch 

In dürst und noch 

Nach dem menschlichen droste, 

155 Wie das er uns erlöste 

Mit hünger, hicz, dürst, froste 
Und jamers joch 
In hiczigklicher prünste. 

Lob hab ewr peder günste, 

160 Das wir uns mit eüch ane roch 
Dort ewigklichen frewen! 

118. dw] l. do? 

Deutsche Texte des Mittelalters XII. 20 


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306 


Berliner Handschrift 


[286rf 


178 .] 

Inn meister Hans Volczen hohen don 5 lieder. 


1 . 

0 all andechtig herczen rein, 

Den y der schein 

Des cristen glaübens glaste, 

Ert all die reinen mait 
5 Von der uns heil und drost ist 

kümen! 


Secht on die frolichen gepürt, 

Die uns entpfürt 

Hat des unheilles laste! 

Erwirdig, sing und seit 
10 Zw lob der reinen keuschen 

plümen! 


Wie nün die müter Gocz, Marey, 
Ein reine jünckfraw pliben sey 
In dem gepem des heilles zwey, 
Des won uns vil mirackel pey. 

15 Nün hört von erst die profecey 
1286*] Von Ysaye septtimo: 

‘Ein jünckfraw do 
Die enpfacht und gepir ein süne.’ 
Merckt wie die dur rüt Aaron 
20 Dur plüen gan! 

Sech an die port Esechielis schüne! 


2 . 


Das ich ir keusch bewere pas, 

So mercket das: 

Zw Rom ein tempel hache, 

25 Dar von geweissagt wart vür bar, 
Wen ein jünckfraw ein kint 

gepere, 


Das er dan risse und zer fil. 

Da nün das zil 

Die pürt Cristi geschähe, 

30 Schnei und pald aüf der fart 
Zw vil der selbig tempel here 


Und al aptgötterey für wor 
Dort in Egipten landen zwar, 
Als Jeremias lange vor 
35 Prophetisirt vor manchem jor. 
Von einer reinen jünckfraw clor 
In aller weit die finster nacht 
Mit ganczer macht 


[78.] 9. = Erwirdigt, 
18. enpfacht aus enpfecht. 


singt. 15. Nün aus Nur. 
21. = Secht. 


16. septtimo aus sepitimo. 


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LXXVI11. 


307 


Gleich wart dem lichte dage. 

40 Zw Rom ein prün mit öl aus prach 
Gleich einem pach, 

Den ganczen dag zw Rom er flissens pflage. 


3. 

Nun mercket fürpas aber mer: 

Drey sünen her 
45 Des dags würden gesehen, 

Dar aüs zw leczt wart ein: 
Bedeütet das Got mensch und sely 


In einr person geporen waar. 
Ein wolcken dar 
50 Octavian gunt spehen, 

Dar in ein junckfraw rein, 

Die ein stim nennet ‘ara cely.’ 


Drey edel künig hoch gepom 
In dreyen beitten landen wom, 

55 Durch die Got wunder het erkom, 

Als das wol vor zwelff hundert jorn 
Der prophet Walaam hat geschwom 
Von einem stem, der do enpran, 

Dar in sach man 
60 Mit einem kreücz ein kinde. 

Der wart von im schnei angepet, 

Es mit in ret: 

‘Nün zihent in der juden lant geschwinde.’ 


4. 

Inn einr nacht küng Balthasar 
66 Sein fraw gepar 

Ein kint, das schnei auf stünde 
Und redet offenbar: 

‘Nemt war, heint ist ein kint 

geporen, 


Das aller weit ein heiller ist. 

70 Seins lebens frist 

Gib ich eüch war urkünde: 

Vird halbs und dreyssig jar 
Hat er im auf erd aüs der koren, 


Als war leb ich virtalben dag.’ 

75 Als aüch geschach nach seiner sag. 
Kaspar dem andren küng on zag 
Ein straüs drey eir aüs prütten pflag, 


47. sely (t) aus ser? 48. einr aus einer, geporen aus geporn. waar aus wart, 64. Inn 
aus Im. 66. des. 69. kam vor ist gestr. 72. jar aus gar. 74. dag aus jar. 

20 * 


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308 


Berliner Handschrift. 


Dopey mon wunder kissen mag. 

[287*] Das erst ey einen leben pracht, 

80 Bedeüt die macht 

Des new geporen fürsten; 

Ein daub, ein lam prachten die zwey, 

Do mercket pey 

Frid und gedult, dar nach in gunt zw dürsten. 


5 . 

85 Küng Melchor in der nacht 

entspros 

Ein paümen gros 

Mit plw, laub und mit früchte, 

Deüt gancz volkümenheit 

Des new geporen suns der meide. 


90 Dar umb die künig eilten dar 
Und nomen swar 
Des stemes, als in dächte. 

Sie kämen zw der zeit 
In dreyczehen dagen an leyde, 


95 Das in kein nacht ny tags geprast 
Als von des lichten Sternes glast, 

Pis sie vünden den werden gast. 

Dem kindlein wart geneigett vast, 

Golt, weyrach, mir zam aller past 
100 Von in dem kind zw opffer do. 

Ir hercz wart fro 

Wol von des kindleins gsichte 

Und von der keuschen maget dar. 

Zürn ne wen jar 

105 Schenck ich der aüsserwelten mein gedichte. 


179 .] 

Meister Hans Volczen hohen don 5 lieder 
1 

Frolockt und jubillyret all 
Mit reichem schal 
Der genad reichen stünden, 

Darin war mensch und Got 
5 Uns ist czw grossem heil geporen 


79. einem. 85. Künig. 91. nomen swar = nömens war. 103. keüsch« 
[79.] 6. junckfraw reiner durch ZaMen zurechtgewiesen. 


Aüs einer reiner jünckfraw leib. 
Die nit was weib 
Noch darnach ward gefünden, 
Die im versehen hot 
10 Got und von ewigkeit erkoren 


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LXXIX . 


309 


Zw einer werden müter sein, 

Der wolt aüch freyen sy vor pein 
Vor allen frawen die vil rein, 

Der sich mit voller gnad senckt ein, 

15 Und der aüch in ir keuscheit schrein 
Sich selb entpfing in der person 
Des geistes fron 
On all menliche stewre, 

Der wolt aüch hy beweissen krafft 
20 Und meisterschafft 

In seinr gepürt hy von der meit gehewre. 


2 . 

Wie nün die löblich pürt gesche, 

Ja nymer me 

Wirt menschlich das besünen. 

25 Hy feit wicz und vemünft, 

Allein der glaüb uns nit 

bedreüget. 


Wan es dy maget selb nit west, 

Al himlisch gest 
Des nie ergreiffen künen 
30 Noch aller engel zünfft; 

Allein Gotz krafft uns das 

beczeüget. 


Den do die meit gar minigklich 
Wart in ir selbs bedencken sich 
[287*] AM ir gepürt gar wünderlich 

35 Und grosse freüd ir sei dürch strich, 
Schnei sie der göttlich glancz umbschlich 
Kinent beschewlich in dem geist, 

In dem erfreist 

Dy meit für ir den degen. 

40 Kintlich zw weinen er began, 

Sy plickt in an, 

Irs herczen hört, den aller höchsten segen. 


3. 

Maria neüer freüt began 
Und pettet an 
46 Mit herczlichen begiren 
War mensch und waren Got, 

Ir ausserweltes kint so klare. 


Dar nach sy es um bintlet fein 
Und legt es ein 
50 Die cripen zu den diren. 

Di kanten in vil trot 

Und kniten für das kindlein dare. 


27. west aus best/* 30. Nnoch. 31. beczeüget aus beaeüget? 36. vnbschlich aus 
vmbschrichf 45. herczliche. 50. zu aus in. 


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310 


Berliner Handschrift. 


Der öx und aüch der essel gro 
Die haüchten aüf das kindlein do. 

55 Des atten was des atten fro, 

Wan grosse kelt ging im gar no. 

In aramüt lag er also. 

Daran gedenckt, ir cristen, heit, 

Und sint bereit 
60 Mit danckparkeit der maget 
Und aüch dem new geporen kint, 

Pey dem ir fint 

All gotlich gnad, dar an seit unverzaget. 

4. 

Nün merckt, den hirten aüf dem 

feld 

65 Gros frewd und seid 

Verkünt wart aüs dem trone. 

In wart gezeigt dy stat 
Do sy den himelkünig fünden. 

Hoch in dem lüfft meng stim erhal: 

75 ‘Lob, er sey Got im höchsten sal 
Und frid den menschen uberal, 

Eins gutten willess freier wal, 

Des freüt, ir cristen, aüch mit schal, 

Das uns der war almechtig Got 
80 Vürsehen hot 

Mit der vil keuschen maide, 

Durch die erfült wart dy geschrifft, 

Die uns verprift 

Von den proffeten was für ewigs laide.’ 

5. 

85 Das sey gelobt dein keüsche art, 

Dw reiner gart, 

Gepflanczt vom heilling geiste, 

Dar in uns heil entspros 
Dürch die War menscheit Jesw 

Criste. 


55. = dessen Atem war des Atems froh. 
cristenheit; in N2 zwei Worte. 62. Pey dem ir fint/pey dem jr fint. 75. jm aus am. 
77. willess aus willen. 78 eüch? 


90 Den uns die keusch geporen hot. 
Für ewig not 
Kam er gen dal gereiste. 

Aüf dich so fil das los, 

Das dw dy müter Gocz nun piste. 

56. im aus in. 57. jn aus an. 58. oder 


Do horten sy das new gesanck, 
70 Das laut erklanck 

Aüs manchem süssen done. 

Gros licht umbgeben hat 
Das haüs wol zw den stünden. 


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LXXX. 


311 


95 Dar umb wart ny ©rkent dein gleich, 
Noch wirt nymer und [288 r ] ewigklich 
In himel noch aüf dem ertreich; 
Jünckfraw, dar um von uns nit weich 
Und pit Got, das er uns verzeich, 

100 Wen unser leben sey geent. 

Reich uns die hent 
Deiner parmherczigkeite, 

Pelait uns vür dein sun so milt, 

Pis unser schilt, 

106 Pit für uns den der dir nymer verseitte! 


[ 80 .] 

In meister Hans Volczen hohen don 7 lieder. 

1 . 

Sein feint umb legten in mit 

macht, 

Und umb myt nacht 
Seczt er in ein solch rüre 
Pey dur und dor für war, 

10 Schlos und rigel nam er geringe 

Mit den geschwellen und drüg sy 
Aüf einen hohen perck. merckt hy 
Ein gleichnüs der urstent Cristi, 

Da von sagt das ewangely 
15 Secündüm Mateüm, merckt wy: 

'Nach des sabacz abent geschach, 

E das aüf prach 
Des dages morgenröte, 

Maria Magdalena frw 
20 Und auch dy zwü 

Den herren eilten zw salben in nete. 


97. dem fehlt. 103. oder dem? 

[80.] 4. Jud. 16,2 f. 12. hy aus wy. 


Er ist erstanden von dem tot, 
Als mon das hott 
Ein warhafftig figüre 
Im richter puch gancz dar, 

5 Do Samsam in Josiam ginge. 


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312 


Berliner Handschrift. 


2 . 

Nün secht, ein groß erpiden wart. 

Ein engel zart 

Steig von himel her abe, 

26 Welczt von dem grab den stein, 
Sein antlicz gleich eim claren 

pliczen, 


Weis als ein sehne sein cleidung 

was. 

Also er sas 

Aüf dem stein pey dem grabe, 

30 Das nit erschracken klein 

Die hüter die mon da sa siezen. 


Und würden als die dotten gar. 

Der engel sagt den frawen dar: 

“Nün fürcht eüch nit, sünder nemt war: 

35 Ir süchet Jesüm, weis ich zwar, 

Den creüczigt hat der jüden schar. 

Kürapt, sechtz, sagtz denn jungem dar nach 

Und Petro ach 

Wie Crist erstanden seye. 

40 Allelüia, allelüia! 

Jallillea 

Wirt eüch vor gen der freye!” 


3. 

Als er in seit “allelüia,” 

Hin eiltens da 

45 Vom grab mit forcht und freüde, 
Den seinen jüngem gar 
Dy ding zw künden eigentleiche. 


Nün secht Jesüm ersahen dy, 

Er grüsset sy, 

50 Vergangen wass ir leide, 

Kniten vür sein füs da 

Und in anpetten fleis igkleiche. 


Jesüs sprach zw in: “fürcht euch nit, 

Get, sagt mein prüdem dy geschieht, 

55 Das mon in Galile sich rieht: 

Da sehen sie mich in verpflicht.” 

Secht, als die ding waren geschlicht, 

Etlich der hüter eillten drat 
Hin an die stat 
60 Denn obem zw verkünden 

Was sich verloffen het dy nacht. 

Ein rat man macht 

Wie sie der sach ein new gestalt erfunden. 


36. der jüde schar am r. Rande nachgetragen. 37. Künnpt. sechtz aus sechtt? denn 
aus dem. 43. allelüia aus allelüig. 50. wass aus wart? 


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LXXX. 


313 


4. 

Die hüter man mit gelt begobt, 

65 Ider gelobt 

Zürn folck nit anders jehen 
Dan die jünger Jesw 
Den leichnam in der nacht 

gestolen heten, 


Alls denoch ist der jüden sag 
70 Aüf dissen dag. 

Die junger jünden nehen 
Gen Gallilea zw, 

Da sie der her den het bestetten. 


Sie sahen in, petten in an, 

75 Etlich gunden aüch zweifflen dran. 

Jesüs necht sich irer persann, 

Sagt in allen gewalt zw han 
Aüf erd und in des himels dran: 

“Dar umb get aüs die taüf zw lern 
80 In Got dem hem, 

Das selb gar trewlich leiste 
In nomen Got vatters zw thün 
Mit sampt dem sün 

Und in dem nomen des heilling geiste.”’ 


5. 

85 Sechs nucz vünd ich der urstent 

h y 

De* her Cristy. 

Von erst: der starck gelaübe 
Maria wart bestet. 

Zürn andren der: dy in versüchten, 


90 Die würden groslichen gefreit. 

Das drit: groß leit 

Der jüngren, die gancz taube 

Zweiffel gemachet het, 

Sich neües trostes erst geruchten. 


95 Das virt: Thomas wart conformirt. 
Das fimft: die schrifft wart alle zirt, 
Do Crist den zweyen conversirt, 

In gen Emaüs al ding prowirt 
Das in vor als was ab stüdirt. 

100 Das sechst: das uns geöffnet wart 
Die himelfart, 

Do aüsers nie ein körnen, 

Pis Got mensch in einer person 
Uns macht die pon. 

105 Gelobt ßey ewig sein heilliger nomen! 


66. Zünn. 
84. = heiligen. 


71. jünden = günden. 73. het] det? (Ä.) 
86. Der. 91. Drit Ä., Crist N2. 92. gancze. 


74. an vor petten ge&tr . 
96. sünst 102. I. Qnsersf 


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314 


Berliner Handschrift. 


6 . 

Aüch hat Cristus der narben 

schein 

Der wünden sein 
Umb fünferley behalten. 

Von erst das er do pey 
110 Des siges geb ein war an zeigen. 


Züm andren mal dar umb das die 
Sein jünger hie 
Sehen aüch ungespalten 
Al unser schuld gancz frey, 

115 Dy uns der veint ye tüt zw eygen. 


Zum dritten mal dar umb das er 
Pey seim vatter dort ymer [289?] mer 
Unser trewer fürsprecher wer. 

Züm virden mal das wir beger 
120 In hetten zw ermonen der. 

Züm fünften von beger der clag 
Am jüngsten dag, 

So dy jüden selbs sehen, 

Wy sie doch hie gepeinigt hon, 

125 Genagelt an, 

Die ir gewissen erst dar umb wirt schmehen. 


7. 

O all cri8tlich personen Gocz, 
Bedenckt des docz 
Den Jesüs unser herre 
130 Umb das led willigklich 

Und nün vom tot erstanden iste! 


Stot aüf von aller misse tat, 

Ert und lobt drat 
Mit ynniger pegerre, 

135 Dar umb er selber sich 

Sterbet und wider umb geniste. 


Last uns im dancken seiner quel, 

Der für uns gab sein eygen sei, 

Das er ewig uns nit ab schel, 

140 Aüf das wir dort nyt werffen fei, 

Sünder für sein lib freünt erwel, 

So sing wir frolich vor und na 
Allelüia 

In seinen süssen namen; 

145 Last im in unsrem hercz und him 
Stecz jübelirn, 

Das wol er uns allen verleihen! amen. 


134. peger’e aus gere. 


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LXXXI. 


315 


[ 81 .] 

[2M*l In meister Hans Volczen straff weis. 

1 . 


Das heütig fest zw ziren 
Schrifftlich in der gemein 
Und zw preselegiren 
Die frey gepürt so rein 
5 Maria der jünckfrawen, 
Hort hie der Sachen dreye. 


3 lieder. 

Das erst: sie ist verkündet 
Genesis tercio, 

Do das dar wirt gegründet, 
10 Sprüchweis lautet also, 

Wy sy uns von dem drawen 
Des serpentem macht freye, 


Wie das sie dem sein haübet 
Zw mischen salt. gelaübet, 

15 Ob mon al schlifft erclert, 
Wirt keinen ange zeiget 
Des dis wert zwgeeiget, 
Sünder allein bewert 
Auf die gepürt Marie, 

20 Die Got von ewigkeit 
Im für sach y und y, 

Wie ir volkümenheit 

Die uns des drachens claüben 

Genczlich dar nider leit. 


25 Zürn andren ir gepürte 
Die patriarchen gar 
Gnügsamlich han berürte 
Mit sampt der grossen schar 
Mancher propffetten spräche 
30 Des gleich in vil figuren 


Zeügen das sie geheilligt 
Sey in ir müter leib, 

Mit voller gnad beseligt 
Gancz über alle weib, 

35 Als mon dis gleiche suche 
In mindren creatüren: 


Jeremias der zarte 
Von Got geheilligt warte 
In müterlicher [290?] schos, 
40 Und Johannes der taüffer, 
Gottes warer vorlaüffer: 
Vil mer die im er kos 


[81.] 3. preselegiren aus preselggiren. 16. kein£. 21. fvr aus far. 
claüben aus glaüben. 29. Sprüchen. 33. voller über durchstr . grosser. 


23. Die] l. Hief 
35. suchö. 


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316 


Berliner Handschrift. 


Gofc der vatter zw amen 
Dem iibsten süne sein, 

46 Von dem er erbsünd stamen, 
Do Adam uns fürt ein, 

Tet rechtlich wider prüche. 
Lob hab die keisrin rein! 


3. 

Zürn dritten was bestette 
60 Ir miiter unperhafft, 

Doch düroh löblich gepete 
Und war gotliche crafft 
In engstlicher kimdünge 
In Got die frücht zw eiget; 


55 Welcher stem, zweig und prossen 
Wares heilles sein solt, 

Got mensch in ir entsprossen 
Geporen werden wolt 
Für die gancz samenunge 
60 Der weit, dar mit er schweiget 


Den mortgifftigen trachen 
Dem er aus seinem rachen 
Nam crefftigklichen seit 
Al die im früm entrissen: 

66 Die gut hat er bewissen, 
Was in der gnaden zeit. 

Des pillig die gepürte 
Der mütter Gottes her 
Heüt löblich wirt berürte 
70 In hoher wird und eer. 

Heüt lobt sie alt und jünger 
Sie freit eüch ymer mer! 


[29h 7 In meister Hans 

O plüm ob allen era 
Lüst plüend in dem zessen 
In hoch gotlichem wessen, 
Dw müter Gocz 
5 Des suns in der drivalte, 


[ 82 .] 

Volczep passional 7 lieder. 

1 . 

Mit flamenden begem 
Las. fraw, der künste fessen 
Mich dein zw samen lessen 
Mit gün8t deins rocz, 

10 Des ny kein man entgälte. 


52. gotlich. 53. I. englischer (PfannmuUer). 55. 1. stam ? (R.) 64. frum] l . sünt t (R.) 

[82.] Überschr. 3 vor 7 gestr. 1 . ern aus eren? 10. Des aus Die. 


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LXXXIL 


317 


Des wan aüch mir bey steüre pey, 
Gib mas aüs der jeamatrey 
Mit Worten aller loick frey, 

Das er von mir 
15 Dir sey ein zir 

In hoher himelwüne, 

Fron aller engel süne, 

Dw gnadenreicher prüne, 

(Las flissen schir 
20 Zw mir der gnaden güsse,) 

Dw hong ob aller süsse, 

Ein lob vonn fünf freyheiten dir, 
Dürch die dw hast gebalte. 


Dy erst freyheit ich meid, 
25 Mit der dw, furstin reiche, 
Begabt pist wirdigkleiohe 
In hohem rüm 
Aüs lieb gotlioher günste, 


2 . 

Der dich in hoher seid 
30 Gelibt hot anentleiche: 

Das alle süntnüst weiche 
Der werden tüm, 

Dar in des starckes prünste 


In ein person rein, laüter, pür 
35 Den sün in gotlicher figur 
Vereint mit menschlicher natür. 
Al pillich was 
Fran das fas 
Nit solt peflecket werden 
40 Mit keiner sünd aüf erden. 
Jünckfraw, in dein geperden 
Al demüt sas, 

Dürch dy würt dw geweihet 
Und aller sünd gefreyhet. 

45 Gelobet sey der keüsch palas 
Vol gnadenreicher kunste! 


14. bey] l. mit? 12. jeamatrey = Geometrie. 21. honig. 31. sünt ntist. 32. oder 
Den? 38. Fran unsicher; Fir an? fas aus pas. I. Das fr. d. fas oder Das d. fr. f.? 41. dein 

geperden aus den pegerden. 


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318 


Berliner Handschrift . 


Dy ander freyheit dein 
Das in fünf daüsent joren 
Ny wart aüf erd geporen 
60 Kein creatür 

Got lib als dw besunder. 


Wan, jünckfraw, dürch dich ein 
Wart Gottes langer zoren 
So miltigklich erkoren, 

55 Dw maget pür. 

Nün hört was fremder wunder 


Do menschlich art von Got besan 
Und nie gestalt noch fürm gewan! 
Der sah dein grosse dymüt an 
60 Und naiget sich 
Senftmütiglich 

Her aüs dem höchsten rüme, 

Des fewrens himels thüme 
Zw dir, dw zarte müme, 

65 Und wolt kintlich, 

Jünckfraw, pey dir beleihen. 

Dw glancz ob allen weiben, 

O müter Gocz, mit nit enprich, 
Send her dein gnaden zünder, 


4. 


70 Das ich dein drit freyheit, 
Jünckfraw, an arge sünde 
Hie wirdigkleich verkünde 
Aüs ganczer gir, 

Wie so gar innigklichen 


75 Aus der drivaltigkeit 

Dein hercz dir ward enzünde, 
Das aller lerer münde 
Raichen dir, 

Wy in dich kam geschlichen 


80 Der sün in lib des geistes feür 
An all gedenck menschlicher steür, 
[291*1 Got helg drivalt würck dagehewr 
Zw fleisch das wort, 

Den höchsten hört, 

85 Aüs deinem clersten plüte; 
Pegroffen wart der früte 
In enges schosses hüte, 

Der hy noch dort 
In himel noch in erden 
90 Nie mocht begriffen werden; 

Do wart als ungemach zw stört 
Uns armen sundersichen. 


54. I. verkoren? (R.). 62. rünne. 68. nnir. 78. I. Lob r. dir? 86. Pegreiffen. 


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LXXXII. 


319 


5. 

0 reicher wüne schacz 
Ob allen himelkreyen 
95 Der höchsten jerarcheyen, 

Ste pey mit 1er 

Mir armen künste lossen, 


Das ich in worem sag 
Dein freiüng aüs müg schreyen, 
100 Dar mit dich Got det freyen. 
Die maget her 

Und stam der höchsten rossen. 


Dw drügst den aller höchsten gast 
An al beschwerung sünder last, 

105 Neün menat gancz er bey dir rast, 

Mit grosser freüd 

Und eügelweid 

Want er pey dir, jünckfrawe, 

Sam in eim küllen thaue, 

110 Dw lüstplüende awe! 

Ja mocht kein laid 

Dein leip aüch nit beschweren, 

Die weil dw drügst den heren. 

Des wirt dein keüsch in weissem cleid 
115 Peteüt an alle mossen. 


O magt der höchsten rw, 
Hilft mir dein lob ercleren, 
Dein fünf freyheit beweren, 
Als dw entzückt 
120 Bescheülich wert im geiste 


An einer weynacht frw, 

Do dw gepert den herren 
Keüsch an deins leibs verseren 
Und un verrückt 
125 Got mensch in ein volleiste, 


In der drivalt das wort so fron, 
War Got, war mensch in ein person, 
War fleisch, war plüt weshchen schon. 
An alle quel 
130 Got, leib und sei 

Wart, meit, vor dir gesehen 
Gepom on als erspehen, 

Das nymant mag verjehen 
In gleichnüs wel 
136 Den: mynder ungemüet 
Den als ein gert verplüet. 

O magt, die frücht uns nit verhel, 
Seit dw Gocz müter heiste! 


93. wüme. 99. Man erwartet die ZaM: Dein Art freiung. 100. dürch_wr det gestr . 
106 . oder grösster? 118. = fünft. 127. War Ä., Wart N2. 


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320 


Berliner Handschrift. 


O magt, der sönder trost, 

140 Gros lob sey dir geseite 
Von mir zw aller zeite, 

Erwirb uns heil 
Von deinem liben kynde, 

Ob ich mit Worten hy dein lob, 

150 Jünckfraw, gedichtet hab zw grob, 
So hab vür güt, wan ich nit ob 
Der lerer püch 
Dein wird aüs süch, 

Es ist mir leider tewre. 

155 Doch lis ich aüf die spreüre 
Und nym dein hilff zw stewre, 
Fraw, und enrüch, 

Wer es vernichten thüte, 

Ich dw es doch in güte. 

160 Pehüt uns vor der helle flüch, 

Los uns dein gnad empfinden! 


Dür den dw hast erlöst 
145 Uns von dem jamer preite; 
Pis, fraw, unser geleite, 

Das wir aüoh teil 

Pey dir in freuden finden! 


[83.] 

[292*/ In meister Hans Volczen schränck weis 3 lieder. 

1 . 


Wer meisterschafft hie wol began, 
Der such her für sein liste, 

Und ob er mir geratten kan 
Kürzolich in disser friste, 

5 Was loches er aüf erden wis 
Das aller handel hab genis 
Und des nimant 
Aüf erden mag enperen. 


Er sey crist, jüd oder ein haid 
10 Und was er handeis dreibe, 

Es sey zw haüs, zw hoff, zw w&id. 
Es sey mon oder weibe, 

Es sey aüf wasser oder gris. 

Wo er ye hin zw lande stis, 

15 In keinem stant 

Mag er sein nücz verkeren. 


/204»yDas loch an keinem menschen stat 
Noch an keim ding das leben hat, 
Nün rattet, al ir weissen, trat! 


151. ob aus lib? undeuü. 160. hell. 161. oder enpfinden? 

[83.] Die Lösung des Rätsels bringt 85. 9. haid aus heidf* 12. oder R. t aber N2 . 


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LXXXIII. 


321 


20 Das loches nücz 
Irt manchen trücz 

Und pricht aüch oft ein widess stücz, 
Dürch es geschieht vil mancher schücz; 
Wer sich hy mit dem loch pekrücz 
25 Und mir das ret an unterscheit, 

Dem sprich ich lob an abelan, 

Im wirt bekant 
Hy meisterschafft mit eren. 


2 . 

Wer nün des loches meister sey 
30 Und was ir künen müsse, 

Das rat mir hy ein künstner 

frey, 

Ich peüt im meinen grüsse. 

Wan y das loch nit nüczes 

precht, 

Wurd es nit gereigniret recht, 

35 Es wer umb süst: 

Der meister ist die krane. 


Wie wol er an das loch nit schafft 
Als klein als um ein wicke, 

Das loch git seiner künste halft, 

40 Da es hot rechten schicke. 

Aüch müs der meister han 

erspecht 

Paid süs und sawr, krümp und 

schlecht, 

Ob er verlüst 

Nit haben wil darane, 


45 So er zürn loch bereittet sich, 

Sein sterck ub er gar krefftigklich 
Mit seinen helffem ordenlich 
In irem schweis, 

Peid kalt und heis, 

50 Trücken und nas er sich verweis, 

Der sich offt mit der künst peschmeiss, 
Wie vil er~sich sein ye gefleis: 

Wie hei der dag hot Scheines crafft, 

Ob im nit fewres licht wont pey, 

55 So wirt verdüst 

Des loches nücz dar vane. 


22. I. windess ? R. 26. vnterscheit vor abelan gtstr. 30. ir N2 , er ? R. 39. künste aus 
hünste. 41. han aus rein? 46. vber. 56. vane aus vone. 

Deutsche Texte des Mittelalters XII. 21 


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322 


Berliner Handschrift , 


3. 

Wes nün des loches werckman 

kümpt 

In seiner hohen Sache, 

Künst, wicz, die im von weit her 

kümpt, 

60 In seines herczen fache, 

Ein wanderer und vil geniet 
Pegreüffen manchen fremden sit 
Und aüf vil art 
Sich wi8 zw schicken wole; 


65 Zw fellick er sey behent, 

Vernüfftig und gewissen, 

Das er die künst recht leidt und 

went 

Nach völligen gewissen: 

Wo nit güt fantasey laüft mit, 

70 Do wirt sein lob gar klein geglit, 
Im wirt gespart 
Sein lob, red ich für vole. 


Aüch müs er sein dess sines frey, 
Von wan der man im küme pey, 

75 Das er der künst dürch gangen sey. 
Nün rat an mir 
Ein meister schir 
Das loch und seiner forme zir 
Und wer er sey der es reigir! 

80 Doch sag ich eüch hy kein riffir, 
Ob ir es müt pis aüf ein ent. 

Ich offen eüch des loches grünt 
Aüf disser fart, 

Als es beleihen sale. 


[293'J 


[ 84 .] 

In Hans Volczen schranckweis 5 lieder. 

1 . 


Maria, früchten reiche aw, 
Verschmech nit hy mein stamel, 
Und ob ich dir, dw höchste fraw, 
Ein armes lob mocht samel 
5 Von grossem heil das durch dein 

güt 

Uns armenn früchtigklichen plüt, 
Seit her der stünt 
Das dw Jesüm geperet. 


O fraw, vergib, ob ich nit rür 
10 Dein lob an keinem orte, 

So geret doch mein hercz der kür. 
Ob ich mit einem worte 
Dir mocht bewegen mein gemüt. 
Dar noch hiczprünstigklichen glüt 
15 Mit dissem grünt 

Mein hercz, das doch beschweret 


57. kümpt ist ja sicher falsch; etwa rümpt? doch vermißt man dann das RefUxivpron . 
[84.] 9. ob über der Zeile. 13. I. dein? 


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LXXXIV. 


323 


Mit grossem last der sünden ist, 
Und ob mir dan vor argem list 
Dw, müter Gocz, nit hilfflich pist 
20 Zw singen von 
Genaden fron, 

Die uns dürch die gepürt zw ston 
Des den dw aus dem höchsten tron 
Enpfingt und in gepert so schon. 

25 Vir tügentfnichtig gnad ich spür, 
Dürch die uns ist der seiden daw 
Für sorgen pünt 
Süslichen her gereret. 


2 . 

Die erst genad, meit, dürch dein 

frücht 

30 Ich dir zw lob tw künden: 

Die ist das dw mit senffter zücht 
Den strengen dest enzünden 
Mit miltigklicher senfftigkeit, 

Der uns fünf tausent jar an neit 
35 In grimem zom 

Durch prechung des gepottes 

45 Den zom hastw in güt gekert 
Und hin getan das feüren schwert 
Und uns funden die lilgengert, 

Der gut und müd 
Uns was gar wild, 

50 Ee dw gabst form, gestalt und püd 
Dem sün Gotte hy aüf dem gefild, 


Adames in dem paradeis. 

Der uns dürch sein verschulden 
Des obs ab dem verpotten reis 
40 Prach ewigs ungedulden: 

Wan uns da dürch wart ab geseit 
Der gotlich frid und sein geleit 
Und wart geschwom 
Dy pein ewiges tottea. 


Die zwu natür mit solchen fleis, 
Unser und sein, das im kein flücht, 
55 Mait aüs erkom, 

In von uns dringt genottes. 


17. Sünden aus sünen. 26. ist fehlt. 28. Siislich. 35. grünem. 39. ver- 
potten Ä-» verspotten N2 . 40. Prach 'brachte'. 44. tottet. 51. Dein s. gottes. 

52. in N2 keine Lücke. 54 im] l . nuf 

21 * 


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324 


Berliner Handschrift. 


3. 

Die ander gnad, meit, dürch dein 

hüld, 

Da von uns ist gelängen, 

Das ist Vergebung aller schuld 
60 In unser pesserungen. 

Ee sich Got her zw dir gelenckt, 
Kein sund denn menschen wart 
geschenckt, 

Got strafft mit macht 
Hy zeitüch, dort an ende. 


65 Do mon die archen Gottes drüg, 
Do mügt ir wünder spehen: 
Sibenczig fürsten Got do schlüg 
Newr dürch unczimlich sehen. 
Dürch sünt wart Sodoma ver- 

senckt, 

70 Durch sünt Got al diss weit 

ertrenckt, 

Personen acht 

Neür pliben gar eilende. 


Wie früm auch do von hinen kart 
Der mensch, so was ellent sein fart, 
75 Pis dw uns, werde maget zart, 
Geperet host 
Den höchsten drost, 

[293^] Der uns nam von der hellen rost 
Und uns mit seinem tot erlöst. 

80 Gros er und wird dw uns erkost, 
Dw ausserwelte maget clüg, 

Dein grosse demüt und gedult 
Den heiller pracht, 

Der uns ward her gesende. 


4. 

85 Die dritten gnad dürch die gepürt 
Deins kinds, jünckfraw, ich Worten, 
Das frümer cristen pan und fürt 
Nicht leiten zw der pforten 
Des ewigen gris gramen end, 

90 Erzittern und clapem der zend, 

In dy noch gen 
Keczer, haiden und jüden, 


Do ewig ist gros jamer dort, 
Ungreifflich finstemossen, 

95 Taüsentveltigs dotes mort 

In helfochem schlünt peschlossen, 
Ewiger sterb, traurigs eilend, 
Verderblich fewr, unleschlich prend, 
Unledlich pen 

100 Pey den hellischen rüden, 


62. denn aus dem. 69. wart über gestr. got. al dis weit vor sodoma gestr . 73. von 

aus hon. 79. trost vor tot gestr. 84. gesende aus gesente? 90. zend aus dend. 
96. helleschem. 


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LXXXIV. 


325 


Dotlich gestanck des helsschen fewr, 
Graüsams gesicht so ungehewr, 

Ewig Verlust der gnaden stewr, 

0 we, we, we 
105 Vor, nach und ee! 

Aller heilgen und engel flee 
Mag umb ein har nit helffen me 
Al den die in das fluches see 
Do ligent ewigklich verschort! 

110 Für die hat uns dein hilff umbgürt; 
Tu bey gesten 
Uns vor der hellen suden! 


5. 

O hoch dürchleüchtig angelweidt, 
Die Arten gnad zw melden, 

115 Das ist nissung ewiger freidt 
In gnaden reichen seiden, 

Der gleich nie menschen aüg 

gesach, 

Noch mundt aüf er nie aüs 

gesprach, 

Noch in kein hercz 
120 Der menschen sie nie kamen: 


Ewig scheinender lichter glan 
Des glancz clorer gotheite, 
Warlich erkentnüs der persan 
Got der driffaltigkeite, 

125 An entlieh rw, ewig gemach, 

Do iclich freud hat daüsentfach 
Mit lüst und schercz 
In dürchleüchtigen flamen. 


O meit, do sichst tw an den hört 
130 Den du pey dir hast ewig dort, 
Dein eingen sün, des vatters bort, 
Den er gepirt 
Und generirt, 

Von ye und ny erkirt, 

135 Qui ab inicio regirt 

Cüm spirito sancto umbzirt. 

O meit, der gnaden ich dich man, 
Hilff uns zw dir an underscheidt, 
Behüet vor schmercz! 

140 Wer des beger sprech: amen! 


102. vngehewr aus vngehewer. 104. vor dem zweiten und dritten we je ein o gestr* 
113- l. augelw .? R. 118. I. erd? 124. I. Gotz? 131. oder vort? 


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326 


Berliner Handschrift. 


[ 85.1 

In meister Hans Volczen schranckweis 3 lieder. 


1 . 

[ 294 ?] Zw nemen hy das nüczest 

loch, 

Als eüch mein frag berürte, 

Des nymant mag geratten doch, 
Dar ein so wert gefürte 
5 Vemünftigklich, als ich eüch 

sag: 

Eins wintlochs nit geratten 

mag 

Ein / 294 *] yder schmit, 

Dar dürch die plaspelg plassen, 


Dürch das gestercket wirt das fewr, 
10 Das es den stahel weichet, 

Dar aüs uns schmidwerck kümpt 

zw steür; 

Kein künst so hoch mer reichet. 

Al hantwerck han nach schmid¬ 
werck frag. 
Wo schmidwerck nem sein nider 

lag. 

15 Do wurd unfrid, 

Kein handel plib an massen. 


Des pabstz und aüch des keissers macht 
An schmidwerck trib gar kleinen pracht, 
Und al ir handel würt geschacht; 

20 Pischoff, eptei, 

Fürst, groffen, frey, 

Al cristen, jüdischeit, turiey 
Und heidenschafft wie vil der sey, 
Welchem nit schmidwerck wonet pey, 

25 Dem werd bestentigkeit gar tewr: 

Es müst zergan an alle rach. 

Unglückes wid 

Wurd teglich mit in passen. 


2 . 

Dürch schmidwerck ward die weit 

gepaüt, 

30 Als ich vor han gesprochen. 

Troye die köstlich stat so traüt 
Durch schmidwerck wart zw 

prochen. 

Schmid werck macht pürg und stet 

gar fest, 

Schmidwerck zwpricht manch pös 

raubnest. 

35 Die alten ee 

Durch schmidwerck sich an finge, 

[85.] 22. turbey. 32 prochen aus sprochen. 


Dy Abraham gegeben wart 

In dem alten gesecze 

Dürch die pschneidung, dar in der 

zart 

40 Iesüs gab die lecze 

Der alten ee, als er wol west. 

Dar noch lüd er im ander gest, 
Nach den er schre 
Am kreucz, do er on hinge. 


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LXXXV. 


327 


45 Do schmidwerck uns den sig gewan 
Und Longinus sein sper, sagt an, 

In das süs hercz Cristi lis gan, 

Das ausser schos 
Der edel flos 

50 Der cristenheit ein folle mos, 

Der alle menscheit wol genos, 

Das padt dy cristenheit begos: 

Lob hab, schmidwerck, dein reine art, 
Got tail dir mit seins reiches want, 

55 Do nymer me 

Kein sach dir misselinge. 


Pürg, stet, merckt, dorffer, als 

gepew 

Wer aller keins volprachte, 

Ob schmidweri erst solt werden 

new. 

60 Dar umb hab ich gedachte 
Wy schmidwerck das erst hant 
werck wer, 

Es sey dan das man nit ercler 

Ein hant werck far 

Das schmidwerck müg geratten. 


65 Nün spricht manig gelerter man 
Kürssen werck sey das erste, 

Der doch schmidwerck dar zw müs 

han; 

Noch glaüb ich aller serste 
Das mecz ler werck dar vür hab 

er, 

70 Wan pelcz kümen von schaffen 

her; 

Noch glaübt für bar: 

An schmidwerck sis nit taten. 


Dar umb ich schmidwerck preis und lob, 
Wan es lig allen hendeln ob 
75 Künstreich, sübtil, glenczlich und grob: 
Stein meczig stein, 

Goltschmidwerck rein, 

Munczer, moller an alless nein 
Un drotschmit, schreiner, wer sie sein, 

80 Kaüfleüt, müsgener al gemein, 

Spiller, plint, pettler, was er kan, 

Wenn nit des loches nücz erfrew, 

Gor offenpar 

Sol er mein furpas spatten. 


54. oder waitt? Als Reim auf gepaüt, traüt genügt auch das nicht; l . vraüt (=vroude)f 
(PfannmüUer). 56. die. IV £59. werk fehlt. 75. reich 'aus rech. 83. Gor Ä., Got N2. 
84. spatten aus spotten. 


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328 


Berliner Handschrift. 


[ 86 .] 

1298*l In dem hannen krat meister Hansen 5 lieder. 

1 . 

Got liebt den menschen der lebt hie aüf erden 
Ja mit solchen geperden, 

Der gar sücht kein geferden 
Mit allem seinen Sachen wol. 

5 Von Got so wirt er ewig sellig geheissen, 

Wan er tüt nymant reissen, 

Mit nebenstichen peissen, 

Des sei mag werden frewden vol. 

Und ob er scheit von disser weite 
10 An neid und hasse 

Und dichtet 1298*] nit nach rüm und gelte, 

Sünder dürch dasse 

Die gotlich ere von im wert gemeret, 

Ein thümer wert geleret, 

15 Sünst keines lans nit geret, 

Dem Gottes werck nit werden hol. 

2 . 

Dar an gedenck r ; n yder meister singer, 

Schacz keinr den andern ringer! 

Er wirt genant ein zwinger 
20 Vor Got, der im solch er zw schanczt. 

Wann es wer sam, vernemt den sin gar eben, 

Das Got nit het zw geben 
Yedem verstentnüs leben, 

In dem sich geistlich hoffart pflanczt. 

25 Got ist vür bar das höchste güte, 

Der es vermage. 

Wer künst von im begeren thüte, 

Geit er al dage 

Mer künst den ye kein menschlich hercz besinnet. 

30 Wol im und der gewinnet 
Lib die im nit zwrinet, 

Zw seim nechsten: das werck Got spranczt. 

[86.] Überschr.: krat über der Zeile. 1. der lebt über der Zeüe. 18. ringer aus ringern 
32. seim aus sein. 


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LXXXVJ. 


329 


3. 

Dar umb so pflanczet Got die sein Weinreben, 
Der euch den lonn mag geben; 

36 Schneit ab die knospen neben, 

Die nicht fruchtper und tüglich synt, 

Die manchem menschen leib und sei verzopften; 
Tüt nit als dy pir hopffen: 

Die sücht vil krüm und stopffen, 

40 Ee sie den iren hefel vint. 

Das pawet al den garten schone, 

Habt güt getrawen. 

Secht nit aüf gelt noch goldes hone 
Al umb ewr pawen, 

45 Aüf das eüch nit ewr sam vall in dy doren 
Noch aüf der felse knoren 
Aüch an des füses sporen: 

Got wirt eüch heissen seine kint. 


4. 

Dar umb so gebt sües frücht nit umb dy sawren, 

50 Nemt ewig freüd vür trawrcn, 

Das eüch nit müg behawren 
Der helisch trach mit seinem list. 

Was ich hie sing, dar rat ich aüch mir selber. 

Dürch Got plickt an den felber, 

55 Des plüet hy schein vil gelber 
Dan doch das koren, das mon ist. 

Sein safft ist von natüre pitter, 

Den die plüet gibet; 

Ein deines thir an allen zitter 
60 Durch fleisse wibet 

Das edel honick gleich dem zücker triffet, 

Das fleis und natür wiffet. 

Die gab wart im geschiftet 
Von dem der unser schopffer »st. 

34. lonn aus lom (?) 43 . I. lone ? oder =hän Gerundium? 46. Noch aus undeutlichem 

Wort korrigiert. 54 . <j en j ehlt 56. das Ä., dar N2. 58. Dan. 59. allen aus aller. 

61. honick aus honck. geleich: davor fast gestr. 64. »ist aus ist. 


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330 


Berliner Handschrift. 


5. 

65 Den lat uns al von ganczem herczen meinen! 
Secht an die amens deinen, 

Wy pald sich die vereinen, 

Wo das ir haüs zwstrewet wirt. 

So würcken sy geleich gar alle sane 
70 Al für des winters hane, 

Da von in leid mocht stane 
Und in des lebens krafft entpfirt. 

1299*1 Würckt süss aüs pitter sam die pinen, 

Schneit ab gar drate 
75 Von eüch die knospen mit den sinen, 

Frümp für den tote, 

Set guten samen und pawt al geleiche, 

Aüf das eüch nit entweiche 
Dy frewd in Gottes reiche! 

80 Dar helf uns Crist, des himels hirt! 


1332*1 


[ 87.1 


In des münichs langer don 3 lieder. 


1 . 

Ave schrein, sarch, sal und 

kemnat, 

Pallast der hochen trinitat, 

Dar in liplich gerüet hat 
Das ewig wort und nom gar drat 
5 Von ir das cleit menschlicher wat, 
Des pis gelopt im höchsten grat, 
Virgo mater Maria! 


Dw wünigkliches paradeis, 

Dw wol gezirtes mandelreis, 

10 Würcz, stam, knopff, plüe beozirt 

mit fleis, 

Aüs dir der cristenheit zw preis 
Sich gab Got in eins kindes weiß 
Vür ewigs we der sei zw speis, 

O dülcis et o pia! 


15 Dw pissen raüch und palsam schmack, 

Dw süsser cle und veiel hack, 

Dw sünen schein und lichter tack 
Und höchster steme glancze, 

Kein züng dein lob aüs sprechen mack, 

20 Dürch dich kam uns der höchst verdrack 


66 . I . ameis? 69. sane aus same. 73. süss aus sües. 80, hirt unter gestr. furst 
[87.] l. sach. 2. pallast aus palsast. 4. nam? 15. pissen aus pissnn. 16. und 


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LXXXVII. 


331 


Der sünden halb vür ewig plack, 

Dw arch und aüch monstrancze, 

Dar in das edel manna lack: 

War Got und mensc gancz unverzack, 
25 Dar ob der helle fofck erschrack, 
Schüff deine keuscheit gancze. 


2 . 

Des sey gelopt dein süsser nam, 
Maria, höchster himelflam, 

Durch dich uns alles heil her kam, 
30 Dw reine gert von Jesse stam, 

In deinen lilgen garten clam 
Jesus [335 *ydas war milt osterlam, 

O virgo gloriosa. 


‘Flos compi’ mon dich pillich nent, 
35 ‘Flos iamiloriüm’ dar bekent, 

Dw schone zir in Orient, 

Sün, man, steren, als firmament, 
Als himlisch her lobt dich behent, 
Erbirb uns der genaden spent, 

40 Tw femina formosa! 


Gancz under allen gschopffen fein 
Mag, jünckfraw, dein geleich nit sein; 
Dw kanst dem herczen wenden pein 
Und treibst aüs pes gedencken 
45 Und gibst auch gut verstentnüs ein, 
Als amatist der edelstem; 

In anfechtung gibst stercke schein 
Under der veinde krencken, 

Als adamant der stein so rein; 

50 Dw warst tügent, das ist nit nein, 

Als calcidon, dw künigein, 

Dürch dich so tüt abencken 


3. 

Schwacheit. des nün gibst Weisheit 

ler, 

Als der crisolitus so her; 

55 Treibst von dem menschen alle 

schwer, 

Trawren und machst frolichs geper, 
Als der granat an wider ker; 

Dw reiwr jaspis an als verser, 

O mündi medicina! 

22. mostrancze. 

35. = Flos angelorum ? 

58. reiner. 


60 Dw gibest sterck den aügen zwar, 
Machst gütig und demütig gar 
Den menschen als der saphir dar; 
Treibst aüs schwer mütikeit vor 

war, 

Gibst dechtnüs, keüsch an alle 

spar, 

65 Als der schmaragd gar offenpar, 
Tw stella matutina! 


24. oder menst. 25. fock. er schrack aus der schrack. 26. dein. 
48. des. 50. das oder des ? 52. = abbencken (d. t. abwencken) ? 


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Berliner Handschrift . 

Dw zeuchst on dich als der magnet 
Andacht, begyrd und reins gepet; 
Dein güt den sünder nit verlet, 

70 Der umb hillff zw dir schreyet. • 
Der aündenn wint hat uns bewet: 
Hilff, jünckfraw, ee es wirt zw spet, 
Wan unser hoffnüng zw dir stet, 

O magt gebenedeiet. 

75 Wan uns die sei und leib ab get 
Und sich der helhünt aüf sich plet, 
Jünckfraw, so gib uns weissen rot, 
Das wir werden erfreyet! 


[ 88 .] 

In des Volczen rorweis 3 lieder. 

7. 

Weib aller zücht 
Und aller werden früchte ist ein 

garten, 

Der hoches lobes plümen dreit; 

In wirdikeit 

5 Ist weibes nam ein sigel, 

Weib senftet man dürch süsse wort 
Aus dreü von flüches feüre; 

Weib aller güt ein uberport, 

Des grales abentheüre, 

15 Darin man schaüet und erkennet wirde; 
Weib alles wünsches hoche künst, 

Dar aüs Got hat gezogen reine girde; 
Weib aller güt ein lauter günst, 

Hat die vemünst 
20 Und ist der dügent tigel. 


71. sündenn R ., stündenn N2 . 72. ee ans es. 

[88.] 1. Weib rot unterstrichen. 14. Des aus Der. 16. wünschess ? 18. günst 

güt gestr. 19. die nicht ganz sicher. 


Weib edel frücht 
Aüs aller margariten adels arten, 
Weib aller gim prehender glancz. 
Ein werder krancz, 

10 Der eren aüch ein spigel; 


332 


[452*] 


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LXXXVIII. 


333 


2 . 

Nach reicher kür 
Wolt Got unpreis und schandenn 
schäm verschmachen, 

Da er peschuff ein weib an arck; 
Sein gotheit starck 
25 Vor wandel sie pewarte. 


Als ich es spür, 

Do müst so freches hochs gemüte 

lachen, 

Do er so reiner frücht gedacht 
Und aüch vol pracht 
30 Sie schon nach eren arte. 


Er schüf sie nit aüs erden grob, 

Als unser manes künne, 

Da von sie schwebt dem himel ob, 

Ir lob in werder wünne, 

35 Ir preis auch als die [453 r ] sünne gancz dürchleüchte, 
Weib aller eren an verdrüs, 

Vil hocher wirdikeit sie hat dürchfeüchte, 

Aüs meinem herczen ich sie grüüs: 

Weib aller süs 

40 Ein anfang ist so zarte. 


3. 

Lob sey dem lob 

Das reine fraüen ziret unde krünet; 
Dob sey dem weib das werden adl 
Gar ane thadl 

45 Ir kraft sie lat an schaüen. 


Ein jüldin tob 

Nenn ich ir art, dymange hat pe- 

schünet; 

Gar schon erclüngen ist ir güt, 
Das ir gemüt 

50 Pey namen un verhaüen. 


Aüs Orient saffire pla 
Ir zücht pestetet schöne, 

So starck in keüscheit hie und da, 
Der schmaragck wol ir kröne, 

55 Das amatisten dügent die wirt neüe, 
Jochant in thürckis, adamas 
Die würcken in ir sine weiplech dreüe. 
Was man auch sagt von gralias, 

Vür alles das 

60 Lob ich die reinen fraüen. 


27. freches 
vor adl gestr. 


au * frechs. 
kraift. 


38. meine. 41. 46. lob : tob] L wort: hört ? Ifoethe. 
47. dymange aus demange. 57. oder weipleih. 


43. ald 


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334 


Berliner Handschrift. 


[ 89 .] 

f469'] Im unbekanten don Hans Voltzen gedieht 5 lieder. 

1 . 

Inn Zeiten meines leben 
Hat sich meng mal begeben 
Und das ich kam 
Do man sang meng gedichte 
5 Und keins nach art gerichte. 

Wan ichs vemam, 

Bleib ich nit in bey wessen, 

Schnei dacht ich, hie ist mein zu 

vil, 

Mocht ir grobheyt nit hören. 

Dut sie zu samen hauffen 
20 Gekrompt, genotet in ein stock, 

Vergleichet wie ein haspel in eim sacke: 

Also find ich vil arte 
In mainung gancz verkarte 
So lesterlich. 

25 Wan ich merck auff ir zalle, 

So stet on gleich die walle, 

Des mochten sich 
Wol zwen dar umbe rauffen 
Ob es ein scheit wer oder block: 

30 So stet ir kunst so stracke. 

So ich der meinung achte, 

Reumen sie die faßnachte 
Gar manig mal 
Dem karfreytag hin zue. 

35 Nun es sich reumen tue 
Nach seiner wal, 

Eim reimen er an hencket 
Ein schwantz, der wer sunst gantz 

und gut, 

Henckt ein schwantz an den 

andern. 

1. nn. Der erste Stötten ist eingerückt , um für die unausgeführte Majuskel Platz zu lassen % 
12. ein fehlt . 16. lessen aus erlessen. 27. mochtn. 


40 Der do kein schwantz solt stellen. 
Kein gut deitsch mag erschollen 
Nach seiner art, 

Es sey gut oder böse, 

Dreff an köpf oder kröse; 

45 Noch meint er hart, 

Sein kunst sey so gelencket, 

Die im selber gefallen dut, 

Wil alle schul durch wandern 


10 Wo vil übriger worte 
In dichten wirt gehörte, 

Das ist ein spot. 

Bos es zu hören iste, 

Wo auch das best gebriste, 

15 Do es dut not. 

Bös reumen ausser lessen 
Werden gebraucht in menger zil. 
Keiner dut sie verkerren; 


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LXXXIX. 


335 


1469*1 Und meint es mug auf! erden 
50 Kein kunst der seinen gleichen zu, 

Und bringt vil red die in gesang nit heren. 
Ein preamel er machte, 

Den er selber hoch achte 
Nach seim vertan. 

55 Wan ieder man dan wente 
Das lied hab schir ein ente, 

Fecht es erst an. 

Eim mocht die weil lang werden, 

Der im selb schaffet die unru, 

60 Der er mocht wol enberen. 


Wer das hinderst wil messen, 
Das erst ist im vergessen 
Do er von sang. 

Wil er das mans verstane, 

66 Mus vomen wider drane 
Mit widergang. 

Wil er das mans verstände, 
Mus er mit Worten fomen an 
Es sagen angereimpte. 


3. 

70 Het ers den die erst farte. 

Het vil atemß ersparte 
Und het nit hie 
So vil irung gemachte, 

Die ein dor zwegen brachte, 

75 Der er ist ie. 

Was sol ein langer dande, 

Den er drei mal dut heren lan. 
Das keinem maister zympte? 


Man sol mit reimen bringen 
80 E kunst dan der sie reimet nit, 

Die man bezeigen mag in kurtzen zillen, 
Das sie kompt an das lichte. 

Dar um heist es gedichte 
Nach seiner kir, 

85 Daz es deischer erscheine 
Dan mans sünst bringet reine 
Mit aller zir. 

Etlich dichter nun singen 
Ein klafter lang und auch ein schrit 
90 Umb eines reimen willen. 


81 . kürtz enzillen. 


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336 


Berliner Handschrift. 


4 . 

Der sich sunst mit wil lencken, 

Sücht hin und Tier vil rencken, 

Das er bezeig 

Gleich als gerecht ist Gote, 

95 Red ich on allen spote. 

Mit solcher neig 
Werden vil wort begriffen 
Und kaum ein halb meinung 

erclert, 

Des menger vil gebrauchet, 

1470*1 Hie mag ein ieder mercken, 

110 Das man ie solche lere wort 

In ungereimpter rede dut für bringen, 
Der mengs ein ganczes bare, 

Zerstöret gancz und gare 
So ongereimpt, 

115 Wan sie vergebens sinde, 

Zeigen dichter ein kinde. 

Darumb mir zimpt 

Das ich in recht mus fercken, 

Ich hab mir das genomen fort, 

120 Das ich wil kein aus dingen, 


100 Und vil vergebner arte, 

Die man billich ersparte 
Zu aller stund. 

Ja ist es auch gedichte 
So eir singt oder sprichte 
105 Durch seinen munt, 

Bringt meinung ongeschlyffen, 
Zwelf silben, e er sy bewert. 
Dar über menger strauchet. 


5. 

Und wer sich dichter nenet 
Und kein buchstaben kenet 
Und wil doch mer 
Von der gotheyt er eieren, 

125 Die nie man mag aus leren. 

Dar umb o her 
Wie etlich meistersinger 
Zu vor aus unden an dem reim 
Haben ein solchen orden: 


130 Alten werden verachte, 

Es sey dan das gemachte 
Die zwelff in han. 

Wan in leib, gut dran stunde, 
Keiner sie nenen künde 
135 Nach ire ton, 

Gült es den minsten singer, 

Wer die zwelff meister sint gesin 
Oder wie sy sint worden. 


91. oder nut? 98. kam. 99. meniger. 104. eir (= einr). 109. Hie R., Wie N2. 
130. Alten (= alle Töne). 133. leib] ei über unleserl. Buchstaben. 


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XG. 


337 


0 we der grossen schante, 

140 Das man eim gipt das sein nie wart, 

Und nimpt es eim der es hat für er araet, 
Bis er wyß wort vol brachte! 

Ob ich dan het gemachte 
Ein lied in frist, 

145 Der wieder Zweifler were, 

Wem mist man zu die ere, 

So es gut ist, 

Wem wirt die er bekante? 

Bis her hab ich das ent gespart: 

150 Furhin so seit gewamet! 


190 .] 

Im unbekanten don Hans Volczen 5 lieder. 


Ir meister, nemen wäre, 

Die hie an diser schare 
Verneinen mich, 

Wie ietz gar menger iret 
5 In dem gesang verwiret. 
Darumb ich sprich: 

Es dut onweissenheite 

Mit anhangung neiden und has 

Ist fast der singer reye, 


1 . 

[470*] Den sie gemeinlich springen. 

11 Und wan sie sollen singen, 

Ja wo das sie 
In aller weit gemeine, 

Er sie gros oder deine, 

15 So wont in bey 
Vil irung alle zeite, 

Das menger meinet er kum bas 
Und mer dan ander dreye. 


Ir kunst die ist beschlossen, 

20 Das nieman nit darüber dar, 

Dan wie sies han gesetzt, mus es beieiben. 
Wan sie vor aus bedingen 
Das keiner nit sol bringen 
Dan in den thon 
25 Die die zwölf! hant gemachte. 

Die andern sint verachte, 

Wie wol sie schon 

Mit kunst sint ubergossen. 

Dar bey spurt man ir dorheit zwar, 

30 Die nieman kan aus schreiben. 


145. wieder. 

[90.] 1 . vgl. zu 89,1. 8. neid. 9. 1. letz? (R.) 11. solten? 15. im. 17. I . kuna?(Ä.^ 

21. wie] wies. 

Deutsche Texte des Mittelelten XIL 22 


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338 


Berliner .Handschrift. 


2 . 

Wan ich ein lied nun sunge, 

In einem don erclunge 
Den nieman het 
Gehört, und wer doch gute 
35 Mit kunst, reimen behüte, 

Ret wie man det: 

Must man in dan verwerten? 

Ich glaub es wer gar menger dran, 
Er sprech es sol geschehen! 


40 Sol er denn sein vernichte, 

Was hulff dan gut gedichte 
Mit weis und wort? 

Wirt Frawen lepß gedachte, 

Het er den don gemachte, 

45 So wers ein hört! 

Solch dorheit sie nit derffen. 
Deten sie rechte kunst verstan, 
Menger wurd anders jehen! 


Wer ietz ein don hie singet 
50 Den menger nie gehöret hat, 

So fragt er mich wem ich den don du geben. 
Ich sprich: 'es ist der dane, 

Der Kantzier sang in schone 
Vor mengem jar, 

55 Heist sein glutweys mit namen.’ 

So Sprechens allesamen: 

‘Ey, er hat war! 

In al sein don er bringet 
Solch melodey! ’ dar bey verstat: 

60 Wie ietz die singer leben, 


3 . 

So werden sie al biente. [Wl r ] Darbey so mus ich fragen, 


Wer ist der sy al kente 

Die maister alt 

Und auch ir don mir zeiget? 

65 Der selb auch bald geschweiget, 
So in aingfalt; 

Doch keiner solch red dreibet, 
Dan die ein weng reimen verstan, 
Kunen kein don auß messen. 


71 (Das sol mir einer sagen 
Der hie wont bey, 

Die pflegen solches spotes,) 

Ob die genaden Gotes 
75 Gemindert sey, 

Von der man deglich schreibet. 

Solt wir der ietz auff erd nit han, 
Wer unsser bald vergessen. 


36. I. Rat / (R.) 39. geschehn. 56. spreches. 68. wenig. 70. sagen vor mus gestr. 

76. schreibes. 


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xc. 


339 


Doch weis ich noch besunder: 

80 letz die meister vor hundert jam 

Gedichtet han das man hat für das beste. 
Man sicht zu allen stunden 
Das sie sind über wunden 
Von mengem man, 

85 Der bessere hat gemachte, 

Dan sie hant ie bedachte 
Mit wort und dan, 

Das mich nimpt wenig wunder, 

Seit ich die ding han selb erfam 
90 Mit wort, weis über feste; 


4 . 

Nit gar allein mit singen 
Und sunst in allen dingen 
Der weite breit, 

Was die new hant ietz machet, 

95 Das alt wirt gar geschwachet. 

Al arybeit 

Seint köstlicher herfunden 
Dan al meister auff erden ie 
Seit her Adames zeite. 


100 Ob mir ist boren ane 
Der müsset lust zu hane, 

Sie get vemunst, 

Begreift in irm dictiren 
Zal, mas inmeyginiren, 

105 Under ir zunft 

Weis, wort, fers seint gebunden, 
Das sie wurden gescheyden nie, 
Stegt hoch, dieff, breit unnd weite. 


So dan eim ieden liebet 
110 Was im des himels ein Aus gibt, 

Und es gut ist und wil das selb verlossen, 
Des ich mich wolt beschemen, 

Solt ich mich nit berömen 
Der neuen kunst 
115 In mengem spehem done. 

Die ietz dis neue hane 
Gemacht mit gunst, 

Die nieman wider dreibet 
Dan der mit neid hin wider kibt; 

120 Hat menger kein genössen. 


100. boren,au* hören (Raaur). 101. mussic? (R-). 102. get *gibt\ 

22 * 


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340 


Berliner Handschrift . 


[471*] Dan wer ein dicht besachet, 
Hat keinen don gemachet, 

Dem ist geleich 

Einr der ein schu an hate, 

125 Am andern barfus gate. 

Also merck mich, 

Wan weis und wort sint diene, 
So hat es meisterlich gestalt, 
Darzu soltu dich fleissen. 


5 . 

130 Ob dich einer mut ane 
Ein lied im andern dane, 

Dus ob du wilt! 

Stest aller nach red freye 
Ja wer der meister seye, 

135 Hast in gestilt. 

Vil sint die ietz begine 
Zu dichten von der hoch 3falt, 
Das im wirt off verwyssen: 


Hant mit der gotheit drane, 

140 Wurtz durch ein ander, wie er mag, 

Und macht ein noraerdum in den persone; 
So ers hin und her miste, 

Vil mers verworen iste 
Dan es vor was. 

145 Er hoft (und lat nit abe) 

Ins heiJgen geistes gäbe 
Der gnaden pas. 

Der wol uns beigestane, 

Do einig freuden uns bedegk 
150 In himelreiches drane! 


[ 91 .] 

Im unbekanten don Hans Voltzen 5 lieder. 

1 

Mein hertz das mag nit schwei¬ 
gen, 

Seit das man dut er zeigen 
So mengerley 
Irsal in dem gesange. 

5 Das hat geweret lange 
Und noch darbey 
Deglichen wirt mit dichten, 

Das menger also hoch auf climpt, 

Do dy man fallen spuret. 

124. Eim. 128./. hast? (R.) 129. fleissn. 130. mutet. 134. sey. 141. nonierdü. 

144. was R., ietz N2. 146. heiligen. 147. genaden. 

[91,] 1. Das große , verschnörkelte M in MEin ist mit dunklerer Tinte von anderer Hand zu¬ 
gefügt; vgl. auch zu 89, 1. 9. I. man dy? (R.). 16. vernichtn. 


10 Menger reimpt vil zusamen, 

Geit im ein hohen namen 
Und meint do mit 
Dem par mug nieman gleichen. 
All dicht müssen im weichen 
15 Zu aller zeit, 

Dut ander kunst vernichten, 

Das keinem meister nit gezimpt 
Und nimer me geburet. 


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XGI. 


341 


[472r] Wer sich dut hoher achten 
20 Dan seiner kirnst gezimen dut, 

Daran seint schuldig di es im bestaten; 
Die im die er ver jehen, 

Seint eben gleich zu spehen 
Mit im wie er, 

25 Die im solch er verkünden, 

Des gleich mug nieman funden, 

Und nimer mer 

Mug keiner hoher drachten. 

Do bey spurt man den ubermut 
30 Den menger in im hate. 


2 . 

So es kompt für gelerte, 

Ist nit eins wurffels werde 
Ir hoch gedieht. 

Und ist die sorg dar beye, 

35 Laut mer auff ketzereye 
Dan anders icht. 

Enschennpt euch solcher Sachen, 
Facht erstlich mit history an 
Oder mit andern dingen 


40 Oder mit fastnacht spillen! 

Remd nit in himel zillen 
Zum ersten mal! 

Lucifer wolt hoch drane, 

Fiel in der helle bane 
45 In ewig quäl. 

Wer newe dicht wöl machen, 

Der gang auff einer schlechten ban, 
So mag im lob en springen. 


Ich dorft umb etwas weten, 

50 Wan ietz die zwelff körnen al sant 

Und al ir dicht zu samen wer gebunden, 
Man fund zwelff neuer dichte, 

Die al ir kunst vernichte 
Und al ir ton. 

55 Wan ietz nun einer körne, 

Al dicht der zwelffer nome 
(Wer das nit schon?), 

Nem weis darin bestete, 

Die weit besser werden erkant 
60 Dan sie wurden erfunden, 


21. dies. 30. hat. 35. Laut aus Leut? 36. anders (anderß?) aus anderecht (oder 
andercht f) DU Korrektur mit tiefechwarzer Tinte von anderer Hand . 58. I. Neü t (R ) 

69. wurden? 


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342 


Berliner Handschrift. 


Ein wunder es euoh deuchte. 
Seoht das die kilcA nit scheuchte 
Mengerley weis 

Die man braucht auf der erden, 
65 On die nach naher werden 
Mit grosem fleis, 

Das agnus dei ftsunder, 

Das patrem, sanctus sunder auch, 
Das kirieleyson zwar© : 


3 . 

70 Zu iedem fest man singet, 

Stet ander weis erclinget 
1472^] Zu aller zeit. 

Sich tier und fogel ane! 

Got iedem einen dane 
75 Besunder git. 

Das ist kein newes wunder. 

Ob ie ein singer kem hemoch, 
Dem Got det offenbare 


Ein don in schöner weisse 
80 Gezirt in meisterlicher art, 

War umb wolt man in schmehen und verhassen? 
Aber als etljch arte, 

Heintz, Kantz und Eberharte, 

Fritz, Frantz, Frydel 
85 Der zwelffer don alleine 
Sol singen und sunst keine, 

Gleich wie er wel 

Auf erd sünst keinen breisse, 

Do mit er sich selb schendet hart 
90 Und ist über die massen. 


4 . 

So das dir Got nit gane 
Das du in eignem dane 
Bringst weis und wort 
Und rompst gebetelt ere; 

95 Ob einr ein par und mere 
Mach* schon ein hört 
In eines meistere done, 

Wem mist man billich zu das lob? 
Daz wolt ich wissen geren, 


100 Wem man den breis wolt geben, 
Dir oder gern, merck eben, 

Der den don macht, 

So der don nit ist deine 
Und doch dein wort darine 
105 Werden geacht. 

In dem las ich verstane 
Das menger singer ist so grob, 
Kan kein bescheyd beweren. 


62. Kilch B., Kilcz N2. 67. das kyrieleyson zware vor besunder gestr. 73. Sich Ä., 

Such N2. 74. Got Ä.^Gel N2. 83. I. Kuntz? (R 87. wie aus wil. 92. eigne. 

95. einer. 96. Machst 


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XCI . 


343 


Ich kan nit anders spuren, 

110 Weren die zwelff gewessen nie, 

So het gesang an fang noch nie genomen; 
Und wem al don entwicht© 

Die seit seint new gedichte, 

Als menger meint, 

115 Wem nit seit new geboren, 

Wer ir alt kunst verloren 
Und gar verbent. 

Eim maister dut geburen 
Das er hab eigen weis, wort hie, 

120 So mag er spot für körnen. 


5. 

Es stat übel zu sehen 
Wer al wegen mus lehen, 

Wes er not ist. 

Man hat dar ob verdriessen. 

125 Wer wil der kunst gemessen, 

Der hab den list 

Das er sich dar vor hüte 

Das er nit [ 473 rj lehen keinen don. 

Du selber dar nach dencken! 


130 Mus aber das beechehen, 

Lant brieff und sigel sehen 
Wie man das hat 
Beschlossen und bekenet 
Und wie ist doch genenet 
135 Die selbe stat! 

Zeig mirs durch al dein gute! 

In ietz jarzal bleib es bestan. 

Ein gab wolt ich euch schenckenn 


Das mir eir warlich saget 
140 Bey straff es verbotenn wer 

Das man der nachdichter don nit solt singen. 
Solt Got sein gnad nit geben 
Die ietz auff erden leben, 

Als er vor det 

145 Den zwelffen meistern fare? 

Nun sind hin weg vil jare. 

Wer mir bestet 

Wo ir Ursprung behaget, 

Wie ieder mit seim namen her 
150 Sey körnen her mit dingen! 


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344 


Berliner Handschrift. 


[ 92 .] 

Im unbekanten don. Hanns Voltzen gedieht 3 lieder. 


Eins mals ich einen fraget 
Das er mir warlich saget 
Von der geschieht 
Und wer dar zu geflyssen 
5 Wie die zwelf meister hyssen, 

Seit ir gedieht 
Gebreisset wird auff erden 
Für al nach dichter, die ietz seint 
Und noch zukünftig körnen. 


1 . 

10 Den ich det fragen eben, 

Der kunt mir antwurt geben 
Mit Worten sein. 

Er sprach: 'ich thu sie kenen, 
Solt ich sie alle nenen 
15 In rechtem schein, 

Ob vierzig wurd ir werden 
On ander, die ich do bey fint. 
Wird ir ein grosse swmen. 


/473«7Wan als die eisten sagen, 

20 Wan einer starb, man lies nit 1er 
Die zal, die wart erfüllet wider zware, 
Gleich wie Mathias drate, 

Der kam an Judas state 
In solcher weis, 

25 Noch was nit aus gerichte, 

Paulus wart auch verpflichte: 

Der Zweifler breis 

Der must in auch behagen. 

Noch funden sich vil heimlich mer, 

30 Sibenzig zwen für wäre. 


2 . 

Die warn erst anbegine; 

Noch in meng helg erschine, 

Die Got erleucht, 

Die hie ir zeit verdreiben, 

35 Hymnus, sequentz sie schreiben, 

Die man nit scheucht, 

Vil korgesang gemachte 

Der nie keins worden ist veracht, 

Als ietz die singer foren, 


40 Die in in han den bruncken 
Und lossen sich beduncken 
Die erst grob schar, ^ 

Ir gleichen nymer werde 
Mug hie auf dysser erde. 

46 Ey, schempt euch gar, 

So bessere ist erachte, 

Und schmecht Gotz würckung dag 

und nacht, 

Da bey man spurt die doren. 

5. seit ir gedieht vor Wie 


[92.] 1. ins, vgl. auch zu 89, 1« 3. gesicht aus gedieht. 

gsstr* 18. samen. 34/. I. driben: schriben ? 


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XCII. 


345 


Got sol man die er geben, 

50 Wan der uns geit wort, art und 1er. 

Wes halben sint die newen don verboten 
Und nit darzu die worte? 

Ist das nit schand und morte 
In dyssem lant, 

55 Sol man der don entberen? 

Die wort sol man auch meren, 

Sie beyde sant: 

So ir dar wider streben, 

Als es bey hant verboten wer, 

60 Solt man der ding nit spoten? 


3. 

f 47*7 Must man in ieder state 
71 Do man sing schullen hate, 

Der buch eins han 
Und lessen vor der pflichte: 
Sunst ist nicht aus gerichte. 

75 Das menig man 

Macht mengen namerrdume, 
Veracht new don, dicht fru und 

spet 

Mit seiner falschen kallen, 

Wer dan veracht min lere, 

80 Der du es in eim dicht beschemt, 

Wo ich nit hab die warheit hie gesungen. 

Des gleichen ich hie wille. 

Wer dem grund neher zille, 

Der selb der hab 
85 Gewunen vier mas weine. 

Wer wil der einer sine, 

Der los nit ab! 

Er lein sich an mich here. 

Wer mir dan ob zu ligen meint, 

90 Dorfft einer spehen zungen! 


51. neüen Ä., namen N2. 59. verbotn. 73. I. von? 


Wolt mans haben in pflichte, 
Must man der zwelffer dichte 
In einem buch 
Gruntlichen han geschriben, 

65 Wer ander kunst det dreiben, 
Das im der fluch 
Gegeben wurd dar umbe. 

Oder man macht, ietz einer het, 
Schwerlich dar umb verfallen, 


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346 


Berliner Handschrift. 


[93.J 

Im unbekanten donn Hans Voltzen gedieht. 5 lieder. 

h 

Zu loben stat mein mute 
Hie einen meister gute 
Für alle die 

Und die ich han erkente, 

5 Sein lob ist onzerdrente. 

Spat unde frie 
Kan ich sein nit vergessen, 

Wie wol er auff kein sing schul 

kam, 

Noch stat sein kunst zw breissen. 

Darumb mag ich wol sprechen: 

Wo bleibestu mit [474* ] deinem won 
21 Der sich hie besser dunckt dan ander fire? 
Ein wenig wil ich ruren, 

Darbey so mag man spuren 
Und wer der sey. 

25 Das sint die newer kunste 
Zu fugen keinen gunste, 

Die doch ist frey, 

Let sich nit leicht zu brechen: 

Ich dar mit new das alt bestan, 

30 Wil ieman an mich schire. 


10 letz er für nam mit dichten, 
Kunt er hofflichen richten 
Auf schone art 
Eim ieden lied sein done 
Mit Worten, reimen schone 
15 Und gancz bewart, 

Mit zal und mas gemessen, 

Als seiner meisterschaft geczam 
Kunst det im stet zu reissen. 


Nun roten wer der seye 
Den ich ein maister freie 
Genenet han 
Von seiner clugen arte, 

35 Das ist der frey, nit harte 
On argen wan. 

Wie die zwelf boten frane 
Jesus für einen raby gut 
Auf erd hand ausser koren, 


2 . 

40 Der Neithart alle friste 
Ob den zwelff meistern iste 
Mit seiner kunst 
Und wird gelobet schone, 
Die meister kunst verstane, 
45 Die nit durch gunst 
Sich hie verweissen lone, 
Musica haben in ir hut 
Und ist in an geboren. 


[93.] 1 . vgl. zu 89, 1. 4. die aus dik? . 23. spure. 47. ir fehlt* 


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XCIIL 


347 


Wan er ein lied für name, 

50 So het er auf das jar sein spur, 

Herbst, sumer, winter und daz glencz so here, 

In ieder zeit er melte 

Wie es stund auf dem feite 

Von hitz und frost, 

55 Im herbst von bemes fruchte, 

Zu den hat man zu fluchte, 

Den edlen most 

Lobt er wan die zeit käme; 

Darnach wan die selb zeit kam für, 

60 Sang er vom winter schwere, 


Von sehne und langer nechte, 

Im glencz von dem gebrechte 
Und süssen schal 
Der fogel manigfalte, 

65 Die ziren feit und walte 
Gantz über al, 

Und von des sumers wune; 

Von hagelschaur und donder, 

blitz, 

Von menger kurtzeweille. 


3. 

[47fr] Meng erschetnung der lüfte 
71 Kompt aus irdischem dufte 
Und anders nie. 

Bey solchem hie genenet 
Wirt Nithartz dicht erkenet, 

75 On alle we 

Dranck er der kunsten brune. 

Dar umb rom ich sein kunst und 

witz, 

Der in nie det befille. 


Darumb wirt er geromet 
80 Ein meister aller dichter gar, 

Ich glaub daz man sein gleichen nit erfunde. 

In seim dicht wirt gehörte 
Vil schöner blompter worte 
Von art bewert, 

85 Nicht vergebens umb sunste, 

Alß in der Zweifler kunste 
Vil wirt gehert, 

Die menger hoch wil blomen 
Und weist doch weder hernach dar 
90 Als wenig als ein kinde. 

51. glencz B., gleich N2. 56. den den. 60. vö. 70. Menger scheuung. 73. genet 


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348 


Berliner Handschrift. 


4. 

Sucht in poeten arte, 

Von den zu ersten warte 
Gefunden dicht. 

Kein gniffick lissen herschen, 

96 Me dan in zwentzig ferschen 
Lyten sie nicht; 

Wer aber solches brachte, 

Der wart darumb verachtet gar, 
Wer solches bringen dete. 


100 So ir in einem Stollen 
Nim solches mugen dollen 
Und darzu me 
Im abgesang do mite 
Ir achten solches nite, 

105 Als ich verste, 

Wo solch ding wirt gemachte, 

Dar bey do mag man nemen war 
Daz mann kein kunst verstete. 


Darumb mag ich beweren 
110 Gar schon in einem driten bar 

On alle gnific on ein dreissig reimen 
Und etwas mer dar beye, 

Das ich wil lassen freie 
Hie ongemelt, 

115 Biß es kompt zu verschulden. 
Menger müß von mir dulden, 

Wies mir gefeit. 

Darumb [475*] wer mein begere, 

Nun wel, dem wil ichs schlagen dar, 
120 Such aller kunsten kernen. 


Ir wond gros meister heissen, 
Clein ding land ir euch zeyssen 
In dem gesang, 

Wend etlich wort mit die den 
125 Und dond doch nit vermeyden 
Den über drang 
Der falschen meinung fille, 

Die wellen ir nit legen hin: 

Do bei spurt man die blinden. 


5. 

130 Und hant das für ein spote 
Wan eir gesungen hote 
Zorn, körn und stem, 

Hein, zeln und des geleichen: 
Den dingen wend ir weichen 
135 Gleich heur aß fern. 

Gotwilkum, Contz von Wille! 
Wo mugen dein gesellen sein? 
Weistu ir nit zu finden? 


Menger wil latein singen 
140 Der sunst nit gut deutsch kan verstan 

Und kan boß reimen nit von guten scheydenl 


102. me B. 9 nie N2. 
127. falschn. 131. hete. 


110. eim dritn. 
134. dingn. 


120. I. keimen? 


124. I. nit leydenf B. 


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XCIV. 


349 


Dor umb, ir meister freye, 

Ein ieder, wer der seye, 

Der do gedenok 
145 Er wol mir hie ob ligen, 

Mit kunsten angesigen, 

Der selb in schenck, 

Tu mir den wein schon bringen; 
Wan ich halt hie auf kampfes plan. 
150 Kunst las ich mir nit leiden! 


[94.1 

Im unbekanten don Hans Voltzen gedieht 5 lieder. 


Jfein sin wil ich bewegen, 

Ob ich euch mocht aus legen 
Mit kurtzem schein, 

Seit nieman weis bescheite, 

5 Noch die gantzen worheite: 

Ist wol ein pein 
Das menger nit kan wissen 
I476 f ] Wie der zwelffmeister namen wer. 
Dar von so wil ich singenn. 


1 . 

10 Wer hat dar von gelessen, 

Do sie sint hie gewessen 
Auff disser ert, 

Welcher der erst, der leste, 

Oder welcher der beste 
15 Wart ie bewert? 

Sie waren al geflyssen, 

Dicht ieder nach seins hertzen ger, 
Wie er das macht vol bringen. 


Pitrolff, Hoffgart die bayde, 

20 Sigler und auch der alt Sighart, 

Peter Zwinger und Sigmar also cluge, 
Grof von Seldneck so olare, 

Amolt Betzier, nempt wäre, 

Die woren beit 
25 Von Siben bürgen here; 

Frawenlop, Kantzelere 


145. mit 

[94.]. Im Vnbekanden ton Nestler von Speir Die 12 Meister E. 1. ein. vgl. 89, 1; 
Mein E. 4. nieman] jemandt E. bescheite] den gründe E. 5. Das es möcht werden künde B. 
13. Vnd wer das selbig weste E. 14. er in welcher gestr., wird jedoch vom Silbenmaß gefordert N2- 
Welcher der Ringst der Beste E. 17. Jeder dicht E. 18. ver bringen E. 19. Hapff- 
gartt E. 20. Sihartt E. 21. Zwinger sigmar die hetten Kunst genüge E. 22. Veldeneck 
Klare E. 24. beit] do E. 


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350 


Berliner Handschrift. 


Also gemeit; 

Noch gib ich euch bescheyde: 
Von Sunenberg her Fridrich zart, 
30 Hertzog Lupolt det gnuge 


2 . 

Und hertzog Ot kam mite, 

Und Regen bog ein schmite, 

Der Eren bot; 

Wolfram dem det gelingen, 

35 Der alt Stol kund wol singen 
Fru unde spat; 

Romar von Zwetel here 
Und Reinhart Zol, Rumßlant, 

Kontz Gast, 

Eckhardus rein ich breisse; 

Heinrich von After dingen, 

50 Pfaltzen von Strasburg schweig ich nit, 
Wan Peter Wolf und Peter Sach ich nene; 
Der Mulck und Baltzer zware; 

Auch ist an disser schare 
Der tugenthaft 

56 Schreiber, so was sein [476*] name, 

Clauß Stern, der Remß auch käme 
Mit meisterschafft; 

Clingser der kund wol singen, 

Cunrat von Wirtzburg herschet mit, 

60 Der jung Stol wolt nit dene; 


27. Nun Merckt also E. 28. Gib ich weitter Bescheide E . 29. Von sonnen purg 

graff fr. E. 30. L. der Junge E. 31. et N2. 33. eren bet N2. 34. Wolffran saumbt 

Sich nicht lange E. 35. Der alt stol geren sänge E. 36. vnde] vnd auch E. 37. Zwickau E. 
38. Reinhartt E , R. oder vinhart N2. rams land E. 39. Erhorduß E. 40. Heintz schuller 
Meichner freye E. 41. Vnd der Morner darbye E. 43. dar fehUN2 y dor E. 44. Wenzel E. 
namene N 2. 45. bewert] jn lehrt E. 46. Der Wentzello mit gere E. 47. Der storck bopp 

het Kein ru noch rast E. 48. Der ehren fro mit fleisse E. 49. Efferdingen E. 50. Pfoltk 
von strasburg vnd der geleich E. 51. Petter Wolff vnd auch petter wolff genened E. 
52. Molck E. Boltzer E. 55. Schreiber Sein Namen wasse E. 56. Claus steren auch der 
Masse E. 58. Klinge sor thet gechlingen E. 59. herschet mit] künsten reich E. 60. stel 
N2. I . mit? R. kom gerenedt E. 


40 Heintz Schuller was kein gleissner. 
Der Marner und der Meissner, 

Der Ungelert, 

Joringer auch dar käme. 

Und auch Wentzly mit name 
45 Sein kunst bewert; 

Der Wetzliß lo het ere, 

Der starcke Pop der het kein rast. 
Von Eren fro ich weisse; 


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XCIV. 


351 


3 . 

Walter von Fogel weite, 

Der Harder nit lang beite, 

Heinrich Muglin, 

Der Elbel und der Zircker, 

66 Wendel von Gurtz, ein wircker 
Der kunsten fein, 

Her Diedrich Grof so here, 

Wilhelm von Lortz, Peter Roter, 
Heinrich von Brun kam dare; 


70 Danhausser, Raubensteiner, 
Hugler, sich semet keiner; 

Der Suchen sein 

Und Frauen er und Huge, 

Der ieder sein vermuge; 

75 Der Meienschein, 

Albrecht Lesch; nach seint mere: 
Der Hultzing, Gilgen fein mit ger 
Erfulten auch die schare, 


Und auch der Lieb von Gengen, 

80 Groff Herman von Marburg, das wist, 

Und welcher meister wer der best gemessen: 
Also hant ir erkenet, 

Wie ich sie han genenet, 

Die meister wert 
85 Und die vor Zeiten woren. 

Nun sint seit vil geboren 
Warden auf erd, 

Die al der kunst nach hengen, 

Und waz ir noch auf erden ist, 

90 Mocht mon zwelff auß in lessen. 


Wan man dan zwelff wolt hane, 
So must es sein gedane 
Als es vor was. 

Wan eir von tod ab käme, 

95 Ein andern man an name, 

Der auch besas 

Die zal, so lang er lebet. 

Also der alten Ordnung stund 
Vil jar, fund ich gescriben. 


4. 

100 Nim seint jung seider körnen, 
Hund scherpffer für genomen, 

Als man es fint, 

Die al vil hoher strebten; 

[477*] Wan noch die alten lebten, 

105 Weren sie kunt, 

Die new kunst weit ob schwebet. 
Zeig mir, wo hastu ein aus bunt, 
Der von in ist becliben? 


62. Der hortter Sich Bereitte E. 63. Mügelinng E. 64. Elbe E. 65. golz E. 
66. Vnd der Hültzing E. 67. Graff friderich E. 68. Der suchen gin. petter Ritter E. 
69. prum E. 70. Rohmsteiner E. 71. I. scheinet? Hugler vnd noch heist einer E. 
72. Der lilgen fein E. 74. Hetten Baid Kunst genüge E . 76. nach] jr E. 77. Wilhelmus 
von lortz kam nicht lahr E. 78. Erfüllet E. 80. branpurg E. 81. best ist gemessen 
N2. 83. hie hob E. 85. Vnd die woren erkoren E. 86. seit] jr E. 87. Warden] 

Sider E . 88. nach] an E. 89. Vnd jr noch izt auff E. 90. auss jhr E . 91. wil E. 
93. Wie E. 94. Wan einer doruon stürbe E. 95. an name] er würbe E. 97. also N2. 
99. find E. 101. Hoben E , Hond? V2. 103. Klor in jren gediehten E. 104. Söltens die 

Alten richten E. 106. Die meister Sind E. 106. weit ob] höher E. 108. Beiiben E. 


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352 


Berliner Handschrift . 


Kilch hat es nit bestete 
HO Das man zwelff maister müsse han. 

Dan solten zwelff allein den breis behaben 
Und die andern vernichte, 

Die viel köstlicher dichte 
Brachten zw weg, 

115 Daz wer wyder den glauben. 

Solt man einen berauben 
Auf freiem steg, 

So er die gnaden hete 

Von Got, die er eim yeden gan, 

120 Der kunsten nach dut grabenn? 


Ich bit euch, meister, sere, 

Ob ich euch deucht gefere, 

Das mein gedieht 

Niempt es nit für zu schwere! 

125 Mich dunckt es lauff nit lere. 
In disser pflicht 
Weis ich der irung mere, 

Die ich noch nit gemeltet han, 
Mus lenger sein verschwigenn. 


5. 

130 Ich han gemelt bis here, 

E ich der ding onbere, 

Ich dicht e me. 

Dar zu stat mein begere: 

Waz ich do mit verzere, 

135 Dut mir nit we. 

Won licht ich mich emere, 
Das ich nit darff hoffiren gan 
Mit lauten noch mit geigen. 


110. Das nur 12 m. Mösten Sein E. 111. erhalten E. 112. vernichte] ver achten E. 
113. Die auch vil Künstlich brachten E . 114. Gedicht zu weg E . 116. einen] jemand E. 
118. Vnd so er die gnad h. E. 119. er manchem geist ein E. 120. Den jungen Als den 
Alten E. 122. Ob ir Meintt dz euch were E . 123. Schwer m. E. 124. I. Nempt? 

Last euchs'nicht hart an fechten E . 125. Vnd thut euch nicht drein flechtend. 127. irung] 
Mejnung E. 129. Der wil ich lenger schweigen E. 130. gemelt aus gemelte N2. Der 
zweite Stollen lautet in E: 

130 Waiß eß hat fug und stole 
Darzu Bin ich nicht Mole 
In diser frist 

Sol sich Mein dicht erst Regen, 

Ich dorff nicht vil drauff legen 
135 Dos selbig wist 

Gar leicht ich mich er Nehre 
Daß ich nicht dorff hoffiren gan 
Mit lautten oder geigen. 

136. Von N2. 


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XCIV . 


353 


Wer mirs zum bosten kere 
140 Die hendel so gener und der 

Verachten mich, so ich die ding erclere 
Nach breit und leng, der zwere, 

Ob mir eir but sein spere, 

Des acht ich klein. 

146 Wil ich kein plut verrere, 

Und die haut ob dem schmere 
Mir bleibet ein, 

Secht, wer dem andern schere. 

Ich rot, ir hant für gut mein 1er! 

150 Spricht Hanns Volcz barbirere. 


139. Bössen schicket E . 141. V. uch f?) jch Sy der ding regirer E. 142. Nach aller 
Breitt vnd lenge E. 143. Alß thet ich jm zu ennge E. 145. Weil es sich nicht hat 
funden E. 146. Werden Sie vber wunden E. 147. Ist in ein dein E . 148. Werden 

dormit verstricket E . 149. ir hant] euch nembt E. 150. Söget E . 


Deutsche Texte des Mittelalters XII. 


23 


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IV. Nachträge. 


23* 


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195.] 

Ein liet genant der poß rauch. In der flam weyß. 


1 . 

Nun höret frembde abentheur 
Von einem weib so ungeheur, 

Dar mit betrogen warte 

Ein gutter einfeltiger man. 

5 Waß er mit ir ye finge an, 

So lag eß im so harte 

2 . 

Die fraw sich willig dar ein gab. 

15 Der man der kaufft ein pruch, was 

plab, 

Im selber zu unstaten. 

Czwen prugel er zu richtet drot, 

Der frawen er den einen pot, 

Die gund sich kurtz berathen. 

3. 

Erst sye mit streichen yn begapt, 
Das ym all sein leichnam erplapt 
Vom haupt piß zu den fussen. 

30 In dem sie yn peym har erwust, 
Dar mit er sich lan zihen must, 

Sein kunheit wart er pussen. 


Daß er auff erd kein guttes wort 
Von ir bekumen künde. 

Einß malß er ernstlich an sie kort 
10 Und macht mit ir ein punde, 

Ob sie der man ym hauß sein 

wolt, 

Das sye die pruch im an gewun, 
So wolt er thun alfe das er solt. 


20 Er wolt vor mit ir tragen auß 
War bey eß solt beleyben. 

Die fraw schlug dar mit starckem 

sauß, 

Gund in im hauß um treiben. 
Czwo 8tigen auff er ir enging, 

25 Die ein fil er pald wider ab 
Vor schiegen groß, die er enpfing. 


Auff recket er peyd hende do, 
Wolt sich ir gantz ergeben. 

35 Erst sie yn zu der stigen zo 
Und rempt ym seines leben, 
Sturtzt yn über den köpf hin ab, 
Peid prugel sye hin nach im seust 
Und sprach: ‘do harr, piß ich 

dich lab.’ 


[05.] Kleinoktavband der Hamburger Stadtbibliothek Nr. 229* in Scrinio. vor Z. 1 ein Holz¬ 
schnitt . 1 .Die Initiale N fehlt, abeutheur. 13. alles. 16.elber. 32. pusser. 38. im fehlt. 


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358 


Nachträgt. 


40 Do lag der gut man lang für dot. 
Sie sprach: 'nun harr, ich lab 

dich drot!’ 

Ein grosses schaff mit wasser 

Groß sie schnei eylends auff yn dar 
Und sprach: ‘haw hin, du hosts 

nun gar!’ 

46 Do lag er also nasser 


Alls er sioh auff der gaß 

besan, 

Von hertzen weynen er began 
56 Des lasterß und der schänden. 

Da kam einer der sein het 

kunt; 

Ein lange weil er vor im stundt, 
Das er sein kaum erkande: 


Daß er den athem kaum gezoch, 
Sein manheit waß gelegen. 

Sie sprach: 'ich mein, du harrest 

noch 

Auff sant Johannes segen!’ 

50 Ein spul wasser sie erst her trug, 
In deß er zu im selber kam, 
Wuscht auff für die thure mit fug. 


So schendlich er der zogen waß 
60 Mit grossen schiegen schwere. 

Der sprach: ‘frundt, wie bistu so 

naß 

Und weß weynstu so sere? 5 
Er antwort im: 'do print mein 

hauß. 

Dar in ich so durch gossen pin; 

65 Czu lesttz treib mich der rauch 

her auß 


Der mich so hart gepissen hat.’ 
Der nachtbaur lieff hin ein vil 

drot 

Und wolt den schaden wenden. 

Die fraw sach yn so scheutzlich 

an 

70 Und meint eß kem wider ir man, 
Und nam erst zu den henden 


Ein scheit und lieff zu im schnei 

dar 

Und schlug in pald zu hauffen. 
Auff wuscht er, do erß wart ge- 

w&r, 

75 Gund zu der thur auß lauffen, 

Do er yn denoch sitzen fant. 
Sprach: ‘freunt, wie glaub ich dir 

so wol, 

Wan ergers rauch ich nie erkant! 


52. thur. 54. er er began. 67. nachtbauer. 


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xcv. 


359 


7. 


Ja solt ich langer pliben sein, 

80 Gölten het eß daß leben mein. 
Wol mir daß ich entrane !* 

Also die fraw die pruoh gewan 
Und trug sie damoch selber an 
Und zoch fürbaß im mane 


8 . 

Doch wo ein sulcher esel wer, 

Wolt ich es luff kein tag im 1er, 

Er wurd also erzauset. 

95 Eß ist allen mannen ein schant: 

Ich rat dir, man, ob dich an zant 
Dein weib und um dich mauset, 


9. 

105 Doch pin ich eins an meiner 

fro, 

Wan ich ir thu ein fingerdro, 
Schlag dar mit an die nase, 

So weist sie mich zum hinttem 

mit 

Und lacht heimlich, des lest sie 

nit, 

110 Welchs ich ir so verglase. 


85 Noch irem willen meisterlich, 

Alß sye in meint zu haben. 

Ja wolte Got von himelreich 
Das sie weren begraben 
Die noch sulcheß gewaltz begem, 
90 So stund es in der weide paß 
Und plib vil manig man pein em. 


Leg ir funff finger auff den kopff, 
Daß sie zu erden tauchet! 

100 Dustu das nit, du pleibst ein 

tropff, 

Stetige sie auff dich hauchet. 

Und foch es neur pey zeyten an, 
Wan einer mag harren so lang 
Das er ir numer meistern kan! 


Was ir do gutter wort enpfam, 

Der nym ich mich nit ane. 

Wie kunt sie doch ein pessern 

narn 

Ymer an mir gehane! 

115 Des freu ich mich irß auß gangs 

ser, 

Wan die weil pin ich man ym 

hauß 

Und sunst mein lebtag numer 

mer! 


84. man. 86. in fehlt. 


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360 


Nachträge. 


196-1 


Wider den pösen rauch in der flam weis ein liet von dem lob der ee. 

Hans Folcz barwirer. 


1 . 

Wye man der frawen licz gedenck, 
Find ich doch nicht dar zu sich 

senck 

Mer das menhch gemute 


Dan zu eym zarten weibes pild, 

5 Wie streng ein man seyn und wie 

wild, 

Wie ser flam sein geplAte 


Noch stenten der sich in der wellt 
Gar mancherley begeben. 

Ob einer wandert aw und feilt, 

10 Vil gegent in seim leben 

Mit kauffmann schacz ferr durch gewin, 

In den geferden allen sant 

Gen zeit, weil, jar und tag do hin. 


2 . 

Wem dan geistlikeit unmer sey, Feilt in unrot und groß dotsAnd, 

15 Elichen stant veracht dar pey, In vil neAung ferlicher fAnd, 

Übel wirt sten sein handel, Wie er all irrung wandel. 

20 Dar um hie zu bewaren sich 
Vor den argen geferden, 

„ Hat disen stant gancz wirdiclich 
' Der herr himels und erden 

Gemacht um frucht wiln in der ee 
25 Und nicht dem lust noch und mutwiln: 

Also ehchen stant verste! 


3. 

Wem dan Got hie ein erlich weib, 30 Auff erd zu seinem heyl beschert, 
Tugentsam, frum, gezirt von leib, Von der alls lib ym wider fert, 

Gancz sittig und senfftmütig So recht fridsam und gütig, 


[96.] Wolferibüttler Mischband , Herz. Bibi. 117 , 7 Eth . Druck. Überschrift: Wider de pfee. 
Hinter der Überschrift ein Holzschnitt. 


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XCVI. 


361 


Der dancksag Got mit stetem mut 
All sein lebtag und ymer: 

36 Pessers hie nyemant werden dut 
In dem yrdischen zimer. 

Ob er dan ir auch ist zu wiln, 

Gewinnen sie nit liber zeit 
Ir clag, leyt und unmut zu stiln. 

4. 

40 So ein traut, zart, holltseligs weib, Veracht smeichred und libkosung 
Die anders nicht zirt iren leib Von fremden, reich, arm, allt und 

Dan um irs mannes gunste, jung, 

45 Kert sich an keinen tunste, 

Ist ungenytet in poßheyt, 

Schemig, schlecht und einfelltig, 

Tugentsam stet zu dinst bereyt, 

Der yr sol sein gewelltig; 

60 Ich mein dem sie gepüren dut. 

Wer kan voll loben iren stant, 

Got selb hat sie in seiner hut. 

5 . 

Ob man all örden lobet gar, Von Got dem herren selber ist. 

Gleich disem ich keynen erfar: Was ander örden seyt der frist 

55 Erstlich, so er geordent Ye auff geseczet wordent, 

Hant sie doch all Ursprung von dem. 

60 Und wan die ee sich endet, 

Was man dan orden leüt auff nem, 

Wem an eren gepfendet. 

Des ich höchers stantes nit spür; 

Er hab des keysers kran zu Ion, 

66 Der mir ein höchem zieh herfür. 

6 . 

Und werder, so sie elich worn, 

70 Dan eyner panckshalben gepom. 

0 zarter Got du guter, 


66. pristerlchafft. 


Dan ob inan lobet pristerschafft, 
So ist ye doch ir erstlich krafft 
Von vatter und von muter 


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362 


Nachträge, 


Wie wol du die gepurte dein 
Hast von eynr jungfraw reyne, 

Wolstu doch sie sollt elich seyn. 

76 Deshalb die ee gemeyne 
So vil höer gewürdigt ist 
Durch dein keüsch und elich gepurt, 

Des du uns ein exempel pist. 

7 . 

Man sag recht was man wel dar 

von, 

80 Ein gütig haußfraw ist ein krön 
Und zepter aller eren. 

85 Vor füchßen, wolfen und vor pern 
Teüfflischer zaubereye, 

Und ist vor alles fremd begero 
Sein öberste erczneye. 

Wan mit yrem freünthchen grüß 
90 Ist sie der edelst tiriack, 

Der ym dut alles kumers pus. 

8 . 

Ob ym Got kindelein beschert, 95 Do ydes seinen lust an sicht. 

Die ein sülch reine muter nert Wie wol yn peiden do geschieht! 

Auß iren zarten prusten, Was möcht hüchers erlüsten 

Dan wo also getrifacht wirt 
Die hb, so sie fort haben. 

100 Was lib gen hb erst lib gepirt, 

Dut Ub in hb vergraben. 

Dar mit vater, muter und kint 
In ein gehpt werden also 
Das grösser hb nymant enpfint. 

9. 

105 Hie von zeitheher hb ich sprich. Dü wölst ir steter schirm, schucz 

O herr und Schöpfer, ich pit dich, sein 

Wo sich zwey so vergatten, Zu den ewigen freiden dein, 

110 Ire fwßstapfen pfatten, 

109. ewign. 110. fnßstapfen. 


Ein frölich weib und tugenthafft 
Ist yres manes andre crafft, 

Dar mit er sich mag weren 


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XCVII. 


363 


Das sie in dein gepotten all 
Ir leben hie verschleyssen. 

Gip das der dotsünd pittre gall 
Nicht ir gewissen peyssen; 

115 Ir end, herr, zu dir selber ker, 

Do sie dein trost ewig emer! 

Also spricht Hans Folcz barwirer. 

[97.] 

Ein neü lied in Prenbergers thon. Hanß Folcz barwirer. 

1 . 

Alls sich der mey 5 Wie mancherley 

Und auch die lichte sumer zeyt Es wun, gunst, zir und freide geyt 

Her nehen det noch jares frist Den jungen herczen zu genist 

Und sich lichten die tage, Irs senes und ir clage! 

So sie sich swingen in die grün 
10 Zu holcz, zu feld und auch zu weid 
Der selldenreichen wunne, 

Do mancher stolczer fogel kun 
Mit seim hofiren pringet freid, 

So fürher dringt die sunne, 

15 Dar durch größlich 

Mannes gemüt erlüstet wirt. 

Dem gleichen ich 

Eins tages in der grün um tirt, 

Kam ungefar 

20 In ein gepirg zu einer want, 

Do ich von lautrem fluß so dar 
Den aller keltsten prunen fant. 

2 . 

Ich tranck des prun 
Auß rechtem lust durch sein clar- 

heit, 

25 Sein keilt das him mir tempfen 

wart. 

Mein geist dar in veryrte. 

[97.] Wolfenbütüer Mischband , wie Nr. 96. 28. dnrch. 


Des ich begun 

Mich neigen durch recht schloffer- 

keit. 

Mein äugen sich beschlussen hart, 
30 All syn worn mir verwirte. 


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364 


Nachträge . 


Do von ein myniclicher träum 
Mir die veraufft durch sweyffet gar 
Mit aller zir und wunne. 

Ja das mir all mein tage kaum 
35 Liplicher gsicht wart offenbar: 

Wie ich lag pey dem prunne, 
Bedaucht doch mich, 

Ich ses in einem reichen sal 
Durch lüsticlich 

40 Mit laub bestreiket über all, 

Dar inen sang 

Manch lautreysiger fogel schon, 

Das in all eck des salls erklang. 
Mein tag hört ich nye hellem thon. 


45 Alls ich gedacht 

Was dise zir beteüten wer, 

Get ein meins herczen keiserin, 
Die schönst ob allen frawen; 


3 . 

Getausent facht 

50 Wart hercz, mut und all mein be- 

ger 

Gen ir in all meinem begin; 

Do ich sie an wart schawen, 


Be taucht mich grüssen thun die zart 
Und mit den armen auß gepreit 
55 Still lachent zu mir ginge. 

Ich harret irer gegenwart. 

Sie sprach: 'hie ist der mich erfreit.’ 

In dem sie mich umfinge; 

Pot mir ir prust, 

6o Wang und den munt mit starckem druck, 
In rechtem lust 

Ich mich des gleichen zu ir smuck. 

In dem taucht mich 

Wie sie sich an meyn seyten saczt, 

65 Mit süssen Worten myniclich 

Von allter kuntschafft mit mir swaczt. 


60. starcke. 


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XCVII. 


366 


4. 

Jo wart mir nie 

Pey all meinen jaren so wol! 

Mir was erlaubet was ich wollt, 

70 Allein pat mich die schöne, 


War mit man ye 
Verloren het der eren zol, 

Das selbig ich vermeiden sollt. 
Deshalb ir wird ioh kröne 


75 Für alle weib die küng Artus 
An seinem hofe hat verhenckt 
Um grosser zirheit willen 
Und manchen erentreichen grüß. 

Doch höcher kürczweil mir anfengt 
80 Die zart mit irem zillen 
Durch ir liplich 

Gunst und auch wore freüntlikeit, 

Darmit sie mich 

All weg so hercziclich erfreyt. 

85 Lob und auch danck 

Sey ir der zarten tugenthalft! 

Mein sei und hercz tut keinen wanck 
Von ir, die mir gepeüt und schafft. 


Sie sprach zu mir: 

90 ‘Gesel, gedenck der alten treu, 
Die ich dir offt bewisen hab; 
Veracht der neider claffen! 


5 . 

All mein begir 

Sol gen dir teglich wesen neü, 

95 Kein sach dich von mir keret ab, 
Pis du auch nit verschlaffen! 


Beweis dich mir auß worer gunst 
Mit eim freüntlichen umefang, 

Dar pey ich dein gedencke. 

100 Ker dich an keinen falschen dunst, 

Peüt deinen munt an meine wang, 

Mit armen mich umschrencke, 

Das mir dein treu 

Und herczlich üb werd offenbar!’ 

105 Erst ward mir neü 

Recht freüd und durch ging mich so gar. 
Zu ir ich gacht, 

Umfing sie und küst sie zu hant. — 

In sülchen freiden ich erwacht; 

110 Also die schon von mir verswant. 


87. keinem. 


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366 


Nachträge. 


6 . 

Jo wollen heüt 

Und ymer der leidigen stunt, 

Dar in mein schönste eü gelweid, 

So schnell mir ist verswunden! 


115 Erst wart vemeüt 

Mein clag nnd gancz mein hercz 

verwnnt 

So gar mit inerlichem leid 
Das ich zu keinen stunden 


Der zarten mer vergessen mocht 
120 In all meym leben durch ir schön 
Deglich in meym gemüte: 

Was ich ir ye zu gut gedocht, 

In Sprüchen, lidem und gethön 
Ye dichtet durch ir güte 
125 Und mir ye traumpt, 

Ging alls do hin in einem plick. 

Wer sich versaumpt 

In frischer zeit alls offt und dick, 

Die weltlich lib 

130 An nucz und fnicht verswinden tut, 
Wan zeyt der pus danoch belib 
Zu thun, wer seliclich und gut. 


7. 

Dar um, o weit, 

Sich wie dir in der plüde dein 
135 Die jungen tag verswinden thun 
Alls mir in disem träume! 


Wan ir gezelt 

Schlecht sie der jugent auff gemein, 
Gipt gunst, lib, schön und machet 

sun, 

140 Heit jugent pey dem zäume. 


Und so man meint am pesten sein, 
So kümpt der hagel und der plicz, 
Schlecht drein mit ganczem hauffen. 
So sich dan ent der plüend scheint 
145 Und uns entreisen sin und wicz, 

Wer kan dan erst entlauffen 
Dort ewiclich 

Der grausamen hellischen dro?! 

0 mensch, hie sich, 

150 Regir die jugent dein also 
Das dir dein zeit 

Alls mir nit in eim träum verswind, 
Willtu dort ewig sein gefreit, 

Zu himel werden yngesind! 


111. I. woffen? (Roeihe). 


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V. Anhang. 

Andere Gedichte und Skizzen von Folz 
aus der Weimarer Handschrift. 


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Die Wiedervergeltung. 


[98.] 

[14 r ] In einer stat gesessen warn 
Zwen eman vor etlichen jam, 

Der yder hat ein schönes weib. 

Der ein mit puln sein zeit ver- 

dreib 

5 Und pult dem andern inn sein 

frawe; 

Doch merkt ir man ir auff genawe 
Und det sam wollt er über feilt 
Und pleib im hauß, doch unver- 

mellt. 

Die fraw nach jhenem eman sant, 

10 Der machtz nit lang und kam zu 

hant; 

Hin in ir kamer er sich verstal 
Und schertzt mit ir allz vor zu 

mal. 

Ir rechter man macht sich her für 
Und wart do losen an der thur 
15 Und hört allz das das sie be- 

gunnen. 

Doch waß er selber einß besannen: 
Die thur er aussen wol versacht 
Und klopfft do an mit grosser 

macht 

Und sprach: ‘thu auff! ich kum 

her wider, 

20 Noch einß hab ich vergessen sider.’ 
[14* ] Die fraw erschrak, west nit wo 

hin, 

[98.] 1. I fehlt. 26. I . hi ßf 
Deutsche Text« des Mittelalters XJ1. 


Dan in die kist kam ir der sin: 
Dar ein parg sie den fremden 

gast. 

Ir man auch vor der thur nit 

rast, 

25 Schickt heimlich nach des selben 

frawen, 

Daz sie pald kem und liß ir 

zawen 

Ob sie im man wollt lebendig 

sehen. 

Die fraw mit eil da hin wart 

nehen. 

Der man noch vor der kamer 

stund, 

30 Sein weib sie peid ein losen gund. 
Dez weib der in der truhen lag, 
Mit der er palld zu dingen pflag 
Und sprach: ‘mein fraw, sagt mir 

fil drat 

Ob ewer man euch liber dot 
35 Oder pey leben pleib alhie, 

Daß sagt mir pald*. do antwurt 

sie 

Und sprach: ‘sagt mir wo er doch 

sey.’ 

Das det er und sagt ir dar pey 
Wie er sein weib het her genomen 
40 Und wie er zu dem schimpf wer 

körnen 


24 


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370 


Weimarer Handschrift. 


Und gancz gehört het drum und 

end 

Und vor der thur het müssen 

stend. 

‘Dar um wellt ir den man han 

leben, 

So wert ir euch ye dar zu geben 
45 Daz ich euch auff der truhen 

nuz 

Und das er auch merk sam ein 

schucz 

Und auch ein weil ain aug zu 

thu. 

Fraw, gept ir ewer gunst dar zu, 
So pleipt euch leben ewer man, 

50 Den ich sunst nit kan leben lan, 
Wan er hat mir mein er gestoln, 
Die ich mit nicht mer mag er- 

holn 

Dan daß ich im vergellte wider.’ 
Die fraw gund sich bedencken 

sider. 

55 Die weil fragt er den in der 

kisten: 

,Sol dir dein weib dein leben 

fristen 

Mit dem daz ich ir det ver¬ 
künden, 

Oder sol ich dich in deynen 

sunden 

Durch dringen mit eim gluenden 

eisen?’ 

[tt r 1 Der in der truhen liß sich 

weisen 

61 Und bat sein weib selber durch 

Got 

In zu emeren vor dem dot; 

Er wollcz verdin, plib er pey 

leben. 

Allzo hat er das urteil geben. 


65 Do gab sich in die schand sein 

weib, 

Neur daz ir man pehillt sein leib. 
Doch wollt er noch nit fahen an; 
Sein weib auch vor der thur must 

stan 

Und auch der kurtzweil nemen 

war, 

70 Ob sie ir beider leben gar 
Dar mit bewaren wollt vor 

sterben 

Und peide dez dodez nit ver¬ 
derben, 

So sollten sie peid auch hören on 
Wie sanfft und wol im het 

getan 

75 Daz losen an der kamer aussen! 
Dar must sein weib auch sten und 

laussen. 

Allzo bestellet ers mit listen 
Und nam das weib des in der 

kisten 

Und leit sie auff der truhen lid 
80 Und für ir gleicher weis auch 

mid 

Allz er het seinem weib getan. 

Und liß in dar nach ledig 

gan. — 

Jo wollte Got das ez wer sit, 
Wehn an seim weib genüget nit 
85 Und dar pey het ein andre 

hollt. 

Das im des gleich gescheen 

sollt! 

So merkt ein yder gar gering 
Wie nach ez im zu herzen ging. 
Der im stel sein gefur und er, 

90 Spricht Hans von Wurmß bar- 

wirer. 


74. ez vor jm durchstr. tan vor getan durchstr. 75. thur vor aussen durchstr. ' 


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XCIX. 


371 


[ 99 .] 


Der arme Bäcker und die Edelfrau . 


-Bin her auf? einer purge waß, 

Nit ver dar von ein peck auch 

sas, 

Der sich vor armut kaum kunt 

nem. 

Nun lag dar von ein holcz nit fern, 
5 Des edelmannes waß der walld; 

1 Do von dacht im der pek allz 

pald: 

'Ich wil recht dar ein fam nach 

holcz!’ 

Nun waß des herren fraw fil 

stollcz 

Des offt vom peken inen wom. 

10 Die fraw gedacht im nach in 

zom 

Wie sie mocht unterfachen daz. 

Ir her eins auß geriten waß, 

Sein cleider sie fil pald an leyt, 
Ein pfert sie dar nach über¬ 
schreit, 

15 Vermacht mit fleiß ir angesicht, 
Daß sie der pek sollt kennen 

nicht. 

Zu im reit sie in walt fil drat; 

Der pek erschrak daz er wart rot/ 
Und sprach: 'her, gnot mir an 
dem leben; 

20 In ewer huld wil ich mich geben, 
Dez winters keilt hat mich ver¬ 
derbt !’ 

Die fraw sprach: ‘wan ich dich 

ersterbt 

In einem thum, daz wer dein lan.’ 
'Her, gnat mir,’ sprach der arm 

man, 


25 'Eß sol hin für gescheen nymer, 
Und sollt ich drum verderben 

ymer!’ 

Die fraw die sprach: 'ich schenk 

dir daz, 

Ye doch daz du dich hutst dest 

paz, 

So muz ich dich enwenig püssen: 
30 Du wirst mich in daz flach antlit 

küssen.’ 

Der pek waß guter rede fro. 

Die fraw gund sich ab nesteln do, 
Der pek must sich hin zu hin 

buken 

Und kusßen hinten für die luken. 
35 Und in dem allez sie ir auff 

laucht, 

Do het in ye einß zwey bedaucht 
Der locher weren mer dan einß, 
Doch sweig er stil und mellt ir 

keinß. 

Auff ir geperd er furbacz merkt, 

40 Daz in in seinem fursacz sterkt 
Daz ez ye nit der herre waß. 

In im gund er behallten daz. — 
Die fraw von im hin heymen kort, 
[lßr] Waz fro daz sie in het bedort 
45 Und begunt sein ser do heim zu 

lachen 

Und vor den meiden ein schipff 
drauß machen. 
Der pek einer rechten zeit erbeit, 
Pis aber einß der her auß reit; 
Beschem liß er sich allz ein tom 
50 Und wart sich swerczen allz ein 

morn. 


[99.] 1. E fehlt. 11. Gedacht jr wie sie wendet daz vor Wie gestr. 22. ver vor erst. 
gestr. 25. E sol. 43. fraw fehlt. 46. I . schimpff? 50. wart o. R. statt gestr. liß. moren. 

24 * 


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372 


W ei marer Handschrift. 


Ein nerreneleit er im besan, 

Zogt auff die purg and klopffet an. 
Man riff her auß: ‘wer elopfet do?’ 
Der nar der antwort: ‘ja je je ja’. 
65 Die mer kamen der frawen für 
Wie daz ein nar atunt an der 


Wir sint dooh sicher daz erz nit 

sagt; 

70 Wan waz man redet oder in fragt, 
So kan er nichtz dan “jo je je jo.”’ 
Zum ofen furten sie in do, 

Daz in die wenn an schin dest 


thur, 

Der kunt nit anderz dan 'jo je 

je ja’, 

Waß man hallt mit im redet da. 

Do spraoh die fraw: ‘pald lat in 

rein, 

60 Wim welln heint frolich mit im 

sein; 

Frewt euch, ir meaß, die kacz ist 

auß; 

Pringt in und lot unß leben im 

saußl’ 

Man praoht den nam, dez wora sie 

fro, 

Do laoht er und sprach: ‘ja je 

je jo.’ 

65 Do meintens er kund anders nicht; 

Pald eine zu der andern spricht: 

‘Lat unß versuchen waz er kan, 

Wie mooht wir pesser kurczweil 

han? 


paz, 

Wan er gar fast erkalltet waz. 

76 Die fraw begund in selb an 

greiffen 

Und sprach: ‘hen, hastu nit du 

pfeiffcnt’ 

Dez lacht er und sprach ‘ja je 

je jo’ 

Und zeigt in pald sein pffeiffen do 
Mit seinen beiden pfeiffenseken. 

80 Die fraw die schob in in ein eken 
[16’] Und meint mit im zu scherozen 

allein; 

Ir het sein kunter pey dem pein 
So wol gefalln do sies erkuokt, 
Das sie sich unten zujhm schmukt, 
85 Und west doch nit wie siez an 

griff, 

Daz er ir einß zu dancze mit pfiff. 
Das gewant sie hinten im auff 

laucht. 


[ 100 .] 

imri Pharetra contra iudeos. 

Der köcher wider die Juden. 

Scherpfft die pfeyl, erfult die köcher, nider zuslaen die füchß die unsere 
weingartten zustrewen, und nembt daz swert des geists, das do ist das wort 
5 Gots, uff das das mit den czeugnußen des gesetz und der propheten der hoch¬ 
fertig Golias, das ist das jüdisch volk, gleich als mit seinem eygen swert werd 
überwunden! 


82. Sie vor Ir gestr. de. 83. heyß gemacht vor woi gestr. 86. mit üb. d. Z. nachgetr. 
87 mit schwärzerer Tinte geschr. 

[100.] Fettdruck bedeutet rote Schrift , Sperrdruck rote (seltener schwarze) Unterstreichung. 


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G. 


373 


Die Vorrede. 'Dye weis frawe hat gebawt ir haus, aber die unweis 
würt das gebawet haus mit den henden czubrechen’, spricht Salomon in 
dem buch der Sprüche. Die heimligkeit diser wort wurt erkleren daz 10 
nachvolgende gleichnus. 

Ein gleichnus. Ein junchfraw des angesichts schon und wol geczirt 
was auf gestigen oder gangen von Jericho in Jerusalem zu opfferen Got dem 
heren, und in dem weg liff ir entgegen ein alte fraw mit einem gerunczelten 
angesicht und dunkelen awgen. Der selben weg und namen fragt die junch- 15 
fraw und sprach: ‘Was ist dein gescheft und wo gestu hin und wie heistu?’ Die 
fraw antwort: ‘Ich heys die sinagog, die jüdischheit, und was kummen in Jeru¬ 
salem zu opfferen dem heren ein bock für die sund, und von dem schein der 
son sein blöd worden mein awgen auff sehen in die hoe; hir umb hab ich geirt 
in der wüstung on feuchtikeit des wassers und hab nicht funden den weg der 20 
stadt der inwanung.’ Der selben frawen erbarmt sich die oben gemelt junck- 
fraw, und als si sich übet sye wider an den wegk zu füren, funden sye einen 
brun miltiglich auß eim fels fliesende. Der brunne ist die heilge lere. Aber der 
fels was Christus. Der brun teilt sich in zwey flos: in die schriftlichen und 
geistlichen verstentnus. Nun czu der lincken seitten des floß au/ das dür ertt- 2B 
rieh fil nider die sinagog zu ruen, als si müd [ 123 9 ] wer. Aber die schone junck- 
fraw saezt sich unter einen fruchtbaren palmenbawm auff die eben des gras 
czwyschen die czwey flos, das ist czwischen die schriftlichen und geistliche ver¬ 
stentnus. Also die junckfraw vol der lieb fing an mit heylsamer 1er zu unter¬ 
weisen die sinagog, die auß erbet müd was, und sprach: ‘Die wort mit den du 30 
mir antwort gabst, als du mir am ersten begegest, merchstu die selben, so er- 
kennestu das sie nit entberen der heimligkeit der warheit, wan du sagst du 
werst kummen in Jerusalem, das du opffers dem heren ein bock für die sund. 
Nun ist wissentlich daz der bock ein stinckents thir ist; also stinckt 
auch dein opffer vor Got. Auch er gesprochen hat durch Ysaiam a m 35 
ersten capittel: “Ir solt nit mer opfferen daz opffer unnützlich, ewr 
rauch ist mir unmenschlich.’* David hat auch gesprochen: “Der 
betrübt geist ist Got ein opffer.” Du hast auch gesagt dein äugen sein ge- 
brechenhaftig worden auf sehende in die hoe; das ist wol war: du hast verloren 
die erkentnuß des waren glawben; dar umb hastu geirt in der wustunnung von 40 
dem rechten weg.’ 

Die sinagog oder jüdischheit: ‘Wer bistu die mich mit solchen kleffi¬ 
schen reden darst sehenden? Wan ich ein gebererin bin der propheten und 
Patriarchen und han erezohen in meinem schaß die künig.’ 

Die 8amnung der cristen: ‘Ich bin die cristenliche samnung als ein de- 45 
mutige dinerin von dem heren außerweit, in der die figur der patriarchen und 


9. Prov. 14,1 . 18 /. der son o. B. nachgetr. 25. auß. 34. stickents. 41. weg vor 

rechten gertr. 


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374 


Weimarer Handschrift. 


Weissagung der propheten erfult sin. Aber du als die hoehfartig küngin Vasti 
bist von dem kunig der himmel versmet von der üppikeit wegen deine un- 
glawben. Ich als die demütige Hester bin auf genumen in den palast des kunigs. 

60 Von mir ist gescriben: “Die kungin ist gestanden zu deiner rechten”, [124 r j uff 
das daz nach der Weissagung Y s a i e die verlassen der kinder von Israhel selick 
wurden. Hoer fleissig mein rede; ich wurd dir schencken das wasser der weiß- 
heit: “Audi tacens etc. hoer sweigende: so wirt dir von erwirdikeit wegen zu 
gehen gute genade.” Nun wurd ich dir zum ersten erkleren die irsal ausem 

65 thalmut, und ire betriglikeit wurd ich außreuten mit den czeugnusen der war- 
heit. Wan wur umb? Du magtst nit an nemen den samen der warheit, es 
sint dann vor außgereut die doren und hüdhechel der falßheit. Dar umb spricht 
Got Jeremie am firden capitel: “Ir solt euch pflantzen newe frucht und nit 
sehen oder pflanczen auf die dornen.” Zum anderen wurd ich offen die lere 

60 des waren glawbens mit den czeugnusen des gesetz und propheten. Zum dritten 
wurd ich antwortten über alle und ytliche dein fürhaltung. 

Dise irsal sint ?on einem newen cristen aufi dem talmut geezogen. 
Nun zum ersten legen wir auß die irsal des thalmuts. Talmut ist nach der auß- 
legung ein lere und wurt geteilt in vir bücher: untter den wurt itlichs in gemein 

66 genant zezer. Doch hat itlichs ein besunderen namen. Das erst heist Mochor, 
nach der außlegung genant “ein ende”, zu latein “terminus”. Der ander namen 
oder daz ander buch heist Nassym, zu teutzsch “weyber”; daz drit buch 
Cizassim, zu teutzsch “die heilligunge”; daz vird buch heist Jessuhor, zu teuschtz 
“die grüssung”. Disen talmut seczen die juden für den bucheren Moysi und pro- 

70 pheten, und uff daz sye mer mögen czyhn zu glewben dem thalmut, hencken 
sye ein mer oder fabel an die andern und sprechen das Got lerne in dem thal¬ 
mut. [124*j Dawider: wer dem also, so het Got nit die volkummenheit der 
weißheit, das do ist keczerey, wan daz widerspricht Jhesus Syrach in dem 
buch von der versmehung der werlt am ersten capitel: “Alle Weisheit ist von 

76 Got dem heren und ist bey ym gewest alczeit und ist von ewikeit.” — Item: 
man list im cezer Mochor, daz ist im ersten buch, daz Got teglich wein umb die 
widerwertigkeit der juden zu grösser verdampnuß der cristen und daz zwey czer 
von seinen awgen tropffen in daz groß mere, und die selben czere nennen sye 
den schein der von den gestiren feit. Da wider: so Got weint, so ist er 

80 hartzselig oder dürftig. Mag er sich erweichen in die czere, so ist er zu er- 
brechenlich oder zu erstörlich, wan ein ytlich verwandelich dingk ist zu erstör- 
lich. Item mag sich Got ergeben in daz wasser der czere, so wer daz element, 
daz wasser, ein materig Gots, und so die materiell ee ist dann das daz von der 
materi kunt, so wer auch daz wasser e dann Got. — Item: die juden sprechen 


52. schencken über gestrichnem ppinabo. 54. gehn. 62. geezogen vor Talmut ausge- 
wischt. 68. grüssüg vor heilligüge durchstr. vird a. R. statt drit. 70. czyhn a. R. 
nachgetr. 73. keczer’ey. 81. von od« an hellere Tinte. 


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c. 


375 


daz Got hewl oder grein als ein leb und klopff mit den füssen an dem himel 85 
und beweg sein hewbt und sprech: “We, we mir daz ich mein haus hab lassen 
zu einer wüstung werden und mein volk geseczt in die Völker, und we den 
hinderen die von dem tisch des vaters abgeschiden sint!” und daz Got teglich 
bet für die juden. Da wider: wer dem also daz Got smerczen hat von der 
verlassung der juden und mag daz nit wider brengen, so ist er hartzselig und 90 
unmechtig. So er aber mag die verlassen juden wider czu im brengen und daz 
nicht thun wil, so erscheint daz er nit trawrt. Oder wen bit er für sye? Bit 
er einen mechtigeren dann er ist, so ist Got in seiner magt nit volkummen. 

Bit er aber einen unmechtigem, so ist er ein thor. Der ytlichs ist keczerey.’ 

/ 125*] Die sinagog spricht: 'Bis hy her han ich geswigen und bin ge- 95 
dultig gewesen. Nun wurd ich auch reden und dir antwortten. Was ver- 
wunderstu dich das ich sag mein Got vergiß die czer von meinen wegen, und 
du sprichst das dein Got Jhesus sein für dich gekreuczigt und hab sein blut 
vergossen?’ 

Die kirch: 'Ich sprich Jhesum gecreuczigt in der menscheit in Got 100 
angenummen, aber die gotheit bleibt alczeit unleydenlich; wie wol in einer per- 
son Christi sint czwu natur vereint der gotheit und menscheit, als ich dir her¬ 
nach beweren wurd; ye doch hat allein die menschlich natur geliden; wan als in 
dem menschen sint czwey vereint wesenliche dinck, leip und sele, so mag doch 
allein der leip verwunt werd mit dem eysen und daz blut vergiß, aber che sele 106 
nicht.’ 

Die sinagog: 'Waz verwunderstu dich auch daz ich gesprochen han 
Got von meinen wegen trawren? Nun ist doch geschriben in dem buch dez 
geschöph daz Got inwendig berürt worden ist mit swerten dez hertzen und 
sprach: “Ich wurd abtilgen von dem antzlitz der erden den menschen den ich 110 
han erschaffen, wan mich reut daz ich den menschen han gemacht.’” 

Die cristenheit: 'Wan die heilge schrift Got zu seczt menschliche leidung, 
so reth sye durch ein gleichnus, gleich als der der do reut und traurt von einem 
werck. Der hat fleiß daz selb anders machen oder zu brechen, so er daz mag 
gethun. Also wurdt gesprochen daz Got gereut hab die erschaffung dez 115 
menschen, do er yn wolt vertilgen. Aber wen Got trawrt von der gefencknuß 
der juden, so wider ruft er daz bald. Aber so er daz nit widerrufft, erscheint 
daz er nit trawret. 

Was Got teglich wirck. Was Got thun und was er wirck teglich durch 
die XXIIII stund, spricht rabi Moiß im cezer Naasim, daz ist in dem andern 190 
buch: “Wen ein mensch spricht: '“Ich leid, ich bin kranck’”, in derselben stund 
spricht Got im himel: [125*] ‘“Ich leid an dem hewbt, mich smirtzt der arem, 


85. dem] oder den? 86. sprech vor beweg gestr . volk vor haus gestr . 87. de. 

100. gekreu gestr. vor gecr. 101. gotheit aus got verbessert. 105. oder. 118. er vor daz 
über d. Zeüe nachgetr. 


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376 


Weimarer Handschrift. 


mir thut der bauch we oder der fuß’” und also von den andern glidern 
spricht Got also über daz blut der Unrechten, noch vil mer über den smertzen 
126 der gerechten, das ist der weysen im talmut.” Die wider red: teglich 
thut den bösen und gerechten etwas we, dar umb hat Got alweg smertzen, 
dar umb so ist er nit heilig; daz ist lesterung. Wir predigen Christum ein mal 
gecreuczigt allein in menschlicher natur, nit in der gotlichen, und daz ist den 
juden schand. Aber sy glewben daz Got alczeit leid, und er doch spricht durch 
130 den propheten Malachiam am andern: “Ich bin der her und verwandel 
mich nicht.” — Item: in dem buch des außgangs am sibentten list man daz 
Pharao verfolgt Israhel bis an daz rot mere. Spricht rabi Samuel: “Zu der¬ 
selben stund wolten die engel nach gewonheit mit gesang Got loben. Aber 
Samay, daz ist Got, sprach: “‘Ir erfreut mich und singet lob, und die werck 
135 meiner hend sint in vertürpnus der feind und werden versenckt in dem mere.’”” 
Die wider red: nicht hat Got versmet das loben der engel von vertürpnus 
wegen der juden. Auch ist Got nit verhindert worden zu helffen den juden von 
lobung wegen der engel. Dar umb ist war daz Ysaias sagt: “Der thor redt 
nerrische dinckg, und sein hertz thut boßheit in dem daz er glewbt nerrische 
140 dinge.” — Item rabi Aven fragt von rabi Juda: “Was ist das werck Gots?” 
Antwort Judas: “Der stunde des tags sint XII. In den ersten III stunden 
siezt Got und lernet im talmut. In den andern treyen stunden siezt Got in 
czweyen stülen und urteilt die gantzen werlt; und wen er siet die werft ver- 
dampt, stet er auf von dem stul der gerechtikeit und siezt in den stul der 
145 barmhertzikeit. Die dritten trey stund neret [ 126 *] oder speyst er die werft von 
dem einhoren bis auff den flogk. Die mrten trey stund siezt er und spildt mit 
der slangen gnant Leviathan nach dem spruch David: ‘“Der drag, den du hast 
erschaffen in zu betrigen.”’” Wider daz erst ist vor für gehalten. Wider daz 
letzt: sprech ich daz Got hartselich wer, so er im für nem zu einem wollust 
150 mit dem drachen spilen, daz wurdt auch von den mensch geacht für snodikeit; 
wurdt aber hie an gesehen der schriftlich sin, so sprich ich daz der drag ge¬ 
schaffen ist, daz in betrigen die beswerrer, als man dann vindt in der natur. — 
Nun fragt mer der vorgnant rabi was Got in der nacht thu. Antwort Judas, 
er thu als am tag oder steig auff in den kor cherubin, gee umb und über lauff 
156 durch achtzehen werlt leng nach dem spruch David: “Der wagen Gots in 
cherubin ist manigfeldig mit czehentausanten.” Die wider rede: der über 
lauft bald der an allen enden ist, der do spricht: “ich erful den himel und die 
erden.” So aber not wer sich czu bewegen von einer stat zu der andern und 
möcht daz nit thun, er seß dann auff cherubin, so wer er swag. — Item: rabi 
160 Alza spricht zu rabi Naaman: “Wiß das vor Got kein frewd gewest ist von der 
zeit als der tempel verlassen ward nach der Weissagung Y s a i e am XIII: “‘Der 


130. vielmehr Mal . 3, 6 . 140. oder Anen. 146. virten trey Roethe , dritten vir X 

149. eine. 161. vielmehr Jes. 15,2. 


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her hat gefordert in dem tag zu dem weinen und clagen, zu der entplössung dez 
hewbts und zu der gürtel des sacks.’”” Dar nach spricht der rabi Naaman: 
“Und also würt sich Got betrüben bis der tempel wider gebawet wurt.” Da 
wider: ist kein frewd gewest bey Got, sunder trawrikeit, so ist kein selikeit, 165 
daz doch ist keczerey und lesterung, wan David spricht: “Frewd oder 
wollüstikeit sindt in deiner rechten biß in daz end.” Auch mere spricht David: 
“Die bekennung und Schönheit in seinem angesicht.” Mer: “Glory und reich- 
thum in seinem haws.” Mere spricht er: “Her, selich sein die die do wanen in 
deinem haws!” Wie möcht dann das hausgesinde selig sein do der herr wer in 170 
trawrikeit? Das aber Ysaias [126* ] spricht: “Der herr hat gefordert etc.”, ist 
offenbar das er den juden trewet mit der pein umb ir sund willen; das aber bald 
hernach stet: “Geth von mir, ich wurd bitterlich weinen”, die stüm laut nit in 
der person Grots, sunder dez prophetten, der auch weinende hat sich geflissen daz 
volk reyssen zu dem weinen der büß. — Item: rabi Ysaac fragt von rabi Juda: 175 
“Was thut Got, das er nicht trawrig sein?” Antwort: “Er siezt und leret den 
talmut die kinder die do klein und ungelart sterben, als Ysaias sagt am XXVIII 
capittel: “‘Welchen würt er lernen die kunst und welchen würt er machen ver- 
sten das gericht? die entwentten von der milg und abgeezogen von den 
brüsten.’”” Da wider: das ist keczerisch sprechen das sich Got übe mit der 180 
ler der kinder im dar durch zu benemen sein trawrikeit, so er sie in einem 
augenblick möcht lernen alle kunst, als der prophet spricht: “Er hat ge¬ 
lassen daz fewr von der hoe in meinen gebein und hat mich gelemet.” Aber 
das wort des propheten Ysaie ist zu versten das Got lernet oder unterweist 
die entwentten von der milg der wollust und uberessen und abgeezogen von 185 
den brüsten der werentlichen begirlikeit, wan er het vor gesprochen: “Die 
prister und propheten haben nit gewist vor trunckenheit. Sie sint verczert von 
dem wein etc.” 

Die gotslesterang der jaden. Die juden sprechen Got hab vil gesündigt, als 
man list in cezer Casassim, das ist im dritten buch. Uber daz wort im buch 190 
der geschöpff: “Got hat geschaffen czwey groß licht, die sun und den mond” do 
spricht rabi Anania: “Der mond sprach vor Got ob es müglich wer daz czwen 
kunig brauchetten einer krön, “‘daz ist daz ich und die sonne haben eine ere 
oder wirdikeit.”’ Do sprach Got zum mond: “‘Gang hin und mach dich ge¬ 
ringer!”’ Antwort der mon: “‘Her Got, mit nicht sol ich mich mynner [127*j 195 

dar umb daz ich daz wort geredt han.’” Do sprach Got: ‘“Ge hin und biß vor 
der nacht oder verweß di nacht!”’ Sprach wider der mond: “‘Was ist nütz die 
kertz zu mittag?”’ Sprach Got: “‘Ge hin, daz volk Israhel wurt in dir czelen 
die tage, die monad und jar.’” Und do er sagh daz daz gemüt des mond nit 
willig was, sprach er: “‘Seczt mir auff die büß, wan ich hab gemynnert den 200 

mon!””’ — Item: do man list in dem psalter: “Den ich gesworen hab in 


164. vor Da. 180. keczer’isch. 183. meine. 


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378 


Weimarer Handschrift. 


meinem czom,” do spricht im cezer Jessuhor, daz ist im virden buch, rabi 
Racha: “Got hat gesprochen: “‘Ich han gesworen in meinem czom von der 
umbkerung wegen Israhel, und es reut mich; brengt mir die absolucion und 
205 gnad, aber welcher wurt mich absolviren?’”” Da wider: so Got darff der 
absoluczen und gnad oder Vergebung, so feldt die sünd in Got, daz lesterlich ist 
zu reden, so doch M o y s e s spricht Deuteronomij in dem buch der Veränderung 
des gesetz am XXXII: “Got ist getrew und on boßheit, gerecht und recht¬ 
fertig.’’ Dar umb die do sprechen oder glewben daz Got mog Bünden, die sollen 
210 nach dem gesetz Gots versteint werden als Gots lesterer. — Item: über das wort 
Jeremie XII: “Ich hab verlassen mein haws etc” spricht rabi Johel: “Es 
sint trey hutt der engel in der nacht, und auff der obersten siezt Got, schreit 
als ein leb, weint und spricht: ‘“We mir, ich vermaledeitter han verlassen den 
tempel und die juden, hab lassen verwüsten mein haus, han verbrent mein palast 
215 und mein sone gefangen unter den Volkeren der werlt!””’ Da wider: so 
Got weint und sich vermaledeit, so ist er türftig und unmechtig im und andern 
zu helffen; das zu glewben ist keczerey. — Item: rabi Johel spricht: “Von der 
czeit do Got verliß den tempel, bleib im ein stat vir elenbogen weidt; czwischen 
dem fal des tempels do selbst lernet er im talmut und übt sich teglich di kind 
220 zu leren die ungelart gestorben sint, als man list im cezer Jessuhor.” [127*] Da 
wider: So ein stat vir elenbogen weit Got begreuft, so ist er klein. Da wider 
list man im dritten buch der kunig am VIII: “So die himel und die himel 
der himel dich nit mögen begreuffen, noch vil mynner diß haws etc.” Item: So 
er lernt im talmut, so ist er unwissen. — Item: rabi Johel spricht: “Wen die 
225 juden ein geen in die hewser des gebet und der schul, so sprechen sye: “Sein 
grosser nam sein gebenedeit!’” und Got antwort, das ist einer auß den weisen 
an Gots stat: “‘Selick ist der kunig den sie in seinem haus also loben.’” Dann 
antwortten sie alle als mit lesterung: ‘“We dem vater der gefangen hat sein 
sone, we den sonen die gefangen sint, we in die entperen des tischs irres 
230 vaters!’”” Da wider: Moyses hat geredt: “Wer ubelspricht oder flucht dem 
vater, sol sterb des tods.” Nun sye fluchen dem ewigen vater, dar umb sollen 
sie ewig sterb des leiplichen und geistlichen tods! — 

Vom neyd der juden wider die cristem Rabi Simeon spricht daz ein 
ytlicher crist durch kunst und kluckheit der juden mög betrogen werd on sund, 
236 als man list im cezer Jessuhor, daz ist im virden. Spricht auch: “Den aller 
besten cristen tötten ist besser dann daz hewbt der schlangen zumürschen.” 
Und dar nach: “Der aller best crist ist zu tötten als ein snoder und lesterer!” 
Da wider Josephus spricht in dem XVIII buch das der czwelfbot Jacobus gnannt 
ein bruder Jhesu also heilig gewesen sein das umb seins tods willen durch Titum 
240 Jerusalem sein zu stört worden und di juden in groß trubsal kummen. So nun 
Jacobus gepredigt hat die ere Christi do er ward geworffen von dem tempel, 


207. deut'nomij. 234. das vor durch gtstr. 


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379 


und von der sünd seine tods Jerusalem zu stört ist, als Josephus schreibt, er¬ 
scheint das er die warheit gesagt hat, und das die juden swerlich sunden. wen 
sie die cristen tötten. — Item: man list auch im cezer Jessuhor, im virden, daz 
alle unrein wort sünd sein, on allein die wort die sich czihen in die smeung der 245 
cristenlichen kirchen. Item: al lesterung ist den juden [128* ] verboten on die 
leeterung der kirchen; darumb haben si alle in gewonheit das si auch vermale- 
deyen die junckfrawen Mariam und nennen den fronleichnam Christi ein unrein 
opffer und flien wen si hören die glocken geen mit dem sacrament, und ver¬ 
spotten es. — Item: man list im cezer Cazassim das unter in ist gemacht ein ge- 250 
bot von allen weysen das sie teglich in dem gebet das sie am kreftigsten achten, 
trey mal verfluchen die diener der kirchen, den kunigen und regirem und allen 

die den juden feint sint; das selb gebet ist im talmut und sol steen mit zu 

s&mmen gesaczten fussen gesprochen werd und in der selben weil nicht anders 
geret werd. Auch so yn ein slang am halß biß, doch sol er das selb gebet nit 255 
unterbreoh; und das selb gebet sprechen man und frawen zum mynsten trey 
mal am tag, und die wort des gebets sint die: “Den bekertten sol nicht hoff- 
nung sein, und sie sollen al snelliglich zu streut werden und gemynnert in ein 
kleine zal und furbas nit wider auf steen, und alle feind deines volks Israhel 
sollen zutrent werd und das reich der Schalkhaftigkeit der oristen werd außge- 260 
reut, zubrochen und zustort; thu, herr, thu, erful das wir biten in unsem tagen 
snelliglich, snellichlichI” Dise maledeyung wurt gnant Minin. Da wider: 

das sie also teglich biten und schreyen und nit erhört werden, wan das reich 

der cristen nympt zu und sy ab, wurt erkant das sie unrecht beten, als Ysaias 
am ersten: “(Jot spricht: wen ir eure hend auß reckt, wurd ich mein äugen von 265 
euch wenden, und so ir vilfeldig macht ewr gebet, wurdt es nit erhören, wan 
eure hend sint vol sund oder bluts.” Aber an der cristenheit wurt erfult das 
wort 4 'wer dir übelredt, der sein vermaledeit; und der dich benedeyet oder wol- 
redt, der sein gebenedeyet.” Auß dem erscheint auch das Got sye gantz ver- 
worffen hat die czu ym geschrien haben mer dann tausent und CCCC jar, und 270 
hat sye doch nit erlöst von dem gewalt der cristen, die er doch vor oft erlöst 
hat vom gewalt der heyden. — [128*] 

Ton der schand des talmuts. Sye seczen auch etliche snode ding die graussam 
sint zu hören; ye doch das die irsal im talmut kundig werden den sie also gewiß 
und groß achten, bedünckt uns nit unnücz die besohreyben. Im buch des geschöpfs 275 
am dritten sprach Adam: “Das gebein ist nun auß meinen gebeinen.” Spricht rabi 
Elezer das Adam sich vermischt hab mit allen thiren, und da von sint kummen die 
wunderlichen mensohen nach mancherley gestalt der thir und menschen. Dar auß 
beslissich das die eselin und der aff und der gleichen sint stiffmütter der juden. 

Die sinagog spricht: 'Dar umb sint sye auch stiffmüter der cristen und 280 
andern menschen, seidt mals Adam ein vater ist aller.’ 


262. oder nimm. 266. ir 1 . 267. sad od’ bluts o. R. nachgUr. 


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380 


Weimarer Handschrift. 


Die kirch: 'Das volgfc nit dar auß, wan allein die juden sagen und halten 
das und anders nymant. Item: Babi Salomon spricht das vor der erschaffung 
Eve Adam hab ein haußfrawen gehabt mit namen geheyssen Lillis. Nun was 
285 Adam von des verbotten holcz wegen von Got verbandt CXXX jar. In den 
selben jaren gebar er auß der haußfrawen IJlli allein teuffei; auß dem beslis ich 
das die teuffei sint bruder der juden und nicht der andern menschen, wan allein 
die juden, die iren vater verleümanten, sollen mit yn tragen die schand die auB 
dem ubeln leumant des vaters kümpt. Und dar umb die teuffei ir bruder sint, 
290 so müssen sie mit in teylen die erbschafft der helle.’ 

Die sinagog: 'Das muß nit sein, wan wie wol Esaw und Jacob gebruder 
waren, so wolt doch Esaw mit Jacob sein erbteil nit teylen.’ 

Die kirg der eristen: 'Das thet Esaw dar umb wan er sorgt die myn- 
derung des erbteils; aber der teuffei hat vil in dem erbteil der würm und des 
295 hellischen fewrs, dar umb teylt er gern mit in. — Item: Rabi Esaia spricht das 
die slang die Evam betrogen hab, hab sich mit ir vermischt. Dar auß ich be¬ 
slis das die slang ist ein stiffvater der juden. Dar umb volgen sie noch den 
slangen nach mit iren sitten, als David spricht: "Der czom ist in nach der 
gleichnus der slangen, wan sie haben verstopft ir oren, das sie nicht hören teten 
300 [129 r ] die lere Christi, wie wol sie wunder Zeichen sahen.” Auch spricht er: "Si 
haben ir czungen scharpf gemacht als die slangen”; und das in der anclagung 
Christi. Item mer “Die gifft der slangen oder trachen untter iren czungen”; 
und das in der lesterung der kirchen. — Item: rabi Avelyn spricht über dae 
trit capitel Geneß: "Er hat sie geschaffen den man und die frawen” spricht 
305 das Adam auff der ein seitten sein gewesen ein man, au# der andern ein fraw, 
und do Got sähe die ungestalt, hat yn alczeit gesmet oder veracht.” — Item: 
Avelyn spricht über das XIII capitel der Veränderung das Moyses schickt czwelff 
ausspeer in das gelobt landt, das die tochter einß risen vom gesiecht Enachim 
sye fing und saczt sye in dye gummen irs vaters, daz er sye all czwelf verczert, 
310 ye doch durch Gots hilff wurden sie erlöst und fluen. Das sahg die haußfraw 
des risen und wolt sye behalten und härmt ab vil nach in das sie die fluchtigen 
gar nae ertrenckt het. — Item: rabi Avelin spricht über daz drit capitel dez 
buchs der Veränderung über die wart “sein eyserein beth, daz do hat einer 
menlichen handt neiin elenbogen, wurt beweist oder geczeigt”, spricht dar über, 
315 do Moyses solt töten den kunig Og von Bas an, do het er ein beyel mit dem 
stil X elenbogen langk, und die leng Moysi was auch X elenbogen; da er nun 
slug den kunig Og, sprang er auff in die hoe X elenbogen und traff in kawm 
mit der Verwundung bey den ferssen, daz er vill und starb. Von dem selben Og 
sprechen die juden: do er sähe die schar dez Volks Israhel, nam er einen stein 
320 einer ungehörten groß und legt in auff sein hewbt, daz er da mit nider slug 
daz volk Israel. Aber ein kleiner widhopff saß auff den stein und bort mit 

299. hören teten Roeihe , horenttü X. 303. 7. 12. unsicher ob Auelyn oder Anelyn. 
305. auß. 313. eysenrein. 


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c. 


381 


seinem snabel ein loch in den stein, daz er im aber daz hewbfc an den halß fil, 
und von stund wuohsen seine czen, daz er den stein nit mocht wider ab legen. 

Do daz Moyses sähe, ertöt er in, als oben stet. Auch wurt gesprochen im 
talmut, do der selb kunig erfault und die gepein tür wurden, daz ein [129*] jeger 326 
einen hirß jagt ein ganozen tag in der waden rören. Da wider: die all sint 
wider den tezt Moisi, der sagt Deuteronomij, daz ist in dem buob dez andern 
gesecz, am dritten daz sein eiserein bet hab einer menlichen hant IX elenbogen.’ 

Die sinagog spricht: ‘Daz selb betb waz die wig seiner kmtheit.’ 

Die kirch: 'Daz ist falsch, wan do die meinung Moysi was zu beschreiben 330 
sein groß, bet in nit beschriben nach der kinthchen groß, bet auch nit gesprochen 
daz betb, sunder daz betlein. Item: daz ist falsch daz Moyses sein gewesen 
X elenbogen langk, wan der tabemakel den Moyses maoht, failt in der hoe 
X elenbogen: dar umb so Moyses wer eingangen, so betb er mit dem bewbt 
oben an geriirt. 336 

Vom neid der jaden wider die cristen. In dem tag Mardoohei den die 
juden noch halten XV. kal. martii, daz ist am andern tag nach Valentini, 
als oft genant wurt Aman, zubrechen sie in der sinagog die befen und sprechen: 
“Als Amon vertilt wart, also werd bald zustort daz reioh der oristen.” 

Was die jaden halten von den engelen. Von den engelen sprechen die 340 
juden daz Got teglich auß seinem mund blos oder edem vil tausent engel nach 
dem spruch David: ‘Der seinen geist macht engel.’ Da wider: so Got auß 
blest die engel, so sein die selben geist von der substantz und natur Gots oder 
von einer andern. Sein si nun von dem wesen oder substantz der gotheit und 
das selb wesen wurt furbas geteilt in vil engel, so wer Got teyUicb durch vil 346 
teyl in vil wesen; dar umb ist er auch zustörlioh, dan ein ytlich teylbch dingk 
ist zustörlioh.’ 

Die sinagog: ‘Nun wurt doch das fewr geteilt on sein zu Störung.’ 

Die kirch: ‘Daz fewr wurt nit geteilt on sein zubrechung, sunder von 
dem fewr wurt ein ander matery entczunt. Sprichstu aber daz die engelischen 360 
geist sind von einem andern wesen dan vom götlicben, so frag ich von welichem, 
von der substancz dez lufts oder dez fewers. So der einß wer, so bedörft Got 
daz sein natur wurt enthalten mit dem luft oder fewr, als wir bedörffen den luft 
zu uns ziben durch [130'j di langen, daz hertz zu erkülen und daz wir darnach 
wider edemen. Wen es mit Got auch also wer, so wer Got unfolkummen; oder 366 
wan her hat er geedempt oder den adem gehabt, ee er fewr und luft bet er¬ 
schaffen? Daz aber gesprochen ist im psalter “Der sein geist maoht engel”, 
soltu also auslegen: Der sein geist, die von natur geist sint, macht engel durch 
daz ampt, so er sie sendt uns zu dienen. 

Was sie halten von den tenffelen. Von den teuffeien sagen die juden 360 
daz sie leichnam haben, essen und trincken, werden gebert und gebeten auch. 


349. sunder au» sy (t). 357. ist üb. d. Z. nachgetr. 


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382 


Weimarer Handschrift. 


Da wider: so sy geberen, so haben sye wesenliche leichnam oder begreüf- 
liche leichnam, wan auß den leichnam von der loft möchten si nit geberen. So 
sye aber haben undurchsichtbar leichnam, wie mögen si ein gan in di menschen 
365 und auß yn reden, als es unmüglich ist daz ein finger gen in den andern; wan 
als der natürlich meister spricht in den sex Ursprüngen, 'eß ist unmuglich czwen 
leichnam mit einander sein an einem end.’ Item: haben sie irdische leichnam, 
war umb werden si nit gesehen, seitmals ein itlich leichnam sichtbar ist, der nit 
verklert ist? 

370 Yon den seien. Sye sprechen daz von anbegin alle sele erschaffen sint 
und das sie Got alle beyeinander habe. Da wider: der herre sprach zu Job 
im buch Job XXXVIII: “Wo warstu do ich saczt die grünt festen der erden, 
do mich lobtten die morgenstemn”, daz sint die engel, als ob er eprech. “Dan 
warstu nicht”, und volgt er nach in text: “Mit nicht mochstu wissen daz du 
375 solts geboren weren, und west auch nit di zal deiner tage.’ Da durch wurt 
auch widersprochen die meinung da man sagt daz die sele alle dingk wissen, 
ee si eingossen werden dem leichnam. 

Die fabel von dem engel des tods. Sye sagen vom engel dez tods, den 
sye nennen Malachinanet, der erwürgt die sterbenden menschen, der selb engel 
380 sein einß gestanden bey einem man gnannt Josue, ein son Levi, und hab ge¬ 
sprochen: [130* ] “Ich bin kummen daz du sterbst und daz ich nem dein sele.” 
Der sprach: “Mit mein willen nit, du weisest mir dann vor daz paradeis.” Den 
nam der engel auf sein flügel und furt yn daz er mocht sehen daz paradeis. 
Also sprang er von den flügelen dez engels und fil in daz paradeis. Dar nach 
385 czwang yn der engel wider herauß zw gen und vermocht daz nit. Do nun der 
engel solche Got clagt und er durch daz geheiß Gots solt beczwungen werd auß 
zu gen, do swur er nit auß zu gen. Also gab Got daz urteil: würd erfunden 
daz derselb ye in seinem leben het meineydt gesworen, so solt im sein gelüb 
nit helffen; wurd es aber nit erfunden, so solt er bleiben. Und eß ward nit 
390 funden daz er in seinem leben wer meineydt worden; also bleyb er und lebt 
noch. Da wider: hye möchten vil für geworffen werd. Zum ersten frag ich 
von den flügelen dez engels von waz matery di sint, daz er alß oft geth durch 
den kreyß dez fewers und durch die feürigen luft und di flügel nit verbrennen.’ 

Die sinagoge spricht: 'Daz wurt verkummen durch die götlichen macht 
395 im gegeben.’ 

Die birch spricht: 'Mocht dann nit auch also die gotlich macht verkum 
daz der jüd on seinen willen nicht fil von den flügelen? Item: do er durch ge¬ 
heiß Gots ward beczwungen auß zu geen, verswur er nit auß geen. D a 
wider: Es stet geschriben im buch Hester: “Keiner mag widerstant 
400 thun deinem willen.” Und im Job: “Wer wider stet im und hat frid gehabt?” 
Item: Da wider daz er noch leb, frag ich ob er werd sterben.’ 

364. h vor aber gestr. 365. ist üb. d. Z. nachgeir. 378. ye. 379. oder malachinauet. 
383. furt aus furst. 397. iüd über d. Zeüe nachgeir. 


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Die slnagog: 'Nymmer mere.’ 

Die kirch antwort: ‘Daz widerspricht David also: “Welcher mensch lebt 
und wurt nit sehen den todt?” als sprech er: keiner, wan wir sterben alle und 
fallen als daz wasser in daz erttrich, als gescriben stet im ersten buch der kunig 405 
am andern. Item im buch der versmeung der werlt am IX: “EB ist 
nymat der allweg leb.” Dise alle sint wider die juden, die sprechen [131*] daz 
Helias, Enoch und ir messias nymer werden sterben. Sprechen auch: “Wer dez 
talmut spot, der wurt mit einer schentlichen pein gepeinigt.” War umb ward 
dann nit gepeinnigt der kunig von Franckreich der nit verspot, sunder alle 410 
bücher dez talmuts verbrennet in seinem reich? Warumb wurden nit gepeinnigt 
die gelartten die solche zu richten im landt Franckreich? 

Ton der bftchsen im talmut im ersten teyl, daz man nent benedeyung, über 
di wort im buch dez außganges “Du würst sehen mein hinter teyl, aber mein 
angesioht machstu nit sehen” schreiben die juden daz Got in dem höre trag ein 415 
büchsen an ein rymen gebunden, und daz der knöpf dez selben rymen hinden 
an dem hewbt under dem him sein bevestigt, und in der büchsen sindt vir 
briflein, dar an sten gescriben daz lob der juden, aber oben am linken arem 
trag er ein ander büchsen auch also mit einem rymen angebunden, darin sein 
auch ein cart, die halt alle lobe der juden als die vorgnannt; und da von werd 420 
verstanden der sprach Ysaie am LXII “Der herr hat gesworen in seiner rechten 
und in dem arem seiner sterck,” daz ist in seiner lincken, und sprechen daz 
Moyses den hut oder den knöpf dez rymen der selben krön, den sye nennen den 
engel Muctaron, teglich Got auff sein hewbt leg. Da wider: daz gesecz sagt 
nichts da von. Meinstu daz Got daz lob der juden nit möcht behalten, er 425 
schrib eß dann an briff, und er doch spricht: “Ich bin der herr, der erforscht die 
nyren und hertzen”? Ich frag fürtter ob die büchsrymen und cartten sint von 
der substantz, daz ist von dem wesen Gots, oder anders. Sint sye von dem güt¬ 
lichen wesen, wie werden sie geschiden von Got, daz der engel sye Got auf secz 
und an bind? Sint si aber von einem andern wesen, frag ioh von welchen? Und 430 
so Got bedarf einer frommen matery zu seiner zir, so ist er ungenügsam. Daz 
aber in vir carten oder brifen behalten sint die lobe der juden, bewer ich auß 
den Schriften daz [131*] vil ee in den scheczen Gots behalten sint die vemich- 
tunge der juden. Dan bei Got ist behalten ire sünd versmehung, item ir Ver¬ 
werfung, zum dritten die Verachtung irer opffer, irer gebete und fest, zum virden 435 
die gütliche trawung über sye. Von der hassung Gots umb irer sund willen stet 
Jeremie am dritten: “Dir ist worden ein stim einer gemeinen frawen und 
woist dich nit Schemen.” Item im buch Exodi, dez außgangs: “Ich sihe daz 
diß volk ist einß hertten hals.” Item Deuteronomij, im andern gesecz, sprach 
Moyses: “Ir seit alczeitt widerspennig gewest Got von dem tag do ich anhub 440 
euch erkennen; und ich han erkant daz ir nach meinem tod werd übel thun, und 

409. oder pen f 420. be vor lobe gestr. 423. den (vor sye) aus dye verbessert. 434. sünd 
über d. Zeile nachgetr. 


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384 


Weimarer Handschrift. 


am leczten werden euch begegnen vil übel.” Von den andern, daz ist von irer 
verwerffung, Jeremie XIIII: “Ob Moyses und Samuel vor mir stünden, so ist 
doch mein sei nit zu disem volk.” Item Osee am ersten: “Ich würd mich 
445 fürbaß nit mer erbarmen des hauß Israhel; in vergessen wurd ich ir vergessen.” 
Item: “Das haus Israhel ist gefallen und wurt nit zu geben wider auff zu sten.” 
Vom dritten, von der Verachtung irer opffer, Malaohie am ersten: “Mir ist 
kein wil in euch, kein gab wurd ich nemen von euren henden; vom aufgang 
der sonne zum nidergang ist mein nam groß in den Völkern.” Auß dem er- 
460 scheint die außerwelung der heyden und verwerffung der juden. Item: der herr 
spricht durch J e r e m i a: “Bit nit für diß volk; wen sie werden vasten, wurd 
ich sie nit erhören.” Vom virden Deuteronomio, im buch der Veränderung dez 
gesecz: “Du würst vermaledeit sein in der stadt, auffem acker; und vermaledeit 
wurt die frucht deines leibs, und du wurst ein ebenbild allem volk der erden, 
455 und dein schand wurt nit abgetilgt in dir oder in deinem samen.” Er treut yn 
auch mit der ewigen bein, Deuteronomio XXXII: “Daz fewr ist ent- 
czunt in meinem grim und wurt brennen biß an die letzten der helle.” Dise al 
sint verborgen in der büohsen Gote. Dar umb stet bald er nach gesohriben: 
“Sint nit dise dinck behalten bey mir und geczeiget in meinen scbeczen?” I* m 
460 [132r] Ysaie am leczten: “Ir würm wärt nit sterben.”’ 

Die sinagog: ‘Dise alle sint gesprochen wider das X geschleoht, die do 
abgingen von Jerusalem und volgten nach Jeroboam mit der aptgötterey.’ 

Die kirch spricht: ‘Daz wurt widersprochen im anfang Ysaie: “Das ge¬ 
sicht Ysaie über Judam und Jerusalem.” Diß haben die LXX meister außge- 
465 legt: “Uber das jüdisch lant, Judeam und Jerusalem, dar inne ist beslossen das 
gantz ertrich der X gesiecht.” ’ 


[ 101 .] 

[159*] Daz lest oder gemein gericht wirt sein an dem end der wellt in der andern 
zu kunfft dez hem Jhesu Cristi, zu welchem der her körnen wirt durch einen 
gemeinen weg der gerechtikeit; wan allß sein ersti zu kunfft ist gewesen zu 
einer erlosung der wellt durch einen gemeinen weg der parmherzikeit, und do 
5 selbst kam er in offenberlicher parmherzikeit und in verporgner gerechtikeit, 
allzo daz gar wenig waren die in einen woren Got erkenten; aber in der andern 
so offenbar daz yder menklich in erkent, wan allz der profet spricht: ‘Do wirt 
alles fleisch sehen waz der munt dez hem geret hat/ und ez werden über in 
wein alle geschlecht. dez ertrichs, und in allso sehend werden sie mit grausamen 

Hinter 466 von selber Hand ; wen hastu dilfono mökadisch gewesen, darunter: wen hostu den 
man an gepet. 

[101.] Dieser ganze Abschnitt sehr undeutlich. 7. alle vor yd« durchstr. 


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CI. 


385 


forchten und engsten umgeben. In der ersten zukunff ist Cdstus allein komen; 10 
aber in der andern wirt er nit allein komen, sunder mit allen schäm der engel 
und mit allen sein allten dez folk, wellchz do sint all heiligen. In der ersten 
zukunfft hot er die sunder zu im gefodert; aber in der andern wirt er sie 
strenglich und zomeolich von im weisen. Zu der ersten kam er in grozer de- 
mutikeit; aber in der andern wird er komen mit grozer majestet. 15 

In der ersten sweig er und ist gedultig gewest; aber in der andern wirt er 
zomeclich schreien über die sunder. 

In der ersten zukunfft hat er daz erfult daz der profet gesprochen hat: ‘Er 
ist allz ein lamp zu dem dot gefurt worden, daz seinen munt nicht auff dut,’ 
allz er selber spricht: 'Ich hab allweg geswigen und pin gedultig gewest.’ Item: 20 
aber in der andern wirt erfult daz do selbst hernach folgt [159°] ‘und allz er- 
schroklich her wider um wird ich reden’ wan allzo spricht Davit: ‘Her, wer 
wirt dir gleich sein, wie sweigsti und vergilst nicht?’ Allzo aber spricht der 
richter zu dem sunder: ‘Die ding liastu mir getan, und ich han geswigen; nun 
arguir ioh mit dir und stel mich wider dein angesicht.’ 26 

Aber die zukunfft Cristi zu dem gericht wirt in der beweisung der höch¬ 
sten! gerechtikeit von suben aller grausamsten Sachen wiln, die do gescheen. Daz 
erst ist in der beflamung der ganczen wellt durch daz feuer, do von im psalm 
stet: ‘Daz feuer durchget sie in dem angesicht dez richterz.’ Dar über die gloß 
spricht daz diß ein materglich feur sein wirt, durch welchs verprent wirt daz 30 
antlit diser weit. Und die guten werden gereinget dar durch, aber die posen 
verprenen einer verdamplichen pein dar inen. Und auß diser auctoritet oder 
red hat man dreierlei Wirkung diß feuerz. 

Eine ist von den heilwirtigen, die werden gepurgirt von im deglichen Sun¬ 
den; und von den detlichen dar über sie rew und leit haben gehapt und gepeicht 35 
und nit gepust; und daz dar um daz sie in dem gericht Got dar erscheinen. 

Dye ander Wirkung dez feuerz wirt sein pey den verdampten, die ez jemer- 
lichen zu peingen und martern icz an wirt heben nach dem sprach sap. 5°: ‘Mit 
dem wirt streiten die irdisch wellt wider daz nit wissen welln der irdischen 
menschen in irm gewissen.’ 40 

Die 3 Wirkung dez feurs ist von den ellementen wegen, die ez leutera wirt; 
und die vememen nach dem sprach 2 Petri an dem lesten: ‘Ez werden zulassen 
die ellement durch die hicz dez feuerz’, allzo spricht die glosa: ‘Allz fil wirt er- 
hoch daz feuer vor dem gericht allz daz wazer der sintflis,’ daz ist piz an die 


12. vnd mit mit allen; den 24 allten vor dem zweiten mit geetr. 14. vnd z. über d. Zeüe. 
16. das trete er üb. d. Z. 18. Jes. 53, 7. 20. Jee. 42, 14. 22. wirt (?) vor dem ersten her 

durchetr. 31. antlit der diser wlt; wellt vor diser geetr. 38. sp/sapö. 38/. mit disem 
wirt streite die jrdisch wellt wid’ dem wirt streiten daz nit; geetr. iet die Zeüe disem — wid* und 
vorher ein dem a. R. ( hinter mit) zugeeetzt; der lat. Text Sap. 6,21 (et pugnabit cum illo orbis ter- 
rarum contra insensatos) heilt die Verwirrung. 41. Daz vor Die geetr. 42. n. d. spr. a. R . 
43. nach fil iet alz geetr. 44. allz zu dö g vor vor geetr. 

Deutsche Texte des Mittelalters XU. 25 


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386 


Weimarer Handschrift. 


45 host stat dez lautem lufftz himels, wan diß bedarff auch reinigen, wan der von 
unser sund vergifft ist worden nach dem sprach Johanis apost. am 21: "Ich sach 
ein newen himel und ein newz ertrich’, und Isaie am 3 stet: 'Und ez wirt der 
schein dez monß allz der schein der sunen, und daz licht der sunen wirt suben- 
veltichlich derer dem licht der 7 tag’. Und allzo wirt ein vemewung in den 
50 [160 r ] materglichen dingen, daz ist in elementen, und in den wurklichen dingen, 
daz ist in den oberen cerpem, und welcher bewegung wegen geperang und zu 
Störung gescheen, und die entlieh sach ist der mensch, durch welchn diß allz 
geschieht. Und nach diser wurkung dez feurs nach dem do folgt daz gericht, 
dez enpfinden nit die erwellten, sunder sie werden dar in erkent unzustorlich 
55 und unleidlich gemacht; und daz sint die die im fegfeuer gnug getan haben» 


[169*] Ich reit nun auß spaciren 
Mit guten hunden fieren, 

Do fant ich auff ein wasen 
Gar einen schonen hasen. 

5 Fort reit ich auff der heide 
Gar in einer schonen weide, 
Do sach ich gen mir keren 
Ein starken willden beren. 

Weiter ward ich reiten, 

10 Do fant ich an einer leyten 
Einen wilden hirssen, 

Den selben wolt ich pirsen. 

/770'7lch reit noch paß hin dane 
Gar ein wilde pane, 

15 Do fant ich pey einer linde 
Gar eine schone hinde. 


[ 102 .] 

Danoch wolt ich nit lassen, 
Ich reyt ein krame strassen, 
Do fant ich in ein leyne 
20 Ein feistes wildez sweine* 

Forter ward ich mich richten 
Und fand unter einer fichten 
Einen allten luchse 
Und einen jungen fuchse. 

25 Dar noch ich her wertz keret, 
Da wort mir erst vermeret 
Gar ein grosser hauffen 
Schonez wildez her lauffen. 

Dez pracht ich mit mir heime 
30 Hasen, pem und sweine, 

Hirß, hinden und ein luchse 
Und auch dar zu den fuchse 
Deß dank 


Do lud ich fil der geste 
35 Und gab in nur daz peste 
Und den wilpret allen; 

Daß det in wol gefallen 
Daß übrig 

45. himels a. R . nachgetr. v. gestr. vor der. 49. hoer über gleich, beides gestr. r 

a. R. dafür derer. 51. cerpern undeutlich. 53. nach dem do a, R, 

[102.] Bas Ganze sehr flüchtig geschrieben und oft nur zu erraten . 


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ein. 


38T 


[ 103 .] 

[187*] Judei dicunt deum studuisse in thalmüt. 

Contra: hett Got gestudirt im thalmut, so wer er nit voll aller kunst, daz doch 
wer keczerey, und wider Ecclesiasticum in primo daz Jesus sey ein son Syrach und 
alle kunst sey von Got dem herren und pey dem albeg vor und ewig. 

Jüden sprechen im puch zeczer Mochor daz unser herr alletag wein umb die 5 
widerwerdikeiten der juden zw verdamnüß der cristen und von seinen äugen vollen 
zwin tropfen, die mon pey der nacht clerlich sicht. 

Contra: solt Got weinen, so wer er beiblich und arm, auch sorklich und totlich; 
und sollen vallen von seinen äugen tropffen wasser, so wer daz wasser ein materia 
Goetz und vor Got, daz doch ist wider die natürlichen kunsten. Primo de celo doilO 
wirt gesprochen daz von Got sint in wesen himel und die gancz natur. 

So sprechen die juden daz Got als ein leb den himel mit den fussen stossen 
oder cloppffen sey und webegen sein haubt im zom sprechen: ‘hey, hey mir, daz 
ich mein hauß habe geseezt in die bustung und mein folk also gestrewt hab under 
die folcker, und hey den kindern die von dem tisch irres vaters genümen sint* und 15 
daz er alletag bett für die juden. [187*] 

Contra: hetteß Got gereytt der juden streüung, so wer Got nit allmechtig; weder 
er mocht eß wider pringen oder nit. Mag er eß nit wider pringen, so ist er nit 
almechtig; mag er eß aber und nit will, so ist eß im nit laid. Und für paß: pitt er 
ymat für die juden ettwan, daz er pitt, ist mechtiger den er selber oder nit mech- 20 
tiger: ist er mechtiger, so ist Got nit volkomen in seiner macht; pitt er aber einen 
der minder mechtig ist den er, so ist Got ein narr, daz doch nit ist. 

Synagoga: 

Ich habe lang geswigen, du crist. Sage mir: welches ist mer, sterben oder 
weinen? Du sagst dein got sey ftur dich gestorben und gekreuczigt, so sag ich 25 
mein got vergieß neur zeher wasser und nit plüt etc. 

Ecclesia: 

Jesus hatt zw natur, gotlich und menschlich: nach der und in der menscheyt hatt 
er vergossen sein plut und nicht nach der gotheyt, die u/zleidtlich [188*] ist: zw 
geleicher weiß als ym menschen zw natur sint, leib und sei: am leib leyt der mensch 30 
und nicht on der sei, die unleidlich ist. 

Synagoga; 

Du, crist, sprichtst Got müge nichtz gerewen oder schmerczen? Spricht doch 
das puch der schepplftmg: ‘Ich pin werürt mit schmerczen inwendig meines herczen; 
den menschen, den ich gemacht habe von erden, hat mich gereut zu machen den 35 
menschen. 9 


[103.] Dieser ganze Traktat ist so flüchtig und undeutlich geschrieben, daß die orthographischen 
und lautlichen Details viel öfter zweifelhaft Hieben, als das betont werden konnte. 3. ecc. sey] 
l. seyt oder sagt/ (vgl. 100, 73). 28. 30. zw = zwu. 29. unleidtlich Roethe, vnd leidtlich X. 

25* 


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388 


Weimarer Handschrift. 


Ecclesia: 

Wen die hailiig geschrifft Qot zw aigt menschlich aigenschafft, das geschieht 
durch geleichnüß. Sünder so Got wolt nit die zwerstreuung derjuden, so widerruft 
40 er eß, daz er doch nit thut und nummer thun wirdt, wan von anwegin hatt Got der 
herr die juden gehast und in verpoten zw essen alles daz gutt ist, wan von anwegin 
hatt er gebist daz eß ein verstockt, posß, plint volk ist. [188*] Juden sagen daz 
unser Got unmussig sey dag und nacht, wan die ersten trey stundt ym dag so 
studir er und leß ym thalmüt. Die anderen trey stundt siez er auff zweien Stullen 
45 und rieht die ganczen weit; und wen er sech daz die weit verdampt soll sein, so 
stee er auff von dem stull der gerechtikeyt und secz sich auff den stull der barem- 
herczikeyt. Die tritten trey stundt so ernerer und in wessen halte die weit. Die 
leezten trey stundt des dags so spilt er mit dem tracken Leviathan. 

Ecclesia: 

50 Waß wer daz für ein dergeczlikeyt Got zw spülen mit eim trach^n, wan solche 
dergeczlikeyt ein fhrst disser weit hart thett! 

Auch sagen die juden daz Got pey der nacht umb gee ym himell [189?] der 
cherebin und ge durch 18 weit der himell oder thu daz pey der nacht daz er pey 
dem tag thu. 

55 Contra: wie mag der umb gen oder circuiren oder von einer stat zu der anderen 
gen der überall ist, wan er spricht: 'himell und erden erfüll ich.’ 

Auch sagen die juden daz Got für die lange weill siez im himell und leren die 
deine knaben die gestorben sint u/zgelert und ab gewent von der milch muter- 
licher prust. 

60 Contra: eß wer keczerisch zw gelauben daz Got zw vermaiden traurikeyt lernet 
kinter, on gesehen daz er in in einem augenplick und kurczer geben mocht aüe 
künst Daz wort Ysaias wül daz Gott die die abgezogen sint von der milch der 
weltlichen wollust, underweiß etc. [189°] 

Es spricht rabi Johal daz Got sprech: 'We mir und verflucht sey ich daz ich 
65 verlassen habe meinen tempel und juden und bftst gelassen habe mein hauß, hab 
verprendt mein pallast und habe gefangen mein sün unter dem volk der weit und 
sey hutten auff der leezten hutte weinende und schreiente.’ 

Contra: wen Got weinet u/zt schrire und verfluchet sich, so wer er unmechtig 
und mocht ym nit helffen und helffe doch anderen, daz do wer kezerei. 

70 Auch rabi Johal sagt: 'So lang unser Got die juden verlasß, so hab er ein stat 
vier elpogen weitt und do lern er im thalmüt und yb sich teglich mit den kindem 
die do sterben one künsten.’ [I90r] 

Contra: solt Got eine solche enge stat haben, so wer er meslich wegreiff- 
lich, do wider nicht ein lein unser gelaub ist, sondern die natürlichen maister und 
75 nemlich Aristoteles summus philosophorum, do er sagt Got sey unbegreiflich etc., 
auch im puch der kunig 8°: 'so dich weder der himel noch die himel aller himel nit 


39. die vor nit gestr. 40. np vor vnd undeutlich. 43. got üb. d. Z. nachgetr. 47. tritten 
üb. d. Z. nachgetr ., über undurchstrichnem anderen. 50. trachte. 58. vndgelert. 62. ys. 
68. vt schrire (?) sehr undeutlich. 71. mit den durchstr . vor mit. 74. I. allein f 76. vor 
arist. steht R (= rex?), nach arist. S’ (= summus?). 


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ein. 


wegreiffen kunen, vill minder ein solche stat oder hatlß.’ Und solt Got lerne in 
thalmüt, so wer er unwissönt. 

Auch spricht rabi Johel daz auff die dag, so die jnden gin in die haüsser ir 
schul, so verfluchen sie Got den vater im himel sprechende: ‘we dem vater der ge- 80 
fangen hatt seine sone, und we den son* die gefangen sint und mangen dez tisch 
ires vatera!* 

Contra: der seinem vater übel spricht oder verflucht, soll sterben todts; so [190*] 
verfluchen die juden den ewigen vater, so sollen sie auch sterben dez ewigen tods 
leibs und seil. 86 

Auch haben die juden ein gesecz, als sie lessen im Jessuhor, daz ein idlicher 
jüd wetrigen müg den cristen wie er mag, on sundt; und den pesten cristen zw 
toden ist vill pesser den zwtretten daz haubt der schlangen. 

Auch haben sie ein gesecz im Cazassin daz ein itlicher jud trey mal im tag ver¬ 
fluch den cristenlichen kungen, dienern der kirchen und regirem und allen den in 90 
feindt sint, und daz sint die wort der maledeiung: ‘Den die von unß getretten sint 
vom glauben, sey kein hoffnüng [191 r ] und schnelichelig werden zw strewt in daz 
minst deines, und sullen nit mer auff stin, und alle feindt dez volks von Israhel 
werden von einander geschniten, und daz kunigreich der schalkeyt der cristen aufi 
burczell, zw störst und prechstP Daz sagen sie mit czamen gefugten fussen; und ob 96 
einer sterben solt, so lest er sich nit ir machen: und daz thun mann und frawen: 
‘daz thu, über herr, daz wir pitten und erfüll daz in unsern tagen schnellichelig, 
schneligelich!’ 

Eß spricht rabi Eier daz Adam zu schaffen habe gehabt mit allen unvemutftigen 
thiren. Do von geporen sint affen, mauller und andre hesliche thir, die do stiff- 100 
müter sint der juden. 

So sprechen die juden: So Adam der erst mensch sey und habe solches [191*] 
gethon, so sey er ein vater nit allein der juden, sunder auch der cristen und alle 
anderen menschen: so sint die affen, meuller und andre thir als woll stifftntiter der 
cristen als der juden. 108 


Ecclesia: 

Daz sprech wir cristen nit daz Adam daz habe gethon, sunder ir juden; also 
bleibt ir affen immer und ewig etc. 

Es spricht rabi Salon: *E Eva wart geschaffen, do hett Adam ein weib mit namen 
Lillis C und XXX jar, do mit er gemacht hatt laüter deüffell. Dar umb sint die HO 
teuffeil prüder der juden; und auß not, so sie prüder sind, so teillen sie pillich daz 
erb der wesiczung der hell mit ein ander. 

Sprechen die juden daz Esaw und Jacob auch prüder waren, und wolt doch 
Esau mit Jacob nit taillen daz erb. [192r] 

Sprechen die cristen daz Esau sorg hett eß mocht ym geriwen; dez die teuffell 115 
nit wesorgen, wan sie haben genug dez helischen feuers, daz sie gern taillen mit yn. 


83. seine. 87. on svndt a. R. 90. regirern sehr undeutlich {vgl. 100, 252). 92. oder 

schnelichelig (ebenso 97 f.). 94. schlalkeyt 95. czamen unsicher . 99. I. Elieser? (vgl. 

100, 277). 107. juden a. R. statt durchstr. gutten. 109. 1. Salomon? (vgl. 100, 283). 111. not 

üb. d. Z. 115. dez] oder daz? 


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390 


Weimarer Handschrift. 


Efi spricht rabi Esaia das die schlang die wetrug Evam, zwhilt mit Evam, und 
darumb ist die schlang ein stiffvater der Juden. Dez zw mer urkirnt haben die 
juden gewonhait der schlangen: wen mon in die warheyt sagen will, so verstassen 
120 sie die aren als die schlangen. 

Efi spricht rabi Mehir daz Adam on einer saiten gewesen sein ein man, on der 
anderen seiten ein weib; und dar umb daz die juden iren ersten vaters also schenten 
und sagen er sey man und weib gebessen, so hatt er auch weibfi kranckheyt gehabt, 
als noch sein sun die juden haben. [192*] 

126 Eß spricht rabi Avelin daz Moises 12 speher schicket in daz gelobt lant, do waß 
eines recken dochter dez geschehcz Enachim, fing die XII und antwort die irem 
▼ater zw verschlinten, und doch entrannen dem recken und die tochter sie nit 
wehalten mocht, do saiht sie nach yn so vill daz sie ertruncken. 

Efi sagen die juden daz Og in dem streyt der kinter von Israhell auff seine 
180 haubt für ein eissenhutt hett einen müllstein, und auß geschick Gotz ein withopfell 
macht daz loch am stein so groß daz der stein will dem Og an seinen halft. Do 
wuchsen ym so palt grosse zen daz er den stein nit wider von ym mocht pringen. 
Also wart er umb pracht von Moises zum that. 

Efi ligen auch die juden also mer daz der selbig Og nach seinem todt so grasse 
186 kny scheiben gehabt daz sich ein hirß dar under verporgen habe. [19&] 

Efi ligen auch die juden so vill mer daz Moises sey zehen elpogen lang gebessen, 
daz doch nit war ist, wan sie sprechen selbfi er hab gemacht ein tabernacell, der sey 
zehen elpoge lang gebesen; und solt er auch so lang gebesen sein, so hett er oben 
on gestossen. 

140 Item om tag Mardochey des XV kal. marcy, als offt sie nennen Aman, als oft 
zw treten sie in irer Synagoge haffen zw dein stucklin sprechende: ‘Als der haffe 
vergee, so soll paldt vergin der cristen reich!’ 

Item die juden sagen von iren prüderen den teuffell daz sie corper haben, essen 
und trincken, geperen und geporn werden, daz doch nit ist; wen hetten sie lieb und 
145 cflrper, wie machten sie den in gen in die menschen, wan als wenig ein cftrper in 
den andern mag gen oder ein finger in den andern. Auch spricht Plato daz die 
teuffei sint von windt, in den cörpern vernufftig, in der seil laidlich, in der zeitt ewig. 

Auch sagen die juden daz alle seil mit einander von anwegin geschaffen sint, 
daz auch nit ist. Wan Job am 38 czw dem spricht Got: ‘Wo pistu gebesen, do ich 
150 geseczt habe die grundt der erden?’ gleich sam er sprech: ‘herr, ninart pin ich 
; gebesen.’ [193*] 

Aüch wen daz wer, so weren alle seil geschaffen voll künst, und waß wir konten, 
het wir als vor gebist, wan die seil ist ein werck Gotz, und so vill edler der 
werckmaister ist, so vill edler daz werck sein soll, so ist die seil ye edler mit allen 
155 kunsten den ein kunst, und wen den die seil eingossen wirdt in den groben lieb, 
so vergist sie wider irer kunsten, und darumb spricht Plato daz daz bissen sey 
antiquorum reminisci, der alten oder vergessen wider gedechnuß. Do wider ist 
Aristoteles sprechen daz unser seil, wen sie werdt eingossen in den lieb, sam ein 
reines teffelin, dar ein man schreiben mag gticz oder pesß; und daz ist war. 


117. über rabi undeuti. Wort. 118. stiff vor vat’ üb. d. Z. nachgehr . 119. verstassen 0 

verstopfen. 125. Auelin oder Anelin. 126. geschehcz = Oesehieeht. 150. ninart mn d emtiick 


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GUI . 


391 


Item sie sagen von dem engel des tods d&z der wer erschienen Josue sun, do er 100 
sterben solt: ‘Ich knm zw dir daz tu sterben solt nnd mit mir zw nemen dein sei.’ 

Do sprach Josne sun: ‘Ich gib meinen willen nit dar zu, den tu furst mich vor in 
daz paradifi und lest mich daz sehen.’ Do nam in der engel zwischen sein flugeil 
und liß in sehen daz paradiß. Do vill Josue sun in daz paradifi, und der engel 
wolt in herauß haben, daz er doch nit mocht. Do sprach der engel, Got het es ge- 165 
poten er solt heraüß. Do schwür er, er wolt nit her aüß. [194r] 

Do gab Got ein urteill; het er pey leben nye kein gelub oder aidt geprochen, 
so solt er pleiben im paradiß; het er aber geprochen, so solt er her auß. Do wart 
er gefudert daz er nie kein gelub oder aidt geprochen het; also pleib er im paradiß 
und lebt noch. 170 

Contra dem in Hester: ‘Quis est qui possit resistere voluntati tue? wer ist der 
der wider deinen willen mocht sein oder wil sein?’ und Job spricht: ‘Wer ist der 
der ym wider mag sein? nimat. und wir sterben all gleich sam daz wasser in die 
erden yerschwint, so vergingen wir alle.’ Und also sagen die juden daz der selbig 
sun nit sterb, zw gleicher weis Enoch und Helias auch nimmer sterben, daz doch 175 
nit ist. Und sagen daz ir mesias auch nit sterben wer, daz ist der entkrist; und 
allez die die ubelsprechen irren puchern, nemlich dem thalmut, der werd gestrafft, 
daz auch gelogen ist, wan ein kunig von Franckreich hatt nit allein thalmut übel 
gesprochen, sonder seiner bucher verprent, und get ym gar woll als keinem könig 
in der cristenheyt; dar umb in die cristenheyt schreibt den aller cristenlichsten kunig. 180 
Item: Got ist von anbegin den juden feindt gebesen; wan waß güt ist, daz hat 
er in verpotten, als hinter firteil am kalb, alle fisch die nit schuppen haben als 
er. [194*] 

Auch sprechen die juden wir sint ubertretter dez botz Gocz daz wir nit feieren 
den samstag und andre fest die sie feuern. 185 

Sagt die kirch eß sey als propheticirt in den Worten: ‘Eß wirt daz menet auß 
dem manet.’ Und so Got himel und erden verneüt, so soll sich der jud nit ver- 
bundera daz die fest sint verneüt und verhandelt und auch die gesezt. 

Juden. 

Wen unser Got macht ein neüe geseczt, so stet geschriben daz den der man sein 190 
hausfrauen nit mer lernet noch der prüder sein Schwester und doch die cristen 
teglich predig hcren und lernen. 


Cristen. 

Daz sol mon vorstin von den die haben enphangen den heiligen geist, der sie 
lernet alle warheyt. Eß mag auch gesagt werden daz wort ‘eß lernet nit etc.’ von 195 
den die do sint in dem standt der glori in dem ewigen leben, do lernet eins daz 
ander nichtz, wan sie Got sehen von angesicht zu angesicht. [196*] Und seyt einmal 
daz die juden so grosse dinck sagen von kunig Og, von Adam und Evam und nemlich 
sagenn daz wider die natur ist, in iren pucheren: daz die rudt Moisi sey gewandel 


163 ff. padiß immer. 168. das dritte er üb. d. Z. nachgetr . 169. gefunden/ vor 

fadiß ein undeuü. Wort gestr. 172. oder wil sein a. R. 181. juden undeutlich. 183. hinter 
er fehlt mindestens eine halbe Zeile , die abgeschnitten ist. 


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392 


Weimarer Handschrift. 


200 in ein schlang im puch Exodi 6, auch im puch der zal 20 daz Moises schlug aulf den 
felcz, do ging wasser raüß, auch im pnch der zal c. 17 daz die düre rudt Arron 
habe gegmndt und geplüt, auch im puch Josue 3 daz wasser ym Jordan gestanden 
sey, auch ym puch der zal 22 ein eslin habe geredt, auch im puch Ysoie 38 daz die 
sun zw ruck gangen sey x stundt, auch im 4 puch der kunig 6 c. daz eisen habe 
205 gesch warnen auff dem wasser, auch ym puch der richter 6 c. daz wasser sint en- 
sprungen aüß einem packen der eslin, — und tu irdische maulberff, barumb magstu 
auch nit glauben daz Got mocht machen daz ein juckfrawe mocht gepera? so daz 
vill wirdiger ist und mer cziren ist die gotliche majestet den dein grasst lügen, als 
tu sagst von Vehemoth und Leviathan, daz die sullen haben gessen tausent jar und 
210 noch essen, so doch kein todter cörper keiner speiß wedurffen ist. [195*] 

Auch tu gültige natter, wütu nit gelouben, so sie wie du zwstreüt pist in die 
werlt; wan daramb daz tu nit hast wollen horn daz wort Gotz, do geschriben ist: 
,Der nit hört oder hören will in meinen namen, dez recher wül ich sein.’ Ist nicht 
daz erfult durch Titon und Yespesion die Jerusalem zwstort haben und dein ge- 
215 schlecht geteilt in die ganczen weit, daz doch vor lang hatt gesagt offenbar Daniel 
am 9: ‘Cristus wirt gethet, und wirt nit mer sein sein volk daz in verlängern wirt, 
und dein stat und haUtum wird wegnemen daz Römisch mit seinen zwkunftigen 
herezogen’, daz ist mit dem Tito. 

Daz Cristus sey geporn und kume, daz haben sie in iren geschrillten do ge - 
220 schriben: ‘efi wirdt der cepter nit genumen von Juda als lang piß der kumpt derin 
gelobt ist’, daz den gesehen ist zw den Zeiten Herodes, der kein jud was, unter dem 
geporn wardt Cristus, der do wirt auß gelegt als ein prediger oder harrung der volk. 

Juden. 

Eß wirdt nit genumen von uns daz cepter, daz ist die rudt der maisterschafft, 
225 die wir [195*] den noch haben. 

Contra: daz cepter ist ein czeichen der kuniglichen wirt; und solt das cepter 
weteutten die meisterschafft, so het übel gelobt Jacob daz geschlecht Juda, so do in 
allen andern geschlechten auch sint wesen maisterschafft etc. 

Juden. 

230 Wir haben noch ein kunigreich im auff gang der sunen. 

Cristen. 

HettGot wollen daz ir hett gehabt ein kunigreich, so hett er euch nit vertriben 
lassen auß eurem kunigreich, als den geschriben stet im puch Deutronomg II: ‘Es 
wirt dich Got zwstreuen in alle reich der erden und under als volk, do ir kein rüe 
295 wert haben.’ Hort, ir plinten hunt, wo ir seyt noch, daz ir doch kein ruhe habt! 


202. vn üb. d. Z. 205. geschwmö. 211. so vor wiltu gestr. 212. 213. am Rand 
schwärzer rach den Juden. 220. genomen (oder genumen), stets ganz unsicher. 222. oder 
pedriger? sehr undeutlich. oder harrug’ ? 227. am Rande in schwärzerer Tinte hie. die 

in schwärzerer Tinte. 230. am Rande in schwärzerer Tinte hie; ein Randstrich reicht bis Z. 235 . 
236 noch am Rande. 


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cm. 


393 


Juden. 

Eß ist daz cepter vor Crist gepurt lang vor von unß genumen. 

Cristen. 

Eß ist war von der zeit Sedechie CCCCLXXV jar; aber dar nach ist eß durch 
den sun Mathatie wider bracht. [196*] 240 

Wan der selbig Mathatias überlebt seine prüder und het ein sun, do von geporen 
ist Aristobolus, der wider pracht daz cepter der juden und als in erbt, wan er gefurdt 
gebracht wart gefangen gen Rom durch Pampaio, und sein prüder Hircanus hart 
hohster bischoff oder prister zw Rom. Dez groster freund was Ydumeus, dem der 
kung von Arabia gab ein enicklin mit namen Cipris, do von geporen was Herodoe 245 
Astolonica, der do nam Hircan und wurde gemacht von dem kaisser ein kunig der 
juden; und also wurt daz cepter genumen von den juden und zu den Zeiten wart 
Cristus geporen. 

Daz unß fraw als ein junkfrawen geporen habe. Du jüd, du sagst und gelaubst 
daz Got geredt mit Mose in einem brinnenten pusch, und der ist unversert pliben; 250 
warumb glaubstu nit daz Got het mügen wehalten Mariam, daz sie geporen habe 
Jesum unversert? Her, jüd, mag Got nit mer den die sunn? Get die sunn durch 
daz glaß und cristal und bricht daz nit, barumb soll Got nit gangen sein durch die 
juckfraw on ire verserung, so die sun ist newr ein creatur? [197?] 

Item: eß ist ee zu gelauben daz ein mensch werdt von einem menschen, den ein 255 
mensch werdt von der erden. So spricht Moyses daz Got in vierley weiß hat gemacht 
den menschen: von ersten Adam ist gemacht auß der erden on man und weib; zum 
anderen hat Got gemacht Evam allein von dem man; zum triten macht Got teglich 
den menschen von man und weib; zum virten von der frawen on man. 

Juden. 260 

Ich gelaub nit daz Maria habe geporn Got, wan eß wer wider die wirdikeyt der 
gütlichen majestet daz Got sich solt geben in einer frawen oder junckfrawen tot- 
lichen lieb, so er untotlich ist und ewig. 

Cristen. 

Waß zweifelstu, schnöder jud? er hatt on alle wefleckung on sich genuinen ein 265 
totlichen leib und kumen ist von der reinen juckfraw on alle wefleckung. Und du, 
schweziger jud, sag mir: ist nit Got mer den die sunn, [197* ] die auß ziehen ist oder 
durchgeen ist daz raiche one alle wefleckung. Item: eß hatt Got nit vertrossen oder 
graütt zwbonnen in einem brinnende pusch: vill mer hat in nit grautt zw wonen in 
dem leib der reinen und keuschsten jukfrawen der sei gemacht ist nach der 270 
pildtung Gotz. 


zu 241 ff. ef. Josephm Bdl. jud. 1, 21 , 11. 246. daz vor hircä gestr. 256. hie am Rande, 

mit schwärzerer Tinte; ein Randstrich reicht bis Z. 259. 266. totlichen ist vielleicht durchstrichen. 

268. Die beiden ersten Zeiten von 197* sind sehr verdorben. raiche (sehr fraglich; wicht? 
wacht? = bäht) am Rande statt durchstrichnem wasch; hinter wefl. noch nachgefügt zw baiche (?) 
weflicküg ? 


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394 


Weimarer Handschrift. 


Juden. 

Ist Jesus ein fhrst dez fricz, mag ich nit yerstin, so er selbst keinen fridt hatt 
gehabt; auch seiner jüngeren hatt keiner kein rechten tot genumen. 

275 Cristen. 

Efi ist treyerley fridt: ein fr/dt do die menschen fridsamlich leben; daz ander 
ist ein fridt, daz ist die ruhe von sunden; der trit ist ein fridt der ewikeyt im himel, 
und darumb wirt Jesus woll genent ein furst dez fricz, wan er geporen bart zu den 
Zeiten dez kaisers Augusti, do fridt was durch die ganze weit. Als David on Saul 
280 stat kumen ist, also ist die kirch kumen an der synagag stat. [198*] Daz Got ge¬ 
poren sey von einer jukfraw, sagt die prophecy: ‘Got dicht ein neues auff der erden. 
Efi wirt ein fraw umgeben ein man.’ 


Juden. 

Daz ist nit neu daz ein fraw umb gibt ein man. Daz geschieht teglich. 

285 Cristen. 

Daz ist nerrisch geantwort, wan Got sprech nit ‘daz ist neti auff der erden’, so 
efi teglich geschieht, sunder ein junckfraw wirt umb geben mit irem juckfraulicben 
leib einen man, daz ist Got. 


Juden. 

290 Tu crist, wie magstu sprechen daz dein Got mensch sey, so David spricht ein 
itlich mensch sey ein lugner; und furpafi: efi ist nit Got als ein mensch, daz er ver¬ 
handelt werdt, oder ein sun dez menschen, daz er lieg. 

Cristen. 

Daz David spricht al menschen lugner, daz ist war gebesen zw den Zeiten do er 
295 gelebt hatt. Do ist Got noch nit mensch gebesen, czw geleicher weiß wen man 
spricht: ‘alle thir sint gebesen in der archa Noe’ redt man neür von den thiren die 
dinnen sind gebesen . [19fr] 

Daz Got williglich für uns geliden hat, probatur. Er ist geoppffert. Darumb: er 
hat efi selber gebölt und hatt nit auff gethon seinen mündt: ‘von der sundt meines 
300 volks wegen hab ich in geschlagen,’ und hatt doch kein posheyt gethon. Efi ist 
auch kein wedriig in seinem mundt gewesen. 

Juden. 

Daz ist als gesagt von Abraham. 

Cristen. 

305 Wie mag daz gesagt werden von Abraham, so doch Abraham gestorben ist vor 
tausent jaren und nemlich die prophecy; ‘als ein lemlin wirt er gefurdt zu seinem 
thoedt’, daz doch als gesprochen wirt auff zwkunfftig zeitt? 

273. ein Bandstrich reicht bis Z. 279. 276. freidt. 290. Randstrich bis Z. 294. 297. Da» 

Blatt unten beschnitten; dadurch die letzten Worte unleserlich . 298. Randstrich bis Z . 301. 


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cm. 


395 


Juden. 

In der halligen geschrillt offt ein zeit birt genümen für die ander. 

Cristen. 310 

Verschinende zeitt wirt offt genumen für zwkunffttige zeitt, wan alle zeit, zw- 
kunfftig, vergangen, ist als gegenbertiglich pey Got, und was zwkunfftig ist, ist 
schon geordniert pey Got, und weren offenbart den propheten als weren sie gesehen. 

Die aber schon gescheen sint oder verschinen, die weren nit mer verkunt als 
zwkunftige ding. Daumb wirt das gesagt von Cristus. [19fr] 315 

Got durch sein todt hatt unß erloest. 0 ir juden habt in euren historijs daz 
Salomon ein jungen straussen weschluß in ein glas. Der alt Strauß pracht ein burmlein 
auß der bustung mit namen Thamür, mit welcher plut er auff tet daz glaß und er¬ 
lediget den straussen; welches wurmlin wetheut unseren herren, der mit seinem plut 
unß erlöst hatt, wan von im birt gesprochen: ‘ich pin ein burmlin und kein mensch’ 320 
und mit seinem plut die hell hatt prochen und die sei der gerechten erlöst. 

Juden: 

Wie mag Jesus die hell haben zu prochen und erlöst die seil der rechten, so wir 
doch nit glauben daz die rechten gen hell steigen? 

Cristen: 325 

Vor unseres herren thot steig yder man gen hell; wie woll die rechten nit 
warden in der peinlichen hell, warden sie doch in der vor hell. 

Juden: 

Wie mocht Jesus durch seinen thot erledigen die anderen, der selbst schrei om 
creücz er wer verlassen: ‘hely, hely lama etc., mein Got, mein Got, wie hastu mich 330 
verlassen!’ 

Cristen: 

Unser Got und herr west etlich keczer zukünftig, [19fr] die bürden sprechen daz 
er hett nit gehabt ein rechten leib, sunder einen wetriglichen oder fentestischen 
duncklichen leib, und darumb hett er nit wetage gehabt noch entphunnen om leib 335 
keinen schmerczen. Und darumb so hatt er also geschrien daz mon hatt gemerckt 
daz er grossen schmerczen hatt gehabt, oder darumb ‘mein Got, warumb hastu mich 
verlassen’, daz ist ‘warumb hastu mich also vill laiden lassen, so doch mein laiden 
on vill ist verloren.’ 


Juden: 340 

Ist daz war daz Cristus also hatt geliten von den juden und sich nit als palt 
wolt rechen on in, wie ist den war die hailig geschrifft sprechende daz Got mit dem 
gaist seiner levsen werdt totden den unguttigen oder pessen, mit Cristus hatt doch 
nimat gethoet? 


318. 323. 329. eckwanee hie am Ramie. 327. da* 2. warden] warn. 334. fentestischen 
mm Ramie. 342. eehwanee hie am Ramie. de. vt. 


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396 


Weimarer Handschrift. 


345 Cristen: 

O du irrische matilberff, bleibst noch in deiner plinheyt? hastn nit gehört er 
hatt sich geoppffert daromb daz er eß haben wollen, darumb daz er gennng thet 
für der menschen sundt, und darumb [200*] in der zwkunfft seiner menscheyt ist er 
nit kumen zw verdamen die menschen oder sei, sunder die sellig zu machen, und 
350 dar umb wolt er sich nit rechen om kreücz, als er spricht selbst: ‘wen ich wirt 
nemen die zeit, so wir ich rechtlich richten’, daz ist on dem junsten tage. Oder 
verste daz er birt toten mit dem gaist seiner levsen den unguttigen oder pessen, 
daz ist der anticrist etc. 


Juden: 

355 Wir haben daz sein ruhe soll sein erlich: wie kon sein ruhe erlich sein gebesen 
so er nit wegraben ist geworden zw seinen vor eitern, auch nicz aigens hatt gehab, 
dar ein mon yn het gelegt? 


Cristen: 

O du falscher jud, sein ruhe ist woll erlich gebesen, wan sein leib ist gelegt in 
360 ein schönes newes grab, do vor niematz inne gelegen. Auch sein sei ruhet erlich in 
der vor hell, do er mit grosser er heraüß nam alle die die seines vaters willen hetten 
gethon; auch sein ruhe on leib, on seil ist erlich wan ewig in den himeln als ein 
warer Got und herr. [200*] 


Juden: 

365 Tu crist sprichst dein Got sey gen himmel stigen; ist er Got, so ist er nit allein 
im himel, sunder über all, wan einer der aufif steigt, der steigt von einer underen 
stat zu einer höheren stat, so wer Got auch weweglich, daz doch nit ist war, wan 
Got ist über all. 


Cristen: 

370 O du verstockter jud, hab ich dir nit vor gesagt daz zwu natur sint in Cristo, 
die gotlich und die menschlich? Nach der gotlichen natur so ist Got über all, aber 
nach der menscheyt ist er auffgestigen nun als warer Got und mensch. Und darumb 
spricht Salomon: ‘So dich der himel noch die himmeln aller himell nit konen weg- 
reiffen und tu erfulst himel und erden’. Und also mag Got nit webegt werden von 

375 einer stat zw der andern, wan daz zw glauben wer keczerey. [29V] 

Juden: 

Wen Cristus wer ein warer Got, als ir cristen sprecht, war umb ging er zum 
feigenpaum und suchet feige/z und fant keine? Wer er ein warer Got, so solt er eß 
vor woll haben gebist daz der bäum kein feigen hett gehabt. 

380 Cristen: 

Jhesus west vor woll daz der paum kein feigen hett, und darumb ging er zw 
ym und thet als ein sucher, und do er kein frucht nit fandt, nam er ursach der 


362. am Rande schwarzes hie end krist. 355. am Rande sekw. hie grepnis 365. dein 
vbergeschra. R . sehw. hie vrstSd. 377. am Rande schw. hie feigtp&um. 378. feiget. 


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CIII. 


397 


maledeiung; und als pald dorret der pafLm auff daz daz er webeist daz ein itlicher 
menseh der allein die pleter hatt der wort nnd nicht der frueht oder gutter werek, 
sey vermaledeyt und verflucht als ir schnoeden juden. 985 

Juden: 

Eß spricht Amos om 9 c.: ‘Der paüt in himel seinen aufFart und sein gelaub ge* 
grundt hatt auff der erden’ und euer Jhesus hatt euch verheissen: ‘Wert ir sprechen 
zw den pergen: “perck, gee du herr”, so geschieht eß, und wirdt euch cristen nichcz 
unmuglich sein: was ir haist, daz geschieht’; daz wir juden doch noch nit sehen 390 
von euch. [20b] 


Cristen. 

Im anfangk unsere glauben waß nott ein solchen grassen glauben zw westetigen 
mit bunderlichen Zeichen, und vor so die /uden sich werimpten irres 1er und gesecz 
und die haiden ser verbant waren irrer aptgotterey, do was nott daz do gesehen 395 
grasse Zeichen czw verdilgen der juden plintheyt, auch die aptgottery der haiden. 
Wan eß was ein jud der den cristen wegert zw schaden, saget dem fürsten czw 
Babiloni wie die cristen in irren evangelij hetten daz sie mochten gepitten den 
pergen daz sie gingen von iren steten. Do gepott der furst allen cristen die in 
seinen landen waren, und traüt in pey dem tot, neür sie erfulden daz daz geschriben 400 
wer in iren evangelij, sie müsten sust gar sterben. Der patriarcha an dem selbigen 
ent gepatt zw fasten den cristen und daz sie wolten pitten Got daz er wolt wehutten 
sein volk, und forscheten fleissig ob ymat wer under in der do wer verdint pey in; 
also wurdt wedeüt ein hantwercker, der ym hett ein aug auß gestochen, wan sehende 
hettes in gelestert. Mainet der patriarcha er mocht [202 r ] erfüllen und verpringen 405 
solche gepott. Dem rufft er zw im und gepatt ym daz er in dem namen und crafft 
Gotz Jesu thu daz genung gesche dem fürsten. Der sich sagt und schrey dez un¬ 
würdig. Doch czwn leczen aüß vermanung dez Patriarchen sein willen dar zw gab 
aüß karsam und also patt in der crafft Cristi: hub der perck on sich zw webegen 
zw der statt. Do erschracken die sarracenen u/zt paten yn daz er pett seinen Got daz 410 
der perck nit sich weget zw der Stadt der zw schaden. Daz geschach und der perck 
neigt sich zw einem andern perck; do pleib er. Nun seyt ein mall daz unser gelaub 
also aüßpreyt ist, so thut eß nit not sülcher Zeichen. Auch haben wir cristen teglich 
noch solche gnadt und miracell mit der außtreibung der possen gaist als wir teglich 
sehen, sunder solche gnade ist volkumenlicher gegeben gebesen den jungem unsers 415 
herren den unß, nach dem sie den hailigen gaist entphingen. [20fr] 

Juden: 

Die cristen sagen ir Gut wehütt sich und die kinder der kirchen, die er doch 
lest penigen, schlagen und gaissellen. 


Cristen. 420 

Der herr verhenckt daz die cristen werden hye gepenigkt zeittlich, auff daz ir 
Ion dester grosser wert dort ewig. Und in den verlichkeyt dez leibs gibt Got den 

384. gutter vor der w. durchsir. 388. a. R. achte . hie. 389. dv üb. d. Z. 394. guden. 

400. erf. aus fulden. 407. hinter jhu ergänzt Roethe thu. 410. vt. 418. a. R. schw. hie. 


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398 


Weimarer Handschrift. 


seinen gedult hye und dort daz ewig leben, wan wen Got lieb hatt, den penigkt er 
hye, anff daz er dester mer verdin dort, als Got verhing über Job den gedultigen, 
425 den Got ser liebet von seiner grossen gedult wegen, wan durch vill wetribnücz gin 
wir in daz reich der himel und nit anders. 

Von der tauff der cristen. 

Die haillig tauff ist prefigirirt in dem alten testament, wan in dem virden puch 
der kunige list mon: Naaman Syrus von gepot und kaisam Helisey siben mall im 
430 Jordan getaufft ist und also geranet von dem außsacz; und wie woll andre tna&ser 
pesser, doch hyfi er in sich baschen auß dem Jordan und nit auß den anderen 
wassern, [20fr] und darumb daz die crafft der tafiff im Jordan von ersten preftgurirt 
ist und do on gehaben und Johanes tauffet do wer wolt, im Jordan und vermant 
daz volk do zw den wercken der tugent, und wie die tawff nücze wer on lieb und 
435 on sei. Und Herodes ließ toten Johanes. Darumb der gotlieh rach cam über Herode 
und seine volker etc. 


Juden: 

In der zeitt der tauff ist prophetirret daz Got spricht: 'In der zeitt der tauff wirt 
ich zw streuen die nomen der aptgottereien von der erden, und ir wirt nit mer we- 
440 dacht.’ So habt ir cristen noch auff den heuttigen tag aptgotter und pildt in euren 
kirchen; wie wirt den die prophecy erfult? 

Cristen. 

Wir haben pildter in unseren kirchen nit darumb daz wir die on petten, sunder 
wen wir die onsehen, daz wir sehen und gedencken der gnad und baremherczikeyt 
445 dez almechtigen Gotz, und daz unß solche Zeichen dester ee raiczen zw andacht: 
und daz ist zw geben ym alten testament im puch der zal om 21c.: 'Do die kinder 
von Israhel mürreten wider Got sprechende [20fr] "unser seil hatt grawen über die 
speiß,” do schicket yn Got fewre schlangen, durch welche vill kinder von Israhel tot 
pliben. Do patt Moises, Got wolte ab thon die grasse plog. Do sprach Got: "mach 
450 ein erre schlangen und secz sie ftir ein Zeichen; welcher geschlagen oder pissen ist 
von den fewren schlangen und on sicht disse, der wirt leben.”’ Und also ist eß ge¬ 
sehen, und also mach wir auch pilt und czaichen in unser kirchen nit daz wir die 
onpeten, als vor geschriben ist etc. 


Juden. 

455 Eß ist geschriben daz nit allein verpotten ist sulche gegosne pilt on zw peten, 
sunder auch ist verpoten sie zw machen etc. [20fr] 

Kirchen oder cristen sagen: 

Daz im alten testament verpott keinerly pildtung zw gissen oder zw machen 
aüß czweien Ursachen. Eine: die juden waren gancz geneickt zw aptgottereien, als 
460 den daz clerlich alle ir pucher auß weissen, wan sie petten erene und güldene kolber 

425. oder leibet/’ 428. a. E. schw . Tauff. 430. vaser. 432. vnd hinter wassern am 
Seitenschluß. 438. Sach. 13 , 2. 445. a. E. schw. pild. 449. plog schw. aus ploc. 

460. welcher schw. aus welche. 455. Est. o. E. schw. pilld. 


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CUL 


399 


on, welche kelber machet L&boam, und die ere schlang die ln Moyses hett gemacht, 
die petten sie on so lang d&z knnnig Sedechias kom und prach sie mit den anderen 
aptgottern; und darumb der almechtige Got mtist verpergen den corper Moisi, do er 
gestorben was, daz die jaden in nit onpeten als iren herren and Got. Die ander 
nrsach: ee Got on sich nam die menschlich natür, kein leipliche pildung mocht 465 
figurirt werden die do wedewt mocht haben die gotlich natür. Darnach aber do er 
[20P 7 die menschlich natür an sich hat genümen and mit Got pliben ist, nit zw der 
pildang der ewigen gotheyt, sonder zw der piltung der menscheyt, nach welcher 
menscheyt woll pildt mag figoriren and machen, dar umb Moises zw beteütten etliche 
himelische creatür, macht zwin cherubin von golt, als geschriben ist ym puch der 470 
ausgeng 32 c. und im triten puch der kunige om 6 c. Salomon hat auch gemacht in 
seinem petthaüß zwin cherubin von Oliven holcz, und ym tempel Eczehiel waren 
gossen zwin cherübin, die do zweierley ongesicht hetten, eines menschen und eines 
leben, nach dem wir auch figoriren unser engel, daz doch auch wezeugt ewer 
Josephus, den ir doch halt, wie ein tugentsamer mensch sey gewesen unser Jesus 475 
Christas. Dez lest, [205*] daz die juden verlassen sint durch den thot Christi, daz 
sagt David im 12 psalmen, sprechende wie die juden als paldt verlassen sint von ir 
posheyt wegen, wan warumb? daz sie daz unschuldig plut verdampt haben, und Got 
wirt in geben ir pescheyt, und in ir poscheyt wirt er sie zwstreuen, und zwstrewen 
wirt er sie unser herr und spricht nemlich zwiret zwstrewen, wan Got strewt den 480 
unreinen auch den ermsten. Item Daniel om 9: ‘Christus wirt gethot, und wirt nit 
mer sein, sein volk der in verlaugent wirt, und ir stat und hailtum wirt weg nemen 
daz römisch volk mit Tito.’ Wie Jerusalem zwstort ist durch Titum und Vespesionum, 
schribt Josephus k. XIIII: underen Tito sint gefangen zweimal hundert taussent und 
XV taussent juden, undt XXXV taussent juden sint verkaufet [205*] und die stat ist 485 
so voll totder corper gebesen daz mon hatt nit konen gin auff die mawr zw Jerusalem. 
Item im Jordan sint ir erdrücken on zal, und vill hatt mon die peüch auff geschnitten 
die golt verschlünten, und vill taussend juden haben sich selb gethoedt, über XXXV 
tausent, und do die stat on zünt hart, do lasch daz fewer auf) daz plut daz do ran 
von den corperen; auch waß so grosser hunger zw Jerusalem daz die müter ire 490 
kinter assen. Josephus. 

Die juden beren sehen am jüngsten tage den sie gecreuczigt haben; und wie 
woll gestrafft sein, doch weren sie erst recht verdampt om jüngsten gericht. Den 
den richter beren sie sehen den sie gecreüczt haben, als Got selbe sagt durch 
Zacharia om 12: ‘Si weren mich sehen den sie gecreüczt haben, und weren weinen 495 
mit dem heullen oder weinen als über einen eingeporen sun, und weren schmerczen 
haben über in, als mon schmerczen hatt im tot dez eines gepornes sun’. Eß mag 
auch daz weinen gesagt werden von dem weinen, [206*] do die juden horten daz 
Got wer erstanden von dem tot und auff gefaren gen himel, als gelesen wirt in dem 
ewangely dez Nicodemi: ‘in der zeitt wirt grosß heullen und weinen zw Jerusalem. 1 500 

461. Laboam = Jerobeam (3. Reg. 12, 28). 462. kom üb. d. Z. 467. hat schw. über got. 
mit] l . nit? (höchstens nüt). 476. am Seitenanfang großes D in daz, etwas kleinere Majuskel in 
durch. 477. a. R. schw. pilld. ps vor psalm gestr. 481. oder auch der? ermsten ganz un¬ 
deutlich. 482. das 2. sein fehlt. der] l. daz? 484. Josehg gestr. vor Josephq. vnderfi. 

486. mawr a. R. mit Verw. 488. vber übergeschr. 489. stat a. R. mit Veno. 491. H. Joh. vor 
Josephus gestr. 492. a. R. schw. kreuczüg. 493. I. woll sie g. ? doch über durchstr. doch ( ?) 


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400 


Weimarer Handschrift. 


Von der zeugnuß dez crencz daz die jnden verspotten. Tsaia om neündten 9: 
‘Got wirt anff heben ein Zeichen in den nacion und wirt zamen samelen die 
zwstreutten von Israhel und die fluchtigen von Juda und wirt sie zamen lesen von 
den vier orten der weit oder erden’. 


505 Juden. 

Die heilig geschrifft ist für uns daz unser Got uns zamen will lesen von den 
vier örtern der weit. 

Cristen. 

Jnd Y du verstest eß nit recht. Daz sint die menner von Israhel die den herren 
510 erkennen; von euch spricht Got durch den Ysaiam om 1: ‘Der ogfi hatt erkent seinen 
wesiczer und herren und der essel die jug seines herren, daz Israhelis volk hatt 
mich aber nit erkant etc/ [206*] 

Von der figur dez creücz. 

In dem puch der ausgang der kinter von Israhel wirt gelesen: ,Do die kinter 
515 von Israhel körnen in Marath, do mochten sie nit drincken die selbigen wasser, wan 
sie waren pitter, und daz volk mtLrmet wider Moisen. Der schrey zu Got, der weist 
ym ein holcz, und als paldt er daz in daz wasser warff, warden die wasser süsß\ 
Und im puch der zall om 21: ‘Do die feuren schlangen daz volk pissen, do auß ge- 
potten Gotz hing er ein erene schlangen auff on einem holcz; alle die die sie sahen, 
520 wuren gesunt’. Auch Eczechiel 9: ‘Do unser herr schicket die sex menner gen Jeru¬ 
salem und gepott do zw Zeichen thav über die Stirnen der menner dez volks über 
grausamkyt in der myt zu Jerusalem. Und Got sprach zw den sex mannen daz sie 
erschlugen alle menschen die nit gesignirt weren mit dem bustab thau/ Dar umb 
wolt Got daz die gerechten menschen bürden zaichet mit thaw, [207r] wan thaw nach 
525 den alten pucheren der leezt pustab im jüdischen abc ist u/it birt geschriben gleich 
als daz creücz. Dar durch uns wetewt wirt daz in der erhehung dez creücz die 
geschrifft der jüdischen gesecz solt haben ein ent, als eß gescheen ist. zaichen thav T. 

Juden. 

Spricht nit ewer Jesus Mathey V: ‘Ich pin nit darumb kumen zw prechen daz 
530 gesecz, sunder daz zw erfüllen’? 

Cristen. 

Do unser herr sprach er wer kumen zw erfüllen daz gesecz, do webeist er daz 
daz gesecz der juden 1er und onvollkumen wer, wan mon kon nichcz erfüllen den 
daz daz vor 1er ist etwan gancz oder on einen taill, wan daz gesecz hatt etlich pott 
535 oder mandat die weren genant sitliche, etliche hoffliche oder ceremonalia genant, 
die er baitte hatt erfult, wan etc. [207*] 

Juden. 

Got hat uns vill verhaissen daz als noch nit erftdt ist, als nemlich Jesaia 32: 
‘Mein volk wirt siezen in der schön dez fricz, in dem tabemaccell der trewkeyt, in 

501. a. R. schw. creücz. ys. 504. orden vor orten gtMr. 519. a. R. achte, zu same sam- 
lüg d’ jude. 524. am obem Rande schw. Thaw. 525. vt. 531. a. R. achte, gesecz. 
537. am obem Rande achte. v<heissüg d< Jude. 


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CM. 


401 


der reichen oder uberfleussigen rüe. Auch wirt ich seczen meinen tabernakell in 540 
die mitt ewer, und mein sei wirt euch hinfur nit mer abberffen’. Item Jeremie: ‘In 
den tagen wirt erledig und sellig Juda/ Item Arnos: ‘Ich wirt sie pflanczen auff ir 
aigen erden und wirt sie nit ausß reütten hinfür von ir erden, die ich yn geben habe.’ 

Cristen. 

Die ding alle sint erfuldt in den zwellfyoten, die auch juden sint gebesen, und 545 
in den anderen hindern und sünn der hailigen kirchen; und in den wirt eß noch 
alle tag erftildt, als er selbst sag durch Ysayam 8: ‘Herr daz wort in Jacob und ist 
gefallen in Israhel’, daz ist in die die Got den herren erkennen durch ein rechten 
waren gelauben; [20fr] aber die schnoeden pessen juden erkennen Got den herren 
nicht, als Got selbst sagt und spricht durch Ysaiam 1: ‘Der ochs hatt erkantt 550 
seinen wesiczer und herren und der essell den paren oder crippen seines herren; 
aber Israhell hatt mich nit erkannt/ Sint aber etliche dingk verhaissen den juden 
die noch nit geschehen sint oder erfüldt, ist zw wissen daz offt von der sundt wegen 
der menschen Got wider rafft daz daz er verhaissen hatt, als geschriben stett om 
ersten puch der kunige, do Got der herr sprach zwm prophetten Hely: ‘Reden hab 555 
ich geredt daz dein haüsß und daz haüß deines vaters soll dinen und in dinsperkeyt 
erfunden werden/ Nun spricht aber der herr: ‘Das sey ferr von mir! wan wer mich 
erdt, den will ich glorificiren; die mich aber verschmehen, die weren on erkantt pey 
mir’ und vill andre der geleich. [20fr] 

Juden: 560 

Warumb hatt ewer Jesus gesprochen: ‘Himel und erden weren vergin, meine 
wort aber nit’, und als tu, crist, sagst Got der wider rüff offt seine wortt und gelüb, 
nemlich zw Hely ‘dein haus und deines vaters haüß werden dinen und in dinstper- 
keyt sein’ und spricht doch dar nach ‘daz sey ferr von mir’. 

Cristen: 565 

Daz ist war: die wort Gottes die sint fest aiisß Ursachen, doch so verwandelt der 
allmechtig Got offt seinen sentenci aüsß Verwandlung der Ursachen, wie woll er sein 
consili oder radt nimmer verwandeldt von seiner Verwandlung seiner sentency oder 
vrteill. So sich was Got sagt von den von Ninnive durch Jheremiam om 18: ‘Wirtt 
daz volk püß thon von seiner poscheyt, so wirt ich ptLß thon über daz poesß daz ich 570 
gedacht habe yn zw thon; und wirtt eß poesß thon in meinen äugen, auff daz ich 
nit höre meine stim, so thu ich püsß über daz gutt; als ich geredt hab, als thüe 
ich in’. [20fr] _ 

Lieber Haller, ich habe fast geeilt und ser poesß geschriben; pittue mir daz nit 
verunclinpffen, und wo ir eß nit lessen könt, so schickt nach mir; oppffere ich mich 575 
euch und all den ewren czw allen wollgefallen, wegirang und potten allezeit un- 
vertrossen. 


547. Jes. 9,8. 557. ferr (undeutlich) vor fer* gestr. 560. am oberen Rande schw. daz die 

redt gotz pleib. 563. gelüb aus geleüb verb. 515. z vor nach gestr . mich üb. d. Z. 


Deutsche Texte des Mittelalters XII. 


26 


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Verzeichnis der Töne . 

Im ganzen sind 27 verschiedene Töne unter den Meisterliedern des Hans Folz ver¬ 
treten. Am häufigsten der „unbekannte Ton“ (15 mal), danach Frauenlobs Grundweise 
(12niat), der verborgene Ton Zorns (9mal), die Schrankweise Folzens (7 mal). Von 
den durch Folz erfundenen Tönen sind nicht vertreten: der Teäton (8 Z.), die Aben¬ 
teuerweise (20 Z.), die Tagweise (23 Z.) und- die Kettenweise (51 Z.). 1 ) 

Meist sind es Lieder zu 7 Strophen, jedoch kommen auch viele zu 5 und zu 3 Strophen 
vor. Meistergesänge, in denen eine größere Geschichte erzählt wird, haben 19 Strophen; 
so Nr. 32, 38, 71; Nr. 52 hat gar 25 Strophen. In 3 Teile zu je 7 Strophen sind 
Nr. 1, 34 und 76 geteilt. Die Bedeutung des Wortes Lied ist schwankend. Folz 
gebraucht es meist in der heutigen Bedeutung (z. B. Überschrift von Nr. 18 und 62); 
Hans Sachs versteht in der Regel nach mhd. Sprachgebrauch das darunter , was wir 
heute mit „Strophe“ bezeichnen. 

Die Zahlen vor den Buchstaben im Tonregister geben die Sübenzahlen an. Bei 
Versen mit ungerader Zahl ist der Reim klingend, mit gerader Zahl stumpf. 


I. Töne des Ham Folz. 


1. Baumton. 


7a 7a 7a 2b 7c 
7d 7d 7d 2b 7c 
4e 4e 4e 7f 7f 7f 2b 7c 
Nr. 65.*) 

2 . 


5 I 

5 18 

8 I 

Blütweise. 


8a 10a 4b 7 c 
8d lOd 4b 7c 
8e 8e lOe 4b 7c 
Nr. 55, 71. 


4 

4 

5 


13 


i) vgl. Hartmann, Deutsche Meisterliederhss. in Ungarn S. 80, 98; Schröer, Germanist. Stud. 2, 
214. 224. 

*) K. J• Schröer erwähnt in seinem Aufsatz „Meistersinger »'» Ostreich (Germ. Studien 197ff.) 
einen banton Folzens, der wohl mit dem „Baumton“ identisch sein dürfte. 


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Verzeichnis der Töne. 


403 


3. Feieltoeise. 

4a 4a 7b ! 3 ] 

4c 4c 7b j 3 | 10 

8d 8d 4d7b\ 4 J 
Nr. 66, 68. 

4. Freier Ton. 

8p/a 8b 8a 8b 8c 8c 8d 

8e 8f 8e 8f 8g 8g 8d \ 7 \ 28 

8h 8i 10k 8h 8i 10k 81 8m 8n 8m 8n 8o 8o 8p/l 
Die ersten Silben von v. 1 u. 28 bilden Pausen. Nr. 73. 

6. Hahnenkrath. 

Ha 7a 7a 8b 4 ) 

Uc 7c 7c 8b 4 \ 16 

9d 6e 9d 5e llf 7f 7f 8b 8 J 
No. 23, 32, 38, 62, 86. 

6. Hoher Ton. 

8a 4a 7b 6c 9d 6 

8e 4e 7b 6c 9d 6 21 

8f 8f 8f 8f 8f 8g 4g 7h 8i 4i Uh 11 
Nr. 69, 78—80. 

7. Unser Frauen Korweise des H. Fole. 

3a 3a 4b 4b 6c 6c 6d 4d 4e 2e 6d 11 

3f 3f 4g 4g 6h 6h 6i 4i 4k 2k 6d H 

81 81 81 7m 8n 8n8n 7m 4o 4o 9p 8q 8q 4r 8r7p 16 

Nr. 74. 

8. Langer Ton. 

12a 8b 4b 3c 6d 4d 4e 7f 
12a 8g 4g 3c 6h 4h 4e 7f 

8i 11k 8i Uh gl 61 81 81 12a 8m 4m 3c 6n 4n 4e 7f 
Nr. 61, 63, 72. 

9. Passional. 

6 a 7b 7b 4c 7d 5 1 

6a 7b 7b 4c 7d 6 \ 23 

8e 8e 8e 4f 4f 7g 7g 7g 4f 7h 7h 8f 7d 13 i 

Nr. 37, 77, 82. 

10 Schrankweise. 

8a 7b 8a 7b 8c 8c 4d 7e 8 ) 

8f 7g 8f 7g 8c 8c 4d 7e 8 28 

8h 8h 8h 4i 4i 8i 8i 8i 8f 8a 4d 7e 12 J 

Nr. 14, 36, 66, 58, 83, 84, 85. 

26 * 


38 



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404 


Verzeichnte der Töne. 


11. Strafweise. 

7a 6b 7a 6b 7c 7d 
7e 6f 7e 6f 7c 7d 

7g 7g 6h 7i 7i 6h 7k 61 7k 61 7c 61 
Nr. 63, 67, 81. 



24 


II. Töne anderer Dichter. 


12. Flammweise Wolframs. 

8a 8a 7b 3 

8c 8c 7b 3 13 

8e 7f 8e 7f 8g 8h 8g 7 
Nr. 7, 95, 96. 

Variation im Abgesang: 8d 7e 8d 7s 11f 7 f 6g 6g. Nr. 20. 


13. Grundweise Frauenlobs. 


6a 8a 8a 8b 
6c 8e 8c 8b 
lld 11 d 7d 8e 


4 

4 

4 


12 


Nr. 6, 40 — 49: die Körner des Schlußverses jeder Strophe schließen je drei 
Strophen enger zusammen. Nr. 39: 6 Strophen, mit gleichem Korn. 


4a 8b 
4a 8b 
8e 8f 
Die 
Nr. 


8a 4a 
8e 4e 
8f 8f 
Nr. 


8a 6b 
8a 6b 
8e 6f 
Der 

Nr. 


14. (Hof)ton Prenbergers. 

8c 7 d 4 ] 

8c 7d 4 \ 22 

7g 8e 8f 7 g 4h 8i 4h 8i 4k 81 8k 81 14 ) 

Reime von v. 15, 17, 19, 21 sind wohl Abweichungen von H. Fole. 
97. 


15. Korweise des Mönches von Salzburg. 


6b 8a 4c 4c 6d 
6b 8e 4c 4c 6d 

8f 7g 8h 8h 8h 7g 8i 6k 8i 6k 
54. 


7 

7 

12 


26 


16. Langer Ton Marners. 

8a 8b 8c 8d 
8a 8b 8c 8d 

12f 6g 8h 8g 8i 6k 4k 6k 8k 81 8k 8c 8d 
Reim von v. 5:11 ist Neuerung des H Folz. 
35, 70, 75. 


6 \ 

6 \ 27 
15 J 


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Verzeichnis der Töne. 


405 


17. Langer Ton des Mönchs. 

8a 8a 8a 8a 8a 8a 7b 7 

8c 8c 8c 8c 8c 8c 7b 7 26 

8d 8.d 8d 7e 8d 8d 8d 7e 8d 8d 8d 7e 12 
Nr. 1, 87. 

18. Muskat plut. 

4a 4a 4b 4b 7c $ ] 

4d 4d 4e 4e 7c 5 J 27 

8f 7g 8f 7g 4h 4h 7i 8h 7i 4k 4k 71 8m 4m 4n 4n 71 17 I 

Eine Erweiterung des langen Tons Muskattlüts um 5 Zeilen (18 — 22). 
Nr. 62. 


19. Rohrvoeise des Pfalz von Straßburg. 

Daß dieser Ton Folz zugeschrieben wird, beruht auf einem Irrtum des Hans Sachs. 
4a 11b 8c 4c 7d 5 

4a 11b 8c 4c 7d 5 20 

Sf 7g 8f 7g Uh 8i Uh 8i 4i 7d 10. 

Nr. 88. 

20. Unbekannter Ton (Nestlers). 

7a 7a 4b 7c 7c 4b 7d 8e 7f 9] 

7g 7g 4h 7i 7i 4h 7d 8e 7f 9 } 30 

7k 81 Um 7n 7n 4o 7p 7p 4o 7k 81 7m 12 ' 

In der Colmar er Hs. (Bartsch S. 49f.) hat Nestlers Ton 2 Reime mehr 
(statt 8e vielmehr 5d 3e) und 8n 8n stumpf. 

Nr. 4, 8, 10, U, 12, 18, 19, 21, 34, 89, 90, 91, 92, 93, 94. 

21. Verborgener Ton Zorns. 

8a 8b 8a 8b 8c 6d 1 

8e 8f 8e 8f 8c 6d 6 \ 29 

8g 8h 8i 8h 8i 6g 4k 4k 41 41 6k 8m 8n 8o 8n 8o 6m 17 1 

Nr. 9, 24, 25, 26, 27, 29, 76. In Nr. 2 Tiradenreime, ebenso Nr. 3, wo 
nur 19—23 aus der gesamten Tirade herausfallen und unter sich eine 
solche bilden. 


7a 7b 6c 
7a 7b 6c 
Ud lld 6c 
Nr. 51. 


22. Vergoldeter Ton Wolframs. 


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406 


Verzeichnis der Töne. 


23. Verholner Ton Frite Zorn». 


8a 8b 8a 8b 8c 
8d 8e 8d 8e 8c 

ßf+2f 6g 8h 8i 8h 8i 8g 8k 81 8k 81 8m 
Nr. Iß, 16, 17, 28. 


5 \ 

5 23 

18 I 


24. Zugweise Fritz Zorns. 


9a 12b 8c lld 
9a 12b 8c lld 

8« llf 8e llf 8g 6h 10h 8i 10k 8i 10k 8g 10h 8g 10h 
Erste Sähe in V. 1 u. 6 sind Pausen. Nr. 6, 13, 22, 30, 


4 

4 

15 

33, 


23 

60, 64, 67. 


7a 8b 7a 11c 
7d 8b 7d 11c 

7s 8f 7e 8f 7g 6h 7g 10h 
Nr. 31. 


25. 

Jl 

i 1 


16 


26. 


6a 6a 6b 2b 6c 
6d 6d 6e 2s 6c 

2f lf 6g lh lh 6g 2g 5i 3i 6c 
No. 50. 


5 

5 

10 


27. 


4a 4a 
- 4a 4a 
4a 4a 
Nr. 


4a 

4a 

4a 8a 
69; vgl. 


•I* 

den ähnlichen Ton 3. 


20 


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Namenverzeichnis . *) 


Aaron 44 67 . 63 42. 57. 75 401. 

78 19. 103 201 . 

Abacuc 14 so. 45 14. 64 92 . 
75 478. 

Abiron 52 171 . 

Abner 63 66. 

Abraham 85 37 . 103 303 . 205 . 
Absalon 52 m. 

Adam 1 159. 387. 7 59. 12 67. 
83. 109. 17 41. 76. 18 28. 
21 40. 99. 25 42. 117. 133. 

26 16. 27. 31. 36. 60. 78. 

27 11. 34 101. 337. 343. 458. 
459. 473. 506. 36 18. 93. 45 9. 
52 88. 169. 55 84. 96. 58 74. 
77. 63 18. 67 25. 75 15. 29. 

81 46. 90 99. 100 276. 
277. 281. 284. 285. 305. 103 
99. 102. 107. 109. 121. 19». 
257. 

Adam von SanctVictor 58 124 . 
Afterdingen, Heinrich von 
94 49 . 

Ageus 14 100. 

Alanus 65 49 . 75 211 . 

Albertus 59 27 . 65 44; Mag- 
nus Albertus 27 1 . 75 209 
Alza, rabi 100 iso. 

Ambrosius 72 5 4. 

Am°n, Aman 100 338. 339. 

*93 140. 

Amos 103 387 . 542. 

*• Anna. 

Ana nia, rabi 100 192. 


Ananias 75 421 . 

Anna (An) 12 130 . 36 26 . 
Annas 1 70. 27 45. 
Apokalipsis 5 44. 9 120 . 
Arabia 103 245. 

Aristobulos 103 242 . 
Aristoteles 52 175 . 75 208 . 

103 75. 157. 

Artus 97 75. 

Asanas 75 422 . 

Athanasius 13 129 . 
Augustinus 59 1. 65 46. 72 55. 
75 212 . 

Augustus 103 279. 

Avelyn 100 303 . 307 . 312 . 103 
125 (oder Anelin/). 

Aven, rabi(oder Anen ?)100i4O. 
Avern 75 393 . 

Habilan 14 81. 103 398. 
Balaam 56 121 . 78 57. 
Balthasar 78 64. 

Baltzer 94 52 . 

Basan 100 815 . 

Basilius 59 28 . 

Betlehem, Petlehem, Pest- 
lem 56 97. 64 36. 40 . 74 149 . 
Betzier, Arnold 94 23 . 
Boetius 75 212 . 

Brachias, rabi (= Berachja) 
56 64. 75 499 . 

Brun, Heinrich von 94 69. 

Calvarie 26 84. 27 89. 
Cappodocia 59 37 . 


Cazassin (= hebr. Kodaschim) 
100 68. 190. 205. 103 89. 
Cecilgerlant Sicilien 75 271 . 
Cipris 103 245 . 

Circe 65 37. 75 244 . 

Claudia 65 so. 75 246. 
Comnester 75 211 . 

Cristus, Christus, Crist 1 29 . 
157. 865. 417. 3 168. 4 204. 
5 1. 24. 96. 124. 127. 8 167. 
200. 13 100. 14 135. 16 107. 
17 138. 147. 18 61. 128. 149. 
19 18. 138. 23 103. 24 47. 108 

117. 148. 164. 182. 25 1- 60. 

33 132. 148. 34 106. 234. 

302. 358. 476. 584. 35 143. 
146- 157. 186. 36 100. 182. 
52 318. 342. 53 164. 54 26. 
57 34. 117. 58 118. 59 49. 
60 5. 67. 61 38. 71 8. 72 217. 
75 267. 474. 76 45. 71. 81. 

118. 135. 148. 155. 78 29. 
gO 13. 39. 86. 97. 106. 85 47. 
86 80. 100 23. 102. 127. 241. 
248. 300. 302. 101 10. 26. 
103 216. 219. 222. 237. 248. 
341. 343. 376. 409. 476. 481. 

Cristus Jesus 35 i36. 

panhauser 94 70 . 

Daniel 14 82. 126 . 128 . 45 22 . 

64 24. 75 602. 103 215. 481. 
Datan 52 171 . 

David 4 148. 14 89. 52 169. 


*) Die Namen sind nach der Orthographie der Hss. alphabetisch eingereiht. 


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408 


Namenverzeichnis. 


56 H8. 59 40. 61 18. 63 71. 

64 5 . 47. 74 84. 75 451. 

100 87. 147. 156. 166. 167. 
288. 842. 403. 101 82- 103 
279. 290. 894. 477. 
Deckendorff Deggendorf 7 6170 . 
Deuteronomium 100 207 . 327 . 

439. 462. 456. 103 233. 

Diana (fälscht. für Danae ge¬ 
braucht) 65 7. 75 258. 

Hberhart 91 83. 

Eckhardus 94 39 . 

Egipten 78 33 . 

Elbel 94 64. 

Eier, rabi 103 99 . 

Elezer, rabi 100 277 . 

Emanuel 3 21 . 12 17. 34 62 . 
850. 60 42. 

Emilia 65 24. 75 264. 

Emmaus 80 98. 

Enachim 100 808 . 103 126 . 
Engelland 52 153 . 

Enoch 100 408. 

Entcrist = Anticrist 68 27 . 
Erenbot 94 33 . 

Erenfro 94 48. 

Esaia, rabi 100 296. 103 117. 
Esau 100 291. 892. 293, 103 
113. 114. 115. 

Eva 12 lio. 17 4i. 21 ioc. 25 
43. 28 21. 40. 34 342. 36 18. 
96. 45 10. 56 7. 58 76. 63 18. 
75 18. 116. 139. 100 284. 3. 

103 109. 197. 257. 

Exodus 63 33. 100 488. 103 
200 . 

Ezechiel, Ezechihel 1 367. 3i9. 
56 47. 75 880. 847. 505. 

78 21. 103 472. 520. 

Filius = Vergilius 52 174. 
Fogeiweite, Walter von, 9461. 
Foltz, Hanß 20 70. 32 808. 
50 258. 94 160. 96 117; außer - 
dem oft in Über- und Unter¬ 
schriften. 

Francken 42 21 . 48 21 . 
Franckreich 100 410 . 412 . 103 
178. 


Franz 2 67. 91 84. 

Frauener 94 73. 

Frauenlob 9 14. 43 23 . 90 48. 

94 26. 

Fridel 91 84. 

Fritz 2 67. 91 84. 

Gabriel, Gabrihel 3 8. 30 11 . 

31 48. 50. 80. 56 81. 58 9. 

61 79. 

Galilea 1 355. 80 41 . 55. 72 . 
Gamorr, Gomorra 52 857. 

Gast, Kontz 94 38. 

Gaza 1 87i. 

Gedeon 14 66. 63 10 . 25; gen. 

Jedicanis 75 394. 

Genesis 63 1. 81 8. 100 304. 
Gengen, Lieb von 94 79. 
Gilbertus, Gilwertüs 75 228. 
Gilgenfein 94 77. 

Golias 100 6; acc. Goliam 75 

462. 

Gorgite 75 825 . 

Gothierland 75 313. 

Gregorius 72 55. 

Grof, Dietrich 94 67. 

Gurz, Wendel von, Oorz 94 65. 
Gutenberck, Hans von 68138. 

Haller 103 574 . 

Harder 94 62 . 

Heimbach, Jorg 52 169. 
Heintz 91 83. 

Helias 75 466. 100 408. 103176. 
Heliseus 1 soe. 103 429 . 

Hely 103 566. 563. 

Herodes 1 81 . 27 66. 103 221 . 
435 bis. 

Herodie Astolonica 103 245. 
Hester 100 49. 399. 103 171 . 
Hirca 103 246. 

Hircanus 103 243 . 

Hoffgart 94 19 . 

Huge 94 73. 

Hugler 94 71 . 

Hultzing 94 77 . 

Huß, Johannez 52 i& 5 - 

Ydumeus 103 244 . 

Ysaac, rabi 100 176. 

Ysaias 14 93 . 56 33 . 92. 125 . 


60 1 . 4. 24 . 61 1 . 64 26 . 49. 
56. 75 487. 78 16. 100 35. 
51. 188. 161. 171. 177. 184. 
264. 421. 460. 468. 464. 101 
47. 103 62. 208. 610. 538. 

547. 550. 

Isiderus, Ysidirus 5930.75210. 
Israhel 14 76. 56 102 . 100 51 . 

132. 204. 259. 319. 445. 446. 
103 447. 448. 503. 509. 511. 

548. 552. 

Jacob 14 108 . 56 122 . 64 57. 
100 291. 103 113. 114. 227. 
547. 

Jacobus 100 238. 241«: 
Jeremias 14 87. 36 117 . 56 45. 
89. 60 13. 64 10. 75 128. 493- 
78 84. 81 37 . 100 58. 211 . 
437. 443. 451. 103 541. 569. 

Jericho 100 13 . 

Jerobeam 100 462. 
Jeronimus 72 66. 

Jerusalem 63 69. 100 13. 17 . 

38. 240. 242. 462. 464. 465. 
103 214. 483. 486. 490. 500. 
520. 522. 

Jesse 14 113 . 64 68. 87 so. 
Jessuhor 100 68. 202. 220.235. 
244. 103 86. 

Jesus ll. 10. 17. 63. 69. 80. 105. 

184. 194. 313. 835. 353.375. 
3 69. 5 103. 117. 8 72. 162. 9 
102. 10 43. 14 85. 132.18138. 

158. 19 1 43 . 2 3 88 . 25 3. 139. 
31 10. 70. 77. 33 116. 137. 

159. 33* 2. 6. 11. 34 157.237. 

286. 297. 308. 37 48. 52 269. 
56 36. 87. 58 12. 63 62 96 
64 31. 40. 76 107. 143. 77 83. 
95. 80 35. 48. 53. 67. 76. 189. 
84 8 . 85 40 (hier dreisilbig 

zu lesen /) . 87 82 . 93 38. 100 
98. 100. 239. 103 28. 252. 

273. 278. 323. 329. 381 388 
407. 561. 

Jesus Cristus 8 170. 203. 13 7l - 
14 4 . 2 8 8 2 . 34 181. 36 l» 
52 895. 53 32. 75 177. 79 89 
101 2. 103 475. 


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Namenverzeichnis. 


409 


Jesus Syrach 100 73 . 103 3 . 
Joachim 36 28 . 

Job, Jop 75 280 . 100 372. 400 . 
103 149. 172. 424. 

Johannes baptist 36 121 . 52 

341. 81 40. 103 433. 435. 

Johannes evang. 1 327 . 5 42 . 
9 122. 126. 16 32. 27 119. 

33 48. 55. 82 . 101 46 ; sant 
Johannis segen 95 49 . 
Johel, rabi 100 211 . 217 . 224 . 

103 64. 70. 79. 

Jonas 1 873. 72 33 . 

Jordan 1 306 . 14 71 . 18 197 . 
75 441. 462. 103 202. 430. 
431. 432. 433. 487. 

Joringer 94 43 . 

Josaphat 5 107 . 

Joseph 1 325. 

Josephus 100 238. 242. 103 
476. 484. 491. 

Josia: do Samsam in Josiam 
ginge 80 5. 

Josua 75 392 . 103 202 . 

Josua (Öen. Josue) 100 380 
(mißverständlich , s. die fol¬ 
genden Citaie). 103 ieo. 162 . 


Levi 100 308. 

Leviathan 100 147. 103 48. 
209 . 

Lieb von Qengen 94 79. 
Lilli(s) 100 284. 285. 103 110. 
Livius, Titus 75 226. 
Longinus 1 147. 3 85. 85 46. 
Lortz, Wilhelm von 94 68. 
Lot 75 86i. 

Lucas 36 65. 

Lucifer 7 56. 12 85. 25 94. 119 . 
126. 29 72. 33 36. 34 503. 
51 37. 52 166. 75 7. 91 43. 
Lupolt: hertzog Lupolt der 
junge 94 so. 

Magdalena 1 327 . 8 83. 
Mahomed, Machmet 52 149 . 
Malachia 100 130 . 447 . 
Malachinanet (= hebr. malach- 
ha-maweth Engel des Todes) 
100 379 . 

Malchus 1 68. 

Marath 103 515 . 

Marburg, Graf Hermann von 
94 so. 

Mardochei 100 336. 103 140 . 


164. 

Jovis 65 6; Jove 75 259 . 
Juda 1 179 . 14 109 . 56 100 . 
64 38. 100 463. 103 227 . 
503. 542. 

Juda, rabi 100 140 . ui. i 5s . 

175. 

Judas 1 8. 23. 50 . 53 . 62. 27 43. 
92 23. 

Judea 100 465 . 

Judicum, über 63 9. 

Justinus 75 225 . 

Kaifas 1 73 79 27 54. 

Kantzier 90 53. 94 26 . 

Kaspar 7 g 76 
Klingsor, Clingser 94 58 . 
Kuntz oder Kantz 91 83 . 

Laboam (= Jerobeam?) 193 

461. 

Lanßhut 9 28 
Lesch . Albrecht 94 ?e. 


i Maria 1 317. 3 1. 4 1. 7 170. 
I 8 95. 11 46. 12 1. 13 75. 81. 
140. 21 1. 25 138. 27 119. 
124.135.30 45.31 45.32 167. 
1 34 32. 296. 422. 629. 36 1. 

| 68. 97. 107. 114. 142. 52 341. 

| 53 163. 54 1 . 68. 55 1 . 27. 61. 

j 56 22. 58 l. 60 12. 44. 63 51. 

| 64 i. 65 l. 36. 67 l. 70 70. 

| 72 219. 73 127. 74 2. 75 239. 

296. 404. 523. 77 1. 24. 71. 
J 78 li. 79 43. 81 5.19. 84 l. 

87 7. 28. 100 248. 103 251. 
i 26i; Marienhertz 3 78. 

| Maria Magdalena 1 357. 80 19. 
j Marien, die drei 1 346. 

Marner 94 41 . 

I Mathatias 103 240 . 241 . 
j Mathäus 80 15 . 103 529 . 

Mathias 92 22 . 

1 Mehir, rabi 103 121 . 

| Meienschein 94 75 . 

Meissner 94 41 . 


1 


Melchor, Melchior 78 85. 
Micheas 56 95 . 64 34 . 

Minin (hebr. Minim : die Gottes¬ 
leugner; Anfang eines Gebets ) 
100 262. 

Misahel, Michael 75 422 . 
Mochor ( von Folz wohl ver¬ 
wechselt mit Moed) 100 65. 
76. 103 5. 

Moyses 14 73 . 63 34 . 49 . 75 412 
435. 449. 100 69. 207. 230. 
807. 315. 824. 327. 830. 333. 
384. 423. 440. 443. 103 125. 
133. 199. 200. 250. 256. 449. 
461. 463. 469. 516. 

Moyß, rabi 100 120. 

Muctaron 100 424. 

Mugelein 9 14; Heinrich Mug- 
lin 94 63. 

Mulck 94 52. 

Naaman (Syrus)l 305. 75 460. 
103 429. 

Naaman, rabi 100 ieo. 163. 
Nabuchodonosor 3969. 52173. 
Nassym 100 67. 120. 

Nazaret 1 353 . 

Neithart 93 40 . 

Nicodemus 1 314 . 825 .103 500 . 
Ninivt 103 669. 

Noah £5 27 . 53 2. 103 296. 
Numeri 63 41 . 75 229 . 
Nürnperg 9 23 . 48 28. 

t f; L‘ 

Octavian 78 50 . 

Og 100 815. 317. 318. 103 129. 

131. 134. 198. 

Olperg 1 3i. 27 38. 

Osea 100 444. 

Ott, hertzog 94 31 . 

Ovidius 58 46. 75 227 . 

Fampaius 103 243 . 
Pamphilus 38 2 . 

Passau 76 170 . 

Paulus 8 88. 9 110 . 75 35. 

92 26 . 

Petrus 1 67- 356. 8 84. 80 38. 
101 42. 

pfaltz von Straßburg 94 so. 


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410 


Namenverzeichnis . 


Pharao 75 447. 100 132 . 
Phiiisteiner (plur. von Phi¬ 
lister) 1 369. 

Pilatus 1 79. 86. 91. 123. 315. 

27 65. 71. 85. 

Pitrolf 94 19. 

Plato 103 146. 156. 

Pop 94 47. 

Purgundt 71 4. 99; Purgan 
71 240. 

Kacha, rabi 100 203 . 
Raubensteiner 94 70 . 
Regenbogen 43 9 . 94 32 . 
Regum, Über 63 65. 73 . 75 229 . 
Remß 94 56. 

Rockenzan 52 158. 

Rom 38 1 . 160 . 75.333. 334 . 

78 24. 40. 42. 103 243. 
Romar von Zwetel 94 37. 
Roter, Peter 94 68. 
Rumßlant 94 38. 

Saba 63 74. 89. 

Sabaoth 60 25 . 64 65. 72 iss. 
Sach, Peter 94 51 . 

Salamon, Salomon 23 161 . 
29 65. 52 169. 63 77.90. 68 3. 
75 472. 76 187. 100 9. 103 

373. 471. 

Salomon, rabi 100 283. 

Salon, rabi 103 109 . 

Salzburg, munch von 9 15. 
Samay 100 136. 


Samson (u. d.) 1 369. 75 128. 

453. 80 5. 

Samuel 100 443 . 

Samuel, rabi 100 138. 

Satanus 56 110 . 57 34 . 75 17 . 
77 . 

Saul 63 67. 8i. 103 279 . 
Schüller, Heintz 94 40 . 
Sedechias 103 239 . 462. 
Seldneck, Graf von 94 22 . 
Sibenburgen 94 25. 

Sighart 94 20 . 

Sigler 94 20 . 

Sigmar 94 21 . 

Simeon 1 322 . 

1 Simeon, rabi 100 233 . 

Sodom, Sodama 52 357; So- 
| doma 84 69. 

I Stern, Clauß 94 56. 

Stol, der alt 94 35; der jung 
' 94 60. 

Straßburg, Pfaltz von, 94 so. 
Suchensein 94 72 . 

Sunenberg, Fridrichvon9429. 

Tarsis 56 120 . 64 48. 

Thabor 24 165. 

Thamür 103 318. 

Tholosa 75 356. 

Thomas (Apost.) 24 172 . 80 
95 . 

Titus 100 239. 103 214. 218. 

483. 484. 



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Troia 85 3 1 . 

Tuscia 65 19 . 75 249. 

Ungelert, der 94 42 . 

Yalentini Valentins tag 100337. 
Valerius Augustius 65 47; 

Valerius 75 231 . 

Vasti 100 47 . 

Vehemoth 103 209 . 

Venus (tempel Veneris) 75 

316. 

Vespasian 103 214 . 483. 
Vitae patrum 75 223 . 

Walter von Fogeiweite 94 6i 
Wendel von Gurtz 94 65. 
Wentzly 94 44 . 

Wetzlislo 94 46. 

Wikleff 52 153 . 

Wille, Kontz von 93 1 S 6 . 
Wolf, Peter 94 51 . 
Wolfram 94 34 . 
Wirtzpurg, Konrat von 43si 
94 59 . 

Wurms, Hans von 38 285. 52 
397 . 98 so. 

Zacharias 5 101 . 103 495 . 
Zircker 94 64. 

Zol, Vinhart 94 38. 

Zorn, Kuntz 9 21 . 53 176. 
Zwetel 94 37 . 

Zwinger, Peter 94 21 . 


Google 


Wortverzeichnis .*) 


mbe (ab)] -draben 50 64; -drin¬ 
gen tr. 23 142; -gän m . dp. 
u. ga. 1 439, unpera. m. dp. 
10 169; -kären intr. 13 U8; 
-län 21 ii8. 83 26 ; -legen 

12 84. 32 so. 59 55. 67 45. 

68 99. 73 34; *-lenden (?) 
10 183; -liegen m. as. u. dp. 
7190; -nesteln refl. 99 32 ; 
-rihten tr. 75 456; -sagen 
wi. dp. 6 102. u. as. 84 4 i; 
♦-schalten intr. 37 5i; -schät¬ 
zen 51 7; -schein 75 304 . 
80139; -slahen intr. im preise 
heruntergehen 33 b 10 ; -stän m. 
dp. oder da. 1 427. 25 40. 70 80 ; 
-stellen 57 12 . 76 188 ; -ster¬ 
ben m. dp. oder da. 52 336. 
57 78; *-studieren 80 99 ; 

-tilgen 100 110 . 455; -triben 
tO 39 . 23 132 ; -tuon refl. m . 
9*- 45 31; -twahen: ab zwüge 
77 115 ; -wenden 10 186; 
-wenken 18 162 . 52 894 ! 
•wichen 58 44; -wischen 
72 214 ; -ziehen refl. 8 38 . 

13 132 , abegezogen part. a dj. 
10 <> 179 . 103 62 . 

a *>eganc atm. 21 27. 
abek§re (abker) atf. \ 102 . 
18 168. 


I abeiäz atm. 75 547. 

I abelegunge atf. 75 140. 
äbentezzen atn. 1 1. 24 148. 
aber adv. wieder 26 59. 38 128 . 

71 158. 214 14 . ö . 

•aberlzunge atf. 57 43 . 
abewanc atm. 1 251 . 
abewec : abweges adv. 32 15 . 
•abgesanc atm. 93 103 . 
abgot atm. 103 440 . 
abgötterle atf. 78 32. 100 462. 
103 439 . 

abschäch atn. 74 102 . 

♦abschit atm. 8 205 . 
absoluzle atf. 100 204 . 206 . 
absolvieren swv. 100 205 . 
•abstinieren swv. 25 27 . 
♦accidenz 59 13 . 
acker atm.: ze a. gän 49 4. 
adamas atm. 88 56; adamant 
87 49. 

adelar awm. 9 137 u. ö. 
äder atf. 37 77 . 

affe awm. Tor 45 33. 53 211 . | 

affenspil atn. 23 140 . 
aht atf. Beachtung 8 82 . 19 47; 
aht ne men wahrnehmen 13 
120 . 28 90; in a. haben 5 62 . 
ahten swv., m. gp. 40 36. 
94 144 ; m. ga. 52 31; m. ap. 
u. ze 10 155 . 


ahtunge atf. 32 248. 
albestan = abestön 75 sio. 
•alhimelisch adj. 60 85. 
allesament (allesant) 26 46. 
27 145. 35 182. 96 12; all- 
samet 10 131 . f23 75 . 26 7. 
90 56; allsander 4isi; alles - 
ane 86 69. 

allewec (alweg, alwegen) 73 
123 . 75 312. 91 122 . 

•almaht atf. 13 35 . 
almehtec adj. 13 33 . 34 . se. 37 . 
almehtecheit stf. 18 85. 34 so. 
älöe atn. 1 340. 
als nach Compar. 3 38. 
altvater atm. 3 44 . 
ämaht atf. 1 229 . 255 . 6 98. 
ambet (ampt) 26 23 . 42 34 . 
ämehtecheit atf. 18 20 . 
ämeize awfm. 86 66. 
ämeizhüfe awm. 7 5. 14 . 
ametiste awm. 87 46. 88 55. 
amme atf . (von Maria) 4 22 . 

8 161. 12 20; awf. 81 48. 
ammen awv. 67 47 . 
andeehtec adj. 78 1 ; -liehe adv. 

1 36. 11 91. 52 6. 
ande atf. 2 30. 28 26. 
ane] ^-beginnen 16 6. 19 69; 
-beten 80 62 ; -biten 16 88; 
•-brüedern m. ap. u. dp. 


*) Das Regiater legt durchweg möglichst die mkd. Formen Lexera zu Grunde, p bedeutet ‘ Pereon \ 
* 'Sache'. Sterne kennzeichnen Worte , die bei Lexer fehlen. Mhd. geläufige, Worte und Bedeutungen , 
** n hd. aussterben , werden , insofern sie bei Folz noch häufig Vorkommen , durch einzelne, gelegentlich 
au *9egriffene , also nicht vollständige Belege nachgewiesen. 


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412 


Wortverzeichnis. 


74 11 ; -erben 75 i4i; -gän 
10 iss; -gesigen 9 34. 93 146; 
-grtfen71 i4i; -haften 33 i55. 
35 162 ; -halten 52 159; -han¬ 
gen m. dp. oder da. 6 12 «. 

8 196. 15 47; -heben 6 68. 

10 66. 101 38; -henken 9 43; 
-komen m. op. 6 63; -muoten 
m. dopp. occ. 34 4. 90 ISO; 
* -n ageln 2794.80125;-nemen 
13 94, refl. m.gs. 4139; -ntden 

11 18. 84 34; -rennen 2 47. 
6 99; -rimen 89 69; -rlten 
41 28; -ruofen 6 112 . 9 97; 
-sagen 31 64; -schouwen 

12 124 . 52 8io, aubat. inf. 
12 124 ; -sehen 23 86; -setzen 
4 110 ; -sprechen 32 101 ; 
-stän ruhen. Halt machen 3 69. 
12 79 . 25 67; -stechen77 121 ; 
-stözen 4727; -treffen 10 10 . 
26 67. 28 47 . 6854; -vähen 
2967, rfl. 8536; -vehten 3 44 . 
6 1 . 100 . 8 191. 9 63. 10 122 . 
38 69. 75 21 ; -vinden 12 77; 
-wenden 25 59. 48 13. 76 146; 
-zannen 2 44 . 95 96; *-zeigen 
81 16 ; -zemen 71 132 ; -ziehen 
anldagen 32 96. 

äne Prdp. c.ö«n. 1749.1843 u.ö. 
anebegin atm. 21 2 . 34 221 ; 

anbegint 35 60 . 

♦anebetunge atf. 35 168 . 
anegenge atn. 66 ia. 
anehanc atm. 46 18 . 
anehangunge atf. 90 8. 
anendelich vgl. unendeiich. 
aneschouwen aubat. inf. 12 124 . 
anevanc atm. 91 111 . 
anevehter atm. 13 142 . 14 22 . 
anevehtunge atf. 8 171. 9 94 . 
angelweide atf. Angelköder (t) 
84 na {vgl. öugelw.). 
♦angepiht part. adj. 5 123 . 
anger atm. 6 129 . 135 . 12 131 . 
anker atm. 33 154 . 
♦anklagunge atf. 100 801 . 
annemunge atf. 60 64. 
anntdunge atf. 56 9 . 
antikrist atm. 103 863. 


änvar vgl unvar. 
änwandelbsere vgl. unwand. 
anzal atf. 18 154 . 
anzeigen atn. 80 110 . 
*appellazen awv. 5 88. 
appellieren awv. 13 115 . 
ara celi 78 62 . 

arc adj. 1 292 . 9 62 ; atn. 3 50. 

88 23. 

arguieren awv. 10 62 . 101 26 . 
argument atn. 53 79. 
arke, arch 58 94. 74 92.87 28 ; 
atf. 53 15. 57 17; awf. 53 3. 
7 . 84 66; gottes arche 57 17 . 
84 65. 

•arömazfe atf. 74 67. 
artikel atm. 8 103 . 
arzente atf. 8 167. 96 88. 
äs atn. Fleiach eines Toten 1 4io. 
seteinen awv. 100 356. 356. 
atz atm. Nahrung 2 71. 
äventiure atf. 7 12 . 38 229 . 

88 14 . 95 1 . 
äz atn. Speise 63 19. 

bache awm. Speckseite: dor umb 
wurff ich die wurst wol an 
den pachen 40 ss. 
backenslac atm. 1 73. 27 47 . 59 . 
bader atm. 9 27 . 
balle awm. 7 21 . 10 111 . 
balsamsmac atm. 74 187. 87 15. 
ban atm. Bann, Gebot 12 117 . 
14 83. 63 30 . 

banc atf.: *banks halben adv. 

unehelich 96 70. 
banen (benen) awv. bahnen 1 43 7 . 
bar atn. meiateraängeriachea Lied 
75 377 . 89 112 . 91 13. 15. 
93 110 . 

barbierer atm. 20 70. 32 804 . 
52 397 . 

barel atn. Pokal 74 169. 
barete atn. = biretum 31 4 . 
barmeclich adj. 57 76. 
barmherzecliche adv. 30 10 . 
barmherzekeit atf. 52 189. 221 . 
barmunge atf. 14 137. 24 200 . 
34 37. 47. 611. 52 237. 272. 

58 137 . 72 159 . 207. 


barn atm. Krippe 103 & 51 . 
barvuoz adj. 90 125 . 
basilisk Mm. 34 205 . 
bat atn. büdl. 8 20 s. 
batze awm. 2 es ( t; vgl. paz). 
baz adv. 17 so. 23 29 . 25 50 . 
31 16. 48 u. o.; aller paste 
23 35. 78 99 u. ö. 
becke awm. Bäcker 99 2 . 
bedenken: im einen sin b. 
71 97; m. ge. 80 128; er¬ 
denken 90 86. 
bedingen swv. 90 22 . 
bediuten ewv. 20 6. 55 36. 
bediutnisse etf. 74 180 . 
bedunken ewv. 97 87 . 53 . 
begäben swv. 5 65. 50 ss. 58 1 
80 64. 82 26 ; mit streichen b. 
95 27 . 

beger etf. 4 167. 80 119 . 121 . 
184. 97 60. 

begerde etf. 10 146. 14 140 . 
begir etf. 32 16 . 50 27 . 70 6i 
97 93. 

begirllcheit etf. 100 iss. 
begnäden swv. 3 2 .11 141 .12 ** 
19 99 . 54 38. 

begrlflich adj. 100 362. 103 73. 
begrifunge etf. 27 39. 
begrüezen evw. 75 978. 
♦behac atm. 1 349 . 26 27 . 
behagen ewv. 91 148 . 
behalten etv. 38 so. 58 140 ; 
Vorbehalten 34 411 ; bewahren 
m. ap. u. vor 36 90. 
behaltnisse etf. 24 iiö. 75 540. 
beheften ewv. 55 so. 
behelf etm. 14 41 . 
behelfen etv.: part. prad. be¬ 
holfen 32 136 . 73 199. 
behende adj. Jdug 6 73 . 24 75 
behüren awv. überwältigen 86 5i- 
behüsen awv. 55 95 . 
behüsunge atf. 15 12 . 
beiten awv. warten , verzog** 
62 4s. 94 62 ; aubet.inf-M** 
bekennen awv.: ein frag ® lt 
antwort b. 48 u; beka ßt 
tuon 75 272 . 
bekennunge etf. 100 168 . 


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Wortverzeichnis. 


413 


beklagen suw. anldagen 32 154 . 
bekleiden swv. 77 8 i (?) 
bekllben stv. 19 85. 23 iso. 36 
1 * 6 . 52 79. 55 86 . 58 79 . 
bekomen atv . kommen 34 100 . 
68 28. 

*bekriuzen abmühen: re) l. (?) 
wer sich hy mit dem loch 
pekrücz (:schütz; vgl. be- 
kützen; oder zu bekrotenf) 
83 34. 

bekumbern stov. reff. 13 i*e. 
53 soo. 

bekumbernisse stf. 6 is. 
*bektitzen suw.-.reff. keinr par- 
mug dich bekucze («pf. be- 
kriuzen) 52 55 . 
beleiten swv . 1 8 si. 8 5 i. 20 25 . 

74 iss. 79 los. 
bellbelich adj. 33 ios. 
bellbunge stf. 24 57 . 
beizen swv. pfropfen 36 47 . 
•bemelden swv. 34 21 . 
benähten swv. 52 281 . 
benedien swv. 11 11 8. 3 i 24 . 
35 166. 

ber swm. Bär 2 57 . 102 8. 
ber stnf. 41 31 . 
berachtf 3 46. 
berhaft adj. 29 81 . 88. 
bera swv. schlagen 39 58. 
berüemen swv. tr. 75 170 .; refl 
m • 9a. 90 ns (f). 
*berüemunge stf. 9 74 . 
bertieren swv. büdl. 762. i2ios. 
17 70. 182. 23 108. 34 4 46 . 

64 1 . 81 27. 69. 82 2 . 

besachen swv. 1 55 . 4 75 . 32 85 
90 i 8 i. 

*besaeligunge stf. 72 22 s. 

185. 

beschaffen swv. erschaffen 4 10 9 . 
13 48 - 18 13 . 33 30 . 33 . 55 7 

u 64 *1. 66 17. 

Beschaffenheit stf. 13 si. 
beschaffunge stf. 28 32 . 
beschehen stv. 91 so. 
beschenken suw. 74 44. 
beschepf Unge 67 12 
beschern stv. 43 15 . 99 49 . 


beschern swv. zuteüen 14 106 . 
beschirmen suw. 1 312 . 
beschit stm. 12 33.16 34 . 2812 . 
beschiuren, beschüren swv. 

schützen 75 450.; refl. 10196. 
beschämen swv. 88 47 . 
beschou wen liehe adv. 12 189. 
82 120 . 

beschrtbunge stf. 75 283. 
beschrten stv. 72 96. 
besemsmitze swf. 57 41. 
besenden suw. 34 397. 
besinnen stv. m. as. 212 . 11 77 . 
15 26. 21 38. 34 841 u. ö.; 
bezeichnen 7 10 ; m. ap. auser¬ 
sehen 58 88; reff. m. gs. 23 29 . 
besitzen «uw.; das lest gerichtb. 

5 74. 52 840; bedrängen 4133. 
besitzer stm. 103 511 . 
beslahen «uw.: herbergeb. 21 19 . 

31 42. 56 16. 
besiiez stm. 73 76. 
besliezen stv. concludere 10 1045 
subst inf . 4 95. 
beslozzen part 18 iss. 24 141 . 

74 61 u. ö. 
besluz stm. 16 17. 
besmtzen stv. refl. 83 61. 
besntdunge stf. 27 39 . 85 49. 
besolden swv. 38 162. 
bespreejen swv. 3 64? 
bestant stm. 1 49. 16 47. 
bestaeten suw. 957. 14 52. 23 20 
u. sehr oft; bestäte hän 
10 108. 

bestsetunge stf. 1 399. 
bestecken suw. 48 so. 
besteten suw. bestatten 1 339. 
34 492. 

bestimmen suw. 4 97 . 28 46. 
bestrlten stv. 76 23 . 
besummen suw. 14 ne. 52 339 . 
besunder adj. adv. 34 171 . 356. 
381 . 36 16 . 37 140 . 38 84 . 
66 6 u. sehr oft. 
besunderbar adv. 10 107 .11 17 . 
33 b 17 . 

besunderllche adv. 11 92 . 75348. 
besware (beschwer) stf. 75 487. 
besweerunge stf. 82 104 . 


bes wererafm. Beschwörer i 00 1 5 2 . 
beswern (?) suw. mit Geschwüren 
bedecken 16 15. 55 108 (oder zu 
besw&ren f) 

beswern stv. beschwören 6 62 . 
bet vgl. bette, 
betelen suw. 91 94. 
beteler stm. 85 81 . 
betellche adv. 30 49 . 59 15. 
betoeren suw. 56 6. 75 26. 
betouben suw. 24 126 . 
betouwen suw. 63 14 . 87. 
betrac stm. 8orge 103 886. 
betrahtunge stf. 5 ieo. 15 46. 
35 128. 

betrüebenisse (betrupnus) stf. 
27 34. 103 425. 

•betrügelichkeit stf. 100 55. 
bette (pet) stn. 37 87. 
betteströ stn. 32 182 . 203 . 241 . 
betwungen (bezw.) part. er¬ 
zwungen 26 42. 
bevestigen suw. 100 417. 
beviln swv. 8 176. 93 78. 
•bevlammen suw. 65 85. 67 51 . 
73 40 . 

bevlammunge stf. 101 28 . 
bevleckunge stf. 52 260 . 103 
266. 268. 

bevliezen stv. 10 53 . 58 56. 77 

84 (?). 

bevor halten 50 23 . 
beweejen swv. 87 71 . 
bewahren suw. 36 5; 9. 29. 45 30 
u. sehr oft ; subst. inf. 59 18 . 
bewegelich adj. 19 50. 
bewegnnge stf. 35 115 . 
beweiden suw. 72 205 . 
bewtbet part. adj. 23 6. 
bezieren swv. 87 10 . 
bezzerunge stf. 84 60 . 
bl] -bellben 53 96; -bringen 
9 58. 32 104 ; -gestän 84 111 . 
90 148; -wonen 23 70 . 26 51 . 
33 b 5 u. o. 
bierglas stn. 33 b 2 . 

♦bierhopfin stf. ? 86 38. 
bieten stv. gebieten 13 43 . 
blhtiger stm. 30 81 . 34 441 . 

58 133. 


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414 


Wortverzeichnis. 


bildnisse stn. 6 so. 23 ne. 
bildunge stf. 74 117 . 75 32. 103 

271. 

bilgerim stm. 32 29. 268. 
billlcheit stf, 31 94. 36 7. 
birsen swv. 102 ii. 
bischöflich adj. 1 8. 
bisem stm. Bisam 74 137. 
bisenrouch stm, 87 16. 
bisitzer stm. 5 126 . 
bfspel stn. 6 125. 1,0 171. 23 86. 
bistantrim. 8 45. 10 17. 32 169. 
bittunge stf. 38 148. 
biutel stm. 32 192. 197. 
btwonunge stf. 1 286 . 
btzen stv. (vom Gewissen) 15 38. 
blä adj. 6 5. 88 5i; plab (: gab) 
95 15. 

blsejen swv. 39 68. 46 15. 
blanc adv 58 97. 
blarren swv. 49 io. 
bl&sebalc stm. 85 8. 
blasenieren? swv. ein Wappen¬ 
schild ausmalend schmücken 
75 15. 

blat stn. der Zunge 3 12. 
♦blendunge stf. 27 60 . 
♦blenkinger stm. [ Schm.Bayr. 

Wh. I, 459.] 49 30. 
blerren swv. subst. inf. 47 4. 
*blickerinne stf. 74 63. 
blinzeln swv. 30 54 . 
bloch stn. 26 81. 89 29. 
bloede adj. 4 160 . 34 104 . 100 

19. 

bloedekeit stf. 32 275 . 
bloezlich adj. 6 81. 
blüe stf. 25 130 . 87 10 . 
♦blüegrüenende? part. adj. 1 

164. 

blüemen«Mw. 98. 34 245 . 52 215 
u. ö. 

blunder stm. 20 20 . 
♦bluotrötvar adj. 77 100 . 
♦bluotsweizic adj. 57 40 . 
♦bluotverwic adj. 27 42 . 
♦bluotverrören inf. subst. 8203 . 
33 137. 

boc stm. 55 40. 
bodem stm. 7 38. 


bodemneige stf. 62 68. 
bodemscharre swf. Bodensatz 
49 11 . 

♦bonafa Vogelname 59 26. 8i. 
75 281. 

borc stm. Borg 33 b 7. 
born swv. 53 178. 
boesewiht stm. 38 176. 187. 
bot stn. Gebot 35 49. 38 33. 208. | 
52 315. 75 23. 

brsechen swv. refl. sich prägen 
4 64. 

braht stm. 1 56. 5 48. 85 18. 
♦bratzen swv. 2 66. 
brechunge stf. 84 36. 
brehen swv. 4 88. 19 135 ; subst. 
inf. 11 14. 

brennunge stf. 59 12 . 
brief stm. Briefpapier 71 37. 
brinnen stv. 4 16 . 7 8. 41 . 12 4 
u. sehr oft. 

♦britzen swv. 2 66. 
broz stn. Knospe 25 130. 30 38. 
31 109 . 56 24. 74 54. 75 31. 
81 55 (t). 

brozzen swv. 1 166? 
brüchen swv. re fl. m. gs. 24 152. 

169. 32 209. 76 44. 
brügel stm. Knüttel 95 18 . 
♦brunke swm. 92 40 . 
brunst*//. 8 113 .12 201 . 32 220 . 
40 20 u. ö. 

bruoch stf. Hose 95 12. 15. 82. 
bruot stf. 1 176. 75 145. 
bühse stswf. 68 145. 100 417. 

419. 

bühsenrieme swm. 100 427. 
büman stm. 10 64. 21 70. 
bunt stm. techn. Ausdruck des 
Meistergesangs 46 5. 
♦buochdruc stm. 68 13. 
bürgerschaft stf. 74 125. 
burt stj. Geburt 79 22. 84 131. 
buslne swf. 5 54. 34 487. j 

bütel stm. 1 106. j 

büwen (pawen) swv .: daz lant 
b. durchziehen 32 9. 251; den 
weg b. gehn 34 505. 52 325; 
vremden strich b. bewohnen , 
beziehen 69 40; winkel b. 38 


267; unglQcke b. 52 so; gen 
himel b. 8 iss. 

däht stm. 76 58. 
dehtnis 87 64. 

dancbserkeit stf. 25 71. 52 4. 
dancsagen swv. 96 38. 
dar slahen stv. m . dp. u. unbest. 
Obj. gewähren 20 68. 34 258. 
93119. 

degen stm. Held 79 39. 
deischer (= tiutscherf) 89 86. 
däment stm. Diamant 75 335 . 
dempfen swv. 2 71 . 4 138. 6 144. 
97 25 . 

denen «uw. trän*. 72 62 ;tn4r. 1276. 
i dladöm stn. 64 42 . 

| dicke adv. 15 39. 30 29. 32. 

| 50 84. 188 u. sehr oft. 

I *dictieren swv. 90 ioa. 

1 diemuetekeit stf. 72 128 . 101 
14 . 

diemüetecllche adv. 75 384. 
dienestbserekeit stf. 103 666. 
dierne stswf. 30 2 .31 73 .36 174 . 

I 54 1 . 60 33 .; ein offne dirn 

j 38 85. 

I dingen subst. inf. 91 iso. 

I dinsen stv. 7 45 . 27 62. 

I disputieren swv. 13 138. 

diuberte stf. 32 228 . 
i diuten swv. bedeuienbZie. 6431. 

| *diutnisse stf. 31 54 . 

I diutschen swv. 68 58. 

I diutunge stf. 38 278. 

| docht stm. (= däht) 76 53. 

| doctor stm. 53 91 . 

; *doctorin stf. 74 25 . 
dol stf. Leiden 37 22 . 
doln swv. 9 33. 93 101 u. ö. 
dön stm. techn. Ausdruck des 
Meistergesangs 89 180. 135. 
90 24. 32. U. O. 91 54. 79 *. O. 
9251. 55 77. 9313. 114. 
doenen swv. trans. 27 112 . 77 
92. 94 60. 

donerslac stm. 5 70 . 141 . 
♦dornhecke stf. 6 138. 
döz stm. 1 129 . 409 . 43 18. 
draben swv . 64 52. 


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Wortverzeichnis. 


415 


<jr®hen suw. duften 11 103 . 
drbm stm. Bedke 26 85. 77105. 
dräte adv . sofort 1 es. sie. 3 85. 

8197. 14 79 u. sehr oft. 
drätsmit etm. 85 79. 

♦drieinec adj. 73 is. 
•drleinlich adj. 52 392 . 

* drlen suw. 29 37. 

driheit stf. 4 85. 13 65. 21 14 . 
29 48. 

drtlich adj. 72 64. 
drtunge stf. 29 7. 73 12 . 
dxivalt stf. 12 25 . 39 . 16 23 . 
21 130. 28 15. 34 163. 263. 
35 11 . 15. 67. 115. 173. 
drivaltec adj. 13 12 . 29 10 . 
drfvaltecheit stf. 13 59 . 17 27 . 
drouwe stf. 11 148. 13 iss. 
97 148. 

dröuwen subst. inf. 81 11 . 
druc 8tm. 68 127 . 
drum stn. 7 26 . 98 41 . 
dultec adj. 1 375. 32 300 . 
*dtinkelich adj. 103 335 . 
dur-chsehten swv. 1 21 . 25 91 . 
6 . 

dut-chbrechen stv. 1 40 . 27 42 . 
durchdringen stv. 77 126 . 
durchgän stv. 38 126 . 72 26 . 
83 75 . 

durchgiezen stv. 95 64. 
durchglüejen swv. 50 229. 
durchgründen suw. 9 121. 12 
201 . 

durchkriechen stv 34 325 . 
durchliuhtec adj. 4 7. 11 2 . 34 
31 S. 329. 36186. 52 389. 75 95. 
dureftiliuhten suw. 34 590 . 88 35 . 
durchlochern swv. 37 111 . 
durchloufen stv. 9 126 . 
♦durchlusteclich adj. 97 89. 
durchrnezzen stv. 37 136. 
durchnagen stv. 97 162 . 
durchreisen suw. 11 25 . 18 22 . 
durch^ c hlnen stv. 11 96. 
d(irch^ c )| 0Uwen 8WV 29 69. 
♦durc^gpehen suw. 60 1 . 
durchstechen stv. 5 102 . 76 1 6. 
dmchfetrfchen stv. 79 35. 
•durchs we jf en ? stv. 97 82. 


durchvachen swv. abteüen 52 94 
durchviuhten swv. 67 35. 72 6. 

88 37. 

durch vlammen «un?. 1 823. 6386 
durchvliezen stv. 37 99. 
•durchvlorler 54 94 . 
durchwandern swv. 89 48. 
durchwaten stv. 34 371. 
dürfen m. gs. bedürfen 92 90 . 
dürntn adj. 1 113. 
dürsteclich adj. 77 ise. 

I stf. Ehe 96 24. 75; Testament: 
die alte e 18 188 . 85 35 . 41 ; 
die newe e 28 49. 54 75 . 
ebenbilde stn. 16 26 . 100 464. 
ebenbilden suw. 34 367. 
ebengellch adj. 13 63. 35 79. 
•eberzan stm. 2 9 . 
eckestein stm. 64 25 . so. 
offen suw. 10 11. 48 19. 
eher stn. Ähre 53 72 . 
eichen vgl. tchen. 
eiern suw. Eier legen 7 20. 75 301. 
eigen swv. re fl. (= öugen f) sich 
offenbaren 33 89. 37 152. 61 82 . 
76151. 

eigenen suw. eignen 4 9. 5 84. 
54 48. 

eigenheit stf. 70 47 . 

! eigenlich adj. 17 86. 80 47. 
eigenschaft stf. 12 54 . 16 50 . 
17 71. 19 56. 34 54. 486. 35 
141. 

eimer stm. 20 51 . 70 68. 
emec adj. 4 26. 9 66 . 25 53. 
einecheitrf/. 13 65. 33 21 . 35 15 
einegen suw. 29 3. 
einen suw. 12 74 . 29 14 . 53 27. 
eingeborn part. adj. 33 148. 
75 7i. 

einhorn stn. 14 39. 59 57. 75 
262. 100 146. 

einigunge stf. 24 89. 29 6 . 34 

248. 269. 

einlütze adj. 12 26 .18 73. 29 1 . 
♦einlützllche adv. 16 29 . 
einmüetec adj. 38 263. 
eintrehtec adj. 4 155 . 13 35 . 
21 97 . 57 14. 


eintweder (=eindeweder) 2949 

u. ö. 

einvalt stf. 2 7. 

einveltec adj. 18 175. 24 124 . 

29 1 . 13. 

einveltecheit stf. 29 2 . 
*einweselich adj. 11 96. 29 5. 

56 78. 57 106 . 72 18 . 
eitstein ( = agetstein) stm. 

Bernstein , Magnetstein 14 51. 
element stn. 53 50 . 76 61 . 
♦elementisch adj. 12 149 . 

Glich adj. 20 1 . 36 26. 71 141. 
153. 96 15. 26. 69. 74. 77. 

ellenboge swm. 100 221 . 
eiten, alten swv. 6 142 . 
emzecltche adv. 4 129 . 
en- Negation, z. B. 40 15. 

48 11. 16. 50 110. 72 95. 152. 

82 157. 

; enblcezen suw. 57 76. 
enbloBZunge stf. 100 162. 
enbrechen stv. 82 68. 
ende sin zu Ende sein 77 145. 
endeltche (entlieh) adv. 6 127. 
endelös adj. 35 56. 
enden swv. rtft. 54 76. 
enderunge stf. 13 95 . 29 57. 
endunge stf. 75 38. 
engegen adv. gegenwärtig 7 2 11 9; 

m. dp. in Gegenwart von 32 25. 
engelisch adj. 9 111 . 11 98. 52 
386. 54 7. 95 u. ö. 
engern suw. reff. 54 22 . 
engsten swv. 6 56. 
eninkltn stn. 103 245 . 
enphähen stv.: der hl. Geist 
empfängt 31 77 . 54 33; sich 
enpfähen (von Gott) 34 169; 
enphangen stn = geschwän¬ 
gert sein 31 11 . 

enphenclich adj. 24 21 . 76 39. 
enphenenisse stf. 1 383 . 13 71 . 
34 98. 36 84. 

enphinden «ft?. m . g8m 2 10 . 6 98 . 
enphtieren swv. 78 7 . 
entekrist stm. 103 17 6. 
enterben swv. 25 85 . 
enthalten «ft?.; e. von bewahren 
vor 52 208 ; fctihdUen 37 63;. 


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416 


Wortverzeichnis. 


refl. sich erhalten 6 141. 34 

547. 

entlenn (= entl&n oder ent¬ 
legen ?) swv. 50 93. 
entnücken swv. 12 187. 
♦entreisen t swv. 39 28 . 
entrinnen stv. 32 88 1 . 
entscheiden stv. m. as. (?) 
10 34. 

•entschemen suw. refl. 91 37. 
entschuldigen suw. refl. 27 58. 
entsltfen stv. 8 26 . 77 55. 
entspriezen stv. 79 88. 81 57. 
entspringen stv. 91 48. 
entwenen suw. entwöhnen 100 
185. 

entwer (en zwer) adv. 26 io. 
entzücken suw. 82 ne. 
er swm. das pron. er substanti¬ 
viert zur Bezeichnung des Männ¬ 
chens bei Tieren 75 878. 
er stf . Erde? 84 ii8. 
erahten suw. 92 46. 
erarnen suw. 9 106 . 35 189. 52 
113. 89 141. 

£rbaere adj. 10 121 . 
erbarmeclich adj. 27 122 . 
erbarmer stm. 34 568. 
erbarmunge stf. 5 4 . 22 4 . 
erbeschaft stf. 100 890 . 
erbesünde stf. 10 55. 31 9 . 20 . 

57 ; erbsundhalb 31 71 . 
erbeteil stn. 53 22 .100 292 . 294 . 
erbiten stv. 38 168. 
erbtten stv. m. gs. 1 337 . 32 19. 
erblaben (erplapt) suw. = *er- 
bläwen 95 28 (t#/. 95 15 ). 
erbrechen (?) stv. refl. 69 33. 
♦erbrechenlich adj. 100 so. 
erbrehen suw.: subst. inf. 12 2 ; 
refl. 57 108 . 

4renriche adj. 34 240 . 52 19 . 
97 78. 

ergeben stv. refl. 8 11 . 
ergern suw. refl . 17 20 . 
ergetzen suw. 74 ise. 
ergetzlicheit stf. 103 50 . 51 . 
erglesten suw. 1 es. 4 197 . 
ergrifen stv. begreifen 79 29 . 
ergrimmen stv. 32 107 . 


ergründen suw. 9 64. 21 58. 34 j 
186. | 
erheischen ( = ereischen) suw. j 
refl. 16 86. | 

erhellen stv. 77 77. ; 

erherten suw. 55 45. j 

erhoeren swv. hören bk 27. 54 77. | 
ertlen suw. 32 ass. 
erindern suw. erinnern 32 80. 
52 848. 

erkalten suw. 37 109 . 50 so. 
erkennen suw. kennen 20 1 . 
erkiesen stv. 10 160 u. o.; suw. 
12 155 (?). 

erkirn (= erkürn ?) suw. ge¬ 
wahren 77 90; wählen 84 134. 
erklären swv. 14 ios. 15 is. 

34 39. 67 49; refl. 16 10. 
•erknüsen suw. 32 183. 
erkoberen suw. 58 64. 
erkomen stv. 71 4i. 
erkrachen suw. 3 58. 50 63. 
erkratzen suw. 2 83. 

•erkreizen suw. 72 191. 
erküelen suw. 100 354. 
erlangen suw. 2 28. 
erledigen suw. 59 63. 
erledigunge stf. 38 225. 
erliuhten suw. 1 147. 34 243. 
erliutern suw. 58 97. 
erlcBser stm. 36 123. 
erloesunge stf. 27 105. 60 2. 
61 83. 

erlusten suw. 17 10 . 97 16 .\refl. 
30 29 . 

ermanunge stf. 72 17. 
ermorden suw. 62 73. 
ermundern suw. 67 54 . 
ernern suw. erretten 14 76. 38 186 . 
55 89. 56 55. 72 217. 75 324. 
96 116. 

ernstliche adv. 4 138. 142 . 
erquicken, -kücken swv. 1 169. 
180. 14 34. 89. 34 201. 38 196. 
50 168. 60 31. 75 290. 99 83 ?; 
intr. (?) 5 157; refl. 1 41g. 
*erschaffunge stf. 21 40. 100 
115. 

erschollen suw. 50 158. 203. 

89 4i. 


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erschepfen suw. refl. 9 54; pari. 

erschöpftet 70 33. 

♦erschiften suw . 54 100 . 
erschreckelich adj. 5 111 .11 si. 
erschreckelicheit stf. 6 101 . 
erschreckunge stf. 30 33 . 
ersiufzen swv. 17 123 . 
ersllchen stv. 52 320 . 
erstechen stv. 38 152 . 
ersterben suw. 8 188 . 55 69. 
*&rstlich adv. 10 42 . 
erstcerlich adj. 100 so bis. 
erstraht part. 3 47 . 
erstatten stv. 37 87. 
ertbidem stn.: erpiden (vgl. er 
84 118 ) 80 22 . 

ertoeten suw. 36 87. 71 231 . 
ertrahten swv. 56 39 . 
ertrenken suw. 84 70 . 
ertrich stn. 1 39 . 24 iso. 
ervarn stv. 36 98. 

*£rvergilt stm. Ehrersatz 71 188 . 
ervinden stv. finden 93 8i; refl 
gefunden werden 19 37. 
ervindunge stf. 74 isi. 
erviuhten suw. 33 31 . 74 102 
♦ervlammen suw. 17 9 . 
ervollen suw. 75 123 . 
ervorschen suw. 17 11 6. 
♦ervorschlfcheit stf. 76 182 . 
ervorschunge stf. 24 125 . 31 7 . 
76 200 . 

ervreisen (= ervreischen) sw. 
5 46. 11 135. 12 197. 13 58. 
16 37. 17 97. 28 55 u. ö. 
ervrlen suw. 1 336. 
ervrischen suw. 36 53 . 
erweichen suw. 66 56 .; refl 
100 80. 

erwinden stv. 10 46 . 
ßrwirdecheit stf. 100 53 . 
♦Grwirdigen suw . 53 68. 74 108 . 
78 9. 

erwüschen suw. tr. 95 so. 
erze stn. büdl . 3 77 . 
erzeigen subst . inf. 1 282 . 
erzittern suw. 76 9 . 
erzüsen suw. zerzausen 95 94 . 
♦eschertn (eschern) adj. 75 468 . 
esel stm. büdl. 18 96 . 9592 . 


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Wortverzeichnis, 


417 


^träger stm. 57 67. 

^twar adv. 17 56. 

^w&ngeliste 8 iss. 30 19. 

34 439. 54 70. 

^wtp stn. 38 276. 

^lempel stn. 34 418. 36 8. 
^expergenz stf. 53 100 . 75 281. 

£gäbe stf. Talent 9 16. 

%äch adj. 20 so. 23 48. 96 u. ö. 
Ladern sin. 38 73. 87. 
(S&helingen (gechling) adv. 6 46. 
fgähen swv. 97 107 u. ö. 

^alge swm. 23 125 . 32 128 . 
fgaUe stvf. 1 141 ; +stf. 1 248. j 
27 111 . 32 264. 37 143. 51 4 . ! 
fjarbe stswf. 53 71 . 

%arnen swv.: part. praet. gegar- 
net 52 H4. 

garte swm. bildl. 11 85. 54 15 . 

74 61. 79 8«. 
geseder sin. 24 104 . 
gebenedten swv. 21 133 . 33 a 4 . 
gebererinne stf. 12 28 . 100 48. 
gebern swv.: part. praet. gepert 
56 87. 91. 

geberunge stf. 29 59. 75 297 . 
101 51. 

gebieter stm. 15 2. 
gebiuwe (gepew) stn. 85 57 . 
geblüete stn. 96 6. 
gebrechen stv. 70 44 . 
gebrechenhaftec adj. 100 38. 
gebrehte stn. 49 si. 93 62 . 
gebresten stv. 9 9». 20 66. 26 57 
u. ö. 

gebrüchen swv. refl. m. gs. 9 47. 
19 77 . 

gebürn swv. hingehören, passen 

10 100 . 

gedaehtic adj. 21 106 . 
gedsehtnisse stnf. 35183.52 228 . 
gederme stn. 6 57. 
gedinge swm. 52 sao. 63 12 . 
gedoene stn. 34 216 . 97 12 s. 
gedunc stm. Bedanken 41 26. 
gogenwart adj. 10 70.33 13 . 100 . 
gegen wer teclich adj. 103 312 . 
gegenwurf stm.Qegenstand 3146; 
Spiegelbild 70 2». 

Deutsche Texte des Mittelliters XXL 


gehaz adj. 75 79. 
gehoben (?) stv. 39 14 . 
♦geheizsam stm. 103 429. 
geherzec adj. 9 40 . 
gehorsam stf. 1 264. 34 475 . 
103 409. 

*gehörsamecheit stf. 34 471 . 
geil adj. froh 21 76. 50 230 . 
geiselunge stf. 37 62 . 
gelän stv. 1 236. 432 . 62 so. 
geleichen unterwerfen? swv. 

34 498. 66 60. 
geleite stn. 5 156. 
gelenken swv. 32 50 . 
gelf stn. 14 33. 

gelfen stv. 32 219 . 271 . 291 . 

50 111 . 52 333 . 
♦gellchvormec adj. 16 86. 
gelidemäze (glidmaß) stn. 13 
157. 19 37. 34 255. 
geliden stov. zergliedern 83 70 . 
♦gelidhalb adv. 27 103 . 
geilhsener (gleichsener) stm. 

23 104. 33 51. 87. 94 40. 
gelthtern stov. 8 175 . 
gelimpf stm. 50 142 . 
gelingen subst. inf. 63 28 . 
gelohe, glohe stmf. (?) 1 84. 
75 352. 

gelüben stov. 21 78. 58 6. 19 . 
gelücken stov. 36 210 ;refl. 1 112 . 
gelücksnlecheit stf. 6 137 . 
gemeine stf. 5 ia. 
gemeineclich adv. 38 163; ge- 
meinlich 90 10 . 
gemeit adj. froh 38 32 . 94 27 . 
gemelden swv. 7 11 . 
gemerke stn. Augenmerk 54 80 . 
♦gemilden stov. tr. 55 47 . 
genädenrtch adj. 24 201 .57 le. 
79 3. 

genanne swm. Großvater 2 24 . 
♦generieren stov. 84 133 . 
genieten stov. refl. 38 95; part. 

adj. erfahren 83 61 . 
geniez stm. 83 6. 
genist stf. 19 88. 97 7 . 
geniste stn. 53 5? 
genoeten stov. 89 20 . 

♦genötes adv. 84 56. 


genOz adj. 6 78. 
genOzen swv. tr. 37 29; refl. 
38 237 . 54 120 ; genOzet tuon 
37 128 . 51 44 . 
genüegen swv. 16 44 . 
genuocsam adj. adv. 9 100 . 
66 15. 76 178. 

genuocsamllche adv. 75 490 . 
81 27. 

genuoctuounge stf . 73 111 . 
göometrte stf. 82 12 . 
ger stf. 42 4. 48 32. 75 428. 

94 17 . 77 . 

geraten stv. intr. 20 45; m. gs. 

85 8. 6 . 64. 
gereden stov. 23 24 . 
ge regen stov. refl. 32 31 . 
geregnieren stov. 83 34 . 
gereht adj. recht , dexter 1 192 . 

13 los. 73 105 . 
gereite adv. 10 127 . 
geringen adv.? behende 42 35 . 
gern stov. begehren 6 79 . 10 144 
11 . sehr oft. 

gerte /. 11 101 . 56 88. 75 418. 82 
136 ^Stf. 14 l*\8wf. 14 78. 75 487. 
geruochen swv. m. gs, 8 ue; 
refL 80 94. 

gerwen (gerben) swv. 77 32 . 
gesanc stn. 79 69. 
gesatz stn. 2 77 . 
geschaden swv. 75 353 . 
gescheite stn. 8 162 . 74 76 . 
geschehe stn. 3 22 . 
geschicke sin. 4 89. 34 30 ». 
53 46. 

geschicket part. adj . 19 37 . 
geschtde adj. gescheit 39 71 . 
geschtden stv. 52 aos. 
geschlzen stv. 42 25 . 
geschrte stn. 49 19. gg 116 . 
geschrift stf. 28 45 . 31 36. 

34 149. 36 57. 68 10. 72 57. 
105. 79 82. 

gesegenen stov. 33 * 7 
gesehen stv. 84 117 . 
gesigen swv. m. dp, 74 21 . 
gestn v.an. 25 17 . 52 276 . 89137. 
| gesippet part . adj. 34 * 37 . 
j geslaht adj. 18 46. 

27 


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418 


Worivtrzeichnis. 


»eeslahtec (goslehtic) adj- 
36 4«. 

gespeie stn. 9 49. 
gespenstec adj. verfUhnrüch 
9 94. 

gespons stf. 4 «9. 11 no. 21 17. 
30 4. 36 173. 54 «9. 67 42. 
74 16. 

gespötte stn. 9 35. 43 4. 
gesprseche stn. 34 160 . 
gesprenge stn. 6 4. 
gestenke stn. 52 331. 
gesterben stv. 52 64. 
gestifte stn. 65 17. 
gestillen swv. 71 203 . 
gestirnet pari. adj. 6 40. 
gesunder adv. 34 106 . 
gesweigen swv. tr. 5 92. 19 104 . 
40 34. 

geswelle stn. Schwelle 80 11 . 
geswtgen stv. m. gp. oder gs. 

38 261. 52 244. 75 232. 
getiusche stn. 31 47 . 
getrüwen sahst, inf. 23 11 8. 
32 249. 

gevcelen swv. 35 131. 
gevaerde, gev»re stf. 1 97. 
6 107 (?). 8 11 . 12 60 . 13 8. 
60 21 ; ongefere adv. 15 16 . 
23 109 . 97 19. 
gevaBze stn. 17 142 . 
gevehte stn. 68 11 6. 
ge veile stn. 52 62. 
gevencnisse stf. 71 69. 100 ne. 
gevilde stn. 12 126 . 
gevlizen stv. refl. m. gs. 83 62 ; 
gevlizzen sin 23 91 . 92 4. 
94 16 ; üf 10 205 . 23 117. 
gevristen swv. 53 11 . 
gewalt stm. 11 115 . 129. 12 26 
u. sehr oft. 

gewaltec adj. m. gp. oder gs. 

34 604. 96 49 . 
gewaltecllche adv. ll 126 . 
gewalten swv. tr. 38 148. 
gewaten stv. 34 46i. 
gewerren stv. 32 267. 
gewichen stv. 35 ioe. 
gewinnen «h\.gewunnen geben 
m. dp. 38 230 . 


gewonheit stf. 32 1 . 
gezeeme adj. 32 43. 
gezelt stn. 75 134 . 
gezenke stn. 52 329. 
geziehen stv. 95 46. 
gezierde stf. 11 77 . 
geziugnisse stf. 31 62 . 
giel stm. Rachen , Schlund 52256. 
gilt stf. Gäbe (in bösem Sinn) 
5 138. 26 65; Giß 39 20 . 55 81 . 
gige swf. 94 138. 
g^ilf «In. 34 193. 
gimme stf. 88 8; abstr. Herr¬ 
lichkeit 50 86. 57 96. 
ginnen stv. beginnen; praet. 
gunde 12 122 . 43 34* 53 14. 
78 50. 84 u. ö. 

gir stf. Begehren 34 36. 41 19. 
50 75 u. ö. 

gir stm. 65 12 ; *girinne stf. 
75 800. 

girde stf. 88 17. 
gitter stn. 74 152. 
giuden swv. 9 71 . 49 20 . 

*gian? stn. Glanz 36 49 . 104. 
84 121 . 

•glant? adj. 2 53. 
glas mälen 23 97 . 
glast stm. 27 60 . 30 26. 36 101 . 

75 373 . 78 96. 
glaz stm. Glatze 2 61. 
glenz stm. Lenz 93 51 . 62 . 
•glenzlich glänzend adj. 85 76. 
glim stm. Funke 63 63. 
glimmen stv. 42 3. 75 522 . 
glörieren swv. 4 4. 
giörificieren swv. 103 558. 
glörje stf. 103 198. 
gltee stf. 10 48 . 18 188 . 25 14. 

75 236. 101 29. 
glösen swv. 63 48. 
glasieren swv. 68 65. 

*gluo? (glu) 11 75; vgl. gelohe 
(glo). 

♦gluotwise Name eines Meister- 
Ions stf. 90 55. 

•gnatzen swv. 2 69. 

*gniffic? 93 94 . 111 . 

*gniren swv. 2 69. 
goltsmitwerc stn. 85 77 . 


got im Plur. 13 42 . 
•goteslesterunge stf. 100 189. 
gotformec adj. 4 62. 
gouch stm. 18 96. 40 14. 
gräl stm. 88 14; des lichten 
glastes grall 55 110 . 

•grälias 88 58. 

gran stf. 2 20 (?). 36 so. 

•gr&n stm. (= lat. gränum?) 

3 73 . (2 20 ?) 
gränät stm. 87 67. 
grannen swv. jammern 2 23 . 32 . 
grät stm. Stufe , Grad. 3 1 .6019. 
76 62. 

griez stm. 15 60 . 83 13 . 
grtflich adj. 12 148. 24 134. 172. 
34 885. 

grtnen stv. 2 38. 100 85. 
grisgramen swv. 52 338. 84 89. 
grobeliche adv. 31 6. 
grop adj. 2i 8 145. 9 58. 10 1 
u. o. 

gropheit stf. 46 12 . 89 9. 
grosche swm. Groschen 33 b 6.13. 
gröz adv. sehr 6 77 . 
grözlich adj. 11 43; adv. 80 90 . 
97 15. 

grOzmehtic adj. 55 2 . 
grübeln swv. 25 40 . 26 161 . 
31 89. 

grüene stf. das freie Grün 97 9. 
18 . 

grüenen (?) 33 iae. 
grüezen subst. inf. 56 si. 
grüezunge stf. 100 69. 
gründenauw. : mir. 9124.1056. 
33 136 (?) ; Iran«, begründen 
18 80, ergründen 53 210 . 
gruntliche adv. 31 8. 92 64. 
gruntlös adj. 8 202 . 15 4 . 26 74. 
73 20 . 

gruntveste stf. 30 40 . 100 879. 
grüs stm. 8 17 . 15 47 . 
grüsamlich adj. 77 57 . 
grüseliche adv. 5 53 . 
grüweatom. 8 154.15 49.52 897. 
54 105 . 

güetecheit stf. 35 94 . 105 . 
güften swv. (von Vögeln) 6 &5. 
gül stm. 33 b 11 . 


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Wortverzeichnis. 


419 


gmldtn (gülden) stm. Münte 
32 «7. 201. 229. 33 b 5. 
Hunnen an. v.: gane conj. 

1 364. 

Gliome swm., guom stm. (gum- 
me) 15 26. 100 309 . 
fguotheit stf. 3 es. 5 148. 7 64. 
63. 8 68. 68. 80. 13 116. 
fgutzen swv. (= guckezen) intens. 

zu gucken, schauen 47 io. 
$£uz sinn. plur. 82 20. 


liac stm. 6 89. 58 ios. 75 481. 
bagelschür stm . 93 68. 
hal stm. 50 eo. 56 15. 58 52 (?); 
plur. 46 5 ? 

Malier, hellerem. 23 io. 52 189. 
halp adj.: der halben Silben 
deng 46 17. 
halsslac stm. 27 69. 
halt adv. 4 iss. 
hamer stm. 4 164. 
handel stm. 96 16. 
handelunge stf. 30 40. 58 33. 
hanekr&t stm. 3 ie. 38 286. 
h&nen (=hcenen?) 90 139. 
hant stf . : in die h. schrfben 
rechtlich zuweisen 176; ze 
hant 75 316. 97 ios; b! h. 
92 59. 

hantreiche stf. 5 184. 
hantreichen swv. 52 37. 
hantwerc stn. 85 ei. 63. 
hantwerker stm. 103 404 . 
hör stn. Bagatelle, Minimum 
6 158. 18 170. 24168. 84 107. 
bare, herwer adj. herb 6 116 . 
8 4. 13 146. 

barmen swv. harnen 100 3ii. 
barphe swf. 53 102 . 
barre stf. 20 24 . 
barrunge stf. 103 222 . 
bart(e) adj. 37 182 . 
harte (auch hert) adv. sehr 1 844. 
IO 61 . 1186. 2796 14. o .; kaum 
51 9 . 

hartecltche adv. 42 6. 
hartsaalec 100 so. ne. 
h «spel stm. 89 *i- 


havenafm. Topf 100388.103i4i. 
haz stm. 2 70. 

h&z (hoß) stm. oder stn. 1128. 
hazzunge stf. 100 436. 
hecken swv. 7 20 . 14 48. 
heftelin stn. 4 21 . 
hei ho hei interj. 38 288 . 
heidenschaft stf. 85 28 . 
heilegunge stf. 100 68. 
heiler stm. 78 69. 84 88. 
•heilmacherinne stf. 30 27 . 
heilsam adj. 100 29 . 
heilsam keil stf. 35 2 . 
heilsamllche adv. 33 58. 
heiltuom stn. 103 217 . 
•heilwirdec? adj. 101 84. 
heimellcheit stf. 9 11 s. 17 148. 

149 . 35 120 . 60 2 . 
heischen an. v. 35 158. 
heiserlichen adv. 1 272 . 
heizunge stf. 72 I8i. 
hellegrunt stm. 32 212 . 
hellehunt stm. 34 204 . 87 76. 
hellen swv. in die helle bringen 
18 48. 24 86. 
hellewurm stm. 4 173 . 
herb vgl. har. 
höre stf. Hoheit 74 27 . 
herinc stm. 75 409 . 

•herobern? swv. 58 84. 
harschen swv. 11 127 . 58 129 . 
h&rscherin stf. 34 8. 220 . 
h&rschunge stf. 61, 89. 70 57 . 
•herspitze stf. 11 81 . 
hert adv. fest 27 72 . 56 48 u. ö.; 
vgl. harte. 

hertecliche adv. 42 6. 
hervuerer stm. 56 102 . 
heselin stn. 55 79. 
hevel stm. Hefe 86 40 (?). 
himelbröt stn. 3 26. 70 69. 

74 92. 

himelburc stf. 30 69. 
himelkeisertn stf. 36 1 . 
himelkint stn. 58 47 . 
•himelkrle? stf. Himmelslosung 
82 94. 

himelkünec stm. 79 68. 
himelküneginne stf. 31 99 . 
•himelouweaf/. 1196; swf. 61 96 . 


•himelrise swm. 55 49 . 
himelröse swf. 63 64. 
•himelsaft stn. 74 71 . 
himeltrön stm . 4 209 . 34 219 . 
•himeltuom stm. Himmelsdom 
82 68. 

himelvart stf. 75 62 . 80 101 . 
himelvlam swm. 87 28 . 
himelvogetinne stf. 74 41 . 
himelvürste swm. 55 40 . 56 66 . 
•himelwase swm. 74 iso. 
himelwunne stf. 82 16 . 
•himelzinne stf. 74 120 . 
•hymnus m. 92 85. 
hin heim setzen 7 64. 
hinte adv. 23 83. 
hinvart stf. 8 ios. 32 88. 
hirn stn. 77 89. 
hirnschal stf. 1 11 4. 
•hirtenphlfltn stn. 33 114 . 
hirze swm. 55 66. 102 11 . 
•hitze-brinnende part. adj. 
50 227. 

•hitze-brünstecliche adv. 84 14 . 
hitzec adj. 1 87. 
hitzeclich adj. 40 20 . 42 4 . 
77 158. 

hö adv. sehr 1 82. 
höchgeborn part. adj. 39 1 . 
höchgültic adj. 31 104 . 73 46. 
höchvart stf. 12 64. 25 101 . 
höchvertec adj. 9 116 . 
höchvertecllche adv. 9 119 . 
höchwirdec adj. 21 iss. 54 68. 
55 28. 

hcehern swv. re fl. 18 98. 
hol adj. : kunsten h. 43 26 . 
hol stn. Loch 9 86. 
hön (han) «fr*. Hohn 86 70 ; 
vgl. h&nen. 

honecseim? stm. 77 ns. 
•honecswarm stm. 23 168 . 
•honecwift etn. 30 21 . 
hopfen swv. 86 es (?), 
höre stf. kora 21 120 . 
hoere stf. auditio 64 88. 
•houbethort stm. 33 ig8. 

•houbetkraft stf. 19 6g 

houwen (praet. hib) etv. bildl. 
2 17 . 55 15. 

27^ 


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420 


Wortverzeichnis. 


hovieren awv. 34 822 . 52 366. 
57 ei. 66 6t. 

hüchen awv. 79 64. 95 101 . 
♦hudhechel? 100 57. 
hüel h0lwe(?)8tf.Pfütze,Pfuhl 
55 so. 

hüfe awm.: in, ze h. slahen 
2 8. 95 78. 

hulden m. dp. da. 20 68. 21 ios. 
huof atm .: seinr sinne h. 55 18 . 
hu oste awm. 46 16 . 
huot(e) atf. (?): durch ir keu¬ 
schen h. 66 55. 
huoter atm. 5 68. 
hurt atf. Hürde 52 no. 
hüsgesinde atn. 100 170. 
hüsh§rre awm. 7 50. 
hfismeit atf. 32 40. 
hüsvrowe awf. 100 884. 886. 

fchen awv. abmeaaen , eichen 
10 78. 12 81. 

ietz (= ie daz ?) was auch immer 
92 68. 93 io. 

ietzunt adv. jetzt 6 86. 8 140 . 
10 116. 32 881. 

iht atn. 35 75. 60 7. 67 18. 36. 
69 19. 72»9. 73 51. 91 36; 
durch i. 33 100 . 38 is. 75 56. 
♦imäginanz atf. 19 68. 56 79. 
imäginieren awv. 90 104 . 
in] -bilden m. oa. u. dp. 6 98; 
-gän 33 84; -giezen m, oa. u. 
dp. 24 39. 31 100 . 100 377; 
♦-natüren rtfl. 55 101 ; 
♦-phlanzen m. oa. u. dp. 
1 136. 12 47 . 73 5; -sprechen 
6168 ; -vüeren 10 101 ; -waten 
75189; *-wihen 32870; ♦-wir¬ 
ken m. oa. u. dp. 75 443; 
♦-wurzeln m. oa. u. dp. 72 12 ; 
♦-würzen 68 85? 75 46. 
inbrünstec odj. 27 7. 37 9. 
50 66. 

inbrünstecllche adv. 73 38. 
inbrünstlich adj. 60 85. 
♦ingeniste atn. 4 166 . 
ingesinde atn. 8 48. 50 . 97 154 . 
inhitzic adj. 60 29. 75 381. 
*inhitzicliche adv. 73 121 . 


innecheit atf. 8 46. 119 . 73 5 . 
inneclich adj. 1 220 . 6 87 u. o. 
innerliche adv. 8 41 . 
instrument atn. 15 88. 
invlamieren awv. 11 40 . 
tnvleischunge atf. 13 75 . 24 91 . 
tnvluz atm. 35 11 a. 52 188 . aoo. 
inwoner atm. 11 22 . 
inwonunge atf. 100 21 . 
♦inzimer atn. 18 41. 
irre adj .: irrer locher vol 9 38. 
irren awv. fehlen 76 97; trana. 

hindern 83 21 . 
irresal atm. 17 89. 
irretuom atm. 53 96. 
irrunge atf. 13 6. 29 38. 52 148. 
155. 76 94. 

is atm. : des tddes is 1169. 896. 
isidus m. Eisvogel 1443. 75304. 

♦jämermer atn. 30 34 . 33 155 . 
♦jämersß atm. 6 176. 
j&mertal atn. 1 293 . 73 m. 
jaspis m. 87 58. 
jehen atv. 11 104 . 32 45 . 34 438. 

60 5. 71 134. 80 66. 90 48. 
jerarchie atf. 11 34 . 50 . 61 . 97 . 
jöchant atm. Edelstein 88 56. 
jübilieren awv. 11 38. 12 190 . 
34 323. 

jüdischeit atf. 33 112 . 64 44 . 

68 122 . 74 87. 85 22 . 100 17. 
juncbrunne awm. 34 232 . 74 62. 
juncvrouschaft atf. 4 25 . 

kaladrius {= caradrius) Vogel 
14 47 . 75 803. 

calceddn atm. Edelstein 87 5 1 . 
kalle *awf. Oeachwätz 92 78. 
kamel stm. 52 285. 
kamp atm.: der was über den 
kamp beschorn 43 15 . 
kantnusse atf.: an kantnus der 
man 14 138. 
karacter atm. 76 41 . 

♦carbas m. ein Vogelname 59 26. 

27. 75 281. 284. 
karc adj. 3 49 . 
karfunkel atm. 52 258. 


käridfel Gewürznelke 74 148. 
♦carist atm. 14 45 . 75 85t. 
♦kastigieren awv. = kestigen. 
kelbelin atn. 38 101 . 
keinerinne atf. 62 12 . 
kelte atf. 12 aos. 97 25 . 
kemenäte /. bildl. 3 14 . 87 1 . 
kempher atm. 2 58. 55 75. 
kennen awv. 71 ise. 
k§re atf. 11 46. 

kerren aubst. inf. Krächzen 40 15 ; 
kirren 2 80 . 

kerubin atm. Cherubim, ein Chor 
der Engel 100 154. u. ö. 
kerze awf. 100 198. 
kestigen awv. 50 248. 52 78. 
ketzerie atf. 52 148. 
ketzern awv. tr. 72 149 . 154 . 
kiben awv. keifen 90 119 . 
kilche atf. = kirche 94 109 . 
kindisch odj. 48 24 . 
kinnebacke awm. 75 439 . 
♦kinen? (= kinen?) 79 37. 
kirchhof atm. 20 53. 
kirre odj. 2 so (? vgl. kerren), 
kiste awf. 23 82 . 
kiusche atf. 31 110 . 34 573 u. o. 
ki us che dich odj. 58 37. 63 61. 
65 15. 54. 

kiuscheit atf. 30 13 . 34 187. S5i 
u. ö. 

kiuwe (kew) atf. 75 456. 
kiuwen atv. 42 27 . 
klaffen awv. 52 127 . 97 9s. 
kläfter atf. 89 89. 
klappern awv. 84 90 . 
klär heit atf. 25 97. 36 34. 
klärificieren awv. 11 47 . 
klserltchen adv. 12 52 . 16 70 . 
18 9 u. ö. 

kläwe (klaube) swf. Klaue 81 23 . 
kle atm. bildl. 87 .6. 

♦klebe atf. = klebertm Heim 
aus einer Klebsilbe (durch ge¬ 
waltsame Kürzung entstan¬ 
den ) 46 14 . 
kleffisch adj. 100 42 . 
kleidunge atf. 38 88. 80 27 . 
kleine adv. wenig 36 32 . 80 so. 
94 144. 


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Wortverzeich ni s. 


421 


kleinöt stn. 2 40. 38 40. 48. 
71 4«. 

kleitst*.; wan sie (die Weiber) 
hant kurczen mut unt lange 
cleider 20 67. 38 277 . 
klimmen stv. 1 102 . 9 so. 87 81 . 
♦klimmer stm. 31 s. 
klüben swv.: inf. subet. 81 28. 
kluocheit etf. 100 284. 
klüse swf. 55 104 . — 31 51 . 
knacken swv. 1 287. 
kneten stv. 3 24 . 
knieschtbe swf. 103 is&. 
♦knobel stm. Felsvorsprung 9 44. 
knöpf stm Knospe 7454. 87 10 . 
knorre swm. 86 46. 
knospe swm. 86 35 . 
knüre swm. grober Mensch 53 

204. 

kocher stm. 100 2 . 3 . 
colläciön stf.: 74 140 . 
♦componieren stov. 9 7 . 
concordanz stf. 57 114 . 
concordieren swv. 4 ist. 
consacrieren swv. 76 48. 
conscienzje 3 54. 10 86. 
contemplieren swv. 12 101 . 

54 6. 57 109 . 

•conterföten swv. 4 52 . 
*confektbuoch stn. 74 138. 
♦conversieren swv. 80 07. 
conformieren swv. 80 95. 
kör stm. Engelchor 1149. 62 u. o. 
koral stm. Koralle 75 870. 
körgesanc stm. 92 87. 
körn stn. meistersingerischer Ter- 
minus 46 6. 
corpus 24 176. 
kösen swv. 63 40 . 
kostbeere adj. 8 200 . 
köt stn. 1 75. 

koufmanschaft stf . 7 17 . 329. 

32. 251. 

koufmanschaz stm. 96 11 . 
krabbeln swv. 7 15 . 
krach stm. 1 228 . 8 184. 
krancmüetecheit stf. 39 26 . 
kreftertche adj. 23 1 . 
krefticlich adj. 55 69. 81 69. 
83 46. 


krenzeltn stn. 47 28. 
kriec stm. 12 so. 
kriegen swv. 23 48. 32 isi. 
•kriegerte stf. 23 128 . 
krimmen stv. 55 67. 
krippeltn stn. 60 16 . 
crisolltus m. 87 54. 
kristalle swm. 53 is. 
kristengeloube swm. 8 ist* 
29 89. 

kristenlöre stf. 31 82 . 
kristenliute stm. pl. 33* 6. 
kristenmensche 33 168 . 52 865. 
kristgeloubec adj. 4 199 . 29 58. 
kristnaht stf. 12 iss. 
kriuze sin. meistersingerischer 
Terminus 46 6. 
kriuzen swv. refl. 46 85. 
krlzen stv. kreischen , stöhnen 
62 21 . 

krönunge stf. 37 64. 
kroese stn. 89 44. 
krüs adj. 40 21 . 
kündunge stf. 34 838 . 81 58. 
künftic adj. 13 110 . 14 96. 

73 14. 

künne stn. 75 146. 
kOn&telös adj. 40 11 . 
•kttnstener stm. 83 31 . 
künstertch adj. 85 75 . 
kunstiger stm. 9 6. 
kunter stn. fobscön) 92 82 . 
kuntschaft stf. 97 66. 
kuofe swf. 23 58. so. 
kür stf. 6 82. 128. 9 188. 19 118. 

31 5. 32 207. 34 867 u. o. 
kürsenwerc stm. 85 66. 
kurzllche adv. 83 4 . 
kurzwile stf. 41 15 . 

labe stf. Leibung 8 47. 58 66. 
75 409. 

laben swv. 8 168 ; leben (t) 

74 138. 

labunge stf. 24 201 . 30 67. 

ladunge stf. 5 87 . 

löge stf . 72 32 . 

lam adj.: an Ören 1. 38 266 . 

laterne stf. 1 55 . 

laz stm. 2 87. 


lAzen (lossen) inf. subet. Ader¬ 
laß 33 b 16 . 

lebelich adj . 1 177 . 24 101 . 
lebe tage swm. 8 32 . 
lecken swv . 77 62 . 
lefse StSWf. 15 26. 103 948. 869. 
legerstat stf. 74 149 . 
leiden swv. zuwider sein 93 160 . 
leiisch adj. 9 25 . 78. 
leinen swv. refL 92 88. 
lembeltn stn. 55 58. 
lenden swv. mir. m. adv. der 
Richtung oder zuo: niti ad 
15 66. 52 102 ; träne, m. ap. 
u. von 27 144 . 
lengen swv. refl. 27 98. 
lenken swv. refl. 1 245 . 
leoperte swm. 55 64. 
löremeister stm. 44 84. 
lörerinne stf. 54 60 . 
lernunge stf. 40 19 . 28 . 42 88. 
lesen stv. 71 101 . 
lesterer stm. 100 8 10 . 

1 österlich adj. 77 74. 100 206 . 
lestern swv. 5 113 . 27 67. 
lesterunge stf. 100 127 . 228 . 
letzest/. 1 249. 252. 5 25. 22 26 . 

34 618. 50 213. 85 40. 
letzen swv. 34 876. 53 76. 68 72. 
lewe swm. 14 83. 34 190. 656. 
75 29. 

lewengruobe stf. 45 22 . 
lieh stf. 20 25 . 24 100 . 
ltcham, llchnam Mm. 17 147 . 

24 149. 171. 39 9 u. o. 
lidem&z stn. 18 140 . 19 56. 65. 
lldunge stf. 100 112 . 
lieben swv. m. dp. 7 19 . 8 120 . 

18 166 . 90 109 . 
liehttrager stm. 29 72 . 
liep adj. stn. : nymant zu liebe 
gar noch auch zu leid 41 is. 
liephaber stm. 11 59 . 
liephaberinne stf. 11 109 . 
liepkösunge stf. 9 50 . 
lthtliche adv. 14 17 . 
•iiljenbluot stf. 34 627 . 
liljengarte swm. 87 81 . 
♦liljengerte stf. 84 47 . 
linde stf. Weichheit 55 42 . 


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422 


Wortverzeichnis. 


linde stf . Linde 102 15. 
♦lindern swv. 52 846. 
line stf. Seil (?) 102 19. 
ltnwät Stf. 1 841. 

11p «tu. : bl llbe ! 20 89. 

list stm. 13 69. 84 18 . 86 6»; 

Klugheit 91 196; vgl. liz. 
listecllche adv. 12 n». 75 18 . 
ltte swf. Halde 102 io. 
liumunt stm. 100 »89. 
liutern swv. 36 68. 101 4i. 
liz stm. Begehren , Streben , Laune 
66 80. 96 l; stf. (?) 15 »o 
(oder = listf) 
lobesam adj. 6 s. 69 »9. 
lobunge stf. 100 188. 
locken swv. 55 76. 
löicA /. Logik 17 46. 82 18. 
lopgesanc stm. 21 14». 36 60. 
tarieren s. glörieren. 
lörllns knabe stm. 45 »9. 
losen swv. 98 14. 76. 
loter stm. Taugenichts 1 in. 
lotervalle swf. 23 40. ; stf. 23 67. 
louf stm. Lauf der Welt , der 
Natur 34 416. 59 47; swm. 
50 860. 

lougen swv. leugnen 32 46. 66. 
ldzen swv. 1 i4». 
lucern eswf. 12 16.30 63.34 »71. 
Kicke, lucke swf. Loch 39 69. 
99 34 . 

luft stm. 6121 . 75 341 . 76 81. 
190. 79 74 . 

♦ltigenhafticltche adv. 31 79. 
luhs stm. 102 23 . 
lunge swf. 100 364 . 
luogen swv. 35 3 . 
lust stm. 52 229 . 59 12 u. o. 
♦lustblüejende part. adj. 82 ». 
110 . 

♦lustbrunne swm. 6 15 . 
♦lustgrüenende part. adj. 6 7. 
lüte swf. Laute 15 89 . 94 138 . 
lüten swv. 3l ee. 32 223 . 70 15. 
lüterüche adv. 13 73< 93 . 
lütreisic adj. 6 159. 97 43 . 
lütunge stf. l 410 . 33 8i. 
lützel adv. 52 234 . 
lüzen swv. 7 »8. 90 74 . 


machen swv.: refl. sich her m. 
73 68. 

machmetiste swm. 21 lti. 75 1 . 
106. 

machunge stf . 13 68. 
magetlich adj. 11 so. 75 »68. 
magnOte swm. 14 49 . 87 67. 
mahelrinc stm. 4 » 1 . 
meejen (mehen) swv. 23 174 . 
malagran&t stm. 74 141 . 
maledtunge stf. 100 »6». 103 91 . 
mftler stm. 85 78. 
mandelkern stm. 74 148. 
man de Ws stn. 87 9. 
mangen swv. = mangeln 103 
81. 

mankünne stn. 88 3». 

♦manna ». 87 »3. 
mannegeltch 24 111 . 
maere stf. 20 69. 23 28 . 52 241 . 
mserer stm. Schwätzer 38 18 . 
margartte swf. 88 7. 
market stm. Marktflecken 8567. 
marmelstein stm. 6 21 . 
marschalc stm. 38 4 . 31 . 39 . 69. 

99. 106. 109. 183 USW . 

martersere stm. 54 81. 58 182. 
74 28. 

mftse swf. Wundmal 36 44. 
masse stf. 74 80 ; massa 74 78. 
maten swv. : mat setzen 49 22 . 
57 71; gematet part. 2 81. 

3 10. 46 . 74 102. 75 587. 
materje stf. 76 38 . 51. 
materjelich adj. 101 30. 50. 
mäzen swn.: refl. sich m. m. gs. 

4 i»i. 

mehticheit stf. 85 83. 100 . 
♦meienstat stf. maiestas 53 149. 
70 81. 

meil stn. 36 148. 57 11. 75 98. 
meineide adj. 100 390. 
meineit stm. 100 388. 
meinst = meist adj. 52 »73. 
meinster stm. 51 1 . 
meinsterinne stf. 54 67 ; mei- 
sterinne 30 19. 

meinunge stf. : falsche m. Ter - 
minus des Meistergesangs 93 
128. 


meistergesanc stm. 9 2 . 40 2 . 
meistern swv. 12 174 . 
♦meistersaz stm. 2 86. 
meisterschaft stf. 83 1 . 
meistersinger stm. 86 17 . 
♦meis ticieren swv. bauen (= ma- 
sticare) 76 158. 
meldunge stf. 24 112 . 
mengen swv. 1 247 . 
menschenart stf. 35 iss. 
mensür stf. 15 32 . 
mörer comp. : der mdrere der 
Vornehmere 38 13. 
merken swv. Terminus des 
Meistergesangs 39 47. 
merklich adj. 6100 . 11 ss. 

23 141 . 73 76. 
merkunge stf. 10 84. 32 65. 
mersterne m. 74 46. 
mOrteil stn. 31 17 . 
m&runge stf. 4 70 . 12 99 . 
merwunder stn. 58 70 . 74 154. 
messegewant stn. 23 97 . 
messeneere stm. 39 81 . 
mesten swv. masten 68 67. 
♦metzelerwerc stn. 85 6». 
metzeln swv. 68 38. 

♦mezllkeit stf. 13 31 . 
mezzen stv. 1 209 . 94 si; die 
sper m. 41 35 . 
michels adv. gen. 38 236.52 301 . 
miete stf. 10 iss. 
milte stf. 1 144 . 
milten swv. 4 151 . 

•milweltn stn. 35 132 . 
mindern swv. 75 531 . 538 ;refl. 
100 200 . 

minderunge stf. 100 293 . 
♦ministränt stm. 2 46 . 
minniciich adj. 79 82 . 97 

31. 66. 

mirre swf. 1 340. 11103. 

64 64. 78 99. 

mischen swv. refl. m. ds. 60 12 
misselingen stv. 19 23 . 32 3- 
missevar adj. 77 53 . 
mite] -loufen 83 69; -teilen 
72 160 . 73 iss; -wonen 63 9 &. 
mitegendze swm. 1 127 . 407 . 
75 9. 262. 


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Wortverzeichnis, 


423 


mitegeselle awm. 12 95. 
miteUden atn. 27 134. 
mitelidunge atf. 27 ns. 37 125 . 
72 129. 

*miteschepfunge atf. 33 32. 
»mitewesunge stf. 33 i 5. 
mittel atn. Mitte 46 2 o. 
mitteler atm. 12 24? 
mittenaht atf. 80 7. 
moller a. millner. 

•moment; in einem m. 8 ios. 
76 47. 

monstranze awatf. 87 22 . 
morden auw. 38 272 . 
möre awm. 99 50. 
morgenroete atf. 11 76. 80 18 . 
morgensterne awm. 100 873. 
mort atn. 19 27 . 23 61 . 26 28. 
27 73. 28 20 u. ö.; interj. 
50 221 . 

*mortgiftic odj. 34 203 . 81 ei. 
mortlich odj. 15 48. 

•morttief odj. 73 20 . 
most atm. 93 57. 
müeje atf. 7 46. 
müejen#uw. trana. 35 123 . 8381; 
refl. 32 86. 

müez(ec)genger (müsgener) 
atm. 85 80. 
müezecheit atf. 7 19 . 
mülner atm. : moller 85 78. 
mülstein atm. 103 130 . 
mülwerf atm. 103 206. 346. 
munder odj. 34 515 . 36 28 . 
66 10 . 

muntliche adv. 1 400 . 
münzer atm. 85 78. 
muoden auw.:inf. aubat. 77 105 ? 
muome awf. (für Maria) 82 64. 
muoshüs atn. 60 17 . 
muot atm.: weib hant kurczen 
mut und lange cleider 38 
277. 20 67. 

muotecheit atf. 39 36. 
muoten auw. m. ga. 32 42 ; in¬ 
an 34 4; m. ze 40 7; m. näch 
19 11 . 

muoterltp atm. 34 247 . 
murmen auw. 103 51 6. 
murren auw. 2 32. 


muscftt atfm. 74 142 . 
müschen auw. 42 28 . 
müsen auw. schleichen 95 97. 
müsica /. 93 47 . 
müzen auw. refl. sich mausern 
34 185. 

nabe atf. 23 144 . 
näch odj. ; nochs Nachfolgen - 
des 17 105 . 

nftch] -»grübeln 17 124 ; -hen- 
gen m. aa. u. dp. fern. etw. 
nachtragen 26 77.; -körnen 
m. da. 6 121 ; -muoten 19 11 ; 
-reden 52 so; -»stechen ? 

3 55 ; -»trahten 38 33 ; -vol- 
gen 100 11 . 

näch bür (nachtbaur) m. 95 67. 
nftcher adv. 91 65. 
nächgände part. 17 107 . 
nächrede atf. 90 133 . 
»nftchtihter atm. 91 141 . 92 8. 
nftdeicere atn. 52 286 . 
nagen atv. büdl. 19 1 3. 
nahtwahte atf. 50 231 . 
nan a. nöne. 
nar atf. 23 19 . 45 23 . 
♦nardusbluot stf. 74 134 . 
narrenblate awf. 40 22 . 
narrenkappe awf. 43 16 . 
narrenkleit atn. 99 51. 
narrheit atf. 9 127 . 
narunge atf. 19 51 . 52 128 - 
narwe awf. 5 98. 80 106 . 
naschen auw. 62 1 8. 

»nfttergift atn. 30 i5. 
natürliche adv. 31 13. 

»natzen auw. acMummem 
( Schmeller , Bayr. Wh. I, 
1775) 2 76. 
nazzen auw. 62 34 . 

»nebenstich atm. 86 7. 
neige atf. 89 96. 
neigunge atf. 52 201 . 
nein adv.: [das] ist nit nein 
interj. 1 392 . 87 50 . 
nemen atv. : zu sin n. 11 66. 
»nemunge atf. 54 In¬ 
nern auw. erretten 8 14; nähren 
34 300 . 96 93 u. ö. 


netzen auw. 16 103 . 
nideren auw. 12 154 . 38 264. 

52 164; refl. 34 82. 
niderganc atm. 100 449 . 
niderlftge atf. 51 26 . 85 14 . 
niere awf. 100 423 . 
nieten auw. refl. m. ga. 20 48. 
52 17 . 

niezunge atf. 84 115 . 
nindert 1 277 . 38 157 . 
nisten auw. 52 219 . 
niuwunge atf. 96 is. 
nomerdum 90 141 . 92 76. 
nüne (nan) atf. 1 145. 3 82 . 
norme atf. 34 236. 
nöt atf. : von n. 10 123 . 204 . 
13 89. 17 62. 26 3. 47. 61. 
29 32 . 32 227. 52 184; mit 
nöten 38 166 . 

♦nöthalb 13 51 . 25 70 . 
nöthelferinne atf. 30 56 . 
nützunge atf. 27 14. 
nuz atm. 3 33. 68 21 . 


obedach atn. 4 162 . 
obez atn. 12 118 . 84 39. 
oblättsen atn. 74 175. 
öder (= ftder) 37 77 . 
offen odj.: offne dirn 38 85. 
offenbftr odj.: offenbare frawen 
38 269 . 

offenbaren auw. 11 78. 
offenbserllcheadv. 10 105 .32 173 . 
ölboumzwi atn. 74 65. 
ollvenholz atn. 103 472 . 
ölunge atf. 75 645. 
opfergelt atn. 33 to 15 . 
orden atm. 6 117 . 34134.89 129 . 
96 53. 57. 

ordenen auw. 21 90 . 59 44 .96 55. 
ordenliche adv. 38 218 . 
ordenliute atm. plur. 96 6i. 
ordenunge atf. 22 8. 24 87. 31 
28. 73 13 . 

ordinanz atf. 76 14 . 
ordinieren auw. 8 152 . 76 45. 
orgel /. 15 29 . 

ouge aum. : ain aug zu thun 
98 48. 


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424 


W ortverzeichnis. 


öugelweide stf. 82 10 ?. 84 ns 
(?) 97 ns. 

ougenblic stm. 24 188 . 53 44. 
67 56. 

ougenbliclich adv . 17 149. 75 

551. 

ougenglit stn. 37 156. 
ouwe stf. hildl. 72 6. 82 no. 
84 l. 

palas stm. 4 77. 36 iss. 166. 
54 73. 58 109. 63 54. 75 374. 
82 45. 

palieren swv. = polieren 3 n. 
palmenboum stm. 100 97. 
papierin adj . 68 98. 
pär, par stn. ein paar 4 in. 
♦päräthou stm. Paradehieb, 
Klopffechterei 9 118. 

♦partikel 76 69. 114 . 
passen swv. 85 98; höch passen 
32 94. 38 238. 52 16« (= bd- 
zen?). 

patriarche swm. 34 4SI. 

♦paz stm. Stümperei 2 63. 
pellicän stm. 1 168. 14 35. 34 
200 . 75 289 . 

pelz stm. 38 174. 85 70. 
päne, pän stf. 8 15. 10 27 . 32 

304 . 

phaden swv. 96 110 . 
phant stn. 1 284. 2 40 . 
pharre stf. 20 22 . 
phat stn. 3 26. 69. 33 110 . 
phäwe swm. 43 8i. 
phäwenveder stf . : der rabe 
und der die pfaben federn 
fant 43 28 . 
phenden swv. 96 62 . 
phenninc stm. 52 so. 
phert stn. : der kunsten ph. 
39 4 . 

phlfe swf. 15 29 . 99 78. 
phlfen swv. 68 76. 

♦phifensac stm. 99 79 . 
*phingesttacriaht stf. 32 118 . 
phlanze stf. : menschlich pfl. 

4 181 . 21 37. 81 . 58 100 . 
phlanzen swv. refl . 69 87 . 
phliht stf . Art und Weise 12 45. 


19 119. 23 124 . 33 28 u. sehr 
oft; in der phl. behalten 

73 88; in phl. haben 92 ei. 
phlihten swv.: refl. 62 9. 
phlihtic adj. 19 129 . 
phorte stf. 11 88. 36 189. 
pinegen swv. 80 124 . 

plftge Stf. 1 387. 12 83. 25 133. 

74 86. 87 21 . 

plän stm. 2 15. 3 86 u. ö. 
plaz stm. 2 72 . 
pomeranze /. 74 141 . 
port stm. 44 17. 
posüme swf. 5 50 . 
preambel stn. 89 52 . 
♦präfigürierenatiw. 103 428. 482. 
prdläte swm. 3 17 . 51 29. 5397. 
*preselegieren swv. ? 81 8. 
prdsent(e) stf. 1165.14 8. 21 22 ; 
stn. 43 36. 

präsentieren swv.: refl. 11 181 . 
57 110 . 

priesterschaft stf. 96 66. 
privät stm.: so naschet er ir 
zum prifet 62 18 . 
probieren swv. 80 98. 
prophäcterf/. 56 21 . 64 16 . 7815. 
prophätieren swv. 103 438. 
prophetisch adj. 3 42 . 
prophätisieren swv. 78 35. 
punctelln stn. 68 68. 
punt «= punct stm. 31 11 ; im 
punct 12 167; vgl. auch bunt 
pür adj. adv. 4 161 . 6 88. 13 98 
u. ö. 

purgieren swv. 5 32 . 22 82 . 
101 84. 

pfise stf. 31 49 . 59 . 65. 

quäl stm. Quelle 74 82 . 
quäle stf. 57 36. 86. 

*quatzen swv. 2 82 . 
queln stv. 30 60. 

*question 10 38. 
quicken swv. 74 132 . 

raben, rabe stswm. 43 28 . 

rabi m. 93 28 . 

rache sum. 34 202 . 81 62 . 


räche (roch) stf. 1 288 . 15 50 . 
77 160. 

♦rächgrimmec adj. 27 43 . 
rächsal stf. 13 119 . 52 18. 
rämen swv. m. gs. 10 so. 52 71 . 
91 94; romen 32 263.38 253. 
48 84. 52 206. 76 41. iss. 95 
86.; nähent r. m. ds. 77 ss. 
•rämerte? (romerey) stf. 9 6 $. 
ranc stm. Krümmung 37 98. 
räsen swv. 37 122 (t). 
raspen swv. zusammenraffen 51 
17. 

rast reste stf. 1 62 . 7 88. 26 32 . 

27 108 . 37 49. 
rätgebe swm. 14 94 . 
rätgeber stm. 61 9 . 65. 
raeze (reß) adj. 50 104 . 
rebe swf. 42 22 . 
rechen stv. refl. mit an 52 360 . 
rechenunge stf. 13 114 . 
recke swm. 103 127 . 
regen stm. 39 11 . 
regen swv. 19 74 . 
regenboge swm. 53 54 . 
regieren swv. 19 69. 127 . 52 ss. 

54 6. 12. 55 71. 83 79 . 97 50 . 
•regiererinne stf. 54 63. 
reht stn. Gericht 38 241; rehte 
sum. 32 94 . 157. 
rehtecüche adv. 53 11. 
rehten swv. 32 157. 
rehtliche adv. 71 244. 
rehttac stm. 32 105. 
rehtvertec adj. s iso. 
reie swm. 68 76 . 90 10. 
reien swv. 6 8 . 
rein stm. Rain 6 28 . 
reinecheit stf. 30 14 . 
reinegunge stf. 75 159. 
reise stf. 32 23 . 
reisen swv. 21 is. 58 82. 
reiten awv. zähle*, rechte* 
18 147. 35 ei. 53 ist. 76 1 ». 
reizen ewv. 9 74. 
reizunge stf. 19 10. 
rente «</. 37 72. 
r$ren swv. fallen 36 ei. 77 114 ; 

pari, praet. gerfiret 84 **. 
reste s. rast 


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Wortverzeichnis. 


425 


rettunge stf. 62 23 . 
reverenz stf. 75 242 - 
richettche, rlllche orft-. 4 41 . 

23 157. 

rlden stv . 8 74 . 62 35. 
riechen «ft;, intr. 6 12 . 
rieme «mmw- 100 4ie. 410 . 423 . 

riezen stv. 11 186 * 24 18 °* 
rfhen stv.: part. praet . gerigen 

77 125. 

rtme eivifft* Beim 46 9. 89 37.; 

reume 89 16* 
rlmen swv. 46 10 . 
ringe ady. leicht 17 90; gering 
38 170 . 68 67; adv . 34 606; 
comp, leichter 49 24; geringer 
75 99 . 86 18 - 
ringen stv. 1 ® 55 * 
ringerunge stf. 30 ei. 
rings adv. gen.: zu r. 6 185. 
rinne swf. 39 14. 
rinnen stv. 6 14«. 30 2 ». 
rigolen 8uw- 50 103 . 
rteen stv. fallen 1 39. 7 29 ; rt- 
sende ür 7 27. 
rißt (= restef) 75 658. 
rieten (= resten?) 24 130 . 
n'uwen swv. schmerzen 6 i82. 
42 6. 

riviere stn. 32 14. 70 57 . 83 80; 

stf. 54 95. 69 50. 
rfzen stv. 76 69 (?). 
rcere swf. 100 326. 
rcerenbrunne swm. 50 241 . 
rdst stm. 84 78. 
rOesten suw. 10 28 . 37 122 (?). 
roete stf . Hautausschlag 55 108 . 
r ob ten swv. 38 167. 
rotte stof. 57 68. 
rotzic adj. 46 ie. 

♦roupnest stn. 85 34. 
ruch stm. 11 102 . 73 44. 74 67. 

137 . 

rucke (ruck) Rucken 1 258. 
rücken suw. : hin r. vergehn 
38 283 . 

rüde svom. 52 256. 84 100 . 
rüegen suw. 5 87. 
tüemen (romen) 93 77- 79 . 
rüemerfe stf. 49 »•• 


runzeln suw.: part. praet. 100 14 . 

I ruochen swv. 31 13 . 50 56. 58 

I 108. 

ruohalben adv. 1 278. 
ruore stf. 80 8. 
ruote /. 14 67. 63 42. 64 68. 418. 
418 . 78 19 ; stf. 39 62. 75 
401 ; swf. 63 57. 
ruoz stm. 75 548. 

sac stm. 2 45. 

Sachen swv. schaffen 12 10 .1399. 

21 83. 25 7. 28 14. 75 174. 
sacrament stn. 6 174 . 52 101 . 
sacramentliche adv. 57 87.73 so. 
saft *stm. 72 30 . 
sage stf. 1 351 . 13 107 . 75 488. 

78 75. 80 69. 82 98. 
sal stm. Saal büdl. 56 17 . 58 94. 

74 45 . 87 1 . 

Salamander stm. 14 46. 36 so. 

75 866. 

s®lde stf. 12 132 . 30 9. 31 loe. 
33 77 u. ö. 

seeldenhaft adj. 58 43. 
saeldenriche adj. 97 11 . 
sseiecheit stf. 52 101 . 
seeleclich, -liehe adj. adv. 58 39. 

64 69. 65 63. 97 132. 
*seelecmachunge stf. 13 101 . 
♦saeligunge 15 23 . 
sam adv. 4 ioe. 12 55 u. ö. 
seemen? swv. 48 85. 
samenen swv. 71 45; part.praet. 
63 44. 76 141. 

samenunge stf. 3 63. 11 29. 
santkörnlln stn. 7 28. 
saphtr stm. 87 62. 88 51. 
sarch stm. 1 l® 6 - 3 14 . 21 44. 

57 16 . 70 67. 74 ns. 87 1 . 
sarrazln swm. 103 410 . 
saz stm. 58 i° 8 * 
schaben suw. 52 187. 
schächen swv. 2 si; geschehet 
part. 3 10 . 45. 75 537. 85 19. 
Schacher stm. 11*7. 197 . 8 86. 
37 29. 

schaf stn. Kübel 95 45 . 
schaffen stv. befehlen 45 35. 
53 213. 97 88. 


schal stm. 41 20 . 56 135. 75 531 . 

79 78. 93 63. 

schal(e) stf. 33 85.; swf. 75 295 . 
schale stm. 38 172 . 
schalchafticheit stf. 100 260. 
schallen stn. Prahlerei 7 8 . 11 67. 
schalten stv. trans. 19 150. 52 
246 ; intrans. hin sch. 18 208 . 
schanze stf. 1 112 . 77 94. 
scharsahs stn. 68 145. 
schart stf. 1 342. 
scharwahte stf. 1 54. 

♦schatzec adj. 50 46. 
schatzunge stf. 71 24 . 88. 54 . 
schazbeere adj. 13 155. 52 259 . 
schein? swv. 3 28. 
schelten stv. 68 127 . 
schelve stf. Schale 14 42. 
schemic adj. 96 47 . 
schenke stf. Gabe 10 188 . 63 78. 
89. 71 248. 

schenkinne stf. 74 71. 
scherf stm. Scherflein 23 185. 
scherge swm. 1 ioe. 
schern stv. 33^ 16 . 40 **•; m. 
dp. 94 148. 

scherz stm. oder scherzen subst. 
inf. 37 79. 

scherzen suw. 34 364. 37 18. 
schtbe swf. 76 100 ; glückes 
sch. 12 188 ; die Unglückes 
sch. 75 117 . 

schic stm. Art und Weise 33 1 8. 
38 54. 

schicken swv. 38 25; senden 
27 70 ; reff. 6 93. 35 09. 
schickunge stf. 10 73 . 
schidelich adj. trennbar 16 20 . 
24 02. 25 25. 

schidunge stf. 24 si. 25 so. 
schiere adv. 10 61. 32 13. 56. 

38 52. 71 u. ö. 
schiezen stv. : abs. 6 22 . 
schiffen swv. intr. 30 23; m. as. 
u. dp. 86 63. 

schimel stm. 36 12 . 74 127 . 
♦schimern? swv. 36 107 . 
schimpf stm. 7 88. 
schirm stm. 1 256. 50 216 .96io» 
schit stn. 39 38. 89 29. 95 72 . 


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426 


Wortverzeichnis. 


schiuhen swv. intr. 33 76. 
schiuzen swv. unpers. mir graut 
8 154. 46 34. 
schiuzliche adv . 95 69. 

•schiz, *schlz?Ä<m. 45 26. 62 20 . 
schocken swv. schaukeln, zittern 
34 600. 

schoene stf. 67 50 . 97 120 . 
schönen swv. m. ge. oder gp. 2 7. 

6 158. 47 2 . 
schöpf stm. 23 147 . 
schöpfen swv. = schepfen 12 
141 . 29 74 . 

schöpfunge stf. = schepfunge 
29 73 . 

schoup stm. 1 55. 

SChöZ Stf. 4 149. 12 152. 35 58. 
schranc stm.: des kreuzes sehr. 
1 250. 27 110 . 

schranne stswm. 2 5 (oder 
= schrägen ? ) ; stf. des 
kreuzes sehr. 3 65. 
schranz stm. 74 173 . 
schriben swv. : . . . hat unß zu 
hoer freid geschriben 5591. 
schrie stm. 15 59. 
schricken swv. 34 558. 
schriftwise adj. swm. Schrift¬ 
gelehrter 9 142. 

schrin stm. 1 135. 194 . 3 14 . 
33 90. 152. 

schrinden stv. *tr. 77 109 . 
schrfner stm. 85 79 . 
schrit stm. als Maß 89 89. 
schroffe swm. 52 266 . 
schubel stm. 52 140 . 
schuldiger stm. 5 69. 
schuole stf. 49 2 ; hohe sch. 
49 33 . 

schuoler stm. 40 13 . 
schuope swm. 103 182 . 
schür (schouwer) stm. 15 24 . 
schuz stm. 83 23 . 
sß stm.: s. des fluoches 84 108 . 
segen stm. 4 179 ; sant Jöhannes 
s. 95 49 . 

segen swv .: refl. 6 58. 
seichen swv. 103 128 . 

Seite swf. 1 276. 53 104 . 
sölbat sin. 10 57; Bad , das fern. 


zum Heil seiner Seele für die 
Armen eines Ortes gestiftet , in 
einer bestimmten Badstube u. 
an festgesetzten Tagen 23 21 . 
♦söllabende part. 1 165. 74 iss. 
sendunge stf. 60 32 . 
senftecheit stf. 55 53 . 84 3. 
senften swv. 55 63. 88 11 . 
senftmüetec adj. 34 552 . 625. 
senftmüetecllche adv. 39 68. 

82 6i. 

sentenz«*r».(?J1033.5398. 75227. 
sequenzie /. 92 35 . 
s&r adj. 37 156. 
sör stn. 1 98. 297. 37 36. 
seraphin stm. pl. 1 sei. 34 435 . 
58 115 . 

söre adv.: comp. 3 3 G;sup. 35 72. 
85 68. 

serpente swm. 81 12 . 
seten swv. sättigen 11 30 .18 155. 
37 38. 

setigen swv. 33 a 14 . 
setigunge stf. 30 55. 
setzen swv. : an jem. s. 32 ei. 
40 27 . 41 20 . 48 8; hin heim 
s. 7 64. 

sichern swv. m. ap. u. gs. 30 8 . 
sider adv. 38 189. 70 53 . 
siech adj. 14 48. 61 68 . 
siechen swv. 52 203 . 
sieden stv. 52 254 . 54 112 ; — 
49 3 ? 

sigel stn. 34 593 . 91 1 3 1 . 
sigelös adj. 14 22 . 
signieren swv. 103 523 . 
slhte adv. 18 107 . 
sihtec adj. 12 11 . 72 49. 147 . 
sihtecllche adv. 12 53. 
silbe swf. 31 54 . 

♦silewais aus lat. seMniüs Oyps- 
selenit , Marienglas 75 329. 
sin stm.: getwungen s. meister - 
sing. Term. 9 26. 
sinagöge stf. 74 85. 
sincschuole stf. 93 8; *swf. 
92 71 . 

singer stm. 39 1 . 40 5. 41 33 . 
sinllcheit stf . 1 298. 
sintvluz stf. 5 39. 36 87. 


, sip stn. Sieb 65 20 . 
site stm . 33 50 u. sehr o. 
sitich stm. 75 367. 
siufze swm. 1 280 . 
släferheit stf. 97 28 . 
sl&fkamer /. 4 163. 

*slegerlm m. Schlagreim 46 14 . 
sieht adj. schlicht , glatt 9 78. 

10 1 u. ö. 

slehtüche adv. 32 74 . 33 129 . 

slerfen stv. 2 13 ? 

slich stm. 48 18 . 

sliefen stv. 47 7. 

sllfen stv. 18 136. 

slihten swv. tr. 12 30 ;refl. 75 57. 

*slindentrunc stm. 45 1 . 

slingen stv. 15 8. 

♦slözrime? swm. meistersing. 

Terminus 46 5. 
slüchen swv. schlucken 33 b 2 . 
slunt stm. 83 96. 
slüraffenlant stn. 2 56. 
smac stm. 74 66. 137 . 
smeehe stf. 1 so. 118 . 17 44 . 
smaehen swv. 1 214 . 3 36. 18 59. 
smeehunge stf. 100 245 . 
smal adj. klein , gering 8 139. 

149. 

smarac stm. 87 65. 88 54 . 
smeichen swv. 12 111 . 
smeichrede stf. 96 43 . 
smer stn. 94 146. 
smidewerc stn. 85 11 . 13 . i4u.ö. 
smiegen stv. refl. 21 62 . 43 10 . 
smieren swv. 69 45 . 
smücken swv. tr. 1 11 3. 12 203 ; 

refl. 50 163. 97 62 . 99 84. 
snebelen swv. 75 286 . 
snellecliche adv. 6 99. 71 92. 
sniuzen swv. 46 33; m. dp. 

40 so. 68 ns. 
snoede adj. 5 122 . 34 103 . 
snoedekeit stf. 100 150 . 
snuor stf. 55 15 . 
sochen svbst. inf. 23 23. 52 291 . 
solt stm. 58 111 . 66 59. 
♦sophisterie stf. 49 13 . 53 94 . 
spsehe adj. 41 21 .90 115 .92 90 . 
spalten stv. : gespalten wort 

Terminus 46 10 . 


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Wortverzeichnis. 


427 


♦spar stf. 6 1 55. 26 33. 75 349. 
449. 87 64. 

speere /. Sphäre 15 3. 53 49. 

76 30. 63. 76. 
sparn surv. tr. 9 29. 76 85; 

re.fl. 21 143. 75 567. 77 88. 
spaz stm. 2 so. 
spazieren sxjov . 6 2 . 
♦spazierwec stm. 75 510 . 
speculäcie surf. 15 65? 
speculieren stav. 13 131 . 17 1 . 
spehen surv. 71 143 . 91 23 ; subst. 

inf. 32 46. 52 389. 
speichel surf. 1 77. 
spende» spent stf. 23 18 . 87 89. 
spennen surv. 2 43 . 
sper stn.: ob mir eir but sein 
spere» des acht ich klein 
94 143 ; die sper messen 41 35 . 
sperstich stm. 37 147 . 
spezerie stf. 74 66. 
Spiegelglas stn. 4 51 . 
spiler stm. 85 bi. 
spilman stm. 53 103 . 
spiln surv. 21 104 . 27 61 . 
♦spin Gespinst (?) 39 13 . 
spinne surf. 39 19. 
spinnen stv.: ee das ich dir 
noch grober spin 45 32 . 
sptsen surv. tr. 39 23 . 
spitäl sfm. n. 50 in. 
spiz? stm. Terminus des Meister¬ 
gesangs 46 6. 

spor stn. Spur 23 56. 70 21 ? 
spor stom. Sporn 39 3 . 
spotkleit stn. 1 84. 27 69. 
spotten surv. m. gs. 92 60 . 
spotter stm. 9 si. 
spranz stm. Zier : Christus aller 
heiligen sprancz 56 ao. 
soranzen surv. 86 32 . 
Spratzen X, 2796) 

sprengen = reßtiUn 50 *«. 

spriuwer (spreure) »tn. plur. 
oder stf . *• acc. d,e s P re(lre 
82 13*- 

spruch stm. H 

sprüchweis adv. 81 io. 

spüel-azzer *«- 95 so. 


spunne stf. 37 80 . 
spunt stm. 62 56. 
spür, spur stn. 47 n. 93 50. 
SpÜm SWV. 1 329. 5 96. 10 140. 
19 109. 96 68. 

*stadelkunst stf. 48 38. 49 29. 
Staffel stm. f. 51 35. 
stahelherte adj. 76 44. 
stamelen swv. 84 2 . 
stammen swv. 81 45. 
stat stm. Stand, Würde 33 41. 
35 52. 

state, stat stf. 12 68. 13 8. 

31 80. 57 59. 76 38. 
stsete stf. 38 137 . 
stsete adj. 15 46. 54. u. ö. 
statzen swv. stammeln, stottern 
2 62. 

stechen stv. 44 35. 
stege swf. 38 103 . 

Stegen swv. 72 172 . 
*steinmetzec adj. 85 76. 
steinwant stf. 6 19 . 
stellen swv. : näch eJtw. st. 166. 

15 43. 30 67. 52 14 . 
stengel stm. 34 120 . 
sterbe sum. 84 97 . 
sterben swv.: refl. 80 136. 
sterbunge stf. 57 45 . 

Sterken swv. 33 120 . 
sterkllche adv . 65 32 . 73 83. 
stlc stm. 41 22 . 76 188 . 
stiefmuoter stf. 100 279 . 280 . 
Stiefvater m. 100 297 . 
stiege swf. 95 24 . 35 . 
stift stm. ? 36 69 . 
stiften swv. 75 215 . 
stlge stf. 9 90 . 
stlger stm. 31 3 . 
stille swf. 23 7 . 
stillen swv. 34 90 . 90 135. 
stimmen swv .: unpers. m. dp. 
75 69. 

stiure stf. 11 140 . 14 25 . 115 . 
34 273 . 37 140 u. ö. ; menliche 
s teur Zutuneines Mannes 59 11 . 
34. 63 58. 64 19 . 79 18 . 82 81 ; 
an steur menlicher zunfft 
dass. 59 46. 

stiuren swv. 34 513 . 72 1 . 


stoc stm. 42 so. 
stolle swm. 93 10 . 
stopfe swn. Stoppelf 86 39. 
stracke adv. steif 89 so. 
strseflieh adj. ( *activisck) 3962. 
strül stm. Pfeil 50 243 . 
strän = ström 3 84. 
stranc stm. 77 130. 
strebekatze /. ein Spiel , wobei 
einige an einem Seile ziehen, 
die andern dem Fortziehen 
widerstreben 273. 
strencltche adv. 101 14 . 
Strengheit stf. 6 ns. 34 558. 
stric stm. 2 86. 38 55. 
strich stm. 69 40 . 
strichen stv. : her wider str. 

7 35. 

ströu(we) stf. 50 187. 
♦ströuwunge stf. 103 17 . 
strüchen swv. 9 42 . 62 62 . 

89 los. 

strüz stm. Vogel 1 175. 14 4t. 

75 294. 78 77. 103 317. 319. 
Stubentür stf. 47 9. 
stüde swf. 75 419. 
stumph adj. 2 75. 
stuot stf. Stute 75 278. 
sturmem. 1 56;st. lewten 7 43. 
sturmvane swm. 1 sn. 2 14 . 
stuz stm. Stoß, Anprall; l. wider- 
stuz (f) 83 22 . 

Substanz stf. 4 102 . 13 78. 

18 143 . 21 46. 24 49. 57 . 

28 6. 64. 29 24. 30 64 U. ö. 
subtil adj. 55 64. 85 75 . 
sül stf. 27 72. 

summe stf. 5ns. 17 125 . 7138; 
swf. 34 4i. 

summen swv. dröhnen 5 73 . 
sündec adj. 32 289. 

Sünden swv. 26 so. 
sunder adj. 38 73. 74 153; adv. 
91 68. 

sunderbar adv. 29 71 . 
sunderlich adj. 37 30 ; -liehe 
adv. 1 328- 34 17. 231. 70 4 t. 
sundern swv. 11 125 . 
sunders adv. 73 87. 
sundersiech adj. aussätzig 82 92 . 


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428 


Wortverzeichnis. 


♦sunen swv .: refl. sich zu jem. 

(dat. ) Sohn machen 67 62. 
sunltcheit stf. Wesen des Sohnes 
33 17. 

sunnenschin stm. 34 373. 
süntlich adj. 58 89. 
süntnüst (= süntnisse)«!/. 8281 . 
8Ü8 Stm. 95 22. 99 62. 
süsen, siusen swv. +tr. 95 88. 
swachen swv. tr. 1 89. 44 n; 

intr. 8 91. 198. 
swalwe swf. 55 92. 
swan stm. 2 27 . 
swangerheit stf. 43 29 . 63 51 . 
64 22 . 

swanz stm. 43 29. 89 88. 39 40. 
swcerliche adv. 25 27 . 100 248. 
sweermüetec adj . 1 45 . 
♦swserintietecheit stf. 87 68. 
swatzen swv. 97 66. 
sweben swv. 39 27 . 52 197 . 
sweche stf. Schwachheit 7 36. 
72 101 . 

sweigen swv. tr. 5 92 . 19 104 . 
37 160. 

swenden swv . 54 117 . 
swengern swv. 54 18 . 
swerzen swv .: refl. 99 öo. 
swetzic adj. 103 267. 
swevel stm. 52 92 . 142 . 
swevelic od;.:swiflig 52 331 . 
swinde adj. 35 96. 
swindel stm. 9 131 . 
swingen stv. :rtfl. 11 73 . 50 126 . 
swuor stm. 32 205 . 

tabernakel stm. 12 7 . 56 2 . 
74 83. 

tac stm. Tageslicht 53 14 . 78 96 ; 
am dage ligen 31 40; pey 
all dein tagen 46 33 . 
tageleist stm. 30 8. 
tagelön stn. 34 489. 
tagen swv. 4 206 . 12 182 . 53 17 . 
tageweide stf. 14 80 . 
töht stm. Docht 76 63 . 
tal stn. : zu tal 23 69. 56 134 . 
57 68. 58 48. 96; gen tal 
57 10 . 79 92 . 

tant stm. 2 37. 43 32 . 89 76. 


tanz stm. 37 128 . 77 99. 
♦tanzlietltn stn. 9 isi. 
taz? stm. 2 60 . 58 101 . 
tegeltche adv. 91 7. 
teillich adj. 100 846. 
teilunge stf. 35 1 6. 
tenne (den) stn. (?) 38 108 . 
terz stf. die dritte kanonische 
Hora 3 so. 
tevellin stn. 103 169. 

♦theologi stf. 53 92 . 
♦theologiste swm. 10 31. 
text stm. 31 96. 61 66. 
tlch stm.: der helle teich 5 161 ; 
aüss disser erden teich 
75 496. 76 33 . 

tiefe stf. 9 67. 66. 10 21 . 12 14 . 

14 4 u. ö. 
tigel stm. 88 20 . 
tiht(e) st n. Gedicht 53 169. 
90 121 . 91 14. 46. 61 . 92 62 . 
80. 93 82. 93. 

! tihten swv. 15 11 . 53 180 . 69 16 . 
86 ll; subst. inf . 93 10 . 

*tillenkrüt stn. Dillkraut 75 406. 
tinte swf. 71 37. 
tiriak stm. 96 90 . 
tiure adj. adv. 6 166 . 18 191 
u. ö. 

tiuten 14 . ä. vgl. diuten. 
tob 88 46 (?). 

töre swm. 18 89. 122 .19 80 . 107 . 
28 29 . 

töreht adj. 9 71. 18 181 . 
törheit stf. 52 1 . 
tötengrap stn . 5 79. 
tötlich adj. 34 191. 
tötltcheit stf. 76 21 . 
tötsünde stf. 6 105 . 18 119 . 

26 9. 73 78. 
tötsünder stm. 34 669. 
♦tötvergift stn. 9 62 . 
tou stn. 58 87. 
touben swv. tr. 31 36. 41 11 . 

63 31 . 68 39. 
touf stm. 73 23. 
töufer stm. 75 130. 

! tougen stn . 21 10 . 

| tougen adv. 34 624. 37 169 . 

1 tougenlich adj. 29 28 . 


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*tougesprenget parL 74 81 . 
trache swm. 34 208 . 100 uo. 
trage adj. 25 43 . 
traher, treher stm. 1 294 . 
trahten swv. 1 68. 
♦trampelkneht stm. 42 16 . 
traz stm. 2 65. 23 172 . 38 47. 
68 27. 

trehem swv. 1 279 . 
tranken swv. 856. 34596.5237. 
triefen stv. 86 61 . 
triegeltcheit stf. 13 122 . 
triffeln swv .: refl. sich aufiönn 
38 240 . 51 21 . 
trinität stf. 54 8. 
triuten swv. 50 193 . 
triuwe adj. 2 11 . 
triuwecheit stf. 103 539 . 
trophe swm. 95 100 . 
tröpfeltn stn. 52 224 . 
trösterinne stf. 30 47 . 69 . 
trouf stm. Traufe 59 62 . 
trüebesal stn. 15 50.1692.2049. 
34 49 u. ö. 

truhe swf. 98 31 . 60 . 
trunkenheit stf. 100 187. 
truz stm. 83 21 . 
tue stm. Streich 38 281 . 
tücke stf. 32 12 . 51 5. 
tugentvrühtic adj. 84 25 . 
tune *fm. unterirdisches Gemach 
34 206? 

tüngen swv. düngen 42 2 t. 
tunst stm. 96 45 . 
tuoch stn. 9 81. 72 216 . 
tuom stm. Gericht 32 179.— 
82 32? 

türkis stm. 88 56. 
turn stm. 32 97 . 116 . 
turren v. an. 10 162 n. ö. 
türsticlich adj. 72 22 . 
turteltiubelln stn. 55 105 . 
♦tüsentvachen swv. tr. 97 49 . 
♦tüsentvaltigen swv. tr. 25 63. 
twahen stv. : zwagen 33 b 16 . 
twer stf. Quere: nach der zwer 
6 156. 

twingen swv.: gezwungener sin 
meistersing. Terminus t 9 *«• 
twinger stm. 86 19 . 


Google 



W ortverzeichnis. 


429 


fibelreden lOO s«s. 
übelsprechen stv. 100 sto. 
Übelteeter stm. 38 so. 
♦überbitter adj. 1 109 . 
♦überdobem stov.f (für über¬ 
obern f ) 58 78. 
Überdrane stm. 93 18 $. 
♦übererschreckelich odj. 9 148. 
übergiezen stv. 90 28. 
übergrdz adj. 10 92; euperl. 4 6. 
Überhof stm. meistersingsrischer 
Terminals 46 14. 
überhort stm. 36 190 . 
überic odj. 29 es. 
überkemphen swv. 34208. 7578. 
überklimmen stv. 1 162 . 878. 
überleben stw- 103 241 . 
überlegen stw. 1 88. 
überlesen stv. 9 73 . 
überieste stf. 53 9 . 
überlonfen stv. 100 1 & 4 . 
übernatürliche adv. 58 88. 
♦überport stm. 88 13 . 
überrlchen? stw. 12 120 . 
überschrtten stv. 99 14 . 
♦übersöre adv. 32 »8. 
übersüezen stw. 74 3 . 
überswenklich adj. 27 86. 
übertreffen stv. 37 ise. 
Übertreter stm. 103 184. 

Übertretunge stf. 14 120 . 
überveste adv. 90 »o. 
übervlüzzec adj. 13 154 . 103 

640. 

Überwegen stv. tr. 26 65. 75 56. 
überwinden stv. 34 47. 
♦überzierlich adj. 12 3 . 
überzimber stn. 74 114. 
üf] -beizen 36 47; -bleejen refi. 
Ü7 76 ; »bröchon tntr . 80 17; 
-bringen 62 «»; -dringen intr. 
11 74 . 64 -erheben 27 »6; 
-klimmen 91 e; -lecken »»Kr. 

48si; leinen nfl. 
75448; -lesen 5788; -leasen 72 
16 ; -lüchen 99 ss. 87; -recken 
1 iso; -rücken tr. 1 n«. 75 
ssi; -sagen ”*■ «• «• dp. 26 
17 . .setzen einseben 2 41 ; 
sperren 50 7«; -spraUen 4 . 


spratzen; -springen 50 127 ; 
-trennen 5 79; *-vrezzen 23 
iso; -wallen refi. 38 129 ; 
-wecken 77 64 ; -wüschen 
schnell auffahren 6 44 . 95 52. 
74; -zücken 75 293 . 
üfenthalt stm. 19 61 . 35 90. 

73 126. 76 87. 168. 
üfganc stm. 100 448. 
üflouf stm. 4 105 . 
üfsluz stm. 17 38. 45 7. 
üfvart stf. 11 69. 
um (= umbe) stets. 
um(be)] -gän: üf auf eiw. aus¬ 
gehen 2 5i; -tieren refi. u. 
*intr. sich rasch herum be¬ 
wegen 9 103 . 97 18 ; -triben 
32 178; -werfen 11 54 . 
umbegeben stv . 11 54 . 
umbegürten swv. 84 110 . 
umbek§runge stf. 100 204 . 
umbekleiden swv. 12 157 . 
umberinc stm. 1 265 . 
umbeschatewen swv. 3 6.54 si. 
56 70. 67 54. 

*umbeschetigunge (umsche- 
tiung) stf. 58 88. 
umbeschrenken swv. 1 246. 97 
102 . 

*umhesllchen stv. 79 36. 
umbesliefen oder umbesllfen 
72 52. 

umbesliezen stv . 12 159. 77 88. 
umbesweif stm. 33 51 . 
umbevähen stv. 8 iso. 34 51 . 
37 23 . 

♦umbewindeln swv. 79 48. 
umbezieren swv. 84 ise. 

J un- = än-: un verzagen 34 16 . 

| unart stf. 19 22. 75 524. 

| unbarmecllche adv. 27 58. 

! unbedäht part. adj. 3 56. 
j unbegrtfelich adj. 4 69.103 75. 
I *unbeleit part. adj. 36 27. 
unbereit adj. 6 103 . 
unberhaft adj. 81 50 . 
unbeschaffen part. adj. unge¬ 
schaffen 13 24. 25. 67 10 . 

I unbeschemet part. adj. 46 so. 
♦unbestendec adj. 26 ai. 


unbesunnen part. adj. 7 47 . 32 

278. 

unbeswaeret part. adj. 31 102 . 
unbetwungen part. adj. 42 21 . 
unbevlecket part. adj. 14 56. 
74 72. 

unbeweget part. adj. 19 si. 
undancbserkeit stf. 7 56. 
♦undancsagunge stf . 25 101 . 
underbrechen stv. 100 256. 
underläz stm . 19 96. 34 582. 
74 110 . 

underrihten swv. 32 174. 
underscheit stf. 17 83. 19 136. 
24 10. 25 10; Genus unsicher 
13 66. 98. 16 30. 31 22. 35 150. 
♦underschidelich adj. 12 86. 

29 8; -ltche adv. 28 17. 
underschit, -schiet stm. 12 44. 
72 85. 

understän stv. 10 8. 
understurz stm. 25 134 . 62 6i. 
undervähen stv. 99 n. 
underwerfen stv. 67 «l; part. 

praet. 29 32. 36 164. 
underwinden stv. refi. m. gs. 33 
58. 34 369. 43 2. 
underwlsen swv. 34 94. 38 93. 
underwtsunge stf. 10 209. 
♦undurchsihtbar adj. 100 364. 
unendelich adj. 52 137. 368; 
(*)4nendelich 6 177. 33 15. 
34 572. 82 80. 

unentscheiden part. adj. 34 i46. 
unöre stf. 75 151. 
unerspeht 35 143. 72 59 . 133. 
♦unersterbelich adj. 4 203. 
unerveeret adj. 69 89. 
♦unervreist part. adj. (*. die Be¬ 
merkung zu ervreisen) 34 117. 
ungamper adj. steif 26 81 . 
ungebeerde stf. 71 188 . 
ungeborn part. adj. 21 5i. 
ungebrechelich adj. 60 52 . 
ungedulden stn. unerträgliche 
Lage 84 40. 

ungedult stf. dass. 8 192. 35 7 
37 104. 

*ungeeinet part. adj. 29 2 . 
ungeheilet part. adj. 38 243 . 


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430 


Wortverzeichnis. 


ungehorsam stf. 25 84. 55 96. 
ungeirret part. adj. 36 46. 
*ungeiuzet (ungeewsßet) part. 
adj. ohne abzustehen, unver¬ 
züglich 12 168. 

♦ungekeltet part. adj. 36 88. 
ungelärt part. adj. 100 177. 
ungeloube swm. 72 219 . 
ungemach stm. 71 120 . 150 . 
ungemeiliget part. adj. unbe¬ 
fleckt 57 88. 
ungemeine adj. 63 46. 
ungemezzen part. adj . 46 21 . 
60 9. 

♦ungemüejet part. adj. 56 86. 

82 135. 

ungenietet part. adj. unerfahren 
96 46. 

ungenuocsam adj. 100 48 1 . 
♦ungeoffenbeeret part . adj. 34 

148. 

ungephendet part. adj. 55 13 . 
ungeprüevet part. adj. 5 17 . 
22 17. 

ungerochen part. adj. 52 290 . 
♦ungesachet part. adj. unge¬ 
schaffen 33 8. 

ungeschaffen part. adj. 35 28 . 

29. 80. 31. 32. 

ungeschicket part. adj. 63 44. 
ungeschiht stf. 14 128 . 
ungesetet part. adj. 25 115 . 
♦ungesihte stn. 10 85. 
ungeslaht adj. 1 57 . 3 52 . 32 66. 

71 75. 77 122 . 

♦ungeslahten swv. 38 36. 
ungesmeehet part. adj. 8 210 . 
ungespalten part. adj. 80 118 . 
ungestalt stf. 100 306 . 
♦ungesteiget part. adj. 14 69. 
ungeswachet part. adj. 3 85. 
ungeteilet part. adj. 16 95 . 
ungetrennet part. adj. 72 169. 
*ungetwungen part. adj. 26 49 . 
ungevelle stn. 5 144 . 8 126 . 11 

187. 50 7 . 73 20 . 
ungevlizzen part. adj. 52 378 . 
ungewiter stn. 74 75 . 
ungrlflieh adj. 34 380 . 60 39 . 

72 89. 84 94 . 


♦ungüetec adj. 38 261 . 

Unheil stn. 78 8. 
unhuld estf. 27 85. 55 97. 65 19 . 
unke swm. Schlange, Basilisk 
34 205. 

unkiusche stf. 52 74 . 
unkunst stf. 48 18 . 68 126 . 
unkust stf. 1 64. 

♦unleschelich adj. 84 98. 
unltdelich adj. 100 101 . 101 55. 
unmaht stf. 18 111 . 
unmaere adj. 96 14. 
unmeezec adj. 35 43. 44 . 46. 
unmehtec adj. 18 60 . 100 91 . 
unmenschlich adj. 100 87. 
unmezlich adj. 13 26 . 29 . 60 18. 
unprts stm. 88 22 . 
unrat stm. 1 76. 96 17. 
unrehtecllche adv. 32 180 . 
unreine adj. 8 iso. 
unruowe stf. 9 104 . 62 9. 
unsagelich adj. 76 179. 

11 nsrolde stf. 34 77. 
unschidelich adj. 57 111 . 
unsihtec adj. 72 40 . 148. 
unstete stf. 68 50. 
unteillich adj. 54 21 . 
untötlich adj. 72 37. 
untugent stf. 52 72. 
untühtic adj. 8 79. 
unüfgesperret part. adj. 56 49 . 
♦unözgegründet part. adj. 18 s. 
♦unüzgezalt part. adj. 5 112 . 
25 56. 

♦unüzgründelich adj • 17 78. 
unüzsprechelich adj. 27 lai. 
unvar adj. 5079; ♦Änvar 37ioe. 
unverdrozzen part. adj. 4 90 . 
unverhouwen part. adj. 88 50. 
unverköret part. adj. 65 28 . 
unvermaeret part. adj. 56 52. 
unvermeiliget part. adj . 13 7 . 
unvermeldet part. adj. 98 8 . 
unverrücket part. culj. 12 199 . 
37 115 . 82 124 . 

unvers&rt part. adj. 75 252 ; Un . 
fersert 56 50 . 

*unverzage (?) adj. 34 1 « 

87 24. 

unvlät stm. l 77 . 3 28. 


unvolkumen adj. 100 865. 
unvride stm. 85 is. 
unvridelich adj. 32 21 . 
unvruhtbaere adj. 58 61 . 
un^vandelbaere adj. 53 37. 72 
162. 

Unwille stom. 38 258. 
unwirdigen swv. re fl. 56 11 . 
75 17. 

unwts adj. 100 8. 
unwizzende part. adj. 7 41 . 
28 so. 

unz praep. 34 488. 
unzal stf. 24 175 . 183. 
unzerbrochen part. adj. 11 68. 
18 142. 

unzerstört part. adj. 19 84. 
63 37. 

unzerstoerlich adj. 101 54. 
unzertrant part. adj. 14 28. 16 
22 . 50 236. 93 5. 
unzimelich adj. 84 68. 
unzuht stf. 25 132 . 
üppec adj • 76 200 . 
üppecheit stf. 100 48. 
♦urblupflingen jählings 645. 
üre, ür stf. = höre Stunde 7088; 

Sanduhr 7 7. 27. 

♦ürglas stn. 7 87. 
urktinde stn. 78 71 . 
urloup stm. 34 379 . 

Ursache stf. 1 289. 12 76. 27 so. 
ursächliche adv. causahter 21 
83. 

ursprunc stm. 36 28 . 35 ss. 
45 3 . 96 59. 

urspruncltche adv. 28 si. 
urstende stf. 1 337 . 379 . sss. 
408. 423. 425. 434. 

ut re mi fa sol la 46 27 . 
üz ] .bläsen 100 842; -brechen 
38 168 ; -breiten 9 56. 32 sss- 
34 687. 58 4; refl. 15?; 

»bresten 37 54 ; -brüeten 7 so. 
98 77; -dingen m. * 
dp. 41 4. 89 120 ; drssjen 
77 119 ; -gesprechen W 
118 ; -gründen 73 48; 
♦-kifen excerpieren 72 
-leg«n 1 404 . 73 e; -menen 


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Wortverzeichnis. 


431 


10 16. 25 126. 26 68. 43 36; 
♦-pressen? 13 5; -recken 100 
266;-reiten 8 60. 70 62. 72ii; 
-rören 37 67; -rihten 68 142. 
92 74; -riuten 5 36. 22 26 . 
38 249 . 68 103 . 100 66; -rou- 
fen 43 34; -ruofen 5 19. 22 
17 ; -schein 18 87; -schrien 

75 617; ♦-sinnen 18 126 . 26 
64; -slahen 15 46; -sliezen 
26 66. 34 349; -spannen 37 
73; -spenden 76 70. 77 m; 
refl. 27 99. 56 ii7; -sprechen 
34 444. 52 844; -suochen 82 
163; -tragen 95 20 ; -trahten 
24 115; ♦-vehten refl., zur 
Bezeichnung der Agonie f 37 »5; 
-wurzeln 103 99; -zeln 6 143 . 

üzbündec adj. 74 16 . 

♦üzbunt stm. 94 117 . 
üzbuntllche adv. 10 79 . 17 87. 
üzganc 8tm. 100 131 . 
♦üzgeistunge 8tf. 13 64. 
♦üzgetrucket part. adj. 37 102 . 
üzlegunge 8tf. 61 66. 100 es. 
♦üzrede stf. 33 58. 
üzsaz stm. 75 46i. 
♦üzsenderinne 8tf. 30 31 . 
♦özspeher 8tm. 100 sos. 
♦öztrlbunge stf. 103 414 . 
♦üzwec 8tm. 13 69. 
üzzuc stm. 76 114 . 

fabel stf. 100 71 . 

vach 8tn. 34 590 . 53 112 . 83 60; 

in allen fachen 52 67. 
vackel 8wf. 1 55 . 12 ie. 
vaele 8tf. 13 92 . 25 19; y.werfen 

76 28. 80 140. 
vaelen swv. 9 114 . 
valgenöz stm. 75 37. 
valschheit stf. 17 3. 
valschltche adv. 31 88. 
valten stv .: refl. 38 142 . 

van stm. 1 207 . 13 161 . 14 27 . 
fantaste /. 9 69. 68 124 . 83 69. 
fantast m. Schwärmer 18 isi. 
vantastisch adj. 103 334 . 

[var = vor 37 61 . 76 136. 85 
68. 91 146.] 


var stf. 75 345 . 

vären swv. m. gs. 1 186 . 8 134. 
143. 21 30. 26 16. 38 270. 

52 sei. 76 39; v. näch 52 190 . 
vaerlich adj. 23 132 . 96 18 . 
vaerllcheit stf. 17 47. 103 422 . 
varzen swv. 44 27 . 
vaste adv. sehr 6 43 u. ö. 
vas(t)naht stf. 89 32 . 
vas(t)nahtspil stn. 91 40 . 

♦vat stf. dispositio ordo , ha- 
bitus (DWb III, 1362) 1 71. 
369. 3 9. 

vaterlant stm. 27 140 . 
vatzen swv. foppen 2 68. 
vaz stn. 12 47 u. ö. 
vegeviurtfn. 8 8 . 28 . 124 . 15 9. 
u. ö. 

vöhe stf. 19 107 . 

♦vehtbaerlich adj. 2 15 . 
vehten stv. 13 iei. 
veige adj. 1 286 . 34 90. 
veil adj. 38 190. 50 240. 53 24 . 
veizt adj. 102 20 . 
velwer stm. Weidenbaum 86 54. 
fönix stm. 1 71 . 14 37. 34 184. 
75 287. 

♦verahten swv. 52 25 . 
verahtunge stf. 100 435 . 
verantwurten m. as. u. dp. be¬ 
antworten 44 7. 48 10 . 
verbergen stv.:ve rporgen reime 
46 9. 

verblenden swv. 54 ne. 
verblichen stv. 1 270 . 321 . 13 

158. 

verblüejen swv. 56 88. 82 186 . 
Verborgenheit stf. 22 7 . 
verbrennunge stf. 75 287. 
verbrieven swv. 36 82 . 65 9 . 
79 83. 

verbringen an. v. 1 sie. 12168 
u. ö. 

♦verbringerinne stf. 74 11 9. 
verbrinnen stv. 7 49 . 
verbürgen swv. refl. 76 155 . 
♦verdammelich adj. 101 82 . 
verdamnisse stf. 100 77 . 
verdamnunge stf. 33 67. 56 56. 
110 . 75 38. 


verderpnisse stf. 100 i85. ise. 
verdien (= verdienen f) stm. 
8 200 . 

verdienst stm. 11138. 
verdriez stm. 34 457. 56 82 . 
verdriezen stv. 19 148 . 52 374. 
verdringen stv. 42 84 . 
verdrücken swv. 75 292 . 
verdussen s. vertuzzen. 
vereinen swv. 4 184 . 12 58. 81 . 
vereinigunge stf. 24 84 . 25 82. 
35 162 . 

verenderunge stf. 35 11 8. 100 

207. 

vergähen swv .: refl. 1 24 . 
vergaten swv. 6 6. 10 80 ; refl. 
96 107 . 

vergebunge stf. 75 541 . 84 59 . 
100 206. 

vergezzen stv. m. gp. oder gs. 20 
12 . 60. 41 84. 93 7; m. dp. und 
as. 34 472 . 

vergiften swv. 5 38. 15 21 . 
verglasen swv. verglasen 95 110 . 
♦verglösen swv. 36 56. 
vergunnen an. v. 11 129 .12 107 . 
verhazzen swv. 91 si. 
verhengen swv. 97 76. 
verhören swv. 50 144 . 
verhörunge stf. 5 125 . 
verhouwen stv. 34 506. 
verhüllen swv. 68 86. 
verirren swv. 12 59 . 16 66. 
verjagen swv. 55 54 . 

♦verjager stm. 57 69. 
verjehen stv. 6 128 . 9 139 . 13 
73 u.ö; refl. 1 24. 
verken (= vertigen) 89 118 . 
verkiesen stv. 69 46. 70 68. 
verklaeren swv. 24 160 . 76 25 . 
verklenen swv. verkleben 2 48? 
♦verkntipfunge stf. 32 197 . 
verkünder stm. 30 6 1 . 
verläzen stv. 52 355 . 
verläzunge stf. 100 90 . 
verliegen stv. verleumden 1 ?i. 
Verliesen stv. 70 76. 
verliumden swv. 100 888. 
verloufen stv.: refl. sich ereignen 
80 ei. 


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432 


Wortverzeichnis. 


vermachen «uw . entstellen 99 15. 
vermaledlen swv. 4 178; re/f. 
100 213. 216. 

vermanen «uw. 33 145 . 71 127 . 

174. 

verm&ren «uw. 9 is. 75 160 . 
102 26 . 

vermehelen «uw. 56 30 . 58 66. 
vermeilen, vermeiligen «uw. 

38 242. 52 83; refl. 11 146. 
vermeinen «uw. 4 93 . 8 109 . 
12 90. 

vermeldunge sif. 18 82 . 
vermerken «uw. 33 6. 
vermezzenheit «</. 9 83. 
vermischen «uw. 24 79 . 53 30 . 
Vermischungen/. 24 82 . 34 104 . 
vernieten «uw. 62 46. 
vernihten «uw. 33 86. 38 98. 
vernihtunge stf. 100 433 . 
verniuwen «uw. 17 13 . 50 196; 

refl. 14 38. 75 288. 
verniuwunge stf. 101 49 . 
vernunftic adj. 13 83. 70 77; 

-liehe adv. 18 18 . 70 87. 
verpetschaften «uw. I 344 .1186. 

74 62. 

verphliht stf. 17 109 . 80 66. 
verphlihten «uw. tr. m. as. u. dp. 
25 98. 32126. 38 118 ;refl. m. 
gs. 52 179; wider fern. 53174; 
m. inf. m. ze 6 111 . 
verphlihtet part. adj. 32 92; — 
92 26; m. dp. oder ds. 12 21 . 
33 160 . 75 60 ; ze etw. 5 6. 
22 6 . 23 77 ; v. etw. zu tun 

32 196; in eine ps.oders. 8 141. 

75 61. 

verquanten «uw. verwechseln 
48 15; verkürzen um ein Quan¬ 
tum? 2 49 . 

♦verquinten «uw. 2 49 . 
verre adj. adv. 4 67 tt. 6.; sup. 
35 72 (?). 

verr§ren «uw. 1 895 . 75 305 . 
77 127 ; subst. inf. 8 209 . 

33 137. 

verrigelen «uw. 50 178 . 
verrihten «uw.: refl. 38 297 . 
verritzen «uw. 46 24 . 


♦verrunge stf. 67 67. 
versachen «uw. 98 17 . 
verschalten stv. 31 27. 
verscharn «uw. 84 109 . 
verscherzen «uw. 56 is. 
verschränken «uw. 6 10 . 
verschroten stv. 36 168 . 
verschulden «uw. 32 284; rtfi. 
4 116. 

verschuldunge stf. 75 39 . 
versehen stv. IO 11 &. 12 121 . 
162. 79 9 . 

•versOr stn. 34 384. 75 425. 
versdrunge stf. 103 264. 
versigelen «uw. 1 344 . 
verslgen stv. 77 120 . 
versinnen stv. refl. 43 to. 
versitzen stv. 46 23 . 
versläfen stv. 33 115 ; part. adj. 
97 96. 

verslinden stv. 23 168 . 52 2$6. 
103 132. 

versllzen stv. 73 79 . 96 112 . 
versmeehen swv. 23 175 . 
versmähten swv. 37 100 . 
versmeehunge stf. 100 4 . 406 . 
434 . 

versnlden stv. 1 143 . 
versperren «uw. 1 343 . 8 76 . 
verspirzen «uw. anspeien 15 40. 
versplwen «uw. 27 57 . 77 78. 
versprechen stv. gerichtlich ver¬ 
teidigen 32 144. 

verstän stv. refl. m. gs. 52 241 ; 

subst. inf. 17 24 . 
verstechen stv. 38 176 . 
versteinen «uw. 100 210 . 
versteln stv. 50 ios; refl. 98 11 . 
verstentnisse stf. 7 13 . 86 23 . 
verstockt part. adj. 33 68. 
103 370. 

♦verstockunge stf. 33 ui. 
verstopfen swv. 100 299 . 
vers teeren «uw. 6 106 
verstözen stv. 4 122 . 34 608 . 

62 54. 103 n 8 . 
versüenunge stf. 36 i*». 
versuochunge stf. 27 11 . 
verwenden s%ov. 2 5 *. 37 7 «. 
verswern stv. 43 7 


vertecllche adv. 75 863. 
vertiefen swv. refl. 18 89. 
vertilgen «uw. 100 339 . 
vertrac stm. 87 20 . 
vertragen stv. 32 256 . 
vertrüwen swv. refl. 14 * 0 . 
34 64. 

vertumben «uw. 52 213 . 
vertunkeln swv. 33 45 . 
vertuzzen «uw. 50 129 . 83 $ 5 . 
verübelen «uw. 31 91 . 
verungelimpfen swv. 103 575. 
vervasren swv. 75 157 . 
vervellen«uw. verschütten 75 2&3- 
vervluochen «uw. 3 67. 18 58. 
26 23. 

vervluochunge stf. 33 to. 
vervüeren swv. 28 63. 36 156. 
♦verwandelich adj. 100 8i. 
verwandelunge stf. 35 i64. 
♦verwatzelt part. adj. schläfrig 
6 31. 

verwerfen stv. 90 37 . 
verwerfunge stf. 100 434 . 
verwesen stv. verwalten 100i»7; 

part. praet. 37 75. 
verwickeln «uw. 8 194. 
verwilligen «uw. 75 145 . 
verwirken swv. 27 29 . 
verwirren swv. : refl. 17 66; 

part. adj. 11 41? 
verwtsen «uw. 93 46. 
verwlzen stv. 83 50 . 
verworren part. praet. 9 8* 
23 135. 

verwundern subst. inf. Ver¬ 
wunderung 11 43. 
verwunderunge stf. 60 34 . 
verwundunge stf. 100 si». 
verzern «uw. 49 34 . 94 134 . 
verzetten «uw. 37 46. 50 189. 
verziehen stv. 71 195; refl. 
34 246. 

verzlhen stv. 6 71 . 73 no. 7999; 
m. ap. u. gs. 13 160 . 30 46. 
39 54. 

verzinsen swv. 19 94 . 26 46. 
73 69. 

verzollen «uw. 36 34. 
♦verzopfen? swv. 86 37 . 


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Wortverzeichnis. 


433 ' 


vorzwicken stov. verkeilen 62 4«. 
vese stof. Spreu 82 7. 
vestecltche adv. 8 m. 13 ii4. 
vesten stov. 67 4. 
vestmüetecllche adv . 35 109 . 
fieren stov. 68 48. 
figüre stf. 6 8i. 7 9.11 11 .12 65. 

13 97 u. oft. 

figurieren stov. 103 469. 474 . 
♦figürliche adv. 1 sse. 14 ei. 

31 iß. 75 180. | 

vinger stm. 95 98. 1 

♦ vingerdrouwe stf. 95 ioe. 
vinster stf. 23 72 . 

vinsternisse stf. 33 27 . 45 . 52 j 

141. J 

vtol stm. 74 iss. 87 16 . 
vtre stf. 52 70 . 
vlren stov. 6 109 . i«4. 9 107 . 
viuhte stf. 2 86. 4 68. 37 68. 

55 106 . 36 39 (?). 
viuhtecheit stf. 100 ao. 
viule stf . 34 91. | 

viurln adj. 28 67. 
vlammen stov. 37 ia. 55 10 . 
82 e. I 

* vlaz stm. = vletze? 2 84. j 

vlöhe stf. 6 17* 84 ioe. 
viehton stv.trefl. 3 84. 
vleischunge stf. 67 7. 
♦vlennen stsv. 2 88 . | 

vliedeme stof. AdMaßeimn 68 

145. 

vllz stm. 8 6». 

vlizecheit stf. 61 *o. 
vllzecllcbe adv. 41 e. 80 6«. 
vllzen stv. re.fl. m. gt. oder ze 
m . *»/• 25 81 - 75 197 - 9018». 
vlOch stm. lOO ii*- 
vloehen suw. 1 »oo. 8 ie». 74 


88 . 

flörieren swv. 34 87. 
vlOz stm. 4 i 01 77 18 ‘- »5 48. 
100 *8- 

vloezen 27 78. 72 8. 

vlücfcen «'*»>• 75 895: «/<• 


vluor 1 ^- 34 * 87 - 567 72 95 
74 186- 

vluz 1 »°»- 14 189 

j>entscbe Texte de. Hlttaklten XIJ. 


voget stm. 15 10 . 

♦volblüemen swv. 34 ai5. 
volbringunge stf. 17 i«o. 
volenden swv. 50 ass. 
volgunge stf. 32 ns. 
volkomenheit stf. 60 59. 78 88. 
100 72 . 

volkomenltche adv. 13 76. 35 

104 . 

vollecllche adv. 8 29 . 10 77 . 

17 141. 38 168 . 75 220. 
volleist stm. 82 126 . 
volvtieren swv. 30 42. 
vordemnge stf. 33 69. 122. 
Voreltern swm. pl. 103 856. 
vorgeschiht stf. 38 21 6. 
vorhelle stf. 33 68. 73 17. 26 . 
75 626. 

vorloufer stm. 81 41. 
form (furm) stm. 33 18 . 55 78. 
♦vormeldunge stf. 18 82 . 
formell che adv. 72 14. 
formen stov. 53 46 . 
formieren stov. 12 143 . 
♦vornennen stov. 1 46. 

Vorrede stf. 100 8. 
vorschen stov. 13 14.. 
vorschunge stf. 70 5. 
♦vorwizzen stn. 10 89. 
vorwizzenheit stf. 10 118 . 
vot s. vat. 
vräge stf. 85 is. 
vrat adj. faul 3 28 . 
frater stm. 19 148. 

♦vratz stm. ( DWb IV1, 68) 
2 67. 

vräz stm. 7 eo. 

vreide adj. abtrünnig 25 io». 

vreise stm. 3 41. 

vreissam adj. 55 57. 

vrevelllche adv. 1 24 . 116 .12 61 . 

13 167 . 28 37. 52 181. 
vrezzerfe stf. 75 521. 
vridesamlich adv. 103 277. 
♦vridevtlrste swm . 14 96. 
vrt adj.: stest aller nachred 
fr.ye 90 183 . 

vrlen stov. 17 8 . 27 04 . 28 66 . 
29 9. 31 20 u. ö.; mit einem 
Privileg begaben 11 11 4. 15 22 : 


im heutigen Sinne freien 82 
160. 

vrfheit stf. 82 22 . 
vritac stm. 32 ioe. 153 . 
vrtunge stf. 82 99 . 
i vrölocken stov. 11 38. 35 59 1 . 
73 109 . 

j vrölockunge stf. 11 58. 

: vrön, vrän adj. adv. 1 54. aos. 

1 988. 6 178 u. ö. 

vrönllchname swm. 100 248. 
vröudenrfche adj. 57 96. 

- ♦vröudenvelt«fn. 60 45 . 74 145 . 

| vruhtbaere adj. 58 67. 75 276. 
i vruhtbserkeit stf. 58 64. 75 278. 

! vmhtbaerlich adj. 8 47. 
vrühtec adj. 4 148. 8 88. 
vrühtecllche adv 84 8. 
vrume swm. 23 39 . 71 17. 
vmmen swv. 19 39. 32 219 . 
vruot adj. 3961.405.5563.8286. 
vüerunge stf. 27 45. 
vülunge stf. 34 487. 
fundament stn. 34 98. 54 74 . 

72 203 . 74 30. 
vündelkint stn. 33 b 10 . 
vunt stm. 9 108. 25 106 . 

55 46 (?). 96 18. 
vuoge stf. 95 52. 

, vuorman stm. 32 145 . i69. 176 . 
218. 

vuoztsen stn. 9 46. 
vuozstaphe swm. 96 110 . 
vuoztrit stm. 56 127 . 64 64 : 
vür] -halten 100 148; -nemen 
6 130. 9 133. 23 38. 32 8; 

I -setzen 8 172; -stän 8 12; 

| *-stellen 32 158; -werfen 
100 sei; vgl. auch vürdrin- 
gen, vürkomen, vürsehen, 
vtirtreffen, vürvazzen, vOr- 
wigen. 

vürbite stf. 27 141 . 

♦vürbiter stm. 8 100 . 
vürder (firter) adv. 67 52 . 
vürdringen stv. 65 16 . 
vürganc stm. 8 201 . 
vürgenge adj. 30 58.? 
vürhaltunge stf. 100 ei. 
vürhanc stm. 74 150 . 

28 


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‘434 


Wortverzeichnis. 


vürkomen stv. 91 iso. 
vurm ttf. 55 ? 2 . 
vürnaemisch adj. vermessen 29 
57. 

vürnemen subst. inf. 23 26 . 
vürnemunge stf. 67 27. 
vürsaz stm. 38 46. 99 40 . 
vür-ehen subst. inf. Vorsehung 
11 13. 18 16. 

vürsehen stv. ausersehen 12 i. 
13 77. 34 9. 228. 860. 429. 

66 65. 

vürsehunge stf. 11 119 . 
♦vursihtecliche adv. 10 88. 
vürspange stn. (?) 4 18 . 
vtirepreche swm. 32 ws. 182 . 

213. 236. 

vürsprecher stm. 80 11 8. 
vürsprecherinne stf. 36 149 . 
vurt stm. bildl. 34 334. 461. 
54 66. 

vürtreffen stv. 5 130 . 30 14. 

36 140. 52 209. 68 35. 75 200. 
vürtreffunge stf. 52 249 . 
♦vürtrehteclich adj. 12 6. 
vürvazzen swv. 2 2 . 32 92 . 
vürwigen stv. 74 20 . 
vürwitze adj. 9 83. 
vtirwiz stm. 38 275. 


wäc stm. Woge 12 9. 15 6. 

28 34. 53 4. 66 7. 67 61. 67. 
♦wacheric adj. 1 46. 
wackeln stw. 33 107 . 
wadenroere swf. 100 326. 
wäfen stn. 1 58. 40 11 ; interj. 
32 278 . 52 28 ; 0 mort und 
wafino! 50 221 . 
wäge stf. Wägung 21 29. 72 8. 
waht stf. 3 42 . 

wal stf. Walstatt 41 21 . 44 32. 
wale stf. Lage , Schicksal 12 86. 
walten stv. m. gp. oder gs. 

19 60. 37 56. 52 247. 
walvart stf. 32 36. 168. 
walviscli stm. 1 374 . 
wambe (warn) stf. 1 374 . 
wanc stm. 52 144. 58 90 . 97 87. 
wandelbare adj. 18 103. 


wandelunge stf. 13 90 . 29 10 . 
60 19 . 

wandern swv. 96 9. 
want stf. 23 149. 152. 
waepener stm. 1 63. 
war adv. wohin 10 100. 19 120. 
32 53. 

wär adj.: w. haben 90 57 . 
wserliche adv. 9 55. 10 19». 

75 822. 

warnen swv. 32 18. 
w&rsagerinne stf. 54 41. 
warzeichen stn. 38 129 . 
wase swm. 102 3. 
wasse stf. Schärfe 27 77? 

Wät Stf. 3 5. 13 91. 34 564. 

36 110. 57 76. 87 5. 
waten stv. 13 157. 37 58. 51 82. 
75 189. 

*waz stm. Schneide 2 76; vgl. 
wasse. 

wazzer stn.: das man dich in 
ein w. dreyt 45 86. 
weben stv. 86 60 ? 
wecker stm. 52 20. 
wegen stv. 51 6; refl. 6 60. 
♦wegewlserinne stf. 30 50. 
wegunge stf. 24 197. 76 64. 
weichen swv. tr. 85 10. 
weide stf. 83 11. 102 6. 
weiden swv. 10 86. 
wele, wel = wal stf. 4 45. 
13 84. 15 32. 19 131. 34 267; 
= wal stm. Wallen , Wogen 
77 19?. 

welf(e) stm. 1 iso. 14 34; swm. 
10 133. 34 192. 545. 52 384; 
Flex. unsicher 32 289. 53 134. 
57 3i. 

weizen swv. 1 850. 
wenden (bendt) swv. 73 105. 
werben stv. 8 35. 34 484. 39 30 . 

36. 71 21. 27. 
wercman stm. 83 57 . 
wercmeister stm. 103 154. 
♦werfballe stm. 7 6. 
wern swv. währen 11 14 . 13 136. 
74 140; 

wernen swv. 11 1 6 (zum vorigen ? 
oder = warnen?). 


werre swm. 51 15 . 
werunge stf. 61 9 . 85. 
weselich adj. 4 10 ; -liehe adv. 
70 35. 82 128; wesenlich 

34 141. 100 104. 362. 
weseltcheit stf. 19 52 . 
wesen stv. 97 94; subst. inf. 

4 46. 29 24. 34 129. 
wätac stm. 103 336. 
wetten swv. 91 49 . 
wicke stf. 15 34. 83 88. 
wider] -antworten 38 288 ; w. 
bringen 17 77 . 34 478. 100 91 , 
refl. 73 18 ; w. geben 32jioo. 
38 198. 75 524; w. sin 55 41 . 
widerbringerinne stf. 30 48. 
74 38. 

widerbruch stm. 81 47 . 
wideren swv. m. ds. sich wider¬ 
setzen 34 83. 
widerganc stm. 89 66. 
widerged&htnisse stf. 103 157 . 
widergelt stmn. 26 47 . 
widerkallen stn. 32 2 so. 
widerkäre stf. 38 202 . 252 . 

50 238. 54 112 . 

widerpart stm. Gegensatz 29 26 . 

67 26; Gegner 13 144 . 72126 . 
Widerreden swv. 20 9 . 52 129 . 
widerruofen stv . 100 117 . 
widersttze (widerses) stf. 13 11 . 

I 33 52. 34 478.? 

| widerschtn stm. 30 so. 

, widersetzen swv. refl. 53 78. 

I widerspän stm. 2 21 . 

I widerspaene adj. 3 75 ? 
widerspsenec adj. 100 440 . 
widersprechen stv. 24 56. 31 86 . 
100 78. 

widerstäunge stf. 5 76. 

1 * widers tratzen? suw. 2 78. 

widerstreben swv. 529. 198. si9. 
j 71 143. 
widerstrit stm. 6 146. 
widers tr! ten stv. 8 178. 
widerstuz s. stuz. 
widertraz stm. 32 258. 52 54 . 

68 22 . 

widertrlben stv. 90 11 8. 
widerum adv. 61 72 . 


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Wortverzeichnis. 


435 


widervart stf. 50 220 . 
widerwertic adj. 58 69. 59 48. 
widerwerticheit stf. 100 77. 
*wifen? swv. 86 «8. 
wift *stn. Honigwabe 30 21 . 
39 16 ; das aller minste w. 
Faden feinster Art, Kleinig¬ 
keit 5 186 . 15 19. 
wige swf. 100 38». 
willec adj. 8 *i. 52 sie. 
willecllche adv. 2578. 3417». 

470. 80 180. 
willekür stf. 70 6». 
wimmern swv. *tr. (intr. zu¬ 
sammenwachsen): yn ein 
(enein) gegewimmert 34ne. 
wtngarte stom . 100 4. 

Winkel stm. 38 267. 
Winkelprediger stm. 34 668. 
•wintloch stn . 85 e. 
wtp stn. : weibes pild 4 88. 
18 47. 

wirdecltche adv. 82 26. 78. 

96 2 ». 

wirken swv. 64 36. 73 66. 77 68. 
wirker stm . 13 118. 94 66. 
wirkliche adv. 35 H3. 101 60. 
wirkunge stf. 31 84. 35 114. 

39 18 . 72 88. in. 101 53. 
wtrouch stm. 11 ios. 56 124. 
63 »4. 64 64. 

wirren swv. (t wurt) 90 140 ; 
refl. 52 107. 

Wirtschaft stf. 33 a 8. 38 86. 

41. 49. 

vrisestf. Melodie, Lied 90 42. »o. 

106. 127. 91 71. 93. 119. 
wtsllche adv . 18 209 . 
wissage stom. 74 »4. 
wlssagunge stf . 100 47 . 51 . 
wit stf. Flechtreis, Strang 85 27. 
witehopfe swm. 100 821 ; dimi¬ 
nutiv 103 180. 
witen swv. refl- 54 22 . 
witeren swv. 34 618. 
wttsweific ad?• k 67. 
witze stf. Weisheit 8 18 . 9 46. 

10 14 u. s. w. 
witzec adj. 38 248. 
wizzenlich adj. 100 34 . 


wolgemuot adj. 32 160 . 
wolgevallen stn. 10 81 . 
wölken stn. 28 54. 74 74 . 78 4». 
Wollust stm. 5 156. 
wollüstecheit stf. 100 167. 

' wolreden swv. 100 268. 

, woltät Stf. 3 8. 

Worten swv. besprechen 84 86. 
Wortzeichen stn. 32 196. 
wüestenunge stf. 11 52 . 
wüestunge stf. 100 20 . 
wtietec adj. 38 262 . 
wüeter swv. 38 127 . 
wultur stm. = lat. vultur, 
Oder 59 26. 29 . 
wunderba re adj. 73 8. 
wunderbaerltche adv. 34 119 . 

1 wunderhaft adj. 7 18 . 73 88. 
j wundersam adj. 61 16 . 73 118 . 
wunderunge stf. 11 26 . 58 4i. 
wunderwerc stn. 33 102 . 51 6. 
1 *wunderwerker stm. 61 8. 57 . 
wunderzeichen stn. 100 soo. 
wünneclich adj. 74 146. 87 8. 

, Würfel stm. 91 82 . 
wurm stm. 55 68. 
wurst stf. 40 83. 
wurz stf. 64 68. 87 10 . 
würze stf. 9 32 . 
würzen swv. 52 157 . 90 140 
(oder za wirren ?) 

Kabeln swv. 7 16 . 
zage adj. 1 388. 78 76. 
zäher stm. 5 23 . 27 75. 37 104 . 
♦zanklappern swv .: m/. subst. 
52 333 . 

zart adj. I 134 . 341 . 4i86. 1280. 
96 94 u. ö. 

zart-, zertlich adj. 55 61; 

-liehe adv. 34 800 . 
zeheren swv. 50 166 . 
zeisen stv. zausen , zupfen 93 122 . 
zelle stf. 34 251 . 

, zeit stn. 56 84. 

, zelten swv. den zeit gehen 
41 32 (?). 49 8. 
zemen stv. 19 41 . 36 100 . 130 . 
38 3. 78 99; pf. praet. und 
pari, praet. mit Schwund¬ 


stufenvokal 9 76. 10 188 . 12 
98. 52 268. 

j zemen swv. 2 22 . 52 206 . 
zepter stn. 4 18..11 24 . 
zerbrechunge stf. 100 349 . 

• zerdenen swv. 37 77 . 
zergliden swv. 36 162 ? 
zermürsen swv. zerdrücken, 
-quetschen 100 286. 
zermüschen, -mischen swv. 
dass. 4 176. 24 84. 36 162 . 
63 7 . 22 . 75 122 . 81 14. 
*zermüschunge stf. 24 84. 

, zerrinnen stv. 34 78. 52 sso. 
63 65. 86 si. 

zerr!zen 4 170. 57 57. 73 26 . 

74 101 . 77 80 . 
zerrütten swv. 51 18 . 
zerrüttunge stf. 75 268 . 
zerschrinden stv. Risse be¬ 
kommen, aufspringen 2 65. 
zerstoeren swv. 37 161 . 75 527 . 
82 91 . 

*zerstoerlich adj. 100 346. 
zerstcerunge stf. 24 85. 100 848. 
zerströuwen swv. 64 44 . 86 68; 


pari. adj. 6 32. 

zertrennen swv. 2 39 . 54 78. 
74 76 . 101. 

zertreten swv. 4 176 . 
zervallen stv. 78 27. ai. 
♦zervlammen swv. 27 74 . 77 8 i. 
zervlicken swv. refl. 38 63. 
+zerzaspen swv. 51 16 . 
zerzerren swv. 27 74- 77 81. 
zesem, zesen stm. ununter¬ 
brochene Linie oder Rsihe 34 
138 . 313 . 68 20. 72 148 . 82 2. 


zeizen swv. re ß. senar- 
mützeln 2 59 . 
ziere stf. 6 75. 

zierheit stf. 4 5 25 n 2 * 74 56, 
97 77 . 

zierunge stf. lo 37. 
zil stn .: langez z Zeit 55 69; 
kein z. hal> en 71 65; der 
frag ein z. linden 76 i7i; 
an (endez) 528 7 . 72 « 0 ; 

«/• in menieer z. 89 t». 
zile stf. 32 *a» 44 n . 


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436 


Wortverzeichnis. 


ziln swv. 1 890 u. sehr oft 
(LiMingswort ). 
ziln sahst. inf. 97 80 . 
zimber «<n. 8 «s. 66 50. 67 8. 

96 86. , 

zimbern swv. 34 lift. * 

zinsen swv. 11 184. | 

zirkel stm. 74 8*. 76 75. 
»circuieren swv. 103 55. 
ztt stn.: im zeit 12 51. 169. 21 
84; so zeit 4 89. j 

ziter stm. das Zittern , Beben 86 
59. 

zltliche adv. 34 252 . 61 7«. 
ziugnus stf. 31 88. 33 50 . 
zol stm. büdl. 43 26 . 97 72. 
zouberer stm. 75 864. 
zouberle stf. 96 se. 
zoum stm. 97 140 . 
zouwen swv. (3. part. prass. 
zewet) intr. 19 21 ; refl. 38 
203; unpers . m. dp. 98 27 ; 
trans. 2 73. 

zouwelfche adv. 68 11 8. 
zunder stm. 12ise. 50188. 8269. I 


zunft stf. 11 48. 98 u. o. 
zuo] »-ahten 8 85; -eigen 14 62 . 

17 14 . 19 9. 103 . 32 994 . 34 

626. 35 89. 95. 189. 53 151. 
80115. 81 17. 64; -gän 10169; 
-geben 9 125 . 141 17 6; 

-gemezzen 66 38; »-genözen 

1 106 . 10 4i. 70 64; -halten 
103 117 ; -mezzen 18 ai. 90 . 
19 6. 91 98; -naohen 54 91; 
-neigen 53 158; *-nlgen 5 88; 
*-ordenen 21 90 ; *-phlihten 

8 so; -reiten 13 68; -rinnen j 

2 26; -rlsen zufallen 93 18 ; 
-Sachen 3 57 . 12 49 . 13 68. 
52 95; -sagen 30 6. 32 274 . j 
71 16 ; »-schanzen 86 20 ; ; 
-schrfben 38 79 ; -springen 
50 40; -stÄn 12 71. 27 16 . 40; 
-vliezen 2 26 . 56 126 ; -vo- 
chen (f) 62 15 ; -zeln 1390. 

18 58. 25 23. 35 82. 72 67; 
-ziehen 9 129 . 

zu oh er adv. 1 50 . 32 70 . 
♦zuohoerer etm. 9 67. 84. 17 8. 


zuokunft stf. 5 1 . 6- 9. 10 14 ». 
11 89. 107 «. Ö. 

zuo rings s. rings, 
zuoval stm. 17 49. 35 110 . 52 
197. 53 191. 

zuovellic adj. adv. 29 68. 83 « 5 . 
zuvellicltche adv. 10 iw. 
zuovellicheit stf. 17 78. 
zuoversiht stf. 8 77 . 37 144 . 

52 178. 71 12 . 73 na. 
zuo vor adv. 4 i5. 
züsen swv. 32 182 . 
zw- s. auch tw-. 
zweien stov. 68 80 ; refl. 11 60 . 
zweiunge stf. 53 89. 
zwelfbote swm. 23 ue. 30 1 » 
34 484 . 616 . 54 69 . 58 181. 
93 37. 

zwt stn. 4 24. 30 38. 55 i. 56«- 
78 13. 

zwtgen swv. 11 so. 101 . 
zwtgunge stf. 25 isi. 
zwilinerfm. 75 862 . 
zwtveler stm. 34 682 . 54 m 
zwtvelunge stf. 29 40. 


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Alphabetisches Verzeichnis der Anfänge .*) 


Ach das ich dich nit kant. 185 

Ach du mein schündentrunck . 187 

Ach liben lewt. 239 

Ach was hab ich gethan . 190 

Alls sich der mey . 363 

Ave archa deytatis. 224 

Ave fons castitatis. 147 

Ave gloriosissima. 65 

Ave schrein, sarch, sal und kemnat. . . 330 

Ave tu vite via . 152 

Ave virgo et mater . 143 

Ave virgo voller genaden. 121 

Das heötig fest zw ziren. 315 

Daz lest oder gemein gericht wirt sein 384 
Die lest zukunfft Cristi wirt werden 26. 91 

Dis trank und auch die speise du ... . 141 

Kin elich folck ich eins erkant . 86 

Ein frag ist ob der her Cristus . 107 

Ein her auff einer purge waß.371 

Eins ich gepeten warte. 38 

Eins mals ich einen fraget. 344 

Eins tages facht mich an. 31 

Er ist erstanden von dem tot. 311 

Genesis primo stet wy Got ....... 111 

Gegrusset seystu, dim und meit. 218 

Gotüch weiß heit und welltliche dorheite 201 
Got liebt den menschen der lebt hie aüf 

erden. 328 

Heiliger geist, stewr mich hye arme 

creatür. 269 

Hie speculir ich thumer ley . 73 


Hie vor an gut ein krefftenreicher mane 96 
Hie vor ein keyser mechtig saß zu Rame 172 
Hör, mensch, etiich selczame frag .... 102 
Hör, mensch: Magnus Albertus spricht . 113 
, Hort wie der lib Augustinus. 233 

Ich grober schlechter thore. 46 

Ich hab gehöret offt und vil. 43 

Ich reit nun auß spaciren. 386 

Ich wart einß mals ge fraget . 82 

In dem anfang so was das Worte ... 1 136 

In einer stat gesessen warn. 369 

Inn Zeiten meines leben. 334 

Ir hem, versecht mich armen auch . . 142 

Ir meister, nemen wäre.337 

I Ir singer hochgepornn. 180 

; Ir weisen meinster alle. 199 

Isaias in dem durch spehen . 234 

Jhesus am abent essen rein . 8 

Jo werstu mein. 255 

. Judei dicunt deum studuisse in thalmüt 387 

Jung, allter greiß. 247 

Keyser, kung, furst, graff, herezog frey . 68 

Cristus an eynem sabat spat. 15 

, Mancher sich ser verwundert hy .... 117 

| Manch grob und einfeltig persan .... 17 

Man list in tercio dez puchez Genisi . . 241 

Man list vom patriarchen. 213 

1 Maria, früchten reiche aw. 322 

Maria, himel keyserin. 163 

Maria hoch begabet rein . 230 

Maria, hoch geplumter zwey. 221 


*) Die Zahlen beziehen sich auf die Seifen. 

Deutsche Texte des Mittelalters XU. 29 


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438 


Alphabetisches Verzeichnis der Anfänge, 


Maria, junckfraw dar . 302 

Maria, jungfraw here. 246 

Maria keusch im höchsten grat. 20 

Mein draut geselle gut. 184 

Mein hertz das mag nit schweigen . . . 340 

Mein sin wil ich bewegen. 349 

Mensch, hör wi durch nature wir .... 287 

Mich wundert nun und ymer. 123 

Mich wundert ser und fast. 188 

Moch kerstu dich nit dran. 189 

Nun höret frembde abentheur ...... 357 

Nun hört, ob ymant were. 78 

Nun merck ich wol an dir . 186 

O all andechtig herczen rein. 306 

O arms elend in diser zeyt. 36 

O cristenn mensch, betracht. 168 

O einlicz einfeitiges ein. 119 

O frewt ewch, alle tröne. 51 

O Got, heilliger geist, gib kunst. 292 

O Got, maniger fraget ser. 259 

O Got, was paurn pin ich. 191 

O Got, wie rein und zart. 182 

O keisser aller keissertüm.. . • 275 

O Maria, fursehen. 54 

O Maria kunginne. 88 

O Maria, von dir beruret. 243 

O Maria, wie sunderleiche. 249 


O Maria, wie taugen. 22 

| O mensch, bedenck die suben wort ... 12 

| O muter vol genaden.. 228 

On end wert Got des sunß gepurt ... 70 

O pia Maria. 278 

O plüm ob allen em. 316 

| O quicumque vult sallvus esse. 59 

O schopffer reich, dein güt ich man . . 296 

| O trauter wachter gut. 195 

I Quicumque salvus esse vult. 157 


Schern dich, jüd, heid, türck, machmetist 282 
Scherpfft die pfeyl, erfult die köcher . . 372 

Tausent vierhundert fünfzig jar . . . . 261 


Unß schreibt Isaias nono capitulo ... 237 

Vil dick auß poser gewonheit entspringet 126 

Vor langer frist. 251 

Frolockt und jubillyret all.308 

Weib aller zücht. 332 

Wer meisterschafft hie wol began .... 320 
Wye man der frawen licz gedenck ... 360 
Wol her, wol her an mich .. . 183 

Zu loben stat mein mute. 346 

Zw nennen hy das nüczest loch ... .326 


Berichtigungen. 

32 77. I. kirch, meß. 41 32. zeit ist beizubehalten , vgl. 49 8. 46 27. eine Silbe 
zu viel ; l. Gsanges? 49 3. vgl. Lexer sub soeden (dem vich die ßprewesöden) (Pf.). 
50 64. Pfannmiiller vermutet facht, was vielleicht auch in der Hs. steht. 50 250. I. Das. 
54 38. vielleicht begnai? (Pfannmüller). 61 19. I . würcken. 62 45. I. folgen. 
65 27. das Komma hinter mit gehört hinter 26 red. 66 3 . /. wunder (Pf.). 
83 22. odw widerstücz ? (Pf.) 103 3. eher svn. 


Druck von O. Bernstein in Berlin. 


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Deutsche Texte des Mittelalters. XII. 


Tafel I. 




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Handschrift der Münchner Hof- und Staatsbibliothek cgm. 6353. 

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Handschrift der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar Q. 566. 

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Deutsche Texte des Mittelalters. XII. 

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Tafel II. 


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