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Full text of "Greving Johann Eck Als Junger Gelehrter"

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Wilson Library 


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lieformationsgescliiclitliche Studien und Texte. 

Herausgegeben von Dr. Joseph Greving, Privatdozent in Bonn. 

Heft 1. 


Johann Eck als junger Gelehrter. 


Eine literar- und doginengeschichtliche Untersuchung 


über seinen 



Von 


Dr. Joseph Greving. 




M mster i. W. 

che ü dorf fsehen Buchhandlung. 

706. 


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Druck und Ver 1 






RefomationsgescMchtliche Studien und Texte. 

Herausgegeben von Dr. Joseph Greving, Privatdozent in Bonn. 

Heft 1. - V/tT 


Johann Eck als junger Gelehrter. 


Eine literar- und dogmengeschichtliche Untersuchung 
über seinen 

Chrysopassus praedestinationis 

aus dem Jahre 1514. 


Von 

Dr. Joseph Greving. 


Münster i. W. 

Druck und Verlag der Aschendorffselien Buchhandlung. 

1906. 



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Der 30. Generalversammlung 

der 

Görres-Gesellschaft 

zu Bonn 

(vom 25. bis 28. September 1906) 
gewidmet 

vom Herausgeber. 


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Inhaltsangabe, 


Vollständige Titel der wiederholt zitierten Werke VIII. 
Vorwort XI. 


I. Literargeschichtlicher Teil. 

§ 1. Beschreibung des Chrysopassus. 

Titelblatt und Name des Buches 1—4. 

Empfehlungsschreiben Croarias 4—5. Widmungsschreiben Ecks an die bayeri¬ 
schen Herzöge 5—6. Vorwort Ecks an alle Professoren der Theologie 
und Philosophie 6—7. 

Schriftstellerverzeichnisse und Summarium 7. 

Lobgedicht von Urban Rhegius 7 — 8. 

Einteilung des Textes des Chrysopassus: äußerlich in centuriae und numeri, 
inhaltlich in articuli, partes, puncta und dubia; Buchstaben als Rand¬ 
zeichen 8—11. 

Schreiben Ecks an Erhard Truchseß und Martin Maier; Nachwort Sclintz- 
gers 11 — 12. 

Iudex Chrysopassi 12. 

Epigramm Bebels 12 — 13. 

Schlußschrift des Druckers 13. 

Ausstattung und Seltenheit des Buches 14. 

Die Materialiensammlung zum Chrysopassus in Cod. lat. 5908 der Münchener 
Staatsbibliothek 14—16. 

§ 2. Entstehungsgeschichte des Chrysopassus. 

Veranlassung zur Beschäftigung mit der Prädestinationslehre 16. 

Vorlesung und Repetition über den Inhalt der beiden ersten articuli 16 17. 

Umarbeitung und Druck derselben 17—18. 

Ausarbeitung und Druck des dritten articulus 18—19. 

§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 

Einrichtung und Zweck der beiden Schriftstellerverzeicbnisse im Chryso¬ 
passus 19—22. 

Lücken in beiden Listen 22—24. 

A. Die in Tabelle I zitierten Autoren. 

Vorbemerkungen 24 -27. 

Benutzung der hl. Schrift und des Corpus juris canonici 27. 

I. Altchristliche Schriftsteller: a) griechische 27—29, b) lateinische 29-32. 

II. Mittelalterliche Schriftsteller 33—55. 


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VI 


Inhaltsangabe. 


B Die in Tabelle II zitierten Autoren. 

Vorbemerkungen 55 — 56. 

I. Theologische Schriftsteller (christliche und jüdische) 56—59. 

11. Nichttheologische Schriftsteller: Humanisten, Philosophen (christliche, ara¬ 
bische und jüdische) und andere Gelehrte des Mittelalters und der Re¬ 
naissance 59”64. Griechische und römische Philosophen und Dichter der 
alten Zeit 64—65. 

§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Keks. 

Stimmung Ecks bei Herausgabe seines Werkes: ein Gemisch von Selbstbewußt¬ 
sein und Bescheidenheit 66 — 69. 

Streben des Verfassers, gerecht, sachlich und maßvoll zu sein; Selbständigkeit 
und Vorsicht im Urteil; „sokratische“ oder «akademische“ Art der Dar¬ 
stellung 69 — 73. 

Analytische Methode in Ecks Forschung 73. 

Breite der Ausführungen und Abschweifungen; Scharfsinn und Spitzfindigkeit; 
Fleiß in der Arbeit; Mangel an Übersichtlichkeit 73—76. 

Art und Weise der Verwertung der Quellen; Ungenauigkeiten und Fehler in 
manchen Zitaten; Vorsicht Ecks bei der Berufung auf andere 76—78. 

Benutzung von Drucken und Manuskripten; Suche nach wertvollen Texten; 
kritische Versuche; Abscheu gegen literarische Unehrlichkeit 78—80. 

Renommieren Ecks mit seiner Literaturkenntnis und mit seinen eigenen und 
neuen Anschauungen 80. 

Nationaler Stolz auf die Leistungen der Deutschen, besonders der Schwaben, 
aber auch neidlose Würdigung der Tüchtigkeit von Gelehrten aus andern 
Völkern; die Bedeutung von Entscheidungen der Pariser Theologen 81—82. 

Mangel an Kritik in bezug auf Heiligenlegenden und Reliquien 82—84. 

Eck als Gegner der religiösen Schwärmerei und der Astrologie 84—85. 

Kirchliche Gesinnung Ecks; seine „Protestationes“ 85—87. 

Grundsätze über die Berechtigung und die Grenzen der theologischen Speku¬ 
lation 87 — 88. 

Die hl. Schrift als Richtschnur für den Theologen 88—89. 

Beurteilung des Wertes von Aussprüchen der Väter im allgemeinen und ihrer 
Autorität im Vergleich zur biblischen, kirchlichen und päpstlichen 89—90. 

Hochschätzung, Kritik und Harmonisierung von Äußerungen des hl. Augustinus 
im besonderen 90—93. 

Vertrautheit Ecks mit den Scholastikern aller Richtungen und Schulen 93—94. 

Eck gehörte als Freiburger Artist zu den Nominalisten, ward aber in den 
ersten Jahren seines Ingolstädter Aufenthaltes Synkretist; in der Theologie 
bevorzugte er die Schule der Franziskaner, namentlich Bonaventura und 
Scotus 94—101. 

Interesse Ecks für die Mystik 101. 

Freundliches Verhältnis zum Humanismus und dessen Vertretern; Abneigung 
gegen die Einmischung der Grammatiker und Poeten in theologische und 
philosophische Fragen; Einfluß des Humanismus auf Eck 103—104. 


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Inhaltsangabe 


VII 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 

Zar Theologie Ecks im Chrysopassus. 

Vorbemerkungen 105—106. 

§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 

A. Die Erklärung der Termini im ersten Artikel. 

Begriff, Einteilung und Wirkungen der praedestinatio 106 — 109. 

Begriff und Arten der reprobatio 110—111. 

Begriff, Arten und Ursachen der obduratio 112 — 113. 

B. Die Kontroverse über die bedingte oder unbedingte Prädestination 
im zweiten Artikel. 

Über die verschiedenen Systeme und ihre Anhänger im allgemeinen 113 — 116. 
Erklärung des Eckschen Systems der doppelten bedingten Prädestination 
116-119. 

Erklärung des Systems der absoluten Prädestination 119 — 120. 

Der Kernpunkt der Streitfrage 120-122. 

Begründung der Ansicht Ecks 122 -125. 

Entkräftung der von den Gegnern vorgebrachten Argumente aus der hl. Schrift 
125—128, aus Augustinus 128—132, aus (Pseudo-) Ambrosius 132—133. 

C. Die sechsundzwanzig dubia im dritten Artikel. 

Zweck des dritten Artikels 133 — 134. 

Inhalt der einzelnen dubia 134—142. 

§ 6. Die Lehre von dem Verhältnis der göttlichen Gnade 
zur menschlichen Freiheit. 

Die causa prima und ihr Verhältnis zu den causae secundae 142-143. 

Die causa totalis. und causa partialis 143—144. 

Gott ist die causa universalis, aber nicht die causa totalis unserer Werke 144. 
Warum schreibt die hl. Schrift an manchen Stellen Gott die guten, nicht aber 
die bösen Handlungen des Menschen zu? 145 — 147. 

Die Bedeutung der menschlichen Tätigkeit beim Heilswerk 147—150. 

Die Gnade des Beistandes: motio sufficiens und motio efficax 150—151. 

Der Verlauf des Heilsprozesses 151—152. 

g 7. Die Lehre von der Verdienstlichkeit der guten Werke. 

Bisherige Einteilung des meritum und Ecks Neuerung 153 — 155. 

Seine Abneigung gegen den Ausdruck meritum de condigno 155 — 156. 
Gegenstand des meritum de congruo und de condiguo 156 — 158. 

Bedeutung des Ausdrucks „facere quod in se est“ 158. 

Die Ursache des verdienstlichen Charakters der guten Werke 159—163. 

Ist die heiligmachende Gnade causa sine qua non oder causa efhciens des ver¬ 
dienstlichen Werkes, und inwiefern ist dieses Ursache und Wirkung der 
Prädestination? 164 — 166. 

Namenverzeichnis 167—173. 

Nachtrag und Berichtigungen 174. 


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Vollständige Titel der wiederholt zitierten Werke. 


ADB — Allgemeine deutsche Biographie. Bd. 1 ff. Leipzig 1875 ff. 

Alani de Insulis Opera omuia. In: Migne, Patrologiae cursus completus. 
Series Latina. T. 210. Paris 1855. 

S. Anselmi Cantuariensis Opera. Labore ac studio Gabrielis Gerberon. 

Secunda editio. Lutetiae Parisiorum 1721. 

Antonius Nie. Hispalensis, Bibliotheca Hispana vetus. 2 Bde. Matriti 1788. 
S Augustini Hipponensis Operum t. I—X. Opera et studio monachorum 
ordinis S Benedicti e eongregatione S. Mauri. Parisiis 1679—1690. 
Bardeuhcwer 0., Patrologie. 2. Aufl. Freiburg i. B. 1901. 

Bauch G., Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt (Historische Biblio¬ 
thek, Bd. XIII). München und Leipzig 1901. 

Biel Gabriel, In primum, secundum, tertium, quartum librum Sententiarum. 

Druck von F[rid.] M[eynberger], Tübingen 1501. 

»S. Bonaveuturae Commentaria in IV libros Sententiarum. In: S. Bonaven- 
turae Opera omnia. Edita studio et cura PP. collegii a S. Bonaventura. 
TI —IV. Ad claras aquas (Quaracchi) 1882 —1889. 

Bessert G., Aus Ecks Kindheitsjahren. In: Zeitschrift für kirchliche Wissen¬ 
schaft und kirchliches Leben, hrsg. von Dr. Chr. E. Luthardt. Leipzig 
1855. VI. Jahrgang, S. 529- 537. 

Cat. Clm. — Catalogus codicum Latinomm bibliothecae regiae Monacensis. 
T. 1 pars I und II (2. Aufl.). Monachii 1892 und 1894. T. I pars III, t. II 
pars I—IV (1. Auf!.). Monachii 1873—1881. 

Copinger W. A, Supplement to Hain’s Repertorium bibliographicura 3 Bde. 
in 2 Teilen. London 1895—1902. 

Eck Joh., Replica adversus scripta secunda Buceri apostatae super actis 
Ratisponae. Ingolstadii 1543. 

Eck Joh., Schutz red Kindtlicher vnschuld wider den Catechisten Andre 
Hosander vnnd sein schmnch btichlin. 1540. 

Fabricius-Mansi ~ Jo. Alb. Fabricius. Bibliotheca Latina mediae et infimae 
aetatis. Ed. prima Italica a P. Jo. Dom. Mansi T. I—VI. Patavii 1754. 
Feret P., La faculte de thöologie de Paris et ses docteurs les plus c^löbres. 

Moyen age. T. I—IV. Paris 1894 — 1897. 

Franz A., Der Magister Nikolaus Magni de Jawor. Freiburg. i. B. 1898. 
Friedberg Aem., Corpus iuris canonici. Editio Lipsiensis secunda. 2. Bde. 
Lipsiae 1879—1881. 

Geiger L., Johann Reuchlin. Leipzig 1871. 


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Vollständige Titel der wiederholt zitierten Werke. 


IX 


Gereon Joh, Opera omnia. Opera et studio Lud. Ellies Du Pin. 5 Bde. 
Antwerpiae 1706. 

Günther S., Johann Eck als Geograph. In: Forschungen zur Kultur- und 
Literaturgeschichte Bayerns, hrsg. von K. v. Reinhardstöttner. München 
und Leipzig 1894. Buch II S 140—162. 

Hain L., Repertorium bibliographicum. 4 Teile in 2 Bdn Stuttgartiae et Lu¬ 
tetiae Parisiorum 1826 — 1838. 

Hehle, Der schwäbische Humanist Jakob Locher Philomusus (1471 — 1528), 
eine kultur- und literarhistorische Skizze. Teil 1—111. Ehingen 1873- 1875. 
In: Programm des Königlichen Gymnasiums in Ehingen 1872 73 —1874/75. 
Heinrich von Gorkum, De praedestinatione et reprobatione divina. In: 
Tractatus consultatorii venerandi magistri Henrici de Gorychum. Fol. 18 v 
bis 25 v in der Ausgabe von H Quentel, Köln 1503. 

S. Hieronymi Stridonensis presbyteri Operum t. I pars I — t. XI pars III. 

Studio ac labore Dom. Vallarsii. Editio altera. Venetiis 1766-1772. 
Hurt er H., Nomenclator literarius recentioris theologiae catholicae. T. IV. 
Oeniponte 1899. 

JöcherChr G., Allgemeines Gelehrten-Lexikon. 4 Teile. Leipzig 1750 —1751. 
Jöcher Forts. = Fortsetzung und Ergänzungen zu Chr. G. Jöchers allgemei¬ 
nem Gelehrten-Lexico. von J. Chr. Adelung; fortgesetzt von H. W. Rotermund. 
6 Bde. Leipzig 1784 — Bremen 1819. Bd. 7 hrsg. von 0. Günther. 
Leipzig 1897. 

Kaufmann G., Die Geschichte der deutschen Universitäten. Bd. II. Stutt¬ 
gart 1896. 

KL = Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon. Zweite Auflage, begonnen von 
J. Cardinal Hergenröther, fortgesetzt von Dr. F. Kaulen. 12 Bde. Frei¬ 
burg i. B. 1882 -1901. 

Klüpfei K., Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen. Tübin¬ 
gen 1849. 

Linsenmann F. X., Konrad Summenhart, ln: Festprogramm der katholisch¬ 
theologischen Facultät zur vierten Säcularfeier der Universität Tübingen 
im Sommer 1877. Tübingen 1877. 

Migne J.-P., Patrologiae cursus completus. Series Latina (= Patr. Lat.) 
T. I ff. Parisiis 1844 ff. — Series Graeca (— Patr. Gr.) T. I ff. Parisiis 
1857 ff. 

Orbellis — Nicholai de Orbellis super Sententias compendium. 2. verbesserter 
Druck von Joh. Barbier, Paris o. J. 

Prantl C., Geschichte der Logik im Abendlande. 4 Bde. Leipzig 1855—1870. 
Pranfcl C., Geschichte der Ludwig - Maximilians - Universität in Ingolstadt, 
Landshut, München. 2 Bde. München 1872. 

RE — Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Begründet 
von J. J. Herzog. In dritter Auflage hrsg. von A. llauck. Bd. I— XVII. 
Leipzig .1896 — 1906. 

Bei den paar Artikeln, die nach der zweiten Auflage zitiert werden mufitcn, 
ist dies ausdrücklich bemerkt worden. 

Rottmanner O., Der Augustinismus. München 1892. 

Schreiber H., Geschichte der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im 
Breisgau. 3 Teile. Freiburg 1857- 1860. 


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X 


Vollständige Titel der wiederholt zitierten Werke. 


Scotus = Primas, Secundus, Tertius, Quartus scripti Oxoniensis doctoris Sub- 
tilis fratris Joannis Dans Scoti ordinis Minorum super sententias. 4 Bde. 
Drnck von Simon de Luere, Venedig 1506. 

Teuffel W. S., Geschichte der römischen Literatur. 5. Aufl. von L. Schwabe. 
2 Bde. Leipzig 1890. 

S. Thomae Aquinatis . . . Opera omnia. T. Iff. Parmae 1852 ff. 

Thome de Argentina scripta super quatuor libros Sententiarum. Druck von 
M. Flach, Straßburg 1490. 

Th Q = Theologische Quartalschrift. Jahrgang LXXIII und LXXV. Tübingen 
1891 und 1898. 

Ueberweg Fr, Grundriß der Geschichte der Philosophie. 9. Aufl. von 
M. Heinze. Bd. 1 and II. Berlin 1903 und 1905. 

Wander K. F. W., Deutsches Sprichwörter-Lexikon. 5 Bde. Leipzig 1867 
bis 1880. 

Wiedemann Th., Dr. Johann Eck. Regensbarg 1865. 


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V orwort 


Die Leipziger Disputation vom Jahre 1519 bedeutet einen 
Wendepunkt in der geistigen Entwicklung Ecks. Von jenen Tagen 
an galt sein Leben, wenn auch nicht ganz ausschließlich, so doch 
hauptsächlich dem Kampfe gegen die religiöse Neuerung in den 
verschiedensten Teilen Deutschlands und der deutschen Schweiz. 
Früher dagegen hatte er ein vielseitiges wissenschaftliches Inter¬ 
esse gezeigt. Während seiner Studienzeit auf den Universitäten 
zu Heidelberg, Tübingen, Köln und Freiburg war er eifrig bemüht, 
sich eine umfassende Bildung anzueignen. Er studierte Theologie, 
Philosophie, Rechts- und Naturwissenschaft. Mathematik und 
Geographie, ward auch für humanistische Bestrebungen gewonnen 
und erwarb sich Kenntnisse in der lateinischen, griechischen und 
hebräischen Sprache 1 ). Als Freiburger Dozent und auch noch 
im ersten Jahrzehnt seiner Jngolstädter Professur hat er dem¬ 
entsprechend auch auf andern als theologischen Gebieten eine 
nicht zu unterschätzende Tätigkeit entfaltet. 

Damals beschäftigte er sich z. B. eifrig mit geographischen 
Studien. Eine fachmännische Untersuchung hat ergeben, daß 
„Eck nicht allein mit dem zeitgenössischen Wissen in diesem 
Fache auf vollkommen gleicher Höhe stand“ und sich „durchaus 
nicht bloß in ausgetretenen Gleisen“ bewegte, sondern sich auch 
offenbarte „als eine Forschernatur, die nicht bloß pädagogische 
Ziele vor Augen hatte, sondern der es auf die Sache, die Erwei¬ 
terung des geographischen Gesichtskreises, in erster Linie selbst 
ankam“ 2 ). 

*) Wiedemann 5—25. 

2 ) Vgl. Günther 140, 151 f. Günther 142 -162 handelt zunächst über 
die einschlägigen Partien in Cod. 125 und 800 der Münchener Univeraitäts- 


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Vorwort. 


XII 

Viel wichtiger und umfangreicher sind Ecks philosophische 
Werke. Seine Erstlingsschrift ist eine Bearbeitung der Parva 
logicalia, die er als Leiter der Freiburger Burse zum Pfau unter 
dem Titel „Bursa pavonis“ im Jahre 1507 der Öffentlichkeit über¬ 
geben hat 1 ). In den Jahren 1515 bis 1519 arbeitete er dann im 
Aufträge des Herzogs Wilhelm von Bayern Kommentare zu den 
Hauptwerken des Aristoteles und zur Logik des Petrus Hispanus 
aus, die beim philosophischen Unterrichte in der artistischen Fa¬ 
kultät zu Ingolstadt gebraucht werden sollten 2 ). Wenn diese 

bibliothek. In Cod. 125 befindet sich nur der Titel einer Abhandlung über 
die Antipoden, nicht aber, wie Wiedemann 652 angibt, eine derartige Ab¬ 
handlung selber. Cod. 800, dessen Inhalt bei Wiedemann 652 sehr unvoll¬ 
ständig skizziert ist, enthält unter anderm ein Introductorium breve cosmo- 
graphicum Jo. Eckii ad Ptolomei tabulas utilissimas vom Jahre 1506 (so nach 
Günther 155 Anm. 23; anders nach Wiedemann 652 No. 22), ferner eine 
Skizze der Lehre vom Astrolabium, eine Gnomonik und eine Notatensammlung 
aus der Kosmographie des Äneas Sylvius. Weiter behandelt Günther die physi¬ 
kalischen und geographischen Erörterungen in Ecks Aristoteles-Kommentaren 
und seine Doppelschrift über die beiden Sarmatien und das Skythenland. 
Hierüber s. auch Wiedemann 488. Über die erheblichen Verdienste Ecks 
um die Verbreitung besserer Vorstellungen von der Geographie Osteuropas s. 
H. Michow, Das Bekanntwerden Rußlands in vor-Herbersteinscher Zeit, in den 
Verhandlungen des fünften deutschen Geographentages zu Hamburg am 9., 
10. und 11. April 1885, Berlin 1885, S. 128. Vgl. auch Rom stock, Die Astro¬ 
nomen, Mathematiker und Physiker der Diözese Eichstätt, Eichstätt 1886, S. 56 ff. 

*) Vgl. Wiedemann 25, 448 ff., 465; Prantl, Logik, IV 288 f. 

2 ) Im Jahre 1516 erschien Ecks In summulas Petri Hispani . . . explana- 
tio pro superioris Germaniae scholasticis; 1516/17 verließen die drei Teile des 
Kommentars zu Aristoteles Dialectica die Presse; 1517 ward auch schon ein 
Auszug aus diesem umfangreichen Werke gedruckt; es wurden 1518 von Eck 
vollendet und 1519 gedruckt die Kommentare zu folgenden aristotelischen 
Büchern: Acroases physicae libri VIII, De coelo, De generatione und De 
metereoris; am 13. Nov. 1519 Unterzeichnete er die Widmung der letzten 
Abteilung, welche die Kommentare zu den Büchern De anima, De sensu et 
sensato, De memoria et reminiscentia, De sömno et vigilia, De longitudine 
et brevitate vitae enthält und 1520 im Druck vollendet ward. Vgl. Wiede¬ 
mann 33 f., 464 f., 472—479. Aus dem handschriftlichen Nachlaß Ecks ge¬ 
hören hierhin die Quaestiones in V libros Ethicorum ad suos discipulos vom 
Jahre 1506, die in Cod. 800 der Münchener Universitätsbibliothek aufbewahrt 
werden; vgl. Wiedemann 652 (der die Ethik 1505 niedergeschrieben sein 
läßt) und Günther 142 f., 155. Wann die Aufzeichnungen Ecks De Aristotele 
quid senserit de cognitione dei, de animae immortalitate in Cod. lat. 5908 
der Königl. Hof- und Staatsbibliothek zu München geschrieben worden sind, ist 
wohl nicht genau festzustellen. In Cat. Clm. t. I pars III p. 53 ist jener Band 
datiert: „a. 1512—16.“ Vgl. auch Wiedemann 651 Nr. 3. 


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Vorwort. 


Xllt 


Werke auch „zuweilen die Spuren einer bedenklichen Geschwind¬ 
macherei an sich tragen, so geben sie doch Zeugnis von einer 
außerordentlichen Belesenheit und — was die Hauptsache ist — 
beruhen auf einem wissenschaftlichen Parteistandpunkte, welchem 
damals wahrlich nicht die Schlechteren angehörten“. Eck huldigte 
nämlich einem verständigen Synkretismus; er suchte die Vorzüge 
der alten und neuen Richtung in der Philosophie zu vereinigen, 
mied das Übermaß von Sophismen, mit denen die via moderna 
zu spielen liebte, und „lenkte unter Benutzung der leitenden 
Grundsätze der Modernen auf die echt aristotelische Quelle zurück“. 
Seiner Aufgabe ist er überhaupt „in einer sehr achtungswerten 
Weise“ gerecht geworden *). 

Unter den übrigen, teils gedruckten, teils nur handschriftlich 
erhaltenen Werken 2 ) aus dieser Periode Ecks ragt vor allem ein 
im Jahre 1514 vollendeter kleiner Foliant hervor, der von der 
Prädestination handelt und den sonderbaren Titel „Chrysopassus“ 
trägt. Dieses Buch ist das theologische Hauptwerk aus der 


') Vgl. Prantl, Univ., I 115, und Prantl, Logik, IV 284 290. 

*) Es erschienen bis 1519 außer den bereits genannten Werken im 
Druck: „Das Schiff des Heils“ (ein Auszug aus einer Sammlung von Predigten 
Johannes Geilers), eine Schrift über die Kalenderreform und über den Eid, 
Beschreibungen der Disputationen zu Bologna und Wien, sowie mehrere Ge¬ 
legenheitsreden verschiedenen Inhaltes. Hierüber s. Wiedemann 450 — 452, 
457-463, 466-472, 479-488: vgl. auch 32-35, 53-75, 331 f. Über die 
Schrift zur Kalenderreform (De vera Paschao celebratione . . . diorthosis) s. 
auch Günther 154. Von dem ungedruckten Nachlaß kommen hier anscheinend 
nur in Betracht Cod. 18 und 125 der Münchener Universitätsbibliothek. 
Cod. 18 enthält eine 1506 von Eck geschriebene Expositio Henrici de Hassia in 
orationom dominicam et Ave Maria. Vgl. Wiedemann 653. In Cod 125 befin¬ 
den sich ein Tractatus de contractibus usurariis und ein Tractatus de con¬ 
tractu quinque de centum, über die wissenschaftliche Stellung Ecks in der 
Zinsfrage und den Verlauf des Zinsstreites vgl. die vortreffliche Abhandlung von 
J. Schneid, Dr. Johann Eck und das kirchliche Zinsverbot, in den Historisch¬ 
politischen Blättern für das katholische Deutschland, München 1891, CVIII 
241-259, 821-335, 473-496, 570- 589, 659-681, 789 -810. Der Traktat 
De contractibus usurariis ward am 25. Mai 1514 vollendet und zahlt 106 Folio¬ 
seiten; der andere wurde am 9. März 1515 beendet, umfaßt 292 Folio¬ 
seiten und ist in Centurien eingeteilt, wie der Chrysopassus (vgl. unten S. 8). 
Über Cod. 125 s. Schneid a. a. O. 321 f., wonach Wiedemann 652 zu er. 
gänzen ist. 


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XIV Vorwort. 

Jugendzeit Ecks und merkwürdigerweise bisher fast gar nicht 
beachtet worden *). 

Meine Studien zur Geschichte der Leipziger Disputation vom 
Jahre 1519 lieben es als notwendig erscheinen, einen klaren 
Einblick in die Anschauungen zu gewinnen, denen der Ingolstädter 
Theologe über die Gnade, besonders über ihr Verhältnis zur 
menschlichen Willensfreiheit vor seinem Auftreten gegen die 
Wittenberger gehuldigt hat. Dies gab mir Veranlassung, mich mit 
jenem Werke Ecks zu beschäftigen. Es scheint mir in der Tat 
einer genaueren Untersuchung durchaus wert zu sein. Gibt es 
uns doch in zuverlässigster Weise darüber Aufschluß, wie ein an¬ 
gesehener Theologieprofessor kurz vor dem Beginn der großen 
religiösen Bewegung über mancherlei Fragen gedacht hat, die 
wenige Jahre später so leidenschaftlich und heiß umstritten worden 
sind. Das Buch gewinnt noch eine besondere Wichtigkeit dadurch, 
daß es gerade aus der Feder Ecks stammt, jenes Mannes, der 
sich wiederholt mit den Wortführern der neuen Richtung ge¬ 
messen hat und zeitlebens einer der unermüdlichsten und geschick¬ 
testen Verteidiger der alten Lehre gewesen ist. Das Studium des 
Chrysopassus setzt aber nicht bloß die Theologie Ecks in eine 
helle Beleuchtung, die noch nicht durch apologetische oder po¬ 
lemische Beziehungen zu den bald nachher auftauchenden refor- 
matorischen Ideen beeinflußt ist, sondern es ermöglicht auch, ein 
Urteil über die Literaturkenntnis des Verfassers, die wissenschaft¬ 
liche Arbeitsweise und geistige Richtung des jungen theologischen 
Gelehrten zu gewinnen. Die Hauptzüge seines Charakters treten 
schon hier deutlich hervor; daß sich manche Linien seines Bildes 
im Laufe der Zeit, insbesondere infolge des beständigen Kampfes, 
teils zu seinem Vorteil, teils zu seinem Nachteil verändert haben, 
das wird niemanden wundernehmen. 

*) Einige wenige Angaben über (len Inhalt des Chrysopassus finden sich 
in dem Aufsatze „Zur viei-hundertjährigen Geburtstagsfeier des Dr. Johann Eck“ 
in den Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland, München 
1886, XCV1II 748 750. 


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Johann Eck als junger Gelehrter. 


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I. Literargeschichtliclier Teil. 

§ i. 

Beschreibung des Chrysopassus')• 

Das Titelblatt des Chrysopassus ist mit einem hübschen 
Holzschnitt im Renaissancestil verziert, der 253 mm hoch und 
170 mm breit ist. Auf einem Sockel von 40 mm Höhe erheben 
sich zwei Eckpfeiler, deren Kapitale durch einen Rundbogen ver¬ 
bunden sind; in ihm liest man das Wort Chrysopassus, dessen 
Buchstaben sich in weißer Schrift von dem schwarzen Grunde 
des Bogens abheben und durch Rankenwerk voneinander getrennt 
sind. In den beiden Eckflfichen zwischen Bogen und Umrahmung 
erblickt man rechts (rechts und links vom Bilde aus gerechnet) 
das Reichsschild mit dem Doppeladler und links das Augsburger 
Stadtwappen mit der „Pyr“ oder Zirbelnuß 2 ); die beiden Wappen 
werden von Putten gehalten und von Engelsköpfen umschwebt. 
Unter dem Bogen sieht man das auf stilisierten Wolken ruhende 
und von unschönen Engelsköpfen umgebene Hüftbild Gottes; er 
trägt eine mit einem Kreuze geschmückte Krone auf dem Haupte, 
und sein Chormantel flattert stark im Winde. Der Herr schwebt 
über zwei Männern, von denen der eine als Hirt oder Pilger, der 
andere als Jäger (mit einem Hunde zu seinen Füßen) erscheint; 
die beigefügten Namen „Jakob“ und „Esau“ zeigen an, welche 
Personen in diesen Figuren dargestellt sein sollen. Gott hält 
über dem zu seiner Rechten stehenden Jakob die Krone des 


*) Die Beschreibung bei Wiedemann 453—457 leidet an vielen Fehlern. 
*) Vgl. J. Sicbmaehcrs Großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 1, 
Abt IV: Städtewappen Bd. 1 (Nürnberg 188.')) S. 1 und Tafel 1. 

Ref.-g»*scl». Stadien u. Texte, Heft l: Greving, Eck 1 


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2 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


ewigen Lebens, während er seine Linke abwehrend gegen oder 
vielmehr über Esau ausstreckt. Vor den Eckpfeilern stehen auf 
hohem, phantastischem Ornament zwei Ritter in voller Rüstung; 
Schilder über diesen kleinen Figuren bezeichnen den Krieger zur 
Rechten als THEODORVS und den zur Linken als ALEXANDER. 
Auf der weihen Fläche des Sockels (27 : 1J4 mm) steht: 

A IOANNE MAIORIS ECKIO PROCANCELLARIO 
AVRIPOLI ET GANONICO EISTETEN. LECTA EST 
SVBTILIS 1LLA PRA EDEST1NATIONIS MATERIA 
VV1LHELMO ILLVSTRIS. PRINCIPE BAIOARIAM 
GVBERNANTE. ANNO GRATIAE G. D. XII 

Die Bedeutung des Titelbildes ist klar. Es soll gleichsam 
eine der wichtigsten paulinischen Stellen über die Gnadenwahl 
(Rom. 9,11 - 23) illustrieren. Der Apostel bezieht nämlich die Worte, 
die Gott durch den Propheten Malachias (1,2 f.) gesprochen hat: 
„Dilexi Jakob, Esau autem odio habui“ auf das Geheimnis der Prädesti¬ 
nation bzw. Reprobation und betrachtet die beiden Brüder als 
Repräsentanten der Auserwählten und der Verworfenen. 

Die Wappen des Reiches und der Stadt Augsburg weisen 
auf das Land und den Ort hin, wo das Buch entstanden und 
gedruckt worden ist 1 ). 

Mit dem seltsamen Titel „Ghrysopassus“ hat es folgende 
Bewandtnis. Nach der Apokalypse sind die Grundsteine der Mauer 
des himmlischen Jerusalems mit zwölf Edelsteinen geschmückt; 
als zehnten derselben nennt der hl. Johannes (Apok. 21,20) den 
Chrysopras. Eck erklärt nun, nach allgemeiner Auslegung seien 
unter jenen zwölf Edelsteinen die zwölf Artikel des apostolischen 
Glaubensbekenntnisses zu verstehen. Dem zehnten Steine, dem 
Chrysopras, der von Eck fälschlich „Chrysopassus“ genannt wird, 
entspreche der zehnte Glaubensartikel, und als solchen bezeichnet 
er den Artikel von der Gemeinschaft der Heiligen. Diese sei am 
vollkommensten in der Glorie der Prädestinierten vorhanden, und 
darum sei der Name Chrysopassus für dieses Buch geeignet 2 ). 

*) Vgl. unten S. 13. 

2 ) Vgl. Chrys. bj v : Librum ipsum ... CIIRYSOPASSVM appellavi, quod ille 
evangelii sol Joannes in Apocalipsi pro decimo lapide aupernae civitatis Hierusalem 
illum posuerit, conimuni doctorum interpretamento decimum articuluni fidei, qui est 


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§ 1. Beschreibung des Chrysopassus. Ö 

Der Titel ist jedenfalls sehr gesucht; ferner ist es auch 
nicht recht geschickt, daß Eck bei der Wahl des Namens für sein 
Werk von der Annahme ausgeht, die Worte „sanctorum commu- 
nionem“ im apostolischen Symbolum gehörten zum zehnten 
Glaubensartikel. In der Abtrennung und Zählung der einzelnen 
Artikel war man sich nämlich durchaus nicht einig. Eck wußte 
dieses wohl, stützte sich aber ohne weiteres bei der Wahl des 
Titels für sein Buch auf die Zählung der Artikel bei seinem 
Lieblingsmeister Bonaventura *). 


sanctorum communio, designante. übi autem perfectior reperitur sanctorum 
communio . . . quam in praedestinationis gloria; quare non inconvenit libro 
haec nomenclatura. — Mit Rücksicht auf die Seltenheit des Ghrysopassus und 
um die Verwertung Eckscher Äußerungen zu erleichtern, habe ich mich sehr 
häufig nicht damit begnügt, auf die in Frage kommenden Stellen bloß hinzu¬ 
weisen, sondern sie wörtlich mitgeteilt. Dabei sind zweifellose Druckfehler, die 
nur auf Flüchtigkeit zurückzuführen sind, stillschweigend verbessert. Statt 
Q wird je nach der sonst üblichen Schreibweise des Wortes e, ae oder oe ein¬ 
gesetzt; wo im Original v für u steht, tritt dieses ein und umgekehrt. Die 
Interpunktion ist dem Sinne gemäß gestaltet. 

*) Vgl. Homiliarum clarissimi viri D. Johannis Eckii . . . tomus III., 
qui est peculiariter de Sanctis und zwar Homilia III. et ultima in communi de 
12 apostolis dei, in der Ausgabe: Coloniae, expensis M. Godefridi Hittorpii, 
typis Eucharii Cervicorni anno Christi nati 1538 (s. darüber Wiede mann 
S. 600) p. 909 sq., wo er raitteilt, in welcher Weise Bonaventura, (Pseudo ) 
Augustinus und Scotus die Artikel abtrennen, zählen und den einzelnen Aposteln 
zuschreiben; ib. p. 910 schreibt Eck: „Ego, si liberae essem electionis, ordinä¬ 
rem apostolos, sicut fecit Augustinus, articulos vero dirigerem ad modum Bo- 
naventurae. Sunt tarnen adhuc alii modi; sufficiat quod in symbolo apostolico 
convenimus“. Vgl. dazu Bonaventura lib. III dist. 25 art. 1 qu. 1, 1. c. III 
535, ferner die beiden (pseudo-)augustinischen Sermones Nr. 240 und 241, 
1. c. t. V App. col. 394-396, und Scotus lib. III dist. 25 qu. 1, 1. c. t. 111 
fol. 50 r . Eck gibt die Ansichten von Bonaventura und Scotus genau wieder; 
seine Bemerkungen über die Anordnung bei (Pseudo-)Augustinus stimmen hin¬ 
sichtlich der Reihenfolge der Apostelnamen mit Sermo 241, hinsichtlich der 
Abtrennung der Artikel mit Sermo 240 überein, abgesehen davon, daß nach 
Eck Pseudo-Augustinus ebenso wie Bonaventura die Worte sanctorum commu- 
nionem zu remissionem peccatorum und nicht wie der Sermo 240 zu sanctain 
ecclesiam catholicam zieht. — Nach Chr. Moufang, Katholische Katechismen 
des sechzehnten Jahrhunderts in deutscher Sprache, Mainz 1881, S. 26, 123, 
158, 246, 371, 419, 479, 562, 596, 601 und 615 wird die Lehre von der Ge¬ 
meinschaft der Heiligen in den Katechismen von Joh. Dietenberger, Georg 
Wicel (in seinen beiden Katechismen), Joh. von Maltiz, Joh. Gropp er, 
Joh. Fabri, Petrus Canisius (im großen und kleinen Katechismus', Jodocus 
Lorichius, Georg Matthäi als zum neunten und nur im Katechismus von 

1 * 


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4 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


Den Namen des Edelsteins, der angeblich aus Indien stammen 
soll, leitet Eck von %ovoos und naooog her; er sei nämlich von 
Purpurfarbe und mit goldenen Tropfen besprengt. Letztere wiesen 
hin auf die wirksamen Tugendkräfte 1 ). Auch in der Deutung 
des Namens ist Eick, verleitet durch die falsche Form Chryso- 
passus, nicht glücklich; Chrysopras ist abzuleiten von zQ vo °s (Gold) 
und ngaoioq (lauchgrün), nicht von Tianofo (daraufstreuen, 
-sprengen). 

Die Rückseite des Titelblattes bringt ein undatiertes Empfeh¬ 
lungsschreiben des kaiserlichen Fiskals Dr. jur. Hieronymus von 
Croaria. Dieser gelehrte und angesehene Mann, der einst selbst 
Professor in Ingolstadt gewesen war 2 ), hatte Eck wiederholt auf¬ 
gefordert, seine Vorlesungen über die Prädestination „zur Ehre 
der Universität und zum allgemeinen Besten“ drucken zu lassen. 
Zugleich hatte er den Wunsch ausgesprochen, Eck mochte sein 
Werk darüber den Herzogen von Bayern widmen. Er durfte 
einen solchen Wunsch um so eher äußern, als er es eben 
gewesen war, der seinerzeit den Herzogen für die durch Zingels 
Tod (f 1508) erledigte Theologieprofessur den jungen EYeiburger 
Lizentiaten empfohlen hatte 3 ). Eck folgte dieser Aufforderung 


Michael Helding als zum zehnten Artikel gehörig bezeichnet. Auch der 
Catholicus cntechismus Friderici Nauseae Blancicampiani, üb. II. (Ausgabe 
Antverpiae 1544, p. 19 v ) rechnet die Worte sanctorum cotnmunionein zum 
neunten Artikel. 

M Chrys. bj v : „Est autem CHRVSOPASSVS lapis Indicus purpureus, 
aureas hahens guttas: unde et nomen accepit. Nam xt wa nurnm significat 
et jiuooo^ tinctum vel sparsum. Effectrices ipsius virtnte9 et earum ad articu’ 
lum accomodationem, ne sim longior, sciens praetereo“. In Wirklichkeit ist 
der Chrysopras apfel- bis gelhlichgrün und findet sich „hauptsächlich im Serpentin 
von Gliiserndorf, Kosemütz und Grachau in Schlesien“. Vgl. F. Sen ft, Syn¬ 
opsis der Mineralogie und Geognosie, Abt. I: Mineralogie, Hannover 1875, S. 563. 

2 ) Er war von 1497 bis 1508 als Kanonist in Ingolstadt tätig gewesen 
und hatte im Rufe eines zwar langweiligen, aber sehr gelehrten Dozenten 
gestanden. Über ihn 9. Prantl, Univ., 1 116 ff., ADB IV 600, Jöcher 
Forts. 11 540, Bauch 26 Anm. 1, 32, 62, 69 f., 77. 

:l ) Schreiben Croarias an Eck (s. I. et a.) in Chrys. aj v : „Hortatus sum 
te saepe, doctis[sime] vir, quo altissiinam illam praedestinationis materiam, 
quam in nostro archigymnasio litterario non sine merita laude es professus, 
conscriberes atque linia tua expolires acerrima, illustrissimisque Bavariae prin- 
cipibus dicatum [!] protinus ederes, Sperabam cnim elaboratum hoc opus et 


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§ 1. Beschreibung des Clirysopassus. 


*» 


gerne und legte das Buch nach der Vollendung seinem Gönner 
Groaria zur Einsicht vor. Dieser war entzückt von der überaus 
fleißigen und scharfsinnigen Arheit und erblickte darin ein deut¬ 
liches Zeichen, daß sein Schützling für den Katheder geboren sei'). 

Auf fol. a ij r bis b j r folgt das Widmungsschreiben Ecks 2 ) 
an die jugendlichen Herzoge Wilhelm, Ludwig und Ernst von 
Bayern. Ihnen habe er seine Professur in Ingolstadt und sein 
Kanonikat an der Eichstädter Kathedrale zu verdanken, und auf 
ihr Verwenden hin sei er von Gabriel von Eib, der als Bischof 
von Eichstädt der Kanzler der Universität war, zum Vizekanzler 
ihrer Landeshochschule ernannt worden a ). Die sehr umfangreiche 
Dedikationsschrift hat vor allem den Zweck, Bayern und sein 
Herrscherhaus zu rühmen und die Universität in Ingolstadt als 

achademiae nostrao fore ornaniento et commoditati omnibus; . . . fecique eo 
libentius, quod te superioribus annis ceu virum doctum praefatis principibus 
tommendavi“. Über Zingel s. Chrys. IV 31 und V 34; vgl. auch Wiode- 
mann 28, Prantl, Univ., I 113, II 483, Hehle II 5ff, 33, Bauch 52, 62, 
72, 77 f., 83, 89. 

') Schreiben Croarias an Eck in Chrys. aj v : „Es itaque obsecutus mihi 
et illustrc munumentum (quod Chrysopassum praedestinationis appellare placuit) 
mihi pellegendum oxhibuisti Quod saltuatim . . . pellustravi, et dici non po- 
test, quantuni placuerit*. Nun folgen viele Lobsprüche, die zusammengefaßt 
werden mit den Worten: „Et ut summatim dicam: Ita absolvisti omnia, ut 
Iiquido appareat, quam fueris in tuo legendi munere prae caeteris diligens et 
adeo apertus, ut ad docendum natus videare. Berge queso ... et multas 
subinde eiusmodi foeturas ex tui ingenii officina deprome. Illaquo primigenia, 
quae indefesso labore perpulchre quidem et supra quam tua aetas admittat ex- 
coluisti, latissime extende“. 

*) Anfang: Meminit Melius Spartianus . . .; Schluß: diu salvas conser- 
vet et incolumes. Valete ... ex foelici vestra Ingoldstattensi achademia XIIII 
Kal. Maias anno . . . GDXII1I. (= 18. April 1514). 

*) Chrys. aiiij v : ... annis ab hinc tribus et dimidio a vestris excel- 
lentissimis dominationibus a Friburgensi ßrisachgoiae achademia (qui nondum 
24. aetatis annum integre absolveram) ad lectionem theologiae primariam et ad 
canonicatum ecclesiae cathedralis Eistettensis Iiberalissime evocatus sum. Et 
quo plus excellentiis vestris essem obstrictus, apud amplissimum dominum 
meum Gabrielem de Eib, antistitem Eistettensem dignissimuni, egerunt illu- 
stres dominationes vestrae, ut sua reverendissima dorainatio mihi vices suas 
in cancellariato committeret, quibus et lubentissime morem gessit“. Am 24. Jah¬ 
restage seiner Geburt (13. Nov. 1510) eröffnete Eck seine theologischen Vor¬ 
lesungen in Ingolstadt. Über seine Berufung nach Ingolstadt und seine Er¬ 
nennung zum Domherrn von Eichstädt und Vizekanzler der Universität s. 
Wiedemann 28—32. 


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6 


I. Literargoschichtlicher Teil. 


das Kleinod des Landes x ) zu preisen. Eck spendet insbesondere 
dem Vater der jungen Herzoge, Albrecht IV. dem Weisen, das 
höchste Lob als Mensch und Regent und fordert die Söhne auf, 
ihm gleich zu werden oder ihn sogar noch zu übertreffen. 

Während auf dem Titelblatt nur Wilhelms Name genannt 
wird, ist die Widmung an alle drei Brüder gerichtet. Zur Zeit 
der Berufung Ecks war Wilhelm zwar allein Herzog, aber sein 
Oheim Wolfgang und sechs Landstände führten vom 18. März 1508 
bis zum 13. Nov. 1511 die vormundschaftliche Regierung; erst 
von diesem Tage an bis zum 3. März 1514 regierte Wilhelm 
allein und selbständig. Trotz des vom Vater erlassenen Primo¬ 
geniturgesetzes machte Ludwig seinem altern Bruder die Allein¬ 
herrschaft streitig, und am 3. März 1514 muhten sich die beiden 
unter dem Druck der Landstände über ein gemeinschaftliches 
Regiment einigen. Im Laufe des Sommers hatten sich die Ver¬ 
hältnisse aber wieder so zugespitzt, daß dennoch ein Bruderkrieg 
auszubrechen drohte; da verständigten sich plötzlich die beiden 
Brüder am 20. Nov. 1514 über eine gemeinsame Regierung bei 
getrennter Verwaltung. Nur Ernst blieb von der Herrschaft aus¬ 
geschlossen und ward, obwohl er wenig geistlichen Sinn hatte, 
auf ein reiches Bistum vertröstet 2 ). Der Umstand, daß auf dem 
Titelblatt nur Wilhelm allein als Herrscher bezeichnet wird, läßt 
darauf schließen, daß es zu einer Zeit angefertigt worden ist, als 
dieser noch alleiniger Regent war. Als aber Eck am 18. April 
1514 die Dedikation verfaßte, schien es ihm in Anbetracht der 
unsichern Verhältnisse geraten, das Buch nicht bloß Wilhelm, 
sondern auch seinen jüngern Brüdern zuzueignen. 

An jenes Widmungsschreiben schließt sich auf fol. bj r und v 
ein undatiertes Vorwort, worin Eck sich an alle Professoren der 
Theologie und Philosophie 3 ) wendet, um ihnen Auskunft über 

*) Eck schildert die günstigen äußern Verhältnisse der Stadt, die gute 
Besoldung der Professoren, das schöne Universitätsgebäude, die große Zahl der 
Dozenten und Studenten; vgl. Chrys. a iij v und aiiij r . Über die Lage der 
Universität in den Jahren 1472 bis 1518 s. Prantl, Univ., I 64—96, 101—140. 

2 ) Vgl. S. Riezler, Geschichte Baierns (in der * Geschichte der euro¬ 
päischen Staaten“), Gotha 1899, IV 3-27, 37, 27511’. 

a ) L. c : Universis sacrarum litte rar um ac Christiane sapientiae professoribus 
. . . Anfang: Dum doctoris subtilis . . .; Schluß: provehat beatitatem. Valete 


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§ 1. Beschreibung des Chrysopassus. 


7 


die Entstehung und Benennung seines Buches zu geben und sie 
um eine günstige Aufnahme desselben zu bitten. 

Fol. b ij r und v enthalten Namen von solchen Schriftstellern, 
deren Ansichten im Texte des Chrysopassus teils unmittelbar, 
teils mittelbar verwertet oder beleuchtet sind; ihre Namen sind 
in drei Kolumnen nebeneinander gedruckt. Diesen Verzeichnissen 
fügt Eick noch einige kurze, allgemeine Bemerkungen hinzu, in denen 
er sich darüber ausspricht, in welcher Weise er seine Autoren 
benutzt hat (fol. b ij v und b iij r ). 

Auf fol. b iij r bis c iiij r bringt er das „summarium et 
regestum continuum“, ein Inhaltsverzeichnis, das zwar wegen 
seiner Ausführlichkeit gute Dienste leistet, aber nach unsern 
Begriffen nicht übersichtlich genug ist; es läßt allerdings die 
wichtigsten Teile ziemlich deutlich hervortreten, aber es bietet 
doch zu vielerlei, indem es zugleich, wenn auch nur in aller 
Kürze, den Inhalt einer Masse von Paragraphen angibt 1 ). 

Auf fol. c iiij v ist ein langer poetischer Erguß von Urban 
Rieger (Rhegius) abgedruckt, worin er seinen verehrten Lehrer 2 ) 
und dessen Werk in überschwenglicher Weise rühmt. Der Ecksche 
Genius, von göttlichem Geiste erleuchtet, dringe kühn in die 
tiefsten Geheimnisse der Theologie ein; schon jetzt sei ihm kein 
Zeitgenosse zu vergleichen, und die Zukunft lasse noch größere 


iterum et salvete. Deo gloria. Die Lobsprüche „In nomine tuo, dulcis Jesu“ 
und „Deo gloria“ sind bei Eck sehr beliebt; ersterer findet sich zu Beginn des 
Textes fol. Aj r und zu Beginn des dritten Artikels fol. Lj v ; letzterer kommt 
z. B. auch vor am Schlüsse der Dedikation fol. bj r , am Schlüsse des Sum- 
marium fol. c iiij r und am Schlüsse des ganzen Werkes fol. Hb iiij r . Andere 
fromme Sprüche Ecks sind „Deo duce“ (vor Beginn des Textes fol ciiij v und 
„Annue principio rex regum maxime nostro“ (zu Beginn des ersten Artikels 
fol. A iij r ). 

*) Es ist wohl zu beachten, daß Eck in den kurzen Sätzen des Summa- 
rium und ebenso auch des Index (hierüber s. unten S. 12) nicht immer seine 
Anschauung hat zum Ausdruck bringen wollen; vielmehr ist der Zweck der 
beiden Verzeichnisse nur der, den Inhalt der betreffenden Paragraphen anzn- 
geben. Z. B. heißt es im Summarium auf fol. b iij •': „Filius dei fuisset in- 
carnatus, si Adam non peccasset“; dieser Satz deckt sich aber nicht mit der 
in Chrys. I 45 ausgesprochenen Meinung Ecks. 

*) Von Rhegius wird Eck beehrt mit den Worten: „Eckii philosophorum 
et theologorum decoris praeceptorisque selectissimi“. 


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s 


l. Literargcschiehtlirher Teil. 


Leistungen von ihm erwarten. Zuletzt gibt der Versemacher den 
Rat, man möge das so billige Buch kaufen und lesen; dann sei 
es zweifellos, daß man mit ihm in den Ruf einstimmeu werde: 

Vivat Joannes cervis vivacior ipsis, 

Ne tellus tanto sole sit orba. Vale l ). 

Der Text des Chrysopassus beginnt auf fol. A j r und endigt 
auf fol. Z iij v . Er ist in doppelter Weise zergliedert. Zunächst 
ist er in 545 numeri oder Paragraphen abgeteilt 2 ), die zwar durch 
das ganze Werk hindurchgehen, aber nicht in fortlaufender Reihe 
gezählt sind; vielmehr bilden je 100 numeri eine centuria. Es 
bleiben so natürlich für die sechste centuria nur 45 Paragraphen 
übrig. In den fliegenden Kolumnen liest man „centuria prima“, 
„centuria secunda* usw. und am Rande die Nummern der Para¬ 
graphen in römischen Ziffern. Der Kürze halber bezeichne ich 
die Zitate aus dem Chrysopassus in folgender Weise: mit römischen 
Ziffern gebe ich die centuria und mit deutschen den Paragraphen 
an; es ist also z. B. III 25 -- centuriae tertiae numerus XXV. 
In dieser bequemen Zitierweise folge ich übrigens Eck, der sie 
selber in seinem Index anwendet 3 ). Nur dort, wo ein Zitieren 
nach centuria und numerus nicht möglich ist, gebe ich die Blatt¬ 
zahl an. 

Inhaltlich zerfällt der Chrysopassus in drei articuli oder 
Hauptteile. Dem ersten ist eine Einleitung vorausgeschickt, in 
der einige Grundsätze aufgestellt und erläutert werden, die für 
das Studium der Prädestinationslehre maßgebend sein sollen 
(Chrys. I 1 — 11). Der erste Ilauptteil oder Artikel wird in 


') Das 42zeilige Gedicht Riegers ist undatiert. Es ist vollständig abge¬ 
druckt bei Wie de mann 454 f., jedoch ist dort zu lesen in Vers 9 quamvis 
statt, quaevis, in Vers 18 captu statt caput, in Vers 25 mens statt meus 
Über das Verhältnis Ecks zu Rhegius s. Wiedemann 345 ff. und G. Uhl¬ 
horn, Urbanus Rhegius (Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Be¬ 
gründer der lutherischen Kirche, VII. Teil) Elberfeld 1861, S. 7 ff., 11, 18 ff., 19 f. 

2 ) Die Paragraphen sind manchmal recht willkürlich abgetrennt; vgl. 
z. B. Chrys. III 88—95. Öfters ist der numerus am Rande verdruckt oder hin 
und wieder ausgelassen worden. 

3 1 Eine Änderung des Eckschen Zählmodus ist nicht ratsam, da sonst 
leicht Mißverständnisse entstehen können; z. B. wäre Chrys. III 25 nicht gleich 
§ 325, sondern gleich § 225 zu setzen. 


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§ 1. Beschreibung des Chrysopassus. 9 

Chrys. I 11 kurz als „terminorum declarativus“, der zweite als 
„duaruin opinionum prineipalium contradicentium recitativus“, 
der dritte als „dubiorum resolutivus“ *) bezeichnet. 

Der erste (I 12—85) beschäftigt sich nämlich eingehend mit 
der Erläuterung der Begriffe praedestinatio (I 13—09), reprobatio 
(1 70 —77) und obduratio (I 78 -85). 

Der zweite, der viel umfangreicher ist (I 85—IV 13), erörtert 
vornehmlich die Frage, ob das System der praedestinatio ante 
praevisa merita (System der unbedingten Prädestination und be¬ 
dingten Reprobation), oder das System der praedestinatio post 
praevisa merita (System der doppelten bedingten Prädestination) 
richtig sei. Jenes System wird von Eck als opinio prima, 
dieses als opinio secunda bezeichnet. Er entscheidet sich für 
die opinio II 2 ). Der Fragestellung entsprechend zerfällt nun der 
zweite Hauptteil in zwei partes oder Unterabteilungen. Die 
pars I, welche der opinio 1 gewidmet ist, reicht von Chrys. 
191 —1158 und enthält vier puncta oder Abschnitte: Der erste 
behandelt sieben Sätze (evidentialia), die als Voraussetzungen 
dienen (192—118); der zweite gibt die auf jenen Grundsätzen 
fußende These (conclusio) betreffs der praedestinatio ante praevisa 
merita an (119 — 15); der dritte erläutert diese These näher und 
stellt im Zusammenhang damit sieben weitere Thesen auf (II 15—25); 
der vierte bildet mit sechs Folgesätzen (corollaria) den Schluß 
dieses Teils (II 25—58). 

Die pars II (II 58—IV 13) beschäftigt sich mit der opinio 11 
und zählt sechs Abschnitte (puncta): im ersten sendet Eck 
wiederum seine evidentialia voraus, diesmal aber nur vier 
(II 60—93) 3 ); im zweiten folgt die conclusio, nämlich die Formu¬ 
lierung und Erklärung der Lehre von der doppelten bedingten 
Prädestination (II93—III 28); im dritten stellt er eine Anzahl 
von Aussprüchen hervorragender Scholastiker zugunsten dieses 
Systems zusammen (III 29—36); irn vierten werden die Gründe 

*) In Chrys. IV 13 wird er „articulus tertius dubiorum motivus“ genannt. 

a ) ln Chrys. III 63 nennt Eck die opinio II kurz „nostra opinio“. 

’) Die Zahl XCIII fehlt am Rande des Textes. — In pars II punctum I 
ist eine Abhandlung über das meritum eingeschoben (II 78 — 91). 


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10 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


dargelegt, die von jenen Gelehrten geltend gemacht werden 
(11136—55); im fünften werden acht Corollare aufgeführt (III55—62); 
im sechsten endlich (III 62—IV 13) wird alles das, was in den 
vier Abschnitten des ersten Teils im Sinne der Gegenpartei zum 
Beweise für die opinio I vorgebracht worden ist, auf seine Stich¬ 
haltigkeit hin untersucht und nach Möglichkeit entkräftet 1 ). 

Damit man diejenigen Stellen, welche sich in pars II 
punctum VI und in pars I punctum I—IV entsprechen, leichter 
auflinden kann, hat Eck in beiden Teilen neben die betreffenden 
Stellen die gleichen Zeichen auf den Rand gesetzt und zwar die 
Buchstaben a —z, A-Z, aa—dd, sowie am Schlüsse des kleinen 
und großen Alphabets jedesmal <fc (oder e) und ?. Folgende Bei¬ 
spiele mögen diese Einrichtung verständlich machen. Ein Aus¬ 
spruch des Marsilius von Inghen zugunsten der 4 opinio I ist im 
ersten Teile (II 13) verwertet und am Rande durch den Buch¬ 
staben p ausgezeichnet; im zweiten Teile (III 78) kritisiert Eck 
jene Äußerung des Marsilius und setzt auf den Rand neben dieser 
seiner Kritik abermals ein p, um auf die entsprechende Stelle in 
II 13 aufmerksam zu machen; ebenso wird auf die Erörterungen 
zu den Aussprüchen des hl. Hieronymus, des Petrus von Aquila, 
des Paul Scriptoris in beiden Teilen gleichmäßig am Rande durch 
die Buchstaben q, r und s hingewiesen *). 

Während der erste Hauptteil die Blätter A iij r bis C ij v 
und der zweite die Blätter G ij v bis L j r füllt, erstreckt sich der 


’) (‘hrys. III 62: Sextum punctum, in quo adversantia primae opinionis 
confringuntur (bis hierhin als Überschrift zu diesem Abschnitt gedruckt) et ut 
ex omni parte, quantuni pro ingenii modulo possumus, opinio ista secunda per¬ 
fecta prodeat: soivam ea, quae ex adverso pugnantia ac contraria inducuntur. 
Et ut hoc emunctissime factum reddamus, per omnia diverticula contrariae 
opinionis nobis discurrendum est, per omnia capita despitiendum, quid nobis 
conveniens, quidve repugnans prodidere hii, qui aliter ac nos sentiunt. 

’ 2 ) Vgl. Cbrys. II 13 mit III 79 und 80. Wo Eck zum ersten Male in 
diesem Sinne die Buchstaben verwendet, bemerkt er auf dem Rande (I 95): 
„Adverte: hic locantur littere minores, dein maiuscule, denotantes illum locum 
iterum assumi a secunda opinione circa eandem litterara*. Versehentlich sind 
in II 13 K, L, M, N, 0 groß statt klein, in II 39 z klein statt groß, in IV 6 und 
IV 7 y und z klein statt groß gedruckt. Die Buchstaben u und w, U und 
VV sind neben v und V nicht benutzt worden. 


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§ 1. Beschreibung des Chrysopassus. 


11 


dritte von Lj v bis Z iij v ; indessen zählt er, obwohl er gröber 
ist als die beiden andern zusammengenommen l ), doch verhältnis¬ 
mäßig weniger Nummern (IV 13 bis VI 45). Er ist in 26 dubia 
oder Fragen eingeteilt, in denen eine Menge von Einzelfragen 
erörtert wird, die mit der Lehre von der Vorherbestimmung in 
einem mehr oder minder engen Zusammenhänge stehen 2 ). 

Zwischen dem zweiten und dritten Artikel ist ein Brief Ecks 
an seinen „Mäcen“, den Eichstädter Domdechanten Erhard 
Truchseß eingeschoben 3 ). 

Auf das 26. dubium des dritten Artikels folgt zunächst ein 
Schreiben Ecks an seinen Oheim, den Rottenburger Pfarrer Martin 
Maier (Maioris), der sich ebenfalls nach seinem Geburtsorte „Eck“ 
nannte 4 ). Hieran reiht sich ein den Chrysopassus begeistert 
rühmendes Nachwort (subscriptio) des Ingolstädtcr Observanten 
Kaspar Schatzger, der mit dem Verfasser des Werkes eng be¬ 
freundet war 5 ). Eck hatte im Chrysopassus die Fastenpredigten 
des gelehrten Franziskaners lobend erwähnt r ‘), und dieser kargte 
nun auch seinerseits nicht mit Worten des Beifalls, als er um 


*) ln Chrys. I 11 wird er daher als „gygantea proceritate adauctus“ 
bezeichnet. 

*) Das Summarium bringt auf fol. c j r bis c iiij r eine ziemlich ausführ, 

liehe Übersicht über den Inhalt jener 26 dubia. Der dritte Artikel ist laut 

Cbrys. 1 11 gewidmet der Besprechung „non solum remotiorum et subtiliorum 
[dubiorum], sed vulgarium quoque et indoctorum“. 

3 ) Fol. Ljr und v . Anfang: Admirari soleo vehementer . . Schluß: 
tibi copiam facturus sum. Vale et . . . referas velim. Vale ex Auripoli VI. 
Non. Martias anno a natali Christiauo M.D.XI1I. (Ingolstadt, 2. März 1513). 

4 ) Fol. Ziij v . Anfang: Non sum nescius . . .; Schluß: fore gratissimum. 

Vale et me, ut facis, ama. Ex Auripoli X. Kal. Novembres anno a natali 

Clmstiano G.D.XUI. (Ingolstadt, 23. Okt. 1513). — Über Martin Maier und 
seine Verdienste um unsern Theologen s. Wiede mann 3—6, 14, 18 und 
Bossert 530 ff. Vgl. auch unten S. 18 Anm. 6. 

6 ) Fol. Ziiij r und v . Anfang: Salutem . . . Chrysopassum tuae prae- 

stantiae . . .; Schluß: in memoriae sinu reconde. Ex aedibus divi Francisci 

Auripoli XX. Martii anno domini etc. XI1II. — Über Schatzger (so schreibt 

er selber seinen Namen in Chrys. 1. c.) und sein Verhältnis zu Eck s. N. Pau¬ 

lus, Kaspar Schatzgeyer (Straßburger Theologische Studien, hrsg. von A. Ehr- 
hard und E. Müller, Bd. III Heft 1, Freiburg i. B. 1898) S. 9, 13, 24, 44 f.. 182. 

6 ) Chrys. IV 71: Nam ita mortaliter Lazarus gerit typum peccatoris, 
uti jam devotus pater Gaspar Schatzger . . . per istam quadragesimam sermo- 
nibus suis ad plebem perquam decenter et fructuose induxit. 


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12 


1. Literargeschichtlicher Teil. 


ein Urteil über das Buch gebeten ward 1 ). In schwülstigen Rede¬ 
wendungen gab Schatzger eine kurze Übersicht über den Inhalt 
des Werkes und erklärte es für einen kostbaren Edelstein (precio- 
sam gemmam), dessen Urheber sich durch seine Tüchtigkeit als 
Lehrer und Gelehrter bereits einen bedeutenden Ruf erworben habe. 

Die Blätter A a j r bis B b iij v enthalten den „Index Chryso- 
passi“, der im Unterschied von dem oben erwähnten Summarium 
nach Stichworlen angelegt ist, die in alphabetischer Ordnung 
aufeinander folgen. Diesem Index ist auf fol. B b iij v eine kurze 
Anweisung zwecks leichterer Auffindung der zitierten Stellen bei¬ 
gegeben 2 ). Obwohl der Index, wie Eck selber eingestellt, in Eile 
verfaßt worden ist 3 ), leistet er doch demjenigen gute Dienste, der 
sich über die Anschauungen Ecks schnell orientieren will; freilich 
hätte Zusammengehöriges in noch stärkerem Maße unter den¬ 
selben Stichworten vereinigt werden sollen *). 

Auf fol. B b iiij r steht ein Epigramm des bekannten Tü¬ 
binger Poeten Heinrich Bebel, das an seinen Kollegen, den Theo¬ 
logen Johann Asthmannus, gerichtet ist und die humanistische 
Bildung Ecks rühmt. Bebel bezeichnet hierin seinen Schüler, 
„seinen Eck“, als einen Mann von seltenen, bewundernswerten 
Fähigkeiten, dessen Genie dem ganzen Schwabenland zur Ehre 
gereicht. Offen gesteht er ein, daß er nicht imstande ist, über 
den Inhalt des Chrysopassus ein Urteil abzugeben, aber in sprach¬ 
licher Beziehung spendet er dem Verfasser das übertriebene Lob: 


M Chrys. Ziiij**: Chrysopassum . . . meo delatum iudicio . . . 

•) Datiert: Auripoli VII. Idus Apriles M.D.XIUI (Ingolstadt, 7. April 1514). 

a ) Chrys. Aftj r : „Index Chrysopassi per ordinem alphabcti tumultu- 
arie congcstus ...“ Betreffs der Benutzung des Index s. das oben S. 7 Anm. 1 
Gesagte. 

*) Die Stichworte „Mereri“ und „Praedestinatio“ (Chrys. Aa V v und 
Bh j r) sind besonders hervorgehoben, nämlich in Form von Überschriften ge¬ 
druckt. Gleich die erste Zeile des Index wirkt komisch: „Abrahae risus et 
Sarae fuerunt differentes“. Manche Eintragungen verraten den subtilen Geist 
dor Spätscholastik. Die Eitelkeit des Verfassers spiegelt sich ebenfalls dort 
wieder; abgesehen von andern Stellen im Index spricht er allein schon am 
Schlüsse des Buchstabens A unter dem Stichwort Autor neunmal hinterein¬ 
ander von seiner eigenen werten Persönlichkeit, von seinem Studiengang, von 
seiner Berufung nach Ingolstadt, von seinen Ansichten und Absichten usw. 
(Chrys. Aaj v ). 


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§ 1. Beschreibung des Chrysopassus 


13 


Ille theologiae musas coniunxit amoenas 
Doctus mellifluo eum Cicerone loqui*). 

In theologischer Beziehung gibt er ihm übrigens mit huma¬ 
nistischer Freigebigkeit den Titel eines „theologi omnium per 
Germaniam famigeratissimi ac subtilissimi“. 

Unter dem Gedichte Bebels steht auf fol. Bb iiij r die 
Schiufaschrift des Druckers: AVGVSTAE VINDELICORUM EX 
OFFICINA MILLERA- na Menfe Nouembri Anno MDXIIII. Im- 
perante Casare MAXI- MILIANO Austrio P. F. Aug. P. P. Roman. 
Imperium Foelici ter & cum fpeciofis triumphis gubernante. Deo 
gloria | Darunter befindet sich das Druckersignet, das in allen von 
mir eingesehenen Exemplaren farbig übermalt ist. 

J ) Datiert: Tibingae sexto die Aprilis anno domini MDXIIII. Das 20zei- 
lige Epigramm Bebels ist abged ruckt bei Wiede mann 456, wo aber in 
Vers 6 tota statt tot zu lesen ist; zu Vers 11 f. (Trigenas tarnen haud messes, 
ni fallar, in annis — Hactenus implevit) macht E?k die von Wiedemann nicht 
erwähnte, selbstgefällige Randglosse: „Nondum vidit XXVIll“. — Trotzdem 
Wiedemann 456 die Verse Ille theologiae bis loqui als Bestandteil des Bebel- 
schen Epigramms ahdruckt, bezeichnet er sie gedankenlos auf S. 362 als Verse 
des Urban Rhegius. Zn dieser Angabe ward er verleitet durch .1. Croeselius, 
Rlogiorum pars secunda, Ingolstadii 1584, der iiuf p. 362 ein lOzeiliges Ge¬ 
dicht „Urbani Riegeri“ mitteilt. Dieses ist in folgender Weise zusammen- 
gestoppelt. Vers 1 und 2 lauten: 

Ecci. doctornm decus o venerabile, salve, 

Cui non prisca virum secla tulere parem. 

Vers 3 bis 6 (Ingenium . . . ferant) stimmen überein mit Vers 23 bis 
26 des in Chrys. fol c iiij v abgedruckten Gedichtes von Rieger; ferner sind 
Vers 7 bis 10 (Ille theologiae . . . velis) identisch mit Vers 7 bis 10 des in 

Chrys. fol. Hb iiij r enthaltenen Gedichtes von Heinrich Bebel. Vgl. den Text 

der beiden Gedichte aus dem Chrysopassus bei Wiedemann 455 f.; daß acht 
der Verse bei Croesel aus dem Chrys. entlehnt sind, ist Wiedemann entgangen. 
— Über Bebel s. Klüpfel, 13 f. Eck hatte als Tübinger Student die Vor¬ 
lesungen Bebels besucht und unterhielt auch später so gute Beziehungen zu 
ihm, daß dieser nicht bloß den Chrysopassus, sondern noch mehrere andere 
Werke Ecks durch Verse zierte; vgl. Wiedemann 402, 467, 474 -476, 498, 
auch 566f. Eck beruft sich auf ihn in Chrys. III 2: „in liymno S. Joannis 
(des Täufers) a Petro Longobardo (ut Bebelius poeta laureatus renarrat) com- 
posito“. — In ADB II 196 beißt es von Bebel: „Er starb wahrscheinlich 1516, 

wenn auch keine sichero Nachricht darüber erhalten ist; denn Verse von ihm, 

die sich in den Schriften seiner Freunde vom folgenden Jahre finden, können 
auch früher geschrieben sein, und ein antilutherisches Gedicht, das Joh. Eck 
einer Schrift von 1527 beifügte, ist sicherlich eine Fälschung“. Hierüber s. 
Wiedemann 566 Anrn. 2 


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14 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


Fol. Bb iiij v ist leer. 

Der Band zählt 158 unnummerierte Blätter in Klein-Folio. 
Die Lagen a—c haben je 4, A—Y (ohne U und W) je G, Z 4, 
Aa 6, Bb 4 Blätter. Kustoden fehlen; dagegen sind fliegende 
Kolumnen und zahlreiche Marginalien vorhanden. 

Als Type ist eine schöne, grobe Antiqua gewählt; nur fol. 
S iiij r fallt durch die Anwendung kleinerer Typen in den untersten 
zehn Zeilen auf. Der Druck ist im allgemeinen korrekt; dagegen 
sind in den Zahlen der Paragraphen am Rande und der Zitate 
im Texte viele Irrtümer untergelaufen. 

Der Chrysopassus wird als eine Seltenheit betrachtet *). 
Exemplare davon sind vorhanden in der Königlichen Bibliothek 
zu Berlin, in der Staats- und in der Universitätsbibliothek zu 
München 2 ), in der Landesbibliothek zu Stuttgart, in den Univer¬ 
sitätsbibliotheken zu Bonn und Tübingen, in der Stadtbibliothek 
zu Köln, in der Bibliothek des Erzbischöflichen Priesterseminars 
zu Köln usw. 

Zum Schlüsse sei noch hingewiesen auf Cod. lat. 5908 
der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek zu Mönchen. 
Diese Handschrift (in 4 °) zählt 528 nummerierte und noch 
12 unnummerierte Blätter auteer dem Schluhblatt. Sie stellt einen 
Sammelband dar, dessen einzelne Teile von Eck herruhren, aber 
nach Inhalt, Faltung des Papiers, Einrichtung, Tinte usw. sehr 
ungleich, zu verschiedenen Zeiten geschrieben und erst später 
vereinigt worden sind. Auf fol. 1—63 3 ) befinden sich Aufzeich¬ 
nungen über die Prädestinationslehre, die älter sind als der ge¬ 
druckte Text des Chrysopassus. Die Überschrift auf fol. 1 r lautet: 
„Predestinationis materia per Jo[annem] Eckium in studio Auri- 
politano collecta ac solemniter repetita non. Novemb. GDXII.“ 
Hiernach hat Eck die Lehre von der Gnadenwahl bereits am 
5. November 1512 in feierlicher Weise repetiert 1 ). 

') Vgl. Wiedemann 457. 

v ) Eines von den Exemplaren der Münchener Staatsbibliothek (signiert: 
Dogm. 115 fol.) ist mit der eigenhändigen Widmung Eck9 an Herzog Ludwig 
von Bayern versehen. 

:l ) Nicht „Seite“, wie Wiede mann 457 sagt. 

4 ) Über die Einrichtung der Repetitiouen an den mittelalterlichen Uni¬ 
versitäten s. Kaufmann II 866 ff. 


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§ 1. Beschreibung des Chrysopassus. 


15 


Jene 63 bzw. 65 Blätter*) sind ungefähr in der Mitte ge¬ 
fallen; die eine Seite enthält den Text, die andere gibt die Fund¬ 
orte der im Texte zitierten Stellen an. Die Schriftzüge sind 
klein, kräftig und sauber, die Abkürzungen überaus zahlreich. 
Inhaltlich behandeln sie dieselben Gegenstände wie Artikel I und 
II des Chrysopassus. Nur ein paar Sätze auf fol. 63 r und v 
berühren Fragen, die im Artikel III des Chrysopassus ausführlich 
behandelt werden *), und es ist zweifellos, daß diese wenigen 
Worte niedergeschrieben worden sind, als der dritte Artikel noch 
gar nicht oder wenigstens nur zum Teil ausgearbeitet gewesen ist 8 ). 

Bald nachher hat Eck diese 63 Blätter noch einmal durch¬ 
gesehen und an manchen Stellen Nachträge und Verbesserungen 
angebracht. Die Änderungen sind von dem ursprünglichen Texte 
leicht zu unterscheiden, da sie nur flüchtig hingeworfen sind. 
Wann der Verfasser sein Manuskript nachkorrigiert hat, ergibt 
sich aus seiner Notiz auf fol. 63 r : „Emendatum et revisum in 
die Vitalis 1513 etc.“ Mit Rücksicht darauf, daß Eck bereits am 
2. März 1513 die beiden ersten Hauptteile des Chrysopassus an 
den Eichstädter Domherrn Erhard Truchseß geschickt hat 4 ), bin 
ich geneigt anzunehmen, daß hier nicht St. Vitalis von Ravenna 
(28. April), sondern „Vitalis et soc.“ gemeint ist (14. Febr.) 5 ). 

') Die Blätter 64 und 65 gehören noch zu derselben Gruppe wie jene 63, 
sind aber nicht beschrieben. 

*) Z. B.: Quare homo non seit se predestinatum. Si inter inille solum 
unu9 sit prede9tinatus. crede te esse talem. Signa predestinati. Predestinatus 
potest damnari usw. Vgl. hierzu Chrys. IV 15, 27, 18 ff., 33 ff. 

3 ) Wenn Eck im dritten Artikel (Chrys. VI 39) sagt, er werde das 
„Schiff des Heils 4 , dessen Üedikation vom 13. März 1512 datiert und dessen 
Druck am 23. August desselben Jahres vollendet worden ist (vgl. Wiede- 
niann 450), „hac estate 4 der Herzogin Kunigunde widmen, so darf man daraus 
wohl nicht schließen, er habe jene Worte bereits vor dem August 1512 nieder- 
geschriehen und später, als er den dritten Artikel druckfertig machte, einfach 
stehen gelassen; vielmehr hat er sich hier, wie bei seinen sonstigen Datierungen 
im Chrysopassus, in Gedanken in das auf dem Titelblatt angegebene Jahr 1512 
zurückversetzt. Vgl. unten S. 16 Anm. 4. 

4 ) Vgl. unten S. 18. 

6 ) In Augsburg, Freising, Salzburg und in vielen andern deutschen Diö¬ 
zesen feierte man am 14. Febr. das Fest Valentin! und Vitalis et soc. (näm¬ 
lich Zenonis et Felicolae). Vgl. über die Feste der verschiedenen Heiligen namens 
Vitalis H. Grotefend, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neu¬ 
zeit, Bd. 11 Abt. 1 (1892) S. 4, 46, 161, Abt. 2 (1898) S. 184 f. 


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16 


1. Literargcschichtlicher Teil. 


Jene handschriftlichen Aufzeichnungen in Cod. lat. Mon. 5908 
dürfen mithin als eine Materialiensammlung zu Unterrichtszwecken 
und als eine Vorarbeit für den Ghrysopassus betrachtet werden l ). 


§ 2 . 

Entstehungsgeschichte des Chrysopassus. 

Die Beschäftigung mit Duns Scotus hatte Eck dazu angeregt, 
die Lehre von der Prädestination genauer zu studieren und im 
Zusammenhang darzustellen 2 ). Die Fragen, welche hierbei in 
Betracht kamen, wurden in den Kommentaren zu den Sentenzen 
des Petrus Lombardus an verschiedenen Stellen behandelt. Die 
Scholastik hatte zwar auch einige selbständige, spezielle Schriften 
über die Gnadenwahl hervorgebracht 3 ), indes dünkte es Eck doch 
eine lockende und lohnende Aufgabe zu sein, sich in die schwie¬ 
rigen Probleme dieser Materie zu vertiefen und seine Unter¬ 
suchungen und Ergebnisse ausführlicher darzulegen, als dies 
bisher geschehen war. Erst recht trieb ihn ferner zu seiner 
Arbeit der Umstand an, daß er in manchen Punkten von der 
gewöhnlichen Meinung abwich. 

Auf dem Titelblatt des Chrysopassus wird erzählt, daü Eck 
im Jahre 1512 über die Lehre von der Prädestination gelesen 
hat 4 ). Damit stimmt die Überschrift zu dem von Eck stammen- 


*) Vgl. den folgenden Abschnitt: Entstehungsgeschichte des Chrysopassus. 

2 ) Vgl. Ecks Schreiben an die theologischen und philosophischen Pro¬ 
fessoren in Chrys. 1> j r : Dum doctoris subtilis Joannis Scoti placita interpre- 
tarer, . . . incidi in praedestinationis quaestionem, quae ex continenti visa est 
mihi non indigna, in qua iuveniles oxercerem calores. 

:< ) Mehrere dieser Schriften werden als Quellen Ecks im folgenden Ab¬ 
schnitt genannt werden. Die kleine Schrift von Felicianus 0. Pr., De divina 
praedestinatione (gedruckt 1495; vgl. Hurter IV 839), scheint ihm unbekannt 
gehliehen zu sein. 

4 ) Vgl. oben S. 2. Für die Zeitbestimmung kommen vor allem die An¬ 
gaben und Daten der Briefe und Dedikationen in Betracht, welche im Chryso- 
passus abgedruckt sind. Aber auch im Text*; selber finden sich wiederholt 
Zeitangahen; indes geschieht die Berechnung nicht immer in derselben Weise. 
Zuweilen zählt er vom Jahre 1512 ah, z. B. in Chrys. I 45: „annis abhinc 
octo“ (am Rande: anno 1504.) und ib. IV 19: „annis abhinc duohus“ (am 
Rande: anno 1510.); über Chrys. VI 39 (hac ostate . . 8. oben S. 15 Anm. 3. 


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§ 2. Entstehungsgeschichte des Chrysopassüd. 


1? 


den Cod. lat. Mon. 5908 überein, die uns mitteilt, er habe den 
in seinem Manuskript vorliegenden Stoff, der sich auf den ersten 
und zweiten Artikel des Ghrysopassus bezieht, am 5. Nov. 1512 
in feierlicher Weise mit den Studenten repetiert 1 ). Der dritte 
Artikel war allem Anschein nach damals noch nicht entstanden. 
Ecks Lehrtätigkeit fand solchen Beifall, daß Hieronymus de Groaria 
und andere gelehrte Männer ihn öfters ermunterten, seine Vor¬ 
lesungen über die Gnadenwahl herauszugeben. Diesen Auffor¬ 
derungen leistete er zweifellos gerne Folge 2 ). 

Er machte sich nun daran, sein Kollegheft zu einem Buche 
umzugestalten. Für die Ausarbeitung der beiden ersten Artikel 
des Chrysopassus kam ihm das im Cod. lat. Mon. 5908 erhaltene 
Manuskript stellenweise gut zustatten. Vielfach ließ nämlich Eck 
den Text wörtlich so stehen, wie er ihn darin formuliert hatte; 
im allgemeinen aber weist der Chrysopassus eine ganz beträcht¬ 
liche Erweiterung und Umgestaltung gegenüber der Handschrift 
auf. Auch wurden die Zitate, auf die im Cod. lat. Mon. 5908 
am Rande nur kurz hingewiesen ist, im Chrysopassus vollständig 
wiedergegeben. Die Erinnerung daran, daß dieses Werk aus 


Etwas unbestimmter sind und mehr auf das Jahr 1513 weisen hin die Angaben 
in Chrys. 111 30: „annis abhinc ferme undecim" (am Rande: anno 1502.) und 
ib. IV 66: „annis abhinc ferme septem“ (am Rande: anno 1506.). Am 3. Juni 
1506 hatte Eck die Dedikation seiner Erstlingsschrift „Bursa pavonis“ mit 
dem Unterartikel „Logices exercitamenta appellata parva Ingicalia“ unterzeich¬ 
net, aber erst im folgenden Jahre erschien sie im Druck; es ist also nicht 
ganz richtig, wenn er in Chrys. VI 16 schreibt: „in exercitamentis logiene 
nostrae, quae anno abhinc septimo in publicum prodierunt“ und dazu arn 
Kande bemerkt: „anno 1506“. Derartige Ungenauigkeiten sind gewiß leicht 
zu erklären. Übrigens gedenkt Eck auch der Wahl Leos X., die am 11. März 
1513 erfolgt war [vgl. L. Pastor, Geschichte der Päpste seit dem Ausgang 
des Mittelalters, Bd. IV Abt. 1 (Freiburg 1906) 8. 15) in Chrys. IV 14: „no- 
viter electo“ (am Rande: anno 1513. decima [!] Martii) und ib. V 100: „nuperis 
diebus . . . electus“. In Chrys. V 49 wird sogar noch ein Ereignis aus dem 
Jahr 1514 erwähnt; es ist nämlich dort von einer Frau die Rede, welche 
„decepit homines anno millesimo quingentesimo decimo quarto Augustae“. 

’) Vgl. oben S. 14. 

*) Chrys. bj r : „Itaquc quaestio ipsa in librum exerevit, qtii a multis 
doctia et eruditis viris saepicule fuit expetitus, quibus tandem moiem gerere 
apud me decrevi.“ Betreffs der Aufforderung Croarias s. oben S. 4 nebst Anm.3. 

Ref.-gescb. Studien n. Texte, Heft l: Üreving, Eck. 2 


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18 


I. Lite rargeschichtlich er Teil. 


akademischen Vorlesungen entstanden ist, wird noch dadurch 
festgehalten, daß Eck seine Leser häufig in einer Weise anredet, 
als ob er sie im Kolleg vor sich sitzen sähe x ). 

Am 2. März 1513 waren die beiden ersten Hauptteile so 
weit fertig, daß Eck sie an diesem Tage seinem Freund und 
Gönner, dem Eichstädter Domdechanten Dr. Erhard Truchseß zur 
Begutachtung übersenden konnte 2 ). In dem Begleitschreiben teilt 
er zugleich mit, daß er jetzt mit der Abfassung und dem Vortrag 
des dritten und letzten Artikels beschäftigt sei, den er ihm später 
zukommen lassen werde 3 ). Eck hat über diesen Teil ein „außer¬ 
ordentliches“ Kolleg gelesen 4 ). Die Fertigstellung des umfang¬ 
reichen dritten Artikels, für den Cod. lat. Mon. 5908 außer 
einigen unbedeutenden Notizen noch keine Vorarbeiten enthält : ), 
nahm den Verfasser bis in die zweite Hälfte des Oktobers 1513 
in Anspruch. Am 23. dieses Monats hatte er die Freude, seinem 
Oheim, dem Rottenburger Pfarrer Martin Maier (genannt Eck) den 
Chrysopassus als eine Frucht seines Fleißes und als einen Beweis 
seiner aufrichtigen Dankbarkeit zuzusenden; zugleich bat er ihn 
aber auch, die Arbeit durchzusehen ß ). 

*) Vgl. z. B. Chrys. I 1: auditorea et domini optimi; ib. I 47 (Appen¬ 
dix): auditores candidisaimi; ib. I 88: vobis bene audientibus; ib. II 58: Audi- 
vistis patres, fratres et domini, audivistis (ni fallan; ib. IV 13: Habetia, audi¬ 
torea candidisaimi, und auditorea, patres et fratrea vigilantissimi. 

2 ) Chry8. Lj r : „Ea propter ingenii inei partum, duoa materiae praede- 
stinationis articulos. hac. hyeme atudioais auditoribua communicatos, tibi mitto.** 
leb glaube nicht, daß Eck über die beiden ersten Artikel, die er vor dem 
5. November 1512 vorgetragen und an diesem Tuge mit den Studenten solem- 
niter repetiert hatte (vgl. oben S. 14), gleich nachher nochmals Vorlesungen 
gehalten hat; vielmehr scheint er den Text des ersten und zweiten Artikels 
während des Winters weiter ausgearbeitet und dann seinen Zuhörern hand¬ 
schriftlich überlassen zu haben. Ani 2. März 1513 Überschickte er diesen Text 
au seinen Freund in Eichstädt und bnt ihn um sein Urteil über das Manuskript, 
das dann später gedruckt werden sollte. Vgl. auch die Notiz auf fol. 63 r des 
Cod. lat. Mon. 5908 oben S. 15. 

8 ) Chrys. Ljv: Si istos tibi placere rescivero, tertii articuli (quem iam 
simul concipio et conceptum auditoribus pronuntio) tibi copiam facturus sum. 

4 ) Eck im Schreiben an die drei bayerischen Herzöge vom 18. April 1514 
(Chrys. a iiij v ): CHKYSOPASSUM praedestinationis divinae proxima foetura 
apud me natum et anno superiori in gymnasio vestro extraria lectione finitum ... 

6 ) Vgl. oben S. 15 nebst Anm. 2. 

6 ) Martin hatte sich um die Erziehung und Ausbildung seines Neffen 
sehr verdient gemacht; vgl. oben S. 11 Anm. 4. In Chrys. IV 28 gedenkt 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


13 

Indes sollte noch über ein Jahr vergehen, bis das Werk 
gedruckt vorlag; erst im November 1514 verließ es die Presse 
von Miller in Augsburg 1 ). Nach Humanistenart schmückte der 
Verfasser sein Buch mit den glänzenden Empfehlungen, die er 
teils in Prosa, teils in Poesie von seinem Gönner Croaria, von 
seinem Freunde Schatzger, von seinem Lehrer Bebel und von 
seinem Schüler Rhegius empfangen hatte. So ausgestattet ward 
das erste selbständige Werk Ecks auf dem Gebiete der Theologie 
in die Welt hinausgesandt 2 ). 


§ 3 . 

Literaturkenntnis Ecks. 

Der Chrysopassusgewährt einen wertvollen Aufschluß darüber, 
wie es mit der Kenntnis seines Verfassers in bezug auf die Lite¬ 
ratur bestellt gewesen ist, und in welcher Weise er sie benutzt 

dieser dankbaren Herzens seines wohltätigen und besorgten Oheims. Die 
betreffende Stelle ist bei Wiedemann 5 Anm. abgedruckt, jedocb mit 
einigen Fehlern: st^tt quid patruus meus carissimus lies quod patruus meus 
charissimus; statt eufortuno lies eufortunio; statt sed in animi lies secundum 
animi; statt facio, quem lies facio, quod; die letzten Worte: »Deus sit merces 
sua!“ bilden einen Satz für sich. In seinem Schreiben an den Oheim (Chrys. 
Z iij v ), das vom 23. Okt. 1513 datiert ist, sagt Eck in pietätvoller Gesinnung 
unter anderm: „velim tarnen intelligas iu me educando te non austruni pereu- 
lisse, neque operam et oleum (ut aiunt) perdidisse; qui etsi non sim talis fac- 
tus, qualem maxime desideraveris, taliter tarnen sim institntus, quem odiisse 
non possis, ut, si eruditionem nactus sim nullam, Studium tarnen meum non 
possis non probare. In cuius quidem diligentiae testimonium mitto tibi prae 
destinationis Chrysopassum revidendum, meo Marte litteratorio nuper exeusum. 
... Tu vero, mi Martine, tibi persuadeas velim, me omnium (velut altmim 
Pyrrhiam) fore gratissimum Vale et me, ut facis, ama.“ Aus den W'orten 
„nuper exeusum“ darf nicht gefolgert werden, daß der Chrysopassus am 23. Ok¬ 
tober 1513 bereits gedruckt vorlag; dies war, wie wir wissen (s. oben S. 13), 
erat im November 1514 der Fall. Eck will hier nur sagen, daß er sein Werk 
unlängst ohne fremde Beihilfe vollendet habe. 

') Vgl. oben S. 13. 

*) Aus Ecks Feder waren bisher folgende Schriften im Druck erschienen: 
eine Bearbeitung der sog. Parva logicalia unter dem Titel „Bursa pavonis“ 
(Straßburg 1507), das „Schiff des Heils“, ein mit Holzschnitten ausgestattetes 
Buch über die Reue, das nach Predigten Geilers von Kaisersberg verfaßt war 
(Straßburg 1512), und ein Büchlein, enthaltend vier Reden Ecks (Augsburg 1513). 
Vgl. Wiedemann 448 -452. 


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20 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


hat. Das von ihm selber zusammengestellte Verzeichnis der 
zitierten Schriftsteller bedeckt fast zwei Seiten, die in je drei 
Kolumnen bedruckt sind *). Namen von griechischen und römischen 
Schriftstellern des heidnischen und christlichen Altertums, von 
Vertretern der jüdischen und arabischen Gelehrtenwelt, von 
Scholastikern aller Richtungen, von Humanisten Deutschlands und 
Italiens finden sich hier vereinigt. 

Eck zählt in beiden Tabellen die Namen seiner Autoren auf, 
ohne eine strenge Ordnung nach bestimmten Gesichtspunkten zu 
wahren. Von der ersten Tabelle kann man nur im allgemeinen 
sagen, daß zunächst die patristischen und dann die scholastischen 
Theologen angeführt sind; unter diesen steht an letzter Stelle 
eine Anzahl von Männern, denen Eck persönlich nahe gestanden 
hat. In der zweiten werden erst theologische Schriftsteller auf¬ 
gezählt (am Schlüsse auch zwei Rabbiner), hierauf Humanisten, 
dann christliche, heidnische (griechische und römische), sowie 
arabische Philosophen und zuletzt auch noch lateinische Dichter. 
Die verschiedenen Gruppen sind äußerlich nicht voneinander 
geschieden. Die Nichttheologen sind zum Teil recht merkwürdig 
durcheinander gemischt, z. B. folgen sich Karl Bovillus, Plato, 
Aristoteles, Seneka, Algazel, Averroes, Avicenna, Cicero, Plutarch, 
schließlich ist noch Avicebron mitten unter griechische Philo¬ 
sophen geraten. 

Die erste Tabelle soll nach des Urhebers eigener Angabe 
die Namen solcher Theologen enthalten, deren Aussprüche er 
entweder aus dem Original oder aus einer Übersetzung entlehnt 
hat 2 ); die zweite enthält zunächst die Namen jener Theologen, 


') S. oben S. 7. 

'•) Chrys. bij r : „Tabelia, in qua praeter sacrae scripturae autores ac 
aunimorum pontificum decreta theologorum nomina recensentur, quorum sen- 
tentiis ex originali deaumptis in hoc praedestinationis Cbryaopaaso usi aumua.“ 
Daneben steht auf dein Rande: „Translatione saltem“. Diese Bemerkung ist 
wohl auf sämtliche Werke von griechisch schreibenden Vätern zu beziehen; 
s. unten S. 25. Ferner ist zu den Worten „ex originali“ zu erwähnen; Ecks 
Lehrer, Johannes Brisgoicus und Theodericus de Süstern, sowie sein Oheim 
Martinus Maioris Eckius sind wohl nur aus Pietät in die erste Tabelle aufge¬ 
nommen worden.- Eck hat nämlich von den beiden erstgenannten nur Aus¬ 
sprüche, die er von ihnen im Kolleg gehört hat, und ferner eine mündliche 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


21 


deren Schriften von Eck zwar zitiert, aber nicht unmittelbar 
benutzt worden sind, dann aber auch ein Verzeichnis der im 
Chrysopassus erwähnten Nichttheologen, zu denen auch solche 
Männer gerechnet werden, die zwar dem Klerikal- oder Ordens¬ 
stande angehörten, aber mit Rücksicht auf ihre literarische 
Tätigkeit den Philosophen oder Humanisten beigezählt werden 
muhten. Leider unterläßt Eck es, bei den Nichttheologen anzu¬ 
geben, ob er die Zitate aus ihren Schriften selber oder anders¬ 
woher entnommen hat*). 

Als Grund für die Aufstellung der beiden Tabellen wird von 
Eck angegeben, er habe den dort genannten Schriftstellern damit 
eine Ehrung bereiten wollen 2 ). Jedoch ist die Sorge für den 
Ruhm seiner Autoren zweifellos weder die einzige, noch die 
wichtigste Ursache für die Schaffung der beiden Tabellen gewesen. 
Jenes Ziel erreichte er ja ohnehin schon durch die zahlreichen, in 
den Text eingestreuten Bemerkungen über sie 3 ). Meines Erachtens 
verfolgte er eine andere Absicht, die sicherlich für ihn wichtiger 
gewesen ist, die er aber begreiflicher Weise nicht offen auszu¬ 
sprechen gewagt hat. Jene Listen konnten und sollten nämlich 
vor allem die großartige und vielseitige Belesenheit des noch 
jugendlichen Schriftstellers deutlich vor Augen führen, Staunen 
und Bewunderung bei den Lesern erwecken. Daß man berech¬ 
tigt ist, hier das Streben nach Befriedigung der persönlichen 


Erzählung seines Onkels benutzt. Von ürisgoicus und Martin Maier sind über¬ 
haupt keine Schriften bekannt, und die Werke Dietrichs scheinen im Chryso- 
passus keine Verwendung gefunden zu haben. 

*) Chrys. b ij v : Tabelle theologorum, quos vel non vidimus aut visos 
omnino non legimus. Aliorum quoque, qui sunt extra theologorum aleam, album 
bic reperies. 

*) Chrys. bij v : Audi tu lector, hanc tahellam praefigere placuit, ut in- 
telligeres, quam propenso animo studuerimus cuilibet doctori suum honorem 
tribuere, quod ex ipsa operis serie facile accipies. 

*) Er begnügte sich nicht immer damit, wichtige oder interessante 
Stellen, die er vorfand, einfach abzudrucken oder sonst zu verwerten, sondern 
machte oft auch jene Gelehrten namhaft, durch die er auf die betreffenden 
Stellen aufmerksam gemacht worden war. Tn Chrys. b ij v spricht er sich 
darüber folgendermaßen aus: „Frequenter doctorem aut sacrae scripturae locum 
bene a nobis in fonte revisum et cogni- [biij r ] tum ex alio citamus doctore, 
quo debita non frustretur laude et fortius existat, quod a pluribus affirmatur.“ 


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22 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


Eitelkeit als Motiv anzunehmen, wird man nicht leugnen, wenn 
man bedenkt, wie oft und in welcher Weise Eck im Index von 
sich selber redet 1 ). 

Die Schlußworte der ersten Tabelle „cum aliis praeceptori- 
bus“ und besonders das „etc.“ am Ende der zweiten lassen schon 
erkennen, daß Eck in jenen beiden Verzeichnissen keine absolute 
Vollständigkeit angestrebt hat; namentlich hätte sich die zweite 
Tabelle ohne Mühe noch viel länger ausgestalten lassen. Mit 
demselben Rechte, wie er z. B. Epimenides und Diagoras in die 
Tabelle II aufnahm, hätte er allein schon auf Grund seiner Zitate 
in der Appendix zu Ghrys. I 47 noch eine Anzahl anderer Namen 
dort einschalten können. Ferner zitiert er Verse von Catullus, 
Propertius und Martialis (Chrys. 187, II6, V 81), sowie die 
Epitome rei militaris des römischen Kriegsschriftstellers Vegetius 
(ib. V 84) 2 ). Desgleichen verweist er auf die Gesta Friderici des 
Historikers Otto von Freising 3 ) (ib. 1170), auf die Cosmographia 
des Äneas Sylvius 4 ) (ib. V 11) und auf die von Bessarion ver¬ 
faßte Apologie Platos 5 ) (ib. II 8). Weiter erwähnt und benutzt 
er die Bücher Richards von St. Viktor De trinitate 6 ) (ib. V 89), 
die Erklärung des Kanons der hl. Messe von Angelus von Braun- 

*) Vgl. Chrys. Aaj v : Autor obiecit contra locura Bonaventurae XVII. 
anno aetatis suae . . . Autor concordat Scotum cum modernis in praesenti 
materia, quod in pluribus, ubi potissimum digladiantur, praestare posset 
mirifice . . . Autor profitebitur theologiam negativam et symbolicam . . . Autor 
a patruo institutus in litteris et ad Heidelbergam, Tibingam, Coloniam et Fri- 
burgum missus . . . Autor negat meritum condigni, sed non digni et multa 
singularia hincinde sparsim reperies . . . Autoris niodeatia et saepe prote- 
statur . . . Autor vocatus a duce Baioariae ad Auripolim . . . Autor ubi 
in gymnasiis studuerit, Germania contentus . . . Autor fecit principium Auri- 
poli de una pulchra quaestione ... 

? ) Über diese römischen Schrifisteiler s. Teuffel I 443 ff., 551 ff., 
II 786 ff, 1103 ff. 

8 ) Über Ottos von Freising Gesta Friderici I. s. KL IX 1185 und 
W Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, Bd. II 
(Berlin 1894) S. 276 ff., 283 f. 

4 ) Vgl. Jöcher III 1606 f. und Jöcher Forts. VI 319 ff., Fabricius- 
Mansi 1 27 ff.; vgl. auch Gflnther 146 f. 

*) Über Bessarion und seine gegen den Aristoteliker Georg von Trape- 
zunt gerichtete Schrift Contra calumniatorem Platonis s. KL II 528ff., RE II 
663 f., Prantl, Logik, IV 156. 

6 ) Vgl. KL X 1182ff, RE XVI 749 ff 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


23 


schweig *) (ib. IV 26), die Additiones ad Capreolum von Silvester 
Prierias -) (ib. III 30), zwei anonyme Traktate 3 ) usw. Auffallend 
könnte es erscheinen, daß Eck den Augustiner Alphonsus de 
Vargas y Toledo (Toletanus), dessen Lectura super priino libro 
Sententiarum öfters von ihm angezogen wird 4 ) und sogar den 
häufig zitierten Vorgänger in der Behandlung der Prädestinations¬ 
frage, den Kölner Professor Heinrich von Gorkum, nicht in die 
erste Tabelle aufgenommen hat : ‘). Desgleichen hat er es unter- 


*) Chrys. IV 26: „post Eckelingum Brunsviccnsem in expositione cano- 
nis missae.* Über Angelus s. KL I 485, Hurfcer IV 819, Jöoher I 412 und 
Jöcher Forts. I 868. 

*) Die Additiones in Johannem Capreolum beginnen auf fol. 285a des 
Compendium Capreoli, das 1497 von Prierias herausgegeben worden ist. Vgl. 
F. M ichalski, De Sylvestri Prieriatis, ord. Praed., magistri sacri palatii 
(MCCCCLVI—MDXXIII) vita et scriptis, part. 1 (Diss.), Monast. Guestf. 1892, 
S. 22 f. Über Prierias s. auch KL X 894ff., RE XVI 30ff. 

8 ; Der eine der beiden Traktate stammte von einem Mitgliede der Sor¬ 
bonne und war gegen Johannes von Montesono gerichtet, der andere hatt? 
einen Augustiner zum Verfasser; vgl. Chrys. III 88: „sicut tangitur in c. III. 
tractatus cuiusdam inscripti almne facultati theologicae studii Parrhisiensis 
contra Joannein de Montesono“ und „quamvis quidam Augustinianus multum 
subtiliter in hoc loco magistri [Petnis Lombardus] partes tueatur, cuius et Hu- 
golini in Sententias copiam mihi fccit revercndus pater Telamonius, suffraga- 
neus Basiliensis, studiosorum hominnm magnus fautor.“ Über Johannes de 
Montesono s. KL VI 1721 ff. Betreifs Hugolinus Malabranca 0. S. Aug. 
(t 1374) s. Hurter IV 511; Fabricius-Mansi 111 303; Jöcher IV 475 f; 
vgl. auch unten S. 39. Über den Baseler Weihbischof Telamonius oder Tilmann 
Limperger s. Schreiber I 146 ff. In Ecks Keplica fol. 54 r heißt es: 
„Anno vero 1508. Argentinae ordinatus sum sacerdos Luciae . . . Aucta tune 
fuit mihi familiaritas, quam cum optimis quibusque Rhenanis illo tempore con- 
traxeram, Tilmanno Basilin[ensij, Jacobo Vuimphelingio (qui mibi antea Alberti 
Magni librum »de adhaerendo deo« dedicaverat, sicut et postea Aureoli epitome 
byblicum), Beato Rhenano et Gebuilero Seletstatensi, Joanne Kaiserspergio theo- 
logo incomparabili . . .“ Über Alberts Schrift De adhaerendo deo s. RE I 293 
und über das von Aureolus verfaßte Werk Compendiosa commentaria 8. scrip- 
turae sive breviarium biblicum 8. KL 1 1699 f. 

*) Z. B. in Chrys. IV 40, 52, V 31, 63, 70, 100. Über Alphons s. 
Hurter IV 509. 

6 ) Er wird in Chrys. 111 67 als „insignis doctor, studii Parrhisiensis alum- 
nus, sed Agrippinensis gymnasii foecundus excultor“ bezeichnet, über seine 
zahlreichen Abhandlungen 8. KL V 1706f, Hurter IV 664ff. Sein 1474 
in Köln gedrucktes Buch De praedestinatione et reprobatione divina wird 
von Eck häufig zitiert, z. B. in Chrys. I 22, 49, 54, 56, 89, 91, II 4, 13, 
16, 22 usw. 


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24 


I. Lite rargeschichtlicher Teil. 


lassen, die vielfach benutzte Glossa ordinaria und Glossa inter- 
linearis in jenem Verzeichnis zu nennen 1 ). Daß diese Quellen 
hierin nicht genannt sind, ist sicher nur auf Flüchtigkeit zurück¬ 
zuführen, da gar kein Grund vorlag, sie nicht auch an dieser 
Stelle zu nennen. Wenn also auch die beiden Tabellen noch 
um ein gutes Stück hätten erweitert werden können, so genügten 
sie doch auch in der jetzt vorliegenden Gestalt, um den von Eck 
gewollten Zweck zu erreichen, nämlich um seine Literaturkenntnis 
in ein helles Licht zu setzen. 

Es liegt in der Anordnung Ecks und in der Natur des 
Stoffes begründet, die Schriftsteller der beiden Tabellen gesondert 
zu betrachten. 


A. Die in Tabelle 1 zitierten Autoren. 

Abgesehen von zwei Fällen 2 ) gibt die erste Tabelle nur die 
Namen von Schriftstellern, nicht aber die Titel ihrer von Eck 
benutzten Werke an; diese mußten vielmehr mühsam von mir 
aus dem Texte des Ghrysopassus herausgesucht werden. In die 
Liste, welche auf solche Weise zusammengebracht worden ist, 
sind sicherlich auch einzelne Schriften aufgenommen, die Eck 
nicht unmittelbar benutzt hat. Jedenfalls ist das über jeden 
Zweifel erhaben, daß durchaus nicht alle Zitate aus Schriften 
der in der ersten Tabelle genannten Autoren von Eck aus den 
Quellen selber geschöpft sind; im Gegenteil erklärt er unzählige 
Male im Texte, daß er diese oder jene Stelle auf Grund eines 
Zitates, das er bei einem dritten Schriftsteller gefunden habe, in 


*) Eck weist sehr häufig auf die Glossa hin, sagt aber niemals, ob er 
die ordinaria oder interlinearis meint. Er bezieht sich auf beide in gleicher 
Weise; vgl. z B. die in Chrys. IV 92 und 93 zitierten Stellen. Vermutlich 
hat er ein Exemplar der Vulgata besessen, das mit den beiden Glossen, der 
Postilla des Nikolaus von Lyra, den Additiones des Paul von Burgos und den 
Eeplicae des Matthias Döring ausgestattet war. Ein derartiges Werk war zu¬ 
gleich ein treffliches Arsenal von Väterstellen. Über die Glossen zur Vulgata 
s. KL V 710 ff., IX 326 f., RE VI 713, III 766 f.; über Nikolaus v. Lyra, Paul 
von Burgos und Matthias Döring s. unten die Bemerkungen zu diesen Namen 
(Nr. 33, 54, 61). 

2 ) Ich meine die Eintragungen: „Fortalicii fidel autor* und * Autor 
mallei maleficarum*. Verfaßt ist ersteres Werk von Alfons von Spina, letzteres 
von Jakob Sprenger und Heinrich Institoris. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


25 


sein Werk herübernehme. Eck will also gar nicht den Anschein 
erwecken, als ob er alle Zitate aus Schriften der in der ersten 
Tabelle aufgezählten Autoren im Original oder in einer Über¬ 
setzung nachgelesen hätte. Ebensowenig beabsichtigt er, die irrige 
Vorstellung herbeizuführen, als ob er alle Werke jener Schrift¬ 
steller und dazu etwa gar noch vollständig gelesen hätte; so 
etwas erklärt er vielmehr ausdrücklich für ein Ding der Unmög¬ 
lichkeit 1 ). Mit jenem Verzeichnis will er dem Leser nur klar 
machen, von wie vielen und von welchen Männern er überhaupt 
hier etwas benutzt hat. Schon die einmalige Entlehnung eines 
Zitates aus einer Schrift schien Eck ein hinreichender Grund zu 
sein, den Namen des Verfassers in Tabelle I aufzunehmen 2 ). 

Der nachstehenden Zusammenstellung der von Eck zitierten 
Schriftsteller ist dessen eigenes Verzeichnis zugrunde gelegt 
worden. Es .mögen zunächst die Verfasser griechischer, dann die 
lateinischer Werke und zwar beide Male in chronologischer Ord¬ 
nung genannt werden. Bücher in deutscher Sprache werden 
nirgends im Chrysopassus erwähnt. Eck besah zwar Kenntnisse 
in der griechischen Sprache 3 ), indes hat er die Schriften der 
griechischen Väter allem Anscheine nach nur in lateinischen 
Übersetzungen benutzt 4 ). Während er die griechischen Kirchen¬ 
schriftsteller nur in sehr geringem Mähe kannte, war er mit den 
lateinischen viel besser vertraut. 


*) Cbrys. biij r : „Deinque visos et lectos a nobis, quos notavimus, non 
confestiui existima ex aase et integre a nobis perlustratos. Quomodo enini tarn 
immenso labori aetatula nostra suffecisset; ante enim viginti annos analpha- 
beticus fui.“ über die Jugendjahre Ecks s. Wiedemann 3ff. und Bossert 
529-537. 

*) Beispiele dafür sind Athanasius und Alkuin; s. unten S. 28 und 33. 

8 ) Daß er griechische Kenntnisse besah, konnte der Leser aus den bin 
und wieder eingestreuten griechischen Worten entnehmen; vgl. z. B. Chrys. 
IV 58, 89, V 61. In Ecks Schutzred Bl. M ij v heiht es: „Er [Osianderj 
▼erklaint mich, ich künd nitt kriechisch. Hab wol treffenlich leut gehört in 
Greco, den Reuchlin, Demetrium, Lascarim, Achacium, doctor Johan Agricolam 
vnd ander; hab wol lützel darin erlangt, aber so vil, dz ich sein genug hab 
zu der Theologei wider Zwinglin vnn Hosander.* Über die Schutzred s. 
Wiedemann 634 f. 

4 ) Vgl. die Randbemerkung: „Translatione saltem“ zu Tabelle I; 8. oben 
S. 20 Anm. 2. 


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26 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


Zu jedem Namen gebe ich diejenigen Werke des betreffenden 
Schriftstellers an, aus denen Eck Zitate beibringt. Es gewährt 
dies einerseits einen genaueren Einblick in die Literaturkenntnis 
Ecks und unterrichtet uns anderseits über einzelne bisher unbe¬ 
kannte Werke und auch wenig bekannte Autoren. Die Titel der 
benutzten Schriften werden im Chrysopassus bald mehr oder 
minder genau mitgeteilt, bald nur auf irgend eine verständliche 
Weise angedeutet; wenn z. B. in Chrys. II 69 Biels „dis. I. q. I. 
quarti* erwähnt wird, so ist damit offenbar dessen Kommentar 
zu den Sentenzen des Petrus Lombardus gemeint. In den Fällen, 
wo Eck, den Irrtum seiner Zeitgenossen teilend, Gelehrten Schriften 
zuweist, die in Wirklichkeit nicht von diesen herrühren, habe ich 
natürlich den Fehler verbessert 1 ). 

Zuweilen gibt Eck ausdrücklich an, er habe ein Werk im 
Manuskript benutzt. Von den meisten Schriften standen ihm 
eine oder mehrere gedruckte Ausgaben zur Verfügung; nur in 
ganz wenigen Fällen läßt es sich feststellen, welche Editionen er 
in Händen gehabt hat. Derartige Notizen werden von mir mit¬ 
geteilt. Da die Titel der Bücher sowohl im Chrysopassus als 
auch in den Handschriften und ältesten Drucken oft in wechselnden 
Formen angeführt werden, bleibt mir nichts anderes übrig, als 
eine solche Fassung zu wählen, die sich möglichst eng an die im 
Chrysopassus vorkommende Form anschließt. 

Die Zählung der Autoren erstreckt sich nur auf die in der 
ersten Tabelle angegebenen Namen. Die Verfasser von pseudo- 
ambrosianischen, pseudo-augustinischen usw. Schriften sind daher 
nicht besonders gezählt, sondern unter den Namen Ambrosius, 
Augustinus usw. zu finden. 

Manche Äußerungen, die Eck über die Person oder die 
Schriften seiner Autoren einfließen läßt, scheinen mir interessant 
genug zu sein, um sie heraus zu heben; charakterisieren sie ja 
manchmal den Urteilenden nicht weniger als den Beurteilten. 

In den bio- und bibliographischen Notizen habe ich mir 
eine gewisse Beschränkung auferlegt, um die Literaturangaben 


*) Vgl. z. B. unten S. 28, 30 f. die Angaben zu Gregor von Nyasa, Am¬ 
brosius und Augustinus. 


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§ 3. Literaturkenntnia Ecks. 


27 


nicht ins Ungemessene zu steigern. Mit Hilfe der hier angeführten 
Literatur wird es ein Leichtes sein, sich über die betreffenden 
Personen und Schriften genauer zu unterrichten. 

Daß Eck die hl. Schrift und das Corpus juris canonici 
benutzt hat, erklärt er schon in der Überschrift zur ersten 
Tabelle 1 ) f und daß er sehr fleißig aus diesen beiden Quellen, 
namentlich aus der Bibel, geschöpft hat, davon kann sich jeder 
leicht überzeugen, wenn er nur ein wenig im Chrysopassus herum¬ 
blättert. 

In Tabelle I werden aufgezählt folgende 

I. Altchristliche Schriftsteller: 
h) Griechische Schriftsteller, 

von denen man ziemlich sicher sagen kann, daß sie von Eck nur 
in lateinischen Übersetzungen benutzt worden sind 2 ): 

1) Origenes Adamanti(n)us [f 254 oder 255]: De 
principiis oder tieqi ägxwv (in Chrys. I 47 Periarchion genannt) 
— Super Oseam 3 ). — Daß Eck wenigstens einen Teil der Werke 
des Origenes gelesen hat, folgt auch aus Chrys. II 26: „Dixi no- 
tanter »errorem Origeni impositum«. Nam non memini, me istum 
errorem in eius tomis adhuc legisse, et isti magno catholicorum 
philosopho Origeni Adamantio non temere errorem ascribo, quod 
et Codices sui eo vivente et superstite a falsariis fuerint depravati, 
et Rufinus eum contra Hieronymum defendat, licet beati Hierony- 
mi sententiam semper praeferam“. Diese Äußerung zeigt nicht 
bloß, wie hoch Eck den Origenes schätzte, sondern auch wie sehr 
er bemüht war, sich in kritischer Weise ein selbständiges und 
gerechtes Urteil zu bilden. 

2) Eusebius Pamphili von Caesarea [f um 340]: De 
praeparatione evangelii. — Diese Schrift ist mit reichhaltigen 
Sammlungen aus Schriftstellern des klassischen Altertums ausge¬ 
stattet und stellt ihnen die Wahrheit des Evangeliums gegen- 


') Vgl. oben S. 20 Anm. 2. 

*) Vgl. oben S. 25. 

■) Vgl. KL IX 1053 ff., RE XIV 467 ff, Öardenhewer 121 ff. 


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28 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


über 1 ). Auf Grund jener Schrift berichtet Eck in Chrys. IV 48 
über die Ansichten des Plato und Numenius. 

3) Athanasius [f 373]. Die angebliche Benutzung der 
Werke des hl. Athanasius beschränkt sich auf einen einzigen 
Satz aus dem sog. Symbolum Athanasianum 2 ) in Chrys. III 62. 

4) Gregor von Nyssa [f um 395] oder vielmehr Neme- 
sius von Emesa, der zu Anfang des 5. Jahrhunderts gelebt 
haben soll. In Chrys. IV 58 schreibt Eck: „Gregorius Nyssenus 
quoque VIII. lib[ro] de providentia dei Platonem triplicem ponen- 
tem providentiam laudat. . .* Die Stelle, die Eck im Auge hat, 
findet sich in Kap. 54 der Schrift De natura hominis, die von 
Nemesius verfaßt, aber im Mittelalter dem hl. Gregor von Nyssa 
zugeschrieben worden ist 3 ). 

5) Johannes Chrysostomus [f 407]. Nur einmal findet 
sich ein genaueres Zitat (Chrys. III64: in Omelia XXXIV. de 
prodit[i]one Judae); sonst wird er nur unter Berufung auf andere 
Schriftsteller (z. B. IV 21) oder ohne irgend eine Angabe des 
Fundortes (z. B. IV 71, 74, 77) zitiert. Jedenfalls war Eck mit 
den Schriften dieses Heiligen J ) nur wenig bekannt. 

6) Dionysius, der sog. Areopagite [4. oder 5. Jahr¬ 
hundert]: De divinis nominibus — De ecclesiastica hierarchia — 
De mystica theologia. — Eck regte sich sehr über die impudentia 
des Laurentius Valla auf, der die Autorschaft des Areopagiten an 
den ihm zugeschriebenen Werken zu leugnen gewagt hatte, und 
eröffnete über diese Frage mit seinem Lehrer Gregor Reisch 
einen Briefwechsel; vgl. Chrys. IV 40. Eck pflichtete den Grün¬ 
den bei, die Jakob Faber Stapulensis in seiner Ausgabe der Werke 
des Pseudo-Dionysius zugunsten der Tradition gegen Valla vor¬ 
gebracht hatte; vgl. Chrys. V 2. Auch hielt er die Behauptung 
Konrad Peutingers für richtig, daß die Reliquien des Gallierapostels 


*) Vgl. KL IV 1001 ff. f RE V 605 ff., Bardenhewer. 214ff. 

*) Über den Ursprung dieses Glaubensbekenntnisses s. KL V 680 ff., 
RE n 177 ff, Bardenhewer 222 f., 227 f. 

8 ) Vgl. Bardenhewer 267 f. Die betr. Stelle s. bei Migne, Patr. 
graec., XL 793 ff.; den Nachweis derselben verdanke ich Herrn Professor 
Dr. Fr. Diekamp in Münster. 

4 ) Hierüber s. KL VI 1611 ff, RE IV 101 ff; Bardenhewer 283 ff. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


29 

nicht in Frankreich, sondern zu St. Emmeram in Regensburg 
aufbewahrt würden; vgl. Chrys. III91. — Für die mystische 
Theologie des Pseudo-Dionysius hatte Eck viel Interesse, und 
schon in den Jahren 1512 bis 1514 dachte er daran, dessen 
theologia negativa (so nannte er die mystische im Gegensatz zur 
scholastischen, der theologia positiva) zu behandeln; vgl. 
Chrys. I 45: . . quia haec partim negativam, partim symbolicam 

redolent theologiam, quam in praesentia non est consilium tan¬ 
gere, sed eam (deo bene favente et vita comite) statui ad annum 
domini MDXIIII. more scholastico publicitus profiteri inserta theo¬ 
logia veterum Orphica, Trismegistica, Platonica et Peripatetica ..." 
und ib. III 83: „Sed fortasse minus capitis, quam si Hanno 
Plautinus (am Rande: Plauti Poenulus) vobis Punice loqueretur 
aut aliquis ex tiangetico orbe; domini mei, ista olfaciunt theo- 
logiam negativam et symbolicam, cujus ysagogen, ut antea, ita 
et nunc polliceor me vobis daturum alio tempore, ubi maius 
otium suppetet, si tarnen unquam otiosus esse potero“ 1 ). 

7) Johannes von Damaskus [f vor 754]: De fide ortho- 
doxa 2 ). — Eck nennt diese Schrift niemals, sondern zitiert z. B. 
nur: „Damascenus libro II. ca[p]. ult.“; die betr. Stelle findet sich 
in genannter Schrift. Eck hat wohl nur diese eine Schrift des 
Damaszeners und zwar in der Sonderausgabe von Jakob Faber 
Stapulensis (Paris 1507 oder 1512) benutzt. 

b) Lateinische Schriftsteller. 

Von den lateinischen Kirchenschriftstellern kennt Eck am 
besten den hl. Augustinus, von dem er sehr vieles gelesen hat. 
Auch ist er sehr vertraut mit Boethius’ Schrift De consolatione 
philosophiae, mit den Dialogen und Moralia Gregors des Großen; 
ferner zieht er häufig die mit Unrecht dem hl. Ambrosius zuge¬ 
wiesene Schrift De vocatione omnium gentium heran. Mit Hie- 

■) Über den 1517 vollendeten, aber erat 1519 gedruckten Kommentar 
Ecks zur Schrift De mystica theologia s. Wiedemann 495ff.; über Pseudo- 
Dionysius s. KL III 1789ff., RE IV 687ff., Bardenhewer 472ff., H. Koch, 
Pseudo-Dionysius Areopagita in seinen Beziehungen zum Neuplatonismus und 
Mysterienwesen, Mainz 1900 (Forschungen zur christlichen Literatur- und 
Dogmengeschichte, hrsg. von A. Ehrhard und J. P. Kirsch, I 2/3]. 

*) Vgl. KL VI 1641 ff., IV 1182; RE IX 286ff., Bardenhewer 513ff. 


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30 


I. Literargescbichtlicher Teil. 


ronymus scheint sich Eck weniger beschäftigt zu haben, und Isidor 
von Sevilla durfte streng genommen in der ersten Tabelle keinen 
Platz finden. 

8) Ambrosius [f 397J: De Jacob et vita beata libri duo 

— Expositio evangelii secundum Lucam — De officiis ministrorum. 

— Des Ambrosiasters Commentaria in tredecim epistolas b. Pauli 
und die im Chrys. oft zitierten zwei Bücher eines Ungenannten 
De vocatione omnium gentium werden von Eck irrtümlich dem 
hl. Ambrosius zugeschrieben 1 ). 

9) Hieronymus [f 420]. Eck zitiert die Briefe des Heiligen 
ad Nepotianum, ad Avitum (in Chrys. II 26 heißt es fälschlich : 
ad Anytum), ad Demetriadem und ad Paulam (in Chrys. V 81 
steht: ad Paulum) et Eustochium; ferner redet er in Chrys. II 99 
von einer Stelle im „proloquio evangelii Joannis et Apocalipsis“ -). 
Der „barbatus“ Hieronymus (vgl. z. B. Chrys. II 99 und IV 22) 
wird von Eck als „sacrae scripturae promptuarium“ gerühmt 
(ib. IV il). 

10) Augustinus [f 430]. Nächst der hl. Schrift wird 
niemand so oft von Eck zitiert wie der „sanctus pater Augustinus“, 
der „christianae doetrinae tetrarcha“, „illud clarissimum ecclesiae 
lumen“ (vgl. Chrys. VI 8, IV 94, III 92). Daß der Verfasser eines 
Werkes über die Prädestination vor allem die Bücher des großen 
Bischofs von Hippo berücksichtigen mußte, verstand sich von 
selber. Eck hat denn auch zweifellos eine Anzahl der einschlä¬ 
gigen Werke genauer gekannt. In Chrys. ICO sagt er z. B.: 
„cuius nec meminit quidem [Augustinus], quod ego memoria 
teneam, de praedestinatione sanctorum, de bono 3 ) perseverantiae, 
de correctione 4 ) et gratia, in quibus libris principaliter versat 
praesens negotium.“ Unter anderm beruft sich Eck auch auf 
folgende Schriften Augustins: De libero arbitrio — De gratia 


*) Über Ambrosius und die Kontroversen betreffs der beiden Werke s. 
KL I 694ff., RE I 441 f., 443ff., Bardenhewer 378-388, 452-454, 462. 

*) Üt)er Hieronymus, seine echten und unechten Schriften s. KL V 2017ff., 
RE VIII 42ff., Bardenhewer 400 ff.; vgl. auch das Register in der Gesamt¬ 
ausgabe der Werke des Heiligen von Vallarsi, t. XI pars III col. 437 sqq. 

3 ) So schreibt Eck stets anstatt dono. 

4 ) So schreibt Eck Regelmäßig statt correptione. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


31 


Christi — De gratia et libero arbitrio — De Trinitate libri XV 
— De unico baptismo — De vita beata — De civitate Dei ') — 
Confessiones — Enchiridion de fide f spe et caritate — Quaesti- 
ones in Heptateuchum — Tractatus in Joannis evangelium — 
Contra mendacium — Enarrationes in psalmos — De diversis 
quaestionibus ad Simplicianum — De quaestionibus octoginta 
tribus — De vera religione — Retractationes — Contra Julianum 
libri VI 2 ) — Epistolae ad Romanos inchoata expositio. — Ferner 
zitiert Eck verschiedene Briefe des Heiligen. Daneben benutzt 
er natürlich aber auch pseudo-augustinische Schriften 8 ), die 
damals noch dem hl. Augustinus zugeschrieben wurden, z. B. De 
fide ad Petrum — De praedestinatione Dei -- De praedestinatione 
et gratia - De cognitione verae vitae — De ecclesiasticis dog- 
matibus 4 ) — De vera innocentia 5 ). 

11) Boethius [f zwischen 524 und 526]: De consolatione 
philosophiae 6 ) — De sancta Trinitate. — Eck wechselt in der 

*) Id Chrys. V 75 bedient er sich in bezug auf dieses hervorragende 
Werk des Wortspiels: „ut ait Augustinus in illo Augustali libro XVI. de civi¬ 
tate dei.“ 

*) In Chrys. II 28 steht infolge eines Versehens: „libris quatuur contra 
Julianum." 

*) Über Augustinus, seine echten und unechten Schriften s. KL I 1669 ff., 
RE II 257 ff., Bardenhewer 416 ff. 

4 ) Von Gennadius verfaßt; vgl. Bardenhewer 537 f. 

ft ) Identisch mit dem von Prosper von Aquitanien verfaßten Liber 
sententiarum ex operibus S Augustini delibatarum; hierüber s. Barden¬ 
hewer 452. In der ersten Gesamtausgabe der Werke Augustins, die von 
Job. Amorbach 1506 in Basel veranstaltet ward, ist sie unter dem Titel Liber 
de vera innocentia abgedruckt (t. XI fol. L 3 v sqq.); diese Bezeichnung ist 
offenbar der ersten jener 392 Sentenzen entlehnt, die überschrieben ist: „Quae 
sit vera innocentia.“ In der Mauriner-Ausgabe findet man den Liber senten¬ 
tiarum im Anhang zu t. X 223 sqq. Ob Eck die Amorbaclische Gesamtaus¬ 
gabe oder Teildrucke der Werke Augustins benutzt hat, ist mir zweifelhaft 
geblieben. Manchmal stimmen seine Lesarten mit denen der Baseler genau 
überein; manchmal weichen sie sehr davon ab. Jedenfalls ist das sicher, daß 
Eck viele Augustinuszitate von andern Schriftstellern herübergenommen hat; 
besonders der Sentenzenkommentar Gregors von Rimini ist nach Ecks eigener 
Äußerung (Chrys. II 35; vgl. unten S. 38) eine sehr reioho Fundgrube für ihn 
gewesen. 

6 , Eck hatte die Schrift De consolatione philosophiae schon als Kind ge¬ 
lesen; vgl. Wiedemann 4, Bossert 534. Über Boethius s. KL II 967 ff., 
RE 111 277 f.. Bardenhewer 554 ff. 


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82 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


Schreibform: Boetius, Bohetius, Boeotius. In Chrys. IV57 (LVII zu 
lesen statt LVIII) gedenkt Eck des „divi Boeotii Severini sena- 
toris Romani optimi“, der im 5. Buch „de consolatu philosophico 
pulchra et egregia multa“ niedergeschrieben habe, und spricht 
über Laurentius Valla einen scharfen Tadel aus, weil er jene 
Schrift „more suo »dente Theonino corrodit* *) et philautia ob- 
rutus iudicium suum Boetio praeferat [!]“; anderseits aber gesteht 
Eck doch zu, daß Valla „non immerito admiretur hominem Christia- 
num in tali ac tanto opere, uti est über »De consolatione philo- 
sophiae« nullam de optimo consolatore 1ESV CHRISTO, de nostra 
religione, facere mentionem*. Ein andermal (Chrys. II 8) macht 
Eck zu der Erklärung Vallas „se existimare nullum vehementiorem 
philosophiae admiratorem“ — und das sei Boethius gewesen — 
„deo posse placere“ die sarkastische Bemerkung: „Sed quid? 
Ardea culpat aquas, cum nesciat ipsa natare“ 2 ). 

12) Gregor der Große [f 604]: Dialogorum libri IV de 
vita et miraculis Patrum — Homiliae in Ezechielem — Homiliae 
in Evangelia — Expositio in beatum Job sive Moralium libri XXXV s ). 
— Verschiedene Male gibt Eck an, in welchem Paragraphen seines 
Exemplars der Moralia die zitierte Stelle vorkommt, z. B. in 
Chrys. V 38: „Et sic intelligo beatum Gregorium libro undecimo 
Moralium mihi paragrapho quinquagesimo primo“; vgl. auch ib. 
V 89, VI 40. Ich war nicht in der Lage, festzustellen, welche 
Ausgabe Eck in Händen gehabt hat. 

13) Isidor von Sevilla (Hispalensis) [f 636]: Chrys. 
IV 65: „Magister Adam 4 ) in penulti[rna] q[uaestione| quarti 
allegat ad hoc Isidorurn dicentem .. Soviel ich mich erinnere, 
ist dies der einzige Fall, daß Isidor im Texte erwähnt wird; in¬ 
wiefern Eck berechtigt gewesen ist, den Namen des großen 
Spaniers 5 ) in Tabelle I einzutragen, vermag ich nicht anzugeben. 


') Aus Horatii Epistolarum lib. I ep. 18 v. 82 

*) Dieses Sprichwort ist wohl nicht dem klassischen Sprachschatz ent¬ 
nommen; vgl. Wander 111 1634 und W. Binder, Novus thesaurus adagiorum 
latinorum, Stuttgart 1861. S. 25. 

8 ) Vgl. KL V 1075ff., RE VII 78 ff, Bardenhewer 573 ff. 

4 ) Über Adam Oroddam s. unten S. 38. 

6 ) Vgl. KL VI 969 ff., RE IX 447 ff, Bardenhewer 581 ff. 


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§ 3. Literaturkenntnis Leks. 

II. Mittelalterliche Schriftsteller: 


33 


14) Alkuin [f 804] *). In Chrys. VI 45 wird ein Ausspruch 
von „Alcuinus, Caroli magni praeceptor et Parrhisiorum acha- 
demiae plantator,“ erwähnt; hierauf allein gründet sich die Auf¬ 
nahme des „Alcuinus primus Parrhisiafnus]“ in Tabelle I, fol. bij r . 
Im Mittelalter war die falsche Meinung verbreitet, Karl der Große 
habe die Pariser Universität gestiftet l 2 ). 

15) Anselm von Canterbury 0. S. B. [f 1109]: De con- 
cordia praescientiae et praedestinationis nec non gratiae Dei cum 
libero arbitrio — Dialogus de casu diaboli — Dialogus de veritate 
— Cur Deus homo? 3 ) 

16) Bernhard von Clairvaux 0. Cist. [f 1153]: De gratia 
et libero arbitrio und verschiedene Sermones 4 ). 

17) Petrus Lombardus [f 1164?]: Sententiarum libri 
quatuor. — Er wird von Eck der damaligen Sitte gemäß meistens 
entweder als „magister sententiarum“ oder einfach als „magister“ 
ohne Angabe des Namens bezeichnet. In Chrys. V 70 macht er 
ihn der spätem mittelalterlichen Legende entsprechend zu einem 
Bruder Gratians, des Verfassers des bekannten kanonistischen 
Werkes 5 ). Unter dem Collectaneum sententiarum theologicarum, 
von dem z. B. in Chrys. 19, V 70 die Rede ist, sind die vier 
Sentenzenbücher zu verstehen. 

18) Alanus von Lille (ab Insulis) [f 1202?]: Regulae de 
sacra theologia 6 ). 

19) Wilhelm von Auxerre (Altisiodorensis) [f um 1232]: 
Summa aurea super quatuor libros Sententiarum 7 ). 

20) Alexander von Haies (Alesius) 0. Min. [f 1245]: 
Summa theologiae 8 ). — In Chrys. IV 95 gibt Eck seiner großen 

l ) Über ihn s. KL I 462ff., RE I 365ff., ADB I 343ff. 

*) Über die Entstehung und Entwickelung der Schulen zu Paris s. 
H. Denifle, Die Universitäten des Mittelalters bis 1400, Berlin 1885,1 40ff., 67 ff. 

3 ) KL I 886ff., RE I 562 ff. 

4 ) KL II 414ff., RE II 623ff. 

6 ) Über Petrus s. KL IX 1916 ff., RE XI 630ff., Feret I 15 ff., 81 ff., 
206 ff., II 169 f. 

6 ) KL I 395 f., RE I 283 ff., Feret I 11 ff. 

7 ) KL XII 1621, Hurter IV 204, Feret I 225ff. 

8 ) KL I 496ff., RE I 352 ff., Feret I 311 ff. 

Ref.-geach. Studien u. Texte, Heft 1: Greving, Eck. 3 


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34 


t. LiterargeschiclitlicW Teil. 


Verehrung für Alexander Ausdruck: „Salva tarnen tanti doctoris 
irrefragibilis (lies: irrefragabilis, wie Eck sonst immer richtig 
dessen Ehrennamen schreibt) autoritate, quem colo, quem veneror 
et ut in theologia sanum et syncerum maximis quibusvis obser- 
vantiis, ut debeo, amplector“. Laut Chrys. 1 18 sind die „claris- 
sima theologiae lumina: Alexander de Ales, Richardus de Media¬ 
villa et ille Cherubicus doctor S. Thomas.“ 

21) Wilhelm von Auvergne oder Paris [f 1249]: Liber 
de rhetorica divina 1 ). 

22) Thomas von Aquin 0. Pr. [| 1274] 2 ): Summa philo- 
sophica seu de veritate catholicae fidei contra gentiles — Summa 
theologica —Commentum in IV libros Sententiarum — Quaestiones 
disputatae cum quodlibetis — Scriptum super IV libros Magistri 
Sententiarum ad Annibaldum Annibaldensem cardinalem — De 
praescientia et praedestinatione ad fratrem Reginaldum. — Die 
beiden letztgenannten Werke können dem hl. Thomas nicht mit 
Sicherheit zugeschrieben werden. Eck, der nicht dem Thomismus 
huldigt 8 ), sieht sich öfters genötigt, dem großen Lehrer zu oppo¬ 
nieren, tut es aber „salva sernper eius sanctitate“ (Chrys. I 30). 
Nach Chrys. I 18 ist der „Cherubicus doctor S. Thomas“ zu den 
„clarissima theologiae lumina“ zu rechnen (vgl. oben Nr. 20) und 
ib. V 82 wird die Ansicht des Thomas und Scotus bezeichnet als 
die der „duorum theologiae antistitum“ und „tantorum heroum“. 

23) ßonaventura 0. Min. [f 1274]: Commentarii in IV 
libros Sententiarum Petri Lombardi — Homilia de feria V. Passi- 
onis 4 ). — Er wird mit Vorliebe als „ßonaventura noster“ (z. B. 
Chrys. V 17,70,73), öfters auch als „Seraphicus doctor“ (z. B. 
ib. 111 29,06), ferner als „doctor communis omnium“ (ib. V 17), 
als „nauclerus noster“ (ib. I 81), als „testis grandevus“ (ib. III 34), 
bezeichnet. In Chrys. IV 69 erklärt Eck, jener sei „Seraphicus 
doctor et meus praecipuus ex doctoribus in theologia ductor“, 


') KL XII 1586 ff., Hurter IV 203 f., Jöcher IV 1977. 

? ) Vgl. KL XI 1626 ff., RE XV 570 ff. (2. Aufl ), Hurter IV 237 ff., 
Feret II 443 ff. 

8 ) Vgl. hierüber § 4: Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Rich¬ 
tung Ecks. 

4 ) Vgl. KL II 1017 ff., RE III 282 ff, Hurter IV 248 ff, Feret II273 ff. 


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§ ä. Literaturkenntnis Ecks. 


äi 

und ib. III 29 erzählt er, Alexander von Haies solle von dem 
Heiligen „propter summam vitae innocentiam“ gesagt haben: „In 
isto homine non peccavit Adam“. 

24) Petrus von Tarentaise (Papst Innocenz V.) 0. Pr. 
[f 1276]. Sein Sentenzenkommentar ward erst 1652 gedruckt 1 ); 
folglich kann Eck nur eine Handschrift davon benutzt haben. 

25) Albertus Magnus 0. Pr. [f 1280]: Commentarius in 
IV libros Sententiarum 2 ). — Nach Eck ist er „Suevorum et Ger- 
manorum gloria“ (Chrys. b ij r ), „totius Germaniae in litteris 
publicum decus“ (ib. 191), „Germanorum philosophus“ (ib. III85). 

26) Richard von Middletown (de Mediavilla) 0. Min. 
[f zwischen 1300 und 1307]: Quaestiones seu commentaria in IV 
libros Sententiarum — Quodlibeta. — Nach Chrys. I 18 gehört er 
zu den „clarissima theologiae lumina“ 8 ). 

27) Johannes Duns Scotus O. Min. [f 1308]: Diebeiden 
Kommentare zu den Sentenzen, das Opus Oxoniense und die 
Reportata Parisiensia, ferner die Quaestiones quodlibetales. — 
Eck spendet ihm und Thomas von Aquin die höchsten Lob¬ 
sprüche; s. oben Nr. 22. In Chrys. V 83 erklärt er den bekannten 
Ehrentitel des großen Franziskaners als wohlverdient: „Joanne 
Scoto pro meritis »subtili« cognominato“ 4 ). 

28) Ägidius Colonna von Rom (Columna, Romanus) 
0. S. Aug. [f 1316]: Kommentar zu den Sentenzen (reicht nur 
bis lib. III dist. 11) und zu Aristoteles De generatione 5 ). 

29) Herveus Natalis Brito 0. Pr. [f 1323]: Commen¬ 
tarius in IV libros Sententiarum (; ). — Nach Ecks Aussage ist er 
„multum subtiliter (ut adsolet) contendens“ (Chrys. V 21), ein 
„excellens doctor“ (ib. V 77); er und Scotus sind „ambo subtiles 
doctores“ (ib. 191). In Chrys. 1154 wird erzählt: „Is est Her- 

*) Vgl. KL VI 743 f., Hurter IV 306 f., Feret II 487 ff. 

? ) Über ihn 8 . KL 1 414 ff., RE I 291 ff., AD B I 186 ff., Feret II 421 ff. 

s ) Vgl. oben Nr. 20. Über Richard 8 . KL X 1180ff., Feret II 379ff., 
Jöcher III 527 und Jöcher Forts. IV 1708 f. 

4 ) Über eine Disputation zwischen Scotus und Herveus und deren Scharf¬ 
sinn s. unten Nr. 29. Über Scotus s. KL X 2127 ff., RE V 62 ff., Feret II 305 ff. 

B ) Vgl. KL III 667 ff., RE I 202, Feret III 459 ff. 

6 ) Vgl. KL V 1916f., RE VII 771 ff, Feret III 387 ff. Fabricius- 
Mansi III 243 f. 

3 * 


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t. Literargesebiclitlicher 'feil. 


36 

veus ex familia S. Dominici doctor illuminatus, ut Lazarus 
Soardus cognomen »subtilis« ei tribuat *); qui cum Joanne Dunst [!] 
Scoto, vero cognomine doctore subtili<, apud Agrippinam Colo- 
niam, nobilissimam Germaniae achademiam 2 ), publicitus de summis 
theologiae apicibus magna cum gloria disputasse fertur; verum 
palmam Scotum tulisse aiunt in eo articulo, qui de immaculata 
virginis MARIAE conceptione fortasse tune in controversiam venit; 
e regione vero Herveum insigniter contra formalitates Scoti dimi- 
casse, uti hodie Colonienses submurmurant: subtilitates Hervei 
destruxerunt formalitates Scoti“ 3 ). Am Schluß von Chrys. II 54 
vergleicht Eck die beiden Kämpen miteinander und kommt zu 
folgendem Urteil: „Sed utcunque sit, exploratum est nasuto et 
docto lectori, Herveum fuisse virum doctum, acri ingenio et sub- 
tili, attamen Joannem Scotum multis subselliis ei praeferendum.“ 

30) Franz Mayron (Ma[y]ronis) 0. Min. [f 1327]: Com- 
mentaria in IV libros Sententiarum — Conflatile seu variae 
quaestiones de distinctionibus, relationibus, signis naturae et 
formalitatibus — Sermones — Tractatus de angelis — Theologicae 
veritates sive compendium librorum S. Augustini de Civitäte Dei 4 ). 
— Mehrmals legt Eck ihm den bekannten Ehrentitel „illuminatus 
doctor“ bei, z. B. in Chrys. IV 14, 33, V 6. 

31) Wilhelm Durandus von St. Pourgain (de S. Por- 
tiano) 0. Pr. [f 1334]: Commentaria in IV libros Sententiarum 5 ). 

32) Armandus von Bellevue (de Bellovisu) O. Pr. [f 1334]: 
Declaratio difficilium terminorum tarn theologiae quam philo- 
sophiae °). 

*) Über Lazarus Soardus habe ich nichts finden können. Als Lehrer 
erhielt Ilerveus keinen ständigen Ehrennamen, wie es sonst damals üblich war; 
„doctor illuminatus“ ist ein Titel, der dom Minoriten Franz Mayron eigen ist; 
s. unten Nr. 30. 

2 ) Die Kölner Universität ist erst 1389 ins Leben getreten; vgl. Kauf¬ 
mann I S. XV, 21 f.; Herveus und Scotus waren als Lehrer an ihren Ordens¬ 
schulen tätig. 

3 ) Über die Disputation s. auch die Notiz bei Feret III 315. Eck hat 
sicher während seiner Studienzeit in Köln (vgl. Wiedemann 14 ff.) davon 
reden gehört. 

4 ) KL VIII 1117 f., Hurter IV 421 ff., Feret III 323 ff., Fabricius- 
Mansi II 195 f., Joch er III 334 f. und Jöcher Forts. IV 1118 f. 

B ) KL IV 43 ff., RE V 95 ff., Feret III 401 ff. 

KL I 1322, Hurter IV 461 f. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


37 


33) Nikolaus von Lyra 0. Min. ff 1340]: Postillae per- 
petuae sive brevia comnientaria in universa biblia A ). — Er wird 
in Ghrys. IV 64, 96 als „egregius“ bzw. „nobilis bibliae interpres“ 
und ib. V 83 als „postillator“ bezeichnet. 

34) Ludolf (Landulphus) von Sachsen 0. Carth. [f nach 
1340]: Meditationes vitae Christi oder dessen Vita Christi in com- 
pendium redacta 2 ). — Eck lobt den Verfasser und den Orden, 
dem er angehört hat, in Chrys. IV 26 mit folgenden Worten: 
„De fructibus vero meditationis passionis Christi egregie scribit 
Landulphus ex divo et semper stabili Chartusiensium ordine . . .* 

35) Johannes Bacon (Bacchonis) O. Carm. [f 1346]: Com- 
mentaria seu quaestiones super IV libros Sententiarum 3 ). — In 
Chrys. III 30 wird er gelobt als „syncerus theologus Baccho 
Anglicus ex partibus Carmelitis non postremus“ und ib. VI 15 
als „divi ordinis Carmelitarum in sacris litteris antesignanus“. 

36) Wilhelm von Occam 0. Min. [f 1349]: Super IV 
libros Sententiarum subtilissiinae quaestiones earumque decisiones 
— Centiloquium theologicum omnem fere theologiam speculativam 
sub centum conclusionibus complectens — Quodlibeta septem — 
Aurea logica 4 ). — In Chrys. II 65 wird er als „inquietus“, ib. III 96 
als „flos modernorum“ bezeichnet. Über die Bedeutung des üb¬ 
lichen Titels „venerabilis inceptor“ heißt es ib. 1164: „id cogno- 
minis Vuilhelmo Occham tribuunt, quod Angli doctores, quos 
magistros nos appellamus, ipsi inceptores vocitent; ita ferunt, 
nihil conpertum habeo.“ Laut Chrys. I 6 hat Eck 1509 in Frei¬ 
burg über Occam gelesen: „Alias autem ego ostendi in prologo 
Guillermi de Occham, dum eum Friburgi studiosis auditoribus 
interpretarer, subtilem viam, per quam et lidei et scientiae meri- 
tum possunt simul consistere“ (daneben am Rande: anno 1509.). 

37) Robert Holcot 0. Pr. [f 1349]: Super IV libros 
Sententiarum quaestiones 6 ). — Er wird von Eck als „celebris 

') KL IX 321 ff., RE XU 28 ff., Feret III 331 ff., Fabric ius-Mans 
V 114 ff. Vgl. oben S. 24 Anm. 1 und unten Nr. 54 und 61. 

’) KL VIII 225f., Hurter IV 463f., ADB XIX 388, Hain Nr. 10288 
bis 10 303. 

*) KL I 1838 f., Hurter IV 442 f., Feret III 523 ff. 

4 ) KL XU 1614ff., RE XIV 260ff., Hurter IV 425 ff., Feret III 339ff. 

ß ) Hurter IV 437 f., Jöcker H 1671 f. 


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38 I. Literargeschichtlicher Teil. 

doctor“ (Chrys. I 5) und als „hui [sic!] magnum ingenium“ (ib. 

V 3) gerühmt. 

38) Thomas von Straßburg (Argentinus, -toracensis) 
0. S. Aug. [f 1357]: Lectura in IV libros Sententiarum 1 ). — 
Eck bezeichnet ihn als „non incelebris doctrinae virum* 
(Chrys. 151). 

39) Adam Goddam 0. Min. [f 1358]: Commentarii in 
magistrum Sententiarum 2 ). — Irrig ist die Angabe Ecks in Chrys. 

V 31, daß Goddam noch im Jahre 1369 in Paris gelesen habe. 

40) Gregor von Rimini 0. S. Aug. [f 1358]: Lectura in 
I. et II. librum Sententiarum 3 ). — Eck ist voll des Lobes über 
sein „acutissimum ingenium“ (vgl. z. B. Chrys. I 69, VI 30) und 
liebt sehr die Bezeichnung „valens ille Gregorius“ (s. z. B. 
Chrys. V 68, 78, 88, 91, 92, 95). Sein Werk gefällt Eck be¬ 
sonders deshalb so gut, weil dieser „magnus divi A[urelii] Augu- 
stini cultor“ (Chrys. V 78) wie kein anderer Kommentator der 
Sentenzen die Ansichten des hl. Augustinus berücksichtigt hat; 
daher bedauert Eck es sehr, daß Gregor nur die beiden ersten 
Bücher des Lombarden behandelt hat. Chrys. II 35 (es ist XXXV 
zu lesen statt XXV): „Nam ex omnibus commenlariis theologi- 
carum sententiarum nullum vel vidimus vel legimus, qui frequen- 
tius, signate et ad omne ferme propositum divi A. Augustini 
locupletissimum adferat testimonium, quemadmodum is Gregorius 
facit in primo et secundo scripto; tertius enim et quartus a nobis 
et a doctis pluribus maxime desyderantur.“ Mit Gregors Ansichten 
ist er aber sehr häufig nicht einverstanden und daher genötigt, sie 
zu bekämpfen. Interessant sind auch Ecks Äußerungen in Chrys. 

V 100: „Unde humiliter et cum magna modestia, quae theologum 
decet, Gregorius Ariminensis dicit: Si vero nulla praedictarum 
viarum (Versuche, die Frage zu beantworten, ob Gott lügen und 
täuschen könne), placeat, inveniatur alia melior, et si inveniri 
non possit alia melior, potius iudico confitendam esse ignorantiam 
nostram, quam praecipitandum se in tarn horrendam auribus 


') KL XI 1689 f., Hurter IV 507 f., Feret III 493 ff. 
*) KL V 788. Harter IV 514. 

8 ) KL V 1177, Hurtor IV 508ff., Feret III 489ff. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


39 


fideliura sententiam, qualis est, si dicatur deum posse mentiri 
aut decipere aut falsum dicere, cum omnis scriptura catholica, 
canonis et sanctorum clamitet oppositum. Vox profecto theologo 
digna! Et satis quidem hoc conunonstraviums in documento 
praeambulo quinto (vgl. Ghrys. I 10), theologum debere ad certam 
regulam loqui defecata lingua. Sed non debet vereri Gregorius; 
optimam dedit solutionem et ineluibilem, quae nullis telis adver- 
sariorum frangi poterit.“ 

41) Richard Fitzralph von Armagh (Armacanus) 
[f 1360?J: Summa in quaestionibus Armenorum et Graecorum 
— Sermones quatuor ad crucem Londinensein anno 1356. habiti 1 ). 

42) Petrus von Aquila 0. Min. [f um 1370]: Quaestio- 
nes in libros IV Sententiarum. — Nach Chrys. II 13 hieb man 
ihn „Scotorellus“. Weil Petrus in seinem Sentenzenkommentar 
die scotistische Lehre zur Geltung brachte, nannte man zunächst 
sein Buch und später auch ihn selber „Scotellus“ 2 * 4 ). 

43) Hugolinus Malabranca 0. S. Aug. [f 1374]: Kom¬ 
mentar in IV libros Sententiarum H ). — Eck nennt ihn stets bloß 
Hugolinus und rühmt ihn als „subtilem et peracutum theologum“ 
(Ghrys. I 37), als „praestabilem ordinis heremitici doctorem* 
(ib. VI 11). 

44) Marsilius von Inghen [f 1396]: Commentarius in 
libros IV Sententiarum J ). — Er wird in Chrys. II 8 als „moder- 
norum flos“ bezeichnet; ib. I 27 sagt Eck: „subscribit ex iunio- 
ribus magister Marsilius Budorini studii plantator (ita enim Heidel- 
bergam Budorim a Ptolemaeo appellatam volunt)“; vgl. auch 
ib. V 16. Marsilius war der erste Rektor der Universität Heidel¬ 
berg und Thesaurar am Andreasstifte zu Köln; letzteres wird in 
Chrys. IV 42 erwähnt. 


l ) KL X 1174ff., Hurter IV 519 f. 

*) KL IX 1890f., Hurter IV 511 f., Fabricius-Mansi V 242. 

s ) Wie Eck in den Besitz der von Hugolinus und von einem ungenann¬ 
ten Augustiner verfaßten Kommentare zu den Sentenzen gekommen ist, wird 
in Chrys. III 88 erzählt; vgl. oben S. 23 Anm. 3, wo auch Literatur über Hugo¬ 
linus angegeben ist. 

4 ) KL VIII 907 f., V 1587 f., Hurter IV 551 f., 1146, ADÖ XX 441, 
Feret Ul 284 ff. 


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40 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


45) und 46) Dionysius 0. Cist. [14. oder 15. Jahrhundert] 
und Konrad von Ebrach (de Ebraco, Ebracensis) 0. Cist. 
[+ 1399]. Eck durchstöberte einmal die Bibliothek des Memminger 
Predigers Dr. Jodokus und fand bei dieser Gelegenheit eine theo¬ 
logische Schrift, als deren Verfasser Konrad von Ebrach bezeichnet 
war. Er schrieb sie damals teilweise ab, soweit es die Kürze 
der Zeit erlaubte, entdeckte aber später, daß das, was er kopiert 
hatte, wörtlich ebenso in einem Buche stand, das in Paris als 
das Werk eines Gisterciensers namens Dionysius gedruckt worden 
war. Eck beschaffte sich nun sogleich von auswärts ein voll¬ 
ständiges Exemplar der Schrift Konrads, um es mit dem Pariser 
Drucke ganz genau vergleichen zu können. Auf diese Weise 
gelang es ihm festzustellen, daß die beiden Werke identisch 
waren; nur fehlten in der Pariser Ausgabe einige Teile, die sich 
in Konrads Schrift vorfanden *). Dies und der weitere Umstand, 
daß ihm Konrads Buch in einer alten Handschrift vorlag, hatte 

') Chrys. V 33: „haec (Schrift Konrads) in itinere quasi aliud agentes 
tumultuarie exscripsimus, dura in patria bibliothecam doctoris Jodoci contiona- 
tori8 Memmingcnsis perlustrarem, ubi eum inter reliquara suppellectilem librariara 
offendi“; ferner ib. VI 4: „Hoc dico, domini mei, propterea, ut mireraini: 
sesquiannus iam ferme est, quod a bibliopolis Parrhisii invulgatae sunt quae- 
stiones acutissimae in tbeologicas sententias sub nomine cuiusdam Dionysii 
ordinis Cistertiensis Joanne Maceriensi, theologiae magistro eximio, eiusdem 
correctore. Ego item cum ex itinere tumultuarie solum aliqua in patria ex 
Chunrado Ebracensi exscripsissem. quae per omnia Dionysio concordftbant, 
statim desyderium mihi incessit Chunradi habendi. Itaque cum biis diebus 
Christoferi Seitorii, in patria publici concionatoris munere fungentis, huinanitate 
Chunradus mihi allatus esset, contuli ego confestim Codices adinvicem et inveni, 
demptis quatuor principiis singulis suis libris praelocatis in Chunrado et ali- 
quibus quaestionibus primarum distinctionum primi, alias per omnia esse idem 
in ambobus.“ Die Memminger Prediger Dr. Jodokus und Christoph Seitorius 
werden erwähnt bei Wiedemann 61; es ist ein Irrtum, wenn dieser ebendort 
in Anm. 12 behauptet: „Von einem Memminger Prediger Dr. Jodoc erhielt 
Eck aus dessen reichhaltiger Bibliothek eine Handschrift des Cassiodor über 
die Psalmen zur Benützung.“ Eck sagt in Chrys. V 33, er habe bei Jodocus 
ein Exemplar des Kommentars von Konrad von Ebrach gefunden, der die 
Richtigkeit seiner Definition von Revelatio beweise „ex Cassiodoro super prim 
cipio psalterii dicente, prophetiam esse noticiam ...“ Copingerll Nr. 1988 
verzeichnet eine Ausgabe des von Dionysius Cisterciensis verfaßten Liber 
in IV Sententiarum, die von Johannes Maceriensis besorgt ist, aber schon 1498 
in Paris gedruckt sein soll. Vgl. auch Hain Nr. 6238. Über Dionysius 
s. Jöcher II 144. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


41 


zur Folge, daß er zu der Meinung hinneigte, Konrad sei der 
wirkliche Verfasser des Werkes, und Dionysius genieße mit Unrecht 
den Ruf, dessen Autor zu sein. Um aber in dieser Frage zu einer 
großem Klarheit zu gelangen, wendete er sich an einen befreun¬ 
deten Gelehrten des Cistercienserordens, an den Abt Konrad Reuler 
von Kaisheim. Eck erhielt von ihm die Auskunft, Dionysius sei 
ein im Orden berühmter Doktor, von einem Konrad von Ebrach 
dagegen habe er noch nie etwas gehört. Indes beruhigte sich 
Eck bei diesem Bescheid nicht, sondern wollte seine Untersuchungen 
fortsetzen und sich auch noch bei andern Cisterciensern erkundigen. 
Einstweilen aber mußte er es dahingestellt sein lassen, ob Konrad 
oder Dionysius das Werk geschrieben habe 1 ). Daher sagt er z. B. 
in Chrys. VI 8 „Dionysius vel Ebraco“ und ib. VI 19 „Dominus 
Dionysius seu si ita rnavis Chunradus Ebracensis“, wfihrend er in 
Tabelle I (Chrys. b ij r ) die Namen der beiden ohne weitere 
Bemerkung untereinander schreibt: „Dionysius Cisterciensis G[er- 
manus]“ und darunter „Chunradus Ebracensis“. 

') Chrys. VI 4: „Cum autem vetustus sit Cbunradi über, arbitror ipsum 
fuisse priorem Dionysio . . . Sed utcumque sit, sive quacstiones illae Dionysii 
sive Ebracensis, quainvis oinnino nitendum consulam, ne autores debitis frau- 
dentur honoribus neve unius scripta alteri more ovorum cuculi suppouantur. 
Misemm enim est , ut Juvenalis [lib. 1 satira 8 v. 76] inquit, alienae incum- 
bere famae. Volo tarnen venerand issimos buius ordinis patres super hoc latius 
consulere; et potius super hoc reverendus pater Chunradus Reuter, abbas 
Cesariensis dignissimus et litterarum peritia omnipharia conspicuus, rescripsit, 
celebrem esse Dionysium in ordine doctorem, de Ebracensi nec quicquam 
andiisse.* Eck widmete dem Abte von Kaisheim jene Schrift, worin er den 
Verlauf der Disputation zu Bologna erzählte; vgl. Wiedemann 459, 462. Nach 
G. Toepke, Die Matrikel der Universität Heidelberg von 1386 bis 1662, 
Heidelberg 1884, I 656 führt das älteste Bücherverzeichnis dieser Universität 
»Conradum de Erbaco super sentencias« an; der Verfasser des betreffenden 
Folianten dürfte wohl mit Konrad von Ebrach identisch sein. Letzterer war 
Cistercienscr des Stiftes Ebrach in Franken; über sein Leben und seine Schrif¬ 
ten s. Franz 34f. Daß Konrad von Ebrach Cistercienser gewesen ist, wird 
von Eck nirgends erwähnt; er wußte überhaupt nichts näheres über ihn. In 
Chrys. IV 13 sagt er: „Jacobus de Erbaco dist. 40. primi [libri Sententiarum] 
adducit duos articulos Parrhisienses . . . Istorum articulorum duorum meminit 
etiam Dionysius Cistertiensis; iam non recordor, me legisse eos apud aliquem 
doctorem alium.“ Anscheinend ist Jacobus de Erbaco nur ein Schreibfehler 
statt Couradus de Ebraco; zwischen diesem und Dionysius herrschte ja die von 
Eck konstatierte Ibereinstimmung. 


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42 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


47) Petrus von Nogent [um 1404] 1 ). In Chrys. b i j r 
(Tabelle I) wird versehentlich zweimal ein „Paulus de Non- 
gento“ aufgeführt, und ib. II 8 schreibt Eck: „De philosophis in 
isto passu dicit Paulus de Nongento, acutus doctor (cuius copiam 
mihi Jacobus Vuimphelingus, vir de litteris bene meritus, perhu- 
rnaniter fecit), quod ... Ilaec Paulus in distinctione prima secundi“. 
Hiernach hat Petrus, der von Eck fälschlich stets Paulus genannt 
wird, einen bisher unbekannten Sentenzenkommentar geschrieben. 

48) Michael Angriani von Bologna O. Carm. [f 1401 
oder 1416]: Quaestiones disputatae in quatuor libros Senten- 
tiarum 2 ). — Dieser Theologe erregte durch seinen Scharfsinn die 
Bewunderung Ecks; vgl. Chrys. IV 42: „Kespondet idem dominus 
Michael de Bononia, celeber doctor ex sancto Carmelo et adeo 
subtilis in philosophicis apicibus, ut, nisi cognomento se Bono- 
niensem proderet, crederes eum in media Anglia natum, ita sub¬ 
tilis, ita acutus, ita ingeniosus in hiis apparet. Novissime tarnen 
editus est in lucem; futuris temporibus, dum mihi otium suppetet, 
perscrutabor penitius eius scriptitamenta“. 

49) Konrad von Soltau [f 1407 j: Quaestiones in IV libros 
Sententiarum Petri Lombardi 3 ). — Eck nennt ihn nur einmal 
und zwar bloß Sulto (Chrys. 191). 

50) Petrus Philargi von Candia (Papst Alexander V.) 
0. Min. ff 1410]. Sein Kommentar zu den Sentenzen ist noch 
ungedruckt. Auf welche Weise Eck in dessen Besitz gekommen ist, 
berichtet er in Chrys. IV 59: „Cuius mihi copiam fecit celebris 
archiatrus et matheinaticus Jacobus Stoppel, vicinus meus Me- 
mingae“ 4 ). 


*) Über ihn 8. Hurter JV 606, Jöcher 111 1468 f. 

*) Jöcher 1 418 f., Feret UI 537 ff. 

8 ) Hierüber s. L. Schmitz, Conrad von Soltau (Leipz. Dias.), Jena 1891, 
S. 68; vgl. auch Hurter IV 617, Jöcher IV 669. 

4 ) Über Stoppel berichtet Vitus Bild in einem Briefe an Willibald Pirk- 
heimer (Augsburg X. Kal. Maias 1527): „Unum vero te latere nolui, scilicet 
quod superioribus annis vir iste clarissimus doctor Jacobus Stopelius, archiater 
Memmingensis, pileum cosmographicum (sic cnim nominare voluit) cum registro, 
in quo omnium locorum tarn longitudinem quam latitudinem posuit, edidit (nec 
tarnen, ut aestimo, hactenus in lucem emissum, mihi vero ut amico etsi immerito 
et indigno dono dedit), cui plurimum ipse tribuo . . .* Abgedruckt bei 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


43 


51) Peter von Ailli [f um 1420]: Quaestiones super pri- 
mum, tertium et quartum Sententiarum und verschiedene Trac- 
tatus und Sermones. — Jene Quaestiones werden auch Gonunen- 
tarii hreves in IV libros Sententiarum (darin sind auch die von 
Eck zitierten Quatuor principia in IV libros Sententiarum enthalten) 
betitelt, und von ihnen, nicht von dem Compendium philosophiae, 
ist in Chrys. V 100 die Hede, wo Eck zwar eine Ansicht Aillis 
bekämpft, die von diesem „verbis magnificis et grandiloquis“ vor¬ 
getragen werde, zugleich aber seiner groben Verehrung gegen den 
berühmten Pariser Nominalisten Ausdruck gibt, „cuius doctrinam 
et seriptiones a decimo quinto [anno J aetatis meae*) semper in 
summa veneratione habui, et in quibus studiosissime versatus sum; 
et diu epitomate eius in sententiis pro enchiridio usus sum (am 
Rande: anno MDII.). Dicendurn e$t ergo cum Apostolo: In aliis 
laudo, in hoc non laudo<.“ [1 Kor. 11,2. 22] 2 ). Ebenda nennt 
Eck ihn auch einmal mit seinem vollen Titel: „Petrum Aliaeensem, 
episcopum Cameraci [Cambray] et cardinalem tituli S. Chryso- 
goni“; gewöhnlich beschränkt er sich darauf, ihn einfach als Alia- 
censis oder (episcopus bczw. cardinalis) Cameracensis oder als 
dominus cardinalis zu bezeichnen 3 ). 

52) Johannes Gerson [f 1129]: De consolatione theologiae 
libri quatuor — Compendium theologiae — Regulae morales — 
De erroribus circa artem rnagicam — Duae lectiones super illud 
Marci: Poenitemini etc. — Sermo de nativitate gloriosae Virginis 
Mariae — Collectorium super Magnificat — De distinctione vera- 


Pl. Braun, Notitia historico-literaria do codicibus manuscriptis in bibliotheca 
liberi ac iinperialis monasterii ordinis S. Beuedicti ad 8S. Udalricum et Afram 
Augustae extantibus, Aug. Vindel. 1793, p. 188. Über Stoppel 8. auch 
Wiedemann 61; über Philargi s. KL 1 482, HE I 346 f., Feret IV 317 ff. 

*) Im Januar 1501, in seinem 15. Lebensjahre, ward Eck in Tübingen 
inagister artium und konnte nun theologische Vorlesungen hören. Vgl. 
Wiedemann 8. 

*) Über das Mißverständnis dieser Stelle bei Wiedemann 15 s. 
unten S. 50 Anm. 2. 

*) Über Ailli s. KL I 369ff., RE I 274ff., Feret JV 181 ff, Schriften¬ 
verzeichnisse bei Fabricius-Mansi V 236 ff., P. Tschackert, Peter von 
Ailli, Gotha 1877, 348 ff, Hain Nr. 838 ff., 848, Copinger U Nr. 386, 388. 


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44 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


rum visionum a falsis 1 ). — Eck bedient sich wiederholt des Aus¬ 
drucks „christianissimus cancellarius“ (z. B. in Ghrys. II 24, 100, 
VI33) und nennt ihn „magnusconscientiarum consolator“ (1. c. 1118), 
eine Bezeichnung, die wohl mit Rücksicht auf das an der be¬ 
treffenden Stelle Gesagte und auf die Schrilt De consolatione 
theologiae gewählt ist. < 

53) Nikolaus von Dinkelsbühl [f 1433]: Commentarii in 

IV libros Sententiarum (ungedruckt) '). — Eck nennt ihn „Vien- 
nensis studii celebrem doctorem“ (Chrys. VI 44). 

54) Paulus de S. Maria von Burgos |f 1435J. In Ghrys. 

V 66 rühmt Eck dessen Bibelforschungen: „ ut exasse declarat magnus 
ille magister Paulus Burgensis in illo eruditissimo prologo bibliae, 
qui est omni laude superior.“ Über die Bedeutung der Konversion 
dieses ehemaligen Juden und spätem Bischofs von Burgos 3 ) spricht 
er sich ib. V 1 in folgender Weise aus: „insignis ille magister . . ., 
cuius ad nos sero conversio, ut Joannes Reuchlin Phortzensis, 
Sueviae decus, libro tertio rudementorum [!] Hebraicorum inquit 4 ), 
plurimis hominibus fuit saluti, cui etiam herbam porrigit in 
Hebreica [!] literatura.“ 

55) Nikolaus Magni de Jawor [f 1435]: Chrys. V 48: 
„Ea propter in rnagicis superstitionibus immoderatam praecipit 
(der Dämon denen, die „sine discretione“ den Werken der Fröm¬ 
migkeit obliegen) abstinentiam, ut illi aptiores sint ad illudendum, 
de quo pulchre Nicholaus Magni in tractatu divinationum et 
Jacobus Sprenger de maleficis, Petrus Eistettensis de superstiti¬ 
onibus et alii multa tetigerunt.“ Der hier erwähnte Tractatus 
divinationum des Nikolaus Magni ist zweifellos identisch mit jener 
Schrilt, die sonst De superstitionibus genannt wird 5 ). 

56) Johannes Capreolus O. Pr. [f 1444]: Libri IV defen- 
sionum theologiae divi doctoris Thomae de Aquino. - Eck be- 

') KL V 457ff., RE VI 612 ff., Ferot IV 223ff.; ein genaues Verzeichnis 
der Schriften in Joannis Gersonii Opera omnia (ed. Du Pin, Antwerpiae 
1706), t. I Praef. p. 2 sqq. 

2 ) KL JX 315 f., Hurter IV 690 ff., ADB XX1I1 622 f. 

3 ) KL IX 1713 f., 325 f., Hurter IV 674f, Antonius II 237ff. Vgl. 
oben S. 24 Anm. 1, und unten Nr. 61. 

4 ) Vgl. J. Reuchlin, Rudiments Hebraica, Phorce 1506, p. 547. 

6 ) Vgl. Franz 161 ff., 255 ff. und bes. 168. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


45 


zeichnet ihn nach dem Vorgang von Silvester Prierias als „doc- 
trinae S. Thomae assertor invictus“ (Chrys. I 21 ) l ). 

57) Antoninus von Florenz 0. Pr. [f 1450]: Summa 
theologiae*). 

58) Nikolaus von Gues [f 1464]: De docta ignorantia 3 ). 
— Eck schätzte den Gusanus sehr hoch als „magnum Germaniae 
lumen“ (Chrys. 1 7), als „virum rerum ac literarum veterum 
impense doctum“ (ib. I 45), „quem non immerito post Albrechtum 
Magrium in philosophia et theologia doctissimuin Germanum iudico“ 
(ib. I 47, Appendix). 

59) Wilhelm Vorillon oder Vor(r)ilon(gus) 0. Min. [f 1464]. 
In seinem Kommentar Super IV libris Sententiarum sind die Mei¬ 
nungen des hl. Bonaventura und ganz besonders die des Scotus 
sorgfältig berücksichtigt 4 ). Er wird in Chrys. I 19 „Scoti sequax“ 
und ib. V 81 „celebris doctor“ genannt. 

60) Nikolaus von Orbellis 0. Min. [f nach 1465]: Com- 
mentarius in IV libros Sententiarum — Super Sententias com- 
pendium 5 ). — Er wird in Chrys. V 11 charakterisiert als einer, 
„qui ubique profecto succincte et laconice scripsit, sed fruc-tu suo 
et succo etiam proceritatem gigantum superat; accedit enim 
fertilitati suae, quod optime et magistraliter tradit ac rem quasi 
ante oculos ponit“. 

61) Matthias Döring ,; ) 0. Min. [f 1469]. Paulus von 
Burgos (s. oben Nr. 54) hatte in ruhiger, sachlicher Weise An¬ 
merkungen (Additiones) zu der Postilla des Nikolaus von Lyra 
(s. oben Nr. 33) geschrieben. Döring wollte trotzdem alle Ansichten 
seines Ordensbruders aufrecht halten und verfaßte zu diesem Zweck 
das Defensorium Nicolai Lyrani; hierin kritisierte er Paulus so 
scharf und leidenschaftlich, daß Eck ihn in Chrys. V 68 als „mastix“ 
des Paulus bezeichnet und ib. V 1 seine Meinung über Dörings Vor- 

*) Über den „princeps Thomistnrum“ s. KL II 1926 f., RE III 722, 
Feret IV 331 f. 

*) KL I 983 ff, RE I 604 f., Hurfcer IV 795 ff. 

3 ) KL IX 306 ff, RE IV 360 ff., ADB IV 655 ff, Günther 141, 145. 

4 ) Kurier IV 726, Feret IV 320f., Copinger H Nr. 6559ff. 

6 ) KL IX 970 ff, Hurter IV 725 f. 

6 ) Über ihn s. KL IX 326, Hurter IV 675, 773 f., ADB V 349 f.; 
vgl. oben S. 24 Anm. 1. 


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46 


1. Literargeschichtlicher 'Teil. 


gehen in folgende Worte kleidet; „Verum Mathias Döring Saxo 
explodit hanc Pauli Burgensis sententiam, uti adsolet per omnia; 
levi tarnen umbone repellenda essent eius iacula. Nam videtur 
nimis propensus, homo admodum ingeniosus et subtilis in casti- 
gandis Pauli scriptionibus. Ita omnia diruit Pauli dicta, quem 
in omnibus errasse quis crederet? Quod cum saepe videri possit, 
quid Mathias in eum rnoliatur solo animo urgendi adversarium . . 

In Tabelle I (fol. b ij r ) schreibt Eck irrtümlich Matheus statt Mathias. 

62) Wilhelm Gorris [um 1480]: Scotus pauperum vel 
abbreviatus x ). 

63) Guido Brianson 0. Min. [um 1485]: Commentarius 
in IV libros Sententiarum 2 ). 

64) Pelbartus von Teniesvar 0. Min. [um 1490]: Aureum 
s. theologiae rosarium — Sermones 8 ). 

65) Alfons von Spina 0. Min. [f um 1491?]: Fortalicium 
fidei 4 ). — Eck gibt den Namen des anonym schreibenden „autor 
fortalicii fidei“ niemals an (vgl. Chrys. bij r , II 41, V 47 f.); offen¬ 
bar hat er nicht gewütet, wer dieses Werk verfatet hat, das er 
schon als kleiner Knabe im Hause seines priesterlichen Oheims 
Martin Maier gelesen hatte 5 ). 

66) Bartholomaus Sibylla von Monopoli (Monopolitanus) 
0. Pr. [1493]: Speculum peregrinarum quaestionum “). 

67) Johannes Picus, Graf von Mirandula und Concordia 
[f 1494]: Apologia 7 ). — In Chrys. V 4 sind auch sechs Verse 
von ihm abgedruckt. Fast stets, wenn seiner gedacht wird, 
geschieht es in der ehrenvollsten Weise; als Proben mögen dienen 
Chrys. V 16: „per litterarum principom doctissiinum comitem 
Joannem Picum (aut si mavis >phoenicem<)“ und ib. V 20: „... illud 
in bonis litteris naturae miraculum, doctissimus comes Joannes 
Picus Mirandulanus, conelusione secunda apologetica adversus 
Petrum de Xantiva Garsiam, sacri palatii lectorem, et complices: 

*) Hurter IV 822, Hain Nr. 6456. 

2 ) Hurter IV 825, Jöclier J 1375, Feret IV 322. 

») Hurter IV 832, Jöcher III 1353 und Jöclier Forts. V 1808f. 

4 ) KL IV 1626 ff., Hurter IV 848 f. 

ö ) Vgl. Wiedemann 4, Bossert 536. 

6 ) Jöcher IV 954, Hurter IV 837. 

7 ) KL VIII 1549 ff., Hurter IV 840 ff., Günther 143, 156 Amn. 25. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


4? 


qui nobilissimus et eruditissimus princeps, ad alios coaetaneos 
comparatus, tarnen inter eos foelici ingenio ac pinguiori Minerva 
caput extulit, ut illud Tityri Vergiliani l ) subdere possim: »Quan¬ 
tum lenta solent inter viburna cupressi«.“ Von seinem Streite 
mit Garzia 2 ) ist auch in Chrys. VI 2 die Rede. 

68) Gabriel Biel [f 14951: Collectorium sive epitoma in 
magistri Sententiarum libros IV 3 ). — Wegen seiner Verdienste 
um die Errichtung der Universität Tübingen nennt ihn Eck in 
Chrys. 139 „foelicis studii Tibingensis plantatorem“. Meist wird 
Biel (Byel) kurzweg als (dominus) praepositus angeführt; er war 
nämlich erster Propst des Chorherrenstiftes, das Graf Eberhard 
im Barte zu Einsiedel im Schönbuch errichtet hatte (daher in 
Chrys. bij r : „primus praepositus in Schonbach“[!]). Eck erkennt 
zwar seine Bedeutung an (vgl. z. B. Chrys. IV 92: „magnus Ga¬ 
briel“), hält aber auch öfters mit seinem Tadel nicht zurück (z. B. 
1. c. I 47: „ingenii forsitan periculum facturus fodit cisternas novas 
et peregrinas“; ib. II 69: „in illum errorem non incidisset, si .. . 
melius ruminasset*; ib. 1172: „insigniter lapsus“). 

69) Jakob Sprenger 0. Pr. [f nach 1495]: Malleus male- 
ficarum 4 ). — In Chrys. b ij r ist nur von einem „autor mallei 
maleficarum“ die Rede und ib. V 48 wird als solcher Sprenger 
bezeichnet (s. oben Nr. 55). Davon, daß auch Heinrich Institoris 
an der Abfassung jener Schrift beteiligt gewesen ist, sagt Eck nichts. 

70) Stephan Brulifer 0. Min. [f zwischen 1496 und 99?]: 
Reportata in IV libros Sententiarum S. Bonaventurae 5 ). — Nach 
Chrys. I 29, III 30 nannte man ihn „secundum Scotum“, wohl 
mit Rücksicht auf seinen Tractatus de formalitatibus ad mentem 
Scoti sive declaratio identitatum et distinctionum rerum secundurn 
Scotum. Ein Urteil über seine Arbeitsweise findet sich in 
Chrys. IV 47: „ubi vehementer demiror fratrem Stephanum 
Bruliferum, alioquin verbosum et in exponenda mente doctoris 


9 Aus Vergils Ecloga 1 25. 

*) Vgl. unten Nr. 74. 

5 ) KL n 804ff., RE 1IJ 208 ff, ADB II 622 f. 

4 ) KL VI 809 f., Hurter IV 901, ADB XXXV 303. 
ß ) KL II 1355f., Feret IV 323 f., Hurter IV 823 f., N. Paulus in 
ThQ LXXV (1893) 291 ff. 


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1. Literargeschichtlicber Teil. 


48 

(gemeint ist hier Bonaventura) profusum, quod hic ita sicce, ita 
ieiune transvolat, sicuti gallus incedit per brunas“ 1 ). 

71) Konrad Summenhart |f 1502]; Commentaria in 
summam physice Alberti Magni -). — In Chrys. II 7G wird er als 
„theologus non poenitendus Tibingensis“ gerühmt. 

72) Johannes Picardus (de Gambia) 0. Min. [f 1503J: 
Thesaurus theologorum s ). 

73) Paulus Scriptoris O. Min. [f 1505]: Lectura in librum 
I. Sententiarum 4 ). — Eck hörte 1499 in Tübingen bei ihm die 
Interpretation der Sentenzen Occams (Chrys. I 41). Im Index 
(fol. AaVj v ) hebt er ihn rühmend hervor: „fuit doetus Ger¬ 
manus“ . . . und erzählt ferner: „fuit notus autori, quem legentem 
audivit, et puellus adhuc ei saepicule fabulas poetarum et bibliae 
historias recitavit“. Er bewahrte seinem Lehrer ein treues, 
pietätvolles Andenken; vgl. 1. c. III 58: „libenter liuius viri men- 
tionem facio, quod et puer ego eum semper venerabar; quique 
apud Minoritas de Observantia Keiserspergii demum Christiane 
vita functus est; quicquid detractores ei irnpingunt, non curo“ 5 ). 

74) Petrus Garzia [f 1505]: Determinationes magistrales 
contra conclusiones apologales Joannis Pici Mirandulani Concor- 
diae comitis r ). 

75) Georg Zingel [f 1508]. Chrys. IV 31 : „Reperio ergo 
bonae memoriae virurn Georgium Zingel Eistettensem canonicum 


*) Ober die Bedeutung des Sprichworts: „Wie der Hahn (— Feuerflamme) 
über die Kohlen“ s. Wan der II 272. 

•) KL XJ 989, ADB XXXVII 155, F. X. Linsenmann, Konrad Sumnien- 
hart (Zur vierten Säculnrfeier der Universität Tübingen. Festprogramm der 
katholisch-theologischen Facultät, Tübingen 1877) S. 5, 24 f. 

*) Hurter IV 927, Jöcher 1 1589. 

4 ) KL X 2141, Hurter IV 921 ff.. A D13 XXXIII 488 f., Günther 141, 
152 Anm. 3, Hain Nr. 12498. 

6 ) Über die Anklagen, auf die Eck anspielt, s. besonders N. Paulus, 
P. Scriptoris, ein angeblicher Reformator vor der Reformation, in ThQ LXXV 
(1893) 289 ff. 

6 ) Ober Garzia oder Garsias s. Antonius H 327 f., wo sich eine Inhalts¬ 
angabe der sehr selteuen Schrift befindet; ebenda 328 wird bemerkt: „Garsiae 
meminit . . . Joannes Eckius in Christo paaso [!].“ Er stammte „ex urbe 
Saetabi (hodie Xativa)“, nicht aus Xnntiva, wie Eck in Chrys. b ij r und V 20 
angibt. Über seinen Streit mit Joh. Picus s. oben Nr. 67. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


49 

et huius gymnasii [Ingolstadt] procancellarium, antecessorem 
meum, in lectura super epistola ad Hebraeos c. XIII. eum locum 
(nämlich Rom. 8, 38. 39) iam esse commentatum. Non, inquit, 
loquitur Apostolus de charitate illa . . .“ Ib. V 34 sagt Eck: 
„sicut eum [Wilhelm Ware] *) allegat Georgius Zingel, antecessor 
meus in lectura.“ Schriften von Zingel scheinen sich nicht er¬ 
halten zu haben 2 ). 

76) Georg Northofer von Northofen [f 1509]. Eck 
schreibt in Chrys. Aaiiij r : „Gregorius (!) de Northofen fuit acutus 
disputator“ und ib. V 22: „Et D. Georgius Northofer, ubi adprobat 
tractatum celeberrimi viri Uldrici Zasii, in legali sapientia praecep- 
toris nostri, »De parvulis Judaeorum baptisandis«, hoc non neglexit 3 ). 
Demus ergo et concedamus optimo praeceptori nostro Georgio, 
qui modo bene vivat cuiusque laudes obiter pro temporis angustia 
oratione funebri pro eo habita non infoeliciter perstrinximus.“ 
Über Ecks Verhältnis zu Northofer gibt Chrys. V 20 nähere Aus¬ 
kunft: „Dabunt fortasse mihi veniam manes humanissimi viri, 
praeceptoris nostri, si cum eis iam disputem (Eck will nämlich 
hier die Ansicht Occams gegenüber den ib. V 19 vorgebrachten 
Gründen Northofers verteidigen), qui solitus eram cum vivo per- 
petuos habere conflictus disceptatorios. Nam hiis solum dis- 
putationibus, non aliunde, praeceptorem eum agnosco“. Auch 
in Chrys. V 16 und 19 ruft Eck Erinnerungen an Aussprüche 
Northofers (clarissimo theologo) wach 4 ). 

*) In Chrys. bij v wird dieser Lehrer des Duns Scotus irrtümlich „Joannes 
Varro seu Guarra“ genannt. Über ihn s. KL X 2128, Feret II 395 ff , Hur- 
ter IV 256. 

*) Über Zingel s. Wiedemann 28; Prantl, Univ., 1 113, II 483; 
A. Schmid, Geschichte des Georgianums in München, Regensburg 1894, S. 33 
(Abbildung der Gedenktafel Zingels ebenda S. 32); Bauch 26 Anm. 1, 52, 62, 
72, 77 f., 83, 89. Vgl. auch unten Nr. 83. 

3 ) Das erwähnte Gutachten Northofers ist die einzige von ihm erhaltene 
schriftliche Arbeit und abgedruckt bei Zasius, Quaestiones de parvulis Judaeo¬ 
rum baptisandis, Argentinae 1508, fol. G viij. Hierüber s. Wiedemann 330 ff. 

4 ) Über dessen Ermordung und die von Eck gehaltene Leichenrede s 
Wiedemann 19f., 452 (wo versehentlich 1508 statt 1509 angegeben ist). 
Northofer war in Freiburg der bedeutendste Vertreter des Realismus, während 
die Nominalisten ihren Führer in Johannes Brisgoicus (über ihn s. unten Nr. 87) 
erblickten, über Northofer s. Schreiber I 60 f., 132—144, 151 -154. 

Ref.-gesch. Studien u. Texte, Heft 1: Greving, Eck. 4* 


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50 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


77) Dietrich von Sustern 0. Pr. [f nach 1509]. Eck 
bezieht sich im Chrys. nicht auf dessen Schriften x ), sondern nur 
auf Äußerungen, die er während der Kölner Studienzeit in dessen 
Kolleg gehört hatte. Vgl. Chrys. I 80: „hoc ostendit esse de 
mente Augustini et Dionysii celebris memoriae vir Theodericus . . ., 
dum in florenti studio Agrippinensi doctoris sancti (Thomas von 
Aquin) placita in prima parte me auditore *) interpretaretur (am 
Rande: anno 1502.)“ und ib. III 30: „quem (Ulrich von Straßburg) 
ad hoc allegabat egregius et celeber vir Theodericus . . ., dum 
annis abhinc ferme undecim praedestinationis materiam publicitus 
proflteretur (am Rande: anno 1502.), cui etiam illa opinio (das 
System der praedestinatio post praevisa merita) tanquam magis 
pia et mitior placuit . . Hiernach ist anzunehmen, daß Dietrichs 
Worte auf die Stellungnahme Ecks in der Kontroverse über die 
Prädestination von Einfluß gewesen sind. Vgl. auch unten S. 57 
Anm. 5. 

78) Johannes Geiler von Kaisersberg [f 1510]: Navi- 
cula poenitentiae. — Eck widmet seinem ehemaligen Gönner in 
Chrys. VI 39 Worte dankbaren Gedenkens und berichtet zugleich 
kurz über die von ihm besorgte Umarbeitung des „Schiffs der 
Reue“ zu einem „Schiff des Heils“: „per bonae memoriae virum 
Joannem Geiler Keiserspergium, divini verbi, dum in vita erat, 
concionatorem mirificum, praeceptorem nostrum semper obser- 
vandum, in >Navicula poenitentiae<, quam nos sub epitomate in 

') Nach Hurter IV 929 gab Dietrich die Summa contra gentes und die 
Quaestiones disputatae des hl. Thomas von Aquin heraus; vgl. auch J. Hartz¬ 
heim, Bibliotheea Coloniensis. Coloniae 1747, p. 303 sq., und Wiedemann 15 f. 

*j Wiedemann 15 schreibt: „Er (Dietrich) las besonders über Thomas 
und die Prädestinationslehre. Eck folgte mit gespannter Aufmerksamkeit den 
Vorträgen dieses Lehrers, besonders dessen Vorlesungen über Bona Ventura 
in I. Sent[entiarum], er machte sich deswegen aus Petrus de Aliaoo ein 
Conipendium und bediente sich dessen stets als eines Handbuches.“ Wiede¬ 
mann beruft sich dafür auf Chrys. Xij; den Wortlaut dieser Stelle (— Chrys. 
V 100) s. oben S. 48. Hiermit verbindet er irrtümlich das, was Eck in Chrys. 
I 80 sagt. Zunächst ist das Wort „deswegen“ ganz unberechtigt, und ferner 
ist weder an der einen, noch an der anderen Stelle von Bonaventura die Rede; 
in Chrys. I 80 beschäftigt sich Eck mit der Ansicht des hl. Thomas und erst 
in den Schlußworten daselbst (quapropter nauclerum nostrum audiamus) leitet 
er zu Bonaventura über, dessen Meinung ib. 1 81 dargestellt wird. Endlich 
macht Wiedemann aus der von Eck benutzten Epitome Peters von Ailli ein 
von Eck selber angefertigtes Compendium. 


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§ 3. Literaturkenntnis Eicks. 


51 


formam capitulorum et quatuor partium redactam, multis resectis, 
conpluribus additis, plerisque mutatis ideotisrnate Gerinanico hac 
estate illustrissimae principi nostrae Kunegundi. . . nuncupatim 
dedicabimus“ 1 ). 

79) Paulus Cortesius [f 1510]: In Sententias libri IV. — 
In Chrys. IV 82 heißt er „eleganlissimus scriptor“ und „eloquens“ 2 ). 

80) Mauritius a Portu, Hibernas, 0. Min. [f 1513]: De 
reruni contingeutia et divina praedestinatione 3 ). — Von Eck wird 
er in Chrys. IV 35 (die Nummer des Paragraphen fehlt am Rande) 
als „sol Scoticus“ gerühmt. 

81) Martinus Maioris Eckius [f 1517]. Es ist nicht bekannt, 
daß der Oheim des Verfassers, der Pfarrer in Rottenburg war, 
irgend eine Schrift verfaßt hat; sein Neffe gibt in Chrys. IV 23 
auch nur den Inhalt einer Erzählung wieder, die er als Kind von 
ihm gehört hatte: „Mernini, quod patruus meus charissimus 
Martinus Maioris Eckius, Rotenburgiorum paretianus, mihi puello 
vix novem aut decem annos nato, dum deambularem cum eo, 
recensuit de S. Ambrosii discipulo, qui ... Ita referebat patruus, 
quantum memoria teneo; nam interea nec legi nec audivi hoc 
unquam.“ Im Anschluß daran zollt Eck ihm den Tribut der 
Dankbarkeit für die vielen, von ihm empfangenen Wohltaten 4 ): 


*) Ober das „Schiff des Heils“ und die Zeitangabe „hac estate“ s. oben 
S. 15 Anm. 3. Über Ecks Verhältnis zu Geiler s. Wiedemann 400 f.: über 
Geiler s. KL V 188 ff., RE VI 427 ff., Hurter IV 1001, ADB VIII 509 ff.; 
vgl. auch oben S. 23 Anm. 3. 

2 ) Über diesen „Cicero der Scholastik“ s. KL III 1139 f., Hurter IV 
931 f. Iin KL wird nur eine Ausgabe des obigen Kommentars vom Jahre 1540 
erwähnt; die Bonner Universitätsbibliothek besitzt einen Druck, der im August 
1513 bei Johann Froben in Basel erschienen ist. 

s ) Über ihn s. KL VIII 1055, Hurter IV 365. 

4 ) Die ganze Stelle ist abgedruckt bei Wiedemann 5 Anm., allerdings 
mit verschiedenen Fehlern; vgl. oben S. 18 Anm. 6. Über das Verhältnis 
unser9 Eck zu seinem Oheim gibt auch sein Brief vom 23. Okt. 1513 Aufschluß 
(in Chrys. Ziij v ); vgl. ebenfalls oben S. 18 Anm. 6. Auch in seiner 1540 
gedruckten Schutzred Bl. L iiij v gedenkt Eck seines längst verstorbenen 
Verwandten mit großer Pietät: „[hab] vil von meinem vetter M. Martin Maier 
von Eck in mein kündtlichen tagen gelert“, und er ruft weiter seinem Geg¬ 
ner Osiander zu: „Bibel hab ich meinem vetter M. Martin vast außgelesen, 
ee ich gen Haideiberg zogen, ee ich xj jar bin alt worden: hast du 9o frü 
angefangen, darfst dich nit schämen.“ Wiedemann 5 Anm. hat statt xj (11) 

4* 


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52 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


„Huius viri libenter memoriam faeio, quod reliquum sciam neminem 
in terris, cui plus debeam ac ipsi, quippe qui me octennem 
post foetantes accepit [Ps. 77, 70] et ad scholas litteratorias 
misit et toto triennio me in rudimentis grammaticae et logicae 
instituit; omnes bibliae libros, prophetis dernptis, mihi familiäres 
fecit et iactis fundamentis suo aere me in gymnasiis fovit Heidel- 
bergae, Tibingae, Coloniae et Friburgi. Deus sit merces sua! tt 

82) Gregor Reisch (Reischius, Reysch, Reusch) O. Gart, 
[f 1525]: Margarita philosophica'). — ln Chrys. 147, III 39 und 
an andern Stellen wird er „praeceptor noster“ genannt. 

83) Jakob Wimpfeling ff 1528]: Germania. -InChrys. 1151 
heißt es von ihm: „christianae litteraturae perdocto viro“. Mit 
Wimpfeling stand Eck in wissenschaftlicher Korrespondenz; vgl. 
1. c. IV 16: „Illud divinum opus Hassiae super Genesim (s. unten 
S. 57 f.) retulit mihi Jacobus Vuimphelingus, vir non indoctus, 
haberi in bibliotheca apud Nemetenses.“ In Chrys. b j r spielt Eck 
auch auf die Fehde an, welche die beiden Ingolstädter Professoren, 
der Humanist Jakob Locher Philomusus und der Theologe Georg 
Zingel (s. oben Nr. 75) über das Verhältnis zwischen der Theologie 

gelesen vj (6). Über die Schutzred s. Wiedemann 634 f. — In der Replica 
vom J. 1543 (hierüber s. Wiedemann 645 ff.) fol. 52 v bis 53 v berichtet Eck 
gleichfalls, wie viel Gutes er dein Bruder seines Vaters zu verdanken habe. 
Unter anderm sagt er, er sei am 13. Nov. 1486 geboren und *1495 in Martio“ 
von seinem Oheim zur Erziehung übernommen worden (also im Alter von acht 
Jahren und vier Monaten); *transacto triennio“, nämlich „1498 in Aprili“, sei 
er von ihm auf die Universität Heidelberg geschickt worden. Während seines 
Aufenthaltes bei dem Oheim habe er nach Tisch *eo auscultante libros legales 
et historiales veteris testamenti, quatuor evangelia et actus apostolorum“ gele¬ 
sen, und die im Pfarrhause wohnenden Kooperatoren hätten ihm die „evangelia 
de tempore et sanctis“ erklärt. Hiernach unterließ es Martin, mit dem Knaben 
nicht bloß, wie in Chrys. JV 23 gesagt wird, die prophetischen Schriften der 
Bibel, sondern auch die Lehrbücher des Alten und die Briefe des Neuen Testa¬ 
mentes zu lesen. Eck beschränkte also den Umfang seiner Bibellekttire im 
Pfarrhause zu Rottenburg in der Replica von 1543 mehr als im Chrysopassus 
von 1514 und in der Schutzred von 1540. — über Martin Maier s. Wiede¬ 
mann 3—6, 14, 18 und Bossert 530 ff. 

*) KL X 990 f., ADB XXVIII 117, Schreiber I 64-67, Wiedemann 
22 f., 496, Günther 141, 152 Anm. 5, 153 Anm. 10, 160 Anm. 50; über die 
Margarita, ein für seine Zeit bedeutungsvolles Buch, s. auch L, Geiger, 
Renaissance und Humanismus in Italien und Deutschland, Berlin 1882, S. 498 f. 
Über eine Korrespondenz zwischen Eck und Reisch betreffs der Angriffe 
Vallas auf Pseudo-Dionysius Areopagita s. oben S. 28. 


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§ 3. LiterAturkenntnis Ecks. 


53 


und den humanistischen Wissenschaften, zumal der antiken Poesie, 
gehabt hatten. Wimpfeling hatte seinem Freunde Zingel beige¬ 
standen und ward dafür in Lochers Comparatio mulae ad musam 
(1506) gleichfalls heftig angegriffen. Eck äußerte sich nun, ohne 
die Namen der beiden Ingolstädter Professoren — Zingel war 
1508 gestorben, während Locher bis zu seinem Tode (1528) als 
Kollege Ecks an der bayerischen Hochschule tätig war — zu 
nennen, über jenen Streit in folgender Weise (Chrys. bj r ): „[omnes 
ecclesiastici scriptores] pro meritis sunt extollendi laudibus et non 
carpendi, sicut quidam versifex l ) superioribus annis fecit, ubi 
tarnen prüdentissimos senatores Augustae, Norinbergae ac Basileae 
laudare non sufficio, qui turpem eius libellum contra Jacobum 
Vuimphelingium, amicum nostrum de theologia be-[bj v ] ne meri- 
tum, et theologos suis calcographis excudendum inhibuerunt; et 
reverendissimi domini nostri Gabrielis de Eyb episcopi Eistettensis 
vicarius exemplar ad suas manus per iurisdictionem ecclesiasticam 
advocavit“ 2 ). 

84) Konrad Wimpina [f 1531]: Epitome problematum 3 ). 
-- Nach Chrys. IV 52 ist er zwar ein „homo certe nostra tempe- 
state in perlegendis doctorum chartis impense studiosus“, jedoch 
gefällt es Eck laut III 31 nicht, daß er ist „nimium addictus sen- 
tentiae divi Thomae, a quo recedere nephas ducit, ita indissolubili 
et quasi maritali vinculo ei colligatur“. 

') „Versifex“ wird Locher auch von Wimpfeling selber in einem Briefo 
vom Jahre 1513 genannt; vgl. Riegger, Amoenitates literariae Friburgenses, 
Ulmae 1776, II 336. 

*) Über diesen Streit vgl. Prantl, Univ, I 131 ff., J. Knepper, Jakob 
Wimpfeling, Freiburg i. B. 1902, [Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens 
Geschichte des deutschen Volkes, herausgeg. von L. Pastor, Bd. 111 Heft 2-4] 
213 ff, Hehle, 11 20 ff. Von dem Einschreiten der Magistrate Augsburgs, 
N&rnbergs und Basels, sowie des Eichstätter Ordinariats scheint bisher nichts 
bekannt gewesen zu sein. Über Ecks Verhältnis zu Locher s. Prantl, Univ., 
I 133, 206 Anm. 248, Hehle JI 39, 41; über Ecks Beziehungen zu Wimpfeling 
s. oben S. 23 Anm. 3 und Knepper 179 Anm. 1, 241 Anm. 3, auch 30 Anm. 1 
und 239; betr. Wimpfelings Germania s. ebenda S. XU und 135 ff. Obwohl 
Eck keine Winipfelingsche Schrift theologischen Inhalts im Chrys. benutzt hat, 
führt er ihn doch [offenbar als seinen Freund „de theologia bene meritum Ä ] 
in Tabelle I auf. — Über Wimpfeling 8. auch KL XU 1675 ff., RE XVII 
187 ff. (2. Auf!.). 

8 ) Über ihn s. KL XII 1682 ff., RE XVII 195 ff. (2. Aufl.), ADB 
XL1H 380 ff. 


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54 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


85) Johannes Franciscus Picus, Graf von Mirandula und 
Concordia [f 1533]: Theoreumata XXVI de fide et ordine cre- 
dendi — De providentia — De rerum praenotione libri novem. 
— In Chrys. V 30 wird er „nobilis princeps et decus litterarum“ 
und ib. IV 58, 59 „doctissimus coines“ genannt 1 ). 

86) Jakob Faber Stapulensis [f 1536]: S. Pauli epistolae 
cum commentariis 2 ). — Eck hat sicher die von Faber besorgte 
Ausgabe der Opera Dionysii Areopagitae und wahrscheinlich auch 
seine Edition des Liber de orthodoxa fide von Johannes Danias- 
cenus benutzt; vgl. oben Nr. 6 und 7. Fabri (so nennt Eck 
den französischen Gelehrten) wird in Chrys. III 83 als „vir nostra 
aetate veterum rerum ac litterarum impensissime doctus“ und 
ib. V 2 als „antiquarum litterarum diligentissimus“ gerühmt. 

87) Johannes Calceatoris Brisgoicus [f 1539]. Er hat 
nichts Schriftliches hinterlassen mit Ausnahme von ein paar 
Versen, die er für Ecks Bursa pavonis angefertigt hat 3 ). In 
Chrys. II 51 frischt Eck die Erinnerung an ein Kolleg auf, das er 
1505 bei Brisgoicus in Freiburg gehört hatte, und in Chrys. b ij r 
bezeichnet er ihn als seinen promotor 4 ). 

88) Johannes Mayor (Maioris) aus Glegorn [f 1540]: In 
IV libros Sententiarum quaestiones. — Über seinen Namensvetter 
an der Pariser Universität äußert sich Eck in folgender Weise: 
„arnoeni ingenii doctor“ (Chrys. II 11); „subtilis vir et qui gerit 
foenum in cornu“ (ib. IV 52); „nostra tempestate praeclarus 
Parhisianae achademiae theologus, quem et propter omnigenam 
eruditionem veneror et, quod mihi omionymus sit, libenter evoco“ 

0 Im Jahre 1526 gab Eck dessen Epistola apologetica pro S. Dionysio 
Areopagita heraus; vgl. Wie de mann 553. Über Picus s. KL VIII 1555. 
Hurter IV 1034 f., Jöcher III 1552 f. und Jöcher Forts. VI 140 ff. 

J ) KL IV 1178 ff., RE V 714ff.; vgl. auch Wiedemann 652 Nr. 23. 

3 ) Abgedruckt bei Wiedemann 448. 

4 ) Eck hatte ihn 1505, als er Cursor biblicus ward, zu seinem Beschützer 
oder „Vater“ gewählt; vgl; die Angabe in den Akten der theologischen Fakul¬ 
tät bei Schreiber 1 156 Anm. ***: „Elegit in patrem dominum Joanuem 
Brisgoicuni“. Über die Bedeutung des bei den Promotionen als „Vater“ fun¬ 
gierenden Professors 8. Schreiber 1 104-108. Unter seinem Vorsitz ward 
er dann kurze Zeit vor seinem Abgang nach Ingolstadt zum Dr. theol. promo¬ 
viert; daher nennt er ihn seinen „promotor“. Über Brisgoicus s. Wiede¬ 
mann 20, Schreiber 1 151—154 und obeu S. 49 Anm. 4. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


55 


(ib. V 84); „vir praeter singulärem eruditionein eximie subtilis“ 
(ib. VI 13); „doctor neotericus“ *) (ib. VI 16). 

89) Klemens von Terrasse (de Terra salsa): Conclusiones 
formales super prima parte, prima secundae et tertia parte Thomae 
de Aquino 2 ). — Erwähnt in Chrys. I 49, II 92. 

90) Jodokus Gärtner wird in Chrys. b ij r als Germanus 
bezeichnet. Aus 1. c. 127: „Et ita dicit D. Jodocus Gärtner 
quaestione ultima primi. . .“ folgt wohl, daß er einen Sentenzen¬ 
kommentar geschrieben hat H ). 

91) Petrus Eistettensis: De superstitionibus 4 ). 

92) Narcissus Augustanus 0. S. B. Auf Grund von 
Chrys. I 36: „Ad hanc sententiam loquitur notabiliter dominus 
Narcissus dis. VII. tertii dicens . . .“ und ib. VI 1: „Dominus 
Narcissus, devotus divi Benedicti sacerdos, di. XII. tertii allegat. . .“ 
darf man annehmen, daß er Benediktiner gewesen ist und einen 
Kommentar zu den Sentenzen geschrieben hat 5 ). 

B. Die in Tabelle II zitierten Antoren. 

Eck faßt in der zweiten Tabelle zwei ganz verschiedene 
Gruppen zusammen, nämlich zunächst jene Theologen, deren 

') Mayor war eines der Häupter der terministischen Modernen in Paris. 
Über ihn s. KL VIII 1108 ff., Hurter IV 1027 ff., Prantl, Logik, IV 247 ff. 

? ) Vgl. Hain Nr. 15442, E. Voullieme, Der Buchdruck Kölns bis zum 
Ende des 15. Jahrhunderts, Bonn 1903, 8. 150 Nr. 339. 

а ) Im Cat. Clm. t. U pars III p. 268 nr. 19674 und 19676 sind Hand¬ 
schriften eines »Jodocus Gärtner de Perching« angeführt, deren eratere vom 
J. 1439 datiert ist; vermutlich ist der Autor Ecks mit diesem identisch. 

4 ) Vgl. oben Nr. 55. Ob er mit dem Eichstätter Dominikanerprior Peter 
Georg Schwarz oder Niger (f zwischen 1481 und 84) identisch ist? Über 
diesen und die an seinen Namen anknüpfenden Kontroversen s. KL IX 388 ff., 
Hurter IV 846 ff. nebst Anm., ADB XXXIII 247 f., Bauch 9—14. 

б ) Ein Brief von Narcissus abbas Benedictenpürensis ist erhalten in Clm. 
4416 fol. 31 v ; vgl. den Cat. Clm. t. 1 pars II p. 192. Der betr. Kodex stammt 
aus dem Kloster St. Ulrich in Augsburg und enthält verschiedene Briefe von 
Priestern aus den Jahren 1476 bis 1494. Vielleicht ist dieser Briefschreiber 
derselbe wie jener Narcissus Augustanus. Mit dem 1442 verstorbenen Wiener 
Theologen Narcissus Herz, der aus Berching an der Sulz gebürtig war und 
einen Sentenzenkommentar geschrieben hat, darf man den von Eck benutzten 
Schriftsteller wohl nicht identifizieren; über Herz s. die ausführlichen Mit¬ 
teilungen von M. Gr ab mann in der Beilage zur Augsburger Postzeitung, 
Jahrgang 1902, Nr. 61 bis 63. 


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56 


I. Literargescbichtlicher Teil. 


Werke oder Aussprüche er nicht selber im Original gelesen hat, 
sondern nur nach anderen Quellen zitiert, und dann eine Anzahl 
von Nichttheologen; diese scheidet er überhaupt nicht in zwei Klas¬ 
sen nach dem Gesichtspunkte, ob er die Zitate aus ihren Schriften 
unmittelbar oder mittelbar entlehnt hat. Ist schon der Wert der 
ersten Tabelle dadurch beeinträchtigt, daß sie nur die Namen der 
benutzten Schriftsteller, nicht auch die Titel der benutzten Schriften 
angibt, so gilt dies noch viel mehr von der zweiten; denn man 
weiß einerseits nicht, wie weit Eck bei den Nichttheologen auf 
die Quellen zurückgegangen ist, und anderseits ist das Aufzählen 
derjenigen theologischen und nichttheologischen Schriftsteller, deren 
Werke er nicht eingesehen, deren Ansichten er vielmehr bloß auf 
Grund fremder Zitate kennen gelernt hat, eigentlich wertlos. Nur 
dadurch, daß man die Angaben im Texte des Chrysopassus zu 
Hilfe nimmt, kann man aus der zweiten Tabelle wenigstens noch 
etwas Nutzen ziehen. 

I. Theologische Schriftsteller. 

Ober jene Theologen, deren Schriften und Ansichten Eck 
nur durch Zitate anderer Autoren kennt, mögen folgende kurze 
Bemerkungen genügen. Die altchristlichen Schriftsteller l ): Theo¬ 
philus von Antiochien [2. Hälfte des 2. Jahrhunderts], Gregor 
von Nazianz [f 389 oder 390], Rufin von Aquileja [f 410], 
Cassiodorus Romanus [f um 570] und Johannes Klimakus 
[f um 600], sowie die frühmittelalterlichen 2 ): Beda Venerabilis 
[f 735], Paulus Longobardus oder Diaconus [f 797] und 
Remigius von Auxerre [f nach 900] werden im Texte über¬ 
haupt nur ganz gelegentlich einmal erwähnt. Aus dem 12. Jahr¬ 
hundert werden zitiert und zwar mehrere Male Hugo von St. 
Viktor [f um 1141] und Gilbert de la Porree [f 1154]. Dem 
13. Jahrhundert gehören an der berühmte Abt Joachim von 


') Ober diese s. Bardenhewer 58 ff., 249 ff., 397 ff., 558 ff., 504 f., ferner 
die entsprechenden Artikel im KL. 

*) Über die im folgenden genannten mittelalterlichen Theologen gibt das 
KL Auskunft; bei solchen Schriftstellern, die dort gar nicht oder in einer für 
unsere Zwecke nicht genügenden Weise behandelt sind, ist auf anderweitige 
Literatur hingewiesen. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


57 


Fiore O. Cist. [f 1202], Wilhelm Ware 1 ) 0. Min. [um 1267], 
Ulrich von Straßburg 0. Pr. [f 1277] und Heinrich von 
Gent [f 1203]; die beiden ersten werden nur einmal, Ulrich ein 
paarmal, Heinrich dagegen oft erwähnt 2 ). Die meisten Namen 
stellt das 14. Jahrhundert: Andreas de Castro 3 ), Gottfried 
des Fontaines (de Fontibus; f 1306?), Thomas Jorsius (de 
Jorz) Anglicus O. Pr. [f 1310], Jacobus de Esculo [f um 1310] 4 ). 
Petrus Aureolus 5 ) 0. Min. [f 1322], Osbertus (Hosbertus) 
Pickengham 6 ) 0. Carm. ff 1330], Gerhard von Siena 7 ) O. S. 
Aug. [f 1336], Robert Eliphat 8 ) O. Min. [um 1340], Catton 
Gualtherus Anglicus u ) 0. Min. [f 1343], Thomas von 
Bradwardin 10 ) [f 1349] und Heinrich Langenstein von 


') Vgl. oben S. 49 Anm. 1. 

2 ) Eck weist häufig auf die Quodlibets des „Doctor soleinis“ hin, z. B. 
in Chrys. 111 22, 28, 30, 47, 82; in Chrys. b ij v wird der Gandensis als Germa¬ 
nus bezeichnet. 

3 ) Ist wohl derselbe wie der bekannte Minorit Andreas de Novo Castro, 
der um 1300 lebte; über diesen s. Jöcher I 394, Hurter IV 309. 

4 ) Vorausgesetzt, daß er mit Jacobus Asculanus identisch ist; über diesen 
s. Hurter IV 377. 

5 ) Eck besaß zwar ein biblisches Werk von Aureolus (s. oben S. 23 
Anm. 3), nicht aber dessen Commentaria in IV libros Sententiarum; diese hatte 
er nur sehr flüchtig kennen gelernt, als er in Köln (1501/2) studierte; vgl. 
Chrys. II 36/38 (die Zählung ist hier fehlerhaft): „quia non vidi Aureolum 
nisi modicum Coloniae quasi per transennam.“ Nach Chrys. n 42 muß man 
annehmen, daß er durch seinen Lehrer Dietrich von Süstern (s. oben S. 50) 
mit dem Kommentar des Aureolus bekannt gemacht worden ist: „nam illum 
[Thomas von Aquin] prae caeteris solet [Aureolus] improbare, dicebat prae- 
ceptor meus Coloniae Theodericus de Sustern.“ Von Eck wird Aureolus be¬ 
zeichnet als „Minoritanae familiae magnus doctor“ (ib. III 30), der indes ist 
„exacte seniper librans tarn sancti doctoris [Thomas] dogmata“ (ib. I 22). In 
Chrys. IV 59 brandmarkt Eck eine Meinung des Aureolus als „periculosa et 
fidei contraria“ und „erronea“. 

6 ) Über Osbertus s. Hurter IV 446, Jöcher III 1549. 

7 ) KL III 670, Hurter IV 441. 

8 ) Im Register Hurters IV p. CLXXIII steht Engelbfertus], während es 
ib. IV 430 richtig Robertus heißt; vgl. Feret III 371, Jöcher II 325. — Bei 
Eck finden sich die Formen Elephat und Eliphat; vgl. Chrys. V 70, VI 8. 

°) Über Catton, den Eck Cato oder Catho nennt, s. Hurter IV 429 f. 

10 ) Erwähnt sei hier die Bemerkung Ecks in Chrys. VI 24: „Bravardinus 
dicitur multas rationes contra conclusionem istam induxisse; sed undiquaque 
feci scrutinium, non potui tarnen eas habere. Sum ergo contentus de istis 
tribus prolixis dubiis.“ Über ihn s. KL n 1175ff., Hurter IV 451 f. 


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58 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


Hessen 1 ) [f 1397|. Weiter macht Eck in Tabelle II den Kardinal 
Johannes Torquemada (de Turrecremata) O. Pr. [f 1468] und 
den Augustiner Ägidius von Viterho [f 1532], ferner den 
Minoriten Franciscus de Marchia namhaft 2 ). 

Der in Chrys. b ij v und 191 erwähnte Antonius de Va¬ 
le ntia ist wohl identisch mit dem spanischen Theologen gleichen 
Namens, der einen Kommentar zu den Sentenzen des Lombarden 
verfaßt hat 3 ). Der in Tabelle II genannte Hugo Augustinia- 
nus darf nicht mit dem in Chrys. I 91 vorkommenden Hugo de 
Novo Castro verwechselt werden, da dieser ein Minorit ge¬ 
wesen ist 4 ). Landulphus Minorita wird in Chrys. V 100 nur 
beiläufig erwähnt. Wertvoller sind Ecks Angaben über Gerhar- 
dus Novariensis, dem er eine Summa und einen Tractatus de 
locutione prophetica zuschreibt 5 ). In Tabelle II geht ein Gal- 
therus') Anglicus unmittelbar dem vorhin S. 57 genannten 
Catton oder Catho Gualtherus Anglicus vorauf. Da es außer 
Catton noch mehrere englische Theologen gegeben hat, die den 
Namen Gualtherus geführt haben, läßt es sich nicht feststellen, 
wer hier gemeint ist. Vielleicht liegt auch nur ein Irrtum Ecks 
vor, indem er zwei verschiedene Personen annimmt, während es 

‘) In Chrys. IV 16 wird sein Commentarius in libntm Genesis zitiert; 
8. oben S. 52. Ebendort preist Eck ihn aIs „Vuiennensis studii laudatissimum 
Hörem“; ib. VI 4 singt er das Lob dieses „doctissimi Germani, qui postmodum 
fuit lumen Vuiennensis studii, praeceptor Nicholai Dinckelspühel“. Über Dinkels¬ 
böhl s. oben S. 44. über Langenstein s. KL V 1710, 1712 ff., Hurter IV 570 ff.; 
s. auch oben S. 52 und Wiedemann 653 Nr. 26. 

a ) Über Fr. de Marchia, dessen Lebenszeit unbekannt ist, 8. Jöcher 

1! 709. 

a ) N. Antonius, Bibliotheca Hispana nova, Matriti 1783, I 165 schreibt 
über ihn nur: „Antonius de Valencia, nescio quis aut unde homo, laudatur 
a Ludovico Caravajalensi in Theologicis suis sententiis eo quod scripserit: In 
Magistri Sententiarum libros.“ 

4 ) Vgl. Hurter IV 371, Fabricius-Mansi III 290. Über Hugo 
Augustinianus scheint nichts näheres bekannt zu sein; ich war nicht imstande, 
im Texte des Chrys. seinen Namen mit Sicherheit festzustellen. 

5 ) Chrys. V 54: „Gerhardus Novariensis in sua Summa dixit, Gregorio 
Ariminensi renarrante, quod . . .“ Ib. V. 100: „Secundo Gerhardus Novariensis 
in tractatu de locutione prophetica, ut eum renarrat Gregorius, voluit . . .* 
Gregor von Rimini (s. oben S. 38 f.) ist also die Quelle Ecks für seine Mitteilun¬ 
gen über Gerhard von Novara gewesen. 

c ) Eck pflegt die Form Galtherus zu gebrauchen. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


59 


sich in Wirklichkeit um eine und dieselbe handelt. In Chrys. V 55 
und 56 beschäftigt er sich nämlich mit Catho Anglicus und 
ib. V 7 57 und 58 mit Galtherus Anglicus. Er scheint nicht gewütet 
zu haben, date Catton auch Gualtherus geheiteen hat. 

Unter Campsalis ist ohne Zweifel Ricardus de Capsali zu 
verstehen, der De futuris contingentibus geschrieben hat 1 ). Mit 
Hibernicus, der laut Chrys. V 00 eine „quaestio de revelatione* 
vertätet hat, ist wohl Thomas Palmeranus gemeint, der um 1306 
bis 1316 gelebt hat 2 ). Wer der öfters genannte Sirensis oder 
Syrensis sein soll, ist mir unbekannt 3 ). Endlich wird in Ta¬ 
belle II noch S. Severinus Germanus erwähnt; in Chrys. IV 11 
findet sich eine Äußerung über den himmlischen Lohn der un¬ 
schuldigen Kindlein von Bethlehem, die dem „Severinus episcopus“ 
zugeschrieben wird; wie Eck an seine Notiz gekommen ist, ver¬ 
mochte ich nicht festzustellen 4 ). 

Den christlichen Theologen folgen in Tabelle II unmittelbar 
zwei jüdische: Rabbi Moses und Rabbi Salomön. Unter jenem 
ist zu verstehen Moses Maimonides 5 ), der größte jüdische Gelehrte 
des Mittelalters [f 1204], und unter diesem Salomon Isaakides 
[f 1105], der auch den Beinamen Jarchi oder Raschi führt und 
einen sehr viel benutzten Kommentar zum alten Testamente 
verfaßt hat 6 ). 

II. Nichttheologische Schriftsteller. 

Bei manchen von den in Tabelle II aufgezählten Autoren, 
„qui sunt extra theologorum aleam“ (Chrys. b ij v ), läßt es sich 
mit mehr oder minder großer Sicherheit nachweisen, daß Eck 

*) Vgl. z. B. Chrys. IV 39 mit PrantI, Logik, IV 98 Anm. 387. 

*) über ihn s. Dictionary of national biography, vol. LVI (London 
1898) p. 174 f. 

а ) Er wird z. B. in Chrys. V 37, 58, 80, 90, 96, VI 23 nach Adam 
Goddam and Gregor von Ri mini zitiert. 

4 ) In der Vita S. Severini von Eugippius (MG hist., Auctorum anti- 
quissimorum t. 1 pars 2) findet sich nichts derartiges; ebensowenig in der 
Doctrina divi Severini episcopi bei Fabricius-Mansi II 227 f. 

б ) Vgl. Chrys. IV 58 und KL Vlll 507 ff., RE XII 80 ff. 

6 ) Nikolaus von Lyra hatte Raschi viel zu verdanken, und durch jenen 
hat Eck auch diesen kennen gelernt, wie aus Chrys. V 72 hervorgeht. Vgl. 
KL IX 322, X 769 ff., RE XVI 432 ff. 


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60 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


deren Schriften nicht bloß gekannt, sondern auch unmittelbar 
benutzt hat. Das gilt z. B. von fast allen dort genannten Huma¬ 
nisten und scholastischen Philosophen. 

In bunter Reihe werden Gelehrte der verschiedensten Rich¬ 
tungen aufgezählt. Zuerst kommen der Kanonist Nikolaus Pan- 
ormitanus 1 ) [f 1445], der streitbare Chorherr Felix Hem¬ 
merlin (Malleolus) von Zürich 2 ) [f vor 1464] und der Occamist 
Johannes Buridanus 8 ) |f nach 1358J. Ihnen folgen vier 
Humanisten, die persönliche Bekannte Ecks gewesen sind, nämlich: 
der Jurist Ulrich Zasius [f 1536] 4 ), der sprachenkundige Jo¬ 
hannes Reuchlin [f 1522] 5 ), der Augsburger Patrizier Konrad 


J ) Seine Kommentare zu den Dekretalen waren Eck anscheinend wohl 
bekannt; vgl. Chrys. IV 36, V 20. Schon in jungen Jahren hatte er die Reclits- 
regeln des Panormitanus auswendig lernen müssen; vgl. Wiedemann 4. Über 
diesen berühmten Kanonisten 8. KL IX 340, RE XIV 626, Hurter IV 709 ff. 

2 ) ln Chrys. V 85 erzählt Eck unter Berufung auf Hemmerlin von 
der Lebensweise, die Johannes Parricida nach der Ermordung des Königs 
Albrecht geführt hat. Über Hemmerlin s KL V 1761 ff., RE VII 656 ff., 
ADB XI 721 ff. 

;l ) Nach Chrys. V 2 und VI 43 war er * Vuiennensis studii apud Austrios 
plantator“, wovon aber die gleichzeitigen Schriftsteller nichts wissen; Eck 
benutzt 1. c. dessen Kommentar in Aristotelis Ethicam. Über Buridanus 8. 
KL 11 1356 ff, RE III 570 f., Prantl, Logik, IV Uff 

4 ) Eck gedenkt seines Freiburger Lehrers öfters und zwar als eines 
„celeberrimi viri - (z. B. Chrys. V 22). Besondere Beachtung verdient Chrys. 
V 84: „Notabiliter . . . Uldricus Zasius iureconsultus, noster olim in legali 
studio praeceptor, in tiactatu »De Judaeorum parvulis baptisandis« (s. oben 
S. 49) quaestione tertia mirifice absolvit, quando hosti sit servanda fides. Non 
est instituti nostri haec prosequi.“ Im J. 1518 bekämpfte Eck in der Schrift 
De materia juramenti derisio die Meinung des Zasius, man sei nur bei öffent¬ 
lichen, nicht bei privaten Verträgen verpflichtet, dem Feinde gegenüber Wort 
zu halten. Diesen Angriff verübelte aber der berühmte Rechtslehrer seinem 
ehemaligen Schüler sehr; er antwortete ihm in einer Gegenschrift. Über Eck 
und Zasius s. Wiedemann 21 f., 330 ff., 483 ff., vgl. auch KL XII 1868 ff, 
ADB XLIV 708 ff. 

6 ) Daß Eck seinen gelehrten Landsmann hochschätzte, ergibt sich aus 
den Epitheta, die er ihm gibt: „Sueviae decus“ (Chrys. VI); „Germanus et Suevus, 
plurimarum literarum scientissimus“ (ib. I 47 Appendix); „multarum literarum 
peritus“ (ib. II 61); ferner beruft er sich wiederholt auf dessen Rudimenta 
Hebraica, z. B. in Chrys II 61, V 1 (vgl. oben S. 44). Über Ecks Beziehungen 
zu Reuchlin s. Wiedemann 23, 651 Nr. 4 und 5, sowie Geiger 49, 148, 453 
nebst Anm. 4, 462 f. 469. 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


61 


Peutinger [f 1547] *) und der Poeta laureatus Heinrich Bebel 
[f 1516?] 2 ). Bei jenen vier bemerkt Eck in patriotischem Stolze, 
daß sie Deutsche sind. Zwischen Peutinger und Bebel schiebt er 
den italienischen Humanisten Laurentius Valla [f 1457] ein, 
auf den er schlecht zu sprechen ist 3 ); er ha.lt nichts von dessen 
Kenntnissen in der Philosophie und weist daher seine Einmischung 
in scholastische Fragen entschieden zurück 4 ). Auf Bebel folgt 

*) Dieser gelehrte und angesehene Augsburger Stadtschreiber und Humanist 
hatte Eck ein Empfehlungsschreiben mitgegeben, als er sich 1510 um die 
theologische Professur in Ingolstadt bewarb, die seit Zingels Tod (1508) erledigt 
war. Daß er mit den Schriften dieses Mannes, dem er zu Dank verpflichtet 
war, und dem er bei seinem wiederholten Aufenthalt in Augsburg öfters begeg¬ 
nen mußte, wohl vertraut gewesen ist, wird bestätigt durch Chrys. 111 91, 
IV 66, VI 12. In Chrys. IV 66 werden die Convivalin dieses „iureconsultus 
et antiquarius“ erwähnt, und ib. III 91 erklärt Eck: „cuius (des hl. Dionysius, 
des Apostels der Gallier) sancti corporis reliquias apud S. Emeramum Ratisponae 
devote asservari et non in Gallia, Chunradus Peutinger Augustanus praeclarus 
vir autoritate Leonis IX. Pontificis maximi testatur.“ Obwohl Eck seiner 
ganzen Richtung nach vornehmlich Scholastiker war, interessierte er sich doch 
auch sehr für die Mystik des Pseudo-Dionysius. Vielleicht sind seine Beziehun¬ 
gen zu Peutinger von Einfluß darauf gewesen. Vgl. meiuo Bemerkungen auf 
S. 28 f. Über Ecks Verhältnis zu Peutinger s. Wied ein ann 28, 834; über 
Peutinger s. KL IX 1941 f., ADB XXV 561 ff. 

2 ) Vgl. oben S. 12 und 13 nebst Anm. 1. 

3 j In Chrys. 111 82 bekämpft Eck Val las Dialog De libero arbitrio und 
rügt es, daß er „plura docere praesumat quam didicerit“; ib. V 59 sagt er 
zwar: „in hoc [casu] tarnen recte ratione comploxus est“, erklärt aber zugleich, 
daß Valla in jenem Dialog „plurimum foede labitur“. Ib. V 96 versetzt er 
dem Humanisten sogar einen kräftigen Hieb mit den Worten: „nisi quis esset 
ita ignams logicae et metaphysicae sicut Laurentius Valla in libro de libero 
arbitrio.“ Auch in Chrys. IV 40 urteilt Eck wegwerfend über Valla: „Apparet 
ex praedictis, quam foede et pueriliter lapsus sit Lau[ren]tius Valla, qui sepius 
fallit et fallitur, ut rescripsit nobis praeceptor noster Gregorius Reischius . . .“ 
Vgl. auch oben S. 28, 52 und die folgende Anmerkung. 

4 ) Chrys. IV 40: „ita nimirurn homines caecutiunt, dum proprios exeunt 
limites, dum plus industriae et scientiae ostentare volunt, quam didicerint; sed 
demus huic grammatico et oratori [Valla] veniam, si Iatinitati addictus non 
potuit simul philosophiae praecepta observare.“ Im siebten Traktat des Kom¬ 
mentars zu Petrus Hispanus, der 1516 erschienen ist, räsoniert Eck über 
Valla (fol. LXXXIIll r A): „Nec quemquam moveat eloquens illa bestia Lauren¬ 
tius Valla in errante dialectica sua libro III. capite 56 . . . Sed putrescat ille 
quidem inscitia sua, cum doctis omnibus ludibrio habeatur.“ Vallas philosophi¬ 
sches System (Dialecticarum disputationum libri tres) war allerdings sehr 
mangelhaft; vgl. hierüber Prantl, Logik, IV 161 ff. Über Valla s. auch KL 
XII 563 f. 


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62 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


dann noch ein zweiter italienischer Humanist, der Karmeliter 
Baptista (Spagnoli) Mantuanus [f 1516 oder 1518] 1 ). 

Dann wendet sich Eck zu den Philosophen und nennt den 
Symphorianus Camperius [f 1539 oder 1540] 2 ), den Augu¬ 
stiner Paulus Nicolettus Venetus [f 1429] 3 ), den Minoriten 
Walther Burleigh (Burlaeus) [f 1337] 4 ), den Nicoletus 
Theatinus 5 ), den Benedictus Victorius von Bologna [f 1561] 6 ), 
den Georg von Brussel [f 1501] 7 ), den Hentisberus oder Tis- 
berus [f um 1380] 8 ), den jüdischen Konvertiten Paulus Ritius 9 ) 


*) Erwähnt in Chrya. IV 90. Über Spagnoli s. Joch er IV 708. 

2 ) Chrya. IV 56: „ut renarrat Simphorianus in Trismegisticis“. Ib. IV 58: 
„uti Symphorianus in philoaophia Platonica latius prosequitur“. Über die 
Schriften des Symphorianus Campegius oder Champier a. Jöcher I 1606 f. 

In Chrya. II 8, 61: „in octavo [libro] physicorum“. Vgl. über seine 
Schriften Jöcher IIJ 927, Hurter IV 670 f., Prantl, Logik, IV 118 ff. 

4 ) ln Chry8. II 64 hatte Eck dessen Kommentar Super octo libros phy- 
aicorum des Aristoteles im Auge. KL II 1542 f., Hurter IV 425, Prantl, 
Logik, III 297 ff. 

6 ) Chrya. II 6: „. . . sicut Nicoletus Theatinus iu pulcherrima illa quae- 
stione de immortalitate aniinae et pluralitate inteilectu[u]m discutit. Cuius quidem 
viri mentionem libenter facio, quod multa abdita et secreta prodat ex Litio, 
a noatris interpretihus vel ignorata vel praeterita.“ Wo ist über Nicoletua 
näheres zu finden ? 

°) Victorius schrieb einen Kommentar zu Tisberus: „De sensu composito 
et diviao“; vgl. Prantl, Logik, IV 235 f., Jöcher IV 1583. Eck bezeichnet 
den „modum loquendi“ des Victorius als „pulchrum et elegantem“ (Chrya. 
IV 37). 

7 ) Über Georg, der in Chrya. II 64, IV 41 erwähnt wird, s. Jöcher 
II 929, Prantl, Logik, IV 199 ff., Hurter IV 950. 

8 ) Über Tisberus a. Prantl, Logik, IV 89 ff.; vgl. auch die vorher¬ 
gehende Anm. 6. 

9 ) Im Anhang zu Chrys. 147 heißt es: „. . . Paulus Ritius doctior inter 
conversos ex Judaismo noatra tempestate in Isagogo Cabalae XXXVI. conclu- 
8ione id probare dicit . . .“ Ritius war vor dem Jahre 1507 zum Christentum 
übergetreten; vgl. den Titel seiner Schrift vom Jahre 1507 hei Wiedemanu 341. 
Nachdem Eck von den „duo genera creaturarum praedestinabilia‘‘, von der 
Engel- und Menachenwelt, gehandelt hat, greift er in einer Appendix, die er 
selber als „nova et miranda“ bezeichnet, den Konvertiten an, der behauptet 
hatte, es gäbe noch eine Mittelstufe zwischen Engeln und Menschen; diese 
wird von Ritius „animasticus ordo“ genannt, soll den Sternenhimmel beseelen 
und in der Rangordnung auf den „ordo angelicus“ folgen; vgl. Pauli Ricii, 
In cabalistarum seu allegorizantium eruditionem isagogae, These 36 und 
Conclusio 36 (fol. 6 v und 22 r bis 23 r in der 1515 zu Augsburg erschienenen 
Ausgabe). Der scharfe Angriff Ecks auf Ritius ist abgedruckt bei Wiedemann 


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§ 3. Literaturkenntnis Ecks. 


63 


und Karl de ßouilles (Bovillus) [f um 1553] x ). Anstatt 
nun Ritius mit den arabisch-jüdischen Philosophen Algazel, 
Averroes, Avicenna und Avicebron zusammenzustellen 
und dann die griechischen und römischen Philosophen zu nennen, 
reißt Eck alles auseinander. Auf Ritius folgt Karl de Bouilles; 
dann kommen drei Vertreter der antiken Philosophie (Plato, Ari- 


336 -338, allerdings mit manchen Trrtümern. Abgesehen von kleinern Unge¬ 
nauigkeiten sind folgende Fehler zu verbessern: Auf S. 336: „exotica quaodam“ 
statt „ exotica quandam“. Auf S. 337 ist hinter „accepistis hoc“ einzuschieben 
„probe“; lies „suffultiam“ statt „sufultiam“ und „commento XL.“ statt „com- 
mento XI.“ f ferner „Non curo hic, quod“ statt „Non curo hic quae“; zwischen 
vigoris und Tantum fehlt : „nota est Joan[nis] Scoti, Thomae de Argentina et 
iuniorum doctorum controversia“; lies „strennue“ statt „sternue“. Auf S. 338 
lies „ciem“ statt „ciunt“; „magnos edepol viros“ statt „magnos aliquot viros“; 
„boc cum formidine quadam“ statt „hac cum formidine quodam“; „Origenem“ 
statt „Originem“; „animae. Proderit“ statt „animae, proderit“; „Cusanus 
cardinalis“ statt „Cusanus“; „Germanum“ statt „germanum“; zwischen astrin- 
git und Habes ist folgender Satz ausgelassen: „Ad Hieronymum vero 
Ecclesiastici primo respondet Gregorius Reischius Cartusianus praeceptor noster, 
ipeum recitative locutum secundum opinionem philosophorum et poetarum, 
quorum testimonia citat“. - Dieser Angriff Ecks auf Ritius gab Anlaß zu einem 
heftigen Streite zwischen beiden. Über ihre Beziehungen zueinander s. Wiede¬ 
mann 335 ff., 494 f., 511 f., 521, 652 Nr. 12. 

J ) Tn Chrys. I 29 ist die „Rosa trigona geometrica ex arte Charoli Bouilli“ 
abgebildet, die aus vier sich schneidenden Kreisen besteht mit den Inschriften 
Scientia, Voluntas, Potentia, Predestinatio. Dieselbe Figur, nur mit andern 
Inschriften, findet sich in Ecks Kommentar zu Petrus Hispanus (hierüber s. 
Wiedemann 464 f. und Prantl, Logik, IV 286 ff.). Die Figur entsteht, wenn 
man um ein gedachtes gleichseitiges Dreieck einen Kreis zieht und mit dem 
Radius dieses Kreises drei andere Kreise beschreibt, deren Mittelpunkte in der 
Mitte der drei Bogenteile liegen, die durch die drei Spitzen des ideellen Dreiecks 
abgegrenzt werden. Prantl, Logik, IV 288 Anm. 703 verlegt irrtümlich die 
Mittelpunkte der drei andern Kreise in die Ecken des Dreiecks. Nach seiner 
Angabe ist die Figur entnommen aus „Car. Bovillus, De rosis mathemat. 
(Opusc. ed. Paris. 1510, fol. 185)“; leider habe ich dieses Werk nicht einsehen 
können. Über Bovillus urteilt Eck sehr günstig in Chrys. II 11: „plurimum 
iuvabit te ad intelligentiae elevationem, quae Charolus Bouillus Veroraanduus 
in arte suppositionum pro authoribus ad versus sophistas lusit: quae profecto 
propositiones dignae forent, ut in aliquo altiori albo describerentur, quam in 
isto minuto suppositionum contextu“. Über ihn s. KL II 1172 f., Hurter IV 
1282 ff.; ein Verzeichnis seiner Schriften bringt J. Dippel, Versuch einer 
systematischen Darstellung der Philosophie des Carolus Bovillus, Würzburg 
1865, 30 - 34. 


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64 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


stoteles und Seneka) und hierauf die drei Araber: Algazel ! ), 
Averroes 2 ) und Avicenna 3 ), während der jüdische Philosoph 
Avic.ebron 4 ) allein mitten unter die übrigen Klassiker geraten ist. 

Es sind im ganzen zwei Dutzend griechische und römische 
Philosophen und Dichter aufgezählt; die römischen Poeten, deren 
Verse Eck wiedergibt, bilden den Schluß der zweiten Tabelle. 
Leider ist aber auch hier wieder nicht angegeben, welche Autoren 
Eck selber unmittelbar benutzt hat 5 ). Es läßt sich indes aus 
dem Texte des Chrys. feststellen, daß er Ciceros Werke, insbe¬ 
sondere seine Schrift De fato, gut gekannt und fleißig benutzt 
hat 0 ). Der sittenstrenge Seneka, dem das Mittelalter wegen 
teilweiser Verwandtschaft seiner Ideen mit denen des Christentums 
eine Korrespondenz mit dem Apostel Paulus angedichtet hat, ward 
von Eck hochgeschätzt 7 ); ebenso der Dichter Vergil, dessen 
Verse er mit einer besondern Vorliebe zitiert 8 ). Gelegentlich flicht 

*) Eck zitiert mehrmals die Tractatus philosopliiae Algazels (f 1111), 
z. B. in Chrys. II 61, IV 58; über Algazel s. KL I 543 f., Prantl, Logik, 
II 361 ff., Überweg II 235, 238 f, 249. 

*) Eck beschäftigt sich besonders in Chrys. II 61 mit den berühmten 
Kommentaren des Averroes (t 1198) zu Aristoteles, die lateinisch zuerst 1472 
gedruckt wurden; daß Eck den Averroes gelesen hat, sagt er ausdrücklich 
1. c.: „quod non memini me apud Averroym legisse“. Vgl. über Averroes 
KL I 1745 ff., Prantl, Logik, II 374 ff, Überweg II 236, 239 f., 250 ff. 

а ) Avicenna (f 1037) wird in Chrys. II 8 erwähnt; über ihn s. KL I 
1753 ff., Prantl, Logik, II 318 ff., Überweg II 235, 238 f., 247 ff 

4 ) Avicebron (f 1070?) ward früher für einen arabischen Philosophen 
gehalten, war indes ein spanischer Jude; vgl. KL I 1751 ff, Über¬ 
weg II 255, 263 ff. 

5 ) In der Replica fol. 52 v , 53 r erzählt Eck, er habe im Pfarrhause 
seines Oheims Martin Maier, wo er von März 1495 bis zum Anfang des Jahres 
1498 erzogen ward (s. oben S. 51 Anm. 4), unter andern die Bucolica und die 
sechs ersten Bücher der Äneis Vergils, Ciceros Schrift De amicitia, Senekas Ad 
Lucilium und das ihm untergeschobene Werk De quatuor virtutibus moralibus 
gelesen. Vgl. Wiedemann 4 f., Bossert 533 ff. 

б ) Z. B. in Chrys. I 11, IV 37, 52, 89, V 59. Er schätzte Cicero als 
„eloquentiae Romanae parentem“ (1. c. IV 58). 

7 ) In Chrys. V 28 wird er als „bonus ille Seneca moralissimus* bezeichnet; 
ib. V 97 sagt Eck: „Et Seneca gentilis, tarnen praedicatione S. Pauli, ut aiunt, 
conversus, in tragoedia, quae Thebais dicitur, illud non ignoravit . . 

H ) Z. B. finden sich Verse aus Vergils Aeneis, Bucolica, Ecloga in Chrys. 
IV 58, V 20, 30, 65, 81, 84, 90. Bemerkenswert ist die Äußerung Ecks 
ib. IV 58: „Haec Vergilius, cuius carmina libenter recensuimus, quod omnino 
providentiam dei redoleant . . ., quam philosophastri multi negarunt, etsi 
ethnicoteron loquatur." 


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§ ä. Literaturkenntnis Fcks. 


65 


er auch Verse von Ennius, Horaz, Ovid, Persius, Silius 
Italicus, Juvenal und Claudian ein 1 ); einmal erwähnt er auch 
den „Poenulus“ von Plautus 2 ). 

Während Eck alle in Tabelle II genannten römischen Klassiker 
im Original gekannt zu haben scheint, ist es um seine Kenntnis 
der ebenda aufgezählten Griechen ziemlich schlecht bestellt. Er 
war allerdings mit zahlreichen Schriften des Aristoteles wohl 
vertraut; dieser war eben sein „Philosophus“ xclt igoxrjv 3 )» Auch 
Pia tos „Timaeus“ war ihm vielleicht in einer lateinischen Über¬ 
setzung, sicher aber nicht im griechischen Texte bekannt 4 ). Sehr 
fraglich ist es auch, ob Eck Schriften von PIutarch gelesen hat 5 ). 
Von den übrigen in Tabelle II aufgezählten Griechen sind entweder 
überhaupt keine Schriften oder nur spärliche Reste erhalten; 
jedenfalls kann man betreffs aller dieser behaupten, daß Eck die 
auf sie bezüglichen Nachrichten nifr aus dritter Hand bekommen 
hat. Das gesteht er auch selber wiederholt ehrlich ein, indem 
er seine Mittelspersonen ausdrücklich namhaft macht. Aus Ciceros 
Schrift De fato kennt er z. B. die Ansichten der Philosophen 
Demokrit, Empedokles, Chrysippus, Diodorus und Kar- 
neades; Eusebius von Cäsarea und Gregor von Nyssa sind seine 
Gewährsmänner für die Lehren des Plato, Numenius und 
anderer griechischer Denker 6 ). 

*) Ennius: Chrys. V 43; Horaz: ib. a iiij v , I 12, IV 15, 57 (so zu lesen 
statt LVI1I), V 86; Ovid: ib. IV 58; Persius: ib. a iiij v ; Silius: ib. V 28; 
Juvenal: ib. a iiij r , VI 4; Claudian: ib. a ij v , V 28, 97. 

2 ) Chrys. III 83. Über diese römischen Schriftsteller s. Teuf fei. Andere 
Klassiker, die im Chrys. zitiert werden, aber in Tabelle II fehlen, 8. obeu S. 22. 

3 ) Eck benutzte dessen Schriften in lateinischen Übersetzungen, wie 
schon die Zitierweise: Ethica, Topica, Categoriae, Auscultationes physicae, Meta- 
physica, De anima, De generatione et corruptione, De coelo, De interpretatione 
usw. andeutet; nur sehr selten bediente er sich eines griechischen Titels, z. B. 
in Chrys. V 61: jtegi eQfitjrei'ag, woraus er TiEQUQfAEviag machte. — In den Jahren 
1516 bis 1520 gab Eck selber Kommentare zu aristotelischen Schriften heraus; 
vgl. Wiede mann 472—479, Prantl, Logik, IV 284 ff. 

4 ) Hierauf wird z. B. in Chrys. V 74 hingewiesen. 

6 ) Wird in der Appendix zu Chrys. I 47 erwähnt. 

e ) Vgl. z. B. Chrys. IV 87, 48, 52, 58, 60, 90; s. auch oben S. 27 f. In 
Tabelle II werden außer den vorher Genannten [nur Empedocles fehlt in der 
Liste Ecks] noch aufgezählt: Epimenides, Diagoras, Zeno, Epikur, 
Ref.-gesch. Studien u. Texte, Heft 1: Greving, Eok. 5 


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66 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


§ 4. 

Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige 
Richtung Ecks. 

Die Stimmung, in der Eck sein Buch herausgab, war vor¬ 
wiegend die eines jungen Gelehrten, der von seiner eigenen 
Tüchtigkeit überzeugt ist, aber doch den altern Fachgenossen 
gegenüber den schuldigen Respekt nicht verletzen will x ). Er war 
noch nicht ganz 24 Jahre alt, als er den theologischen Doktorhut 
und die erste Professur für Theologie in Ingolstadt erhielt 2 ), 
während sonst die Doktoranden in diesem Fach mindestens 
30 Jahre alt zu sein pflegten 3 ). In einem Alter von 25 bis 
26 Jahren wagte er es schon, ein grobes Kolleg über die so 
schwierige Materie von der Prädestination zu lesen, und eben 
vollendete er das 28. Lebensjahr, als er den Chrysopassus der 


Theodor von Cyrene und Theodoret. Im Texte des Chrysopassus (IV 58, 
VI 19) wird sowohl Zeno von Citium, wie Zeno von Elea erwähnt. Eine Stelle 
aus Theodoret ist von Eck der Schrift des Joh. Franc. Picus De providentia 
entlehnt; vgl. Chrys. V 58. — Betreffs jener Philosophen s. Überweg Bd. 1. 

') Vgl. z. B. seine Worte in Chrys. VI 24, worin er Versicherungen 
über seinen großen Fleiß und sein ernstes Streben abgibt, die Vortrefflichkeit 
der anderen Gelehrten, die sich vor ihm mit den gleichen Fragen beschäftigt 
haben, bereitwilligst anerkennt, aber aus Liebe zur Wahrheit auch das Recht 
einer ehrerbietigen, aber freimütigen Kritik für sich in Anspruch nimmt: „Sum 
ergo contentus de istis tribus prolixis dubiis, in quibus, si quid boni reperitur, 
deus opt[iraus] maxi[mus] laudetur; si quid vero minus decorum aut probatum 
offenditur, ignoscendum est Eckio, qui, etsi non optima usquequaque sit asse- 
cutus, nihil tarnen de labore, vigiliis et studio praetermisit, ut ea adipisceretur. 
Quodque doctores celeberrimi fama super aethera noti, quorum non sum dignus 
solvere corrigiam calciamentorum, aliquando a nobis leviuscule notati sunt, nul- 
lus factum arbitretur reprehendendi studio, sed veritatis, quam tantopere in- 
quirimus, amore . . . Non enim semper autoritatibus aliorum (inquit Zasius) 
perfunctorie ädern esse arbitror, quinimo pulchrum iudico, si veritatem post se 
quisque a tenebris eruere nitatur. Itaque ab illorum sententia recedens. nulla 
id timoris inffatura, nullo supercilii fastu admissum credat quispiam sed verita¬ 
tis eruendae desyderio factitatum firmissime teneat.* 1 Kurz vorher (ib. VI 23) 
erklärt er seine Meinung „cum humilitate et reverentia, sicut decet iuvenem 
exhibere“. 

2 ) Vgl. Wiedemann 3, 29; er war geboren am 13. November 1486. 

8 ) Kaufmann II 280. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 6? 

Öffentlichkeit übergab 1 ). Er konnte sich zwar nicht der Furcht 
verschließen, daß „sauertöpfig gesinnte, strenge und hochnäsige 
Kritiker“ unbarmherzig über sein Werk herfallen würden, und er 
macht sich schon auf allerlei Vorwürfe gefaßt, wie z. B. daß er 
noch zu jung sei, um über einen solchen Gegenstand zu schreiben, 
daß sein Talent für eine derartige Aufgabe gar nicht ausreiche 
und daß sein Buch zu weitläufig sei. 

Indes schreckten ihn diese Befürchtungen von der Heraus¬ 
gabe des Chrysopassus nicht ab, vielmehr erklärte er, er habe 
sich gerne dieser Arbeit unterzogen, um sich und andern Auf¬ 
klärung über diese viel umstrittene Sache zu verschaffen. Selbst¬ 
bewußt bemerkt er bei dieser Gelegenheit, es dürfe niemand 
glauben, daß nicht auch die Gegenwart Talente hervorgebracht 
habe 2 ). Daher habe er sich trotz so vielen hervorragenden Theo¬ 
logen, die über die göttliche Vorherbestimmung geschrieben hätten, 
doch mutig an diese Arbeit herangewagt. Wie Ruth hinter den 
Schnittern, so sei er hinter jenen Theologen hergegangen, um die 
übrig gebliebenen Ähren und Körner aufzulesen 8 ). An dem Um¬ 
fange des Buches aber werde niemand Anstoß nehmen, der mit 
den Schwierigkeiten der zu behandelnden Fragen vertraut sei. Er 
halte es übrigens für ganz verkehrt, nicht alles das ausführlich 

*) Cbrys. a iiij v : Credo tarnen non defuturo9 tetricos judices, severoa 
ac nasutos censores, qui inclementi samia haec nostra meditata excipient; 
cauaabuntur fortaase iuventam meam et ingenium tanto negotio impar, quod 
primuni viginti sex annoa natus, diacendi quam docendi muneri magis idoneus, 
de altisaimo tbeologiae loco post tot et tanta doctorum dogmata et conunen- 
taria aliquid in ea re scribere attentaverini, sacrae lineae talum moturus, hanc 
arduam praedestinationis materiam adgredi ausus fuerim . . . Arguent item, 
prolixiorem tractatum esse, quam desiderent. 

? ) Unzweifelhaft hat sich Eck als ein Talent betrachtet, wenn er Auch 
an andern Stellen Ausdrücke gebraucht wie „quantum pro ingenii modulo possu- 
mus“ und „quantum ingeniolum meum suppetit“. (Chrys. 111 62, V 29; vgl. 
auch die unten S. 71 Anm. 1 mitgeteilte Stelle aus Cbrys. II 58.) 

3 ) Chrys. a iiij v ; Sed parum haec (die zu erwartenden Bemängelungen 
unfreundlicher Kritiker, die oben in der ersten Anmerkung mitgeteilt sind) 
me moverunt. Sumpsi enim libens hoc onus, ut mihi et aliia in metienda 
praedestinationis via inter tot contrariarum opinionum turbines difficili admodum 
et salebrosa quoquo modo consulerem. Nec in noatri saecuü pariendis ingeniis 
effoetam defecisse naturam quispiam arbitrari debet. Itaque post tot summos 
tbeologiae antistites rem sum adgressus difficillimam et spicas collegi et grana 
interdum cum Moabitide post terga metentium . . . [Ruth 2, 7]. 

5* 


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68 


I. Literargeschichtlicber Teil. 


besprechen zu wollen, was den Lesern zur Belehrung gereichen 
könne, und man dürfe versichert sein, daß er von dem Wunsche 
beseelt sei, den Studenten bzw. Lesern zu nützen. Man merkt es gut, 
daß er sich freut, die Fähigkeit zu besitzen, ein so dickes Buch 
zu verfassen 1 ). Auf den Tadel, daß er sich unterfange, trotz 
seiner Jugend schon ein solches Werk herauszugeben, antwortet 
Eck überhaupt nicht. Offenbar hielt er eine Verteidigung in 
diesem Falle für überflüssig und rechnete darauf, daß das Werk 
den Meister schon loben und rechtfertigen würde. Ja, man kann 
aus der Art, wie er öfters von der Zahl seiner Jahre redet, deut¬ 
lich herausfühlen, daß er nicht wenig stolz darauf ist, in einem 
Alter, wo andere noch lernen müssen, über einen solchen Gegen¬ 
stand bereits lehren und schreiben zu können 2 ). Ob seine Leistung 
berechtigten Anforderungen entspricht oder nicht, das zu beur¬ 
teilen, will er getrost andern überlassen; er selber ist von der 
Überzeugung durchdrungen, daß er, je weniger Gnade er vielleicht 
in den Augen seiner Neider finden werde, desto mehr auf die 
Anerkennung aller rechtschaffenen Gelehrten hoffen dürfe, die sich 
ihr Urteil bilden nicht nach der Zahl der Lebensjahre, sondern 
nach seinem angestrengten Fleiß und nach seiner umfassenden 
Belesenheit 3 ). 

*) Chrys. aiiij v : „Neque perpendenti m ater ine nodos nauseosa erit 
tractatus prolixit&s. Ineruditi enim hominis et negligentis esse duco, si, quae 
vel quadam tenus ad quaestionem conducant, aut [bj r] meminisse aut innuere 
praetermiserit Exacte etiam non pertractasse, quibus lector instrui posset et 
quibus aperiendis scribendi labor susceptus est, culpandum maxi me ceuseo 
ac reprehensione dignum . . . Quare si qui haec lecturi sunt, boni consulant 
queso et animum studiosis prodesse cupientem in Eckio agnoscant. “ Mit 
Recht ist die prolixitas des Chrysopassus zu tadeln; vgl. unten S. 74 f. 

*) Vgl. die Äußerungen Ecks in der nächsten Anmerkung, ferner oben 
S. 13 Anm. 1, S. 16 Anra. 2, S. 25 Anm. 1, S. 67 Anm. 1 und unten 8. 69 
Anm. 3 und 4, sowie folgende Stelle in dem Schreiben an die scholastischen 
Professoren (Chrys. bj r ): „Quoniatn haec iuvenis admodum, primum viginti 
sex annos natus, nulla teineritate, sed solo veri studio operosissime congessi 
. . .“ Auch das Schreiben Croarias und die Gedichte von Rhegiu9 und Bebel 
heben den Umstand hervor, daß Eck als ein noch sehr junger Mann ein solches 
Werk zustande gebracht hat; vgl. Chry9. a j v , c iiij v , Bb iiij r , bezw. oben S. 5 
Anm. 1, S. 7 f. und S. 13 Anm. 1. 

a ) Chrys. a iiij v : Utrum autem satis in parte fecerim, aliorum 9ed 
bonorum sit iudicium; ita tarnen mihi persuadeo: quanto minorem gratiam apud 
invidos sumus habituri, tanto maiorem apud probos ac doctos viros spero con- 
sequi, qui Studium et labores, multijugam lectionem, non annos meos metiantur. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 69 

In seinem Vorwort an alle Professoren der Theologie und 
Philosophie bittet er um eine wohlwollende Aufnahme seines 
Buches, das zwar stellenweise etwas ungebärdig, aber im allge¬ 
meinen doch mild gehalten sei. Aus Liebe zu ihm und zur 
Wahrheit möge man ohne Scheu verbessern und rügen, wo es 
notwendig erscheine, und dies werde, so fügt er bescheiden bei, 
zweifellos sehr häufig der Fall sein *). Er sei aber auch gerne 
bereit, sich belehren und zurechtweisen zu lassen 2 ). Wenn er, 
der als junger Mensch eine so schwierige Arbeit unternommen 
habe, geirrt oder die den hl. Lehrern schuldige Ehrfurcht einmal 
verletzt haben sollte, so möge man ihm dies verzeihen 3 ). Falls 
man seinen Fleiß anerkennen und sein Buch gut aufnehmen werde, 
verspreche er, in reiferem Alter größere und bessere Werke 
herauszugeben *). 

Der Geist, in dem Eck seinen Chrysopassus herausgab, ist 
also kurz dahin zu charakterisieren: er war eine Verbindung von 
Selbstbewußtsein und Bescheidenheit. 

Manche der oben *) mitgeteilten Bemerkungen Ecks über die 
von ihm benutzten Autoren und deren Ansichten lassen schon 
zur Genüge erkennen, daß er ernstlich bemüht gewesen ist, gerecht, 
sachlich und maßvoll zu urteilen. Dies erkennt man auch aus der 
Art und Weise, wie Eck die beiden Hauptsysteme über die 

*) Cbrys. bj r : Prodit ergo in luceni tenellus über etsi ferocnlus, vestrum 
subiturus iudicium, . . . quem oro ac obsecro humaniter ac benevole excipiatis; 
et 8i quid emendandum obvenerit (obvenient autem non dubito plurima) id pro 
acutissimo iudicio vestra cum omni cbaritate et veritatis amore, nihil reveriti, 
reformetis. deleatis ac obelis expungatis. t 

*) Chrys. bj r : tarn doceri quam corrigi paratissimus. 

8 ) Chrys. bj*: „quare si alicubi errratum meum offenderitis aut si 
honorem patribus nostris sanctis doctoribus debitum minus dedisse me conti- 
gerit: date veniam, optimi praeceptores, tenello filio tarn ardua adgresao.“ 
Er fügt bei: „animus tarnen honorandi omnes ecclesiasticos scriptores, qui in 
vinea domini laboraverunt, defuit nunquam“; vgl. dazu oben S. 53. Seinen 
Lehrern gegenüber bezeichnet er sich auch als „filiolus“; vgl. die folgende 
Anmerkung. 

4 ) Chrys. bj v : Vos vero, veritatis amicos, divinarum ac humanarum 
rerum peritissimos, precor obnixius» ut hoc nostrum scribendi institutum pro- 
fecto laboriosum boni consulatis et me paternitatibus vestris ut filiolum studio. 
sum commendatum habeatis. Nam si ista non improbaveritis, cum maturior 
aetas advenerit, uti maiora, ita meliora edere curabimus. 

5 ) In § 3: Literaturkenntnis Ecks, S. 27 ff. 


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70 


I. Literargeschiclitliclier Teil. 


Gnadenwahl behandelt und miteinander vergleicht. Er will Ver¬ 
treter aller theologischen Schulen und Meinungen zu Worte kommen 
lassen, aber auch, ohne auf Autoritäten zu schwören, seine eigene 
Ansicht ungescheut darlegen und verteidigen innerhalb der Grenzen, 
die dem Theologen gesteckt sind *). Obwohl er von der Richtig¬ 
keit des Systems von der doppelten bedingten Prädestination 
durchaus überzeugt ist, will er doch „aus Liebe zur Wahrheit“ 
gewissenhaft zunächst alle Gründe darlegen, die von den An¬ 
hängern der Lehre von der praedestinatio ante praevisa merita 
vorgebracht werden, um sie später nach Möglichkeit zu ent¬ 
kräften. Er versichert, nur der Wahrheit dienen und seinen 
Lesern die Möglichkeit gewähren zu wollen, sich über beide 
Systeme ein sachliches Urteil zu bilden und sich für das eine 
oder andere zu entscheiden, wie es ihnen am besten dünkt. 
Darum behandelt er zunächst jedes der beiden Systeme im Zu¬ 
sammenhang für sich allein und versucht erst zum Schlüsse, 
seiner Auffassung zum Siege zu verhelfen 2 ). Dabei wird er aber 
nicht gehässig, nicht aufdringlich, nicht unbescheiden, sondern 
bleibt sich stets bewußt, wie schwer es ist, die Wahrheit in 
dieser Frage zu erkennen. Eck macht auch kein Hehl daraus, 
daß die gegnerische Ansicht fast allgemein herrschend und durch 

*) Eck schließt sich indessen vornehmlich an die Theologie der Franzis¬ 
kanerschule an und hält namentlich auf Bonaventura und Scotus große Stücke, 
folgt jedoch auch diesen nicht in allen Fragen. Vgl. hierüber unten S. 93 und 
94, besonders die dort mitgeteilte Stelle aus Chrys. I 12. 

2 ) Zu Beginn des zweiten Artikels (Chrys. 188) schreibt Eck: „Nara 
animus totus syncerus est et integer, quaerendae scilicet veritati intentus. Et 
quoniam in eo versamur negotio, alto scilicet et salebroso ac ancipiti, ne videar 
propensior unius opinionis adsertor, veritate adhuc latente, Achademicorum 
more utramque opinionem ita instructam et exornatam in lucem producam, ut, 
utra cuique probabilis videatur, non sit ei operosum adversa et pugnantia tela 
elidere.“ Daß er die Wahl zwischen beiden Systemen freistellen will, betont 
er nochmals am Schlüsse desselben Artikels (ib. IV 13): „Habetis . . . ni fallar 
diligentissime illius ancipitis et altissimae praedestinationis materiae disputata 
in utramque partem validissima. Ita enim placuit Ciceronis instituto, utramque 
sententiam perpetua explicare oratione, quo facilius id a quoque probaretur, 
quod cuique maxime probabile videretur. Constante ergo ex utraque parte 
instructa acie exercitu, tuae erit libertatis selectio, ad quem deficere malueris. 
Quemcunque enim vel ex Thoma aut Bonaventura elegeris primipilum, voto 
frueris tuo.“ 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 71 


sehr gewichtige Gründe gestützt sei, so daß es beinahe als Ver¬ 
wegenheit erscheinen könnte, der opinio II zu huldigen, die noch 
„selten und ungewöhnlich“ sei. Indes meint er, das von ihm 
vertretene System habe den Vorzug, milder zu sein und mehr 
zur Andacht und Gottesliebe zu stimmen, und, wenn es auch 
theologisch schwieriger zu begründen sei, so sei es doch dem 
gemeinen Mann leichter verständlich *). Er hat zwar sich selber 
eine Meinung gebildet, aber die Rücksicht auf die ihr wider¬ 
sprechenden Autoritäten mahnt ihn, in seinem Urteil zurückhaltend 
und vorsichtig zu sein und seine Auffassung nicht andern als 
unzweifelhaft richtig auf drängen zu wollen 2 ). 


J ) Er schließt die Erörterungen über die opinio I in Chrys. II 58 
mit folgenden Worten: „Haec ergo cum omni humilitate et modestift sint dicta 
pro illa opinione celebri et solemni . . und unmittelbar darauf erklärt er in 
der Einleitung zu den Darlegungen über die opinio II (ib. II 58), die opinio I 
sei „ita rationibus validissimis, autoritatibus sacrae scripturae efiicacissimis 
fu lei tarn, ita adamantinis vinculis colligatam, ut temerarium cui videri posset, 
veile ad aliam opinionem more transfugae commigrare. Sed veritatis amore . . . 
opinionem secundam diaquiremus, etsi minus communem et solemnem, magis 
tarnen piam, quantum ego lippus Tiresia caetior contemplari valeo vel summis 
labris olfacere. Videtur quoque plus trabere ad devotionem et inflammare 
affectum ac rudi populo satisfacere, quam prior sententia. Sed ut est mitior 
et benignior, ita et difficilior, ut ex fortissimis rationibus exasse formatis et 
dedolatis superius facile etiam caecutiens potest intelligere. Curabimus tarnen 
elaborata diligentia (quantum nos deus iuverit) et indefessa opera laborabimus, 
ut illam opinionem, licet raram et insuetam, ita tarnen politam, instructam et 
ad amu8sim ornatam vobis bene audientibus reddamus, ita diligenter comptam 
producamus in medium, ut cui eligibilior vIcTeri poterit, quam illa superior ab 
omnibus ferme asserta et defensa. Haec tarnen omnia, ut supra, ut semper, 
cum omni humilitate et modestia, qua decet, subjiciens me omnibus, quorum 
est errantes ad viam veritatis reducere*. Darauf aber, daß auch die opinio I 
dem Verstände Schwierigkeiten bietet, wird in Chrys. II 57 hingewiesen. 

2 ) Chrys. L j r (Eck an Erhard Truchseß): „Videbis autem omnino me 
in Achademiam concessisse et non iam Aristotelis aut Zenonis, sed Socratis 
discipulum animo haerere et nihil afürmare. Cum enim nodosior esset ma-[L j v] 
teria et anceps, malui suspensum teuere iudicium, quam temere quiequara 
definire, quod tantis patribus esset adversum . . . Quod si omnino, quid sen- 
tiara, exigas, non tibi repugno; nam etsi nihil decernam ut Aoynarioxtjg, tarnen 
ut opinator (sic se appellat Cicero) id opinor et probo, quod ultimo positum 
leges, Varronis secutus morem et veterum . . ., id scilicet extremo collocantes, 
quod maxirae probant.“ Der betreffende Ausspruch Ciceros findet sich in 
Academicorum priorum üb. II. cap. 20 § 66. 


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72 


I. 1 iterargeschiehtlicher Teil. 


Die Methode, Vertreter beider Parteien zu Worte kommen 
zu lassen, um auf diesem Wege die Sache zu klären, wird von 
Eck als „sokratisch“ oder „akademisch“ bezeichnet J ). Durch 
diese Worte darf man sich aber nicht zu dem Glauben verleiten 
lassen, als ob der Chrysopassus kontroverse Fragen in dialogischer 
Form behandle; die „sokratische“ oder „akademische“ Art besteht 
hier nur darin, daß jedes der beiden Systeme vollständig für sich 
im Zusammenhang dargelegt wird, daß also nicht von dem Stand¬ 
punkt des einen Systems aus fortwährend gegen das andere pole¬ 
misiert wird. Eck entwickelt z. B. im ersten Teil des zweiten 
Artikels (Chrys. I 92—11 58) ausführlich die Auffassung und Gründe 
der Anhänger der opinio I, tritt dann in den fünf ersten Punkten 
des zweiten Teils (ib. II 58—III G2) mit seinem eigenen System 
hervor, erläutert und begründet es sorgfältig und sucht hierauf im 
sechsten Punkt (ib. III 62—IV 13) die Beweiskraft der zu Gunsten 
von opinio I vorgebrachten Gründe durch eingehende Kritik zu 
erschüttern. In wohl berechneter Absicht stellt er sich zuerst 
auf den Standpunkt der Gegner 2 ). Man muß sich davor hüten, 
die im ersten Teil des zweiten Artikels ausgesprochenen Ansichten 
ohne weiteres als die wahre Meinung Ecks zu betrachten; sonst 
läuft man Gefahr, ihm oft Ansichten beizulegen, die er gar nicht 
hegt, die vielmehr den seinigen geradezu widersprechen. Man ist 
daher gezwungen, den ersten Teil stets im Lichte des zweiten 
zu studieren und insbesondere die Partien in Chrys. I 92—II 58 
mit III 62—IV 13 genau zu vergleichen. 

Bereitwillig erkennt Eck an, wie viel er den Arbeiten anderer 
Gelehrter zu verdanken habe 3 ). Wiederholt erklärt er ferner, er 
wolle das System, das ihm als richtig erscheine, in Demut und 


’) Vgl. die vorauf^ ehende Anmerkung und oben S. 70 Anm. 2, ferner 
folgende Worte im Brief Ecks an seinen Oheim Martin Maier (Chrys. Z iij v ): 
„In quo quidem opere ut vides) laborioso Socraticorum secutus sum consue* 
tudinem, qui divo llieronymo teste, quid ex utraque parte dici posset, expo- 
suerunt, ut sic veritas fieret magis perspicua.“ Vgl. Hieronymus, Dialogns 
adversus Pelagianos, Prologus, 1. c. II 694 B. 

7 ) Vgl. oben S. 71 Anm. 2 (Schluß des dort mitgeteilten Textes). 
a ) Chrys. II 58: Quodsi aliquid proficui nostra scriptione expendimus, 
sit honor deo, laus praedestinatis, et doctoribus, qui nobis talia praescripserunt 
et calcar suhdiderunt, merces detur a D[eo] 0[ptimo] M[a.\imo] . . . 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 73 


Bescheidenheit vertreten; denn er sei sich dessen wohl bewußt, 
daß die Menschen nur zu leicht zum Irrtum hinneigten 1 ). Insbe¬ 
sondere gesteht er ein, daß die Anhänger seines Systems sich 
sorgfältig davor hüten mußten, in den Pelagianismus zu verfallen 2 ), 
eine Ketzerei, die er auf das Tiefste verabscheut 3 ). 

Die Methode, die Eck bei seinen Forschungen an wendet, ist 
die analytische. Zuerst werden die Begriffe vorsichtig aufgestellt 
und genau abgegrenzt; dann werden sie bis ins Kleinste zergliedert 
und ihrem Inhalte nach eingehend erörtert; hierauf werden die 
Ergebnisse zusammengefaßt. Korollare schließen sich häufig diesen 
Auseinandersetzungen an. Dann werden allerlei Schwierigkeiten 
geltend gemacht, Streitfragen aufgeworfen, und Pro und Contra 
werden mit aller Umständlichkeit erörtert. Schrift- und Väter¬ 
stellen werden zum Beweis herangezogen oder mit der vom Ver¬ 
fasser vertretenen Anschauung in Einklang zu bringen gesucht. 
Viel mehr Raum aber nimmt die Behandlung der Ansichten der 
scholastischen Gelehrten ein. Da wird erklärt, bejaht, verneint, 
eingeschränkt, erweitert, harmonisiert, das Urteil des einen über 
die Ansicht des andern angeführt, kurz die Meinungen der Theo¬ 
logen werden mit einer oft geradezu unerschöpflichen und sehr 
ermüdenden Gründlichkeit behandelt. Infolge dieser breiten An¬ 
lage des Werkes verliert Eck zuweilen den Faden, und es kostet 


‘) Vgl. z. B. die oben S. 66 Anm. 1, S. 70 Anm. 2, S. 71 Anm. 1 u. 2 
mitgeteilten Stellen. 

*) Chrys. II 59: Oninino autem istam opinionem defendens hoc animo 
firniet, ut scopulum vitefc Pelagianum, ne illi navem illidat, aed praeternaviget. 
la enim Pelagius nimium exaltando merita nostra in baratrum caecitatis deve- 
nit et in reprobnm sensum datus est . . . 

*) Z. B. ereifert sich Eck in Chrys. II 27 (die Zahl XXVII fehlt im 
Original) „contra perfidiam Pelagii, Juliani et aliorum inimicorum gratiae, qui 
super se in mirabilibus gradientes hominem arbitrabantur omne peccatura ex 
puris naturalihus posse vitare, licet consummationem beatitudinis expectarent 
a solo deo. Ille impiissimus error per doctores catholicos . . . ac sanctam 
matrem ecclesiam dudum est ultra Sauromatas ac glatialem occeanum expul- 
8us . . . Quis autem feret dicentem, peccatum originale non esse? . . . Quis 
tollerare potest tarn temerarium dictum, ut ad opera meritoria vitae aeternae 
gratis dei non egeamus?“ Vgl. auch Chrys. I 9, wo „Pelagius, Julianus et 
reliqua male sentientium cohors* verworfen werden. Von den Semipelagianern 
(Massilienses) ist nur gelegentlich die Rede und zwar in abfülligem Sinne; 
vgl. ib. II 35. 


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74 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


manchmal einige Mühe, aus dem Wust von Stoff herauszufinden, 
welcher Ansicht er denn eigentlich selber gehuldigt hat 4 ). 

Übrigens Iaht er sich zuweilen zu Abschweifungen verleiten, 
indem er Fragen aufwirft, die mit dem gestellten Thema nur 
lose in Verbindung stehen 2 ). Wenn er fürchtete, man werde an 
dem Chrysopassus tadeln, daß er zu breit, zu weitläufig angelegt 
sei, so war diese Besorgnis in der Tat wohl begründet 8 ). 

Zuweilen wählt Eck eine spitzfindige, paradox klingende 
Formulierung seiner Thesen 4 ), so daß man sehr genau auf die 
Bedeutung der Termini und die Fassung der Sätze achten muh, 
um den Sinn seiner Worte richtig zu verstehen. Die Distinktionen 
sind oft haarscharf und mit großer Gewandtheit gemacht. Der 


*) Meinem Freunde, Herrn Repetenten Dr. A. Rad cm ach er in Bonn, 
spreche ich auch an dieser Stelle meinen Bank dafür aus, daß er mir bei der 
Erklärung einzelner schwieriger und dunkler Stellen im Chrysopassus bereit¬ 
willigst geholfen hat. 

■) Vgl. z. B. den Anhang zu Chrys. I 47 (s. oben S. 62 Anm. 9) und 
die ausführlichen Darlegungen über die Revelationen, ihre Glaubwürdigkeit usw. 
in den dubia X1X-XXIII (Chrys. V 29-VI 24). Eck gesteht selber zu (ib. V 29), 
daß er anfangs über die Offenbarung hier nur „paucula“ habe beifügen wollen, 
daß aber unter der Hand eine lange Abhandlung daraus geworden sei. 

3 ) Vgl. oben S. 67 und unten S. 75. 

4 ) Um z. B. den Nutzen der Distinktion zwischen der Vorherbestimmung 
zur Gnade (praedestinatio secundum praesentem iusticiam) und der zur Gnade 
und Glorie (praedestinatio simpliciter dicta) zu zeigen (hierüber s. Chrys. 1 61 f.), 
stellt Eck folgende These auf (ib. I 63): „Deus peccatorem electum plus diligit 
quam iustum praedestinatum tantum secundum praesentem iusticiam/ Das 
Summarium (ib. b iij r ) drückt dasselbe in anderer Form aus: „Deus plus dili¬ 
git pec[c]atorem praedestinatum quam iustum praescitum* (hier gleich repro- 
batum). Wenn man den Unterschied zwischen pr. simpliciter dicta und pr. 
secundum praesentem iusticiam im Auge behält, erkennt man sofort, wie jener 
Satz zu verstehen ist. Eck schließt daran (ib. I 64 f.) drei Korollare an: 
1) „Deus plus dilexit Petrum, quando eum negavit, quam Judam, quando 
etiam fuit in gratis. Similiter plus dilexit David adulterantem quam Sauleni 
sacrificantem“, eben weil Petrus und David „Bimpliciter praedestinati “ gewesen 
sind. 2) „Aliquem“, z. B. Saul zur Zeit seines Gnadenstandes, „mereri vitam 
aeternam, quam tarnen nunquam liabebit“. 3) „Aliquis existens in inferno“, 
z. B. jemand, der während eines langen Lebens auf Erden häufig im Besitz 
der heiligmachenden Gnade gewesen ist und während dieser Zeit viele verdienst¬ 
liche gute Werke getan hat, „habet maius ius in coelo, quam aliquis existens 
in coeloals z. B. ein Kind, das bald nach der Taufe gestorben ist und kein 
eigenes Verdienst aufzuweisen hat. Jenes Recht des Verdammten nannten die 
Juristen „jus sopitum“ und die Theologen „jus mortificatum et inutile factum*. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 75 


Dialektik wird nicht selten ein zu weiter Spielraum gegönnt, so 
daß einzelne Partien, namentlich im dritten Artikel, sehr stark 
an scholastische Untersuchungen über Fragen aus dem Gebiete 
der Logik erinnern l ). 

Unbedenklich kann man doch dem Lobe Croarias 2 ) zu¬ 
stimmen, daß Eck „mira quadam ingenii acrimonia“ geforscht und 
„annixissima studia multijugamque lectionem“ aufgewendet habe, 
um ein solches Buch zustande zu bringen 3 ). Auch mag man 
dieses mit Croaria als einen Beweis dafür anerkennen, daß Eck 
sich mit ausgezeichnetem Fleiß auf sein Kolleg vorbereitet und 
„indefesso labore“ an seinem Werke gearbeitet habe. Wenn sich 
aber Croaria auch zu dem Lobe versteigt, der Verfasser sei in 
seinem Buche so klar, daß er sich damit als einen geborenen 
Lehrer erwiesen habe, so können wir nach unsern Begriffen von 
Übersichtlichkeit in der Anlage und von Klarheit in der Aus¬ 
führung einem solchen Lobe nicht gut zustimmen. Allerdings ist 
gerade das Streben Ecks, möglichst unparteiisch zu sein und jede 
Ansicht ganz ausführlich darzulegen und zu begründen, um den 
Leser zu einem selbständigen Urteil zu befähigen, nicht am 
wenigsten Schuld daran, daß die Darstellung allzu breit wird, so 
daß man zuweilen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. 
Wenn auch das Schreiben Croarias einen empfehlenden Charakter 
hat, so haben wir doch keinen Grund, daran zu zweifeln, daß 
Ecks Vorlesungen über die Lehre von der Prädestination an der 
Ingolstädter Universität wirklich Beifall gefunden haben; denn 
eben dieser Umstand veranlaßte Croaria nach seiner eigenen 
Aussage, ihn wiederholt zu bitten, den Inhalt seines Kollegs in 
Buchform erscheinen zu lassen; denn er hoffte, ein solches Werk 
würde der Hochschule zum Ruhme, allen zum Nutzen und ihm 
selber als Gönner und Fürsprecher Ecks bei den bayerischen Her¬ 
zogen zur Ehre gereichen. In diesen Hoffnungen fand er sich nicht 


') Man sehe z. B. die Abhandlungen über die dubia 111—V des dritten 
Artikels in Chrys. IV 27—55. 

*) In Chrys. a j v ; vgl. oben S. 4 f. 

*) Eck betont übrigens wiederholt auch selber seinen Fleiß bei Ab¬ 
fassung des Chrysopassus; vgl. z. B. die oben S. 18 Anm. 6, S. 66 Anm. 1, 
S. 68 Anm. 3 mitgeteilten Stellen. 


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76 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


getäuscht; er bezeichnet nämlich das vorliegende Buch als ein 
„illustre monumentum“, das ihm außerordentlich gut gefalle. 
Wir sehen hieraus, daß Croaria, der einst selbst dem akademischen 
Lehrkörper angehört hatte, einen andern Maßstab an das Werk 
angelegt hat, als wir nach unsern heutigen Anforderungen zu tun 
geneigt sind. 

In welcher Weise benutzte Eck die für ihn in Betracht 
kommende Literatur? Oft gibt er den Fundort der angeführten 
Stellen ganz genau an*). Nicht selten aber erwähnt er bloß, 
daß ein Schriftsteller diese oder jene Ansicht vertritt oder irgend 
einen von ihm mitgeteilten Ausspruch getan hat, unterläßt es 
aber, einen Beleg für seine Behauptung beizubringen; dieses Ver¬ 
fahren scheint er besonders häufig dann innegehalten zu haben, 
wenn er das betreffende Zitat nicht aus dem Original, sondern 
anderswoher entlehnte und selber bei seinem Gewährsmann den 
Ursprung desselben nicht angegeben fand. 

Dementsprechend ist auch die Zuverlässigkeit der Eckschen 
Zitate sehr verschieden. Manche sind von ihm unmittelbar aus 
den Quellen geschöpft; häufig aber begnügt er sich damit, solche 
auf Treu und Glauben aus den Darstellungen anderer, bald mit, 
bald ohne Angabe der Gewährsmänner herüberzunehmen. Wer 
die Gepflogenheiten der damaligen Schriftsteller kennt, wird sich 
nicht darüber wundern, daß Eck sich nicht lange damit abgequält 
hat, alle Zitate in den Originaltexten nachzuschlagen, um sie 
möglichst genau an- und wiederzugeben. Eine derartige Akribie 
ward damals noch nicht verlangt. Manchmal erweckt der Ver¬ 
fasser sogar geflissentlich den Anschein, als ob er nicht auf die 
letzte Quelle zurückgegangen wäre; wenn er nämlich bei einem 
Schriftsteller den Ausspruch eines andern erwähnt fand, so nannte 
er häufig denjenigen, dem er das Zitat verdankte, auch dann, 
wenn er es im Original selber nachgelesen hatte; denn er glaubte, 
diese Anerkennung gewissermaßen demjenigen zu schulden, der 
ihn auf die betreffende Stelle aufmerksam gemacht hatte 2 ). 

*) Häufig zitiert er eine und dieselbe Stelle nur einmal genau und setzt, 
wenn er später wieder darauf zu sprechen kommt, die Kenntnis des Fundortes 
derselben einfach voraus. Durch dieses Verfahren erschwert Eck zuweilen 
die Nachprüfung. 

*) Siehe die oben S. 21 Anm. 2 und 3 mitgeteilten Äußerungen Ecks. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 7? 


Die Ungenauigkeiten und Fehler mancher Eckschen Zitate 
sind also zunächst darin begründet, daß er sehr viele Stellen ohne 
weiteres aus andern Schriften herübergenommen hat, ohne selber 
nachzuprüfen, ob die betreffenden Angaben stimmten oder nicht. 
Das Decretum Gratians, die Postilla des Nikolaus von Lyra nebst 
den Glossen*) und die Sentenzenkommentare boten ihm einen 
reichen Schatz von Zitaten aus Werken der patristischen und 
scholastischen Theologie dar, und Eck hat in vollem Maße daraus 
geschöpft. In vielen Fällen, z. B. wo es sich um Zitate aus 
Augustinus, Hieronymus oder Chrysostomus ohne genauere Be¬ 
zeichnung der Fundstellen handelte, war ja allerdings eine Kon¬ 
trolle für ihn geradezu unmöglich, zumal wenn den Werken des 
betreffenden Schriftstellers kein genaues Stichwort- oder Sach¬ 
register beigegeben war. 

Ferner wurden die Irrtümer, die Eck schon in seinen Vor¬ 
lagen fand, noch vermehrt durch Schreib- oder Druckfehler, die 
teils ihm, teils der Druckerei zur Last fallen 2 ). 

Auch der Umstand ist zu berücksichtigen, daß Eck ver¬ 
schiedene Werke, die er in früheren Zeiten gelesen hatte, damals, 
als er den Chrysopassus schrieb, nicht zur Hand hatte, so daß 
er sich über die Richtigkeit eines Zitates und seines Zusammen¬ 
hanges nicht mehr vergewissern konnte. Mit andern Schriften 
war er so vertraut, daß er sich, wie er selbstgefällig bemerkt, 
bei manchen Hinweisen darauf ruhig auf sein allerdings vorzüg¬ 
liches Gedächtnis verlassen zu können glaubte und es für über¬ 
flüssig hielt, Zeit und Mühe damit zu verlieren, die betreffenden 
Stellen noch einmal nachzuschlagen 3 ). 

') Vgl. oben S. 24 Anm. 1. 

*) Es ist ein Zeichen von großer Flüchtigkeit des Druckers, daß er so 
viele Fehler in den Nummern der Paragraphen stehen gelassen hat. 

3 ) Chrys. biij r : „Hoc etiam perpendat amicus lector, quorundam 
librorum aliquando a nobis lectorum copiam defuisse; aliquorum item familiari- 
tatem ita conplexi, nt, vel ingenio vel memoriae confidentes, hos etiam prae- 
sentes in multis punctis iam non perspexerimus.“ Ecks Gedächtniskraft erregte 
in der Tat die Bewunderung seiner Freunde nicht minder wie seiner Gegner. 
Vgl. den Brief des Petrus Mosellanus au Julius Pflug (Meißen, 6. Dez. 1519): 
»Quod ad ingenium attinet, memoria pollet insigni, quae si in parem incidisset 
iotellectum, iam omnibus numeris naturae opus fuisset absolutum.“ Bei 


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78 


I. Literargeschichtlicber Teil. 


Manchmal, wenn er Zweifel hegte, ob er den Sinn einer 
Stelle richtig auffaßte, oder wenn er ein Zitat nicht nachprüfen 
konnte oder wollte, bediente er sich aus Vorsicht solcher Rede¬ 
wendungen, wie z. B. „sicut ego eum intelligo“ (Chrys. V 100), „si 
bene memini“ (ib. IV 52), „quod ego memoria teneam“ (ib. I 60), 
„traditur“ (ib. V 55), „dicitur“ (ib. VI 24) und dgl. 

Hat er ein Zitat nicht aus dem Original, sondern aus zweiter 
Hand, so liebt er es, seinen Gewährsmann zu nennen, einerseits 
um ihm die Ehre der Erwähnung seines Namens zu schenken *), 
anderseits gewiß aber auch öfters, um ihm die Verantwortung 
für die betreffende Mitteilung zuzuschieben. Bei fast allen Theo¬ 
logen der zweiten Tabelle läßt es sich feststellen, woher Eck seine 
Angaben über sie entlehnt hat -). 

Die meisten der von Eck benutzten Werke lagen im Jahre 
1514 bereits gedruckt vor, manche von ihnen sogar in mehreren 
Ausgaben. Welche von. diesen Editionen er in Händen gehabt 
hat, läßt sich nur selten feststellen 3 ). Hin und wieder versucht 
er sich auch mit Glück ein wenig in Textkritik; z. B. verbessert 
er eine schlechte Lesart in seinem Exemplar von Bonaventuras 
Kommentar zu den Sentenzen 4 ). Ein andermal tadelt er die ihm 

V. E. Löscher, Vollständige Reformations-Acta und Documenta, Leipzig 1729, 
111 248. Vgl. Wiedemann 361; J. Köstlin, Martin Luther (5. Aufl. von 
G. Kawerau) Berlin 1903, 1 242, 244; A. Hausrath, Luthers Leben, Ber¬ 
lin 1904, I 296. 

') Vgl. oben S. 76. 

3 ) So zitiert er z. B. den Thomas Anglicus nach Konrad Wimpina 
(Chrys. U 30, IV 52), den Petrus Aureolus nach Dietrich von Süstern, Gregor 
von Rimini, Konrad Wimpina, Johannes Picardus, Paulus Cortesius (ib. 11 36, 
42, III 30, IV 82). Auch wenn Eck Stellen aus Schriften der in Tabelle I 
genannten Theologen nicht im Original eingesehen, sondern aus mittelbaren 
Quellen genommen hat, gibt er letztere häu6g genau an; es ist z. B. das 
Corpus juris cononici seine Fundgrube für manche (echte und unechte) Zitate 
aus Augustinus und Gregor d. Gr. (ib. 111 54, 42). Ferner werden Stellen aus 
Augustinus und Ambrosius unter Berufung auf Bonaventura, Heinrich von 
Gent, Thomas von Straßburg, Petrus Lombardus usw. angeführt (ib. III 40, 
46, 47). Namentlich aber verdankte Eck viele Augustinuszitate dem von ihm 
sehr geschätzten Kommentar Gregors von Rimini zu den Sentenzen; vgl. 
ib. II 35 und oben S. 38. 

a ) S. oben S. 26. 

4 ) Vgl. Chrys. IV 50; es handelt sich um eine Stelle bei Bonaventura 
lib. I dist. 40 art. 2 q. 1 (1. c. I 709). 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 79 


vorliegende Ausgabe des Sentenzenkommentars von Holcot wegen 
ihrer vielen Fehler 1 ). 

Eck gab sich aber nicht damit zufrieden, bloß gedruckte 
Literatur heranzuziehen, sondern benutzte selbstverständlich auch 
solche Werke, die ihm nur handschriftlich Vorlagen 2 ). Befreundete 
Gelehrte erwiesen ihm öfters den Gefallen, ihm die Benutzung 
von Manuskripten, die ihm noch unbekannt gewesen waren, zu 
gestatten oder gar Abschriften davon zu besorgen. Im Chryso- 
passus zollte er ihnen wiederholt dafür den Tribut des Dankes. 
Durch Übersendung von derartigen Handschriften erfreuten ihn 
z. B. der Weihbischof Tilmann Limperger (Telamonius) von Basel, 
der ihm Abschriften von dem Werke eines ungenannten Augustiners 
und von dem Sentenzenkommentar des Hugolinus zusandte 3 ), 
ferner der Mathematiker Jakob Stoppel, der ihm den noch heute 
ungedruckten Sentenzenkommentar des Petrus von Candia ver¬ 
schaffte 4 ); durch die Memminger Prediger Dr. Jodokus und Christoph 
Seitorius erhielt Eck den Kommentar Konrads von Ebrach 5 ), und 
der Güte Wimpfelings verdankte er das Werk des Petrus von 
Nogent, sowie eine Mitteilung über eine in Speier befindliche 
Handschrift des Heinrich Langenstein von Hessen ,; ). 

Eck suchte aber auch selber auf seinen Reisen nach wert¬ 
vollen Manuskripten. Für den wissenschaftlichen Eifer und das 
ernste Streben des jungen Gelehrten ist besonders die Geschichte 
der Auffindung jenes Sentenzenkommentars in Memmingen cha¬ 
rakteristisch, als dessen Autor ein Konrad von Ebrach in der 
betreffenden Handschrift bezeichnet ward. Die Entdeckung, daß 
der Text dieses Werkes wörtlich übereinstimmte mit dem Texte 
eines Kommentars, der in Paris unter dem Namen eines Cister- 
ciensers Dionysius erschienen war, veranlaßte Eck zu gewissen¬ 
haften Untersuchungen darüber, welcher von beiden wirklich der 

>) Chrya. III 53. 

*; Er gab sich große Mühe, in den Besitz der einschlägigen Literatur 
zu kommen; vgl. z. B. die oben S. 57 Anm. 10 aus Chrys. VI 24 mitgeteilte 
Äußerung betreffs Thomas von Bradwardin. 

8 ) Chrys. III 88; s. oben S. 23 Anm. 3. 

4 ) Chrys. IV 59; s. oben S. 42. 

6 ) Chrys. V 33, VI 6; s. oben S. 40 f. 

e ) Chrys. II 8, IV 16; s. oben S. 42 und 52. 


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80 


I. Literargeschichtlirher Teil. 


Verfasser gewesen ist. Trotz fleißiger Nachforschungen mußte er es 
zu seinem Bedauern schließlich doch noch für eine offene Frage 
erklären, ob Konrad oder Dionysius jenes Buch geschrieben habe. 
Zugleich aber gab er seinem Abscheu dagegen Ausdruck, daß 
jemand die literarische Unehrlichkeit begangen hatte, den Ruhm der 
Autorschaft dem wahren Verfasser zu stehlen und einem fremden 
Menschen zuzusprechen 1 ). 

Es ist kein Grund vorhanden, daran zu zweifeln, daß diese 
Entrüstung durchaus ehrlich gemeint ist. Beim Studium des 
Chrysopassus empfängt man vielmehr den Eindruck, daß es Eck 
fern gelegen hat, einen literarischen Diebstahl zu begehen und 
sich mit fremden Federn zu schmücken, daß er im Gegenteil 
bestrebt gewesen ist, möglichst häufig und möglichst viele Schrift¬ 
stellernamen anzuführen, um auf diese Weise seine Belesenheit, 
die allerdings erstaunlich groß war, in ein helleres Licht zu 
setzen. £r will zwar glänzen, aber nicht auf Kosten anderer, 
und verschmäht es, sich heimlich die Früchte fremden Fleißes 
anzueignen. Er liebt es vielmehr anzugeben, wem er seine Kennt¬ 
nis von einer Sache oder Stelle zu verdanken hat. 

Mit derselben Entschiedenheit aber, mit der er das geistige 
Eigentum anderer achtet und ehrt, hält er auch darauf, der 
Welt vor Augen zu führen, was er Neues bringt, oder welche 
Meinung er über diese oder jene Frage vertritt. Ein „Eckius“ 
als Überschrift im Texte oder als Bemerkung auf dem Rande 
soll den Leser darauf aufmerksam machen, daß hier der Schrift¬ 
steller seine eigensten Gedanken zum besten gibt 2 ). 

') Vgl. oben S. 40 f. 

’) Vgl. z. B. Chrys. 111 25. 51, IV 44, 51, 89, 95, V 10, 82, VI 18. 20. 
Der Name „Eckius“ steht manchmal auch dann auf dem Rande, wenn im Texte 
von einer seiner Schriften die Rede ist. Eck verweist überhaupt gerne auf 
seine bereits gedruckten Schriften und Reden, z. B. auf die „Bursa pavonis“ 
(Logices exercitamenta oder Parva logicalia) in Chrys. IV 29, 40, 41, 43, 60, 
V 99, VI15, 16: auf das „Schiff des Heils“ ib. IV 22, VI 39; auf seine Leichenrede 
beim Tod Georg Northofers ib. V 22; desgleichen auf seine Disputationen ib. 
I 6, 45, II 85, 111 93; auf seine nur geschriebene quaestio vesperialis ib. V 22; 
auf seine Probe- und Antrittsvorlesung in Ingolstadt ib. III 93, IV 19. über 
jene gedruckten Schriften Ecks s. Wiedemann 448-452. Im Chrysopassus 
werden ferner „singularia nostra“ und „ auscultationes nostrae physicae“ er¬ 
wähnt; letztere sind vielleicht ein handschriftlicher Vorläufer zu dem 1518 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 81 

Eck verrät aber nicht bloß Stolz auf seine persönlichen 
Leistungen, sondern auch auf die seiner Volksgenossen, ln patrio¬ 
tischem Hochgefühle setzt er in Tabelle 1 und II und ebenso 
auch häufig im Texte zu den Namen der deutschen Autoren die 
Bezeichnung Germanus (abgekürzt Ger. oder G.) hinzu 1 ). Besonders 
stolz ist er auf diejenigen Gelehrten, die aus seiner engern Heimat, 
aus dem Schwabenlande, hervorgegangen sind, z. B. auf Albert 
den Großen, „den Ruhm der Schwaben und Deutschen“ (Chrys. b ij r ), 
und Reuchlin, „die Zierde Schwabens“ (ib. V 1). 

Die Liebe zum eigenen Volke hält ihn jedoch nicht davon 
ab, auch den Gelehrten der andern Nationen seine Anerkennung 
und Verehrung zu bezeugen. Es werden z. B. in Chrys. V 37 
eine Anzahl von Theologen als „valentissima Britannorum ingenia“ 
und als „Anglici ingeniosissiini“ bezeichnet; ja er betrachtet den 
Scharfsinn geradezu als eine Eigentümlichkeit der aus jenem 
Inselreiche stammenden Theologen 2 ).^ 

Auch der Pariser Universität gegenüber legt er die größte 
Hochschätzung an den Tag. Solche Leute, denen eine Entschei¬ 
dung der Pariser unbequem war, pflegten sich des englischen 
Sprichworts zu bedienen, jenseits des Meeres hätten die Artikel 
der Sorbonne keine verpflichtende Kraft mehr. Johannes Picus 
von Mirandula erweiterte diesen Satz scherzhaft dahin, die Urteile 

gedruckten Kommentare Ecks zu „ Aristotelis Stagyritae acroases physicae libri 
VIII“; hierüber 8. Wiedemann 476 f. Es möge gestattet sein, einige Äußerun¬ 
gen Ecks über seine singularia und auscultationes hier mitzuteilen. Betreffs 
der singularia sagt er in Chrys. V 32: „hoc legent aliquando studiosi in singu- 
laribus nostris*; ferner ib. V 38: „et nos in singularibus nostris latissime tangi 
mus materiam luminum, scilicet naturae, prophetiae, fidei, theologiae et gloriae“. 
Betreffs der auscultationes heißt es ib. II 64: „nos in auscultationibus physicis 
multa adnotavimus de causis essentialiter subordinatis - ; ähnlich ib. II 67; vgl. 
ferner ib. II 72: „nos remittimus, ne omnia hic expiscemur, in auscultationibus 
nostris physicis et in primo de generatione* (der Kommentar Ecks zu der 
aristotelischen Schrift De generatione ward auch erst 1518 druckfertig; s. 
Wiedemann 478); weiter ib. IV 2: „nos ahunde diximus in auscultationi¬ 
bus nostris physicis.* Über eine Vorlesung, die er 1505 in Freiburg über 
Occam gehalten hat, redet er in Chrys. I 6. 

') In Chrys. VI 33 vergleicht er durchschlagende Beweisgründe mit 
„tormentis et machinis bombardarum a Germanis repertis“ und bemerkt dazu 
am Rande: „Bombarda Germanorum inventum.“ 

*) Vgl. oben S. 42 das begeisterte Lob, das Eck dem Karmeliter Michael 
von Bologna erteilt. 

Ref-gesch. Studien u. Texte, Heft 1: Greving, Eck. 6 


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§2 


1. tjiterargeschiohtlicher Teil. 


der Sorbonne reichten auch nicht über die Alpen. Desgleichen 
sagte man in Deutschland, sie hätten auch diesseits des Rheines 
oder, wie es, da der Rhein nicht Deutschlands Grenze sei, nach 
Eck richtiger heißen würde, diesseits der Vogesen keine bindende 
Kraft mehr *). Indes, wenn Eck auch einräumt, daß die Urteile 
der Pariser irrig sein können und nicht für alle Gläubigen ver¬ 
bindlich sind, so gesteht er ihnen doch eine ganz besondere 
Bedeutung zu und erklärt es für unpassend, dem reiflich nach 
allen Seiten hin erwogenen Urteil dieses Kollegiums der gewieg¬ 
testen Theologen ohne einen zwingenden Grund zu widersprechen 2 ). 

Den Heiligenlegenden gegenüber verhält er sich kritiklos; 
er macht sie ohne Bedenken zum Gegenstände ernster theologischer 
Untersuchungen, ein Verfahren, das allerdings nicht ihm allein 
eigentümlich ist, sondern auch von andern Scholastikern beobachtet 
wird. Zum Beispiel behandelt Eck eingehend die Befreiung des 
Kaisers Trajan und des Königs Dagobert aus den Qualen der 
Hölle durch das Gebet des hl. Papstes Gregor I. bzw. des hl. 
Bischofs Dionysius von Paris, ferner die Wiederbelebung und 
Buße eines bereits verdammten Minoriten dank der Fürbitte der 
hl. Katharina, zu der dieser bei Lebzeiten eine große Andacht 
gehegt hatte; weiter die Erlösung des Alemannenherzogs Eticho 1. 


‘) Chrys. VI 12: „Sed non desunt, qui . . . stattm confugiunt ad Angli- 
coram adagium, quia articuli Parrhisiani non transeant mare. Ita per iocum 
dixit doctissimns comes Joannes Ficus, quod non transeant Alpes, sic non 
obligent Italos. Et nos Germani dicimus similiter, quod articuli Parrhisiorum 
non transeant Rhenuni, etsi Rhenus non sit praecise liines Germaniae.“ Dafür, 
daß der Rhein nicht Deutschlands Grenze sei, beruft er sich auf Wimpfeling 
und Peutinger und schließt dann mit den Worten: „Dicamus ergo eos non 
transire Vogesum“. Auch im Index (ib. Aaiiij 1 ') hebt Eck hervor: „Germaniae 
terminus occidentalis est Vogesus.“ 

2 ) Chrys. VI 12: Etsi persuasum sit, articulos Parrhisianos non omnes 
fideles obligare, quare non tenetur eis quilibet assentire: operantur tarnen alt- 
quid, ut indecorum sit eos negar**, ubi non violenta urget ratio; praesumptio 
enim est pro eis, quando doctissimi viri et in theologia exercitatissimi collegia- 
liter (ut ita loquar) aliquid concluserunt, quod hoc solide ac synceriter, bene 
libratis utrimque rationibus fecerint. Non tarnen nego, quin extrarius aliquis 
non solum rationibus, sed et patrum autoritate fulcitus posset nonnunquatn 
aliter sentire. ac ipsi Parrhisienses senserint. Nam cum homines sint, non 
habentes illam Spiritus Sancti assistentiam infallibilem sicut ecclesia, ideo pos- 
sent ['] aliquando errare. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 83 

aus den Flammen der Hölle oder des Fegfeuers infolge des Gebetes 
seiner Tochter, der hl. Odilia i ). Desgleichen werden die Legenden 
vom zweimaligen Sterben der hl. Odilia und des hl. Sebastian 
erwähnt 2 ). Eine besondere Schwierigkeit bereitete dem Ingol- 
städter Professor die Geschichte des von den Toten auferweckten 
Lazarus. Warum, so fragte er sich mit andern Scholastikern, 
ist er nach seiner Auferweckung immer so traurig gewesen, so 
daß er niemals mehr gelacht hat? 3 ) Auch die Legende des hl. 
Nikolaus ward theologisch verweilet 4 ). 

Daß Eck die Reliquien hochschätzte, bedarf eigentlich keiner 
Versicherung. An ihre Echtheit scheint er bereitwilligst geglaubt 
zu haben. Nicht im mindesten zweifelt er z. B. daran, daß die 
Gebeine von Kindern, denen er in Köln und Heidelberg seine 
Verehrung erwiesen hatte, wirklich von den Knäblein herrührten, 
die Herodes in Bethlehem hatte umbringen lassen; daß ihre „Cor¬ 
pora“ unversehrt geblieben sind, betrachtet er als ein Wunder 
Gottes und als einen Beweis dafür, daß diese Kindlein als heilige 


') Vgl. Chrys. IV 65—66. Manche Scholastiker meinten, Eticho sei aus 
der Hölle, andere, er sei nur aus dem Reinigungsorte befreit worden. Eck 
kannte den Legendenkreis der hl. Odilia, da er im Jahre 1506 ihr Heiligtum 
auf dem Odilienberg (von Eck und noch jetzt vom Volke «Berg Hohenburg“ 
genannt) besucht hatte; vgl. 1. c. IV 66: «uti hodie in inonte Hohenburg, ubi 
eius (des Eticho) fuit castrum, sacellum ostenditur, in quo pervigil S. Otilia 
ante cancellos pro eo orasse dicitur. Et caverna, qna exivisse Etico creditur, 
hodie monstratur, uti nos annis abhinc ferme septem (am Rande: anno 1**06.) 
hiis oculis devote vidimus.“ 

2 ) In Chrys. IV 73 erzählt Eck, wie Odilia, die ohne die hl. Wegzehrung 
gestorben war, auf das Gebet ihrer Ordensschwestern hin nochmals zum Leben 
erwachte, in wunderbarer Weise die hl. Kommunion empfing und dann zum zwei¬ 
ten Male verschied. «Calice ergo divinitus praesente et venerabili sacramento 
provisa illum divinum spiritum reddidit domino. Calix adhuc ostenditur.“ Vgl. 
auch ib. IV 75 (die Zahl LXXV fehlt am Rande). — Über den hl. Sebastian 
s. ib. IV 68, 75. 

a ) Vgl. Chrys. IV 68-72, 74-77. 

4 ) Chrys. II 100: «Sanctus quoque Nicholaus a multis huic ordini (näm¬ 
lich den sanctificat.i in utero) ascribitur, quia natus statim erectus in pelvi 
sine extrario iumento stetit et ab uberibus maternis praeter semel feria quarta 
et sexta abstinuit.“ Eck schreibtim Index (Aa vj r ): «non fuit sanctificatus 
in utero, tarnen accepit maiorem gratiam in baptismo quam alii pueri.“ 

6 * 


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84 


I. Literargeschicbtlicher Teil. 


Märtyrer zu verehren sind l ). Daß man zu St. Emmeram in 
Regensburg die Reliquien des hl. Dionysius von Paris aufbe¬ 
wahre, glaubt er fest, gestützt auf die Autorität Peutingers 2 ), 
und mit wahrer Entrüstung erfüllt ihn der Versuch Vallas, dem 
Areopagiten Dionysius die Urheberschaft an den ihm zugeschrie¬ 
benen Büchern abzusprechen H ). In derartigen Fragen war es 
also mit seiner Kritik schlecht bestellt. 

Anlagen zu religiöser Schwärmerei sind aber bei Eck nicht 
zu finden, vielmehr entwickelt er in Sachen der Übung der 
Frömmigkeit durchaus vernünftige und nüchterne Gedanken. Ein¬ 
dringlich warnt er vor der Sucht nach Absonderlichkeiten, vor 
übermäßigem Fasten, Wachen und Beten; denn durch derartige 
Übertreibungen untergrabe der Mensch die Kralle seines Körpers, 
werde infolgedessen weniger widerstandsfähig gegen böse Ein¬ 
drücke und Versuchungen und gerate um so leichter in die Netze 
des Satans, zumal da er sich gewöhnlich nur von seinem Eigen¬ 
dünkel leiten lasse und den Ratschlägen und Mahnungen ver¬ 
ständiger Leute kein Gehör schenken wolle. Es sei besser, ein¬ 
fältigen Herzens den „königlichen Weg“ zu gehen, als nach hohen, 
wunderbaren Dingen zu streben *). Darum hält Eck es auch für 

! ) Chrys. IV 11: „Tertio adde, quod eorum corpora incorrupta perman- 
serunt, non sine spetiali dei mirnculo, eorum sanctitatem spetiali attestatione 
conprobanto: quemadmodum religiöse observantur. Unum apud Budorim, hoc 
est Ueidelbergam, undecennis vidi in aede sacra Sancti Spiritus (am Rande: 
anno 1497.), alterum Coloniae apud Minoritas (am Rande: anno 1502.). Nisi 
enim deus spetiali gratia et gloria eoa ornasset in coelis, non ita privilegiis 
extolleret in terra.“ Nach seinen Angaben in der Replica 53 ** und v bezog 
Eck erst im April 1498 [er war damals elf Jahre alt] die Universität Heidel¬ 
berg und ward im Oktober 1501 auf die Kölner Hochschule gesandt, wo er 
sieben Monate blieb. 

*) Chrys. III 91; vgl. oben S. 28 f, G4. 

n ) Vgl. oben 8. 28, 54 Anm. 1. 

4 ) In Chrys. V 48 erklärt er, inwiefern die „discretio“ ein Kennzeichen 
einer wahren Offenbarung sei. Diese Tugend sei dann vorhanden, wenn der 
angebliche Visionär „habeat promptitudinem ad credendum consiliis bonorum 
et peritorum virorum, non ambulet. in mirabilibus supra se, sed in via regia, 
simplici corde. Carent hac virtute, quibus placet propria sententia; ambulantes 
in adinventionibus suis capitosis, ieiuniis se supra modum macerant, pro- 
tendunt vigilias, orationibus vocalibus se exhauriunt, lachrymis plus quam 
decet cerebrum perturbant. Et dum haec faciunt, nullius credunt monitis, con- 
silio nullius acquiescunt, ut temperantius se gererent, doctores in lege peritos 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 85 

gefährlich, zu wünschen, Gott möge einen seiner Offenbarungen 
würdigen; da ein derartiges Begehren selten ohne Beimischung 
von Stolz, Anmaßung und Neugierde sei, fielen solche Leute ge¬ 
wöhnlich der Täuschung des Teufels zum Opfer J ). Große Klugheit 
zeigte Eck auch in der Beurteilung einer Frauensperson, die der 
Augsburger Diözese angehörte und bei vielen im Rufe einer aus¬ 
gezeichneten Frömmigkeit und eines wunderbaren Lebens stand. 
Eck hörte, wie sie sich laut der Wohltaten gegen ihre Feinde 
rühmte, merkte aber, daß sie doch heimlich Rache an ihnen zu 
nehmen suchte; diese Beobachtung überzeugte ihn sofort davon, 
daß ihre Frömmigkeit nicht echt und tief war 2 ). 

Auch das muß man ihm zur Ehre anrechnen, daß er sich 
von dem Aberglauben der Astrologie, dem so viele seiner Zeit¬ 
genossen ihre Huldigung dargebracht haben, nicht bloß frei ge¬ 
halten, daß er ihn vielmehr entschieden verworfen hat 3 ). 

Die Darlegungen Ecks sind von einem gläubigen, kirchlichen 
Geiste getragen. Dem Theologen ziemt es, bei seinen Unter¬ 
suchungen in Glaubenssachen Demut und Bescheidenheit zu wahren. 
Stößt er auf unlösbare Schwierigkeiten, so muß er ehrlich sein 
Unvermögen eingestehen und darf sich nicht zu gewagten Be- 

spernunt. . . . Hominis ergo se ita indiscrete gerentis revelationes merito sunt 
suspectae; nam daemon seit, hiis excessivis operibus naturam destrui et turbari 
atque magis aptam eftici impressionihus suis ac illusionibus, ut pulchre autor 
Fortalicii [Alfons von Spina] declarat lib. V. consideratione XI. Ea propter in 
magicis superstitionibus immoderatam praecipit abstinentiam, ut illi aptioras sint 
ad illudendum . . .“ 

*) In Chrys. V 47 meint er in Übereinstimmung mit Alfons von 
»Spina (Fortalicium fidei, lib. V. consideratio IX.): „communiter desiderantes 
habere visiones et revelationes decipiuntur a diabolo, quia tale desiderium raro 
est sine radice superbiae et praesumptionis seu vanae curiositatis.“ Um die 
Glaubwürdigkeit einer Offenbarung beurteilen zu können, müsse man darauf 
achten, „an res, de qua fit revelatio, sit utilis fidei, ad bonos mores, ad rem- 
publicam, ad divini cultus honorem et augmentum; aut si sit supervacuis rebus 
immixta, inutilibus, partim oftitiosis, anilibus fabulamentis et stultis, qtiae omnia 
derogant autoritati revelationis, sicut prima conferunt“. 

2 ) Vgl. Chrys. V 49. 

s ) Vgl. die Äußerungen Ecks über die „irnpii genethliaci“ in Chrys. 
IV 19. Auf sein Urteil Über die Astrologie hat die Schrift des gelehrten 
Grafen Johannes Picus von Mirandula Adversus Astrologos, die 1488 erschienen 
war, bestimmend eingewirkt; vgl. Günther 156 Anm. 25; s. auch 143. Vgl. 
ferner Wiedemann 389 f. 


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86 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


hauptungen fortreißen lassen l ). Nicht den Theologen, und mögen 
sie so gelehrt sein, wie das Kollegium der Sorbonne, sondern 
nur der Kirche ist der Beistand des hl. Geistes und damit das 
Privileg der Unfehlbarkeit verheißen 2 ). Außer den Tugenden der 
Demut und Bescheidenheit muß der Theologe auch ein ernstes 
Streben nach Wahrheit besitzen 3 ). 

Demgemäß erklärt Eck in seinen „Protestationes“ 4 ), er wolle 
nichts sagen, was in Widerspruch stehe mit der vom hl. Geiste 
inspirierten Bibel, oder mit der Lehre der hl. Mutter, der Kirche, 
oder was fromme, christliche Gemüter verletzen könne. Falls er 
aber, ohne es zu wissen, gegen diesen seinen Grundsatz verstoßen 
werde, solle dies schon von vornherein als widerrufen betrachtet 
werden. In allem unterwerfe er sein Buch dem Urteil der Kirche 
und des Papstes, aber auch dem seiner ehemaligen Lehrer und 
aller bewährten Theologen, deren Aufgabe es sei, die Irrenden 
liebevoll aufzuklären und auf den rechten Weg zurückzuführen. 
Sollte er einmal in der Kritik fremder Meinungen eine zu spitze 
Feder geführt haben, so möge man dies nicht als Frechheit oder 
Anmaßung auslegen und verurteilen, sondern seinem jugendlichen 
Feuer zugute halten; denn er sei von dem aufrichtigsten 
Streben nach Wahrheit beseelt. Gerade diese seine Wahrheits¬ 
liebe betont er des öftern, um sich wegen der Kritik zu ent¬ 
schuldigen, die er an den Meinungen und Begründungen hervor¬ 
ragender Gelehrter üben zu müssen glaubt 5 ). Desgleichen ver- 

*) Eck pflichtet den Forderungen Gregors von Rimini bei (Chry9. V 100; 
s. oben S. 38 f.) und macht sie dadurch auch zu den seinigen. 

? ) Chrys. VI 12; s. oben S. 82 Anm. 2; vgl. auch unten S. 90. 

8 ) Chrys. II 58: Sed veritatis amore (cuius indagationi studiosus quis- 
que et theologus in primis obviis, ut aiunt, ulnis insudare debet) opinionem 
secundam disquireraus . . . 

4 ) Vgl. Chrys. I 87 f., IV 14. 

6 ) Daß er mit seinen Forschungen nur der Wahrheit dienen will, beteuert 
er wiederholt, z. B. in Chrys. bj r (s. oben S. 68 Anm. 2), I 88 (s. oben S. 70 
Anm. 2), II 58 (s. die vorhergehende Anm. 3), VI 24 (s. oben S. 66 Anm. 1). 
Vgl. auch folgende Worto im Schreiben an seinen Oheim Martin Maier vom 
23. Oktober 1513 (Chrys. Ziij v ): „. . . et hic et in aliis scriptis testatum volo, 
nihil mihi priu 9 esse veri studio et recti. Quod si hoc assequor, bene mecum 
agitur, salva res est; sin minus, ab aliis cum divo A[urelio] Augustino et pla- 
cide admoneri gaudeo et aspere castigari non recuso.“ Über Augustins wahrhaft 
schöne und großartige Gesinnung s. A. Koch, Die Auktorität des hl. Augustin 
in der Lehre von der Gnade und Prädestination, in ThO LXXlll (1891) 103 ff. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 87 


sichert er mehrmals, daß er in aller Demut und Bescheidenheit 
kritisieren wolle l ). 

Betreffs der Berechtigung und der Grenzen der theologischen 
Spekulation, insbesondere über die Gnadenwahl, äußert sich Eck 
genauer im Vorwort zum Ghrysopassus. Er hält es für ein zwar 
sehr schwieriges, aber auch Gott wohlgefälliges Unternehmen, 
sich mit den höchsten Geheimnissen der Theologie beschäftigen 
zu wollen, vorausgesetzt, daß dies in Demut, Bescheidenheit und 
Ehrfurcht geschieht und mehr einem Beten als einem Forschen 
gleicht. Darum will er an seine Aufgabe nur herantreten, indem 
er Gottes Beistand anruft und nicht wie Zacharias, der Vater des 
Täufers, zweifelt, sondern wie Maria, die Mutter des Heilandes, 
die göttlichen Geheimnisse bewundert 2 ). 

Drei Grundsätze (documenta) müssen hierbei vor allem fest¬ 
gehalten werden 3 ). 

Der erste ist den Sprüchen Salomons (3,5) entnommen und 
lautet: * Verlaß dich nicht auf deine Klugheit“. Will jemand im 
Vertrauen auf seinen Fleiß und Verstand eigene Wege aufsuchen, 
dann wird er bald in Irrtum geraten. Alle Häretiker haben wider 
jene Mahnung der hl. Schrift gefehlt. 

Das zweite Prinzip ist in dem Satze des athanasianischen 
Glaubensbekenntnisses enthalten: „Wer selig werden will, muß am 
katholischen Glauben festhalten“; denn dieser ist der Fels, auf 
den Christus seine Kirche gegründet hat. Niemand darf es wagen, 
die göttlichen Geheimnisse seinem Verstände anpassen zu wollen; 
vielmehr muß man danach streben, seinen schwachen Geist zu 
ihnen emporzuheben, indem man sich ihnen demütig unterwirft. 
Aber wird nicht durch solche Forschungen das Verdienst des 
Glaubens geschmälert? Eck verneint diese Frage und begründet 
seine Ansicht, indem er sagt: Weil der Theologe bereit ist, auch 
dann zu glauben, wenn sein Verstand das Geheimnis nicht erfaßt, 
darum vermindert das Studium das meritum fidei keineswegs, 
sondern vermehrt es. Vernunftgründe, die gegen einen Glaubens¬ 
satz sprechen, sind auch dann für sophistisch zu halten, wenn 

l ) Vgl. z. B. oben S. 66 Anm. 1, 71 Anm. 1. 

*) Vgl. Chrys. 11-3. 

8 ; Eck verbreitet sich darüber in Chrys. 1 4—8. 


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88 


I. Literargeschicbtlicher Teil. 


niemand imstande ist, sie zu entkräften*). In Wahrheit aber 
vertragen sich Wissen und Glauben ganz gut miteinander 2 ). 

Nach dem dritten Grundsatz mute man gerne glauben und 
seinen Verstand gefangen geben, zumal wenn man sieht, date 
tüchtige und bewährte Theologen etwas übereinstimmend lehren. 
Gegen diesen Satz verstötet die Schar der Ungebildeten und 
Laien, die häufig dickköpfig und verwegen genug sind, den 
Gelehrten in der höchst schwierigen Frage der Gnaden wähl zu 
widersprechen, anstatt ihnen vertrauensvoll Glauben zu schenken 3 ). 

Während sich der zweite Grundsatz auf die Glaubenswahr¬ 
heiten im strengen Sinne bezieht, gibt der dritte an, wie man 
sich betreffs derjenigen Lehren verhalten soll, die zum Verständnis 
jener Dogmen dienen oder Folgerungen daraus darstellen, wie 
man sich überhaupt beim Studium theologischer Fragen zu be¬ 
nehmen habe. Hierbei läßt Eck die Bemerkung fallen, date abge¬ 
sehen von dem, was uns der Glaube lehrt, und von dem wenigen, 
was wir wirklich wissen, alles übrige nur auf mehr oder minder 
sichern Meinungen beruht. 

Date Eck die Bibel für Gottes Wort hält, versteht sich von 
selbst. Die hl. Schrift muß für den Theologen die Richtschnur 
bilden 4 ), aber dabei ist doch zu berücksichtigen, daß sie aus 
gewissen Rücksichten manchmal etwas einseitig betont, wenig¬ 
stens wenn man bloß auf ihren Wortlaut achtet; die Folge 


') Außer Chrys I 5 ist hier zu beachten der Satz im Index (ib. Aajr): 
„Argumenta, quae sunt contra fidem, licet quis solvere nesciret, debet tarnen 
reputare sophistica.“ 

*) Vgl. Chrys. I 6 und den Satz des Index (ib. Aaiiijr): „Fides et 
scientia se conpatiuntur. * Betreffs des Glaubens s. auch Chrys. IV 18, 32, 
V 31, 96. 

*) Vgl. Chrys. 17, wo Eck auch sagt, wie er es selber beim Studium 
der Theologie gemacht hat: „Cuiusque ergo doctoris sententia facile addiscitur, 
dum verum dixisse creditur. Expertus loquor; totum intellectum saepe doctori- 
bus obtuli, ut seusa eorum profunda eruere possem.“ Entsprechend dem Satze: 
„praeter credita et pauca scita caetera opinamur“ (ib. I 7) legt er ib. Lj r 
und v ( 8 . oben S. 71 Anm. 2) auch seine Stellung zu der Kontroverse betreffs 
der bedingten oder unbedingten Prädestination dar. 

4 ) Vgl. z. B. Chrys. II 88: in sacra scriptura, in qua est vera theologo- 
rum regula. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 89 

davon ist, daß Einfältige sie nicht ohne weiteres richtig verstehen 
können 1 ). 

Von großem Interesse ist es ferner, zu selten, welche An¬ 
schauungen Eck über den Wert von Aussprüchen der Väter ver¬ 
tritt; er hat dieser Frage drei umfangreiche Anmerkungen (notulae) 
gewidmet 2 ). Nebenbei bringt er auch das Verhältnis der Väter 
zu Bibel, Kirche und Papsttum zur Sprache. 

ln der ersten Anmerkung erklärt Eck: Die von der Kirche 
approbierten und rezipierten Väter besitzen eine solche Würde 
und ein solches Ansehen, daß wir ihnen ruhig Glauben schenken 
können. Zu jenen Vätern gehören die vier Säulen der Kirche: 
Gregor I., Ambrosius, Augustinus und Hieronymus, ferner Hilarius, 
Basilius, Cyprian, Athanasius usw. Das Urteil über die Recht¬ 
gläubigkeit der Väter steht dem Papste zu 3 ). Nicht alle besitzen 
eine gleich große Autorität. Ihre Approbation durch die Kirche 
kann nämlich in verschiedenem Grade erfolgen 4 ), und es ist auch 
gar nicht ausgeschlossen, daß approbierte Lehrer im Glauben geirrt 
haben, wie das z. B. bei Cyprian betreffs der Ketzertaufe der 
Fall gewesen ist. Die Approbation kann stillschweigend oder, 


J ) Im Index (Chrys. Bb iij r ) schreibt Eck: „Sacra scriptura loquitur 
aliquando extremius.Dies wird in Chrys. III 69 weiter ausgeführt und 
an einem Beispiel gezeigt: . . quia sacra scriptura certis ex causis interdum 

loquitur extremius quoad superficiem, quam possit simplicium setisus intelligere 
prima fronte. Et ergo ne credatur, quod in meritis nostris aequaliter homo 
operetur sicut deus, aut quod aeque concurrat deus ad maliciam operis sicut 
ad bonitatem, ideo sacra sciptura secundum superficiem verborum videtur solo 
deo ascribere bona opera nostra . . .“ Eck schließt sich hierin an Heinrich 
von Gorkum 19 v an. 

*) Sie reichen von Chrys. III 88-93; mit den Worten: „Istis prae- 
missis“ (fol. Kj r ) beginnt er die Konsequenzen aus den vorhergehenden notu¬ 
lae mit Bezug auf den hl. Augustinus zu ziehen; vgl. unten S. 91 f. 

3 ) Chrys. Hl 88: Nam quid alias prodesset summi pontificis condem- 
natio vel approbatio? 

4 ) Eck unterscheidet eine dreifache Art von kirchlicher Approbation: 
„Uno modo, quod talis doctrina sit per ecclesiam tanquam utilis et in fide pro- 
babilis acceptata et tanquam talis inter scholasticos divulgata. Secundo 
modo, quod talis doctrina sit sic approbata, ut oporteat credere, quod ipsa 
sit in omni sui parte vera. Tertio modo, ut ipsa sic sit approbata, quod ipsa 
in nulla sui parte sit erronea vel haeretica.“ In Chrys III 88-90 werden 
die drei Arten näher erläutert. 


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90 


1. Literargeschichtlicher Teil. 


was natürlich mehr wert ist, ausdrücklich erfolgen. Die ausdrück¬ 
liche Gutheißung eines Lehrers durch die Kirche erhöht dessen 
Autorität in stärkerem Maße. Man muß die Schriften der Väter 
mit Ehrerbietung lesen und darf nicht leichtsinnig von ihnen 
abweichen. Einen weit hohem Grad von Autorität als jene be¬ 
sitzen aber die hl. Schrift, die Konzilsbeschlüsse und andere Ent¬ 
scheidungen der Kirche. 

Wenn nun jemand, so heißt es in der zweiten Anmerkung, 
einem hl. Lehrer widerspricht oder die Richtigkeit von Aussprüchen 
der Heiligen anzweifelt, so darf man ihn deswegen nicht schon 
als einen Ketzer ansehen; denn ihre Worte und Schriften ent¬ 
halten nicht immer unzweifelhafte und untrügliche Wahrheit. Die 
Väter selbst haben manchmal der Befürchtung Ausdruck gegeben, 
daß sie etwas nicht ganz richtig aufgefaßt haben, und zudem sind 
sie auch öfters mit sich selber und untereinander in Widerspruch 
geraten*). Einzig und allein die hl. Schrift und die Entschei¬ 
dungen der allgemeinen Kirche besitzen die Prärogative, daß man 
ihnen bei Strafe des Verlustes der ewigen Seligkeit nicht wider¬ 
sprechen darf 2 ). 

In der dritten Anmerkung beschäftigt er sich vornehmlich 
mit Augustinus. Dieser Heilige verdiente allerdings eine besondere 
Berücksichtigung in einem Werke über die Prädestination; hatte 
er doch am allermeisten dazu beigetragen, die kirchliche Gnaden¬ 
lehre zu begründen und zu entwickeln. Wer über die Prädesti¬ 
nation schrieb, konnte den großen Bischof von Hippo nicht un¬ 
beachtet lassen, sondern mußte unbedingt zu den Lehren und 
Auffassungen dieses geistesgewaltigen Afrikaners Stellung nehmen. 
Dazu kam, daß Augustinus das System von der unbedingten 
Prädestination, wie Eck eingestellt, „anscheinend sehr begünstigt 


*) In Chrys. III 90, 91 wird dies an einer Anzahl von Beispielen gezeigt; 
besonders wird anf die Differenzen zwischen Augustinus und Hieronymus auf¬ 
merksam gemacht. 

2 ) Chrys. III 91: „Tertio probatur notula ex spetiali privilegio et prae- 
rogativa sacrae scripturae et sanctionum universalis ecclesiae, quae sola gau- 
dent hac immunitate, ut nemo eis citra salutis dispendium reniti ausit.“ Vgl. 
auch oben 8. 86. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 91 


hat“ 1 ). Eben dieser Umstand veranlagte den Ingolstädter Theo¬ 
logen, die Frage nach der Autorität der Kirchenväter genauer zu 
prüfen, und er hat dies mit kritischem Blick und mit gutem 
Geschick getan. 

Der hl. Augustinus, so führt Eck in der dritten Anmerkung 
aus, scheint, ebenso wie die übrigen hl. Lehrer, im Kampfe gegen 
die Häresie gleichsam in den ihr gerade entgegengesetzten Irrtum 
gefallen zu sein. Deutlich geben die Väter zu verstehen, daß sie 
mehr sagen, als sie eigentlich sagen wollen 2 ). Sie machen es 
wie der Gärtner mit einem schiefgewachsenen Stämmchen; er 
biegt es nach der andern Seite hin, damit es sich schließlich 
daran gewöhnt, gerade in die Höhe zu wachsen 3 ). Sehr zu 
beherzigen ist auch der Umstand, gegen welche Irrlehre ein 
Ausspruch gerichtet ist. Wendet sich Augustinus z. B. gegen 
den Arianismus, so tritt er gleichsam auf die Seite der Sabellia- 
ner; will er dem Pelagianismus hart zusetzen, so stellt er sich 
beinahe auf den Standpunkt Jovinians oder der Manichäer und 
umgekehrt 4 * 6 ). Nach Ecks Meinung hat sich Augustinus in der 
Gnadenlehre mit Absicht zu einseitig und zu scharf ausgesprochen, 
nämlich um den stolzen und verwegenen Ketzer Pelagius desto 
besser bekämpfen zu können, diesen „Feind der Gnade“, der fast 
alles dem freien Willen des Menschen und fast nichts der Gnade 
Gottes zuschreibt. Gerade um diesen verderblichen Irrtum auszu¬ 
rotten, hat Augustinus nun erst recht die Notwendigkeit der 
Gnade betont : ’). Überdies unterläßt Eck es nicht zu bemerken, 


l ) Chrys. II 15: A[urelius] Augustinus Hyponensis videtur admodum 
propensus fuisse in hanc opinionem. 

’) Chrys. III 92: Divus Augustinus . . ., veluti et caeteri doctores sancti, 
ut haereses passim insurgentes conprimerent et iani radicatas extirparent, quasi 
ad alterum extremum videntur declinare et ita abundanter exprimunt, plus 
dicentes et minus volentes intelligi. 

8 j Dieses Beispiel ist nach Chrys. III 92 von Faber Stapulensis entlehnt. 

4 ) In Chrys. III 93 wird an drei Beispielen gezeigt, wie Augustinus in 

der Bekämpfung der Häresie seinerseits zu weit gegangen ist. 

6 ) Chrys. III 93: ... sic arhitror dicendum et illam esse rei veritatem, 
Augustinum plus dixisse et minus voluisse, ut reprimeret superbiam et temerita- 
tem Pelagii haeretici, qui hostis gratiae dictus est, quod minimum gratiae 
tribueret, omnia ferme libero arbitrio nostro ascribens Ad hunc ergo errorem 
excidendum Augustinus gratiam extulit et dignificavit quantum potuit. . . 


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92 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


daß das, was Augustinus sage, allerdings schwer ins Gewicht 
lalle, aber doch noch kein Evangelium und keine unfehlbare 
Wahrheit sei; denn er sei, ebenso wie andere Menschen, dem 
Irrtum ausgesetzt gewesen und habe auch tatsächlich geirrt; 
sonst hätte er sich ja die Retractationes ersparen können J ). 

Diese offenherzige Auseinandersetzung Ecks, insbesondere 
über die Autorität des hl. Augustinus in der Frage der Prädesti¬ 
nation, verdient um so mehr Anerkennung, als er sich nicht 
verhehlte, daß eine derartige Kritik an dein hochverehrten Lehrer 
der Gnade xaf igo%i]v bei seinen Zeitgenossen leicht Anstoß er¬ 
regen konnte 2 ). Um sie zu beschwichtigen, erklärte er schließlich, 
Augustins Worte könnten „in ehrerbietiger Weise“ so ausgelegt 
werden, daß sie der Lehre von der doppelten bedingten Prä¬ 
destination nicht widersprächen. Gegen den Einwand, daß das 
nur geschehen könne, wenn man den Worten des Heiligen Gewalt 
antue, protestiert Eck mit Entschiedenheit und versichert, es sei 
durchaus notwendig, Augustins Aussprüche näher zu erklären, 
wenn man ihn nicht mit sich selber in Widerspruch geraten 
lassen wolle; denn an manchen Stellen vertrete er ganz bestimmt 
die Lehre von der doppelten bedingten Prädestination, während 
er in andern Fällen zu Gunsten des andern Systems zu sprechen 
scheine 3 ). Eck gibt sich nun alle Mühe, die so verschieden 
lautenden Äußerungen des gerade für die Entwickelung der 
Gnadenlehre so hochbedeutsamen Kirchenvaters miteinander in 


] ) Chrys. III 93: ... possot quis dicere, Augustinum non esse evan- 
gelium, nec semper verba sua continent infallibilem veritatem; eum potuisse 
errare sicut alios homines; nisi enim errasset, pepercisset labori retractationum. 

2 ) Im Anschluß an die in der vorhergehenden Anmerkung mitgeteilte 
Äußerung Ecks heißt es in Chrys. III 93 weiter: „Sed insurgis contra talem, 
quod habeat caput marmoreum, quia neget Augustinum, maxime quia a tot 
saeculis nullus doctor ausus fuit hoc dicere in ista materia.“ Der Ausdruck 
„marmoreum caput“ stammt aus Juvenal, lib. 1 satira 8 v. 55. 

a ) Die für das Verständnis der Eckschen Methode wichtige Stelle lautet 
(Chrys. III 93): „Ideo quarto possunt verba eius cum reverentia exponi, quo 
modo non adversentur conclusioni nostrae. Sed instabis, glossam non tenere 
intentionem textus, nimis retorqueri verba. Si hoc dixeris, resistam ego tibi, 
quod imo fuerit necessarium exponere Augustinum; alioquin erit sibi repugnans, 
cum in pluribus locis supra adductis tarn aperte aflirmet conclusionem secun- 
dam, quam aperte in hic adductis videtur adversari.* 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 93 


Einklang zu bringen. Daß der große Denker im Laufe der Zeit 
seine Ansicht geändert haben könnte, das ist Eck wohl nicht in 
den Sinn gekommen 1 ). 

Wenn auch Eck die Väter schon damals nicht vernachlässigt 
hatte, so war er mit ihnen doch längst nicht so vertraut, wie mit 
den scholastischen Theologen. Er hatte sich in dieser Beziehung 
mit Leuten aller Richtungen und Schulen gut bekannt gemacht. 
Gewiß ist es interessant, zu erfahren, welche Werke er teils selber 
benutzt, teils allerdings auch nur zitiert hat 2 ); viel wichtiger aber 
ist es, diejenigen Gelehrten zu kennen, auf deren Schriften er 
sich am meisten berufen hat. 

Unter den Scholastikern aus dem Stande der Weltpriester 
werden besonders oft herangezogen: Marsilius von Inghen, Peter 
von Ailli, Johannes Gerson, Gabriel Biel und Johannes Mayor. 
Lehrreich sind die großen Unterschiede in der Verwendung der 
Schriften von Mitgliedern der wichtigsten Ordensschulen. Es kommen 
hier hauptsächlich die Augustiner, Dominikaner und Franziskaner 
in Betracht. Von den Augustinern werden am meisten Thomas 
von Straßburg und Gregor von Rimini benutzt; letzterer erfreute 
sich deshalb einer besondern Wertschätzung bei Eck, weil er wie 
kein anderer Scholastiker die Ausspruche des großen afrikanischen 
Kirchenvaters geltend gemacht hatte l ). Von den Dominikanern 
werden nur Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Herveus Brito, 
Holcot und Capreolus häufiger erwähnt. Ungleich stärker da¬ 
gegen werden die Schriftsteller aus dem Franziskanerorden berück¬ 
sichtigt. Mit besonderer Vorliebe werden die Scholastiker Alexander 
von Haies, Bona Ventura, Richard von Middlfctown, Scotus, Franz 
Mayron, Occam, Vorilion, Orbellis, Pelbartus, Brulifer und der 
Exeget Nikolaus von Lyra zitiert. Man kann wohl mit gutem 
Recht behaupten, daß jeder einzelne von diesen Franziskaner- 


*) Über Augustins Prädestinationslehre s. Rottmanner und dazu die 
kritischen Besprechungen von 0. Pfülf, Zur Prädestinationslehre des hl. 
Augustin, in der Innsbrucker Zeitschrift für katholische Theologie XVII (1893) 
483 — 495 und von Ph. Huppert, Der Augustinismus, im Mainzer Katholik, 
3. Folge, VII (1893) 162-172. 

2 ) Vgl. hierüber oben S. 38 — 59. 

*) Vgl. oben S. 38. 


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94 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


theologen ebenso oft erwähnt wird, wie die Häupter der Domini¬ 
kaner- und Augustinerschulen, Thomas von Aquin und Gregor 
von Rimini. Schon hieraus kann man mit Sicherheit folgern, 
daß sich Eck besonders zur Theologie der Franziskaner hinge¬ 
zogen fühlte. Überdies erklärt er aber auch ausdrücklich im 
Chrysopassus, daß er zwei Meister vor allen andern verehre, den 
hl. Bonaventura und Duns Scotus. Indessen ist er keineswegs ge¬ 
sonnen, diesen sklavisch zu folgen; vielmehr will er sich auch 
ihnen gegenüber ein freies und selbständiges Urteil bewahren *). 

In bezug auf die philosophischen Werke, die Eck in den 
Jahren 1507 und 151G bis 1520 herausgegeben hat, gibt Prantl 
sein Urteil dahin ab: „Indem wir vor allem seine ausgedehnte 
Belesenheit rühmen müssen, dürfen wir zu seiner allgemeinen Charak¬ 
teristik wohl die Signatur vorausschicken, daß er jedenfalls weder 
Thomist, noch Scotist ist, sondern zu den Synkretisten gehört, 
d. h. er will sich auf die Antiqui stützen, zu welchen ja, wie 
wir wissen, auch Petrus Hispanus gezählt wurde, . . . zugleich aber 
auch die Modernen bezüglich der Einzeln-Ausführung, abgesehen 
von der prinzipiellen Grundlage, reichlich benützen“ 2 ). Diese 
Charakteristik ist zweifellos für die Jahre von 1516 an richtig; 
jedoch scheint sie mir für die Zeit, während der sich Eck in Frei¬ 
burg aufgehalten hat, nicht in gleichem Maße zuzutreften. 

Um das Verhältnis Ecks zu den Antiqui und Moderni zu 
verstehen, ist es notwendig, seinen Entwickelungsgang kennen zu 
lernen. Er war als elfjähriger Knabe (April 1498) auf die Uni¬ 
versität Heidelberg und nach einem Jahre (Februar 1499) auf 

') Cbrys. 112: „Hoc autem scitote, domini mei, quod brevibus hie prae- 
fabor, me libere in hac materia loquuturuni, quantnm THEOLOG0 concessum 
est; per omnes doctorum scholas, per omnia enblemata discurram, schedas 
omnes excutiam, nulli in praesentia addictus doctori, ut assolent nostri saeculi 
anagnostes facere, et adhuc plus valuit iste addicendi modus paulo supra aeta- 
tem nostram. Liber ergo ero illud Horatii sequutus: 

Nullius addictus iurare in verba magistri, 

Quo me cunque rapit tempestas. deferor hospes 

Duos tarnen praecipue venerabor: divum scilicet Eustacbium Bonaventn- 
ram et Joannem Scotum cognomento »subtilem«; non tarnen eos habebo ac 
Lidium lapidem [Probierstein], ut ab eorum sententia (si ita visum fuerit) non 
liceat recedere.“ Jene beiden Verse finden sich bei Horaz, Epistolarum üb. I, 
ep. 1 v. 14 f. — Vgl. auch Cbrys. Aaiij v : „Doctori nulli vult esse addictus 
autor.“ 2 ) Prantl, Logik, TV 285. 


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§ 4. Wissenschaft!iclie Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 95 


die Tübinger Hochschule geschickt worden. Hier wohnte er in 
der Burse der Modernen. Im Alter von kaum 14 Jahren ward 
er zum magister artium befördert, und nun durfte er die theo¬ 
logischen Vorlesungen bei den Scotisten Konrad Summenhart und 
Jakob Lemp und bei den Nominalisten Wendelin Steinbach und 
Paul Scriptoris besuchen x ). Letzterer gewann einen großen Einfluß 
auf den jungen Studenten, wie aus dessen eigenen Äußerungen 
hervorgeht 2 ). Scriptoris war ein Mann, der an der Lehre der 
Kirche treu festhielt, aber die Übelstände in den damaligen kirch¬ 
lichen Verhältnissen nicht bloß in vertraulichen Gesprächen, sondern 
auch von der Kanzel herab scharf und unvorsichtig geißelte. 
Seinem Schüler und Ordensbruder Konrad Pellikan gegenüber 
äußerte er sich wiederholt dahin, es stehe eine Zeit bevor, wo 
man die Theologie umgestalten, die scholastische Methode auf¬ 
geben und zu den alten Kirchenlehrern zurückkehren müsse; auch 
sei es notwendig, sehr viele Gesetze zu ändern. In seinen eigenen 
Schriften zeigt er sich allerdings keineswegs als Bahnbrecher 
einer bessern Theologie 3 ). Desgleichen wird von Summenhart 
berichtet, daß er sich nach Besserung der wissenschaftlichen und 
kirchlichen Zustände sehnte; sein Schüler Johann Staupitz, der 
spätere Augustinerprovinzial und Vorgesetzte Luthers, soll ihn 
einst in tiefer Bewegung haben ausrufen hören: „Wer wird 
mich Armen endlich einmal von diesem theologischen Gezänk 
befreien!“ 4 ) Im Oktober 1501 ward Eck auf die Universität 


*) Ecks Replica 53 r ; wie der Text lehrt (ut . . . lauream magistralem 
susciperem, cum iam annos essein natus 14 et menses duos), muß es am Rande 
statt „1502 in Janua[rio]“ heißen „1500 in Janua[rio]“. Über die wissen¬ 
schaftliche Richtung von Summenhart und Scriptoris s. Linsen mann 8. Ober 
Ecks Studienzeit in Heidelberg und Tübingen s. auch Wiedemann 5“ 14; 
mit Bezug darauf, daß er S. 7 schreibt: „... die Burse der Neulinge (contubernium 
Neotericorum), die nebst der Burse Adler und der Burse Pfau für die Scholaren 
der Artistenfakultät bestimmt war“, sei auf die ansprechende Vermutung 
Linsenmanns 81 Anm. 2 hingewiesen, wonach diese Namen von Freiburg 
„vielleicht nur durch spätere Sagenbildung nach Tübingen übertragen worden 
sind. Wenigstens fehlt es diesen Überlieferungen an jeder Beglaubigung aus 
den Quellen für die Geschichte Tübingens.“ 

2 ) Vgl. oben S. 48. 

3 ) Vgl. N. Paulus, Paul Scriptoris, in Th Q LXXV (1893) 306—311. 

4 ) Linsenmann 6, 81 Anm. 1. 


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96 


I. Literargescbichtlicher Teil. 


Köln gesandt; hier wurde er Mitglied der Laurentianerburse, 
deren Regens Arnold von Tongern war ! ). Während die gesamte 
bursa Montis exklusiv thomistisch war, war die ganze bursa 
Laurentiana ebenso exklusiv albertistisch l 2 ). Wenn Eck auch 
seinen schwäbischen Landsmann, den sei. Albertus Magnus, sehr 
hochschätzte 3 ), so folgte er dessen Autorität doch keineswegs 
blindlings. Ebensowenig ward er von dem Dominikaner Dietrich 
von Süstern für den-Thomismus gewonnen. Eck hörte nämlich 
bei diesem Lehrer, dem er ein dankbares Andenken bewahrte, 
Vorlesungen über die Summa des hl. Thomas und die Prädesti¬ 
nationslehre. Dietrich scheint übrigens selbst kein Anhänger des 
thomistischen Systems von der praedestinatio ante praevisa merita 
gewesen zu sein und seine Vorliebe für die Lehre von der doppelten 
bedingten Prädestination auch auf seinen Schüler übertragen zu 
haben 4 ). Nur sieben Monate währte der Aufenthalt Ecks in Köln; 
aus Furcht vor einer Pest verließ er diese Stadt und begab sich 
nach Freiburg, wo er am 2. Juli 1502 immatrikuliert ward 5 6 ). 

In Freiburg war der Lehrplan der Artistenfakultät doppelt 
besetzt, sowohl mit realistischen wie mit nominalistischen Dozenten, 
und jede der beiden Parteien besaß hier ihre eigene Burse *). 
Eck entschied sich, als er vor die Wahl gestellt wurde, einer der 
beiden Richtungen beizutreten, hier wieder, wie vorher in Tü¬ 
bingen, für die Moderni 7 ). Anfangs soll Eck als Stipendiat im 
Karthäuserhaus gewohnt haben 8 ). Gregor Reisch, der Prior 
dieses Klosters, bekannt als Verfasser der damals viel gerühmten 


l ) Über seinen Aufenthalt in Köln s. Ecks Keplica 53 r und v vgl. 
Wiedemann 14 17. 

*) Prantl, Logik, IV 223; über den Gegensatz zwischen den Thomisten 
und Albertisten an der Kölner Universität 8. ebenda IV 182ff. 

8 ) Vgl. oben S. 35. 

4 ) Vgl. oben S. 50. 

6 ) Wiedemann 17 f., Schreiber I 155. 

6 ) Sch reib er I 60 ff. 

7 ) Vgl. die Eintragung in die Acta acad. ad annum 1503, 3. Junii: 
„Johannes Eck de Rotenburg in modernorum ac Georgius de Ach et Anthonius 
de Vringen in realium bursis per facultatem artium in conventores electi per 
Universitäten! fuerunt approbati et jurarunt juranda.“ R. Stintzing, Ulrich 
Zasius, Basel 1857, 52 Anm. 1; daraus abgedruckt bei Wiedemann 18 Amn. 46. 

8 ) Schreiber I 155. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 97 

und gebrauchten * Margarita philosophica“, gehörte in philosophi¬ 
scher Beziehung zu den Eklektikern 1 ); er nahm sich Ecks liebevoll 
an 2 ). Im Jahre 1505 ward dieser trotz seiner Jugend zum Vor¬ 
steher der Pfauenburse gewählt, die für die Studenten der 
nominalistischen Richtung (via modema) bestimmt war, während 
die Realisten (via antiqua) ihre Burse im Hause „zum Adler“ 
hatten 3 ). Beide Bursen waren damals wegen der Ausgelassenheit 
ihrer Einwohner in Gefahr einzugehen 4 ); Eck rühmte sich noch 
im Jahre 1543, die ihm anvertraute Burse wieder in Ordnung 
gebracht, ja, den bis dahin unerhörten Erfolg gehabt zu haben, 
daß junge Leute aus der Adlerburse austraten, um sich seiner 
Leitung zu unterstellen 5 ). Die Beziehungen zwischen den beiden 
Bursen wurden zur Zeit Ecks recht gespannt. Am 28. Oktober 1507 
ward er sogar mit Hausarrest bestraft, weil er die Nominalisten 
seiner Burse gegen die Realisten in der andern aufgehetzt hatte; 
Eck aber verließ trotzdem seine Wohnung und erschien mit Notar 
und Zeugen in der Sitzung der Senatoren, um von ihrem Beschluß 
an die Gesamtheit der Universität zu appellieren 6 ). Auch im 
Lehrplan des Jahres 1508 ist Eck als Mitglied der via neoteri- 


1 ) PrantI, Logik, IV 293. 

2 ) Ecks Replica 53 v , Wiedemanu 22 f. 

*) Ecks Replica 53 v , Schreiber I 37, 40, 156. 

4 ) Schreiber I 156. 

5 ) Vgl. Ecks Replica 53 v , Wiedemann 25. ln Cod. 800 der Kgl. 
Universitätsbibliothek zu München befindet sich das handschriftliche „Introduc- 
torium breve cosmographicum Jo. Eckii ad Ptolomei tabulas utilissimas“ aus 
dem Jahre 1506; vgl. Günther 155 Anm. 23 und Wiede mann 652 Nr. 22. 
Dieses Heft diente Eck als Richtschnur bei seinen Vorträgen über die Grund¬ 
lehren der Erd- und Himmelskunde, ln den Jahren 1506, 1508 und 1510 hat 
er denselben Gegenstand mit seinen Schülern behandelt. Über den Wert der 
Schrift urteilt Günther 145: „ Dieselbe hat, dieses Zeugnis darf man ihr nicht 
versagen, das an gestrebte Ziel in ganz achtungswerter Weise erreicht. Wenn 
die Angehörigen der Pfauenburse zu Freiburg . . . durch solche Vorträge in 
das Studium der Geographie eingeführt wurden, so waren sie in der Erkenntnis 
des Wesens der wichtigsten Erscheinungen nicht hinter den Abiturienten 
unserer humanistischen Gymnasien zurück, wenn sie auch keine sphärischen 
Dreiecke durch mechanische Rechnung aufzulösen verstanden.“ Vgl. auch 
Günther 147. 

Ä ) Schreiber I 158 Anm. ** 

Ref.-ge9ch. Studien u. Texte, Heft 1: Greving, Eck. 7 


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98 


I. Literargeschichtlicber Teil. 


corum (noininalium) aufgeführt 1 ). Gerne opponierte er in den 
Disputationen dem Haupte der dortigen Realisten, Georg Northofer. 
Dagegen schloß er sich enge an den Führer der Nominalisten, 
Johannes Calceatoris, an. Diesen wählte Eck im Jahre 1505, als 
er Cursor biblicus ward, zu seinem Beschützer oder „Vater“, und 
unter dessen Vorsitz ward er auch kurz vor seinem Weggang 
nach Ingolstadt zum Doktor der Theologie promoviert 2 ). 

Man ist also berechtigt, zu sagen, daß Eck während seines 
Aufenthaltes in Freiburg, also vom Sommer 1502 bis Herbst 1510, 
der nominalistischen Partei angehört hat; allerdings hatte er sich 
deswegen doch nicht blindlings den Moderni ergeben. In seiner 
Erstlingsschrift, die er im Jahre 1507 unter dem Titel „Bursa 
pavonis“ veröffentlichte 3 ), erklärte er am Schlüsse in der Per- 
oratio 4 ): „nonnunquam aliter opinati surnus quam communis recen- 
tiorum 5 ) schola sentiat“ und begründete dies damit: „fateor, me 


4 ) Schreiber 1 62 Anm. *. Derselbe berichtet I 60 Anm. ** (61), im 
Lehrplan vom 1. September 1497 beiße e9 „ln via realium“ und nachher „In 
via nominalium (seu Scotistarum)“. Herr Prof. Finke in Freiburg batte die 
Güte, auf meine Bitte die auffallende Angabe Schreibers auf ihre Richtigkeit 
hin zu prüfen. Die betreffende Stelle fand sich in Pars I actoruin facultatis 
artium fol. 33. Der Zusatz „seu Scotistarum* stellt aber gar nicht dort, beruht 
also auf einem Irrtum Schreibers. Damit fällt auch die Behauptung Kauf¬ 
manns II 361, der auf Schreiber gestützt sagt: „. . . den Nominalisten, die 
hier [in Freiburg] Scotisten hießen . . .“ 

2 ) Vgl. oben S. 54 Nr. 87 nebst Anm. 4. 

:I ) Über diese Bearbeitung der Parva logiealia s. Wiedemann 25, 
448 ff., 465; Prantl, Logik, IV 288 f. 

4 ) Ecks Bursa pavonis fol. KV v. Als Eck im J. 1516 den Kommen¬ 
tar zu Petrus Hispanus herausgab (hierüber s. Wiedemann 33, 464 f., Prantl, 
Logik, IV 286 ff.), fügte er an Stelle des siebten Traktates die Bursa pavonis, 
allerdings in einer vielfach veränderten und erweiterten Gestalt, bei. Es ist 
nicht richtig, wenn Wiedemann 450 (s. auch 465) schreibt: „Eck ließ es 
[nämlich die Bursa pavonis] in seinem Kommentar zu Petrus Hispanus . . . 
wieder abdrucken.“ Eck selber spricht sich im Kommentar fol. LXXXlIL r 
über das Verhältnis der beiden Ausgaben zu einander in folgender Weise aus: 
„Quare cum iam totius Petri Hispani commentarios ederem, placuit mihi eadem 
[die Bursa pavonis oder logices exercitamenta] loco tractatus septimi huc 
reponere, reiectis tarnen quibusdam propositionibus, non quod iam aliter ac 
tune sentiam, sed quod hae in aliis locis oportune examinabuntur; ubi etiam 
fueram obscurior (ita visum erat aliis), explicavi et explanavi omnia.“ 

5 ) In dem Abdruck der Peroratio des Kommentars zu Petrus Hispanus 
(vgl. die vorhergehende Anmerkung) fehlt: recentiorum. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 99 


plus obsequutum veritati quam opinioni, id Horatianum sequutus: 
»Nullius addictus iurare in verba magistri, Quo me cunque 
rapit tempestas, deferor hospes< 1 ). Et Plato vilissimos homines 
existimat imitatores tantum.“ 

Wenige Jahre nach seiner Übersiedelung an die bayerische 
Landesuniversität finden wir Eck in einer etwas andern Stellung. 
In der Artistenfakultät daselbst befehdeten sich die Parteien der 
Antiqui und Moderni schon seit vielen Jahren sehr heftig, und 
auch er bekam mit diesem Streite zu schaffen, als er 1512 das 
Rektorat bekleidete. Im Sommer 1514 erfolgten „zwei herzog¬ 
liche Erlasse, welche in der Tat möglichst gerecht den Aus¬ 
schreitungen beider Parteien gegenübertraten“ 2 ). Um die Uni¬ 
versität zu heben, veranlagte die herzogliche Kommission, welche 
die Anstalt im Jahre 1515 visitierte, den Theologieprofessor Eck 
dazu, Kommentare zu den Hauptwerken des Aristoteles und zur 
Logik des Petrus Hispanus zu schreiben, die dem Unterrichte in 
der Artistenfakultät zugrunde gelegt werden sollten. Eck ent¬ 
ledigte sich „dieser Aufgabe in einer sehr achtungswerten Weise; 
denn wenn auch diese seine Schriften (von 1510 bis 1520 er¬ 
schienen) zuweilen die Spuren einer bedenklichen Geschwindmacherei 
an sich tragen, so geben sie doch Zeugnis von einer außerordent¬ 
lichen Belesenheit und — was die Hauptsache ist — beruhen 
auf einem wissenschaftlichen Parteistandpunkte, welchem damals 
wahrlich nicht die Schlechteren angehörten“. Er war zwar „in 
Freiburg zu den sog. >Neoterici« gerechnet worden, hielt aber 
auch das Übermaß, welches in der >via moderna* mit Sophismen 
u. dgl. getrieben wurde, für verwerflich und lenkte unter Be¬ 
nützung der leitenden Grundsätze der Modernen auf die echt 
aristotelische Quelle zurück“ 3 ). Schon auf dem Titelblatt des 
1516/17 gedruckten Folianten „Aristotelis Stagyrite dialectica“ 


*) Vgl. auch oben S. 94 Anm. 1. 

2 ) Prantl, Univ., I 121 -129, vgl. auch I 80—84. 
a ) Prantl, Univ., I 115. Über die philosophischen Lehrbücher, die Eck 
io den Jahren 1516 bis 1520 berausgegeben hat, s. Wiedemann 33 f., 464 f., 
472—479. Vgl. hierüber auch Prantl, Logik, IV 284—290. 

7 * 


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100 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


spricht er sich mit klaren Worten über seinen Standpunkt aus: 
„Videbis, o lector, priscam dialecticam restitutam ac neotericorum 
subtilitati feliciter copulatam“ ! ). 

Ich glaube daher, Ecks Verhältnis zu den Antiqui und 
Moderni in Freiburg und Ingolstadt verschieden und zwar in 
folgender Weise auffassen zu müssen: Schon in Freiburg war er 
nicht gesonnen, sich sklavisch einer Schule zu unterwerfen 2 ), 
aber wenn er auch in manchen Fragen anders dachte, als die 
Moderni sonst zu lehren pflegten, so schloß er sich doch damals 
ihrer Partei in aller Form an und vertrat die moderne Richtung 
mit Entschiedenheit. Anders machte er es im Jahre 151G in 
Ingolstadt. Nun zeigte er sich offen als Synkretisten; dabei aber 
neigte er sich jetzt längst nicht mehr so stark wie früher auf die 
Seite der Moderni, sondern fußte hauptsächlich auf der ältern 
Scholastik, suchte aber damit die Vorteile der jüngern zu ver¬ 
binden und sich zu Nutzen zu machen. 

Aus den mitgeteilten Tatsachen ergibt sich, daß Eck seine 
Ansicht über den Wert der ältern und jüngern Scholastik schon 
in den ersten Jahren seines Ingolstädter Aufenthaltes geändert 
haben muß. Infolge seines fortgesetzten Studiums wird er zu 
der Erkenntnis gekommen sein, daß die ältere Scholastik doch 
mehr Vorzüge besaß, als er bis dahin geglaubt hatte. Günstig 
für seine Entwickelung war es, daß er jetzt auch freier da stand. 
In Freiburg nämlich war er als Mitglied der Artistenfakultät ge¬ 
zwungen gewesen, einen der beiden „Wege“ zu wählen, und er 
hatte es mit der ihm eigenen Energie getan; dagegen konnte er 
als Theologieprofessor in Ingolstadt den Streitigkeiten der Philo¬ 
sophen freier und kühler zuschauen. Die ewigen Zwiste zwischen 
den beiden Parteien, die Erinnerung an die verschiedenen Systeme 


*) Vgl. Wiedemann 474. 

2 ) Vielleicht darf man hier auch folgende Worte aus Ecks Widmungs- 
8chreiben in der Bursa parvonis fol. Aij r (vgl. auch seinen Kommentar zu 
Petrus Ilispanu8 fol LXXXIIl r ) geltend machen: „Posteaquam ab Agrippinensi 
nchademia solveram . . M ad florentissimum Friburgense gymnasium ... me 
contuli, in quo . . . id semper studii animo insedit meo, ut et docendo agil i tat ein 
et discendo doctrinam con8equerer omnifariam.“ Es kann sein, daß Eck 
hierbei an andere Wissenschaften als Theologie und Philosophie gedacht hat. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks. 101 


seiner eigenen Lehrer und die Erkenntnis, daß beide Richtungen 
ihre Vor- und Nachteile hatten — alle diese Umstände werden 
dazu beigetragen haben, daß er nicht wiederum in einseitiger 
Weise Partei ergriff, sondern einen hohem Standpunkt zu ge¬ 
winnen suchte, von dem aus er die Vorzüge der verschiedenen 
Systeme miteinander vereinigen konnte. 

In ähnlicher Weise fasse ich aucli Ecks theologische Stellung 
im Jahre 1514 auf, als er seinen Ghrysopassus herausgab. Auch 
als Theologe schloß er sich damals mehr an die älteren Kory¬ 
phäen der Scholastik an. Der Lehre des hl. Thomas und seiner 
Schule stand er allerdings ziemlich fern; in der ihn sehr inter¬ 
essierenden Frage, ob das System der praedestinatio ante oder 
post praevisa merita das richtige sei, war er sogar ein entschie¬ 
dener Gegner des Thomismus. Eck bevorzugte überhaupt die 
Franziskanerschule. Bona Ventura und Scotus waren seine liebsten 
Autoren, und zwar Bonaventura noch mehr als Scotus. Daneben 
aber berücksichtigte er auch sehr stark die Meinungen der Occa- 
misten, an deren Ansichten er sich oft in Detailfragen anschloß. 
Man darf Eck folglich nicht für einen Theologen halten, der ohne 
feste Grundsätze den einen Satz aus diesem und den andern aus 
jenem System entlehnte; vielmehr stand er hauptsächlich auf dem 
Boden der ältern franziskanischen Theologie, ohne aber bloß 
deren Nachtreter zu sein, vielmehr suchte er gewisse Errungen¬ 
schaften späterer Spekulationen mit den Systemen der frühem 
Zeit zu vereinigen. Eck war also damals in der Theologie 
ebenso wie in der Philosophie ein Synkretist. 

Eck will ferner nicht einseitig nur die Scholastik pflegen, 
sondern er interessiert sich auch für die Mystik und trägt sich 
in dieser Beziehung bereits auch mit literarischen Plänen A ). So 
stellt er sich als einen Theologen dar, der noch in der Entwickelung 
begriffen ist und sich selbständigen Geistes einen neuen Weg 
zu bahnen sucht. 


*) S. meine Bemerkungen zu Dionysius „ Areopagita“ oben S. 29. Vgl. 
auch Ecks Epistola de ratione studiorum suorum bei G. Th. Strobel, 
Miscellaneen literarischen Inhalts, Nürnberg 1780, dritte Sammlung, S. 98. Über 
jene Epistola s. Wioderaann 647 f. 


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102 


I. Literargescbichtlicher Teil. 


Auch für die noch jungen humanistischen Bestrebungen war 
er zugänglich. Schon die lange Reihe von Namen griechischer und 
römischer Philosophen, Redner und Dichter in Tabelle II zeigt 
an, daß der Verfasser des Chrysopassus Wert darauf legt, den 
Lesern kund zu tun, daß er von der humanistischen Strömung 
nicht unberührt geblieben ist 1 ). Eck war durchaus kein Gegner 
der aufblühenden Wissenschaft, schätzte vielmehr die Vorteile 
einer schönen Sprache und klassischen Bildung hoch ein. Der 
humanistischen Richtung an sich stand er freundlich gegenüber 
und unterhielt mit mehreren Größen derselben, z. B. mit Wimpfe- 
ling, Zasius, Reuchlin, Peutinger und Bebel 2 ) die besten Be¬ 
ziehungen. Gerade damals, als Eck über die Prädestination las 
und sein Buch hierüber herausgab, war der Kampf zwischen 
Reuchlin und den Kölnern mit besonderer Heftigkeit entbrannt 
und regte die Zeitgenossen in tiefster Seele auf. So sehr nun 
auch Eck die scholastische Theologie und die Kölner Hochschule 
in Ehren hielt 3 ), er unterließ es doch nicht, in seinem Werke 
lobend Reuchlins zu gedenken 4 ). Hier sei auch daran erinnert, 
daß Reuchlin in demselben Jahre (1520), als sein Prozeß in Rom 
definitiv und zwar für ihn ungünstig entschieden ward, längere 
Zeit als Gast im Hause Ecks zu Ingolstadt gewohnt hat. „Man 
mag über seine religiöse Gesinnung denken, wie man will“, es 
muß Eck „doch der Ruhm gelassen werden“, „daß er der neuen, 
wissenschaftlichen Richtung treu angehangen“ hat 5 ). 

Von einer Beschäftigung der Humanisten mit scholastischen 
Fragen wollte Eck gar nichts wissen; denn er hielt die „Gram¬ 
matiker“ und „Poeten“ für unfähig, über theologische und philo¬ 
sophische Fragen mitzureden, und verlangte, daß sie sich auf 


’) Vgl. oben S. 64 f. 

2 ) Vgl. oben S. 52 f., 60 f. 

s ) Vgl. den oben S. 36 aus Chrys. II 54 mitgeteilten Satz, worin Eck die 
Kölner Universität als „nobilissimam Germaniae acbademiam* bezeichnet. Wie 
er die scholastischen Theologen vor seinem lngolstädter Kollegen, dem „versi- 
fex“ Locher, in Schutz genommen hat, s. oben S. 52 f. 

4 ) Vgl. oben S. 60 Anm. 5. 
s ) Geiger 49. 


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§ 4. Wissenschaftliche Arbeitsweise und geistige Richtung Ecks 103 

ihr eigenes Gebiet beschrankten l ). Es entspricht aber durchaus 
der synkretistischen Art Ecks, daß er als ein humanistisch ge¬ 
bildeter und nicht als ein „barbarischer“ Scholastiker erscheinen 
wollte. Daher liebte er es, mit klassischen Zitaten zu prunken 
und die Ansichten der heidnischen, griechischen und römischen 
Gelehrten und Dichter zu berücksichtigen, teils um sie zu be¬ 
kämpfen, teils um sie als Stütze für seine eigene Meinung zu 
verwenden. Auch verschmähte er es nicht, bald kürzere, bald 
längere Abschnitte aus den poetischen Erzeugnissen alter und 
moderner Schriftsteller mitten in seine ernste theologische Abhand¬ 
lung einzuschalten 2 ). Nach Humanistenart zierte er auch die eigenen 
Bücher mit preisenden Versen seiner Freunde 3 ). Humanistisch ist 
ebenfalls die Eitelkeit, die der Autor hin und wieder an den Tag 
legt 4 ), und auch seine Sprache ist bald mehr, bald minder huma¬ 
nistisch gefärbt 5 ), wenn sie auch im Grunde ihres Wesens scho¬ 
lastisch bleibt. Ganz richtig bemerkt Wiedemann: „Ecks lateini¬ 
scher Ausdruck ist nicht ganz scholastisch, hält aber doch keinen 
Vergleich mit dem des Erasmus oder auch nur Melanchthons aus, 
Luther jedoch ist er vollkommen ebenbürtig“ °). Trotz dieser 

*) S. die Bemerkungen zu Valla oben S. 64; vgl. auch oben S. 53 die 
Kritik Ecks an dein Vorgehen Lochers. Ebenso wollte Eck auch während und 
nach der Leipziger Disputation (1519) den „grammaticus* Melanchthon nur als 
(Gräzisten und Latinisten, nicht aber als Theologen gelten lassen; vgl. Wiede¬ 
mann 501 f. 

') Chrys. JV 58 und V 97 liefern gute Beispiele von dem oft recht bunten 
Durcheinander alter und neuer, heidnischer und christlicher, biblischer und 
profaner Zitate. 

*) Vgl. oben S. 7 f. # 12 f.; vgl, auch Wiedemann 448—450, 452, 459, 
462-464, 466-477 usw. 

4 ) Vgl. z. B. oben S. 22 und 80. 

5 ) AJs Probe einer Stelle, die in humanistischer Weise aufgeputzt ist, 
diene der Anfang des zweiten Artikels (Chrys. I 85): „Imbecillitatem ingenii 
mei, altitudinem materiae, de qua loquimur, co[n]siderans . . . ita in me defitio, 
ita angor et fluctuo, ut ad quem portum me recipiam, quo vela pandam, ad 
quem refugii locum me transferam, omnino ancipiti stet sententia, et ut pul- 
chre in adagio dicitur: Inter saxum et sacra sum. tf Häufig kommen bei Eck 
Bilder vor, die dem Leben des Schiffers (z. B. Chrys. I 37, 67, 70, 85, II 13, 
25, 59, IV 13, 14, 18) und des Kriegers (ib. I 49, 91, IV 13, 44) entlehnt sind. 

6 ) Wiedemann 361 f. fügt noch bei: »Der Tadel des Thomas Venator 
aus Nürnberg, als wäre seine lateinische Diktion eine barbarische, ist ebenso 
ungerecht als des Urban Rhegius 


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104 


I. Literargeschichtlicher Teil. 


seiner humanistischen Studien und Neigungen ist Eck doch zu 
bezeichnen als ein durchaus scholastisch gebildeter und scholastisch 
denkender Theologe von einem zwar selbständigen, aber synkre- 
tistischen Charakter. 

Ille theologiae muaas coniunxit amoenas, 

Doctus mellittuo cum Cicerone loqui, 

übertrieben.“ Die Äußerung Venators findet sich in dessen Brief an Pirkheime» 
vom 5. Mai 1519 bei J. II e um an n, Documenta literaria varii argumenti, 
Altorfii 1758, p. 125: „si quando barbaras suas positiones et, quae in castae 
latinitatis interitum coniurarunt, disputabit.“ Gemeint sind die Thesen, welche 
Eck für die Disputation zu Leipzig aufgestellt hatte. Betreffs der beiden Verse, 
die hier dem Urban Hhegius zugeschrieben werden s. meine Bemerkungen oben 
8. 18 Anm. 1. 


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II. Dogmengeschichtlicher Teil. 

Zur Theologie Ecks im Chrysopassus. 

Vorbemerkungen. 

Bei der Darstellung der Theologie Ecks im Chrysopassus 
sind für mich folgende drei Grundsätze maßgebend: Erstens soll 
ein Überblick über den dogmatischen Gehalt des Werkes gegeben 
werden. Zweitens verdienen alle jene Stellen sorgfältig beachtet 
zu werden, in denen Lehren und Fragen behandelt oder Schrift- 
und Väterstellen erklärt werden, die in den spätem Streitigkeiten 
Ecks mit den Reformatoren, namentlich mit Andreas Karlstadt, 
Gegenstand eingehender und erregter Erörterungen geworden sind. 
Drittens werden auch noch solche Partien besonders berücksich¬ 
tigt, die geeignet erscheinen, über die Denk- und Auffassungs¬ 
weise Ecks im allgemeinen ein helleres Licht zu verbreiten, ln 
den Kämpfen Ecks mit den Wittenbergern und Schweizern trat 
die Lehre von der Vorherbestimmung allerdings mehr in den 
Hintergrund, aber bei Gelegenheit der Erörterung der Kontroverse, 
ob die praedestinatio ante oder post praevisa merita den Vorzug 
verdiene, bespricht Eck manche Stellen aus der Bibel und den 
Väterschriften, um deren Sinn er nachher mit den Neuerern leb¬ 
haft gestritten hat. Es ist unter diesen Umständen natürlich von 
großem Interesse festzustellen, wie Eck dieselben im Jahre 1514 
verstanden und gedeutet hat; daher sind diese von mir besonders 
hervorgehoben worden. 

Es schien mir weder notwendig noch lohnend zu sein, den 
ganzen Inhalt des Chrysopassus, soweit er die Prädestination be¬ 
trifft, hier eingehend zu zergliedern; denn eine erschöpfende Dar¬ 
stellung würde, wenn man Mißverständnisse verhüten wollte, im 
Hinblick auf die zahlreichen, bald feinen, bald haarspaltenden 
Distinktionen Ecks sehr viel Raum beanspruchen und zwar jeden- 


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106 


II. Dogmengeschicbtlieher Teil. 


falls oft viel mehr, als es der Bedeutung seiner Ausführungen 
entsprechen würde. Dies gilt vor allem für den so umfangreichen 
dritten Artikel. Die subtilen Unterscheidungen, die hierin gemacht 
werden, lassen überhaupt meistens nur die Wahl, entweder den 
Inhalt der einzelnen dubia mit wenigen Worten wiederzugeben 
bzw. anzudeuten oder aber sich ausführlich über die Sache zu 
verbreiten und den oft vielfach verschlungenen Gedankengängen 
bis ans Ende zu folgen; ein Mittelweg ist häutig wirklich nicht 
gangbar, ohne in die Gefahr zu geraten, eine schiefe Auffassung 
von Ecks Ansichten zu veranlassen. Es wird daher im allge¬ 
meinen genügen, eine Skizze von dem Inhalte des Chrysopassus 
und besonders der dubia des dritten Artikels zu bieten; wer sich 
über einzelne Punkte genauer unterrichten will, möge sich der 
Mühe unterziehen, den Chrysopassus selber in die Hand zu nehmen. 

Es empfiehlt sich, in § 5, wo über die Prädestinationslehre 
Ecks gehandelt wird, nach Möglichkeit dessen Einteilung in die drei 
Artikel beizubehalten. Von grober Wichtigkeit dürften § 6 und 
§ 7 sein; sie betreffen die Lehren Ecks über das Verhältnis von 
Gnade und Freiheit und über das Verdienst. Ich unterlasse es, 
schon jetzt im einzelnen darauf hinzuweisen, welch eine Bedeu¬ 
tung gerade diesen Ausführungen Ecks für das Verständnis seiner 
Polemik wider die Gegner vor, während und nach der Leipziger 
Disputation, sowie für die Beurteilung der Angriffe und Vorwürfe 
der Wittenberger beizumessen ist; es scheint mir richtiger zu 
sein, später bei der Schilderung dieser Streitigkeiten im Zu¬ 
sammenhang auf die Lehren und Ansichten zurückzuverweisen, 
die Eck bereits im Jahre 1514 vertreten hat. 


§ 5 . 

Die Lehre von der Vorherbestimmung. 

A. Die Erklärung <ler Termini im ersten Artikel. 

Der erste Artikel wird von Eck kurz als „terminorurn 
declarativus“ charakterisiert; er beschäftigt sich nämlich damit, die 
Begriffe praedestinatio, reprobatio und obduratio festzustellen und zu 
erklären ! ). Mit dem Ergebnis ist der Verfasser selber nicht recht 

*) S. oben S. 9. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 


107 


zufrieden; denn er schliefet seine langen Erörterungen mit einem 

% 

Hinweis auf die Schwierigkeit, jene Ausdrücke zu definieren, 
und vertröstet seine Leser darauf, dafe in den folgenden Artikeln 
alles klarer und deutlicher werden würde l ). Wir können uns 
daher ebenfalls kurz fassen. 

Zunächst bespricht Eck den Begriff, dann den Namen, die 
Einteilung und zuletzt die Wirkungen der Prädestination 2 ). 

In der Definition des Begriffes praedestinatio schliefet sich 
Eck an Scotus an: „Praedestinätio est ordinatio electionis a 
divina voluntate alicuius creaturae rationalis vel intellectualis ad 
gratiam et gloriam“ 3 ); er unterläfet es aber nicht, am Schlüsse 
der ausführlichen Erläuterungen jener Definition auch die von 
andern scholastischen Autoritäten aufgestellten Begriffsbestimmun¬ 
gen anzugeben 4 ). Im Gegensätze zum hl. Thomas 5 ) und in Über¬ 
einstimmung mit Scotus betrachtet Eck die Prädestination und 
die Reprobation vornehmlich als Akte des göttlichen Willens und 
nur nebenbei als Akte des göttlichen Erkennens fi ). 

‘) Vgl. den „Epilogus prirni nrticuli“ in Chrys. I 85. 

2 ) Über den Begriff handelt er in Chrys. I 13—56, über den Namen 
ib. 1 57—60, über die Einteilung ib. I 61—66 und über die Wirkungen 
ib. 1 67- 69. 

®) Chrys. 1 12 und 13. Vgl. Scotus lib. 1 dist 40 q. unica (1. c. I 154 r ): 
„praedestinatio proprie sumpta dicit actum voluntatis divinae, videlicet ordinem 
electionis per voluntatem divinam alicuius creaturae intellectualis vel rationalis 
ad gratiam et gloriam.“ Daß Eck der Definition von Scotus zustimmt, geht 
aus der ganzen Art und Weise horvor, wie er diese behandelt; vgl. besonders 
den Schluß von Chrys. I 49 und 55. 

4 ) Vgl. Chrys. 1 56. 

6 ) Vgl. Thomas von Aquin, De veritate, q. VI art. 1 (1. c. IX 92—94). 

®) Betreffs der Prädestination heißt es in Chrys. I 17: „Et ita praedesti¬ 
natio principaliter dicit actum voluntatis divinae et solum concomitanter vel 
praesuppositive actum intellectus divini.“ Betreffs der Reprobation s. ib. I 76: 
„quia etiam reprobare est actus voluntatis.“ — Gelegentlich der Erklärung 
des Begriffes praedestinatio berührt Eck einige interessante Probleme. Aus¬ 
gehend von dem Satze, daß die Prädestination des einen nicht durch die 
Sünde des andern veranlaßt sein könne, streift Eck zunächst die alte, berühmte 
Streitfrage, ob der Gottessohn auch dann Mensch geworden wäre, wenn Adam 
nicht gesündigt hätte. Er gibt zu, daß diese Frage mit gutem Grund bejaht 
werden könne, da ja sonst die Prädestination Christi durch Adams Sünde 
herbeigeführt worden wäre; indes scheint ihm die entgegengesetzte Meinung 
doch noch besser begründet zu sein. Er neigt mehr zu der Ansicht, die zweite 
Person in der Gottheit würde allerdings die menschliche Natur nicht ange¬ 
nommen haben, wenn Adam nicht gefallen wäre, aber auch in diesem Falle wäre 


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108 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


Eck unterscheidet eine Prädestination im eigentlichen und 
im uneigentlichen Sinne. Jene nennt er praedestinatio simpliciter 
dicta, diese praedestinatio secundum quid. Die Prädestination im 
eigentlichen Sinn wird von ihm definiert als die „Vorherbestim¬ 
mung des vernünftigen Geschöpfes zur endlichen Beharrlichkeit 
im Guten“. In dieser Bedeutung braucht er den Ausdruck prae¬ 
destinatio gewöhnlich. In uneigentlichem Sinne kann man nach 
Eck von einer Prädestination in zweifacher Weise reden. Die 
eine Art bezeichnet er als eine* praedestinatio secundum praesen- 
tem justiciam; er versteht darunter die mit dem momentanen 
Besitz der heiligmachenden Gnade verbundene Anwartschaft auf 
den Himmel. So könne man von vielen Verdammten, die einst im 
Stande der Gnade waren, z. B. von Saul und Judas sagen, sie 
seien prädestiniert gewesen. Man bediene sich ferner des Aus¬ 
drucks Prädestination auch noch in einem andern uneigentlichen 
Sinne, wobei man gar nicht an die ewige Seligkeit oder Ver¬ 
werfung denke; z. B. sage man, Matthäus Lang sei für das Bistum 
Gurk prädestiniert A ). 

Eck unterscheidet also eine Vorherbestimmung zur Gnade 

die hochheilige Seele und Menschheit Christi doch geschaffen worden; wie sie 
jetzt in der zweiten Person der Gottheit subsistiere, würde sie daun für sich 
selbst subsistiort haben, gerade so wie das bei den andern Menschen der Fall 
ist. Vgl. Chrys. 145: „Nee tarnen quispiam me adiuratum huic opinioni exi- 
stimet (der Ansicht, die zweite Person in der Gottheit wäre Mensch geworden, 
auch wenn Adam nicht gesündigt hätte) . . .; quinimo opinionem oppositam 
probabiliorem reputo, quam etiam disputando annis abhinc octo in Friburgensi 
gymnasio publicitus tenui (am Rande: anno 1504.) . . . Mihi vero aliter visum 
est, quam ipsi (die iuniores oder Modernen) sentiunt. Si enim Adam non 
lapso filius dei non fuisset incarnatus, adhuc illa nobilissima anima CHRISTI 
fuisset creata et humanita3 illa benedicta; sicut nunc subsistit in supposito 
divino, hoc est filio, ita fuisset subsistens in supposito proprio, sicut iam 
humanitas aliorum hominum . . . Sed utcumquae quis sentiat, susque deque 
facio.“ Im Index fol. Aaij r bemerkt er hierzu: „Christus fuisset incarnatus^ 
si Adam non peccasset, controvertitur; et iuniorum argumenta dissolvuntur ac 
etiam Scoti, et hoc novo modo per autorem.* — In Chrys. I 46 behauptet er, 
die Menschen seien nicht vornehmlich deshalb geschaffen worden, um die durch 
den Fall der Engel im Himmel entstandenen Lücken auszufüllen, und ib. I 47 
lehrt er, nur die Prädestinierten, aber kein einziger von den Reprobierteu 
wäre erzeugt worden, wenn Adam nicht gesündigt hätte. 

*) Chrys. I 61, 62. Lang hatte durch kaiserliche Gunst im Jahre 1505 
den Stuhl von Gurk erhalten. Über ihn s. KL VII 1397 ff., ADB XX 610 ff. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 


109 


(praedestinatio secundum praesentem justiciam) und eine solche 
zur Gnade und Glorie (praedestinatio simpliciter dicta) 1 ). 

Ober die Wirkungen der Prädestination spricht sich Eck in 
dem betreffenden Abschnitt nur kurz und vorläufig aus. Er zeigt, 
daß die Scholastiker in diesem Punkte sehr verschiedener Meinung 
sind, und erklärt, daß sie alle nur darin übereinstimmen, die 
Glorie sei unzweifelhaft die Hauptwirkung, und alle andern seien 
nur als nebensächlich und darauf hinzielend zu betrachten 2 ). Mit 
Rücksicht auf die Wirkungen der Prädestination sprechen nämlich 
Thomas von Aquin, Ägidius von Rom und andere von einer 
prädestinatio in communi (universali) und in particulari (discre- 
tim, divisim). Unter der ersten verstehen sie die Gesamtheit aller 
Wirkungen der Prädestination und rechnen hierzu alle Wohltaten 
und Beihilfen Gottes, die zur Erreichung des ewigen Endzieles 
dienen; dagegen denken sie bei dem Ausdruck praedestinatio in 
particulari nur an einzelne Momente jener praedestinatio in com¬ 
muni, z. B. an die Vorbereitung auf die (heiligmachende) Gnade 
durch einen (natürlich) guten Willensakt oder an den Gnaden¬ 
stand als Vorbedingung der Glorie 3 ). 

*) Die Wichtigkeit dieser Unterscheidung erläutert er in Chrys. J 63 - 65 
an mehreren Beispielen; hierüber s. oben S. 74 Anm. 4. Er kommt dann auch auf 
den bekannten Satz zu sprechen, der dem hl. Augustinus im Mittelalter fälschlich 
beigelegt worden ist: „Si non es praedestinatus, fac ut praedestineris.“ Eck 
erklärt, dieses Axiom sei nicht von der praedestinatio simpliciter dicta, sondern 
von der praedestinatio secundum praesentem iusticiam zu verstehen. Chrys. 
166: „Et data distinctiono clare potest haberi verus sensus propositionis divi 
Augustini, quae est notior alias historia Troiana: Si non es praedestinatus, 
fac ut praedestineris.“ Jn Chrys. 111 52 sagt er: „Antecedens patet per bea- 
tum Augustinum in pluribus locis super Joannem: Si non traheris, ora ut 
traharis; si non es praedestinatus, fac ut praedestineris.“ Augustinus. Jn 
Johannis Evang. cap. 6 Tractatus XXVI nr. 2—6, erörtert die Worte des 
Heilandes bei Joh. 6. 44: „Nemo potest venire ad me, nisi Pater, qui misit 
me, traxerit eum“ und sagt unter anderm in nr. 2 bloß: „Nondum traheris? 
ora ut traharis“ (1. c t. 1JI pars 2 col. 494—496, bes. 494 E). Die Form „Si 
non traheris“ und der Zusatz „Si non es praedestinatus“ usw. sind nicht augu- 
stinisch. Vgl. hierüber Rottmanner 29 und die Anzeige der Rottmannerschen 
Schrift von Schanz in Th Q LXXV (1893) 493. — Eck ist erst recht nicht 
befugt zu sagen, Augustinus vertrete jenen Spruch „in pluribus Jocis super 
Joannem“. Offenbar hat er diese Schrift nicht ordentlich durchgelesen. 

2 ) Vgl. Chrys. I 67—69. 

8 ) Vgl. Chrys. II 16: „. . . est advertendum S. Thomam, Aegidium, quos 
sequuntur Herveus et Durandus, praedcstinationis effectus bivariam considerasse: 


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110 


11. Dogmengeschichtlicher Teil. 


In der Definition von reprobatio weichen die Scholastiker 
nach Eck noch mehr voneinander ab, wie in der Erklärung des 
Begriffs praedestinatio. Er führt eine Anzahl von scholastischen 
Definitionen an l ) und bemerkt schließlich, die altern Scholastiker 
stimmten im Grunde doch mit den jungem überein; jene redeten 
nämlich meist von der reprobatio affirmativa, diese dagegen von 
der reprobatio negativa 2 ). Unter reprobatio affirmativa sei der 
Entschluß Gottes zu verstehen, jemanden zu verdammen und ewig 
für seine Sünden zu strafen, und reprobatio negativa bedeute so 
viel wie, Gott sei nicht gewillt, einem Menschen die Gnade und 
Glorie zu verleihen 3 ). Diese Unterscheidung war von den An¬ 
hängern der opinio I ersonnen worden; Eck dagegen konnte sich 
von seinem Standpunkte aus nicht dafür begeistern und wollte 
eine reprobatio negativa nur gelten lassen mit Rücksicht auf die 
kleinen Kinder, die, je nachdem sie getauft sind oder nicht, ohne 
eigenes Verdienst oder Mißverdienst in den Himmel oder in die 
Hölle kommen 4 ). 

Um den Ausdruck reprobatio negativa richtig zu verstehen, 
möge man sich vergegenwärtigen, daß Gott nach der Anschauung 
mancher katholischer Theologen die einen zur Seligkeit bestimmt 
und die andern übergangen hat. Augustinus z. B. lehrte — 
wenigstens in seinen spätem Jahren'*) —, durch die Sünde Adams 


uno modo in particulari et discretim seu divisim, ut. comparando boiium motum 
liberi arbitrii ad gratiam vel gratiam ad gloriam ; alio modo in communi seu 
universali accipiendo et intelligendo omnes praedestinationis effectus collectim, 
et sic extendit se ad omne beneficinm divinum et onme auxilium, quod iuvat 
ad vitam aeternam.“ In Chrys. II 15 erläutert Eck den Begriff der praedesti¬ 
natio in communi durch die Worte: „id est quoad totum effectum.“ Damit, 
daß „oinne beneficium divinum, undecunque veniat, quod iuvat ad vitam aeter¬ 
nam, sit effectus praedestinationis“, ist Eck gar nicht einverstanden; vgl. 
Chrys. III 96. 

*) Chrys. 1 70 ff. 

2 ) Chrys. I 77: Nunc itaque Jiquet (ut dixi) veterum doctorum cum 
iunioribus concordia. Veteres enim ut in plurimnm loquuntur de reprobatione 
affirmativa, recentiores contra de negativa. 

a ) Chrys. I 73: Reprobatio est duplex, scilicet affirmativa et negativa. 
Affirmativa est vello damnare vel punire aliquem pro peccatis aeternaliter . . . 
Negativa est alicui non veile dare gloriam vel veile alicui non misereri . . . 

4 ) Vgl. Chrys. I 77. 

b ) Vgl. Rottmanner 7 ff. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorlierbestlmmung. 


111 


sei die gesamte Menschheit eine massa darnnata geworden d. h. 
von Rechts wegen der Verdammnis anheimgefallen, und Gott wäre 
nicht ungerecht, wenn er alle der gebührenden Strafe überant¬ 
worten würde; indes wolle er nicht bloß seine Gerechtigkeit, 
sondern auch seine Barmherzigkeit zeigen und darum lasse er die 
einen, ihrer Schuld entsprechend, in der massa darnnata ver¬ 
bleiben, während er die andern aus reiner Gnade zur ewigen 
Seligkeit auserwählt habe. Eck huldigte nun aber, wie wir noch 
genauer sehen werden, durchaus nicht den Anschauungen von 
einer unbedingten Prädestination und von einem partikularen 
Heilswillen Gottes, wie sie vom hl. Augustinus seit 417 oder 418 
entwickelt worden sind. Auch dachte er bei dem Ausdruck 
reprobatio negativa nicht, wie Augustinus, an den Sündenfall 
Adams und die Erbsünde als Voraussetzung derselben, sondern 
faßte jenen Terminus rein für sich auf als ein bloßes Nicht-ver- 
leihen-wollen der Gnade und Glorie von seiten Gottes. Das zeigt 
auch die müßige Frage, was aus Judas geworden wäre, wenn er 
bloß negativ reprobiert und weder mit der Erbsünde, noch mit 
der persönlichen Sünde behaftet gewesen wäre — eine Frage, 
auf die Eck selber keine ganz bestimmte Auskunft zu geben 
wagt*). Eck kann sich überhaupt, um dies nochmals zu betonen, 
mit jener Distinktion von reprobatio aflirmativa und negativa 
nicht recht befreunden; wollen aber die Verteidiger der unbe¬ 
dingten Prädestination sie machen, so glaubt Eck, daß die nega¬ 
tive Fassung das Wesen der Reprobation besser ausdrücke als 
die positive 2 ). 

Nachträglich bemerkt Eck noch, daß zwar viele Theologen 
die verdienstlichen guten Werke als Wirkungen der Prädestination 
auffassen, daß aber kein einziger die Sünden für Wirkungen der 
Reprobation erklärt 3 ). 


*) Hierüber s. Chrys. I 75. 

*) Chrys. I 74: Vera et propria ratio reprobationis videtur verius consi- 
stere iu negatione quam in aflirmatione . . . ; ergo non veile unseren est 
propria ratio reprobationis Confirmatur: quia ita videtur intellexisse Apostolus 
et Propbeta, eura dixerunt: »Jacob dilexi, Esau autem odio babui.« [Rom. 9, 13; 
Mal. 1, 2. 3.] Per odium dei inteiligitur reprobatio. Sed quid aliud est odire 
dei, quam nolle misereri? 
a ) Chrys. I 84. 


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112 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


Da man unter obduratio oft die reprobatio, oft aber nur 
deren Wirkung versteht, hält Eck es für angebracht, auch diesen 
Ausdruck zu erläutern *). Unter den verschiedenen Erklärungen 
von obduratio werden die von Thomas und Bonaventura gegebenen 
besonders gewürdigt. 

Der Aquinate 2 ) betrachtet sie als Schuld und Strafe. Sunde 
ist sie, insofern der Verhärtete seinen Geist fest auf das Böse 
richtet; daran ist aber nicht Gott, sondern der verkehrte Wille 
des Menschen schuld. Weil sich der Mensch in dieser Weise von 
Gott abwendet, wird die Verhärtung Sünde genannt. In diesem 
Sinne mahnt der hl. Geist durch den königlichen Sänger: „Hodie, 
si vocem eius audieritis, nolite obdurare corda vestra“ [Ps. 94, 8]. 
Aber auch als gerechte Strafe Gottes wird die obduratio bezeich¬ 
net, nämlich insofern sie eine Entziehung der Gnade 3 ) bedeutet; 
so ist z. B. Rom. 9, 18: „[Deus] c.uius vult miseretur, et quem 
vult indurat“ und Ex. 4, 21: „Indurabo cor eius“ [Pharaonis] zu 
verstehen. Woher kommt es also, dab jemand verhärtet und der 
Gnade beraubt wird? Nach Thomas hat dies eine doppelte 
Ursache: erstens will der Mensch die Gnade nicht annehmen, und 
zweitens will Gott sie ihm nicht geben; die zweite hat aber stets 
die erste zur Voraussetzung. Der Mensch ist folglich der erste 
und ursächliche Grund seiner eigenen Verhärtung, Gott ist nur in 
zweiter Linie daran schuld, insofern er nämlich die Gnade nicht 
verleiht, die der Mensch doch nicht benutzen will. 

Besser gefallen Eck die Darlegungen des hl. Bonaventura, 
seines „Fährmanns“ 4 ). Dieser spricht von einer dreifachen Art 


') Chrys. 1 78 - 83. 

2 ) Chrys. I 79 und 80. Der Inhalt von Chrys. I 79 stimmt öberein mit 
S. Thomae Aquinatis Summa theologioa. Prima secundae, q. 79 art. 3 
(1. c. 11 293). Die erste Hälfte von Chrys. I 80 ist nach Ecks Angabe 
ebenfalls aus Thomas entlehnt: der Text ist auch im Stil des Aquinaten 
gehalten, indes ist es mir nicht, gelungen festzustellen, woraus Eck ihn ge¬ 
nommen hat. 

: ‘) Da die Gnade die Seele erleuchtet, wird die obduratio auch excaecatio 
genannt; vgl. Chrys. 1 79. 

4 ) Chrys. I 80: . . sed non erit abs re, si adhuc quid absolutius 

addatur; qua propter nauclerum nostrum audiamus. 11 81] Divus Bonaventura 
dis[t]. 40. primi triplicem ponit obdurationem.* Vgl. die nächste Anmerkung. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. llä 

von Verhärtung, von einer obduratio in[h]abilitatis, ferner stabilitatis 
et firmitatis und rebellionis. Die erste ist die dem Willen man¬ 
gelnde Fähigkeit, die Gnade zu empfangen; sie ist eine Folge der 
Erbsünde, nicht eine Schuld. Die zweite ist ein Akt des Willens, 
der hartnäckig am Bösen festhält; sie ist eine Folge der began¬ 
genen Sünde. Die dritte ist dann vorhanden, wenn sich der im 
Bösen verhärtete Wille gegen Gott auflehnt und seinen Befehlen 
trotzt; dies ist eine Sünde wider den hl. Geist 1 ). Hiernach beruht 
also die Verhärtung auf einer dreifachen Ursache: einer causa 
deficiens (freier Wille), einer causa permittens (Gott) und einer 
causa demerens (die begangene Sünde). Es wird daher sowohl 
Gott wie der Mensch als die Ursache der Verhärtung bezeichnet; 
im ersten Fall denkt man an <}ie Anordnung (ordinatio), im 
letzten an die Unordnung (deordinatio), die der obduratio zu¬ 
grunde liegt 2 ). 

B. Die Kontroverse Uber die bedingte oder unbedingte Prädestination 
im zweiten Artikel. 

Es handelt sich bei dieser Frage 3 ) nicht darum, ob die gött¬ 
liche Vorherbestimmung überhaupt irgend einen Grund hat, sondern 
darum, ob Gott die einen für den Himmel und die andern für die 
Hölle prädestiniert hat mit oder ohne Rücksicht auf ihre zu¬ 
künftigen freien Handlungen, die er von Ewigkeit her voraus¬ 
gesehen hat, oder mit andern Worten, ob auf seiten der Kreatur 
ein Grund vorhanden ist, warum Gott sie zur ewigen Seligkeit 
oder Qual bestimmt hat. Eck führt die verschiedenen Meinungen, 
die über diesen Gegenstand gehegt werden, auf drei zurück, von 


*) Vgl. Chrys. 1 81 und Bona Ventura lib. I dist. 40 art. 4 q. 1 (1. c. I 718). 
Eck fügt bei: „Brevius et rotundius illa copulat hic q. X. Petrus de Tarantasia 
dicens: Obduratio dicit in[h]abilitatem ad gratiam suscipiendam, firir.am adhaesio- 
nem ad peccatum, rebellionem divinarum inspirationum.“ 

*) Vgl. Chrys. I 83. 

3 ) Die Frage lautet in Chrys. I 3: „Utrum sit aliqua ratio vel causa 
praedestinationis divinae aut reprobationis ex parte creaturae praedestinatae 
vel reprobat[a]e.“ lb. 1 89 wird sie in folgender Weise formuliert: „an prop- 
ter aliquid praecognitum futurum in creatura rationali deus voluerit huic vitam 
aeternam et non alteri.“ Über den Unterschied zwischen ratio und causa 
s. ib. 1 90. 

Ref.-gesch. Studien u. Texte, Heft 1: Greving, Eck. 8 


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114 ll. Üogmengescbichtlicher Teil. 

denen er zwei als „extrema“ und die dritte als „media“ charak¬ 
terisiert. 

Die Anhänger der ersten extremen Ansicht, die von Eck 
als die allgemein verbreitete bezeichnet wird, leugnen, daß 
der Grund für die Prädestination und Reprobation bei dem Ge¬ 
schöpfe zu suchen sei; die Verschiedenheit des Schicksals der 
vernünftigen Geschöpfe sei vielmehr ganz allein im Willen Gottes 
begründet. Viele Doktoren huldigten dieser Auffassung, ohne 
jedoch in allen Einzelheiten übereinzustimmen A ). Als Vertreter 
dieses Systems werden von Eck (Chrys. 191) namhaft gemacht: 
Thomas von Aquin, Albert der Große, Ägidius Romanus, 
Durandus von St. Pourcain, Peter von Tarentaise, Joh. 
Gerson, Gregor von Rimini, Peter von Ailli, Marsilius von Inghen, 
Klemens von Terrasse, Joh. Capreolus, Konrad Wimpina, Konrad 
Soltau, Graf Franz Picus von Miranduia, Jodokus Gärtner, Alfons 
von Toledo, Richard von Middletqwn und Paulus Gortesius 2 ). 

Die zweite extreme Ansicht ist der ersten gerade ent¬ 
gegengesetzt; denn sie behauptet, daß sowohl die Prädestination 
wie die Reprobation irgendwie durch das Geschöpf veranlaßt sei 3 ). 
Als Verteidiger dieses Systems werden von Eck genannt: Alexander 
von Haies, Bonaventura, Wilhelm von Occam, die beiden Stra߬ 
burger Theologen Thomas und Ulrich, Nikolaus von Orbellis, 

*) Vgl. Chrys. I 91: „Prima opinio extrema est communis et solemnis, 
quod non sit aliqua ratio ex parte creaturae nee praedestinationis nec re pro 
bationis, sed tota illa diversitas sit ex sola voluntate divina. Istam opinionera 
multi doctores sequuti sunt, licet diversimode declarent.„ ln Chrys. 11 58 
schreibt Eck bezüglich der Prädestination (von der Reprobation schweigt er 
hier): „Audivistis (ni fallar) diligentissime instructam de praedestinatione 
opinionem, illam puta sola dei largiri misericordia et beneplacito, non obtutu 
vel meritorum nostrorum vel praeparationis ad gratiam.“ 

2 ) Betreffs der Meinung des hl. Augustinus sagt Eck vorsichtig in 
Chrys. I 91: „Magister in textu deducit eam [seil, opinionem] ex divo 
Augustino." Vgl. dazu den Text der Sentenzen des Petrus Lombardus 
lib. I dist. 41, abgedruckt in der Ausgabe der Werke des hl. Bonaventura 
1. c. 1 725 ff. Eck bemüht sich nachher, zu zeigen, daß aus dem hl. Augustinus 
kein Beweis gegen die doppelte bedingte Prädestination hergeleitet werden 
könne; hierüber s. unten S. 128 ff. 

: ‘) Chrys. 1 91: Secunda opinio extrema, priori ex omni parte repugnans, 
est, quod tarn praedestinationis quam reprobationis ex parte creaturae sit 
aliqua ratio. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. ili 

Heinrich von Gent, Gabriel Biel, Petrus Aureolus und Silvester 
Prierias l ). 

Das dritte System schlägt einen Mittelweg ein. Um Gottes 
Barmherzigkeit in das rechte Licht zu setzen, läßt es für die 
Reprobation einen Grund auf seiten des Geschöpfes zu, nicht 
aber für die Prädestination: es nimmt also eine unbedingte Vor¬ 
herbestimmung zur Glorie und eine bedingte zur Verdammnis 
an 2 ). Zu dessen Anhängern zählt Eck den Herveus Brito, Duns 
Scotus, Franz Mayron, Petrus von Aquila, Landulphus [Minorita], 
Hugo de Novo Castro, Wilhelm Vorillon, Wilhelm Gorris, Pelbartus 
von Temesvar, Anton von Valencia, Heinrich von Gorkum, Paulus 
Scriptoris, Johann von Köln und Robert Holcot 3 ). 

Eck ist ganz fest davon überzeugt, daß zwischen der prima 
opinio extrema und der opinio media nur ein scheinbarer, nicht 
aber ein wirklicher Gegensatz vorhanden sei. Nach beiden Systemen 
erfolge nämlich die Prädestination nur dank der Barmherzigkeit 
und dem Wohlwollen Gottes, ohne Rücksicht auf unsere Ver¬ 
dienste oder unsere Vorbereitung auf den Gnadenempfang; des¬ 
gleichen huldigen nach Eck die Anhänger beider Systeme auch 
betreffs der Reprobation in der Sache einer und derselben An¬ 
schauung, wenn sie auch im Ausdruck voneinander abweichen, 
weil eben die einen von der reprobatio aflirmativa und die andern 
von der reprobatio negativa reden 4 ). Aus diesem Grunde be- 

*) Daß diese in Chrys. I 91 genannten Theologen dem zweiten System 
huldigen, legt Eck in Chrys. Jll 29 ff. genauer dar. ln Chrys. II l 35 hebt er 
hervor, daß die Anhänger des dritten Systems mit denen des zweiten betreffs 
des Grundes für die Reprobation Überein9timmen. 

9 ) Chrys. 1 91: Tertia opinio media a quibusdam asseritur, qui miseri- 
cordiam dei magnifacientes reprobationis quidem causam astruunt, sed prae- 
destinationis negant. 

Zu Holcot bemerkt Eck ib.: „qui astruit eam etiam fuisse mentem 
beati Anshelmi de casu diaboli c. II. et 111.“ Vgl. Anselm 1. c. 62—64. 

4 ) Vgl. seine Darlegungen in Chrys. H 49, die er schließt mit den Wor¬ 
ten: „Et sic utraque opinio alteri condescendit et adminiculatur sine omni con- 
troversia. Hoc, domini mei et anditores iucundissimi, ab Eck io vestro dictum, 
traditum et affirmatum adeo verum est, sicut lac esse album aut solem crastina 
die oriri. Quod non melius quam ex verbis eorum patefaciemus, qui talia 
senserunt et qui maxime videntur doctori subtili Joanni Scoto adversari.“ 
Dagegen erklärt Eck die Meinung Soltaus, zwischen allen drei Systemen bestehe 
kein großer Unterschied, für einen Irrtum; vgl. Chrys. 191: „De quibus tarnen 

8 * 


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116 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


handelt Eck fortan diese beiden Systeme gemeinschaftlich unter 
der Marke opinio I und stellt dazu die Lehre von der doppelten 
bedingten Prädestination als opinio II in Gegensatz. Daher kommt 
es auch, daß der zweite Artikel nicht drei, sondern nur zwei 
Teile hat, entsprechend der opinio I und II ! ). 

Es ist bereits oben darauf hingewiesen worden, daß Eck 
zwar entschieden der opinio II anhängt, daß er aber andern seine 
Meinung nicht aufdrängen will; darum erklärt er, die beiden 
Systeme in einer solchen Weise darlegen zu wollen, daß ein jeder 
in der Lage sei, sich selber ein Urteil in dieser viel umstrittenen 
und noch unentschiedenen Frage zu bilden 2 ). Wie man sich 
aber auch immer das Verhältnis von göttlicher Gnade und mensch¬ 
licher Freiheit zurechtlegt, unentwegt, das betont Eck von vorn¬ 
herein mit Nachdruck, muß jedenfalls daran festgehalten werden, 
daß Gott bei der Vorherbestimmung einerseits die Seinigen mit 
voller Freiheit auserwählt und anderseits die Gerechtigkeit dabei 
nicht verletzt 3 ). 

Eck formuliert die von ihm vertretene opinio II genauer in 
folgender Weise: In seiner übergroßen Barmherzigkeit prädestiniert 
Gott die einen ohne, die andern mit Grund; dieser Grund ist zwar 
nicht der Art, daß Gott dadurch gezwungen wird, jemanden für 
den Himmel zu bestimmen, aber er läßt doch die Prädestination 
als angemessen erscheinen 4 ). Um diesen Satz zu erläutern, zer- 


dicit Sulto distinctione XU. primi, eas [nämlich die duas extremas et unam 
mediam] posse trahi ad bonum sensum, ita quod. si bene intelligantur, non 
mnltum discrepent, et probabiliter declarat intentuni, sed introspicienti ea, quae 
inferius exponentur, manifestum erit, Sultonem fuisse deceptum.“ 

‘) Der Kürze halber bezeichne ich in Übereinstimmung mit Eck als 
opinio II das System von der doppelten bedingten Prädestination und als 
opinio I das System von der unbedingten Prädestination, gleichviel ob dabei 
an eine reprobatio affirmativa oder negativa gedacht wird. Vgl. oben S. 9. 

2 ) Vgl. oben S. 69 ff. 

a ) Chrys. I 10: Quintum documentum: Quomodocunque arbitremur et 
opinemur ad utrumlibot, ad certam tarnen sanctorum dicendi normam hoc 
faciamus: et ut deus sine iniusticia et libertas electionis suae salvetur. 

4 ) Chrys. II 93 (die Nummer ist versehentlich am Rande ausgelassen): 
„Conclusio: Misericordissimus deus aliquos sine ratione praedestinat, aliquos 
vero cum causa et ratione, non quidem necessitante, sed congruente et decente.“ 
Vgl. die noch deutlichere Erklärung unten S 119 Anm. 2. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung 


117 


legt Eck ihn in drei Teile: Gott prädestiniert 1) die einen ohne 
Grund, 2) die andern mit Grund, 3) dieser ist nicht ein Not- 
wendigkeits-, sondern nur ein Billigkeitsgrund 1 ). 

Der erste Teil der Eckschen These bezieht sich nur auf 
solche, die in den Himmel, nicht aber auch auf solche, die in 
die Hölle kommen werden. Die einen, so behauptet Eck, werden 
aus besonderer Gnade von Gott auserwählt; diese werden sich 
nicht selber überlassen, sondern die Gnade kommt ihnen zuvor, 
so dab sie ihr kein Hindernis bereiten; sie werden also prädesti¬ 
niert, ohne dab von ihrer Seite irgend ein Grund dazu vorliegt 2 ). 

Um diesen Satz zu erhärten, weist Eck hin auf die aller¬ 
seligste Jungfrau Maria 3 ), dann auf diejenigen Heiligen, die schon 
im Mutterleibe gereinigt worden sind 4 ), ferner auch auf die merk- 


*) ln Chrys. II 94 sagt Eck zwar: „Ista conclusio habet duas partes“, 
jedoch behandelt er sie tatsächlich in drei Teilen; der erste umfaßt 11 94—111 15, 
der zweite bloß III 16 (am Rande steht versehentlich XXI statt XVI), der 
dritte 111 17-28. 

? ) Chrys. II 94: Prima pars probatur sic: Quia aliqui ex spetiali gratia 
sunt ordinati ad vitam aeternam, ita quod sibi ipsis non sunt derolicti, sed 
praeveniuntur a gratia, ne ponant obicem: ergo aliqui praodestinantur sine 
ratione praevia in eis praevisa aut reperta. 

3 ) Von der Gottesmutter sagt er in Chrys. II 95 (im Original ist ver¬ 
druckt XXV statt XCV), sie sei zweimal geheiligt worden, nämlich als sie 
selbst empfangen wurde, und als sie ihren göttlichen Sohn empfing. Durch die 
Heiligung bei ihrer conceptio passiva sei sie „corroborata et firmata, quod non 
potuit in peccatum mortale, et secundum alios ctiam non potuit in peccatum 
veniale, quod mihi placet, quia fomes et tyrannus earnis fuit ligatus“. Durch 
die ihr bei der conceptio activa zuteil gewordene Heiligung „fuit ita stabilita, 
quod iterum non potuit in aliquod peccatum, quia fomes fuit totaliter extinctus 
aut ad minus fuit debilitatus, quod non potuit movere voluntatem vel inclinare 
contra iudicium rationis“. 

4 ) Eine Heiligung im Mutterschoße hat nach Chrys. 11 97 bei Johannes 
dem Täufer (Luk. 1, 15) und bei Jeremias (Jer. 1, 5) stattgefunden. Viole rech¬ 
neten auch Isaias, üenoch, Elias, Joseph, den Nährvater Jesu, und Nikolaus von 
Myra zu diesen besonders Begnadigten. Zu Isaias 49, 1 bemerkt Eck I. c. II 98 
(im Original steht fälschlich CXVIII): „Verum non me praeterit, aliquos verba 
adducta referre ad Christum, quem propheta praedicebat, et non ad personam 
Esaiae.“ In Chrys. II 98 f. kommt Eck auf den Evangelisten Johannes zu 
sprechen, der nach Joachim von Fiore einstweilen wie Henoch und Elias der 
Welt entrückt sein und zur Zeit des Antichrist als Vertreter der „lex evan- 
gelica“ wiederkehren soll. Andere glaubten, er sei wirklich gestorben, aber 
„corpore et anima eum ad coelos delatum et spetinli privilegio a mortis dolo- 
ribus praeservatum; quod mirum dictum quam mihi placeat de patrono meo, 


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118 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


würdige Art der Berufung der Apostel Paulus und Matthäus, 
sowie anderer, die in wunderbarer Weise zum Glauben oder zu 
höherer Vollkommenheit geführt worden sind und sich gleichsam 
nur gezwungen unter das Joch des Herrn gebeugt haben; denn 
eine Bekehrung unter solchen Umständen sei zweifellos nicht 
die Ursache, sondern die Wirkung der Prädestination ’). 

Der zweite Teil der These Ecks über das System der prae- 
destinatio post praevisa merita besagt, daß Gott einige mit 
Grund vorherbestimmt und zwar deshalb, weil er von Ewigkeit 


de illa sacra anima“. Er glaubt aber nicht fest an ein solches Wunder; denn 
er schließt mit den Worten: „Sed utcunque sit, pergamus.“ Wie man damals 
Legenden zum Gegenstände der theologischen Spekulation machte, dafür findet 
sich ein lehrreiches Beispiel in Chrys. II 100, wo die Frage erörtert wird, ob 
der hl. Nikolaus vor oder nach seiner Geburt geheiligt worden sei; vgl. oben 
S. 83. Ib. III 1—4 wird die Frage erörtert: „an sanctificati in utero possint 
peccare venialiter?“ Eck ist geneigt anzunehmen, jene hätten auch nicht ein¬ 
mal in läßlicher Weise sündigen können; daß sie keine Todsünde hätten begehen 
können, das erklärt er für „indubitatum apud omnes*. 

*) Chrys. 111 15. Ib. III 6—15 handelt Eck auch von den bald nach 
der Taufe sterbenden Kindlein. Da sie nach der allgemeinen Regel, die Gott 
in seiner Güte betreffs der Wirkungen der Taufe festgesetzt hat, in den Himmel 
gelangen, möchte Eck diesen Umstand nicht mit Nikolaus von Orbellis als 
Beweis dafür geltend machen, daß Gott einige ohne Grund prädestiniert. Im 
Anschluß daran billigt er die Ansicht Gersons, Gott habe seine Barmherzigkeit 
nicht so ausschließlich von dem Empfang der Sakramente abhängig gemacht, 
daß er nicht auch, ohne dem Gesetz Abbruch zu tun, die noch ungeborenen 
Kinder im mütterlichen Schoße heiligen könnte. Daher sollten die schwangeren 
Frauen und deren Männer eifrig beten, damit das Kind, wenn es nicht die 
Wassertaufe erhalten könnte, von dem höchsten Priester, Jesus Christus, aus 
Barmherzigkeit die Geistestaufe (baptismus spiritus sancti) erlauge. Der Ge¬ 
danke, daß Gott vielleicht ein solches Flehen erhöre, sei für die Eltern tröst¬ 
lich, aber ohne eine Offenbarung könne man keine Gewißheit bekommen, ob 
der Herr eine solche Gnade verleihe. Eck nennt diese Meinung Gersons 
„roirificani et nunquam oblivioni tradendam opinionem“, mahnt aber, auf der 
Kanzel davon nur recht vorsichtig und bedachtsam zu reden, „ne infames 
mulierculae puericidae falsum praesumant“ (1. c. III 8). Ib. III 9—13 bespricht 
Eck die Gnadenwirkungen der Taufe; er rät, nur fromme Leute zu Paten zu 
nehmen, und verlangt, daß die kleinen Kinder gleich nach der Taufe gefirmt 
werden. — Welchen Grund die Prädestination bezw. Reprobation der kleinen 
Kinder hat, die teils getauft, teils ungetauft dahinsterben, darüber s. Chrys. n 
34-40, IV 4-9. Daran schließt er eine Erörterung über die Prädestination 
der zu Bethlehem gemordeten Kindlein (1. c. n 41, IV 10—12). Er betrachtet 
es als ein Wunder Gottes und als eine ausdrückliche Bestätigung ihrer Heilig¬ 
keit, „quod eorum corpora incorrupta permanseiunt“; vgl. oben S. 84 Anm 1. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 


119 


her voraussieht, wer mit der Gnade mitwirken und in ihr bis 
zum Lebensende verharren wird 1 ). 

Im dritten Teil betont er, daß kein Geschöpf den göttlichen 
Willen zu irgend etwas nötigen kann, also auch nicht in Sachen 
der Vorherbestimmung; das göttliche Wollen ist an sich von jeder 
geschaffenen Kausalität unabhängig. Den einen verleiht Gott der 
Herr Gnade und Glorie aus reiner Freigebigkeit, den andern aber 
aus einer gewissen Billigkeit. Wenn nämlich der freie Wille des 
Menschen den göttlichen Einsprechungen Folge leistet, so ziemt 
es sich, daß Gott in seiner Güte einen solchen in den Himmel 
aufnimmt 2 ). 

Im guten Gebrauch der Willensfreiheit ist also der wahre 
Grund der Prädestination zu suchen, soweit der Mensch dabei in 
Betracht kommt. Allerdings kann von einer causa im eigentlichen 
Sinne, also von einer ratio motiva oder propter quam bei dem 
absolut unabhängigen Wesen Gottes keine Rede sein; es liegt 
hier vielmehr nur eine causa im uneigentlichen Sinne, gleichsam 
eine causa sine qua non, vor. Wenn nämlich Gott nicht vorher¬ 
gesehen hätte, daß jemand seinen freien Willen in der rechten 
Weise anwenden würde, so hätte er eben den Betreffenden nicht 
prädestiniert 3 ). 

Der opinio I gibt Eck folgende Fassung: Der Grund für die 
Prädestination in communi ist nicht auf seiten des Prädestinierten, 


‘) Chrys. III 16 (so zu lesen statt XXI): . . . quia deus ab aeterno prae- 
vidit hunc assensurum bonae motioni et inspirationi divinae, propterea vult ei 
dare gratiam. Et quia deus praevidet ab aetermo hunc per eandem gratiam 
multa bona opera facturum et in ea finaliter permansurum, ideo vult ei et 
ordinat eum ad tantam gloriam, et illa praevisio aut potius illa praevisa sic 
cognita seu in esse cognito sunt ratio praedestinationis. 

*) ln Chrys. III 28 faßt Eck seine Ansicht noch einmal und zwar in 
trefflicher Form zusammen: „Praedestinationis ergo ex parte primarii signi- 
ficati, id est propositi divini, nulla est causa vel ratio, sed ex parte connotati, 
id est gratiae et gloriae, in aliquibus non habet rationem, nisi meram et libera¬ 
lem dei voluntatem. In aliquibus vero habet rationem non necessitantem, sed 
congruentem. Quia enim adiutores dei sumus, cooperatur liberum arbitrium 
nostrum in nobis ad iustificationem. Unde congruum est et decens, ex divina 
liberalitate tales praedestinari ad vitam aeternam, postquam obsequuti sunt 
bonae motioni divinae/ Vgl. auch Chrys. III 17—19. 

8 ) Chrys. HI 60-61. 


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120 


II. Dogmeageschichtlicher Teil. 


sondern einzig und allein im göttlichen Willen zu suchen. Weil 
Gott dem einen das ewige Leben schenken will, darum prädesti¬ 
niert er ihn, und weil er es einem andern nicht verleihen will, 
darum verwirft er ihn A ). 

Nach Ecks Darlegung hat jene These den Sinn: Gott wählt 
nach Belieben diejenigen aus, denen er die ewige Seligkeit verleiht, 
und gibt diesen hier auf Erden auch die Mittel, damit sie das 
ihnen bestimmte Ziel erreichen können. Auf seiten des Prädesti¬ 
nierten ist kein Grund vorhanden zur praedestinatio in communi, 
es kann wohl ein Grund vorliegen zur praedestinatio in parti- 
culari; ebenso kann auf seiten Gottes etwas gleichsam einen 
äußern Grund für die Prädestination bilden 1 2 ). 

Die beiden Systeme der praedestinatio ante und post prae- 
visa merita betrachten die Wirkungen der Prädestination in einer 
ganz verschiedenen Weise. Nach Eck kann man hierbei eine 
doppelte Gedankenfolge beobachten: 

a) den processus intentionis seu ratiocionationis [!]. In diesem 
Falle denkt man sich die Sache z. B. in folgender Weise: Weil 
Gott dem Petrus die Glorie verleihen wollte, wollte er ihm zu 
verdienstlichen Werken verhelfen; da solche ohne die (heilig¬ 
machende) Gnade nicht möglich sind, entschloß er sich, ihm diese 


1 ) Chrys. II 9: „Praedestinationis in communi non est aliqua ratio ex 
parte praedestinati nisi voluntas divina. Unde quia deus vult liuic vitam aeter- 
nam, ideo ipsum praedestinat. Et quia Judae non vult vitam aeternam, ideo 
eum reprobat.“ Über die Bedeutung der Termini praedestinatio in communi 
und in particulari s oben S. 109. 

2 ) Chrys. II 15: „Vult autera conclusio hoc in summa, quod deus libere 
eligit, quos vult ad vitam aeternam, et quia vult ei[s] gloriam, ipse etiam vult 
eis dare hic in praesenti media, per quae possunt nancisci illam gloriam eis 
volitam; et ex parte praedestinati nulla est ratio huius praedestinationis in 
communi, id est quoad totum effectum, licet possit esse aliqua ratio in parti¬ 
culari, vel etiam ex parte praedestinantis aliquid potest quasi esse ratio ex- 
trinseca.“ Daß für die praedestinatio in communi gar kein Grund auf seiten 
des Menschen vorhanden sei, bestreitet Eck. Dagegen ist er natürlich ganz 
damit einverstanden, was die Vertreter der opinio 1 bezüglich der praedesti¬ 
natio in particulari sagen, daß nämlich die eine Wirkung der Prädestination 
Ursache für eine zweite werden könne; z. B. weil der Mensch sich auf die 
Gnade vorbereitet, darum empfängt er sie und, weil er darin bis zum Ende 
verharrt, kommt er schließlich in den Himmel. Vgl. Chrys. II 16 und 17 
mit 111 96. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorberbestimmung. 


121 


zu geben; als Mittel dazu schenkte er ihm die Gnade des Bei¬ 
standes oder lieh ihn ein Sakrament empfangen; weil er ihm die 
Gnade des Beistandes zukommen lassen wollte, stattete er ihn 
auch mit natürlichen Gaben aus usw. So geht diese Gedanken¬ 
reihe nach Art eines Krebses rückwärts ! ). 

b) den processus executionis seu operationis. Hierbei denkt 
man sich die Sache umgekehrt. Es werden nacheinander ver¬ 
liehen die natürlichen Gaben, die Gnaden des Beistandes, die 
heiligmachende Gnade, die verdienstlichen Werke, dann wieder 
Gnaden und Verdienste, schließlich die endliche Beharrlichkeit und 
die ewige Seligkeit 2 ). 

Der Kernpunkt des Streites zwischen den Anhängern der 
beiden Systeme Hegt nun nach Eck darin, daß die Vertreter der 
praedestinatio post praevisa merita sagen, der processus inten- 
tionis sei im Heilsplane Gottes identisch mit dem processus exe¬ 
cutionis, während ihre Gegner diese Identität leugnen 3 ). Mit 
andern Worten: die Theologen beider Richtungen stimmen 


*) Chrys. II 18: „. . . et est processus, ac si sic arguas: Quia deus 

voluit Petro gloriam, voluit Petro opera nieritoria. Et quia voluit ei bona 
opera meritoria, voluit ei dare gratiam, sine qua opus non est meritorium. 
Et quia vult ei gratiam, vult ei bonum motum praeparantem ad gratiam vel 
aJicuius sacramenti applicationem. Et quia vult ei bonam motionem, vult ei 
etiam bona naturalia etc. Sic retrocedit ille processus more cancri. Huic 
omni Do innititur ista prima opinio . . .“ Daß unter gratis die habituelle und 
unter bonus motus, bona motio die aktuelle Gnade zu verstehen ist, wird unten 
am Schluß des § 6 dargelegt. In einer Anmerkung (Chrys. II 19) fügt Eck 
bei, daß die natürlichen Güter „non sunt necessaria simpliciter, licet multum 
cxpedientia“; als Beispiele dafür nennt er Petrus, Paulus, Augustinus, David, 
Hieronymus und andere, die eine frische und lebhafte Natur besessen hätten 
(ingenio naturali vegeto et vivaci); zuweilen treffe aber auch das Gegenteil zu, 
daß nämlich weniger gut Beanlagte (minus dispositi in naturalibus) zu einer 
größern Glorie gelangten. 

2 ) Chrys. II 19: ... sic dona naturalia primo dantur, postea boni motus, 
dein gratia, dein bona opera, dein gratis, dein opera meritoria, dein finalis 
perseverantia et ultimo gloria. Et sic est tntum et protritum dictum: Ultimum 
in executione est primuin in intentione. Et istum processum in re observat 
secunda opinio . . . 

s ) Chrys. n 19: 8ed in hoc abeunt in diversa: nam secunda opinio 
processum intentionis (secluso ultimo fine, qui est deus ipse) asserit in proposito 
esse eundem quem executionis; prima hoc pernegat, ut ostendit proposit[i]o. 
Haec est totius belli et disputationis summa. 


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122 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


darin überein, daß in der Wirklichkeit (in ordine executionis) die 
ewige Seligkeit den Erwachsenen auf Grund der mit Hilfe der 
Gnade verrichteten guten Werke zuteil wird. Darüber jedoch 
herrscht eine Meinungsverschiedenheit, in welchem Verhältnis die 
Verleihung der Glorie und die verdienstlichen guten Werke im 
göttlichen Ratschluß selber stehen. Nach dem System der prae- 
destinatio post praevisa merita entspricht der ordo executionis 
genau dem ordo intentionis Gottes, nach dem andern System ist 
der ordo intentionis gerade umgekehrt wie der ordo executionis 1 ). 

Es ist natürlich von Wichtigkeit, zu erfahren, wie Eck seine 
eigene Auffassung begründet und wie er sich mit den Argumenten 
abfindet, die von den Gegnern zu Gunsten des andern Systems 
vorgebracht werden. Die scholastischen Autoritäten, die von 
beiden Parteien für ihre Lehren ins Feld geführt werden 2 ), können 
wir hier vollständig übergehen, da diese auch in den Kämpfen 
Ecks mit den Neuerern außer acht geblieben sind. Dagegen sind 
in dieser Hinsicht die Gründe, welche Eck der hl. Schrift und 
den Kirchenvätern entnommen hat, von einem um so großem 
Interesse. 

An den Anfang der Darlegungen, wodurch Eck seine eigene 
Meinung begründen will 1 *), stellt er den Syllogismus: „Sicut est 
conversio tenens se ex parte dei (intellige ratione effectus), ita 


*) Darüber, wie sich die Vertreter der beiden Systeme die Prädestination 
in ihren Beziehungen zur Vollkommenheit des Weltalls und zur Offenbarung 
der Vollkommenheiten Gottes denken, s. Cbrys. II 20—22, III 97—98. Über 
die Frage, ob sich dafür, daß gerade diese Person auserwählt und jene ver¬ 
worfen wird, ein auf seiten des Geschöpfes liegender Grund angeben lasse, 
handelt Chrys. II 23—24, III 99—100. Eck lehrt, es sei zweifellos, daß Gott 
alles in erster Linie seiner selbst wegen und nur in zweiter Linie der Kreatur 
wegen tue; daher offenbare er auch seine Vollkommenheiten (Güte, Weisheit, 
Gerechtigkeit) zunächst seiner selbst wegen. Anderseits aber wolle Gott seine 
Gerechtigkeit in der Bestrafung der Verworfenen nur unter der Voraussetzung 
zeigen, daß die Strafe auch wirklich verdient sei (Chrys. III 97). Gott, der 
allerweiseste Richter, beselige und bestrafe nicht nach Willkür, sondern aus 
den triftigsten Gründen. Sein Wille sei ein Grund, aber nicht der einzige 
für die Prädestination und Reprobation (Chrys. Ul 100). 

2 ) Vgl. Chrys. II 9-13, III 36-50, III 72-80. 

8 ) Es geschieht dies in Chrys. III 51—55; ib. III 51 erklärt er ein¬ 
leitend; „Et ne ego sim asimbolus, proprio Marte, alienis tarnen armis fulcito, 
hoc est autoritatibus, corroborabo praedictam conclusionem.* 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimtmmg. 


123 


est conversio ex parte nostri; secl conversio ex parte dei est 
quasi effectus praedestinationrs; ergo conversio ex parte nostri 
est ratio praedestinationis“ 1 ). Um diesen Schluß zu stutzen 2 ), 
beruft er sich auf Zacharias 1,3: „Convertimini ad me et ego 
convertar ad vos“; zunächst heiße es convertimini und nachher 
erst convertar, gleich als ob der Herr durch den Propheten sagen 
wolle: „Convertimini ad me praeparando et disponendo per 
contritionem, et ego convertar ad vos per gratiam.“ 

Auf fünffache Weise sucht Eck seine Auffassung zu be¬ 
kräftigen : 

Erstens, wenn die Bekehrung des Sünders ganz und gar 
bloß eine Wohltat Gottes wäre, und der Mensch nicht auch seiner¬ 
seits etwas dazu beitragen müßte, warum richtet dann der Herr 
an so manchen Stellen der hl. Schrift Forderungen an uns, die 
zu erfüllen gar nicht in unserer, sondern nur in seiner Macht 
liegen solle? Ezechiel 18, 30 und 33, 11, Jeremias 15, 19 und 
Joel 2, 12 beweisen, daß Gott stets bereit ist, das Seinige zu tun, 
wenn nur auch der Mensch das Seinige hinzutut. Wenn sich 
also nicht alle bekehren, so liegt das nicht daran, daß etwa Gott 
es nicht will, sondern daran, daß sich der Mensch trotz der Hilfe 
von oben nicht bekehren will 3 ). 

Zweitens sind mehr Menschen für die Hölle als für den 
Himmel bestimmt, wie aus dein 22. Kapitel bei Matthäus zu 
schließen ist 4 ). Nun heißt es aber im Buche Sirach 15,22: 
„Non concupiscit [deus] multitudinem filiorum infidelium et in- 
utilium“. Folglich entspricht die große Zahl der Verdammten nur 
insofern dem Willen Gottes, als leider so viele Anlaß zu ihrer 
Verwerfung geben. Daß der Grund für die Reprobation im 


*) Chrys. III 51. Wegen de9 Ausdrucks conversio läßt sich obiger 
Syllogismus nicht treffend genug verdeutschen. 

*) Laß sein Schluß nicht ganz in Ordnung ist, fühlt Eck selber heraus; 
sonst würde er nicht geschrieben haben (Chrys. 111 51): „Dices tu nasute, non 
dialectice argumentatum; videbis, prestolare. “ 

8 ) Vgl. Chrys. III 51. 

4 ) Gemeint ist Matth. 22, 14: * Multi enim sunt vocati, pauci vero olecti.“ 
Eck gibt demnach dieser Stelle, die sich auf den Eintritt der Juden in das 
Messiasreich bezieht, eine unrichtige Deutung. Von der Zahl der für den 
üimrael Bestimmten ist hier überhaupt nicht die. Rede. 


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124 


11. Dogmengeschichtlicher Teil. 


menschlichen Willen zu suchen ist, wird in klarster Weise auch 
durch Matth. 23, 37. 38 bezeugt, wonach der verkehrte und böse 
Wille des Menschen den ganzen Grund für seine Reprobation, 
auch für die negative, bildet, ferner aus Oseas 13,9, der Israel 
selber die Schuld an seinem Verderben beimißt, und aus 2. Petr. 1,10, 
wo zu guten Werken aufgefordert wird, weil sie die Prädesti¬ 
nation herbeiführen ! ). 

Drittens unterscheidet Eck zwischen einer vorläufigen und 
endgültigen Vorherbestimmung Gottes: die sententia definitiva ist 
unabänderlich, die interlocutoria nicht 2 ). Von dieser Anschauung 
ausgehend beruft er sich auf mehrere Stellen bei Augustinus :i ), 
um den Satz zu erhärten, daß, wer nicht prädestiniert ist, prä¬ 
destiniert werden könne. Hieraus folgert er, daß der eine Grund 
zur Prädestination in unserm Willen Hege, der sie wenigstens 
„dispositive et de congruo“ herbeizuführen vermöge. 

Viertens schließt Eck aus dem allgemeinen Heilswillen Gottes, 
daß man den Grund für die Tatsache, daß nicht alle selig werden, 
anderswo als im göttlichen Willen suchen müsse 4 ). 


*) Cbry9. III 52. 

? ) Vgl. Chrys. IV 63, 64. 

3 ) In Chrys. 111 52 führt Eck an erster Stelle den bekannten Satz al9 
Augustinuswort an: „Si traheris, ora ut traharis; si non es praedostinatus, 
fac ut praedestineris.“ Hierüber s. oben 109 Anm. 1. Noch besser werde die 
Sache beleuchtet „per Augustinum de praedestinatione sanctorum inter alia sic 
dicentem contra Pelagiuin: In quantum possumus, omnes homines ad bonum 
opus exhortemur, nulli desperationem demus, pro invicem orantes in conspectu 
dei nos humiliemus dicentes: »Fiat voluntas tua.« Ipsius erit potestatis, iudi- 
cium in nobis debitum mutare damnationis et gratiam praedestinationis indebi- 
tam prorogare.“ Diese Sätze sind weder in der Schrift De praedestinatione 
sanctorum noch überhaupt bei Augustinus zu finden; woher Eck sie entlehnt 
hat, darüber vermag ich keine Auskunft zu geben. An dritter Stelle zitiert er 
in Chrys. III 52: „Deus potest ad opus non novum, sed aeternum adhibere 
consilium.“ Bei Augustinus, De civitate Dei, cap. 17 nr. 2 (1. c. VII, 316 F), 
heißt es wörtlich: „Potest ad opus novum non novum, sed sempiternum ad¬ 
hibere consilium.“ 

4 ) Vgl. Chrys. III 53: „Quarto pugnat adversus priorem opinionem: 
Quia deus paratus est et inclinatus (ut loquar more humano) omnes salvos facere 
et beare, ergo, quod non omnes beatiücantur, est alia ratio quaerenda quam 
voluntas sua. lllud argumentum currit paribus passibus ut primum et secun- 
dum, ideoque antecedens firmari potest ex prioribus. Consequentiam autem (in 
qua est totus nervus) lirmo ex Anshelmo de casu diaboli c. III., quamvis 


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§ 5. Die Lehre von 4er Vorberbestimmung. 


125 


Endlich macht er auch noch geltend, daß eine Theorie, die 
dem menschlichen Willen seinen Anteil am Verdienste abstreitet, 
als falsch zurückzuweisen sei, und daß sich die opinio I jene 
Leugnung anscheinend zuschulden kommen lasse ! ). 

Zum Schluß versichert er, daß er noch mehr solch kräftiger 
Gründe anführen könne, sich aber mit jenen fünf begnügen wolle. 

Interessant und lehrreich ist es auch, zu beobachten, in 
welcher Weise Eck die Schrift- und Vaterstellen behandelt, die von 
den Anhängern des Systems der praedestinatio ante praevisa 
merita zu ihren Gunsten geltend gemacht wurden 2 ). Sein Ver¬ 
fahren ist im großen und ganzen stets dasselbe. Er gibt zu, daß 
in den betreffenden Zitaten* ausdrücklich nur von der Bedeutung 
des göttlichen Willens für die Prädestination die Rede sei, er¬ 
klärt aber zugleich, daß die Bedeutung des menschlichen Tuns 
damit nicht geleugnet werden solle; denn an andern Orten werde 
auch dieses zweite Moment sowohl von der Bibel als von eben 
denselben Vätern gebührend hervorgehoben. Da auf die hier in 
Frage kommenden Zitate in den spätem Kontroversen Ecks mit 
den Reformatoren häufig zurückgegriffen wird, lohnt es sich der 
Mühe, näher darauf einzugehen. 

forte posset alicui videri plus confirmare opinionem mediam.“ In Chrys. III 54 
behandelt Eck das Gleichnis, welches Anselni (1. c. 63) seinem Schüler vor¬ 
trägt, und fährt dann fort: „Addimus praeterea Augustinum et transsumpta 
sunt eius verba in c. Nabuchodonosor XXI11 q. IIIl: »Vires itaque obedientiae 
non ideo cuiquam subtraxit, quia eum non praedestinavit, sed ideo eum non 
praedestinavit, quia recessurum ab ipsa obedientia praevidit« et ibi: »Vasis irae 
nunquam deus redderet interitum, si non spontaneum inveniretur homo habere 
peccatum, quia nec deus peccanti homini iuste inferret iram, si homo ex prae- 
destinatione [dei] cecidisset in culpam«.“ Die beiden Zitate finden sich im 
Corpus juris canonici und zwar im Decretum Gratiani, pars II causa 
XXIII q. IV cap. 23, und werden dort dem hl. Augustinus zugeschrieben, sind 
aber nicht augustinisch; vgl. Friedberg 1 907. 

‘) Chrys. 111 55; vgl. unten § 6. 

-) Eck legt zunächst die Beweisstellen der Gegner vor und geht dann 
Punkt für Punkt durch, um die daraus gezogenen Schlüsse zu bestreiten. Er 
behandelt die Gründe der Scholastiker in Chrys. 11 11—13 und kritisiert sie 
in III 72 — 80, die Schriftsteilen in II 14 bzw. III 81- 87 (diese Nummer ist 
doppelt gesetzt), die Aussprüche des hl. Augustinus in II 15 bezw. III 87—95. 
In II 15 bezw. III 95 werden auch Zitate aus Ambrosius erörtert. — Warum 
wir auf eine Darlegung der Aussprüche der Scholastiker und deren Kritik 
durch Eck verzichten, s oben S. 122. 


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126 


ll. bogmengeschichtlicher 'feil. 


Zunächst erinnert Eck an seine Ausführungen über Eigen¬ 
tümlichkeiten in der Redeweise der hl. Schrift x ), bringt aber dann 
noch ein neues darauf bezügliches Argument vor, das er dem 
hl. Bonaventura entlehnt hat. Die hl. Schrift gebe zwar den 
Willen Gottes als Grund für die Prädestination an und weise nur 
selten auf einen andern Grund hin, aber daraus folge doch 
nicht, daß es nicht auch noch einen andern gebe; denn es sei 
nicht alles, sondern nur das für uns Nützliche aufgeschrieben. 
Nützlich aber sei es, zu wissen, daß der göttliche Wille Grund 
und Ursache für die Prädestination ist, damit wir Gott fürchten 
lernen und uns selber nichts von den Verdiensten zuschreiben *), 
gemäß der Mahnung des Heilandes bei Luk. 17 [10]. Zum Be¬ 
weise dafür, daß die hl. Schrift aber auch noch einen andern 
Grund für die Prädestination kennt, erinnert Eck an die Stellen 
aus der Bibel, die er zur Begründung seines Systems vorge¬ 
bracht hat 3 ). 

Hierauf geht Eck dazu über, Rom. 9, 11—21 näher zu be¬ 
leuchten. Auf diese Verse beriefen sich die Verteidiger des 


‘) Über diese „solutioucs non spernendae“, wie er sich in Chrys. III 81 
ausdrückt, s. Chrys. 111 69—70; vgl. auch oben S. 88 und 89 Anni. 1. 

*) Vgl. Bonaventura lib. I dist. 41 art. 1 q. 2(1. c. I 733 f.): „Ad illud, 
quod obiicitur de sacra Scriptura, quod assignat beneplacitum pro ratione; 
dicenduni, quod, quainvis assignet pro ratione et aliam non exprimat, non est 
concludendum, quod non sit alia, quia non sunt oninia scripta, sed nobis utilia 
[Vgl. Job. 21, 25 uud Rom. 15, 4]. Utile autem fuit scire, quod divinum bene¬ 
placitum est causa et ratio, ut discamus eutn timere et nihil meritorum nobis 
attribuere.“ Eck gibt diese Stelle frei wieder; ein sachlicher Unterschied liegt 
darin, daß Bonaventura sagt: „et aliam non exprimat,“ während Eck schreibt 
„et raro exprimat aliam“. Der Kirchenlehrer hat freilich nur Ex. 38, 19, 
Matth. 11, 25 f. und Rom. 9, 21 f. im Auge (vgl. I. c. 1 732), wo nur vom 
göttlichen Willen die Rede ist; Eck dagegen spricht znnächst ganz im allge¬ 
meinen (Chrys. 111 81): „Conpluros autoritates, et maxime Pauli, evocantur. . . 
Unde in generali ad Paulum potest multipliciter responderi. Primo respondet 
S. Bonaventura, quem sequitur Nicholaus de Orbellis, quod quamvis sacra scrip¬ 
tura assignet beneplacitum dei pro ratione praedestinationis ... et raro expri¬ 
mat aliam, non tarnen exinde sequitur, quod non sit alia . . .“ Das Wörtchen 
raro steht weder bei Bonaventura 1. c. noch im Compendiuni des Orbellis 
(lib. I dist. 41 art. 2, 1. c. fol. mj r ) zu den Sentenzen des Lombarden; sein 
großer Kommentar war mir nicht zugänglich. 

3 ) Vgl. oben S. 123 f. 


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§ 5. I)ie. Lehre von der Vorherbestimmung. 


1Ö7 


Systems der praedestinatio ante praevisa merita mit besonderm 
Nachdruck, da sie eine Hauptbelegstelle für ihre Auffassung 
bilden, und er war daher genötigt, den Sinn der Worte des 
Apostels ausführlich darzulegen 1 ). Man könne annelimen, so 
meint er, der Apostel wende sich hier etwas einseitig (extremius) 
gegen solche, die in dem Wahne befangen seien, als ob wir 
unsere Rettung mehr uns selbst wie Gott dem Herrn verdankten; 
darum habe Paulus betonen wollen, daß uns die göttliche Gnade 
überaus notwendig ist, da wir ohne sie nicht imstande sind, ein 
verdienstliches Werk zu verrichten 2 ). 

Betreffs des in Rom. 9, 20 f. verwendeten Gleichnisses von 
dem Töpfer und seinen Geschirren schließt sich Eck an Heinrich 
von Gent an, der sagt, Paulus bediene sich jenes Vergleichs nicht 
etwa deshalb, weil er keinen Grund für die Prädestination anzu¬ 
geben gewußt hätte, sondern deshalb, weil er die Verwegenheit 
der Unverständigen habe zurückweisen wollen. Bezüglich der 
Tonmasse treffe der Vergleich nur hinsichtlich des Zweckes zu, 
indem ein Teil der Menschen zur Seligkeit und der andere zur 
Verdammnis bestimmt werde, ähnlich wie die Gefäße teils zur 
Ehre, teils zur Unehre; nicht aber hinsichtlich des Objektes, da 
unter den Menschen, nicht aber unter den Tonmassen ein großer 
Unterschied vorhanden sei, deretwegen der eine den Vorzug vor 
dem andern verdiene. Mit Rücksicht auf Zweck und Objekt 
passe der Vergleich in 2. Tim. 2[20] besser: „In einem großen 
Hause sind nicht bloß goldene und silberne, sondern auch hölzerne 
und irdene Gefäße und zwar die einen zur Ehre, die andern zur 
Unehre.* 4 Wie unter den Gefäßen, so bestehe auch unter den 
Geistern und Menschen ein Unterschied. Die einen seien gut, 
wie Gold und Silber, und daher (ita) auserwählt zu Gefäßen der 
Barmherzigkeit, zur Ehre; die andern aber seien schlecht und 


*) Dies geschieht in Chrys. III 81—88. 

*) Chrys. III 81: Ita possumus accipere Apostolum, quod in illia ipaia 
▼erbis suis voluit ostendere nimiam gratine dei necessitatem, sine qua nulluni 
opus nostrum est meritorium, a qua omnes pendemus ut a mugnete Platonis 
annuli; et ita loquitur extremius contra errantes credentea, nostrum salvari 
potius ex nobis esse quam ex deo. 


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11. Dogmengeschiehtlictier Teil. 


daher (ita) Gefäße des Zornes und der Vernichtung, deren sich 
Gott zu ihrer Unehre bediene l ). 

Wenn es Rom. 9, 11 heiße: „Cum nondum fuissent 2 ) aut 
aliquid boni fecissent etc.“, so habe dies darin seinen Grund, daß 
Gott die zukünftigen Werke Jakobs und Esaus und das Walten 
seiner eigenen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit von Ewigkeit 
vorherwisse. 

Endlich weist Eck auch noch auf die Erklärung Alberts des 
Großen 3 ) hin, der in Esau und Jakob die Repräsentanten der 
Menschheit erblickt. Allen Menschen wird die Erlösungsgnade 
Christi angeboten, aber nur ein Teil derselben eignet sie sich an. 

Eck bespricht dann noch eine Reihe von andern paulinischen 
Stellen 4 ), nämlich Eph. 1,4 -6. 11; 2,10; Tit. 3, 5; Kol. 3 ) 
1, 12 f.; 1. Kor. 7,25; ferner l. Joh. 2, 19 und Eccles. 7, 14, 
sowie das Gleichnis Jesu von den Arbeitern im Weinberge (bes. 
Matth. 20, 13 — 15); nach seiner Meinung berufen sich die Gegner 
mit Unrecht auf diese Stellen G ). 

Eine besondere Aufmerksamkeit widmet Eck den Äußerungen 
des hl. Augustinus, welcher der praedestinatio ante praevisa merita 
„scheinbar sehr geneigt“ gewesen sei. Auf Grund der oben dar- 

*) Vgl. Chrys. III 82, wo auf Quotlijbeta] 1111 q. 14 des Heinrich 
von Gent hingewiesen wird. Trotz wiederholter Bemühungen war es mir 
nicht möglich, ein Exemplar dieses Werkes einzusehen. Eck 1. c. sagt von 
der Exegese der oben genannten Schriftstelle durch Heinrich von Gent: „Et 
nota illam auream solutionem quoad illuin locuin, quia alibi vix reperies siini- 
lein.“ Unmittelbar darauf übt Eck scharfe Kritik an der Auslegung Vallas, 
der unter den goldenen Gefäßen die Engel, unter den silbernen die Menschen 
verstehen will. Vgl. Laurentius Valla, De libero arbitrio, fol. 11 v (in der 
Ausgabe von Andreas Cratander, Basel im Nov. 1518), Eck fragt: „Sed quam 
naturam tune lignum et fictilia designabunt?“ Zudem seien die hl. Mensch¬ 
heit Jesu, Maria und Johannes der Täufer weit erhabener als die Engel. Der 
Apostel wolle mit Gold und Silber verschiedene Grade der Seligkeit bezeichnen. 

2 ) ln Chrys. III 83 fehlt nati vor fuissent. 

: ‘) Vgl. hierzu Alberti Magni Commentarii in I. Sententiarum dist. 41 
art. 3, in B. Alberti Magni Opera omnia (herausgegeben von A. Borgnet), 
Parisiis 1893, XXVI 344. 

*) Laut Chrys. 11 13 will Eck ib. II 14 nur die wichtigeren Stellen an¬ 
führen, die von den Gegnern als Beweismittel benutzt werden. 

6 ) In Chrys. II 14 und III 84 heißt es „Ad Galateas“ statt „Ad 
Colossenses". 

,! ) Vgl. die Kritik ib. III 83-87. 


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& 5. t)io Lehre von der Vorlierbe9timmung. 


129 


gelegten Grundsätze über die Bedeutung und Auslegung von 
Vaterstellen, namentlich von Aussprüchen des hl. Augustinus*), 
sucht Eck jene Zitate, die zu Gunsten der opinio I lauten, mit 
denen, die für die opinio II sprechen, in Einklang zu bringen. 

Ein schönes Material, welches die Richtigkeit der Lehre von 
der doppelten bedingten Prädestination beweisen soll, läßt sich 
nach Chrys. III 93 folgenden Äußerungen des hl. Augustinus ent¬ 
nehmen 2 ), die Eck stellenweise nicht ganz wörtlich wiedergegeben 
hat: De libero arbitrio lib. I cap. 14, lib. II cap. 1, lib. III cap. 
2 und 3 3 ); De vera religione cap. 6 4 ); De praedestinatione sanc- 
torum cap. 20 5 ); ferner kommen in Betracht von pseudo-augu- 
stinischen Schriften De praedestinatione et gratia, besonders cap. 
11 und 15 *’•), und De praedestinatione dei cap. 3 und 5 7 ). Vor 
allem erscheint ihm der an vorletzter Stelle genannte Ausspruch 
als ein glänzender Beweis dafür, daß [Pseudo-] Augustinus der 
opinio II gehuldigt hat, und es erfüllt ihn mit Freude und Stolz, 
daß er seines Wissens als erster auf diese kräftige Belegstelle 
aufmerksam gemacht und sie für das von ihm verfochtene System 
verwertet hat 8 ). 


*) Vgl. oben S. 89—92. 

*) Vgl. Chrys. III 93 (Schluß): Haec Augustinus, ex quibus omnibus 
quilibet pulchra potest formare argumenta pro opinione secunda. 

3 ) Vgl. Augustinus 1. c. I 582 A, 585 CD, 611- 614. In Chrys. III 93 
wird die aus lib. I cap. 14 entlohnte Stelle irrtümlich auch lib. II cap. 1 zu¬ 
gewiesen. 

4 ) Nach Eck muß man annehmen, Augustinus (1. c. I 751 F) rede 
davon, daß Gott „omnibus gratiae participandae dat potestatem tt ; indes spricht 
der große Lehrer hier von der katholischen Kirche, die allen, auch den Juden, 
Heiden, Schismatikern und Exkommunizierten die göttliche Gnade anbietet. 

ß ) Vgl. Augustinus 1. c. X 817 E. 

6 ) Vgl. Augustinus 1. c. X App. 56 C ff., 58 FG. 

*) Vgl. Augustinus 1. c. X App. 61 AB, 62 DE. 

8 ) Eck zitiert die Stelle wörtlich: „Ecce homo infoelix alligatur morti 
non per dei praede9tinationem, sed per suam ofFensionem. Quamvis enim prae- 
destinatio offensionem praecurrat tempore, offensio tarnen praedestinationem 
praecedit effectione. Nam praedestinatio non fieret, nisi offonsio futura esset; 
quam offensionem qui praescivit esse, offensionis nltionem ut iustus iudex prae- 
destinavit. Ex praescientia igitur offensionis praedestinatio emanavit ultionis, 
sicut ex praescientia virtutis praedestinatio fieri solet remuneratiouis. Unde 
Apostolus ad Romanos [8, 29): Quos praescivit, hos et praedestinavit.“ Hocli- 
Ref.-gesch. Studien u. Texte, Heft 1: Greving, Eck. 9 


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18Ö 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


Dann führt Eck jene Stellen aus Augustinus an, die für die 
opinio I sprechen, und sucht sie nach Möglichkeit unschädlich zu 
machen. Zu dem Zitat'), in welchem von dem Wehrufe des Heilandes 
über Corozain und Bethsaida und von Tyrus und Sidon die Rede 
ist (Matth. 11, 21 ff., Luk. 10, 13 ff.), bemerkt Eck wiederum 
hauptsächlich, Augustin hebe hier nur die wichtigste Ursache der 
Prädestination, den Willen Gottes, hervor, aber daraus folge nicht, 
daß es nicht auch noch eine andere Ursache gebe 2 ). Zwei Stellen 
in der pseudo-augustinischen Schrift De fide ad Petrum, worin 
die Vorherbestimmung zur ewigen Seligkeit der gnadenreichen 
Güte Gottes zugeschrieben wird 3 ), werden dahin erklärt, daß 
damit die Gerechtigkeit Gottes nicht geleugnet sei; denn der Herr 
habe die Erlangung des Himmelreichs von gewissen Gesetzen 
abhängig gemacht und diesen durch bestimmte Versprechungen 
Nachdruck verliehen; nur wer jenen Geboten gehorche, werde 
selig werden. Übrigens schlössen jene Stellen nicht aus, daß der 
Mensch mit der göttlichen Gnade mitarbeiten und so das Seinige 

erfreut über seine Entdeckung ruft Eck hierauf aus: „Eat nunc adversae 
opinionis adsertor et dicat, Augustinum negare praedestinationem esse suo modo 
ex meritis et reprobationem ex demeriti9. Et nota bunc locum, quia est singu- 
laris et, quöd ego nunc meminerim (non enim omnium possum habere memo- 
riam), nullus doctorum evocat istum passuro Augustini ad illud propositum“ 
(Chrys. III 93). 

') Eck zitiert die betreffende Stelle in folgender Weise (Chry9. II 15): 
„De praedestinatione sanctorum haec eius [Augustini] verba inveniuntur et sunt 
translata ad decreta canonica, c. Nabucbodonosor XXIII q. IIII.“ Nun folgen 
die Worte: »De Tyriis vero et Sydoniis quid aliud possumus dicere« bis 
»fideles ex infidelibus fieri potuisse«; die Worte »si hoc in eis« bis »videri potest« 
sind im Chrys. ausgelassen; auf »fieri potuisse« läßt Eck unmittelbar folgen: 
»quod veritas ait: Nemo potest venire ad me, nisi datum fuerit a patre meo. 
Joannis VI [66].« Im Decretum Gratiani, pars II causa XXIII q. IV 
cap. 23 (Friedberg I 908), wird diese Stelle in der Tat dem bl. Augusti¬ 
nus zugeschrieben. Dem Sinne nach sagt er allerdings dergleichen in seiner 
Schrift De dono perseverantiae cap. 14 nr. 35 (1. c. X 839 f.); jedoch findet 
sich das Zitat Gratians und Ecks in Prospers von Aquitanien Eesponsiones 
pro Augustino ad excerpta, quae de Genuensi civitate sunt missa, und zwar in 
der ltesponsio auf das achte Excerptum. Diese früher irrtümlich dem 
hl. Augustinus zugeschobene Schrift ist abgedruckt in den Werken des 
bl. Augustinus 1. c. X App. 220 CD. 

*) Chrys. III 94. 

3 ) Chrys. II 15 nach De fide ad Petrum nr. 42 und nr. 78; vgl. Augu¬ 
stinus 1. c. VI App. 27 D und 31 G. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 181 

tun müsse gemäß dem bekannten Worte des hl. Augustinus: 
„Qui creavit te sine te, non iustificabit te sine te“ 1 ). 

Dem Satze Augustins, daß die Berufung die wirkende Ur¬ 
sache des guten Willens sei und ihm voraufgehe 2 ), pflichtet Eck 
bei und bemerkt, es sei gleich, ob man unter „Berufung“ die „erste 
Anregung“ (Gnade des Beistandes), oder die heiligmachende Gnade 
verstehen wolle. In beiden Fällen, so lehrt Eck, ist jener Aus¬ 
spruch wahr. Im ersten nämlich verdanken wir ja der Eingebung 
Gottes den Anfang unsers Heiles; jedoch ist daneben unser Wille 
auch ein Grund unsers Heiles, indem er dieser guten Anregung 
zustimmt. Im zweiten ist er ebenfalls richtig; denn ohne die 
heiligmachende Gnade ist der Wille nicht fähig, verdienstliche 
Werke zu verrichten; nichtsdestoweniger aber ist es seine Sache, 
sich auf den Empfang der Gnade vorzubereiten und ihr nach 
dem Empfang nicht untreu zu werden 3 ). 

Endlich beschäftigt sich Eck noch mit einer Stelle im ersten 
Buche Augustins an Simplizian. Hier lehrt der Heilige, daß alle 
Menschen eine massa peccati 4 ) bilden, die wegen der Erbsünde 
Strafe verdient. Gleichviel nun, ob Gott die Strafe verhängt, oder 

*) Vgl. Chrys. III 94, 95. Jenes Dictum ist entnommen aus. Augustins 
Sernio 169 cap. 11 nr. 13 (1. c. V 815 K), wo es wörtlich heißt: „Qui ergo 
fecit te sine te, non te iustihcat sine te. Ergo fecit nescientem, iustificat 
volentem.“ 

*) Chrys. II 15: „ Super epistola ad Romanos IX. ait: Vocatio est effec- 
trix bonae voluntatis et eam praecedit, et non econtra“ Augustinus, De 
diversis quaestionibus ad Simplicianum, lib. I q. 2 nr. 12 schreibt: „At enim 
quia non praecedit voluntas bona vocationem, sed vocatio bonam voluntatem, 
propterea . . .“ und ib. nr. 13: „Sed si vocatio ista ita est effeetrix bonae vo- 
Inntatis, ut omnis eam vocatus sequatur, quomodo . . . a (1. c. VI 94 G, 95 A). 

s ) Chrys. III 95: „Respondetur: si volumus loqui de prima motione (quae 
est gratia gratis data), tune est verum, quia initium salutis nostrae deo inspi- 
rante habemus; sed voluntas nostra adhuc est ratio assentiendo buic bonae 
motioni. Si vero loquamur de gratia gratumfaciente, tune iterum est verum, 
quod praecedit voluntatem meritoriam, et sine ea voluntas non est bona, ut 
patet prima ad Corinthios XV 7 .; sed nihilominus in voluntate nostra est prae- 
parari ad illam gratiam habendam et non excidendum ab ea habita.“ Eine 
andere Lösung der Schwierigkeit könne man mit Anselm versuchen, indem man 
sage, die „vocatio est effeetrix bonae voluntatis“ als „causa essendi, sed non 
consequendi“. Vgl. Chrys. III 95 mit III 53 f. und Anselmus, De casu dia- 
boli, cap. 3 (1. c. 63). 

*) Massa peccati bedeutet soviel wie massa damnata; vgl. Rottmanner 8* 

9 * 


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132 II. Dogmengeschielitlicher Teil. 

ob er sie schenkt, in keinem Falle ist er ungerecht. Schenkt er 
sie, so übt er Barmherzigkeit aus Gnade; verhängt er sie, so 
handelt er nicht ungerecht. Es kann sich also weder der Be¬ 
gnadigte seiner Verdienste rühmen, noch der Verdammte beschweren, 
es sei denn über seine Mißverdienste. Hierzu bemerkt Eck, daß 
Augustinus hier nicht bloß die Erbsünde, sondern auch die per¬ 
sönliche Schuld des Verworfenen in Betracht ziehe; denn nur 
unter dieser Bedingung sei es verständlich, daß er zunächst sage, 
Gottes Urteil sei durchaus gerecht, wenn er zur Strafe verurteile, 
und dann nachher, der Verdammte dürfe sich über nichts anderes 
beklagen, als über seine eigenen Mißverdienste 1 ). Auch betont 
hier Eck nochmals mit allem Nachdruck das, was er „schon 
hundertmal“ gesagt habe, daß nämlich unsere [guten] Handlungen 
an und für sich keinen Rechtsanspruch auf die von Gott dafür 
gewährte Belohnung geben 2 ). 

Über diesen Punkt spricht sich Eck sehr deutlich aus mit 
Bezug auf Zitate der Gegner aus der Schrift De vocatione om- 
nium gentium, die früher dem hl. Ambrosius zugeschrieben ward, 
aber von einem noch unbekannten Verfasser herrührt 3 ). Nach 

’) Chrys. II 15: „Ad Simplicianum scribit [Augustinus]: Omnes quidem 
liomines sunt una massa peccati, supplicium debens suminae divinaequc iusti- 
ciae; quod sive exigatur sive donetur, nulla cst iniquitas; cui etiam donAt, 
gratuitam exhibet misericordiam, et a quo exigit, iustissimum exercet iudicium, 
ita ut nec liberatus de suis meritis glorietur, nec damnatus nisi de suis deme- 
ritis conqueratur.“ Bei Augustinus, De diversis quaestionibus ad Simplicianum, 
lib. I q. 2 nr. 16 (1. c. VI 97 CD) findet sich der erste Teil des Eckschen 
Zitates fast wörtlich; dagegen beruht der zweite (cui etiam donat bis conque- 
ratur) auf einer Umbildung dessen, was Augustinus ib. lib. I q. 2 nr. 17 (I. c. 
VI 98 DE) sagt: „Illud tantummodo inconcussa fide teneatur, quod non sit 
iniquitas apud Deum: qui sive donet, sive exigat debitum, nec ille a quo exigit, 
recte potest de iniquitate eius conqueri, nec ille cui donat, debet de suis me¬ 
ritis gloriari.“ Eck hat obiges Zitat nicht bei Augustinus nachgeschlagen, 
sondern sich damit begnügt, es anderswoher zu übernehmen; denn er hält auch 
die Worte cui etiam donat bis conqueratur für Augustins eigene Worte; er 
sagt nämlich in Chrys. III 95 ausdrücklich: „Si enim loqueretur de homine 
non respiciendo demerita, non diceret »et a quo exigit, iustissimum exercet 
iudicium« et in fine ait, damnatum non debere conqueri nisi demerita sua.‘ 

-) Chrys. UI 95: Respondetur: Fatemur ingenue non esse iusticiam ex 
natura rei inter illos actus nostros et praemium, veluti iam centies diximus. 

3 ) Über den Lehrinhalt der Schrift De vocatione etc. s. F. Wörter, Zur 
Dogmengeschichte des Semipelagianismus [Kirchengeschichtliche Studien, hrsg. 
von Knöpfler, Schrörs und Sdralek, Bd. V Heft 2, Münster i. W. 1899], 
S. 3 - 43. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 


133 


dem Anonymus verleiht Gott denen, die er ohne ihr Verdienst 
erwählt hat, die Mittel, auf daß sie mit Verdiensten geschmückt 
werden 1 ). Eck entgegnet hierauf klipp und klar, unsere Verdienste 
hätten an sich keinen Wert, sondern nur dank der gnädigen 
Anordnung Gottes, der uns für die Beobachtung der Gebote und 
Räte, für den Gebrauch der Zeremonien und Sakramente einen 
Lohn versprochen habe; gäbe Gott nicht selber uns diese Mittel 
an die Hand, so würden wir überhaupt nichts verdienen können 2 ). 

C. Die sechsundzwanzig dubia im dritten Artikel. 

Der dritte Artikel ist der Behandlung einer Menge von 
Einzelfragen gewidmet. Er soll, wie Eck einleitend bemerkt 3 ), 
den Studenten nach Möglichkeit Aufschluß über allerlei Bedenken 
geben und dazu beitragen, fromme und wohlmeinende Seelen zu 
beruhigen. Die Theologen müßten in diesen Dingen gründlich 
Bescheid wissen, um je nach dem Auffassungsvermögen des Fragen¬ 
den eine klare Antwort geben zu können. Sie würden nämlich 
von vielen geistig begabten und nachdenkenden Menschen mit 
mannigfaltigen Zweifeln betreffs der Prädestination behelligt. Für' 
die ungebildeten und minder begabten Leute wäre es, wie schon 
gesagt 4 ), besser, wenn sie sich in dieser schwierigen Sache mehr 
auf diejenigen verließen, die gelehrter wären als sie, statt selber 
viel darüber nachzugrübeln und zu streiten. Warnt er so 
einerseits vor einer unvorsichtigen Beschäftigung mit der Prädesti¬ 
nationslehre, so hält er es doch anderseits nicht für richtig, wenn 
man mit Rücksicht auf die Erhabenheit und Schwierigkeit des 


J ) Chrys. II 15: „Ambrosius de vocatione omnium gentium Jibro secundo 
cap. X. inquit: »Deus ergo hiis, quos elegit sine meritis, dat unde et ornentur 
meritis.« Et multa possent adduci ex cap. IV. libri primi oiusdem.“ Jenes 
Zitat findet sich in der genannten pseudo-ambrosianischen Schrift bei Migne 
Patr. Lat. XVII 1130 C. 

s ) Chrys. III 95: Non dissimiliter respondetur ad Ambrosium, quia nulla 
sunt merita ex natura rei, sed solum ex acceptatione et ordinatione dei ita 
liberaliter legem dantis et praemia pollicentis pro praeceptis, consiliis, cere- 
moniis et sacramentis etc., quae nisi deus daret nobis, nihil omnino possemus 
mereri. 

*) In Chrys. IV 13, 14. 

4 ) Vgl. Chrys. I 7; s. auch oben S. 88. 


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134 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


Gegenstandes vor dem Volke darüber nicht predigen will. Wenn 
Paulus zu den neubekehrten Römern in drei Kapiteln von der 
göttlichen Vorherbestimmung redet, was soll uns dann hindern, 
vor Christen, die den Glauben mit der Muttermilch eingesogen 
haben, jene Wahrheiten auseinanderzusetzen! Eck rat daher an, 
öfters, aber mit grober Bescheidenheit davon zu predigen 1 ). 

Der dritte Artikel soll sich also mit einzelnen Fragen der 
Prädestinationslehre beschäftigen. Der Verfasser will mit den 
allgemeinem und leichtern beginnen, mit solchen, die täglich von 
den Kanzeln und Kathedern herab erörtert werden, und von 
diesen Fragen aus dann allmählich zu schwierigem Problemen 
übergehen 2 ). 

Es sind 26 dubia, die in diesem Artikel erörtert werden. 
Durch Mannigfaltigkeit des Inhaltes zeichnet er sich vor dem 
ersten und zweiten aus, und durch seinen Umfang übertrifft er 
die beiden andern zusammen. Die Fragen, die hier untersucht 
werden, sind zum Teil sehr schwieriger Natur; sie sind vom 
Verfasser mit viel Scharfsinn und Mühe, aber auch in aller Breite 
und Umständlichkeit bearbeitet worden 3 ). 

Im ersten dubium behandelt er die Frage, warum Gott 
den Menschen nicht offenbart, wer von ihnen selig und wer 
verdammt wird 4 ). Er gibt vier Gründe dafür an. Zunächst sei 
eine derartige Kenntnis den Auserwählten nicht zum Heile dien¬ 
lich, da sie andernfalls leicht die Demut verlieren würden. Ferner 

') Chrys. IV 14: * Longe igitur aliter sentimus, et saepe et multum cum 
modestia plebeis talia fore intimanda.“ Eck erwähnt dann in freundlicher 
Weise einen Augsburger Kanonikus: „ lta pulchre ratiocionabatur [!] dominus 
Christoferus de Knöringen canonicus Augustauus contra tales, qui istain rnatc- 
riam populo siinplici non praedicandam affirmarent. “ Daß und wie solche 
Predigten gehalten werden sollen, hat in ähnlicher Weise der hl. Augustinus 
dargelegt. Vgl. Augustinus, De dono perseverantiae, cap. 20 ff.; s. besonders 
cap. 20 nr. 51 und cap. 23 nr. 63 (1. c. X 850 ff.); letztere Stelle wird in 
Chrys. IV 14 zitiert, aber irrig als „Augustinus libro secundo de bono perse¬ 
verantiae capite vigesimo secundo“ bezeichnet. 

-) Chrys. IV 14. 

3 ) Ich behalte den Ausdruck „dubium“ bei, da er sich nicht leicht in 
einer ganz befriedigenden, jede Unklarheit ausscbließendcn Weise übersetzen 
läßt. Über den dritten Artikel s. meine Hemei-kungen oben S. 11, 75, 106. 

*) Vgl. Chrys. IV 15-17; im zweiten Artikel (ib. 111 28) hat Eck diese 
Frage nur so eben berührt. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 


135 


würden die Verworfenen dadurch zur Verzweiflung getrieben und 
in dieser Stimmung Sünde auf Sünde häufen. Weiterhin solle 
ein jeder Gott um Hilfe anrufen und sich mehr Sorge um sein 
und anderer Heil machen, statt sich von allzu großer Neugierde 
wegen seines Endes beherrschen zu lassen; die Meidung der Sünde 
und die Übung der Tugend würden mehr gefördert, wenn niemand 
seiner Prädestination gewiß sei, wenn aber alle zuversichtlich auf 
Gottes Güte vertrauten und aus Sorge um ihr eigenes und um 
fremdes Seelenheil fleißig beteten. Endlich, wenn man wüßte, 
wer schließlich verloren ginge, so würde man sich die Mühe 
sparen, solche zu belehren und in Zucht zu nehmen; dadurch 
würde aber alle Ordnung in der menschlichen Gesellschaft auf¬ 
gelöst werden. 

Gibt es denn nicht etliche Zeichen, aus denen man mit 
einiger Wahrscheinlichkeit erkennen kann, daß man zu den Aus¬ 
erwählten gehört? Eck zählt deren im zweiten dubium x ) elf 
auf, nämlich: 1) den wahren Glauben bewahren 2 ), 2) die Gebote 
Gottes halten, 3) mit Gottes Hilfe vor vielen Sünden bewahrt 
bleiben, 4) Gottes Wort freudig anhören und gern von Gott, vom 
Seelenheil, vom Jenseits und von himmlischen Freuden reden, 


') Chrys. IV 18-27. 

2 ) Im Anschluß an Mark. 16, 15 f. streift Eck die Frage, wie es mit der 
Erlangung der ewigen Seligkeit durch die Ureinwohner der neu entdeckten 
Weltteile stehe. Es haben sich ihm zwei Bedenken aufgedrängt: erstens ob 
das Evangelium gleich nach der Himmelfahrt des Herrn durch die Apostel und 
deren Mitarbeiter auf dem ganzen Erdkreis verkündigt oder ob es — und das 
erscheint ihm glaubwürdiger — erst allmählich durch deren Nachfolger ver¬ 
breitet worden sei; zweitens ob alle diejenigen, welche noch zu seiner Zeit 
außerhalb der Kirche lebten, bloß das Naturgesetz beobachteten und meistens 
vom Christentum überhaupt keine Kunde bekommen hatten, unterschiedslos als 
der ewigen Verdammnis verfallen zu betrachten seien. Um eine lange Erör¬ 
terung dieser Fragen im Chrysopassus zu vermeiden, verweist Eck auf seine 
akademische Antrittsrede in Ingolstadt. Chrys. IV 19: „Pulchra haec profecto 
et iucunda; sed quum longam exposcant resolutionem, iam ea praetergredior. 
Nam et in principio solenni, quod hic fecimus Idibus Novembis (am Rande: 
anno 1510.) annis abhinc duobus (nam et is dies sicut et Augustino natalis 
mihi fuit), quaestiones illae nitidissimae per me fuerunt discussae et absolutae, 
quas in singularibus nostris latissime videbis explicatas.“ Über jene Singu- 
laria (Einzelabhandlungen?) s. oben S. 80 Anm. 2. Daß der 13. November sein und 
des hl. Augustinus Geburtstag ist, wird auch erwähnt in Ecks Roplica 52 v . 


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136 


II. Dogmengeschicktlicher Teil. 


5) fleißig Werke der Barmherzigkeit üben, G) aus Liebe zu Gott 
für seine Sünden Buße tun x ), 7) die Widerwärtigkeiten geduldig 
ertragen, 8) demütig sein, 9) die Unbilden um Christi willen leicht 
verzeihen, 10) Gott fürchten und die Gerechten ehren, 11) das 
bittere Leiden und Sterben Jesu häufig betrachten und ihm für 
eine solch übergroße Liebe danken 2 ). 

Das dritte dubium beschäftigt sich mit der Frage, ob die 
Prädestination in ihrem Erfolge sicher sei, mit andern Worten, 
ob sich das Los des Menschen in der Ewigkeit niemals anders 
gestalte, als so wie Gott es vorherbestimmt habe. Eck erklärt, 
es sei die Prädestination gewiß certitudine immutabilitatis, infalli- 
bilitatis et firmitatis, aber nicht certitudine necessitatis. Gott 
erkenne mit unbedingter Sicherheit alles Zukünftige voraus, ohne 

*) Chrys. IV 22: „Sextum signum est poenitentiam facere super delictis 
praeteritis ex amore. Hoc patet Mathei tertio [v. 2]: »Poenitentiam agite; 
appropinquabit enim regnum coelorum.« Hnec enim est secunda tabula post 
naufragium, inquit Hieronymus super Danielem, de qua multa in »Navicula« 
nostra vulgari.“ Hieronymus (1. c. I 784 B C) schreibt in ep. 117, Ad 
matrem et filiam in Gallia commorantes, und zwar hierbei an die Tochter sich 
wendend: „Si virgo es, quid times diligentem custodiam [der Mutter nämlich] ? 
si eorrupta, cur non palam nubis? Secunda post naufragium tabula est, quod 
male coeperis, saltem hoc remedio temperare. Neque vero hoc dico, quod post 
peccatum tollam poenitentiam, ut quod male coepit, male perseveret; sed quod 
desperem in istiusmodi copula divulsionem.“ Auf Grund jener Stelle bei Hie¬ 
ronymus hat man später den von Eck zitierten Satz gebildet. In der „Navi¬ 
cula penitentie per . . . Joannem Keyserspergium Argentinensium conciona- 
torem predicata, a Jacobo Otthero collecta“, (Druck von Matthias Schürer, Mai 
1512) fol. C iij r heißt es: „quomodo penitentia possit dici navicula, cum a 
Hieronimo dicatur secunda tabula . . . Due tabule a patre misericordiarum sunt 
iniecte, quibus enatare possumus, scilicet baptismus, qui est prima tabula, et. 
penitentia, que est secunda, ut declarat Gabriel in IV. dis[t]. XIIII. q. H. art. III.“ 
Vgl. Gabriel Biel 1. c. t. IV fol. o 5 r . Über die Ausgaben der Navicula 
penitentie 8. L. Dachoux, Un reformateur catholique ä la fin du XVe siede, 
Jean Geiler de Kaysersberg, Paris-Strasbourg 1876, 563 f., 573, 577 f. In seinem 
Exzerpt aus Geilers Predigten, „Das Schilf des Heils“ genannt (hierüber s. 
Wiedomann 450, Dacheux 578 und oben S. 15 Anm. 3, 19 Anm. 2. 
Bl. A iij v sagt Eck: „Das ist daz schif der penitentz, wiewol der heilig Hiero- 
niraus nimet es die rewe für die ander taffel nach dem fal“ und bemerkt auch 
hier am Rande wieder falsch: „Super Danielem.“ Über Geilers Navicula und 
Ecks Auszug daraus s. auch J. B. Rieder er, Nachrichten zur Kirchen-, Ge¬ 
lehrten- und Bücker-Geschichte, Altdorf 1765, 11 300—308. 

-) Chrys. IV 26: Daß Eck den Wert des Leidens Christi unendlich hoch 
geschätzt hat, ergibt sich aus Chrys. I 68. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 137 

dadurch die Freiheit des menschlichen Handelns zu beeinträch¬ 
tigen 4 ). 

Die vierte Frage lautet: Ist es mit der Gewißheit der 
Prädestination vereinbar, daß ein Prädestinierter verdammt und 
ein Reprobierter gerettet werden kann? 2 ). Hierauf antwortet 
Eck, es sei möglich, in sensu diviso, nicht aber in sensu com- 
posito, zu sagen, ein Auserwählter könne verdammt werden usw.; 
in Wahrheit werde jemand, der endgültig prädestiniert sei, nicht 
verloren gehen 3 ). 

Im fünften und sechsten dubium wird dargelegt, wie sich 
der menschliche Verstand das klarmachen solle, daß ein (vor¬ 
läufig) Prädestinierter nicht (endgültig) prädestiniert sein könne 4 ), 
und daß die Prädestination die Freiheit des menschlichen Willens 
nicht aufhebe 5 ). 

Das siebente dubium 6 ) beschäftigt sich mit der Frage, ob 
die Fürbitte der Heiligen die Prädestination fördern und die Re- 
probation verhindern könne. Eck unterscheidet eine endgültige 
und eine vorläufige Bestimmung Gottes; die sententia defmitiva 
ist unabänderlich, die interlocutoria nicht 7 ). Hier fand Eck nun 
Gelegenheit, mehrere Legenden vom theologischen Standpunkte 


*) Chrys. IV 27—33, wo auch die verschiedenen Arten von Gewißheit 
eingehend besprochen werden. Die dubia 111—V sind überhaupt voll von dia¬ 
lektischen Erörterungen. 

*) Chrys. IV 33: An stet cum certitudine praedestinationis, praedesti- 
natum posse damnari et roprobatum posse salvari? 

s ) Vgl. besonders Chrys. IV 37, 38, 40, 41. 

4 ) Chrys. IV 44: Quomodo humana mens capiat, praedestinatum posse 
esse non praedestinatum? 

6 ) Chrys. IV 56: „An praedestinatio imponat necessitatem praedestinato?“ 
Ecks Epilogus zu den Auseinandersetzungen darüber möge als ein Beispiel für 
seine dialektische Kunst hier einen Platz finden. „Concludendo dicimus: quia 
praedestinatus contingenter est praedestinatus et ita potest nunquam fuisse 
praedestinatus, etsi potest esse non praedestinatus, potest damnari et repro- 
bari; quare praedestinatio nullam necessitatem infert praedestinato. Unde 
deus contingenter videt, quicquid ille contingenter est facturus; cum hoc tarnen 
stat, quod necessario deus sciat omne futurum contingens enuntiabile verum 
e 9 se verum, id est non stat hoc esse futurum, et hoc deum non scire in sensu 
compositionis* (Chrys. IV 60). 

fl ) Chrys. IV 61-66. 

7 ) Chrys. IV 63 und 64, Absatz Istis praemissis. 


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138 


II. Dogmengescliichtlicher Teil. 


aus zu betrachten; nach seiner Meinung handelte es sich in den 
betreffenden Fallen nur um eine vorläufige Reprobation 4 ). 

Reichen Stoff zu spitzfindigen Untersuchungen bot da6 
achte dubium 2 ), ob diejenigen, welche von den Toten in wunder¬ 
barer Weise auferweckt worden sind, zur Zeit ihres ersten Hin¬ 
scheidens prädestiniert oder reprobiert gewesen seien. Eck ist der 
Ansicht, einige seien prädestiniert, andere secundum praesentem 
iusticiam reprobiert, ein gröberer Teil von ihnen aber sei schlecht¬ 
hin reprobiert gewesen 3 ). 

Das neunte dubium 4 ) deutet den Sinn von Apok. 3,11; 
das zehnte ) handelt davon, dab die Zahl der von Ewigkeit her 
Prädestinierten unabänderlich ist; das elfte lehrt, dab — mensch¬ 
lich gesprochen — Gott die Seinigen auserwählte, bevor er die 
übrigen verwarf'). Das dreizehnte dubium 7 ) klärt darüber auf, 
dab und inwiefern unter dem Bilde des „Liber vitae“ die Prä¬ 
destination zu verstehen sei, und im vierzehnten 8 ) wird dargelegt, 
dab nur solche, die secundum quid, nicht aber solche, die simpli¬ 
citer in das Buch des Lebens eingetragen sind, darin gelöscht 
werden können. 


') Über die in Frage kommenden Legenden s. oben S. 82 f. 

■) Chrys. IV 67-78. 

') Vgl. die Conclusio in Chrys. IV 76. 

4 ) Chrys. IV 78—81. Die betr. Stelle lautet nach Eck: „Tene quod 
habes, ne coronam tuam accipiat alter.“ 

5 ) Chrys. IV 82—86. 

c ) Chrys. IV 86 — 89. Zu der Frage „An deus per prius praedeatinet 
vel reprobetV“ bemerkt Eck (1. c. IV 86), um ein Mißverständnis zu verhüten: 
„Nullus ita rudi sit praeditus ingenio, ut existimet hic inquiri quandam priori- 
tatem durationis vel successionis in praedestinatione vel reprobatione, cum illa 
sint deo aequaliter aeterna, sed de prioritate quadam naturali ad moduro 
loquendi Scoticum. Aut si abhorreas ista signa, ne a dubio deterrearis, accipe 
dubitatum de prioritate istorum duorum secundum nostrum modum intelligendi 
seu de prioritate naturalis intelligentiae istorum, quo praesupposito sit haec 
responsiva. [IV 87] Conclusio: In divina voluntate sanctissiroa praedestinatio 
praeintelligitur reprobationi, ita quod per prius praedestinat suos ad vitam 
aeternam, quam malos (so zu lesen statt malus) in ignem aeternum.“ Unter 
den Korollarien findet sich als drittes (1. c. IV 88): „Si Status innocentiae 
permansisset, nullus damnatorum fuisset genitus.“ 1b. IV 89 erfolgt eine aus¬ 
führliche Limitatio der in IV 87 aufgestellten Conclusio. 

7 ) Chrys. IV 93-97. 

») Chrys. IV 98 -V 1. 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 


139 


Auf die fünfzehnte Frage, warum Gott ein so großes Obel 
wie die ewige Verdammnis zulasse, antwortet Eck mit drei Gründen: 
1) Die Ordnung und Vollkommenheit des Universums verlangt, 
daß es in der Welt auch freie Kreaturen gibt, die ihrem eigenen 
Willen folgen und daher sündigen können; 2) Gottes Güte, Ge¬ 
rechtigkeit und Weisheit müssen offenbar werden, indem er den 
reuigen Sünder verschont, den unbußfertigen bestraft und auch 
aus den bösen Handlungen Gutes entstehen laßt; 3) dadurch, 
daß die Guten von den Bösen verfolgt werden, haben sie Ge¬ 
legenheit, sich in der Prüfung zu bewahren und auf diese Weise 
reicher an Verdiensten zu werden 1 ). 

Das sechzehnte dubium dreht sich um die Frage, warum 
Gott diejenigen Seelen erschaffen hat, von denen er vorauswußte, 
daß sie ewig verloren gehen würden 2 ). Eck billigt nicht die 
Ansicht jener Theologen, welche meinen, diese Schwierigkeit durch 
die Behauptung beseitigen zu können, auch die Verdammten 


*) Chrys. V 1—6; ib. V 3 wird die Frage aufgeworfen, „anne deus 
potuisset fecisse hominem natura impeccubilem aut aliam creaturam rationalem.“ 
Eck verneint dies, weil Gott eine vernünftige Kreatur nicht ohne Willen 
schaffen könne; der Wille aber sei seiner Natur nach frei und veränderlich, 
also fähig, zu sündigen. Daß die Engel und Seligen im Himmel nicht mehr 
sündigen können, haben sie „non per naturam“, sondern „per gratiam et 
gloriam“. 

2 ) Chrys. V 7 —12. Die Frage lautet ib. V 8: „Cur deus creavit ani- 
mam, quam praescivitjperpetuo damnandam?“ Nikolaus von Orbellis antwortete 
nach Chrys. V 7 auf die Frage: „Cur deus fecit me, ut damnaret?“ Die Men¬ 
schen täten mit einer solch dummen und unklugen Frage Gott Unrecht; denn 
dieser wolle, daß alle Menschen selig würden, und gebe ihnen auch die Mittel 
dazu, „scilicet an im am rationalem cum potentiis cognitivis, sacramenta et 
offerendo gratiam, si ipsam recipere non rocusamus; qui ut nos lucrifaceret, 
etiam in carne humana mortem acerbissimam passus est.“ Dann fährt Eck 
fort: „Quomodo ergo aliquis tarn arroganter audot inflatis buccis dicere, deum 
illum vel alium fecisse ut damnaret, cum sacra scriptura liquido nobis aperiat 
contrarium. Dicit enim dominus per prophetam: »Perditio tua ex te, Israel.« 
Est ergo damnatio nostra ex nobis, sed ex deo tantum auxilium nostrum. At 
instat argutulus: Etsi deus non me fecerit ut damnaret, praescivit tarnen me 
erga ipsum futurum ingratum et male libero arbitrio per inobedientiam usurum 
et sic damnandum ex iusticia sua. Cur ergo, inquiunt, me fecit?“ Dies ver¬ 
anlaßt Eck, die Frage lieber in der 1. c. V 8 angegebenen Form zu stellen. 
Die oben zitierte Stelle bei Oseas 13,9 lautet: „Perditio tua, Israel: tantummodo 
in me auxilium tuum.“ 


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II. Dogmengeschichtlicber Teil. 


zögen ihre traurige Existenz der Nichtexistenz vor 1 ), und es sei 
eine große Gnade, daß Gott auch sie ins Dasein gerufen habe, 
trotzdem er sie nach ihrem leiblichen Tode der Hölle überliefern 
müßte. Auf einem andern Wege sucht der Verfasser eine ihn 
mehr befriedigende Lösung zu gewinnen. Zunächst dürfe nach dem 
11. Kapitel im Buche Job niemand es wagen, bei den Handlungen 
des Allerhöchsten nach Gründen zu fragen, da sein Wille die 
letzte und höchste Ursache und Richtschnur für alles sei. Ferner 
könne man geltend machen, Gott habe jene Seelen, deren Ver¬ 
dammnis er voraussah, trotzdem ins Dasein gerufen, um erstens 
seine Gerechtigkeit zu zeigen und zweitens den Guten Prüfungen 
aufzuerlegen. Während jene Gründe bereits von andern Scho¬ 
lastikern angeführt worden waren, fand Eck durch eigenes Nach¬ 
denken noch ein neues Argument. Er erklärt nämlich: die¬ 
jenigen Seelen, die ewig verloren gehen, werden nicht verdammt 
wegen etwas, das Gott selbst in sie hineingelegt hat, sondern 
deshalb, weil er etwas in ihnen vorfindet, was nicht von ihm, 
sondern vom Menschen selber herrührt, böse/ fehlerhaft und 
schuldvoll ist und daher die Verwerfung verdient. Gott sieht 
das alles voraus, aber er will nicht Handlungen unterlassen wegen 
eines Übels, das später gleichsam per accidens eintritt, zumal da 
er ja auch das Böse in bester Weise zum Wohle des Ganzen zu 
verwerten weiß. Aus Rücksicht darauf, daß manche Seelen verloren 
gehen werden, durfte deren Erschaffung nicht unterbleiben; denn 
damit wäre auch all das Gute verhindert worden, das auch in¬ 
folge des Treibens der Bösen geschieht. Und daß diese aus 
gerechten Gründen verdammt werden, das versteht sich bei dem 
gerechtesten Richter von selber 2 ). 

Im siebzehnten dubium verbreitet sich Eck über die 
Gründe, warum auch die Reprobierten zumal für die Zeit, die 
sie noch auf Erden zubringen, Gott für ihre Erschaffung danken 
und preisen müssen 3 ). 


*) Vgl. unten Anm. 3. 

*) Vgl. Chrys. V 8-12. 

8 ) Chrys. V 13—26. Ib. V 25: heißt es: ,Ex quibus omnibus . . . con- 
cludimus, reprobatum etiam debere deum laudare, et potissimum hoc verum 
est pro statu viae.“ 1b. V 13 ff. wird die Frage ausführlich erörtert, ob die 


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§ 5. Die Lehre von der Vorherbestimmung. 


141 


Im zwölften 1 ) und achtzehnten 2 ) zeigt Eck, daß weder 
die Prädestinierten, noch die Reprobierten im Hinblick auf die 
Unabänderlichkeit des göttlichen Ratschlusses tun und lassen 
dürfen, was ihnen gefällt. 

An die Legende vom hl. Fortunatus, der angeblich von einem 
Engel Auskunft über das ihm in der Ewigkeit bevorstehende 
Schicksal empfangen hatte 3 ), schließt Eck im neunzehnten bis 
dreiundzwanzigsten dubium eine weitläufige Abhandlung über 
Offenbarungen 4 ). Insbesondere stellt er Untersuchungen darüber 
an, ob jemand durch eine Offenbarung Sicherheit darüber erlangen 
kann, ob er in die Hölle kommen wird oder nicht 5 ); ferner ob 
man einer derartigen Offenbarung stets Glauben schenken muß 3 ); 
weiter wie die Gewißheit der Offenbarung mit der Kontingenz 
ihres sich erst in der Zukunft verwirklichenden Inhaltes vereinigen 
läßt 7 ), und endlich, ob Gott oder Christus etwas Falsches sagen 
und die Menschen täuschen können 8 ). 

Verdammten trotz ihres qualvollen Zustandes zu existieren wünschen, oder ob 
sie es vorziehen, völlig vernichtet zu werden; Eck hält die Nichtexistenz für 
begehrenswerter (vgl. 1. c. V 16). 

*) Chrys. IV 89-92. 

*) Chrys. V 27-29. 

3 ) Chrys. V 29: Addit praedictis frater Pelhartus [von Temesvar] Un¬ 
garns factum S. Fortunati, cui dum angelus dei manifestasset eum fore repro- 
batum a deo, respondit bonus et vere fortunatus pater, malle se pro bonis 
operibus damnari a bono deo, quam damnari pro malis operibus, quibus diabolo 
subjiciar. Et sic meruit salvari. 

*) Vgl. dazu oben S. 74 Anm. 2. 

6 ) Dubium XIX, 1. c. V 29-37. 

°) Dubium XX, 1. c. V 37—51. Über die Kennzeichen für die Wahrheit 
einer Offenbarung oder Vision — Eck gebraucht hier die beiden Ausdrücke 
unterschiedslos — sagt er 1. c. V 46: „Summa tractatus [Gersons] est verarn 
visionem seu revelationem . . . probari ex quinque: scilicet humilitate, dis- 
cretione, patientia et charitate dicentis et veritate dicti.“ lb. V 47—51 werden 
diese fünf Erfordernisse genauer behandelt. Das Ganze ist ein Auszug aus 
Gersons Traktat De distinctione verarum visionum a falsis, 1. c. I 45 C 
bis 59 A. 

7 ) Dubium XXI, 1. c. V 52—63. 

8 ) Dubium XXII und XXIII, 1. c. V 64-100 und VI 1—24. Bei dieser 
Gelegenheit werden mehrere Bibelstellen erörtert, die den Anschein haben 
könnten, als ob Gott eine Irreführung von Menschen begünstigt hätte; es 
handelt sich um die Täuschung Isaaks durch Jakob und Rebekka (Gen. 27; 
Chrys. V 70 ff.), der Ägypter durch die Juden (Ex. 11, 2; 12, 35 ff.; Chrys. 


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142 


ll. Dogmengeschichtlicher Teil. 


Dann kehrt Eck im vier-, fünf- und sechsundzwan¬ 
zigsten dubium wieder zu seinem eigentlichen Thema zurück, 
und zwar untersucht er noch, ob und inwiefern solche, denen 
ihre Reprobation geoffenbart worden ist, nicht notwendigerweise 
in Verzweiflung geraten, dadurch sündigen und die heiligmachende 
Gnade verlieren 1 ), und ob und wann solche um ihre Bewahrung 
vor der Hölle beten dürfen 2 ). Zuletzt beantwortet er die Frage, 
ob die Heiligen im Himmel Mitleid mit den Verdammten in der 
Hölle haben 3 ). 

Eck laßt sein Werk ausklingen in einen Preis des unendlichen 
Glückes, das die Seligen bei Gott genießen, und schließt mit der 
Bitte, Jesus Christus, der gottnienschliche Spender alles Guten, 
möge auch uns dank seiner hl. Prädestination jener immerwähren¬ 
den Freude teilhaftig machen. 

„Fiat, fiat, bone Jesu! Amen“ 4 ). 


§ 6 . 

Die Lehre von dem Verhältnis der göttlichen 
Gnade zur menschlichen Freiheit. 

Gott hat, so lehrt Eck, unbeschadet seiner vollkommensten 
Willensfreiheit allen Geschöpfen bestimmte Gesetze gegeben, nach 
denen er sie handeln läßt und bei deren Erfüllung er selbst mit¬ 
wirkt. Diese Gesetze werden lex dei ordinata genannt. Handelt 
Gott demgemäß, so wirkt er krall der potentia ordinata; läßt er 


V 77 ff.), des Königs Achab durch den Dämon (3. Reg. 22. 13 ff.; Chrys. V 80), 
des Holofernes durch Judith (Judith 9, 1 ff.; 10, 10 ff.; 11, 4 ff.; Chrys. V 81 ff.), 
der Bewohner von Hai durch Josues Kriegslist, des Philisterkönigs Achis durch 
David, der Propheten und Diener Baals durch Jehu (Josue 8, 1 ff.; 1. Reg. 21, 
13 ff.; 4. Reg. 10, 18 ff.; Chrys. V 84 ff). In Chrys. V 97 sagt Eck: „Argu¬ 
menten* sic: deus non potest falli: ergo deus non potest fallere“, und ib. VI 24: 
„quare . . . existimavimus neque deum neque Christum posse fallere, decipere, 
decipi, falli, falsum dicore, mentiri et liuiusmodi.“ 

') Dubium XXIV, 1. c. VI 25-27. 

*) Dubium XXV, 1. c. VI 27-37. 

*) Dubium XXVI, I. c. VI 38-45. 

4 ) Chrys. VI 45. 


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§ 6. t>ie Lehre von dem Verhältnis der göttl. Gnade zur menschl. Freiheit. 143 

aber jene Regeln außer acht, so wirkt er potentia absoluta. 
Unter „Ordinate facere“ versteht man also das Wirken Gottes 
nach bestimmten Regeln, die er in vollster Freiheit von Ewigkeit 
her festgesetzt hat. Wir kennen diese Regeln teils durch Be¬ 
obachtung des täglichen Lebens und teils durch Offenbarungen. 

Die göttliche Vorsehung hebt die Wirksamkeit der causae 
secundae nicht auf, bedient sich ihrer vielmehr, um die ihrer 
Natur entsprechenden Wirkungen hervorzubringen. Da die Prä¬ 
destination eine besondere Seite der göttlichen Vorsehung bildet, 
so trifft das Gesagte auch auf sie zu; Gott bedient sich also ver¬ 
schiedener Mittel und Wege, um den Menschen zum ewigen Heile 
zu führen 1 ). Ohne Gottes Zutun ist der Mensch überhaupt nicht 
fähig, irgend etwas zu vollbringen. Gott ist in noch höherem 
Grade als das Geschöpf die Ursache einer jeden, auch rein na¬ 
türlichen Wirkung 2 ). 

Wie ist nun das Zusammenwirken von Gott und Mensch 
zu denken? Obwohl jeder von den beiden Faktoren als Teil¬ 
ursache für sich wirkt und bestehen bleibt, bilden doch beide 
eine einzige Gesamtursache der betreffenden Handlung. Man darf 
sich jenes Verhältnis nicht in der Weise vorstellen, als ob die 
eine Ursache den einen Teil und die andere Ursache den andern 
Teil wirkte, vielmehr bringen beide Ursachen zusammen die Wir¬ 
kung hervor 3 ). Um die Lehre von der causa totalis und partialis 

*) Vgl. hierüber Chrys. II 92. 

2 ) Chrya. II 60: Deua est ita causa efficiens hominum, quod ipso non 
agente nihil aliud agit; et cuiuscunque effectus, etiam naturalis, deua est 
potior causa quam creatura. 

a ) Chrya. II 68: „In istis actionibus, ubi creatura coagit creatori, tune 
deua et creatura sunt una causa totalis illins, qualibet seorsum scu disiunctim 
existente causa partiali. Non accipe partialis, quod una agat unam partem 
et altera reliquam, sed quia una agit cum alia, sicut loquitur de causis par- 
tialibus Scotus q. VIII. Quodlibeti. art. 1.“ Scotus handelt in q. VIII der 
Questionea quodlibetales (Ausgabe Venedig 1506) fol. 25* Über die Frage: 
„Utrum filias vel verbum divinum habeat causalitatem propriam respectu 
creature?“ Betreffs der Fragestellung sagt er im folgenden: „Questio ista 
generaliter proposita intelligi potest de quacunque causalitate, que deo conve 
nit respectu creature, sed argumenta magis tangunt de causalitate effectiva.* 
Im ersten Artikel schreibt er dann: „. . . patet, quod non habent [Gottvater 
und Gottsohn] se in agendo sicut causa superior et inferior, que non agit vir- 
tute propria, 9 ed virtute alterius, puta dependenter et imperfecte respectu 


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ll. Öogmengeschichtlicher Teil. 


zu verdeutlichen, braucht Eck das Beispiel von zwei Männern, 
die gemeinsam an einem Schiffe ziehen; jeder von ihnen trägt 
zur Fortbewegung des Schiffes bei, und vereinigt bilden sie die 
causa totalis seiner Bewegung 1 ). 

Alles, was uns zur Erreichung der Glorie dienen soll, haben 
wir Gott zwar als der causa universalis, nicht aber als der causa 
totalis zu verdanken; denn der freie Wille des Menschen soll 
erstens seinerseits den stets vorhandenen Eingebungen Gottes 
Folge leisten (Ps. 94, 8), und zweitens hat er — allerdings nicht 
ohne göttliche Beihilfe — Anteil an dem Zustandekommen der 
guten Werke 2 ). 

eius, nec etiam agunt sicut due cause partiales continentes unam causalitatem 
completarn, sive sint eiusdein rationis, ut duo trahentes navem, sive sint 
alterius rationis, ut intellectus agens et fantasina secundum aliquos in moven- 
do intellectum possibilem, quia in talibu9 neutra causa potest dici complete 
facere, sed anibe facinnt complete et totaliter, utraque autem per se non nisi 
diminute et partialiter; unde magis proprie dici potest utraque alteri coagere 
quam facere effectum. Similitcr tales due cause non omnino similiter cau- 
sant effectum.“ 

1 ) Daß und inwiefern dieses Beispiel hinkt, verhehlt Eck nicht; in 
Chrys. II 63 bezeichnet er es als „aliquo modo simile“ und gibt dann ib. II 64, 
gestutzt auf Occam, an, es sei darin „dissimile, quia inter duos trahentes 
navem non est essentialia ordo dependentiae, sicut est inter causam univer¬ 
salem et particularem, quia causa secunda dependet a prima non solum in 
e9sendo, sed etiam in causando, et propterea non potest agere prima causa 
non agente.“ 

2 ) Das sechste Evidentiale der Anhänger der opinio I lautet in Chrys. 11 6: 
„Quia an im am habemus a deo, principium opcrationum nostrarum bonaruin; 
insuper gratiam gratis datam et gratuitam, per quam praeparamur ad gratiam; 
similiter et gratiam, per quam actus nostri redduntur meritorii: consequens est, 
omnia bona praeparantia nos ad gloriam esse a deo.“ Darauf entgegnet Eck 
in Chrys. 111 68: „Sextum evidentiale in hiis, quae assumit, admittitur; conse¬ 
quens tarnen est distinguendum: quia vel intelligit, omnia esse a deo ut a 
causa universali, et sic est concedendum [vgl. oben S. 143 Anm. 2];. .. vel intelligit 
de causa totali, sic negatur et datur duplex instantia. Prima de eo, quod 
liberum arbitrium nostrum acquiescit inspirationi internae et vocationi divinae, 
— quem assensum vocat Propheta auditionem, secundum doctores potes appellaro 
sentiroentum —; quia cum dicit: »Hodie, si vocem meam audieritis«, subdit; 
»nolite obdurare corda vestra« [Ps. 94,8J. Et dicit »liodie« innuens, quod 
semper praesens sit et praesentaria illa divina motio et vocatio. Secundo 
datur instantia de bonis operibus nostris meritoriis, quae partim sunt effective 
a libero arbitrio, non tarnen sine concursu dei.“ Vgl. auch Chrys. 111 19: 
„Ita reddendo singula singulis pulchre dicit Alanus de maximis tkeologiae 
regula X. (verdruckt statt XC): »Meritum boni consistit penes liberum arbitrium 


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§ 6. Die Lehre von dem Verhältnis der göttl. Gnade zur menschl. Freiheit. 145 

Nun gibt es aber verschiedene Stellen der hl. Schrift, laut 
denen Gott alles in uns wirkt, z. B. Is. 26, 12; Phil. 2, 13; l. Kor. 
4, 7; 12, 6; 2. Kor. 3, 5 l ). Eick erklärt dies in folgender Weise: 
Erstens redet die hl. Schrift zuweilen aus gewissen Gründen etwas 
einseitig, wenn man bloß auf den Wortlaut sieht, so daß Ein¬ 
fältige sie nicht sofort richtig verstehen können; damit man nicht 
etwa glaube, daß der Mensch in demselben Maße wie Gott teilhabe 
an den guten Werken, oder daß Gott ebenso beteiligt sei an der 
Bosheit wie an der Güte eines Werkes, darum schreibe die Bibel, 
wenn man ihre Worte oberflächlich auffasse, scheinbar Gott allein 
unsere guten Werke zu 2 ). 

Zweitens erinnert Eck daran, daß man bei solchen und 
ähnlichen Schriftstellen das untergeordnete Verhältnis der causae 
secundae zu der causa prima nicht außer acht lassen darf. Man 
schreibt eine Handlung mit mehr Recht dem principale agens 
(der causa principalis) als dem secundarium agens (der causa 
instrumentalis) zu. So sagt man z. B. nicht, das Beil, sondern 
der Handwerker verfertige eine Kiste. In Beziehung auf Gott 
kann nun aber jedes Geschöpf als causa instrumentalis bezeichnet 
werden 3 ). Weil Gott nicht bloß zusammen mit der Kreatur wirkt, 
sondern diese selber überhaupt erst handeln macht, darum spricht 
die hl. Schrift Gott als der causa principalis in erster Linie unsere 
guten Werke zu, ohne jedoch damit leugnen zu wollen, daß 
wir Menschen die causae secundariae und coadjutores dei sind 4 ). 
Daher dürfen wir auch von unsern Werken nicht viel Rühmens 


occasionaliter, penes motum virtutis essentialiter, penes virtutem formaliter, 
penes gratiam efficienter, penes opus instrumental iter.« Dicit autem liberum 
arbitrium »occasionem«, quia eius est »veile et nolle, nec ipsum est causa 
efficiens total is, sed ad hoc faciens non sufficiens«.“ Das menschliche Tun ist 
also ebensowenig wie das göttliche causa totalis des guten Werkes. Das Wort 
totalis ist von Eck hinter efficiens eingeschoben worden; vgl. Alanus, 
Regula 90, 1. c. 669 A. 

1 ) Vgl. Chrys. II 6; statt „Phil. II“ ist irrtümlich „Phil. XI“ gedruckt, 
und der Vers 1. Kor. 12, 6 ist fälschlich „ad Romanos“ zitiert. 

2 ) Vgl. oben S. 88 f., 126 f. 

:i ) Chrys. II 67; vgl. auch III 70. 

4 ) Chrys. II 68. 

Ref.-gesch. Studien n. Texte, Heft 1: Greving, Eck. 10 


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146 


II. Dogmengeschichtlicher Teil 


machen; denn Gott wirkt dabei mit und zwar principalius als 
wir selber, und er ist es, der uns wirken labt 

Dazu kommt noch ein anderer Grund, nämlich der, daß 
unsere guten Werke den Charakter des Verdienstes einzig und 
allein der Güte Gottes zu verdanken haben, der sie aus Gnade 
als verdienstlich annimmt 2 ). Daher tut die hl. Schrift gerade so, 
als ob sie ganz von Gott herrührten, und als ob wir Menschen 
keinen Anteil daran hätten. In dem vorhin erklärten Sinne ist 
es richtig zu sagen, alles, was dem Menschen zur ewigen Selig¬ 
keit gereiche, sei ganz auf Gott zurückzuführen; jedoch sieht man 
bei einer solchen Redeweise von der gleichzeitigen Tätigkeit des 
freien Willens ab 3 ). 


’) Chrys. U 69: „Quare nos non multum gloriari debemus de ac.tibu 9 
nostris, quia deus operatur illa, quae et nos operamur, et principalius operatur 
et facit nos operari. »Idem enim deus operatur omnia in Omnibus.«“ (I. Kor. 
12, 6.) Es kommt Eck auffallend vor, daß Gabriel Biel die Behauptung auf¬ 
stellt, ein Geschöpf sei nicht seiner Natur nach, sondern nur kraft des gött¬ 
lichen Willens imstande, etwas zu verursachen; an sich könne es höchstens 
eine causa sine qua non sein. Chrys. II 69: „Miramur tarnen dominum prae- 
positum Gabrielem, qui negat aliquam creaturam esse causam ex natura rei, 
sed solum ex voluntate dei; ita quod creatura non habeat causalitatem, nisi 
sicut causa sine qua non.“ Vgl. hierüber Gabriel Biel, In quartum librum 
Sententiarum dist. 1 q. 1 art 1 uotabile 3 (1. c. t. IV fol. a 3 v bis a 4 v ). 

*) Näheres über die Ursache der Verdienstlichkeit unserer guten Werke 
s. unten § 7. 

3 ) Chrys. III 70: „Sie ergo cum per honas operationes pervenitur ad 
gloriam et huiusmodi actiones sunt dei, non solum ut principaliter agentis, sed 
etiam ut gratuite acceptantis: ideo sacra scriptuia loquitur, ac si illud totum 
esset dei et homines non haberent aliquod interesse Itaque secundum istam 
intentionem vere dicitur deus totum facere ad aeternam gloriam, sed ab illo 
toto non circumscribitur concursus activus liberi arbitrii.“ Erst in den heißen 
Tagen der Leipziger Disputation gelang es Eck, für seinen Gedanken eine ganz 
knappe Formel zu finden, die seitdem Gemeingut der Theologen geworden ist; 
am 1. Juli 1519 tat er nämlich den Ausspruch: „deutn elfective producere 
totum opus meritorium, sed non totaliter.“ Die Formulierung des Gegensatzes 
„totum, sed non totaliter“ war so neu, daß Karlstadt an Eck die Frage richtete, 
„quis ecclesiasticorum uspiam scripserit, opus bonum esse totum dei et non 
totaliter“. Vgl. 0. .Seitz, Der authentische Text der Leipziger Disputation, 
Berlin 1903, S. 36, 53. Wegen dieser seiner Unterscheidung ward Eck nachher 
in eine bittere Polemik mit Karlstadt und Melanchthon verwickelt. Hierüber 
s. Wiedemann, 501 ff.. 512 ff. und H. Barge, Andreas Bodenstein von Karl¬ 
stadt, Leipzig 1905, I 159, 168—180. 


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§ 6. Die Lehre von dem Verhältnis der göttl. Gnade üur inenschl. Freiheit. 14? 


Zur Bekräftigung dieser seiner Auffassung beruft sich Eck 
auf den Satz des Alanus von Lille: „Bona enim opera proprie 
non sunt nostra nisi in ministerio, sed dei sunt autoritate“ l ), und 
auf den Ausspruch des hl. Augustinus: „Deus non remunerat in 
nobis merita nostra, sed dona sua“ -). 

Während aber das Gute in erster Linie Gott zuzuschreiben 
ist, kommt das Böse principaliter dem Menschen zu, weil es 
eben eine causa deficiens voraussetzt, und diese ist nicht auf 
seiten Gottes, sondern des Menschen vorhanden 3 ). 

Eck ist keineswegs gesonnen, die Bedeutung des menschlichen 
Tuns im Verhältnis zur Gnade zu überschätzen. Als vierten Grund¬ 
satz proklamiert er gleich zu Anfang des Chrysopassus die wichtige 
Forderung, man müsse sich davor hüten, zu viel von sich und 
seinen Verdiensten zu halten; vielmehr müsse man darauf achten, 
daß man einerseits nicht die Freiheit des menschlichen Willens 
und anderseits nicht die Güte des göttlichen Willens zu kurz 


') Alanus, Regula 82, 1. c. 668 C. 

*) Eck hat diesen Ausspruch des hl. Augustinus bei Alanus 1. c. vor¬ 
gefunden. In Chrys. 111 70 steht sowohl hinter Deus, als vor merita ein non; 
eines von beiden und zwar wohl das letztere ist zu tilgen. Der oben genannte 
Spruch kehrt öfters bei Augustinus wieder, z. B. in Epistola 194 cap. 5 
nr. 19 (1. c. II 720 G), Enarratio in psalmum 98, vers. 5 nr. 8 (1 c. IV 1064 G), 
Sermo 170 cap. 10 nr. 10 (1. c. V 823 F), Sermo 333 cap. 5 nr. 5 (1. c. V 1296 F), 
De gratia et libero arbitrio cap. 6 nr. 15 (1. c. X 726 B). 

8 ) In Chrys. III 71 beruft sich Eck zunächst auf Nikolaus von Orbellis 
lib. II dist. 84. Im Kompendium des Orbellis lib. II diat. 37 (1. c. fol. r j v 
bis r ij v [es ist r zu lesen statt q]) ist nur teilweise die Rede von dem, was 
Eck anführt: den großen Sentenzenkommentar jenes Franziskaners habe ich 
leider nicht zu Gesicht bekommen können. Ferner zitiert Eck zwei Aussprüche 
des hl. Augustinus, die sich in dessen Enchiridion finden sollen. Tatsächlich 
ist der eine aus Augustins Enchiridion cap. 23 nr. 8 (1. c. VI 205 EF) 
entlehnt und von Eck richtig — nur mit Umstellnng einiger Worte — wieder¬ 
gegeben: „Nequaquam dubitare debemus, rerum bonarum, quae ad nos pertinent, 
causam non esse nisi bonitatem dei; malarum vero ab immutabili bono defitien- 
tem boni mutabilis voluntatem, prius angeli, postea hominis.“ Dagegen ist der 
andere Satz: „Nemo quaerat causam malae voluntatis; non enim habet causam 
efficientem, sed deficientera - zweifellos auf Augustinus, De civitate Dei, lib. 
XII cap. 7 (1. c. Vll 306 C; zurtickzuführen, wo es heißt: „Nemo igitur quaerat 
efficientem caussam malae voluntatis: non enim est efficiens, sed deficiens, quia 
nec illa effectio est, sed defectio.“ 

10 * 


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148 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


kommen lasse *). Vor einer zu hohen Bewertung unserer eigenen 
Tätigkeit würden wir gewarnt durch Is. 64,6 und Luk. 17,10. 
Wider jene Forderung verstießen die Pelagianer mit ihrer Be¬ 
hauptung, der Mensch könne mit rein natürlichen Kräften 
nicht bloß jede Sünde, sogar die Erbsünde, meiden, sondern auch 
das ewige Leben de condigno verdienen 2 ). 

Bei der Begründung des Systems der praedestinatio post 
praevisa merita äußert sich Eck in einer andern Beziehung aus¬ 
führlicher über die Bedeutung der menschlichen Tätigkeit beim 
Heilswerke. Als fünften Beweis für seine Ansicht stellt er näm¬ 
lich folgenden Syllogismus auf: Jene Lehre, die unserm freien 
Willen das Verdienst abspricht, ist zu verwerfen; nun scheint 
aber die Behauptung des Gegenteils von der opinio II einer 
Leugnung des Verdienstes unsers freien Willens gleichzukommen; 
folglich soll man das Gegenteil von opinio II nicht behaupten :l ). 
Der Obersatz sei durch Sirach 15, 14—18 klar bewiesen 4 ). Wäre 
der Untersatz nicht richtig, so würde Gottes Wille ganz allein 
den Grund unseres Heiles bilden, und es würde dem freien Willen 
nichts mehr zuzuschreiben sein. Alles Gute, das er aufzuweisen 
habe, würde dann ja nur eine Wirkung der Prädestination sein; das 
heiße aber, die Worte Pauli in Rom. 9, 16 allzu wörtlich auffassen. 
Niemand würde nach dieser Deutung etwas Gutes tun, wenn Gott 
es ihm nicht verliehe 5 ). Wenn die Gegner nur ein klein wenig 

') Chrys. I 9: Cavendum [est] omnino, ne nimium nobis et meritis nostri s 
tribuamus. E regione curemus, ut et libertatem voluntatis nostrae et liberali- 
tatem voluntatis divinae non imminuamus. 

2 ) Chrys. I 9: Huic obviavit Pelagius, Julianus et reliqua male sentien- 
tium cohors volentes, hominem ex puris naturalibus non modo posse evitare 
omne peccatum, etiam originale, sed et vitam aeternam promereri de condigno, 
quamvis consummationem beatitatis semper deo attribuorint. 

3 ) Chrys III 55: Illud, quod tollit meritum liberi arbitrii nostri, non est 
asserendum; sed dicere Opposition conclusionis istius secundae videtur auferre 
meritum liberi arbitrii nostri; ergo non est asserendum. 

4 ) Eck fügt ib. III 55 bei: „Et satis notum est, Manichaeum et Jovinianum 
in haereses incidisse, quod libertatem arbitrii nostri nimis extenuabant.“ Schon 
in Chrys. 1 9 sagt Eck: „Huic (der Forderung, die Bedeutung des freien Willens 
nicht zu sehr abzuschwächen' obviaverunt Manichaeus et Jovinianus haeretici, 
illo dicente hominem peccare non posse, isto hominem peccatum vitare non posse * 

6 ) Chrys. III 55: Minor rationis probatur: quia adversa opinio rejicit 
totam rationem salutis nostrae et praedestinationis in voluntatem dei nihil addendo 


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§ 6. Die Lehre von dem Verhältnis der göttl. Gnade zur menschl Freiheit,. 149 

Gutes für den freien Willen übrig lieben, dann würde Eck mit 
ihnen einig sein; denn er würde in diesem Falle sagen, jenes 
Gute sei — wenigstens de congruo — ein Grund für die Präde¬ 
stination 1 ). Zum Beweis dafür, daß die Willensfreiheit in dieser 
Sache nicht außer Betracht gelassen werden dürfe, beruft sich 
Eck auf zwei Aussprüche des hl. Bernhard, der erkläre: „Tolle 
liberum arbitrium et non erit, quod salvetur“ und „Liberum 
arbitrium in nobis est potentissimum“ 2 ), sowie auf den Satz 


libero arbitrio, nisi quod omnia, quae haheat bona, sint effectus praedestinationis, 
exactissime accipiens Apostoli vorba: »Non est currentis neque volentis, sed 
dei miserentis« |Rom. 9, 16]. Et quod nullus faciat bonum, nisi deus conferat sibi. 

') Chrys. I i 1 55: Si enim aliquod bonum derelinqueret arbitrio nostro 
sive de condigno sive de congruo, iam essemus concordes, quoniam illud bonum 
diceremus esse rationeni predestinationis de congruo saltem. 

*) Der erste Spruch findet sich in Bernhards Tractatus de gratis et 
libero arbitrio cap. 1; die Stelle lautet im Zusammenhang: „Quid igitur agit, 
ais, liberum arbitrium? Breviter respondeo: Salvatur. Tolle liberum arbitrium 
et non erit quod salvetur. Tolle grntiam, non erit unde salvetur. Opus hoc 
sine duobus effici non potest, uno a quo fit, altero cui vel in quo fit. Deus 
auctor est salutis, liberum arbitrium tantum capax; nec dare illam nisi Deus, 
nec capere valet nisi liberum arbitrium. Quod ergo a solo Deo et soli datur 
libero arbitrio, tarn absque consensu esse non potest accipientis, quam absque 
gratis dantis. Et ita gratiae operanti salutem cooperari dicitur liberum arbi¬ 
trium, dum consentit, hoc est, dum salvatur. Consentire enim salvari est. 
Proinde pecoris Spiritus salutem huiuscemodi minime capit, eo quod illi volun- 
tarius consensus desit, quo salvanti videlicet Deo placide obtemperet, sive 
iubenti acquiescendo, sive pollicenti credendo, sive reddenti gratias agendo. 
Enimvero aliud est voluntarius consensus, aliud naturalis appetitus. Posterior 
quippe nobis communis est cum irrationalibus, nec valet consentire spiritui 
carnis irretitus illecebris . . . Hunc ergo (ut dixi) communem habentes cum 
bestiis consensus voluntarius nos discernit.“ Vgl. S. Bornardi . . . Opera 
omnia . . . post V. C. Johannem Merlonem Horstium . . . illustrata studio et 
opera Domni Johannis Mabillon e S. Mauri congregatione monachi Benedictini, 
Parisiis 1667, t. IV p. 64 cap. I nr. II. Der zweite Satz, daß das „liberum 
arbitrium in nobis potentissimum“ sei, läßt sich nicht wörtlich bei Bernhard nach- 
weisen; indes entspricht dies dem Sinne seiner Schrift De gratia et libero arbitrio. 
Bonaventura und andere Scholastiker zitieren den angeblichen Ausspruch des 
hl. Bernhard in der Form: „Liberum arbitrium est sub deo potentissimum“; vgl. 
Bonaventura 1. c. II 115 n. 6. — Die beiden oben angeführten Sätze St. 
Bernhards werden auch in. der Defensio Joan. Eckii contra amarulentas 
D. Andreae Bodenstein Carolstatini . . . invectiones (gedruckt Augsburg, 14. Aug. 
1518) und zwar in These Nr. 10 der zweiten Serie (1. e. fol. Cj v ) geltend ge¬ 
macht: „Ob id arbitror, b. Bernhardum liberum arbitrium potentissimum dixisse, 
unde hoc quoque ait; Tolle etc “ 


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150 11. Dogmengeschichtlicher Teil. 

des hl. Augustinus: „Homo libero arbitrio male utens per- 
dit se“ 1 ). 

Indem Eck diese Stellen anführt, benutzt er die Gelegenheit, 
sich gegen die Verdächtigung zu wehren, als wolle er eine spe¬ 
zielle göttliche Beihilfe bei den guten Werken des Menschen aus¬ 
schalten; er wolle weiter nichts beweisen, als daß es auf irgend 
eine Weise Sache des freien Willens sei, sich auf die Gnade, 
die Gott ihm verleiht, und damit auch auf die Glorie vorzubereiten 2 ). 

Nach Heinrich von Gorkum erhält der Mensch von Gott 
entsprechend seinem natürlichen und übernatürlichen Endziel auch 
eine natürliche und übernatürliche motio. Der natürliche Bei¬ 
stand Gottes ist in jedem Augenblick notwendig und auch wirk¬ 
lich vorhanden; denn die causa secunda ist in ihrem Tun stets 
von der causa prima abhängig. Der übernatürliche Beistand wird 
„gratuita motio divina“ genannt und treibt das vernunftbegabte 
Geschöpf an, nach seinem übernatürlichen Endziel hinzustreben. 
Dieser ist es, um den die Kirche in dem Gebete: „Voluntates 
nostras quaesumus aspirando praeveni et adiuvando prosequere“ 
Gott den Herrn anfleht 3 ), und den Christus im Auge hatte, als 
er sagte: „Nemo venit ad me, nisi pater meus coelestis traxerit 
illum“. (Joh. 6,44) 4 ). Unter dieser „motio dei gratuita“ ist 
offenbar nichts anderes zu verstehen als die Gnade des Beistandes. 

Heinrich von Gorkum unterscheidet nun weiter zwischen 
einer motio (gratia) sufficiens, die Gott niemandem versagt, und 
einer motio efficax. Letzere ist wiederum von doppelter Art. 


*) Aus Augustins Encbiridion de fide, spe et caritate cap. 30 (1. e. VI 
207 E): „nam libero arbitrio male utens homo et se perdidit et ipsum.“ 

2 ) Chrys III 55: Per haec argumenta tarnen nolim aliquero arbitrari, me 
excludere absistentinm (lies: assistentiam) dei etiam spetialem; aed solum osten- 
dere volui, quod aliquo modo ex parte liberi arbitrii sit se disponere ad 
gratiam, quam deus largiatur, et dein gloriam. 

8 ) Gemeint ist hier wohl die Oration vom Samstag nach dem 1. Fasten¬ 
sonntag, welche mit den Worten beginnt: „Actiones nostras, quaesumus 
Domine, et aspirando praeveni et adiuvando prosequere.“ Vgl. das Sacra- 
mentarium Gregorianum bei L. A. Muratori, Liturgia Komana vetus, 
Venetiis 1748, II 62. Ebenso lautet sie noch heute im römischen Missale; 
nur fehlt hier das et vor aspirando. 

4 ) Chrys. II 4 und 5; vgl. Heinrich von Gorkum, Propositio 16 

(1. c. 24 v). 


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§ 6. Die Lehre von dem Verhältnis der göttl. Gnade zur menscbl. Freiheit. 151 

Die eine wird nur den Prädestinierten zuteil; sie wandelt däs 
ganze Innere des Menschen um und macht ihn gottähnlich, wie 
dies z. B. der Fall gewesen ist bei Maria Magdalena, Matthäus* 
Paulus und bei dem Hauptmann, der unter dem Kreuze stand. 
Die andere Art wird auch den Reprobierten verliehen, die oft 
lange Zeit im Stande der Gnade leben, aber schließlich doch in 
der Ungnade sterben; diese wirken also zeitweilig mit jener motio 
mit, fallen aber doch zuletzt ab; umgekehrt widerstreben solche, 
die prädestiniert sind, oft und lange diesen heilbringenden Ein¬ 
sprechungen Gottes, z. B. Jeroboam, Saul und Augustinus 4 ). 

Eck versichert im Anschluß an diese Darlegungen aus dem 
Buche des Heinrich von Gorkum über die Prädestination, daß er 
nicht sämtlichen Meinungen desselben beipflichte 2 ), gibt aber nicht 
an, ob und inwiefern er in diesen Fragen von ihm abweiche. 
Indes ist das zweifellos, daß auch nach Ecks Ansicht die motio 
divina (Gnade des Beistandes) dem Willen zuvorkommt und ihn 
ergreift, daß sie übernatürlich ist, und allen Menschen in ge¬ 
nügendem Maße, nicht aber allen in wirksamer Weise zuteil 
wird 3 ). 

Den Anfang des Heilswerkes macht Gott 4 ), indem er dem 
Menschen jene Gnade des Beistandes verleiht; aber hierauf ist es 
Sache des menschlichen Willens, ihr Folge zu leisten r> ); Gott dem 

*) Chrys. III 67; vgl. Heinrich von Gorkum, Propositio 15 (1. c. 
24 r und v ). 

7 ) Chrys. 111 67: Nolo tarnen existimes, me omnia Henrici dicta recipere. 

^ Chrys. IU 59: „Ipsa enim motio divina, quae prnevenit et praeoccu- 
pat voluntatem . . .* ; ferner: „est enim communis omni liomini praedestinato 
et reprobato; omnes enim deus movet sufficienter“; weiter: „. . . illa motio, 
quam vis sit supernatural is.“ Ib. UI 58: „ Verum est etiam, quod et Christus 
principaliter meruit nobis gratiam sufficienter, sed non Omnibus efficaciter.“ 

4 ) Die erste Gnade des Beistandes ist schlechthin unverdient; vgl. 
Chrys. Ul 95: „de prima motione (quae est gratis gratis data)“; s. auch oben 
S. 131 Anm. 3. 

Vgl. unten S. 157. Im Anschluß an die Worte Initium bis nostrue 
potestati8 est aus der Schrift De ecclesiasticis dogmatibus (näheres s. in 
der nächstfolgenden Anmerkung) ruft Eck in Chrys. III 64 aus: „Nihil clarius 
dici poterat . . .; nam inspirationein illam libenter deo tribuimus, quae est 
initium salutis nostrae. Sed secundum libere fatetur divus Augustinus nostrae 
potestatis esse. Illa enim motio est generalis omnibns hominibus, sed acquies- 
cere est solum bonorum iuxta vulgatam theoricam: Ad ea, quae praedesti- 
nationis sunt, deus movet omnes sufficienter, sed solum praedestinatos effica- 


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152 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


Herrn haben wir es dann zu verdanken, wenn wir die Recht¬ 
fertigung erlangen, die wir durch seine Erleuchtung und Mahnung 
als notwendigen Gegenstand unsers Strebens erkannt haben; 
unsere Sorge aber muh es endlich sein, mit Gottes Hilfe dies 
kostbare Gut nicht wieder zu verlieren. So vollzieht sich also 
die Bekehrung des Sünders in einer vierfachen Stufenfolge 1 ). 

An einer anderen Stelle legt Eck den Rechtfertigungsprozeß im 
engsten Anschluß an den Scholastiker Thomas von Straßburg dar 2 ). 
Durch die gratia praeveniens ermahnt Gott den Sünder zur Buße; 
der Herr tritt gleichsam vor die Türe unsers Herzens, klopft an 
und ladet uns zur Bekehrung ein (Apok. 3, 20). Dies veranlaßt 
uns, unsere Schuld einzusehen und irgendwie die Sünden zu ver¬ 
abscheuen. Da wir uns nun nicht aus eigener Kraft zu Gott 
bekehren können, müssen wir uns an ihn wenden mit der Bitte: 
„Gonverte nos, domine, et ad te convertamur“. (Threni 5, 21.) 
Gott antwortet darauf: Convertimini ad me et ego convertar ad 
vos (Zach. 1, 3), d. h. folget meiner Mahnung, tut soviel an euch 
liegt, und ich wende mich zu euch hin, indem ich euch meine 
Gnade erteile. 

citer.“ Er fügt bei, es komme zuweilen vor, daß ein Reprobierter (z. B. Judas) 
„intensiori motione“ von Gott bewegt werde als ein Prädestinierter und doch 
nicht dieser Gnade zustimme. 

l ) In der Schrift De ecclesiasticis dogmatibus cap. XXI heißt es 
nach Chrys. II 3: „Initium salutis nostrae deo miserante habemus; ut acquies- 
camus salutari inspirationi, nostrae potestatis est; ut adipiscamur, quod acqui- 
rendum admonitione cognovimus, divini muneris est; ut non privemur iam 
adeptae salutis munere, sollicitudinis nostrae est et divini pariter adiutorii.“ 
„Ecce,“ so bemerkt Eck ib. hierzu, „ponit quatuor gradus iustificationis, scilicet: 
invitare, acquiescere, adiuvare, permanere. Primum est inspirationis divinae, 
8ecundum liberi arbitrii, tertium muneris divini, quartum est utriusque, dei 
scilicet et liberi arbitrii.“ — Das Buch De ecclesiasticis dogmatibus rührt 
nicht von Augustinus her, wie Eck, entsprechend der Ansicht seiner Zeit¬ 
genossen, angibt, sondern von Gennadius; vgl. Bardenhewer 537 f. In 
Chrys. II 3 wird die zitierte Stelle als aus dem - ersten Buch herrührend 
bezeichnet; jene Schrift hat aber überhaupt nur ein Buch. Eck hat einige 
abweichende Lesarten, die aber den Sinn nicht verändern. Jene Stelle ist zu 
finden in den Werken Augustins 1. c. VIII App. 78 A. 

3 ) Thomas knüpft an die Parabel vom verlornen Sohn an. Eck zitiert 
in Chrys. III 65 (so zu lesen statt LVI) Thomas de Argentina lib. II 
dist. 28; die betreffende Stelle befindet sich aber in lib. II dist. 26 et 27 
art. 3 tl. c. II L 5 v ). 


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§ 7. Die Lehre von der Verdienstlichkeit der guten Werke. 


153 


§ 7 . 

Die Lehre von der Verdienstlichkeit 
der guten Werke. 

Da sich der Streit zwischen den Anhängern der opinio I 
und II in der Hauptsache um die Frage drehte, ob die Auser¬ 
wählten mit oder ohne Rücksicht auf die von Gott vorhergesehenen 
guten Werke prädestiniert werden, lag es für Eck nahe, die Lehre 
vom Verdienste etwas genauer zu erläutern. Außer gelegentlichen 
Äußerungen über das Meritum schiebt er in den zweiten Artikel eine 
besondere Abhandlung über diesen wichtigen Gegenstand ein. 

In dem betreffenden Abschnitt erörtert Eck zunächst die 
verschiedenen Arten von Verdienst. Seine Ausführungen darüber 
sind von nachhaltiger Bedeutung geworden. Er schlug hierin 
eine andere Einteilung vor, als bisher üblich gewesen war, und 
seine Neuerung ist ihrem Inhalte nach später allgemein ange¬ 
nommen worden und noch heute in der Theologie gebräuchlich. 

Bis dahin pflegte man drei Arten von Verdienst zu unter¬ 
scheiden: ein meritum congrui, digni und condigni. Ein meritum 
congrui ist nach Bonaventura dann vorhanden, wenn der Sün¬ 
der für sein eigenes Seelenheil tut, was er kann; in diesem Falle 
sagt man, er „verdiene“ die prima gratia, indem er sich auf 
deren Empfang vorbereite. Jene Art von Verdienst ward, wie 
Eck bemerkt, von neueren Theologen als meritum secundum quid 
bezeichnet 1 ). 


! ) Cbrys. II 78; vgl. Bonaventura lib. II dist. 27 art. 2 q. 2 (l. c. 
II 665). Eck fügt bei, Bonaventura lib. 111 dist. 18 art. 1 q. 2 (1. c. III 383) 
nehme auch noch eine andere Art von uneigentlichem Verdienst (meritum 
secundum quid) an, nämlich ein sog. meritum interpretativum. Ein solches 
sei dann vorhanden, wenn jemand ein in seiner Art gutes Werk verrichte, 
aber nicht ex charitate (Liebe, heiligmachende Gnade) und in einer Gesinnung, 
die weder ganz gut, noch schlechthin verkehrt sei (nec absolute bono animo 
nec simpliciter pravo). Ein solcher Fall liege z. B. dann vor, wenn ein Sünder 
aus natürlicher Güte, aber doch ungern ein Almosen gebe (ex naturali pietate 
cum murmure); Gott belohne aus unendlicher Barmherzigkeit sogar eine der¬ 
artige Handlung. Zum Beweise wird von Eck auf die Geschichte Nabucho- 
donosors hingewiesen; er beruft sich dabei auf das 4. Kapitel des Buches 
Daniel, Bonaventura dagegen auf Jeremias (27, 6 ff.]. Der große Franziskaner 


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154 


11. Dogmengeschichtlicher Teil. 


Ein meritum digni liege dann vor, wenn ein Gerechter für 
einen Sünder bete. Als Beispiel wird das Gebet des Erzmartyrers 
Stephanus für seinen Verfolger Saulus angeführt. In übergroßer 
Erbarmung lasse sich Gott dazu herab, nicht bloß solche Gebete 
zu erhören, die man für sich selber, sondern auch solche, die 
man für andere verrichte 1 ); allerdings könne man nur dann mit 
Sicherheit auf Erhörung rechnen, wenn man für sich selber bete 2 ). 

Was endlich der Gerechte für sich selber erwerbe, das sei 
ein meritum condigni. Verdienst und Belohnung ständen hierbei 
im Verhältnis einer gewissen Gleichwertigkeit, nicht als ob dies 
in der Natur der verdienstlichen Handlung begründet wäre, viel¬ 
mehr sei ihr verdienstlicher Charakter auf drei Momente zurück¬ 
zuführen : auf das Wirken des Heiligen Geistes, auf den Besitz der 
heiligmachenden Gnade und auf die Tätigkeit des freien Willens 3 ). 

Eck hält diese in den Schulen übliche Dreiteilung in meritum 
congrui, digni und condigni für zu weitgehend 4 ) und macht nun 
folgenden Vorschlag: Was die andern Theologen als meritum con¬ 
grui und meritum digni bezeichnen, soll fortan unter dem Ausdruck 


unterscheidet ebendort ein meritum interpretativum, congrui und condigni; 
im ersten Fall gebrauche man den Ausdruck Verdienst „simpliciter abusive“, 
im zweiten „partim proprie et partim improprie“ und im dritten „simpliciter 
proprie*. 

\) Chrys. II 80. Zum Beweise beruft sich Eck auf Matth. 9, 2: „Videns 
Jesus fidem illorum dixit paralytico: Confide, fili; remittuntur tibi peccata 
tua.“ Eck zitiert falsch: „Matthei 1111.“ 

2 ) In Chrys. 1181 bekämpft Eck die Behauptung des Johannes Maioris 
(im Sentenzenkommentar lib. IV dist. 4 q. 3), der eine könne für den andern 
weder die heiligmachende Gnade, noch einen höhern Grad von Gnade verdienen, 
und erklärt: „sed nos patrum vestigiis inhaerentes dicimus, unum alteri maiorem 
gratiam posse mereri.“ Vgl. die Ausgabe des Quartus Sententiarurti Johannis 
Maioris, ab eodem recognitus denuoque impressus, Parisiis 1512, fol. 23 v . 

a ) Chrys. 11 82: Meritum condigni est, quando instus operatur aliquid 
pro se; ad hoc enim ordinatur gratia de condigno et est quasi una commen- 
suratio et adaequatio praemii et meriti ad invicem, non quidem ex natura 
actus meritorii et conditione, sed meritum aggregatum ex tribus, scilicet ex 
gratia increata, quae est Spiritus Sanctus, et gratia creata, quae est habitus, 
et libera voluntate eliciente. 

4 ) Chrys. 1186: „Ista triplex meriti positio, scilicet congrui, digni et 
condigni est communis scholae tbeologorum, uti quis potest eos videre dis[tj. 
XLI. primi, dis[tj. XXVII. secundi et dis|t). XVIII. tertii.“ Gemeint sind die 
Kommentare zu den Senteuzen des Petrus Lombardus. 


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§ 7. Die Lehre von der Verdienstlichkeit der guten Werke. 155 

meritum congrui zusammengefaßt werden, und das, was jene unter 
meritum condigni verstehen, soll fernerhin meritum digni genannt 
werden. Er setzt also an Stelle der Dreiteilung die in der Sache 
noch heute gewahrte Zweiteilung; jedoch ist sein Widerwille gegen 
das Wort condignum von den späteren Theologen nicht geteilt 
worden. 

Eck tindet den Ausdruck meritum de condigno unpassend; 
es scheint ihm ungehörig und hochfahrend zu sein, wenn man 
sagt, ein Mensch sei imstande, etwas de condigno zu verdienen. 
Um sein abweisendes Urteil zu begründen, baut er auch folgen¬ 
den Syllogismus auf: Der Theologe muß sich in seinen Ausdrücken 
an eine bestimmte Regel binden; die wahre Richtschnur liegt für 
ihn in der hl. Schrift; diese redet nur von einem meritum digni, 
will aber von einem meritum condigni nichts wissen; folglich 
muß sich der Theologe ebenfalls an jenen Terminus halten 1 ). 
Zum Beweise für den Obersatz beruft er sich auf Augustinus 2 ). 
Daß die Bibel, wie es im Untersatze heißt, von einem meritum 
digni redet, will Eck durch Kol. 1, 12; Luk. 10, 7; 1. Tim. 5, 18; 
2. Thess. 1,5; Apok. 3, 4 und 16, 6 3 ); Sap. 3, 5 und Esth. 6, 11 J ) 
beweisen. Daß aber die hl. Schrift ein meritum condigni leugne, 
ergebe sich aus Rom. 8, 18, und zudem verstoße jener Terminus 


*) Chrys. II 87: ... aperiam tarnen, quid inihi circa istam meriti par- 
titionem visum fuerit. [88] Arbitror ergo sufficere duo membra, scilicet meriti 
congrui et digni. Duo prima membra contineri sub congruo et tertium sub 
digno, ita quod nullum meritum nostrum dicatur condignum: quod verbum 
apparet mihi nimis superbum et insolens, si dicamua nos aliquid mereri de 
condigno. Quod ut aliis etiam videatur, qui bas nostras audituri sunt nugas, 
ita persuadeo. Explorati iuris est, theologum ad certam regulam loqui debere 
neque temere praeterire terminos, quos constituerunt patres nostri; sed in sacra 
scriptura (in qua est vera theologorum regula) meritum digni affirmatur, con¬ 
digni negatur; ergo ea loquendi formula debemus esse contenti. 

*) Augustinus, De civitate Dei, lib. X cap. 23 (1. c. VII 258 A) sagt: 
„Nobis autem ad certam regulam loqui fas est, ne verborum licentia etiam de 
rebus, quae his significantur, impiam gignat opinionem.“ 

8 ) In Chrys. II 88 steht XVII statt XVI. 

4 ) Zu Esther 6,11: „Hoc honore dignus est. . bemerkt Eck 1. c. II 88: 
* Verum est, quod aliqui libri impressi (qui mendis scatent) habent hic »con¬ 
digni« ; alias non memini me vel legisse vel audivisse in biblia affirmative.* 
Übrigens hat die von Klemens VIII. 1593 veranstaltete Ausgabe der Vulgata 
an der bezeichneten Stelle die Lesart „condignus" aufgenommen. 


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II. Dogmcngeschichtlicher Teil. 


156 

auch gegen den allgemein anerkannten theologischen Satz: „Deus 
premiat ultra condignum et punit citra condignum.* Eck schließt 
daran die Aufforderung, in Übereinstimmung mit der biblischen 
Ausdrucksvveise nicht mehr von einem meritum condigni, sondern 
nur noch von einem meritum digni zu sprechen J ). 

Bonaventura unterscheidet einmal eine dreifache congruitas 
meriti. Es kann nämlich dem Verdienste eigentümlich sein: 
a) eine congruitas sine dignitate. Dies ist beim meritum congrui 
im alten Sinne der Fall. Der Sünder verdient es nämlich nicht, 
von Gott erhört zu werden, da er dessen Feind ist. b) Eine 
dignitas cum indignitate. Dies trifft beim meritum digni im alten 
Sinne zu. Der Gerechte ist wert, erhört zu werden, aber der 
Sünder, für den er sein Gebet aufopfert, ist unwürdig; darum ist 
der Grund für das Verdienst nicht voll und ganz vorhanden, 
c) Eine dignitas cum inferioritate gradus. Diese Art hält sich 
gleichsam in der Mitte zwischen dem meritum congrui und con¬ 
digni, kommt aber doch dem letztem am nächsten. In dieser 
Weise verdient der Gerechte die Vermehrung der heiligmachenden 
Gnade; denn mit Hilfe eines geringem Maßes von Gnade verdient 
er, ein größeres zu empfangen. Dagegen sagt derselbe Heilige, 
der Gerechte verdiene die ewige Seligkeit de condigno, nämlich 
dank dem Werte der Gnade, der Verheißung Gottes und der 
Selbstüberwindung, die das gute Werk erheischt 2 ). 

Dieser Lehre Bonaventuras pflichtet Eck keineswegs bei. 
Schon als sechzehnjähriger Student will er es auffallend 
gefunden und beanstandet haben, daß der große Kirchenlehrer 
annimmt, der Gerechte könne zwar die Glorie, die doch das com- 
plementum gratiae ist, de condigno verdienen, nicht aber das 
augmentum gratiae 3 ). Gott ist nämlich, so erklärt Eck, die wir- 


') Chrys. 11 88: Utamur ergo merito digni, nullum appellantes condig- 
num, ad normam ioquendi sacrae scripturae. 

*) Vgl. Chrys. II 83 und 84 mit Bonaventura lib. II dist. 27 art. 2 
q. 2 und 3 (1. c. II 665, 667). Zu a und b vgl. oben S. 153 f. 

a ) Chrys. II 85: et ita reperio me obiecisse anno decimo 8eptimo aetatis 
meae (am Rande: anno 1503.) contra dominum Bonaventuram, dum adhuc novus 
theologiae tiro sacerrima illius Seraphici doctoris scripta studio camerario per¬ 
lustrarem. Mirum enim mihi videbatur, quod admittebat iustum de condigno 
mereri complementum gratiae, id est gloriara, et non Augmentum gratiae in via. 


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157 


§ 7. Die Lehre von der Verdienstlichkeit der guten Werke. 

kende Ursache der Gnade und der Glorie. Der Mensch verdient 
erstere de congruo, indem er sich soweit als möglich darauf vor¬ 
bereitet; die Vermehrung der heiligmachenden Gnade dagegen 
beruht ebenso wie die Glorie, auf einem Verdienst de condigno l ). 
Glorie und Prädestination sind nicht identisch; die Prädestination 
ist vielmehr die Vorherbestimmung des Menschen zur ewigen 
Seligkeit und erfolgt auf Grund eines meritum de congruo, nicht 
de condigno 2 ). 

Die Anhänger der opinio I behaupteten, ebensowenig wie 
der Mensch aus sich einen verdienstlichen Akt setzen könne, 
vermöge er sich aus sich de congruo auf die Gnade vorzubereiten. 
Hiernach, so fugt Eck zur Erklärung bei, ist weder das meritum 
de condigno noch das meritum de congruo des Menschen eigenes 
Werk; jene These sei zu verstehen von der Gnade des Beistandes, 
die der heiligmachenden Gnade voraufgehe, mag die aktuelle nun 
sein eine knechtische Furcht, oder eine gewisse Frömmigkeit, ein 
innerlicher Ruf, oder sonst irgend eine gute Regung, durch die 
der Mensch für die heiligmachende Gnade empfänglich gemacht 
werde 3 ). 

Jene Behauptung wird nun aber von Eck entschieden zurück¬ 
gewiesen 4 ). Wenn der Mensch mit der Gnade des Beistandes 
mitwirke, so tue er das Seine und damit bereite er sich de con¬ 
gruo auf die heiligmachende Gnade und im Zusammenhang damit 
auch auf die Glorie vor. Das sei doch ganz und gar einleuchtend 
und könne von keinem Menschen bestritten werden 5 6 ). Gott recht- 

1 ) Vgl. Cbrys. III 58; Eck braucht hier das Wort digne im Sinne von 
condigne; vgl. oben S. 154 f. 

2 ) Chrys. III 61; Eck fügt bei: „Secus est de gradibus gloriae.“ 

n ) Cbrys. II 8: „Quintum evidentiale: Sicut homo non pote9t ex se ha¬ 
bere actum meritoriura, ita non potest ex se de congruo se disponere et prae- 
parare ad gratiam. Istum dictum vult, quod sicut meritum digni non sit ex 
nobis, ita nec meritum congrui, et intelligitur de bono motu praecedente gra¬ 
tiam, sive sit timor servilis vel pietas quaedam, sive vocatio vel quid huius- 
modi boni motus, per quod homo praeparatur ad gratiam. “ In Cbrys. III 64 
sagt Eck statt „vocatio“ deutlicher „vocatio interna“. Zum richtigen Ver¬ 
ständnis des Ausdrucks „bonu9 motus praecedens gratiam“ vgl. oben S. 150 ff. 

4 ) Chrys. 111 64: Quintum evidentiale apparet nobis prorsus repugnans, 

ob idque declinamus ab eius sententia. 

6 ) Chrys. III 60: Quod voluntas nostra acquiescit motioni divinae (hier¬ 
über s. oben S. 151 f.), est vera praedestinationis ratio ex parte praedestinati, 


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158 


ll. bogmengescliichtlicher Teil. 


fertige der Regel nach einen Erwachsenen nur dann, wenn dieser 
selber mitwirke, d. h. das Seinige dazu tue 1 ); denn hier gelte 
der Spruch des hl. Augustinus: „Qui creavit te sine te, non 
iustificabit te sine te“ 2 ). 

Was ist denn unter dem Ausdruck „das Seinige tun“ zu 
verstehen? Nach Ecks Erklärung bedeutet „facere quod in se est“ 
soviel wie den Riegel und das Hindernis für die Gnade beseitigen, 
nämlich den Riegel der Sünde. Es ist hierbei nicht an die Sün¬ 
denschuld zu denken — denn diese kann nur Gott allein nach- 
lassen —, sondern an den innern oder äußern Grund zur Sünde, 
nämlich an die Einwilligung zur Sünde oder an das Wohlgefallen 
an ihr 3 ). 


non de condigno, sed de oongruo et deceuti. Nnm hoc faciendo facit, quod in 
se est; et non video, quomodo ullus hominum. qui spirat, possit buic refragari; 
nnm non potest non esse in potestate hominis facere, quod in se est. Faciendo 
autem, quod in se est, praeparat se de congruo ad gratiam, et per consequens 
ad gloriam. Est ergo in ipso homine, quo potest facere, ut habeat vitam aeter- 
nam per meritum de congruo. 

*) Chrys. IV 2: . . hoc unum scio, deum (causet quomodocunque boni- 

tatem in amato) non iustificare adultum secundum communem legem ordinatam, 
nisi et ipse cooperetur faciendo quod in se est.“ Vgl auch Chrys. III 19: 
„lila ratio congruentiae et decentiae (für die Prädestination) est in adultis ini¬ 
tiative assensus motionis divinae et inspirationis; cui acquiescendo de congnio 
disponit se faciendo, quod in se est. ad recipiendum gratiam, per quam postea, 
si ab eo non excidat, meretur vitam aeternam.“ 

7 ) Dieses Zitat aus Augustinus (den genauen Wortlaut s. oben S. 131 
Anm. 1) kehrt im Chrys. öfters wieder; vgl. z. B. III 19, 94, IV 2. 

8 ) Chrys. IV 3: „»Facere quod in se est« est removere obicem et impedi- 
mentum gratiae; obicem quidem peccati, non quoad reatum, quoniam solus deus 
diinittit peccatum, sed intelligitur removere obicem peccati quoad actum interio- 
rem vel exteriorem substratum, qui est consensus vel conplacentia in pecca¬ 
tum. De quo doctores in dist. XXVII. secundi. Et ibi notabiliter dominus 
praepositus Gabriel.“ Biel, In secundum librum Sententiarum, dist. 27 q. unica, 
art. 3 dnbium 4 (1. c. t. II fol pj r und v) schreibt nämlich: „Sed diceres, im- 
possibile est hominem facere quod in se est, quia »facere quod in se est« est 
removere obicem et impedimentum gratie. Obex gratie est peccatum mortale. 
Sed nullus potest peccatum suum removere, cuin sqjus deus remittit peccata. 
Respondetur, quod obex gratie quandoque dicitur peccatum mortale quantum 
ad reatum; quandoque dicitur peccatum mortale quantum ad actum interiorem 
et exteriorem, qui est consensus et conplacentia peccati. Primum removere 
non potest homo, quia peccatum quoad reatum non removetur nisi per peccati 
remissionem, quod solius dei est, qui tarnen paratuä est remittere facienti quod 
in se est. Obicem secundo modo dictum potest removere peccator, quia potest 


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§ 7. Die Lehre von der Verdienstlichkeit der guten Werke. 159 

Von besonderer Wichtigkeit sind auch jene Äußerungen 
Ecks, die sich auf die Frage beziehen, wann und warum eine 
Handlung verdienstlichen Charakter besitzt. Wir müssen uns 
hierbei zunächst mit einem Evidentiale beschäftigen, das sich als 
viertes unter den sieben Leitsätzen befindet, welche von den An¬ 
hängern der opinio I geltend gemacht werden. Dem ersten, 
zweiten und siebenten Leitsatz der Gegner erteilt Eck allerdings 
ausdrücklich seine volle Billigung; beim dritten und sechsten hält er 
eine Einschränkung und nur beim fünften einen entschiedenen 
Widerspruch für notwendig; vom vierten schweigt er in del* Kritik 
dieser Evidentialia gänzlich*). Es ist nun nicht daran zu zweifeln, 
dafa es nur auf ein Versehen zurückzuführen ist, wenn Eck dieses 
nicht ebenso ausdrücklich wie das erste, zweite und siebente Evi¬ 
dentiale als richtig anerkannt hat; dies geht klar hervor aus 
seinen eigenen Ausführungen an anderen Stellen. 

Jenes vierte Evidentiale hat folgenden Inhalt. Keine Hand¬ 
lung irgend einer vernünftigen Kreatur hat formaliter und intrin- 
sice verdienstlichen Wert. Sie kann freilich an sich sittlich gut 
sein, aber deswegen ist sie noch nicht verdienstlich; diesen Cha¬ 
rakter kann sie einzig und allein nur infolge einer von Gott frei 
gewollten Anordnung haben 2 ). Zur Erklärung fügt Eck bei: Nur 
Gott allein kann einem menschlichen Akte Wert in bezug auf das 
ewige Leben verleihen; an und für sich besteht kein ursächliches 
Verhältnis zwischen der Handlung des Menschen und der ewigen 


cessare a consensu et actu peccandi, immo odire peccatum et veile non peccare.“ 
Eck schließt sich demnach ziemlich wörtlich an Biel an. Dann fährt er ebenda 
fort: „Sic dicit Joannes Gerson cancellarius contra errores Magicorum, »facere 
quod in 9e est« sit hominem tentare viam rationis naturalis, prudentiae et 
artis, quantum sciverit. et bene loquitur in casu suo.“ Die angezogene Stelle 
findet sich in Gerson s Schrift Pe erroribus circa artem magicam (1. c. I 216 B); 
er lehrt dort, man dürfe keine abergläubischen Mittel gebrauchen und nicht 
darauf vertrauen, sondern man solle das Seinige tun d. h. die natürlichen 
Mittel anwenden und im übrigen auf Gottes Hilfe hoffen. 

*) Vgl. Chrys. I 92—11 8 mit III 68-71. Nur in seinem eigenen dritten 
Evidentiale erwähnt er nebenher das Evidentiale quartum opinionis primae; 
vgl. Chrys. II 77. 

2 ) Chrys. 1 97: Nullus actus cuiuscunque creaturae rationalis est forma¬ 
liter et intrinsice meritorius, licet possit esse bonus moraliter; sed quod est me- 
ritorius, hoc est e\ sola acceptatione libera ipsius dei. 


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160 


II. Dogmengcsehichtlieher Teil. 


Belohnung im Himmel. Der Regel nach verleiht Gott aber nicht 
einem Akt, der „nudus“ ist, d. h. im Stande der Ungnade ge¬ 
schehen ist, verdienstlichen Charakter; sondern er verlangt, daß 
der Akt einen gewissen Schmuck besitzt, wodurch er Gott wohl¬ 
gefällig wird, mit andern Worten: der Herr fordert, daß die be¬ 
treffende Handlung im Stande der heiligmachenden Gnade ge¬ 
schehen ist 4 ). Aus sich oder mit bloß natürlichen Kräften vermag 
der Mensch nichts Verdienstliches zu wirken, wenigstens nicht 
nach der als Regel geltenden Anordnung Gottes 2 ); denn dazu 
bedarf der Mensch des Gnadenstandes, und diesen kann er sich 
nicht selber verschaffen, sondern nur von Gott erlangen 3 ). Damit 
übrigens die Handlung eines vernünftigen Geschöpfes verdienstlich 
wird, muß sie mit freiem Willen vollzogen werden 4 ). 

Uber den Grund, warum die guten Werke verdienstlich sind, 
denkt Eck gerade so, wie die Anhänger der opinio I; daß er die 
in jenem vierten Evidentiale niedergelegten Anschauungen dersel¬ 
ben durchaus teilt, geht aus mehreren Stellen, an denen er seine 
eigene Ansicht unzweifelhaft kundgibt, mit aller nur wünschens¬ 
werten Klarheit hervor. 

Bevor er seine Abhandlung über das Meritum ) beginnt, 

J ) Chrys. I 97: „Nullusenim actus habet in se intrinsice. quod ordinetur 
meritorie ad vitam aeternani, sed ex sola ordinatione divinae voluntatis illius 
actus ad praemium, ita quod deus spetialiter acceptct illum actum. Regula 
riter tarnen non fit ista acceptatio actus nudi, nisi habeat quendam ornatuni 
et decorem conplacentem voluntati divinae; et Ille decor est charitas vel gratia, 
quae communi sententia non distinguuntur.“ Es sei darauf aufmerksam ge¬ 
macht, daß Eck, dem allgemeinen Sprachgebrauch seiner Zeit folgend, die Aus¬ 
drücke charitas und gratia synonym verwendet; erst nach dem Tridentinum 
schied man beide Begriffe deutlicher voneinander. 

? ) Chrys. I 98: „Corollarium: Homo ex se vel ex puri9 naturalibus non 
potest in actum meritorium stante lege dei ordinata.“ Pie letzten Worte 
(stante etc.) sind beigefügt mit Rücksicht auf diejenigen, die glauben, flott 
könne kraft seiner Machtvollkommenheit (de potentia absoluta) eine Handlung 
auch dann als verdienstlich annehmen, wenn der Handelnde nicht im Stande 
der Gnade ist. 

3 ) Chrys. III 95; den Wortlaut dieser Stelle 8. oben S. 131 Anm. 3. 

4 ) Chrys. 1 100: Adverte praeterea, nec creaturam rationalem po9se me- 
reri per quemcunque actum naturae suae non libere convenientem, secundum 
mentem doctorum, quia solum meretur in actibus voluntariis, sive sint volun- 
tarie eliciti aut voluntarie imperati. 

6 ) Chrys. II 78 91. 


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§ 7. t)ie Lehre von der Verdienstlichkeit der guten Werke. 161 

gibt er anläßlich der Erläuterung seines Satzes, daß die verdienst¬ 
lichen Werke durch Gottes Gnade geschehen 1 ) 1 die Erklärung ab, 
es sei ganz offenkundig, daß wir nicht einmal imstande seien, 
durch unsere guten Werke Gott in geziemender Weise dafür zu 
danken, daß er sie uns überhaupt tun lasse, geschweige denn daß 
wir uns an und für sich damit Verdienste vor Gott erwerben 
könnten 2 ). 

Am Ende jenes Exkurses über das Meritum sagt er ferner 
ausdrücklich, die Verdienstlichkeit eines Aktes sei nicht in dessen 
Natur, sondern darin begründet, daß Gott es so verheißen und 
bestimmt habe 3 ). Bei dieser Gelegenheit zitiert Eck auch eine 
Äußerung des Marsilius von Inghen, wonach das Verdienst auf 

*) Chrys. II 76: Tertium evidentiale: Gum in ergo posaunt per gratiam 
dei fieri, inprimis tarnen et praecipue opera meritoria eius gratis fiunt. 

2 ) Chrys. II 77: „Secunda pars evidentialis est adhuc inanifestior: nisi 
enim esset dei misericordia, per quam gratuite acceptat opera nostra ad vitam 
aeternam, per bona opera nostra non sumus sufficientes reddere gratias deo, 
quod permitteret nos illa facere; taceo quod aliquid ultra mereremur, inquit 
Bonaventura in tertio de raerito patrum. Et Augustinus VII. de trinitate 
cap. XXXI inquit, nos nullatenus posse sufficientes gratias deo agere.“ — Ge¬ 
meint ist wohl Bonaventura lib. III dist. 4 art. 2 q. 1 (1. c. III 104 ff.), wo 
die Frage erörtert wird: „Utruiu Christi incarnatio fuerit ex mera gratis, an 
eam impetrarunt merita sanctorum Patrum/ Hierin findet sich der oben ge¬ 
nannte Ausspruch keineswegs wörtlich; es heißt aber z. B. wohl (1. c. III 104): 
„Item, de eo quod per merita acquiritur, non tantum tenemur ad gratiarum 
actiones, sicut pro eo quod gratis datur; sed de Christi donatione tenemur ad omni- 
modas gratiarum actiones. “ Ferner (ib. III105): „Respondeo: Dicendum, quod de be- 
neficio incarnationis, sicut de aliis beneficiis divinis, est tripliciter loqui... Si loqua- 
mur de ipso quantum ad essentiam, sic dicendum, quod illud beneficium erat 
supra sanctorum Patrum merita, propterea quia non est iustae retributionis, 
sed dignationis eminentissimae; et non sequitur merita hominis lapsi, sed potius 
est fundamentum omnis meriti, quia nullus Deo placere potuit post lapsum 
absque fide istius beneficii, vel in generali, vel in speciali.“ — Betreffs des 
Zitates aus Augustinus ist zu bemerken, daß es aus der Schrift De civitate 
Dei (nicht „de trinitate*, wie Eck angibt) und zwar aus lib. VII cap. 31 (1. c. 
VII 186 CD) stammt: „Quamquam enim, quod sumus, quod vivimus, ... ne- 
quaquam valeamus actioni sufficere gratiarum, tarnen quod nos oneratos obru- 
tosque peccatis . . . non omnino deseruit misitque nobis Verbum sunm, qui est 
eius unicus Filius, . . . quae corda, quot linguae ad agendas ei gratias satis esse 
contenderint?* Den Nachweis dieser Stelle verdanke ich Herrn Dr. Odilo 
Rottmanner, Stiftsbibliothekar von St. Bonifaz in München. 

*) Chrys. II 89: Conclusio demerito: ütcunque sit, sive ponatur dignitas 
vel indignitas, non est accipienda ex conditione et natura intrinseca actus vel 
praemii, sed ex ordinatione aut promissione ipsius ordinantis et acceptantis dei. 

Ref.-gesch. Studien u. Texte, Heft 1: Greving, Eck. 11 


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162 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


dreierlei Gründen beruht. Das wichtigste Moment ist die An¬ 
nahme des Werkes als eines verdienstlichen von seiten Gottes; 
dies ist das Formalprinzip, während die göttliche Gnade und der 
menschliche Wille erst in zweiter Linie und gleichsam als Material¬ 
prinzip in Betracht kommen. Kurz, der Gerechte verdient sich 
das ewige Leben dank der Anordnung Gottes, der eben seine 
guten Werke als verdienstliche anrechnet*). In einer sehr aner¬ 
kennenden Art weist Eck ferner auf einen Ausspruch des Au¬ 
gustinergenerals Thomas von Straßburg hin. Hiernach verdanken 
wir alles der Freigebigkeit Gottes; der Herr hat sich durch seine 
Verheißungen aus freien Stucken uns gegenüber verpflichtet und 
es uns auf diese Weise möglich gemacht, bei ihm Verdienste zu 
erwerben 2 ). 

Ganz besonders eingehend äußert Eck seine Ansichten über 
die verdienstlichen Handlungen im Kampfe gegen ein Korollar, 
das von den Vertretern der praedestinatio ante praevisa merita 
aufgestellt wurde. Diese sagten nämlich: Es wird niemand prä¬ 
destiniert wegen seiner verdienstlichen Werke oder wegen einer 
guten Vorbereitung auf die Gnade. Kein Werk nämlich wäre 
verdienstlich, wenn es nicht von Gott in Gnaden angenommen 
würde; wäre jemand auf Grund seiner Werke prädestiniert wor- 


*) Chrys. II 90 bezeichnet die Ausführungen des Marsilius von Inglien 
hierüber als „multum notabiliter“. Vgl. Quaestiones Marsilii super quattuor 
libros Sententiarum, lih. 11. q. 17 art. 3, in der Ausgabe von M. Flach jun. zu 
Straßburg 1501, Iib. II fol. CCXC1I r 

*) Eck schreibt 1. c. II 90: „Istam dignitatem meriti eleganter declarat 
Thomas Argentoracensis . . cuius verba placet apponere. [II 91) THOMAS 
ARGENTINVS dis[tj. XXVII. secundi Quamvis omnia simus consequuti ex libe- 
ralitate dei, sed postquam nos liberos fecit, ratio non convincit, quin virtute 
Spiritus Sancti (qui est Spiritus libertatis) possimus aliquo modo de pia iusticia 
ipsum debitorem constituere et hoc ex liberali promisso. Omne enim pro- 
Vnissum cadit aliquo modo in debitum; sed in Apocalipsi [2, 10] promisit deus 
»coronam vitae« ei, qui »fidelis« fuerit »usque ad mortem«. Et Jacobus 
apostolus [1, 12] inquit: Qui »probatus fuerit, accipiet coronam vitae, quam 
repromisit deus diligentibus se«; nam sic deus convenit nobiscum, ut patet in 
parabola Matbei X. [es muß heißen XX, 13]: »Nonne ex denario convenisti 
mecum?« Haec Thomas; quae verba perpetuo sunt menti tenenda, uti ea 
saepicule repetemus inferius.“ Die Stelle von „sed postquam“ bis „ diligentibus 
se“ ist fast ganz wörtlich aus Thomas üb. II dist. 26 et 27 art. 4 (1. c. 
II L 6 r ) herübergenommen. Zur Lehre Ecks vgl. auch oben S. 132 f. 


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§ 7. Die Leb re von der Verdienstlichkeit der guten Werke. 163 

den, so wäre eben die Gnade nicht mehr eine Gnade 1 ). Dieses 
(dritte) Korollar findet gar nicht den Beifall Ecks 2 ). Indem er 
es zurückweist, betont er wiederum, daß ein Werk nicht inner¬ 
lich, nicht an sich, sondern nur dank der freien, gnädigen An¬ 
nahme von seiten Gottes verdienstlich sei; diese erfolge gemäß 
den Gesetzen, die der Herr in seiner Barmherzigkeit gegeben habe, 
und die Zeugnis ablegen von seiner Milde und Gerechtigkeit 3 ). 

Nach Scotus müsse man beim meritorischen Akte zweierlei 
in Betracht ziehen: a) die Substanz des Aktes, seine natürliche 
Rechtschaffenheit und Richtung; dieses Moment gehe, wenigstens 
der Natur nach, der ratio meritorii vorauf; b) die ratio meritorii 
d. h. die durch Gottes Willen erfolgende Annahme des Werkes 
als eines für den Himmel verdienstlichen. In bezug auf a sei 
die menschliche Fähigkeit, in bezug auf b der Stand der heilig¬ 
machenden Gnade in erster Linie Ursache des verdienstlichen 
Werkes, oder mit andern Worten: die Gnade sei die principalior 
causa hinsichtlich der Verdienstlichkeit, nicht aber hinsichtlich der 
Existenz des guten Werkes 4 ). 

*) Chrys. II 29. *) Chrys. III100: ... tertium nequaquam suscipimus ... 

8 ) Chrys. III 100: „. . . lubenter fatemur, actum non esse meritorium 
intrinsece et formaliter, sed ex libera et gratuita dei voluntate ipsum acceptante, 
et hoc secundum regulas ab eo misericorditer datas, ex quibus consurgit pia 
iusticia.“ Die Gegner beriefen sich laut Chrys. II 29 auf Augustinus, De 
diversis quaestionibus ad Simplicianum, Üb. I q. 2 nr. 3 (1. c. VI 90 B C): 

.. nemo propterea bene operatur, ut accipiat gratiam, sed quift accepit.* Mit 
Bezug auf Rom. 9, 12 f.: „Non ex operibus, sed ex vocante dictum est ei, quia 
maior serviet minori“ sagt Augustinus ebenda: „Vocantis est ergo gratia, per- 
cipientis vero gratiam consequenter sunt opera bona, non quae gratiam pariant, 
sed quae gratia pariantur.“ [Der Wortlaut bei Eck weicht von dem Texte der Mau- 
riner öfters ab.] Eck bemerkt zu den Ausführungen Augustins, dieser habe nur 
betonen wollen, daß die Gnade beim verdienstlichen Akte die Hauptsache sei. 
Betr. Rom. 9, 12 f. verweist Eck (Chrys. III 100) auf seine frühere Erklärung; 
s. oben S. 126 f. Vgl. dazu auch, wie Eck den in Chrys. II 38 erwähnten 
Satz des Apostels im Briefe an Titus cap. 3, 5: „Non ex operibus iusticia* 
quae fecimus nos, sed secundum magnam misericordiam suam salvos nos fecit 
per lavacrum regenerationis* in Chrys. IV 4 erklärt: „... non ex operibus, id est 
ex conditione et natura operum, sed ex gratuita dei voluntate et bonitate miseri¬ 
corditer sacramenta, praecepta et leges dante; quibus si conformemur, recipie- 
mus in praesenti gratiam et in futuro gloriam; et hoc fuit liberalis dei promissio 
et promittentis indubia veritas." 

4 ) Chrys. IV 1: „Unde, sicut dicit doctor subtilis, quod in actu meritorio 
oportet duo con 9 idernri: Unum quod praecedit rationem meritorii saltem na- 

11 * 


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164 


II. Dogmengeschichtlicher Teil. 


Nun taucht aber sogleich schon wieder eine neue Frage 
auf! Ist die (heiligmachende) Gnade notwendige Bedingung oder 
bewirkende Ursache des verdienstlichen Aktes ? x ) Es könnten 
einige glauben, die heiligmachende Gnade oder die Liebe 2 ) bedinge 
nur den verdienstlichen Akt, so daß dieser von der heiligmachen¬ 
den Gnade gleichsam wie von einer forma assistens verdienstlich 
gemacht wurde. Nach Occam rufe dagegen die Gnade auch 
aktiv und ursächlich zugleich mit dem freien Willen den verdienst¬ 
lichen Akt hervor. Dies werde vom habitus acquisitus allgemein 
angenommen, und es sei daher unvernünftig, dasselbe von 
dem vollkommensten habitus, den es in diesem Leben gebe, 
vom habitus der heiligmachenden Gnade, leugnen zu wollen. Von 
der Aktivität der Gnade seien die Aussprüche der Heiligen zu 
verstehen, daß der Wille Dienerirl der Liebe und die Liebe gleich¬ 
sam Herrin des Willens sei, ferner daß die Liebe sich zum Willen 
verhalte, wie der Reiter zum Pferd 3 ). 

Eine andere Frage beläßt sich damit, ob der verdienstliche 
Akt Ursache der Wirkung der Prädestination sei. Die Antwort 
lautete verschieden. Die einen sagten, das verdienstliche Werk 
sei von der Gnade hervorgerufen und deshalb sei es auch vor¬ 
herbestimmt und eine Wirkung der Prädestination; in diesem 
Sinne lauten Aussprüche des hl. Augustinus, Ambrosius und 


tura, puta substantia actus, rectitudo moralis, intensio actus. Ultra hoc consi- 
deratur ratio meritorii, id e9t sic 69se acceptum a divina voluntate in ordine 
ad vitam aeternam. Primo modo considerando actum meritorium, tune poten- 
tia est causa principalior actus meritorii. Sed in secunda consideratione, tune 
habitus gratiae est principalior causa actus meritorii. Haec Scotus.“ Eck 
bezieht sich auf Scotus lib. I dist. 17 q. 2 (1. c. I 107 v —108 r ). Gerade 
diese lange Distinktion (1. c. I 108 r —110 r ) ist von Eck sehr häufig berück¬ 
sichtigt worden. 

] ) Chrys. IV 1 und 2: „Sed adhuc effluit una alia ambiguitas, et talis: 
^\n gratia sit solum causa sine qua non actus meritorii?“ Der zweite Teil 
der Frage fehlt bei Eck: an causa efficiens? 

2 ) Charitas und gratis werden von Eck promiscue gebraucht; siehe oben 
S. 160 Anm. 1. 

8 ) Näheres darüber in Chrys. IV 2. Eck weist hier auf einen Vergleich 
in der pseudo-augustinischen Schrift Hypognosticon hin, daß nämlich die 
„charitas se habest ad voluntatem sicut sessor ad equum“; vgl. lib. 111 cap. 11 
(I. c. X App. 21 E) heißt es: „Recte namquo arbitror comparari liberum arbi- 
trium jumento, . . . gratiam vero sessori.“ 


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§ 7. Die Lehre von der Verdienstlichkeit der guten Werke. 165 

Chrysostomus. Die andern behaupteten, der verdienstliche Akt 
sei teilweise vom freien Willen hervorgerufen und so Ursache der 
Prädestination. Man unterschied daher eine zweifache Güte des 
verdienstlichen Aktes: a) eine natürliche; in dieser Hinsicht ist er 
Ursache der Prädestination, zwar nicht de condigno, aber de 
congruo; b) eine übernatürliche, die ein Geschenk Gottes ist; in 
dieser Beziehung ist er eine Wirkung der Prädestination x ). 

Gregor von Rimini wandte sich gegen die Auffassung, daß 
das vom freien Willen mitverursachte Werk Ursache der Präde¬ 
stination sei. Unter anderm machte er geltend, der Wille könne 
ein solch gutes Wollen auch nicht als eine derartige partielle Ur¬ 
sache bewirken, wenn er nicht von Gottes Gnade unterstützt 
würde. Der Mensch tue weder allein, noch mit Gottes Gnade ein 
gutes Werk, ohne daß er von Gott zum Mitwirken getrieben und 
dabei unterstützt werde. Zum Beweise dafür berief er sich auf 
mehrere Aussprüche des hl. Augustinus 2 ). 

Die Auflassung Gregors von Rimini wird von Eck entschieden 
verworfen 3 ). Jene Stellen aus Augustinus, auf die Gregor seinen 
Beweis stützte, drückten nicht mehr aus, als daß Gott die erste 


l ) Chrys. II 30. 

-) Vgl. Chrys. II 31: „Antecedens probat [Gregor von Rimini] per 
Augustinum de gratia et libero arbitrio dicentem: »Certum est nos veile, cum 
volumus; sed ille facit, ut velimus bonuni, de quo dictum est: »»Voluntas 
praeparatur a domino«« et de quo dictum est, quod »»operatur in nobis et 
veile«« [Phil. 2, 13]. Et certum est, nos facere, cum facimus, sed ille facit, ut 
taciamus, praebendo vires efficacissimas voluntati. Iterum divus Augustinus 
universaliter inquit de vera innocentia: »Quoties bona agimus, deus in nobis 
atque nobiscum, ut operemur, operatur« et propterea in eodem libro: »Multa«, 
inquit, »deus fecit in homine bona, quae non facit homo; nulla vero facit 
homo, quae deus non facit, ut faciat homo«.“ Vgl. Gregorius de Arimino 
üb. I dist. 40 et 41 q. 1 art. 2, in der Ausgabe von Paulus de Genazano, 
Venedig 1503, fol. 141 v . Die Zitate Gregors sind entlehnt aus Augustinus, 
De gratia et libero arbitrio, cap. 16 nr. 32 (1. c. X 734 f.), und aus der pseudo- 
augustinischen Schrift De vera innocentia (von Prosper von Aquitanien 
herrOhrend; s. oben S. 31), cap. 22 und 312 (1. c. X app. 224 und 244). Eck 
gibt die betreffenden Stellen nicht nach den Originalen, sondern nach Gregor 
wieder. Das Zitat „Voluntas praeparatur a Domino“ ist entnommen aus 
Prov. 8, 35 (versio antiqua nach der Septuaginta); vgl. auch P. Sabatier, 
Bibliorum sacrorum Latinae versiones antiquae, Parisiis 1751, II 311. 

3 ) Chrys. II 31: [Gregorius] amplectitur opinionem, quae nobis in alto 
et basso displicet. 


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166 11. Dogmengeschichtlicher Teil. 

und vornehmste bewirkende Ursache von allem sei. Warum 
man aber das Gute mehr Gott als dem Menschen zuschreibe, das 
sei bereits öfters im Chrysopassus auseinandergesetzt worden 1 ). 
Es bleibe aber trotzdem als Wahrheit bestehen, daß der Wille 
teilweise sein Wollen verursache, wie auch Augustinus sage: 
„Sic itaque administrat (deus) omnia, quae creavit, ut etiam ipsa 
proprios exercere et agere motus sinat“ 2 ). 


l ) Vgl. oben S. 145. 

’) Augustinus, De civitate Dei, üb. VII cap. 30 (1. c. VII 186 A). — 
Eck schreibt in Chrys. IV 2: „Nam illa Augustini autoritas [die oben S. 165 
Anm. 2 angeführten Zitate Gregors] . . . non plus probat, quam quomodo deus 
sit causa efficiens omnium prima et principaüssima. Cur autem potius attri- 
buuntur bona deo quam nobis, explanavimus iam saepius. Illo tarnen non ob- 
stante verum est, voluntatem partialiter causare veile suum, ut verum sit illud 
Augustini: »Sic deus administrat res etc.« et sic »deus operatur omnia in Omni¬ 
bus« [1. Kor. 12, 6]; alioquin oporteret ponere infusos actus sicut habitus. - Es 
ist zweifelhaft, worauf im letzten Satz der Ton zu legen ist, ob sich infusos 
und ein zu habitus zu ergänzendes acquisitos gegenüberstehen, oder ob der 
Gegensatz zwischen actus und habitus besteht. Ersteres würde dem Thema 
Ecks besser entsprechen, da es ihm ja darauf ankommt zu zeigen, daß rück¬ 
sichtlich der Mitwirkung des freien Willens ein Unterschied zwischen er¬ 
worbenen und eingegossenen Fähigkeiten bestehe. 


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Namenverzeichnis, 


Achab 142. 

Achacius 25. 

Achis 142. 

Adam, Stammvater 107 f., 110 f. 

Adam Goddam 82, 38. 

Ägidius Colonna von Rom 35, 109, 114. 
Ägidius von Viterbo 58. 

Ägypter 141. 

Äneas Sylvius 22. 

Agricola Joh. 25. 

Akademie Platos 70—72. 

Alanus von Lille (ab Insulis) 33, 144, 
147. 

Albertus Magnus 23, 35, 45, 81, 93, 
96, 114, 128 
Albrecht 1., König 60. 

Albrecht IV. der Weise, Herzog von 
Bayern 6. 

Alexander 2. 

Alexander V. (Petrus Philargi) 42, 79. 
Alexander von Haies 33-35, 93, 114. 
Alfons von Spina 24, 46, 85. 

Alfons von Toledo (de Vargas) 23, 114. 
Algazel 20, 63 f. 

Alkuin 25, 33. 

Alpen 82. 

Ambrosiaster 30. 

Ambrosius 26, 29 f., 51, 78, 89, 125, 
182 f., 164. 

Amorbach Job. 31. 

Andreas de Novo Castro 57. 

Angelus von Braunscbweig 22 f. 
Anglicus s. Catton. 

Anglicus, Thomas Jorsius 57, 78. 
Angriani Michael, von Bologna 42, 81. 
Anselm von Canterbury 33, 115, 124 f., 
131. 


Anton von Uringen 96. 

Anton von Valencia 58, 115. 
Antoninus von Florenz 45. 

Arianismus 91. 

Aristoteles 20, 35, 62—65, 71, 81, 99. 
Armagh, Richard Fitzralph von 39. 
Armandus von BelleVue (de Bellovisu) 36. 
Arnold von Tongern 96. 

Asculanus Jacobus 57. 

Asthmannus Joh. 12. 

Athanasius 25, 28, 87, 89. 

Augsburg (Augusta) 1 f., 13, 15, 17, 
19, 53, 55. 60-62, 85, 134. 
Augustinus 3, 26, 29—31, 38, 50, 77 f., 
86, 89-93, 109-111, 114, 121, 
124 f., 128-132, 134 f., 147, 150- 
152, 155, 158, 161, 163-166. 
Averroes 20, 68 f. 

Avicebron 20, 63 f. 

Avicenna 20, 63 f. 

Baal 142. 

Bacon (Bacchonis) Joh. 37. 

Baptista Spagnoli, Mantuanus 62. 
Bartholomäus Sibylla von Monopoli 46. 
Basel 23, 31, 51, 53, 79. 

Basilius 89. 

Bayerns Herzoge 4—6, 18, 22, 75; s. 
auch Albrecht IV., Emst, Kunigunde, 
Ludwig, Wilhelm, Wolfgang. 

Beatus Rhenanus 23. 

Bebel Heinrich 12 f., 19, 61, 68, 102. 
Beda Venerabilis 56. 

Benedictus Victorius von Bologna 62. 
Berching 55. 

Berlin 14. 

Bernhard von Clairvaux 33, 149. 


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168 


Namenverzeichnis. 


Bessarion 22. 

Bethlehem 59, 83, 118. 

Bethsaida 130. 

Biel Gabriel 26, 47, 93, 115, 146, 158 f. 
Bild Vitus 42. 

Boethius 29, 31 f. 

Bologna 41 f., 62, 81. 

Bonaventura 3, 22, 34, 45, 48, 50, 70, 
78, 93 f., 101, 112, 114, 126, 149, 
153, 156, 161. 

Bonn 14, 51. 

Bovillus (de Bouilles) Karl 20, 63. 
Bradwardin Thomas 57, 79. 
Brianson(is) Guido 46. 

Brisgoicus s. Johannes. 

Brito 8. Herveus. 

Brulifer Stephan 47, 93. 

Bndoris s. Heidelberg. 

Burgos, Paulus de S. Maria von 28, 
44 f. 

ßuridanns Joh. 60. 

Burleigh (Burlaeus) Walther 62. 

C s. auch K. 

Calceatoris 8. Johannes. 

Cambia, Joh. Picardus de 48, 78. 
Cambray 43. 

Caropegins (Camperius, Champier) 
Symphorianus 62. 

Campsalis 59. 

Canisius Petrus 3. 

Capreolus Joh. 23, 44, 93, 114. 
Caravajalensis Ludovicus 58. 
Cassiodorus Romanus 40, 56. 

Catnllus 22. 

Catton (Cathon, Catho) Gualtherus, An* 
glicus 57—59. 

Champier s. Campegius. 

Chrysippus 65. 

Chrysogonus St. 43. 

Chrysostomus Joh. 28, 77, 165. 

Cicero 13, 20, 64 f., 70 f., 103. 
Claudian 65. 

Corozain 130. 

Cortesius Paulus 51, 78, 114. 

Croaria, Hieronymus von 4f., 17, 19, 
68, 75 f. 

Cyprian 89. 


Dagobert, König 82. 

Damaskus, Joh. von 29, 54. 

David 74, 121, 142. 

Demetrius 25. 

Demokrit 65. 

Deutschland, Deutsche (Germania, -nus, 
-ni) 13, 20, 22, 35 f., 41, 45, 48, 55, 
57-61, 63, 81 f., 102. 

Diagoras 22, 65. 

Dietenberger Joh. 3. 

Dietrich von Süstern 20 f., 50, 57, 78, 96. 
Dinkelsbühl, Nikolaus von 44, 58. 
Diodorus 65. 

Dionysius O. Cist. 40 f., 79 f. 
Dionysius von Paris, der sog. Areopa- 
gite 28 f., 50, 52, 54, 61, 82, 84, 101. 
Döring Matthias 24, 45. 

Duns 8. Scotus. 

Durandus s. Wilhelm. 

Eberhard im Barte 47. 

Ebrach, Konrad von 40 f., 79 f. 
Ebrach, Stift 41. 

Eck Joh. 2 ff. 

Eck Martin s. Maier. 

Eckelingus von Braunschweig 22 f. 
Eib, Gabriel von 5, 53. 

Eichstädt 5, 15, 18, 44, 48, 53, 55. 
Einsiedel 47. 

Elias 117. 

Eliphat (Elephat) Robert 57. 

Emmeram St. 29, 61, 84. 

Empedokles 65. 

England (Anglia) 42. 

Engländer (Anglici, ßritanni) 81 f.; s. 

auch Anglicus. 

Ennius 65. 

Epikur 65. 

Epimenides 22, 65. 

Erasmus 103. 

Erbaco, Jacobus de 41. 

Erhard Truchseß 11, 15, 18, 71. 
Ernst, Herzog von Bayern 5 f. 

Esau 1 f., 11, 128. 

Esculo, Jacobus de 57. 

Eticho I. 82 f. 

Eugippius 59. 

Eusebius Pamphili von Cäsarea 27, 65. 


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Namenverzeichnis. 


169 


Faber Jakob, Stapulensis 28 f., 54, 91. 
Fabri Joh. 3. 

Felicianus 0. Pr. 16. 

Felicola St. 15. 

Fitzralph Richard, von Armagh 39. 
Fortunatas 141. 

Franciscus de Marchia 58. 

Franken 41. 

Frankreich (Gallia) 29, 61. 

Freiburg i. B. 4, 22, 37, 49, 52, 54, 
60, 81, 94- 100, 108. 

Freising 15. 

Friedrich I., Kaiser 22. 

Frohen Joh. 51. 

Gangeticus orbis 29. 

Gärtner Jodokus 55, 114. 

GarsiAs, Garzia s. Petrus. 

Gebwiler von Schlettstadt 23. 

Geiler Joh., von Kaisersberg 19, 50 f., 
136. 

Gennadius 152. 

Georg von Brüssel 62. 

Georg von Trapezunt 22. 

Georg von Ach 96. 

Gerhard von Novara 58. 

Gerhard von Siena 57. 

Gerson Joh. 43, 93, 114, 118, 141, 159. 
Gilbert de la Porrde 56. 

Gläserndorf 4. 

Glegornensis s. Mayor. 

Goddam Adam 32, 38. 

Gorris Wilhelm 46, 115. 

Gottfried desFontaines (deFontibus) 57. 
Grachau 4. 

Gratian 33, 77, 130. 

Gregor I. der Große 29, 32, 78, 82, 89. 
Gregor von Nazianz 56. 

Gregor von Nyssa 26, 28, 65. 

Gregor von Rimini 31, 38, 58, 78, 86, 
93 f., 114, 165 f. 

Gropper Joh. 3. 

Gualtherus s. Catton. 

Guarra s. Ware. 

Gurk 108. 

Hai 142. 

Hanno 29. 


Heidelberg (Budoris) 22, 39, 51 f., 83 f., 
94 f. 

Heinrich von Gent 57, 78, 115, 127 f. 
Heinrich von Gorkurn 23,89, 115, 150 f. 
Heinrich Langenstein von Hessen 52, 
57 f., 79. 

Helding Michael 4. 

Ilemmerlin (Malleolus) Felix 60. 
Henoch 117. 

Hentisberus 62. 

Herodes 83. 

Herveus Natalis Brito 35 f., 93, 109,115. 
Hibernas Mauritius a Portu 51. 
Hibernicus, Thomas Palmeranus 59. 
Hieronymus 10, 27, 30, 63, 72, 77, 
89 f., 121, 136. 

Hilarius 89. 

Hippo 30, 90. 

Hispalensis s. Isidor. 

Hispanus Petrus 61, 63, 94, 98 f., 100. 
Hohenburg 83. 

Holcot Robert 37, 79, 93, 115. 
Holofernes 142. 

Horaz 32, 65, 94, 99. 

Hosbertus s. Osbertus. 

Hugo Augustinianus 58. 

Hugo de Novo Castro 58, 115. 

Hugo von St. Viktor 56. 

Hugolinus Malabranca 23, 39, 79. 

Indien 4. 

Ingolstadt (Auripolis) 4f., 11 f., 22. 49, 
52—54, 61, 66, 75, 80, 83, 91, 98, 
100, 102, 135. 

Innocenz V. (Petrus von Tarentaise) 
35, 113 f. 

Institoris Heinrich 24, 47. 

Isaak 141. 

Isaakides 59. 

Isaias 117. 

Isidor von Sevilla (Hispalensis) 30, 32. 
Israel 124. 

Italien(er) 20, 82. 

Jacobus de Erbaco 41. 

Jacobus de Esculo (Asculanus?) 57. 
Jakob, Bruder Esaus lf., 111, 128,141. 
Jarcbi 59. 


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170 


Namenverzeichnis. 


Jawor, Nikolaus Magni de 44. 

Jehu 142. 

Jeremias 117. 

Jeroboam 151. 

Jerusalem 2. 

Joachim von Fiore 56 f., 117. 

Jodokus, Prediger in Memmingen 40, 79. 
Johann von Köln 115. 

Johannes Calceatoris Brisgoicus 20 f., 
49, 54, 98. 

Johannes, Evangelist 2, 117. 

Johannes Klimakus 56. 

Johannes Maceriensis 40. 

Johannes Picardus de Cambia 48, 78. 
Johannes der Täufer 117, 128. 

Joisius (de Jorz) Thomas 57, 78. 
Joseph, Nährvater Jesu 117. 

Josue 142. 

Jovinian 91, 148 

Judas Iskariot 74, 108, 111, 152. 
Juden 129, 141. 

Judith 142. 

Julian von Eclanum 73, 148. 

Juvenal 41, 65, 92. 

K s. auch C. 

Kaisersberg 48. 

Kaisheim 41. 

Karl der Große 33. 

Karlstadt Andreas 105, 146. 

Karneades 65. 

Katharina St. 82. 

Klemens VIII. 155. 

Klemens von Terrasse (Terra salsa) 
55, 114. 

Knöringen, Christof von 134. 

Köln (Agrippina, Colonia) 14, 22 f., 36, 
89, 50, 52, 57, 83 f., 96, 100, 102. 
Konrad von Soltau (Sulto) 42,114—116. 
Kosemtttz 4 

Kunigunde, Herzogin von Bayern 15,51. 

I^andulphus Minorita 58, 115. 

Landulf (Ludolf) von Sachsen 37. 

Lang Matthäus 108. 

Langenstein Heinrich, von Hessen 52, 
57 f., 79. 

Lascaris 25. 


Lazarus 83. 

Lazarus Soardus 36. 

Leipzig 103 f., 106, 146. 

Lemp Jakob 95. 

Leo IX. 61. 

Leo X. 17. 

Limperger Tilmann (Telamonius) 23, 79. 
Litius 62. 

Locher Jakob, Philomusus 52 f., 102 f. 
Lombardus Petrus 16, 23, 26, 33, 38, 
58, 78, 114, 126, 154. 

Longobardus Paulus (Diaconus) 56. 
Lorichius Jodokus 3. 

Lucia St. 23. 

Ludolf (Landulf) von Sachsen 37. 
Ludovicus Caravajalensis 58. 

Ludwig, Herzog von Bayern 5f., 14. 
Luther 95, 103. 

Lyra, Nikolaus von 24, 37,45,59,77,93. 

Maceriensis Joh. 40. 

Magni Nikolaus, de Jawor 44. 

Maier (Maioris) Martin, gen. Eck 11, 
18, 20 f., 46, 51 f., 64, 72, 86. 
Maimonides Moses 59. 

Malabranca Hugolinus 23, 39, 79. 
Malachias 2. 

Maltiz, Joh. von 3. 

Manichäer 91, 148. 

Mantuanus, Baptista Spagnoli 62. 
Maria, Mutter Jesu 87, 117, 128. 
Maria Magdalena 151. 

Marsilius von Inghen 10, 39, 93, 114, 
161 f. 

Martialis 22. 

Massilienses (Seraipelagianer) 73. 
Matthäi Georg 3. 

Matthäus, Apostel 118, 151. 

Mauriner 163. 

Mauritius a Portu (Hibernas) 51. 
Mayor (Maioris) Joh., aus Glegorn 
(Glegornensis) 54 f., 93, 154. 
Mayron(-is) Franz 36, 98, 115. 
Maximilian I., Kaiser 13. 

Melanchthon 103, 146. 

Memmingen 40, 42, 79. 

Michael Angriani von Bologna 42, 81. 
Miller 13, 19. 


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Namenverzeichnis. 


171 


Monopoli, Bartholomäus Sibylla von 46. 
Montesono, Joh. von 23. 

Mosellanus Petrus 77. 

Moses Maimonides 59. 

Mönchen 14, 97. 

Sabuchodonosor 153. 

Narcissus Augustanns 55. 

Narcissus von Benediktbeuren 55. 
Narcissus Herz 55. 

Nausea Friedrich 4. 

Nemesius von Emesa 28. 

Niger (Schwarz), Peter Georg 55. 
Nikolaus von Cues (Cusanus) 45, 63. 
Nikolaus Magni de Jawor 44. 

Nikolaus von Myra 83, 117 f. 

Nikolaus von Orbellis 45, 93, 114, 118, 
126, 139, 147. 

Nikolaus Panormitanus 60. 

Nicolettus Paulus, Venetus 62. 
Nicoletus Theatinus 62. 

Nogent (Nongentum), Petrus von 42, 
79 

Northofer Georg, von Northofen 49, 
80, 98. 

de Novo Castro, Andreas 57. 
de Novo Castro, Hugo 58, 115. 
Nörnberg 53, 103. 

Numenius 28, 65. 

Occarn, Wilhelm von 37, 48 f., 81, 
93, 114, 144, 164. 

Odilia St. 83. 

Odilienberg 83. 

Österreicher (Austrii) 60. 

Orbellis s. Nikolaus. 

Origenes 27, 63. 

Orphica theologia 29. 

Osbertus (Hosbertus) Pickengham 57. 
Osiander 25, 51. 

Otto von Freising 22. 

Ovid 65. 

Palmeranus Thomas (Hibernicus) 59. 
Panormitanus Nikolaus 60. 

Paris 23, 33, 38, 40, 43, 54 f., 79, 81 f., 
84; s. auch Sorbonne. 

Parricida Job. 60. 


Paulus, Apostel 2, 64, 118, 121, 126— 
128, 134, 148, 151, 154. 

Paulus Cortesius 51, 78, 114. 

Paulus Longobardus (Diaconus) 56. 
Paulus de S. Maria von Burgos 28, 44 f. 
Paulus Nicolettus Venetus 62. 

Paulus Scriptoris 10, 48, 95, 115. 
Pelagius, Pelagianer 73, 91, 124, 148. 
Pelbartus von Temesvar 46, 93, 115, 
141. 

Pellikan Konrad 95. 

Perching 55. 

Peripathetica theologia 29. 

Per$iu8 65. 

Peter von Ailli 43, 50, 93, 114. 
Petrus, Apostel 74, 120 f. 

Petrus von Aquila 10, 39, 115. 

Petrus Aureolus 23, 57, 78, 115. 
Petrus Eistettensis 44, 55. 

Petrus Garzia (Garsias) de Xativa 
46-48. 

Petrus Hispanus 61, 63, 94, 98 f., 100. 
Petrus von Nogent (de Nongento) 42, 79. 
Petrus Philargi von C.andia (Alexan¬ 
der V.) 42, 79. 

Petrus von Tarentaise (lnnocenz V.) 
35, 113 f. 

Peutinger Konrad 28, 61, 82, 84, 102. 
Pflug Julius 77. 

Pharao 112. 

Phortzensis s. Reuchlin. 

Picardus Joh., de Gambia 48, 78. 
Pickengham Osbertus 57. 

Picus Joh., Graf von Mirandula und 
Concordia 46, 81 f., 85. 

Picus Joh. Franz, Graf von Mirandula 
und Concordia 54, 66, 114. 
Pirkheimer Willibald 42, 104. 

Plato 20, 22, 28 f., 62 f., 65, 99, 127; 

s. auch Akademie. 

Plautus 29, 65. 

Plutarch 20, 65. 

Prantl 94. 

Prierias Silvester 23, 45, 115. 
Propertius 22. 

Prosper von Aquitanien 31, 130, 165. 
Ptolomäus 39, 97. 

Pyrrhias 19. 


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172 


Namenverzeichnis. 


Hase hi 59. 

Ravenna 15. 

Rebekka 141. 

Regensburg 29, 61, 84. 

Reisch (Reusch) Gregor 28, 52, 61, 
63, 96. 

Remigius von Auxerre 56. 

Reuchlin Joh. 25, 44, 60, 102. 

Reuter Konrad 41. 

Rhegius (Rieger) Urban 7 f., 13, 19, 
68, 103 f. 

Rhein 82. 

Ricardus de Capsali 59. 

Richard Fitzralph von Armagh 39. 
Richard von Middletown (de Media¬ 
villa) 34 f., 93, 114. 

Richard von St. Viktor 22. 

Ritius Paulus 62 f. 

Robert Eliphat (Elephat) 57. 

Robert Holcot 37, 79, 93, 115. 

Rom, Römer 102, 134. 

Rottenburg 11, 18, 51 f., 96. 

Rufin von Aquileja 27, 56. 

Ruth 67. 

Nabellianer 91. 

Salomon Isaakides 59. 

Salzburg 15. 

Sarmaten (Sauromatae) 73. 

Saul 74, 108, 151. 

Saulus s. Paulus. 

Schatzger Kaspar 11 f., 19. 

Schlesien 4. 

Schönbuch 47. 

Schwaben (Suevi, Suevia) 12, 35, 44, 
60, 81. 

Schwarz (Niger), Peter Georg 55. 
Schweizer 105. 

Scot(or)ellus s. Petrus von Aquila. 
ScotuB, Joh. Duns 3, 16, 22, 34-36, 
39, 45-47, 49, 63, 70, 93 f., 101, 
107 f., 115, 138, 143, 163 f. 
Scriptom Paulus 10, 48, 95, 115. 
Sebastian St. 83. 

Seitorius Christof 40, 79. 
Semipelagianer 73. 

Seneka 20, 64. 

Severinus St. 59. 


Sibylla Bartholomäus, von Monopoli 46. 
Sidon 130. 

Silius Italicus 65. 

Simplizian 131 f. 

Sirensis (Syrensis) 59. 

Soardus Lazarus 36. 

Sokrates 71 f. 

Soltau s. Konrad. 

Sorbonne 23, 81 f., 86; s. auch Paris. 
Spagnoli Baptista, Mantuanus 62. 
Speier (apud Nemetenses) 52, 79. 
Sprenger Jakob 24, 44, 47. 
Stapulensis, Jakob Faber 28 f., 54, 91. 
Staupitz Joh. 95. 

Steinbach Wendelin 95. 

Stephan St. 154. 

Stoppel Jakob 42, 79. 

Strafiburg (Argentina) 23. 

Stuttgart 14. 

Süstern, Dietrich von 20 f., 50, 57, 
78, 96. 

Sulto 8. Konrad. 

Sulz 55. 

Summenhart Konrad 48, 95. 
Symphorianus 8. Campegius. 

Telamonius s. Limperger. 

Terrasse (Terra salsa), Klemens von 
55, 114. 

Theatinus Nicoletus 62. 

TheodericuR s. Dietrich. 

Theodor von Cyrene 66. 

Theodoret 66. 

Theodorus 2. 

Theophilus von Antiochien 56. 

Thomas von Aquin 34f., 45, 50, 53, 57, 
70, 93 f, 96, 101, 107, 109, 112, 114. 
Thomas Jorsius oder de Jorz (Anglicus) 
57, 78. 

Thomas Palmeranus (Hibernicus) 59. 
Thomas von Strafiburg (Argentinus) 
38, 68, 78, 93, 114, 152, 162. 
Tiresias 71. 

Tisberus 62. 

Toletanus s. Alfons von Toledo. 
Torquemada Joh. 58. 

Trajan 82. 

Trisraegistica theologia 29, 62. 


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Namenverzeichnis. 


17$ 


Troiana historia 109. 

Tübingen 12-14, 22, 43, 47 f., 52, 
95 f. 

Tyrus 130. 

IHrich St. 55. 

Ulrich von Straßburg 50, 57, 114. 
Ungarns s. Pelbartus. 

Valentinus St. 15. 

Valla Laurentius 28, 32, 52, 61, 84, 
103, 128. 

Varro s. Ware. 

Vegetius 22. 

Venator Thomas 103 f. 

Venetus, Paulus Nicolettus 62. 

Vergil 47, 64. 

Victorius Benedictus, von Bologna 62. 
Vitalis St. 15. 

Vogesen 82. 

Vorillon Wilhelm 45, 93,. 115. 

Ware (Varro, Guarra) Wilhelm 49, 
57, 71. 


Wicel Georg 3. 

Wiedemann 103. 

Wien 44, 55, 58, 60. 

Wilhelm, Herzog von Bayern 2, 5 f. 
Wilhelm von Auvergne 34. 

Wilhelm von Auxerre 33. 

Wilhelm Durandus von St. Pour^ain 
36, 109, 114. 

Wilhelm von Parts 34. 

Wimpfeling Jakob 23, 42, 52 f., 79, 
82, 102. 

Wimpina Konrad 53, 78, 114. 
Wittenberger 105 f. 

Wolfgang, Herzog von Bayern 6. 

Xativa s. Petrus Garzia. 

Zacharias 87. 

Zasius Ulrich 49, 60, 66, 102. 

Zeno St. 15. 

Zeno von Citium und von Elea 65 f., 71. 
Zingel Georg 4, 48 f., 52 f., 61. 

Zürich 60. 

Zwingli 25. 


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Nachtrag und Berichtigungen. 


Zu S. 1 f. Der Titelholzschnitt des Chrysopassus ist ein Werk des 
Augsburger Künstlers Daniel Hopfer; vgl. A.F. Butsch, Die Bücher-Ornamentik 
der Renaissance, Leipzig 1878, I 64 nebst der Abbildung auf Tafel 20, sowie 

R. Muther, Die deutsche Bücherillustration der Gothik und FrUhrenaissance 
(1460—1530), München und Leipzig 1884, I 159 f. Die Breite des Bildes ist 
von Butsch nicht richtig angegeben. 

S. 15 Anm. 3 lies „manchen andern“ statt „seinen sonstigen“. 

S. 23 Anm. 3 lies „Jöcher Forts. IV 475 f.“ statt „Jöeher IV 475 f.‘. 

S. 25 Anm. 2 ist „Athanasius“ zu streichen. 

S. 28 Nr. 3 lies „auf einige Sätze“ statt „auf einen einzigen Satz“; vor III 62 
ist einzuschieben I 5. 

S. 96 Anm. 1 fehlt vor „vgl.“ ein Strichpunkt. 


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Reformationsgeschichtliche Studien und Texte. 

Herausgegeben von Dr. Joseph Greving, Privatdozent in Bonn. 

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Drei Beichtbüchlein 

nach 

den zehn Geboten 

aus 

der Frühzeit der Buchdruckerkunst. 

Mi t ei nej* A b b il d u n g. 

Herausgegeben 

von 


Dr. Franz Falk. 



Münster i. W. 

Druck und Verlag der Aschendorffschcn Buchhandlung. 

1907. 

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Reformationsgeschichtliche Studien und Texte. 

Herausgegeben von Dr. Joseph Greving, Privatdozent in Bonn. 

Heft 2. 


Drei Beichtbüchlein 

nach 

den zehn Geboten 


der Frühzeit der Buchdruckerkunst. 

Mit einer Abbildung. 


Herausgegeben 


Dr. Franz Falk. 


Münster i. W. 

Druck und Verlag der Aschendorffschen Buchhandlung. 

1907. 


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Inhaltsangabe 


Anleitungen zur Beichte aus der Zeit bis zum 15. Jahrhundert .... 1 

1. Das Beielitbitehlein des Frankfurter Kaplans Johannes Wolff vom 
Jahre 1478. 

1. Vorbemerk ungen. . . . . . . . . . 6 

Der Verfasser; sein Grabmal; Druck des Beichtbüchleins; bibliogra¬ 
phische Mitteilungen; Inhalt des Büchleins; Würdigung seiner Be¬ 


deutung ; Editionsgrundsätze. 

2. Text . .17 

A. Beichtspiegel für Erstbeichtende ....... 17 

B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene.23 

C. Belehrung darüber, daf3 der Dekalog alle Arten von Bünden 

verbietet.43 

D. Belehrung über die Todsünde .56 

E. Belehrung über die fteue.. 58 

Anhang. 

1. Vorzüge der Gottesliebe und Nachteile der Sünde . . .61 

2. Warum wird der Todsünder vom Himmel ausgeschlossen . 62 

$ 3. Übernatürliche Schönheit des Gerechten und Häßlichkeit des 

2 Sünders.63 

^ 4. Nutzen des häufigen Aufsagens der zehn Gebote im Gottes¬ 
dienste ........... 65 

5. Schlußbemerkungen.74 

II. Ein xylograpliisclier Beielitspiegel. (Aus Nürnberg? 1475?) 

1. Vorbemerkungen.76 

2. Text . .77 


1387943 


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IV 


III. Das Augsburger BeielitbUelilein vom Jahre K>D4. 

1. Vorbemerkungen.81 

2. Text.82 

Inhaltsangabe. Ain gute beucht: Auß den zehen gebotten 82 

l. Warzu dip beicht gut oder nütz sey ...... 83 

II. Wie man sich schicken sol zu der beicht.83 

III. Wie die beicht sein soll und geschehen ..... 84 

IV. Was man beichten soll ........ 84 

V. Einleitung des Sündenbekenntnisscs . .85 

VI. Beichtspiegel. . . 8G 

VII. Schluß des Sündenbekenntnisscs ...... 95 


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Anleitungen zur Beichte 
aus der Zeit bis zum 15. Jahrhundert. 


Am Abend des Auferstehungstages erschien der Sohn Gottes 
den versammelten Aposteln, und es erging an sie das Wort: 
„Welchen ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachge¬ 
lassen “. Doch nicht unterschiedslos sollte von den Aposteln 
diese Nachlassung erteilt werden. Deshalb legte der Herr ihnen 
mit der Vollmacht auch die Pflicht auf, zu urteilen, wer der 
Nachlassung würdig sei; er machte sie zu Richtern und zwar 
durch das andere Wort: „Welchen ihr sie nicht nachlasset, denen 
sind sie nicht nachgelassen“. Joh. 20, 23. Erst nach erlangter 
Kenntnis des Gewissenszustandes der Gläubigen auf Grund der 
Selbstanklage sollten die Apostel ihres Amtes walten. 

Wohin die Apostel und ihre Amtsnachfolger, wohin die 
Missionare ihre Schritte lenkten, brachten sie die Lehre von der 
Sündenvergebung sowie die ihnen anvertraute Gewalt mit: das 
gilt auch von den Volksstämmen Germanions. 

Merkwürdig, sobald wir einigermaßen eingehende Nachrichten 
über das junge Christentum der im Lauf des achten Jahrhunderts 
in die Kirche eingetretenen Stämme des großen Frankenreichs 
erhalten, begegnen uns unanfechtbare Zeugnisse für die priester- 
liche Tätigkeit in der Verwaltung des Bußsakraments zugleich mit 
der Übung des Selbstbekenntnisses der Gläubigen. 

Im Jahre 745 berichtet nämlich der hl. Bonifatius an 
Papst Zacharias über die Irrlehren und Umtriebe des aus Gallien 
stammenden Aldebertus: „Und was das größte Verbrechen war 
und eine wahre Gotteslästerung, wenn die Leute kamen und sich 
vor ihm niederwarfen in der Absicht, ihre Sünden zu beichten, 
dann sprach ex: Ich weiß alle euere Sünden, weil mir alle euere 
Geheimnisse bekannt sind; ihr braucht gar nicht zu beichten, 

Ref.-geach. Studien u. Texte, Heft 2: Falk, Beicht bltehlein. 1 


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2 


beichtgpleget als älteste Sprachdenkmäler. 


denn alle euere vergangenen Sünden sind euch nachgelassen; 
kehret sicher und losgesprochen nach Hause zurück“ '). Es ver¬ 
dient hervorgehoben zu werden, wie in dieser Briefstelle ein 
Beichtbeleg liegt für einen groben Teil Europas: der von den 
Inseln herübergekommenc Angelsachse St. Bonifatius erkennt 
den Mißbrauch, den ein Gallier mit dem Bußsakramente treibt 
und zwar in den Gebieten der bereits dem Christentum ange- 
hörigen Westfranken, und er berichtet darüber nach Rom; 
allenthalben tritt die Beichtpflicht zu Tage nicht als etwas Neues, 
sondern Hergebrachtes, Selbstverständliches. 

Dem entspricht die ebenso merkwürdige Tatsache, daß viele 
unserer ältesten deutschen Sprachdenkmäler aus dem achten bis 
zwölften Jahrhundert mit dem Bußsakrament in Verbindung 
stehen. Ganze Gruppen dieser Denkmäler drehen sich um Übun¬ 
gen des religiösen Lebens; da giebt es Segen, Sprüche, Erklä¬ 
rungen des Pater noster und des Credo, Taufgelöbnisse und 
Eidesformeln. Am zahlreichsten aber sind solche Formulare, die 
sich auf die Beichte beziehen. Von Müllenhofl-Scherer sind eine 
ganze Reihe von „Beichten“, d. h. Beichtspiegeln -), publiziert 
und behandelt worden, die aus dem 9. und 10. Jahrhundert 
stammen: die sächsische, Lorscher, Fuldaer, Mainzer, Pfälzer, 
Reichenauer, Würzburger, bayerische „Beichte“ (letztere in zwei 
verschiedenen Fassungen): auch verdient an dieser Stelle das 
St. Emmeramer Beichtgebet Erwähnung :} ). Hierzu kommt noch 
ein von jenen Herausgebern übersehenes Beichtgebet, das in das 


J ) Ph. Jaffe, Monumenta Moguntina (Bibliotheca rerum Germanicarum 
t.lll), Berolini 1866. p. 140: „Venienti enim populo, et prostrato ante pedes eius 
et eupienti eonätcri peccata sua, dixit: Sc io omnia jwccata r extra . . . noy ext 
(qrnx confiterij xed dimisxa xaut vobix peccata rextra praeteritn . Securi et ab¬ 
soluti revertimini ad doinox rextrax cum jxtee 

2 ) Mit Recht bemerkt Joste 3 in der Zeitschrift für deutsches Altertum 
lind deutsche Literatur, XL (1896) 164 Note 1 : »Ich gebrauche die Bezeichnung 
„Beichte“ nur widerwillig, denn sie erregt eine falsche Vorstellung; in der 
nächsten Ausgabe der Denkmäler sollte man den Namen ändern und das früher 
schon gebrauchte „Beichtspiegel“ einführen, wo es zur Unterscheidung von den 
„allgemeinen Beichten“ angebracht ist.« 

:t ) Vgl. über die vorgenannten Stücke: K. Müllenhoff und W. Scherer, 
Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem V111.— XII. J&hrhundert, dritte 
Ausgabe von E Steinmeyer, Berlin 1892, 1 236 — 249, II 376—402. 


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Beichtunterrioht im Mittelalter. 


3 


das Ende des achten oder in den Anfang des folgenden Jahr¬ 
hunderts zu setzen sein wird und in deutscher Sprache ver¬ 
faßt ist l ). 

Eine andere, hier in Betracht kommende Gruppe wird von 
denselben als * Glaube und Beichte 4 bezeichnet; es sind Formulare, 
die vor oder nach der Predigt als öffentliche Beichten dem Volke von 
der Kanzel herab vorgebetei zu werden pflegten. Bekannt sind aus 
dem 9. bis 12. Jahrhundert drei Benediktbeurer, drei Sangaller, 
zwei Wessobrunner und je ein Bamberger, Alemannisches und 
Münchener Formular von „Glaube und Beichte 4 2 ). 

Die Spendung des Bußsakraments erforderte in der ersten 
christlichen Zeit eine erhebliche Mühewaltung; denn der Geist¬ 
liche mußte sich vergewissern über die Kenntnis der zum Heile 
notwendigen Wahrheiten, insbesondere über die zum würdigen 
Empfange des Sakramentes erforderlichen Stücke, da es an illi- 
terati, an rüdes in den Gebieten Germaniens sicher nicht gefehlt 
hat. Was heute Sache der Katechese^ in der Schule ist, was 
heute das Gebetbuch mit den Beichtgebeten darbietet, das alles 
mußte in alter Zeit hei Ablegung der Beicht gewonnen, ergänzt, 
vertieft und geprüft werden. Je weitere Kreise im Laufe der 
Zeit der Unterricht umschloß, je mehr Betbüchlein geschrieben 
und gedruckt wurden und in die Hände der Gläubigen kamen, 
umsomehr sahen sich die Beichtpriester entlastet; doch dies dar¬ 
zustellen, überschreitet die hier gezogenen Grenzen 8 ). 

Bis ins 15. Jahrhundert hinein zeigt sich ein starkes Schwan¬ 
ken in der Ordnung, die man bei der Aufzählung seiner Sünden 
beobachten sollte. Bald erfolgte die Selbstanklage nach den 
sieben Hauptsünden 4 ), bald nach den fünf Sinnen, bald in irgend 


*) Neuerdings veröffentlicht von J. Schwarzer in der Zeitschrift für 
deutsche Philologie, XIII (1882) 353 f. nach einer früheren, fast vergessenen 
Publikation bei E. Martene, De antiquis ecelesiae ritibus (1700) IV 650. 

-) Vgl. hierüber Müllenhoff und Scherer I 287—318, II 430—400. 

a ) Viel Stoff ist zusammengestellt von H. Holtzmann, Die Katechese des 
Mittelalters, in der Zeitschrift für praktische Theologie, Frankfurt a. M. 1808, 
XX. Jahrg.. S. 1 ff., 117 ff. 

4 ) Eine umfangreiche Abhandlung über „Das Lehrstück von den sieben 
Hauptsünden* giebt O. Zockler, Biblische und kirchenhistorische Studien, 
München 1893, III 1 —III 118: vgl. besonders S. 66 ff., über „Das Hervortreten 

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4 


Die Beichte nach den zehn Geboten. 


einer andern Form. Ein festes, allgemein angenommenes Schema 
gab es damals noch nicht. Auch Gereon, der für lange Zeit als 
eine Autorität galt, kennt in seinem dreiteiligen Werke über die 
Gebote, die Beichte und die Kunst zu sterben, noch nicht den 
Dekalog als Grundlage für das Sündenbekenntnis *). Erst um die 
Mitte des 15. Jahrhunderts kam es mehr und mehr in Brauch, sich 
hierbei nach dem Dekalog zu richten. Diese Methode scheint 
ganz besonders durch Johann Wolflf (Lupi) von Frankfurt geför¬ 
dert worden zu sein. 

Das Beichtbuch dieses Frankfurter Leutpriesters bildet, wie 
überhaupt die Beichtbücher jener Zeit, eine wertvolle Ergänzung 
zu den von mir vor einigen Jahren herausgegebenen „Ptarramt- 
lichen Aufzeichnungen (Liber consuetudinum) des Florentius Diel 
zu St. Christoph in Mainz (1491 —1518)“ -). Aus den Mitteilungen 
dieses Mannes gewinnen wir ein gutes, übersichtliches Bild der 
pfarramtlichen Tätigkeit am Ausgange des Mittelalters und zu¬ 
gleich des Lebens der Gläubigen, wie es sich nach au Lien hin 
regelt und kundgiebt; dagegen vermitteln uns die Beichtbücher 
einen Einblick in das innere religiöse Leben des Volkes, wie es 
sich auf Grund der katechetischen Belehrung überhaupt und ins¬ 
besondere derjenigen über die Beichte gestaltet. 

Das Wölfische Werkehen darf, von einigen Eigentümlich¬ 
keiten abgesehen, nicht als eine vereinzelte oder gar epoche¬ 
machende Erscheinung betrachtet werden: ihm zur Seite stehen 
andere, die ebenfalls den Dekalog zur Grundlage für das Sünden¬ 
bekenntnis machen. Von dieser Art haben sich au her jenem 
noch drei, im Druck erschienene *), bis heute erhalten, näm¬ 
lich ein xvlographischer Beiehlspiegel nach den zehn Gebolen 

der Saligia-Reihe im 13. Jahrhundert*. Siehe auch ebenda IV 104 -125 die 
Übersetzung der unversehrt erhaltenen Überreste des Textes von „Kvagrius 
(Ponticus] größerer Schrift Von den acht Lastergedanken* (nuch der Berliner 
syrischen Handschrift Sachau 302 u 

') Opusculum tripartitum de praeceptis decalogi. de confessione et arte 
nioriemli, abgedruckt in Joannis Gersonii Opera oninia, ed. Lud. Ellies du 
Pin, Antwerpiae 1706, 1 425—450. 

*) In: Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des 
deutschen Volkes, hrsg. von L. Pastor. Bd. IV Heft 3, Freiburg i. B. 1904. 

:l Von den nur handschriftlich verbreiteten Büchlein wird hier abgesehen. 


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Die ältesten gedruckten Beichtbüchlein. 


5 


(Verfasser, Druckort und -jahr unbekannt), ferner ein Magdeburger 
und ein Augsburger Beichtbüchlein, jenes von 1486, dieses von 
1504. Das Magdeburger existiert nur in einem einzigen, leider 
stark beschädigten Exemplar l ). Weil es nur unvollständig er¬ 
halten ist, weil ferner sein Inhalt mit dem Wolffschen Büchlein 
im Wesentlichen übereinstimmt, und weil endlich bereits an einer 
andern Stelle ausführliche Auszüge mitgeteilt sind 2 ), darum lassen 
wir es hier bei Seite liegen und beschränken uns auf das Frank¬ 
furter, das xylographische und das Augsburger Büchlein. 


l ) Aufbewahrt in der Bibliothek des Friesterseminars zu Limburg an 
der Lahn. Als Drucker habe ich den Magdeburger Simon Koch festgestellt; 
vgl. Centralblatt für Bibliothekswesen VI1 (18D0) 844. Im 17. Jahrhundert 
hat irgend ein roher Mensch nicht bloß eine Keihe der abgeschmacktesten und 
gehässigsten Bandbemerkungen in das Büchlein geschrieben, sondern auch 
ganze und halbe Blätter herausgerissen. 

-) ln der Abhandlung des Frankfurter Dompfarrers Münzenberger: 
„Das Frankfurter und Magdeburger Beichtbüchlein und das Buch von) ster¬ 
benden Menschen - in der Zeitschrift „Der Katholik - , Mainz 1880, 1 297—310, 
daraus separat bei Kirchheim in Mainz 1881. 


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I. Das Beichtbfichlein des Frankfurter Kaplans 
Johannes Wolff Yom Jahre 1478. 


1. Vorbemerkungen. 

Gegen Kn di* des Buches (Bl. 44 T ) sagt der Verfasser von 
sich: „Johannes Wolff burtig von dein dorffe Kunersreut zunehst 
bij Peijreut gelegen zwischen Kreusen und Peireut, capellan zu sant 
Peter zu FranckfurP. Wolff“ hat seine Arbeit nicht selbst in die 
Presse gegeben. Von den nicht naher bekannten Herausgebern 
des Büchleins wird dessen Autor bezeichnet als „venerabilis vir 
magister lohannes Lupi l ), capp ellanus cappelle sancti Petri in sub- 
urbio Franckfordensi“ (Bl. 45 r ). 

Der Geburtsort Kunersreut, heute Oberkonnersreut, liegt 
5,707 Kilometer von Bayreuth auf der Straße nach Creussen und 
zählt 150 Einwohner. Welche Umstände das Kind eines so klei¬ 
nen Dörfchens zum Studium und später in die Ferne geführt 
haben, ob gute Vermögensverhältnisse der Eltern, ob die Gönner¬ 
schaft eines Verwandten oder die Aufmerksamkeit eines benach¬ 
barten Geistlichen, das entzieht sich unserer Kenntnis-). Wo 
Johann Wolff den ersten Unterricht empfangen, seine höhere Aus¬ 
bildung abgeschlossen und seine Ordination erhalten hat, das er¬ 
fahren wir nicht; wir wissen nur, daß er den Magistergrad er¬ 
langt hat. 

Wolff nennt sich „Kaplan* an St. Peter in der Vorstadt 
Frankfurt. St. Peter war nämlich nicht eine selbständige Pfarrei, 

') Die Oenitivform des latinisierten Familiennamens Lupi darf nicht auf- 
fftllen; sie war in jener Zeit üblich, so lauten Familiennamen: Coei, Sartoris, 
Pistoris, Fabri u. dgl. 

'•) Vgl. unten S 10 Anm. 1. 


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Lebensumstande und Grabmal des Kaplans Wolff. 7 

sondern blieb auch nach dem Baue der Kirche unter dem Ple- 
banat des St. Bartholomausstilles. Die Kapelle war am HL Mar/ 
1452 durch Kardinal Nikolaus von (!ues geweiht und zum Hange 
einer Kuratkirche erhoben worden '). 

Als man Ende 1805 die, baulich nicht bedeutende, Kapelle 
zum hl. Petrus abbrach, fand sich der lange verschollen gewesene 
Grabstein YVolffs wieder 2 ). Das ganz eigenartige Denkmal bildet 
jetzt eine Zierde des neugeordneten historischen Museums der 
Stadt Frankfurt. Es ist zwar schon an anderen Stellen •*) repro¬ 
duziert worden; es verlohnt sich aber doch, auch diesem Hefte, 
das den ersten vollständigen Neudruck seines Beichtbuchleins ent¬ 
hält, ein Bild jenes seltsamen Monumentes beizufugen, das in so 
inniger Beziehung zu seinem Werkdien stellt. Zu diesem Denk¬ 
mal ist roter Mainsandstein verwendet. Es besteht aus zwei 
Teilen, aus einem Epitaph mit der Ganzfigur Wolfis und aus 
einer bildlichen Darstellung der zehn Gebote. Beide Teile sind 
gesondert zu betrachten. 

Das Epitaph (1,10 m : 2,00 m) stellt ihn dar in liturgischer Klei¬ 
dung: Albe, rote Kasel mit weihgelbem Kreuz und rotes Barett. Das 
Antlitz zeigt ernste, fast schmerzliche Züge. In der Linken hält er 
einen Stab, der schräg nach unten gerichtet ist, während sonst dieses 
Zeichen der Autorität der .lugendlehrer auf den Holzschnitten je¬ 
ner Zeit regelmäßig aufwärts getragen wird. Mit den Fingern der 
einen Hand macht er eine an den Fingern der andern abzählende 
Bewegung, gerade als ob er dem Beschauer etwas vordemon- 
strieren wollte. „Die Fingerstellung ist während des ganzen spä¬ 
teren Mittelalters die für Kirchenlehrer, Theologiedocenten und wie 

‘) Cber die Gründung der St. Petersstelle im Jahre 1452 s. Batten¬ 
berg, Die alte und die neue Peterskirche zu Frankfurt a. M., Frankfurt 1895. 

'-) „An der Kanzel', wie man aus lokalgeschichtlichen Büchern wußte, 
unter den mittlern Fenstern der Südwand unter dem Verputz und der durch 
hochkantig gestellte Ziegel ausgeführten Vermauerung (aus dem Anfang des 
19. Jhs.). Dank dieser Arbeit haben sich die Skulpturen und die Polychro- 
mierung recht gut erhalten. Vgl. F. Luthmer in der Zeitschrift für christ¬ 
liche Kunst, IX (1890) 4. 

: ‘) ln der Zeitschrift für christliche Kunst IX (1890i Ö; ebenda 4 — 8 
wird das Doppeldenkmal eingehend von Luthmer beschrieben. Vgl. ferner 
C. Wolff und R. Jung, Die Baudenkmäler in Frankfurt a. M., Frankfurt 1895, 
I 177—181 und die farbige Reproduktion des Grabmals auf Tafel XXIV. 


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X 


Das Grabmal des Kaplans Wulff. 


liier auch für Prediger und Kinderlelirer typische, und beruht 
darauf, dato in der alle Gebiete beherrschenden scholastischen 
Lehrweise die Beweisgründe der Reihenfolge nach unter Zahlen¬ 
benennung au (geführt werden“ '). 

Die Umschrift des 2 m hohen und 1,10 m breiten Denk¬ 
mals ist in gothischer Minuskel gehauen und lautet: Anno t dni 
M° f (1GCC -) f LXVIII f magister + Johancs f lupi + priinus t 
plebanus f huius t ecclesie f doctor f decein f preceptoruin f 
dei f obiit f in + die + sancti f Jheronimy 3 ). 

Dicht an das Epitaph stöbt die Zehngebote-Tafel an. Sie 
mißt in der Breite 2,30 in und in der Höhe 1,10 m und enthält 
in zwei Reihen übereinander 1:2 halbkreisförmig geschlossene 
Nischen von 40 cm Höhe und 30 cm Breite. Die zweite bis 
eilte Nische beziehen sich auf die zehn Gebote Gottes. Während 
die Ordnung der Gebote im Beichtspiegel Wolffs für Erstbeichtende 
dieselbe ist wie noch heute in der katholischen Kirche, haben 
der Bildhauer und Wollt’ in seinem zweiten Beichtspiegel das 
sechste und siebente Gebot umgestellt, so dah das Verbot des 
Diebstahls dem des Ehebruchs vorangeht, ln Irische 2 wird 
das erste Gebot durch zwei Personen veranschaulicht, die anbe¬ 
tend vor einer Götzenstatue knieen. In Nische 3 schwören zwei 
Personen mit aufgehobener Hand. Die Entheiligung des Sabbaths 
stellt ein Mann dar, der mit einer Hacke zum Schlage ausholt. 
Nische 4 führt zwei Kinder vor, die ihre Eltern mißhandeln. 
Auf dem ö. Bild streiten sich zwei Männer, von denen einer mit 
einem Schwerte bewaffnet ist. Das !*>. zeigt, wie ein Dieb einer 
vor ihm sitzenden Person eine Münze aus der Tasche nimmt. In 
Nische 7 erblickt man hinter einem zurückgezogenen Vorhang 
zwei nebeneinander im Bette liegende Personen. Das 8. Gebot 
wird veranschaulicht durch eine Gerichtssitzung; vor dem Richter 
stehen drei Personen, offenbar der Kläger, der Angeklagte und 
ein Zeuge. In der 0. Nische zieht eine auf einem zinnengeschmückten 
Turm stehende Frau ihren Liebhaber an einem dicken Seil empor. 


*) L ut hm er a. a. 0. 5 f. 

'•) Das vierte C ist auf dem Stein undeutlich geworden. 
a ) d. i. 30. Sept. 


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Drucklegung des Wölfische» Beichtbüchleins 9 

Das 10. Gebot wird vor Augen geführt durch zwei Männer, der 
eine steht hinter einem Tisch und zeigt mit der Linken auf einen 
vor ihm liegenden Gegenstand; der anders steht mit auf der 
Brust gekreuzten Armen davor l )- Die Ordnungsnummer eines 
jeden der zehn Gebote wird in drastischer, auffallender Weise 
durch die emporgestreckten Finger einer bezw. zweier Hände an- 
gezeigt. Die erste und zwölfte Nische bilden gleichsam die Ein¬ 
leitung und den Schluto des Bilderdekalogs. In der ersten weist 
der gehörnte Moses auf die beiden Gesetzestafeln hin, und in der 
letzten hält ein ehrwürdig aussehender Mann ein langes, mehrfach 
gewundenes Spruchband dem Beschauer vor Augen. Obschon 
nicht ausdrücklich gesagt wird, wer mit jener Person gemeint 
ist, und was sie uns zu verkünden hat, so ist es doch leicht zu 
erraten. Unter den beiden Nischenreihen zieht sich nämlich in 
gothischer Minuskel die Inschrift hin: tili . mi . serua . mandata . 
mea . et . uiues . et . legem . meam . quasi . pupillain . 
oculi . tui || liga . eam . in . digitis . tuis . scribe . illam . in . 
tabulis . cordis . tui . prou. 7 ca° 14 . Offenbar ist die letzte Nische 
auf den Verfasser der Proverbien und auf seine eindringliche 
Mahnung in Kapitel 7 Vers ± und zu beziehen. 

Auf Bl. des Beichtbüchleins hei tot es: „Hoc opusculum 
industria et arte impressoria fieri ordinavit et constituit venera- 
bilis . . . Johannes Lupi . . . per suos manufideles dirigi sic, ut 
perpetuo maneat sine alienacione, ubieumque directum fuerit apud 
parrochias sedium diocesis Maguntinensis, sicque, ut pro anima 
constituentis sedula prece proque suis benefactoribus oretur. Quod 
completum est anno domini MCCCGLXXVJ1I etc.“ Die Drucklegung 
beruht also auf einer testamentarischen Verfügung Wolffs, deren 
Ausführung durch die Treuhänder erst im Jahre 1478, also zehn 
Jahre nach dem Ableben des Testators, erfolgt ist. Aus dem 
Umstande, dato der Druck erst geraume Zeit nach dem Tode 
des Verfassers erschienen ist, möchte ich schlietoen, dato er nicht 


*) Anders schreibt Lut linier a. a. O. bezüglich der beiden letzten Dar¬ 
stellungen: „auf dem einen sehen wir eine Frau, welche ihren Liebhaber in 
einem Korb an der Wand des Hauses emporzieht, auf dem letzten einen hinter 
einem Tische sitzenden Mann, welcher einen vor ihm stehenden zum Betrag zu 
verleiten scheint“. 


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10 


Die noch erhaltenen Exemplare des Wölfischen Buches. 


ganz und gar druckfertig aus der Hand des Verfassers in die 
Presse gekommen ist, und dab nicht alsbald eine zweite Hand 
zur letzten Durchsicht bereit gewesen sein mochte. Das Buch 
sollte einem jeden Pfarrer im groben Krzstifle Mainz zum Ge¬ 
brauche ubergeben werden; jede Seelsorgsstelle sollte ein Exem¬ 
plar zum bleibenden Besitze erhalten, und es durfte ihr nicht 
entfremdet werden. Wie so häufig im Mittelalter, so bittet auch 
der Verfasser und Stifter dieses Buchleins demütig um eifriges 
Gebet für seine abgeschiedene Seele und für die seiner Wohltäter 1 ). 

Die Treuhänder übertrugen den Druck nicht einem Frank¬ 
furter, da die Stadt in ihren Mauern noch nicht eine Druckerei 
besah, auch nicht einer Offizin in dem benachbarten Mainz, son¬ 
dern den Kogelherrn zu Marienthal im Rheingau (Vallis sanctae 
Mariae). Es war mir eine freudige Überraschung, als ich vor 
2f> Jahren den Marienthaler Preberzeugnissen nachging und als der 
erste das Beichtbuch Lupis dieser, seit 1408 tätigen Presse zu¬ 
weisen konnte. 

Das Buch zählt 20 Blätter in Quart, der Satz zu 30 Zeilen 
ist einspaltig. Die Type ist die kleinste der Marienthaler Presse. 
Die Seiten sind nicht nummeriert, ohne Signatur und Custoden. 
Zur Interpunktion sind nur Punkte und Trennungsstriche ver¬ 
wendet. Ochsenkopf mit Stange und Antoniüskreuz, sowie Kir¬ 
chenfahne bilden das Wasserzeichen des körnigen Papiers; mit 
Ausnahme eines kolorierten I in „ich armer sündiger niensche“ 
sind alle Versalien schwarz und mit dem Text gleichzeitig ge¬ 
druckt 2 ). 

Bis jetzt habe ich drei noch erhaltene Exemplare des Beicht¬ 
buches ausfindig machen können: 1. Mainz, Bibliothek des 
bischöflichen Seminars: Inc. 82f>. Hier ist es zusammengebunden 
mit dem anderen Marienthaler Drucke von Gerson, Drigedeilt werk 


1 > Ks heißt nicht: Eltern, Verwandte, sondern Wohltäter, was den Ge¬ 
danken nahe legt, daß er diesen seine Ausbildung zu verdanken gehabt hatte. 

*) F. Falk, Die Fresse zu Marienthal im Rheingau und ihre Erzeugnisse 
(15. Jahrhundert). Mit 2 Facs.-Taf. Mainz 1882, S. 16 — 18. F. W. E. Roth, 
Die Marienthaler Drucke der Seminarbibliuthek zu Mainz, im. Uentralblatt filr 
Bibliothekswesen XII 455. Ders., Zur Literatur deutscher Drucke des 15. und 
16. Jahrhunderts in der Zeitschrift fßr deutsche Philologie XXVI (1893) 469 f. 


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Inhalt des Wolffschen Beichtbüchleins. 


11 


(Inc. *24). Das Buch befand sich schon früh im Seminar und 
zwar laut Vermerk: „Ex legato r|everondissi|mi perillustris et 
gratiosi D[omi]ni Io|ann]is ah Heppenheim eondicti a Saal 
p[rae]positi Mog[untini|“. Der Schenkgeber, der am 2. Februar 
1672 starb und in der Barbarakapelle des Mainzer Doms ruht, 
gehörte zu den Wohltätern des Seminars und zu den besonderen 
Ratgebern des Gründers, des Erzbischofs Johann Philipp von 
Schönborn '). Dieses Exemplar steckt noch in seinem ersten 
Einbande, einem Deckel aus Eichenholz, der zum Teil mit 
Leder überzogen ist; auf letzterem sind eingepreLU die Namen 
ihs maria, ferner Löwen, Adler und Lilie in rautenförmiger 
Einfassung. 

2. Gießen, Universitätsbibliothek. Dieselbe erwarb diesen 
Druck mit den Büchern des aufgehobenen Kogelherrnhauses zu 
Butzbach in Oberhessen. Vordem war dieses Exemplar zusam- 
mengebunden mit Handschriften und mit dem Gersonschen drei¬ 
geteilten Werk; ehemals war es mit Nr. 8ö 1, jetzt ist es als 
W 21 810 signiert. Geffcken *) kannte dieses Exemplar. 

B. Cassel, ständische Landesbibliothek, zilsammengebunden 
mit den seltenen Mainzer Wiegendrucken Determinatio duarum 
quaestionum Sifridi episcopi Cirenensis und Responsio ad quae- 
stiones Sifridi. 

Wolffs Büchlein enthalt zunächst eine kürzere Beicht für 
erstbeichtende Kinder und eine ausführliche für solche Personen, 
die geistig weiter fortgeschritten sind. Dann folgen Belehrungen 
verschiedener Art. Zuerst will er zeigen, daß die Sünden gegen 
das Credo, die himmelschreienden Sünden, der Mißbrauch der 
fünf Sinne, die sieben Haupt- und neun fremden Sünden, die 
sechs Sünden wider den heiligen Geist usw. zugleich Sünden 
gegen die zehn Gebote sind und sich in einem Beichtspiegel nach 

l ) Über Joh. von Heppenheim s. G. Chr. Joannis, Herum Moguntia- 
carum vol. II., Francofurti ad Moenum 1722, p. 29o; H. Schrohe in Studien 
aus Kunst und Geschichte. Fr. Schneider zum 70. Gehurtstage gewidmet von 
seinen Freunden und Verehrern, Freihurg 1906, S. 146 ff. 

0 Vgl. J. Geffcken, Der Bildereatechismus des fünfzehnten Jahrhun¬ 
derts und die eatechetiachen HnuptstUcke in dieser Zeit bis auf Luther, 
Leipzig 18Ö5, I 26—28. 


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12 


Wert der Beichtbelehrung Wulffs, 


den zehn Geboten, wie er ihn darbietet, ganz gut unterbringen 
lassen. Hieran schließt sich eine Belehrung über die Todsünde 
im allgemeinen und über die Heue an. Die Worte: „Et sic est 
linis exposicionum et declaracionum vulgarium deeein precep- 
torum“ (fol. 20»* •*) } bilden den Schluß des eigentlichen Beichtbüch¬ 
leins. In einem Anhänge bringt er zunächst noch Betrachtungen 
(in Anredeform) über verschiedene Wahrheiten, die den Bußgeist 
wecken sollen, nämlich über die Vorzüge der Liebe zu Gott und 
und die Nachteile der Sünde, dann über den Ausschluß des Tod¬ 
sünders vorn Himmel und die unbedingte Notwendigkeit der Heue, 
ferner über die Liebenswürdigkeit des Gerechten und die Abscheu¬ 
lichkeit des Sünders. Dann erörtert Wolff des langen und brei¬ 
ten seinen Lieblingswunsch, es möchten doch die Priester nach 
dem vorschriftsmäßigen Abbeten des apostolischen Glaubens¬ 
bekenntnisses 1 ) häutig die zehn Gebote erklären; dies würde vier¬ 
zehn gute und heilsame Wirkungen haben. Alle möglichen Ein¬ 
wendungen, die man gegen seinen Vorschlag erheben könnte, 
werden zu widerlegen gesucht. Er drängt darauf, daß in allen 
Pfarr- und Kuratkirchen der Dekalog erklärt werde, daß die 
Pfarrer und Kapläne die Pönitenten ihre Sünden in der Reihen¬ 
folge des Dekalogs aufsagen lassen und daß sie auch die Ordens¬ 
leute für diese Methode zu beichten gewinnen sollten. Desgleichen 
sollen die Schulvorsteher die Kinder anhalten, die zehn Gebote 
auswendig zu lernen -). 

Was nun den Wert der Beichtbelehrung, wie sie bei Wolö 
vorliegt, angeht, so triflt auch hier zu, was ein unbekannter 
Autor in der wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung 1 ) 
über den Leipziger Beichtspiegel vom Jahre 1+VJf) (gedruckt durch 
Kachelofen) gesagt hat: 

*) Im Jahre 1493 hat Erzbischof Berthold von Henneberg 40 Tage Ab¬ 
laß verliehen sowohl jedem Priester, der bei der Sonn- oder Feiertagspredigt 
in der Pfarrkirche das Pater noster, Ave Maria, das Apostolische Glaubens¬ 
bekenntnis und den Dekalog auf der Kanzel Wort für Wort vorspricht, als 
auch den Laien, die andächtig zuhören und mitbeten. Vgl. J. S. Severus. 
Parochiae Moguntinae intra urbem primores, Aschaffenburgi 1768, p. 97 sq. 

2 ) Hiernach wurde damals in den Schulen zu Frankfurt auch Unterricht 
in der Religion erteilt. 

•*) ln Nr. Ul vom 28. Jan. 1896, S. 37- 39. 


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Wert der Beichtbelehrung Wolffs. 


18 


^Wir sehen, wie reif und geschärft doch in vielen Bezie¬ 
hungen das sittliche Urteil in jener vielgeschmähten Zeit war. 
Der (unbekannte) Verfasser hat das Leben und Treiben des Volkes 
genau beobachtet; eine ganze Anzahl kleiner Sünden geibeit er, 
über die unsere Zeit gern hinwegsieht, z, B. das Sichverleugnen- 
lassen, wenn man nicht dazu aufgelegt ist, Besuch zu empfangen, 
die Üppigkeit im Essen und Trinken ... Er fordert auch nicht 
bloss äußerliche, pharisäische Gerechtigkeit, sondern auf die Ge¬ 
sinnung kommt es ihm allenthalben an ... Der Verfasser be¬ 
stimmt auch die Rechtschaffenheit nicht etwa blos negativ als 
Meiden dieser und jener Sünden, sondern auch positiv als voll¬ 
kommene Gesinnungsaufrichtigkeit, als dankbare, hingebungsvolle 
Liebe zu Gott, als lautere Liebe zum Nächsten, die nicht das 
Ihre sucht, sich nicht erbittern läßt, nicht nach Schaden trachtet, 
sondern alles verträgt, alles glaubt, alles hofft, alles duldet, - 
und doch konnte gerade das massive Schema der sieben Tod¬ 
sünden ’) dazu verleiten, in Sichfreierhalten von diesen groben, 
in die Augen springenden Lastern den Inbegriff der Sittlichkeit 
zu sehen“. 

Wolff verfährt nicht nach Willkür, sondern zieht fort und 
fort entweder die hl. Schrift oder Stellen aus Kirchenvätern und 
Kirchenlehrern, z. B. Ambrosius, Hieronymus, Hugo von St. Viktor, 
Skotus, St. Bernhard, Gerson usw. als Autoritäten herbei. Mit 
einer tüchtigen theologischen Bildung verbindet er ein gutes Ver¬ 
ständnis für psychologische Vorgänge; er kennt die Volksseele 
nach ihrer guten wie schlimmen Seite hin. Von seinem pasto- 
rellen Eifer zeugt zunächst das ganze Buch, dann aber auch sein 
Grabstein; nennt ihn dieser doch eigentümlicher Weise „doctor 
decem preceptorum“! Auch greift er zuweilen zurück auf vor¬ 
christliche Autoren, besonders Aristoteles, den er wohl nur mittel¬ 
bar aus gleichzeitigen philosophischen Lehrbüchern kennt. 

Daß er einen streng kirchlichen Standpunkt einnimmt, er¬ 
gibt sich aus seiner eigenen Erklärung auf Bl. 24' des Buches: 
„Item wo elwali da geschrieben were, das da oflenlich ader 


*) Gemeint sind die sieben Hfinptsttnden, nach welchen dieser Beieht- 
spiegel nbgefafit ist. 


» 


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14 


Einrichtung und Zweck des Wölfischen Büchleins. 

Ußlegelich inoclit syn widder got ader cristlichen glauben ader 
heylige kyrchen ader heylige priesterschafft, woldo ich Johannes 
Wolff . . . [hiermit] widderruffen und schriben und wolt eß han 
vor keyn schrifft* ] ). 

Es mögen Bedenken darüber entstehen, wie ein so ausge¬ 
dehnter Beichtspiegel gebraucht werden könnte und sollte. In 
dieser Hinsicht belehrt uns eine handschriftlich in der Hamburger 
Stadtbibliothek verwahrte Beicht nach den zehn Geboten also: 
„Auch sal man wiszen, das dise bichte nicht darumb also lang 
gemacht ist, das sie ein ieglicher gantz oder alle zvt solle bichten, 
sunder das man darusz solle nernen eyne rechte ordenunge, und 
waran der mensche nicht schuldig ist. das sal er nicht usz- 
spreehen“ -). 

Um Einrichtung und Zweck des Wölfischen Beichtbuchleins 
richtig zu beurteilen, muß man wohl beachten, daß es nicht für 
die Kinder und erwachsenen Laien, sondern für den Seelsorger 
berechnet ist und zwar für einen Klerus, der, wie die vielfach 
nur angedeuteten Zitate erkennen lassen, philosophisch und 
theologisch gut gebildet war. Die Pfarrer sollen einen Leit¬ 
faden erhalten, dessen sie sich bei dem Volksunterrichte, bei der 
Vorbereitung der Gläubigen auf den Empfang des Bußsakramentes 
bedienen können. Bemerkenswert ist hier noch besonders, daß 
Wolff mit aller Entschiedenheit dabei den Dekalog zu Grunde ge¬ 
legt wissen will: in seiner Schrift wird er nicht müde, darauf 
hinzuweisen, daß das ganze Sittengesetz in den zehn Geboten 
enthalten und daß es von dem größten Nutzen ist, das Volk mit 
ihnen möglichst vertraut zu machen. Mit Recht bemerkt Lutli- 
mer l ): „Wir müssen uns dabei erinnern, daß der Ausgang des 
XV 7 . Jahrh. die Zeit war, in welcher der DekalogusD* als Aus- 

') — ala wäre es nicht geschrieben. 

*» Geffcken a. a. O., Bd. I Beilagen Sp. 88. 

*) Zeifcschr. für christl. Kunst JX 5. 

*) Über die Dekalog-Erklfirungen bis 1525 Überhaupt habe ich ausführ¬ 
lich gehandelt in den Historisch-politischen Blattern CIX 81. Beachtung ver¬ 
dient die St. (»aller Inkunabel 436 mit deutschem Pater, Ave. Symboluni und 
Dekalög vom Jahre 1492. Der Druck ist von G. Dickmut in Ulm. Fehlt 
bei Hain. 


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Wertschätzüng des Dekatogs im 15. Jahrhundert. 


IS 


gaugspunct für die Beichte, besonders hAufig kommentiert f be¬ 
schrieben und bildlich dargestellt wurde. Tafeln mit den Ge¬ 
boten für die Analphabeten, mit drastisch wirkenden Bildern ver¬ 
sehen, wurden überall in Kirchen, Schulen und geistlichen Stiftern 
angeheftet, die diesen Gegenstand behandelnden Bücher reichlich 
mit Holzschnitten ausgestattet, so daß auch diese in farbigen 
Steinreliefs sich uns darstellende Wiedergabe [auf dem Stein der 
St. Peterskirche zu Frankfurt] sich vollständig in den Lehrappa¬ 
rat der damaligen Zeit einfügt“. Im Laufe der Zeit wurde neben 
dem Vater unser, dem Ave und Credo auch der Dekalog eines 
der katechetischen Hauptstücke, welche die Gläubigen im Gedächt¬ 
nis behalten sollten. Der Dekalog sollte als Spiegel dienen, in 
welchem sich alle beschauen konnten und sollten. Daher dessen 
häufige Erklärung auf der Kanzel, daher die Tafeln ') oder Ma¬ 
lereien auf den Kirchen wänden, daher die Gegenüberstellung von 
Befolgung und Versündigung mit ihrer Belohnung und Bestra¬ 
fung. Der ins 14. Jahrhundert zurückgehende, beliebt gewor¬ 
dene und seit 1474 oft gedruckte „Seelentrost“ ist im Grunde 
genommen ein Exempelbuch zum Dekalog -). 

In theologischer Beziehung ist das Beichtbüchlein Wolfis 
von Münzenberger und Gohrs in verschiedener Weise beleuchtet 
worden T Auch die Germanisten, Kulturhistoriker nnd andere 
Fachgelehrte werden für ihre besonderen Zwecke noch mancherlei 
aus dieser Schrift entnehmen können. Obwohl Geffcken, Münzen¬ 
berger und Cohrs 4 ) bereits Stücke aus diesem Werckchen ver¬ 
öffentlicht haben, halte ich es dennoch für angebracht, endlich 


') Vgl. z. B. ftber die Steinplatte mit den zehn Geboten im Chor der 
Kirche zu Gmein bei Reichenhall den Anzeiger für Kunde der deutschen 
Vorzeit, Organ des Germanischen Museums zu Nürnberg, neue Folge, XXI 
1874) 256; s. auch ebenda IV (1856) 111. 

*) Von 1474 bis 1528 sind etwa 14 Ausgaben bekannt: Kttln (5 mal), 
Augsburg, l'trecht, Zwolle, Delft. Vgl. Historisch politisehe Blatter CVIIl 218; 
Ceirtralblatt für Bibliothekswesen IX 508 f., 578. 

a )Geffcken 1 26—28; Münze nberger n. a. O. I 168—185; F. Cohrs, 
Zur Katechese am Kode des Mittelalters, in der Zeitschrift für praktische 
Theologie XX (1898) 289—809. 

') Vgl. di*» vorhergehende Anmerkung. 


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16 


Grundsätze bei vorliegendem, unverkürztem Neudruck. 


einmal einen vollständigen Neudruck dieses seltenen und interes¬ 
santen Büchleins zu besorgen. 

Der Abdruck schließt sich möglichst enge an die Vorlage 
an. Die heute oll unverständliche Interpunktion des Originals, 
das übrigens nur Punkte und Trennungszeichen kennt, wird sinn¬ 
gemäß gestaltet. Die zahlreichen Abkürzungen sind aufgelöst. 
Die Buchstaben u und v werden nach dem heutigen Brauch an¬ 
gewendet. Es wird i als Vokal, j als Konsonant gebraucht, lin 
deutschen Texte werden ij und y, sowie ss und ß nach Maßgabe 
des Originals beibehalten. £ wird nach der sonstigen Schreibweise 
des Wortes durch e, ae oder oe wiedergegeben. Große Anfangs¬ 
buchstaben werden beim Beginn eines Satzes, bei Eigennamen 
und von Eigennamen abgeleiteten Adjektiven angewendet. Der bes¬ 
seren Übersicht wegen sind einzelne Abschnitte mit Überschritten 
versehen, und die Abteilungen numeriert worden; diese Zusätze des 
Herausgebers sind von eckigen Klammern eingeschlossen l ). 

ln sprachlicher Hinsicht begegnen wir kleinen Schwierig¬ 
keiten -). Wolff braucht Ausdrücke, deren Bedeutung zwar im 
allgemeinen aus dem Zusammenhänge erschlossen werden kann, 
aber doch nicht mit aller Sicherheit teststeht, z. B. knyten, her- 
tzenknyten, knallen, dubel, wolf, smyt: diese Ausdrücke des Flu¬ 
chens waren im Volke gang und gäbe, und Wolff mußte sie an¬ 
führen, um deutlich zu sein ’*). 

Ein Teil seiner Zitate, sowie die Anwendung von Maximen 
entzieht sich unserem vollen Verständnisse, was er öfters durch 
nur stückweises Angeben von Sätzen selbst verschuldet, ln der 
Schule hat sich so manches fortgeerbt, was später als Ballast 
gefunden und dann nicht weiter geschleppt wurde; wir brauchen 
uns deshalb auch nicht damit abzuquälen. 

') Dieselben Regeln sind auch beim Abdruck der beiden andern Beicht- 
bUcbleiu befolgt worden. 

•) Bei der Lösung einiger Schwierigkeiten konnte ich mich der Beihilfe 
des Herrn Prof. Dr. Franck in Bonn und des Herrn Bibliothekars Pr. Schor¬ 
bach in Straübnrg i. E. erfreuen, wofür ich diesen Herren hier meinen Dank 
ausspreche. Dasselbe gilt von Herrn E. Schröder, Güttingen, und der Direktion 
des Germ. Museums, Nürnberg. 

') Wolffs Schreibweise schwankt öfters; so findet sich „hat“ und „liait“, 
„daß“, „daiß* und „daz“, „sweißlon und „schweißlon“. 


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A. Beichtspiegel für Erstbeichtende. 1? 

2 . Text. 

[1. Beichtspiegel für Erstbeichtoade 1 ).] 

Vor die anhebenden kynder and ander zu bichten in der 1 
ersten bijcht 2 ). 

[lieh armer sündiger mensche, ich bekennen mich dem 
allemechtigen gode und unser lieben frauwen und allen gotes hey- 
ligen und uch priester an gotis stat, daß ich leyder vil gesun- 
diget ban czu dem ersten widder die heyligen czehen gebot. 

An dem ersten, daß ich got nit han andechtiglichen an¬ 
gebet, als ich billich solt haben gethan; min gesatzt büß 3 ) dry 
tage underwegen han gelaßen. 

Glauben. 

Und daß ich han geglaubet an czeuberniße zwey male etc. 

Liebhaben über alle creaturen. 

Und daß ich myne vatter und muter lieber han gehabt dan 
got, wan 4 ) von yren wegen han ich zehen male gelogen und 
betrogen. 

Hoffen. 

Und han mee hoflfenunge zu yne gehabt, daz sie mich vor¬ 
sehen, dan zu gote 6 ). 

Und eren. 

Und ich han got dru male geuneret, wan ich nit mit beyden 
knyeen han niddergeknyeet geyn dem heylgen sacrament, und 


') Geffcken I 26- 28 hat unter dem Strich den Text des Beicht¬ 
spiegels für die Erstbeichtenden, soweit er den Dekalog betrifft (vgl. unten 
S. 21 Anm. 3), wörtlich abgedruckt, allerdings mit manchen Ungenauigkeiten; 
betreffs des übrigen Teiles dieses Beichtspiegels begnUgt er sich mit einer 
kurzen Inhaltsangabe. 

-) „Anhebende Kinder“. Das lnterrogatorium des Bartholomäus von 
Chaym von Mailand sagt: „. . . interrogari potest . . ., si confessus est integre 
singulis annis, sicut tenetur quilibet a septennio“. Vgl. Geffcken I 25, wo 
sich noch weitere Belege dafür finden, daß vom 7. Lebensjahre an gebeichtet 
wurde. „Andere in der ersten Beicht“, also außer den Kindern ältere, welche 
ihre erste Beicht über das 7. Jahr hinaus verzögert haben. Der Katechet hat 
also den Unterricht und die Beicht nach Alter und Stand zu behandeln. 

') Die in der vorhergehenden Beichte für längere Zeit auferlegte Buße. 

4 ) wan, wann = denn. 5 ) Ich habe mehr Hoffnung auf die Fürsorge 
der Eltern als auf Gottes Vorsehung gesetzt. 

Ref.-ge«ch. Studien u. Texte, Heft S: Falk, Beichtbüelilein. 2 


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18 1. Wolffs Beichtbttchlein. 

han mynen hut dick *) nit abgeczogen, so ich in sine heylge kir- 
chen byn gegangen. 

Darnach, über here, widder daiß ander gebot, han ich 
leyder by got, unser lieben frauwen, heiligen crutze, werlicz 2 ), 
allen heilgen czwentzig male gesworn und bij zehen malen darczu 
gelogen und auch eyn male gesworen leyder bij den gliddern 
Christi, lungen, heubt etc. Und han got darzu genant, und ich 
han hundert male bij got dem heren geflucht: knyten, knallen 3 ), 
übel, boise jar etc. und han gar viel getufelt 4 ) etc. 

Widder daß dritte han ich zwey male an dem sontag 
geschniczt, fogelkorb gemacht fogel gefangen und han sechs 
fyertage nit messe gehört und alle fiertage predige versumet 8 ), 
dru male under der messe schappel gemacht 7 ) und han viij fyer¬ 
tage gedanczt und eyn gancz mure uffgefurt. Du salt nit liegen. 
Exempla ponimus, non quod ita sit, sed ut sencientes vel ut in 
alio loco addiscentes addiscant etc. *). 
v Widder das vierd han ich zwey male wieder myn 
eldern gekyffelt 9 ), widdergebyssen l0 ), gemurmelt, angefarn; und 


*) dick = häufig, heute noch im Munde der mittelrheinischen Land¬ 
bevölkerung zu hören. 

*) werlicz ist unklar; ob = wahrlich, wahrhaftig? 

a ) knyten, knallen ist unklar. Unten im erweiterten Beicbtspiegel für 
Erwachsene heißt es: „knallen, dubel, febres, Antonigesplage, hertzenknyten. 
pestilentz“; vgl. S. 31. 

4 ) geteufelt, z. B. helf dir der Teufel (siehe unten S. 31), also Re¬ 
densarten, bei welchen das Wort Teufel“ sündlieherweise vorkommt. 

f> ) Vogelkorb — Vogelkäfig. 

u ) Es wurde also sub peccato gefordert, der Predigt beizuwohnen. 

7 ) schappel m schmaler Kopfreif von Zeug oder Metall, Blumenkranz 
oder ähnliches. Ein Bild gibt H. A. Möller und 0. Mothes, Illustriertes 
archäologisches Wörterbuch der Kunst, Leipzig und Berlin 1878, II 828 
Figur 1189. 

H ) Eine ganze Mauer aufgeführt: ein Ding der Unmöglichkeit für ein 
kleines Kind! Derartige Sätze sollen stutzig machen, damit der Beich¬ 
tende nicht, von diesem Sündenregister verleitet, gedankenlos sage, was er 
nicht getan hat und auf diese Weise gleichsam lügt, daher die Mahnung: „Du 
salt nit liegen“. Dergleichen Unmöglichkeiten gibt das Beichtbuch mehrere 
an, z. B.: Ich habe den Kaiser mit einer Streitaxt totgeschlagen, dem Rate 
zu Frankfurt zehntausend Gulden gestohlen. Vgl. unten S. 19. 

Wohl — keifen, schelten, zanken. Vgl. F. Kluge, Etymologisches 
Wörterbuch der deutschen Sprache, 4. Auflage, Straßburg 1889, 8. 165. 

,0 ) widdergebyssen — widerspenstig gewesen. 


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A. Beichtspiegel fttr Erstbeichtende. 19 

han nit gethan, was sie mich han geheyßen; geyn minen meynstem,. 
priestern, raitheren han ich nit bij czehen malen myne kogel l ) 
abegezogen. 

Lieber her, widder das fünf ft han ich mich zwey male 
myt den buben 2 ) mit snee und steyn gew[o]rfen, und vier male 
geraufflt, gefust 3 ), gestoßen und geschlagen und lang zorn, nyd 4 ), 
haß, fyentschafft geyn yne getragen und zwey male mit mynen 
geswisteren. Ich han den luden yre huner, enten, genß geworflfen. 
Ich han den keyser mit eyner strideaxß zu tode geslagen. 
Merck, das du wäre sagest. Opposita juxta se posita magis elu- 
cescunt etc. 5 ). 

Lieber her, widder das vj.'•) han ich minen gesellen 
fedder, bappyer, hultschu 7 ) etc. sieben male gestoln und bieren, 
eppele, nuß, kese und weck vier male myner muter genommen. 
A timore tuo concepimus et peperimus spirituni s. salutis *). In- 
nata est nobis via a communioribus etc. 9 ). Ich fand eyn heller, 
den gab ich nit widder etc. Zehen dusent gülden han ich dem 
rail zu Franckenfort gestolen. Bedracht dich gar wol und luge 
nit etc. 10 ). 

In dem vij. gebodt, got sij eß geklaget, han ich mich zwey 
male vergeben mit eynem gemeynen turcken. Sage selbs die 


*) Kogel, die damalige Kopfbedeckung der Männer (Kapuze); davon er¬ 
hielten gewisse Ordensleute mit einer Kapuze den Namen „ Kogelherren “. 

*) „Mit den Buben“ fehlt bei Geffcken I 27. 

а ) gefust, mit der Faust geschlagen. 

4 ) Nyd == Neid; auf Bl. 2 V , 12 r und auf 14 r steht dafür nydhaß. 

б ) Gegensätze wie Kaiser und Kind, Kind und Mörder, nebeneinander¬ 
gestellt. dienen dazu, dem Kinde die Sache klarer zu machen und es zu lehren, 
auf daß es den Beichtspiegel nicht mechanisch benutzt und Unsinn daher¬ 
schwätzt. Vgl. oben S. 18 Anm. 8. 

°) Über die ehemals gebräuchliche Umstellung des 6. und 7. Gebotes 
vgl. Geffcken I 77 f.; s. auch oben S. 8. 

r ) Papier, Holzschuhe. 

H ) Ob dem Verfasser die anders interpungierte Stelle bei Isaias 26, 18 
vorgeschwebt hat: „Concepimus, et quasi parturivimus, et peperimus spiritum: 
salutes non fecimus in terra“? 

*) „Innata via etc.“ ist der Anfang einer Schulmaxime, die unten fol. 
21 v vollständig mitgeteilt wird. 

,n ) Vgl. oben S 18 Anm. «. 

9* 


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20 


1. Wolffs Beichtbüchlein. 


•zale, gestelteniße und wijse*) clerlichen und zuchtiglichen heruß. 
Nit laß dir den priester in dine muren 2 ) hauwen mit eynem 
steynbickel, das ist mit fragen; er mochte dir eyn loch odder 
zwey machen und moicht nichts fynden, so hette er dir dyne 
muer zu schänden gemacht, und er konde 3 ) das loch nit widder 
zu gemuren 4 ). 

Widder das viij. hau ich bij zwenczig malen mit liegen 
und schedlichcn lugen falsche gezugniße gegeben über unser 
knecht und mayd; han gesprochen: sie stelen uns und sint uns 
nit getruwe. Ich han dru male niyne gesellen lugeclichen 
beswetzt 5 ), accuseret ,: ) etc. Ich han sechs male die lüde hunde, 
kreden, dufelskoppf geheyßen. Ich han mit den cleydern falsche 
gezugniße gegeben an der fastnacht, als were ich eyn meydgen, 
so ich eyn knabe byn gewest etc. Was du gethan haist, das 
r sage, das || ander laiß underwegen. 

Lieber here, widder daß ix. gebot hat mir dick und vil 
der dufel und daz fleysch ingeblasen in myne hertze unkusche 
begirde zu andern hußgenoßen, die ich nit han ußgeschlagen. 
Lieber here, ich han bij vier malen mynen willen gantz darzu 
gegeben ym hertzen, hette ich eß vor der wernt 7 ) mögen voln- 
brengen, ich hette das dufellisch vverck volnbracht. Ich han un- 
kuslich *) begirlich gesehen hyn und here etc. und getast mit den 
henden und armen etc. Krin 1 *) hait mich unkuslich angesehen etc. 
Sage din sunde und biß nit eyn verreter in der bicht etc. l0 ). 

Lieber here, widder das leste gebot hait mir der böse 
geyst dick und viel ingeblasen: Stele dyner mayd uß yerem budel ll ) 
drij heller; sehe yß 12 ) nyemants, du wollest da eyne[!] gülden nemen. 
Und han soliche inblasunge des dufels nit ußgeschlagen, sunder 

*) Zahl, Umstände und Weise. \> Mauern. 

') Statt koude, wie im Original steht, ist zu lesen konde. 

4 ) Der Beichtende soll durch Angabe der erschwerenden Umstände der 
Sünde den Beichtvater des Fragens und der damit verbundenen Gefahr über¬ 
heben ; diese Gefahr besteht darin, daß durch eine unvorsichtige Frage viel¬ 
leicht ein Schaden angerichtet wird, der sich nicht wieder gut machen läßt. 

6 ) mit lügnerischen Worten beschuldigt, verklatscht. °) = angeklagt. 

') wernt, wemtlich = Welt, weltlich. H ) auf unkeusche Art. 

°) Krin kommt nochmals vor als Kryne (S. 28) und ist wohl zusammen¬ 
gezogen aus Katharine. 10 ) Sei nicht ein Verräter, d. i. sage nicht, was an¬ 
dere, z. B. Katharine, getan haben, sondern laß es weg und verrate nie¬ 
manden in der Beichte. ") budel = Beutel. ,f ) yß = es. 


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A. Beichtspiegel für Erstbeichtende. 


21 


ich han in minem willen des hertzen bij vj male gut begert mit 
stein, fynden, spyln, betriegen etc. 

Wie ich mich sust l ) vergeben han widder die zehen ge- 
bodt, als got der here wol weyb, und ich eb nit kan erkennen, 
so ist eb mir leyt und ruwet mich und begere gnade und ab- 
lab, lere und underwisung etc. 

Darnach mag der mentsche vor sich nemen die gemeyn 
syeben heubtsunde und darub bichten, abe 2 ) er etwab darynne 
wiste, das er nit beschloben und gebichte hette in den zehenn 

Ubereben: über, das ist über sin 2v 
complex 4 ) eben, das er yb nit mag 
verdau wen. 

Uber, das ist über das gebodt der 
heyligen kyrchen essen: so man nit hat 
gefast, so man hat milch gessen :> ), so 
man oley solt han gessen, so man nit 
zu rechter stunde isset, so man über 
zemlich gelobnisse isset etc. 

Uber, das ist uberig zuviel, dadurch er 
syn arbet underwegen mub laiben, essen. 

Uber, das ist uberig zuvil lust vor 
das ewigen leben han ym essen. 

Uber, das ist uberig zuviel, dadurch 
er kranck ist worden, essen. 

Uber, das ist uberig zuvil gyczlich 7 ) als 
eyn swyne ader scheymperlich essen 8 ). 

Uberdrinken: die ublegunge ist 
quasi als mit dem uberessen. 

*) sust = sonst, außerdem. -) abe = ob. 

!< ) Außerdem möge der Beichtende darüber nachdenken, ob er sich nicht 
etwa durch die Hauptsünden verfehlt habe, soweit sie nicht im Dekaloge 
enthalten sind. — Bis hierhin ist der Text bei Geffcken I 26—28 wörtlich 
abgedruckt; vgl. oben S. 17 Anm. 1; den weitern Inhalt des Beichtspiegel9 
für die Erstbeichtenden deutet er a. a. 0 nur an. 

4 ) Mehr essen, als es die Leibesbeschaffenheit verträgt. b ) Die Lakti- 
zinien waren zu gewissen Zeiten verboten, jedoch nicht die Benutzung des Öls 
bei der Bereitung von Speisen. e ) Wenn man 9ich durch ein Gelübde zu be¬ 
sonderer Enthaltsamkeit verpflichtet hat. 7 ) gyczlich — gierig. 8 ) scheym¬ 
perlich = daß es eine Schande ist, daß man sich schämen muß. 


gebodden etc. 3 ). 


Hoffart. 

Gyczikeyt. 

Gzorn. 

Unkuscheyt. 

Uberessen, uberdrincken. 
Nyd hab. 

An gotis dinst dragheyt. 


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22 


1. Wolfis Beichtbüchlein. 


Darnach mag er sehen in die funff ußwendige synne: 
Sehen, hören, riechen, smacken, tasten etc. 

Sepe nocet, qui multa docet, quia vix retinentur. 

Excoquitur, quicquid capitur, dum pauca docentur. 

f , . . | zwo und funffczig wochen 

Iglich jare hat . 

| vierdehalb hundert und xiiij tag. 

Loquendum etc. ut mulli, senciendum vero ut pauci etc. 

Jhesus. Maria. 

Vater unser, der du etc. Gegrubet sijstu Ma(ria] etc. Ich glauben etc. 

Eyn got saltu anbeden, glauben, liephaben über alle crea- 
ture, dyenen, hoffen etc. 

Unum crede deum, nec vane jura per ipsum. 

Sabbata sanctifices, habeas in honore parentes. 

Non sis occisor, mechus, für, testis iniquus. 

Alterius nuptam, nec rem cupias alienam *). 

Ut tibi- sit vita, semper saligia vita 8 ). 

Jussio, consilium, consensus, palpo, recursus, 

Participans, mutus, non obstans, non manifestans 4 ). 

Clamant ad dominum de terra crimina quinque: 

Usura, zodoma, merces homicidaque, preda & ). 

Visito, cibo, poto, redimo, tego, colligo, condo ö ). 

impugnans verum, presumena spemque relinquens, 

Hinc induratus odiensque fratris amorem, 

Emendam spernena, impugnans pneuma beatum 7 ). 


‘) Nach der Erforschung über die sieben Hauptsünden soll der Beich¬ 
tende nachdenken, ob er mit den fünf Sinnen gefehlt hat. 

*) Diese Memorialverse geben die zehn Gebote metrisch zur Unter¬ 
stützung des Gedächtnisses wieder. Sie kommen in Werken jener Zeit oft vor, 
besonders in den Beichtbüchlein, die „Poeniteas cito“ genannt werden. Vgl. 
Geffcken I 188. 

”) Meide stets die saligia d. h. die sieben Hauptsünden. Jenes seltsame 
Merkwort ist gebildet aus den Anfangsbuchstaben von: nuperbia, avaritia, 
luxuria (Unkeuschheit), Ira, tfula (Unmäßigkeit im Essen oder Trinken), fnvi- 
dia, acedia (Trägheit). 

4 ) Die neun fremden Sünden. 

6 ) Die usura erscheint hier als die fünfte himmelschreiende Sünde, wäh¬ 
rend die jetzt gebräuchlichen Handbücher deren‘nur vier aufzählen. 

ß ) Die sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit. 

7 ) Die sechs Sünden wider den Heiligen Geist. 


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23 


B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene 


Unctio, crisma, thorus, contricio, fons, cibus, ordo *). 

Octo beatitudines: 

Pacifici, mites lagent infestaciones, 

Ksuriunt, mun., mis., pan., sant hec octo beata. 


Octo beatitudines. 


Pacificacio. 

Mititas. 

Luctus. 

Pati persecucionem propter justiciam. 
Esuries et sitis pro justicia. 

Mundicia cordis. 

Misericordia. 

Paupertas spiritu. 


Sap. infcel. con. for. sei. ti. pi. colli ge dona'j. 


Septem dona Spiritus 
sancti. 


Sapiencia. 


lntellectus. 

Visus. 

Consilium. 

Auditus. 

Fortitudo. Q«>nque sensus. . 

Gustus. 

Sciencia. 

Olefactus. 

Timor. 

Tactus s ). 

Pietas. 



[B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene l * * 4 ).] 

Vor die zanemende gelerten und ungelerten vorstendigen 
mentschen zu bychten etc. 

[1] 5 ) Eyn got saltu anbeden, gleuben, liephan über 
alle creature, hoffen, dyenen und eren. 

[2] Und bij synem namen nit sweren. 

[3] Fyertag fier, [4] und in eren habe dyn eldern. 

[5] Nyemant in tod slagen syn leben nym. 


l ) Die sieben Sakramente. 

*) Memorialvers betreffend die sieben Gaben des Heiligen Geistos. 

a ) Die fünf Sinne. 

4 ) Geffcken hat diesen Beichtspiegel nicht abgedruckt. 

*) Vorangestellt werden gleichsam als Disposition die zehn Gebote, dann 
wird jedes einzelne ausführlich erörtert. 


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24 


I. Woltfs Beichtbüchlein. 


[6] Und unkusch werck nit volnbrenge. 

[7] Nyemant saltu Stelen, [8] und falsch gezugniß 
nit geben. 

[9] Eyns andern hußgenoße nit begern salt. 

[10] Und fremde gut in diner begirde nit halt. 

[1. Erstes Gebot] 

Widder die worter des ersten gebots thun die nachgeschrie¬ 
ben; abe sie schuldig sint, sollen in der bichte also sprechen: 

Ich han dufel angebedt ader eyn unvernunfftig crea- 
ture als son, mane J ), planeten ader gestirne adder 
aptgodde. Ich han drij godde angebedt. Unde: 
Abraham tres vidit et unum adoravit 2 ). 

Unde in collecta de sancta Trinitate 3 ) dicitur: Et in potencia 
majestatis adorare unitatem etc., adoracione latrie etc. Ich han 
unser lieben frauwen verheyßen 4 ) und gelobt zu beden, ader den 
lieben heyligen, und han das nit volnbracht. Want 5 ) unser lieben 
frauwen kan man dabij nit zuvil gebeden. Quia omne verum 
vero consonat, ymmo est adoranda adoracione dulia etc. Sed 
an illa consequencia sit bona: Maria est adoranda adoracione 
dulia etc., ergo adoranda, pertinet ad scolas etc. 6 ). 

Saltu anbeden. 

Ich kan myn gebedt nit: Pater noster, Ave Maria ader 
myn horas 7 ). Ich versten das Pater noster nit. Ich han myn 
büß ader zijt 8 ) underwegen gelaißen. Ich han nit andechtiglichen 
gebedt — darumb sprichet das wort anbeden an, das ist: andech- 

*) Sonne, Mond. 

*) Aus dem Responsorium der 2. Lektion in der Matutin am Sonntag 
Quinquagesima; vgl. auch Gen. 18, 2 ff. 

Collecta, liturgisches Gebet zur hh. Dreifaltigkeit. Bei der Adoratio 
wird unterschieden der cultus latriae (Gott), hyperduliae (Maria) und duliae 
(Heilige); der erstere kommt Gott allein zu. 

4 ) verheißen — versprochen. & ) want = denn. 

6 ) Die Untersuchung, an illa consequentia (Consequenz) etc., gehört in 
die gelehrte Erörterung der Schule. 

7 ) horas, seil, canonicas, das Brevier der Geistlichkeit. Gewisse For¬ 
meln, wie das Pater noster und Ave, nicht auswendig wissen, galt als Sönde. 

*) zijt - Tagzeiten, Chorgebet. 


Eyu got: 


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B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene 


25 


tiglichen beden —, nit geknyet, als man preces ') in der fasten 
[betete] etc., myn messe gelesen versumelichen etc., nit die war- 
heyt han geprediget etc. 

Glauben. 

Ich weiß nit, waß der glaub ader die zwolff stuck des 
glaubens sint. Ich han mich bekümmert mit Unglauben, segen 
an minen äugen vor die krangheyt 2 ), keccery, anruffen den bö¬ 
sen geyst, || gluckes werter 3 ), wollt, briefftragen 4 ), warsagen *r 
und in andern großen zauberniße und verboden wercken von 
der heyligen kirchen. Ich han verleucket des cristlichen glaubens. 
Item czaubern ist widder den artikel des glaubens zu dern er¬ 
sten male: ich gleub in got, und zum andern widder den ar¬ 
tikel: ich gleub die heylige kristliche kirche, wan die heylige 
kristliche kyrche wirt regeret von dem heyligen geyst und ridt 3 ) 
und prediget uß der heyligen schrifft, die beslossen ist in der 
heyligen kyrchen sicut contentum in continente, als der wyn 
in dem faß, und die heylige kirche ist dyn muter; darumb bistu 
bij eyner dotsunde yre schuldig gehorsame zu syn, solich werck 
und Unglauben underwegen zu laßen. Item, abe' ; ) ich zu vil 
ader zu wenig gegleubet hette, dan eyn kristenmentsche sal, 
[das] were mir leyt etc. 

Liephan über alle creature. 

Ich weyß nit, warumb ich yne sal liephan über alle creature, 
als zum ersten, das ich von yme gnediglichen han sele und 
lijp. krafft und macht und alles gut, wijsheyt, klugheyt etc., 
sehen, hören, riechen etc., und an 7 ) sin crafft und uffenthaldunge 

*) Gewisse Gebete im Brevier sollen knieend verrichtet werden. 

*) Ich habe mich abgegeben mit un- und abergläubischen Dingen, z. B. 
mit Segensprechen gegen Augenkrankheit. 

8 ) Zauberformeln, Segenssprücbe. 

4 ) Der mittelniederdeutsche Katechismus (Handschrift des 14.—15. Jahr¬ 
hunderts) in Zeitschrift für deutsche Philologie XIII 27 kennt als Sünde gegen 
das 1. Gebot: „karakteren, efte Schrift by sik to dreghende“. Geffcken I 55 
schreibt: «Ähnlich wie Herolt, hat Nider ein ganzes Register von abergläu¬ 
bischen Dingen; er verweilt besonders bei zauberischen Amuletten mit teils 
heiligen, teils teuflischen Schriftzeichen und Charakteren, die wir als Briefe 
mehrfach antreffen“. 

6 ) ridt, wohl — redt, redet. 

r 'i abe ----- ob. 7 ) an ohne. 


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26 


I. Wolfla Beichtbtichlein. 


nit eyn augenblick mocht leben, und er mir vil ynniger und neher 
ist, dan ich mir selbest byn. Enter prudenter deus est ubique 
sapienter. Omne datum Optimum et omne donum perfectum etc.*). 

Zum andern male, das got der here den hymmel, son, 
mane, planeten und das gestirne hat geschaffen von mynen und 
des mentschen wegen, das die selben durch yre bewegunge, 
liecht und infloh temperern -) die materien des mentschen, daz 
sie enphenglichen sij der sele und yre vereyniget sij. Homo ge- 
nerat hominem et sol. Die egenanten schicken und machen daz 
ertrich, das sie 3 ) enphenglich sij der frucht, die sie uns brenget 
uh yre 4 ). Celum agit in illa inferiora triplici instrumento: motu, 
lumine et influencia etc. 

Zum dritten male, das er die vier elementen: fuer, lufft, 
wasser und die erde, hat er geschaffen von mynen wegen. Das 
fuer, das ich damit siede, temperiere und mache myn spijse, das sie 
mir beqweme sij und sie verdauwen möge und nit davon sterbe etc. 
Durch das fuer temperirt und macht der mentsche golt, 
sylber, ysen, stale, kopper etc., doppen, hefen und kroge etc., 
und mancherley gezucke 5 ), das er sich gebruchet in sinem leben. 
Wo der mentsche || das fuer nit hette, so erfröre er in dem 
winter etc. Die lufft, das er dadurch erkult 6 ) und erquicket 
werde bij sinem hertzen. Wo der mentsche nit frysche lufft hyn- 
inczoge zu synem hertzen 7 ), so neine die natürlich hicze uber- 
hant, das der mentsche ersticket. Die lufft brenget regen und 
wasser, dadurch ecker, garten und wissen werden den mentschen 
fruchtbar etc. Wasser zu sieden und zu drincken, zu reynigen und 
weschen, sust 8 ) der mentsche erstuncke und verdürbe ym unflade 
und kot. Das wasser macht das gancz ertrich fruchtbar. Das 
wasser brenget den mentschen zu eyner erquickunge^und spifiunge 
salmen, hering, hecht, barben, krebß und ander fyschwerck etc. 
Die erde brenget dir körn, weyß, gersten, haflfern, erbeyßen 3 ), 
lynsen und aller ander frucht, eppele, bieren, nuß, kirsen und 


! ) Jakobusbrief 1, 17. 

*) temperiren, beeinflussen. 

3 ) nämlich die Erde. 4 ) aus ihr — aus sich hervor. 

6 ) Töpfe. Häfen und Kröge und mancherlei Geräte (Werkzeug). 
ö ) abgekühlt. 7 ) hineinzöge ins Herz. N ) sonst. °) Erbsen. 


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B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene. 


27 


ander obb, Malmesij ! ) und wyn, ruben, krut, zwobeln und kno- 
belauch, peterseigen, laub und grab, hecken, studen 2 ), bäume und 
gemeyne liultz 8 ) etc. 

Zum vierden male die vernunfftige tyer 4 ): kohe, pherde, 
schaffe, swyne, enten, genbe und huner, und alle unvernunflflige tiere: 
wolflf, hunde, slangen etc. Pferde zu ackern und zu faren, zu riden 
und wandern etc. Von den koen hastu kese, mylch, bottern, 

ledder und fleisch etc. Die wolffe zu versteen [in] den geystlichen 
synne des ewangeliuuis, alb 5 ) der wolflf evn czuckende tyer 6 ) ist, 
afao ist der falsch prophete und der böse geyst etc.; und 

als die slange vergifftiget und todet den mentschen, also dut auch 
der böse geist etc. Die kruder zu essen ader zu artzenye etc. 
Aristotiles 7 ): Id quod deterius est, gracia melioris est etc. 

Zum funfften male, das er uns vor 8 ) liep hat gehabt 
und iczunt liep hat, mee dan wir uns selbst liephan, wan von 

dynen wegen durch syn lieb, die er zu dir hat gehabt, ist er 

komen vom hyminel und hat etc. syn sele bib in den dot geoppert. 
Nemo caritatem majorem etc. ft ). Item das er sich selbest dir zu 
eyner lecze 10 ) hat gelaben unter der gestalt des brodes zu eyner 
gedechtenisse der grosten liebe, wan u ) er dir daz höchste gut hat 
gela&en etc. Item das er dir selbst bereyt und gemacht hat das 
riche gotis, ab ferre ,2 ) du dich sin entphenglichen machst, dar 
ynnen beslossen ist alle subikeyt, honigsamikeyt etc. Venite, per- 
cipite regnum etc. 13 ). 

Zum sesten male, das er dyn schepper 14 ), erlober, be- 
warer und rechter oberster vater ist der gebürt, sorge zu be¬ 
schützen, spybunge und der ere; wo er den mentschen nit hette 
bewaret, der böse [Geist] hette yne lang enweck gefurte etc. l5 ). 

*) Maltnesy — Malwasier Wein. 

*) Stauden. 3 ) gewöhnliches Holz. 

4 ; Es werden unterschieden vernünftige Tiere d. i. zahme, und unver¬ 
nünftige d. i. wilde. & ) als = wie. 

G ) zuckende — reißende, Raubtier. Wölfe sind zu verstehen in geist¬ 
lichem Sinne; falsche Propheten sind wie reißende Tiere. 

7 ) Diese Form des Namens ist Wolff geläufig* *) zuvor. u ) Job. 15, 13. 

,0 ) Labung, Abschiedsmahl. n ) wan = denn. '*) sofern. 

ia ) Matth. 25, 84: Venite, . . . possidete . . . regnum etc. 

,4 ) Schöpfer. ,6 ) hätte ihn schon längst hinweggeführt. 


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28 


I. Wolffs Beichtbüchlein. 


Zum siebenden male, das er uns hat geboden, das wir 
yne liep han über alle creature und die werck der lieb sint yme 
behegelichen und angeneme etc. 

Zum achten male, wan er ist das ungeendet 1 ) gut und 
das ungeendet volkomen gut und das ungeendet beste, hubscht, 
lustig erberge gut etc. Eyn heller hastu liep, wan er ist gut; 
eyn engelisch noch lieber, wan er ist besser dan der heller; eyn 
tornoß nach vil lieber, wan er ist vil besser; eynen gülden 
nach vil inee lieber, wan er ist vil me besser; zehen gülden nach 
vil mee lieber etc. 3 ), und ye besser eyn ding ist, ye lieber nach 
diner rechten vernunfft du eß hast etc. Der allemechtige got ist 
das aller edelsten, hohste, lustig erwerdigest, volkommen, un¬ 
geendet gut. Darumb entliehen sal der mentsche liephan got über 
alle creature, wan er ist an entliehen*) besser, edler etc., dan die 
gantz wernt und alle creature. Das leret uns unser eygen vernunfft 
und die heylige schrifft. Item welcher mentsche heit die zehen ge- 
bodt, der mag und sal eyn gut getruwen han, er hab got liep 4 ) über 
alle creature und sal 5 ). 

Also sprich in der bicht, abe du schuldig bist: Ich han vater, 
muter, kindere, hußfrauwen ader rnyn narung kryne 6 ) ader mynen 
bulen lieber gehabt dan got, wan von yrer lieb wegen han ich über- 
dreden die gebot gotis. Ich han durch wolgefallen ader forcht der 
wernt verstentlichen gebrochen der gebode eyns. Ich han wider¬ 
sprochen siner lieplichen gütlichen ordenung 7 ). Ich byn ungedultig 
gewest widder sin liebe, als weren sine wercke ader verhengeniß 
über mich nit gerecht. Ich han in den wercken nit bewiset, das ich 
yne liephan über alle creature, als mit beden, fasten etc., und mit den 
sieben wercken der gotlichen barmhertzikeyt und indancken yme 


') unendlich. 

*) Man beachte die Steigerung: Heller, Englische, Tumose, ein Gul¬ 
den, zehn Gulden. Die Stadt Mainz hatte 1420 von Kaiser Sigismund das 
Recht erhalten, silberne Münzen, nämlich Heller, Englische zu 6 und Turnosen 
zu 12 Heller, schlagen zu lassen. Vgl. H. Ph. Cappe, Beschreibung der 
Mainzer Münzen des Mittelalters, Dresden 1856, S. 28. 

3 ) an entliehen = unendlich? 4 ) Das Vertrauen haben, daß er Gott liebe. 
ö ) Unvollständiger Satz? Oder ist „und sal“ ganz zu tilgen? 

6 ) vielleicht die für den Haushalt sorgende Katherine, d. h. Haus¬ 
hälterin; vgl. S. 20 Anm. 9. j Vorsehung. 


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B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene. 


29 

sines heyligen lidens, martel und blutvergiessens und alles gutes, 
das er mir gegeben hat. Ich han yne gehasset etc. 

Hoffen. 

Ich han die hotfenunge des ewigen heyles gesatzt entliehen 
in |! eynen heyligen ader in eyn creature. Quia spes venie, 
gracie et salutis ponenda est in solo deo. Psfalni. 83, 12]: Gra- 
ciam et gloriam dabit dominus. Ps[alm. 39, 5]: Sanctus vir, 
cujus est nomen dei spes ejus, et non respexit in vanitates et in- 
sanias falsas. Quamvis spes suffragii ponenda sit in sanctis, in 
quantum sunt amici dei, unde spes est certa expectacio eterne 
beatitudinis ex gracia dei et propriis meritis proveniens A ). Ich 
han mee hoffenunge gehabt zu mynen hubwirt etc. ader snode 
vergenglichen gut, dan zu dem allemechtigen gode. Ich han ver- 
zwifelt an gotis barmhertzikeyt. Ich han mich zuvil vermessen 
ader gebuwet ader gedruezt uff die barmhertzikeyt und han der 
gebot nit geacht und der gerechtikeyt gotis, wan die hoffenunge 
beslubet in yre volnbrengunge der gerechtikeyt und volnbrengunge 
der gebot, ut patet ex diffinicione, quia dicitur „et propriis me¬ 
ritis proveniens“, et hoc in habentibus usum racionis etc. cum 
directione scripsi etc. 

Dyenen. 

Ich byn mee und flibiger gewest zu dienen mynem fleysch, 
fremden mennern, frauwen, werntlichen herren, graften, fürsten etc. 
und der sundlichen wernt, dan dem allemechtigen gode; myne 
gut und leben han ich gewaget in yrem dienst etc. 

Und eren. 

Ich han nit alle myne wercke geendet yme in der vernunfft 
zu lobe und ere, sunder mee mir zu hoffart, ubermut etc. Da- 
rumb ich mir sie han heyme geschrieben und nit got dem hem, 
der mir sie gegeben hat. Ich han yne geuneret in dem, das ich 
yne wissentlich han genommen und entphangen in eyner dot- 
sunde. Ich han myn kogel ader hut nit abegezogen geyn yme, 
so ich in sine gotishub byn gangen ader nit nyddergeknyet 
mit beyden knyeen. Ich han sin heylige sacrament und kyrehen 

') Die Stelle von quamvis an ist Reflexion des Verfassers. 


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BO 


1. Wolffs Reichtbflchlein. 


geunert. Ich han geiinert sine heyligen, die jungfrauwe Maria etc., 
myn engel etc., und die bezeyche[n]t sint durch die geschnyczten, 
gemalten bylde etc. Ich han die frommen abegezogen von der 
ere und dinst gotes durch spotterij. Ich han von schäme wegen 
underwegen gelaßen, das ich yme nit zu ere byn nachgegangen, 
so man das sacrament hat getragen zu den krancken. Ich han 
myn kindere nit got zu dyenen, lobe und ere gezogen, sunder 
me der wernet zu eynem wolegefallen 1 ). Ich han yne geunert in 
ö r mynen kyn- || dere mit yren großen steden fluchen, sweren etc., 
danczen, speien, unkuscheyden etc. Item du geest und walst 
über zehen, czwentzig ader hundert mylen geyn Wormß, Eynsid- 
deln, Rome, Ache, zu dem fern sant Jacob etc. 2 ), und feilest 
nidder uff beyde knye und kust evn syden duchelin :i ) mit großer 
ynnikeyt und andacht, und schriest und hulest und als eyn nar 
und eyn esel, wan du knieest nit nydder geyn dem heyligen sa¬ 
crament und allemechtigen gote und dust kume 4 ) den hut abe etc. 
Item wir sollen eren die bylde der heyligen nit umb yre selbest 
willen, sunder darumb, wan so wir sie ansehen, so erzeygen wir 
ere den dingern, die durch soliche bylde betudet 5 ) synt nach ge- 
wonheyt der heyligen kyrchen. Anders were eß aptgotterij, wo 
man das bylde umb sinen selbest willen anbedt und gleubet, das 
eyn bylde, das da hübsche were ader hesselich, nuwe H ) ader alt, 
mee gnade hette, und in yme besluße etwaß ynnerlich gewalt 
ader gotheyt etc. 7 ). 

[2. Zweites Gebot] 

Und bij svnem narnen nit sweren. 

Und bij synem namen nit murmeln, blasphemern, geloben, 
fluchen, ader sweren. Ich han gemurmelt widder got: warumb 
gibt got eynem mentschen mee, dan dem andern; got kan nit 
offhoren mit dem gewidder; wie mag das got gelyden; wie han 

') sondern der Welt zu Gefallen. 

-) Gemeint sind Wallfahrten nach Worms mit seiner Liebfrauenkirche 
(hierüber s. F. Falk, Heiliges Mainz, Mainz 1817, 8. 66 ff.), Einsiedeln in der 
Schweiz, Rom, Aachen und St. Jakob in Spanien (Compostella). 

) Seidenes Tüchlein, wobei man an das Gewandotück eines Heiligen 
oder auch an das Veronikatuch zu St, Peter in Rom denken kann. *) kaum. 

; ’) bedeutet, angedeutet, vorgestellt. *) neu. 

7 ) d. h. in sich irgend welche magische Gewalt oder göttliche Kraft besäße. 


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ß. Beichtspiegel för Fortgeschrittene. 31 

ich daz umb got ader unser lieben frauwen verdienet etc. Blas- 
phemeren, daz ist lestern als: wo der meutsche got hette etwaß 
zugeleyt, das yme nit zuzulegen were; ader yme hette etwaß 
abegezogen *), das yme nit abezuczihen ist; ader eyner creature 
etwaß zugeschrieben, daz alleyn got zuzugeben ist; mochte der 
mentsche bychten etc. 

Geloben. 

Ich han got gelobniße gethan ader den heyligen und han 
sye nit gehalden. Ich han myne zemeliche 2 ) eyde gebrochen. 

Fluchen. 

Ich han geflucht: böse jare, smyt, knallen, dubel, febres, 
Anthonigesplage 3 ), hertzenknyten, pestilentze etc., und han got 
darzu genant und han eß yme gegunnet ader nit etc. Ich han 
vil geduffelt. Want wan eyner dufelt, das ist ußlegelichen als 
vil: der || dufel helff dir und nit unser herregot, und also ver- ö* 
decklichen nympt er got unnuczlichen in sinen mont *) ym fluchen. 

Sweren. 

Ich han eynen falschen eyd gethan und den bezuget mit 
gotes namen ader der heyligen ader evangelium. Ich han an 
not 5 ) wissentlichen gesworn in keuffen, verkeuffen und in an¬ 
dern minen sundelichen wercken: weyß eß wol, sij myn gezuck, 
eß ist also, du machst eß wol glauben, und han got ader unser 
lieben frauwen damit genant uß böser 6 ) gewonheyt, zorn ader mit 
vordachter vemunfft 7 ). Ich han werlichen gesprochen 8 ). Ich han 
[gesworn] bij den geliedern Christi, heubt, bucht, lunget, lebert etc. 
und han got darzu genant. Ich han versworen, gute wercke 
underwegen zu laßen ader eyn böse schedeliche wercke zu vuln« 
brengen. Synen namen han ich nit geheyliget, als ich dan dege- 
lich bede in dem Pater noster: „Geheyliget werde dyn name*. 

*) — entziehen. 

9 ) »zemelichen und geburlichen“ heißt es an anderer Stelle (s. unten 
Blatt 20 v ); deshalb hier: sieb geziemend, wie es sich geziemt, gehört, be¬ 
rechtigt ist, also nicht erzwungen. 

*) Antoniusplage. Antoniusfeuer, eine im Mittelalter häufig vorkommende 
Volkskrankheit, bei welcher die Glieder brandig wurden und abstarben. 

4 ) Mund. 6 ) ohne Not. G ) Im Original: böserer. 7 ) aus böser Ge T 
wohnheit, Zorn oder vorherbedachtor Absicht. *) beteuert, geschworen. 


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t. \V 0 lff 9 Beichtbüchlein. 


32 

In dem namen Jhesus han ich nit zu dem mynsten l ) gebeuget 
die knye des hertzen in mir und in mynen undertenigen; widder 
sin heylige wort des evangeliums han ich geredt. In diesen 
stucken han ich mich zehen, zwenczig ader hundert male etc. 
vergessen. Secze yme eyn zale, quia numerus aggravat. Item 
confessio debet esse nuda et discreta etc. 

Und synen namen nit ytel in den mont nemen. 

Das ist ytel, daz nit got dem herren zu lob und ere ist. 
Item eyn kynt, funff jare alt, swore, flucht, dufelt, furt der dufel 
utä dem schöbe und armen synes vaters mit libe und sele en- 
weck; forte anima intravit nach dem halbe abebrechen regnum 
celorum etc. -). 

[3. Drittes Gebot.] 

Fyertag fyer. 

Ich han verboden grob arbeyt gethan mit farn, mysten, 
hultz hawen, spynnen, nehen, mit keuffen und verkeuffen, dantzen, 
luten slagen zu dancz, ludern, speien und mit andern sundlichen 
wercken. Ich han nit messe gehört, predige und byn versume- 
lichen gewest an dem dinst des allemechtigen gotis. Ich han 
nit rue und leyt gehabt über myn sunde und mich mit yme ver- 
eyniget und versunet; darumb heybet der sontag sontag, daz ist: 
versunetag mit gode 3 ). Ich han myn begirde nit uffgezogen 
r zu dem || ewigen leben, sunder mee zu slaffen, zu danczen etc. 
Ich han myn fyere gebrochen mit den nunde fremde sunden 4 ) 
in mynen kyndern, eehalten und undertenigen mit heyben, raden, 
willen, smeychelung und zulauffen, deylhafftikeyt, swigen, nit 
widdersteen und nit offenbare[n], Eyn yglicher sage die heylige 
tage als: sontage, an san Peters tag ader unser lieben frauwen 
tag etc. 5 ), daran er gesundet ,r ) hat; wan 7 ) eyn fyertag ist gro- 


*) zum mindesten, wenigstens? 

-) Hier wird ein Fragezeichen zu d mketi sein. Ist etwa eines solchen 
Kindes Seele in den Himmel gekommen? 

3 ) Versöhnungstag mit Gott, wobei sune mit Versöhnen erklärt wird. 

4 ) mit den neun fremden Sünden. 

r ‘) Je größer also die kirchliche Bedeutung eines Tages ist, um so schwe¬ 
rer ist die Sünde, die an ihm geschieht. 
fi ) gesündigt 7 ) denn. 


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B. Beichtspiegel för Fortgeschrittene. 


33 

feer, dan der ander etc., und wie dick etc. Ich byn an dem 
wertage sundlichen mussig gangen. Unde cum directione potest 
elici regula a contrario sensu: Sicut propositum in proposito, sic 
oppositum in opposito etc. 

[4. Viertes Gebot.] 

Und in eren habe dyn eldern. 

Mynen lijplichen vater und muter han ich angefarn, übel 
zugesprochen, geflucht, geslagen, ader eyn willen han gehabt zu 
slagen. Ich byn yne ungehorsame gewest in den gotlichen wercken. 
Ich byn yne nit zu hulff körnen mit myner narunge und habe, 
so sye arm synt gewest. Ich han sie nit gehebet, gefuret und 
getragen, so sie blynt, siech ader krangk sint gewest. Ich han 
yne nit lieplichen und fruntlichen zugesprochen und sie lieplichen 
mit mynen Wörtern gedrost. Ich han sie versmehet und mich 
yre geschemt; mir hat gegruet uff sie 1 ). Ich han yne den doit 
gewonschet, daz mir ir gut werde, yre testament nit gehalten. 
Ich byn yne nit zu hulff körnen nach yrem tode in dem fege- 
fuer. Unde: Honor est exhibicio reverencie in signuin virtutis, et 
sic honorare est signa reverencie exhibere etc. Sic per oppo¬ 
situm inhonorare est etc. 

Item der babst, cardinele, byschoff, pherner und die priester 
synt dyne geystliche vetter 2 ) der geystlichen gebürt, sorge und eren. 
Wan sie deuffen dich, fyrmen dich, hören dich bycht, geben dir 
die höchste spise, Jhesum Christum, das heylige evangelium, heylge 
oley 3 ), lesen dir messe und han die heylige wijhunge und sint 
greber') unsers heren Jhesu Christi und synt an der stat Christi etc. 
Qui vos audit, me audit, et qui vos spernit, me spernit 5 ). Dar- 
umb sint sie dyn geystlich vetter der geystlichen gebürt mit der 
dauff und vetter der lere und spisunge und der sorge. Aristo- 
tiles VIII. Ethicorum: Pater est, qui dat esse rei, nutrimentum 
aut docunientum etc. ,i ). Ich han yne geflucht. Ich han nit geyn 

*) es hat mir gegraut, geekelt vor ihnen. 

* ) Väter. A ) Ölung. 

4 ) Vielleicht ist „geber“ zu lesen d. h. solche, welche dir den Erlöser 
geben, nämlich den Leib des Herrn in der Eucharistie. Oder sind „grebcn“ 
d. h. „Grafen“ gleich „Stellvertreter“ Christi gemeint? 

n ) Luk. 10, 16. ü ) Aristoteles, Eth. Nie. VIII 14 (Aristotelis Opera, 
ed. academia regia Borussica, 2 t., Berolini 1831, II 1162 ;i 

R**f.-gesch. Studien 11. Texte, lieft r: Falk, Heiehthiiehlein. 3 


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34 


I. Wolfis Beichtbüchlein. 


7 V yne an die kogel ader hut gegriffen , ). || Ich han yre lere 

und gebodt zuruck geschlagen etc. 

Ich han myn engel nit gecret etc. 

Die heylige cristliche kirche ist dyn muter der gebürt, sorge, 
spisunge, lere und der ere etc. Ich han nit geachtet uff den 
banne und han den gehanten luden zugekoßt 2 ). Ich han die 
fastetage gebrochen. Ich han in der fasten nit gebicht. Ich han 
sacrament nit eyns in dem jare entphangen etc. 

Der meyster, der dich gelert hat in dinen jungen tagen, ist 
dyn geistlich vater der lere und sorge etc. Ich byn yme fynt s ) 
gewest darumb, das er mich hat gehauwen etc. Diis, magistris 
et parentibus non potest reddi equivalens etc. Wiß, daz dir dyn 
meyster gibt die geistliche lere, die nit mag bezalt werden mit 
golde ader sylher etc. — quia ad hoc, quod aliqua eoniparantur 
ad invicem comparacione proprie dicta. requiritur, quod com- 
municent in materia 4 ) —,wan das geystlich ist vil edeler und besser, 
dan das lijplich. Uber zehen, zwenczig ader hundert jare, so 
kanstu noch schriben und lesen und vveyst, wie dich din meyster 
hat geleret. Aber das golt, sylber, das du yme hast gegeben, 
hat er in die deschen :> ) geleyt und balde widder ußgegeben umb 
holtz, wyn, fleysche etc. 

Item werntliche fürsten etc., burgermeynstere, raitheren, 
scheffen etc. sint din vetter der sorge und ere, wan sie sorgen 
vor lant und lüde und gancze gemeyne, daz die befriedent sij, das 
die portenbewaret sint, das die fynde nit hyninkomen, das 
keyner dem andern stele, morde ete. Ich byn yren geboden nit 
gehorsame gewest. Ich han widder sie gemurmelt. Ich han yre 
heymlicheyt 7 ) wollen wissen. Ich han myn hut nit abegezogen 
geyn yne etc. Ich han mich wiser geducht, dan sie etc. 

Item die armen alten lüde sint din vetter des alders und 
auch an der stat Christi, fch han gespotte der armen und der 

') sie nicht gegrüßt durch Ahnehmen der Kogel oder des Hutes. 

*) zugesprochen. a j Feind. 

4 ) Unten S. 38 wird jener Spruch wiederholt. Sein Sinn ist: Geistiges 
und Leibliches können nicht miteinander verglichen werden, weil es sich dabei 
um Dinge von ganz verschiedenem Wesen handelt. 

*') Taschen. fl ) Pforten, Stadttore. 7 ) Geheimnisse. 


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B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene. 


85 


blynden. Ich han sie nit geeret mit den sieben wercken der 
heyligen barmhertzikeyt: mit heymsuchen, spijsen, drencken, cley- 
den, erloßen, beherbergen und begraben nach mynem vermögen. 
Ich han sie angefarn und lang laßen sten vor myner dore. Ich 
wolt sie nit hören etc. Und sage wie dick etc. 

Vater, priester, heilige kyrche, burgermeyster, schulmeyster, 
arme lüde sint dy[n] eldem etc. und grijß gra und fremde lüde l ), 
die dich han erneret und gezogen, ere sie etc. Quia vitam habes 
ab eis, sis eis obediens; honora, quia doctrinam recepisti ab eis; 
ciba, quia de propriis te nutriverunt etc. 

[5. Fünftes Gebot.] 

Nyemant in tod slagen sin leben nymme 2 ). 

Ich han getodet widder got und recht uß nyd, haß ader 
von des gutes wegen vil mee, dan von der gereehtikeyt wegen. 
Ich han verraden in den dot mit heyßen, raden etc., mit vergifft. 
Ich byn eyn ursach gewest, das mir eyn kynt ist abegangen ader 
das ich nit entphangen han. Ich han mir abegebrochen 8 ) am lybe, 
daz ich must sterben. Ich han eyn willen gehabt, mich selbst zu 
doden. Mit ubereßen und uberdrincken byn ich eyn ursach ge¬ 
west, das ich byn kranck worden und villicht muß sterben. Ich 
han widder recht gekrieget, darynnen vil morderij ist geschehen. 
Ich han gehauwen, gestochen, gefangen widder recht. Ich har» 
minen nesten laßen hungers sterben. Quia septem opera miseri- 
cordie in necessitate sunt sub precepto 4 ). Ambrosfius]: Si non 
pavisti, occidisti. 

Sic et consimiliter de aliis. Ich han geystlichen getodet mit 
affterkosen : *), yme syn geystlich wolgerucht und wort von yme ge¬ 
todet ,; ). Quia bona fama hominis est vita hominis. Ich han 
nyd, haß, zorn getragen und fyndschafft, dadurch ich myn sele 
getodet han etc. Qui odit fratrem suum, homicida est 7 ). Und 

') altersgraue und fremde Leute; grijß (greis) dient zur Verstärkung 
von gra (grau). 

*) Niemandem durch Todschlag sein Leben nehme. *) Abbruch getan. 

4 ) Im Falle großer Not de9 Nächsten verpflichten die Werke der Barm¬ 
herzigkeit unter Sünde (sub praecepto). f> ) affterkosen — verleumden. 

c ) durch Ehrabschneiden, Verleumden um seine Ehre und seinen guten 
Namen {wolgerucht ~ guter Ruf [tierttchte!]) gebracht. m 1. Joh. 8, 15. 


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36 


I. Wolffs Beichtböcblein. 


sage wie dick. Ich han rnord gebedt 1 ). Notandum, si deus 
prohibuit effectum vel causatum, s[cilicet] morden, so hat er auch 
verboden alles das, dadurch yß geschieht, s[cilicet] omnes cau- 
sas productivas illius effectus, scilicet hauwen, stechen, steyn 
werffen, schieben, fahen, verrederij etc., zorn, nyd, haß, fynt- 
schafft etc. Quia, quiequid est causa cause, eciam est causa cau- 
sati. Et ex quo effectum prohibuit, ex consequenti eciam causas 
productivas effectus 2 ). G[h]ristus dicit dictum etc.: Quicumque occi- 
derit, reus est judicio etc., ego autem dico vobis: Omnis, qui irascitur 
fratri suo etc. 3 ). Item in der fyndschafft mag eyner alleyn eyn 
willen han, yme zu schaden an synem gut, so mag eß sin Wid¬ 
der das czehen[t] gebodt: Und fremde gut in diner begirde nit 
halt etc. 

[6. Sechstes Gebot ] 

Und unkusche werck nit volnbrenge. 

Mit gemeyne frauwen, jungfrauwen genodiget ader mit yrem 
willen, mit geystlichen personen, closterfrauwen, priestern ader 
mit minen frunden ader eebrechen ader sust etc. in der ee. In 
der heymlichen krangheyt der frauwen, in dem kintbette, in den 
heyligen gecziden 4 ) han ich iß an sie gebracht. An den gewich- 
v ten steden 5 ). || Ich han nit eyn gotlich meynunge gehabt 

als von der gebürt wegen, erczenye, ader das ich yme das syn 
gebe und bezalen, sunder zuvil lust han gehabt etc. Paulus: 
Qui habent uxores, sint tanquam non habentes Item nit recht 
ordenclichen natürlichen etc. Item mit dreumen in dem slaff. 
Und sage wie dick 7 ) zuchtiglichen und gruntlichen, das dich der 
priester clerlichen versteen möge. Item mit grijfen, sehen etc. 
ader mit den nun fremden sunden: hastu eß geheyßen, darzu 
geraden, gekoppelt, geherbergt etc. Sin 8 ) ytel dotsunde. Quia 
illud, quod deo displicet, nulli debet placere °). 

*) Über „Mort (mortem) beten“ d. h. beten, daß Gott jemanden möge ster¬ 
ben lassen, s. A. Franz, Die Messe im deutschen Mittelalter, Freiburg i. B. 
1902, S. 99 ff. 

*) Verboten ist der Totschlag und alles, was zum Totschlag führt. 

; ‘) Matth. 5, 21 f. 4 ) Zeiten. G ) geweihte Stätten (Kirchen, Fried¬ 
höfe). ß ) 1. Kor. 7, 29. 7 ) Im Original: deck. 8 ) wohl: sind. 

Dieser Satz wird unten S. 51 als pauliniscli angeführt. 


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B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene. 37 

[Siebentes Gebot.] 

Nyemant saltu stelen. 

Notandum: Furtum in proposito capitur generaliter, prout 
ita describitur: Furtum est usurpacio rei aliene invito domino. 
Stein ist eyn abestellung fremdes gutes von synen nehsten an *) 
sinen wolgefelligen willen widder got und recht. Darumb alles 
unrecht gut ist gestoln gut. Ich han gestoln iij oder x gülden etc., 
geraubet, gefunden gut, gewuchert offenlichen oder verdecklichen. 
Ich han gewonnen gut mit verkeuffen duwerer von borgens we¬ 
gen 2 ), dan ich eh hette können gegeben umb gereyt gelt *), zinse 
undergedruckt, czehen[t] nit gotlichen gegeben 4 ). Ich han nit be- 
zalt eynen, der nit weyß, daz ich ynie schuldig bin. Ich han 
mynen eehalden 5 ) yren sweyßlone abegebrochen. Ich han sie 
dick laßen darnach lauflfen und geen. Ich han sie nit vor under- 
gangk der son bezalt. Unde Moyses: Non morabitur opus mer- 
cenarii tui apud te usque mane 6 ). Ich han mynen nehsten nit 
snelle bezalt. Salomon: Ne dicas amioo tuo: vade et revertere 
et eras tibi dabo, cum statim possis dare 7 ). Ich han juddengut 
gekaufft 8 ). Ich han gut gewonnen mit dem schin des rechtes 
widder myne eygen vernunfft und wissen. Ich han gewonnen 
gut myt falsch gewichte, maß, margsteyn '•») etc. Ich han gut mit 
falscher, ungetruwer arbeyt gewonnen. Ich han gut mit speln 
gewonnen. Ich han den luden schaden gethan mit kruden, gra¬ 
ben 10 ), fyhe ader duben u ), myt geen, riden ader faren ader bur- 
nen 12 ). Ich han eym verkaufft eyn krangk phert vor eyn gesunt 
phert. Non enim, ut ait cancellarius Parisiensis l8 ), quia ego de- 
ceptus sum, alium decipere possum. Ich han golt vor messing 
gekaufft. Emptor tenetur ad || restitucionem. Ich han falsch #r 
moncze u ) gemacht. Ich han das recht zu lang verczogen, dadurch 

1 ) ohne. ') habe die Sache dem Borgenden teurer verkauft als dem, 

der bar bezahlt. 3 ) um bares Geld. 

4 ) gotlichen ist wohl nicht gleich „gutwillig“, sondern entweder gleich 
„in gottesfürchtiger Weise“ oder gleich „schicklich“. 5 ) Gesinde. 

6 ) Lev. 19, 13. 7 ) Sprüchw. 3. 28. 8 ) War es verboten, Besitz aus 

jüdischer Hand zu kaufen? 9 ) Markstein, Grenzstein zur Abgrenzung des 
Eigentums. 10 ) beim Kraut und Gras austuen. 

n ) Vieh oder Tauben. ,2 ) reiten, fahren oder brennen. 

1S ) Kanzler Johannes Gerson, gest. 1429. ,4 > Münze. 


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38 


1. Woltt’s Heichtbüclilein. 


eyner parthy schaden ist geschehen. Ich han eym uß eynem fal¬ 
schen orteyl schaden zugeczogen. Ich han uberflußig gut nit ge¬ 
geben durch gotis willen ader armen luden, der eß ist J ) — quia 
illud, quod superest, pauperum est — ,sunder ich han mich misse- 
gebrucht mit frauwen, danczen, stechen *) etc. Ich han geystliche 
gäbe kaufft oder verkaufft. Item das geystlich ist vil edeler und 
besser, dan das lijplich, darumb mag eß nit kaufft oder verkaufft 
werden umb das lijplich, darumb ist das lijplich fremde gut geyn 
dem geystlichen. Quia ad hoc, quod aliqua comparantur ad in- 
vicem comparacione proprie dicta, requiritur, quod communicent in 
materia 3 ), et eciam committitur furtum ex* diffinicione furti etc. 4 ). 
Qui non intrat in ovile etc., ille für est et latro etc. 5 ). Item 
notandum, quod in diffinicione furti qua dicilur: Furtum est 
usurpacio rei aliene etc., lij * ) usurpacio capitur large et genera¬ 
liter, prout extendit se ad omnem modum acquirendi illicitum rem 
alienam etc., s[cilicet] ad detencionem, spoliacionem, invencionem, 
detrac[t]ionem, contractionem etc. Item secundum doctorem Wencz, 
solempnem predicatorem 7 ), furtum est contrectacio i. [e.J hande- 
tunge rei aliene invito domino. Item stein ist abestellunge ader 
handclunge eyns andern gutes an s ) synen frylien, wolgefelligen 
willen widder gotlich recht. 

Correlarium: gefunden gut nit widdergeben etc., geraubet 
gut, gespelet gut etc., gewuchert gut, verbrant gut, verderbet 
gut etc. ist gestoln gut, ut patet ex diffinicione furti etc., et illa 
diffinicio convenit omni contento sub diffinito et facit ipsum diffi- 
nitum differre etc. et convertitur secum etc. 

[8. Achtes Gebot.] 

Und falsche geczugnisse nit geben. 

Ich han eyn falsche geczugniße gegeben mit liegen 0 ) an 
dem gericht. Ich han das recht felschlichen ußgesprochen. Ich 

') deren es ist — denen es zukommt. 2 ) Kitterstechen, Turnier. 

a ) Vgl. oben S. 34 neb9t Anm. 4. 4 ) Vgl. oben S. 37. 6 ) Joh. 10, 1. 

Das lij oder ly ist der in den mittelalterlichen Schulen gebräuchliche 
Ersatz für den im Lateinischen fehlenden Artikel; vgl. L. Schütz, Thomas- 
Lexikon, Paderborn 1881, S. 199 f. Man könnte seinen Sinn auch Ausdrücken 
durch Gänsefüßchen, also: „usurpatio“. 

7 ) Über diesen „gefeierten“ Prediger Wencz kann ich keine Auskunft 
erteilen. *) ohne. '') lügen. 


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B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene. 


39 


han dick gelogen und betrogen in keuffen und verkeuffen ader 
in andern wercken. Ich han felschlich aflftergekoßt 1 ). Ich han 
minen nehsten gemynnert syn gut lob 2 ) mit falscheyt der rede, 
yme boßheyt zugeleyt ader gemeret mit miner reddc. Ich han 
syn heymliche sunde vvidder die brüderliche lieb geoffenbart, yne 
zu smehen und zu sehenden. Ich han gesprochen, die guten 
werck, die er thu, voln- || brenge er in eyner bösen meynunge. 9 
Ich han verleucket des guten werckes mynes nehesten. Ich 
han sines guten wercks boßlich verswegen. Ich han mit my- 
nen oren falsch gezugnisse gegeben, indem das ich gern falsch ge¬ 
zugniße han gehört. Ich han groß dinge von mir gesayt, die an 
mir nit sint. Ich han glißenerij getrieben. Ich han geortelt an¬ 
der lüde an a ) recht. Ich han mich selbst gerecht gehalten ader 
gerumet und gelobet. Ich han eym lieplich zugekoset mit eym 
falschen hertzen. Ich han syn gespottet in siner gebrechlichkeyt, 
anfechtunge ader misselingunge, die yme villicht got in besunder 
liebe hait gegeben. Ich han eynen eyn narn oder doren 4 ) ge- 
heyßen, der doch villicht gotlich liebe und wisheyt hat in siner sele. 
Ich han die lüde hunde und kreden 5 ) etc. geheyßen, die doch 
vernünftige nientschen sint. Ich han die lüde beweget zu zorn, 
dadurch yre vernuntft gefelschet ist worden. Item mit minen 
spitzigen langen schusnebeln * ; ) han ich gegeben falsch gezugniße, 
als hette ich solich fuß und zehen etc. Ich han mit den cley- 
dern falsch gezugniße gegeben, indem das ich mich verstellet han 
an der fastnacht. Item Deutronomii 7 ): Die frauwen sollen nicht 
mannescleyder tragen, noch die menner mit nichts nicht frauwen- 
cleyder. Ergo peccatum mortale est, sic portare ad vanitates et 
nequicias etc. Ich han mich gefelschet mit ferben myne anczlicze *)• 
Ich han zweydrechtikeyt ader kriege gesellet 9 ), daruß vil falsheyt 
ist körnen, und secz eyn zale lft ). Ußer diesen dingen mercket 
der mentsche wol, das er nit falsch gezugniße sal geben noch 
mit gedencken ym hertzen, Worten ader wercken etc. lllud pre- 
ceptum transgreditur per detractores directe vel indirecte, occulte 


*) verleumdet. ’) seinen guten Namen, Leumund, gemindert, d. h. ihn 
herabgesetzt. 8 ) ohne. 4 ) Narren oder Toren. ß ) Kröten. °) Scbub- 
schnftbeln. 7 ) Deut. 22, 5, 8 ) schminken. °) gesttet 

"’) gib die Zahl an, wie oft es geschehen ist. 


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40 


I. Wolffs Beichtbüchlein. 


10r 


vel manifeste, detractionum libenter auditores, adulatores, susur- 
rones, orendreger, murmuratores, murmuler contra deum, superiores 
spirituales et seculares. Paulus: Neque murmuraveritis sicut qui- 
dam, et ceciderunt una die viginti tria milia hominum, quia mur- 
muraverunt contra Moysen et Aaron ') etc. Durch liegen wirt 
der meutsche verunglichet got, der warheyt, und verglichet dem 
dufel 1 2 ), der meyster und vatter aller logener ist, und todet sin 
edel sele. Os, quod mentitur, occidit animam 3 ) und kommet in 
die ewige verdampnisse. Perdes omnes, qui loquuntur men- 
daciurn 

(9. Neuntes Gebot] 

Eyns andern hußgenoß 5 б ) nit begeren salt. 

Ich han ym hertzen mit verhärten willen der vernunfft 
eynen ganczen willen gehabt, unkusch werck zu volnbringen und 
triben mit gemeyn frauwen, jungfrauwen, eeluden etc.; hette 
ich eh können volnbrengen, ich het eß gethan. Ich han die 
weint mee geforchtdarumb ich eß gelaißen han, dan got. Ich 
han mit verhärten willen vil unkuscher lust und gedenck 7 * ) ge¬ 
habt in mynem herczen nacht und dag und han sie nit ußge- 
slagen. Ich han mich hübsche*) gemacht zu sundlicher un¬ 
kuscher begirde geyn andern hußgenoßen. Ich han mit mynen 
ußwendigen synden 9 ): sehen, hören, riechen, tasten, zukosen, 
sinacken, umbfahung der arme, mit brieflfen ader bodden 10 ) etc. ge- 
leydet u ) und gezogen mich und andern personen zu unkuscher 
sundelicher begird. Mathei V [28]: Qui viderit mulierem ad 
concupiscendum eam, jain mechatus est eam in corde suo. Sic 
similiter de aliis sensibus omnibus exterioribus. Ich han tege- 
lichen gespijset die fleyschlich sundlich lieb mit sehen, zukosen etc. 


1 ) 1. Kor. 10, 8. 10. 

-i ) Durch Lügen wird der Mensch Gott, dei eiu Gott der Wahrheit ist, 

ungleich, und dem Teufel, dem Vater der Lüge, gleich. 

а ) Weish. 1, 11. 4 ) Ps. 5, 7. 

5 ) Wie Wolff den Ausdruck „Hausgenosse“ verstanden wissen will, 
s. unten S. 41. 

б ) Im Original steht: gefocht. 

7 ) Gedanken. *) hübsch. ") Sinnen. ,0 ) Boten. 

n ) verleitet, verführt. 


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B. Beichtspiegel für Fortgeschrittene. 


41 


ader mit cleyner gäbe, mit minen langen, spitzigen schu- 
snebeln J ), mit mynen geferbten krusen hare und schentlichen ver- 
hauwen nuwen cleydern 2 ) etc., die frauwen mit mynen schuelin, 
hare etc. Ich han vil lust gehabt in dem hertzen von der un- 
kuscheyt, die ich in mynen jungen tagen han volnbracht, und 
nit[gehabt] eyn missefallunge und smertzen, das ich gröb¬ 
lichen han gethan widder die ere myns hymmelschen vatters. 
Item eß ist zu wißen, das sich der mentsche vor den bösen ge¬ 
denken und anfechtunge des fleischs nit kan gehuden *), wati 
das fleisch ist geneyget und begert lange slaffen, ubereßen, uber- 
drincken, unkuscheyt etc. und zu eyner zijt mee dan zu der 
andern. Quia caro concupiscit adversus spiritum 5 ). In solichen 
ersten infallunge und gedencken*) dut der mentsche keyn tod* 
sunde; so er aber sinen fryhen willen der sele darzu gibt, so 
ist das gebot gebrochen und die todsunde volnbracht. Quia deus 
capit voluntatem pro facto, quoad genus peccati, quamvis non 
quoad gravitatem, quia gravius est peccare opere et voluntate 
quam sola voluntate. Item eß ist zu wißen, das vater, muter, 
knecht, mede, kynder, phafT, nun 7 ) und alles, daz ym huß lebet, 
ist hußgenoße, darumb get eß alle mentschen an: frauwen, mede, 
knecht etc. || Darumb saltu sprechen: „eyns andern hues- lOv 
genoße nit beger“, und nit sprech: „eyns andern hußfrauwe nit 
beger - ; anderß yß ging die frauwen und mede nit an, wari die 
mait begert nit eyns andern hußfrauwe, sunder eyns andern knecht 
ader paff etc. Primo libro Moysi xij. capitulo: Sicut patriarcha 
Abraham cum uxore sua valde pulchra Sara traxit zöget in Egyp¬ 
ten, dixit uxori: Tu es valde pulchra et Egypcii concupiscent te 
et me interficient; die ergo, quod sis soror mea, ut vivam. Et 
sic, postquam intraverunt, fuit significatum regi, qualiter quidam He- 
breus comparuisset cum Hebrea uxore valde pulchra. Rex Pharao 
misit post eos, et Abraham dixit, quod esset soror sua, et ipse 

*) Sch uh Schnäbeln. 

•) womit die aufgeschlitzten Kleider gemeint sind. 

3 ) Statt des im Original stehenden mt ist zu lesen nit; Sinn: und ich 
habe nicht gehabt Mißfallen . . . 

4 ) behüten, bewahren. & ) Gal. 5, 17. 

,: ) Es ist hier die Hede von den motus primoprimi. ') Nonne 


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42 


I. Wolffs Beichtbüchlein. 


ductus concupiscencia illicita, quamvis non ad opus luxurie de- 
ducta, punitus, quod in domo sua et tota provincia mulieres 
fiebant steriles. Et per angelum fuit sibi Pharaoni intimatunj, 
quod fuisset punitus propter illam malam concupiscenciam. Item 
Abraham dixit verum, quia fuit soror ipsius, eynthalben ex parte 
patris solum, quia illo tempore potuit ita fieri contractio propter 
augmentacionem fidei etc.*). 

[10. Zehntes Gebot | 

Und fremd gut in diner begirde nit halt. 

Ich han mit verhärten willen der vernunffl begert eyns 
andern gut, habe, sterck *), crafft, kunst, wijsheyt widder got und 
recht, das ist mit stelen, rauben, wuchern, fynden, speln, durch 
zu cleyn maiß, gewicht, mit zinse underzudrucken, durch begirde 
yne zu verderben, durch liegen, betriegen und mit ander be- 
scysserij. Ich han zuviel sorgfeldikeyt gehabt zum gude, da¬ 
durch ich gottes vergehen han und uberdreden syn gebot fier- 
tag ader eynen willen gehabt, die gebot zu brechen. Ich han 
mich understanden zu wißen und begrifen und durchgrunden :t ) 
die werck, orteyl und gericht des allemechtigen godis. Paulus: 
Non plus sapere quam oportet etc. 4 ). Ich han mich nit laißen 
genügen nach mynem stat 5 ), darumb ich gemurmelt han und in 
mir gesprochen: warumb hait der also vil und du also wenig. 
Ich han gut begert zu eynem bösen ende mich zu gebruchen 
als: zu eebrechen und stechen und tornyeren (J ) etc. und zu an¬ 
dern sundlichen wercken. Ich han myn uberig gut, das der ar¬ 
men mentschen ist, czu viel begert und geliebdt, daz ich nit al- 
musen han gegeben. Ich han in aller myner begirde und 
r sorgfeldikeyt nit zu dem ersten gesucht daß rieh gottes und syn 
gerechtikeyt, sunder mee der wernt ere in mynem hertzen. Ich 
han in myner begirde zum gude myn höchst ende gesaezt in daz 
selbige gut als der rieh, der syn huß, hoff, schuern gefolt 7 ) hatte 
und zu syner sele sprach: nu roe 3 ) und rast, lieb sele etc.; des 
sele die dufel zu nachts enwegfurten !< ). Item ich han eyn pru- 

’) Gen. 12, 10 ff. ? ) Stärke. :t ) ergründen. *) Köm. 12, 3. 6 ) Stand. 

8 ) Ritterstechen und Turnier mitmachen. 

7 ) gefüllt K ) ruhe. *) Über diesen Reichen 8. Luk. 12, 16—20. 


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C. Helehrung darüber, daß der Dekalog alle Arten von Sünden verbietet. 43 

nen l ) ader beneficium begert, des ich nit wirdig bin gewest von 
gebrechlicheyt der schrift 2 ) etc. 

[C. Belehrung darüber, daß der Dekalog 
alle Irten von Sünden verbietet.] 

[!.] Die zwolff artickel ader stuck des glaubens. 

Die zwolff artickel ader stuck des glaubens sint der glaub: 
Ich gleube in got vatter, almechtigen schepper hyemels und er¬ 
den, und in Jhesum Christum etc., den die cristenmentschen alle 
sprechen. Darumb heyßet derselb glaub die zwolff artikel ader 
stuck des glaubens, daz yne die zwolff jungem und aposteln 
stucklichen zu eyn gesaezt han 3 ). Die zwolff artikel des glaubens 
sint begriffen und ingesch[l]oßen in dem ersten gebode in dem wort 
„glauben“. lila scripta sufficiunt pro laicis et simplicibus 4 ), quia 
alia sunt symbola, ut svmbolum Athanasii: Quicunque vult sal- 
vus esse etc., et symbolum Nycenen[se], s[cilicet]: Credo in unum 
deum etc., ad quem tenentur sacerdotes. Similiter, quid diffini- 
tive sit fides, sfcilicet] substancia rerum sperandarum, argumentum 
non appareneium etc. Similiter, quid ex parte rei sit, prout 
distinguitur contra habitus intellectuales et alias virtutes theoloy- 
cales etc. Pertinet ad scholas fides acquisila, infusa, creata etc. 

|2.J Die rufenden sunde sint die funff: 

Wuchern, toden, rauben, stumme 5 ) und sweyßlone 1 ’) ab- 
schniden, die sint vor got in den hyemel ufschrien. Die sint 
widder die zehen gebodde clerlichen. Wuchern, rauben, schweiß- 
lon abebrechen sint widder daz gebot: Nyemant salt du stein. 
Stumme, daß ist die stummende sunde, sint verbodden öffentlich 
in dem eyn gebodde etc. 

*) Pfründe. ? ) d. i. aus Mangel an Kenntnissen (ex defectu literae). 

а ) Jeder Apostel hat nach einer alten Überlieferung je einen Artikel 
des nach ihnen benannten Glaubensbekenntnisses verfaßt; vgl. Wetzer und 
Welte’s Kirchenlexikon, 2. Aufl. von Hergenröther und Kaulen, V 676ff 

4 ) Für Ungelehrte und Laien genügt das apostolische Glaubensbekenntnis; 
die Priester müssen das Athanasianische und Nizänische kennen, wie auch die 
der Schaltheologie angehörenden Definitionen von fides, fides acquisita, infusa, 
virtutes theologicae. 

8 ) stumme d. i. sodomitische Sünde. 

б ) Tagelohn, seinen verdienten Lohn. 


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44 


I. Wolffs Beichtbüchlein. 


[3.] Die funff ufiwendige synde. 

Sehen, hören, riechen, schmacken, tasten. Mit dinen äugen 
syhest du, mit den oren hörest du, mit der nasen ruechest du, 
mit dem |) monde smackestu, mit dem lijbe tastu. Tasten 
beschlußet in yme *) griffen mit den lienden, geen, steen mit den 
fußen, und heißen mit den armen -) etc. Smacken beslußet 
in yme küssen etc. Die sint dem mentschen gegeben, daz der 
mentsche damit enphind und begriffe die geygenwirtigen dinger 
und dorch sinen frihen, verhärten willen mit der vernunfft zyehen 
und leyden die vorgenanten funff synne zu dem, das yme nucz 
ist zu dem ewigen leben, und zu fliehen das übel, das yme sehe- 
delichen ist zu der ewigen verdampniße. Item der mentsche, 
mit sinem willen furt er das phert durch den zaura den rechten 
wegk, also sal der mentsche furen den lichnam : *) und sin funff 
synde mit dem zäume der vernunfft den rechten wegk zu dem 
ewigen leben. Aristotiles: Sensus exteriores sunt dati ad prose- 
quendum utilia et conveniencia etc. et fugiendum etc. 4 ). Item hastu 
din gesicht unkuslich laßen schießen hyn und here 5 ) in andern 
personell, dadurch du und ander hußgenoßen sint ko men zu un- 
kuscher begird, ader sust schamper 6 ) gesehen, so dustu widder 
das ix. gebot: Eyns andern hußgenoße nit begern salt. Item 
syhestu am fyertage dantzen und körnest zu unkuscher begird, so 
dustu widder dasselb gebot und widder daz dritte: Fyertage 
fyer etc. Horestu nit predigen und messe an den sontag und 
an den andern fyertagen nit messe, se dustu widder das dritte: 
Fyertag fyern. Horestu gern affterkosen 7 ), die lüde beliegen 
und yre ere abesnyden, so ist eß widder daz acht gebot: Und 
falsch gezugnisse nit geben, und widder das funfft: Nyemant 
mit dot slagen sin leben nymme. Horstu gern unkusche worter 
und lieder, dadurch du kommest zu unkuscher begirde, so ist eß 
widder das ix. gebot. Grijfestu unzemliche, dadurch du körnest 

') schließt in sich ein. *) umarmen, um den Hals fassen. 

J ) nicht im heutigen Sinne * toter * Leib, sondern lebendiger Leib. 

4 ) Gemeint ist wohl die Stelle bei Aristoteles, De sensu et sensibili 1 
(1. c. 1 436 h 15— 17 ). wo aber zunächst nur vom Geschmackssinne die Rede ist. 

6 ) hin und her gehen lassen (im Original: laßien). 

6 ) schandbar, schändlich; oben S. 21 wird vom Essen gesagt: scheym- 
perlich. 7 ) verleumden. 


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C. Belehrung darüber, daß der Dekalog alle Arten von Sünden verbietet. 45 


zu unkuscher begirde ader unkuschen wereken; item umb- 
fehstu *) mit den armen, dadurch du bist verseret worden in der 
begird ader wereken, so dustu auch widder das nun[d]e ader das 
sehst etc. Grijfestu die worfele ym speie, dustu widder das x.: 
Eyns fremden gut nit begere etc. Desglichen ist eß mit den an¬ 
dern ußwendigen synnen: smacken mit der Zungen, küssen etc., 
riechen etc., gehen ader steen etc.; und also als eyn yglich 
mentsche dotlichen gesundet hait mit sinen funff sinden, hat er 
offenlichen, clerlichen ader ußlegelichen gesundet widder der 12 <■ 
zehen gebode eyns etc. 

[4.] Die syeben heubtsunde. 

Hoffart, gyczigkeyt, zorn und unkuscheyt, ubereßen, uber- 
drincken, nythaß 2 ) und aen gotes dinst dragheyt, sint widder die 
gebot Moysi der ewigen selikeyt. 

Hoffart 

ist uberwerffunge und eyn hohefart über sich selbest und das, das 
der mentsche ist. 

Zu dem ersten: ich han mir die gutheyt zu geschrieben, die 
ich han an mir als kunst, wyßheyt, clarheyt, sterck, craffl ader 
macht, als hette ich sye von mir selbest und nit got dem heren 
zu lobe und ere demutiglich, davon ich sye entphangen han. 
Also det lucifer der dufel und mercket nit, das er uß nicht ge¬ 
schaffen was, und das yme sine gäbe umbsost 3 ) gnediglichen ge¬ 
geben waren, darumb er mee got dem heren solt demutiglichen 
danckbar sine gewest, yne zu loben und eren. Paulus 4 ): Nam si 
quis estimat se aliquid esse, cum nichil sit, ipse se seducit etc. 
Eciam versus: Ex se pro meritis etc. *’). 

Zu dem andern male: ich han gancz gehalden in mynem 
hertzen, das ich alleyn han mit minem verdinsteniße alle myn 
gut tage, habe und gab, und nit mee uß der grundeloßen genade 
und barmherczikeyt gotis des heren. Unde: non nostris meritis, 
sed tua sanctissima gracia ad principium hujus diei etc. 

') umfängst, umarmst du. 

*) Neid, 9 . oben S 19 Anm. 4. a ) umsonst. 4 ) Gal. 6, 3. 

5 ) Ex se pro meritis falso plus omnibus inflant. Auf S. 46 ist dieser 
Vers vollständig zitiert. 


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46 


I. Wolffs Beichtbüchlein. 


Zu dem dritten male: ich han mich felschlichen uberworflen, 
in glibenerij mir heym zu ziehen lobe und ere, die in mir nit 
synt, underwilen von der gyczihkeyt wegen ader durch ander 
sach *), als durch unkuscheyt. Ader ich han die ytel ere in mich 
geseczt vor das oberst ende und gut. Ich han gerumet wollen 
werden in den sundlichen wercken. 

Zu dem vierden male: ich han myn nehsten versmehet 
und georteylt geyn den mentschen und got, alleyn ub merkung 
siner gebrechlicheyt, und mich hoch über yne erhebet in mir 
selbst, alleyn ub merkunge myner gutheyt. Also det der glibener, 
der sich selbest gerechtfertiget ub sinen guten wercken und merckt 
nit syn gebrechlicheyt, das er got hette gegeben die rechtferti- 
gunge, und merckt nit die guten gotlichen werck des offenbarn 
sunders als: grob rue -), leyt, smertzen des hertzen über syne 
12 v sunde, grob || schäme vor gode, starcken vorsacz nymmer zu 
sunden, grobe demutikeyt, groben vorsacze zu buben. Unde: Ex 
se pro meritis falso plus omnibus inflant 3 ). 

Ub den vier wysen und massen han ich vil dotsnndlicher 
dochter und werck geborne und volnbracht als: ungehorsamekeyt 
geyn mynen eldern und eygenwillikeyt, widdersprechung, kyffeln 4 ) 
und widderkyffeln, uffblösunge etc. Das alles ist widder das ge- 
bodt: In eren habe dyn eldern. Ub den vier wisen kompt 
kriegen, morderij, rauben etc. ader nuwe sundlich fyndunge 
der cleyder. Hoffart in yrem gründe ist widder die liebe gotis und 
lobe und ere. Also ist sie widder das gebodt: Eyn got saltu an- 
beden, glauben etc.— Paulus 5 ): Caritas non inflatur. non est am- 
biciosa -und [in] yren dochtern, esten ,: ) und wercken widder die 
andern gebodt etc. 

Gyczikeyi. 

Gyczykeyt, als sie ein dotsunden ist, so ist sye nichts an¬ 
ders dan stein und fremde gut begeren; darumb ist sie oflfenc- 
lichen widder das siebende gebodt: Nyemants nichts stein, und 
widder daz zehendo: Und fremde gut in diner begirde nit halt. 

‘) Ursache. 2 ) Heue. 

:l ) Kin Hexameter. 

4 ) keifen, schelten: vgl. oben S. IS Anm. 9. 

■') 1. Kor. 13. 4 f. *) Ästen. 


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C. Belehrung darüber,'daß der Dekalog alle Arten von Sünden verbietet. 47 

Unkuscheyt. 

Unkuscheyt ist offencliche und mercklichen widder die zwey 
gebode: Unkusche werck nit trybe. und widder das nunde: Eyns 
andern hußgenoßen nit begern salt; die verbiedent unkuscheyt. 

Eß ist zu mercken, das czweyerley unkuscheyt ist. Die erste ist 
unkuscheyt alleyn des herczen — jam mechatus est eam in corde 
suo *); — die ist verboden an dem nunde[n] gebode. Die ander un¬ 
kuscheyt ist unkuscheyt des libes und hertzen myt eyne 2 ); die 
ist verboden in dem sesten gebode: Unkusche wercke nit trijbe. 
Notandum, quod Christus dicit: Multa habeo vobis dicere, que 
modo non potestis portare; cum autem venerit spiritus veritatis, 
ille vos docebit omnem veritatem 8 ) etc. Modo omnes sancti 
doctores, scilicet Augustinus, Iheronimus etc.. Paulus, scri- 13 
bentes de preceptis decalogi dicunt, quod simplex fornicacio sit 
prohibita ibi: Non mechaberis, et sit peccatum mortale. Unde 
Veritas ait (Mathei XV [19]): Adulteria, fornicaciones, furta etc. 
illa sunt, que coinquinant hominem. Modo solum peccatum 
mortale coinquinat hominem, quia veniale stat cum caritate et 
veste nupciali. Item adolescencior filius 4 ) dissipavit omnia etc. 
luxuriöse vivendo etc. cum meretricibus; ergo Christus dicit forni- 
cacionem esse peccatum mortale etc. 

Dragheyt an gotis dinst. 

Dragheyt an gotes dinst uberdritte die gebodt. Hait eyner 
syn gebedt, büß, horas, messe willigliehen underwegen gelaßen 
ader nit recht gebedt ader nit nyddergeknyet mit beyden knyeen 
in der fasten, so er syn preces hat gesprochen, ader geyn dem 
sacrament, so hat er gethan widder das erste gebodt: Eyn got 
saltH anbeden etc. und eren. Ader hat er nit messe und predige 
gehört an dem sontag, so dut er widder das dritte gebodt: Fyer- 
tag fyer. Ader hait er lange geslaflfen an dem fyertage und 5 ) hait 
verleßlichen °) das ampt versumet, so ist eß widder: Fyertage fyer. 
Hat er syn fastetage verleßlichen zubrochen, so hat er getan 

') Matth. 5. 28. 

*) eines mit dem andern zusammen, also Unkeuschheit des Leibes und 
Herzens. ! ’) Joh. 16, 12 f. 

4 ) Der verlorene Sohn in der Parabel bei Luk. 15, 12 ff. 

5 ) Im Original: nne. G ) aus Naohlflssigkeit. 


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48 


1. Wolffs Beichtbüchlein. 


13v 


widder syn muier, die heylige cristelichen kyrche und widder das 
vierde gebodt: Und in eren habe dyne eldern. Ader mvlchspisc 
ader die stunde vorkomen mit dem essen *) etc. Ist der ment- 
sehe drege gewest geyn synen eldern, yne nit zu hulff ist kom¬ 
men mit der narunge ader sye nit gedrost ader geeret hait, so 
dut er widder das vierde gebodt: Und in eren habe din eldern. 
Ader so er nach svnem vermögen nit almuben gibt den armen 
mentschen, so ist eb auch widder das vierde gebodt und mag 
auch syn widder das syebende: Nyemant nit stelen. Bycht eyner 
in der fasten nit, so ist eb widder sin muter, die heylige kyrche, 
und widder das vierde gebodt. Komet eyner ub dragheyt in ver- 
czwifelunge an dem dinst gotis ader barmherczikeyt, so dut er 
Widder das wort des ersten gebots: Hoffen. Et sic de aliis 
modis accidie etc. 

Czorn. 

Ub bewegunge des zornes mit vordachtem 2 ) willen han ich 
eyn vorsacz gehabt, mynen nehsten schaden zuzuziehen widder 
recht an sinen eren, lob ader gut, und han das bewiset, das ich 
myn anczlicz han von yme gekeret. So ist eb widder das ge¬ 
bodt: Und fremde gut in diner begirde nit halt etc. Kerestu 
dyn anczlicz von yme, so stelestu eb von yme widder gotlich 
recht, so dustu widder das [Gebot]: Nyemant nit stein. Ader 
hastu yme übel zugesprochen ader mit yme gekyflfelt, so hastu 
getan widder das [Gebot]: Und bij sinem namen nit sweren, ader 
das [Gebot]: Falsch gezugnisse nit geben etc. Ich han yme 
schände, laster zugezogen, so ist eb widder das [Gebot]: Und 
falsche gezugnibe nit geben. Ich byn mit uffgebletem hertzen 
und geswollen gemute der byttern gedencken geyn yme getreden. 
Da ist zu wissen: nach dem als der mentsche eynen bösen willen 
hat gehabt, in derselbigen geswolst, yne zu toden ader beliegen 
ader yme schaden zuzucziehen widder got, so hat er widder das 
ader dib gebot getan etc. Ich han yne versmehet in dem zorn, 
das ist als vil: ich han yne böser gehalden dan mich, so er doch 
villicht in der genaden gotes ist gewest, und ich villicht in dot- 

') Man sündigt gegen die hl. Mutter Kirche, also gegen das vierte Gebot, 
wenn man das Kastengebot Übertritt, sei es durch den Genuß von Milchspeisen 
(L&ktizinien? Milch, Butter, Käse), sei es durch Essen zu ungehöriger Zeit. Vgl. hier¬ 
zu S. 21: so man nit zu rechter stunde isset ■) !m Original: verdachtem. 


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C. Belehrung darüber, daß der Dekalog alle Arten von Sünden verbietet. 49 


sunden. 80 ist eß widder das acht gebot: Und falsche gezug- 
niße saltu nit geben. Nolite judicare *) etc. Und nymmest das 
orteyl gotis, daz alleyn gotis ist, quia deus est scrutator cor- 
dium 2 ), und also stelestu in dem hertzen gotis orteyl, quia usur- 
pas tibi judicium dei, und: Nyemant nit stelen. Czorn ist widder 
die lieb gotis - - Paulus 8 ): Caritas non irritatur, non cogitat ma- 
lum etc. — und auch widder die liebe des nehsten in siner 
wirckunge und wercken. Die lieb des nehsten ist beslossen und 
ingeknopt in den lesten sieben geboden. 

Fyndschafft. 

Item nach dem, als du in eyner fyndschafft hast eynen wil¬ 
len, eyn zu toden ader yme das syn abenemen ader felschlichen 
syn ere abesnyden, so ist eh widder das ader diß gebodt ut causa 
productiva effectus modo; quicquid est causa cause, eciam est 
causa causati etc. 4 ). 

Nydhaß 5 ). 

Mit vordachtem müde han ich mynen nehsten genydet 6 ) 
und gehasset, das er besser gluck hat gehabt dan ich; so ist 
yß widder das gebot: Eyns andern gut nit begere. Item uh 
hah und nyd byn ich frolichen gewest, das yme übel ist gegan¬ 
gen, und ich hette yh an 7 ) mynen schaden wol mögen wenden. 
Item so ich yne hört loben, smertzen han ich in myner vernunfft 
entphangen. Item han yme syn ere abegesnydden uß nyd und 
haß ader schaden gethan etc. Die sunde ist widder das funfft 
gebodt: Und nyemant in tod slagen syn leben nymme etc. — qui 
odit fratrem suum, homicida est etc. *) —, und in yren wercken 
widder die andern gebode etc., als der zorn etc. 

Nydhaß uhlegunge: Nyd ist gutes vergunnen 1 ’) und ubels gun- 
nen. Haß ist yme zugeen und zusetzen zu schaden l0 ). 

Uberessen, uberdrincken. 

Ich han als groß lust in uberessen, uberdrincken gehabt, 
das ich mit vordachtem willen ewiglichen gern wolt also gelebt 

*) Matth. 7, 1. *) Weisheit 1, 6. *) 1. Kor. 13, 5. 

') Grundsatz wie oben S. 86. # ) Neid; s. oben S. 19 Anm. 4. ü ) beneidet. 

7 ) ohne. *j 1. Joh. 8, 15. “) mißgönnen. 10 ) ihm zusetzen, um 

ihm zu schaden; „ zugehen ‘ entspricht dem * zusetzen “. 

Ref.-gesch. Studien u. Texte, Heft 2: Falk. Beichtbücliiein. 4 


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14 r 



50 


I. Wolffa Beichfcbüchlein. 


han; so hastu gethan vvidder das erste gebot, das du got nit liep 
hast gehabt über alle creature. Quorum deus venter est l ). Ich 
han die Fasttage gebrochen. Item ich han nit zu rechter stunde 
gessen. Item ich han mylch gessen, so ich oley solt essen. 
Item ich byn am sontag fru zu der fullerie gangen, han myn 
messe, predige versumet; so hastu gethan widder das gebodt: 
Und in ereu habe din eldern, wan du bist ungehorsam gewest 
dyner muter, der heyligen kyrchen, ader widder das gebot: Fyer- 
tage fyer. Item ich han zuvil gessen, das ich eß nit verdauwen 
mochte; so dustu widder das gebodt: Nyemant toden, wan da¬ 
durch ist dyn persone geswecht und gekrencket worden. Ich han 
zuvil köstliche spise gessen nach mynen stat; so ist eß widder 
v das gebot: Nit stein. Ich byn williclichen druncken || wor¬ 
den, dadurch myn vernunfft geswecht ist worden und geblendet: 
das mag sin widder das gebot: Nyemant in dot slagen sin leben 
nymme, wan der sele wirt durch die drunckenheyt getodet yre 
recht gedieht 2 ) und orteyl, das der mentsch kompt zu sweren, 
unkuscheyt, morden etc. Eß ist zu wissen, das uberessen ist 
als vil: über sin stat essen 3 ). Uberessen ist über syn complexien 
essen. Uberessen, über, das ist über das gebot essen. Uber¬ 
essen, daz ist uberig und zuvil lust han ym essen etc. Sic pa- 
riformiter also mag man lichtlichen ußlegen das wort uber- 
drincken etc. Uberessen, über, daz ist zuvil essen, dadurch 
ich myn arbeit nit mag volnbrengen etc. Uberessen, über, das 
ist uberig, zuvil, gyrigk und hiczliche essen, als kund und mocht 
ich nit vol werden etc. 

[5.J Die nun fremde sunde. 

Heyßen, raden, willen, smeychelunge und zulauffen, deyl- 
hafftikeyt, swigen, nit widdersteen und nit offenbaren: die sunde 
sint die nune fremde. 

Heyßen ist als vil, das eyner den andern gebudet 4 ) und 
heyßet übel thun. Raden das ist, das eyner synen bruder eyn 
sundlichen bösen rait gibt. Willen, das eyner ym hertzen si- 
nen willen darzu gibt, das sin nehster sundet, ader in dem 
hertzen gern sijhet, daz sin underteniger übel dut. Smeyche- 

l ) Phil. 3, 19. 2 ) ihr richtiges Denken, überlegen. ;, j Hierzu und 

zu dem Folgenden vgl. oben S. 21. *) gebietet. 


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C. Belehrung darüber, daß der Dekalog alle Arten von Sünden verbietet. 51 


lung das ist, da/ eyner mit smeychelerye , liebekosunge 
ader zublasung den andern zucht l ) zu sunden ader stercket in 
sunden. Zulauffen, daz eyner mitleufft zu sunden ader leßt 
die bösen, als morder, reuber, eebrecher etc., lauffen in sin huß, 
sie zu herbergen etc. Deylhafftikeyt, das eyner eyn Ion 
ader deyl nympt von bösen und leßt yß thun. Swigen, das 
eyner swiget, so syne undertenigen sunden. Nit widdersteen 
das ist, das er synen undertenigen nit weret und vviddersteet, so 
sie widder die ere gotis thun. Nit offenbarn das ist, das er 
eß nit offenbart und yrne nit saget, das yß sunde ist, ader der 
kyrchen nit saget nach bequemer wise und gelegenheyt etc. 

Die nune fremde sunde sint widder die zehen gebot; heyßet 
eyner den andern am sontag holtz hau wen, danczen etc., so ist 
eß widder || das dritt gebot; Fyertag fyer. Ader heyßet er l 
morden, so ist yß widder das funffte: Nyemant in tod slahen etc. 
Also ist eß myt den andern: raden, gibt er rat zu stein, rauben, 
morden, eebrechen etc. Also ist yß auch mit dem willen, quia 
deus capit voluntatem pro facto quoad genus peccati, quam vis 
non quoad gravitatem. Paulus 2 ): Id quod deo displicet, nulli de- 
bet placere. Item eß ist zu wissen, wo eyn hußvater hieß syn 
mayd ader gesynne stein, morden, unkuschen ader ander dot- 
sunde volnbrengen, die offenlichen und clerlichen weren widder 
die gebode des allemeehtigen gotis, sie solden eß nit thun, 
wan man muß mee gehorsame syn dem allemeehtigen gode dan 
den mentschen. Paulus: Oportet deo plus obedire quam homini- 
bus 3 ). Eß ist zu wissen, so eyn persone det etwaß widder dy- 
nen lijplichen vater, das widder syn ere were, yß det dir gar 
ande 4 ), und du lijdest «ß nit. Vil me sollen wir eyn missefallen 
han über unsern bruder, so er bricht die gebode unsers obersten 
vaters und sollen eß auch nit lijden, sunder wir sollen yne darumb 
straffen. Unde correctio fraterna pro convenienti tempore et hora 
etc. cadit sub precepto. Jd quod deo displicet, nulli debet placere 5 ). 
Darumb dusent und aberdusent sunde werden volnbracht durch 
die nun fremde sunde, die nummermee gebicht werden etc. Eß 
ist zu wissen, wan dich dyn vater etwaß heyßet und gebudet 


l ) zieht, verleitet. 
’) Apostel gesch. 5, 29. 


2 ) Diese Stelle ist nicht paulinisch; vgl. oben S. 36. 
4 ) es bereitete dir viel Ärger. ß ) Vgl. die Anm. 2. 

4 * 


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52 


I. Wolffs Bejchtbüchlein. 


dir dasselbige zemlich l ) zu thun und volnbrengen, so du eß nit 
dust, so unerstu 2 ) yne und versmehest yne, wan du wilt sinen 
willen nit volnbrengen. Also ist eß auch mit eynem yeglichen 
mentschen, das da bricht die gebot gotis des herren, des obersten 
vaters, der dut widder syn ere und glorien, wan er uneret und ver- 
smehet yne in dem, clas er syn gebodt und willen zurucke siecht 3 ). 

[6.] Die sechß sunde in den heyligen geyst. 

Verzwifelunge, druczunge, hessig vergun[n]unge und widder- 
strydunge, verhartunge und nicht vorseczunge zu büßen: die 
sechß synt in den heyligen geyst sunde. 

Ußlegunge: Verzwifelunge, das ist, das eyner verzwifelt 
an der barmhertzikeyt gotis. Druczung, das eyner zuvil druczt uff 
die barmhertfzjikeyt gotis als die, die uß eygener boßheit sprechen: 
der hymmel ist gemacht nit den unvernünftigen tyern, und wol¬ 
len nichts geben uff die gerechtikeyt gotis und uff syn gebot 
ader ewangelium. Hessig vergunnung, das ist hessig vergun- 
nunge der gütlichen brüderlichen gnaden uß eygener boßheyt, als 
etlich mentschen sint so böse, das sie yedermenlichen vergunnen 
der gütlichen gäbe. Widderstrydünge, das ist uß boßheyt 
widderstryden und widdersprechen der erkanten warheyt, als vil 
Juden erkanten die myrackel, wonderzeychen und warheyt Christi, 
noch uß yrer eygener boßheyt widderstriden sie der warheyt. 
Also thun vil böser Cristen, die die erkanten warheyt des ewan- 
geliums ader der heyligen schrifft uß boßheyt verkeren etc. ader 
widdersprechen etc. Verhartunge ist, das eyner uß boßheyt 
verhart und vorstockt ist in sinen sunden und wil sich nit laßen 
leren und underwisen. Nicht vorsetzunge zu büßen ist, das 
eyner uß boßheyt nit gleubet, das da sij nach diesem leben das 
ewige 4 ) leben. Darumb uß siner boßheyt hat er keynen willen 
und vorsacze, syn sunde zu büßen. 

Da ist zu merken, das die sunde in den heyligen geyst sint 
große totsunde und synt auch offenlicbe ader ußlegelichen Wid¬ 
der die zehen gebode, zuvoran widder das erste, Widdern glauben, 
hoffen, liebe ader gerechtikeyt gotis, die da stecket in dem wort 
hoffen etc. — quia spes est certa expectacio etc. — et propriis me- 

*) ziemlich, gebührlich. 2 ) vernnehrst du. n ) zurückschlägt, hint- 
ansetzt. 4 ) Im Original: ewigen. 


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C. Belehrung darüber, daß der Dekalog alle Arten von Sünden verbietet. 58 

ritis etc. In lij*) propriis meritis tangitur justicia, quia spes pro 
objecto habet justiciam. Also verzwifelunge ist widder das 
wort hoffen, wan der, der verzwifelt, hat keynen hoffen zu gode. 
Druczunge ist auch widder das wort hoffen, wan der mentsche 
hofft, der eyn gut gewisse beharrunge hat uh der gnade gotis und 
synes verdinstnifie zu dem ewigen leben. Nu der da druczt uff 
die barnihertzikeyt, übet sich nit in dem dinst gotis. Hessig 
vergunnunge ist widder das gebodt: Nyemant saltu toden. Item 
widderstrydünge der erkanten warheyt ist widder die ere 
des heyligen geystes und ere gotis. Quia omnis veritas, a quo- 
cunque || dicatur, a spiritu sancto est 2 ). Also ist sie widder das I6 r 
erste gebot. Item verhartunge in sunden: ist eyner verhart in 
unkuscheyt, so ist eß widder das gebot: Unkusche werck nit 
trybe. Ader ist verhart in inorderij, stein, rauben etc., so ist eß 
widder das ader diß gebot und mag auch syn widder sine muter 
die heylige kyrch, das er sich nit mit der lere leßt weychen und 
wisen von sunden etc. Item nit vorseczen zu büßen ist 
Widdern glauben und widder syn prelaten und pherner, das er 
yne nit gehorsame ist etc. 

[7.] Die sieben lijplichen wercke der heyligen 
har mhertzikeyt. 

Heymsuchen, spisen, drencken, cleyden, erloßen, beherbergen 
un begraben. 

Die sieben werck der heyligen barnihertzikeyt furen den 
mentschen in die ewigen selikeyt. 

Ußlegunge: Heymsuchen, das ist, so man die armen und 
krangken etc. sucht und zu yne geet etc.; wan was man yne dut, 
das dut man Christo dem herren, und sie synt auch unser eldern, 
und was der mentsche zuvil hat nach synem stat, ist der ar¬ 
men. Id quod superest, pauperum est 3 ). Darumb ist er schul¬ 
dig, den armen dazselbigen uberige zuvoran zu geben; anders 4 ) 
er stelet yß von yne und det widder das gebodt: Und nyemant 
nit stein. Erzeyget er sie 5 ) in höchsten noden nit, so zuge eß sich 
widder das geboyd: Nyemant saltu toden. Ambrosius 6 ): Si non 
pavisti, occidisti etc. Et sic de aliis. 

') Vgl. oben S. 88 Anm. 6. 2 ) Dieser Ausspruch ist nicht biblisch. 3 ) Vgl. 

oben S. 88. 4 ) andernfalls. 6 ) die Barmherzigkeit* * 5 ) Vgl. oben S. 35. 


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54 


1. Woltf» Heichtbücblein. 


16 v 


|8.] Die sieben heyligen saerament. 

Dauff, fyrmunge, bycht, hymmelspyse, oleum, ee, priester- 
schafft habe heylig. 

Ußlegunge: Da uff ist das heylige saerament der dauff. 
Fyrmung ist die fyrmelunge, damit man die Cristen fyrmet etc. 
Hymmelspise ist das lebendig brot, Jhesus Christus under der 
gestalt des brodes, das vom hymmel ist kommen etc. In der 
dauflf ist dir abegenommen die erbsunde und yngegossen schicklich 
glaube, liebe gotis, und hoffenung. Hastu des missebrucht dich 
zu abeglauben l ) ader ungeeret, so dustu widder das erste gebot. 
Item der mentsche dut vil sunde uß swacheit; darumb durch die 
fyrmung wirt er gefestiget und gestercket in den vorschrieben 
dogenden. Bistu abetrunig worden am glauben etc., ader hastu 
eß versmehet, so dustu widder das erste gebodt. Item bychtestu 
nit recht, so dustu widder din muter, die heylige kyrehe, und widder 
die lieb und ere gotis, wan die bycht ist eyn artzenye widder die 
volnbrachten dotsunde. Item hymmelspyse ist got selber, wäre got 
und mentsche, das da ist eyn artzenye der obersten höchsten 
liebe, das den mentschen gegeben ist widder die sunde der boß- 
heyt. Haistu das heylige saerament geunert, das du eß hast 
entphangen in eyner dotsunde, hastu gröblich gesundet widder 
das wort „eren“. So du got hynuss an die straße wurffest in 
das kott, eß were eyn grusamlich, groß, erschrecklich sunde. Also 
dustu, so du yne nymmest wissentlich in eyner dotsunde in dyn 
usseczig, ubelriechen und stinckenden hertz. Durch das heylge 
oleum werden dir abegenommen die degelichen sunde, und die 
na[i]gunge uß der bösen gewonheyt zu den sunden wirt geswecht 
und der mentsche entezunt 2 ) zu begeren das ewigen leben, und 
der wegk zu der ewigen selikeyt wirt bereyt, und hilfet dem 
mentschen zu dem lijplichen leben als ferre 3 ), als yme die lijp- 
lichen gesuntheyt nit schedenlichen ist zu der ewigen verdampniße 
etc. Hastu eynen abeglauben 1 gehabt, so du eß nymst, daz du 
desteree 4 ) sterbest, ader ander abeglauben, so dustu widder das 
erste gebot: Eyn got saltu anbeden, glauben etc., und widder das 
wort „glauben“ etc. Das heylge saerament der ee ist den 


') Aberglauben. ’i entzündet. *) insofern. 4 ) desto eher. 


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C. Belehrung darüber, daß der Dekalog alle Arten von Sünden verbietet. 55 

mentschen gegeben von got zu eyner artzenye vor eebrechen 
und || ander unkusche wercke und begire zu andern hußgnoßen. 17 r 
Und die gotliche meynunge dieß saeraments ist von der arczenye 
wegen gebürt 1 ), dadurch got der herre gelobet und geeret werde — 
Paulus: Qui habent uxores, sint tanquam non habentes-)—, ader 
von drostunge wegen ane alle betorunge des fleisches. Darumb, 
hastu eyn ander meynunge ader zuchst 3 ) dyn kinder der ee nit 
got zu lobe und ere, so dustu widder gotis meynung und syn 
ere und widder syn erste gebot. Das sich der mentsch nit möge 
entschuldigen uß unwissenheyt der sunde, sint yme die priester 
gegeben zu eyner artzenye widder die unwissenheyt der sunde, 
und das sie den mentschen leren und underwisen in der heyligen 
kyrchen an der stat Christi das heylige ewangelium und die hey- 
lige schrifft und deuffen, fyrmen, hören bychte, berychten 4 ), geben 
oleum, besließen die ee, lesen messe etc. Versmehestu sie, dustu 
widder das gebot: Und in ereil habe dyn eldern. Qui vos audit, 
me audit; qui vos spernit, me spernit etc. 

[9.] Die acht selikeit. 

Armut ym geyst, senfftmudikeyt, beweynunge und hungerig 
begire zu der gotlichen gerechtikeyt, des hertzen revnigkeyt, barm- 
hertzikeyt, frydsamkeyt und liden verfolgunge durch gotis ge¬ 
rechtikeyt: das synt die achte selikeyt. 

Ußlegunge: Die erste, armut ym geyst, daz ist willigarmut 
ym geyst uß vernicht G ) zu scheczen wegen werntlicher habe, ere und 
gut geyn yme selbest durch gotis willen, als die lieben apostelen und 
zwolff boden 7 ) hatten. Die ander, sanfftmudikeyt, daz ist gantze 
sanffitmudikeyt uß underdruckunge der bewegunge des zornes myt dem 
gesetz der vernunfft. Die dritte, beweynunge, das ist, andechtig 
willig bew[e]ynunge uß inhitziglicher begire der ewigen selikeyt über 
syn und sines nehsten sunde und snode 8 ) zu schetzen der wernt- 
lichen freude. || Die vierde, hungerig begirde zu der gotlichen l<v 
gerechtikeyt, das ist inhiczig, snelle, hungerig begire zu der 

*) Gott soll durch die Geburt der Kinder verherrlicht werden. *) 1. Kor. 

7, 29. s ) zeugest. *) berichten = einem Schwerkranken die heil. Sterbe¬ 
sakramente spenden; dieser Ausdruck (heute: providiren, Provision) kommt noch 
ira 16. Jahrhundert vor. f ') Luk. 10, 16. * ; ) für nichts. 7 ) Im Original : 

baden. 8 ) schnöde = gering. 


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56 


I. Wolffs Beichtbüchlein. 


gütlichen gerechtikeyt zu geben und thun. Die funfft, barm- 
herczikeyt, daz ist barmhertzikeyt über die gebrechlickeyt synes 
nehsten als syns selbst 1 ). Die sechst, des hertzen reynig- 
keyt, das ist hohe erclar[t]heyt und reynikeyt des hertzen uß be¬ 
sonder erluchtunge des gotlichen Hechtes und glanczes. Die sie- 
ben[d], frydsamkeyt, das ist gancz fridsamkeyt und ruheyt in 
gode von der starcken begirde wegen, die er zu gode hat. Die 
acht, liden Verfolgung durch gotis gerechtikeyt, das ist 
frolich, begyrlich gedultikeyt in der anfechtunge ader lijden durch 
die gotlich gerechtikeyt. 

[10.] Die sieben gaben des heyligen geystes 
ußzuschriben myt kurczern Wörtern, als sie dan underscheyden- 
lichen synt von den dryen gotlichen togenden und von den vier 
engeltogenden 2 ) und von den acht selykeyt, ist sere swere, ader 
die gemeyne worter sin die nachgeschrieben etc. 

Die syeben gaben des heyligen geystes: Gotlich forcht, guti- 
keyt, stercke und rate, verstentenisse, wissen, smackunge: sint die 
syeben gäbe. Item smackunge ist nit das smacken, das der 
mentsche mit dem monde smacket, sunder smackunge in der got¬ 
lichen wisheyt, ader smackunge ist gotlich smackhafftigk wisheyt. 

[D. Belehrung über die Todsünde.] 

Diffinicio peccatimortalis 3 ). 

In secundo sentenciarum incipit distinctio XXXV: Post hec 
videndum est, quid sit peccatum. Peccatum est, ut ait Augu¬ 
stinus, omne dictum vel factum vel concupitum, quod fit contra 
legem dei. Idem in li[bro] de duabus animabus: Peccatum est 
voluntas retinendi vel consequendi, quod justicia vetat. In utra- 
l* r que assignacione de actuali peccato agitur et mortali, || et non 
veniali etc. 

Item alia diffinicio ponitur eciam a doctoribus: Peccatum 
mortale est totalis aversio a bono incommutabili etc.; sed in 

l ) seiner selbst. ') Kardinaltugenden. 

') Vgl. Dist. 35 cap. I im Liber secundus Sententiaruin des Petrus 
Lombardus in: Doctoris Seraphici S. Bonaventurae . . . Opera omnia 
. . . edita studio et cura P. P. collegii a S. Bonaventura, Ad Claras Aqnas 
(Quaracchi) prope Floreutiam 1885, II 818. 


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D. Belehrung Qber die Todsünde. 57 

presenti laiea lingua') tnaneo cum directione cum ditifinicione 
sancti Augustini. 

Beschrybunge, was dotsunde sij. 

Dotsunde ist eyn yeglich wort und wergk ader verhörter, wil¬ 
liger gedanck widder das gesecze gotis ofl'enlichen ader ußlegeliche», 
als dan ist: falsch sweren, gemeyne unrecht sweren, versweren 
gotliche werck, blasphemern, vettern und mutern fluchen, eynem 
syn ere abesnyden und toden, schedelich luge, falsche gezugniße 
mit dem monde; anders beden Pater noster, dan eß Christus ge- 
saczt hait; glauben anders sprechen, dan yne die aposteln gesaczt 
han; wan yre iglichs ist eyn wort, das da ist widder das gesecz 
gotes, das ist widder die zehen gebodde gotis 2 ), wan bij dem 
gesecz gotis versteet man die gebodt gotis, ut patet per Hugonem 
de sancto Victore super ps[alm. 118] Beati im[m]aculati etc. 8 ). Dar¬ 
nach als an dem sontage das gotlich ampt verslaffen, offenliche 
gemeyne dantzen, hultzhauwen, inysten, spynnen etc., vater und 
muter slagen, morden mit den henden lijplich, stein, eebrechen, 
siecht unkusche werck, stummende sunde etc.; wan yre yglichs 
ist eyn werck, das da ist widder das gesetz gotis, als eß dan 
clerliche ist eynem yeglichen, der die czehen gebodt weyß und 
versteet etc. Darnach als Unglauben, abglauben ym hertcen, 
verczwifelunge ym hertzen, druczunge uff die barmhertzikeyt gotis, 
vorsacz ym hertzen eynen zu toden widder recht, zorn, nyd- 
haß, fyndschafft, begerunge eyns andern hußgcnoßen, begern 
fremde gut und ander böse willen des herczen; wan yre yeglichs 
ist eyn verhörter, williger gedanck widder das gesecz gotis. Eß 
ist zu wißen, das sich der mentsche von dem ersten infelligen 4 ) 
gedencken nit kan gehuden, synt auch nyt dotsunde, so er sie uß- 
slecht und keyn verhörten willen nit darzu gibt. Darumb stet 
geschrieben in der beschribung williger || gedancke, das ist, das l* v 
er synen fryhen, verhärten willen darzu gibt ader hat gegeben 
in dem hertzen 5 ). 

') Des leichteren Verständnisses halber (lingua laica) will sich der Ver¬ 
fasser an die Definition des hl. Augnstinus halten, nicht an die der andern 
Autoren. 5 ) Sinn: ein jedes dieser Worte verstoßt wider das Gesetz Gottes 
d. h. die zehn Gebote. :l ) Dasselbe Zitat kehrt wieder auf Blatt 22 r ; s. 
unten 8. 66 nebst Anna. 2. *) von infall — Einfall. "’) Vgl. oben S. 41. 


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58 


]. Wolfis Beichtbiicblein. 


Die sieben gemeyn heubtsunde sint dotsunde. 

Die ruffenden sunde sint dotsunde. 

Die seße sunde in heyligen geyst sint dotsunde. 

Die IX fremde sunde sint dotsunde. 

Die stummende sunde sint dotsunde. 

Missebruchung der ftinflf ußwendige synne widder die ge- 
bodt sint dotsunde. 

Nit bewisunge *) der sieben werck der heligen barmhertzikeyt 
in noden*) sint dotsunde. 

Missebruchunge der heyligen syeben sacrament ist dotsunde. 

Wan sie sint worter, werck ader gedenck widder das ge- 
secz gotis oflfenlech ader ußlegelich. 

Item eyn yegliche dotsunde dodet die sele von dem ewigen 
leben, das sie damit mit nicht nit mag entphahen das ewige le¬ 
ben, darzu sie geschaffen ist. Zu dem andern male, sie scheydet 
den mentschen von dem allemechtigen gode, sinem heren, schep- 
per und erloser und von allem hymmelschen here. Zu dem 
dritten, sie uffslußet yme die porten der ewigen qwele und pyne s ) 
des hellischen fuers, verdampniße der bösen geyst und verdampten 
und zuslußt yme die porten des richs der hymmel etc. Zu dem 
vierden, sie nympt dem mentschen sin geystlich leben, gnade, 
liebe, zerunge und smockunge 4 ) des hochzytlichen cleydes Christi. 
Zu dem lünfften, sie macht die byldunge der sele heßlich, blynt, 
usseczig, swartz, ubelriechen, stincken vor dem allemechtigen gode 
und bezeyctient yne eyn dyener des dufels. Zu dem sesten, sie 
dodet dem mentschen alle sine gute werck und macht yne eyn 
dot glidt der kyrchen. Zu dem syebenden, sie macht den ment- 
schen unwirdig des brodes und aller dinge, die got hat geschaffen 
von des mentschen wegen etc. 

[£. Belehrung über die Rene.] 

Rue, leyt und smertzen über die sunde. 

Eß ist zu mercken: bij der ruwe 5 ), leyt, smertzen über 
19 r die dotsunde || wisse das cweyerley liebe gotis ist. Die 
erste liebe gotis ist unerschaffenlich, die got selber ist, damit er 

') Nicht Übung. *) in Notfällen. 8 ) Qual und Pein. 4 ) Schmuck. “) Reue. 


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E. Belehrung über die Reue. 


59 


uns liep hat und hat gehabt, als dan die bewisunge steet geschrie¬ 
ben in dem ersten gebode da forn über das wort „liep haben“ l ). 
Die ander lieb gotis ist erschaffen und ingegoßen der sele des 
mentschen, die da reyne ist von erbsunden und dotsunden, da¬ 
durch dan der mentsche wol geczeret und gesmocket 2 ) ist in¬ 
wendig an der sele, und dieselbige liebe wirt durch eyn yeglich 
dotsunde abegedylget und zubrochen und durch recht rue, leyt 
und smerczen und bycht der sele widdergegeben. An H ) diesel¬ 
bige lieb mag noch kan keyne mentsche in den hymmel körnen; 
ymmo in quacumque hora homo ingemuerit etc. 4 ). Nolite mar- 
garitas proicere ante porcos etc. 5 ). Eß ist zu wissen, wan dich 
din vatter etwaß heyßet und gebudet 6 ) dir, dasselbige czemliche 
zu thun und volnbrengen, so du yß nit dust, so unerstu 7 ) yne 
und versmehest yne, wan du wilt synen willen nit volnbrengen. 
Also ist eß auch mit eynem yeglichen mentschen, das da bricht 
die gebod gotes des hern, des obersten vaters, der dut widder 
syn ere und glorien, wan er unert yne und versmehet yne in 
dem, das er syn gebodt und willen zurucke siecht. 

Eß ist zu wissen, das mancherley rue, leyt und smertzen 
ist yme hertzen über die sunde. Die erste: so der mentsche 
mercket und versteet, das syn dotsunde synt widder das dugent- 
hafftig, sydlich 8 ) leben, so kommet yme in syne hertze eyn mysse- 
fallen und smertzen über die sunde, das er sie volnbracht hat, 
als in uberessen, so er eß widder muß geben J) ), zorn etc. Eynen 
solichen smertzen han auch die Heyden, Juden und Turcken. Die 
andern: so der mentsche merket und prüfet, das er durch die 
dotsunde hat verlorn und verlußet syn gut lumunt 10 ), wort und ge¬ 
reicht 11 ) under den mentschen, so kompt yme rue, leyt und smertzen 
über syne sunde, wan er hat syne gut geruche verlorn und eyn 
böse wort gewonnen, wan nu ist er eyn eebrecher, morder, diep etc. 
Die dritte: so der mentsche mercket, das er durch eyn yeg- 
liche dotsunde wirt yn das ewigen hellische fuer kommen, wirt er 
darynnen gefunden, so kommet yme eyn smertzen in syne hertze 

*) Vgl. oben S. 25 ff. *) geziert und geschmückt *) ohne. 4 ) Diese 
Stelle ist wohl nicht biblisch. 6 ) Matth. 7, 6. gebietet. 7 ) verunehrst 
du. 8 ) sittlich. °) wenn er sich erbrechen muß. 10 ) guten Leumund. 
n ) Gerücht, Ruf; vgl. oben S. 35 Anm. 6. 


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60 


I. Wolffs BeichtbQchleiu. 


über syne sunde, wan sie brengen yme ein ewigen verdampniße. 
l»v Die vierde: || so der mentsche mercket, das yme die dotsunde 
brengen die verließunge des anblickes des allemechtigen gotes und 
des ewigen jebens, so kommet yme eyn smertzen in sine hertze 
über sine sunde, wan er ist dadurch beraubet der ewigen seli- 
keyt. In allen dissen smertzen alleyn zu steen, so sucht der 
mentsche syne ere und nutze und begert syn unnutz unbequeme- 
keyt und schaden zu fliehen. Darumb sucht er alleyn sich sei¬ 
hest und nit die ere und glorien gotis. Paulus 1 ): Yre ä ) eßet 
ader drincket ader waiß yr dut, sult yre suchen die ere gotis. 
Darumb [fünftens:] eyn yeglicher doitsunder sal über diesse 
smertzen mercken, daß er mit der doitsunde hait gethaen widder 
daz höchst, ungeendet, volkommenden, erberge lustig gut, den al- 
mechtigen got, syn schepper, obersten vatter und erloser, und widder 
syne höchste und unerschaffenliche vetterliche liebe, die er zu ym 
hait gehabt und hait, und widder sine ere und glorien in dem, 
daß er mit der doitsunde sine gotliche gebot und willen gebrochen 
hait. So dan der mentsche daruß eynen smertzen entpheht in 
sin hertze und starcken festen vorsacz, nummer widder sin got¬ 
liche ere und glorien zu thun, und vorsacz, die sunde zu bichten 
und penitencz zu dragen, und dan eyn hoffenunge hait zu der 
gruntloßen barmhertzkeyt gotis und zu dem lijden unsers heren 
Jhesu Christi, so werden yme die dotsunde abegedilget von syner 
sele und vergeben und die erscaffen lieb gottis widder ingegoßen 
und gegeben der sele, dadurch dan die sele wird hubschlich ge- 
czieret, gesmocket und gecleydet und eyn tempel gotes. Zu der 
rue und leyt sal sich eyn igliche mentsche schicken vor und in 
der bicht. 

So aber das missefaln, rue und leyt nit genung ist, das dem 
mentschen sine sunde vergeben werden vor, ee *) er zu dem prie- 
ster kommet, darnach vor dem priester uß crafft und macht des 
heyligen sacraments der bichte und absolucze uß den vorigen misse- 
fallen, die er hait gehabt vor der bicht, die nit genung sint ge¬ 
west zu der vergebunge der sunde, wirt recht ruwe und leyt, da¬ 
durch dem mentschen mit der absolucze und selbige rue, leyt 


*) 1. Kor. 10, 31. •’) Ihr. n ) zuvor, ehe. 


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Anhang. 


61 


werden vergeben die sunde und wirt ingefurt eyn lebendig glidt der 
heyligen kyrchen etc. || Scotus: ex displicencia, vi sacramenti con- 20 
fessionis et absolucionis, fit contricio, i. [e.] actus contricionis debite 
circumstancionatus etc. Und sust in dem gantzen jare, so er 
dotlich sundet, so er dan daran gedencket, sal er der funfften 
smertzen, rue und leyt entphaen in syne hertze. Abe er dan 
keynen bichtvatter gehan *) mocht an synem lesten ende, got der 
herre wil yme gnedig und barmhertzig sin etc. In quacumque 
hora etc. Nolite proicere margaritas etc. Nolite sanctum dare etc. 2 ). 
Conteri etc. est preceptum affirmativum obligans ad semper, sed 
non pro semper *) etc. 

Et sic est finis exposicionum et declaracionum vulgarium 
decem preceptorum. 


[Anhang.] 

[1. Vorzüge der Gottesliebe and Nachteile der Sünde.] 

Item 4 ) eß ist vil harter und swerer, die gebot brechen, dan 
nit brechen und halden; darumb ist eß vil mee harter, dem bö¬ 
sen geyst dyenen umb die ewigen verdampniß des fuers, quäle 
und ewigen pyne, dan dem allemechtigen gote umb das ewigen 
leben, wan eß ist vil herter swern, fluchen, scheiden, speln, dop¬ 
peln 5 ), dantzen, hauwen, stechen, morden, unkuschen, liegen, be- 
triegen, vater und muter uneren etc., dan underwegen gelaßen etc. 
Du mochst lichliger got liep han über alle creature und yne an- 
beden, glauben, hoffen, eren, dan die mentschen ader creaturen. 


*) gehaben, bekommen. *) Matth. 7, 6; vgl. oben S. 59. 

8 ) ad semper — pro semper sind theologische Schalausdrücke. Sie bedeuten 
so viel wie die Termini „semper et pro semper 4 und *semper, sed non pro 
semper.“ Affirmative und negative Gesetze verpflichten nämlich in verschie¬ 
dener Weise: die negativen müssen in jedem Augenblick beobachtet werden, 
da man sich des Verbotenen in einem fort enthalten muh; die affirmativen 
dagegen brauchen nicht jeden Augenblick, sondern nur zu der bestimmten Zeit 
erfüllt zu werden. 

4 ) Von dieser Stelle an bis zum Schlüsse ist da9 Büchlein Wolfis von 
Cohrs a. a. 0. 297—809 abgedruckt und mit vielen Nachweisen von Bibel- 
stellen und mit sprachlichen Erläuterungen versehen worden. 

r ‘) doppeln = würfeln. Toppei — Würfelspiel, entspricht dem franz. 
doublet, Pasch im Würfelspiel, vgl. Kluge S. 57. 


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62 


1. Wolffs Beichtbtichlein. 


Wo du sust din liebe hyn kereSt ader wendest, so ist sie betrie- 
gelichen, unstede, falscli und vorgenglichen und du weyst nit, 
abe*) man dich widderumb liep hat ader nit. So du got liep 
hast, so bistu sicher, das er dich widderumb liep hat. Evange¬ 
lium: Ego diligentes me diligo 2 ). 

[2. Warum wird der Todsttnder vom Himmel ausgeschlossen?] 

20 v Questio: Quare deus non recipit peccatores in suum regnum 
celorum etc. ? Responsio: So eyn edeler, hubscher, clarer, luterer 
konig wer, des gemach und wonung gar hübsch etc. were, darin 
er nach synem adel etc. alleyn hübsch edele zierung, cleyder, 
edelgesteyn wurff und leyt, wan yß were also zemelichen und 
geburlichen, eh gebürt sich ye also und nit anders etc.; eh ge¬ 
bürt sich nit, das er daß cleyt, daiß ym kot und unflait H ) etc. 
were gelegen, daz er das darin wurff und leyt, wan iß mecht 
yme heßlichen syn czierung und inwonung und beschisse syn edel 
gesteyn etc. Nunc habes responsum: Wan iß wer nit zemlich 
und gebürt sich nit etc. und docht 4 ) nicht und mit nicht bequeme 5 ). 

Item alle dyn dyngelich 6 ), hemde, wambaß 7 ), rock, mentel 
etc., cleyder und alles, das du haist, hastu gern reyn und hübsch 
etc., und du wilt ye heßlich, unfletig und böse sin und unreyn etc. 

Item du versmehest, schendest, lesterst etc. got, wan du 
dich nit zu yme kerest, und machst dinen engel und alle engel 
drurick s ), und alle mentschen lesterstu, die sich ergern an dir. 

Item die blummen, rosen, hubscheyt, zerunge, smockung etc. 
dyner jogent gibbesiu dem dufel und eyn alden heßlichen, stincken- 
den, roczigen unflaid und esel, dem der toed in äugen steckt 
etc., wiltu geben dem almechtigen got etc., quando non potes 
peccare. 

Item alle dyn sorg, bekommerniße, angst, noit und flvß und 
arbeyt, crafft, macht, das leben etc. layst und legst uff das zijt- 
liche, werntlich, schnöde, vrdisch, vergenglich gut, wie du damit 
hie riche sijst und werdest, und du wevst nit, abe du eß eyn 

*} Im Original: aber. ■) Sprüchw. 8. 17. a ) Unflat. 4 ) taugte. 

Cobrs 297 Anm. 4 möchte ergänzen: were. Jedoch ist bequeme der Conj. 
Iinperf. von bekommen = passend sein. °) Kleidungsstücke. 7 ) Wams. 
") traurig. 


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Anhang. 


es 


dag frolichen mögest und konst gebruchen etc., ader 1 ) daz ewig, 
höchste, ungeendet, volkommen richtum gibt dir wenig zu schaffen, 
wan du arbeyts 2 ) nichts ader gar wenig darnach etc. 

Item die penitencz und büß über dyn sunde, die yre craflt 
und macht hait uß der harten etc. penitencz unsers hern Jhesu 
Christi, uß synem heyligen fasten, bekummerniße, betrupnisse, an- 
fechtunge, || smacheyt etc. und lijden, erwirbet dir mee gnade und 21* 
barmhertzikeyt, dan unser liebe frauwe und alles hyemelsche here 
an 3 ) rue und Ieyt, und ist krefftiger und mechtiger. Quia qui te 
creavit, creavit te sine te, sed non justificat te sine te 4 ). Quia 
impossibile est de lege dei communi ordinata, hominem pecca- 
torem intrare regnum celorum sine contricione in adultis etc. 
Correlarium: buestu 5 ) alle closter etc. sine contricione etc. Cor- 
relarium: bede alles hyemelsche here vor dich, et tu non haberes 
contricionem et propositum dimittendi, mögest mit nicht körnen 
in den hyemel. Eß czemet sich nit, ut supra. 

[3. rbernatlirliche Schönheit des f* ererbten and Häßlichkeit 
des Sünders.] 

Der mentsche. 

Der mentsche, der die czehen gebot heit, ist frome, gerecht, 
togenthafftig geyn got und der wernt, und yederman hat yne in 
der vernunfft liep und wirt von got nununer mee verlaißen. Nun- 
quam vidi justum derelictum etc. H ). 

Derselbige mentsche körnet in hyemel. Derselbige ment¬ 
sche ist unsers hergots kynt. Derselbige mentsche ist lustig 7 ), 
hübsch, fyne, clair, luter an siner sele und vil hubscher, clarer, 
dan keyn mentsche lijpliche natürlichen mag und kan gesin an 
sinem libe; wan er ist gecleyt mit dem gotlichen, liechten, claren, 
geystlichen, hochczijtlichen cleyt gecleydet, das viel edeler, hub- 


*) hier wohl = aber. 

*) Schon von Cohrs 298 Anm. 1 verbessert aus: arheyts. :> ) ohne. 

4 ) Dieser Satz ist aus Augustins Sermo 169 cap. 11 nr. 13 entlehnt; 
dort heißt es wörtlich: „Qui ergo fecit te sine te, non te justificat sine te“. 
Vgl. S. Augustini Operum t. V. (ed. Maurin., Parisiis 1683) col. 815 E. 

5 ) = bautest du; Cohrs 298 hat nur: buest. 

fi ) Ps. 36, 25. 7 ) anmutig. 


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64 


1. Wolffis Beichtbücblein. 


scher ist, dan daih liplich want 1 ), dab geystlich ist 2 ) edeler, dan 
daz lijplich seu extensum etc., quia ad hoc, quod aliqua compa- 
rantur ad invicem comparacione proprie dicta, requiritur, quod 
communicent in materia etc. Item got der vatter, got der son, 
got der heylige geyst wonent bij demselbigen mentschen, als dan 
stet geschrieben Johannis xiiij capitulo 3 ): Si quis diligit me, ser- 
monem meum servabit, et pater meus diliget eum, et ad eum 
veniemus et mansionem apud eum facieinus. Modo precepta sunt 
sermones seu sermo dei etc. Confessio et pulchritudo etc. in con- 
spectu ejus etc. 4 ). Item derselbige mentsche ist eyn tempel gotis. 
Item got der her, unser liebe frauwe, syn engel und alles 
hyemelsche here etc. han yne liep. Ego diligentes me diligo etc. 5 ). 
Gaudium est angelis super uno peccatore etc. H ). Item er hait 
daz zeychen der ewigen selikeyt. An 7 ) dasselbe zeychen keyn 
mentsch kan noch mag körnen in das ewige leben de lege dei 
communi ordinata etc. s ). 

v Sicut propositum in proposito, sic oppositum in opposito 9 ). 

Also herwidderumb der mentsche, der sie bricht, ist heb- 
lieh, unsuber und swertzer an der sele, dan eyn kole. Patet 
Trenorum iiij 10 ): Denigrata est facies eorum super carbones. 
Und blint: Excecavit eos malicia etc. 11 ). Beflecket 12 ), ubelriechen 
und stinkenden vor dem allemechtigen gote. Matheixv 13 ): Adul- 
teria, fornicaciones, furta etc., illa sunt, que coinquinant hominem 
Similiter: Computruerunt ut jumenta in stercore suo 14 ). Und han 
das zeychen an der sele der ewigen verdampnisse. Patet, quia 
peccatum mortale subjective de per se vel de per accidens est in 
anima. Und han das zeychen des bösen geystes, das sie sin 


') Gewand. 

■) Cohrs 299 setzt mit Unrecht hinter ist ein Komma. Cohrs 299 
Anm. 1 hat schon darauf aufmerksam gemacht, daß dieser „Satz. dessen Wort¬ 
laut so zweifellos der von Wolff beabsichtigte ist\ „von ihm jedesmal ge¬ 
braucht * wird, „wenn er leibliche und geistliche Dinge vergleicht“. Cohrs 
interpungiert: „. . . comparacione, proprie dicta requiritur, quod . . .“ 

) .Toh. 14, 23. 4 ) Ps. 95, 6. Ä ) Sprüchw. 8, 17. 

,! ) Luk. 15, 7. ') — Ohne. H ) Vgl. oben S. 63. 

”) Vgl. oben S. 33. ,0 j Klagelieder 4, 8. 

") Weish. 2, 21. ,v ) Cohrs 299: Geflecket. 

,n j Matth. 15, 19f. H ) .loel 1. 17. 


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Anhang. 


6& 


knecht, diener sint. Patet: Qui servus est peccati, servus est et 
dyaboli 1 ). Und usseczig, quia habent lepram in anima, und sint 
getod 2 ) durch die dotsunde von dem ewigen leben etc. Das an¬ 
der such da forn bij der beschribung der dotsunde 3 ). 

[4. Nutzen des häufigen Aufsagens der zehn Gebote im Gottesdienste.] 
Item multi boni fructus utiles et proficui orirentur ex 
frequenti explicacione 4 ) decem preceptorum in ambone 
post symbolum apostolorum. 

Primus: post breve temporis spacium omnis homo utri- 
usque sexus in singulari et particulari sciret decem precepta, ymmo 
brutum, equus, asinus, pica etc., lapis 5 ) studerent, sive eis pla- 
ceret sive displiceret, si haberent naturalia instrumenta: labia, 
dentes etc., et scirent loqui directe et plane sequenda materna 
lingua predicatorem dicendo: Eyn got saltu anbeden, glauben, ut 
sit: Eyn got — eyn got; predicator: saltu anbeden; laicus simi- 
liter dicendo: saltu anbeden; predicator: glauben; laicus sequendo: 
glauben etc., ut in symbolo apostolorum etc. Patet, quia ex acti- 
bus frequenter reiteratis generatur habitus et ille habitus de sui 
natura est productivus novi actus. lila proposicio est una maxima 
et principium. Et contra negantem principia non est disputan- 
dum etc. Sed quod sit bonus ft ) etc., quia omnis sciencia est de 
numero bonorum honorabilium etc. Primo de anima 7 ). 

Secundus ex primo sequens: in brevi tempore sciret quo- 
tum seu quotitatem, i. [e.] primum, secundum etc., sextum etc. ex 
instructione et sacerdotis significacione. Patet, quia intellectus 
est quodammodo omnia. Et innata est nobis via a communiori- 
bus ad difficiliora *). Et omnis homo natura || scire desiderat. 
Et vexacio dat intellectum. 

’) Klingt an 1. Job. 3, 8 und Job. 8, 34 an. Gohrs 300: diaboli. 

*) getötet. a ) Vgl. oben S. 57 f. Im Original; bescrihbung, bei Gohrs 
300: bescribbung. 

4 ) Explicacio bedeutet hier nichts anders als aufsagen, wie sich aus 
dem Folgenden ergiebt; vgl. hierüber auch Cohrs 295. 

6 ) Der Sinn ist: Dann würde auch der dümmste und ungebildetste Mensch 
(Vergleich mit Vieh, Pferd, Esel, Elster, Stein) die zehn Gebote kennen lernen. 

“) zu ergänzen ist: fructus. 7 ) Vgl. Aristoteles, De anima 1 1 
(1. c. I 402« i). 8 ) Dieser Satz findet sich schon oben S. 19. 

Ref.-gesch. Studien n. Texte, Heft 2: Falk, Beiolitbttclilein. 5 


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66 


I. Wolffs Beichtbüchtein. 


Tercius: quasi omnes sermones clarius ac memoriter in 
singulari intelligeret, quia 1 ) precepta vocantur judicia, justifica- 
cioncs, mandata, lex, via, veritas, sermones, verbum, justicia, mi- 
rabilia, equitas etc., ut palet per Hugonem de sancto Victore 
super ps. [118]: Beati immaculati in via etc. 2 ). Modo in Omni¬ 
bus sermonibus fit mencio de justicia. verbo, via, veritate, man- 
datis etc. Kt prescripta nomina literaliter continentur in ly 8 ) 
„Melius me vivit“ etc.: m. mandata, e. eloquia, 1. lex etc. 4 ). 

Quartus: de anno ad annum veniret ad artificialem mo- 
dum confitendi et utilem pro se et suis confessoribus generaliora 
et communiora peccata mortalia. Patet, quia ex directione sin¬ 
gulari predicatoris in ambone studeret singulärem et artificialem 
modum confitendi et exprimendi ordinatim, quia intellectus est 
infinite capacitatis subjective. Item jam quasi omnium confessio 
est inutilis et nulla: Lieber liere, ich bede nit gern, ich fast nit 
gern, ich gee nit gern zu kyrchen, ich fluchen und scheiden 
und svveren und byn unfridlichen mit minem man etc. und han 
vil anfechtunge, die muß ich uch clagen; myn man ist zwenczig 
jare bij mir gewest etc., und ich byn eyn wytwen gewest, und 
was ich eynen dag thun, das thun ich den andern, als ir dan 
wol sehet etc. Fabulas et impertinencia etc. 

Qu intus: veniret de die in diem ad eircumstancias peccata 
aggravantes et alleviantes et ad numerum et tempus 5 ), condiciones 
etc. Eß ist sust‘ ; ) indubie quasi als verlorn unser rußen, schryen 
in ambone: Sage, wie dick die zale etc., quia ignorat regulas, 
principia etc., et sic ignorantur conclusiones. 

Sex tu s: veniret ad intensiores actus et singuläres contri- 
cionis super singula peccata mortalia. Patet, quia in particulari 

') Cohrs 300: quod. 

’j Hugo von St. Viktor handelt in den Annotationes elucidatoriae 
in quosdam psalmos David, cap. 68 (Migne, Patrologiae cursus completus, Se¬ 
rie» Latin». Parisiis 1854, CLXXV11 628) De nominibus praeceptorum Dei 
contentis psalmo 118 et de causis eorumdem; er sagt hier: PraeCepta Dei 
multis nominibus significantur: via. lex, testimonia, mandata, justiticationes, 
judicia, sermones, eloquia, mirabilia, aequitas, verba, veritas, justitia“. — Vgl. 
auch oben S. 57. 51 ) Über ly, das von Cohrs 301 Anm. 2 nicht verstanden 

worden ist, s. oben S. 88 Anm. 6. 4 ) Aus den Anfangsbuchstaben der Worte 

mandata, eloquia, lex usw. will Wol ff die Memorialworte „Melius me vivit“ 
bilden. r *) Cohrä 301: temporis. R ) Cohrs 301: sunst. 


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Anhang. 


6? 


et resolute posset exprimere et confiteri sane et intelligibiliter etc., ergo 
etc. 1 ), quia omnis doctrinaet omnisdisciplinafitexpreexistenticogni- 
cione, et tandem in extremis cicius intraret regnum celorum etc. 

Septimus 2 ): melius intelligeret illa duo precepta: diligis 
dominum deum tuum ex toto corde tuo etc. et proximum tuum 
sicut teipsum. Multi dicunt, se diligere deum ex toto corde etc., 
in confessione et extra, non formantes eis consciencias 3 ) de assump- 
cione nominis dei in vanum jurando, maledicendo etc., similiter 
de fractione sabbati, de mendacio, de simplici fornicacione, de 
transgressione noni et decimi preceptorum; ymmo dicunt, quod 
non possint || se cavere et abstinere. Bemhardus: Dicere 4 ), 
deum precepisse impossibile, sit maledictus etc. Jugum enim meum 
suave est etc. 5 ) Item decem precepta intellecta sunt Spiritus 
illorum duorum pretactorum preceptorum: litera occidit, spiritus 
vivificat; ergo etc. 6 ). Item scire in genere et universali est scire 
cum equivocacionibus, quia in genere latent equivocaciones etc. 

Octavus: ignorancia affectata et negleeta aggravantes toi- 
lerentur, quia multi affectant se non scire et negligunt tempore 7 ) 
obligacionis etc. Cum autem precepta frequenter et semper post 
symbokun explicarentqr, oporteret scire et intelligere etc., quia 
ex actibus frequenter reiteratis etc. 8 ). 

Nonus: intelligeret illud commune dictum: tu habes decem 
digitos, ut serves decem precepta etc.; du hast zehen fynger, das 
du d[i]e czehen gebodt nit salt vergessen, und du hast sie nye 
gekunt, darumb hastu yre nit vergessen; wan der mentsche ver¬ 
gibt das, das er hat vor 9 ) gewist und gekunt. Item digiti non 
Informant particularem ligacionem, cum non habent naturalia 
instrumenta loquendi etc.; ergo oportet per predicatores etc. 
Liga in digitis tuis 10 ) etc. Gutta cavat lapidem non vi, sed sepe 
cadendo etc. ll ). Non obstantibus oblocucionibus rudium et in- 

l ) Im Original ist verdruckt: inllitegibiliter. Cohrs 301 läßt ergo etc. 
aus. J ) Cohrs 302 Anm. 1 bemerkt hierzu: „Das Doppelgebot der Liebe würde 
besser verstanden werden . . . Die zehn Gebote sind für Wolff der »Geist« 
jenes Doppelgebots; wir würden eher umgekehrt sagen! 11 3 ) ohne daß sie sich 
ein Gewissen daraus machen ... 4 ) Im Original steht nach Cohrs 302 Anm. 2: 

Dicete; er setzt dafür ein: Dicite. h ) Matth. 11, 30. 8 ) 2. Kor. 8, 6. 

7 ) Cohrs 802 Anm. 5: „Vielleicht tempora?“ 8 j Den vollständigen Satz s. 
oben S. 65. ö ) zuvor, vorher. ,0 ) Sprüchw. 7, 3; vgl. oben S. 9. 

u ) Ovid, Ex Ponto 4, 10, 5 sagt: „Gutta cavat lapidem, consumitur an- 
nulus nsu“; erst eine spätere Zeit hat statt der drei letzten Worte eingesetzt: 

5 * 


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68 


1. Wolffs Beichtbücblein. 


expertorum laycorum vituperancium ac stultorum etc., quia vitu- 
perium est evidentissimum signum ignorancie, et stultorum infi- 
nitus est numerus. 

Decinius: intelligeret difTinicionem peccati niortalis, scilicet 
Augustini, qua dlcitur: dictum, factum etc., ut ante 1 ) etc., quia 
tune diffinieio esset notificativa diffiniti. Similiter ex cognicione 
causarum , principiorum et elementorum contingit seire causata, 
principiata et elementata. Tune unumquodque arbitramur scire, 
cum causas ejus cognoscimus. Et demonstracio „propter quid“ 
pocior est demonstracione „quia est“. 

Undecimus: precepta venirent ad pueros et de pueris ad 
pueros futuros generandos volverentur. Id quod nova testa ca- 
pit, inveterata sapit. lila reviviscunt etc. Qui non assuescit 
virtuti, dum juvenescit etc. Jam quasi omnes sunt neglecti, in- 
durati et obstinati. Alt hunt ist bob bendig zu machen-) quoad 
observanciam mandatorum, quia involutus malis consuetudinibus, 
quia consuetudo est altera natura; tarnen possibile est, quia consue- 
tudo non necessitat et omne peccatum mortale voluntarium etc. 
Quamvis alt hunt ist lichtiger bendig zu machen quoad scire in 
particulari precepta decalogi etc., quia ex actibus frequenter etc. 3 ). 

Duodecimus: homo clarius intelligeret, quando peccaret 
r mortaliter suis || quinque sensibus exterioribus s[cilicet] tactu, 
visu etc., ut patet ex intellectu noni et decimi preceptorum etc. 
Similiter lucidius intelligeret peccata septem capitalia cum suis 
ramis, speciebus, filiabus etc., novem peccata aliena, peccata in 
celum clamancia, opera misericordie, peccata in spiritum sanctum etc. 

Tredecimus: satisfactiosequeretur. Exo[dus24, 12]: Ascende 
etc., ut doceas filios Israel. Modo modus docendi est prior modo 
predicandi, ad minus prioritate nature. 

Decimus quartus: religiosi et omnes civitates Renensium 
monerentur ad sequendum vestigia doctrinandi in mandatis de- 

„non vi, sed saepe cadendo“. Propertiu9, Kp. 4, 10, 5. Vgl. G. Böchmann, 
Geflügelte Worte, 16. Aufl., Berlin 1889, S. 261 f. 

‘) Vgl. oben S. 56. 

*) schwer zu bändigen. 

:1 ) Den vollständigen Satz s. oben S. 65. 


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Anhang. 


69 


decalogi etc. et in forma audiendi Confessiones. Et mercatores nundi- 
narum Franckfordensium l ) talia suis superioribus annunciarent et 
tandem bonum commune ampliaretur -), multiplicaretur etc. 
Jhesus Maria. Protestacione ac cum directione etc. 

Gum subscriptis veritatibus ewangelieis multi nituntur ca- 
pere colorem se excusandi a modo docendi particulari ac ex- 
plicandi precepta decalogi in ambone post symbolum apostolorum. 

Literati et curati: Du weyst wol, ut infra etc., wan 
du die zwe) heldest, so hastu gnung getan 3 ). 

Ich weyß wol, das ich got sal liep han uß ganczem 
minem hertzen und minen liebsten als liep als mich 
selbes; wan ich die zwey halde, so han ich gnung getan. 

Der, der das erste gebodt lielt, heit sie alle mit eynander. 

Magstu die zehen gebodt nit lernen, so halt die ge- 
meyne zwey; so hastu alle gesecz volnbracht. 

Er ist verflucht ewiglichen, der die czehen gebot weyß, 
kan und nit heit. 

Eh ist besser, das eyner die x gebot nit weyß und 
. bald, dan das er sie weyß, kan und nit heit. 

ja ^ cl Ich weyß wol, das ich mynem nehsten sal thun, als 
ich wolde, das er mir det, und uberheben das, das ich 
wolt, das er mich erließe und uberhube. 

Ich byn nit schuldig zu wissen, weiß das vierde ader 
seht sij et consimilibus etc. ac questionibus. 

Was ist eß, das ich weyß und nit halde. 

Lieblichen, fruntlichen ‘) heyß dir die x gebode ge- 
nung geben. 

So der mentsche saget alle syn sunde, die er gethan 
hat, ist die beste bycht etc. 


*) Die die Frankfurter Messen und Märkte besuchenden Kaufleute, be¬ 
sonders des Rheinlandes, werden aus der Predigt Nutzen ziehen, zu Hause da¬ 
von erzählen, wodurch dann das gemeine Beste gefördert würde. 

*) Colirs 304 schiebt et hinter ampliaretur ein. 

s ) Mit den nachgeschriebenen zwei Sätzen, die sich auf die beiden 
Hauptgebote der Gottes- und Nächstenliebe beziehen, werden viele den Versuch 
machen, es zu entschuldigen, daß sie den Dekplog nicht auf der Kanzel er¬ 
klären. Was die Studierten und Geistlichen sagen, das sprechen ihnen die 
Laien nach, um ihre Unkenntnis der zehn Gebote zu entschuldigen. 

4 ) Vielleicht ist zu ergänzen: sein. Oder ist das folgende Wort heyß 
= Geheiß? 


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70 


I. Wolffs Beichtbüchlein. 


Sub consimilibus veritatibus layci inioxicantur l ) per in- 
spiraciones dyabolicas tales et consimiles: non est opus, te stu- 
dere mandata dei in particulari, parvipendentes a studio ac intel- 
ligencia 2 ); similiter quotitate se retrahentes, obstinati, indurati, 
rüdes, ceci ac asini, asini, asini in confessione comparentes, eis 
consciencias de mille iterum mille peccatis perpetratis contra 
legem dei non forinantes B ). Die mentschen vergibt und vergifft 
man als den keyser, babst under und mit den 4 ) guden als czucker, 
honig, kosteliche spise. De mente cancellarii Parisiensis 5 ): Qui- 
libet tenetur scire et int eiligere decem precepta, sed nullus potest 
ea intelligere, nisi discat. Igitur quique secularis tenetur ac- 
cedere predicacionem aut predicatorem, qui est doctor precepto- 
rum dei. Sic salva directione curati a contrario sensu sunt 
astricti ad docendum mandata dei in particulari. Item dominus 
deus in particulari dedit ac suo digito scripsit; igitur obligantur 
scire, docere etc. in particulari etc. 

Item dominus dixit ad Moysen: Ascende modo etc. et dabo 
tibi etc., ut doceas filios Israel etc. *). 

Item dominus per prophetam dixit: Liga in digitis tuis 7 ). Et 
nullus potest ligare, nisi quis in particulari 8 ) sciat; digiti non 
informant particularem ligacionem, cum non possint formare vo- 
ces, quia 9 ) non habent naturalia instrumenta, labia, dentes etc. 

Item: Narrabis ea filiis tuis etc., eruntque immota ante 
oculos etc., suspendite ea in manibus vestris lü ). 

Item: Nullus potest oracionem dominicam intelligere, non 
intelligens mandata dei, quia illam particulam non 11 ): liat voluntas 
tua; supple: preceptorum 12 ). 

V) angesteckt. *) indem sie geringschätzig denken von Studium und 
Kenntnis. Statt a müßte de stehen. Cohrs 305: inteligencia. 

°) Man beachte den kräftigen Ausbruch des starken Ärgers bei Wolff 
über diejenigen, die es absichtlich vermeiden zu lernen, das wievielte Gebot 
ein jedes ist, gegen das sie verstoßen, und die sich, wenn sie im Beichtstuhl 
erscheinen, kein Gewissen machen aus den tausend und abertausend Sünden, 
die sie gegen Gottes Gesetz begangen haben. 4 ) Cohrs 305: dem. Nach 
dem Original kann den oder dem gelesen werden. *) Gerson, Opusoulum 
tripartitura, pars 1 cap. 4, 1. c. 1 430. ß ) Vgl. Ex. 24, 12; vgl. oben S. 68* 
*) Sprüchw. 7, 3; vgl. oben S. 9. 8 ) Cohrs 805: in particula. 9 ) Cohrs 

305: qui. ,0 ; Aus Deut. 6, 7—9, aber ungenau wiedergegeben. ") Zu ergänzen: 
intelligit. ,2 ) Sinn: Der Wille Gottes ist in seinen Geboten ausgesprochen. 


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Anhang. 


71 


Item: salva directione meliori, quamvis forte laici non 

sint astricti ad seiendum quotitatein seu quotum, tarnen 
caucius est illud non predicare publice, quam predicare, prop- 
ter multos faciliter studere potentes, ymmo meo judicio quasi 
omnes, si post symbolum apostolorum in ambone expli- 

carentur, docerentur etc., ymmo indubie, indubie, indubie. Item 
melius est scire in particulari quotitatein, quam scire in par- 
ticulari et non scire quotitatem; ergo a majori bono non 
debent retrahi et utilitate, cum tarnen possibiliter et faci¬ 
liter indubie, indubie etc, si debite instruerentur et a com- 
munione sacramenti prohiberentur, quia pro tune et nunc 
etc. adhiberent diligenciam et per successum lemporis stude- 
rent etc. , ). 

Item myt eynem kyndelin, das man leret geen, hat 
man paeienciam. Zum ersten dreyt -) man eh an den armen, 

darnach leydet und || furet man eh an den henden, 24 

darnach leyt man eh an den bencken, darnach an eynem 
cleynen weglin und lancket H ) eh; so hebt eh darnach selbest an 
zu geen und steen und feit und schriet und wevnet und steet 
widder ufif und hebt an zu geen mit grosser forcht und geet 
swechliche und feit aber und schriet und weynet, darnach aber 
mit forchten etc.; tandem so geet eh frolich, leufft, hupft und 
springet. Sic ex continuacione layci venirent ad artificialem mo- 
dum confitendi etc., ut ante 1 2 * 4 ), et alios multos fructus an 5 ) zwifel 
etc., non obstantibus oblocucionibus rudium, inexpertorum, ob- 
stinatorum laicorum vituperancium, quia vituperium est eviden- 
tissimum signum ignorancie, ut supra 6 ). Item rurales conforma- 
rent se etc.; similiter mercatores narrarent suis in propriis par- 
tibus superioribus etc. 7 ). Item racione ignorancie invincibilis 


1 ) Man soll nicht öffentlich sagen, die Laien brauchten nicht zu lernen, 

das wievielte Gebot dieses oder jenes ist; denn es sind Laien genug, ja fast 

alle, denen es leicht fällt, dieses doch zu lernen Es muß dies nach und nach 

gelernt werden, gerade wie auch das Kind allmählich gehen lernt. 

2 ) trägt. 8 ) lenkt. 4 ) Cohrs 306: antea. 

6 ) ohne. 6 ) Vgl. oben S. 68 

7 ) Vgl. oben S. 69. 


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72 


I. Wolfis Beichtbtichlein. 


layci veniunt excusandi a quotitate, forte illis in nova civitate 
seclusis l ). 

Item mandata dei sunt principia, quibus cognitis et intel- 
lectis multe conclusiones possunt deduci etc. et cogniciones inter 
lepram et non lepram etc., quia ex cognicione causarum, princi- 
piorum et elementorum contingit scire causata, principiata et ele- 
mentata etc. Similiter: Omnis doctrina et oninis disciplina fit 
ex preexistenti cognicione. Primo posteriorum 2 ). Utinam in Om¬ 
nibus ecclesiis parochialibus ac curatis plebanus cum suis 3 ) in 
ambone post syinbolum apostolorum practicaret et precepta expli- 
caret etc.; et in confessione secundum ordinem preceptorum cum 
suis capellanis procederet peccata audiendo et interrogando etc.; 
ac concors cum religiosis esset eos humiiiter informando, diri- 
gendo, rogando, ut velint audire peccata secundum ordinem pre¬ 
ceptorum 4 ); quia demonstracio „propter quid“ pocior est de- 
monstracione „quia est“, quia cerciorem et firmiorem scienciam 
generat, quia taliter procedendo procederetur a causa et princi- 
piis ad efiectus, i. [e.] peccata mortalia, et nota causalitatis 
exprimeretur. Similiter ut rectores scolarum 5 ) inducerent, ut suos 
precepta docerent etc. 

Item plures alie fuerunt excusaciones, que me ,; ) retraxerunt 
ac suspenderunt a particulari doctrina decalogi etc. 


*) Die Kirche St. Peter stand in der Neustadt von Frankfurt; diejenigen, 
welche in dieser Kirche Wolffs Predigten anhörten, könnten sich nicht ent¬ 
schuldigen ratione ignorantiae. 

-) Zitat aus Aristoteles, Anal. post. I 1 (1. c. 1 71«- 1 - 2 ). Cohrs 
306 bat die Stelle nicht als Zitat aus jener Schrift erkannt. 

*) Gemeint sind die Pfarrhelfer, Vikare. 

4 ) Die Beichtväter aus den Ordensgesellschaften müßten ebenso instruiert 
werden und dann beim Beichthören in gleicher Weise nach dem Dekalog 
Fragen stellen. 

5 ) Auch die Schulrektoren sollten angewiesen werden, daß sie ihre 
Schüler den Dekalog lehrten. Hier haben wir einen Beleg dafür, daß damals 
in der Schule Religionsunterricht erteilt wurde. 

®) So läßt Wolff einen Geistlichen sprechen, der nicht die Beichtmethode 
nach dem Dekalog einhalten will. 


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Anhang. 


73 


Excusa* 

ciones. 


Quia facilem formam docendi ignoravi. 

Quia in particulari precepta non intellexi. 

Quia in [!] facilem reductionem quasi omnium peccato- 
rum mortalium contra precepta non scivi. 

Quia non servavi, ideo obticui. — Unde l ) oportet 
doctorem esse irreprehensibilem. Turpe est doctori 2 ). 

Quia presumpsi laycos intelligere precepta. Cum ta¬ 
rnen nonum et decimum ignorant '). 

Quia nolui videri de negligencia 4 ). 

Quia delectabar in rara subtili speculativa materia ac 
nova et allegacione alte scripture, ut viderer literatus 
magnus et notabilis. 

Quia delectabar in opinionibus doctorum. - Unde nar- 
racio seu recitacio opinionum doctorum in ambone facit 
subditos debiles in fide; cum directione: pertinet ad 
scolas 5 ). 

Quia repulissem subditos a me et ex consequenti obulos ,i ). 

Quia tempore mei capellanatus non deduxissem ad 
efiectuin; quare ergo rneis laboribus debuissem aliis 
futuris profuisse 7 ) et mihi in obulis dampnum intulisse! 

Quia oportuit successive studere, quia nullum violen- 
tum perpetuum. 

Quia non habui manifestacionem gracie docendi, quam- 
vis tarnen predicandi. 

Quia inclinatus fui etc. — Ad proprium conquestum etc.!*). 


') Unde ... ist als Antwort Wolffs aufzufassen. 

*) Zitataus Dionysii Catonis Disticha de morihus ad filium, lib. 1 dist. 
30, wo es heißt: Quae culpare soles, ea tu ne feceris ipse: Turpe est doctori, 
cum culpa redarguit ipsum. Ausgabe von F. Hauthal, Berlin 1869, S. 18. 
Vgl Gohrs 307 Note 2. 3 ) Cum ... ist als Ergänzung Wolffs zu betrachten. 

4 ) ertappt werden über einer Vernachlässigung. 

6 ) Unde narracio ... ist Wolffs Entgegnung; die opiniones doctorum gehö¬ 
ren nach seiner Ansicht nicht auf die Kanzel, sondern in die Theologenschulen. 

*) Gemeint ist wohl die Furcht des Beichtvaters davor, es möchte die 
Zahl seiner Poenitenten und damit der Beichtpfennig abnehmen, wenn er von 
den Beichtkindern verlangte, daß sie ihrem Sündenbekenntnisse die Ordnung 
des Dekalogs zu gründe legten. 

7 ) Im Original: prefuisse. *) Mit den Worten: Ad proprium con¬ 
questum etc.! vollendet Wollt' den angefangenen Satz seines.Gegners. 


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24 v 




74 


I. Wölfls Beichtbttchlein. 


[5. Schlußbemerkuugeii.] 

Deus propicius esto michl peccatori. 

Item wo etwaß da geschrieben were, das da offenlich ader 
ußlegelich mocht svn widder got ader cristlichen glauben ader 
lieylige kyrchen ader heylige priesterschafft, wolde ich Johannes 
Wolff, burtig von dem dorflfe Kunersreut, zunehst l ) bij Peijreut 
gelegen zwischen Kreusen und Peireut, capellan zu sant Peter 
zu Franckfurt, widderruffen und schriben und wolt eß han vor 
keyn schriftt. 

Mea culpa etc. Deus propicius etc. peccatori. 

Item modus predicandi subscriptus videtur artilicialior ac 
salubrior communi modo, jam in usu existenti, ut s[cilicet] post 
r intercessionem vivorum || ac mortuorum in ambone oraciones in- 
jungantur 2 ) dicende sub missa, finito integro sermone. Racio: 
quia per generalem publicam confessionem prius factam subditis 
incuteretur actus contricionis sufficiens ad delendum peccata, 
ideo oraciones, prius in peccatis facte, solum ecclesie satisfactorie, 
postea fierent subditis meritorie etc., quia existentibus in gracia 3 ). 

Item 4 ) so acht dusent communicantes in Franckenfurt ader 
in eyner andern stat sint, vix sechs hundert sint dominica pre¬ 
sentes in denselbigen sermon, daryn man hat geprediget in par- 
ticulari von den czehen geboden; die andern han yß ader yne 
alle nit gehört. So gedenckt dan der predigen du hast noviter 
geprediget von den czehen geboden, quia homo delectatur in no- 
vis et raris et cupit videri ex amore proprie excellencie, und leßt 
eß lygen eyn jare ader czwey, und die andern capellan unde re- 
ligiosi sprechen: man hat eß in der pharre geprediget. So ver¬ 
gessen die mentschen, die yne han gehört, und die andern wissen 


*) Cohrs 808: zunebst. 

9 ) Cohrs 808: immugiantur; vgl. dazu seine Anm. 2. 

Die allgemeine Beichte weckt Akte der Reue in den Herzen derje¬ 
nigen, die sie beim Gemeindegottesdienste mitbeten, und vermag den etwa ver¬ 
lorenen Guadenstand zurückbringen. Es ist daher besser, wenn diese Gebete 
erst nach der allgemeinen Beichte verrichtet werden, da sie auf diese Weise 
auch für die in den Gnadenstand zurückversetzten Beter verdienstlioh werden. 

4 ) Wolff will im Folgenden darlegen, daß es nützlicher ist, den Leuten 
regelmäßig die zehn Gebote vorzusprechen, als nur zuweilen darüber zu predigen. 


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Anhang. 75 

nichts darurnb ader davon etc. Und in zweyen jaren ufi eynem 
kalp wirt eyn kuwe J ). 

Item in der fasten so ruff ich grülich, scheide 2 ) und fecht uff 
der kanczeln und in der bychte, das nyemants kan recht bychten. 
Et ego sum in causa 3 ), quia non doceo nec docui regulas 4 ) — 
mandata — ad practicain confessionis particularem ponendas etc. 

Hoc opusculum industria et arte impressoria fieri ordinavit 
et constituit venerabilis vir, magister Johannes Lupi, cappellanus 
cappelle sancti Petri in suburbio Franckfordensi, per suos manu- 
lideles dirigi sic, ut perpetuo maneat sine alienacione, ubicumque 
directum fuerit apud parrochias sediuin diocesis Maguntinensis, 
sicqiie, ut pro anima constituentis sedula prece proque suis 
benefactoribus oretur. Quod completum est anno domini 
MCGCCLXXVIII etc. 

‘) aus einem Kalb wird eine Kuh. Cohrs 808: schelte. 

*) und ich bin schuld daran. 4 ) Cohrs 309: regulus. 


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II. Ein xylographischer Beichtspiegel. 

(ius Nürnberg? 475?) 

1. Vorbemerkungen. 

Von diesem Büchlein, das für den Gebrauch des Volkes be¬ 
stimmt war, ist nur ein einziges Exemplar erhalten und zwar 
im Museum Meermann - Westreenen im Haag. Es stammt aus 
Privatbesitz im Bambergischen. Drucker und Druckort sind nicht 
genannt. Auf grund des Dialektes wird Nürnberg für den Ur¬ 
sprungsort gehalten, und als Entstehungszeit nimmt man das Jahr 
147 f> an ! ). Die Eigenschaft als Xylographie (Holztafeldruck) darf 
nicht dazu verleiten, das Produkt in die Zeit vor Erfindung der 
Buchdruckerkunst zu verlegen. 

Wir besitzen von dieser Seltenheit eine Facsimile-Ausgabe: 
Confessionale ou Beichtspiegel nach den zehn Geboten, reproduit 
en fac-simile d’apres Tunique exemplaire, conserve au Museum 
Meermanno-Westreenianum, par E. Spanier, avec une introduc- 
tion par J. W. Holtrop, La Haye 1861 2 ). 

' Das Büchlein zählt acht Blätter in klein Quart. Die Buch¬ 
staben sind sehr in die Breite geschnitten, sodafi die Vermutung 
nahe liegt, das Buch sei für schwache Augen bestimmt gewesen. 

Die Blätter l r und 6 r sind mit einem und demselben, und 
Blatt 2 V mit einem etwas andern Ecce-homo-Bilde geschmückt. 
In beiden Darstellungen sieht man den dornengekrönten Heiland, 
wie er die blutenden fünf Wundmale an Händen, Füßen und 
Seite zeigt, als wolle er den Beschauer recht nachdrücklich an 


') Schreiber, Manuel de Tamateur de la gravure, Berlin 1891-1902, 
IV 251, VIII planche 96. 

? ) Auf Seite 4—10 hat Holtrop den Text auch in den heute gebräuch¬ 
lichen Typen Abdrucken lassen, allerdings mit mauchen lrrtümern. ln ein¬ 
zelnen Wörtern, z. B. in gut, zu, muter ist im Original u statt u gebraucht. 
Verschiedene Zeichen werden nicht immer strenge auseinander gehalten; darum 
kann z. B. nicht in allen Fällen für ii oder u Gewähr geleistet werden. 


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ll. Ein xylographischer Beichtapiegel. ?7 

den hohen Preis der Erlösung erinnern und in eine fromme, reue¬ 
volle Stimmung versetzen l ). 

Blatt 1 v ist leer. 

Blatt 2 r beginnt sofort mit dem Sundenbekenntnis. 

2 . Text. 

Ich armer, sündiger rnensch bekenn’ mich gotte mynem : 
heren, myner frawen sant Marien, allen gots heiligen und euch 
priester an gotz stat, das ich durch misbrauchung myner v sinn: 
sehen, hören, riechen, smacken und tasten, und durch böse nei- 
gung der hoffertikeit, gytikeit, haß, zorns, unmessigkeit in uber¬ 
essen und drincken, unkeuscheit und dragheit swerlich übertreten 
han die gebot gots. 

Das erst. 

Das ich swer gewesen bin zu gleuben got und der heilgen 
kirchen; lycht zu glauben zauberye, dörlich segen und ander ytel- 
keit wider die lere der heiligen kirchen. Das ich got mynen 
Schöpfer, erlöser und säligmecher nit über alle dinge liep gehabt 
han, sunder in dick üm rnyn selbs willen, um || ander menschen, # r 
üm zytlicher und vergencklicher lust, gut oder ere ubergeben han, 
derselben mehr dan gotz zu begeren. Das ich got noch in im 
selbs noch in synen heiligen sacramenten, synen wercken, synen 
bilden und heiligen steten nit geeret han, sunder die ere und 
den dienst gottes durch spot, claffery, ungestüniheit, hunde, fogel, 
spaciren und sunst gehindert han. Das ich synem heiligen lyden, 
gaben und gnaden undanckber gewesen bin. Das ich mynen hof¬ 
fen und getramven nit vor allenn dingen in got gesalzt, han, sun¬ 
der in nöten ander hilff wider gott gesucht han. 

Das ander gebot. 

Ich gib mich schüldig in dem andern geböte: Das ich den 3* 
namen gotes üppigklichen in rnyn munt genummen han, und eide 
sunder not in schimpf und ernst, üm nyt, hab, gunst oder gewin 
gethan han. Das ich die glider unsers herren Jhesu Cristi und 


*) Eine genaue Beschreibung des Büchleins und der beiden Bilder, sowie 
eine Reproduktion des ersten Ecce-homo-Bildes s. bei K. Falkenstein, Ge¬ 
schichte der Buchdruckerkunst, Leipzig 1840, S. 42—44. 


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?8 


II. Ein xylographischer Beichtapiegel. 


syner heiligen gelestert und versworn han und ander darczu 
gereisset l ) und lust darum gehabt han Das ich trüwe und ge- 
lübde an got und an mym nehsten dick verczogen und gebrochen 
han. Das ich auch unredlich und suntlich ding gelobet und ge¬ 
halten han, und heilge gute ding verlobt und gelassen han. Das 
ich andere zu falschen eiden getrungen oder von in genommen han. 

+ r Das iij. geböte. 

Ich gib mich schuldig in dem iij. gebot: Das ich den ge- 
gebanten fyertag-) nit geheiliget han. Das ich myn pfarmesse nit 
gantz von anbeginn bifc zum ende mit andacht gehört han, auch 
so ich nit redlich entschuldigung gehabt han. Das ich predige 
und ander gottesdienst versümet han. Das ich die dinge, die 
myner sdikeit zu sten, als das Pater noster, den glauben, die 
x gebot nit getarnt han* auch nit die, die mir entpfolhen synt, ge- 
leret han, myner seien stat *), myns lebens wandelunge und werck 
nit durchsucht han. Das ich die fyer gebrochen han mit dot- 
sünden, mit arbeit, mit keuffen und verkauffen* mit dantzenn und 
springen, spiele und andere ytelkeit. 

Das iiij. gebot. 

Ich gib mich schuldig in dem iiij. gebot: Das ich myn geist¬ 
lichen eitern, die heilige kirche, und myn obersten, geistlichen 
und weltlichen, myn lyplichen vater, muter und wolteter nit ge- 
eret han, ungehorsam und undanckber gewesen bin, iren geboten, 
underwysunge und ratt nit gefolget han, in und iren gesetzen 
und ordenungen übel gesprochen, geflucht, gestrafft und nachrede 
gethan han. Das ich denselben, myn eitern, geistlichen und lyp¬ 
lichen, nit zu hilft* kummen bin in lyplicher narung unnd Wartung, 
zehenden, opfer, zins, gülte, und was ich in schuldig gewesen bin, 
nit gereicht noch betzalt han, vor die doten nit flysslichen got gebeten 
han, ir Satzung und testament nit gehalten noch ufcgerieht han. 

[Das fünfte Gebot.] 

?> r Ich gib mich schuldig in dem v. gebot, das ich ein dot- 
slaher gewesen bin: geistlichen: an myner seien durch dot- 
sunde und an mynen nehsten, die ich durch wort, werck, 
bitte, gelübd, trauung, gewalt, Verspottung, böse exempel, steur, 

*) gereizt. ? ) gebotenen Feiertag s ) meinen .Seelenzustand. 


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II. Ein xylographischer Beichtspiegel. 


79 


hilf!, uffenthaltung *), unstraffung 2 ), schmeichlery, lob und rume 
zu dotsunden gereysset oder darin gehalten han; lyplichen: 
myner fynde oder frunde, zu der gut ich hoffen hat, dot begeret 
han, zu dolslag oder verlamung der glider geraten, oder sie verr 
willigt 3 ) han mit der hant, werck, hilff, schirm, steur, dotslag 
vollenbracht han, kriege, zwitracht, party 4 ) gestiftt han, sörglich 5 ) 
schimpf, stechen, turnieren gemacht und zugesehen han, durch 
myn versumenis oder schalekeit 6 ) entpfangen kinder oder ir gebürt 
gehindert, iungeborn 7 ) oder sunst menschen verwarlust han. 

Das vj. 

Ich gibe mich schuldig in dem vj. geböte: Das ich unkeusch 
dasten und unkeusche werck ungebürlich in der e mit mancher- 
ley weise, schlafende oder wachende, vollenbracht han, und or- 
sach nit gemitten han, und ander personen Ursache durch wort, 
wandel und werck gegeben han. 

Hienach volget das vij. geböte. 

Ich gib mich schuldig in dem vij. gebot: Das ich mynen 
nehsten syner ere und guten leümuts mit liegen, hinderclaffen s ), 
Verspottung und Verachtung beraubet han. Das ich fremde gut 
mit unrecht an mich bracht han, mit diepstal, raup, wucher, sy- 
monye, betranck, betrieg, in falschem gewicht, falscher zal, fal¬ 
scher muntze, falscher materie. Das ich rnynem nehsten synen 
lidlon und das syn”) wider synen willen vorgehalten han. Das 
ich myn schult nach rnym vermögen nit bezalt han. Das ich 
myn eigen nutz mit schaden des gemeynen gutes gesucht han. 
Das ich uff tagen oder an gerichten uffschlahung, vorhaldung 10 ) des 
rechten, betrügliche fünde zu schaden myns nehsten gesucht han 
und uberflus- || sigen kosten und beswernis uff in getriben han. 
Das ich mit überflüssigen kosten in spyse, drancke, cleidern, ge- 
sinde, state myn undersässen, fründe und kinder besweret han 
und den armen die almuse entzogen. Das ich myns huswirtes, 
myner kinder, myner eitern, myner herschafft gut unnützlichen 
zubracht han und wider irn willen utägegeben, in almuseh oder 

‘) Verpflegung, Unterstützung. *) straflos lassen. *) eingewilligt. 
4 ) Parteiung, Zwist. '*) gefährlich. fi ) Original: schalckett. 7 ) neugeboren. 
8 ) verleumden. 5 *) seinen Arbeitslohn und das Seinige. I0 ) Aufschub und 
Vorenthaltung. 


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80 


ll. Ein xylographischer Beichtspiegel. 

sust. Das ich durch unrecht erben der rechten erben erbteil ge- 
samelt han. Das ich zu geistlichen pfründen und gaben unnütz 
personen um gelt, gifft, dienst, gunst, sibschafft gefordert han. 
Das ich armen elenden l ) personen in iren nöten nach mynem ver¬ 
mögen nit zu hilff körnen bin mit rate, trost und gäbe, sunder 
sie dick gehindert han. Das ich der zyt und aller ander gaben 
und gnaden gots mich zu Sünden wider und nit zu der oren 
gots gebrucht han. 

[Das achte Gebot.] 

7 v Ich gib 'mich schuldig in dem achten geböte: Das ich falsch 
geczeugniß mit liegen und hinderclaffenn in schimpf und ernst 2 ), und 
dieselben lügen dick und vil mit dem namen gots und eyden 
bewert 3 ) han. Das ich mich durch glysnerye, heilikeit, frümkeit, 
guter werck uswendig um rumes willen vor den löten angenummen 
han. Das ich mich tugende, sterck, hübsehheit, gewaltes, rychtums 
lügenhafftig gerümet und böses, des ich schüldig was, geleukent 
han. Das ich dick strafbar dinge gelobet han und löblich dinge 
gescholten. 

Das neunde gebot. 

sr Ich gib mich schüldig in dem ix. gebot: Das ich unkeusche 
begird han gehabt zu myns nehsten gemahel, kinderen, gesind 
und darnach gedacht und die gesucht han mit gen, stehn, sehen, 
gryffen, küssen, umfahen, unzüchtigen Worten, geberden, Zeichen, 
schrifftenn, liederen, gesang, seitenspil, cleidung, Zierden, gaben, 
diensten, gelübden, und gern in wercken volbracht lief, hett ich 
es mögen thun heimlichen sunder schände der weit 4 ). Das ich 
auch lust han gesucht in unkeuschen gedeneken, Worten und ge¬ 
sichten, da ich auch nit der werk bogert han. 

Das x. gebot. 

av Ich gibo mich schüldig in dem zehenden gebot: Das ich 
fremdes gutes, ere, gewalts, stats, cleider, cleinet r '), haus, erb, 
schonet °), stercke, gesuntheit, adels, clugheit, gesindes wider got 
begert und mit unrecht gesucht und ander menschen sölichs ver- 
günt und daran gehindert han. Wie ich mich etc. 7 ). 

') heimatlosen, fremden, nicht ansässigen. -) Hier fehlt wohl das Verbum. 
: ‘) bewahrheitet, bekräftigt. 4 ) ohne Schande vor der Welt. 6 ) Kleinodien. 
a ) Schönheit. 7 ) Hiermit endigt der Beichtspiegel. 


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III. Das Augsburger Beichtbüchlein vom Jahre 1504, 


1* Vorbemerkungen. 

Wieder ein Unicum! Die fürstlich Öttingen-Wallerstein'sche 
Bibliothek zu Maihingen bei Marktoffingen besitzt ein Sammel¬ 
bändchen in Duodez, das folgende Schriften enthält: 

1) Magistri Ala- || ni optimi viri über de || penitentia. Confi- 
tentibns 1 Confessio-1| nes audieutibus || vtilissimas. 

Unter dem rot gedruckten Titel ein Bildchen, das St. Jo¬ 
hannes den Täufer darstellt. 

40 Blätter ohne Paginierung. Am Ende: In officina excu- 
soria Johannis || Miller Auguste Vindelico- || rum. quinto idus 
Apri- || lis. anno salutifero. || M. D. xviij. 

2) Missale Iti- || nerancinm sine Misse pe- || cnliares valde 
denote. 

32 Blätter ohne Paginierung. Am Ende: Finiunt misse pe- 
culiares cum orationibus deuotis || Colonie apud Predicatores 
impresse Anno sa- || lutis Millesimo quingentesimo sexto quarto 
octo- || bris: auf der Rückseite des letzten Blattes eine Kreuzigung. 

3) SJgna Quindecim hör-1| ribilia de flne Mundi || fit extremo 
Judicio. Darunter ein Distichon in kleiner Type: Paulus hierony- 
mus ita dicunt gregoriusque || Non mihi scribenti tu lector crede: 
sed illis. Darunter steht: De vita Sacerdotali || et Virginali. 

8 Blätter ohne Paginierung und ohne Firma. 

4) Das Beichtbüchlein. Augsburg 1504; 12 Blätter ohne 
Paginierung und ohne Angabe des Druckers; am Ende stehen 
Druckort und Druckjahr. Das Buch stammt aus dem Kloster 
St. Mang zu Füssen. 

Ref.-geaeh. Studien u. Texte, Heft 2: Falk, IJeielitLdiehlein. 0 


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82 


lll. L)as Augsburger beichtbüchlein 

Der Text des Büchleins beginnt mit einer Instruktion darüber, 
warum, wie, was usw. gebeichtet werden soll. Nachdem dann 
noch die Einleitungsformel des Sündenbekenntnisses mitgeteilt ist, 
wird der Leser darüber unterrichtet, in welcher Weise er seine 
Sünden erforschen kann; er soll sich zu diesem Zwecke die For¬ 
derungen des natürlichen Sittengesetzes und des Dekalogs, sowie 
die Lehrstücke über die neun fremden Sünden, die acht Selig¬ 
keiten, die sieben Hauptsünden, die sieben Sakramente usw. vor 
Augen halten. Mit einer Schlußformel für das Sündenbekenntnis, 
mit einem Aufblick des Beichtenden zum Himmel und mit einer 
Bitte an den Priester, ihm die Lossprechung zu erteilen und eine 
Buße aufzuerlegen, endet das Büchlein. 

Daß es den größten Nachdruck auf den Beichtspiegel nach 
den zehn Geboten legt, geht daraus hervor, daß in der Inhalts¬ 
übersicht, die an die Spitze des Ganzen gestellt ist, die Belehrung 
über Zweck, Eigenschaften, Inhalt usw. der Beichte an den Schluß 
gerückt ist 1 ), und daraus, daß für die Worte: Ain gute beucht 
Auß den |] zehen gebotten viel kräftigere Typen, als sonst in dem 
Büchlein verwendet werden, gewählt sind, so daß jene Worte 
gewissermaßen als ein Ersatz für den fehlenden Titel zu dienen 
scheinen. 

Betreffs der Orthographie des Originals ist hier noch zu be¬ 
merken, daß es regelmäßig ü statt u setzt, wo es gleich dem al¬ 
ten 110 ist, und daß eü statt eu steht. 


2. Text. 

[Inhaltsangabe.] 

l r Ain gute beucht: Auß den zehen gebotten. 

Von den neun lrembden sünden. 

Auß den acht seligkaiten. 

Von den siben todtsünden. 

Auß den siben sacramenten. 

1 1 Inhaltsangabe und Inhalt entsprechen sich auch bezüglich der Titel 
der einzelnen Abschnitte nicht vollständig. 


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vom Jahre 1504. 


88 


Auß den siben gaben des hailgen gaists. 

Von den sechs Sünden in den hailgen gaist. 

Auß den sechs wercken der barmhertzikait, leiplich und 
gaistlich. 

Von den fiünff ussern synnen. 

Von den fiünff aussern zaichen. 

Von den vier rachrüffenden Sünden. 

Auß den vier angeltugenden. 

Auß den drey gütlichen tugenden. 

Warzu die beicht gut sey. 

Wie man beichten söll. 

Was man beichten söll. 

Wem man beichten söll. 

Wenn man beichten söll. 

[I.j Warzu die beicht gut oder nütz sey. i v 

Antwurt der lerer. 

Die beicht macht gesund und hailt die krancken, macht 
vviderumb lebendig die seel, zerstört die sünd, widerbringt gnad 
und tugent, beschent l ) und überwyndt den bösen gaist, ver- 
saundt 2 ) den sünder mit got, veraynt den menschen mit der hai- 
ligen cristenlichen kirch, erleucht das gewissen, beschleußt die 
hell, aufschlüßt den hymel, der allen todsündern beschlossen ist. 
Item die beicht macht den menschen gehorsam dem gebot der 
cristenliche[n] kirch, wann ain yegklieber mensch, so er kumrnen 
ist zu bruchung seiner vernunfft, ist schuldig zum minsten ainest 
zu der österlichen zeit zu beichten all sein todsund, die er be¬ 
gangen hat, so verr 3 ) ym wissend und miglich 4 ) ist. 

[II.] Wie man sich schicken sol zu der beicht. 

Bedenck mit vleiß, ee du geest zu der beicht, dein ver- 
ganges sündigs leben und nym für dich, was du verbracht hast 
am feyrtag und was am wercktag, mit was ampt oder handel du 
umbgangen bist von deiner nächsten beicht, mit was geselschaflt 
oder gespilschafft, wie du dich gehalten hast in deiner gesundt- 

*) macht zu Schanden. ? ) versöhnt. a ) sofern. 4 ) möglich. 

G* 


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84 


III. Das Augsburger Beichtbüchlein 


hait und glücksäligkait, wie in deiner || kranckhait und wider- 
wertikait, wie du dich gehalten hast in deinem hauß und wie 
auswendig bey andern leuten. Ob du deinen standt recht ge¬ 
halten hast, er sey junckfraustadt, wittwen oder eelich, priester- 
lich oder gaistlich, was du gehandelt hast mit Worten, mit wercken 
oder mitt gedancken, mit willen, mit fürsatz, mit maynung, mit 
lust oder begird, was du thun hast von ostern untz ') pfyngsten, 
voii pfyngsten biß sant Michels tag, von sant Michel unlz wyhen- 
nächt, von wyhennächt untz vaßnacht, von vastnacht untz ostern. 
Mit solcher und dergleych ersuchung magstu kommen zu warer 
erkanntnuß deiner sünd. 

cm.] Wie die beicht sein soll nnd geschehen. 

Die beicht sol sein: demütig von hertzen, von Worten und 
ausserm erzaigen; schlecht 2 ) mit Vermeidung unnützer wort; starck 
mit guttem fursatz, dein leben zu bessern und den Sünden wider¬ 
stand thun; gantz, das du nichts verschweigst mit willen; unge- 
tailt, das du nit beichtest ain tail ainem priester, den andern 
tail aim andern; gehorsam, das du volgest dem rat deines beicht- 
vatters nach deinem vermügen; lauter, nit mit verdeckten || Wor¬ 
ten, sunder verstäntlich, yedoch mit züchten; warhaffl, das 
du nit beichtest, das du nit gethon hast; glaubhafftig, das du 
glaubest und hofnest, das dir durch rechte peicht all dein sünd 
vergeben werden; willig, daz du dich schickst zu der peicht auß 
andacht, nit aus not oder zwancknus; sich selb schuldigen und 
sunst kayn menschen, und das du dich nit entschuldigest mit 
andern leuten; haimlich, das du nit aus der beicht sagest oder 
redest. 

[IV.] Was man beichten sbll. 

Du bist schuldig zu beichten all todsünd, die dir nach 
fleissiger erfarung 3 ) wissent sint und nit alain, die du volbracht 
hast in aigner person, sunder auch die ander menschen volbracht 
haben, daran du ursach gewesen bist durch rat. hilflf, haissen, 
bitten, raitzen, ergemus geben, verhencknus 4 ) oder die du gestraft 
soltest haben, so du das schuldig gewesenn bist stadts halb, 
ampts halb oder brüderlicher lieb halb und du das nit gethon hast. 

*) bis ’) schlicht. : ) Erforschung. 4 ) Zulassung, Erlaubnis. 


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vom Jahre 1604. 


85 


Item nit allain bist du schuldig zu beichten die todsünd, 
sunder auch die umbständ der sünd, der siben sind. Die person: 
ob du gesündet hast mit geweichten oder gaistlichen leu || ten, ob 3** 
du sy frevenlich gehandelt hast mit Worten oder wercken. Statt: 
ob du die geweichten statt frevenlich enteret, verbrent oder zer¬ 
stört hast, ob du gesündt hast an ayner geweichten statt, kirchen 
oder kirchhoff. Zeyt: ob du gesündt hast am suntag oder feyr- 
tag. Zal: wie offt du ain sünd geton hast, und wie lang du in 
sündtlichem willen und fürsatz verhart und gelegen bist, und wie 
offt du widerumb in die sünd gefallen bist. Sach oder bewe- 
gung 1 ): ob du gesündt hast auh gewonheit, auh aygner boßhait, 
willigklich oder gezwunglich, auh unwissenhait oder auß blödig- 
kayt unnd grober anlechtung. Schad: was Übels auß den Sün¬ 
den erstanden ist. Weiß: ob du oflenlich gesündt hast mit er- 
gernub ander menschen, ob du rechte ordnung, weiß und maß 
der natur und aufsatzung -) der cristenliche kirchen in deinen 
wercken nit gehalten hast. 

[V. Einleitung: des Stindenbekenntnisses. | 

So du nun beichten wilt, so gang zu deinem priester, der 
gewalt hat dich zu enbinden, bit yn umb gotz willen, das er 
dein beichf t] wöll hörn und bezaichen dich mit dem zaichen des 
hailigen kreutz und knye vor dem prister nyder und sprich de- 
mütigklich: Ich armer sün- || der bekenn mich dem almechtigen 3 v 
got und Marie, der muter gotes, und allen hailgen, das ich un- 
wirdiger sunder vil und schwarlich gesündt hab in meinem leben 
mit gedencken, Worten und wercken, mit thon und lassen, und 
in sunderhait gib ich mich schuldig, das ich gesündt hab wider 
die gebott gotes und der hailigen cristenliche kirch: zum ersten 
wider das erst gebot, das ich got nit lieb gehabt hab über alle 
ding, das ich nitt ain rechten glauben gehebt hab geziert mit 
guten wercken, besunder hab ich gelaubt an zauberey, warsagen, 
segen, unholden, schwartz kunst. Und also soll sich der mensch 
bekennen in allen gebotten und stucken, darinn er sich schul¬ 
dig waißt, so er das gelesen hat, wie nachvolgt. 


‘j Ursache oder Beweggrund. *) Einsetzung, Verordnung 


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III. l)u» Augsburger ßeichtbüchlein 


SO 


[VI. Beichtspie^el.J 

|A. Nach dem Naturgesetz.) 

Es sind zwen tail der gerechtigkait: meiden das hob und 
wircken das gut. Aus den zwaien wurtzeln entspringen alle ge¬ 
bot, wann alle gebot verbieten das bös und gebieten das gut. 

Es seind zway gebot der natur; das ain tritt got an, das 
ander den menschen. Das erst ist: Du solt got deinen herrn 
lieb haben aus gantzen deinem hertzen, aus gantzer deiner seel, 
* r aus gantzen deinem gemut und aus allen dei- || neu krefften. Das 
ander ist gleich [ ) dem: Und den nächsteu als dich selbs. 

Es sind zway gebot der natur, die antreffend den nächsten; 
das ain gebeut, man söll dem näfch]sten guts ton; das ander 
gebüt, man söll dem nächsten nit ubels ton. Das erst ist: 
Alle ding, die ir wollen, das uch die menschen thüen, die selben 
sollen ir auch ynen thon. Das ander: Was du willt, das dir nit 
geschech von aim andern, solt du sehen, das du es aym andern 
auch nit tuest. 

Dise vier gebot haissent hott der natur; wann 2 ) von natur 
halt man das best und höchst gut lieb über alle ding, und so 
ain menscli dem andern gleich ist, so hat ain mensch den an¬ 
dern lieb von natur. 

[B. Nach dem Dekalog.] 

Es sind zehen gebot, die got geschriben hatt vnd geben 
Moysi auf dem berg Sinay in zwaien stainin tafeln. In der er¬ 
sten tafel sind geschriben dreu gebot, die antreffent got. In 
der andern tafel sind geschriben siben, die antreffent den 
menschen. 

Das erst gebot. 

Du solt deinen herren got anbeten und dem allain dienen. 

Wider das gebott thund all menschen, die nit ain rechten leben- 
4 v digen ge- || [l]auben hond, geziert mit cristenlichen, tugentreichen 
wercken. All, die aberglauben haben an zauberey, an segen, an 
unholden werck und dergleichen. All, die undanckber sind der 
guttäten, die yn got mittailt hat an seel und an leib. All* die 

'/ Original: gleicht. denn. 


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vom Jahre 1504. 


87 


got strafent*) an seinen wercken, an seiner regierung. All, die got 
nit schuldigen dienst tund. All, die got mutwilligklich versuchent. 
All, die ir hoffnung nit zu got setzen, sunder mer in die creatur. 
All, die vatter, muter, brüder, swestern, haußfrawen, kind oder 
aincherlay -) creatur lieber hond, dann got. Die sünden wider das 
erst gebot. 

Das ander gebot. 

Du solt den nainen dins herreu gots nit frevenlicli und unnützlich 

nenunen :1 ). 

Wider das gebot thund all, die cristen genant sind und nit 
cristenlich leben oder nit cristenliche werck thond. All, die falsch 
ayd schwerend. All, die das da zweit’elig ist, für war schwernd 
oder reden. All, die schwernd, etwas böss zu thun, oder etwas 
guts nit wöllen tun. All, die ir gelübt nit halten, so sy das mögen. 
All, die aub neyd oder zorn wünschen oder flüchen aincherlay 
creatur, das ynen got etwas böb geb oder zuschick. All, die 
sweren bey den gelidern || Cristi, bey seiner marter und leiden, b[e]y ;>r 
seinem hailigen plut oder bey seinem sterben, auß bobhait oder 
aus böser gewonhait. All, die fluchent den hailigen oder den 
wercken gotz. All, die wissenlich aufnement falsch aid. All, die 
mindern den dienst gotz. Die all sind übertretter des andern gebots. 

Das dritt gebot. 

Gedenck, das du den teyrtag hayligest. 

Wider das gebot sündt der mensch, so er an dem teyrtag 
dienstlich werck tut, darmit er am dienst gots gehindert wirt. 
Wer nit meb hört und predig oder das götlich wort verachtet. 
Wer sich unersamlich 4 ) heldt bey der meb oder andern gots dien- 
sten. Wer tödlich sündt, der bricht die feyr und tut zwo todsünd. 
Wer sein sünd am feyrtag nit bereuwet. Wer den feyrtag ver- 
zert 5 ) mit kauften und verkauften, mit rechnen, mit schuld haischen, 
mit tantzen, ringen, springen, stechen, rennen, jagen, hetzen, 
vogelfahen, baissen H ), wettlauffen der ross oder menschen, zeit ver¬ 
lieren mit spielen karten, höflen 7 ), essen, trincken. Wer nit mit 
andacht gedenckt an got und ym dancksagt sevner gutat. Die 
thund all widder das gebot. 

*) tadeln. a ) irgend welche. \ nennen. 4 ) uuehrerbietig. 5 ) zubringt. 

,} ) beizen (die Vögel). 7 ) Hof halten, besuchen, also wohl: eine Gesellschaft besuchen. 


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88 , III Das Augsburger Heiclitbiulilein 

Das vierdt gebot. 

”» v Du solt ereu dein vater und dein muter, das du lanng wirig seyest 
auf!' der erd, die dein herrgot dir geben wirt. 

Wider das gebot sündet der mensch, so er seine eitern 
veracht und verschmächt. So er sv schlecht, stobt oder betrübt. 
So er yn flucht oder böses nachredt. So er ireni gebott nit 
geliorsam ist und vn nit volgt. Wer yn wünscht oder begert 
ires tods. Wer sy verlaßt in iren nöten. Wer sich ir schempt 
oder sy verlaugnet von armut, kranckhait oder ander presten 
wegen. Wer sy verderbt, vertrevbt oder außstoßt. Wer uneret 
die prelaten, lürweser, bröpst, äpt, prediger, Seelsorger, beicht- 
vätter, priester, gaistlich person, münich, nunen, closterfrawen, 
sein gevätter 2 ). Wer seinen weltlichen herren und obern nit ge¬ 
horsam und getreuw ist, als er sol. Wer alter und frumer leut 
spott und übel redt. Die Sünden all wider das vierdt gebot. 

Das funfft gebot. 

Du solt nit tödten. 

% 

Wider das gebot thund all, die on recht, willigklich, aus boß- 
liait umbringent oder helffent umbringen vom leben zum tod 
ainen menschen All, die ainen leinend, verwundent, schlahent, 
ö r stossend, werffent oder kerckernt || wider recht. Wer den armen 
laßt hungerslerben und kumpt ym nit zu hilff. Wer anlaytung, 
raytzung, rat gibt und hilfft zu Sünden, der tödtet gaystlich. Wer 
oflenlich sündt unnd schandtlich und ergerlich lebt, der tödt durch 
sein böß exempel und Vorbild. Wer seinem nächsten übel redt 
und sein eer abschneidt. Der sündt wider das fünfft gebot. 

Das sechßt gebot. 

Du solt nit unkeuschen. 

Wider das gebot sündt der mensch mit bulerey, hürerey, 
eeprecherey, schwechung der junckfrawen. Wenn das geschieht 
mit gevättern, mit fründen des pluts oder der schwagerschafft, 
mit priestern, mit geweichten personen oder gaistlichen, so ist die 
sünd schwerer und grösser. Es wirt auch diß gebot übertretten 
durch berüren oder betasten, küssen, umbfahen, ansehen junck- 


’) Gebrechen. *) Gevatter, Paten. 


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vom Jahre 1504. 


8<J 


frawen oder fravven auß böser begird, und dergleichen so junck- 
frawen oder frawen das thüen oder sölichs an yn willigklich ge¬ 
statten und ursach darzu geben. Wer dichtet oder singt oder 
spricht schentlich unkeusche lied und schentliche wort redt. Wer 
sein hertz bekümert mit unrainen, unlautern, flaischlichen ge- 
dancken und bösen gelüsten. Wer sündt wider ord- jj nung der <> v 
natur. Wer eelich werck begert oder volbringt in verbotner zeit 
und, so die fraw groß schwanger oder frawenkranck ist oder in 
dem kindtpett ligt. 

Das sibent gebot. 

Du solt nit stein oder diebstal thun. 

Wider das gebott thut der mensch, der da stilt, raubt, 
wuchert, unrechtlich gut kauft! oder verkauft!. Der aus geitikait 
seinen nächsten mit spil abgewindt. Der unrecht gut besitzt oder 
innhelt. Der gefunden gut nit widergibt. Der felscht maß, wag, 
ein ! ), müntz oder ander kauffmanschatz. Wer nit gibt den zehen¬ 
den, der yn schuldig ist ze geben. Der nitt gibt zol, steur, zins 
oder frondienst, die gebürlich seind. Der nit bezalt schuld, die 
er sol und mag zalen. Der gescheflt der todten-) innhelt oder nit 
fleissigklich fürstreckt oder ausgibt, als yin bevolhen ist. Wei¬ 
den nächsten nötiget unrechtlich und unerbermklich um gelt. 
Wer seinem Schuldner, der nit hat bezalung zu tun. nit überhebt 
und zeit gibt. Wer ungelt, maut, zoll unbillich nympt. Der bricht 
das sibent gebot gewaltigklich. 

Das acht gebot 

Du solt nit falsch zeugknuß geben. 

Wider das gebot thut der mensch, so er wi- der die war- 7* 
hait zeugknuß gibt wissenlich oder unerfaren 3 ). So er falsch urtail 
spricht. So er seinen nächsten anlügt und ym unrecht zusagt. 

So er yemandt betreugt mit verlognen und verschlagnen Worten. 

So er sich rümet und ausgibt, er sey besser, frümer und grösser, 
denn er ist. So er fälschlich trauret mit den traurigen. So er 
zeugknuß gibt der warhait aus neid. So er spricht: ich byn dir 
hold, ich gind 4 ) dir guts 6 ) und leugt. Welcher richter urtail veltt 
durch gab oder durch neyd. 

J ) Ellen. *) die von einem Verstorbenen auferlegten Geschäfte. 3 ) ohne 
Beweis. 4 ) gönnte. r 'j Original: güts. 


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9o 


111. Das Angsburger Beichtbüchlein 


Das neund gebot. 

Du solt nit begeren deines nächsten weibs oder haußfrawen. 

Wider das gebot sündet, der da bult oder wirbt um ains an¬ 
dern manns haußfrawen. Wer begert, von ains andern haußfrawen 
geliebt zu werden. Wer da bult mit Worten, briefen, grüssen, 
diensten, gaben, varbtragen, klaidung oder andern geberden umb 
aines andern haußfrawen willen. Mag er ir nitt gehaben, jedoch 
ist die sünd schon volbracht. 

Das zehent gebot. 

Du solt nit begeren deines nächsten gut. 

Wider das gebot sündt, der da stelt nach aynes andern 
dienst, ampt, nutz, arbait, hauß, hoff, äcker, wisen, knecht, magt 
7 v oder vych. || Wer spilt umb gewyn. Wer den andern betreugt 
in kauffmanschafft, in kauften oder verkauffen. 

(C. Nach verschiedenen Lehrstücken.] 

[1.] Die nenn frembden sünd« 

Hayssen Sünden oder unrecht tun. Rat geben zu sünden 
als zu stein, rauben, zu bösen köffen und zu beschedigen. Ver- 
hengen willigklich das unrecht. Rümen und loben die bösen von 
vorcht, gunst oder gaben wegen. Underschleffen ! ), züflucht geben 
oder beherbergen, beschützen oder behausen die spiler, wuchrer, 
rauber, dieb, eebrecher und dergleich. Tayl neincn oder haben 
in Unrechtem gut als in geraubtem oder gestolen gut. Ver¬ 
schweigen aines andern boßhayt auß lieb oder gunst, so sie doch 
von besserung wegen ist ze sagen. Nit widersteen mit gewalt 
den Übeltätern, damit sy gehyndert oder gestrafft wurden. Nit 
offenbarn unrecht gut als geraubt, gestoln oder unredlich abgetragen. 

Von den frembden Sünden magst du also beichten: Ich geb 
mich schuldig: das ich gesündt hab mit den neun frembden Sünden. 
Das ich ander menschen gehaissen hab sünden und unrecht tun. 
Sr Das ich rat geben hab |! zu sünden. Das ich gunst und willen 
geben hab zu sünden und darzu geholffen. Das ich den sünder 
gelobt 2 ) hab und yn umb die sünd nit gestraft. Das ich den sün- 

') Unterschlupf. \) Original: golubt. 


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vom Jahr« 1504. 


91 


der auffenthalten hab und gelitten und beschirnipt umb klaines 
zeitlichs nutz wegen. Das ich tail gebebt hab an dem unfertigen *) 
gut. Das ich geswigen hab zu der sund, so ich sie on mein 
grossen schaden wol gehyndert hett. Das ich der sund nit wider¬ 
stand getun hab, so ich es wol bet gemocht und schuldig ge¬ 
wesen bin. Das ich nit geoffenbart hab die sünd, den 2 ) sie ze 
offenbarend ist. Oder das abgetragen 3 ) gut, so ich gewißt hab, 
wo es was, nit gezögt 4 ) hab. 

[2.] Die acht seligkaiten. 

Armut des gaists, senfltmütikait, beklagung der sund, durst 
oder begirlichait der gerechtikait, parmhertzigkait, rainigkait des 
hertzen, fridsamkait, durchächtung 5 ) leyden umb wegen der ge- 
rechtigkait. 

[3.] Die siben todsfind 8 ). 

Hoffart, geitikait, unkeuschait, fraßhait, zorn, neyd, traghait. 

Es ist zwayerlay hochfart: innwendige und außwendige. 
Innwendige hoffart gschicht: || So der menscli glaubt und maynt, 
er hab sein guthait von ym selbs. Oder so er glaubt, er hab 
sy von got, er maint aber, er hab sy verdient umb got. Item 
wenn er maynt, er hab etwas gutz an ym 7 ), das er doch nit hat. 
Oder wenn er etwas guts an ym 7 ) hat und bekennt, das er es 
hat von got, er ist aber des undanckper und verschmecht ander, 
die solch gutt oder gnad nit habcnt. Außwendige hoffart ge¬ 
schieht mit allen glidern unnd klaidung des leibs, so der mensch 
maint, er sey hübscher, stercker, weiser, wolredender und der- 
gleich wenn ander *), und begert darumb gesehen, gerümpt, ge¬ 
lobt und geeret zu werden, und so er sich also besser schetzt, 
so ist er widerspänig und wil nyeman underthon sein unnd läßt 
sich von bösen wercken nit ziehen. 

Mit geitigkait sündt der mensch: So er mit zu vil sorgfeltig- 
kait und müung begert zeitliche güter uberkommen. So er sy zu 
vil lieb hat. So er wider sein gewissen sy unrechtlich an sich 
zücht und behalt. So er sy unnutzlich und uberflüssigklich auß- 
gibt und verzert. So er ym selbs oder den seinen in essen, 

l ) unrechtmäßig. ? ) denen sie zu offenbaren ist. ;i ) entwendet. 
*) vor Augen bringen, nachweisen. 6 ) Verfolgung. 8 ) Man bezeichnet sie 
heute als , Hauptsünden 7 ) an sich. s ) als andere. 


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Sv 



92 


IH. Das Augsburger Beichtbüclilein 


trincken, klaydung oder andern saclien nitt notturfft gibt, so er 
9 r es thun mag. So er zu- j| vil karg ist in aubgebung des almusen 
den dürfftigen. So er aub geitikait andern menschen schaden 
zufiegt, sy überschätzt oder ubernympt. So er aub geitikait spilt. 
So er opt'er, zehenden und ander gebürlich ding, die zu ersam- 
kait gehörnd. nit gantz und genugsam lieh aubricht. 

Mit unkeuschait sündt der mensch, wie oben in dem sechbten 
gebot erzelt ist. 

Mit neyd oder hab sundt der mensch: So er seinem näch¬ 
sten ubels will, gündt oder wynst'). So er sich in ander men¬ 
schen Unglück und widerwertigkayt gefrödt hatt. So er in ander 
menschen glück mügig 2 ) und traurig ist. So er seinem nächsten 
haymlich übel redt und böb zulegt. So [er] ym offenlich übel 
redt und undertruckt und myndert sein gutten laymden s ). 

Mit zorn sündt man: Wenn man on grob ursach zirnet 
über ander menschen, haubfrawen, kind, knecht, mägt oder an¬ 
der creatur. Wenn man in zorn sich richtt 4 ) mit fluchen, 
sclnvern, schuldigen, lüstern oder mit schiegen, howen, stechen. 
Wenn man in zorn got lestert unnd mit fluchen gott in den mund 
<jv nympt und sein hailige gelider. Wenn man || die menschen schendt, 
mit ynen kriegt oder zanckt, so man ain geschwollen gemüt hat, 
das man nitt reden will. So man andern menschen in zorn 
schaden zufügt. So ain mensch ym selbs durch zorn sein leben 
kränckt und villeicht den tod zufügt. 

Mit frasserey sündent: All, die zu vil lusts habent in essen 
und trincken und desselben unordenlich begerend. All, die nit 
fastent, so sy schuldig seind zu fasten. All die, so sy vasten 
solten, zuvil collacent ^). All, die on ursach die stund des essens 
aub lust oder hunger fürkument H ). All, die über die mab zuvil 
essen oder trinckent. All, die zuvil vleib habent, die speib köst¬ 
lich zu berayten. All, die das essen unnd trincken zuvil geitigk- 
lich nüssen 7 ). 

Mit tragkait sündent: All, die verdrub habent und unwillig 
seind in gaistlichen wercken, in betten, vasten, in hörung des 

1 ) gönnt oder wünscht. ') ärgerlich. ‘) Leumund. 4 ) rächt. & ) eine 

zu große Kollation nehmen. ,; ) in der Fastenzeit zu früh speisen. T ) genießen. 


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vom Jahre 1504. 


98 


gots Worts, in hörung oder lesung der hayligen geschriflft und 
guter ermanungen, in gütlichen amptern l ) und förderlich in meß- 
hörung. All, die underwegen lassend und versumend vil guter 
werck, die sy wol tun möchten und die sy auch schuldig sind 
zu thun. All, die hinlesig 2 ) seind und die ding, die sy heut thun 
sol || ten, verziehent biß morn a ). IO** 

14. | Die siben saerament. 

Tauft, firmung, fronleichnam Cihristi, bußwirckung, weihung, 
die ee und haylig öllung. Wer sich in dienen 4 ) versundt hat und 
sy nitt recht empfangen und vleißlich behalten, der sol es 
beichten. 

[5.J Die siben gaben des hailgen gaists. 

Schmackhafftige erkantnuß der himelschen guter; verstent- 
lichait zu gedencken die letsten ding; rat, das gut zu erwelen 
und das böß zu fliehen; sterck in leiden und widerwertigkait; 
kunst zu bekennen sich selbs und zu urtaylen seine werck; güti- 
kait brüderlicher mitleydung; vorcht umb das übel. 

[6.| Die sechs werck der barmhertzigkait leiplich. 

Den hungerigen speysen, den durstigen trencken, den nacken¬ 
den beklayden, den eilenden 5 ) beherbergen, den krancken haym- 
suchen, den gefangen erlösen. 

|7.| Die sechs gaistlichen werck der barmhertzigkait. 

Den unwissenden leren; dem zweiflenden raten; den trau¬ 
rigen trösten; den söndenden straffen; dem, der mich belaydiget 
hat, || alsbald um gots willen verzeihen: für all menschen, tod jov 
und lebendig, got bitten, das er zu hilft* kumm irer notturflft. 

18.1 Die sechs sünd in den hailgen gaist. 

Vermessenhait oder Sünden auff gottes barmhertzigkayt: ver- 
stoppung oder verhörtung in der boßhayl; reuwlösigkayt; wider- 
streitung der erkanten warhait; haß brüderlicher gnad oder 
frümkait 0 ), endtlich Verzweiflung oder verzagung an gütlicher barm- 
hertzikait. Die fünft* ersten werdent hie hart 7 ) vergeben, die 
sext weder hie noch dort. 

') gern eint ist das Chorgebet (officium divinum). 2 ) nachlässig. H ) morgen. 

4 ) — denen. r ‘) Fremden. “) Frömmigkeit. 7 ) schwer. 


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94 


III. Das Augsburger Beichtbüchlein 


[9.) Die fonff anssern synn. 

Sehen, hören, greiffen, schmecken *), versuchen. 

Mit sehen sündt ain mensch, so er sich vleißt zu sehen 
üppikait der weit, schön frawen oder mann, unkeusche werck 
der menschen oder der thier oder haymliche gelyder, durch wel¬ 
ches sehen er genaygt wirt zu unordenlicher begird, dieselben in 
wercken zu volbringen. 

Mit hören, so er gern hört nachreden, lesterung, bübische 
unkeusche wort, schantliche weltliche gesang und saytenspil, da¬ 
von er ungeschickte *) £röd empfacht. 
ll r Mit berürung sündt der mensch, so er sich || selbs unersam- 
lich angreifft oder ander person, dardurch er sich und ander raytzt 
zu unzimlicher begird. 

Mit schmeckung, so er schmeckt wolriechend ding, darinn 
er zuvil lusts hat. 

Mit Versuchung, so er gute, lustige speyh und tranck zuvil 
nympt, auflf das er vil lusts darinn hab. 

110.1 Die fünff assern z&ichen. 

Ringung oder umbfaliunng, küssung, wünckung 3 ), bittung, 
Schreibung. 

111. | Die vier rachrüffenden 4 ) sünd. 

Wucher, rauberey oder truckung der armen, manschlech- 

tigkait :i ), innhaltung des lidlons ti ) wider den willen des arbavters, 

Sünden wider Ordnung der natur, die genannt ist die stummend 
sünd, vor der got alle menschen behüt. 

112.J Die vier angel- 7 ) oder sittlichen tagenden. 

Fürsichtigkait 8 ): zu erkennen, was gutsey, dasselbzu würcken, 
und was böß sey, dasselb zu fliehen. Gerechtigkait: ainem yegk- 
lichen zu geben, das ym zuhört: got Unschuld, vatter und muter 
gehorsamkait, den obern ererbietung, den gleichen ainhelligkait !) ) 
11 v und frid, den myndern straff und zucht, || im selbs raynigkait, 

den armen mitleydung inn wercken. Stercke: widerstand zu 

*) riechen, *) unpassende. 3 ) zuwinken, Geberden. 4 ) himmel¬ 
schreienden. °) Totschlag. Mord. ß ) Tagelohns. 7 ) Übersetzung von 
virtutes cardinales. *) Klugheit. *) Eintracht. 


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vom Jahre 15U4. 


95 


thund aller anfechtung. Mässigkait: in allen dingen das mittel 
zu halten, darinn die tugent funden wirt. 

113. | Die drey götliehen eingegossen tagenden. 

Der gloub, hofthung und lieb. On die drey nyemandt mag 
sälig werden. 

VII. Schluß des Sfindenbekenntnisses. 

So du nun yetz gebeicht hast, so vil dir wissent ist, so be¬ 
schleuß die beicht mit sölchen oder dergleichen Worten: 

Wie ich also gesündt hab in allen meinem leben, es sey 
haimlich oder offenlich, tödtlich oder täglich 1 ), wissent oder un- 
wissent, wie es got erkent und ichs nit waiß oder sagen kan,* 
das ist mir layd und beger gnad und ablaß. 

Gnad mir himlischer vater, frist mir mein leben, so lang 
untz *) ich mein sünd büß und dein götliche huld erwerb, und bitt 
dich, du wirdige muter gots Maria, und uch, all gottes hailgen 
und engel, das ir got für mich bitten und mir gnad erwerben, 
unnd üch priester, das ir mir ablaß sprechen und wir- || dige büß 
auffsetzen über die und all mein vergessen sünd, wenn 8 ) sy 
mich reuwen und lavd seind und missvallen von gantzen mei¬ 
nem hertzen, und wölt, das sy mir noch layder wären. Ich ver- 
zeich auch allen den, die mich belaydiget haben, auff die gnad, 
das auch mir got der almechtig verzeich mein sünd. 

Also endt sich diß beichtbüchlin, gedruckt zu Augspurg 1504. 

Tod- oder läßliche Sünde. a ) his. *) denn. 


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Mormationsgeschichtliche Studien und Texte. 

Herausgegeben von Dr. Joseph Greving, Privatdozent in Bonn. 

Heft 3 . 


Briefe 

Voll 

Hieronymus Einser, Johann Cochläus, 
Johann lensing und Petrus Rauch 

Rn die 


Fürstin Margarete und die Fürsten Johann und 
Georg von Anhalt 

lierausgegeben 

von 

Lic. Dr. Otto Clemen, 

OymnHsiftl-Oberlelircr in Zwickau i. S. 


Münster i. W. 

Druck und Verlag der Aschendorffschen Buelilinndlung. 

1907. 


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Einleitung. 


Die im folgenden aus den im herzoglichen Haus- und Staats¬ 
archiv zu Zerbst beruhenden Originalen mitgeteilten Briefe von 
Hieronymus Emser, Johann Gochlaus, Johann Mensing und Petrus 
Rauch von Ansbach an die Fürstin Margarete und an die Fürsten 
Johann und Georg von Anhalt ergänzen den kürzlich von mir 
herausgegebenen Briefwechsel Georg Helts 1 ), bilden aber zu¬ 
gleich eine Gruppe von selbständiger Bedeutung. Während 
uns dort die lutherische Partei in der Umgebung der an- 
haltischeii Fürsten und ihr allmähliches Vordringen vor Augen 
geführt wird, so hier die altgläubige Partei und ihr allmäh¬ 
liches Zurückweichen. Bis zum Tode der Fürstin Margarete 
(f 28. Juni 1530) und darüber hinaus stehen Cochläus, der das 
Erbe Emsers übernommen hat, und besonders die beiden Dessauer 
Hofprediger Mensing und Ansbach in inniger Verbindung mit dem 
anhaitischen Fürstenhofe und üben einen starken Einfluß aus. 
Nach der Entlassung Rauchs (Sommer 1532) spüren die katholi¬ 
schen Berater gar bald, daß „eyn ander regiment“ zu Dessau 
werden soll (Mensing am 10. Juli 1532, unten S. 41); mit schwerer 
Besorgnis erfüllt es sie, daß die Fürsten Nikolaus Hausmann, 
„eynen öffentlichen Lutheraner, eynen von den ersten vnd eitesten 
Lutheranern“ (Cochläus am 27. Dezember 1532, unten S. 45) 
engagiert haben; trotzdem können sie es lange noch gar nicht recht 


*) Georg Helts Briefwechsel (= Archiv für Reformationsgeschichte, Er- 
gänzuDgetand II), Leipzig 1907 (unten einfach mit „Heit“ zitiert). 


1387944 


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IV 


glauben, dal.'; die Fürsten wirklich mit der Tradition ihres Hauses 
gebrochen haben. Aber nicht nur diese Entwickelung decken 
unsere Briete aut, sie enthalten auch eine Menge wichtiger Nach¬ 
richten über die Lebensschicksale und die schriltstellerische Tätig¬ 
keit dieser Männer ] ) und über zeitgeschichtliche Ereignisse wie 
über den Augsburger Reichstag von 1530 und über die Türken¬ 
kriege 2 ). In den Briefen Rauchs interessieren uns besonders die 
Nachrichten über seine Forschungen zur Genealogie des Hauses 
Anhalt. Die Magdeburger Schöppenchronik hat er durchgelesen 
(S. 37), aber auch andere Chroniken und Quellenwerke sucht 
er zu erlangen (S. 43 und 57), besonders bemüht er sich um 
eine Chronik, die er in Brandenburg liegen weiß (S. 44 
und 53) *). 

Vor allem aber spiegelt sich in unseren Briefen der Charakter 
dieser Verteidiger des katholischen Glaubens besser und viel¬ 
seitiger wider als in ihren polemischen Schriften^ Die drei Briefe 
von Einser zwar sind zu kurz und unbedeutend, als daß sie uns 
tiefere Blicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt tun lassen 
könnten. Anders aber steht es mit den Briefen des Cochläus, 
Mensings und Rauchs. Besonders die von Mensing sind voll 


') Vgl. G. Kn wer au, Hieronymus Einser (= Schriften de9 Vereins für 
Keformationsgeschichte Nr. 61), Halle 1898; M. Spahn, Johannes Cochläus, 
Berlin 1898; N. Paulus, Die deutschen Dominikaner im Kampfe gegen Luther 
(1518- 1563) (= Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssen9 Geschichte des 
deutschen Volkes, IV. Band, 1. und 2. Heft), Freiburg i. Br. 1903, S. 16—45 
(über Johann Mensing), S. 45—62 (über Petrus Rauch). 

*) Damals ersetzten ja die Briefe zum guten Teil die Zeitungen. Vgl. 
R. Graßhoff, Die briefliche Zeitung des XVI. Jahrhunderts. Inauguraldisserta¬ 
tion, Leipzig 1872. 

®) Sein „Chronikon“ ist uugedruckt geblieben, doch hat Ernst Brotauff 
(t 1565 aU Bürgermeister in Merseburg; vgl ADB III 365 f.: Wegele, be¬ 
sonders aber P. Flemming, Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte iu 
der Provinz Sachsen 3, 157 f.) umfangreiche Exzerpte daraus in seine „Ge¬ 
nealogische Geschichte des Hauses Anhalt“ aufgenommen. Rauch hat sein 
Geschichtswerk den drei fürstlichen Brüdern Johann, Georg und Joachim ge¬ 
widmet (J. C Beckmann, Historie des Fürstentums Anhalt, 7 Teile in 2 
Bänden, Wittenberg 1710, V 5) Er hat es übrigens nicht „vor 1530“ ver¬ 
faßt, vielmehr hatte er im Oktober 1532 noch nichts niedergeschrieben 
(unten 8. 43). 


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grober Innigkeit und von echtem Gefühl durchtränkk Wie rührend 
sind seine Versicherungen der Liebe und Verehrung gegen die 
Fürstin Margarete, die er seine Frau Mutter nennt; eigentlicli 
käme es ja nur ihren Söhnen, seinen gnädigen Herren zu, sie so 
anzureden, „aber eyn bedtler darff sich auch zuczeiten etwas 
vnterstehen 4 * (S. 8). Wie er (April 1529) nach Frankfurt a. 0. 
übergesiedelt ist, sehnt er sich doch alle Tage nach Dessau zurück 
(S. 11). Als er den Tod der Fürstin erfahren hat, widmet er 
ihr in einem Briefe an Fürst Johann einen ergreifenden Nachruf 
(S. 22), und tiefbewegt dankt er dem Fürsten für die Kleinodien 
aus dem Nachlaß der Fürstin und das aus Kleidern von ihr an¬ 
gefertigte Meßgewand (S. 32). Die Liebe, die er ihr entgegen¬ 
gebracht hat, überträgt er nun auf die Söhne: „als der eddel 
bäum myr ßo lieb, werdt vnd thewr gewesen vnd noch ist, muß 
die Frucht yres leibes myr wtirlich seer lieb seyn, und weyß nicht 
menschen auf? erden, den ich mehr guts gönnen mocht, man rede 
vnd halte von myr, was man woll“ (S. 41). Dieselbe Anhänglich¬ 
keit an das Haus Anhalt zeigt Rauch. Auch als er verab¬ 
schiedet ist, erklärt er sich Fürst Johann gegenüber bereit, ihm 
„vber wasser und landt“ zu dienen und nachzufolgen (S. 43). 
Zugleich aber können wir uns doch auch dem Eindruck nicht 
verschließen, daß die beiden Dominikaner viel zu weiche und 
weitabgewandte Naturen waren, als daß sie dem im anhait¬ 
ischen Fürstenhause einziehenden neuen Geist hätten erfolg¬ 
reich Widerstand leisten können. Es fehlte ihnen dazu an 
männlicher Kraft und rücksichtsloser Derbheit. Der alte brave 
Heit und der unselbständige Hausmann waren zwar gerade 
keine sonderlich gefährlichen Gegner. Aber sie standen in 
ununterbrochenem Kontakt mit den Wittenberger Reforma¬ 
toren. Mensing und Rauch dagegen hatten keine Phalanx 
hinter sich. 

Für Cochläus ist besonders charakteristisch der sehr diplo¬ 
matisch gehaltene Warnungsbrief, den er am 27. Dezember 1532 
an Fürst Georg gerichtet hat (unten Nr. 34 ). x ) — 


‘) Vgl. das Urteil Spahns S. 177 f 


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VI 

Das Buch von F. Westphal, Fürst Georg der Gottselige 
zu Anhalt, sein Werden und Wirken, Dessau 1907, kam erst 
wahrend der Korrektur in meine Hände. 

Herrn Archivrat Professor Dr. Wäschke in Zerbst sage ich 
für die Freundlichkeit, mit der er mir die interessanten Briefe 
zur Veröffentlichung überlassen hat, verbindlichsten Dank. 


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Verzeichnis der Briefe 


von Einser an 


Fürstin Margarete, 

Dresden, 

21. April 1526 (Nr. 1). 

* « 

» 

25. l)ez.[?| 1527 (Nr. 3). 

* ii 


22. Febr. 1527 (Nr. 4). 


von Cocliläus 

an 

Fürstin Margarete, 

Dresden, 

28. Okt. 1529 (Nr. 14). 

B 1« 

V 

28 Nov. 1529 (Nr. 15). 

1* B 

V 

26. Dez. 1529 (Nr. 17). 

Fürst Johann. 

Dresden, 

27. Dez. 1532 (Nr. 33). 

* Georg 

i» 

27. Dez. 1532 (Nr. 34). 

b b 

B 

3. Febr. 1533 (Nr. 37). 

1* B 

Meißen, 

26. April 1538 (Nr. 42). 

„ Johann, 

Leipzig. 

29. Juli 1538 (Nr. 44). 

» * 

Eichstädt, 

16. Okt. 1545 (Nr. 45). 


von Meusing 

an 


Fürstin Margarete, Jerxheim, 
Fürst Johann, Leipzig, 
Fürstin Margarete „ 

„ „ Frankf. a 0. f 


Fürst Johann „ 

Fürstin Margarete [„ 


Fürst Johann „ 

V V Vf 

, „ Augsburg. 


Berlin, 

Frankf. a. 0., 

ff 1» 

Kölln a. tl. Spree, 
Frankf. a. O., 


6. .Juni 1526 (Nr. 2). 
17. April 1528 (Nr. 5). 

21. April 1528 (Nr. 6). 

30. April [1529] (Nr. 7). 

31. Mai 1529 (Nr. 8). 

7. Juni 1529 (Nr. 9). 

8. Juni 1529 (Nr. 10). 
23. Juni [1529] (Nr. 11). 

22. Sept. 1529 (Nr. 12). 
15. Okt. 1529 (Nr. 13). 
13. Dez. 1529 (Nr. 16). 

9. März 1530 (Nr. 19). 
19. März 1530 (Nr. 20). 
29. Juli 1530 (Nr. 21). 
27. Aug. 1530 (Nr. 22). 

25. Okt. 1530 (Nr. 23). 
21. März 1531 (Nr. 24). 

7. Sept. 1531 (Nr. 25). 

10. Juli 1532 (Nr. 29). 

26. Aug. 1532 (Nr. 31). 
29. Dez. 1532 (Nr. 36). 

3. Aug. 1533 (Nr 41) 


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von Rancli an 


Fürst Johann, Dessau, 5. Jan. 1530 (Nr. 18). 

„ „ Leipzig, 26 April 1532 (Nr. 26). 

, 7. Mai 1532 (Nr. 27). 

„ „ „ 10. Mai 1532 (Nr. 28). 

„ . Berlin, 16. Juli [1532] (Nr. 30). 

, „ Frankf. a. 0.,. 4. Okt. 1532 (Nr. 32). 

„ * , * nach 9. März 1583 (Nr. 88). 

, r Köllen a. d. Spree, 25. Mai 1533 (Nr. 39). 

von Fürst Georg an 

Cochläus [Anfang 1533] (Nr. 35). 

„ Magdeburg, 31 Juli 1533 (Nr. 40). 

„ Köthen, 8. Mai 1538 (Nr. 43). 


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1. Emser an Fürstin Margarete. 

Dresden, 21. April 1526 1 ). 

Irlawchte, Hochgeborne Fürstin, Gnedige Fraw, meyn gebeth 
gegen got, schuldig vnd willig dinst seyn ewern fürstlichen gna¬ 
den allzceyt zcuuor bereit. Gnedige fraw, das E. F. G. der 
priorin brieff nit zcukomen, ist mir gantz entgegen, hab auch 
vleys furgewandt, wo der hinkomen, kan aber von den loben 
lewten keyn rechten beschid kriegen, dann ich das gluck hab, 
das man mher acht auflf meyne brieff gibt dann auff anderlewt. 
Also ists mir ouch gangen mit eym Thumherr zcu preblaw, der 
mir brieff vnd ein kleyn geschenck zcu geschickt, mitnahmen Her 
Nicolaus Weydner 2 ), aber der bub, der den brieff von Im empfan¬ 
gen, hat mir wieder brieff noch geschenck bracht, Sonder ist In 
Vngern gezcogen, weib nyemant, wohin. Ouch, genedige fraw, 
hat mir E. F. G. Secretarius Her Joann Schultzen 3 ) ein floren 
bey meynem diner geschickt, für den ich gemelter fraw priorin 
bucher geschickt, aber schier, wie es mir mit E. gnaden brieff 
gegangen, also gehet es mir ouch. Dann do der furman ver- 
nhomen, das denen von Preblaw der marckt gelegt, hat er wi- 
derumb gekert vnd mir die bucher widerbracht. Nu bin ich 
warlich, gnedige fraw, schier den gantzen winter an dem vnse- 
Ügen podagram gelegen, das ich die bucher aub mangel der für 
vnd das ich ouch selbs nit hab können aubghen, der priorin 


') Diesen Brief kennt schon P. Mosen, Hieronymus Emser, Halle a. S. 
1890, S. 77 (vgl. auch S. 16, 33), ebenso die Briefe Emsers vom 25. Dezember 
1526 und 22. Februar 1527 (vgl. unten Nr. 3 und 4). 

2 ) Er war auch ein Freund des Cochläus: Spahn 260. Die von diesem 
ihm gewidmete Schrift (Spahn 360 Nr. 119) ist auf der Zwickauer Rats- 
schulbibliothek vorhanden: XVI. IX. 35, 7. 

3 ) Über ihn vgl. unten Nr. 26 und Heit 32. 

Ref.-geseh. Studien u. Texte, Heft 3: Clernen, Briefe. 1 


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hoch nlt zeugefertigt. Aber in diesem Ostermarekt hab ich die 
sach bestelt, das sie bey den kaufiflewten hineyn körnen werden. 
Bit, E. F. G. woll mir das nit verargen noch mißfallen darinn 
tragen, dan es auß keyner meyner versomnis, sonder nothalben 
meyner kranckheit so lang verzcogen ist. Meyne lateynische 
bucher haben sich zeu samen binden nit rheymen wollen, der- 
lialben schick ich sie E. F. G., so vil itz vorhanden, vngebunden, 
vnd die weyl ir wenig vnd gering ding ist, beger vnd will ich 
ouch nichtzit dafür haben, dann E. F. G. gnedige gunst vnd das 
E. F. G. got ouch für mich bitte. Das will ich widerumb ge- 
trewlich thon. Got bevolhen! Datum Dreßden Sonnabent nach 
Misericordia domini anno etc. xxvj. 

E. F. G. 

Gutwilliger 

caplan 

Emßer. 

2. Mensiug an Fürstin Margarete. 

Jerxheim, 6. Juni 152G. 

. . . Teilt mit, „wie ich bey Cordt von velthem von des 
keisers zu kunfft eygentlich erforschet. Befinde, das in der war- 
heit k. mat. in teutschen landen zu kommen geneigt sey, alßo 
das er auß hyspanien bis zu Neapolis zu wasser czyhen wolt 
vnd von dan gegen rhom, biß das er vngeferlich auf!' michaelis 
in Teutschen landen vormeynt zu seyn 1 ). Das aber meyn g. 
herre, der hertzoch von brunswick, solt yhm entgegen czyhen, 
sevnt noch keyne besonderliche rede daruon, den es noch cyn 
elenlange ezeit dar hyn gehoert. Ich befinde aber, das eyn groß 
vorbintnuß gemacht ißt vnter den herren vnd fürsten als nemlich 
dem hertzogen von brunswick vnd von mekelnborch vnd pomern 
vnd dem byschopff von baderborn vnd osenbrugk, dar zu auch 
allen hartzes grauen vnd auch allen grauen in Westfalen, in wel- 

') lm Februar und März 1526 bekundete Karl V. die Absicht, sich um 
Johanni in Barcelona nach Italien einzuschiffen und von da als gekrönter Kö¬ 
nig nach Deutschland zu gehen, um dort die kirchliche und politische Ordnung 
herzustellen (H. Baumgarten, Geschichte Karls V., 3 Bde., Stuttgart 
iöSÖ-1892, II 483). 


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cliein blinde auch graue wulffgang mit ist, dermassen, das eyner 
den andern in seynen anlygenden noeten mach bey seynen pflich¬ 
ten vnd Eren ansprechen, eyner den andern nicht zu vorlassen* *). 
Wenn die Fürstin und ihre Söhne in dieses Bündnis mit einge¬ 
zogen werden wollten, wollte „Cordt von velthem* es beim Her¬ 
zog von Braunschweig verschaffen. „Es hat auch (wie ich vor¬ 
merke), die martinesche sache in diesem vorbintnuben nichts zu 
thun. Das geruchte von dem konnige von Frankreich, wie der 
solt dem kayser nicht gehalten ^c., hoffen wir, das es nichts sey 2 ). 
Den der hertzoch von brunswick ißt yhm- begegenet, ßo er vom 
kaiser vorlassen ißt worden, vnd hat ihn auch selbst ange¬ 
sprochen 3 ). Er web auch, das die Sachen bo verbunden seynt mit 
brieffen vnd Worten vnd Eiden, auch mit den geyslen vnd der 
freye, do der kaiber seyn schuester dem konnige gibt, das er 
halten mub . . . Datum Jercksem am vj tag Junij 152b. 

Joh. Mensing. 

3. Emser an Fürstin Margarete 4 ). 

Dresden, 25. Dezember 1526. 

Irlawehte, Hochgeborne gnedige Fürstin, meyn gantz geflissen 
willig dinst sey E. F. G. allzceyt zeuuoran bereit! Ich wünsch 
E. F. G. ein gut naw selig Jar von Christo dem nawgebornen 

') Herzog Heinrich von Brnunschweig war schon Mitte April aus Spa¬ 
nien zurückgekehrt, wo er beauftragt worden war, in Norddeutschland alle 
Fürsten, Prälaten und Herren, welche „der Lutherischen Lehre nicht anhängig“, 
zusammenzuschließen, während Bischof Wilhelm von Straßburg dasselbe „im 
obern Kreis“ und die Grafen Wilhelm von Nassau und Eberhard von Königstoin 
bei ihren Standesgenossen besorgen sollten. Am 10. Juni versammelten sich 
dagegen in Magdeburg und traten dem Gotha-Torgauer Bündnis bei: Kurfürst 
Johann und Kurprinz Johann Friedrich von Sachsen, die Herzüge Ernst und 
Franz von Lüneburg, Philipp von Braunschweig-Grubenbagen, Heinrich von 
Mecklenburg, Fürst Wolfgang von Anhalt und Graf Albrecht von Mansfeld 
(Baumgarten II 553ff.). Mensing, der gewiß in das politische Getriebe nur 
wenig Einblick hatte oder unklar berichtet wurde, scheint dieses Bündnis mit 
dem, das Heinrich von Braunschweig zu stände bringen sollte, zu verwechseln. 

*) Das war damals in Deutschland der allgemeine Glaube; vgl. Baum- 
gar ton II 554 unten. 

8 ) Danach scheint Heinrich der Abschiedszene am 19. Februar bei Illescas 
beigewohnt zu haben (Baumgarten II 474f.) 4 ) Diesen Brief zitiert außer 

Mosen auch schon Kawerau, Emser 125 f. Anra. 144. 

1 * 


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4 


kincllin, vnd schick ir daneben difae zwey nawe buchlin, aufi 
welchen das lateynisch das best ist, so E. F. G. yemant hat, der 
ir das verdolmatschete 1 ). Vnnd nach dem sich E. F. G. so gne- 
dig vnd gutwillig erzceiget mit darstreekung der x fl. zcu dem 
newen testament, vnd mir beuolhen, ich soll aleyn anzceigen, 
wohin ich die haben wöll, Ist meyn vleyssig bit, E. F. G. wollen 
solich x fl. Hern Jheronymo Walther 2 ), burger zcu Leyptzk, vber- 
sennden vnd antworten lassen, der wirt mir sie darnach wol 
schicken. So will ich das so bald nach außgang des wercks 
E. F. G. mit buchern vnd exemplaren vergleychen vnd got bitten 
für E. F. G. langleben vnd glückseligen zcustand, Zcuuoran vmb 
bestendikeit Im heiligen Christlichen glauben. Daran ich doch keyn 
zweyuel trag. Hiemit ich mich E. F. G. vndertheniglich beuelhen 
thue. Dref3den an Sant Steffans achtend [abend ?] Anno etc. xxvij. 

E. F. G. 

vndertheniger 

Caplan 

Licenciat Einher. 

4. Emser an die Fürstin Margarete. 

Dresden, 22. Februar 1527. 

Durchleuchtige, hoehgeborne furstinne, genedige fraw, Mein 
gebett, schuldige willige diensto sein E. F. G. altzeit zuuorn. Ge- 

') Wohl die Verdeutschung von des Erasmus Hyperaspistes: „Schirm, 
und Schutzbüchlein der Diatribe wider M. Luthers knechtlichen Willen“ (Weller, 
Repertorium typographicum Nr. 3775; Exemplar auf der Zwickauer Ratsschul¬ 
bibliothek XX. VIII. 36, 4) und die Ausgabe von Luthers Brief an Heinrich VIII. 
von England vom 1. September 1525 und der Antwort des letzteren (E. L. En- 
ders, Dr. Martin Luthers Briefwechsel, V 229 Nr. 2. Exemplar auf der 
Zwickauer Ratsschulbibliothek I. XL 17); eine deutsche Übersetzung dieser 
Ausgabe ließ Emser mit einer Widmung an Fürstin Margarete vom 13. Januar 
1527 sehr bald folgen (Enders 230 f.). Vgl. Kawerau, Emser 56 f. Darf man 
annehmen, daß die eben erwähnte Widmung vordatiert ist (ein analoger Fall bei 
dem von Cochläus herausgegebenen Psalterium Brunonis, s. unten Nr. 34), 
so kann man hier auch an diese Übersetzung denken, sodaß also Emser die 
lateinische und deutsche Ausgabe des Lutherbriefes zugleich geschickt hätte. 

-) Über diesen Faktor der Weiserschon Filiale in Leipzig und 
Agenten Herzog Georgs, Emsers, Cochläus’ vgl. Archiv für Reformations¬ 
geschichte III 184 -188, neuestens auch E. Kroker im Leipziger Kalender 
IV (1907), 202. 


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nedige fraw, mir hat der achtpar hochgelarte doctor breitenbach 
Ordinarius zu Leiptzk etc. mein großgunstiger herr zuerkennen 
geben, wie er einen brief vnd etzlich gelt von E. F. G. ent- 

pfangen, die er mir hat sollen herbringen vnd doch zu leipzig 

vff seinem tisch vorgessen, wolle mir aber die in acht tagen vn- 

gefehrlich zuschikken, wie ich desselben keinen tzweifel trage. 
Dieweyl mir aber verborgen, was gemelter brief Innhalde, habe 
ich ewern F. G. dißmals nicht können darauf antworten, auch 
anderer vrsache halben, die gemelter herr doctor E. F. G. wol 
zu erkennen geben wirt. Damit ewer F. G. vormerke, das ich 
nicht feyer, schikk ich gemelter ewern F. G. souiel ich seydher 
weynachten geerbt 2 ) vnd abgefertigt hab 3 ). Das ander sol 

E. F. G. mit der Zeit, wil got, auch vnuorhalden bleyben. So 
bol das gelt, wan mir das vom ordinario vberantwort wirt, auch 
in keinen anderen brauch kommen dan zu gotes ehr vnd for- 
derung des angehabenen Testaments. Hirmit ich mich E. F. G. 
vndertheniglich befehle. Gegeben zu Dresden am tage Cathedre 
Petri Anno etc. xxvij. 

E. F. G. 

vndertheniger Gaplan 
Emßer. 

5, Mensing an Fürst Johann, 

Leipzig, 17. April 1528. 

. . . was ich hie vor newe tzeitunge höre, ist fast cleglich 
zu schreiben, dan got erbarme es, man hoeret wenig guts dan 
alleyne das es keyß. Mat. wol geht, wie E. F. G. aub eyngelegter 
czedel nyderlendescher sprach hatt zu vornemen. auch vmb kon- 
nig ferdinandus sol es wol stehn. Aber man sagt, das die reich- 
stedt fast alle odder ia die meysten sich mit den churfursten von 
Sachen sich vorbinden, auch der landtgraff von hessen vnd Mar- 
graflf Jorge von brandenburg, dem die von Nurenberg sollen ge- 


*) Über Georg von Breitenbach vgl. Archiv für Reformationsgeschichte 
III 178 Anm. 1. 2 ) = gearbeitet. 

3 ) Einsers Neues Testament erschien mit einem Einführungsbericht Her¬ 
zogs Georgs vom 1. August 1527 (Kawerau, Emser 65). 


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6 


schanckt haben xiiij tausent gülden 1 ). Es sollen auch dem chf. 
ij tausent knechte kurtzlich zu kommen auß uberlandt k. Die 
bischoffe wirtzpurg vnd bamberg müssen sich leyden 2 ). Der 
bischoff von mentz rüstet sich sehr, wie man sagt, das er auch, 
wie ich bericht bvn, zu halle auffs schloß knechte soll gelegt haben. 
Die von Costnitz synt mit den von tzurch zu gefallen vnd haben 
yren bisscopff gar voryagt auß der stadt 3 ). Man sagt auch, das 
die stete des reichs wollen eyn rornschen konnig haben, der yrer 
lutherschen secten sey, vnd meynen eyn teyl, es werde der konnig 
von den marcken, vnd so weren si wol vorsehn. Etliche mey¬ 
nen, eß werde des chf. son hans frederich 4 ). Ich wil aber E. F. G. 
beschließlich sagen: Ich hoffe, das es zu mehren teil luthersche 
newe tzeitungen synt, die vns gott zu tröste baldt wandeln soll ... 
Leipzig, Freitags in den heiligen Ostern 1528. 

Joh. Mensing. 

6. Mensing an Fürstin Margarete. 

Leipzig, 21. April 1528. 

. . . E. F. G. schrifft sampt dem eyngelegten amstorffs buch- 
lyn °) hab ich enpfangen vnd E. F. G. brieff gelesen, do mit 
nach E. F. G. befelil gehandelt. Erbiete mich auch willig das 
buchlyn aulfs förderlichste zu oberlesen, der vorhoffnunge, die from¬ 
men thumprediger werden sich nicht erschrecken lassen noch jm 


') Vgl. K. Schorn bäum, Zur Politik des Markgrafen Georg von Bran¬ 
denburg, München 1906, S. 22 ff. 

*) — sich fügen. 

а ) Am 25. Dezember 1527 wurde zwischen Konstanz und Zürich ein Ver¬ 
trag auf 10 Jahre abgeschlossen <E. Issel, Die Reformation in Konstanz, Frei¬ 
burg i. Br. 1898, S. 77). 

*) Vgl. das geheime Gutachten Graf Albrecbts von Mansfeld und Kur¬ 
fürst Johanns von Sachsen vom 6. März 1527 bei G. Mentz, Johann Friedrich 
der Großmütige, Jena 1903, I 68. 

б ) 1528 entbrannte der Streit zwischen Amsdorf und den Magdeburger 
Dompredigern, an deren Spitze Valentin, genannt Rotkopf, stand, von neuem. 
Amsdorf ließ damals mehrere heftige Streitschriften ausgehen, von denen hier 
wohl gemeint ist: „Dem Erwtirdigen und Erbarh Senior und dem ganzen 
Thum-Capitel zu Magdeburg, meinen lieben Feinden und Verfolgern, Magdeburg 
1528“ (Th. Presse], Nicolaus von Amsdorf, Elberfeld 1862, S. 27 und 160 
Anm. 12). 


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7 

dys vnuorantwort lassen. Ich vorsehe mich, E. F. G. haben ge- 
kregen das newe k mats mandat an die zu Magd, yres vnchrist- 
lichen vorbotts halben, das nymant in den thum zu predig odder 
zur messen soll gehn, wo aber E. F. G. solchs noch nit vber- 
kommen, schicke ichs itzt E. F. G., dan man hats hie wol vor 
czehn odder czuelff tagen veyle gehabt. Auch schicke ich E. F. G. 
von franckfordschen marckt czwene buchlyn, der vorhoflfnunge, 
sie sollen E. F. G. wolgefallen, bidtende, E. F. G. wollen do mit 
auff dyßmal mich entschuldiget haben. Die buchfhuren synt eyntels 
noch nicht kommen, einteyls haben noch nicht aufgelegt, fynde 
ich was mehr, das E. F. G. wirt dienen, so vvil ich gerne meynen 
fleyb thun . . . Vnd bedanke mich von wegen des pater prioris 1 ) 
vnd der ander vor E. F. G. geschenckten lachs. Ich habe noch 
dem vater prior nicht können heute zu sprechen, dan er ist in 
grossen trubnissen: er wirt vom churfursten gedrenget sehr vmb 
eyne holczmarck: wo sie die vorlieren, ists yn eyn trefflicher 
schade, wo nicht vorderb. Ich wil ym aber E. F. G. geschencke 
anczeigen. Er wirt sich aller gepoer gegen E. F. G., hoff ich, 
auch wissen zuhalten . . . Leipzig, Dienstags nach Quasimodo- 
geniti 1528. 

Joh. Mensing. 

7. Mensing an Fürstin Margarete. 

Frankfurt a. 0., 30. April [1529]. 

... Ist mit Frater Johannes glücklich nach Frankfurt ge¬ 
kommen ... „ich habe meynem gnedigsten herren, dem kur- 
fursten zu brandeburg, dem ich gen ratenaw von berlyn nach- 
geczogen, doselbs bericht, wes E. F. G. myr zu sagen befolen, 
nemlich von dem, so meynem g. herren fürsten hanßen begeg¬ 
net von den, die meynem gnedigsten herre wenig günstig. Darauff 
meyn gnedigster herre, do er solchs beschwerlich erfaren, geant- 
wort, E. F. G. sampt E. F. G. lieben soenen wollen vnerschrocken 
seyn, dan seyn Curfurstlich genade fast mit allen seynen vn- 
freunden wol vortragen were vnd stunde auch darauff, das myn- 


') Hermann Rab; vgl. Paulus 9 ff. 


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quitz Sache bald in eyner vorfassunge mochte kommen *). wo es 
aber E. F. G. oder meynem genedigen herren furst hanße nott 
vnd etliche sich in E. F. G. lanten viel sehen lieben, den E. F. G. 
nicht vormeynten starck genug zu seyn, wolt seyn C. F. G. all- 
tzeit mit notturftiger hulffe E. F. G. nicht vorlassen, doch das 
seyn G. auch seyn spiel in achtungen hette“ . .. Frankfurt a. 0., 
am Abend Philippi u. Jakobi. 

Joh. Mensing. 

8. Mensing an Fürstin Margarete. 

Frankfurt a. 0., 31. Mai 1529. 

. . . Bittet um Nachricht über der Fürstin und ihrer Söhne 
Ergehen ... „E. F. G. wil myrs gnediglich verczeihen, das ich 
armer bedtler E. F. G. vor rneyne allerliebste mutter in Christo 
halte, vnd muß E. F. G. auch meyne fraw mutter seyn, welchs 
doch E. F. G. liebsten soenen meynen g. h. alleyne czustendig, 
aber eyn bedtler darff sich auch zuczeiten etwas vnterstehen. Ich 
bidt, E. F. G. wil mich auch auffs wenigste vor eynen stieffson 
haben vnd also gott fleisig vor mich bidten“. Bittet die Fürstin, 
sie möge seinen armen brüdern in Magdeburg beistehn „gege 
dem berndt von schyrstedte *c. Meyn f. Johannes wirt von mir 
cziehn, dan es ist seyn Studium hier nicht vorhanden, gott besser 
es. bleibe also alleyn vnd dorffte wol ymants, der getrew were. 
ist derhalben meyne meynunge, wo E. F. G. das geradten duchte 
vnd seynen eitern das beliebte vnd er auch selber das begerete, 
wolte ich haßen ßon Joseph zu myr hiehernemen vnd ym helfien, 
das er die kost hette, wie schuler alhie pflegen zuhaben. Er 
wurde hie ia mehr lernen dan zu Dessaw. Ich weiß mich all- 
hie keyns zu troesten in allem meynen elende dan das ich das 
volck sehr fleißig fpuere zur predigte, auch mit nicht geringer an- 
dacht“ . . . Frankfurt, Montags nach Corporis christi 1529. 
Gute Nacht an den Fürsten „vnd p. Royschen“ 2 ). 

Joh. Mensing. 


*) Über die Fehde des Nickel von Minckwitz vgl. Enders VI 305 ff. 
’) Heit 16. 


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0 


9. Mensing au Fürstin Margarete. 

Frankfurt a. 0., 7. Juni 1529. 

.. . Schreibt durch Frater Johannes, „den ich von myr 
schicken muß mit meynen eygenen groben beschwerungen vmb 
seyns besten willen, dan alhie das Studium fast aufif stelzen ge¬ 
het *), das gott besser, dan die junge weit wil ymmer hynanen 
an das newe weßen. die alten magistri vnd lerer haben wenig 
odder keyn gehoer, darumb sie auch nicht wollen die alten künstc 
leßen. Er wirt E. F. G. meynen standt wol ercleren . . . von 
levptz ist myr geschrieben, das meyn g. h. der thum probst 
widderumb do sy vnd es mit E. F. G. beber wurden sey, des 
ich warlich von hertzen fro wurden, sorge aber, es mochte an¬ 
ders seyn, byß E. F. G. myr etwas entbieten wirt, das ichs ge- 
wis seyn möge. E. F. G. bedarff, Gott hab lob, nicht, das ich 
E. F. G. etwas zur lehre oder vormanungen schreiben solte. 
E. F. G. hatt eynen ynnerlichen lerer, do von der heylige Johan¬ 
nes 2 ): die salbunge leret euch alle dinge“. Empfehlung an die 
Fürsten „Auch wil E. F. G. pater petrus a ), wo er noch do ist, 
vnd pater Roüichen grüßen k , Datum Franckfurdt an der Oder, 
montags nach bonifacij. 

Joh. Mensing. 

10. Mensiug an Fürst Johann. 

Frankfurt a. 0., 8. Juni 1529. 

. . . Hörte gern von Fürst Johanns Gesundheit. Der Fürst 
soll jeden Tag eine Stunde mit Gott sich bekümmern allein. „Wo 
aber ander leuth E. F. G. viel sagen, als solt E. F. G. sich halten 
vor eynen weltlichen fürsten, der leuthe Sachen selbs hören, 
straffen ubeltheter ic., wie sie pflegen, vnd E. F. G. sey nicht 
darumb eyn furst, das E. F. G. viel in der kyrchen auflf den 
kniehen liegen soll *c., Sol alsdan E. F. G. antworten: E. F. G. sey 
ia eyn furst von der gnaden gottes vnd schuldig solchs zu thun. 


9 Auf Stelzen gehen — sich hochtrabender Ausdrücke bedienen; vgl. 
P. F. W. Wand er, Deutsches Sprich wörter-Lexikon, IV 827. 

9 Joh. 14, 26. 3 ) Ansbach. 


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10 


Aber dennoch sey E. F. G. auch eyn Christen vnd gottes diener, 
das E. F. G. nicht vor eynen fürsten, sonder als eyn Christen 
zur kyrchen gehe, aufl* den kniehen beten soll ?c. Ä Der Fürst 
soll seinen Eltern nach folgen. „Ach, mochte ich meyne lieben 
eitern haben, ich wüst itzt erst, wie ich sie halten solt. ach, 
mocht ich E. F. G. fraw mutter vor meyne eygene fraw mutter 
haben ... ich wolte sie auff meynen henden, wehr es möglich, 
tragen vnd yn hymmel hyneyn heben. E. F. G. wil den mel- 
witzen l ) vnd allen edlen leuthen, so E. F. G. vorwant, meynen 
dienst vnd vil guths sagen, auch dem Cantzeler 2 ) vnd p. petrus 
vnd p. Rosichen. Frankfurt a. 0., Dienstags nach BonifaCii 1529. 

Joh. Mensing. 

H. Mensing an Fürstin Margarete. 

[Frankfurt a. 0.,] 23. Juni [1529]. 

. . . Hat der Fürstin Schreiben durch Joseph Schuster und 
dessen Vater empfangen und dankt Gott, daß die Krankheit die 
Fürstin etwas verlassen. Wir müssen leiden, sonst möchten wir 
uns diese Welt zu sehr lassen Wohlgefallen. „Ich thu abermals 
wie eyn narre, das ich wasser in die elbe trage, der ich E. F. G. 
solchs zu leren mich vnderstehe, das E. F. G. ane mich vorlen- 
gest wol gewust hatt ... Ich frewe mich auch, das p. petrus bey 
E. F. G. bleibet, wie ich vorstanden. E. F. G. wil sichs nicht 
lassen verdrießen vnd sagen ym viel guts sampt pater royßchen 
vnd allen E. F. G. dieneren, am abent johannis baptiste*. 

Joh. Mensing. 

12. Mensing an Fürstin Margarete. 

Frankfurt a. 0., 22. September 1529. 

.. . das ich E. F. G. lange nicht geschrieben, weiß ich nicht 
baß zu entschuldigen dan das ich meyne grobe nachlesicheit 
bschuldige vnd bidte genade, wie wol ich viele vnd große ar- 


0 Bei Beckmann, Historie des Fürstentums Anhalt. 7 Teile, Witten 
berg 1710, nicht zu finden. 

*) Joh. Reibisch oder Ribsch; vgl. Heit 32 und ADB XXVll 607. 


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u 

beidt, die mich oflft vorhyndert, vurwenden mochte, vnd vvarlich 
auch auß bloedigkeit mich billich forehte, mit meyner vnschick- 
lichen schrillt für E. F. G. zu erscheynen, vnd sonderlich, nu 
mich der almechtige Gott nach meynera abscheidt für E. F. G. 
gedeinuetiget in dem bruder, der sich bey E. F. G. nicht recht 
gehalten, des ich mich von hertzen scheine, das wyr wider für 
Gott noch für den menschen befunden werden, wie wyr solten. 
Mocht ich E. F. G. das vmb Gottes willen abbitten . . . Gott 
weiß, wie ich alle tage zu Dessaw im geiste vmbher gehe vnd bey 
E. F. G. vnd E. F. G. liebsten soenen meynen g. herren byn, 
alleyne das meyn geist nicht polteren kan, sonst wolt ich oflft 
eyn warczeichen (doch an erschrecken) von myr geben, vnd wo 
ich konte vnd must, ich bitt (E. F. G. geleube myr), wolt ich 
gerne E. F. G. eygenet vnd gefangener seyn. Gott weiß, das ich 
nicht heuchele, auch widder meyn hertz nicht rede. Alhie zu 
Franckfurdt byn ich so lange vnd nicht weiter dan Christus wil, 
in des namen ich hie zur pforten eyngeczogen. troeste mich des 
fast alleyne, das das fromme volck fast sehr lleisig zur predig 
gehet, mehr dan ich in dieser czeit gemeynt hette. Ists dan 
Christus wille, ßo bleibe ich noch hie eyne czeit lang, wo ich 
aber anders wiste, wolt ich nicht lange hie seyn. Ich hoere 
es beschwerlich, das die schwere vnd fherliche krankheit 1 ) auch 
E. F. G. vmbringet hatt, doch will ich hoffen, Gott wil E. F. G. 
vorschoenen, welches ich auch hertzlich bitte. Ich hoere, das es 
zu stetyn vnd berlyn auffhoertt, zu dantzisch, saget man, sol es 
noch sehr sterben, alhie zu franckfurdt vnd vmbher, Got sey es 
gelobet, haben wyr do von noch nicht vornommen, alleyne das 
gott vns mitt den eu bersten seynes cleynsten fingers angeruret, 
vnd an der sontages nacht vor mathei [20./21. Sept.] hat er den 
weyn erfrießen lassen, das sie meynen mehr den tausen fuder 
weyne vmbkommen seyn. Etliche hetten alle yre narunge darufif 
gewandt, Gott mog sie troesten, wyr synt in seynen henden, 
nicht das gutt alleyne, sonder auch vnser seien vnd leben . . . 
Ich wil auch, Genedige furstinne, E. F. G. nicht bergen, wie ich 

M Über den englischen Schweiß vgl. z. B. Enders VII 142ff., Chroniken 
der deutschen Städte (Straßburg II) XXVII 11. 


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12 

eyn buchleyn vorhanden gerne wolte trucken lassen von der Con- 
comitancien des allerheyligsten sacramentes, welchs ich zu Dessaw 
schon vorhanden gehabt, aber vor grober andern arbeit byßher 
nicht in truck gekommen 1 ). Ich vorhoffe, vngeferlich auff mar- 
tini [11. Nov.] sols auß gen, vorhoffe, es sol dem frommen 
Cristen zu lesen nutz vnd noth seyn. E. F. G. wil myr gene- 
dichlich vorczeihen, das ich mich so kune mache gegen E. F. G. 
vnd, so ich E. F. G. diener und knecht byn, mich zum ßon 
mache vnd heysen E F. G. meyne genedige vnd allerliebste fraxv 
mutter, welchs wort meyncn g. h. E. F. G. liebsten soene alleyne 
gepurt. Ich weiß mich als evnen armen E. F. G. knecht altzeit 
wol zu erkennen vnd wolt doch gerne auch neben meynem knecht- 
lichen dienste auch kyndtliche liebe (wie ich konte) beweisen, die 
ich leyder nicht anders dan mit solchen hertzlichen Worten be¬ 
weisen kan, der ich tzeitlich gut nicht habe zu geben, wie ich 
got weiß lieber geben wolte dan von E. F. G. nemen. Newe 
tzeitung weiß ich E. F. G. nicht itzt zu schreiben, die ich mich 
vor sehe, E. F. G. baß vnd ehr dan ich erfheret. Man sagt, k. rnät. 
sol gewislich in welschen landen seyn, den zu bresla hatt man 
in allen kyrchen gesungen: Te deum laudamus, das k. nnit mit 
dem konnig von Franckreich vnd von Engellandt vortragen vnd 
mit dem bapst sich auch vorbunden, zu vorhoffen, er werde bald 
in teutschen landen seyn 2 ). Empfehlung an die Fürsten und 
Grüße „patri petro vnd patri Röschen, Caspar Drutzwitz, melwitz 
ved allen meynen lieben iunckeren vnd freunden in Christo“. 
Frankfurt a. 0., Mauritii 1528. 

Joh. Mensing. 

13. Meinung an Fürstin Margarete. 

Frankfurt a. 0., 15. Oktober 1529. 

„Ich tzweifel gar nichts, E. F. G. hertz sey ofltmals fast 
höchlich heschwert in diesen geschwinden czeiten, sonderlich in 

') „Von der Concomitantien, . . erschien mit einer Widmung an Kur¬ 
fürst Joachim I. von Brandenburg vom 23. August 1529 (Paulus 30f.). 

■) Über die Lage des Kaisers nach den Friedensschlüssen von 1529 
vgl. Baumgarten 111 18 ff. 


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So mannichfeltigen beschwerlichen leufTten vnd anliegenden Sachen, 
ho E. F. G. allenthalben hoeren, sehen und fulen, das ich nicht 
vnbillich auh hertzlicher vnd Christlicher liebe, ho ich zu E. F. G. 
vor ander geliebten frommen Christen billich trage, von hertzen 
mit E. F. G. mitleyden habe, vnd beschwert mich E. F. G. ley- 
den nicht weniger dan meyn cygen, vnd wo ich E. F. G. viele 
zu trösten wüste, thete iclis warlich von hertzen gerne. Es ist 
die gotliche straffe vor äugen, die die weit byhher nicht hat 
geleuben wollen mit diesem hastigen sterben vnd vngehorten kranck- 
heit, wie wir dan auch itzt vngehorten freuel furnemen, das wir 
zu franckfurdt auch itzt do mit (wie wol genedichlich) vorgeno- 
men vnd nur eyner (gotte lob) daran gestorben, die andern kom¬ 
men fast alle widder auff. Die teurunge ist vorhanden, wie ich 
höre, fast vberall. Der wütige veyndt der Christenheyt dreuget 
vns fast sehr, Gott erbarm es. vnd die weil der vater der barm- 
hertzigkeit seyne kynder straffen wil, hatt er vns alle thuren ho 
zu gerygelt, das wyr seyner ruten keyneswegs entlaufen mögen, 
das ichs vor das beste ansehe, wyr geben vns mit Dauid in die 
gotlichen handt seyner genedigen straffe ... E. F. G. vorczeihe 
mir abermals meyn vnnutze langweilige geschwetz, dan ich meyne 
es hertzüch gutt, wie wol ich weih, das ich meyner vnschicklicheit 
halben vor herren vnd fürsten billig schweigen solte, wie vnsers 
gelauben veyndt auch antzeiget. Genedige vnd allerliebste fur- 
stinne, aller armen geistliche fraw mutter in Christo, Ich bidt 
abermals, E. F. G. wil meyne armen bruder zu magd. E. F. G. 
sonderlich empfolen seyn lassen in allen yren anliegenden Sachen, 
sonderlich sie helffen zu yrem rechten vber den berndt von 
schyrstede. Es hatt ia lange genug angestanden . . . Meynem 
Genedigen herrn furst Johansen vnd allen E. F. G. hoenen wünsch 
ich viel guts vnd meynen armen dienst, p. petrus vnd p. Ro- 
siche vnd dem ganczen hoffgesynne viele tausent guter nacht. 
Datum franckfurdt am tage Hedwigis 1529. 

f. Johannes mensing 
prediger ordens zu franckfurdt. 


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14 


14. Cochläus au Fürstin Margarete 1 ). 

Dresden, 28. Oktober 1529. 

. . . Genedige fraw, als mir E. F. G. durch den Erbarn vnd 
vhesten herrn Statius, des Durchlauchten vnd hochgebornen Fur- 
stens vnd herrn h. Joachims Furstens zu Anhaldt etc. E. F. G. 
Sons Hoffmeystern -), gnediclich beuolhen hat, das Ich zu zceytten 
sol E. F. G. zwschicken vnd vberßenden, wo mir was newes zu 
handen komme, also sende Ich hiemit E. F. G. das new Testa¬ 
ment von meynem lieben vorfarn herrn Hiero. Emsern In Got 
Seligen verteutscht vnd diesen vergangenen Sommer zu Coln ge- 
gedruckt vnd gebunden worden ist, Mit vntertäniger bitt, E. F. G. 
wollens gnediclich Im besten verstehn vnd annemen. Denn 
weil mir wol wissendt ist, das E. F. G. obgemeltem meynen vor¬ 
farn mit sondern Gnaden wol genaygt gewest, kan ich zu difier 
zeyt nichts finden, welchs solt oder möchte mehr angenem seyn 
dan das wort Gottes, Christlich verteutscht vnd mit solchem fleyfi 
gedruckt. VViewol mir aber nicht zweyfelt, E. F. G. haben« langst 
gehabt auß dem ersten druck, so hie zu Dreßden außgangen ist, 
hab Ich doch dißen Druck auch wöllen vbersenden, E. F. G. da¬ 
durch zu erkennen geben, wie ein gute selge arbeyt der gut Man 
kurtz vor seynem ende gethan hab, die das funfft mal yetz ge¬ 
druckt ist In grosser anzal von Exemplarien, dar Inn vil mehr 
dan Im ersten Druck begriffen wirt vnd meins bedunckens auch 
besser gedruckt ist. Hoffe, E. F. G. werdens dem Emsern Se¬ 
ligen zu ehr behalten vnd von mir In guter ineynung Gnediclich 
annemen als ein gering arm geschencke. 

Meyner buchlin halber waisß Ich auf! diß mal E. F. G. nichts 
newes zu schicken, weyl Ich diesen Sommer vergangen nur La¬ 
teinische buchlin zu Leiptzk hab drucken lasßen, dan als vil die 
Syben köpffe belangt, wilcher zwey buchlin gedruckt sind 3 ). 

') Ein großes Stück aus dem ersten Abschnitte dieses Briefes ist abge- 
druckt bei Kawerau, Einser 71 f. 

'-) Höchst wahrscheinlich identisch mit dem praefectns Zerbstensis Hans 
Stacius bei (t. Kawerau, der Briefwechsel des Justus Jonas, 2 Bde., Halle 1884 
und 1885, 293 f. 

3 ) Vgl. Spahn 351 Nr. 63 und 64. Zwickauer Rataschulbibliothek 
XVI. XII. 4, 3. 


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_15_ 

wann Ich aber wüste, welche meyner Teutschen Buchlin E. F. G. 
nicht hetten, wolt Ich sie fast gern E. F. G. zwschicken, wo Ich 
sie anders bekommen möchte. Ich schicke aber hie mit ein ge¬ 
schahen Quaternlein, das letzte Capitel des Ersten buchs vom 
gepet, da von ich yetz schreybe. Soll Ichs aber hinauß furen, 
wie Ichs Im synn habe, so wirt es eben groß vnd vil werden, 
denn vil yrthüme dar Inn zu straften sind. Es wirt wol auff vier 
oder funff bucher lauffen vnd bedarff vil arheyt 1 ). Begere hier 
Inn untertäniclich E. F. G. rath. Denn Ich gedencke es E. F. G. 
zu zuschreyben, wo mirs E. F. G. nicht verbieten, das Ich nicht 
hoffe, weyl E. F. G. grosse lieb tragen zu dem waren Christ¬ 
lichen glauben. Segens wünsche für Fürstin und Fürst Johann. 
Dresden, Simonis und Juda 1529. 

Joh. Cocleus D. 

15. Cochläus an Fürstin Margarete. 

Dresden, 28. November 1529. 

. . . Gnedige fraw, mir hat heut fröliche Botschafft bracht von 
E. F. G. Johan Schuttes Secretarius etc. Derhalben Ich E. F. G. 
vntertäniglich grossen danck meins gemuts, auch mein arms gepet 
gegen Got (der es am besten vergelten mag vnd will) sage, Denn 
E. F. G. diener mir nicht allein Gnedigen willen E. F. G. gegen 
mir vnwirdigen vnd vnuerdienten angesagt, sonder auch Czehen 
gute gantze Taler In E. F. G. namen geschanckt hat. Vnd das 
mich noch höher erfrewt, hat er von E. F. G. wegen begert, Ich 
soll E. F. G. zwschicken meyne Buchlin, so bißher In Teutzsch 
sind außgangen etc. Gnedige fraw, Ich hab Ja E. F. G. herlichs 
geschenck vntertäniglich angenommen, aber nicht on schäm rot 
meins gemuts, weyl Ichs nicht verdient hab vnd solcher Gnade 
nicht wirdig bin. Yedoch hab ich Fürstliche gäbe nicht dorffen 
außschlahen, auff das E. F. G. mir solchs nicht In Vngnaden 
für ein hoffart oder für ein beurische grobheit zw messe. Auch 

’) Dieses Werk des unermüdlichen Cochläus ist wohl nie erschienen. 
Die 1544 zu Ingolstadt erschienene Schrift: „Von altem Gebrauch des Betens 
in Christlicher Kirchen zehen Unterscheid“ (Spahn 364 Nr. 150) ist vielleicht 
ein Teil davon. Vgl. unten Nr. 34. 


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bin Ich zu disser zceyt gelts vvol notturfftig auß allerley Beschwe¬ 
rungen, so In diesen geschwinden leufften vörfallen. Nochmals 
Dank, Segenswünsche für Fürstin und Fürst Johann. Dresden, 
1. Advent 1529. 

• E. F. G. 

vndertäniger Capellan 

Joannes Cocleus D. 

16. Mensiiig an Fürstin Margarete. 

Frankfurt, a. 0., 13. Dezember 1529. 

. . . Hat aus der Fürstin Brief vom Mittwoch nach Martini 
[17. Nov.] mit Schrecken vernommen, „wie die vorige kranckheit 
des dampfs *) E. F. G. widderumb angekommen“. Wünscht ihr 
und ihren Söhnen Gesundheit und langes Leben, „wye wo! war- 
lieh mich duncket, das ich myr selber vnd allen meynen besten 
vnd liebsten freunden viel mehr gunnen wollte, wyr weren alle 
sampt bey Jhesu Christo vnserm herren im hymmel dan das wyr 
diesen großen Jamer lenger sehen sollen, der leyder itzo auff er¬ 
den ist . . . E. F. G. hatt vngetzueifelt gehoeret, was der wütig 
Turcke in oesterich vnd vngarlande außgerichtet hatt 2 ) vnd, wie 
man sagt, sol geschworen haben bei seynem Gott vnd zebell 3 ), 
er wil widder kommen, wen das graß spanne lang ist, vnd nicht 
auffhoeren, er habe dan das reiche yme vnterdenig gemacht. Ich 
sorge, er mochte was enden, syntemal man saget, wie droben im 
lande große vnenigkeit ist. Auch soll von breßlaw herab ge¬ 
schrieben seyn, wie Graff hans 4 ), in vngarn vormeynter konig, 
zu den von breslaw newlich tzwyr soll geschrieben haben, das 
sie yn kurtzumb baldt huldigen, odder er wil noch vor georgij 
[23. April] seyn pferd an vren tzawn bynden. yrer viele sorgen, 
die gantze schleßij wirt nicht halten, dan sie vber konig ferdi- 
nandus scatzungen sehr clagen. Also werden sie turcks werden, 
wie sie lange begert, vnd vorsuchen, ob die teutschen fürsten 

‘) Der englische Schweiß. 

? ) In der Nacht des 14. zuin 15. Oktober waren die Türken von Wien 
abgezogen (L. v. Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation, 
6 Bde., 3. Auf)., Leipzig 1873, III 147). 

•\) Sühel. 4 ) Zapolya. 


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_i7_ 

seiner schätzen oder der turcke, vnd wehr am besten regieret“ 
. . . Doch müssen wir Gottes Züchtigung geduldig hinnehmen . . . 
Hofft, die Fürstin wiederzusehen, „mitler czeit hab ewer F. G. 
gedult. viele frommer Christen alhie zu Franckfordt sagen myr 
troestlicher meynunge, wie sie vorhoffen, der herre Christus werde 
yrer viele durch meynen geringen dienst zum rechten wege widder- 
brengen. Ich hoffe, E. F. G. wirt solchs auß Christlicher lieben 
auch gerne sehen vnd ander leuthe Seligkeit yr eygen duncken 
lassen. Ich vorneme noch nymandt, der gerne hoeret, das ich 
nicht mehr dan eyn Jar hie zu dienen zugesagt habe. Sie sehen 
zum teil gerne, ich sagete mich weiter yne zu. Aber ist byß her 
nicht geschehen, weiß selber noch nicht, ob es geschieht. Gott 
schicke meyn wesen vnd leben nach seynem Gotlichen willen vnd 
do ich ym recht dienen mögen“. Hat Fürst Hans langst schrei¬ 
ben wollen. Grüße an Petrus Rauch und „p. Roesichen“. Frank¬ 
furt a. 0., am Tage Luciä der heil. Jungfraun 1520. 

Joh. Mensing. 

17. Cochläns au Fürstin Margarete. 

Dresden, 26. Dezember 1529. 

. . . Genedige fraw, Ich hab ettliche Buchlin gen Meyssen 
geschickt, das sie daselbst solten zu hauff gebunden werden, auff 
das ich sie E. F. G. möchte auff diese heylige zeyt zw senden. 
Sie seind mir aber ye noch nicht worden. So haben wir hie 
keinen Buchbinder. Bitte der halben, E. F. G. wollen mir solchs 
Gnediclich nachlassen. Ich sende aber hie mit ein klein Trac- 
tetlin auff die XV Artikeln zu Marpurg x ) mit vntertäniger, vleys- 
siger vnd demütiger bitt, E. F. G. wollen es Gnediclich lm besten 
vorstehen vnd gnediger meynung annemen, wie wol es vil zu ge¬ 
ring vnd nicht werd ist, das E. F. G. lesen sol. Ich will es aber 
doch E. F. G. als für newe zeyttung zwsenden, vnd wo es E. F. G. 
nicht mißfiele, auch andern guten freunden zeygen. Denn her- 
lichen Eynritt des keysers zu Bononia gethan haben E. F. G. on- 

‘) Vgl. Spahn 352 Nr. 70 (Exemplar auf der Zwickauer Ratsschul¬ 
bibliothek XVI. XII. 4, 7). 

Ref.-gesrli. Studien n. Texte, Heft 3: Clemen, Briefe. 2 


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18 


fcweyfel nu langst vernumen J ). Mir schreybt eyner Von Nürnberg, 
das k. M. wol funff heere ytzt lrn welisch lande vnderlialte, Eyns 
bey sich zu Bononia, das ander vor Florentz, das dritte vor 
Tran vnd Barle Im konigreych Naplas, das viert zu Meyland, 
das funffte bey Mantua vnd Brixen wider die Venediger. Got 
gebe seiner k. M. gluck. Ich besorge, das weylisch land werd 
yhm so vil zuschaffen geben, das er zu vns nicht kommen möge 
so bald. Der Luther hat widerumb ein Turckenbuchlin lassen 
außgeen -), dar Inn er endtlich beschleußt, man sol gehen lasszen, 
was da gehet, vnd faren, wie es feret, Es sey doch hinfurt nichts 
guts mehr zu hoffen, das töpffen sey zubrochen vnd die suppen 
verschütt, wir mögen die scherben vollend hinnach wagen vnd 
so vil es muglich ist, guts muts dazu seyn etc. Wie wol er aber 
etwas leydlicher In diesem buchlin ist dan Inn vorigen a ), so las¬ 
set er doch seine gifftige vnd auffrurischc stucklein nicht, sagt 
zu letzt, wo der keyser oder fürsten wolten wider das Euange- 
lion streyten, sollen vhn die unterthane nicht gehorsam seyn, 
will durchs Euangelion seine ketzereyen verstanden haben. Wir 
müssen yhm aber zu sehen, biß sein stundlein ein mal kommet. 
Der almechtig Got beware sein kirchen vnd E. F. G. In langer 
gesuntheyt. Empfehlung an Fürst Hans. Dresden, St. Stephans¬ 
tag 1530. Got gebe E. F. G. ein gut new selig Jar. Amen. 

Johan Gocleus D. 

18. Rauch an Fürst Johaim. 

Dessau, 5. Januar 1530. 

. . . ich geb E. F. G. vn klag weyß zw erkennen, daß, nach 
dem E. F. G. vnß zum nhewen yar guth wolfeyn wylpret ge¬ 
schickt, dar mitt wyr vnd [!] frölich machten, Szo hatt hanß pecker 
solch wilpret zu sich genhomen vnd gibt daß selbig nyemantz 
anderst den wem er wol will, daß ye eyn großer schad ist, daß 

') Am 5. November (Ranke, III 154; Anm. 1 Titel der Flugschrift., die 
Cochläus hier meint). 

2 ) Heerpredigt wider den Türken (J. Küstlin, Martin Luther, 2 Bde., 
5. Aufl, Berlin 1903, II 188). 

’) Vom Krieg wider die Türken (Küstlin II 116). 


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19 


solch gut. wylpret, daß mein lieber herr gefatter zw Roßlaw er¬ 
spart hat vnd vnß das selbigh vorgunth, ßoll ßo vnnutzlich auß- 
geteylt werden . . . Auch . . . ßo beklag ich mich, daß in E. F. G. 
abesenn [!] vnsere hoff iunckfrawen haben sich gewaltiglich vnd 
mit turstikeyt vnderstanden yn meyn vnd ander armen dropfen 
hantwerck zu fallenn, den sye biß her an vnderlaß gemauert 
vnd noch kein auff horenß ist, Alßo das ich mich besorg, wue 
E. F. G. solchem gewalt nitt stewern wurdt, wer ich muß ab- 
lassen von dem mauer ampt, den eß ist seerh zu besorgenn, 
daß wyr monnich wenickt werdenn erwerbenn neben solchenn 
mauerinnen. 

Ich bit E. F. G. auch woll yngedenck seyn hernn Georgenn 
von Egra Sachen vnd myr daß selwig lasen anzeigenn. 

Ic.h sendt E. F. G. hye bey vnsers glawbens vorfechter er- 
klerung vber der lutherischen Artikel x ). 

Der Newen Danieler zu Wittenbergh swyrmerey zu vrteylen 
wyl ich E. F. G. heimsteilem, deß vertravvenß zu got, daß solch 
winckel prophetenn noch zu schänden werden. Geben zu Dessaw 
am abendt der heyligen drey konigk 1530. 

E. F. G. 

vntertheniger Capellan 

Bruder Peter von A. 

19. Mensiug an Fürst Johann. 

Frankfurt a. 0., 9. März 1530. 

... ich hette vorhofft, ßo ich jüngsten montages septua- 
gesimae [14. Febr.] zu Dessaw gekommen, E. F. G. auch do 
selbs zu finden, aber E. F. G. fraw mutter, meyne g. iurstinn, 
berichtet mich, wie E. F. G. sich entschuldiget. Ist also vor¬ 
blieben, das ich E. F. G. meyner arbeit nichts auff dyß mahl 
rnitgeteilt, nemlich der buchleyn, ßo ich von der Concomitantien -) 
hab außgehn lassen, E. F. G. byßher keyns geschanck. was aber 

') Gegeu die bekanntnus Martini Luthers auff den jetzigen angestellten 
Reychßtag zu Augsburg, auffs neuwe eingelegt in Siebenzehen Artickel verfaßt 
kurtze und Christenliche underricht durch Wimpina, Mensing, Redorffer, Elgersma. 
Augsburg 1530. Paulus 31. 

*) S. Nr. 12. 

2 * 


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2o 


do zumahl verblieben, schicke ich itzt E. F. G. der eyns fleisich 
bittende, E. F. G. wil es wol mit guten rechten nüchteren syn- 
nen vnd vornunfft lesen. E. F. G. finden, wie greulich vnd 
lesterlich luther Widder das hoehwirdichste sacrament inehr dan 
widder des bisschoffs von meyßen mandat geschrieben *), do sich 
seyn geyst wol meldet, wes glaubens er ist, vnd ist in anderen 
seynen schrillten, wie sehr sie auch gleitzen, nichts anders, das 
des geleichen zu vermuten, wie dan die vnsern wol wissen vnd 
doch yhne nyrnant geleubet oder wenig, wen sie es anzeigen. 
Man lobet die meister, die do predigen, das wyr zuthune nach 
dem fleische geneiget, weil wyr aber sagen, das vnsern synnen 
zu widder ist, haben wyr wenig zufahl ... Ich hab gesehen 
am mitwoch nach septuagesima [16. Febr.] den vierden parag- 
cismum der schweren krankheit E. F. G. fraw mutter der nacht, 
hotte nicht vormeint, das sie widder kommen solte. Aber der 
barmhertzig gott hatt sich vnser mehr dan yr erbarmt vnd sie 
noch eyne kurtze Zeit widder gegeben. Er weiß wie lange. Ach 
hett ich gewist diesen schweren fahl, ich hotte mich keyns weges 
von yr genaden geben, nu byn ich mit großen leyden vnd leyde 
von yr gescheiden, will aber nicht aufThoren, gott nach meynem 
vormogen zu bidten vor sie . . . Frankfurt a. 0., 9. Marz 1530. 

Job. Mensing. 

20. Mensiug an Fürst Johann. 

Frankfurt a. 0., 19. Marz 1530. 

... Ich bedancke mich kegen E. F. G. aller gnedigen wol- 
that, ßo mir von E. F. G. sampt E. F. G. löbliche fraw mutter 
vnd gantzer herschafft bißher geschehen, sonderlich der fürst¬ 
lichen vnd genedigen begabungen, ßo mvr Jungst zu Dessaw vnd 
zu Roßlaw ertzeigt ... E. F. G. hat myr zuubersehen gethan, 
was p. petrus Anspach, E. F. G. prediger, widder luthers pre¬ 
digen vom turcken geschrieben 2 ). Ich bekenne mich, das ichs 
zu Dessaw zu lesen keyne tzeit gehabt, hab es alßo in meyner 

l ) Bericht an einen guten Freund (Sept. 1528): Ktt9tlin II 142f. 

*) Diese wider Luthers Heerpredigt gerichtete Schrift Rauchs scheint 
verloren gegangen zu sein. 


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21 

laden zum teil mit gutem willen vorgessen, doch E. F. G. vn- 
schedlich. wo E. F. G. solchs widder haben, wil ichs gerne Wid¬ 
der vbersenden. mevn meynunge wehr, wo es E. F. G. vnd 
auch p. petro nicht entgegen, wenn ich eyn wenig czeit uberig 
hette, wolt ichs ubersehen vnd darnach in den druck bringen. 
E. F. G. wil hie ynne myr seyne meynunge zu vorstehen geben 
. . . wyr alle hoffen, wie die armen seien Im fegefeur, keyßerlich 
mät. wirt mit gottes hulff deutze nation auch zu frieden stellen, 
wie er Italiam vnd franckereich zu frieden gestalt hatt. myr ist 
gesagt, weiß nicht, ob es wahr ist, das Turcken buxen solten 
vor wyn in der erden vorgraben von eynem kreichs[!]knechte ge¬ 
funden seyn. Daß styminet mit dem, das gesagt, man wiste nicht, 
wo sm hyn kommen vveren. wo aber daß wahr were, ist zu 
vormuten, er gedencke nicht auß zu bleiben. Auch G. vnd aller¬ 
liebster furst vnd herre, ich bidte, E. F. G. wol gedencken, was 
ich mit E. F. G. nu ßo offt geredt, ßo hertzlicher vnd gütlicher 
meynungen, E. F. G. gedencke an das hauß zu Anhalt, wie es ßo 
schwach vnd wenig herren vorhanden 1 ). Gott wirt helffen, das 
alles gut wirt. wehr aber alle beschwerunge zu vor bedencken 
wil, freyet nymmer. E. F. G. siehet, wie keyßerliche mät. new- 
lich in solche geschwinden leufften gethan vnd itzt von seyner 
allerliebsten keyßerirmen cziehet vnd nicht darumb abgelassen. 
E. F. G. wirt wol sich wissen zu schicken. Empfehlung an Fürst 
Georg und Joachim. Frankfurt Sonnabend nach Reminiscere 1530. 

Johan Mensing. 

Magister Cuntzen haußen lest E. F. G. seynen Dienst sagen 
vnd danket sehr für den lachs. 

21. Mensiug an Fürst Johann. 

Augsburg, 29. Juli 1530. 

. . . E. F. G. schrifft jungst am sontag nach diuisionis apo- 
stolorum [17. Juli] gegeben hab ich mittwoch nach Jacobi [27. Juli] 
enpfangen, warlich nicht ane große beschwerunge meynes hertzen, 


l ) Fürst Johann soll heiraten und das Geschlecht fortpflanzen. 


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oo 


ßo ich den l)etrüblichen abschiedt vnser allerliebsten furstinnen 
vnd fraw mutter vorstanden 1 ), wiewol myr zuvor am abent 
marie magdalene [21. Juli] davon gesagt wahr vnd ich nach mey- 
nem armen vormugen yrer seelen gethan vnd bey frommen an- 
dechtigen zu thuen vorschafft ... E. F. G. wissen, was der from¬ 
men furstinnen vnd frawen mutter leben gewesen ist, wie sie 
Christum Jesum yren heylandt ßo getreulich begeret vnd geliebet 
hatt, das wyr billich keyne traurigkeit über sie haben sollen, son¬ 
der, wo es die menschliche natur erleyden konnte, sollten wyr 
mit yr vns fraewen, dan sie ist gegangen zum vater, yr standt 
ist gebessert, nicht verloren, sie hatt durch Christus genaden schon 
uberwunden den todt vnd das ewigen leben gefunden. Sie ist 
kommen, do sie keynen Widerwillen mehr sehen darflf, keyne 
kranckheyt leyden, do sie nymandt betrübet, haben wyr sie 
hertzlich als yre kyndleyn lieb gehabt, wollen wyr yr auch yre 
Seligkeit hertzlich gerne gönnen vnd vns bereidten, das wyr mit yr 
zu Christo kommen mögen“ . . . Nun brauchen die Fürsten 
weisen Rat und müssen brüderliche Eintracht halten. „E. F. G. 
haben von der genaden gottes wol ßo viel, das E. F. G. alle drey 
wol do von leben können, werden aber E. F. G. nicht eynig seyn 
(das gott wende), wirt es an allen enden gebrechen . . . Ich 
fraewe michs, das E. F. G. myr ßo getreulich zu schreibet, wie 
E. F. G. bey der frommen fraw mutter vnd der gantzen heyligen 
gemeynen kyrche zu bleiben geneigt ist. Ich hoffe, mein g. herre 
furst Georgius thumbprobst n\ wirts auch thun“ und Fürst Joachim 
wird sich hoffentlich auch nicht irre machen lassen, „yr drey 
bruder vnd fürsten, eyn armer mensing bittet auffs demütigste, 
E. F. G. gedencken an die hoch vorstendige vnd von aller weit 
geehret E. F. G. fraw mutter, sie hats gütlich mit E. G. gemey- 
net, weyßheit vnd vorstandt hatt yr nicht gebrochen, das vnser 
keyner moechte gedencken, er wolt es besser wissen dan sie. 
wyr junger können den alten wol entlauffen, wyr werden es yn 
aber schwerlich entradten. 

Von new czeitungen weiß ich itz E. F. G. nichts besonders 
zu schreiben dan ich czwier meyner g. furstinne vnd fraw mutter 


') Fürstin Margarete + 28. Juni 1530. 


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geschrieben habe, sieder das E. F. G. weg geczogen ist von auß- 
burg, darinnen ich fast begriffen, was rnercklichs hie gehandelt, 
das ich vornenien konte. Ich hoffe, die brieff seyn E. F. G. zu 
handen gekomen oder werden noch kommen. Alleyne das E. F. G. 
wisse, wie die hie zu Außpurg die gelarten heissen haben zu 
hauffe getragen eyne gemeyne antwort auff* der luterschen fürsten 
artickel. sie ist lange vorhindert durch die sie am meisten solten 
gefordert haben. Gott vergeh es yhn. Sie muß aber durch gehen, 
wie ich vornomen, noch inwendig dreyertagen in des keysers 
name 1 ). Den luterschen wirt nit gestadt das sie replicieren -), 
dan sie lang genug vnd auff scherffste yre artickel angestellet 
haben, wo sie appellieren, wirt yhn auch, wils got, die lucken 
vorlauffen 3 ). man wirt ihn geben apostolos refutatorios. Es 
haben die iiij stedt als Straßburg, Costnitz, memmingen vnd lyn- 
daw auch yren gelauben schriftlich keyser mät. besondern über¬ 
antwortet mit wunder list, sophistrey, vnwarheit 2 c. Ist vns auch 
von keyßer mät in henden gegeben. Die antwort ist gemacht, 
wirt itzt auffs reynest geschrieben vnd darnach keyßer mät. uber¬ 
geben *). vorhoffen, Gott soll dem frommen Garol helfen. Am 
tage sancte Annae altera Jacobi [20. Juli] haben yre leben 
enpfangen der hertzog von Pomern vnd czwene deutsche herren 5 ). 
Da der hertzog von pomeren die leben entpfing, halt meyn gnedig- 
ster herre der Curfurst zu brandenburg mit angegriffen, wie billich. 

*) Vgl. J. Ficker, Die Konfutation des Augsburgischen Bekenntnisses 
Leipzig 1891, 8. XLXXX1I ff. 

*) J. Ficker, S. LXXXVIII ff. 

3 ) Griinm, Deutsches Wörterbuch XII 745 f. 

4 ) A. Pätzold. Die Konfutation des Vierstädtebekenntnisses, Leipzig 
1900, S. XIII ff. 

5 ) Vgl. Die Augsburger Chroniken [-- Die Chroniken der deutschen Städte 
vom 14. bis 16. Jahrhundert. Bd. XXIII und XXV, Leipzig 1894 und 1895] 
IV 298 ff., V 883; Fr. Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte, 2. Auff., 
München 1901, S. 338; Kawerau. Jonas l 172; Schornbaum 436. Men¬ 
sing scheint nicht ganz richtig zu berichten. Es wurden belehnt die Herzoge 
Georg und Barnim von Pommern und Walter von Kronberg (über diesen vgl. 
auch En der 8 IX 62), dem „ Eberhardt von Ehingen, comenthur zu Hailprunn“ — 
diesen meint Mensing mit seinem * Hochmeister zu Horneck bey wimpffen“ 
[= Hornegg bei Gundelsheim] — und „Herr Dietrich, comenthur von RevelF 
Fahnen vorantrugen (nach Clemens Sender; vgl. Die Augsburger Chroniken 
IV 308). 


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24 


do ist zu getreten Marckgraff Georg, hatt auch angrciffen wol, 
meyn genedigster herre hat ims geweret vnd auch keyßer mät, 
daß er do von must abstehen. Do synt czwene deutsche herre 
zu geritten, der eyner hochmeister zu horneck bey winpffen, der 
uberste hie vnd am reyn gewesen, hatt seyn lehen enpfangen. 
Do hat ym keyßer mät auch das landt zu preußen geliehen in bey 
wesen marekgraft Georgs, vnangesehen, das yhm der abtrennige 
hoffmeister vormeynter hertzog nach yhm das landt zugesagt, 
welchs ym auch seer verdrossen, wie ich bericht. Auch soll der 
selbe marckgraff Jurge seyne lehen begert vnd wil yhm widder 
keyßer noch konig mät leyhen, do von, wie myr gesagt, er soll 
protetyrt [!] haben. Auch habe ich gehört, das der hertzog von 
luneburg soll seyne lehen gesucht haben, synt yhm aber gewegert 
... D. Johan Fabri, D. Johan Gocleus, D. Conradus Wimpina, 
D. Wolffgangus reedorfer ! ) lassen E. F. G. viel grub sagen vnd 
yren dienst. Die Sachen, ßo D. Johan Fabri von E. F. G. be- 
fholen sein, wil er mit hohen fleiße außrichten, byßher ist noch 
keyne czeit gewesen * . . . Empfehlung an Fürst Georg und Joachim 
und dem ganzen hofgesinde viel tausend guter Nacht. „Ich wehr 
es hier zu auspurgh wol muede, wen es seyn moechte. Ich vor- 
nerne noch nicht, wan wyr auftbrechen werden. Datum eylende 
Freitages nach Jacobi anno 1530. 

E. F. G. 

williger diener 

Johannes Mensing. 

22. Mensing an Fürst Johann. 

Augsburg, 27. August 1530. 

. . . ich habe newlich E. F. G., wes ich von newczeitungen 
gehabt, durch meyns gnedigsten herren bodten Thös zugescrieben 
vnd den prior zu berlyn gebeten, solche brieffe E. F. G. nicht 
furzuenthalten. verhoffe, E. F. G. habe sie enpfangen. Ich habe 


’) »Schon am 14. Juni schreibt J. Jonas an Myconius von der Anwesen¬ 
heit des Cochliius, Usingen, Wimpina, Mensing in Augsburg (Kawerau, Jonas 
I 156). Über die andern in Augsburg versammelten ca. 20 katholischen Theo¬ 
logen überhaupt vgl. Ficker S. XX. 


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vormeldung gethan von eynem ketzerischen prediger alhier zu 
Auspurg, wie er eyn auffrur zu machen sich beflissen, die lu- 
therschen fürsten gewarnet, als wolte der kayßer sie mit gewalt 
uberfallen. Es wehr schyr nicht gut wurden. Aber Gott hatt 
es gewant, vnd der boese wicht ist gelangen, sitzt ins keyßers 
gefengniß. was ym wirt geschehen, warten wyr 1 ). Auch hoere 
ich von eynem, der do spricht, Er habe es auß des kayßers eygen 
munde gehoeret, das llorentz des kriegs entlediget sey. Sie be- 
czalen dem kriegsfolck yren solt vnd bleiben keysers vnd nicht 
baptisch. was entlieh von vnsers glaubens Sachen wirt, kan ich 
E. F. G. nicht schreiben, dan das auß bericht der Theologen, ßo 
hyr versamelt, hat kayß mät. auff vnser seyten erkandt vnd be¬ 
schlossen, den lutherschen auch das alßo zu halten befholen, 
aber sie solchs nit angenommen, alßo haben die Curfursten vnd 
fürsten dareyn geschlagen, sie zu überreden vnd zu vnterweisen. 
Aber nichts geschafft, darnach eynen außschoß gemacht, darunter 
auch die gelarten theologen vnd Juristen gewesen 2 ). ißt furge- 
schlagen, man wolte yhn zu laßen die czweiley gestalt byß aufs 
nehest Conciliuin, doch das sie predigen sollen, vnter eyne ge¬ 
stalt wehr als viel als in czueiley, vnd ander vmbstende mehr. 
Auch wolte man yren pfaffen, die vveiber schon genommen, die 
selben lassen biß aufs nehest conciliuin, doch das die monnich 
vnd nonnen in yre cloester getrieben wurden k . ist von den lu¬ 
therschen keyns angenommen vnd der handel gar abgeschlagen 8 ). 
Darnach haben sie sich zu weitter vnderhandlunge erbotten, ist 


‘) Über diese am 17. Aug. erfolgte Verhaftung des Predigers vom hl. 
Kreuz, Job. Schneid, der in der Nacht vom 6. auf den 7. Aug. den Kurfürsten 
Johann Friedrich von Sachsen gewarnt hatte, daß der Kaiser ihn und den 
Kurprinzen noch vor Tagesanbruch gefangen nehmen wolle, vgl. Roth 340. 

*) Am 13 Aug. waren von beiden Parteien 14 Vergleichsmänner, näm¬ 
lich je 2 Fürsten, 2 Juristen und 3 Theologen aufgestellt worden. Nachdem 
die Verhandlungen im wesentlichen ergebnislos verlaufen waren, wurde am 
23. ein kleiner Ausschuß von 3 und 3 gebildet. Vgl. das doppelte Verzeichnis 
in der Beilage zuMelanchthons Brief an Luther vom 25. Aug.: Enders VIII 207. 

3 ) Vgl. die von den katholischen Ausschußmitgliedern am 19. Aug. be¬ 
antragten „unbeschließigen und unvergrifflichen christlichen Mittel“ hei 
C. E. Förstemann, Urkundenbuch zur Geschichte des Augsburger Reichstags 
15$0. Halle 1833—1885, II 250 ff. und die „unbeschließliche und unvergreif- 
lichc Antwort 11 der Evangelischen vom 20. Förstemann II 256 ff. 


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26 


yhn nit abschlagen, sonder nach yrem gefallen eyn enger auß- 
schoß gemacht, das vnser drey vnd yrer drey vnderhandelen 
sollen, doch nichts beschließen. Die vnser seyn D. Eck, der 
Ganczler von baden x ) vnd der kanczler von Colli 2 ). was drauß 
wirt, warten wyr, vnd weß sich weiter begeben wirt, sol E. F. G. 
vnuorhalten bleiben. E. F. G. brieff ist für des reichs stenden 
geleßen sampt etlichen andern viel“. Empfehlung an F. Georg 
und Joachim. Augsburg, 27. Aug. 1530. 

Job. Mensing. 

(Beilage:) 

... Es ist von breßlaw herab geschrieben, wie der pfals- 
Graff in vngarn widder den GrafT hanß 3 ) geczogen, widder er- 
ubert habe das starcke schloß Altenburg, drauflf geweßen eyn 
beymischer herre, welcher do von kommen, vnd czwene eddel- 
leuth auß der schlesij, welch gefangen vnd konig ferdinando gen 
kremß zu geschickt. Der pfalsGraff hat nicht wol dorffen 
vortczichen, dan Graffhanß auff die xxxxtusent des allerbesten tür¬ 
kischen krießfolcks bey sich haben soll, was für czeitunge vnser 
gnedigster her kurfurst von keyß. mat. haben, vorsehe ich mich, 
weiß E. F. G. baß dan ich, vnd was vor deutzschen fürsten zu 
ym yre legation geschickt, das ich on noth achte zu schreiben . . . 

23. Mensiug an Fürst Johann. 

Augsburg, 25. Oktober 1530. 

. . . Hat schon längst schreiben wollen . . . „Ich tzweifell 
nicht, E. F. G. haben gehoert, wie die lutherschen fürsten fast 
eyner nach dem andern von hyn weg geczogen, nemlich der kur¬ 
furst von saxen freitages nach mauricij [23. Sept.] ist weggeczogen 
mit vngenaden des kaysers 4 ), hat sich keyns weges wollen weißen 
lassen, sonder, do der keyser ym gedroliet, soll er geantwort 
haben: Er will ßo viel er liatt landes vnd leudte dran setzen, 
auch seynen alten grawen kopff. nach ym ist in seynem vnge- 
horsam weggeczogen marckgraff Georg 5 ), wie woll etliche vor- 

*) Hieronymus Vehus. ’) Bernhard Hagen. :l ) Zapolya. 

4 ) Vgl. Enders VIII 270 unten und 271 Anm. 8. 

5 ) am 30. Sept„ vgl. Scliornbaum 136ff. 


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meynen, er werde widerklieren vmb der lande willen in der 
schlesij K. nicht weih ich, ob es geschieht. Man handelt fast 
mit den reichsteten, welche bey dem kayßer vnd heyligen eynig- 
keit gedencken zu stehn, vnd haben sich begeben vnd vnterschriben 
dem keyßer diese genante stedte Collen, Doertmunde, Regensburg, 
Metz, Eslingen, Gemundt, Weil, Hagenaw, Speyr, Kolmar, Schiet¬ 
stadt, Weysenburg am reyn, Ollanda, Obern Ehenheym, kaysersperg, 
Munster in sanct Georgtail, Reßchhaym, Turkaym, Nordlingen, 
Goslar, vberling, Fullendorff, Offenburg, Tzell am harmanspach, 
Rotweiler, Rauensburg, buchhorn, bucliaw-, kauffbeyeren, Sw*e- 
bischen werdt, Wangen, Dunckelspuell, Sweynfordt, Alla, Pop¬ 
fingen, Rotenburg, luekyrch. Gott gebe, daß sie es alle mit 
truiem hertzen meynen vnd do bey bleiben. Aber nuremberg mit 
noch funft kleyne stett yhn sonst allzeit anlienghich, bleiben bey 
den luterschen. Diese nachfolgende stedt haben bedenck genom¬ 
men als Auspurg, wdewol sie bißher sich eyns bessers hat hoeren 
lassen, vlm, Franckfordt, hall in Swaben vnd, wie etliche sagen, 
auch Worinbs l ). Zu Basell hat Oeolampadt nicht ßo gut lufft w ie 
vor, auch bey seynen byßher besten freinden a ). Auch ist zu Stra߬ 
burg eyne große mennige, die gerne wollten den alten gebrauch 
der kyrehen sehen, wie das Erasmus rotterdam dem bisskopff von 
wehn geschrieben hatt, Doctori Johanni Fabri. wyr warten alle 
schwerlich auff den abschiedt. weiß auch, das er, gott habe lob, 
dapfer wirt seyn. man sucht aber alle wege der gutigkeit, die 
mugelich. Man hofft auch, die stedt, ßo bedenck genommen, 
sollen auch noch her czu treten. Man sagt, wie eyn stadt in 
soffoy Genff lateynsch Gebenna sich habe zu den Swytzeren 
geschlagen, sonderlich zu den von bern, vnd wie der hertzog 3 ) 
auff sey sie zu straffen, vnd wie die Swytzer sie wollen en- 


') Vgl. zum Vorstehenden Roth 1 344. 

*) Ökolampadius hatte damals mit Schwierigkeiten wegen Einführung 
des Kirchenbannes zu kämpfen (J. J. Hertzog, Das Leben Johannes Oeco- 
lampads, 2 Bde., Basel 1843, II 202); es müssen aber auch damals noch andere 
übertriebene Gerüchte im Umlauf gewesen sein. A. Horawitz, Erasmiana 1, 
in: Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse der Kaiserlichen Aka¬ 
demie der Wissenschaften XC (1878), 450 und meine Beiträge zur Reforma¬ 
tionsgeschichte, 3 Hefte, Berlin 1900—1908, III 97 f. 

3 ) Herzog Karl III. von Savoyen. 


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28 


setzen l ). was die rechte warheit ißt, kan ich vnter ßo manicher- 
ley reden nicht wissen. Auch haben wir den lutherschen pre- 
diger, der den auffrur, wie ich geniß mhal E. F. G. geschrieben, 
solt haben wollen anrichten, vor etliche wochen auß dem ge- 
fenckniß vorloren. ist manclierley geredt worden, als hett er sich 
selber außbrochen oder wehr heymlich vorseufff. aber heut byn 
ich bericht, er sey gen yßbruck geschickt neben eynem wider- 
teuffer, der lenger dan ij Jar hie zu auspurg gesessen, vnd da 
selbs allebeyde verbrant*). Zu Gemünd, wie ich bericht, hat 
inan kurtzlich xl menschen, besunden widertuffer, yrer sieben ge- 
richt, die ander sonst gestrafft :< ). vnter ylin soll ein kyndt ge¬ 
wesen seyn vngefehrlich von sex oder vij Jarn, ist über die massen 
fredicli zum todt gewesen vnd hat keins weges von den anderen 
lassen, sondern mit sterben wollen. Also ists leyder noch wahr, 
wie der arm man in Euangelio zu dem lierren clagete von wegen 
seynes kyndes, das besessen wahr, wie es der boese feyndt ßo 

l ) In den ersten Oktobertagen setzte sich ein ansehnliches Heer von 
Bernern, Freiburgern nnd Solothurnern zur „Entschüttung“ Genfs in Bewegung; 
am 10. Oktober trafen sie vor der Stadt ein (F. W. Kainpscliulte, .Johann 
Calvin, 2 Bde., Leipzig 1869 und 1899, I 88). 

-) Hans Schneid war am 21. Sept. aus dem Gefängnis entkommen. Das 
von Mensing oben gemeldete Gerücht von seiner Abführung nach Innsbruck 
und Verbrennung daselbst war aber irrig; Schneid erscheint im Frühling 1531 
wieder in Augsburg, dann in Straßburg. Roth 364 Anm. 120. 

3 ) Weißenhorner Historie von Nikolaus Thoman (bei F. L. Baum aun, 
Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben, Bibliothek des 
literarischen Vereins in Stuttgart 1876, S. 157 f.): „Anno 29 wurden zu Gmint 
in der stat etwan ful Wiedertäufer, frawen, junckfrawen und man gefangen, 
wurd ein große uneynikeyt zwischen eynem rat und gemaint, also das man 
aynem rat auß dem wirttenbergischen lant etwen ful leyt zu roß und fuß zu¬ 
schicket. Da ließ man 7 die köpf abschlahen und 12 die stunden von yrem 
ketzerischen wesen, nach beliben etlich gefangen . . . Das ist beschehen nach 
Martini [11. Nov.J, als man sy gericht hat, beluben auf dasselb mal auch et¬ 
lich gefangen“. J. Beck, Die Geschichtsbücher der Wiedertäufer in Oesterreich- 
Ungarn, Wien 1883, S. 37 f.: Anno 1531 ist der Br. Marten Maler ein Evangel. 
Diener, selbs siebenter zu Schwab. Gmündt vrab der g. w. willen gefangen 
worden, vnd nach viel handtierens sein sy zum Todt vervrteylt vnd alle mit 
dem schwert gericht worden. Sie haben alle Gott vnd seine ewige warhait 
redlich bezeugt vnd mit irem bluett versieglet, wie das sein lied vnd das Liedt, 
so von Inen allen ist gemacht worden, außweist . . . Folgt das heldenmütige 
Martyrium des 16 jährigen Müllerknaben — Die Lieder im „ Außbundt“ (Beck 38) 
geben teils das Jahr 1529, teils 1531 un. 


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offt ins feur vnd ins wasser geworflfen hette, auff das er es vm- 
brecht 1 ). So brenget er auch die ketzer zum todte, wie er ist 
eyn todtsciileger von anfang, das er auch die armen sew, ho er 
sie besessen, ins wasser warflf vnd vorseuffte sie -). wol den 
(g. herrn), die die luthersclie verfluchte lere nicht haben in yren 
landen zu gelaßen, sie dorffen sich der ander ketzereyen nit be- 
fharen“. Empfehlung an F. Georg und Joachim, „ln pater pe- 
trus vnd seynes closters Sachen weiß ich itzt nichts zu thun, die¬ 
weil der kurfurst des kaysers reccsß vnd mandat nit wil an- 
nemen *). Darumb auch keyß mät. ym nit mehr gepieten wil biß 
auflf eyn ander czeit. Ist auch meyns bedunckes keyn furst im 
reich, der eyniche Commission über yhn annimpt vmb der munche 
willen alleyne, Gott besser es 4 ). Den junckeren vnd dem gantzen 
hoffgesinde wünsche ich viele tausent gute nacht. Datum Auspurg 
Crispini vnd Grispiniani Anno 1530. 

Joh. Mensing. 


(Nachschrift:) 

Item, g. herre, nachdem ich dießen brieflf geschlossen, byn 
ich gelaubwirdig berichtet wurden, wie zu roma der tiber sich 
soll ßo trefflich ubergossen haben von dem siebendten tage Oc- 
tobris byß auflf den newnczehendten des selben monadts : »), das 
etliche heuser umbgetrieben vnd das man auflf dem kampeflor* 5 ) 
mit schiflfen gefharen hatt. Auch ist mir angeczeigt wurden, wie 
der hauptman des kuniges ferdinandi in hungaren habe die stadt 
Agram mit dem Schloß vnd stifFt eyngenommen. man sagt, der 
bisschopff des selben stiffts sey mechtig vnd reich gewesen vnd 
fast vntrewlich gehandelt hab. Auch czeucht der von roggen- 


•) Mark. 9, 22. 

*) Mark. 5, 13. 

*) Vgl. D. Erdmann, Luther und die Hobenzollern, Breslau 1883, S. 47. 

4 ) Dazu vgl. Luther, Vermanüg / an die geistlichen / versamlet auff 
dem / Reichstag zu Augs- / bürg, Anno. 1530. . . . (Wittenberg, Georg 
lihaw) Bl. Bij: „Und besorge fuer war, Es werde jtzt zu Augsburg kaum 
jemand sein, der sich der Muenche werde annemeu, vnd bitten, das sie widder 
zu vorigem stände komen*. 

5 ) Vgl. Enders VIII 826 f. Anm 1. 

“) Vgl. E. Bücking, Ulrichi Uutteni Opera, Supplementum II, Lipsiae 
1869, VII 336 sq. 


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dorff 1 ) (der newlicli auß außpurg gen vngaren vor eynen haupl- 
man geschickt) mit xij tausent man gen offen, die Stat wider- 
umb eynzunemen, sampt das stifft vnd Schloß Gran vnd was er 
mehr do selbst eynnemen kan. man handelt itzt starck vmb die 
turcken hulff. was beschlossen wirt, soll E. F. G. zu seyner czeit 
auch woll wissen. Ich hab heute auch mit Doctor Fabri, itzt 
bisschoff zu wehn, geredt von E. F. G. wegen vmb der barfuser 
Sachen zu Czervest. er clagt, er habe nichts besonders außrichten 
mögen, sondern er wird geweiset auff den gemeynen außspruch 
vnd receß. Man troestet vns Je abermahls, das wyr bald von 
hyn weg sollen, aber nicht bald heym, sonder vor an den reyn- 
strom tziehen zu der wähl eynes romschen kuniges 2 ). nicht weiß 
ich, wohin. Dan man saget, es sterbe zu franckfordt vnd am 
gantzen Meynstrom, auch fast am reyn. Gott gebe seyne ge¬ 
naden! heute wird man den Schwingelschen 8 ) steten als Costnitz, 
Straßburg, memmingen und lyndaw auff yre eyngelegte artickel 
antwort geben 4 ). zu vormuten, sie werden sich mit den luther- 
schen vortragen vnd eynen huntzfried machen. Aber ich hoere, 
der kayßer ist zur sache wol gehertzt. Abermahls vnd allzeit 
Gotte befohlen! 


24. Mensing an Fürst Johann. 

Berlin, 21. März 1531. 

... ich hab E. F. G. fast lange nichts geschrieben, auch 
wider vmb von E. F. G. kevne schrifft enpfangen dan alleyne, 
das myr p. petrus ■) boese newe czeitnnge geschriben hatt des 
Schadens halben, der am dam durchs wasser geschehen, welchs 
myr warlich von hertzen leidt ist, wie wol Gott in allen czeilen 
vnd feilen zu loben, sonderlich das er Ewer F. G., wie ich bericht, 


‘) Wilhelm von Rogendorf. 

-) Am 5. Jan. 1531 wurde Erzherzog Ferdinand in Köln zum römischen 
König gewühlt. 

:J ) Zwinglischen. 

4 ) Die Verlesung der Konfutation der Tetrapolitana erfolgto am 25. Okt., 
nachmittags von 2 Uhr ab (Pützold S. LV1). 
r ‘) Rauch. 


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fio scheynbarlich vorhutt hatt. E. F. G. hatt groß geluck ge¬ 
habt . . . Ich habe nicht newe czeitunge, die ich E. F. G. (als 
die E. F. G. nit wiße) schreiben kann. Alleyne, das myr vom 
guten freunde geschrieben ist vnd ich mich vorsehe, E. F. G. 
vnuorhalten, wie der Curfurst von saxen zu schwikaw eynen land- 
tag gehalten *), do selbes drey ding furnemlich für gehalten: Erst¬ 
lich was sie bey dem Euangelio thun wollen, zum anderen sey 
seynem ßon zu Collen am reyn eyn groser schimpft widerfharen -), 
dan der bisehoff, der die meß gesungen, habe von kaiß. mät. 
begeret, man wolte den saxen auß der kyrchen weißenn als eynen 
ketzer vnd der öffentlich im bann were. Zum dritten: Er be- 
doerffte steur von yhn, das er geschickt were, wo kayß. mät. 
yhn gedecht zu ubercziehen vmb das euangelium. Auffs erste 
haben geantwortet die stete, sie wolten by dem euangelio bleiben. 
Aber der von blawen vnd der reuße vnd her Arnest von Schoen- 
berg vnd doneben die geschickten des bischoffs von meißen vnd 
von der numburg sampt dem abte von poßen vnd dem probst 
von aldenburg haben gesagt, sie wollen pleiben bey der heyligen 
Cristlichen kyrchen vnd bey dem alten glauben, aufs ander stuck 
soll nichts geantwort seyn. auff dritte haben die stete gesagt: 
sie vormuge keyne steur mehr zu geben, sie baten aber, er 
wolte die muntze besseren, was hie warhafftiges an ist, wirt 

') Er wurde am 26. Januar eröffnet und dauerte mehrere Wochen 
(E. Herzog, Chronik der Kreisstadt Zwickau, 2 Teile, Zwickau 1839—1845, 
II 222; vgl. auch R. Hofmann im Neuen Archiv für Sächsische Geschichte und 
Altertumskunde XXV, 47 f.). — Der Zwickauer Konrektor Mag. Abraham Winter 
(f 1633) hat in ein auf der Zwickauer Ratsschulbibliothek (XLIII. II. 16) befind¬ 
liches Exemplar von Paul Ebers Calendarium Historicum, Wittenberg 1582 (vgl. 
Herzog 111 840) einiges über diesen Landtag eingeschrieben, darunter folgendes: 
Donnerstag nach Convers. Pauli [26. Jan.] sindt Alle erfordert, Als die vom adellso 
wol die gesandten aus den Städten uff das Schloß erfordert worden, da hatt man ihnen 
furgehalten die handlung, so zue Schmalkalden, Item vfn Reichstage zue Coln 
verlauffen hatt, auch die Krönung Ferdinandi vndt andere Punkte mehr. Hierauf 
haben sich die vom Adel vndt stedten am frcitage [27. Jan.] vfn Rnthause alhier 
besprochen vndt den Churf. wider eine Antwort gegeben. 

2 ) Zur Königswalil in C'öln war Kurfürst Johann nicht selbst erschienen, 
sondern hatte seinen Sohn Johann Friedrich als Vertreter geschickt (Bauni- 
garten III, 48, Mentz 76 ff.). Die folgende Affaire war bisher unbekannt. 
Luther erzählt (bei G. Loesche, Analecta Lutherana et Melanchthoniana, Gotha 
1892, S. 197 f. Nr. 302), daß man den Kurprinzen bei seiner Abreise aus Cöln 
(29. Dezember 1530) hätte gefangen nehmen wollen. 


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E. F. G. baß wissen dan ich. Ich hoere, das kayß. mät. von 
der kronungen zu Ach ist bi ß in brabant geczogen l ). do selbs 
warten seyn der kunig von Franckreich vnd der von Engelandt 
vnd der von Schotlandt. Gott gebe, das sie was guts beschließen. 
Es ist itzt alhie eyn frater von lubeck, czeyget an, wie toll vnd 
doericht die zu lubeck seyen, haben den tlium zugeschlossen, sie 
vnd die predigermonche beraubt, yre kyrchen geczeirte, yre briefl 
vnd priuilegia gefordert -). Aber der prior ist do mit gewichen 
vnd enthelt sich zu rupyn. Doctor Eckhardus meyer sampt 
dreven andern der edelsten mir fast bekandt sitzen ins radts ge- 
fengknus. Gott erbarms. Der Doctor ist eyn alter gelarter from¬ 
mer ehrlicher man allzeit gehalten gewest. Also ob wol sie die 
letzten seyn an dieser Sachen, wollen sie doch nicht seyn die ge¬ 
ringsten“ . . . Bittet um Entschuldigung wegen seines einfältigen 
Schreibens, „sonderlich des, das ich zu letzt, do ich von auspurg 
kam, geschrieben habe von dem meßgewandt, dan ich bynß war- 
lich hertzlich wol zu frieden, ob ich nichts uberkomme“. Empfeh¬ 
lung an Fürst Georg, Mag. Georg Heit, p. petrus, p. rosichen vnd 
alle Edelleut. Berlin, Dienstags nach Benedicti anno 31 supra 1500. 

Joh. Mensing. 

25. Mensing an Fürst Johann. 

Frankfurt a. 0., 7. September 1531. 

... „Ich bedancke mich gantz höchlich gegen E. F. G. sampt 
E. F. G. herren brudern meynen genedigen herren vor die cley- 
nodien vnd meßgewand, ßo E. F. G. auß E. F. G. ßeliger vnd 
milder gedechtniß fraw muter (der Gott genedig seyn wil) cley- 
dern gemacht, myr zu gesickt haben vnd gesclienckt“. Will sie 
lebenslang „zur steten gedechtniß“ bei sich behalten. Hat solchs 
aus herzlicher Liebe vnd nicht aus Geiz erbeten vnd glaubt Sa- 
lomons Reichtum bekommen zu haben, „habe auch solchs ane 
außgießen meyner trene nit sehen können noch die schrifft lesen, 

’) Am 15. Januar brach Karl V. von Aachen in die Niederlande auf 
(üa ii mg arten 111 51). 

-) Bezieht sich auf die Beschlüsse der Gemeinde zu Lübeck im Oktober 
1530 (II. Schreiber, Die Reformation Lübecks, Halle 1902, S. 71). 


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ßo E. F. G. myr durch patrem petrum geschriben . . . New czei- 
tung hab ich nichts besonders dan das wyr vnsern Doctorem Con- 
radum wimpina verloren haben auß dieser weit, dan er zu Collen 
am reyn kranck von meym gnedigsten herren gelassen, darnach gen 
amnierbach ins closter gefurt, do selbs gestorben am schlag vnd 
zu buchem ist begraben l ). Ich vorsehe mich, E. F. G. wissen, 
wie es dem graffen von Emden ergangen, vnd ist myr leidt vmb 
das fromme freulyn von aldenburg 2 ). Hertzog Bernheym von 
Pomeren hatt nach absterben seyns herren bruders 3 ) die luthe¬ 
rischen prediger gen Stargard an der yhnn geschickt, aber itzt 
soll er widervmb hefftig ihnen geschrieben haben: sie sollen sie 
wider von sich weißen, nit weiß ich, ob sie auch thun werden. 
Hertzog Jürgens ßon philippus 4 ) wirt in kurtzen tagen auch heym 
kommen. Gott gebe, das sie sich wol vertragen. Die leifflan- 
dische stete ryge, reuell vnd dorpte, wie ich gelaubwirdig bericht, 
setzen yre pfaffen vnd munche wider eyn vnd bawen wider die 
gebrochen kyrchen vnd altar 5 ) . . . Empfehlung an Fürst Georg 
und Joachim. Frankfurt a. 0., am Abend Nativitatis Mariä 1531. 

Joh. Mensing. 

26. Rauch an Fürst Johann. 

Leipzig, 20. April 1532. 

. . . auf ewer F. G. beger thu ich E. F. G. von newen czei- 
tung vnthcrricht, alß nemlich das dye fürsten auff dem tag czu 


M Wimpina reiste mit Kurfürst Joachim I. Ende 1530 nach Köln zur 
Wahl Ferdinands und von da Anfang 1531 in seine Heimat Buchen im Oden¬ 
wald. In dem nahen Amorbach wurde er krank, verschied am 17. Mai 
1531 in dem Amorbacher Benediktinerkloster und wurde in der Abteikirche 
begraben; vgl. Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon, 2. Auf!., XII 1684 f. 
N. Paulus. 

? ) Über die Fehde Graf Ennos von Emden, der am 6. März 1530 Anna 
von Oldenburg geheiratet batte, mit Balthasar von Wittmund und Esens vgl. 
Cornelius, Der Anteil Ostfrieslands an der Reformation bis zum Jahre 1535, 
Münster 1852, S. 39 ff. 

*) Herzog Georg f am 10. Mai 1531. 

4 ) Bisher in Heidelberg am Hofe seines Oheims, des Kurfürsten Lud. 
wig V. von der Pfalz. 

5 ) Vgl. Enders VII 157. 

Ref.-gesch. Studien u. Texte, Heft 3: Cie men, Briefe. 3 


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_84 

sweinfurt sollen gancz vnd gar wol voreynigt seyn vnd czu bey- 
den seyten semptlicb mitt eynander gegen rensburgk czu k. M. 
geczogen, vnd wye wol solches nitt vnmöglich ist, ho forcht ich 
doch, dyse nierge seyn czu guth *). Auch soll gewislich der Car¬ 
dinal de Columna mitt sampt dem vice rogi czu Neapolis 2 ) den 
turcken auff dem meere geschlagen haben vnd im xij galeen [!] 
vnd etlich ander schiff haben abgefangen, also daß dyß orts der 
turck gereyt vnthergelegen. Wyder den turcken aber, ßo durch 
vngarn soll körnen, wollen die merherren [!] vnd die scheßinger [!] 
vnd Behem römischer ko. M. c thausent man halten ... Es 
lassen dye schlessischen hern iczund czu leypczig große theuczsche 
rustung machen vnd eyn ytlieher leth ym hundert mundt stuck 
machen czu x Stangen, vff das sye dye türkischen geulen leichtlich 
mögen czemen. Aber meyner wyderkunfft halben, G. F. vnd 
her, hatt es dye meynung, das myr den andern tag, nach dem 
ich gen leypcz bin körnen, von Doctor Hyrsberger •'*) ist auffgelegt 
worden ein disputation czu thun alh heuth vber iij wochen, das 
ich dan nitt hab gewust czu vorschlahen, vnd war dardurch vor¬ 
hindert iczundt wyder czu körnen, will aber E. F. G. nitt bergen, 
das pater licenciatus Sebastianus 4 ) czu Hall iczundt gancz ledig 
ist vnd nitt brediget vnd moeht sich villeicht leichtlich czu E. F. G. 
begeben, welches ich allein E. F. G. wil haben angeczeigt vnd 
nichs nitt gerathen aber widerrathcn. Vnd hab auch dem licen- 
ciaten dyser sach halben nichts geschrieben vnd wil ym auch 
nichts nitt schreiben. Es lest Doctor Mensing ein buchlein aus- 

! ) Vgl. Baum garten 111 57ff. (Am 17. April war der Regensburger 
Reichstag eröffnet worden). 

2 ) Lannoy. 

: ‘) So wurde kurz der im Sommer 1479 in Leipzig immatrikulierte Martinus 
Meyndorn de Hirsberg [— Hirschberg in Schlesien] genannt, über dessen Lauf¬ 
bahn das Register zur Leipziger Matrikel bei G. Erler, Die Matrikel der Univer¬ 
sität Leipzig (1—111 = Codex diplomaticus Saxoniae regiae, Zweiter Hauptteil, 
Bd. XVI-XVIII, Leipzig 1895-1902) 111 543 zu vergleichen ist. 

4 ) Jedenfalls der im S. 1498 in Leipzig immatriculierte Sebastianus 
Bruecher de Kalys [Kahla], der am 25. Nov. 1520 Cursor (.reverendus pater 
frater Sebastianus Bruecher de Calis ordinis praedicatorum et lector conventus 
Hallensis 4 ), am 26. Sept. 1521 sententiarius und am 20. April 1528 licentiatus 
wurde (Erler I 427, II 25, 26). Vgl. auch G. Fr. Hertzberg, Geschichte 
der Stadt Halle an der Saale. 3 Bde., Halle 1889- 1893, II 29. 


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gehen von den Martinischen lugen, fco sye gelogen haben vom 
reichstag czu Auspurgk*), der gleich hatt auch gethan Doctor 
* Dyethenberger 2 ). Und sen vill selczamer bucher lateinisch vnd 
teucztsch außgangen vnd sonderlich ein buchlein von den Tur¬ 
nieren, welches der Pfalczgraff hat lasen trucken 8 ). Aber, lieber 
hergot, Johannes schultes 4 ) gibt nitt gern gelt auß, sonderlich 
für bucher. Eß ist auch franciscus petrarcha der poeth vor- 
deuczschet . . . Meyne sach mitt den von Franckfordt steht still, 
dan ich nichts weyterß vornym, daran dan auch nitt gelegen. 
Man sagt auch, das sich keyserlich M. hab von regensborg be¬ 
geben vnd sey gen Wehn geczogen. Das groß fewer, ßo czur 
Neunburgk in der freyhet gewesen, ist von eim alten man vatter 
vnd sohn angelegt czu mittentag, do dye prewer haben gessen, 
do hat derselbig ein sack mitt puluer gestackt in das stroe vnd 
den pluczling 5 ) angeczundt, also das ym auch dye ein handt yst 
verbrant, vnd sein in eyner stundt bey iij c hoff verbrant vnd der 
thum vnd dye Abdey czu sandt Georgen, aber das Closter vnd 
kirch ist blieben. Es ist auch im thum glocke vnd orgel vor- 
brant. Und dye fromme Euangelische leuth vnther dem brandt 
haben sye dye sacristen [!] gebrochen vnd die kelch gestolen, dye 
man all wyder hatt bekommen biß auff x. Vnd auß den selbigen 
kirchen reubern sein bey xxvj gevangen vnd etlich gericht. Vnd 
der vatter vnd sohn mitt czangen gerissen, darnach mit dem Rade 
gestossen vnd czum tritten vorbrandt. Daß vrtheyl haben dye 
von leypcz geben. Vrsach aber solches angelegten fewers ist 
dye gewest, dan sein elster sohn hatt vor etlich iarn eynen czu 
czeycz tod geschlagen. Vnd ist czu Neunburgk gesaczt worden. 
Vnd dye von czeycz haben yn lasen richten czu Neunburgk. 


’) Vormeldunge Der unwarheit Luterscher clage, . . . (Paulus 32ff.). 

2 ) Neujahr 1532 brachte Dietenberger die schärfste Schrift, die er ge¬ 
schrieben, auf den Markt: Die Confutatio auf Luthers Glossa zum kaiserlichen 
Edikt von 1531 (H. Wedewer, Joh. Dietenberger, Freiburg i. Br. 1888, 
S. 140 f., 373 ff„ 468). 

*) Vgl. Nr. 27. 

4 ) Siebe Nr. 1. 

ß ) Vgl. 0. Schade, Satiren und Pasquillen aus der Reformationszeit, 
3 Bde., 2. Ausgabe, Hannover 1863,1 102 Zeile 97. Bei Grimm, Deutsches Wörter? 
buch VII 1938 steht dieses Zitat fälschlich unter „plötzlingen“ (= plötzlich). 

3 * 


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Darumb hatt er Neunburgk gebrandt. Vnd hatt bekant, das er 
auch hab wollen dye stadt brennen wye dye freyheytt*) . . . 
geben tzu leypczig Ireytag nach S. Marx tag 1532. 

Petrus von Anspach. 

27. Ranch an Fürst Johann. 

Leipzig, 7. Mai 1532. 

... Eh haben E. F. G. durch Georgen pfeyfer an den wyr- 
digen patrem Hermannuni raben prouincialem 2 ) vnd an mich lasen 
langen vnd E. F. G. beger lasen anczeigen, wye E. F. G. gern 
meyne gegenwertikeytt vormercken wolten czwischen hye vnd 
Johannis baptiste [24. Juni]. Dar auff ich dan E. F. G. czu wissen 
thue, wye mich dye hern von franckfort iczundt czum tritten mall 
haben angelangt vnd begert solchen dvenst, ho vormalh von mir 


') Der Bericht über diese am Sonntag Quaaimodogeniti [7. April] mittags 
zwischen 1 und 2 ausgebrochene Feuersbrunst bei M. Sixtus Braun, Naum- 
burger Annalen vom Jahre 799 bis 1613, herausgegebon von Köster, Naum¬ 
burg a. S. 1892, S. 220 f. stimmt mit dem obigen im großen und ganzen über¬ 
ein. Nur die Motivierung ist anders: Die Ursache, warum dieser Schaden be¬ 
gangen, ist gewesen, daß gedachten Vaters Söhne einer einen Mord an einer 
Magd auf der Straße begangen und sie beraubt, und obwohl er mit dem Rade 
gestraft werden sollte, so ist ihm doch wegen seiner Jugend Gnade erzeigt 
und er mit dem Schwerte hingerichtet worden, daraus der Vater und seine 
anderen Söhne erzwingen wollen, wie ihnen Unrecht geschehen, weil er nicht 
mit dem Rade und seiner ordentlichen Strafe gerechtfertigt wäre. Rauchs 
Bericht erscheint in diesem Punkte einfacher und glaubwürdiger zu sein. — 
Vgl. ferner Zeitschrift für Kirchengeschichte XXII 156 (Köster). — Herr 
Pastor Albrecht in Naumburg a. S. stellt mir freundlichst noch folgende No¬ 
tizen aus den Ratskopialbüchern zur Verfügung: Sonntag Misericordia Domini 
[14. April] dankte der Rat dem Rat zu Zeitz und ähnlich dem zu Kahla für 10 
Gulden, „so Ihr den armen, verdorbenen Leuten, unsern lieben Nachbarn auf 
der Freiheit zu Steuer und Hilfe geschickt“. Unter dein 13. schrieb der Rat 
an den Rat zu Jena, er habe gehört, der Richter von Jena habe einen gewisseu 
Antonium Fornenfur in Haft; da er vermutlich an der Brandstiftung beteiligt, 
solle man ihn ja nicht ledig lassen. Unter dem 16. Mai gab der Rat Rudolf 
von Btinau zu Teuchem, der den Bürgermeister gebeten hatte, bewirken zu 
wollen, daß seinem Bruder, dem Dechanten, etliche Tausend Dachziegel abgelassen 
würden, abschlägigen Bescheid; man brauche die Ziegel jetzt selbst, da man» 
um künftigen Feuersnöten zuvorzukommen, beschlossen habe, „die fürnehmsten 
Feuerstätten und Eckhäuser mit Ziegeln zu bewahren“. 

*) Paulus 9 15. 


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_37_ 

mitt vnterscheid czu gesagt, von inyr gewerdt, welchen ich dan 
mit wissen meyner obrikeit, ho solchen vormalß an meynen be¬ 
ruf bewilligt, nitt hab können abschlagen“ . . . Empfiehlt Lic. Se¬ 
bastian von Halle l ) zu einem rechten christlichen Prediger vnd 
Lehrer. „Vnd wue ich E. F. G. mocht in solcher Sachen dyenen, 
wer ich geflissen, dan ich auff das negst in den heyligen tagen 
der pfingsten [19. Mai] ym wyder czug gen Dessaw will durch 
Hall czyehn vnd aldo dye veter ansprechen vnd dye ausgelasene 
thumhern in dem stifft vnd mich dar nach, ho baldt ich kan, 
durch Dessaw nach Franckfordt czu richten. Ich hab iczundt 
dye schoppen Croniken 2 ) auhgelesen vnd Eygentlich vorczeichendt, 
waß E. F. G. geschlecht dyenstlich yst, wyll auch dye selbige 
Croniken iczundt durch Georgen pfeyfer E. F. G. schicken. Vnd 
ist auch mein vntherdenig an synnen, wue E. F. G. gesyndt we- 
ren, das köstlich buch von allen thurnyren, ßo durch ein Pfalczgraff 
vom hunczruck ist zusamen gesaczt vnd mit figuren endt worpffen, 
czu kaufen, woltt solches myr anczeygen 3 ). Dan nach den) das 
buch mitt vielen figuren lustlich ist, kost es roch iij fl. an das 
bindt lohn. Vnd wer ser wol E. F. G. czu haben yn E. F. G. 
liberey. Vrsach aber, warumb ich iczundt E. F. G. nach meynem 
wolgefallen czu dyenen nitt vormag, ist: dan ich vnserm decano 
doctori hyrsperger versprochen hab czu respondyren auff den neg- 
sten Donnerstag vor pfingsten [16. Mai], Vnd auch morgen alß 
nemlich am Mittwochen nach vocem Jocunditatis [8. Mai] ge- 
sinnet anczufangen czu lesen dye andern Epistell S. Petri, dye 
ich mitt gottes hilft vor den feyertagen gedenk czu volenden vnd 


l ) Vgl. Nr. 26. 

*) Gemeint ist die Magdeburger Sehöppenchronik, die K. Janicke iu 
den Chroniken der deutschen Städte VII (1869) herausgegeben hat. Die Be¬ 
merkung des Herausgebers in der Einleitung S. XII: „Die Benennung Schöppen 
Chronik scheint nicht über das 17. Jahrhundert hinauszureichen“ ist, wie man 
sieht, nicht richtig. 

8 ) Vgl. Nr. 26. Gemeint ist au beiden Stellen die berüchtigte Schrift 
Georg Rüxners, „Anfang, Ursprung und Herkommen des Thurniers in Teut- 
scher Nation“, die durch ihre fabelhaften lügnerischen Angaben so viel Un¬ 
heil angerichtet hat; sie erschieu Simmern 1530 und Augsburg 1532 und war 
dem Pfalzgrafen Johann II. von Simmern (1492 1557) gewidmet. Vgl. ADB 

XXX 62: Wegele. 


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38 


mich dar nach auff czu machen gen franckfort. Dar mitt ich 
dan sonderlich vorhindert wer E. F. G. iczundt czu dyenen, wye 
woll villeicht dyse sach gar ganfcz kein beschwerung gehabt, wue 
E. F. G. bey czeyten vmb mich geworben, Ehe dan dye von 
Franckfort körnen sein . . . Szonst E. F. G. will ich yn allen 
vntherdenikeyt dye neyen czeytung vormelden. Alb nemlich vom 
durcken, daß ym durch des Bapst, konigs von Portugalien vnd 
vice roy von Neapols heupt leuth sein bey 100 galehn [!J abge¬ 
schlagen vnd yn eim iczlichen galehn bey v hundert durcken er¬ 
schlagen vnd vmbgebracht. Eh soll auch der durck auß vngarn 
gewichen. Dan es yn dieser wochen eyn Potht von meherern 
vnd Olmuncz bey vnserm prouincial gewesen. Der sagt, das 
er yn mherern ganz nichts gehört hab vom turcken. Man 
sagt auch, das keyserlich M. hab begert an dye fürsten czu 
schweinfort dye gesamelte turcken stheuer *), welche dye fürsten 
yn der massen vorwilligt haben czu geben, das k. M. sye vor¬ 
sicher mitt solchem geltt nitt czu vberczyhen, Alß dan wollen 
sye gancz willig solche turcken stheuer geben. Dar auflf k. M. 
ynen czu gesagt, wye yr M. sye nitt woll vervolgen, wue sye 
vormalß werden außrichten vnd widerstatten alles geystlich guth, 
ßo durch sye der kirchen entnhomen. Dyß haben die fürsten 
yn ein bedenken entnohmen. Es hatt auch, alß man sagt, syder 
ostern graff Al brecht von Manßfeldt das Gloster tzu salueld musen 
dem Jungen Churfursten eyn reymen, alß man spricht von wegen 
der czweyspaltung, ßo sich czwischen ynen czu sclnveinfordt hat 
begeben, wye woll vielleicht das kindt eyn andern vatter hatt 2 ). 

Es ist am Donnerstag negsten vorgangen nach Philippi vnd 
Jakobi [2. Mai] der kanczler Pistoris 8 ) von Rengsperg körnen 


*) Vgl. Ranke III 396ff. 

2 ) Der letzte Abt des Benediktinerklosters zu Saalfeld, Georg von Thüua, 
hatte nach dem Bauernkriege, nach einem vergeblichen Versuche, sich in den 
Stiftslanden wieder festzusetzen, dieselben dem Grafen Albrecht von Mansfeld 
zu erblichem Eigentum übergeben. Der Kaiser verlieh sie jedoch 1527 dem 
Propst Balthasar von Waldkirch. Dieser verkaufte seine Ansprüche wieder an 
den Mansfelder, und dieser 1532 an den Kurfürsten Johann von Sachsen 
(Grobe, Wagners Chronik der Stadt Saalfeld, Saalfeld 1867, S. 312f.). 

: *) über Simon Pistoris, bis zu Herzog Georgs Tode dessen geh. Rat und 
Kanzler, vgl. G. Wustmann, Aus Leipzigs Vergangenheit, Leipzig 1885, S. 118. 


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39 


gen Dresen. Vnd hatt all doe yn gegenwertikeytt allein hoffs 
gesind bryff gelesen, wye das der turck auß vngern hinder sieh 
sey gewichen vielleicht von wegen des genhomen schaden, ho ym 
auff dem mher wyder faren ist, welcher schaden an buchsen vnd 
an andern guth vber auß mercklich, köstlich vnd thewer ist ge- 
acht. Vnd ist czu hoffen, k. M. wer dysen sonimer mitt gottes 
hilff woll mögen etwaß außricliten, daß czum Christlichen iriden 
dyendt . . . 

Waß aber Georg pfeyfer ym Closter bey den Theologis, ßo 
ich czu gast gehabt hab, außgericht, wyrt E. F. G. von ym woll 
erfragen . . . Geben czu Leypcig im pauler Closter am Dynstag 
vor Ascensionis domini im Jar 1532. 

Petrus von Anspach. 

28. Ranch an Fürst Johann. 

Leipzig, 10. Mai 1532. 

. . .„E. F. G. schreiben, ßo meyner czukunfft halben vnd 
auch E. F. G. kranekheyt gethan, hab ich Entpfangen, Vnd dye 
weyl ich yn meynem vorigen schreiben E. F. G. gancz eygentlich 
vntherricht, will es vonnothen seyn weyter dar auff czu ant¬ 
worten. Aber deß Aderlassens halben hab ich Doctor Casper 1 ) 
gefragt, der sagt, wye es E. F. G. auß vberrichem kaltem trinken 
kom, vnd darumb ßo E. F. G. wollen von der Colica sicher seyn, 

mußen E. F. G. vberigk trinken vnd sonderlich kalt trinken mey- 

den. Aber für diese kranckheytt soll E. F. G. gebrauchen ge- 
slossen kumel in warmem byr oder wevn oder der gelben Erbes¬ 
suppe mitt komell gebrauchen, wye sye dye alheytt 2 ) wol kan 
machen. Vnd wue E. F. G. mochten eyngemachten kalmuß 
essen, ßo laß myß [!] E. F. G. wissen, will ich E. F. G. eyn 

guthen vorschaffen“ . . . Recept für ein Pflaster über den Leib 
über den Nabel, „das wurdt dye windt hyn wegk czihen . . . 

Vnd bitt E. F. G. vmb gottes willen, wollt ewern Jungen leypb 
nitt alßo vnnuczlich vmbbrengen vnd verderben. Eß wollen sich 
auch E. F. G. hutten vor den leuthen, die das feber haben mitt 

l ) Lindemann, Vgl. Heit 18. 

j Köchin in Dessau auf dem Schlosse. Vgl. Heit 21. 


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40 


dem stechen. Dan es eyn pestilenczisch vnd ansuchtige kranck- 
heyt ist vnd eyner Erbst von dem andern. Vnd ist ein vorlauff 
eyner grosen czukunftigen pestilenz, wye es vor xxvij iaren auch 
ist gewesen“ . . . Leipzig, Freitag nach Ascensionis 1532. 

Petrus von Anspach. 

29. Mensing an Fürst Johann. 

Frankfurt a. 0., 10. Juli 1532. 

. .. alhie schicke ich E. F. G. den Jockele rebock, dieweil 
E. F. G. von myr begeret hatt 1 ). Sonst wolde ich lieber nach 
meynem sinne das ins feuer gewurflfen vnd verbrandt haben, da- 
rumb das etwas meyns bedunckens E. F. G. zu nahend vnd be¬ 
schwerliches drinnen gefunden. Doch wollen veileicht E. F. G. 
auch wissen, was man E. F. G. voreitern geezeiget, das selbe zu 
verantworten. Also hoffe ich ane schult zu seyn gegn E. F. G., 
dan ich das buch nicht gerne wolte vielen leuthen sehen lassen. 
Genediger herre, ich hette E. F. G. fast viele zu schreiben, aber 
der furmann will nicht harren, alleyne bidte ich E. F. G. vmb 
gottes vnd E. F. G. eygen seelen ßeligkeit vnd auch vmb E. F. G. 
gutes geruchte vnd ewigen löblichen namen, E. F. G. wil sich ia 
hüten vor die falsche luterschen lehre vnd ia keyns weges lassen 
eynreißen. Dan ich hab es vorczeiten E. F. G. wol gepropheceit 
vnd geweißagt, das etliche E. F. G. nach absterben E. F. G. 
allerliebste fraw mutter wurden hefltig vorsuchen in die toerichte 
vnd vnbestendige widderwertige vnd vordampliche lere zu vor- 
fhuren . . . Solt ich alhie itzt meyns hertzen grundt melden, 
weiß ich, das ich vor vielen trenen wurde nichts schreiben können. 
Auch wurden mich etliche eynen heucheler vnd Schmeichler heißen. 
Aber Gott weiß, wie ich E. F. G. vnd herrschafft getreulich meyne, 
vnd die liebe, ßo ich zu E. F. G. ßeliger gedechtniß fraw mutter 


*) Der falsche Waldemar, der 1348 in der Mark oder in Magdeburg auf¬ 
trat und sich für den 1319 gestorbenen Markgrafen Waldemar von Branden¬ 
burg ausgab und wohl 1356 zu Dessau gestorben ist, soll ein Müllerbursche 
Jacob Rehbock aus Hundelust in Anhalt gewesen sein. Vgl. ADB XL 682—687: 
W. v. Sommerfeld. 


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41 


gehabt, die soll, die weil ich lebe, nicht sterben, vnd als der eddel 
bäum myr ßo lieb, werdt vnd thevvr gewesen vnd noch ist, muß 
die frucht yres leibes myr warlich seer lieb seyn, vnd weiß nicht 
menschen auff erden, den ich mehr guts gönnen mochte, man 
rede und halte von myr, was man woll. Derhalben . . . nicht 
wunder, ob myrs eyn wenig zu hertzen geht, wan ich gedenke, 
das eyn ander regiment zu Dessaw solten werde dan die löbliche 
furstinnen bey yren leben gehalten hat! . . . Empfehlung an den 
Fürsten Georg und Joachim. Frankfurt a. 0., 10. Juli 1532. 

Joh. Mensing. 

30. Rauch an Fürst Johann. 

Berlin, 10. Juli [1532]. 

Ist frisch und gesund gen Berlin gekommen, hat daselbst 
einen andern Fuhrmann zur Weiterfahrt nach Frankfurt bekom¬ 
men und schickt deshalb mit Dank den Wagen zurück. „Ich 
schick auch E. F. G. hye mitt Doctor Mensings buchlein *), den 
ich vormerckt hab, das E. F. G. ein sonderlich hercz vnd gnade 
cyu diesem mann tregt . . . Geben czu Berlyn 16. July.“ 

Petrus Anspach. 

31. Mensing an Fürst Johann. 

Kölln an der Spree, 26. August 1532. 

. . . „Ich hab E. F. G. newlich geschrieben vnd den Jockle 
rebuck zugeschickt, vorhoffe, E. F. G. haben sie bekommen 2 ) . . . 
es ist zu Franckfordt vnd auch fast zu berlyn vnd andren Ör¬ 
teren eyn gerucht erschollen vnd außgangen, welchs ich von 
E. F. G. nicht vngern gehoert, als der E. F. G. alles gutt gunne 
. . . nemlich das E. F. G. zum ehlichen stände sich zu begeben 
geneigt vnd wurde haben das freulyn von pomeren, hertzog Georg 
ßeliges nachgelassene witfraw 3 ). als ich aber gen berlyn körnen 
vnd in meyns gnedigsten herrn hoffe etliche gute freundt gefragt, 


*) Vormeldunge ... Vgl. Nr. 26. 
0 Vgl. Nr. 29. 

J ) Beckmann V 170, 173. 


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42 


hab ich solclis nicht befanden. Dannoch ... die weil viel from¬ 
mer leudt solch gutt ge kick E. F. G. von hertzen wol gunnen 
mochten, hab ich von etlichen meyns gnedigsten herrn hoff- 
dieneren gehört, das sie sprachen: won der löbliche vnd fromme 
furst von anhall sie begerete, wurde er velleicht eyn fast gutt 
antwordt bekommen“. . .. Der Fürst müsse ja auch auf Fort¬ 
pflanzung des Anhaitischen Hauses bedacht sein. Die Zeiten wür¬ 
den auch bald wieder besser und friedsamer werden . . . »Von 
turcken synt meynem gnedigsten herren fast viele newe czeitungen 
zugeschrieben vnd vor seyn C. F. G. gelegen, die ich alle nicht 
habe mögen behalten. ßo viel aber ich gemercket, ist der turck 
vor wien kommen kurtz vor laurencij [10. Aug.], ist vor preß- 
purg, newstadt, altenpurg vnd gran vnd alle ander stett vnd 
schlösse!* vorüber geczogen, hatt eyn groß mechtig hoer, aber kan 
schwerlich das wasser mit den schiffen hyn an kommen, dan es 
ist kleyn vnd von des kunniges volck mechliglich vorwaret vnd 
vorschlossen. Der turck soll haben x tausent buffel, die yhm das 
geschutz cziehen 1 ). Er soll eynen seyner vnterdanen in vngern 
mit namen, wie ich behalten, fyrm peter, zu sich gefordert ha¬ 
ben, der ist zu yhm kommen mit cccc pferden. Der turck aber 
soll zu ym gesagt haben, er solten auffgeben alle seyne heuser, 
die wolt er mit türken besetzen. Das hatt aber der zu thunn 
sich beschwert vnd gesagt, er wehr do als eyn gehorsamer mit 
aller seyner macht vnd hette auch die heuser alle selbs wol be¬ 
stalt, derhalben konte er sie nicht ubergeben. Do hatt der turck 
den seynen gebotten, in sie zu hawen, welchs geschehn, vnd hatt 
also den fyrmpeter gefangen vnd, wie man sagt, in stucken zu- 
hawen wie die andern. Doch sollen sie sich auch geweret vnd 
viel der turcken mit sich genommen. Alßo ist der turcke ge- 
trewe über die seynen, vnd alßo mus der buttel seynen knechten 
lhonen. Ich vorsehe mich, E. F. G. werden wol haben die sum¬ 
men des kriegsvolks, das keyß. mät., abgott will, ins feldt wirdt 
brengen, dan ich höre von funffvndachtzig tausent pferden. man 
rechnet in die czweymahl hunderttausend vnd sechtzig tausent man 


! ) 120 Geschütze eröffheten den pompösen türkischen Heereszag, der am 
26. April auf brach iHanke 111 291). 


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43_ 

zu roß vnd zu fuß 1 ). Aber wyr sollen vns nicht auff vielen 
pferden vnd volcke verlassen, sonder aulf gottes hulffe, der etwan 
an allen schwert schiegen viel folcks erschlug, als Pharaonen! 
im roten mehr vnd die von moab vnd amon vnd seyr, 2 paralipo- 
menon 20 . . . Cöln an der Spree, Montags nach Bartholomäi 1532. 

Dißes brieffs gegewertigen czeiger, den newen prior zu ber- 
lyn -), bidt ich, das E. F. G. wollen ym lassen befohlen seyn. 

Joh. Mensing. 

32. Rauch an Fürst Johann. 

Frankfurt a. 0., 4. October 1532. 

... Ich thu E. F. G. gancz vnterthenig czu wissen, daß es 
mitt myr nach der weltt weyß woll czu sthett czu lranckfort, 
wye woll es myr czum ersten gancz schwerlich gewest. Vnd 
wer myr dye groste freyde, wue es mit E. F. G. nach dem gött¬ 
lichen willen vnd E. F. G. selikeyt woll czu stunde. Dan ich gancz 
oflft an E. F. G. gedenck nitt anderst dan alß an meynen gne- 
digsten herrn hye in dyser ganczen weit, vnd ist meynen) herczen, 
alß goth solches wol weyß, ye biß her seer ein großes leyden ge¬ 
west, das ich In solcher weiß E. F. G. hab muß meyden, dan 
ich Ja woll yn meynem abschid gesehn vnd vormarkt daß fürst¬ 
lich treuherczig gemuth E. F. G. Jegen myr. Vnd hett mich 
genczlich vor sehen, gott wurß alßo vorfugt haben, daß ich 
E. F. G. wyder wer czu theyl worden noch dysen sommer. Dan 
ich noch wol ingedenck byn meynes erbyetens Jegen E. F. G. f 
das ich gancz gern E. F. G. vber wasser vnd landt dyenen woltt 
vnd nach folgen, wue goth gnade hette geben, das E. F. G. ge- 
czogen wer in turcken czug, dan ich warlich alles het vber geben 
E. F. G. czu liebe vnd wollt es noch thun in diesem und andern, 
wue es eyn wenig fuge mocht habenn. Ich thue auch E. F. G. 
czu wissen, daß ich an der Croniken E. F. G. geschlecht noch 
nichts nitt hab angefangen ln der hofnung, das goth noch yrgencz 
ein Croniken myr czu schick, dar ynnen ich etwaß grundtlichs 
mocht erfaren, wye woll es schwer wurdt czu gehen. Dan ich 

*) Weit übertrieben! Vgl. Ranke III 308 unten. *) Rupert Elgersma? 
Vgl. Nikolaus Müller, Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte II 
u. 111, 176; dei*8., Der Dom zu Berlin 1, Berlin 1906, S. 7 u. 88. 


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44 


incrck, das vmb Jacob rebocklen *) vbelthat willen E. F. G. vor¬ 
eitern, der löblichen marckgraffen, gancz wenig wurdt gedacht. 
Vnd wue E. F. G. dyser czeytt here etwaß van guther Groniken 
hett vberkornen, wolle myrs czu schicken. Aber wue eß E. F. G. 
geleit, will ich alleß, was ich czu hauffen gebracht, trewlich vnd 
ganczwillig zu schicken ... Es kan E. F. G. auch mitt Doctor 
Mensing woll handeln, das er E. F. G. czu wolgefallen ym wider 
czihen seynen weg auff brandenburgk nhem, vff daß er doe 
selbst etwaß von Croniken, wye ich dan mitt ym gereth, mocht 
außforschen ym thum vnd yn vnserm closter, doe gewislich eyne 
vorhanden ist, vnd aucli bey hern N. pfull, deß alden pfulen 
sohn k., der myr dan auch eyn trost hat gegeben eyner Cro¬ 
niken, dye er villeicht czu brandenburgh weiß“ . .. Frankf. a. O., 
am Tag Francisci 1534. 

Petrus Anspach. 

Empfehlung an F. Georg und Joachim. 

(Angesteckter Zettel:) 

Ich bitt E. F. G. gancz lleissig, daß E. F. G. woll Doctor 
Mensing yn das new badstublein vor dem keiner, daß E. F. G. 
auff meynen bösen vnd schedlichen rad hatt gebawet, furen vnd 
darynnen ßchwiczen lassen, daß er sich darynnen vol mauer, 
wye ich etwan czu Czerwst. 

33. Cochläus an Fürst Johann. 

Dresden, 27. Dez. 1532. 

. . . Ich vbersende bey zeyger diß brieffs, Georgen von 
Swabach 2 ), meyner Schwestern seligen Sohn, E. F. G. Zwo 
Schriften In eyl an sie geschryben auß gantzer trew vnd herz¬ 
licher wolmeynung. Ist derhalben mein demütig bitt mit höchstem 
vleyß, E. F. G. wollen vnbeschweret sein, die selbigen beyde ein 
mal durchlesen oder yemant leßen lassen, do E. F. G. zu hören 

h Vgl. Nr. 29. 

? ) Vermutlich identisch mit dem ^chwalbacbius* in Ecks Brief an Abt 
Gerwick von Weingarten, Ingolstadt den 1. Oktober 1535, abgedruckt von 
Th. Kol de in den Beiträgen zur bayerischen Kirchengeschichte VII (1901), 229. 


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_45 

mögen, auf das mir von E. F. G. eygentlich bescheyd gegeben 
werde. Ist etwas darinn, das E. F. G. mißfellt oder zu nahe 
ist, bitt ich E. F. G. wollen ein strich dardurch thun, als offt es 
not ist. Got weisß, dz ichs hertzlich gut meyne vnd grosse sorg 
hab, dz Magister haußman E. F. G. sey zu geschickt worden auß 
Luthers practica, dz er sol eintweder E. F. G. sambt yren vnter- 
tanen verkeren vnd In die Luterey ziehen oder, wo E. F. G. 
widersteen (als ich hoffe) wie biß her, dz die vntertanen dadurch 
einen groll vnd Widerwillen schöpften vnd E. F. G. einen vnrat 
zufügen. Denn wie möchten sie sich besser rechen an der from¬ 
men außerweiten (hochlöblichen vnd seliger gedechtnuß) furstin 
vnd frauen f. Margaretten geborner hertzogin etc., E. F. G. hertz¬ 
liebsten Muter, dan dz sie ein solch practicken anrichteten, yre 
eygne obgemelter Furstin leypliche kinder sampt yren frommen 
vnterthanen auß der kirchen zu reisßen vnd ln zeytlich vnd ewigen 
schaden zu fürenV 

E. F. G. wissen, wie sie practicirt haben wider den Chur- 
fursten von Brandenburg, biß sie seiner Churf. g. Gemahel zu 
sich gerissen haben x ), vnd wie sie durch Magister Colditz des 
frommen Fürsten Hertzog Georgen, meins G. H., hoff vergifften 
vnd zu sich reißen wolten 2 ). Nu versuchen sie es durch Magister 
forcheim :; ) vnd Magister haußman bey E. F. G. auch, Das mich 
wundert, wie E. F. G. so ferr sich begeben haben, eynen öffent¬ 
lichen Lutheraner, eynen von den ersten vnd eitesten Lutheranern, 
zu eym Predicanten anzuncmen, das sie flux Im anfang wol halb 
gewonnen spil haben bey E. F. G. vnterthanen, die nicht anders 
können gedenken, were es nicht gut vnd recht, E. F. G. hettens 
nicht zu gelassen. Vnd wirdt so bald die hochlöblich vnd in Got 
Selig furstin dadurch verachtet vnd gevrteylt als ein alt halß- 
starrig weyb, welche nichts verstanden habe, wie sie dan auch 
Im leben von yhnen geschmeht wurde vnd thörichte Anna geheißen. 


*) Über die Lebensschicksale der Kurfürstin Elisabeth vgl. z. B. Köst- 
lin II 107. 

*) über Alexius Chrosner aus Colditz vgl. zuletzt Neues Archiv für 
sächsische Geschichte XXVI, 20 und dazu noch Felician Geß, Akten und 
Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, Leipzig 1905, I 708 ff. 
B ) Georg Heit aus Forchheim in Bayern. Vgl. Heit, Einleitung. 


r. 


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4h 


Ich sags E. F. G. bey meynem Innersten vnd höchstem ge¬ 
wissen, vor Gottes gericht vnd angesicht, wo Magister Haußman 
noch luttierisch ist vnd der Lutherey nicht öffentlich widerspricht, 
dz E. F. G. gegen Got schwere vngnad vnd vordamnuß dadurch 
auff sich laden, das zu besorgen were, solch sunde, die so groß 
vnd manigfaltig ist E. F. G. vnterthanen halben, sey nymer mehr 
genugsam zuuerbüssen. Denn welche büß kan die armen seelen, 
welche In der Lutherey ewiglich sterben, widerbringen? Es were 
E. F. G. besser land vnd leute zu verlassen vnd alle weit zu 
feind haben, dann so schwer sund auff sich laden vnd an so vil 
seelen schuldig werden. E. F. G. bedencken (bitt Ich) wol den 
Text Ezech. 33 vnd andre Schrifften vnd historien, so Ich E. F. G. 
nach leng verzelet hab. 

In summa: M. Haußmann, wo er die Lutherey nicht öffent¬ 
lich widerspricht vnd verdampt, kan er bey E. F. G. nicht sein 
on nachteyl ewrer seelen. Es were Tausent mal besser, dz arm 
volck höret gar kein predigt dan Lutherisch predigt, wie thut 
es In weylischen land, do man an etlichen orten durchs Jar auß 
nicht predigt dan In der Fasten ? Ich verachte nicht das Pre¬ 
digen, sonder dz Lutherisch predigen. E. F. G. mögen noch wol 
leut finden, die predigen, obs schon nicht so gelart vnd beredt 
sind wie M. Haußmann. Ich gönne warlich Magister Haußmann 
nichts arges. Mir ist aber sorg vnd bang vmb E. F. G., welche 
vor Got werden die größte rechenschafft geben müssen für so 
vil seelen der vnterthanen. Ob es sich schon vor der weit thun 
Hesse, so ists doch warlich für Got vngethan vnd vnentschuldigt. 

Ist mein gantz vntertenig demütig vnd vleyssig bitt, E. F. G. 
wollen mir gnediclich vff diese zugeschickte Schriften antwort 
geben, auch darneben anzevgen, wz E. F. G. vom Buchlin, so ich 
vom gepet geschrieben ! ), gesynnet were. Seinn E. F G. noch der 
alten meynung, so wil ichs Inn druck verschaffen, wil mich hiemit 
E. F. G. gantz vntertäniclich beuolhen haben. Geben zu Dreßden 
an S. Johans tag zu Weihnachten Im 1533. Jar nach Christi gepurt. 
E. F. G. 

vntertaniger Capellan 

Joh. Cocleus D. 


') Vgl. Nr. 14. 


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47 


34. Cochläns an Fürst Georg. 

Dresden, 27. Dez. 1532 1 ). 

S. Minori nunc fiducia ad Celsitudinem tuam scribo quam 
scripsi ante annum. Quamuis enim R. D. T. longe clementius 
& humanius mihi responderit quam meritus eram, sinistra tarnen 
de Magistro Forcheym (quo usa est clementia tua praeceptore) 
fama pro fiducia grauem mihi sollicitudinem ingerit, ne forte Cel- 
situdo tua plus equo illi credens faciat aut permittat aliquid, de 
quo doleant boni, l^tentur mali. Satis sit illi suam prodidisse 
animam (si non fallit fama), dum ab Ecclesia defecit ad Sectam 
Lutheri, Non seducat alios, non subornet declamatores, qui pium 
& simplicem populum, quem Clarissime memori§ Herois Princeps 
[!] & Domina Dn. Margareta Ducissa etc. Genitrix tua ab omni 
h$resi tot annis immunem per Dei gratiam singulärem conserua- 
uit, a veteri Maiorum nostrorum pietate abducant in sectam et 
perfidiam Lutheri. Hac de re ad longum scripsi Opt. & Huma- 
nissimo Principi Cel. tuy fratri seniori 2 ), scripsi et iuniori libellos 
dehortatorios. Ad Cel. tuam tales scribere non ausim, non sane, 
quod hic minus timeam a Lutheranorum dolis <fe insidijs quam 
illic, sed quod incongruum videbatur tantum Ecclesi§ Pr^latum, 
qui hodie vel cras futurus sit Episcopus, admonere palam, ut a 
Lutherismo tot iam annis damnato sibi caueat tandem, cum prope 
interitum sit. Non satis est, Reuerende & III. Princeps, quod in 
corde tuo (quod spero) longe a Lutherismo sis alienus. Verum 
etiam debes praecauere, ne ulla species mali occasionem prae- 
beat hominibus sinistre suspicandi de fide tua. Id secretissime 
ac fideltesime scripserim Cel. tu§. si M. Forcheym aperte (ut fama 
est) ad Lutherum defecit tuque eius familiaritate adhuc uteris, non 
effugies, quantumcumque celes, quin fias apud magnos amicos et 


*) über diesen schon bei Abraham Scultetus, Annalium evangelii 
decas II 1533 (aber mit dem falschen Datum: 27. Dez 1533) gedruckten Brief 
vgl. V. L. a Seckendorf, Commentarius ... de Lutheranismo lib. III sect. 7 
§ XXV (1). 

*) Vgl. Nr. 33. 


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48 


cognatos tnos de Lutherismo suspectus, etiam si cor habeas syn- 
cerissimum. Et non solum apud Principes, verum etiam apud 
Capitula, quibus eligendi Episcopi ius sit et potestas antiqua. 
Si ergo audieris nunc sollicitatores Luthericos, qui falsa fortitu- 
dinis specie iuuenilem animum inflammare satagunt, nt abiecta 
falsa (ut ipsi dicant) Ceremoniarum religione purum Euangelium 
sequaris, eftlcies quidem, ut quotidie perueniant ad Cel. T. Epi¬ 
stole disertorum hominum e schola Philippi Melanchthonis, qui 
eam propter talem fortitudinem & magnanimitatem laudibus ad 
sydera tollent, ut possis ad horam gloriari in hoc mundo supra 
omnes Episcopos & Pr^latos Germanie, qui fidem seruant anti- 
quam, sed non est illa laus fida, non solida, non stabilis. Defi- 
ciet cito sicut fumus et tanquam flos agri sic efflorabit ... Si 
a Christo domino & saluatore nostro reprehensi sunt Jud^i, quod 
ad horam exultare volebant in luce Johannis baptist^, quam in 
Christum credere, ut haberent vitam ^temam, Quanto magis re- 
prehendi posset Cel. T., si persuasione Forcheimiana aut prae- 
dicatione Hausmaniana *) seducta vellet nunc tandem ad horam 
exultare in luce Lutheri, qui reuera in tenebris ambulat, ut gloriari 
possint de Cel. T. Lutherani contra gloriosissimos Maiores tuos, 
contra pijssimam Genetricis tu$ animam, contra tot Cognatos et 
Affines tuos Principes Clarissimos, In quorum confusionem Cel. T. 
pars et appendix fieret Lutheri, Infensissimi pariter ac malignis- 
simi illorum calumniatoris. 

Si qua obijciuntur argumenta, quq a Cel. T. censentur dis- 
quisitione digna, habes in propinquo Theologos tui amantes & 
deseruientes, Francofurti Mensingum, Hallis Vehum 2 ), Lipsi^ 
Ochsenfardium a ), viros vita et eruditione spectatos. lnterroga 
illos, ipsi secretissime (si velis) ad dubia tua respondere poterunt; 
si non satis fecerint obiectionibus, dicere poteris Ecclesi^, qu£ 
Basis est & columna (ut ait Apostolus) veritatis. si autem inter- 

l ) Am Sonntag nach Kreuzes Erhöhung [15. Sept.J 1532 hatten die drei 
nnhaltischen Fürsten Nikolaus Hausmann zuni Hofprediger zunächst auf ein 
Jahr angenommen (F. Bobbe, Nicolaus Hausmann und die Reformatiou in 
Dessau, Dessau 1905, S. 17). 

? ) Über Michael Vehe vgl. zuletzt Paulus 215—231. 

: ') Über Hieronymus Dungersbeim von Ochsenfurt vgl. Archiv für Re¬ 
form ationsgeschichte III 188. 


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rogaueris ex Inimicis & desertoribus Ecclesi^, Verendum est pro- 
fecto, ne Angelus domini per aliquem Ecclesi§ filium dicat tibi^ 
quod olim per Heliam dixit Ochozi$ Regi Samari^: H^c dicit 
Dominus: Quod misisti nuncios ad consulendum Beelzebub Deurn 
Accaron, quasi non. esset Deus in Israel, a quo possis interrogare 
sennonem, Ideo de lectulo tuo, super quem ascendisti, non descen- 
des, sed morte morieris 1 ). Credat sicuti R. & 111. Cel. T.: Quam- 
primum de Ecclesi§ fide coeperis vacillare, iam inflrmus es & in 
lectulo §grotantis * n te fidei iaces. Quod si interrogaueris per 
M. Forcheim aut M. Hausman Wittenbergensem illum Beelzebub, 
non descendes de lectulo illo, sed morte morieris, quia contra 
praeceptum domini a mortuo qu^ris veritatem. 

Hane scribendi libertatem extorquet mihi Christiana Chari¬ 
tas <fc antiqua tug ergo paruitatem meam Genitricis gratia & bona 
opinio. Si cui ostenderit Cel. T. ex ijs, qui Lutherice sunt farine, 
hanc meam Epistolam, is mox in eam expuet & meam detesta- 
bitur superbiam (sic enim vocabit hanc meam fidelem inter te 
me solum admonitionem), quod talia ad tantum Pr^latum & 
Principem scribere praesumam. Ego autem bene spero Reueren- 
dam & 111. Cel. T. ea esse grauitate & prudentia, ut facile in- 
telligat, nisi fidelis me amor & sollicitudo impellerent, potius ta- 
cere me <fc ab isto scribendi tum ad Cel. T. tum ad 111. Principes 
fratres tuos labore quiescere posse. Quod si nunc forsitan minus 
placuerit h$c admonitio, placebit olim, ubi ad maiora peruenerit 
Cel. T. Per me certe nihil horum euulgabitur, si Cel. T. gra- 
tiose In bonam partem acceperit. Scio enim non me solum ti- 
mere, nequid per dolos & insidias antiqui draconis efTiciant 
Lutherani, sed & alios quosdam Cel. Tue & fratrum tuorunj aman- 
tissimos Vehementer angi, nequid de optima Constanze vestre 
fama per Lutheranorum concionem & cohabitationem decrescat. 
si prorsus superuacua est hec nostra cura, supplicissime rogo, ut 
Cel. T. dementer mihi det veniam & cogitet factum esse se- 
cundum illud Ouidij 2 ): Res est solliciti plena timoris amor. 


4. Reg. 1, 6. 

*) Dieses Citat vermag ich nicht nachzuweisen. 

' Ref.-gesell. Studien n. Texte, Heft .1: Clemen, Briefe. 4 


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50 


Mitto Celsitudini Tue Psalterium B. ßrunonis*) xenioli & 
strenul^ loco in foelix faustumque huius noui anni auspicium, In 
quo nihil contentionis est, sed mera syncera laus Dei, pia con- 
solatio mentis & sana per patres antiquos scriptur^ expositio. 
Rogo igitur «fc obsecro supplieiter, ut Cel. T. dignetur illud gra- 
tiose accipere, non tanquam donum, sed velut monumentum 
quoddam mee ergo Cel. T. obseruanti^ & amoris. Bene valeat 
Cel. T., Reuerende Domine Pr^posite, Princeps Illustrissime & 
mihi perpetuo venerande, colende, amande, si modo per Luthe- 
ranos (quorum impietatibus hostis sum, non personis) liceat; 
Licebit autem (spero) semper etiam inuitis & ilia ruinpentibus 
illis, qui Ecclesi? Prelatis ex professo hostes sunt publici, Id quod 
Lutheri Bulla iam olim palam fecit. Deus Opt. Max. Reuerendam 
& 111. Cel. T. ab omni secta k omni malo custodiat In ^ternum, 
Domine Clementissime. Ex Drosda In testo S. Johannis Apostoli 
& Euang. Anno a Christo nato M. D. XXXIII. 

R de & Ul. Cel. T. 

Deuotus ac deditus 
Joannes Cochl^us. 

35. Fürst Georg an Coehläus. 

Antwort auf Nr. 34. 

[Anfang 1533] 2 ). 

S. Rcddit§ sunt mihi tuae literae, Optime D. Cochlee, vna 
cum B. Brunonis psalterio xenij loco transmisso, quod benigno 
gratissirnoque abs te aocipio animo, Humanitati tuae vicissim 
a Deo opt. Max. foelicissimos plures annos et corpore sano et 
mente sana transigondos in Dei laudcin optans precansque. Ve¬ 
rum quod speetat ad quasdam hortatorias epistolas postillamque a ) 
abs te in D. Germanorum ineorum gratiam conscriptam Non 
displicet qvidem, vt D. meis germanis transmittantur, Vt 'quos 

‘) Spahn 354 Nr. 84. Exemplar in der Zwickauer Ratsschulbibliothek 
XVI. X. 3. Die Widmung an den Würzburger Bischof Konrad von Thüngen 
vom 2. Januar 1533 und die Vorrede zum Psalterium vom 3. Januar 1533 sind 
also vordatiert. 

2 ) Eigenhändiger Entwurf Fürst Georgs. Durchstrichenes ist in unserm 
Abdruck in < > gesetzt. 

n ) Vgl. Spahn 176 ff. Nach Seckendorf lib. III sect. 6 § II (6) war 
diese Schrift des Cochlüus gerichtet gegen die zw’ei Predigten, die Luther auf 
den Tod des Kurfürsten .lohnen I August 1532) hielt (Köstlin II 2fi2). 


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sciam boni consulturos esse. Ab editione tarnen <publica> <mö- 
dis omnibus) multis de causis, quas in praesentiarum [korrigiert 
aus literis] recensere non vacat [korrigiert aus longum esset], 
inodis omnibus abstinendum esse suadeo ... De me autem non 
est quod sis sollicitus, nisi quod me tuis preeibus iuuari desy- 
derem, quo Dominus gressus meos dirigere secundum eloquium 
suum dignetur, ne qua mei dominetur iniusticia [dazu am Rand 
nachgetragen: Redimatque me ab hominum calumnijs], vt custo- 
diam mandata Domini Dei mei. Tantum abest vt <velim> a syn- 
cera in Christum fide Catholicaque ecclesia <defic> <alicuius> cu- 
iuscumque intuitu deficere velim. Opto te in christo Jesu bene 
valere. Datum. 

Georgius Dei gratia P. 

36. Mensing an Fürst Johann. 

Frankfurt a. O., 29. Dezember 1532. 

. . . „Ich bedancke mich E. F. G. alles guten vnd wolthatt, 
ßo myr von E. F. G. ßo offlmahls vnd sonderlich au ff itzt Vor¬ 
gängen michaelis Jarmarckt bey E. F. G. zu Dessaw geschehen, 
do es nit genug gewesen, das mich E. F. G. lieblich entfangen 
vnd recht gütlich gethan, sonder auch auff den weg mit vj fl. 
czerunge vorsehen“ *). Er wird wegen seines Schreibens an den 
Fürsten und die selige Fürstin von etlichen als Schmeichler ver¬ 
dächtigt. „Ich wil aber Gott das befhelen, der alle hertzen er¬ 
kennet, vnd solche arg wenige leudt zu frieden lassen, der vor- 
hoffnunge, E. F. G. haben mich nihe anders dan schlecht vnd 
recht gemercket. wirt, ob Gott wil, meyn hertz nymmer anders 
gegen E. F. G. dan eynfeltig gefunden werden. Ich hab es itzt 
gespurt bey etlichen zu Dessaw, wie sie den Mantel nach dem 
Winde hangen, die myr nu nachsagen, Ich soll geprediget habe, 
do ich bey E. F. G. wahr, in sanct Georgen kyrchen, Es were 
nit gutt, das man den leyen das euangelium predigete K. vnd sagen 
solchs hefftig myr nach. Genediger [herre], E. F. G. synt ia fast 
in allen meynen predigen gewesen oder ia E. F. G. löblicher ge- 

*) Bei diesem Besuch auf dem Dessauer Schlosse war Mensing einmal 
heim Krühmahl mit Hausmann heftig zusammengeraten: Heit 39. 

4 * 


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52 

dachtniß meyne genedige furstinnc. habe ich solchs geredt, vvil 
ich itzt das vrteil über mich selbs sprechen: Ich habe geredt als 
eyn vngelarter, ia als eyn boesewicht. Aber ich weiß meyn vn- 
schult, dan solchs in meynen gedancken nihe kommen, was ich 
aber des geleichen geredt, rede ich noch: das viele scherffer stricke 
in der heyligen schrifft begriffen, die dem armen gemeynen eyn- 
feltigen man nit zubegreiffen, als von der. ewigen gotlichen Vor¬ 
sehungen vnd außerwelungen k., do sich der arme eynfeltigc leye 
nit in entrichten kan. wer besser, man rede nichts do von K. 
vnd was habe ich in dem gesundiget, ßo doch sanct pawel den 
Corinteren nicht herte speyße, sondern als den fcynderen nur 
milch gab 1 ), dan si konten es nit anders erleyden?“ .. . Ich habe 
nur nicht „cappen vnd platten, pfaflen vnd monch vnd nonnen, 
bapst vnd bisschoffe, die nit gegen wertig,“ gescholten, wie die 
Lutherischen tun; „wo sie aber gegenwärtig, wurden sie wol stille 
schweigen. So hab ich der heyligen kyrchen gewontlichen ge- 
senge vnd ceremonien nit gerne wollen anderen lassen, dan ich 
das [nicht] vor gutt ansehe, das in dem eyn itzlicher schwyrmer 
seynen willen haben solte, das man dar nach nymmer wiste ? 
woran man were, wie es den augesichtig bey den lutherischen 
zugeht. Ist etwas zu ander billich, ßolt ia billig von gemeynem 
Concilio geschehen vnd nicht von den treuloßen meyneidigen pfaffen 
vnd monnichen angehoben werden, die in yrem eygen vrteil vor- 
dampt seyn, dan sie sich selber euseren der heyligen gemeynen 
kyrchen vnd also des heyligen Geistes vnd aller genaden vnd Se¬ 
ligkeit. dar zu hilfft yns nicht, das sie vil schreyen: euangelium 
vnd Christus. E. F. G. wollen, bidt ich, fleisig drauff mercken, 
was E. prediger itzt guts von dem herren Christo vnd dem euan- 
gelio vnd den sacramenten saget, ßo weiß ich, ich hab es myt 
der czeit auch gesagt, was er aber anders saget, darff ich kun- 
jich sagen, das er vnrecht E. F. G. leret, vnd ist eyn wolff, nit 
eyn hyrte ... Ich sehe E. F. G. große ferlickeit der seel vnd 
ewigen schaden vnd sol itzt ßo verachtet seyn, das meyne trewe 
wolmeynunge vorlachet wirt vnd E. F. G. zu ewigem vorderben 
gefurdt wirt, vnd soll Stillschweigen? Got wol das nicht! . . . 

') I. Kor. 3, 2. 


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Ich hoffe, E. F. G. sollen etwan vnd kurtzlich sehen, mit was 
vnwarheit die luterschen prediger zu auspurg yre fürsten betrogen 
vnd vor keyß mät ßo vnuorschemdt gelogen haben, wen nun yhn 
yre confession, ia confusion gegen yre lere gehalten vnd besehen 
wirt. Itzt bekenne ich, dan ich sie zu auspurg kaum mit halben 
äugen als in der eyle angesehen, dan E. F. G. wissen, wie man 
schrey über die theologen, das sie den reichstag lange macheten. 
In summa, von anfang yrer beichte oder confession byß ins ende 
synts eytel lugen, do mit sie vmbgandt. Das wirt E. F. G. sehen, 
gott gebe balde 1 ) . weyter, Ge. herre, was myr E. F. G. an 
den kantzeler zu berlyn 2 ) zu werben befholen, hab ich gethan, 
sonderlich von den croniken, ßo zu brandenburg seyn solte, aber 
noch keyn bescheidt bekommen, wiewol er myr zugesagt, sich 
auffs höchste do inne zu bemühen. Den mag. Garion oder mathe- 
maticus 3 ) habe ich gesucht, aber nit eynheymß gefunden, konte 
der halben von dem rutenkrantze J ) H. nit reden . . . Frankfurt a. 0., 
„am tage thome Episcopi Gantuariensis anno 1532.“ 

Joh. Mensing. 

37. Cochläus an Fürst Georg. 

Dresden, 3. Februar 1533. 

Reuerende Domine Pr^posite, Illustrissime Princeps, S. Gle- 
mens graliosumque Reuerend^ et 111. Gelsitudinis tu^ responsum 5 ) 
reuerenter accepi non absque gaudio, ubi intellexi literas meas 
^quo animo ab ea acceptas. Scripsi ex animo et amore candido, 
qui pia sollicitudine ita me urebat, ut non satis consyderarem 
neque Celsitudinem tuam neque humilitatem meam. Nesciebam 
Celsitudinem tuam agere Hallis, alioqui minus fuissem sollicitus. 


*) Mensing meint hier wohl seine erste gegen Melanchthons Apologie 
gerichtete Schrift, die im nächsten Jahre mit einem Vorwort an Kurfürst 
Joachim I. von Brandenburg vom 24. Juni 1553 erschien (Paulus 40). 

? ) Dr. Wolfgang Kettwig (G. Knod, Deutsche Studenten in Bologna, 
Berlin 1899, S. 244 f, P. Steinmuller, Einführung der Reformation in der 
Kurmark Brandenburg durch Joachim II., Halle a. S. 1903, S. 36). 

a ) Über ihn Enders IX 181 f. und Otto Tschirch im 36.—37. Jahres¬ 
bericht des historischen Vereins zu Brandenburg a. d. H. (1906), 54—62. 

4 ) Über den Rautenkranz im fürstlich-anhaltiscben Wappen vgl. Beck¬ 
mann IV 539. 5 ) Nämlich Nr. 35. 


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54 


Verebar enim, ne sinistra eam afflaret suspicio propter eos viros, 
de quibus in literis mentionem habui. De libellis, quos ad III. 
Principes et Dominos, Cel. tu$ Germanos, scripsi, probe ac pru- 
denter admonet Gel. Tua, ne euulgentur temere. Quod de Po- 
stilla censet R. et 111. Gel. T., idem censuit et 111. Princ. et Do¬ 
minus Dn. Joannes, Gel. tu$ Germanus. De altero nondum respon- 
dil, quia legendi ocium non fuerat. De Tercio dementer mihi 
respondit III. Princeps et Dominus Dn. Joachimus, Cel. T. Ger¬ 
manus, Cuius editio an quempiam grauatura esset, non scripsit. 
Eum nunc mitto sub examen et trutinam Reuerendi Domini Pr$- 
positi Hallensis Doctoris Michaelis Vehe, quem et a R. et III. 
Cel. T. legi cuperem, nisi viderer importunus et impudens. 
Breuis est disceptatio super eo libello, qui Teuthonice editus 
iam olim Reformatio C^saris sigismundi inscribitur 4 ). Tuo igitur 
iudicio aut edetur aut supprimetur. Siquid in eo sit, quod offen- 
dat vllum Principem, cupio eradi ac deleri. Quod autem edere 
velim, facit sinistrum multorum iudicium, qui non satis exacte 
neque de ea Reforniatione neque de nouis cuiusdam franci Chro- 
nicis iudicant. Habet R. et 111. Cel. T. praeclaros et eruditos 
ibi viros D. Vehum, D. Crotum 2 ) et D. Novenianum »), ex quo- 
rum iudicijs facile intelliget, si oper$ preciuin visum fuerit, quid 
veri libellus noster contineat. Quamquam Cel. tue proprium iu¬ 
dicium cunctis praeferendum existimo. Cuius monita mihi erunt 
sacrosancta iussa, non modo super libello illo breui ac nihili, ve¬ 
rum etiam super Psalterio et quauis alia lucubratione. Bene 
valeat R. et 111. Cel. T., Cui paruitatem meam suppliciter com- 
mendo et clarissimis viris Veho et Croto ex animo congratulor, 
quod Grätig tus colloquio frequenter frui possunt. Ex Dresda 
3. Februarij M.D.XXXIII. 

R. et 111. Cel. T. 

Deuotus clientulus 

Joannes Cochlaeus. 

') Spahn 354 Nr. 82. Exemplar auf der Zwickauer Ratsschulbibliothek 
XVI. XI. 12, 2. Die Widmung an Fürst Johann vom 23. Jan. 1533 ist offen¬ 
bar zurückdatiert. 

*) Crotus Rubianua seit Frühjahr 1531 Domherr in Halle: Enders IX 
112 Anm. 3. a ) über Philippus Novenianus vgl. die Heit 27 Anm. 1 zu* 
sammengeatelltc Literatur. 


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Siquando scripserit R. et IN. Gel. T. 111. Principibus suis 
Germanis, rogo suppliciter, ut meam paruitatem illis gra- 
tiose commendare [velit]. Non sunt vexandi nunc literis 
superuacaneis. 


38. Rauch au Fürst Johann. 

Frankfurt a. 0., nach 0. Marz 1533. 

. . . ich kan es ye nit lassen, muh E. F. G. schreyben vnd 
noch bitten, das E. F. G. ia wol yngedenck sein des alten er¬ 
lichen wandeis vnd glaubens E. F. G. vorfaren, sonderlich aber 
vaters vnd der fromen muter, vnd wol sich nichts lassen an¬ 
fechten der lugen geyster. Vnd wie wol ich sthetigs solcher zu- 
uorsicht zu E. F. G. bin, ßo thue ich doch alles, wah ein trew- 
hercziger gegen seinem aller liebsten vnd genedigsten hie auf! 
erden fürsten vnd hern thun soll. Vnd wie wol ich der ge¬ 
ringste bin E. F. G. diener, ho hab ich doch alczeit ein solch 
Christliche vnd recht fürstliche freundtlikeyt an E. F. G. erfunden, 
die ich an meynen freunden nit hab .gesehen, hoffe der halben, 
es werden E. F. G. alles in gnedichem gefallen an nhemen, was 
der trewe peter thut. der halben schicke ich E. F. G. meynes 
erstens schreybens vnd truckens hye ein geringes Exemplar, das 
ich diesem vorgangen aduent hab etlichen freunden zu lib ge- 
schriben wyder die lugen beycht ader bekendnyh der lutherischen 
yres glaubes vnd lehr halben, ho sie zu augspurg vor k. M. vnd 
dem ganczen reichs tag haben bekant ! ), Nit das ich ßo vor¬ 
nemisch sey, das ich myr den erstell rhum wol gewinnen vnd 
ritter werden an diesem buch, dan ich nun lenger dan czwey 
iar gehart vnd vil gelerten gebeten, das sie solche lugen straffen, 
ist aber vorblieben, hab ich doch endtlich ynen wollen ein 
exempel geben, die warheyt vnsers glaubens helffen zu verfechten 
vnd die lutherischen lugen straffen. Vnd wie wol das buchlein 
etwah bitter ist, ßo ist es doch all zu sanfft gegen yrenn boesen 
lugen 14 .. . Hätte das buch gern Fürst Johann gewidmet, hat sich 
aber gescheut. Empfehlung an F. Georg und Joachim. Frank¬ 
furt a. 0., „im xxxiij iar nach reminiscere“. Petrus Anspach. 

*) Paulus 47 ff. und Heit 45. 


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(Angesteckter Zettel:) 

Es hat mir liegsten mein Bruder, der licenciat Bartholo- 
meus *), nach dem er von myr vorstanden, wie Nicolaus Hautä- 
man nach myr E. F. G. prediger ist worden, geschrieben vnd 
E. F. G. anczuczeigen befohlen, das E. F. G. nun fordt hyn key- 
ner baruotischen heucheley vnd gleylänerey bedürfen, dan E. F. G. 
sonst genugsam durch den hausman in aller heucheley, die leicht- 
licli aller Baruoten vbertrifft, vorsehen, welches ich dan E. F. G. 
dester lieber anczeyg, vff das sich E. F. G. vor diesem fuchs 
wih zu hueten. 

39. Ranch an Fürst Johann. 

Kölln an der Spree, 25. Mai 1533. 

Hat mit höchster Freude von Fürst Johanns bevorstehender 
Hochzeit -') gehört und wünscht Glück und Heil dazu. „Wie aber sonst 
meyn vngluck mich in der vveldt vmbhertreybt vnd mich gen berlyn 
in den hoff gebracht wyder allen meynen willen vnd beger, Auch 
wyder den willen meyneß g. h. Marckgraff Joachim des Jüngern 3 ), 
wie myr seyne g. selbs bekent vnd yr furgesaczt, mich meyner 
Antithesis halben gancz todt zu martern, wie wol got myr eynen 
g. heren an seynen g. gegeben, hoffe ich, E. F. G. haben des 
eine genügsame erkcntnyb, wilß auch E. F. G. einmal wol mundt- 
lich sagen, dan ich wer nun offt wider, gen Dessaw körnen 
musen, will got, welches ich doch nymmer mehr gehofll hett*. 
Hatte dem Fürsten gern etwas auf die hochzeit geschickt, bittet ihn 
um geduld. „Ich bitt auch, E. F. G. wollen myr nit mher alß 
den Anfangk vnd stammen des geschechts [!] wedekinds schicken 
auff vj oder viij gesipt, das ich mocht sehen, wue wedekindt here 
kompt, auß dem Beryngk ader von evm andern 4 ), dan ich iczundt 
yn der Erbeyt byn, E. F. G. zu eheren . . . Datum Colen an 
der Spree Sontag nach Assumpcionis 1533. 

E. F. G. 

gancz williger Petrus Anspach. 

! ) Über ihn vgl. Paulus 46. -) Vgl. Nr. 31 u. 41. Die Hochzeit fand 

erst am 15. Februar 1534 statt (Heit 58 und Westphal S2) !l ) Über die re¬ 

ligiöse Stellung Joachims II. vor seinem Regierungsantritt vgl. Steinm ttller 29ff. 

A ) Um die Gestalt des Sachsenführers Widukind hat sich die Sage und 
gelehrte Fabelei üppig wuchernd gerankt. Eine lange Reihe königlicher Ahnen 


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40. Fiirst Georg an Cochläus. 

Antwort auf Nr. 37. 

Magdeburg, 31. Juli 1533. 

Georgius Dei gratia princeps Anhaltinus pr^positus Ecclesi^ 
Magdeburgensis J ). 

Salutem in christo Jesu seruatore nostro. Accepi, humaniss. 
D. Cochlee, literas tuas ea, de quibus pr^lerita hieme studuisti 
me conuenire, in memoriam reuocantes, Que minime exciderunt, 
una cum tuo libello, quem in reformationem quandam Sigismundi 
Aug. Titulum (meo quoque tenui iudicio) falso preseferentem Et 
in quosdam Chronicorum libros (qui utique et mihi pluribus de 
causis non probantur) a quodam Franco editos abs le conscriptum 
Illustri D. Germano meo principi Joachimo dicandura duxisti etc. 2 ). 
Verum cum occupationes mee non ferant pluribus tibi rescribere, 
Hoc tantum in presentiarum persuasissimum tibi esse velim me 
et eius sententie et eius mentis diuino munere adhuc esse vt ex 
prioribus meis litteris te accepisse non dubito. Proinde rogo, mi 
Cochlee, dominum pientiss. patrem cum Regio illo vate ardentiss. 
votis, ut exaudiare per filium suum vnicum, in quo solo sibi 
complacitum est, deprecari non pretermittas, Quo nos in verbis 
suis confirmare clementiss. dignetur, vt fideliss. testimonijs suis 
adherentes non confiindamur. Hac ratioue a cunctis damnatis 
sectis atque omni impia doctrina hereticaque prauitate in Catho- 
lice ecclesie gremio conseruabimur immunes . .. Datum quam 
celerrime manu propria Magdeburgi vltima Julij Anno Domini 
MDXXXiij. 

4L Mensing an Fürst Johann. 

Frankfurt a. O., 8. Aug. 1533. 

.. . Hat gehört, „das E. F. G. zum ehlichen standt zu greiffen 
geneigt vnd das selbe frewlyn, do von ich etwan fast gehoeret 

wurde ihm angedichtet (ADB XLII, 808 f.: B. v. Simeon). Einer der fabel¬ 
haften Ahnen des anhaitischen Fürstenhauses, Beringer IV., soll ein Verwandter 
von ihm gewesen sein (Beckmann V 12*. 

*) Entwurf in Reinschrift von Schreiberhand. Auch ein solcher vielfach 
korrigierter eigenhändiger Entwurf von Fürst Georg ist noch vorhanden (auf der 
Rückseite des Blattes, der den Entwurf zu Nr. 35 aufweist). *) Vgl. 8. 54. 

Ref.-geach. Studien u. Texte, Heft 3: Cie men, Briefe. 4** 


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fW 

vnd E. F. G. geschrieben l ), in guter hoffnunge uberkommen. Es 
ist yhe eyn mensch eyn gesellig thier, wie die Philosophen sagen, 
vnd wie die Schrift sagt 2 ), darff er eyner hulffe, die ym gleich 
sey. Nu hat gott, der die freuntschafft, eynigkeit vnd gesellschafft 
der menschen liebet, nit wollen alle menschen one mittel selbs 
schaffen, sonder, das aus eynem alle menschen solten geporen 
werden, do mit die freundschafft des do baß erhalten wurde“ ... 
Schriftbeweis für die göttliche Stiftung der Ehe und die Pflichten 
der Ehegatten. Eheliche ßeiwohnung nicht die Hauptsache: „Es 
bleiben die alten, so nit mehr fruchtbar seyn, noch ehliche leudt 
. . . vnd wan auch etliche zum ehlichen slandt voreyniget, die 
beyde gedencken junckfrawen zu bleiben, wie Joseph vnd maria 
vnd wyr das von mehr lieben heyligen lesen, als vom heyligen 
alexio 8 ) zu rhom vnd vom heyligen kuning von Engelandt 
Eduardo 4 ) vnd vom keyser heynrich 5 ), synt sie dennoch von 
wegen der vnabscheidlichen voreynigungen der hertzen ehliche 
leudt. vnd wan ichs sagen mochte: dyß ist das furnemste, ane 
welchs die leibliche voreynigunge nit gutt sein kan“ . . . Mah¬ 
nung zum Maßhalten: „Dan eygentlich ist es czimlich, das der 
mensch alleyne vnd nit anders das eheliche werck gebrauchen 
soll dan zu der ehre gottes vnd das geschlechte zu vormehren. 
Darumb wan eyner weiß, das Gott nu nit kan durch solch 
werck gelobet werden vnd keyn geschlechte do von kommen, ist 
es nit gar ane sunde“ ... Ist gegen den Fürsten noch ebenso 
gesinnt wie vor 6 oder 7 Jahren, „wiewol myr etwan angeczeigt. 
Ich hoff aber, es sey nit wahr, das E. F. G. vnwillig auff mich 
seyn solten, darumb das ich übel soll von E. F. G. prediger hauß- 
man geredt haben, welchs ich warlich nit haben können vmb- 
gehen, vnd E. F. G. wissen, das myrs von hertzen leidt gewesen, 
das er zu E. F. G. gekommen ist. dweil er dan sich öffentlich 
vor eynen luterschen erkennet vnd luther mit seynem anhang 
vom keyßer vnd gantzem reich vor eynen ketzer gehalten, haben 
E. F. G. abzunemen, was ich von ym halten muß. hoffe der 
halben, E. F. G. werden vmb des menschens willen meyn vnge- 

') Vgl. Nr. 31. -) Gen. 1, 18. •') RE I 359f. 4 ) 104*2-1066. 

R ) Vgl. zuletzt Sägmüller, Dio Ehe Heinrichs II. des Heiligen mit 
Kundigunde (Theol. Quartalschrift LXXXVII 7S-95). 


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59 


nediger herre nit werden, wyr haben hie wol gehört, wie gröb¬ 
lich der haußman geblasen am tage purificationis [2. Febr.], das 
er die beeilter auß der kyrehen blasen mochte, vnd wie er am 
palm tage [6. April] vom heyligen sacrament das volck abge¬ 
schreckt vnd zu die czweierley gestalt getrieben hatt. Noch darf? 
er Zusagen, er wil die ceremonien so bleiben lassen“ ... Empfeh¬ 
lung an Fürst Georg und Joachim. Frankfurt a. 0., Sonntags 

nach Vincula Petri 1533. Joh. Mensing. 

42. Cochläus an Fürst Georg. 

Meißen, 26. April 1538 1 ). 

. . . S. Exhibuit mihi librum Reuerend^ ac Illustriss. Gel- 
situdinis tu§ Pius et Inclytus Princeps, Clemens Dominus ac Pa- 
tronus meus Dux saxoni«?, Georgius, quod viderat nonnullam mei 
mentionem in eo fieri. Quam ego tarnen inter legendum tarde 
reperi. Repertam vero admiratus sum non tarn in hoc, quod 
contemptius de meis libellis quam de alijs fit sermo, quos 

ipse nunquam magni feci, quam in hoc, quod allegat qu^- 
dam verba maiusculo calamo tanquam mea, qu$ ego pro meis 

non agnosco, saltern in eo sensu, in quem eitantur. Non 

arbitror sane ea usquam in ullis scriptis meis reperiri. Quod 
si ea reperit R<*a et Illus. D. T., rogo, ut mihi locum aut libri 
saltern nomen indicare dignetur, ut videre quearn ex praeceden- 
tibus et sequentibus, quisnam fuerit sensus meus. Quod si in¬ 
dicare vel noluerit vel non potuerit, saltern rescribat vel lllus. 
Principi Duci Georgio vel paruitati me<?, Cur tarn acriter voluerit 
me pr<? c<?teris Papistis (uti nos vocant Gatholicos Lutherani) 
taxare atque grauare. Non sum enim mihi ullius in te offenst? 
conscius. Suspicor autem te eam notare ac reprobare ibi sen- 

1 ) Dieser und der folgende Brief sind schon bei Beckmann VI 71 f % 
aber nicht ganz korrekt, abgedruckt. — Die Briefe haben folgende Vorge¬ 
schichte: Am 5. April 1538 hatte Fürst Georg an Herzog Georg von Sachsen 
ein schon 1532 verfaßtes, dann aber wieder zurückgestelltes Rechtfertigungs- 
schreiben, ferner in Abschrift einen am 27. April 1534 an Kurfürst Joachim I. von 
Brandenburg übersandten und jetzt etwas erweiterten * Bericht von den Lehren 
und Ceremonien zu Dessau 1 *, endlich eine im Advent 1537 verfaßte * Kurze und 
wahrhafte Anzeigung, wie durch göttliche Schickung und Gnade dieses alles 
verursacht“ geschickt. Der Herzog antwortete auf diese Sendung am 2. Mai, 
Cochlüus aber schon einige Tage früher: Westphal 57. 


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G0_ 

tentiam, quam ego non ut meam, sed ut Gersonis adduxi, in eo 
libello, in quo respondi calumnioso ac seditioso Lutheri libro, 
quem pro exulibus Lipsensibus contra Ducem Georgiutn edidit, 
anno Domini 1533 x ). Sed ea ex Gereone verba sic non habent, 
sicut ea habent, que imputat mihi Rd* et lllus. Gels. T. Id quod 
ex adiacente schedula facile cognosces. Niteris in me concitare, 
ut suspicor, Magnatum animos, quasi ea ratione contemptibilem 
fecerim Laicorum Communionem, ut Misse nostre eo vendibiliores 
maiorisque precij exislant. Id quod ego nunquam cogitaui, Nec 
tibi aut ulli Principum ullam unquam missam vendidi. Nec 
ignoras Canonicorum prouentus aliunde quam ex priuatis missis 
pendere. Fateor equidem pluribus te rationibus quam apud ullum 
aliorum viderim utramque speciem Eucharistie pro Laicis asserere. 
Quas et cum laude ac non sine spe boni fructus poteras vel 
summo Pontifici vel Generali Concilio proponere, si non admiscuisses 
iniqua in Papam et Theologos quosdam odia et erga damnatum ac 
manifeste seditiosum hereticum sinistrum ac tanto Prelato atque 
Principe indignum fauorem. Sed et de sacerdotum coniugio multa 
producis consyderacione digna, que te deceret Pape potius aut 
Concilio pia intentione suggerere, quam hoc modo ad seculares 
transmittere Principes. Certe Philippus Melanchthon, quo forsitan 
consultore usus es, meminisse potest me Auguste sibi dixisse hec 
duo, nempe utramque speciem pro laicis et coniugium pro sacer- 
dotibus citra fidei iacturani Lutheranis permitti posse, si consen- 
tirent Ecclesie in reliquis dogmatibus *). Id quod et Luthero Wor- 
macie de Bohemis dixi, dum de utraque specie incidisset sermo *). 
Atuero longe alij multoque plures sunt articuli in Lutheri doctrina, 
quos neque tantus Prelatus et Princeps defendere debet neque 
Ecclesia unquam approbare poterit. De quibus Gels. Tua in 
scriptis suis prudenter tacet ac dissimulat. Qua autem conscientia 
eos probes, nescio. Mihi profecto non poteris pius et Christianus 
videri Prelatus aut Princeps, si consentis (quod absit) Luthero in 
plerisque articulis, quos tum de Eucharistie sacramento, tum de 
sacerdotum ordine (De his duobus praecipue pertractat über tuus) 
edidit in plerisque libris suis et latinis et Theutonicis contra 

*) Spa ho 355 Nr. 87. Exemplar auf der Zw ick au er Rataachulbibliothek 
XVII. IX. 12. H. 

v j Am 2. Juni 1530: Spahn 154 f. 8 ) Am 24. April 1521: Spahn 84. 


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01 

transsubstantiationem, contra Goncomitantiam (rem hic attendo 
potius quam vocabula), contra sacrificium et oblationem Misst;, 
contra sacrum Ganonem, contra sacrum ordinem, contra clauium 
potestatem et id genus alia quam plurima eaque barbarissima 
atque impijssima dogmata. Quorum ipse sibi conscius tantopere 
refugit Concilij cognitionem. Tibi vero, Princeps, longe altior est 
Dei benignitate et Natalium splendor et Ecclesiastica dignitas 
atque etiam melior (quod spero) animus et mens magis pia 
quam ut in talibus illi contra totam Ecclesiam Christi con- 
sentire velis aut debeas. Ne vero putes te circa utramque spe- 
ciem et circa sacerdotum coniugia esse iam per omnia vic- 
torem, suggero humiliter Celsitudini Tut; te nondum euacuasse 
neque Gersonis rationes neque Caietani Capitulum de utraque 
specie neque etiam probationes meas Teuthonice scriptas, 
quibus probaui vnius speciei usum extra missam semper in 
Ecclesia fuisse licitum 1 ), In eo praecipue libello, de quo me 
sic traducis et accusas, Vt interim taceam de arnplis et 
prolixis tractatibus, qui contra Bohemos sunt scripti. Et quod 
ego a Lutheranis s<;pe et publice et priuatim frustra petij de 
sacerdotum coniugio, a tua quoque Gels, nunc suppliciter peto, 
ut ostendas mihi ex ullo vel patrum decreto aut scripto vel ex 
ulla probata historia licitum olirn usquam gentium in Orbe Chri¬ 
stiane) fuisse sacerdotibus post suseeptum presbyterij ordinem uxores 
ducere Aut Monachis Monialibusque calcato proposito sancto nu- 
bere, Vti fit nunc passim apud Lutheranos. Si mihi ostenderis 
ista, magno profecto beneficio me abs te affectum et ab errore 
non leui liberatum esse putabo. Qualemcunque sane me tua 
existimet Gels., certe sciens prudensque contra veritatem agnitam 
nihil scripsi vnquam nec scribam Deo propicio, quoad vixero. 
H§c prolixius (ut vereor) atque liberius forsitan ad Cels. tuam 
scripsi quam meam decet paruitatem. Qu§ ut Pietas tua de¬ 
menter squi boniqye faciat, obnixe rogo ac supplico. Quando- 
quidem syncero ac beneuolo (quem erga Gels. Tuam fratresque 
tuos semper in pectore gessi ac gero) aninio atque affectu h<;c 
scripsi. Alioqui facilius dissimulassem ht;c omnia ad Gel. tuam 

l ) Spahn 352 Nr. 71. Exemplar auf der Zwickauer Ratsschulbibliothek 
XVI. XII. 4, 5. 


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62 


et alijs studijs id temporis impendissem. Bene valeat Rd« et 
IHuslris Gels. T., Princeps Clarisse. Ex Misna XXVI April. Anno 
doniini M.D.XXXVIII. 

E. Rd? et Illus. Gels. Tu^ 

Deuotus ad qu^iiis obsequia 
Joannes Cochl^us 
Ganonicus Misnensis. 

Verba Principis fol. 188. 

Vnd doctor Cochleus wie berurt sagt sein hell herausser 
Nämlich das dardurch der Leyen Communion nicht so wirdig 
solte geacht werden als der Priester. Behuete ewiger Got behüte jc. 

Verba Cochl^i ex Gersone in lib. Auff Luthers 
Trostbrieff 1 ). 

Item In miföglauben vnd das mannigfeltiglicli. Erstlich. Als 
solten die Leyen so grosse gewalt vnd wirkikeit bey diesem Sa¬ 
krament haben als die Priester. 

Dise wort Gersons verstee ich vom Tyrmen oder Consecriren, 
nicht von der Communion oder empfahung des Sacraments. 

43. Fürst Georg an Cochläus. 

Antwort auf Nr. 42 ? ). 

Köthen, 8. Mai 1538. 

Georgius dei gracia princeps ad Anhalt ecclesiae Magdeburgensis 

praepositus. 

Graciam Domini nostri Jesu Christi. Inuiti fecimus, Vene¬ 
rande Domine Doctor, quod tabellarium nostra ad epistolam tuam 
scriptitacione inanem isthuc redire permiserimus. Siquidem uo- 
luntatem hanc nostram ad te scribendi crebri et familiäres ser- 
mones habiti et adhuc habendi cum Illustri patrueli nostro Prin¬ 
cipe Wulfgango 3 ) Eiusque pijssima genitrice 4 ), quam iam remit- 


’) Bl. e ij 3 ) Entwurf von Schreiberhand, von Kürst Georg korri¬ 
giert und mit Datum versehen. Dieser Entwurf ist nochmals, aber undatiert 
vorhanden. s ) Wolfgang der Bekenner. 4 ) Fürstin Margarete t L Juli 1539: 
Beckmann V, 140 f. Vgl. auch Westphal 68 und 86 f. 


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_63 

tendi animi gracia inuisimus, ad hec negocia quoque incidentia 
vetuerunt. Verum vt primuni ocium et ratio ualetudinis nostr$ 
non mediocriter aliquamdiu afflict^ tulerint, tuo ad nos scripto 
respondere Deo donante non pretermittemus. Hoc tarnen tu<£ 
humanitati haud tacendum duximus nos nullo Dedalo aut vllius 
hominis consilio et impulsu, Sed beneuolo et pio vt nos arbitra- 
mur affectu, quo in istum heroa et Optimum principem ferimur, 
ad scriptum hoc, cuius meministi, instituendum permotos esse J ) ... 
Datum in Cothen VIII Maij Anno Domini MDXXXViij. 

44. Cochläns an Fürst Johann. 

Leipzig, 29. Juli 1538 2 ). 

. . . S. Precesque meas et deuota obsequia. Attulit ad me 
hoc vespere nuncius Rde <fc Illu, Gels. T. literas non minus gratia 
et beneuolentia quam eruditione ac elegantia refertas. Ad quas 
sane pro responso praecipuo haberi velim meam ergo Gels. Tuam 
uti par est obseruantiam animique gratitudinem. Agnosco lubens 
meam vilitatem, propter quam literis tuis non dignum me iudico. 
Nequaquam igitur opus erat tarn dementer excusare quedam pro 
nimia in me ciuilitate et gratia, qu$ ultro remisi, immo nec vn- 
quam ad animum pro iniuria renouaui. Qu$ Rda & 111. Cels. T. 
scripsit Illustriss. Principi Duci sax. Georgio per hunc tuum nun- 
cium, non scio an visursus sim. si tarnen mihi pro sua in me 
Clementia exhibuerit, libenter eiusdem vel tui amore et reuerentia 
videbo. Sed nunc ad Principalia duo puncta ut brevissime respon- 
deam, Duo h^c requisiui iam pridem pro mea conscientia non 
a tua solum Cels. priuatim, sed etiam publice a Lutheranis et 
cuiuslibet sect§ autoribus. Quorum vnum est, Vt mihi ostendatur, 
Quenam scriptura aut quinam probati authores prohibuerint vn- 
quam laicis aut etiam Clericis extra Missam sub vna specie Eucha- 
ristiam saltem in viaticum porrigere. Ego in scriptis meis ostendi 
ex multis autoribus contrarium. Quorum dicta nondum vidi re- 
uulsa. Alterum, Vt mihi ostendatur, quando aut vbi unquam 


‘) Herzog Georg hatte geäußert, daß der ihm von Fürst Georg über¬ 
sandte „Bericht“ an Kurfürst Joachim I. nicht von dem Fürsten selbst verfaßt 
sei, sondern einen anderen Meister gehabt habe (Westphal 58). 

2 ) Dieser Brief in deutscher Übersetzung bei Beckmann VI 76 f. 


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64 


licuerit vel sacerdotibus vel Monachis nubere post professionell). 
Quod enim Cels. T. obijcit de dispensationibus factis, hoc in re- 
gulam trahi non debet. Fateor equidem sacerdotum coniugium 
non esse contra ius diuinum, 11 t sic [dicam]. Video tarnen et 
apud Gr^cos et apud Latinos iure Ecclesiastico prohibiturn fuisse. 
Monachis vero illicitum facit coniugium sponte emissum votum, 
ad quod iure diuino tenentur, Deut. 23. Mallem igitur adhuc 
Rdam & Hl. Cels. Tuam de his potius in Concilio aut cum Papa & sede 
Apostolica agere quam cum secularibus Principibus, qui in his auto- 
ritatem non habent mutandi Ecclesi$ instituta. H$c breuiter nunc 
responsi vice scripta sunt summa cum precatione et obsecratione, ut 
Clementer equi bonique faciat Cels. T. Ex Lipsia 29 Julij 1538. 


E. Rde & Ul. Cels. T. 

Deuotus sacellanus 
Joannes Cochleus. 


45. Cochläus an Fürst Johann. 

Eichstädt, 16. Oktober 1545. 

Reuerende Pater, Illustriss. Princeps ac gratiose domine, S. 
Scripsit mihi Joannes Wolrab aflinis meus*) nomine Reuerendy 
et Illustrissime Celsitudinis tu$ Salutem, quam certe multo cum 
gaudio reuerenter accepi, et deuotissime gratias ago Cels. tu§ non 
pro ea solum gratia, sed etiam pro gratiosa et efticaci Jnterces- 
sione tua, qua Magistrum Paulum Wolrabi tilium priuignum pro- 
mouisti apud Illustriss. Ducem Saxoni^ Mauricium. Atque ut 
gratiose intelligat et agnoscat Cels. tua veterem meam erga te 
obseruantiam, mitto qualiscunque munusculi vice ad Reuerendam 
et Illus. D. tuam antiquum autorem, qui B. Bernardo amicicia 
coniunctissimus fuit, Petrum Abbatem Cluniacensem *), quem Typo- 


*) Nikolaus Wolrab, dem Cochläus 1535 in Leipzig eine Druckerei er¬ 
richten half, war der Gatte einer Nichte von ihm (Spahn 249, vgl. auch 
K. Steiff ADB XLIV 162). ,Nicolaus Wolrab Lypsicus* ist W. 1519 in Leipzig 
immatrikuliert, ein ,Joannes Wolrabe Lipsensis* erst W. 1556, ein Paul Wol¬ 
rab aber überhaupt nicht — es handelt sich hier wohl um denjenigen Sohn 
von ihm, der U558) das Bautzener Geschäft fortftihrte (ADB XLIV 163). 

2 ) Spahn 366 Nr. 164. 3 ) Vgl. die Monographie über ihn von N. Pau 

lus, Freiburg i. B. 1891. Anfang 1546 trafen Cochläus und Hoffmeister beim 
2. Regensburger Religionsgespräch zusammen (Spahn 307'. 


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65 


grapho Ingolstadiensi ad preces Joannis Hofmeysteri excudendum 
tradidi. supplicitcr igitur oro ut R. D. t. gratiose accipiat. Per- 
suadeo enim mihi hanc antiquitatem Eruditissimo Principi ingratam 
non fore, maxime cum mittatur in signum et mernoriam veteris 
mev 1 erga Generosiss. Gels, tuam tuosque fratres obseruanti^ et 
amoris. Bene valeat R. et 111. Celsitudo tua, Generosissime Prin- 
ceps. Ex Eystet Die XVI Octob. MDXLV. 

E. Reuerend^ et Ulustrissim^ Cels. t. 

Deuotus ab antiquo Clientulus 
Joannes Gochl^us. 


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Register. 


Adelheid, Köchin auf dem Schlosse zu 
Dessau 39. 

Alexius, der hl. 58. 

Altenburg, Propst v. 31. 

Amsdorf, Nikolaus v. 6. 

Anhalt, Fürstin Margarete, Mutter Jo¬ 
hanns, Georgs und Joachims 20. 22. 
40. 45 ff. 

Anhalt, Fürstin Margarete, Mutter 
Wolfgangs 62. 

Anhalt, Fürst Wolfgang 62. 

Becker, Hans in Dessau 18. 

Bosau, Abt v. 31. 

Brandenburg, Markgraf Georg v. 5. 
24. 26. 

Brandenburg, Kurfürst Joachim I. 7 f. 

12.23.45; dessen Gattin Elisabeth 45. 
Brandenburg, Kurfürst Joachim 11. 56. 
Braunschweig, Herzog Heinrich v. 2 f. 
Breitonbach, Georg v., Jurist in Leip¬ 
zig 5. 

Brücher, Sebastian, Dominikaner in 
Halle 34. 37. 

Cajetan 61. 

Gario, Joh. 53. 

Chrosnor, Alexius 45. 

Cochläus 24. 

Crotus Rubianus 54. 

Oietenberger, Joh. 35. 

Dietrich, Deutschordenscomtur zu Re¬ 
val 23 f. 

Dorpat 33. 

Drutzwitz, Kaspar v. 12. 

Dungersheim, Hieronymus 48. 

Eck, Joh. 26. 

Eduard der Bekenner v. England 58. 


Egra, Georg v. 19. 

Ehingen, Eberhard v,, Deutschordens¬ 
comtur 23 f. 

Elgersma, Rupert 19. 43. 

Emden, Graf Enno v. 33. 

Emser, Hieronymus 14. 

Erasmus 4. 27. 

Fabri, Joh. 24. 27. 30. 

Florenz 25. 

Fornenfur, Antonius, Brandstifter? 36. 
Franck, Sebastian 54. 57. 

Genf 27. 

Gereon, Job. 61. 

Guntzenhausen, Joh. s. Hau Ben. 

Hagen, Bernhard, kölnischer Kanzler 26* 
Hase, Joseph 8. 

Haußen, Mag. Cuntz 21. (— Joli. 

Guntzenhausen, Heit 30?) 
Hausmann, Nikolaus 45 ff. 

Heinrich 11. d. Heil., Kaiser 58. 

Heit, Georg 32. 45 ff. 

Hessen, Landgraf Philipp v. 5. 
Hoffmeister, Joh. 64. 

Hyrsberger, Dr. s. Meyndorn. 

Johannes, Frater, Mensings Famulus 7 ff. 

Kettwig, Wolfgang, kurfüretl. hran- 
denhurg. Kanzler 53. 

Königstein, Graf Eberhard v. 3. 
Kronberg, Walter v. 23. 

Eannoy 34. 38. 

Lindemann, Dr. med. Kaspar 39. 
Lübeck 32. 

Luther, Heerpredigt wider die Türken 
18, Bericht an einen guten Freund 20, 
hat Hausmann nach Dessau geschickt 


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6 ? 


45, seine Unterredung mit Cochläus 
in Worms 24. April 1521 60. 

Mainz, Erzbischof Albrecbt v. 6. 

Maler, Martin, Täufer 28. 

Mansfeld, Graf Albrecht v. 8. 6. 38. 

Melanchthon 48. 58. 60. 

Malwitz, am Dessauer Hofe 10. 12. 

Mensing 19. 85. 41. 44. 48. 

Meyer, Eckhard in Lübeck 82. 

Meyndorn, Martin in Leipzig 34. 37. 

Minkwitz, Nickel v. 8. 

Nassau, Graf Wilhelm v. 3. 

Naumburg 35 f. 

Novenianus, Philipp 54. 

ttkolampad, Joh. 27. 

Pfalz, Kurfürst Ludwig V. v. d. 33. 

Pfeifer, Georg 36 f. 39.' 

Pistoris, Simon, herzoglich sächs. 

. Kanzler 38. 

Pommern, Herzog Georg und Barnim 
23. 33. 

Pommern, Margarete, Georgs Witwe, 
später Gattin Fürst Johanns von 
Anhalt 41. 56 f. 

Pommern, Philipp, Georgs Sohn 33. 

Redorfer, Wolfgang 19. 24. 

Reval 33. 

Riga 83. 

Rogendorf, Wilhelm v., Feldhau pt- 
mann 30. 

Rüxner, Georg 85. 37. 

Saalfeld, letzter Abt Georg v. Thüna 
38 (vgl. auch Archiv f. Reform a- 
tionsgeschichte I [1904], 246). 


Sachsen, Kurfürst Johann 3. 5 f. 26. 31. 
Sachsen, Kurprinz Johann Friedrich 
8. 6. 31. 

Sachsen, Herzog Georg 5. 45. 
Savoyen, König Karl III. 27. 

Schneid, Joh., Prediger zu Augsburg 
25. 28. 

Schönberg, Ernst v. 31. 

Schultze, Joh., fürstl. anhalt. Rent¬ 
meister 1. 15. 35. 

Schuster, Joseph 10. 
Schwäbisch-Gmünd 28. 

Statius, Hans, praefectus Zerhstonsis 14. 
Straßburg 23. 27. 30. 

Straßburg, Wilhelm v. 3. 

t T singen, Bartholomäus Arnoldi y. 24. 

^ alentin gen. Rotkopf, Domprediger 
in Magdeburg 6. 

Vehe, Michael 48. 54. 

Vehus. Hieronymus, badischer Kanz 
ler 26. 

Veltheim, Kurt v. 2 f. 

Waldemar, der falsche 40 f. 

Walther, Hieronymus 4. 

Weydner, Nikolaus, Domherr in 
Breslau 1. 

Widukind, Sachsenrührer 56. 

Wimpina, Konrad 19. 24. 33. 

W T olrab, Joh., Nikolaus, Paul 64. 
Würzburg, Bischof Konrad v. Th fin¬ 
gen 50. 

Zapolya, Johann 16. 26. 

Zwickau 31. 


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Erklärung des Grundrisses 

der Stadtpfarrkirche zu U. L. Frau in Ingolstadt. 

Osten 


a) Hochaltar 
(s. Crucis). 

b) Monumen- 
tum princi- 
pum. 

Monument d. 
Eingeweide 
des Kurfür¬ 
sten Max 1. 
(t 1651). 

d) Mittel- oder 
Frühmeß- od. 
Apostelaltar. 

e) Musikchor. 

f) Ölturm. 

g) Läutturm. 

Sakraments¬ 
häuschen: an 
dem Pfeiler 
zwischen Ka¬ 
pelle 2 und 3. 








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Kapellen 

u. Nebenaltäre: 

1) 8. Trinitatis. 

2) b. Mariae Vir¬ 
ginia. 

3) ss. Jobannis et 
Andreae. * 

4) s. Dionysii (in 
der Sakristei). 

5) s.TriumRegum. 

6) s. Nicolai (in 
der Kapelle der 
Tuchmacher). 

7) s Christophori. 

8) 8. Jacobi. 

9) s. Annae 

10) s.Sebastianen 
der Kapelle der 
Brauer). 

11) s. Martini (in 
der Kapelle der 
Schankwirte). 

12) s. Georgii. 

18) s. Barbarae. 

14) ^8. Leonardi. 

15) s. Spiritus. 


Westen 


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Reformationsgeschichtliche Studien und Texte. 

Herausgegeben von Dr. Joseph Greving, Privatdozent in Bonn. 

Heft 4 und 5. 


Johann Ecks Pfarrbuch 

für 

U. L. Frau in Ingolstadt. 


Ein Beitrag zur Kenntnis der pfarrkirchHeben Verhältnisse 
im sechzehnten Jahrhundert. 

• (Mit einem Orandriß.) 

Von 

Dr. Joseph Greving. 




Münster i. W. 

Druck und Verlag der A sehe nftor ff sehen Buchhandlung. 

1908. 


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Inhaltsangabe. 


Vollständige Titel der wiederholt zitierten Bücher und Handschriften . VII 
Tabelle der aus dem Pfarrbuch abgedruckten Texte . . . .XII 

Vorwort.XIII 


I. Teil. 

Darstellung. 

I. Einleitende Bemerkungen zum Pfarrbuch Ecks . 1 — 9 

Beschreibung der Handschrift, ihr Titel und erstes Blatt 1—2. Ent¬ 
stehungszeit und Zweck 2—3. Eintragungen von verschiedenen Händen 
3—7. Druck bzw. Verwertung des Inhaltes 7 — 8. Die Geldsorten 8—9. 

II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau . . 9 — 20 

Die Anfänge der Pfarrei St. Moritz in Ingolstadt und ihr rechtliches 
Verhältnis zur Abtei Nioderaltaich und zum Herzog von Bayern 9—10. 
Die Errichtung der Pfarrei zu U. L. Frau (1408) und deren Dotation 11. 
Der Plan, die Pfarrkirche in ein Kollegiatstift zu verwandeln 12. Der 
Pleban als Professor und Universitätspfarrer 12—13. Die Inkorporation 
der beiden Ingolstädter Pfarreien in die Universität (1523/24) und die 
Umgestaltung ihres rechtlichen Verhältnisses zur Abtei Niederaltaich und 
zum Herzog von Bayern 13—17. Baugeschichte der Pfarrkirche; Butter¬ 
briefe; Ablaßbewilligung; Kapellen und Altäre 17—20. 

III. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. . 21—46 

1) Die Errichtung der Pfründen. Ihre Zahl 21. Die ßenefizien 
an den Kapellen Unsernherrn und St. Kreuz und die Kaplanei St. Anna im 
Hl. Geist-Spital 21—23. Die beiden Seelmeßstiftungen (Primissariate) und 
die Kaplaneien Trium Regum, s. Trinitatis, s. Barbarae, s. Spiritus und 
8. Johannis seu Andreae in U. L. Frau 23—27. Die Seelsorgerpfründe im 
Hl. Geist-Spital 27 — 28. Das Benefizium s. Catharinae im Alten Kolleg 
28—29. Die Kaplanei der Färber in der Pfarrkirche und die der Bäcker 
im Hl. Geist-Spital 29—30. Das Benefizium an der Kapelle St. Johann im 
Gnadental 30. 

2) Die Besetzung der Pfründen. Die Rechte des Bischofs von 
Eichstätt, der Herzoge von Bayern, der Stadt und Universität Ingolstadt, 
der beiden Stadtpfarrer und der Nonnen im Gnadental 31—35. 

3) Die Verpflichtungen der Kapläne. Bezüglich ihres Bene- 
fiziums 35—36. Gegenüber der Pfarrkirche und dem Pfarrer; Oblationen 
36-38. 


1387945 


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IV 


Inhaltsangabe. 


4) Die Einkünfte der Kapliine. Die Erträgnisse von 14 Pfründen 
im einzelnen 88—42. Beurteilung ihrer Höhe im allgemeinen und Ver¬ 
gleich mit den Gehältern von Ingolstädter Professoren 42—46. 

IV. Die Kooperatoren an U. L. Frau .... 46—52 

Ihre Zahl, Anstellung, Dienstzeit und die Lösung ihres Dienstverhält¬ 
nisses 46 -47. Forderungen und Ermahnungen Ecks an seine Kooperatoren 
47—50. Ihre äußern Verhältnisse: Anteil an den Oblationen, Wohnung. 
Beköstigung, verschiedene Einnahmen 50 — 52. 

V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer 53—77 

1) Äußere Verhältnisse. Übergang Ecks von der reichern Pfarrei 
St. Moritz an die ärmere zu U. L. Frau (1525) 53 54. Sinken der Ein¬ 
nahmen und Steigen der Ausgaben; Bestandteile des Pfarreinkommens 
55 — 60. Abdankung Ecks (1532) 60 — 62. Provisorische Verwaltung des 
Pfarramtes durch Eck von 1538 bis 1540 62-63. Wohnung und Haus¬ 
genossen 63—64. Tischgenossen von Rechts wegen und ihr Anspruch 
anf Wein 65—68. Festessen 68 — 69. 

2) Pfarramtliche Tätigkeit. Wirken Ecks im allgemeinen; seine 
Auffassung vom Seclsorgeramte und sein Verhalten gegen die Untergebenen 
69—70. Praktischer Sinn; Sorge für schönen Kultus und gewissenhafte 
Verwaltung der Sakramente 70-71. Eifer in der Predigt 71-74. Die 
Entstehung seines fünfbändigen Predigtwerkes 74-77. 

VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau .... 78 — 127 

Ähnlichkeiten zwischen der Pfarrkirche U. L. Frau und einer Stifts¬ 
kirche 78—79. 

1) Die Messen. Zahl der täglichen Messen 79—80. Höhe der Meß- 
Stipendien 80. Die Unsitte, eine Messe als Amt zu beginnen und als 
Lesemesse fortzusetzen 81-83. Die eigentlichen Pfarrmessen: die Früh¬ 
messe und das Hochamt 83—86. 

2) Die Predigt. Zeit 87 — 89. Standort 89. Dauer 90. Deutsches 
Lied vor der Predigt: Verkündigungen und Schlußgebet 90 — 91. Die 
Predigttage 91 —92. Die Prediger 92. 

3) Das Chorgebet. Besuch der kanonischen Horen durch das Volk; 
keine Andachten in der Landessprache 93. Verpflichtung des Klerus*von 
U. L. Frau zu gemeinsamem Chorgebet an bestimmten Tagen 93—94. 
Die Metten (matutinae majores und minores) 94— 96. Die andern Horen 
96—97. Feierliche Tnzensation in der Vesper und die „Stationen“ 97—98. 

4) Die Prozessionen. In der Kirche und auf dem Friedhof 99—100. 
Durch die Straßen der Pfarrei und vor die Stadttore 100 — 101. Außer¬ 
ordentliche Umzüge 102. Die theophorische Donnerstags-Prozession 102 — 103. 

5) Der Gottesdienst für die Verstorbenen. Der tägliche Dienst 

der Psalteristeu; Totenvesper an der Fürstengruft 104- 106. Vigiliae 
majores und minores 106 107. Begräbniswesen, depositio totalis, simplex 

und cum fraternitate 107 -109. Anniversaria ex pixide und ex gratia 
109—111. Anniversaria cum capellanis 111 —113. Jährliche und viertel¬ 
jährliche Memorien für alle Verstorbenen und für die abgeschiedenen Mit¬ 
glieder von Korporationen 113 115. 


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Inhaltsangabe. 


V 


6) Der Gottesdienst für die Korporationen. Die Bruder¬ 
schaften, besonders die Zünfte, und ihre Altäre, Meßpfründen, Seelenämter 
und Patronatsfeste 115—116. Gottesdienst für die Universität und ihre 
einzelnen Fakultäten; die St. Johannes-Bruderschaft der Theologen 116 — 119. 

7) Verschiedenes. Die Eichstütter Rubriken 119. Die Farben der 

Paramente 119 "120. Die Beschränkung der Feiertage durch das Regens¬ 
burger Reformdekret (1524) 120 - 121. Volkstümliche Darstellung von 

Festgeheimnissen und liturgische Zeremonien 121 — 122. Reliquienkult 
122—123. Stiftungen für lateinische Gesänge: „O adoranda Trinitas“, 
„Tenebrao“ und „Salve“ 123—124. Deutsche Kirchenlieder 124— 125. 
Die österliche Kommunion und die „allgemeine Beichte“ 125 —127. 

II. Teil. 

Text. 

1. De divino eultu.128-187 

1) De tempore 128 168. 2) De sauctis* 168— 187. 

II. Catalogus parochorum.188—193 

III. De capellanis ac capellaniis.193—202 

1) Praesentatio oblationum 193. 2) Missa s. Trinitatis et s. Barbarae 
193 — 194. 3) Primissaria I. 194 — 195. 4) Primissaria II. 195. 5) Trium 

Regum 195 - 196. 6) Tinetorum 196. 7) Capellnnus hospitalis 196-197. 

8) S. Crucis 197. 9) S. Annae in hospitali 198 10) S. Johannis s*»u 

Andreae 198. 11) Pistorum in hospitali 198 -199. 12) Missa s. Spiritus 

seu s. Catharinae in collegio veteri 199. 13) Missa s. Johannis npud 

moniales 199—200. 14) Missa s Spiritus in ecclcsia parochiali 201. 

15) Missa ad Salvatorem 202. 

IV. De cooperatoribus. 203—208 

1) Promissio cooperatorum 203 — 205. 2) Adhortationes pro coopera¬ 
toribus 205-207. 3) De oblationibus cooperatorum 207 -208. 

V. Modus distribuendi. 209—212 

1) Depositiones 209. 2) Anniversaria 210. 3) Missae anga'riales fra- 

ternitatum 210. 4) Missae universitatis et fucultatum 211. 5) „Tenebrae“, 
„Salve“ quadruplex 211—212. 6) „O adoranda Trinitas“ 212. 7) Officium 
Trinitatis 212. 

VI. Varia.213-226 

1) De thurificatione 213. 2) Generalis confessio 214—215. 3) Uni¬ 
versitas 215—217. 4) Concordia funerum 217. 5) Fraternitates 218. 

6) Miscellanea 218—219. 7) Quando cooperatoribus et aliis datur vinum 

220—221. 8) Aeditui vocatio ad mensam et organistae 221 —222. 9) Pran- 
dia 222--225. 10) Collationes, quas habet plebanus s. Mauricii 225—226. 

Anhang I. Zwei Stücke aus dem Pfarrbuch, die nicht 

von Eck geschrieben sind.227—234 

1) Ordnung des gotzdienst 227—230. 2) De celebratione primitiarum 

231 234. 


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VI 


Inhaltsangabe. 


Anhang II. Zwei Aktenstücke Ecks aus dem Archiv 

der Pfarrei zu U. L. Frau.234 — 237 

1) Entwurf eines Reverses, durch welchen die Kirchenprüpste von 
U. L. Frau eine Jahrtagsstiftung Ecks bestätigen, (Ingolstadt) 1. April 1527 
234—236. 2) Beschwerde Ecks an den Rat zu Ingolstadt über Verletzungen 
der Steuerfreiheit von Stiftungen [Ingolstadt, ohne Datum] 236—237. 


Register.23S 

Berichtigungen.. 254 


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Vollständige Titel der wiederholt zitierten Bücher 
und Handschriften. 


Alt H., Der christliche-Cultus nach seinen verschiedenen Entwickelungsfornien 
und seinen einzelnen Teilen historisch dargestellt. Berlin 1848. 

Alt H., Theater und Kirche in ihrem gegenseitigen Verhältniß historisch dar¬ 
gestellt. Berlin 1846. 

Arens Fr., Der Liber Ordinarius der Essener Stiftskirche und seine Bedeutung 
für die Liturgie, Geschichte und Topographie des ehemaligen Stiftes Essen. 
Sonderabdruck aus dem 21. Heft der Beiträge zur Geschichte von Stadt 
und Stift Essen. Essen 1901. 

Als der Text de9 Pfarrbucha nahezu vollständig gedruckt war, erschien 
dieses Werk von neuem in einer erweiterten Form, nämlioh mit Beigabe des l»is 
dahin nicht veröffentlichten lateinischen Textes, untor dem Titel: Fr. Arens, Der 
Liber Ordinarius der Essener Stiftskirche. Mit Einleitung, Erläuterungen und 
einem Plan der Stiftskirche und ihrer Umgebung im 14. Jahrhundert. Padorborp 
1908. Leider war os nicht mehr möglich, diese Ausgabe für mein Buch zu verwerten. 

Baeumker W., Das katholische deutsche Kirchenlied in seinen Singweisen. 
3 Bde. Freiburg i. B. 1883-1891. 

Brev. = Breviarius cathedralis ecclesie Eystettensis, gedruckt von Hieronymus 
Höltzl (in Nürnberg) 1525. 

[Bugniet Frhr. v.,] Versuch einer Reihe Hochfürstlich-Hochstift-Freysingisclier 
Suffragan-Bischöfen und General-Vikarien, Freising 1799. 

CUM = Codex manuscriptus in folio nr. 125 der Königlichen Universitäts¬ 
bibliothek in München. 

Creizenach W., Geschichte des neueren Dramas. Bd. I: Mittelalter und 
Frührenai9sance. Halle a. S. 1893. 

Cruel R., Geschichte der deutschen Predigt im Mittelalter. Detmold 1879. 
Der viert tail Christenlicher Predigen von den siben H. Sacrameuten nach 
außweysung Christlicher Kirchen und grund Byblischor gschrifft, den alten 
frummen Christen zu gut. Durch Johann von Eck. MDXXX1III. Am 
Schluß: 1584 Im Aprill. Getruckt durch Alexander weyssenhorn von 
Augspurg, in Verlegung D. Jolian. Ecken zu Ingelstat. 

Du Cange, Glossarium mediae et infimae latinitatis, Ausgabe von G. A. L. 

Henschel. T. I—VII. Parisiis 1840—1850. 

Falk Fr., Drei Beichtbüchlein nach den zehn Geboten aus der Frühzeit der 
Buchdruckerkunst. Münster i. W. 1907 [Heft 2 dieser Sammlung]. 

Falk Fr., Die pfarramtlichen Aufzeichnungen (Liber consuetudinum) des Flo¬ 
rentius Diel zu St. Christoph in Mainz (1491—1518). Freiburg i. B. 1904 
[Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deutschen 
Volkes, hrsg. von L. Pastor, Bd. IV Heft 3J. 


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VI! I 


Vollständige Titel der zitierten Bücher und Haudschrilten. 


Fischer J., Die Stadtpfarrkirche zur schönen unser lieben Frau in Ingolstadt. 
Ingolstadt 1892. 

Franz A., Die Messe im deutschen Mittelalter. Beiträge zur Geschichte der 
Liturgie uud des religiösen Volkslebens. Freiburg i. B. 1902. 

Friedensburg YV., Beiträge zum Briefwechsel der katholischen Gelehrten 
Deutschlands im Refonnationszeitalter. V. Dr. Johann Eck. ln: Zeit¬ 
schrift für Kirchengeschichte, hrsg. von Tb. Brieger und B. Beß, XIX 
(Gotha 1899) 211-264, 473 -485. 

Friedensburg W., Dr. Johann Ecks Denkschriften zur deutschen Kirchen¬ 
reformation 1523. In: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte, hrsg. 
von Th. Kolde, II (Erlangen 1896) 159- 196, 222 — 253. 

G emmin ge r L., Das alte Ingolstadt. Regensburg 1864. 

Gerstner Ing. — Gerstner J., Geschichte der Stadt Ingolstadt in Oberbayern. 
München 1852 

Gerstner Stpf. = Gerstner, Die Stadtpfarrkirche zu Unserer lieben schönen 
Frau in Ingolstadt. Ingolstadt 1840. 

Greving J., Johann Eck als junger Gelehrter. Münster i. W. 1906 [Heft 1 
dieser Sammlung]. 

Grotefend H., Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 
Bd. I und II Abt. 1 und 2. Hannover 1891—1898. 

Hefele C. J. v M Conciliengeschichte. Fortgesetzt von J. Cardinal Hergen- 
röther. ßd. I —IX. 2. Aufi. Freiburg i. B. 1873-1890. 

Hinscbius P.. Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutsch¬ 
land. Bd. I —VI Abt. 1. Berlin 1869-1897. 

HL — Kirchliches Handlexikon ... in Verbindung mit . . K. Hilgenreiuer, 
Joh. B. Nisius S. J. und J. Schlecht hrsg. von M. Buchberger. Bd. I. 
München 1907. 

Hom. 1 — Homiliarum sive sermonum doctissimi viri Joh. Eckii . . . super 
evangelia de tempore ab Adventu usque ad Pascha tomus I, gedruckt o. 0. 
im März 1534. 

Hom. II = Tomus secundus homiliarum [des Joh. Eck] super evangelia de 
tempore a die Dominicae Resurrectionis usque ad Adventum Domini . . ., 
gedruckt von M. Hillenius, Antwerpen 1534. 

Horn. III — Homiliarum clarissimi viri D. Johannis Eckii . . . tomus III, qui 
est peculiariter de sanctis, gedruckt von E. Cervicornus, Köln 1538. 

Hom. IV — Homiliarum doctissimi viri Johannis Eckii ... de septem sacra- 
mentis tomus II1I, gedruckt von J. Foucherius, Paris 1542 (am Schluß: 1540). 

Kallen G., Die oberschwäbischen Pfründen des Bistums Konstanz und ihre 
Besetzung (1275—1508). Stuttgart 1907 [Kirchenrechtliche Abhandlungen, 
hrsg von U. Stutz, Heft 45 und 46]. 

Kellner K. A. H., Heortologie oder die geschichtliche Entwicklung des 
Kirchenjahres und der Heiligenfeste von den ältesten Zeiten bis zur Gegen¬ 
wart. 2. Aufl. Freiburg i. B. 1906. 

Keiler D. H., Die Patronate der Heiligen. Ulm 1905. 

KL — VVetzer und Weltes Kirchenlexikon. Zweite Auflage, begonnen von 
J. Cardinal Hergenröther, fortgesetzt von Dr. F. Kaulen. 12 Bde. Frei¬ 
burg i. B. 1*82 —1901. 

Kobolt A. M., Baierisches Gelehrten-Lexikon. Landshut 1795. 


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Vollständige Titel der zitierten Bücher und Handschriften. 


IX 


Kobolt-G an dershofer = Kobolt A. M., Ergänzungen und Berichtigungen 
zum Baierischen Gelehrten-Lexikon. Nebst Nachträgen von Herrn Bene- 
fiziaten Gandershofer. Landshut 1824. 

Kothe W., Kirchliche Zustände Straßburgs im vierzehnten Jahrhundert. Frei¬ 
burg i. B. 1903. 

Künstle F. X., Die deutsche Pfarrei und ihr Hecht zu Ausgang des Mittel¬ 
alters. Stuttgart 1905 [Kirchenrechtliche Abhandlungen, hrsg. von U. Stutz, 
Heft 20]. 

Lex er M., Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. 3 Bde. Leipzig 1872—1878. 

Linsenmayer A., Geschichte der Predigt in Deutschland von Karl dem 
Großen bis zum Ausgange des vierzehnten Jahrhunderts. München 1880. 

Mederer I — IV = Mederer J. N., Annales Tngolstadiensis academiae. Pars I —IV. 
Ingolstadii 1782. 

Mederer Ing. = Geschichte des uralten königlichen Maierhofes Ingoldestat, 
itzt der königl. baierischen Hauptstadt Ingolstadt . . . von einem alten 
Mitbürger. Ingolstadt 1807. 

Meyer A. O., Studien zur Vorgeschichte der Reformation. Aus schlesischen 
Quellen. München und Berlin 1903 [Historische Bibliothek, Bd. XIV]. 

MGP = Monumenta Germaniae Paedagogica, Bd. XLI: Mittelschulgeschicht- 
liche Dokumente Altbayerns, einschließlich Regensburgs, gesammelt und 
mit einem geschichtlichen Überblick versehen von Dr. G. Lurz. Berlin 1907. 

Michael E , Geschichte des deutschen Volkes seit dem dreizehnten Jahr¬ 
hundert bis zum Ausgang des Mittelalters. Bd I 1. Auf!., Bd. II-IV 
1. bis 3. Aufl. Freiburg i. B. 1897-1906. 

Miss. = Missale secundum chorum et ritum Eystetensis eeclesie, vollendet 
durch Hieronymus Holtzel in Nürnberg am 16. Juli 1517. 

Müller K., Die Eßlinger Pfarrkirche im Mittelalter. In: Württembergische 
Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Neue Folge. Jahrgang XVI 

(Stuttgart 1907) 237 — 326 [auch als Sonderabdruck erschienen]. 

Naogeorgus Thom., Regnum Papisticum. 1559. Mense Septembri. Am 

Schluß: Basileae, ex ofheina Joannis Oporini, Anno Christi 1559 Mense 
Augusto. 

OA =•• Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, hrsg. von dem 
historischen Vereine von und für Oberbayern. Bd. I ff. München 1839 ff. 

Obscquiale sive benedictionale seeundum chorum Eysteteuscm, gedruckt 1488 
in Eichstätt von Michael Reyser. 

OdG — Ordnung des gotzdienst, abgedruckt unten S. 227 —230. 

Ostermair F. X., Führer durch Ingolstadt. Ingolstadt 1896. 

Ott A., Die Abgaben an den Bischof bzw. Archidiakon in der Diözese Konstanz 
bis zum 14. Jahrhundert (Tübinger Diss.), Freiburg i. B. 1907 [zum größten 
Teil auch erschienen als Aufsatz im Freiburger Diözesan-Archiv, XXXV 
(Neue Folge, Bd. VIII) 109-161 j. 

Pf. — Johann Ecks Pfarrbuch. 

Pftilf O., Die Verehrung des hl. Joseph in der Geschichte. In: Stimmen aus 
Maria-Laach, XXXVIII (Freiburg i. B. 1890) 137-16L 282-302. 

Po8tili — Postilla Catholica Evangeliorum de Tempore totius Anni. Das ist: 
Catholische Postill Doctor Johan Ecken K. . . . Der Erste Theill . . . Ge- 
truckt zu Ingolstatt durch Wolfgang Eder. Im Jar MDLXXXIII. 


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X 


Vollständige Titel der zitierten Bücher und Handschriften. 


Prantl C , Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt, 
Landshut, München. 2 Bde. München 1872. 

KE — Realencyklopädic für protestantische Theologie und Kirche. Begründet 
von J. J. Herzog. In dritter Auflage hrsg. von A. Hauck. Bd. 1 ff. 

Leipzig 1896 ff. 

Keplica Joan. Eckii adversus scripta secunda Buceri apostatae super actis 
Ratisponae, gedruckt 1543 von Alex. Weißenhorn in Ingolstadt. 

Hiezier S., Geschichte Baierns. Bd. I—VI. Gotha 1878—1903. 

Hot mar V., Annales Ingolstadiensis ncademiae. Ingolstadii 1580. 

Sägmüller J. B., Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts. Freiburg i. B. 1904. 
Sax J., Die Bischöfe und Heichsfürsten von Eichstädt 745 — 1806. 2 Bde. 
Landshut 1884. 1885. 

Sbl. = Sammelblatt des historischen Vereines in und für Ingolstadt. Heft I ff. 
Ingolstadt 1876 ff. 

Schäfer H., Pfarrkirche und Stift im deutschen Mittelalter. Stuttgart 1903 
[Kirchenrechtliche Abhandlungen, hrsg. von U. Stutz, Heft 3]. 

Sch me 11 er J. A., Bayerisches Wörterbuch. 2. Aull, von G. K. Frommen. 
2 Bde. München 1872. 1877. 

Schmid A., Geschichte des Georgianums in München. Festschrift zum 
400 jährigen Jubiläum. Hegensburg 1894. 

Schneider Ph., Konrads von Megenberg Traktat De limitibus parochiarum 
civitatis Katisbonensis. Ein Beitrag zur Geschichte des Pfarrinstituts aus 
dem 14. Jahrhundert. Hegensburg 1906. 

Schulte A., Die Fugger in Rom 1495—1523. 2 Bde. Leipzig 1904. 

Serm. — Sermones Eckii iu parochia sua b. Marie Virginia Ingoldstadii 1525. 
In: Codex manuscriptus in folio nr. 125 der Königlichen Universitäts¬ 
bibliothek in München fol. I 1 '—93 v . 

Strobel G. Th., Miscellaneen Literarischen Inhalts. Dritte Sammlung. 
Nürnberg 1780. 

Stutz U., Das Münster zu Freiburg i. Br. im Lichte rechtsgeschichtlicher Be¬ 
trachtung. Tübingen und Leipzig 1901. 

Stutz U., Artikel „Pfarre“, ln: Realencyklopädie für protestantische Theologie 
und Kirche, XV (Leipzig 1904) 239 — 252. 

Thalhofer V., Handbuch der katholischen Liturgik. 2 Bde. Freiburg i. B. 
1883. 1890. 

Tr es orationes funebres in exequiis Joannis Eckii Theologi, Ingolstadii 
habitne . . . Ingolstadii exeudebat Alexander Weissenhorn 1543. 
Westenrieder L., Beytriige zur vaterländischen Historie, Geographie, Staa- 
tistik etc., Bd. IX. München 1812. 

Wibmer J. M., De erectione et dotatione ecclesiae parochialis academicae ad 
Divam Virginem Speciosam nuncupatae . . . dissertatio historica. Ingol¬ 
stadii 1794. 

Wiedemann Th., Dr. Johann Eck. Regeusburg 1865. 

Wilken E., Geschichte der geistlichen Spiele in Deutschland. Göttingen 1872. 
Wittmann P., Jakob Feucht, Weihbischof von Bamberg (1572- 1580). In: 
Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland, hrsg. von 
E. Jörg und F. Binder, LXXXIX (München 1882) 569 -583. 


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Vollständige Titel der zitierten Bücher und Handschriften. 


XI 


Zalpuech aller meß und pfründt in unser lieben frauen pfarkirchen gehörig, 
derselben fundation jerlich zins, gulten und einemen begriffen etc. [Im 
Archiv der Pfarre zu U. L. Frau; über die Entstehung der Handschrift 
s. unten S. 4 Anm. 2.J 

Z. Cath. = Zalbiich über die meß des hailigen gaist in s. Catharina capell 
im alten Collegium durch doctor Johan *Ecken mit fleiß gemacht, besitzer 
der selbigen meß und tbumherren zu Eystet, pfarrer zu unnser frawen 
zu Ingolstat und zu s. Martin zu Gintzburg 1530 [im städtischen Archiv 
zu Ingolstadt]. 

Z. Keg., abgekürzte Bezeichnung des Zahlbuches der Meßstiftung Trium 
Kegum, das ebenfalls von Eck angelegt worden ist. Oberer Deckel und 
Titelblatt fehlen [im städtischen Archiv zu Ingolstadt]. 


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Tabelle 


der aus dem Pfarrbuch abgedruckten Texte. 


Der Text des 
Originals 
befindet sich 


und ist abgedruckt 
unten auf Seite 


Der Text des 
Originals 
befindet sich 


und ist abgedruckt 
unten auf Seite 


I. auf den Innen¬ 

1 

61 rv , 62 r 

216 f. 

seiten der Deckel: 


71 r 

205 Anm. 4. 

a) des obern 

i 

771*—82 v 

193—203. 

Deckels 

20 Alim. 2; 55 Anm. 1; 

84v—86v 

227—230. 


j 57Anm.l;59Anin.5. 

88 r 

230. 

b) des untern 


91 r 

57 Anm. 3; 217. 

Deckels 

225 f. 

9lv 

95 Anm. 4. 

II. auf fol. 


92 r 

94 Anm. 1; 95 Anm. 1 

lr 

2 . 

94 r —95v 

203-207. 

lv 

11 Anm. 1 und 2; 

97 rv 

207 f. 


1 19 (20) Anm. 4; 

102 r 

66 Anm. 5. 


103 Anm. 4. 

1*10 r—111 r 

231-234. 

2 r 

88 Anm. 2. 

117 r —120 r 

218. 

4 v 

213. 

120 v 

113 Anm. 4. 

ör— 22v 

128—1G8. 

123 r 

107 Anm. 6. 

25 rv 

214 f. 

125 r 

112 Anm. 2. 

31 r 

129 Anm. 2. 

125v 

111 Anm. 1. 

33 r—43 r 

168-187. 

129« 

111 Anm. 1. 

40 r 

188 — 191. 

130 f—131r 

209-211. 

49v 

54 Anm. 3. 

132 rv , 133 r 

211 f. 

49*v 

191 — 193. 

14lv 

46 Anm. 2. 

50 r 

54 Anm.3; 165 Anm.b. 

142 r 

11 (12) Anm. 2. 

52 r 

14 Anm. 2. 

143v 

11 (12) Anm. 2. 

53 r 

209 Anm. 2. 

145 r 

i 5 Anm. 1. 

54 r 

19 Anm. 1; 20 Anm. 2. 

166 r 

218 f. 

58 r 

14 (15) Anm. 2; 215f. 

175V —176»* 

220 —222. 

59v 

i 216. 

177 rv 

222—225. 


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Vorwort. 


„Es ist mir kein Dokument bekannt, welches einerseits die 
pastoreile Tätigkeit eines Seelsorgers und anderseits das religiöse 
Leben einer Pfarrgemeinde im Mittelalter in so helles Licht stellte 
als die hier veröffentlichten Aufzeichnungen des Florentius Diel, 
welcher die Pfarrei St. Christoph zu Mainz in den Jahren 1491 
bis 1518 innehatte.“ Mit diesen Worten leitete Franz Falk 
seine Publikation ein. Ihr reiht sich nun das an Inhalt und 
Umfang und auch durch die Person seines Verfassers bedeutendere 
Pfarrbuch Ecks an. Es ist so recht dazu geeignet, unsere Kennt¬ 
nisse von dem kirchlichen Lehen in einer katholischen Gemeinde 
des Reformationszeitalters zu ergänzen und zu vertiefen. Kürzlich 
hat Karl Müller in seiner Studie über die Eßlinger Pfarrkirche 
im Mittelalter einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Organi¬ 
sation der Pfarrkirchen besonders im Laufe des 14. Jahrhunderts 
geliefert. Er unternahm diese Arbeit in der Absicht, „die Ver¬ 
hältnisse zu verstehen, mit denen man in der Reformations¬ 
geschichte auf Schritt und Tritt zu tun hat“. Nicht unberechtigt 
ist der leise Vorwurf, „daß auch die Reformationshistoriker meist 
an diesen Dingen vorübergehen, teilweise sie auch mißverstehen 
oder in ihrer Bedeutung verkennen“. Wir müssen Eck dafür 
dankbar sein, daß er uns ein so anschauliches Bild von den 
reichgestalteten Verhältnissen seiner Kirche ermöglicht hat. Die 
Kirchen-, Kirchenrechts- und Kulturhistoriker werden ebenso wie 
die Liturgiker mancherlei Aufschluß durch seine ausführlichen 
Mitteilungen erhalten. Ein besonderer Reiz und Wert kommt 
dein Pfarrbuch auch noch deswegen zu, weil es nicht von irgend¬ 
einem sonst unbekannten Manne herrührt, sondern von dem 
großen Streittheologen, den wir hier von einer ganz neuen Seite, 
in der stillen Ausübung der alltäglichen seelsorgerlichen Berufs¬ 
pflichten kennen lernen. 


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XIV 


Vorwort. 


Der beigefügte Grundriß ist der im Jahre 1840 erschienenen 
Schrift von Gerstner über die Stadtpfarrkirche zu U. L. Frau 
entnommen. Über den Musikchor und die Veränderungen, die 
durch die Restauration der Kirche in den Jahren 1848 bis 1851 
herbeigeführt worden sind, siehe Fischer 15 — 17. 

Die Herausgabe des Pfarrbuchs in der vorliegenden Weise 
wäre nicht möglich gewesen ohne das weiteste Entgegenkommen 
der Ingolstädter Behörden: des bisherigen Pfarrers an U. L. Frau 
und jetzigen Eichstätter Domkapitulars, Herrn Reichstagsabgeord¬ 
neten Anton Kohl, und des Bürgermeisters, Herrn Hofrats 
Jakob Kroher; dafür, daß sie mir alle erbetenen Archivalien 
auf das bereitwilligste übersandt haben, sei ihnen auch an dieser 
Stelle von Herzen Dank gesagt. Desgleichen fühle ich mich dem 
Verwalter des städtischen Archivs und der Bibliothek des Histo¬ 
rischen Vereins in Ingolstadt, dem Herrn Benefiziaten Klemens 
Schl echt, zu lebhaftestem Dank verpflichtet, da er mir auf meine 
zahlreichen Anfragen mit unermüdlicher Güte geantwortet und 
dadurch viele wertvollen Dienste geleistet hat. Endlich drängt es 
mich, auch meinem Freunde, Herrn Repetenten Dr. Fritz Till¬ 
mann, dafür zu danken, daß er sich der Mühe unterzogen hat, 
mit mir die Korrektur der Druckbogen zu besorgen. 

Bonn, den 19. März 1908. 


Der Herausgeber. 


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Johann Ecks Pfarrbuch 
für U. L. Frau in Ingolstadt. 


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I. Teil. 


Darstellung. 

I. Einleitende Bemerkungen zum Pfarrbuch Ecks. 

Im Archiv der Ingolstadt er Pfarrkirche „Zu unserer lieben 
schönen Frau“ ') befindet sich ein von Eck im Dezember 1525 
angelegtes Buch in Klein-Folio (31 1 cm : IO 1 /» cm). Es zählt 
1^1 numerierte Papierblätter 2 ). Seine Holzdeckel •'*) sind mit ge- 

1 ) Die Bezeichnung „Zu unserer liehen schönen Frau“ oder „Zur schönen 
unser lieben Frau“ (vgl. die Titel von Gerstner Stpf. und Fischer) ist der 
Kirche gegeben worden wegen eines überaus kostbaren Marienbildes (imago 
pretiosa Marie; vgl. Pf. 85 v ), das der großherzige Erbauer, Herzog Ludwig der 
Bärtige, ihr 1438 geschenkt hatte. Dieses goldene Bild, das im Anfang des 
19 Jahrhundert« in der Münze zu München eingeschmolzen worden ist, durfte 
nur an fünf hohen Festtagen an der Rückseite des Choraltars unter der Be¬ 
nennung „die Gnad“ zur Verehrung ausgestellt und niemals bei Prozessionen 
gebraucht werden. Vgl. Gerstner Stpf. 6 f., 8 f., 16, 61; Fischer 10 f., 24. 
— Die Ingotstädter nennen jetzt die Kirche meist bloß „Zu l T . L Frau“ oder 
„Frauenkirche“ und dementsprechend den zugehörigen Bezirk die „Frauen¬ 
pfarre“. Vgl. z. B. Gerstner Ing. 81 f., 119 f., 162, 195. Ein anderer Aus¬ 
druck ist „Obere Pfarre“ im Gegensatz zu der „Untern Pfarre“, der Moritzkirche. 

-i ) Eck selber hat die einzelnen Blätter numeriert. Blatt 49 besteht, 
eigentlich aus zwei zusammengeklebten Blättern; ich bezeichne das erste der¬ 
selben mit 49, das zweite mit 49*. — Viele Blätter sind wasserfleckig und 
manche am Rande beschnitten; mehrere sind durch Aufkleben von Papier vor 
weiterer Beschädigung geschützt worden. 

") Die Innenseiten der mit Papier überklebten Deckel sind zu einem 
großen Teile von Eck beschrieben worden. Auch sind zwei Ex-Libris eingo- 
klebt, die wahrscheinlich beide von Hans Springinklee, einem Schüler Dürers, 
herrühren. Das eine ist etwa 1518, das andere um 1522 entstanden. Das 
ältere ist abgebildet und besprochen bei K. E. Graf zu Lein ingen-W ester- 
burg, Deutsche und österreichische Bibliothekzeichen Exlibris, Stuttgart 1901, 
57, 130, 132, 134, 343.. Das jüngere ist abgebildet in dem Werke: Aus der 
Ex-Libris-Sammlung der Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buch¬ 
händler, Leipzig 1897, Tafel 9; vgl. auch die den Tafeln vorausgehende kurze 
Vorbemerkung Nr. 9 und Leiningen-West er bürg 343. 

Studien u. Text.*, Il.tt I u. <i r«> \ i ug, Pf.iiTl.m-li. \ 


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2 


1. Einleitende Bemerkungen zmn Pfarrbuch Eckt». 


preßtem Leder überzogen und werden von metallenen Schließen 
zusammen gehalten. 

Ein weißes Etikett auf dem Vorderdeckel bezeichnet es in 
teilweise verblichenen Schriftzfigen aus spaterer Zeit als „Pfarr- 
huch ! ) ab ao 1525 von H. DoctorEkh beschrieben“. Eck selber hat 
dem Buche keinen Titel gegeben. Auf fol. l r schreibt er unter 
jener Gebetsformel, mit der er so oft seine Schriften beginnt: „In 
nomine tun, dulc-is JHESV. Amen“ -). folgendes über die Ver¬ 
anlassung und den Zweck dieses Buches: „Quia per incuriam pre- 
cedentium | plebanorum successores vel errant ! vel dubitant aut 
anxie que- | runt: ideo ego Joh[annes| Eckius, proto- | notarius 1 
apostolicus, | canonicus E\ - stettenfsis] ac ecclesiarum b. Mariy 
Ingoldstadii, ac s. Mar- ; tini Gintzburgi plebanus, hunc | librum 
ordinavi pro parochia ejusdem f ecclesie b. Mari<^ Ingoldstadii 
1525 j Decembri. | Et moriar testatus vel intestatus, für \ sit et 
latro, qui hunc ab eeclesia | alienaverit.“ 

Am 26. Februar 1525 war Eck in den Besitz der Pfarrstelle 
an der Marienkirche gelangt :l ), aber unbekannte Ursachen und 
die während des Sommers unternommene Heise nach England 4 ) 
hinderten ihn, sein Amt sofort anzutreten; erst am Feste Aller¬ 
heiligen übernahm er die Pastoration, und von diesem Tage ab 
zahlte er die Jahre seines „plebanatus“ r *). 

Schon im nächsten Monat, im Dezember 1525, legte er, 
wie er selber auf fol. l r erklärt, jenes Pfarrbuch an, um alles 
das darin zu notieren, was für ihn und seine Nachfolger in bezug 
auf die Verhältnisse der Pfarrei wissenswert erschien. Er empfand 
es offenbar sehr unangenehm, erst durch umständliches Nach¬ 
fragen bei andern Personen feststellen zu müssen, wie der reich 
ausgestaltete Gottesdienst in der Pfarrkirche gehalten werden 
sollte, in welchen Beziehungen sie zu der ältern Stadt pfarrei 

') W ihm er 5 Anm. bezeichnet es als ^Liber parochialis“. 
f , Die noch daneben stehenden Worte sind verblichen. 

; ‘) »Serm 17c: Dominica Qninquagesima 126. Febr. 1525J non prodicavi, 
sod exhortntus sum populum, quia illo die accepi possessionem ecclesie. 

4 ) Hierüber s. Wiedemann 41 f. und Ecks Brief an Aleander vom 
20 Juni 1525 bei Friedensbnrg, Briefwechsel 214. 

r> ) Z. B. schreibt er am 1. Nov. 1526: „Socundo anno plebanatus* (Serm. 
43r)j am 1. Nov. 1528 fängt an: „Quartus annus plebanatus* (Serm. 72 v ); am 
1. Nov. 1529: „Quinto anno plebanatus* (Serm. 76v). Jedesmal beginnt er 
Allerheiligen von neuem mit der Zählung seiner Predigten; vgl. Serm. 2 r , 
43 r , 64 v , 72 v , 76 v usw. 


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I. Einleitende bemerk linken zum Pfarrbuch Ecks. 


3 


St. Moritz, zur Universität und zum Herzog stand, wie es mit 
den Rechten und Pflichten des Pfarrers, der Benefiziaten und 
Kooperatoren, sowie des übrigen Kirchenpersonals bestellt war, 
welche Bruderschaften vorhanden waren usw. Um hier ein für 
allemal Klarheit zu schaffen, setzte er sich hin und begann sofort 
alles das niederzuschreiben, was geeignet schien, ihm und seinen 
Nachfolgern einen bessern Einblick in die Verhfdtnisse der Pfarr¬ 
kirche zu verschaffen. 

Vermutlich hat er die den Ritus betreffenden Aufzeichnungen 
ziemlich gleichzeitig mit dem Fortschreiten des ersten Kirchen¬ 
jahres gemacht, das er auf seiner neuen Stelle verlebte. Über¬ 
haupt muß das Gros der Notizen schon bald und in einem 
gewissen Zusammenhang entstanden sein. Wie die Formen der 
Schriftzüge, die Farben der Tinten, die Ausnutzung des Raumes, 
die beigefügten Daten und andere Umstande zeigen, ist aber auch 
manches von Eck erst nachher beigefügt worden. Die Seiten 
sind ganz ungleichmäßig beschrieben, und von vornherein hat 
Eck überall viel Platz für Nachträge gelassen ; zuweilen sind aber 
doch so große Zusätze gemacht worden, daß auch der Rand zu 
Hilfe genommen werden mußte. 

Andere Personen haben nachher allerhand Zusätze gemacht, 
Streichungen oder Veränderungen vorgenommen, auch einige um¬ 
fangreiche, selbständige Partien eingetragen ’). Im ganzen sind 
mehr als ein Dutzend Hände in dem Buch tätig gewesen; die 
meisten von ihnen haben auch an den Daten über den Lebens¬ 
gang der Pfarrer mitgearbeitet, deren Reihe mit Eiszepf abschließt, 
der 1590 zum Weihbischof von Eichstätt erhoben ward 2 ). 

Über die verschiedenen Schreiber sei folgendes voraus¬ 
geschickt. Ecks Handschrift ist ziemlich klein, aber meist schon, 
kräftig und klar. Gewöhnlich hat er eine noch heute tiefschwarze 
Tinte benutzt; nur selten sind Züge blaß gewesen oder verblaßt. 
Seine Eintragungen gehören fast alle in die Zeit vom Dezember 
1525 bis zum Februar 1532, wo er auf die Pfarrstelle resignierte ! ). 

') Spätere Leser haben solche Stellen, die ihnen besonders «uIgeln!len 
sind, unterstrichen, ein N. B. dazu an den Hand gesetzt, sie auch wohl mit 
Farbstift angemerkt. 

-) Pf 49 r , 49*'\ Dort findet man nähere Mitteilungen über die Pfarrer 
an II. L. Frau während des 15. und 16. Jahrhunderts. 

: ‘) ln Pf. 49‘‘ ist das Jahr 153*2 als Zeit seines.Rücktritts angegeben, 
und in Serm. 84 v hat Eck selber hinter der am Liehtmeßfeste des Jahres 1532 

1 * 


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4 


I. Einleitende Bemerkungen zum Pfarrbuch Ecks. 


Von 1538 bis 1540 hat er dann nochmals die Leitung der Ge¬ 
meinde übernommen, aber nur provisorisch, bis diese in Oswald 
Fischer, gen. Arnsperger, einen neuen Seelsorger erhielt'). Auch 
aus dieser zweiten Periode stammen einige Notizen Ecks im 
Pfarrbuch, wie deren Datierung beweist. 

Arnspergers Hand, der von 1540 bis 1548 als Pfarrer wirkte, 
begegnet uns in den aus den Jahren 1540, 1542, 1544 datierten 
Notizen auf fol. 37 1 ', 38*, 42', 125 r . 

Tuchsenhauser, der von 1533 bis 1538 der Gemeinde Vorstand, 
hat sieh bei seinen Einträgen ins Pfarrbuch einer sehr schlechten 
Handschrift bedient, die eben deswegen leicht wiederzuerkennen, 
aber schwer zu entziffern ist 2 ); Proben davon liefern fol. 49'', 
58 r , 63 r , 82 rv . 

Auf fol. 49' kann man noch drei andere Hände unter¬ 
scheiden, von denen zwei wahrscheinlich den Pfarrern Neser 
(1565—66) und Haidlauf (1567 — 70) und die dritte sicher dem 
Pfarrer Feucht (1570 -72) zuzuweisen sind. 

Pfarrer Pihelmair (1575 78) wird auf fol. 92 r als Schreiber 

der Mitteilungen über die in der Pfarrkirche gehaltenen feierlichen 
Metten bezeichnet; diese Notiz ist vom 27. November 1575 datiert. 
Dagegen rührt eine vom 9. Juli 1576 datierte Überschrift auf fol. 
145'' nicht von ihm, sondern von Pollinger her, der aber erst 

gehaltenen Predigt notiert: „Iste luit ultimus sermo meus in officio pastorali 
1532.“ Sein Nachfolger Tuchsenhauser trat die Stelle erst 1533 an, vgl. Pf. 49 **. 
Wiedemann 46 verlegt irrtümlich die Abdankung Ecks in das Jahr 1533. 

') Das Jahr 1538 ist gesichert durch Ecks eigenhändige Bemerkung in 
Pf. 49Rot mar 101 v (und nach ihm Mederer I 172) erzählt, Eck habe 
das Pfarramt 1510 an Arnsperger abgegeben. Damit stimmt überein, daß sich 
die letzte datierte Notiz Ecks auf Fronleichnam 1539 (Pf. 177 v / und die erste 
datierbare Arnspergers auf den 3. Mai 1540 Pf. 37 r ) bezieht. 

-) In Pf. 63*' hat ein späterer Schreiber neben einen Satz von Tuchsen- 
hatiser entrüstet bemerkt: „Stripsit nequam.“ Friedlich Frieß, der von 1875 
bis 1880 Pfarrer an l T . L. Frau gewesen ist (vgl. Sbl. XV 18) hat sich wieder¬ 
holt bemüht, dessen schlechte Schrift zu entziffern, und das Resultat daneben 
oder darunter geschrieben. Tuchsenhauser konnte auch deutlicher schreiben. 
Das zeigt er in Zalpuech 81 l ' v . Dieses Buch ist laut 1 v auf Befehl der 
„herrn rectur und ratlio der löblichen universitet nnnd stat Ingoldstat“ im 
Jahre 1535 angelegt worden. Nach Z. Reg. 3 V ward das „zalbuch“ („zalpuech 4 
wird es auch in Zalpuech 1> genannt, während auf dem Umschlag vielleicht 
,Salpuech 4 zu lesen ist) r durch den staUschreibor dem pfnrrer zu unser liehen 
l’rawen uberantwortt “. 


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1. Einleitende Bemerkungen zum Pfarrbuch Ecks. 


5 


1581 Pfarrer wurde und bis 1584 in dieser Stellung verblieb 1 ). 
Daß jene Überschrift aus Pollingers Feder stammt lehrt ein 
Vergleich mit einer Notiz aus dem Jahre 1582 auf fol. 5 r , als 
deren Schreiber er sich dort ausdrücklich bekennt. Pihelmair ist 
vielleicht auch der Urheber des größten Teils der biographischen 
Notizen über die Pfarrer Arnsperger (1540— 48), Theander 
(1548—02) und Lautherius (1562 — 05) auf fol. 49 r , sowie der 
Angaben über die Farben der Paramente auf fol. 70 rv und 72 rv . 
Er scheint also schon vor 1565 Eintragungen in das Pfarrbuch 
gemacht zu haben, sei es als Kooperator oder als Benefiziat. 

Die Handschrift des Lorenz Eiszepf (1584-90) ist zierlich 
und von andern leicht zu unterscheiden; man vergleiche nur z. B. 
die kleine Notiz am Rande von fol. 21 r , die er mit L. E. unter¬ 
zeichnet hat, mit seinen Eintragungen auf fol. 49* v . 

Eine Nachricht auf fol. 141 v vom 20. Februar 1595 ist, 
wie ihre Fassung nahe legt, auf den damaligen Pfarrer Riepel 
(1590—1600) 2 ) zurückzuführen. 

Die Mitteilungen über die Beförderung des Eiszepf im Jahre 
1590 auf fol. 49* v und über den Pachter einer Hofstatt im Jahre 
1617 auf fol. 142 v sind einer spätem Hand zuzuweisen. 

Verschiedene Eintragungen, die sicher dem 16. Jahrhundert 
angehören, rühren von mehreren Schreibern her, über deren 
Persönlichkeit keine bestimmte Vermutung möglich ist; ich möchte 
hier besonders auf die „Ordnung des Gottesdienstes“ (— OdG) in 
Pf. 84 v — 88 r hinweisen. 

Diese „Ordnung des Gottesdienstes“ ist von den Behörden 
der Universität und Stadt Ingolstadt aufgestellt und von den beiden 
regierenden Herzogen Wilhelm IV. und Ludwig X. von Bayern 
bestätigt worden. Sie zerfällt in zwei Teile. Der erste (Pf. 84 v 
bis 86'), der unten im Teil II Anhang I Nr. 1 abgedruckt wird, 
befaßt sich mit den Obliegenheiten der Kapläne im allgemeinen; 
der zweite (Pf. 86 v —88 r ) bespricht hauptsächlich die Verpflich¬ 
tungen, welche die einzelnen bezüglich ihrer Messen haben. Ein 


') ln Pf. 145** trug Pollinger eiu: „Index omnium proventuum ecclesiae 
parochialis b. Mariae apud academiam Ingolstatieujsein], non modo ad ipsam 
parochiam, verum etiam ad distributionem pro anniversariis fundatis atque ad 
missam primain animarum in eadem parochia ob proventuum tenuitatem annis 
aliquot superadditam 9 pectantium. Conscriptus die 9. mensis Julii anno salutis 
1576.“ Weiter ist jedoch der Schreiber nicht gekommen. 

Gorstiier Ing. 5G8. 


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6 


I. Einleitende Bemerkungen zum Pfarrbuch Ecks. 


paar Anmerkungen zu den Angaben Ecks in seinem Abschnitt 
„De capellanis ac capellaniis“ D werden genügen, um den Abdruck 
jener Einzelheiten in der „Ordnung“ überflüssig zu machen. Im 
Anschluß an die Bestimmungen, die für den Kaplan von Unsern¬ 
herrn (Klein-Salvator) gelten, werden dann auf der letzten Seite 
der „Ordnung“ (Pf. 88 r ) noch einige Anweisungen von allgemeiner 
Art nachgetragen, die unten mitgeteilt werden sollen. 

Wann ist die „Ordnung“ entstanden? Einerseits ist sie, laut 
der Überschrift, damals entstanden, als die beiden herzoglichen 
Brüder noch gemeinsam regierten, also vor dem 21. April 1545 *). 
Anderseits nimmt sie Bezug auf die Reformstatuten des Regens¬ 
burger Konventes 3 ), die am 7. Juli 1524 veröffentlicht worden 
sind 4 ). Sie muh also innerhalb dieser beiden Termine entstanden 
sein. Ob sie unter Eck und auf seine Veranlassung hin einge¬ 
tragen worden ist, bleibt ungewiß 

Abgesehen von ein paar ganz unbedeutenden Eintragungen, 
die für uns nicht in Betracht kommen, gehört demnach das ganze 
Buch dem 16. Jahrhundert an. 

Im einzelnen ist es zuweilen schwer, mit Sicherheit eine 
Notiz einem bestimmten Manne als Verfasser zuzuerkennen. Ferner 
folgt daraus, daß z. B. Pollinger von 1581 bis 1584 Pfarrer gewesen 
ist, noch nicht, daß eine von ihm stammende Eintragung auch 
während dieser Zeit vollzogen worden ist; vielmehr läßt sich ja in 
einem Falle sogar ausdrücklich feststellen, daß er eine Rubrik 
schon ein Jahrfünft vor dem Antritt des Pfarramtes angelegt 
hat”). Ebensogut ist es natürlich auch möglich, daß andere als 
Kooperatoren oder Kapläne schon lange vor ihrer Beförderung 

') Vgl. Pf. 77 r - 82 r . 

*) Vgl. dazu Riezler IV, Beilage. 

*) Pf. S4v (OdU Nr. 3). 

*) Vgl. Hefele IX 375. 

') Von derselben Haud wie Od(i rührt die Abschrift der in CUM 
3bH« - 3*8 V enthaltenen, bis jetzt noch ungedruckten Erklärung über das hl. 
Meßopfer In r. die Eck am 4. Januar 1529 unterzeichnet und nebst einem Be¬ 
gleitschreiben am nächsten Tage an Kat und Gemeinde in Memmingen ubge- 
schickt hat. Das Begleitschreiben ist abgedruckt bei J. (i. Schelhorn, 
Amoenitate* lihrariae. Francofurti et Lipsiae 1727, VI 399 -409. Vgl. dazu 
auch Wiedemann 2*9» f und F. Dobel, Memmingen im Reformationszeitalter, 
Augsburg 1*77, II 75 ff. 

,; ) Pf. 145 r . 


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I. Einleitende Bemerkungen zum Pfarrbuch Ecks. 


7 


auf das Pfarramt in unser Buch geschrieben haben 1 ). Der ter- 
rninus a quo einer Notiz bleibt also auch dann noch unsicher, 
wenn der Schreiber bekannt ist; der terminus ad quem ist in 
diesem Falle zuverlässiger, da ein Pfarrer nach seiner Abdankung 
oder Beförderung auf eine höhere kirchliche Wurde kaum noch 
eine Veranlassung gehabt haben wird, sich um das Pfarrbuch 
zu kümmern 2 ). Es liegt daher im allgemeinen nicht viel daran, 
zu wissen, ob eine Notiz von diesem oder jenem Nachfolger Ecks 
herruhrt. 

Wenn sich der Schreiber ermitteln labt, soll er genannt 
werden. Im übrigen wird es genügen, die Stelle kenntlich zu 
machen, wo eine neue Hand einsetzt. Öfters hat eine und die¬ 
selbe Hand zu einer und derselben Stelle einen oder mehrere 
Nachträge gemacht; es würde zu Weit führen, diese stets als 
ersten, zweiten, dritten Zusatz von Eck, Arnsperger usw. kenntlich 
zu machen; meist wäre es überdies auch zwecklos. 

Die nicht von Eck stammenden Eintragungen sind in den 
Anmerkungen oder im Anhang abgedruckt worden. Manchmal 
nötigten die Umstände dazu, auch Nachträge Ecks in Anmerkungen 
unterzubringen. 

Der Raum verbietet, hier eine Übersicht über den reichen 
und mannigfaltigen Inhalt des Pfarrbuchs zu geben. Ein Blick 
in das Inhaltsverzeichnis meiner Edition wird darüber schon im 


‘) Leider gibt uns das Pfarrbuch keine Auskunft darüber, wie die Koo¬ 
peratoren geheißen haben, und welche Pfarrer zuerst aU Kooperatoren an der 
Kirche U. L. Frau gewirkt haben. Vom Pfarrer Feucht ist es bekannt, daß 
er vor seiner Beförderung zum Pfarrer dieser Kirche ebendort als Kooperator 
tätig gewesen ist. Wittmann 569 f. 

■) Im ganzen 16. Jahrhundert ist nur Adorf (t 1505) als Pfarrer von 
U. L. Frau gestorben. Rot mar 48 r (und hiernach Mederer 1 7) schreibt: „In 
administratione ejusdem obiit, id quod ad nostra usque tempora post Adorfium 
contigit nulli. Salubris enim est ejus parochiae aer, adeo ut pauci in ea commoriantur, 
resignent fere omnes, multorum vero eadem suffraganeorum mater/ Von 1540 
bis 1590 Übernahmen und verließen die Stelle elf Pfarrer, von denen nur einer 
resignierte, um ganz seiner Professur zu leben, während die andern in höhere 
Stellungen übergingen. Die meisten wurden zu Weihbischöfen befördert: 
Arnsperger, Haidlauf und Scholl in Freising, Eiszepf in Eichstätt, Feucht in 
Bamberg, Wegmann in Passau, Pihelmair in Regensburg und Pollinger in 
Würzburg. Unter den zehn Vorgängern Ecks gelangte nur einer zu dieser 
Würde: Pettendorfer in Würzburg. Vgl. die Liste der Pfarrer unten in Teil II 
Abschnitt II. 


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I. Einleitende Bemerkungen zum Pfarrbuch Ecks. 


B 

allgemeinen zur Genüge belehren 1 ). Im zweiten Teil ist überdies 
die Hauptmasse seines Textes wörtlich abgedruckt worden. Den 
ursprünglichen Vorsatz und Versuch, die Mitteilungen Ecks de 
divino cultu zu kürzen, habe ich aus verschiedenen Gründen 
spater wieder aufgegeben. Soweit sich der Text des Pfarrbuchs 
nicht im zweiten Teil gedruckt findet -), ist er im ersten ganz oder 
stückweise wörtlich mitgeteilt oder wenigstens dem Kerne nach 
verwertet worden, falls dies wünschenswert erschien. Was etwa 
für Spezial- oder Lokalforscher noch in Betracht kommen könnte, 
werden diese auf Grund meiner Andeutungen leicht festzustellen 
vermögen n ). 

Betreffs der bei Eck vorkommenden Geldsorten ist folgendes 
zu bemerken. Gewöhnlich rechnet er nach dem rheinischen Münz- 
fufa und zwar 1 fl. (= Gulden) = 7 ß (Schillinge) = 210 ö 
(Pfennige), 1 ff (Pfund) = 8 ß = 240 0 ; also 1 ß = 30 cj; 
ferner 1 rj = 2 ob. (Heller) und 1 er. = 3 1 /* Wo nicht 
ausdrücklich das Gegenteil angegeben wird, ist diese Rechnungsart 
anzunehmen. Nur einige Male erwähnt er ungarische Gulden, 

') Wiedemann 653 f. hat den von Pihelmair in Pf. 3 rv eingetragenen 
„ Index eorum, quae praesenti libro continentur“ in freierer Form mit manchen 
Fehlern, Auslassungen und Zusätzen wiedergegeben. Im übrigen scheint er 
jedoch das Pfarrbuch nicht benutzt zu haben. Zwar teilt er (S. 46 f.) unter 
Berufung auf dieses einige Notizen über Ecks Einnahmen und Ausgaben, Mahl¬ 
zeiten und sogar einen „Küchenzettel“ mit: aber er hat sie, wie er auch selber 
nngiht, aus Gerstner Ing. 162 f. entlehnt. Aus derselben Quelle haben auch 
(iem minger 119 f. und Das Bayerland, Illustrierte Wochenschrift für 
bayerische Geschichte und Landeskunde, hrsg. von H. Loher, 3. Jahrgang, 
München 1892. S. 836 geschöpft; vgl. die Anm. zu Pf. 177>*. Die Fassung 
des Textes, die zahlreichen Fehler und die Wendung: „Daß hei diesen Mahl¬ 
zeiten Wein getrunken wurde, versteht sieh wohl von seihst. Jedoch war es 
damal herkömmlich usw.“ beweisen, daß Gerstner das Original jedenfalls nicht 
vor Augen gehabt hat, als er diese Mitteilungen drucken ließ. Bei Wi Inner 
finden sich an einigen Stellen (z. B. S. 5 Anm., S. 37 ff.) Exzerpte aus dem 
Pfarrbuch. Die Angabe vom Werte des Marienbildes, die nach Uerstner 
Stpf. 8 im „Pfarrbuch“ enthalten sein soll, steht nicht in dem des Eck. 

2 ) Viele Zusätze von andern Händen sind von mir nicht mitgeteilt 
worden; es ist z. B. für uns gleichgültig, oh ein Gottesdienst zur Zeit Ecks 
mit und ein halbes Jahrhundert später unter Eiszepf ohne Orgelhegleitung 
stattgefnnden hat, oh früher um 8 Uhr und einige Dezennien später um 8% Uhr 
z u einem Amt geläutet worden ist. 

:i l Z. B. die Notizen über Anniversarien für viele, in der Geschichte der 
Stadt und Universität berühmten Leute iP f. 12öv-r-128 r , 129*), der Abschnitt 
Uber die „Uoloni et redditus parochi ; 1 * (ib. 142' 144 r ). 


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II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 9 

Münchener und Regensburger Pfennige und Pfunde; es Iaht .sich 
aber nicht mit Sicherheit feststellen, wie hoch Eck ihren Wert 
nach rheinischem Gelde berechnet hat ’). 

II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 

Ingolstadt war zur Karolingerzeit ein königliches Kammergut. 
Ludwig der Deutsche schenkte Sil seinem geheimen Rate und 
Erzkaplan (iozbald, dem Abte des Benediktinerklosters Nieder- 
altaich, einige Teile dieses Gutes, nämlich zwei Kirchen und einen 
Meierhof nebst allem Zubehör. Wahrscheinlich sind jene beiden 
Kirchen die Vorgängerinnen von St. Moritz und von der 1 U Stunde 
davon entfernten Feldkirche gewesen, von der das Dorf Feldkirchen 
seinen Namen hat; dieses ist noch heute eine Filiale von St. Moritz. 
Eine Bulle Eugens III. vorn Jahre 1148 bestätigte der Abtei den 
Besitz aller Güter und besonders den von 41 Pfarrkirchen, unter 
denen sich auch Ingolstadt befand. Wenige Jahre später ward 
die Abtei Niederaltaich von Kaiser Barbarossa mit allen Rechten, 
welche ihm und dem Reiche zustanden, dem Hochstift Bamberg 
übergeben. Die Eingriffe, welche sich die Grafen von Bogen als 
Nachbarn und Klostervögte in die Rechte und Güter der Abtei 
zuschulden kommen liehen, veranlaßten im Jahre 122S den 
Bischof Egbert von Bamberg, die Vogtei diesen abzunehmen und 
dem Herzog Ludwig I. von Bayern zu übertragen. Als das 
Grafengeschlccht 1242 ausstarb, kam dessen ganzer Besitz an 
das Haus Wittelsbach 2 ). 

Die Pfarrkirche von Ingolstadt war auch damals Eigentum 
der Abtei Niederaltaich. Im Jahre 1234 fand die Einweihung 
der neuen Moritzkirche statt, welche anstelle der alten errichtet 

') In Pf. 143 r hat eine spätere Hand 1 ft Regensburger Pfennige = 
2 ft. 6 ß [rhein.J angesetzt. Eck selber rechnet ib. einmal statt 5 H Münchener 
und 102 [rhein.?] Pfennigen „5 fl. 70 $ pro omtiibus“ und gleich darauf statt 
4 H Münchener und 30 (rhein.V] Pfennigen „30 ß pro omiiibus“. Diese beiden 
Umrechnungen stimmen nicht genau miteinander überein; wahrs heinlich geben 
die eingesetzten Summen nur den Betrag des Geldes an, das später vom 
Pächter in einer einzigen Münzsorte entrichtet ward. Endlich schreibt Eck: 
T Modus inquirendns. quod pro 9 fl. accipiuntur 3 11,“ ; hierbei handelt es sich 
um eine annähernde Berechnung des Wertes von Regensburger und Münchener 
Geldsorten und von 2 Schaff Roggen und 2‘ Schaff Hafer. Ich lasse in 
zweifelhaften Fällen die einzelnen Posten für sich bestellen. 

'-) Geratner Ing. 2 ff., 0—9, 11 f. 


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II. Die Pfarrei mul Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


worden war. Die Konsekration ward durch den Diözesanbiscliof 
Heinrich von Eichstätt auf Bitten des Pfarrers, des Magisters Hugo, 
vollzogen; dem Kloster stand in jener Zeit Abt Dietmar vor 1 ). 
Im 14. Jahrhundert machte Abt Bernhard in Eichstätt den Vor¬ 
schlag, die Seelsorge in Ingolstadt durch einen vicarius perpetuus 
versehen zu lassen, der dafür eine congrua beziehen sollte; das 
übrige Einkommen der Pfarrstelle aber sollte der Abtei zugute 
kommen. Mit diesem Vorschlag scheint er aber nicht durch¬ 
gedrungen zu sein; wenigstens werden die Seelsorger auch nach¬ 
her noch als plebani und rectores ecclesiae bezeichnet 2 ). Jeden¬ 
falls hat der Pfarrer von St. Moritz damals die Früchte seines 
ßenetiziuins in vollem Umfang genossen. Aus der Eigenkirche 
war eine Kirche geworden, die zu Niederaltaich nur im Verhältnis 
der Incorporatio minus plena stand. Die Rechte der Abtei auf 
St. Moritz können nicht mehr bedeutend gewesen sein :1 ). 

Obgleich sich die Vogtei vom Patronatsrecht wesentlich da¬ 
durch unterscheidet, daß sie kein Präsentationsrecht begründet, 
hat sic* doch vielfach dazu Aniah gegeben, dah der Vogt auch 
die Rechte eines Patrons in Anspruch nahm, und der Umstand, 
daß die Dekretalen die Ausdrücke advocatus und patronus synonym 
verwenden, hat diese Entwickelung begünstigt 4 ). Auch in Ingol¬ 
stadt hat sie sich anscheinend in dieser Weise vollzogen. Die 
Herzoge von Bayern übten wenigstens in spätem Zeiten Patronats¬ 
rechte über St. Moritz aus. 


') Gerstner Ing. 12 f. 

2 ) Med er er Ing. 35 ff. Gerstner Ing. 27 f. Über die Bedeutung der 
Ausdrücke plebauus und rector s. Schäfer 53 ff., 58 ff., 186 f.; Stutz, Pfarre 
244 und besonders Kal len 21- 34, 39. 

;l ) In einer Urkunde des Bischofs Friedrich von Eichstätt vom 14. Febr. 
1393, die zur Bestätigung der Geisenfeiderschen Pfründe zu Ehren der hl. Anna 
im Hl. Geist-Spital diente, heißt es laut der Kopie im Zalpuech 65 r , sie 
werde genehmigt: „de consensu venerabilis patris domini Altmani pro tune 
abbatis Inferioris Altach . . , ad quam |!J jus patronatus ecclesie parochialis 
in Ingoldstat dinoscitur pertinere neenon de [65 v ] consensu et voluntate . . . 
I Irici Heges tune rectoris ecclesie parochialis lugolstat/ Ib. 66 r wird der 
„rector seu plebanus predicte ecclesie parochialis Ingolstat* erwähnt. Über 
die Inkorporation s. Hinschius II 436 - 455. Betreffs der Eigenkirchen s. 
U. Stutz, Die Eigeiikirche als Element des mittelalterlich-germanischen 
Kirchenrechts. Berlin 1^95. Über die Bedeutung der Inkorporation im Zu¬ 
sammenhang mit dem Kigenkirclienrecht s. Stutz, Münster 16 f. 
h Vgl. KE IX 1620 ff. f VII 715 t. 


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II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


II 


Bis zum Jahre 1407 bildete die ganze Stadt nur eine einzige 
Pfarrei. Kirche und Friedhof waren aber im Laute der Zeit für 
die sich mehrende Bevölkerung zu klein geworden. Daher faßte 
Herzog Stephan HI. der Kneißel (1375—1413) den Plan, eine 
zweite Pfarrei zu errichten. Abt und Konvent von Nicderaltaich 
waren damit einverstanden; desgleichen der Pfarrer Michael König 
von St. Moritz und nach dessen baldigem Tode (1407) der neue 
Pfarrer Ulrich Warnhofer (1407—1430). Durch eine Bulle Gre¬ 
gors XII. vom 23. Dezember 1407 wurde der Herzog ermächtigt, 
die zweite Pfarre zu bilden, und daraufhin vollzog der Freisinger 
Dompropst Egolf Hornpeck als päpstlicher Kommissar am 19. April 
1408 die Abtrennung des neuen Kirchspiels. Dieses ward dem 
Schutze U. L. Frau unterstellt l ). 

Herzog Stephan hatte sich damals verpflichtet, aus der 
Steuer, die er von Ingolstadt erhielt, auf so lange Zeit 100 un¬ 
garische Gulden auszuzahlen, bis anderweitig für Einkünfte in 
gleicher Höhe gesorgt wäre. Sein Nachfolger, Ludwig VII. der Bär¬ 
tige, wies der Pfarrei im Jahre 1416 Bauerngüter und Mühlen 
zu, die insgesamt 50 ungarische Gulden einbrachten; die übrige 
Summe zahlte er ihr in barem Geld aus. Die Kirche hatte von 
Ludwig darüber nichts Schriftliches empfangen. Sein Erbe, Herzog 
Heinrich XVI. der Reiche von Bayern-Landshut, hatte weniger Inter¬ 
esse für diese Kirche und stellte daher die Zahlung jener 50 Gulden 
ein. Kaum war aber Heinrich gestorben (1450), da sorgte Pfarrer 
Giesen (Gläsin) dafür, daß dessen Sohn, Ludwig IX. der Reiche, seiner 
Kirche wenigstens den Besitz jener Güter und Mühlen verbriefte -). 

') Eck schreibt, darüber in Pf. l v — leider ist dieses Blatt nicht ganz 
erhalten folgendes: „Dux Stephanus junior impetravit consensuin fundationis 
et erectionis ecclesie b. Mario ab abbate Johanne in Inferiori Altah et con- 
ventu 1407. Consenserat Michael plebanus s. Mauricii: quo intempestive 
mortuo consensit novus plebanus Udalricus Warnhofer [impetrajta bulla a 
Gregorio XII. Senis [von Siena aus]. Executor [erat depujtatus Eglolfus 
Hornpeck prepositus Freisfingensis!, qui divisit 1408 die 19. Aprilis.“ — Die 
betreffenden Aktenstücke s. im Sbl. XXIV 39 -44 Nr. 13H, 142, 143, 144; 
vgl. ebd. XX 11 Nr. 78, 80, 81. Vgl. auch Wibiner 4 ff.; Gerstner Stpf. 
lf.; Gerstner Ing. 72 74; Fischer 2. 

-) Eck schreibt in Pf. l v : „Dux Stephanus promisernt pro dote 100 fi. 
Hungaricos ex steura lngolstattensi 1408 feria quinta post Pasche |19. April; 
vgl. die Urkunden des Herzogs und der Bürgerschaft von Ingolstadt im Sbl. 
XXIV 44 f. Nr. 145, 149). Dux Ludovicus Barbatus 1416 dedit plebano 
Johanni Speniin pro 50 fl. certos colonos et moleudinas [!J, super quibus liiere 


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II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau* 


Billige Zeit dachte Ludwig der Reiche daran, die Frauen¬ 
kirche nach dem Vorbild von St. Stephan in Wien zu einem 
Kollegiatstift unizugestalten. Auf diese Weise hoffte er nämlich 
im Jahre 11 f>5 Mittel zu bekommen, um die von ihm schon 
langer geplante, aber erst 1472 ins Werk gesetzte Universität 
lebensfähig zu machen. Mit den Kanonikaten wollte er zwei 
juristische und sechs artistische Professuren verbinden. Trotzdem 
dieser Plan die Zustimmung Pauls II. fand, ward er wahr¬ 
scheinlich infolge mangelnder Dotation — doch nicht ausgefuhrt l ). 

Jedoch ward in der Stiftungsurkunde der Hochschule (1472) 
angeordnet, daß der Frauenpfarrer zugleich Professor sein sollte; 
er muhte Doktor der Theologie sein und ohne weitere Besoldung 
an allen gewöhnlichen Tagen eine ordentliche Vorlesung halten *). Die 

uon fuerunt erecto. Dux Ludovicus cognoraento Dives ad instuntiam Gabriel is 
Gläsiu confirmavit per literas 1451.“ Vgl. das Regest der Urkunde yom 
29 Juni 1451 im Sbl. XXIV 89 Nr. 479. Später schob Eck hinter erecte ein: 
* tarnen super aliis 50 deposuerat pecuninm, qu<* a ducc Henrico fuit ablata 
cum aliis pro ecclesia et psalteristis.“ In Pf. 143 v spendet Eck Herzog 
Ludwig dem Bärtigen ein Lob: r Nota bene, quam justus fuit ille dux Barhatus, 
olim major donius Francie, Latine, Gallice, ltalice et Almannicc loquens: pro 
50 Hungaricis comparavit ecclesie — computaudo frumenta ut census domi- 
norum solent vendi: schapha [Schaff, Scheffel] siliginis pro 2 fl. Ren. - 75 fl. 
5 ß 14 4- Jo in tarnen iniquitate temporum perierunt.“ Vgl. auch unten 
S. 14 Anm. 2 und S. 19 (20) Amn. 2. — Herzog Ludwigs Schwester Elisabeth war 
mit König Karl VI. von Frankreich vermählt. Ludwig lebte längere Zeit am 
Pariser Hofe und heiratete zuerst Anna von Bourbon und nach deren Tod 
Katharina von Alcn^on, die Witwe des Grafen Peter von Mortaigne. Auf 
diese Weis«.» kam er in den Besitz der Grafschaft und des Titels eines „Grafen 
von Mortaigne“. Während der Geisteskrankheit Karls VJ. nahm er an der 
Leitung der Staatsgeschäfte Frankreichs teil. Nach dem Tode seines Vaters 
(1413) kehrte er nach Bayern zurück, um die Regierung des Herzogtums an¬ 
zutreten. Vgl. Riezler Hl 218 ff. - In Pf. 142» schreibt Eck unter der Über¬ 
schrift -Uoloni et redditus parochie“ zunächst: „Quia dux Stephanus, fundator 
bujus ecclesie. oldigaverat 100 fl. Hungarieales ex steura Ingolstatten[siJ. donec 
totidem annuos redditus ceclesi* in vicem illorum destinaret, vivens semper 
dedit 100 illos tl. Sed eo mortuo, dux Ludovicus incepit comparare et donare 
redditus alios. et primo quidem, ut diluerentur 50 fl. Hungarieales, emit et 
donavit infrascripta predia et colonos.“ Fs folgt dann (Pf. 142 r —144 r ) eine 
kurze Aufzählung der Besitzungen und Einkünfte der Pfarrei. 

') Prantl 1 15. 20ff. 

’) Prant l I 24 f.. II 22 f. Die Vorschrift, daß der Pfarrer an U. L. 
Frau Doktor und Professor der Theologie sein sollte, ward nicht immer einge 
hallen Hauer z B. war Doktor «los kanonischen Rechtes und Professor in 


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II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


18 


Universität hielt ihren offiziellen Gottesdienst in seiner Kirche 
ab l ), und er wird als der „parochus academicus“ (Universitäts¬ 
pfarrer) bezeichnet 2 ). 

Im 10. Jahrhundert ging eine wichtige Veränderung in den 
Rechtsverhältnissen der beiden Pfarreien vor sich und zwar unter 
Mitwirkung Ecks. Die Herzoge Wilhelm und Ludwig wünschten, 
daß jene Benefizien der Universität Nutzen brächten, und traten 
deswegen in Unlerhandlungen. Auf der dritten Romreise (1523 2i) 
brachte Eck im Aufträge seiner Fürsten diese Angelegenheit an 
der Kurie zum Abschluß. Unter dem 14. September 152B be¬ 
stimmte Papst Hadrian VI., daß U. L. Frau in Ingolstadt 50, 
St. Emmeram in Wemding SO, St. Barbara in Abensberg und 
U. L. Frau in Schongau je 40 rheinische Gulden als jährliche 
Pensionen an die Universität zu zahlen hätten :{ ). Am 0. Januar 
1524 ward dann von Klemens VII. jene Bulle ausgefcrligt, durch 
welche die Moritzpfarre der Hochschule inkorporiert ward. Der 
Herzog sollte bei St. Moritz das Recht haben, einen Weltpriester 
als vicarius perpetuus 4 ) zu nominieren; Abt und Konvent von 
Niederaltaich sollten dann den Betreffenden dem Diözesanbischof 
oder dessen Offizial zwecks der kanonischen Institution präsen¬ 
tieren. Die Einkünfte der Pfarrei sollten der Universität gehören 
und nach Anhörung der Herzoge unter die Doktoren, Magister 


der juristischen Fakultät; vgl. ebd. I 188 und die Liste der Pfarrer unten in 
Teil Jl Abschnitt II. — Wenn PrantlI28f. sagt: „Bei öffentlichen Aufzügen 
soll den Lehrern der Universität der Rang unmittelbar nach den beiden Stadt- 
Pfarrern angewiesen werden“, so darf man daraus nicht folgern, diese beiden 
hätten persönlich einen hohem Rang gehabt. In der Stiftungsurkunde heißt 
es, daf3 in feierlichen Prozessionen zu Ehren Gottes, eines päpstlichen Legaten 
oder des Landesfürsten der Rektor, die Doktoren, Lizentiaten, Meister, Bakka- 
laren und andere Studenten, jeder an seinem Platze, „nach der briesterschaft 
der gemelten zwayer pfarr“ gehen sollten; vgl. Prantl 11 27. 

*) Vgl. unten Teil 1 Abschnitt VI Nr. 6 und Pf. 58 r , 5D v f 61 rv, 
62 r, 181i*. 

-) Rotmar und Mederer bedienen sich sehr oft in ihren Annalen 
dieses Titels; vgl auch den Titel der Schrift von W ihm er. 

: ‘) Über die Belastung von Benefizien mit Pensionen s. Hinschi ns 
11 412 ff. 

■*) Parochus primitivus war ja jetzt die Universität. Über diese Termini 
und die Rechtslage s. Hi nach ins II 446 ff. Cher die Verhältnisse von 
Pfarreien, die den Universitäten Freiburg i. B. und Tübingen inkorporiert 
waren, s. Fallen 252 -257. Vgl. auch Stutz, Münster 21. 


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14 


IT. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


und Lektoren der Universität verteilt werden; dem vicarius per- 
pctnus ward nur die congrua porlio reserviert 1 ) 

Ist nun I T . L. Frau bloß mit einer Pension zugunsten der 
Universität beschwert worden, oder ist die Kirche dieser auch in¬ 
korporiert worden? Die Bulle Hadrians verfügt nur die Auflage 
einer Pension. Durch Klemens VII. muh aber im Jahre 1524 
die Inkorporation bewilligt worden sein. Eck erklärt dies zwei¬ 
mal ausdrücklich. Trotz der Einverleibung der Pfarrkirche in 
die Hochschule blieb jedoch dem Herrscher das Präsentationsrecht 
gewahrt. Obwohl Eck den Seelsorger an U. L. Frau regelmäßig 
als „plebanus“ bezeichnet,, nennt er ihn doch in einem Falle, 
wo es ihm darauf ankommt, seine rechtliche Stellung ganz genau 
anzugeben, einen „vicarius perpeluus“. Indes wollte Tuchsen- 
hauser, der von 1bis 1558 der Frauenpfarre Vorstand, von 
einer Inkorporation gar nichts wissen. Er bestritt zwar nicht, 
daß sie geschehen sei, aber er behauptete, die Sache wäre nicht 
mit rechten Dingen zugegangen. Gegen diesen beleidigenden 
Vorwurf legte aber Eck, als er nach Tuchsenhausers Abgang 
zum zweiten Male die Verwaltung der Pfarrei übernahm, mit 
aller Entschiedenheit Verwahrung ein 2 ). Was Eck über die 

•) Die Bullen vom 14. September 1523 und 6. Januar 1524 sind abge¬ 
druckt bei Mederer IV 220 — 223, 265—209 Die Darstellung von Wiede- 
ninnn 42 f. .schließt sich größtenteils wörtlich der von Mederer verfaßten und 
von Westenrieder in Bd. IX seiner „Beiträge“ verwerteten Pfarrgescliichte 
von St Moritz an. Worauf Wiedemann seine Behauptung stützt, daß die Ver¬ 
handlungen der Herzöge mit dem Abte „bereits i. J. 1519“ begonnen wurden 
wären, und daß r Kck bei seinem ersten Aufenthalte in Born dieses Vorhaben 
kräftigst gefördert/ hätte, vermag ich nicht festzustellen. Nach Mederer 
(bei Westenrieder IX 94 f.) tingen die Unterhandlungen erst nach Ecks 
Rückkehr vou der (zweiten) Romreisc (1522 Kehr.) an. übrigens stimmt hier die 
Angabe über die Zeit der Komreise nicht. Vgl. darüber W iödemann 36—39. 

•) ln Pf. 52»' schreibt Eck unter der Überschrift „Dux pntronus“ fol¬ 
gendes: „Prineeps, possessor oppidi, habet jus patronatus ecclesie; licet autem 
fuerit Eck io sollicitante incorporata universitati per dementem VII., tarnen 
dux reservavit sibi jus presentnndi vicarinm perpetuum. Et- nota, quod in 
curia ducis pr sentandus nichil solvit omnino officiaühus, quoniam dux deberet 
adhuc dare 50 fl. Ungaricales annue ex steura; nam de 100 fl., promissis per 
Stephanum ducem, solum 50 sunt redempti per redditus colonorum in Tömling. 
Öfcling, Korbach, Wald et Rüderßhusen Ideo non est mirum, si gratis prosen- 
ttttur vicarius ad parochiam.“ Demling liegt nordwestlich und Ettling nord¬ 
östlich von Vohhurg: Rohrbach und Waal [in Pf. 143 r ist Wal aus Wald ver¬ 
bessert) liegni westlich und Rudertshuiisrn südöstlich von Wolnzach (Station 


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11. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


15 


Inkorporation durch Klemens VII. sagt, wird übrigens von Rotmar 
bestätigt und dahin ergänzt, dato die Akademie damals das Recht 
erhalten habe, dem Fürsten, der das Präsentationsrecht besitze, 
einen Kandidaten für die Pfarrstelle vorzuschlagen , ). 

der Eisenbahn von Ingolstadt nach München). Tuohsenhausor durehstrieh die 
Worte „vicarinm perpetuum* und fuhr fort: „plebtmam. qoi nihil darefc vel 
responderet universitati.* Cher die Verpflichtung des Herzogs, noch 50 fl. 
jährlich beizusteuern, und die Dotation der Pfarrstelle s. oben S. 11. — Ferner 
bemerkte Kok. in Pf. 58 r : „Universitati est eeclesia incorporata sollieitante 
Eekio per Clementem VII. 1524 pro 50 florenis.“ Auffallend ist es, daß Erk 
hier in einem Atemzuge von der Auflage der Pension durch Klemens VII. im 
Jahre 1524 --- sie war 1523 durch Hadrian erfolgt — und von der Inkorporation 
spricht. Tuohsenhausor strich die Eintragung Ecks durch und schrieb darunter: 
„Nihil, quoniam contra regulas cancellarie et surreptitione factum.“ Dagegen 
protestierte Eck in der Randbemerkung: „Non verum scripsit, sed mulicia 
temporum et Luterisnio decrcverunt proventus ecclesie; ideo nimis temere 
scripsit notbu9, snrrepticie factum.“ Vgl. unten »S. 16 nebst Anm. 1. — Daß 
Eck auf Tuchsenbauser überhaupt schlecht zu sprechen gewesen ist, geht auch 
aus der Notiz über seinen Abgang hervor (Pf. 49'). 

') Rotmar 88 v : „Hoc anno [1524] incorporata c>t Parochia D. Virginia 
Universitati, itn ut ius nominandi Parochum penes Aendemiam, Praesentandi 
vero penes esset Principem. Factum id summi Pontificis Clementis VII. bene* 
ficio“. Mederer 1 127 hat diesen Satz wörtlich entlehnt. Nach Westen¬ 
rieder IX 95 f. hat Mederer in einer handschriftlichen Geschichte der Moritz¬ 
pfarrei : a) die Datierung der Urkunde Klemens VII. vom 6. Januar 1524 ge¬ 
rügt; statt „octavo Idibus Januarii, Pontificatus nostri anno secundo“ (so hei 
Mederer IV 269) müsse es idns oder iduum und anno primo heißen, da 
Klemens erst, am 19. November 1523 gewählt worden sei; b) sei Rotmnrs 
obige Notiz auf Grund der Daten der Hullen Hadrians VI. vom 14. September 
1523 und Klemens’ VII. vom 6. Januar 1524 „zu verbessern“. Indes stimmt 
Rotmars Angabe, die Inkorporation von U. L. Frau sei im Jahre 1524 unter 
Klemens VII. erfolgt, mit derjenigen Ecks überein, ln der Urkunde Hadrians 
ist von dem Nominations- und Präsentationsrecht keine Rede. Daher wird man, 
selbst wenn man die Belastung mit 50 Gulden als Inkorporation bezeichnen 
will (Mederer IV 220 spricht hierbei von der „incorporatio quatuor pensio- 
num“), doch noch eine zweite Urkunde annehmen müssen, in der die Frage 
der Nomination und Präsentation in der von Rotmar angegebenen Weise ent¬ 
schieden worden ist. Zur Bekräftigung dieser Meinung verweise ich auf Ecks 
Angaben in Pf. 52 r und 58 r : An beiden Stellen führt er die Inkorporation 
auf Klemens VII. zurück; das eine Mal äußert er sich auch über das Präsen¬ 
tationsrocht. das sich der Herzog gewahrt habe; das andere Mal gibt er das 
Jahr 1524 als Jahr der Inkorporation an, und hierbei ist noch besonders zu 
beachten, daß Eck allem Anschein nach erst 1523 hat schreiben wollen, dann 
aber schleunigst aus der noch unfertigen 3 eine 4 gemacht hat. An der Tat¬ 
sache der förmlichen Inkorporation unter Klemens VH. im Jahre 1524 ist an¬ 
gesichts der bestimmten Angaben Ecks und Jtotmar.s nicht zu zweifeln, wenn 


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16 


II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


Übrigens hat die Universität von ihrem Rechte an der 
Frauenkirche wohl kaum einen finanziellen Nutzen gehabt. Zwar 
sollte die Hochschule laut der päpstlichen Bulle vom 14. September 
1523 jährlich 50 Gulden aus den Einkünften der Pfarrei erhalten, 
jedoch hieb es darin auch, dato die Pensionen, die den vier 
Kirchen zugunsten der Anstalt auferlegt seien, die Hälfte der 
Einkünfte nicht überstiegen. „Die schlechten Zeiten und das 
Luthertum“ verursachten nun aber einen solchen Rückgang des 
Einkommens der Pfarrstelle an l T . L. Frau, daß die Zahlung 
jener 50 Gulden an die Universität, wenn sie überhaupt jemals 
erfolgt ist, schon sehr bald unterblieben zu sein scheint l ). 

Seitdem die Universität in den Besitz der Pfarrei gekommen 
war, hatte sie auch ein Recht, in deren Verhältnisse einzugreifen. 
Damit hängt es zusammen, dah sie die „Ordnung des Gottes¬ 
dienstes“ erlassen konnte. Aber nicht sie allein. Auch Bürger¬ 
meister und Rat wirkten mit, da es sich dabei um eine An¬ 
gelegenheit handelte, die auch sie anging; übten sie doch durch 
ihre Kirchenpröpste eine Aufsicht darüber aus, daß das Vermögen 
der Pfarrei und der Meßpfründen in der rechten Weise verwaltet 
wurde, und daß die kirchlichen Pflichlen, die den einzelnen 
Personen durch die Stiftungsbriefe auferlegt waren, auch pünkt¬ 
lich erfüllt würden 2 ). Endlich stand den Herzogen als den 


auch die betreffende Urkunde nicht erhalten ist. — Rotmar, der 1565 nach 
Ingolstadt gekommen und dort von 1569 bis 1572. sowie von 1574 bis 1581 
(f 9. März) Professor gewesen ist, hat seine Annalen bis zum Jahre 1579 ein¬ 
schließlich geführt. Über ihn s. Kobolt 567 f. und K obol t-G andershofer 
253—256, 400 Pa Rotmars Annalen sehr selten geworden waren, nahm Mederer 
ihren Text in sein Werk <Bd. 1 und Bd II 1—57) auf, ließ ihn meistens un¬ 
verändert. nahm aber Umstellungen vor und schob in Kleindruck Krgänzungen 
und Berichtigungen ein. Vgl. Mederer II 57 und die Praefatio ad novam 
editionem horum annnlium in Bd. 1. Da es von Wert ist, zu wissen, welche 
Nachrichten bei Mederer von Rotmar stammen, der den Zeiten Ecks verhältnis¬ 
mäßig nahe gestanden hat. zitiere ich neben Mederer auch Rotmar. 

’) Vgl. oben 8. 14 Antn. 2 (15). Die Universität Freiburg i. B. konnte 
von der ihr inkorporierten Münsterpfarre seit 1538 ebenfalls nicht mehr eine 
dieser auferlegte Pension erhalten. Vgl Stutz. Münster 26. 

*) Die Kirchenpröpste werden von Eck ediles, vitrici, propositi oder 
curatores ecclesi * genannt; auch der Name „Heiligpfleger“ kommt vor. Die 
engen Beziehungen, die zwischen den beiden Stadtpfarreien und der städtischen 
Verwaltung bestanden, kaineji dadurch zum Ausdruck, daß das Amt eines 
Kirchenpropstes stets je einem Mitglied des innern und des äußern Rates über 
tragen wurde. Vgl. G erst ner Stpf. 15. 


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II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu V. L. Krau. 


17 


Patronen der Universität und der Kirche das Recht zu, jene 
Ordnung zu bestätigen 1 ). 

Eine weitere Folge der Stellung der Universität* zur Pfarrei 
war es, daß die Mitglieder des Lehrkörpers, ebenso wie die 
Adeligen, einen Ehrenplatz im Chorgestühl der Kirche hatten, und 
daß bei feierlichen Inzensationen nach dem Altar und dem 
Sakramentshäuschen erst die Adeligen und Professoren, dann 
erst die Priester usw. beräuchert wurden -). 

Der Frauenpfarrei mußte zunächst eine Kapelle als Gottes¬ 
haus dienen. Am 18. Mai 1425 aber legte der kunstsinnige 
Herzog Ludwig der Bärtige den Grundstein zu einem großartigen 
Neubau. Das Munster zu Ulm sollte das Vorbild für diesen 
Prachttempel werden, den der Herzog als Grabstätte für sich 
und seine Familie bestimmte. Ingolstadt besaß damals zwei 
tüchtige Baumeister in Konrad Glätzl und Heinrich Schnellmüller. 
Ihnen ward die Ausführung des Planes anvertraut. Infolge des un¬ 
seligen Zwistes Ludwigs des Bärtigen mit seinem ungeratenen Sohn 
Ludwig dem Höckerigen geriet der Bau schon bald ins Stocken. 

Als die Linie Bayern-Ingolstadt 1447 mit Ludwig dem 
Bärtigen ausstarb und das Land an Heinrich den Reichen von 
Bayern-Landshut (f 1450) kam, wurden die Verhfdtnisse für die 
Kirche nicht günstiger. Der neue Landesherr, sowie sein Sohn und 
Nachfolger Ludwig IX. der Reiche (1450 -1479) wendeten ihre 
Mittel der von ihnen betriebenen Gründung einer Universität in 
Ingolstadt zu und schränkten ihre Hilfeleistung für die Frauen¬ 
kirche auf das notwendigste ein :t ). 

*) Vgl. zu dem Vorstehenden die Einleitungsworte und den Inhalt von 
OdG in Pf. 84 v —88r. — Zuin Beweis für den großen Einfluß, den die Herzöge 
auf die Verhältnisse der Kirche zu U. L. Frau ansfibten, sei auch hingewiesen 
auf Ecks Bemerkung über den Abgang seines Nachfolgers Tuchsenhanser: 
„jnssus abire a principe, preelegit parrochiam Straubinge.“ Pf. 49 r . 

■) Vgl. Pf. 4 V . Auch im Münster zu Freiburg i. B. hatte die dortige 
Hochschule als Rektorin und Patronin der Kirche gewisse Ehrenrechte. Stutz, 
Münster 21 f. — Da U. L Frau auch schon früher (s. oben 8. 13) als Universi* 
tätskirche diente, wäre es möglich, daß jene Ehren den Ingolstädter Professoren 
bereits vor der Inkorporation der Kirche in ihre Hochschule zuteil geworden sind. 

a ) Hierüber und über das Fürstengrab auf dem Chor der Frauenkirche 
s. Gerstner Stpf. 3—5, 9 f.; Fischer 3—5, 12f., 24f. Vgl. unten S. 19 (20) 
Anm. 4. - Ludwigs Wunsch, in der Kirche V. L. Frau zu Ingolstadt beerdigt 
zu werden, ist nicht in Erfüllung gegangen; er fand seine letzte Ruhestätte in 
Raitenhaslach. 

Studien 11 . Toxt,\ II«*(*t 4 u. (Jti'vin;?, 1‘l.u rUiifli. 2 


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II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


Erst Georg der Reiche (147D—150B) nahm sich des Kirchen¬ 
baus wieder eifriger an. Indes beschäftigte ihn doch mehr die 
Errichtung eines neuen Schlosses und des nach ihm benannten 
Collegium Georgianum Die Mittel für die Vollendung der 

Pfarrkirche sollten anderswoher fliehen. Der Herzog erbat und 
erhielt nämlich für sein Land vom Papst Innocenz VIII. am 
14. August 1487 ein Indult, welches an Fasttagen den Genub 
von Laktizinien (Milch, Butter, Käse), der dann nach dem ge¬ 
meinen Kirchenrechte untersagt ist, allen denen erlaubte, die 
jährlich freiwillig so viel Geld zu gewissen Kirchenbauten zahlen 
würden, als sie zu ihrem Lebensunterhalte für einen einzigen 
Tag notwendig hätten. Ein Viertel der einkommenden Gelder 
sollte für die Peterskirche in Rom und drei Viertel für die 
Kirchen U. L. Frau in Ingolstadt und St. Martin in Landshut 
verwendet werden 2 ). 

') Das Collegium Georgianum wurde 1494 gestiftet, aber erst 1496 
eröffnet. Es zählte ursprünglich elf Studierende unter Leitung eines Magisters 
in artihus, der den Titel Hegen« führte. Außerdem gab es in Ingolstadt 
wenigstens noch elf andere Bursen: Die bursa Angelica, Aquilae (früher Din- 
golfingensis genannt), Aristotelis, Drnconis, Leonis, Lilii, Parisiensis. Pavonis. 
Kosae, Solis, Viennensis. über das Georgianum und die andern Bursen s. 
Prnntl I 93 f., 96- 100, 138; Schmid 7 f., 30 f; Gerstner Ing. 122 f., 149. 
— Das Georgianum ward auch offiziell als „collegium novum“ bezeichnet 
zum Unterschied von einer andern herzoglichen Stiftung, die „collegium 
vetus“ oder „Altes Kolleg“ genannt wurde. Unter Herzog Heinrich dem 
Reichen ward 1449 die bereits von Ludwig dem Bärtigen angeordnete Stiftung 
eines Pfründnerhauses vollzogen, das „auf der Schütter“ lag; es ward sehr 
reich dotiert und für fünfzehn arme Leute bestimmt. Vgl. die Urkunde bei 
Mederer IV 1 — 9; s. auch Prantl I 15 f. Indes schon am 26 Juni 1465 
erklärte sich Papst Paul II damit einverstanden, daß sämtliche Einkünfte des 
Pfründnerhauses der zu begründenden Universität zufallen sollten, und wirklich 
wurde es auch in deren Stiftungsbrief vom Jahre 1472 zum „collegium der 
nniversitet“ erklärt. Die Mediziner und Artisten sollten ihre Vorlesungen und 
Disputationen im ehemaligen Pfründnerhause abbalten, während den Theologen 
dessen Kapelle zur Verfügung gestellt ward (sie blieb aber dem Gottesdienste 
erhalten; vgl. unten Pf. 80 v ). In den obern Räumen des Hauses sollten sechs 
Dozenten als Kollegiaten wohnen. Es war ihnen erlaubt, noch eine beschränkte 
Zahl von Studenten zu sich zu nehmen; es durften ihrer aber nicht zuviel 
sein, damit das Kolleg nicht in eine förmliche Burse verwandelt würde. Über 
das Pfründuerhaus bzw. collegium vetus s. Prantl I 15 — 17, 122, 125, 139, 
H 12f. (nebst Anm. zu Zeile 63; vgl. dazu Mederer IV 43 f.), 24—26, 153 f.: 
Gerstner Ing. 88 f, 103, 106, 110, 113; Riezler 111 852 f.: vgl. auch 
Mederer IV 23—25, 102 f. 

Die Gnadenbriefe, die auf Grund solcher Indulte ausgefertigt wurden, 
pflegten vom Volke „Butterbriefe“ genannt zu werden. Mit Einwilligung des 


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II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


19 


Der Bau war 111)5 endlich soweit gediehen, dato der Bischof 
Wilhelm von Reichenau das prachtvolle, von einem reichen 
Kapellenkranze umgebene Chor in feierlicher Weise einweihen 
konnte. Im Jahre 1510 legte man das Kirchenpflaster und be¬ 
gann damit, die Seiten des Langhauses durch den Anbau von 
sechs Kapellen zu beleben ‘). Hieran beteiligten sich in regem 
Wetteifer auch verschiedene Zünfte und Bruderschaften -). 

Noch in den Jahren 1520 und 1521 ward von Rom aus 
ein Abiah bewilligt, um der schwer verschuldeten Kirche zu helfen 8 ). 
Die Slfume der Reformation waren schuld daran, daß der Ausbau 
der Türme und des westlichen Hauptportals unterblieb 4 ). 


Diözesanbischofs richtete der damalige Pfarrer Johann Adorf gemeinsam mit 
dem Ingolstädter Magistrate an die Geistlichen des Eichstätter Sprengels das 
Ansuchen, solche Briefe zu verteilen und die dafür empfangenen (leider nach 
Abzug des zehnten Pfennigs einzusenden, über jenes Indult s. Gerstner 
Stpf. 11 f. und Ing. 119 f.; Fischer 3 f. Zur Zeit Ecks war es noch in Kraft; 
vgl. seine Bemerkung zum Sonntag Quinquagesima in Pf. 8 V . 

') Vgl unten Anin. 4. Nach den Angaben von Frieß in Pf. 54 r wurden 
diese Kapellen in folgenden Jahren erbaut: s. Nicolai 1510, s. Christophori 1511, 
s. Jacohi 1512, s. Martini 1513, s. Sebastian! 1514, s. Annae 1515. Gerstner 
Stpf. 13 läßt 1510 die Nikolaus-Kapelle erbaut werden; „dieser folgten noch 
bis zum Jahre 1525 fünf andere, spater die übrigen* [!]. Nach Fischer 4 
jedoch zog sich die Vollendung der 1510 begonnenen Kapellenhauten „bis zum 
Jahre 1525 hin*. Jedenfalls waren unter Eck sämtliche 14 Seitenaltäre vor¬ 
handen; vgl. unten S 20 Anm. 2. 

’*) Mehrere Zünfte besaßen eigene Altäre, und daher wurden diese Altäre 
nicht bloß nach den Heiligen, denen sie gewidmet sind, sondern zuweilen auch 
nach den betreffenden Zünften benannt; vgl. unten S. 20 Anm. 2 Die Altäre 
und Kapellen der Heiligen Anna, Jakob, Christoph und Barbara standen in 
Beziehung zu den gleichnamigen Bruderschaften, über deren Zwecke Eck keine 
nähern Mitteilungen macht, ln Pf. 118 v —120 r stehen unmittelbar hinter den 
Fraternitates der Schuster, Brauer usw. folgende Überschriften, zu denen nbei' 
kein Text hinzugefügt ist: [ 118 v :] „s. Anne. [119 r :] s. Jacohi. [119 v :] s.Cliri- 
stophori. [120 r :] s. Barbare“. 

n ) Schulte I 90 teilt die Regesten der beiden bis dahin unbekannten 
Ablaßbullen vom 20. Juni 1520 und vom 29. November 1521 mit und erinnert 
zugleich daran, daß Eck, der damals noch Pfarrer von St. Moritz war, während 
der Ausstellung der Bulle von 1520 in Rom geweilt hat, um die Exkommuni¬ 
kation Luthers zu betreiben. Eck war auch zur Zeit des Erlasses der zweiten 
(Verlängerungs-) Bulle in Rom ; vgl. Wiedemann 37 f. 

*) Um die Liebfrauenkirche nusbauen zu können, hatte man in Neuburg 
Steinbrüche gepachtet. Ini Frühjahr 1529 besichtigte Eck zugleich mit dem 
Kirchanpfleger Schober dort Steine. Hierauf bezieht sich folgende Notiz in 
einem Bechmingsbucli, das die Aufschrift trägt.: „Ausgab untiser lieben flauen 

2 ' 


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II. Die Pfarrei und Pfarrkirche zu U. L. Frau. 


Außer den sechs Kn pellen zu den beiden Seiten des Lang- 
liauses gab es in der Kirche auch noch acht Kapellen, die das 
Polygon des Chores wie mit einem schönen Kranze umgaben. 
Jede dieser Kapellen war mit einem Altar versehen. Da ferner 
ein Altar im Hochchor, ein zweiter vor den Chorschranken *) in 
der Milte der Kirche und ebenfalls einer in der Sakristei stand, 
zählte die Kirche im ganzen siebzehn Altäre -). 

pfarkirchen anno 1525, 26, 27, 28“, aber bis 1529 reicht, ln diesem Huch 
(im Pfnrrarchiv befindlich) steht: „1529. An freitag nach Oculi |5. Mürz] . . . 
Doktor Johann Egkh, Schober vnd 1 knecht zu Neuburg verzert von der stein 
wegen 1 fl 3 sch. 15 J.“ Gütige Mitteilung des Herrn Benefizinten Schlecht. 
Im Jahre 1529 muß also noch an der Kirche gearbeitet worden sein. —' Über 
die Baugeschichte s. Wibmer 7 ft.; Gerstner Stpf. 2 ff., 21 f., 64 und Ing. 
72, 81 ff., 119 ft.; Fischer 3 ff.; besonders den Aufsatz: „Die Stadtpfarrkirche 
zur Schönen Unser Lieben Frau“ im Sbl. XVI 1- 62, wo auch die Kapellen 
und Denkmäler in und außer der Kirche genauer beschrieben werden. — Eck 
berichtet in Pf. l v über den Bau: „Primus lapis structure hujus teinpli magni- 
fici [posijtus est per Ludovicum Barbatum 1425 die 18. Mnji. Prcfecti struc¬ 
ture fuerunt Chunradus Glätzel et Henricus Schnelmiller. Tarnen egre processit 
structura usque ad tempora ducis Georgii, quando impetravit bullam super 
lacticiniis, eo quod avus 9uus pecuniam depositam per Ludovicum Barbatum in 
usus suos converterat [Vgl. oben S. 11 Anm. 2, S. 17 ff.] 1510, cum lntera 
ecclesie alioqui fuissent plana, tune rupto muro extruxerunt sacellum s. Nicolai 
et dein alia quinque sequentihus annis.“ 

') Von Eck als „cancelli“ bezeichnet; vgl. z. B. Pf. ll v . 13 v . Über 
die Bedeutungen des Wortes cancelli (Schranken, die das Schiff vom Chor 
trennen, und Kanzel) s. Müller 288 Anm. 2. Nach Gerstner Stpf. 79 findet 
sich an der jetzt im Mittelschiff stehenden Kanzel die Jahreszahl 1505. Viel¬ 
leicht hat Eck noch von einem Ambo an den Chorschranken aus gepredigt. 

*) Eck nennt sie auf der Innenseite des vordem Deckels: „Altäre sum- 
mum - Altäre medium, apostolorum — A. Johannis seu Andree — A. Virginia 
Marie — A. Trinitatis — A. sancti Spiritus — A. Leonhardi - A. Barbnre — 
A. Georgii — A. Martini, pincernarum [Schankwirte] - A. Sebastiani, praxea- 
torum [Brauer] — A. Anne — A. Jacobi — A. Christophori — A. Nicolai seu 
fullonum [Tuchmacher] — A. Tri um Kegum — A. Dionysii in sacrario — 
17 altaria.“ Vgl. den Grundplan nebst der Erklärung. Am Feste Kreuzauf- 
findung (3. Mai) ward das Patrozinium des Hochaltars im Chore gefeiert.; vgl. 
Pf. 37 r . Der Altar der zwölf Apostel ward auch Frühmeßaltar genannt. Vgl. 
S. 24. Über die Bruderschafts- bezw. Zunftaltäre s 8. 19 Anm. 2. — Fließ 
berichtet in Pf. 54 r : „ln actis visitationis episcopalis de anno 1602 17 altaria 
eosdem titulos ac anno 1525 habuisse reperio, uno tantum excepto, nempe 
s. Nicolai, quod tune temporis s. Willibaldo iuscriptum erat.“ — Über die 
Kapellen und ihre spatere Benennung s. Gerstner Stpf. 55—79; Fischer 
20 22; Sbl. XVI 16—51. 


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111. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


21 


III. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 

1. Die Errichtung der Pfründen. 

Zur Zeit Ecks gab es im Bezirk der Frauenpfarre fünfzehn 
Meßpfründen 4 ). Acht derselben waren mit Altären der Pfarr¬ 
kirche verbunden, nämlich die beiden Primissariate oder Seel¬ 
messen mit dem Apostelaltar, die Stiftung der Färberzunft mit 
dem Altar St. Nikolaus und Wolfgang und die Benefizien s. Tri¬ 
nitatis, s. Spiritus, ss. Johannis et Andreae, ss. Trium Begum, 
s. Barbarae mit den gleichnamigen Altären. Außerdem gab es 
sieben Benefizien an verschiedenen Kapellen innerhalb des Pfarr- 
sprengels. Drei davon gehörten zur Kapelle des Hl. Geist-Spitals 
in der Donaustraße, nämlich das für den Seelsorger des Hauses, 
das der Bäckermesse und das des St. Anna-Altars. Ferner war 
je eines gestiftet für die Kapellen im Collegium vetus der Uni¬ 
versität (s. Spiritus seu s. Gatharinae) und im Nonnenkloster 
Gnadental in der Harderstraße (s. Johannis), für die Kreuzkapelle 
am Leprosenhaus bei der Sanderbrücke (s. Crucis) und für die 
Kapelle St. Salvator ebenfalls bei der Sanderbrücke. 

Drei von diesen Meßpfründen waren schon im 11. Jahr¬ 
hundert gestiftet worden, stammten also noch aus der Zeit vor 
der Gründung der Frauenpfarre. Das älteste Benefizium war 
1376 von bayerischen Herzögen an der Kapelle Klein-Salvator 
oder Unsernherrn errichtet worden, die eine Stunde von der 
Stadt entfernt an der Sanderbrücke lag. Mit Rücksicht auf die 
umwohnenden Leute sollte der Benetiziat daselbst täglich die 
Messe lesen, überhaupt in einem gewissen Grade die dort an¬ 
sässige Bevölkerung pastorieren 2 ). An der Sanderbrücke lag auch 


h Eck unterscheidet zwischen Kooperatoren und Kaplänen (capellani, 
cnplen). Unter letztem versteht er solche Benefiziaten, die an Kapellen oder 
Altären der Pfarrkirche fest angestellt sind. Die Ausdrücke „Kaplan“ und 
„Kaplanei“ werden im folgenden dem Sinne Ecks entsprechend gebraucht. 
Andere Bezeichnungen für diese Geistlichen sind capellani beneficiati, sacellani, 
altaristae, vicarii, primissarii; Uber ihre Benennungen und ihre kirchliche 
Stellung s. Hinschius II B21 ff. Cher die Altarbenefizien vgl., auch die Be¬ 
merkungen von Michael II 44f. Zur Geschichte der Kaplaneien am Ausgang 
des Mittelalters s. Kalleu IBS ff., 258 ff. 

*) Über die Kapelle s. Mederer Ing. 65 -67, 149—151; Gerstner 
Ing. 52 f., 124; besonders aber die Darstellung der Geschichte von Unsernherrn 
in Sbl. XVI11 50- 80. Kopie der Stiftungsurkunde vom 27. März 1376 im 


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22 


111. Die Kaplaneieu in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


das Leproscnhaus mit seiner dem hl. Kreuze und dem hl. Nikolaus 
geweihten Kapelle; man nannte dieses Kirchlein daher auch „ad 
s. Crucem leprosorum“ , ). Das Benefizium daselbst verdankle 
sein Entstehen dem frommen Sinn des Ingolstadter Burgers 
Heinrich Päurl im Jahre 1301 2 ). Aus dem Jahre vorher datiert 
die von Marquard Geisenfelder für den AnnenAllar im Hl. Geist- 
Spital gestiftete Pfründe :t ). Diese beiden Altaristen hatten die 


Zalpuech 78 r — 75 r ; Regest in Sbl. I 35 f. Am 14. Jan. 1377 konfirmierte 
Bischof Burchard von Augsburg die in der neu erbauten Kapelle gestiftete 
Messe und inkorporierte ihr die Pfarrei Zuchering; Kopie der Urkunde im 
Zalpuech 71 r --72 v ; Hegest im Sbl. 111 77 f., XVI11 57. Im Jahre 1523 
ward der Zehnte von Zuchering der Universität zu Ingolstadt einverleibt; vgl. 
die päpstliche Bulle bei Mederer IV 224ff. — Zu dem Benefizium gehörten 
laut Zalpuech 79j; „haus unnd hoff sambt ainen garten zu unnserni herren“. 

l ) z. B. in einer Notiz auf der Innenseite des Rückendeckels des Pfarr- 
buclis; vgl. unten Teil II Abschnitt VI Nr. 10. Zur Geschichte des Hauses 
s. Sbl. IV 168 f.; die Siechenordnung vom 25. Juli 1345 ist abgedruckt ebd. 
IV 168 f. 

-) Das von Heinrich Päurl (Päuerl, Pewerl, Peurl, Peirl, Paurl) und 
* Agnes Rebin (Rftbin, Rubin, Rabum) sotia ejus“ gestiftete Benefizium ward 
am 17. April 1391 durch Bischof Friedrich von Eichstätt bestätigt. Kopie der 
Urkunde im Zalpuech 82 r —85r; Regest im Sbl. III 81. In einer Urkuude 
vom 11. Nov. 1889 wird Agnes als die „Schwieger“ des Päurl bezeichnet; 

vgl. Sbl. I 44: ebd. IV 168 f. wird sie dessen „Frau“ genannt. Über das 

Hl. Kreuz-Benefizium s. ebd. V 216. Jene Stiftung w r ard später „Siechenmesse“ 
geheißen; vgl. Meder er Ing 67; Gerstner lug. 53. — Zu dom Benefizium 

gehörte „ain behausung und gartn bey unser lieben frauen pfarr“; Inhaber 

war 1535 „Herr Wolfgang Schatz“. Zalpuech 86 r , 82 r . 

;i ) Das Hl. Geist-Spital ist 1319 von Kaiser Ludwig dem Bayern als ein 
Pfrüudnerhaus gestiftet worden. Vgl. Mederer Ing. 41 ff.; Gerstner lng.30. 
Zur Geschichte des Spitals s. besonders Sbl. VI 304—827. Zu dieser Kapelle 
stifteten je ein Benefizium: 1390 Marquard Geisenfelder, 1449 die Bürger von 
Ingolstadt, 1469 die Bruderschaft der Bäcker (vgl dazu uuten S. 27f, 29f ). Diese 
drei Pfründen wurden im Jahre 1648 zu einer einzigen vereinigt. Vgl. ebd. 
VI 321 f. — Regest der Stiftungsurkunde des durch Geisenfelder am 23. Sep¬ 
tember 1390 gestifteten Benefiziums zur hl. Anna iin Sbl. I 45 f.; vgl. auch 
ebd. XXIV 49 Nr. 186. Die bischöfliche Bestätigung erfolgte am 14. Febr. 
1393; s. ebd. 1 49. Kopie der Urkunde im Zalpuech 65 r - 68 r . Altarist 
war 1535 vib. 65 r ) „berr Wilhalm [!] Affalter“; von seiner Wohnung ist dort 
nicht die Rede. — Diese Stiftung eines Altars zu Ehren der hl. Anna ist 
verhältnismäßig früh; ihr Kult blühte anscheinend am stärksten in den letzten 
fünfzehu Jahren des 15. Jahrhunderts, über die Geschichte der Annenver- 
ehrung und ihre Literatur, über schlesische Altäre, Messen und Kapellen zu 
Ehren der hl. Anna vor der Reformation s. Meyer 40—44. 


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111. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


23 


Verpflichtung, wöchentlich je funl stille Messen zu lesen und 
zwar sogleich nach der Frühmesse in der Pfarrkirche 1 ). 

Nachdem die Frauenpfarrei errichtet .war, bedachte man 
naturgemäß nunmehr diese mit Stiftungen. Rat und Bürgerschaft 
gingen darin mit einem guten Beispiel vorauf 2 ). Im Jahre 1413 
dotierten sie die erste Seelmesse ;J ) und im Jahre 1423 die 
zweite 4 ). Die beiden hierfür angestellten Kapläne sollten wöchenl- 

') Für den Benefiziaten an St. Kreuz galt die Bestimmung: . . debot 

qualibet ebdomoda quinque missas legere ac dicendo peragere“ und zwar 
„absque quolibet intervallo post piimnm missam, videlicet in vulgari ,die 
fruemeß 4 “. Vgl. Zalpuech 84 rv . Fast ganz wörtlich lautet ebenso die An¬ 
weisung für den Inhaber des Annen-Altars im Hl. Geist-Spital ib. 66*', 67**. 

? ) Kal len 138 ff. hat interessante Beobachtungen gemacht über die 
Unterschiede, welche bezüglich der Zahl und Aufgaben der Kapläne in den 
Pfarreien auf dem platten Lande und in den Städten und zwar wiederum in 
verschiedener Weise in den Reichs- und in den Landstädten vorhanden ge¬ 
wesen sind. 

a ) Am 13. Juli 1413 bestätigte Bischof Friedrich IV. von Eichstätt die 
Messe, welche stifteten die „consules, proconsules et opidani opidi Ingolstat ... 
ad salutem et remedium salutiferum aniinarum suarum ipsorumque anteces- 
sorum et progenitorum omni um animarum fidelium ... in ecclesia parochiali 
b. Marie ibidem ... ob laudem et honorem omnipotentis dei ac altissimo et 
gloriosissime Virginis Marie . . . neenon duodecim [apostolorum] omniumque 
aliorum sanctorum, in quoruin honore capellanum et sacerdotem, qui pro tempore in 
dicta parochiali ecclesia missam videlicet ,seltnes 1 vulgo appcllatam dicat et 
legat, creare et dotaro cepernnt“; der Benetiziat soll „singulis e(b]doinodis 
sive septimanis quinque missas legere et dicendo peragere in altari duodecim 
apostolorum in medio ecclesie . . . sito, vulgo ,der fruemeßaltar 4 nuncupato“. 
Kopie der Urkunde im Zalpuech 15 r —18 r ; Regest im Sbl. II 91. Vgl. 
auch die folgende Anmerkung. Über diese Pfründe s. ferner Sbl. V 215, 
XV 44, XXIV 55 Nr. 226. — Hierzu gehörte „ain bchausung und stadl mit 
irer zuegehorung gegen unser lieben frauen über gelegen“; Inhaber war 1535 
„doctor Cristoff Tengler“. Zalpuech 19 1- , 15 r . Tengler war ein Freund 
Ecks, seit 1523 Professor der Jurisprudenz in Ingolstadt (s. unten S. 45) und 
von 1528 bis zu seinem Tode (t 22. Aug. 1538) Generalvikar in Freising. 
Über ihn s. Bugniet 81; Prantl I 139, 188; Wiedemann 64, 68, 500. 

4 ) Am 13. Dezember 1423 bestätigte Bischof Johann 11. von Eichstätt 
„primissariam secundam in suifragium prioris primissarie“, die von denselben 
Personen und zu dem gleicheu Zwecke gestiftet wurde, wie die erste Seel¬ 
messe. Der zweite Primissar soll „singulis ebdomodis sive septimanis in aurora 
diei quinque missas legere et dicendo peragere in altari duodecim apostolorum 
in medio dicte ecclesie . . . situato, vulgariter ,der fruemeßaltar 4 nuncupato, . . . 
unam videlicet die dominico, aliam feria III., terciam vero feria V. et quartam 
sabbato, quintam autem feria II. sub prima missa, alias .fruemes 4 , ad quam 
quintam missam celebrnndam exibit sacristiatn, qqando incipitur ,Gloria in 


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24 


111. Dio Kaplaneion in clor Pfarrei zu U. L. Frau. 


lieh je fünf stille Messen für alle Verstorbenen, besonders für die 
aus Ingolstadt, lesen; daher wurden diese Messen „Seelmessen“ 
genannt. Ihr Dienst war so geregelt, daß der erste Primissar 
an drei und der zweite an vier Tagen am Altar der zwölf Apostel 
eine hl. Messe zelebrieren mußte. Dieser Altar stand mitten in 
der Kirche und zwar vor dem Chore und führte im Volksmunde 
auch die Bezeichnung „Frühmeßaltar“, da an ihm der erste Pfarr- 
gottesdienst, die sog. „prima missa“ oder „Frühmesse“, stattfand. 
Im Gegensatz dazu stand die „publica missa“ oder das Pfarr- 
hochamt, das gewöhnlich am Choraltar gehalten wurde. Die 
Frühmesse oder prima missa war also keineswegs die erste Messe 
am Tage; vielmehr gingen ihr bereits andere voraus, z. B. die 
erste Seelmesse oder „Glöckelmesse“ 1 ). Wer von den beiden 

excelsis* prime misse predicte. Prior vero primissariiis, in cujus subsidium 
presens nova missa est. fundata, similiter ebdomadntim tenetur dicero et legere 
quinque missas in altari prescripto juxta tenorem fundationis sue, quarum 
prirnam celebrabit feria II., secundam feria IV., terciam feria VI., quartam die 
dominico sub dicta prima missa vel missa publica [in OdG (Pf. 86 v ) beißt es 
bloß noch: „am suntag uuder dom hochambt“], quintam vero perficiet in 
rcliquis feriis, videlicet tercia, quin tu et sabbato, quam ex bis duxerit eligen- 
dani; ad quas duas ultimas missas prescriptas exibit sub prima aut publica 
inissa . . . Insuper idem capellani in patrociniis predicti altaris omnium aposto- 
lorum cum suis primariis cedore debent plebano prefato et sociis [Kooperatoren) 
suis, et ipsi capellani in aliis altaribus eisdem diebus celebrare poterunt . . .“ 
Kopie der Urkunde im Zalpuech 22»-2o v ; Regest im Sbl. XXIV 60 Nr. 275. 
Auch in einer Urkunde von 1431 wird angeordnet, daß die Nebenmesse nicht 
vor dem Gloria der Pfarrmesse beginnen soll; vgl. S. 25 Anm. 2. — Im 
Jahre 1535 hatte „maister Nicklas Hauer 11 diese Stelle inne; seine Dienst¬ 
wohnung war „ain behausung in der Lodergassen neben der schuel unser 
lieben frauen pfarr“. Zalpuech 22 r , 26 1 '. Laut Sbl. V 215 gehörte die 
jetzige Kaplanei der Frauenpfarre „früher der zweiten Seel- oder Hauersmesse“; 
vgl. ebd. XV 17. Bereits im Jahre 1421 wird ein „Kaplan der andern Seel¬ 
meß“ in der Kirche zu l>. L. Frau genannt; vgl. ebd. V 135 Nr. 10. 

') Die Bezeichnungen für die erste Seel messe und die erste Pfarrmesse 
können leicht Verwirrung hervorrufen. ln der Urkunde von 14*23 (8. die vorige 
Anm.) werden die Messen der beiden .Seelmesser „primariae“ genannt; in einer 
Urkunde von 1449 (s. unten 8. 28 Anm. 1) heißt die erste Pfarrmesse „pri- 
maria“. In Pf. 78 r nennt Eck die beiden Seelmessen „primissaria“; in OdG 
(ib. 86 v ) werden ihre Inhaber als „frie-[frü-]messer“ bezeichnet, lu OdG 
lib. 87 r ) wird dagegen die erste Pfarrmesse „friemeß“ und die Messe der 
Frühmesser „seclmeß“ genannt. Die Seelmesse heißt in Pf. 79 r „missa ani- 
marum“ zum Unterschied von der in späterer Stunde stattfindeude „prima 
missa ecclesi; parochialis“. ln der Urkunde von 1449 wird dio 8eelmes.se 
zwar auch „inissa prima“ genannt, Aber mit dom Zusatz: „que in ecclesia 


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III. Die Kaplaueicn in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


25 


Seelmessern morgens gerade keinen Dienst am Frühmeüaltar 
hatte, mutte eventuell an einem andern Altar und zwar wahrend 
des Pfarrgottesdienstes, also zur Zeit der Frühmesse oder des 
Hochamtes lesen. An den Apostelfesten muhten beide Primissarc 
an andern Altären das hl. Opfer feiern, da an diesen Tagen der 
Mittelaltar dem Pfarrer und seinen Kooperatoren (für den Pfarr- 
gottesdienst) reserviert blieb *). 

Im Jahre 1424 stifteten zum erstenmal Privatleute eine 
Kaplanei für die neue Pfarrkirche. Die Ingolstadter Matrone 
Barbara Sentlingerin sorgte nämlich dafür, dah an allen Sonn- 
und gebotenen Feiertagen eine Lesemesse in der von ihr er¬ 
richteten und mit einem Altar versehenen Kapelle zu den hl. Drei¬ 
konigen stattfand 2 ). 

b. Virginia ,missa animarum* mincupatur*. Über den Ausdruck „Glöckelmesse“ 
statt „Seelmesse“ s. unten S. 27. Laut Sbl. V 215 ward das erste Seelmeß- 
benefiziuui auch Glöckelmeßbenefizium genannt. Um nicht mißverstanden zu 
werden, beschränke ich mich in meiner Darlegung auf die Ausdrücke: Seelmesse 
(— Glückelmesse), Frühmesse (= erste Pfarrmesse) und Pfarrhochamt. 

l ) Vgl. oben 8. 23 Anm. 4 und Pf. 78»*. 

■) In der von Bischof Albert von Eichstätt am 0. März 1431 aus- 
gefertigten Bestätigungsurkunde wird die Kapelle bezeichnet als „retru |!| 
sacristiam ibi sita et per eam [Barbara] funditus in honore gloriose Virginis 
Marie, Trium Hegum ac sanctarum Marie Magdalene et Barbare virginis pro 
eadem missa inibi semper celebranda . . . constructa . . .“ Der Benefiziat soll 
„singulis ebdomadis in dicta capella sub prima missa, alias ,fruemeß‘, aut sub 
publica missa, alias ,fronambt‘“, seine Stiftungsmesse und zwar „diebus vero 
festivis, puta: Nativitatis Christi, Circumcisionis, Epiphanie, Pasche, Ascensionis, 
Penthecostes, Corporis Christi, Anunctiacionis, Assuniptionis, Nativitatis, Pu- 
riticationis b. Marie, festis apostolorum atque diehus dominicis hujusmodi suam 
niissam sub dicta missu publica in parochia peragenda celebrabit in capella 
prefata ... et ad bujusinodi missam perficiendam singulis diehus prescriptis 
ipse capellanus ante decantacionem »Gloria in excelsis* prime aut publice misse 
in capella sua prefata se induendo non procedat“. Kopie der Urkunde im 
Zalpuech 8 r — 11 r ; Regest im Sbl. XXIV 67 Nr. 329. Vgl. S. 24 Anm. 4 
und Pf. 78 v , wo es heißt, er soll „in festivitatibus et dominicis diebus“ lesen und 
zwar „in festivitatibus“ nicht vor dem „Gloria in excelsis sumini officii" be¬ 
ginnen; von der Zeit der Messe am Sonntag ist nicht die Rede. Nach OdG 
(Pf. 86 v ; soll der Altarist lesen „all hohe fest, all suntag und in summa all 
gebotteu feirtag und sunst, wan in got ermant und er geschickt ist“. — ln 
Pf. 78 v hat Eck 1424 als Stiftungsjnhr der Pfründe bezeichnet; in seinen 
Notizen auf zwei losgelösten (von mir daher nicht numerierten) Blättern in 
Z. Reg. ist der 11. April 1424 als Tag der bischöflichen Bestätigung der 
Stiftung angegeben. Unter den „Ornamenta des altarß“ ist auch „ain fasten- 
tuch [oder Hungertuch; hierüber s. KL. IV 1255 11] mit der stitlterin und 


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‘20 


III. Die Knplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


Herzog Ludwig der Bärtige, der 1425 den Grundstein zu 
der Pfarrkirche gelegt hatte, war auch gewillt, ihren Gottesdienst 
sehr reich auszugestalten. Unter anderm stiftete er 1429 sechs 
Altäre, auf denen ebenso viele Priesler täglich das hl. Opfer dar¬ 
bringen sollten. Der unselige Zwist des hochherzigen Stifters mit 
seinem Sohne Ludwig dem Höckerigen, die mehrjährige Gefangen¬ 
schaft und der traurige Tod im Kerker zu Burghausen hinderten 
die Ausführung dieser Stiftungen in ihrem ganzen Umfange ‘). 
Der neue Landesherr Heinrich der Reiche war allerdings sehr 
aut Sparsamkeit bedacht, aber er hielt sich doch für verpflichtet, 
einen Teil der von seinem Vorgänger geplanten Meßstiftungen 
ins Werk zu setzen. So gründete er denn im Jahre 1449 
die drei Meßbenelizien zu Ehren der allerheiligsten Drei¬ 
faltigkeit, der hl. Barbara und des Hl. Geistes 2 ) und lieh diese 
Stiftungen, sowie einige andere (für das Pfründnerhaus mit 
fünfzehn armen Leuten, für acht Psalteristen und einen Organisten, 
für die Donnerstags-Prozession und acht Stellen für Singknaben) 
im Jahre 1454 durch Bischof Johann 111. von Eichstätt bestätigen H ). 

doctor Eckens Wappen“ angeführt. Über die Besitzergreifung der Pfründe 
sagt Eck ebd.: *M. Eybo Ott ex Schongaw ad preces ducis Alberti presentatus 
1506. Resignavit in favorem Johannis Eckii inquisitoris 1530 Purificationis.“ 
Darunter trug eine andere Hand [Marstaller*?] ein: „Defuncto Kckio 10. die 
Februarii a. d. 1543 presentatus fuit per senatum Ingolstadiensem Leonhardus 
Marstaller . . ., qui possessionem bujus eapellanie accepit 4. die Marcii . . .“ 
Eck hat sie also bis zu seinem Tode inne gehabt. Es ist auffallend, daß er in 
der Aufzählung der Einkünfte, die er wenige Wochen vor seinem Tode in 
Replica 51 * (s. unten S. 43 Anm. 4) veröffentlicht hat, von diesem Benefl- 
zium schweigt, während er von einem andern (s. Cathnrinae; s. darüber unten 
S. 28 (29) Anm. 2) redet. -- haut Zalpuech 12** gehörte zu dieser Stelle „ain 
hehausung in der Lodergassen gegen der schuel über bey unser lieben fraueu 
Pfarrkirchen gelegen“; dieses PfrUndhaus war laut Z. Reg. 6 r im Jahre 1424 
um 43 fl. gekauft worden; vgl. dazu auch Sbl. V 216, XV 11. 

') Vgl. dazu tierstner Stpf. 5, 10 und Ing. 84, 93 ff., 99 ff.; Sbl. XXIV 
9 ff., 19 f. 

•) Kopien der drei Stiftungsurkunden vom 8. Sept. 1449 im Zalpuech 
36 r —40 r , 42 r —45 v , 89 r- 91 v. Nach Sbl. XXIV 66 f. Nr. 325 hatte Ludwig 
der Bärtige schon 1430 zwei tägliche Messen zu Ehren der Trinität und der 
hl. Barbara gestiftet und für die erste die Einkünfte der Pfarrkirche St. Veit 
zu Weichering, für die zweite die der Pfarrkirche St. Michael zu Bertholdsheim 
bestimmt. Die kirchliche Genehmigung der beiden Inkorporationen war 1431, 
die der beiden Messen 1432 erfolgt; vgl, ebd. XXIV 68 f. Nr. 336, 34*2. über 
die spätere V erwendung des Hl. Geist-Bcnefiziums s. ebd. V 216. 

') Ahgcdruckt bei Mederer IV 10 — 15; s hes. S. 11. 


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III. Die Kaplancien in der Pfarrei zu LT. L. Frau. 


27 


Die Kaplane s. Trinitatis und s. Barbarae bewohnen ge¬ 
meinsam ein Haus l ) und sollen mit ihren Messen wöchentlich 
abwechseln. Zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit soll täg¬ 
lich zwischen der Glöckelmesse und der Frühmesse ein Amt 
gesungen werden. Zu gleicher Zeit soll der andere Priester eine 
stille hl. Messe zu Ehren der hl. Barbara lesen; jedoch darf er 
an zwei Tagen aussetzen 2 ). Der Inhaber des Hl. Geist-Benefiziums 
war verpflichtet, „unter der Frühmesse“ Ämter zu singen und 
zwar am Montag zum Trost der Armen Seelen, am Donnerstag 
zu Ehren des Altarssakramentes, am Samstag zu Ehren der 
Muttergottes und am Sonntag zu Ehren des Hl. Geistes :J ). 

Im Jahre 1449 errichteten fromme Burger noch ein Benefizium 
zu Ehren des hl. Andreas in der Pfarrkirche und eine mit Seel¬ 
sorge verbundene Pfründe im Hl. Geist-Spital. Ersteres ward 
von den Eheleuten Marquard Krapfel und Kunigunde, sowie 
Hartwich (Hartei) Gaul und Dorothea gestiftet und zwar für vier 
wöchentliche Lesemessen 4 ). Dem Inhaber des andern Benefiziums, 

J ) .Vgl. Zalpuech 41 r , 46 r : „ain behausung und gartten in der Haffner- 
gassen gelegen* 1 . Im Jahre 1585 war Benefiziat des Dreifaltigkeits-Altars 
„maister Wolfgang Praun“ und nach dessen Tod „nmister Michel Scheer“; 
der des Barbara-Altars hieß „herr Lienhart Hamperger“ (ib. 36 r , 42r, 81 1 v ; 
vgl. unten 8. 31 Anm. 4, 32 f.). 

*) Nach OdG (Pf. 86 v ) sollen die beiden Kapläne „zu der seelmeß ainer 
umb den andern singen das ambt Trinitatis oder wie sy sich vergleichen, und 
der ander lesen auff s. Barbara altar“. — In den Stiftungsurkutiden beider 
Benefizien vom Jahre 1449 heißt es, das Dreifaltigkeitsamt solle gesungen 
werden „täglich zwischen der glogkhlmeß und der fruemeß* 1 (Zalpuech 36 v , 
42 v ). Nur an den beiden letzten Tagen der Karwoche fiel es aus. Die Uni¬ 
versität war verpflichtet, dem Kantor 5 fl. 5 ß, dem Locatus 5 fl. 1 ß und 
den beiden Scholaren je 2 fl. 2 ß für ihre Mitwirkung beim Trinitatis-Amte 
auszuzahlen. Pf. 133*\ 

:l ) Laut Zalpuech 91 v gehörte zu seiner Stelle „ain behausung an dem 
egkh bei der pfarkirchen unser lieben flauen gelegen* 1 . Über den Inhaber 
s. unten S. 31 Anm. 4, 32 f. 

4 ) Kopien der Bestätigungsurkunden des Rates von Ingolstadt am 7. März 
1449 und des Bischofs Johann 111. von Eichstätt am 10. März 1449 im Zalpuech 
1 r — 6 V ; Regesten im Sb 1. II 100, XXIV £6. Nach der ersten Urkunde ward die 
Messe gestiftet „in den eren des heilligen zwelffpotn sand Andre und des heiligen 
bischoffs sand Niclas - ; in der zweiten heißt es, daß jene Personen „quandam 
perpetuam missatn seu primariam ... in altari s. Andree apostoli dicendam“ 
gestiftet haben, uhd daß der Benefiziat „qualihet ebdomoda quatuor missas 
legere et dicendo peragere teneatur in predicto altari hora ad id sibi deputata 
aut deputanda“. In OdG Pf 87') wird die Pfründe richtig „s. Andre* 1 , von 


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28 


111. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


das von der Ingolstadter Bürgerschaft errichtet war, lag die Seel¬ 
sorge für die Kranken und Pfründner des Spitals, nicht aber für 
das Dienstpersonal des Hauses ob; ferner hatte er wöchentlich 
vier Messen in den beiden der Muttergottes und dem Hl. Geiste 
geweihten Kapellen der Spitalkirche zu lesen und zwar muhte er 
dafür die Zeit zwischen der Glöckel- oder Seelmesse und der 
Frühmesse in der Pfarrkirche innehalten ’). 

Im Jahre 1456 stattete Herzog Ludwig der Reiche ein 
Benefizium aus zu Ehren der hl. Katharina in der Kapelle des 
Pfründnerhauses, das dem Hl. Geiste, der Gottesmutter, den zwölf 
Aposteln und der hl. Katharina geweiht war-); der betreffende 


Eck iu Pf. 80 r ungenau nach dem Altar „s. Johannis seu Andrer * genannt. 
— Inhaber der Stelle war 1535 „maister Wolfgang Lup[us]“; seine Dienst¬ 
wohnung bestand aus „haus, hoff und gartten bey unser lieben frauen ge¬ 
legen“. Zalpuech 3 r , 7 r . 

') Vgl. die Bestätigungsurkunde des Bischofs Johann III. von Eichstätt 
vom 21. November 1449; Kopie im Zalpuech 47 r —53 v . Nach ib. 47 r , 54 r 
hat der Benefiziat „maister Jacob Schaider“ als Dienstwohnung „die behausung 
an dem spital gelegen“, über »Schaider s. auch unten S. 31 Anm. 4. Vgl. auch 
fehl. VI 323: „Nördlich an die »Spitalkirche angebaut war die Wohnung des 
Beneficiaten, hinter dieser der Spitalfriedhof und in demselben die St. Anna- 
Kapelle. Nach der am Sonntag nach St. Petri Kettenfeier 1527 gegebenen 
Ordnung hatte der Kaplan im Spital die Seelsorge über die Verpfründeten und 
Kranken daselbst; das Dienstvolk im »Spitale gehörte in die obere Stadtpfarr¬ 
kirche.“ Vgl. auch ebd. XXII 17 ff. Siehe ferner oben S. 22 Anm. 3 — 

Nach der Urkunde von 1449 hatte der Benefiziat zu lesen „unam perpetuam 
missain in duabus ca pell is b. Marie Virginis et s. Spiritus dicti hospitalis“ 
und zwar „qualibet ebdomoda quatuor missas in dictis eapellis hospitalis legere 
et peragere teneatur bora ad id sibi ut supra deputata“, nämlich „post per- 
actam missam primam, que in ecclesia b. Virginis ,missa animarum* nun- 
cupatur, inchoet [seine Messe], et omnia agenda ante inchoacionem alterius 
misse, que in dicta ecclesia parochiali ,primaria.‘ vocatur, absque sinistra 
occasione compleat et perficiat, legendo dumtaxat et uon cantando, exceptis 
diebus infrascriptis . . Zalpuech 47*\ 48 v , 49 v . Nach Pf. 79 r hat er zu 
beginnen „post missam animarum, ante primam missam ecclesie parochialis“; 
nach OdG 87** soll er „anheben nach der seelmeh in der pfar und enden 
vor der friemefi“. Vgl. über diese Bezeichnungen oben S. 24 Anm. 1. 

Über die Heiligen, denen die Kapelle geweiht war, sagt Eck in 
Z. Cath. 2 r : „Die capell ist anfengklich geweicht worden in der eer des 
balligen gaist; nochmals, do die pfründ ist gestifft worden in der eer s. (Ja- 
tharin, hat man die cupein zu s. Cathariuen genant biß auff den heutigen tag.“ 
Vgl. auch die Stiftungsurkunde bei Mcderer IV 2. Am 3. Juni 1457 kon¬ 
firmierte Bischof Johann von Eichstätt die Messe, die in die Galli (16. Okt.] 
1450 von Herzog Ludwig dem Keichcn zu Ehren der hl. Katharina in der 


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III. Die Kaplaucien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


29 


Altarist sollte wöchentlich an vier beliebigen Tagen stille hl. Messen 
lesen und zwar nach der Frühmesse, aber vor dein Pfarramte in 
der Pfarrkirche l ). 

In den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts gingen auch 
zwei Zünfte dazu über, eigene AHarpfründen zu errichten. Die 
Färber schufen 1400 eine Kaplanei in der Pfarrkirche zu Ehren 
von St. Nikolaus und St. Wolfgang; ihr Priester sollte in jeder 
Woche vier stille Messen lesen und dazu besonders die Festtage 
auswählen -). Die Bäcker stifteten 1460 desgleichen vier wöchent- 

Kapelle des neuen Spitals — so ward das Pfründnerhaus genannt zum Unter¬ 
schied von dem im Jahre 1819 von Kaiser Ludwig dem Bayern gegründeten 
Hl. Geist-Spital — gestiftet worden war. Kopie der bischöflichen Urkunde 
im Zalpuech 93 l *—95 v ; Regest im Sbl. II 101; vgl. auch ebd. VI 265. — 
Laut Zalpuech 93 r , 96*' hatte 1535 „herr Job an Egkh doctor etc.“ diese 
Kaplanei inne, zu der „die behausung an dem alten collegio [s. oben S. 18 Anm. 1] 
bey der schütter gelegen“ gehörte. Eck hatte es bei seiner Berufung im Nov. 
1510 durch den Herzog als sein „stipendi der lection“ erhalten; vor ihm hatte 
es sein Vorgänger auf dem akademischen Lehrstuhl, Dr. Georg Zingel, be¬ 
sessen. Vgl. die Beschwerde Ecks beim Rate von Ingolstadt unten in Teil II 
Anhang II Nr. 2 und Z. Cath. 3*'. Im Januar 1543 erzählte Eck, er Über¬ 
lasse alle Einkünfte jenes „beneficiuni exile“ einem dürftigen Studenten der 
Theologie; s. unten S. 43 Anm. 4. Über den Wert der „behausung im hoff 
des alten Collegiums“ schreibt Eck in Z. Cath. 6 V : „Hat doctor Zingel darauß 
gehabt 6 ff.; ist graff Joachim von Ötingen darin gwesen. D. Eck hat von 
doctor Reuchlin nichts gonommen; sunst 4 ff.“ Über Reuchlins Aufenthalt in 
Ingolstadt (1520) und seine Beziehungen zu Eck s. Greving 102, auch 25 
Anm. 3; über Zingel ib. 4, 48 f., 52 f.; über beides, auch Prantl 1 146, 206 ft’., 
II 483, 486 und passim. — Unter dem Titel: „Jura episcopalia“ gibt Eck in 
Z. Cath. 4 V an: „Pro mediis fructibus 4 fl. Pro charitativo subsidio 3 />* 5 »V 
Ita dedit d. Zingel 1483, 1492, 1497 et ego 1514.“ über die medii fructus 
(die Hälfte der Früchte des ersten Jahres oder eine bestimmte Taxe dafür) 
und das subsidium charitativum, das eigentlich eine vom Bischof auferlegte 
Not- und Liebessteuer zur Bestreitung der Kosten für außerordentliche Be¬ 
dürfnisse der Diözese ist, s Sägmüller 773- 775; KL 1 77 ff.; RE I 94 f.; 
Ott 27 f., 38 f., 41, 46 f., 50, 52 f„ 55 -60, 63, 66. 

') Zalpuech 94*' (Urkunde von 1457): .. idem capellanus ... in qualibet 

ebdomoda quatuor missas in dicta capellu s. Spiritus quacunique placenti die . .., 
postquam prime misse in dicta parochiali ecclesia b. Marie dicte et complete 
fuerint, sub primo puisu, qui ad publicam missam decantandam ibidem ffcrj 
consuevit, absque phara dispositus, dicat et demum dicendo perfleiat . . .“ In 
Pf. 80 v heißt es nur: „postquam prima missa conpleta fuerit in ecclesia 
b. Marie Virginia.“ 

2 ) Kopie der Bestätigungsurkunde des Bischofs Wilhelm von Eichstätt 
(12. März 1466) im Zalpuech 30 r —33 v ; Regest im Sbl. II 101 f. Laut 
Zalpuech 30 *\ 34 r besaß „maister Woltt'gang Dangkl“ die Pfründe, zu der „aiu 


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III. Die Kaplancieu in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


liehe Lesemesscii auf den Altar der Heiligen Nikolaus, Vitus und 
Katharina in der Spitalkirche; auch dieser Altarist ward ange¬ 
wiesen, namentlich an den Festtagen zu zelebrieren *). 

Als endlich die Tertiarierinnen des hl. Franziskus im Kloster 
Gnadental in der Harderstrahe neben ihrem neuen Hause eine 
eigene Kapelle bauten, die sie dem hl. Täufer und dem hl. Evan¬ 
gelisten Johannes weihten, da fand sich 1494 der herzogliche 
Rentmeister Hans Klesheimer mit seiner Frau bereit, zu Ehren 
dieser beiden groben Heiligen, seiner Namenspatrone, ein Bene- 
fizium für jene Kapelle zu stiften. Der Altarist hatte wöchentlich 
sechs Messen zu lesen; für jede, die er aus Nachlässigkeit 
ausfallen lieb, hatte er den Schwestern 32 als Bube zu zahlen -). 

Damit war die Periode der Stiftung von Mebpfrunden abge¬ 
schlossen 3 ). Mittlerweile war der lange Zeit nur lässig betriebene 
Bau der Pfarrkirche wieder mehr in den Vordergrund des Inter¬ 
esses getreten. Als der äußere Bau abgesehen von den Kirchtürmen 
1515 oder etwas später vollendet w T ar 4 ), blieb für die Ausschmückung 

behausung und gartten bey unser lieben frauen gelegen * gehörte. Das Haus 
des „Kaplans der Färber* (so genannt in OdG; s. Pf. 80') ward 1583 zum 
Hau des Ignatiuskollegs verwendet; dafür empfing der Inhaber jährlich 15 Gl. 
Entschädigung. Sbl. V 215; ebd. XV 44 wird das Haus als Meßhaus der 
Blaufärber bezeichnet. 

') Vgl. das Hegest der bischöflichen Bestätigung der Bäckermesse durch 
Urkunde vom 17. Sept. 1469 im Sbl. XVII 36 f. Die im Zalpuech 60 r —63 r 
enthaltene Kopie ist nicht vollständig. Die Pfründe, deren „haus und gartten 
bey dem farbhaus gelegen* war, gehörte im Jahre 1535 dem „maister VVolffgang 
Pluemel*. Ib. 60 r , 64 **. — Vgl. auch oben S. 22 Anm. 3. 

? ) Vgl. Pf. 81 r . Die Stiftungsurkunde fehlt im Zalpuech. Das älteste 
Haus der Schwestern reichte bis ins Jahr 1276 zurück; 1480 erbauten sie ein 
neues Kloster und 1487 begannen sie den Bau ihrer Kapelle. Zur Geschichte 
des Klosters s. Mederer Ing. 27 f.; Gerstner Ing. 21 f., 122, 440 f.; Sbl. IV 
185 — 192, XV 24—27. In Pf. 87 v (OdG) wird das Kloster „reglhauß* ge¬ 
nannt. — Hans Klesheimer war 1478 Sekretär Ludwigs des Reichen uud seines 
Sohnes Georg, wurde später Rentmeister Georgs und starb 1494. Vgl. OA 
IX 433, XIX 190, XXVIII 49. 

*) Richtig bemerkt Kal len 144: „Als das an Stiftungen [von Me߬ 
pfründen] reichste Jahrhundert stellt sich das 15. dar. Im 13. Jahrhundert 
sind Pfründen n. O. [niederster Ordnung, so nennt Kallen die „Kaplaneien und 
Altarpfründen* der Kürze halber; s. S. 138] nur vereinzelt erwähnt, sie ver¬ 
mehren sich aber ständig im 14., an dessen Ende bereits eine stattliche An¬ 
zahl vorhanden ist, um im 15. zu jener außerordentlichen Höhe zu steigen, 
die wir kennen gelernt haben.* Vgl. dazu auch Kot he 112, der allerdings 
hauptsächlich Straßburger Verhältnisse des 14. Jahrhunderts berücksichtigt. 

4 ) Vgl. oben S. 19 Anm. 1. 


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III. Die Kaplaueien in der Pfarrei zu 1’. L. Frau. 


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des Innern noch viel zu tun übrig. Dieser Umstand war der 
Gründung neuer Altarbenefizien nicht förderlich. Dazu kam dann 
noch vor allem der Einfluß der mit dem Jahre 1517 einsetzenden 
lutherischen Bewegung. Trotzdem bis zum Schluß des IG. Jahr¬ 
hunderts bald von diesem, bald von jenem Pfarrer mancherlei 
Eintragungen in das Pfarrbuch gemacht worden sind, wird uns 
doch von keinem einzigen neuen Benefizimn berichtet. Die Zeiten 
waren eben andere geworden, und das religiöse Bedürfnis be¬ 
züglich der Messen war dank den Stiftungen des vorhergehenden 
Jahrhunderts mehr wie befriedigt ! ). 

2. Die Besetzung der Pfründen. 

Die Bestimmungen über die Art der Besetzung der Bene- 
fizien sind nicht ohne Interesse ‘ 2 ). ln allen Füllen kam natürlich 
dem Bischof von Eichstatt als dem Ordinarius der Diözese das 
Recht der Institution zu 8 ). Die Einführung in den Besitz der 
Pfründe des vom Bischof bestätigten Geistlichen geschah durch 
den Pfarrer von U. L. Frau l ). Bezüglich des Präsentationsrechtes 
lauteten die Anordnungen verschieden. 

Die fünf Benefizien s. Trinitatis, s. Barbarae, s. Spiritus in 
der Pfarrkirche, s. Catharinae im Alten Kolleg und ad Salvatorem 
oder Unsernherrn waren von bayerischen Regenten gestiftet; daher 
hatten diese auch das Präsentationsrecht ''). Während nun aber 
in den Stiftungsurkunden der vier erstgenannten Benefizien von 


') Bezeichnend ist dafür eine Notiz von Pihelmair im Zalpuech 97 v , 
laut der folgende Benefizien unbesetzt waren: „missa s. Andreae, secunda 
missa animarum, missa tinctorum, missa ss. Trinitatis, missa s. Barbarae.“ 
Y T gl. dazu auch die oben S. 8 Anm. 1 mitgeteilte Überschrift Pollingers in 
Pf. 145»*. 

*) über die Patrone der oberschwilbischen Kaplaneien und Altarbenefizien 
des Bistums Konstanz s. Kallen 258 — 266; über die Efilinger Verhältnisse 
s. Müller 278, 278 f. 

a ) Vgl. dazu Hinschins 11 630; s. auch die Präsentationsschreiben der 
Herzöge an den Bischof in Zalpuech 80 v , 81 rv . 

4 ) Laut seiner Notiz in Zalpuech 81 r wies Tuchscnhauser am 
24. September 1535 den Magister Jakob Schaider in die Kaplnnei Unsernherrn, 
den Magister Michael Scheer in die Pfarrkaplanei im Spital und den Herrn 
Andreas Hochenrieder in das Benefizium zum Hl. Geist in der Pfarrkirche 
U. L. Frau ein. 

r ') Vgl. oben S. 21, 26, 28; ferner Pf. 77 v , 80 v , 81 v , 82 r : weiter s die 
betreffenden Stellen in den Gründungsakten in Zalpuech 38 v , 44 v , 90 v , 94 r . 


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82 


III. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. b. Frau. 


der Verleihung eines Rechtes oder von einem Zugeständnis an 
andere, Vorschläge zu machen, nicht die Rede ist, heißt es in 
der herzoglichen Errichtungsurkunde des fünften vom Jahre 137G, 
daß sich der Pfarrer und Rat zu Ingolstadt auf einen Kandidaten 
einigen nnd diesen „demütig“ dem Herzog zwecks Präsentation 
benennen sollten *). Dementsprechend hat Eck in Pf. 82 r den 
Pfarrer von St. Moritz als denjenigen Pfarrer bezeichnet, der bei 
der Besetzung von Unsernherrn mittun sollte. Darunter aber 
trug er später eine Stelle ein, welche der bischöflichen Bestätigungs¬ 
urkunde jener Stiftung vom Jahre 1377 entnommen ist; dort 
wird gesagt, daß „der Pfarrer der Pfarrkirche in Ingolstadt, in 
dessen Pfarrei jene Kapelle liege“, das Recht habe, mitzuwirken -). 
Im Jahre 1377 gab es nun aber nur einen einzigen Pfarrer in 
dieser Stadt. Eck legte jedoch dem Relativsatz: „in dessen 
Pfarrei usw.“ nicht den Sinn einer einfachen Erklärung, sondern 
einer nähern Bestimmung bei. Wie es scheint, hat er hierauf 
gestützt den Anspruch geltend gemacht, anstelle des Pfarrers von 
St. Moritz an der Auswahl eines Kandidaten teilzunehmen. Ecks 
Bemühen wird von Erfolg gewesen sein; denn unter den „Colla- 
tiones, quas habet plebanus s. Mauricii“, die er auf der Innen¬ 
seite des hintern Deckels des Pfarrbuchs eingetragen hat, wird 
Unsernherrn schon nicht mehr erwähnt*). Ferner hat sein Nach¬ 
folger Tuchsenhauser „als Plärrer zu U. L. Frau“ zusammen mit 
dem Rektor, Kämmerer und Rat der Universität, sowie mit dem 
Bürgermeister und Rat der Stadt im Jahre 1533 nach dem Tode 
des Benefiziaten Wolfgang Praun, der gleichzeitig die Kaplaneien 

\) Zalpuech 73 v : ,. .. sollen wir, unser erben und all unser nacli- 
komen . . . verleichen und leichen ainem caplan, dem die vorgenant unsers 
herrn capell redlichen und rechtlichen von ainem pfarrer der vorgenanten pfarr 
zu Ingoldstat verliehen wirt, . . . und dafür unns, unser erben oder nacbkomen 
der pfarrer und der rat ... zu Ingoldstat diemutigkliehen mit. woll veraintem 
mut bitend und verschreibennt . . .“ Die Konstruktion des Satzes ist un¬ 
geschickt. Weil die Pfarrei 8t. Moritz damals die einzige in der Stadt war, 
brauchte ihr Schutzheiliger in der Urkunde nicht eigens genannt zu werden. 

-) Vgl. Pf. 82 r mit folgender Stelle in der Urkunde von 1377 (Zal¬ 
puech 72 r ): quod plebanus ecclesie parochialis in Ingolstat, in cuju9 parochia 
memorata capella posita est et fundata, ad dictam capellam unuin ydoneum 
capellanum actu in sacerdotio constitutum . . . haheat instituere ad voluntatem 
et beneplacitum dominorum de Bavaria necnon intercessiouem civium in 
Ingolstat rationahilem, lieitam et discretam . . . 

:l ) Vgl. unten 'Peil II Abschnitt VI Nr. Dt. 


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III. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


38 


von Unsernherrn und vom Hl. Geist-Altar in der Frauenkirche 
besessen hatte *), den Meister Jakob Sehaider für die erste und 
den Andreas Hochenrieder für die zweite erledigte Stelle vor¬ 
geschlagen, und der Herzog Wilhelm hat beide dem Bischof 
präsentiert *). Nach dem Tode Schaiders schlug Herzog Albrecht V. 
am 12. November 1551 dem Eichstätter Ordinarius für die Pfründe 
Unsernherrn den Priester Leonhard Wernlein (Wörnlen) vor, den 
ihm „Theander als Pfarrer zu U. L. Frau, auch Bürgermeister 
und Rat“ empfohlen hatten :I ). Hieraus darf man den Schluß 
ziehen, daß Ecks Vorgehen in der Frage der Besetzung von 
Unsernherrn erfolgreich gewesen ist. 

Es ist ferner bemerkenswert, daß im Jahre 1585 unter 
Herzog Wilhelm, nicht aber im Jahre 1551 unter Herzog Albrecht 
auch der Universität Einfluß auf die Besetzung von Unsernherrn 
eingerfiumt worden ist. Im Jahre 1516 halte die Hochschule 
von Wilhelm unter anderm das Nominationsrecht auf diejenigen 
Kaplaneien und Altäre in den Pfarrkirchen und Filialen von 
St. Moritz und U. L. Frau erlangt, auf die er präsentieren konnte. 
Die Universität verzichtete aber schon sehr bald darauf, weil es bei 
Vakanzen in den päpstlichen Monaten Kurtisanen gelang, jene Pfrün¬ 
den an sich zu bringen; jedoch verlieh der Herzog 1518 von neuem 
der Universität die Befugnis, ihm für die erledigten Stellen ge- 

') Praun wird auch in Zalpuoch 71 r und 88 v als Inhaber der beiden 
Pfründen bezeichnet. 

*) Kopie der Urkunde Wilhelms vom 16. September 1585 im Zal- 
puech 81 rv . Die Besetzung der Pfründe s. Spiritus in U. L. Frau stand nach 
der Gründungsurkunde dem Regenten allein zu; vgl. ib. 90 v und Pf. 81 v . Das 
Nominationsrecht der Universität stützte sich auf die herzoglichen Vergün¬ 
stigungen vom Jahre 1516 und 1518; a. darüber den oben folgenden Text. Mit 
welchem Rechte aber auch der Pfarrer von U. L. Frau und die städtische Be¬ 
hörde bei der Verleihung des Altars s. Spiritus mitgewirkt haben sollen, ist 
unklar. Vielleicht handelt es sich hier nur um einen fehlerhaften Satzhau, 
der dadurch entstanden ist, daß man die Notiz über Hochenrieder der Kürze 
halber einfach an die über Sehaider angegliedert hat. — Sehaider wird in 
Zalpuoch 47 r als Inhaber der mit Seelsorge verbundenen Pfründe im Hl. Geist- 
Spital genannt; er muß, als er an Unsernherrn nngestellt wurde, auf die bis¬ 
herige Messe verzichtet haben; denn am 24. September 1535 ward Meister 
Michael Scheer von Tuchsenhauser in den Besitz der „pfarrcapellanei im 
spittal“ eingeführt; vgl. ib. 81 r und oben S. 31 Anm. 4. Scheer wird ib. 36 r 
als Kaplan s. Trinitatis in der Pfarrkirche bezeichnet. 

') Vgl. die Kopie der Urkunde Alhrechts vom 12. November 1551 im 
Zalpuech 80 v , 81»’. 

Itef.-ge«rh. Studien u. Text«*, lieft l u. 5: Greving. IMiirrbueli. 3 


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111. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. • 


34 

eignete Personen zu nennen ! ). Von dieser Befugnis hat sie 1535 
Gebrauch gemacht; allerdings muhte sie sich dabei mit dem 
Pfarrer von U. L. Frau und mit der Sladlbehörde ins Einver¬ 
nehmen setzen. Warum die Universität nicht auch im Jahre 1551 
bei der Ernennung eines Kaplans an Unsernherrn mitgewirkt hat, 
bleibt eine offene Frage; vielleicht besah sie damals jenes Recht 
nicht mehr. 

Sehr grof3 war der Einfluß, den Bürgermeister und Rat auf 
die Besetzung der Kaplaneien hatten. Bei mehreren verfügte die 
Stadt allein über das Präsentationsrecht. Daß sie es für die 
beiden Seelmessen besaß, die von ihr selber gestiftet waren-), ver¬ 
steht sich geradezu von selber. Wenn eine Pfründe von Privaten 
errichtet wurde, so lieh man den Stiftern auf Lebenszeit das 
Recht des Patronates; nach ihrem Tode jedoch ging dieses Recht 
auf die Stadt über. Weder den Privaterben noch den Zünften 
ward hierin ein Zugeständnis gemacht. Daher muhten die Witwe 
Barbara Sentlingerin ebenso wie die Zünfte der Färber und 
Bäcker schon in den Fundationsurkunden ihrer Benefizien der 
Stadtbehörde das Patronatsrecht zuerkennen 8 ). In andern Fällen 
gelang es dem Rate nicht, nach dem Tode der Stilter das un¬ 
eingeschränkte Präsentationsrecht zu erwerben. Die Eheleute 
Klesheimer, welche die Fianziskanerinnen im Gnadental durch 
die Gründung einer Kaplanei erfreuten, übertrugen den Nonnen 
das Nominations- und der Bürgerschaft das Präsentationsrecht l * * 4 ). 
Die Eheleute Kräpfel und Gaul dagegen vertrauten die Präsen¬ 
tation auf den von ihnen dotierten Andreas-Altar dem Plärrer 
von U. L. Frau und dem Stadtrat zugleich an 5 ). Die bischöf- 


l ) Vgl die Urkunden Nr. 29 und 30 bei Mederer IV 179 — 183. Die 
Überschrift zu Nr. 30 verkennt die Bedeutung des Inhalts dieser Urkunde. 
Prantl I 173 Anm. 120 spricht ungenau von einem der Universität verliehenen 
„ Präsentationsrecht“. 

-) Vgl. die betr. Passus der Stiftungsurkunden in Zalpuech 16 v und 22 v 
mit Pf. 78r. 

') Vgl. die betr. Passus der Stiftungsurkunden in Zalpuech 8 V \ 31 rv » 
fil v mit Pf. 78 v , 80 v . Auch in Ef3lingen war das Privatpntronat ausgeschlossen, 
und der Stifter oder seine Testamentsvollstrecker hatten nur über die erst¬ 
malige Besetzung der neuen Pfründe zu entscheiden. Müller 279 u. 308 ff. 
Nach hallen 265 dagegen blieb der Stifter einer Pfründe in Oberschwaben 
„in sehr vielen Fällen auch der Patron derselben“. 

4 ) Vgl. Pf. 81 r . Im Zalpuech fehlen Angaben über diese Stiftung. 

) Vgl. Zalpuech 2 1 ' und Pf. 80r. 


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111. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


35 


liehe Beslätigungsurkunde für die mit Seelsorge verbundene Pfründe 
am Hl. Geist-Spital ordnet an, daü die Stadtbehörde (consulatus) 
innerhalb der vom Rechte gestellten Frist „accedente certa seien- 
tia plebani ecelesie parochialis beate Virginis“ einen geeigneten 
Priester präsentieren soll 1 ). Dah die Bürgerschaft in diesem Falle 
dem Pfarrer den Namen des Priesters, den sie dem Bischof Vor¬ 
schlägen wollte, mitteilen muhte, wird deshalb verlangt worden 
sein, weil diesem Geistlichen die Seelsorge an den # Kranken und 
Pfründnern des Hauses überlassen ward 2 ). Bei den Kaplaneien 
St. Anna im Hl. Geist-Spital und St. Kreuz an der Sanderbrücke, 
die in den Jahren 1300 und 1301, also vor der Abzweigung des 
Kirchspiels U. L. Frau, von Bürgern errichtet worden waren, 
sollte der Pfarrer von St. Moritz stiftungsgemah innerhalb eines 
Monats nach Eintritt der Vakanz die Präsentation vornehmen, aber 
„requisito et prehabito consilio consulum opidi“; war der Pfarrer 
darin nachlässig, dann sollte der Rat für diesmal selbständig dem 
Bischof einen Kandidaten Vorschlägen ^). 

3. Die Verpflichtungen der Kapläne. 

Jeder Benefiziat hatte dafür zu sorgen, daß sein Altar, die 
Bücher, die Paramente, das Wohnhaus, kurz alles, was zu seiner 
Stiftung gehörte, in gutem Zustande blieb; andernfalls setzte er 
sich der Gefahr aus, dah die Erträge seiner Stelle mit Beschlag 
belegt und zur Deckung derjenigen Unkosten verwandt wurden, die 
durch die notwendig gewordenen Reparaturen entstanden waren 4 ). 

Die Zahl der Messen 5 ), zu denen die Kapläne verpflichtet 
wurden, war verschieden. In einem Falle fehlte im Stiflungs- 

’) Vgl. die Urkunde im Znlpuech 48 r und Pf. 79r. ln späterer Zeit 
ward mehr verlangt als bloß eine „certa scientia plebani“; vgl. die Randnotiz 
in Pf. 79r. 

•) Vgl. oben S. 27 f. 

s ) Vgl. die Passus der Urkunden im Zalpuech 6f» r v und 83 v mit Pf. 
80 r . 79 v . Die Rechte des Pfarrers von St. Moritz sind in diesen beiden 
Fällen von Eck nicht geschmälert worden, und die Mitwirkung der Stadt 
scheint bei der Besetzung der Pfründe 8t. Anna im Hospital damals sogar 
ganz ausgeschftltet gewesen zn sein. Vgl. Ecks Notizen auf der Innenseite 
des hintern Deckels des Pfarrbuchs; s. unten Teil 11 Abschnitt VI Nr. 10. 

4 ) Vgl. Od(l Nr. 1 (Pf. 84 v ) und den Abschnitt De capellanis ac capel- 
laniis passim in Pf. 77 v ft*. 

Vgl. Pf. 77 v ff. und meine Anmerkungen zn den einzelnen Stiftungen 
oben 8. 21 tt\ 

3* 


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36 


111. Die Kaplnneiun in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


brief'e jede Angabe darüber. Zwei Benefiziaten waren gehalten 
jeden Tag, einer Gmal, vier 5mal, sechs 4mal in der Woche und 
einer nur an Sonn- und Feierlagen zu zelebrieren. Im letzten 
Fall war das Benefizium ganz gut mit einem andern zu vereinigen, 
und Eek hat viele Jahre hindurch diese beiden Pfründen (Trium 
Regum und s. Catharinae) innegehabt *). Auch war es meist 
im einzelnen festgesetzt, zu welchen Stunden die Altaristen ihre 
Messen lesen # sollten, und in welchen Ffdlen sie Ämter halten 
durften oder muhten *). 

Das Verhältnis der Kaplane zu ihrem Pfarrer war genau 
geregelt 3 ). Vor oder nach der Einführung in das Amt 4 ) muhten 
sie teils eidlich, teils an Eides Statt, mündlich oder schriftlich ganz 
bestimmte Versprechen dem Pfarrer gegenüber ablegen :> ). 

In allen ehrbaren und erlaubten Dingen muhten sie dem 
Pfarrherrn gehorsam und treu sein, ihm die schuldige Ehrfurcht 
bezeugen, sich klerikal kleiden, an den üblichen und etwa noch 
einzufühlenden Prozessionen teilnehmen und mit „Singen, Lesen, 
Dienen“ beim Gottesdienste bellen, wenn es notwendig oder 
wünschenswert war. Sie mußten alle Rechte des Pfarrers ge¬ 
wissenhaft achten und durften im allgemeinen keine seelsorger¬ 
liehen Funktionen ausüben, daher ohne spezielle Erlaubnis auch 
nicht predigen ,; ) und beichthören. Nur der Kaplan an llnsern- 

1 ) Vgl. oben S. 25 (26) Anm. 2 und S. 28 (29) Anni 2. Ebenso wie Eck 
besaß Wolfgang Praun gleichzeitig zwei jener Benefizien. Prnun konnte den mit 
den beiden verknüpften Verpflichtungen, nämlich wöchentlich vier Messen >un 
Altar 8. Spiritus in der Pfarrkirche und täglich eine Messe in der eine Stunde 
davon entfernten Kapelle Unsernherrn zu lesen, natürlich unmöglich selber 
nachkomnien. Er war daher gezwungen, sich für eine Kaplanei einen Ver¬ 
treter (Vikar) zu halten. Vgl. oben S. 32 f. 

*) Vgl. auch oben S. 23 ff. 

: ) Vgl. zum Folgenden: Pf. 77 v ff., 84 v ff. (ÜdG). Ober die Ordnungen, 
die in Eßlingen vereinbart waren und in vielen Punkten den Ingolstüdter Be¬ 
stimmungen gleichen, s. Müller 272 ff. 

4 ) Pf. 77 v : „Jurent plebano ante investituram“; ib. 81' r : ^Juret . . ., 
antequam investiatur“; ib. 80 v : „Statiin investitus promittat - . 

6 ) Vgl. die vorhergehende Anm.; ferner Pf. 78 v : „Promittat plebano 
corporaliter“; ebenso ib. 80 v : ferner ib. 80 v : . . promittat plebano corporaliter, 

tideliter et loco juramenti“; weiter ib. SO r : „Promittat sub bona flde“; endlich 
ib. 81**: „Det literas, in quibus promittat“. 

K j Dem Kaplan an der Kapelle des Nonnenklosters Gnadental, die den 
Heiligen Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten geweiht war, 
wurde z. B. nur gestattet, an den Festen jener beiden Patrone und am Kireh- 
weihtug zu predigen; vgl. Pf. 8I‘\ 


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111. Die Kaplaneien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


37 


herrn und einer der drei Benefiziaten an der Hospitalkirche zum 
Hi. Geist waren zur Cura animarum berechtigt und verpflichtet. 
Der Wirkungskreis des Spitalkaplans war allerdings auf die Kranken 
und Pfründner der Anstalt beschränkt; sogar das Dienstpersonal 
des Hauses unterstand nicht ihm, sondern dem Pfarrklerus 1 ). 
Um der Überordnung der Pfarrkirche über die Kaplaneien klar 
und deutlich Ausdruck zu verleihen, las der Pastor oder einer 
seiner Kooperatoren an den Patrozinien oder Titularfesten, wenn 
nicht aller, so doch mehrerer Altäre dort die hl. Messe, während 
der betreffende Kaplan an jenem Tage an einem andern Altar 
zelebrieren mutete 2 ). Wollte ein Benefiziat auf Reisen gehen, so 
mutete er den Pfarrer um Urlaub bitten und im Einvernehmen 
mit ihm für Vertretung sorgen 3 ). Kam ein Kaplan seinen Ver¬ 
pflichtungen nicht nach, so sollte er durch Pfarrer und Kirch- 
meister bestraft werden l ). 

Weiter muteten die Kapläne dem Pfarrer versprechen, die 
Opfergaben, die bei ihren Altären einkamen, ehrlich abzuliefern, 
soweit sie dazu verbunden waren 5 ). Nicht alle Bcneliziaten 
brauchten die Oblationen abzugeben. Die beiden Frühmesser 

') Vgl. Pf. 79«*, 82 r . An andern Orten waren die Benefiziaten zuweilen 
stiftungsgemäß zur Aushilfe verpflichtet; vgl. Hinschius II 322. Die meisten 
Kapläne jedoch wollten und durften sich nicht um die Seelsorge kümmern; 
vgl. Künstle 71 ff.; Kallen 141 f. 

2 ) Das war z. B. bei den zwei Seelmessen der Fall; vgl. Pf. 78 r . — 
Wenn die Kapellen zum Hl. Kreuz und Unsernherrn Kirchweihe feierten, wurden 
einer oder zwei von den Kooperatoren hinausgeschickt, um Vesper, Amt und 
Predigt zu halten. Desgleichen waren Ämter und Predigt am Oedächtnistag 
der Weihe von zwei Altären in Unsernherrn Sache der Kooperatoren. Ebenso 
pflegte an dem abgeschafften Feste der Leidenswerkzeuge des Herrn (Freitag 
nach Weißen Sonntag) ein Kooperator nach Unsernherrn zu gehen, um dort 
Amt und Predigt zu übernehmen. Pf. 16 v , 17 r , 21 r (interessante Notiz über 
die Gebühren der Kooperatoren!). Vgl. auch die spätere Notiz über das Fest 
St. Elisabeth im Kloster Gnadental ib. 42>*. 

3 ) Die Kapläne der Altäre s. Trinitatis und s. Barbarae hatten z. B. 
zeitweilig Vikare. Pf. 77v. Vgl. auch oben S. 36 Anm. 1. Siehe ferner 
OdG Nr. 10 (Pf. 86 r ). 

4 ) Z. B. durch vollständige oder teilweise Entziehung der Einkünfte, 
durch Zahlung von 1 /., U Wachs zur Strafe. 

5 ) Die Bestimmung, daß die Kapläne die Oblationen ihrer Altäre an den 
Pfarrer abliefern sollten, schützte die Pfarrkirche gegen den Schaden, der ihr 
sonst aus der wachsenden Zahl von Kaplaneien entstehen konnte. Über diese 
Maßregel in Eßlingen und Oberschwaben s. Müller 275 und Kallen 140. 


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38 


HI. Die Kaplaneiou in der Planei zu U. L. Frau. 


und der Kaplan Trium Regum, sowie der Seelsorger iin Spital 
hatten mit dem Plärrer einen Vertrag geschlossen, wonach sie 
diesem eine genau fixierte Summe zahlten, aber dafür alle oder 
fast alle Opfergaben für sich behalten durften , ). 

Die andern Kapläne wurden um Pauli Bekehrung (25. Januar) 
vom Pfarrer aufgefordert, die bei ihren Altären geopferten Gaben 
abzuliefern 2 ). Die Küster der Pfarrkirche, des Spitals, der Kapellen 
St. Johann im Gnadental und Unsernherrn pflegten sie zu über¬ 
bringen. Anscheinend fand die Überreichung aller Oblationen an 
einem und demselben Tage statt. Bei dieser Gelegenheit wurden 
die persönlich erschienenen Benefiziaten mit Braten und Gebäck 
bewirtet; dagegen muhte ein jeder von ihnen den Wein, den er 
dabei trank, aus seiner eigenen Tasche bezahlen. Wenn ein 
Kaplan es vorzog, die Oblationen durch einen Küster zu über¬ 
senden, konnte der Pfarrer ihn nach seinem Gutdünken dafür 
entschädigen, daß er von dem Braten und Gebäck nichts mit¬ 
bekommen hatte. Adorf pflegte in solchen Fällen den Bene¬ 
fiziaten, je nachdem er mit ihrem „Fleiß“ zufrieden war, 12, 8 
oder aber auch nur 3 zu schicken s ). 

4. Die Einkünfte der Kapläne. 

Glücklicher Weise sind wir auch in der Lage, einen Über¬ 
blick über die Erträgnisse von vierzehn Pfründen 4 ) gewinnen zu 
können. Den Wert der zugehörigen Dienstwohnungen lassen wir 
dabei außer Berechnung. 

Ganz einfach liegen die Verhältnisse dreier Kapläne, deren Ein¬ 
künfte nur in barem Geld bestanden: Der Beneliziat der Bäckermesse 
im Spital und der des Altars s. Trinitatis in U. L. Frau empfingen 

*) Vgl. Pf. 77 r , 78 rv , 79 r , wo die Einzelheiten der Verträge zu 
finden sind. 

3 ) Zur Zeit Adorfs geschah die Aufforderung am Weihnachtstage. Vgl. 
Pf. 77 r . An diesem Tage erschienen die Kapläne auch vor Eck, um ihrem 
Pfarrlierrn je 10 Kreuzer als Festgeschenk zu überreichen. Vgl Pf. 5 V , 177 r v. 
— Thor die Ablieferung der Oblationen durch die Eßlinger Kapläne s. Müller 
254, 275 ff., 278. Die Pfarrkirche sollte durch die Errichtung neuer Kapellen 
und Altäre nicht geschädigt werden; daher mußten die dort einkommenden 
Oblationen an die bisherige Stelle abgeliefert werden. Vgl. S. 37 Anm. 5. 

Pf 77 r. 

*) Die Einkünfte des Benefiziums an der Kapelle des Klosters Onadental 
werden, ebensowenig wie dessen Stiftungsbrief, im Zalptiech mitgeteilt. 


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III. Die Kaplancien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 39 

jährlich je 3G fl.; der des Barbara-Altars in der Pfarrkirche 
bekam 32 fl. ! ). 

Wenden wir uns nun zu den beiden Pfründen Ecks. Die 
eine 2 ) die Kaplanei SL Katharina im Alten Kolleg — brachte 
an Geld 32 fl. 3 ß ein; außerdem gehörten zu der Stiftung noch 
6 Bifang Gemüsegarten 2 ). Mehr bezog er von dem Dreikonigen- 
Altar in der Pfarrkirche; trotzdem dieses Benefizium verhältnis¬ 
mäßig geringe Verpflichtungen Zelebration der Messe an Sonn- 
und Festtagen — auferlegte, war es doch recht einträglich und 
besser als fast alle andern. Die Einkünfte betrugen: an Geld 
33 fl. G ß 0 0, au Korn 4 1 Schaff 6 Metzen :{ ), an Weizen 3 Viertel 
9 Metzen, an Gerste 3 Viertel 9 Metzen, an Hafer Schaff 
9 Metzen, 1 ff. Pauschen J ), IG ff, Schmalz, 1 Fuder Heu, lSBauern- 
uncl 4 Schwaigkäse'), 200 Eier, 3 Gänse, 7 Fastnachthennen, 
30 Hühner, 1 Metze Erbsen, 2 Metzen Hanfkorner n ). Ferner 

l ) Zalpuech 41 r . 46 r , 64 r . 

*) Zalpuech 96 r — 97 r , wo statt c lf A zu lesen ist x ff 4; dann stimmt 
die Summe genau mit Z. Cath. 24 v Überein. Hiernach brachte die Stiftung 
auch im Jahre 1456 an Geld 32 6. 8 ß ein. Eck berechnete ib. 25 r für das 
Jahr 1520 nur 32 fl. 2‘/., ß. Es scheinen zu dem Ertrag des Benetiziums auch 
noch 1 , ff und 3 tf Wachs gehört zu haben; zu dem letzten Posten bemerkt 
Eck: „khanfi nit finden“. Vgl. ih. 20 r , 22 r . 

■') Der Wert eines halben Schaffs Korn ist in Pf. 126 r mit 1 fi. in 
Rechnung gestellt; der Preis für ein Schaft' Weizen ist in eiuer Randnotiz 
ib. 143v auf 2 fi. angegeben (vgl. oben S 11 (12) Anm. 2). 

*j ln Z. Reg. 9 r bezeichnet Eck denselben Posten mit: „Ain pfunt 
holtz pauschen“. Pauschen — Reiserbündel; vgl. Sch mell er 1 297. 1 tf r- 

240 Stück davon. 

ß ) Käse, der auf der Schwaige Meierei) zubereitet ist; vgl. 

Lexer II 1353. 

,i ) Obige Addition ist entnommen aus Z. Reg. 5»'. Dieses Buch hat 
dabei, wie es bekennt, die Angaben des Zalpuechs zugrunde gelegt; vgl. 
Z. Reg. 3 V . Daß eine Addition der verschiedenen Maße heut« nur zum Teil 
möglich ist und mit der größten Vorsicht geschehen muß, beweist folgende 
Notiz Ecks in Z. Reg. 16 r , die sich auf einzelne Posten der Einkünfte seiner 
Pfründe bezieht: „Merck: 8 Rainer metzen thund 1 sack und tliut 1 Rainer 
metz 2 1 metzen und ain halben viertling Ingoldstctter; sequitur: 6 seck körn 
[Rainer Maß] fac[ere| 2 1 sch[aff| 6 metzen [Ingolstüdter Maß). Im habern 
thut 1 sack auch 8 metzen, aber 8 metzen haher thund 10 metzen korns; 
sequitur: 6 seck habern fac[erej 2 sch[aff] 3 viertel gewürt und 9 metzen 
Ingolstatter. An waitzen und gersten ist das maß gleich dem rocken; thüt 
1 sack waitzen [nach Rainer Maß] zü IngoUtat 1 viertel 9 metzen. Des 
gleichen die gersten gestrichen.“ Auf Grund von Z Reg. 4 r , 5 r und 16»* 


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40 


1JI. Die Kaplancicn in der Pfarrei zu ü. L. Frau. 


empfing Eck in mehreren Fällen beim Verkauf von Häusern vom 
Käufer und Verkäufer je 5 Kreuzer (zusammen 10 er. oder 35 <J) 
und in drei andern Fällen als „Handlohn“ ! ) 7 fl., 10 fl. (ex gracia 
7 fl.) und 30 fl. („ex gracia sind auch 12 genomen worden, quando 
non fit [der Besitz Wechsel] per obitum“). 

Die übrigen Kaplaneien der Pfarrkirche brachten ein: 

Die erste Seelmesse: 13 fl. 1 ß 19 <j, 22 Hühner, S Gänse, 
200 Eier, 54 Käse, ferner nach Ingolstädter Mala: 0 Schaff 
30 Melzen Korn, 5 Schaff 14 ] U Metzen Hafer, 1 Schaff 15 VA, Metzen 
Gerste, weiter nach Pfaffenhofer Maß 2 ): 1 Metzen Weizen und 
6 Metzen Hanfkörner; außerdem gehörte dazu der große und 
kleine Zehnt :; ) zu Deimhausen 4 ) und ein Gemüsegarten. 

Die zweite Seelmesse: 26 fl. 5 (i 13 0, ferner 1 Schaff Korn 
und V 4 Schaff Hafer 5 ). 

laßt sich feststellen: Nach Ingolstädter Maß ist 1 Schaft’ = 4 Viertel, 
1 Viertel - 12 Metzen, 1 Metze — 4 Viertling. Nach Rainer Maß (Maß im 
Gerichtsbezirk der Stadt Rain) ist 1 Sack = 8 Metzen. 8 Rainer Metzen 
sind aber gleich 21 Ingolstädter Metzen, wenn es sich um Korn, Weizen und 
Gerste handelt; anders bei Hafer! 

') Abgabe, die der Erbe oder Käufer dem Lehensherrn für Überlassung eines 
Gutes zahlte, wenn dieser es auf Lebenszeit verliehen hatte; vgl. Lexer 1 1176. 

*) Zalpuech 19 r - 21 r . Verschiedene Male gilt Pfaffenhofer Maß 
[Pfaffenhofen ist Station auf der Eisenbahnstrecke Ingolstadt—MünchenJ; es 
heißt z B.: „Item Hanns Krähler von Pobenhausen gult Pfaffenhover maß: 
50 metzen khorn thut hie 3 schaff minus 6 metzen; 15 metzen habern thuet 
hie 1 schaff und 2‘ ., metzen; 15 metzen gersten thut hie 3 fiert-1 und 8 1 /, metzen; 
4 metzen hainfkernner thut hie ll 1 /* metzen.“ Weiter heißt es: „Item Caspar 
Paur von Seiberstorff auff dem Osterhoff gult Pfaffenhover maß: 32 metzen 
khorn thut hie 7 fiertl;.32 metzen habern thut hie 7 fiertl. Mer die klain 
gult: 4 metzen waitz, 2 metzen hainffkernner . . Vgl. hierzu oben S. 39 
Anm. 6. Pobenhausen und Seibersdorf liegen im Bezirksamt Schrobenhausen. 

’) „Von den verschiedenen Fruchtarten rechnet man in der Regel die 
Halmfrüchte sammt Wein und Gel zum großen Zehnten (dec. majores), dagegen 
die übrigen Feld-, Garten- und Baumfrüchte zum kleinen Zehnten (dec. minores). 
Auch der Blutzehnte [~- Tierzehnt von lebendigen Jungen der verschiedenen 
zur Haus- und Feldwirtschaft gehörigen Tiere) wird bisweilen in den kleinen 
und großen eingeteilt, wobei zum ersten das Federvieh, zum andern alles 
Cebrige gerechnet wird. Das canonische Recht kennt den Unterschied zwischen 
Groß- und Kleinzehnten auch (c. 30, X. h. t. 3, 30). Die nähern Bestimmungen 
aber hierüber gehören der Gewohnheit und den Gesetzen des Landes an.“ 
So Sägmttller in KL XIL 1890. 

4 ) bei Hohenwart. 

f ’) Zalpuech 26' — 29 r . Wo nicht ausdrücklich das Gegenteil gesagt 
ist, sind Ingolstädter Maße gemeint 


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III. Die Kaplaneieti in der Pfarrei zu V. L. Frau. 


41 


Das Einkommen des Andreas-Altars bestand aus: 20 fl., 

3 Schaff Korn, 2 Schaff Hafer, 1 Schaff Herste, 1 Schaff Spelt 
(vesen); ferner gehörte dazu ein Gemüsegarten 1 ). 

Zur Färbermesse gehörten: 25 fl. 10 cj Renten, dann die 
Lieferung von 4 Hühnern und 2 Gänsen, der grobe und kleine 
Zehnt in Gotteshofen und der Zehnt von zwei Höfen in Baar 2 ). 

Die Hl. Geist-Messe in der Pfarrkirche brachte ein: 2 ff, 4 fi 
72 $ Regensburger, 32'i Münchener und 40 cj rheinischer Währung, 
30 Hühner, 200 Eier, 15 Gänse. 30 Käse (oder dafür 30 Regens¬ 
burger Pfennige), 8 :r , Schaff Roggen, 4 1 /, Schaff Hafer, 1 Schaff 
Gerste und l 1 , Schaff Weizen 8 ). 

Von den beiden, noch nicht genannten Altären im Spital 
hatten der des Seelsorgers an Einkünften: 27 fl. G fi 14 o, 5 Schaff 
Getreide 4 ), 3 Käse und 2 Fastnachthennen, und der zur hl. Anna: 
G fl. 5 /f, 1 Schaff 50 Mittel Hafer, 2G 1 2 Mittel Weizen und 

4 Metzen ( Weizen?) *’). 

Mit der Pfründe Unsernherrn war folgendes Einkommen 
verbunden: 31 fl. 17 <J, G Hennen, 13 Gänse, 10 Schaff Korn, 
10 1 | Schaff Hafer, 1 Schaff Gerste, 1 Schaff Weizen, IG Metzen 
Hanfkörner, 720 Bündel Roggenstroh, 24 Säcke Spreu für die 
Schweine ,; ) und der kleine Zehnt im Riederfeld 7 ). 

Der Rektor der Kapelle zum hl. Kreuz endlich empfing: 
17 fl. 3 ß 12 4, 10 Hühner oder dafür GO 4 Gänse oder dafür 
40 cj, 10 Käse oder dafür GO r}, 100 Eier, ferner nach Ingol- 
städter Mab: 3 Schaff Korn, 1 Schaff Hafer, 1 Schaff* Gerste; 
weiter nach Neuburger Mab: 50 Metzen Korn, 24 Metzen Haler, 


') Zalpuech 1 TV . 

*) Zalpuech 34 r — 85 1 '. Gotteshofen und Bmir, im Zalpuech Parr genannt, 
liegen südlich von Ingolstadt, in der Nähe der Bahnstation Keichertshofen auf 
der Strecke nach München. 

s ) Zalpuech 91 v — 92 r . 

4 ) Zalpuech 54 r - 59 r . Jene 5 Schaff werden in folgender Weise 
spezifiziert. 9 Viertel Korn, 8 Viertel Hafer, 1 Viertel Weizen und 1 Viertel 
Gerste; 1 Viertel ist also in der nähern Ausführung vergessen worden. 

r ') Zalpuech C>9 r —70 Ein Posten, beginnend „Item dr“, ist nicht vollendet. 

K ) Zalpuech 79'— 80 v . Ehd. 79 v heißt es: „6 /> schit rogken stro. 
6 segkh mit heraitem sau agen.“ Schütte Bündel ausgedroschenen Strohs; 
Agen = Spreu. Vgl. Sch melier 11 488, I 47. Es sind 24 fi schit gleich 
24 30 - 720 Bündel. 

7 ) Aus Zalpuech 80 v lese ich „Bieder felcP. Ein Kiederfeld ist nioht 
zu finden gewesen: dagegen gibt es ein „Niederfold“ hei Unsernherrn. 


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4- 111. L)i«‘ Kt<|>liiiieieii in der Pfarrei zu l\ L. Frau. 

1 2 Helzen Gerste und 2 Metzen IJanfkörner, dann nach Pfallen- 
hofer Mali: G Metzen Korn, und endlich ohne nähere Bezeichnung 
der Maliart: 2 Schaff Korn l ). 

Die Einkünfte dieser Pfründen waren demnach im allgemeinen 
mittelmäßig und teilweise weniger 2 * ). Eck selber bezeichnet einmal 
die Prabende des Katharinen-Altars als ein „beneficium exile“; 
man muh aber dabei berücksichtigen, daß es ihm, als er diese 
Erklärung abgab, darum zu tun war, nicht als Besitzer einträg¬ 
licher Pfründen zu erscheinen H ). überdies dienten ihm, Tengler 
und wohl auch andern Mitgliedern der Universität jene Benefizien 
dazu, ihr Gehalt aufzubessern; es ist wenigstens zu vermuten, daß 
einige der im Zalpuech als Benefiziaten genannten „Meister“ zu¬ 
gleich Lehrer in der artistischen Fakultät gewesen sind 4 ). Die 
akademische Besoldung war manchmal recht kärglich, und es 
ist interessant, festzustellen, daß jene Benefiziaten ') immerhin 
noch mehr Einkommen aus ihren Pfründen hatten, als manche 
Dozenten an der Universität an Gehalt empfingen ,; ). 

Zum Vergleiche mögen die Gehaltsverhältnisse der Ingol- 
städter Professoren etwas näher ins Auge gefaßt werden. 

Nach den beiden ersten Entwürfen der Statuten vom Jahre 
H72 sollten die Ordinarien für das ältere und jüngere Jus cano¬ 
nicum 1:20 und 100, für das kaiserliche (römische) Recht 130, für 
Medizin «SO rh. Gulden beziehen; ferner sollten sechs Meister der 

l ) Zalpuech 86 r —88»'. 

•) Die Verhältnisse der Straßburger Meßpriester im 14. Jahrhundert und 
im Anfang des folgenden sind viel ungünstiger gewesen; vgl. Kothe 38 f., 
115 f. Auch die Breslauer Benefizien haben in der zweiten Hälfte des 15. und 
im ersten Viertel des lß. Jahrhunderts meistens weniger eingebracht, als die 
in der Ingolstadt er Fiauenpfarre; vgl. betreffs Breslau Meyer 80 ff., 44 f. 
Vgl. auch die Angaben von Müller 289 über die Eßlinger Pfründen irn 
14. Jahrhundert. 

n ) Vgl. unten *S. 43 Anm. 4. 

4 ) Vgl. auch die Äußerungen des Herzogs Wilhelm in den Urkunden 
von 151« und 1518 zugunsten des Vorschlagsreehtes seiner Universität auf 
erledigte Pfründen bei Me de rer IV 1 SO, 182. Konnte vielleicht ein Kaplan 
zugleich Kooperator sein? 

’) Zumal, wenn es ihnen, wie z. B. Eck und Praun. gelang, zwei 
Pfründen in einer Hand zu vereinigen: s. oben 8. 32 f. uud 39 f. 

’ ) Es ist interessant, daß anläßlich des Jahrgedächtnissos des Herzogs 
CJeorgs des Heichen eine ehrbare Jungfrau 16 fl. als Aussteuer erhalten sollte, 
d. h. gerade soviel, wie einzelne Dozenten an Jahresgehalt empfingen. Vgl. 
«lie Randnotiz Ecks in Pf. 10»’ und unten S. 45. 


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111. Die Kupluneien in der Pfarrei zu V. L. Krau. 


•KJ 


freien Künste im Alten Kolleg freie Wohnung und Kost (letztere 
insgesamt auf 210 rli. Gulden veranschlagt) haben l ). 

Im Jahre 1508 verhandelte man mit Arsacius Geiswasser in 
Kl)wangen wegen Übernahme der durch Zingels Tod erledigten 
Professur; da jener aber außer freier Wohnung, Umzugsgebühren 
und iixen Promotionsgeldern eine Besoldung von 200 Gulden ver¬ 
langte, zerschlugen sich die Verhandlungen 

Für einen theologischen Ordinarius war ein Kanonikat am 
Eichstätter Dom zur Verfügung gestellt. Als das Kapitel im Jahre 
1508 nach Zingels Tode die abermalige Besetzung dieser Pfründe 
mit einem Professor verhindern wollte, erbot es sich, der Univer¬ 
sität dafür jährlich 100 Gulden zu zahlen; diese verlangte jedoch 
140. Da aber das Kapitel anscheinend darauf nicht eingehen 
wollte, ward die Stelle Ende 1510 an Eck übertragen^). Das 
Einkommen dieses Kanonikats mußte ihm als Besoldung für die 
Professur dienen. Ihr war fermr das Beneiizium s. Catharinae 
im Alten Kolleg inkorporiert, ln spalern Jahren sicherte der 
Herzog überdies dem berühmten Theologen aus seiner eigenen 
Kasse einen jährlichen Zuschuß von 200 Goldgulden und einen 
Hirsch zu, um seinen Eifer in der Verteidigung der katholischen 
Religion zu belohnen und zu starken und zugleich zu verhindern, 
daß er einem Ruf nach auswärts Folge leistete 4 ). 

') Prantl II 24; irrig ist cs, wenn cs ehd. I 29 heißt: „der Ordinarius 
des alten (d. 1». canonischen) Rechtes solle jährlich 120 fl. haben, jener des 
neuen Rechtes (d. h. über sextus, Clementinae) 130 fl.* 

’ 2 ) Mederer 1 79; Prantl 1 113. 

') Mederer 1 79, 82. 

4 ) ln der kurz vor seinem Tode erschienenen Replica verteidigt sich 
Eck gegen Putzers Vorwurf der Pfründenjägerei in folgender Weise [o 1 r ]: 
„Non nego, si voluissem .aggravare adversum me lutum‘ (am Rande: Aba- 
cu[c] 2 [v. 6J), ut helluones beneficiorum, nonnihil potuisseni. in tanta gratia 
pontificum, regum et principum. Ter fui in urbe [Rom 1 , liberum accessum lmbens 
ad pontifices, nullum unqunm ab eis benefieium reportavi pro me. De lectura 
mea Ingoldstndii non habeo Stipendium ex cnmera, sicut alii professores, sed 
in hujus vicem succedunt fructus canonicatus Eistcttensis. Aliud etiam bene- 
licium exile collegii est lecturae incorporatum, cujus tarnen omnes fructus 
auditori relinquo theologiae. Ad liaee illustrissimus princcps (am Rande: Dux 
Wil[he!musi liberaüs in Eckiumj. attentis meis magnis laboribus, ne moveam 
pedem et in negocio fidei fideliter serviam, ccrvo et ducentis ttorenis annuis 
ex camera ajpa mihi providit ad vitani. Plus impendit princcps ille secularis 
theologo suo, quam faciant multi cpiscopi suis thcologis Ad haec cum sint 
tot impcU'sae in übris, in scriptoribus . . . sedes apost[olicaj mihi de duabus 


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14 


111. Die Kaplaueien in der Pfarrei zu U. L. Frau. 


Ende Dezember 1523 genehmigte Klemens Vll. auf Bitten 
der bayerischen Herzoge, daß fünf lesende Doktoren der Theologie 
auf Domherrnstellen in Freising, Augsburg, Regensburg, Passau 
und Salzburg präsentiert werden dürften. Drei Kathedralen 
lösten diese ihnen auferlegte Verpflichtung mit Geld ab: die 
Regensburger zahlte dafür jährlich GO Gl., die Freisinger 75 Gl., 
und die Augsburger gewährte eine Jahresrente von 80 Gl . l ). 

Wie stand es mit den Einkünften anderer Professoren? In einem 
1511 im Auftrag des Senates verfaßten Vorschlag zur Hebung 
der Universität wird die Ansicht ausgesprochen, daü für die jüngern 
Magister der Artisten-Fakultät je 20 fl. genügen dürften 2 ). Da¬ 
gegen drängte Viglius ab Ayta Zwichem, der von 1538 bis 1542 
als Kanonist in Ingolstadt wirkte, mehrmals im Senate darauf, 
daß die bisher ungenügenden Besoldungen der Institutionisten 
aufgebessert würdenDie groben Unterschiede in den Besol¬ 
dungen der Professoren mögen durch folgende Zusammenstellung 
beleuchtet werden. Die eingeklammerten Zahlen zeigen das Jahr 

pen[51 v ]sionibus succurrit . . .“ Die eine Pension (60 fl.) war ihm von Leo X., 
die andere (300 fl. zu Lasten der Würzburger Dompropstei) von Paul 111. ver¬ 
lieben worden; vgl. Friedensburg, Briefwechsel 224 f., 226, 243, 255, 479. 
Über Ecks Kanonikat in Eichstätt s. ebd. 257. Im Jahre 1531 erhielt er eine 
Domherrnstelle in Lüttich, leistete aber schon bald (1533V) wegen zu großer 
Entfernung Verzicht darauf. Wiedemann 46f. Im Jahre 1535 ward ihm von 
dem päpstlichen Gesandten Vergerius ein Kanonikat in Regensburg verliehen, 
dessen Besitzrecht aber angefoehten wurde; öfters erklärte Eck, er wolle gegen 
Ersatz seiner Unkosten gerne darauf verzichten. Vgl. Friede ns bürg, Brief¬ 
wechsel 223, 230, 233 f., 236 f., 255, 482. Während er sich rühmt, die kleine 
Pfründe s. Catharinne {hierüber s. oben S. 28 Aum. 2) einem armen Studenten 
überlassen zu haben, schweigt er von der besser dotierten Kaplanei Trium 
Begum, die er doch zweifellos bis zu seinem Tode behalten bat (hierüber 
s. oben S. 25 Anm. 2). Anscheinend wollte er sein Einkommen geringer dar¬ 
stellen, als es in Wirklichkeit gewesen ist. Verleitete ihn dieses Bestreben 
auch dazu, von der Pfarrei Günzburg (s. oben S. 2) und von dem Kegeus- 
burger Kanonikat zu schweigen? Oder batte er diese Beneflzien damals bereits 
abgegeben? Man vergleiche betreffs jenes Kanonikats, was Eck am 20. Januar 
1542 au Contarini schrieb: „Lntet ndhuc in querceto sub spinis lupus nrabicus 
inhians canonicatui Hatisponensi, qui michi inutilis est, cum nolim residere; 
perpetuo addixi me scliolae, lector emoriar, non possessor canonicatus. Eum 
darem alicui ex studiosis, at mox lupus ille prodiret et litem moveret.“ 
Friedensburg, Briefwechsel 482. 

l ) Prantl I 173 f. 

*) Prantl l 110 f. 

) Prantl 1 195 f. 


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III. Die Kaplaneien in der lM'arrci zu \\ L. Frau. 


45 


an, in dem der betreffende Dozent das angegebene Gehalt bezogen 
hat *). Es erhielten : 

10 fl.: die Mathematiker Hieronymus Rud (150;]), Johann 
Würzburger (1513) und Johann Veltmiller; letzterer 
ward 1533 mit 40 fl. Gehalt Ordinarius der Medizin; 

20 fl.: der Mediziner Pantaleon Prunner (1519) und der Poet 
Jakob Locher Philomusus (1523): 

30 fl.: der Institutionist Baccopusch (1530) und der Gräzist 
Johann Peurle (1524), der spater 32 fl. bekam und 
1531 mit 70 fl. Gehalt in die medizinische Fakultät 
übertrat; 

32 fl.: ein unbekannter Astronom (1498), der Institutionist 
Augustin Rosa (1522) und der Gräzist Kaspar Schober 
(um 1524); 

40 fl.: der Institutionist Christoph Tengler 2 ) (1523) und die 
Lehrer des Hebräischen Nikolaus Weinmann (1530) 
und Paulus Ämilius (1547); 

50 II.: der Lehrer der hebräischen Sprache David Hebreus 
(1525) und der Poet Bartholomäus Amantius (1530), 
der seit 1531 70 fl. empfing; 

52 fl.: Bernher, Lehrer des Hebräischen (1523); 

00 fl.: die Zivilrechtslehrer Konrad Schwabach (1518) und 
Franz Burckhard (1519); 

70 fl.: der Mediziner Peter Burckhard (1500); 

80 fl.: der Zivilrechtslehrer Georg Bart (1498), der später 
100 fl. bekam; 

90 fl.: der Philologe Johann Paedioneus (1545); 

100 fl.: der Zivilist Dietrich Reisach (1498), der später 125 
und im Jahre 1503 sogar 180 fl. Besoldung erhielt, 
der Mathematiker Peter Apian (1527) und der Medi¬ 
ziner Michael Fenckh (1531); 

125 fl.: der Kanonist Hieronymus de Croaria (1497 1508), 

der zuletzt 200 fl. Gehalt bezog; 

150 fl.: der Zivilrechtslehrer Oswald Haydenreich (1522); 

') Die Zusammenstellung ist angefertigt auf (Iruwl der Notizen hei 
Pr ft nt) I 116 f., 120, 137, 18s. 194 - 199, 206 f., 209 214. 

'9 Vgl (»hon 8. 23 Am» 3. 


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46 


IV. Die Kooperatoren an l 1 . b. Frau. 


200 fl.: Joh. Reuchlin (1520), Lehrer des Griechischen und 
flebriiischen, und der Philosoph und Latinist Vitus 
Amerbach (1543); 

300 fl.: die Kanonisten Viglius ab Ayta Zwichem (1538) und 
Nikolaus Kverhard der Altere (1512). 


IT. Die Kooperatoren an U. L. Frau 1 ). 

Ks waren drei Kooperatoren 2 ) an der Kirche zu II. L. Frau 
tätig. Ihre Anstellung geschah durch den Pfarrer und zwar regel¬ 
mäßig auf ein Jahr. Die Dienstzeit begann und schloß mit dem 
Feste xMariä Lichtmeß (2. Februar). Der I. September bildete 
den Termin, an dem die Kooperatoren zu erklären hatten, ob sie 
ihre Stellen für ein weiteres Jahr behalten wollten oder nicht :{ ). 

M Eck nennt sie cooperatores, coadjutoies, adjutores, socii, Helfer, 
Oesellen, Mitgesellen; auch bezeichnet er ungetreue Kooperatoren als „servi 
infideles“. Cher andere Bezeichnungen der Oehilfen der Pfarrer und ihre 
kirchenrechtliche Stellung s. Hinschius II Müller 255 ff. Bezüglich 

des Ausdrucks capellanus hei Eck s. oben S 21 Anm. 1. — Für die folgende 
Darstellung stütze ich mich, wenn ich keine andere Quelle angehe, auf 
Pf. 94 rv , 95 rv , 97 rv . 

'*) Sie standen sich nicht in allem gleich; vgl. z. B. Pf. 5 r , 12**, 21 
177 r über verschiedene Dienste des senior und junior. - lm Jahre 1595 sind 
wohl nur zwei Kooperatoren an der Frauenkirche angestellt gewesen; es heißt 
nämlich ib. 141': „Anno 95 die 20. Fehruarii serenissimus archidux Ferdi- 
nandus etc., priusqnam lngolstadio Oraecium [Orazl rediret, dono dedit parochiali 
divae Virfginis] templo 50 fl.; insuper 6 fl. ludimoderatori; caeteri9 .vero eccle- 
siae ministris 14 fl., qnos sic distribui: cuilibet cooperatori 4 fl., orgnnistae 
2 fl., custodi 2 fl. 4H er., campanatori 1 fl. 12 er. Ludimagister de dicta sua 
pecunia dedit cantori 2 fl. . . .“ Diese Rechnung stimmt nur unter der Vor¬ 
aussetzung, daß damals bloß zwei Kooperatoren vorhanden waren. Jene Notiz 
rührt, wie ihre Fassung erkennen läßt, von dem damaligen Pfarrer Johann 
Riepel (1590 bis 1600) her. Cher seine Amtszeit s. Oerstner Stpf. 19. -- 
Über die Studienzeit des Kaisers Ferdinand II. in Ingolstadt s. ADB VI 644—646. 

') Eck ermahnt seine Nachfolger, sich von ihnen versprechen zu lassen, 
nicht während des Dienstjahres fortzugehen. Anscheinend hat er beim Aus¬ 
bruch einer ansteckenden Krankheit schlimme Erfahrungen in dieser Beziehung 
gemacht: vielleicht war es im Pestjahr 1521 gewesen. Übrigens hat er sich 
damals selber, obwohl er Pfarrer von St. Moritz war, vor der Pest nach Polling 
geflüchtet. Mit Erlaubnis des Herzogs flohen damals fast alle Professoren au9 
Ingolstadt; nur Hauer, der damalige Pfarrer von l\ L. Frau, und zwei oder drei 
andere harrten mutig aus. Vgl. Rotmar *4 V : Mederer I 112 f. Es wäre be¬ 
greiflich, wenn «las Beispiel Ecks auf .seine i Jehilfen in der Seelsorge ungünstig 


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IV. Die Kooperatoren an U. D. Frau. 


47 


Audi dem Pfarrer stand das Kündigungsrecht zu, jedodi konnte 
er sie bei schweren Vergehen oder aus anderen notwendigen 
Ursachen auch sogleich fortschicken. Reim Antritt oder bei der 
Erneuerung des Dienstjahres hatten sie 15 Kreuzer für das in 
der Kommunität notwendige Glas zu zahlen. Das starke Abhan- 
gigkeitsverhfdtnis der Kooperatoren vom Pfarrer wird auch noch 
dadurch zum Ausdruck gebracht, daß an Sonn- und gewöhnlichen 
Feiertagen einer und an hohen Festtagen, sowie zu den Metten 
sogar zwei von ihnen ihrem Vorgesetzten das Ehrengeleit vom 
Hause in die Kirche und zurück geben muhten. 

Eck hielt strenge auf Zucht und Ordnung. Wenn jemand 
als Kooperator in seine Dienste trat, muhte er eine Reihe von 
Zusicherungen geben. Eck verlangte von seinen (Jehilfen in der 
Seelsorge an erster Stelle ganz allgemein Treue, Gehorsam und 
Ehrfurcht 1 ); sie sollen ihm so dienen, wie sie wünschen, dato 
man ihnen dereinst dient; eigens schärft er ihnen noch ein, ihm 
in Dingen, die sich auf die guten Sitten beziehen, auch nicht im 
geringsten zu widersprechen, ferner nichts von dem, was in der 
Pastorat geschieht oder gesprochen wird, zum Nachteil des Pfarrers 
und seiner Hausgenossen auszuplaudern und nicht gegen ihn zu 
intriguieren -). Diese geradezu ängstliche Vorsicht ist wohl zu 


eingewirkt hatte. Jedoch scheint man damals wenig oder keinen Anstoß daran 
genommen zu haben, daß der Pfarrer seinen Untergebenen allein die Sorge 
für die Kranken und Sterbenden überlassen und sich selber auswärts in Sicher¬ 
heit gebracht hat; sonst hätte doch schwerlich der Konvent des Klosters zu 
Polling in seiner Bibliothek eine Gedenktafel zur Erinnerung an Ecks Auf¬ 
enthalt „peste lngolstadii sneviente“ anbringen lassen. Von Polling aus trat 
Eck seine zweite Romreise an. Vgl. Wiedemann 37 f. — übrigens kam es 
damals häufig vor, daß diejenigen, welche die Einkünfte als Pfarrer bezogen, 
gar nicht einmal Priester waren oder auswärts residierten; in diesen Fällen 
hatte ein Vikar gegen kärglichen hohn an ihrer Stelle die seelsorgerlichen 
Pflichten zu erfüllen. Über diesen Mißbrauch s. Michael 11 43 f : Schäfer 
74, 76 ff. Eck, der gleichzeitig Pfarrer in Ingolstadt und Giinzbnrg (s. oben 
S. 2) war, mußte sich ja auch an letzterm Orte vertreten lassen. Über einen 
Streik der Altnristen in Heilbronn zur Zeit der Pest s. Müller 256 Anm. 7. 

') Daß er der Aufzählung der einzelnen Punkte die inständige Bitte 
vornufschickt, vor allem seiner im Gebete eingedenk zu sein, möge hier erwähnt 
sein, darf aber nicht zu sehr betont werden, da diese Bemerkung wenigstens 
nicht ganz eines formelhaften Charakters zu entbehren scheint. 

*) Pf. 94 r Nr. 3, 8; 94 v Nr. 10. lb. 95 v Nr. 17 schärft er ihnen noch 
besonders ein, für die Ehre ihres Pfarrers einzutreten; vor allem aber, so fügt 
er bei, sollen sie auf die Ehre Gottes und das Heil der Seelen achten. 


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48 


IV. Die Kooperatoren an F. L. Frau. 


verstellen bei einein Manne, der so wie er auf den Leuchter 
gestellt w r ar, von zahlreichen erbitterten Gegnern sehr scharf beob¬ 
achtet und so viel verdächtigt und geschmäht wurde l ). 

Abwechselnd hatten die Kooperatoren die „Dienstwoche** 
(hebdomoda). Der Wöchner (hebdomodarius) muhte zu Hause 
bleiben, um sofort zur Hand zu sein, wenn die Gläubigen seiner 
bedurften. Wollte oder muhte er ausgehen, so hatte er auf der 
Haustafel -) zu notieren, wo er zu finden war; im Notfall muhten 
die andern ohne weiteres für ihn eintreten. Ganz kategorisch 
wird dies von Eck verlangt, damit auch nicht das Geringste in 
bezug auf die rechtzeitige Spendung der Heilsmittel versäumt 
werde. Überhaupt müssen sie im kirchlichen Dienste sorgfältig 
und stets bereit sein, mögen nun Gesunde oder Kranke nach 
den Sakramenten verlangen. Gegen die Gläubigen sollen sie sich 
freundlich und zuvorkommend benehmen und sie durch ihr 
Verhalten erbauen. Sie dürfen keine übel beleumundeten oder 
schlechten Personen in ihr Haus lassen und nicht durch Lärmen, 
Schreien oder Singen unpassender Lieder die Ruhe des Hauses 
stören; vielmehr sollen sie ein ehrbares Leben führen, wie es 
sich für Geistliche geziemt. Zur Nachtzeit sollen sie in ihrem 
Hause oder wenigstens in der Pastorat sein; nur mit Erlaubnis 
des Pfarrers oder im Notfall ist ihnen dann noch ein Ausgang 
gestattet. 

Eck begnügte sich aber nicht damit, jene formellen Ver¬ 
sprechen von den Kooperatoren zu empfangen, sondern er erteilte 
ihnen überdies noch eine Menge von Ermahnungen. Sie beziehen 
sich auf eine angemessene Kleidung in und auher der Kirche, 
auf das öffentliche Auftreten, auf die Wohnung, auf den Verkehr 
untereinander und mit andern Geistlichen (nicht duzen!), auf das 
Benehmen gegenüber dem Pfarrer und Schulmeister, sowie den 


’i Daß die Vorwürfe seiner Feinde, z. B. betreffs der Verletzung des 
sechsten Gebotes nicht ganz unbegründet gewesen sind, ei kennt man deutlich 
aus der ersten und dritten Predigt, die bei seiner Leichenfeier gehalten worden 
sind. Vgl. Tres orationes B 3 V , 4»\ C 7 V . Ich werde diese seltene und 
wichtige Quelle für Keks Charakteristik demnächst neu drucken lassen. 

*) ln Pf. 95 v Nr. 1* wird unterschieden zwischen „tabula communitatis“ 
und „tabula snerarii“ (Sakristei». Die Kooperatoren wohnten nicht im Pfarr- 
hause, sondern für sich und hatten offenbar eine Dienstwohnung; vgl. unten 
S. 63. Über den Dienst der Hehdomadare und die Turnustafeln s. auch 
Schäfer 190 ff. 


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IV. Die Kooperatoren an U. L. Frau. 


49 


Pfarreingesessenen, auf das Verhalten irn Chor, im Beichtstuhl, 
am Krankenbette usw. 

Es sei hier noch folgendes erwähnt. Eck litt es nicht, daß 
man beim Beten und Singen in der Kirche ein zu schnelles 
Tempo einschlug 1 ); die Kooperatoren sollten in dieser Beziehung 
besonders auf den Schulmeister achten, der zugleich Chordirigent 
war, ihn nötigenfalls ermahnen und, wenn das nichts helfen sollte, 
dem Pfarrer anzeigen 2 ). 

Der Heiligkeit des Ortes und der Handlung entsprechend 
soll der Dienst in der Kirche würdig vor sich gehen. Die Vor¬ 
schriften Ecks sind darum hier und erst recht in den Aufzeich¬ 
nungen über die Oflicia de tempore und de sanctis so eingehend, 
daß man sie, wenn man nicht auf den Zweck achtete, für 
kleinlich halten könnte. Erwähnt sei hier die Sitte, beim Aus¬ 
sprechen der Namen Jesus und Maria voll Ehrfurcht das Knie 
zu beugen. 

Hat Eck schon vorher im allgemeinen die Forderung aus¬ 
gesprochen, alle Sorgfalt auf die Verwaltung der Sakramente zu 
verwenden, so kommt er hier noch besonders auf Eucharistie und 
Beichte zu sprechen. Die heiligen Spezies sollen zu Anfang eines 
jeden Monats erneuert werden; das Sakramentshäuschen soll nicht 
offen stehen bleiben, z. B. während der Priester das Viatikum zu 

') Vgl. aber dazu Pf. 6 r (Randglosse). Wie hoch Eck das Breviergehet 
schätzte, und wie streng er dessen Vernachlässigung verurteilte, darüber s. 
Tres orationcs B 7 V . 

-) Über den Schulmeister (scholasticus, ludirector, ludimagister) sagt 
Eck nur wenig; die ihn betreffende Rubrik in Pf. 105 r ist leider nicht aus¬ 
gefüllt worden. Daß er, wenn er auch in einzelnen Punkten (vgl. z. B. unten 
S. 65 ff.) wie die Kooperatoren behandelt wurde, doch auf einer sozial niedrigeren 
Stufe als diese stand, ergibt sich auch daraus, daß er bei Festessen im Pfarr- 
liause gelegentlich zusammen mit dem Küster die Speisen auftragen mußte 
(Pf. 177r). Er hatte zwei Gehilfen bei seinen Arbeiten in Schule und Chor, 
den Kantor oder Jungmeister und den Locatus (succentor; is, qui priest 
junioribus); vgl. ib. 133 r und MGP 49. Siehe auch die Dienstinstruktion, die 
der Ingolstädter Rat im Jahre 1502 für die Schulmeister der beiden städtischen 
Pfarreien erlassen hat, im Sbl. XIV 178 ff.; MGP 197 ff. über die Schul¬ 
ordnungen und Einkünfte der Schulmeister in den Jahren um 1560 (nicht 1527, 
wie es im Sbl. heißt) und 1597 s. Sbl. III 113—116, VI 284—288, auch 
IV 184; MGP 307 ff., vgl. auch 49 ff. Über die Besoldung des Kantors a. 
Sbl. VI 288. Über die Geschichte des Ingolstädter Schulwesens s. auch Sbl. 
X 1—54 und MGP 23 f., 38, 46 f. Über das altbayerische Mittel sc hui wesen 
von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts s. MGP 12—71. — 
über Ecks Fürsorge für die Jugenderziehung s. Pf. 35 r . 

Ref.-goscli. Studien u. Texte, Heft 4 n. . r >: tireving, I'farrbueli. 4 


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50 


IV. Die Kooperatoren an L f . L. Frau. 


einem Versehgang mitgenommen hat. Ferner werden die Koope¬ 
ratoren davor gewarnt, mit Rücksicht auf den zu erwartenden 
Beichtpfennig im Beichtstühle mehr Zeit den Reichen zu widmen 
als den Armen, obwohl diese den geistlichen Zuspruch notwen¬ 
diger hätten. Von einem tief religiösen Geinüte zeugt die Mah¬ 
nung, eine Mutter, deren Kind gestorben ist, anzuleiten, Gott auch 
dafür zu danken, daß er das Kind um der Verdienste Christi 
willen und dank der Taufgnade zu sich in den Himmel aufge¬ 
nommen habe. Diese schöne Idee findet sich mitten zwischen 
zwei recht materiellen Fragen behandelt. Die Beichtväter sollen 
sich nämlich auch darüber vergewissern, ob die Real- und Per¬ 
sonalzehnten, sowie die Opfer an den vier Hauptfesten (Weih¬ 
nachten, Ostern, Pfingsten und Mariä Himmelfahrt) entrichtet 
sind 1 ). Desgleichen sollen sie sich bei den Sterbenden darnach 
erkundigen, was sie betreffs ihres Begräbnisses anordnen, und ob 
sie etwas für den Kirchenbau oder für die Bruderschaften ver¬ 
machen wollen 2 ). 

An sich waren die Kooperatoren natürlich auch zur Aus¬ 
hilfe auf der Kanzel verpflichtet. Indes predigte Eck selber sehr 
gern und betrachtete die Verkündigung des göttlichen Wortes 
wohl als eine der vornehmsten Obliegenheiten des Pfarrers. Daher 
hat er, wie es scheint, den Grundsatz gehabt und auch befolgt, 
dieser Pflicht selber zu genügen, so oft er nur konnte. Die 
Kooperatoren hat er schwerlich anders als in Notfällen beauftragt, 
an seiner Stelle in der Pfarrkirche zu reden. Dagegen überließ 
er es ihnen, gelegentlich in den Kapellen St. Kreuz und Unsern¬ 
herrn zu predigen 3 ). 

Für das Verhältnis zwischen Pfarrer und Kooperatoren war 
es wichtig, eine befriedigende Lösung der Frage zu finden, in 
welcher Weise die Oblationen verteilt Averden sollten 4 ). Gerade 
wegen dieses Punktes war das gute Einvernehmen zwischen Ecks 
Vorgängern und deren Kooperatoren wiederholt getrübt worden. 
Unter Adorf, Plümel und Pettendorfer bestand die Abmachung, 

') In den Beichtbüchlein jener Zeit wird die Verpflichtung, den Zehnten zu 
zahlen, ausdrücklich eingeschärft; vgl. z. B. Falk, Beichtbüchlein 37, 78, 89. 

-) Pf. 95 r Nr. 10; vgl. dazu die „Concordia funerum* unten Teil II 
Abschnitt VI Nr. 4 und betr. der Bruderschaften cbd. Nr. 5. Über den Kirchen¬ 
bau s. oben S. 17 ff. 

n ) Vgl darüber näheres unten S. 71 ff. und Abschnitt VI Nr. 2, wo von 
der Predigt gehandelt wird. 

4 ) Vgl. dazu besonders Pf. 97 ,v und die Randnotiz Ecks ib. 94 r . 


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IV. Die Kooperatoren an V. L. Frau. 


51 


daß die bei den Frühmessen einkommenden Opfer, sowie der 
Ertrag des ersten Opfergangs bei einein Totenamt den Koopera¬ 
toren zugehören sollten. Es wirft nun ein interessantes, aber 
keineswegs günstiges Licht auf die damaligen Pfarrgehilfen, daß 
sie — sogar im Beichtstuhl — den Leuten zuredeten, nicht ins 
Hochamt, sondern in die Frühmesse zu gehen. Auf diese Weise 
suchten sie ihre Einnahmen auf Kosten des Pfarrers zu erhöhen. 
Balthasar Hiebmair kaufte ihnen, um jenem unwürdigen Treiben 
ein Ende zu machen, für 21* Gulden das Recht auf jene Opfer¬ 
gaben ab; aber nun hielten jene das Volk überhaupt vom Opfern 1 
ab. Auf den Rat Ecks kehrte daher Hauer zur alten Ordnung 
zurück und ließ die Kooperatoren wieder zur Teilnahme an den 
Opfergaben zu; nur an ganz bestimmten Festtagen sollten letztere 
vollständig und allein dem Pfarrer zukommen. 

Schon bald, nachdem Eck die Pfarrei zu U. L. Frau über¬ 
nommen hatte, suchte er die leidige Frage der Oblationen von 
neuem zu regeln. Im Februar 152b schloß er mit seinen Koope¬ 
ratoren einen Vertrag, laut welchem alle Opfergaben, auch die¬ 
jenigen, welche die Kapläne an den Pfarrer abliefern mußten, 
zwischen ihm und seinen Kooperatoren geteilt werden sollten. 
Anfangs waren allerdings die Oblationen, die an den vier Haupt¬ 
festen einkamen, von dieser Verteilung ausgenommen, aber bald 
gestattete Eck, daß auch die Oblationen, welche in den Früh¬ 
messen an jenen vier Hauptfesten gespendet wurden, in die 
gemeinsame Kasse flössen *). Wenn Eck seinen Gehilfen so viel 
Entgegenkommen zeigte, so tat er dies, wie er selbst erklärte, 
aus einem doppelten Grunde: er hoffte nämlich, daß das gemein¬ 
same Interesse an den Opfern eine Steigerung der Einnahmen 
zur Folge haben würde, und dann wollte er auf jene Weise das 
konfraternelle Verhältnis stärken und fördern. Gerade dieses 
ideale Moment scheint ihn besonders zu seinem Verhalten be¬ 
wogen zu haben. Es lag ihm unverkennbar viel daran, mit seinen 
Leuten in gutem Einvernehmen zu leben 2 ). 

') Die Summen, die von vier ßenefiziaten statt der bei ihren Altären 
eingekommenen Oblationen gezahlt wurden, verblieben Kck allein. — In Pf. 97 v 
ist noch besonders von der Teilung des geopferten Weines und Brotes die 
Rede. Der Wein ward, abgesehen von einem Falle, zwischen dem Pfarrer, 
den Kooperatoren und dem Schulmeister geteilt. Die Brote kamen der Haus¬ 
haltung des Pfarrers zugute; dem Küster überließ dieser zwei, obwohl er nur 
auf eins ein Anrecht hatte. 

a ) Vgl. auch unten S. 07 Anm. 2, >S. OS. 


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52 


IV. Die Kooperatoren an U. L. Frau. 


Auf Grund des Pfarrbuchs gewinnt man den Eindruck daß 
die Kooperatoren an U. L. Frau finanziell nicht schlecht gestanden 
haben. Sie hatten eine gemeinsame Dienstwohnung'). Außer 
jenem Anteil an den Oblationen erhielten sie mittags und abends 
freien Tisch im Pfarrhof und an bestimmten Tagen auch ein ge¬ 
wisses Maß von Wein 2 ). Der Rat der Stadt bewilligte ihnen 1527 
jährlich je einen Gulden, um auf diese Weise eine anderweitige 
Verpflichtung der Kirche abzulösen 8 ). Damals war es auch noch 
Sitte, daß die Beichtkinder dem Priester nach Empfang des Bu߬ 
sakramentes ein Almosen darreichten 4 ). Wenn ein Kooperator 
einem Sterbenden die letzte Ölung erteilt hatte, gab der Pfarrer 
jenem 12 von denen aber 1 an den Küster gezahlt werden 
mußte 5 ). Ob und inwiefern der Pfarrer seinen Gehilfen etwas 
für die Mühewaltung vergütete, wenn sie ihn bei der Spendung 
anderer Sakramente oder der Sakramentalien vertraten, darüber 
verlautet nichts; vermutlich galten diese Leistungen als solche, 
die mit ihrem Amte als selbstverständlich verbunden waren. 
Daß es ihnen frei stand, Meßstipendien anzunehmen, ist zweifel¬ 
los; hielten sie in Vertretung des Pfarrers ein Amt, so zahlte er 
ihnen dafür ein Stipendium r ). Zahlreich und in ihrer Gesamtheit 
nicht gering waren die Gebühren, die ihnen zuflossen aus der 
Teilnahme an Begräbnissen, aus der Zelebration oder Ministration 
von Exequien, von Ämtern am Siebenten, Dreißigsten und Jahr¬ 
tag, von Messen für die Bruderschaften und die Universität, ferner 
aus den Stiftungen für verschiedene Gesänge in der Kirche usw. 7 ). 
Dazu kommen dann endlich noch allerlei gelegentliche Ein¬ 
nahmen s ). 

') Vgl. unten S. 68. 

? ) Vgl. unten S. 65 ff. 

*) Pf. 94v. 

4 ) Dies folgt aus Pf. 95 r Nr. 7. ('her den Beichtpfennig s. KL II 248f. 

Vgl. Pf. 130r mit ib. 102r 

*’) Dies ergibt sich aus einer Notiz Ecks in Pf. 38 v . 

7 ) Im einzelnen ist davon in Abschnitt VI des ersten Teils die Rede, 
('her Pr&senzgelder für die Kooperatoren s. Pf. 10 r ; vgl. auch ib. 41 v . Über 
die Präsenzen s. Hinschius III 326 f.; KL X 274 f.: Müller 289 f. 

*) Vgl. z. B. Pf. 21 r 50«\ 110v. 


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V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


53 


T. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 

1. Äußere Verhältnisse. 

Eck, der seit Mai 1519 Pfarrer von St. Moritz war 1 ), hatte 
vor der Ausstellung der Bulle Klemens* VII. (1524), durch die 
seine Stelle der Universität inkorporiert werden sollte, auf diese 
Pfründe in die Hände des Papstes resigniert. Hierdurch bekam 
die Kurie gemäß den Bestimmungen des kanonischen Rechtes für 
dieses Mal das freie Verfügungsrecht darüber 2 ). Gleich darauf 
aber ward Eck von neuem mit jenem Amte betraut 3 ). Er behielt 
es aber nur noch kurze Zeit bei. Denn schon 1525 vertauschten 
Georg Hauer, der Pfarrer an U. L. Frau war, und Johann Eck 
ihre Pfründen untereinander. Die Pastorat von St. Moritz war 
nämlich baufällig. Eck scheute — wohl mit Rücksicht *auf seine 
akademische und literarische Tätigkeit — die Last und Unruhe 
eines Neubaus und zog darum die andere Pfarrei vor 4 ). Diese 
war zwar größer an Zahl der Seelen 5 ), aber geringer an Ein- 

’) Vgl. Ecks Äußerung bei Friedensburg, Denkschriften 225 Anm. 1. 

-) Vgl. den Woitlaut der Bulle bei Mederer IV 266; s. auch oben S. 14 f. 

3 ) Wicdemann 43: „Der Herzog ernannte nun Eck wieder zum Vicar, 
und der Abt von Niederalteich präsentirte ihn als solchen.“ Prantl I 175; 
„Die Einverleibung aber der Einkünfte kam nicht zu Stande ..., wohl hingegen 
benannte der Herzog den Johann Eck wieder als ständigen Vicar und der Abt 
präsentirte denselben, auch überwies die Universität ihm 100 fl. für die Be¬ 
sorgung der Pfarrei [St. Moritz].“ Die Angabe, der Herzog habe Eck ernannt, 
beruht wohl nur auf Vermutung. Meines Erachtens deutet die Bulle darauf 
hin, daß der Papst, der diesmal die eollatio libera besaß, das Benefizium an 
Eck verleihen wollte und wohl auch verliehen hat. — Eck war dreimal von 
Pfründenjägern im Besitz dieser Pfarrei gestört und vor Gericht zitiert worden; 
vgl. seine Erzählung bei Friedensburg, Denkschriften 225ff. Vielleicht hat 
er bei seinem dritten Aufenthalt in Rom auch deswegen auf die Stelle resig¬ 
niert, um vom Papste unmittelbar ernannt zu werden und dadurch neuen Ver* 
suchen vorzubeugen, sein Recht anzufechten. 

4 ) Rotmar 89 v , 97 r (hiernach Mederer I 128, 156): „Praecesserat 
hunc [Hauer] in Parochiae Mauritianae administratione Joannes Eccius, sed 
quia aedes ruinosae erant, cessit Eccius, et ad Parochiam D. Virginia rediit.“ 
Auffallend ist hier das Wort „rediit“. Eck war allerdings schon, bevor er 
Pfarrer an St. Moritz geworden war, ein der Marienkirche adskribierter Bene- 
üziat gewesen, nämlich als Inhaber der Hl. Geist-Messe der Katharinenkapelle 
im Alten Kolleg, das in der Pfarrei zu U. L. Frau lag. Vgl. oben S. 28 (29) 
Anm. 2. Ob Rotmar hieran gedacht hat? 

f> ) In dem Sprengel U. L. Frau waren mehr Kommunikanten als in dem 
von St. Moritz; vgl. Pf. 11 **. 


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54 


V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


kommen 1 ). Am Sonntag Quinquagesima 15:25 (-0. Februar) ge¬ 
langte Eck in den Besitz der Frauenpfarre, begann aber erst am 
Feste Allerheiligen mit deren Pastoration J ). 

Vom finanziellen Standpunkt aus betrachtet machte Eck 
damals ein schlechtes Geschäft mit Hauer. Manche Leute schalten 
jenen einen Toren, weil er die besser dotierte Pfarrei St. Morilz 
aufgegeben hatte; denn die Kirche zu U. L. Frau war arm :{ ). 

') Vgl. seine Äußerungen in Senn. 17 v und 18'\ die in mehrfacher 
Beziehung interessant sind, z. B. um den Eindruck kennen zu lernen, den der 
Wechsel auf das Volk gemacht, und die Auffassung, die Eck von der Schwierig¬ 
keit und Erhabenheit des Pfarramtes gehabt hat. Er skizzierte nämlich für 
die Predigt am Sonntag Quinquagesima 1526 (11. Fobr.) folgende Punkte: 

[ 17 v 1 „Scio variam sententiam inter vos. Unus dicit: ,Non diu manebit*; alter: 
.Stultus e$t, quod roliquit ecclesiam s. Mauricii 4 ; tertius dicit: ,Vixit hic tot 
annis sine parochia, jam ex |?] avaricia accipit unam 4 . - 1) Maria faciat me 

dignuin capellanum, sibi et fllio Jesu placentem. 2) Orationibus vestris gratiam 
impetrate. [Nun kommen neun Punkte; folgende Sätze seien hier mitgeteilt:] 
Non ignoro pondus, quid sit cura animarum. Scio nihil preciosius in terra, in 
hoc mundo anima humana . . . Corrolarium: Angelicum est hoc officium digni- 
tate . . ., scilicet arduissimum periculo, quia qui suscipit talem custodiam, 
obligat animam suam pro anima illius . . . [I8 r ] Corrolarium: Hinc, dilec- 

tissimi, si reprehendo vicia, si corripio abusus. si corrigo et stimulo pigros, 
nolite inalignari, nolite irasci: hoc est officium meum. [Am Rande: Peccata 
mea et vestra.] Loco dei hec dico vobis, et jussu dei ,annuncio domui Jacob 
scelera sua‘. Esa[ias] 58 fv. 1]. Exigit severitas rationis reddendc. Signanter 
Ezechiel istud descripsit c[ap.] 3 [v. 17]: ,Fili hominis* (non angeli), .speciila- 
torem dedi te domui Israel . . Est ergo ars artium difficillima cura animarum, 
tarnen bene gerenti non erit sine magno fructu eterne beatitudinis . . . Quid 
ergo? Precibus vestris gratiam dei mihi impetrate, quia per gratiam dei omnia 
possumus [Phil. 4, 13), et credenti nihil est impossibile [Mark. 9, 22]. Dabo 
ergo vohis et mihi salubre consilium, quod justus rex Josaphat dedit 2. Para[lip.] 
19 [v. 7]: ,Sit timor domini vobiscum, et cum diligentia cuncta facite. 4- 

J ) Vgl. oben S. 2 nebst Anm. 5. 

‘) Vgl. Serm. 17 v (s. oben Anm. 1) und die Schlußworte in Ecks 
Beschwerde beim Jngolstädter Magistrat, die unten in Teil II Anhang II Nr. 2 
initgeteilt wird. Auch folgende Notizen Ecks in Pf. 49 v , die in Pf. 50 r von 
einer andern Hand nachgeschrieben sind, verraten, daß die finanzielle Lage 
des Pfarrers von St. Moritz um vieles besser gewesen sein muß wie die seines 
Kollegen an U. L. Frau: „Cathedraticum: Datur singulis annis post Ani- 
marum in fraternitate [gemeint ist wohl die in Pf. 42 v beschriebene Feier des 
Dekanatskapitelsj 80 \ N. B. In bissexto [Schaltjahr] niedietas datur in 
Marcio. — Pro charitativo subsidio seu steura: Adorff dedit anno 1474 
sex 6. At cave tu, ne uuquam tantum des episcopo. Habe advertentiam ad 
medios fructus, et tune confer cum ecclesia s. Mauricii; quando ecclesia s. Mau- 
ricii dnt 10 6., tu da 2 fl.; est onim soxta pars utrorumqiie mediorum fruc- 
tuum.’ 4 Das cathedraticum war eine jährliche Huldigungsgabe an den bischöflichen 


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V. Die Pfarrstelle an l’. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


55 


Einstmals war die Pfarrstelle an ihr auch besser gewesen, wie 
aus einer interessanten Parallele hervorgeht, die Eck zwischen 
seinen Verhältnissen und denen seines Vorgängers Adorf zieht. 
Dieser besaß nämlich im Jahre 1474 ein Einkommen von 207 fl. 
3 ß , denen Ausgaben im Betrag von 115 (1. 3 ß gegenüberstanden, 
so daß ihm also ein Überschuß von 152 fl. verblieb. Eck dagegen 
nahm (im Jahre 1527?) bloß 209 fl. ein, gab dagegen 241 fl. 
aus, mußte also noch 32 11. aus seinen übrigen Einkünften zu¬ 
legen l ). Die Einnahmen waren also in diesem halben Jahr- 

Stuhl. Sägmüller 773; KL I 78; RE 1 93; Ott 26, 39, 41, 53, 55, 60, 63; 
vgl Auch Müller 295—297, dessen Vermutung, daß „in Deutschland da9 eatlie- 
draticum der 2 solidi [-= 60 4J überhaupt nicht eingedrungen ist*,’ nicht zutrifft, 
wie aus Ecks Notiz hervorgeht, über das subsidium cliaritativum und die medii 
fructus s. oben S. 28 (29) Anm. 2. über die Höhe der medii fructus s. Teil II 
Abschnitt II; auch die dort in der Liste der Pfarrer vorkommenden Äußerungen 
Ecks (Pf. 49 r ) zeigen, daß er jeden Versuch einer finanziellen Überforderung 
durch die bischöflichen Behörden entschieden abgelehnt und deren habsüchtiges 
und listiges Gebaren scharf verurteilt hat. Vgl. auch die diesbezüglichen Vor¬ 
schläge Ecks in seinen Denkschriften zur deutschen Kirchenreformation vom 
Jahre 1523 bei Friedensburg, Denkschriften 235, 246 Nr. 18. 

*) Auf der Inneuseite des vordem Deckels des Pfarrbuches notierte Kck 
1527 oder in einem der nächsten Jahre: „Adorfus habuit eo anno [1476| 
267 fl. 3 ß et exposuit solum 115 fl. 3 ß . Ego [daneben mit blasser Tinte 
von seiner Hand: Eckius] habui 209 fl. et exposui 241 fl. in cura d[omus?| 
dumtaxat, cum duobus comme[nsa]libus.“ — Da die drei Kooperatoren und der 
Schulmeister (s. unten S. 65ff.) bei ihm in Kost waren, sind unter den „beiden 
Tischgenossen“ andere Personen zu verstehen. Von 1522 bis 1532 hatte ei¬ 
sernen Stiefbruder Simon Thaddäus Eck bei sich im Hause; vgl. Wiedemann 
425 f. Eck hat diesen und andere Verwandte in ihren Studien eifrig unter¬ 
stützt; vgl. Wiedeinann 429ff. und Ecks Replica 51 r — 52 r . Vielleicht 
war der zweite Tischgenosse ebenfalls ein. Verwandter. Es ist hier wohl am 
ehesten an seinen Neffen Michael Knab zu denken; vgl. das Gedicht des Joh. 
Alex. Brassicanus über die Ingolstädter Professoren bei Mederer I 122 und 
die Notiz über Knab ib. I 126' Es fanden aber auch Fremde an Ecks Tische 
Platz. Der Lorcher Benediktiner Georg Flach z B. erzählt in seiner 
Leichenrede auf Eck: „Sex annis in ipsius mensa saluberrimis juxta ac 
gratissimis corporis ac auimae ferculis exaturatus sum, nec breviori spacio mc 
coutiguum habuit vicinum . . .“ Tres orationes B5 r . — Über die Einkünfte 
Ecks aus andern Quellen s. oben S. 43 Anm. 4. In Tres orationes B 3 V 
erklärt der Ingolstädter Professor Johannes Salicetus, der ein Bruder der Stief¬ 
mutter Ecks war und auch den Beinamen Eckius führte, von unserm Eck: 
„Licet enim suis studiis et liberalitate magnatum ex inopia ad mediocrem 
rerum pervenerit copiam . . .“ Kardinal Albrecht von Brandenburg z. 13. 
schenkte ihm in Anerkennung seiner literarischen Verdienste einmal 100, 
Kardinal Farnese 200 fl.; vgl. Friedensburg, Briefwechsel 216, 484. 


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56 


V. Die Pfarrstelle au U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


hundert nicht unbedeutend zurückgegangen, die Ausgaben hin¬ 
gegen gestiegen. 

Eck laßt uns auch einen Einblick in die Bestandteile seines 
Einkommens als Pfarrer tun l ). 

Zunächst kommt hier das Wittum (dos) in Betracht, d. h. 
der Pfarrhof und die dazu gehörigen Grundstöcke. Die unter der 
Rubrik „Goloni et redditus parochie“ verzeichneten Einnahmen 2 ) 
betrugen: 7 fl. 3 ß 2 o 3 ) rheinischer, sowie 2 ff, 72 0 Regens¬ 
burger und 9 ff. 54 <j Münchener Währung, ferner 14 1 s Schaff 
Korn, 13 Schaff Hafer, 1 Schaff Gerste, 1 J / 4 Schaff Weizen, 
10 Hühner oder 30 rj, 200 Eier oder 24 rj 4 5 ), 5 Gänse oder 
35 Münchener Pfennige, 30 Käse oder 30 Regensburger Pfennige. 
Außerdem besaß der Pfarrer laut Pf. 144 1 noch 104 (nach einer 
andern Notiz: 106) Bifang Ackerland und 13 Bifang Gemüse¬ 
garten, endlich zwei andere Gemüsegärten, die zu Jahrtagen 
gehörten und zusammen 3 ß „über die steur“ einbrachten. 

Welche Arten von Zehnten in Ingolstadt erhoben wurden *'), 
und wieviel sie insgesamt einbrachten, das läßt sich nicht voll¬ 
ständig feststellen. Nur über die Personal- und Häuserzehnten 
sind wir genauer unterrichtet. Im Advent ward der Personal¬ 
zehnte innerhalb der Stadt durch den Senior der Kooperatoren 
eingesammelt, der dafür eine Vergütung von 4 ß und während 
der Dauer der Kollekte mittags und abends i /. 2 Maß Wein erhielt. 
Im Alten Kolleg und im Georgianum besorgten die Vorstände das 
Einsammeln 6 ). Während Adorf von den Personen und Häusern 

l ) Über die Rechte der mittelalterlichen Pfarrer in wirtschaftlicher Be¬ 
ziehung und über ihre Einkommensquellen (Pfarrgüter, Zehnten, StolgebUhren) 
s. Künstle 80-85, 91—101. -) Pf. 142**ff. 

s ) Der „Handlohn“ für einen Hof (6 ß) ist natürlich hierbei nicht mit¬ 

gerechnet; vgl. dazu oben S. 40 nebst Anm. 1. 

4 ) Eine spätere Hand bemerkte dazu; „Stultus es, quando hoc tempore 
facis, ubi 200 ova valent 100 4“; darunter schrieb dann Pihelinair: „Jaui unurn 
ovum quandoque vix duobus nunimis [2 obuli =14] comparatur.“ Pf. 143 r . 

5 ) In Pf. 95* Nr. 8 spricht Eck von der Leistung von „decimas reales 
et personales“. Der persönliche Zehnt ward vom persönlichen Erwerb, der 
dingliche von den Erzeugnissen fruchttragender Sachen gegeben. KL XII 1839f, 
wo von den verschiedenen Arten des Zehnten die Rede ist. Vgl. auch 
Schneider 88 ; Michael JI 41 f.; ebenso was Müller 253 über die Einkünfte 
der Pfarrstelle in Eßlingen schreibt. 

’) Vgl. Pf. 5 r , wo auch mitgeteilt ist, daß der Regens des Georgianunis 
Bartholomäus Vischer (Fischer) im Jahre 1582 nach anfänglichem Widerstreben 
für seine Anstalt 1 Gulden gezahlt hat. 


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V. Die Pfarrstelle an P. L. Fra« und Eck als Pfarrer. 


57 


13 n, 14 0. und noch mehr eingenommen hatte, brachte Eck 
in der Stadt niemals mehr als 6 1 2 it zusammen 1 ). Die Ein¬ 
nahmen von den zur Pfarre gehörenden Landbewohnern werden 
diese Summe nicht sehr erhöht haben. Am Montag in der Kar¬ 
woche wurden die Knechte des Pfarrers und des Küsters aus¬ 
gesandt, um die Personalzehnten von den Leuten zu holen, die 
in Unsernherrn und den übrigen Gehöften des Kirchspiels wohnten. 
Nach der Rückkehr wurden die Knechte und der Köster mit 
Braten und Bier vom Pfarrer bewirtet. Dieser bekam von jeder 
Person* 1 v und von jedem Haus 2 rj. Der Köster erhielt von 
den Leuten Eier und begehrte von Eck 12 tj als Anteil an dessen 
Zehnteinkunften; dieser gab sie ihm, wie er sagt, „in Gottes Namen“, 
obwohl er nicht dazu verpflichtet war 2 ). 

Die Oblationen gingen ebenfalls zurück. Einst hatten sie die 
Höhe von 170 Gulden erreicht; zur Zeit Tuchsenhausers, des 
ersten Nachfolgers von Eck, waren sie auf 40 gesunken u ). Dah 
die Zehnten und Oblationen damals weniger einbrachten als früher, 
war nicht bloü eine Folge der religiösen Wirren 4 ); vielmehr waren 

*) Auf der Jnneuseite des vordem Deckels hat Eck eingetragen: „Adorfus 
hubuit de decimis personalibus et edibus 13 üb., 14 lib. et plus. Eckius nun- 
quarn babui ultra 6 lib. et 4 ß in civitate. “ 

*) Vgl. Pf. 11 r , 12r, 102r. 

*) Früher mußte der Pfarrer von P. L. Frau am Feste des hl. Georg 
dem Pfarrer von St. Moritz 6 ungarische Gulden gebeu, uni ihn für den Ausfall 
zu entschädigen, der ihm durch die Errichtung der neuen Stelle entstanden 
war. Hierauf beziehen sich folgende Notizen in Pf. 91 r . Pnter der Über¬ 
schrift „De plebano s. Mauricii“ schrieb Eck: „In festo s. Georgii dat p[le- 
banus] s. Marie 6 fl. Hungaricales plebano s. Mauricii legales et dativos in 
refusionem oblationum. Et valebat tune fl. Hungaricus ad maximum 8'/., ß , 
tarnen postea tempore Adorfi valuit 8 ß 20 Vide ejus registrum de 1476.“ 
[Dieses Register, auf das sich Eck häufig beruft, scheint nicht mehr vorhanden 
zu sein.) Tuchsenhauser schrieb darunter: „Cessantc modo causa, quod obla- 
tiones 40 florfenos] non excedunt, que tune ad 170 florfenos] fiebant, cessabit 
effectus, sicuti D. Georgius Hauer cessavit.“ Hauer scheint, als er mit Eck 
die Pfarreien tauschte, das Versprechen gegeben zu haben, darauf zu ver¬ 
zichten. Eck spricht sich über diese Angelegenheit in Pf. 36 r genauer aus, 
aber leider ist die betreffende Stelle durch ausgedehnte Tintenflecken zum 
größten Teil unlesbar geworden. 

4 ) Auch in Freiburg i. Br. gingen die Zehnten und Opfer nur noch 
unregelmäßig ein, bis schließlich (1582) der Rat eingriff und die Zehnterhebung 
durch ein Mandat regelte. „Von den vier Opfern meinte er, der Pfarrer 
möchte sie, da die Leute nicht mehr zur Kirche kämen, mit Hülfe der Zunft¬ 
meister durch einen Jungen auf eigene Kosten in den Zünften erheben lassen. 


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58 V. Die Pfarrstolle un IJ. L. Frau und Eck als Pfarrer. 

die Oblationen schon im Laufe des Mittelalters mehr und mehr 
in Wegfall gekommen, und schon zu Anfang des lo. Jahrhunderts 
begnügten sich mehrere Synoden damit, zu verordnen, daß alle 
Gläubigen von 14 Jahren an wenigstens an den Hauptfesten in 
ihren Pfarrkirchen eine Oblation auf den Altar legen sollten ')• 
ln Ingolstadt waren Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Maria 
Himmellahrt die „quattuor festa principalium oblationum“ -). 

Auch die Geldopfer am Karfreitag kamen dem Pfarrer zu¬ 
gute, während die Gaben an Broten und Eiern dem Küster 
gehörten :l ). Zu Weihnachten erhielt der Pfarrer von seinen 
Kaplänen und Kirchmeistern, früher auch noch von andern 
Personen Geldgeschenke 1 ). Die Kapläne muhten die bei ihren 
Altären geopferten Gaben oder je nachdem einen genau fest¬ 
gesetzten Betrag zur bestimmten Zeit an den Pastor abliefern ). 

Weitere Einnahmequellen für den Pfarrer bildeten die Stol- 
gebühren (; ), die besondern Reichnisse für bestimmte Amtshand¬ 
lungen, z. B. die Spendung der Taufe, die Aussegnung der 
Wöchnerin, die Proklamation zum Ehestand, die Kopulation, den 

Ein Muckermittel, bemerkt dazu entrüstet der Protokollführer des Senats.* 
Stutz, Münster 27. Die Münsterpfarrei war der Universität inkorporiert. 

b Vgl. Thal huf er II 150tf.; ebendort findet man Näheres über die 
Bedeutung der Oblationen. 

-) Vgl. Pf. 95 l * Nr 8, 97r; ib. 102** wird erwähnt, daß die „oblationes 
magno“ Adorf in einem Jahr 128 Gulden eingebracht haben. Vielerorts mußten alle, 
welche Ostern zur Beicht und Kommunion gegangen waren, dem Pfarrer an den 
„vier Hochzeiten“ des Jahres genau bestimmte Opfer spenden. Vgl. Künstle 98. 
Die Frage, ob die Gläubigen durch kirchliche Strafen gezwungen werden 
konnten, ihrem Pfarrer Oblationen zu geben, ward verschieden beantwortet. 
Vgl. Schneider 88. Über die Oblationen in der Essener Stiftskirche s. 
Arens 76 ff. Der Pfarrer Diel von St. Christoph in Mainz spricht wiederholt 
von dem Opfer, das um die österliche Zeit gegeben werden soll; er beruft sich 
dabei auf FJx. 23. 15. Die Kommunikanten sollen frühzeitig und nicht erst 
unmittelbar vor dem Genuß des hl. Sakramentes ihr Opfer in die auf dem 
Altar stehende Scliü&sel legen, damit sie nicht durch diese Handlung in der 
andächtigen Vorbereitung auf den Empfang der hl. Eucharistie gestört würden. 
Vgl. Falk, Diel 15, 23. 29, 46, 50, 56. 

‘) Pf. 102 r . ln Straßburg wurden in der Karwoche, besonders am 
Mittwoch, „haufenweise Geld und Naturalien (Eier, Wachs, f)l) zum Besten 
der Kirche“ geopfert. Kot he 119. 

4 ) Vgl. unten S. 68 f. 

:> ) Vgl. oben S. 37 f. 

Vgl. dazu Künstle 95 ff 


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V. Die Pfarrstelle au tf L. Krau und Eck als l’farrer. 


59 


Verschlang, die letzte Ölung l ), die Vornahme des kirchlichen 
Begräbnisses, die Abhaltung der Exequien, des Siebenten, .des 
Dreißigsten und des Jahrgedachtnisses. Auch empfing der Pfarrer 
zuweilen Präsenzgelder 2 ), Gebühren für die Zulassung von Primi¬ 
zianten Gelder aus den Stiftungsfonds für die Gesänge „Salve 
Regina“, „0 adoranda Trinitas“ und „Tenebrae“ ‘). Wenn auch 
manche dieser Posten an sich nur gering waren, so waren sie 
doch zusammen nicht ohne Bedeutung. 

Während, wie oben angegeben ist, die Bezüge des Pfarrers 
insgesamt seit dem Ende des 15. Jahrhunderts viel geringer ge¬ 
worden waren, hatten die Preise der Lebensmittel und Löhne 
eine starke Steigerung erfahren '). Es war also ein empfindliches 


') Damals wurden für die Spendung der Sakramente der Buhe und 
letzten Ölung Gaben an Geld angenommen. Die Beichtpfennige durften an¬ 
scheinend von dem beichthörenden Kooperator behalten werden. Desgleichen 
erhielt er für die Erteilung der hl. Ölung 12 4; der Küster bekam davon 1 *]. 
Vgl. Pf. 95 r Nr. 7, 102 r , 130 r ; s. auch oben S. 52. 

-) Vgl. Pf. 10*', 42 v ; von Präsenzgeldern ist auch ib. 41 v die Rede. 

:J ) Pf. 110*. 

4 ) Über diese Gesänge, sowie über die Begräbnisse, die Exequien, den 
Siebenten, den Dreißigsten und die Jahrgedächtnisse wird im nächsten Abschnitt 
(VI) gehandelt werden 

“) Interessant sind die Angaben Ecks über die Ausgaben für Fleisch 
und Wein, den Barbier und die Köchin auf der Innenseite de9 vordem Deckels: 
Die Eintragungen sind zu verschiedenen Zeiten und mit verschiedenen Tinten 
gemacht worden: „N. B. Adorff anno 1476 dedit.carnifici pro carnibus 23 ff 
67., 4 Ego autem Eckius anno 1527 dedi 42 fl. 21 3t <*t tarnen emeram duas 
schupfas ['? schropfas? Ist an „Schepfen“ zu denken? Nach Sch melier 
II 440 sind Schepfen eine Art von großen Fischnetzen. Will Eck darauf hin- 
weisen, daß er häufig hat fischen und Fischspeisen auf den Tisch bringen 
lassen ?], Adorfus unam. Et anno 1528 dedi 50 fl. 46 3 pro carnibus. Adorfus 
pro vino in festis et omnibus dedit aliquando 15 4 aliquando 16, ad maximum 
204 Ego jam non bibo cum eis, et do 33 3 aut 36 [Zusatz: aut 39 aut 42]. Adorff 

dedit barbitonsori 6 ß per annum. Coco dedit 30 ß et per quadrage9imam 

omni die obulum pro cervisia. Ego autem Eckius do cocc 6\| fl. 1527. 

[Späterer Zusatz:] Dedi 7 fl. pro salario et in mmdinis et bono anno [Neujahrs¬ 

geschenk] P/» fl- 1530.“ — Nach dem Ingolstädter Salbuch vom Jahre 1417 
wurden zwei Jahrmärkte von achttägiger Dauer gehalten, der eine vom Feste 
Kreuzauffindung (3. Mai), der andere vom Feste St. Moritz (22. Sept.) ab; vgl. 
Sbf.XIl 40. Vgl. auch unten Pf. 37»* (Notiz Arnspergers) und 40‘\ — Laut 
Pf. 7 V erhielt die Köchin zu Neujahr von Adorf (im Jahre 1476) 24 3 und 
von Eck 8 Kreuzer = 28 3; demnach muß sie anläßlich der Jahrmärkte 
größere Geldgeschenke bekommen haben. Die Angaben, die Gerstner Ing. 162f. 
und nach ihm Gemminger 119f. und Wiede mann 46 f. machen, wimmeln 


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80 V. Die Pfarrstello an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 

Mißverhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben eingetreten, und 
es wird wohl nicht zu gewagt sein, anzunehmen, diese ungünstige 
finanzielle Lage habe auch dazu beigetragen, daß die Pfarrer an 
U. L. Frau im 16. Jahrhundert so schnell wechselten — sicher¬ 
lich nicht zum Vorteil der Pastoration. Während nämlich die 
Gemeinde von 1429 bis 1505 nur zwei Pfarrer hatte, die beide 
bis zu ihrem Tode auf dem Posten ausharrten, kamen und gingen 
in den Jahren 1505 bis 1525 nicht weniger als fünf 1 ). Darauf 
übernahm Eck die Stelle, verzichtete aber schon um Lichtmeß 
1532 auf sie 2 ). 

Dieser Umstand bot seinen Gegnern Anlaß zu allerhand 
Verdächtigungen. Von Nürnberg aus hatte man z. B. Luther 
mitgeteilt, Eck sei von den bayerischen Herzogen seiner Pfarrei 
beraubt und aus dem Lande gejagt worden; vermutlich sei es 
geschehen, weil er die Ansprüche unterstützt habe, die ihr Bruder, 
Herzog Ernst, der Administrator von Passau, auf die Mitregierung 
in Bayern erhoben habe. Jene Mär war völlig unwahr*). Ebenso- 

von Fehlern und Ungeuauigkeiten. — Unter den „omnes“, die an gewissen 
Tagen Wein erhielten, sind zu verstehen: die drei Kooperatoren, der Schul¬ 
meister, der Küster und der Organist; vgl. unten S. 67. 

') Vgl. hierzu die Pfarrerliste unten in Teil II Abschnitt II. — Ein 
schneller Wechsel im Pfarramt zeigte sich damals auch in Freiburg i. B.; 
vgl. Stutz, Münster 23: „Seit den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts kam 
die Pfarrei so herunter, daß die Universität froh war, wenn sie jemand zu¬ 
nächst einmal auf Probe und nachher auf zwölf, acht, vier, zwei Jahre oder 
gar nur auf ein Jahr übernahm.“ Ebd. 26: „Die Hauptschuld an dem Übeln 
Stand des Pfründeinkoinmens trug neben den Verheerungen der Pest der Ver¬ 
fall der kirchlichen Zucht und Ordnung im 16. Jahrhundert. Die Stadt nahm 
die Ketormation nicht an, aber man entrichtete auch den Zehnt und die vier 
Frohnfastenopfer nicht mehr. Dafür nahm man den Pfarrer um so kräftiger 
in Anspruch. Nach altem Brauch hatte er die Helfer [— Kooperatoren] und 
besonders die städtischen Kirchendiener, an gewissen Festen sogar die ganze 
Handwerkerschaft zu bewirten; es gab wenige Tage im Jahr, an denen im 
Pfarrhof nicht ein halbes Dutzend und mehr Leute mitaßen. Der Weinver¬ 
brauch war kolossal, 60 Saum oder 72 Hektoliter jährlich reichten kaum aus.“ 

*) Vgl. oben S. 2 und 3. 

Brief Luthers an Amsdorf vom 24. Juni 1532, bei E. L. Enders, 
Dr. Martin Luther s Briefwechsel, Calw und Stuttgart 1903, IX 198 f. Enders 
schreibt in einer Anmerkung darüber: „übertreibendes Gerücht! Aber auch in 
der Folgezeit gerieth Eck mit den Herzogen darüber in Contlikt; so schreibt 
er am 11. Febr. 1536 an Herzog Georg von Sachsen usw.“ Dann zitiert er 
eine Stelle aus einem Briefe Ecks, die bei J. K. Seidemann, Erläuterungen zur 
Refoimationsgeschiohte, Dresden 1844, S. 172 gedruckt ist. Hieraus erfahren 
wir aber nur, daß sich der Unwille Ecks im Jahre 1535 gegen den bayerischen 


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V. Die Pfarrstelle an V. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


61 


wenig Glauben verdient das in denselben Tagen von Wittenberg 
aus verbreitete Gerücht, Eck sei bei einem Ehebruch ertappt und 
ziemlich schwer verwundet worden \). 

Leider war es bis jetzt noch nicht möglich, eine Äußerung 
Ecks über die Gründe seiner Abdankung aufzufinden.. Wenn er 
auch als Pfarrer mit seinen Einkünften aus dieser Pfründe allein 
nicht auskam, so konnte er doch damit die meisten Auslagen, 
darunter auch die für den Haushalt, decken und die übrigen 
Einnahmen um so mehr für andere Zwecke verwenden oder als 
Ersparnis zurücklegen. Es ist daher doch wohl zu kühn, schlecht¬ 
hin zu behaupten, daß Eck „die Frauenpfarre wieder verließ, 
weil er dabei mehr Ausgaben als Einnahmen hatte“ -). Ob er 
zu seinen andern Einkünften : ‘) noch 209 fl. mehr oder weniger 
empfing, das wird ihm gewiß nicht gleichgültig gewesen sein. 
Eher ist zu vermuten, daß ihm die auf seinen Schultern ruhende 
Arbeitslast zu groß ward, und daß er es vorzog, auf das 
Pfarramt zu verzichten, um sich desto ungestörter der akade¬ 
mischen, literarischen und kirchenpolitischen Tätigkeit widmen 
zu können 4 ). 

Kanzler Dr. Leonhard von Eck richtete, und daß der Herzog seinen Theologen 
durchaus nicht ziehen lassen wollte, als er in die Dienste des Bischofs von 
Trient treten wollte. Daß die Differenzen zwischen den beiden Eck mit den 
Bestrebungen des Herzogs Ernst in Zusammenhang gestanden haben, wird 
nicht zu beweisen sein. K. A. Muffat, Die Ansprüche des Herzogs Ernst . . . 
auf einen dritten Theil und an die Mitregierung des Herzogthumes Bayern, 
in den Abhandlungen der historischen Classe der Kgl. Bayer. Akademie der 
Wissenschaften, München 1865, X 113 ff. (s. bes. S. 137 ff.) erwähnt, nirgends, 
daß sich Joh. Eck in diese Sache eingemischt habe. Auch Hiezier IV 275ff. 
weiß nichts davon, berichtet aber wohl, daß Eck nach dem Tode des Bischofs 
Gabriel von Eichstätt (30. Nov. 1535) von Herzog Wilhelm angewiesen wurde, 
dahin zu wirken, daß Ernst sein Nachfolger würde. 

') So erzählt Melanchthon in einem Briefe an Spalatin vom 26. Juni 1532, 
ohne aber diese Freveltat in Verbindung mit Ecks Abdankung zu bringen, die 
darin überhaupt nicht erwähnt wird. Vgl. C. G. Bretsohneider, Corpus 
Reformatorum, Halis Saxonum 1835, II 599. 

-) So Gerstner Ing. 162; ihm schreibt es Wiedemann 46 nach. 

:1 ) Vgl. oben S. 43 Anm. 4. 

4 ) So Mederer I 149: „Videtur Joannes Eckius ob crebra itinera, dis- 
putationes, privatosque in elucubrandis scriptis polemicis labores mul tum iinpe- 
ditus Pnrochiam academicam Tuchsenhausei o resignasse.“ Einige Notizen über 
Ecks Reisen als Pfarrer s. unten S. 73 Anm. 2; vgl. auch die Aussage 
Menzingers vom April 1533 über die „innumeros laboros“ seines Lehrers unten 
S. 74 Anm. 1. 


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62 


V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


Jedenfalls muß Eck mit allen Ehren und im Frieden mit 
seiner Gemeinde aus dem Pfarramte geschieden sein. Dafür 
bürgt zunächst der Umstand, daß er auch noch in den nächsten 
Monaten nach seiner Resignation fleißig auf der Kanzel ausge¬ 
holfen hat; so predigte er z. B. am Vigiltage und Feste Maria 
Verkündigung, am Palmsonntag und am Tage vorher, am Mitt¬ 
woch, Donnerstag und Freitag in der Karwoche, am Ostersonntag 
und -montag, an Christi Himmelfahrt, am Pfingst- und Drei¬ 
faltigkeitssonntag 1 ). Ein Mann, der im Streit oder in Schimpf 
und Schande aus seinem Amte entfernt worden ist, würde 
zweifellos weder Lust noch Kühnheit gehabt haben, sogleich 
wieder seine alte Kanzel zu betreten und so eifrig zu predigen. 
Daß Herzog Wilhelm insbesondere mit Ecks Amtsführung zu¬ 
frieden gewesen ist, ergibt sich klar daraus, daß er ihn einige 
Jahre später bat, die Verwaltung jener Pfarrei wenigstens auf 
einige Zeit wieder zu übernehmen. Der Landsberger Prediger 
Vitus Tuchsenhauser, der ini Jahre 1538 als Frauenpfarrer auf 
Eck gefolgt war, hatte sich nämlich zwei Jahre fern von seiner 
Stelle aufgehalten, und dies hatte den Landesherrn dazu bewogen, 
ihn zu drängen, sich nach einem andern Posten umzusehen. 
Daraufhin ging Tuchsenhauser 1538 als Pfarrer nach Straubing. 
Auf den Wunsch des Herzogs erklärte sich dann Eck schließlich 
bereit, einstweilen die Pfarrei von neuem zu versehen, bis ein 
geeigneter Mann dafür gefunden wäre. Dieses Provisorium 


') Vgl. Sonn. 84 v —87*. Die Predigt am Vigiltag von Mariä Ver¬ 
kündigung ward von Eck gehalten „pro m[agistroj Wolfgagno u . Es wird dies 
einer der Kooperatoren gewesen sein. Der Name Wolfgang war damals sehr 
häufig. Unter den Benefiziaten, die im Jahre 1535 zur Pfarrkirche U. L. Frau 
gehörten, waren laut Zalpuech 1 r , 30 r , 60», 71 r , 82»', 88 v drei „Meister“ 
uud zwei „Herren“ d. h. Priester ohne akademische Grade mit dem Vornamen 
Wolfgang. Es scheint, als oh Eck nuch die Predigten an den andern, oben 
genannten Tagen gehalten hat, um seinen ehemaligen Kooperatoren einen Ge¬ 
fallen zu tun; denn bis zur Neubesetzung der Pfavrstelle — Tuchsenhauser 
kam erst im nächsten Jahre; s. Pf. 49 r — hatten diese für die Predigten zu 
sorgen. Am 16. Juni 1532 war Eck in Regensburg, wo damals der Reichstag 
versammelt war; denn laut Serm. 87 r predigte er „Dominica tertia Ratispone 
coram marchione elcctore, episcopo Bambergensi et magistro Tciftonie“. Viel¬ 
leicht hat er auch die für den 9., 23. und 24. Juni vermerkten Predigten 
damals in Regensburg gehalten. Auch am 4., 10., 11. 15. und 18. August, 
sowie am 8. September 1532 hat er gepredigt (wahrscheinlich wieder in U. L. 
Frau zu Ingolstadt). Vgl. dazu Serin. 87 rv , 88rv 


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V. Die Pfarrstelle an IJ. L. Krau und Eck als Pfarrer. 


63 


dauerte aber noch bis 1510; erst da trat Oswald Fischer, ge¬ 
nannt Arnsperger, an deren Spitze *). 

Eck wohnte als Pfarrer im Pfarrhause und zwar, wie man 
annehmen darf, wahrend der ganzen Dauer seiner erstmaligen 
Amtstätigkeit, also von 1525 bis 1532. Zu seinen Hausgenossen -) 
sind zu rechnen die Kochin, ein Diener (famulus) und ein Junge 
(puer) H ), desgleichen wohl auch sein junger Halbbruder Simon 
Thaddäus Eck und sein Neffe Michael Knab oder andere studie¬ 
rende Knaben aus seiner Verwandtschaft 4 ). Die Kooperatoren 
wohnten nicht bei ihm im Hause, sondern für sich allein ■'•), 
speisten jedoch mit ihm an seinem Tische’ 1 ). 

Als Eck 1532 resignierte, muhte er natürlich die Pastorat 
räumen. Während der interimistischen Pfarrverwaltung von 1538 
bis 1510 wird er wohl kaum wiederum jene Dienstwohnung be¬ 
zogen haben, sondern in seinem Privathause geblieben sein. In 

*) Vgl. hierzu die Pfarrerliste in Teil II Abschnitt II, ferner oben 8. 4. 
Über den schnellen Wechsel unter Ecks Nachfolgern und deren Beförderung 
zu Weihbischöfen s. oben 8. 7 Anm. 2. 60. 

*) ln Pf. 177«* nennt er sie „familia“, „familia domus“ und ib. 94 1 ' Nr. 8 
den Kooperatoren gegenüber „mei“. 

’) Vgl. Pf. 7 V . über das Einkommen seiner Köchin s. oben S. 59 
Anm. 5 und Pf. 7 V . 

*) Simon war geboren 1514 und seit 1522 bei ihm; über ihn und Knab 
s. oben S. 55 Anm. 1, Über andere, ihm verwandte Kinder, für deren Er¬ 
ziehung er mit9orgte, s. Wiede mann 429—431. 

“) Vgl. z. B. die Verordnung Ecks an seine Kooperatoren in Pf. 94 r 
Nr. 7: „Nocturno tempore sitis in habitatione vestra aut saltem in edibus 
parochie . . .“ Vgl. ferner ib. 94 Nr. 5: „in cd es vestras“; ib. 95 r Nr. 11: 
„cooperatores in edibus suis;“ vgl. auch ib. Nr. 20: „Si quid in domo editi- 
eaverint . . .“ Dagegen redet Eck von seinem Hause in folgenden Ausdrücken 
ib. 94 r Nr. 8: „in edibus mei9 - ; ferner ib. 19'' und 94 v : „domus dotis“ 
[ - WittumshofJ, ib. 97 v : „edes parrochie“ oder kurz „parochia“, z. B. ib. 15 v : 
„ad januam [die dem Chor und Pfarrhaus zunächst gelegene Türe an der 
Nordseite der Kirche] versus parochiam“ und ib. 102 r : „ Edituus . . . quoties 
prandiat in parochia . . .“; vgl. auch ib. 17 v : „. . . nulla cena datur in domo 
parochiali.“ Ib. 20 r beschreibt Eck die Lage des damaligen Pfarrhauses: 
„Olim prima statio habebatur mox post egressum cimiterii, ex opposito domus 
(que jain parochialis est).“ Wegen des Pfarrhauses mußte Eck eine Abgabe 
zahlen; vgl. Pf. 36'' (Anm. zum Feste St Georg). 

,} ) Vgl. Pf. 94 r Nr. 9. Geopferte Brote gehörten der „mense in com- 
muni“; der Küster bekam davon zwei Stück, während „reliqui veniant in ^des 
parochie“; vgl. ih. 97 v und dazu 102''. 


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64 


V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


diesem ist er 1543 auch gestorben 1 ). Allem Anschein nach ist 
es identisch mit dem „Eckius-Häusleirr, das später zu Vorlesungen 
über das juscanonicum benutzt und daher auch „ Kanonislenhäuschen“ 
genannt wurde; nachher ward daraus der Stadel, der mit Nr. 190 
bezeichnet und auf der Nordseite der Kirche in der Bergbräu¬ 
straße (nach jetziger Zählung Bergbräustr. 5) gelegen ist -). 


') „Tn aedibus suis“ hat der Benediktiner Georg Flach auf Bitten des 
sterbenden Eck die hl. Messe gelesen, während der er ihm die Wegzehrung 
reichte. So erzählt Flach in seiner Leichenrede auf ihn. Tres orationes B8 V . 

-) In der Frage nach Ecks Wohn- und Sterbehaus herrscht ein großer 
Wirrwarr. Das kommt davon, daß man den Wechsel in Ecks Beziehungen zur 
Pfarrkirche nicht genügend beachtet und die Urkunden zu wenig befragt hat. 
Im Jahre 1881 hat man an dem jetzigen Pfarrhause (am Eck der Kupfergasse 
[ehemals obern Lodergasse] und südlich verlängerten Konviktstraße) eine Ge¬ 
denktafel mit der Inschrift angebracht: „ln diesem Pfarrhause starb am 
15. Februar 1543 Professor Dr. Johann Maier, genannt Eck.“ Vgl. Sbl. 
XV IS. Das ist sicher falsch. Am zuverlässigsten ist wohl Mederer Ing. 197: 
„Er starb ... in seinem eigenen Hause, welches auf der nördlichen Seite der 
Frauen-Pfarrkirche gelegen, noch bis auf die letzteren Zeiten her das Eckius. 
Häuslein genannt, jüngsthin aber in einen Stadl verwandelt worden ist.“ 
Gerstner Ing. 162, dem Wiedemann 43 folgt, mischt wohl Wahres und 
Falsches durcheinander, indem er schreibt: „Als Eck im Jahre 1525 die Frauen- 
pfarr übernahm, bezog er nicht das Pfarrhaus in der obern Lodergasse, 
sondern ein Benefiziatenhaus, welches noch in jüngster Zeit unter dem Namen 
Kanonistenhäusl bekannt war, und Ecks Wappen an der Hofthüre trug.“ Nach 
Sbl. V 214 stand das frühere Pfarrhaus „an der nördlichen Seite der Pfarr¬ 
kirche, nun Hs.-Nr. 191, das Canonistenhaus oder großes Colloquium genannt“; 
ebenda heißt es dagegen, daß „das Kanonisten-Häuschen Hs.-Nr. 190 und das 
Colloquium Externum Hs.-Nr. 191“ ist. Im Sbl. XV 43 f. wird erzählt: „Der 
Stadl Hs.-Nr. 190 gehörte 1805 dem Alois Bonschab und ebenso das Haus 
Nr. 191 .. . Tn früherer Zeit stand hier der Pfarrhof zu unser lieben Frau, 
den im Jahre 1520 der Dichter Jakob Locher mit seiner Frau Ursula bewohnte 
und im Jahre 1630 die Jesuiten vom Rathe käuflich an sich brachten, unter 
welchen es den Namen Canonisten-Haus und Colloquium externum erhielt... Die 
Versteigerung des Kanonisten-Häuschens und colloquii externi an den Baumann 
Johann Brenner um 1215 fl. wurde vom Churfürsten am 7. April 1804 geneh¬ 
migt. Daß Dr. Eck in diesem Hause, wie Dr. Mederer . . . schreibt, gestorben 
ist, ist möglich, doch nicht nachweisbar.“ Auch sei hier auf die Abbildung 
des Jesuitenkollegiums bei Schmid 53 hingewiesen, wo anscheinend das Collo¬ 
quium externum als das Ecksche Haus bezeichnet wird. — Über das jetzige 
Pfarrhaus wird im Sbl. V 214 berichtet: „Das heutige Pfarrhaus wurde an 
Stelle eines von Katharina Kocher, verwittweten Vöstl, 1477 geschenkten und 
von Anton Prunner aus Freiburg durch Pfarrer Balthasar Hubmaier 1512 
orkauftcn Hauses erbaut“; ähnlich ebd. XV 18. Widerspruchsvoll sind auch 
die Angaben bei Ostermair 38 f. 


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V. Die Pfarrstello an U. L. Frau lind Eck als Pfarrer. 65 

Die drei Kooperatoren und der Schulmeister *) hatten das 
Recht, täglich im Plärrhof zu speisen 2 ). Die Kooperatoren 
mußten ausdrücklich versprechen, sich nicht bei fremden Leuten 
zu beklagen, wenn sie nicht zufrieden sein sollten mit dem ein¬ 
fachen Essen, mit dem sich Eck selber begnügte; in diesem Falle 
verlangte er, daß sie ihm unmittelbar ihre Beschwerden vortrügen, 
damit er, wenn es notwendig wäre, für Abhilfe sorgen könnte :i ). 
Wenn der Schulmeister darauf verzichtete, sein Mittag- und 
Abendessen im Pfarrhause einzunehmen, hatte er ^ wenigstens 
in spätem Jahren -- Anspruch auf eine jährliche Entschädigung 
von 4*0 Gulden und 2 Schaff Korn *). 

Nicht an allen Tagen ward den Kooperatoren und dem 
Schulmeister im Pfarrhause ein Abendessen dargeboten. Am 
Markustag ward in Ingolstadt aus Gewohnheit Abstinenz beob¬ 
achtet und im Pfarrhause kein Abendessen gegeben 5 ). Ebenso 
ließ Eck an den drei Rogationstagen vor Christi Himmelfahrt 
weder Fleisch beim Mittagstisch noch überhaupt ein Abendessen 
vorsetzen* 5 ). Auffallend ist eine Notiz zum Freitag nach Ostern; 
dann soll nämlich allen eine Abendmahlzeit bereitet werden 
„sicut aliis diebus“, d. h. wohl: wie an den andern Tagen der 
Woche. Der spätere Zusatz Ecks: „alias non datur per annum“ 

J ) Um 1560 wurde ein „Methodius ac ordo lectionum in tisuni scho- 
lasticorum in studendo servandus“ aufgestellt; vgl. MGP 307- 311; die An¬ 
gaben in Sbl. III 113 ff. und VI 284 sind darnach zu verbessern. Eine »Schul¬ 
ordnung vom Jahre 1597 ist in Sbl. VI 284 — 286 abgedruckt; ebd. 286—288 
sind die Einkünfte des Schulmeisters und seines ersten Gehilfen, des Kantors, 
für die dreiklassigen Schulen der beiden Stadtpfarreien mitgeteilt; der zweite 
(Jehilfe, der Locatus, wird hier übergangen. Die Lehrer hatten den Knaben 
auch Unterricht im Choral und mehrstimmigen Gesang zu erteilen und den 
Kirchenchor zu leiten. Uber den Schulmeister, den Kantor und den Locatus — 
von diesen dreien ist wohl keiner Priester gewesen —, sowie über die Schüler 
s. auch oben S. 49 Anm. 2 und Pf. 12 v , 16 r , 17 v (Randnotiz), 35 r , 42 v 
(Zusatz), 110 v , 11 l r , 138 r . — Über die Eßlinger Schulmeister, Schüler und 
ihren Kirchendienst s. auch Müller 258 f. 

*'» Über andere Tischgenossen s. oben S. 55 Anm. 1 und unten S. 66 f. 
Vgl. auch, was oben S. 60 Anm. 1 über die entsprechenden Lasten des 
Münsterpfarrers in Frei bürg gesagt ist. 

a ) Vgl. Pf. 94 r Nr. 9. Salicetus rühmt in seiner Leichenrede, daß Kck 
„quottidiano et simplici victu contentus* gewesen sei. Tros orationes B 3 V . 

*) Nach der Ordnung von 1597; s. Sbl. VI 286. 

r> ) Pf. 36'-. 

fi ) Pf. 17 v . In Mainz war an diesen Tagen Abstinenz von Fleischspeisen 
und Fasten bis zur Rückkehr der Prozession geboten. Falk, Diel 31, 58. 

U«*t*.-gesch. Studio» u. T«xtr«. lü lt 4 ». 5: Urovi»^, 5 


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66 V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 

scheint darauf hinzudeuten, daß dies an den andern Freitagen 
im Laufe des Jahres nicht geschehen ist; in diesem einen Fall 
jedoch soll eine Ausnahme gemacht werden, „quia hec est dies, 
quam fecit dominus,“ d. h. mit Rücksicht auf die Festesfreude 
in der Osteroktav 1 ). Diese Notizen legen die Vermutung nahe, 
daß im Hause Ecks überhaupt an den Abenden der Abstinenz¬ 
tage und erst recht der Fasttage keine Mahlzeit hergerichtet 
worden ist. 

Eck drängte auch darauf, daß an den Vigiltagen vor ge¬ 
wissen Festen, auch wenn jene nicht gebotene Fast- oder Ab¬ 
stinenztage waren, — wenigstens in seinem Hause — gefastet 
oder auf den Genuß von Fleisch verzichtet würde 2 ). Auch war 
es nichts Ungewöhnliches, daß aus besonderer Andacht zu Ehren 
von Heiligen gefastet wurde M ). Eck ging seiner Umgebung darin 
mit gutem Beispiel voran 4 ). 

Der Küster :> ) wurde nur an gewissen Tagen zum Mittag- 

') Pf. 17 r . 

•) Darauf deuten seine Äußerungen in Pf. 19«' (Haudnotiz), 33 v , 38 »* f 
40 r hin. ;! ) Vgl. Pf. 36 v . 

4 ) Nach Mitteilungen des Benediktiners Flach in seiner Leichenrede auf 
Eck pflegte dieser an bestimmten Tagen des Jahres „in pane (ut. dicitur) et 
aqua jejunare“. Dies tat er z. B. auch noch kurz vor seinem Tode (f 10. Febr. 
1543) anläßlich der Feste des hl. Sebastian (20. Jan.), des hl. Chrysostomus 
(27. Jan.) und Mariä Reinigung (2. Febr.), obwohl er sich schon damals sehr 
unwohl fühlte und zur Ader gelassen worden war. Tres orationes B6 ,v . 
Vgl. dazu die Datierung eines Briefes Ecks an Contnrini vom 20. Januar 1542, 
in der er anscheinend auf eine ihm von diesem erteilte Fastendispens anspielt: 
„lngolstadii 20. Januarii festo s. Sebastiani (tarnen gratias Deo non utor hodie 
dispensatione tua) anno . . 1542.“ Friedensburg, Briefwechsel 483. 

’’) Über den Diensteid und das Einkommen des Küsters laut der Rats¬ 
ordnung vom Jahre 1502 s Sbl. XIV 181 — 186. Der Küster (cdituus, custos, 
mesner oder mesmer) hatte zur Unterstützung einen famulus oder servus; der 
Unterküster hinwiederum hatte, wenigstens in späterer Zeit, einen Läutjungen 
als Helfer (puer aut servus, qui servum aeditui juvat. pulsando). Vgl. Pf 111 r . 
—- lb. 102 r schreibt Eck: „De edituo: Edituns, quid habest in distributionibus 
et quoties prandeat in parochia, vide alibi [nämlich ib. 130 r ff., 175 v ff.j. 
Hdituo, quando solebaut esse oblationes magno, plehanus donabat 10 aut 15 
Et ita invenio, quod Adorflus in uno anno habuit 128 fl. in oblationibus, de 
quibus dederat edituo 9 ß 9 *3 et famulo ejus; tarnen postea hanc liberalitatem 
mox verterunt in jus, et eo deventum est, quod de solido prostatur ei 1 [Vgl. 
oben S. 58 Anm. 2 ] — In unctionalibus de 12 *) cooperator dat edituo 1 [Vgl. 
oben S. 52 und 59 Anm. 1.] — Quando colligit in septimana sancta decimas perso¬ 
nales npud Salvatorein, dantur ei 12 ac offa cum cervisia in reditu, ova tarnen 


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V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


67 


essen eingeladen; desgleichen der Organist 1 ). 

Gewöhnlich gab es im Hause Ecks einen trockenen Tisch; 
an genau bestimmten Tagen aber erhielten je nachdem alle oder 
nur einzelne Tischgenossen Wein. Wenn alle sechs Wein be¬ 
kamen, wurden ihnen drei Mab vorgesetzt; tranken sie mehr, so 
mußten die drei Kooperatoren und der Schulmeister dies auf 
ihre eigenen Kosten tun, wahrend der Küster und der Organist 
von Eck frei gehalten wurden. Wenn nur der Schulmeister, der 
Küster und der Organist mit Wein bedacht wurden, erhielt jeder 
von ihnen eine halbe Maß -). 

Die Bestimmungen darüber, wer an den einzelnen Tagen 
eingeladen werden und wer bei Tisch Wein erhalten soll, sind 
sehr mannigfaltig, aber man erkennt doch, daß sie in Zusammen¬ 
hang stehen mit dem Range des Tages und mit der Höhe der 
Festesfreude, mit den Bestimmungen über den Anteil an den 
Oblalionen und mit dem Mehr an Arbeit, das manche Tage für 
einzelne Personen mit sich brachten. Die Tage, an denen die 
Kooperatoren und der Schulmeister Wein empfingen, waren meist 
dieselben, deren Metten gesungen wurden. Zur Feier des Tages 
wurden dann gewöhnlich auch der Küster H ) und der Organist 

sunt sua. [Vgl. Pf. 12 r und oben S. 57.] — In die Parasceves pecunin ohlata 
est plcbani; panes et ova sunt cditui. [Vgl. oben S. 58.] — Quicquid panum, 
ovorum, farinc offertur vespere. est cditui. Item mane semper 2 panes sunt 
cditui.“ [Vgl. Pf. 97'.] — Über das Recht, den Mesner anzustellen, und seine 
Pflichten s. Künstle 74 f. über die „Entwickelung von Namen und Beruf 
des Küsters“ s. »Schäfer in den Annalen des historischen Vereins für den 
Niederrhein LXXIV (1902; 163 -178; vgl. ferner Müller 284 ff. und Kallen 
49 Anni. 21. 

') Organist (organista, hydraules) war damals der berühmte Meister 
Leonhard Waldeisen (f 6. Dezember 1546). Über ihn s. Rot mar 112' ; 
Mederer I 202; Gomminger 287 ff.; »Sbl. XVI 9. — Unter dem „puer, 
qui servit organistne“ (Pf. 11 l r ) ist wohl der Balgtreter zu verstehen. 

2 ) Vgl. Pf. 175 v . Aus den Notizen im Vorderdeckel des Pfarrbuchs 
(s. (d»en S. 59 Anm. 5) und ib. 175 v , 177' ersieht man, wie sehr die Wein¬ 
preise seit Adorfs Zeiten gestiegen waren und auch in den Tagen Ecks noch 
weiter Zunahmen. Obwohl er — den Grund dafür gibt er nicht an — nicht 
mehr mittrank, wenn er seinen Untergebenen Wein verabreichen ließ, kostete 
ihn doch die Weinspende doppelt soviel wie Adorf. 

3 ) Die Tage, an denen der Pfarrer gehalten ist, den Küster zu Tisch 
zu laden, sind auch in der Ratsverordnung vom J. 1502 angeführt; damals 
zählte der Küster eine Reihe von Tagen auf, an denen er früher, jetzt aber 
nicht mehr eingeladen woiden sei. Vgl. Sbl. XIV 185. Vergleicht man 
seine Angaben mit denen Ecks in Pf. 176', so ergibt sich, daß der frühere 


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68 


V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


zu Tisch geladen und mit Wein traktiert. Der Schulmeister 
bekam am häufigsten — nach Ecks Berechnung 35 mal — Wein. 
In der Fronleichnamsoktav gab man ihm allein täglich eine Mab 
Wein, offenbar weil er durch das Einüben und Leiten der Gesänge 
in diesen Tagen stärker in Anspruch genommen war 1 ). 

Hauer hatte die Regel aufgestellt, daß die Kooperatoren an 
jenen Tagen, an denen ihnen die Oblationen der Frühmessen 
zuflossen, keinen Wein erhalten sollten; trotzdem Eck sie in 
bezug auf diese Einnahmen bedeutend günstiger gestellt hatte, 
dachte er, wie die mannigfachen Nachträge zeigen, doch gar 
nicht daran, an Wein für sie zu sparen; auch hier weisen ver¬ 
schiedene Randglossen deutlich darauf hin, daß er darnach strebte, 
zu seinen Geistlichen in einem guten Verhältnis zu stehen *). 

Dieselbe Absicht leitete ihn wohl auch, als er einen von 
Hiebmair und Hauer abgeschabten Brauch wieder einführte. 
Am Weihnachtsfeste pflegten nämlich die Kapläne und Kirch- 
meister dem Pfarrer ein Geschenk zu machen. Wenn sie es 
ihm durch Boten zuschickten, gal) Eck diesen je 2 oder 3 Kreuzer 
Trinkgeld. In früheren Jahren hatten auch manche Beamte, an¬ 
gesehene Bürger und Universitätslehrer dem Pfarrer zu Weih¬ 
nachten etwas verehrt; indes bestand diese Sitte schon unter 
Ecks letzten Vorgängern nicht mehr 8 ). Hiebmair und Hauer 
wollten nun auch von den Benefiziaten kein Geld mehr annehmen; 
dafür wurden diese aber auch nicht mehr, wie bisher, dreimal im 
Jahre zu festlichen Mahlen eingeladen. Eck dagegen hielt es für 
praktischer, den ehemaligen Brauch wieder einzuführen, wahr¬ 
scheinlich um die freundschaftlichen Beziehungen zu fördern 4 ). 

Brauch zu Ecks Zeiten fast ganz wieder angenommen worden war. An 
mehreren »Stellen des Pfarrbuchs macht Eck übrigens darauf aufmerksam, daß 
der Küster mehr erhalte, als ihm von Rechts wegen zukomme. Vgl. hierzu 
z. B. oben S. 51 Anm. 1. 57. 

') Vgl. Pf. 175 v . Für besondere Bemühungen gab es auch sonst be¬ 
sondere Gratifikationen; z. B. bekam der »Schulmeister 6 t? Fleisch, 4 Maß 
Wein und eine Anzahl Brote, wenn er dafür gesorgt hatte, daß die eiste 
Vesper und das Hochamt am Kirchweihfeste durch mehrstimmigen Gesang 
verschönert worden waren. Pf. 21 r . 

*) Pf. 175 v , 176 r ; vgl. auch oben »S. 51. 

:, l Eck bedient sich zur Bezeichnung jener Gabe der Ausdrücke: pro- 
pinam offerre, strenas mittere, munera ofterre, donare, honorare. Jeder der 
Kaplitne pflegte 10 Kreuzer zu schenken. Vgl. Pf. 5 V , 6 r , 177 ,v . 

4 ) Vgl. Pf. 177«. 


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V. Die Pfarrstclle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


69 


Es wurden jährlich vier Festessen gegeben. Drei davon 
werden ausdrücklich mit dem Hinweis auf die Weihnachtsge¬ 
schenke an den Pfarrer begründet, nämlich das am Feste des 
Evangelisten Johannes, das um Ostern und das zur Kirchweiho. 
Sehr merkwürdig sind die komplizierten Bestimmungen darüber, 
von wem die Einladungen ansgingen, wer eingeladen wurde und 
wer zu den Kosten für den Wein beitragen muhte. Das vierte 
Festmahl fand am Oktavtag von Fronleichnam statt und zwar 
nach der sakramentalen Prozession. Hierzu wurden geladen die 
beiden Herren, welche den die Monstranz tragenden Pfarrer 
begleiteten, die vier Baldachinträger und derjenige, der vor dem 
Sanktissimum Blumen ausstreute. Bei dieser Gelegenheit aßen 
und tranken die Gäste auf Kosten des Pfarrers. Wenn es zur 
Non läutete, hob er die Tafel auf, um mit ihnen zum Gottes¬ 
dienst zu gehen; zugleich lud er sie aber ein, nachher ins Pfarr¬ 
haus zurückzukehren. Dies taten sie auch in früheren Zeiten, ja 
sie brachten sogar noch ihre Frauen mit. Der Pfarrer lieh nun 
der Gesellschaft wieder einen Braten vorsetzen; da die Gäste 
aber den Wein, den sie dazu tranken, aus ihrer eigenen Tasche 
bezahlen muhten, zogen sie es später vor, nach der Non sogleich 
nach Hause zu gehen 1 ). 

2. Pfarramtliche Tätigkeit. 

Daß Eck den Anforderungen, die sein Herzog an einen 
Pfarrer stellte, zum mindesten genügt hat, geht schon aus der 
vorhin niitgeteilten Tatsache hervor, dah er auf dessen Bitten 
nach dem Weggang Tuchsenhausers provisorisch die Seelsorge 
wieder übernahm, und dah man zwei Jahre verstreichen lieh, 
bis man die Stelle endgültig neu besetzte. Der Wunsch und das 
Vertrauen des Herzogs Wilhelm legen ein ehrendes Zeugnis für 
die frühere pfarramtliche Tätigkeit Ecks ab 2 ). Dah er eine hohe, 
ernste Auffassung von der Wichtigkeit und Würde seines seel- 
sorgerlichen Amtes gehabt hat, ist bereits oben erwähnt worden 3 ). 


') Vgl. Pf. 177 rv , wo auch mehrere Speisenfolgen mitgeteilt sind. über 
die Einladung zur Rückkehr nach der Non am Oktavtag von Fronleichnam 
s. ib. 20 v . 

2 ) Vgl. oben S. 62 f. 

a ) Vgl. S. 54 Anm. 1. Man vergleiche dazu auch die Reformvorschläge, 
die Eck 1523 in Rom gemacht hat, bei Friedensburg, Denkschriften 23u ff. 


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70 


V. Die Pfarrstello an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


Aus vielen Bemerkungen im Pfarrbuch kann man den doppelten 
Schluß ziehen, daß Eck einerseits streng auf Zucht und Ordnung 
hielt, anderseits aber auch aufrichtig bestrebt war, mit den 
Kaplanen und Kooperatoren, mit dem Schulmeister, Organisten 
und Küster in einem guten Einvernehmen zu leben. Darum 
zeigte er sich auch bereit, bezüglich des Einkommens und der 
Beköstigung seinen Untergebenen mehr zu bewilligen als das, 
wozu er streng verpflichtet war 1 ). Auf Grund des Pfarrbuches 
kann man ihm das Zeugnis nicht versagen, daß er ihnen ein 
wohlwollender Vorgesetzter gewesen ist. Leben und leben lassen! 
das dürfte sein Grundsatz in dieser Beziehung gewesen sein. 

Über der angestrengten Tätigkeit auf dem Katheder und itn 
Studierzimmer hatte Eck den praktischen Sinn nicht verloren; 
gar manche gelegentlichen Bemerkungen im Pfarrbuch weisen 
deutlich darauf hin 2 ). Um Klarheit und Übersicht über die 
Verhältnisse seiner neuen Gemeinde zu gewinnen, gab er sich 
alsbald daran, das Pfarrbuch anzulegen"). Sein Inhalt beweist, 
daß der Verfasser auch für das Kleinste Interesse hatte, was für 
ihn oder seine Nachfolger im Amte irgendwie von Bedeutung 
sein konnte. Mit welch liebevoller Sorgfalt notierte er alle mög¬ 
lichen Details in bezug auf den Kultus! 

Es lag ihm sehr viel daran, den Gottesdienst würdig und 
schön zu gestalten 4 ). Eck hält sich im allgemeinen an die 
Ritualvorschriften im Missale und Obsequiale 5 ) der Diözese Eich¬ 
stätt, zu der Ingolstadt gehört. Häufig beruft er sich darauf 0 ), 
aber in verschiedenen Fällen erlaubt er sich doch, davon abzugehen 

’) Vgl. oben S. 51, 68. Erwähnt sei hier mich das Lob des Salicetus 
auf Eck: „Utilium sedulus provisor, in praestanda liberalis admodum elec- 
mosiua, inopia laborantibus amicis et cognatis pater et patronus . . .* Tr es 
orationes B3 V . 

2 > Hier möge auch eine Notiz Ecks in Serin. 1 r Platz finden, die, wenn 
sie auch vielleicht nur einen entliehenen Gedanken, ein Zitat oder ein Sprich¬ 
wort wiedergeben mag, doch von Interesse ist: „Die solemni soll man schon 
gott dienen, 9chon kleidt sein, schon esseu unnd fridlich leben.“ 

;! ) Vgl. oben S. 2 f. 

*) Man vergleiche auch, was Salicetus in seiner Leichenrede sagt: 
„Christianae devotionis ita stmliosus et cultui divino ita dedilus (erat], ut. 
apud nonnullos superstitionis suspicione non caruerit.“ Tres orationes B3 r . 

f ’) Obsequiale, in der mittelalterlichen Kirchensprache soviel wie Agende, 
ein Buch, worin die Ordnung des kirchlichen Dienstes (obsequium ecclesiasticum' 
enthalten ist. KL IX 632. 

Vgl. z. B. Pf. 5 1 ’, 12v, 13 v , 15 17»*. 


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V. l)io Pfarrstelle an U. L. Frau lind Kck als Pfarrer. 


71 


und andere Gebrauche zu empfehlen, wenn er diese für praktischer 
oder schöner erachtet J ). 

Auf das nachdrücklichste schürfte er seinen Kooperatoren 
ein, in der Verwaltung der Sakramente nur ja recht gewissenhaft 
und eifrig zu sein. Die Instruktionen, die er ihnen hierfür gibt, 
verdienen Beachtung 2 ). 

Die akademischen Pflichten und literarischen Arbeiten nahmen 
seine Zeit und Kraft so in Anspruch, dato er die Spendung der 
Sakramente in der Hauptsache den Kooperatoren uberlassen 
zu haben scheint; dagegen übte er persönlich mit größter Sorgfalt 
und regstem Eifer das Predigtamt aus. 

In der Kirche U. L. Frau ward zu Ecks Zeiten an Sonn- 
und Feiertagen regelmäßig und zwar gewöhnlich nur einmal ge¬ 
predigt; zuweilen ward aber auch an Werktagen das Wort Gottes 
verkündigt, z. B. an den Samstagen der Fastenzeit, an mehreren 
Tagen der Karwoche, an Vigiltagen vor einzelnen Festen 3 ). Schon 
aus verschiedenen Äußerungen im Pfarrbuch geht hervor, daß der 
Unterricht des Volkes in der Religion Eck sehr am Herzen ge¬ 
legen hat 4 ). Einen glänzenden Beweis dafür liefert das Buch 
seiner Prediglskizzen, das glücklicherweise noch erhalten ist '*). 


‘) Vgl. z. B. Pf. 13 rv (Kanduotizcn), 15»’ (Randnotiz), 34 v , 42»’. Man 
merkt ihm das Selbstbewußtsein des gelehrten und viel gereisten Mannes an, 
den es nicht anficht, was die „rurales aut qui nihil viderunt aut experti 
sunt“ zu seinen Abweichungen von der gewöhnlichen Regel sagen. Es macht 
ihm Freude, hinweisen zu können auf das, was er in den Metropolen Salzburg 
und Mainz, in Konstanz und „am ganzen Rhein“, in Rom und sogar in der 
Kapelle des Papstes gesehen hat. Einen eigenartigen Beigeschmack hat die 
Wendung: „sic omnes bene ordinato dioceses“, zu denen er hier offenbar 
Eichstätt nicht rechnet. Vgl. ib. 13 r (Randnotiz), 42»*. 

*) Vgl. oben S. 48 ff. und unten Teil II Abschnitt IV Nr. 1 und 2. 

,1 ) Vgl. Däheres darüber unten S. 89, 91. 

4 ) Vgl. z. B. Pf. lßv, 35rv. 

: ’) ln dem sehr wertvollen CUM fol. 1 r — 93 r unter dem Titel: „Ser- 
mones Eckii in parochia sua b. Marie Virginia Ingoldstadii 1525“. Darunter 
der Spruch: „Soli deo gloria et laus in excelsis“. Eck hat auf diesen Blättern 
sehr viele Skizzen für seine Predigten entworfen, zuweilen auch erst nach¬ 
träglich eingeschrieben. Manchmal nimmt eine einzige mehrere Folioseiten 
ein; öfters aber, zumal in den spätem Jahreu, sind nur die Hauptpunkte oder 
bloß die Themata oder sogar nur der Tag, an dem er gepredigt hat, ver¬ 
zeichnet. Während z. B. die Skizze für die Predigt am Feste des hl. Joseph 
1526 die Blätter 23 v —25 r füllt, sind auf fol. 76 v allein 22 Predigten aus dem 
November und Dezember 1529 und aus der ersten Hälfte des Januar 1530 


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V. Die Pfarrstelle an U. L. Frau und Eck als Pfarrer. 


Eck schätzte die Bedeutung der Predigt sehr hoch ein; er 
meinte, wer sie andächtig anhöre, tue ein ebenso gutes Werk, 
wie ein Karthauser, der sich geißele. Manche klagten darüber, 
seine Kanzelvortrage seien für das gewöhnliche Volk zu schwierig 1 ); 
dagegen rühmte Salicetus, Eck habe darnach gestrebt, mehr ein¬ 
fach als gelehrt zu predigen 2 ). 

Eine tabellarische Zusammenstellung der Daten der Predigt¬ 
skizzen zwingt zu der Vermutung, daß Eck es sich zum Grund¬ 
satz gemacht hat, als Pfarrer jeden Sonn- und Feiertag die Kanzel 
zu besteigen, wenn es nur eben möglich war. Auch an den 
Samstagen der Fastenzeit :l ), am Mittwoch, Donnerstag und Frei¬ 
tag ‘) in der Karwoche, an den beiden Oster- und Ptingstfeier- 
tagen, sowie an den drei Weihnachtsfeiertagen hat er fast immer 
selber gepredigt. Oft genug redete er an drei oder vier Tagen 
hintereinander, und es kam ihm auch gar nicht darauf an, zu¬ 
weilen an einem Tage zwei Predigten zu halten. Mit welchem 

notiert. Manchmal verweist Eck auf gedruckte oder geschriebene Predigten, 
die wenigstens zum Teil von ihm herrührten, oder auf lose Zettel, auf denen 
er sie (zumal wenn sie auswärts gehalten waren) entworfen hatte. Die 
Predigten beginnen mit dom 1. Nov. 1525. Unter die Predigt zum Lichtmeß 
feste (2. Febr.) 1532 schrieb er (ib. 84 v ): „Iste fuit ultimus sermo meus in 
officio pastorali 1532.“ Eck hat aber auch später noch oft gepredigt. 1b. 
84 v — 93 r sind noch eine Reihe von Predigten aus den Monaten März bis 
September 1532 und aus den Jahren 1533, 1539, 1541 und 1542 verzeichnet; 
vgl. dazu oben S. 62 nebst Anm. 1. Die Jahreszahlen, die Kck nachträglich und 
zwar offenbar flüchtig oben in die Ecken der Blätter 80 r — 85 r geschrieben hat. 
sind unrichtig, wie ein Vergleich mit ihrem Inhalt sofort klar erkennen läßt. 

*) In einer Predigt auf Epiphanie 1526 (Serm. 14**) sagt er selber: 
Causantur aliqui, cur difficilia predicem. illis respondes, cur Paulus difficiliora 
predicavit Ro[manis], noviciis iu fide. Ego facio id propter instructionem 
vestram, propter augmentum meriti vestri et principaliter propter honorem 
dei. . . . Hec ergo sit intentio tua audieudo verbum dei: Deus meus, ecce 
audire volo verbum revelatum per Filium tuum et Sfpiritum] s[anctum] ad 
honorem tuum, ad fidei me; incrementum et bonorum operum instructionem. 
Indubic eredas, te tarn bonum opus facere, ac si domi te virgis cederes cum 
Chartusiano. 

Tres orationes B 3 V : „ln sacris tarnen concionibus ex industria 
simplicior quam argutior, semper in ore habens ea, quao erant veteris reli- 
gionis.* Darüber, was er von einem Prediger verlangte, s. Friedensburg, 
Denkschriften 190 f. (Nr. 13), 232 f. 

*) Über Ausnahmen s. Ecks Notiz zum Samstag vor Invocavit in Pf. 9 V 
nebst Anm. 

4 ) ( her seine Pus.sioiJsprcdigtcii vgl. unten S. 77 (78) Anm. 3. 


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V. Die Pfarrstclle an U. L. Krau und Kck als Pfarrer. 


73 

Eifer er gepredigt liat, mögen folgende Zahlen lehren: Eck hat 

gehalten: je 10 Predigten im Marz 1527 und 15:11, im Dezember 
1525, 1527, 15I10 und 1531; je 11 im Dezember 1520 und 1520; 
12 im Marz 1528, 15 im Marz 1520; ferner 10 Predigten in den 
Tagen vom 17. bis zum 30. März 1520 und sogar 0 Predigten in 
der kurzen Zeit vom 23. März bis zum 1. April 1532, obwohl er im 
Monat vorher das Pfarramt niedergelegt hatte , ). Trotz vielfacher 
Pausen, von denen mehrere über einen Monat und eine sogar 
über fünf Monate gewährt haben, weist das Skizzenbuch für die 
Dauer seiner Tätigkeit als Frauenpfarrer folgende Zahlen auf: 
im Nov. und Dez. 1525 10 Predigten 
im Jahre 

fl » 

fl fl 

fl fl 

fl fl 

fl fl 

bis Lichtmeß 

Das macht im ganzen 450 2 ) Predigten. Die intensive Arbeit, die 
Eck in den 6*/ a Jahren seiner Wirksamkeit als Pfarrer auf der 


1526 75 

1527 74 

1528 72 

1529 <S2 

1530 52 

1531 78 

1532 7 


0 Vgl. dazu oben S. 62 nebst Anm 1 und 71 (72) Anm. 5. 

Dieselbe Zahl berechnet Eck, der betreffs seiner Predigten vom 
1 . Nov. 1525 bis zum 2. Febr. 1532 in Serm. 84 v schreibt: „Et feci in sex annis 
1 [ — in 6*/:, annis] sermones 456 hic, sed in aliis locis etiam plures feci, 

inaxime in conventu Augustenfsi] et in Suicia.“ Man darf das Wörtchen „hic“ 
nicht pressen; denn er zählt unter jenen Predigten auch einige mit, die er in 
Polling, Freising, Landshut und Regensburg gehalten hat; dagegen sind nicht 
alle während des Augsburger Reichstages von 1530 und keine einzige der 
anläßlich der Disputation zu Raden (in der Schweiz) gehaltenen Predigten 
im Skizzenbuch erwähnt. — Zuweilen hat Eck allerlei interessante Notizen 
über seine Reisen in jenes Buch eingetragen. Ich habe mir folgende notiert: 
Fol. 10 v : „Dominica tertia Adventus [17. Dez. 1525] fui absens in Monaco, 
vocatus a principe in causa sacerdotum Lutteranorum Wassenburgen[sium].“ 
Fol. 32 v : „Illo mane [17. Juni 1526, am KirchweihfesteJ reversus ex disputa- 
tione Baden[8i] ex tempore predicavi de templo triplici Christi . . .“ Fol. 38 r : 
„In die Assumptionis Marie [15. Aug. 1526] ut Vienne 1516.“ Fol. 61 v [zwischen 
dem 2. und 22. Juli 1527]: „Fui Patavie.“ Fol. 70 r : „Georgii [24. April 1528] 
predicavi Frisinge, ut in scheda - ; ferner ib.: „Ascensionis et dominica Vocem 
[17. und 21. Mai 1528] Landshuti; vide in scheda.“ Fol. 70 v [zwischen dem 
7. und 28. Juni]: „Fui Landshuti.“ Fol. 75 v : „Ratisponc in die Petri et Pauli 
[29. Juni 1529] de edificatione ecclesie“; ferner predigte er wohl ebendort am 
27. Juni, 4., 11.. 18,25., 26. Juli und 1. Aug. 1529. Fol. 82 1 : „Dedicationis [25. Juni 


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74 


V. Die Pfarrstellc an l\ L. Frau und Eck als Pfarrer. 


Kanzel geleistet liat, ist geeignet, noch mehr Bewunderung zu 
erregen, wenn man bedenkt, wie sehr er gerade damals mit 
Beschatten aller Art überhäuft war *). 

An katholischen Predigtwerken herrschte in jener Zeit grober 
Mangel -). Eck klagt im Januar 1530 { ) darüber, dab Deutsch- 

1531J sicut Auguste“ (1530 auf dem Reichstage’. Kol. 82 v : „Dominica XI. 
[post Trin. = 20. Aug. 1531J Pollingc coram principe.“ Fol. 83 r : „Omnium 
Sanctorum [I. Nov. 1531J velut August^ coram Cesare.“ Auf fol. 87 r steht 
die oben 8. 62 Anm. 1 mitgeteilte Notiz über seine Predigt zu Regeusburg 
während des Reichstags am 16. Juni 1532. Fol. 03 v : „Anno 1541, posteaquam 
abfui Patavii in condemnandis hcreticis, abfui in Eistet propter pestem, abfui 
Wormacie in colloquio catholicorum 11 principum et Luteranoruin 11 statuum, 
reversus prodicavi in arce duci Alberto, totius Bavaria spei.“ Auf diese Ein¬ 
tragungen folgen Notizen über Predigten Ecks an den Sonntagen Septuagesima, 
Sexagesiina, Quinquagesima, Quadrngesima, Reminiscere, Laetare, Judica ohne 
Jahreszahl; dann kommt „Palmarum 1542“. Allem Anschein nach gehören die 
vorher genannten Sonntagspredigten ebenfalls dem Jahre 1542 an. 

*) Vgl. die Übersicht bei Wiede mann 43—46, der irrtümlich die Re¬ 
signation Ecks in das Jahr 1533 verlegt. — Menzinger, der die Übersetzung 
der deutschen Predigten Ecks in die lateinische Sprache übernahm (vgl. über 
ihn unten S. 77) und Ostern 1533 die beiden ersten Bände fertig stellte, gibt 
die Rücksicht auf die gewaltige Arbeitslast seines Lehrers als den wichtigsten 
Grund an, der ihn zur Übernahme der mühevollen Arbeit bestimmt habe: 
„Maxime vero omnium quum perspexissem innumeros pene praeceptoris illius 
nostri labores et eos maximos, jam publice theologiam accuratissime et diligen- 
tissime praelegendo. jam ad populum declamando, jam vero subinde alia ex 
aliis pro fide catholica meditando et scribendo, praeter reliquam illam lectionein 
frequentissimam planeque continuam.“ Schreiben des Johann Menzinger an 
den Abt Gerwich Plarer von Weingarten, d. d. Ingolstadt, in ipsis feriis 
Pascbalibus [Mitte April] 1533, abgedruckt am Schluß der 1533 bei Alexander 
Weißenhorn in Augsbnrg erschienenen Quinta pars operum Johannis 
Eckii contra Lutherum et alios declamatoria und zwar in tom. II 201 v (Titel 
bei Wiedemann 588); es fehlt in Hom. II. 

*) Eck verweist öfters dann, wenn er die Ausführung einer Skizze unter¬ 
laßt, auf gedruckte Predigten, womit er wohl seine eigenen meint; vgl. z. B. 
Serm. 74 v : „ex sermonibus impressis“; 76 v : „ut in impresso vides“; 82 v und 
83 v : „ut in impressis“. 

:l ) Vgl. zum Folgenden unten S. 75 Anm. 2 und Ecks Dedikations- 
schreiben an den Herzog Anton von Lothringen vom 12. Jan. 1530, abgedruckt 
in Hom. I aA vj v —viij v . Vgl. auch Ecks Äußerungen in seiner Epistola de 
ratione studiorum suorum bei Strobel IIT 101. — In seinem Schreiben an 
Klemens VII. vom 7. Febr. 1534 gibt er als Zweck seines Predigtwerkes an: 
„ut qui absque cortice (ut in proverbio est) natare nequount, in promptu et 
ad manus habeant, quod plebeculam doceant et lupis ac canibus schismaticis 
respondeant“. Abgednickt in Hom. III a j v . 


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V. Die Plärrst eile an l». L. Frau mul Eck als Pfarrer. 75 

laml voll sei von ketzerischen Traktatlein und Büchern; durch 
ganze Berge von gedruckten Predigten suchten die Neuerer ihre 
Ideen zu verbreiten, wahrend die Katholiken nur selten zu dem¬ 
selben Mittel griffen. Geistliche und Laien, die wegen des Drucks 
und der Lektüre solcher häretischen Predigten zur Rechenschaft 
gezogen wurden, suchten sich damit zu entschuldigen, daß es 
eben keine katholische Literatur dieser Art gäbe. Diesem Übcl- 
stande sollte abgeholfen werden. Die beiden glaubenseifrigen 
Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern beauftragten Eck und 
andere Theologen der Ingolstadter Universität, ein derartiges 
Werk in deutscher Sprache zu schaffen. Eck sollte Predigten 
über das ganze Kirchenjahr, seine Kollegen dagegen sollten die 
über die Festtage, Sakramente und Gebote verfassen. Dabei 
mußte die Bibel zugrunde gelegt und im Sinne der Kirche und 
der Vater (besonders des , Dionysius Areopagita“, Ambrosius, 
Cyprian, Augustinus, Chrysostomus, Hieronymus und Beda) er¬ 
klärt werden. 

Eck machte sich sofort an seine Arbeit und im Jahre 1530 
konnten die beiden Teile mit Predigten für die Zeit von Advent 
bis Ostern und von Ostern bis Advent in Ingolstadt erscheinen 1 ). 
Weil die andern zögerten und Ecks Predigten offenbar gefielen, 
wurde er nun ersucht, auch die ursprünglich seinen Freunden 
zugedachten Arbeiten zu übernehmen -'). Auf Befehl der baye¬ 
rischen Herzoge vollendete er zunächst die Predigten über die 


*) Vgl. die Titel der beiden Bünde bei Wiedemann 573 f. 

-) Eck schreibt in der Dedikationsepistel des fünften Bandes der deut¬ 
schen Predigten an Bischof Christoph von Eichstätt (d. d. Ingolstadt 14. Fehl*. 
1539) Bl. a ij r : „So nun das wort Gottes also kräftig und mächtig ist, haben . . . 
H. Wilhalm und H. Ludwig gebrüeder, . . . mein gnädigen Herren, mein mit- 
verwanten und mir vor vil jaren befolhen, predig zu machen, die Christlich 
und hailsam wären: hab ich unverzogenlich, nach gehorsamer schuld, mein 
tail gemacht von der zeit über das gantz jar. Deßhalb ich weiter ersucht und 
gebetten auch meiner freund tail und stell erfült hab, in predigen von den 
hohen festen und lieben hailigen, auch von Sacramenten; unnd jetz zuletst hab 
ich gemacht die predig von den zehen geboten.“ ^cv Qriinft Ultb letft 
lail @l)riftenlid)er 'Jh-ebifl uon ben I aet)en (Sebotten / tuie bie $u galten 
tmb I ruic bie iibevtretten werben / 3Ü | molfart ben fr innen ! ften be$ 
alten glau* ; benä. i! Shivd) boctcu 5*>l)ün I UHcecancellier 511 5n* ! ßolbftat. 

C ©etvucft 311 ^ngnlbftabt / buvd) 1 ©eingen Hrapffeiu 1 M. D. XXXIX. 
Mit Titelumrahmung durch Bilder; Exemplar in der Kgl. Bibliothek zu Berlin; 
Beschreibung fehlt bei Wiede mann. 


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76 


V. Die Pfarrstclle an l*. L. Frau und Er.k als Pfarrer. 


Festtage; bereits 1531 erschien dieser Band (der dritte Teil) 
ebenfalls in Ingolstadt 1 ). 

Die beiden ersten Bande wurden noch im Jahre 1531 in 
Tübingen nacligedruckt 2 ) und erlebten dann 1533 auch in Ingol¬ 
stadt eine neue Auflage 5 ); 1533 ward der dritte Band in Augs¬ 
burg nacligedruckt 4 ). Im Jahre 1534 gab Eck zum ersten Male 
auch den vierten Teil heraus, der die Predigten über die Sakra¬ 
mente enthalt °). Anregung dazu hatte ihm der Kardinal Albrecht 
von Mainz 1532 wahrend des Regensburger Reichstages geboten; 
jener hatte erklärt, da die Sakramente, die doch für das christliche 
Leben so wichtig seien, am meisten von den Protestanten ange¬ 
griffen würden, sei eine Sammlung von guten Predigten darüber 
wichtiger, als eine solche über die Sonn- und Festtage 0 ). 

Der Kardinal und sein Bruder, der Kurfürst Joachim I. von 
Brandenburg, ferner Bischof Philipp von Speyer und andere 
Prälaten hatten damals Eck auch schon geraten, seine Predigten 

’) Vgl. den Titel bei Wiedemanu 574 f. — Vgl. auch unten auf dieser 
Seite Anm. 6. 

*) Sie sind beschrieben von K. Stciff, Der erste Buchdruck in Tübingen 
(1498—1584), Tübingen 1881, S. 181 f., und fehlen bei Wiedemann. 

a ) Wiedemann 577 hat bei seiner Beschreibung nicht ‘aufgepaßt; der 
1. Teil enthalt 187, der 2. dagegen 225 Blätter. 

4 ) Titel bei Wiede mann 575. Am 11. Juni 1533 konnte Eck an 
Papst Klemens VII. schreiben: „. . . etsi exemplaria [seiner Predigten] linguae 
nostrae jam aliquoties fuerint tvpis excusa, catholicis nimirum avide illa con- 
querentibus, tarnen . . .“ Abgedruckt in 11 om. I aAj v . 

: ’) Titel bei W i ed e m a n n 576. 

') ln der Dedikation des vierten Bandes der deutschen Predigten (Eck 
an Albrecht von Mainz, Ingolstadt 27. Februar 1534; s. Wiedemann 57H) 
erklärt Eck. die Herzoge Wilhelm und Ludwig hätten ihm auferlegt, „Predigen 
von der zeyt unnd heiligen zu machen“. Kurfürst Albrecht habe sie gelesen 
und gutgeheißen, aber es „für notwendiger geacht, das predig gestelt wurden 
von den Sihen hailigen Sacramenten Christlicher kirehen; dann dise wurden 
zu dem reuhisten angetastet von den feinden der kirehen und unsere glaubens, 
in deren Übung und brauch were vil des Christenlichen lebens, und haffte 
daran vast alle andacht der gelaubigen, auß welchen Ursachen E. Oh. F. G. 
mündtlich mir zu Hegenspurg befolhen sollich predig zu machen.“ Der viert 
tail nn ij*. Vgl. auch Ecks Epistola de ratione studiorum suorum bei 
Strobel 111 102. Der Kardinal Albrecht schenkte ihm zum Danke dafür 
lUO Goldgulden; vgl. Ecks Brief an Aleander (c. Sept. 1534> bei Friedens¬ 
burg, Briefwechsel 216. Voll Stolz auf seine Leistung, jene vier Bünde 
Predigten verfaßt zu haben, schrieb Eck am 10. Mürz 1535 an Aleander: 
„Videhis. quid valent Eckius in illo genere declamnndi.“ Ih. 218 f. 


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V. Die Pfarrstelle an IJ. L. Frau und Kok als Pfarrer. 


77 


ins Lateinische zu übersetzen, um ihnen eine weitere Verbreitung 
zu ermöglichen; da auch sein Freund Gerwich Plarer, Abt des 
Klosters Weingarten, sehr darauf drängte, entschloß er sich 
endlich, diesem Wunsche zu entsprechen. Sein Schüler Johannes 
Menzinger, der damals professor artium und auditor theologiae 
in Ingolstadt war, sollte ihm dabei helfen. Dieser schreckte erst 
vor der Aufgabe zurück, fand sich aber schließlich doch dazu 
bereit, die Übersetzung zu besorgen. Eck sah sie nach, und 
verbesserte sie. Besondere Sorgfalt verwendete Eck darauf, die 
Vaterstellen im lateinischen Text recht genau wiederzugebon; die 
korrigierten Zitate stellte er Menzinger zur Verfügung 1 ). Im 
Jahre 1533 und 1534 konnte er die ersten drei Bände seiner 
lateinischen Homilien dem Papst Klemens Vil., 1535 den vierten 
dem Papst Paul III. dedizieren -). 

Stichproben haben die nahe liegende Vermutung bestätigt, 
daß Eck manches aus seinen altern Entwürfen bei der spätem 
Ausarbeitung der Predigten für den Druck verwertet hat. Seit¬ 
dem er den Plan gefaßt halte, ein Predigtwerk herauszugeben, 
wird er diese Idee zweifellos schon bei der Anfertigung der Skizzen 
im Auge behalten haben. Natürlich hat er auch solche Predigten 
verwertet, die er schon vor 1525 gehalten hatte :; j. 


') Menzinger spricht sich über die Entstehung der lateinischen Über¬ 
setzung der beiden ersten Bünde genauer aus in seinem Schreiben an den Abt 
Gerwich Plarer von Weingarten vom April 1533; vgl. darüber oben S. 74 
Anrn. 1. Vgl. auch Kck9 Äußerungen in seiner Epistola de ratione studiornm 
snoruin bei Strobel 111 102. 

') Vgl. Hom. I aA j v , 111 a j v , IV aaaa ij rv . Die vier Bände bilden 
zusammen die Quinta pars o per um Johannis Eckii contra Lutherum et 
alio9 declamatoria. Titel bei Wiede mann 58* ff. Von dem fünften Bande 
der deutschen Predigten, der erst 1539 erschien (s oben 8. 75 Anm. 2) ist 
keine lateinische Übersetzung angefertigt worden; dagegen sind die vier andern 
Bände in sehr vielen lateinischen Ausgaben durch Deutschland, Italien und 
Frankreich verbreitet worden. Eine große Zahl von Drucken dieser Homiliae 
sind bei Wiedemann 597—611 verzeichnet; vgl. auch die Ausgaben der 
Predigten unter dem Titel: Homiliarius Eckii bei Wiedemann 613 f., der 
nicht bemerkt zu haben scheint, daß dieses Werk mit jenen lateinischen Aus¬ 
gaben inhaltlich ühereinstimmt. Wiedemanns Verzeichnisse sind fehlerhaft und 
lückenhaft; in einer von mir geplanten Bibliographia Eckiana werde ich noch 
eine stattliche Reihe bisher unbekannter Ausgaben beschreiben können. 

’) Z. B. folgt im 1. Ild. der Predigten de tempore auf die Gründonners¬ 
tagspredigten die „Pas9io domini nostri Jesu Christi, ex quatuor evangelistis bre- 
viter collecta per Johanncm Eckium anno gratiae 1512 et ad plebem Ingoldstadii 


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78 


VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


YI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 

„Die Pfarrkirche entwickelt sich im Ausgang des Miltelalters 
zu einem Gebilde, das immer mehr Zuge der Stiftskirchen auf- 
liimmt, wie sie sich seit der Auflösung der vita communis ge¬ 
staltet haben: der zahlreiche Klerus mit einheitlicher Organisation 
und gemeinsamem Chorgebet, außer den Gesellen [Kooperatoren] 
jeder Priester mit eigener Pfründe und daneben alle mit Anteil 
an der Präsenz, die ja von Haus aus in den Stiftern ihre Heimat 
hat. In dieselbe Richtung gehört auch ... die große Zahl von 
Toten-, insbesondere Jahrzeitstiftungen, sowie endlich die Schulen, 
die ja seit dem 13. Jahrhundert immer mehr auf kommen und in 
erster Linie der Erziehung der Burgerkinder für den geistlichen 
Beruf und der Bildung eines geübten Singchors dienen sollen. 
Auch das sind Vorzüge, die in früheren Jahrhunderten nur die 
Stiftskirchen gehabt haben.“ Dieser Ausspruch, der zunächst in 
bezug auf die Pfarrkirche in Eßlingen getan worden ist l ), tritt! 
auch die Verhältnisse der Pfarrkirche zu U. L. Frau. Wenn sie 
auch nicht, wie Herzog Ludwig der Reiche es eine Zeitlang ge¬ 
plant hatte, zu einer Kollegiatkirche geworden war 2 ), so hatte sie 
doch unleugbar manches mit einer solchen gemein. Schon das mäch¬ 
tige Chor mit dem großen Gestühl zu beiden Seiten, der Umgang um 
das Chor und dessen reicher Kapellenkranz, die Kapellen an den 
Wänden des Langhauses, endlich der Umstand, daß außer dem 
Hochaltar im Chor noch ein zweiter, besonders ausgezeichneter 


declamata“ (Honi. I 523). In den deutschen Ausgaben heißt es dafür an der 
hotr. Stelle: „Vermerck: ich hab etwan vor 10 Jaren ein Passion auß viel 
Göttlichen Lehrern und Byblischer Geschrifft gezogen; . . . den wil ich hie 
setzen, und gar wenig darinn verendern, und nachmals etlich besonder Passion, 
aber gar kurtz, hinzuthun“ (Postill 1 291). Am Schlüsse der ersten Passio 
schreibt Eck: „Passio haec Ingolstadii praedicata est per D. Eckium et per 
eundem in hanc formam redacta anno 1512, deinceps translata anno snlutis 
1582 die 28. Octohris“ (Horn. I 602; fehlt in der Po still). Dann folgt die 
„Alia passio, sed brevior“, an deren Schluß Eck schreibt: „Animus erat 
plures passiones huc adnectere, quia quatuordecim equidem me memini prae- 
dicasse, sed me jam parantem deterruit futuri operis, quod sic mihi crescere 
videhatur in immensum, prolixitas.“ Nur mit ein paar Worten deutet er 
hier noch einige Themata an, die er in Karfreitagspredigten behandelt hat 
(Horn. I 642 f., Postill I 356). 

') Müller 293. Über die Schule in Ingolstadt s. oben S. 49, 65 Anm. 1, 
unten S. 84 und Pf. 35 r . 

*; Vgl. oben S. 12. 


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VI. Der Gottesdienst in l'. L. Krau. 


79 


Altar vor dem Chor stand *) — alle diese Eingentümlichkeiten 
des Baues weisen schon deutlich darauf hin, daß die Kirche zu 
U. L. Frau keineswegs bloß für den gewöhnlichen Pfarrgottes- 
dienst eingerichtet war. Dieses Gotteshaus gab in seinem Äußern 
einer Stiftskirche und sogar mancher Kathedrale nichts nach. 
Auch der reich ausgestaltete Kultus, insbesondere der Chordienst, 
der von dem Pfarrer, den drei Kooperatoren und sämtlichen 
Kaplänen öfters gemeinsam vollzogen ward, erinnern an Personal 
und Gottesdienst in einem Stifte. Untersuchen wir nun den 
Kultus und das, was damit zusammenhängt, genauer. 

1. Die Messen. 

Durch acht Altarbenefizien war dafür gesorgt, daß täglich 
eine größere Zahl von Messen in U. L. Frau gelesen wurde. In 
jeder Woche mußten stiftungsgemäß von den Altaristen 11 Ämter 
und mehr als 24 stille Messen gehalten werden 2 ); das machte im 
Durchschnitt für jeden Tag fünf Messen, die allein schon auf 
Grund derartiger Pfründen stattfinden mußten. Dazu kamen 
dann die Messen, die vom Plärrer und seinen Kooperatoren 
zelebriert wurden, vor allem die beiden eigentlichen Pfarrmessen, 
die Frühmesse (prima missa) und das Hochamt (summum offi¬ 
cium). Der Pfarrer mußte auch damals schon nach dem allge¬ 
meinen Kirchenrechte an Sonn- und Feiertagen für seine Ge¬ 
meinde applizieren B ). Viele Messen waren erforderlich, um den 
Verstorbenen die gewünschten Exequien und zwar am ersten, 
siebenten und dreißigsten Tag zu halten 4 ). Ferner waren 157 
Anniversarien gestiftet, und zwar 31 „cum capellanis“, so daß 

') Vgl. den Grundriß; s. auch oben S. 20 nel)9t Anm. 2. 

? ) Es waren verbunden mit der Kaplanei s. Trinitatis sieben und mit 
der s. Spiritus vier Ämter in der Woche; die beiden Seelmesser hatten 
zusammen zehn, der Altarist zur hl. Barbara fünf, die Benefiziaten der Färber 
und des Andreas-Altars je vier Messen in der Woche zu lesen; endlich mußte 
der Inhaber der Dreikönigen-Pfründe an Sonn- und gebotenen Feiertagen zele¬ 
brieren. Vgl. die oben S. 23 ff. mitgeteilten Bestimmungen über die einzelnen 
Benefizien. 

:i ) Vgl. Hinschius II 295. Die Gläubigen waren ihrerseits verpflichtet, 
an Sonn- und Festtagen die Messe in der Pfarrkirche zu besuchen und das 
übliche Opfer zu geben. Nur mit Erlaubnis seines Pfarrers durfte man in 
einer andern Kirche die Pflichtmesse hören. Vgl. Hinschius II 300, 301 
Anm. 4; Schneider 87. 

4 ) Vgl. darüber unten S. 107. 


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80 


VI. Der (iottesdienst in 1*. L. Krau. 


während dieser Scelenämter noch 122 stille Messen zu persol- 
vieren waren l ). Selbstverständlich besaßen nur die besser 
situierten Personen die Mittel, ein Jahrgedächtnis zu stiften. 
Größer ist wohl die Zahl derer gewesen, für die von liebevollen 
Angehörigen eine Reihe von Jahren hindurch am Todestage ein 
Anniversar bestellt worden ist 2 ). Weiter ließen die Universität 
und die einzelnen Fakultäten, die Bruderschaften und die Zünfte 
Ämter und Lesemessen zu Ehren ihrer Patrone und für ihre 
lebenden und verstorbenen Mitglieder halten 3 ). Auch darf man 
durchaus nicht die Zahl der Messen unterschätzen, die infolge 
der Annahme von Manualstipendien in den verschiedensten Inten¬ 
tionen su lesen waren. Diejenigen Altaristen, die durch ihre 
Wochenmessen nicht vollständig in Anspruch genommen waren, 
werden den Pfarrer und seine drei Kooperatoren bei der Er¬ 
füllung all dieser Verpflichtungen schon mit Rücksicht auf die 
Stipendien gerne unterstützt haben. Aber auch ihre Hilfe genügte 
noch nicht immer. An Tagen, wo Jahrgedächtnisse mit einem 
Amt und sechs, acht oder gar zwölf Lesemessen an Seitenaltären 
zu halten waren 4 ), oder am Allerseelenfest, wo, wenn möglich, an 
allen Altären während der Frühmesse zelebriert werden sollte *), 
mußten auch fremde Priester zur Aushilfe herangezogen werden. 
Jedenfalls ist es eher zu wenig als zu viel behauptet, wenn die 
Zahl der täglichen Messen in der Pfarrkirche auf mindestens zehn 
veranschlagt wird. 

Das Stipendium für eine stille Messe betrug meistens 8 ö; 
von einem bestellten Anniversar (mit Vigil) erhielt der zele¬ 
brierende Pfarrer 27 o, von einem gestifteten durchschnittlich 
etwa 37^2 o r *). Die Benefiziaten waren an den meisten Tagen 
durch die an den Besitz ihrer Pfründe geknüpften Verpflichtungen 
gehindert, Stipendien anzunehmen 7 ). 

') Vgl. unten S. 111 f. 

*) Cher die Anniversarin ex gratia s. unten 8. 100 f. 

') Vgl. unten S. 115 ff. 4 ) Vgl. unten 8. Ulf. 

'*) Vgl. Pf. 41 v . 

' ) Vgl. unten 8. 110 ff. Hierin scheint die Vergütung für die Teilnahme 
an den Totenvigilien mit eingeschlossen zu sein, ln einem Falle erhalten die 
(ieistlichen, die nicht an der Vigilie teilzunehmen brauchen, als Stipendium für 
Lesemessen 3 kr. — 10* 2 4 die andern dagegen für Vigil und Messe 4 kr. 

14 angewiesen; vgl. unten S. 112 Anm. 2. 

T ) Ober die Einkünfte der Benefiziaten aus ihren Pfründen s. oben 8. 38ff. 
Wenn der Kaplan des Nonnenklosters iinadentnl durch seine Schuld eine Messe 


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VF. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


81 


Es ließ sich nicht vermeiden, war vielmehr schon bei der 
Stiftung einiger VVochenmessen vorgesehen, daß sie zu gleicher Zeit 
mit andern Messen gehalten werden mußten. Das war z. B. der 
Fall bei dem Dreifaltigkeits-Amt und der Barbara-Messe; ferner 
hielt der Altarist s. Spiritus an vier Tagen in der Woche ein 
Amt zur Zeit der Frühmesse; weiter las der Benetiziat Tri um 
Beginn an Sonn- und Feiertagen wfihrend des Hochamtes oder 
der Frühmesse '). 

Waren nun außerdem noch mehrere Ämter an einem Tage 
zu halten, so daß die Zeit nicht mehr recht ausreichte, sie alle 
ganz zu singen, oder wollte man einen Fest-Gottesdienst, der aus 
zwei Ämtern mit oder ohne Predigt bestand, nicht allzu lange 
dauern lassen, so half man sich in der Weise, daß man die eine 
Messe nur bis zum Evangelium oder bis zur Wandlung als Amt 
sang und von da ab als stille Messe fortsetzte, während das 
zweite Amt sogleich begonnen und als solches ordnungsmäßig bis 
zu Ende durchgeffihrt wurde. Am 25. Juli z. B. ward die Früh¬ 
messe am Altar des hl. Christoph gesungen, aber nur bis zum 
Evangelium einschließlich; hierauf ward das Evangelium verlesen 
und eine kurze Predigt über die beiden Tagesheiligen gehalten, 
die als Patrone von zwei der neuen Kapellen in U. L. Frau ver¬ 
ehrt wurden; dann ward ein Amt zu Ehren des hl. Jakobus ge¬ 
sungen und zw ar vollständig, von Anfang bis zu Ende 2 ). Am 
Feste des hl. Urban (25. Mai) leierte die Zunft der Schankwirte 
ihr Patrozinium; wfihrend zu dem von ihnen bestellten Amte 
geläutet wurde, ward noch schnell ein Amt zu Ehren der drei 
Marien (Maria Jacobi, Maria Salome und Maria Magdalena) ge¬ 
sungen, aber nur bis zur Wandlung 5 ). Am Tage des hl. Gregor 
(12. März) gedachte die artistische Fakultät ihrer Dahingeschie¬ 
denen und zugleich ihres Schutzheiligen; für jene hielt man 
ein lcvitiertes Totenamt bis zur Wandlung und begann dann 


nusfallen ließ, mußte er 32 ^ Strafe zahlen (vgl. Pf. 81 **), also den vierfachen 
Betrag eines gewöhnlichen Stipendiums. 

') Vgl. oben S. 25 Anm. 2, 27 die Angaben über diese Meßstiftungen. 
Als Pfarrer mußte Eck an allen Sonn- und Feiertagen für seine Gemeinde das 
hl. Meßopfer darbringen. An denselben Tagen aber mußte er auch auf Grund 
des Benefiziums Trium Regurn lesen. Er konnte also nicht umhin, die eine 
der beiden Verpflichtungen durch einen Vertreter erfüllen zu lassen. Auch 
als Benefiziat s. Catharinae wird er damals oft einen Vikar nötig gehabt, haben. 
Vgl. S. 25 f., 28 f., 79, 85. ’) Pf. 38v. ■') Pf. 37v. 

Ref.-gesoli. Studien u. Texte, Heft 1 u .**: Hrovinjf, I’fanhm-Ii. G 


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82 


VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


sofort ein feierliches Amt zu Ehren des hl. Gregor, ebenfalls mit 
Ministration ’). Die theologische Fakultät ließ am 6. Mai (s. Jo¬ 
hannis ante portam Latinam) zunächst ein Anniversar für ihre 
verstorbenen Mitglieder halten, das aus Vigilien und levitiertem 
Seelenamt bestand; war man hiermit bis zur Wandlung gekommen, 
so begann zu Ehren des hl. Johannes ein neues Amt mit Ministra¬ 
tion; nach dem Offertorium desselben bestieg ein Student der 
Theologie die Kanzel, um einen „sermo ad clerum“ zu halten, 
und hierauf verlas einer der Kooperatoren die Namen der ver¬ 
storbenen Theologen 2 ). 

In diesen Fällen hat man es nicht mit „missae bifaciatae“ 
zu tun. Es wäre ja auch sehr auffallend, wenn Eck, der den 
kirchlichen Neuerern seiner Zeit gegenüber den Mißbrauch der 
„missa sicca“ mit größter Schärfe verurteilt hat 9 ), den noch 
schlimmem und unwürdigem Unfug der „missa bifaciata“ 4 ) in 
seiner Kirche nicht bloß geduldet, sondern angeordnet haben 
sollte. Daß es sich hier lediglich um die Unsitte handelt, ein 

*) Pf. 35 r . Hier sei erinnert an das, was Thalliofer II 327 schreibt: 
„Bei feierlichem Trauergottesdiensten wird manchmal außer und nach dem 
Requiem noch ein sogen. Lobamt gehalten, für welches man an Tagen, an 
denen eine private Votivmesse erlaubt ist, die Missa votiva de beata Maria 
virgine . . . nehmen kann, sonst aber die Tagesmesse nehmen muß. Das 
Requiem bloß bis zur Wandlung feierlich und von da au still zu halten, damit 
nach der Wandlung gleich das Lobamt beginnen kann, ist ein grober Mi߬ 
brauch; jedes der beiden Aemter muß vollständig gesungen werden.* 

2 ) Pf. 37r. Über die von Studierenden zu haltenden „collationes“ oder 
„sermones ad clerum Ingolstatensem“ s. die Statuten der Universität vom 
Jahre 1522 bei Mederer IV 192; vgl. auch Prantl 1 41 f., II 56 f. 

:l ) Unter einer „missa sicca“ verstand man eine Art Messe, aber ohne 
Kanon, also ohne Konsekration von Brot und Wein. Dnrandus erklärte sie für 
zulässig in dem Fall, daß der Priester z. B. bei Begräbnissen und Trauungen 
am Nachmittag keine wirkliche Messe zelebrieren durfte, weil er nicht mehr 
jejunus war. Vgl. Thal ho fer II 323. Eck rügt es scharf, daß sich die 
lutherischen Geistlichen an Sonn- und Feiertagen stellten, als ob sie Messe 
läsen, heimlich jedoch die Konsekration ausließen. Vgl. hierüber Franz 83 f. 

*) Thalhofer II 322 f.: „Die missa bifaciata, trifaciata etc. bestand 
darin, daß der Celebrans zwei, drei oder auch mehrere (seinen Intentionen 
entsprechende) Meßformularien vom Introitus bis zum Offertorium vollständig 
las, einschließlich der zugehörigen Secreten. dann aber den Canon nur einmal 
sprach und nur einmal consecrierte, so daß eine Messe gleichsam zwei, drei 
usw. verschiedene Gesichter hatte: durch solch eine Messe glaubte man 
irrthümlich zwei, drei usw. Intentionen persolvieren zu können.“ Vgl. dazu 
auch F r a n z 84 ff. 


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VI. Der Gottesdienst in t'. L. Frau. 


83 


Amt nicht vollständig zu singen, sondern teilweise wie eine stille 
Messe zu zelebrieren, ergibt sich klar aus folgenden Beispielen. 
Wenn viele Exequien zu halten waren, wie z. B. irn März, geriet 
man namentlich an Donnerstagen sehr in Verlegenheit, da man 
.stiftungsgemäß verpflichtet war zu einer Prozession und feierlichen 
Messe zu Ehren des allerheiligsten Altarssakramentes, die zur Zeit 
der Frühmesse gesungen werden sollte 1 ). Um sich in dieser Not 
zu helfen, ordnete Eck an: Gegen Schluß der Totenvigilien sollte 
zum Sakraments-Amt geläutet werden; dann fand die Prozession 
in der üblichen Weise statt; sogleich darauf folgten statt einer 
stillen Frühmesse die Exequien; kaum war die Wandlung vorbei, 
so verließ der Benefiziat, der zu Ehren der Eucharistie zu zele¬ 
brieren hatte, mit den Ministranten die Sakristei, um sein Amt 
zu singen -). Ferner wurde in der Frühe des Allerseelentags statt 
der stillen Seelmesse ein Amt zum Tröste der Verstorbenen ge¬ 
halten; weil alle Anwesenden an diesfcm Tage zweimal zum Opfer 
zu gehen pflegten, wurde langsam gesungen; der Benefiziat s. 
Trinitatis, der in derselben Intention ein Amt zu halten hatte, 
wartete aber nicht den Schluß des ersten Amtes ab, sondern 
ging schon nach dessen Wandlung an den Altar 3 ). 

Hieraus ergibt sich klar, daß man sich nicht den Unfug 

einer „missa bifaciata“, wohl aber die Unsitte zuschulden kommen 
ließ, eine Messe nur bis zum Evangelium oder bis zur Wandlung 
als Amt zu singen und dann als stille Messe zu vollenden 4 ). 

Unter allen Messen sind zwei von besonderer Wichtigkeit 
für das kirchliche Leben der Pfarrgemeinde gewesen: die Früh¬ 
messe (prima missa) und die Hochmesse oder das Hochamt (sum- 
mum officium, publica missa). Im Vergleich zu diesen beiden 

haben alle andern, auch die Ämter der Benefiziaten, für die Ge¬ 
meinde eine mehr oder minder untergeordnete Bedeutung. Wäh¬ 
rend für die Frühmesse der Regel nach der in der Mitte der 

Kirche stehende Altar der zwölf Apostel benutzt wurde, der davon 

den Namen Frühmeß-Altar bekam, ward das Hochamt — auch 
Frohnamt genannt — gewöhnlich an dem im Chor befindlichen 
Hochaltar gefeiert. 

') Vgl. unten S. 102 f. 

') Pf. 10v. 

Pf. 41 v . 

4 ) Dies kam häufig hei der als Amt gehaltenen Frühmesse vor; vgl. 
darüber unten 8. 8fi. 

!)* 


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84 


VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


Die Stunden für Frühmesse und Hochamt und dement¬ 
sprechend auch für diejenigen Messen, deren Zeit man darnach 
bestimmen muhte, waren im Sommer und Winter verschieden. 
Die Schüler muhten unter der Leitung ihrer Lehrer beim Hochamt, 
beim feierlichen Nachmittags-Gottesdienst, bei' den Vigilien für 
Verstorbene usw. singen; daher ward der Unterricht für sie so 
angesetzt, dah er nicht zu oft durch den Kirchendienst gestört 
werden konnte. Eine Schulordnung aus der Zeit um 1560 ver¬ 
fügte, dah die Knaben im Sommer von 6- 8, 0 —10, 12- 3 die 
Schule besuchen sollten; im Winter eröftneten der Schulmeister und 
seine beiden Gehillen die Klasse erst um 7 Uhr und zogen um 9 Uhr 
zur Kirche '). An Werktagen war, wie Ecks Notizen bestätigen, 
das Hochamt gewöhnlich im Sommer um 8 und im Winter um 
9 Uhr 2 ); an Sonn- und Feiertagen hingegen scheint es eine 
Stunde später gewesen zu sein H ). 

*) Vgl. die Schulordnung aus der Zeit um 1560 und auch die von 1597 
im Sbl. IU 118 ff.. VI 284f. und MGP 307 ff., wo dio Angabe im Sbl. III 116, 
erstere Ordnung sei schon 1527 entstanden, als falsch nachgewiesen wird. 
Jede Schulstunde war auf „tria quartalia“ beschränkt; es war also immer 
eine Viertelstunde freie Zeit. 

*) Vgl. Pf. 17 r (Freitag nach Ostern), 86 v (Tag vor Philipp und Jakob), 
38 1 (Tag vor Mariä Heimsuchung). Am Samstag vor Pfingsten endete das Hoch¬ 
amt erst „ad meridiem“ infolge der vielen Zeremonien, die vorhergingen; ib. 18«*. 

Vgl. z. B. Pf. 34** (Tag vor Lichtmeß), woraus zu schließen ist, daß 
an gebotenen Feiertagen das Hochamt „ad meridiem“ gesungen ward. Am 
Vigiltag von Weihnachten, der allerdings kein gebotener Feiertag war, sollte 
das Hochamt erst um 10 Uhr stattfinden; vgl. Pf. 6 r . — Man begann zu 
Ecks Zeiten sehr früh das Tagewerk; vgl. unten S. 95 f. Am Palmsonntag und 
Gründonnerstag ward schon um 3 Uhr zur Seelmesse geläutet und Gelegenheit 
zur Beichte gegeben; vgl. Pf. 11«*, 12 v . Dem frühen Aufstehen entsprechend 
ging man auch früh zu Bett; es heißt öfters, daß die Komplet „zur Nachtzeit“ 
(nocte) gehalten werden soll, wo nach unserer Ausdrucksweise frühe Abend¬ 
stunden gemeint sind. Selbstverständlich war das Mittagessen damals auch 
früher als jetzt. Am Feste Mariä Himmelfahrt wurde „post prnndium“ dio 
Non gesungen und zwar schon vor 11 Uhr; das Mittagessen muß demnach 
um 10 Uhr gewesen sein. Ebenso wird gesagt, daß Ostern die Non „post 
prandium“ gesungen und daß daher um 11 Uhr dazu geläutet, werden sollte. 
Vgl. Pf. 16»’, 39 v '. Damit stimmt überein, daß der Nachmittagsunterricht 
schon um 12 Uhr begann. -- Der Pfarrer Diel von St. Christoph in Mainz 
ließ, abgesehen von Weihnachten, mit Gottesdienst und Beichthören nicht oder 
nur wenig vor 5 Uhr morgens anfangen. Auch dort speiste man sehr zeitig 
zu Mittag. Dies ergibt sich aus Folgendem: Am Feste Christi Himmelfahrt 
läutete man schon um 11 Uhr zur Non; es sollte daher an diesem Tage früher 
als sonst gegessen werden, „ut puta nona liora“. Vgl. Falk, Diel, bes. 32,59. 


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VJ. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


85 

Das Hochamt ward an Sonn- und Festtagen und bei be- 
sondern Gelegenheiten wohl meistens vom Pfarrer selber gehalten *). 
Je nach dem Range des Tages ward es mit mehr oder weniger 
Feierlichkeit begangen. Der höchste Grad bestand darin, daß der 
ganze Klerus — der Pfarrer, die drei Kooperatoren und alle Bene- 
tiziaten — zunächst in Prozession durch die Kirche zog und dabei 
die an hohen Festen auf den Altären zur Schau und zum Schmuck 
ausgestellten Reliquien einhertrug; darauf zelebrierte dei Pfarrei- 
unter Assistenz von Diakon und Subdiakon -). An minder hohen 
Festen ließ man die Prozession ausfallend; noch einfacher ward 
die Feier dadurch, daß man auf Prozession und Ministration 
beim Hochamte verzichtete 4 ). 

Die Frühmesse ward von einem der Kooperatoren gehalten. 
Ihnen kamen daher auch in der Regel die (iahen, die in dieser 
Messe geopfert wurden, zugute, bis Eck eine andere Vereinbarung 
mit ihnen traf 5 ). Obwohl jene Messe als „prima missa“ be¬ 
zeichnet wurde, war sie doch keineswegs der Zeit nach die erste; 
sie war nur der erste Gottesdienst, der von seiten der Pfarrgeist- 
lichkeit offiziell für die Gemeinde gehalten wurde. Man unter¬ 
schied eben scharf zwischen den Pfarrmessen und denen, die auf 
Grund der Pfründenstiftungen von den Benefiziaten gelesen wurden. 
Zeitlich war die erste Messe die zum Tröste der Armen Seelen, 
zu der abwechselnd zwei eigens dafür angestellte Benefiziaten 
verpflichtet waren. Weil ein bestimmtes Glöcklein am frühesten 
Morgen die Leute zu deren Besuch einlud, nannte man sie die 

*) Allerdings wird dies nur einigemal ausdrücklich bezeugt. Vgl. Pf. 6'' 
(erstes Weihnachtsamt), 8 r (Neujahr), 9 r (Aschermittwoch), ll v (Palmsonntag), 
18 r —15 r (die drei letzten Kartage), 41 v (Allerseelen). Laut ib. 10 r , 39 r hielt 
Eck beim Anniversar für Georg den Reichen und am Fest St. Anna Amt und 
Predigt. Ostern, Mariä Lichtmeß und Mariä Himmelfahrt vollzog er die 
Zeremonien und sang zweifellos auch das Hochamt; vgl. ib. 34 r, 39 v . 

2 ) Dieser Modus war üblich z. B. an den Festen Christi Himmelfahrt, 
Mariä Heimsuchung und St. Katharina (Pf. 17v t 38 r , 43 r ), scheint überhaupt 
für die gebotenen Feste mit wenigen Ausnahmen gegolten zu haben. 

a ) Z. B. am Pfingstmontag (Pf. 18 v ). 

4 ) Z. B. am Pfingstdienstag (Pf. 18 v ). Eine weitere Zwischenstufe 
konnte dadurch geschaffen werden, daß man die Prozession ohne Reliquien hielt. 
Jm Pfarrbuch ist zwar öfters von Prozessionen vor dem Hochamt die Rede, ohne 
daß Reliquien dabei erwähnt werden; jedoch wird deren Mitnahme nirgends 
ausdrücklich ausgeschlossen. 

5 ) Vgl. hierzu Ecks Ausführungen in Pf. 97 r ; s. auch oben S. 50 f. 


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VI. Der Gottesdienst in I 1 . L. Frau. 


86 

„Glöckehne.s.se“ und mit Rücksicht auf die voigc.schricbcnc Inten¬ 
tion auch Seelmcs.se. Auf diese, der Zeit nach erste Messe am 
Tage folgte das Amt zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit in 
der ihr geweihten Kapelle; gleichzeitig hatte der Benefiziat des 
Barbara-Altars eine stille Messe zu lesen. Erst nach diesen 
Messen begann die „prima missa“ oder „Frühmesse“, für die 
auch zuweilen der Ausdruck „primaria“ vorkommt l ). 

Soweit die gelegentlichen Notizen im Pfarrbuch erkennen 
lassen, war die Frühmesse im allgemeinen im Sommer um o und 
im Winter nm G Uhr 2 ). 

An gewöhnlichen Tagen ward sie von einem Kooperator 
als stille Messe gelesen 3 ), an Festtagen und bei besondern An¬ 
lassen jedoch ganz oder teilweise gesungen und zwar häufig dann 
nicht an dem sog. Frühmeßaltar (Mittelalter), sondern an einem 
der betreffenden Messe mehr entsprechenden Altar, z. B. Epi¬ 
phanie am Dreikönigenaltar, am Dreifaltigkeits-Sonntag in der 
Trinitatis-Kapelle, am Nikolaustag in der Kapelle der Tuchmacher, 
die in diesem Heiligen ihren Patron verehrten 4 ). 


') Zum Belog für diese Terminologie vgl. oben 8. 23 fl. Der Ausdruck 
„primaria“ wird auch von Arusperger gebraucht, z. B. in Pf. 37*, 38*, 42 v . 
Daß Eck zwischen der „missa animarum“ oder „prima missa animarurn“ oder 
„primissaria“. die von jenen beiden Benefiziaten gelesen wurde, und der „prima 
missa“ schlechthin, die als Pfarrgottesdienst galt und von einem Kooperator 
gelesen oder gesungen wurde, unterscheidet, dafür siehe Beispiele in Pf. ll r , 
12 v , 41 v , 78 r . In OdG (ib. 86 v ff.) wird ebenfalls zwischen „seelmeß“ und 
„friemeß“ unterschieden, aber die „seelmesser“ werden dort auch „friemesscr 8 
genannt. Vgl. auch oben S. 24 Anm. 1. - Über die Bedeutung des Aus¬ 
drucks „publica missa“ vgl. Thalhofer II 320ff.; ehd. 320 Anm. 3 heißt 
es: „Noch durchs ganze Mittelalter herab mußten die Gläubigen, um dem 
Kirciiengebot zu genügen, an Sonn- und Festtagen in ihrer Pfarrkirche 
der Messe beiwohnen, und zwar der Missa publica.“ Daß der Zusatz für In¬ 
golstadt zur Zeit Ecks nicht mehr galt, wird daraus zu folgern sein, daß die 
Predigt meistens mit der Frühmesse verbunden war; vgl. unten S. 87. 

Z. B. um 5 Uhr an den Festen Kirchweihe, 8t. Georg und Markus 
(Pf. 21*, 36 rv ); um 6 Uhr am Ostertage (ib. 16 r ); vor 7 Uhr war sie am 
Lukasfeste aus (ib. 40 v ). Palmsonntag und Fronleichnam war sie mit Rück¬ 
sicht auf den nachfolgenden Dienst schon früher, nämlich um 5 1 ., Uhr bzw. 
4 Uhr (ib. 11 * 19n. 

8 ) Vgl. Pf. 39 r zum Feste St. Anna: Prima missa n»ane legitur per 
cooperatorem pro niore cum pulsu simplici quottidiano. Quam primuin autem 
missa legi cepta fuerit . . . 

') Vgl. Pf. 8*, 18 v , 33*. 


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87 


VJ. Per Gottesdienst in W L. Frau. 

2. Die Predigt. 

Mit der Frühmesse war an Sonn- und Feiertagen der Regel 
nach eine Predigt verbunden l ). Am zweiten Sonntag nach dein 
Lukasfeste (18. Okt.) feierte die Gemeinde U. L. Frau das An¬ 
denken an die Konsekration der sechs Altäre, die in den seit 1510 
errichteten Kapellen ihrer Pfarrkirche standen. An diesem Tage hielt 
man an einem von jenen Altären ein feierliches Amt nach dem 
Formular „de dedicatione“ bis zum Sanktus einschließlich; hierauf 
folgte die Predigt usw. (et alia), wie an jedem andern Sonntag -). 
Gewöhnlich wurde mit der Predigt während der Frühmesse be¬ 
gonnen, und zwar bald nach dem Evangelium H ) oder beim Offer¬ 
torium 4 ), bald kurz vor oder nach der Wandlung ’); nur ganz 
selten scheint sie sich an das Amt angeschlossen zu haben 0 ). 
Zweifellos hat der Priester, der die Frühmesse las, mit Rücksicht 
auf die Dauer der Predigt, die durchschnittlich wohl mehr als 
eine halbe Stunde währte 7 ), und auf den nachfolgenden 
Gottesdienst mit der Vollendung seiner Messe nicht gewartet, 
bis der Redner fertig war, sondern ruhig während der Predigt 
weiter gelesen bzw. sein Amt als stille xMesse fortgesetzt und 
beendet *). 


’) Vgl. außer den in den folgenden Anmerkungen genannten Stellen 
z. B. auch noch die Notizen Ecks über den zweiten Weihnachtstag, Oster¬ 
montag, Pfingstdienstag, Sonntag nach Fronleichnam: Pf. 7 r , 16 v , 18 v , 20 
Zum Allerheiligenfesto schreibt Tuchsenhauser: „Ne differat sermonem ad 
vesperas, quoniam plures mane hora aolita conveniunt“; vgl. ib. 41 r . — Ober 
die Zeit der Predigt s. auch Linsenmayer 131 ff'., Crttel 629 f. 

*) Pf. 22 rv . 

:t ) Z. B. an den Festen Jakob und Christoph, Laurentius; vgl. dazu 
Pf. 38v, 39r 

4 ) Z. B. am Josephstag „sub offertorio vel ante tt (Pf. 35 r ); in andern 
Ämtern auch nach der Opferung, z. B. am Feste des hl. Johannes ante portam 
Latinam und Allerseelen (ib. 87 r , 41 v ). 

5 ) Z. B. an den Festen St. Nikolaus, Mariä Verkündigung, Joh. Bapt.: 
Pf. 33r, 35 v , 37v. 

H ) Am Feste Maria Magdalena: Pf. 88 v ; vgl. auch ib. 40 r (Mariä 
Geburt). 

7 ) Vgl. S. 90. 

*) Daß sowohl die Frühmesse als auch andere Messen zum Teil als 
Amt und zum Teil als Losemesse gehalten wurden, s. oben S. 81 ff. 


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* 

88 VI. Der Gottesdienst in U. L. Fmu. 

Ward die Predigt ausnahmsweise statt in der Frühmesse 
erst nach dem Mittagessen gehalten, so ward doch wahrend der¬ 
selben ein Kooperator beauftragt, wenigstens das Evangelium zu 
verlesen, die notwendigen Verkündigungen vorzunehmen l ), even¬ 
tuell die Ablasse anzugeben, die an dem betreffenden Tage ge¬ 
wonnen werden konnten-), und zum Schluß das allgemeine 
Schuldbekenntnis vorzubeten 5 ). 

Nur selten ward die Predigt von der Frühmesse getrennt 
und auf den Nachmittag verlegt. In diesem Fall hielt man sie 
wohl meist nach der feierlichen Non. An den Festen Christi 
Himmelfahrt und Pfingsten z. B. ward nach dein Mittagessen (post 
prandium) 4 ) erst die Non gesungen, dann führte inan dem Volke 
in drastischer Weise das Geheimnis des Festtages '*) vor Augen 
und knüpfte daran die Predigt 0 ). Ebenso ward auch zu Weih- 

') Die amtlichen Publikationen pflegten im Hochamt zu geschehen. Wenu 
aber, wie z. B. am Weißen Sonntag (wann Kirchweihe bei den Franziskanern 
gefeiert wurde und viel Volk dorthin zum Fcstamt strömte), das Hochamt in 
der Pfarrkirche weniger besucht ward als die Frühmesse daselbst, dann prokla¬ 
mierte man in dieser; vgl. Pf. 17r. 

2 ) Falk, Diel 7 Aum. 1: r Kaum eine Kirche war ohne Ablässe; Diel 
verweist regelmäßig auf die wohlbeachteten Ablaßbewilligungen seiner Pfarr¬ 
kirche; ihre Kopien standen in dem Vcrkündiguugsbuche selbst vorne.“ — 
Hier möge auch folgende Notiz Ecks in Pf. 2 r eine Stelle finden: „Anno 
domini 1438 fuerunt hic indulgentie in suhsidium Grecorum, et in ecclesia 
parochiali b. M[arie] Virginis fuerunt invente he pecunie: floreni Rfhenenses] 
in auro 21 fl., in monefa 29 fl. 98 ^ ducati 3 in auro, in obulis 2 fl. 7 
Summa 56 fl.“ Daneben schrieb Eck später mit dunklerer Tinte einige Buch¬ 
staben, die ich lesen zu müssen glaube als: „O die venie.“ Dieser Sto߬ 
seufzer über die Ablässe — die Richtigkeit der Lesung vorausgesetzt — ist 
uicht ohne Interesse im Munde eines Eck. Über den vom Baseler Konzil aus¬ 
geschriebenen Ablaß zugunsten der Griechen 8. Hefele VI1 595, 634 — 636. 
— Die Addition Ecks stimmt nur dann, wenn 3 Golddukaten gleich 3' ., rhei¬ 
nischen Gulden gewesen sind. 

:! ) Vgl. z. B. Pf. 7 r (Joh. Ev.), 11 r (Palmsonntag), 13 r (Gründonners¬ 
tag; hier heißt es: „plebanus vel alius“ soll die Verkündigungen besorgen), 
33 v (Mariä Empfängnis), 41 r (Allerheiligen). Vgl. auch ib. 6 V (betr. zweites 
und drittes Hochamt am Weihnachtsfeste) und 38 v (Margareta). — Für solche 
Gelegenheiten mußte das Formular der „generalis confessio“, das von Eck 
ib. 25 rv mitgeteilt wird und als unmittelbare Vorbereitung auf die gemeinsame 
Kommunion diente, am Schluß abgeändert werden. 

*) Über die Zeit des Mittagessens s. oben 8. 84 Anm. 3. 

Über die Darstellung der Festgeheimnisse s. unten S. 121 f. 

,! ) Vgl. Pf. 17 v , 18«\ 


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VJ. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


89 

nachten, Palmsonntag, Ostern, Maria Lichtmeß und Himmelfahrt 
nach Tisch gepredigt 1 ) und zwar wahrscheinlich ebenfalls nach der 
Non. Auch Allerheiligen geschah es im Laufe des Nachmittags; 
aber weil die Predigt den Armen Seelen galt, fand sie erst spater, 
nach dem Totenoffizium, statt 2 ). Am Gründonnerstag war sie 
um drei Uhr, nach Schluß der Predigt im nahen Franziskaner¬ 
kloster :1 ). An den Samstagen in der Fastenzeit, am Mittwoch 
in der Karwoche, am Vigiltag vor Maria Verkündigung ward sie, 
wohl mit Rücksicht auf den Schluß der Arbeitszeit, nach der 
Komplet gehalten '). Wenn die Tage nicht besonders eindrucks¬ 
voll waren, erwies es sich aber im allgemeinen doch als prak¬ 
tischer, die Predigt zu der üblichen Zeit in Verbindung mit der 
Frühmesse zu halten; dann konnte man nämlich auf starkem 
Besuch rechnen. Aus diesem Grunde wird es auch Eck für 
nützlicher gehalten haben, die Predigt am Neujahrstag und am 
Feste Maria Geburt vom Nachmittag auf die beim Volke belieb¬ 
tere Morgenstunde zu verschieben j. 

Als Standort des Predigers ist ein Ambo an den Chor¬ 
schranken °) oder eine im Schiff stehende Kanzel zu betrachten 7 ). 
Wenn die Frühpredigt ausfiel und nur die amtlichen Proklamationen 
zu geschehen hatten, Ablässe verkündigt, das allgemeine Schuld¬ 
bekenntnis vorgebetet wurde, so stieg der damit beauftragte Koope¬ 
rator auf die „cancelli“ s ). Hierunter ist wohl ein Lettner zu 
verstehen, der das Schiff der Kirche mit dem Frühmeßaltar von 
dem hohen Chor trennte. Diese „cancelli“ bildeten auch die 
erhöhte Stätte, von der aus der Pfarrer mit den Ministranten am 
Palmsonntag und Karfreitag die Passion sang, an ersterm Feste 

*) Vgl. Pf. 6 V , ll v , 16 r , 34 v , 39 v . Weihnachten wurden die Leute im 
letzten Hochamt ermahnt, ruhig zu Mittag zu speisen, weil die Predigt nicht 
zu früh anfangen werde; ib. 6 V . 

*) Pf. 41 r. 

3 ) Pf. 13 r . Dio Passionspredigt am Karfreitag sollte morgens um 1 .,10 
zu Ende sein; ib. 13 v . 

*) Pf. 9 V , 12 v , 35 v . Am Vigiltag vor Weihnachten war nach der 
Vesper Predigt für die Universität; ib. 6 r . 

; ’) Vgl. Pf. 8 r , 40**. Tucbsenhauser zog dasselbe auch für Epiphanie 
und Allerheiligen vor; vgl. ib. 8 r und 41 r (s. oben 8. 87 Anm. 1). 

«) Vgl. oben S. 20 Anm. 1. 

7 ) ln Pf. 37 r heißt es nämlich: „in eadem cathedra/ 

s ) Vgl. z. B. Pf. 7 r , 11 r , auch 6'. 


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VI. Der Gottesdienst in V. L. Frau. 


90 

die Palmen, zu Lichtmeß die Kerzen, am Mariä HimmelfahrU- 
lagc die Kräuter weihte 1 ). 

Die Dauer der Predigt ist im Durchschnitt sicher länger wie 
eine halbe Stunde gewesen. Zweimal wird dieses Zeitmaß ange¬ 
geben, aber in einem der beiden Fälle wird eine solche Predigt 
als „contio brevis“ bezeichnet *-). Die Allerseelenpredigt am Abend 
des 1. November sollte trotz des voraufgegangenen, langen 
Gottesdienstes doch dreiviertel Stunde währen a ). Die Passions¬ 
predigt am Karfreitag wird auch etwas länger als gewöhnlich ge¬ 
dauert haben '). Nach den gedruckten Predigten zu schließen, 
hat Eck im allgemeinen eine starke halbe bis dreiviertel Stunde 
gepredigt ' 1 ), wobei natürlich die Zeit nicht mitgerechnet ist, die 
von den üblichen Publikationen und Gebeten vor und nach der 
Predigt in Anspruch genommen ward. 

Zur Vorbereitung auf die Predigt sang das Volk ein deut¬ 
sches Kirchenlied, z. B. in den Bußzeiten Advent und Fasten 
„Mittel unsers Lebens Zeit“, zu Weihnachten „Der Tag, der ist 
so freudenreich“ <; J. 

In Ecks Skizzenbuch sind vor den Entwürfen der Predigten 
olt in Stichworten allerlei Punkte notiert, die zu verkündigen 
waren, und auch im Pfarrbuch sind mehrere Hinweise auf die 
Publikationen und deren Inhalt erhalten, z. B. betreffs der arti- 
culi super communione, des Gottesdienstes im Laufe der nächsten 
Woche, der bevorstehenden Feste, Fasttage, Prozessionen, Kol¬ 
lekten, Aufforderungen zu Opfern für die Kirchenfabrik und zu 

') Vgl. Pf. 11 rv , 13v, 34r, 3&v. 

’) Pf. 18 r , 39»*. Am Feste des hl. Matthäus sollte mit Rücksicht auf 
den Jahrmarkt nur ein „brevissimus sermo* gehalten werden; vgl. ib. 40 r . 

“) Pf. 41 r 

4 ) Diesen Eindruck macht seine Notiz darüber in Pf. 13 v . Im spätem 
Mittelalter haben sonst manchmal die Predigten über das Leiden des Herrn 
an diesem Tage mehrere Stunden lang gedauert; s. darüber Linsenmayer 
131 Anm. 2, auch Cruel 636. 

6 ) In Hom. 1 z. B. füllen 74 Predigten Ecks 522 kleine, aber eng be¬ 
druckte Seiten (der Text ist 118 mm hoch, 68 mm breit und zählt 39 Zeilen); 
auf eine Predigt entfallen also durchschnittlich 7 Seiten. Auf die 22 Predigten 
über das bittere Leiden kommen 180 Seiten; da hiervon 10 fast ganz mit 
Holzschnitten bedeckt sind, nehmen die 22 Predigten nur etwa 170, im 
Durchschnitt also jede etwa 8 Seiten ein. 

') Vgl. Pf. 5 r , G v , 8 V . Über die damalige Sitte, vor und nach der 
Predigt deutsche Lieder zu singen, s. Baeumker II 12f. 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


91 


Zehntleistungen usw. i ). Dali auch die Namen der Brautleute 
und der Verstorbenen abgelesen wurden, wird /.war nicht aus¬ 
drücklich bemerkt, ist aber als selbstverständlich zu betrachten 2 ). 

Zum Schluß der Predigt improvisierte Eck häufig ein 
Gebet ••). 

In der Regel ward an Sonn- und Festtagen nur eine einzige» 
Predigt in IJ. L. Frau gehalten. Ausnahmsweise predigte Eck 
auch zweimal an einem Tage; wenn z. B. ein Fest aut* einen 
Samstag in der Fastenzeit fiel, bestieg er die Kanzel am Abend 
vor dem Feste, am Morgen und am Abend des Festes selber 
und am Sonntag '). Eine einzige Predigt an Sonn- und Feiertagen 
mochte dem Bedürfnis des Volkes genügen, da ja auch in andern 
Kirchen der Stadt, in St. Moritz und im Franziskanerkloster'), 
regelmäßig das Wort Gottes verkündigt wurde ,; ). Wenn eine 
der beiden Pfarrgemeinden oder die Franziskaner Dedicatio 
ihrer Kirche feierten, fielen in den andern Kirchen die Predigten 
aus, damit möglichst viel Volk zur Kirchweih - Festpredigt er¬ 
scheinen sollte 7 ). Auch an Werktagen ward zuweilen gepredigt 8 ). 

Im übrigen war Eck durchaus nicht gesonnen, ohne zwin¬ 
genden Grund auf eine Predigt zu verzichten ! '). Er klagte dar- 

') Vgl. z. B. Pf. 5'V, 6v, 10llr f 13**, 17 r , 18 v , 39', 41>\ 

*) Nur dies wird erwähnt, daß in dein Amt der Theologen zu Ehren 
des hl. Johannes am 6. Mai ein Kooperator „agit memoriain theologoruin 
demortuorum“, nachdem ein Student der Theologie seinen „sermo ad clerum“ 
gehalten hatte. Pf. 37 r . Vgl. dazu auch Cruel 637 ff. 

*) Vgl. z. B. Horn. 1 531, 540, 553, 571, 578, 585, 594, 601. Vielleicht 
folgte hierauf auch noch das vielfach übliche sog. allgemeine Kirchengebet; 
vgl. über „Formelles vor und nach der Predigt“ Linsenmayer 137 ff*. 

4 ) So z. B. im Jahre 1526, als Matthias auf den Samstag vor Reminis- 
cere fiel und Mariä Verkündigung am Samstag vor Palmarum gefeiert wurde; 
vgl. Serm. 19v-2P, 25v-27v. 

Ecks Verhältnis zu den Franziskanern in Ingolstadt ist sehr gut ge¬ 
wesen; mit ihrem 1527 verstorbenen Guardian Kaspar Schatzgeyer war er 
lange Jahre befreundet. Vgl. N. Paulus, Kaspar Schatzgeyer, in: Straßburger 
Theologische Studien, hrsg. von A. Ehrhard und E. Müller, Bd. III Heft 1 
(Straßburg 1898), S. 13, 24, 33, 146 f.; ebenda S. 15 ff. und 131 wird Schatz- 
geyers Predigttätigkeit behandelt. 

°) Die Kapläne durften nicht ohne weiteres predigen. Predigen gehörte 
zu den Pfandrechten und war den Benefiziaten meist nur mit besonderer Er¬ 
laubnis des Pfarrers gestattet. Vgl. oben S. 36. 

7 ) Vgl. Pf. 17r, 2l r , 22 r . Wenn die Kirchweihe von St. Moritz ge¬ 
feiert wird, soll in U. L. Frau bloß der Text des Evangeliums verlesen werden. 

s ) Vgl. oben S. 71, 89. 9 ) Vgl. z. B. Pf. 16', 35'\ 


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92 


VI. Der Gottesdienst in U. Ij. Flau. 


über, daß sich die Kooperatoren zu Adorfs Zeiten manchmal am 
Predigen vorbeigedrückt hatten. Der Umstand, daß Adorf nicht 
predigen konnte [vermochte er es nur damals nicht, als er alt 
geworden war?], hatte auf seine Untergebenen ungünstig einge¬ 
wirkt '). Eck dagegen duldete in bezug auf die Ausübung des 
Prediglamtes keinen Schlendrian und leuchtete seinen Koopera¬ 
toren mit dem besten Beispiel voran, ln G 1 /.. Jahren hielt er 
trotz wiederholter, längerer Abwesenheit doch nicht weniger als 
450 Predigten 2 ). 

Wenn Eck, was das Pfarrbuch nicht unwahrscheinlich macht, 
als Pastor an Sonn- und Festtagen das feierliche Hochamt selber 
zu singen pflegte und doch die Mühe nicht scheute, fast jedes¬ 
mal schon vorher in der Frühmesse die Predigt zu halten *), so 
verdient diese Anstrengung sehr beachtet zu werden; denn 
nach den überaus strengen Vorschriften der Kirche durfte er ja 
nicht das geringste vor der Zelebration genießen. Eine Prediger¬ 
stelle existierte an der Frauenkirche nicht 4 ). Eck betrachtete es 
jedenfalls als eine der wichtigsten und ehrenvollsten Aufgaben 
eines Pfarrers, regelmäßig in eigener Person das Wort Gottes 
seiner Gemeinde zu verkündigen. Den Kooperatoren hat er nach 
Ausweis seiner Predigtskizzen nur selten — wohl kaum anders 
als im Falle der Not, einer Krankheit oder Reise — die Pfarr- 
predigt überlassen. Dagegen schickte er sie zuweilen hinaus, um 
Amt und Predigt in den abhängigen Kapellen zu halten, wenn 
ein Fest dort gefeiert oder eine Prozession dahin geführt wurde *’)• 
Außerdem betraten bei einigen besondern Gelegenheiten auch 
Studierende der Theologie die Kanzel, um die durch die akade¬ 
mischen Statuten geforderten „sermones ad clerum“ zu halten ,; ). 
Wenn endlich Almosenprediger kamen, um für irgend einen guten 
Zweck zu Ehren eines Heiligen zu sammeln und zu predigen, 
durften sie nach der Terz eine Ansprache halten 7 ). 

') Vgl. Pf. 8 V , ll v , 21 r . -) Näheres s. oben S. 78. 

3 ) Vgl. dazu oben S. 72 f., 85, 87—89. 

lm 15. Jahrhundert tauchen zuerst in den Städten Predigerpfründen 
auf; über die oberschwäbischen s. Kallen 145. 

5 ) Z. B. in der Kapelle s. Crucis und Unsernherrn; vgl. Pf. 16 v , 17 rv , 
21 r . 22 r . Vgl. auch, was oben S. 88 über die Tätigkeit der Kooperatoren 
auf der Kanzel während der Frühmesse gesagt ist. 

Vgl. Pf. 37 r , 43 r ; s. auch oben S. 82 Anm. 2. 

T ) Vgl. Pf. 20 r , wo allgemein vom „questor alicujus sancti“ die Rede 
ist. Von der Kollekte der Antoniushcrren wird speziell ib. 5 r , 8 V , 31 r ge- 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


93 


3. Das Chorgebet. 

Nach Messe und Predigt bildete das kanonische Stunden- 
gebet eine dritte wichtige Kultform, und besonders hierin ähnelte 
der Gottesdienst in der Pfarrkirche dem in einem Stifte 1 ). Volks¬ 
andachten in der Landessprache, wie sie heute bei uns üblich 
sind, waren damals in Ingolstadt noch gänzlich unbekannt. 
Dagegen nahm das Volk Anteil an den kanonischen Horen, soweit 
sie in der Kirche gemeinsam verrichtet wurden. Glockenzeichen 
luden die Gläubigen dazu ein -). Im Mittelalter war es Sitte, 
vor Beginn des Chorgebetes zu läuten, damit sich das Volk, 
soweit es nicht persönlich in der Kirche erschien, wenigstens in 
geistiger Weise an den im Namen aller betenden Klerus an- 
schließen konnte. Das geschah nicht bloß in Stifts- und Kloster-, 
sondern auch in Pfarrkirchen. Den Seelsorgsgeistlichen ward 
wiederholt eingeschärft, täglich wenigstens Matutin und Vesper 
im Chor zu beten und vorher läuten zu lassen a ). 

Der Pfarrer, die drei Kooperatoren und sämtliche Benefi- 
ziaten mußten an dem reich ausgestalteten Sonn- und Festtags- 
Gottesdienst teilnehmen und zwar im Chorrock '). Am Samstag 

sprochen. Über das Terminieren der Antoniter und ihren Zweck s. G. Uhl¬ 
horn, Die christliche Liebesthätigkeit, Stuttgart 1884, II 178 ff. Vgl. auch 
Falk, Diel 9, 11 f., 41 ff. Über die Almoseiiprediger (Quaestiouarii) s. auch 
Linsenmayer 120—124. 

') Über die Liturgie de9 kirchlichen Stundengebets und die einzelnen 
Gebetsstunden (Horen) s. Thalhofer 11 345—484. Über die Entwickelung 
des Chorgebetes in den Pfarrkirchen s. Schäfer 193 ft. Vgl. auch Falk, 
Diel 6 Anm. 1: „Jn den Pfarrkirchen, wo mehrere Geistliche amtierten, fand 
Chorgebet statt; man findet hierfür den Ausdruck ,Halbstift*.“ Siehe auch 
die Bemerkungen von Müller 293. 

Daß die Gläubigen für den feierlichen Chordienst Interesse hatten, 
bezeugt eine Notiz Arnspergers in Pf. 88*\ wonach sie unzufrieden darüber 
waren, daß man zeitweise an dem abgesetzten Feiertag Mariä Heimsuchung 
nur die Vesper, nicht aber auch die Komplet sang. — Durch verschieden¬ 
artiges Läuten kündigte man dem Volke an, ob z. B. nachmittags in der 
Fastenzeit bloß die Komplet stattfand, oder ob darauf etwa Vigilien für Ver¬ 
storbene folgten; im ersten Fall läutete man mit einer, im letzten mit mehreren 
Glocken; vgl. ib. 9 r . Eine andere Form des Geläutes war der „pulsus 
solemnis“ mit oder „absque terroribus“ (ib. 39r). 

') Vgl. Thalhofer 1 835. In der Pfarrkirche zu Eßlingen war täglich 
gemeinsames Chorgebet. Müller 288. 

4 ) Vgl. hierüber OdG Nr. 3 ff. (Pf. 84' ff.). 


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94 VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 

nachmittag hielt man zunächst Vesper und Kompiet des Tages¬ 
offiziums; daran schloß. sieh die Totenvesper 1 ). Am Sonnhig 
mußten dieselben Personen zu dem Hochamt und zu der ihm 
vorhergehenden Prozession, sowie zur zweiten Vesper erscheinen. 
Die zahlreichen Feste -) wurden begangen am Vorabend mit deren 
erster Vesper und „Station“ :{ ), am Tage selber mit Metten, Pro¬ 
zession und Hochamt, Non und zweiter Vesper 4 ). 

Außer den Sonn- und Feiertagen wurden auch noch eine 
Reihe anderer Tage durch gemeinsames Chorgebet ausgezeichnet. 
Alle Seelsorgsgeistlichen und Benefiziaten waren verpflichtet, am 
Mittwoch, Donnerstag und Freitag in der Karwoche die Metten, 
am Abend vor dem Osterfeste die Komplet, an allen Tagen der 
Oster- und Pfingstwoche die Vesper, endlich am Fronleichnams¬ 
feste und wahrend der ganzen Oktav das vollständige Brevier im 
Chor gemeinsam zu beten ). 

Wenn dabei vorgebetet oder vorgesungen werden mußte, 
was namentlich bei den Lektionen der Matutin der Fall war, 
dann sollte dies abwechselnd geschehen; es war ausdrücklich ver¬ 
boten, die jungem Priester allein damit zu belasten 0 ). 

Unter Pihelmair wurden an 38 Tagen im Jahr die Metten 
gesungen; aber nur an 15 Tagen sang man alle drei Nokturnen, 
während man sich an den übrigen 23 mit dem Gesang einer 
einzigen begnügte. Jene Metten, die ganz gesungen wurden, 
hießen „matutinae majores“, die andern „matutinae minores“ 7 ). 

') Vom ersten Wort in der ersten Antiphon „Placebo* 1 genannt. 

'*) Sowohl die gebotenen, als die durch (Gewohnheit im Bistum Eichstätt 
eingeführten Feste; auch diejenigen, welche durch die Regensburger Refor¬ 
mation (hierüber s. unten 8. 120 f.) abgeschatft. worden waren. OdG Nr. 8 in 
Pf. 84 v . 

Hierüber s. unten S. 98. 

4 ) Wenn Eck auch neben der Matutin die Laudes und neben «1er Vesper 
die Komplet nicht immer erwähnt, so sind sie im allgemeinen als zusammen¬ 
gehörig und stillschweigend cingeschlossen zu betrachten. Einen deutlichen 
Beweis dafür gibt er z. B. in der Po still I 856, wo er schreibt: „. . . die 
sieben Zeit: Metten, Preim, Tertz, Sext, Non, Complet.“ Hier denkt er um¬ 
gekehrt bei dem Worte Komplet auch zugleich an die Vesper. 

r ) Vgl. OdG Nr. 4, 5 und 8 in Pf. 85 rv 

,: ) OdG Nr. 3 (Pf. 85 r ). 

7 ) Pf. 92 r : Matutinae majores, in quibus tres nocturni canuntur, sunt 
in Universum 15. Matutinae minores, in quibus unicus tantuui canitur noc- 
tnmus, sunt 23. Onines matutinae, qune per anni circulum in hac parochia 
decantari consueverunt, tarn majores, quam minores, sunt 38. 


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VI. Der Gottesdienst in I’. L. Frau. 


95 


Im Jahre 1575 hat er ein genaues Verzeichnis all der Tage auf¬ 
gestellt *), an denen eine oder drei Nokturnen gesungen wurden, 
und er hat sich dabei auf die „Gewohnheit“ der Pfarrkirche 
berufen; zugleich hat er die Stunden mitgeteilt, wann die Metten 
gehalten zu werden pflegten. Hiernach waren die „matutinae 
majores“ am Vorabend um 5 oder am Morgen des Feiertages 
um 3 Uhr; zu den „matutinae minores“ versammelte man sich 
am Abend des Vigiltags um 0 Uhr oder am Festmorgen um 
4 Uhr. In den Kartagen waren sie abends um 5 1 /., Uhr, Weih¬ 
nachten und Ostern mit Rücksicht auf die übrigen nächtlichen 
Feierlichkeiten des Nachts um 11 Uhr-). Grundsätzlich hielt 
man die Metten in der Zeit vom Mittwoch in der Karwoche bis 
Mariä Geburt am Vorabend, sonst aber in aller Frühe ab 3 ). 

Ecks Anordnungen stimmen nicht in allen Punkten mit 
denen Pihelmairs überein. Um Gleichmäßigkeit in dem Gottes¬ 
dienst der beiden Stadtpfarreien zu erzielen und dem Volke 
keinen Anstoß dadurch zu geben, daß die eine Kirche ein Fest 
feierlicher beging als die andere, vereinbarte Eck 1527 mit seinem 
Amtsbruder Hauer, an welchen Tagen bloß eine Nokturn gesungen 
werden sollte. Damals sang man die ganze Matutin häufiger als 
zu Pihelmairs Zeiten *). Ferner ward fast regelmäßig schon in 


') Pihelmair unterschrieb seine Zusammenstellung in Pf. 91 v und 92»* 
in folgender Weise: „Conscripsit M. Joan. Haptista Pihelmair, parochus b. 
Mariae, die 27. Nov. an[no] jubilaeo 1575.“ Nach seiner Promotion in der 
Theologie unterstrich er „M[agister]“ und schrieb hinter seinen Namen: 
„ss. theolfogiae] licentiatus.“ 

*) Pihelmair sagt betreffs Weihnachten bloß: „In nocte“; Eck dagegen 
gibt in Pf. 6 r an, daß um 11 Uhr zu den Metten geläutet werden sollte. 

:l ) Dieser Grundsatz ergibt sich aus den Angaben Pihelmairs und wird 
ausdrücklich bestätigt durch Eck in Pf. 12 v , 40 r . 

4 ) Die Vereinbarung „De matutinis* steht in Pf. 91 v : „Ne cultus divini 
discrepantia offendiculum et scandalum pariat apud simplices, convenimus ambo 
plebani anno 1527 per sequentia festa unun; dumtaxat nocturnum in matutinis 
decantari: Stephani, Johannis Evangeliste, Circnmcisionis, Epiphanie, Puri- 
ficationis, Trinitatis, Johannis Baptiste, Petri et Pauli, Magdalene, Conceptionis 
Marie. In aliis vero festis secunduin rubricam Eistettensem.“ Die Namen 
der Feste sind in zwei Kolumnen geschrieben. Unter Magdalene stehen ein 
paar undeutliche Buchstaben, aus denen wahrscheinlich: „Visitfationis Marie]“ 
zu lesen ist. — Die Offizien des Oster- und Pfingsttages haben bekanntlich 
überhaupt nur eine Nokturn und brauchten daher hier nicht eigens genannt 
zu werden. — Betreffs des Übereinkommens zwischen den beiden Pfarrern 8. 
auch die Bemerkung Ecks über die Metten am Feste Mariä Empfängnis in 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


der Frühe um 3 statt um 4 Uhr begonnen, auch wenn nur eine 
Nokturn gesungen wurde 1 ). Auch betreffs der Nachmittagsstunden 
sind kleinere Unterschiede vorhanden -). 

Bemerkenswert ist die Äußerung Ecks, man könnte sicli am 
Feste Johannes des Täufers, auch wenn es in die Oktav von 
Fronleichnam fiele, mit einer Nokturn begnügen, wenn man sie 
nur langsamer sänge •*). Die Metten waren teils ohne, teils mit 
Orgelbegleitung 4 ). Am Morgen des zweiten Weihnachtstages 
sollte ein Kooperator die Leitung der Metten übernehmen 
während dies sonst Sache des Pfarrers gewesen zu sein scheint. 
Vermutlich wurde es Eck zu beschwerlich, an den drei Weih¬ 
nachtstagen außer den Ämtern und den Predigten, bei denen er 
sich in keinem Jahr, solang er Pfarrer von U. L. Frau war, hat 
vertreten lassen °), auch noch sämtliche Metten selber zu halten. 

Die vier kleinen Horen wurden nur in der Fronleichnams¬ 
oktav im Chor gesungen. Prim und Terz waren nach dem Evan¬ 
gelium oder nach der Wandlung der Frühmesse oder nach der 
Predigt. Die Sext ging dem Hochamt bzw. der großen Prozession 
vorher. Die Non fand nach dieser oder nach der Wandlung des Hoch¬ 
amtes oder, ganz davon getrennt, nach dem Mittagessen statt 7 ). 
Sonst ward an Festtagen nur die Non gemeinsam verrichtet s ). 
Einigemal wird hervorgehoben, daß sie nach dem Essen gehalten 
werden soll; an sie schlossen sich dann z. B. an Christi Himmelfahrt 
und Pfingsten die Prozession und die Feier des Mysteriums an 5 ’). 

Die Vesper wurde in der Regel wohl um 3 Uhr gehalten 10 ); 
aus besondern Gründen aber gab man zuweilen auch schon um 

Pf. 33 v . Mit Rücksicht auf Jen geringen Besuch der Metten von Drei- 
faltigkeitssonntag und auf die bevorstehenden Metten von Fronleichnam war 
Kek geneigt, sie an jenem Tag ausfallen zu lassen; vgl. ih. 18 v . 

*) Vgl. z. B. die Angaben Ecks in Pf. 7 r , 8 r , 34 r , 3b v mit denen 
Pihelmairs ib. 91 v . 

') Vgl. z. B. Pf. 12 v , 13«, 14' mit ib. 91''. 

n ) Pf. 37v. •) Pf. 7 r . fi ) Pf. 7*. 

(i ) Nach Ausweis von Serm. 11 r —13 r , 48 v -49 v , 66«', 73', 74*\ 
76v, 79 v . 

') Pf. 19* - 20'. *) Vgl. oben S. 94. 

*) Pf. 16«\ 17 v , 18r, 39v. Vgl. dazu unten S. 121 f. 

,0 ) Vgl. Pf. 19^' (Fronleichnam). Ib. 12 v wird zunächst von Eck ango* 
ordnet, daß am Mittwoch in der Karwoche die Komplet „hora consueta“ sein 
soll; später ward von ihm hierzu ergänzt: „aut citius tertia“. Vesper und 
Komplet wurden nun aber außerhalb der Fastenzeit, meist unmittelbar nach¬ 
einander gebetet. 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Krau. 


97 


2 oder 1 Uhr das Zeichen dazu*). An den Fasttagen vom 
Samstag vor Invocavit bis zum Karsamstag ward die Vesper 
schon vor dem Mittagessen gebetet -) und zwar in Verbindung 
mit dem Hochamt 3 ); nur an den Sonntagen der Quadragesima, 
an denen ja nicht gefastet wurde 4 ), fand die Vesper erst nach 
Tisch statt. Ward die Vesper auf den Vormittag verlegt, so 
ward die Komplet allein am Nachmittag oder Abend (nocte) 
gehalten; andernfalls schloß sich die Komplet meist unmittelbar 
an die Vesper an. An den drei letzten Tagen der Karwoche 
ward die Komplet nicht, wie sonst üblich, gesungen, sondern 
gebetet; der Pfarrer und die Kooperatoren verrichteten diese 
Höre kniend vor dem Hochaltar oder vor dem hl. Grab 5 ). 

Im allgemeinen pflegte man in jeder Vesper vor sämtlichen 
Altären zu räuchern °). Der Ritus der ,thurificatio‘ war mehr 
oder minder feierlich 7 ). Eck beschreibt den feierlichen Ritus 
ausführlich, soweit ihn der Pfarrer zu vollziehen hatte. Dieser 
inzensierte erst den Hochaltar und das Sakramentshäuschen, 
dann die in den Ghorstühlen sitzenden Adeligen, Doktoren, Prie¬ 
ster und Schüler; hierauf übergab er das Rauchfaß einem der 

') Am Tage vor Weihnachten und Katharina soll z. B. schon um 2 Uhr 
zur Vesper geläutet werden, da am seihen Nachmittag Zeit für einen Uni¬ 
versitäts-Gottesdienst gelassen werden mußte. Vgl. Pf. 6'', 43 r ; ferner ih. 
6 V , 33 r . Am Feste Allerheiligen ward schon um 1 Uhr zur Vesper geläutet 
mit Rücksicht auf den folgenden Gottesdienst für die Verstorbenen; vgl. 
ih. 41 r . 

-) Nach Thalhofer II 545: „weil in der Quadragesima his weit ins 
Mittelalter herein am Abend erst die einzige Mahlzeit nach der Vesper ge¬ 
nossen wurde. Die collatio am Ahend kam erst im spätem Mittelalter auf 
(13. Jahrhundert).“ 

a j Vgl. z. B. Pf. 10 r (Montag nach öeuli), 12 v (Mittwoch in der Kar¬ 
woche), 13 r (Gründonnerstag), 14 v (Karfreitag), 15r (Karsamstag), 35 v (Mariä 
Verkündigung). 

') Darum ward Sonntags auch nicht das Fasten- oder Hungertuch vor 
dem Altar ausgespannt. Thalhofer II 545. ln den Predigtskizzen Keks 
(Serm.) wird das Hungertuch öfters erwähnt. 

*) Vgl. z. B. Pf. 6 V , 9 rv , 12 v , 13 r , 14 v , 15’, 19™. 

ö ) Vgl. die Notiz Arnspergers in Pf. 9 V . Der Inzens unterblieb aber 
z. B. am Mittwoch in der Karwoche und in der ersten Vesper des Oktavtages 
von Fronleichnam; vgl. ib. 12 v , 20 r ; s. auch die Randnotiz Arnspergers ib. 19r. 

7 ) Pf. 7 r : „thurificatio soleinnitcr in palliis“; vgl. auch ih. 35 v . Ferner 
ib. 6 V : „thurificatio more consueto“ (in der 2 Vesper des Weihnachtstnges); 
vgl. auch ih. 11 r . Unter pallium versteht Kck den Chormantel. 

Kef.-geseb. Studien u. Texte, Heft t u. Greving. 1‘farrtnieli. J 


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98 


VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


assistierenden Kooperatoren, und dieser inzensierte nun alle andern 
Altäre in der Kirche und das ganze Volk *). 

Ein Brauch verdient besondere Erwähnung. Meistens in 
der Vesper, seltener zu andern Zeiten, z. B. nach der Komplet •), 
zog man zu Ehren des Festheiligen vom Chore aus zu dem ihm 
gewidmeten Altäre, um „statio“ zu machen, d. h. man sang dort 
die betreffende Antiphon, Vcrsikel und Oration und inzensierte 
dabei den Altar 3 ). Man machte z. B. am Andreasfeste Station 
an dem den Aposteln geweihten Altar inmitten der Kirche und 
am Feste der hl. Barbara an deren Altar 4 ). Vor dem Altar der 
hl. Anna ward Station gehalten nicht bloß an ihrem Feste, son¬ 
dern auch an den Festen Mariä Empfängnis, des hl. Joachim 
und des hl. Joseph 8 ); die Beziehungen dieser Personen zur 
hl. Anna erklären die Wahl gerade dieses Altars. Ebenso ist 
es leicht begreiflich, wenn am Feste des hl. Urban, des Patrons 
der Winzer, Station an dem Martins-Altar stattfand, der von der 
Bruderschaft der Schankwirte errichtet war 0 ). Aber nicht immer 
ist der Grund für die Wahl des Altars ohne weiteres einleuchtend. 
Hin und wieder mochte wohl der Umstand, daß sich eine Reliquie 
des gerade gefeierten Heiligen in dem betreffenden Altar befand, 
die Ursache seiner lnzensation bilden. Warum aber ward Station 
zu Ehren des hl. Michael am Sebastians-Altar veranstaltet 7 )? 
Bildete vielleicht der kriegerische Erzengel eine Nebenfigur auf 
dem Altarbilde des soldatischen Märtyrers? Es kam auch vor, 
daß zwei und sogar drei Stationen hintereinander gemacht wurden, 
z. B. am 25. Juni zu Ehren des hl. Jakob und des hl. Christoph 
an deren beiden Altären und außerdem noch am Apostelallar s ). 
Wenn die Metten zu Ehren eines Heiligen gesungen wurden, hielt 
man in der Regel keine Station an dessen Altar ab ,, |. 

') Pf. 4v ; vgl. ib. 40 

*) Vgl. Pf. 85 r (am Josephsfest). 

: ‘) Es war das eiu Rest der nltkirclilichen Stationsfeier; hierüber s. KL 
XI 740 f., Thalhofer II 71 f. Auch der Essener Liber Ordinarius aus der 
zweiten Hälfte des 14 Jahrhunderts kennt diesen Brauch; s. Arons 11. 

l ) Vgl. Pf. 83r ft ) Vgl. Pf. 39r, 33V, 35r. 

'■) Pf. 87 v ; vgl. betreffs des Altars oben S. 20 Anm 2. 

7 ) Pf. 40r. 

M ) Die Station am Apostelaltar unterblieb später an diesem Tage; vgl. 
Pf. 38v. 

") Vgl. Pf. 33» ; aber nicht immer ließ man dann die Station ansfallen; 
vgl. z. B. 37 v (Job. Bnpt ), 38 »* | Peter und Paul). 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


99 


4. Die Prozessionen. 

Überaus zahlreich waren zu Keks Zeiten die Prozessionen. 
An jedem Sonn- und Feiertag 1 ) ging dem Pfarrhochamt ein 
feierlicher Umzug durch die Kirche voraus 2 ). War ein Heiligen¬ 
fest, so ordnete man sich in der Vesper oder auch nach der 
Komplet zum Zuge, um vor irgendeinem mit dem Heiligen in 
Beziehung stehenden Altäre „Station“ zu machen :l ). Überdies 
veranstaltete man an jedem Donnerstag eine theophorische Pro¬ 
zession zu Ehren des allerheiligsten Sakramentes 4 ) und an jedem 
Freitag eine Prozession unter Absingen der Litanei von allen 
Heiligen zum Andenken an das bittere Leiden und Sterben des 
Herrn und als Äußerung der Bußgesinnung : ‘). ln derselben 
Weise und Meinung fanden auch die Prozessionen statt, die am 
Montag, Mittwoch und Freitag in der Fastenzeit gehalten wurden' 1 ). 
Auch in den Kartagen wurden den rituellen Vorschriften ent¬ 
sprechend verschiedene Prozessionen gehalten 7 ). In der Oster¬ 
und Pfingstwoohe begab man sich täglich bei der Vesper zum 
Taufbrunnen hin s ); es ist das eine Erinnerung an den früher 

Der Ostereiienstng, Pfingstmontag uml -dienstag bildete» zeitweise 
eine Ausnahme; vgl. Pf. 16 v , 18 v . 

’) Vgl. die allgemeine Bemerkung in OdG Nr. 8 (Pf. 84 v f.). Siehe auch 
unten S. 122. 

: ‘) Vgl. oben S. 98. 

L Über diese Prozession s. unten S. 102 f. 

r ’) ln Pf. 85 v (OdG Nr. 7) heißt es: „bey der procession und letnnei, 
so jetz all freitag gehalten“. Über den Ursprung dieser Prozession habe 
ich nichts finden können; daß sie den oben angegebenen Zweck batte, ist 
gewiß mit Hecht anznnehmeii. 

,l ) In Pf. 9v wird diese Prozession selbst „letania“ genannt, während es 
ib. 10 r von ihr beißt: „processio cum letania“. Weil man sich bei diesen 
Umzögen der Litanei von allen Heiligen — wo Eck von dem Beten einer 
Litanei spricht, kann nur diese gemeint, sein — bediente, bezeichnetc man die 
Bittgänge auch selber mit dem Worte „Litaneien“. Vgl. den Artikel „Litanei“ 
im KL VII 2101 ff. und Kellner 143 ff. Nach Pf. 85r (OdG Nr. 4) und 
nach einer Notiz von Pibelmair in Pf. 72 r (processionibus quotidianis quadra- 
gesimalibus feriatis diebus) sind später in der Fastenzeit an allen Wochen¬ 
tagen Prozessionen veranstaltet worden. 

7 ) Vgl. Pf. 12 v —15 r und 85 r (OdG Nr. 4). 

8 ; Nach Pf. 85 r (OdG Nr. 5) fand „die frölich christlich procession zu 
der tauff“ „die gantzen osterwoeben, desgleichen die pfingstwochen“ statt; 
vgl. dazu Pf. 16 rv , 18 r . 

7* 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


üblichen Zug der Täuflinge x ). Mit den Festgeheimnissen in Be¬ 
ziehung standen die Prozessionen, welche sich Palmsonntag, 
Ostern, Christi Himmelfahrt und Pfingsten durch die Kirche be¬ 
wegten 2 ). Auch nach der Kerzen- und Kräuterweihe an den 
Festen Mariä Lichtmeß und Mariä Himmelfahrt machte man 
einen Umzug durch das Gotteshaus 8 ). 

Mit dem Gottesdienste für Verstorbene war öfters ein Zug 
zu den Gräbern verbunden, die in der Kirche oder auf dem sie 
umgebenden Friedhofe lagen 4 ). Auch sonst zogen Klerus und 
Volk zuweilen in Prozession um die Kirche herum; für den 
Vorabend von Allerseelen war ausdrücklich angeordnet, daß 
man dreimal um das Gotteshaus und zwar in immer großem 
Kreisen ziehen solle 5 ). 

Während sich jene Prozessionen innerhalb der Kirche oder 
auf dem um sie herum liegenden Gottesacker entwickelten, zog 
man zum Anfang und Schluß der Fronleichnamsoktav mit dem 
hochwürdigsten Gute in festlichem Gepränge durch die Straßen 
der Pfarrei; an vier Stationen ward der sakramentale Segen 
erteilt 6 ). Waren diese Umzüge gedacht als ein herrlicher Aus¬ 
druck des Jubels, des Lobes und Dankes gegen den Heiland, so 
hatten andere Prozessionen den Charakter von Bitt- oder Bü߬ 
gängen. Diese wurden nach andern Kirchen hin gerichtet 7 ). 
Am Markustage zog man nach Feldkirchen, um den Flursegen zu 
erbitten. An den drei Rogationstagen bildeten Feldkirchen, 
Unsernherrn und die Nikolauskapelle vor dem Hardertor das 
Ziel. Am Abend vor Kreuzauffindung begab man sich zur Kreuz¬ 
kapelle an der Sanderbrüdu 1 . Diese Wallfahrten wurden von 
beiden städtischen Gemeinden zusammen unternommen. An be¬ 
stimmten Stellen trafen sich die Züge, die von den beiden Plarr- 

') Vgl. Thalhofer II 512. 

'*) Pf ll v , 15 v , I6 rv , 17 v , 18 r . Am Feste Christi Himmelfahrt wurde 
dreimal eine Prozession durch die Kirche gehalten: frühmorgens die sakra¬ 
mentale Donnerstags-Prozession; vor dem Hochamt ein Umzug mit Reliquien; 
nach der Non ein Zug zu der Stätte, wo das Mysterium des Tages dargestellt 
werden sollte. Vgl. ib. 17 v , 18 r . fber die Mitnahme von Reliquien bei 
Prozessionen s. unten S. 101, 103. 122. 

*) Pf. 34 '*v, 39 v. 

') Vgl. unten S. 106, 113 f. 

) Vgl. z. B. Pf. 12 v , 41 r. 

*) Pf. 19rv f 20 rv ; vgl. auch ib. 177 v . 

') Pher diese Prozessionen s. Pf. 17 v , 36 v , 37 t, 85 »v (OdG Nr. 6 k . 


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VI. Der Gottesdienst in l . L. Krau. 


101 


kirchen ausgcgangcn waren. Da Feldkirchen und St. Nikolaus 
im Bereich von St. Moritz lagen, hatte die Geistlichkeit dieser 
Pfarrei das Recht und die Pflicht, dort für die Pilger das Amt 
und die Predigt zu halten; in Unsernherrn und St. Kreuz dagegen, 
die zum Sprengel Ecks gehörten, besorgten dessen Kooperatoren 
den Gottesdienst. An der Prozession nach St. Kreuz nahm die 
gesamte Geistlichkeit von U. L. Frau von Anfang bis zu Ende 
teil. Bei den übrigen Bittprozessionen gingen der Pfarrer, der 
die Dienstwoche habende Kooperator und die Kaplane nur bis 
zum Stadttor mit 1 ); dort holten sie auch nachher die heim¬ 
kehrenden Wallfahrer ab. Am zweiten und dritten Rogationstag 
war es Sitte, daß die Prozession auf dem Hin- und Ruckweg 
durch die an ihrer Straße liegenden Kirchen zog; hier wurden 
Antiphon, Versikel und Oration zu Ehren des Patrons des be¬ 
treffenden Gotteshauses gesungen. Jeder der beiden Teile der 
Prozession kehrte in seine Pfarrkirche zurück, ohne die andere 
zu besuchen. Nur am Vorabend des Festes Kreuzauffindung 
zogen die Leute von St. Moritz zunächst mit in die Kirche zu 
U. L. Frau ein und machten dort den Schluß mit; erst dann 
begaben sie sieh zu ihrer eigenen Pfarrkirche, um hier ihren 
Zug aufzulösen. Daß sie an diesem Tage erst die andere Kirche 
besuchten, hatte wohl darin seinen Grund, daß Kreuzauffindung 
das Titularfest des Hochaltars in U. L. Frau war. Eck rügt es, 
daß seine Kooperatoren bei dieser Gelegenheit denen von St. Moritz 
in der Sakristei ein Glas Wein zur Stärkung reichten. Bei der 
Markusprozession nahm der Klerus von U. L. Frau ein Reliquiar 
in Form einer Monstranz 2 ), bei der nach Sl. Kreuz das -große 
Kreuz“ mit 3 ); außerdem wurden beide Male innerhalb der Stadt 
von Kooperatoren noch zwei kleinere Kreuze, vor dem Tore aber 
nur ein einziges getragen. 

‘) In spätem Zeiten mußten die Knpläne auch weiter mitgelien; vgl. 
die Randnotizen in Pf. 17 v . Hieraus und aus Pf. 86 v , 37** erfahrt man auch, 
daß die Schulmeister mit ihren Knaben an den Prozessionen teilnahmen. 

'-) Vgl. unten S. 122, bes. Anm. 6. 

:l ) Vielleicht ist hiermit das kostbare Kreuz gemeint, das Herzog Ludwig 
der Bärtige der Frauenkirche geschenkt hatte (vgl. unten S. 103 Anm. 3); es 
enthielt eine Partikel vom hl. Kreuz, wog 22 Lot an Gold und etwa 11 Mark 
an Silber und war reich mit Edelsteinen und Perlen besetzt. Vgl. Gerstncr 
Stpf. 7 f., Fischer 11 f. Mit dem „großen Kreuz“ oder „hl. Kreuz“ ward 
auch der Segen erteilt; vgl. Pf. ß r und Randnotiz ib. 37 r. 


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102 


VI. Der Gottesdienst in II. L. Frau. 


Endlich landen auch noch außerordentliche Prozessionen 
slait „aus obliegenden zufälligen Ursachen und Nöten“; in solchen 
Fällen hatten die Kapläne, soweit sie nicht durch ihre Stiftungs- 
mcssen verhindert waren, in derjenigen Kirche zu zelebrieren, 
zu der man hinpilgerte l ). 

Sämtliche Geistlichen muhten — wenigstens eine Strecke 
weit an allen Prozessionen teilnehmen und hierzu im Cliör- 
rock erscheinen; ein Verstoß dagegen mußte mit */., ff. Wachs 
gebüßt werden 2 ). 

Es sei gestattet, auf den Verlauf der bereits erwähnten, an 
jedem Donnerstag gehaltenen, theopliorischen Prozession näher 
cinzugehen. Nach dem Willen des Herzogs Ludwig des Bärtigen 
sollte an diesem Wochentage das allerheiligste Sakrament des 
Altars in ausgezeichneter Weise verehrt werden Donnerstags 
mußte einer der Kooperatoren die Hl. Geist-Messe übernehmen, 

‘) Pf. 85 v (OdG Nr. 7). In Pf. 9** spricht Eck von einer „processio 
contra Turcam“. Auf die Türkengefahr weist Eck in seinen Predigtskizzen 
öfters hin, z. B. in Serm. 89 r —42 r . Eine „Processio contra Turcas 4 ward an¬ 
gekündigt am 19. Sonntag nach Trinitatis = 7. Oktober 1526. Aus der „Publi- 
catio 4 selber (ib. 4l v ), in der zunächst auf die große Gefahr und die Greuel 
der türkischen Kriegführung hingewiesen wird, sei mitgeteilt, daß Herzog 
Wilhelm „auff freitag versehinen zu Minchen ain erlich, löblich, christeulich 
procession da gehalten mit Versandung aller geistlicheit, er selbs in aigner 
person mit seiner ritterschafft und gantzer burgerschafft. Ditz haben erwogen 
ain ersamer rat und Seelsorger diser stat und auch auff aim freitag künfftig 
etc. Under der friemeß wirt man leuten die großen glocken und die pfar 
von s. Mauritzen hirauff geen, nachmals ins [?] kloster [der Franziskaner), 
darnach mit ain ander in s Mauritzen; do wirt predigen und ainpt haben. 4 
Am 29. August 1526 war das Christenheer in der Entscheidungsschlacht bei 
Mohnes den Truppen Suleimans erlegen, und König Ludwig von Ungarn verlor 
Land und Leben. Man befürchtete noch mehrere Wochen lang ein weiteres 
Vordringen der Türken nach Westen Aber diese Gefahr ging damals glück¬ 
lich für Deutschland vorüber. Im Jahre 1529 dagegen rückte der Sultan bis 
vor Wien und belagerte die Stadt vom 26. September bis zum 15. Oktober. In 
dieser bedrängten Zeit hielt man in Ingolstadt wiederum Prozessionen ab. ln 
Serm. 76‘‘ notiert Eck: „Dominien 16. et 18. (post Trinitatis — 12. und 
26. September 1529): ln processione contra Thurcas 4 usw. Ferner verzeichnet 
er ib. an zwei Sonntagen im Oktober Prozessionen nach Kaisersheim und an 
einem eine solche nach Dillingen; auch diese, deren Zweck nicht angegeben 
ist, werden wohl veranstaltet worden sein, um Gottes Hilfe in der Türkennot 
anzurufen. Über die geheime Verbindung der Bayernherzöge Wilhelm und 
Ludwig mit Zapolya, dem Schützling der Türken, g gen Ferdinand von Öster¬ 
reich s. Riezlcr IV 215 220. 

•) Vgl 8 1 S*5 V (OdG Nr. 8 8); vgl. auch die Randnotiz ib. 17 v . 


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VJ. Der Gottesdienst in U. L Frau. 


103 


damit der Kaplan s. Spiritus zwischen G und 7 Uhr Prozession 
und Hochamt zu Ehren des eueharistischen Christus halten konnte. 
Dieser Altarist trug in der Prozession das Sanktissimum, während 
der Pfarrer mit seinen Kooperatoren, alle andern Kapläne mit 
ihren Schillern 4 ), vier Psalteristen, der Kantor (Untersangmeister) 
und sieben Knaben, die der Schulmeister dazq schicken muhte, das 
Sakrament begleiteten; die sieben Schiller trugen Wandelkerzen 
zum Andenken an die sieben Freuden Mariä vor der Monstranz *) 
und den Reliquien einher, die der Herzog für diese Prozession 
geschenkt hatte“). Das Amt schloß mit feierlichem Segen, und 
dann sollten Sakrament und Reliquien im Sakramentshäuschen 
so lange zur Verehrung ausgestellt werden, bis das letzte Amt 
am Tage gesungen war 4 ). 

') Die Inhaber der von Ludwig gestifteten Benefizien sollten je einen 
Schüler haben, der ihnen bei der Messe diente und im Chore mitsang. Vgl. 
das Regest der Urkunde vom Samstag vor Margareta [9. Juli] 1429 im Sbl. 
XXIV 9 Nr. 18. — Auch in Ehlingen waren „einzelne Schüler einzelnen 
Priestern, offenbar als Lehrlinge, heigcgeben . . . Ebenso aber hat auch der 
Mesner einen Schüler, der ihm bei seinen Verrichtungen zur Hand gehen 
muh . . Müller 259. Die Schule sollte eben den Kindern der Studt Ge¬ 
legenheit geben, sich auf den geistlichen Stand vorzubereiten; vgl. Pf. 35 r . 

2 ) Im Jahre 1454 ward die Stiftung der Prozession vom Bischof be¬ 
stätigt mit der Bestimmung: „Et insuper processionem solempnem siugulis 
feriis quintis cum sacramento ewkaristie, velato tarnen modo deferendo, juxta 
ordinacionem a sacro provinciali concitio novissimc celebrato desuper editam.“ 
Mederer IV 11. Hier wird Bezug genommen auf das 14. Kapitel der Ver¬ 
ordnungen des Mainzer Provinzialkonzils, das im Jahre 1451 unter dem Vor¬ 
sitz des Kardinallegaten Nikolaus von Cues gehalten worden war; damals 
ward bestimmt, dah das allerh. Sakrament nur am Fronleichnamsfeste und 
während dessen Oktav sichtbar in der Monstranz herumgetragen werden 
dürfte. Vgl^ das Pastoralblatt des Bisthums Eichstätt, Jahrgang 1857, 
S. 139. 

a ) Gemeint sind wohl der Dorn aus der Krone Christi und eine Kreuz¬ 
partikel, die der Herzog am Freitag nach St. Ulrichstag [8. Juli] 1429 ge¬ 
schenkt hatte. Vgl. das Regest im Sbl. XXIV 8 Nr. 17. Siehe auch oben 
S. 101 Anm. 3. 

4 ) Vgl. das Regest der Urkunde vom Sonntag vor Margareta [10. Juli] 
1429 im Sbl. XXIV 10f. Nr. 19, sowie die in den vorhergehenden Anmer¬ 
kungen 1 und 3 erwähnten Regesten. Die bischöfliche Genehmigung der Donners¬ 
tags-Prozession erfolgte am 19. August 1432. Vgl. das Regest im Sbl. XXIV 
69 Nr. 343. — Eck schreibt in Pf. l v : „Processio singulis septimanis feria 
quinta in ecclesia b. Marie Virginia fuit erecta per ducem Ludovicum Barbatum 
1432 et conürmata per Albertum episcopum.“ Vgl. auch die Angaben ib. 
77 v , 81 v , 85 v (OdG Nr 


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104 


VI. Der Gottesdienst in V. L. Frau. 


5. Der Gottesdienst für die Verstorbenen. 

Von großer Bedeutung für das kirchliche Lehen war der 
Gottesdienst für die Verstorbenen 1 ). 

Hier kommt zunächst das tägliche Gebet der Psalteristen 
in Betracht. Über sie ist folgendes zu bemerken. 

Herzog Ludwig der Bärtige hatte eine Stillung für sechzehn 
Psalteristen machen wollen, die Tag und Nacht an seinem Grabe 
singen und beten sollten und zwar immer zu vier Mann je sechs 
Stunden lang Sein Erbe, Herzog Heinrich der Reiche, führte 

diese Stiftung nur mit bedeutenden Einschränkungen aus h- Er 
bewilligte nämlich bloß die Mittel für acht Psalteristen. Von 
diesen sollten vier von 12 Uhr mittags bis zur Vesper am Fürsten¬ 
grab auf dem Chor den Psalter lesen. Nach der Vesper sollten 
die vier andern die Vigilien pro defunctis singen; dabei sollte ab¬ 
wechselnd einer der drei Altaristen, deren Pfründen von ihm 
gestiftet waren, diesen Gottesdienst leiten. Die Zeit von den 
Vigilien bis 6 Uhr nachmittags sollte wieder mit dem Beten des 
Psalters durch jene vier Personen ausgefüllt werden. Desgleichen 
sollten die Psalteristen bei allen mit Gesang verbundenen Gottes¬ 
diensten und Prozessionen mitwirken 4 ). 

*) über diesen Gottesdienst und den heftigen Widerspruch der Refor- 
niHtoren dagegen s. Müller 813 ff. 

•) Vgl. das Hegest der Urkunde vom 10. Juli (Sonntag vor Margareta) 
1429 iin Sbl. XXIV 10 f. Nr. 19. Über Ludwigs Ruhestätte s. oben S. 17 
Anm. 3. 

:I ) Vgl. dazu auch oben S. 26. 

4 ) Vgl. die Urkunde vom 8. September 1449 bei Prantl 11 3 ff. Nach 
Frantl I 15 f. war das Pfründnerhaus auf der Schütter (s. oben S. 18 Anm. 1) 
„einerseits für fünfzehn arme Pfründner gestiftet, . . . und zugleich anderer¬ 
seits für acht Psaltristen . . .“ A. Kluckhohn, Ludwig der Reiche. Nördlingen 
1865. S. 341 Anm. * schreibt: „Hier |in der Stiftungsurkunde des Pfründner¬ 
hauses bei Meder er IV' 1 ff.) erscheint die Stiftung der Psaltristen noch nicht 
mit dem Pfründhause verbunden, wohl aber S. 10 ff.“, nämlich in der Kon- 
firmntiousurkunde des Bischofs Johann III. von Eichstätt vom 4. Januar 1454. 
Tatsächlich ist aber darin gar nicht ausgesprochen, daß die Psalteristen in 
Verbindung mit dem Pfründnerhause ständen. Es heißt vielmehr in dem sehr 
langen und schlecht konstruierten Satze: „Cum itaque . . . Ludwicus senior ... 
inter alia opera karitatis per ipsum salubriter facta unani uovam domum pre- 
bendialem . . . pro quindeeim personis prebendatis . . . inhnbitandam . . . pro- 
curavit, neenou novem personas, octo videlicet pro psalterio circa dictam 
sepulturam, cum vigiliis mortuorum, ... et nonam pro organist-a ... et cum 
ln c tres missus perpetuas ... et insiipcr processioncm solcmpnem singulis 


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VI. Der (jüttesdienst in 1% L. Frau. Iu5 

Aber schon gleich nachher drohte dieser jungen Stiftung 
eine schwöre (Jelahr. Denn bereits am Schluß der Urkunde, 
durch die Bischof Johann III. von Eichstätt 1454 diese und mehrere 
andere Stillungen Heinrichs bestätigte, wird ausdrücklich der 
Vorbehalt gemacht, daß die Stiftung für die acht Psalteristen 
künftig auch zu einem „bessern und heilsamem Zwecke“ ver¬ 
wendet werden konnte '). Es liegt daher die Vermutung nahe, 
daß man schon damals den Gedanken erwogen hat, diese Stiftung 
einstens der geplanten Hochschule zum Opfer zu bringen. Trotz¬ 
dem muß sie diesem Schicksal entgangen sein 2 ). In jener Ur¬ 
kunde von 1454 wird nämlich unter anderrn erklärt, daß die 
Inhaber der zu Ehren der allerheiligsteu Dreifaltigkeit, der hl. 
Barbara und des Hl. Geistes in der Frauenkirche errichteten 
Altäre gehalten seien, bei der Vigil der Psalteristen zu amtieren :! ), 
und diese Verpflichtung bestand nachweisbar auch noch zu Ecks 
Zeiten. Ausdrücklich erwähnt er nämlich, daß von den Altaristen 
s. Trinitatis und s. Barbarae stets einer den Vigilien der Psalte¬ 
risten beiwohnen müsse *). Dasselbe galt auch, wie Eck bezeugt, 
von dem Benefiziaten des Hl. Geist-Altars in der St. Katharinen- 


feriis qnintis cum sacrainento ewkaristie . . . nee non octo scolures . . . f'umlnre 
et ordinäre proposucrit . . .“ Nachdem dann der Bischof ausführlich von den 
drei Altarbenefizien und von der „domus pauperum“ geredet hat, kommt er 
zuletzt noch auf die Psalteristen zu sprechen: „Ceterum ordinncionem et in- 
stitucionem circa psalteristas memoratos ut. premittitur factam, si . . . prin- 
cipihus . . . videbitur expedire, poterunt, si decreverint, auctoritate tarnen nostra 
aut successorum nostrorum, in opus melius seu magis saluhrius commulare.“ 
Mederer IV 10—15. Es ist also ein Irrtum Prantls, wenn er auch die 
Psalteristen im Pfründnerhause untergebracht sein läßt. Die Zahl der von 
Ludwig dem Bärtigen geplanten Stellen für Psalteristen betrug übrigens 
nicht 8, sondern 16. 

1 ) Vgl. die vorhergehende Anmerkung und Prantl 1 16. 

2 ) In dem ersten uud zweiten Entwurf — nicht in der spätem Aus¬ 
führung — der Stiftungsurkunde der Universität (1472) heißt es allerdings 
unter anderrn, daß auch die Einkünfte der „chorschuler, die den psalter bishero 
in unser frawen kirchen gelesen haben - , in Zukunft wegfallen sollten. Vgl. 
den Wortlaut der verschiedenen Entwürfe bei Prantl II 22 nebst der letzten 
Anm. auf »S. 21 und den einleitenden Mitteilungen auf S. 10. Indes sind hier 
nicht die Psalteristen, sondern wohl die „octo scolares in cantu habiles pro 
eisdem missis et officiis ac processione decantandis - gemeint, die in der Ur¬ 
kunde des Bischofs Johann von 1454 erwähnt werden; vgl. die Urkunde bei 
Mederer IV 11. 

; ') Mederer IV 10 f.. 4 ) Vgl. Pf 7?v. 


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VI. Der Gottesdienst in IJ. L. Frau. 


1U6 

Kapelle des Gollegium vetus; er muble abwecliselnd mit den drei 
andern daran teilnelimen *). 

Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die Angaben Keks über 
Totenvespern an der Fürstengruft (auf dem Chor der Pfarrkirche) 
auf diese Vigilien der Psalteristen zu beziehen 2 ). Am Tage nach 
Oculi ward das Jahrgedachtnis für Herzog Georg den Reichen 
und am Tage nach dem Kirchweihfeste das Anniversar für die 
verstorbenen Witlelsbacher gefeiert. War am Sonntag nach¬ 
mittag die Vesper verklungen, so begannen die feierlichen Vigilien. 
Hierauf zog man in Prozession über den Friedhof und sang dabei 
das Responsorium „Absolve“. Nach der Rückkehr in die Kirche 
begab man sich zu dem auf dem Chor befindlichen Fürstengrab 
und verrichtete dort die Totenvesper «Placebo“. Am nächsten 
Morgen fanden daun mehrere Ämter und in Verbindung damit 
nochmals eine Prozession über den Kirchhof statt. Im einzelnen 
war genau festgesetzt, wer an diesen Feierlichkeiten teilnehmen 
muhte *)• Auf die Tagesvesper folgten demnach zunächst als 
Totenvigil Matutin und Laudes aus dem Officium defunctorum 
und dann erst die Totenvesper. Eine solche Reihenfolge dieser 
Horen wäre undenkbar gewesen, wenn sie in innerer Beziehung 
zueinander gestanden hätten. Die Totenvesper muh also für 
sich bestanden haben 4 ) und darf nicht mit der Totenvigil, mit 
jenen Metten und Laudes, als ein Ganzes aufgefaht werden. 

Der sonst für Verstorbene übliche feierliche Gottesdienst : >) 
bestand aus Totenvigilien, d. h. aus Metten und Laudes, und 

') Z. Uatli. 4»': „Soll die viert wochen bey den psalteristen sein zu 
der vigil v etc.“ Auch laut einer Randnotiz in Zalpuech 30 v sollen jene 
vier Priester abwechselnd ,yeder ain wochen diß ortts vermelte vigilien in* 
officiern oder regiern.“ 

'•) Desgleichen, was Eck in Pf. G v , 11»' von Totenvespern schreibt. 

Das Nähere s. in Pf. 10 r , 21 v . Besonders sei auf die Strafe auf¬ 
merksam gemacht, der diejenigen Benefiziaten verfielen, die wider ihre Pflicht 
bei dein Anniversar für die Wittelsbacher fehlten. — Es wird ausdrücklich von 
Eck hervorgehoben, daß bei jenen beiden feierlichen Gelegenheiten der Pfarrer 
selber die Leitung der Totenvigilien, Prozession und Totenvesper übernahm; 
in letzterer zu amtieren, war sonst Sache jener vier oben (S. 105) genannten 
Benefiziaten. 4 ) Vgl. auch oben S. 94. 

’) Verschiedene Male, z. B. in Pf. 6 r , 7 V , 9»', 43 r , wird von Eck 
angegeben, ob es erlaubt oder unzulässig ist, an den betreffenden Tagen 
Leiehengottesdienste und Jahrgedächtnisse zu veranstalten. Zu manchen Zeiten, 
z. B Weihnachten und Ostern, würde ein Trauergottesdienst gar nicht zu dem 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Krau. 


1U7 


aus Hcquiemsmesscn Jene Vigilien wurden entweder morgens 
unmittelbar vor dem Seelenamt 1 ) oder abends vorher 2 ) gehalten. 
Wurden die neun Lektionen oder drei Nokturnen der Matutin 
gebetet oder gesungen, so nannte man die Vigilien „vigilie 
majores“ oder „solerrmes“; bei den kleinern beschrankte man 
sich auf drei Lektionen oder eine Nokturn a ). 

Zu den Exequien brachte man die Leiche in die Kirche; 
dort ruhte sie auf einer mit Kerzen umstellten Bahre 4 ). Nach¬ 
dem der Dienst im Lotteshaus beendet war, trug man die Leiche 
hinaus auf den Friedhof, um sie der Erde zu ubergeben. In 
Ingolstadt erneuerte man den Trauergottesdiensl am siebenten 
und dreißigsten Tage nach dem Begräbnis •'*), ferner am Jahres¬ 
tage des Todes. 

Um Streitigkeiten zu vermeiden in bezug auf das Beeilt, 
Sterbende zu versehen, Tote zu beerdigen ,J ) und Exequien für 
sie zu halten, war zwischen den beiden Ingolstädter Pfarreien 
eine genaue Vereinbarung getroffen worden 7 ). 


Charakter des Festtages passen und ist daher durch kirchliche Vorschriften 
verboten. — Über das Officium defunctorum und das kirchliche Begräbnis s. 
Thalhofer II 602-508, 520-535. 

•) Vgl. z. B. Pf. 35**, 37r. 

Vgl. z. B. Pf. 20 v f 21 v , 41», 120 v . 

3 ) Vgl. Pf. 41 r , 120 v . 

4 ) Vgl. Pf. 53**, 130 r . Über die Begräbnisfeier zu Essen im 15. Jahr¬ 
hundert s. Are ns 71 ff. 

Warum gerade der 7. und 30. Tag besonders ausgezeichnet sind, s. 
Thalhofer 11 325 f., 503 f. Die Reden, die „in pritnis exequiis“, „in septimo 
depositionis die“ und „in ultimis exequiis“ für Eck gehalten worden sind, 
sind von seinem Stiefbruder Simon Thaddäus Eck in der Schrift Tres ora- 
tiones herausgegeben. — Die Feier des Siebenten und Dreißigsten ist auch 
in Pf. 166 r erwähnt. — Für verstorbene Geistliche hielt auch dos Kapitel des 
Dekanates einen Trauergottesdienst ab; vgl. ib. 9i*\ Von diesem Kapitel der 
Priester ist auch ib. 42** die Rede. 

c ) Interessant dafür, welche Rücksicht Eck auf die Ängstlichkeit schwan¬ 
gerer Frauen genommen wissen wollte, ist folgende Notiz in Pf. 123 r unter 
der Überschrift „De sepultura“: „Si contigerit puerperam cum fetu periclitari 
et mori, nrcnlo ligneo imponitur et in illu sepelitur. Cura autem, ut in loco 
separato sepeliatur, ubi non sit via transeuntium. ita quod non sit frequens 
jtcr illic, propter alias mulierculas pregnautes pavidas.“ 

7 j Vgl. Pf. 91 **; „Concordia funcruin“, deren siebente Nummer die 
Frage des Kopulafionsrechtes betrifft. Nr. (i beschäftigt sich mit der Beer¬ 
digung der Hingerichteten. Manche deutsche Obrigkeiten gaben die Leichname 
selbst von solchen Gehängten, die reuig gestorben waren, nicht heraus, so daß sie 


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los 


VI. Dur Gottesdienst in U. L. Frau. 


Es werden von Eck drei Arten von Leiclienfeierlichkeiten 
unterschieden: eine depositio totalis, eine depositio simplex und 
eine depositio cum fraternitate; die erste kostet 181 die 
zweite 5:5 r3, die dritte 40 cj l ). Leider ist nicht zu erkennen, 
worin der Unterschied jener Arten und der Gebühren dafür be¬ 
gründet ist. 

Handelt es sich hierbei uni verschiedene Klassen von Be¬ 
gräbnissen im heutigen Sinn? Gehörten zur depositio tolalis 
etwa die feierliche Abholung der Leiche vom Sterbehaus zur 
Kirche, der Gesang von Matutin und Laudes pro defunctis und 
ein Seelenamt mit Ministration, ferner die Verwendung von kost¬ 
spieligem Trauerdekorationen in der Kirche und von bessern 
Paramenten usw.? Wurde bei der depositio simplex weniger 
Prunk entfaltet? Oder sind unter der depositio totalis das Be¬ 
gräbnis und die ersten Exequien, unter der depositio simplex die 
zweiten und dritten Exequien, der Siebente und Dreißigste, zu 
verstehen? Die Umstände, daß einerseits nur bei der depositio 
totalis Gebühren für die Spendung der letzten Ölung und den 
Leichenkondukt erwähnt werden und anderseits die Taxe für eine 
depositio simplex genau so hoch ist wie die für ein bestelltes 
Jahrgedächtnis, sprechen für diese Vermutung 2 ). War ferner die 


nicht christlich beerdigt werden konnten. In Straßburg und anderswo ließ mau 
die Delinquenten zwar zur Beichte, nicht aber zur hl. Kommunion zu; auf dein 
Wege zum Richtplatz ward ihnen nur eine Moustranz mit dem allerh. Sakra¬ 
ment gezeigt. Die Bambergische Halsgerichtsordnung vom Jahre 1507, die 
Brandenburgische vom Jahre 1516 und die Carolina vom Jahre 1532 gestatteten 
es nur, der Verurteilten Beichte zu hören, nicht aber ihnen den Leib des Herrn zu 
reichen. Vgl. hierzu H. Zoepfl, Die peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V., 
3. Ausgabe, Leipzig 1883, S. 86 f.; H. Heidenheimer, Petrus Ravennas in 
Mainz und sein Kampf mit den Kölner Dunkelmännern, in: Westdeutsche Zeit¬ 
schrift für Geschichte und Kunst, hrsg. von F. Hettner und J. Hansen, XVI 
(Trier 1897) 226, 232, 239 ff.; N. Paulus, Die deutschen Dominikaner im 
Kampfe gegen Luther, in: Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Ge¬ 
schichte des deutschen Volkes, hrsg. von L. Pastor, Bd. IV Heft 1 und 2 
(Freiburg 1903) S. 89—93. Auf Grund des Wortlauts in Pf. 92 r darf man 
annehmen, daß man in Ingolstadt die Missetäter zu Beichte und Abendmahl 
zuließ und ihnen auch ein christliches Begräbnis gewährte, freilich nicht allen 
ohne Ausnahme. 

L Die Zunft der Maurer brauchte für eine depositio nur 32 zu bezahlen; 
vgl. Pf. 130'. 

•) über die Kosten eines bestellten Jahrgedächtnisses s unten S. 110. -• 
Eek bedient sich mehrmals des Ausdrucks ,peractio“. Nach L. Diefen hach. 


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VI. Der Gottesdienst in U. L Frau. 


109 


Taxe für eine depositio cum fraternitate deshalb niedriger, weil 
die Bruderschaften selber die Auslagen lur Kerzen und andere, 
beim Totendienst notwendige Gegenstände deckten 1 )? Jedenfalls 
beteiligten sich an allen diesen Feiern der Pfarrer, die drei 
Kooperatoren, der Schulmeister und der Küster. 

Der Pfarrer empfing von einer depositio totalis 83 <j, jeder 
Kooperator und der Schulmeister 23 <), der Küster 6 Wäl¬ 
der Verstorbene durch einen der Kooperatoren mit der hl. Ölung 
versehen worden, so gab der Pfarrer diesem noch 12 tj dazu; 
hiervon erhielt der Küster 1 <3 ')• Wenn der Schulmeister an 
der Prozession H ) mit der Leiche teilnahm, erhielt er dafür vom 
Pfarrer noch 4 'j anher dem oben genannten Betrag. Unter 
Umstanden blieben also dem Pfarrer nur (17 <> Von einer 
depositio simplex bzw. cum fraternitate kamen dem Pfarrer 30 
oder 22 (18), jedem der Kooperatoren und dem Schulmeister 5 
oder 4 (3) und dem Küster 3 oder 2 (2) o zu 4 ). 

Auch die feierlichen Jahrgedachtnisse 5 ) wurden begangen 
durch Totenvigilien und levitiertes Requiem 6 ). Fck unterscheidet 
sie, je nachdem sie gestiftet sind und aus der Kirchenkasse he- 

Supplementum lexici mediae et infimae latinitatis conditi n . . . Du Cange, 
Francofurti ad Moenum 1857, S. 424 bedeutet „peractio begengniß*. Eck 
schreibt: peractio vel oder sive anniversarius (Pf. 6»\ 9 r , 19 v ), ferner annua 
peractio (ib. 10 r ); Arnsperger sagt : peractio seu depositio (ib. 12 1 ') Peractio 
bedeutet also aucli Jahrgedächtnis, ln diesem Sinn ist wohl auch zu ver¬ 
stehen, was Eck ib. 10 v von den peractiones im März sagt. 

') Vgl. das Analogon bei den Messen, die im Auftrag der Fakultäten 
der Universität gelesen wurden. Pf. 131 r . — Die Zunft der Maurer zahlte 
weniger als die andern Bruderschaften (vgl. ib. 130«). Geschah es, weil ihre 
Mitglieder einer ärmern Volksklasse angehörten und weniger Ansprüche auf 
kirchlichen Pomp machten? 

-) Pf. 102 r , 180r. 

:l ) Eine Prozession fand nicht in allen Fällen statt; vgl. Pf. 130r. Ge¬ 
meint ist hier wohl die feierliche Begleitung der Leiche zur Kirche, nicht die 
zum Grabe. 

*) Die in Klammern stehenden Zahlen gelten für die Exeqitien der 
Mitglieder der Maurerzunft. 

r *) Von den Anniversarien ist besonders in Pf. 125 r — 128 r . 129»*, 130 v . 
131 r die Rede. Arme Leute werden sich damit haben begnügen müssen, für ihre 
Verstorbenen am Jahrestag des Todes eine stille hl. Messe lesen zu lassen; 
Eck spricht nicht von solchen Memorien, da sie nach privater Vereinbarung 
mit irgendeinem Priester gehalten wurden. 

M ) Vgl. Pf. 20 v und die Stiftungsurkunde des Ecksehen Anniversars 
unten in Teil II Anhang II Nr. 1: s. auch oben S. 10C>. 


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110 


VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


zahlt oder als Manualien bestellt werden, als „anniversaria fundata 
sive ex pixide“ und als „anniversaria ex gratia“ *). Die Kosten 
für ein Jahrgedächtnis ex gratia beliefen sich auf 53 davon 
erhielt der Pfarrer 27 jeder der drei Kooperatoren und der 
Schulmeister 4 der Küster 2 cj und die Kirchenfabrik 8 o. 

Bei den gestifteten Jahrgedächtnissen war weder die Hohe 
noch die Verteilung der Gebühren in derselben einheitlichen 
Weise geregelt. Eck erklärt zwar, „regulariter“ lege man 
folgende Berechnung zugrunde: von je 1 ß bekomme der Pfarrer 
11 rj, jeder der drei Kooperatoren und der Schulmeister 3 
der Küster 1 0 und die Kirchenkasse 0 o; aber in Wirklichkeit 
richtete man sich oll nicht darnach. 

Abgesehen von drei Anniversarien, deren Einkünfte nicht 
angegeben sind, und von einem vierten, das Scheffel Korn 
abwarf, ist bei 153 Stiftungen verzeichnet, wieviel sie jährlich 
einbrachten. Es hatten einen Ertrag 

von 1 2 fl. und weniger: 78 Stillungen, 

von t/ 2 bis 1 fl. einschließlich: 07 Stiftungen 2 ), 
von 1 bis 1 1 U fl. einschließlich: 0 Stiftungen, 
von 2 fl.: 2 Stiftungen. 

Addiert man die Summen der Renten jener 153 gestifteten 
Anniversarien, so erhält man Dl fl. 1 ß fl 1 2 ^ oder durchschnitt¬ 
lich 4 ß 5 rj :i ). 

Hiernach hätte der Zelebrans, wenn die von Eck aufgestellte 
Regel streng durchgeführt worden wäre, durchschnittlich etwa 
40 <j für Vigil und Amt erhalten müssen. Tatsächlich erhielt 
er aber bedeutend weniger. In Pf. I20 r —128 r sind nicht bloß 
die Namen derjenigen Personen angegeben, für welche Jahrtage 
gestiftet sind, und die Einkünfte der einzelnen Emulationen, son- 

') Vgl. Pf. 130', 131 r 

-) Hierbei sind vier Stiftungen, deren Ertrag mjr in der Gesamtheit, 
nicht aber im einzelnen angegeben ist, mitgerechnet und zwar sind, da sie 
zusammen 480 ^ einbringen. für jede 120 *1 in Rechnung gesetzt worden. 

;! ) Anscheinend ist es Tucbsenbauser gewesen, der die Posten auf jeder 
einzelnen Seite addiert und die betreffende Summe notiert bat. Er hat die 
ungarischen Gulden gleich den gewöhnlichen gerechnet. Seine Addition in 
Pf. 126 v ist genau; die auf fol. 128 r stimmt ebenfalls, vorausgesetzt, dalli man 
den Posten für D. Albert Senng nicht mitrechnet, wozu Eck später ange¬ 
merkt hat: „nihil est.“ Die Additionen auf fol. 127 r und 127 v sind nicht 
richtig, und auf fol. 120 r scheint der Wert eines halben Scheffels Korn mit 
1 H. in Rechnung gestellt worden zu sein. Addiert man die fünf Summen 
TiiebM*nhausers. so erhält man 01 fl. 3 /> 7*/ v . 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


111 


(lern bei 121 Anniversarien sind am Rand auch die Summen 
mitgeteilt, die dem Pfarrer zukamen. In 4 Fallen empfing er 
88 3 mal 77 r), 1 mal 73 rj, 3 mal OG 13 mal 53 23 mal 

44 o, 3(»mal 33 2 mal 28 <3, 30 mal 22 <j , 1 mal 15 'j, 5 mal 

11 Hiernach wurde das gestiftete Jahrgedächtnis dem Pfarrer 
durchschnittlich etwa 37 1 L , <j eingebracht haben. Nach einer 
andern Notiz Ecks wurden ihm für 22 Anniversarien durch¬ 
schnittlich 33V 2 0 vergütet 1 ). 

Wurden die Anniversarien nicht zur rechten Zeit gehalten, 
so war in einigen Fallen ausdrücklich bestimmt, daß die dafür 
bestimmten Einkünfte dem Klerus verloren gehen und für ge¬ 
wisse andere Zwecke verwendet werden sollten -). Man wollte 
auf diese Weise den Klerus zwingen, den Verpflichtungen auf 
Grund der Stiftungen zur festgesetzten Zeit nachzukommen. 

Zuweilen war mit den Seelenämtern die Verteilung von 
Almosen an Arme verbunden, die dafür dem Gottesdienste für 
den verstorbenen Wohltäter beizuwohnen hatten l ). 

Manche Stifter begnügten sich nicht mit Vigilien und levi- 
tiertem Seelenamt als Jahrgedächtnis, sondern sie verlangten 
überdies, dato noch eine gewisse Anzahl von stillen Messen 
während jenes Amtes für sie gelesen wurden 4 ). Derartige Stif¬ 
tungen werden von Eck als „anniversaria cum eapellanis“ be- 

') In Pf. 125 v sind unter der Überschrift: „Ex pixide bezalt“ von Eck 
22 Anniversarien aufgezählt (später kamen noch zwei Nachträge von seiner 
Hand hinzu); die Verteilung der Gebühren, die einmal jährlich geschah (vgl. 
die Randbemerkung ib. 130 v ), gestaltete sich im Jahre 1527 in folgender 
Weise (ib. 125 v ): „Kumpt in distribution 9 fl. 4 // 20 wurdt aufitoi 11; 
pfarrer 3 fl. 3 ß 17 kireb 1 fl. G ß 12 cooperatori [späterer Zusatz von 
anderer Hand: et scholastico] 6 ß 21 mesmer [Küster] 67 3; remanent 
20 4 • • •“ Hiernach erhielt der Pfairer für ein solches Amt im Durchschnitt 
33’ „ 4* — Ib, 129 r schreibt Eck bezüglich der Anniversaria cum eapellanis: 
„N. B. ln distributione illam pecuniam eapellanis debitam repone in simul, et 
quoties opus fuerit, de his distrihuatur; si quid superest, confer vel in fabricam 
ecclesio vel in pauperes.“ *) Vgl. z. B. Pf. 9 r (Zusatz), 20 v , 36 r . 

:! ) Vgl. Pf. 10 r (zwei Fälle), 125**; s. auch die Stiftungsurkunde dos 
Eckschen Anniversars unten in Teil II Anhang II Nr. 1. 

*) In dem Konzept zu Ecks Memorienstiftung stand erst, es sollte der 
Jahrtag „mit vigili des nachtos und des morgens mit aim gesungen seelampt 
mit zwayen leviten, die darzu ministriren sollen“ begangen werden, und „undter 
demselben ampt sollen funtf gesprochen meß gelesen werden“. Eck setzte 
dafür ein, man solle seine Memorie halten: „wie dann ander gestifft jartag 
gewonhait ist.“ Vgl. unten Teil II Anhang II Nr. 1. — Auch die letzte Notiz 
in Pf. 21' bezieht sich auf solche Nebenmessen. 


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112 


VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


zeichnet. Er zahlt in Pf. 120' ihrer 29 mit Angabe der Zahl 
dieser Messen auf. Es wurden solcher Ncbeninessen gefordert: 
1 mal eine, 11 mal zwei, 2 mal drei, 9 mal vier, 4 mal sechs, 2 mal 
acht *). Dazu kamen bald nachher noch die Jahrtage von Eck 
mit fünf und von Christoph und Heinrich von Knöringen mit 
zwölf Nebenmessen 2 ). Mit diesen 31 Anniversarien waren also 
122 solcher Messen verbunden. 

') Mit Pf. 129 r sind auch die Notizen ib. 125 v zu vergleichen. 
Fallen 141 spricht von „Seelenmeßstiftungen, die mit 20, ja BO und mehr 
Priestern zu feiern sind“. Beispiele von Trnuergottesdiensten mit 10, 15, 20 
Mesäen s. bei J. Vochezer, Geschichte des fürstlichen Hauses Waldburg in 
Schwaben, Kempten 1888 und 1890, 1 475 f., II 373. Graf Felix von Werden¬ 
berg sollte nach dem Willen der Familie des 1511 von ihm ermordeten Grafen 
Andreas von Waldburg die Tat „in der Stadt Kiedlingen büßen und dabei 
haben einen Bischof und zwei gefürstete Prälaten, welche drei Hochämter 
singen, und neun infulierte Äbte, dazu huudert Priester, die darunter Messe 
lesen.“ Ebd. I 779. 

•’j Vgl. folgende Eintragung Arnspergers in Pf. 125 r : „Senior Schober 
signavit in quadnm schedula huc missa, quid ipse, hujus ecclesiae curator, 
habest ex pixide ad ann[iversaria] exponere, sic scribendo: Außgab der 
Jartag 41: ... Oculi: Zu D. Johann Ecken jartag dem regenten in 
collegio [im Neuen Kolleg oder Georgianum] 5 er., dem caplan alt [?[ theologo 
[gemeint ist der Benefizint s. Catharinae im Alten Kolleg] 4 kr., 3 caplen in 
der pfar ydem 12 A» armen leuten 22 1 2 4, thut 3 ß. Joannis Baptfistae]: 
Zu herr Christophen und Heinrichen von Knoring jartag 10 caplan bei der 
vigili und morgen meß gelesen ydem 4 kr., 2 caplen nit bei der vigili ydem 
3 kr., den kirchenbropsten 1 ß. Liechtmeß: Zu Cunradt Glatzleß jartag 

D. Ecken caplan 32 J}, darzu 6 caplan ydem 8 o, thut 2 ß 20 Jacobi: 

Zu Barbara Sentlingerin jartag D. Ecken caplan 12 darzu 2 caplen ydem 8 A. 
thut 28 *V Actum anno etc. 44 Febr. 28.“ Zu Ecks Stiftung s. oben S. 11 lAnm. 4 ; 
er heißt „Kaplan“ als Benefiziat des von Barbara Sentlingerin gestifteten Altars; 
vgl. oben S. 25 (20) Anm. 2. Nebenbei sei hier auch erwähnt, daß „Jörg Schober 
und Martin Klostermair, der löblichen Pfarrkirchen unser lieben Frauen zu 
Ingolstadt HeiligpHeger“, im J. 1522 eine Quittung erhielten von einem „Meister 
Michael Ecken, Kaplan des Altars St. Anna im Spital daselbst“. Regest im 
Sbl. XXII 41. — Das Anniversar für Konrad Glätzl vGlötzl), einen der ersten 
Baumeister der Pfarrkirche !s. Gers tu er Stpf. 3, Fischer 3), brachte 6 ß ein; 
außerdem lasen vier Kapliine hl Messen, deren Stipendien je 8 § betrugen; 

vgl. Pf. 126‘, 129«. Laut der Stiftungsurkunde vom Jahre 1446 waren für 

den Jahrtag dem Pfarrer, Schulmeister, Küster und der Kirche 3 ß 10 ^ ange¬ 
wiesen; ferner sollten hiernach (wie nach Schobers Zettel laut Pf. 125r) nicht 
vier, sondern sechs Priester an diesem Tage für ihn Messe lesen und dafür 
48 ;* erhalten; endlich sollte der Kaplan, der „in Barbara Sentlingerin Kapellen“ 
angestellt war, wo der Stifter begraben sein wollte, 32 5 für eine Messe an 
diesem Jahrtage empfangen. Vgl. das Regest ini Sbl. XXIV 81. — Cher 
Christoph von Knöringen s. auch Pf. 37 v . 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


113 


Bei den 20 in Pf. 120 r aufgezählten Stiftungen wurden als 
Slipendium für eine derartige Stillmesse gezahlt: in 21 Fällen 
8 r), in je 1 Falle 10 und IG «5, in 5 Fällen 15 $ r ); in einem 
andern Fall waren für sechs Messen eigentlich nur 46 $ vor¬ 
handen 2 ). Eck selber bestimmte, daß für die Nebenmessen drei 
Priester je 12 der Benefiziat s. Catharinae 14 4 und der 
Regens des Georgianums 17 1 0 empfangen sollten. Die Stiftung 
des Christoph und Heinrich von Knöringen brachte den beiden 
Priestern, die nur Messe zu lesen brauchten, je IO 1 /., <j und den 
zehn andern, die überdies an den Vigilien teilnehmen muhten, 
je 14 <j ein :I ). Es folgt hieraus, daß das Stipendium für eine 
stille Messe im allgemeinen 8 o betragen hat. 

Mehrmals im Jahre ward das Gedächtnis aller Verstorbenen 
begangen: am Allerseelentage, am Siebenten und Dreißigsten 
darnach, ferner an den Montagen der vier Quatcmberwochen 4 ). 
Am Nachmittag des Allerheiligenfestes zog man nach der feier¬ 
lichen Totenvigil (ganze Matulin und Laudes) dreimal in Prozession 
um die Kirche herum (nur bei Regenwetter innerhalb der Kirche), 
wobei man immer größere Runden machte; hierauf folgte die 
Totenvesper (Placebo) an der Fürstengruft im Chor, und den 
Schluß bildete eine dreiviertelstündige Predigt über, die Armen 
Seelen. Während der am Allerseelentage gelesenen Messen pflegte 
das Volk zweimal zum Opfer zu gehen; um den Leuten Zeit 
dafür zu lassen, waren die Priester angewiesen, ganz langsam 
zu zelebrieren. Vor dem feierlichen Ilauptgottesdienst fand noeh- 


*) ln einein Falle heißt es dabei ausdrücklich: pro vigfiliis] et missis. 

*) Aus Pf. 129 r . Die sechs Priester, die für „Wilant von Freiburg“ zu 
lesen hatten und dafür zusammen 46 § erhielten, bekamen laut ib. 125 v noch 
eine Zulage: „leg man darzu 25 fir 6 cnplen Freibergers.“ 

: *) Vgl. hierzu oben S. 112 Anm. 2. 

■*) Ober den Gottesdienst für alle Verstorbenen heißt es in Pf. 120 v : 
Anima rum. Preter eommemorationem animarum annuam [am 2. Nov.; vgl. 
ib. 41 v , 42 r J agitur septimus animarum, vide de tempore [es muß heißen: „de 
sanctis“; vgl. ib. 42 v ]; agitur tricesimus animarum, vide de s. Andrea (vgl. 
ib. 33 r ]. — Angarialis commemoratio animarum scmper agitur domiuica in 
angaria [Quatemberzeit; vgl. ib. 5v, 9 V , 18 v , 22 l ] in secundis vesperis; habentur 
vigilie solemnes novem lectionum, postea circuitus cum responsorio „Absolve“, 
et vespere „Placebo“ dicuntur juxta monumentum principum. Mane feria 
secunda iterum circuitus et postea officium pro defunctis, et plebanus est 
prirnus, qui ofteit. Duo floreni in redditibus ad dictam eommemorationem ex 
f)ting [Etting, nördlich von Ingolstadt]: vide literas 13, sunt bine. 

Studien u. Texte. Heft 4 u. 5: Cr rt 1 v i n £, lMnnbuc-li. y 


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114 


VJ. Der Gottesdienst in U. Ii. Krau. 


nials eine Prozession über den Friedhof statt 1 ). Auch bei dem 
Quatember-Gottesdienst für alle Verstorbenen hielt man am 
Sonntag nachmittag die groben Vigilien, Prozession über den 
Kirchhof und Totenvesper am Fürstengrab und am Montag 
morgen ein feierliches Seelenamt nach abermaliger Prozession 
ab. Nicht anders wird man es am Siebenten und Dreißigsten 
nach Allerseelen gemacht haben 2 ). 

ln jedem Quartal und zwar in der Quatemberzeit ließen 
außerdem verschiedene Zünfte, die, da sie auch ein religiöses 
Gepräge hatten :i ), von Eck als Bruderschaften (fraternitates) be¬ 
zeichnet werden, Ämter zum Tröste für ihre verstorbenen Mit¬ 
glieder halten. Im allgemeinen hatte man den Montag der 
Quatemberwoche für die Schuster, den Mittwoch für die Brauer, 
den Donnerstag für die Metzger, den Freitag für die Tuchmacher, 
den Samstag für die Maurer und Zimmerleute, den Donnerstag 
der folgenden Woche für die Schankwirte reserviert. Der Gottes¬ 
dienst wird in diesen Fällen derselbe gewesen sein, wie bei Jahr¬ 
gedachtnissen: Totenvigil, Seelcnamt und wahrscheinlich auch 
Prozession über den Friedhof 4 ). 


*) Pf. 41 rv . Cher die Opfer in Bequiemsmessen vgl. Thalhofer II 581: 
„Die Oblation seitens der Gläubigen, welcher wir bei den Leichengottesdiensten 
schon in ältester Zeit begegnen, bat sich gerade bei diesen — wenigstens als 
(ieldoblation, mitunter noch als Naturaloldation — bis in die Gegenwart er¬ 
halten; sie ist eleemosyna, deren fructus satisfactorii man den armen Seelen 
zuwendet.“ In dieser Absicht opferte der Pfarrer an erster Stelle in dem 
Quatember-Amte für alle verstorbenen Pfarrkindci: vgl. S. 113 Anm. 4. — An 
Oblationen wurden im Jahre 1479 22 und 12 ß geopfert in zwei Exequien, die 
in der Frauenkirche für Herzog Ludwig den Heichen von der Bürgerschaft und 
von der Tniversität bestellt worden waren; vgl. ib. 166**. — Ein zweimaliger 
Opfergang ward in den Seelenämtern gehalten, welche von der Metzgerznnft 
alle viertel Jahre bestellt wurden; s. ib. 117 v . Nach Thalhofer II 151 
Anm. 1 findet „bis zur Stunde auf dem Lande [in Süddeutschland] bei Leichen- 
gottesdiensten ein doppelter Opfergang statt, der erste vor dem Evangelium 
(gleich nach der Gollecte), der zweite nach dem Evangelium; bei beiden wird 
Geld geopfert“. 

? ) Vgl. S. 113 Anm. 4; s. auch Pf. 33v, 42'. 

A ) Vgl. dazu Michael I 150 f. 

*) Über diese Bruderschaftsämter s. Pf. 117— 118 r . Die Gebühren für 
sie betrugen meist 60 über ihre Verteilung s. ib. 131 r . Daß an den obeu 
genannten Tagen nicht immer festgehalten werden konnte, zeigt eine Bemerkung 
Ecks ib. 18 v . 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Krau. 


115 


Audi die Universität und ihre einzelnen Fakultäten, ins¬ 
besondere die innerhalb der theologischen Fakultät bestehende 
Bruderschaft zu Ehren des hl. Evangelisten Johannes, vergaben 
nicht das Gebet für ihre Toten ‘). 

fi. Der Gottesdienst für die Korporationen. 

Es ist soeben 2 ) schon darauf hingewiesen worden, daß die 
Zünfte ehemals auch einen kirchlichen Charakter besaßen und 
von Eck zu den Bruderschaften gerechnet wurden. Der religiöse 
Sinn und die kirchliche Bedeutung dieser Korporationen kam 
nicht bloß durch die Errichtung von Altären :? ), die Stiftung von 
Meßpfründen 4 ) und dadurch zum Ausdruck, daß sie in jedem 
Quartal ein Seelenamt für ihre verstorbenen Mitglieder darbringen 
ließen 5 ), sondern auch dadurch, daß sie das Fest ihrer Schutz¬ 
heiligen in entsprechender Weise feierten ,; ). Dazu gehörte nun aber 
nach damaliger Auffassung ein Hochamt. Verschiedene von 
Zünften begingen die religiöse Feier dieses Tages in der Kirche 
zu U. L. Frau. Die Schuster verehrten hier durch ein Amt die 
beiden Heiligen Crispin und Crispinian 7 ), die Tuchmacher den 
hl. Nikolaus, die Schankwirte den hl. Urban s ), die Hutmacher 
die hl. Barbara, die Maler, Bildhauer und Glaser den hl. Lukas, 
die Goldschmiede den hl. Eligius, die Weber den hl. Ägidius 1 ’). 
Die Brauer ließen an den Tagen ihrer beiden Patrone Sebastian 
und Laurentius 10 ) und die Steinmetzen am Tage Petri Stuhlfeier 
und am-Feste der Vier gekrönten Märtyrer 11 ) Ämter singen. Von 
den Hutmachern wird noch ausdrücklich gesagt, daß ihr Hochamt 
zu Ehren der hl. Barbara mit großer Feierlichkeit (Ministration, 
Gesang mit Orgelbeglcitung, Predigt) gehalten ward, und daß die 
Mitglieder der Zunft mit ihren Frauen und Knechten während 
der Messe zum Opfer gingen li ). 

') Vgl. unten S. 116 ff. *) Vgl. oben 8. 114. 

: ‘) Vgl. oben S. 19 und 20 Anm. 2. D Vgl. oben 8. 29. 

r ’) Vgl. oben S. 114. 

,? ) Über die Patronato s. D. H. Kerler, Die Patronate der Heiligen, 
l T lm 1905; H. Samson, Die Schutzheiligen, Paderborn 1889. 

7 ) Pf. 40 v ; vgl. auch 8 V (Zusatz). 

M ) Pf. 33i\ 37 v . n ) Pf. 33«-, 40 v (Zusatz), 38*, 39'-. 

,0 ) Pf. 34 r , 39r. 

n ) Pf. 34 v , 42 v . Das Amt, welches die Maurer und Zimmerleute am 
Fest Petri Stuhlfeier halten ließen, fand in ungeraden Jahren in der Frauen¬ 
kirche, in geraden dagegen in St. Moritz statt. 12 ) Pf. 33 »*. 

8 * 


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116 


VJ. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


Ob die vier andern Bruderschaften, die einen rein kirch¬ 
lichen Charakter gehabt zu haben scheinen '), eigene Ämter zu 
Ehren ihrer Patrone haben singen lassen, ist fraglich. Von der 
St. Jakobs-Bruderschaft berichtet Eck bloß, daß sie am 25. Juli 
an dem Hochamt zu Ehren dieses Apostels teilnahm, und von 
der St. Anna-Bruderschaft, daß sie den Organisten für seine Be¬ 
mühungen in der feierlichen ersten Vesper des St. Anna-Festes 
entschädigte 2 ). 

Auch die Hochschule hatte öfters einen besondern Gottes¬ 
dienst in der Pfarrkirche zu U. L. Frau, die zugleich als Uni¬ 
versitätskirche galt :] ). Zuweilen, z. B. am Vorabend von Weih¬ 
nachten, wurden eine Ansprache an die Akademiker gehalten, 
und gemeinsam empfingen diese am Mittwoch in der Karwoche 
die österliche Kommunion 4 ). Besondere Erwähnung verdienen 
folgende offizielle Kultusakte, die teils vom Rektor als Vertreter 
der ganzen Universität, teils von einzelnen Fakultäten veranlaßt 
wurden. 

Der Rektor ward am 24. April (Fest des hl. Georg) für 
das Sommersemester und am 18. Oktober (Fest des hl. Lukas) 
für das Winterhalbjahr gewählt. Am Tage der Wahl fand in 
der Frauenkirche ein feierliches Hochamt zu Ehren des hl. Geistes 
statt. Der abgehende Rektor hatte vor Ablauf seiner Amts¬ 
periode ein Seelenamt für alle früher verstorbenen Wohltäter 
und Mitglieder der Universität halten zu lassen, und zwar ge¬ 
schah dieses gewöhnlich in der Woche vor oder nach Judica *'*) 
und kurz vor dem Lukastage. Er mußte auch darauf achten, 
daß sich alle hervorragenden Universitätsglieder, die Doktoren, 
Lizentiaten, Magister und adeligen Studenten bei Gelegenheit der 
akademischen Gottesdienste an dem Opfergang beteiligten; unter- 

*) Vgl. oben 8. 19 Anm. 2. 

-) Pf. 88 v , 89»*. Die Bruderschaft der hl. Anna war im Jahre 1520 
gegründet worden und besaß 1880 ein Vermögen von 2500 Gulden. Vgl. 
Shl. V 236. 

:l j Über die Beziehungen der Universität zur Frauenkirche s. oben 8. 12 — 17. 
Aus der Instruktion für die thurificatio (Pf. 4 V ) gebt hervor, daß die genorosi 
und doctores (Adelige und Dozenten) auf der einen, die sacerdoles und pueri 
(Singknaben?) auf der andern Seite des Chores ihren Platz batten. In Pf. 6»* 
beißt es: „pro choro stat Universitas.“ 

4 ) Pf. 6 r , 12 v ; vgl. auch oben 8. 82, 91, 92. 

r ‘) Nach Pf. 10 v in der Woche nach Judica, nach ib. 9 V (Zusatz; 
s. unten 8. 137 Anm. b) und 58r dagegen vor diesem Sonntag. 


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VI. Per Gottesdienst in U. L. Frau. 


117 


ließen sie es, so mußte er sie dafür mit zwei Groschen Strafe 
belegen '). 

Die tlieologische Fakultät vereinte als ihren Patron den 
hl. Evangelisten Johannes (27. Dez.). Innerhalb derselben bildete 
sich eine Bruderschaft zu Ehren ihres Schutzheiligen. Diese ließ 
geradeso, wie es die andern Bruderschaften zu tun pflegten, 
viermal im Jahre eine Memorie für ihre verstorbenen Mitglieder 
halten und zwar am Feste der vier Theologen: Chrysostomus 
(27. Jan.), Ambrosius (4. April), Augustinus (28. Aug.) und 
Dionysius -) (9. Okt.). Hierfür zahlte man jedesmal 00 o 3 ). Die 
Kosten, die durch diese Bruderschaft entstanden, erlaubten es 
einstweilen der Fakultät nicht, ihr Patrozinium am 27. Dez. 
durch eine kirchliche Feier zu begehen; dagegen sparte man aus 
Pietät doch nicht die Kosten, die das Jahrgedächtnis für alle 
verstorbenen Mitglieder der Fakultät am Feste des hl. Johannes 
ante portam Latinam (0. Mai) erforderte; hierfür zahlte man nur 
die für Bruderschafts-Ämter übliche Taxe 4 ). An diesem Tage fand 
zunächst die Totenvigil statt, und dann ward ein Doppelamt 
und durch einen Studenten ein „sermo ad clerum“ gehalten. 
Wenn die Fakultät nach dem Gottesdienst ein Essen veranstaltete, 
ward der Pfarrer hierzu eingeladen : ’). 


*) Vgl. dazu Pf. 10 v , 36 r , 40 v , 58 r , ferner die Statuten von 1522 hei 
Mederer IV 192. Siehe auch Prantl 1 38, 166 f.; irrig ist dessen Angabe 
S. 167, daß bloß „jährlich eine Seelenmesse für alle verstorbenen Mitglieder* 4 
gelesen werden sollte. — Früher war es Sitte, daß der Pfarrer am FesteSt. Georg 
und wohl auch an den andern drei Tagen, an denen jener Universitätsgottes¬ 
dienst stattfand, den beiden Pedellen ein Mittagessen und eine Maß Wein dazu 
oder jedem von ihnen 3 Kreuzer gab. Pfarrer Hauer erreichte es, daß die 
Universität ihn von dieser Verpflichtung entband. Vgl Pf. 36 r , 58*'. 

*) Es ist interessant, daß man Dionysius Areopagita, den man für den 
Verfasser der nach ihm benannten mystischen Schriften hielt, damals in Ingol¬ 
stadt seitens der Theologen so sehr verehrte; darüber, daß Eck sich für ihn 
sehr interessierte, s. Greving 28 f. 

a ) Es war das die gewöhnliche Taxe für die Seelenämter der Bruder¬ 
schaften (Zünfte); s. oben S. 114 Anm. 4. 

*) Vgl. Pf. 34 r , 35 v , 37 r , 39 v , 40 v . 59 v , 131 r (teilweise Zusätze!). 
Jene vier Bruderschaftsämter werden als commemoratio angarialis theologorum 
oder professorum et studiosorum almae facultatis theologieae bezeichnet. Dio 
Bruderschaft scheint die ganze Fakultät, Dozenten und Studenten, umfaßt zu 
haben. — Über die Taxe der akademischen Ämter s. unten S. 118 f. 

ß ) Pf. 37 r ; vgl. auch oben S. 82. War der Pfarrer, wie dies bei Eck 
der Fall war, Professor der theologischen Fakultät, so hatte er schon als 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


118 


Die philosophische oder artistische Fakultät gedachte am 
Tage des ld. Gregor (1*2. Marz) ihrer Abgeschiedenen ebenfalls 
durch Totenvigil und Doppelamt und beging das Fest der 
hl. Katharina (25. Nov.) in feierlicher Weise als ihr Patrozinium; 
nach der ersten Vesper am Vorabend, während der Reliquien 
ausgestellt waren, bestieg wiederum ein Student die Kanzel, um 
einen „sermo ad clerum“ vorzutragen; den Tag selber leierte 
man durch ein levitiertes Amt, Prozession und Zeigung von 
Reliquien l ). 

Die Juristen verehrten den hl. Ivo (ID. Mai), die Mediziner 
Kosmas und Damianus (27. Sept.) als Patrone. Diese beiden 
Fakultäten begnügten sich damit, zugleich mit ihrem Patrozinium 
das Jahrgedächtnis für die verstorbenen Fakultätsangehörigen zu 
begehen, allerdings durch ein Doppelamt, wie es bei den beiden 
andern Fakultäten am Tage ihres Anniversars üblich war 2 ). 

Während die Theologen-Bruderschaft zu Ehren des Evan¬ 
gelisten Johannes für ihre Ämter nur 60 0 auslegte 1 ), zahlten die 
Universität und die einzelnen Fakultäten dafür jedesmal 105 ^ 
(V 2 11.). Solange, wie die Fakultäten noch nicht eigene Kerzen 
angeschafft hatten, flössen von diesem Gelde jedesmal 8 <j in die 
Kirchenkassc. Als aber zunächst die Artisten, dann die Theo- 


solcher das Recht, an dem Essen tcilzunehmen; war er aber Mitglied einer 
andern Fakultät, wie z. B. Hauer, so bedurfte es einer hesondern Einladung. 
Vgl. hierzu oben S. 12 Anm. 2. 

') Vgl. Pf. 35 r , 43 r , 62 r , 131 r ; s. auch oben 8. 81 f. Beide Ämter 
wurden am Sonntag vorher nach der Predigt angekündigt, „ut conventorcs 
cum discipulis diligenter intersint et offerant*! In allen Totenämtcru scheint 
ein ein- oder zweimaliger Opfergang üblich gewesen zu sein. Vgl. oben 
S. 51, 83, 113, 114 Anm. 1. 

*) Vgl. Pf. 37 r , 40»' (Zusatz), 61 rv , 131 r - Eck meint, es wäre doch „an¬ 
ständig und geziemend“, daß auch diese beiden Fakultäten das Jahrgedachtnis 
für ihre Verstorbenen eigens hielten, wie das an andern Universitäten Brauch 
sei. Später verzichteten diese beiden Körperschaften lange Zeit überhaupt auf 
jede kirchliche Feier; erst 1585 ließen die Juristen und im nächsten Jahre 
auch die Mediziner wiederum Ämter singen. Vgl. Pf. 61 rv . Es hing 
dieses Verhalten wohl mit den Bewegungen der Reformation und Gegenrefor¬ 
mation zusammen. — Nach den Statuten der juristischen Fakultät vom Jahro 
1524 sollte der Dekan für einen feierlichen Gottesdienst zu Ehren des hl. Ivo 
am 19. Mai in der Frauenkirche sorgen und durch den Küster noch zehn 
Priester bestellen lassen, welche Messen für die Lebenden und Verstorbenen 
lesen sollten. Näheres bei Mederer IV 254 f. 

Vgl. oben 8. 117. 


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VI. Der Gottesdienst in V. ß. Frau' 


119 


logen und Juristen und schließlich auch die Mediziner selber für 
die Kerzen sorgten, liel jene Gebühr für die Kirehenfabrik weg. 
Jene 8 <j kamen nun dem Pfarrer zugute; er empfing also 1*7 
bzvv. 55 cj , die Kirchenkasse 8 bzw. 0 jeder der drei Koope¬ 
ratoren und der Schulmeister IO 1 /., ^ und der Küster 8 <j l ). 

7. Verschiedenes. 

Daß Eck sich im allgemeinen nach den Rubriken des Eich- 
stfilter Missales und Obsequiales richtete, aber in einzelnen Fallen 
davon abwich, ist bereits oben erwähnt worden 

Die Bestimmungen Ecks über die Farben der Paramente, 
die bei den verschiedenen kirchlichen Gelegenheiten gebraucht 
werden sollen, weichen in mancher Beziehung bedeutend ab von 
den heutigen Vorschriften des römischen Ritus. An den vier 
Adventsonntagen z. B. bediente man sich schwarzer Paramente; 
zu den drei Hochämtern am Weihnachtsfeste nahm man nach¬ 
einander blaue, weiße und rote Gewänder. Am Karsamstag war 
man, da es an einem weißen Ghormantel fehlte, gezwungen, 
grüne Paramente zu benutzen. Wenn sich der Pfarrer und die 
beiden Leviten nach der Non am Christi Himmelfahrtstag vor 
den Apostelaltar in der Mitte der Kirche begaben, um zur 
Veranschaulichung des Festgeheimnisses ein Bild des auferstan¬ 
denen Erlösers zum Kirchengewölbe emporziehen zu lassen, 
trug er einen roten Chormantel, die beiden andern dagegen einen 
grünen 3 ). 

Ecks Anordnungen bezüglich der Farbe sind vielfach ergänzt 
und verändert worden von seinem Nachfolger Pihelmair 4 ). Ob¬ 
wohl dieser die Verbindlichkeit der auch in der Eichstätter 
Kathedrale beobachteten römischen Vorschriften anerkannte und 
gesonnen war, sie möglichst zu befolgen, ließ er doch verschiedene 

*) Über die Gebührenordnung für akademische Ämter s. Pf. 13l r . 

*) Siehe S. 70 f. 

3 ) Vgl. Pf. 5 r , 6 rv , 15r, 17v 

4 ) Es wäre zu umständlich und auch nicht lohnend gewesen, von all 
diesen Veränderungen in Anmerkungen zmn Texte des Abschnitts De divino 
cultu Kenntnis zu gehen. Pihelmair hat überdies in Pf. 70 rv und 7*2 rv eine 
genaue, allgemeine und besondere Belehrung über die Kirchenfarben nieder¬ 
geschrieben; auch auf die Mitteilung dieser Ausführungen kann verzichtet 
werden. Vgl. indes S. 120 Anm. 1. — Über die Entwickelung in deu Vor¬ 
schriften über die Farben der liturgischen Gewänder s. Kellner 51—53. 


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120 


VI. l)t*r (.M)tlüs<liciibt in U. L. Krau. 


Abweichungen zu mit Rücksicht auf alte Gewohnheiten und die 
Armut seiner Kirche an Paramenten *). 

Durch die „Regensburger Reformation“ ward die Zahl der 
pro ehoro et foro zu leiernden Tage eingeschränkt. Bei Abfassung 
des Entwurfes einer Reform, der den in Regensburg versammelten 
Fürsten und bischöflichen Prokuratoren vorgelegt wurde, hatte 
der Kardinallegat Cainpcgio auch Ecks Erfahrungen und Rat¬ 
schläge berücksichtigt 2 ). Durch das am 7. Juli 1521 von Campegio 
für ganz Deutschland erlassene Reformdekret ward bestimmt, dato 
außer dem Sonntag zu feiern seien: Weihnachten, St. Stephan 
und Johann Evangelist, der Tag der Unschuldigen Kinder, Christi 
Beschneidung, Epiphanie, der zweite und dritte Ostertag, Christi 
Himmelfahrt, St. Georg, der zweite und dritte Ptingsttag, Fron¬ 
leichnam, ferner Mariä Reinigung, Verkündigung, Himmelfahrt 
und Geburt, weiter die Apostelfeste, St. Johann Baptist, Magda¬ 
lena, Laurentius, Michael, Allerheiligen, Martin, Katharina und 
Nikolaus, im Salzburger Sprengel auch St. Rupert. Die Kirch¬ 
weih- und Patronsfeste in den Kathedralen sollten hierdurch 
nicht beeinträchtigt werden. An allen andern ehemaligen ge¬ 
botenen Feiertagen wurde die Arbeit nach Anhörung der hl. Messe 
gestattet *‘ ! ). 

Die Wirkungen der Regensburger Reform bezüglich der 
abgeschaIlten Feiertage zeigt sich auch natürlich an manchen 
Stellen des Pfarrbuchs. Die öffentliche Feier des Festes der 
Leidenswerkzeuge Christi, des Festes Pauli Bekehrung, der Heiligen 
Ulrich, Margareta und Ägidius ist abgetan 4 ). Interessant aber ist 
es, daß die Abschaffung der beiden Feste Mariä Empfängnis und 
Heimsuchung beim Pfarrer und wohl auch beim Volke keine rechte 
Zustimmung gefunden hat; ferner ward Mariä Opferung in der 

*) Pf. 72. . tarnen in paucis quibusdam festis ob rationabilcs causas 
et contrariam consuetudinem et ob praecipuorum coloruni in ista ecclesia hoc 
tempore defectuin ab ordine illo discedendum esse.“ Von den darauf folgenden 
Kegulae generales Pihelmairs sei z. B. hervorgehoben, daß au den Festen der 
Confessores non Pontifices grüne, an denen der Confessores Pontifices aber 
nicht mehr, wie früher, grüne, sondern weiße Paramente gebraucht werden 
sollen, daß ferner „in proeessionibus quotidianis quadragesimalibus feriatis 
diebus, item pro defunetis, semper utimur colore nigro“. 

Wiede mann 39. Hefele IX 373. Über die Vermehrung und Ver¬ 
minderung der Feste überhaupt s. Kellner 12 — 28. 

*) Hefele IX 3*1. ') Pf. 1734‘\ 88™, 89'. 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Krau. 


121 


Frauenkirche noch wie ein f'estum summum geleiert *). Des¬ 
gleichen wurden die Gläubigen ermahnt, an der alten Gewohnheit 
festzuhaUen, dem Vigiltag von Mariä Lichtmeß und dem Mittwoch 
nach Ostern durch den Besuch des Gottesdienstes eine höhere 
Weihe zu geben 2 ). Auch der Tag des Diözesanpalrons St. Willi¬ 
bald ward von manchen Leuten geleiert, und der Nachfolger 
Ecks hat dementsprechend im Jahre 1512 wieder (Tinen Feiertags¬ 
gottesdienst eingerichtet; allerdings fand er damit nur bei einem 
Teile der Gemeinde Beifall 3 ). Jedenfalls ist das sicher, daß die 
„Regensburger Reformation“ bezüglich der kirchlichen Feiertage 
nicht sofort und nicht überall begeistert durchgefuhrt worden ist 
— nicht einmal in der Pfarrei des Mannes, von dem man es am 
ehesten hätte erwarten können wegen seiner persönlichen Be¬ 
ziehungen zu ihrem Urheber und Ursprung. 

„Was die Maler mit dem Pinsel malten, das mußte die 
Geistlichkeit gleichsam durch lebende Bilder darzustellen suchen, 
um der Gemeine den Inhalt der Festevangelien zur klaren An¬ 
schauung zu bringen“ *). Eck zeigt sich als ein Freund der Dar¬ 
stellung von Festgeheimnissen '), jedoch verlangt er entschieden, 
daß dies ernst und würdig geschieht; jeglicher Unfug und Scherz 
soll vermieden werden, damit die Handlung dem Volke nicht 
zu Kurzweil und Gelächter anstatt zur Belehrung und Erbauung 
diene. Auch wollte er verhüten, daß den Andersdenkenden, ins¬ 
besondere den Anhängern der religiösen Neuerung, Anlaß zu 
spöttischen Bemerkungen über die Kirche gegeben würde 0 ). Es 
möge hier nur eben hingedeutet werden auf die interessanten 

J ) Pf. 33v, 38r, 43r. *) Pf. 17 r , 34**. 

:! ) Vgl. die Randnotiz von Arnsperger in Pf. 38»*. 

•) Alt, Theater 348. :> ) Vgl. Pf. 16* 

°) Vgl. Ecks Bemerkungen über die Darstellung des hl. Joseph, der dem 
Jesuskindlein einen Brei zurechtmacht (Pf. 6 V ), ferner über den anderswo 
üblichen Brauch, daß diejenigen, welche am Feste Christi Himmelfahrt die 
Figur des Heilandes in die Höhe zogen, eine brennende Teufelsfratze oder 
Oblaten hinunterwarfen oder Wasser hiuunterschütteten (ib. 18‘). Hier ver¬ 
dient auch erwähnt zu werden, daß Eck den Leuten einschärfte, den Johannis¬ 
wein nicht zum Scherze zu trinken (ib. 7 r ). — Am 27. Dezember ward von 
den Gläubigen die „Johannisminne 14 getrunken; am 2. Januar reichte man 
ihnen gesegneten Wein „pro novo anno“. Die Austeilung des Neujahrsweines 
fand auf Kosten der Kooperatoren statt, die zur Entschädigung dafür die bei 
(fieser Gelegenheit geopferten Gaben erhielten (ib. 8 r ). Am Johannistage 
hatte offenbar der Pfarrer den Wein zu stellen. 


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122 


VI. Der (iottesdienst in U. L. Frau. 


Angaben Ecks über die Darstellung der (irablegung des Herrn 
am Karfreitag, die Feier der Auferstehung in der Nacht von 
Kursanistag auf Ostersonntag, die Visitatio sepulchri an diesem 
Tage, die Veranschaulichung der Himmelfahrt Christi und der 
llcrabkunft des Hl. Geistes ! ). 

Auch genüge im Anschluß daran ein kurzer Hinweis auf 
viele andere kirchliche Zeremonien, auf die Eck naturgemäß zu 
sprechen kommt, z. B. auf die Austeilung des Aschenkreuzes am 
Aschermittwoch, auf die Palmweihe am Palmsonntag, auf die 
reichen Formen des Gottesdienstes in den letzten drei Tagen der 
Karwoche, auf die Weihe des Taufwassers am Samstag vor 
Ostern und Pfingsten, auf die Feier des Fronleichnamsfestes und 
des Oktavtages, auf den Laubschmnek in der Kirche am Drei¬ 
faltigkeitssonntag, auf die Weihe der Kerzen und Kräuter an 
den Festen Mariä Lichtmeß und Mariä Himmelfahrt *). 

Zum Charakter einer „solennen“ Prozession, wie sie an 
vielen hohen und hohem Feiertagen vor dem Hauptgottesdienste 
stattfinden sollte, gehörte es, daß, ebenso wie an den Donners¬ 
tagen, Reliquien feierlich umhergetragen wurden. Während des 
Amtes scheinen sie ihren Platz auf dem Altar gefunden zu 
haben Auch hei besonders feierlichen Vespern nahm man 
„pro more“ Reliquien an den Altar mit 4 ). Die Zahl der Reli- 
quiare muß bedeutend gewesen sein, ln einem Falle wenigstens 
spricht Eck von acht silbernen Statuen, die Heiligtümer enthalten 
haben müssen •'•). Andere Reliquiare hatten die Form von Mon¬ 
stranzen G ). Eine Kreuzpartikel war in einem kostbaren Kreuze 

*) Pf. 14 rv , 15 v , 16«, 17 v , 18 r . 

2 ) Pf. 9 r , 11 v (in der Prozession am Palmsonntag schlagen die Leviten 
den am Boden liegenden Pfarrer mit sog. Palmzweigen), 12 v —15'(am Karfreitag 
ward nach Tisch in der Sakristei Chrisam verteilt; am Karsamstag eilte der 
Klerus zum Bad!), 18™, l9»v 20*v, 34*\ 39'\ 

:t ) Vgl. z. B. die Angaben über die Prozessionen vor dem Hochamt an 
den Tagen St. Stephan, St. Johann Ev., Christi Beschneidung und Himmelfahrt, 
an den Marienfesten, St. Johann Bapt., St. Maria Magdalena, Allerheiligen, 
St. Katharina in Pf. 7 r , £*’, 17 v , 34 r , 37 v , 38 rv , 41»*, 43 r . 

') Z. B. in der ersten und zweiten Vesper von Weihnachten; vgl. Pf. 6 rv . 

) Pf. 8 r : processio cum reliquiis. licet octo imagines argentee non 
efterantur. 

r ) Pf. 3G V : „monstrantia reliquiarum/ lb. 16 v ist wohl in demselben 
►Sinn von „monati-antiis“ die Kode. Schaugefäüe (monstrantiae, ostensoria) 
wurden erst für Reliquien, später auch für die hl. Hostie hergerichtet; vgl. 
Thalhofer 1 Sb 3 f. 


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VI. Der Gottesdienst in 1. L. Fr;iu. 


123 


eingefaßt*). Als Ort der Aufbewahrung der Reliquien diente die 
Sakristei -). 

Zum Preise der allerheiligsten Dreifaltigkeit ward nicht bloß 
täglich ein Amt gehalten :i ), sondern man muhte auch gemäß 
einer testamentarischen Bestimmung des Pfarrers Adorf „alle 
Feiertage in dem Hoch- oder Tagesamt, so das Sanctus gesungen 
ist, singen den lobwürdigen Besang ,0 adoranda Trinitas, o vene- 
randa unitas 1 bis zum Ende desselben, grob zierlich und hocli- 
zeitiglich, mit Kniebeugung und Versikel und Kollekte dazu ge¬ 
hörig“ 4 ). 

Zwei andere Stiftungen hatten den Zweck, das Andenken 
an das bittere Leiden und Sterben Jesu Christi und das Lob 
der Mutter des Herrn zu fördern '’). Am Freitag um 11 Ehr 
ertönte die Glocke, um an die Kreuzigung Christi zu erinnern; 
dann sang man in der Kirche das Responsorium „Tenebrae“ 


') Vgl. hierzu oben S. 101 Amu. 3 uml S. 103 Amu. 3; ebenda 8. bet re fl» 
einer Reliquie aus der Dornenkrone Christi. 

*) Vgl. Pf. 6 rv ; s. auch oben 8. 103 betreffs der Ausstellung im Sakra* 
nientshäuscheu. 

:I ) Vgl. oben 8. 27. 

‘) Vgl. Pf. 132 rv , 133% sowie den AVoitlaut in der Urkunde der Testa- 
mentsexekutoren Adorfs in 8bl. X 30. Hiernach waren für den Gesang „O 
adoranda Trinitas“ und für das „Salve Regina“ an den Vorabenden von Feier, 
tagen je 3 fl., also insgesamt 6 fl. angewiesen. Damit stimmt überein der 
Satz in Pf. 132 r : „,8alve‘ in vigiliis sanctorum cum ,0 adoranda Trinitas 4 
habet 6 fi.“ Es ist daher ungenau, w-enn es auf derselben Seite heißt: „ln 
vigiliis sanctorum Adorffi 6 fl.“ uud auf fol. 132 v : „Ad .0 adoranda Trinitas* 
6 fl. Adorffi testamentarii“, wobei noch zu bemerken ist, daß anfangs dort 
statt 6 die richtige Zahl 3 gestanden bat. 

') Pf. 132i*. 

ß ) Vgl. dazu Pf. 17% 19 v . Über die Sitte, um die Mittagsstunde am Freitag 
zur Erinnerung an Christi Leiden zu läuten, s. KL I 854 f. — ln der Essener 
Stiftskirche 9ang der Konvent der Stiftsdamen während der Feier der Grab¬ 
legung am Karfreitag das Responsorium „Tenebrae factae sunt“. Die Kleriker 
sangen hierauf das Responsorium: „Sepulto Domino, signatum est monumentum 
etc.“ und den Versikel: „Ne forte veniant discipuli etc.“ Zum Schlüsse sang 
der Hebdomadar die Kollekte: „Respice, quaesumus, Domine, super hanc fami- 
liam etc.“ Arens34. Die Reaponsorien „Tenebrae“ und „Sepulto“ finden sich 
auch im heutigen römischen Brevier und zwar nach der 5. Lektion am Kar¬ 
freitag und nach der 9. Lektion am Karsamstag. Der Versikel „Ne forte“ ist 
entlehnt aus Matth. 27, 64. Zu Tenebrae vgl. Matth. 27, 45; Mark. 15, 33; 
Luk. 23, 44. Zu Sepulto s. Matth. 27,66; Mark. 15,46; Luk. 23,53; Job. 19,41. 
Die Oration „Respice* ist noch jetzt im Brevier der Kartage gebräuchlich. 


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124 


VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


Zu Einen der PfaiTpatronin wurde in der Kirche zu U. L. 
Frau häufig „Salve“-Andacht gehalten. Sie ward im Anschluß an die 
Vesper 1 ) zunächst in einer Form gesungen, die als „Salve minus" 
bezeichnet wird. Am Abend des Samstages, der ja der Gottes- 
multer in besonderer Weise gewidmet ist, fand dann auch noch 
ein „Salve majus“ statt. In der österlichen Zeit ward das „Salve 
minus“ am Samstag beibehalten, aber an Stelle des „Salve majus“ 
der Hymnus „Regina coeli“ gesungen -). Der Pfarrer Adorf hatte 
testamentarisch eine Summe Geldes vermacht, damit nicht bloß 
an den Samstagen, sondern auch an den Abenden vor allen 
(ausdrücklich gebotenen oder durch Gewohnheit eingeführten) 
Feiertagen das „Salve majus“ gesungen werden sollte '). Außerdem 
hatte ein gewisser Schreier 1 ) ein „Salve figuratum“ gestiftet; 
dieses Salve ward vor dem Ilochamte mehrstimmig gesungen. 

Die vier Salve-Stiftungen, ferner diejenigen für die beiden 
Gesänge „0 adoranda Trinitas“ und „Tenebrae“ brachten zu¬ 
sammen ein: 20 fl. 7 1 / 2 ; davon empfing der Pfarrer (> fl. 2 ft 

0 : / 2 o, der Schulmeister 3 fl. 3 ft 7 1 /* d , jeder der drei Koope¬ 
ratoren 2 fl. 1 ft 15 9 , der Küster 1 fl. 2 ft 23 1 / 2 cj und die 
Kirchenläbrik 2 fl. 1 ft 12 5 ). 

Aus den gelegentlichen Notizen Ecks ersieht man, daß in 
seiner Kirche auch deutsche Lieder gesungen wurden, die aber 
den liturgischen lateinischen Choral weder ersetzten noch beein- 


') ln Pf. 132 r heißt es: „Minus mox post vesperas.“ Wurde nach der 
Vesper [und Komplet] noch die Totenvigil gesungen oder eine Predigt gehalten, 
so durfte man das „Salve 4 unmittelbar hieran anschlicßen; andernfalls sollte 
damit etwas gewartet werden. Vgl. z. B. Pf. 9 rv , H r . Es findet sich auch 
der Ausdruck „Salve parvum“; vgl ib. ll r . 

-) Vgl. Pf. 17»'. Statt des „Salve Regina“ wird dem kirchlichen Ritus 
entsprechend vom 1. Adventsonntag bis Lichtmeß „Alma Redemptoris“ und 
von da an bis Gründonnerstag „Ave Regina“ gesungen worden sein. Eck 
nennt den Gesang zu Ehren U. L. Frau in der Weihnachts- und Fastenzeit 
zwar „Salutatio Virginis“ und „Laudes Marie“, aber auch „Salve“; letzteres 
ist liier also auch in einem weitern Sinne zu verstehen. Vgl. z. B. Pf. 6 rv , 
9 rv , llr, 12 v. 

3 ) Dafür waren 3 Gulden zur Verteilung angesetzt; vgl. den Wortlaut 
des Testamentes in Sbl. X 29 f. (statt Freitag muß es heißen: Feirtag). 

') Ob er identisch ist mit jenem Hans Schreier, der 1497 ein ewiges 
Licht stiftete, das Tag und Nacht in einer kunstvoll gearbeiteten Säule auf 
dem Friedhof beim Kirchlein des hl. Sebastian zum 'Froste der armen Seelen 
brennen sollte? Näheres darüber s. in Sbl. IV 174. 

) Berechnet auf Grund der Angaben in Pf. 132 v . 


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VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


125 


trächtigten. Während der Bußzeit im Advent und von Septua- 
gesima bis zur Karwoche sang man vor der Predigt das ernste 
Lied: „(In) Mittel unsers Lebens Zeit“; zu Weihnachten leitete 
man sie ein durch den frohen Sang: „Der Tag, der ist so 
freudenreich.“ Am Osterfeste gab das Volk wiederholt seiner 
festlichen Stimmung Ausdruck durch das Lied: „Christ ist er¬ 
standen“; man sang es in der Nacht nach der Auferstehungsfeier, 
ferner am Morgen zum Alleluja im Hochamt und endlich am 
Nachmittag nach der zweiten Vesper. Bei der Zeremonie der 
Herabkunft des HI. Geistes in Gestalt einer Taube flehte das 
Volk am Pfingstfeste: „Komm, Heiliger Geist“ *). 

Eine besondere Beachtung verdienen die Mitteilungen Ecks 
über die österliche Kommunion -). Als Termin für die Erfüllung 
der Osterpflicht g&lt in Ingolstadt zweifellos die in der Kirche 
damals allgemein übliche Frist vom Palmsonntag bis zum Weißen 
Sonntag 3 ); allerdings spricht Eck nur von Kommunionen in der 
Karwoche und am Osterfeste. Am Palmsonntag oder besser und 
ausführlicher schon vorher sollten die kirchlichen Bestimmungen 
darüber verlesen werden, wer vom Empfang der hl. Kommunion 
ausgeschlossen war ‘). Eck drängle sehr darauf, daß sich die 
Gläubigen genügend Zeit für eine gute Vorbereitung auf den 
Empfang der hl. Sakramente gönnten 3 ). Am Palmsonntag und 
Gründonnerstag ward schon morgens von fl Uhr ab Gelegenheit 
zur Beichte gegeben, damit diejenigen, die nicht am Tage vorher 

') Vgl. 1*1. 5 1 ’, 6 V , 8 V , 16 rv , 18»*. Über den geistlichen Volksgesang in 
der Muttersprache vor und zur Zeit der Reformation s. Baoumker II 8 ff. 
In der Mainzer Pfarrei St. Christoph ward das Lied „Christ ist erstanden 14 an 
den Sonntagen von Quasi modo geniti bis Christi Himmelfahrt dreimal vor und 
dreimal nach der Predigt von allem Volk gesungen, nachdem der Prediger es 
angestimmt hatte. Falk, Diel 30, 57. Die Sitte, daß der Prediger ein Lied 
anstimmte, ist auch sonst bezeugt; vgl. Michael IV 359 f. fl her das deutsche 
Kirchenlied im Mittelalter s. ebd. IV 356—305. 

*j Vgl. darüber Pf. 10 v — 16 r . 

:1 ) Vgl. KL IX 725. Dieselbe Praxis herrschte unter Florentius Diel in 
Mainz; s. darüber Falk, Diel 13 f. 

‘) Vgl. Pf. 10 v , 11 r , 13 1 '. Genaue Mitteilungen über die articuli pro- 
hibitorii in Mainz findet man bei Falk, Diel 20 ff. 

’) Am Tage vor Palmsonntag 1526 notierte er in Serm. 27 1 ': „De 
communione non mox acceleranda. Semel facis in anno rem tarn arduam, 
nun wilt dnrvon eilen. Non sic, filii mei, non sic! Maxime, qni semel vellent 
confiteri. 14 Am Samstag vor Laetare 1527 gab er den Rat (Serm. 56 v ): „Sepe 
in anno confiteri, tune non erit diflioilo.“ 


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12(5 


VI. Der Gottesdienst in U. L. Frau. 


zur Beichte gegangen waren, dies jetzt tun konnten 1 ). An jenen 
beiden Tagen, sowie am Ostersonntag genügte der grüble Teil 
der Gläubigen seiner österlichen Pflicht. Am Palmsonntag und am 
Tage vorher oder nachher wurden insgesamt 1200 Hostien kon- 
sekriert -). Am Montag und Dienstag in der Karwoche wurde 
die Osterkommunion von den Kooperatoren den Kranken ins 
Haus gebracht"). Am Mittwoch pflegte der Pastor selber als 
Universitätspfarrer den Studenten das hl. Sakrament zu reichen. 
Abweichend von der heutigen Sitte las man damals am Grün¬ 
donnerstag außer dem Hochamt ^mehrere Messen, in denen kon- 
sekriert ward, und teilte auch am Karfreitag die hl. Eucharistie 
aus 1 ). Im ganzen schätzte Eck die Zahl der Kommunikanten in 

seiner Pfarrei auf 2000 Personen , ). 

_____ _ ___ • 

') Pf. 11 r , 12 v . Am Mittwoch kamen die Leute, die bei Unsernherrn 
und in den übrigen Gehöften jener liegend wohnten, zur Beichte in die Pfarr¬ 
kirche (ib. 12 r ). •) Pf. 11 >*. 

') n Pf. 11 r heißt es: . . infirmi hoc biduo provideantur*; nachher 

(ib. 12 r) ist nur am Montag davon die Rede. Infolge eines apostolischen 
Indultes durfte jeder Priester (auch ein Mönch) im Hause eines Kranken die 
hl. Messe lesen und eine Partikel für diesen konsekrieren; jedoch war es nur 
einem Kooperator gestattet, dem Kranken das Sakrament zu spenden Der 
Kooperator hatte als Vertreter des Pfarrers auch die Oblationen in Empfang 
zu nehmen. Eck hielt strenge auf die Beobachtung dieser pfarrlichen Rechte. 
Der Kaplan an der Kreuzkapelle konsekrierte einige Hostien für die dabei 
wohnenden Aussätzigen. Der Junior der Kooperatoren jedoch mußte eigens 
am Montag in der Karwoche den einstiindigen Weg bis zum Leprosenhaus 
machen, um diesen Unglücklichen die Beichte abzunehmen und die Kommunion 
zu reichen. Unter keinen Umständen ward die private Kommunion in einer 
Kapelle gestattet. Vgl. ib. 12»\ Damals galt wohl auch noch in Ingolstadt 
das Gebot, hei seinem Pfarrer oder bei dem von ihm bevollmächtigten Geist¬ 
lichen zu beichten; zu andern Priestern durfte man nur mit Erlaubnis des 
Pfarrers beichten gehen. Vgl. die Ausführungen des Mainzers Diel bei Falk, 
Diel 14 f., 19, 21, 45 f. Über die ehemalige Pflicht, beim eigenen Pfarrer zu 
beichten, s. Hinschius II 300 Anm. 5; Künstle 79; KL II 235. 

') Vgl. Pf. 12 v , 13 r , 14 r . Am Karfreitag sollen nach Meinung Diels nur 
stärkere Leute kommunizieren; den Schwächlichen sei es abzuraten mit Rück¬ 
sicht auf das Fasten am Gründonnerstag und das verschärfte Fasten am 
Karfreitag, auf das Wachen in dieser Nacht und die lange Dauer der Passions¬ 
predigt; vgl. Falk, Diel 25, 52. Auch Eck spricht (in Pf. 14 v ) davon, daß 
das Volk in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag zu wenig geschlafen 
habe; daher sollte die Matutin am Karfreitag vor 6 Uhr abends gesungen 
werden, damit die Leute zeitig nach Hause gehen könnten. 

) Bemerkenswert sind die Klagen Ecks in einer Predigt am 18. Febr. 
1520 (Sonntag nach Aschermittwoch) darüber, daß so wenige das Aschenkreuz 


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VI. Der Gottesdienst in D. L. Krau. 


127 


Unmitlelbar vor der Austeilung des hl. Abendmahls ward 
dem Volke durch einen Priester von der Kanzel herab die „all¬ 
gemeine Beichte“ als letzte Vorbereitung vorgebetet *). Am Palm¬ 
sonntag, Gründonnerstag und Ostersonntag kommunizierten die 
Gläubigen an drei Altären: am Hochaltar, am Frühmeßaltar und 
am Johannisaltar -). Es war Aufgabe der Kooperatoren, dafür 
zu sorgen, daß dies in der rechten Weise geschah; da sie aber 
durch die Menge der Beichtkinder sehr in Anspruch genommen 
sein konnten, hatten sie zeitig für Aushülfe durch die Kapläne 
und andere Priester zu sorgen. Gleich nach dem Empfang der 
hl. Hostie ward den Leuten unkonsekrierter Wein zum Trinken 
gegeben. Den Kelch reichten ihnen Priester oder Laien, nämlich 
Kirchmeister oder andere angesehenere Herren aus der Gemeinde. 
Die Laien muhten das hl. Gefäß mit einem Tüchlein anfassen *). 

genommen hätten (Serm. 19 r ): „O vestra insania! Non sic in Italia, Gallia, 
Anglia, Hispania: soli Germani stulti et insani! Dicis: Ain yeelicher zeit sein 
recht. Verum, das ist teufels recht. |19 v ] Ist zu erbarmen: inter 2000 eoni- 
municantes non fuerunt 100 [anscheinend aus 200 verbessert], qui acciperent 
cineres ab eorum plcbano.“ — Laut Pf. 11 r zählte St. Moritz nicht soviol 
Kommunikanten wie U. L. Frau. 

') Vgl. Pf. 11»*, 13*\ Ein Formular des Gebetes, das in U. L. Frau 
üblich war, wird von Eck ib. 25 > v mitgeteilt und unten in Teil II Abschnitt VI 
Nr. 2 ahgedruckt. Selbstverständlich ward jenes Gebet nicht bloß in der 
österlichen Zeit benutzt. Zuweilen sprach man dies allgemeine Schuldbekenntnis 
auch nach der Verkündigung von Ablässen an Festtagen oder an Stelle einer 
Predigt; vgl. z B. Pf. 6 V (Weihnachten), 7»* (Job. Ev\), 33y (Mariä Empfängnis), 
38 v (Margareta), 41»‘ (Allerheiligen). Vgl. dazu auch oben S. 88. Wenn 
darauf nicht die Spendung der Eucharistie folgte, wird man den Schluß jenes 
Formulars geändert haben. Falls nur wenige kommunizieren wollten, wird man 
es wohl überhaupt nicht laut vorgebetet haben. 

Pf. 11»\ 13»- und lß*\ ') Pf. 11». 


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IT. Teil. 

Text') 


I. De divino cultu ; ). 

1. De tempore -)- 

t 

Dominica prima A d v c n t u s. 

5‘* Omnia peraguntur secundum rubrijcam]. Kt in rnissa per 
illas quattuor dominicas utimur vestibus nigris. - In sormono 

‘) In den Abschnitten l — VI werden solche Texte des Pfarrbuchs initgeteilt, 
die von Eck geschrieben sind; vgl. übrigens oben S. 7 f. - Die Numerierung 
sämtlicher Überschriften, die vorne im Inhaltsverzeichnis des zweiten Teils 
aufgeführt sind, rührt von mir her; dagegen sind alle Nummern innerhalb des 
eigentlichen Textes, z. B. die Nummern der einzelnen Punkte in der Promissio 
cooperatorum, in den Adhortationes pro cooperatoribus, in OdG (Pf. 94 r ff., 
84 v ff.) ursprünglich. — Eck liebt es, sehr oft eine neue Zeile zu beginnen. 
Die Stellen, wo er dies tut, sollen im Abdruck durch ein Alinea oder (zwecks 
Raumersparnis) durch einen Querstrich kenntlich gemacht werden. Dieses 
Verfahren dient dazu, manchmal das richtige Verständnis des Textes zu er¬ 
leichtern. Bezüglich der Abtrennung des Stoffes muß ich mir jedoch einige 
Freiheit Vorbehalten. — Bei der Wiedergabe des Textes folge ich im allge¬ 
meinen den Grundsätzen, die für die Herausgabe von Aktenstücken zur neuern 
Geschichte auf der dritten Versammlung deutscher Historiker nach Vorschlag 
von Prof. Stieve aufgestellt worden sind [s. den Bericht über die dritte 
Versammlung deutscher Historiker 18. bis 21. April 1895 in Frank¬ 
furt a. M., Leipzig 1895, S. 18-25; die Grundsätze sind auch mitgeteilt in 
der Deutschen Zeitschrift für GeschichtsWissenschaft, hrsg. von 
L. Quidde, XII (1894 95) 266 — 871]. Das geschwänzte e (<») wird von mir beibe- 
hallen. Wo Eck v für u schreibt, habe ich u eingesetzt und umgekehrt. Eck 
braucht häufig, namentlich am Schluß eines Wortes, den Buchstaben j, wo 
wir i nehmen, oder ij. wo wir ii oder ji schreiben. Im Druck ist j überall da 
angewendet, wo es wie j gesprochen wird, sonst wird i eingesetzt. Während 
also Eck z. B. ieiunium, dej, jn, lanij, proijeiant schreibt, wird jejunium, dei, 
in, lanii, projiciant gedruckt. 

**) Don liturgischen Büchern entsprechend werden die Heiligenfeste mit 
Ausschluß der in die \\ eihnaebtsoktav fallenden unter den Ofticia de sanctis 


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L Do divino cultu. 1. De tempore: Pfarrhuch 5 r . 


129 


pro invocatione canitur: „Mittel unnsers lebens etc.“ l ). — N. B. 
Collectnra s. Antonii hie incipiebat; quare dominica pr^cedenti 
est plebani et cooperatorum -): unde in liac die intirnatur populo, 
questorem s. Antonii venturum et collecturum sequcnti dominica. 

Dominica secunda Adventus. 

Advenit questor s. Antonii; is adventum suum ante per 
octavam denunciat. — Kadern M ) dominica debot populo intimari 
collectnra decimarum personaliuin, ut solvanl benigne. Et colli- 
guntur per seniorem ex cooperaloribus, cui dantur 4 ß et \ men- 
sura vini, dum colligit, sive in cena fuerit, sive in prandio. Solet 
plebanus pr^posito collegii veteris et regenti novi collegii ac con- 
ventoribus scribere, ut colligant a collegis et domesticis ac ipsi 
plebano collectas decimas transmittant l ). 

N. B. Per totam Poloniam quelibet persona solvit s. Petro 
Rom^ nnnm obulum nsualem annnatim ab anno 1BJ8. Olim de 
qnalibet domo solvebantur tres obnli usuales et cribrnm aveny. 
Sunt ibi collectores apostolici. — Similiter in Anglia quelibet 
domus dat denarium usualem; valet autem denarius usualis 
ferme G denarios Bavaricos, quia 3G faciunt florenum Renensem 
in moneta *). 

*») Randnotiz Ecks: Decimc personales. Vgl. dazu oben S. 5ß. 

behandelt, dieso jedoch, ebenso wie die Sonn- und Wochentage und die Ilerrn- 
feste, unter den Officia de tempore. Eck selber sagt in Pf. 58 r : „Vide supra 
de divino cultu, de tempore et snnetis“ und betitelt ib. 38 r den zweiten Ab¬ 
schnitt: „De sanctis“, während er dem ersten keine Überschrift gibt, ln dem 
von Pihelmair verfaßten Inhaltsverzeichnis werden die beiden Partien als 
„Officio divina de tempore“ und als „Officia divina de sanctis“ bezeichnet 
(ib. 3 r ). — In Pf. 5 r fehlen die Überschriften; sie sind von mir den Worten 
Eck9 ib. 58 r entlehnt. 

') Über dieses Lied, das vor der Predigt gesungen wurde, s. Baeumker 
1 584-595; vgl. oben S. 90. 

2 ) Der Sinn wird klar durch Ecks Notiz in Pf. 31 : „Collecture s. An* 
tonii: Incipit dominica prima Adventus. Hinc collectura ultime dominice piv* 
cedentis est nostra. Durat usque ad ultimam dominicam ante Septuagesimam ’ 
sed quiequid illa ultima dominica colligitur, est plebani et cooperatorum.“ Vgl. 
oben S. 92 Anm. 7 und unten S. 135. 

:l ) über das collegium vetus und collegium novum s. oben S. 18 Anm. 1. 

4 ) über die Geschichte des Peterspfennigs in England und Polen s. 
A. Gottlob, Aus der Camera Apostolica des 15. Jahrhunderts, Innsbruck 1889, 
S. 214 f., 218 ff.; E. Friedberg, Lehrbuch des katholischen und evangelischen 
Kirchenrechts, 4. Auf!., Leipzig 1895, S. 480 f.; Sägmüller 774. Eck wa 

Stuili.n u. Ti-xto. IM't 4 u. (Jr»*viu<;. lMurrluu'h. 9 


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130 


1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfnrrbuch 5 rv —6 r . 


N. B. Tempore Adorffi eompnnalor seu ^dituus ibat cum 
sacerdote colligente anno H7(P). 

Dominica quarta [Adventus]. 

Adhortetur p|lebanus] populum, ut pr^paret se ad futuram 
solemnitatem 2 ); mulieres confiteantur et communicent, similiter 
magistri cum scholaribus; dicat de gaudio spirituali futuri iesti. 

Adverte in angaria commemorationem animarum 3 ). 

Solebant olim propinam offerre prefeetus, judex, theolona- 
rius, granator 4 ) et alii ofticiales, cives item potiores cum docto- 
ribus, quod hodie decrevit. Capellani singuli solent dare 10 er. 
Si uuus ex eis portaverit, tune nihil datur; si mittunt per famu- 
lum, tune* dantur 2 er. aut 3. Idem de reliquis propinantibus 5 ). 

Nativitas dom in i [25. Dez. |. 

In vigilia Nativitatis ex consuetudine nulla habetur peraetio 
vel anniversarius, nisi vel necessitas vel commoditas aliud sua- 
serit. — Officium canitur circa decimam. 

Eo die capellani et ediles solent strenas mittere, et omnes 
donatores invitantur ad prandiuin in die s. Johannis aut alio 
magis commodo 5 ). 

Ad vesperas w ) fit pulsus circa horam secundam propter 
sermonem ad Universitäten!. Plebanus prodit ex sacrario pro 
inore cum reliquiis. Pro choro stat Universitas. Hoc vespere 

•') Randnotiz Ecks: Pilebnnus] cantnns vesperas solot ordiri ante nltare, 
similiter benedictionem dare ante nltare. 

im Sommer 1525 in England gewesen. Wiedemnnn 41 f. Während seines 
dritten Aufenthaltes in Rom stand er mit dem Sekretär des Königs Siegmund 
von Polen in freundschaftlichen Beziehungen. Ebd. 192, 554. 

') Darunter eine eigenhändige, vom 3. März 1582 datierte Eintragung 
des Pfarrers Sebastian Pollinger über eine Differenz mit Bartholomäus Vischer, 
Regens des Georgianums. Anfangs wollte dieser bestreiten, daß die Insassen 
seiner Anstalt zu Personalzehnten verpflichtet wären und sie jemals entrichtet 
hätten; zuletzt zahlte er aber doch */., Gulden. Vgl. oben S. 56 Anm. 6. Über 
Visolier (Fischer) s. Schmid 96, auch 57, 285; Prantl 1 307, 342, II 492. 

-) Vgl. die Mahnung bei Falk, Diel 6, 39. 

l ) Vgl. oben S. 113 f. 

4 ) Über den „cireus Ingolstndianus* und die „praefectura Ingolstadiana* 1 , 
die zum herzoglichen Rentamt Mönchen gehörten, s. 0 A XXXIX (1880) 167—170. 
Theolonarius = telonarius, Zollbeamter. Unter granator wird der Verwalter 
des Kornmagazins zu verstehen sein. 

") Vgl. oben S. OS f. 


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I. Do divino cultu, 1. De tempore: Pfarrbueh 6 r . 


131 


conpletorium non canitur, sed post benedictionem p[lebanus] 
nscendit altare, dans benedictionem cum cruce sancta 1 ), rursus 
eandem super altare loeans, et oraturo ad universitatem dat 
benedictionem, qua data mox defert rcliquias in sacrarium aut, 
quod honestius est, finito sermone, ut placuerit. - Salutatio 
Virginis 3 ) non mox cantetur post sermonem, sed differatur more 
solito, quia plebs commodius venit sero. — fluret pflcbanus], ut 
vesperi casul^ rubea et janthina seu cerulea ex armario superiori 
exhibea[n]tur in usum crastinmn. 

Ad matulinas pulsus fiat hora XI. n ). Posteaquam p[leba- 
nusj legerit priinum evangelium pro septima leetione *), ingrediatur 
sacrarium et induat so pro celebrando officio casula celestina 
seu cerulea. 

Finito nono responsorio egreditur ad altare, tarnen ante 
egressum familiariter hortelur sacerdotes, ne quispiam eorum 
celebret ultra unam missam in nocte; nam sic plures non redirent 
ad seeundtun officium 4 ); verum in diluculo parum roferat, si 
duas aut omnes tres legant. Porro roget eosdem, ut non egre- 
diantur ad celebrandum sub aliquo istorum trium officiorum, nisi 
posteaquam hymnus angelicus „Gloria in excelsis“ in summo 
altari insonuerit. — Missa solemniter cum omnibus et in organis 
canitur, eo dempto quod concbiditur cum „Benedicamus domino“, 
et benedictio non datur h ). — Mox ministrantes a cornu evangelii 
canunt: „Jnitium evangelii s. Mathei,“ simul scilicet initium: 
„Dominus vobiscum,“ „Jnitium s. evangelii secundum Matheum,“ 
similiter finem: „De qua natus est etc.“ Inter medias vero dau- 
sulas alterne canunt r j. 


«-) Randnotiz Ecks: (Jura, ut cursorie cantent; psalmi enim sunt lon- 
giusculi et frigus magnuni. 

b ) Zusatz von Eiszepf: Parochns incipit dare comnninionem. 


') Vgl. oben S. 101 Anin. 3. 

-) Wohl „Alma Redemptoris“; vgl. oben S. 124 Anm. 2. 

:j ) ln der 7., 8. und 9. Lektion der Matutin am Weihnachtsfest weiden 
auch im römischen Offizium drei Evangelien gelesen. 

4 ) Zum zweiten Hochamt, das um 6 Uhr begann (officium aurore). 
r ) Im M iss. fol. X*‘b steht am Schluß der ersten Weihnachtsmesse (in 
galli cantu) hinter „Renedicamus domino“ die Rubrik: „ßenedictio non datur. 
Sequi tu r evangelium immediate: Liber generationis.“ Als „zweites Evangelium“ 
der ersten Messe diente also die Stammtafel Jesu nach Matth. 1. 1 —16. 

9* 


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132 


1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbueh 6 V . 


6v 


Chorus illico canit an|tiphonam] «0 mundi domina“ *), qua 
finita hydraules orditur canticum Augustini 2 ) „Te Deum lauda- 
mus“. Interea ) p|lebanus] sc exuat et ad chorum revertatur 
perficiens matutinas. 

Officium aurore, ne protrahalur in altiorem dicm, hora sexta 
sumat initium; agitur in albis cum ministrantibus et in organis; 
post elevationem eucharisti^ ministrans ascendit cancellos. — Et 
terminatur officium cum „Benedicamus domino“ absque alia bene- 
dictione et petentibus oucharistia porrigitur in altari s. Johannis. — 
Ad verte: si feria quinta fuerit, non habetur circuitus cum sacra- 
mento venerabili, et nicliil omnino agitur de corpore Christi 3 ). 

Summum officium in rubea casula. Proeessio fit cum 
responsorio „Verbum caro etc.“. Post offertorium cooperator 
ascendit cancellos, proclamat indulgentias, exhortatur populum 
ad eleemosinam fabrice et, ut redeant post prandium ad sermo- 
uem, et dicit generalem confessionem. Dicat, quod cum quiete 
comedant, quia sermo satis tarde auspicabitur. 

Sermo fit post prandium; sit brevis et pro invocatione 
canitur: „Der tag, der ist so freidenreich“ 4 ). 

Ad vesperas fit pulsus hora secunda. P[lebanus] cum 
ministrantibus in rubeo pallio egreditur sacrarium pro more cum 
reliquiis. Canitur in organis, fit thurificatio more consuelo; null» 
habetur statio. (lonpletorium statim incipit plebanus post ves¬ 
peras, et canitur in organis. — „Pueri cantaluri“ :> ) resonet finito 
conpletorio; maneant in sacrario, quousque finiatur «Nunc dimittis“. 
Et non habeatur „Joseph“ omnino aut saltem honestiori modo, 
scilicet quod non condiat pulmentum, ne ecclesia dei irridealur r '). 


Zusatz von Eiszopf: ubi communioaverit petentes. 

') Diese Antiplion ist zu finden in Brev. 1 2) 2 V a. — Der Raum erlaubt 
es nicht, jedesmal dem Leser anzugeben, wo er die Hymnen, Antiphonen, Vor- 
sikeln und Orationen nachlesen kann, loh muß hier im allgemeinen auf das 
Brevier und Missale verweisen. 

-) Im römischen Brevier wird jener Lobgesang, der gewöhnlich als 
„ambrosianiseher“ bezeichnet wird, „Hymnus sanetorum Amhrosii et Augustini“ 
genannt; vgl. KL XI 1282 f. 

') Vgl. oben S. 102 f. 

*) f'ber dieses Lied s. Baeumker l 286 ff.; vgl. oben S. 90. 

5 ) Offenbar Anfangsworte einer Antiphon oder eines Liedes. 

°) Sinn: „.Joseph“ soll entweder gar nicht gespielt worden oder doch 
nur auf eine anständige Weise (nämlich: ohne daß er einen Brei zubereitrtt. 


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1. Do diviuo cultu. 1. Do tempore: Pl'arrbuch 6 v ~7 rv . 


133 


«Salve“ cantatur mox pueris cessantibus. — Nota: si in sa- 
batlium vencrit festum illud, tune „Salve“ consuetum oniittitur, 
et vespere rnortuorum circa sepulturam principum dicuntur prop* 
ter populi rnultitudinem. 

Stephani [20. Dez.]. 7* 

Olficium matutinum canitur post horam tertiain H ) regentc 
cooperatore absque organis. - Prima missa canitur in altari 
s. tieorgii, et sub ea fit sermo ad populum. — Ad suinnnnn ofti- 
cium lit processio cum reliquiis et minislrantibus; uuus ex coope- 
ratoribus inoflieians portal crucem, et canitur in orgauis. — In 
sccundis vesperis soleniniter omnia aguntur; canitur in organis, 
lit thurificatio soleniniter in palliis; tit statio in altari s. Johannis. 

Johannis Evangeliste [27. Dez.]. 

Matutinum officium incipit hora tertia et canitur in organis. 

— Prima missa canitur in altari s. Johannis, sub qua olim post 
elevationem dicebatur evangelium clumtaxat, sed melius est pro 
honorificentia tanti festi, ascendens in cancellos denunciet indul- 
gentias, hortelur, ut redant ad sermonem post prandium ll ), quod 
non per jocum bibant benedictum vinum, et pr^loquatur gene¬ 
ralem confessionem. Quo facto cooperatores exhibcant vinum 
benedictum in altaribus; solent midieres bibere in altari s. Johannis *). 

Otticium agitur soleniniter cum processione et portatioue reli- 
quiarum. 

Innocentum [28. Dez.]. 7 v 

In primis vesperis non canitur in organis; non tit sermo 
in die; poterit peractio aliqua liaberi. Cantus alioqui ecclesit? 
est lugubris. 

a ) Später umgeändert in: quartain. 

b ) Randnotiz Ecks: Si sermo habeatjur] ante prandium, sit brovis, et 
potio s. Johannis datur post sermonem. 

damit die Kirche nicht zum Gespötte wird. Es handelt sich um eines jener 
possenhaften Spiele mit religiösem Hintergrund, bei denen die Kirche uur zu 
leicht zum Schauplatz förmlicher Faschingslaunen wurde, ln diesem Falle 
scheint früher eine als hl. Joseph gekleidete Person für das Jesuskind Brei 
gekocht und davon unter derben Spässen an groß und klein ausgeteilt zu 
haben. — In geistlichen Spielen, in Liedern und auf Bildern ward Joseph vor¬ 
geführt, wie er Brei kocht; vgl. K. Weinhold, Weihnacht-Spiele und Lieder 
aufi Süddeutschland und Schlesien, 2. Ausgabe, Graz 1855, S. 151 f. nebst Anra. 

') Über die Sitte, Johanniswein zu trinken, s. KL IV 1433-1435; 
vgl. auch Falk, Diel 7 f., 40. 


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134 


1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 7 V —8 r . 


Tliome Cantuariensis |2D. Dez.]. 

Habetur afnniversarius] fundatus Plümel ft ) et, quia liodie 
vivunt amici, ideo diligentius denuncietur. 

Novum anuum 1 ') 

hoc modo distribuat: tibicinibus 8 er. (10 O), tubicinatoribus 
0 er. (10 scabinis 0 c ) er. (Adorf dedit 10 rj anno 1470); 
aedituo nihil, quia habet partem suam in oblationibus; cantori J ) 
cuilibet 10 er. (10 r,), pedellis 8 er.; coe^ 8 er. (24 <>), famulo 
4 er. (10 o), juveni 2 er. (6 o). 

Cireumcisionis [1. Jan.]. 

Ad vesperas sicut in alio summo. — Matutine habentur 
post lioram noctis tertiam’ 1 ). — Prima missa canitur in altari 
medio. — Ad summum officium habetur processio cum reliquiis, 
licet octo imagines argente^ non efferantur. P[lebanus] utitur 
rubeis in officio. — Sermo post prandium °). Secund^ vespere 
per cooperatorem reguntur sine organis. 

Proxima leria post Cireumcisionis [2. Jan.]. 

Ad primam missanri fit pulsus majori campana et canitur 
oflicium de b. Virgine. Oblationes sunt cooperatorum, qui post 
elevationem in summo altari dant populo bibere vinum bene- 
dictum pro novo anno. Vinum emitur per cooperatores. 

Epiphanie [0. Jan.]. 

Vespere habentur solemniter; oratione non conclusa, cum 
responsorio „Uluminare“ proceditur ad capellam Trium Magorum, 
ubi sumitur versiculus et collecta conpletorii et in reditu: „Ecce 

») Vor Plümel ist ein freier Raum für dessen Vornamen gelassen; er 
hieß Johannes, vgl. die Pfnrrcrliste in Teil II Abschnitt II. 

l ') Die in runden Klammern gesetzten Bemerkungen geben an, wieviel 
Adorf den betreffenden Personen als Neujahrsgeschenk gegeben hat. Die Worte 

„Adorf dedit-anno 1476“ beziehen sich auf sämtliche eingeklammerte 

Posten. Cher. Neujahrsgeschenke s. K L IV 1397 f. 

c) Nachher in 4 umgeändert. 

d) Späterer Zusatz von Eck: prope quartam. 

e) Später bemerkte Eck am Rand: „Utilior erit sermo ante prandijum]“. 
Eiszepf schrieb darunter: „Ita nunc fit.“ 

') Es war ein alter Brauch, daß die Cantores das neue Jahr ansangen. 
Vgl. Sb 1. VI 2*3. 


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I. Dü divino cultu. 1. De tempore; Pfarrbuch 8rv—9r. 


135 


Maria“ *). — Matutin^ post liorani tertiam noctis cum uno noc- 

turno. — Prima missa canitur in altari Trium Magorum. . 

Processio et suinmum officium solemniter. — Sermo post pran- 
diurn R ). — Secunde vespcry reguntur per cooperatorem sine 
organis. 

Dominica proxima ante Septuagesimam b ) 8 

diligenter promoveatur negotium s. Antonii 1 2 * ), quia est plebani et 
cooperatorum, quicquid colligitur. 

Septuagesima. 

„In mittel unnsers lebens zeit etc.“ ;{ ). 

S exagesima. 

Quinquagesima. 

Olim non habebatur sermo per negligentiam cooperatorum, 
sed omnino habendus est. Diligenter autem intimetur populo, ne 
lacticiniis utantur, nisi in reconpensam contribuant, quanturn in 
die absumunt, in gazophylacium ecclesi^ 4 5 ). 

Carnisprivium 9 

Mane canitur officium de b. Maria Virgine in ejus sacello 
per cooperatores. Eodem die poterit peractio sive anniversarius 
haberi. 

Gin er um. 

Mane legitur solum prima missa, et eo die non agitur 
officium pro defunctis propter incincrationem populi. — Suinmum 

H ) Randnotiz von Tuchsenhauser: „ütilior ante praiidium.“ Auch hierzu 
notierte Eiszepf: *Itu nunc fit.“ 

’») Oben auf fol. 8 V steht von späterer Hand geschrieben: „Erhardi 
[8. Jan.]. Sutores officium cantari procurant, sicuti inlra in festo Crispini etc. 
annotatum est.“ Vgl. Pf. 40 v . 


1 ) Das Responsoriuin „Illuminare“ findet sich im Brev. 6 V b bei der 
5. Nokturn (heute bei der 4.) der Matutin. In der Vesper oder Komplet des 
Offiziums kommt es auch im Brev. nicht vor. „Ecce Maria“ sind die Anfangs¬ 
worte einer Antiphon in der ersten Vesper des Festes Christi Beschneidung. 

2 ) Vgl. oben S. 129 nebst Anm. 2. 

: ‘) Lied vor der Predigt; vgl. oben S. 129 nebst Anm. 1. 

4 ) Über die Butterbriefe s. S. 18 nebst Anm. 2. Übrigens geht aus 
Pf. 10 v (unten S. 139) hervor, daß auch den sonst Dispensierten in der Kar¬ 
woche der Genuß der Laktizinien verboten war. 

5 ) Dienstag vor Aschermittwoch. Grotefend 1 21. 


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13(5 


1. De diviuo cultu. 1. De tempore: Pfrtrrlmch 9 rv . 


officium consucvit per plebanum cantari cum ministrautibus. Vide 
obsequiale. In hoc tarnen ab eo devia, quia, si ante processionem 
utaris cineratione, pauci admoduni venient; melius itaquc fuerit, 
prius letaniam cum processione fieri et dein populo cinerem ex- 
hiberi. — Illum ergo ordinem observet: post conpulsum egre- 
diatur palliatus cum ministrantibus et benedicat cineres, quibus 
thurificatis canitur „Exaudi“; quo finito dicit collectam „Oremus“, 
minister: „Flectamus genua, Lcvate“, ut in obsequiali. Deinde 
fit processio, qua finita dicit: „Domine, non secundum etc.“, 
„Oremus-, ut in obsequiali *) post consecrationem cinerum. Canitur 
an[tiphona] „Immutemur habitu.“ Palliatus ipse ascendit et 
cinerem in capita mittitMajore parte populi incinerata, mi- 
nistro id coinmittat: ipse casula aecepta officium adgrediatur. 
Et chorus „Salve- cantet. - Conpletorium nocte canitur absque 
tarnen precibus‘). Quod si post conpletorium canuntur vigilie 
mortuorum, mox finitis vigiliis decantantur „Laudes Mari^“ 4 ); si 
vero vigili? non habentur, tune „Salve“ canitur ex intervallo post 
conpletorium !l ). 

Feria sexta. 

Non fit processio contra Turcarn 5 ), quia habetur letania 
sub officio pro peccatis b ). 

Sabathum. 

More solito conpletorium canitur, nisi quod aliis sabathis 
quadragesimalibus habetur sermo, et finito sermone canuntur 

«) Zusatz von Arnsperger: „Pulsus ad completorium in feriis fit hoc 
modo: si hahentur vigiliae post completorium, tune debet fieri compulsatio: si 
vero non hahentur vigiliae, tune fit pulsus una campanula tanturn, absque 
compulsatione.“ Vgl. oben S. 93 Anm. 2. 

'•) Nachtrag von Arnsperger: Anii[iversarius] Stephani Euriug debet 
teneri circa initium Quadrugesimac, videlicet in prima septimana, sicut. ad hoc 
sonant literae fundationis, quas exhibuit Albertus Euring adhjuc) superstes, 
qui instanter petiit. illud debere fieri sub pena in literis expressa: quod alias 
illa pecunia, videlicet 45 er., debet dari in hospitale. Actum anno etc. 45 
f'cr[in] 11. post (durch Beschneidung des Hande9 ist das letzte Wort getilgt). 

') Im Ordo benedictionis cinerum des Eichstätter Obsequiale (vgl. oben 
S. TU Anm. 5) fehlt der Versikel: Domine, non secundum pcccata nostra 
facias nobis. '-) Vgl. oben S. 126 (127) Anm. 5. 

;l ) Über die Preces s. Thalhofer 11 423 ff. 

4 ) Wohl „Ave Regina“; vgl. oben S. 124 Anm. 2. 

’) Vgl. oben 8. 1U2 Anm. 1. 


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I. De divinu cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 9 V —10 r . 


137 


„Luuilcs Marie". Primo tarnen sabatho non solet tieri sermo. Quic- 
quitl tibi placitum fuerit: si poteris plebem persuatlere, ut veniat, 
bene quiclem; aliquotics enim tentatuni fuit, sed paucissimi 
venerunt *). 

L e t a n i a 

agitur secunda, cjuarta et sexta leriis, et fiat processio, antequarn 
officium pro dofuncti.s incipiatur. (lapellani intersint sein per 
processioni“). 

Dofminica] Iuvocavit. 

Si post seeundas vesperas liabentur vigili^, tune absque 
intervallo sequatur „Salve“, alioqui per intervallum, quamvis 
commode non possint baberi vigilie, quia in crastinum sutores 
liabent memoriam quattuor temporum-). 

Commemoratio animarum per angariam l> ). 

Oculi. 

Post seeundas vesperas liabentur vigili^ solemnes ducis 
Georgii, et finitis vigiliis fit processio, et vesper^ mortuorum 
dicuntur post processionein juxta sopulebrum prineipum ;s ). 

[Feria secunda post ()culi|. 

Marie liora oetava feria secunda lit pulsus ad officium 
mortuorum, quod canit pl|ebanusj assistentibus ministris suis, et 

R ) Zusatz von Arnsperger: Sabbato ante Iuvocavit et in aliis soquentibus 
sabbfalisj fit turificatio ad vesperas, sicut alias per nnnuin tieri solet in vesperis. 
videlicet per omnia altaria. 

1») Darunter von späterer Hand: „Adverte, ut eommodo tempore insti- 
tuautur anniversaria sacra in s. Gregorii festo pro facultate artistica et ante 
dominicam Passionis annivers[arium] general[e] universitatis.“ Über diese Jahr- 
gcdächtnisse s. oben S. 116 und 118. 

') Im Jahre 1526 hat Eck an diesem Tage gepredigt; im folgenden 
Jahre mußte er notieren: „Sabatho non predicavi, quia nemo venit.“ Vgl. 
Serm. 18 r , 53 r . Von da ab hat er den Versuch, an diesem Samstag zu 
predigen, nicht mehr erneuert. Dagegen hat er, solange er Pfarrer war, an 
allen andern Samstagen in der Fastenzeit (mit Ausnahme der Tage vor Oculi 
und Laetare 1526) gepredigt; dies läßt sich aus seinen Angaben in den Serm. 
feststellen. *) Vgl. oben S. 114 

3 ) Herzog Georg der Keiche war am 1. Dezember 1503 im neuen Schloß 
zu Ingolstadt gestorben; am 5. trug man seine Leiche in die Marienkirche, 
setzte die Eingeweide in der dortigen Fürstengruft bei und hielt die Totenvigil; 
am 6. überführte man die Leiche nach Landshut und bestattete sie hier am 
9. Dezember. Vgl. Geratner Ing. 128 f.; Riezler III 581. 


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138 


I. Do divino cuJtu. 1. De tempore: l'farrbuch 10 r . 


canitur ad finem"). Officio peracto p[lebanus] deponit casulam 
et sumpto pallio assotiatur processionem, qua canitur „Absolve“ 
sine „Placebo’*; et ornitlitur ex consuetudine processio cum 
letania. Finito officio mortuorum canitur solernniter officium 
de Assuniptione b. Marie Virginis cum ministrantibus, et etiam 
ad finem canitur. Aliquando tarnen cantarunt officium mortuo¬ 
rum solum usque ad elevationem, et mox subjunctum fuit 
officium dive Virginis. Et bis absolutis fit processio lj ). Distri- 
buitur eleemosyna, et inlerea vespertin^ preces solvuntur. — 
Interesse debent Iiuic annu^ peractioni: pr^fectus cum aliis officia- 
libus ducis, civium magister cum senatorii ordinis viris; regens") 
item novi collegii cum stipendiatis suis atratus proxime sequalur 
clerum in processione. Adhortetur in sermone p[lebanus] eas, 
(ju^ dotatv sunt ex principis liberalitate; decet enim gratos [!] 
esse benefactoribus. — Senatus dat plebano 3 />*; cooperatores 
suas presentias recipiunt. — Fundatio 11 ) principis Georgii: Dotetur 
omni anno virgo honesta, dentur ei 10 fl.; sedecim pauperibus 
singulis tunic^ dentur; adlioc detur larga eleemosyna. 

Feria sexta ejus dem ebdomad^ 
datur eleemosyna a quodain lanio. An[n |iversarius agitur eadem 
feria sexta aut, si commode fieri non possit, transponitur. 

«) Zusatz von Arosperger: „Jam non ad finem, et melius“, nämlich mit 
Rücksicht auf das zweite Amt sollte das erste, um Zeit zu sparen, als ein 
Amt begonnen, aber als Lesemesse fortgesetzt und vollendet werden. Über 
diesen Unfug s. oben S. 81 ff. 

ü) Neben „quod canit pl[ebanus] assislentibus . . steht am Rande die 
Zahl 1: neben „Aliquando tarnen . . stellt am Rande 2, und zu „Et bis 
absolutis fit processio“ gebürt offenbar die Randziffer 3. Zu 1 bemerkt Eck: 
„multis de ca[usis] ego hunc primum modurn aut ult[imum] et omnino non 
tenui 1?] modum medium.“ Zu 3 hatte Eck zunächst geschrieben: „Optimum 
tarnen fuer|it], processionem ab initi[o] haberi ante officifum]“, aber später ver¬ 
besserte er sieb: „experientia difdicij contrarium.“ 

c ) Am Rande trug Eck nach: „Regens cum s[uis] primus offfert] ad 
utrumque off[icium| a , nämlich sowohl während des Seelenamtes, als auch 
während des Amtes zu Ehren der Mutter Gottes, die wohl als Patronin der 
Kirche um ihre Fürbitte für diesen Herzog angerufen werden sollte, unter dem 
und mit dessen Hilfe der lange Zeit unterbrochene Ausbau ihrer Kirche wieder 
aufgenonimen werden konnte. Der Regens des „Neuen Kollegs“ erschien im 
Trauergewande mit seinen Alumnen, weil diese Anstalt ihr Dasein dem Herzog 
Georg zu verdanken hatte. Vgl. oben S. 18. 

'>) Dos Folgende ist ein Nachtrag Ecks. 


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1. Do divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 10 v — 11 r . 


139 


Quadragesima. iu* 

N. B. Solent plerumque multa funera esst.* in Martio, adt»o 
ul commode peracliones haberi non possint; tune possunt etiam 
ad prim am missani peragi feria quinta aut sexta islo ordine. — 

Sub pulsu ad ofticium Corporis Christi canuntur vigilie; quibus 
linitis fiat processio cum Corpore Christi more solito; qua finita 
mox incipialur officium defunctoruin; post cujus elevationeni 
prodit e sacrario is, qui officium agit. de Corpore Christi, et 
canit officium suum more solito. - Cura tarnen, ne conpulsus 
dlius officii incipiatur ante psalmum [148] «Laudate dominum 
de c^lis**. — Id et aliis temporibus accomoda. 

Letare. 

.1 udica H ). 

Hac ebdomoda solet peragi anniversaria commemoratio 
animaruin per universitatem cum simili observatione, sicut sub 
Gregorii festo notatum est, eo dempto quod secundum officium 
canitur de tempore 1 ). — In ipso sermone dominier Judica aut 
in vigilia Palmarum promoveatur fabrica, ut gazophylalio con- 
tribuant lacticinia, quod per Ultimos septem dies non utantur 
lacticiniis 2 ); et prohibe non absolutos, ne aceedant ad eucha- 
ristiam. — Adverte anniversarios fundatos, ut Pröpstel etc. 5 ), 
si ineidant post Palmarum, ut prius habeantur. 

Dom[iniea] Palmarum. 11 r 

In vigilia ctemanda cooperatoribus, quia tres sint dfies], in 
quibus major pars populi communicet, scilicet Palmarum, Ce[na] 
domini et Resurrectionis, et ipsi teneantur minist[rare] sacra- 
mentum; quod si fuerint impediti auditione confitenti[um], alios 
sacerdotes rogent in tempore; hoc est se[rvandumj, ut assint, 
qui communicent et qui potum calicis porrig[ant] 4 ). Similiter 
provideant [par]ticulas in conpe[tenti] numero consecrari h ). 

«) Nachtrag Ecks: „Hoc die convenit, ut articuli super communione 
publicentur, nisi Annunciationis festum in futura occurrat septimana.“ In diesem 
Falle sollen sie am Festtag publiziert werden. Vgl. dazu unten S. 145 Anm. a. 

b) In vigilia — consecrari ist von Eck in der linken obern Ecke der Seite 
nachgetragen; durch Beschneidung des Bandes sind einige Worte verstümmelt 
worden. 

') Vgl. Pf. 35 r und oben S. 116, 118 ') Vgl. hierzu oben S. 18 und 135. 

n ) Es ward „cum 6 caplellanisj* gehalten. Pf. 129*'. 

4 ) Über den Unterschied zwischen dem Kelch mit konsekriertem AVein, 
den der Priester in der Messe nimmt, und dem Kelch mit gewöhnlichem 


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140 


1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbucli ll r . 


In vigilia sub summo officio conseerantar GUO hosti«, 1 et 
totidem ipso die Palmaruin aut sequenti feria secunda') per 
agentem priinam missam*). — Vespeias regit p[lebanus] assi- 
stentibus diaconis; thurificatio fit pro more; conpletorium simi- 
liter regat. Canitur «Salve parvunv*; fit processio cum vesperis 
moiluorum. Deinde fit contio ad populum pro rudi plebe et 
juventa de eucharistia: sequitur «Salve majus". 

Mane hora terlia fit pulsus ad missam animarum, et nondum 
confessi se expurgant. 

Prima missa inchoatur dimidia hora ante sextam. Non ex- 
pectetur pulsus s. Mauricii, quia hie sunt plures communicantes 
et circuitus prolixior. In summa, ipso sole Oriente fac pulsari. — 
Canitur missa per cooperatorem cum sola colleeta de dominica 
et evangelio „Cum appropinquasset“; consecrat GÖO hostias, 
scholasticus canit tardiuscule, etiam s^pius repetendo K. X. K.-) 
quam novies, et pergit canere officium usque ad ofTertorium 
inclusive. — Finito offertorio cooperator ascendit cancellos: 
1) denunciat collecturam decimarum personalium proxima feria 
secunda inter pontes ad Salvatorem :{ ) etc.; 2) hortatur, ut infirmi 
hoc biduo provideantur, quia aliis diebus non vacat pr^ negotio¬ 
rum multitudine; 3) quid quolibet die septirnane agendum sit: 
i) articulos prohibitorios sacramenti '); 5) si non erit serino 
post prandium, dicat evangelium, et concludat cum publica con- 
fessione. — Post hoc populus communicetur in tribus altaribus, 
scilicet summo, medio et s. Johannis '’). Roget'in vigilia aediles, 
ut aliquos honestiores ordinent secum ad deservienduin eucha- 
ristu,* in communione populi. Capellani assistunt porrigendo 
potum calicis, quod, si desint sacerdotes, potest honestis laycis 


,l ) aut — secunda später durchstrichen. 


Wein, den man dem Volke reicht, soll dieses unterrichtet werden; vgl. Falk, 
Diel 16, 47. — Zum Texte s. auch oben S. 127. 

') Eck schätzto die Zahl der zum Empfang der Osterkommunion Ver¬ 
pflichteten auf 2000; näheres s. oben S. 126 Anm. 3. Vgl. die Anweisungen 
betreffs der österlichen Kommunion bei Falk, Diel 13 ft*., 44 ff.; Aber die Zahl 
der Kommunikanten in der Mainzer Pfarrei St. Christoph s. ebd. 18, 24, 27 f., 
29, 48. 52, 55, 56 

*) K. X. K. - Kyrie, Christe, Kyrie eleison. 

3 ) Über den Bezirk Unsernherrn, der zu Ingolstadt gehörte, aber jenseits 
der Donuu lag, s. Gerstner Ing. 52 f., 124. 

*) Vgl. unten 8. 145 Anm. a. : ’) Vgl. unten S. 145 Anm. 1. 


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141 


I. De divino cultn. 1. De teni|>ore: Pfnrrbucli 11>' V . 

committi '), caliee pannis involuto. — Cooperatores disponant 
capellanos commuriionem exhibentes. 

Ad officium: Sub communione fit primus pulsus ad summum 
officium, et conpulsatio omnino fiat ante octavam horam. — 1 
P[lebanus] palliatus rubeo ascendit cancellos ot benedicit palmas 
cum ministrantibus, ut in obsequiali 2 ). Choro cantante anfti- 
phonam] „Ante dies sex“ descendit de cancellis et ante altare 
chori dicit collectam et ibi recipit palmas cum diaconis. — 
Processio solemniter fit et statio habetur ante turrim pulsoriam :1 ) 
cum canticis, ut in obsequiali. -- N. B. Sub „Gloria, laus“ 1 ) 
eodem modo respondet orando plebanus cum ministrantibus. Kt 
melius est, quod hymnum illum non cantent in figuris. Mini¬ 
strantes percutiunt p[lebanum] cum palmis, quando canunt simul 
„Scriptum est enim“ •">), et ter percutiunt. Pflebanus] vero in 
terram prostratus se elevans canit „Postquam autem etc.“ In 
bvmno „Vexilla etc.“ bis canit bunc versicnlum") „0 crux“ 7 ) 

a ) Nachtrag Keks auf «lern später beschnittenen Rande: Iprijnuun ejus eonrn. 

’) Nach Diel war es geraten, daß ein Kooperator an den Tagen, an 
denen die meisten zur Osterkommunion gingen, die Eucharistie austeilte, und 
daß der Pfarrer dabei nur assistierte und acht gäbe, damit nicht Auswärtige 
zugelassen würden, die keine spezielle Erlaubnis hätten, anderswo als in ihrer 
Pfarrkirche die österliche Pflicht zu erfüllen. Auch hielt er es für angebracht, 
daß einer oder mehrere angesehene Männer, denen die Mitglieder der Gemeinde 
bekannt wären, dafür sorgten, daß sich nicht Fremde zum Tische des Herrn 
drängten. Falk. Diel 18, 49. Die Leute sollten nämlich nach altem Kirchen¬ 
gesetz in ihrer Pfarrkirche beichten und kommunizieren. Wollten sie nach 
auswärts gehen, so mußten sie dazu eine spezielle Erlaubnis oder ein Privileg 
haben Ebd. 9 f„, 14 f., 21, 41 f., 45 f. Eck hielt strenge auf den Empfang 
der Osterkommunion in der eigenen Pfarrkirche bzw. aus der Hand des Pfarr- 
geistlichen; vgl. Pf. 12»* (unten S. 143). 

-) Vgl. zum Folgenden die sehr ausführliche Anweisung für die Palm¬ 
weihe im Obsequiale. 

а ) Der nördliche Turm heißt „Ölturm“ oder richtiger „Ölbergturm“, 
weil sich in seiner Mauer ein kleines Bild von Stein befindet, das die Szene 
am Ölberg darstellt. Der südliche heißt Läutturm, weil darin die Glocken 
hängen. Näheres s. bei Gerstner Stpf. 83 ff.; Fischer 5f, 19 f. 

4 ) Der bekannte Hymnus in der Prozession am Palmsonntag. 

б ) Aus Matth. 26,31 (vgl. auch Zach. 13,7 und Mark. 14,27): Scriptum 
est enim: Percutiam pastorem, et dispergentur oves gregis. 

Aus Matth. 26, 32 (vgl. Mark. 14, 28): Postquam autem resurrexero, 
praecedam vos in Galilaeain. 

') „0 crux ave, spes unica“, so beginnt die sechste Strophe des Hymnus 
„Vexilla regis prodeunt“ in den Vespern des Palmsonntags. 


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142 


I. Do divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 11 v —12«*. 


flexis genibus cum ministrantibus, volvendo cruccm in manibus, 
et tertio finalem canunt versiculum. -- Finita slatione pergit 
processio; poterit autem circa Baptisterium 1 ) cantari „Benedictus“ 
cum an[tiphona] „Dcputata“ -) et ante altare dici collecta „Ad- 
juva nos“. — Officium peragitur usque ad passionem, qu<^ canilur 
per p[lebanum] et diacones in cancellis; pr^fatio difficilis cantu. 

Adverte: Celebrans submisse legat, qu^ assistenles canunt, 
et finita passione simul descendant, et diaconus accipiat ante 
altare benedictionem et legat evangelium „Allera autem etc.“ in 
ehoro :1 ). — Non sufficit, quod alii cantant, sicut sufficit in duobus 
simul orantibus. Et ratio est: quia orantes simul uterque orat, 
sed hie in cantando non omnes celebrant, sed unus: unde debet 
passionem integram legere et non sufficit, quod ministrans legit, 
sicut per annum, diacono cantante - - - n ). 

Post prandium omnino habeatur sermo, quamvis antiqui id 
facere neglexerint. Causa hujusmodi negligentia fuit; nam cum 
Adorfus predicare nesciret, cooperatores alioquin hoc tempore 
erant occupalissimi; hinc pr^dicatio omissa^). 

r Feria secunda. 

Infirmi communicantur. Ex indulto apostolico possunt etiam 
in edibus legere missas pro infirmis. Si aliqui per monachos 

j») Non sufficit - cantante ist von Eck ganz unten auf den Rand von 
Pf. ll v geschrieben worden, gehört aber sachlich zu dem vorhergehenden 
Abschnitt: „Adverte: Celebrans submisse legat. - Die auf cantante folgende 
Zeile ist durch Beschneiden des Randes zerstört worden; eine Hand aus dein 
19. Jahrhundert hat uns ihren Text anscheinend wörtlich gerettet, indem sie 
nebenan unten auf fol. 12*’ schrieb: „Celebrans illud legit, unde antecessorcs 
omnes in hoc errarunt. - 

*) Der Taufbrunnen steht jetzt in der 8t. Jakobs-Kapelle. Im Jahre 1840 
befand er sich nach (lerstner Stpf. 71 noch nicht dort; denn dieser sagt, 
nachdem er jene Kapelle beschrieben hat, a. a. 0.: „Wir treten nun unter den 
Musikchor am Taufstein vorüber zum westlichen Haupteingang. - Vielleicht 
stand das Taufbecken an derselben Stelle schon zur Zeit Ecks. Seine Äuße¬ 
rungen darüber im Pfarrbuch widersprechen dieser Annahme nicht. 

*) Im Obsequiale beginnt die hier in Frage kommende Autiphon mit 
den Worten: Ceperunt omnes turbe. 

• 1 ) Die Passion wurde also von dem Pfarrer und den Ministranten vom 
Lettner herab, das Evangelium aber vom Diakon im Chore (vor dem Haupt- 
altare) gesungen; vgl. auch unten S. 14(5. Auch in Essen ward im 14. Jahr¬ 
hundert die Passion auf dem Ambo gesungen. Arens 26. 

') Vgl. oben 8. 92. 


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I. De divino cultu 1. De tempore: Pfarrbucli 12 rv . 


143 


volunt communicari, non admittas; possunt quidem isti consecrare 
hostiam, sed non exhibeant nec porrigant infinno sacramentum, 
sed id faciat coadjutor, qui oblationes postulet x ). 

Mane mitte famulum cum famulo editui pro decimis perso- 
nalibus ad Salvatorem et reliquas villas: persona dat 1 domus 
2<^; edituo prestant ova 2 ); redountibus datur offa et cervisia. 
Edituus petit 12'j ex decimis; olim nichil ei dabatur; it enim 
pro lucro suo, pro ovis etc.; tarnen da ei 12 $ in nomine 3 ). 

Non differatur in tertiam l'eriam, quia tune ingrediuntur ad 
forum, neque ad quartam feriam, quia eo die ingrediuntur ad 
c-onfitendum. 

Eodem die”) capellanus s. Crucis consecrat aliquot parti- 
culas pro leprosis, junior autem cooperatorum egreditur ad lepro- 
sorium ') et eorum audit Confessiones ac communicat. Nequaquam 
enim aliquis sacramentum percipere debet, nisi ex manu plebani 
vel cooperatorum. 

N. B. Nullo modo permittas alicui, ut privatim communi- 
cetur in sacello aliquo, quia omnes debent se liumiliare sub 
manu dei vivi; alioquin videntur plebeculam contemnere : ‘) contra 
Apostolum 1. Cor. II [v. 22]. 

Feria tertia 1 ’). 12* 

Passio sccundum Marcum ,; ). 

Feria q u a r t a. 

Ad primam missam plurimum convenit, ut plebanus scho- 
lasticos et alios finita missa communicet *'*). - Ad inlroitum 

«) Folgt durchstricben: aut sequenti. 

b ) Hierzu bemerkte Arnsperger: Hac feria egre permittas fieri perac- 
tionem seu depositionem aliquam et feria quarta sequente nequaquam. Ita et 
ante audivi observatum. 

c) Hierzu schrieb Arnsperger: Et illa missa non cantatur, et ipsa per- 
agitur in altari chori, sed inter communicandum canitur. 

J ) Vgl. oben S. 126, bes. Anm. 3. 

2 ) Auch in Mainz hatte der Küster (campanator) Anspruch auf Ostereier; 
vgl. Falk, Diel 23, 51. 

3 ) = im Namen (lottes. Zur Sache vgl. oben S. 57. 

*) Über die Kreuzkapelle und das Leprosenbaus s. S. 21 f. 

•') Vgl. oben S. 126 Anm. 3 und S. 141 Anm. 1. 

fl ) In der Messe wird an diesem Tage die Leidensgeschichte des Herrn 
nach dem Evangelisten Markus (Mark. 14, 1 — 15, 46) gelesen. 


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144 


J. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 12 v —13 r . 


officii flectantur genua, quando incipit: „In nomine domini omne 
genu flectatur.“ *) — Vesperas regit plebanus absque thurificatione, 
nisi eecinerit officium. — Conpletorium habetur hora consueta*), 
quo finito habetur sermo de eucharistia; post sermonem „Salve 44 
absque sequentia. — Matutin^ habentur vesperi; secundum quod 
auctior est dies, secundum hoc maturius incipiendum; aliquando 
sexta est incipiendum, aliquando ante sextam, ita quod sint due 
hor$ ad tenebras noctis h ). 

Ordina omnia secundum rubricam, ne') eantica impediantur; 
post matutinas ter circuit processio ecclesiam et post processionem 
conplentur matutin^ in choro ante altare cum „Miserere“, „Pater 
noster“, versiculo de die et collecta „Respice“ 

Feria quinta. 

Ad missam animarum fiat pulsus mane hora tertia, ut non 
eonfessi confiteantur. Ad missain primam fit pulsus hora sexta 
vel ante, satis longus. Eucharistia defertur per p[lebanum] in 
stola tantum et pallio rubro, cum ministrantibus rubro vestitis; 
canit ante ^diculam :J ) „Defensor noster“, in altari „Deo patri sit 
gloria“ aut „Memento nostri, domine“; deponit sacramentum et 
canit vers[iculum] „Cibavit eos ex adipe frumenti**, „Oremus**, 
collectam in die Corporis Christi; concludit „per Christum domi¬ 
num nostrum“. 

13* Sacerdos, qui alioquin cantat de eucharistia, legit missam 
in altari summo, cui dentur aliquot particule consecrand^, et 
finita illa missa cooperator sacramentum in monstrantia iterum 
reponat in locum suum. Unus ex cooperatoribus canit missam 
in medio altari, qui et ipse consecrat aliquot particulas, et trac- 
tim canitur. Post offertorium ascendit plebanus vel alius, et 

«) Darüber schrieb Eck später: „aut. citius tertia“; vgl. dazu oben 
8. 96 Anm. 10. 

,( ) Eck hat später eingeschoben: „Anno 1526 incepi hora quinta. quia 
breve fuerat intervallum. Annunciatio in vigilia Palmarum.“ Im Jahre 1526 
fiel der Palmsonntag auf den 25. März; daher ward das Fest Mariä Verkün¬ 
digung, das sonst ebenfalls am 25. März gefeiert wird, auf den Tag vorher 
verlegt. Über die Zeit der Metten s. oben S. 95 f. 

' ) Hinter ne eine bücke für etwa sechs Buchstaben. 

') Anfangsworte des Introitus der Messe an diesem Tage. Vgl. Phil. 2,10. 

'•) ln anderer Reihenfolge schließen diese Gebete noch heute die Lnudos 
und nachfolgenden Horen an den drei letzten Tagen der Karwoche. 

I Sakranientshänschen 


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I. Dü divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 13 r . 145 

denunciat articulos cum publica confessione rt ). — Post hac com- 
municelur populus: plebanus in summo altari, alii duo in medio 
altari et s. Johannis J ). 

Summum officium eanitur per plebanum cum diaconis, rubro 
indutis, et vesper^ per ministrantem intonantur, ut rubrica docet; 
tenet calicem in manu, cum intonat. Si sunt, qui precedant, 
fit etiam tune oblatio. Sub isto officio nichil agitur, sed, si 
qui sunt communicandi, hoc fiat in altari s. Johannis post 
elevationem b ). 

Post c ) meridiem finito sermone in monasterio 2 ), circa ter- 
tiam, fit sermo in templo de passione domini. — Conplelorium 

n ) Randnotiz Ecks: „Melius est, quod publicnt in PaAsionis dominien et 
bic solnin obiter attingat: Non contritos, non confessos, non uhsolutos, qui 
Heientor aliquid obticuerint, qui habent propositum peccandi, qui nolunt injuste 
acquisita restituere.“ Vgl. dazu Ecks Bemerkungen zu den Sonntagen Judica 
und Palmarum oben S. 139 Anm. a und S. 145. Ferner s. Falk, Diel 10f., 19ft*., 42. 

An den Rand schrieb Eck: „Nullum osculum per totarn missam 
(wegen des Judaskusses; vgl. Thalhofer II 54S]; ,Agnus dei‘ tertio dicitur 
,Miserere nobis*; non datur pax; populus non benedicitur; gloria [folgt ein ge¬ 
tilgtes non] dicitur post introitnm.“ Über dieser Randbemerkung hat er noch 
nachgetragen: „Credo recipitur.“ Zu der Notiz Nullum — introitum gehört 
auch folgender Nachtrag, der weiter unten auf dein Rande steht: „Et ista 
omnino observa, quia sic tenet et docet Romana ecclesia, sic docet Moguntina 
sedes metropolis, sic Saltzburgensis metropolis, sic omnes bene or[di]nate dio- 
efeses]. Non cura rurales aut qui nichil viderunt aut ex[per]ti sunt, si contrarinm 
difeunt]. Sicut ergo in horis sumus [vijduati pastore [nämlich Christus], non 
difeitur] ,Deus in adjutorium*, [non] concludimus, sic nec [in] missa benedicimus. 
R[ece8sit] pastor noster. Unde [diacojnus non dicit in missa: ,Jube domne 
benedicere*, nec in matutinis, nec libet osculari evangelium.“ Der Rand von 
fol. 13 r ist etwas beschnitten; nach unten hin wird dio Beschneidung stärker, 
so daß der Text von sicut ergo nicht mit Sicherheit zu rekonstruieren ist. 
Im Miss. fol. LXXVJI r b findet sich die Rubrik: „Nota: Gloria Patri, Gloria 
in excelsis ac Credo non habentur, nisi ubi chrisina consecratur.“ Ib. fol. 
LXXVIIIrb wird gesagt: „Item ad tertium »Agnus dei‘ non subjungitur ,Dona 
nobis pacem‘, sed .Miserere nobis* nec osculum pacis datur.“ Die Vesper 
schließt unmittelbar an das Hochamt an. 1b.: „Finita communione s tat im 
sacerdos vertat se ad chorum et incipiat ad vesperas an[tiphonani]: .Calicem 
salutaris accipiam et nomen domini invocabo*“ usw. 

c ) Auf dem Rande folgender Nachtrag von Eck: Consecratur hostia 
major pro Parasceve et ante lotiunem manuum reponitur, et dein manus 
lavantur versus ad populum. 

') Es wurde also die Kommunion am Gründonnerstag an denselben drei 
Altären ausgeteilt wie am Palmsonntag; vgl. oben S. 127 und 140. 

? ) Franziskanerkloster. 

Ref.-geseh. Studien n. Texte, II«*ft 4 u 5; Greving. ITanl.ueh. ]Q 


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14G 1. Do divino cultu. 1. De tempore: l’farrbuch 13 rv --14 r . 

non canitur, sed per p[lebanutn] et cooperatores dicitur ante 
altare suminum, immediate finito sermonc. — Matutine iteruni 
incipiuntur hora sexta vel antea“). 

13' Parasceve 1 ). 

Hoc pro scopo teneas: ut sermo passionis fiuitus sit dimidia 
hora ante decimam; unde secundum hoc poteris incipere dimi- 
diata hora ante septimam vel ipsa septima, quoniam per horam 
durant cantica. 

Procedit ergo primo p[lebanus] in rubeo pallio super alba, 
similiter ministri rubris utantur, et canunt in summo altari usque 
ad passionem juxta rubricam missalis b ). Passionem deinde in 
cancellis cantant, sicut in die Palmarum 2 ); passionis c-antu finito, 
contionaturus auspicatur. 

Interea preparentur in altari s. Johannis duo calices, in 
quorum uno condatur eucharistia parve hosti^ in quodam panni- 
culo ad hoc ordinato; calix iste in serico rubeo involvilur. In 
alium calicem fundatur vinum et aqua ad sacrificium peragendum. 
Insuper hostia major heri consecrata ponatur ad idem altare in 
medium calicum in repositorium corporalis c ), et lurnina ineen- 
dantur ad altare. — Si p[lebanusj predicet passionem et voluerit 
nichilorninus lila per se fieri, post adoratam crucem, quando 
canitur hymnus «Crux fidelis“, poterit hoc facere. — Finito ser¬ 
mone de passione p[lebanus] pallio super alba indutus cum 
ministrantibus rubeis vestitis, procedit ad altare suinmuin et ibi 
orationes suas perficit ut in missali' 1 ). Interea ^dituus imaginem 
crucifixi locet ad terguin summi altaris, tectam rubea casula. 

Finitis orationibus p[lebanus] cum duobus ministris descendit 
ad crucem illam cum tertio cooperatore e ). P[lebanus] porlat 
14 r ima- || ginem f ) latere dextro ad caput, unns diaconum e regione, 

n) Etwas tiefer steht folgende Notiz Ecks: Oratio „Respico* per triduum 
dicitur sine salutatione, sine „Oremus“, sine conclusione. 

b ) Auf dem Rand von Ecks Hand: (LJectiones omnes sine titulo 

c ) Randnotiz Ecks: cum parvis hostiis pro communicandis. 

'*) Desgl.: cantat sicut alias collectas. 

e ) Desgl.: Rome et alias exuunt calceos, etiam ipse papa. 

f ) Unter dem Text folgender Nachtrag Ecks: „Et procedit proceasio 
scholarium et sacerdotum, qui omnes casulis induantur.“ Dahinter schrieb 

') Vgl. hierzu Miss. fol. LXXVi11 v — LXXXV 1 * und den „Ordo ad crucem 
in magna sexta feria Parasceves“ im Obsequiale. 

-) Vgl. oben S. 142, hes. Anin. 8. 


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1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 14 r . 147 

reliqui iluo circa pedes, et canunt «Popule meus“. Et tres 
faciurit stationes: primam circa gradus summi altaris in cornu 
dextro; pueri imaginem salutant cum «Agios“ a ); secunda statio 
circa suinmum monumenti ducum tertia ante altare medium. 
Quibus finitis 1 ') ter inchoant an[tiphonamJ «Ecce lignum crucis“, 
et tertia vice scholasticus canit versum ejus antiphon^, licet obse- 
quiale aliter habeat. — Deinde ponitur crux ad gradus medii 
altaris. Et omissis canticis orationes dicuntur per plebanum cum 
aliis c ), et fit deosculatio d ) prima crucis per vulnera, post reliqui 
sacerdotes atque populus. Orationes genuflexi omnes simul dieunt, 
prout in obsequiali. — Interea cliorus canit antiphonas quasdam 
et «Crux fidelis" in sacello s. Georgii. 

Pflebanus] cum ministris sacrarium ingreditur et rubeis 
vestibus exutis nigras induunt, et pro pallio p[lebanus| casula 6 ) 
utitur: et induti ingrediuntur ad summum altare, ubi expectante 
pflebanoj diaconi pergunt ad altare s. Johannis portantes duos 
calices. Tertius cooperator*) sacramentum in corporali portat; 
stans ante altare s. Johannis incipit an[tiphonam] „Hoc est 
corpus meum“, quam chorus prosequitur (reperitur dominica 
Judica, ubi est commune)**). Et pr^sentant calices et sacramen¬ 
tum in altare majus; et tune incipit „Confiteor“. Ut in missali 
perficit omnia, et communicat populum 2 ). 


Arnsperger: „Itaque condecens est, ut vel p[lebanusj exuat tune pallium et 
casulam induat processigus cum crucis imagine.“ 

11 ) Auf dem Rande Nachtrag von Eck: et ad „Sanctus, Sanctus“ genu- 
flectunt. 

*») Folgt durchstrichen: et cruce posita. 

**) Auf dem Rande, der etwas beschnitten ist, stellt folgender Nachtrag 
Ecks: Et plebanu9 offer[t] cum cooperatoribus; sic etiam sacerdotes. Idem fiat 
per illos de univerjsijtate. 

')) Randnotiz Ecks: ante orationes. 

e) Zusatz (von anderer Hand?): samatina. 

t) Auf dem Rand von Eck nachgetragen: Houorificentius est, plebanum 
hoc facere. 

s) Es ist vielleicht zu lesen: communio. Die Communio der Messe am 
Sonntag Judica beginnt im alten Eichstfitter ebenso wie im heutigen römischen 
Missale mit den Worten: Hoc corpus, quod pro vobis tradetur. 


‘) Die herzogliche Grabstätte; s. oben S. 17 Anm. 3. 

2 ) Im heutigen römischen Ritus ist die Kommunion aller Anwesenden 
nicht mehr vorgesehen; vgl. Kellner 58. Nach den Anweisungen Diels sollen 
am Karfreitag nur stärkere beute kommunizieren; die schwächern sollen andere 

10 * 


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14X 


]. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbueh 14 rv . 


Interea ^dituus preparat sepulchrum domini*) et iniagiiiem 
crucifixi ad sepulchrum ponendam locat ad tergum summi altaris. 
Et quando p[lehanus] populum communicavit, recipit calicem, in 
quo particula saeramenti condita est, et descendit ad tergum 
altaris, precedentibus facibus et pulsata campana lignea 2 ), et 
ducitur per unum t^dilem pflebanus] vel alium bonestum virum. 

14 v Ministri ergo || portant pberetrum cum imagine, quos pr^cedit 
chorus cum sacerdotibus iudutis casulis; sequitur p[lebauus] cum 
sacramento in ealice; et lente progrediuntur usque ad sepulchrum, 
in quo reponitur calix cum sacramento et imago crucitixi H ) 3 ). — 
P|lebanus] posito sacramento in locum suum primo tburificat 
illud, et circuitu ambit sepulchrum thurificando; postea illud 
aqua benedicta aspcrgit. Deinde flexis genibus dicunt vesperas, 
et post hoc incipitur responsorium „Sepulto domino“ ‘), sub quo 
Signatur sepulchrum stolis rubeis '*); et sic cum responsorio rever- 
tuntur ad chorum. 

Post prandium in sacrario dividitur chrysma. - Hora 
quinla 1 *) p[Iebanus] cum cooperatoribus genibus flexis orant 
conpletoriuin circa sepulchrum. — Ante sextam habentur matu- 
tin?; et maturius canuntur, quod populus pr^terita nocte parmn 
dormieritPost processionein conclusio cum „Miserere“ 7 ) fit 
ante sepulchrum, flexis genibus. 


«) Über imago steht ein a und vor calix, aber etwas höher, ein h; Eck 
wollte damit andeuten, es sollte heißen: „imago cruoifixi et calix cum sacra¬ 
mento“. Neben sacramento schrieb er auf den Hand: „In capselln parva 
inferiori.“ 

h ) Randnotiz Ecks: AntefaJ hora quarta. 


Tago wählen „propter hesternum ieiunium, propter uigiliam huius noctis, ad 
audiendam Passionem Domini, et propter arctius ieiunium eius diei Parasceues“. 
Kalk, Diel 25, 52. 

l ) Vgl. die Schilderung der „Grablegung“ bei Naogeorgus 150 f. Siehe 
auch Creizenach I 48. Über die Prozession zum hl. Grab s. Arena 83 f.; 
Falk, Diel 26, 53. 

? ) In den drei letzten Tagen der Karwoche wird zum Zeichen der Trauer 
statt der Schelle die hölzerne Klapper (Pf. 15 v : ligneo pulsu) gebraucht 

a ) Thalhofer 11 549: Wo Laiencomnuinion am Karfreitag stattfand, 
legte man außer dem Crucifixbild die von der Conimunion übriggebliebenen 
consecrierten Hostien in das hl. Grab. 

4 ) Vgl. Brev. I 4 V b. 

;> ) Zur Erinnerung daran, daß die Juden das Grab des Herrn versiegelt 
haben. Matth. 27, 66. ') Vgl. oben S. 147 Anm. 2. 7 ) Ps. 50. 


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1. Df divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 15 r . 


149 


Sa bat ho sancto ] ). 

Mox post horani sextauv) p[lebanus] et duo diaconi viri- 
dibus b ) induti progrediuntur ad benedicendum ignem c ). Pfleba- 
nus] pallio utüur et defert chrysma. Vide in obsequiali. Et 
dun/chorus canit „Inveiitor rutilr, pflebanus] eundem liynmum 
lcgit cum suis diaconis et, thuriticato atque asperso igne, rever- 
titur ad chorum. — Ibi unus ex ministrantibus canit .Exultet 
jain angelica etc.“ d ), et leguntur prophetie per sacellanos et 
cooperatores. Pflebanus] vero stat in altari dicens orationes, 
prout in missali. -- Postea fit processio ad baptisteriuni, plebano 
deterente chrysma 2 ), et benedicitur (ons baptismi prout in obse¬ 
quiali. Honestum est, ut faciat portari sibi librum per coopera- 
torem tertium et conpleat letaniam integre. — Rcdeuntibus illis 
ad chorum cum letania, pflebanus] deposito pallio sumit casulam 
viridem et dicit .Confiteor“ sine absolutione ad plebem, et in 
organis cantatur Kierl. e ), et officium cum vesperis, ut in missali f ). 

Solebat olim festinari, sed nullam video utilitatem, quia 
pauci adveniunt, qui intersint ofiiciis diviriis. Forte clerus ita 
festinavit, ut maturius veniret ad balneum 3 ). 

*») Darüber von Ecks Hand: aut dimidiam post. 

l») Am Rande folgende Notiz von Eck: „Cave: secundum patres d[ebcnt] 
esse induti albis; non est pallimn album.“ Darunter schrieb eine andere Hand: 
„Est.“ Dementsprechend ersetzte sie auch viridibus durch albis. 

c ) Nachtrag Ecks auf dem Rande: N. B. Ignis debet esse percussus ex 
öilice; et candele non accenduntur, nisi cum igne benedicto, similiter thuribulum. 

«q Am Rande von Eck nachgetragen: „Hic omissi sfunt] duo versus, 
sic[ut] expunxit Clitoveus: 0 vere necessarium peccatum A[de], — 0 felix 
culpa.“ Über Clichtoväus s. KL IIl 551 f. 

®) Es soll das offenbar eine Abkürzung für Kyrie eleison, Christo eleison 
usw. sein. 

t) Auf dem Rande ist von Eck nachgetragen: „Non canitur Introitus [folgt 
durchstrichen: Credo], Offertorium, Agnus dei et Conimunio; et A[lleluja] 
dicitur ante Tractum.“ Zu Credo bemerkt Eck danu in einer zweiten Rand¬ 
notiz: „Credo dicitur in ista diocesi, sed male. Vide antiquum directorium in 
sacrario.“ Im Miss, ist vom Credo nicht die Rede. 

*) Vgl. dazu Miss. fol. LXXXVr bis LXXXVlllv und das Obsequiale, 
wo auch die damals in der Diözese Eichstätt übliche Form der Allerheiligen- 
Litanei mitgeteilt ist. 

*) Vgl. dazu Arens 37. Über den Platz des Taufbrunnens in U. L. 
Frau 8. oben S. 142 Anm. 1. 

Hier ist wohl an ein wirkliches Bad zu denken, über die „balnea“, 
die von den Ingolstädter Bakkalaren der Artisten-Fakultüt an ihrem Promotions- 
tago veranstaltet wurden, s. Prantl 1 125 nebst Anm. 1, II 138 f. 


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15 



150 


I. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbucli 15 rv . 


15 v 


Hora quinta plebanus cum cooperatoribus dicit conpleloriutn 
circa sepulchrum, genibus flexis. — N. B. Habet propriam 
rubricam 1 ). 

Pascha. 

Hora undecima noctis plebanus cum cooperatoribus ingre- 
dilur ecclesiam; veslitur stola nigra cum casula et minislris 
casulis indutis nigris accedunt ad sepulchrum et cantant primo 
an[tiphonas], prout in obsequiali 2 ), stantes ante sepulchrum, 
deinde genibus flexis, prout in obsequiali *). 

Quibus finitis p[lebanusj sacramentum in calice conditum 
tollit facibus prycedentibus et ligneo pulsu et ingreditur chorum, 
faciendo gyrum circa sacrarium et circa summum altare retro, 
prycinentibus cooperatoribus «Cum rex gloriy“ et portantibus 
imaginem crucifixi. Ubi autem ventum fuerit ad fores post 
altare s. Georgii, cantantes pulsant fores clausas cum imagine 
crucifixi acclamantes «Attollite portas etc.“ s ). Tertio autem ictu 
sub pausis ejusdem cantici factis et clamantibus foras b ) quibus- 
dam, foribus tarnen non apertis, progrediuntur cum eodem 
responsorio „Cum rex etc.“ usque ad januam infra aram s. Anny, 
ubi fit similis statio et pulsus; similiter ad fores infra altare 
s. Jacobi et postremo ad januam versus parochiam 4 ), quy im- 
petuose ad pulsum aperitur 5 ). 


Randnotiz Ecks: Primam an[tiphonam] simul cantent, et tres reliquas 
tres cooperatores sigillatim; et post finem illarum plebanus solus intelligibili 
voce prouuncict orationes Parasceves. 

M Nachtrag Ecks am Raud: „Et respondeant i[n]terni: ,Dominus fortis 
et potens etc/“. Man sollte gemäß dem Texte von Ps. 23, 7. 8 erwarten, daß 
die Prozession draußen vor der Kirche stände und hineinziehen wollte. So 
geschah es auch anderswo, z. B. zu St. Christoph in Mainz. Siehe darüber 
Falk, Diel 28, 55. Vgl. auch Alt, Cultus 543; Wilken 107 Anm. 5; 
Creizenach 1 55 f.; Kellner 67. 


') Vgl. Brev. I $ 7'b. 

-) Vgl. den „Ordo in festo sancto Pasee ad sepulchrum dominicum“ im 
Obsequiale; in der Frauenpfarre scheint man einige Besonderheiten gehabt 
zu haben. — Vgl. auch die Beschreibung der Auferstehungsfeier bei Nao- 
georgus 152 f. und bei Are ns 37-39. 

:I ) Ps. 23, 7. 

A ) Über das Pfarrhaus s. oben S. 63 f. 

) Von dem Gesang der Verse „Attollite etc.“ und von dein Anklopfen 
au den vier Kirihtüren wird im Obsequiale nicht gesprochen. 


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I. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 15 v — 16 r . 151 

Post h^c defert p[lebanus] sacramentum ad ediculam suam, 
ad repositorium commune sacramenti ! ), et ?dituus facit pulsum 
convocando popiilum ad matutinas a ). 

Olim nemo admittebatur ad illa mysteria 2 ); at quia res lös¬ 
est sucra, plena devotionis et affectus, ideo omnes cupidi sunt 
admittendi et in passione 3 ) ad hoc provocandi; solum curetur, 
ut janu^ eo tempore, quo processio ad eas venerit, sint claus^. 

Quando plebanus reponit sacramentum in ^diculam, coope- 
ratores deferunt imaginem Crucitixi post suminum altare et loco 

«) Eck schrieb nachher darunter: „Melius esset, ut deferret ad nltarc 
et ibi evolveret et cnntantc choro alternatim cum populo: ,Victime pttscbali*, 
(Christ ist erstanden*, ostenderet corporale et calicem, et sic interea tieret 
pulsus ad matutinas.* 1 Noch später gab er folgende Anweisung, wie die schöne 
Ostersequenz „Victimae paschali“ vorgetragen werden soll, aber er tat es in 
einer so kritzelnden Schrift, daß Frieß sie auf derselben Seite von neuem 
schrieb. Eck ,ordnete an: „Chorus cantat: ,Dic nobis Maria [quid vidisti in 
via?]*; pllebanus] ostendit calicem vacuum.“ Nun zeichnete Eck einen wagerecht 
gehaltenen Kelch hin; während der Pfarrer dem Volke den leeren Kelch 
entgegenhielt, in dem die hl. Hostie während der vorhergehenden Tage im 
hl. Grabe geruht hatte, sollte er singen: „,SepuIcbrum [Christi viventis et 
gloriam vidi resurgentis]'. — Secundo canit [chorus]: ,Die nobis Maria* [usw. 
wie oben]; p[lebanus] ostendit sudarium vel corporale [cantans:] ,Angelicosfestes 
[sudarium et vestes]*. — Tertio canit chorus: ,I)ic nobis Maria* [usw wie 
oben]; p[lebanus] ostendit patenam et in digitis desuper eucharistiam, que 
triduo fuit in sepulchro, et canit: ,Surrexit Christus, spes mea‘, et dat bene- 
dictionem cum hostia. f “ Nach dem Obsequiale und Brev, 1 8 V b und 
Q l r a soll jene Sequenz abwechselnd von einem Vorsänger und vom Choro 
gesungen werden. — Über die Sequenz s. Wilkeu 287 f.; Creizenach I 50 f.; 
Baeumker 11 11 f. 

’) Sakramentshäuschen. 

Vgl. dazu oben S. 121 f. Alt, Theater 348: „. . . bei dem Volk hatte 
ßich der Glauben verbreitet, daß, wer die Erhebung des Crucifixes mit eigenen 
Augen ansähe, in diesem Jahre nicht sterben würde. [Zum Beweise führt Alt 
eine Stelle aus den Akten der Wormser Diözesansynode von 1316 an.] Da 
aber bei dieser Gelegenheit ein ungestümes Drängen stattfand, weil Niemand 
der Letzte sein oder die feierliche Erhebung des Crucifixes versäumen wollte, 
so mußte von Seiten der Kirche die Verordnung erlassen werden, daß jener 
Akt der Erhebung ganz in der Stille vor dem Eintritt des Volkes in die Kirche 
stattfinden solle.* 1 Eck scheint den Grund dieses Gebotes nicht gekannt, zu 
haben; zn seiner Zeit hat in Ingolstadt auch wohl nicht jener Aberglaube be¬ 
standen. Auch in einer Würzburger Agende vom Jahre 1482 findet sich die 
Beteiligung des Volkes bei der Elevatio crucis. Vgl. Baeumker 11 11 nebst 
Anm. 3. 

3 ) ln der Passiouspredigt am Karfreitag; s. oben S. 146. 


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\52 I. De divino cuHu. 1. De tempore: Pfarrbuch 16 r . 

ejus recipiunt imaginem Christi resurgentis et, statuentes illam 
super altare, incipiunt letabundi: -Christ ist erstanden“* 1 ). 
Matutin? perficiuntur juxla rubricam. Et in processione curet 
scholasticus, ut cantica cantentur per juvenes duos sedentes super 
sepulchrum et duos alios stantes ex opposito; alia omnia, prout 
habet rubrica *). 

Prima l ’) missa agitur hora sexta; qua finita populus relici- 
tur eucharistia in tribus altaribus -). — Summum officium solem- 
niter in rubeis ornatibus °). Statio fit in medio ecclesie cum 
suis canticis. Si supersunt cominunicandi, eis exhibetur eucha¬ 
ristia in altari s. Johannis post elevationem. 

Post prandium 3 ) Hauerius plebanus primus fuit‘ i ), qui 
cepit sollenmiter cantare nonas horas cum hydraule; dein lit 
sernio ad populum 6 ). 

Vesper^ incipiuntur in organis cum K. X. K. 4 ); finitis 
tribus psalmis antiphonam sonat in organis; chorus. canit -Hec 
dies" cum vers[iculo]. In organis canitur „Alleluja“. Chorus 
[canit] -Pascha nostrum“ cum vers[iculo]. Pueri incipiunt -Et 
recordate“. Sequitur -Magnificat“, post cujus an[tiphonam] ple¬ 
banus canit collectam non concludendo. Pueri intonant „Alleluja“, 
et fit processio ad fontem cum psalmo -Laudate pueri“ 5 ). — 

*) Die Anfangsworte dieses Liedes sind von Eck in großen, kräftigen 
Buchstaben geschrieben; über das Lied s. Baeumker I 502 -510. Vgl. oben 
8. 121 f., 124 f. 

*>) Am Rande ist von Eck nachgetragen: „Si festum Marci evenerit infra 
octavas, transfertur ad feriam secundam.“ Vgl. Pf. 86 rv . 

<) Nachtrag Ecks auf dem (später beschnittenen) Hand: Sub „Alleluja* 
seiet [alijquando cani „Christ ist erstanden*. 

•*) Randbemerkung (Ecks?): Et bene. 

* ) Zusatz Arnspergers: Convenit, ut pulsus ad nonam fiat circiter undeci- 
mam, ne propter nimiam dilationem populus dispergatur. 

') Nach dem Obsequiale und Brev. 1 8 V sollen „duo scolares in 
sepulchro* sein. Die „Visitatio sepulchri“ geht dem Absingen der Sequenz 
„Victime paschali“ vorauf. Vgl. dazu auch Alt, Theater 349 ff.„ Baeumker 
11 11; s. besonders auch Arons 39 — 41 über die dramatische Visitatio in der 
Essener Stiftskirche. 

*) Vgl. oben 8. 127. 

3 ) über das Festessen, das Eck um Ostern gab, s. oben 8. 69. 

4 ) K. X. K. -- Kyrie, Christe, Kyrie eleison. Das Brev. 1 C l v a 

schreibt vor: „Ad vesporas ,Deus in adju(torium]‘ non dicitur, sed dicitur: 
K. K. K. X. X. X. K. K. K.“ Zu dem Ritus der Vesper sind die Angaben 
im Brev. zu vergleichen. : ') Ps. 112. 


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I. Dü divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 16 rv . 


153 


Egrediuntur auteni sacerdotes et scholares quilibet in suo latere, 
et ita per ordinem teneant etiain Stationen!; tarnen p[lebanus] 
palliatus portans cbrysma egreditur a latere dextro et ingreditur 
sinistro latere; sequitur eum diaconus in viridi pallio. Et stat in 
medio ecclesi** inter ceroferarios post baptisterium ! ). — || Finito 16 
psalmo «Laudate**, tune cliorus et hydraules alternis canunt «In 
exitu“; sequitur anftipliona] «Alleluja**, lntonatur an[tiphona] 
«Venite**, et eanitur denuo «Magnificat**. Circa cujus finem coopc- 
rator palliatus ascendit per medium slationis ad altare aposlo- 
lorum, in cujus medio stans, postquam livdraules cecinit an[ti- 
phonam] super «Magnificat-, ipse post «Dominus vobiscum** canit 
collectam. Cliorus cum an[tiphona] «Recordamini** revertitur ad 
sancta sanctorum 2 ). Cooperator sequitur plebanum usque ad 
summum altare, ubi concludit vesperas. lnterea pflebanus] pro- 
ficiseitur ad (^diculam et reponit chrysma"). — Pro populo eanitur: 
«Christ ist erstanden**. 

Unus ex cooperatoribus exit ad s. Crucem et canit vesperas, 
quia in crastinum est dedicatio ibi. 

Feria secunda. 

Manc habetur sermo ad primam missam. Sub seunone 
exit cooperator et cariit officium ad s. Crucem et prydicat bre- 
vissimum sermonem. — Processio habetur solemnis cum diaconis, 
monstrantiis 3 ) etc., cum statione «Salve festa dies**. — Vespert; 
ut supra, nisi quod cooperator defert cbrysma ad fontem in 
viridi pallio; et hoc per totam ebdomadam 4 ), nisi quod sequen- 
tibus diebus non eanitur in organis et neuter cooperatorum, 
scilicet deferens chrysma et olficians, utitur pallio in feriis, sed 
uno portante chrysma alter dicturus collectam manet in altari 
apostolorum et non descendit ad fontem. 

Hierzu bemerkte Arnsperger: „Nota tarnen pro diebus sequentibus, 
ufc ille, qui est of6cians in vesperis, ne talis ferat chrysma ad baptisterium, 
sed alius ex cooperatoribus. Hoc enim modo per unum tantum reguntur 
vespere, quod est congruentius. Sicut fuit practicatum anno 41 etc.“ Vgl. 
auch unten S. 158 Anm. b. 

') Über die Stelle, wo in U. L. Frau der Taufbrunneu stand, s. oben 
S. 142 Anm. 1. 

? ) Hakramentshiiuschen. 

;t ) Betreffs der Monstranzen s. oben 8. 122, bes. Anm. 6. 

4 ) Brev. £) l v b: „late ordo servatur in vesperis usque in sabbatum . . .“ 
Vgl. auch oben S. 99. 


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154 J. De divino eultu. 1. De tempore: Pfarrbucli 16 v —17 r . 

Feria tcrtia. 

Non solet liabcri sermo, tarnen utilius est, sermo habealur; 
vcniunt, cjui velint 1 '). — Officium sine ministrantibus, tarnen canitur 
in organis h ). 

r Feria quarta. 

Olim erat feslum, ante reformationem Hatisponensem l ); 
ideci adhortetur populus [!], ut audiat divina hoc die. 

Feria sexta. 

Hora nona finitur officium velut aliis diebus. .Tenebr^" 
tarnen canitur sub officio, et pulsus difTertur usque ad boram 
undecimam 2 ). — Cyna etiam habetur pro omnibus sicut aliis 
diebus 1 ), quia .hyc est dies, quam fecit dominus"*). 

Saba tho (1 ). 

.Salve minus" manet, sed pro .Salve majori" canitur 
amodo .Regina c^li" usque Trinitatis 1 ). 

Do[minicaJ Quasi modo 5 ). 

lila est dorninica in Albis. Et canitur cum organis de 
resurrectione omni die dominico usque ad fest um Ascensionis 
secundum ritum dioc[esis] ,; ), licet sit contra expressa jura et 
communem observationem univers^ ecclesi^. — Sermo non habe¬ 
tur, quia est dedicatio in monasterio 7 ), et quia plures conveniunt 
ad primam missani, quam ad summum officium, ideo publicatida 
in prima missa denuncientur populo*). 

!l ) Nachtrag Filielmairs: „Veniunt autem plurimi.’ 1 Eck .selber hat nur 
am Osterdienstag 1526 gepredigt, nicht in den andern Jahren; vgl. Serm. 31 r . 

6) Dazu bemerkte Eck oder ein anderer: „Non habetur procesaio.“ Pihel- 
nmir aber ergänzte: Melius est, ut omnia fiant sollemniter cum processione, 
statione, ministrantibus et sermone sub officio summo, ut praecedenti die. Semper 
enim maxima plebis devotio etiam hoc die visa est. — ln ornatibus albis.“ 

( ‘) Dazu ein Nachtrag von Eck: alias non datur per annuiu. 

'•) Sabatho und die dazu gehörende Notiz ist von Eck nachgetragen. 

') Vgl. oben S. 120 f. ■) Vgl. obeu S. 123. 

n ) Anspielung auf die bekannte Antiphon in der Osterwoche. Vgl. dazu 
oben S. 65 f. 

4 ) Vgl. oben S. 124. 

Weißer Sonntag oder erster Sonntag nach Ostern. 

') Vgl. die Rubrik im Miss. fol. XCV**. 

7 ) Vgl. oben S. 91. Wo Eck von einem „monasteriuui* spricht, ist 
stets das Franziskanerkloster gemeint; es lag nicht weit von t\ L. Frau entfernt. 

s ) Vgl. oben S. SK 


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1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 17 rv . 


15.5 


F eria sexta. 

Olim erat festum Armorum etiam in foro; post reformationem 
Halisponensern l ) est solum festum in clioro. Solebat esse magnus 
concursus ad Salvatorem; quare hora sexta solebat unus coope- 
ratorum exire et, facta brevi exhortatione et publicatis indulgentiis, 
canebat oflicium. Tu jam id fac, quod videbitur expedire. 

Domi[nica| Vocem -). 

Omnia solemniter sicut aliis dominicis. 

[Dies Rogationum]. 

Feri^ autem tres sequentes sunt dies Rogationum, quibus 
non vescimur carnes, et nulla cena datur in domo parochiali a ). 

— Feria secunda itur ad Feltkirchen; per omnia, sicut in die 
Marci 4 ). — Feria tertia itur ad Salvatorem, ubi unus coopera- 
torum canit officium et facit sermonem ad plebem. ln reditu 
processio transit per ecclesiam hospitalis, ubi canitur an[tiphonaj 
~Veni sancte Spiritus** et p[lebanus] ante altare canit collectam'*). 

— Feria quarta itur ad s. Nicolaum b ). In itinere diverlitur 
processio ad s. Joannem 5 ); canitur responsorium -Inter natos** ( *); 

n ) Am Rand vermerkte eine spätere Hand: „Nota: Inolevit magnus 
ubusu8, quod ludirectores et capellani extra portain subito abjiciant super- 
pellicea discurrentes nec letaniam complcntes, quare convenias cum par[ocbo] 
s. Mauricii, ut imposterum ipsis injungatur, ut, tarn exeundo quam redeundo, 
ordinate processionem compleant.“ Daß dies inzwischen eingeführt war, bezeugte 
Eiszepf: „Jam complont anno 1585.“ 

h ) Eiszepf fügte hinzu: „Jam destructo illo templo itur ad s. Sebastianum 
in caemiterio urbis hujus. Exit utraque parochia e templo suo; apud Francis- 
canos conjungimur. Mauritiani perficiunt omnia in s. Sebasttano. In reditu 
disjungimur prope Closterbadt.“ Vgl. auch Pf. 36 v . Die St. Nikolaus-Kapelle 
vor dem Hardertor ward 1552 abgebrochen. Die 1444 erbaute St. Sebastians- 
Kirche befand sich auf einem 1407 angelegten Gottesacker; Kirche und Friedhof 
wurden 1804 # verkauft. Vgl. Ostcrmair 20 — 23. 

*) Das Fest der Leidenswerkzeuge Christi (sonst „festum Lanceae et Cla- 
vorum D. N. J. Chr.“, hier „festum Armorum“ [Wappen Christi] genannt) wird 
im Reformstatut des Regensburger Konventes nicht mehr als ein vom Volke 
zu feierndes Fest bezeichnet; vgl. oben S. 120. 

*) „Vocem jucunditatis“, so beginnt der Introitus der Messe am fünften 
Sonntag nach Ostern. 

Vgl. oben S. 65. 4 ) Vgl. Pf. 36 rv und oben S. 100f. 

ß ) St. Johann im Gnadental. 

“) Antiphon aus dem Offizium des hl. Johannes des Täufers; vgl. 
Brev. II Sin 7 r . 


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17v 



150 


1. Dt* diviuo cultu. 1. De tempore: Pfiirrbueh 17 v — I8 r . 


p[lel)anusj canit collectam de eo. Reliqua perficit pjlebauusj 
s. Mauricii. Reditus Ht per moiiasterium s. Francisci. 

Ascensionis domini. 

Vespere soleniniter cum diaconis et thurificatione. - JUatu- 
tin^ liabentur vesperi in die. — Ad primam missam habetur 
processio cum Corpore Christi, quod portat plebanus, pallio rubeo 
et stola ornatus. Rost processionem capellanus legit in smnmo 
altari de eucharistia, et in medio altari canitur de festo. — 
Suminum officium solenmiler cum processione et porlatione reli- 
quiarum. 

Finito sermone in monasterio, canitur nona, qua coriclusa 
cum hymno festi (quem organista orditur) fit processio ad medium 
ecclesie infra altare apostolorum. P[lebanus] induitur pallio rubeo, 
cooperatores duo viridibus. Post ltymnum p[lebanus] cum dia- 
conis elevantes imaginem resurgentis et reclinantes canunt „Ascendo 
ad patrem etc.“ *). Cantanl tibicines et hvdraules, quod tertio 
fit, ubi elevatur omnino imago. Hinc processio redit ad chorutn 
18>- cum responsorio Jte in orbem" 11 ) 2 ). — |j Confestim fit contio 
brevis ad populum per mediam horam. — Pr^cave, ne hi, qui 
attrahunt imaginem Christi, effundant aquam vel projiciant ignem 
aut azima, ne devotio solvatur in jocum et risum 


«) Eiäzepf fügte hinzu: Quia usus docuit, finito actu Ascensionis pene 
omnes discedere, non nudita eoncione, ideo sapienter institutum est paucis ab 
hinc annis, ut post nonam immediate fiat concio et ea finita actus Ascensionis 
nt supra. Quod videtur omnino observandum. Anno 1 o?sG. 

•') Bemerkung Pihelmairs: „Hoc diligenter est observandum, praesertim 
post exortas haereses. Potest tarnen propter populi devotionem et mysterii 
significationeni azymorum aut oblationum sive hostiamm fragmentorum cumulus 
projici et spargi propter antiquissimam consuetudinem. Cohibeatur tarnen 
petulantia puerorum et aliqrum, qui aliquando sunt immodesti.“ Vgl. dazu 
Alt, Cultus 540 f.: „Dies [den Einzug Christi in den Himmelf wußte inan 
besonders im Mittelalter sehr anschaulich darzustellen, indem man unter lautem 
Jubel des Volkes ein geschnitztes Christusbild an einem Seil in den Kirchen- 
himmel heraufzog, und von oben ein angezündetes Fratzenbild, das den Satan 
vorstellte, (vgl. Luk. 10, 18: ,lch sähe wohl den Satanas vom Himmel fallen, 
als einen Blitz 4 ), herabwarf, das die Kinder mit fröhlichem Jubel und lautem 


') Antiphon zum „Benedictus“ in den Laudes am Feste Christi Himmel¬ 
fahrt: Brev. I 0 8r a . Vgl. Joh. 20, 17. 

'*) Kesponsorium der 3. Lektion in der Matutin jenes Festes; Brcv. 
I 0 7' b. Vgl. Mark. 10. 15. 


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I. De divino eultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 18 r . 


157 


Pentecostes. 

In vigilia inane eonseeralur baptismus ut in obsequiali l ). 
P[lebanus] omnia facit, et officium cantat in viridibus ornatibus, 
et finiatur officium ad meridiem. — Nemo invitatur 3 ). — Vespere 
prim? solemnes sicut in alio summo festo; honestum A ) tarnen 
est, ut p[lebanus) ingressus cliorum incipiat -Veni s. S[piritus|“ s ) 
cum collecta, et dein prosequatur vesperas. — Matutine canuntur. 

Prima missa canitur in medio altari de Sfpiritu | sancto. — 
Sunimum officium canitur solemniter in rubeis. 

Post sermonem in monasterio canuntur non? horarie, quibus 
finitis processio descendit ad medium ecclcsie cum hymno festi 4 ), 
alternante semper hydraule. Hymno dicto omnes genua flectunt, 
et p[lebanus] incipit »Veni s. Spiritus“; prosequitur semel chorus. 
Secundo iterum canit »Veni s. S| piritus]“, et prosequitur bvdraules, 
et pro populo canitur »Khum heiliger geist“. Tertio p[lebanus] 
canit »Veni s. S|piritusJ“; prosequuntur tibiciues. — Pueri autem 
in testudine existunt et, dimittentes sensim imaginem- Sfpiritus] 
sancti, canunt tractim: »Accipite Spiritum sanctum“ 5 ). Processio 

Geschrei zerfetzten. Um das ,Wasser des Lebens* und das ,Brot vom Himmel* 
zu veranschaulichen' 1 , wurden kleine hostienförmige Kuchen, oft aber auch 
bloß runde Stückchen Pappe vom Gewölbe der Kirche herabgeworfen. Während 
sich die Kinder und Erwachsene in wildem Durcheinander bemühten, die 
Kuchen zu erhaschen, schüttete man von oben her plötzlich Wasser in den 
dichten Menschenknäuel zum größten Gaudium der Zuschauer. Vgl. Nao- 
georgus 155. Siehe auch Wilken 133; Baeumker II 11; Falk, Diel 
32, 59; Kellner 82. Eck wollte also von einem solchen, die Andacht störenden 
Treiben nichts wissen. Vgl. dazu oben S. 121. 

u ) Im Original: honestus. 

*) Im Ob sequi ale ist der Ritus der Wasserweihe am Tage vor Pfingsten 
nicht eigens angegeben: er ist ja auch derselbe, wie am Karsamstag. 

*) Zum Mittagessen im Pfarrhof, weil Fasttag ist. 

:1 ) Vgl. auch Brev. II l r a. 

4 ) Gemeint ist der Hymnus „Veni creator Spiritus“; vgl. Brev. II 9191 2 v u 
und f 5 V . 

6 ) Vgl. oben S. 121 f., 124f. Die Worte „Accipite etc.* 1 , die aus Joh. 20, 22f. 
entlehnt sind, kommen auch vor in der Antiphon zum „Benedictus“ in den 
Laudes des Pfingstfestes und im Responsorium zur 1. Lektion in der Matutin 
des Pfingstmontages; vgl. Brev. II 91 91 2 r h und 91 91 3 r b. — Alt, Cultus 548: 
„Zur mittelalterlichen Feier des Festes gehörte ferner die Veranschaulichung 
der Sendung des hl. Geistes, indem man entweder eine hölzerne Taube an 
einem Bindfaden vom Kirchenhimmel herabseukte, oder eine lebendige herunter¬ 
fliegen ließ.“ Vgl. Naogeorgus 155. Siehe auch Baeumker II 11. Es 


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158 1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 18 rv . 

postea redit ad chorum cum responsorio „Apparuerunt“ !). — 
Confestim lit sermo brevis ad populum “). 

Tn secundis vesperis post tres psalmos itur ad fontem sicut 
in die Pasche mutatis mutandis 2 ). P[lebanus] regit ac dcfert 
chrysma h ). 

Feria secunda. 

Sermo habetur mane c ). — Ad summum olTicium processio 
non habetur, sed canitur cum ministrantibus' 1 ). 

Feria tertia. 

Nec sermo nec processio habetur; canitur sine ministran- 
tibus e ). 

Feria sexta. 

Fraternitas fullonuni 3 ), et tune unus ex capellanis legentibus 
missani animarum sub officio defunctorum legat missam in altari 
apostolorum; alioquin plebs redditur valde querulosa. 

Do[minica] Trinitatis. 

Solemniter omnia. Edituus ornat ecclesiam frondibus. Nullurn 
habetur sufTragium 4 ) nisi de S| piritn] sancto et b. Maria Virgine. 

ft) Eiszepf fügte hinzu: „Siniiliter fiat concio statim post nonas et ultimo, 
coneione finita, actue ut supra.“ Vgl. oben S. 156 Anni. a. 

b) Dazu bemerkte Arnsperger: „Nota tarnen pro diebus sequentibus, ut 
ille, qui est officians in vesperis, non ferat chrysma, sed maneat sfans super 
altari medio cantaturus collectam etc. Scrvandum, ut sic vespere per uniim 
tantum regantur.“ Vgl. oben S. 153 Anm. a. 

*) Arnsperger fuhr fort: et canitur primaria in altari s. Joamtis per 
capellanum s. Spiritus, legente uno cooperaterum in medio altari. 

*•) Anisperger bemerkte: „D. Georgius Hauer processionem habuit, sicut 
et ego hunc inorem non neglexi“ und Pihelmair ergänzte: „et commodius 
habetur sermo sub officio suimno.“ 

c) Zusatz von Pihelmair: „Melius tarnen est. ut hoc etiam die omnia 
fiant sollemniter: fiat sermo, habeatur processio, sint ministrantes, quia copiosa 
semper populi frequentia hoc die in templo visa est.“ Der Pfingstdienstag 
war ein gebotener Feiertag; vgl. oben S. 120. 

gab damals manche Lieder, die mit den Worten „Komm heiliger Geist“ an¬ 
fingen; vgl. das Register bei Baeumkerl 752 und die dort angegebenen Stellen. 

') Responsorium der 3. Lektion in der Matutin am Pfingstmontag; 
s. Brev. II 3 V a. Vgl. Apg. 2, 3. 

-') Vgl. Brev. 11 91 91 2'* ff. 

') Über die Bruderschaft der Tuchmacher 8. oben S. 114 f. 

4 ) Über die commemorationes cominunes sive suffragia sanctorum in 
Vesper und Laudes s. Thalhofer II 426 ff. 


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I. De ilivino cultu. J. De tempore: Pfarrbueh 1S V 19 r . 159 

— Matutin^ poterunt haberi trium lectionuin H ); rarenter fuerunt 
habit^, et pauci veniunf: poterit propterea omitti; instabunt enim 
matutine de Corpore Christi. — Prima missa canitur in altari 
Trinitatis; est cooperatorum. — Summum oflieium cum pro- 
cessione et ministrantibus solemniter. — Sermo ad populum; in 
eo denuncietur populo fest um Corporis Christi. 

[Com]memoratio animarum h ). 

Feria quarta. 

Si niehil aliud occurrit, peragitur angarialis commemoratio 
pincernarum ! ); alioquin transfertur in aliam (eriam infra, ante 
vel post octavas. 

Post missam preparatur in sacrario ad altare monstrantia 
cum |i eucharistia et duobus calicibus; et poterit fieri etiam in 19»- 
summo altari. Et p«»rtatur eucharistia de altari ad sacrarium ( ), 
et canitur »Tantum ergo“. Ita et relique omnes particule irnpor- 
tantur sacrario, et expurgatur edicula sacramenti per ^dituum <l ). 

- - Ad vesperas effertur de sacrario ad altare, et in ipsis gradibus 
p[lebanus] incipit cantum imius versiculi, et in altari vertat se 
cum sacramento, dicendo alium versiculum; tarnen, si voluerit, 
poterit et sub primo versu statim reponere eucharistiam super 
altare. — Vespere et conpletorium contigue cantantur; quibus 
finitis ostenditur sacramentum -) cum versu, non tarnen effertur, 
sed reponitur in altari usque ad matutinas; et hoc fit per 

Jl ) Zusatz von Pihelmair: „vel saltem unicus nocturnus.“ Vgl. dazu 
auch oben S. 95 (96) Anm. 4. 

'•) Kino Randnotiz von Eck; vgl. dazu oben S. 113 f. 

f ’) Randnotiz Ecks: Et boc melius, ut, qui officium hahuit, deferat sacra- 
mentum in sacristiam. 

<1) Arnsperger bemerkte: „Decet tarnen, ut reli[quae] particulae statim 
pos|t] purgationem iterum in ediculam reponantur propter transeuntes et ad- 
orantes euchar[istiam].* Er will offenbar verhüten, daß die Gläubigen, die 
gewohnt sind, beim Vorübergeben vor dem Sakramentshäuschen dem Heiland 
z. B. durch Kniebeugen zu huldigen, diese Zeremonie vor einem leeren Häuschen 
verrichten; daher soll sogleich nach der Reinigung des Häuschens wieder ein 
Ziborium mit hl. Spezies hineingesetzt werden. 

') Das vierteljährliche Seelenamt für die Bruderschaft der Schankwirte 
sollte eigentlich am Donnerstag nach der Quatemberwoche sein; vgl. oben S. 114. 

-) In Pf. 19 rv und 20 rv ist mehrmals davon die Rede, daß das aller¬ 
heiligste Sakrament dem Volke in der Monstranz gezeigt wird; nicht immer 
folgt darauf der sakramentale Segen. 


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160 


1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 19*\ 


octavam a ). — Matutine canuntur novem leclionibus, quibus 
finitis canitur «Salve**, et, ostenso sacraniento, deferlur duobus 
versibus ad suam ediculam *‘). — Aedituus per oetavas dormit in 
saeello s. Johannis *). 

Corporis Christi. 

Mane et per oetavas sacramentum de edicula defertur ad 
altare sub missa animarum, ubi solet relinqui usque ad finoin 
ofticii; reportatur tune ad ediculam usque ad nonas, ubf denuo 
pro inore refertur ad altare. 

Prime misse pulsus fit hora quarta (si futura est proeessio) 
et canitur in medio altari usque ad evangelium inclusive. Tune 
enim ineipiuntur prime et tertie; ostenditur dein saeramentum 
pro more. — Sub pulsu ad sumtnum officium canuntur sexte, 
et officium perficitur solemniter in summo altari in ornatu rubeo. 
— Post hec habetur proeessio pro more-). Et redeuntibus illis 
canuntur none ‘). - In processione p[lebanus] s. Marie defert 
pjlebano] s. Mauricii ut antiquioris ecclesie prefecto; benedicit 
autem popul uni in primis duabus stationibus, scilicet juxta portam 
Danubii et portam s. Crueis :t ) — Cooperatores quando deferunt 

") Randnotiz Arnspergers: Nota in vesperis pro thurificatione: illam non 
fieri ad ediculam eucharistiae, sed tantiim ante sacranientum stans in altari. 

1 *> Randnotiz Ecks: Convenit, ut in domo dotia [Pfarrliof] jejunetur, et 
hoc die ineipiuntur dari p[i|sces post Pascha. Et si jejunare noljunt], snltem 
non vescantur carnibus. 

*') Zusatz Arnspergers: „Ad divum Mauricium vero post prandium 
hora —.“ Durch Beschneiden des Randes ist die Zahl woggefallen; vielleicht 
ist prinia zu ergänzen. Jedenfalls ward die Non in der Frauenkirche unmittelbar 
nach der Rückkehr der Prozession, in St. Moritz dagegen erst nach dem 
Mittagessen gesungen. 

') Dies wurde vermutlich zur Sicherung der Kirchenschätze vor Diebstahl 
angeordnet; während der mit größter Feierlichkeit gehaltenen Oktav zu Ehren 
des allerh. Sakramentes wird das Gotteshaus auf das schönste geschmückt 
worden sein. 

*) Über die Prozession vgl. auch Naogeorgus 156 ff. In Mainz trugen 
bei der Prozession nicht bloß die Kinder Kränze ums Haupt, sondern auch 
andere Teilnehmer, sogar der Priester, der die Monstranz mit dem Allerhei¬ 
ligsten trug. Vgl. Falk, Diel 82, 87, 59, 63. in Ingolstadt wurden Blumen 
vor dem Sanktissimum auf den Weg gestreut; vgl. Pf. 177 v : unus spar- 
gens flores. 

3 ) Über das Donau- und Kreuztor s. Gers tu er Ing. 54, 167; Oster- 
mair 9, 57. 


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I. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 19™. 161 

sacramentum in §diculam, honeslius est, quod duobis versibus 

faciant. — Ad omnes horas „Benedicamus domino, alleluja“; 
ad vesperas et matutinas „Benedicamus“ solemne 11 ). 

N. B. In processione cooperator vacans gestat imaginem 19v 
crucifixi precedentibus duobus in tunicis levitarum, et hos idem 
cooperator ordinabit. — N. B. In officio misse, licet per totam 
hebdomodam sequenlia non habeatur, tarnen ex consuetudine 
canit chorus „Tantum ergo“ *) cum vers[iculo] sequenti. Et cele- 
brans ostenso sacramento canit „Ecce panis angelorum“ 2 ) cum 
duobus sequentibus: in tertio versu, prosequente choro, reponit 
eucharistiam ad altare. — N. B. Celebrans ,in missione populi 

non benedicat ipsum cum sacramento, sed benedictione more 
solito data ostendat eis eucharistiam et semel una facta f eis 
benedicat. — N. B. Si festum Johannis aut aliud intra octa- 
vas evenerit, tune matutine habentur de festo, sed omnes höre 

de Corpore Christi. Et tune ad verte, quia omnes versiculi 

de Corpore Christi finiuntur cum „Alleluja“ et de festo sine 
.Alleluja“. 

Sermo non habetur, nisi processio fuerit intermissa. — 
Vesper^ canuntur hora tertia et sine intervallo conpletorium. — 
Matutin§ habentur hora sexta b ). 

Feria sexta. 

Omnia de festo; non§ tarnen canuntur mox post elevationem, 
et his finitis canitur responsorium „Tenebr^“ et fit pulsus 8 ); quo 
finito reponitur sacramentum ad ^diculam. Poteris eo die et 
aliis feriis peractionem mortui agere vel anniversarium. 


“) Infolge Beschädigung des Papiers ist eine Notiz Ecks am Rande 
unverständlich geworden; sie bezieht sich auf Vorkommnisse am Tage vor und 

Am Morgen des Fronleichnamsfestes 1522: Anno d[omini] 1522 p-per 

totam vigiliam et --noctem: mane tarnen [?]-natus habita fuit 

procefssio]-man die schräm (oder schrann)-geworffen. 

b ) Arnsperger fügte hinzu: Congruum est, ut per oct[avas] Corporis 
Christi null um canatur offitium pro defanctis, nisi necessitas aliud suadeat, ut 
sic todium populi vitetur. 

‘) Bekanntes Segenslied, Strophe aus dem Hymnus „Pangue lingua“, 
der am Fronleichnamsfest gebetet wird. 

*) Strophe aus der Fronleicbnamssequenz „LaudaSion“, die heute während 
der Festoktav in der Messe gebetet wird. 

“) Vgl. dazu oben S. 128. 

R«‘f.-gesoli. Studien u. Toxio, Hi*ft 4 «. . r »: Uroriiiff, I'farrbuHi. 11 


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20 r 


162 J. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 20 r . 

Dominica infra octavas. 

In vesperis omittuntur suffragia pr^ter hystoriam a ) l ). «Pla¬ 
cebo** ultimo post conpletorium et ostensam eucharistiam. — 
Mane fit sermo, quem sequuntur prirn^ et terti^, et ostenditur 
populo sacramentum. Ad summum officium habetur processio 
cum responsorio „Asperges** -); in reditu «Homo quidam“ 8 ). — 
Si venerit dominica illa questor alicujus sancti*), hunc admitte, 
et primam missam legat in medio altari, et post tertias potcrit 
facere sermonem. Ad summum officium pro more, post decan- 
tatam pi\‘fationem, canitur responsforium] de illo sancto. Existens 
vero in altari pergit lectione conplendo offitium. In fine tarnen, 
cum defert eucharistiam, canit vers[iculum] pro more et reponitur 
ad ediculam. 

n ) Dazu trug Eck später nach: Ioquere et a[ntiphonam] de b. Maria 
Virg[ine]. 


') Über das Wort „historia“ schreibt Du Cange UI 672: „Historiae, 
dicuntur Scriptoribus de Officfiis] divinis Lectiones, desumptae ex libris 

historicis veteris Testament], et aliis, quae in Ecclesia statis diebus reci- 
tantur. . . . Istoria de Responsoriis post Lectiones decantandis dicitur . . . 
Historia, pro ipso festi officio. Ordinarium festorum Sanctorum per totum 
annum.“ Thalhofer II 419 erklärt: „Wird [nach den Lektionen in der 

Matutin des Breviers] aus den historischen Büchern des Alten Testamentes 

gelesen, so bewegen sich die Responsorien im Sonntags- und Ferialofficium 

allerdings regelmäßig im Bereich des betreffenden Buches (nicht der einzelnen 
Lection), der betreffenden Oeschichte, woher es kommt, daß diese Responsorien 
— und sodann a potiori die Responsorien überhaupt — vielfach den Namen 
historiae führten, der auch auf die Antiphon der ersten Vesper dieser Sonntage 
überging.“ Eck bedient sich des Ausdrucks historia in einem andern Sinn; er 
bezeichnet nämlich offenbar damit hier, sowie in Pf. 21 ** und 22 v die Kom- 
memoration des Sonntags. Am Vorabend des Sonntags in der Fronleichnams- 
oktav, des Kirchweihfestes am 3. Sonntag nach Trinitatis und dann, wenn 
Allerheiligen auf den 2. Sonntag nach Lukas (18. Okt.) fällt, an dem die 
Dedikation der sechs neuen Altäre in der Pfarrkirche gefeiert wird, sollen in 
der 1. Vesper des Festoffiziums die commemorationes communes oder suffragia 
sanctorum (s. oben S. 158 Anm. 4) ausfallen, jedoch soll der Sonntag komme- 
moriert werden. Später ordnete Eck dann noch an, daß in der 1. Vesper des 
Sonntags m der Fronleichnamsoktav auch eine Kommemoration zu Ehren der 
Pfarrpatronin angefügt werden sollte; vgl. oben Anm. a. — Vielleicht verstand 
Eck unter historia überhaupt jede commemoratio de tempore. 

*) Antiphon, die noch heute bei Austeilung des Weihwassers an Sonn¬ 
tagen gesungen wird. 

:! ) Antiphon in der 1. Vesper des Fronleichnamsfestes und des Sonntags 
in seiner Oktav. 4 ) Vgl. oben S. 92. 


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I. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 20 lv . Iß3 

Octava Corporis Christi. 

Omnia solemniter. — In primis vesperis non fit thurificatio. 

— Ad matutinas habentur novem lectiones; mane post prime 
misse elevationein canuntur prinw et terti$. Sub pulsu sext$ 

et sub sextis p[lebanus] se induit ad processionem, quy eo die 
fit ante summum officium. 

Processio ordinatur more solito. Olim prima statio habe- 
batur mox post egressum cirniterii ex opposito domus (que jam 
parochialis est) ! ), et secunda statio in fine illius plate$. Tarnen 
sub Baldasaro Hiebmair, cum Vitus Peringer duas haberet filias 
in domo Franciscana 2 ), ad conplacendum sibi prima statio habita 
est ante domum civitatis praxeatoriam, altera apud Joh[annJem, 
tertia ante ^des Peringer, quarta retro ecclesiam ex opposito 

burs§ Parrhisiensis :t ). — |j In statione chorus aliquid canit. Lee- 20v 

turus evangelium petit benedictionem * a p[lebanoJ; quo lecto 

p[lebanus] id exosculatur. Deinde stans ante mensam dicit 
„Oremus“, collectam contra tempestates, qua conclusa subdit: 

•.Sit no[men] dfomini] bfenedictum]“, „Adjutorium n[ostrum] i[n] 
n[omine] d[omini]“ (cum sacramento) 4 ), „Oremus: benedictio dei 
omnipotentis, Patris et Filii et S[piritus] s[ancti], descendat 
super nos et fructus terr$ et maneat semper**. — In prima 
statione solent invitari cives rninistrantes sacramento. — Finita 
processione canitur officium solemniter cum ministrantibus, et 
sacramentum defertur in suam ^diculam. 

Ad nonas fit pulsus cum duabus campanis successive, sine 
tarnen intervallo. P[lebanus] de mensa surgat, cum hospitibus 
ecclesiam ingrediatur. Aliquando gratia honoris invitantur, ut 
reden nt post nonas; sed frustra; si enim redierint pro merenda, 
solvent vinum, quod vitant, licet antiqui cum uxoribus venerint; 
plebanus dedit assaturam 5 ). 


') Über das Pfarrhaus s. oben S. 63 f. 

*) Eine von den Töchtern des berühmten Ingolstädter Bürgermeisters 
Vitus Peringer, die Nonnen im Franziskanerinnen-Kloster St. Johann im Gnaden* 
tat waren, hieß Elisabeth. Über Peringer s. Gerstner Ing. 135, 138, 144 f. 
569, über Elisabeth ebd. 21. 

:i ) Vgl. oben S. 18 Anm. 1. 

4 ) Eck will sagen, die folgenden Worte würden mit dem sakramentalen 
Segen begleitet. 

Ä ) Vgl. oben S. 69. 

11 * 


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164 1. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 20 v —21 r . 

In secundis vesperis post „Benedicamus 4 * cooperatores et 
capellani canunt sequentiain «Lauda Sion". P[lebanus] autem 
ostendens sacrarnentum canit hos tres vers[iculos] «Ecce panis", 
«In figuris", «Bone paslor" ! ), sub quo data benedictione unius 
crucis defert sacrarnentum ad altare s. Johannis et ibi, rursus 
data benedictione, super altari sumit eucharistiam ex monstrantia 
et in corporali repositam in ydiculam seponit. 

Hac nocte aguntur vigili^ pro anniversario Töldel seu 
Glätzel 2 ) et in crastinum cum officio; alioqui cautum est: si non 
observetur, pecunia in usus pauperum vertenda est. Quod si 

dies aliquis f'eslus in feriam sextam incideret, profecto cum 

successoribus agendum est de tralatione, puta si G f'uerit litera 

dorninicalis et novem sept^many] intervallum aut B et octo 
septfiman^J intervallum 3 ). 

r Dominica secunda post Trinitatis. 

Dedicatio agitur apud Salvatorem. Sabatho egreditur unus 
ex cooperatoribus liora prima cum cantore. et canunt vesperas. 
— Ipso vero die egrediuntur duo cooperatores cum cantore; duo 
olficia canunt; sermonem unus facit ad populum. Hii postea 

’) Drei Strophen aus der bekannten Sequenz *Lauda Sion“ in der Messe 
am Fronleichnamsfeste. 

■) Das Anniversar für Konrad Glätzel ward mit 4, das für Ulrich Töldel 
mit 2 Kaplänen gehalten; jeder von diesen bekam 8 vgl. Pf. 129 r . Ober 
Glätzel s. oben 8. 17, 19 (20) Anm. 4, 112 Anm. 2. 

’) über die Bedeutung des Sonntagsbuchstabens und des Intervallums 
s. Grotefend 1 179, 210. Hiernacli bezeichnet das Intervallum die Zeit von 
Weihnachten bis Invocavit nach Wochen und Tagen. Der Sonntagsbuehstabe G 
und 9 Wochen Intervallum weisen auf den 8. April als Ostertermin; dann ist 
der 14. Juni Oktavtag von Fronleichnam; am 15. Juni wird Vitus gefeiert, 
aber dieser Tag hat keinen so hohen Rang, daß er ein Anniversar verhindern 
könnte. Für den Sonntagsbuchstaben B und 8 Wochen Intervallum in dem 
oben angegebenen Sinn läßt sich überhaupt keine passende Deutung finden. 
Anders würde sich die Sache gestalten, wenn man das Intervallum von Epi¬ 
phanie statt von Weihnachten berechnen dürfte, ln diesem Falle führten der 
Sonntagsbuehstabe G und 9 Wochen Intervallum auf den 22. April als Termin 
für Ostern und auf den 28. Juni als Oktavtag von Fronleichnam; zu dem 
Sonntagsbuchstahen B und zu 8 Wochen Intervallum würden der 17. April als 
Termin für Ostern und der 23. Juni als Oktavtng von Fronleichnam stimmen. 
Der 23. Juni ist der Tag vor dem Feste Johannes des Täufers, der 28. Juni 
der Tag vor Peter und Paul. Diese beiden Feiertage besitzen einen solchen 
Rang, daß es unzulässig ist, dann ein Jahrgedächtnis abzuhalten. Vgl. die 
entsprechenden Kalender-Tafeln bei Grotefend I. 


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I. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 21 r . 


165 


prandent apud tabernarium solventibus expensas vitricis ecclesi^ l ) 
aut pendentibus 70 o. Melius esset, ut cum minori pecunia regre- 
derentur in oppidum. — Hoc die olim hic in parochia non fiebat 
sermo, sed nude dicebatur textus evangelii. Effecit hoc pigritia 
cooperatorum, Adorffo plebano nesciente pr^dicare 2 ). Omnino fiat 
hic contio, quia paucissimi egrediuntur. 

Feria secunda. 

Junior 11 ) ex cooperatöribus mittitur ad Nassenfels, ubi 
peragitur anniversarius episcoporum Eistetten| sium] h ). 

Dominica tertia post Trinit[atis]. 

Dedicatio hujus ecclesie. Vespere solemniter sine suffragiis 
preter historiam 3 ). Matutin$ habenlur de nocte. — Prima missa 
celebratur hora quinta in medio altari et canitur de dedicatione. 
— Si ludimagister figurali cantu vesperas egit, et mane summ um 
officium similiter canturus, mittitur ei ofl'a cum sex libris carnium, 
quattuor mensur^ vini et panes respondenter c ). Si vero non 
cecinerit in proportionali cantu, nichil ei mittitur 4 ). — Summurn 
officium solemniter ut summurn; utimur rubeis ornatibus aut, 
quod decentius est, hiacyntinis seu ceruleis. — Sermo fit in sola 
rsta ecclesia hoc die’ 1 ). —- N. B. Si festum hoc die inciderit, post- 
ponitur in feriain secundam; unde dominica die secund§ vesper§ 
habentur de festo et suffragium de dedicatione. 

») Später von anderer Hand ersetzt durch: Senior. 

*•) In Pf. 50 r schreibt Eck: „Ad Nassenfels [Burg der Bischöfe vou 
Eichstätt; vgl. dazu Sax 172, 188, 213, 228] singulis annis plebanus mittit 
unum ex cooperatoribus; solent dari ei 15 er. Adorff anno etc. 72 [!] dedit ei 
21 po9tea reperio euni dedisse 32 4“ Später bemerkte Eck ib. 21 r : 
„Dantur ei a plebano 32 4 sed tempore caristi«* semper dedi ei 52 ^ 1 ob.“ 
Feucht selber trug ib. 21 r bzw. 50 r ein: „Jacobus Feuchtius dedit '/» fl. anno 
1570; vix tarnen sufficit.“ Schließlich notierte Pihelmair an beiden Stellen: 
„Nunc dantur 4 /*.“ Adorf ward erst 1474 Pfarrer; vgl. Pf. 49 r . 

c ) Auf dem Rande befinden sich einige Nachträge; zunächst von Feucht: 
„Feuchtius dedit 17 batzios anno 70“; eine andere Hand bemerkte: „Non 
sufficit, ego dedi 1 1 fl. anno 78.“ Die Zeitangabe „anno 78“ könnte auch zu 
dem Folgenden gehören, das wohl von Scholl selber geschrieben ist: „Schollius 
dedit 1'/., fl.“ Dann kommt in fast verblaßter Schrift eine Notiz, deren Sinn 
sein könnte: „Totidem et ego dedi l 1 /., fl.“ Hierunter steht: „Similiter et ego 
L[aurentius] Efiszephius].“ tl ) Späterer Zusatz: a prandio. 

') Kirchenpfleger; 8. oben S. 16 Anm. 2. *) Vgl. oben S. 92. 

4 Vgl. oben S. 162 Anm. 1. 4 ) Vgl. oben S. 68 Anm. 1. 


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166 


I. De divino oultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 21 v . 


21v 


Feria secunda. 

Agitur anniversarius principum, insti[tu]tus ab imperatore 
Ludovico *), ul testatur L[udovicus] Barbatus. Ideo dominico die 
post vesperas fiunt vigili^ cum novem lectionibus. Adesse debent 
omnes beneticiati civitatis et ruris ac officiales ducales. Post 
vigilias habetur processio cum responsorio „Absolve“ l 2 * ), et in 
reditu dicuntur vesper§ mortuorurn circa monumentum principum. 
El liorum omnium p[lebanus] est rector a ). 

Mane p[lebanus] cum suis nichil canit, nisi primam missam. 
Facto autem pulsu ad summum officium, primo canitur officium 
pro salute vivorum in summo altari; dein canitur officium pro 
defunctis in medio altari. Quo finito fit processio cum respon¬ 
sorio „Absolve**, et sic canitur ultimum officium de Assumptione 
b. Mari§ Virginis. 

Vide unam rubricam in breviario, quod est in sacrario. 
Nam cum tempore Ludovici Barbati essent negligentes, sic quod 
aliquando 25 sacerdotes abessent, consensu sacerdotum (ne anime 
defunctorum defraudarentur suflfragiis) constituit b ), ut quilibet 
absens solvat 1 libram denariorum pro c^ra circa sepulchrum 
ducum applicandam. Et si eodem anno decesserit, omnia bona 
mobilia et immobilia (creditoribus prius solutis) cedant ecclesi^ 
b. Marita Virginis, sive fecerit legata sive non 8 ). — 1526 Eckius 
impetravit denuo a ducibus Wilhelmo et Ludovico 4 * * ) confir- 
mationem hujus. 


a ) Eck hat später eingefügt: [Primum ist durch Beschneidung des 
Randes weggefallen] officium canitur per citra-danubianos, et ministrant scilicet 
a latere Gamerßhaim [Gaimersheim]; alteruin canit plebanus s. Mauricii, unus 
minister de s. Mauricio, alter de capellanis b. Mario. Tertium officium canunt 
ultradanubiani et ministrant. 

h ) Auf dem Rand von der Hand Ecks die Jahreszahl: 1434. 

l ) Über die großen Verdienste Kaiser Ludwigs des Bayern (t 1347) um 
Ingolstadt s. Gerstner Ing. 26—37. 

*) Responsorium der 6. Lektion im Offizium von Allerseelen; vgl. 
Brev. II 23 5 r . 

n ) Vgl. dazu das Regest der Urkunde Ludwigs des Bärtigen vom 16. Aug. 
(Montag nach Laurentius) 1434 in Sbl. XXIV 15 Nr. 26. 

4 ) Wilhelm IV. regierte von 1508 bis 1550; von 1514 bis 1545 regierte 

er gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig X. Näheres bei Riezler IV, 

Beilage. 


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I. De divino cultu. 1. De tempore: Pfarrbuch 2l v --22 r . 


107 


Cura in hoc officio, ne quisquain sacerdotum celebrantium 
egrediatur ante collectam primam, quy dicitur in officio pro 
defunctis ’). 

Dominica post Nativitatem Mariy. 

Est dedicatio duorum altarium ad Salvatorem -). Egre- 
diuntur duo cooperatores, canunt duo officia et faciunt sermonem 
ad populum. 

Dominica in angaria. 

Commemoratio omniuni animarum, ut in proprio titulo 

Feria quinta sequenti. 

Fraternilas pincernarum a ) l ). 

Dominica post Lucy [18. Okt.j. 

Dedicatio est in ecclesia s. Mauricn, quare evangelii textus 
absque homilia populo prynarratur 5 ). 

Dominica proxima sequente dedicationem 
s. Mauricii 1 ’) 

celebratur dedicatio sex altarium in novis capellis: s. Martini, 
Nicolai, Anne etc. °). Pulsus fit solemnior. Post suffragiurn de 
b. Maria Virgine fit processio ad unurn altare ex illis cum 
responsorio „Terribilis" 7 ), cum versj iculo] et collecta, et reditur 
cum an[tiphona] „Laudem dicite" ad chorum. Matutiny non 

11 ) Von einer späteren Hand ist mitten zwischen dieser und der folgenden 
Notiz eingetragen: „Nota anniversarium academicorum/ Vgl. dazu oben S. 116. 

!•) Auf dem Rande bemerkte eine spätere Hand (von Pfarrer RiepelV): 
„Anno 92 et 93 hac dominica concio praetermissa fuit in utraque parochia ob 
festum dedicationis templi s. Crucis PP. Societ[atis] Jesu/ Später hat derselbe 
Schreiber notiert: „Anno 99 sum concionatus; nam vigilia Omnium Sanctorum 
in hanc dominicam incidit.“ 

*) Über das Anniversar für die Wittelsbacher s. oben S. 106; über die 
Nebenmessen S. 111 ff. 

•) Vgl. unten Anui. 6. * **) ) Vgl. oben S. 118 Anm. 4. 

4 ) Vgl. oben S. 114. 

b ) Am 24. Oktober 1529 hielt Eck laut Serm. 76 r die Festpredigt in 
der Moritzkirche. Vgl. auch oben S. 91. 

**) Vgl. oben S. 19 Anm. 1. Über die Feier der Dedikatiou von zwei 
Altären in Unsernherrn s. oben. Auch in der Essener Stiftskirche feierte man 
das Andenken an die Weihe der Altäre; 8. Arens 62 ff. 

7 ) Antiphon aus der 1. Vesper am Feste Dedicatio templi in Brev. II 91 1 r n. 


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22 



168 I. De divino cultu. 1. De tempore: 22 rv . 2. De sanctis 33 r . 


liabentur. — Et quia communiter illa dominica est proxima ante 
festum Omnium Sanctorum, quo nichil pr^dieatur de Omnibus 
sanctis 4 ), ideo dominica ista sermo dirigatur ad omnes sanctos. 

22 ' — Mane prima missa canitur in uno ex altaribus solemniter de 
dedicatione usque ad .Sanctus“ inclusive; dein fit sermo et alia, 
sicut alio die dominico. 

Quod si illa dominica in festum Omnium Sanctorum in- 
ciderit, tune processio statim habetur post an[tiphonam] de 
hystoria“) et reditur ad chorum cum an[tiphona] .Alma Redemp- 
toris“ 2 ). Et mane post officium de Omnibus Sanctis et evan- 
geliutn sine homilia pr^dicatum canitur officium de dedicatione. 

- At si Omnium Animarum commemoratio eo die inciderit, 
tune dedicatio transfertur in dominicam sequentem. 

33 r 2. De sanctis. 

Regula: Quando liabentur matutiny, non habetur statio 
in ecclesia nostra 3 ). 

De s. Andrea [30. Nov.]. 

Statio habetur ad altare apostolorum. 

Altera post Andr$e [1. Dez.] est tricesimus Animarum 4 ); 
ex causa transfertur et potissimum, si sequens dies est feria 
tertia, quinta aut sabathum; ideo pulsus in secundis vesperis fit 
hora secunda. 

De s. Barbara [4. Dez.]. 

Statio habetur ad altare illius in vesperis. Prima missa 
ibi canitur. — Pileatores solvunt officium, quod canitur mox 
post missam animarum, et dominica pr^cedenti denunciatur in 
contione; veniunt tarn ipsi quam conjuges ac famuli ad offe¬ 
rendum 5 ). — Ego solemniter omnia agi procuro, in organis facio 
cantari et ministrari, ac exhortationem facio ad populum super 
illa bcnedicta patrona. 


») Nachtrag Ecks: „Tu etiam transi'er, quia nulla »utt'ragia fiunt nisi 
de tempore.“ Über suftragia und historia s. oben S. 158 Anm. 4 und S. 162 
Anm. 1. 

M Wegen der Predigt über die Armen Seelen. Vgl. Pf. 41 r . 

*) Bekannte Antiphon zu Ehren der Muttergottes; s. oben S. 124 Anm. 2. 
3 ) Vgl. oben S. 98. 4 ) Vgl. oben S. 113 f. 

r ') Vgl. oben S. 115. 


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I. Do divino cultu. 2. Dt* aauctis: Pfarrbuch 33' v . lb'J 

Nicolai [6. Dez.]. 

Pulsus fit sollemnis, absque tarnen tcrroribus. In organis 
canit[ur] ad vesperas et officium. Statio lit ad altare fullonum *), 
ubi mane fit prima missa cantu. Sermo habetur post elevationem 
in prima missa. 


Conceptionis Mari^ [8. Dez.]. 

Vigilia non jejunatur; est tarnen in arbitrio. Ante con- 
stitutionem Ratisponensem 2 ) erat dies isto in pr^cepto feriarum; 
at sicut aliquot centenis annis priores nostri celebrarunt istud 
festuni, antequam esset preceptum, sie populus jam bortandus 
est ad idem observandum. — Cetera omnia ut in alio festo divy 
Mari^ cum matutinis, sermone, reliquiis etc.; servit etiam organista. 
— Licet autem indulgenti^ sint in sacello s. Ann^, tarnen ad 
vesperas primas statio ibi non habetur; sed mane post primain 
inissam in sacello b. Mari^ Virginis") dicitur pro contione Con¬ 
fessio publica, qua tinila illico incipitur officium ad altare s. Ann^ 
rursus de Conceptione, et canitur per capellanum s. Ann§ 3 ); sed 
in secundis vesperis Conceptionis fit statio ad s. Annam cum 
responsorio .Justum deduxit**: oratio Eusebii, et mutatur noinen 
confessoris in patriarcham 4 ). — Si hoc f'estum in dominicam 
evenerit: Olim b ) dum adhuc erat sub pr^cepto, conveniebat, ut 
de eo <: ) ageretur in primis et secundis vesperis, quia est patrona 
ecclesi^; verum modo, cessante pr^cepto, statio» habeatur in 

14 ) Randnotizen Ecks: „due prime misse * und „N. B.\ 

b) Nachtrag Ecks am Rand: „Propter devotionem populi servetur ut 
«lim“, d. h. vor Erlaß des Regensburger Reformstatuts. 

**j eo ist sehr undeutlich geschrieben. 

‘) St. Nikolaus-Altar; s. oben S. 20 Anm. 2. 

* 2 ) Vgl. oben S. 120. 

') Beneiiziat eines Altars im Hl. Geist-Spital; s. oben S. 22. 

4 ) Im Commune confessorum non pontificum gibt Brev. 1 cc 2 V als 
Responsorium der 1. Vesper an „Justnm deduxit etc.“ und als Oration die 
„Oratio Eusebii 4 unter Einsetzung des Buchstabens N statt des Namens. Im 
Commune sanctorum jenes Breviers werden nämlich die verschiedenen Formen 
der Orationeu mit dem Namen von einem oder einer derjenigen Heiligen be¬ 
zeichnet, an deren Festtagen sie Vorkommen; z. B. wird ib. 1 c c 4 V die Oration 
„Exaudi nos deus 4 als „Oratio Lucie“ und die Oration „Deus qui inter cetera 4 
als „Oratio Agathe 4 bezeichnet. Jener Eusebius, dessen Oration als Paradigma 
für die Oration zu Ehren des Patriarchen Joachim diente, ward in Eichstätt 
am 14. August gefeiert, vgl. Grotefend II 1 S. 37. 


33v 


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170 


I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 33 v — 34 r . 


34 »' 


primis vesperis et mane prima missa, etiam si in clioro trans- 
feratur in aliuin diem. 

Non cura, si apud s. Mauricium in matutinis unico sint 
contenti nocturno; narn quia Deipara Virgo patrona est ecclesi^ 
nostr^, ideo ex integro ei pensuni solvamus R ). 

Joachim 1 ) [9. Dez.]. 

Habita in vesperis primis b ) statione in sacello s. Ann^, 
mane ibidem canifur prima missa de s. Joachim 0 ). 

Sebastiani [20. Jan.]. 

ln vesperis fit statio in sacello ejus. Mane prima missa 
ibi canitur, qua finita fraternitas praxatorum facit aliam decantari. 
— Sub qua pflebanus] poterit unam exhortationem facere in 
honorem s. Sebfastiani], patroni magni 2 ). — Intimetur dominica 
pr^cedenti. 

Conversionis Pauli [25. Jan.]. 

Olim erat pr^ceptum :l ) et omnia solemniter, nisi quod non 
fiebat sermo, nec erant ministrantes in officio, et poterat aliqua 
peractio haberi d ). 

Purificationis [2. Febr.]. 

Vigilia ejus non est pr^cepta, sed adeo longeva inolevit 
consuetudo, qu^ obtinet vim legis; quod cura, ut diligenter in¬ 
timetur populo dominica pr^cedenti 4 ). Et canitur officium ad 
meridiem, sicut in die ab ecclesia pr^cepto. 

Vesper^ solemniter. — Matutin^ hora tertia e ) noctis. — 
Prima missa in altari b. Mari^ Virginis. - Populo per conpulsum 

a ) Späterer Zusatz Ecks: *Tarnen jam in concordia unicum habemus 
nocturnum.“ Vgl. dazu oben S. 95 Anin. 4. 

h ) Von anderer Hand ersetzt durch secundis. 

<-) Zusatz einer andern Hand: Et organista in prima missa servit etc. 

d ) Darunter ein Einschiebsel von Pihelmair: „Joannfis] Chryso- 
stomi (27. Jan.]. Peragitur commemoratio angarialis professorum et studio- 
sorum almae facultfatis] theologicae.“ Vgl. hierzu oben S. 117. 

c ) Später umgeändert in: jam quarta. 

’) ln U. L. Frau ward das Fest des Vaters der allerseligsten Jungfrau 
am Tage nach deren Conceptio gefeiert, obwohl das Kalendarium im Brev. 
den Namen Joachims nicht enthält. 

*) Die Ingolstädter Bierbrauer verehrten außerdem auch den hl. Lauren¬ 
tius als ihren Patron; s. oben S. 115. Vgl. auch Kerl er 38. 

’) Vgl. oben S. 120. ') Vgl. oben S. 121. 


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I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 34 rv . 


171 


convocato, p[lebanus] progreditur palliatus cum ministris ad can- 
cellos et ibi benedicit c$reos; choro cantante .Nunc dimittis", ipse 
legit idem canticum cum sequentibus, et postea descendit et in- 
greditur sacrarium, et inde exit cum reliquiis, quas in altare 
ponit. — In processione cum ministrantibus defert candelas 
(poterit etiam deferre reliquias more solito) et cantantur tres 
prime an tiphone .Ave Maria". Statio habetur in medio ecclesie 
circa baptisterium l ) cum an[tiphona] .Cum inducerent puerum", 
in cujus tine hymni sonus’ 1 ) canitur .Benedictus", || altero versu 34' 
semper in organis repetito. Quo finito hydraules canit anfti- 
phonam] .Cum inducerent", processione interea in ehorum pergente, 
ubi p[lebanus] ante altare legat alta voce collectam ultimam. 
Obsequiale tarnen jubet medioeri voce legendam 2 ). —- Officium 
solemniter. — Sermo habetur post prandium. — Secundas 
vesperas regit plebanus; canitur in organis. Ad altare s. Georgii 
fit statio cum responsorio de s. Blasio; in reditu antfiphone] 
.Hodie", .Conpleta" 3 ) cum collecta de b. Maria. Pflebanus] 
stans ante altare dicit collectam et concludit. 

Blasii [3. Febr.]. 

Prima missa catfitur in altari s. Georgii. 

Cathedra Petri [22. Febr.J 4 ). 

Lapicide mane eo die ante primam missain faciunt officium 
decantari in altari s. Georgii. — Murarii item et fabri lignarii 

«) Verbessert aus hymnosus. 

*) Vgl. oben S. 142 Anm. 1. 

2 ) Vgl. überhaupt zu den Angaben über diese Zeremonien den „Ordo 
benedicendi cereos in festo Purificationis Beate Marie virginis“ im Obsequiale. 
Jene „tres primae antiphonae“ beginnen hiernach mit den Worten: „Ave gratia 
plena“, „Adorna thalamum tuum“, „Responsum accepit“; die vierte fängt an: 
„Cum inducerent puerum.“ Die Oration lautet fast geradeso wie heute: 
„Domine Ibesu Christe, qui hodierna die cum nostre carnis substantia . . .“ 

3 ) Ich glaube, die Stelle in dieser Weise lesen zu sollen. Im Brev. I 
■£> b 4 V b heißt es nämlich: Super Magnificat an[tiphona]: Hodie b. virgo 
Maria puerum Jesum presentavit in templum [usw. wie heute]. In sulfragiis de 
s. Maria an[tiphona]: Ecce conpleta sunt omnia, que dicta sunt per angelum 
de virgine Maria. Verfsiculus]: Post partum [virgo inviolata permansisti]. 
Oratio: Deus, qui salutis eterne. 

4 ) Bemerkenswert ist es, daß Eck nur ein einziges Fest Petri Stuhlfeier 
kennt. Über die Geschichte dieses Festes und seine Teilung in eine römische 
(18. Jan.) und antiochenische (22. Febr.) Stuhlfeier s. Kellner 215—220. 


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172 


I. Do divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 34 v —35 r . 


35 r 


alternis annis sub prima missa eodem die faciunt officium in 
altari s. Georgii decantari: uno anno, scilicet pari, apud s. Mau- 
ricium, in impari in <;de Virginis Mari^. 

In vigilia Mathi^ 1 ). 

Post conpletorium habeatur sermo a ). 

Gregorii [12. März]. 

Dominica pr^cedenti p[lebanus] adhortetur plebem et sua- 
deat, ut pueros scholis committant; quod si etiam non proponant 
b-acerdotari, tarnen alioquin plurimum eis conferat 2 ). — Facultas 
artium eo die agit anniversarium pro fratribus. Mane sub pulsu 
habentur vigili^, et post has et letaniam, si [obvenerit (in 
qua officians cum ministris circumeat), officium dcfunctorum 
canitur usque ad elevationem: dein officium de s. Gregorio. 
Diacones habentur in utroque ofiicio. Solvitur 1 2 fl. ad distri- 
butionem a ). 

ft) In — sermo ist ein späteres Einschiebsel Ecks. Arnsperger setzte 
hinzu: Jam aliter res habet, uti est practicatum anno 43. 

*) Matthias wird in gewöhnlichen Jahren am 24., im,' Schaltjahr am 
25. Febr. gefeiert. 

') Über das Gregoriusfest als Schulfest s. KL IV 1411 f. — Schon der 
Ausdruck *sacerdotari u weist darauf hin, daß die Schule damals in erster 
Linie den Zweck hatte, die Kinder der Bürger für den priesterlichen Beruf 
vorzubereiten. Vgl. darüber auch Müller 258 f. Wiederholt drängt Eck in 
seinen Predigten darauf, daß die Kinder zur Schule geschickt werden, z. B. 
Serm. 18 v , 21 v , 53 r . Besonders interessant ist seine Skizze für eine Predigt 
am Sonntag Invocavit 1526 (Serm. 18 v ): Animam meam deo obligavi pro 
vobis, ut saluti animarum consulam [am Rande: „Es kompt mir aufi meinem 
hertzen nit“ == nicht aus dem Sinn]. Charitas etiam impellit [am Rande: 
Das sölt ir euch gentzlich zu mir versehen] et quicquid vobis utile et hono- 
rificum videro. In multis terris fui, multa vidi, cum raaximis conversatus. 
Liter«; ornant hominem. Mittatis pueros ad scholas: 1) Sic meliores mores 
discent; 2) sic ritus ecclesie melius discent; 3) sic scribere et legere, quod in 
omnem eventum est utile discere, partim ob rem domesticam, partim ut ali- 
quando devotioni possit consulere, aliquando jucunditati. 4) Vil kunst verdirbt 
in ains armen mans sun. Forte crescet, sicut plures hic creverunt. Quid? si 
ego mansissem ad aratrum? 5) Videtis externum imp[erium oder -eratorem], 
externos hospites; quoniam jam facile inigramus, ubi parva latinitas suflicit, 
per Italiam, Galliam, Hispaniam. 6) lncommodum nullum, spes magna, quoniam, 
si te penitet, post triennium adhuc est aptus mecbanic«;. 

:l ) Vgl. oben S. 118. 


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I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 35 r v. 


173 


Joseph [19. März]. 

Dominica pr^cedenti denuntietur. — 19. Marcii celebratur 
patriarcha el nutricius domini Jesu l ). Finito conpletorio fit statio 
ad altare s. Ann^ cum responsorio de simplici confessore; in 
viridi pallio ibidem legitur collecta. — Per schedam curetur in 
monasterio denunciari mane in sermone ad primas niissas, s. Joseph 
festum in ^de Virginis Mari§ celebratum iri. — Ad primam 
missam pulsus fit majori campana; plebanus cantet officium aut 
capellanus sacelli ministrantibus duobus cooperatoribus. Fiat 
exhortatio sub offertorio vel ante ad populum. Si unquam con- 
juges caste se dilexerunt etc. 2 ). 

Annunciationis Mari$ [25. März 3 )]. 

Plebanus canit primas vesperas, non tarnen procedit e 
sacrario sicut aliis festis, licet reliquiy ponantur ad altare 1 '). Canit 
hidraules. Thuriticatio fit solemnis. Ad conpletorium rursus 
canit plebanus. Quo finito contionem habet ad plebem, post 
quam sequitur -Salve“ sine organis, quibus neque in secundis 
vesperis neque in matutinis utimur. — Matutin^ habentur, ut in 
puncto hor§ tertie b ) exordiantur. — Prima missa fit in sacello 
div§ Virginis Mari^ usque ad elevationem, quia tune fit sermo 
ad populum. Olim omittebatur sermo, si in sabathum incideret; 
melius tarnen est, ut minime torpeat p[lebanus] et pr^dicet. — 
Hoc festo ex more imago pretiosa Mari$ 4 ) solet in altari collocari 
cum aliis reliquiis. — Ad summum officium fit processio solemnis 
in vestibus janthinis seu c^ruleis. Canit hidraules in organis. 
Post elevationem mox canuntur vesper^ per adjutorem gubernaty. 
Qu§ si ineiderint in sabathum Palmarum aut Passionis dominier, 

ft) Randnotiz Ecks: „Nisi habeantur dominico die, et tune non fit sermo 
de nocte.“ Vgl. dazu oben S. 89. 

l *) Von Eck geschrieben über der frühem Stundenzahl 4. 

') Weder im Miss, noch im Brev. von Eichstätt wird das Fest des 
hl. Joseph erwähnt. Über die Geschichte der Verehrung des hl. Joseph s. 
Kellner 197 ff. und besonders Pfülf 187 — 161, 282—302, der ausführlich von 
der Verehrung des hl. Joseph im 16. Jahrhundert handelt. 

') Sind diese Worte irgendwoher entlehnt? 

: ‘) Aus den Serin, ergibt sich, daß das Fest antizipiert wurde, wenn 
der 25. März in die Karwoche fiel; so in den Jahren 1526, 1529, 1532. 

4 ) Über das Marienbild a. oben S. 1 Anm. 1. 


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35v 



174 


I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 35 v --36 r . 


contentantur *) suffragiis, sed aliis sabathis tote habentur et de 
tempore suffragia. — Si festum illud inciderit in seeundam, 
quartam aut sextam feriam, letania omittitur“). 

G e o r g i i [24. Apr. 2 ).] 

Circa illius festum b ) agitur anniversarius N. Keck, quem 
Widmann ex parte fundavit. In quo sacellani onines debent esse 
presentes et lectiones legere; agitur etiam integro officio cum 
novem lectionibus. — Et debet haberi ante vel post octo dies 
s. Georgii; alioquin annuus florenus perditur pro praxeatoribus. 

In die s. Georgii mane hora quinta habetur prima missa. 
— Hora sexta habetur officium de Spiritu sancto pro universitate 
cum ministrantibus in viridi. Datur V 2 fl. Olim pedelli prau- 
debant cum plebano vel dabat cuilibet tres cruciferos. Jam 
Universitas in totum exoneravit plebanum agente Georgio Hawer, 
tune plebano 3 ). 

S. Marci [25. Apr.]. 

Si fuerit festum ejus in dominica, tune transfertur in feriam 
sextam; si autem fuerit infra octavas Pasch^, tune transfertur in 
feriam seeundam. 

«) Darunter ein Einschiebsel von Pihelmair: „Ambrosii episcopi et 
doctoris ecclesiae [4. Apr.]. Peragitur commemor[atio] angarial[is| theo- 
logorum; si fieri eo die commode non possit, transferatur in aliud commodius 
tempus.“ Vgl. dazu oben S. 117. 

b ) Darüber von anderer Hand: „Sermo non habetur“; das Wörtchen 
„non“ ward nachher durchgestrichen. 

Sinn: Wenn das Fest Mariä Verkündigung auf den Samstag vor Palm¬ 
oder Passionssonntag fällt, wird es in der ersten Vesper dieses Tages kom- 
memoriert; fällt es auf einen andern Samstag der Fastenzeit, so wird das Fest 
mit zweiter Vesper gefeiert und der Fasttag kommemoriert. 

? ) Das Fest des hl. Georg ward in der Diözese Eichstätt am 24., 
anderswo am 23. oder 25. April gefeiert; vgl. Grotefend 11 1 S. 36. 

') Vgl. dazu oben S. 117 Anm. 1. — Auf Pf. 36r folgt noch eine lange 
Eintragung Ecks, sowie eine umfangreiche Randnotiz von ihm und eine kleine 
von Tuchsenhauser. Sehr ausgedehnte Tintenflecken haben die Mitteilungen 
Ecks zum größten Teil unleserlich gemacht. Er beginnt: „Ad festum s. Georgii 
p[lebanus] solvet edili [folgt die Summe] 4 ratione edium parroch[ialium|.“ 
Vgl. oben S. 63 Anm. 5. Dann beschäftigt er sich mit dem Betrag, den der 
Pfarrer von l\ L. Frau an diesem Tage dem von St. Moritz „ratione perso- 
[nalium decimarum]“ zu zahlen bat. Er scheint mit dem Verhalten Hauers in 
dieser Sache nicht zufrieden gewesen zu sein. Die Bemerkungen Ecks und 
Tuchsenhausers decken sich inhaltlich wohl im wesentlichen mit ihren Notizen 
in Pf. 91 r; „Do plebano s. Mauricii“; vgl. oben S. 57 Anm. 3. 


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I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 36v. 


175 


Prima missa habetur hora quinta. Etsi aliqua peractio est 36' 
pre manibus, omnino convenit haberi hoc placabili die, et fiat 
hora sexta, sic quod septima summum officium sit finitum. — 
Mox ordinatur processio ad Feltkirchen l ). P[lebanus] viridi pallio 
ornatus progreditur cum monstrantia reliquiarum; duo coope- 
ratores porfant duas parvas cruces a ). Cum ad portam ventum 
fuerit, cooperator officians summum officium accipit monstrantiam 
el concomitatur crucem cum alio cooperatore. Tertius vero 
ebdomodarius revertitur cum p[Iebano] ad expectanda negotia, 
si quod emergeret. — Redeunte cruce circa decimam plebanus 
dim cooperatore revertitur ad portam, resumit monstrantiam et 
pallium, et concomitatur crucem ad ecclesiam, ubi canitur .Regina 
c^li“ cum vers[iculo] et collccta. — Nichil autem canimus vel 
pr^dicamus in Feltkirchen: omnia enim pertinent ad plebanum 
s. Mauricii; similiter apud s. Nicolaum 2 ). — Non datur cena in * 
parochia hoc die, et totum oppidum abstinet a carnibus juxta 
(cclesie consuetudinem ! ). 

Philippi et Jacobi [1. MaiJ. 

In vigilia non est jejunium. Canitur mane summum officium 
hora octava sicut aliis diebus. Vescimur carnibus, nisi alicujus 
peculiares essent apostoli, qui ex devotione jejnnent ‘); et hoc 
üenuncietur populo dominica precedenti. 

Inventionis crucis ft ) [8. Mai], 

Finitis primis vesperis fit processio ad s. Crucem extra 
muros 5 ). Pl[ebanus| viridi pallio indutus portat crucem, diaconi 
duo cruces parvas. Chorus orditur responsorium de s. cruce et 
canit usque ad s. Crucem. In exitu ecclesie (i ) expectat nos chorus 
s. Mauricii ad portam superiorem, ubi coimus. Cum ad ecclesiam 
ventum fuerit, canitur responsorium de s. cruce cum versu et 
.Gloria Patri“, versiculus de s. cruce, sequitur .Magnificat“, 

«) Daneben von anderer Hand: Sermo non habetur. 

') Vgl. zum Folgenden oben S. 100 f. über die Bittprozession am 
25. April s. auch Kellner 215. 

*') über die Kapelle zum hl. Nikolaus vor dem Hnrdertor und die Pro. 
Zession dahin s. oben S. 100 f. 

Vgl. oben S. 65. ‘) Vgl. oben S. 66. 

Vgl. oben S. 21 f.. 100 f. 

°) Gemeint ist die Frauenkirche. 


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176 I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 37 rv . 

37 r an[tiphona] „O crux gloriosa“ 1 ); collecta || concludltur H ). In- 
choatur . an[tiphona] „Aufer“; pueri canunt: „Exaudi, exaudi, 
exaudi, domine, preces nostras per signum s. crucis* h ). Et post 
liec reditur ad ecclesiam nostram, ubi canitur „Regina c^li“ cum 
collecta (mala inolevit consuetudo, ut cooperatores nostri dent 
vinum bibere in sacrario cooperatoribus s. Mauricli); post hec 
chorus s. Mauricii revertitur ad ^dem suam *'). — Hoc die est 
patrocinium in sumnio altari. 

Johannis ante portam Latinam [ 6 . Mai]. 

Habetur festum theologorum *). Sub pulsu vtgili^ mortuo- 
rum; deinde officium pro defunctis cum diaconis**), post cujus 
elevationem incipitur officium de s. Johanne cum ministrantibus 
in rubeo ornatu. Post offertorium fit sermo ad clerum per 
auditorem theologi^. In eadem cathedra finito sermone coope- 
. * rator agit memoriam theologorum demortuorum. — Si habetur 
prandium a theologis, p[lebanus] invitatur. 

Ivonis [19. Mai]. 

Festum celebratur a collegio jureconsultorilm 19. Maji; 
agitur utrumque officium cum ministrantibus sicut theologorum 3 ). 

37 v Urbani [25. Mai]. 

In primis vesperis fit statio ad altare pincernarum; hinc 
digreditur processio ad altare s. Anne, ubi fit statio cum respon- 
sorio „Cum transisset sabathum“ de Maria Jacobi et Salome 

«) Dazu Randbemerkung Arnsporgers: „Post conclusionem collectae, 
quam canit p[lebanus|, datur benedictio cum cruce magna/ Vgl. dazu oben 
S. 101 Antn. 3. 

h ) Daneben Randnotiz Arnspergers: Miserere nobis alma. 

<•) Eck trug nach: „Poterit etiam processio ita ordinari, ut finitis ves¬ 
peris primis chorus incipiat »Exurge domine etc. 1 cum collecta. Et in ingressu 
sacelli s. Crucis canatur responsorium de s. cruce, hymnus, vers[iculus] super 
,Magnificat‘: »Helena desyderio plena.*“ Vgl. dazu Brev. I 3rb. — Dar¬ 
unter schrieb Arnsperger: „Anno doinini etc. 40, quando hoc festum evenit in 
ferinm secundam Rogationum, ubi alias itur in Feldkirchen |s. oben S. 155] 
cum processione, quae tune propter nundinas [s. oben S. 59 Anm. 5] dilata 
ent in feriam sextam [7. Mai] post Ascensionis Christi/ Es ist dies die älteste 
dntierhare Eintragung Arnspergers; vgl. oben 8. 4 Anm. 1. 

«0 Randnotiz Arnspergers: Et cantatur in altari primariae, non Joannis. 

') Vgl. Brev. I ©fl 4 V h. 

) Vgl. hierzu oben 8. 117. ') Vgl. dazu oben 8. 118. 


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I. De divino ml tu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 37 v . 


177 


etc.*'). — Mane legitur prima missa. — Pulsus fit deinde ad 
officium pineernarum; sub eodem pulsu canitur officium de Mariis 
usque ad elevationem. — Deinde habetur officium pineernarum 
de s. Urbano b ) *). 

Johannis Bapt[ist^] [24. Juni]. 

Omnia solemniter ut in summo festo cum reliquiis et thuri- 
ficatione. Post colleetam fit statio in altari s. Johannis, ubi utere 
collecta conpletorii: reditus fit cum an[tiphona] de b. Maria. 
Posset tarnen statio omitti, eo quod habeantur matulin? 2 ). 
Matutin^ solemniter; etiam si sit infra octavas Corporis Christi, 
tarnen poterit accipi unus noct[urnus], si tractius cantetur :5 ). — 
Prima missa canitur in altari s. Johannis, ad cujus elevationem 
habetur sermo ad populum. — Summum officium solemniter cum 
processione et reliquiis. In secundis vesperis non canitur organis. 

Feria sexta proxima post Johannis. 

Anniversarius D. Christophori de Knöringen, canonici Augu¬ 
sten! sisj. Diligenter cura, ut debite peragatur; bene enim fun- 
datus est, et vir ipse alioquin fuit bonus 4 ). 

») Arnsperger bemerkte dazu: „De Mariis nihil amplius solvitur.“ Wurde 
an diesem Tage das Fest der drei Marien gefeiert? Oder verehrten die Schank¬ 
wirte diese und liehen auf ihre Kosten in dei Vesper von Urban auch eine 
Station zu Ehren jener drei hl. Frauen halten und desgleichen das erste der 
beiden Ämter am folgenden Tage? Das Eichstätter Miss, und Brev. cntlrält 
kein besonderes Formular für ein Offizium zu Ehren der drei Marien. Das 
Responsorium der 3. Lektion in der Matutin am Ostersonntage lautet nach 
Brev. I ^ 8 V a: „Dum transisset sabhatmn Maria Magdalena et Maria Jacobi 
et Salome emerunt aromata . . .“ 

h ) Tuchsenhauser schrieb darunter: „Achacii [22. Juni]. Statio habetur 
ad altare fullonum [s. oben S. 20 Anm. 2J et de manef?) officium.“ Darunter 
trug Arusperger ein: „Erasmi martyris et pontificis est tertio Junii. Time 
ex consuetudine propter devotionein populi habetur statio ad altare s. Georgii 
cum primaria ibidem.“ Achat ins und Erasmus gehören zu den vierzehn Not¬ 
helfern; s. KL IX 516 f. 

') St. Urban ward von den Weingärtnern gefeiert; vgl. KL IV 1418; 
Kerl er 407. 

*) Vgl. oben S. 98 und 168. ') Vgl. oben S. 96. 

*) In Pf. 125 v und 128r ist als Beute des Anniversars für Christoph 
angegeben: „6 fi* Der Augsburger Kanonikus Christoph von Knöringen fand 
eine ehrende Erwähnung in Ecks Chrysopassus praedestinationis: vgl. Greving 
134 Anm. 1. Das Epitaph Christophs ist abgebildet in der Monatsschrift Die 
christliche Kunst, III. Jahrg., Heft 3 (1906) S. 51. 

ltef.-goseli. Studi«*» u. r IVxt<*. H»*t't 4 u. *»: (Jroving, lMarrtmoli. J2 


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I. De divino eultu. 2. De saiu-tis: Pfarrbuch 38 r . 


38 r 


Elojni episcopi [55. Juni]. 

Amifabri sub prima missa officium decantari faciunt V). 

Petri et Pauli [29. Juni]. 

Omnia solemniter ut in die Johannis Baptiste, eo dempto 
quod prima missa fit in medio altari et communiter statio omitti- 
tur in primis vesperis 2 ). 

Visitation is Marie [2. Juli]. 

In vigilia canebatur sumnmm officium hora octava, quia 
jejunium non precipiebatur, sed consulebatur. -- Ante ordinatio- 
nem Ratispon[ensem] erat ille dies festus et celebris 3 ). Matutine 
cantabantur et omnes höre in ipso festo et dominica infra octavas; 
aliis vero die)>us solum matutine et non^ cantabantur, licet seho- 
lastico non daretur per diem mensura vini 4 ). — At quia hodie 
non est festus dies, vesperas“) et summum officium solemniter 
perfice, ut in aliis ejus festis cum reliquiis, proeessione et mini- 
strantibus, aliis omissis. — Prima missa in altari b. Marie, post 
cujus elevationem fit sermo; hortare populum, ut ex devotione 
et consuetudine festum agat diem. — Octava etiam agebatur 
solemniter b ). 

Udalrici [4. Juli]. 

Olim erat festum c ) 5 ). 

n ) Randnotiz Arnspergers: Convenit tarnen, ut eciam eompletoritmi post 
prfmas vesperas cantetur. Murmur enini fuit in popnlo, qtiando non est can- 
tatum. Decet eciam matntinas in profesto hoc tribus nocturnis peragi, tum 
propter indulgentias, tum propter patrocinium hujus ecclesiae. 

*•) Zusatz von anderer Hand: Feriatur modo, et per octiduum matutine 
habentur cum „Salve“, et post vesperas subjungitur completorium. 

c ) Hierunter ein Einschiebsel von Arnsperger: „Wilibaldi (7. Juli), ln 
profesto pulsatum est hora secunda ad ferianduni, quibusdam illud laudantihus. 
nonnullis calumniantibus. Veruntamen. quia Bilibaldus patronus est totius 
diocesis Eistetenjsis], et quia ordinatio Ratisponenfsis) nihil videtur detrahere 
hujusmodi festis patronorum, et quia denique multi ex plebeis adhnc festivant 
istud festum. consnltius videtur, ut eciam in posterum ita servetur, quo talis 
pulsns fiat. Anno domini etc. 42.“ Vgl. oben S. 120 f. 

') Elogius oder Eligius von Noyon wird als Patron der Goldschmiede 
verehrt; vgl. Kerler 154. Am 25. Juni wird nur die Translatio des Heiligen 
gefeiert; sein Festtag fallt eigentlich auf den 1. Dezember; vgl. Grotefend 
II 2 S. 02. -) Vgl. oben 8. 98 Anm. 9 und 8. 177. 

') Vgl. oben 8. 120. 4 ) Über die Weinspenden s. oben S. 37 f. 

:, j Über die Feiertage, die durch die „Regensburger Reformation“ 1524 
abgeschafft worden sind, s. oben 8. 120. 


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I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfnrrbuch 38'’. 


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Margarete [13. Juli 1 )]. 

Olim erat festum 2 ), et liebat sermo mane. Fit statio ad 
allare s. Barbar^ 11 ). 

Magdalene 3 ) [22. Juli]. 

Omnia solcmriiter sicut sunimum festum cum reliqniis, pallio 
au reo, thurificalione b ). — Matutin^ habentur vesperi; consultius 
est tres psalmos solum haberi 4 * * ), et tractius cantetur. -- Prima 
missa canitur in medio altari, post quam tit sermo. — Ad 
summum officium fit processio in albte ornatibus c ). 

Jacobi [25. Juli]. 

In primis vesperis fit prima statio ad altare apostolornm 
cum responsorio „Gives aposiolorum* : ‘) (licet illa possit omitti); 
post hanc fit processio (l ) per medium ecclesi^ ad altare s. Jacobi 
cum responsorio „Admirans“ et post hanc ad altare s. Christo¬ 
phori 0 ) cum responsorio de uno martyre: denuo reditur cum 
an[tiphona] de b. Maria vel omnibus sanctis. — Prima missa 
canitur in altari s. Christophori usque ad evangelium inclusive. 
Pro contione dicitur evangelium cum brevinscnla exhortatione 
duorum magnorum patronorum s. Jacobi et s. Christophori. — 
Deinde e ) canitur officium s. Jacobi cum fraternitate 7 ) usque in 

H ) Zusatz von Arnsperger: Post elevationem ascendat unus cooperatoruni, 
qui hortetur populum ad orandum pro necessitatibus eeclesie et ejus statibu9 
etc., concludendo cum confessione generali. Et hoc fiat in primaria. 

b ) Zusatz von Arnsperger: Et non babetur statio. 

c) Es folgen einige Worte, die zwar sehr kräftig durchgestricben, aber 
doch noch mit ziemlicher Sicherheit zu erkennen sind: r et solet cani per 
cooperatorem.“ ln der Hegel scheint Eek selber an Sonn- und Feiertagen das 
Hochamt gehalten zu haben; vgl. oben S. 85, 92. 

d ) Die Worte prima—fit processio sind unterstrichen; am Rande hat 
Eck vermerkt: „om Matur.“ Zur Sache s. oben S. 98. 

®) Unmittelbar vor Deinde hat Eck am Rande nachgetragen: inox. 

l ) Die Eichstätter Diözese feierte das Fest der hl. Margareta am 13. Juli; 

vgl. tfrotefend II 1 S. 37. ’•) Vgl. oben S. 120. 

: ’) Über die Legende und das Fest der hl. Magdalena s. Kellner 221 ff. 

4 ) Also nur eine Nokturn. 

r *) Das Responsorium „Uives“ ist vollständig angegeben im Brev. 
II n a 2 V b. 

°) Das Fest des hl. Christophorus fallt auch auf den 25. Juli; vgl. das 
Kalendarium im Miss. 

7 ) Vgl. oben S. 81, 110. 

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38' 



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I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 38 v — 39 r . 


39 r 


finem. — Et quia olim prima missa dicebatur in altari aposto- 
lorum et olfertorium erat cooperatorum, et jam per fraternitatis 
erectionem parum aut niehil oflerlur eooperatoribus, ideo eis et 
scholastico persolve officium s. Ohristophori sicut aliud votivum *). 
Et in locum liujus prime misse et s. Anne haben! oblationes in 
die Purilicationis Mari§ a )-). 

Anne [26. Juli]. 

Ad primas vesperas fit pulsus solemniter absque tarnen 
terroribus; canitur in organis, et fraternitas s. Ann^ satisfacit 
hydrauli 3 ); post suffragium de apostolo Jacobo habetur statio ad 
altare s. Anruj cum responsorio de eadem; reditur ad chorum 
cum antiphona de b. Maria Virgine. — Prima missa mane legitur 
per cooperatorem pro more, cum pulsu simplici quottidiano. 
Quam primum autem missa legi cepta fuerit, fiat pulsus cum 
majori campana, et congregato populo fiat exhortatio per p[le- 
banumj in honorem s. Anne. Hinc mox in organis introitus 
cantetur. P[lebanus] cum ministrantihus ex sacrario progrediatur 
ad altare s. Ann^; canitur autem sequentia „Stirpe Maria“ et 
hoc durantibus oblationibus b ). — Post hoc aguntur agenda in 
ecclesia. 

Laurentii [10. Aug.]. 

Sollemniter sicut Magdalene demptis matutinis. Statio fit 
in sacello praxeatorjjpi 4 ). — Prima missa canitur in altari 
s. Sebastian*! usque ad evangelium inclusive; deinde fit sermo ad 
dimidiam lioram. — Finito sermone canitur officium de eodem 
sancto in eodem sacello, quod conducunt praxeatores c ). 

») Dazu notierte Arnsperger: Dedi tune eooperatoribus 18 \ 

•») Daneben schrieb Arnsperger: „De oblationibus tnnc nibil debetur 
cooperatoribus nec scholastico, qui habent aliunde.“ Vielleicht erhielten auch 
sie, wie der Organist, eine Vergütung von der St. Anna-Bruderschaft. 

*•) Nachtrag Keks: „Cessarunt anno domini 152^ [verbessert aus 1538| 
autore, ut suspicor, N. Pracher.“ War diese Unterlassung vielleicht eine Folge 
der religiösen Bewegung jener Zeit 4 ? 

') Votivum soll hier wohl überhaupt soviel wie „bestelltes Amt* be¬ 
deuten; vgl. auch oben S. 52. Über die Votivmessen s. Franz 115 ff, 
besonders 149 ff. 

•) Vgl. Pf. 97 r ; über die Regelung der Oblationenfrage 8. oben S. 50f. 

") Vgl. oben »S. 116. 

4 ) Sehnstianskapelle. Die Brauer verehrten die Heiligen Sebastian und 
I.nnreiilitiH. Vgl. Pf. 117»'; s. auch oben S. 20 Anm. 2, 115. 


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I. De divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 39 v . 


181 


Assumptionis Mari^ [15. Aug.]. 

Dominica precedente diligenter intimetur hoc festum, et 
quomodo sit unum de quattuor ofTertoriis *) et jejuniuni in vigilia. 
— Ad vesperas omnia solemniter ut in sumrno rt ). — Matutiny 
habentur hora dimidia ante sextam b ). — Prima missa canitur 
mane in altari Virginis Mari^. — Ad summum officium post 
conpulsum p|lebanus] cum ministrantibus ascendit canceilos et 
consecrat herbas 2 ), dein progreditur ex sacrario cum reliquiis et 
ministrantibus. Fit processio c ), et officium conpletur solemniter, 
sub quo ministrans intimet nonas et sermonem. - Post prandium 
non<£ canuntur per dirnidiam horam ante undecimain, qua traclim 
cantata fit sermo d ); si autem evenerit in feriam sextam, nonv 
canuntur post elevationem 3 ). — In secundis vesperis rursus canitur 
in organis®). 

Egidii [1. Sept.]. 

Olim erat festum in hoc oppido ante reformationem Halis- 
ponen[sem] 4 ). — Textores faciunt officium decantari in altari 
s. Georgii 5 ). 


**) Dazu bemerkte eine spätere Hand: Non habetur coiiipletorium. 

*’) Darunter schrieb Pihelmair (?): „Cum tribus nocturnis; hora quinta 
incipiantur.“ 

c ) Etwas höher am Kande ist von Eck (?) vermerkt: „Si evenerit in 
feriam quintam, plebanus deferat saeramentum“, 'nämlich mit Rücksicht auf 
die sakramentale Donnerstagsprozession; hierüber s. oben S. 102f. 

<J ) Später (von Eck?) umgeändert in: ,canuntur hora undecima.“ Damit 
hängt auch die Randnotiz von Eiszepf zusammen: „Commodum est sic fieri; 
conveni tarnen cum Franciscano, ut citius incipiat et finiat, ne populus disper- 
gatur. Anno 85.“ Offenbar pflegten die Franziskaner damals die Festpredigt 
zu halten. Zu qua ergänze: hora canonica, nämlich die Non. 

Zusatz von anderer Hand: Fit compulsus solemnis. Darauf folgeu 
noch zwei Einschiebsel: Feucht schrieb: „Bartholomei 124. Aug.]. Statio in 
altare apostolorum; salutatio Angelica circa sextam; matutine non habentur.“ 
Darunter trug dann Pihelmair ein: „Augustini episcopi et doetoris 
occlesie [28. Aug.]. Peragitur commemor[atio| angarialfis] theologorum.“ Vgl. 
dazu oben S. 117. 

') Hierüber s. oben S. 58. 

2 ) Vgl. oben S. 89 f. Über die Kräuterweihe s. auch Naogeorgus 160; 
KL IV 1420 f.; Kellner 174. 

a ) Vielleicht mit Rücksicht darauf, daß Freitags um 11 Uhr das Respon- 
sorium „Tenebrae“ gesungen werden sollte: vgl. oben S. 123. 

4 ) Vgl. oben S. 120. Ä ) Vgl. oben S. 115. 


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39v 



1. Dü divino cultu. 2. Do saiictis: Pfarrbuch 40 rv . 


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40*- Nativ itatis Mari § [S. Sept.J. 

Omnia solemniter sicut in alio festo ejus. - Et in vigilia 
cst jejunium ex consuetudine; ideo canitur ad horam undecimam. 
— Consultius forte esset, tieri sermonem post priinam missam. 
— Ultimi matutine, que habentur vesperi H ). 

Dominica sequenti b ) 

habetur dedicatio ad Salvatorem, sicut dominica secunda post 
Trinitatis. 

Math ei [21. Sept.]. 

Celebratur velut alterius apostoli. Fit sermo brevissimus 
propter nundinas •) hujus oppidi c ). 

Michaelis [29. Sept.J. 

Solemniter agitur velut apostoli. Decorum est, nt p[lo 
banus] cantet. In vesperis thurificet in pallio viridi vel inaurato, 
sequentibus cooperatoribus in palliis pro more et uno postea ad 
omnia altaria thurificante 2 ). Statio habetur ad altare s. Sebastiani 
cuin responsorio „Te sanctuin dominum“, cum collecta ut in 
vesperis 3 ); in reditu de b. Virgine ,l ). Prima missa canitur in 
eodem altari. Officium cum diaconis, et canitur in albis. — 
„(Iredo“ dicitur, non quod jam angeli habeant fidem, sicut nec 
apostoli jam habent fidem, sed quod nobiscum confitentur et 
ajunt de s. Trinitate, quod nos affirmamus *). 

40' Francisci [4. Okt.J. 

Anniversarius Johannis AdorfT cum capellanis sex e ) lectione.s 
cantantibus: mane sine mmistrantibus peragitur f ). 

J <) Ultimo—vesperi, ein Nachtrag Keks; zur Sache s. oben S. 95. 

'*) Einschiebsel Ecks; vgl. zur Sache oben S. 164 f., 167. 

' ) Darunter ein Einschiebsel von Pihelniair: „Cosrane et Damian i 
[27. Sept.]. Peragitur eo feste anniversarium et simul patrocinium a facultate 
meilicorum, ut ab aliis facultatibus fieri solet.“ Vgl. oben S. 118. 

'') Kniulnotiz von Feucht: „Salve* habetur pauflum] ante sextam. 

°) Am Hände bemerkt Arnsperger: Non cum sex, sed cum omnibus 
hujus ecclesiue capellanis. 

f ) Einschiebsel von Pihelniair: Dionysii et sociorum ejus [9. Okt.]. 
Peragitur commem[oratio] angarialfis] theologorum.“ Vgl. dazu oben S. 117. 

') Vgl. oben S. 59 Anm. 5, 176 Anm. c. 

■) Vgl. oben S. 97 f. n ) Vgl. Brev. II VI (rot) 6 rv . 

*) ( her den Gebrauch des nicäno-konstantinopolitanischen Symbolums 
in der Messe s. Thalhofer II 126 ff., bes. 130. 


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I. De divino cultu. 2. De sanetis: Pfarrbucli 4U V —41 r . 


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Dedicatio Eistetten[sis] [13. Okt. 1 )]. 

Eo die aut alio vicino peragitur anniversarius universitatis 
eo modo, quo supra in Quadragesima est annotatum: Judica*). 

Luce b ) [18. Okt.]. 

Post prirnam missain liora quasi septima canitur missa 
universitatis de s. Spiritu cum ministrantibus prout Georgii c ) 2 ). 

Crispini et Crispiniani [25. Okt.]. 

Sutores officium decantari faciunt in sacello s. Georgii 
ecclesie uostr^ statim post prirnam inissam' 1 ). 

Omnium Sanctorum e ) 11. Nov.J. 

Omnia sollemniter ut in festo summo. Matutiny canuntur 
mane statim post tertiam; hydraules in nono responsorio incipit 
et deinceps f ); prima missa canitur in medio altari; post ele- 
vationem fit adhortatio ad populum, ut contribuat ad fabricam, 
et dicitur confessio publica, alioquin nichil, nisi sit dominica dies; 
tune dicitur evangelium de ea. — Ad surnmum officium e) habetur 
processio cum reliquiis, et canitur in ornatu rubeo. — Ad secun- 

R ) Pibelmair bemerkt darunter nuch einmal: „N. H. Circa huc tempus 
debent peragi altera anniversaria snera generalia universitatis.“ Vgl. oben S. 116. 

b ) Pihelmair schrieb daneben: „Ad prirnam missam pictorcs, statuarii et 
hynlurgi officium decantari faciunt in altari s. Trinitatis. * Vgl. dazu oben Sri 15. 

c ) Einschiebsel (von Tuchsenhanser ?): Ursule [21. Okt.]: Statio ad altare 
s Barbare. 

d) Zusatz Arnspergers: „Oblationes sunt plebani.“ - Darunter wird von 
einer andern Hand in zwei Nachträgen bemerkt, daß die Schuster statt am 
Feste der Heiligen Krispin und Krispinian nunmehr am Tage des hl. Erhard 
(8. Jan.) ein Amt halten lassen; vgl. oben S. 135 Anm. b. 

e ) Darüber trug Eck nach: Ad vigiliam intimetur prima missa de 
s. Wolfgagno [31. Okt.] in altari fullonum. 

f ) Hinter deinceps hat Eck ebenso wie hinter tertiam, altari und dies 
einen Doppelpunkt gesetzt, ein Zeichen, das bei ihm gewöhnlich soviel bedeutet 
wie heute bei uns der Strichpunkt. Es gehört also deinceps nicht zu dem 
folgenden Satzteil. 

8) Etwas höher am Rande steht die offenbar hierhin gehörende Notiz 
Ecks: „8i tardaverit [wer? der Organist?] apud s. Mauricium propter officium 
in capell[a] Omnium Sanctorum, eum non expectes, sed quartale hor[e] ante 
nonam incipia[s] pulsum.“ — Eine Randnotiz von anderer Hand besagt: „Sermo 
habetur sub officio summo.“ 

! ) Über das Datum s. (Jrotefend II 1 S. 38. 

*) Vgl. dazu oben S. 116, 174. 


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I. Do divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 41 rv . 


das vespeias pulsatur liora prima et canitur absque organis. 
Quibns finitis incipiuntur vigili^ majores et conclnduntur in choro. 
Deinde tit trinus circuitus ecclesiy semper majures gvros faciendo 
(nisi pluvia esset, tune fiunt in ecclesia). Post processionem 
„Placebo“ dicitur ad monumentum principum *), sub quo pre- 
dicaturus ascendit cancellos. Sermo duret tribus quartis unius 
hor§ *). 

v Omnium Animarum [2. Nov.|. 

Mane dimidia liora post quartam fit pulsus ad missam 
solitam animarum et pulsatur longius solito. Sacerdos, qui 
alioqui legeret missam animarum 2 ), canit de animabus oflicium 
in medio altari, et pro choro cantent cooperatores divinorum, et 
tractim cantetur, quia solent omnes präsentes bis offerre :i ). Post 
elevationem sacerdos, qui alioqui caneret officium Trinitatis, canit 
de animabus '), et pro choro succentor canit cum scholaribus 5 ), 
et illud quoque tractim cantetur. Et solent hi duo sacerdotes 
ad prandium vocari, quia oblationes sunt plebani. Olim soluni 
invitabatur primissarius, qui alioquin legisset missam. 

Ad primarn missam fit pulsus cum majori campana, et 
canitur in medio altari sine ministrantibus. Gura h ) autem, ut in 
die precedenti rogentur omnes capellani ac alii sacerdotes et sic 
in singulis altaribus celebretur. Quos, antequam egrediantur, ad- 
hortare, ut tractius legant et longissime, ut volentes bis offerre 
id facere possint. Exeunt autem omnes e sacrario, quatido in 
cantato officio dicitur K. X. K.Legunt etiam tune coopera- 
toi es duo. Offeruntur sacerdotibus prysenti«', sed nullas recipiunt. 

Ad summum officium egreditur p[lebanus] cum ministran¬ 
tibus, et fit circuitus cum responsorio „Absolve“ 7 ). Quo finito 

H ) Tuchsenhauser fügte hinzu: „Ne differat sermonem ad vesperas, quo- 
iiiam plures inane hora solita conveniuntKck wiederholte das von Tuchsen- 
hauser liederlich geschriebene Wort plures am Runde und fuhr dann fort mit 
den Worten: „quod ohserves, si inciderit in feriam sextam, secus in aliis annis.* 

*’) Dazu bemerkte Eck spitter ain Runde: „l’rovide, ut altaria inferiora 
sacerdotes haheant, innxime pincernarum, praxeatorum, s. Anne, s. Jacobi ct 
fullonum.“ Cher diese Altlire s. oben 8. 19 f. 

•) Vgl. oben S. 100, 118. 

*) Vgl. oben S. 23 ff. ') Vgl. oben S. 51, 83, 113, 114 Anm. 1. 

Vgl. oben 8. 26 f., S3. 

r ‘) Über den Locatus oder Succentor s. oben S. 49 Anm. 2, S. 65 Anm. 1. 

“) K. X. K. — Kyrie, Christe, Kyrie eleison. 

Vgl. Hiev. II ;>•*. 


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I. Do divino cultu. 2. De sanctis: Pfarrbuch 41 v —42 r . 


185 


inox incipitur officium, absque eo quod dicatur „Salve“. Recepit 
D. Hauerius primo sub una conclusione collectam de parentibus 
et collectam de beneiactoribus; pro secunda conclusione accepit 
tres collectas: primam pro fratribus, secundam pro miseris anima- 
bus, tertiam generalem. Dein epistola ad Thessalonicen[ses] etc. 
Offertorium tractissime canat scholasticus propter mulieres, que 
tarde veniunt. Dein fit qu^dam promulgatio et commemoratio 
animarum modica etc. || Tu melius f'acies dicendo unicam collec- 42** 
tarn solam „Fidelium deus etc.“ '). Ita est consuetudo per tot um 
Rhcnum*); ita expresse cavet rubrica Constanticn[sis |et ita 
vidi observatum tempore Leonis X. in capella pape anno 1521 4 ). 


•) Hauer nahm also fünf Orationen, Kck nur eine und zwar die „oratio 
generalis pro animabus“. Die oben erwähnten Orationen sind zu finden im 
Miss. fol. CCXXXr und v, CCXXXIv und CCXXXIK 

2 ) Eck hat sich bis zum Jahre 1526 öfters in den Rheingcgeuden auf- 
gehalten, z. B. hat er in Heidelberg. Köln und Freiburg studiert, mehrere 
Jahre an letzterer Universität doziert und in Straßburg die Priesterweihe emp¬ 
fangen; als er 1525 nach England reiste, besuchte er Köln und Trier. Vgl. 
Wiedemann 5 f., 14 — 31, 41. 

:l ) Auf der Reise von und wohl auch zur Disputation in Baden (Schweiz) 
kam Eck durch Konstanz; nach Wiedemann 258 f. ist er dort am 18. und 
19. Juni 1526 gewesen; laut seiner eigenen Angabe in Serin. 32 v dagegen 
hat er am 17. Juni schon wieder die Kanzel in Ingolstadt bestiegen; vgl. oben 
S. 73 Anm. 2. — Ein Dr. Johann Egg oder Egk, der Inhaber eines Beuefiziums 
am Konstanzer Münster, war 1513 und 1514 als Subkommissar des Ablasses 
für das Konstanzer Münster in Freiburg tätig: vgl. Schulte I 158, II 55 f., 
58 — 60. Aus den Protokollbtichern des Konstanzer Domkapitels (im General- 
landesarchiv in Karlsruhe) ergibt sich folgendes: .lenem Dr. Johann Egk ward 
am 17. Juli 1514 gestattet, ein Jahr von seiner Kaplanei am Domstift fernzu* 
bleiben; am 22. April 1516 beschloß das Kapitel ihn aufzufordern, seiner 
ResidenzpHicht zu genügen, erlaubte ihm aber am 9. Mai 1516 nochmals, bis 
Weihnachten abwesend zu sein; dann aber müsse er unverzüglich zurückkehreu. 
Protokolle im GenernHandesarch i v in Karlsruhe Nr. 9465 fol. 332 r , 
386 r , 387 v . Schulte 1 158 wirft die Frage auf: „Sollte dieser [der Ingol- 
städter Theologe] wirklich einen Doppelgänger gehabt haben, oder entdecken 
wir nicht den berühmten Theologen als Subkommissar eines Ablasses und wohl 
auch Prediger desselben?“ Es ist kaum anzunehmen, daß es sich hier um 
eine und dieselbe Person handelt; man vergleiche die Daten bei Schulte 
II 55 f., 58-60 mit meinen Angaben (Greving 18 f.) über die Ausarbeitung 
lind den Druck des Chrysopassus in den Jahren 1518 und 1514. — Wie viel¬ 
leicht Eck später über die Ablaßpredigt gedacht hat, s. oben S. 88 Anm. 2. 

4 ) Cber den zweiten Aufenthalt Ecks in Rom während der Monate 
Oktober bis Dezember 1521 s. Wiedemann 37 f., 184 f. und Friedeusburg, 
Denkschriften 226. 


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186 


1. Do divino cultu. 2 . Do sauctis: Pfarrbuch 42 rv . 


Nam olim in omnibus officiis unica utebantur collecta. Berno de 
officio miss£ a ) 1 ). 

Capitulurn [B. Nov.]. 

In craslino Animarum capitulurn ruralium 2 ) solet bic cele- 
brari: anno pari in ecclesia s. Mauricii, in anno impari in ecde- 
sia b. Marie b ). Veniunt autem ante aliquot dies decanus vel 
camerarius rogantes p[lebanum], ut faveat anniversarium pro veteri 
more celebrari in ecclesia sua, quibus mox assensum prustet 
pflebanus]. — In die ergo Animarum pulsatur maturius ad 
vesperas, que perficiuntur juxta rubricam. Quibus concludendis 
ingreditur decanus et stat in stallo plebani 3 ) supra plebanum. 
Tune vigiliy 4 ) per decanum incepte diriguntur per camerariuin. 
Psalrnum invitantem „Venite“ 5 ) canunt decanus et p[lebanus] 
simul. Canit p[lebanus] octavam lectionein, decanus nonam. 
Reliqua ipsi disponunt. — C^na per eos ordinatur, ad quam 
proficiscitur p[lebanusj ecclesie, in qua canitur, cum suis coope- 
ratoribus, scholastico et «^dituo; qua finita rnox domum abitur. || 
42 v — Mane prima missa legitur per unum ex cooperaioribus; cetera 
per decanum disponuntur. — Plebano dantur (i er., si pr^sens 
est in computatione ‘). 

») Hierunter schrieb Arnsperger: Nota. Quando Omnium Animarum 
eadit in dominicam, omnia servari more consueto. Contio brevior sit, quam in 
alia dominica. Est enim tempus tune breve intra primariam et summum offi- 
tium. et tumultii8 seu murmur mendicantium [der Bettler an den Kirchtören] 
magis insolens. Ad summum offitium canitur „Requiem“. Octava hujus diei 
non in dominica, sed feria secunda tenetur post octavam, sicut est practicatum 
anno domini etc. 44. 

*') Randnotiz von Eiszepf: Jam contra, quia anno 1585 fuit in s. Mau- 
ricio et anno 86 apud nos. 

v ) Die Worte 6 er. —computatione sind von Tuchsenliauser beigefügt. 
Darunter schrieb Arnsperger: Leonardi [6. Nov.]. Habetur statio et pri- 
maria ad ejus altare. 

') Bernos vou Reichenau Libellus de quibusdam rebus ad missae 
officium pertinentibus ist abgedruckt bei J.-P. Migne, Patrologiae cursus 
completus, Series Latina, CXL1I 1055- 1080. Welchen Ausspruch Bernos Eck 
meint, kann ich leider nicht ausfindig machen. 

-) Über die capitula ruralia, die Stellung des decanus und camerarius 
in diesen Vereinigungen s. Hinschius II 275—277. 

;l ) Platz des Pfarrers im Chorgestühl. 

4 ) Die „Vigilie majores, que in commemoratione fratrum habentur“, sind 
zu finden im Brev. II SB 6 r ft*. 

: ') Über das Invitatorium (Ps. 94) s. Thalhofer II 438 ff. 


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1. Do diviiio cultu. 2. Do sanctis: Pfarrbuch 42 v — 43**. 


187 


Septimus an i mar um |9. Nov.J. 

Habetur octavo die post coinmemorationem; onmia sieut 
supra de tricesimo Animarum annotavimus l ). 

Quattuor coronatorum [S. Nov.J. 

Lapicide in sacello s. Georgii habent unum officium post 
primam missam, quare in vesperis primis est statio in eadcm 
capella. 

Martini [11. Nov.J. 

Ad vesperas eanitur in organis, similiter ad officium. Statio 
ad altare ejus. In eodem altari inane eanitur prima missa w ). 

Prosentationis Mariy [21. Nov.J. 

Ad vesperas sicut in suinnio officio fit pulsus. Thurifieatio 
fit prout in summo. Nocte eanitur salutatio ecclesie ad Virginem 
i. [e.J „Salve“. Mane officium cum ministrantibus et reliquiis; 
bene tarnen poterit haberi depositio vel anniversarius. 

Kat her ine |25. Nov. |. 

Ad vesperas fit pulsus statim post secundam h )i canuntur 
solemniter per cooperatorem cum reliquiis. Oraturo post bene- 
dietionem vesperarum, det benedictionem sermonem faciendi ad 
clerum. — Mane prima missa habetur in altari s. Barbar^ de 
s. Katlierina. Summa missa habetur solemniter cum processione, 
reliquiis et ministrantibus 2 ). 


«) Darauf folgen verschiedene Einschiebsel. Der erste schrieb: „Uth- 
mari [16. Nov.]. In vesperis habetur statio in altari pineernaruni [St. Martins- 
Altar; s. oben S. 20 Anm. 2] et mane prima missa ibidem.“ Darunter trug 
ein anderer ein: „Elisabetae [19. Nov.]. Statio ad altare pineernaruni, in 
quo et prima missa eanitur.“ Unten auf die Seite schrieb Pihelmair noch 
folgeude Notiz: „Post primas vesperas in parochia ludirector cum scholasticis 
vadit ad monasterium monialium, et ibi per capellanum reguntur vesperae, et 
mane post primam missain eanitur ibidem officium de s. Elisabeths.“ über 
das Kloster der Franziskanerinuen im Gnadental s. oben S. 30. 

h ) Randnotiz Ecks: Habetur statio in sacello s. Hörbare. 

') Vgl. oben S. 168. 

-) Vgl. oben S. 118. 


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43 r 



II. CHttilogiis pnruuliotum: l'farrbucli 49 r . 


188 

II. Gatalogus parochornm ")'). 

1408. Albertus Seng, primus plebanus. 

1410. Johannes Spenl[i]n 2 ), arlium et medicine doctor; lesignavit. 
1424. Ghunradus Lew 3 ). 

1-420. Gabriel Giesen, magnus vir, licet non doctor. 

**) Diese Überschrift rührt nicht von Eck her, sondern ist entlehnt aus 
Pf. 3 r , wo Pihelinnir in seinem Index schreibt: r Catalogiis parochorum eccle- 
siae b. Mariae.“ Eck selber hat seinen Notizen in Pf. 49 •' die Überschrift 
gegeben: „Episcopus Eistetten[sis]“ und seitlich darunter geschrieben: F Pro 
mediis fructibus.“ Er wollte nämlich an dieser Stelle die Abgaben des Pfarrers 
an den Uischof von Eichstätt, die Jura episcopalia, verzeichnen und zwar auf 
fol. 49 r die niedii fructus und auf fol. 49 v das cathedraticuni und charitativum 
subsidium. Siehe hierüber oben S. 28 (29) Anm. 2 und S. 54 (55) Anm. 3. 
Eck war sehr ärgerlich darüber, daß die bischöfliche Kurie den Versuch ge¬ 
macht hatte, die Abgaben zu erhöhen, die der Pfarrer von U. L. Frau an sie 
zu leisten hatte. Um seine Nachfolger über die Höhe der Taxe aufzuklären 
und sie davor zu warnen, sich jenem Ansinnen zu fügen, schrieb er genau auf, 
wieviel er selber und — soweit er es fc9tstellen konnte — auch seine Vor¬ 
gänger im Amte bezahlt hatten. Auf fol. 49 r gab er die Namen der Pfarrer, 
die Höhe der gezahlten medii fructus und das Jahr des Amtsantritts an und 
außerdem, wer von ihnen resigniert und wer eine akademische Würde erworben 
hatte; letztere Bemerkungen sind auf den Hand geschrieben. — Die Notizen 
Ecks auf fol. 49 v (s. oben S. 54 Anm. 3) sind von einer andern Hand — 
wahrscheinlich von Pihelmair — auf fol. 50» kopiert worden. Offenbar ist 
dieser es auch gewesen, der nachher fol. 49 v überklebt hat; ich habe das auf¬ 
geklebte Blatt als fol. 49* bezeichnet. Der Grund für diese Handlungsweise 
ist wohl darin zu suchen, daß er Platz gewinnen wollte, um die bis Feucht 
geführte Pfarrerliste fortsetzen zu können, ohne durch jene Notizen Ecks 
unterbrochen zu werden. Späterhin — wohl erst nach der letzten Eintragung 
(also nach 1590) — sind jene wieder freigelegt worden, aber eben dadurch 
sind die Zeilen, die von Pihelmair und seinem Vorgänger handeln, fast gänzlich 
zerstört worden. 

') Diese Faste ist von Wibmer 37 ff. benutzt worden. Kurze Verzeich¬ 
nisse s. bei Gerstner Ing. 567f., Stpf. 18f. und Fischer 18. Weitere Nachrichten 
s. bei Rotmar passim und Mederer Ing. 106, 147, 150, 163, 171 f., 186, 188 f., 
203, 221 -224. Mit Hilfe der Register bei Mederer HI, Kobolt und Kobolt- 
Gandershofer, Gerstner Ing., Prantl und Schmid kann man bequem 
genauere Auskunft über die einzelnen Pfarrer erhalten. Die Angaben dieser 
Schriftsteller stimmen nicht immer überein, weder untereinander noch mit dem 
Pfarrbuch. — über den häufigen Wechsel der Pfarrer s. oben S. 7 Anm. 2, 
60 63. 

) Nach Pf. 49 1 hieß er Spenln, nach ib. l v Spenlin. 

') ln Pf. 127 r Leo genannt. 


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II. Catalogus parochorum: Pfarrbuch 49 r . 


189 


1474 \). Johannes Adorf!*, doctor theologie: 12 fl. 2 ). 

1505. Johannes Plümel Ingolstatlenfsis], doclor theologie: 15 II.; 
resignavit 3 ). 

1507. Johannes Pettendorfer, doctor theologi^: 15 fl.; resignavit 4 ). 
1512. Baldasar Hiebmair ex Fridberg, doctor theologie: 18 fl.; 
resignavit 5 ). 

151G. Sigismundus Heibcrger: 15 fl.; resignavit“). 

1518. Georgius Hauerius ex Turschenreut, doctor canonmn: 
18 fl.; resignavit 7 ). 

1525. Johannes Majoris Eckius Suevus, doctor theologie et .juris, 
dedit 12 fl. pro mediis fructibus sicut ipse Adorff, et, quam vis 
tabelliones pro sua avaricia et solitis fraudibus inscripserint 
hanc ecclesiam pro taxa 25 fl., tarnen isti nunquam fuerunt 
dati, sicut ex superioribus liquet. Ideo cave successor, ne 
plus des 12 fl. gravando feud[um] ecclesiasticum f?| 

') Die zweite Ziffer 4 in der Jahreszahl 1474 beruht auf einer (gleich¬ 
zeitigen?) Korrektur. Wibmer 37 hat wohl nur irrtümlich 1471. 

2 ) Cher diese und die folgenden Summen s. oben S. 188 Anm. a. — Johann 
Permet[t]er oder Adler wird meist nach seinem Geburtsort Adorf genannt. 
Bei Schmid 35 ist die ihm gewidmete Gedenktafel in V. L. Frau abgebildet. 
Siehe auch oben S. 7 Anm. 2. 

3 ) Nach Rot mar 75 r und Mederer l 78 stand Plümel ein Jahr 
und sieben Monate der Pfarrei vor und ging dann (1508) als Prediger nach 
Bruchsal. 

4 ) Pettendorfer ward 1502 zum Weihbischof in Würzburg befördert und 
trat 1524 zum Luthertum über. Vgl. dazu Rotmar 75 rv ; Mederer I 87; 
Pran tl I 160 f. 

5 ) Hiebmair oder Hubmaier ging 1516 als Dompfarrer nach Regensburg 
und 1521 als Prediger nach Waldshut in Baden, wo er sich 1524 offen an 
die Wiedertäufer anschloß; er starb am 10. März 1528 in Wien auf dem 
Scheiterhaufen. Über ihn s. auch Wie de mann 350 ff.; KL VI 330—333: 
RK VIII 418-424; HL I 2030. 

Heiberger (Heiperger, Heuberger) wird von Rotmar 82 r falsch 
Sebastian, ib. 83 r richtig Sigismund genannt; Mederer I 98 und 107 schrieb 
jedesmal nach. Gerstner Stpf. 18 und Ing. 567 nennt ihn Stephan. 

7 ) Hauer, geb. um 1484 in Tirschenreuth, ward 1514 in Ingolstadt imma¬ 
trikuliert, wurde dann Pfarrer in Plattling und 1518 Professor und Pfarrer der 
Kirche zu U. L. Frau in Ingolstadt; im J. 1525 tauschte er mit Fck, der seit 
1519 Pfarrer von St. Moritz war; vgl. oben S. 53 f. Hauer starb am 23. Aug. 
1536 als Pfarrer dieser Kirche, über ihn s. auch Wiedemann 43, 161 f., 
463, 468 : KL V 1531: HL I 1861. 


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190 


II. Catalogus parochorum: Pfarrbuch 49 r. 

principis et incorporationem universitatis ! ). — Hesif/navit 

ir>;te sx ). 

Vitus Tuchsenhauser Poisennperyen*is - >, doetor eanonuw, 
vocatus a prediratura oppidi Lanfspery: 1'2 fl. 

1538 h ). Quia duobus annis totondit gregem absens, jussus abire 
a principe, preelegit parrocbiam Straubing^ *). Eckius 
iterum rogatus fide bona passus est, sibi committi eccle- 
siam, quosque illi provideretur 4 ). — Obiit € ) anno 43. 
10. Vebruarii y vir optime de reliyione ratholira wer Uns. 

1~)43 d ). Owraldus Arnspenjer, doetor et prof'essor theoloyiae y deinde 
suff rayaneus Frisinyensis. — Obiit e ) ibidem plenus dierum 
anno latiO v ). 

lo4*. (leoryius Theander , artium et philosophiae maxister, postea 
parochus dortoratus insiynia f ) susrepit, fartus insuper proean - 
eeffarius universitatis. Pesiynavit ,: ). 

a) Resignavit 1532 — 12 fl. ist von Tuchsenhauser geschrieben. Die 
Ziffer 2 in 1532 scheint [von Eck ?] aus einer 3 verbessert worden zu sein. 
h ) 1538—provideretur ist wieder von Eck geschrieben. 

c) Die Notiz über den Tod Ecks (Obiit—meritus), sowie die Eintragungen 
über Arnsperger (abgesehen von der Notiz über seinen Tod), Theander und 
Lautherius (fast ganz) scheinen von einer Hand und zwar von Pihelmair herzu¬ 
rühren, sind aber nicht in einem Zuge geschrieben. 

d) Ursprünglich scheint dort 1540 gestanden zu haben. Cher die Zeit, 
wann Eck die Pfarrverwaltung an Arnsperger abgegeben hat, s. oben 8. 4 
Anm. 1. Auch W ihm er 38 hat irrtümlich: 1543. 

e) Obiit—1569 von Eiszepf geschrieben. 

f) Daneben am Rand: artium et theologiae doetor. 

') Über das Verhältnis des Herzogs und der Universität zur Pfarrkirche 
V. L. Frau s. oben 8. 13 — 17. 

*) Poisennpergensis wird wohl von Peissenberg abzuleiten sein; übrigens 
ist jene Lesung nicht vollkommen sicher. 

:l ) Irrig schreibt Rotmar 95 v : „Resignavit anno 38. vocatus Landispergam 
üavariae ad concionandi munus.“ Mederer I 149 und Gerstner Ing. 568 
haben die falsche Nachricht übernommen. 

*) Über den Rücktritt Ecks vom Pfarramte im Jahre 1532 und die 
provisorische Verwaltung von 1538 bis 1540 s. oben 8. 3 f., 60- 63. 

u ) Über Oswald Fischer, genannt Arnsperger, weil er aus Arnsberg im 
Vogtland (nicht aus dem westfälischen Arnsberg) stammte, s. auch Bugniet 
30 f. Nach einer Inschrift, welche die theologische Fakultät ihm zu Ehren in 
ihrem Hörsaal anbringen ließ, ist er 1568 gestorben; vgl. Rotmar 143 r und 
Mederer I 315. 

r ) Theander oder Gottsmann (Gozman) starb erst 1570. Über ihn s* auch 
N. Paulus im Katholik. Jahrg. 1892, I 560. 


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II. Catalogus parocliorum: Pfarrbucli 49 r -49* v . 


191 


IMi'J. Georyius Lautherius Fhinyensis *), artium et philosopluae 
mayixter, deinde ss. theolfoyiae] doctor, ranonicus a ) Mona - 
ehiensis et concionator aulicus Bacarieus factux est et cano- 
njicus] cathedra! [is] Frisinyfensis] b ). 

IMF) °). Pastor ix munus subiit dominus mayixter Auyustinux Xeserus 2 ), 
Fnrstenfeldensisj Suerus. Uelup.tit idipsutn anno domini etc. 
löfid VI. Nonar/um] Jitlii a Caesarea Majestate in Vnynricam 
adrersux Turcam expeditionem amcionatum /// eracfftus. 

1 ö()7 d ). Sebastianus Haidlauff Möskirckius :r ), artium et philosophiae 
mayixter et theoloyiae baecalaureus formatus. — Posten e ) 
licentiatux et xuffrayaneus Frixinyenxi s. — Obiit f ) anno laSO. 
17)70 g ). Jacobus Feuchtius Pfultendorfpus l ), artium et philoxophie 
m[ayisterj, sx. theoloyie baecalaureus formatus. Pro primix 
fructibus petiit Beverendissimus I~> //., accepit tarnen Pi. — 
Posten h ) doctor theoloyiae et xuff rayaneus Bamberyensis. 

177'J Calendis Octobris i ). [M. Heetor Weymann 5 ) ... Inyfol - 49* 

stadio k ) discessit ferfia] yuinta die 0. Octobris 1777. 

a ) Darüber Nachtrag von Eiszepf: postea praepositus. 

h ) Zusatz von Eiszepf: et Passaviensis. 

c ) 1565—evocatus von einer neuen Hand (Neser?). 

1567—formatus wieder von einer andern Hand (Haidlauf?). 

e ) postea—Frisingensis anscheinend von Pihelmair geschrieben. 

f) „Obiit anno 1580“ von Eiszepf nachgetragen. 

1570 —tarnen 13 von Feucht selber geschrieben. 

b ) Postea—Bambergensis anscheinend wieder von Pihelmair beigefügt. 

i) 1572 Calendis Octobris vielleicht von Pihelmair geschrieben; die 
Ziffer 2 ist unvollständig. 

M Ingolstadio — baecalaureus von Pihelmair geschrieben. 

‘) Aus Ehingen. Als herzoglicher Hofprediger besorgte er 1565 eine 
neue Ausgabe von Ecks Enchiridion; s. Wiedemann 551. Nach W ihm er 
38 starb er am 25. Mai 1610 in München. 

•) Rotmar 135 rv berichtet von der Beförderung Nesers auf das Pfarr¬ 
amt zum Wintersemester 1564/65; Mederer I 281 bezieht sie ungenau zum 
.Jahre 1564. Von beiden wird Neser, der später Pfarrer in Hagnau am Boden- 
seo wurde, als gebürtig in Fürstenberg („Furstenbergensis“) bezeichnet. Über 
den Türkenfeldzug s. Rotmar 138 r (hiernach Mederer I 800). 

s ) Über Haidlauf, der aus Mefikirch in Baden stammte, s. besonders 
F. Lauchert, Der Freisinger Weihbischof Sebastian Haydlauf und seine 
Schriften, in: Histor. Jahrb. der Görres-G esellsch., XXVI (1905) 19—42. 

4 ) Aus Pfullendorf in Baden. Über ihn s. besonders Wittmann 
569- 583; ferner KL IV 1467 f., HL I 1458. Im Jahre 1567 war Feucht 
nach Ingolstadt gekommen und hatte daselbst die Stelle eines Kooperators an 
T. L. Frau angenommen; vgl. Wittmann 569 f. 

*) Die Eintragungen über Wegmann und Pihelmair sind infolge der Zer- 


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192 


II. Cataiogu9 parochorum: Pfarrbuch 49* v . 


1:77 ö circa Calendas Octobris. [M. Joannes Baptisjta Pihelmair, 

/nyölst ad iensis , Bavafrusj . . . / philosofphiae magister , ,sv>\ tlieo- 
Ijogiaej baccalaureus, ... jsujffraganeus M ) ... ccclesiastes 
reterisque capellae cafnonicus ], postulatus denique concionator 
Caesar eae Mqjestatis. 

1:778. M. Bartholomeus Scholtius r ) Hocken wardensis, er parocho 
s. Spiritus Ingolstad[iensis j factus pastor Marianus, utramque 
lauremn et licentiam in theologia recepit, rectoris et prorectoris 
academici munus administravit, nunc suffraganeus Frisin- 
gfensisj et canonicus ad s. Andream ibidem. 

1:781 Norembfrisf. M. Sebastianus Pöttinger Burckhusianus 2 ), ss. 
theologiac bacclaur/eus] formfatus], er ricano ecclesiae Mau- 
ritianae factus pastor Marianus, theologiae item licentiatus , 
et suff raganeus Herbipolensis et canonicus collegiatae ecclesiae 
ibidem. Ingoist ad io discessit 7. Norembfrij anno 1.784. 

1:784. M. Laurentius Fiszep/tius *) Frisingensis, ss. theologiae bacca¬ 
laureus formal us b ), seremssfimij Bavariae principis alumnus 
in noro theologico seu Albertina collegio; cum ritus eccle- 
siasticos apud dirurn Mauritfiumj aliquamdiu erercuisset , factus 
hic parochus possessionem accepit die 2'2. Noremh/ris/, eo 


«) Von hier bis institutmn est von der Hand des Eiszepf. 

b ) Hierzu der Nachtrag von Eiszepf: „Postea parochus licentiatus factus. - 
Er ward 1589 Doktor der Theologie; vgl. Mederer 11 114. 

Störung des Papiers (s. oben S. 188 Anm. a) fast ganz vernichtet worden, t’bcr 
Wegmann, der 1575 Weihbisc.hof von Passau, und Pihelmair, der 1578 General, 
vikar und 1579 Weihbischof von Regensburg wurde, s. auch Wibmer 38. Zu 
Wegmann, der bei K. SchrödI, Passavia sacra, Passau 1879, S. 345 Wagner 
genannt und als „Propst zu St. Snlvat.or in 11z, Domherr zu Passau und General- 
vikar, episcopus Symbaliensis“ [einst Symbolon portus oder Cembalo, jetzt 
Balaklawa im russischen Gouvernement Taurien] bezeichnet wird, schrieb 
Eiszepf an den Rand: „Ohiit ibidem anno 89“ [die Ziffer 9 ist unvollständig 
erhalten]. — Am Rande ist bemerkt, daß Wegmann der 20., • Pihelmair der 
21. Pfarrer der Frauenkirche gewesen ist usw. 

*) Scholl stammte aus Hohenwart. Er war offenbar zunächst Inhaber 
der mit Verpflichtung zur Seelsorge verbundenen Pfründe am Hl. Geist-Spital 
(s. oben S. 28) gewesen und wird als solcher hier „parochus s Spiritus“ ge¬ 
nannt. Nach Wibmer 39 und Bugniet 33-35 starb er am 29. Januar 1629. 

’*) Aus Burghausen. 

;1 ) Cher Eiszepf 9. auch Sax II 471 f., 475, 479. Cher di« Stiftung des 
von den Jesuiten geleiteten Collegium Albertinum durch Herzog Albrecht V. 
im Jahn* 1576 s P ran fl I 262. 


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II, Catnlogus purochorum: 49* v . III. De capellanis ac capellaniis: 77 rv . 193 


plane tempore , quo ante annos octo praedictum collegium in- 
stitutum ent. — Lihere n ) resignavit anno 1590 , suffragfaneus] 
Eystettensis factus. 


III. De capellanis ac capellaniis 1 ). 77 

1. Presentatio oblationum b ) 2 ). 

In die Conversionis Pauli [25. Jan.] vel circa (olim fiebat 
tempore Adorfii in Natalibus [25. Dez.]) significetur capellanis, ut 
ad pflebanum] veniant cum oblationibus. Si qui venerint, datur 
eis assatura et pistile; vinum ipsi solvunt, et plebanus est in 
simili symbolo 8 ) vini. Si qui non venerint, sed tantum miserint 
oblationes, illis potest gratificari plebanus, prout voluerit; nam 
diligentibus Adorflus assuevit mittere 12 aliquibus 8 r), ali- 
quibus 3 o. 

Tarnen non vocantur ad illam Präsentationen! capellanus 
hospitalis, Trium Regum, ambo primissarii, quia illi retinent 
oblationes, et dant quid certi plebano, ut circa cujuslibet missam 
videbis. 

Vocantur tarnen et portant oblationes edituus noster, 
edituus hospitalis, ^dituus s. Johannis, edituus Salvatoris, nisi 
cum capellano conventum fuerit, ut infra. 

2. Missa s. Trinitatis et s. Barbare °) 4 ). 77 

Fundatur per ducem Ludovicum eomitem Mortani^’) 1432, 
sed re imperfecta absolvitur per ducem Heinricum 8 ) 1449. — Insti- 
tuti ll ) plebano condignam reverentiam exhibeant et in religionibus 
et habitibus clericalibus et processionibus specialibus ac generalibus 

а ) Dieser Schlußsatz ist vielleicht auch noch von Eiszepf geschrieben. 

1 ) Die Überschrift ist von Eck auf den Rand geschrieben. 

c ) Randnotiz Ecks: Presentat dux. 

Randnotiz Ecks: Confirmatio. 

*) Zu diesem Abschnitt s. im allgemeinen oben S. 21—42, 93 f., 102 f. 

2 ) Vgl. hierzu oben S. 37 f. 

: ') Nach Du Gange VI 468 ist symbolum gleich „convivium, comessatio“. 

4 ) Vgl. oben S. 21, 26 f., 31 und 37 Anm. 3, 38 f., 105. 

б ) Ludwig der Bärtige (f 1447); wie er zu dem Titel „Graf von Mor- 
teigne“ kam, s. oben S. 11 (12) Anm. 2. 

R ) Heinrich der Reiche (f 1450). 

Ref.-g^acli. Studien u. Texte, Heft 4 u. 5: Greving, Plarrhueh. 13 


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78 '* 


194 111. Do capelhinis ac capcllaniis: Pfarrbuch 77 v - 78 r . 

consuetis in ecclesia fiendis et serviciis ecclcsiasticis“) requisitis 
absque vara interesse debeant et se ceteris eapellanis canlando 
et legendo ac in aliis conformare. — Prornittant in sni admissione 
fidelitatem de indemnitate oblationum, procurationum, remediorum 
et aliorum jurium parochialium plebano debendorum et, quicquid 
ad eorum missas oblatum fuerit, absque vara et fraude plebano 
pr^sentent. — Ministrent 1 ') in ornatibus deferenti eucharisliam 
Ceria quinta et officium cantanli; unus epistolam, alter evangelium 
cantet *). — Jurent plebano ante investituram, quod ei obediant 
in licitis et honestis; intersint choro et processionibus velut alii, 
et in oblationibus et aliis juribus indemnes sint plebano. — Abi- 
turus peregr^ [!] faciat de licentia plebani, et cum hoc conducat 
supplentem ejus vices. - Negligens in bis puniatur per plebanum 
et edilern in c^ra s ). — Legant alternis, tarnen ebdomodarius 
officii Trinitatis semper cantet, pro s. Barbara poterit vacare 
duobus diebus !i ). - Unus eorum semper intersit vigiliis psalle- 
ristarum. — N. B. Olim vicarii horum vel ipsi aliquando festi- 
narunt ad lectiones vel perficiendas vel audiendas, unde alii, sub 
d[omino] Hauerio dissolutionis assueti, mox diaconatu eorum 
cantando recesserunt. Cura, ut ob reverentiam sacramenti non 
recedant, nisi conpleto officio. 

3. Primissaria I c ) 4 ). 

Fundatur d ) per consules et oppidanos Ingoldstattenfses] sub 
Stephano : ’) duce et Friderico“) episcopo 1413. *— Legat singulis 
septimanis quinque missas in altari apostolorum. Et in fundatione 
seq|uentij cautum est, ut legat unam sub officio sumrno. — Det 


R ) Folgt durchstrichen; consuetis. 

l») Am Rande von Ecks Hand: Fnndatio 

<0 Randnotiz Ecks: „Presentant cives/ Primissaria ist verändert aus 
Primissarius oder Primissarie. 

d) Verbessert aus: Fundantur. 

‘) Ober Amt und Prozession am Donnerstag s. oben S. 102 f. 

*) Vgl. Pf. 133 r. 

:t ) in OdG (Pf. 8G V ) heißt es: Die caplen sollend zu der selmeh ainer 
umb den andern singen das ambt Trinitatis oder wie sy sich vergleichen, und 
der ander lesen auff s. Barbara altar; der mag zwei) vacanten haben. 

4 ) Vgl. hierzu oben S. 21, 23 f., 34, 37, 40, 85 f. 
f ') »Stephan III. der Kneifiel (f 1413). 

Friedrich IV. von Eichstätt (t 1415). Ober ihn s. Sax I 205 fl*. 


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Ul. De capellnnis ac capellaniis: Pfarrbuch 78 rv . 195 

pro oblationibus plebano unum flforenum] Nativitatis Christi, 
alteruni fl|orenum] Walpurgis, demptis tarnen festivitatibus inf'ra- 
seriptis, sfeilicet]: Nativitatis Christi, Pasch$, Pentecostes, Assump- 
tionis, Annunciationis, Johannis Baptiste et Omnium Animarum, 
quibus diebus oblationes cedunt plebano. — Non audiat Con¬ 
fessiones nee aliis juribus parochialibus se immisceat. — Pro- 
mittat tempore promotionis sue, quod sit fidelis, obediens et 
subjectus plebano. - Intersit horis canonicis et processionibus 
inslitutis vel instituendis etc. cantando, legendo, sicut alii socii 
ipsius plebani. 

4. Primissaria II 1 ). 

Fundatur sub Ludovieo duce 2 ) per cives 1423 u ). — Legat 
similiter quinque missas sicut prior h ). — Oblationes ipse sibi 
retinebit in predictis missis obvenientes, exceptis festivitatibus ut 
in prima primissaria. Oblationes tarnen ali^, quam qu(* in sfupra- 
scriptis] missis proveniunt, sunt plebani, puta si duas alias missas 
legeret. ln refusionem det pastori 3 ji Nativitatis Mari§ et alios 
3 /> Philippi et Jacobi. ™ Cedant ambo in patrociniis illius altaris 
plebano et sotiis suis cum suis primariis, ac in aliis altaribus 
celebrant. — Non immisceant se de juribus parochialibus. — 
Promittat plebano sub fide sua data et prestita subjectionem et 
obedientiam in omnibus licitis et honestis. — Intersit horis cano¬ 
nicis, processionibus institutis vel instituendis, sicut alii sotii 
plebani c ). 

5. Trium Regum d ) B ). 

Fundatur a Barbara Sentlingerin 1424. — In festivitatibus 
et dominicis diebus semper legat missarn. — Non tarnen exeat 
in festivitatibus ante decantationem „Gloria in excelsis“ summi 

») Randnotiz Ecks: „Cives presentant“; darüber durcbstriclien: Dux. 

5) Eine Randnotiz Ecks in Pf. 78 r regelt, ebenso wie OdG (ib. 86 v ), 
die Verteilung der Frühmessen unter die beiden Primissare nach Maßgabe der 
Stiftungsurkunde von 1423; vgl hierüber oben S. 23 f. 

c) Eine andere Hand bat statt sotii plebani eingesetzt: caplani. Dieses 
Wort ist nachher aber wieder getilgt worden. 

d ) Randnotiz Ecks: Presentant cives. 

') Vgl. oben S. 21. 23 f., 34, 37, 40, 85 f. 

’ J ) Ludwig der Bärtige (f 1447). 

*) Vgl. oben 8. 21, 25, 30, 38, 39, 81. 

13* 


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196 III. De capellnnis ae capcllnniis: Pfnrrbtich 7^ v -79**. 

officii. — Retinet sibi oblationes sue miss^”) et in refusionem 
det plebano 5 ß <). — Non pnjdicet, non audiat Confessiones etc. 
— Promittat bona fide plebano et sueccssoribus, in licitis et 
honestis velit esse obediens et subjectus ei, quodque intersit summo 
officio, horis canonicis, processionibus solita religione tarn in in- 
stitutis quam instituendis, et cnntet ac legat, quemadmodum socii 
ceteri rectoris et plebani in divinis face re consueverunt. 

6. Tinctorum h ) 1 ). 

Fundatur a collegio artificuin tinctorum 14(56. — Legat 
singulis diebus festivis sic, quod per septimanam legat quattuor 
missas. — Promittat plebano corporaliter, quod de offertoriis ei 
integre respondeat sine diminutione. — Intersit officiis divinis in 
diebus dominicis et festivis, singulis item processionibus etc. — 
Non intromittat se de juribus parochialibus. 

79» 7. Capellanus hospitalis-). 

Fundatur 0 ) a civibus 1449 sub Ilenrico duce 3 ). — In 
pr^sentatione capellani accedat scienlin certa plebani a ). 

Habet curam animarum super prebendatis in hospitali et 
infirmis ibi decumbentibus; tarnen familia conducticia liospilalis 4 ) 
non pertineat ad curam suam, sed plebani b. Mari$. 

Incipiat missam suam post missam animarum, ante primain 
missam ecclesi^ parocbialis et legat solum, non cantet, dcmptis 
festis Nativitalis domini, Pascli^, Pentecostes, Assumptionis, An- 
nunciationis b. Mari^ Virginis, Purificationis °), Dedicationis hospi- 

M ) Hinter misse ist von späterer Hand die Bemerkung eingefügt: 
„dempto festo Epiphanine, in quo, ut primaria canitur per cooperatorem, itn 
oblationes cedunt plebano“. Warum am Patrozinium ein Kooperator an diesem 
Altäre las, s. oben S. 37. *9 Randnotiz Keks: Presentant cives. 

c ) Randnotiz Keks: Cives presentant. 

•b Daneben folgende Bemerkung von einer spätem Hand: „Nota: Nunc 
non tantum scientia plebani accedit. in hujus capellani presentatione, verum 
plebanus etiam literas presentationis suo sigillo communit. Quod beneficium 
cui plebanus prostet, videat “ Vgl. dazu oben 8. 35. 

®) Purificationis von Eck am Rand nachgetragen. 

b Vgl. oben S. 21, 29, 34, 41. 

*) Vgl. hierzu oben S. 21 f., 27 f., 35, 37 f M 41. 

;t ) Heinrich der Reiche (t 1450). 

4 ) ln OdG (Pf. 87 r ) beißt cs: das dienstvolck im spital. 

f ') OdG (Pf. 87 **): „er sol auch sein meß anheben nach der seelmeß in 
der pfar und enden vor der frieineß “ Vgl. dazu oben S. 28. 


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III. De capellunis ac cupelluniis: Pfarrbuclt 79 rv . 


197 


talis; similiter qualibet dominica proxima post angarias quattuor 
teinporuni A ); similiter quando habet funus aut anniversarium, 
tune poterit cantare, sic tarnen quod finiat ante primain inissam 
ecclesi^ parochialis. 

Si quis elegerit sepulturam in liospitali preter prebendatos 
et infirmos ibi decumbentes, piius fiat peractio in ecclesia pa- 
roehiali, cui cedant sua mortuaria juxta suam consuetudinem. 

Oblationes fade ad missas suas et similiter mortuorum sub 
cura sua mortuaria cedant ei. In refusionem M ) det plebano ununi 
fl[orenum] Ungaricalem in festo Epiphanie et alium in festo Cor¬ 
poris Christi absque contradietione. — Intersit divinis officiis, 
horis canonicis, processionibus in ecclesia parochiali, cantando, 
legendo etc. — Quattuor missas legat in septimana. 

X. S. Crucis-). 

Fundatur ab Henrico Pewerl et Agnete Rebin sotia ejus 
1391; consensit Udalricus Fegen 3 ), plebanus s. Mauricii 1 '). — 
Plebanus s. Mauricii pr^sentet infra spacium mensis pr^requisito 
et pr^habito consilio consulum oppidi. Lapso mense eadem vice 
cives presentant. — Non intromittat se de juribus paroehialibus. 

— Promittat plebano obedientiam et subjectionem in omnibus 
licitis et honestis. — Intersit divinis ofliciis, horis canonicis ac 
processionibus etc. — Legat per septimanam quinque missas. — 
Nullam cantet missam pr^terquam in die Inventionis Crucis, Exal- 
tationis, Dedicationis et Nicolai. -- Habeat librum missalem, 
calicem, ornatus, candelas absque prejudicio ecclesi^ parochialis. 

— Legat post primam missam parochi^ absque intervallo, nisi 
plebanus ei aliam horam statuat, in qua tune debet celebrare. — 
Omnes oblationes prysentet plebano, ad quod se obliget fide data. 

— Negligentem capellanum plebanus corrigat et emendet. 

») Am Itynde von Ecks Hand: Tobrisch dedit Adorf[o] 8 fl 20 ^ pro 
Ungari[cali] 1476. 

l>) Am Rande von Ecks Hand: Presentat pleb[anus] s. Mauricii. 

*) OdG (Pf. 87 r ): darzn die vier sontag nacb der quottemmer (Qua¬ 
temberwoche). 

*) Vgl. hierzu oben S. 21-28, 35, 37, 41, 100 f, 126. 

:< ) Udalricus Fegen ist identisch mit Ulrich Regis (König); vgl. oben 
S. 10 Anm. 3 und unten S. 198 Anm. b. 


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79 



198 


111. De capellauis ac capellaniis: Pfarrbuch 80 rv . 


80 r 9. s. Anne in hospitali 1 ). 

Fundatur 11 ) per Marquardum Geisenvelder civem de consensu 
Ulrici Feges 1 ’), plebani s. Mauricii, anno dornini 14 . . c ). — Ple- 
banus s. Mauricii pr^sentet infra mensem requisito consilio civium; 
quod si pr^sentare neglexerit, pr^sentandi jus pro illa vice devol- 
vitur ad senatum. — Non intromittat se de juribus paroebialibus. 
— Promittat sub bona fide obedientiam et subjectionem plebano 
in licitis et honestis. — Intersit sumniis officiis diebus dominicis 
et horis canonicis. — Oblationes pr$sentet plebano. — Plebanus 
negligentem pro suis excessibus corrigere habet-et emendare. 

10. S. Johannis seu Andree 2 ). 

Fundatur' 1 ) a Marquardo Kräplel et Künigunde uxore ac a 
Hertbitio Gaul et Dorothea conjuge 1449. — Non attingat jura 
parochialia. — Subsit plebano, intersit divinis et processionibus 
cantando, legendo etc. — Legat quattuor missas in septimana. 
— Nullam missam cantet sine spetiali licentia plebani. -- Ob- 
lationes pr^sentet plebano integraliter sine diminutione. — Legata 
maneant apud missam, salva portione canonica matrici debita. 

8 ° v 11. Pistorum in hospitali®) 3 ). 

Fundatur per fraternitatem magistrorum et famulorum ejus- 
dem artificii 1469. — Legat quattuor missas in septimana et 
specialiter omnibus diebus festivis et celebribus. — Legat post 
primam missam. —- Statim investitus promittat plebano corpora- 
liter, fideliter et loco juramelUi, quod offertoria publice vel occultc 
ei assignata pr^sentet illis, quibus de jure vel consuetudine deben- 

R ) Am Räude vou Ecks Hand: Presentat ple[banu9j s. Mauricii. 

t») Aus Feges ist später von anderer Hand Reges gemacht worden: vgl. 
auch oben S. 197 Anm. 3. Ulrich König (Regis), Pfarrer von St. Moritz von 
1375 bis 1400, gab zu dieser Stiftung 8eine Zustimmung; vgl. das Regest der 
bischöflichen Bestätigungsurkunde vom 14. Febr. 1393 im Sbl. 1 49. 

c) Die Zahl ist nicht vollendet worden. Die Stiftung geschah im Jahre 
1390; vgl. oben S. 22 Anm. 3. ln OdG (Pf. 87 r ) ist 1441 als Stiftungsjahr 
angegeben; ebd. heißt es: Von disem caplan wie otft er meß lesen solle, wirt 
in der fundation nit gemelt. 

*1) Randnotiz Ecks: PIeb[anus] b. Mario et consulatus simul presenteut. 

e) Randnotiz Ecks: Cives presentant. 

*) üierzu s. oben S. 21, 22 f., 35, 41 uud 112 Anm. 2. 

*) Über dieses Benefizium s. oben S. 21, 27 f.. 34, 41. 

ü ) Vgl. oben S. 21, 22 Anm. 3, 29 f., 34, 38. 


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IIJ. De capellanis ac capellaniis: Pfarrbuch 80 v -81 r . 1 DD 

tur H ). — Non intromittat se de juribus parocliialibus. — In diebus 
dominicis, celebribus et festivis et vigiliis eorum ac processionibus 
assistat plebano, ac ei serviat cantando et legendo etc., et obli- 
gatus sit ad omnia ut ceteri capellani b. Mari$ Virginis. 

12. Missa s. Sfpiritus] seu s. Catharine in collegio veteri 1 ). 

Fundatur per ducein Ludovicum juniorem 2 ) 1457 *’). — 
Legat quattuor missas in dida capella, postquam prima missa 
conpleta luerit in ecclesia b. Mariy Virginis. — Prornitlat plebano 
corporaliter, quod oblationes obvenientes ei präsente! integre etc. 
et ei reverentiam condignam exhibeat. — Intersit doiniuicis diebus 
et festivis divinis officiis tarn diurnis quam nocturnis, et plebano 
cantando et legendo serviat, minislret ac assistat. - Trans- 
gressorem contentorum in fundatione plebanus puniat in una libra 
c^r$ ad usum ipsius miss^. 

13. Missa s. Johannis apud moniales c ) 

Fundatur per Johannem Klebbamer, civern Landshuti, et 
Barbaram uxorem 141)4; confirmatur per episcopuin Gabrielem 4 ) 

h) Darauf folgen noch, von Ecks Hand geschrieben, die Worte: deferre 
et prcsentare velit. 

1>) Randnotiz Ecks: Dux presentat. 

c ) Am Rand von Ecks Hand: 1497. 

l ) Über das collegiuin vetus s. oben S. 18 Atun. 1; Uber die Meßstiftung 
s. oben S. 21, 28 f., 31, 39, 42, 43 f., 105 f. ln OdG (Pf. 87') wird der In¬ 
haber derselben als „caplan sant Catarin“ bezeichnet. In Z. Cath. 4 r schreibt 
Eck: „Onera der meß: All wochen soll er vier meß lesen, er werde dan auß 
kranckhait oder sunst redlich ursach entschuldigt. Steet pro choro zu unser 
frawen, wie ain ander caplan; wan er säumig ist, möge in der pfarrer umb 
1 tl wachß straffen, doch an die meß. ... 15. Decembris faciat legi 6 missas: 
1) de 8. Spiritu, 2) de b. Maria Virgine, 3) de s. Hieronymo, 4) de s. Catha- 
rina, 5) et 6) pro defunctis; emat libram cere; faciat de scientia collegiatorum; 
vespere precedenti dicat ,Placebo' [Toten vesper].“ 1b. fol. 3 V sind die „orna- 
nienta altaris“ beschrieben; unter anderm wird mitgeteilt, daß die Auslagen 
Zingels fUr die von einem Maler Gabriel 1495 angefertigten Altarbilder 52 Gulden 
betragen haben. Auf fol. 4 V sind folgende Taxen angegeben: „Jura episcopalia: 
pro mediis fructibus 4 fl., pro charitativo subsidio 3 /> 5 *V; dazu die Bemer¬ 
kung Ecks: „lta dedit d. Zingel 1483, 1492, 1497. Et ego 1514. 4 

*) Ludwig der Reiche (f 1479). 

3 ) Vgl. zu der Meßstiftung in der Klosterkirche St. Johann im Gnadental 
oben S. 21, 30, 34, 36 Anm. 6, 38, 80 Anm. 7. 

4 ) Gabriel von Eyb war Bischof von Eichstätt in den Jahren 1496 bis 
1535. Über ihn s. Sax 1 362 fl*. 


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81 r 



200 


111. De capellunis ac capellaniis: Pfarrbuch Hl«*. 


1497. — Provideatur per clericum secularem, quein nominent 
moniales, pr^sentent cives, instituat episcopus aetu in sacerdotio 
existentem ,l ). — Investitus plebano dignam reverentiam exhibeat 
et naeta possessione plebano promittat corporaliter, quod ipsi 
plebano ac successoribus oflfertoria, sibi vel ejus ministranti ad 
altare aut alias qualitercunque obvenientia, publice vel occulte, 
integraliter sine diminutione pr^sentet. — Omnibus festivis diebus 
et in vigiliis festivitatum officiis divinis tarn diurnis quam noc- 
turnis, nec non generalibus processionibus alias debitis et con- 
suelis, nisi legitime fuerit impeditus, intersit superpellicio indutus; 
ac plebano serviat legendo et cantando etc. quemadmodum c^teri 
capellani. — Non intromittat se de juribus parochialibus et 
sacramentalibus etc., nisi de consensu plebani. Legat post finem 
pulsus primissari^ parochi§ [in Quadragesima et Adventu post 
finem sermonis in monasterio *)] super altari summo; benedicat 
aquam dominico die. — Legat sex missas. — Pr^dicet de con¬ 
sensu plebani in diebus s. Baptist^, Evangelist^ et Uedicationis. 

- Si non sit in residentia, nichil percipiat de fructibus, sed 
omnes fructus cedant providenti. — Det litteras, in quibus pro¬ 
mittat, omnia in litteris confirmationis et fundationis contenta se 
servaturum. -- Capellanum discolum moneat plebanus; qui si 
intra spacium mensis se non emendaverit, episcopo denuncietur. 

— Pro missa neglecta det 3:2 sororibus, si non per se aut 
alium legi fecerit h ). 

11 ) Randnotiz Ecks: „Si preces inspexerint, priventur nominatione ct 
cives nominent.“ Vgl. dazu oben S. 34. 

*') Unten auf derselben Seite bemerkt Eck: „Gregforius] IX. in privilegio 
Minoribus concesso, quod incipit .Attendentes', declarat, quod, ubi dicitur ,salvo 
jure parochiali 4 , debet intelligi circa oblationes, decimas et. priiniciaä solum. 
Angelus in ,Summa 4 , verb[um] ,Parochia\“ Eck zitiert hier die „Summa Angeli 
de casibus conscientiac“ und zwar eine Stelle, die sich in der Ausgabe von 
Renatus Beck, Straßburg 1513, fol. 226 l * findet. Über die damals viel 
benutzte „Summa“ des Angelus de Clavassio („Summa Angelica“) s. J. Ditterle 
in: Zeitschrift für Kirchengeschichte, XXVU (1906) 296—310. Wieviel Eck, 
veranlaßt durch Geiler von Kaisersberg, auf Angelus hielt, zeigt folgende 
Äußerung Ecks in seiner 1515 verfaßten Abhandlung über die Erlaubtheit des 
contractu9 quinque de centum (in CUM 113 v ): „. . . per notata ffratris] Angeli, 
de quo tarnen D. Keiserspergius dicere solitus erat, ut liiis auribus [folgt 
getilgt: ex eoj audivi: Habens pro se Augelum est satis tutus in conscientia.“ 
über die Beziehungen Ecks zu Geiler s. Wiedein ann 400 f.; Greving 19, 
23, 50 f., 136. 


Franziskanerkloster. 


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111. 1)0 capollanis ac capellaniis: Pfarrbuch 8l v . 


201 


14. Missa s. Spiritus [in ecclesia parochiali] H ) 1 ). 

Fundaverat dux Ludovicus Barbatus -), sed imperfecte 1432; 
consummavit dux Henricus cum filio ;j ) 1449. — Canat fe| i*ia] 
II. ofticium de animabus ‘), fe[ riaj V. de sacramento. quod etiam 
deferat in circuitu : ’J, sabatlio de b. Maria Virgine, dominico die 
de S[ piritu] sancto, semper sub prima missa. — Jus patronatus 
principis. — Jnrct obedientiam et subjectionem plebano, antequam 
investiatur, et quod nichil detraliat ei in juribus parrochialibus et 
oblationibus. Intersit processionibus etc. — Non proficiscatur 
peregre sine licentia plebani, et cum hoc provideat de eo, qui 
vices suas gerat. — Si fuerit negligcns in aliquo pi\‘dictorum, 
puniatur per plebanum et pr^fectum templi ^dilem ,J ). - In missa 
vertit se ad populum ante oflertorium 7 ); orat primo pro vivis 
regcntibus principibus ac conjugibus, dein pro mortuis orat: pro 
imp[eratoreJ Lud[o]vico, Stephano seniore, Stephano juniore fun- 
datore parochi^, Ludovico Barbato fundatore hujus boneficii et 
circuitus ac benelactore maximo ecclosit;, ac pro ducibus Ilenrico, 
Ludovico, Georgio, Alberto 

») Am Rande von Ecks Hand: Dux presentat. 

l») Eck hatte zunächst nur Kaiser Ludwig IV. den Bayern [t 1347], 
Stephan 11. [t 1375], Stephan 111. den Kneifiel |f 14131, Ludwig Vll. den 
Bärtigen [f 1447] aurgeziililt. In OdG (Pf. 87 v ) sind dieselben Fürsten und 
außerdem Heinrich XVI. der Reiche [t 1450] genannt. Später ergänzte Eck 
seine Liste durch die Namen jener Herzöge, die nach Heinrich dem Reichen 
selbständig über Ingolstadt regiert batten: Ludwig IX. der Reiche [t 1479], 
Georg der Reiche [f 1503] und Albrecht IV. der Weise (f I5i 8|. Wenn 
Piholmair in derselben Weise hätte fortfahren wollen, hätte er nur Ludwig X. 
[t 1545] und Wilhelm IV. [f 1550] einzutragen brauchen; er begnügte sich 
aber nicht damit, sondern fügte zunächst hinter Alberto ein: „Christophoro“ 
[f 1493] und dann mit dunklerer Tinte: „Friderico [t 1393], Ludovico juniore 
[Ludwig V111. der Höckerige t 1445], Sigismundo [f 1501], Wolfgaugo [t 1514], 
Ludovico [f 1545], Wilhelmo [t 1550], Ernesto [f 1560].“ Pilielmair hat über 
die vier letzten von Eck und alle von ihm eingezeiehneten Namen Ordnungs- 

l ) Hierzu s. oben S. 21, 26 f., 31, 41, 81, 102 f., 105. 

*) Ludwig der Bärtige (f 1447). 

3 ) Heinrich der Reiche (f 1450) und sein Sohn Ludwig der Reiche (t 1479). 

4 ) OdG (Pf. 87v): am montag ein ainbt von allen gläubigen seien. 

6 ) über die Donnerstags-Prozession 8. oben S. 102 f. 

,; ) OdG (Pf. 87v): „wo er seumig wer, soll er durch den pfarrer 
gestrafft werden.“ Vom Kirchmeistor ist hier nicht die Rede. 

7 ) OdG (Pf. 87 v ): „am pfintztag [Donnerstag] soll er sich gegen dem 
volck wenden und bitten für kayser Ludwig“ usw.; s. oben Amu. b. 


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81 v 



202 


1J1. De cnpellunis ne capellaniis: Pfarrbuch 82 1 '. 


15. Missa ad Salvatorem *). 

Fundatur per Ottonem, Stephanum, Fridericum et Johanneni -) 
137G U ). — Habet jus pr^sentandi ad parochiam Zuchering. — 
Jus pr^sentandi capellanum pertinet ad plebanum s. Mauricii Jn- 
golstatten[sem] et senatum sic, quod petant principem et orent, 
qui indilate sic oblatum pr^sentent b ). — Legat per septimanam 
unam missam pro defunctis, ubi memor sit fundatorum et eorum 
parentum. — Omni anno peragat anniversarium principum illorurn 
et parentum cum quattuor sacerdotibus a ) in die Galli [IG. Okt.], 
de nocte cum vigiliis, mane cum tribus missis lectis et uno officio 
pro defunctis cantato. — Negligens puniatur per plebanum secun- 
dum conscientiam suam, prout videbitur ei deliquisse. 

Burckardus cpiscopus Augusten[sis) ratificavit factum incor- 
porationem in Zuchering et unionem c ). — Iste ordinavit, ut ple- 
banus Ingolstatten[sis], in cujus parochia memorata capella posita 
est et fundata 4 ), instiluat sacerdotem ad dictarn capellam ad 
voluntatein et beneplacitum domiuorum de Bavaria nec non 
intercessionem civium Ingolstaten[sium] 6 ). — Voluit episcopus, ut 
pr^sentaret vicarium perpetuum d ). 

zahlen gesetzt, die aber doch noch keine streng chronologische Reihenfolge 
herstellen. — Ob OdG damals in das Pfarrbueh uufgcnommen worden ist, als 
Eck oder als Tuchsenhauser Pfarrer oder als Eck Pfarrverweser war, und ob 
dieser die Eintragung veranlaßt hat, bleibt ungewiß; vgl. oben S. 6. 

ft ) Die Jahreszahl steht auf dem Rande. 

h ) Es muß wohl „pivsentet“ heißen; vgl. oben S. 31 ff. 

c ) Am Rande von Ecks Hand: Qui quottidie missam legat. 

d ) Subjekt zu presentaret ist der Kaplan an Unsernherrn; vgl. unten 
Anmerkung 5. — Tuchsenhauser trug darunter in schwer zu lesender 
Schrift [Fließ hat den Text daneben bzw. darunter von neuem geschrieben] 
folgendes ein [Pf. 82 r ]: „1502. Concordia per Uldericum Alberstorffor et 
Caspar Morhart de inaudato et consensu ducis Georgii ac Gabrielis episcopi 

*) Vgl. hierzu oben S. 21. 31-34, 36 f., 38, 41, 50, 57, 100 f., 126. 

-) über die gemeinsame Regierung der vier Herzoge s. Hie zier 111 
Beilage 1. 

:i ) Es sollten vier Priester während des Seelenamtes an Nebenaltären 
stille Messen lesen. Über die „nnniversaria cum capellanis“ s. oben S. lllf. 

4 ) Hierzu s. oben S. 32. 

: ') Die Stelle r in cujus parochia—Ingolstatensium“ ist fast wörtlich der 
Urkunde des Bischofs Burcbard (1373 — 1404) vom 14. Jan. 1377 entlehnt; eine 
Kopie davon befindet sich im Zalpuech 71 **— 72 v . Vgl. oben S. 21 (22) 
Anm. 2. ln dieser Urkunde wird die Inkorporation der Pfarrei Zuchering 
ungeordnet;- ihr Seelsorger soll „vicarius perpetuus“ sein. 


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JV. De cooperatoribus: Pfarrbuch 94 r . 203 

IV. De cooperatoribus'). 

1. Promissio cooperatorum '*). 

Tres 1 ’) (lebet liabere p[lebanus] cooperatores seu adjutores 
divinorum; quos dum acceptavcrit, baue faciet prestare pro- 

Aystatensis inter plebanos in Ingolstat, civcs, colonos ac capellanum inita. 
continct inter alia: Quando [Fließ las: (iuoniodo| abbas in Nideraltach et ple- 
banua 8. Maurieii de eormn deeiniis quilibet [Frieß las: generalibus] 6 fl. ac 
plebanus b. Marie 2 fl. pro diligentia et executiouo eure in adniinistratione 
sacramentorum tempore necessitatis capellano persolva[n]t ad festum Purifica- 
tionis Marie, tune capellanus respondebit [Fließ: contra dabit] de perceptis etc. 
[Frieß: videlicetJ; doch [von hier ab wörtlich, aber nicht buchstäblich über¬ 
einstimmend mit dem Text der unten genannten Urkunde im Zalpuech 77 v ] 
sol da entgegen dcrselb caplan, was [fol. 82 v ] im von peichtgelt, raiebung der 
8acrament, kindttauffen, einsegnen, opfer und andern pferlichen rechten gefallen 
wirdet, in jeder [wohl zu ergänzen: pfarrei] dem pfarrer, dem es zusteet, treu¬ 
lichen und pei seinem priesterlichen ambt und gewissen antwurten und des 
also zu volnziechen, zusambt dem: welch mensch er das jar mit tauf, einsegnen 
oder mit ainichem [!] pfärrlichen rechten versieht, die sol er aufsebreiben und 
den pfarrern verzaichnet geben und in deshalb zimlich pflicht thuen.“ Weil 
die Audorfschaften, die jenseits der Donau lagen, zur Zeit des Hochwassers 
von den beiden Stadtpfarreien aus nicht versehen werden konnten, ward jener 
Vertrag geschlossen, wonach der Benefizint von Unsernherrn gegen eine Ent¬ 
schädigung von 14 Gulden die Verpflichtung übernahm, den Einwohnern jener 
Ortschafteu die Sakramente zu spenden, wenn sie ihren in der Stadt wohnenden 
Pfarrer aus irgend einem Grunde (Nachtzeit, Überschwemmung, Todesnot) nicht 
gut erreichen konnten. Vgl. dazu die Kopie der Urkunde des Bischofs Gabriel 
von Eichstätt, dat. Freitag nach Mariä Empfängnis [9. Dez.] 1502, im Zalpuech 
75 r -78 v . Siehe auch Mederer Ing. 149 f.; Gerstncr Jng. 124. Ulrich 
Alberstorffer. Rentmeister im Oberland, wird erwähnt in Urkunden, die abge¬ 
druckt sind in OA III 242, XXXVIII 172 ft., 176, 212. Kaspar Morhart kommt 
vor als Kästner in Landshut und Rentmeister in Straubing; vgl. OA XXVIII 
52, 88, 172, 176. 

h) Diese Überschrift stammt nicht von Eck; ich habe sie mit Rücksicht 
auf den folgenden Satz gebildet. 

b) Oben auf fol. 94 r hat Eck geschrieben: „N. B. Tempore Adorffi 
tertia pars legatorum cooperatoribus [!] erat plebani. Vide instrumentum notarii 
publici desuper erectum, ubi cives fecerunt, ut oblationes perinitteret coopera- 
toribns in primis missfs etc., tarnen cum tertia parte legatorum plebano dobita 
permaneat sicut antiquitus.“ Daneben eine schon vorher geschriebene Rand¬ 
bemerkung Ecks: „Vide registrum anni 75.“ 

*) Vgl. zu diesem Abschnitt oben S. 46 -52, 63, 65 - 68; s. auch S. 7 
Anm. 1, 21 Anm. 1, 37 Anm. 2, 71, 94 (der Pfarrer und seine Kooperatoren 
sind unter den Seelsorgsgeistlicheu an U. L. Frau zu verstehen), 101, 102 f., 
109 f., 119, 126 f. 


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94'- 



2U4 


IV. De coopenitoribus: Pfnrrbuih 94 rv . 


94 v 


missionem. Ante omnia: F^go commendo ine orationibus vestris 
rogans, ut mei in bis sitis memores. 

Promitletis: 

I. Fidelitatem, obedientiam et reverentiam servituri miclii, 
sicut vobis ab alio serviri velletis. 

52. Quod omnia, quy respiciunt personam vestram in ecclesia^ 
diligenter expedietis et pr^cipue in hebdomoda vestra contiinie 
expectabitis domi aut significabilis, ubi inveniri possitis. 

3. Non eritis michi rebelles etiam in minimis, qu^ concer- 
nunt bonos rnores, et ordinationem ineani cantando et legendo 
in ecdesia servabitis. 

4. Homines ex parocbia venientes benigne recipietis, melio- 
ribus verbis dimittetis, nicliil negligentes et apud sanos et apud 
egros. Quod si etiam ebdomodarium contingeret abesse, in 
saeramentorum administratione ne conimittatur negligentia, sup- 
pleatis. Hoc obnixe observari volo. 

5. Personas suspectas et mala fama respersas non intro- 
ducetis nec introduci permittatis in ^des vestras, in quibus etiam 
vitabitis indecentem tumultum, clamorem, turpes cantus etc. 

0. Et in summa vitam honestam et clericalem observabitis 
in decentia morum, verborum ac vestitus et gestuum, in quibus 
bonum odorem coram subditis spiretis 11 ). 

7. Noctnrno tempore sitis in habitatione vestra aut saltem 
in edibus parochi^, nisi de licentia mea aut necessitate urgente. 

8. Nicliil in <;dibus meis factum vel dictum per me vel meos 
divulgabitis aut revelabitis extra, ex quo saltem odium, periculum 
vel infamia inichi vel meis posset oriri. 

D. Eritis contentus [!] in rciectionibus, in quibus ego con- 
tentor, nicliil conquerendo extraneis; sed si quid non placuerit 
vobis, michi signilicabitis et ego curabo, si opus est. 

10. Nicliil machinabimini contra me, contra famam et 
honorem meum, neque apud exteros, neque inter vos cum aliis 
cooperatoribus. 

II. In quarta parle anni signilicabitis michi recessum 
vestrum antea; illud et ego vobis facturus sum, nisi necessitas 
aut enormitas delicti aliud suaserit h ). 

il ) Folgt durchstricben: „Ideo nullus vadat per plateas sine caputio.“ 
Die folgenden Worte (etwas über eine Zeile) sind nicht mehr zu leseu. 

M Dahinter kritzelte Tnchsenhauser einen Satz, der vielleicht lauten 
soll: Facis Jv] vix voluntatem tuam; ölige tibi illos juxta (?) tua statuta. 


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JV. Do cooperatoribus Pfnrrbuch 94 v 95 r . 


205 


H^c rnichi jam pr^lecta fideliter, dolo et fraude semotis, 
serval>o bona fide 1 ). 

Consuetudo est apud hanc ecclesinm, ut in die Egidii 
[I. Sept.] vel circa cooperatores petant pro statibus eorum con- 
firmandis ad Festum Purificationis [2. Febr.] aut renunciant, si 
proponunt abire. Et iunc, qui assumuntur, solent p[lebano] 
donare vitra 2 ) pro 15 er.; sed plebanus illa non servat pro so, 
sed mox donat in communitatem. 

Tarnen sis cautus, si est timor vel suspitio futur^ pestis, 
quod proniittant, se non abituros per annum. 

Anno 1527 in domo dotis :; ) d[ominusJ Georgius Schober 
^dilis. ne ecclesia nimium gravaretur in prestatione cerealium, 
promisit in singulos annos singulis cooperatoribus 1 fl. pro loco 
cerealium. Illud proposituin fuit in senatu 11. Sept[embri] et 
approbatum pr^sentibus Wolfg[ango] Schelharnmer, civium ma- 
gistro, Georgio Schober et Martino Closlermair vitricis n ), Wolf- 
gagno | !] Zagelhaimer, Dorner, Sixto RoIMer, Kener b ) et Michaelo 
Bomfelder senatoribus, post calculum accepturn ab edilibus 4 ). 

2. Adhortationes pro cooperatoribus. 9 

1. Non incedant tunicis pendulis; byrrha sint sacerdotalia. 

2. ln ineessu non sint leves, jactabundi, cacliinnantes, ridi- 
culi, sed humani, honesti ac benigni. 

3. Nullus alium cooperatorem aut sacerdotem quemeunque 
singulari numero alloquatur, sed se revereantur 5 ). 

«) Im Original: viticris (Kirchmeister). 

b) Vor Dorner und Kener ist Raum für deren Vornamen gelassen. 

') Hec—fide stellt die Formel dar, in deu der Kooperator beim Dienst¬ 
antritt sein Versprechen ablegt. 

2 ) Glas für den Haushalt. 

:l ) Widemhof, Pfarrhof. 

4 ) über diese Herren s. Sbl. XIV 157 f. — Vgl. auch hierzu, was 
Tuchsenhauser in Pf. 71 r notiert hat: „Anno 1527. ediles plebano promiserunt 
in singulos annos, ne ecclesia nimium gravaretur in prestatione cerealium, 18 
solidos Monacenses loco cerealium. D. Georgius Hauer aliquando cementum, 
lapides, asseres ac alia materialia ad suum hortuni [?] accepit pro his 18solidis, et 
D. Joannes Eckius aliquando ad fabricam loco eleemosine dedit. Similiter doctor 
Vitus Tuchsenhauser pallium hyacinctinum aurifrisiatum pro his comparavit.“ 

r ’) Das Duzen galt demnach als unpassend im Verkehr der Geistlichen 
untereinander. 


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20 « 


IV. De oooperatoribus: Pfarrbuch 95 ■*. 


4. Non nimiuin fcstinent in ecclesia legendo vel cantando; 
maxime responsiones chori non pryveniant. 

f>. In vesperis, vigiliis et aliis cooperatores non deambulent 
in choro vel ecclesia, nec in sacrario sedeant cavillantes, sod in 
stallis*) et sedibus eorum, ut sic advertant negligentiam scho- 
lastici cantando. 

6. Scholasticum nimis propere canenteni hortentur, ut tructius 
cantet; quod si facere eontempserit, p[lebano] dicatur, qui me- 
debitur. 

7. In conlessione ne sint negligentes, piita diu inforrnando 
eos, qui plura largiuntur 2 ), et dimittendo simplices pauperes, 
quibus instructio esset magis necessaria. 

8. Qu^rant etiam a singulis filiis confessionis sue, an persol- 
verint decimas reales et personales, an posuerint quattuor eorum 
oblationes in principalibus festis quattuor 3 ). 

9. Si noverint matrem confitentem, qu^ non gratias egerit 
pro parvulo mortuo, quera[n]t ab ea, an non credat puerum 
beatum merito Christi et gratia baptismi; si credit, cur pro tanto 
beneficio sit deo ingrata. 

10. Utile et necessarium est, ut, si moriturus confiteatur, 
inquirant de sepultura ejus et, si quid legare voluerit ecclesie 
b. Marie in structura aut fraternitati s. Anne, Jacobi, Christophori, 
Barbare etc. 

11. Tabularn teneant cooperatores in edibus suis, ubi ebdo- 
modarius scribat absentiain suam. 

12. Ministrantes assistant c^lebranti et non reponant se ad 
sedilia. Unde si tertius cooperator est presens plebano officium 
cantante, nullus ministrantium ascendat cancellos, sed ille tertius 
aliquid intimando 4 ). 

13. Decorum est, ut in vesperis et vigiliis, p[lebano] präsente 
<‘t capellanis absentibus, inofficians stet in latere plebani, sed alii 
duo sistant se ad latus e regione. 

14. Invitatoria, lectiones, vers[iculij, capitula, collecte etc. 
reverenter legantur seu cantentur per ofliciantes, s| cilicet] detracto 
byrrho et faciebus ad altare versis, et ad nomina Jiiesus, Maria 
et similibus genua pro more fiectant et alias reverentias eccle- 
siasticas observent. 


Cliorstflble. *) nämlich Beichtpfennige. 

J ) Vgl. unten 8. 208 Nr. 1. ') Vgl. oben S. 88. 


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IV. De cooperatoribus: Pfarrbuch 95 v \ 97 »*. 


207 


15. Ne species sacranienti periclitentur ab initio niensis 95v 
solaris ^dicula evacuetur et hostie ofticianli ad sumendum defe- 
rantur, el semper invicem nove hostie consecrentur. 

Hi. Nullus exeundo cum eucharistia relinquat edieulam 
apertam, et potissimum cum non fuerit frequentia hominum in 
ecclesia. 

17. Ea, qu^ fuerint in utilitatem pj lebaniJ et honoris defen- 
sionem, procurent; attamen ante omnia invigilent honori dei ac 
saluti animarum; quod si quispiam hujusmodi audiat, plebanum 
faciat certiorem. 

18. Hebdomodarius sicut singula annotat in tabula sacrarii, 
ita et in tabula communitatis per p[lebanum | posita idem adnotet. 

19. Non negligant vesperas mortuorum pro sepulchralibus. 

20. Si quid in domo ^dificaverint, non destruant, nisi prius 
p[lebano] notificaverint, et maxime parva permittant. 

21. Pro honore eorum et ecclesie omnibus diebus dominicis 
et festis comitetur p[lebanum] ad eeclcsiam intrando et exeundo 
is, qui vacaverit. Idem [!] in omnibus matutinis et majoribus festis 
duo e'um concomitentur, qui minus fuerint occupati. 

22. Nullus eorum sine rocheto suo ecclesiarn ingrediatur seu 
rochetum in manibus gestet. 

23. Citationem nullam exequantur contra aliquem notabilem 
de universitate vel civitate, nisi prius plebano significaverint. 

3. De oblationibus cooperatorum 1 ). 97»- 

Olim omnes oblationes primarum missarum erant coope¬ 
ratorum et prima oblatio ad officium pro defunctis. At tarnen 
infideles servi in confessionibus et extra destruxerunt oblationes 
summi officii, trahentes populum ad oblationes primarum missa¬ 
rum, unde sibi parum commodi, plebano maximum damnum 
fecerunt; unde necesse fuit p[lebano] providere. Adorfus pre- 
ventus morte non fecit, quod cogitabat. Plumel pr^matur^ abiit; 
similiterPettendorfer. Is tarnen Consilium dedit Baldasari-)successori, 
qui emit oblationes a cooperatoribus et dedit cuifibet 8 fl., sed 
et tune, licet silentium promisissent, tarnen ubique ei detraxerunt 
et populum ab oblatione retraxerunt. Hauerius meo consilio ita 
ordinavit, ut iterum ad oblationes admitterentur antiquas bis 
diebus demptis, in quibus omnia oflertoria habet p[lebanus]: 


') Vgl. hierzu oben 8. 50 f. -) Hielunnir. 


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‘208 


IV. De cooperatoribus: Pfnrrbuch 97 rv . 


97 v 


1. Quattuor festa principalium oblationum, sfcilicet] Nativi- 
tatis, Resurrectionis, Pentecostes et Assumptionis l ). 

2. Omnia festa Virginis Mari§ preter festum Purificationis, 
quod eis permittitur propter resarciendum eis festum Jacobi et 
Ann§ 2 ). 

3. Festa illa principalia sint excepta, s[cilicet] Circumcisionis, 
Epiphanie, dominica Palmarum cum tota ebdomoda, Ascensionis, 
Dedicationis, Omnium Sanctorum, Anitnarum. 

4. In die tarnen Animarum observetur ut olim, quod vide- 
licet habeant oblationes in primo officio, quod cantant, primo 
intellige ad officium oblata, nam qu^ secundo loco offernntur, 
sunt etiam plebani. 

5. Primuni Offertorium pro defunctis liabeant ut olim n ). 

Tu cogita viam, ut oblationes omnes sint communes p[ lo- 
bano] et cooperatoribus, demptis quattuor festis, et ita concor- 
diter promovebuntur, ita quod cedet in utilitatem p[lebani| et 
suorum cooperatorum. 

Anno“) domini 1520 in Februario ego Johannes Eckius 
pro majori fraternitate tenenda concordavi cum eis, ut dividantur 
omnia oblata, etiam capellanorum, demptis quattuor festivitatibus, 
et que quattuor capellani solvunt pro eorum oblationibus 4 ), tarnen 
postea ex superabundanti etiam dedi in communi dividendas 
oblationes quattuor missarum primarum in quattuor festivitatibus 
prineipalibus. 

N. B. Quando fiunt oblationes de vino vel panibus, tune 
vinum dividilur inter plebanum, eooperatores et scbolasticum, 
demptis „Laudibus puerorum“, quia vinum illud est solius plebani. 
Panes vero apponuntur mens«? in communi, ex quibus ydituus 
duos capit 1 '); reliqui veniant in <?des parrochi«?. 


«•) Das Folgende ist ein Nachtrag Ficks. 

] ») Nachtrag Eck9: deberet tarnen unum solnm accipere. 


') Vgl. oben S. 58. 

*) Vgl. oben S. 180. 

:i ) Zu Nr. 4 und 5 vgl. oben S. 51, 88, 118, 114 Anm. 1, 184. 
4 ) Vgl. oben S. 37 f. 


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V. Modus distribuendi: Pfarrbuch 130 r . 


209 


V. Modus distribuendi a ). 

1. Depositiones b ) 1 ). 

Depositio totalis habet 6 ß 1 cj: cuilibet cooperatorum 180»* 
et sc-holastico 28 £>, edituo 6 cj c ), scholastico 4 rj pro pro- 
cessione d ), cooperatori inungenti 12 r), nisi prius ei fuerint soluti 
aut soluti fuerunt detracti ex G ß. Si autem processio non est 
Imbita, aut mortuus non fuit inunctus, 16 illi dfenarii] non sol- 
vuntur, sed remanent plebano. Reliquum est plebani, sfcilicetj 
67 rj aut, si illa non solvit, 79 cj c ). 

Depositio simplex habet 53 cuilibet cooperatorum et 
scholastico 5 cj, ^dituo 3 o; reliquum est plebani: 30 

Depositio cum fraternitate habet 40 <j: cuilibet coope¬ 
ratori et scholastico proveniunt 4 y, $dituo 2 fj\ reliquum est 
plebani: 22 o. 

Fallit in fraternitate muratorum, qui solum solvunt 32 o. 
Habeant ergo quilibet cooperatorum 3 cj et scholasticus similiter, 
edituus 2 plebanus 18. 

In his ecclesia nichil habet; ideo possunt fieri ab- 
sentibus edilibus seu vitricis 2 ). 

ft ) Darunter ist von Eck geschrieben: „N. B. Anniversarii 89 et 136 
Nicolai Egerer et Elizabeth Irherin non distribuuntur, sed plebanus dat in 
carnisprivio ad bibendum 1 Dazu bemerkte eine andere Hand: „Das ist 

4 ß (vgl. auch oben S. 8). Jene Nummern beziehen sich auf die Liste der 
Anniversaria fundata in Pf. 126 r —128 r ; jedes der beiden Jahrgedächtnisse 
ist hierin mit 2 ß Einkünften verzeichnet. — Neben obige Notiz schrieb Eck 
später noch: „Jam ex 133.“ Laut Pf. 128 r ist dieses das Anniversar des 
Ulrich Höchteperger, das auch nur 2 ß einbrachte. 

lf ) Die Überschrift Depositiones rührt von mir her. 

l ) Am Rande von anderer Hand: Jam dantur aedituo 7 

d) Am Rande von Ecks Hand: ln Adorfi registro anni 80. dicit, scho¬ 
lastico dari solum 15 et pro processione 12, quod habeat 27. 

e ) Weil die Zahl undeutlich ist, schrieb Arnsperger daneben: Valet 79^. 


*) Vgl. hierzu oben S. 108 f. 

*) Vgl. aber dazu die Eintragung Ecks in Pf. 53 r : Ecclesia. Quando 
agitur depositio alicujus, tune ecclesia recipit duas candelas ex his, quo impo- 
nuntur feretro sub officio pro defunctis [vgl. oben S. 107]. Ecclesia habet 
suain partem in anniversariis, ut infra |fol. 130 v , 131 >] de modo distribuendi 
videre licet. 

Ref.-geüch. Studien n. Teste, Heft -t u. 5: Greving, Pfavrbueh. 14 


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210 


V. Modus distribuendi: Pfarrbuch 130 v 131 r . 


2. Anniversaria a ) l ). 

130 ' Anniversaria fundata sive ex pixide non habent 
certos limites; at regulariter de unoquoque solido dantur euilibet 
cooperatori et scholastico 3 rj, ^dituo 1 £i, ecclesie 6 plebano 
11 0. Si quid superest, mittitur in corbonarn b ). 

Fallit in a[nniversario] c ) Ramsperger: ex pixide 1 fl., ubi 
euilibet cooperatori et scholastico dantur 8 er., §dituo 2 er., 
plebano 24 er.; 7 o superstites mittuntur in corbonam. 

[Anniversarius] Christophori de Knöringen 2 ): ex pixide 6 ß; 
dantur euilibet cooperatori et scholastico 18 rj, edituo 6 ple¬ 
bano 3 ß 12 rj, ecclesie nichil, quia habet alioqui 60 ij de illo 
anniversario d ). 

131» Anniversaria ex gratia habent 53 0; solvuntur euilibet 
cooperatorum et scholastico 4 occlesit? 8 edituo 2 rj, ple¬ 
bano 27 ^ e ). 

3. Misse angariales fratemitatum f ) 8 ). 

Fraternitates habent angariatim 60 <). Solvuntur euilibet 
cooperatorum et scholastico 6 r), ^dituo 2 r), ecclesie 8 r ), ple¬ 
bano 24 licet aliqu^ fraternitates minus dent. 

) Die Überschrift Anniversaria rührt von mir her. 

b) Nachtrag Ecks: Et ita de 1 floreno cooperator habet 21 editiina 
7 4, ecclesia 42 4 parochus 77 3* 

tJ ) Die Worte „Fallit in a.“ stehen auf dem Rande. 

d) Die Eintragung Ecks ward später durchgestrichen. Arnsperger schrieb 
daneben und darunter: „Iste anniversarius ipsius Knoringer [!] est supra signatus 
inter illos, qui solvuntur ex pixide [in Pf. 125']; quAre in distrihutione non est 
hic spcciatim numerandus. Ita enim Selioberus senior recusavit ejus specialem 
solutionem anno 45 altero [die] ante s. Gregorii (festum]. quando tune facta 
est distrihutio de anno 44.“ Vgl. oben S. 111 Anm. 1, 112 Anin. 2. 

e ) Darunter schrieb Eck später: „Florenus dat 16 [^] coopferatorihus et 
scholastico], ecclesie 32 3, mes[ner] 8 4 pfarrcr 3 ß 18 Pies stimmt nicht 
genau, da der Gulden 210, nicht 212 ^ hat. 

t) Die Überschrift Misse angariales fratemitatum rührt von mir her. 

R) Addiert man diese Beträge, so erhält man bloß 58 4 also 2 4 zu 
weuig. Eck schrieb später an den Rand: „Summa 8 fl. 32 und unter den 
Text: „Coop[eratoribus et scholastico] 6 ß , kirch 8 ß, mesner 2 ß , pfarr[erj 3 fl. 
3 ß*. Diese Summe würde 1740 ^ ausmachen, während 8 fl. 32 5 , — 1712 ^ sind. 

•) Vgl. oben S. 109-111. 

2 ) Vgl. oben S. 112. 

8 ) Vgl. dazu oben S. 114 f. 


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V. Modus distribuendi: Pfarrbuch 131 r , 13‘2 r . 


211 


4. Misse universitatis et -facultatum ') 

» > 

babent 1 ’ 3 fl.; dantur cuilibet cooperatorum et scholastico 3 er., 
edituo 8 ecclesi^ 8 <j, plebano 55 <j w ). 

Fallit in facultate artistica, ubi ecclesia nichil habet, quia 
habent [!] proprias candelas; similiter in facultate theologica et 
juridica jam, et inedica b ). 

5. „Tenebre“, „Salve“ quadruplex °) -). 

In vigiliis sanctorum, Adorffi: 6 fl. 

Majus, vesperi sero: 5 d ) fl., saba[tho|. 

Minus, mox post vesperas: 3 fl. 7V 2 
Figuratum ante sum[mum] officium: 6 fl. 

„Salve 4 * distribuuntur: 

Figuratum Schreiers habent fl fl.: cuilibet cooperatorum 5/J 
7 1 2 0, scholastico 1 fl., plebano 1 ? 2 fl. e ), ecclesi^ l fl. f ), edituo 
15 er. 

Minus post vesperas habet 3 fl. 777 <j\ dantur cuilibet 
cooperatorum et scholastico 7flV7 r>, edituo 24 r), plebano 10 fi 
VI, ö. 


ft) Eine andere Hand durchstrich 55 <} und schrieb „47 4 tantum“. 
Rechnet man dann die 8 für die Kirche mit, so kommen richtig 105 ^ — 
1 fl. heraus. Seitdem alle Fakultäten eigene Kerzen stellten, erhielt die 
Kirche nicht mehr jene 8 daher wurden die Worte „ecclcsio 8 4“ durch¬ 
gestrichen, und Eck schrieb an den Rand: „Corrige sic [?|, quia ecclcsio 
non dantur.“ 

5) Zunächst wurde von Eck nachgetragen „similiter-jam“, dann „et 
medica“. — Darunter schrieb er: „Divide ergo septem officia in prima divisiono 
sine vitrico et duo dumtaxat cum vitrico [Kirehmeister]. 1530. Eckius.“ 

c ) „Tenebre“ steht über „Salve quadruplex“. — Erst waren nur das 
„Salve“ majus, minus und figuratum aufgezählt; daher hieß es triplex; nach 
Einfügung von ln vigiliis etc. ward über „tri“ die Zahl 4 gesetzt. --Es folgt 
dann eine kurze Aufzählung der Stiftungen teils für das „Salve“ allein, teils 
für „Salve“ und „Tenebrc“, teils für „Salve“ und „0 adoranda Trinitas“, end¬ 
lich für das „Salve figuratum Schreiers“ [Name des Stifters]; hei einzelnen 
Posten sind die Nummern der im Archiv befindlichen Stiftungsbriefe angegeben. 

* l ) Verbessert aus 6. 

«) Eck hatte erst geschrieben: 12 ß 77... 4- 

f ) Eck hatte erst eine andere Zahl angegeben; davon ist 7‘ 4 noch 
erkennbar. 

') Vgl. dazu oben S. 115, 116-119. 

*) Vgl. hierzu oben S. 123 f. 

14* 


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132 r 



212 


V. Modus ilistrihiiendi: Pfarrbuch 132 I V - 183 


132 v 


183 r 


Majus a ) habet 5 fl % cum „Tenebre“; dantur cuilibet coope- 
ratorum 3 ß 15 g, scholastico 1 fl., ydituo 3 ß 15 o, ecclesi^ 
3 ß 15 9 , plebano 10 ß 15 g. 

«Salve“ a ) in vigiliis sanctorum cum „O adoranda 
Trinitas“ habet 0 fl., ex quibus 5 fl. distribuuntur ut in «Salve 
majori“, sextus vero fl[orenus] ut in anniversariis fundatis 1 ), 
scilicet cooperatori 4 ß (> g, scholastico l*fl. 21 g, e^dituo 3 ß 
22 o, ecclesie 4 ß 27 g b ), plebano 13 ß 2 g. 

(i. O c ) adoranda Trinitas 2 ). 

Ad „O adoranda Trinitas“ G' 1 ) fl. Adorffi lestamentarii. 

7. Officium Trinitatis 3 ). 

Canitur singuüs diebus per lotum aniium demptis duobus 
diebus, sfcilicet] die Parasceves et Sabatho sanclo; et cantant 
ebdomodatim alternando capellanus s. Trinitatis et s. Barbare. 
— Gantor, locatus, is, qui priest junioribus 4 ), cantant officium 
una cum duobus scholaribus; liabent per annum 15 fl. 3J/J; et 
angariatim •) solvuntur 27 ß per camerarium universitatis. — 
Distribuuntur hoc pacto: cantori per angariam °) 10 /V A locato 9 ß y 
cuilibet puero 4 ß. — Sacerdos negligens punitur in*c^ra 1 * ff,; 
vide supra de capellanis ,J ); cantor punitur uno er., locatus 3 g, 
puer 3 ob. et hoc, si s^pe accideret; alioquin semel aut bis est 
eis indulgendum. 


«) Majus und „Salve“ sind durch einen Bogen miteinander verbunden. 

] ‘) Ursprünglich hat 27 im Original gestanden; diese Zahl wird* auch 
durch die Addition der angegebenen Summen als richtig erwiesen. Später ist 
an der Zahl radiert worden, und eine andere Hand [Arnsperger?] hat darunter 
„22 ij“ geschrieben. 

*’) Davor steht durchstrichen: Tenebtv. 

d) Die ursprüngliche Zahl 3 ist durchgestrichen und durch 6 ersetzt 
worden. Die erste Zahl ist richtig; vgl. oben 8. 123 Anin. 4. 

') Vgl. oben S. 110 und 210. *) Vgl. oben S. 128 f. 

*) Vgl. oben 8. 26 f„ 123 f. und 193 f. (Pf. 77'). 

4 ) über den Kantor und Locatus s. oben S. 27 Anm. 2, 49 Anm. 2. fi. r > Anm. 1. 

“) Zur Quatemberzeit, vierteljährlich. 

‘) Vgl. oben S. 194. 


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VI. Varia: Pfarrbuch 4 V . 


213 


YI. Yaria*). 

1. De thurificatione *) l ). 

In thurificatione accede et sta ante altare; tune cooperatorcs 
induunt te pallio et porrigunt thuribulum; flexis genibus primo 
fumiga ad dextram, dein ad sinistram et tertio ante te; quo 
facto ascende altare et incipc in medio versus locum epistol^, 
dein versus locum evangeüi et die: „Incensum istud intercessione 
b. Michaelis, stantis a dextris altaris incensi, benedicatur, ut in 
odorem suavitatis ascendat coram altissimo et omnibus angelis 
ejus. Suscipe, qu^sumus domine, oblationes, qu? lnc fiunt pro 
fidelibus vivis et defunctis, (inclinalus in medio altaris dicat) et 
presta, ut illis prosint in vitam ^ternam.“ 

Descendat postea antecedentibus candelis ad sacrarium et 
faciat sicut ante altare et dicat: „Thurificetur locus jste, ubi 
venerabile sacramentum eucharistiv reponitur, et presta, omni- 
potens pater, ut orationes fidelium, ibi oblat^ per angelum starilem 
juxta aram templi, offerantur in conspectu excelsi throni glori^ tu§.“ 
De hinc ingrediatur chorum et, si fuerint generosi aut doctores 
a latere suo, illos thurificet; et postea transeat ad aliud latus 
thurificando sacerdotes; post quos in eodem latere thurificet pueros 
ascendendo usque ad altare, et tune redeat ad primuni latus, et 
thurificet sacerdotes; dicat autem ad unum, duos aut tres: „As¬ 
cendat oratio tua sicut incensum in conspectu altissimi“, vel: 
„Dirigatur oratio tua.“ Omnibus autem thurificatis stante coope- 
ratore e conspectu suo juxta sepulluram principum, tune porrigat 
ei thuribulum prius eum thurificando et dicendo: „Accipe thuri¬ 
bulum et oflfer illud, ut ascendat in odorem suavitatis coram 
altissimo.“ Cooperator accepto thuribulo etiam thurificet ple- 
banum et dicat: „Ascendat dominus in nobis ignem sui amoris 
et flammam ^tern^ charitatis“. Plebanus respondet „Amen“, et 
revertitur in stallum suum, et cooperator prosequitur thuri- 
ficationem altarium et hominum. 

Alius alia utitur forma; hec ad usum veterum est de- 
prompta et per me observata. 

ft ) Die Überschriften Varia und De thuriticatione rühren von mir her. 


’) Vgl. dazu oben S. 97 f. 


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214 


VI. Varia: Pfarrbuch 25 r . 


r 2. Generalis confessio 

danda ante communionem in hanc vel similem formam 1 ): 

Ich armer sünder beken mich schuldig, gott dem allmech- 
tigen, Mari§ der müter gottes, allen gottes heiligen unnd euch 
priester, das ich leider vil gesundet hab in allem meinem leben, 
mit bösem gedencken, mit bösem willen, bösen Worten unnd 
wercken: mein schuld, mein schuld, o mein grosse schuld, mit 
unnderlassen vil guter werck, die ich schuldig bin ze thiin, mit 
iebung böser werck, die mir verbotten seien, es sey tötlich, täg¬ 
lich 2 ), wissent oder mir unwissent, an den gepotten gott des 
herren, an den siben todtsunden 3 ). Ich hab gesündt mit mein 
aussern unnd innern sinnen, die ich vor ibel nit verhuet hab, in 
den sacramenten der hailigen christenlichen kirchen, die ich nit 
in eer unnd wurd, wie billich, gehalten hab, in dem christen¬ 
lichen glauben, in gnaden unnd gaben des hailgen geist, das ich 
die mißbraucht hab, das ich gott unnd dem leiden unnd sterben 
Jesu Christi nie genüg bin danckber gwesen, auch das ich mich 
fremder sünd tailhafftig gemacht, unnd mein nechsten Christen¬ 
menschen mit meinen Worten, lassen unnd thün ergernuß geben 
hab unnd böß ebenpilft] getragen. Wie ich mich versundt unnd 
gott mich sträfflich erkent, das ist mir laid unnd reüt mich von 
allem meinem hertzen, wie ich mein gott erzürnt hab. Ich ver- 
zeich allen denen, die mir ye laid hond gethan, auff das mir gott 
auch verzeich mein sünd. Ich bitt dich, barmhertziger gott, 
wöllest mir mein sünd verzeihen, dein göttliche gnad unnd 
christenliche lieb gegen dir unnd meinem nächsten mitteilen yetz 
unnd zu der zeit meins Sterbens. Ich bitt dich, müter gottes 
Maria, mein aposteln, mein lieben engel, sant Johans, s. Joseph 4 ), 

*) Vgl. dazu oben S. 127. Siehe auch Falk, Diel 14 f., 45. 

-) läßliche Sünde. 

3 ) Hauptsünden. 

4 ) Es ist beachtenswert, daß Eck hier den hl. Joseph nennt. Der Tag 
des Nährvaters .Tesu ward in Ingolstadt gefeiert, obwohl er weder im Eich- 
stätter Miss, noch Brev. erwähnt wird. Im Franziskanerkloster ward während 
der Frühmessen über ihn gepredigt, und auch in der Frauenkirche beging man 
den Tag ganz festlich. Vgl. Pf. 35 r , oben S. 173. Bekanntlich hat sich 
Johannes Gerson um die Verehrung des hl. Joseph sehr verdient gemacht. 
Eck hielt viel auf den Pariser Kanzler; vgl. Greving 43, 98. Über die 
Geschichte der Verehrung des hl. Joseph im 15. und 16. Jahrhundert s. Pfülf 
156-161, 282—291. 


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VI. Varia: Pfarrbtich 25 ,v , 58 r . 


215 

s. Peter, s. Paul, s. Jacob, s. Sebastian, s. Gliristophel, s. Mauritz 1 ), 
s. Martin, s. Niclafa, s. Lenhart, s. Anna, s. Catherina, s. Barbara 
unnd alle gottes heiligen, das ir truilich gott fir mich bitten unnd 
mir göttliche huld erwerben. Ich bitt euch, priester, ir wollen 
mir an der statt gottes aplaü sprechen iber all mein sünd. 

Zu 2 ) ainem Zeichen ewer hertzlichen reu unnd begir neigenl 
ewer haupt unnd klopfenj t) an ewer hertz, sprechent: Her, bis 
barinhertzig mir armen sunder. Sprecht ain Pater noster. 

Deus misereatur nostri etc. 25v 

Hebent euch auff mit Maria Magdalena, da ir vergeben 
wurden all ir sünd. Abiah unnd Vergebung ewer sünd, fristung 
ewers lebens, hab ich euch gebetten unnd nach disern leben das 
ewig leben. 

Nun geet frölich herzu unnd empfahent den grossen schätz 
des zarten fronleichnam Jhesu Christi unnsers erlesers unnd hail- 
maichers. Truckt in ewer hertz sein hcilgen fünflf wunden, 
schrient zu im mit hertz unnd mund mit sant Thoma: 0 mein 
her unnd mein got; o her Jesu, ain sunn David, erbarm dich 
mein; Jesu, ain sunn des lebendigen gottes, bih gnädig mir armen 
sünder. Rüeflft mit tieffer demüetigkeit mit dem Centergraven :1 ): 
Herre, ich bin nit würdig, das du eingeest unnder mein tach, 
aber sprich ain wort, so würt gesund t mein seel. 

Der fronleichnam unnsers lieben herren Jesu Christi f 
behüet euch in das ewig leben. Amen. 

3. Universitas 1 ). 58 r 

Universitati est ecclesia incorporata sollicitante Eckio per 
Clementem VII. 1524 pro 50 florenis 5 ). — Solet Universitas 
annue habere quattuor officia: duo de Sfpiritu] sancto s. Georgii 
et Luce; duo item pro fratribus, sfcilicet] ante Luce et ante 
dominicam Judica. Vide supra de divino cultu, de tempore et 


J ) St. Moritz wird als Patron der andern Stadtpfarrkirche genannt; den 
Heiligen Jakobus, Sebastian, Christoph, Martin, Nikolaus, Leonhard, Anna und 
Barbara waren Altäre der Frauenkirche geweiht; die im Mittelalter allgemein 
hochverehrte hl. Katharina war Schutzheilige der Kapelle im * Alten Kolleg“. 
Vgl. oben S. 20 Anm. 2, 28. 

*) Von hier ab Worte des Priesters. 

Übersetzung von centurio, Hauptmann. 

4 ) Vgl. zu diesem Abschnitt oben S. 115, 116—119. 
s ) Vgl. oben S. 13 ff., bes. S. 14 (15) Anm. 2. 


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216 


VI. Varia: Pfarrbuch 58 r , 59 v , 61 rv , 62r. 


sanctis l ). — De quolibet officio solvitur 1 2 fl. — Olim p[lebanus ] 
dabat pedellis prandium et unam mensuram vini, vel dabat ipsis 
duobus cuilibet 3 cruciferos: tarnen D. Hauer extorsit decretum 
universitatis, quod plebanus ex toto est exoneratus. 
r,9v Theologi et fraternitas s. Johannis. Olim celebrabant 
s. Johannem patronum in Decembri; at ut possint erigere frater- 
nitatem s. Johannis, aliquamdiu cessatum est a patrocinio, ut, 
dum melius facultati fuerit provisum, tune patrocinium resumetur [!]. 
— Commemorationem aniinarum annuam agunt ipso die s. Jo¬ 
hannis ante portam Latinam 2 ). — Solvitur \/., fl. — Dein per 
angarias agunt memoriam fratrum in diebus horum theologorum, 
s[cilicet]: Chrysostomi, Ambrosii, Augustini et Dionysii a ). — Sol- 
vuntur semper 60 4 *)• 

61 r Jureconsulti. Venerantur s. Ivonem 19. die Maji 4 ) et simul 
fratrum annuam peragunt memoriam; honestum tarnen esset et 
decorum, ut ipsi separatim agerent festum patroni et anniver- 
sarium, sicut in aliis studiis fieri solet. — Solvitur l u fl. b ). 
öl v Medici. Patronos venerantur Gosmam et Damianum’), quo 
die conjunctim (more jurisperitorum) memoriam fratrum agunt. 
— Solvitur 1 2 fl. c ). 

62r Philosophi. Gregorii agunt anniversariam connnemo- 
rationem animarum. Vide de sanctis“). — Solvitur l / 2 fl. — 
Patronam venerantur s. Catharinam. Vide de sanctis 7 ). — Sol- 


*) Darunter von Pihelmair naebgetragen: Festum s. Joan[nis] Chrysostomi 
celebratur die 27. Januarii, s. Ambrosii die 4. April[is], s. Augustini die 28. Augusti, 
8. Dionysii die 9. Octobris. 

] ») Darunter von Pihelmair nachgetragen: »Celebratur die 19. Maji; 
quodsi in talem diem incidat, ut in dominicam aut alias diem impeditum, in 
quo commode haberi non possit, debet pro illa vice in alium diem commodum 
transferri.“ Darunter schrieb Eiszepf: „Anno 1585 rursu9 celebratum est hoc 
patrocinium una cum anniversario multis antea annis intermissum.“ 

c ) Darunter von Pihelmair nachgetragen; „Celebratur hoc festum die 
27. Septembris.“ Eiszepf bemerkte dazu noch: „Anno 1586 celebratum est 
rursus hoc patrocinium diu intermissum/ 

*) Vgl. oben 8. 139, 174, 183. 

*) Vgl. oben S. 176. 

3 ) Vgl. oben S. 170 Anm. d, 174 Anm. a, 181 Anm. e, 182 Anm. f. 

4 ) Vgl. oben S. 176. r> ) Vgl. oben S. 182 Anm. c. 

,; ) Vgl. oben S. 172. 7 ) Vgl. oben 8. 187. 


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VI. Varia: Pfanbuch 62 **, 91 r . 


‘217 


vitur 1 2 11. — Ut conventores cum discipulis l ) diligenter inter- 
sint et oft'erant! R ) 


L Concordia funerum*). 

Heperi unam scliedam sine dato loci, temporis et perso- 
naruin, ita crude digestain, ut sequitur: 

1. Si contingit, quem ex capellanis inlirmari, tune per ple- 
bauum illius ecclesi^ provideatur, ubi est capellanus, non attento, 
in qua parochia habeat domum. 

2 . Mortuus autem, in ecclesia, ubi est capellanus, sepelialur, 
nisi alibi sepulturam elegerit; nicliilorninus tarnen depositio 1., 7. 
et 30. peragatur primo in ecclesia, ubi est cappellanus. 

3. Peractio tarnen capituli sacerdotum pro eodem babeatur 
in ea ecclesia, in qua est sepultus. 

4. Si autem in una parochia fuerit mortuus et in alia, ubi 
est capellanus, sepeliatur, sufficit, quod in eadem ecclesia per- 
agantur funebria; et nichil in parochia, in qua est mortuus. — 
Cooperatores in hoc capellanis ^quipparamus [!]. 

5. Alii, non capellani, sepeliantur in ecclesia, in qua 
moriuntur, nisi alibi sepulturam elegerint, nec babeatur respectus, 
ubi domiciliurn ante mortem habuerint aut per cujus parochia 
cooperatores provisi fuerint. 

6 . Demptis illis, qui judicio morti adjudicantur, quibus si 
sepultura communicabitur, sepeliantur in ecclesia, in qua sacra- 
mentis fuerint provisi. 

7. Matrimonium contrahentes in ecclesia illa intronisentur, 
in cujus parochia nocte primo [!] dormient, non habito respectu 
prandii. 

Est satis rationabilis illa concordia, sed quia non video, 
quod assit in forma autentica, ideo consulendum esset, 
de novo plebanos consentire et formam autenticam sub 
sigillis aut instrumentis erigere. 

Eckius 1526. 

n ) Pihelmair ergänzte: „Ideo seniper dominica praecedenti solet post 
conciouem annunciari/ Vgl. oben S. 118 Anm. 1. 

') Dio Vorsteher der Bursen, sowie die des Alten uud des Neuen Kollegs 
mit ihren Alumnen. Über diese Institute s. oben S. 18 Anm. 1. 

*) Vgl. dazu oben S. 107 f. Die Begräbnisse fanden sowohl in der 
Pfarrkirche als auf dem sie umgebenden Friedhofe statt. 


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yi r 



218 


VI. Varia: Pfarrbucli 117«v-12U^, 166*-. 


117 r 5. Fraternitates 1 ). 

Sutorum. Solet peragi commemoratio fratrum feria secunda 
in angaria. -- Patronos liabent Crispinuin ei Crispinianuni. Vide 
supra de sanclis 2 ). 

Braxeatoruni. Solet peragi commemoratio fratrum feria 
quarta in angaria. — Palronum habent s. Sebastianum et s. Lau- 
rentium. Vide de sanctis :l ). 

117 v Lanii. Commemorationem habent fratrum feria quinta in 

angaria; solent hi etiam ad summum altare ofierre preter solitum 
aliarum fraternitatum. 

Fullones. Commemorationem animarum in angaria agunt 
feria sexta. 

Il8 r Gementarii, fabri lignarii. Sabatho in angaria fratrum 
agunt memoriam, tarnen alternis vicibus hic et in s. Mauricio. 

Pincern^. Commemorationem fratrum peragunt feria quinta 
post angariam. 

118 v S. Ann$ 4 ). 

119*- S. Jacobi. 

119 v S. Christophori. 

I20 r S. Barbar^. 

166 r (5. Miscellanea. 

Anno d[omini] 1521 Johannes Maier ex Gerlofing 5 ) fuit 
occisus prope ortos caulium et illatus cimiterio vill^. Exequi^ 
tarnen habite sunt in parochiali ista ecclesia nostra, et dati 6 ß 
1 cj. Ex favore tarnen p[lebanusj permisit, ut ad 7. et 30. 6 ) 
non ingrederentur urbem. 

Anno dornini 1470 die Prisen [18. Jan.] mortuus fuit dux 
Ludovicus, pater Georgii 7 ). Cujus depositio per cives hic primuni 
habita fuit in ecclesia b. Mari^ Virginis sabatho ante Conversionis 


*) Vgl. hierzu oben S. 114—116. 

0 Vgl. oben 8. 183. 

: ’) Vgl. oben 8. 170 und 180. 

4 ) Zu diesem und den drei folgenden Namen von Bruderschaften s. auch 
oben S. 19 Anm. 2. 

r> ) Gerolfing, westlich von Ingolstadt. 

4i ) Gemeint ist der Trauergottesdienst am siebenten und dreißigsten Tage 
nach dem Begräbnis; vgl. oben S. 107. 

T ) Über Ludwig den Reichen, den Vater Georgs des Reichen, s. Riezler 
111 360-457 und die Monographie von Kluckhohn (s. oben S. 104 Anm. 4). 


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VI. Varia: Pfarrbuch 166 **. 


219 


Pauli [23. Jan.]; cedebanl plebano pro offertorio 22 ß. Altera 
die post Conversionis Pauli [2G. Jan.] peragebant funebria in 
ecclesia s. Mauricii. Dein iterum per Universitäten) in ecclesia 
nostra; p[lebano] cesserunt 12 ß in oblaiionibus. Feria quarta 
post Pauli [27. Jan.] peragebatur in hospitali. 

Anno domini 11*96 obiit dfominus] Wilhehnus de Reichenaw 
episcopus Eistettens) is] in Messing 18. Novemb[ri] A ). Cujus per- 
actio cum sermone ad clerum in die s. Nicolai [0. Dez.] per Uni¬ 
versitäten! liabita fuit n ) in ecclesia parochiali b. Mari^ Virginis. 
Vide librum actorum facultatis tlieologic^ folio 34 b ). 

Anno domini 1539 die 29. ( ‘) Julii habita est per universi- 
tatem peractio funebris reverendissimi in Christo patris d[oinini] 
Christophori, ensiferi seu marschalci a Bappenhaim, episcopi 
Eistettenfsis] — mortuus est die 20. Junii mane —, electo reve- 
rendissirno d[omino] Mauricio Hutteno, pr^posito Herbipolen[si], 
concordibus votis die 27. Junii -). 


ft) Versehentlich folgt nochmals: per universilatem. 

b ) Darauf folgt eine Eintragung von Tuchsenhauser: „Anno domini 1585 
obiit in Castro s. Willibaldi d[ominus] Gabriel de Eyb. episcopus Eystettensis, ultima 
Novembris in nocte circiter 12. horam. Cujus peractio cum sermone ad clerum 
per dominum doctorem Johannem Mair de Eck VI. feria post Conceptionein 
Marie [10. Dez.] expensis universitatis in ede b. Marie habita est tanquaui 
canoellarii. Tfuchsenhauser].“ Auf derselben Seile hat Frieß den schwer les¬ 
baren Text Tuchsenhausers in deutlicher Schrift von neuem geschrieben. — 
über den Tod Gabriels von Eyb am 30. November 1535 s. Sax I 419. Eck 
hielt am 14 Januar 1536 eine Trauerrede „in frequenti concione apud novum 
Aureatum* auf den verstorbenen Bischof. Diese gab nicht, wie Sax angibt, 
der Domdechant Johann von Wirsberg, sondern Ecks Stiefbruder Simon 
Thaddäus heraus; allerdings war Wirsberg einer von denen, die ihn dazu 
drängten. Vgl. Wiedemann 612 und Bl. A l v , A 4 r des dort beschriebenen 
Druckes der Leichenrede. 

c) Die Ziffer 9 ist etwas undeutlich; es kann auch 1 heißen. 


*) über den Tod Wilhelms von Reichenau in seinem Schloß zu Ober¬ 
messing s. auch Sax I 857. 

-) Über den Tod Christophs von Pappenheim und die Wahl seines 
Nachfolgers s. Sax 11 430; hier wird als Sterbetag Christophs der 19. Juni 
angegeben. 


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VJ. Varia: Pfarrbucli 175'. 


22U 


I 7 £>v 7 . Quando M ) cooperatorib[us et aliis] datur vinum l ). 

N. B. Quando b ) cooperatoribus et aliis datur vinum, tune 
apponuntur tres inensure; quibus exhaustis bibitur ad commune 
syrnbolum et plebanus solvit pro se, organista et edituo. Sin 
vero aliis datur vinum et non cooperatoribus, tune singulis datur 
dimidia mensura. 

Conceptionis omnibus exhibetur vinum. — Nativitatis e ) 
domini omnib[us] exliibetur vinum. - Stepbani scliolastico et 
edituo datur vinum. — Johannis similiter et etiain Organist^; 
quod si prandium fuerit et illi vel aliqui eorum sederint, plebanus 
solvat syrnbolum pro sedentibus. — Circumcisionis vinum pro 
omnibus. — Epiphanie omnibus vinum. — Purificationis omnibus 
vinum. — Annunciationis omnibus vinum. — Palmarum omnibus 
vinum d ). — ln (!ena domini ^dituo atque cooperatoribus. — ln 
Parasceve omnibus vinum. — Sabatho sancto omnibus vinum, 

») Über dem Texte steht von Ecks Hand geschrieben: „Regula d[oniini] 
Hauerii: Quando cooperatores recipiunt oblationcm ad primain missain, tune 
non datur eis vinum. 4 Vgl. oben S. 68. 

l> ) Randbemerkung Ecks: „Tempore Adortt[i] sepe per totum anuuin non 
plus biberunt; solebat exponere 15 4 aut 21 aut 18 4“ Unmittelbar dar¬ 
unter, aber neben Sin vero steht: „Vide registrum ann[ij 74 Nativitatis et 
l*ent[ecostes], Assumptionis.“ Statt XXI ^ ist vielleicht XVI ^ zu lesen; vgl. oben 
S. 5‘J Anm. 5. 

o) Randnotiz Ecks: „1476 in vigilia Nativitatis Adorff dedit pro thuri- 
ticatione 10 *) pro vino, sed ipsemet desiit, et nullus ex successoribus dedit.* 
Uber diesen Gebrauch ist mir nichts Näheres bekannt geworden. 

3) Nachher setzte Eck hinzu: „Tempore Adorfi non dabatur vinum nisi 
scliolastico per haue septimanam, excepta die Jovis, ln registro anni 76.“ 
Dazu bemerkte er noch später: „Sed non est rntionabile; tu da vinum. 4 


*) Zur Sache s. oben S. 67 f. — Im Original ist in der Überschrift zwar 
nur von den Kooperatoren die Rede, aber gleich im ersten Satze de« Textes 
wird richtig beigefügt: „et aliis“; daher ist die Überschrift von mir durch 
diese Worte ergänzt worden. Unter den alii sind zu verstehen: der Schul¬ 
meister, der Küster und der Organist; in einem Falle auch einer der Primis- 
sare. Läßt man den nicht ganz klaren Nachtrag zum Palmsonntag, sowie den 
zum Feste Mariä Opferung außer Berechnung, so ergibt sich, daß im Laufe 
des Jahres den Kooperatoren wenigstens 17mal, dem Schulmeister 32mal, dem 
Küster 26 mal und dem Organisten 22 mal auf Kosten des Pfarrers Wein ver 
abreicht worden ist. Unten auf fol. 175 v steht von Ecks Hand geschrieben: 
„35 scliolastico 4 . Hat vielleicht der Schulmeister auch am Montag, Dienstag 
und Mittwoch der Karwoche von Eck Wein erhalten? 

('her syrnbolum «. oben *S. 193 Anm. 3. 


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VI. Varia: Pfnrrbuch 175 v - 176**. 


221 


quando non est prandium; licet non sit necessarium, quia non 
habuerunt niatutinas '). — Pa.schy omnibus vinum. — Ascensionis 
omnibus vinum. — Pentecostes omnibus vinum. — Trinitatis 
vinum scholastico, ydituo et livdrauli tantum, si matutine babentur. 
Cooperatoribus non datur vinum, quia prima rnissa est eorum. 

— Corporis Christi datur vinum scholastico et ydituo, scholastico 
per octavas omni die mensura. — Johannis vinum tribus solurn 
nt Trinitatis"). — Petri et Pauli similiter. — Magdalene idem. 
-- Dedicationis omnibus vinum; si autem habetur prandium, 
cooperatores solvunt pro se. P[lebanus] dat pro tribus, si sedent; 
alioquin, quantum bibunt 2 ). - Visitationis omnibus b ). — As- 
sumptionis Mariy omnibus vinum. — Nativitatis Mariy omnibus. 

— Omnium Sanctorum omnibus. — Animarum, si offertur vinum, 
confertur in communi; si nullum offertur aut parum, in communi 
bibitur, et solvit p[lebanus] pro se, scholastico et ydituo ac pri- 
missario alioquin lecturo 3 ). — Prysentationis Marie c ) d[ominus] 
Georgius Hawer invitavit organistam 1518, sed anno 1520 invi- 
tavit etiain edituum; et quando habuerunt vinum ex depositione 
vel peractione, dedit eis 2 mensuras addendo 4 ). 

8. Aeditui vocatio ad mensam et organiste 5 ). 

Conceptionis et ydituus et organista prandent. — Nativitatis 
domini ydituus et organista prandent. — Stephani ydituus solus 
venit. -- Johannis venit ydituus et organista. — Circumcisionis 
ambo ad mensam vocantur. — Epiphanie ambo. — Purificationis 
ambo. — Annunciationis ydituus et organista. — Palmarum 
ydituus tantum. — Similiter in Cyna domini et Parasceves ac 

*) Nachtrag Ecks: „Eckiu9 dedit ex gratia, nolens facore jus successori.“ 
Vgl. über das Entgegenkoni men Ecks oben S. 68, 70. 

h ) Späteres Einschiebsel Ecks. 

c ) Zwischen dieser und der vorhergehenden Notiz ist ein leerer Raum 
für zwei Zeilen. 

*) Vgl. unten S. 223. 

2 ) Ist hinter tribus zu ergänzen inensuris oder personis (Schulmeister, 
Küster und Organist)? Vgl. den Anfang dieses Abschnittes und S. 222, sowie 
S. 225 (die Bemerkungen Ecks über seinen Beitrag zu den Kosten für Wein an 
den Festen Kirchweihe bzw. Johannes des Evangelisten). 

fl ) Vgl. oben S. 184. 

4 ) Hiernach waren auch mit Totenämtern zuweilen Weinspenden verbunden. 

ß ) Vgl. oben S. 66 f. 


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222 


YI. Varia: Pfarrbuch 176 r , 177 r . 


Sabatlio [sancto] a ). -- Faselig ambo vocantur ad prandium. — 
Ascensionis ambo veniunt. — Pentecostes similiter. — Trinitatis, 
si habentur matutin^, ambo vocantur, alioquin non. — Corporis 
Christi solus edituus vocatur ad prandium. — In octava Corporis 
Christi vocatur organista lantum, ^dituus aliquando ex gratia, 
tarnen tune ministrat ad mensam et postea commedit [!] cum 
aliis. — Johannis Baptist^ ambo vocantur, edituus et organista. 

— Petri et Pauli similiter. — Visitationis Mari^ [similiter] 1 ’). — 
Magdalena similiter. — Dedicationis ambo vocantur, et eis solis 
cum scholastico datur vinum c ). — Assumptionis Marie ambo. — 
Nativitatis Marie omnibus vinum d ). — Omnium Sanctorum ambo. 

— Animarum Com[memorationis] edituus solus 0 ). 

9. Prandia l ). 

Ir Johfannis Evangeliste] f )- 

Hi, qui pro Natali domini rnunera oblulerunt p[Iebanoj, in- 
vitantur per juniorem cooperatorem ad prandium diei s. Johannis. 
Solent et capellani donare singuli 10 er. l ). Sic enim utilius est 
accipere pecuniam"). Olim invitabatur plebanus cum suis coope- 
ratoribus et ludimagistro; solvebant tarnen vinum cooperatores, 
plebanus vero et ludimagister erant immunes. Hodie solus ple¬ 
banus vocatur. 

Sumpto prandio fit contributio vini per singulos prandentes: 
plebanus solvit pro edituo, organista et scholastico sedentibus, 
pro se item et plebano s. Mauricii, ex honestate etiam pro edi- 

a ) ac Sabatho ist ein Nachtrag Ecks; vgl. dazu unten »S. 223. 

*») Einschiebsel Ecks. 

*) Nachtrag Ecks; vgl. oben 8. 221. 

'*) Hier ist nur von der Weinspende, nicht von einer Einladung zu Tisch 
die Rede. 

<) Darunter von einer spätem Hand: „Praesentationia Mariae ambo.“ 
Dazu der Nachtrag: „quamvis hoc sit ad libitum.“ Vgl. dazu den Schluß des 
Abschnitts Nr. 7, oben S. 221. 

*) Der Rand von fol. 177 ist beschnitten, so daß die auf den Rand ge¬ 
schriebenen Festbezeichnungen teilweise unvollständig erhalten sind. 

«) Am Rande vermerkte Eck: „Hiebmair, Hauer non acceperunt a capel- 
lanis, ne invitare ter cogerentur“, nämlich an den Festen Johannes Ev., Ostern 
und Kirchweihe. 


') Vgl. hierzu oben S. C>8 f. 


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VI. Varia: Pfarrhuch 177 rv . 


*223 


libus; et pro familia datur large vinum ex communi solvendum, 
et si opus fuerit, ?dituus-vel scliolasticus servient mens? 1 ). 

Prandium 2 ) sit hujusmodi R ): 1) ain capaun, ain hen in der 
suppen; 2) ain haiß essen visch in mensa stube superioris; 3) wil- 
pret in ainem pfeffer 3 ); 4) ain kraut mit wfirst unnd flaiseh; 

5) prattenß, basen, capaun, vögel secundum qualitatem mensa- 
riun; 6) ain galre 4 ), hennen darinn; 7) käß unnd purn unnd öpfel. 

Pasch?. 

Olim Sabatho sancto fuerunt invitati sacellani, qui donave- 
rant plebanum in Natali domini; et cooperatores pro onmibus 
sacellanis, ?dituo, scholastico et tota familia domus solvebant 
itefriun] b ); invitati vero solvebant vinum; melius tarnen est, nt. 
prandium postponatur post Pascha. 

Nota: si prandium non tenetur Sabatho, tune ?dituus non 
vocatur neque pro scholastico solvitur vinum, nisi ministret ad 
mensam; tune non computatur in symbolo. 

[C o] r poris Christi 5 ). 1 

In octava invitantur a plebano ad prandium c ) sub stationc 
prima, qui ministrant sacramento, hi s|cilicet] septem: duo comi- 

Auf dem später beschnittenen Rand ordnete Eck an: Bestell ain 
köpf bey [es folgt noch die Zahl 3 oder der Buchstabe z] j| magnificent [un¬ 
vollständiges Wort]. 

b ) solvebant ite[rum] ist unmittelbar neben domus auf dem Rande nach¬ 
getragen; übrigens sind die Buchstaben ite nicht deutlich. 

c ) Randnotiz Ecks: „AdorfF 1476 dedit in isto prandio 62 pro vino 
et anno 1474 dedit 64 ^ pro vino; jam non sufficiunt. S[ecunduin] r[egistrum].“ 

') Vgl. dazu oben S. 49 Anm. 2. 

2 ) Dieses Menu ist fehlerhaft abgedruckt bei Gerstner Ing. 163 und 
hiernach hei Gemrainger 120 und Wiedemann 47. Zu „ain haiß essen 
visch“ bemerken sie: „in Essig“ und aus: „ain galre, hennen darinn“ machen 
sie sogar: „ain gälte hennen (die nicht mehr legt)“. Vgl. dazu die folgende 
Anmerkung 4. Das Bayerland (a. a. 0.; s. oben S. 8 Anm. 1) teilt ebenfalls 
diese Tischkarte mit unter dem Stichwort: „Ein Professorenessen.“ Es heißt 
dort: „Eck, der in Ingolstadt 31 [!] Jahre Prokanzler, viermal Rector der 
Universität und 25 [!] Jahre Pfarrer daselbst war, gab im Jahre 1536 [!], am 
Sanct Johannisfeste den Professoren [!] und dem Rate der Stadt [!] eine Tafel.“ 
Mehr Irrtümer in sowenig Worten sind kaum möglich! 

;1 ) Nach Sch mell er I 422 „eine stark mit Pfeffer gewürzte Brühe“. 

4 ) Gallert, Sülze. Schmeller I 890: „eine galrei von vischen“; ferner 
ebd. „schweinkopff in einer golradt“. Auch würden die verschiedenen Arten der 
Tremellen in ihrem gallertartigen Zustande vom gemeinen Mann als Gallert 
bezeichnet. r> ) Vgl. hierzu oben S. 163. 


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224 


VI Varia: Pfarrbuch 177v 


tantes p[lebanum], quattuor ferentes tabernaculum tentorii et 
unus spargens flores 1 ). 

[Prandium sit hujusmodi]: 1) versotten hennen; 2) essen 
viscli; 3) quicquid id erit 2 ); 4) capun gebrattes; 5) bacheti. 
Aliquando solent dari cancri aut sengli s ) pro illo tempore, ain 
schnee bey dem baches 4 ): raro dantur caules. 

1539 ft ) Eckius dedit: 1) rechschlegel mit dem ziseile 2) zwo 
versotten hennen und eisbain* 5 ); 3) barm, zinn[?], rutten, seidl[?], 
grundl 7 ); 4) pfeffer mit wilpret; 5) quetschgn N ) mit zucker; 
G) krebs; 7) bratcs wiltbret, haß, copan, zwai hüner, lamelstuck; 
S) hippen 0 ); 9) parmesan, kaß, öpfel, nussen [?] etc. 

[D e] d i c a t i o n i s. 

Invitantur omnes, tarn cives quam capellani, qui honorave- 
runt pf lebanum | in Natali domini, et olim invitabatur etiam ple- 
banus s. Mauricii: tarnen hoc velut et prandia fnit b ) aliquot 
annis intermissum. — Hoc prandium solet esse frugalius aliis; 

Darunter schrieb eine spätere Hand: „Anno 1565 vix sufficiunt 5 taleri pro 
vino. 11 Auf der andern Handseite steht noch eine unbedeutende, verstümmelte 
Randbemerkung Ecks über die Auslagen für Wein im Jahre 1476 (62 4) und 
zu einer andern Zeit. 

*») Dieses späte Einschiebsel Ecks ist ziemlich undeutlich geschrieben. 

’») Verändert aus fuemnt. 

') in Mainz wurden Rosenblätter in der Prozession vor dem Allerheiligsten 
ausgestreut; vgl. Kalk, Diel 37, 64. Siehe auch oben S. 160 Anm. 2. 

-) Vielleicht ist hiermit Gulasch gemeint. 

: ') War in keinem Lexikon zu finden. 

9 Backwerk mit „Schnee“ d. h. mit Eiweiß, das zu festem Schaum 
geschlagen ist. 

) Nach Schm eil er II 1157 ist „Zisseindlein“ eine Bezeichnung der 
altern Küchensprache für ein Gericht oder eine Speise. Bei der Begräbnis¬ 
feier für Herzog Albrecht im Jahre 1508 ward als fünfzehntes Essen gegeben 
„ein Rechschlegel mit eynem Zyseindl“. Schlegelbraten gleich Lendenbraten; 
vgl. ebd. II 518. 

“) Nach Sch melier 1 162 bedeutet Eisbein os isebium, Hüftbein. Beim 
Hirsch versteht man unter Eisbein die Flanken; beim Ochsen nennt man das 
von der Schulter genommene Fleisch Aisfleisch. 

7 ) Barben (Barm), Rutten und Grundel oder Gründlinge sind Fische; 
vgl. Schmeller 1 268, 1004. Bei den „zinn“ oder „zirm“ und „seidl“ ist 
zweifellos ebenfalls an Fische zu denken. 

h ) Quetschen oder Zwetschen. Schmeller II 1184. 

!l ) Hippen, ein oblatenfbrmiger Kuchen, der nach dein Backen zusammen- 
gerollt wird. Schmeller 1 1139. 


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VI. Varia: Pfarrbuch 177 v und auf der Innenseite des untern Deckels. 225 


cives nunquam comparuerunt, etiam tempore Adorffi, excepto 
piscatore. — Omnes solvunt vinum sicut Johannis Evangelist^ , ). 

10. Collationes“), quas habet plebanus s. Mauricii. 

Bfeneficium] in altari ecclesi^ s. Mauricii sub basilica. Jam 
Schleicher -). 

Bfcneficium] altaris s. Anne in hospitali s ). 

Bfeneficium] primissari§ s. Mauricii. Jam Pfliegel. 

Solus ,l ). 

Bfeneficium] altaris chori Omnium Sanetorum. Jam Aigners. 
Bfeneficium] ad s. Crucem leprosorum. Schatz 4 ). 

Requisito et pr^habito consilio 
consulum oppidi ’). 


Bfeneficium] altaris apostolorum in ecclesia s. Mauricii. Grienhovor. 
Bfeneficium] altaris in basilica s. Mauricii. Her Niclafi. 
Bfeneficium] altaris b. Marie Virginis in ecclesia Omnium Sanc- 
torum. Wolffram. 

Vicissim cum senatu oppidi. 


Bfeneficium] in ferrea capella b ). 


a ) Vor Collationes steht im Original: N. B. — Die darauf folgende 
Zusammenstellung Ecks befindet sich im Pfarrbuch auf der Innenseite des 
untern Deckels und ist von einem senkrechten und einem wagerechten Strich 
eingerahmt. Innerhalb des so entstandenen Rechtecks sind durch drei lange 
Querstriche vier Abteilungen gebildet. Offenbar hatte Eck die Absicht, die 
Benefizien in vier Gruppen zu scheiden je nach dem Maße von Rechten, die 
dem Pfarrer von St. Morit-z bei deren Verleihung zustanden. Zur Sache 
s. oben S. 81 ff. 

*•) Dazu schrieb Eck später: Modo habet princeps. 


') Vgl. oben S. 222. 

2 ) Die hier genannten Personen sind die Inhaber der betreffenden Bene- 
fizieu. Sämtliche Namen sind zwar von Eck, aber nicht alle gleichzeitig ein¬ 
getragen und teilweise etwas verblichen. 

3 ) Dieses Benefizium gehörte nach Pf. 80«’ in die zweite Gruppe: vgl. 
oben S. 35, 198. Von Unsernherrn ist hier gar nicht die Bode trotz einer 
Bemerkung Ecks in Pf. 82•*; vgl. oben S. 31 — 38, 202. 

4 ) Vgl. oben S. 22, 35, 197. 

r> ) Zu dieser urkundlichen Formel 8. oben S. 85. 

Shuli«*n ii. Text«*, I1«*fl I ti. .*»: I’f.urliurli. 15 


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226 VT. Varia: auf der Innenseite des untern Deckels im Pfarrbuch. 

B[eneficium] altaris s. Mari$ in ecclesia s. Mauricii. Modo Göple a ). 

Habet vocem, sed vox ejus tan- 
tum valet, quantum senatoris 
unius. 

») Modo Ctfple ist vielleicht Zusatz einer andern Hand. 


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Anhang I. 

Zwei Stücke aas dem Pfarrbuch, die nicht von Eck geschrieben sind. 

1. Ordnung des gotzdienst 1 ) 

durch die erwirdigen und hochgelehrter [!] rector und ratt der 
universitet, auch firsichtig und weih burgermaister und ratt der 
stat Ingoldstatt auß den confirmationen der meß und bilügkait 
gezogen, von den durchleichtigen hochgebornen firsten, unser 
g[nedigen] h[errenj, hertzog Wilhelmen und Ludwig in Bayrn, 
bewilligt und genedigklich zugelassen und durch die caplen zu 
halten, wie hernach volgt: 

1. Ain jeder caplan sol die ornat und biecher, auch anders, 
dem altar seiner meß zugehörig, in guttem wesen behalten, hoch¬ 
zeitlich ornat nit teglich anlegen und zerschlaipffen und die heuser 
pculich und wesenlich mit dach, feurstetten und anderm halten; 
sunst werden im die frucht der meß auffgehebt und darvon sol- 
lich Unwesen erstattet werden 2 ). 

2 . Ain yeder caplan sol seinem pfarherren eer und reve- 
rentz beweisen, die opffer treulich antwurten, hilff und beistand 
in göttlichen ambtern der kirchen mit singen, lesen, dienen, wie 
und wan solchs die notturfft oder ebergkait 3 ), auch ziere des 
gotzdienst, eraischt, thun; sunst wirdet er nach gelegenhait der 
ungehorsame bey auffhebung der frucht seiner meß durch pfar- 
herrn und kirchenpröbst gestrafft werden und die straff* der 
pfarkirchen zügestellt werden 4 ). 

3. Ain yeder caplan soll alle sambstag bey der vesper, com- 
plett undem „Placebo“, all suntag bey der procession, ambt und 
der andern vesper, dergleichen zu allen festlichen tagen, so nach 

*) Vgl. hierzu oben S. 5 f. 

*) Vgl. oben S. 35. 

:! ) Ehrbarkeit. 4 ) Vgl. oben S. 3fi f. 

15* 


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84 v 



228 


Anhang I: Pfarrbtich 84 v 8o rv . 


gebott oder gewonhait des bistumbs Eystett gefeirt werden, ob- 
gleich dieselben in der Ordnung zu Regenspurg J ) abgethan wern, 
in seinem chorrock bey erster vesper, Station der altar, zu mettn, 
procession, hochambt, non und der andern vesper erscheinen, die¬ 
selben mit singen und lesen verbringen heißen; und sunderlich 
in denn metten lind vigilien sol fürpaß das lesen der lection nit 
alweg auff die jüngsten geschoben werden, sunder ainer nach 
dem andern biß auß die eltisten verrichten 2 ); sunst wirdt der 
seumig und nachlesig caplan von ainer yeden negligentz, so oflt 
dieselben on rechtmessig ursach geschieht, von pfarherren und 
kirchenprobsten umb ein halb pfundt wachß, dem gotzhauß zu 
geben, gestrafft werden. 

4 3 ). Ain yeder caplan sol in der hailigen vasten bei allen 
processionen, so mit der letanei gehalten werden und am aseher- 
mitwoch anfahen, auch in der heiligen charwochen bei den dreien 
metten, am charfreitag bei gantzem gotzdienst und der complet, am 
osterabent bei dem feursengen. taufsengen und andern göttlichen 
ambtern, desgleich am pfingslabent in seinem chorrock erscheinen, 
die lectiones und propheceien lesen heißen, aberfmalß] bey straß 
eins halb ft wachß wie obenn. 

5. Ain yeder caplan soll die gantzen Osterwochen, desgleichen 
die plingstwochen zu der vesper sein und die frölich christlich 
procession zu der tauß in seinem chorrock verrichten heißen, aber¬ 
malig bey straß eins halb ft wachß wie oben. 

0 . Ain yeder caplan soll bey der procession an s. Marxtag, 
desgleichen den andern drien in der creutzwochen in priester- 
lichen habit erscheinen, das creutz bis under das statthor und 
nachmalß wider von statthor in sein plarkirchen belaitten, aber 
an des heiligen creutz abent gar bis zu der capellen des heiligen 
creutz vor dem thor ligend und von derselben bis wider in sein 
s 5 v pfarkirchen mitgenn, auch ander seiner pfarr gewonlich creutz- 
gang der massen verrichten heißen bei straß 1 / 2 ft. wachß. 

7. Ain veder caplan sol bey der procession und letanei, so 
jetz all freitag gehalten, auch ob sunst auß obligenden zufelligen 
Ursachen und notten ein procession angeschlagen wurd, in seinem 
chorrock erscheinen, gott für solch obligundt not andechtig an- 

*1 Vgl. oben S. 120 f. 

• Vgl. oben S. 93 f. 

*) Zu Nr. 4 bis 8 s. oben S. 99 103. 


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Anhang I: Pfarrbuch H5v_86 r . 


22'J 

rfiffen und in solchen sundern processionen in der kirchen meb 
lesen, in welche die procession geordnet wirdt, ausgenommen die 
caplen, so desselben tags nach vermog irer stifftung zu lesen 
schuldig sein und nit umbgangen werden mag, als selmesser und 
dergleichen, abermals bei straff 1 ff, wachs. 

8 . Ain yeder eaplan solle die achtag, in welchen das hoch- 
wirdigst sacrament unsers herren fronleichnam geert wirt, bev 
allen vespern, metten, tagzeitten und ambtern in priesterlichem 
corrock erscheinen und in den zwaien processionen, so am hai- 
ligeu fronleichnamstag und desselben achetten gehalten werden, 
von anfang biS aufl' das endt in seinem habit beieiben und die¬ 
selben (wo nit ursacli) verrichten helffen; desgleich all pfintztag l ) 
über jar zu der friemeb abermals zu eer dem hoclnvirdigisten 
sacrament bey straff 1 ff. wachs. 

9. Ain yeder eaplan in gmain zu schreiben soll sich der 
kirchen seiner pfar fleissen, den gotzdienst vor äugen haben, ein 
guet exempel und ebenpild den layen vortragen und alles tlion, 
darzu er von gewonhait, dem rechten und vermog seiner confir- 
mation verpflicht ist, auch sunst in mechte auS rechtmessigen Ur¬ 
sachen von neuem von pfarherren und kirchenpröbsten auferlegt 
werden. 

10. Ain yeder eaplan. der auff ein meb zu Ingoldstatt prä¬ 
sentiert und instituirt oder aber, wo die meb nit confirmirt, allain 
darzü fürgenommen ist, l| der soll dieselben meb selbs in aigner 83*- 
person besitzen, alles, so vorher und nachvolgents anzaigt, treulich 
und fleissig verrichten; wolte aber desselben gelegonhait nit sein, 
die meb wie gemelt persönlich aubzurichten und sich an ander 
ort zu thon, das er von solcher seiner meb nichts einnemmen, 

o 

kain absentz begere, dieselben niemant locier oder zu verwesen 
bevelch, sunder furan wirt in disem vall pfarherr und kirchen- 
pröbst sollchs alles verrichten, einen Substituten aufnemmen, den¬ 
selben gen Eystet umb commission presentirn, ime von den 
fruchten der meb umb Verwaltung derselben zimblich belonnung 
thon und das uberig zu nutz und notturfft der meb, derselben 
ornaten, altertuchern, piechern, heusern etc. oder aber, so in denen 
kain nachtail, zu underhaltung der pfarkirchen gepew und not¬ 
turfft anlegen on einig einred und hinderung des caplans oder 
sunst menigklichs 2 ). 


') Donnerstag. *) Vgl. hierzu oben S. 30 f. 


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230 Anhang I: Pfarrbuch 86 rv , 88 r . 

11. Ain yeder substituirter caplan soll zu allem dem, dar- 
zu sein principal l ), verpflicht sein und dasselbig fleissig außrichten, 
dem pfarherren solch zu halten geloben und versprechen, auch 
der straff wie sein principal gewartenn. — Und dieweil ein yeder 
stiffter gemaingklich ein zall meß in seiner stifft fürgenommen 
und ye zu zeitten die meß, tag und stund derselben benent hat, 
demnach sol ein yeder caplan, er sey principal oder substituirt, 
solcher seiner meß stifftung in allweg volziechung thon, all wochen 
die benent anzall der meß zu bestimbten tagen und stunden 
fleissig außrichten; sunst wirde er einer yeden versaumnuß halben 
umb 1 2 ft wachß onnachlaßlich von pfarrer und kirchenpröbsten 
gestrafft werden; wo aber denselben rechtmessig ursach ye zur¬ 
zeit entschuldeten, soll mit wissen seines pfarrers und kirchen¬ 
pröbsten handlen 11 ). 

86 v Und dieweil die fundacion der meßen nit allweg zu¬ 
handen mögen gehabt werden, ist mit der kürtz sollichcr artickel 
die meßlesung betreffendt auß den fundacion gezogen und her¬ 
nach beschriben. Darauff mesner sein fleissig auffmercken haben 
und die seumigen bey seiner pflicht anzaigen solle . . . l '). 

. . . Und ') in gmain halten all fundacion und c«>nfirmacion in, 
wie all und yedlich caplen dem pfarherren sollen mit eer, reve- 
rentz und gehorsam gepürlich halten, im underworffen in allen 
gepürlichen erbern Sachen, und sich pfärlicher recht in kain weg 
on erlaubnus understan on des pfarrers außgetruckte verwilli- 
gung; auch alle opffer und zufall des altars bey guttem glauben 
und trauenn dem pfarrer antwurten, außgenommen diejhenigen, 
die in ir fundacion besonder contract haben, als der caplan im 
spital, beid selmesser und der Sentlingerin caplan, und das sye 
dem gotzdienst treulich außwarten, wie sy den Ion von gott dem 
almechtigen empfahen wellenn 2 ). 


») Darunter hat eine spätere Hand noch fünf Zeilen nachgetragen, die 
teilweise sehr verblichen, daher schwer zu entziffern sind. Soweit ich sehe, 
enthalten sie nichts, was von Belang ist. 

i’) Es wird dann weiter hauptsächlich mitgeteilt, zu wieviel Messen, zu 
welchen Intentionen usw. die einzelnen Benefiziaten verpflichtet sind; vgl. auch 
dazu oben S. 5 f. 

c ) Der Schluß bezieht sich wieder auf alle Benefiziaten. 

M Ergänze: verpflichtet ist. 

-) Vgl. dazu oben S. 36—38. 


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Anhang I: Pfarrbuch 110 r . 


231 


2. De celebratione primitiarum ")• 1 

Admonendi sunt domini cooperatores divinorum, si quis 
recens initiatus presbyter primitias suas in templo divae Virginis 
cclebrare desideret, ut, priusquam illi operam suam polliceantur, 
prinio eum ad dominum paroclium adducant et ab illo faculta- 
teni ac licentiam petant. 

Fuit autem semper moris, ut ii. qui in hac ecclesia primi¬ 
tias suas celebrarunt, a seniore cooperatore *) sint informati, nisi 
ille propter nimias occupationes aut aliam legitimam causam id 
facere non posset: vel certe novellus sacerdos alium sibi patrem 
spiritualem elegisset atque a domino parocho facultatein obtinuisset. 

Solet autem dominus parochus novellum sacerdotem ejusque 
praeceptorem seu patrem spiritualem paterne et amice admonere: 

1. Prinio, ut literas formatas 2 ) et testimonium de impe- 
trata a domino vicario Eistettensi celebrandi primitias facultate 
ante omnia ostendat. 

2. Secundo, ut polliceatur uterque, se omnem operam datu- 
rum, ut caeremonias omnes et cantiones ecclesiasticas, ad pri- 
muni sacrum scitu necessarias, exacte et perfecte 1 ’) teneat. 

3. Tertio, ut uterque ante primas vesperas sacramentaliter 
contiteatur. 

4. Quarto, ut commodum primitiarum diem eligant; nam 
iis diebus, quibus in hac ecclesia celebrantur matutinae *), primi- 
tiae haberi non solent. 

5. Quinto, ut missatn eo die ab ecclesia ordinatam ac prae- 
criptam omnino dicant, et musica, quantum iieri potest, missae 
praescriptae accomodetur; quamvis illud non sit simpliciter neces- 
sarium, ubi eommode id fieri nequit, cum musica illa sive can¬ 
tiones chori ad sacriticium spectent per accidens tantum et propter 
sollemnitatem. 

a ) Dieser Abschnitt ist von Pihelmair geschrieben; er bietet viele 
interessante Nachrichten nicht bloß über die Feier der Primiz selber, 
sondern auch über die Ausbildung der Priester in der zweiten Hälfte des 
16. Jahrhunderts. 

f> ) Dazu ein Nachtrag, wohl von einer andern Hand: ad ritum ecclesia© 
Eystatensis. 

*) Siehe oben S. 46 Anm. 2. 

’) Weihezeugnis. 

*) Vgl. hierzu oben S. 94 f. 


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232 


Anbang 1: PFarrbuch 110 rT . 


10 ' 


0. Sexto, ut nullam oninino caenam aut collatioiiem ullo 
praetextu exhibeant post primas vesperas, ut aliquando ruagna 
cum peccandi occasione, scandali periculo et sumptuum jadura 
factum est; ne tarnen ministri ecclesiae juste conqueri possint, 
est illis, ut inlra notatur, satisfaciendum. 

7. Septimo, ut si quos invitare statuerunt convivas, eos 
omnes in scheda consignatos aliquot diebus ante invitationem 
maguifico domino rectori universitatis exhibeant, qui de invitan- 
dorum numero et qualitate cum ipsis deliberabit, cujus praescripto 
et voluntati se omnino accomodare tenentur. 

Postremo serio admonebit dominus parochus novellurn sa- 
cerdotem, ut bene consideret sumptus, quos ex antiquissiina et 
apud omnes similes ecclesias parochiales recepta consuetudine in 
persolvendis ecclesiae ministris facere tenetur, si primitias suas 
sollemniter celebrare voluerit. 

Enumeratio sumptuum, 

quos recens initiatus presbyter, quam primum primitias suas ab- 
solvit, in aedibus domini parochi ministris ecclesiae persolvere 
tenetur, non autem in sacristia, ut antea tiebat, maximo cum 
scandalo et irreverentia. 

Domino parocho debuit aliquando novus presbyter pro obla- 
tionibus, quae alias ad dominum paroclium spectant, persolverc 
certam mensuram salis (vulgo ein saltzscheiben). Jam vero moris 
est, ut numeret ei unum florenum et triginta nummos. Deinde 
pro utroque convivio, lioc est pro caena sive collatione et pro 
prandio, unum florenum 11 ). 

Patri suo spirituali sive praeceptori (quem manualem vo- 
cant) pro laboribus et tideli informatione numerare solet novel- 
lus sacerdos unum florenum et triginta nummos. Deinde, quia 
pater spiritualis convivio omnino interesse tenetur, novus sacer¬ 
dos pro illo persolvet et pro collatione numerabit ei tantum pe- 
cuniae, ut praecium prandii et superaddita pecunia pro collatione 
efticiant unum florenum. 

Cuilibet cooperatorum, qui ejus pater spiritualis non fuit, 
si is prandium accedere noluerit, numerabit unum florenum. Quod 

n ) Bemerkung Eiszepfs am Rande: „N. B. Istc thalerus semel in anno 
detur aedituo pro aale, quod ipse dat diebus doniinicis ad benedicendum. 
Alioqui parochus in distributione debet solvere de suo.“ Der Küster stellte 
also damals das Salz, das Sonntags zur Benediktion des Weihwassers 
gebraucht wurde. 


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Anhang I: Pfarrbuch 110 v —111 


2:i3 

si prandium accesserit, tantum ei numerabit pecuniae, ut prae- 
cium prandii, quod hospiti est numerandum, et pecunia super- 
addita efficiant unum florenum. 

Ludirectori semper pro utroque convivio numeratur linus 
florenus. Quodsi primitiae cantu figurali cantatae fueriut, pro 
laboribus nuinerabitur ludirectori uhus florenus et triginta nummi *). 

Cantoribus autem, qni ludirectorem tam in vesperis quam 
sacrilicio adjuvare solent, mittere tenetur novus presbyter inane 
ante primum sacrum octo mensuras vini non maximi aut minimi, 
sed medioeris valoris: et pro panibus atque jentaculo persolvet 
ludirectori medium florenum et quindecim nummos H ). 

Scholaribus vero quatuor mittet mensuras vini post pran- 111 r 
dium neque maximi neque minimi, sed medioeris valoris; et pro 
panibus et jentaculo numerabit illis medium florenum et quin¬ 
decim nummos. 

Organistae numerabit pro utroque convivio unum florenum. 

Aedituo sive custodi templi pro utroque convivio, hoc est 
pro collatione vespertina et pro prandio simul, persolvet unum 
florenum, sicut et caeteris, ut jam antea dictum est. Deinde de 
oblationibus numerabit ei triginta duos nummos. Et linito pran¬ 
dio suo mittet illi ad domum ejus duas mensuras vini medioeris 
valoris, quinque panes et unum ferculum carnis assatae pro ra- 
tione temporis 1 '). 

Famulo sive servo aeditui numerabit medium florenum. 

Puero aut servo, qui servum aeditui juvat pulsando, tres 
cruciferos 2 ). 

Puero, qui servit organistae, dabit quatuor cruciferos 3 ). 


«) Darunter von derselben Hand ein Nachtrag: „Clinton seu succentori 
(ut vocant) medius nuineretur florenus.“ Dieser Betrag ist am Schluß nicht 
mitgerechnet worden. Es heißt in MG P 49: . . in der Regel teilten sich 

Ludimagister und Cantor in den Schul- und Chordienst. Hie und da kam auch 
eine dritte Lehrkraft, eiu Succentor oder Locat, zur Anstellung.“ Hiernach ist 
der Kantor verschieden vom Succentor. Vgl. auch oben S. 49 Anm. 2, 65 Anm. 1. 
fr) Die Worte „Et finito- temporis“ sind später durchgestrichen worden. 


Daß der Schulmeister auch in andern Fällen eine besondere Belohnung 
erhielt, wenn er den Gottesdienst durch mehrstimmigen Gesang verherrlicht 
hatte, s. oben 8. 68 Anm. 1. 

-) Vgl. oben S. 66 Anm. 5. 

Vgl. oben S. 67 Anm. 1. 


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234 


Anhang II. 


Quatuor pueris sive scholaribus, quorum duo sunt accoluthi 
sivc caeroferarii et duo ministrant cum thuribulo, cuilibet illorum 
dabit unum cruciferum. 

Tota summa sumpluum supradictorum: Undecim floreni, 
octoginta quinquc nummi et unus obulus, quatuordecim mensurae 
vini, quinque panes et unum ferculum. 


Anhang II. 

Zwei iktenstücke Ecks aus dem Archiv der Pfarre zu U. L. Frau. 

1. Entwurf eines Reverses, durch welchen die Kirchenpröpslc 
von U. L. Frau eine Jahrtagsstiftung Ecks bestätigen, die er für 
sich, seine Eltern Johann und Anna Maier und seinen Oheim, 
Magister Martin Maier, Pfarrer zu Rottenburg a. N., gemacht hat. 
— [Ingolstadt] 1. April 1527. 

Wir Georg Schober des innern und Martin Clostermair des 
eusern rats a ), kirehenbrobst *) unser lieben frawen pfarkirchen zu 
Ingolstat, bekennen offennlich und thun khundt allermenigklich 
für unns und unser nachkomende kirchenprobste, das der er wird ig, 
hochgelert her Johann Maier von Eck, der hailigen schrifTt und 
gaistlicher recht doctor, des thumbstiffts zu Eystett thumbher und 
pfarrher unser lieben frawen zu Ingo[l]stat, zu hail seiner seel 
sailigkait und hilf!* und trost seiner vorfordern seien, nemlich Michel 
Mayers von Eck, seins vatern, und Anna, seiner muter 1 ’), und 
maister Martins, pfarrers zu Rotenburg gewesen, seines vettern 2 ), 
und aller seelen aus disem geschlecht verschiden, ain ewigen 


») Folgt durcbstrichen: bede bürger und. 

’*) Am Rande ergänzt und durcbstricben: zu Eck. 

*) Über die Kirchenpröpste, die aus den Mitgliedern des iunern und äußern 
Rates genommen wurden, 8. oben 8. 16 Anm. 2. 

*) Über die Eltern Ecks s. Wiedemann 425; über seinen Oheim Martin 
Maier und dessen Verdienste um Johann Eck s. ebd. 3—6, 14, 18; G. Bossert, 
Aus Ecks Kindheitsjahren, in: Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft uud kirch¬ 
liches Leben, hrsg. vou Dr. Chr. E. Luthardt, Leipzig 1885, VI 530 ff.; Greving 
18 Anm. 6, 51 f., 64 Anm. 5. 


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Anhang II. 


235 


jartag*) in derselben ptarkirchen unnser lieben frawen 1 ’) hinfuio 
in der vvoehen vor oder nach dem sontag Letarc in der fasten, 
wie dann ander gestiffl jartag gevvonhait ist c ), zehalten. Darzu 
er verordnet, gestifft und erkaufit hat ein ewigen gülden jerlichs 
gelts' 1 ) und [!] 25 gülden Reinisch[en] auff der *) kirchen reuten 
und zinsen, wie wir die von im entpfangen haben und an der 
kirchen nutz gewent. Unnd solle von dem obgenannten guldin 4 ß 
in gmain distribution geben werden, und von den iberigen 3 ß 
sollen die messen bestelt werden: aine*) durch den regenten im 
newen collegio *), davon ime 5 creucer; die ander durch den 
capellan s. Katherina im alten collegio 2 ), davon im 4 creucer; 
und die letzten drey durch ander bestelt briesler, davon ir aim 
yetlichcn 12 pfenning gegeben werden, und die übrigen 22 pfen- 
ning und ain haller sollen armen leuten der gotz willen«) ge¬ 
geben werden h ). 

«) Folgt durchstrichen: und gedechtnus. 

li ) Folgt durchstrichen: in ewig zeit. 

<•*) „wie dann--ist“ von Eck selber am Hände nachgetragen. Vgl. dazu 
unten Anm. f. 

•1) Folgt durchstrichen: auff. 

*') „der—bestelt werden“ ist Eintragung von Ecks Hand auf einer leer 
gelassenen Stelle, zu der die durchstrichene Randbemerkung des ersten Schrei¬ 
bers gehört: „wo auf der gülden erkaufft sey und wer in einemen sol und 
außtailen.“ 

f) Vor ain steht folgender Satz, der von dem Konzeptschreiber nieder¬ 
geschrieben, aber dann durchgestrichen worden ist: „Und soll derselbig jartag 
dermassen, wie hernach volgt, gehalten werden: Erstlich mit vigili des nachtes 
und des morgens mit aim gesungen seelampt mit zwayen leviten, die darzu 
ministriren sollen; undter demselben ampt sollen funtf gesprochen meß gelesen 
werden.“ Daneben am Rande durchstrichen: „Darumb in die distribution 
des pfarrhers, belfer [Kooperator] und meßmers (!] 4 ß von genanten gülden 
gefallen sollen.“ 

g) „der gotz willen“ von Eck eingesetzt statt der vom Konzipisten her- 
rührenden Worte: „in die hendt“. 

h) Es folgt durchstrichen: „Auch soll derselbig [jartag], ehe dan er 
gehalten wurdet, furhin auff der cantzel mit erzelung der seelen auß dem 
gcschlecht verschiden verkundt werden.“ Darunter ein leerer Raum, auf dessen 
Rand Eck geschrieben hat: „mit verwilligung ains rats.“ 


J ) Georgianum; s. oben S. 18 Anm. 1. Vgl. zu dieser Stelle auch oben 
S. lllf., bes. 112 Anm. 2. 

2 ) Eck war bis zu seinem Tode Kaplan des Katharinen-Altars im Alten 
Kolleg; vgl. oben S. 28 (29) Anm. 2. 


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286 


Anhang 11. 


Also versprechen wir obgenanten kirchenprobst für uns und 
alle unnser nachkomen, das wir denselben jartag, wie vor stehet, 
treulich außrichten sollen und wollen. Und zu urchundt haben 
wir vorgenanten herren doctor Johann Maier von Eck und seinen 
nachkomen disen roverla-briefT’) mit der stat Ingolstat anhan¬ 
genden insigel besigelten [!], dann wir söllichs mit ains rats wissen 
unnd willen gethan b ). 

Geben am Montag nach Letare nach Christi unnsers herren 
gepurdt funffzehen hundert und im syben und zwantzigisten jar. 

Von späterer Hand der Archir cermerk: „Ekhs JahrUuj .“ 
Darunter von moderner Hand: lä:Z7 . 

2. Beschwerde Ecks an den Rat zu Ingolstadt über Ver¬ 
letzungen der Steuerfreiheit von Stiftungen. — [Ingolstadt, ohne 
Datum. | 

Ersam weiß herren, wie es yetz in der weit geschickt ist: 
was die alten zu dem gotzdienst geben haben, das wolten die 
jungen gern darvon reissen. Auff söllichen schlag richten sich 
auch E. W. M verordnet steurer; dan die selbigen haben bey 
Lenhart paurn zu Hundtzell 2 ) nidergelegt 15 c). darum das er 
gibt 60 ij an Hannsen Voglers jartag 3 ), und wie wol ich E. W. 
deren 15 halb nit bemüete, wa ich nit besorgte, ir winden 
waiter in ander gülten, die steurfrev sint, auch greiften, das un- 
billich, auch unleidlich wäre. Dann wie wol [irj weder vigilg 
noch messen darum lesenn, so habt ir danoch in der steur mer 
von jartagen, dan ain mitgsell J ), daran ir euch billich benüegen 
laßt. Und so dise 60 q sint yetz 27 jar seit der stifftung her 
gentzlich on allen abgang an den jartag geraicht worden, ist mein 
bitt, E. W. wolle bey den steurern abschaflfen, das sy die kirchen 
an den 2 ß einnämen nit wöll[n] verhindern. Dan es ist wol 
zu vermuten, in stifftung des jarstag sey dasselbig mit ainem 
erberen rat fir kommen; dan onzweivel ir und ewer vorfarn nit 
als lang sunst dar mit gefeirt hetten. 

*) reverß am Rande nach getragen. 

*•) .dann — gethan“, eine Randnotiz Ecks. Vielleicht ist gethon statt 
gethan zu lesen. 

*) E. W. — Ewer Weißhait. Hundszell bei Ingolstadt. 

s ) In Pf. 127 r ist das Einkommen der Stiftung Johann Voglers eben¬ 
falls auf 2 /> angegeben. 4 ) Kooperator. 


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Anhang II. 


217 


Des gleichen zaigt mir die Bechererin *) an, wie von obge- 
meldten steurern E. W. seyen ir verbotten worden ain ort inze¬ 
halten an ainem gl. zinß gehörend zu der messen s. Gatharinen, 
die mir von meinem gnedigen herren fir mein stipendi der lection 
ist geben worden. Und ist aber bey doctor Zingeln 2 ) säligen 
und mir yetz on ains viertzig jar der selbig zins on E. W. oder 
E. W. steurer einred oder verhindernuß geraicht worden. Bit 
ich auß obgemeldten Ursachen, ditz auch bey den steurern ab¬ 
zuschaffen. Dan wa ir das nit theten, wurd ich getrungen, söl- 
lichs meinem g. h., dem landsfürsten, kläglich anzübringen. 

Ich hab auch vergebens gehört — wils nit fir gwiß fir- 
tragen —, E. W. verordnet steurer thiend der gleichen mit et¬ 
licher pfründen gilt, deren einnämen yetz ain erbarer rat ver¬ 
walt von abwesen wegen der verlehnet priester. Wa dem also 
[war], war es unleidlich, das ir die pfründten wolten beschneiden 
und schroten :V ), die yetz under ewer Verwaltung wären einze¬ 
hringen. Ich acht auch nit, das E. W. deren dreyen dingen halb 
khain befelch geben hab, auch khain wolgefallen daran habe, wie 
ich augenscheinlich hoff zu sehen, wa E. W. sollichs, wie es bil- 
lich ist und alle recht erfordern, bey den verordneten statsteuren 
abschafie. Befilch E. W. darmit die kirchen, die sunst arm ist ; 
man darff ir nit vil nemmen 4 ). 

E. W. 

williger und guter frund 
Johan Eck, 
pfarrer. 

Dorsalrermerk Ecks: „Des pfarrers supplication an ain er- 
samen rat“ Darunter von anderer Hand: „und ettlich verzaichnet 
urtiykhl der kürchen mit protestation, das nid er die steurfreyheit 
der stifft unyen eintray beschehen! 1 Darunter von moderner Hand: 
„Dr. Eck anno (?) 15SO“ Ob diese Jahreszahl richtiy ist, vennay 
ich nicht anzuyeben. 

') Laut Z. Cath. 12^, 25 r hat in den Jahren 1520 und 1522 „Pecherer 
metzger“ lim Georgi einen Gulden an Zins gezahlt. 

-) Vgl. oben S. 28 (29) Anm. 2. 

: ‘) schroten — ahschneiden; vgl. Lex er II 804 f. 

') Vgl. oben S. 54. 


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Register, 


Bf. -= Benenziat, Bseh. — Bischof, Hz. Herzog, Pfr. — Pfarrer. 


Abensberg 13. •% 

Ablässe 19, 88f., 127, 132f., 155, 169, 
178, 185. 

Abstinenz s. Fasten. 

Achatius hl. 177. 

Adelige 17, 97, 116, 213. 

Aderlaß 66. 

Ädilen s. Kirchmeister. 

Adorf, Johann Permet[t]er oder Adler 
v., Pfr. 7, 19, 38, 50, 54- 59, 66 f., 
92, 123 f., 130, 134, 142, 165, 182, 
189, 193, 197, 203, 207, 209, 21 lf., 
220, 223, 225. 

Advent, Adventsonntage 56, 73, 75, 
90, 119, 124 f., 128 -130, 200. 

Affalter Wilhelm, Bf. 22. 

Agidius hl. 115, 120, 181, 205. 

Aigners 225. 

Alberstorffer Ulrich 202 f. 

Albert, Bsch. von Eichstätt 25, 103. 

Albertinum Collegium 192 f. 

Albreeht IV., Hz. v. Bayern 26, 224. 

Albrecht V., Hz. v. Bayern 33, 74, 
192, 201. 

Albrecht von Brandenburg - Mainz 
55, 76. 

Aleandor 2, 76. 

Alenyon Kath. v. 12. 

Allerheiligen 2, 53, 74, 87—89, 97, 
113, 120, 122, 127, 162, 167f., 183 t., 
208, 221 f. 

Allerheiligen-Kapelle 183, 225. 

Allerseelen 80, 83, 85, 87, 90, 113 f., 
166, 168, 184—187, 195, 208, 221 f. 

Almosenprediger s. Kollektoren. 

Almosen Verteilungen lllf., 138, 235. 

Altiirc, Kapellen, Altarbenefizien, Meß- 
pfrunden; s. Kapläne. 


I. In U. L. Frau: 

1) Hoch- oder Choraltar (s. Crucis) 

20, 83, 101, 127, 140, 144 — 148, 
150 f., 153, 156, 159 f., 166, 

176, 218. 

2) Mittelaltar (apostolorum) mit 
2 Seelmeßbenefizien (missae ani- 
marum) oder Primissariaten: 
(I.) der Glockel- und (II.) der 
Hauersmesse 20f., 23 — 25, 27f., 
31, 34, 37, 40, 79, 83, 85f., 89, 
98, 119, 127, 134, 140, 144 f., 
147, 153, 156 — 158, 160, 162, 
165 f., 168, 176, 178 — 181, 183f., 
193—196, 200, 220 f., 229 f. 

In den Seitenkapellen von U. L. Frau : 

3) s. Andreae siehe s. Johannis. 

4) s. Annae 19 f., 98, 150, 167, 
169 f., 173, 176, 180, 184, 215. 

5) s. Barbarae 20 f., 26 f., 31, 37, 
39, 79, 81, 86, 98, 105, 168, 
179, 183, 187, 193 f., 212, 215. 

6) s. Chrislophori 19 f., 98, 215. 

7) s. Georgii 20, 133, 147, 150, 
171 f., 177, 181, 183, 187. 

8) s. Jacobi 19 f., 98, 142, 150, 
184, 215. 

9) s. Johannis et (seu) Andreae 
mit der Meßpfründe ss. Andreae 
et Nicolai 20 f., 27 f., 31, 34, 
41, 79, 127, 132f., 140,145—147, 
152, 158, 160, 164, 176 f., 198. 

10) s. Leonhardi 20, 186, 215. 

11) b. Mariae Virginis 20,135, 169 f., 
173, 178, 181. 

12) s. Martini (Altar und Kapelle 
der Sehankwiite) 19 f. ,98, 167, 
176, 184, 187, 215. 


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Register. 


239 


13) s. Nicolai [et s. Wolfgangi] 
(Altar und Kapelle der Tuch¬ 
macher), später s. Willibaldi 
19 -21, 167, 169, 177, 183 f., 
215; Meßpfründe von der Färber¬ 
zunft gestiftet 21, 29—31, 34, 
41, 79, 196. 

14) s. Sebastiani (Altar und Kapelle 
der Brauer) 19 f., 98, 170, 180, 
182, 184, 215. 

15) ».Spiritus mit Meßpfründe 20f., 
26 f., 31, 33, 36, 41, 79, 81, 
102 f., 105, 158, 201. 

16) s. Trinitatis mit Meßpfründe 20 f., 
26 f., 31, 33, 37 f., 79, 81, 83, 
86, 105, 159, 183 f., 193 f., 212. 

17) ss. Trium Regum (Nebenpatrone: 
b. Maria V., Maria Magdalena, 
Barbara) mit Meßpfründe 20 f., 
25, 36, 38 f., 44, 79, 81, 134 f., 
193, 195 f., 230. 

18) s. Willibaldi 20, siehe s. Nicolai. 

In der Sakristei von U. L. Frau: 

19) s. Dionysii 20. 

II. Im Hl. Geist-Spital: 

1) Altäre und Kapellen b. Mariae 
Virginis und s. Spiritus mit 
einer Meßpfründe für den Seel¬ 
sorger des Hauses (Pfarrkapla- 
nei) 21, 27 f., 31, 33, 35, 37, 
38, 41, 192 f., 196 f., 230. 

2) Altar ss. Nicolai, Viti et Catha- 
rinae mit Meßpfründe der Bäcker 
21 f., 29 f., 34, 38, 198. 

3) s. Annae mit Meßpfründe 10, 
21—23, 28, 35, 41, 112, 169, 
198, 225. 

III. In der Kapelle des dem Hl. 

Geiste, der Gottesmutter Maria, den 

hl. Aposteln und der hl. Katharina 

geweihten Alten Kollegs: 

s. Catharinae (seu s. Spiritus) 
mit Meßpfründe 21, 26, 28 f., 31, 
36, 39, 42—44, 53, 81, 105f., 112f., 
199, 235, 237. 

IV. In St. Johann im Gnadental: 

s. Johannis (Bapt. u. Ev.) mit Me߬ 
pfründe 21, 30, 34, 36, 38, 80, 199 f. 


V. In der Kreuzkapelle am Le- 
prosenhaus: 

s. Crucis et s. Nicolai mit Me߬ 
pfründe (Siechen messe) 21—23, 
35, 37, 41, 100 f., 197, 225. 

VI. In der Kapelle Unsernherrn 
(ad Salvatorem): 

mehrere Altäre und eine Me߬ 
pfründe 21 f., 31—34, 36 -38, 41, 
167, 202 f. 

VII. In St. Moritz: Altäre und Me߬ 
pfründen 225 f. 

Altaristen s. Kapläne. 

Altes Kolleg der Universität, ehemaliges 
Pfründnerhaus auf der Schütter 18, 
26, 28 f., 43, 56, 104 f., 129, 217; 
s. Altäre III. 

Altmann, Abt v. Niederaltaich 10. 

Amantius Bartholomäus 45. 

Ambo 20, 89; s. Caneelli. 

Ambrosius 75, 117, 132, 174, 216. 

Amerbach Vitus 46. 

Ämilius Paulus 45. 

Amsdorf Nik. 60. 

Andreas hl. 98, 168; s. Altäre I 9. 

Andreas St. (in Freising) 192. 

Angaria s. Quatemberwoche. 

Angelus de Clavassio 200. 

Anna hl. 22, 85 f., 98, 116, 180, 208; 
Bruderschaft 19, 116, 180, 206, 218; 
s. Altäre I 4, II 3. 

Anna v. Bourbon 12. 

Anniversarien 8, 42, 79 f., 82, 85, 106, 
108—112, 117 f., 130, 134 — 139,161, 
164 — 167, 174, 177, 182 f., 186 f., 
197, 202, 209 f., 216, 234—236; s. 
Totenvigilien. 

Anton, Hz. v. Lothringen 74. 

Antoniusherren, -kollekte 92 f., 129,135. 

Apian Peter 45. 

Apostel, hl. zwölf 182, 214; s. Altäre 
I 2, III. 

Apostelfeste 25, 120. 

Armorum festum s. Christi Leidens¬ 
werkzeuge. 

Arnsberg 190. 

Arnsperger, eigentlich Oswald Fischer, 
Pfr. 4 f., 7, 59, 63, 86, 93, 97, 109, 


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240 


Register. 


112, 121, 136—138, 143, 147, 152f., 
158—161, 172, 176 — 180, 182f., 186, 
190, 209 f., 212. 

Artisten s. Fakultäten. 

Aschenkreuz 122, 126 f., 135 f. 

Aschermittwoch 85, 122, 126, 135,228. 

Audorfsehaften 203. 

Auferstehungsfeier 122, 125, 150—152. 

Augsburg 22, 44, 74, 76, 177, 202; 
Reichstag (1530) 73 f. 

Augustinus hl. 75, 117, 132, 181, 216. 

Aussteuer für eine Jungfrau 42, 138. 

Baar (Parr) 41. 

Baceopusch 46. 

Bäcker 21 f., 29 f., 34, 38, 198; s. Al¬ 
täre II 2. 

Bad 122, 149. 

Baden (Großherzogtum) 189, 191. 

Baden (in der Schweiz) 73, 185. 

Bnlaklawa 192. 

Balgtreter 67, 233. 

Bamberg 7, 9, 62, 108, 191. 

Barbara hl. 25, 98, 115, 168; Bruder¬ 
schaft 19, 206, 218; s. Altäre I 5, 17. 

Barbara St. (in Abensberg) 13. 

Barbarossa 9. 

Barbier Ecks 59. 

Bart Georg 45. 

Bartholomäus Id. 181. 

Baseler Konzil 88. 

Bayern 12, 44, 60, 75, 191, 202; 
bayerischer Denar 129. 

Baycrnhcrzöge 10, 16, 21, 31 f., 33, 
44, 53, 60, 190, 192 f., 199, 201 f., 237. 

Bechererin 237. 

Beda 75. 

Begräbnis und Exequien 50, 52, 79, 
83, 106 — 109, 114, 139, 143, 197, 
206, 209, 217—219, 221, 224; s. 
Peractio. 

Beichte (Beichtpfennig) 36, 49—52, 
58f., 84,108,125 — 127, 130,139-141, 
143 -145, 195 f., 198, 203, 206f., 231. 

Beichte, allgemeine (allg. Schuldbe¬ 
kenntnis; Confessio generalis, pu¬ 
blica) 88 f., 127, 132 f., 140, 145, 169, 
179, 183, 214 f. 


Benefiziaten, Benefizien s. Kapläne, 
Altäre. 

Bergbräustraße 64. 

Berlin 75. 

Bernhard, Abt v. Niederaltaich 10. 

Bernher 45. 

Bemo v. Reichenau 186. 

Bertholdsheim 26. 

Besetzung der Pfründen (Institution, 
Kollation, Nomination, Patronat, 
Präsentation) 10, 13—16, 26, 31—35, 
53, 193-202, 225 f., 229. 

Bettler 186. 

Biergeld für die Fastenzeit 59. 

Bilder: des Gekreuzigten (Kreuz) 101, 
131, 133, 142, 146-148, 150 f., 161, 
175 f., 228; des Auferstandenen 152, 
156; des Hl. Geistes 157; Mariens 
1, 8, 173; silberne 122, 134. 

Bildhauer (statuarii) 115, 183. 

Bischöfliche Rechte s. Besetzung, Jura. 

Bitttage s. Rogationstage. 

Blasius hl. 171. 

Blaufärber s. Färber. 

Bogen, Grafen v. 9. 

Bomfelder Michael 205. 

Bonschab Alois 64. 

Bourbon, Anna v. 12. 

Brandenburg 108; s.Albrecht, Joachim. 

Brassicanus Joh. Alex. 55. 

Brauer 19, 114 f., 174, 218; s. Altäre 
I 14. 

Brauhaus städtisches 163. 

Brautleute 217. 

Brenner Joh. 64. 

Breslau 42. 

Bruchsal 189. 

Bruderschaften (Zünfte) 19, 29 f., 34, 
50, 80 f., 108 f., 114 f., 209 f., 218; 
s. St. Anna-, Barbara-, Christoph-, 
Jakobus-, Johannes - Bruderschaft 
und Zünfte. 

Burchard, Bsch. v. Augsburg 22, 202. 

Burckhard, Franz und Peter 45. 

Burghausen 26, 192. 

Bursen 18, 163, 217. 

Butterbriefe 18, 135. 

Blitzer Marlin 4 3. 


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Register. 


241 


Campegio 120. 

Cancelli (Chorschranken, Lettner) 20, 
89, 132 f., 140—142, 146, 171, 181, 
184, 206; s. Kanzel. 

Capitulum sacerdotum 54, 107, 186, 
217. 

Carnisprivium 135, 209. 

Carolina 108. 

Cathedraticum 54 f., 188, 199. 

Cembalo 192. 

Chordirigent 49; s. Schulmeister. 

Chorgebet (Officium divinum: Matutin 
oder Metten, Lau des, Prim, Terz, 
Sext, Non, Vesper, Komplet) 67, 69, 
78, 84, 88 f., 93 — 98, 106, 122, 
128—187 passim, 194 f., 197 -200, 
206 f., 221 f., 227—229, 231- 233; 
s. Totenvesper, Totenvigilien, Vigi¬ 
lien der Psalteristen. 

Chorknaben s. Schüler. 

Chorschranken s. Cancelli. 

Chrisam 122, 145, 148 f., 153, 158. 

Christi Beschneidung (Neujahrsfest) 25, 
85, 89, 95, 120, 122, 134f., 208, 220f. 

Christi Erscheinung (Dreikönigen, Epi¬ 
phanie) 25, 72, 86, 89, 95, 120, 134 f., 
164, 196 f., 208, 220 f. 

Christi Himmelfahrt 25, 62, 65, 73, 
84 f., 88, 96, 100, 119, 120—122, 
125, 154, 156, 208, 221 f. 

Christi Leidenswerkzeuge (Fest) 37, 
120, 155. 

Christoph hl. 81, 97, 179 f.; Bruder¬ 
schaft 19, 206, 218; s. Altäre I 6. 

Christoph St. (in Mainz) 58, 84, 125, 
140, 150. 

Christoph, Hz. von Bayern 201. 

Christoph von Pappenheim, Bsch. v. 
Eichstätt 75, 219. 

Chrysostomus s. Johannes. 

Clavassio, Angelus de 200. 

Clichtoväus 149. 

Clostermair Martin 112, 205, 234. 

Collatio vespertina 97, 232 f. 

Collegium Albertinum s. Albertinum; 
c. novum s. Georgianum, c. vetus 
s. Altes Kolleg. 

Colloquium extemum 64. 

Studien u. Texte, lieft 4 u. 


Confessio generalis, publica s. Beichte, 
allgemeine. 

Congrua portio 10, 14. 

Contarini 44, 66. 

Cöple, Bf. 226. 

Crispin und Crispinian 115, 135, 183, 
218. 

Croaria, Hieronymus de 45. 

Cues, Nik. v. 103. 

Cyprian 75. 

Damianus hl. 118, 182, 216. 

Dangkl Wolfgang, Bf. 29. 

David Hebreus 45. 

David König 215. 

Dedicatio (Kirch- oder Altarweih- 
fest) 120; der Kathedrale 183; bei 
den Franziskanern 88, 91, 154; bei 
den Franziskanerinnen im Gnaden¬ 
tal 36, 200; im Hl. Geist-Spital 196; 
in der Kreuzkapelle beim Leprosen- 
haus 37, 153, 197; in der Kreuz¬ 
kirche der Jesuiten 167; in St. 
Moritz 91, 167; in U. L. Frau 37, 
68 f., 73, 86 f., 91, 162, 165, 167 f., 
195, 208, 221 f., 224; in Unsernherrn 
37, 164 f., 167, 182. 

Deimhausen 40. 

Demling 14. 

Deutschland 55, 74 f., 77, 102 ; Deut¬ 
sche 127; deutsche Obrigkeiten 107. 

Deutschordensmeister 62. 

Diel Florentius 58, 84, 88, 125 f., 141, 
147. 

Dienstwoche 48,101,175,194,204,206 f. 

Dietmar, Abt v. Niederaltaioh 10. 

Dillingen 102. 

Dionysius Areopagita 75, 117, 182, 216; 
s. Altäre I 19. 

Donau 140, 203. 

Donaustraße 21. 

Donautor 160. 

Donnerstags-Prozession 26, 83, 99 f., 
102—104, 122, 132, 139, 181, 194, 
201, 229. 

Dorn aus der Krone Christi 103, 123. 

Dorner 205. 

Dreifaltigkeit s. Altäre I 16, Trinitas. 


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242 


Register. 


Dreifaltigkeitssonntag s. Trinitatis. 

Dreikönige hl. s. Altäre I 17. 

Dreikönigen (Fest) s. Christi Ersehei¬ 
nung. 

Dreißigster 79, 107 f., 168, 217 f. 

Durandus 82. 

Dürer Al brecht 1. 

Duzen 48, 205. 

Eck, eigentlich Johann Maier: 

Beiträge zu seiner Charakteristik 
46-51,53—55,59 62,66,68 74, 

76, 91 f., 145, 188 f., 204- 208. 

Beschwerden 55, 188 f., 236 f. 

Disputationen 73. 

Einnahmen und Ausgaben 8, 11,26, 
29, 43 f., 50 f., 54 —61, 76. 

Eltern 234. 

Erklärung des hl. Meßopfers 6. 

Ex-Libris 1. 

Fasten und Abstinenz 66. 

Handschrift 3. 

Hausgenossen (familia domus) 47, 59, 
63,134,204,223; s. Knechte, Köchin. 

Inkorporation von U. L. Frau 13 —15, 
215. 

Inquisitor 74. 

Lebenswandel 48, 60 f. 

Meßpfründen s. Catharinae 26, 29, 
36, 39, 42 44, 53, 81, 237; ss. 

Trium Heg um 25 f., 36, 39, 112. 

Oheim (Martin Maier) 234. 

Pensionen 43 f. 

Pfarrer in Günzburg 2, 44, 47; an 
St. Moritz 19, 46, 53; an U. L. 
Frau2 -4,14,53 — 64,69- 77,189f. 

Pfründenjägerei 43, 53. 

Prediger 50, 62, 71 -78, 90 -92. 

Professor 29, 237. 

Reisen nach Rom 13 f., 19, 43, 47, 
53, 69, 71, 130, 185; anderswohin 
2, 19, 61 f., 71, 73 f., 129 f., 185. 

Stiftung eines Anniversars 112 f., 
234- 236. 

Tisch und Tischgenossen 52, 55, 
59 f., 63, 65—69, 154 f., 157, 160, 
163, 204, 220 -225; s. Festessen, 
Wein. 


Tod 64, 66. 

Unterstützung von studierenden Ver¬ 
wandten 55, 63. 

Verhältnis zu den Untergebenen 50 f., 
68, 70. 

Vorschriften und Ermahnungen an 
die Kooperatoren 47 -50, 204-207. 
Wappen 26, 64. 

Wohnung 63 f., 163, 174, 204. 

Eck, eigentlich Joh. Wiedemann, s. 
Salicetus. 

Eck, Leonhard v. 61. 

Eck Michael 112. 

Eck Simon Thaddäus 55, 63, 107, 219. 
Egbert, Bscli. v. Bamberg 9. 

Egerer Nik. 209. 

Egg (Egk), Dr. Joh. 185. 

Ehingen 191. 

Ehrengeleit für den Pfarrer 47. 
Eichstätt 2, 3, 7, 10, 19, 22 f., 25 29, 

31, 33, 43 f., 61, 70 L, 74 f., 94 L, 
119, 147, 149, 165, 169, 173 f., 

177 — 179, 183, 188, 193, 199, 203, 
214, 219, 228 f., 231, 234. 

Eiszepf Lorenz, Pfr. 3, 5, 7 f., 135, 
155 f., 158, 165, 181, 186, 190 193, 

216, 232. 

Eligius s. Elogius. 

Elisabeth hl. 37, 187. 

Elisabeth v. Frankreich 12. 

Ellwangen 43. 

Elogius hl. 115, 178. 

Emmeram St. (in Wemding) 13. 
Enders E. L. 60. 

England 2, 127, 129 f. 

Epiphanie s. Christi Erscheinung. 
Erasmus hl. 177. 

Erhard hl. 135, 183. 

Ernst v. Bayern 60 f., 201. 

Essen a. d. Ruhr 58, 98, 107, 123, 
142, 152, 167. 

Eßlingen 31, 34, 36 -38, 42, 56, 65, 
78, 93, 103. 

Etting 113. 

Ettling 14. 

Eugen III. 9. 

Euring, Stephan und Albert 136. 
Eusebius hl. 169. 


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Register. 


243 


Everhard d. Ä., Nik. 46. 

Exequien s. Begräbnis. 

Eyb s. Gabriel. 

Eybo Ott, Magister 26. 

Fakultäten: artistische 12, 18, 42ff., 

81, 118, 137, 149, 172, 211, 216; 
juristische 12 f., 42 ff., 118 f., 176, 
211, 216; medizinische 18, 118 f., 
182, 211, 216; theologische 18, 75, 

82, 91, 115, 117—119, 170, 174, 176, 
181 f., 190, 211, 216, 219; s. St. 
Johannes-Bruderschaft, Universität. 

Färber (Blaufärber) s. Altäre I 13. 
Farbhaus 30. 

Farnese Alexander 55. 

Fasten und Abstinenz 65 f., 97, 135, 
139, 148, 155, 157, 160, 169, 175, 
178, 181 f.; s. Laktizinien. 

Fastentuch 25, 97. 

Fastenzeit s. Quadragesima. 
Fastnachtsdienstag (Carnispriviuni) 
135, 209. 

Fegen s. Regis. 

Feiertage abgeschaffte 37, 93 f., 120 f., 
154 f., 169, 178, 181, 228. 
Feldkirchen 9, 100 f., 155, 175 f. 
Fenckh Michael 45. 

Ferdinand I. v. Österreich 102. 
Ferdinand II. v. Österreich 46. 
Festessen 49, 130, 163, 222 - 225, 232f. 
Festgeheimnisse s. Mysterien. 

Feucht Jakob, Pfr. 4, 7, 165, 181 f., 
188, 191. 

Feuerweihe am Karsamstag 149, 228. 
Fischer s. Arnsperger. 

Flach Georg 55, 64, 66. 

Frankreich 12, 77, 127, 172. 
Franziskaner 88 f., 91, 102, 145, 154— 
157, 173, 181, 200, 214; s. Dedicatio. 
Franziskanerinnen s. Gnadental. 
Franziskus hl. 30, 182. 

Freiburg i. Br. 13, 16f., 57, 60, 64 f., 
185. 

Freising 7, 11, 23, 44, 73, 190—192. 
Freitags-Prozession 99, 228. j 

Friedberg 189. j 

Friedhöfe 100, 106f., 114, 155, 163, 218. ■ 


Friedrich, Hz. v. Bayern 201 f. 

Friedrich IV., Bsch. v. Eichstätt 10 
22 f., 194. 

Frieß Friedr., Pfr. 4, 19 f., 151, 202f., 
219. 

Fronleichnam und Oktav 4, 25, 68 f., 
86 f., 94, 96 f., 100, 103, 120, 122 ? 
160—164, 197, 221—224, 229. 

Fronleichnamsprozessionen 69, 96, 

160 f., 163, 223 f., 229. 

Fructus medii (primi) 29, 54 f., 188, 
191, 199. 

Fürstenberg oder -feld 191. 

Fürstengrabmal 17, 104, 106, 113 f., 
133, 137, 147, 166, 184, 213. 

Oabriel v. Eyb, Bsch. v. Eichstätt 61, 
199, 202 f., 219. 

Gabriel, Maler 199. 

Gaimersheim 166. 

Gallus hl. 28, 202. 

Gaul, Hartwich und Dorothea 27, 34, 
198. 

Gebühren 27, 37, 52, 58 f., 108—114, 
117—119, 123 f., 165, 172, 174, 203, 
206, 209—212, 216 f., 235; s. Grati¬ 
fikationen, Meß; tipendien, Oblatio- 
nen, Präsenzgelder, Zehnten. 

Geiler v. Kaisersberg 200. 

Geisenfei der Marquard 10, 22, 198. 

Hl. Geist s. Altäre I 15, II 1, III. 

III. Geist-Spital 21 f., 27—29, 136, 
155, 193, 219; s. Altäre II 1-3, 
Dedicatio. 

Geiswasser Arsacius 43. 

Geldsorten 8 f., 41, 57, 129. 

Georg hl. 57, 63, 73, 86, 116 f., 120, 
174, 215, 237; s. Altäre I 7. 

Georg der Reiche, Hz. v. Bayern 18, 
20, 30, 42, 85, 106, 137f., 201 f., 218. 

Georg v. Sachsen 60. 

Georgianum (collegium novum) 18, 56, 
112 f., 129, 138, 217, 235. 

Gerolfing 218. 

Gerson Joh. 214. 

Glaser (hyalurgi) 115, 183. 

Gläsergeld der Kooperatoren 47, 205. 

Glätz[e)l Konrad 17, 20, 11^, 1(U. 

16 * 


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244 


Register. 


Giesen (Gläsin) Gabriel, Pfr. llf. 188. 

Glöckelmesse s. Altäre I 2. 

Glockengeläute 93, 102, 134, 130, 

139-141, 144, 151 f., 154, IGOf., 
1G3, 1G7 —170, 172 f., 177 f., 180 f., 
183 f., 186 f. 

Glöckner 46, 130. 

„Gnad“ s. Marienbild. 

Gnadental, St. Johann (Baj)t. u. Ev.) 
im —, Kloster der Tertiarierinnen 
vom hl. Franziskus (Regelhaus) 30, 
34, 37, 155, 163, 187, 193; s. Al¬ 
täre IV, Dedicatio. 

Goldschmiede 115, 178. 

Gotteshofen 41. 

Gottsmann (Gozman) s. Theander. 

Gozbald, Abt v. Niederaltaich 9. 

Grab hl. 97, 122 f., 148, 150-152. 

Grabmal der Fürsten s. Fürstengrabmal. 

Gratifikationen 38, 68, 165, 180, 193, 
195—197, 203, 205, 207, 233. 

Graz 46. 

Gregor I. hl. 81 f., 118, 137, 139, 172, 
210, 216. 

Gregor IX. 200. 

Gregor XII. 11. 

Griechen 88. 

Grienhover, Bf. 225. 

Gründonnerstag 62, 77, 84, 88f., 94f., 
97, 124^127, 139, 144 146, 220f.; 

s. Karwoche. 

Günzburg 2, 44, 47. 

Hadrian VI. 13 — 15. 

Hafnergasse 27. 

Hagnau am Bodensee 191. 

Haidlauf Sebastian, Pfr. 4, 7, 191. 

Hamperger Lienhart, Bf. 27. 

Handlohn 40, 56. 

Harderstraße 21, 30. 

Hardertor 100, 155, 175. 

Hauer Georg, Pfr. 12, 46, 51, 53f., 57, 
68, 95, 117 f., 152, 158, 174, 185, 
189, 194, 205, 207, 216, 220—222. 

Hauer Nik., Bf. 24. 

Hauersmesse s. Altäre I 2. 

Haydenraieh Oswald 45. 

Hehdoma4arius s. Dienstwoche. 


Ileiberger (Heuberger) Sigismund, Pfr. 
189. 

Heidelberg 185. 

Heilbronn 47. 

Heinrich XVI. der Reiche, Hz. v. 
Bayern llf., 17 f., 26, 104 f., 193, 
196, 201. 

Heinrich, Bsch. v. Eichstätt 10. 
Iliebmair (Hubmair) Balthasar, Pfr. 

51, 64, 68, 163, 189, 207, 222. 
Hieronymus hl. 75. 

„Historia“ 162, 165, 168. 
Hochenrieder Andreas, Bf. 31, 33. 
Höchteperger Ulrich 209. 

Hohenwart 40, 192. 

Horen s. Chorgebet. 

Hornpeck Egolf 11. 

Hubmair s. Hiebmair. 

Hugo, Pfr. v. St. Moritz 10. 

Hundszell 236. 

Hungertuch s. Fastentuch. 

Hutmacher (pileatores) 115, 168. 
Hutten s. Moritz. 

Ignatiuskolleg 30. 

Ilz 192. 

Ingolstädter herzogliche und städtische 
Behörden, Bürgerschaft, Bürgermei¬ 
ster und Rat4f., 16, 19, 22f., 26 - 29, 
32 -35, 49, 52, 54, 64, G6 f., 130, 
138, 166, 194—198, 200, 202f., 205, 
224-227, 234—237. 

Inkorporation 10, 13—15, 17, 22, 20, 
53, 190, 202, 215. 

Innocenz VIII. 18. 

Institution s. Besetzung. 

Intervallum 164. 

Invocavit s. Quadragesima. 

Inzensation (thurifieatio) 17, 97 f., 116, 
132 f., 136 f., 140, 144, 148 f., 150, 
160, 163, 173, 177, 179, 182, 187, 
213, 220. 

Irhcrin Elisabeth 209. 

Italien 77, 127, 172. 

Ivo hl. 118, 176, 216. 

Jahrgedächtnisse s. Anniversarien. 
Jahrmärkte s. Märkte. 


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Register. 


245 


Jakobus der Ältere 81, 87. 112, 179 f., 
208; Bruderschaft 19, 116, 179 f., 
206, 218; s. Altäre I 8. 

Jakobus der Jüngere 84, 175, 195. 

Jesuiten 67, 167, 192. 

Joachim hl. 98, 169 f. 

Joachim I. v. Brandenburg 76. 

Johann II. v. Bayern 202. 

Johann II., Freiherr von Heidck, 
Bscli. v. Eichstätt 23. 

Johann III. v. Eich, Bscli. v. Eichstätt 
26—28, 104 f. 

Johann, Abt v. Niederaltaich 11. 

Johannes Baptist 36, 87, 95 f., 98, 112, 
120, 122, 155, 161, 164, 177, 195, . 
200, 214, 221 f.; s. Altäre IV, Gna¬ 
dental. 

Johannes Chrysostomus 66, 75, 117, 
170, 216. 

Johannes Evangelist 36, 69, 88, 95, 
118, 120—122, 130, 133, 200, 216, 
220—223; Bruderschaft 115, 117, 
118,216; s. Altäre I 9, IV, Gnadental. 

Johannes ante portain Latinam 82, 87, 
91, 117, 176, 216. 

Johannisminne, Johanniswein 121 , 133. 

Joseph hl. 71, 87, 98, 173, 214; St. 
Joseph-Spiel 121, 132 f. 

Judaskuß 145. 

Juden 148. 

Judica s. Passionssonntag. 

Jura episcopalia 29, 188, 199. 

Juristen s. Fakultäten. 

Kaisersheim 102. 

Kanonistenhäuschen 64. 

Kantor 27, 49, 65, 103, 134, 164, 212, 
233; s. Succentor. 

Kanzel 89, 176, 235; s. Cancelli. 

Kapellen s. Altäre. 

Kapitel s. Capitulum. 

Kapläne (Altaristen, Benefiziaten, sa- 
cellani), Kaplaneien (Meßpfründen) 
21—42, 51, 58, 62, 68, 70, 79—81, 
83, 85 f., 91, 93 f., 101 — 103, 106, 
lllf., 127, 130, 137, 140 f., 143, 
149, 155 f., 158, 164, 166, 174, 182, 
184, 193—202, 208, 217, 222—230, 


| 237; s. Altäre, Messen, Oblationen, 

, Predigt. 

j Karfreitag 58, 62, 67, 78, 89 f., 94 f., 
97, 122 f., 126, 145 — 148, 150, 212, 

j 220 f., 228; s. Karwoche. 

! Karl VI. v. Frankreich 12. 

1 Karlsruhe 185. 

| Karsamstag 97, 119, 122f., 149f., 157, 

i 212, 220, 222 f., 228; s. Karwoche. 

Karthäuser 72. 

j Karwoche (Kartage) 27, 57 f., 62, 66, 
71 f., 85, 89, 94-97, 99,'l22f., 125f., 
135, 139 -150, 208, 220, 228; s. 
Gründonnerstag, Karfreitag, Kar¬ 
samstag. 

Katharina hl. 85, 97, 118, 120, 122, 
187, 215 f.; s. Altäre II 2, III. 

Katharina v. Alcmjon 12. 

Keck 174. 

Kener 205. 

Kerzen weihe 90, 100, 122, 171. 

Kirche U. L. Frau: Bau 17 — 20, 30, 50, 
78 f., 138, 141, 206; Ausschmückung 
30 f., 122, 158, 160, 229. 

Kirchenfabrik (Opferkasten) 90, 110 
112, 118 f., 124, 132, 135, 139, 183, 
205, 209 -212. 

Kirchengesang: deutsche Kirchenlieder 
90, 124 f., 129, 132, 135, 151 — 153, 
157 f.; liturgischer Gesang 65, 68, 
103, 124, 128 187 passim, 211 f., 

231—233; s. Chorgebet, Kantor, 
Schulmeister, Succentor. 

Kirchenmusik 134, 156 f.; s. Organist. 

Kirehmeister (Ädilen, Heiligpfleger, 
Kirchenpfleger, -pröpste, vitrici) 16, 
19, 37, 58, 68, 112, 127, 130, 140, 
148, 165, 201, 205, 209, 211, 222f., 
227—230, 234, 236. 

Kirchtürme 141. 

Kirchweihe s. Dedicatio. 

Klapper, hölzerne 148, 150. 

Klemens VII. 13—15, 44, 53, 74, 76f., 
215. 

Klesheimer, Hans und Barbara 30, 
34, 199. 

Klosterbad 155. 

Klostermair s. Clostermair. 


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246 


Register. 


Knab Michael 55, 63. 

Knechte des Pfarrers, Küsters (Unter¬ 
küster), der Kapläne 57, 63, 66, 130, 
134, 143, 233. 

Knöringen, Christoph v. 112 f., 177, 

210 . 

Knöringen, Heinrich v. 112 f. 

Kocher Kath. 64. 

Köchin Ecks 59, 63, 134. 

Kollation der Pfründen s. Besetzung. 
Kolleg: altes s. Altes Kolleg; neues 
s. Georgianum. 

Kollekten, Kollektoren 92 f., 129, 135, 
162. 

Köln 185. 

Kommunikanten, Kommunion hl. 53, 

58, 116, 125 -127, 130 — 132, 139 — 
148, 152. 

Komplet s. Chorgehet. 

König Michael, Pfr. 11. 

König (Reges, Regis) Ulrich, Pfr. 10, 
197 f. 

Konstanz 31, 71, 185. 

Konviktstraße 64. 

Kooperatoren 7, 21, 37, 46—52, 55 f., 

59, 62f., 65 — 68, 70f., 86f., 91—93, 
96 f., 101- 103, 109—111, 119, 126f., 
129—187 passim, 195 f., 203—213, 
217, 220—223, 231 f., 235 f. 

Kopulationsrecht 107, 217. 

Kosmas hl. 118, 182, 216. 

Krähler Hans 40. 

Krankenprovisur 47 f., 50, 52, 107, 
126, 140, 142 f., 196, 203 f., 206, 
217; s. Ölung. 

Kräpfel, Marquard und Kunigunde 27, 
34, 198. 

Krapff Georg, Buchdrucker 75. 
Kräuterweihe 90, 100, 122, 181. 
Kreuzaltar s. Altäre I 1, V. 
Kreuzauffindung 20, 59, 100f., 175f., 
197. 

Kreuzerhöhung 197. 

Kreuzkapelle am Leprosenhaus 50, 92, 
100 f., 126, 143, 153, 175 f., 228; 
s. Altäre V, Dcdicatio. 

Kreuzkirche der Jesuiten 167. 
Kreuzpartikel 101, 103; s. Bilder. 


Kreuztor 160. 

Kreuzwoche s. Rogationstage. 

Krispin und Krispinian 115, 135, 183, 
218. 

Kupfergassc s. Lodergasse. 

Kurtisanen s. Pfründenjägor. 

Küster 38, 46, 49, 51 f., 57, 59, 63, 
66—68, 70, 109—112, 118 f., 124, 
130, 134, 143, 146, 148, 158—160, 
186, 193, 208—212, 220—223, 230, 
232 f., 235. 

I^aetare 74, 137, 139, 235 f. 

Laktizinien 18, 20, 135, 139; s. Fasten. 

Landsberg 62. 

Landshut 11, 17 f., 73, 137, 199, 

203. 

Lau des s. Chorgehet. 

Laurentius hl. 87, 115, 120, 170, 180, 
218. 

Läutjunge 66, 233. 

Lautherius Georg, Pfr. 5, 190 f. 

Legate 166, 198, 203, 206. 

Leo X. 44, 185. 

Leo (Lew) Konrad, Pfr. 188. 

Leonhard hl. 186, 215; s. Altäre I 10. 

Leonhard, Bauer zu Ilundszell 236. 

Leprosenhaus 21 f.; s. Kreuzkapelle. 

Lettner s. Cancelli. 

Lieder, deutsche s. Kirchengesang. 

Litanei 99, 136—138, 149, 155, 172, 
174, 228. 

Locatus 27, 49, 65, 184, 212, 233. 

Locher, Jakob (Philomusus) und Ursula 
45, 64. 

Lodergasse 24, 26, 64. 

Lorch, Abtei 55. 

Ludimagister, ludimoderator s. Schul¬ 
meister. 

Ludwig der Bayer, Kaiser 22, 29, 166, 
201 . 

Ludwig I., 11z. v. Bayern 9. 

Ludwig VII. der Bärtige, 11z. v. 
Bayern, Graf v. Mortaigne 1, 11 f., 
17 f., 20, 26, 101- 105, 166, 193, 
i 195, 201. 

Ludwig VIII. der Höckerige, Hz. v 
* Bayern 17, 26, 201. 


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Register. 


247 


Ludwig IX. der Reiche, Hz. v. Bayern 
11 f., 17, 28, 30, 78, 114, 199, 201, 
218. 

Ludwig X., Hz. v. Bayern 5, 13, 75 t., 
102, 166, 201, 227. 

Ludwig der Deutsche, König 9. 

Ludwig Ungarn, König 102. 

Lukas hl. 86 f., 115 f., 162, 167, 183, 
215. 

Lupus Wolfgang, Bf. 28. 

Luther 19, 60. 

Lutheraner, Luthertum s. Reformation. 

Lüttich 44. 

Jlaier Joh. 218. 

Maier Joh. s. Eck. 

Maier, Johann und Anna, Eltern Ecks 
234. 

Maier Martin, Pfr., Oheim Ecks 234. 

Mainz 58, 65, 71, 76, 84, 125, 140, 
143, 145, 150, 160, 224; Provinzial¬ 
konzil (1451) 103. 

Maler 115, 183. 

Margareta hl. 88, 120, 127, 179. 

Maria, Gottesmutter 49, 54, 122, 206, 
214; s. Altäre I 11, 17, II 1, III. 

Mariä Empfängnis 88, 95, 98, 127, 
169 f., 219—221. 

Mariä sieben Freuden 103. 

Mariä Geburt 25, 87, 89, 95, 120, 167, 
182, 195, 221 f. 

Mariä Heimsuchung 84 f., 93, 95, 178, 
221 f. 

Mariä Himmelfahrt 25, 50, 58, 73, 
84 f., 89, 100, 122, 138, 166, 181, 
195 f., 208, 220-222. 

Mariä Lichtmeß oder Reinigung 25 f., 
46, 60, 66, 72, 84 f., 89, 95, 100, 
112, 120—122, 124, 170 f., 196, 203, 
205, 208, 220 f. 

Mariä Opferung 187, 221 f. 

Mariä Verkündigung 25, 62, 87, 89, 
91, 97, 139, 144, 173 f., 180, 195 f., 
220 f. 

Maria Jacobi 81, 176 f. 

Maria Magdalena hl. 25, 81, 87, 95, 
120, 122, 177, 179 f., 215, 221 f.; 
s. Altäre I 17. 


Maria Salome 81, 176 f. 

Marienbild („die Gnad“) 1, 8, 173. 

Märkte 59, 90, 143, 176, 182. 

Markus hl. 65, 86, 100 f., 143, 152, 
155, 174, 228. 

Marstaller Leonhard 26. 

Martin hl. 120,187,215; s. Altäre I 12. 

Martin St. (in Günzburg) 2. 

Martin St. (in Landshut) 18. 

Maße für Getreide 39—42, 56. 

Matthäus Apostel 90, 131, 182. 

Matthias Apostel 91, 172. 

Matutin s. Chorgebet. 

Maurer 108 f., 114 f., 171 f., 209, 218. 

Mederer 16, 64. 

Mediziner s. Fakultäten. 

Melanchthon 61. 

Memmingen 6. 

Menzinger Joh. 61, 74, 77. 

Mesner s. Küster. 

Messen 16, 35 f., 79- 87, 110 -112, 
115-118, 128-187 passim, 194-202, 
226 f., 229 f., 235—237; s. Altäre, 
Kaplaneien, Anniversarien, Toten¬ 
amt. 

Messing 219. 

Meßkirch 191. 

Meßstipendien 52, 80, 110 -113, 235; 
s. Oblationen, Gebühren. 

Metten s. Chorgebet. 

MMzger 59, 114, 138, 218. 

Michael hl. 98, 120, 182, 213. 

Michael St. (in Bertholdsheim) 26. 

Missetäter 108, 217. 

Mohaes 102. 

Monstranz (für Eucharistie oder Reli¬ 
quien) 69, 101, 103, 108, 122, 144, 
153, 159 f., 164, 175. 

Morhart Kaspar 202 f. 

Moritz hl. 59, 127, 215. 

Moritz St. (in Ingolstadt) 1, 3, 9—11, 
13—15, 19, 32 f., 35, 46, 53 f, 57, 
91, 101 f., 115, 127, 140, 155 f., 160, 
166 f., 170, 172, 174 — 176, 183, 186, 
189, 192, 197 f., 202 f., 215, 218 f., 
222, 224—226; s. Altäre VII, Dedi- 
eatio. 

Moritz v. Hutten, Bscli. v. Eichstätt219. 


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248 


Register. 


Mortaigne, Grafschaft 12, 193. 

München 1, 15, 40f., 73, 102, 130, 
191. 

Mysterien (Darstellung der Festge¬ 
heiinnisse) 88, 96, 100, 119, 121 f., 
132 f., 150 f., 156 f. 

fassen fels 165. 

Neser Aug., Pfr. 4, 191. 

Neuburg 19 f., 41. 

Neujahr s. Christi Beschneidung. 

Neujahrsgeschenke 59, 134. 

Neujahrswein 121, 134. 

Niederaltaieh, Abtei 9—11, 13, 53, 203. 

Niederfeld 41. 

Niklaß, Bf. 225. 

Nikolaus hl. 86 f., 115, 120, 169, 197, 
219, 225; s. Altäre I 9, 13, 18, 
II 2, V. 

Nikolaus v. Cues 103. 

Nikolauskapelle vor dem Hardertor 
100 f., 155, 175. 

Nomination s. Besetzung. 

Non s. Chorgebet. 

Nothelfer, vierzehn hl. 177. 

Nürnberg 60. 

Oberland 203. 

Obermessing 219. 

Oberschwaben 34, 37, 92. 

Oblationen in Geld, Brot, Wein, Eiern 
usw. 37f., 50f., 57 f., 60, 63, 66—68, 
79, 83, 85, 90, 113—116, 118, 126, 
134, 138, 143, 145, 147, 168, 180f., 
183—185, 193- 201, 203, 206-208, 
218 221, 227, 230, 233; s. Me߬ 

stipendien, Gebühren. 

Obsequiale 70. 

Oculi 97, 112, 137. 

Opfer, Opfergang in der Messe s. Ob¬ 
lationen. 

Ölung hl. 52, 59, 66, 108 f., 209; s. 
Krankenprovisur. 

Organist (hvdraules) 26, 46, 66 f., 70, 
104, 132, 152 f., 156 f., 169-171, 
173, 180, 183, 220 222, 233. 

Osterhof 40. 

Osterkommunion s. Kommunion. 


Ostern, Osterwoche 25, 50, 58, 62, 65, 
69, 72, 74 f., 84 -87, 89, 94 f., 99 f., 
106, 120 -122, 125 -127, 139,150- 
154, 158, 164, 195 f., 208, 221—223, 
228. 

Otlunar 187. 

Ott Eybo, Magister 26. 

öttingen Joachim, Graf v. 29. 

Otto V., Hz. v. Bayern 202. 

Paedioneus Joh. 45. 

Pallium = Chormantel 97. 

Palmsonntag 62, 74, 84—86, 88f., 91, 
100, 122, 125—127, 139-142, 144f., 
173 f., 208, 220 f.; Palmweihe 90, 
122, 141. 

Pappcnheim s. Christoph. 

Paramente (Ornate) 5, 35, 119f., 128— 
187 passim, 205, 227, 229. 

Paris 12, 18, 163, 214. 

Passau 7, 44, 60, 73 f., 192. 

Passionssonntag (Judica) 74, 116, 137, 
139, 145, 147, 173 f., 215. 

Patronat s. Besetzung. 

Patrone, Patrozinium 24, 36 f., 80 f., 
86, 98, 115-118, 120, 138, 169 f., 
176, 178, 195 f.; s. Bruderschaften, 
Fakultäten, Zünfte. 

Paul II. 12, 18. 

Paul III. 44, 77. 

Paulus, Apostel 72, 215; Pauli Be¬ 
kehrung 38, 120, 170, 193, 218 f.; 
s. Petrus und Paulus. 

Paul* Kaspar 40. 

Päurl Heinrich 22, 197. 

Pecherer, Metzger 237. 

Pedelle der Universität 117, 134, 174, 
216. 

Peissenberg 190. 

Pension auf eine Pfarrei 13—16 ; s. Eck. 

Peractio 108 f., 130, 133, 135, 138 f., 
143, 161, 170, 175, 197,217, 219, 221. 

Peringer, Vitus und Elisabeth 163. 

Permet[tjer s. Adorf. 

Pestzeiten 46 f., 74, 205. 

Peter v. Mortaigne 12. 

Peterskirche in Rom 18. 

Peterspfcnnig 129. 


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Register. 


249 


Petrus, Apostel 215; Petrus und Paulus 
73, 95, 98, 164, 178, 221 f.; Petri 
Kettenfeier 28; Petri Stuhlfeier 115, 
171 f. 

Pettendorfer Job., Pfr. 7, 50, 189, 207. 

Peurl s. Päurl. 

Peurle Joli. 45. 

Pfaffenhofen 40, 42. 

Pfarreinkommen, Pfarrgut 11-16, 
54- 59, Ulf., 205, 207, 209 212; 

s. Gebühren, Oblationen, Zehnten. 

Pfarrrechte 36 f., 91, 194-201, 203, 
230. 

Pfarrzwang 79, £6, 126, 141, 143. 

Pfingsten, Pfingstwoehe 25, 50, 58, 62, 
72, 84 f., 87 f., 94—96, 99 f., 120, 
122, 125, 157 f., 195 f., 208, 221 f., 
228. 

Pflicgel 225. 

Pfründen: Kaplaneien 21—42, Pfarr- 
pfründe 53—60; s. Altäre. 

Pfründenjager (Kurtisanen) 33, 43, 53. 

Pfründnerhaus auf der Schütter s. 
Altes Kolleg; zum Hl. Geist s. Hl. 
Geist-Spital. 

Pfullendorf 191. 

Philippus, Apostel 84, 175, 195. 

Philipp v. Speyer 76. 

Pihelmair Joh. Bapt., Pfr. 4 f., 7 f., 
31, 56, 94 f., 99, 119 f., 129, 154, 
156, 158 f., 165, 170, 174, 181 183, 

187 f., 190—192, 201, 216 f., 231. 

Placebo s. Totenvesper. 

Plarer Gcrwich, Abt 74, 77. 

Plattling 189. 

Plümel Wolfgang, Pfr. 30, 50, 134, 
189, 207. 

Pobenhausen 40. 

Polen 129 f. 

Polling 46 f., 73 f. 

Pollinger Sebastian, Pfr. 4-7, 31, 130, 
192. 

Pracher 180. 

Prantl 105. 

Präsentation s. Besetzung. 

Präsenzgelder 52, 59, 138, 184, 186. 

Praun Wolfgang, Bf. 27, 32 f., 36, 42. 

Prcoes 136. 


Predigt 36 f., 50, 62, 71 78, 87 92’ 

124, 128 187 passim, 196, 200; s. 

Sermo ad clerum. 

Preise der Lebensmittel und Lohne 
12, 39, 41, 56, 59, 67, 110 

Prim s. Chorgebet. 

Primissariate 24 f.; s. Altäre I 2. 

Primiz 59, 231 234. 

Prisca hl. 218. 

Professorengehälter 42 40. 

Pröpstel 139. 

Prozessionen 1, 13, 36, 85, 92, 94, 
99-104, 106, 109, 113 f., 118, 122, 
128 187 passim, 193 200, 202, 

209, 227—229 ; s. Donnerstags-, Frei¬ 
tags-, Fronleichnamsprozessionen. 

Prunner Anton 64. 

Prunner Pantaleon 45. 

Psalteristen 26, 103 — 106, 194; s. Vi¬ 
gilien. 

Quadragesima (Fastenzeit, Invocavit) 
59, 71 f., 74, 89-91, 96 f., 99, 136 f., 
139, 164, 200, 228. 

Quatemberwoche, -zeit (angaria quat- 
tuor temporum) 113 f., 130, 137, 
159 f., 167, 170, 174, 181, 197, 210, 
212, 216, 218. 

Quattuor coronati 115, 187. 

Quinquagesima 2, 19, 54, 74, 135. 

Rain 39 f. 

Raitenhaslach 17. 

Ramsperger 210. 

Rebin (Rabin) Agnes 22, 197. 

Reformation (Lutheraner, Luthertum) 
15 f., 19, 31, 57, 60, 73 — 76, 82, 
118, 156, 180, 189. 

Regelhaus s. Gnadental. 

Regensburg 7, 9, 44, 73 f., 189, 192; 
Regensburger Konvent und „Refor¬ 
mation“ (1524) 6, 94, 120 f., 154 f., 
169, 178, 181, 228 ; Reichstag (1532) 
62, 76. 

Reges, Regis s. König. 

Reichenau s. Wilhelm. 

Reichertshofen 41. 

Reisaeh Dietrich 45. 


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250 


Register. 


Reliquien 85, 98, 100f., 103, 118, 122f., 
130-134, 156, 169, 171, 173, 175 ? 
177—179, 181, 183, 187. 
Rcminiscere 74, 91. 

Requiem 186. 

Reuchlin Job. 29, 46. 

Rhein 71, 185. 

Riederfeld 41. 

Riedlingen 112. 

Riepel Juli., Pfr. 5, 46, 167. 
Rogationstage 65, 100f., 1551., 176, 228. 
Rohrbach 14. 

Rom 13 f., 18 f., 43, 47, 53, 69, 71, 
119, 129 f., 145 — 147, 185. 

Rosa Augustin 45. 

Rölller Sixtus 205. 

Rot mar Valentin 15 f. 

Rottenburg a. N. 234. 

Rubriken 119. 

Rud Hieronymus 45. 

Rudertshausen 14. 

Rupert hl. 120. 

Sakramentaler Segen, Vorzeigen der 
Eucharistie 100, 159 164. 

Sakramentshäuschen 49, 97, 103, 123, 
144, 151, 153, 159 -164, 207, 213. 
Salieetus (Wiedemann) Job. (Eckius) 
55, 65, 70, 72. 

Salome s. Maria Salome. 

Salvator St. (in Ilz) 192. 

Salvator St. (Klein-St. Salvator) s. Un¬ 
sernherrn. 

Salve-Andacht 59, 124, 128—187 pas¬ 
sim, 211 f. 

Salzburg 44, 71, 120, 145. 
Sanderbrücke 21, 35, 100. 

Schaider Jakob, Rf. 28, 31, 33. 
Schankwirte (pincernae) 20, 81, 98, 
114 f., 159, 167, 176f., 184,187,218; 
s. Altäre I 12. 

Schatz Wolfgang, Rf. 22, 225. 
Schatzgeyer Kaspar 91. 

Seheer Michael, Rf. 27, 31, 33. 
Schelhammer Wolfgang 205. 

Schlecht Klemens, Rf. 20. 

Schleicher, Rf. 225. 

Schlesien 22. 


Sehnellmüller Ileinr. 17, 20. 

Schober Georg 19f., 112, 205, 210, 234. 

Schober Kaspar 45. 

Scholaren s. Schüler. 

Scholl Barthol., Pfr. 7, 165, 192. 

Schongau 13, 26. 

Schreier 124, 211; Hans 124. 

Schrohenhausen 40. 

Schuhmacher, Schuster 19, 114 f., 135, 
137, 183, 218. 

Schule 24, 26, 49, 65, 78, 84, 103, 172. 

Schüler (Knaben, Chor-, Singknaben, 
Scholaren, Studenten) 26 f., 65, 84, 
97, 101, 103, 105, 116, 126, 130, 
143, 146 f., 152 f., 156 f., 176, 184, 
187, 212 f., 233 f. 

Schulmeister (Chordirigent, scholasti- 
cus, ludimagisler,-moderator,-reelor) 
46, 48 f., 51, 55, 65, 67 f., 70, 84, 
101, 103, 109—112, 119, 124, 140, 
147,152,155,165, 178,180, 185- 187, 
206, 208- 212, 220- 223, 233. 

Schulstunden 84. 

Schütter s. Altes Kolleg. 

Schwabach Konrad 45. 

Schwabe (Suevus) 189, 191. 

Schwangere Frauen 107. 

Schweiz 73. 

Sebastian hl. 66, 98, 115, 170, 180, 
215, 218; s. Altäre I 14. 

Sebastianskirche und Friedhof 124,155. 

Seelenamt s. Totenamt. 

Seel messen 24 f.; s. Altäre 1 2. 

Seibersdorf 40. 

Sen[n]g Albert, Pfr. 110, 188. 

Sentlingerin Barbara 25, 34, 112, 195. 

Septuagesima 74, 125, 129, 135. 

Senne» ad clerum, ad universitatem 
(eollatio) 82, 91 f., 117 f., 130f., 176, 
187, 219. 

Sexagesiina 74, 135. 

Sext s. Chorgebet. 

Siebenter 79, 107 f., 187, 217 f. 

Siechenmesse 22; s. Altäre V. 

Siegmund, Hz. v. Bayern 201. 

Siegmund, König v. Polen 130. 

Siena 11. 

| Sonntagsbuchslabe 164. 


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Register. 


251 


Spalatin 61. 

Spanien 127, 172. 

Speisenfolgen 223 f. 

Spenlin Joh., Pfr. 11, 188. 

Spirilualis pater des Primizianten 231 f. 

Spital s. Hl. Geist-Spital. 

Springinklee Hans 1. 

Stadttore 101, 155, 175, 228; s. Donau-, 
Kreuztor. 

Station 04, 98 — 100, 132 f., 141, 150, 
152—154, 160, 163, 168 -187, 223, 
228. 

Steinmetzen (lapieidae) 115, 171, 187. 

Stephan hl. 95, 120, 122, 133, 220 f. 

Stephan St. (in Wien) 12. 

Stephan II., Hz. v. Bayern 201. 

Stephan III. der Kneiftel, Hz. ' v. 
Bayern 11 f., 14, 194, 201 f. 

Steuerfreiheit 236 f. 

Stieve 128. 

Stolgebühren s. Gebfihren. 

Strafe 30, 37, 102, 106, 111, 136, 
164, 166, 174, 194, 197 -202, 212, 
227—230, 232 234. 

Straßburg 30, 42, 58, 108, 185. 

Straubing 17, 62, 190, 203. 

Subsidium charitativum (steura) 29, 
54 f., 188, 199. 

Succentor 49, 184, 233; s. Kantor, 
Locatus. 

Suffragia 158, 162, 165 — 168, 171, 174, 
180. 

Suleiman 102. 

Symbolum, nicäno-konstant. 182. 

Tafeln im Hause und in der Sakristei 
48, 206 f. 

Taufbrunnen 99, 142, 149, 152f., 158, 
171. 

Taufwasserweihe 122, 149, 157, 228. 

Taurien 192. 

„Tenebrae“ 59, 123 f., 154, 161, 181, 
211 f. 

Teugler Christoph, Bf., Prof. 23, 42, 45. 

Terz s. Chorgebet. 

Theander (Gottsmann, Gozman) Georg, 
Pfr. 5, 33, 190. 

Theologen s. Fakultäten. 


Thomas, Apostel 215. 

Thomas v. Cantcrbury 134. 

Thurificatio s. Inzensation. 

Tirschenreuth 189. 

Titel der Pfarrkirche 1. 

Titularfest 37, 101; s. Patrozinium. 

Tobrisch 197. 

Töldel Ulrich 164. 

Totenamt (Seelenamt) 51, 81, 114, 116, 
135, 161, 201,207,209; s. Begräbnis 
und Exequien, Siebenter, Dreißigster, 
Anniversarien, Quatemberwoche. 

Totenvesper (Placebo) 94, 106, 113 f., 
133, 137, 140, 162, 166, 184, 199, 
207, 227. 

Totenvigilien (Matutin und Laudes pro 
defunctis) 80, 82 — 84, 93, 104 — 114, 
117 f., 124, 136 f., 139, 164, 166 f., 
176, 186, 202, 206, 228, 235 f.; s. 
Vigilien der Psalteristen. 

Trient 61. 

Trier 185. 

Trinitas s. Altäre I 16; „O adoranda 
Trinitas“ 59, 123 f., 211 f. 

Trinitatis (Dreifaltigkeitssonntag) 62, 
86, 95f., 122, 158f., 221 f.; Sonntage 
nach Trinitatis 74, 162, 164 f., 

167 f. 

Trinkgeld 46, 68, 130, 193, 209, 216. 

Trium Begum s. Altäre 117 und Eck, 
Meßpfründen. 

Tübingen 13, 76. 

Tuchmacher (fullones) 20, 86, 114 f., 
158, 169, 177, 183 f., 218; s. Altäre 
I 13. 

Tuchsenhauser Vitus, Pfr. 4, 14 f., 17, 
31 — 33, 57, 61 f., 69, 87, 89, 110, 
135, 174, 177, 183 f., 186, 189, 202, 
204 f., 219. 

Türkenkrieg 102, 191. 

Türkenprozession 102, 136. 

E\ L. Frau in Ingolstadt s. Altäre, 
Dedicatio, Kirche. 

U. L. Frau in Schongau 13. 

Ulm 17. 

Ulrich hl. 120, 178. 

Ungarn 102, 191. 


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2b2 


Register. 


Universität in Ingolstadt 12—18, 21 f., 
32—34, 42—46, 53, 75, 80—82, 80 
97, 105, 114 — 116, 118, 126, 130 f.j 
137, 139, 147, 167, 174, 183, 190, 
207, 21 lf., 215 f., 219, 232; s. Altes 
Kolleg, Fakultäten, Pedelle. 

Universitätskirche 13, 17, 116. 

Universitätspfarrer 13, 126. 

Unschuldige Kinder (Fest) 120, 133. 

Unsernherrn ([Klein-] St. Salvator) 6, 
50, 57, 66, 92, 100f., 126, 140, 143, 
155, 164, 167, 182, 193, 225; s. Al¬ 
täre VI, Dedicatio. 

Unterküster 66, 233; s. Knechte. 

Urban hl. 81, 98, 115, 176 f. 

Ursula hl. 183. 

Veit St. (in Weichering) 26; s. Vitus. 

Veltmiller Joh. 45. 

Vergerius 44. 

Verkündigungen (amtliche) 88—91. 

Vesper s. Chorgebet, Totenvesper. 

Vicarius perpetuus s. Vikare. 

Vier gekrönte Märtyrer 115, 187. 

Vierzehn Nothclfer 177. 

Vigilien vor Festen 62, 66, 71, 89, 130, 
139 f., 157, 159 161, 167, 169 f., 

175, 178, 181 — 184, 199 f., 211 f. 

Vigilien der Psalteristen 104 — 106,194 ; 
s. Totenvesper, Totenvigilien. 

Vigilien vor Totenämtern s. Toten¬ 
vigilien. 

Vikare 36 f., 47, 81, 194, 201, 229 f.; 
Vicarius perpetuus 10, 13 -15, 53, 
202 f. 

Vischer (Fischer) Barth. 56, 130. 

Visitation der Pfarrei (1602) 20. 

Vitus hl. 30, 164; s. Altäre II 2, Veit. 

Vocem (Sonntag) 73, 155. 

Vogler Hans 236. 

Vogtei 10. 

Vohburg 14. 

Vöstl Kath. 64. 

Waal 14. ] 

Wagner s. Wegmann. j 

Walburgis hl. 195. 

Wald bürg, Graf Andreas v. 112. 


Waldeisen Leonhard, Organist 67. 

Waldshut 189. 

Warnhofer Ulrich, Pfr. 11. 

Wasserburg 73. 

Weber 115, 181. 

Wegmann (Wagner) Hektor, Pfr. 7, 
191 f. 

Weichering 26. 

Weihbischöfe 7, 63, 189, 191—193. 

Weihnachten 25, 38, 50, 58, 68, 72, 
84 f., 87—90, 95—97, 106, 116, 119f., 
122, 125, 127, 130 — 133, 164, 193, 
195 f., 208, 220-224. 

Weihnachtsgeschenke 38, 58, 68 f., 130, 
222—224. 

Weihwasser 148, 162, 200, 232. 

Weingarten, Abtei 74, 77. 

Wein bei Tisch 8, 38, 52, 56, 59 f., 
67—69, 101, 117, 129, 163, 165, 176, 
178, 193, 208, 216, 220- 225, 233 f.; 
bei der Kommunion des Volkes 127 
139—141; als Oblation 51, 208, 221 ; 
Wein in der Sakristei gereicht 101, 
176. 

Weinmann Nik. 45. 

Weißenhorn Alex. 74. 

Weißer Sonntag (Quasi modo) 37, 88, 
125, 154. 

Wemding 13. 

Werdenberg, Graf Felix v. 112. 

Wernlein (Wörnlen) Leonhard, Bf. 33. 

Widmanu 174. 

Wiedemann s. Salicetus. 

Wiedertäufer 189. 

Wien 12, 73, 102, 189. 

Wilant v. Freiburg (Freiberger) 113. 

Wilhelm IV., Hz. v. Bayern 5, 13, 33, 
42 f., 61 f., 69, 75 f., 102, 166, 201, 
227. 

Wilhelm v. Reichenau, Bsch. v. Eich¬ 
stätt 19, 29, 219. 

Willibald hl. 121, 178; s. Altäre 113,18. 

Willibaldsburg 219. 

Winzer 98, 177. 

] Wirsberg, Joh. v. 219. 
j Wittelsbach, Wittelsbacher 9, 106, 

Wittenberg 61. 


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Register. 


253 


Wittum 56, 63. 

Wolfgang hl. 29, 183; s. Altäre I 13. 
Wolfgang, Hz. v. Bayern 201. 
Wolfgang, Magister 62. 

Wolfram, Bf. 225. 

Wolnzach 14. 

Worms 74, 151. 

Würzburg 7, 44, 151, 189, 192, 219. 
Würzburger Job. 45. 

Zageihaimer Wolfgang 205. 

Zapolya v. Ungarn 102. 

Zehnten 22, 40 f., 50, 56 f., 60, 66, 91, 
129 f., 140, 143, 200, 203, 206. 


Zeit des Aufstehens, Mittagessens, Un¬ 
terrichtes 84. 

Zimmerleute (fabri lignarii) 114 f., 
171 f., 218. 

Zingel Georg, Pfr. 29, 43, 199, 237. 

Zuchering 22, 202. 

Zünfte s. Bruderschaften und Bäcker, 
Bildhauer, Brauer, Färber, Glaser, 
Goldschmiede, Hutmachcr, Maler, 
Metzger, Maurer, Schankwirte, 
Schuhmacher, Steinmetzen, Tuch¬ 
macher, Weber, Winzer, Zimmer¬ 
leute. 

Zwichem, Viglius ab Ayta 44, 46. 


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Berichtigungen. 

S. 2 Amu. 3 lies „1526“ statt „1525“. 

S. 11 (12) Anm. 2 lies „S. 19 (20) Anm. 4“ statt „S. 19 (20) Anm. 2“. 

S. 28 (29) Anm. 2 lies „Eck hatte dieses ßcnefizium bei“ statt „Eck hatte os 
bei“ und „genommen“ statt „genommen“. 

S. 79 Z. 1 von oben lies „Eigentümlichkeiten“ statt „Eigentümlichkeiten“. 

S. 130 Z. 1 von oben lies „campanator“ statt „companator“. 


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Aus dem Programm der 

Reformationsgeschichtlichen Studien und Texte. 


Das Interesse für die Entstehung und den Verlauf der religiösen Be¬ 
wegung im 16. Jahrhundert ist während der letzten Dezennien beständig ge¬ 
wachsen. Je nach dem Standpunkte des Forschers wird das Urteil über die 
leidenschaftlich aufgeregte Welt von damals verschieden lauten. Obschon nun 
allerdings in der Beurteilung der Ereignisse, der führenden Personen und 
ihrer Handlungen nicht leicht die wünschenswerte Übereinstimmung zu er¬ 
reichen sein wird, so kann und soll doch von Katholiken und Protestanten in 
ehrlichem Streben nach der vollen Wahrheit und unter aufrichtiger Ach¬ 
tung der fremden Überzeugung nach besten Kräften an der Klärung des Bildes 
jener Zeit gearbeitet werden. Dadurch werden wir eher dazu gelangen, jene für 
Kirche und Vaterland so verhängnisvolle Periode, ihre Männer und deren Ver¬ 
halten und schließlich auch uns selber gegenseitig besser zu verstehen, die 
wir unter den Nachwirkungen der damals in Glauben und Volk eingetretenen 
Spaltung leben müssen. 

„ln veritate et caritate“ (2. Job. 3), in diesem Geiste sollen daher auch 
die * Reformationsgeschichtlichen Studien und Texte 14 geleitet werden. 

Wir Katholiken besitzen bereits in den von Ludwig Pastor trefflich re¬ 
digierten „Erläuterungen und Ergänzungen zu Janssens Geschichte des deut¬ 
schen Volkes“ eine Sammlung von Arbeiten aus jenem Gebiete, deren wissen¬ 
schaftliche Bedeutung und sachliche Haltung allgemein die wohlverdiente An¬ 
erkennung gefunden hat. Das neue Organ soll gleichen Bestrebungen gewid¬ 
met sein, will aber den Rahmen seiner Tätigkeit weiter ausdehnen. 

Es soll zunächst Studien aufnehmen, die geeignet sind, unsere Kennt¬ 
nisse in der Geschichte der Reformation, sowohl dei protestantischen wie der 
katholischen (der sog. Gegenreformation), zu vertiefen. Hierzu bedarf es nicht 
bloß abgerundeter Darstellungen, sondern vor allem genauer und sorgfältiger 
Einzeluntersuchungen. Die Veröffentlichung von Arbeiten der letztem Art 
stößt vielfach auf große Schwierigkeiten. Erscheinen sie als selbständige 
Schriften, so liegt die Gefahr nahe, daß sie eben wegen ihrer Vereinzelung 
nicht genügend beachtet werden. Die Zeitschriften aber sind mit Rücksicht 
auf ihren Raum oft nicht in der Lage, solchen Arbeiten ein entsprechendes 
Unterkommen zu gewähren; häufig müssen diese auf mehrere Hefte verteilt 
werden und büßen dadurch an Wirkung ein. Die neue Sammlung soll dem 
abhelfen und reformationsgeschichtliche Studien jeglicher Art aufnehmen, wem* 
sie nur wissenschaftlichen Wert haben. Selbstverständlich können Arbeiten 
über die Zustände und Ereignisse des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahr¬ 
hunderts nicht gänzlich ausgeschlossen werden. 

Es sollen ferner Texte (Schriften, Urkunden, Akten, Korrespondenzen) 
veröffentlicht werden und zwar sowohl solche, die bereits gedruckt, aber wegen 
ihrer Seltenheit schwer zugänglich sind, als auch solche, die nur handschrift¬ 
lich existieren. Jeder, der sich mit der Reformationsgeschichte befaßt, weiß, 
wie schwierig, umständlich und kostspielig es ist, sich die alten, oft sehr selten 
und teuer gewordenen Drucke zu verschaffen. Dies gilt namentlich von den 
literarischen Erzeugnissen der katholischen Autoren des 16. Jahrhunderts. Es 


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ist eine unbestreitbare Tatsache, daß die Verteidiger des alten Glaubens für 
ihre Arbeiten, Mühen und Opfer eine weniger dankbare Nachwelt gefunden 
haben, als die Bahnbrecher der ueucn Lehre. Nikolaus Paulus bat sich ein 
großes Verdienst dadurch erworben, daß er so manche von jenen katholischen 
Autoren der Vergessenheit entrissen bat. Im Interesse einer wahr und gerecht 
sein wollenden Geschichtsforschung aber liegt es, daß nun auch diejenigen 
ihrer Werke wieder auf leben, die für die Erkenntnis ihrer Persönlichkeit und 
ihrer Bestrebungen, sowie der damaligen geistigen Bewegung überhaupt von 
Bedeutung sind . . . Das heue Unternehmen will damit beginnen, seltene und 
wichtige Schriften mäßigen Umfangs, die für die Re r ormationsgeschichte von 
Wert sind, von neuem herauszugeben. 

Die „Reformationsgeschichtlichen Studien und Texte“ erscheinen in 
zwanglosen Heften von größerer oder kleinerer Bogenzahl, wie es der behan¬ 
delte Stoff gerade mit sich bringt. Außer solchen Heften, die ein Ganzes für 
sich bilden, werden auch Sammelhefte für kleinere Beiträge ausgegeben w r erden. 
Jedes Heft wird mit einem Inhalts und Namenverzeichnis ausgestattet sein. 
Textpuhlikationen werden mit einer erläuternden Einleitung, mit bibliogra¬ 
phischen Angaben und mit erklärenden Anmerkungen versehen. Schöne oder 
interessante Titelholzschnitte sollen mit Auswahl den Heften beigegeben werden* 


Bisher sind erschienen: 

Heft 1: Johann Eck als jiiuger Gelehrter. Eine literar- und 
dogmengeschichtliehe Untersuchung über seinen Ghrvsopassus 
praedestinationis aus dein Jahre 1514. Von Dr. Joseph 
Greving. XVI und 174 Seiten. Preis geh. Mk. 4,25. 

Heft 2: Drei ßeichtbttchlein nach den zehn Geboten aus der Früh¬ 
zeit der Buchdruckerkunst. Mit einer Abbildung. Von 
Dr. Franz Falk. IV u. 95 Seiten. Preis geh. Mk. 2,50. 

Inhalt: I. Das Beichtbüchlein des Frankfurter Kaplans Johannes Wölfl* 
vom Jahre 1478. — II. Ein xylographjsoher Beichtspiegel (Aus Nürn¬ 
berg? 1475?) — III. Das Augsburger Beichtbüchlein vom Jahre 1504. 

Heft 3: Briefe von Hieronymus Emser, Johann Cochläus, Johann 
Mensing und Petras Ranch au die Fürstin Margarete und die 
Fürsten Johanu und Georg von Anhalt hrsg. von Lic. Dr. 
Otto Giemen, Gymnasial-Oberlehrer in Zwickau i. S. VIII 
und f»7 Seiten. Preis geh. Mk. 2, — . 

Die Verlagshandlung: 

Aschendorffsche Buchhandlung. 


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