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Full text of "Wie haben würdige Seelsorger dem einreissenden Geist der Freyheit, und den Aposteln der Anarchie entgegenzuwirken?"

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Wie haben 
wirdige Seelforger 


dem einreiffenden 


 Geift der Ärenheit, 


und den 


Apofteln der Anarchie 


entgegen;zuwirfen? 

Eine 
theofogifch »politifche 
Abhandlung 
von 


d, Sofeph Anton Weiffenbach , 


Shorherrn zu Zurzad. 


“ 


u 
"2 Er 
N 3 
’L 





Mir Krlaubniß der Ghbern. 


Augsburg, 1793. 
bey Sohann Mepomme tor. 


In diebus illis exierunt &x frag} viri inıqui, et 
fuaferont multis, dieentes: Zamus, ei di= 
Jronamus teflamenium cum gentibus, que cir- 
ca nos fünt — -— et receflerunt a teftamen- 
to faufto, et juni funt nationibus, et ve- 
numdati funt, ut facerent malum, Zibre I, 
" Machabeerum. Cap. r. av. ı2 





Vorrede 


ach kann fomonl die Anhanglichkeit an meis 
ne hoben Dbern, al8 auch die Sorgfalt 
für das. gemeine Befte mehr nıcht an den Tag 
geben, als wenn ich zu einer Zeit, da alles 
nad) mehrerer Freyheit füftern wird ; und Leu« 
£e aufftehen, welche die Neuerungsfucht, und 
den Empdrungsgeift auf jedem Boden pflan- 
zen, ‚einen Theil meiner Mufle verwende , 
die feichteften Mittel zu finden , durch welz 
ehe unfere Pfarrheren die ihrigen davor bes 
svahren,, und bey der Treue gegen alle die, 
fo Gottesftelle vertreten, erhalten Eönnen. 


Shen darum muß .man hier Feine fick 
finnige,, weithergehofte Betrachtungen erwars 
ten. Die waren zur Ungeit angebracht. Sch 
bfeibe bey beitern , und praftifchen, die ein« 
ander wie die Hand biethen, und den gemeinen 
Mann bald uberzeügen , wie wenig Urfache 

Ya er 


Vorrede 


er hat mit feiner Lage unzufrieden zu werden; 
weil er bey Netterungen nicht nur nichts ge: 
winnen ‚ fondern aud) alles verfpielen wird , 
im Fall er unglucflich genug ware, fich in 
Göährungen auswärtiger SStaate verwickeln 
zu laffen, 


Die weitere, und umftändliche Ausfühs 
rung geböret jenen, die. ıhre Heerde beffer 
kennen als ıh. Sie werden von felbft mers 
Een, der mittelmäßigfte Prediger , ja jeder 
Katechet, Eönne darinn weiter gehen: und 
den Zweck erzielen, von dem die Wohlfart 
des Staats, und der Neligion abhängt; 
denn beyden ıft diefe Schrift gleich gewieds 
met: und ich führe dabey Feinen andern 
Wahlfpruch , als jenen unfrer redlichen Bär 
ter, den wir mot nur in vielen ihrer Denk 
möäler , fondern fogar auf Münzen antreffen. 
Pro Deo, et Patria. $ür Gott und Ya» 
terland. Tr 


er 


Wie 





Wie haben 
würdige Seelforger 
. dem einterffenden : 
Geift der Frepbeit, 


und den 
Apoftein der AUnardie 
entgegenzumirfen? 


Da8slL Kapitel. 


‚ Rorläufige Gedanken, die man ist dem 
Unterthan einzufchärfen hat. 


5 1 

Ne Geift der Unabhängigkeit, welcher eigentlich 
der Geift unfres Weltgangs ift, Fommt vom 
Zerfall. der Keligiön : und ift mit diefem fo nothiven- 
:dig verbunden, van es Feiner weitern Probe bedarf. 

> Dbder wie wird der. Menfchengebothe achten, fchreibe 
"der Heilige Bregorius von Vlasianz, welcher die 
m. Gottes felbft nimmer anerkennet ?* Bide, 

\s5 und 
nn En 
® Epiftola 74. ad Eleufum, 


6 mem 


und unter biefen auch ich, Haven vor mehrern. Sala 
ven vorgefagt, und aus unverwerflichen. Gründen darz 
geihan, der Umfturz des Altars werde auch 
dem Throne den Stoß geben: und es fey nicht 
moglich, daß der Staat. die Religion lang: überleben 
werde. Die weirfliche Erfahrung zeige, mie genai 
wird errathen haben. Ein trauriges Zengniß für une 
fere Einfichten ! Lieber hatten twir falfches vorgefaat ? 


SL 


Man ift fehr gefchieft zu Werke gegangen, bag 
Bol wider die Tegenten aufzubringen. Denn durch 
mehrere Fahre uberflimmte man diefer ihre Srechtes 
man frieb die Schmeicheley fo weit, daß au die 
Heiden , mad. Flavifhen Barbaren darinn niemals 
Meifer gegangen. ican nahm zum Grunde. der neuere 
Staatskunft, der Unterthan fey. wegen dem Sürs 
ften ; nicht der. surit wegen dem Untertban. 
Wir wiffen alle die Orte, wo man den abenteuerke 
chen Sas fo gar offentlich gelehret hat. Mit dem 
nicht zufrieden verkfannte man-bas Hecht des Mia 
genthums : man räumete den Prinzen die Gemalt 
ein mit allen perfonlichen Gütern wie beplaufig Achab 
mit KIaborhs Weingarten umzugehen. Mean fcheues 
te fh nimmer in empfohlenen, und gutgeheiffenen 
Säriften zu verdeuten , es fen mider alle Staatss 
Kunde gehandelt, mern der Landsherr eine Gemein« 
de, oder einen Privaten zu reich werden laffe. Man 
«däumete der weltlichen Obvigkeit die Srepheit ein , mit 

dem 





7 


dem Kırchengnt nach den Staftsbedürfniffen zu vers 
ordnen: und fagte fü gar, wenn ber Papfi, aus 
Sulle der Diacht der ganzen Gefelfnnft Ser 
Fefuiten alles var nehmen Fonnen,, ui den 
Zueifer,, und jedem Sürften viel eber gefiattet 
einzelne Alöfter, und geiftlihe Gemeinden 
aufsubeben. * ic ic. 


Dieß aber gefchah nicht zu Gunften der Neger: 
fen. Man sollte fie nur an die Unterthanen hegen, 
um diefe leichter gegen eine willführliche weacpt, und 
färkere Abgaben aufftchen zu machen. Auch das Ischl 
der Unterfhanen hat man wie zum Zmesfe genommen. 
Die ganze Ablicht war, beym DBerftoß bender Par: 
theyen’ ungehindert am Untergange der Nielision zu ar 
beiten, und auf den Trümmern der chrißtlichen Kirche 
den Tempel der Sreyheit auftuführen. Wären alle 
Megenten ohne anders neue Heiden geworben ; hatten 
fie nicht Anfland gefunden, den ihrigen den Zaum 
des Chriftenthums abzunehmen, Priefter und Layen 
gleich zu machen, das Evangelium mit ber Bhilofo: 
phie zu vertaufchen, alles, nur die Offenbarung nicht 
zu dulden; ware den neuen Staatiften wenig an dem 
gelegen gemefen, ob man den Staat nad) diefer oder 
jener Forme vegieret hatte Genug, daß fie ohne 

Es M4 allen 
früher, ald fie bemerket worden, jenen Neligiofen an: 
geseiget, die damals glaubten ihre Nechnung ben jr 
nem Verfahren zu finden. Ist werden fie wohl einer 
andern Mepuung fepn, 


5 mn 


alten Gewiffenszwang, ohne alle Bürde der Melıgion, 
ohne ade Einfchrankung der Leidenfchaften, und Schoof: 
megnungen hatten leben Fonnen. Ganz; Europa weiß, 
daß die franzofifchen DVerfchtoorenen fchon lang zuvor 
mit dem verfiorbnen Konig in Preußen Briefe geruechs 
felt, wie fie am leichteften des Papfts, und 
des Chriftenthums [os werden Fönnten? Wüs 
re ihnen lediglich um den Defpotismus zu thun ges 
tefen,, waren fie niemals auf den Einfall gerathen , 
diefen. philofophifchen Monarch , den fie felbft einen 
Defpoten nennen, über ihre Plane zu Kath zu sies 
ben. Deffen Gefinnungen maren jenen in dem Stits 
de fchnurgerad entgegen, aus tmelchen fie wollen ans 
gefehen feyn , ihren Staat umgefehrt zu Haben. Gie 
wären no ale Novaliften , wenn fie Audwig 
den XVI. mit Seiedrich dem IL. vertaufchen,, und 
unter dem Namen der Duldung eine vollige Gleiche 
oültigfeit aller Neligionen hatten einführen konnen. 
Mir wollen uns denn ben diefem nicht aufhalten. 
Was in unfern Augen gefchehen ift, vorderft aber die 
Art, mit der man das Heiligtum behandelt hat, 
und noch behandelt, find für alles Burge : und die 
darüber gemachten Vorftellungen , weil fie im Drucke 
erfhienen , twerden mich diefer Ausgabe halber noch 
bey der Dachtwelt rechtfertigen. Ber fehreibt, mas 
er nicht nur gehoret, oder aelefen , fondern tirflich 
erlebet hat, der läßt fir nichts davon megläugnen ; 
follte aber wer unverfhamt genug feyn, dieß zu was 
gen , wurde ed mich wenig Mühe Foften, denfelben auf 
gine 


—— 9 


reine Art’ zu überweifen, die dem Bublikum fehlechte 
Begriffe von feiner Neligion machen müßten. Herr 
H. ALEXANDRE ANDAINEL „ der ein WBeltlicher ift, 
bat fchon vor geraumer Zeit eine Denonciation aux 
Francois Catholiques de moyens employes par !’ a/- 
fembilte nationale pour detruire en France la Relı- 
gion Catholique geichriben : und ich finde darinn über 
das Vorhaben folhe Thatfahen , die ihre notorifche 
Nichtigkeit haben. Unlangft Fam ein anders Werk: 
hen von..eben dem Anpaıt. zum Dorfchein. : Seine 
Muffchrift:ift = Conjuration contre la Religion Catho- 
lique et les Souvrains ; dont le wvojet, concu em 
France „ doit s’ executer dans P_ univers entier. 
Ouvrage utile @ tous les Frangois a Paris 1792, 
&8 beficht aus neun Kapiteln, und entbalt viele Merks 
toürdigfeiten ‚die fich eben fo wenig , als die-.vorigen 
umftoffen laffen- Er zeiget fo gar jene‘, vom Donel, 
welche die Konftitution angenommen, gerühmet, be 
fehmoren , hätten groften Sheils die allerfchlimmfte 
Denkensart som Chriftenthum , und wenn fie au 
zum Scheine für Janfeniften , oder Kalvinifien gelten 
wollten, mwaren fie in der Sache felbft Taufer Unglaus 
bige; weil fie ben taufend - Gelegenheiten, vorderk 
aber bey ihren Kinbbs Profeliten der Philofophie nürs 
ben : und fotwohl das neue als alte ZTeflament zu eis 
nem: bloffen Dirngefpinfe , fhwärmerfhen Trauıme , 
und orientalifchen Gedichte macheten. Er zeiget fers 
nr, dersunverfohnliche Haß, welchen fie den Fürs 
Ren, und dem SPrieftertfum gefchwnren , hatte die 
45 höce 





10 


bochiten Stufe ver Schwärmeren erfiegen : und max 
erlaubte fich fo gar in offentlichen even, ja felbjr in 
Hredigten folhe Ausdrüde, ab denen nicht nur den 
Katholiken, fondern auch Wroteftanten, fo ihrem 
Syfteme getreu verblieben, die Haare gen Berg fiea 
pen mochten. Die Nojenfreuger, Sreymaurer, 
Fluminsten, Geijfterfeber, Ylartimiften, und 
fo weiter, waren die offentlichen Lehrer. diefrs uns 
glücklichen Volks: und machten ich nichts mehr dar 
ans bald allen Unterfchied des Guten und Bolen aufs 
zuheben, bald dem Fauftrechte, bald der Gemeins 
{haft der Güter , bald der Ehe von Heute auf Mor 
gen das Wort zu führen; ja fih gar für den Syrrz 
honifmus , den Spingzifmus, und die allerrohefte Uns 
sötteren zu erklären. Sein Belhluß beftcht in dem, 
man follte nun fehen, fva8 jene Staaten dabey ges 
innen, melde Erbfeinde der Regierung , und dee 
religion nicht nur dulden, und aufnehmen, fondern 
auch) fo gar befhüken , und mie leider ! in mehrern 
Landen gefchehen ift, zu Öffentlichen Uemtern befordern« 


An Hucdficht auf die Menge der Unglaubigen, 
die aus mehreren reformierten Gemeinden , befonders 
aber von Genf ans fih in Frankreich ausgegoffen , 
und zum Haufe der Unabhangigen, der Verichtwors 
nen, der Aufrührer.gefchlagen haben, ift nicht min 
der merfisärdig Adpon/e d la grande : Queflion agi- 
tee affuellement € Ianvier 1788.) en France, fi 
gn peut arcorder, Jans. danger pour la tanquilite 

pub- 





2I 


public, U etat civil aux Proteflans ? ou Difconrs 
a lire au Confeil en pröfenve da Roi, par un Mi- 

8 niftre patriote. gr. 8. 1788.* Sch hatte die Ehre 
diefes Buch bey Sr. fürftlichen Gnaden 3u St. Blas 
ften Fennen zu lernen. Hochfelbe glaubten, es wär 
te wirklich von einem gutgefiunten Minifter verfertis 
get worden; mum aber weiß ich zuverlafig , der Bere 
Toffer fey ein geiweßter Sefuit, welcher ungeachtet feis 
nes höhern Nlters noch heute in Sranfreich lebet, 

‚wenn ihn nicht indeffen die duldfamen Bhilofophen , 
gleih andern Fatholifchen Brieftern dem hundert nad 
ihrer Wurh geopfert, und Bingerichtee haben. 


Man gab fih überall das AUnfehen, als wollte 
man dem Staat aufhelfen ; und weil man dieg nit 
anders, denn. auf Unfoften der Kelision thun wollte, 
richtete man beyde gu Grumd. 


Diefe Denkensart ruft mich auf eine andere ın 
beffern Zeiten des ‚Chrifienthums. Die Heidnifchen 
Stantsleute molkten unter ibren Raifern bad Anl 
ben haben, als wären fie fürs gemeine Belle ganz 
‚eingenommen , und wünfcheten nichts fo Fehr, als 
das Neich überall blühen zu jehen. Alle Wünfce, 
er tveis 
HDber wern tft unbekannt, dag man nur darum auf Die 
zer Wiedereinfonung der Proteflanten gedrungen hat, das 

mit man unter dem Schein ihrer Duldung eine allge: 

meine Dukdung einführte, welche die Duldenden zu 

Gebuldeten machen, oder beffe, wie wirklich geitah, 

vollends unterbrügen follte 





12 m 


welche fie außerten,, alle Foderungen , welche fie ftels 
Ieten, foiten Glauben macden, fie waren nicht an: 
ders geftimmt, als die alten Nomer; von denen fie z 
doch , die Eivilgefege ausgenommen, meiter nichts, 
als ven Namen haften. Freylich blieb der vorige 
Fuß der Legionen beym Kriegsmeien ; allein die Zucht 
anter den Soldaten war fo zerfallen, daß fie, ans 
ftatt den Grfegen zu gehorchen, mit diefen nach Bes 
Tieben verfuhren. Denn fie erwegten eine Aufruhr um 
Die andere, nahmen die Kaifer aus ihrem Mittel, 
mähleten uft mehrere zu gleicher geır , ‚befleckten den 
Nurpur mit Blut, und machten viele auch gute Dies 
genten mit ihrem ganzen Anhbange darnieder. Es war 
eine Zeit", wo fo 30. Tyrannen miteinander gewahs 
det wurden. Aus den 12. erften Kaifern find nur 3. 
wder 4. eines natürlichen Todes geftorben- YUus uns 
gefehr 40. andern vom Domitianus bis auf Ron» 
ftantinus den &roßen Famen über die Hälfte dur 
die Hand der Aufruhrer ums Leben. Das laffe icy 
mir eine fchone Drdnung, eine herrliche Negierungss 
forme fen! Ein unthätiger, der Schmeichelen,, und 
Dienftbarfeit gewohnter Senat, wenn er nur dem 
MWohlleben, und fhädlichen Brachte nahhangen Fonn 
fe, war mit dem Schein feiner Würde zufrieden , 
und hatte zulegt anders nichts zu thun, als den Beys 
fall zu geben, mas bald eingedrungene Kaifer , bald 
emporende Truppen zum Unfergange des Neichd vor« 
genommen hatten. Sn der Hauptfache dann wurde 
nie 


° Hamlich unfer dem Ballienus, 








GEBE - 13 
niemals geholfen , als wenn die IWahle auf einen 
würdigen Mann fiel, der dielem Unmefen gewachfen 
war; mie zum Benfpiel beym Ylerva , und deifen 
vier Nachfulgern,, bernadh Beym Alspander Seves 
rus, Gordianus ; vorderfi aber beym Alaudius 
dem II. gefhehen. Denn diefer erklärte fidh vor dent 
Senat, welcher ihn erwahler Hatte, ex wolle zuerft 
die Barbaren , hernach gedachte dreykig Iyrannen 
unterdrücken ; jene waren Feinde des gemeinen Wefen, 

“diefe nur des Kaifers. Er hat dann unter den Bo: 
then, welche Silyrien, und Macedonien verwüfkes 
ten, eine folche Niederlage angerichtet, daß er deren 
dreymalhundert und zwanzig faufend erlegt, auch noch 
daruber zwey taufend ihrer Schiffe verfenfet haben 
fol. Mit gleichem Erfolg hat er den Tyrannen eiw 
Ende gemacpet. Auffer diefen Sahen fah es nun 
bald mehr anarchifch, bald mehr defpotifch aus. Wa: 
rum? weil die vermennten Staatsklugen vorderft bes 
dacht waren, mie fie beym Heidenthum bleiden,, und 
die hriftliche Religion verdrängen mochten. Das hat 
der heilige Auguftinus Libro II. de Civitate Der 
cap. 20. aus ihren eigenen Worten ermwielen. Denn 
er faget, anflatt den Laftern, und Unordnungen zu 
wehren, die fich felbft widers Naturrecht feftgefegee 
hatten, waren alle ihre Anftalten auf den Leberfluß, 
teohlfeile Lebensmittel, Siege , furwährenden Frieden 
‚gerichtet gemefen. Sie hätten fih nimmer gefcheuet 

3 fügen: ,, Was liegt und am ubrigen ? für den 
vr Staat ift noch befler,, wenn die Machfigern andes 

Te 


‘4 | 


„ ve zn ıhrem Willen brauchen 5 fie muflen ihren au 
gr offen geben. Lnfere Vorteile beftenen in den, baf 
„man nichts befepmwerliches fodere : daß man alles » 
on Mad nicht zum Schaden des dritten ift, gehen laje 
„fe: daß die Degenten Feine Zuchtmeifter werben 
daß fie mit Befoigung der Polisey, der Lıvils 
‚und Briegsgefegen zufrieden, und unfren ger 
„, wohnten Lufibarfeiten überlaffen: daß fe die Frauen 
g; baufer wohl befegen: daß fie das Theater befor: 
„; dern: öffentliche Eufifpiele, Gefechte, efte, Mahl: 
„, zeiten geben: hereli , und Eoftbar bauen, damit 
z, der gemeine Mann fo viel verdiene, daß er fich 
z gürlih then, fpielen, tanzen, fchwelgen Fonne, 
„ Wir wollen Vergnügen haben: wir wollen ber 
pn Welt genießen , und jene, jo ung das misgönnen ; 
" , folien nicht nur als Menfchenfeinde angefehen , fon: 
„ dern auch als Störer der Öffentlichen Ruhe abge: 
gr foiefen , aus dem Lande gejagt, mit dem Tode ges 
gr frafet werden. Wir twilfen um Feine Gottheit, 
7» Auffer jenen , die unfren Schtoachheiten tas nad: 
os feben; die find, tie wir: und haben darum den 
„ DVolkern dieß Glücte gegeben , vder zurücegeftht.“! 
Schet da die Kechte der Menfchheit! Sehe dir all, 
gemeine Duldung! Sehet die natürliche Freybeit, 
oder, was deutlicher ift, eben die Sprache des als 
een mit dem neuen Keibenthume, 


ns 


GI \ 


———— 25 


5. ıh 


tnter benen, welhe ist den Demokraten in Sranks 
reich ben ung, und andersivn fo !anten Beyfall zurım 
fen, und barum fo wohl die Hufmeriamfeit der Sedle 
Sorgen , als Magifivate, und Zurfkin rege machen 
follten, find jene meines Erachtens nicht die leßten , 
fo in einem Weltoange, der fih dach mit Duldung, 
und Nachficht auszeichnet, in jeder Verordnung , in 
jedem Gefege einen Net von Dienftbarkeit kunden vol» 
len €s find caum drey Menate, ald ih einer pas 
twdifhen Schrift folgenden Artikel einverleiben fick, 
wekher mir Bier gute Dienfle thut: 


Ueber die ungerechtefte Risge eines neiten 
Seldtrompeters der Sreymanzer, daf die 
Sranzofen ehedejjen Feine Sreybeir gehabt 
bätten. 


zı Welche Srenbeit hatte nicht Volteire, Nous 
„ feau , Hilvetiss , Sveret, Aaynsal ir? 
„ Wenn man auch einige ihrer Schriften verbrannt 
„ bat, murden fie dennoch offentlich verfauft, and 
n allgemein gelefen. Mit dem erfien hat man [hen 
p por der Nevolntion eine Art von Vergotferung vor 
y genommien , bey welcher die Madame YIecker 
n funktioniven, oder deutfcher zu reden, die Dbers 
a priefterin machen mußte. Die neue Ausgabe der 
m Encyclopacdie murde in Paris felbfi gedrndket, 
„ auch ungeftort feilgebothen, * 
Bits 





16 


» Wiederum haben die Parifer ganz Europa 
z„ mit den geilften , zügellofeften Büchern, auch fo 
y Ichamlofen Kupferftichen, melche die Heiden nicht 
j geduldet hätten, gleichfam uberfchennmet. E3 
z war den franzöfifchen Schriftflellern Fein Gegens 
yo fand zu Heilig , daß er ihrem Gefpötte entgehen 
„ Fürnte. Much die fehandlichften, und midernatürs 
y» lichften gafier haben fe mitten im Ehriftenthune 
„mit den gefalligften Farben gefchildert , ja au Tu 
n» genden gemachet. 4 


„, Sn den Sitten berrichefe eine folhe Straf 
pn Treyheit,, daß die gottlofeften Leute Beyfall Hatten , 
zn und fich Feine gefegmaßige Macht an fie wagen 
g, dorfte. Die Unzuchten aller Gattungen waren gleich, 
„, fam privilegiert : fie paflirten unter dem gemeinen 
y Namen der Galanterie: und mie Volteire 
n felbiten fehrieb, machten unter den jahrlih Yer: 
y„ Forbenen jene allemal den dritten Theil aus, fo 
j von der Luftfeuche aufgerichen worden. Don den 
„ Dbrigfeiten, von dem Hofe, felbft vom König 
„, fprach man nicht nur ingeheim , fondern auch bey 
u Gefellfchaften , und in Kafechaufern fo ungebunden, 
„„ daß die Fremdlinge darüber betroffen wurden. Ye: 
„, dermann dachte, redete, handelte, fchrieb, mie er 
y, wollte; und nun Eümmt ein übernachtiger politiv 
sr (her Fungus: und faget in feinem wöchentlichen! 
» Geihmiere; die Sransofen hatten Feine Srey: 


„ber!“ 


a Scikf 





17 


„» Schhft von den Gefangenen in der Baftill, 
„7 und andern Kerkern verfichern mich die Biederften 
gr Leute, und Dffisiere, alles fey in den Modes 
z Schriften übertrieben, alles Declamarıon , alles Pros 
7, dukte einer erbisten Finbildungskraft : und dag 
gr ganze, was man hierüber zu denfen habe, fen dies 
or feg: wie noch Eein Neich, Feine Dtepublick, Feine 
» Demokratie war, wo nicht mehrere unfchuldig , 
z Oder doch Über Derdienft zu leiden hatten, fo fey 
sr 88 auch in diefer großen Monarchie gefchehen; aber 
on Mohl gemerkt! nur darum gefchehen , weil der Uep: 
or pigfeit, und dem Lafer zu viel nachgefehen, und 
y eine nur gar zu befannte Duldung geftattet were 
gr den ware. Hhne diefe Srepheit hatte fich der Pi: 
9, del nie zu den Grauelthaten verleiten laffen , tele 
v he die Jahrbücher unfrer Zeiten befledfet, und als 
oe, le Bande menfhlicher Gefellfehaften zerriffen has 
„ ben. Werbrecher zähleten auf Schuß, , nachdem fie 
9, lang genug auf Nachfiht azahlet Hatten. « 


Das war meine Antwort auf die fo gehäfige alg 
lügenhafte Anmerfung , die Sranzofen hatten Feine 
Sreyheit gehabt : und bey diefer will ich e8 Kurze Hal- 
ber gelten Taffen. 


%. VW 


7 


Niemand fchimpft mehr auf die Oberfeiten,. «lg 
die ihnen feit dreyßig Jahren amı meisten gefchnscichelt 
baten. Ja meiner Ehre! diefe finds, welche fih az 

» unges 


18 


tungebundenfien gegen fie befragen. Diefe haben dann 
eine fihfechte Anlage zum angemaften Beruf die Staas 
fen einzurichten, oder die NRegierungsforme umzugies 
ben. Genug, daß fie nicht nur Feine redliche, fon 
dern noc) überbas Feine tuchtige Leute find. Oder 
foll nicht der dummfte Bauer merken, wie ivenig die 
gefchaffen find andere zu leiten, fo vor Derderbnig 
des Herzens fich feldften nimmer leiten Fonnen? Dens 
ungeachtet hatten eben die Lafterhafteften den allergros 
ften Antheil an jener Yıevolutiun, und wurden bey jv> 
dem Sefchafte guten Bürgern weit vorgezogen. Sie 
faffen oben an, wie jene halbe Gottheiten, von weh 
hen der heilige Auguftinus recht pathetijch geipro- 
chen hat: Tanquam in fenatum Deorum felecti; 
fed plane felefti nobilitate criminum, non digni- 
tate virtutum #* Yan bat fie wie in Rath der 
Götter gewähler; aber gewip gewähler wes 
gen dem Vorzug der Kofler, nicht der Würs 
digkeit der Tugenden. 


St das nicht genug ihre Spionen, und Both: 
fhafter abzumweifen, ja jedes Wort, das fie reden, 
verdachtig zu Balten? Ha! das waren Werkzeuge 
zum gemeinen Beften ! die Fönnten Gefege geben, und 
einen Staasforper organifiren! Der heilige Berns 
ardus hat fie alle nad) dem Leben getroffen, ald ev 
bey einem ahnlichen Anlaf fhrieb : Subefle non fu- 
ftinent, pr&effe non norunt; fuperioribus infide- 

les, 


® Libre FIT, de Cwitate Dei cap: 33. 


mn en ie 





les, inferioribus importabiles: * Sie wiffen fo 
wenig wem unterworfen su feyn, als wem 
vorzufteben ; den Höhern find fie ungstsen, 
und den Liedern unerträglich. Deriin Geh& 
geber herrufen käme dann fo yatriotifh heraus, 
alo wenn man ( wie wirklich einige wollten ) den Gra- 
fen von LCaglioftro zum König in Polen gemachet 
Hatte. Diefe Gattung Leute, welche jede Gegend, 
in der fie fi aufhielten,, verwüftet haben, taugen 
zum niederreiffen , nicht zum aufbauen. Dan hat 
über einen einzigen derfelben mehr, ald über ale Ds 
berfeiten zu sörnen, Einer, tie der andere, wurde 
zum Eber, der den Weinberg, in den nıan ihn eins 
brechen laßt, gänzlich durchwählet. *" Es braucht 
dann nur, daß man das Unwefen befracire, welches 
fie angerichtet haben. Die Wirkungen geben fie ju 
erkennen. les übrige beträgt; weil Feiner erfchtie 
net, wie er ift, und fich alle verfiehlien. ever der 
sornehme, no der geiftliche Stand foll uns tüus 
fhen. Es giebt hier Feinen Unterfehied, als Dicker, 
daß die höhern für gemeine Leute gefährlicher find ; 
die Priefter aber beum Werke des Teufils das Wort 
Gottes zu Hulfe nehmen. 


® Libro IV, de Confiderations cap. 2. 
Am 79. Pia 14 8 








nn nn nn nn nn 


Das 1, Rapitel 


iehrere Gedanken , welche näher aufs Dors 
baben Eommmen. 


gl 


Lofung der Frepmanrer, Öberfeiten fine 
nicht in der Kietur des Dienfchen gegrüns 
der. KIach diefer find wir alle einander gleich, 
und haben wir eben dirfelden Pflichten, als 
fo eben diefelben Rechte , gehört nicht einmal zur 
Sadıe. Wir reden von dir Natur, wie fie wirklich 
ft. Ahr Sal, der ein allgemeines Derderbuiß über 
Perftand, und Herz verbreitete, Hat nach) dem Ans 
wuchs unfers Gefchlechts eine Negierung nethivendig 
gemachet. Hiemit find die Herrfchaften fs wohl von 
Gottes Anordnung, ald unfern eigenen Bedurfuiffen 
eingeführt worden. Der oberfte Beherricher, gegus 
deffen Einrichtungen fich niemals difputiren !äßt, wol 
te durchaus Hberfeiten haben. Er felsit feste fie; 
weil er am Deften mußfe, daß wir in sahlreichen Ges 
fellfchaften ohne diefe nimmer feben Fonnten. Wenn 
toir alfo, mie der Anoflel fchreibt, dem Seaenten ges 
borfamen, gehorfamen wir nicht fo falt Diefem, als 
Sort felbft, welcher ik in feinem Statthalter bes 
fellet bat, 





= af 


Die Einwendung, Gott fey weder mehr fir 
Monarhurn , noch mer fur Bepublicken! 
biemit Fonnten die Worte Daulı , «8 gebe 
feine Sache ald von Gott, nicht im eigent: 
lichen Verftand genommen werden, ift lauter 
Gewafh. Denn man faget ja niht, daß die Re 
aierungsforme, fondern Die Regierung sun Gott 
Fomme. Jene haben die Menfchen. eingeführt. Nach: 
dem fie aber das gethan, oder auf und angenommen 
baben, till Gott der allgemeinen Ordnung , Nahe, 
und Sicherheit halber diefelbe erhalten wiffen. Dieft 
it die Auslegung des heiligen Ehryfoftomus * 
die wenn die Staatiften wor etwa 100. Jahren ges 
wußt hatten, mare man weder in Deutfchland, nad) 
Sranfreih auf den Gedanken verfallen, der Hans 
Scsherr habe fine Gewelt unmittelbar von 
Gott felbft. Wenn man will genau reden, muß 
man Feine Nebenabfichten Haben: man muß weder zu 
gefallen fuchen, noch zu misfallen fürchten ; fonft fomme 
man, toie ist wirklich gefchehen ift, von einem ans 
Ferften aufs andere, und fehadet anch jenen, melden 
man hat nußen wollen. 


gı 


Man hat in verfihiedenen Staaten verfikichene 
Hegierungsformen mit verfchiedenem Erfolge .einge- 
B3 führet. 





® Homilia 23. in ad Romanos, ad illud: Non eft poteltaz, 
ai a Deg, 


22 ed 





führet.. Nur weit man Feine Demofratie in erw 
nem großen taste; ben ben der Merkielfältie 
ang der lieber, die an üffentlichen Gefchaften Yin: 
thril nehmen, ifi swegen dem Eigenfinn , dem Muth: 
willen, der Unbefländigfeit des Models Faum mög 
ich, daß diefe Forme nicht gan in Anarchie aus: 
arte, in welcher jeder bald thut, bald Iaft, mas 
ihm, auch zum offenbaren Schaden: des gemeinen Be 
flon , entweder angenehmer , oder vortheilhafter fcheis 
nen mag. Die Anatchie dann if gar Feine Iiegies 
vungsforme; weil fie jede Negierung ganz megwirft, 
Teine Gefege anerfennet , oder beobachtet s hiemme nicht 
aur feinen Bortheil, fondern auch alle Mängel der 
hdrigen Staaten hat. Nach ihrem Plane ( tie wirt 
fich in Frankreich gefhieht) bat jeder su befehlen, 
Feiner zu gehorfamen, als viellsicht der , welcher fonft 
allein befehlen follte. 


Hiemit ift eine fo ungebundene Sreyheit vielmehe 
eine Sflaverey zu nennen : und der heilige Ambros 
fins hat Zibro IX. Commentariorum in Lucam 
pof initium vccht herrlich angemerfet: Dieß ift eiz 
ne elende Dienftbarfeit, wo man ganz uns 
beftimmte Nechte bet. Der dienet vielen 
Zeren , weicher nihr einmal einem einzigen 
&ıenet. Mifera fervitus, cui vagum -jus ef. 
Plares Dominos habet,, qui unum non habet,* 

Aus 


* Oder noch freffender Zpifola 92. et 25, nune 63. ad Por- 
erllzufem Ecclefam : Quam multos Dominos habet, qui 
unam refugerit! 








ee 23 


Mus der Meriirrung, welde die iinaccdbie in twer 
nigen Monaten angerichtst bat, laßt fich bald abnehr 
men, was fie in vielen Fahren für ein Unioefen jlif 
ten würde. 


$. IL 


ber auch Feine andere, obfchon eigentliche Ne 
gierungaform Eannı beftehen , in melcher alles geduldet, 
und Fein Lafter mehr befirafet wird. Die Feinde der 
Heligion , und des Staates find fchon lang mit dier 
fer Straffreyseit fchwanger gegangen. Sie haben 
auch wirklich bey einigen Höfen zu Stand aebradt, 
daß man die allerärsfien Berbrechen , die unfere Bar 
ter für Ungeheure anfahen, entweder paffiren Tich, 
oder nur zu politifchen Sünden machte. Denn fo hof 
ten fie, bey was immer für Vorfallen einer Hevolu 
tion handfefte Kerle, Turchtbare Wagehalfe, audges 
fhamte Bofewichte in Bereitichaft zu halten , die 
fhon darum , weil fie an der Ehre nichts zu verfpier 
len haben, und ihre Umftande nie fchlimmer machen, 
als fie wirklich find, alles unternehmen, was die Häups 
ter der Verfhwornen ihnen aufzutragen entfchloffen 
find. Welch ein Zuftand eines Reichs, ren jedem al 
les angeht! Wir Iefen in den Spribwörtern, 
daß ein König, der in hochfter Berfon den Nicier- 
fluhl befteigt , bloß durch den Anblick alles Urket ver: 
fohene- Rex qui judicat in folio judieii, diirat 
omne malum intuitu fuo. cap, 2, v. 8. Siem 


4 k. 













24 z— 


500 dass Widerfsiel gefhicht, mo gar Fein Michter 
aichr fißet, muß chen darmım alles Lichel gleichfamt 
hergerufen tverden. Man Eöinmt freglich mit der Gus 
te, mit der Schonung Dre Dluts, mit den Menfch« 
heitsrechten; allein fowohl die heidnifchen , als hrift 
Kichen Weifen haben langit dargethan, es fen bejier,, 
daß diefe, als andere Leute leiden; weil ja ungezweis 
felt ift,, dap der immer den Ynfchuldigen fehadet , toels 
cher den Schuldigen verfhone. Die Güte, und 
Darmberzigkeit Fann die nicht angehen, welche felbft 
gegen Niemand einige haben: und auch die beiten, 
fanftmuthigften Iegenten machten fich zur Pflicht nur 
jo meit gnadig zu fenn, ald cs der Gerechtigkeit, und 
Sicherheit der Sronmmen nicht fhadete. David finge 
son fih in 100. Pfalm 8. 3. In matutino inter- 
ficiebam omnes peccatores terre» So bald ich 
vom Schlaf aufgefianden war , erwürgte ich 
schon in Gedanfen alle Sünder der Krde, 
KHatte man überall fo gedacht, und der zugellofen Yuch: 
Iofigfeit ihren verdienten Lohn angethan ; befler, hats 
te man die ofen wie chedeffen geftrafet, hatten die 
Guten nie fo viel ausgeftanden , als wirklich gefchehen 
it; aber auch) die Halbguten, Halbbofen hatten fih 
nie zu folchen Emporungen hinreiffen laffen , derglei: 
hen wir auch auffer dem Chrifienthum noch Feine ers 
Iebet haben. Zu dem ift den Gerechten jene Freude 
nicht zu misgonnen, daß fe fehen, man wiffe noch 
einen Unterfchied zroiichen Bosheit, und Schwach 
beit zu madhen. Denn, wie mwiederum David am 
57. Dfelm. 


en mann mann 


rn a5 


57. Dfelm ır. und rn. Sr. gelungen bat: Laetabi- 
tur juftus cum viderit vindi&tam, Der Gerech 
ie wird fich erfreuen, wern er Hade fiebt, 
Manus fuas lavabit in fanguine pecestoris., Kr 
seird im Alute des Sünders feine Sande was 
fen, das ift, fih felbfien reinigen, und vom ha 
fen mehr abgehalten werden : et dicet homo : Gi uti« 
que eft fruftus jufto, utique eft Deus, judicans 
eos in terra. 1456 jeder wird jagen, wenn 
die Gerechtigfeit ihren Museen bar, wie fie 
ihn gewißlich bat, ift diefer der altergeöfte,, 
daß Gott, der oberfte Ricster, die Gottlos 
fen nıucht ungefiraft löst. 


$. ıv. 


Der fhone Namen der Sreybeit, mit dem man 
den Wöbel mehr denn jemals täufchet , bat nichts mehe 
zu fagen , wenn er nur den Serthämern , und Laftern 
foll zu jtatten Fommen. Doer wollen ertea, wie der 
heilige Auguftinus fraget, Heute die beym Ders 
ftand find, eine fo ausfchroeifende Srevbeit, 
daß fie nicht einmal Gore jelbit mehr zunı 
Seren haben? An vero homines fan mentis 
ita liberi effe volunt, ut nec Deum velint babe- 
re Dominum ? Zibro de Spiritu, et Anima cap. 30. 
Solleres Fönnte nimmer erfonnen werden. €s find 
aber noch andere fehöne Ausdrücke, die mir uber die 
Sreyheit bey den Kirchenvatern ein, Ab mill eis 
D5 nige 





26 


nige , tele den Vorzug zu haben feheinen, nad 
beyfehen. 


Der heilige Auguftinus fohreibt Zpiflela 185. 
alias 50, ad Bonifacium : Proponunt nobis quidam 
fententiam fsecularis auftoris*, qui dixit: Pudore, 
et liberalitate libevos retinere Jatius elle credo, quam 
metu, Hoc quidem verum eft ; fed ficut meliores 
funt, quos dirigit amor, ita plures funt, quos 
eorrigit timor, Kinige ficllen uns den Den? 
jpruch eines weltlichen Yıhors vor, welcher 
gefagt Bat: Ta glaube, e8 fen beffer Sreygebohrne 
durch Schamhaftig : und Freygebigkeit, als durch) 
Surcht zuräckhalten. Diek ift zwar wahr; allein 
wie jene die befjern find, welche die Liebe ans 
führe; fo find jene die mehrere, welde die 
Suche zurudfuhre. Wiederum Zpiflola 127, 
alias 45. ad Armentarium , et Paulinam : Felix 
eft necefütas , que ad meliora compellit. Glücks 
Ticb ift jene KTotb, welche zum befiern anbalt. 
Wiederum Libro IV. de Civitate Dei cap. 3. Bo- 
nus, etiamfi ferviat, liber eft; malus autem, etiam- 
fi regnet, fervus eft: nec unius hominis , fed 
quod et gravius, tot dominorum, quot vitio- 
rum, Bin Suter, obfihon er dienet, ift frey; 
ein Böfer aber, wenn er auch zu befehlen 
bat, ift ein Ancht; und zwar nicht nur eis 

nes 


(ET EEE TEE EN EEE EEE GET ET NEED 
#* TERENTII 


Fe he 27 


nis Menfeben, fontern, was noch dracr ifl, 
fo vieler Airın als Kalter. 


Der heilige Bernardus Ziöro T, de Confidera- 
tione cap. 4. Lergo! et te aude liberum profiteri 
fub tam gravi jugo inconvenienti@ huius: et 
eui fas non fit cervicem fubducere, Nam fi po» 
tes, et non vis, multomagis fervus es huius ip- 
fius tam perverfs voluntatis tue. An non fer- 
vus, cui dominatur iniquitas ? Et maxime. Nifi 
tu forte indignius judicas, hominem tibi, quam 
vitium dominari. Quid intereft,, volens fervias, 
an invitus? Nam etfi confta fervitus miferabilior, 
fed affektata miferior et. So gch dann! und 
wage es dich frey zu halten unter einer fo 
fhweren Kaft diefer Unordnung, der du dich 
nicht einmal mehr entzichen Fannft. Denn 
wenn du no Fannft , und dennoch nicht 
yoillft, bift du ja ein drgerse SPIan eben dies 
fes deines verkehrten Willens. St Srv nicht 
ein Bucht, den Ste Lngerechtigreir beberrs 
fbet ? Ganz vorsuglih. Du mochtefi nur ch 
we meynen, es fey fchändficher, dag dir ein 
Menid, als ein Kafter befchle. Was liegt 
audh an dem, ob du gern, oder wider Wille 
len dieneft? Scnn obfon eine geawungene 
Dienftbarfeit erbarmenswurdiger ıft, ifi doch 
eine freywillige allemal erbärmlicer. 


Der 


ne 


is 
ca 


Der heinge Tobannes Chryfolomus Homi- 
ka in Pfaimum 48. 60 ew fehe pathetijeh anıners 
fet, mit welcher Treyheit der Patriarch Tofipb fih 
auch in Skavenftand Defrag, als man ihn zum Br 
Ten anhıelt, fchlißt alles mit einer nahdrudvolen 
Eehre , welche der lateinifche Ucberfener fehr gut gab. 
Nihil eft enim zeque liberum, ut virtus; nihil 
que fervum, ut vitium. Benn es ift nichts 
fo frey wie die Tugend ; nichts fo Fnechtifch, 
els das Kofter, 


Diefes und dergleichen mehr fehreiben diefe gr 
fen Sitteriehrer von der falfchen Srenbeir, mit der 
fih einige fo viel zu gut hun, menn man fie unges 
Bindert ihren fflavıfhen Begierden nahhangen laßt. 
Es it aber offenbar, daß fie den Stoff felbft aus der 
Bibel haben. Sb will nur bie einzige Stelle dee 
heiligen Detrusil, Sendichreiven 2. Kap. 19. D. 
anführen. Pelliciunt, ... libertatem illis promit- 
'tentes; cum ipfi fervi fint corruptionis; a quo 


enim quis fuperatus eft, huius et fervus eft. Sie | 


tocen an, und verfprechen die Sreyheit; da 
fie felbft Sfiaven des Verderbens find ; denn 
der von wem uberwunden Worden, ft auch 
ein Anecht deffelbigen. 


g.V. 


€3 ift auch Tanter Betrug , daß man fagt, man 
Sebalte nos immer die obsrfie Würde Diee 


if 


EEE 


nee nf 
—— ”y 


fe habe die volßzichende Gewalt ganz inne; und 
die werde ntan allen DOberfeiten lafien, zur Die ges 
feggebende nicht. Man hat den Damen Erhalten, 
um nit der Sache leichter fertig gu werden, und 
dieielbe bald zu misbrauchen, bald zuverfentten, ja sor 
aller Welt defto verachtlicher zu maden. Die Ers 
fahrung felöft lehret, dag diejer traurige Neff ber Nie 
gierung , bicher Schatten eines Lnfehens vinzig zum 
Derfmantel einer defpotiichen Anarchie bienen mühe 
Sjeber , der noch Ehre im Leibe hat, wote lieber ein 
Bertriebener, als ein folder König feyn. Der Kor 
wis bat zu befehlen,, und die andere haben zu thun, 
nder zu laffen, was ihnen gefällt. Sp aber Ichreuhs 
der heilige Ehryfoftomus , ift eo eben fo viel, ja 
noch arger einen, als Eeinen Beherrfiher haben * 
Warum das? Salvıanus giebt eine ungemein par 
fende Antwort, da er fast: Wenn die Diener 
rad ihrer Willfuhr dem Seren geboren, 
tbun fie ihre Pflicht nicht cinnie‘ Soer, wa 
fie voirflih Solge leiften. Denn wer der 
Ruecht auf Befehl des Zerin nur jenes vers 
richtet, was er felbften will geiban wiffen, 
erfüllt er nun nimmer din Willen Des Kuren, 
fondern den eigenen. Si pro arbitrio fuo fervi 
dominis obtemperant, ne in iis quidem, in .gui- 
bus obtemperaverint, obfequuntur. Quando enim 
Ter- 





® Populus non parens reftori , ac magiftratui eft fimilis 
‘ei, qui non habet, et forte etlamı deisrior, Homik 
34. in ad Hobraes . initie, 





30 





fervus ex domini juflu ea facit tantummodo, gux 
vult facere, jam non dominicam voluntatem im- 
plet, fed fuam. * 


$. VI 


Nichts ift unvernünftiger , als die Negenten ihrer 
Gewalt, und Herrfchaft halber beneiden. Denn wols 
len diefe ihre Bfiicht hun, Tonnen fie, tie der hei 
lige Bernardus beobachtet **", nur vorfiehen um 
anderen zu nußen. Sie follen das Mufler, und die 
Hegel feyn, nad) denen ale übrige in.ihren Staaten 
ze Ieben haben Sn ihren Handlungen fol der Un: 
tereban gleichfam Iefen ; mas billig, vechtfchaffen, 
lobwurdig ift. Sie haben zwar , wie wiederum Ber: 
nasdus an einem andern Drte fehreißbt ***, einen 
viel hahern, aber darum gewiß nicht fichrern Doften. 
Sig Fünnen an felbem Falle thun, denen Niemand ! 
aus jenen, fo meiter unten fiehen, ausgefegt ift.. 


Und mas foll ich erft von Auffichten, Kathfchlae 
gen, Gefhaften, und Sorgen melden ? Die find täge | 
lich, und Fonnen nie geendiget, fondern nur unters F 
brochen werden Wer foldjye Befchwerden Fennete, 
würde fich Feine Krone unter der Bedingniß aufferen 
Taffen, daß er fich allen denfelben unterziehen fol, 
Ih 





® Libro 53. de Gubernatione Det, circa medium, 
”* En:fhla 86, ad Guilielmum Abbatem $, Veodovie, 
“er Epiflola 237. ad Payamı Exgeninm, 





3& 


Sch mag die Sache betrachten, wie ich will, bünft 
mich nice übertrieben , wenn man mit dem heiligen 
Auguftinus annimmt, indgemein gebe die Herrfehaft 
dem Hear weit mehr zu fihaifen, als feinen Bediens 
ten ihre Dienfle. * Das hat au der berühmte Trrro- 
FHILUS RAYNAUDUS int feiner werfläufigen Wioral, 
die Tumo Ill. Operum enthalten ift, fo gar aus heids 
nifchen Weltweifen mit einer großen Anzahl von Denke 
fpruchen, und Proben fo beleget, daß cs mir alles 
Sefehlen und Herrfchen für mein Lebtag verliidet hate 


MWendet man ein, fie laffen das Befchmerliche ans 
dern über , und behalten das Angenehme, Schätbare , 
Bortheilhafte für fich ; fo fehläge man nur fi felbften. 
Dean Sobald fie von ihren Pflichten abgehen , 
und andere regieren Safjen, haben fie dem oberfien 
Kegenten die fürchterlichfte Mechenfchaft zu geben, 
Sie müjfen für alles haften , tvas immer diefer Fahre 
lafigfeit wegen im ganzen Gebiethe Bofes gefchicht. 
Sch erfchredke , fo oft ich mich der Drodingen erinne 
ve, die im Worte Gottes über den SBunft vorfoms 
men: und es ift in meinen Ylugen Fein unglücflicherer 
Mann, als ein Fürfi, wenn er, tvas er von andern 
fodert, felbft nicht ıhut: mern er böfe Gepfpiele giebt x 
mean er durch Thaten der erfle flürgek, wag er durch 
Gelee aufbauen wollte: wenn er fi einbitdet , ihas 
fey fo viel arflattet, ald er vermag ; und er habe feir 

ne 





% Magis debent heri, quod dominentur, tolerare, quam 
(vi, quodferviant, Libre I, de Civisate Dei var 18, 


ne Barihriir, als jene feines gefaßten Willens. Surdbe 
terlich ift der Herr, fagt ber Künig David; er 
ift jener, weicher den Achem der Sürften weg: 
nimmt, der Schreillihe bey Den Rönigen der 
ferde. 75. Pfelm. 13. ©. Und der Werfaffer des 
Buchs der Weisheit am 6. Rap, YZöret zu 
ihr Könige, und verfiebet! Kerner ibe Aiche 
ter der Granzen des Kröbodens! Lleiget eues 
ve Öoren, die ibr den gemeinen Haufen in 
der Nacht babet, und an den Schaaren der 
lintergebenen ein Wochlgefallen teager! denn 
die Herefchaft ift euch vom Asrın ersheilt: 
und die Stärke vom Allerbödtten; der euere 
Werkerunterfüuhen,, und euere Gedanken 
Durchforfihen wird. Denn da ihr Diener fei. 
nes Heichs gewefen,, babet ihr nieht recht ges 
richtet: ihr baber das Gefen dar Gerehiigs 
Keit nicht beobachtet , noch nah Sem Yillen 
Gottes gehandelt. Br wird fi fhrectber, 
und in Bilde vor euch zeigsı. Denn es wird 
über die, fo andern vorfiehen, eın febr barz 
tes Gericht angeitellet werden. Kinem Ges 
tingen widerfährt Barmbersigreit; aber die 
Gewaltigen werden gewaltige Sırafen Feiden. 
Denn Gott wird Feine Derfon ausnehmen ; 
. noch fih vor einiges Merfchen Groge fheuen, 
fer ift jelbft, welcher den Aleinen, und den 
Großen gemechet hat. Kr forger gleih für 
alle; die aber frärker find, denen flieht auch 
eine 


eine frärfere Rebnuna bevor Wem bey der 
sherjien Semwalt wohl ifi, der haft alivs Diefes nie ger 
kein , ober nie arglanbet, 


$. VIL 


Die Misgunft gegen Büren, und Dbcfeiten, 
über die ich mar dag nofhiwendigfle angemirfet habe, 
führet sich ganz natärlich anf jene gegen andere, bie 
aber den gemwinen Stand nchr erhaben find. 


Mon Fann von Seiten der Geringen gegen Vors 
nehme, und Nteiche eben fo unbillig verfahren, als 
man bon Erifen der Boruchmen und Deichen gegen 
vie Geringen verfahren it. Hier muflen eigentlich pie 
"Ir Unichufdige ihren Stand entgelten: und ein großer 
Theil deren, die zw Gut und Ehren gelanget, haben 
es nicht diefen, fordern dem Neide zugufchreiben , daß 
fie gleich denen, welche Urfache Dayugaben , im Lehen 
verhaft find, und beym Tode fanter Klücde bes Por 
bels davonfragen. Sie fonnen im Geifie arm feon, 
ohne die zeitliche Dinge aufjngeben. Lie unfer den 
Gemeinften gar viele Store, ned muchr aber Gr 
Bige find, fo Fann eg unter jenen mandjen geben, der 
wider von Geld noch Titel gebtenbet ‚eine Dorzkar, 
und Mortheile ohne Anbanglichkeis befikt, uud chite 
Schmerzen verliert... Vie biben die frifßheflen Benfpies 
le vo» Yugsn. Denn bey Vertriebnen vom haben 
Hang gieng ber Großinuth zianlich weit, als fie un 

€ Map 


34 u 


Maub, und Opfer der Canaille # geivorten. Git 
irren noch herum, jene Erbärmuifle, melde fie zu 
Haufe nimmer angetroffen, menigft in der Fremde aufs 
zufuchen. Und gewiß fie verdienen diefelbe, 


Ein Chrift bleibe ein folcher in jeher Stande, 
Er behalt, ons ihm die Dorfehung befeheret bat; 
{hast «8 aber nur, in fo weit 8 einen Werlieug zur 
Tugend abaicht; weil Doch die Welt ohne Unterkchieb 
der Stände nicht beftehen Tann ja ade Sfelihafz 
ten, folten fie aud) Feine Der größern feyn , ned) dich 
Sahr aufporen mußten, in ben feiner geringer, Fri: 
wer armer , als der andere wöärde. Sene, teckhe le 
berfing haben, find da, andern, die Mangel -kiden, 
benzufpringen. Go üben fie gute Werfe, und als 
nüßliche Theile erhalten fie das Canze nice minder, 
‘als did, weiche aus Noih gezwungen find ihre Ne 
benmenichen zu bedienem  Gehet dad große Hand von 
Bedärfnif , und Gemächkig;feit: Arbeit, und Lohn: 
Zutrauen, und Jülfe: Wohlthat und Erfenntlichkeit 
durcheinandergeflochten ! Jedes Mitglied dis Staates 
Forpers giebt, und empfangt von andern; und foi gi. 
nes mehr Dabey leiden , if c3 dazugehalten ; neeil am 
Wohl des Ganzen immer mehr benn am Kohl ded 
Tpeils gelegen ift, 


ie 





® &o beiffen die Franzofen dag Lumpengefiud, oder den 
Arıshaum ihres Wolied. 


rm 


— 35 


Wie anhriftlich handeln dann alle Hlisdrige , wels 
Se die Hohern beneiden! Da jeder Stand von Gott 
Fommt, umd zu Gott fahretz da alle einander nicht 
nur vortheilhaft, fondern auch nochwendig find, Fons 


nen die Misbraude, die man fo vergrößert, ja zum 


Erund der Aufruhr Teget, nicht vom Stande, fon« 
dern nur von denen Fomimen , welche diefem nicht nadıe 


Ian. Benug für. den Niebrigen, dep ihm fein Po: 


fen nicht himpflih ; uud, wenn ar iha nie Chriftus 
aniicht, andern na vorgugiehen ifl- Fine Wahrheit; 
die allein Hinreiht Burger, und Bauren, Dediente, 
und Soldaten vor jenen zu warnen, welche fie gegen 
die übrigen aufpringen. Die Niedrigen werben ane 
dersion erhöhet werden, und nad) dem Neil unirer 
Tage, ton aller Unterfhied aufhort, mird jener ohne 
Düdfiät auf dag, was er hier auf Erden war, der 
Bornehmite fenn , teelcher dem Goftmenichen am abns 
Ichlten gemein. * 


Henn wir der Suche weiter nachdenken , bat die 
Stiftung der Kirhe im Staat nichts geandert. Der 
Herr hat dieselbe fo angeordnet, Ipriht Auguflis 
nus, daß die weltlichen Vorficher auch) von jene 
Ehrbesengung erhielten , melde beffere Rente, ale fie 
find. Wir find wicht Chrijlen, um Niemanden um 
tervorien zu feynz und da wir ud Chrifki Befehl ers 

{2 geh 


an erh 








“Non den Isorzügen, und Bortheilen des geirernen Staubg 
wird unten ım IIT. Kapitel gar vieles vorkommen. be 
feinen eigenen lab verdiene. 


36 . ee a 
sem Meufihen geboren , schorchen wir mehr ihn 
als jenem. Diriss ale er aus den Apoflel crmiehn 
Hatte, feget er die merfmirdigen Worte bey: Sieb, 
Daß er uns niiht aus Unterggbenin freye Levis 
te , fondern nur aus goswungenen Anchfen 
freywillige Buechte zu madın Fam! Eccenon 
fecit de fervis’liberos, fed de malis ferris bones 
fervos!* Die Chriflen jener Zeitin hatten atoif 
mehr von heidnifchen Dberherin zu leiden, a8 Die 
heutigen von hriflichen. Dem ungeachtet troftet fie 
der Echrer ** nicht mit der ANenderung ihres Stande: 
er fanet nicht, megen derfey Magen relirden fie in 
Sreyheit gefeiert merden ; fondern fie foßen nie glaus 
ben, fie werden unter dem Druck übertriebner &ce 
fonlt gesuchtigee, Gott prüfe he nur: und vor 
ihm feyn fie ben aller ihrer Unterwerfung freyer, 
denn ihre Herrfchaften. Den legten Theil dicfer Stel: 
Te habe ich fchen oben in chen bem Kapitel & 4. ans 
geführe. Darum laffe ich die Worte de3 Hriginals 
bier weg, obfehon fie fo treffend, fo wohl gefeket 
find, daß ich nicht zesifle, man würde auch ihre 
iederholung mit Vergnügen auboren. Ach Fonmme 
dafiie mit einer andern, in ber er eigentlich von Ems 
porungen redet. Ferant jufti, fagt er, injuftos do= 
minantes.. , . teneant ab iniquitate manus fuas: 
et ferant iniquitatem, non faciant! Melius eft 
: enim 

a al a 
* Enarvatione in Pfahunm 124. 

#= Libro IP, de Civitais can, 3. 


an, au 
31 


enirn injuftitiam ferre, quam facere. * Kalter 
Te och ihre ZJande Inne! tragen fie dir Un. 
gerechtuigfeit, Tate eine zu begeben ! Es ti 
allental, beffer Böhs leiden, als Höfes ıbum. 
SH feye niht, mie man das fihöner, und Äkerzeu: 
gender geben Tonnte. Die SOberfeiten find den gro: 
Gen Lehrer ungemein wich fohuldig ; aber nicht wenie 
gar dem Lertuilisnus, welcher an mehrern Orten 
io mod and den Schren des Eyangeliums , als wirt 
tihen Thatfachen , fo die vommfchen Negenten vor Aus 
gin hatten, vaht nahbradlih geziget, bie Ned 
slanbigen waren jedericit Die beften Bürger, und un: 
sracht der Kinfigfler Verfolgengen die cinziaen gener 
jem, welche nientale einige Yaraben im Test are 
get, vichveniger ihrer Bedrücfung wegen an bu Waffen 
gegriffen hatten. Sie hatten andern im gefelischaftlichen 
geben , im Dandel, nd Wandel zum Drufter gedies 
ner: fie häften nie Dofeg mit Dofen vergolten : und 
da fie wegen ihrer Menge, und der sftern elenden 
Lage bes Deichd alles in Honden gehabt; Kiemit den 
Heiden weit überlegen gemufen : bancben fo vie: Druth 
befeften, daß fie Marter und Ted mit nie arjihener 
Standhaftigfeit übertrunen , fey durch ihr Biegjames, 
gedulbiges Beiragen nicht nur gefchehen, daß der Staat 
in alien Brovingen um fo wenigre Feinde, als mehs 
vere Chriffen gegahlet ; fordern auch, “aß fie m ven 
mislichften Unflanden , gegen die fürchterlichfte Ser- 
€3 "e, 
nn TR RE ET EN ET TE EN EEE TEHEUTT 


# Enarratione jam eitata in Pfalnmum. 12h: 





a 
3% 


xe, denen Rom fonft nimmer gewachfen geivefen 
mit ihren Derfolgern zu Feld gezogen, vitterlich ges 
fochten , und theils durch, Tapferkeit, theilg burch Ges 
beth den Sieg erhalten hätten. Er rühmet auch nicht. 
ohne Grund, daß bey fo vielen Verfhwörungen, und 
verrätherichen Unfchlagen anf die geheiligte Werfen des 
Kaifers Fein einziger Chruft als mitfchuldig befunden 
foorden. Dean lefe nur, anderer Schriften zu gen 
fehtweigen,, den Apologeticuss welchen er , wie eine 
ge glauben, dem romifchen Senat, aber wanrfcheine 
licher ben Sandpflegern, übergeben hatz. eins ber 
merfioßehigften Bücher des Krifllichen Altertdumd , 
das im aber 1718. von Sigeberto Havercampo 8. 
Lugduni Batavorum {1 herausgegeben worden, daß 
es vermiffel$ einiger Handfehriften die Aichtigfeit, 
auch aus alten Schriftilellern und Denfmälcn ein 
neues Licht erhalten hat. D wie müßten fi jene uns 
ruhige , und ihren Shebereihern fü abgeneigte Leute 
fhämen , megn ihnen diefe Stellen vorgeleget, und 
mit gehörigen Annierfungen erfläret würden ! Ahr era 
fir Schluß wäre, fie müßten fih fehuldig befenuen, 
daß fie von den Pflichten eings Unterthanen , eines ges 
meinen Manns viel weiter abgewichen, als die Hier 
genten , und Dornehmen fich von dem ,/ was man von 
ihnen erivartefe, entfernet hätten. 


$. VL 


Miederim anf Negieren zurücufonmen, were 
den dazu fo herriiche Gaben vrfubert,, daß eg die Weis 
19 


fe für bie allergrofte aus allen menfchlichen Künften 
gehalten haben. Der Megent muß fih in Sedermen 
fehrefen, und hundert Perfonen annehmen, toenn er 
sut regieren will. Er follte, auch wern er lächelt; 
gefürchtet; und wenn cr zornet, geliebet feyn. Er 
istite tie über alle Untertanen, alfo über alle feine 
tiefte hervichen ; feine Aufführung folte ein Abtrud 
son ber Gottheit fg: und er follte niemals, «als 
mern er annı Beifer, ruhig, uad ohne Bewegung 
ih, üker tung abfprechen. Er follte andern feine Bär 
be anferlegen, die er nicht Tennet, und cum fo u 
prüfen, ob ihr biefe gemachfen finn ) zuvor felbft ges 
tragen bat. Er folite, besor er zu befehlen anfieng, 
in der Jugend freudig gehorchet haben ; ja no) mirk 
lich Denen geborgen , die ihm Gott in geifilichen Din 
gen zu Dbern gab. Er follte jede feiner Bergrdnt: 
gen durch ein mwürdiges Betragen empfehlen: und {p 
dem Knechte gleihfam zeigen, amd erfüllen helfen, 
was er ihın durchs Geboth aufgetragen hat. Ermeik, 
daf die Augen dis ganzen Motkg anf ih gerichtet 


finds und fih Jedermann Herschfiget zu fern glaubet, 


nicht fo foft auf feinen Mund, als feine Hand: nicht 
fo faft auf feine Worte, als auf feine Xerfe zu fehen. 


Kurz, es gehäret fo viel zu einer meifen, und glücı 


Fichen Kegierima großer Gemeinden, dab man froh 


fepn muß, wenn eine nur mittelmaßig ausfällt : und 

jene die beite ift, welche die mindeften, nicht melche 

feine Fehler hat, Denn Diefe hat ihr Dafeyn mar 
C4 in 





49 


im Wunfh. Die groften Kegenten haben vft die 
groften Bode gemachet: und das foll geigen, mas 
man fi) von jenen Kindern Behals zu verfprechen 
hat, welche oft die lobwürdigften Abfıchten, und als 
leıflügeften Anftalten einer Oberkeit zwoifchen die Zäb> 
ne fallen. 


$. IX. 


Es ift auch Diefes nicht zu umgehen, daB tan zu 
weilen dem Hegenten zur Laft teget, was einzig auf 
die Nechnung feiner Beamten, Nathe, Minifter geht. 
Anftatt viele Worte darüber zn machen., halte ich mich 
einzig an dau, mas wir im Buch fiber dayon 
Iefen. . Unter andern fagt Afiuerus am 16. Rap. 
6. OD. von folchen Leuten: Aures prineipum fimpli- 
ces, et ex fua natura alios zeftimantes callida 
fraude decipiunt, Quzx res et ex veteribus pro- 
batur hiftoriis : et ex his qu& geruntur quotidie, 
quomodo malis fuggeftionibus regum ftndia de- 
praventur, Sie führen die Sürften, deren Ob: 
ren ihnen offen fiehben , und die von andern 
nah eigener Gemttbsart urtbeilen, durch 
susgefonnene Hetrügereyen hinter das Licht. 
Bine Sache, welche nicht nur aus alten Ges 
fbichten erwiefen wird, fondern auch aus, 
jenem, was fich täglich zutragt; Wo die Vleis 
gungen der Könige durch Ihlimmes Kinges 
ben verfehre werden. KEbenögfelbfi wird As 

wien 


- 


m— ar. 


‚men von König genennet- pietatem noftram fur 


ervdelitate commaculans , ein Wann , der un: 
fre Güte duch feine Graufamfeiten befus 
Seit. An, 23. D. 109 er von jenen meldet, Die dier 
fer zum Opfer feiner Nache beftimmt hatte, feget er 
beu; novis quibusdam atgue inauditis machinis 
expetivit in mortem, f#r bat fie durch ganz 
neue, und unerhörte Miachinen getrachtet in 
den Tod zu liefern. 


Es ware oft erfraglicher Feinen fo guten Furften, 
ale neben ihm ifo bofe Beyfiger haben ; denn tete 
Lompridius * wohl gefprochen hat, ,, ein bofer 
„, Furft kann von mehren guten Hathgebern gebeffert 
y, fperden; hingegen ber befte Fürft ift nit im Stand 


"„, mebrera bofen Nafhgebein hinter ihre Streiche zu 


„ kommen. Am erften Fall hatte man an einem 5o: 
y fen Prinzen nur ein einfaches; an miehrern böfen 
y Nathgebern ein vielfaches’ Uebel, # Hiemit find 


folche für den Megenten ein noch großers Linglüd als 


für den Unterthan; weit fie ihn nicht nur fhandlich 
betrügen , fondern au, überdag außerft verhaßt mas 
chen. Denn e3 geht insgemein langer her , bis der 
Haß anf jenen zurüchalit, dem er gehört, und der 
das Zufrauen de Prinzipalen jo [handlich misbraus 
het. Es heiße nicht von jedem, wie von dem beym 
Tacitus ** ; Potentiam apud unum, odium apud 
€5 om- 





* In vita Alexandri Severi. 
** Libro I, Annaltum nam. 74. de Cxpione Crifpino. 





42 





omnes adeptus, Er bat bey einem die Macht, 
bey allen Übrigen den han erworben. Ders 
Iey verfihmiste, und an die Bogheit verfaufte Schar 
Tin Eonnen das DolE chen fo. taufehen , mie fie den, 
Fürften hintergangen haben, 


Nebft den Driniflern giebts noch andere,welche, obichen 
te nicht zu Gefchafften gegogen werden; dennoch durch 
GSöhmcichelenen vieles zum Schaden ihres Lands beys 
tragen Fonnen. Sie umgeben.den Thron, und begnis 
gen fih nicht an den Luftbarkeiten, und dem Pracht 
böhfter Perfonen She iu nehmen; fie mengen fi 
eben durch ihren Dienfierfer auch in andere Ungeler 
aenheiten, melde uber igre Sphare find. Wer nie 
bey Dof geiwefen,, Fan fih Faum vorfichen, wie hart 
{id der Bring foldher Sente ermehret, welche in die 
Seite freiten ihm alles von der jchonen Seitg zu ge 
gen, was von ihren Gpnnern, Freunden, Verwand: 
ten unternommen mird. Senefe, der allen zum cir 
genen Schaden erfahren mußte, bat es recht malerifch 
gegeben , da er Libro 71. de Beneficäis cap. 30. 
fchrieb : Nemo ex animi fui fententia inadet, dif- 
foadetque ; fed adulandi certamen eft. et unum 
amicorum oninium officium , una contentio, quis 
blandifime fallat. Beiner rather, Oder mis: 
wathet, wie er denfet, fondern es ift ein Wette 
eifer zu fehmeicheln ; und die Vertrauten des 
Surften fcheinen Feine andre Befhäftigung,, 
fein anders ZKeftveben auf fich su heben, als 

: wer 





= 43 


wer ihn mie mehr Kiebtofen betrügen Fön: 
ne. Darum nimmt diefer philvfophifche Staatsmann 
für fiher an, große Herrn, die funft alles haben, 
hatten den großten Deangel an aufrichtigen Freunden, 
welche ihnen die bürren Worte, die reine Wahrheit 
faafen. 


Zumeiten sefhieht, daß ein großer Theil der Uns 
terthanen fi bloß and Eiaenfiun gegen die höchften 
Derordnungen befehweret. Die Dberfeit ift nicht da, 
a inmmer nach dem Wunfch, und Gefhmad der 
Leute zu fprechen. Wag einigen fehrer fallt, ift eben, 
was mehrere gewünfchet haben, Gott felbft Fann nicht 
allen echt thun: er follte vor manchem Gccken das 
vechtfertigen, toas lauter IReisheit , lauter Borfehung 
it; und machte ers anders, Famen fehon twieder at 
dere, die ige Misfallen parüber bezeigten. Doc ifk 
er der einzige mahre Herr, welcher nichts Ihefehlen 
Fan, das ibm felbt, fordern nur, was feinem Die 
ner nußet; darum auch alte übrige Herin, fo ber 
Diener bedürfen, nur Halbherrn genennet werden; - 


toeil fie nebft dem freinden Vortheil immer auf ben, 
ihrigen zu achten haben. 


€8 fehlet dann hier weit mehr am [huldigen Ge 
borfam, al am ertheilten Befehle. Die Gefchaffte 
gehen recht, aber Die Yirtneife verirven fih. Darum 
fan man einem theils eigenfnnigen , theil® sigenniißie 
gm 


44 =—— 


gen Belragen unzufriebner Rente anders nicht hegeg- 
ven, als mar fage ihm von ber Drufs Es fıy 
Dart ihnen genug zu than und bey Zweifel: 
beften Hechten Schicke fi beffer , fie richtes 
ten fh nach der Oberfiut, als die ©berfeit 
nach idsen. Anitats daß diefe ihre Verfiüs 
gungen Andere, follten fie nur ihre Begriffe 
Endern. Die und jenes dunfe fie bartz aber 
werum? nicht weil es wider die Billigfeit, 
fondern wider ihren Willen lauft. „ SA das be 
p» fhwerlich ? frage Salvıanus. Wen fol ee muns 
7 dernebinen ? Alles ıft bejhmerlich , was einem ger 
„» gen feine Neigung auferlegt wird. 4 


Eben fo ungerecht it, wenn man bie Ynternch- 
nungen bee Oberfeiten nad dem Ansfchlag beurtheis 
let. Der ift felten in ihren Händen: er hangt von 
verfchiedenen theilnchnenden Urfahen ab. ie, die 
Dberfeit namlich, mub danın wie aubere Menfeben 
grwarfig fern, ob ev ihren gefaßten Natpfchlüßen ent: 
prcchen wird. Plinins, der Jüngere, weiber ger 
soiß bolen Megenten nicht gefehmeichelt hat, uud eis 
ner der beten romifchen Staatslente war, föreibt 
hierüber fehr vernänftig, und nach allgemeiner Er 
fahrung : Eft omnino iniguum , fed ufu receptunm, 

quod 





“ Libro IV. contra Avaritiam, fen ad Ecckfam Cathol- 
cam, od finem. BeyM TRRENTIUS Heautontimorus 
suenos AB, IF. Scen. 3. heist das alfo: Nulla eft fa- 
cilis res, quin difficilis fiet, quam invitus faclas, 


euod honefta confilia vel turpia, pront male vel 
profpere cedunt, ita vel prabantur, vel repre- 
hendunter. Libro V, Epifiola a1. Es ifi ganz 
ungerecht, und Loch uberall angenontmen, 
dai man gute, oder fhlimme NRarhfeläge 
nach dem bofen,, oder guten Musganz ents 
weder guibeißt, oder tadelt. * e 


Bir wollen aber feken, bie betränen fi, fo eis 
ne offentliche Verordnung gu£ finden ; du aber habeft 
vet, da fie die mishallt; was nüßek deine Ungufrier 
benheit; da du fie duch nicht Fannit abflellen ? Sol: 
chen ofege ich immer wit ber Numerfung bes heiligen 
Cäfsrius von Arles zu begeanenz weisen Hamıs 
lia 03. fügt: Wenn ih das hart anfommt, 
was befohlen wird, wirtt Su cs tunıh Dein 
ruren Teichter meden? Genifliö mar; ve 
Eegentheil wuß-es dir alemal war \apyerer werden. 


St. 


Zu den unbifiigen Klagen Inranıt nuii der arobe 
Undanf, da wir viniger Befchiwerben halber allıg vers 
gefen, Mas ung anderer Seit» ensinkhlihel Des 
ne. Mir haben ben Biehn font unglihfiiihten ? 
ten faft immer frucitkare Sabre gehabt; mie And 

VOR 












” Fur diefe ganze Yumerking haben wir et Programma 
JOANNIS MATTHIN GESNERT de diffewitee in 
Perandi ex imperitorun Jermonibus 1746- 





46 zum 


pon Kriegen, Krankheiten, Ueberihtwernmungen, tsie 
von Thenrung und KDungersnofh verfehont geblieben. 
Bir follten dann Göft eher danken, als uber die Dr 
berfeit murren. Dufet diefen Leuten zu ihr Seelfov 
ger! faget zu wurer Gemeinde die fenrigen Worte dis 
Propheten am 147. Dialm. von. VD. Terufor 
lem lobe den Herrn! lobe 8 Sion deinen Gott! 
denn er bat die Zugänge deiner Thore befe: 
fliget, und den Rindern, die in dir wohnen, 
Segen ertheilet. Er bat den Srieden gleich: 
fam zu deinen Grünen gemachet, und dich 
mit der Sette des Getreydeo gefattiget. Mas 
mollet ihr mehr? Sol end) gar alies nah Munj 
ergehen ? Woffet ihre in diefen Sammerthal euer Da: 
terland finden, und den Himmel, fur den man ime 
mer was leiden Soll, fchun auf Erden habın ? 


$. XII 


Pod fehlimmer if der Undank unfrer immer jchledhe 
tern Aufführung , und getwilfer Lafter, aus denen wit 
und nichts mehr zu machen fehrinen. D wie malen 
wir ung jhamen, wenn mir an bie Goftesfurcht, 
Sedlichfeit, Trexe, Gerechtigkeit, Einfalt, Gefvarı 
jünfeit, und Zucht unfver lieben Worfahrer gedenfen! 
Sind isir auch neh Schweiger ? Ach! Tolkien unfre 
Bäter zurueffommen, wurden fie uns an andren Mos 


den, an unten Kufvand, an unfeer Faljchheit ‚an 


wnjren Betrugerenen, an unirem Freyen Umgang , an 
une 


— TR E 
es Är 


"anfern Neden wider Tugend, und Deligien : an und 


ver Beigheit, an unfrem Mößisaıng, an unfrem Stolj, 
an unver Frechheit, an unfrer Hachfucht, und Feinde 
feligfeit ; sorderft aber an river Gewohnheit zu Ias 
fern , und zu werleumdin ganz verfennen Gie wär: 
den fagen, da wir ehedeffen den Nuf der Tugend 
Bor anderen DVoltern gehabt, hatten wir nun bie meis 
fen Lafer derfelben geerbete Es ift immer hart auch 
ein biegfames , ehrbareg, hriftliches DBolE «ut regies 
ren; wie befchmwerlih muß erst falen Daffelbe zu eis 
ien, md in Schranfen zu halten, adden «3 [0 
ausgeartet ift ? Bofe Unterthanen müffen böfe Degen 
ten machen: and da ung ©ott viele gute gab, follen 
wir doch vor aller Welt befennen, teir hätten felbe 
nicht verdient. Gehe uns zumeilen übel, fern tie 
imisvergeüige; bleibt doch wahr, foir halten vreimehe 
verfchuldet. Wir wollen vorn Seren immer Gutes, 
da wir unjre Uehel immer Häafın. Wir wollen, 
Gott fol beftaudig nach unjerm Willen hu, und 
und wir handeln beitändig tmider feinen illen. Mar 
kann fich nicht genug verwwuntern, daß ung nicht weit 
arger geht, nachdem toir täglich; arger werden. Was 
wir dann leiden, ift teeit weniger, als wir fündigen. 
Gott und die Hberkeit Fannı nie fo bar nit uns vers 
fahren, ald mir mit ihnen. Mir erjorien bende 
durd) unfer ungebundenes , beirägerifches , gemiflens 
lofes Wefen , und ztormgen fie wider Willen uns bare 
fer zu begegnen. Wenn mir dann Gegenrehnung 
halten , wird ammer Hevausfommmen , weder Die Zeiten, 


„E 
ei 








48 


noch die Vorgefet,ten feya fo (hlimm als wir felbfien. 
Unfere Dlagen fiad lang nicht angetvachfen,, twic um 
fere Sünden. Sowohl das Gute, das mir empfan- 
sen, als das uns verjaget wird, machet ung nur 
ungerchter: and Strafen, und Wohithaten feimen, 
neue Lngerchhligkeiten hervor. Was diefe füdten, 
und verjäeuen foll, giebt ihnen das Erben, und vu 
fit fic her. sr werden dann weder dur) Gefehe, 
roch Unalücie geftraft, ohne dabey uns felbft zu flvas 
fen: und fogar Die Hagelfieine Die auf ung heradter 
len, haben wir alle gen Himmel geworfen. Das ıfl 
ein Werk unfrer Hände; wir empfangen nur zurück, 
voad mir ausgegeben haben. Der Frieden bat ung 
forglos , die Gefundheit ausgelafen, der Ucberfluß 
grigig, die Nachgiebigfeit der Gefere unbandig ges 
made. Nas bleibt ung für eine Aushcht, als daß 
als wider ung auffiche, was wir miäbrauchzt har 
ben, und zuicht aufızertiche Züchtigungen noch gar 
ash ewige folgen ? 
x 

Sy verehrtefle Hirten , fo vehtihaftene Mıntds 
Bruder ! nmuffen wir Die Unzufriedenheit , und den 
Hıng nach grußrer Sreyhert bey jenen bamıpfen , die 
fihon was von der giftigen Luft angezogen haben, 
telhe bie Nationen in Gährung bringe , und ihrem 
Untergang nähern madhee io enipfehle hierüber 
vorderft die fo vielfältigen als nachdrädtichen Wen 
dungen, welche wir ben einigen Propheten, aber vor . 
derft ben fentigen Salvianus libris de Providen- 

La 


ta, eb Gubernatione Dei antıdften- Ih habe fhan 
audersms ben Wunfh geaußeart, daß alle Wrediger, 
und Pfarrheren biefslbe nicht sur an ihr GSchreise 
pult Heften, fondern faft anwendig lernen mochten. 
Han mache die Probe Davon; man heird bald «ra 
fobren,, was fie für Wirfong than: und mie fie dem 
Mur jener abkühlen, die durch ihre Ieden, und 
Kevfpiele bie allergrößte Plage ihrer Gemeinden ger 
orden find. 


ch jchließe Diefen Blbfas mit einigen Echriftitel- 
fen, deven man fih in unfern Jahren nie zu off bes 
dienen Fann. Es war Yiemand, Iefen wir im 
Such Judith, der diefem Volke trogete, 
wis Ba 05 vom Dienfle &5 Herrn feines Gore 
9 sbgewidhen. 5. Kap, 16, und 1, DV. 


Anden Spribwöärtern: Die Ges 
Techtigkeir ift, was ein Dolf erhößet; die Sins 
de aber macher arınjelige Länder. 14. R- 34. V. 


BSeym Sodn Sirshes: Alle Unbile 
TigFeit der Olfen ift Abfeben vor Bott Bin 
Hei wird wegen lngereshtigkeiten, Unbils 
den, Sefhimpfungen, und vilerley Betrls 
gereyen von Volfe 35 Volfe abertragen, 
am 10. Rap. 7. und 8 D. 


D» u. 








$. xl 


Rn eimgen unfrer Gegenden if Toben nm 
gar wenig Eprturcht genen die Aeltern: die näce 
fien Anverwandten find die äraften Bender felbit die 
Gefhrifierien, und Eheleute licgen einander in Huas 
ren. Klagen Leuten gehen biefe Erbitterungen fchr 
nahe, und Eönnen ihnen nichts Gute vorlprechen, 
Das ift aber eine Wirkung von fhledten Gecharfam 
gegen öffentliche Gefege, und hohe Verordnungen {dv 
wohl geifktlicher als meitlicher Sberkeiten. Die ust 
rigen gehorchen und nimmer, fe achten uns nicht, 
weil ssir jenen auch nimmer geburchen , jene auch sit 
achten, welche ung Gott vorgefegt bat. Damit jol. 
he Widerfpänftige ın Feine inzuhen ausbreden, und 
no) mehrere Auftwieglen, gejpicht durch eine anbes 
thenswiiehiae Zulaffung des Herrn, das he mit dem 
ersenen Fiikh und Blut zu Ihaffen befemmen , eine 
ander angreifen, und gleich dan aifkigen Threren, arte 
ftatt mens agdern zu finaden, Rip wechfelichhe feibit 
aufsihen „ Diefee Zufand FE in den Dürfen, und 
Neinen Gtüdten fa beiräbt, Und er manchen Gede 
forger das Sehen verleinet, und Die äuberfle Scharfe 
aller Borsefegten auffodert. Henn anderer Folgen 
nicht gu gebenfen, wie Kann dee Gtänt bey was int 
mer für Borfalen , in deimen für ika noad aufufeken 
afl, jenen frauen, welche die abgefagtefien, unvers 
fohnlichften Gegner der Shrigen find , ihre Eröifterune 
gen mit dem Gefhlechte foripflangen , alle Starke der 

Kim 


— 4: 


Einfihten, alle Wirffamfeit des Gets, und Muth 
gerwenden denen fhaden zu kinnen, derer Erhaltung 
fie Gut, Leib, und Leben zu opfern haben, wenn fie 
in Gefahr fommen, und von Nusmwartigen angefod- 
ten werden follten ? 


5, XIV. 


Eine der fiarkien Vockjpeijen für Bürger und 
Banern if bie Hufunug , fie werden ihre bauslichen 
umfande verbeffern, und ih am Eintommen der 
Kechen, Vornchmen, Beifttihen erhslen. kan fa> 
get ihnen auf gut frangoffh, alles gehöre dem 
Staat, und der Vlarion;z die dann nah Era 
Heifcbung der Umftände, und ihrer Bedurf. 
nie daruber 3u verordnen hätten. Schne 
den, Grundzinfe, Abgeben, Dienfibarfeis 
zen, sole, Mauten, Bin: und Abzüge, Ein» 
f&bränfungen des Gemwerbs, und der Aus: 
fubren wären offenbare Kıngrifle in jene ges 
meine Wienihheitsrechte, die allen übrigen 
vorgiengen, und nah beven nicht nur alle 
Stande, fondern auch alle Kerfonen einana 
der fogleih als möglich gehalten feyn follen. 


Diele Berfuchung wird beym heufigen Nufioans 
de, der nach Berbaltuiß fih auch unter dem Pobek 
verbreitet, md dein Niemand mehr gewachlen iM 
yiel bedeutender , als fih manbe vorfiellen- Dahden 

Me Be 


die vorigen uchen faft erfehöpfet find, deutet man 
neue zu öffnen; da duch am leichteften gehstien wire, 
wenn man ihnen eine Richtung dorthin gübe, wo fe 
richt fo leicht verfiegen Tonnen Ya dem Punkte ifk 
bisher gewiß aefeblet worden. Sch fürdte mir auf 
nicht jener Unterwerfung, und Ehrfurcht gegen die 
Hüheit, die mir fenfl In heilig it, zu nage gu fer 


gen, menu ich Dießfalls ihre gewahntihe Wachlamfsie 


Wanda 
pkaitiwih 







Ir 


terntiße: Die angefehenften Ragıftratsperienen nad 
men Feinen Unfand in meiner Gegenwart das Ges 
flandnig abzulegen , man hätte ihrer Seits Dem üben» 
masten Euras zu wenig Einhalt gethan! und bie 
fhwachen Dämme, die man zumeilen anfegte , mären 
Kängft durchbrochen. Erhält er fih dann, wie er an 
- Feng, nnd zunahın , Bleibt in ber That, wieich [hun 
anderswo fehrich, nichts übrig, als ein neues Peru 
zu enfheden , oder fowohl übers weltliche, als geiits 
Ehe Benteingut Herzufallen. Meinem Antheil toolke 
ich gern auffiinden, wenn Damit geholfen wäre. Bit 
Sreuden bebälfe ich mich mit vem Nochwendigen , Io 
bald ich mich verfricchen, und das Lerderbaiß ninte 
er anfehen durfte, das der Shändlihe Pracht fo 
gar in den Sitfen angerichtet hat. Allee was ernfle 
haft, ehrbar, groß, gemteinnätig, und wnrdringend 
ift, muß darunter leiden. Ed hat ben Charakter unf 
ver Nation nicht nur entfiellet, fondern gar umac 
fehmeliet, und führe gerade zu auf Ungerschtig: und 
Geralttpätigkeitene 


Air 


Bir Geiftlihe Fonnen dann freylid ben Feutea 
jagen, fie würden fıch blog mit minderer Aus: 
asbe erholen; und wie man nad, und nad 
vom wenigen abwih, würde mas fi nach 
und nach wieder dazu gewöhnen: 


wicht Der fey reicher , der mehr bat, fors 
dern weniger beaucher: und Defe Widgigung 
werde zum Sefen vor allın Wellen unnötbis 
ger Georgen: 


ieberum Fonnen mie an pden Chriflen die brin; 
gende Frage fißen: Wenn es nur mit den Sit 
ten, und der Religion beifer flebt, was liege 
"on jenem dußerlichen? Bift du drmer , was 
gebt dir ab, wenn du Epriftum haft? wirft 
Du zeiher , was Haft du mehr, wenn du 
‚ Chriftam verlieren ? Mit ihm verlieren teir ung 

felbft : 


Wir Können fagen, wenns man wirklich auf 
jene Ausbeute der Gemeingüter verfiele, wir: 
den fie (wie anderswo ) nur zam Schlimmen 
verbrsuchet werden, und in die Länge den= 
noch nicht hinteihen. Der Gewinn würde 
die Hadfüuhe nur mehr entzünden : und die 
&eringen, die KTorbbürftigfien wurden den 
snindeften Theil dsvon tragen: bürgerliche 
Refchwerden müßten dennoch bleiben : man 
würde ihnen nur andere Tamen geben ; weil 

ein 





54 =—— 


ein Ganzes ohne Beyfteuer, ohne Sufluß von 
feinen Tbeilen unmöglich befteben Pan z 


fEs wäre dann beflee minder haben, als 
nach eimigen Sahren mit fo aroßer Veranız 
mwortung, und der Pflicht der Aiicfgabe sus 
der Welt geben: Bin unfhuldig Leben fey 
das größte Gut; man foll dem Höhern nad 
fireben, mehr aufs Gemüth bedanhı feyn ; 
und diefer wahre Heichthum fey auch der ein: 
ige, den wir mitnehmen dörften: 


Diefes , und anders mehr, fo aränblih, fo über: 
geugend es if, Fonnen wir von der Kanzel fagen ; als 
lein alles Zureden kommt zu fpät, im Fall bie Streng 
heit der Gefege nicht benwirket. Benm größten Theil 
verfänge eo nichts: eine Zuchforbuung vom Landes 
herren, befonders wenn fie mit beffen eigenem Bens 
{piel unterfiäget mid, ifE Das einzige, tuas noch .hel« 
ten Fann: ja and) Diefe wird vergeblich , menn fie 
noch einige Tahre anfichen , und indeffen der Carus 
als auffvefien fol. 


$. XV, 


Hat mar an einem Fefre des Heren zu fprechen 
Cund da fommt eben am meifien Volk in die Nres 
dige ) ift der Schorfam Ten Ebrifti niemals zu ver- 
seen, wenn man die Untertbanen bereden mill ber 
Dberkeit zu acherfamen. Sicier muß eingreifen, 

wo 


a & 2, 


an 





S#t 


wo er noch einen Me vom Chriftenfhum antrifft. 
De Öottnenid gehurchet niche nur dem bimnlifchen 
Baterı er erfulfet it war das mofaiihe Gefeg nad 
deffen ganzen Umfange bis aufs Dupfchen : er nimmt 
wit nur bey der Menjchmwerbung die Geftalt, Die 
hutertbänigkeit, bie Sprache eines Knecchfes ans er 
ehorchet auc) allen andern, die auf was iumer für 
eine Beife des Balers Stele vertreten. Dev Zu: 
ffand feiner angenommenen Natur untermarf ihn dem 
2ilfen feiner jungen Matter, umd feines Näahrvar 
terö, ber weiter nichts, Denn ein Sanbiwerfer geiver 
fen if; die Sage aber feines Geburteurts den Bes 
ichlen einer gewaltfamen, vielfachen Dberfeit. Er 
‚schsrcher den heidnifen Karfern, melde die romi- 
ichs Srenhere gang unterdriifet haften. Er gehors 
Get den raclofen, und graufamen Herodes. Er 
gehorchet ben Sichtern , die ihn beurtherlen,, den Sol. 
daten, bie ihn binden und fuhren: den HDenfern , die 
ihn Freusigen ; beim er betrachtet fie als Werkzeuge, 
dur weiche ber Wille bes Daters felife volliogen 
werben. Briftgchorfem worden bis sum Lod, 
nnd zwar dem Tod des reines. DD meld) ein 
Gehorfam ! und mas funnfe einen Ehriften mehr bes 
fehämen „ ber bey allın Maasregeln feines Dberherrn 
inner auf Nbfichten, Eigenfchaften, Tugenden, Seh: 
ler, Hathgeber zurückfieht: oder duch nur in dent ges 
borchen will, was er gern vollieht, und ın dem er 
feine eigene Rechnung findt ? 


D 4 S. XV 





6 





$. xVI. 


Aber ganz norgäglich haben die Geclforger fh 
au beftreben, mie fie den Parrfinbern Die Gefahr per ° 
Meligion darftellen, menn fie dem Panhesherin den 
ichuldigen Gehyrfam verfaaten. 3 ficht mie biefer 
ohnehin Ihlimm genug aus. Gig wird von allen Serr 
gen beftgemet. Seder Anıflliche Water darf im Eifer 
des Matbhstbies vor feinen. Sohnen aufrufen: pt 
bat fi die Adfart, Sie Strafe, die Zeit des 
Ymfturies , und des Zorne Bortes Horrband 
arnommen. Tiun dann meine Söhne! cifere 
fürs Gefig, und wager euer Heben an Sea 
Bumd eurer Däter. Sm erften Bu der Nas 
&abäer 2. Rap. 49. und 5o.D. Wem alio dag 
Ehrifienthum nit ganz eleihanitig geworden, ber 
fett fich niemals einlaffen, etwas auf deffen Unfsfen, 
and Gefahr zu anternehmen. Sollten wir auch ger 
gen Den Megenten billigeve Klagen finden, als bisher: 
teliten mir on aller onen, wollen wir tuenigfl ben 
Giquben erhalten; und michtt, was biefem Ichaßet, 
Tür gedeihiich, aber vortkälpeft halten. Wir wollen 
elle mit eben gedachtem Wiarbarbias zu einander ' 
faaen: Propitias fit nobte Deus! non elt nobis 
utile reliuguere legem, et juftittas Dei ibid. v. ar, 
Gott jey uns anddia! nein, 05 if uns nicht 
nu vor defen Gefene, und Getrehtiamen 
ebweisyen. So lang aber fein Eintiohus Fenmt, 
der und zu Haden mahet, den Tempel verunteini: 

nr 


ern 


| ,u—— tn 


— 57 
get, dem Matichrift vortäuft, dem Eoangelinin ben 
Krieg anfindet, werden wir ung in alles Ichieur, 
und uns auch uberfpannte Sederungen gefalien laffın. 
Die liebfte Oberkeit wird uns feyn, Die ung weniger 
font, um defio mehr der Steligion au fhunen. O5: 
ze Diefe mänfcpen wir nicht nur nicht begünftigst , 
fondern nicht einmal erhalten zu feyn. 


$. XVIL 


Ss feft, und unumftoßlich derfey Grunde find, 
finde ich doch Feine tauglichere den gemeinen Marn 
sin Schranken gu halten, als diefen, den ih mit gt 
tem Dedadıt auf die IeKt gefparet habe. 


. € fol namlich ein GSeelforger bey jedem ac 
beren Yntaß Die Seinigen erinnern $ ebendarum , wre 
alle Menfihen einander fich felbften gleich find : meun 
fie alle den namlichen Sme, die nämlihen Schr 
haben: und amd der geringfte aus ihnen jur Glit: 
feligkeit erfchaffen ift, sie bie Sachwalter ver Kren- 
beit vorausfegen , fol foderft der Bobel fich niemals 
hengehen laffın, das Soc des Nechts, de3 Gehor: 
fans „des Glaubens von fih zu mwerfen; fonft ware 
er wirffich nicht nur nach eigenem Geftandnif, fur- 
dern auch in Kraft einer worhtwendigen Solge, bie 
man aus feiner wirklichen Unzufriedenheit zu suchen 
hatte, am allerungfücflichften: alle Gemeine wären 
doyvelt aefehlagen. Da fe ißt gegen andere Stände 

D 5 .00 ge 


ES men 

erhalten , aar wenig won der Welt genießen , Famen 

fie wegen der Untreue, und dem Aufland nad) ung 

Fünftiee. Sie würden eher verdammt , als die Bors 

nehmen: und wegen Heiner Befchtwerden, welche fie - 
nimmer fragen twollten, übergiengen fie auf ewig zu, 

den allergröften, « 


Dean aefeht, ed geliinge ihnen auch (das fie fih 
nie nerfprechen Fonnen) «8 gelänge ihnen fage ich , fi 
wnabbangig zu machen : würden fie e8 doch nie dahin 
bringen, dak alle Stände, und Derjonen gleich wäs 
ren. Sa auch Deu dirfer Gleichheit hatten fie nichts 
anders als die Anarchie, das ifi, den Sammelplag 
menschlicher Armfelgkeiten. . Wie man Feine Dberfeit‘ 
mehr bafte, hätte man auch Feinen Schuß; ia 18 4 
be auch Feine Untergedene mehr. Sedem wäre alles 
gegen alle erlaubt. Kaum hatte man fih vom erfien _ 
Taumel feiner Unabhängigkeit erholet, wurde einer 
zum andern eben das fagen, mas dort der heilige 
Epbrsem in einem feiner Werke, das mir nur uber 
fee befigien, gefcäricben hat: Si cuneti mandare, 
atque imperare voluerimus, quis fubditus erit, 
aut ohediet ? Si euncti honorari defideramus, quis 
honorem exhibebit ? ® Wenn wir alle nur bes 
fehlen, nur bersfchen wollen, wer wird dann 
mehr unterworfen feyn, und geborjamen ? 
Wenn wir alle verlangen gleich geebret zu 

feyn, 





Tone I, Grace - latino pag. 76. 


feyn, wer wird uns dann eine Bbhre beweis 
fen? Kinder, und Dienfibothen thaten, mag fie wolls 
tem. Es hatte Yeiemand Fein Mecht aufandere: aud 
wenn ers hatte; Könnte ers nie betreiben; tocil es als 
fein der Stärfere zu beflinimen hatte, und ihm bloß 
der Arm den Uusichlag gabe. Aller Zügel ware 
abgengmmmen , das ganze Holf Kaffe ausgeartit; Drds 
nung, Duhe, Sicgerheit, AWuhlwollen Founte num 
nimmer verlanget mwerden. Wir frhen e8 eben in der 
Derfaflung der Nation, die ihre Srepbeit fo erhebt, 
und auc) bey andern will eingeführt wilfen Go lang 
Sranfreich fteht (es ficht aber unter Kunigen feit fti» 
nem Urfprung , daß ift aeyen 1400. Sabre ) hat es 
freylich in dee Meihe fo vieler Zeiten nicht nur gute, 
fondern auch fhlinmme Regenten gehabt ; doch wird 
man Feinen finden, ber in 40. Sahren fo oft defpor 
sich gehandelt, und fich fo viel erlaubet hatte, ald der 
anarchifihe Babel nur in smenen. Man bat fogar 
in offentlihen Blättern vorgeleget , daß Die Zahl jes 
ner , welche die Hievolution durch Schwert, Ctrick, 
Gift, Hunger, Elend anfgericben hat C ber umäbli 
gen, aud) geswungenen Answanderungen nicht zu ae 
denken ) alle Tudtenliften des Ichten Türfenkriegs bey 
Auffen, Gefterreihern, ınd Türken zufammens 
genommen, un mehr denn 40’oco. Überfisigen. 


Alfo denn wärdige Priefter, und Geclenhirten ! 
biefe (hrektiche Auftritte muffen fie zu ihrer wichtigen 
Abficht benägens und noh bevor das Volt unruhig 

wird, 


69 ren 


Em me. 


eird, Das jenige, mas «3 anf ungeisiße haftet, au 
gen das, mas ed ficher an verfpivien bat, abmägen. 
Mit dem allein ifl bey ihm alles gemunnen. Hier 
birgt die reihefle Uder, Die fruchtbarfte Quelle von 
allem, was auf felhes Eindrad mache. Es muß fih 
haben fallen, und anf jene mistramfch werben, tel 
Se fgeinen zu glauben, ihr Berderben fen nicht vol: 
lendet, twenn fie wicht auch andere, die es nicht ein 
ichen, mit verwisfeln, und bineinziehen fonnen. 


Kradı fa Fahlichen Lehrftüden, welche die Treue 
nächlt ans Herz legen, bin ich noch) auf einige verfals 
den, welche wir in einem befondern Kapitel zu ermär 
gen haben. Ach fand namlid), die gemeinfte Klage 
beyn nicbern Stand laufe dahinaug, Bag er niche 
aur am wenigften geachter, fondern au am 
anetften beihweret werde: Giemit nah id min 
on, mid aber den Einwinf ausführlicher cinzufaf. 
fen, und die Begengrände fo auseinander zu frgen,; 
Baf auch die Eigenfinnigften darüber berufiget tere 
den Fonnen. 


(ee 


Das 





Das, Kapitel, 


Befondere Gedanken uber das, was gemeie 
ne Leute am vfteften unachaften macht, 
und aus ihrer Fallıng beinat, 


Hy einnerfiandenen Ziurkiarer, Wäurer, le 
Iuminsten, Volfsfreunde, Dımofra: 
ten, Übgefandte des Blubbs, Trompeter Ser 
Srerhet ic. wagen fi nicht gleich an Leute von 
einigem Nang, rent fie Feine perfünliche Urfachen il 
fen, wegen denen fie diefen mit ihren fehnäruterfchen 
Predigten wilfommen find. Gie verfuhen ihre Des 
vehtfanmfeit lieber benm gemeinen Maune, beiondburg 
wo fie ihn für gebrüdkt, und miöveramngt Kalten. Sie 
haben auch für Diefe Maahregcl ihre guten Urfachen. 
Denn der Bobel hat nicht ne minder Einfichten in 
ihren vermönfhten plan: er laßt fi au leichter 
heraus: und giebt ed gern gu verjieben,, wenns ihn 
nicht nach feinen Konzepten gebt, und cr was iu Ich 
den hat, oder in Vergleich mit ansern Ständen I&iwes 

. ter beladen if. 


er 


Bar Gott, unb der Drrsauft giebt 25 anfer fo 
vielen, und verfchledenen Gliedern end Otucte feinen 
Unterfhied ; weil man baben Feine Wahle Bat: und 
ein jeder in der Klafte bleiben uf, Die ihm Beburk, 

aber 





62 eeceinde 

oder DBorfchung mie} , Diele gelangen zu anac ho: 
bern Stufe, die doch nicht den germafen Dorzug Bas 
ben. Noch michrern wird die niedrigfte zu Ihel, 
obfhon fe niht nur Gaben, fondern aud) Tugend» 
und Berdienfte halber fih überall Epre machten Ih 
fage aber noch mehr, und behaupte: wenn ed mirke 
lich) einen Unterfchied unter den Ständen gäbe, mühe 
te ih mich immer für jenen der gemeinen Lunty cr 
flären, wenn fie fich in: diefen zu fehiefen willen. 


Einen fo feltffamen, dem Sihein nad miberisre 
enden DBortrag Fann ic) fugar aus Dem erwerfen, 
wegen dem man gedachten Stand für unglüftih Hält 
Sehet wie ih rd angche Der. Stand dir gemeinen 
Leute Tann nur daram misfallen,, weil er für ver: 
ädhtlich, und befäwerlich gebeten wird. Nun 
aber And der Gründe nicht Dann genug, da er an 
fi) FEB Niemanden jur Unchre aereihes Daneben 
aber Zederman ganz befndere Vortheile gemähre; 
fo bald man, tote ih fon woransgeferet, SO de 
vinn betragen mh, weis deffen Borkhriften Tanten 
Der Shah wird birfer fen, men folle fi nicht 
ur 2% frieden flelien, fonbein aufs dem ern , Dit 
uns ın feiben asfeher bat, täglich Dan? haflr erfiate 
te Hier find zween Sage, weihe einzela mufer 
wrärtgre igerdei 


Der 


—— = 65 


. Der erite Gap. 


Yen belt den Stand gemeiner Leute 
für verachtlich ; er gereicht aber Kies 
manden zur Unehre. 


Adam Beweile nehme uch forderft die Lehren, "und 

Fhaten unfers Seliamachers ; welde fo lang mir 
gedenfen Chrijten zu bleiben , unfre befte, sa untrün- 
lie Sihtfhnur find. Wapit dann im Evangelio 
nber den Bunft genffenbaret wurden, und was hielt 
Sefus Chriftus vom Stand der Armen, und ges 
meinen Leute? Er hat ihn wirklich den übrigen , bes 
nanntlich jenen der Keichen : und Doinehinen burg. 
gangig, ohne Ausnahiy ; vorgezugem 


Erin Umgang, und feine Predigten find vol düs 
von. Er Fatın der Armut nie genug Rob fprechen s 
er enpfielt fie allen feinen Unhangern : er faget, was 
man ben Slrmen thus, toiederfahre ihm feibft: man 
Fonne fein wahrer Nachfolger, fein Jünger, oder As 
poftel nicht feyn, man Fünde dann feinen Beligunarkh 
auf, Er verfihert den reichen Jungling , der bie Bea 
bothe von Kindheit an gehalten, Das allein gehe ihn 
ab, daß er viele Güter Habe, und Fein Amer fen, 


Was er mit ben Worten geichret, hat er noch 
mehr im Merk gegeiget. Er Eonnte alle Schage ber 
Belt haben. Denn er var ununfchranfter Herr das 

Yarks 


34 we 

53% Gie geboreten ihm; nicht dem Teufel, der fh 

unterkanden hatte ben der Verfuching ihm ale uw 

zutragen , im aller fi bequeinen Eönnte nach Teinem 

Shen zu than. Er bat fie aber ber Yımuth toeif 

aachaelest, oder vielmehr breie ifi fein einziger Schag 

geniien. Wegen uns ifl er arm aeworden, Da 
er reich War. * Degen und, verfichet es nmohl! 
denen er bie Armuth verehrungsiwärdig machen, nnd 
den Werth derfelben fo Darthun wollte, baß wir wihts 
mehr Dagegen einzumenkan hätten. Der heilige Ber: 
nartue , ber vom Geifte deffclben ganz eingenonumen 
wor, und ale Hoffnungen ‚der Zelt aufgegeben hate 
&, braut,i Hige einen flarfen Uusbiud, und jhreißt 
mit einer Art von Extüdung, die man ihm gern 
vergeben wirb ; der Deilend fen eigentlic) aus Liebe 
sur Kenmub auf bie Erbe geloimmen. Sm Hummel 
habe ex fie nicht gefunden; auf Erben aber babe er 
wohl gewagt, werde er fie überall anireffen ; tell fie 
auf diefer ihren, Sit; aufgefchlagen harte **, und ges 
wiß 

BEA EOBE BE 2 Se Sn a nn a 

«a Fropter vos egenes factuseft, cum efiet Eives, II, ad C9« 
yinthlos cap. 8. V. 9% 

*%* Ommiem zeterea in coelis affluentia Fuppetebatz fed pau= 
pertas non inventebatar in eis. Porro in terris abun- 
dabat, et furerabundsbat hac Tpeiies, et nefciebar 
homo grettam eius, Hane ätaque Dei filius concapi« 
icens, veftendit, ut eaın eligat fibl, et nobis quoque 
fua seftimatiohe fariat pretiolam, Sermone 1. 1% Pigte 
da Narieitaris, Wie groß man der Werth feiner Are 

ana 





65 


wis aid er gebohren worden, ward fie ibm ganz ius 
Theil. Er Fam in ein fremdes Ort, wo ihn nit 
einmal die Geinigen aufnehmen mollten. Er fand in 
ganz Bethlehem Feine Herberge So tvurde fen Pas 
Taf ein Stall, feine Wiege eine PVichfrippe, feine 
YAufwart ein Ob, und Efel. Yun laffet und erft 
fein folgendes Leben durchgehen. Zwolf ganze Jahre 
zug er in vinem entfernten Lande gleich den Dettels 
leuten herum. Daranf bat er achtjchen Jahre in eis 
nem engen Hauschen fih mit Handarbeit ernahret 
Den dem Bredigtamt hat er vom Almınfen gefebet. Er 
nahm fih des Pobels alfo an, als mare.er Hauptfachs 
lich wegen ihm gefendet worden. Der Geift des 
Seren bat mich gejibiefer den Hemer au pres 
digen *; ja unter den Kennzeichen, er fen der Mefs 
fins, gab er and dirfes anı die Hımen befoms 
men Unterricht, ** „ Er hatte gar Erin Eigentum: 
und fagte wohl recht von fih: da fu gar die Fuchfe 
ihre Grube, und die Vögel ihre Derher hatten, har 
be 


muth in deifen Kindheit, und übrigen Sahren bev und 
allen feyn folite, Kat er anderdivo Sermzone 4, in Figl- 
tia Netivitaris mit befonderm Nahdrud gegeben, al® 
er fagte. Pretiofiores panni Salvatoris omni purpura,, 
et gloriofius pra&fepe auratis regum foliis : ditior deni= 
que Chrifi paupertas cunlis opibus, eunitiisque the= 
fauris fzculi, 





» Beym Lufas am a. Kap. 18,8. 
»* Ehendafelbit am 7. Kap. 22. U 


€ 


66 — 


be er niet fo viel Das, auf dem er fein Haupt auf 
Ihnen Fonnie- Self am Tage feines Trinmphs ift 
er nur mit Bolfsfchaaren umgeben, mit einem geborg: 
ten Lafichier zu SJerufalem eingezogen. Was aber am 
mieiften faget , hat er fo gehandelt, da wr vom Ge 
branch der Güter nicht? zu befahren hatte: auch gar 
wohl mußte, daß die Juden feinen andern, als reir 
ben, und prächtigen Meflias erwarten. 


Wie er nun arm aefcbet, fo ifi er auch in der 
Yrmuth geftorben. Er hieng am Krems ganz Hop: 
und ward von diem abgenommen ohne ein eigenge 
Grab zu Haben. So gar bey der Auferfichung , und 
der Anfahrt nahm er nichts mit fih: und ließ der 
elr alles, wag ihr gehurt, fagt Bernasdin von 
Siem. * 


Wie er nun die Hohfchätung des gemeinen Stande 
an fich geseiget,, wollte er fie an allen den Seinigen 
blicken laffen. So heb ih feine Deufter, und fein, 
Nührvater gewefen, mußten fie doc jo ar an Hab, 
als veih an Tugenden feyn. Gein DBorläufer muß: 
te in der ÜBujle woinen. Geine Jünger waren Fi: 


iher, 











* In koius fponfe firitis amplexibus animam emihli : 
ner ifta fandiffima iponfa refurreiioni tux defait; 
qu:a in eius amplexus gieriofe relurgens, In fepulchro 

. omne inutllatwin, et adventitium reiigufi, Hanc te= 





cum alportafti ad ceelos, mandanis relinguens omnia, 


ur dunt mundi, Sermens TI de ofle Resstisadinibus 


jeher, und Handwerker; die aber mad Gefafen, müßs 
ten es aufgeben, und fi) bey ihrem mie mit Av 
beit, lmofen behelfen. Die erfien Ehrifien, teie 
ihnen die Heiden oft vorwarfen, Waren vom gemei- 
sen Haufen: und die Vornehmere behielten nichts für 
eigen. Es war bey ihnen lauter Gemeinaun  Shre 
Yacfolger , die Heiligen in folgenden Zeiten, wenn 
fie ebedeffen von Yang genejen, stwürdigten fich bis 
zum Bolf herab ; ja felbft die höchften Perfonen ber 
bielten im Glanz, und Nleberfiuß ihres Hofe bie Lies 
be zur Demuth: und wandten die Schage mehr fur 
Gott und Dürftige, als fih felbftien an. Verneb: 
met Doch meine geliebteften Bruder! fagt der 
Spofkel Iafob am 2. Kap. feines Scndfehrei- 
bens 5. D. har nicht Gott die Armen diefer 
Welt auserwählst, die defto reicher am Glaus 
ben Waren, und Erben des HKeichs wurden, 
035 er allen verfprocden, welde ibm mie 
Kicbe zugethan find? 


Man Fan die Borzige des genseinen Stande nicht 
höher treiben. Die Brube ift yon der Nchtung Got 
te8 hergenommen, tele und unmoalicd) beirigen 
Fann. Nam wendet fe an, amd ziehst eine Felge 
darand. Die Belt verachtet , amd verahfckenst Dies 
fen Stand; Coriftus fihager ihn, und mwahlet ihn 
fo gar für fh, und die Seinigen. Die Melt fieht 
auf die Boraehmen,, und Neichen; Chrifkus zieht bie 
Genseinen, und Armen vor. Die einte Karten nur 

€a Ri, 


| 





68 


fih, und andere betrugen ; weil beyde unmöglich recht 
haben fonnen. Welche irret dann ? Chriftus , die 
ewige , urfprungliche Wahrheit ift untruglich ; hiemit 
irret Die Welt: und Fein einziger, der nur dem ins 
nen nach ein Chrift ift, Fanıı ihr ohne Unbilo Chris 
fti mehr beypflichten. Er würde feinen Glauben vers 
vathen : und da er vertwärfe, was Chriftus geiwahr 
Tet: Haffete, was Chriftus gelichet: verachtete, wag 
Ehriftus geehret hat; mwiderfpräche er dem Geligs 
macher in einem der wefentlichiten Punkte feiner cha 
ve, welder mit feinen, und der Seinigen DBeyfpielen 
bi8 zur Dertvunderung beftattiget wird. Dick ift eis 
ne Schlußrede des heiligen Bernerdus, mwılder 
Niemand widerftchen Eann, welche alle Ausflüchte ad- 
fehneidt, welche jeden, der anders lehret, zum Vers 
führer machet. * 


Betrachten 65 doch gemeine Leute, und erfreuen 

fie fi) ! Videant pauperes, et laetentur Pialmo 68. 

v. 33. Sa wohl ud) eures Standes fihanen! zur 

Ehre follet ihr ihn anrechnen. Sage die betrogene, 

und beträgeriche Welt, was fe ni, Weil Niemand 
an 











-* Aut ifie fallltur , aut mundus errat, Sed divinam fallt 
impofibile eft fapientiam &c. Idergo meltus, id uti- _ 
hus, id potius eligendaom : et quisquis aliud doceat, 
vel fuadaat, ab eo tanguam a fedufore cavendım, 

ermone 3, de Narali Die, Un® wiederum ebenda? 
feldft. Vos eligitis, quod reprobat ilie! Quis pru= 
dentiore duobus? Cuius judieism jufius? 


— 69 


an fi anders als in den Yugen Buftes ift, Tann 
erh das Urtbeil des Hinimtels bald fihadlos halten. 
Siehet, und ehret euch Dieher, 9! fo verachter alle 
Berachter ; ja babet Erbarimiß mit ihnen. So tue 
nig fie diefe verdienen, fo fedürftig find fie ihrer. 
Meitet euch der Schimmer anderer Stände, flellet 
ihm jenes Yrtheil entgegen.  Gedenket: je fhlechter 
ich bin, Deflo gleicher bin ich Dem Gottirinfchen , 
welchen: nacjfolgen nicht ner die groffe,, fondern aucp 
Bie einzige wahre Eher bey dem ifi, der im Ehriftens 
um feben, und fierben mil. GSelbft die DVorueh: 
wien, und Reihen , fo vom Geift der Welt nod nicht 
angejteefet find, werden euch vet geben: and fich 
ber ihren Stand einzig me diefem teofkn, daß fie 
die Ehren, uud Guter zu ihrem Seile brauchen , oder 
wenigft das. Herz nicht bavan heiten. 


YH Bin an dem Drte, wo ich die ubernaturli 
Gen Gründe mit den Wien zu verbinden bar 
be. © geiaer fih von mehreren Geifen,, tie Mer 
sig der genteine Stand einem Menfchen zu Unchre 
gereichet. 


Diefer Stand ift der ältefte in der Reli. Er 
ift der Stand unfrer Urvater, die bey minderer Mit 
zahle Menfchen um Feinen andern mußten. Geltft die, 
welche zır Befehlen gehabt, waren ohne Titel, und 
den übrigen fo gleich, als ikt die Aeitern ihren Kine 
dern, und Snverwandten. Shry Gemalt befkud im 

Ez Kun 


a SEELE 


After, im Anfeten, im Zufesuen. Gie henfcheten 
lfo über nichts , als bir Nie Derzen. Man befahl 
ohne Zwang, und Stol; man gehorchete ohne Furcht, 
und Dienfisarkeit. * ft das Fein Vorzug fi) in 
foateften Zeiten feinem Urfprunge, jener noch wicht 
befangenen Bernunft, der allererfien Einfalt und Un 
Ichuld nahern ? 


Der gemeine Stand ıft au) der nothwentig. 
Be. Denn. er arbeitef am meiften, er nimme andern 
große Hefchwerden ab, und hat alles, was jene ge: 
rathen, befohlen, auszuführen, und ınd Werk zu fes 
ser. Dhne ihn Fonnten die Großen weder angefer 
ben, noch bequem, noch ruhig, noch zu frieden „ 
‚ noch ficher feben. Hörete:der Bauer auf die Erde 
za bauen, fänden fie nichts zu effen. Mit allen ih» 
von Koftbarfeiten, und Neichthümern Eönnten fie nur 
Die Augen wenden. Bey der Sandlung muß mie 
der der. gemeing Mann dere feyn, und jeder 
Sabrif, jeder Ein: und Ausfuhr das Leben geben. 
Für die freyen Runfte, für die Kechte, für dag 
Bebramt, fürdie Seelforger, und den Kirchen: 
Sienft wird immer der fiarffte Ausfhuß aus dem 
Rolf gemachet. Diefes liefert Leute, fo ben allen 
jenen Bedurfniffen ded Staates fi hervorthun. Der 
gemeine Stand ift dann in jeder Negierungsform , was 

die 





® Offeinm erat imperare , non regnum, fagt von ıhnen 
- SENECA Zpifola go, poll, inıtium. 


— 7 I 


die Grundlage: er erferet jeden Abgang: er erbalt 
alfes im feinem Gange, er macet am Korper Art, 
me, und Füffe aus, die andere Theile richt eur fchi- 
sen , fordern auch tragen muffen. Uber nirgends zeigt 
fich das beffer, als im Arieg. Unfihrer, und Des 
fehlshaber find die Triebrader eines Swerd; aber Ges 
fahr, und Ungemac, trifft den gemeinen Mann. Für 
ein Stif Brod giebt er fein Blut: und da Die in 
andern Standen nur zufchanen, muß ex Bas Erden 
wagen. Das hat gemacee, daß wir fo viele Ede 
leute Haben. Gie find cs im Feld geworden. Ahre 
Stammvater waren Gemeine, die fih dark hevasrı 
thafen. Darım if der Höcl ein Verbienft, welches 
die Nachkommen nur befhämer, wenn feed nicht 
fortfegen. Berm tapfeın Burger hatte er feinen An: 
fang: beym ausgeartefen Hüte nimme er fein End. 
E3 bleibt ihn nichts aufer dem fremden Nanien, und 
der eigenen Madel. Webrigens gleidseie Fein König 
ift, der nicht von Bonern, fo it kein Bauer, ber 
nicht una Königen Fomme. 


Durch derlen Nuckjichten ift Bis zur Uchersenguna 
dargerhan, ber erth eines Standes lirae nicht in 
ihm, fendern in Erfüllung feiner Pficpten. Si dann 
einer vom unterften Pobel, der fo gar dienen muß, 
Fann er fich im Dienfte vor feinem Herrn ausschmen, 
wenn diefer weiter wichts ald den Heren macet. 


€4 zu 


72 a) 


Zu dem Font, daß wenn ein veblider Manıt 
Khonan fih thasbar ift, er im niedrigen Stand nur 
schabener noerde. Diefer macdst feinem Lichte ven 
Söhatten, dad es mehr auffcht, und herausgefrichen 
wird Sewik ein felcher wife im Berborgnen alfemal 
weniger Ermunterung, aber mehr Schwierigkeit beym 
Berdienfle an; hiemit Faun er eınzig nach hohen » 
nach vollkommenen Begriffen handeln. Seine befun: 
dere Gaben verdienen Achtung; weil fie Gefchenfe dei” 
Himmels find. Er denket dann: oben fe in der 
Lage verfannt werden, in der ich mich befinde, will 
id) doch felbe, weil ich fie nicht bloß für mich, fon. 
dern auch andere , denen daran gebricht, erhalten has 
be, jo wohl verwenden , als es die Umflande erlauben. 
IH will bey den Werhältniffen, in denen ih) mit jes 
dem andern fiehe: bey den Beziehungen der Natur, 
die fich mechfeiiweife auf einander berufen, fuchen nüßs 
lich zu feyn , ohne mich der Ehre halben zu befunts 
mern. Das ift aber eben, was diefe am meiflen ver 
bien. em ads allen dort lebenden Menfchen gebüh: 
vet miche Mchtung, als dem Gofepb in Neaypten ? 
Er ıf aber in meinen Augen ungleich größer beum 
Skavenftand, ald auf dem Thron. Er’ monfte fo 5a 
dienen, daß man fih fchamete ihr zu befehlen : und 
da man-ihn Defrosgen dem Haufe vorgefehet, moußr 
te er hintoieder. fo zu befehlen, dakiınan fih ein Vers 
grügen machte ihm zu geboren. Er fcheuete die 
Fisdrigkeit nicht, in melde ihn Gottes DBorfehung 
yeiräst hatte; nur vor den Mangeln , Niedertrachlig: 

Fils 





73 
Eciten und Lallern defiiben nadtın sr fh in Adi. Dir 
vum olanete er fo in der Dinfelheit, und lkffim 
Kekr. Daer Herr uber fh füllen war, beit 
fehete sr auch) im Dienen; uno die dieneten ab, tech. 
che ibm zu gebiethen hatten. Ber heilige Ambros 
ftus Haf die Urfachen diefes Norguss bey ihn ganz 
eingefehen. Denn aid er Zpilldia 2. alas 34. etıq, 
ad Confisntium fein Betragen eriougen hatte, fehrieh 
er darüber eine Urmerfurg nisder,, bie gewiß gefalit, 
Er war vom Stammen Ybrahens, und 
woufte gar aut, aus weldbem vornebrien 
“aufe er hervorgegangen. Darum aber acbı 
tere er die Dflishten eines Bedienten für Feis 
ne Einiehrung defjelben; fondern machte die: 
fes sun Antrieb feinem Seren nur befio reits 
er, und eifriger 3u dienen, als e» ein Ge 
meiner thäte, Denn er bezte reif erwogen, 
das habe wenig zu jagen, in welchem Stan: 
de man fich rechtihafen Jcige. Der Zwei 
alles Buten fey, fib ın jedem auszeichnen; 
ja es Habe mehr Vorsue, wenn vihmlidr 
Sitten eine Empfehlung kes mubrigen Stans 
de5 werden, als wenn dr vühmlihe Star) 
Frachfihe für niedrige Sizien fodert. Eirlent 
verto herrlicher eine Lugend, je winiger Jar, 
läße: und je fhlechterer Wertseug zu Chr 
geworden. Alfo diefer biredtfane Lehrer. * 


me 
® Non profapice nobilis conlcienria quali germen Al 
mitarum weliguatus eit ebieqia vernacula, fafidiz 








Die-Bernunft dann fiebt nirgends auf das außer 
liche einzs Menichen; nur bey der Eitelfeit ift alles 
zum Schein angefehen. Nein, fo tboricht wollen wir 
niemals denfen, wie fo viele, die eben darum, dafl 
fie nichts zum voraus baden, von befferer Herfunfs 
feyn wolta, als fie wirilih find. Sie fhamen fih 
ihrer Vorfahren, die doch viel beffer waren. Da: 
rum fchreiben fie fih von: und lafien fich guerfi von 
ipren Dienfisothen, hernad) von Tellerfchledern gnds 
dige eren fohelten. D mie niedrig! o wie belas 
Genswerth! Wo liegt Dann das Eut, son dem fle 
fi) berfchreiben ? Weg find das für Gnaden, welche 
fe ausfälieffungsteeife begeigen , oder abfchlagen Fün: 
von? Se vfter man folhe anfieht, welches Unglück 
einem leicht begegnet, dijko weniger Fann man fich 
des Gedanfens erwehren , auf die Art waren fie nod) 
weniger , als nichts; weil fie, um mas zu fiheinen, 
ihre aufucht bey der Zalfchheit nahmen, und fh ın 

Kopf 





degenerem conditionem; fed magis guavum le, ac fi- 
delem herili imperio prabsit ; alto intendens conhlie, 
nihil intereffe,, in quo Ratu quis probabilem fe pra- 
ftaret; fed illum efie finem bonorum, nt in quocun- 
que fkatu probarentur : illudque praecipnum , fi ma- 
gis mores commendarent flatım , quam ftatus mo- 
ses, Etenim quo ftatus inferior , eo virtus emi- 
nentior. Eine andere weitläufige Stelle, aus dem 
heiligen Chryfoftomus , die über eben dieg Betragen 
Sofepbs in Sklavenftand nach mehr verdienet behetz 
ziget zu werden, Tabe ie een am IL. Zasiteh 4. Se 


wamılylanın 
anemtuet, 





= [1 
Dosen nennen 1 , 


Kopf fegten, jene, weihe. wur gar zu gut mwiffen, 
woher fe find, merden fie num mil ganz andern Qns 
gen anfchen. Es if ungesresifelt, dap fe ibnen das 
dur nur Stoff an Spotterenen liefen Das eine 
jige, was ihrem gemeinen Charakter einigen Merth 
bepfegte , ware die Vefcheidenheit, mit der fie fo nie 
dertrichtige Anmaflungen verabicheneten. Eben die 
Mafigung, eben das Flägere Petragen wurde, 100 
nicht fie adeln,, doch wenugfi.zumsgebringen,, daß Nie 
mand mehr über ihre Berfonen hınausdachte. Da 
fie aber zu Blod find fich der Eitelkeit zu erivehren, 
tooffen fie ung lieber zum Hohn dienen , die wir ihre 
fhlehte Seite, ihre ‚innere Schwachen fun langer, 
als diefe unbefugten , ja widerfprechenden Zitnlaturen 
fennen. ih war vor wenigen Fahren felbft zuge: 
gen, ald man wen, der fih eben die Drähe nahın 
feine Wiege zu vergolden, und darum nichts mit 
Gemeinern haben wollte: den Vorwurf genachet , 
ob dann feine Gläubiger, und jene Weibs- 
perfon, welcher er die bejien Stunden fihen: 
fete, auch) von Adel wären ? 


Han Faun heut die Leufe nie nenmg; gegen Eitel- 
feiten verwahren, welche die Begriffe ded gemeinen 
Manns taufhen, aber jenen, fo über ihn hinweg 
feyn mochten, dennoch Feinen Vorzug einraumen, 
Tran muß ihnen dann fo mohl bey gefuchten,, als 
gefundenen YUnlaffen folgende Wahrheiten einpragen- 


au 


. 4 a 
di 





Ye Wohlverhalten, nur wahres Berbienfi 
it, niit dem man (ih von andern Ylenihen 
snteriheiden Fam. 


Welder was mehr Teyn will, als andere, 
made fih eben darum anbeifbig, Pierfeiben 
auch wirrih in der That, und nice nur 
dem Schein nach zu Hbertreffen. 


ws it fehr verFehrt fich derer zu fhämen; 
welde uns geseäget, und erzogen haben: 
und Fein ußerlider Schimmer ift fo groß 
Tisfe (hlehte Dentenseart zusudscden. Doc 
verdienen int die meißen Aeltern deriey Uns 
dont; weil fir felpft fo tbörit find igren 
Rindern jene Begriffe beyzubrinaen. Denn 
e5 giebe feiten mehr einen Dsarer, der nicht 
Tag und Vlacht forget, feinen Sohn zu was 
böberem su maden, als nur er gewefen if. 
ine Sache) welde ich immer für eine Jaupt: 
quelle unfrer Webel angsfegen babe; weil 
fie mt nur den Aurus, fondern amıh die 
Ungerehtiafeit dirfes WWcitgangs bis zum 
fEnıiesen beforderre, 


Ainftatt andere zu verachten, die was Wer 
riser als wur find, follten wir vorderft die 
Sofare unter die Söfe nehmen: und viel 
mebr nit lafterhaften als aeringen Keuten 
mise gemein Daben wollen 

Bine 


—n a. 


ii 


a 


ine ungebeucdhelte Demutch , wel a8 
von Selbfifenninig, und tieisen Einfichten 
berföomme, ife auch vor der Yüelt, und obs 
ne Andfihe aufs Evangelum dev größte 
Glanz. den man eines Dirfon Fann biyles 
gen. Sedermann muß anf fir sufmerrfur 

werden : ederman meh ib Geredtiskeie 

wisderiehren letfen. 


ee 


Weser ein an fih Kleiner iind ran 
von einem größern Veter echöohet, nod) cin 
großer YWiann von einem Fleineen Vater bir. 
abgerst werden. 


"Ye vielen Rindern wäre beiier, fehl 
ten genteine Beltern gebebt; und wie viele 
Heltern wunfichen,, ibre Binder hätten nie 
mals viel Huffeben geimachet ! 

Gleihwie vermeynte Vorzüge, und bio 
Ge Litel nur van falfiben Vorftellungin Foms 
men. Die sion ch in feinem engen Wirfinas: 
Freie feloften machte; die aber den Mienfiber 
viel mehr fehlechrer als befier zeigen; fo darf 
im Gegentbeil ein gemeiner Wann nch den 
Begriffen von umfrer Befmmung niemels 
fürdeen,, Daß fein Stand vom Orrdienft fehr 
entlegen jey. Mr Fann fih unter bem acs 
meinfien Haufen edel betrogen : 1° das Pri, 
vatleben rann ihm fiats alles Ranas, aller 
KH- 


5 See 
KEbhrennämen, aller Xemter, und verweltusr 
gen Sienen, 


Viele Särften, und Aonige baben vom 
Durpur lang nieht jo Glanz erhalten, als 
tie ihm ducch die Tugenden, und vordcerfi bie 
Befcheidendeit beygelegt haben. 


Bin rechtfebaffeer YıTann gebort fibon nims 
mer zum gemeinen Sanfen: und wenn er 
such nie in öffentlichen Angelegenbeiten vers 
wieelt wird, Fann cr doh alle Gandlungen 
nach Gottes boben Narhiehlüffen erheben, 
und fo wohl Zeit als Kräfte zum gemeinen 
Beften verwenden, 


50 gar aus feinem eigenen Krunen Fann 
viel gemammmiges eniftehen, 


Kriebe nur feine Kinder, und Tachbsren, 
fonvern such andere, die ibn Fennen, zier 
ben Vortbeile von einer Nechtfcheaffenheit, 
die iyiııen in de Augen leuchtet. Kin folcher 
Mann madr die Cugend beliebt, und ver: 
fiheut 049 Aafter von einer ganzen Gegend: 
is eben defwegen, weil er Fein unfchuldiges 
Vergnügen ftörer, halter manden von Schul: 
digen ab. 

Die Treue, die Gefallig = und Dienftfer: 


tigfeit, der ernfte Wunfch , daß jedem wohl: 
ers 


wrache: das werfthatige, allgemeine, befiän: 
öige, ja gänzlihe Beftreben nah Krfälling 
feiner Dflichten , bleibt felten ohne Auffeyen. 


"m allen Ständen erhält Feiner fo leichte 
Ban bee Vrrnünftigen, als der fie nie 
gen Fe Get, 


Die Würde der Bottesfuccht, und Ciäche 
ftessl.cbe sjt Yo be n Ur, dad fie auch Bey Hl 
fen Aufentbalr die Hoheit einer Seele wahr: 
nehmen nıachst , und auch folbe, von denen 
mans nie cewarter hätte, gleichfam anhält, 
848 fir ibr mir Khchszeugung begennen. Tan 
erziblet eınendir, Dep er niemals Fleus, 
und fich über Ciiemand befebwere: man bes 
wundert fein Deyleid gegen Unelüdliche: 
man lobet die Grofmuth,, aus der erszudl. 
lem Gutm das Seinige mir Freuden ber: 
träge; und mit dem Fann er fo wohl die Ihe 
sen ermuniern, als die Tugend annclbelten 


ah immer giebt 85 cdle Serien, aber 
ungleich nichr unter gemeinen, als vorneh: 
men Leuten: und man Bat eine Sersensluft 
mit ihnen umzugehen. Die Seltenbeit macht 
fie nicht nur Foltbarır , fondern arnıh anzeneb: 
mer. ch Habe mamıben Bürger, und Baur 
ven gefanrt, die in wehren Anfeben frame 
den Sie hatten irde Lat getragen, jede 
f Shuls 


82 a 


Schuldigfeit entrichter, mit den Schweiß 
des Angefichts Die ihrigen durchgesagen,, auch 
alles Wohltbun mit Geinsfhdgung ibrer 
felbft verbunden; Das 308 ilmen bald den 
Ylamen des Biedern zu ; den andere Grofe: 
fo neben ihnen; wobneten,, weder mit Geld 
erkoufen, noch mit ıbrem Pracht, und vie, 
ten Titulaturen erfenen Fonnisn. 


Geblendete Augen feben alles ungefeben. 
Was aroß if, wird bey ibnen Klein. Xes 
wrsöteten fie alles aus dem vehten Gefichtes 
punft, wurden fie im gemeinen Stand, in 
Ben fie lauter Zwergen 3u feben glauben, | 
manchen Niefen entdecken, . | 

Die Rehtiharfenheit Fann durch das, | 
weil fie Onrftig it, nur bey Choven verle: | 
ven; bey Dernunftigen gewinnt flenod. Das 
baden fo ger unter Heiden viele Dichter, 
Bedner, Weltweife angemerfet. 


Diele achte huftüch , und acht» philsfophifce 
Srundfage fihließe ich mit folgender Betrachtung. 


@3 ift fihon oft gefehehen,, daB der Große bey 
der Ragd, der Miife derm Spaziergang auf einen 
gar ehrlichen Bauren Rieden. Ge fprachen ihn mit 
Vergnügen, fie folgten ikm b13 in feine Hüfte. Dee 

big: 


8E 


bloße Anptik reißte fe; und fe pflegten bernad) öfs 
ger su fagen: Die Einfalf jeines Bekragend, Die Stine 
me der Tugend, and De Dufriesenbsit feiner Sigfe 
barte anf fie fo art gewirdt,, dab fie Ddiefeibe ohne 
Sührung nicht hatten aushalten Tonnen. Sa gewiß, 
in einen folhen Kaufe vereiniget fh alles den Ne 
Beustenfößen zu erbauen ; fonderbar wenn man auch 
an den Rindern die Züge der Sronmigkeit ihres War 
tere wahruimmt. 2m jeder Unwort, und Erzchlung 
Ande man Meig, Empfihlsng di3 Gnfen, und bie 
Sremmdfckaft mit Gott. Dan Farn alfo von folhen 
nicht weggehen ohne ihr Andenfen mitzunehmen, und 
behalt auch nach Umfuß der Sahren für fie mehr 
Hodadteng im Hungen, als men in allen Balallen 
fanmsit, deren Einwohner ihre Hoheit im äuffira 
Habın. 


Die Zugend vergiebt nichts vonihrer Zhunde , fie 
mag Mmahnen wo fe will. Sie verichlinst allen übr 
rigen long, von dem Fchlecitbenfende Menfchen fg 
jehr eingengiminen,, and Bingeriffen werden. Ben eis 
wem Geringen, welßer Gott, nd den Menfchen 
treu ii, trachii Die Berehrung mi den grauen Hägs 
ven. Gier bealrit Ihe ins Greb; da Abelice, und 
Keiche feiner Girgend kangfl verasffen find, redet noch 
mancher von ibn, und faget. torun in Iedem Ort 
einige Hafer waren, mie Deilen feines war, win 
den fie das Heil ganzer Gemeinden werden. 


% Die 


32 en 


Diefe mad andere felche Beirachtungen Tann Nies 


mand aufiellen, ohne bem Geelforger, der fe eine 


fcharfit, und am rechten Der, zur gelegenen Zeit, 
wiederholt, den Berta zu geben. Der Zuhorer 
darf feinen geringen Stand nimmer für veragtiic) 
balten; und da er Far fieht, der gereiche Yirmand 
zur Unehre, befordere die Tugend, pflange die Ge 
finnungen venlicher Borfahren , die auch bey fhlimm: 
fier Meaterung, und harten Beoräckungen viel vers 
gnügter lebten; bleibt er zufrieden , und denfet wich 
mehr darauf, nie ev fein Ders, als feine Gluck: 
unfiände verbeifern ninge. So bald Gstt das Sci» 
nige erbiuit, wird der Kaifer das GSeinige von fetöft 
befommen. Eben das Chriftenthum, das ihm zuerft 
faget,, er müße der Neliaion treu verbleiben, faget 
ihm gleich darauf, das Funne nicht gefchehen, venn 
er nicht amb dem Ckaate getreu Bleibe: und igie 
Feiner die Dflichten gegen bie Dberfeit erfüllen wer: 
de, der nicht auch jene gegen den Höchiten beykach 
tet; fo werde im Gegenfat Feiner bie Sfichten ar 
gen den Hochflen beobachten, dev fig nicht au ge 
gen die Dberfeit erfüllet. 


| 


De | 


— 


00 
ka 


Der sweyte Cat 


Maus belt den Stand erseiner Leiste 
fur bejäwerlich; ev gewähret aber "Ye: 
Verman ganz befondere Vortbeile, 


Erene, nelbe den erflen Sat erwogen haben, wer: 
RI den frenlich fagen, «ä ift weit ußer meine Er: 
wartung eiwiejen, Bah audh dem aemeinften Stand 
feine Ychtung eebuhre, wenn man nach felbem Ih; aber 
gie will man fein Vorhaben mit dem zwepfen, mit 
den Bortheilen, die er bringen folle, ohne Kunfl- 
griffe, and vorkheilhafte Wendungen einer fifigen 
Berehtfamkert durchfsgen ? oder niebt es oriheite Der 
Gemeinen, au welche die Bornehmen nicht weit michr 
Anfprue su machen betten? Ach fage, es find des 
ven viele; welhe man am bequemften in die dig 
Gatiungen ber seitlichen , und geifllichen bringen Fann. 


Don ben Zeitlichen den Anfang zu madhen, firb 
die gemeinen Leute ungeacht der fchlechtern Ras 
veng, Wohnung, Kiegeritatt, Kleidung viel flat 
Fer, und gefünder , als andere. Die beflandige Eve 
fahrung wurde gegen den auffichen , der Diefen ev 
ften Bortheil langen wollte: und ihn mie ganzen 
Schaaren der Arte, and Wundarzte übern Hals 
fummen; teile einmuthig begeugen, daß unzählige 
nur Diefes Standes halber ihr Febtag nicht "enffin, 
was Krankpeit if; and daß unfere Leihen fo Gehalt 

52 Nr 


84 men 


waren , daß deren fo innere ud aufıre Theile burg 
raube Leben erhärter ; dunih die Gemachiichfeit aber, 
und den Mößiggang aefchiwächet werden. Der Ars 
me ift bey feiner Arbeit voll Kraft, und Munters 
feit; da indeffen ber Neihe of ganze TBochen bald 
das Zimmer, bald dav Beit baten maß , alle Pilöbige 
Feiten berummträge , und fich von jenem fo fibr mit Leibe 
befihiwerden , als Pracht, und Uecberfiaß unferfiheis 
det. Der heilige Ambrofius, der ven einem vor 
nehmen Haufe, und in der Welt, wie in der Kir 
che geglanzet hat’, eilt Libro FT. Rexaemeron 
cap. 8. bey einem Dergleiih der Kreichen mit den 
Armen dieje fcherzhafte Frage: Wann buft dus 
von einem Armen gehört, daß cr an Urs 
verdäulichFeit gefrorben fey? Und fo Eonnte ze 
noch vom Podagra , ja allen jenen Sranfbeiten fres 
gen, Melde man ebendarusm weil fe vun Wohle 
ben, und Weberladung des Magens herruhren, mit 
dem längft brfannften Nanıım SHersnfranfbeiten 
bezeichnet. Sein Abgang, führt er firt, nuge: 
ibm. Sie über feinen Lab, ohne ibn au 
unterdsöden. Hiemit fiad eben die Diahheiten,, 
und angeuehme Getränke, twelde die DBornebuure 
zu grsnörichten,, und fair insgemein fhon vor die 
Zeit in dag Grab binwerfen. Denn vom Vchrfuß 
Fommt Unmäfigkeit, von diefer Die Krankheiten, von 
den Kraukheiten ein früßeseitiger Tod. Ziele fans 
fende aus iften hatten 605 fo fund, wad noch So 





lang geleset, wäre fe minder veic) , nd snächlih 


mess 2 
daran y? 


u 85 


geivelen. Der Dübel il durch eine glädlihe Nur: 
wendigfeit au) teider Wilen zur Arbeit, und M& 
kigkeie gehalfen , dur welche er bie böfea Fardhtig- 
Feiten versehret, oder Doch nivmalg fehr anwechfen , 
und übsrhand nehmen lafe 


Sollte auch das nicht feyn, fer teird jenes in 
Zweifel ziehen, daß ber gemeine Wann, der von us 
gend auf dazu getwohngt worden if, am tsenigen mehr 
Bergrägen der Sinne, und des Gemuthed fühlst ? 
Hihr Vergengen des Gemithg, weil er ac! auf er 
Taubte Iserfe an fih gebracht C denn ich vede nie vun 
Eafterhaften,, die find in alten Ständen ungtädlid } 
and mie ber helige Seil in den Spriwärtsen 
am ıs. Day, 16.9. vedrf, beffer ift wenig mir 
Sottssfurcht, als große, niemand fätrigein 
de Schäisee* Aber ach mehr Deraniaen der Sitte 
ne fühler we. Warum ? Shm Fochet ber Hunger, 
der befle Koch; weicher alles gu mirzen toi ı ih 
fchenfet Der Durfi ein, melcher ben frfhefien Keller 
bat. &8 if_bey ihm nicht, Nie bed jenen, bie vor 
Aeberfiuf immer faft find, und ber ya zu cffun, nnd gu 
frinfen immer bevorfommen. Dein bieje Haben Faft 
eben fo viel Ekel, als Zippetie. ine fee Gere 








ie, fagt wiederum der Beilige Seht, wird fo ger 
53 Bas 








# Melivus et parım cum timore Domini, quam thefkurl 
magni et Iniatiablies, 





86 u 


das Honig mit Suffen treten; da einer bunariı 
gen au) das Bittere füh vorfommt * 


Der Hrme braucht auch in Nücdficht auf bie Klx- 
ber yerser fo fange Zeit zum anlegen, noch fo viels 
Eorge zum bewahren, nad) fo viele Befnwerde in 
Beobachtung und Anfchaffung lappifcher Moden. Oh: 
ne Beyhulfe, ohne Spiegel, ohne Frifens it er nicht 
nur bederrei, jondern auch gerüfle. Sy pnde dei 
einzigen Unterfihied, daß er fi für fich felbiten, der 
Meiche für andere Heibet. 


Rom Schlafe dd Armen fagt die Schrift: Sf 
ift der Schiaf dem Lagwerfer, er mag we; 
nig, oder vıel gegefien haben; aber die Sät: 
tıaung des Reichen laßt ihn nicht Kiblafen. A" 
Sie Hauch diefer WVortheil anzurechnen ey, teiffen 
die am bejten, nelche ihn verloren haben Eier 
Fanjetea dirje, wie fie fagen, wuentbehrliche Stube 
um viel Geld: und gaben einem Bauern alles um 


feinea Eihiaf. 


Miederun, da der Vernehtue immer auf neus 
Unferbaiisugen zu denfen Bat, und ihm bie gewohnte 
ten zuleßt eikelhajt werden: da ihn bald das Einfor: 

mige, 


as 





* Anitna farurata calcabit favum, et anima eiuriens ama- 
rum pro dulei fumei, 
** Pieleis fomnvs operario, five parum, fine mnltum co, 


imederit, Aururlies dvils nen fiult eum dormite, 


t 
t 


mige, bald das Geswungene, bald das Kofffsielige 
hadey Blaget: da er vor langer Weil ift Bieten , is 
jenen auffuchee,, welcher ihm die Zeit mweaftehie,, hat 
der gemeine Mann bey feiner Arbeit freye Gedans 
fen, einen Geftendisen Wechfel , eine fo angemeffene 
Beichafitigung, dap ihm ber Tag auch im Sommer 
zu Fur; wird. 


Han füge man bey, daß er weder von der Furcht 
Das Seinige zu verlieren, noch von Begierd das 
Gremde zu erhafchen gepeiniget wird. Frey von Hans 
fen, und Tüden, Teinem Ehrgeis , Feinem Neide 
ausgefest , lebt er dahin. Er fingt im Angeficht des 
Straffeareubarg, and Briht ihm ein Nachtdieb ins 
Sand, lacet er ihn nme aus; baß er dert in der 
Sinfiere was fuche, wo felbft der Hausherr bepnt 
heilen Tage wenig findet. Man lee hierüber die bes 
faunte Ersehlung des Herin Srielrichs von Has 
gendoen: Tobann der Seifenfieder. 


"Sie ficht im II. Theil feiner poctifhen Wer: 


Fe, Bach meiner Ausgebe vor der 116, Seite, 


Endih ik auh das zu merfen, daß gemeine 
Rente ihren Abgang eben fomohl gemohnen , als die 
Vornehmen ihren Veberfuß. Die Gewohnheit min 
dirt ihuen die Befchmwerniß , wie fie diefen die Ers 
geßlichkeit mindert. Darum leben fie nicht nur dus 
‚Trisden, fondern auch yergnügter ais die, weichen nie 
was abgsht. Denn Zufrisdenheit, and Vergnügen 

54 Eommt 


nr su u en 
ss 





Fonmt niht won beim, ta man hat, fonbern voa 
bim, was an Sisuger, ober verlange, er vwiel 
braushet, md verlangt, bem geht viel; wer wenig 
krauchet, uap verlangt, dem geht wenig ab. Kolys 
Kin ber Mangel beym Neihen , fonderbar der 
Targ, baakiüchtig, und dennsch gemadlih ift, alles 
zeit großer, als bey andern: nnd dag Eprihwourf 
wird erfikt: Sür die yısıb erkleeker alles , für 
Sie Beserichfein nides, * Timgeflandin dann, 
anan babe felten viel im gemeinen Stand, Fauı mai 
doc; immer mit dein Apoftet fagen : Aabe ich 
ui nichts, (0 babe ib Ddoh als, wel ih 
wenig werlange, nad mit jedem zufrieden bin. 





Mar wird einmenden, fo richtig das alfes ii, 
haben duch Die Geringen Feine von den Luflbarfeiten, 
bie den Yracichenen gfeichfam nacplaufen, eder du 
viel harter antwiichen Tonnen Bas faget ihr Feine 
jener Suibarfeiten ? Daben fie dann Feine friihe Buff, 
feine Spaziergänge, Feine (dene Ausfihten, Feine 
Srensdihahen, Teine Zufanmerkünfte, uud frobe 
Gefehfkeften, Feine Schaufpiele, feine Tage, Feine 
Liebe von ihren Kindern, und Gemabiinen? Warum 
Seigt mon dann die Iebhaftehen Luflbarfeiten cine 
Volkafe.ude, ein. Biirecrluft? Jh babe vft 
in einem ‚Dorfe mehr freudiges binnen vier Stunden 

geie: 









* Neceflitati (ufficiunt omnia, cupiditati nihil, 


®: Tanguam nihil habentes,, et omnia poflidentes I, ad 
Geristkiss cap. 6.0. 1% 


h 


k 


IIEDUEREIEENEEN 39 
veihens ld in. "Etädten isıe gene MWorhe duch. 
Ey ed aber, bad bie Luibarkiiten ver Gomeinen 
feltaee find, bat noch fone Nichtigkeit, bad fie tücs 
gen einen einzigen kuflieen Tage zwangig Khlimme 
veracfien, mie ein anbrer Bornehmer wegen Leinem 
sinzigen [chlinmen zwanzig Iuiliae. 





Sean bak mie einfl eine andre Einwendung ges 
machet; die aber fo wenig, als Die vorige su beden« 
ten Bat: Gleihwie gemeine Leni am einer Kieitige 
Feit, die son andern nicht geachtet wird, viel Irene 
be haben Tonnen , fo mag fie auch hinwieder eine 
Kleinigkeit, die andern nichts abastwinnt, gang dars 
nieberfehlagen, Den erften Habirf feheint das Grund 
zu haben; fo bad mans aber reifer erwaget, iR es 
fchon twiderlest. Denn Sente , bie teenig baben. 
und gar wohl teiffen, da8 fie aeisifle Gaitungen der 
Büter, welche der Keiche genisft, kur ix Namen 
nah Eennen, find u dem lanafi abgchirtet, wag 
Feines gu verlieren , uud made es ibnen Siübe, 
find fie doch allemal geihmwinder harävır wig, ale 
die Bornehmen, die fih gemuinet haben nicht dus 
geringste, was ihnen Derdrup verurfndget, mit Oleigjs 
gültigfeit anzujehen. Wan fehe höerhanpt von Saft 
barkeiten dev ©tände HERMANNT SAMUKLIS RAT- 
MARL ÖOrationem , omnes homines que felices 
efle in Primitiis Wilmarienfibus 2723. in 2. E 
nennet diefen Sat von der fall gleihen Gräefilig 
feit der Menfchen eine ungrfanntg , aber große Wahn 


heit 
8 vn. 


0 — 

heit, die zur Steftung der Dorkhung, und "Beruhls 
gung der Dernfchen gfeih must if: mad feet Dep! 
Yiisnn es bier der dhrr-Kitte, fo Formte id 
viele Spuren von berfilben bey den wirnlinf' 
figften Weltweifen alter, uno neuerer Beh 
ten anweifen, dasjenige zu beflättigen, WS6 
ich feisft Dayon nefage, Zn der IX. Pbhand: 
fung von den voruebmfien Weabrbeitin dv 
taterlinin Rılision $. 12. Jene Hiede, ıfiben 
Werke dis Suns ÜsFops Bonffeen für U ine- 
galıtö des Hommes,, wenn diefe fhon fnäter heraus 
geforimen, entgegeigefeßet. Denn fie Rüge ben 
Hauptgrund Deffilbens und erweift, weng man bie 
Elschelizfiit des munihchen &rbens nicht foncht 
neh dem aufferlihen Glanze der Mittel, und Ehen” 
eis na Empändnag der Zul, aaffe, bon 
Sperfhen was sztandes , und was iinfände Acaud 
forft feyn mögen , Erin großer Unterschied. Much 
Die Gemsinften hatten die Gefundheit, die Bekfaom 
ienbeit der Sinne, der Glieder, und de Eunzithe; 
fie Eönnten eben fo tuhrig, geihaftig, wad, fing, 
tugenöhaft, beiisht, geachtet ey. Geringe, und 
me aßer, and franfın ihre mohlfeile Koft ıwit 
eben jo wıckem Wektgefhmade, als der Sreige, und 
DBorsihme feine theuren Fekesbiffen : fie freneten fich 
über Stleinigfeiten ja fo fchr , ale ein König über 
Siege, uno eroberte Sander. Die Gemohnhet ma 
er ihnen öw Wrbeit, und Dahe leicht, melde an 
bern go fasıe wirbt und Ab die Wiberisittigfeis 

fen 






geemumes 98 


ten ichärften, md erhüheten ehe geringe Luft, incl 
Xbe aan Gen Fommt: Was daran gehen fiy, ob 
fe ihre Lab, nnd Ihe Dergmligen ano prachtigen , 
und Foftbaren, oder aus fchlecpten, amd tüglichen 
Dingen fehopfen „ wenn fie nut eben fü viel Eufe, 
und Dergmügen haben Fonuen, als der Gläckiihfte? 
Nachdem er diefed zum Grund geleget, fahrt er nis 
ter, und iehret in eben gedachter IX. Abhands 
fung $. ı2. was unmittelbar, und eigentlicy berges 
hüret. Die Weisheit giebt allein bey folder 
Sleihbeit der Slenfeben einen Vorzug. Weil 
wir namlich nach unfter Kate nicht ats 
ders, als durch niedrige Stufen au einer 
böbern Vollfommenbeie, und GSlücfeligfeit 
Fommen Fonnen, fo veradtet, und vergäls 
let ein Wehr Oas ımige Leben, und feinen 
Stand nich duch thärichte Brfindungen zur 
Betrübniß , und Blage. Kr waß, er iin 
der natürlichen Empfindung der Luft nicht 
fchlimmer Daran, als die geökten, und reiche 
fen; er genistt alfo des gegenwärtigen Gu: 
ten, und flovr fich den Genuß nicht mit nets 
Difiner, und voreiliger Vorstellung eines arde 
bern Guten, 945 er nicht befist, und 806 
andere beigen. Er veracter felbft die finn- 
lihen Ergögungen niht; aber er weiß fır 
durch Fiugen Hebrauch unfhädlicher, fhmarkı 
Dafter , und feiner 3u meden. Er bemüher 
fh Sch rornehmiih Die Dollfommenheiten 
in 


u% nn 


in andıın Glenühen, in der Natur , iind in 
iron großem Lcheber einzufeben, und dar 
Hi teltın Derfland sum wahren, ımd fo 
fien Brtennnifle nusliher Wabrbeiten, und 
fein Sers zur Lusbe, Zugend, und Zufrire 
sonbeir zu bilden, Und Deefes fibest ihn vor 
Ebordeiten, VDerdiuß,, und Aeue: es begin: 
vet fein Beben mir einem böbern, und veis 
nern Vergnügen, das niedrigen Serlen unz 
beta mut biesbef es feet ıbn Über dre widris 
gen sufälle feiner zerbschlicben Katar, und 
gönset ibm, untee jister Verfiherung von 
or wen erh, und gütigften Obhut dis als 
Keen ei ns Wefens einen Dorgefehimas von 
eiser Finftigen größern GlüctfeligFeir,, da 
zu ır befiimmet if. * 


Es ih, und phitofephifch bieß alles gebacht 
if, finde ich doch für gemeine Leute, betreffend ihr 
ve Ergäglichfeiten, einen beiondern Vorzug in diefer 
aleriaplihften Betrachtung. Die Keichen und Wors 
nehmen, wenn fie nicht weile, und Datchen gufe 
Chriften find , nehmen für fiher an, da andere Klafı 
jen von Menfhen zur Mühe, oder Arbeit beftinmt 
fen, wären fie nur da fih gutlich zu thun, und ih: 
ve Tage in belighiger Gattung jeder Luft zuzubringen. 
E8 Tanı dann nicht anders feyn, als daß fie nad 

dies 





® lem Dies legte gehöret zum folgenden lnterfag, 19 


Die setfiiien Dorttelle follen erfläret werden. 





Zufri Ei ganz verfchlet,, Die Ar ee H 
und fi bald durd) ihre Fade, bald dar idre Der: 
fehiedenheit, Bald durch ihre Sortdaner zu farrigor 
füchen. Draul, Gurgel, und Masen find bat 
friediget; ver Denfehlaf aber alebt wid Fürtere Kern: 
den; weil die Brunft, von der fie entfliehen, ın ex 
ner Minute gefüplet if Hicmit Bleibt nur Geis, 
Gebör, und Geruch übrta, mag ihre ker Stun 
den füllen fol. Gefest dann es befleißen fh Sra- 
mer, Känfler, und Gelehrte auch Dielen dregen Eur 
nen ihre Sutter zu verfchaffen, if Darum weber hie 
Nnruhe des Gemiffens gaeftillet,, noch das übertriches 

ne, und fumpfgemacte Eckihl, wegen dem fie is 
ner weniger Neig, und Seihmack barinn finden, 

erferet. Statt deffen überladet, und fchmwacet mar 
fine Kräfte; melches nicht nur das Yngenchme eı 

geiftern machet, fonbern auch flatt fernerer Safbar 
Teiten große Neue, Gihimerien, Sranfbeiten aujicht, 
Man ift namlich darinm teriter ergangen, all I. ans 

dern Ständen, die nicht jo viel Mittel darbarken bey 
Sinnlichkeit alles zu geftsiten. Andere Nornehme, 
die diefes Deforgen,, und aus fremder Erfahrung tif: 
fen, fmd auf andere Arten verfallen: und frachten 
‚die finnlichen Lufte durch ik, Einficheen, Fremd» 
Hafften, NMufif, Gurten, Syasierfaprten, Noris 
keiten, Briefwechfel , welche unfehuldiger find, beto 
m maßigen , bald zu würzen, bald zu erhößen ; al. 
kin fo füh auch jedes an ih IE, fo gufe Diesfiees 


Ai: 











158 


fi 












94 ua 


anfang: iput, bält e& Doch in Die Länge niemals aus. 
Es geht tönen, wie alfen, welche immer Zuefer efunz 
fie verderben namlich die Zähne, und befsnmmen & 


il; weil die Seele mist gar befländigen Lauf gene. 


— 


st it; Siemit auch durch dieje feinere rien zwar 


auehe unterhaften, nicht aber erfätfiget, nicht berabte 


get: fan werden. 3 foigel dann, daß ber gemeie 


ne Daun, den eben fein Stand Eiäger made, beym 
achörigen Maafe bleibt, und die Erguglichkeiien nad) 
ihrem einigen Zwef, Das if bloß zur Drothburftr 
oder Erauikung nah nüßlichen Geihäften, vier Ar 
Berien mie einem anten Diuen anwendet: Und in 


diefem bat er vor allen, zumal Saflschaften, gar viel | 


zum voraud. jede Sinderung, jedes geringes Wer- 
guägen, weldpes er rein, umd ganz aeniept, fehd 
ibn meit über die Folgen des Ueberfluffes (o mancher 
fiesahter. Er geniehet dann nicht jiwar mehrere, 
aber doch fchmarkhaftere Luft, als jener, ber darand 
ein Handwerk machst feine Sinne bald großer, bal 
feiner , jedoch ‚beflandig zu Fugeln. 


Non jenen Wornehmen, die neben dem Hang zur 
SBohltuft noch auf Geld : oder Nukmjuct verfalien, 


mag ih nicht einmal Meldung than. Weil diefe) 


zroeen Affekte fich gar über alle leibliche, und Äufer 
liche Nothdurft erfirecken, giebt fidh von felbft, mie: 
{che fe’ die Nuhe fioren. Dean überflüßige Schäke: 
serniehren nit ihrer Aufkanfung nur SBbegierden,: 

Em 4 






ee 95 


“Eyraen, Bemähungen, Berbruß #5 und eitle Ehre 
iR ei wegetrener fluchtiger Schaffen, dem isir fo 
unaftih , als beftandig nacjagen ohne ihn in wnfre 
Bewale ja befommen Ein großer Kubı (der aber 
wenigen au Theil wird ) if mit einer Stieimafzie ger: 
porben, wenn man ihn fohon mit unfaalicher Hnfivins 
au erringen mußte, Weberhaupt uf san die Cie 
fer der Leit wenig Fennen, wenn man nicht fir at 
gesweifilt annimmt, daß je eifriger tan daruadı Are. 
bet, Befio mehr auch von ihnen gefanfhet, und ge« 
plaget werde. Wir fuchen darinn was mahırd ; und 
fie find voll Eitelkeit: wie Kalten fie fur was befvier 
Digendes , ynd fie find vol Bekrankung: wir wollen 
fie fefifsgen, und fie find voll Lnbeftand. Diefe Ant: 
thrilung haf fehon der Drsdiger anı2. Kap. rr.D. 
gemacpet. Gch habe in allen diefem Kıretkzir, 
und Detrübnig des Gemürhs gefunden , und 
daß nichts unter der Sonne Dauer bält *®, 
das eitle, das falfihe, das manbelbare, fs darinmen 
it, fallt auch alksufehr auf, ald daB ich mich daben 
aufhalten wollte. Lieber will ich Diefen Munke mit 
dem 





R SBon dem Neichthum hat allee im Kurzen gegeben Turlias 
kianııs DPomoerins: Quas qui habere volunt, fine ta- 
bore non quaerunt, fine difhicultate non invenivnt, 
fine cura non fervant, fine noxia deledatione non 
poffident, fine dolore non perdunt, Zibyo II. de vi- 
ta contemplativa cap. 13. 

® Vidi in omnihus vanitateın , et afllillionem animi, e: 
nihil permanere füh fole, 


dent beihliehen, daB ein gemeiner Mantı fein Zeite 
liches allzeit cinger verliert, aid ein anderer; und 
zivar nicht aut, kenn von Zufällen des Lebens, fons 
dern and, und vorzäglieh, mern vom Tode feibft 
bie Kede if. Der int Vederiiuß , fa bafd er fi Durch 
Alter dir Schwahheit dem Sterben nahert, fiht 
mit Entfeßen , wie alles vor feinen Augen verfchwindt, 
und ihm mit Öewalt entriffen wird, was feine Glüds 
feligfeit ausmacht, Er fiannet dann, er feufjet, und 
zamınert mit jenem unglaubigen König: So tven: 
ner der bittere Tod *? Der im niedern Stand 
hat wenig zu verlieren. Es halt ihn nichts ftarfer 
zur, er achtet feinen geringen Antheil an der Belt 
für nichts : und fo wird er, wie der heilige Auge, 
ftinus anmerfet, ohne Schmerzen von dem gefrene 
get, an dem er nie jeher angerlcbet, Mas er allein 
zu bedauven hat, ift dieß,, daß er Fein größers Opfer 
habe, mit dem er bein Gchopfer die Ergebenheit in 
feinen heiligen Willen dezeigen Tann. 


Mit diefem it nun alles abgelhan, was bie jeife 
lichen WVortheile des gemeinen Standes wenigft der 
Hauptfahe nah ins Elare feet; nur muß ich jenen 
noch begeanen , welpen gar nichts von der Welt zu 
Theil geworden, und deren Leben wegen anhaltender 
Pürftigkeit nichts anders denn Misverguägen bringe, 
Diele lagen mir s ein andere fey reden, md ein ans 

ders 
* Siceine ieparat amara mais? Ziöre I. Regum cap. 15. 


2. 
Wuamı 








97 
berg erfahten. Gie hätten das Leben; fern aber von 
allen Mitteln felbes fortzubringen ganz entblößet. Der 
Luft wohten fie nicht gedenken; wenn fie nur hatten, 
1008 die deoth erfoderl. Sind es Kranfe, und Elm 
de, die fich nimmer belfen Fonnen , oder find es folr 
de, die wenigft Kräfte, und Gefundheit haben 2 
Die erften Fan ich freylich nicht anders als befia- 
gen; fie find auch nur mit der Zukunft sa froften. 
Do Fan man fie nie gegen meine Gründe anfüh« 
ven; weil in diefem Stande auch die Vornehmen das 
gleiche Schiffal Haben. Denn fo viel fie nud) ber 
gen, und fo fen fie aeehret find 5 Tann ihnen das 
alles wedet Ungemache. noch Schmerzen nehmen: 
und wenn ihnen ihr Gnt einige Finderäng errihaffes, 
it diefe lang nicht fo groß, daß fie auch jenem, ihs 
ven eigenen, Midtroft abheife, daß fie fnfeher Lehel 
minder denn andere gewohnt, nun deppelt feiden; 
und jeden Eindruck , welchen das Ylagläc auf Leib; 
und Seele nahe, viel heftiger empfinden. Sins 
e8 aber noch Gefunde, haben fie ebendarum den be 
fin Werkieug mit Gottes Beyhulfe fih Mat5 u 
Ichaften. Shre Klagen haben mehr won Kleinmurs, 
und Sragheit, ald von Billigkeit. Her wie mein 
‚Chrift! ii das die Stimme deffen, der auf ben Huch 
flen vertraue? Wem ift dann bey Geinkbheit, nun 
Kräften in die Lange abgegangen, was nr Morhdurft 
gehurt, wen er anders dem Herun bengewirket , kunt 
ihn, vie fies geziemt, darım gebethen bat“ Su 
der Simmel nicht eine befondere Eorge far bie dr 

8° nen? 


Ü 8 IT 


nıen? Dat er Diele nicht zu allen Zeiten, und anal 
len Drien auf fih genommen? Der Salt iiner : 
Der Acme ift die überlaften, und dem YDky: 


fe wirft du zum Helfer feyn "5 ald melte 


verdeuten , fchreibt der heilige Cbryfofßomue , div 
fes ift Hein eigentlicheg Amt o Derr, Dieb liege die 
nicht weniger ob, als jedem aus uns has anderes, 
das er zu thum uber fich genommen. Er fchaffet je 
dem Menfchen das größere, und Fofldarere an, was 
ihm zum Heile nothig it; wie wird er das Eleinerg, 
und fehlechtere für dieß Leben verfagen ? da er felbft 
erinnert , er Elgide die Selddlumen, ohne ihr Begehr 
ten, wird er dich, wenn du e8 durchs Gebeih vers 
langefi , und daneben das Deinige thuft,, dich nacdend 
laufen laffen? Wiederum da er felkft erinnert , ex 
forge fo gar für die Nahrung der Spaßen und juns 
gen NRaaben; wird er did, fein Kind, verhungern 
lafien ? Dein , fagt eben diefer Prophet: Ich war 
jung ; ist babe ich viele Tage aufmir; und 
Vennoh babe ich nie gefehen, daf ein Ges 
rerhter verlaflen worden, und daß feine Rins 
der vergeblub Br9d g:fuchit. * Der Heiland 
aber fagt woche deutlicher , du folft vorderft das 
Neich Gottes fuchen , das ubrige werde dir gleiche 
fam 





® Tibi derelitus eft pauper, orphano tu eris adjutor, 
Ffalmo 10. v. 14. 

** Junior ful, etenim fenui, et non vidi jutum derelitum, 
et femen eius qu&rens panem, Palmo 36. v, 25. 


—— 


v5 


vo Bift bu entioeder Erin Gerechter, und nintmft dich 
wicht vorderf ums Seelenheil an: oder du tbuft dag 
Teinige nicht; teil du nicht arbeiten , oder Die Ar 
beit anfluhen wihfk  Beffere did alfo, auftate zu 
murven, bethe mit Vertrauen , geh fleißig in.die re 
Dig *, bemerbe did) um Arbeit; und die Hülle des 
Harn wird nicht ausbleiben. 


ja aigeiverfen teerden. Hafl du Das nicht erfahren ; 
‘ 


Erfest aber au, die zeitlichen Wortheile des ae 
meinen Manns maren nicht fo gruß, dörfte er fi 
ae mehr Nehnung auf die geiftlichen machen; 
von deneg noch zu melden ift. 


grenlih find alle Güter der Welt, und befons 

ders der Reichehum an fich tag gleichgältiges , weis 

8 fewohl zum Guten, ald zum Bofen dieact, Ab 
62 tem 





* Ermae fanfende vom Wok, weil fie vor Begierd Jefn 
zn hören ihrer Nahrung vergaßen, und ıhm in die Wir: 
fie nachzogen, hat er durch ein IBunder gefpeifet.s Lade 
er andere hungern, ohne ıhten nur natürlicher Weile 
beygufpringen,, gefchleht es datum, weil he im Wider: 
fuiel des Effengwegen das Wort Getteo, ıhre Seelene 
fpeife, vernachläßigen, So aber mecen 28 gar viele, 
befonderd auf dem Land; die an Eon: umd Feyerta: 
gen nur darum ın die Stadt laufen, um auf Itfos 
ten des Gottesdienfts, dem fie nie ganz Beyiwohnen, 
dei Better nachzugehen. GSehet doch! diefen mengelf 
Brod in der Stadt, wo fie ed fuchen;, jene finden id. 
sine gefucht zu haben „ ın der Mike 


100 


lein das DBerderbniß' iver Natur Hat semadt, dab 
fie größten Sheils misbrauchet werben ; bivamt meche 
ale Hindernig , denn Sriteel des |Heils mogen ber 
frachfet merden. Ulle Medel find aus ihnen entitans 
den. Dleiben wir bevm Neichthum, in welchen der 
größte Unserfihied zwifgien Gemeinen, und DBoracye 
men ift, verfichert der Apofiel? Die wollen veich 
werden , fallen in Perfuchung,, und in Falls 
firicte des Teufels, und in viele unnüge, 
Thädlihe Begierden, welche die Wienfchen ir 
Untergang, und ins Drrderben fiürzen. Denn 
die Begierlichfeit nah Gut if die Wurzel el: 
ler tiebel, I. Sendfchreiben an Timorheus 
6. Rap. 9. und 10, ©. * Geldft ber Heiland has 
den; Keichen Wehe! zugerufen 5 ja gefagt , cher were 
de ein Kameel durch ein Kadellsch , ald ein Heicher 
(der vom Geiz gefeflelt it ) in den Himmel fommens 
Dder wie wii man den Reihthem mit Arhänglichs 
feit befigen , ohne vielmehr von ihm befeffen zu wer 
den ? 


Yun der gemeine Stand befreyt den Menfchen 
jener Gefahren, und zringt ihn alle Eoflfpielige Las 
fter 





* Waram der Apoftel im Keihthum fo frarfe Werfuchiine 
gen, befonders aber Fallfirike bed Teufels, gefanden, 
habe Ich auf eine fcherahafte Art in dev XVi. meiner 
Zrbsulichen, und angenehmen Zesehluugen zum 
Jeitvertreib einer hriftiichen Genshaltung gezeiget; 
Shre Auffihrift IE: Der bereicheite Bürger, 


- 





iOF 


Rer gu vermeiden.  Weppigfeit , Derfchtvendung , 
öchwelgeren, nebft unzapligen Anfechtungen beym 
Egwinn, Gebraud , und DVerlurfi des Seldg fallen 
0. Da man, wieder alte Ofinutius Selik in 
(Zovio, ad finem vecht treffend anmerft, Diefer 
ärde Insgemorden, ccht man auf dem Weg sun 
Simmel no fo ring, und frey. Eine Sache, wel 
ee ale eingefehen haben, die auf felbem mit wah- 
sen Ernfle ferkiwanderten. Diele nicht nur Neiche, 
and Adeliche, fondern auch große Prinzen, und Brins 
jefinen , fobald fie den Schluß gefaffet , ficher in 
Himmel ze Formen , haben vor allen den Keichehum 
weggeunrfeg. Was diefe freymillig fhaten, und die 
wenigften vom gemeinen Stand gethan haften, wenn 
he an ihrer Stelle geivefen waren, hat der Herr ben 
Diefen Durch eben jenen Stand erfeget; er hat fie 
som gefährlichen Ueberfluß , welcher Millionen ins 
Herderben inet, Iosgeriffen , und ihnen an der 
Düritigfeit ein Unterpfand befonderer Gnade gegeben. 


&s bald fie aber das erfennen, find fie fehon Feis 
ne gejronngene Arme; welche durch Klagen, Ynges 
Bald, Neid, Gelöbegierd um allen DVerdienft Eont 
gen, und mit diefen Sünden die Sage ihres Hauss 
wefens dennuch nicht verbeffern. Sa mohl baß fie 
Defmegen murreten, oder flucheten! daß fie aber, 
um etwas zu erhafehen, tider die Dberfeit anfftuns 
den , laßt fieh weniger , als von den Dornehmen vers 
muthen. Sie fchameten fi u Z0p wegen einer 
j & 3 Aands 


i0 32 szene ment 


Hondsoll Berflen, wegen einem gröfern 
Stück Brod, tele Der Sirsphet redet, folde Vor 
theile der Tugend, folhe Anfprüche zum Himmel 
aupugeben. Eher wollten fie aup um ihr Weniges 
fossmen, von Deimafh ziehen, und aus Ylrmen gay 
Dettier werben. Gie fehen ihr Leben ohnehin mant 
anzers denn eine Wendiriheft an. ws man fh mis 
Id bebilfts und ba Die meiften im boheren Stans 
fh an die Erde nerten, ıhr Ziel in Genuß dieler 
els jegen; ja, tena fie immer bier bleiben Fonn- 
ten, den Himmel acın andern überließen, flellen 
feike Seringe ihre Nechnung weiter hinaus, ind ber 
Fünmern fh, in der Zufunft angefehen , reich, vers 
guigf zu werden. ey ihnen zuweilen befhwerliä 
don dem entbloße zu jenn, mas felbft ihre Nadıter 
ten der Minge nah haben; mit einiger Dabranı 
and Kleidung zufrieten, willen fie ih gleich zu fap 
fen: 8 entfahrt ihnen fauın ein Senfjer ; im Ges 
gentheil minfchen fie fih bey fanfend Unläßen Einf, 
daß fie weniger Hindernigfe der Seligkeit haben, un 
diefer Mangel durch unerfchopflihe Güter werde er: 
feet werden. Sie nehmen den mindeften Gewinn , 
den fie machen, für ein Gefchenf dis Himmels an, 
238 danken dafür. Qeil fie die Zufälle der Natur 
dfter erdlicken, und mit den Schwachheiten der Sterb: 
lichen viel befaunter werden, find fie vol Mitleid ger 
sen Elende: und ihre Eleine Alnıofen oder Lichsdien« 
fie nimmt Gott höher auf, al die großen ber übrigen 
Starde. Wal fr ihren meiften Troft im Tempel 


far 


Fe 103 


finden, find fie die erffin und die fehlen key jebem 
Gptreddienfpe, und laufen allen Andahten nad. Sie 
üben in einem Tage mehr Gutes, als andere bie gan: 
se Woche durh. Shre Gcfinnungen theilen fe auch 
den Kindern mit. Sie fagen teie der Fromme Tor 
bias: Sorge nüht mein ind! ww führen 
zwar ein Odrfiig Leben; wir werden ober 
an bir Bortesfurht genug Güter baben. 
vıme Isffer uns die Sünde meiden, und Sie 
Tugend üben. Tobias am a. Kam. 22. 

Sreoyiid, Suter genag. Genug für drefeg, genug fürg 
Eünftige Leben. Hier die Norhdurft, Ruhe, Zufries 
deuheit, Grade, und Antrieb zum Guten ; dort aber 
einen unanfhörlihen, unermeflenen Sohn. Solche 
Grundisge wahfen dann wit ihnen auf. Der Sa 
ten if auf eine wohl angebante Erde aefallen; er 
muß Sruchte Bringen. D meld) ein Unterichied ziwi- 
fihen ben Söiuen, oder Töchtern jener, tmelche ißt 
Ber Zelt nachangen! da jene im Schess der Weich: 
lichkeit verrsöhnet,, duch Amen, und Dräade fehon 
kim voraus verdorben, den Geift der Zelt, Deu 
Hohnurh, die Eigenliede einfangen, den derbe 
fien Wünfepen, den erften Ausbrächen der Leiden 
[haften äberlaffen, und niemals abgeflvaft werben : 
da fie behaupten, man fen ihrer Herkunft atles fihuls 
dig; merden fie bald mit Eiferfuchten,, und dem az 
milierhaß Defannt : fie befommen allen Werkzeug der 
Eajter in die Hand, umd miennen, fie waren einig 
für die Welt gemachee. Sie fagen allen, welche fie 

G4 kr 





104 Sa un 


leiten foliren, von der Brut: ,, Mie Arbeit, und, 
„» WBohlverhalten mögen Ih die plagen , tuekhen bie 
„ Armuth, und Verachtung zu theilgeworden. TO 
„» darf mir den Konr nicht gerbrechen: id) brauc 
„ mir Feine Benwalt zu ihun, und die Jugend fauer 
z werden zu laffen. Yin, füge m , nicht fu ben. 
den Kindern der Gemeinen, die nad ihrem Stand, 
oriflich iehben Weil fie die verderblühen Grundfa 
Ke nicht hören, die man in jene Häufer aufgenons 
men bat meil fie fich nicht auf Geb, nd Anje 
ben der eltern verlaffen Tonnen: weil ihnen Nie 
mand gu Pientteni flebt,, und fie fich nie anf Die faule 
Beite legen, vielwentger fih was vom Gtol;, md 
Verachtung anberer erfanben dörfen: weil fie wiffen, 
he feyn zur Arbeit gebohren , und haben fig ihr 
SthrE feihft zn machen : weil fie beygeiten zur Anhos 
rung ber Chrißiinlehre, und Brediet, jur Beyiuols 
nung des offentlichen Gotresdienites angehalten find, 
t00 fie die Surcht des Herrn, Demuth, Wahrheitss 
liebe, Dienfliertigfeit, Verehrung der Tugend, und 
engehencheite Andacht erlernen s wiederun weil mar 
Ge ihrer Fehler wegen nicht nur zu Haufe erinnert, 
nd abftrafit, fondern auch in den Schuten ihten wer 
tiger machfieht,, bat feine volle Nicbtigleit, daß die 
unzeitigen Degierden zur. Wohluft, der Hang nach Ehs 
ven, und Reichthum inihren Herzen wie erflicket were 
ben: daß fie ihre Seele felbft zu nuglichen Tennt 
rien, und edein Mhfichten erinuntern, bey Derfas 
Burgen aufmerffamer werden, die Sußigkeit eines 

ordente 


En 


een 165 


gidenflichen Mandel Feten, ven NVorgeihmadf Furl 
tiger Güfer befommen, und mit allen Tugenden wie 
verran werden waffen. Eier erbanen nah side a 
dere: und da, fte bey ihnen mas fchlinmeg wmahrnch 
men, find fie gefchteind mit jenem da, was cbenges 
varhter Tobias * von jugend auf gelernet hatte; 
Bedet, thnct, ichs fo; wir find Rinder der 
Heiligen, und erwarten das Keben, welches 
Bott denen geben wird, Sie ibm getreu vers 
bleiben, Dean er war eben fo eszögen. Daramı, 
obfehon der Sunafle in der aanzen Zunft Viepbibe: 
MH, that & nichts Eindifches , ließ andere nach den 
geidenen Kalbern laufen, fioh alle boße Ermeinfhaft, 
hielt fich genau ang Greg dis Hermz; ale er aber 
wanabar geivorben , und gehenräfhet, Ichrete er wies 
derum den Goßn in der Kindheit Gott furchten, und 
fich aller Sunde enthalten. Ebendafeibfi imı.Aaps 
v0m4.V. 


So akır find die eltern doppelt gläklih: una 
und da fie durch angenehme Empfindungen „der Dies 
lision (welche gewiß über alle Foryerliche Sreude find I 
immer gefiarfet werden, bringen fie fo gar zu den 
Widerwärtigfeiten ein nicht nur vorbereitsteg , fons 
dern auch ergehenes, aufgeranmtes Gemüt. Sie 
find dann die erflen unter jenen, welche der Heiland 
vis fra: Selig find die Brmen im Geift, 

65 denr 


TTTTLTTTTTL— 


"Ymaz, Sen, vom 37. D. 


vo 6 Tamm. wemeaen 


denn ihnen gehört das Gimmelteich !* welches 
wicht weniger heißt, als fie hatten ed vermöge ihrer 
zufriedenen Menith fchen in SHänden: und, fo lang 
fie Sich in felbe fchicten, liefen fie nicht einmal Ges 
fahr daram zu Fomnten. Gebet ihr Reiche, und Vor 
nehme, werachtet, oder bedauret jene, die ihr beneis 
den follet! So wohl Vernunft, als Keligion findt in 
ihrem Etande die allergroßten Bortheile, welche euch 
bey ae Yeberfliuß immer mangeln merden: und 
fieht folhe gerioge Häufer Tiemals anders, denn Sife 
der Heiterkeit, und Rune, Zufluchtsorter der ver: 
bannfen Unjhuld , Schulen der Tugend, Borfäle 
des Himmels an. 


Beichluß Diefer gamen Abhandlung. 


Caier find nun jene Gedanken, welche fat alles in 
ch einfließen, was fih hierüber fagen Taßt- 
Menigft glaube ah nich!s von Kichtiafeit übergan- 
gen zu babe Man Fans fi) auch zuverlafig da: 
van balten. Gie werben mit Gottechälfe gewjd ihre 
Dienfte thun , und de Untergehenen jo twopl in der 
Drdnuns, als Treue aegen den Kandesherrn erhalten, 
Die Be breiter ber fchönen reyheit, die Apofiel der 
Ynaschre werden ifnen nichts abgeminnen. Nur font 
darauf an, daß ein eifriger,, und gefhidter Seel: 
forger einigen mehr Sbung, und Nachdrud gebe , 
als 





* Mattgei ma. Ken 3. DB. 


geummmmumumung 107 


als fe von meiner Sande erhalten haben Sch ha: 
be eigentlih nur die Materialien beygefchaffet ; num 
if an ibm, biefe zu benngen, den befondern Umflaus 
den anpaffen zu machen, und das Gebaude weiter zu 
führen. 


E8 Haben mir einige Pfarrherrn die Ehre ihres 
Hefuches angethan, welche mwirklih von ihren and= 
digen Herrn den Auftrag hatten bey ißiger Lage zu 
zeigen, daß fie wahre Hirten waren: und Sederman 
zum fehuldigen Gchorfam gegen ihre rechtmäßige Ds 
berfeit anzahalten wüßten. Weil fie mir die Begierd 
groffnet haben, in dem Stüde ikr mögliches zu thun, 
Fan ihnm eine Art von Vorfhrift, wie diefe ift, 
nicht anders als teillfonmen feyn. Aber auch ande: 
ve ,.die noch Feinen Befehl erhalten haben, EFann fie 
antreiben, demfelben auf eine Art, die ihnen Ehre 
machet, (vo sar bevorsufonmen ; und fo werden viele 
reäjtichaffene Yriefter gemeinfchaftlih an jenem Beil 
famen Xerfi arbeiten Ach Fan fehl nimmer pres 
bigen, deflg sche wird mich freien, wenn ichs wer 
wat dur andere thun Fann ; und fo am Lohn aller 
dieler von dem Theil befommen, melder nichts uns 
vergolten kaßt: auch allemal felbft in jenen verehret 
wird, die DVermoge ihres Eharafters feine oberfie 
tele wertrefen. 





Aue 


108 — 





Augerlefene Stellen aus der Schrift, den 
Kırchenvätern, und heidinfchen Reifen , wel 
che dienen Das mehr ing Licht zu feßen, 
mas hier ift abachandelt worden, 


1 
Stellen ans der Schrift, 


Lieber die erften 3wey Aapitel Oiefer 
Abbandlung. 


En diebus illis non erat rex in Ifra@] 5 fed unus- 
" guisgte, quod ubi rectum videbatur „ hoc fa- 
eiebat. Judicum cop. 17. v. 6. Reltam videba- 
tur Seißt bier, was nad) feinem Sinne war. 


Dixerunt : quis nofter dominus eft? P/al- 
mo IL.v. 5. 
Ion te abjecerunt, fed me; ne regnem fuper 


eos. ]. Kegum :ap. 9. v. 7. 


Beatnm. dixerunt populum, cui haec fant; 
beatus populus, cuiu® Dominvs deus eius, P/al- 
mo 14}. dv. 35. 


Qnis 


— 109 
Quis extendet manum fuam in Chrifturn Do- 
mini, er innocens erit? ]. Regum cap. 26. v. 9. 


Vivit Dominus ! quoniam Alii mortis eflis vos, 
qui non cuftodiftis dominum vefirum, Chriftum 
Domini. I. Regum cap. eod, v. 16. 


Ne fit populus Domisi ficuti oves absque pa- 
Rore, Numerorum cap. 27. v. 17. 


Subieti igitur eftote omni humanz creatn- 
ra propter Deum: five regi, quafi pracelienti , 
five ducibus , tanquam ab eo millis, ad vindic- 
tanı malefaCtorum ; laudem vero bonorum ; quia 
fic eft voluntas Dei, ut, bene facientes, obmu- 
tefcere factatis imprudentium honinum ignoran- 
tiam ; quali liberi, & non quafi velamen habentes 
malitise libertatem, fed ficut fervi Dei. 1. Petrs 
cap. 2,4 v. 13. 


Omnis anima poteftatibus fublimioribus fubdita 
fit; non et enim poteftas, nifia Deo ; que autem 
funt, aDeo ordinata funt. ltaque quirefiftit potefta- 
ti, Dei ordinationi refittit. Quiautem refiftunt, ipfi 
fibi damnationem acquirunt. Nat principes non 
font timori boni operis fed mali,. Vis autem non 


‚timere poteftatem ? Bonum fac, et habebis lau- 


dem ex illa. Dei enim minifter eft, tibi in bo- 
num. Si autem malum feceris, time; non enim 
fine caufa gladiam portat. Ad Romanos cap. 1a. 
avef, I 

ideo 


iio ER 


Tdeo neceihitate iubditi elote; nen füluın prüp- 
ter iram.. fed etiam propter eonfcientiam. Ideo 
enim et tributa preftatis. Minifiri enim Dei funt, 
in boc ipfum fervientes. Reddite ergo omnibus 
debita, Cui tributum, tributum : cui vectigal, 
vectigal: cui timorem , timorem : cuihonorem, 
honorem, Ibidem. av. 5. 


Admone illos, principibus, et poteftatibus - 
{ubditos efle, dito obedire, et ad omne bonnm 
prefto efle. Ad Titum cap..3. v. I» 


Servi fubditi eftote in omni timore dominis; 
non tantem bonis, et models , fed etiam die 
feolis, I. Petri cap. 2. v. 18. 


Nec contra nos eft murmur veftrum , fed con 
tra Dominum. Exedi car. 16, vu. 8, 


Lieber, das dritte Rapitel diefer Ab- 
handlung. 


Non poteltis Deo fervire, et lammonz. Mal- 
thı.: cap, 6, U. 24. 


Eft autem qu&ftus magnus pietas cam fuff- 
sientia,. Nihil enim intulimus in hunc mundun; 
haud dubium, quod nec auferre quid poflumus: 
Habentes autem alimenta, et quibus tegamur, 
his eontenti fimus. J, ad Timotheum cap. 5. v. 6 


Ian. 


JAg- 


aaa unse. 228 


Jafta faper Dominsm euram tuam, et ipfe 
te enutriet, Non dabit in aternum fuftatiio- 
nem julto. Palmo S4. v. 2%. 


Fafium eft autem, ut moreretur mendieus, 
et portaretur ab Angelis in inum Abrahe, Mor- 
inus eft autem et dives, et fepultus eft in inier- 
no. Luce cap. 16. v. 22. 


Animas pauperum falvas faciet, et honorabi- 
le nommen eorum coram illo, Pfalmo zı. v. 1% 
Diefe einzige Stelle ift der Subegriff vom ganzen 
Kapitel. 





me BeReeebeeeEErE Eee 


$. ii 
Steffen aus den Kirchenvätert, 


Weber die erften iwey Aspitel diefer Ubz 
handlung. 
d\mni Iibertate nobilior eft fervitus Chrifti. 


OrIGEnes Libro I. in Epifolam ad Roma» 
nos cap. 1. 


Melior eft fubie&ta ferviius, quam elata libertas, 
S.1sınorus Hisparensıs Zibro LI}, Sententiarum, 
Melior eius fatus et, gui famulaisr homin:, 
quam qui fuze fervit cupiditati. S. Pnosrer Sen- 
tntia 164. inter sxterptas ex operiius Augsjin. 


iss Se E 


Megiftratum et re&torem non habere maluzi 
eit, et arıgnmentunı multarum calamitatum , ac 
prineipium perturbationis , ac confulionis. S. Jo- 
annıs Cımvsostomus Homilia 34. in ad Hebreos. 


Mana abufio! pauei ad os legislatoris, ad 
menus omnes ref;iciunt. S, BERNARDUS Zibro 1/; 
de Confideratione cap. a. 


Vera obedientia nec praepofitorum intentic= 
nem difeutit, nec praecepta difcernit, Nefeit ju- 
dicare, quisguis perfette didicit obedire. S. GRE- 
Gorıus MAsnus in caput a. Libri I, Regum, 


Ipfuin preinde, quem pro Dee habemus, tan- 
quam Deum in his, qux aperte non funt con- 
tra Deum,, audire debemus, S. Berenicrus m 
Regula cap, 5. 


Kun den erflen Ehriften unter dem abtritnigen 
Keifer Iulian fehreibt der heiltge Auguftinus 
fehr fcharffinnig : Diftingnebant domwinum xternum 
a domino temporali ; et tamen fubditi erant prop- 
ter dominum zeternum etiam domiso temperalis 
Enarratione in Pjalmum 124. 


Quid iniquius, quam velle fibi obteinperäri & 
winoribus , etnolle obtemperare maioribus. Jdem 
Libro de opere Monachorum cap. g1. 





113 


Difce homo obedire, difce terra fubdi, difce 
‚pulvis obtemperare ! De auftore tuo loquens E- 
vangelifta: Zterat, inquit, Jubd'tns üllis. Haud 
dubivm, guin Marie, et Jofeph. Erubefce fu- 
perbe einis! Deus fe humiliat ; et tu te exaltas! 
5, BernArnus Homilia 1. faper: Miflus eft. 


Yun folgen noch einige, weiche fo wohl auf den 
Korig in Fraufreih, als jene, Die an beifen Stelle 
eraten, wie gemachet find. 


Foenerando fervitium, mercantur imperium. 

B.Perrus Damsanı Libro 11. Epiflola 3, 
s 

Tune voluzt potifimum domisarı, eum pro- 
feffi fuerixt fervitutem,. S. BErRnARnus Ziöre IP, 
“de Confideratione cap. 2, Sn diefen beyden Stelien 
ist das Betragen vieler vornehmen Fransojen , die 
fich mit eben dem Eifer zum Pobel ihlugen , mif dent 
fie chedorfen dem Kunig anzıhangen fehienen, nach 
dem Febin getraffen. 


Bey jenen aber, welche ikt die baayflen Hof: und 
Kirhendienfie virfehen, hat fih nicht minder erivahr 
vet, mag Perrus BLesensıs, der auch ei Kran: 
308 war, vor einigen Sahrhunderten aefchrichen hafı 
Multorum turpitudo latuit, dones honczte alfump- 
tio, paipebras vulgaris fam» aperieus , in pubil- 
cam deduxit notitiem, quod ftates humilior ar- 


nt 


114 


eultabat. Nam dignitas indignos oftencit. Zpi- 
flola 131. ad Nepotem. 


Und vom gar zu gufen, bis zum Stafffncht ber 
abgewärdigten Ludwig dem XVL 


Confuetudine, lafciviaque feduftorum afiuefar- 
ti, patientia domini fui ad contemptum iptius 
abutuntur. Paurus Orosıus Zibro VI. adver- 
us Paganos cap. 1. ad finem, 


Deje&tus ufque ad fervorum vel, quod gra- 
ve eft, contumeliam: vel quod gravius, mife- 
ricordiam. SaLvıanusZLibro 2. de Gubernatione , 
et Providentia Dei. Zwsis, von dem diefes ge: 
fhrieben worden , mar ein mächtiger König; aber 
derjenige war noch viel mächtiger , anf den wir ung 
gezwungen fehen, e8 wirklich anzuwenden. 


Ueber dss dritte Zispitel diefer Ab- 
Dendlung, 


Noli pauperem contemnere; ille te divitem 
fecit. S, AmBrosıus Epiflola 82. vel 25. nun 
63. ad Eudlefam Percellenfem. 


Paupertate fublata vitz totius conftitutio tol- 
leretur, et omnis vivendi ratio perturbaretur. 
Neque nanta erit, nec gubernator : non agrico- 

la, 


Ti5 


fa, non cx&mentarius, non textor, non futor, 
non faber, nec zrarius: non coriarius,, piftorve, 
nec ullus alius opifex. Onmibus non extantibus 
omnia peflum ibunt. Nunc enim, quafi magi- 
ftra quedam optima, neceflitas paupertatis fin- 
gulos ad opera vel invitos urget. S. Joanne» 
Carvysostomus Homilia 5. de Anna. 


Non tibi difpliceat paupertas tua ; nihil ea po- 
teft aitius inveniri, S. AuGustinus Sermone 2%. 
de verbis Apofloli, nunc 99. in Appendie. 


Magna pofleflio paupertas fapienter ipfam fe= 
fentibug ! Thefaurus, qui nequeat auferri! SS. Jo- 
ANNES CHrysostoMus Homilia 2. ad populum N.8. 


Nefcis, quomodo fapit, quod fames accendit 
(idefi, cuius [aporem auge) S. AususTimus 
Serssone 61. alias ®. de verbis Domimi, 


Nemo aliorum fenfu mifer eft, fed fuo; et 
ideo non pollunt cuiusquam fallo judicio elie mi- 
feri, qui fant vere fna fententia beati, Nullienim, 
ut opinor,, beatiores funt, quam qui ex fenten- 
tia fua, atque voto agunt. Humiles funt? Hoc 
volunt. Pauperes funt? Pauperie delectantur. 
Sine ambitu fünt ? Ambitum refpuunt. Sarvız- 
wus Zibvo I, de Gubernatione , et Providentia Rei, 
prope initium, 


22 DI 


Ware rEI SEITE 


sı6 


Dr 





Wie niel die Neihtbnmer pi den Lafern kunt 
gen, bat Sarvranus Libro FIT. de Prev den 
et Gubernatiene Dei, cırca intium ger {bsn an 
feinen Sandsleuten, den Tranofen gegeiget: Sieet di- 
vitis primi fuere, fie viclis. Nusguam enim im« 











probior voluptas, nusjuam inguinatior vita , nus- 
guam ccorroptior difeiplina, 


Qui prefentem inopiam tantum fugit!s, cur 
in perpetuum non reforımi!datis ? SaLvıants Li- 
bro 2. ad Ecclefiam Cathelicam. 


Nihil hebemus nifi Chriftum; et vide, fi ni- 
hil habeamus, qui omnia habentem habemus ? 
S. Paurınus Epiflela 5. nunc ı1. ad Severum, 


Audite me o psuperes! Quid non habetis, fi 
Deum habetis ? Audite me o divites! Gnid ha- 
betis, fi Deum non habetis ? S. Augustinus 
Sermone 311. alias 115. de Diverfis. 


$. Hi 


| 


117 








$. II. 
Stellen aus den Beidaifden 
Reifen. 
Leber die erften zwey Zapitel diefer Abs 
bendlung. 


"Framdiu ab ifto periculo aberit hic populus, 
.“  quamdiu feiet ferre frenos. Quos fi aliquan« 
do abruperit, vel aliquo cafu difcuffos reponi fi- 
bi paflus,non erit, hasc unitas, et hie maximi im- 
perii contextus in partes multas difitliet : idem- 
que huic urbi dominandi finis erit, qui parendi 
_ fuerit. SenecA Zubro ]. de Ciemeniia cap. 4. 


Ile (er verfteht den Negenten) eft vincu- 
iom, per quod respublica coheret: ille fpiritus 
vitalis, quem bx&c tot millia trabunt , nihil ipfa 
per fe futura, rifi onus, et pr&da, fi mens illa 
imperii fubtrahatur, Jdem ibidem. 


Nee totam fervitutern pati poffunt, nec to- 
tam libertatem. Tacıtus Libro, 1, Hifloriarum 
um. I6. 


Lap’a confuetudo deflexit de via: fenfimque 
eo dedudta eft, ut honeflatem ab uhlitate fecer- 
23 nens 





118 Emm nn netten 


sens et conftitueret koneftum effe aliquid, quod 
utile non eflet, et utile, guod non honeftum ; 
qua nulla pernicies major hominum vitz potuit 
afferri. Cicero Libro II, de Oficüs num. 3. 


Eden diefer zeige mit Nachdruck, in wen bie 
wahre, und falfeye Sreyheit befiche Paradoxo 7, 
too ; allein er ift zu meitlänfig , als daß er hier 
dorste eingerheft werden, 


Cum omnia ratione, animoque luftraris, om- 
num focietatum nulla eft gravior, nulla carior , 
uam ea, gu@ cum republica eft unicuigue n0- 
ferum. Cari fant parentes, cari liberi, propin- 
qui, familiares ; fed omnes omnjum caritates pa- 
tria una complexa eft; pro qua quis bonus an- 
bitet mortem oppetere, fi ei fit profuturus ? Qua 
eit deteftsbilior iftorum immanitas, qui lacera- 
runt omni fcelere patriam, etin ea funditus de- 
ienda occupati et funt et fuerunt. Jdem Libro 7, 
de Oficiis num. 17. 


Quid i!le oh benefatta cepiflet, cwius fcele- 
sibus tanta praemia tribuiltis ? SALLUSTIUS 2n 
Fragmente, [eu Oratione L. Philippi. 


Ubi malos pra&mia fequuntur, hand facile 
guisguam gratuito bonus ef. Idem ıbidem. Dies 
fe zmo Stehen find für Patrioten, die Beym gemeis 
zen Ungläd ihr Gläcf asfunden , und durch) den Schul: 

den: 








Aal 


densaft der Iration nicht nur die eigenen Schulden ger 
ige, fondern auch zum Neihthum, und Ynfehen 
ic) erfcptwungen haben, eine merfivärdige Leftion. 


Capitalis oratio, et ad @guationem bonorum 
pertinens! ‚Qua pefte que poteft efle major ? 
Hanc enim ob caufam maxime, ut fua tenerent, 
respublicz eivitatesque conftitut& funt. Nam et- 
fi duce natura congregabantur homines, tamen 
fpe cuflodie rerum fuarum urbium przefidia qu&- 
rebant. Cicero Libro Il, de Oficäs num. 21. 


Imperium ut amplum judicio veftro, ita re- 
ipfa grave acfolieitum, Lıvıus Zibro XXV. cap. 24. 


Magna fervitus eft magna fortuna, SENEcA 
de Confolatione ad Polybium cap. 26. 


Corruptiflima republica plurim& leges, TAcı- 
tus Libro 11]. Annalum num. 25, 


Bon den Vürgerfriegem Quibus fattum, ut 
pracipitarentur omnia torrentis in modum, ac 
denigue princeps terrarum populus nec vitia (ua, 
nec remedia pati jam poflit. SALLUSTIUS in Frag- 
mento apud Auguflinum, 


Quz alia vita eflet, fi leones, urfigue reg- 
narent? Seneca Libro l, de Clementia cap. 26. 


24 Ego 


i20 Do 
Ego vero elementiam non voco laffam erudes 
litatem. Seneca Libro l. de Clementia cap. 12: 


Defitum eit videri quidguam in focios ini. 
quem, cum extitilet in rives tanta crudelitas. 
Cicero Libro IL de Oficis num. 2. Ein Trof 
für or Eymiiger ; der aber Feiner von der Gattung, 
ift, welge man Fraftig, und beruhigend zu Beißen 
Dienst, 


Nolunt folita peccare , quibus peccandi’pra- 
mium infamia eft. Seneca EZpijlola 122. 


$:rpe me gaerentem de feeminarum , fxpe de 
virorum , nee de privatorum modo, jed etiam 
magiltratuum furnptibus audiftis : diverfisque duo- 
bus vitiis avaritia, et luxuria civitatem labora- 
re; que peftes umnia magna Imperia everterunt. 
M. Parcıus Caro apud Livaum Libro XXXPIL 
cap. 1. 


Cum per luxum fua prodigunt ( regnorum ) 
mutationes finnt. Tales enim ubique fludent no- 
vis rebus, et aut fibi tyranridem, aut alteri 
parare. AristoTELEs Libro P, Politicorum. 


Belium parzte, quoniam pacem pati non po- 
twiftis! Livıus Libro XXX, cap. 25. 
+ 


Stat contra rationem defenfor mali. fui popu- 
Ius. Seneca devita beata cap. 1. 


Nulla 





 —— 121 
Nulla tam. bona eft fortuna, de qua nil pof- 
üs qneri, Puszius Syrus m Sententüis, 


Graviora funt qua&dam remedia periculis. 
PusLius Syrus in Sententüs. 


‚Ingeniis talibus vite exitus remedium eft ; 
optimumgue eft obire ei, qui ad fe nunguanı re- 
diturus eft. Seneca Libro VII. de Beneficiis 
cap. 20. Hatte man fo grobe Verbrecher fierben ges 
mache, .Tebeten noch viele taufende, die, Alt aus 
une haben. 


Hominem improbum non accufari, tutius eft, 
quaig abfolvi. Lıvıus Libro XXXIV. cap. 1r 


Impunitas peccandi maxima illecebra. Cickro 
pro Milone num. 16. 


Concordia ardtiifimum atque optimum omni 
in republica vinculum incolumitatis, qua fine 
juftitia nullo padto efie poteft. Cicero in Frag- 
mento apıd Augufinum Libro Al. de Civitate 
cap. 21. 


Nihil eft, guod adhuc de republica putem 
\. di&um, et quo peffim longius progredi, nifi fit 
 confirmatum , non modo falfım effe illud, fine 
iniuria non poffe, fed hoc veriffimum fine fum- 
ma juftica rermpublicam regi non pofle, Idem 
arud eundem ibidem. 


25 | Ur 











Leber das dritte Aapitel diefer Abz 
handlung, 


Ö dii immortales! non intelligunt homines , 


gquam magnum vedtigal fit parfimonia. Cicero 


in Faradoxo FI. num, 3. 


Nos igitor divitiores, qui plura habemus ? 
Utinam quidem ! Sed non zeftimatione cenfus, 
verom vicku, atque cultu terminatur pecunis 
modus. Idem ıbıdem. 


Contentum fuis rebus efle maximx funt, eer- 
üfimzeque divitie. Etenim fi ifti callidi rerum 
»itiınatores prata et areas quasdam magno zfti- 
mant, quod ei generi poflefionum minime quali 
noceri poteft: quanti eft aeftimanda virtus, guze 
nec eripi, nec furripi poteft unguam : neque 
naufragio , aut incendio amittitur: nec tempefta- 
tum , nec temporum permutatione mutatur ? Qua 
praediti qui funt, foli funt divites. Soli enim 
pofhdent res et fruftuofas, et femniternas, foli- 
que, quod eft proprium divitiarum, contenti 
funt rebus fuis. /dem ibidem. 


Improbi autem et avari, quoniam incertas at- 
que in cafu politas habent, et plus femper appe- 
tunt, nec eorum quisguam adhuc inventus et, 
esi, quod haberet, efet fatis, non modo non 

copio- 


un 


pers 143 


copiol, ae divites, fed etiam inopes ac panpe- 
ss exiftimandi funt, Jdem ibidem, 


Te miferi@ , te erumnz premunt, quite bea- 
tum, qui te florentem putas. Tuzx libidines te 
torquent : tu dies, noftesque eruciaris , cui nec 
fat eit, quod eft, et id ipfum, ne non fit diu- 
tornum, times: te confeientixz ftiimulant male- 
ficjorum tuorum: te metus exanimant judiciorum, 
atque legum : quocunque afpexifti, ut furiee , fic 
tuze tibi occurrunt injurie, qu& te refpirare non 
tinunt. Quamobrem, ut improbo et fiulto, et 
inerti nemini bene efle poteft, ‘ic bonus vir et 
fortis, et fapiens, mifer effe nemo poteft, Idem 
Paradoxo II. cuius uniius efl mumerus. 


Von der Fuft, melche Hunger, und Durft eriver 
«det, und welche Talk nur dem, getieinen Nrann bes 
Fannt ift, fchreibt wiederum dirfer Weile: Etenim 
quis hoc non videt, defideriis ifta condiri omnia ? 
Darıvs in fuga, cum aquam turbidam , et cada- 
veribus inguizataın bibiflet, negavit unguam fe 
bibiffe jucundius. Nunquam videlicet fitiens bi- 
berat, Nec efüriens ProLemzus ederat; cui 
eum peragranti Ägyptum comitibus non confe- 
eutis, eibarius in cafa panis datus efiet, nihil 
vitum eft illo pane jueundius. Libro V, Tufcu= 
kanarım Quaenum num. 34 


Adde 





124 


Adde fiecitatem, qua confequitur hanc con- 
tinentiam in vidtu: adde integritatem valetudi- 
nis: eonfer fudantes , ructantes , refertos epulis 
tanguam opimos boves; tum intelliges, qui vo- 
Iuptarcm maxiıne fequantor, eos minime confe- 
qui: jucundifatemgue vietus efle in defiderio , 
non in fatietate, Jdrm ibiden. 


Eadem natura eft in omni defiderio, quod 
non ex inopia, fed ex vitio nafcitur. Quid- 
quid illi congefleris, non finis erit cupiditatis, 
Ted gradus, (Qui continebit itaque fe intra na- 
turalem modum, paupertatem non fentiet: qui 
naturalem modum excedet, eum in fummis opi- 
bus quouue paupertas fequetur. SEnEcA de Con« 
Jelatione ad Helviam cap. ı1. 


Tranfeamus ad patrimonia, maximam huma- 
narum &rumnarum materiam, Nam fı omnia alia, 
guibes angimur,, compares , mortes, »grotatio- 
nes, metis, defideria, dolorum laborumgue pa- 
tientium, cum jis, qu® nobis mala pecunia no- 
fra exhibet; h&c pars multum pr&gravabit. Ita- 
que cagitandum eft , quanto levior dolor fit, non 


hibere,, quam perdere : er inteiligemus, pauper-. 


tati-eo min rem tormentorum, ‘quo minorem, 
damngrum , efle materiam.. Erras enim ‚fi putag : 
animofius detrimentz divites ferre, SENEGA de. 
Tranguiiliiate anımi cap. 8, j 
Letio- 









125 


Letiores videbis, quos nungquam fortuna re: 
fpexic. quam quos deferuit. Idem ibidem. 


Idem is illud Epicuri: Si ad naturam viv:s, 
nunguam eris pauper ; fi ad opinionem , nungunsm 
dives : Exiguum natura defiderat, opinio immen- 
fam.  Congerantur in te, gquidquid mulüi Iccu- 
pletes poflederunt, ultra privatum pecunise no- 
dum fortena te provehat, auro tegat, purpura 
veitiat, et eo deliciarum, opumgqne perdncat, 
ut terram marmoribus abfcondas, et non tantum 
habere tibi liceat, fed calcare divitias: accedant 

- ftatue, etpilture, et quidquid ars ulla luxurise 
igboravit; majora cupere «b his difees. Natura- 
lia defideria finita funt; ex falfa opinione nafcen- 
tia, ubi definant non habent. Epiflela 16, 


Et in aliud eiusdem Philofopbi: Multis’ pa«= 
raje divitios non Finis miferjarum fuit, fed muta- 
tio Non hoc miror. Non eft enim in rebus 
vitium, fed in ipfo arimo. Illud quod pauper- 
tatem gravem fecerat, et divitias graves fecit. 
Quemadmodum nihil differt, utrum zgrum in 
ligneo le&to, an in aureo colloces, guocungue 
illum transtuleris, morbum fuum fecum transfert ; 
hie nihil refert, utrum animus zeger in divitiis, 
an in paupertate ponatur Malum foum illum 
fequitur. Zpiflola 17. 


Licet 


1206 nn — 


Liest fine iuxuria agere feftum diem, Jdem 
Epiflela 18. 


Horum, qui felices vecantur,, hilarıtas filta 
eit, aut gravis et fuppurata triftitia. Et quidem 
pravior, quia interdum non licet palam effe mi- 
feros ; fed inter srumnas cor ipfum exedentes 
necefle eft agere felicem. Idem Epiflola 90. 


Utrum. malis habere ? Multum, an fatis? Qui 
muitur habet, plus cupit; quod eft argumentum, 
nondum fatis illum habere,. Qui fatis habet, 
eon/ecuius eft, quod nunquam diviti contingit, 
finem. Jdem Epijlola 119. . 


id a&tum eft ab illo mundi conditore, qui 
nobis vivendi jura deferipfit, ut falvi effemus , 
non delicatii. Ad falutem omnia parata funt, et 
in promptu ; deliclis oınnia mifere ac folicite con- 
parantur. Utamur ergo hoc natarz beneficio , 
inter magna numerando: et cogitemus, nullo 
nomine melius illam merniffe de nobis, qua 
guia , gquidquid ex neceflitate defideratur, fine 
fafidio fumitur, Idem Epijlola a0. 


Bir wosien nod) ein paar Dichter vernehmen‘ 


r 
Non enim Gaz&., negue confularis 
Sunmoyet liftor miferos tumultus 
Klentis, et exras lagneata circum 


“Yu et yes 
Er‘ VOLRDIES 


| 





12 


Vivitur parvo bene, cui paternum 

Spiendet in menfa tenui falinum : 

Nec leves fomnos timor, aut cupido 
Sordidas aufert. 


Horarıus Carminum Libro II. Ode 16. 


Prima peregrinos obfccena pecunia mores 
Intulit, et turpi fregerunt fascula luxu 
Divitise molles, 


Juvenauıs Satyra 71. v. 208, S 


Preftabat caftas humilis fortuna LATINAs; 

Quando nec vitiis contingi parva finebant 

Te&ta , labor, iomnique breves, et veliere 
Thufco 

Vexat®, durseque manus, ac proximus urbi 

HANNIBAL, et ftantes Collina in turre mariti. 


Nunc patimur long pacis mala. Szvior ar- 
mis 


Luxuria incubuit, vietumgue uleifeitur or= 
bein, 

Nullum crimen abeit, facinusque libidinis , 
ex quo 

Paupertas Romana petit. 


fdem eadem Satyra, 


Difeitur hinc, quantum paupertas fobriapafkt, 
Pauper erat Cuxıvs , cum reges vincaret 
armis 


1. 
Ian 


128 um 


Pauper Faurıcıus, Pyrrbie m cum {pers 
neret aurum: 
Sordida SERRANUS flexit Dittator aratra ı 
Luftrat& littore caf®, fafcesque falignis 
Pofliibus afüxi: colle&ts Confule mefles, 
Et fulcata diu trabeato rura colone, 
CrAupIanus Carmine VIII. ad Honorium. 


run find noch getöiffe Bucher über Den 
» . Suhalt zu merken, 

in Rüdficht auf die awey erfien Kapitel, 

Joannes Bartısta FıcHhterus de jure Ma- 


giftratus in fubditos, et officio fubditorum erga 
Magiftratus. Ingolfladii. 1578. 


WernHervs Rotevıus de regimine Rutti« 
corum. 

Anonymus in regimine Raftieoxum in 12, 
Moguntie, 

Joannes CochtLzüs adverfus latrocinantes, 
et raptorias cohortes Rufiicorum 4. Colonia, 1525. 


Coxranus Brunus de Seditiolis Libris fex 
jol. Moguntie 1550. * od 
Lt 
“ Nom andern Nerointionen, imd Aufruhren bie auf unfte, 

Briten yat man bed FRANGOIS JOACHIM DUPORT 

Du 


(m 129 
Ebriftian Garve über den Charaffer der Bauern 
gegeu Die Gatcheren, und gegen die Negierung. 8- 
Btreßiam 1786. 
Ed, Burda in den Benterfungen uber die frame 
e Dueseigzion, sd das Sbersscn dikiget Ger 
fetzjeh: han in £ondon bey biefen Ervignifen, aus 
Sem Englifeen gr. $. Wien. 





. sr. von Hrufe wahre Darfiefung der gro« 

„sen Aranseft chen Gtaaterevolunien in br Sasfthanı, 

ihrem Kortgana, und in denen Rolven, melde Dire 

eibe für Europa, and vorzüglich für Deurfesland has 

ben dürfte. te verniebrie Ausuabe 8. Sranıfı 
furt. 1702. 


J. L. EwaAro über Revolntionen , ihre Quel- 
!en, und die Nittel dagegen, den menfchlichften 
Fürflen gewidmet, x. Berlin 1792. mi lateini/chen 
Buchfiaben. * 


In 


DU TERTRE Riftoire des Conjurations A. Poll. in 12. 
Aber auch unlängft erfchten eine neue Geidihte aller 
‚Nevolutionen, welche deutfih gefchrieben it; nad, fo 
viel ich weiß , mehrere Bände füllen fol, sw rann 
nicht fagen, wie weit fie gefemmen. 





® Non eben diefem Prediger haben wir im namlishen Jahr 
noch eine Schrift über Regieren, nnd Geboren 8. 
Bruoper erhalten, 
3 


1 3 o Nee pretngi 


In Asaficht auf dss dritte Kapirel, 


Sch finde nichts befierek, gemeine Leute sufrichen 
zu fiellen, aid wenn man ihnen von Sueenb anf jez 
get, wie viel ihr Stand Beytrage, dag fie die Tara ' 
gend lichen: und mie viel binagaen die Tugend beyr 
frage, daß fie ihren Stande susethan Bleiben; su 
welcher Hoficht vorziatch taugen 


Eines ungenannten Sramsfen Explicstion de huit 
Beatitudese telche fehr shl gefchrieben ift. 


Die Pficht dus Eehnds , aus dem Englifiken. 
8. Berlin 1771. * nme Ausgche. 


Sitten = und Tafchenbüchlein für die Dieufbotben. 
8. Augsburg 1788: 


V’ Artifan Chretien , von welkem Wirken bie 


Memoires de Trevoux 1729. Pag, 1474. Wichile 
fehen find. 


Feorg NMarenhe, eines Enalanders, Abs 
bandiung die Tugend fey leichter, ais tes Lafter. 


Ye. Lampe philofsphifcher Kommertar uber 
vie Xorte SPlatarche : die Tugend ijt eine lan 
ge Erwohnpeit Berlin 1774. 

HU- 





» Yaenn ich mich ni er fehr Ketritge, Ike die Mer? von dem 
beräfmten Eereiletfer . Anens, viel 
: pen :Evangelii perferfiget hat, 








her bie iaeme Ya 





HUBERT HAYER Uttlite temporelle de la Re- 
Hgion Chretienne ; in welhen fo fuhren a’'s nüf- 
lichen Zube gar vielen zu anfeer Abficht tauger. 


Des englifhen Dichters icgander Dope IV. 
Brief feines Derfuchs uber den Alenfehen , mit 
Warburtonn Unmerfingen , und Commens 
tar; mo er die Theorie zeitlicher Glüdfeligfeit in 
Hucfiht aufdie Stande mit phitofonhifchen Scharfe 
Ann unterfuchet. Sein Stefuitat, das unmittiibar 
hergehört, läßt fih mit den wenigen Witten geben : 
rd gemeine Yan hält fih immer an den 
offenbaren SJre:hum, als wenn Zeitliche Glück; 
teligfeit , und Güter des Bliczes eines Wäs 
zen. 


Unter jenen, welche eigentlich die Dürftigen und 
Armen betreffen , hat man folgende zu Kath zu sichen, 


Prırorrer Rogerı, Epifcopi Tondinenfis , 


de contemptu mundi , /eu de bono Paupertatis 
Libellus, 


Joserrm LAMBERT la Maniere de bien inftru!- 
re les Pauvres, 


Jean Francoıs Mavcras Inftruttion Chre- 
tienne fur les dangers du Luxe; wie auch eben 
deffelden Quatre Lettres en forme de Confulta- 
tion en faveur des Pauvres des Paroifles, 


‘12 | 5 Ww, 





132 


5. W. Wilfe über Entftedung , Behandlung , 
und Ermehrung der Armurd. Emme Prersfprift gr. 3. 
alle 1792 


Sn der Kritif gemeinge Frrthumer des berähms 
fen Spanierd Benito Seyoo, Generals der Ber 
nebiftiner , welche man im vorigen Sarre 1791. 
anfıeng ins deutfche zu überjegen, fieht im I. Ban: 
de der zehnte Artikel, melher den Titel hat: 
Glüd der armuıy, and darüber fehr gufe Bes 
abachtungeg: entpalf. 





TEE