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3) a 0 ^3apfffttitt
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3o^amte0 Spalier
£)a0 ^3aj>ff£um
3 btt unö 2K5irfIicfy!ei£
3n brei 33änben
3»eifet 33anb. (Srffe jjjälffe: Ser ÜUttfbau
1-9-3 -7
3‘©>6oHa’f<$e35u<$^anbIung ^Ttac^ folget, (Stuttgart
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21De Diente, intbefonbere bo* Überfegungtfredpt, oorbefpalten.
gür bie bereinigten Staaten oon Umerifa: (Eoptjrigfjt, 1936,
bt) 3- ©. (Eotta’fdje bucfpfpanblung Jtacfpfolger, Stuttgart.
3 )rinteb in GDerman^
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QSortporf
2 lu$ere DlücffidEjfen nnb nodE> mc^r bet 2 jßnnfd£>, bie £efer
bc 0 erfien 25anbeö ni fyt ja lange auf bie (Jorffe$nng warfen
gu laffen, £aBen raicf> Bewogen, ben gmeifen 23anb ga feilen.
3)aBei war es nnt>erroeibIidE>, bie 9?ac|>weife in bie gweife jpälffe
gu nerweifen, bie in ^a^reflfriji folgen foD. ZBie ba^in werben
alfo bie ftd) fdEjon gebulben muffen, bie für einige ©on ber I>er=
fötmnlicfjen 2Iuffaffnng aBweicfjenbe ©feilen bie 23egrünbtmg
erwarten.
©fttffgarf, im D^onemBer 1936 3* «£♦
1 ) 450 - 1 :
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3)ofl fränJifc^e .
1. Sic Anfänge beä abcnbfänbifcfjcn Äaiferfumö .
©riechen unb gfranfen — Silberfrage — Siebente Spnobe — 8rurf>
groifcfjtfn Äart unb ben ©riechen — Äarl unb Jpabrian in ber Silber*
frage — Spnobe gu gfranffiirf 794 — Jpabrian* lob — ßeo III. —
2Infrf)lag auf ßeo — Äarl in 9tom — Äaiferfrönung — 2Befen beo
fränfifrfjen Äaiferfuma — Sluoeinanberfefcung mit ben ©riechen —
PaiferlidEje unb päpfflidf>e 9tegierung in JHom — Papffmabten —
Sergiuo II. unb ßubroig II. — Saragenen oor JHom — ßeo IV. —
9tom unb Äonffanfinopel nadf> 787 — £f) eo & or Don ©fubion —
Streif um bao Filioque — fränfift^*grierf)if(^e 2Innäberung.
2 . Ser Papff unb bic fränfifcfyc Äircf)e.
2Infet>en beo Papffeo — Sngtanb — 2IIftoin — franfifcf>e 21n=
fcbauungen — fpanifd^rr Sinflug — ©regor IV. im fränfifdfjen
Bürgerkrieg — Papff unb ÄirdE>enoerfaffung, Äönig unb SifdF>6fe
— J^infmar von Dleimo — Spnobe gu Soiffona 853 unb ßeo IV.
— Pfeuboifibor — ber Papff bei Pfeuboifibor — ber gälfdfjer unb
fein 2öerf — Serbreifung.
3. £6($ffe 3* etc .
Papff unb Äaifer nach 850 — 2Inaffaftu0 — Senebiff III. — Otifo*
lauo I. — Anfänge bea Streite mit Äonffanfinopel — 3gnafioo
unb pt>of io* — 9lifolau0 gegen pi^of 100 — Sufgarien — 3gnaf 100
flagf in 9lom — ßof^arö II. ©f>efi$eibung — 9tiPoIau0 greift ein —
Spnobe in 9He§ 863 — Srucb mit Äonffanfinopel — 2Ibfe§ung
ber @rgbifdf) 6 fe oon Äoln unb £rier, 2 Denbung gu Äarl bem Äa^Ien
— 9Iifofauö I. unb 2 Inaffafiu 0 über ba 0 Papfffum — ©taube ber
3 eifgenoffen — päpfftid&e Singriffe in bie örtliche Äinfjenoertoatfung
— Umffurg ber Äirrf>em>erfaffung — gfcinbfd^aff 9 taoenna 0 — ßub*
n>ig II. in 9 tom — J^alfung ßof^arö unb feiner Sifdf) 6 fe — 2 Irfeniu 0
ßegaf im fränfiftf)en 9teidF> — Serfrag oon 9Ite§ 867 — SRofbab
Don Soiffona — 2Butfbab oon Sourgeö — oerfdFjärffer Sfreif mit
Äonffanfinopet — 2Iu0 (teufen in Bulgarien — Jjpobepunff beo
Streite, 2tbfe$ung beo Papffeö — brot>enbe ©efa^ren — 9tifotau0
ffirbf — fein pt n% in ber @efdF>idF>fe.
4 . 2Ibgtcifen unb 23erfmfen.
Jpabrian II. — Sintenfen — 2Irfeniu0 unb 2Inaffafiu0 geffürgf —
jriebe mit Äonffanfinopel — 2IdF>fc Spnobe — 9t6mifdf>er
Sriumpb — Sutgarien oertoren — Serffimmung beiberfeite —
1—167
1 — 37
38 — 59
60—110
111—167
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VIII
3n$aU
ßotbar II. in Kom — fein Xob — Jpabrian unb Äarl ber Äable —
Jpinfmar Don ßaon — Spnobe $u (Doujp — ßubroigs II. Sfurj —
Kücfgug Jpabrians — Jpinfmar Don Keims unb Pfeuboifibor —
©laufee Don ÄirdF>e unb 23olf — 3°^ anne0 VIII. unb feine Ums
gefeung — feine Politif: Unteritalien — lob ßubroigs II. —
Äarl ber Äable Äaifer — 3°^ anne0 VIII. in Unferifalien —
Umtodljung in Kom — Streif um ßotbaringien — Spnobe ju
Pontbion — Vergrößerung bes Äircbenffaafs — Hilferufe an
Äarl II. — Verfucb einer unferifalifrfjen ßiga — Dfeeritalien —
Äarls II. ©rfc^einen unb £ob — 2Infprücf)e Spoletos — 3°'S> ans
nes* VIII. SudF>e nadF> einem Äaifer — Keife nach gfranfreidf) —
Spnobe ju (Dropes — gefbeiterte plane — unteritalifbe 2Birren
— Vorbringen ber ©riechen — 2lnfnüpfiing mit Kom — 3°^ ans
nes* VIII. Üfeergang ju ben ©riechen — Pbofios als Patriareb
anerfannt — Spnobe in Äonftantinopel — (Demütigung Koma —
Verffimmung l^üfeen unb brüfeen — OTigerfoIge bes Papffes —
Äaiferfrönung Äarls III. — 3°^ anne0> VIII. Kot unb £ob —
Schwache bes Äircbenffaafs — Sc^toinben ber religiöfen 2Infriefee.
©eijHid^eö £anbeflfnr|lenftira . • ..
1. Kömifcbe ©tabtl^errfcfjaff.
(Die Kac^folger 3°b anne0 ’ VIII. — DHiffton in Mtabren —
Begießungen ju Äonftantinopel — Pbofios’ &b re Doni -^eiligen
©eiff — Äarl III. unb bie Papffe — Stefan V. — Äaifer 2Bibo —
gormofus, Äaifer 2Imu[f — felufige Parteifdmpfe — Ser*
gius III., 2l[feericb unb XtyoyfyyloH — römifcbe ^f^nbe —
3obanne0 X.: Vertretung ber Sarajenen — Äaiferfrönung 8e*
rengars I. — Mtarojia — Äönig Jpugo — 2I[feeridf> ber 3öngere
— 3obanneö XII. — ©ingreifen Dffos I. — feine Äaiferfrönung
unb S^enfung.
2. ©eutfcbe Äaifer unb römifcbe Parteien.
2lfefe$ung 3°b anne0> XII. — Kafur bes beutfcben Äaiferfums —
3obanne0 XIII. — bie Srescenfier — Dffo III. in Kom —
Siloeffer II. — Dffos III. Äaifertum — Stellung bes Papffes —
römiftber Slufffanb — (Srescenfier unb Susfulaner — Äömpfc in
Unteritalien — Senebiff VIII. — gelbjug Jpeinricbö II. — Äons
rab II.
3. Papff unb Äircbe.
©iitfluß bes Papffes — ©laufee ber %eit — papfflicber Sch^b —
Befreiung oon feifböf lieber ©eroalt — Unfelfeffanbigfeif ber Pdpfte
— (Dienffwilligfeit — Äauflitbfeif — jwiefpalfige 2Inf7cf>tcn ber
3eifgenofien — Streit um Keims 991—999 unb Spnobe $u Verjp
— ©erfeerfs 2lnficbf oom Papfttum — papfflicbe unb feifböflicbe
Sußgewalf — fircblitb c Kecbfsfeücber — Äircbe unb Staatsgewalt
— 3lusficbfen.
168—245
168—196
197—220
221—245
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3n&al t
IX
STfeufc^opfbng.
1. Äinfjenreform.
Äin^c unb ©faaf in ben romanifdf)sgermaniftf)en Steifen — 93er*
breihing ber Sigenfircf)en — Steicf)fum ber Äircf)en — ifjre 21us*
nü$ung — gelfenbeö Steif)f — !]?riefferehe — Sebürfnis nach 9te*
form — ©infiug bes STtönchfums — ©offesfriebe — Jpeinrich II.
unb Äonrab II. — ^einr icfye ID. Steformplan — Senebiff IX.,
Siloeffer III., ©regor VI. — Jpeinricf)S III. ©ingreifen, ©ufri unb
9tom — beuffdfjeo Papfffum — Unferifalien; bie Stormamien —
©fernen* II., ©amafus II. — Ceo IX. — reformaforifi^e Sfrö*
mungen in Stom — Ceos IX SItifärbeifer — feine firc^fic^e 2öirf*
famfeif — !J)apff unb Äaifer — Unferifalien — Ärieg gegen bie
STormaimen — Ceos IX. ©efangenfdfjaff unb Xob — 3tom unb
£onffanfinopel — Mtii^ael Äerullarios unb Jpumberf — römifdf)e
Cegafen in Äonffanf inopef — oergebff cf>e 93erl^anblungen unb merf>fel*
feifige 93erflucf)ung — Urfadfjen unb golgen — Ceos IX. 93er*
bienffe um bie Äirdfjenreform — bauembe 2Birfung — 93iffor II.
2 . 33eginn ber firc^Iii^en Steoofufion.
©fefan IX. — Senebiff X. — ©r^ebung Stifofaus* II. — Jpum=
berfs Schiff „2Diber bie Simoniffen" — ©inffug !Pfeuboifibors —
Stifofaus’ II. Stegierungsanfriff — 2Daf)Iorbnung oon 1059 —
fonffige ®efe$e — Slufffanb in Sltaifanb — Unfertoerfung bes @r$*
biftf)ofs unfer 3tom — 95elef)nung ber Stormarmen — 93erf>äifnia
ju granfrei cf) — 23ruth mif SeuffdFjfanb — 2ffeg;anber II. unb
Jponorius II. — Ärieg mif ©apua — 2Hepanber II. unb bie beufftf>en
Äircf)en — granfrei cf) — Stormanbie — ©roberung ©ngfanbs —
päpfflicfje jJriegsfafjne — Unfermerfung ber englifdfjen Äird^e —
Unferifalien — Spanien — Sltaifanb — friegerifd^er Straffer
bes ^apfffumö — J^ifbebranb* ©influg.
3. ©regor VII.
Perfonlitfjfeif — Äriegspfäne in Spanien unb im Drienf — Sruch
mif Stoberf ©ufscarb — Äinfyenreform — granfreicf) — anfangs
fidfje Sejiefjungen gu Seuffcf)fanb — 9Q3iberffanb ber beuffdf>en
©eifflid^feif — allgemeine Cage bes ^apffes — ©pnobe 1075 —
Dictatus papae — mancherlei tylänt — Sltaifanb — ©ingreifen
Sjeimiifya IV. — Uffimafum ©regors — Steichsfag in 2Dorms —
2fbfe|ung ©regor* — 93orgdnge in Stom — Spnobe 1076 — 2fus*
fdf)fuß unb 2fbfegung Heinrich« — 2Ibfaff 00m Äonig — Sanoffa —
Stuboff oon Schaben ©egenfönig — ©euffchlanb gefpaffen —
ungetoiffe Cage in 3falien — granfreicf) — 93erbof ber Caien*
inoeffifur — feine 2fufnaf>me — granfreith — Spanien — 2fb*
fegung Jpeinricf)* IV. — 2De[fherrfcf)affsgebanfe — griebe mif ben
Storm armen — 2(bfe$ung ©regor* VII. — Siemens III. — Jpein*
riih IV. t>or Stom — ©regor* toachfenbe 33ebrängnis — 93er^anb*
iungen — 2IbfaU oon ©regor — Heinrich IV. in Stom; Äaifer*
frönung — ©regor* Befreiung unb lob — Stücfblicf.
246—485
246—290
291—342
343-403
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X
3nfjalt
4. @ieg ber (Epigonen . ..
33iFfor III. — Urban II. — fcfypierige Anfänge — Serfyanblung
mif Äonffanfinopel — Spanien — Urban# enfgegenfommenbe
Wartung — Jpeinrirf) IV. in ^fallen: Srfolge unb 3ufanimenbrurf)
— geberfrieg — ©infhig Pfeuboifibor# — granfreitf) — Cage im
Drienf — ©lauben#frieg — Spnoben in < piacen|a unb ßlermont —
Äreujgug — päpf£licf)e güfjrung — Unterwerfung granfreidj# —
@rlöfd>en be# fran$6ftfcf)en ^npefflfurffreif# — Trennung Don 2(mf
unb Sefi| — 3 do Don ßl>arfre# — ffillfctyreigenbe Übereinkunft —
©nglanb —- 2Dill>e[m II. unb 21nfeün Don Ganterburp — Urban# II.
Cage in 9tom — Unterifalien — Sizilien — ber Äreujjug — Urs
ban# II. Sebeufung — Anfänge Pafcfmli#’ II. — granfreid) —
3m>ef£iturffreif in ©ngfanb — grieben#fd)[uß — Seuffd>Ianb —
Jpeinrirf)# IV. 6nbe — 23erl^anblungen mif Jpeinrid) V. — SBiber*
ffanb in Seuffdtfanb — Jpeinrid)# V. 9tomfaf>rf — fein Programm —
Cage be# Papffe# — 23erfrag Don Sufri — unau#fül>rbar — ©es
fangennal^me be# Papffe# — erzwungene# 3fm>effifurpriDiIeg —
2Biberffanb ber Äird>e — 2Iuff£anb ber beutfd>en gürffen — 2lufs
ffanb in 9lom — Pafd>a[i# ffirbf — ©elafiu# II.—©regor VIII. —
©elafiu#’ SIbreife unb £ob — Galiyf II. — 23er£anblungen mif
J^einricf) V. — STtoujon unb JKeim# — Galift II. in 9tom — Q3er=
frag Don 2Dorm# — Jpeinrid)# V. £ob — OTeuregetung — ©rgebs
niffe — StücfblidP unb 2lu#blicf.
404—485
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3)a0 fränüfc^e
i
Sie Anfänge beß abenblätibifcf)en Staiferfumß
''f' > \ie3G3anblnng, bie bas ßaatiicfye 35ilbItaliens im£aofe bee achten
<^%(ä)t$mbtttB erfahren hafte, war am meijfen bem Bifhof t>oa
3tom gnfiatteu gefomraen. £anbesfurfi war er geworben, gn feiner geifl*
liehen 233ürbe hatte er einen weltlichen ©faaf erworben. 5233er jebocfj)
barin fäleifytfyin einen ©ewinn fä^e, würbe ben SJatfacheu fhweriich
geredet. Ser erjie unter ben Bifhöfen war je|t unter ben (Jrärfien ber
Ie$fe. Sas ©ebief, bas er fein eigen nannte, beherrfhfe er nnr gnm&eii,
mtb als gewähltes (Oberhaupt eines (Staates, in bem bie ^3arfeigegen=
fä|e fharf nnb leibenfhaftlich unb bie wichtigen ’JXtarfytmitiel in ben
ipänben eines gewalttätigen 21bels waren, faß er nicht allgu fejl anf fei*
nem Shron. (Sein £anb war Hein, feine 3Hachf gering, nnb feine 9?ath s
barn waren ©roßraächfe: ber Äönig ber $xan?en nnb £angobarben auf
ber einen, ber griechifche Äaifer anf ber anbern ©eite. 3Xtit beiben hatte
er gu rechnen. 333ar ber $xanfe ber nähere unb fiärfete nnb als romi-
fcher ^afrifins ber unmittelbare irjerr, t>on bem bas ©chicEfal Dloras im
©nten wie im Böfen abhing, fo bnrfte auch ber ferne Äaifer in
&on(ionfinopel nicht außer acht gelaffen werben, war er hoch bem
Siechte nach noch immer ber (Oberherr, ben ^3apfi nnb Äirchenfiaat
als folchen anerkannten. 3a>ar gehörte ihm anf bem ^efilanb Italiens
nur wenig: im ©üben befianb neben bem 3*pfe( oon Äalabrien ein
Äommanbobegirf am Otranto mit bem (folgen Dramen £angobarbia,
bie 5tn(ienfiäbte im 233effen, 2iraalfi, Neapel nnb ©aeta, fianben bem
5Ramen nach unter faiferliehen Befehlshabern, unb Benebig betrachtete
(ich bei aller tat(ää)l\6}en Xlnabhängigfcit als gnm römifhen Dteich ge-
Roller, Sa* Papfttum II 1 i
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©riecfpen un& grcsnfen
hörig. Um fo wichtiger war 6er Seft$ ©igiliens. (Sa Bof, wenn einmal
in Äonfianfinopel wieBer an DlücBeroBernng bes Verlorenen gebadet
würbe, ben Beqnemfien ©fü^punff, nnb erfiorBea waren folcfye ©ebanBen
Beineswegs, fte fd^Inmmerten nur nnb Bonnfen jeben 2lugenBlicB erwachen.
Äam es aBer gum Ärieg gwifchen ©riechen nnb <$ranBen, fo drohte bem
^Papfl bas £ 00 , gwifchen bie Bämpfenben Steifen ga geraten. Safj bie
©rieten (legten, Bonnfe er nicht wünfd^en, weil fyu bas feinen nea*
erworbenen ©faaf Boflen mußte. Unb doch gogen alte Überlieferungen,
bie gcfamfe ©rnnblage ber ©eftftnng ben Diömer Bei allem 2£Bjfanb
nom Offen immer noch mehr auf bie ©eite ber ©rieten, während bie
$tanBen i^m in jeder ipinftd^t als fttembe, nach altromifd^er VorffeHung
als SarBaren erfd^ienen, beren jjerrfdEjaft man, feit fte bie (SrBen ber
£angoBarben geworben waren, notgebrnngen, doch nicht gern ertrug.
2£Ber auch eine nollige Slnsfo^mmg gwifchen ihnen nnb bem Äaifer Barg
für ben ^3apfi unter Umffänben eine ©efa^r. 3"£och Beffanb ja bie ©pal*
tung gwifchen Dtora nnb Äonffantinopel in ber $rage ber Silberner*
errang, bie fird^Iid^en Segnungen waren abgebrochen, gegenfeitig Be*
drohte man (ich mit bem Vorwurf ber Äe§erei. 3“ 3fotn aBer Bannte
man bie $ranBen genug, nm ga wiffen, baß fte nach ihrer gangen 3lrf,
Bei ihrer ansgefproihenen ©IeichgnltigBeif, wenn nicht 2£Bneignng gegen
bie religiöfe Verehrung ber toten Silber t>iel eher als bas Bilberan*
betende Dlom mit ber Bilberfeinblichen ©olbafenregierung bes Offene
(ich warben gafammenftnben Bonnen. Ser nolle mtb aufrichtige friede
gwifchen ben Beiden ©roßmächfen Bonnfe alfo leicht anf Sofien Dloms
tmb feines Birchlich*tt üUnfehens gefchloffen werben, nnb bem nereinfen
933illen Don Off nnb 9ö3ejf h“tte anch ein ^3apff (ich fügen muffen.
Siefe ©efahr rncfte fchon ga ^ippins £ebgeifen näher. 3n Äon*
(lantinopel fand man (ich, felBji Bedroht im korben non ben Snlgaren,
im iDflen non 2lraBo4Perfern, mit ber ©eflalf, bie bie Singe in ^ffolien
angnnehmen Begannen, norlänftg ab nnb fadste anffatt ansftchtslofen
Äampfes, gu bem bie Äräfte fehlten, nielmehr bie Verffänbigmtg mit
ber neuen Vormacht bes VSeffens. 9Qfatn ging darin fehr weif. (Sine
gried^ifhe ©efanbtfd^aft erfhien am fränBifchen Sjof, Bot ein Sänbnis
an nnb warb für ben Thronfolger nm bie jpanb non ^3ippins Tochter.
(Jär fränBifche ©emüter eine h°h e 2lttsgeichnang! 9Itan Begreift, baß
^3ippin nicht aBlehnfe. ©eine ©efanbten Begleiteten ben hrimBehrenben
©riechen nach Äonffantinopel. 233as ber Äaifer Bof, was er forderte,
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©riechen unb granfen. 33ilberfrage
3
mißen wir nid fyt. STtnr eines wißen wir: wenn bie Serbinbnng gnßanbe
Bommen foHte, mußte man Birc^Iid^ einig fein. Saräber würbe nun »er*
^anbelf, nnb in 3tom §errfd)te ernße Seforgnis, baß man ßc£ »erßän*
bigen werbe. Sie ©orge war unnötig, Pippin erwies fldE) als e^rlid^er
©c£nf$err. Sen fränBifdEjen ©efanbten nadE) Äonßanfinopel bnrfte ber
Papß feine eigenen mitgeBen, nnb als bie ©riechen wieberfamen, nahmen
päpßlid^e £egafen an ben Ser^anblnngen teil. 233ir Bennen baoon nur
bas nubefriebigenbe ©nbe: baß in ©enfiHp Bei Paris im 3 fa£re 767 eine
fränBifdEje ©pnobe gnfammentrat, auf ber gwifc^en Dtöraern nnb ©rie*
d^en „über bie ^eilige SreieinigBeif nnb bie ^eiligen Silber" gejiriften
würbe, nnb baß bie geplante Beirat nidE>f gnßanbe Bam. Sie £age BlieB
mweränberf nnb ungeBIärf. 3fls gwei 3 a ^ rc fpäter ber ©fnrg bes nnglncB*
liefen Papßes Äonßanfin unb bie ©ri^ebang ©f efans III. burd£> eine @pn*
obe in 3tombeßegeIf wnrbe, an bergwöIffränBifd£>eSifc£öfefeiIna^men*),
würbe axuh) bie Silberfrage einge^enb erörtert nnb ber @a§ gnm Se*
fi$Inß erhoben, baß, wer in bie ©emeinfd^aft ber ^eiligen gn gelangen
wnnfd^e, nidE)f nnr i^re Überreße, feien es £eiber oberÄleiber, nnb bie i^nen
geweiften Äird^en, fonbern ancf) i^re Silbniffe gwar nidE>f wie Seile ber
©Ortzeit anbefen, aber anf bas fei erließe »ere^ren mäße, widrigenfalls iljn
ber (5flnd£> treße. Sie ©fimmnng, in ber biefer Seft^Inß gefaßt wnrbe, »er*
rät eine 2ÜußerIii$£eif. 2Inßaff ber üblichen Safiernng nadE) bera Äaifer*
ja^r bebienfe ßcf) bas Prof 0 B 0 H gnm erßenmal ber Formel „unter ber Die«
giernng 3fefnG^rißi gemeinfam mit bem Safer nnb bem ^eiligen ©eiß".
Sie Singe änberfen ßc£ gnnäd^ß nid^f, als Äarl ber ©elbßänbigBeif
bes langobarbißfyen DteidEjes ein ©nbe mad)fe. Sann aber traf in
ßanfinopel ein UmfdEjwnng ein, ber alsbalb anf bie SerHjälfniße im
2Seßen gurncBwirBfe.
Sie gewalttätige Äird^enpoIifiB bes ©olbatenBaifers Äonßantin V.,
ber bie Silber gerßören, i^re Serfeibiger §ittridE)fen ließ nnb ben ©in*
ßnß ber 9Q£önd£>e gn Bremen fnd^te, Ijaffe fdjon unter feinem 3fan$folger
£eo IV. (775—780) eine Stftilbertmg erfahren. Sie Silber inbeßen Hie*
ben gemäß bem Sefd^Inß ber ©pnobe »on 754 »erboten. ©rß ber Sob
£eos nnb bie Übernahme ber Dtegentfcfyaft für ben Änaben Äonßanfin VI.
burd) beßen 9Ituffer 3»ene brachte bie 333enbnng. Sie 2It^enerin fyaite
i^re Hinneigung gn ben Silberfrennben fd^on früher »erraten. 3e$f tat
ße, Boom gnr Regierung gelangt, bie einleifenben ©griffe gnr UmBefe
•) 0ie£e 35b. x, 0.4*5«
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3511 berfrage
Dort bet Bisherigen 23ahn. (Sie nahm VerbinBnng mit Bern 233ejien auf,
nnB gmar gnerf! mit Bern, Beffen VSiHe Bort entflieh, mit König Karl.
3mif<hen Bern fränfifch'IangobarBifihen nnB Bern griechischen Dteicf)
hatte Ber mtflare 3nßanB, Ber weBer Krieg noch $rieBe heißen fonnte,
gn mancherlei Dleibnngen nnB ^einBfeligfeiten geführt. 3Dem foflte ein
(SnBe gemacht merBen. 3«ne in ihrer nnftcheren (Stellung als Dtegentin
fnchte Ben ffiiebett nnB Bie (JreunBfchaff Bes mächtigen SftachBarn. 2fls
Karl gn Anfang 781 in Dlont mar, erfchien Bei ihm ein faiferlither 233ür=
Benfräger. (Sr Brachte ihm Bie gleichen Anträge mie einfi feinem Vater:
^Triebe nnB VünBnis nnB bie jrjanB einer Königstochter für Ben jungen
Kaifer. ^Diesmal einigte man ftch rafh« Karls ältejie Tochter DfotrnB
mnrBe mit Konflantin VI. oerlobf, fte acht, er gmölf 3 a h cc a ^* ® n
©rieche BlieB gnrücf, nm Bie Pringefftn anf ihre künftige 2K5ärBe t>or-
gnBereifen, unB einige 33ifd>5fe, Bie fte Begleiten foßten, nahmen griethi*
fhenUnterricht. (Ss mar alfo ernjl gemeint. PapflipaBrian Bann nichts Ba¬
gegen gehabt haben. (Sr mar, als Ber Vertrag gefhloffen mnrBe, mit Karl
in Beflem (Sinnernehmen — mir erinnern uns, Baß 781 Bas^fah* Wo
er Bie große&bfinBnng für Ben Vergibt anf Bas Verfpcechen non &uierg 9
erhielt*) — nnB Betriebe gmifhen^ranfen nnB@riechen eröffnete ihm
Bie älnsftcht, Baß in Ber 25iIBerfrage fein (StanBpunft ftegen merBc.
@0 fam es ancf). 3Rur Ben Dtücffritt Bes Patriarchen Paulus, Ber
Bttrch feine Bisherige Spaltung geBnnBen mar, marfete 3 rcne ab, Bann
machte fte einen ihrer Vertranten, Ben geheimen 3taf Saraftos, gum
Patriarchen, unB Biefer Beeilte ftch, B* c •SpmtB gnr VSieBerherfleHnng Ber
23iIBer gn Bieten ( 784 ).
3h« 23efärapfung mar immer anf Bie ©rengen Bes griedjiftfyett Dieb
ches Befhränft geblieben. 3» Ben unter araBifct>er Sjecrftfyaft IiegenBen
Patriarchaten 2 Uejan 6 ria, 2 Infiochia, 3 «nfalem fyatte man fte ebenfo*
menig mifgemad^f mie in 3(alien. 2Iuf Ber römifhcn (SpnoBe 769 mar
Bas fnnbgemorBen, als eine (Srflärnng Bes ägpptifhen Patriarchen
gngnnflen Ber VilBer oerlefen mnrBe, abgegeben gngleich im SRamen
non 3Intiochia nnB 3 er nfalem. Vor Biefen fiih gn beugen, märe Bern
Ofceichflpafriarthen fdfwetgefaüett, für ein CRadEjgeben gegenüber Dtom,
Bern erflen Ber fünf großen (Stühle, gab es mehr als einen Vorgang.
233ieBer mie ein 3 a h r h ut, Berf früher in Ber VSiHensfrage**) foHte Bie
•) 0ie&e 35b. i. 0. 4^3 f.
••) 0tt$e 35b. i, 0. 310 ff.
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33tlberfrage
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21uforifäf 6 er alten jpanptflabt einen 353ecf)fel 6 er DteichepolifiE becEen.
3 m JperBfi 785 erhielt ^3apfl jpabrian non Äaifer nnb ^Patriarch, non
biefem gugleich mit 6 er alftiblidEjen 21 ngeige feiner Xhroubefleigung, 6 ie
31tiffeilnng, baß fte enffd>Io(fen feien, 6 en Silbern bie ihnen guBommenbe
Sere^rmtg wiebergngeben nnb gn biefem 3 wecE eine allgemeine ©pnoöe
in 6 er Oteic^a^anpffiabf abgnhalfen. @ie luben ben ^apf! bagn ein.
jpabrian Beeilte fic£> fe^r mit 6 er 21nfworf. Das ©chreiben bes Staifera
Bann er frü^efiens nm ben 1 . ÖBtoBer 785 erhalten haben, nnb fd^on nom
26 . besfeiben 3Itonafa ftnb feine 21nfWorfen bafiert. ©ie ftnb non einem
leifen 3CRißBIang bnrtfjgogen. ijjabrian Bann nicht gang nngerngf laffen,
baß Xaraftoa, entgegen ben alten Sorfchriften, ala £aie anf ben jßa-
triarcf)enjlu^I gelangt ifl. 21Ber in 2InBetradE)t ber guten 2IB(td>fen will
er ein 21nge gubrücBen. (Sr nimmt and} — wie einfl ©regor I. — an bem
Xitel bes „©efamtpatriard^en" (oikumenikös patriarches) 21 nfloß, ben
ber Äaifer für Xaraftoa gebrandet hat, nnterjireid^t bafür nm fo flärBer
ben eigenen Sorrang nnb bas (SrBe ©anBf Cetera, baa i^n gnra ßber?
hanpf oder Äird^en mache. 21Ber er läßt es Bei einem platonifd^en
SSiberfprnch Bewenben nnb giefjf Beine Folgerungen. Sei ihm nBerwiegf
bie freudige 21nerBennnng bafür, baß nnn and? bie ©riechen nach langer
Serirrung gn römifdEjem ©lanBen nnb SrandE) fid) Belehren wollen, ber
aDgeit ber rechte unb für alle maßgebend fei. Siea für ben norliegenben
Fad ana ber Überlieferung bargufnn, macht jpabrian wo^I einen Ser=
fach, aber man hat allen ©runb gn Begweifeln, ob bie wenigen Seifpiele
ana bem 2 llfen Xejlaraenf unb 21 uefprüd^e non Äird^ennäfern, bie er für
bie SilberOerehrnng angnfü^ren weiß, ben ©riechen großen (SinbrucB
gemacht, gefc^weige benn ala unwiderlegliche Seweife genügt haben
werben. Sie Dlolle bes unfehlbaren Mehrere in ©lanBen nnb Sraucf) fyat
jpabrian hier nicht gut gefpielt, feine großen Sorgänger £e 0 , ©elaftue,
jporraieba würben anbera gefproihen haben. Sem Staifet gegenüber ifi
fein Xon gerabegn bemüfig. 21nflatt anguorbnen nnb gn Befehlen, Bittet
er, fleht ben jrjerrfther an, ja Befd^mort ihn, bie Serehrung ber Silber
überall herguflellen. (Sr Verlangt nid^f ©ehorfam ala nnbebingfe Pflicht,
er locBf mit Serheißnng non Xrinraph nnb ©ieg über alle SarBaren
nnb fleDt Äarl ala leuchfenbea Seifpiel hin, ben feine (SrgeBenheit gegen
©anBf ^3eter gnm iperrn über alle weßlid^en SölBer gemacht, ber ber
römifhen Äirche £änber nnb ©täbfe gefchenBt nnb fte Bereichert habe.
333aa bie angeBänbigfe ©pnobe Betrifft, fo ifl jrjabrian Bereit, fte gn Be=
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(Siebente 0^nobe
fdEjicfen, wenn für ben gn faffenben 23efihlnß nnb bie Qreihwf ber 23er*
hanblungen im ooraas eibliche @id^er^eif geleißef werbe. Vom Vorß|
ber Legaten iß nicE)f ausbrücflidE) bie Diebe. DRan muf fdEjon fagen,
weniger anfprndEjsooll hoffe noch nie ein Papß in ähnlicher Sage gnm
Staifec gefprod^en. 3)agn paßt, baß £abriaa nicht baran benft, bie
Dlücfgabe beffen, was feinen Vorgängern beim 2IasBrn<h ber ©palfnng
genommen wnrbe, gnr Vebingnng gn machen. (Sr „forbert" wo^I (pos-
cimus), baß ber romifd^en ÄirdEje bie eingegogenen Patrimonien nnb bie
lOberljo^eif über bie ZBifcfyöfe ©igiliens nnb ^ttpriens wiebergegeben
würben, aber baß er anf ber (^orberung befielen werbe, ^orf man ans
feinen 2S3orfen nicht ^erano.
Überbringer biefer 2Infworf waren ber (Srgprießer ber römifdEjen ÄirdE)e
nnb ber 2£Bf eines röraifdEjen ©riechenfloßers. 5)ie 2tBßchf war nidE>t,
baß ße Dlom anf ber beoorßehenben ©pnobe oertreten foQten. 2 )agn
hätte man woE)I andE) diesmal, wie früher ßefs, eine anfe^nlid^ere ©e*
fanbtfcfjaft gewählt. 2lnch iß in bem ihnen mifgegebenen (Schreiben mit
feinem 233orf oon einer Vollmacht gar Vertretung bie Diebe. 2 )ie beiben
©eißlidEjen füllten oielme^r nur oorbereitenbe Verhandlungen führen,
bie erwähnten ©id^er^eifen in (Smpfang nehmen nnb Ijeimfe^renb he-
richten, ßb ße nnn ihren 2 Inftrag bewußt überßhriffen, ober ob ße ßß>
überrumpeln ließen, ße beteiligten ßß) an ber ©pnobe, bie bie Äaiferin
im 2 Iagnß 786 in Äonßanfinopel eröffnete, ohne mit bem Papß oor^er
in engeres 23ene£men getreten gn fein.
3«ne fyatte ihre DTlad^f überßhäßf. (Sine ©c^ilber^ebnng ber hattpf*
ßäbtifcfjen trappen, bie an ben Überlieferungen Äonßanfins V. feß-
halfen wollfen, fprengte bie Verfammlung, nnb bie Dlomer reißen ^eira.
2lber anf ©igilien würben ße oon einem faiferlidE>en Änrier einge^olf,
ber ihnen ben Vefe^I gnr Xlmfe^r brachte. ©ie gehorchten nnb fuhren
nach Äonßanfinopel gurücf. ^ceae war es gelangen, bie unbotmäßige
©arbe nnfer bem Vorwanb eines ^relbgngs aus ber jjanpfßabf gn ent=
fernen, ungehindert fonnte bie ©pnobe wieber gufammentreten, aber
ber Vorßd^t falber unb gngleic^, nm iE>r ein befonberes 2InfeE>en gn
geben, nicht in Äonßanfinopel, fonbern im gegenüberliegenden DZifäa,
bem ßrf ber erßen ^od^eiligen^Dleic^sfpnobe. Sjiet tagte bie Verfamm*
lang feit bem 27 . ©epferaber 787, nnr für bie feierliche ©dEßnßßßnng
am 23 . ßftober, an ber Äonßanfin nnb 3 rene feilnahmen, wnrbe ße in
ben Äaiferpalaß nach Äonßanfinopel oerlegf. 5)en erßen piaß gab man
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0teBeitfe Ggnobe
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öen comifd^en 23erfrefern, öie aber, foireif öie 2lften erfennen laffen,
nad^öem jte öie päpfilidhen ©threiben überreicht Raffen, fuh nnr ab
flamme ^3erfonen beteiligten, wä^renö öie £eifnng gang in öer jrfanb öes
^Patriarchen Taraftos lag.
9Itif öen 23erhanblungen brauchen mir uns nicht aufguhalten. @ie
ftnö fo ermübenb nnö leer wie irgenö Äongilsverhanblangen, nm fo mehr
öa bas (Ergebnis im voraus fefijlanö. Uns geh* es nichts an, wie öie
25ifch5fe, öie bis öahin öer vocgefchriebenen £inie gefolgt waren — es
war fogar einer öer Rührer karnnfer — ihr nenenföedPfes bilberfrohes
jrferg eröffneten nnö fleh bamif ©nabe ver bienten. 255ir brauchen auch öie
lange Oiefye öer 2$ibeIf!eHen, SOäferworfe nnö 233nnbergef«hidhfen nicht
gn kennen, mit öenen öie Verehrung öer 23ilber als gottwohlgefällig,
rechtgläubig nnö für jeöerraann vorgefchrieben erwiefen weröen fottte.
Uns genügt öer Äern, öer in öiefen vielfältigen Umhüllungen flecft, Öer
33efdhluß vom 13 . ßftober 787 . Gr befagfe, nadhöem fhon früher Öie
Teilnehmer einflimmig mtö namentlich ih r Ginverjlänönis mit öem
©^reiben jpabrians an öen Äaifer erflärf haften: Öen Silbern öes
jpeilanbs, DRarias, öer DRärfprer nnö ^eiligen iji gwar nicht öie
„echte 2 lnbeftrag" (alethind latrda), öie nnr öer ©offheif gnfommt, wohl
aber „ehrfürchtige 23er ehr nng" (timetikd proskynesis) gn erweifen, nnö
gwar mit Äergen, 233ei'hranch nnö CRieberfnien, was aber nicht öem
23ilbe, fonöern öer in ihm bargejiellfen ^3erfon gelten foD. 255er öen
Silbern Öiefe 23erehrnng nicht erweij! ober jte verwirft, öer fei ver*
flucht! 2 lusörndPlich wnröe öer 23efchluß öer ©pnobe von 754 anfge*
hoben trab veröammf, ihre 2 Xften vernichtet nnö alles, was in ihrem
©inn gefchrieben war, verboten nnö gnr 3 erflormjg eingeforöert.
DTtif öen übrigen etwa öreihnnöert Teilnehmern nnferfhrieben öas
[ProtofoU an erjler ©teile öie beiöen Dtömer. [Rach , h rcr ^SoHmachf
waren fte nicht gefragt worben, öenn man hatte es eilig, nnö fte ihrerfeits
haften fein 2 lrg gehabt, amh ohne ausbrädFlifhen Auftrag mifgnmachen.
©ie wußten, baß jte im ©inn ihres jperrn hanöelfen, wenn fte unter«
geidhnefen, fogar ohne 23orbehalf päpjllicher©nfheißnng anfergeidhnefen.
3)enn was in [Rifäa nnö Äonjlanfinopel befhloffen wnröe, beefte fleh
mit öem, was öie romifch*fränf ifhe ©pyöe im 3 a h ce 769 erflärf hatte.
ßb man in Dlom von öem ©efcljehenen fehr befriebigt gewefen ifl,
wiffen wir nicht. 9Ifit öer flummen DloIIe wiüenlofer 235erfgeuge, öie öie
eigenen Vertreter öabei gefpielt haften, fonnte man fleh abftnöen, öa öie
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23 r ucf) itoi(d)tn farl unb ben ©riechen
$orra äußerlich gewahrt worben nnb fad^Iid^ an bem (Srgebnie nichts
auegnfefen war. Saß bie ©chreiben bee ^apjlee bet ©pnobe in feile
oerfläramelfer, feile aBgeänberfer Raffung oorgelegf waren, E)af man
in Dtom oerrantlich gar nicfjf Bemcrff. 2Iber man öermißfe efwae: anf
bie römifd^en 333ünfd^e nach Dlücfgabe bee oor fünfunbfünfgig 3 a h ten
(Snfgogeuen war bieftaife rin nicht eingegangen, wenn fte ben ©efanbteu
überhaupt ©elegettheif gegeben hat, dergleichen oorgnbringen. 3 «beffen,
fo Befd^eiben war man allmählich geworben, baß man auch biee ßhwei*
genb hinnahm, jjadrian ließ bie 2 lften ber ©pnobe, bie ftth flolg als bie
©iebenfe 2fllgeraeine ben früheren non CTftfäa Bie Konflantinopel an*
reihfe, ine £afeinifdhe üBerfe|en nnb fanbfe fte an Karl gttr Kennfnie*
nähme, nermnflich — benn fein ^öegleiffdhreiBen ifi nidhf erhalten —
ale Srophäe eines römifdhen ©iegee.
Sa fam er aber fehlest an. 233ährenb im Öflen bie ©pnobe gn*
fammenfraf, aneeinanberfloB nnb wieber gafararaentrat, war im 333eflen
efwae gefdhehen, wae bie ©efaratlage noQflänbig nerfdhoB nnb ben ge*
planten ^riebenefdhluß gnra 2Iuegangepnnft neuen ©freifee, ben
Sxinmph bee ^3apfiee gn einer »Quelle peinlicher ©orgen für ihn machte.
2B3ir ftnb freilich We,t Ba t>on entfernt, flar gn fehen. ©o einftlbig ifl bie
Überlieferung, baß man nnr mit allem Vorbehalt wagen Bann, bie 3»*
fammetthänge oermnfenb gn erraten.
2fle Karl im jrjerbfi 786 na<h 3 fa ^ cn ?ara, h er Beigemfen bnrdh bae
fdhwierig geworbene SCerhältnie gum ^ergogfnm 23enet>enf*), war ee
unter anberm auch 3 c,f > Ben t>or halb fecf>e 3 a h cen Qefäloftenen 5öer*
frag mit bem Kaifer gn erfüllen. (Sin fränfifcher 31?önch, ber bae 3ah r
norher im Slnftrag bee Könige nach Konfianfinopel geteiff war, hafte
wahrfdheinlidh biefee ©efthäff oorbereifen foHen. Srüben muß man ge*
meint haben, aHee fei im reinen, benn ale Karl im ©ommer 787
während bee (^elbgnge gegen 23enet>enf in (Sapna fianb, erfdhienen ®e*
fanbfe bee Kaifere t>or ihm, um bie ^ßringefjftn Dtofrnb in (Srapfang gn
nehmen nnb ihrem Bräutigam gugnfnhren. Karl aber lief, fte mwer*
ridhfefer Singe abgiehen. Sae war ber 23ruch. ©dhon bae näd^fle 3 a h c
brachte ben 23erfnch ber ©riechen, ben langobarbifdhen Kronpringen
üUbelgie, ben man bie bahin in Konfianfinopel ale Kronpräfenbenfen für
oorfomraenbe ^fäHe beherbergt hatte, mit ©ewalf in fein Königreich
gnrücfgnffihten. 2GSir rniffen, baß bet QSerfuch fcfyeitette, aber gwifdhen
*) ©trf>e 330. i, @. 409 .
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Q3rtid) jtoifc f)tn Äarl un& btn ©riechen 9
^franfen trab ©riecfjen waren Triebe nnb Qrennbfd^aft einflweilen
ba^in.
@o ftc^er es if2, baff Äarl es war, ber bnrdE) Äänbignng bes 33er*
löBniffes ben 25rnd^ E>eranfBefdE)Woren E>affe, fo traflar ijl, was i§n bagn
Bewogen E>af. (Sin^arbs, feines ^öiograpE>en, (Srflärnng, ber Äönig £aBe
es als gärtlidfter SOafer nicl>f über ftdE) gebracht, ftc£ t>on feinen Sod^fern
gn trennen, mag im allgemeinen richtig fein, genagt aBer in biefem $aHe
nidE)f. Sie folgen bes ©drittes, bie man oorausfetyen konnte, waren gn
fd^wer, als baff an i^m neben bem 2Jafer nidftt ancfj ber Äonig fein J£eil
gehabt £aBen foQte. @ncE>f man aber naci? 23eweggrünben polififdEjer
2lrf, fo Bietet ftdE> nur ein $elb, auf bem fte geworfen fein könnten:
bas firdf>lii$e.
323ieweif Äarl über bie 23er£anblmtgen gwifdften Äaifer nnb ^3apfl
traterridbtef worben ifi, bie ber ©pnobe ooransgingen, if! nnBefannt.
fäfafi E>at es ben 2lnfdEjein, als ob j^abrian iE)tn nichts baoon gemelbet
^ätte, mtb ba es ja nad) feiner 2lnffafftrag nnr SGoreertyanblnngen waren,
bie iE>n nocE> nidf>t Banben, fo fonnte fein ©djjweigen als cntfdfralbigt
gelten. Surdjj feine gttrntffetyrenben ©efanbten wirb ÄarE erfahren
^aBen, was in Äonfiantinopel geplant nnb gefc^eEjen war: 3»fammen<
tritt mtb @dE>eifem einer allgemeinen ©pnobe, oielleidEjf ancf) fdEjon 23or=
Bereitungen gn einer neuen, oE>ne baff man für notig gehalten ^atte, ityn
feilncl>men gn laffen. 2lnberes mag fyingngcfommen fein, was wir nid}t
wiffen, aber bie eine Satfadf>e fonnte genügen, i^m gn geigen, wie bas
33er^älfnis gn i^m auf griec£ifdf>er ©eite anfgefafft würbe. 9födbf als
gleichberechtigte DH'ad^f, als CRadEjgeorbnefer, gleidE)fara als 23affaH bes
Äaifers faE) ber Äönig ber ^franfcn frd^ Behandelt. Sas na^m iE>m, aB=
gefe^en non ber Äränfnng feines ©elBjlgefn^ls, bas Vertrauen gttr
2 lnfrid^tigfeit ber gried^ifc^en Sünbnisfrenc, nnb mit ber raffen Gnf*
fd^lojfenEjeif, bie i^n attsgeid^nefe, BradE) er bie ^Segie^nngen ab.
Gfwa ein 3°^ r wod^fe feitbem oergangen fein, fränfifhe Gruppen
flanbcn Bereits gufammcn mit ben Seneoenfern im $elbe gegen bie ©rie¬
chen, ba erhielt Äarl oom fßapfl bie 2lften ber ©pnobe, auf ber bie $rage
ber Silberoere^rnng in allgemein gültiger 233eife enffdjieben war, ofyne
baff bie £anbesfirdE)en bes 233eflens, allen Ooran feine fränfifdEje Äird^e,
aucf) nnr gttr Sftnffernng anfgeforbert worben wären. 333enn fcljon bies
i^n anfBra«f>te, fo rief ber 3 n h a ^ ber 2lften, fo wie fte i^ra oorlagen,
erfi red^f feinen entfd^iebenen 233iberfpracfp wad^. Sa las er nichts an»
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Äarl tsnfe £abrian in fcer 33ilfterfrage
bette, als ba$ es SPflid^f j[ebes ©lättbigen fei, bie Silber als gofflid^ an*
gnBefen, nnb trenn bas fibergangenfein ifyra politifdj unerträglich er*
fdE)ien, fo empörte ftc^ gegen biefe ^forbertrag fein religiöfes Grapftnben
nnb S)enBen. 07nn ^af man oft Behauptet, Äarl fei bttrdh eine falfd^e
ÜBerfe|nng irregefn^rt worben nnb fyahe fic^t gegen etwas anfgele^nt,
was bie ©pnobe gar nid^t gewollt hatte, ba fte ja ausbräcBlidh ben Unter*
fd^tieb jwifc^en 3InBefnng ©oftes nnb Bloßer 23ere^rnng ber Silber Be*
tont ^affe. liefen Xlntcrfc^ieb hafte bie ÜBerfe$nng, in jeber jpinftdhf
ein fiumper^aftes DHachwerB, oerwifc^t, inbem fte borf, wo non ben
Silbern bie Siebe war, bas gried^ifc^e proskynesis mit adoratio, 2£n*
befnng, anjlaff mit veneratio, 23ere^rnng, wiebergaB. 2tBer wer näher
gnftehf, ftnbef hoch, bafS Äarl redEjf hafte, wenn er ftdh anf biefe feine
Segriffsunterfd^cibnng nicht einließ. Ü)enn bie 2Irf, wie bie ©rieten
bie „Serehrmtg" ber Silber »erflanben wiffen wollten — „mit Dtteber*
Bnien, 3GSei^rancf) nnb Äergen" — war in ben 2Ingen bes $ran?en nichts
anberes als 21nbetnng. 2)arin fa£> er ©ö$enbienfl, nnb wer bie formen
Bennf, bie bie „Serehrnng" ber Silber in ber »olBsfämlichen ^Prapis ber
ort^obojren Äircfje Bis heute anniramf, nnb bie DSirBnngen, bie bas
geifigf, ber Bann i^m nicht unreif geben.
Ottif feiner 5)enBweife jlanb Äarl nidE>f allein, fte war ©emeingnt ber
fränfifd^en Äird^e. Ginfi ( 769 ) war aHerbings anf einer römifdjen
©pnobe bie gleiche £e^re »erBünbigt worben, bie nnn in DliBäa geftegf
hafte, nnb gwolf fränfifd^e Sifd^öfe Ratten bem Beigewoljnf, wa^rfd^ein*
IidE> ohne recht gn »erflehen, um was es fid^ handelte. ^Darüber jeboch
waren gwangig 3 a h rc »ergangen, bie fränBifd^e ©eifilid^Beif war banB
ben Semü^nngen bes Honigs eine anbere geworben, fte fianb, wenn auch
nicht im gangen, fo bod> in cingelnen Serfrcfern, ben Dlömern eben*
Burfig, ja überlegen gegenüber. &arl hafte es hoher nicht firmer, bie
£e^re ber ©riechen bardE) feine Geologen BeBäntpfen gn laffen. Gr legte
ihnen bie 2lBfen t>on D?iBäa*&onflantinopel t>or nnb ließ fte in einer
5)enBfd^rift ^3nnBf für ^3nnBf wiberlegen. 3)en Gntwurf fd^idPte er burd?
einen feiner »ertrautefien Diäte, ben jnngen Gngelberf, nadE> Dlom nnb
forberfe jrjabrian anf, i^m gngufiiraraen, bie ©ried^enfpnobe gn »erbam*
men nnb bie ©emeinfd^aft mit Äaifer nnb ^Patriarchen anfgn^eben.
jrjabrian war in nicht geringer Serlegen^eif. 233enn er aucf) bie form*
liehe 3ttflintmnng gnm Sefcf)Inß non 0?iBäa nodE> nicht attsgefprod^en
hafte, fo Bonnfe er ihn bo<h unmöglich »erbaramen. ©eine Sertrefer,
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ftarl und #abrian in ber Stlberfrage
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bte o£ne eigentlichen 2Iuftrag an bet ©pnobe feilgenommen Ratten,
hätte ec wo^ Verleugnen fönnen, aBer 600 33efc^Io|fene jiimrafe gu fe^r
mit Bern üBerein, was fein Vorgänger 769 auf Bern romtftyen Äongil
unB ec feBß im ©chrciBen an Ben Äaifer erHärf fyatte. @0 war nickte
anBeree, al0 wao Bie comifd^e Äicd^e lehrte, n>o0 Ben ©lanBen bee
italifcfyen 23olfe0 Bildete, wofür man feit mehr ab fünfgig 3 a h ren gegen
Äonjlanfinopel geEämpft nnB 23erlnf?e erlitten hatte. 3nra ÜBerfluf war
jpaBriana eigener 23rief an Ben Äaifer Bern 33efdhluß Ber ©pnoBe am*
Brüdflich gugrnnBe gelegt worBeu. (Sr hätte ©elBfiraorB Begangen, fyätte
er&arl Ben 333iKen getan. (Sr erwiBerfe auf Bie ©enBnng (SngeIBert0 mit
einem umfangreichen ©chrciBen, in Bern er feinen ©tanBpunft wahrte
unB Äarlo (SinwänBe in fünfnnBac^tgig fünften gu wiBerlegen fndEjte.
Dltan merft Bern ©d^riftfiüdP Bie 23erlegen^eif an, au0 Ber ee ent*
flanBen iß. Spabtian beginnt jwar mit Ber üBIic^en ^Betonung bee comb
fdE)en Vorrangs Vor allen ÄirdEjen unter 3Infu^rung Ber Brei Bekannten
(SvangelienfleHen, auf Bie feit £eo 1. Bie ^äpfle fidE) gn Berufen pflegten*).
21Ber er vermeidet jeden noch fo leifen Sion Ber 21uforifäf, verwahrt ft<h
Bagegen, irgenB jemand gu Verteidigen, unB will IedigIidE> für Bie alte
ÜBerliefernng Ber römifd^en Äird^e eintreten. S)era 333iHen Be0 Äönigo
gu widerflehen, fühlt er ficE> gu ftfytoaxi). 3war Bie gried^ifd^e ©pnode gu
verdammen unB i^ret^alBen Bern Äaifer unB feiner 3Iiutfer wegen
jtegerci Bie ©emeinfd^aft gu fündigen, lehnt er aB, aBer Be0 5tonig0
2S5unfch einfach unerfüllt gu laffen, Bringt er BodE) uidE>f äBer fidE>. (Sr
fommt i^ra mit einem 33orfd^Iag entgegen, Ber feiner BipIomatifdE)en
23iegfamfeit unB (SrftndnngagaBe alle ($hre macht, aBer gugleidE) verrät,
wie äußerlich unB oBerflädEjlidE) er Bie 21ngelegen^eif angefe^en ^at.
Äonjlanfinopel H>af Bern Verlangen nacE> DtücfgaBe Ber eingegogenen
Patrimonien nnB Ber ßBer^o^eif äBer Bie Äird^en von ©igilien unB
3Hprien nicht entfprod^en; Baraif hat es gegeigt, Baß ee am fe$erifdE>en
3rrfnm feßfyält, unB um BeetviQen Bann Bie ©emeinfd^aft aufgefagt
werden!
3IndE) Bei Bern 23erfuch, Bie (SinwänBe Ber (^ranfen ^3unft für ^3unft
gu wiBerlegen, hat fid£> jrjaBrian nicht mit Dtuhm BeBedPf. (Sr BefanB jtch
BaBei in BefonBerer 35erlegen^eif, Benn einigeo, wao Bie ($rran?en mit
@dE)ärfe Bekämpften, hatte er felBf! in feinem ©d^reiBen an Ben Äaifer
vorgeBrad^f. 9Itif ©d^ärfe gu erwiBern, wagte er nicht, unB fo wurBe
•) 0 iefje Sb. 1, 0 .145.
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ftarl un& $a&rian in bet 23i[fterfrage
feine ^3oIemif raaff unb f raftlos. 3** feiner jrjinftchf fleht fte auf ber
Sjöfye ihrer 2lnfgaBe. 3” fehlerhafter, oft fhwer oerflänblither (Spraye
rebefe ber ^3apfl an ben Singen oorbei, führte 23elegflellen an, bie mit
ber @adE)e nichts gu tun hatten, »errief, baß er (Sinlränbe, bie er er«
Icbigen wollte, gar nicht Begriffen hatte, unb offenbarte für bie Senfe
weife, aus ber ber SSSiberfprmf) ber ^ranfen floß, nicht bas geringfle
23erfiänbnis. 3 h ren Äernfa|, baß man niemanb gwingen bnrfe, bie
Silber gu oerehren, weil fte Weber in ber (Schrift noch oon ber Kirche
oorgefhrieBen nnb nur gura ©chmucf nnb als Präger ber (Srinnernng
gnläffig feien, biefen hoch fo einfachen @a| Begriff er fo wenig, baß er
ben ^franfen einen 233iberfpru<h gegen ihre eigene £ehre oorwerfen gu
Bonnen glaubte, weil fte bie 3erf?örnng ber 33ilber eBenfo oerpönten wie
er felbfi mib neuerbings auch bie ©riechen. Saß man Silber ber ^»ei¬
ligen haben fönne, ohne fte gu oerehren, bas heißt »or ihnen bas Änie
gu Beugen, Äergen nnb SSeihrawh angngünben, fanb in feinem Senfen
feinen !pla$.
(Ss waren gwei grnnboerfhiebenc geifiige 233elfen, bie ba gueinanber
fpraihen. 23erfdE)ieben nicht nur in ber $rage ber Silber, ipabrian teilte
mit ben ©riechen bas Verfahren, 333orfe ber 23iBel nnb Vorgänge ber
©efhichte ftnnbilblich gu benfen, um fte als 23eweife für etwas gu »er*
Werfen, was nicht in ihnen gefagf ober gefchehen war. Sie Qranfen
aber warfen ihm ben (Saf entgegen: „(5s ifi feine geringe 2Serfün=
bigung, bie heiligen (Schriften anbers gu oerflehen, als fte »erfianben fein
wollen, nnb ihnen gewalffam einen @inn nnfergnlegen, ben fte nicht
haben." jjabrian Befann ftch fowenig wie bie ©riechen, 2G3nnber=
gefehlten nnb Sräume als (Offenbarungen ber 9S5ahrheif gelten gn
laffen. 3 n Äußerungen ber ^raufen würbe bas rnnbweg abgelehnf
unb jebe berartige (Srgählung grunbfä$lich mit einem ^fragegeichen oer«
fehen. (Sie empörten ftch barüber, baß anf ber (Spnobe oon bes Äaifers
„göttlichen IQfjten“ ^ie Diebe gewefen unb ber jjerrfcher als „ÜXtiU
regent ©oftes" Begeichnef war, was ben Römern nur eine felbfloerflänb«
liehe $losfel ber (Sfifeffe Bebenfefe. 2lus ihren @ä$en wehte eine £uft
oon JRnchfernheif, 23ernünftigfeit, ja ffeptifcher Äritif, bie bem Dlömer
unbehaglich gewefen fein muß, fo wie fte wieberum bie bem Dlömer ge«
läufige 23erwifthung ber ©rengen gwifhen ©off unb Dltenfh, göttlichen
nnb menfhlichen Singen als (Sntwei'hnng oeraBfheuten. 3um erfienmal
gefhah cs, baß ber Dleligiofttät ber alten 233elt, bie bas ©öftlid^e ficht«
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£arl unt> $abrian in &er Q3il&erfrage
13
Bar ja »ereilen »erlangte, bie (Smpftnbung ber neuen 23ölfer bes 3Rot>
bette Bewußt nnb bnrdf>bac£f gegenüBerfraf, für bie bas 2InguBefenbe un=
jldEjfBar ifl unb BleiBen foD.
jrjabrians (Srwiberung war in Seiner jrjinftcljf geeignet, Äarl nraga»
fiimraen. UuBeirrf »erfolgte ber Äonig feinen 233eg. Unter feiner per»
fonlicfjen £eilna^me wnrbe bie Begonnene Senffcfjrift fertiggejleQt, nnb
wenn in ißr anf ben Q33iberfprudE) bes ’papßee Stüdfitfyt genommen war,
fo bo<fy fafl nur in ber SGSeife, baß bie anfgejieHte 23e^aupfnng »erfiarft,
ber 2Iasbrncf »erfrßärft wnrbe. 9fatr an wenigen ©feiten wnrbe ben
(Sinwenbangen jpabrians Dled^nnng getragen, nnb bas ©ange war nnb
BlieB eine »erniefjtenbe Äritif ber tyodfunätigen, eitlen nnb törichten
©rieten, bie fiel) ^ausgenommen Raffen, für fic£ allein eine aUge»
meine ©pnobe aB^alfen gu wollen nnb ber gefamten Äirc^e 23orfdf>riften
gu machen, anfiaff baß bie Äird^en ber anbern £änber, wie es fitfy gehört
ßäffe, Befragt nnb bas Urteil ber meifien gum 23efc£Iuß erhoben wor»
ben wäre.
3^ad^» wie »or fdEjeinf bie 3IB|td^f bes Honigs gewefen gn fein, anf
©rnnb biefer Senffdf>rift bnrdf» ein Äongil ber lateinifdEjen Äiri^en bes
XSejiens, bas womöglich in Dtora unter bem 23orftß bes ^apfles tagen
foHte, bie griedf>ifdf>e ©pnobe »erbammen nnb i^re Urheber egrfom»
mnnigieren gu laffen. 3» biefem 3w«£ fanbte er bie fertige SenffdEjrift
nochmals nad£> Dlom nnb ließ gugleidf» in (Snglanb bnrdf» feinen »er»
tränten jrjofgele^rten, ben (Snglänber 2IIfwin, für feine 2IBftdE>t werben.
SÜfroin Ijaffe »ollen (Srfolg. 2Ils er 2Infang 793 gnräcSfeljrfe, Brachte
er eine räcf^altlofe 3»ßiwmnng ber englifd^en Äirdfje mit. 2Inbers ging
es in Otom. Sie erneute 23er§anblung mit bem ^3apfl Bewirfte fo »iel,
baß Äarl ein maßoolleres 23erfa£ren gagefianb. (Sr wirb ftdf> üBergengf
IjaBen, baß es minbeflens gweifd^neibig war,3wang gegen ben ^3apj? an*
gawenben, hinter bem bie römifefje 23e»oIfernng 3 ta ^ enö ao 4> iw
langoBarbifdEjen Äönigreidf) jlanb. 2Inbercrfeits Hjaffe ber politifd^e ©e»
genfaß gegen bie ©rieten an @dE)ärfe »erloren, man leBfe wieber in bem
fliUfd^weigenben 233ajfenjliHjlanb mit if)nen wie »or 781. (Sin offener
Singriff anf fte erfdE>ien nidf>t me^r notig. Äonig unb ^3apfl einigten ftd^
alfo anf mittlerer £inie. Äarls Senf fd^ri ft, ttrfprünglic^ für bieiöffent»
lidf>feit Bcflimmt, wnrbe nid^f BefanntgegeBen nnb bem ^3ap|I bie 21B»
Ijaltnng ber ©pnobe in 3tom erfpart. 3 n (^ranffart trat fte im 3aßre
794 gufammen, mit (Srmäcfjtignng jpabrians aUerbings, beffen 23er»
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@9tio&e gtf granffurt 794
frefer ebenfo wie ber Äönig felBj! gagegen waren, jrjier Eam neben anbern
Singen auch bie Silber frage gur (Snffd^eibnng. Ser Sefchluß non
3T£iBäa, wie man ihn ans ber fc^Iec^fen röraifrfjcn Überfe$ung Bannte,
würbe oerlefen: 2Inafi>em aber jeben, ber ben ipeiligcnbilbern ben Sienfi
nnb bie Anbetung wie ber göttlichen SreieinigBeif Oerweigerf! 3 ra
©egenfa| bagn befd>lo0 nnn bie Serfaramlang gn granffurt einfiimmig:
2Inbefung nnb Sienfi oor ben Silbern ifi gn oerwerfen nnb gn oerbam*
men. 3 m fränfifd^en Dleith ifi biea ala Serbamranng ber @pnobe oon
ETtiBäa felbfi anfgefafjt worben, bie Weber als allgemein noch als recht*
gläubig gelten folIfe. @o ifi ber Äongilabefehluß in ben amtlichen 3 a h r =
Büchern oergeichnef, unrichtig infofern, alo eine anabrücBlithe Serbara*
mnng ber ©pnobe felbfi nicht auagefproehen war, ber @ache nach aber
gntreffenb, ba ihr 333erB oerbammf war. Saf babei ber 333orflanf oon
TOBäa falfch wiebergegeben würbe, tut nichfe gur ©adEje, ba nach
fränfifcher 2lnffaffung bie in STfiBäa geforberte „Serehrung" ber Silber
mit ihrer Anbetung gleichbebenfenb war.
333ie gwei heutig aber war bie j^alfang bea ^apfiee! jpabrian fonnte
nnb raufte wiffen, baf in 3TiBäa bera 323orflauf nach baa nicht Befhlof-
fen war, waa in granffurt oerbammf wnrbe. SennodE) lief er feine
Vertreter an ber Serbamranng feilnehraen, bie etwaa treffen foHtc,
woran er ebenfalle brach eine eigene ^Äußerung nnb brach Serfrefer be*
feiligf war, etwaa, boa er gebilligt nnb oerteibigt hafte. Öh ne bie @pnobe
oon 9fäBäa anebrndflich gn oerbammen, gab er fte preia. @ie ifi benn
auch in 3tom, im ©egenfa| gura Öfien, wo fte ale ©iebenfe Allgemeine
gegählf wnrbe, fafi hanberf 3 a h ce lang nicht anerkannt worben. 323ae
immer man gn feiner (5ntf<hulbigmtg anführen mag, jpabriane Ser*
halfen war aHea eher ala rühmlich. (Sr §at ea oerfianben, ana einer
3wangelage f«h herauaguwinben nnb einer öffentlichen Semüfigung gn
entgehen, bie fein 2lnfehen aufa fhwerfie gefhäbigf haben würbe, gn*
gleich anch einen offenen 3ufammenfiof mit bem übermächtigen @<ha|*
herrn gn oermeiben. Aber eine DT’ieberlage war für ihn bie frankfurter
©pnobe nnfer allen Xlmfiänben, unb feine ehcenoolle. (Sr hatte bem
333iHen bea jrjcrrfchera naihgeben mäffen in einer $rage, in ber oiel eher
er hafte forbern bürfen, baf ber Äönig ftch <h m unterwerfe, nnb er hafte
ftch felbfi nnb feine feierlich Bnnbgegebene 2InfidE>f oerlengnef.
@chon im folgenben 3 a h c / 001 223eihna«htafag, ifi ipabrian gefiorben.
323er fein (Snbe mit ben Anfängen oergleichf, Bann ben Xlnterfhieb nicht
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ipa&rian* Xob. ßeo III.
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überfchen. 23on ber Äö^n^cit nnb Unfernehmungslnß bet erflcn ^a^re
if! ba nichts rae^t 50 fpüren. Sie großen polififdEjen ^3läne fmb längfl
Begraben. 333ie weif auf rein fird^Iid^em ©ebief bie 2Inpaflnng an ben
233iHen bes Äönigs ging, haben wir eben gefe^en. Äarl hat jpabrian
perfonlidE) ^od^gefd^ä|f, Bei ber iJlad^riiijf t>on feinem Sobe Sränen Der*
goffen nnb i^ra eine poefifdEje 3 n f I ^ r *f f aufs ©rab fe|en laßen, bie ben
Sob bes geliebten (5rretrabes beflogt. Sie Unterwerfung, bie er forbern
rankte, I>af er ihm gn erleichtern gefud^t. Sie 2fBftnbnng für ben 33er«
gi<hf anf bas 23erfpredE>en »oniQniergp war nicht farg bemeffen, nnb bas
23erhälfnis ber fränfifchen Äird^e gn Dtom, wie es bttrcf) 23onifag ge*
fd^affen war, wnrbe nnfer Äarl enger gefnnpft. (Sr war es, ber bie
3lechfsfararalnng ber römifd^en Äird^e, bas 233er? bee Sionpfms ans
bem fed^fien 3ah r h m, & €rf c gum firdE>IidE>en ©efe|bndE) feines Gleiches
mad^fe. 933iebcrherfleDnng nnb ülnsban ber Prot>ingiaIt>erfaffnng, non
ber gnnädhf! nur bürftige 2 fnfä|e beflanben, forberte er unter päpfHicf)er
2 lnforifäf. 2lra (Snbe feiner Dtegicrnng war fte bnrdhgefährt. SnrdE>
jpabrian ließ er bie (Srgbisfümer wieberherjleUcn, wo fte t>or alters Be*
flanben hatten, wie in 3teims nnb ^öourges, ober neue fdhaffen, wie in
3Iioing nnb (Salgbnrg, nnb ihre 3 nhaber empfingen auf feinen Eintrag
ans Diora bas ^3aHium. CTtod^ anf bem Äongil gn (^ranffurt gab er S)a-
brian einen 33eweis rncfftchtsoollen (Snfgegenlommens, inbera er ihm
bie 2Ibgrengnng ber (Sprengel in ber Provence uberließ. 2 £ 6 er alles bas
?onnfe an ber Saf fache nidhts änbern, baß ber $apfl einen jrjerru hafte,
feit ber Äönig ber (^raufen in 3 f alien regierte, nnb baß bie ipanb biefes
iperrn brncfen f onnfc, wenn er Äarl ber ©roße hieß.
jpabrians 3?adhfoIger £eo III. fdheinf nid^f bem 2IbeI angehört gn
haben. (Sin anfgebienter ©eifllicher, hafte er gnle|f bas @dha$amf »er*
waltet. Sa feine 2Q3ahI nnb 233eihe foglcidh erfolgte, wirb er t>on ben
Anhängern ijabrians erhoben fein. Siefe behielten einige ber t>or*
nehmfien Slrafer. 2 £ber mit ber 3 eif enttänfdhte ber $apfl feine 233ähler
fo fehr, baß nadh t>icr 3 ah*en eine 23erfchwörnng gn feinem @furg (ich
bilbefe, an beren @pige ein 3Ttcffc jrjabrians mit anbern 33erwanbfen
fianb. 2 lra 25. 3IpriI 799 fdhritten f»e gnr 2lnsfnhrung. 2In biefem Sage
feierte 3tom bas uralte Qkf! ber Dtobigalien, ben ^Bittgang gnm @ef>uß
ber (Saafßurcn, ins ©häßliche nmgeßalfet als ^rogeffton, bie t>om
jßaferan mitten bnrdh bie @tabf nadh (Sanft $efer führte. Ser ^3apfi
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21nfd)[ag auf ßeo
mit feinem gangen jjofflaat na^m feil. 2Üs ber 3«g Beim Älofier @anft
©ilneflers nm bie Qtde bog, Brachen bie BerfdEjworenen, bie i^n borf
erwarteten, au» i^rera Berfiecf, flnrgtcn ficE> auf £eo, warfen i^n, wä£*
renb bas ©efolge auscinanberfioB, t>om $ferbe nnb fd£>idften fidE> an, i£m
Gingen nnb 3unge ausgnreißen. Sann fdEjleift en fte ben, wie fte meinten,
Blinben nnb ©pradjjlofen in bie ÄirdE>e, Beachten i^n non ba in bas
©ried^enfloßer @anft Grasmus, beffen 3IBf im Komplott war, unb Be¬
warfen i£n Ijier. 2IBer bie Becjlümmelung war enfweber mißlungen
ober non ben Beauftragten nur gum (Schein ausgefn^rt worben, unb
bie Bewachung war nngenngenb. £eos ÜUn^ängcrn gelang es, if>n gu
Befreien unb nächtlicherweile nadE) ©anft ^3efer gn Bringen. XSä^renb
nun in ber ©fabf ber Äampf ber Parteien ausbrach, eilte ber Benachbarte
fränfifdE)e jpergog, non £eos ^reunben Benachrichtigt, mit Gruppen \)er--
Bei nnb führte ben ^3apj? nach ©polefo, wo fein 2In^ang, Bifd^ofe nnb
©eifiliche nnb bie ^änpfer ber ©fäbfe bes Stirchenflaafs, fich um ihn
fammelfe. ©fabf nnb £anb waren offenbar in ipänben ber ©egner, nnb
nur ber &onig^Patrifins konnte Reifen. 3a i^m matfytc ftc£> £eo in großer
Begleitung auf ben 2K5eg. Unterwegs fd^Ioß fich ^Pippin, ber Bige=
fönig non 3*alien, bem 3 n ge an.
Äarl Befanb fidE) im ©achfenlaub, als er nom kommen bes ^)apfle»
erfuhr, ©ofort fanbte er if)m ben nome^mflen ^rälafen bes jrjofes,
©rgBifTof jpilbebolb non Äöln, nnb einen ©rafen entgegen, bie iE>n an
ben £of geleiteten. 3 n ^PaberBorn empfing er ben BerfrieBenen mit all
ben (S^ren, bie einem ^apfi gebühren. 2tBer nach einiger Qeit traf eine
2JBorbnnng ber ©egner ein. ©ie erhoben fernere 2inflagen gegen £eo,
unb es erwies fidf» als nofwenbig, ben ^raH gn nnterfudEjen. Äarl oerfngfe
gnnädE>fi 233iebereinfe|nng bes ^Papfies nnb gab i^m ein flattliches
©eleife mit, bie (Srgbiftijofe non Äöln unb ©algbnrg, fünf Bifd^öfe unb
brei ©rafen, bie i^n gnrütfführen füllten, wä^renb bie 21nfläger fefi*
gehalten würben. 21m 29. 3?onemBer 799, nach fteBenmonafiger 2£B=
Wefen^eif, fonnte £eo unter bem @Tu§ ber fränfifdE>en Herren in Dtom
eingie^en. ipier aber mußte er (ich einer Unterfud^ung unterwerfen.
353orauf bie 2Inflagen Beruhten, wiffen wir nicht genan — (S^eBrnd^
unb 3Qfteineib, ^eißf cs, feien i£ra norgeworfen worben — aber bie
^Prüfung mnß Belafienbe Singe ergeben haben, über bie ber (SrgBifd^of
non ©algbnrg in nerfranfen Briefen flagfe. Sie Äonigsbofen fa^en
fidE) außerfianbe, ben (^aH gn entfcEjeiben, Äarl mußte perfonlich ein=
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*farl in SHom. £eo* Projeg
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greifen. 3 ra 2 (ngufl 800 machte er ftd£> nac^ 3 fa ^ en <*nf, rooljro i^n
Wo^I ohnedies bie Unbotmäßigfeit Bes jjergogs non 23eneOenf rief.
(Snbe ERooember traf er t>or Dtom ein.
(Sr fyatte gn £eo nicE>f in bemfelben perjonliihen 23edE>äItnis gejianben
wie gn beffen Vorgänger. £eo fyatte i^tn gleidE) nacfy feiner (Siebung
ansbradsoott ge^nlbigf, inbem er tyra, weiter gef>enb als feine 23or«
ganger, bie ©i^Iüflel t>om ©rate ^)etri nnb bie ^a^nen ber ©fabf über«
fanbte, nnb Karl ^affe i^n bnrd£> eine ©efanbtfd^aft begrüßt, beren
Präger (Engelbert war. (Sr überbradE>fe neben münblid^en (Srmahnnngen
gn gefe|Iic^era PSerfa^ren nnb 2 fl>f?eIIung ber Äänflid^feit eine erbau«
lic^e (Spiflel, wie es ber ^ofifcfje ©til erforberte, worin bie 2InfgaBen
Beiber Seile gefenngeid^nct waren: @adE>e bes Königs ifi es, bie Stinte
nad^ außen gegen Reiben nnb XlnglänBige gn fd^ü|en, int 3 »nern ihren
©lanben gn Befcfiigen; @ath« bes ^ßapfies, bardE) fein ©ebef für ben @ieg
bes Honigs über bie feinde (S^rijli gu wirken. 3)as 23ünbnis, bas feit
754 Karolinger nnb ^ßäpfie oerbanb, wnrbe natürlich erneuert. 3 m
übrigen war Karl biefent ^3apfl bisher fremb gewefen. ERun fottte er
92id^ter über ihn fein.
£eo unterließ nidE>t, bem jjperrfiher, t>on bem fein @dE>iclfal abhing,
mehr als bie fd^nlbigen (S^ren gn erweifen. 21m Sag eor bem (Singng,
am 23 . ERooeraber, ging er ihm bis nach DRenfana entgegen, nm ihn gn
begrüben, am nächflen Sag empfingen ben König bie @cf?aren ber Dtö«
mer, SGoll nnb ©eijflid^feit, mit Jahnen nnb £obgefängen, wä^renb
ber EPapji ihn an ben ©tnfen t>on @anlf EPefer erwartete. S)ie feierlich
glängenbe (Stilette ocröedFfe nnr fehlest bas peinliche ©eßhäft, bas nnn
feinen Anfang nahm. 253as bie IXnterfnd^nng fatfädjjlid^ ergeben fjat,
wiffen wir nicht, aber an eine EGernrfeilung bes EPapfles lann Karl t>on
oornherein nicE>f gebadet haben. EDas 21nfe^en bes römifd^en ©fahles
mußte gewahrt, ben 21ufflanbsgelnjlen bnrfte lein EOorfdEjub geleifiet
werben. EDennoch oerging ein ganger 3Ronaf, bis man gum ©d^Inffe
lam. 3 )ie ©d^wierigleif lag barin, baß es leinen 3 iidE)fer gab. Über
ben Eßapfl als ihren EGorge festen gn urteilen, weigerten ftdEt bie 23ifd^öfe.
@dt)ließlie£ fanb man ben 2Iusweg an ber ^panb ber £egenbe. 253k er«
innern uns, baß brei^nnbert 3 a ^ cc früher, als es fnh barnm ^anbelfe,
bie ERieberfchlagnng ber 2 Inflagen gegen ©pmmad^us gn rechtfertigen,
neben anbern ^älßhungen gwei ©efc^d^ten erfunben warben, wo an«
gellagte römifdE>e 23ifd^öfe ßdf> felbfl bas Urteil, ber eine ein ©chalbig,
Roller, EDa* Papflfura II 1 2
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jtaifer! rönung
6er andere ein ttnfchul&ig, gefprodE>en haBen fottten*). Sanach »erfuhr
man je$f. 2lm 23. SegeraBer Betraf £eo III. in feierlicher Verfaramlnng
Ben 2lmBo in @anft ^Jefer, Bas (SoangelienBnch in Ben jipänBen, nnB
fdE>wor aus freien ©tücfen nnB ohne feine S?achfolger nnB 2lratsBrä6er
Bamif BinBen gu motten, t>or ©off, feinen (Sngeln nnB Bern 2lpojielfärjien,
Baß er Bie Q3erBrec^en, Bie feine ©egner ihm oormarfen, nicht Begangen
noch oeranlaßf haBe. 3h ra anfmorfefe bie £ifanei gu atten ^eiligen. (Sr
mar gerechtfertigt.
Samif aBer mar erfl bie jpälfte bes (pattes erleBigf. Sie Steinigung
Beo yßapftes mar nicht t>iel merf, menn Bie ©egner jlraflos BlieBen, nnB
Ba mieBerhoIfe es fleh, Baß Ber gujlän&ige Dtid^fer fehlte. 3Inf ihrem
Vergehen, bas ein SlfafeflätsOerBrechen mar, jlanB Ber So&, Bie SoBes*
flrafe aBer fonnte in folihem (^att nach roraifchera Stecht nur Ber jtaifer
oerhängen. 333o mar er? Sen ^errfdE>er in Äonflantinopel hotte man
Bisher alsß&erherrn anerkannt. 333ohl hotte fhon jjjaBrian angefangen,
Bie Safierung feiner Urfnn&en nach itaiferjahren gu unterlaffen nnB
Bafur Bie eigenen gn fe|en, hotte auih SItungen ohne Bas jtaiferBilB
prägen laßen. Sennoch hoffe auch er Bei ©elegenheif Ber @pnoBe
786/787 gnra jtaifer ftcfy gejlettf mie gn feinem ijerrn. @ottfe man noch
Baran feflfyalteit, bie Verfhmörer gegen Ben ^ßapjl gnr 2IBnrfeiIung nach
jtonfianfinopel fhiefen? Sorf regierte feit Brei fahren jtaiferin 3rene
allein, nachBem ihr @ohn Bei Bern Verfueh, fT«h t>on ihrer SIftfregenf*
fhaft gn Befreien, Ben Bürgeren gegogen hoffe, geBIenBef morBen nnB
geßorBen mar. ÖB eine fötau allein als rechtmäßige jtaiferin gelten
Bnrfte, mar gmeifelhaft, ein Urteil oon ihr hätte leidet angefod^ten mer*
Ben Bonnen. Ser 333eg nach itonßanfinopel empfahl fuh olfo nicht,
menn man Ber @a<he mirflich ein (SnBe machen, Bie offenBar recht jlarBe
©egnerfhaft gegen £eos Stegimenf in Stom mirBfam unfer&rücBen
mottfe.
3<i Biefer Verlegenheit oerftel man in Ber UmgeBung Bes ^apjles auf
Ben ©e&anfen, jtarl fielBft gnra jtaifer gu erheBen. Sas Stecht Bagn jianB
naih alter ÜBerlieferung Bern romifd^en VolB nngmeifelhaft gn, nnB gar
fo lange mar es nicht einmal her, Baß man es gn geBraud^en oerfudE>t
hatte**). VottenBs menn man BieStechfraäßigBeif Bes griechifchen grauen*
regiraenfs Beßriff, mar gegen Ben ^3lan nichts eingnmenBen. Sas Steich
•) 0 ieF>e 53 b. i, ©. 222 f.
••) ©ie&e 55 &. x, ®. 332.
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5?aiferf ronung
19
^affe feinen Staifet, niemand Eonrtfe ben Dtömern Oerwefyren, ßtf) einen
gu fe|en. (Sine @d>wierigEeif lag nur in ber ^erfon Äarls. 9toc£ nie
war ein 3R'ic^fröraer Äaifer gewefen, unb oon &arl wußte man, baß er
fein Dtöraer fein wollte nnb gegen bie Äaiferwürbe eine ßarfe 2Ibneigung
E>egfe. 3 n ber 3)enffc^rift gegen bie 35iIberoere^rung toar bas offen
ansgefprodjen: bas Staifettam toecfte in i£m Erinnerungen an Reiben«
tum unb ßfjrißenoerfolgung, als Äönig glaubte er rae^r unb 23efferes gu
fein. 2£ber bas ßorfe bie Urheber bes planes nidjf. Über Äarls fe^Ienbes
Dtömertum Eamen ße leidet ^intoeg, unb feinen SBiberwiüen beßegfen
ße burcf) Überrafcfjung. 2IIs am 233eif>nacf?fsmorgen nacf? ber 9Iteffe
in ©anEf !ßeter, bie ber Tßapft felber gefeiert fjatte, bet Äönig ft cf? oora
©ebef erf>ob, feßte £eo itym ein Äaiferbiabem aufs ipaupf. 3as toar bas
3oi4ten für bie oerfammelfen Dtömer, bie natürlich Oorbereitet waren,
in ben Dtuf ausgubrec^en, ber ben jperrfc^er mit feinem nenen Sifel he-
größte: „$tarl, bem 2fugußus, bem goffgeErönfen großen unb frieb-
reichen 3>nperator ber Dtomer jjeil nnb ©ieg!" 3S5orauf £eo bie 2fn*
erfennung bes neuen Staifete ooDgog, inbem er oor if>m, wie es einem
Äaifer gufam, bas Staie beugte.
6s war eine irjanblung röraifdjen ©faafsredEjtß, was ßcf? ba abge-
fpielt £afte, oon ^Römern ausgefü^rt unb nur auf Dtom unb bie Dtömer
begogen, aus einem aagenblidPIitften ^Bedürfnis f>eroorgegangen unb auf
ben 21ugenblidf berechnet, o^ne Überlegung ber folgen, ooHenbs ofyne
einen ©ebanfen an fpätere feiten, iübet nirfjf erfl bie £T?adf?weIt fyat me^r
barin gefefyen. 2(us ftänEifdjem Greife f>ören wir eine gleichzeitige
©fimme, bie in Äarl als bem ijerrn über bie £änber, bie einf! ben
Römern gef?ordf?t Ratten, fd^on oor bem 25. 3egember 800 ben tatfäd^
lidfjen Äaifer erEennen wi&, bem nur ber Swfel bisher gefehlt I?abe. 3er
fo fd?rieb, f?at halb nid^f allein geflanben. Einßußreidje Greife I?aben
ähnlich» gebadet, E>aben Äarl als ben DItann gefeiert „beffen JEatEraft —
natf> ben 933orfen eines fpäteren ^3apßes — römifrfjes unb fränEifd^es
Dteid? gu einem Äorper Oereinigte", unb fjaben bie Äaiferwürbe als
jperrfd^ertitel auf ben gefamten Umfang fränfißfyer DItddEjf gu über=
tragen gefud fyt. 3er 2Serfud? if! gunäd^f! gef$eitert, aber ber ©ebanEe
iß nid^f untergegangen. Er iß in fpäterer 3 e, f S a neuem £eben erwacht,
unb bas Dteid^ bes großen 5tarl, gebaut als Erneuerung bes römifd?en
2SeIfreid^s, iß gu einer ^bee geworben, oon ber bie ßaatlidjen 23or*
ßeQnngen bes 2£benblanbs jaf>rf>nnbertelang be^errffyt werben. 2lber
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2Befen bt* frdnfifdjen Staifevtumä
nid fyt ans biefer ^bee iß bas Kaifertura Karls heroorgegangen, fie
fettß oielmefyt iß erfl non ihm ergeugf woeben.
Karl fyat nichts ferner gelegen als fold^e ©ebanfen. 2Inch ohne bas
Beßimmte 3mgnis Ginharbs, bes Gingeweifyfen, baß i^m bie @ad)e nn-
wiHfommen war nnb er fro$ bes h°h cn $efies bie Kirche nicf>£ betreten
haben würbe, wenn er gewußt hätte, was ihn borf erwartete, auch ohne
biefes 3 engnis fpredEjen feine eigenen jpanblnngen lant genug. 3 war t>on
ber 23efugnis, bie ihm bie neue DBürbe »erlief, hat er fogleich ©ebraach
gemacht, inbem er bie romifd^en 93erfd£wörer gura Tobe Derarteilte.
3Inf feine wahre Olteinung über @dE>ulb nnb Xlnfd^nlb bes !ßapfies wirft
es ein eigentümliches £id^t, baß er bie 33erurteilten gur QSerbannung ins
(^fränüfehe begnabigfe, Oon wo fie unter £eos Otad^folger nach Dtom
gurüdffe^ren bnrften. 2£ber ben Kaifertitel gu führen, hat Karl fid^ fd^wer
entfd^Ioffen nnb |1<h noch gu 2Infang DHärg 801 in einer Itrfunbe König
nennen laffen. Sann hat er ftd^ ber $orm wo^I gefügt nnb fuh fortan
„Kaifer ber Dlöraer, König ber ^ranfen nnb £angobarben M tituliert, bie
23erfdEuebenheif feines ^)err feiert ums in ben brei Dteid^en beuflich be=
fonenb. 2Iber bieDledhfe bes Kai fershat er fo feiten wie möglich ansgeübf
nnb eine Vererbung ber Kai (erwürbe auf feine D?a<hfoIger lange uodE>
nicht erwogen. 2Hs er im 3al>re 806 fein Dleic!) für ben ^all feines Tobes
nnfer feine brei ©ohne teilte, hat er besKaifertnras mit feinem 233orfe
gebachf, nielmehr befiimmt, baß ber @chn$ ber romifhen Kir^e non
ben brei trübem geraeinfara wahrgnnehmen fei. Siefe EOerfägung ließ
er auch bnreh ben ^3apfi ausbrücflich befiätigen. Samals alfo meinte er
noch, baß mit feinem Tobe bas fränfif<h=römifche Kaifer tum aufhören
nnb an beffen ©teile ber ^afritiaf, wie i'hn ©tefan II. nnb ^Jippin 754
gefhaffen hatten, ansgeübt nom gefamten Königshaus, wieber in Kraft
treten foüte. Gr fl als feine beiben älteren ©ohne gefiorben waren nnb er
felbf! fein Gnbe nahm fühlte, hat er fleh ( 813 ) bewegen laffen, ben
jüngfien ©ohn £ubwig in ben formen bes römifhen ©taatsred^ts gum
Oltitfaifer nnb Thronfolger gu erheben. Otachbem biefer bem OSafer ge*
folgt war ( 814 ), fiegte halb bie Dtichfang, non ber eben bie Diebe war, bie •
bas ©efamtreiih als Ginheit unter einem Kaifer auffaßte nnb erhalten
wollte. 2 Inf einem Dtei«hsfag in 2 Ia(f>en im 3 a h re 817 wnrbe bas über*
lieferte Grbrechf bes Königshaufes bahin abgeänberf, baß bie brei ©ohne
jCnbwigs nach bem Tobe bes DSafers gwar jeber feinen eigenen Dleiihsteil
nerwalfen foHten, bie beiben jüngeren aber unter Oberhoheit nnb 2 Iuf=
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2Befen &ea frdnlifc^en Äaifertumö
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ftd^f bea gnm Äaifer erbotenen ÜÄlfeßen. 233clc^e folgen biea hoffe, cde
£ubroig felBß, einem nachgeBorenen werfen ©ohne, Äarl Bern Äa^Ien,
gulieBe, bie Teilung änberfe, wie ßdE> bie älteren; ber DJftitlaifec £otfyar,
Pippin nnb £nbwig ber Seufßhe, Balb mifeinanber gegen ben JGafer
erhoben, Balb nnfereinanber BeBriegfen nnb nach bea XSafere Tobe bnrcfy
ihren 23ruberBrieg baa Dteich gn gerreißen brohfen, Bia bie ©roßen ß<h ina
DItiffel legten nnb im Vertrag non SSerbun ( 843 ) eine GrBfeilung nach
altem fränfifdjera Äönigaredjt bnrd^fn^rten — baa aHea hoben wir Bier
nicht gu ergäben. 333efenfli<h für bie ©efd^i(f>te bea Papßfnma i ß bacatt
nnr, baß ber ©ebanBe bea (Sin^eitarei(f>a anfgegeBen war. £of^ar I.,
bem Bei ber Teilung außer bem DItiffelreich an Dt^ein nnb Dt^one baa
Königreich Italien gnßel, war baneBen Wo^I Kaifer ber Dtömer, wie ea
ber 23afer gewefen war, aBer ben 2Infprn<f> anf ßber£>o^eit nBer bie
trüber, ben er gemäß bem Thronfolgegefe$ non 817 fejlgu^alfen »er*
fnd^t hoffe, mußte er anfgeBen, nnb Dtora BlieB, waa ea nnfer Karl
gewefen war, bie ^anpfßabf bea „ 3 mperiuma", baa heißt bea römifd^en
©eBieta in 3*oIien, baa ßch mit bem ©faaf bea heiligen Petr ne becBfe.
.Spier war ber Äaifer ber weltliche ßBer^err, anf bie Dteid^e ber ^ranBen
nnb £angoBarben erßrecBfen feine Bäuerlichen Dtedjte ßch nicht. 233aa er
t>on biefea Befaß, war nnr in feiner Perfon mit bem Kaifertmn »er*
Bnnben. 2Inch in ber Thronfolge nnterf(f>eibet ßcE) baa Äaifertum beuflid)
t>om fränBifchen Königtum. SSSährenb biefea erBIidh iß nnb allen Könige*
föhnen gußehf, wirb bie Dt’achfolge im Kaifertmn nadh romißhem Dtedhf
in ber^orm geregelt, baß ber regierenbe Äaifer feinen ©ohn gnm DItif*
regenfen annimmf. Sie nachfolgenbe Krönnng bnrdh ben Papß iß lebig*
Iidh eine ßhmncBenbe ^eierlichBeif ohne rec^flid^e 233irBnng. @0 iß
jCubwig I. bnrdh Karl (813), £ofI)ar I. bnrdh £ubwig (817) gura DKif*
Baifer ernannt worben, nnb in ber gleichen 233eife hat £ofhar feinen
älfeßen ©ohn £nbwig II. (850) erhoben. 2IIe im 3 a h re 844 «in iöerfndh
gemacht würbe, bie Trennungalinie gwißhen ifalißf>em Königtum nnb
römifdhem Kaifertum gu »erwißhen, inbem man für ben jungen £ub*
wig II., ber nodh nicht baifer war, bie jjjulbignng ber Dtömer »erlangte,
ba erfolgte eine rnnbe SIBIehnnng: £othar allein wnrbe ber Gib geleißef,
nicht £ubwig.
Karl ber ©roße hatte redhf, bie ßaiferwütbe für ein nnerwänßhfea
©eßhenB gn holten. Ga war »oranegußhen, baß ße ihm SGerwidHungen
mit ben ©riechen gngiehen würbe, bie benn andh nicht anaBIieBen. SGon
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2fti*einanfcerfe$ung mit beit ©riechen
Äonflantinopel aus gefc^en war bas, was am 233eirnacTfsfag 800 in
Dtom gcfd^e^cn war, nirfjfö anbered als ©taatsflreicT unb Dtenolufion.
©omenig tatfärfjlic^en ($influ$ ber gried^ifc^e Äaifer borf Bisher geübt
raffe, fo mar bocT bie (Sr^eBung eines DltitBaifers o^ne feine Seilna^me
ein (Singriff in feine Diente, unb menn tiefer DItifBaifer gar als ©egen*
Baifer auftrat, liefen bie folgen fidE) nid^f üBerfe^en. 233er Der mochte gn
fagen, in meinem Umfang ber neue 2Iugufius im 333eflen bie IHnfprud^e,
bie in feinem £ifel lagen, mürbe gelfenb machen motten? 233nrbe er t>iel=
leidet nad^ ben Dteflen Bpjanfinifd^er Reflfmngen in tlnferifalien greifen,
fein 2 Iuge auf ©igilien merfen, nielleidEjf gar mit anbern 3I£ad)fen im
Rnnbe — mit bem Ä^alifen non Ragbab flanb er Bereits in frennb*
fcfyaftlicfyen Regierungen—Äonflanfinopel angreifen? 233ie aucfy immer,
bas neue Äaifertnm im alten Dtom mar eine ijeraueforberung unb unter
Xlmflänben eine ©efaTr. ^Demgegenüber tat 3rene, bie fidE? anf i^rem
32>rone niemals ftd^er füllte, bas 5tlägfle, mas ber @<fytväcfyete tun
Bann: fte fud^te bie (^rennbfiTaff bes DIutcTfigeren.©efanbte gingen ^in
unb r«t, man flanb im Regriff, fidE) gu einigen, nnb gmar — wie in Äon=
flanfinopel geglanBf mnrbe — in ber merBmürbigen $forra, baff 3 rcoe
mit Äarl eine ©^e einging. 2 ü>er eben bies fott gn irrem ©furg gefnTrt
raBen; fie mürbe enttrronf nnb oerBannf. DfiBeproros, ber an iljce ©teile
traf, fegte bie Rerranblungen gmar fort, feine ©efanbfen trugen fogar
einen ft^riftlid^en Rertragsentmnrf reim, bann aber (legte in 5ton*
flanfinopel bie DticTfung, bie bem (^ranBen bie 21nerBennung als Äaifer
Oermeigerfe, nnb bie Rerranblung mnrbe aBgeBrodEjen.
3n Dtom mnrbe bie £age für ernfl genug gerufen, baß ^3apfl £eo flcT
entfcTIoß, ben Äaifer aufgnfmTen. Um 233eirnacTten 804 meilfe er als
&arls©af! einige 233oeTen in&uiergp nnb Slad^en. 233as gmifdEjen ^nen
Befprod^en unb BeftTloffen mnrbe, ifi©ereiranis geblieben, aber im näcTflen
^afyce BradEj ber Ärieg gmifd^en (^ranBen nnb ©rieten ans. (Sr fpielte an
ber 2Ibria, nm Renebig nnb Salmatien, mo eine Partei gn ben (franBen
rielf. Sie £agnnenflabt mnrbe gemonnen, ging oerloren unb mnrbe mie*
ber erobert. Präger biefer BriegerifcTen ^olitiB mar ber junge 5tönig non
Italien, Äarls glängenber gmeifer ©orn ^Pippin. 2IIs biefer 810 fiarb nnb
Äaifer DtiBeproros, non ben Rnlgaren anfs fd^merfle Bebrängf, ^rieben
anbof, gogerfe Äarl, Bei bem bas 2IIfer ficf) gelfenb raacTfe — im 3aT r 811
rat er fein Seflaraent aufgefegt — nid^f länger, feine 2Inerfennttng als
Äaifer bnrcT Verausgabe bes (SroBerfen gn erBaufen. ©d^on 811 Bam
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St aiftvlid}t unfc p&pftiid} t Regierung in
23
feer SSorfriebe gnfianbe, nnb im nächflen 3ah r erfolgte ber 2Üfd)Inß in
3£ai^en. (Sine ©efanbtfchaft Äaifer 3Hid^aeIa I. — SfäEephoroe ^atte
im 23uIgarenErieg ben Untergang gefnnben — ooHgog bie 2InerEennnng
Äarla, inbera fte ihn mit bem gleichen 3 aca f Begrüßte, ber i£>n einfl
in Dtora gura Äaifer gemacht hatte. Siefer Triebe ijl nach £ubwiga I.
Dtegierungaanfriff fogleich ernenerf nnb fpäter in ein 23ünbnia t>er=
wanbelf worben, bas non ba an bie ©rnnblage ber ®ejie^nngen gwifhen
ben Äaifern bea ßjlena nnb bee 233efiena nnb ihren Dteid^en Bilbefe.
Sie Äaiferwürbe fyat an bem 23er^ältnia bea frönfifd^en ijerrfcfjera
gu @tabf nnb &ir<hen|Iaaf gnnächjl nit^ta geänberf. iperr in Dtom war
fd^on ber ^ßatritina gewefen, nnb Weber Äarl noch £ubwig in feinen 2In«
fangen haben ala Äaifer ihre Diente jlärEer geltenb gemacht. £eo III.
fd^eint Bei ihnen nicht h oc h in ©unfi gejlanben gu fein. ÖBwo^I er
gegenüber bem Äaifer gern feine UnferwurftgEeif Betonte, fo gaB ea bod^
DieiBungen mit bem Äonig non Italien. £eo Befcfjwerfe fiel) nBer (Sin*
griffe in bie 33erwalfnng bea Äir(f>cn(Iaata, Äarl antwortete giemlid^
ungehalten. 333enn er bem ^öapfl fd^reiBen Eonnfe, er werbe Balb nie«
manb mehr fräben, ber eine ©efanbtfchaft nach ^ om anbera ala ana
©ehorfam übernehme, fo muß baa 25erhölfnia nnfretrablich gewefen fein.
3u feiner SrüBung mag Beigetragen haben, baß bie £anbearegiernng
£eoa gu ernjlen 23ebenben 21nlaß gab. 335ie feine Anfänge, fo war fein
(Snbe bnrih häßliche Vorgänge entfleHt. 3 ra 3ahre 815 würben einige
jpänpter bea 21bela ermorbef, weil fte gegen baa £eBen bea ^3apf2ea ft<h
nerfd^woren haben foHten. Äaifer £ubwig ließ bie @ache bnrih ben
itönig noti Italien, feinen Steffen 23erttharb, unterfmhen, aber £eo
wußte ftch bnrih eine ©efanbtfchaft Bei £nbwig gu rechtfertigen. 9Rnth
im gleiten 3fahr, ala ber ^3apf! EranE barnieberlag nnb man Wohl fhon
fein (Snbe erwartete, erhob ftih int Äirchenjlaaf ein 35auernanfj|ianb.
Sie ©ntehöfe, bie £eo hafte anlegen laffen, würben geplunberf nnb t>er*
Brannt, bie Sluffiänbifchen rücEfen gegen Dlom oor, nm ihr Eigentum
gnrüdPguforbern. Ser fränEifche ipergog t>on ©polefo mußte eingreifen
trab bie Dtuhe wieberherfieHen. Sem Äaifer würbe barnBer Beriihtet,
aber ehe er eingreifen Eonnte, war £eo am 12. 3nni 816 gejlorBen.
DTtif ben leßten (Sreigniffen wirb ea gnfammenhüngen, baß ber 9?ach*
folger erfi nach geh« Sagen geweiht werben Eonnte. ©fefan IV. gehörte
einer vornehmen Familie an, bie im £anfe bea ^ahrhmtberfa noih gwei
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24
&aiferltd>e un& p&pftliifye Regierung in ?Rom
'Jßäpfte gefieltf ßaf. Gr Beeilte fidß, bie geflorten .Begießungen ;am Äaifer
wieberßergufiellen. OTadßbem er bie Dtömer auf £ubtnig oereibigf ßatte,
BegaB er ficß felBfi itBer bie 2üpen unb erreichte feinen 3tt>ecB. 3 n Oteiuw
empfing ißn £ubwig, Iie$ ficß non ißra bie Ärone auffe^en, erneuerte ben
Sunb non 754 onb fcßenEte ber römifcßen Äirdße ein £anbgnt in ber
Gßarapagne. 9Iteßr if! non biefem ^3apfi nidßt gu melben, benn Beine
brei 3Itonafe uadß feiner ipeiraEeßr ifl er am 24. 3 annac 817 gefiorBen.
Sags barauf weißte man ^afcßalia I., ber es ficß angelegen fein ließ,
baa EGerßälfnie bea Äircßenjlaafa gura Äaifer in fefie ^form gu Bringen.
9ftadßbem er feine SßronBefieigung angegeigt, orbnefe er einen ©e=
fanbten an £abwig aB, ber mit einem BeurEunbefen QSerfrag gurücBEeßrfe.
fiubwig ßatfe nidßt gegögerf, ber römifcßen Äirdße ißren @faaf in bem
Umfang gu betätigen, wie !pippin unb Äarl ißn gefdßaffen ßatfen. Gr
ßatte außerbera Derfprocßen, biefen @faaf gegen jeben Eingriff gu
fdßü^en, oßne ficß in bie EGerwalfnng anbera ala nora ^3apfi gerufen
einguraifdßen. $flüdßtlinge foHten auagelieferf werben, Wenn ber Äaifer
ficß nidßt für fie Derwenben wollte, unb bie !papflwaßl foDte ben Dtömern
allein, oßne Ginmifdßnng non ^ranEen ober £angoBarben, gufießen. Ser
Äircßenfiaat erßielt baraif ben EGorgug Dotier @eIBfiregierung unter
Eaifertiißem @cßu| unb DerBriefte UnaBßängigEeif gegenüBer bem
ifalifdßen Äönigreicß.
33on biefem Sorredßf fcßeint ^afdßalia Eeinen guten ©eBraudß ge*
macßf gu ßaBen. 333ae bie wieberßolfen ©efanbtfcßaften BegwecEfen, bie
er an ben Äaifer ricßtefe, BleiBt bunEet. ©dßließlicß aBer würbe ea offen*
Bar, baß in Dfom bie Neigung ßerrfcßte, ficß Don ber fränEifdßen iDBer*
ßoßeit gang frei gu madßen. ^ßafcßalia war eine gewalttätige 3?afur. Sie
DUoncße Don (^ulba ßatfen ea gu erfaßren, ala fte ißm ein ©efudß ißrea
2tBfea Betreffenb bie Dtedßfe bea &lofiera üBerBradßfen (^nlba fianb, wie
wir une erinnern, feit feiner ©rünbung burcß Sonifatiua unter unmiftel*
Barem @dßu$ ber römifdßen Äircße). 23Saa bie Sitte enfßielf, wiffen
wir nidßt, aBer ber ^3apf! naßm fie fo üBel auf, baß er bie .Boten ein*
EerEern Cie0, in Slnwefenßeit fränfifcßer Sifcßöfe gegen ben 2IBf, ben
Berüßmfen Sßeologen DiaBan, wetterte unb ißn gu epEommunigieren
broßfe. Sen jungen Äaifer £ofßar ßatte er woßl Bei erfier ©elegenßeif
nacß Dlora eingetaben nnb am ßjierfefi 823 in @anEf EPefer ala jfcaifer
geEronf, wie einfi ber ©roßoafer geErönt worben war. SaBei ßatte er ea
aBer fo eingeridßfef, ala fei ißm jegf erf! feine 233ürbe üBerfragen, wäß*
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$aiferlid)e und päpftlid^e ^Regierung in 9tom
25
renb er hoch fc^on t>or fed^s fahren oom Vater gam DltifJaifer erhoben
war. Sic Unabhängigfeit, bic 3tom feit 817 genoß, würbe barnif aufs
flärffle bcfonf.
23ei biefcr ©elegenheif muß es go Dteibnngen ober 3 u f ammen ß®$ en
gekommen fein. (Sin 3ofoD ber Überlieferung läßt uns wiffen, baß ber
SPapfi bamals einen wichtigen $rogeß Verloren ^af. ($0 ^anbelfe jede nm
bas Älofier $arfa im ©abinerlanb, woi>I bie größte unb reichfle ber
kirchlichen ©rnnb^errfd^aften 3 ffl (* ens näd^jl @an?f ^efer oon Dtora.
(^arfa fndjte ber $apfi fedh gn unterwerfen Jraft feiner £anbes^of>eit
über bie ©abina, ungeachtet bas Älofler bie Dteichsunmiffelbarfeif befaß.
Saruber Eam es nnn gnr Verhanblung oor bem Dtid^ferfin^I Staifer
£otfyats, unb bas Urteil fiel gegen ben ^3apfi ans. (Ss mar oielleidfyt nicht
bas eingige, was ihn nnb bie ©einen oerflirarafe. CTÜodh im gleichen 3 °h r
gefchah es, baß gwei ber h°dhflen päpflliehen ^Beamten, bie noch t>or
gwei fahren als ©efanbte am fränfifdhen S}of erfehienen waren, im
päpfllichen SPalafi geblenbet unb geföpft warben, weil fie für £othar
^Partei ergriffen hoben foQten. Sie ©d^ulb baran gab man bem ^ 3 apfi
fetter. Sen Boten, bie £abwig gnr tlnfecfuchnng bes pattes aborbnefe,
fnehte ^afdhalis feinerfeits bnrdh eine ©efanbtfchaft gnoorgaEoraraen, bie
ihn entßhulbigen foOte. £ubmig nahm bas gwar nicht an, aber feine
Vertreter brachten in Dtom nichts heraus, ba ber ^3apfl — nach bem
Vorbilb £eos III. — in öffentlicher Verfamralang febe 3QTtiffÜ^uIb an
bem Verbrechen abfhwor, bie Täfer jeboch als Untertanen ©anEt
Meters gegen Beflrafung fchü|te nnb babei blieb, bie (Srmorbefen hatten
als 3 üajefläf 0 t>erbre<her ihr ©chicEfal Oer bient. £nbwig, fhwach unb
Eurgftdhfig wie immer, gab fcch barait gnfrieben.
3Iber nicht alle badhten fo. 6 s gab noch ©taafsmänner ans ber ©dhnle
5tarls bes ©roßen, mit flärEerem Vewnßtfein ber Olefye nnb Pflichten
eines fränEifdhen jrjerrfchers. 3« ihnen gehörte VSala, ein Vetter Äarls,
Oon biefera h 0 ( h9efhäßt nnb oon £ubwig nach ooräbergehenber Un=
gnabe nunmehr bem fangen Thronfolger nnb Äönig £ofhar oon Italien
gnr ©fn|e beigegeben. Sie ©elegenheit, baß ^ßafhalis gn 2Infang 824
flarb nnb fein Tob einen erbitterten Äampf gwifhen Voll nnb 2tbel
entfeffelte, benn$fe 233ala, um bie römifchen Verhältniffe nen gn orbnen.
©einem Eingreifen war es gn banEen, baß ber 233ahlEampf nach etwa
brei Dltonaten mit bem ©iege ber Slbelsparfei nnb Erhebung Eugens II.
enbefe. Sie 2Ingeige feiner Thronbefieigung erwiberfe £abmig bnrdh
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$atferlid>e und päpftlidjt Dlegi ernng in Rom
©enbung bes Thronfolgers, bet im Einnernehraen mit SPapfi trab Voll
non Dtora ben folgen ber Bisherigen 3Qfäßcegiernng ein Enbe machen
follfe. 6s geft^ah noch nor 2IBIauf bes Jahres burih eia ©efe$, bas ben
tarnen £ofhars, bes jungen Äaifers, fragt. Sa enthüllen f«h fhlirarae
3 nj!anbe. (5s wirb 3tüd?gaBe t>on ©fitem angeorbnef, bie im tarnen bet
^ßäpjle wiberrechtlich enteignet ftnb. ^ßlünberungen, wie |te Bisher ira
^Parteifarapf norgefomraen, follen fönftig nerbofen fein, für angerich*
feten ©«haben foQ Er fa§ geleifiet werben. 2flle 23eamfen werben gur
Vermahnung oorgelaben. Um aBer ber 233ieberhoInng folcher 3Itiß=
fläabe oorjnBengen, wirb bie Unabhängigkeit bes &irchenfiaats anfge«
hoben. Äönftig foQ ein Vertreter bes Äaifers mit einem fohhen bes
^Papfies gemeinfam bie Verwaltung Beanfftthtigen nnb überall ba, wo
ber ^papfl ein Unrecht niihf felbjl abjleQen will ober Bann, ber Äaifer
einfhreiten. Enblich Verliert auch ber ^3apji feine ©elbfiänbigfeif.
(Sugen II. hotte bem Äaifer — es fyeißt, freiwillig — ein fhriftliches
TreueOerfprerhen gegeben. würben bie Corner eiblich t>er pflichtet,
in 3nfunft feinen ^3apfi gu weihen, ber nicht bas gleiche ©elöbnis t>or
bem faiferlichen Vertreter abgelegt höbe. Somit traf in neränberfer
(^orm wieber in Äraft, was feit ^ufiinian nnb Bis gar £osfagung 3<o*
liens t>on Äonfiantinopel Rechtens gewefen war: baß ber SPapfl t>or
feiner VJeihe bie Vefiätignng, nrfprfingli«h t>ora Äaifer, fpäter nom
Exarchen, erhalten hoben muffte. Senn wenn auch * n bem ©efe$ Lothars
non 23efläfigang nicht ansbrficflich gefprochen wirb, fo Bebentefe bie
Vereibigtrag bes ©ewählfen nor ber VSeihe hoch basfeEBe: worbe bie
Entgegennahme bes Ei bes abgelehnf, fo war bie V3eihe unmöglich.
(5für bas Verhältnis bes Äaifers gu SPapfE, Dtömern nnb Äirchenflaat
hat bas ©efeß non 824 bie Diithffihnur gebilbef, non römifher ©eite
wiberwiHig ertragen nnb mehrfach übertreten, non faiferlicher fefige»
halfen nnb als jjjanbhabe gar noQigen Unterwerfung bes ^3apf!es benagt,
Bis mit ber 21nftöfnng ber fränfifhen 9Uachf am Enbe bes ^ohfhtwbcrf*
alles ftch änberfe. Sie Überlieferung, fo fpärlich fte ifi, geigt bo<h faifer*
liehe VenoHmächtigfe in Dtom ©eriihf holfenb nnb Urteile fällenb, wie
man nach bem neuen ©efeß erwarten muß.
Ser Pnnft, an bem bas römifhe ©treben nach Unabhängigkeit mtb
ber faiferlid^e 233iHe gnr ^»errfchaft immer anfeinanberfließen, war bie
^Papfbnahl. ©ie liegt in biefer 3 e *f unbefiritten in ben jpänben bes rönti=
fhenSlbels. V3enn alles regelmäßig gngehf, fo nerfammeln fleh nach bem
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Papftroa jjlen
27
£obe eines !ßap jles an feiner £eirf>e bie 23ifd?öfe bet SrZac^barfdjaff mit
bera Älerus nnb bett Vornehmen ber ©fabf nnb ooDgie^en im 2Ingeftd>f
bet Voßsraenge bie 933a^l bee [ftacljfolgers, ber fogleic^ oora ^3ala|i
im £aferau 23eft| ergreift nnb non borf, nac£ Vereibignng bnrd^ ben
faiferlit^en Vertreter, gar 933ei^e nac^ ©anft 'ßefer geleitet wirb. 3«
biefer Qwm wirb ber alten Vorgriff genügt, baß ein 23ifd£>of t>on
feinen 2IratsBrübern im Verein mit Älerus nnb Volf ber ©eraeinbe er*
^oben werbe. 2lber bas iß audj nur bie$orm: bie^ßerfon bes gn 933ä$Ien*
ben — in biefer3eif iß es ßets ein älterer ©eißliri^er, etwa ber (Srgprießer
ober (Srgbiafon — £eßimraen bie ipänpfer bes 21bels. ^Darüber läßt bie
amtliche ^ßapjlgefd^id^te feinen 3weifel, wenn fte bie oorne^me ©ebarf
bes ©ewä^Iten betont ober gu feinem £obe bemerft, baß unter i^ra „ber
gefamte oorne^me @fanb bes ©enafs" ein georbnetes £eben ^abe
fahren bnrfen, ober gar non ber 933a^I feCbji als non einer jrjanblang
ber „römifi$en ^ärßen" fprid^t, o^ne ber anbern .Beteiligten gn ge«
benfen. 3ß ber 2IbeI einig, fo rollt bas Bilb in aller Dtegelraäßigfeif ab.
2 Iber wenn ©palftmgen eintreten, fo brechen Äärapfe ans, nnb bann
gewinnen bie Staate bes Äaifers befonbere Bebenfang. ©ine unter«
liegenbe Partei ^af es leidet, ß<f> feiner gn bebienen, ittbem fte ßdE) als
faiferli<$ geftnnt empfiehlt, unb ber Äaifer, gnmal wenn er feinen ©i$
bauernb in 3 fa I* cn nimmt, £af ein gn großes 3 nfecc ff e baran, wer in
©fabf unb 5tird^enßaaf regiert, als baß er nic^f bie ©elegen^eif bennfen
foDte, feinen (Sinßuß gar ©eltnng gn bringen, womöglich bie 933a$Ien
gn befyerrfc^en. SDies wiebernm fleigert in Dtom bas ©treben nadf? Xtn*
ab^ängigfeit, nnb fo werben mit ber 3*if bie ^ßapßroa^Ien gn Kämpfen,
in benen bie 2Ibelsparteien unfereinanber nnb mit bem Äaifer ii>re
Äräfte raeffen.
STÜad^bem ( 827 ) gweiraal alles regelmäßig oerlaufen war nnb man bie
933 ei^e bis gur 2Inf an ft eines faiferlicfjen Vertreters aufgeßf>oben ^atfe,
gab es ßebge^n 3 a ^ cc fpäter beim Sobe ©regors IV. ( 844 ) ben erßen
3wiefpalt. Beoor nod£> ber ^errfd^enbe 2Ibel feinen Äanbibaten, ben
(Srgprießer ©ergins, fyaffe wählen fönnen, war es einem 39iafon
3 o^annes mit Sjilfe einer 93oIfsmenge gelangen, ben ^ßalaf! gn befegen.
(Sr fonnte ßcf> $ier nid^f lange behaupten, ©ergins II. barfte Beß$ er*
greifen nnb warbe fogleidE) geweift. 3)er faiferlidEje Vertreter jeborf) muß
nid^t gum 3°9 e glommen fein, nnb ber&aifer felbfI wnrbe angerufen.
jCofljar I., ber ßt£ in feinen r^einif<f>en £anben anf^ielt, bemalte ßrf>
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©ergiuö II. und £ubtpig II.
nicht in ^3ecfon, aBec er beauftragte feinen in ^at>ia reßbierenben älfeßen
©ohn £ubroig II., Ben Äönig Ber £angobarben, an feiner ©feile gum
Dlec^fen gn fe^en, nnB jieUfe Bern Jüngling als ^Berater Ben norne^mflen
feiner £anBeaBifcf)öfe, 2)rogo t>on 91teß, einen natürlichen ©ohn Äarls
Bes ©roßen, gur ©eite. 3Qftif ßarfem ©efolge Don Sifd^öfen nnB £aien
nnB giemlidhem Aufgebot non Srnppen er fehlen £ubwig im D^ooemBer
844 t>or Dtora nnB Würbe in herkömmlicher 933eife feierlich empfangen,
©ergins mar ein Sranfer Dltann, an jpänBen unB Reißen non Ber ©ichf
gelähmt, aber wiDensßarf nnB leiBenßhaftliih* oerßanB es, Ben
jungen Äönig non nornherein eingufchüdhtern. 2)en ©d^reefen Bariiber,
Baß ein Dritter ans Bern königlichen ©efolge nor Ben ©tnfen non ©anft
’Jßetet non Ärämpfen Befallen mnrBe, benußfe er, um non £ubmig, ehe er
ihm Bie Äirche öffnen ließ, Bie QSerßchernng gu forBern, Baß er nichts
23öfes im ©chilBe führe. £ubwig aberbemies fdEjon h»er Bie Unßcherheif
nnB üUbhängigEeif non geißlicheu (Sinßüffen, Bie ihn geiflebens gehemmt
hat: er gab Bie geforBerfe (Srflärung. ^Dennoch nertnehrfe ihm ©ergius
Ben (Sinfriff in Bie ©faBt, ließ Bie Sore fließen unB befeßigen unB
groang ihn — £ubwig mar ja nicht Äaifer nnB hafte Barnm in 3lora ni«hf
gu befehlen — als ©aß Branßen bei ©anft ^3efer gu nermeilen. Jlacf)
folcher (Sinleifung hafte Ber&önig Bas ipeft f<hon aus Ber jrjanB gegeben,
als er Bieltnferfmhnng Ber 233ahl nnB eigenmächtigen 333eihe Bes^apßes
aufnahm, ©ie gog ßdb über eine 233odhe hin unB enBefe mit einem 33er=
gleich- ©ergius erfaufte feine 2Inerfennung, inBem er 5)rogo gnm päpß*
liehen 23ifar für Bas gefamte fränfifhe 3£eicf> ernannte; Bie ^öißhöfe,
Bie £nbwig begleiteten, gmeiunBgmangig an 3alß — ße enfßammfen
außer Bern (Srgbifchof non DIanenna färatli«h Bern langobarBifchen
Dleich — trafen gnr ©pnoBe gufammen, billigten bie 3K$ahI Bes üPapßes,
nnB Biefer falbte Ben jungen Äönig Ber £angobarben. 5)ie Rührer Bes
römifchen ^Golfes aber fdhmorcn Äaifer £ofhar Bie Sreue.
©päfer hnf ©ergins es nerßanben, Ben Staifer für ßth gu gewinnen,
fo Baß er in Dtom nach belieben (galten fonnte. S)abei roirfte für ihn
fein 2$ruBer 25eneBift, Ben eine feinBIiche fäebet in Ber amtlichen ^apß=
gefchichte in nnerfrenlichßen färben gefdhilBert hnf. 23on lodferen
©iffen, ©dhärgenjäger nnB habgierig, habe er 33isfüraer öffentlich an
Bie SQfteißbiefenBen nerfauft unB ©faBt unB ©faaf gugrnnbe gerichtet,
immerhin bann auch Biefer ©egner nicht leugnen, Baß für eine Ber
BringenBßen Aufgaben unter ©ergins II. eifrig geforgf worben iß. £)ie
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©aragenen t?or Dlom 29
ürd^Iid^en Angelegenheiten, fyi$t es, würben oernachläfjtgf, bafür 3Üag
nnb Dfachf an ben ©tabtbefejiigungen gearbeitet.
Sad mar fe^r notig, benn feit einigen 3°h c en fätoebte Dtom mit bem
übrigen 3* a Ken in fleter ©efahr t>or ben Arabern. ©ie Ratten im 3°hre
837 non Afrifa aus anf ©igilien $n$ gefaxt nnb bie 3 n f c ^ S u erobern
begonnen, ©c^on nach nier 3 a h rcn war ^Palermo ihnen gur Senfe ge*
worben. Sann hafte ber ©freit gmifchen ^ßräfenbenfen nm bas Iango*
barbifche jjjergogfura Senenenf ihnen ben 233eg auf bad ^ejllanb ge*
öffnet. Aid gemietete ^rjilfdtruppen waren fte herübergeEommen, hatten
(ich Xarenfd nnb Sarie bemächtigt (840), an t>erf<hiebenen ©teilen
im ©üben, geitmeilig fogar in ber jrjanptflabt Senenenf, fleh fefigefe$t
nnb fn«hten nun non borf and ald nermegene Diäuber gu £anbe nnb gu
232>affer Sinnenlanb nnb Küjlenfläbte heim. Siefer ©efahr .Sperr gu
werben, hätte ed geraeinfamer Abwehr burth bie nereinfen Kräfte ber
gangen jpalbinfel bebnrft. Saran aber war nicht gu benfen. 333ie Sene*
nenf in fleh gefpalten war, fo flanben feine iperrfher ben griechifchen
©fäbfen bed DSeflena nnb bem bpganfinifhen ©faffhalfer in Öfranfo
mit Dlfoßfrauen gegenüber. Sine 'JXtacfyt, bie bie Einheit bed ^janbelnd
hätte ergwingen fönnen, gab ed nicht, ba ber fränEifhe Kaifer fern im
3theinlanb weilte nnb ber König non Italien im ©üben ein nnerwänfhter
(5freraber war. einmal gwifhen Dtom nnb bem Königreich fytzftfyte
wirffatnea (Sinnerfiänbnia, nnb ed bebnrfte einer bemüfigenben (Srfah*
rnng, um bie Dtömer barüber gn belehren, ba$ fte anf bie ^ranfen
angewiefen waren.
Am 23. AugnfI 846 erfhien eine flarfe ©aragenenflotte — man
f«hä|te fte auf breinnbftebgig ©chiffe — nor ber Siberraünbnng nnb
Ianbefe Gruppen, angeblich 11 000 DItann mit 500 ^Pferben. Sie
Dtömer waren non Korftfa and gewarnt worben, Ratten aber feine
Sorfehrungen getroffen. ßh nc 233iberflanb würben bie feflen ^3lä|e
SPorfo unbßfiia, bie ben Siber fperren füllten, nom ^einbe genommen,
tmb ald bie Sürgerwehren non Dtom gu fpät andrüeften, würben fte
gnrücfgeworfen, ihre DTaehgügler niebergemachf. XIngehinberf (lärmten
bie ©aragenen bid nor bie DItauern ber ipauptflabf, überfielen — ed war
am 26 . Angnji — ©anft ^3efer, plünberten bie Kirche and nnb führten,
maa nicht geflüchtet war, gefangen weg. Sen DtüdPweg nahmen fte gu
fianbe bid ©aefa trab jagten hier eine naehfefenbe fränfifehe Srttppe in
bie gflucht. CTtnr ein ipanfe, ber bie Kirche non ©anft ^Pattl nor ben
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£eo IV.
OUauern t>on Dtora überfallen fyatte, würbe »on Bern ^erbeigeeilfen jj>er=
gog oon ©polefo gefall unb vernietet. Ser ©c^Iag war fyarf, anb eine
fcl>wad^e ©enagfutmg Bilbefe es, baß bie ^loffe mit ben geraubten
©cf)ä$en auf ber Dtücffa^rt unferging. 233enn nid^f einmal bas jpeilig*
tum bes 2lpo(Ielfücjlen t>or ben Ungläubigen jldjer war, fo war Italien,
war bie (S^rißen^eit wehrlos.
Unter bem Qeityen biefes fd^reeftyaften (Srlebnifles flanben bie näd^jlen
^afyte. 2lls ©ergius II. (Snbe 3 an «ar 847 (iarb, erwies man bera Staifet,
obwohl ungern genug, bie (SH>re, i^ra bie 233aH)I bes Otad^folgers oor ber
333eil?e angugeigen. 2lber bie weite (Sntfernung — jßof^ar weilte wie
immer norblid^ ber 2 llpen — uergögerte bie 2 lntworf, es (legten ©folg
unb Ungebulb, unb o^ne ben 333iHen bes Äaifers gu kennen, weifte man
am 12 . 2lpril 847 £eo IV. £otfyar gegenüber entfd^ulbigte man (td^ mit
ber ©aragenengefa^r, bie feinen längeren Slttfftfyah gebulbef £abe, unb
er ließ es gelten.
Sie ipanptforge bes neuen Papßes war bie 23efe(lignng feiner ©tabt
unb ber ©d^uß ber Äüjlen. (Sr ^af <^e(3ungen anlegen, cor allem aber
bie QSorßabf Dtoras auf bem redeten Ufer bes Seiber, wo bie Äird^e
©anft Peters liegt, mit Litauern umgeben laffen. Oltif bie fern 233erf
^af er feinen Otamen oerewigf, ber ©fabffeil H>eißf bis fyeufe bie £eojiabf.
2luf 23efe^l bes Äaifers wnrbe bie Ummauerung begonnen unb banf
feiner jipilfe in fed^s 3 a ^ ren t>oDenbef.
£ot^ar ^afte fogleid) nac£ bem Unglücf t>om 26 . 2lugn(2 846 große
(Snffd£>lä(fe gefaßt, ©ein ©o^n fiubwig foQte mit Sruppen aus allen
Seilen bes Oteid^es gegen bie 2Iraber in Unteritalien t>orgel)en, um ityneu
iljre ©tüßpunfte gu entreißen. 3 a Ö^ c **^ rour be eine ©teuer unb frei*
willige ©ammlung im gangen Dteid^ angeorbnef, bamif Dtom gefd^ü|t
unb ©anft Peters Äirdjje wieber ausgejJaffef werbe. 3Itif biefem ©elbe
unb bem, was i^m ber eigene ©faaf lieferte, f onnfe ber Papj! bauen. Sie
Sfotwenbigfeit ^attc ein neuer Eingriff ber ©aragenen ingwifd^en he*
wiefen. 3m 3 a ^ cc 849 erfd^ienen (te wieber t>or ber Siberraünbung, bies-
mal aber (ließen (ie auf überlegene 2 lbweH>r. 2 lHerbings waren es nic^f bie
Dtomer feib(l, bie i^re ©tabt öerfeibigfen, aud) nid>f bie Sruppen bes
itaifers. Sie ©ried^enjiäbfe Neapel, 2lraal(t unb ©aeta waren mit
i^ren Äriegsfd^iffen gn jjilfe geforaraen. Ser Pap(! ^affe i^re Sruppen
befucfyt, ben Leuten bas 2 lbenbraal)l gereicht. 2 lls tags barauf bie ©ara«
genen faraen, würben fte gebü^renb empfangen. SQä^renb bie ©d^lad^f
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3 £om un^ Äonftantinopel nadfj 787
34
im ©ange war, erhob ftd^ ein ©türm, Ben bie griedjifdjen @dE)iffe ans*
Reifen, währenB bie leichteren (^ahrgeuge ber 2lraBer größtenteils unter»
gingen. ©eifBem (inB Dtom nnB feine näd^fie Umgebung non Überfällen
oerfhont geBIieBen.
Ser <^nrji Bes Äirchenßaafs, mit Bern wir es Bisher gn tun hatten,
Brauchte feit Bern ^rriebensfchluß gwifd^en $canfen nnB ©riechen über
Bie ^ßolitif Bes Äaifers in Äonßanfinopel (ich Seine ©orgen gn machen.
2lnBers Ber erße 23ifchof Ber Äirche. 3h ra niußfe Ber alte Ößen noch
immer eBenfo wichtig fein wie Ber junge 933eßen, nollenBs wenn Bort
Singe geflohen, Bie ihn mitteEBar oBer unraiffelBar angingen. Sies
aBer war Ber ^aH in eBen Ben 3ah wn / nachBem Bie ßaatlichen 23e»
giehnngen gwifhen Öß nnB 233eß für Bie Sauer geregelt waren. (Sine
merfwürbige Rügung hat Bewirft, Baß Bern weltlichen ^frieBen eine er»
nente firchliche ©pannung anf Bern Qmße folgte, unB mehr als einmal
hat es gefhienen, als foUte Bie ©paltung, Bie im ßßen fyercfcfyte, amh
Ben 352>eßen ergreifen.
Sie (Spoche, Bie mit Ber ©pnobe non TOfäa ( 787 ) anhoB, iß für Äon»
ßanfinopel nicht glücElich gewefen. ©efenngeithnef iß ße Bnrch eine Steife
non Shronrenolnfionen unB Bnrch Bas (Smporfommen Bes Bulgarien
Reiches, Bas feit 802 feine fierrfcfyaft im ©üben Ber Sonan Bis an Ben
33alfan ansBehnfe, ohne Baß Bas (Snfgegenfrefen Ber Äaifer gn anBerem
als gn ßhweren CRieBerlagen geführt hätte. Siefes Verfagen Ber feit
fünfnnBgwangig 3nh cen h crr f t h en ^ cn ^Partei wirfte mit gn einer XImfehr
bet Äirchenpolitif. Ser 2lrraenier £eo V., Ber im 3nh re 813 Ben erfolg»
lofen 3Itiihael I. Befeitigte nnB erfegte, fehrte in Bie 35ahn feiner BilBer»
feinBlichen Vorgänger gurücf, ließ Bie ©pnoBe non STCifäa aufheBen, Bie
Silber nerBiefen nnB nerfolgte ihre Verehrer mit ähnlicher ©frenge
wie einß Äonßanfin V. £eos ©fnrg nnB Bie Shronbeßeignng SQfti»
chaels II. ( 820 ) machten grnar Ber Verfolgung ein (SnBe, aBer mehr als
ßillfchweigenBe SnlBnng würbe Ben Silbern auch jegf nicht gewährt,
©efeglich BlieBen ße aBgefhafft. 23eiBe iperrfher ßießen auf Ben er»
Bitterfen 333iBerßanb nor allem Ber ÜXtöncfye, Bie non jeher Bie 25ilBer»
nerehrung am eifrigßen gepßegf hatten. Unter ihnen ragt bie ©eßalt
Bes 2lBfes SheoBor non ©fuBion (f 826 ) hernor, ber Bie Partei in 933orf
nnB ©chrift nertrat, nnerßhnttert Bnrch Verfolgung unB 3Itißhanblung,
unBengfam, ja trogig in feinem V3iBerßanB. @cl>on nor Bern VilBer»
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32
3 ?om unb Äonff ant inop ei nadj 787
betbot fyatte et einen 3»f a mmen|io^ mit Äaifer uab ypattiarcfy gehabt,
Bei Bern Bereits beuflic^ würbe, was aud? fpäter die legte 333urgel feiner
Auflehnung war: er freute f»c£> nid^t, t>om Äaifer ©e^orfam gegen die
Äird^e, bas I>ei$f gegen bie ^orberungen feiner Partei gu »erlangen.
@4>on batnals ^at er bie Autorität bes 33ifd^ofs t>on Dlora ansgufpielen
»erfaßt.
3wifdben ben Äird^en oon Äonjlanfinopel unb Dtom war ber amtliche
QSerfe^r aufgehoben, feit bie Äaiferfrönnng Äarls ben Rrucb gwifd^en
$ranfen unb ©riechen EjecBeigefü^rt hafte. Grfi ber politische $rriebe
flettte auch bie fird)Iic^en Regierungen wieber ^er. ^Damals ( 811 ) erj!
geigte ber ^Patriard^ SRiBephoros, oBwo^I fd^on t>or fünf3 a h ren e c h°B en /
bcm ^3apfi feinen Amtsantritt in ber alfüBIichen ^form an. 9?un jianb
auch nichts mehr im 3K$ege, bafü bie firdE>licTe ßppojtfion ber ©deinen
in 9?om nm Unter jfügung warB. Anlaß bes ©freifes war gn jener 3df,
baß Äaifer ^RiBephoros ( 809 ), mit Rerufung anf bas Dleifyt ber RifdE>ofs s
fpnobe, t>on Banonifchen ©trafen gn bispenfteren, bie 233iebereinfe$ung
eines ^3riefiers BewirBfe, ber einf! öor breigehn 3 a h ccn Ben ©>°h n 3« s
nens nach ©Reibung non feiner erjien ©ema^Iin mit einer gweiten ge¬
traut raffe unb besmegen ber ^Priejlerwürbe enfBleibet war. ©egen biefe
3RaßregeI unb ben©runbfaß, ber fte rechtfertigen foUte, riefABf S^eobor
ben Reijianb £eos III. an. GBenfo fpäter gegen bas RilbernerBof. S)urch
wieberholfe Rriefe unb Roten brängfe er erj! £eo, bann ^ßafchalis gum
Gingreifen, erflerte er ijilfe unb Dteffung. Gr fpatte baBei nicht mit
233orfen ber jpulbigung oor ber „alleroBerfien" Äird^e (koryphaiotdte),
bem ©tuTI ^3efri, auf ben ber .Sperr bie ©cTlüffel bes ©lauBens gelegt,
oor bem Dfachfolger bes Apofielhauptes, bas er gum Sorwarf bes Sj im=
raelreiiTs geraatTf, bem er bas hö*hß c .Spirtenamf üBerfragen h a & e *
Ipafchalis rebefe et an als Präger ber Sjimmelßftfylüffel, $fels bes ©lau»
Bens, auf ben bie allgemeine ^tird^e gebaut ijl, ja als Petrus felBj!, gu
bem ber .Sperr gefagf rat: „©färBe bie Rrüber!". „3T C fab", fo def
er ihm gu, „bie reine nnb ungetrübte »Quelle bes waTren ©lauBens t>on
Anbeginn, ber fdE>ügenbe jpafen ber gefamfen &ir«he gegen ben ©türm
ber &e|erei,3T r Bie »on©off erwäTlfe 3uffo , h f ßöffe bes ipeils." Ron
jerer, meinte er, ij! es RraucT, baß ber JRachfolger SPefri jeben ©freit
entleibe, über jeben ^fafum richte; ohne 233ijfen Dtoras bärfe Beine
©pnobe gehalten werben, unb wer ftd^ non Dtora trenne, ber gehöre bem
Seihe G^rijii nicht mehr an. 3 n Ben Anfängen bes ©Weites mutete
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Xfyeobo r fron ©fufrion
33
S^cobor bem PapjJe gu, eine ©pnode gu Berufen, bie ,Befcf>Iüffe t>on
Äonjlanfinopel aufgu^eBen, über ben, ber fre Oecfreten — gemeint ijl ber
Äaifer — ben (^Ind^ ausgnfpredEjen. 211s SQTtidEjael II. in ber 23ilderjrage
Sulbung gu üben Begann, »erlangte er t>on i£m, daß er ben ^3apfE ent*
fcfjeiben laffe — ein leibenfd^aftlidjer, Berebter Slnwalf romifc^er 2In*
fprücfje, mie es im öjlen Beinen gweiten gegeben E>af, Don ben 2Sor*
fämpfern bes fpäteren römifdjen Primates mit 23orIieBe als Ärongeuge
anfgernfen. 2lBer biefes 3cugnis nicfjt gu überfdEmfen, maE>nf bodE> alles.
Senn felbjl wenn man nidEjf unterfingt, inwieweit ber ©precEjer einer
fämpfenben Partei Befugt ijl, für bie gefamte ÄirdEje bes Öjlens bas
2S3orf gu führen; Wenn man auef? bie naheliegende $rage unferbrüdFf, oB
er eBenfo gefprodEjen ^aBen würbe, wäre feine 2In(1c^t in 3lom nid^f
gebilligt worben: fo liegen Don if>m felBfi Minderungen t>or, bie Beweifen,
wie wenig Bnd^fläBIid^ feine üBerfdE>menglidEjen jjnlbigungen t>or ber
romifd^en Mluforifäf genommen fein wollen, wie wenig man weitere
©dEjlüjfe ans itynen gieren barf. SiefelBen Mlusbrücfe, mit benen er
ben Papfl »er^errlid^f, wenbef er in einem©ediert gnm £oBe bes ^eiligen
M3ajtlios auf biefen an, lä^t i^n als nenen Petrus bie @dE>Iü(feI emp*
fangen, nennt i^n ben ijäfer ber gangen Äird^e. Mlnberswo Begegnet
er als STad^folger ber Mlpojlel bie Patriarchen Don 3tom, Äonjianfinopel,
Mllejranbria, älnfiod^ia nnb 3 erl *falem, benen es gufomme, bie Äirche
gu Derfrefen, bie über bie £e^ren bes ©offesglanBens gn urfeilen haben.
23on einem ausfdE)liedIid^en JKed^fe 3toms auf ©IanBensentfd^eib nnb
ÄirdEjenregiernng weiß andE> biefer romifchjle aller S^eologen besßjlens
nichts, ©eine ^Begeiferung für 3tom ijl weniger perfonlidEjes ^Befennt*
nis als fird^enpolitifdje Saftif, nnb feinesfalls 2$efenntnis feiner Äird^e.
S^eobor ^af mit feiner ^Berufung auf Dtom fein ©Iäcf gehabt. Ser
Staifec badete nicht baran, feiner Forderung nadEjgngeBen, aBer auch in
Dtom fanb er wenig ©egenliebe. 233eber £eo nodE> Pafd^alis haben ein
lantes 233orf für ihn in bie 233agfd^ale gelegt. Sie 233iebereinfefung
eines abgefe|ten Priejiers war wirflidE) eine gn geringfügige ©adE>e, als
baf man beswegen mit Äaifer nnb 5tir<he bes Öjiens hätte ©treit an*
fangen bürfen, nnb in ben 3Qffad^tfampf gwifd^en ©faaf nnb 5tirdE>e,
Beffer Regierung nnb Älojler, ber ftdE> dahinter »erBarg, hatte Dlom
eingngreifen feinen Mlnlaf. 3» Ber M3ilberfrage aber fyat pafdEjalis Wo£)l
feine Ilbereinjiimmung mit ber Partei S^eodors dnrdE> ein ©dEjreiben
an ben Äaifer gu erfennen gegeben, auch ben ©efanbten ber ©egner ben
$afler, 2 )a* Papfffum II 1 3
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(Streit um ba* Filioque
Empfang oerweigerf, aber weiter ifi er rticfjf gegangen. Gr ^afte atten
©runb, Be^ntfam aufgutreten, ba i£m in biefer $?rage bie Seefang burd?
bie firänfifc^e DHac^t fehlte.
Sie Serhanblnngen über bie ©ieBenfe ©pnobe nnb bas $xanffurter
Äongil waren in Dtom in frifcf)er Erinnerung, fre wieber aufleBen gu laffen
fonnte niemanb wünfd^en. ©eifbem hafte ein anberer ^all gegeigt, Welche
Srüche nnb fiuefen bie fire^Iic^e ©emeinfd^aft oonDtömern nnb^franfen
aufwies. Es f>anbelte ftd? um nichts ©eringeres als bie Formel bes
©lanBensBefenntniffes. @dE)Ott in ben Erörterungen über bie ©ieBenfe
©pnobe war barnBer eine 3CReinnngst>erfd^ieben^eit nebenher anfge*
fandet. Äarl Ijaffe es fd^arf gerügt, baß ber Patriarch Straflos in feiner
©IauBenserflärung ben ^eiligen ©eifi nur t>om Safer hafte ansgehen
laffen anjiaft t>om Safer nnb t>ora ©ohne. ipabrian hafte wiberfprod^en:
andE> bie römifcEje Äird^e Befenne fo. ^infer ber Hauptfrage, ber Silber*
Dere^rnng, war biefer !ßunff bamals gurüdPgefrefen, in $ranffurt fd^eint
er nicht Berührt worben gu fein. Sagegen ifi er unter £eo III. einmal
©egenflanb einge^enber Erörterung gewefen. 3Hon<he bes fränfifd^en
Äloflers am lölBerg Bei ^erufalem, bas Äarls ©chuß genoß, waren non
ihren gried£>ifrfjen SRad^Barn ber 5te|erei Befd^ulbigt worben, weil fte bie
fränfifd^e $ormeI Brauchten. ©ie Raffen ftch beswegen an ben ^apfl
gewanbf nnb fid> auf ben Sranch bes fränfifd^en Berufen. £eo
Berichtete barnBer an Äarl, biefer ließ bie Qxage non feinen S^eologen
Bearbeiten unb forberte Dom $apjl, baß er ben fränfifchen Sranctj Billige.
£eo war in Serlegenheif. Sem Serlangen Äarls nachfommen fonnte
er nic^f, benn im ©lanBensBefenntnis ber römifihen Äirche fehlten bie
EEßorfe „unb Dom ©ohne" (filioque) efienfo wie Bei ben ©riechen. @ie
waren guerfi in ©panien am Enbe bes fe«hflen 3 a h r h un B cctfl aufgefom*
men unb non borther in ben 3eifen, als Dlom noch feinen Einfluß auf bie
$franfen üBfe, barch biefe üBernommen worben. £eo hafte alfo nom
©tanbpunft römifcher Überlieferung boppelt re^t, wenn er Äarls
EXßunfh nerwarf; aber ftch offen gu weigern, wagte er nicht. Er mußte
fich ben ©efanbten Äarls gn förmlicher Sisputafion ßefien nnb würbe
baBei arg in bie Enge getrieben. Senn baß bie fränfifhe Formel recht*
gläubig fei, fonnte er nicht Begreifen: alle maßgebenben 33>eoIogen bes
Öjlens unb bes 3ß3e(1ens lehrten üBereinßimmenb, baß ber ^eilige ©eifi
„Dom Safer unb Dom ©ohne" ansgehe. (Ttur war bas in bem ©IauBens*
Befenntnis, bas im 3 a h c ’ n Äonfiantinopel aufgeßeHf würbe, noch
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§rÄn!ifdj*griecf)ifcf>e 2Innd(>erung
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niißf ansgefprocßen, unb an biefet alfeßrwürbigen Formel etwas ja
änbcrn, fcßien gefäßrlicß. £eo woüte ßcß baranf fo wenig einlaffen, wie
bie ($xanfen baoon ßoren wollten, in ber ÄEenntnieformel etwas gn
nnterbrücfen, was ancß nadE) bet GtEIärung bes ^ßapjies gum feligmacßen«
ben ©lauten gehörte. Um einen 2Iasweg gu ßnben, fcßIng £eo »or, bas 2ß>-
ßngen bes ©lanbens Bei bet DIteffe, biefen fränfißßen .Braucß, ben bie
romifcße Äircße nicßf Eannfe, eingußellen, nnb fo bie Bisherige Formel
aHmäßlicß in EGergeffenßeit getafen gu laffen. Das ßaf man am fränfi«
fcßen Sjof abgeleßnf nnb nadE) wie not bas ©lanbensbefenntnis in ber
gewohnten §otm, mit bem filioque, gefangen. 2Hs offenen EESiberfprmß
hiergegen ließ £eo in ber Äircße ©anft Meters gwei ßlberne Safeln
anfßeDen, auf benen bas Grebo griecEjifidE) nnb lateinifcß oßne filioque ein«
gegraben mar. Dtomer nnb ^raufen gingen alfo, obwohl in bet £eßre
einig, in bet 23efenntnisformeI auseinander.
5)aß fle in ber 23ildecfrage nicßf einig waren, wirb man in Äon«
ßanfinopel gewußt ßaben, nnb es ßaf gang ben 2Infcßein, als ßäffe man
ßcß bas einmal gnnn$e gn machen »erfucßt.
3wi fcßen ben beiben Äaiferßofen beßanben feit bem 2£atßener ^rieben
t>on 813 freunblirße, aber feine engeren ^Begießungen. Da erfcßien im
3T?ot>ember 834 eine ßafflicße griecßifcße ©efanbtßßaft, barunfer ber
Pafriarcß »onEBenebig, bei £ubwig bem frommen. 3ß* offener 2Iuftrag
war, ben beßeßenben ^rieben in ein EBündnis gn »erwanbeln. ^Daneben fru«
gen ße einen 233unfdE> t>or, ber ben geßeimen3»»ctf ißrer ©enbung »errief.
@ie woHfen aucß nacß Diom geßen nnb borf nnfer EDarbiefnng reicßer
©efcßenfe bie 2Insweifung ber griecßifcßen 2Iuswanberer forbern. Diefes
EBegeßreu foDfe finbwig unferßu|en als ^Beweis bafär, baß bie Ginig«
feit gwißßen ißm nnb bem ßßen nicßf nur im 333elflicßen, amß in
©Ianben nnb Äircße beßeße. 3 n einem langen, feßr freunblicßen ©cßrei«
ben nnferriißfefe Äaifer 91tlcßael II. feinen ÄoHegen aber ben Unfug,
ber ans ber 2Inbefang ber EBilber enfßanben fei, unb melbefe ben jüngß
in Äonßanfinopel gefaßten 23efcßluß, ße gwar nicßf meßr gn gerßoren,
aber ße ßoßer gn ßängen, fo baß ße woßl bie ©cßrift erfe|en Eönnfen,
aber ber 2Inbefung enfgogen feien. 333as erwarfef nnb woßl nur münblicß
»orgefragen Würbe, errät man leicßf nnb wirb bnrcß bie ©cßriffe er«
wiefen, bie £ubwig fogleicß faf. Gr gab ben ©riecßen gwei ©efanbfe nacß
3tom mit, bie t>om Eßapß bie Grmäißfignng erbitten foQten, bie 23ilber«
frage bnrdß eine fränfißße ©pnobe prüfen gn laffen. Gngen II., oßne
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§rdn!ifcfj«grtec$ifc$e 2(nnäf>erung
bem 23egehren ber ©rieten gn willfahren, genehmigte £ubwigs 223unßh,
nnb im £Ttonember 825 traf in Paris bas geforberte Äongil gufammen.
@0 Enüpfte an bie Q3erhanblnngen an, bie unter 5tarl aber biefe $rage
geführt worben waren, nnb fpradE? ßch in einer SenEßhrift in gleichem
©inne aus. Sabei wnrbe an jjabrian I. mit überraßhenber ©chärfe
ÄrifiE geübt — „urteilslos, aberglänbißh, ßnnlos, nupaffenb, fabelnd
Wert", ©eine eingige (Snfßhnlbigung iß, baß er „nicht fo fehr mit 23e*
wußtfein wie ans Unwiffenheif t>om rechten 233cge abgewiihen" iß.
9Itif ber herEommlichen 25erß<herung ßhulbiger (5h c f uc< h* »or bem
apoßolißhen ©fühl nnb feinen ^fah 0 ^ 0 »erträgt (ich ebenfo fehlest
bie bittere Älage, baß borf, wo ber 3 trfum »erbeffert werben fottte,
„bie 5Pe|i bes ÜUberglaabens teils ans ItnEennfnis ber 2Sahrheif, feile
ans äbelßer ©ewohnheif" nicht nnr gepflegt, fonbern auch //gegen bie
göttliche 2Iuforifäf nnb bie üUusfprüche ber heiligen QSäfer" nerteibigf
werbe. 333ie es borf — nämlich in 3tom — gehalten wirb, wiffen bie
fränEifhen iöißhöfe, einige ans eigener 2Inßhaatrag, alle ans ben 33e=
richten anberer. Sie SenEßhrift gielf auf nichts Geringeres als ein 3«=
fammengehen non ^ranEen nnb ©riechen gegen 3lom. 9Itan legte fogar
fhon bie Entwürfe ber ©^reiben t>or, bie an ben griechifchen Äaifer
nnb an ben Papß gn riihfen feien. £nbwig benn|fe biefe nicht, ließ niel*
mehr ans ber SenEßhrift einen 2Insgng herffeflen nnb fchiefte ihn nach
3tora burch gwei 23ißhöfe, bie er anwies, ben Papß recht fchonenb gu
behanbeln, nm ihn womöglich für ben eigenen ©fanbpnnEf gn gewinnen,
©ollfe bas am „romißhen ©farrßnn" ßheifern nnb ber Papß eine
©efanbtfchaft nach Äonßanfinopel gn ßhicEen wünßf>en, fo möchte £ub-
wig mit feiner (Erlaubnis ihnen feine eigenen ©efanbten mifgeben.
Papß (Sngen war bei 2InEnnff ber ^ranEen (2Infang 826) ßerbens*
EranE, maß ßcf) aber wieber erholt haben, ba er im Sjethfi eine ©pnobe
abhalfen Eonnfe. (Sr hat auch bie ©efanbtfchaft £nbwigs noch bnreh eine
eigene erwiberf, bann iß er im 2Inguß 827 geßorben. Öb bie geplante
Soppelfenbnng nach Äonßanfinopel erfolgt iß, bleibt gweifelhaft. 2lber
im ©epfember 827 iß ein griechißher ©efanbfer bei £ubwig eingetroffen,
„angeblich um bas 23ünbnis gn BeEraffigen", wie bie fränEißh« Dteirhs*
annalen fagen; nnb in ber erßen Jrjälfte bes 3 ah rc0 828 iß ber 23ißhof
non (Jambrai, ber beim Parifer Äongil im QSorbergrunb geßanben hatte,
non einer ©enbnng an ben griechißhen S)of gurücEgeEehrf. Dltan geht
alfo nicht ft hl, wenn man annimmf, baß bie 23ilberfrage ©egenßanb
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grÄn?ifd)*grfecf)iftf)e 2f nndf> erung
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längerer EOeriEjanblungen jwifdjen ben Beiben 5taifern gewefen ijJ, baß
bie ©rieten gehofft I>aBen, bnrcE> fränfifdEjen (Sinfluß ben 233iberj?anb
Storno $u Belegen, unb baß man auf fränfifdEjer ©eite baafelBe minbe=
fleno gewnnfd^f £af. 2fn ber ©actje war bie im Öfien jnr 3«'f ^errfdEjenbe
Stiftung mit ben^ranfen einig. 2^ ce 2Ina(icfjfen wären Beffere gewefen,
wenn im 233ej?en ein ^errfd^er wie 5tarl regiert fyätte an ©feile bee aa-
ftcfyeren, BefiimmBaren, ja nnfelBfiänbigen £nbwig. ©eif 828 »erlaufet
non ber @ad^e nicfjfa rae^r. Sie EGer^anbhragen muffen aBgeBrodEjen
worben fein, fei es baß ber Sob 5taifer Sltid^aelo II. ( 829 ) i£r (Snbe
^erBeifu^rfe, ober baß ber Balb baranf folgenbe 2InaBrudE) beo ^Bürger*
friego im (^ranfenreid^ fte anefld^faloa machte.
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Ser q3apfl unb bie fränfifdje Äirc^e
©teilen wir uns t>or, bic EKic^fnng, bie fdEjon unter Äarl banadE» jlreBfe,
bas gange ©ebief fränSifdEjer 3perrfdE)aff als wieber^ergefleßtes romifd^es
EKeidE) gn einem ©efamtjlaat gufammengufaffen, £äffe unter £nBtt>ig unb
feinen ©oljnen fidE) burdE>gefe$t, fo wie es in 6 er (SrBfoIgeorbnung non
817 »orgefe^en war; ein romifdEjer Äaifer als IjödEjfler 5}errfdE)er fiBer
Italien, (^ranSreic^ nn 6 Seuffd>Ianb E>äffe non ÄalaBrien Bis jrjolfiein,
t>om ©E>ro nn 6 2ItIantifdE>en ßgean Bis gnr (Hbe, gnr DtaaB nn 6 gum Äarji
geboten, un 6 Biefes mächtige 2teii$ E>äffe feine (Sinljeif ein, gwei Dltew
fdE>enalfer Bewahrt: Bann man gweifeln, baß bann in feinem Dlaljmen eine
eingige Dleic^sSirc^e, nom römifdEjen 25ifd^of in fejien ^formen regiert,
|td^ geBilbef Ejaben würbe? ße ifJ anbers gefommen. Ser SEraum eines
romifd^fränSifc^en ©efamtreid^s £af fidE) nid^f erföBEt, er oerfanf für
immer, als am 25 . 2fani 841 Bei ^onfenope Äaifer £of^ar non feinen
Gräbern gefd^Iagen würbe, unb fo Sonnte audE> bie geeinte EPapjiSirdEje,
ber römifcfje EPafriardE?af an ber ©eite bes fränSifdEjen Äaifers, nid^f ent*
fielen. 233oI>l £af fiof^ar nerfm^t, feinem Dteid^sfeil wenigfiens bie
Sirc^lid^e ^n^rnng gn nerfd^affen, inbem er einen feiner £anbes*
Bifd^öfe gum 2$orgefe$ten aller fränSifdjen 23ifd^öfe matten ließ. Sie
Ernennung Srogos non 9Ite$ gum ßrgbifd^of bes gangen EÄeic^es unb
EGiSar nnb Legaten bes EPapjles, ber EPreis, ben ©ergins II., wie wir
faf>en, für feine EHnerSennung ga^Ien mußte (844)/ E>äffe, wenn wirSfam
geworben, wenigfiens bie fränSifd^e Äird^e norblid^ ber E2tfpen gnr ge*
fd^Ioffenen &orperfc|>aff über bie ©rengen ber EReic^sfeile IjinWeg gn*
fammengefaßt. Sie 23efngniffe, bie ©ergins bem neuen Legaten t>er=
Iie£, Bis ins eingelne genau geregelt, gingen weif genug, fte Raffen i£m
bie 3rjerrfc£aft über äße fränSifdEjen Äircfjen nnfer päpfllic^er lÖBer^o^eif
nerfd^afft. Saß bas EPapjlfum babei gewonnen ^aben würbe, if? freilich
nidE>f gefagt; redEjf wo^I £äffe ein fränfifd)er EPatriarc^af fidE) entwidfeln
Sonnen, ber me^r bie ItnaB^ängigSeif ber franSifd^en DSeid^sSird^e non
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21nfeF>en bet Zapfte*. (Snglanfc
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[Rom als ihre Unterwerfung unter [Rom bargefleüf haben würbe. Sodf»
bas frab mäßige Befrachtungen. Ser BiEariaf bes (5rgBif<hofs t>on 9Ite|
iji nic^f in Äraft getreten, bie fränEifchen Bifdhöfe lehnten bie Steuerung
ab, unb Srogo eBenfo wie £ofhar nahmen bie 3nrncEweifnng ruhig h ,n *
Ser [papfl aber fah feinen ©runb, auf einer 2 Inorbnnng gu Beflehen, bie
er nur auf Verlangen bes Äaifers getroffen hatte* Nod? einen Berfnch
machte £ofhar, auf einem Umweg gum 3 >el ?u gelangen, inbem er —
Srogo war noch am £eben — bas gleiche 2Imf für ipinfmar, ben (Srg*
Bifdhof »on [Reims, erBaf, ber mit einem Seil feines ©prengels amh fein
Untertan war. 21Ber biefe 3 umufun 9 berwarf f*hon [papfi £eo IV.
( 851 ). 2üs 5tarl ber Stahle fünftrabgwangig 3ah ce fpäter, foeBen römi*
f<her Äaifer geworben (876), ben Berfnch gugnnflen bes (SrgBifchofs »on
©ens wieberholfe, fcheiterte er eBenfo wie £othar am 233iberflanb feiner
eigenen Bifchöfe. ©eifbera ifi t>on folgen planen nie mehr bie [Rebe
gewefen.
@0 ifi es gu einer ©efamt»erfaffung ber wefllithen £anbesEirchen im
nennten 3 a h c ^ un ^ ert nicht geEommen. Saß ber [Papfi ihr Rührer, ihr
Berfrefer nach außen war, »erflanb fjch »on felBfl, unb bie (Ergebenheit,
bie man ihm als 21mtserben bes ipimmelspfortners enfgegenBrachfe,
ftcherte ihm ein großes SQftaß »on (Einfluß. 21 ber wie weif feine Befug«
niffe gingen, welken ©ehorfam er forbern burfte, oB es nicht auch [Rechte
unabhängig »on ihm nnb gegen ihn gaB, war Eeineswegs geEIärf. £änber
nnb [ßerfonen »erhielten ftch barin »erfthieben.
21m weifejlen in ber UnferwurftgEeif ging (Snglanb, bas Urfprungs«
lanb bes neuen [ßetrnsglanBens. Sott fah man nach wie »or in [Rom bie
&nelle nnb ben später Eir<hli<her ßrbnung. [päpfHidhe £egafen, bie im
3frh ce 786 ins £anb Eamen, um gum [Rechten gu fehen, fanben bie ehren«
»oHfle 21 nfnahme nnb willigen ©ehorfam. ^abernbe Äönige gelobten
Befferang, Bifchöfe nnb £aien nahmen ohne 223iberfpru<h Bor*
fünften entgegen, bie ihnen nicht nur für Eirchli<he Singe gegeben wur*
ben, barmtfer einfhneibenbe Befiimmungen über ©he unb (Erbrecht,
3ehnfengahlnng, BeEämpfung heibnifcher Bräuche unb ein BerBof,
bie ©feuern gu erhöhen. (Sine jährliche 21BgaBe »on feinem [Reich, f® c
jeben Sag ein ©olbfincE, hot Äönig Öffa »on dltercia bamals bem ^apfl
»erfprochen — es ifi ber Urfprung bes fpäferen [Peterspfennigs — fein
Nachfolger gelobte fchriftlich wenigfiens bie gleiche (Ergebenheit wie
feine Borgänger. Ser ©ehorfam lohnte ftch : &önig ßffa guliebe hat
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2d!n>tn
jjabrian ein eigenes (SrgBiafum für Dltercia gefdEjaffen, £eo III. anf
233unfdE> Bes DtadEjfoIgera ea wiebet Befeitigt, bett alleinigen Primat non
(SanferBurp wieBer^ergejieltf unb gegen einen 2lufjfianö bie geijllidEjen
DBaffen Ber ÄirdE)e ^ergelie^en. Um bie 2Htitte Bes 3<*£*$nnBerfa Bonnfe
£eo IV. bett 5tönigsfo£n und fpätecea großen Äönig EMlfreB in Dtom
empfangen unb non if>ra Baa ©elüBBe gum Sieuß ©anBf Peters ent*
gegenne^men. 3wei 3a^te fpätec erfdEn'en Ber Pring nochmals, Biesraal
in Begleitung bee Eöafers. ©ie Brachten reiche ©efdE>enBe Bern Slpoßel*
furßen ala SauB für einen ©ieg üBer bie Seinen. 3® 3<*£r 874 enblidtj
ereignete ea ßdE> gum lebten Dltale, Baß ein Äönig bee £anbes Dteidj? unB
Ärone nerließ, nm in Diom gn ßerBen. 2ln Ber (SrgeBen^eit (SnglanBa
gegen Dtom unB ©anBf Peter war nid^f gn gweifeln.
Sie fränBifdEje ÄicdEje fyaf nac£ Bern SoBe Bea Bonifatina nodE) lange
unter Ber (SinwirBnng augelfädE>ßfd£en ©eißes geßanben. ©ein ipaupf*
träger war EÜIBwin ana 2E)orB. Ser große ©ele^rfe, Ber am ijofe Äarle,
Bann ala 2lBf non @t. Dltarfin in Sours Bie norne^rae 3 U 9 C °B Ber
($?ranfen unterrichtete — er ßarB 804 — war nadE> feiner ©eßnnung
Baa, was man in neueren feiten einen Itlframonfanen nennen würbe.
DUe^r nod^ BurdE> Bie ©praefje als Burcl) Ben 3 n ^ a ^ feiner Situierungen
nerräf er ea. EGon Ben Päpßen erBitfef er immer aufs neue „fußfällig"
unB mit üBerfdE>wengIidE>eu 333orfen £oafpret^uug non feinen ©ünben,
i^rer Fürbitte empfiehlt er ßdE?, Burd^ ße will er unter Bie ©dEjafe Gljrißi
aufgenommen werben, Bie Bern ^eiligen Petrus gur jrjnf annerfrauf ßnb,
üBergeugf, Baß eines Papßes ©eBef Bei ©oft alles erreicht. Dtom fiel>f
i^ra fo fe^r im EGorbergrnnB aller Singe, Baß er auf Bie Uladpvit^t non
Ber EGerfreiBung £eoe III. Ben Äönig ungebulbig Brängf, Ben Ärieg
gegen Bie ©ad^fen aBguBredEjen unb fdEßeunigß nach Dtom gn eilen. Ser
©ebanBe, £eo Bönnte nor feinen SInBlägern weichen unb in ein Äloßer
gnrüdBgie^en, empört iB>u. Sas Bürfe unter Beinen HmßänBen gefdE>e£en;
Benn Weidner Eöifd^of wäre noch fidler, wenn Bas Sjaupt Ber ÄirdE>e ge*
ßürgf würbe? ÖB £eo wirBlich unfclmlBig iß, BeBämmerf i^n wenig, um
{eben Preis will er i^n reffen unb l>olf Bagn Ben angeBlichen (Srlaß
©ilneßers, eine Ber (SrßnBungen aus Bern Progeß Bea ©pmmad^ns, ^er*
nor, Baß es gweiunbßeBgig 3«ugen BeBnrfe, um Bie @d?uIB eines £3ifd^ofa
gn erweifen; BeagleidEjen Ben @a|, Baß Ber apoßolifdEje ©fu^l wo^l ridE>fe,
aBer nidE^f gerietet werbe, ©egen Dtom hätte EUlBwin niemals ECSaffen
gehabt.
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grän?ifrf)e 2(nf($aiiting en
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@0 müßte mit fonberbaren Singen gugegattgen fein, wenn er biefe
Senfweife nicpf feinen @cpülern mifgefeilf paffe. 3» Ber Saf Begegnet
fte uns, Wenn auch nicpf in ber gefüplboH geweigerten ätnebrmfeweife bee
9fl?eijiere, Bei fränfifcpen Geologen be0 folgenben 3CRenfcpenaItere in
Öji unb 333eji. 333alafrieb, ber gelehrte 2£bf ber Dleicpenan, (lept ben
Papji auf bem römifdpen @fupl ale 21mfewalfer @anft Pefere an ber
<Spi$e ber gangen Äircpe über ben Patriarchen fiepen wie ben Äaifer
üBer ben Pafrifiern, unb berbrepf ben 23efcpluß ber (Spnobe bon
@erbifa bapin, alle 2Inorbnnngen müßten j n Dtoin borgelegt unb jebe
romifcpe Verfügung beobachtet werben. 3faup i'pm ifi feine anbere
Äirdpe fo wie bie romifcpe in aller Vergangenheit frei geblieben t>om
@cprau$ ber &e$erei. Sarum ricpte man (Ich auch in äußeren 23räucpen
am bejien nach ihr. Sie beraäfige (Ergebenheit, mit ber bie ZÜBte bon
^ulba jeWeilen an bie Päpjie ihrer 3eit fihrieBen, paf ihnen bon bem
Vater ber profejiantifcpett Äircpengefcpichfe im fecpgepnfen 3 a h c '
hundert, DRafpiae fflaciuo, eufrüjleten Sabel eingetragen. 3XBt £upue
bon ($rerri£ree polte (ich f“ r Ben ©offeebienfi bie Dlicptfchnnr a ne Diom,
„bon wo bie Anfänge bee ©lanbene überallhin anegegangen (inb". 2Ile
ec für gweiunbgwangig fränfifcpe -Bifcpöfe ein (Schreiben an ben (^ürjien
ber ^Bretagne gn berfaffeu patte, bae biefem mit Aufhebung ber ©eraeim
fcpaft nnb (^Inip bropfe, warf er ipm nacp anberen Ocpanbfafen ale
fcplimmjiee Vergepen bor, baß er gewagt paffe, bie (Entgegennahme
einee SRapnfcpreibene bora Pap(! gu berweigern, bora Papfl, „bem ©off
ben ecßen Plaß (primatum) im gangen (Erbfreie gegeben paf".
^reilirp badpfen nicpf alle fo. Sie (Erfahrung, wie fepr in Dtom
©elb nnb ©uf gefcpä|f würbe, bie Satfacpe, baß man, wie aucp £upue
feßßetten mußte, gnm Papji nur mit ©efcpenfen gelangen fonnte, paf
bie äbergeugf ©laubigen bamale fo wenig wie fpäter irre gemacht. 2Iber
ee gab (Ergbifcpöfe, 23ifcpofe unbSpeoIogen, bie gegenüber bem römifcpen
(Sfnpl eine grunbfä$Iicp anbere Stellung einnapmen. 9Ran würbe ee
nicpf glauben, wenn nicpf Papji jpabrian felbji in einer 23ejiäfigung bon
Dlecpfen bee Älojiere @f. Senie mit (iarfen 333orfen barüber jlcp
ereiferte, baß ein (Ergbifcpof bon 9RaiIanb, ein Pafriardp bon 21quileja
unb ein 23ifcpof bon Gomo „bie peilige f atpolifcpe unb apojiolifcpe&ircpe,
bie bodp bae jpänpf ber gangen 233elf iß, Don ber ße felbji, wie man weiß,
i'pren Urfprung perleifen, mit pünbifcpem ©ebeQ angugreifen wagten",
inbem ße, Wae nocp fein &e|er getan, (tcp gleicpen Diecpfee mit Dtom
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@panifcf>er Einfluß
dermaßen. Saß ein ^3rießec, bet in päpjHic^em Auftrag reiße, non
einem Vißhof in fernem £anb gefangengenommen nnb non Unbekannten
erfragen warbe, wirb mit ber 233ilb£eif eines nenbefe^rfen Volles —
es ßheinf im korben gefd^e^en — ja erflären fein. 233ie aber märe bas
©elbßgefühl, wie wäre ber ßhroffe, ja geringfügige Son, mit bem in
ber Vilberßrage nnb im ©freit nm bie ©lanbensformel bie frän£ifct>e
Äird^e ber romißhen wiberfprach, wie wären ße möglich gewefen, Wenn
alle 255elf bie bebingnngslofe Unterwerfung unter romifd^e (Sntfd^ei=
bangen, bie Vonifatins einß belannf nnb gelehrt hafte, fnr religibfe
^Pftid^f gehalten ^äfte?
Sieben bem angelfächßßhen (Sinßuß wirfte im fränfißhen Älerns
feit ber 3 a ^ r ^ un berfwenbe ein anberer, ber fpanifd^e. Sie fpanifd^e
Äiri^e hafte bei h*>h er ©eißesbilbnng ihre Unabhängigkeit non Dtom
immer gewahrt. ©eit bem (Snbe bes achten ^oh^nnberts hafte ße fo=
gar in ber ©laubenslehre eigene V3ege gn gehen nerfnehf. Ser (5rgbißhof
(Slipanb non Solebo, unter arabißher ^jerrßhaft lebenb, hatte ben ©ag
anfgeßeHt, 3 c fue als 9I?enßh fei non ©etf Vater gum ©ohne ange*
nommen. DTtif biefer £ehre hafte er weithin Entlang gefnnben, auch
in bem non 5tarl eroberten ©ebief, wo ber Vißhof ^felijr non Urgel
ße nerfraf. Saß ber ^3apß ße nernrteilfe, hatte feine erkennbare 3GSir=
fang, ihm billigte man fo wenig ein Vorzugsrecht ber Gnfßheibung ja,
baß ber (Srgbißhof non Solebo es ßhlechfweg fnr fegerißh erflären
fonnte, wenn jernanb bie angeblichen jperrenworfe bei Dltaffhäns nora
pfeifen ber ÄirdE>e unb ben jpimmelsßhlnßeln nur auf Dlom begog, ba ße
hoch ber gangen &irche unb aQen Vifchöfen gälten. Sie „abopfianißhe"
£ehre iß in ©panien erß allmählich ansgeßorben, nad^bem $elip in
3tom (788) unb (^ranffurt (794) nernrteilf, in bie Verbannung abge*
fährt nnb gnra 233iberruf bewogen war.
3wißhen ber fpanißhen Äin^e nnb ber fränfifchen haften ßch, feit
eia Seil ©paniens bem Reiche Äarls einnerleibf war, enge ^Beziehungen
gebilbef. ©panier waren ins (^ranlenlanb eingewanberf nnb hatten h°h e
flnhIidE)e ©feQnngen erreicht. ©0 bie Vifehöfe ^ßrubenfins non Sropes,
Sheobulf non (Orleans, 2Igobarb non £pon nnb ©aubins non Surin,
bebenfenbe nnb feEbßänbige Sheologen. 233as bie brei legten einf —
non Prubenfins iß es nicht belannf — iß ihre ©egnerßhaff gegen bie
Vilbernerehrung. 233enn Sljeobulf, wie man nermnfef haf, ber Ver*
faffer non Äarls Senlßhrift über biefe (jjfroge war, würbe beren freie
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©regor IV. im frdnfifc^en 23u rg erfri eg
43
@pradf)e gegen ben SPapfi aus feiner jperfunft ftd^ erflären. Glaubias
i>af bnrdE) (Sifern gegen bie Bilder nnb durch rüdPfichtsIofe Befämpfnng
jedes 2£BergIanBens fidE> ©egnerfihaften gugegogen. 3 m 3 u f ammcn h an 9
damit ging er fo weit, fogar bie 233all fahrt nadE> 3tom als nuflos nnb
äberfläfftg gn verurteilen. EUgoBarb endlich fyat in fritifeher ©funbe offen
Begannt, man folle bem EPapfi nur gehorchen, wenn er bas DtedE>fe wolle,
andernfalls fei i^m 233iberflanb gn leiflen. ESie (Sreigniffe bewiefen, baß
gar nidE>f wenige fo badeten nnb danach gn handeln Bereit waren.
@s war im 833 - ©egen fiubwig I. fyatte ein 2Iuffianb fleh er*
hoben, weil ber Äaifer bem nad^geBorenen ©ohne Äarl gulieBe bie (5rb=
folgeorbnung von 817 geänbert hatte. EDera Eöafer traten bie älteren
@i>hne entgegen nnb mit ihnen viele, bie durch bas 31BweidE)en von ber
■Orbnnng von 817 bie Üteicfyeeinfyeit für gefährdet gelten. EDies war es
anch, was EPapfi ©regor IV. Bewog, bem jungen Äaifer fiof^ar ftch
gnr Eöerfügung gn flellen. EJIftf i^m fara er über bie E2üpen, um fein
233orf nnb 21nfe^en für bie 2Iufflänbifc^en in bie 233agfd^ale gn legen,
nnb fd^rieB in biefem ©inn an bie fränfifd^en Bifchöfe. ED och fanb er
Bei ihnen fdE)IedE)ten Empfang. 3^re große SQEl'e^r^eif ^ielf gu fttbwig
nnb fdEndte bem „Bruder EPapfi" einen me^r als deutlichen Brief. 3h ra
wnrbe vorgeworfen, er vergeffe in feiner Übergebung bes jrjirfenamfes,
nnb offen bro^te man i^m unb feinem EUn^ang mit Kündigung ber
©emeinfd^aft, falls er gn EJItaßregeln gegen ben alten Äaifer fd^ritte.
21Ber es gab andh fold^e, bie anbers bauten. 3m Älofier GocBie in ber
Epifardie ^at man ftdE) fpäter gerühmt, ben EPapfi in feinem EGorfag
Beflärft gn ^aBen, inbera man ihn an bie 21nsfprndE>e feiner EGorgänger
erinnerte, wonach er Befugt fei, im ETfamen ©offes unb ©anft EPefers
überall eingngreifen; baß in i^m ©anft EPefers EGoHmadhf fortleBe, über
jebermann gn richten, feBBf 1 aber von niemanb gerichtet gn werben,
©regor, ber gnnäd^fi Beforgt gewefen fein fott, faßte wieber 3uverfJd^t.
EDen Bifdhöfeu antwortete er £>odE?faI>renb, fte vergäben, baß bas geif}-
liehe 21mt £>ö^er flehe als weltliche jperrfd^aft, fte, bie alles nm weltlichen
EGorfeils willen täten, ©dEjilf, bas vom EESinbe Bewegt werbe. ($s
freist, baß er QfinbrudP machte, bie angebro^ten ©«griffe nnterBlieBcn;
er fonnte feinen EB3eg in Begleitung £of^ars fortfe$en, erreichte auch,
baß iCnbwig, obwohl wider jlreBenb, feine EGermifflung annahm, als bie
jpeere Beiber EParteien Bei Äolmar einanber gegenüber lagerten. ÖB er
wußte, baß, während er verhandelnd Bei £udwig ftdE> anffyelt, bie SErnp-
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'Papft un& rcf)cnDcrfaffung
pen Bes alten Äaifers Bewogen würben, gu Ben @ö^nen üBerguge^en?
2) aß (Ergebnis, ©efangenna£>me nnb (Entthronung ißubwigs Buch £ofhar,
foH gar nidE>f nach feinem ©inn gewefen fein unB er Bie ipeimreife an*
getreten haben, BereuenB, Baß er gefommen war. (Sr war wo^I felBfi
t>on Benen, Bie ihn Benagten, hittfergangen worBen. (Erfolg hatte er nicht
gehabt, Ba Ber fogleich einfe|enBe ©freit Ber 5taiferfi>hne Bie Dteihs*
einheif noch griinBIicher gerfiörte, alo Bie 3ßtaßregeln £ubwigs ee getan
hätten; nnB (Ehre hatte ihm feine (Sinmifchung Bei Ben ^franfen erfl recht
nicht gebracht.
3)ie $rage, t>or Bie Ber fränfifhe h«>h c -^erns Bei Biefem Anlaß ge*
fieHt war, ifi eine t>on Benen, Bie nie entfliehen WorBen fmB: 333ieweif
fleht Bern ^3apfl fraft feiner t>on ^Petras ererBfen religiöfen Amtsgewalt
ein Dtecht gn, in Angelegenheiten Bes ©taafeß gu Befehlen? ^Darauf
haben alle 3?a^r^tmi>crfe oerfhiebene Antworten gehört, fein 233tmBer
alfo, baß fte auch Bamalß wiBerfprechenB lauteten. Aber wußte man Benn,
wie innerhalb Ber Äird^c felBfi Bie 2$efugniffe Bes ^3apfles gegen Bie Ber
fianBesbifhöfe fh abgrengfen? ©ab es Ba überhaupt eine ©renge?
323enn man ihm guerfannte, baß in ihm Bie 33oHraacht ^3efri, gn BjnBen
nnB gu Iöfen, fortwirfte, unB wenn man Biefe 23oHmachf fo üerflanb, wie
33onifatins unB Bie Angelfachfen gelehrt hatten, baß fein 333orf jebem
eingelnen Ben jpimmel öffnete unB fhloß, gab es Bann ihm gegenüber noch
ein febbfiänbiges 3iedE>t in Ber Kirche? 323ar nicht Bie unoermeiBIithe
Folgerung Bie, baß Bie ^Befehle 3toms wiBerfpruchsIofen ©ehorfam t>er*
langten, gleichviel wem fte galten nnB was fle enthielten? 9Itif anBern
333ocfen, baß Ber ^3apf! unumfcbränffer .Sperr unB©ebiefer über Bifhöfe
unB ©eifilidhe jeBen langes fei? Siefe Folgerung ifl bis gur 3I?iffe
Bes 3ahrhnnBerfs nic^f gegogen worBen, weBer in Ber fiehre nodh im
£eben. 2)aß Bie (Srgbifhöfe, nm ihr Amt ausüben gn fönnen, Bas ^3al=
Iium t>on 3tom gu empfangen haften, war feit Ber 323ieBerherf2eUung Bes
^)rot>ingiaIt>erbanBes gewohnheitsmäßig anerkannter dledptsfafy. 3)aß
neue Stircheubegirfe Bur«h päpfiliche Verfügung gefhaffen werben müß*
fen, war es nicht weniger. Als (Ergbifhof (Sbo t>on Dleims, Bern Beifpiel
Bes Bonifatins folgenb, als 3Itiffonar gu Ben heibnifhen 5)änen unB
©«hweBen gog ( 822 ), ließ ec ft*h Auftrag unB QSoHmaeht am ©rabe
©anft Meters erteilen, unB Bnr<h päpfHidhe 23erorBnung würbe in feinem
323ir£ungsfeIB Bas (Srgbisfum Hamburg gefhaffen. 323ährenB Bes Ärie*
ges gegen Bie ©riehen im Anfang Bes 3 a h r h un ^ er t ö war & er ftänfifh
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*Papff unfc &trc$ent>erfaffung
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geßnnfe ^Patriarch oon ©rabo oerfrieben worben. Auf 5tarla Eintrag
üerfngfe £eo III., er bürfe Bis ja feiner 3»rüdE!fü^rnng bas 23iafura
!ßola t>erWölfen. Sie 23eifpiele geigen, baß bem SPapfl ein oBerßea Stecht
ber Verwaltung über alle Äircfjen gugeßanben würbe. Aber hoch nur
ein oBerßea, fein unmittelbares. 333er ein fold^ea in Anfprudh genommen
hätte, würbe fidt) in 333iberfpruth gefe$t haben mit eingeleBfer ©ewo^m
heit. Unb nicht nur biee. @eit 5tarl bie ©efeffammlnng bes Sionpßna
non jpabrian I. erBefen unb erhalten hafte, Befaß bie fränfifdfje Äirt^e
ein gefd^rieBened StedE)f, ein alfe^rwurbigea Sterf>f, bas in ber römifcfjen
Äird^e t>on jeHjer galt. Sanach war ihre Verfaffung nen georbnef wor¬
ben, banadE) ßerwalfefe ße fidE). Örgane ihrer ©elbßöerwaltnng waren
wie im Altertum feif StiBäa bie @pnoben, bes 25ifä}ofs mit ben ©eiß-
lic^en beeSiogefe^bee Sltefropolifen, nunmehr GrgBifd^of genannt, mit
ben 23ifdE)öfen ber ^rot>ing. Stach 23ebarf traten auch mehrere ^3ro=
üing^p gu einer allgemeinen @pnobe, einem Concilium generale gnfam=
men, baa bann ala fird^IidEje Vertretung bes Dteid>es galt. Ala ^fü^rer
unb Regenten erfd^einen bie GrgBißhöfe; ße fe|en bie Vifd^ofe ein, Be=
rufen unb leiten bie @pnoben, an beren SltitwirBung ße geBnnben ßnb.
333ieweif ße il>re ^3rot>ing Be^errß^en, hängt non perfonlic^en (5igen=
fcfyaften aB. UnBeßimmf iß bemgegennBer bie (Stellung bes Papßea.
333id^fige Angelegenheiten (causae maiores) ßnb ihm oorgulegen; fo
laa man in einem ©dpreiBen 3 nno g en g’ I- Aber waa „widrig" fei, war
nirgenba gefagt. Stach ber Auffaßnng früherer feiten bucfte man bar*
unter foldße Singe nerße^en, bie für bie gange Äirche, fei es unmittelbar
ober mittelbar, non Vebeufung waren, nic^f mehr. Surch bie Vefd^Iüffe
ber ©pnobe non (SerbiBa (342) war bem nerurfeilten Vifd^of bie 25e*
rnfnng an ben ^ßapß freigeßeüt, ber bann ein neuea Verfahren anorbnen
nnb bagn nach VelieBen feine Vertreter entfenben fonnte. 3m übrigen
erßhien feine (Stellung an ber (Spi|e ber ÄirdE)en norgngeweife ale bie
einea Verafera in fdhwierigen fragen, einea jpüfera echter Überlieferung
in©IanBen, Stecht nnb (Sitte. ADguoff iß er nicht in bie £age gekommen,
biefe Stolle gu fpielen. 353ir Bennen aua ben gwei SItenßhenalfern feit
bem J£obe 5}abriana I. Baum ein halbea Su$enb foId£>er Responsa, in
benen ber ^3apß, wie in alter 3eif, auf Anfrage AuaBunft erteilt. Sie
Bäuerlichen (Srlaße bes nierten nnb fünften 3 a hchonberfa, bie ihm
weitergehenbe Vefngniffe Verliehen, Bannte man nicht, ße ßanben nicht
im©efe|Bnch bes Sionpßn s nnb waren längß in Vergeßenheif geraten.
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tfdntg unfc 3 Siftfybft
Sem enffpradE? bie Übung. 255as feit Bonifag durch ©ewohnheif ^ingu=
gekommen war, Befchränfte fidE? auf bas, was wir foeBen fennengelernt
haben: Palliumoerleihung, 9f?euorbnung t>on ÄirchenBegirfen unb —
Wof?I bas wid^figjle, aber, wie wir im §aHe Srogos oon 3Q^e| fa^en,
nicht unBejlriften — Befiellung t>on BeooDmädEjfigfen 25erfrefern.
©oweif bas Diechf. DItan fleht, wie fe^r es ^infer bera gurüdPBIieB,
was aus ben religiöfen 23orfieHungen ftd^ ergaB, mit benen feit ber
255irffatnfeit bes Bonifafitts ber EKachfoIger bes ^eiligen Petrus um*
Bleibet war. Sa geigt (tcf?, wie fremd ber alten Äird^e biefe 2SorfleHungen
gewefen waren, wie wenig ber neue ©IauBe bera alten Dledjt eutfpradE).
Ser 255iberfpruch rankte empfunden werben, foBalb ber 25erfuch ge*
macht würbe, bie Dltad^f bes Papfles im ©inne ber ^errfd^enben 25or*
ffeQungen gu Befonberen 3 wec £ en innerhalb bes Dtec^fes unb ber 25er*
walfung ber Äirc^e gu Beuufen. Sas i(! gefd^e^en unb hat gu ben raerf*
würbigflen folgen geführt; es gaB ben 2(nflof!j gu bera 2S5agnis, bas
gelfenbe, auf alte ©ewo^n^eit unb fc^ciftlid^e ©afung gegrünbefe 5ted^f
gu ßerbräugen burdE? (Srfinbung einer noch älteren ©ewo^n^eif nnb noch
älterer fd^riftlid^er @a$tragen.
2 Ingefe^en unb einflußreich wie nirgenbs fonfl war ber ©tanb ber
Bifchöfe im Dteid^e Äarls bes Äa^Ien. Anfangs fyatte bie 233age noch
gefd^wanft gwifd^en ihnen unb ben £aienfärfien. Bald aber Begriff ber
junge Äönig, wo feine feflere @fü$e fei, nnb fdE)Ioß ben Bund mit ben
Bifchöfen, ber ben Bebürfniffen Beiber Seile entfprad^. 255o^I opferte
bie Äircf>e baBei iE>re Freiheit, ba ber Äonig bie Befe$ung ber Bistümer
Be^errfd^te, f«h manchen (Singriff in bas 5tirdE?enguf erlaubte unb ben
23erfe^r mit ber üUußenwelt flreng überwachte, fo baß man bie BifdE>öfe
eBenfogut für ©taatsbicuer wie für Siener ber ÄirdE>e Ralfen {onnte.
2IBer fte gewannen bafür, was ihnen oor allem wichtig war, ©chttf
gegen bie £aienfürfien, oon benen fte noch gründlicher Bcherrfht unb aus*
genügt unb ihrer Beftfungen Beraubt worben wären. ©egenüBer biefer
©efahr war 2ütfdE)Iuß an bie Ärone unb Unterwerfung unter fte bas ©e*
geBene. Sem £aienabel hätten bie Bifchöfe bienen müffen ohne (Sntgelf,
im Sienfi bes Königs hatten fte 2InteiI an ber Regierung bes ©taates,
gumal wenn ber ^errfher ihnen durch perfonliche Seilnahme am geifligen
£eben, an 255iffenfchaft unb ©chrifttum fo nahe flanb wie Äarl ber
Äahle, wenigfiens in biefem einen 3 U B C an & cn ©to^oafer erinnernd.
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J$tn!mar Don ?Ketm*
47
SQftand^en Bebeufenben Äopf gä£>Ife bie ©eifHicfjfeit bee 233efireii£a
in i^ren Diesen, mand^en ©ele^rfen unb @df?ri ft fieHer non [Rang. 2In
i^cer ©pi|e fianb ala erfler GrgBifd^of jpinfmar non [Reime. 2tn 233iffcu
na^m er ee mit febem ber 3 citgeno(fcn auf unb geigte es gern in feinen
©griffen, in benen er bie 23eIegfleHeu mit noHen ipänben auegufi$ttffen
lieBte. Gigene, felBflänbige ©ebanfen barf man Bei ilfra nidEjf fud^en, bie
©aBe anmutiger §orra ging i^m aB. 5)afüc ragte er ferner burdf? Äraft
unb ©efc£idPIic|>feif, rosige ©id^er^eif unb ©efdEjraeibigfeit im ipanbeln
nnb eine perfonlid^e Mneigennfi$igfeit, bie in biefer 3 «i< öereingelf ba*
fietyt. jpernorgegangen aus bem Älofler ©t. Senie, mar er frü^ an ben
.Spof geforamen nnb fd^on non £ubmig I. ina Vertrauen gegogen morben,
Äarl bem Äa^Ien £af er eBenfo freu unb felBfUoe mie erfolgreich gebient,
©ein Söerbienjl mar ee, baß ber QSerfuch fiubmiga bea 3)eutfdE>en, boa
2Beflreidh mit Unterfiüßnng bea £aienabela gu erobern ( 858 / 859 ), an
ber Streue ber 23ifdE>öfe fdEjeiterte, bie mit einer eingigen 2Inenaf>me ge=
fd^Ioffen unter jpinfmara ^fü^rung an Äarl fefi^ielten. 2 IudE) ala biefer
i^m mit XXnbanf gelohnt, i^n einem ©egner preiagegeben nnb auf feinen
©furg ^gearbeitet fyatte, ^at ijinfmar nidEjf mit gleicher 9Itünge ge=
ga^If, if! bem Äonig nid^f untren gemorben unb ^at nodh beffen 3 T?ai$*
folgern mertnolle Sienfle geleifief. ©egenäber [Rom mar er gunäd^fi non
ber gleichen ©efmnung erfüllt, bie feit einem 3 a ^ ua Berf Bei ben $?ran=
fen nor^errfd^te. 3m 3^adE>foIger Petri fa£ er ben [Regenten ber Äird^e
nnb [Richter ber 23ifcf)öfe, beffen 233orf gu gehorchen i^ra Pflicht mar.
ltnb bocf) ifi gerabe er bagn geführt morben, nach mieber^olter 25eugnng
unter ben 9S3iIIen einea ^errfdEjIufligen papflea, fdhließlich anf baa DtedE>f
bea 3Q3iberfianba gegen unBegrünbefe 2tnfprnd^e fjdE) gu Befmnen, unb
gegenüber 2Serfuc£>en, bie 23erfaffung ber Äirc^e gemäß ber neuen £e^re
non ber ättlgemalf Petri nnb feiner [ftachfolger nmgnmälgen, h<*f er bie
alte ßrbnung unb baa gelfenbc 3tect>f mit STfad^brudP unb Gr folg ner*
feibigf, ber erfie, ber bie Verehrung für bie päpfilidEje 333nrbe mit @eIB=
fiänbigfeit ber Äifd^öfe in ben©rengen i^ree 2 lmfea gu nereinigen fnd^te.
©einer Gr^ebung auf ben @ful>l non [Reime maren Äämpfe noraue*
gegangen, unter beren [JTadhmirfung er burch länger ala gmei
h<*f leiben muffen. @ie gingen gnfammen mit ben 23iirgerfriegen, bie
gmifd^en 833 unb 843 baa fcänEifdE>e [Reich erfd^üttert Ratten. 2ln bem
©furg unb ber ©elbflbemüfigung £nbmiga I. ( 833 ) Ijaffe GrgBifd^of
Gbo non [Reime mit menigen anberen 23ifdE)öfen in hernorragenber 333eife
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(SBoö 2IBfe$ung tinB Jpinfmarö (SrFjeBung
feilgenommen unb war bafür oon bem wieber gur 3[Rad^f gelangten
Äaifer (835) t>or eine -23ifif)ofö(r>nobe in Siebenhofen gefleüf, gum 33e»
fenntnis feiner Unwürbigfeit unb gur ABbanfung genötigt worben. 233as
alles man il>m öorwarf, wer bie Ankläger waren, ifi wol)l nicE>f ohne
Abficht in SunEel gehüllt, unb es ifl nirf)f gweifeßjaft, ba$ bie ©pnobe
unter bem SrucE bes anwefenben Äaifers jlanb. Als jßnbwig gefiorBen
war, Befreite ficf) SBo ans ber jpaft, in ber er gehalten würbe, unb fdE?loß
fleh £otf>ar an, ber i^n burch eine ©pnobe t>on gwangig 33ifchöfen in
3ngell>eim wiebereinfegen lief-f ( 840 ). Sfwa ein 3 a h r öerwalfefe er ba=
natf) fein SrgBisfum, bann oerfrieB ihn aufs neue bie Nieberlage £of£ars.
Umfonfi fadste er burdE) ben ^fJapfi wiebereingefe^t gu werben unb fdjlofü
ftd^ im 3 a h r 844 ber Diom fahrt £ubwigs II. an # ): ©ergius II., obwohl
bem Äaifer für feine eigene Anerfennung OerpfIidE)fef, weigerte fldf)
unb Be^anbelte SBo als £aien, erfannte alfo bie Abfe$ung als rechtmäßig
an, Sinen Nachfolger hafte man noch nicht BefieHt, bie fird^lid^e 23er»
walfung in Dleims würbe einfiweilen non Gf>orBifif)öfen nerfe^en. Srfi
|e|f ( 845 ) würbe jpinfmar eingefe|t unter einhelliger .Beteiligung ber
Bifhöfe feiner ^ßrooing. SBo antwortete mit einem erneuten Anlauf
in 3iom. Surdh 23erwenbung Äaifer Lothars erreichte er auch, baff
fPapfi ©ergius eine Unterfuchung anorbnefe. fPäpfHiche ©efanbte foHten
fte gnfammen mit einigen fränfifchen (5rgBifdE)öfen gUiÖfiern 847 in Srier
führen. Aber fte BlieBen aus, unb auf einer ©pnobe bes weflfränfifdE)en
DleidEts in ^3aris erfhien SBo nid^f, obwohl er im Namen bes ^3apfies
geloben war. Sie ©pnobe Betätigte feine ABfefjung unb oerBof ihm,
feine einfiige fProning gu Betreten. 33ei £ofhar in ltngnabe gefallen, fanb
er Unterfnnft Bei finbwig bem Seutfchen, ber ihm bas Bistum jpilbes»
heim nerlieh. 23on h*ec «ns foH er noch einen t>ergeBlicE>en 23erfnch
gemacht haben, Äarl ben Wahlen gu gewinnen; gu Anfang 851 ifi er
gefiorBen. jpinfmar aber hafte fhon uorher bas ^ßallium ans Diom er»
halfen mit bem ungewöhnlichen 23orrechf, es nicht nur an ben fyöcfyßett
ffeßtagett, fonbern fooft er wolle gn fragen. Sr oerbanfte bas ber (^ür»
Bitte £othars, beffen 3°m über SBo in 23orlieBe für feinen ©egner fleh
äußerte.
Sie Angelegenheit hätte erlebigf fein fönnen, hätte nicht SBo in
Dieiras feinem Nachfolger eine unbequeme SrBfdhaft hiaterlaffen. Sr
hafte in ber 3 cif feiner uorübergehenben Dlüdffehr mehrere ©eifiliche
•) 0i ef}t oBen 0. a8.
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09 »io&e gu (Sotffona 853
49
geweift, ^Priefier unb Siafone, unb barunfer einige Somhecren, Sjinb
mar aber hafte biefe 3Q3ei^en nicf>f anerfannf unb bie ©eifllicf)en, t>ier*
gehn an 3 a|>I, ihrer ©feilen enthoben. Nach bem Sobe (Sbos beantragten
fie ihre 933iebereinfe|nng. @ie hätte auf bem 223ege ber Vegnabigung
erfolgen fönnen, jpinfmar aber gog es t>or — warum, wißen wir nid?f —
bas Dleifyt walten gu Iajfen. (Sr gwang bie 2lntragfleller, eine förmliche
Älage gegen il>n eingureichen, unb ließ eine ^teichsfpnobe in ©oiffoits
in ©egenwarf bes Äönigs bas Urteil fällen (2lpril 853 ). (Sbos 3Ibfe|ung
würbe für rechtsfräftig, feine 233ieöereinfe|ung unb beragemäß auch bie
non iljra nachher erteilten 2G3ei^en für ungültig, jpinfmars (Sinfe$ung
für orbnungsgemäß erflärt. Sie Kläger Raffen ihre ©adE)e ooQenbs Der*
borben, inbem fte fte mit unwahren Angaben, bie fofort wiberlegf werben
fonnten, fogar mit einer gefälfefyten Urfunbe gu Derfrefen fügten.
Ser ^fall pfiffe erlebigf fein müffen, bie Verurteilten jeboef) beruhigten
|i<h nicht bei bem (Spruch- (Entgegen allem Dted^f unb jjerfommen
wanbfen fie (Ich nach 3tom unb fugten borf ihr D^edErt. 233ar es bie 2Inf*
wort hierauf, ober war es ein Qeicfyen, baß man fidE> uid^f gang ftd^er
fühlte, bie ©pnobe befihritt ben gleiten 333eg: fie bemühte ft«h beim
^ßapfi um Veßäfigung ihrer Vefchlüffe. £eo IV. lehnte ab. Sem ©efudjj
fehle bie laifedid^e (Empfehlung, bie 2Iften feien ihm nicht Dorgelegf,
unb bie Verurteilten hätten Berufung eingelegt. (Sr focht überbies bie
Dtechtmäßigfeif bes Urteils an, befahl nochmalige Unferfuchtmg burch
eine (Spnobe, gu ber er einen Legaten entfanbte, unb fiettte »on bereu
Urteil bie Berufung nach 3^ om frei- Äein Zweifel, baß er bamif bem
V3mtfche £ofhars nadEjfara, ber ingwifihen wieber jjinfmar feinb ge*
worben war unb, ans perfonlichera 21 nlaß felBfl aufgebracht, amh ben
^ßapf! aufgubringen gewußt hafte, fo baß biefer an bie wefifränfifchen
Vifchöfe ein (Schreiben erließ, in bem er jrjinfmar „hochmütig", „un*
geh«>rfam", „Vater ber Überheblichfeit" unb „(Srfiling ber 2Inraaßtmg"
nannte, ihn bes Vrnthes feines Nibnihsgelübbes gieh unb ihm fogar
redhfswibrige Vefieigung bes (Stuhles t>on Dleims oorwarf. ^fabeffen,
es gelang, £ofhar umgufiiramen, unb in ^Begleitung faiferIidE)er ©e=
fanbteu madhfen ftdE> ipinfmars Voten auf nach Dlom, um bie 3urädP=
nähme ber früheren 2Inorbnungeu gu erwirfen. (Sie fanben £eo nicht
mehr am £eben, unb fein Nachfolger, Venebiff III., madhfe feine
©dhwierigfeiten, (Sr hafte — warum, werben wir fpäfer fehen — allen
©rtmb, ben VSünfrhen bes Äaifers enfgegengufommen. Ser Verufung
Malier, Daß Papfffum IP 4
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50
09 *io&e gu 0 oiffon* 853
6 er Oteimfer ©eifllidE^en würbe leine (^olge gegeben, bie anBefoE>Iene
@pnobe bee fiegafen fanb nid^f jlaff, ipinfmar aber erhielt gugleidE} mit
6 er 23efiätigung 6er 23efcf?Iüffe non ©oiffons eine 23ef!ätigung feiner
Dtecfjfe als Oltefropolif 6er Dteimfer &ird?enproning, mit bem Eöorrec^f,
nur nor 6em EPapfi nerflagf ja wer6en. Sie @adE>e fc^ien wirflicfj be-
enbet, un6 fdEjwerlidE? E>af bamals jeman6 geahnt, baß aus i£r nocfj einmal
ein ernfler 3wif(^enfaH entfielen würbe.
£>b bei biefen Vorgängen 6ie EOorfc^riften bes Dted^fs immer beob=
achtet worben (mb, bas gu beurteilen reicht bie Überlieferung nidEjf ans.
21 nlaß gn 3wcif«In fann bie 3Ibfe|ung ober richtiger bie erzwungene 3Ib=
banfung Qfbos woE>I bieten. Seffen ifl man ftcfj offenbar bewußt gewefen,
unb es ifl ein^eicfyen ber^eif, baß bas Olttffel, mit bem man bie Oltängel
gu feilen fudEjte, bie päpfilid^e 23efiätiguug war. Sem 3?adE)foIger ^3efri
als Ijodjjfier 2Iuforifäf unb Ie§fer »Quelle allen DledEjfes ernannte man ba=
mit bie Befugnis gu, 5 e ^ er unb £ucfen eines Eöerfa^rens burdE> feinen
@prud^> ausgugleidEjen. Senn was Dtom gebilligt £affe, mußte unam
fedfytbar fein. Sas war gwar in feiner @a$ung begrnnbef, bnrdE> feinen
Vorgang na^egelegf, aber es ergab ftd^ aus ber ^errfdEjenben Senfweife.
Saß 23enebift III. bie erbetene ESefiätigung ber 23efc£lüffe non @oif=
fons gewährte, l>af nichts 23efremölid?es, gumal er es mit bem EGorbel^alf
tat: „wenn es fidE> fo, wie berichtet, »erhielte". 2lbgefeljen non ber not*
gebrungenen EHücfftd^f auf ben Äaifer war man in Dtom fcfjon gewohnt,
Ütedjte gn nerleiljen unb 33eft§nngen gu betätigen, an 35isfnmer nnb be-
fonbers au Älöfier. Sro$ aller EOerlufie ber Überlieferung fennen wir
ans ber erfien ijplffe bes 3uf>rl>unberts ein gutes Sugenb foldEjer Diedfjfs*
nerbriefungen burdEj ben Eßapfl. Unb ließ ftc£ nidEjf i^jinf raar felbfl foeben
nom EPapfl befonbere EGorred^fe erteilen? ETGenn nun audEj eine ©pnobe
nm 23efläfigung bat, fo fonnfe bas bem ^3ap(l nnr wiQfommen fein als
wertnoHer Vorgang für fünftige ^äUe.
2Inbers fic£>t es mit bem EGerljalfen £eos IV. Saß er bie Eöeflätigung
nerweigerfe unb gegen ^jinfmar ben Vorwurf wiberred^tlid^er (Sr^ebung
fdEjIeuöerte, obwohl er felbfl i^m bas EPaHiam, nodEj bagu mit befonberer '
2 Iusgeid^nung, nerlie^en £affe, mag man aus bem (Sinfluß bes ftaifete
erflären, bem er fuf> nidEjf wiberfe£en fonnte ober wollte. SennodE) ifl ber
©dEijriff ungewöljnlidE). Sie 33efif)Werbe non einfachen ©eifilidEjen —
nid^f 25ifd^ofen — über ein ©pnobalurfeil na^m er an. 3ui gefd^riebe*
nen Dlec^f ber ÄirdEje gab es feine 23efiimmung, bie i£n bagu berechtigt
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Pfeufcoififcor
51
hätte, unb ber ©ewohuheif entfprach es fo wenig, baß matt um mefyt als
nierhunberf gurüdfge^en muß, um in bec ©inraifchung bes goftmtts
in Angelegenheiten bec afriSanifhen Äin^c einen Vorgang gn ftnben,
bec gnbem in feinem Verlauf nichts wenigec als gugnnfien bes ^3apfies
fpcadE> # ). Sfltan Sonnte gwar einwenben, in ©oiffons habe es ft<h eigent«
lieh nicht nm bie @ache bec Dteirafer ©eifHichen, fonbecn um bie Ab«
fefung eines ©rgbifchofs, ©Bos, gehanbelf. Aber ein @a§ in bec Se«
grünbnng, bie £eo feinec Antwoct gab, focbect hoch bie AnfmerSfamSeit
heraus. ©r bejlriff bie 3tethfmäßigSeif bec ©pnobe, weil Sein päpfllichec
Vertreter an ihc teilgenommen hotte. Sas wac {(fyletfytfyin neu, ebenfo
nen wie bec ^GforBe^alt, baß anch nach wiebecholtec Unterfuchung an ihn
füllte appelliert werben bürfen. Niemals frti^ec hatte Dfom ben Anfpcuch
erhoben, baß nur feine eigene Teilnahme ben Sefchlüffeu ber ^3roning«
fpnoben 3techtsSraff gebe. Niemals hotte es ftch bas Ie|fe Urteil gegen«
über einer ©pnobe norbehalfen. Steun 3 a h cc tuar es erfl her, baß
©ergitts II. abgelehnt hotte, bie Abfe§ang ©bos rückgängig gu machen.
Saß er ein Dtethf bagn höbe, weil ber päpfiliche ©fühl auf ber ©pnobe
in Siebenhofen nicht oeefrefen gewefen war, hot er offenbar nicht ge«
wnßt, mtb als er fpäter nochmalige Unterfuchung bes pralles anorbnete,
hat er non ber SQtoglichSeif einer Berufung nach Dlom nicht gefprochen.
Sen fränfifchen Sifhofen, mochten fte amh überrafthf fein, baß ein
-P a pfi fte ftch aneignefe, waren folche ©ebanSeu feit Burgern nielleieht
nicht mehr frerab. ©ben in jenen 3 oh ren , als man in 3teims um bie
DlechtmäßigSeif ber Vertreibung ©bos mtb bie ©ülfigBeif feiner 2 X$eihen
flriff, warben brei Sucher oerfaßf, beren gemeinfames 3 *el eine grnnb«
liehe Umwälgung bec befiehenben Äirchennerfaffung war. 3 n ollen
breien fanb ftch mit anbern Steuerungen auch &er eben erwähnte ©a$,
baß über einen Sifhof nur mit päpfilicher ©rmäehfigung gerichtet
werben Sonne, in häufiger 223ieberholung. Sas ecfle, Sürgefle ber Sacher
behauptete eine ©araralung non 3ledpte{ä%en ans päpfilid^en unb Saifec«
liehen Verfügungen gn fein, bie !ßapfl ipabrian bem Sifchof ©ngelram
non 3Qte| am i 4 - (September 786 übergeben habe. Sas gweife gab
ftch föe eine ©aramlung non ©efe$en Äarls bes ©roßen unb £ubwigs I.
ans, neefaßt im Auftrag bes 847 nerfiorbenen ßfgac non SQtaing non
beffen „£enifen" b. h- SiaSon SenebiSf. Sas briffe, umfongreichfle
•) (Siefye 33 b. 1, ©. 116 f.
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Pfeu fcoifi fror
trab wid^figfle ficlltc fid? bar als »oDflänbiges ©efe|Bu<h ber Äird^c,
Beflehenb aas Äanones ber ©pnoben feit SR'ifäa trab redhtfegenben 23er»
fügungen, Sefretalen ber re>raifcf>en 23ifcf>öfe t>ott Älemeus, bera 9üach*
folger ^3efri, Bia herab auf ©regor II., gufammengefiellf Don einem n idpt
näher gefennjeit^nefen 3(tbor DItercafor. 2lHe brei geigen bie jpanb eines
unb besfelben Verfaffers, nnb alle brei frab nach (^orm unb 3n£alt
^älfd^ungen, bie größten, bie breiflefien, bie folgenreidhflen ^älfchungen,
bie jemals gewagt warben, ©ie jiü|en einanber gegenfeitig, inbera fte in
t>erfc£>iebener Raffung häufig basfelBe fagen, bodp »erraten fid) ber am
geBIid^e 3pabrian=Engelram unb ber angebliche £e»if 25enebiJf als
Vorarbeiten gum jpanptwerf, bera 3fib°r 3flftercafor. 2Inf biefen bärfett
wir uns Befd^ränfen, wenn wir ihren geraeinfaraen 3 n ^ a ^ f un ^ 3 Wcc ^
erfahren wollen.
(Sr iji ein ©eweBe t>on 233ahrheif nnb Sichtung. 3Ifan fanb in ihm
bas gange bantals gebräuchliche DtedhfsBudh bes Sionps, aber ratferraifdhf
nnb »erwehrt bnrdh gegen hanberf erfnnbene ©fücEe, gutneiji ber romi*
fdhen 23ifdhöfe ans ben erjien breihunberf 3ahren, in Intfenlofer Dteihe
»ora angeBlidhen Siemens Bis auf Samafus, einer 3 e if, ans ber man
irgenbwelche rotnifehe Sefretalen Bis bahin nicht gebannt hatte.
Sas ©tannen über bie ungeheure Kühnheit bes Unterfangens läßt
nach, wenn man gewahr wirb, mit welcher burdhtrieBenen ©dhlanheif
ber Verfaffer feinen 23efrug »or ben ^liefen ber 3eitgenoffen gn »er»
bedfen gewußt hat. Sie fallen ©tüefe frab nicht frei erfnnben, fonbern
ans echten Vriefen fpäterer Ipäpfle, ans ©pnobalabfen nnb ©dhrift*
fleHern ftnb eingelne @äf e ausgehoben trab mofaifartig gufammengefegt,
fo baß ber £efer überall bie ihm Befannten ©fimmen ber Vergangenheit
gn hären glaubte, raährenb es fehr ansgeBreitefer nnb genauer Äennf*
niffe, großer 9Itühe unb noch größerer ©ebulb Bebarf, um bie (Snflehnung
im eingelnen anfgnbeefen. 233er folche Äenntniffe nicht hatte, bie er*
forberlithe3CRuhe ttnb©ebulb nicht baran wanbfe, hatte nnr ben©efamf*
einbrnef altertümlicher Echtheit. Sagu faraen bie Flamen ber angeB*
liehen 23rieffthreiBer, »or benen ben frommglänbigen £efer ©dhauer
ber (Shrfurcht erfaßten, jebe Dlegnng bes 3weifels »on »ornherein er*
fiidenb, nnb enblidh als roirffamfie Einführung ber Verfaffername
3f*bor. Er weefte bie Erinnerung an ben großen Ergbifcl)of »on @e»iHa
(f 636), beffen ©ehriffen gn ben lanbläuftgen »Quellen ber .Belehrung
gehörten, »on bem man wußte, baß er ein DtedhtsBnch hmterlajfen habe
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Pfeufeoifidor
53
t>on größerem Umfang unb anberem 3n^alf als ber gebräuchliche Sio*
nps. @o mar alles gefächen, nm einer unmiffenben, aber um fo glaubens*
freubigeren 3 c * f bie 33orflellung beigubringen, fte fydbe es mit einer nen
entbeeften echten /Quelle fird^lid^en Dtecfyie gn tun, ungleich reic^^alfigec
als bie, bie man bisher gebannt fyatfe, nnb merfnoller, meil älter als fie.
3 « biefer 23orjIeHung mnrbe man befiärft burch bie bunte 3Itannig*
faltigfeit bes 23or ft<h h attc man bas 23ilb ber Äirche, mie man
im nennten ^fchrhunberf meinen fonnte, baß jte einfi in ihrer befien 3eif
gemefen fein muffe, ein 3bealbilb non ©lanben nnb ©iffen, SSerfaffung
nnb Stecht/ bas feef» für urfprüngliche 233irflid)feif ansgab. Sa las man
neben erbaulidhen Ergüffen bograatifche 3lbhanblungen über fragen, bie
bas nennte 3 a h r hunbecf befdhäftigten; neben 2lntnei fangen für ©offes*
bienfi nnb £eben fianben iCerorbnungen gum ©cfml bes Äirchengufs.
Sen breitefien Staum aber nahmen D^ed^f nnb 23erfaffung ein. Ser
falfche 3ßbor bemüht (Tif> um ein gefdhloffenes ©pflem geifHid^er Slang*
orbnmtg non 23ifchöfen, Ergbifchöfen, Primaten unb ^Patriarchen bis
hinauf gnr einheitlichen @pi|e, bem römifchen SPapfi. Sabei laufen ihm
353iberfprüihe nnb Unflarheiten unter, meil er manche außer ©ebrauih
gekommene 2lnsbrücfe feiner/Quellen nicht mehr Oerjiehf. 3 n ben Silit*
telpunft fJellf er ben 23ifd>of, über allem QSolf nnb allen ^ürjlen ber Erbe
flehenb, unanfajlbar, nur non ©off gn richten. 3h n gegen jeben Eingriff,
non mo er auih fomme, gn fräßen, feine Entfernung ans bem 2lmf, fei
es 3lbfe|ung ober 23erfe$ung, fo gut mie unmöglich gn machen, ifi fein
nornehmfier 3mect. Silan müßte es, auch menn nicht bas SJormorf j«h
ansbrüdHich bagu bekennte, benn bie 23ejlimmungen hierüber mieber*
holen (uh beflänbig. ©chon bie 2lnflage gegen einen 33ifd?of ifi auf jebe
benfbare 2lrf erfchmert. ©oll jte nerfolgt merben, fo mnß ber 2lngeflagte
nor allen Singen frei unb im nollen 23eflß feiner Sßürbe fein. 2Us feine
Diichfer fommen nnr bie fämtlichen 2lmfsbrüber ber eigenen ^ßroning
in ^frage, aber non ihrem ©erichf barf er nicht nur jebergeif, auch fchon
nor bem Urteil, nach Stom Berufung einlegen, ihr ©prud? ifi in feinem
^all enbgülfig, er unterliegt immer ber 23efiätigung bnreh ben ^3apfi.
3 «» — h* er ***** ber @a$, non bem mir ausgingen, in mehrfacher Sßie*
berholmtg auf — bie ©pnobe ber 23ifhöfe bebarf felbji ber päpjllichen
Ermächtigung, ohne biefe ifi fte gn honbeln nicht befugt.
Eine hoppelte 2lufgabe mar in biefem ©pjlem bem ^ßapfte gngebaihf.
Unter feiner 2luforifäf flanb bas©ange, es beruhte auf ber Befugnis bes
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©er tyapft bei Pfeudotftdor
römifd^en ©fn^Ies, ja lehren unb ja Befehlen, ^äpflen waten bie ein*
jeinen 23ejlimraungen, anb gerabe bie einffyneibenbfien, in ben 3Itttnb
gelegt, auf eine SInweifung bee 2lpojieIs ^3efrns felbfi, bie fein angeblicher
9Rnchfolger angeblich nerfänbigt ^aBe, foHte bie gefarate QSerfaffnng
bet Äirrfje jnrndfge^en. 3$ c jjaupf ifl Dtom, bie Siftutterfirche aller
anbecn, es £af insbefonbece alte 23isfümer in ©atlien, ©panien, ©er*
raanien unb 3^Ken gegrünbef. Sagegen treten bie allgemeinen @t>no*
ben als DtechfsqneHe fe^r jurücf. 3^re Äanones Ratten Bieter in ber
Sjauptfatfye bie Örbnnng ber ÄirdEje geregelt, bie päpfilii^en (Srlaffe »er*
galten jn$ ja i^nen wie bie 2lasführnngsBejlimmungen jnm©efe|. 2ludE>
bem Umfang nach äberwogen in ber ©ammlang bee Sionps bie ©pno*
balBefd^ltiffe (Äanones) bie päpf&id^en (Srtaffe (Sefretalen) am mehr
als bas Soppelfe. 35ei 3fi& DC *fl bas iöer^ältnis aragefe^rf, unb ben
Sefretalen wirb bie höhere 3lnforifdf juerfannt. Saraif wanbfe jtch ber
^älfdEjer an ben ©lanBen ber 3eifgenofjen, bie im röraifc^en 25iftf)of bie
mafjgeBenbe ©teile fallen unb gewohnt waren, fich nach i^ra jn richten,
wä^renb man non allgemeinen ©pnoben feine eigene (Stfa^rang Befafj.
Sie, non benen man wußte, Ratten nor langer 3cif »ab in frembea
Säubern getagt, feilgenommen $afte man an feiner. 3 u ^ em h at ber
^älfd^er burdE) Säuberungen, ^fortlaffnngen unb3«fä|e, bie er am 333orf*
lauf feiner (Quellen norna^m, fcf?on ben Späpflen ber älteflen 3cif eine
cedE>f!id^e ©feHung über ber gefamten 5tird^e jugewiefen, bie Weber jte
felBji noch ihre Sftachfolger tatfäd^lid^ Befeffen Raffen. Rubeln er ihnen
borf, wo er jte jnr ©efamtfirdEje reben ließ, bie ©prache in ben 9Itunb
legte, bie fte gegenüber ben 33ifc£5fen ihres ©prengels geführt Ratten,
erwedfte er bie SGorjleüang, Dlom ^aBe non jeher bie ganje Äird^e in
933cfl nnb ßfl unmittelbar regiert. 3 n &em er jie Behaupten ließ, romi*
fcf)er 23rand? fei überall necpflicfjfenb, ging er fogar nBer bas hinaus,
was in 333irflid^feit Bisher in 3tom geforbert worben war. Ser 2ln*
fprud^, niemals geirrt jn haben, noch fnnftig je jn irren, war im SJItnnbe
roraifd^er 23ifdE?6fe nichts STieues; aber etwas Scenes war es, baß biefet
@a| in bas Dtechf ber 5tird^>e anfgenommen worbe. (Sr wnrbe baburefj,
noQenbs wenn man i^n fd^on in ben älteflen feiten aufgejlellf fein ließ,
nerpflid^tenb für jebermann, nnb ein 233iberfprudE>, wie i^n erfl nor
fnrjem bie fränfifd^e 5tird^e gegen ben !papfl in ber 23ilberfrage erhoben
hafte, war banaef) nicht mehr erlaubt. Sas ifl es überhaupt, worin man
bie 23ebeufnng biefes fünjllid^en 9Itad£>werfs, ber „SPfeuboiflborifchen
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Der *Papft bei Pfeuboifi bor
55
Sefretalen", gn fe^en H>af: was Bisset 21nfprucf>, 23el>aupftmg, 3iel Bes
©frebens gewefen war, foHte 3ÜatfadE?e gewefen fein fdE>on in ber Qeit,
bie als oorBilblidE) gn gelten ^affe. DIteinungen, bie, ob ancl> nerbreifef
nnb 21nerfennnag tyeifc^enb, 6odE> niemals unwiberfpcodtpen gewefen
waren, warben gn Binbenben EGorfdE>riften gejlempelf, nnb bas fläfftge
Element religiöfec ÜBergeagmtgen nnb ©efn^fe, bie unter allen Um*
flänben etwas non bec ($?rei£eif perfonlid^er (Sntfd^eibnng Bedielten, er*
freien necbid^fef gum fejlen 3TtefaH nnb ausgeprägt gttr gangbaren
SQ^nnge überall anwenbBarer, jebermann nerpflid^tenbec Dted^tsfäge.
©ine gweife SlufgaBe I>af bas ^3apfltum im ©pfiem SPfeubo*
iftbocs: es Bilbef ben flärfflen ©d^ufwaU für bie .BifdEjofe gegenüber
i£cen natürlichen Q3orgefe|ten nnb Dtiextern, ber ^3cooingfpnobe nnb
bem ©rgBifdhof*9Itetropoliten. Neffen ©feHnng ifl an^erorbentlid^ ein*
geengt, im ©rttnbe auf ein Bloßes Dlecl^t bes EGorft§es Befd^ränft. (5r
mtt$ non fämtlidEjen 35ifid^6fcn ber ^roning geweift werben — Beim
23if$of genügen i^rec brei — barf in i^re ©prengel mit feiner 21mfs*
^anblnng eingreifen, ifi Bei jebem ©d^riff an iljre Stttitwirfung geBnnben
nnb ftefyt felBfi unter ber 21ufftd i)t bes ^Japfles. 2)ie 23efugniffe, bie
biefem gugewiefen werben, Befeitigen im ©rnnbe jebes eigene Dled^t fo*
wo^I bes ©rgBifdEjofs wie ber ^3rot>ingfpnobe. 3 c bes Verfahren gegen
einen 23ifdhof ijl abhängig non feiner ©rmäc^figung, nerweigerf ec fte,
fo ifi bie ©pnobe nid^t ^anblungsfä^ig, mtb auch wenn er fte erteilt, fleht
i^r bodE> nidE>f mehr gn als EGornnterfnd^nng tmb ^Bericht; in Dtora erfl
wirb bas Urteil gefprod^en. 3£Bgefe^en banon, baf bec 23eflagte jeben
SlngenBlief bttreh ^Berufung bie EGer^anblung nach Dtom neriegen fann,
hat auch ber SPapfi feinet feita bie 3I?ögIidE>feif, ben ^3roge$ jebergeif
in bie eigene ipanb gn nehmen. 3Itan oergleiche bamif bie Befd^eibenen
23efngniffe, bie bas Äongil non ©erbifa i^m als Secafungsrid^ter ein*
geränmt fyatte! 2)ort war i£m anbei mgefleüt, bie SefdE)Werbe eines
EGerurfeilfen an eine ^Prooingfpnobe gn erneuter EBer^anblung gn über*
weifen, gn ber er nach 23elieBen einen EGerfrefer entfenben fonnte. Dlid^fer
war ec in feinem <JaH, DtidEjfer Blieb bie ©pnobe. iß 60 uragefe^rt:
eigentlicher Dtid^fec ifi immer ber ^3apfl, non ihm bängt es ab, ob nnb
wieweit bie ©pnobe überhaupt in Sätigfeit tritt, nnb wenn fte es tun
barf, fo ifi i^c 33efdE>Iu$ noch nicht bas Urteil. 3)amif ifi bec ^3apfi gnm
nnmitfelbaren EGocgefefjten ber Sifd^ofe gemacht, bie alte ^roningial*
nerfafftrag, um becen 333ieberaufrid^tung .Bonifag nnb Äarl ber ©rofe
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Die Perfon fceö g&Ifc^er*
ftdE) Bemüht Raffen, ifi gwar nidf?t aufgeloß, aber i^rer 23eöeufung
entfl eibet.
933er war Ber Stttann, 6er ben DItuf fyafte, bies gu »erlangen? 933er
ifi ber 93erfaßer ber ^älfc^ung? 3 n einer ^öfarrorbnung für feinen
©prengel füt>rf ^infraar »on Dteiras fpäteßens 855, »ielleidEjf fc^on 852
einige ©feilen aus ^3feuboißbor an; ©tücfe aus iljm unb feinem 93or*
Iäufer, bem £e»ifen 23eneöift, fanden im 2Infd^Iuß an ,33efdE)Iüße eines
3teic£sfags gu 2Infang 857 auf. ©leidfoeifig fd£>opff ber ©efcfjidEjts*
fdfjreiBer bes 23isfums £e Dltans ans bem unedlen 93orraf. 3»n folgen*
ben 3 a f> c erfnnbigf fid^> bie ^rouingfpnobe »on ©ens in Dtora nadf) bem
echten Zegt einer angeblichen Sefrefale. Saun iß es miebernm jpinf*
mar, ber im 3 a h r 06° breimal feine ©griffen mif unechten päpßlicf>en
3Insfprud^en {cfymüdt. ©eif 3I?iffe ber fetägiger 3 a ^ rc Raufen jtd^ bie
(Srwä^nmtgen, unb Balb nach 870 lonnfe jjinfmar fdfjreiBen, bie ©amm*
lang fei überall oerBreifef. 3 n ^ en fünfgiger 3 a h rcn alfo muß ße all*
mählich Befannt geworben fein, ob gunäcfjfi nur feilweife unb in eingelnen
©tücfen ober »on 2Infang an als ©anges, ifi nit^>f gu erfennen. Ser 93er*
faffer aber I>af feine ©pnr fo guf »erbetff, baß feine ^3erfon fro| eifriger
unb fif>arfßnniger 37ac^forfd^nng Bis B)enfe nidE>f feßgeßettt werben
fonnte. 3 njnj or^in iß es möglich, feinen ©fanborf gn Beßimraen, wenn
man auf ben 3w«dF achtet, ben er »erfolgt. (5s iß nidEjf ber Umßurg ber
Beße^enben Äird^enüerfaffung unb 2Iufrid^fnng einer neuen: Beibes iß
iljm nur 3ItiffeI gu einem »iel BefdEjränEferen 3*®ecf, & cm S^ad^weis,
baß bie 93erbrängung (5Bos »on Dieims unrechtmäßig, i£>re folgen un*
gültig ßnb. 933as er im eingelnen über bie 23ebingnngen eines 23ifdE>ofs=
progeffes fagf, paßt auf bie Umßänbe »on (5Bos 93erfreiBung fo genau,
baß bie 9IBßd^f an»erfennbar iß. Sie 21nfläger, ^eißf es, mäffen in jeber
jrjinßchf unbeholfen fein unb perjonlid? auffrefen; im ^3rogeß (5Bos liegt
barüBer ein ©d^Ieier. 3T?iemanb barf »or ein auswärtiges ©eridE)f geßettf
werben, fein £aie Dlid^fer über ben 23if<f>of fein; ($Bos ^3rogeß war
außerhalb feiner ^ßro»ing »or answärfigen Sifd^öfen unb gnm Seil in
©egenwarf bes Äaifers geführt worben. (Srgwungene ©eIBß»ernrteiIang
iß ungültig; Bei (5Bo lag ße »or. 93erfe|ung eines 23ifd^ofs iß nicht er*
lauBf, außer er fei aus feiner Äird^e »erfrieben unb es gefd^elje gura all*
gemeinen SRußen — genau (SBos ^aH. (5ine Seßimmung, bie ^äußg
wieberfe^rf: foH über einen Sifd^of »erhandelt werben, fo mnß er im
23eß$ feines 3Imfes fein; (5Bo war als ©efangener unb 93erfrieBener
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ßljaraffer und Bedeutung der gälfcfjung
57
oorgefuhrt worben, (Snölich bie Jrjauptfache: 2lbfe|ung eines ^öifd^ofs
ifl 23orrecE>f bes Ipapfles; fein !Papfl war in Siebenhofen oerfrefen
gewefen, feiner hafte bas Urteil formell Befiätigt.
^Pfeuboifibor war ein feH)r gelehrter DTtann, an Äennfnis ber altfirch*
licken fiiferafnr bem gelehrteren ber 3«itgenoffen, jpinfmar, fanm nach*
jiehenb. 233ar es (Sbo felbfl, ber mit biefen 23eweisraiffeln feine 933ieber«
einfefmng gn erreichen gebadete? (Sr müßte bann, ba bie ^älfhungen erfl
nach feinem £obe Befannf würben, oor bem 2lbfchluß ber 2IrBeif geflorben
fein, nnb ein Begleiter unb ©ehilfe, oielleichf einer ber ©eifllichen, bie
er geweiht unb fein Nachfolger aBgefegt hafte, würbe bas 233erf Beenbef
nnb nach feiner Dlücffehc oerbreifef haben. 233ie er hieß, wer er war,
fragen wir oergeblich. Sen Dleimfer Domherrn 233nlfhab, ber uns noch
Befchäftigen wirb, h fl f man gu Unrecht in 2$erbachf genommen, bie
grünbliche 2$erfc£>iebenheit feiner (SchreiBweife non ber ^Pfeuboiftbors
fpriihf ihn frei. 233ir werben uns wo^ bamit Befifceibeu muffen, baß
^Pfenboijtbor ber große UnBefannte ifl nnb BleiBf, ber er fthon für bie
3 citgcnoffen war.
2Ran h<>f oft Behanpfef, ^Pfeubbiftbor haBe nur in bie ^orra uralter
päpfiliiher (Srlaffe gefleibet, was feine 3 e ' f ohnehin für reiht h'*l £ *
Dltan ifl baranfhin fo weit gegangen, ihn t>om 25otwncf eigentlicher
(^älfchnng freigufpred^en nnb fein 233erf als Sichtung gn Begeichnen, bie
bie 233ahrheif fage. Sas ifl grnnbfalfch. (SelBfl wenn man ben 25er*
faffer für ben 23erfänber oon ÜBergeugungen feiner 3h^ en bürfife,
fo wäre feine (Sdhulb gegenüber fpäteren ©efchlechferu nicht geringer,
bie an ben ©lanBen bes nennten 3 tt h c h un ^ ertfl nicd^t geBunben waren.
2lls 2$efenntnis biefes 3eifglauBens fy&tte feine „Sichtung" feine Bin«
benbe Äraft für NachleBenbe gehabt; erfl inbem er fte für ältefle 253ahr«
heit ansgaB, erhob er fte gur Dtid^f fchnnr für jeben, ber fleh nicht bem 2$or«
Wurf ausfe|en wollte, oon ber echten Überlieferung ber Kirche abgefaHen
gn fein. (SBen bies ifl bas ©efä^rliche an feinem Ntachwerf unb hat ihm
fo oerhängnisooDe 233irfnng oerfhafft, baß es mit bem ©lorienfihein
ber jtirche ber 3Närfprer nnb ^eiligen auftriff. 6s ifl aber auch feines«
Wegs richtig, baß man gn feiner 3 e *< fthon für wahr gehalten habe, was
^Pfeuboiftbor lehrte, fo baß er gleichfam nur bas (Siegel ber ©efhichfe —
ein gefälfchtes (Siegel — unter ben ©lauBen feiner 3 C * £ gebrüeff haben
würbe. 233ir wiffen, baß noch ,m ooransgehenben DÜTenfchenalter gang
anbere 9Iteinmtgen über bas ^Papflfum in ber fränfifhen Äirdhe laut«
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'Pfeuboifi bot in
geworben waren, unb wir §aben fein Dtec^f, oI>ne ansbrücflidEje 3 engniffe
angunef>men, bie ©eßnmmg I>abe fidE> ingwifcfjen fo gründlich gewandelt,
baß ein ^Pfenboißbor o^ne 23orbefyaIf als 233ortfüH>rer feines 3eitalfers
gelten dürfte. 233ir werben fogar fe^en, baß bas ©egenteil ber F<*fl war:
bie fränfifd^e ÄirdEje H>af ben ^Pfeuboißbor als einen 23erfmf> empfunden,
bas geltenbe Dtedfjf gu beseitigen, unb E>at ßcf? bagegen gewehrt. 2Senn
er nid^f allgemein als unecht erfannf würbe, fo iß bas Bei bem bamaligen
@fanbe bes 233iffens nidEjf gu oerwunbern. ipaf es bodt? in einer Qeit, Bie
mit reiferen Hilfsmitteln unb fritifd^er (Srfa^rung arbeiten fonnte,
nBer gwei 91tenfdf?enalter gebauert, nachdem 9Itaf£ias f5rlacin0 ( 1559 )
guerß ben betrag anfgebecft £affe, Bis bie Dteffnngsoerfuc£e, mit
fernerem gelehrtem Diüßgeug unternommen, ein für allemal üerßumm*
ten. Sen beweis ber FäIfdE?ung fann man Dom neunten 3 a ^ r ^ an Berf
nicfyt oerlangen, aber 23erbaif>f £af ft^on rae^r als ein 3 c * t S cno fT e 9 C ‘
fd^öpft unb offen geäußert. 23on Blinber 2Inerfennnng DoHenbs iß feine
Siebe, im (Gegenteil: bet QSerfucf), ber fränfifd^en Äirdjje an ©feile
ityres elften ©efe$Bud^s ein erfnnbenes aufgunotigen, iß an allgemeiner
2JBIe$nnng gefd^eitert.
ßb bie flagenben 3teirafer ©eißlid^en auf ber ©pnobe in ©oiffons,
bie iljre 2£bfe$nng ansfprad^, Don ben gefälfcfjfen Sefretalen ©ebraud^
gemacht £aben, wiffen wir nid^f, aber als ße iljre ^Berufung in Dtom Be*
trieben, Ijaben ße es getan. @ie Raffen infofern (Srfolg, als £eo IV.,
inbem er es able^nte, bas Urteil ber ©pnobe gu Beßäfigen, ßdE> unter
anberem auf einen SletfytßfaQ berief, ben bie Äircfje bis ba^in nidjjf ge*
fannt tyaffe, während er einen (Scfßein bes pfeuboißborifd^en ©ebäubes
bilbefe: baß bie ©pnobe gu urteilen nidjjf befugt gewefen fei, weil fein
23erfrefer bes ^apßes an il>r feilgenommen tyabe. Siefen @a$ fann ber
^3apß nur ans ^Pfeuboißbor übernommen ^aben; bie Dleimfer©eißlid^en
^aben ifym bie Fälfd^nng, fei es gang, fei es in eingelnen ©tücfen, Dor*
gelegt, anb £eo Ijaf fein 23ebenfen getragen, ße gu Benn|en. (Sr tat es,
augenfc^einlicf) o£ne ßd^> ber Folgerungen Bewußt gu fein, bie ßd£> barans
ergeben fonnten. 233eIdE)e Dltac^ffüHe für ben ^3apß in ben @ä|en
^Pfeaboißbors ßecfte, fann er fd^werlid^ erfannf I>aben, ba er im gleichen
©d^riftßücf bie Derweigerfe 33eßäfigtmg ber ©pnobe auci? baranf grün*
bete, bem ©efud£> fe^Ie bas faiferlid^e Fürwort. 233er ßdE? fo fe^r als
Siener bes Äaifers füllte, Ijaffe gewiß feine OTeigung, bie DtoUe bes
nnmiftelbaren 23eH>errfdE?ers jeder ÄirdEje unb jebes 23ifdE)ofs nac£ ber
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Verbreitung Pfeil b oifi fror*
59
2Inffaffnng ^Pfeuboiftbora gn übernehmen. 5)as nereingelfe ©ewanb*
find aus bet Äleiberfaramer beß föälftfyere flanb it>m fdE)Icd^f.
DTnr weil ec fich bnr<h ben Äaifer gebeeft wußte, £>affe £eo ben (Sin»
BrndE? in bas gefdEjid^flitije Dtechf bec 25i fd^ofs fpn obe gewagt. 2fls £ofhar,
wie wir oben ^orfen, feinen ©inn geänberf H)affe, würbe auch £eo Bei
längerem £eBen ben DlndPgng angefrefen £aBen. ©ein DTachfoIger Brach
bas ©efed^t foforf ab, unb gehn 3a^re lang war non bergleid^en nidE>t
mehr bie Diebe. 3 n S tt> ‘f4 )cn tarnen bie unechten ©griffen im we|i=
fränfiftf)en DieidE> in Umlauf, würben immer öfter Benu|f unb galten ab
wertnoHe ^Bereicherung bee 2S3iffens non ben älteflen feiten ber Äird^e.
2Inrh jjjinfraar fyat, wie wir fa^en, Bein 2Irg gehabt, ft cf) ihrer gn Be*
bienen, wo fte ihm wiHfommen waren, ©ie enthielten ja fo nieles nnb fo
SÖerfchiebenartiges, baß nnBefchabet ihres utnjiürglerifchen 3wetfes faji
jeber in ihnen finben fonnte, was er Brauthte. Sas änberte jtch, ab nach
einigen 3<*h* : «8 ein ^3apfl, in ber ansgefproehenen 'Hbficfyt, bie UnaB*
hängigfeif ber .Bifchöfe gn gerflören unb ihren 933iberflanb gn Breihen,
bie nergiftete 93Saffe gnr Sjanb nahm.
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3
Siele
©eit 850 hafte Dlorn einen Äaifer mit ßänbigem ©i§ in 3 *alien.
£udwig II., längß (cfyon Äönig unb Dtegenf bee langoBarbifchen Dteichs,
t>om Vater gum SOfätfaifer erhoben nnb nunmehr in Dlora gefront wie
fein Urgroßvater, ber große Äarl, hielt ^of gu ^Javia nnb uBfe Von
borget bie ßBer^o^eif über ©fabf unb ©faaf ©anft Meters. ©eine
(Sr^eBung gum regierenben Äaifer hafte ben 3wecf, bie Äräfte 2ftalieno
Beßer als Bisher gufammengufaßen gur fiöfung ber 2lufgabe, beren Sring=
lid^feit bie (Erfahrungen ber Ie|fen 3 a ^ ce criviefen Ratten. (Entfchloßene
3IBtve^r ber 2IraBer war nid?f länger aufgnfd^ieBen, nachdem ein ^elb*
gug im 3a^r 848 , fro| 3 U ? U 9 5 aus bem [Rheinland unb Vurgunb, wohl
gu einem ©ieg, aBer gu feinem banernben (Erfolg geführt hatte. [Run
aBer war gerabe bas Verhältnis eiugefrefen, bem bie [ßäpße hundert
3 <*^re früher Ratten entgegen wollen, als ße fyte^ufLucfyt gn den ^ranfen
nahmen: ber&onig bee langoBarbifhen^falien übte als Äaifer bie iperr=
fd^aft überDtom.[C3aߣiufpranb,2lißuIf,Seßberius er ßrebf, [pippin unb
&arl Verhindert haften, war unter £ubwig II. J£affacf)e geworben. V3ie
viel BlieB ba nodh von ber ©elBßäubigfeif üBrig, bie ber [ßapß alo
£anbesH>err banf ber Weifen (Entfernung des Äaiferhofv Bisher genoßen
hafte? 23ei ber Ärönung £nbwigs II. ( 850 ) war fein Verhältnis gum
Äaifer gemäß früheren Verträgen unb bem ©efe$ von 824 neu geregelt
unb fc£>rifflich feßgefeßt worben. £ubwig Beßäfigfe ihm feine [Rechte unb
23eßfungen unter Vorbehalt feiner eigenen [Rechte Bei ber ^apßwahl.
Ser Sreueib, ben £eo IV. Bei feiner (Erhebung fthulbig geBIieBen war,
würbe nachgeholf; in 3 0 ^ un f< faßte jeder ^3apß ihn vor ber 9S5ec'he
Ieißen. 3S3ieder foHte, wie 824 angeorbnef war, ein ßänbiger Vertreter
bee Äaifers bie Verwaltung in [Rom Beaufßthfigen unb ber Äaifer
fettß, wo notig, eingreifen.
V3as ß«h daraus ergeben fonnte, lag auf ber ijmnb unb iß Balb ein*
gefrefen. [Reibungen hafte es ßhon vorher gegeben, jeff erreichten ße
einen gefährlichen ©rab. Sie fpärlichen 23ruehßüdfe ber Überlieferung
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3>apff und ftaifer nad) 850
61
erlanben {aura, ben toasten @adE>»erßaIf gu erraten. 3wei {aiferlicße
©enbbofen ßaffe £eo flcß bringend »erbeten, weil er bei ißnen feines
Gebens nilßf ftißer fei. @ie waren ber (Srmorbnng eines päpfllicßen
©efanbten befcßulbigt, aueß gum Sobe »erurfeilf worben, aber unbejlraft
geblieben. Ziffer befeßwerte fuß ber ^3apfl, baß babei bas röraifcßeDlecßf
»erlegt worben fei. Sann feßeint ißra einer feiner »orneßmfien Beamten,
berßberßofmeifier, 3taf unb EJXtiligfüßrer ©rafian, gu mächtig geworben
gn fein. Um i£>n losgnwerben, »erflagte er ißn auf 2lngeige eines anberen
3IZiIigffißrers bei fiubwig, er fei ©egner bes firänfifeßen Äaiferfums nnb
wolle es mit Jpilfe ber ©riechen jlnrgen. £ubw?g eilte nnangemelbef ßer«
bei nnb ßielf perfonlicß ©eridßf. Sie 2lnflage erwies fteß als falfdß, ber
2lngeiger geflanb ißre Unwaßrßeif nnb worbe — wiebernm nadß fränfi«
feiern 3lecßf — bem Befcßulbigten ansgeliefert, ber ißm auf Berwen«
bang bes Äaifers bas £eben fißen{en mußte. 233elcße DtoHe ber eigene
ließe Berurfeilfe, ber ^3apfi mit feiner falfdßen 2lnflage, gefpielt ßaf,
»erfeßweigt bie Überlieferung. 3 1 » Vertrauen bes Äaifers ifi er {eines«
falls befejiigt aus ber ©adße ßeroorgegangen, ßaf ftdE) fogar »eranlaßf
gefeßen, einen Eintrag auf Unterfucßung gegen ftdE) felbfi gu fleden. ßb
bem flattgegeben worben, unb mit welchem (Srfolg, wiffen wir nidßf.
Sies ifi bie $arbe, bie bamals bie Begießungen gwifdßen üPapfl nnb
Äaifer trugen. Sennodß wußte man in Dlom, baß man auf ben Äaifer
angewiefen war. Sa war gura Beifpiel ber (Srgbifcßof t>on Dla»enna mit
feinen alten, wieberßolf gefeßeiterten, aber nie aufgegebenen üßünfdßen
nadß Uuabßängigbeif »on ber päpfilidßen ßberßoßeif. DT^if ißm ßaffe
es fißon unter £eo III. ©freit gegeben, Klagen waren gu Äaifer Äarl
gedrungen, aniß £ubwig I. ßatfe »ermitteln muffen. ©dßwieriger würben
bie Begießungen wieber, als um bie Sttliffe bes 3 a ß r ß an &erfs ein
3oßannes ben ©fußl in Dlaoenna beflieg, bem fein Bruber ©eorgins als
weltlicßes jr>aupf (dux) bes ©ebietes gur ©eite flanb. Uber ißn beHagfe
fuß £eo IV. bei £ubwig II., anfißeinenb mit (Srfolg, ba wir halb baraof
ben ^Papfl in 2lnwefenßeit bes Äaifers in Dia»enna eine ©pnobe ßalfen
feßen. S)ättt ber Äaifer bie Partei ber Dla»ennafen ergriffen, bie päpfl«
Iiiße ßberßerrlidßbeif in biefem Seil bes Äirdßenflaafs wäre halb er«
lofißen. 23or allem anbern aber war es boiß bie arabifße ©efaßr, bie
ben Papfi an bie ©eite bes Äaifers brängfe, oßne beffen tatfräftige ipilfe
EKom feinen Sag fteßer war. 2lls £ubwig II. im 3 a ß* % 2 wieber einen
$felbgug gegen bie ©aragenen unfernaßm, ber amß — wenn wir bem
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21 naftafiaö
fränBifd£>en 23eric£f glauben bürfen — am eia £)aac jnr Ginuaf>me ber
arabifd^en jjaupfßabf 23ari geführt H)äffc, aber wieber o^ne bauernben
(5rfolg Blieb, Bam i^m £eo mit geifUid^en ÜSaffen ja Jrjilfe. (5t erlief
einen Aufruf „an bas fränB ifye ijeer" jara Äampf gegen bie ^einbe bee
©laubene anb Detl)ieß jebera, bet baBei ben £ob ßnben würbe, 2lafna£me
ine jpimmelreidf). „Senn bet 2fllraädEi>fige weiß, wenn einet Don ead£>
uraBoramen foDte, baß et für bie 233a^r£eif bee ©laubene, bie (Srlöfang
feiner (Seele nnb fnt bie iöerfeibigung bee d^rißlirfjen ißanbee gefallen
iß. Sarum wirb et ben erwähnten £o£n erhalten."
Unter ben ©efcf>Ierf>tern bet cömifdEjen 2lrißoBrafie, bie an ber Dtegie*
tung Don Äitt^e nnb &ird?enjlaaf feil^affen, war einee, bae man nacf>
bem Dramen feiner Angehörigen fnt arfprünglid^ gcied^iftf) galten
möchte, bae ßdE> aBer bard^ane ale tomifä füllte. Sae ^amilien^anpf
war Arfeniue, 23ifdE>of in bem (Städtchen Orte, wo bet Äitd^enßaaf
an bae ^erjogfum Soefana gtenjfe. @ein (Sohn ©Ient^erine — bie
25ifi^6fe biefer 3eit waren öftere oerH>eirafef nnb bnrften ee fein, wenn
ße nach (Smpfang ber höheren 933ei^en bie ®he nicht fortfe^ten — iß
etß fpäter in tratü^mlid^ßet 233eife ^etDotgefrefen. Um fo me$t Be«
benfete Don jeher bet STJ’effe Anaßaßue. 3 n Bet cömifdE)en ©efeDfd^aft
war bie feit langem Derlorengegangene wiffenfd^aftlid^e 23ilbung wieber
ja ®hren gekommen, feit im 3 a h r 826 eine (Spnobe in S^ad^a^rnnng
bee SSeifpiele, bae Äarl ber ©toße in feinem Dtei«h gegeben, neben an*
beten 23orfdE?riften über fitd^Iicfte 3 a( ^ f unb ßtbnnng bie ^forberung
aufgeßeQt £affe, baß bie ^Bifd^öfe felbß unterrichtet fein nnb fnt bie
23ilbang ihrer ©eißlidEjen mit @frenge fotgen foHten. 2 ln allen Äird^en
foHten beraenffpted^enb £e^tet fnt weltlichen nnb Bitd^lid^en Unterricht
angeßeQf werben. Sie 233irBnng biefer Dltaßregel iß nidE>t anegeBlieben.
Um bie SCH'itfe bee 3 a ^nnberte iß bie fprad^lid^e Dto^eif ane ben 23rie*
fen ber üpäpße nnb ihrer amtlid^en ©efd^id^tfd^teibang Decf^wnnben,
wo ße feit bem (5nbe bee ßebenfen 3®^t^unbette ge^errfdjf l»affe. Somit
jugleidh waten auch ©elbßbewußtfein unb (Sfolj anf bie eigene 2Ser*
gangen^eit erwart, man lebte wieber in (5rinnerungen an bie EGorjeif
nnb füllte ßdE> ale (5tBen einßiget ©töße. Set glänjenbße EOerfrefer
biefer neuen (Strömung war Änaßaßue. Sie ©efd^id^te ber Äird^e
Bannte er wie Bein jweiter, wobei i^m bie 25e^errfß>nng ber gried^ifd^en
@prad^e jußaffen Bam. @ie ja erlernen, war im Dtom bee nennten 3fah r *
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Slnaftafia*
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ßunberta mit feinen gaßlreitßen (Jlatßflingen aus bem Oßen reiißlicß
©elegenßeif. ÜBerfe|ungen ans bem ©riecßifcßen, (Stbattlicßea unb ©e=
fdE>idE>tIid^e0, bilbefen ben größten Seil non 2Inaßaftua’ @cßriftßellerei.
2)aa fiateinifcße ßanbßabfe er gmar nicßf nacß ben [Regeln ber flafftfcßen
3eif, aber bocß mit überrafcßenber (Julie nnb Älarßeif. 2IHea in allem
bie Ie$fe ©ejlalf non $orraaf unter ben literarifcßen [Racßgttglern bea
f ircßlicßen 2Hfertuma.3nbee21najlafme ßaffe nocß anbere (Sigenfcßaften,
in bem ©eleßrfen jletffe ber (Sßrgeig, gn ßerrfcßen. £eo IV. ßaffe ißn im
beginn feiner Regierung gum ^ßriejler an ber Äircße bea ßeiligen
SOforreQua gemeint. 33alb aber muß 2Inaßafttte gur regierenben ©cuppe
in ©egenfa$ getreten fein unb ©runb gehabt ßaben, ißre [Racße gn
färbten. (Sr feßrte bem Äircßenflaat ben dürfen unb naßm feinen
banernben 21ufentßalt nnfer bem @cßuf bea Äoniga non Italien in
(Jriaul, frßeint auiß gum Äaiferßatte in nähere 23egießnngen getreten
gn fein. 233egen 23erlaffena feiner Äircße mürbe ißm ber [progeß getnacßf,
er mürbe non £eo IV. abgefegt, aua ber Äircße attegefcßloffen unb bie
[Tltaßregel auf gmei ©pnoben in Dtanenna unb [Rom mieberßolf. 2)aß
man in ißra raeßr faß ala einen pfütßfoergeffenen ^3riefler, nerrät bie
23erßängmtg bea2Ittafcßluffee über alle, bie ißra irgenbmie gnra 35ifcßofa=
amt nerßelfen mürben. @ogar ein 23er fmß, feine SItteliefernng gn
ermirfen, mnrbe beim Äaifer gemacßf, aber nergebliiß. (Offenbar mar
2Inajiajtna ber regierenben ©rnppe gefäßrließ ala Äanbibaf für bie
[Papflmnrbe beim Sobe £eoe IV. (Jür fo micßfig ßielf man ben ^alt, baß
man in ber Äircße @anft Cetera feine 23erurfeilmtg burtß 33ilb unb
3nfcßrift neremigfe.
3m 2)egember 853 mar baa 23erfaßren gegen 2Inafiaftua gum 2£6=
fcßlnß gekommen; anbertßalb 3^« fpäter trat baa 23efürcßtete ein:
£eo IV. ßarb, nnb bei ber [Tfeumaßl erfcßien bie [Partei bea 2Irfenina mit
ißren Slnfprüißen auf bem [pian. 3 n [Rom brang fte niißt burcß, gemäßlf
mnrbe 23enebift, [pdeßer ber Äiriße bea ßeiligen Galijrfna. 2Iber bie
©efanbten, bie bem Äaifer bie 2Ingeige überbracßfen, begegneten untere
mega 2Irfeniue, ber fte umgußiraraen mußte, fo baß fte fuß begnügten,
ißren Auftrag oßne [Rarßbrmf anagnriißfen nnb mit ber ableßnenben
3Intmort bea Äaifera ßeimgubeßren. (Sine faiferlicße ©efanbtfcßaft, gn
ber neben gmei ©rafen aniß 2tnaßaßne geßorfe, folgte ißnen auf bem
$nß. 3ßnen {amen in Orte, bem 23ifcßofaßg bea 2Irfeniue, jene erßen
romifrßen ©efanbten entgegen, umgeben t>on gaßlreiißen sperren aua
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2 Inaftafiu*. Q 3 cnefci!f III.
Älerua unb 2IöeI, an ber @pi|e bet 23if4>of Dtabmalb non ^orfo. Sa
toar bie Partei bee Äcfenius, bie jeff ala bie faifcrlic^c auftreten fonnte.
3mei ©ejanbffcH>affen, bie 33enebiff ihnen enfgegenfdEjidPfe, mürben Oer*
Raffet, ber 3 U 9 <*uf 3iom angefrefen nnb Änafiaftna auf 33efe$I ber
Eaiferlic^en 23erfrefer in feierlicher 223eife an ber 3Q[TiIt>ifidlen 23rücfe
t>om 23olf ala ^3apjl begrüßt. 9Itif ©emalf ließ er fleh bie Äirche @anft
Cetera öffnen unb bie 2»nf<h c iff/ W* t>on feiner Verurteilung geugfe,
gerflören, mit ©emalt Bemächtigte er fnh bee £aferana nnb ließ £3enebift
oerhaften.
@o meif fhien aHee naih 233nnfch gu gehen nnb Dtom bem ^apß, ben
ber Äaifer Befohlen fyatte, fi<h gn fügen. (Srfl feine SÜ53ci^c fließ auf
335iberf!anb. Sie iöifhöfe oon ÖjÜa unb 2HBano, bie fte naih bem S^tr-
fomraen gufammen mit bem oon ^ßorfo gn ooüjiehen haften, meigerfen
fi«h, bem 23efehl ber faiferliihen ©efanbten gum Sro$. ©Ieichjeifig
fammelte ftth oor bem £aferan eine empörte Volfamenge. STfach brei
Sagen fahen amh bie fränfifchen ©rafen ein, baß ea unmöglich ( e b
2S5eihe ihrea Äanbibafen gn ergmingen, unb trafen ben Diücfgug an. (Sin
333affen|1infianb oon meiferen brei Sagen mit aQgemeinem Mafien
fchuf 3eif gnm Verhanbeln, nnb bae (Snbe mar ein Vergleich. Sie
Äaiferlichen ließen ihren 3Itann fallen unb gaben 23enebi?fe 955eihe gu,
Änaflaftua unb fein 31nh<mg erhielten Vergebung. Ärfeniue, 3tabmalb
nnb mer fonfl Beteiligt mar, Behielten ihre 233üröen unb Ämter, fo baß ber
neue SPapfi unter ber 21 nfft<hf feiner früheren ©egner flanb unb biefe an
feiner Dtegiernng feilnahraen. $ür ^ aß 3 ntereffe bea Äaifera mar bamif
geforgt. Änaflaftua mürbe gmar oon bem auf ihm laflenben $Iuih Befreit
unb in bie ficdE>Ii«h e ©emeinfchaft mieber aufgenommen, aber nur ala
£aie, unb ber 333eg gu geifHichen SCSürben mar ihm oerfperrt, ba 33ene*
bift bie 3>nfih r if f in @anft ^3efer, bie oon feiner Verfluchung ergählfe,
mieberherfieQen ließ. 2IIa (Sntfchäbignng erhielt er Vermattung unb
(Sinfünfte bea Älofiera ber Zeitigen Jungfrau jenfeita bea SiBera. ÖB
ihm baa genügt hot, barf man Begmeifeln; er mar ea ja, ber bie Sofien
bea Vergleichs gu fragen unb ea märe nur natürlich, menn er
baroB gegen ben öh c * m , Dtabmalb nnb mohl auch & en Äaifer, bie ihn
geopfert fyatten, einen füllen ©roll genährt hätte.
(Sfmaa über gmeieinhalB 3 a h re h af 35enebiEf III. regiert, am
17. Ängnfi 858 ifi er geflorBen. @ein leffea (SrleBnia mar ein Öfter*
Befnch bea Äaifera gemefen. £ubmig erhielt bie Sobeanachrichf, Baum
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DTifolautf I.
65
bafj er bie ©fabf öerlaffen fyatte. ©ogleidf) machte er fe^rt, am bie
933a^I perfonlidb gu leiten. @ie fiel, „rae^r infolge ber 2lnn?efen^eif nnb
©unfi bes Äaifers nnb feines .Spofes als bar cf) bie ©firamen ber ©eifi*
licfjfeif", wie bie fränfifd^en 2fnnalen fagen, auf ben Siafon DRtfoIaus.
Sec war ber ©o^n eines fläbtifd^en Vegirfsoorfiebers^ alfo fcf)WerIicf)
felbfi Dltifglieb ber ^errfd^enben 2frifiofratie, foQ aber fd^on unter Vene*
bift ben größten (Sinfluß, rae^r fogar als bie Verwanbfen bes ^apfles,
befeffen f>aben. ©eine Dtegierung bnrfte als ^ortfefjtmg ber vorigen nnb
er felbji als ©efcf>öpf bes Äaifers gelten. 3b c Verlauf freilicf) ^af biefer
2 (nna^me nid^f entfprod^en.
Dltan Ijaf in Dlifolaus I. meifl eine flofge, fefbflbewußte SPerfonliri^feif
gefeEjen, bie erjie große jperrfd^erfignr auf ^Pefri ©fn^I feit 3<*£*$onber=
fen nnb bie Ie$fe für 3»o^onberfe, einen ^3apfl, ber, gang erfüllt non ber
eingigartigen ipölje feines 2Erafes, in ber Vertretung beffen, was er fein
DtecE)f nannte, furchtlos nnb rädfftd^tslos jeben Äampf mit anberen
3tftäd?ten anfgenowmen unb ber 233elf gum erfienraal gegeigt ^abe, was
ein römifd^er ^3apfl fei. ©o feljr fiidEjf feine Dtegierung ab non ber feiner
Vorgänger, baß es nidE>f an ©fimnten fe^It, bie i^n gerabegn ben erflen
^3apfl nennen. Sie Väter ber protefiantifd^en Äird^engefd^id^te im
fed^ge^nten ^ö^^twberf, bie Verfaffer ber „Dtttagbebnrger Genfurien",
E)aben biefes Urteil nacf) ber Senfweife i^rer 3 e *f io bie Formel ge*
fleibet, gu feiner 3«t ^abe ber 3Entid^rif! bie laug torbeceifefe jperrfcE)aff
über bie Äird^e ergriffen. 2Enbererfeits ^af es in neuerer 3*if 2rorfdE>er
gegeben, bie Dlifolaus jebe perfonliebe Vebeufung abfpred^en unb in i'bra
nur bas VJerfgeug, ja bie ’Jßappe in ben ipänben feiner Umgebung, öor
allem bes SInaflaftus, fe^en wollten. Sie Gnffd^eibung ifi nidE>f leidet.
3war ber Ginbrucf, ben feine Dtegiernng fdEjon auf bie 3e«tgenoffen ge*
raad^f ^af, ifl atxtfy beim fpäteren Vefrad^fer fiarf. $ragf man aber
nadb bem perfonlid^en Sfnteil bes ^3apftes an bem, was unter i^m unb
in feinem Dramen gefd^ab, fo bleibt man auf Vermutungen angewiefen.
(Sine DfciQ ifl CTtifoIaus I. feines falls gewefen. Sagegen fpred^en
nicht fo fe^r bie über bas übliche DItaß b’oausgebenben Verzerr*
licbungen, bie i^m gleiif) naeb feinem Sob unb noch rae^r im näd^flen
Dltenfebenalfer gefpenbet worben finb. ©ie würben allein nicht t>iel be*
weifen; literarifd^er 233eibraueb für bie Dtegierenben war unb ifl gu
allen Qeiten billig. V3as in CTtifoIaus bie ungewöhnliche ^Perfonlid^feit
Malier, Sa« Papflfum II 1 $
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Anfänge fee* ©freit* mit $onffanfinopel
erraten läßt, ftnb feine jpanblnngen. £>ies freilich nicht fogleic^. (Srfl
mit 6er 3eif h a * er fich non feiner Umgebung unabhängig gn machen
nnb eine perfottliche ^Regierung gu fuhren oerraochf. 2Iu«h mag er 6abei
6em fiarfeu (Sinfluß eines Verafers Dtanra gegeben haben, 6och mar es
einer, 6er mit ihm innerlich nbereänfiimmfe. ©eine Anfänge geigen ihn
als 6en Vertreter 6er ^ßarfei, 6ie ihn erhoben hat. 2lra meinen tritt babei
6er VifdEjof Dlabroalb non ^3orfo hernor, 6er fi^on in 6er groiefpältigen
^Papflmahl 855 eine Stolle gefpielt hatte. 5)ie 2Irf, tnie er non Sfötolane
in 6en michtigflen ©efhäften oermenbef wirb, erlaubt uns, in ihm einen
6er maßgebenben SXtanner 6er neuen Regierung gn fehen. S)as mährt
etwa fünf 3 a h ce / bann tritt ein noQiger Umfchmung ein: Stabmalb
mirb gebürgt unb nerfchminbet non 6er 23iiE>nc, an feine ©teile tritt
2lnaflaftns als VSortführer nnb Verafer. Siefer 233edhfel ber ^Perfonen
gibt 6er gefamfen Regierung bes ^3apjles einen neränberfen ©harafter.
2Bar fte bis bahin in gemahnten Bahnen oerlaufen, ohne ©eränfd) nnb
3Iuffehen gn erregen, fo gerät fte jeff in einen ©frnbel braraatifdher
Vermittlungen, bie fte non ben norausgegangenen aufs f<h ärffle unter«
ftheiben. STtene, h°h e 3' c ^ e merben nerfolgt, unerhörte 2lnfprüehe er«
hoben, beibes mit einem SItaß non ©elbfigefühl unb einer heraus«
forbernben Äampflufi, bie man an ben Vifhöfen Dtoras noch nicht ge«
bannt hatte.
(Sinen ©freit mit &onfiantinopeI fanb STitoIaus bei feiner S^ron«
befieignng nor. (Sr (t^wehte fchon feit fahren nnb fhleppte fteh gunächfJ
noch einige 3ah cc h' n r bin ihm Sfätolatts bie VSenbnng gab, bie ihm
feine befonbere Vebeufmtg in ber 5tirchengefchi«h f e nerliehen hat.
3>n ber griechifthen Äirrhe mar ber Vilberfireit bereits im 3 a h c 843
gnm gmeifenraal nnb für immer beenbef morben, mieber, mie unter
3rene, bnrch eine $rau. Sheobora, bttrch ben Sob bes jtaifers Sheo«
philos (f 842) Dtegenfin für ben erfi breijährigen Michael III. gemor«
ben, ooDgog im £auf eines 3ah ceö bie VSenbung. 3)er bisherige ^3a«
friardh raubte weitfyett, nnb eine ©pnobe faßte im SItärg 843 ben er«
forberlidhen Vefhlnß, baß bie Vilber, mie in STitäa 787 oerfünbet mar,
gn oerehren feien. 5Der neue ^Patriarch SItefhobios, ein ©igilianer, hafte
bie lebten 3ah cc als ^Indhfling in Dtora gelebt trab fyegte befonbere
Verehrung für ben heiligen 'fiettae, bera er, mie man ergählfe, mtraber«
bare Teilung non fieifälicfyez Vrunfl gn oerbanfen glaubte. ETtifoIaus L
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Anfänge bt* (Btveit* mit £onff antin opel
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hat ftch fpäter im (Streit mit ben ©rieten nicht betragt, biee Serhälf«
nie gu Betonen: mit tömiftfyet SCRufferrailch feilte 9Itefhobios gur Se*
fämpftmg bee bil&erjlürmerifdjen 3 rrttmjs gefiärft worben fein, non
Dtom bie Ermächtigung gur ^rebigf ber 353a^r^eif nnb bas 2Ibgeid^en
feiner SSitrbe, bie bifd^öflid^e Slfrfra, erhalten haben. Sas iß freilich
alles, was non römifd^era 2InfeiI an biefetn Ereigniß ftdE> fagen läßt.
3n» Entfleuß ^af Dtom nid^f mitgewirft, gnr ©pnobe ifi es nicht gn=
gegogen worben, nnb nicht einmal Dtifolaus, ber hoch bie Dtuhmesfafen
feiner Äinfje nid^f gu nergeffen pflegte, hat bie Dtüdffehr ber ©rieten
gnr SGere^rnng ber Silber als romifd^en Erfolg ^ingufleHen gewagt.
3« ber Silberfrage hafte es ftch am mehr als gewiffe Äußerlichkeiten
ber DteligiottsuBnng gehandelt. Unter biefem Qeicfyen Bekämpften ein«
anber gwei geifüge Dtichfnngen, bie um bie jperrfd?aft in Äird^e nnb
(Staat rangen. <5ttr bie Silberoerehrung firitten t>or allem bie 3CR"önrf)e,
bie ben Älertts bem Einbringen profaner 2Siffenfd^aft, Literatur nnb
Äunfi oerfdhließen wollten. (Sie Raffen auf ber (Spnobe 843 geftegf,
aBer bie (Jrnd^t bee @ieges nid^f geerntet. ÜRicfjf einer ber 3h ccn erhielt
bie 3ügel ber Äird^enregiernng. Dltefhobioß war gwar auch Dltond?,
gehörte aBer einer gemäßigten Dtirftfnng an, bie ben 2£Bfd^eu gegen
weltliche Silbtmgselemenfe nid^t feilte nnb mit ben DItännern gnfam»
menging, nnfer beren jpänben bas Dteidh eben bamals im ©egenfaf* gnr
asfetifd^en ©eiflesarf einen neuen Änffhwnng auf geifligem wie anf
fiaatlit^em ©eBiefe nahm. Sie DI?on«hsparfei fugte ftch nid^f gutwillig;
obgleich ihrer wirJfamfien £ofnng burdh bie 333ieber^erf!eHung ber
Silber Beraubt, hat fte ben Äarapf nm bie Sjezvftfyaft in Äirdfje nnb
(Staat fortgefe|t nnb bem neuen ^Patriarchen (Schwierigkeiten gemacht.
DTach feinem Xobe fd^eint bie Regierung ein perfonliches 3ttgefiänbnis
für angeBraihf gehalten gn hoben: fte Bewirkte, nnb gwar muß es in nn*
regelmäßiger $orm gefifyefyett fein, bie Erhebung bee Dltond^s ^fenafios,
ber ein @ohn bee 813 geflürgten Äaifers Dltichael I. war. 233enn man
non ihm erwartet hafte, er werbe bie ©egenfä^e oerfohnen, fo hafte man
ftch geirrt. Er fließ f»gleich m ** einigen Sifd^ofen ber anbern Dticffnng
gnfammen, bie ihm ben ©ehorfam nerweigerfen nnb abgefeimt würben.
Ser angefehenfle war ©regor, ErgBifd^of non (Spraktts, Bewnnberf
als ©elehtfer nnb ÄänjHer. STTTif ihm traf noch gwei bas gleiche £os.
(Sie ergaben ftch nicht in ihr (SdEuckfal, foihfen bas Urteil an nnb klagten
in Dtom. 3gnafios ranß ftch onf<«h ec gefühlt hoben, benn er fadste nun
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3 gnatio* unfc yfyotio*
aacfy feinerfeite ben ^3apfi gn gewinnen. 3 n & em er ttm Seflätigung
feine« Urteils Bat, Bot er — ein noch nicht bagewefener ^att — bem
Dtömer bas ^Pallium an. £eo IV. antwortete anf Beibes aBIe^nenb: ber
Sifd^of t>on 3tom als Stäupt aller Äirchen föune bas ^Pallium wo^I
jebera »erleiden, aber es von feinem anbern anne^men. Sie 2 £Bfe|nng
t>on 23ifdjöfen ohne Mitwirfung Dtoms fei ungültig unb ein EGerjioß
gegen älfejlen 33ranr^. Senn feit bie Äird^e Befiele, Ratten bie ^3a=
friardE>en alle anftam^enben ©treitfäHe nach Dtora gemelbef nnb nur
mit Dtaf nnb (Sinverflänbnis ber ^Päpjle ge^anbelf. ©ejin$f anf biefe
fn^ne Sehaupfung, für bie ber gefd^id^tlid^e ÜTad^Weis fcfjwer gu führen
war, ert>oB £eo bie ^orbernng, Beibe ^Parteien foltfen in Diom erfd^einen,
nm iljr Urteil in (Empfang gn nehmen. Senebift III. ging noch weiter,
er fe$te ^gnafios eine ($riß, Bis gn ber er feine EOerfrefer nach Dlom gu
fd^idCen hätte. Ser Antwort fafy jtdh 3s nat * 00 überB>oBen, benn faum baß
er bas romifd^e ©chreiBen erhalten ^afte, wnrbe er gefinrgt. Sarbas,
ber Sruber unb Mifregenf ber Äaiferin S^eobora, ^atfe bie ©d^Wejier
verbrängf, als Gäfar führte er ^öd^jl felBjlänbig bie ^Regierung im
tarnen bes Jünglings Michael III., beffen Qefäicfytlicfyet Seiname
„ber XErinfer" über feinen 353erf als jperrf$er genug ansfagt. 2 tls
©önner unb ^orberer wiffenfd^aftlid^er Silönng, ber er war — bie
jjoct)f(f>uIe in ber jrjanptflabf, in beren ^orfälen man i^n öfters fafj, war
feine ©dhöpfung — war Sarbas fein $reunb ber Mönche, bie ihm
bafur mit i^rera S)a% ga^Ifen. 3g*> af i ° 0 foH nBerbies burch Verweigerte
Unferjlü$ung unb 2Inwenbung fird^Iid^er ©träfe feinen 3 orn gereigf
haben. Salb gwang ihn ber nun allmächtige Gäfar, vom ^3afriardE>em
|1ubl gn weiten, nnb er^oB anf feinen Epta$ EPhofios, ben Berä^mfejlen
ber bamals IeBenben ©eiehrten, ben vielfeitigjien nnb verbienteflen unter
allen, bie bas ©ried^enfmn bes frühen Mittelalters ^ervorgeBrad^f hat.
Sas gefdE>a£ im gleiten 3 a h r 858 , in bem Mfotaus EPapjl wnrbe.
^Pljofioa war noch £aie. 2tus vorne^rajier Familie, bem Äaifer^aus
verwanbf, hafte er Bisher als ©taatefefretär mit bem Dtang eines ©arbe*
generals am Sj ofe gebient. Sie 3S5a^I eines £aien gnra SifdE>of, obwohl
mehrfach vorgefommen, war ffrenggenoramen unguläfftg. 2twh fonfl
Bot feine (Sr^eBnng Stößen. Sie 333ei^e £affe er von bem aBgefe|ten
©regor von ©prafns empfangen. Grß nachträglich Befann man f«h auf
bie formen, ließ eine ©pnobe gafararaentreten unb 39 nat > 0S aBfe|en.
2 tBer fo viel ber Mangel waren, man hoffte ben &ritifern ben Munb
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3 gnafiotf unfe 'pFjotio«
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ja fließen, wenn es gelang, ben römifdjen ^3apfl gttr 21nerBennung bes
©efd^e^enen gn befämmen. Sas war Beineswegs ausftchfslos, ja es war
eigentlich Bannt anbers gn erwarten. 3gnatios war ja in Dlom fcf)on oer-
Blagf, ttnb Jßfyotioe gehörte gn ber Dtichtung, beren £eo nnb SenebiBf
(ich angenommen hatten. 3 m Vertrauen auf fttheren (Srfolg erfdhien
eine ©efanbtfthaft, fiattlicher als je, im (Spätfommer 860 in Dtom:
brei DUetropoIifen nnb ein Sifchof unter Rührung eines ©arbeofjftgiers
nnb Bäuerlichen iGerwanbfen. @ie überbrachten reiche ©efcf)enBe nnb
je ein (Schreiben nom Äaifer nnb non 'Jßfyotioe, worin für biefen bie 2In*
erBentumg erbeten tvttrbe, naifybem 3gnatios freiwillig nergichfef habe.
3«gleidh Inben fte gn einer (Spnobe ein, für bie bie Silberfrage ben 23or*
wanb abgab. Sie Antwort, bie fte am 25. (September erhielten, war
eine Chtftänfchang. TOfoIaus erBlärfe, bie 2InerBennnng bes ^Ph ot * 00
einfhneilen nicht ansfpredhen gn Bonnen, ba bie (Srhebnng eines £aien
unerlaubt fei nnb ohne3nfIimmnng Dtoms nichts hätte Befc^loffen werben
bärfen. Sarnra fenbe er gwei Sifchöfe nach Äonflantinopel, nm gegen
3gttafios Unterfnchnng gn führen, warum er feine jrjerbe neriaffen, bie
Sorlabnngen £eos nnb SenebiBts mißachtet habe, nnb ob feine 216=
feßung rechtsgültig fei. 3ngleich forberte er ben Äaifer auf, ber rbmifchen
Äirche ben 23iBariaf non Sheffalonich, bie ©üfer in (Sigilien nnb
Äalabrien nnb bas Dteehf ber 233eihe bes (Srgbifchofs non (SpraBus
gnrücBgugeben. 9tttan bratnhf Bein 3 e * I h c nbenfer gn fein, um gn wiffen,
was mit biefen (Schreiben gemeint war. 3?iBolans gebachte bie ©elegen*
heit gn benähen, nm einmal feinen richterlichen Sorrang über &on=
fiantinopel hanbgreiflich bargntnn, fobann, um bie im 2Infang bes Sil=
berflreifs nerlorengegangenen ©üfer nnb Dtecfyte ber römifchen Äirche
wiebergnerlangen, wie fchon jjabrian I. ans 21nlaß ber Silber frmobe
nerfnchf hatte. 2xtf man ihm hierin ben SüüHen, fo würbe er mit ber
2lnerBennnng bes ^Phofios nicht gogern.
Siefes große ©efchäft ansgufnhren, machten fleh feine £egafen auf
ben 2Q3eg nach Äonflantinopel. Ser eine war niemanb anbers als
ftabwalb non ^3orfo, ber anbere Sifdhof 3a«harias non 2lnagni.
(Sie fpielten ihre DloHe, als bie (Spnobe unter bem 23orftf bes Äaifers,
angeblich 318 Äöpfe flarB, am 3. 2IpriI 861 gufammentrat, mit
233ürbe nnb ^efiigBeif, gur Dtechfen ber Dliajefläf an ber (Spiße
ber Sißhofe ftgenb, währenb gnr £inBen gasreiche Senatoren ^3Ia$
nahmen. (Sie beflanben baranf, baß bas Urteil über 39°afios erfi
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3 gna<to* fcurcf) c&raifcfje Legaten abgefe$f
rechtsEräftig würbe, wenn es t>on Dlom geprüft unb Bejiäfigf wäre.
9Itan tat ihnen beit VSillen, ernannte bie päpjHic^en £egafen ausbrütf*
lieh als Otiater im Slawen Sanft Meters an unb geflattete ihnen fogar,
nach romifdjem fRecE)t gn »erfahren. 3s naf * 00 würbe »orgefn^rt mtb
traf fe^r felBfiBewnfjt, ja fro|ig auf. ©egenüber ben Dlömern, bie (ich
anf Sanft ^3eter Beriefen, fpielte er bie 2Ipo|ieI 3°h anne6 unb üUnbreas
ben (SrfiBerufenen ans, beren 3Rachfolger er fei. Um fdjarfe (Srwibe*
rangen war er nicht neriegen, warf ben £egafen t>or, jte Ratten i^n fc^on
im ooraus oerurfeilt, weigerte ftch, jte als Dtic^fer anguerBennen, nnb
erfd^ien in ber @d^lu0jt|nng erji auf bie dritte £abnng nnb gezwungen.
Sas ^3rofoEoH, nur unooHjiänbig erhalten, läßt ben ©ang ber Verhanb*
lang nicht genau verfolgen, hoch erfennt man, ba$ bem 2Ingeflagten
gwei Vergehen oorgeworfen warben: einmal wiberred^tlid^e üUBfegtrag
©regors non SpraEus nnb feiner ©enoffen, fobann feine eigene nnregel»
mäßige Gr^eBnng unter bem 3®°^ Ber Staatsgewalt. Sas gweife
wnrbe burch eiblidbes 3eugnis non gweinnbjtebgig ^Pafrigiern nnb Sena=
foren erwiefen. So Raffen es bie röraifd^en £egafen nerlangf mit 23e=
rnfnng auf bie unechten Elften bes tyapßee Siloejler*), in benen biefe
3 engenga£I für bie Verurteilung geforbert war. 9Uan fyatte ihnen an«h
hierin nad^gegeBen, obwohl bas Dted^f ber Äird^e bes öjlens biefe £3e-
fliraranng nicht Bannte. Ser Äaifer hoffe fogar Befohlen, ba$ bie ^3a=
fritier, bie fonfi nid^f gn fd^woren pflegten, „gn (S^ren bes ^3apj!es
OfiEolaus" ben (Sib leijiefen. Saranf fprad^en bie £egafen bas Urteil,
3gnafios oerbiene aBgefe$f gn werben, nnb in ihrem 3Inftrag wnrbe er
feiner 2IBgeidE>en enfEIeibef unb ausgejiofjen. 3I?if ben üblichen jpeilrufen
für Ottfolaus, ^ofios nnb bie £egafen ging bie Spnobe auseinanber.
333ie am Schluß, fo Raffen non 2Infang an bie Dtömer bie Verhonb*
lang geführt, nur gnweilen burch Vemerfnngen bes Äaifers, eines
Vifhofs ober eines weltlichen VSärbenfrägers unterbrochen. (Ss war
eine Eaiferliche Oteichsfpnobe geWefen, abgeholfen in ber griechischen
jjauptflabt non Vertretern bes romifhen jßapfiee, bie bas Urteil einer
noransgegangenen grietfyiftfyen Spnobe nad^präften unb einen griedEn*
fcf>en ^Patriarchen im 9Ramen bes ^ßapfles abfe|ten. 9Roch nie hotte man
in Äonjlanfinopel ben röraifdhen 2lnfprüdE)en, auch in ben formen, fo
weif nachgegeBen, ein 3eichen, wieoiel ber ^Regierung baran lag, 9tom
anf ihrer Seife gu hoben. (Ss Bann alfo nicht banon bie Otebe fein, bie
*) 0ief>e oben 0. 4° un& t, 0. 223.
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CTitoIau* gegen ‘Pfjofio* un& für 3gnafio*
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£egafen Raffen, wie fpäter Behauptet würbe, ftd^ täufd>en trab gn ©thrif*
fett gwingen Iaffen, bie jte nicht oerjianben. 246er jte waren allerbings
weiter gegangen, als ihr 2Xnftrag lautete. ©ie follten — fo hotte DTifo*
lans bera Äaifer gefc^riebeu — bie 246fe|ung bes 3gnafios uadhpräfen,
batnif ber ?)ap(l entfi^eiben Sonne, ©taff beffen Ratten jte bie 246fe$nng
felBfl ooHgogen. Um ber ©pnobe biefe (Sigenmäd^tigfeit gn oerBergen,
war in ihrem 23eglan6ignngsfchrei6en ber biesbegfigliche @a$ oerfälfd^t
worben. 333as bie £egafen felBfl Betrifft, fo wirb man anne^raen bnrfen,
jte feien äBergengf gewefen, int ©inne ihres ©eBiefers gn ^anbeln, im
bera jte feinen Sriumph über Äonjlantinopel bnrdf) eine u6erf$reittrag
ihrer 25efngniffe erfanften. QSoüenbe ein 9Itann wie Dlabwalb, felBfl
gn ben 3Itafge6enben ber päpjllid^en Dlegiernng ge^orenb, mag geglanBf
haben, biefe eigenmächtige Erweiterung feines Auftrags jtrf> erlauben
gn bnrfen, eBenfognt, ja nie! eher noch als einjl bie ©efanbten irjabriatts
auf ber 25iIberfpnobe gn 9T!i?äa*). Sie leffe Folgerung hotte er übrigens
nicht gegogen, bie 21nerfennnng bes ^otios nicht ausgefproti>en — bas
^3rofo?oH hoffe bas fidler nicht oerfhwiegen — unb batnif Blieb ber 2IB=
fchluf bes ©eft^äfts, an bera ber Dtegiernng am meinen liegen raufte,
immer noch bera ^3apj! oorBe^alfen.
Sen gurntffe^renben £egafen folgte auf bera $ufe eia faiferlid^er
©e^einter Dtaf, ber ihren mnnblid^en 33etid?t bttreh bie 24ften ergängte.
3«gIeidE) Berankte jtdf> ^ofios in einem feljr langen, fe^r gefdfjicSt aB=
gefaften unb fe^r oerBinblidE) gehaltenen ©«^reiben um feine 2Inerfen=
nnng. Sahinfer aber jlanb etwas anberes. ©o wie man in 5tonj!anfi<
nopel anf bie EntfdEjeibnng bes ^3apfies wartete, fo wartete ^Rifolans anf
Erfüllung bejfen, was er geforberf hafte: 2ß3ieberherfIeHnng bes rotni*
fdE>en ^Patriarchates unb DtücfgaBe ber entgogenen ©fiter. 233ie es bamit
werben foHte, raufte gwifd^en i^nt nnb bera ©efanbten bes Äaifers
geflärt werben. Sie 33erhanblnng gog jtdf) hin unb war noch nicht aBge=
fhloffen, als bie fchle^te 3ah re sgeit Ben @(f>iffst>er?eht unterbrach unb
ben ©riedhen nötigte, in Dtora gn überwintern. Ser 23efcf>eib, ben er
enblidh am 18. 3Itärg 862 erhielt, wirb ihn nicht erfreut nnb wandten
fiBerrafcht haben. ^Ttifolans weigerte f«h, fHpotioe angnerfennen. Er
ging weiter, oerlengnefe, was feine Vertreter int 233iberfpruch gu ihrer
233eifnng, wie er fagfe, getan hätten, oerwarf bie 216fe$nng bes 3goa*
fios nnb erflarfe ihn für ben rechtraäfigen ^Patriarchen. Saf biefer Bei
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DTitoIau*’ Q5eroegg rätibe
ben gwei legten ^3äpßen tinb Bis ba^in auch Bei DTifoIana als 2Ingefiagfer
gegolten hatte, hielt ihn nicht aB, fein £ob in allen Äonen gn fingen. Sen
feit langem ßhwebenben ^rogeß wegen widerrechtlicher 3£Bfe|nng non
Brei 23ißhöfen fifjoB ec fiiQfcfjweigenb bei feite, unb bie mieber^olten
früheren $äHe, wo £aien gu 23ißh5fen erhoben waren, $äHe, bie laut
gngnnßen bea ^otioa fprac^en, ließ ec nicht gelten, ©eine (SntfdEjeibung
teilte er fogleirh außer bem Äaifer nnb ^3^ofiofl auch ben Äird^en non
2lle<ranbria, 2fntiod^>ia unb ^erufalera in einem Dtnnbßhreiben mit, baa
freilich fanm feine 23eßimraung erreicht haben bürfte.
@0 war Har, ber päpfilid^e ©fahl hatte in ber orienfalißhen $rage
bie Partei gewed^felt. Somit war ein ©freit entfeffelt, bem, ungeachtet
feiner furgen Saner, eine außerorbenfIitf)e 33ebeafnng in ber ©efc^id^te
non Äirche nnb ^Papßfnra gufommt. 2G3eIdE>e0 waren bie 23eweg=
grnnbe, bie STttfoIana bagu trieben? Saß er nach ber EHid^tf^nnr
ben DtedEjts gu oerfahren Behauptete, oerßehf ß«h non felbß. 3° allen
3eifen haben Sjevtfcfyet nnb ©faafamänner baa 23ebärfnia gefühlt, ber
333elf gu BeWeifen, baß ße im Gramen bea Dtedhfa hanbelten, wo ße
^3olitif trieben. ETftfolana I. macht banon feine 2Inanahme. ©ewiß
ßanben ihm in biefem (^aQ EKechfagrünbe gur 2Serfügnng; wann haben
(je je gefehlt? 2lber ob ße ßarf genug waren, einen (Snfßhlnß non foldher
Tragweite gn rechtfertigen? 3 e Bem Ber ©äße, auf bie er ßdh Berief,
ßanb ein 23ebenfen gegenüber, baa minbeßeno ebenfo ßhwer wog. Sie
P3erbrängung bea 39»afioa war eine Äaf ber ETßiQfür, non polifißhen
nnb perfonlidhen 35eweggrünben eingegeben. 2lber wie oft war ber-
gleidhen in ber Äirdhe bea Ößena norgefommen, ohne baß 3tom einen
ÄriegafaH barana gemadhf hätte! 2laf bie 2lrf feiner (Srhebmtg gurücf=
gnfommen, nadhbem er gwolf 3 a h re nnangefodhten regiert hatte, war
in jebem $aH bebenflidh, anch wenn bie 3engenauafagen baräber nid^t
gu 3weifeln 2inlaß gäben, ^gnafioa war nid^f norwnrfafrei, nnb ob baa
Verfahren, baa gegen ihn in Dtom anhängig gemacht war, feine 2lb=
fegung nidhf rechtfertigte, wäre nodh gn enfßheiben gewefen. Saß
tyotioe ala £aie erhoben war, bebentefe ohne 3^eifel einen fehler.
2CBer auch Baa war nidhta bleues, einige ber bebeutenbßen Äirdhenfürßen
bea Ößena nnb 253eßena, ZTteltarioe, ber 23egrünber bea ^Pafriardhafea
non Äonßanfinopel, Äaraßoa, ber 323ieberherßeIIer ber ^Silber, unb
feine beiben Üftaehfolger, waren im gleichen (^aH, non 2lmbroßue non
SQfttilanb gu fdEjweigen, ber bei feiner SSahl nodh n,t £* einmal getauft
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Bulgarien
73
mar. Dtom \)at jte alle anerfannt, unb fo gnf wie Sjabrian übet bea
9UangeI bei Zatafioa fyinweggefefyen hafte, tonnte ZRitolaue ea (ei
^Ph of ios tun, beffen h*>h e pecfonlid^e 233ürbig?eif im übrigen unbejiriffen
war. 2Inberweitige ©raube, bea 23racE> gn rechtfertigen, gab es nicht,
in ber eingigen $rage, bie bie ©etnöfer noch pfiffe erregen können, ber
■Bilbetfrage, waren Dlotn unb Äonjianfinopel einig wie nur je nnb würbe
ihre (Sinigfeit bei eben biefer ©elegen^eif entfliehen betont. Sie all¬
gemeine ©eijlesrichfmtg enblirh, bie Iphotios oerfraf, fprath für ihn, jte
war biefeKe, bie in Dtom ^errfd^te, ^ofioo unb 2Inaj!ajtus ftnb oer-
wanbte Grfd^einungen. @o liefen (ich ©rünbe genug für Salbung ber
ooKenbefen Satfad^en an führen, nnb ein ©ewä^renlaffea, eine Äefräf»
figtrag bes ©efd^e^enen, wenn bafür ber Vorrang, bie lÖber^o^eif Storno
in angweibentiger $orra anerkannt wnrbe, fonnte recht wohl als weife
3wecfmäfigfeit gelten, wie bie ^3äp|ie jte oft genug gn üben gemuff
haben.
Gin poIififdEjer 23emeggrnnb war es, bem ÜRjfoIaas folgte. (Sr £af
geglaubt, bei biefer ©elegen^eif alte, feit mehr als hnnberf fahren Der*
lorene, aber nie anfgegebene Otecfyte wiebererlangen gn können nnb bttrch
feinen (Sinfprnch gegen ben 323echfel im ^Patriarchat ben Äaifer gnm
CRadt)geBen gn bringen. Sie nnteritalifhen ©üfer waren gwar angejid^ts
ber fortfhreitenben arabifehen Eroberung non zweifelhaftem 3S5erf.
Um fo me^r bebenfefe gerabe baraals bie 31tögli<hfeif, bie iBaffauhaIb=
infei wieber ber kirchlichen Öberhoheif Dtoms gn unterwerfen. Sorf hatte
bas Dteich ber ^Bulgaren, in jtegreichen Äampfen gegen bie ©riechen feit
31nfang bes ^ahrhnuberfs emporgeforamen, feine blutige ©rünbungs=
geit hinter fl«h nnb begann, (ich & er ©ejtffnng gn öffnen. D^odE) war es
heibnifh, aber fein Übertritt gnm (Shriflentura, bie EBorausfefnng für
alle Weitere (SntwidPIang, war nur eine $rage ber 3eif. 333elih ein (Sr*
folg, wenn es gelang, biefes neue EGoIJ für bie römifhe Äirche gn gewin*
nen! Unmöglich war c0 nicht. 3ra gangen ©übojlen, bei Böhmen nnb
9Uahren, Kroaten nnb ©erben, hatte bie fränfifche 9Itifjton bereits
(^nf gefaft, unb ^Bulgarien war ber ÜJerbünbefe bes bentfhen Äönigs
gegenüber bem gemeinfamen Nachbarn nnb ©egner, bem grofmähri-
fhen Dteich* 2Iber auch in Äonjlanfinopel jfrecfte man bie ipänbe aus.
3Imh borf war mit bem allgemeinen 2luffehwnng bes Dteiches bie fir*h®
liehe DItifjton in grofera 3 n ge anfgelebt; bei ben benachbarten ©lawen
wirften griethifhe ^Prebiger, im mährifhen Dieich traten jte ben Qranfen
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74
3 gna<io* EEagf in Dtom
in den 2Seg, nnb jenfeifs bee ©rhmargen DReerea, im Dteich bet 233arä=
ger t>on &ijem, Begannen jte ein 233erB, baa ©rößfea hoffen ließ. Überall
Breitete baa ©riechenfnm feine Slrme atta, um mit ber ^errfc^aft feiner
Äirdje ben Befiimmenben geifligen nnb politifd^en ©inflaß ftth gn (idfyecn,
ea Bonnte am n>enig|!en feine nächßen nnb gefä^rlid^fien ^Rad^Barn frem=
ber (Jfit^rang überlaffen. S)er anaBred^enbe ©freit gmifhen Dlom nnb
Äonflantinopel, betn 2 tnfcfyeia nacf) eine licdfenpolitifdfe 3 tecf?te= nnb
^3erfonenfrage, mar im lebten ©rnnbe ein Äampf gmifchenOfi nnb 5J33efl
nm baa 9RifjtonageBief am 23alBan. ©o iji er non RiBoIaua eröffnet
morden, unb mer mitt Befireiten, baß ber ^3reia ben Slnfmanb lohnte? ©in
romifd^er ©ieg mürbe baa 2 lntli| ©uropaa anbera geflaltet haben.
2 )er ©nffhlnß bee ^Japfiea märe üielleidEjf nicht fo attagefaHen, märe
ber jrjauptbefeiligte gngegen gemefen. Dtabmalb non ^3orfo, ben 9RiBolana
nerlengnete, feit ©nbe ERooember 862 auf einer mistigen ©enbnng im
fränfifd^en Dteich abmefenb, ^at fein 233erB nicht nerfeibigen Bonnen.
3)afär mirBfen in ben folgenben 3Ronafen ©inflüjfe, bie ben ^3apfl noch
meifer in bie entgegengefegfe Dtid^tnng brängten. 3 s naf ‘ 00 / ^ ec noch
eben ben Dtömern fo flolg enfgegengetrefen mar nnb i^r Urteil ala he-
fangen abgele^nf ^atte, marf ftch JRifolana in bie Slrnte. 2 lna feiner
jrjaff fanb er DRittel nnb 233ege, einen SSerfrefer nach Dtom gu
fd^idfen, ber bem ^apfl feine Älage übergab, ©leichgeifig fammelten jtdfj
hier Flüchtlinge ana bem Ofien, bie bie ©reigniffe anf ihre 2 lrf bar=
fleHten: 39 nat * oa n?ar baa Bejamraernamerfe Opfer rmhlofer 23er=
folgnng, nnb bie £egafen bee ^3apflea haften ftch t>on ffiotioe befielen
lajfen, bagn bie ipanb gn Bieten. OB biefe ©rgählnngen allein Bemirft
haben mürben, maa je|f gefchah, barf man begmeifeln. Slber am Sjof bee
^3apjiea gab ee Heute, denen ber ©inßuß bee IQtftfyofe t>on ^ 3 orfo im
3S5ege mar. @ie Benähten bie 2 lnflagen ber ©riechen, nm ben ^3apfl
gegen einen feiner erflen ^Berater eingunehmen. ©thließlith lieferte biefer
felbfl ihnen bie 22>affe, mit ber jte ihn flürgen Bannten.
3>n ben 3®h ren > JRiBolaua bie römifhe Äirdhe regierte, mar baa
fränBifdhe Dtcich t>on einer fchleidhenben Ärife Bebrohf, bie jeden Singen-
Blicf offen auabredhen nnb ben Frieden gerjioren Bonnte. ©a handelte f«h
nm bie ©rbfdhaft ber ältejlen £inie bee Äönigehaufea. £ofhar I. mar im
©epfember 855 geflorben, nachdem er gerade noch 3 e ** gehabt, fein
9teich nnter drei ©ohne gn teilen. 3)er ältefie, £nbmig II., mar fdhon
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Coffjar* II. (Sf>efc$ei&ung
75
5tonig con Italien unb Staifet ber Dtömec, bet jüngjle, &arl, erhielt
23urgunb trab bie Provence. £nbwig II. ßaffe trar eine Socßfer, &arl
war epileptifcß trab oerßieß Weber D^acßEorameufißaff noeß langes £eben,
ifl auiß feßon naiß etwas tneßr als fieben ^öß**»» gejlorben. ©o rnßfe
bie 3ttftraff bes ©efißlecßtes t>on 21nfang an anf betn mittleren, £o*
tßar II., ber bie rßeiuifcßen £anbe gwifeßen 2üpen unb Jtotbfee regierte
nnb auiß ben jnngffen 2$ruber Beerbt ßaf. £otßar war Beim Sobe bes
Katers noeß mißt gwangig 3 a ß c * ölt mtb non ben großen ©efcßlecßfern
bes £anbes abhängig. 23on biefen ließ er jteß fogleicß gttr Beirat mit
Siefburg bejümraen, beren einer 23ruber, 23ofo, in ber ^3rot>ence mächtig
war, roäßrenb ber anbere, jpnbert, als 2lbf non @f. 9I?anrice int 333aHis
bas obere Dtßonefal nnb bie SSecbinbung naeß 3 fa ** en beßerrfeßte. 2lber
fißon naeß gwei 3öß ren trennte jteß ber junge Äönig t>on feiner ©etnaßlin
trab naßm ältere ^Begießungen wieber auf. 233albrab, mit ber er ftnßer
gelebt ßatte, geßörfe betn 2lbel an, mtb wenn fte betn Äönig nidßt, wie
man erfl naiß 3 a ^ ce0 «ntbedft ßaben wollte, feßon nont IGafer als reißt*
mäßige ©affin angetrant war, fo war fte boeß nteßr als eine gewößnliiße
Äonfttbine. @ie ßat ißra mit ber 3 e ** einen ©oßn nnb gwei Socßfer
geboren, bie fpäfer als nöSig ebenbürtig gegolten ßaben. ©ein bringenber
233unfcß war, fte gnr Königin gn raaeßen. Saß er babei eingig anf bie
©tiratne ber £eibenfeßaft geßbrt ßabe, ifi fanra gn glanben. SSielmeßr
muß er, gleicßoiel ans melcßer pßpjtologiftßen Itrfacße, baran Oergweifelf
ßaben, non Siefburg SRacßfommen gn erßalfen. DTidßf nm romanfiftße
irjergensfräurae ober iBefriebignng franließer Triebe, minbejlens uiißf
barnm allein, fonbern t>or allem um bie ^ortpflangnng ber älfejlen £inie
bes Äonigsßaufes nnb bie ©rßalfnng ißres Dteicßes, ißrer jperrfcßaff am
Dlßein, in 23urguub, ber ^3rot>enre nnb 3<ölien ßanbelfe es ftdß. 233äre es
anbers gewefen, £ofßar ßätte in feinem £anb nnb bei feinem taife rlitßen
iBruber uiißf fo niel Unterjlüfmtg für feinen 233unfcß nnb fogar feinen
233iberfprmß gegen bie nicßfswttrbigeu SQfäffel gefnnben, mit benen er
ißn gn beliebigen fuißte.
(Siufi ßatten Äarl ber ©roße unb fein Bruber Äarlmann aus eigener
dltaißfnoHfomtnenßeif bas Banb ber (Sße gelöji nnb eine nene gefcßlof«
fen, nnb niemanb ßatte jte geßinberf. Sas Sonnte £otßar fuß nießf er«
lanben; bie3»fen ßatten fuß geänberf, unb bie Berwanbfen ber Königin
waren mäißfig. @s beburfife gwingenber ©rnnbe, um Sietburg gn ent«
lajfen mtb bie ^friebeleße mit 233albrab in eine »oHgülfige gn Oerwanbeln.
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r* II. (£$efc$eifcung
(5t traf alfo mit [Beßhnlbignngen gegen feine ©eraa^Iin h*r»or, 23e*
ßhulbignngen unerhörter 2Irf, bie im einzelnen gu wieberholen man ß«h
fifyämt. ZBlutfßaabe feilte ße getrieben hoben mit bera eigenen 23rnber
jpnberf. S)er war ein »errufener 3Renßh, eia ©eißißer, bet an ©iffen*
loßgfeit »iele £aien übertraf, aber was ihm 6a gar £aß gelegt würbe, ijf
ni<f>f nur fo abßheulich, es iß anch fo unßnnig, baß man nicht gn gweifeln
bramhf: bie 33eßhulbigung war erlogen. @ie würbe aber nicht etwa
enfrüßef gnräcfgewiefen; nur baß ße in förmlichem ©erichts»erfahren
erhärtet würbe, »erlangten bie 23ornehraen bes dteißs. [Roch war öo*
male bie ©erichtabarfeit in (5hefa<hen nid^f ber Äird^e »orbehalfen,
barnm brachte £othar feine Älage »or bas jrjofgerichf, baa ein ©offes*
urteil anorbnefe. 3)a gefd^ah bas Unerwartete: 2)iefbnrga Vertreter
beßanb bie 9S5afferprobe, bie 23eflagte hoffe ben [Progeß gewonnen, unb
£othar maßte ftd^ fügen. (5r tat ea nid^f für lange, 233as anf bera geraben
255eg bnreh bae weltliche ©erid^f mißlungen war, fonnte anf bem Um*
weg barch bie Äirihe erreicht werben. 5Da waren bie 23ißhöfe [Richter,
nnb mit benen ließ ßth reben, waren jte hoch alle »om £anbeaherrn mehr
ober weniger abhängig. [Der »ornehmjle »on ihnen, (Srgbifchof ©ünther
»on Äöln, föniglither (Srgfaplan, war rnihloa genug, fnh gnr 23er*
fügnng gn ßellen nnb ben unbebenfenben Siefgaub »on Syrier nach ßth
gn giehen. 3m 3onuar 8öo offenbarte ber Äönig einigen 23ißhöfen, waa
er über feine ©emahlin erfahren haben wollte, jte felbji wnrbe gegwnngen
gn gejlehen, nnb ©ünther betätigte, ße höbe ihm in ber [Beid^te ihre
©chulb begannt. (Siligß wnrbe eine ©pnobe berufen, [JRitte ^rebrnar
traf ße in flachen gnfammen. @ie war fpärlich befaßt, außer bem &öl*
ner nnb Trierer hotten ß<h nur fünf 33ißhöfe eingefanben, ba»on gwei
©äße aua 2ß3eßfranfen nnb einer ana [Bnrgnnb. [Die Äönigin würbe
»erhört nnb legte ein ©eßänbnia ab, baa natürlich ebenfo unwahr wie
ergwnngen war. @ie hot ea halb wiberrufen, aber gnnächß galt ße ala
ßhnlbig nnb wnrbe gnr Trennung »om ©emahl, enger Älojierhaft nnb
ßrenger [Buße »ernrfeilf.
[Dem Äönig fonnte baa nicht genügen, er brauchte bie ©efteibung;
feine (5he otnßfe null unb nichtig fein, bamif 233albrab Königin werbe.
3)a ßieß er anf ein ijinbernia. 3u ben [Bißhöfen feinea [Reiche gehörte
ala [JRetropolif nnb mit einem 3>pfel feinea eigenen [Biafnma jpinfraar
»on [Reima. 2In ber Aachener ©pnobe hotte er nicht feilgenommen, nnb
gegen ihren 23eßhluß erhob er feine ©timrae. 3 n gtoei ©machten, bie er
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CotF>ar<* II. (£^efc$ei bting
77
auf Verlangen einiger £ot^arifä>er 25ifd^ofe abgab— bie 3I?einnngen
waren offenbar gefeilt — oerfraf er ben ©tanbpmiff, es hanble ftch um
eine Angelegenheit bes ©efaratreichs, barnm fönne, nad^bem bie ©ache
einmal oor fiztfylicfyee ©erichf gebracht worben, nur eine Dieichsfpnobe
bas Urteil fällen, jrjinfmars 933orf hafte großes ©ewidhf, unb man
wußte, baß binfer i^m Äönig Äarl ber Stahle flanb. $ür biefen hanbelfe
es (leb nm bie Ausft<hf anf eine fette (Srhfdfyaft, ba bei ^orfbaner t>on
£othars finberlofer (She Neffen Gleich früher ober fpäter gar Verteilung
fommen mußte. (So galt alfo, gn oerhinbern, baß 355albrab Königin
werbe nnb ihr ©ohn rechtmäßiger (Srbe bee oäf erlichen Dteidhes fei. S)ie
gleiche 35ere«hnnng fonnte an<h £nbwig ber S)entf tfye anfleüen, hoch
war bei ihm bie £nji gn erben nid^t fo jlarf, auch wirften t>erwanbtfcfyaft=
liehe 23anbe gwifdE>en feinem fiof nnb bera £ofhars — fein Äangler war
ein Vruber bee Srierer (Srgbifthofs — gngnnfien feines Neffen. 9Itif
um fo größerem (Sifer ergriff Äarl bie Partei 3)iefburgs. Als ee ihr
gelang, aus ber Sjaft gn entnommen, bot er ihr QnfLacfyt, auch ihren
33rnber Hubert, ber ans feinem 33eß| oertrieben war, nahm er auf nnb
entfhäbigte ihn für ben Verlufl oon @f. 9I?anrice bnreh bie oornehmfie
Abtei feines ^Reiches, ©f. SJItarfin in Sours. Äam bas oon ^tinfmar
geforberte Dteichßfongil unter folchen Verhältniffen gnflanbe, fo fonnte
man fuher fein, baß bie .Bifhöfe ans Äarls Dtei<hsfeil ben Befehluß,
ben £ofhar brauchte, oerhinbern würben. 5)agn traf bie 9?achrichf, baß
S)iefbnrg nnb in ihrem Spanien ^nberf bas Urteil bes ^3apfies ange*
rufen hoffen.
£ofhar nnb feine Dlafgeber befdE>Ioffen gnoorgnfommen. (Sin ©heim
bes Königs nnb ein ©raf würben mit gwei 35ifdE>öfen nach ^»m gefhidPt,
Briefe oom Äönig nnb ben £anbesbifchöfen eilten ihnen oorans. ^n
unterwürfigem Son oerßd^erfe £othar bem ^ 3 apfi feine (Srgebenheif,
bebauerfe, nicht felbfi foramen gn fönnen, unb fiellfe ftd^ juro ©chn|e
Dtoms gegen bie Araber gnr Verfügung. Verlemnbungen möge man
nid^f glauben. (Sbenfo bie ^Bifhöfe; fte befeuerten, noih nichts (Snb-
gülfiges befhloffen gn haben, unb erbaten ben Diät bes ^}apßes. Am Sj ofe
£ofhars rechnete man anf Unterf!ü|nng burdh ben Äaifer, auf ben ber
3?apfl DRtidPfid^f gn nehmen hatte, ©eine Verwenbnng fann auch nicht
ohne (Srfolg gewefen fein: nach DiädPfehr ber ©efanbtfchaft befhloß
eine ©pnobe gn Aachen (Snbe April 862 , bie (She bes Königs mit 3)ief=
bürg fei nichtig nnb eine anbere Sjeicat guläfjtg. Aber biefer Befhlnß
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£ot^ar* II. (§f>efc$et&ung. 3Ti£o(ati* greift ein
bot Beine fefie ©runblage, ec war in einer Verfararalnng non nur adE>f
Bißhöfen nnb non biefen nicht einmal einßimmig gefaxt. DItehr noch
als nor^er Beburffe man ber SecBung bnrd^ bas päp|HidE>e 2Infe^en.
233ieber ging alfo eine ©efanbtßhaft nach Dtom, diesmal gngleich im
[ftamen £nbmigs bes EDeutfchen, ben £of£ar durch bie 2lttsßchf auf 2XB*
frefung bes ©faß gewonnen Hjaffe. SurdE) bie DtänBe Äarls bedroht,
ber i^re Untertanen aufwiegele, Baten bie Beiben Könige nm nichts
©eringeres als nm perfönlidEjes ©ßheinen bes Papßes nadE) bera Bei=
fpiel feiner Vorgänger, bie dadurch niel Unheil aBgewanbf Ratten. 3°
einer [Rachßhrift entfd^ulbigten ßcl) bie Bißhofe, baß ße wegen ber
(Sile Bein eigenes (Schreiben aBfanbfen. 3)ie ©efa^r, baß ber ^)apß bardE)
bie ©egenfeite ßdE) gewinnen laffe, fdEjien ihnen bringenb.
2)er Bericht ber ©efanbten muß gn bem ©lanBen geführt haben,
Wenn man eine Pollenbete SiatfadEje fdEjaffe, fo werbe man ben [ßapß,
fd^on nm bes Äaifers willen, nicht auf ber ©egenfeite ßnben. @o wagte
£ot^ar ben entßheibenben (Schrift: am 333etynadE?fstag 862 ließ er
233albrab als rechtmäßige Königin Bronen. 3)ie jrjanblung PoUgog ein
Bißhof ans bem italißhen Dteid^, ipagen pon Bergamo, offenbar ber
Verbindungsmann gwißhen £of^ar nnb feinem Bäuerlichen Bruder.
3lBer auch Äarl ber Äa^Ie rechnete auf bie ^lilfe bes ^apßes, als er —
naihbem bie Vermittlung £ubwigs bes 5)euffdE)en geßheitert war —
offen gegen £othar (Stellung nahm, ihm bie Bicchliihe ©emeinßhaft Per*
fagte nnb fogar fein Königtum angweifelte. DItan Bonnte Porans=
fehen, baß er nur auf ben @prudE> bes [ßapßes wartete, um unter Binf)*
lichem Vorwand ben [Reffen feines [Reiches gu Berauben.
[Rifolans hatte ßch Bis bahin jeber (Sinnt ißhnng enthalten, Sief*
Bnrgs wiederholte Hilferufe überhört nnb ßih bamit ßhon Vorwürfe
gugegogen. 21Is nnn aber Pon ber einen ©eite Äarl ber Äahle ßih ber
Bedrängten annahm, pon ber anbern £othar felbß unb feine Bißhöfe,
unferßü$f Pon £ubwig bem Seutßhen, fein perfonliches ©nßhreifen
Perlangten, gab ec feine gatücfhaltung auf. (Selbß über bie 2llpen gn
giehen, gebuchte ec allerdings nicht, aber ec fanbte gwei Vertreter ab,
bie er als feine „Pertrauten [Ratgeber" empfahl, Dtabwalb pon [Porto
unb einen Bißhof ans ber [Romagna. 2lm 23. [ftopember 862 erhielten
ße Beglaubigung trab 2luftrag. (Sie follten in DIte$ bie Bißhofe aus
£ofhars [Reich mit je gwei Vertretern ansßß= nnb 233eßßanBen unb ber
[ProPence Perfammeln trab mit ihnen feßßeüen, ob £othar wirBlich, wie
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® 9 no & e * n 863
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ec behauptete, fd^on t>on feinem EGater mit EJSalbrab rechtsgültig ner*
mä^It worben unb bie {Weite (§h c mit EDietBnrg nur gezwungen ein*
gegangen fei. 3» biefem ^aH fei ec gu engen unb bas Urteil bem Dted^fe
gemäß gu fällen, bae ^eißt bie (§h e EDietBurgs für nichtig gu erEIäten.
Grweife ßdE> bagegen £ot^acs SarßeDung als falfdE), fo fei ec gu neran*
laßen, baß ec EDiefBttrg in i£>re 3tedE)fe wiebec einfe$e. EBSenn ße fobann
dabei Bleibe, baß i^c ©eßänbnis erzwungen unb falfdE) unb bie DRidEjfer
i^r feinb geWefen feien, fo foHe bec Eßcogeß nadE) Dted^f unb EBiDigEeif
wiederholt werben.
EDie EZBeifung war non ßrengßer UnparfeilichEeif; @adE>e bec £egafen
war es, ße ausguführen. EB3ähcenb biefe, Begleitet t>on ©efanbten bes
Äaifers, ins (^cänfifdEje gogen unb hier bas gufammen treten bec @pnobe
erwarteten — es nergögerfe ßdE), weil £ofhar durch ben E£ob feines EBru*
becs in bie EPronence abgerufen war — fdEjIng in Dtom bas EBJefter um.
Grß nachträglich erfuhr ber Epapß, baß £othar feinem Urteil durch bie
jtronung EXSalbrabs guoorgeEommen war. EDaß ihn bas aufBrachte, iß
Begreiflich). EDagu erßhien je|f — es war gegen Gnbe 2IpriI 863 — ein
EGerfrefer ber WeßfränEifdEjen EBißhofe, bie ßch offen üBer feine £auheit
Beßhwerten unb neue Älageu gegen £othar norBradE)fen. 3“ feiner 2Inf=
wort gog ETtiEoIaus gum erßenmal ßrenge ©aifen gegen £othar auf,
fprach non ihm, als wäre feine @dE)uIb erwiefen, unb nannte feine 5}anb=
lungsweife nerBrecherißh. 3 m übrigen nerwies er auf bie angeorbnefe
Dleirhsfpnobe gu DIte|, bie naih dem Dtechf ber Äirrhe richten werbe,
©einen £egaten gaB er Eeine neue EEßeifmtg, ßhärfte ihnen nur bie
frühere ein. @ie Behielten alfo nach wie nor freie Jrjanb in ber Ellus*
führung.
3h c Verfahren gleicht bem, bas EKabwalb feinergeit in Äonßanfinopel
ßch erlaubt hotte. 2IBmeichenb non ihrem Eituffrag, eröffneten ße am
15. 3“n> 863 Bie ©pnobe in 9Ite$ in ©egenwart bes Äönigs lediglich
mit beffen EBißhofen. EGon auswärts war nur ber EBifdEjof non EBergamo,
offenbar im Eiluffrag bes Äaifers erßhienen, andere waren nicht geladen.
EDas war nicht bas Äongit bes ©efamtrei<hs, bas ERiEoIaus angeorbnef
hafte, unb es war bas ©egenfeil eines unparfeiißhen ©erichfs. EDaß bie
EGerfammelteu gegen ihren Äönig urteilen würben, war nicht gn er*
warten, gumal ba an ihrer @pi|e bie (SrgBifdE)öfe non EJErier unb Äöln
ßanben, bie damit ßch felBß nerurfeilf hoben würben. Gs war alfo non
noraherein alles darauf angelegt, baß £ofhar recht Behalfen foQte, unb
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{S^nofce in OfHe$ 863
fo gefd fyafy es. SnrdEj 3eugcnan8fagen worbe feflgefiefft, er fei mit
333albrab redE)fsfr affig oermäljlf gewefen, ef>e er Siefburg heiratete,
onb biefe H>aBe ungegwangen anb freiwillig i£re ©c^ttlb geflaaben.
SaraufEjin worbe i^re ®E>e einfliramig für nichtig erflärf.
333as fyat bie £egotea gu biefem 33erfahren Bewogen, bas mit einem
wirEIidE)en ©erid£>f nidE>t einmal bie ^formen gemein Ijaffe? Senn go
allem anbern war Siefbttrg nidEjt erfcfjienen anb nicfjt gehört worben.
Sie©egner jinb fogleid) mit bem 33orwurf ber 23ejled^>ung Bei ber $anb
gewefen; aBer bas reicht gur (Srflärung nicfjf aus. 3*» 333a£r^eif werben
fte ben $faU als polififdEjen angefe^en anb Behandelt f>aben, was er ja
aud£> war, nnb ba fte felBfl gar EaiferIidE)en Partei gehörten unb es für
fte bas gegebene war, baß ber Eßapfl faiferlid^e ^olitif macfje, fo trafen
fte eine (Sntfcfjeibung, bie bes Äaifers 23eifaH ftnben maßte. Sas ©egen*
teil, eine ©pnobe, auf ber bie weflfränfifcfjen 23ifcfy ofe mifrebefen, £ätte
unabfe^bare 33erwicflungen £eraufBefcf>woren, barura war es Beffer, ben
^alf in einem @dE)einoerfaf)cen gu erliefen. Sem ^3apfl erfparte man
bamit eine minbeflens unbequeme £age. 333ar es benn nidEjt genug an
ber (5f>re, baß er gum erffenmal, feit es eine ÄirdEje gab, über einen Äönig
^afte rieten laffen unb — ancf> bas war nocf> niefjt oorgeEotnmen —
fränfifd^e 25ifd>öfe ga einer @pnobe ^atte Befehlen bürfen? Sas leßfe
333orf blieb i^m immer nocf) oorbe^alfen, benn bie @pnobe befcfjloß,
obwohl OttEolaus bas nirftf geforbert f>atte, für if>r Urteil feine 23ef!ä*
figung eingn£>o!en. 3« Biefem 3 roec f ließen bie £egaten auf i^rer DtüdP=
reife nacf> Otom ft cf) non ben (SrgbifdEjöfen non Äöfn nnb Syrier Begleiten.
@ie wußten nichts non bem Xlmfc^wnng, ber foeben am päpfitfdE)en Sjof
eingetreten war, bem fte felbf! gara ßpfer gefallen waren. Sen 33er*
lauf Bann man nur oermuten. Dtabwalbs fange 2fbwefenf>eif f>atte feinen
©egnern wof>I bie Stttöglic^Eeif geboten, feine ©feHung gu untergraben.
Sie 3T£adE>ridE)feu über bie erneute (SigenmädEjfigEeif, bie er foeben ftc£
erlaubt ^atfe, mögen bagn beigetragen, ein ©efanbfer Äarls bes 5taf>Ien
iöf ins (^ener gegoffen f>aben — JRiEofaus würbe bewogen, Dlabwafb gu
opfern nnb feiner ^olifiE eine ooUjfänbige 333enbnng gu geben.
Um bies nacE) außen gn rechtfertigen, bebnrfte es flarfer 3ItiffeI.
STfiEolaas griff affo auf bie 33orgänge in Äonflanfinopel gnrüdf unb er*
öffnete gegen feine eigenen £egafen ein (2>frafoerfaE>ren wegen Unge*
^orfattts unb Untreue. Sen @toff gur 2InHage lieferten bie (§rgäf>Iungea
ber griedE>ifdE)en Flüchtlinge: Dtabwalb unb fein ©enoffe fofften befiod^en
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33 rud^ mit ftonffanf inopel
81
worben fein nnb ^ofios als ^Patriarchen anerkannt ^oben. 23eibes war
falfdE), aber es bienfe bem Qtoed nnb worbe für £affadj>e ausgegeben.
Dtabwalb felbjl war noch nid^t erreichbar, aber fein baraaliger ©enoffe,
3adE>aria0 non2lnagni, würbe—ira 5pocf)fommer 863—t>or eine ©pnobe
geffeßt, gum ©efiänönis gezwungen, abgefe$t nnb ausgefchloffen. Sann
ging es gegen ^3^ofio0. Unter 2lufgählung feiner Dltiffetaten würbe er ber
angemaßten 23ifchofswüröe enfEleibet unb, falls er nadE> (Smpfang biefes
©prud^es fein 2lmf attsguüben forfführe, mit 2tnsf«hlnß nnb (^luth be*
broht. ©ein ©chicEfal feilten ©regor t>on ©praEns, ber ihn geweiht, nnb
alle 23if<höfe, bie t>on ihm bie 253eihe empfangen hatten. 39 naf * 00 ba=
gegen worbe Eraft ber Vollmacht, bie bem heiligen Petras bnr«h ©offes
333orf Verliehen, non allen ©trafen befreit nnb in feine 233ürbe wieber
eingefeßt, besgleichen alle ZBifrfyöfe unb ©eifHichen, bie als feine 2ln=
hänger abgefeft unb nerbannt waren.
Ser 23ruih mit &onf1anfinopel war noHgogen. 3^ärj hatte
DfäEoIans biefen äußerffen ©ihriff nid^t getan, ingwifchen aber war
nichts norgefallen, was ihn notwenbig gemacht hätte. (5s fällt anch auf,
wie milbe ber nerurf eilte 3 a< h ar i a0 1,00 2lnagni behanbelf worben ifl:
er erhielt Verwaltung nnb (SinEünfte bes angefehenen Äloflers ©anEf
©regor, fein 33isfum blieb unbefe$t, er hat es fpäter wieber eingenom*
men. Sie ©frenge bes Dtechfsnerfahrens war alfo ©dEtem, fte follte
einen politifhen ©nffhluß bedffen: ber 5Papfi hatte ftch non feinem
hanptfächliihfien 23erafer losgefagt unb beffen ^3olifiE neriaffen. Um
biefe 933enbnng gu erElären, mußte bas Verfchulben fo fd^ner wie
möglich bargefleHt werben, eine (SigenmächtigEeif, bie ftch rechtfertigen
ließ, worbe gunt Verbrechen bes Ungehorfams nnb ber VefiechlichEeit
gefietnpelt. Dtabwalb hat ftch bem ©erichf, bas auf ihn wartete, nicht
geffeHt, ifi fpäter in 2lbwefenheif oernrfeilf worben unb nid^f mehr her*
norgefrefen. ©ein ©furg war gelungen. Sas traf bie gange Partei, bie
gnm Äaifer hielt, ©taff ihrer führten jeßf anbere DItänner bas 233orf
im Dtate bes ^3apf!es nnb gaben feiner ^olitiE eine anbere Dtichfnng.
DftEolatts I., bas ©efhöpf bes Äaifers, wagte es, 233ege eingufchlagen,
bie benen bes Äaifers guwiberliefen.
Sas beEamen alsbalb bie beiben (Srgbifchöfe, ©ünther non Äöln nnb
Sietganb non &rier, gu fühlen, als fte, offenbar noch * n UnEennfnis ber
eingefretenen 333enbung, in Dtom einfrafen, nm ftch bie Vefiätignng ber
Dltefer ©pnobe gn holen. DtiEoIans ließ fte erfl brei 233ochen warfen,
$ aIIe r, Sas Ößapfltuxn II 1 6
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82
21 Bfe$utig &er (£rgBifd>dfe Don ffdln unb Xrier
bann würben jte eines Sages — es war nm ben i. ^Roüember 863 —
»or bie ©pnobe gelaben, nm ans feinem SQfcmbe i^r Urteil gn er*
fahren: jte waren abgefe§t. ©ie »erliefen Dtom nnb wanbfen ftdE) borf*
hin, t>on wo jte ijjilfe erwarten fonnten, nnb wohin Dtabwalb irrten t>or=
ausgegangen war, gu Äaifer £nbwig. DTifoIaus aber erließ in jlolger
©prad^e ein Dfcunbfrhreiben an bie 23ifd)6fe aller fränfifd^en DteidEje unb
Italiens, teilte ihnen bie 2lbfe$ung ©ünf^ers unb Siefgaubs mit, weil
jte erwiefenermaßen £ot^ar bei feinem fnnbigen ©e^aben OSorfdEjub
geleijfet Ratten, unb machte bie 33ef$lüjfe ber römifd^en ©pnobe be=
bannt. @ie befagten: bie DRe|er ©pnobe iji ungültig unb ber Stäuber*
fpnobe t>on Gphefus gleid^guad^fen. Sie beiben (Srgbifd^ofe jmb ab*
gefegt unb verlieren bie 2£nsftdE>t, wieber eingefe$f gu werben, wenn jte
jtd^ nidE)f unterwerfen. 3h re Sttitffd^nlbigen oerfallen berfelben ©träfe.
Sen ©dEtluß macht ber @a|: „23erfludE)f iji, wer £e^ren, 25efe^Ie,
Verbote, Anorbnnngen ober 23efhlüjfe bes apojiolifd^en ©fttljles in
©ad^en bes ©laubens, ber Äird^enorbnnng, ber 3 u ^ f ber ©laubigen,
ber 35ejirafung t>on QSerbred^ern ober XSeri^üfung gegenwärtigen nnb
bünjtigen Unheils mißachtet." An £ot^ar erging ein jlrafenbes ©d^reiben
mit bem Verbot, in Äöln unb Srier eine 9?eubefe§ung ol>ne 233iffen bes
^Japjies oorgnne^men.
3nbem 9T?ifolans in biefer 333eife gegen £ot^ar unb feine fned^tifdEjen
^öifd^öfe einftf)nft, trat er auf bie ©eite, wo 3tedj?f nnb 233al>r^eif
waren. Sie Art, wie ber Äonig t>on feiner ©ema^lin jtch gn befreien
gewußt Ijaffe, war empörenb, unb ber 3[Rtßbrand^, ber babei mit ben
(formen bes Died^ts getrieben würbe, war es nicht weniger, fäüt 33ifd^öfe
wie ©untrer t>on Äöln, benen bas Beichtgeheimnis tticfjf gu ^eilig war,
um bie fd^impflid^jie £üge baranf gu grünben, bie bas ©eridEjf ber Äird^e
gnm bienjlwilligen 333er Egeug fürjHid^er 353ünfcf)e ^erabwürbigfen unb
in ber DItiasfe bes Diid^fers fd^amlofem betrug gum ©iege oerhalfen,
für fold^e Bifhöfe Eonnfe bie bloße Abfe$ung als gelinbe ©träfe er*
fd^einen. SRiEolans war fel>r nacEjftd^fig, als er ihnen fogar bie DlücEEehr
ins Amt Offenheit. Aber es fragt jtdE>, ob Dted^t unb 233a^r^eif allein
i^n Veranlaßt hoben würben, fo gn reben unb gu ^anbeln. 3S3arum ^af
er nicht früher gefprocf)en unb ge^anbelt? ©ein ©djjweigen B>affe gute
©rünbe gehabt; er burfte nicht oergejfen, baß bie (S^e £ot^ars eine h 0 «h ;
polififd^e Angelegenheit war, bie ©efa^ren in j«h barg unb mit 3Sor=
ftriE>f behanbelf fein wollte. Sarin muß man ihm beipflid^ten, aber man
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ZBenbung gu ffarl bem £aF>Un. 3Ii£oIau6 I. unb 2Cnaf( afiu* 33
barf i^n auch nidE>f preifen als uneigennä$igen 933a^rer bes diente.
Senn and) je$f war fein Berhalfen ^3oIifiE. 233enn er für Siefburg
eintraf, fo begünßigte er offenbar bie ^3läne Äarls bee Stahlen auf bie
©rbfchaff bee JTCeffen, ja noch mehr, er geigte Äarl bie 3QTtögIidE>Bcif,
unter Umßänben fc^on Bei £ofhars £ebgeifen bie ipanb auf fein Oteicfy
gu legen. 3° einer ber päpfHidjen ©rflärungen würbe £ot^ar nur noch
mit Borbehalf ber Äbuigsfifel gegeben — „Äonig, wenn fo jemanb noch
Äönig gn Reißen verbienf" — unb bie 3eitgenoffen werben gewußt haben,
weldje ©chlüffe bar aus gn gieren feien. 233enn £of^ar ßd) nid>f fügte,
fonnfe man im tarnen ber Äirdje feine Untertanen gura 2(bfaII bringen
unb i^n vertreiben. Sie fpätecea ©reigniffe machen es Baum zweifelhaft,
baß baranf in ber £af bie Berechnungen Äarls unb feiner £eufe gielfen.
©oldien 2Xb(tdE>fen leißefe DTifoIans Borfchnb, unb er wirb gewußt
haben, was er tat. Unter ben eiferfüd>fig einanber beobarhfenben £inien
bes Äönigshaufes hafte er bisher gur älfeßen gehalten, nnn ging er gur
jüngßen über; in bie @prache fpätetezfeiten äberfe|f: ans einem faifer=
liehen ^Japß würbe er ein frangoßßher ^3apß.
Saß £eufe, benen bie Unabhängigkeit Dtoms am bergen lag, £aien
fo gut wie ©eißliche, bie 3wißigfeifen ber Könige benn|fen, um beim
entfernteren Anlehnung gegen ben benaihbarfen gu futhen, Bebazf feiner
©rflärung. 3 n f°f crn war bie 233enbung von £ubwig II. gu Äarl bera
Äahlen nur eine abgeßhwächfe 233ieberhoIung beffen, was frühere
Epäpße getan hatten, als ße gegen ben Äonig ber £angobarben ben §ran*
ben herbeiriefen. 2Iber ber Borgang bebeutef mehr burih bie Perfonlid)*
feit beffen, ber beim ©fnrg ber Äaifer freuen bie eiußußreichße ©teile
errang. Bei ber 2Ibfe§ung ber £ofharifd>en ©rgbißhofe hafte 2Inaßaßus,
neben bem S^ron bes ^ßapßee flehenb, biefem bas Blatt gereicht, von
bem 9?ifoIaas bas Urteil ablas. ©ine ©gene von ßnnbilblicher Beben*
fung: DTifoIans fprid)f aus, was 2Inaflaftus erfonnen hat. @«h° n bie
erfien ©threiben an bie ©riechen hafte er verfaßt, von je§t an ßnb alle
wichtigen Äußerungen bes ^apfles aus feiner (feber geßoßen. ©ein
Berbienß ßnb bie ©elehrfamfeit unb üppige Berebfamfeit, mit benen
bie Briefe SRifoIaus I., niihf feiten gu Meinen Büchern anfd)WeIIenb,
auf 3eif unb SRaehwelf fo flarfen ©inbrnef gemacht haben. Unb mehr
als bas. 253enn in biefen ©ehriftßücfen ein ©elbfibewaßffein, ein ©folg
gum Äusbrucf fommen, bie alles ^frühere hinter ft*h laffen, wenn 2In=
fprärhe von einer £üh n h e ** erhoben werben, wie man ße noch niihf ge*
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fttfolaud I. und TLnaftafiuö übtt baa Papfttum
Bannt fyatte, fo £af aud£? baran 2Inajiaftna feinen 2lnfeil. @0 Bann Bein
3ufatt fein, baß in ben [Äußerungen bea [papjiee biefe Sonarf £errfd fyt —
gum erfienmal gefdEjalj ea in bec 2Infworf an bie ©tiefen t>om 25. 3I?ärg
862 — feit 2Inaflafiue il>m gut ©eite getreten ifl. Gr £af il>m nid^t nur
feine $?eber nnb feine Äenntniffe, er £af if?m audfj feine ©ebanBen ge*
liefen. 333ie er felbfl über ©fellnng nnb [Redete bea [ßapflea badete, ^at
er in ber 233ibmung einer feiner ©griffen an [RiBoIana mit gehäuften
233orfen gu erBennen gegeben. „©d^Iüjfelwart bea jrjimraela, 233agen*
lenBer bea geifUicf>en 3fr«*el, 2flIbifdEj>of, eingiger 23afer, 2ÜIrid>fer, ber
bu bie ©d^luffel ber GrBenntnia empfangen E>ajl nnb im ©darein beinea
23ufena bie ©efeßeatafeln bea 23unbea nnb baa Ijimmlifdf} fuße [JItanna
bewahr fl", fo fpricf>t er t>on feinem jperrn. „233aa bu binbefl, löfi nie*
manb, niemanb binbef, waa bu löfefl; bn öffnefl, nnb niemanb fdfjließt,
bu fd£>ließefl, unb niemanb öffnet, benn bu fü^rfi auf Grben bie 23er*
frefung ©offee." 233er ben ^ßapfi fo anrebefe, muß gewußt §aben, baß
fold^e ©pratfje angebracht war. 2IudE> anbere 3eifgenoffen haben ä^n*
lieh gefd^rieben, wenn fte [RiBoIana gu gewinnen fudEjfen. Ga war offen*
bar baa, waa er ^oren wollte. Gben baburef) mag 2Xnaf!aftna ben bet>or*
gugfen [piaß an feiner ©eite erobert haben, baß er if>m geigte, waa ein
Papfl fei unb bürfe, unb fitS) ihm bafur ala 233erBgeng barbof. ©eifbem
hört man ana ben [Äußerungen [RiBoIaua’ I., fooft ©elegen^eif
bietet, flefa bie gleiche flolge ©protze; ana feinem 3Itnnbe fcfmüt bie
©timme bea Slnaflaftua.
233aa immer frühere ^3äpfie non ber 233urbe nnb ben 23orred^fen i^rea
2Imtea anagefagt Ratten, Be^rt bei [RiBoIaua in häufiger 233Überholung
wieber. [Rom ifl jpaupf, Butter, Urfprung unb £e^rmeif!erin ber
ÄirdE>en. ©einen 23orrang §af ea non ©off felbfl burdE> G^rifli 233orf
empfangen, ber bie göttliche 3Itad^f bea bifcfjöflicEjen 2lmfee auf ^efrua
unb bie $ef!igBeit feinea ©lanbena grünbefe. [Darum liegt auf bem
[öifd^of non [Rom bie $ürforge für bie gange Äird^e unb alle Gingelnen.
[Darum ifl ea feine ^irfenpßidEjf, bie ÄirdEje maBelloa gu erhalten, bie
£aflen aller gu tragen, ben 23ebrängfen gu Reifen, ©efltirgfe aufgnrid^ten,
©efeffelte gu befreien, 3nfhui)f aller gu fein wie ein GdPfiein, an bem bie
fdjjweüenben fluten ber $einbe fich breiten. 2(n ben Überlieferungen ber
23äfer hält er immer bar fefl, geigt ben anbern bie [Rid^tfcfmur bea ©lau*
bene unb fuhrt bie ^rtenben auf ben redeten 233eg. 2Üa baa große £irf>t
am jrjimmel feiner Äird^e hat ber ©otteafo^n i^n gefaßt; wer i£ra nicht
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ftitolautf I. unfc Unaftafiu* Aber bat Papfttum
85
folgt, bem ifl bie ©onne ft^on am 3Ifrftag unfergegangen, mit offenen
Gingen fleht er nid^f ben reifen 223eg unb flürgf geBIenbef in ben 2Ib*
grmtb. ©ein Urteil gilt für alle: men er verbamraf, ber ifl verbammf,
men er freifprid^t, bet ifl frei, in allen (Streitfragen haben feine (5nf=
fdEjeibnngen gefiegt unb ©elfmtg erlangt. (5r richtet über Sifhöfe, ßrg=
bifdf»ofe nnb fogar über ^Patriarchen, ja über bie gange Äirdf>e. 21 ns aller
233elf Sann er jeben t>or feinen ©fühl laben, feine Urteile ftnb unmiber=
fprehlih nnb unnrafiößlih, menn er felbfl fie nicht abänberf, benn es
gibt feine 2lntorifäf, bie fyofyr märe als bie feine. Stirch frembe Ületfyte
ifl er nicht gebnnben, 3toms Vorrechte gehen jebera anbern Dlechte t>or,
unvergänglich, meil von ©off felbfl verliehen, bas jrjeil ber 5tirche unb
ihre 23Sehr gegen alles Sofe.
9?eu ifl bie Vorflellung, bie fleh in biefen @ä$en ansfprichf, im©rnnbe
nicht, ©hon bie ^3äpfie bes fünften ^ahrhunberfs, 3fnnogeng, Soni=
fatins nnb (Soeleflin, voKenbs £eo nnb©elaflus hoffen ähnlich gefprochen,
auf fte beruft fleh Ofäfolans, ihre 233orte eignet er flh an. 3fou ifl bei
ihm bie fühlbare (Steigerung im 2lusbrucP, nen bie 3ufammenfaffung
ber gerflreufen 2lnsfprüdhe: mas früher eingelne Sone gemefen maren,
erflingt fyet gn mädE>figem 2lEforb vereinigt, mie menn alle 3legifier
gegogen ftnb.
2>n ber häufigen Berufung auf bie Vorgänger verrät fth ber gelehrte
Äenner bes firchli<h en 2llferfuras, ber 2lnaflaftns mar. ©eine Vor*
fieHnng vom ^Japfl, mie er fein foH, hat er ans ber ©efhih** gefd^öpft.
freilich nicht ans ber mirflicljen ®e{cS}id}te. 23on ben ^3äpfien ber Vor*
geif bannte er nnr bie 233orfe, in benen fte von fth nnb ihren dienten
gefprohsn haften. Sa$ biefe 233orfe niemals mehr gemefen maren als
2lnfprühs, mit benen bie Q33irflihbeit f»h «>h f bedte, wußte er nifyt,
moUfe er nidE»* miffen. Sie 2lnferflehnng literarifher Gilbung, beren
befler 23erfreter 2lnaflaftas mar, von ber Äicche unb gn littfyl'ufyen
3wedFen hervorgernfen, hafte einen Dlömerflolg gemedft, ber fth an bem
Silbe ehemaliger ©rofje bes geifllithen Dlom nährte, einem Silbe, bas
mehr ben 233ünfhen ber Sefhaner als ben Saffahen enffpradE), 9Qfa? s
hus, nih( ©efhih fc - 3 n ben ©taatsfhriften, bie 2inaf!ajtns für 3fäfo*
lans verfaßte, fh*n mir es vor nns, biefes Srugbilb hiflori fher Dtomanfif,
in bem bas ^Japfitum erfheinf, mie es gemefen fein foHte nnb boh nie
gemefen mar. Sas ibeale ^ßapfltnm ber Vergangenheit, in S^ifolaus I.
follte es als 233irflich&if miebererflehen. Sarin liegt feine Sebentnng
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GHauBe brr 3eitgenoffen
in ber ©cfi4)idE)fc, baß ec in biefem ©inn nid^f nur gefprodjen nnb ge*
fdEjrie&en — bas Raffen anbece t>oc ihm getan—baß ec banarf) ge^anbelf
hat. ©c hat (Senf! gemacht mit bec 23ocßeHung, baß bec römißhe SBißhof
unmittelbarer 23ocgefe$tec allec ÄifdEjöfe nnb (Steißen, Dfrdjfec übec
alle unb in allen fällen fei, an fein 3tec£)f gebunben, unamfehräuftec
iperr unb jrjeerfeher bec gangen ÄicdEje nnb aller ©laubigen. Dltif Iapi*
bacec Äücge tritt bec 2Infprudh auf in bem t»ocE>in ernannten 23eßhluß
bec cömifdE>en ©pnobe non bec nnbebingfen SSerbinblichfeit aller D3er*
fügnngen bes römißhen ©fahles fite jebermann, ^anble es ßch nm
©Ianbensle^ce obec ©iffengudhf. Sie ©ä$e Beamten nuc wenig in bec
Raffung geänbeef gn werben, nm ßdh mit bem SDatifanifdEjen Sogma
non bec ^ertumsloßgfeit bes Papßes nnb Unumfchränftheit feinec Die*
giecung gn betfen. Um biefes Sogma gu neefunben, becief Pins IX. ein
Äongil ans ber gangen 2G3eIf, für 9?ifoIans I. genügte bagn bie ©pnobe
bes römißhen ©prengels.
famen bie DSorßellnngen, bec ©lauBe feinec 3eif ein gnf ©täcf
233eges entgegen. DTadh wie noc ßanb in ber ©pradhe ber ©laubigen
bec 2IpoßeIfürß nnmiftelBac neben ©oft. ©in ßhulbbewnßfer 23ißhof
fud^t bie ©nabe bes Papßes, inbem ec fdE>ceiBf: „Sem allmächtigen
©oft nnb ©anft Peter nnb ber nnnecgleii^Iidhen DUilbe (Sncer Roheit
empfehle idh meine 933enigfeit, bec 3h c ©®ttes iOerfrefung führt nnb
auf bem ehrwürbigßen ©fühl bes hödhfien ^ürßen als wahrer 2lpoßeI
ß$f ... (Sorem 23efehl will idh * n a ^ en @ f n<&n gehoedhen wie ©off, an
befjen ©taff nnb in beffen Dramen 3h c Derridhfef." 9S3o bas
@hrifZentnm nenen ©ingang fanb, hielt auch Petrus feinen ©ingug, in
feinem nnb feines ©feHoerfrefers DTamen wnebe es ben noebifdhen 23öl*
feen gepeebigf. ©oft nnb ©anft Peter gelobt ßdh ein Äönig Don Säne*
maef, ba ec bie 2Ibßdhf fyat, ©heiß gn werben. 233eldhe übernatürliche
Dltadhf man bem icbifdhen ©feHoerfrefer bes himmlifdhen Torwarts gn*
fdhrieb, h<*f uns ßhon bec iUufraf £eos IV. an bas ijeer bec Qranfen
gegeigt: gecabegu bas jjpimraelreidh bnefte ec jebem Derfpredhen, ber im
Äampf gegen bie Ungläubigen fallen würbe. DUif berechtigtem ©folg,
wenn andh mit gewohnter rebnerifdher Übertreibung, f onnte DTif olans bem
geiedhifdhen Äaifec oorhalfen, wie Diele Saufenbe aus allen Seilen bec
DCelf fäglidh herbeieilfen, um ßdh bem ©dhu$ unb bec ^ürbitfe ©anft
Peters gn empfehlen unb bis gnm fiebensenbe an feinec ©dhweOe gu Der*
weilen. Socthin wanbfe man ßdh in fällen, für bie bec eigene 23ißhof
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{einen Dtaf wußfe, in Dlom gab es ©nabe nnb Verfohnung föc alle, auch
für einen, ber feine brei @ö£ne, für einen aubern, ber einen Sflftonch nnb
©eif&id^eu erfragen ^affe, nnb fogar für einen 3Huffermörber. 3“
Dlom war bie 23uße unter Umfiänben billiger, ©inem Vrubermörber,
ber gum Verlujl feines ©igenfuras nnb Trennung feiner ©he oerurteilt
war, gewährte JTCüolaas, „weil er oorjieE>e, feine ©cfmlb ans bem Xrä-
nenqneU abjuwafd^en", bie DtücfgaBe eon 233eib unb ©nt, bamif ihn
bie 2lrrauf nicht gu ©chlimmerem treibe. 233enn unter GTftEolaus bie
nrfnnblid^en 3 eu 9 n, fT e fö r ben 2InfeiI bes tyapfieB an ber Verwaltung
auswärtiger Äird^en häufiger werben, fo fann bas nidEjf 3ufaD ber Über«
Iiefernng fein, oon ber 3Ttacf)t, bie man ihm gufcfurieb, f>at er flärferen
©ebraucfj gemacht als feine Vorgänger. 3I?an oerlangte banach, man
bebiente (tdE> feiner, ja man fälfd^te auf feinen 9?amen. ©s war {eine
Dtebensarf, wenn er wieberf>olt bat, ben ©efanbten, bie man ihm fd)irfte,
3eif gu laffen, ba er eon allen ©eiten überlaufen werbe.
©eine ©ingriffe gehen and? in ber @acf>e tiefer, als man es bisher
gewohnt war. Uber bie herkömmliche 23ef!äfignng oon ^3rioiIegien, 23er«
lehmig bes ^ßaKiums, ©rric^fung oon Bistümern, ©rfe|nng unfähiger
23ifdhöfe nnb ©rfeilung oon Dtecfrtsbele^rungen — biefe jmb befonbers
häufig nnb nmfaffenb — geht es fd^on ^inans, wenn bem neuen ©rg«
bifdEwf oon ©ens bas erbetene ^aUium nicht oerweigert, aber bie 333al>l
bes 3I?önchs gerügt wirb: jte fei nid^f geflattet unb bürfe ftdE> nicht wie«
ber^olen. 3 n bie 2lmtsbefngnis bes ©rgbifdEjofs oon ©algburg greift
dföfolans ein mit ber 233eifung, ben 23ifcf>of oon ©üben wegen an«
fläziger Lebensführung gur Verantwortung gu gieren. 3» einem ^3rogeß
gwifdEjen bem Vifd^of oon Le 9Itans nnb ben 9Itöndhen oon ©f. ©alais
behält er ftd^ bie Ie$fe ©ntfcheibung oor, gibt aber gugleiih bem 23if<hof
im oorans red^f. 233ieberhoIf fommf es Oor, bafj bie 233iebereinfe$ung
eines abgefe$fen ^3riefiers furgweg befohlen, einmal, baß bie Befreiung
eines gwangsweife ins Älofler ©efiedPten angeorbnet wirb. Sie ©rengen
bes rein kirchlichen ©ebiefs ftnb minbeflens gejlreiff, wenn bem ©rafen
ber 2luoergne bie fofortige 233iebereinfefmng eines oertriebenen Vifclwfs
in fchärfjiem £on befohlen ober Äaifer Lubwig II. auf befragen oer«
fiebert wirb, es fei {eine ©ünbe, mit Ungläubigen Verträge gu fcljließen.
ÜberfdEjritfen ifl jle burd^ bie Dltahnung an 2lbel unb VoI{ oon 2lqui=
fanien, &irchengüfer, bie ber Äönig gu Lehen gegeben fyat, bei ©efahr
bes Slnsfchlnffes gnrüdfgngeben. 233as bas bebentet, oerjieht man, wenn
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gg Umfturg ber rdjenaerfaffung gemä£ Pfettboifi bor
man weiß, baß ^ 8 elcf>nung mit Äirchenguf aaf föniglichen Vefehl feit
mehr als I>unbcrf fahren gum ©ewohnheifsrechf bes frättfift^en DtcidE>e
gehörte nnb eine wefentliche ©runblage feiner Äriegsrüjlung bilbefe.
©in $aH, für ben es {einen Vorgang gab, wiewohl DTifoIaus |id> auf bas
jrjerfomtnen berief, war es, baß er Äonig Äarl ben ÄaE>Ien aufforberte,
eine Überfe$ung ans bem ©riedfjifd^en, bie ein Böniglid^er ^ofgele^rfer
oerfaßt hatte, jnr Venrfeilung ihm Dorgulegen.
SDocf) bas alles Eann, jtdj nidEjf Dergleichen mit ber Saf, bnrch bie
9?ifolaus im Sfooember 863 bie 233elf in ©rjlaunen fe$te. S)as ©traf*
gerichf über bie beiben ©rjbifäjöfe hafte in ber Äirchengefchichfe bes
ÜUbenblanbs feinen Vorgang, nnb bie 2 Irf, wie es abgehalten würbe,
war unerhört. 2 JHem jrjerfommen wiberfpracf) es, baß fränfifdE>e ^3rä=
lafen non einer rötniftf>en ©pnobe gerichtet warben; baß jte es unge*
hört nnb unDerfeibigf warben, war ein Vruch ber DSechfsorbnung, jumal
jte ficf? barauf berufen burjten, baß jte unter Rührung päpjHid^er Legaten,
alfo unter ber 2 Iuforifäf ber röraifdEjen Äin^e gehandelt hatten. üDa hat
Sföfolaas bentlicher als fonjl irgenbwo bewiefen, baß er als unum*
fdEjränfter jrjerrfcher jt«h an fein frembes 3tecf)f gebunben erachtete. 5)as
Dlechf aber, über bas er jich fo rucffcchtslos hinwegfefte, war nichts
anberes als bie feit alters überlieferte, bie gelfenbe Verfaffmtg ber ÄirdE>e.
Vei bem einen ^aQ ijl es nid^f geblieben, ähnliche jtnb ihm gefolgt
nnb laffen feinen 3 weifel übrig, baß es biefem üPapjl allen ©rnjles am
Vefeitigung ber alten nnb Einbürgerung einer neuen Verfaffung 3 a tan
war, nach ber er feEbjl ber unmittelbare Vorgefe$te jebes Vifchofs nnb
bie gefamte Äirche feiner Verwaltung nicht anbers unterworfen fein
foDte, als ber engere römifche ©prengel italifcher Visfümer es Don jeher
war. &h n * weiteres erfennt man barin ben ^3lan ^ßfeuboijtbors. 5 )as
ijl nicht etwa jufäHige Übereinjlimmang, ETCifolaus ijl nidE>f Don nnge*
fahr auf bie ©ebanfen ^ßfeuboijtbors oerfallen. 233ir wijfen, baß biefer
in Dtom fihon früher anfgetancht war. Dfäfolaus hat ihn gefannt nnb
juh einmal ansbräeflich, wenn auih ohne ben Sfamen ja nennen, auf ihn
bezogen, wobei ihm 2 Inaflajtus wie in allen wichtigen (JfäHen bie irjanb
geführt h a <* ©0 ijl nicht abjuweifen, baß gu bem unechten Vilbe ber Ver*
gangenheif, auf bas bie 2Infprüche bes ^3apjles jtch flüften, bie $äl*
fchnngen ^Pfeuboijibors einen nicht unwefentlichen Veitrag geliefert
haben. 5)urdE> jle würben ja bie VorfleHangen, bie romifcher ^riefler*
jlolg fhon in bie echte Überlieferung hineingulefen Derjlanb, anfs will*
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geinfrfcfjaff ?Kat>enna*. Cubroig II. in IKorn
89
Bommenfle Betätigt nab ergängf, jte geigten ben 2S3eg, auf bcm man ben
tömifif>en 23ift£of gum nnumfdEfränBfen .BeE>errfd>er ber ÄirdE)e machen
Bonnfe.
Sie Befle^enbe &ircf>ent>erfaffnng umgufifirgen unb ein ^apjl nad^ ben
23orfdE>riften ^Pfenboijibors gu fein, E>af ÖrftBoIaus »erfüllt. Somit i|l
ec gefc^eiferf, aber bec 23er fucf) wie bas ©Reitern jtnb gleich Begeid^nenb
für feine 3 e 'f-
SfäBolaus wagte »iel, als ec ft cf? non ben freunden bes Äaifecs in Dtom
losmacfjte unb offen gegen bes Äaifecs 23ruber ^Partei ergriff. 3» allem
anbern £affe er in 3 ta ^ en einen $einb, b& auf 9tac$e fann, im (Srg*
Bifdffof non Dlaoenna. SerfelBe 3f°£annes, ber fcf?on mit £eo IV. gu=
fammengefloßen war, £affe im 23erfrauen auf ben Äaifer, beffen Be»
fonbere ©nnf! ec genoß, , ben 23erfud^ erneuert, fuf? non Dtom unaB»
gängig gu machen, fyatte ©fiter ber romifd^en Äird^e in 23eft$ genommen
unb feine 23ifc£6fe am 23erBe£r mit bera EPapfl gehindert. (Sr gog ben
Bürgeren, ba ber Äaifer i£n im ©tiefte ließ. CRifoIans fdj?loß if?n ans ber
©emeinfd^aft ans, Barn felBfI nacEt Dtanenna, um ßrbnung gu fd^affen,
unb nötigte ben (SrgBifd^of gn »oDfiänbiger Unterwerfung: fortan durfte
er in feiner eigenen ^roning Beinen 23ifdE?of o^ne päpfHicf?e ©enelfmigung
weiten. Saß ber ©ebemfitigte auf ben Sag ber 23ergelfung wartete,
Bann man ftd£ benBen, unb Beim Äaifer nermod^fe er niel. Um biefen
fammelten ftdEt nnn a0e ©eBränBfen unb trieben if?n gnm 23orgef>en.
3n ber Umgebung bes SPapfles Bannte man £nbwig. ßft genng nnb
erfi jängfl im ^alle Dtaoennas £affe er gegeigt, wie leidet er gnm 233eicf?en
gn Bringen mtb eingufdE>ütf?tern fei.Sro^bera Blieb es ein 233agnis, feinen
3»rn ^eransguforberu. Senn über anbere 233affen als fein geifllid^es
* 2Infef?en »erfägte DtiBolaus nid£>f, unb gunäd^ff faf) es wirBIidE) ans, als
wollte ber &aifer if>n feine Dltad^t finalen laffen. 23on ^öeneoenf, wo er
gerabe im ($relbe lag, erfd^ien er in ben erflen Sagen bes 3 a ^ refl 864
t>or Dtom, „faffungslos oor Qotn", ®ie jpinBraar in feinen 2Iufgeid^*
nuugen BemerBf. 23ei ber ÄirdEje ©anBf Meters, branßen t>or ber ©tabf,
na$m er gunäd^f! Önarfier. (Sr »erlangte, baß bie (Srgbifd^ofe t>on Stöln
nnb Srier wiebereingefeft würben. Dfifolans orbnefe allgemeines Mafien
unb einen ^Bittgang an, „bamit©ott ben ©inn bes Äaifers BeBelfre". 2fn
ben ©tufen ber PetersBird^e fließ ber 3ag auf ©olbafen bes Äaifers,
bie anf bie £ente einfjieben, fte gn 33oben warfen nnb auseinanberjagten
nnb i£re (Jahnen nnb Äreuge gerBradEten. Sarnnfer war ein Befonbers
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£ufctt>ig II. in ftom
Wertteiles, ein ©efdEjenf 6er ©emo^Iin Äonßanfins bes ©roßen, bas ein
©>fü«f oora 5treug non ©olgaf^a enthalten foDfe. (Ss worbe gerfrämmerf,
unb bas ^eilige ipolg in ben Äof getreten. Übrigens gef)en fo foßbare
Heiligtümer befanntlid^ nie oerloren; andf> biefes mnrbe non einem (Sng=
länber aufgelefen nnb gor tief gegeben. 3 m 33ol? war bie (Empörung aber
ben Vorfall natürlich groß. Otifolaos wartete berweilen im £aferan ber
Singe, bie ba Jomraen foüten, nnb als er erfahr, ber Äaifer rüdfe in bie
©fabf, nm i£n gn fangen, ergriff er bie ^EudEtf. Speimlitfy eilte er gum
Stber ^inab, beflieg einen Äa^n nnb ließ ßdE> nadE) ©anft Peter bringen,
wo er wnßte, baß man if>u nicf)f anfaßen würbe. 3***i Sage unb gwei
OTädjjfe nerbrad^fe er tyier o^ne ©peife unb Sranf, ba trat bie ÜSenbnng
ein, auf bie er im füllen wo^I gehofft Hjatfe. Ser DItann, ber bas ^eilige
Äreug gerßfjlagen H>atte, ßarb plöflid^, ber Äaifer erfranfte — Qeiifyen
bes Himmels, baß er aof falfdEjem 953ege war. Sind) wirflidEjere Singe
werben i£n gur 23eßnnung gemahnt £aben. ©egen bie (Erregung bes
Golfes war er machtlos, bie große ©fabf gn be^errfdE>en reiften feine
Sruppen fdEjmerlidEj aus, unb gegen ben Papß ©ewalf gn branden bnrfte
er ans äußeren nnb inneren ©runben nid^f wagen. (Sr befd)Ioß eingn*
lenfen nnb eröffnete QSer^anblnngen. Sie Äaiferin, Höger nnb tau
kräftiger als i^r ©ema^l, na^m bie @acf>e in bie H a »b nnb brachte einen
QSergleidE) gußanbe. Sie abgefe|ten (SrgbifdEjöfe würben ßdE> felbß über*
laffen, Ofifolaus bnrfte in ben £aferan gurüdffe^ren, mußte aber für fein
weiteres 2D3o^It>erf)alfen 33urgfdE)aft ßeUen. ©ie beßanb barin, baß er
ßdE) in ber Perfon bes 2lrfenins oon ßrfe einen „Slpofrißar", einen be=
ooDinädEjfigfen Vertreter, wir würben fagen einen ©eneraloifar, ge«
fallen ließ, neben bem ein tosEanifdfjer .23ifdE)of ben Äaifer banernb
oertraf. Samif war bie S^etvfäaft ber faiferlid^en Partei in Otom
wieber^ergeßeHf, unb nadE> gweimonafigem 2lufent^alt, wä^renb
beffen feine Srnppen es an 31 usfd)reif ungen aller 3lrf nidt)f Raffen
fehlen laffen, Eonnfe £ubwig abgie^en. (Sr l>afte erreicht, worauf es
i^ra anEam.
Sie bloßen bes ^friebens Ratten bie (Srgbifc^öfe t>on Äöln unb Srier
gn fragen. @ie fügten ßdE) nid>f in if>r ©d^idEfal, erhoben Älage beim
Papß unb ließen ße fd)riftlid) mit ©ewalf anf bem ©rabe ©anEf
Peters nieberlegen, wobei einer ber 233äd)fer bes ©rabes erfdEjlagen
würbe. Sas ©d^riftßüdP ließ in ber (5rorm bie einfache 3ldE)fung ©er*
mißen. (Ss begann nadE) nnpaffenber 3lnrebe — „Höre, H ert P a pß
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jpaltung 2otfya r* unb feiner 23ifdjofe
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StfiBolatta" — mif einet Burgen 2)arf!ellung fees rechfewibrigen 23er*
fahrene, beffen Öpfer bie Kläger geworben feien, fdE)Io0 baran bie 3urücf*
weifung bea „oerwünfehten ©prüdes, bem oäferlidEje ©üfe frerab, Brü=
betlid^e £iebe fern, ber gn Unreif unb gegen ECernunft nnb fanonifefjes
DtedEjf ergangen" fei, ein „roirBungelofer ^flucf)". (Sa Blagfe ben ^apfi
an, ba$ er mif oerbammfeu nnb t>erf!ndE>fen 23erädE)fern bea ©lauBena
SGerBinbung ^alfe — offenBar eine 2lnfpielung auf feine Regiehungen
gn 2lnaflaftua, bem e^ebem breimal Rerflnchten — unb ging bann gur
offenen Äänbigung ber ©emeinfehaff über, ba ÜR'ifoIaua „in anmafjen*
ber ©elBfütBerheBttug", „in gefdE)WoIIenem jpodE>muf ala ein Unwürbiger"
ftdE) felBfi oon ber ©emeinfdE)aff ber gangen Äirche getrennt h^Be. „3»t
beiner leid^ffinnigen Rermeffenheif — fo h* e $ ea weiter — h°ß & u ^‘ c
bnriT beinen eigenen ©prudE) bie ^3efl ber SCerfludErang gngegogen, ba bn
anarnffi: ,233er apoflolififje 253eifnngen nidE>f Befolgt, ber fei oerflucht!‘
2)u E>afi fte oielfadE) Oerle$f, fjafi göfflicE)e ©efe$e nnb ^eilige Äanonea,
fooiel bu Bonntef!, aufgehoben." Siefe ©dEjuiähfchriff — man Bann fte
nicht anbera nennen — wnrbe ben RifdEjofen in £ofhara 3teidE) üBerfanbt
mif ber 3Hohnang, fidE) nicht einfdE>üdE)fern gn laffen burdEj ben, „ber
Sßapfi genannt wirb trab fnf) ala 2lpofieI unter bie 2IpofieI gö^If unb gnm
.Sperrfeuer ber gangen 233elf aufwirft". @ie foüten bem Äönig SItnf gu=
fprecf)en, £nbwig ben 5)eutfif)en gewinnen, non bem aHea oB^änge, nnb
im übrigen guter 3ttt>erftcTf fein.
3Itif ber 3uoerftdE)f war ea nidE>f weif fyec, fcf>on Begann unter bem
©d^Iage bea^apfiea bie ^P^alatijr ber Rifd^ofe gu wanBen. DItef}, £üftich
tmb ©trafBurg warben t>on 2lngfl ergriffen nnb warfen fidE) ERiBoIaua
gu puffen. Siefer nahm bie Unterwerfung £>nIbt>oQ entgegen nnb ge*
wahrte mif flrafenben 233orfen Rergei^ung. 2lu<h einer ber jpaupf*
fdEwlbigen würbe unftdEjer: 2)iefgaub t>on Syrier fügte fidE? fo weif, baf er
fein 2lraf nidE>f meE>r auanBfe. 23or allem £ot^ar felBfi oerlor alle ipalfnng.
3« einem langen ©d^reiBen oerfttfjerfe er mif weitfdEjWeifigen Dlebena*
orten bem 5Papfi feine Ergebenheit unb fd^ömte ftdE) nidE)f, ©untrer gn
oerleugnen. 3°/ er Benü|fe beffen 2lBfe$mtg gn bem 23erfudE>, einem
anbern burch 23erleil>ung bea Kölner Ergbiafume gefällig gn fein. 2)ar=
über war nun ©untrer fo empört, ba$ er ben ÄirdE>enfc^a| gnfammen*
raffte unb nadE> 3 ffl licn eilte, um mit bem ©elb nnb bem 2lnerBiefen oon
Enthüllungen bie ©nabe bea ^apflea gu erlaufen. 233irBIidE> ifi er nach
Dlom gegangen, h«f aber Bei DTiBolaua Bein EnfgegenBomraen gefnnben.
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21 rfeniud £eg at im frdnfifd^en SHeidp
@o mürbelos geigten ß<T bie, bie foeBen erß bem Papß mit breißer
©firn Sro$ gu Sieten gewagt Raffen.
($xeili 4 >, ße Ratten ©runb, Beforgt gu fein, Sa auif> ber, t>on bem nadE?
i^rer 2 £uffaffnng alles ab^ing, ßdE> non i^nen aBwanbfe: £ubmig ber
SeutfcTe näherte ßdT bem Papß. ©egen bas QSerfpred^ea nnbebingfen
©e^orfams — „wie ber @oH>n bem Vater ober ber 3“ n 9 cr Sem 3Itei*
ßer" — ließ er ßrT eine Dtei^e non EirdE>Iid^en V3ünf<Ten erfüllen, wor*
unter ber wid^tigfle war, baß Bremen ans bem 32iefropolifant>erBanb
non &oIn gelöß unb gum ©rgBisfum für Säneraarf nnb @dE> weben er*
B>oBen wnrbe. ÜTifoIaus nerfpracf) if>m außerbem feine (^ürbiffe, „auf
baß er nid^t nur in biefer 233elf glüdPIid^ nnb lange regiere, fonbern au<T
im tnif ©^rifius o^ne ©nbe felig lebe", erwartete aBer bafür,
Befahl es fogar „im tarnen ©ottes unb bes ^eiligen Petrus unb Pau*
Ins", baß £ubmig bie Regierungen mit £ofTar, ©änf^er unb Siefganb
aBBredE>e.
Sie ©rwarfungen bes Papßes erfüllten ßdE) nidEjf gang. 3 *ixk öer*
einigten ßdEj £ubwig ber Seutfi^e unb &arl ber Äa^Ie anfangs 865 gu
einer 2 Iufforberung an fot^ar, bas Ärgernis, bas er ber ÄircTe gegeben,
aBgujleHen unb ftdE) perfonlidE) in Dtom Vergebung gu ^olen. Ser er*
fcfjredPte fiot^ar geigte ßdEj audE) ßTeinbar bagu willig, rief aber gugleid^
ben Staifer um ijilfe an, unb £ubwig II. traf für ben Rruber ein. ©r
Bewirfte, baß gur Regelung ber 2IngeIegenTeif ein Vertreter bes Papßes
über bie 2 üpen ging, ber niemanb anberes war als 2 trfenius, bes Papßes
©felfaerfrefer nnb bes Äaifers Vertrauensmann. TOfoIaas ^af ßcT
ungern bcgu oerßanben, er J^affe anberes oorgerabf. 2 Iuf einer ©pnobe
in Dtom, gu ber er bie Rifcfwfe bes fränfißTen Dteid^es aufBot, foHte bie
©nfßTeibmtg gefällt werben. 3 we»mal, gum STooember 864 , bann nocT*
mals gum 9Itai 865 , erließ er bie 2Iufforberung, Beibe 91tale t>erge 6 Ii<T.
2IudE> bie fränfißTen RißTofe gogen t>or, bie ©nfßTeibung nidE>f in Dtom,
fonbern im eigenen £anbe gefällt gu fe^en. 2 Inßerbem waren ße Der*
ßiramf buriT bie 2Irf, wie DRjfoIaas bie Beiben ©rgBifdEjofe BeTanbelf
raffe. 233enn mit ben eorneTmßen ÄircTenffirßen, modEjfen ße fonß
fein, was ße wollten, in biefer formlofen 933eife, unter Verlegung bes
Dted^ts unb EXtiiTfaiTfung ber Verfaßung umgefprungen würbe, war
fein Rif4>of wert feiner ©feHung ßtTer. @ie erroBen Vorwürfe gegen
bas Verfaßen bes Papßes, nnb STttfoIaus mußte ß«T in einem längeren
©■Treiben ted^t fertigen, in bem er feine t>on ©oft oerlierene Refugnis,
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Srfeniu* £egat im frdnfifc^en 3ietc$
93
über alle 2$ifihöfe 3 a riefen, nad^ 6 rä(fIidE) behauptete mtb ja ermeifen
fachte. 3331c oiele ec übergengf h ai t w »|T en *°it nicht; feinen n>ieöerf>oIfen
£abmtgen iß fein fränfifd^ec Äifd^of gefelgt, bas römifcf>e Äonjil ifi nidEjf
gajianbe geforamen, nnb STfifoIatts hat bie ecßcebte DtoHe bes Dtichfers
über einen Äönig 00 t ben Singen non 5}anpf|iabf nnb 233elf nicht
fpielen fbnnen.
(Statt beffen fam nnn SIrfenitts im ©ommer 865 übet bie Sllpen, nm
im tarnen bee tyapßee bie (SntfdEjeibnng gn treffen. Ser flolge Diömec
führte feine ©ache mit oollenbefer Überlegenheit, fieberte fteh gnerfl bie
Unferfiägmtg £nbmigs bee Sentfcben nnb Äarls bee ita^Ien, ßiftete
fobann gmifhen Äarl mtb £ofbar SSerfobnang nnb nötigte fthUeßlicb
fiofhar, i^m SBalbrab attsgnliefera nnb Sietbarg als Königin in ihre
Dted^te mieber eingnfegen, ecfpacte ihm aber jebe 2 $aße mtb jebe ändere
Semüfignng. Jltit ßaatemänaifchec ©roßgügigfeif mar ber (JaH er*
lebigt, mtb (Sieger mar ber ^öapjl, in beffen tarnen nnb Sluftrag es
gefih«th-
2Iber ber £orbeer bee SIrfenitts mellte tafd>. 233albrab, bie ec nach
Diom bringen foHte, entminte ihm nntermegs mtb fehlte in bie 37!ähe
£othars garücf, mtb Siefburgs (Stellung als Königin mar mehr als frag*
lieh. @* e h af binnen fttrgem felbf! bie ©cbeibuug ihrer @be beantragt.
3« 5töln nnb Syrier hatte SIrfenias gar nichts getan, bie abgefegten (5rg=
bifihöfe behaupteten ftch- 9I?an fonnte fragen, ob es bem £egafen über»
haupt (Srnfi mit feinen DItaßregeln gemefen mar. Sluf jeben ^aH hatte
er mehr nach bem (Sinne bee Raifete als bee tyapßee gehanbelt. 23egreif*
lieh, baß er naih feinet CRncffebt nicht mehr ben früheren (Sinflnß hatte.
(Schließlich gerftel er offen mit bem ^3apfl mtb fhloß ftdft gang bem
5taifer an.
3Q3ic fönnen es mts erfparen, bie heimlichen nnb oerfdblnugenen 233ege
ber fränfifchen mtb päpfiliihen Diplomatie weitet im eingelnen gn »er*
folgen. S^ifolatts hat gmar naih außen b*n ben Slnfhein gn mähren
gefacht, als märe er ber jitenge, nnbefiechlid^e Dtichfer, bet bem Dtechf
gnm ©iege oerbilft. 353albrab fdE>Ioß er ans ber ©emeinfehaft ans, lehnte
bas (Scheibmtgsgefuch Siefburgs ab, benn nicht nm ihre (Sache, fon*
bem nm bie (Sad^e bes apoflolifchen ©fahles hanble es ftch« ©eine
©pradhe mar fo herrifch nnb hart mie nur je. Dahinter jeboäf oerbarg
f»h Xlnftdherheif, ja QSerlegenheif. Sen unmittelbaren SSerfehr mit
£ofhar, ben er oor ber ©enbnng bes SIrfenitts fhon als Slasgefhloffenen
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94 &arl der &ai>Ie und Cudtrig der Deutle im Vertrag Don 2 Ke$ 867
Be^anbelf fjatte, naljra ec wieber anf unb jögerfe, bie lebten Folgerungen
ja gieren, fo baß £ofI>ar fcfjon anfprudfjsnoEet anfgtrfrefen wagte.
[Rifolaua, fo fiolj trab geBieterifcf) ec ftcf> fleEte, Be^errfd^te ja bas @piel
feineswegs, ec wac auf ben (Sifec angewiefen, ben Karl bec Kafjle ent-
witfelfe, unb bec ließ jeifweilig t>iel ja wnnfdEjen übrig, ^a, es fafy einmal
fo ans, als £>äffe ec ftdE) non £of^ac gewinnen laffen. (Srfi int (Sommer 867
Härte ftdE> nacfy nielen 2ßinfeljngen bie £age, als £nbwig bec 2)enffdE>e
nnb Karl bec Ka^le in 3Ite| jnfaramenfcafen trab jte£ jn gemeinfamec
2lufteilnng bec £änber iH>rec 9?effen, £abwigs II. nnb £of^ars, ner=
Banben. 2ßann bie Teilung t>oc fiel» ge^en foEfe, oB erfi naif> bem Xobe
eines obec Beibec [Reffen, oB früher, wncbe nidE>f ansgetnad^t; es fonnte
jeben 2IugenBlit£ gefeiten, nnb fo I>af es SRifolaas I. anfgefaßt nnb fo*
gleidE) 2£nfialten gemacht, gegen ben ^artnädPig nnge^ocfamen König
ben le|fen (Schlag jn führen. 3 n feinen Singen wac es 3cif, bie älfejle
£inie bec Karolinger jn jiürjen nnb eine neue DteidE^sfeilnng oorjmte^raen.
333as bahei ans bera Kaifertum wecben foEfe, wac eine offene ffeage.
3RadE> bem SSerfrag non 9Qfte$ foEfe es aaf^ören nnb eine gemeinfame
@dfra$i?errfdE>aff Beibec Könige an bie (SteEe fcefen, bec ^apjl bagegen
I>af KacI bera Karlen Slttsftd^fen anf bie Kaifecwücbe gemacht. 2 )as eine
wac für bie UnaBH>ängigEeif [Roms fo gnnfiig wie bas anbece. 2)ec
33cuberErieg im jrjanfe Kacls bes ©roßen, KacI bec Ka^Ie nnb £nbwig
bec 2)enffdE>e int (Sinnerflänbnis mit bem ^)apfl gegen £nbwig II. nnb
£ofI>ar, wac alfo im SInjng.
SRifoIaas I>af in bec @adf>e £of^ars bie ^3oIifiE Kacls bes Karlen jnc
feinigen gemacht, weil ec babar<f> fein Slnfe^en nnb feine Dltad^f jn
fläcfen glauBfe. SItts bem gleiten ©rnnbe — nnb bas ifl Bejeicfraenb fnc
feine [Regierung — H>af ec jnc felBen 3eif eine jweife 2tngelegenl>eif mit
nic£>t gecingecetn 3RndE)brn<f BefcieBen, obgleicfj ec bamif bie iUBfitfyteu
Kacls bttrd^Ereujfe unb bie (SrgeBen^eif bes Königs nnb feiner 33ifdE>öfe
anf eine £arfe ^ßroBe fieEfe. 33ifdE>of [Rotfjab non (Soijfons, bec Beim
König wegen früherer Vorgänge in Ungnabe flanb, wac mif feinem
[fttefropolifen ijinfmar jnfammengefloßen, wegen 233iberfe|Iidbfeif non
einer [Reic^sfpnobe im jrjecBjl 862 aBgefeßf unb in ein Klofier necwiefen
woeben. (Sc fügte ftdE> jnnäc^fl, necfolgfe auclj eine 33erufnng an ben
SPapfi nidE)f weiter, bie ec fefjon noc bem Urteil eingelegt ^aBen woEfe.
SIBec im [Reiche £od>ars na^ra man fldE) feiner an nnb ecflattefe SInjeige
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DTÜolauö I. un& IRotF>a& Don 0oiffon*
95
in Olom, nm jrjinfmar, ben Sjauptgegner bet ©Reibung Lothars, burdE?
bie Anflage außer ©efed>f gn fef en. Olifolaus griff bie ©ache eilig auf,
befahl jjinfmar, Olofhab enfweber fofort wieber eingufe$en ober ihn
nach Dtom gn fd^icfen nnb fidE) felBj? perfonlicf» ober burdE> EGerfrefer gar
UnferfacEmng nnb (Sntfcheibnng bes pralles gn jleDen. Als bie SßSieber«
einfefnng nidE>£ erfolgte, luieberfjolfe er feine 23orIabang in Oerfdhärfter
ffocm nnb tnanbfe ftdE> gngleich an ben 5tonig mit ber 3)roi>nag, i£>« im
©fidE> gu laffen, wenn er in feinem Dteicfy eine ^eraBfe|ung bes päpfl=
lirfjen ©fahles bnlbe, bem feine 33orfa^ren „iH>r ganges (Smporfommen
nnb allen Dtuf>ra" oerbanft Raffen. 3*« Olafe Äarls bes Äa^Ien fürchtete
man, bie Unterflügnng bes tyapfiee gegen £off>ar gn Verlieren, unb Be=
fchloß gn gehörten. EHndE) längerem 3®9 ccn *®a*&e Dlof^ab nach Otora
entlaffen, wo er im Oltai ober 3 ani 864 eintraf. Ottfolans wartete aB,
Bis er Äarls fidler war. Als er erfuhr, baß Äarl nnb £ubwig ber
3DenffdE>e (ich gegen £of^ar oerBunben Ratten, nahm er bas Verfahren
auf, gaB gu 353ei^nad)fen 864 Olot^ab feine 23ifdE>ofswurbe wiebet, £oB
einen Oltonaf fpäter bas aBfe|enbe Urteil ber fränfifd^en Dleid^sfpnobe
auf nnb gaB bem ABgefe|ten fein 23isfnm gurücf. bie Ausführung
bes ©prnd^es forgte Arfenius, als er im ©omraer 865 Bei Äarl bem
Äa^Ien eintraf, ß^ne EBSiberfpruch nahm Olof^ab feinen ^3la| in
©oiffons wieber ein.
Sas EGorgehen bes ^3apfles war ohne jebes 23cifpiel nnb hat Bei ben
fränfifd^en 35ifd^>6fen 23efremben nnb SSSiberfpruch gewedEf, bem .Spinf*
mar in einem ausführlichen ©chriftfincf Ansbrucf Oerlieh. Sas gaB
Ottfolans Gelegenheit, fein Verfahren eingehenb gn Begrünben. Dtofhabs
ABfe^nng, erflärte er, fei ungültig, gleidEjoiel oB er Berufung einge*
legt h°Be ober nid^t, benn bie fränfifd^e Oteichsfhnobe fei nid^t Befugt
gewefen, ohne (Srmächfigung burch ben ^3apfi gn Befhließen, nnb nBer
einen Biftfyof gn urteilen fei Vorrecht bes ^3apf!es, ohne beffen Befra¬
gung feine wichtigere Angelegenheit (causa maior) entfdEueben werben
bnrfe. Sarum fei bie ABfe$tmg Dtofhabs eine 33eleibignng bes römifd^en
©fnhles. Sem hielt jpinfmar bas geltenbe Dted^t entgegen, wie es in ben
Äanones, bem GefegBnch bes Sionpftns, enthalten war. Siefes wußte
niihfs oon ben ©äfen, auf bie ber ^3apfi ft<h Berief. 2S5ohI hafte bie
©pnobe oon ©erbifa einem oernrfeilten Sifd^offreigefiellt, Berufung
nadh Dlom eingnlegen, nnb bem ^ßapfl nBerlaffen, ein neues Verfahren
angnorbnen nnb burdh feine JGerfrefer baran teilgunehmen, aBer immer in
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Dlifolauä I. un& DlotF>a& t>on ©oiffonö
6er Proüing nab »or 6em ©eridE)f 6er 3R!ad^6ar6ifd>öfe, niemals in Dlom.
3TticE)f ein 233ort fan6 man im gelfeuben Dtedjf baeon, baß ohne päpß*
lid^e ($rmädE>figung Seine ©pnobe redEjfsSräffig Betließen bürfe, un6
6ie 23ehanpfung, 6er ^3rogeß eines 3ifcf>ofs Sonne nur in Dlom enffd^ie*
6en Werben, war eine wiHSärlidje XImbentnng bes ^Begriffes causa maior,
6en Bisher niemanb in tiefem ©inn »erßanben ^afte.
ipinSraar, baran Sann Sein 3weifel fein, fyatte für fid? bie ©ewo^n^eif
nnb bas getriebene Diec^f, mit bem bie 2fnfpcncf>e, bie DliSolaus erhob,
ß*h nidEjf »erfragen. Gr war im Diecfjf, wenn et bem ^3apß enfgegen^ielf,
fein Verfahren mad^e bie ^3rot>ingft>nobe überßüfßg anb Iöfe aQe gefe$*
lidE>e Orbnung auf. DftSoIans’ 2tnfprud^e gielten wirblig auf ^erßörung
ber Beßehenben Äirc^enoerfaffung. 233ir wiffen, woher ße flammten:
ans ^Pfenboiftbor. Dltif beffen ©ä$en flimmen fowo^I bie ^Be^anpfnngen
wie bas Verfahren bes ^3apßes überein. Saß Seine ©pnobe ohne päpß*
lid^e Grmäctjfignng tagen unb Befd^Iießen bürfe, baß ihr Urteil, nm red^fs*
Sräftig gu werben, bnrdE) ben ^3apß Beflätigt werben muffe, war bie £e^re
^3fenboiftbors, unb wenn Dftbolans bem abgefeften Dlof^ab feine 233ürbe
wiebergaB, e^e er feinen ^3rogeß anfna^m, fo enffpradE) audE> bas ber
^orberung ^Pfeuboißbors, baß ber SlngeSIagfe Bis gnm Urteilsfprurh im
EGoUbeßf feines DledErtes Bleiben muffe. 233as Dftbolaus meinte, wenn er
ft auf „©afungen ber 23äfer" Berief, fyat man im fränSifd^en Diet
leidet erraten. Sie Qfälfd^tmg §at man nidE>t erSannf, bie Gd^f^eif ber
angeblichen SeSrefalen nid^t Beflritten, wohl aber it>re ©elfung als
Dled^tsnorfd^riften, weil ße im anerSannfen ©efe$Buch ber Stirere nicht
enthalten nnb mit ben ©afnngen »on DliSäa nnb ©erbiba nidE>f »er«
einbar feien. Siefe allein wollte man als »erbinblich anerSennen; was
»origer römifdEje 33iß$ofe »erfügt fyätten, fei bnreh bie Äanones ber
©pnoben überholt nnb aufgehoben. DTiSolaus antwortete im 23rußfon
ber Gntrüßtmg: „^erne fei es, baß wir bie 23erfugungen eines »on
benen, bie Bis gnm Gabe ihres £ebens im batholi ten ©lauben Beharrfen,
nid^f mit gebührenber Gefurcht anfnehmen foHten, jene ©«griffen,
welch* bie ^eilige romißhe ÄircEje feit alters überliefert, uns gur 2luf»
Bewahrung übergeben h a f nnb in ihren 2lrdE>i»en unb alten UrSnnben
hütet. §erne fei es, baß wir bie ©griffen berer irgenb geringtä$en,
mit beren rofenrofem 23lnf, tanßießenbem ©ihweiß unb h*ilScaffiget
^öercbfamSeit wir bie heilige 5£irdE>e Blühen nnb ß«h tmücben fehen."
Saß DtiSolans — ober 2lnaßaßns, ber für ihn ßhrieB — h‘ er ^‘ e falten
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DTÜoIauö I. attfc Don ©oiffott*
97
Sefretalen im 2tuge fyatte, indem ec, um jeden Zweifel niedecgufhlagen,
die £uge in die 233etf gefyen ließ, fie würden feit altere im 2ltcfyit> der
comiftfyen Äicrfje aufteioa^rf, i(i fite niemanb zweifelhaft, bet bie 233orfe
mit unbefangenem Singe ließ, mögen anbete ftdE nocf> fo fe^r bemüEen,
i^n non bem PSormurf reingumafeEen, bafj et ßtfy auf föälftfynngen be¬
rufen nnb tynen burcE eine nacJfc Unwa^ctjeif bas Sinfehen bet (Sd^f^eit
nnb 23erbinblidE?eif gu fid^etn gefügt i>af. 3m ftänfifd^en Dieid^ E at
man bagn gefd^wiegen unb bie (SntfcEeibung bes tyapßee Eingenommen,
aber als recEfmäßig hat man fte nid^t anetfannf. Sas Eaffe ijinfmar im
noraus erEIärf. „2D3ir alle", fd^rieb et dem tyapß, „jung nnb alf, miffen,
ba$ unfete ÄircEen bet roraifeEen Äird^c nnb mit Sifc^öfe bem römifdEen
23ifchof nnieeßehen, nnb batum müffen mit, bes ©laubens nnbefd^abef,
Seiner unb bet apo|IoIifc£>en 2tuforifäf geEordEen." 3 n feinen ülnnalen
aber nergeicEnefe et bürg unb Har: „DtofEab mnrbe non ^3apfl 9?ibolaus
mieber eingefegt nicht nach ^e<ht, fonbern Haff feiner 3TtacEf (non
regulariter, sed potentialiter)." (Sinem yXtadptfprud) des tyapßee fügte
ß<h bie fcäntifche ÄirdEe, an iEtem DtecEf Eielf f*e fejl. Sie ^ügfambeif
fam nid^f einmal ans bet Übergeugung, DtncJficEf auf bie Itmfiänbe
gmang bagn. (Sinige 3 a ^ ce fpäfer Eaf eine fränfifcEe @pnobe, als fie
eine äEnlicEe cigenraädEfige 233iebereinfe|nng gurüdFmies, geßanden, im
pralle DtofEabs mürbe man ebenfo geEanbelf Eaben, menn es bamals
mögtidE gemefen märe. (5s mar nnmögliiE, meil man ben ^ßapji braudEfe.
2D3cnn es (Rifolaus im ^aQe DtofEabs batnm gn tun gemefen mar,
fein DtecEf, mie et es auffaßte, gegenüber bet fränfifcEen £anbesfirdEe
burdE bie Xaf gu bemeifen, fo bof ftdE iEm fdEon halb eine gmeife, nodE
bequemere ©etegenEeif, ben angefehenßen der fränfifhen ^ßrälafen,
jpinfmar non Dteiras, gu bemäfigen, nielleidEf gn fiürgen, minbejlens iE»
feine 2IbE<mgigfeit füEIen gn taffen nnb baburdE ben 2tnfprucE, daß bet
^ßapfl bie fränfifdEe ÄirdEe nnmiffelbat regiere, erneut gut 2tnerfennnng
gn bringen. (5t Eaffe babei ben Äönig, ÄatI den Stahlen, auf feiner
@eife.
(Srinnern mit uns bet Kampfe, die jjinfmars (StEebung norausge»
gangen maren unb feine erfleu 3 °^ re erfüttten. @ie fanben iEren 2 £b=
fäluß, als bie DleidEsfpnobe ( 853 ) bie non <5bo in bec3*if feiner norüber*
geEenben DiüdPfeEr erteilten 233eiEen für ungültig, bie (StEebung Sjinb
mors für recEfmäßig erHärfe unb .Beneöift III. biefen 33efdEIuß be=
fiätigte. Unter ben ^Betroffenen befanb ftdE DSuIfEab, ehemals SomEerr
Baller, Das Papfftura IP 7
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Slffotaa* I. an b 2&alf$aft non 35oarge*
oon Dteims, ein ^etcottagen&et, ^ot^gefcilbefec nnb ehrgeiziger DItann.
Snrrh Urteil 6 er ©pnobe mar iB>ra 6 er 2 Beg gn fir etlichen (S^ren »er«
fperrt, auf 6 ie er fonji einen 2lnfprurh gehabt hätte. ^fabeffen, er Der«
jlanb 6 ie ©nnj! Äarls bes Äa^Ien, bes ^jrrennöes 6 er ©ele^rfen, gn gemin«
nen, fo ba$ er ihm 6 ie Grjie^nng eines ^ringen anDerfraute nnb ihn mit
betn (SrgBisfnm 23oarges Belohnen mollfe. Sie 23 ifdE>öfe, ijinfmar Doran,
miberfprathen. Äarl, mit fürfllid^er UnbanfBarfeit, gürnfe baroB bem
(SrgBifehof, ber fo Diel für il>n getan hafte, nnb manbte ftch an ben ^ßapjl.
TOfolans aber Bot gern bie ipanb bagn, ba$ bie 2£Bfe|nng (Sbos mit aE
i^ren folgen, oBtoo^I fd^on breißig 3a^re barüBer Dergangen mären,
mieber aufgerollt mnrbe. 3 m 2XpriI 866 Befahl er, bie Dor breigehn fahren
abgefegten ©eifllic^en in i^re Sttmfer mieber eingnfegen ober ihre @adE>e
einer erneuten Xtnferfud^nng anfeiner ©pnobe gn nntergie^en, bie er anf
ben 18 .2lngnfl nach ©oiflons Befahl. 23eflätignng bes 23efdE>luffes nnb
legfes Urteil Befielt er ftdE> Dor. Sie 23ific^ofe gebordeten bem Äönig
gulieBe, aber jte midien ben gu Befürd^tenben folgen ans, inbem jie Beim
^)apfl 233iebereinfegnng ber 2lbgefegfen anf bem ©nabenmeg Beantrag«
fen. Äarl mar es gufrieben, Derlieh 233ulfhab bas (SrgBisfum, bas er i^m
gugebad^f hafte, nnb ließ ihn meinen. Sen 23efchlaß ber ©pnobe Be«
grünbete ^infmar bem ?ßapfl gegenüber, moBei er einen marnenben
.Spinmeis baranf nid^f nnferbrüdfte, meiner (Srfc^ütterang bas 2Infe^en
ber 33ifdj?ofe, aber auch bes ^3apfies feXBfi ansgefegt märe, baß fänftig
niemanb mehr um iH>re Urteile nnb (Strafen fii$ fümmern nnb nur noch
ber 233iUe bes Königs nnb bie 23egehtlich?eif eines jeben ©eifang haben
merbe, menu rechtmäßig gefaxte 23efd^lüffe nmgefioßen mürben. 9?ifo«
laus aber ließ ftriE> nic£>t Beirren, er moUfe unter allen Umfiänben über
jpinfmar gn ©erid^f ft gen. ©egen il>n fn^r er mit nnge^ead^elfer ^einb«
feligfeit los, nannte ihn einen „fürfif 4 >en £ügner" nnb „^älfcher", marf
i^ra Sjotfymut nnb Une^rerBietigfeit Dor, Befd^ulbigte ihn, burch nnma^re
23erid^te 23orredE>fe erfd^Iid^en gn haben, nnb Befahl ihm, gnr Prüfung
feiner 233a^I Binnen 3>a^ceafri|? ftch in Dlom gn fiellen. ©eine 2lB(id^t
mar mo^l, ihn ins Unrecht gn fegen, nm i£>n gu Begnabigen, bie Semü«
tigung bes erflen fränfifc^en Prälaten mar fein 3 «el. Saß jrjinfmar
ernfle 23efürd^tnngen hegte, geigen bie ©chriffe, bie er tat. (Sr reichte
eine ausführliche 23erf eibignngsfd^rift ein, in ber er alle23efchalbigungen
mit oornehnter Dtnhe miberlegfe, nahm aber gugleich bie Vermittlung
bes Slnaflaftns in 2 lnfpruch. 2 luf ber näthfien Dteirhsfpnobe, in Dropes
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löerftfjdrfter ®(rei( mit Äonftantinopei
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gn SnBe ÖEtoBer 867 , erteilte er Bern aasgefprothenen 233iHen Bes
Äönigs gnm Ztofy, Baß Bern $apfl eine aftenmäßige SarfleHnng ein«
gereich* wnrBe, Bie Bie Dled^tmäßigEeif non SBos 2IBfe|ung nnB jpinlmars
(Srf>eBnng flat baxtat. 2lm ©dhluß Bes ©chreiBens, Bas jpinfmar felBfl
»erfaßt fyatte, wurBe Ber ^3apf! geBefen, Bie Verfügungen Ber Vater üBer
Bie ©fellung Ber Vifhöfe Burch eine einig gültige ©afnng gu erneuern,
„fo Baß in 3n?nnft ohne ©pruch Bes römifichen 33ifdE>ofs fein 23ifd>of
feines 2lmfes entfe$t werBe, wie in nielfältigen Verfügungen nnB %eS)\-
reid^en ^Prinilegien früherer !päpfle in wunBerBarer VJeife feflgefe$t
ifl". 333as waren Bas für Verfügungen nnB ^hrinilegien? 233as meinte
Bie ©pnoBe Bamit? VSoüfe fte (ich auf Ben ©fanBpnnEf ^ßfeuBoiftBors
(teilen, wünfdE>te fte eine ansBräcEliche VeglanBigung Ber falfd^en Se«
Eretalen? Saß Bies Ber ©inn ihrer Viffe fei, if! Bnrch ipinfraars frühere
tmB fpätere ^Äußerungen nnB Barch Bie nachfoIgenBe ipalftrag Ber fränEi«
fd^en 33ifdE>6fe ansgefd^Ioffen. Sie 2IBftd^f Eann nur gewefen fein, Bern
SPapfi Bie ^rage »orgulegen, oB er (ich gu Ben nen anfgetand^ten Dtedhts*
fügen im 333iBerfpru«h gn Ben Bisher geltenBen ©efegen Ber ältefien
©pnoBen BeEennen wolle. Saß er Bies tnn werBe, ^af man fd^werlid^
geglanBt, er gaffe Bamit Ben offenen 233iBerflanB nicht Bloß Ber Vifcgofe,
ancg Ber Könige geransgeforBerf, nnB Barauf Bnrfife er es ni(gf anEom*
men laffen. Senn ingwifcgen gaffe füg Bie £age Ber Singe »erfcgoBen,
er fag fttg anfs ernfllicgfle BeBrogf nnB nöOig angewiefen auf Bie einhellige
nnB EraftnoHe Hnterfiägung Ber 23ifcgöfe nnB .Sperrfeuer non ^franEreicg
nnB SeutfcglanB.
©eit Bern ^oegfommer 863 , wo 9Tifolaus Bie 2lBfe|nng Bes ^Pgotios
tmB 2lnerEennung Bes 3B Qat * M «tnsfpracg, gaffe Bie grieegifege $rage
gerngf. Sie römifegen nnB fränEifcgen ©pnoBen, anf Benen fte ( 864 / 865 )
neBen Ber ©aege Lothars BeganBelf werBen follte, waren niegf gnfianBe
gekommen, in &onflanfinopel aBer gaffe man Bas ©cgreiBen Bes Sßapfles
geheimgehalten nnB mit Ber Antwort gegögert. Sr fl nach gwei 3 a geen
erfolgte fle, im ©omraer 865 äBerBracgfe ein »ornehmer ©efanBter ein
©cgreiBen Bes Äaifers in fcgroffjler ^affnng — „mit SracgenBluf ge«
fegrieBen" nannte es £RiEoIaus — Bas Bie 9I?aßregel Bes ^apfles für
Belanglos erElärfe, ihre 3urüdFnagme for&erte nnB fidh üBer Ben nerfom«
menen 233ef!en, feine geraBgefmtEene ^anptflaBt nnB Bie lafeinige
©pradhe mit ©eringfegägnng änßerte. 3° Ber SrwiBernng — fte füllt
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23erfcf)ft rfter (Streit mit fton ftantinopel
im neueflen 2lbBrucB etwa breiig große »Quartfeiten — ließ Slnajlaftae
feiner (5?eber freien £anf. 2ln poleraifher ©härfe Blieb er Bern Äaifer
nichts fcfmlbig, erinnerte i^n an bie ffiälfdjecgetvofynfyeit bet ©riechen
unb an bie d^rifienVerfolgungen feiner Vorgänger, nannte bie Ver«
adEjfung Ber Iateinif<f>en ©pradE>e eine VeleiBignng ©ottes, Ber jte ge«
fdE>affen, unB fragte ironifdE), warum Ber Äaifer fid^ Benn nodEj „römifdE)"
nenne. Unter reichlicher] 2tnleil)en Bei £eo unB ©elajins jlimmfe er einen
jrjpmnas an anf Bie unantajlbaren, nnverriicBbaren, weil von ©oft ver«
Iic^enen Vorrechte Dtoras, Bas, mit 2lnfiocl?ia unB 2UepanBria burd? Bie
^Perfon ^3efri unB Ben ^PetrusfdEmler OltarBus verbnnben, Bie gange
Äirctye regiere, unB Befiritt Äonfiantinopel, Bas nur von Ben Äaifern
erhoben nnB gewaltfara mit Reliquien anvgeflattet fei, Ben ^3la| unter
Ben (Oberhäuptern Ber ÄirdE>c. Otach fo gewaltigem Sonner Ber Vereb«
famBeit überrafdEjt Ber @hluß Bes ©dE>cetben0: er enthält einen Eintrag,
Ber nnr ab DtiicBgng verflanBen werben Bann. Ser ^3apji H>älf Ben vor
gwei ^a^ren verBünbefen ©pruct) nidE)t aufrecht, erbietet fi(f> gu un=
pavteiifcfyem Urteil, wenn tyijotioe nnB 3s na ** 08 perfonlih ober BurdE?
Vertreter fid} in Dtom fleQen wollen, Benennt fogar Bie Perfonen, bie et
für bie Vertretung im 2luge fyat, nnB gibt gn verfielen, Baß Bie 2lner=
fennung Bes ty^otioe nid^f ausgeffyloffen fei. Sie verbliiffenBe 333enbung
erklärt fidE> aus Ber £age am ValBan. 233ie (id? Ber gange ©treif im
lebten ©runbe um bie OUifjion Bei Ben Vulgaren Breite, fo ifi and^ Bie
VeränBerfe Haltung Bes ^3apfies eingegeben von 2XusftdE)fen, Bie ßdE> an
Biefer ©feile foeben eroffneten.
3m 3>a^r gnvor (864) fyatte OftBoIaus von £ubwig Bern SeutfdE>en
Bie 3Itelbung erhalten, Ber ^ücß von Vnlgarien, Voris, fei bereif,
G^tifi gn werben, unB freu&ig I>affe er Ber OUifflon Ber $ranfen feinen
©egen gegeben. 2Iber Äonfianfinopel Sam gnvor. Gin flarBer militari«
fdE>er SrncB nötigte noch im 3<h c 865 Ben $ürflen, Bie Saufe gn nehmen,
P^otios felbfl erteilte fie, Ber Äaifer war ^3afc, unB OUid^acI nannte fiefy
jeff nad^ h m & et föürß- ©riedhifche ©eijHidhe Bamen ins £anB unB be«
gannen bie Vefe^rung Bes Volles, Bie Dtihffhnur erteilte ^ofios in
einer langen erbaulih«le^haffen Gpifiel. Sas l>af man in Dtom noch
nicht wiffen Bonnen, als man nm biefelbe Qeit mit Bern Bäuerlichen ©e«
fanBfen Ver^anBelfe. Samals wirb DftBolaus noch geglaubt haben, Vnl«
garien burcf> Bie ^rranBen gewinnen gu Bonnen nnB Ben 9K5iBerfpruch
Äonjianfinopels BurdE) 3lnerBennung Bes ^otios gnm @d)Wcigen gu
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%uäfid)ten in 29t»Igarien
.m '
Bringen, ©in 3 a h c darauf erhielt er noch erfreulichere Äunbe. 23oris*
9IZichaeI hatte für bie Äirc£)e feines £anbes ©elbflänbigBeit unb ein
eigenes ÖBerhaupf, einen Patriarchen gewünfc i)t, Phofios ihn Der»
weigert, bie entjlehenbe Bnlgarifche Äirchc foHte non Äonfianfinopel ab«
hängig bleiben. Sarauf ließ ber ($?ürfl ft*h non Iateinifchen ©hrijlen, bie
es in feinem VoIB frfjon gaB, Bejlimmen, bas, was bie ©riechen ihm
norenthielfen, non D?om ft<h geben 3a laffen. 3 m 2l a 9 a ß 866 trafen
feine ©efanbten nor [RiEolans, Baten ihn nm VefleUung eines Pa«
friarchen, am 21usBnnft über eine lange Dleihe non fragen, bie ft«h Beines«
Wegs nur auf Birchliche Singe Bezogen, nnb nm ÜBerfenbnng eines
fertigen ©efegbuches.
233ir muffen es uns nerfagen, Bei ber Antwort bes Papfles gu ner«
Weilen, fo feffelnb biefes 3 eu gnis für ben ©ittenguflanb eines foeBen
ans roher 3TatürIiihBeif emporfauchenben VoIBes wie für bie Überlegen«
heit römifher Vilbung ijl. Sas ©chriftjlücB, bas in 106 PunBfen bie
fragen ber Vulgaren Beantwortet, barf ein 3Itufler praBtifcher, er«
jieherifd^er 5G3eisI)eif Reiften. ©längenb flicht es ab non ber Weltfrem«
ben, hier Befonbers unangebrachten SogmatiB, mit ber Phofios bie 9E?eu=
BeBehrten überfchüttet hatte, weitherzig unb bo«h t>on alter Bequemen
9?achgieBigBeif fern, erhebt es fidE> auch über bie 21nWeifungen, bie ©re«
gor I. in ähnlicher £age nach ©nglanb hafte ergehen laffen.*)Sas233efent«
liehe für ben 21ugenBlicB war, baß nor griechifchen Kränchen gewarnt,
älnfhlnß unb Unterwerfung unter Dlom eingefhärft würbe, non bem
bie 23ifchnfswürbe nnb bas 21pofleIamf ausgegangen, beffen Äirche non
^flecBen immer rein geblieben fei. Sen £anbespafriarchen lehnte auch
ÜÜiBoIaus ab, weil biefe 233ürbe 3tom, 21Iepanbria unb 21nfiochia allein
guBomme, aber einen (SrgBifchof, ber nur bas Pallium non Dlom erhalten
mäffe, jlellfe er in 21 usficht, fobalb es im £anbe roeheere Bistümer geben
werbe. Vei 233orfen nnb Verheißungen ließ er es nicht Bewenben. DTodf»
im jperbfl 866 malten fleh gwei 23ifdE>öfe, non benen einer, ^formofns
non Porto, nns noch oft Begegnen wirb, auf ben 233eg, um im Qlnftrag
bes römifhen ©fahles ben 21ufBau ber Bulgarifchen Äird^e in 21ngriff
gu nehmen. @ie haften alsbalb bie ©enugtnnng, baß ber ^ürfl öffentlich
nnb in feierlicher (Jform feine Unterwerfung unter Dlom erBIärfe: „2üle
Rührer nnb bas gange VoIB ber Vulgaren foHen wiffen, baß ich non
heute an ber ffinechf nächfl ©oft bes ^eiligco Petrus unb feines ©feil«
*) 23 ergl. 350. i, <5. 341 f.
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404 ©ijno&e * n ÄonftonClnopel. 3tbff$ung bei Tßapftei
fcl>reiben, in bem mm am^ er fein 233ißen nnb feine Berebfamfeit leudh*
fen ließ, freute er ßch nicht, bie 5tlnff, bie ßtf> gwifd^en ben Äirc^en bea
Öjiene nnb bea 233eßena längß gebilbef hatte, in ihrer gangen Greife
nnb Siefe aufgubecfen. Saa Ochriftßäcf mürbe gn einer ßammenben
2lnflage gegen Dtom nnb bie 2lbenblänber. 5tonßanfinopel, fo hieß ea
ba, iß ea gemefen, baa auf ben großen ©pnoben alle 5te$ereien über*
»traben H>af, non wo bie «Quellen bea redeten ©laubetta jtcf) ergießen,
ran, wie Bäche baa bürre £anb, bie trocfen nnb unfruchtbar geworbene
9ItenfdE>enfeele Bia ana (Snbe ber 233elf neu gn beleben. @o ßnb bie
Armenier non ihrer 5te$erei, fo iß oor gwei 3 a h rcn & a0 barbarifche nnb
(griffenfeinbliche Bolf ber Bulgaren Dom ijeibentwn befehrt worben.
Sa aber haben ^rcmbe aua Italien, bie behaupten Bifchöfe gn fein,
ftch eingefdhlidhen unb Oltißbräuche unb Irrlehren nerbreifef. Oie Iaffen
ara Oamafag faßen, in ber erßen 233oche ber ^rühjahrafaßen DRilch
unb 5täfe genießen, oerbiefen ben ^3rießern bie ($he, erlauben nur ben
33ißhbfen, bie ©etauften gn falben, nnb — waa allein tanfenb fluche
rechtfertigen würbe — laßen im ©lanbenebefenntnie ben ©eiß oora
Bafer nnb t>om Oohn ausgehen. Um bagegen OteHnng gn nehmen,
follen Vertreter aller 5tirchen in 5tonßantinopel gnfammenf omtnen.
Bon ben Bulgaren iß gn hoffen, baß ße nmfehren nnb ben ihnen be=
ßimrafen rechtgläubigen Bifdhof annehmen werben. 2iber ea hanbelt ßch
nm mehr: ber B3eßen erwartet non 5tonßanfinopeI Befreiung non ber
£prannei bea eigenen Bifchofa, ber ßdft über bie heiligen ©efefe hin«
wegfe|t unb bie Jirri^Iid^e Örbnung gerrnffef. BJohl nicht ohne Über*
treibung fpricht ‘Jßfyotioo non ben itlagen, bie ihm fchon feit längerer
3«if nnb jnngß wieber aua 3 ta ^ cn gngegangen ßnb, 2lbfdhrift ber er*
haltenen Briefe legt er bei nnb läßt beuflich baa 3«I erfennen: ben Ofnrg
bea romißhen ^3apßea.
3n biefer 3lbßdE)f traf im Ooramer 867 bie Opnobe in 5tonßantinopel
gnfammen. Über ihrer ©efchichtc liegt ein ©dreier, ben feine jpanb gn
heben oermag, ba bie 2lffen bei ber näd^ßen 233enbnng ber bpganfinißhen
Äirdhenpolitif nemichfef worben ßnb. 9?ur baa (Srgebnia fennen wir:
2lbfe|ung bea ^3apßea Ofifolaua nnb 2luafchluß aller, bie weiterhin gn
ihm halfen würben. 333ie biefer Befchlnß gnßanbe gefommen iß, wißen
wir nicht. Sie ©egner bea ^P^ofios haben behauptet, Spanten nnb Unter*
ßhriften feien gefälfehf worben, in 333irflidhfeit hatten nur einunb*
gwangig Bifdhöfe raitergeithnef, eine Opnobe höbe überhaupt nidhf ßaff*
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2 IE>fe$ung fceö Vapfttä
405
gefunden, tmb ban (Bange fei ein großer ESetrug gemefen. Saß man
EPhotion an ^älfd^nngefiinjlen t>iel gufrauen fann, fyat er fdE>on auf ber
©pnobe 861, nodh mehr bei fpäterer ©elegen^eif bemiefen, non ber mir
noch hören merben. EHber feine ©egner oerbienen fein größeren 23er*
tränen, ifyre ESehaupfnngen gehen über ban©Iaub^affe meif hinaus. Sie
233a^r£)eif mirb fein, baß andE) anf biefer ©pnobe mie auf fo oielen
froheren nnb fpäferen ber Äned^foßnn ber 23ifdE>öfe unter bera SrndE
ber ©faafngemalf, aber bie ber EPatriardE) oerfägte, befdhIoffen ^af,
man geforberf mar, nnb fehlenden durch geeignete Äorreftnr ber E2ßfen
ergänzt mürbe. @0 mar ein 23efrf>Inß guflanbe gekommen, mie man ihn
noch nicht erlebt I>affe. OTiemaln §affe ein Äongil bee ß flenn ftdh gura
ERidhter über einen römifdE>en EBifdEjof anfgemorfen. San fy&tte ja be*
beutet, baß ihm ber EGorrang oor ben anbern ^Patriarchen abgefprodhen
mürbe. Sie ©pnobe non 867 ^nf fid} nid>t gefreut, bien gu tun. Sie
(Srlänfermtg gn ihrem ©dhriff bietet eine 2CE>hanbIung, bie unter bem
ERamen ben EPhntion geht unb, menn nicht non ihm nerfaßt, bodh feine
EHnftdhf miebergibf. Sa mirb ber E2Infprndh ERomn anf irgenbmeldhen
Primat offen bejlriften. 2Inf ban jperrenmort bei EJRaffhäun fönneERora
ftdh nicht berufen, benn ber Qieln ber ÄirdEje fei nid^f EPetrun, fonbern ber
©laube, ben EPefrnn befannfe. 2lud} mürbe EHnfiochia aln erfler EBifdhofn*
ft$ EPefri, 3 cr nfalem nk 233iege ber Äirdhe nnb Äonfiantinopel aln
©rünbung ben 2Inbrean, ben Grjlberufenen unter ben EHpojleln, ein
befferen ERedhf h a ^ en - ©einen EGorrang fyahe ERom guerjl bem Äaifer
2tnrelian gu nerbanfen gehabt, ber (ich bei (Snffdheibnng ben ©treifn um
EUttfiodhia gur Qeit EPauln non ©amofata nach bem EBifdhof non ERom
gerichtet habe*). Sie ©pnoben non Äonfiantinopel 381 nnb Ghaßebon
451 hatten fldh, aln fie ERom ben erjlen, Äonfiantinopel ben gmeifen
?)Ia#gab en, an ben hauptjiäbtifdhen Gharafter ber beiden ßrfe gehalten,
biefen Gharafter «ber — fo barf man ann anbern Äußerungen non
EPhotion ergangen — fyatte ERom oerloren, feit en fo tief gefunden mtb
tat fachlich nidhf mehr ipauptflabt ben EReidhen mar.
San Ettbfcßungnbefret ber ©pnobe non Äonjlanfinopel mar nidhf aln
leerer EProfeji gemeint, ihm foHte bie E£af folgen, ERifoIaun im eigenen
^anfe angegriffen nnb geflürgt merben. Sagu moHte man ftdh Äaifer
£ubmign II. bebienen. Ser erfle ©ihriff gu einer engen EGerbinbtmg ber
beiben Äaifer mar en, baß beim ©dhluß ber ©pnobe ber ERarae £nbmign
•) 23 &. 1, ®. 39 tm& 4 a *
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106
Qro^enfce (Befahren
neben feem DTtidhaels III. in feie herfömmliche ^ulfeigmtg aufgenommen
mar fee. 3h ra wmrfee bamif feie 2Inerfennnng ab Oltifregenf fees tötni fielen
Oteidhes gafeil, feie, fooiel mir miffen, feit Äarl feem ©roßen fein fränfi*
fdEfer jr)errfi$er erhalten hatte. föüt £nfemig aber mar nicht nur feie ($hre
mertooH, er Brandete bas 23nnbnis mit feem Öfen gegen feie Araber,
feeren 23efämpfnng feine norne^mfle 2Iufgabe mar. 3h c< ^anpfjlafef
23ari fonnfe er ohne feie ipilfe feer griec^ifr^en flotte nicht nehmen. 2Itts
feem 25ünbnis, fo meinte man in Äouflantinopel, foUfe gemeinfames
JGorge^en gegen feen SPapfi ftch ergeben. iDarum mnrfeen feie Elften feer
©pnobe £ubwig gugefanfet.
Über feie Vorgänge imßflen mnrfee ^Rifolans fogleich non Bulgarien
ans unterrichtet, er erhielt feas ©^reiben, in feem tyfyotioe feen ^nrfien
jn geminnen fnc^te. 333ir miffen, in weither £age er ftch ohnehin befanfe:
in (Srwartnng fees Angriffs non Äarl nnfe £ubroig feem 3)entfdhen auf
£ofhar nnfe feen Äaifer, feeffen ©egnerfdhaft er ftdh gwgegogen h afte *
333enn nnn £nfemig ftdh twllenbs non feen ©riechen gnra Vorgehen gegen
ihn beflimmen ließ, mar hödhfie ©efahr, gutnal fea £nfemig feer Senffdhe
ftdh & en päpfHichen 233nnfdhen nerfagen gn moHen fdhien. 3 m herein
mit feinen 23if työfen hatte er ftdh f oe & cn für £othar nermanfet. Otifolans
madhfe feie größte 2Inflrengung, ihn feanon abgubringen, aber meldhe
2Birfnng feine langen ^Briefe haben mnrfeen — einer fällt nicht weniger
als gwölf&nartfeiten — war nicht ftdher. ©idherer war immer noch feer
35eifianfe feer fränfifdhen Äifdhöfe. H)as ©fidhroorf, fte gu geminnen,
hafte tyotioe felfef! geliefert mit feinen Angriffen anf jFtedhfglänfeigfeif,
Äirdhenbraudh nnfe Äirdhenfpraihe feer 2XbenfeIänber. 5)as traf feie Qran*
fen ebenfo wie feie 3tomer, nnfe mit guter 3 ut>ec f*^h f fnnnte OTifoIaus
fte gar ltnferfiü$nng in feinem Äampf aafrufen. 3° ©rwarfung einer
allgemeinen ©pnofee fees 2£benblaubs forfeerte er fte auf, ftdh gemeinfara
nnfe fdhriftlidh gegen feie QSorwürfe feer ©riedhen gu erflären. 3 u 0k* c h
beeilte ec ftch, mit ipinfraar ^rieben gn fdhließen. 2Inf feeffen DledErt*
fertignng erwifeerfe er in oerbinblidhfier ^orm, oerftdherfe ihn feiner
fortfeanernfeen ©nafee nnfe ließ feas aufgenommene Verfahren fiiH*
fdhmeigenfe fallen. (Sin großer 233affengang non hoch fl ungemiffem 2Itts=
gang fdhien beoorguflehen, in feem neben 233orf nnfe ©dhrift feas ©dhmert
nicht in feer ©cheifee bleiben nnfe ooransftdhflidh feen 31usfchlag geben
mürbe.
2IBec feagn feilte es nidhf fomroen. ($s fam nielmehr, wie wenn im
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9Ti!o(au* ftirbt
107
Srauerfpiel t>or bem letzten 2Ift bie 33orjleHung abgebrochen wirb. Ser
2Infruf an bie franfifcE>en ZBifcfyöfe trägt bas Safnm bes 33 . öftoBer,
bie ORa^mragen an £ubwig ben Senffhen nnb feine 33ift£öfe ftnb
ad>t Zage junger. 3 roc * 2S3°ch en fpäter war STtifoIans nid^t mehr am
£eBen. ©eit einiger 3eit fi£>on ferner Ieibenb, ifl er am 13 . Otopember
867 gejlorben, am 3 a h re0 * a 9 feiner Äriegserflärung an Jtonflanfinopel.
Gr jlarB, ohne jn wiffen, baß er einen ©ieg erfochten hotte, Beoor ber
Ärieg Begonnen war. 3» Äonjianfinopel hoffe es wieber eine ^Palaji«
rePolution gegeben, 23aftIeios hoffe feinen ©önner DUic^ael III. er«
morbet nnb ftcf> felBj! anf ben leeren Shron gefeft ( 25 . ©epfember).
£ängf! mag ber neue 2 fllein^errf$er ber gewagten Äirr^enpolifif feines
Vorgängers mißBiHigenb jugefe^en^aBen; er Beeilte (teufte aufgugeben.
2tm Sage nadE> feiner ShronBejieigung nötigte er ^ofios gum Olücf triff,
gwei ORonafe fpäter ( 23 . OfopemBer) worbe 39 °ofios als ^Patriarch
wieber eingefe$t. Samif war ber ©egenjlanb, aus bem ber ©freit mit
Dtom entfprnngen war, aus bem 353eg geränmt; ein Änrier rief bie
©efanbten eilenbs gnrücf, bie fd^on nach 3 *olien aufgeBrod^en waren.
Otur barnm hanbelfe es |idE> nod£>, in welcher 3S3eifc ber ^riebe mit Dtom
worbe gefd^Iojfen werben. Sie ©efa^r, baß bie ©riechen einen 2Ingriff
anf ben ^3apß Betreiben ober nnferjiüfen würben, Bejlanb nicht mehr.
©0 enbete bie ßnrmifd^e Dtegierung OTifoIaus’ I. 353as ^af jte Be«
bentef, nnb weites war iE>r Grtrag für bie GntwicHung bes ^3apj!fnms
in 3bee nnb 3S3irEIidE>Beif?
353enig über ein 917enfd^enalter nach feinem Sobe, als non feiner
Otegiernng nichts mehr übrig war außer ben ^Briefen, bie 2£naflafins
für i^n »erfaßt hotte, Sonnte ber 2 Ibf Otegino im Älofier ^3rüm in ber
Gifel pon ihm fagen, Königen nnb Sprannen höbe er geboten nnb über
ihnen geflanben wie ber Sjett bes Grbfreifes, ein gweifer Glias. @0 lebt
er fort nnb ijl er Bis in nnfere Sage oft gefdEjilberf worben, als Giferer
für Oted^f nnb ©iffe, eingig in feiner 3 «* unb auf lange hinaus. Sem
fränfifd^en 2£Bf mochte biefes Bilb juf> aufbrängen ans ber Grinnernng
an bie geBieterifd^e ©prad^e, mit ber Oftfolaus 5tönig £ofE>ac nnb feinen
geijilid^en Helfershelfern Begegnet war. ©päfere hoben *h n ebenfo
nach feinen 353orfen Beurteilt unb (ich »on ihrem 35oHfIang Betäuben
laßen, ohne gu prüfen, was hinter ben 353orfen fianb unb wie bie Säten
gu ihnen (ich Perhielten. 353er biefen fehler Permeibef, ber ftnbef in
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9Iifo(au*’ I. P(a$ in bet (Stfd}id}te
STfrfolauß nicht ben uneigennützigen unb nnecßhütferlichen Vorfämpfer
besOledhts nab ber gnfen ©ifte, für ben man ihn fo gerne erflärt. (Sr
ßnbef einen Politifer, ber ben eignen Vorteil wahrnimraf nnb feine
©drifte nach ben llmßänben riefet; ber gn offenfunbigem XInredjf
jahrelang fchweigt, wie im (^aH ber Königin Sietbarg; ber mit zweierlei
0I?aß gn meffen weiß, wie gegenüber ÄacI bem Äa^Ien, bem er bie t>or*
greifenbe ($infe$ang VSulfhabs gum (Srjbifdbof non 25onrges nicht übel«
genommen $at; ber bie J25iHigfeif fo fe^r oergißf, baß er einem Prä*
laten wie .jrjinfmar nach gwangigjähriger DerbienßooHer 2Imföfnt)rnng
aus ben unklaren Uraßänben nor feiner (Srtjebnng einen ©fricE gu bre^en
fttd^t, wä^renb er bei 39 naf * 00 bie gleichen Oltängel fd^on nach gwölf
3af)ten oerjä^rt fein läßt; ber fogar im ^alle bes Ph of,os ßdh bereit
geigt, gegen entfpred^enben Preis fünf gerabe fein gn laßen.
(Sinen Äird^enpolitifer finben wir non unerhörter Kühnheit, ja 23er*
Wegen^eit. Sen uralten OTTadhtEampf mit bem ßßen in äußerßer
©dbärfe gu erneuern wagt er, währenb er gleidEjgeitig bas ©eine bagu
beiträgt, baß ber 233eßen bis an bie ©d^wellc bes 25rnberfriegs ftc£>
fpalte. (Ss iß i^m nicht genug, non ben Dteidhen ber Qrranfen bie eine
jrjälfte gn $feinben gn h fl ben, er feheuf ßdE> nicht, gn gleicher 3 eif bie
Vißhöfe gegen ßdh anfgubringen, inbem er ße behanbelf, als hätten ße
nur feine gehorfamen Siener ohne eigenes Oledhf gn fein. Über formen
nnb 3nhalf bes geltenben Dtechts fe$f er ßdh hinweg, bebient ßdh einer
©pradhe, als nerfüge er über unbegrengfe DHadhfmiffel unb Sonne jeben
933iberßanb mühelos nieberßhlagen. 3n 233irElidhEeif iß er bem ©tnrg
einmal, gn Anfang 864, nur bnrdh gänßige Rügung entgangen nnb gegen*
über ben ©egnerßhaften, bie er wachrief, ohne eigene DItadhf abhängig
geblieben nora guten 9S3iIIen non ^errßhern wie Äarl bem Wahlen nnb
£nbwig bem Seutßhen, beren Itngnoerläfßgfeif er erfahren fyatte. 21m
(Snbe feiner Dtegiernng ßhwebf er in ernßer ©efahr, ans ber ihn nnb
ben römißhen ©fühl nielleicht nur fein £ob befreit hat.
V3as neben ber Verwegenheit feiner PolifiE am meißen auffällt, iß
ihre heransforbernbe ©freitluß. 3 g ben feiner Kämpfe h at OtöEolaus als
Angreifer begonnen, ben gegen £ofhar ebenfo wie ben gweimaligen gegen
jpinfraar nnb bie weßfränfißhen 33i fhöfe nnb am meißen ben gegen
Ph ot < 00 * 3Qftan hnt biefem norgeworfen, baß er bnrdh 21ufbec?ung ber
frennenben ünterßhiebe bie banernbe ©paltnng ber 5tirdhe eingeleitet
habe. 233enn bie unmittelbaren folgen nielleicht überßhä$f werben, fo
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3lifoIauö’ I. pia§ in 5er ®tfd>id>te
109
ijl bod} unleugbar, baß tyfyotios aus bet perfonlicf>en (Streitfrage
um ben @tuf>I Don Äonjianfinopel eine grunbfäfliche gwifchen ben
ÄitdEjen bes 2 ttenblanbs unb Oltorgenlanbe gemacht ^af, bie feitbem
tx»oE)I gweihunberf 3 a h rc fd^Iummem Eonnfe, aber fct>lie$Iicf) einmal gnra
offenen 23rnch fügten mnßfe. Ollan foQte aber nicht Dergeffen, baß
tyffotioe ber Slngegriffene war, angegriffen in feiner ^ 3 erfon, angegriffen
in ben Stegen feines Slmfes als 23eEehter unb geifHid>er Leiter bes
bnlgarifi^en EöolEes. Singreifer war OliEolans unb mehr als Angreifer,
er war (Sroberer. Saga paßt ber Xon feiner Slaßernngen, gebieferifdE>,
herrifdE), §odE)fa^renb nnb oerlegenb, „weif entfernt t>on ber 23efcbeiben*
heit feiner iöorgängec", wie ^inEraar meinte nnb mit i^ra gewiß bie
meijien fanben. (Snblich bie übereilte ©ewaltfaraEeit feines S5orge^ens!
Ser plö|lid^e ©furg Olabwalbs, bie formlofe Slbfefjung ber (Srgbifchöfe
oon Äoln nnb Syrier, bie nnoermittelf fchreffe SGenbung gegen Äon*
jlanfinopel, bie fdE>on nact> ^oh^faß 30 m falben OläcEgag führte, alle
biefe ©griffe finb mit Wenig Überlegung unternommen, t>on ber £eiben*
fc£>aft eingegeben.
Ö^ne3weifel J>af OliEolans eine ^ödE)f! perfonlidE>e ^3oIifiE getrieben;
ob es feine eigene Olafar war, bie barin guraSlusbrucE Eam, ober bie Slrf
bes Slnaßaftus, bürfte fd^werlid^ gu entfd^eiben fein. Ser Ollangel an
Singenmaß, bie ©ewaltfamEeit bes Verfahrens fpre<f>en für Slnafiaftns,
ben Oüann, ber es oerfnd^t I>affe, als breimal Verflachter, non ber
©emeinfdE>aft Slusgefchloffener firf) bes ^apfltnrns mit ©ewalf gu be*
mächtigen. Slber nnr bei weifge^enber 233efensoerwanbtf4>aft Eonnfe
biefer (Sinfluß fo mächtig werben unb fo tief wurgeln, baß er, einmal gar
©eifang geEommen, ancf> nach ber Doritberge^enben Unterbrechung burch
bas SlpoEriftariaf bes Slrfenins, wieber obftegte. Sluf ben (Sinfluß bes
Slltertnmsfreanbes batf man es gnrücEfn^ren, wenn bie Oiegierung
OliEolans’ I. ansgeric^fet erfd^eint nach bem 3& ea l einer eingebilbefen
Vergangenheit, was gelegentlich bis gn äußerlicher Olachahmung fährt.
Sie S3ehanblung Olabwalbs Don ^3orfo iß fogar bewußte Olachahmung
beffen, was ftch im 2fah re 484 im Äarapf gwifchen ^eligr III. unb SlEa*
Eios gngefragen hotte*). 3ß es S u gewagt, wenn man ben Ollangel an
Singenmaß, ber bie Oiegierung OliEolans’ I. feit 863 Eenngeidhnef, im
allgemeinen bem (Sinfluß bes ©elehrfen gnfdhreibt, ber mit allen ©e*
banEen in ber Vergangenheit lebte?
•) 0ie£e 355. i, 0. 134 .
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410
Dlifolaatf* I. 3>la$ in ber f§efc$ic$te
3« Dltittelpunff biefea iöefireBcnß, bie 333irflid^feif na<h einem er*
träumten 23orgeifbilb umguformen, fielet 6er 23erfu<h, bie 23erfaffung
ber ÄirdEje burch eine angeblich urfprängliche, in 333ahrheit nenerbings
erfunbene gu Derbrängen. Nifolana I. reicht Pfeuboijtbor bie j^anb, ber
!Pap(! bem föälftfyet. (Sr hat bamif fo wenig (Srfolg gehabt wie mit feiner
gangen ^3olitif. ©egen £ot^ar hat er mit all feinen Urfeilsfprnd^en nnb
Srohtmgen nichts erreicht; ber Äönig hielt an ber 2lbjccht fefi, 233albrab
gar rechtmäßigen Königin gn machen, nnb bie abgefe$ten (Srgbifthöfe
behaupteten ihre Plä(e. Noch offenfnnbiger mar bie Nieberlage in
einem ähnlich gearteten geringeren $all. (Sine ©räftn (Sngeltrnb mar
ihrem ©emahl 23ofo, bem Araber Sietburgs, mit einem 23af[aUen
banongegangen nnb lebte mit biefem im Dteiche fiofharo. N?it allen
©trafen ber &ir<he gelang es Nifolaua nicht, |te gur DtndRehr gn ihrem
©atten gn bewegen, offen trofte ihm baa ^3aar. Ser poflnme ©ieg über
tyotioe mar einem ©Iädfafall gn Derbanten, auf ben Nifolaua Dielleicht
gerechnet hatte, aber boch nicht mit befferem ©rnnb, als ber ©pieler anf
ben ©ewinn feinen £ofen rechnet. Ser @ieg hat fich auch nicht behaupten
laffen, fhon nach gehn 3 a h cen roac alles wieber Derloren. 3 m ($faHe
Dtothabn hat Nifolaus groar feinen 233illen bnrchgefe|t, aber nur banf
befonberen llmfiänben, bie bie fränfifhen ZBifäöfe nötigten, ftch feinem
OB'adhtfprnch gn fügen, ben fte nicht für recht halten. 3 m $alle 233ulf«
habe mußte er felbff einfehen, baß er gn weit gegangen mar, nnb Dor bem
fejien 233iberfianb ber 2$ifid^öfe ben Otüdfgng antreten, obgleich er ben
&önig für (ich hatte. 233ie wenig bie Steigung gnm ©ehorfam gegen
3tora bnrrh fein ÜUnftreten Derjiärft worben mar, haben feine Nachfolger
halb gn fpären gehabt. Ser erffe 23erfudh, bie Kirche bes 2tbenblanbes
ber fhrantenlofen 2flleinherrfchaft beo römifhen JBifchofs gn unter«
werfen, iff nicht gelungen, ein päpjlliches ^Regiment nach & cn ©ranb«
fä|en ^Pfenboiftboro if! bamals als miberrechtlich abgelehnt worben.
Ntif bem, was er erflrebte, hatte Nifolans feiner 3eit ganiel gngemntet,
ber Otüdffchlag war Dorausgufehen, nnb baa ©dhidffal, bem baa !ßapj!«
tnm nach feinem Slobe Derfiel, fprichf bentlich genug bafnr, baß anch
ihm bei längerem £eben fein bleibenber (Srfolg gnteil geworben wäre.
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21bgleifett unb ZSerfinfen
Äaoro war 9?ifolans tot, fo enflub ftcf> bie ©pannung bet ©egenfäfce
in einem 2ß3a^Ifampf t>on ungewöhnlicher jpeftigfeit nnb Saner. (Sin
DItonaf »erging, währenb beffen es gn Verhaftungen »on ^erfonen {am,
bie bem Äaifer als Verräter begegnet waren, anbere ßüdhfefen, nnb
noch am legten Sage bradE> ber jpergog »on ©polefo mit Sruppen in bie
©fabt, bie (ich jebe 2Xrf »on 2lttsfchreifungen erlaubten, ^afl fd^eint es,
als hätte üUnafiaftns noch einmal nach ber ^od^fien 2S5nrbe gefirebt. ßb
er wirflich, wie man i^m fpäter fd^nlb gab, bie 33Ienbmtg eines Tßt ie*
flers »eranlaßf hat, nm$ anf jl<f> beraten. (Sr benagte bie ^errfd^enbe
Verwirrung gn einem Verfnch, bie 3«»gniffe feiner einzigen Verbaut*
mmtg gn befeitigen; bie 21{fen barnber entfernte er ans bem 21rii>i». Sie
3faf4>rift in ©anft ^3eter hat er freilich nicht befeitigen tonnen. ©«hließ*
lieh einigten ftdE> bie Parteien, beren feine ben ©ieg gn erringen |1dE> gn*
tränte, anf j^abrian, ben ^riefier »on ©anft Sfttarfns. (Sr war ber
©o^n eines Vifd^ofs ans »orne^mer Familie, bie im £aufe bes 3a$r«
htmberts ft^on gwei SPäpfie, ©tefan IV. nnb ©ergins II., gefleüt Tratte,
nnb jlanb im Dinf großer ^freigebigfeit. Sie Vertreter bes &aifers
fd^einen nid>t für ihn gewefen gn fein, ba man fie an feiner (Sinfn^rnng
in ben ^Palafi nicht teilnehmen ließ, £nbwig II. aber genehmigte bie
VSei^e, bie am 12 . Segember »oUgogen würbe.
jjabrian II., Wenn nicht alles trügt, ein nnbebentenber, ja fc^mar^er
9I?ann, fah (ich >n e ‘ nc ber fchwierigfien £agen gefieüt. (Sin foldhes DItaß
»on (Srbifterung hatte Cftifolaus hinterlaffen, baß man »om Sfatchfolger
nichts mehr nnb nichts weniger »erlangte als feine förmliche Verband
mmtg. ©eine 91iaßregeln feilten aufgehoben, feine (Srlaffe »ernid>tef
Werben. Sa» forberten bie ^rennbe bes Äaifers im jjinblicf anf bie
©ache Äönig £othars, nnb es h*«ß, £nbwig felbfi (lehr h'”ter ihnen.
2Iwh in ber ©riechenfrage foHte fehrtgemacht werben, fhon fürchteten
bie Anhänger bes ^fgnafios, bie in Dtom eine 3aßnthf gefnnben hatten,
^abrian werbe !Phofios anerfennen. Sie ©efahr mnß ernfi gewefen
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112
$abriatt II. lenff ein
fein, 6a 2lnaßaßus für notig fyelt, 6ie Vißhöfe des fränfifd^en Dteic^ea
gu ipilfc gu rufen: ße follfen nid^t dulden, baß bas 2Infe^en der Kirche
gerßörf Werbe. (Sr arbeitete damit wohl nicf)t weniger für ßeh und feine
Partei als für feinen toten jperrn. See Papßes felbß, dem er bas 3*og*
nis oortrefflidber ©iffen nicht oorenthielf, geigte er frei? keineswegs fidler.
(Sr fei gang abhängig non 2lrfenius, und diefem mißtraute der eigene
3Teflfe.
Sas 9Itißf rauen war unbegründet. 2lrfenius, der fein 2lmf als
2lpofrißar nun in noKem Umfang ausäben fonnte, I>ielf fidE> non ein=
feitiger Parteinahme frei und geigte ßaafsraännißhes ©efd^idP. Unter
feinem (Sinßuß fctjlug jpabrian eine PolifiE der Vermittlung ein, die
die ©egenfäße oerföhnen foQte. DCTtan mag fie fif>mach nennen, aber in
der damaligen £age war ße wohl das eingig Dringliche, wollte man nicht
den offenen Krieg heraufbefhwören, bei dem Kircf)« und ©fabf nur gu
nerlieren hatten. 253ie unß<her jpabrian ßdE) gefühlt haben muß, geigt
eine Diebe, die er in den erßen Sagen an die um ihn nerfammelten
23ifchöfe gehalten hat. (Sr befämpft darin das Verlangen, baß die Uc=
teile feines Vorgängers über £ofhar und die abgefeßten 23ifchöfe um=
geflogen würden, denn Urteile des römifhen ©fahles feien unwiberruß
lieh, und 3»»rücEnähme nerhängfer ©trafen feße wenigjlens 33uße nor=
aus. ©leichwohl will er ßch einem einhelligen Veßhluß nicht wiberfeßen,
warnt aber nor den folgen und bittet flehentlich, ja befchwört die Ver=
fammelten h°<h un ^ h c ‘^9/ Aufhebung eines apojfolifchen Urteils
nnr in ©emeinfhaft mit den 23ißhöfen aller Königreiche, ja womögliih
auch des Ößeue gn betreiben und auf den Kaifer gu wirfen, daß er die
römifhe Kirche fhüße und erhöhe und fie nicht in den ÜUbgrunb flürgen
laffe. 3ur ©füße feines 2lufpruchs nerlas er eine Dleihe non Äußerungen
der „Väter", die non den 23efugniffen des römifhen Vifd^ofs handelten
und die Vermeffenheit derer widerlegen foHten, die ihm fein größeres
stecht als jedem Dllefropolifen oder (Srgbifhof einräumen wollten. Sie
©äße, einundgwangig an 3ahl, waren fämtliih aus Pfeuboißbor ent=
nommen, der im leßfen fogar mit feinem oollen tarnen, 3ßk° cas
Dllercafor, genannt wurde. Sas muß (Sindruif gemacht haben. Düan
beßanb nicht auf der urfprünglichen Forderung, aber gu 3ageßändniffen
fah jpabrian ß«h doch genötigt. (Sr ließ es gefächen, daß an der Düeffe,
die er feierte, gwei non den fünf 23ifhöfen, die DüEoIaus aBgefeftt hafte,
Siefgaub non Srier und 3a<harias non Änagni, unter den ©eißlichen
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Jpafcrian II. lenft ein
113
teilnahmen. 3^ nen f*BI®ß f«h t>on ber attbecn ©eite Anaßafms an; ec
war bamif, eBenfo wie jene, in feine Priejierwürbe wiebereingefegt.
Saß er gleichgeifig gum ^SiSIiot^efar ernannt würbe, »errät, baß
iC^eim nnb 9?effe fidE? wiebergefunben Bitten, um gemeinfam ben neuen
5Papfi gu Beraten. Sie ©riechen gewann jpabrian, inbem er jie gu Ziftfye
lub nnb bie ©elegenheif gn einer einbrudfenoHen ipulbigung für feinen
Vorgänger benu|fe. Ser Dlücfgng gegenüber JrjinEmar, ben fdE)on STÜiEo«
laus eingeleitet hotte, würbe unoerhällt ausgeführt. Sie ©pnobe oon
Sropes erhielt anf i^r ©chreiben eine Antwort, wie jte enfgegenEom«
tnenber nicht lauten Eonnfe. 3B ce 23ef<hlüffe warben Betätigt, t>on ber
@adE>e Ebos foHte nidEjf mehr gefprodjen werben, nnb über ben unbe«
qnemen Eintrag, bie Dtechfs frage bur<h Erneuerung ber angeblichen alten
SeEretalen gn Eiären, würbe mit ©tillfchweigen hinweggegangen. Ser
Äonig nnb jpinEmar BeEamen h°h es S“ h° rcn / ^inEmar äberbies
bie Aufforberung, in feinem Eifer niihf nachgulaffen, nnb bie 33er«
ftcherung, ber ^)apjl werbe in ber ©ache Lothars ber Spaltung feines
Vorgängers freu Bleiben. Saraufhin glaubte jpinEmar fihon in biefer
Angelegenheit |t«h fnr ben Vertreter bes ^3apjles holten gn bürfen.
Sarin täufäte er jiih wohl; jpabrian hotte fchon Begonnen, auch
gegenüber £ofhar einguIenEen.
Äaum war bie SRatfyricfyt vom 233ethfel auf bem päpfHi«hen SI>ron
über bie Alpen gelangt, fo hotte £othar (ich Beeilt, feinen &angler nach
Dlora gu fchidfen mit einem (Schreiben, worin er feinen V3unf<h nach
perfonlicher Begegnung auafpracf). Es heißt, Arfenius felBfl höbe ihn gn
biefem ©chriff anfgeforbert. ©leid^geifig etftfyien Sietbnrg in Dtom,
um im Einuerfiänbnis mit bem Äönig ihre ©dEjeibung gu betreiben.
Siefe lehnte jpabrian ab, aber f<hon ans ber Vertröjiung anf ein Eunf«
figes Äongil, auch aus ber Anrebe „erhabener Äonig", mit ber er beehtf
würbe, Eonnte £ofhar erfehen, baß ber 333inb umgeßhlagen war. Sas
wi«htigße aber war: bie EjrEommuniEafion 233albrabs würbe anfge«
hoben nnb fowohl &acl wie £ubwig ber Seutfche cor jebem Angriff auf
ben Äaifer ober feinen 23ruber bringenb gewarnt. Sie ^olitiE SRiEo«
laus’ I. war aufgegeben. Ein Eleines, aber beufliches 3^><B en bafür:
früher hoffe ber ^3apjl mit £ofhar burch Vermittlung Äarls oerEehrf,
je$f war es £ofhars Mangler, ber Äarl bie päpfHi<hen ©«hreiben über«
brachte.
Sie lebten waren t>om 8. SERärg 868 bafierf. 3 WC < Sage fpäter
fallet, Tkt* papff mm IP 8
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114
2frfettiu* und %naftaf iu* geftärgf
gefhah efwaa Ungeheuerlichea, bas uns einen 2MicS in bie ©iffen bea
romifd^en 2lbela jener Sage tun läßt, jpabrian war Verheiratet gewefen,
feine ©affin lebte noch, unb eine Sod^ter ana biefer (£fye wnrbe, gleich 2
viel ob ana £eibenfdE>aft ober Veredlung, non (Slenfherina, bera ©ohn
bea 2lrfeniua, gur $r au begehrt. 2)ae jpinbernia, baf fte bereife einem
anbern verlobt war, beseitigte bet jinrmifd^e 233erber, inbera er jte enf=
führte. 2lrfeniua, ben man für ben 2lnjiiffer ber Sat hielt, Sonnte jid^
in Dtom nnn nicht halten, ©eine @rhä$e — er galt für änferjl habgierig
— pacSte er gufaramen nnb begab jtch gmn Staifet. 2)ort mnf er (Srfolg
gehabt haben, benn er befanb fleh f«h°n auf bem DtücSweg nach Dtom, ala
ihn in Dltonfe Gaffino ber Sob ereilte. Von feinem ft^tecflid^en Qnbe
ergählte ber 3ja$ feiner ^einbe halb eine ©chanerraär, bie fogar 3pinS«
mar in feinen 2lnnaten (ich nicht verfagt hat gn erwähnen. DTun rief
jpabrian feiner feite ben Äaifer gn ipilfe, nnb £nbmig fanbte Voten, ben
(Snffülirer gn jlrafen. Siefer aber ging in ber 233uf über bae ©cheitern
feiner ^3läne fo weit, bie ©eraubte famt beren Sanfter, bea ^Japjiea
©emahlin, nmgnbringen. (Sr wnrbe hingerichtet. 3 n ben ©furg bea
j^aufee wnrbe auch 2lna(iajtna verwidPelf. DTtan befchnlbigte ihn, ben
Vetter gn feinem Verbrechen getrieben gn haben, jpabrian (Zellte ihn vor
©ericht unb verurteilte ihn gn erneutem Verluj! ber ^)rief!erroürbe, ent«
gog ihm bia anf weiferea au<h bie £aienSommmtion unb lief ihn bei
©träfe ber 2luaflof ung ana ber Kirche fdEjwören, bae enbgültige Urteil
einer ©pnobe in Dtom gn erwarten. Siefee mnf gugunjien bea Ve*
fhulbigten anagefallen fein, benn wir finben SlnajZajtna fchon im näthßen
3ah* iw 3DienjI bea Äaifera an hervorragenber ©teile tätig, nnb fpäter
beim Dtachfolger jpabriana in ©naben, ©ein 2lmt ala VibliotheSar hat
er bia gn feinem Sobe behalten. Unter jpabrian jedoch hatten er nnb feine
(Sippe Seinen (Sinfluf mefyr. 233er an ihre ©teile getreten iß, bleibt
bnnSel, bem ^3apj! ana feinen Verlegenheiten gn helfen hoben fic nicht
vermocht.
(Sinen äußeren Sriumph brachte ihw, ohne fein 3 ntnn » bie 233enbnng,
bie fchon gn £ebgeifen DTiEolajia’ imiOjlen eingefrefen war. 233ann man in
Dtom bie erjie Äunbe bavon erhalten hat, baß Dltichael III. tot, Vaftleioa
Staifet, Vboticg gefZürgt nnb 3gnafioa wieber eingefe|t fei, wiffen wir
nicht. 3)ie amtliche 2lngeige bea ©efd^ehenen überbrachte erj! im ©om«
mer 868 ein löffgier ber Leibwache; am i. Slngnjl Sonnte j^abrian fie
unter £obpreifnngen für ben nenen Äaifer mit ber Verjuhernngjbeant*
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griefre mit äonftantinopel
115
Worten, ec werbe nie non ben (SnffdEjeibungen feines Vorgängers ab*
weiften. 333enig (pater muß bie feierliche (3e(anbt(cfyaft ber ©riechen,
ein DIietropolit unb ein Offizier, in Dtom eingetroffen fein. 3h ncn ^ätteu
Vertreter ber Partei bes tyfjotioe gegenübertreten foHen, bie gleichzeitig
abgereifi waren, nm — fo wollte es ber Äaifer — bem Urteil bes ^apfles
firh ja unterwerfen — eben bas, was Dftlolaus verlangt hatte. Aber bas
©chiff, bas fte beforberte, ging unter, fte ertranken alle bis auf einen
DRonch, ber nicht aufgutreten wagte. ©o fanben bie &aiferlichen (einen
©egner, als fte im ©pätfommer 868 t>or bem ^)apf! erfchienen. 3 h r
©efthäff hätte halb abgemacht fein (önnen, wären nicht gleichzeitig zwi*
fdhen ben beiben Äaifern, bem ©riechen nnb bem 5 ran ?en, Verhanb*
Inngen über ein enges Vunbnis zum Kriege gegen bie Araber geführt
worben, beren (Ergebnis ber ^ 3 apf! abwarten mußte. @o (am es, baß bie
©pnobe, auf ber er ben ©riechen antworten wollte, erfl Anfang 3 un *
869 gufammentrat. @ic beßhloß, wie z» erwarten war: ^Phofios nnb
fein itonzil ftnb »erbammf wegen gottesläjlerlicher Auflehnung gegen
ben apoflolifdhen ©fühl t>on Dtom; bie Alten bes Konzils wie auch alle
anbern ©driften gegen Dtom unb DTiloIaas ftnb auszuliefern unb zu »er*
brennen; ^Photios trifft bie Ausfloßung ans ber Äirche mit Ausfti i)t auf
3nlaffung gor £aienlommunion im ^faQ reuiger Unterwerfung, feine
DHtitfchalbigen erhalten Verzeihung, fofern auch fte bas Äonzil »er*
bammen nnb bie Alten ausliefern. DRif ber Ausführung wttrbe fogleich
begonnen: bie griechifthen©efanbten übergaben einen 23anb, enthalfenb
bas ^ProfoloH ber legten ©pnobe »on Äonflanfinopel, warfen ihn z»
Voben, traten ihn mit ^füßen nnb gerfiathen ihn. Sie <$fegen warben auf
ber Sreppe z» ©anlt ^Jeter »erbrannt, währenb ber £obgefang anf
jpabrian unb DTtilolaus in beiben ©praßen erfhoH.
DRif bem Vericht herüber machte ft«h alsbalb eine päpfllithe ©e*
fanbtfhaft, bie Vifhöfe »onßfiia unb Repi nnb ber Sialon DRarittus,
anf ben V3eg nach Äonflantinopel. ©ie waren angewiefen, eine all*
gemeine ©pnobe unter ihrem Vorftg gu forbern nnb auf ihr bie fhweben*
ben fragen gemäß ben in Dtom gefaßten Vefdjlüffen zu entfheiben. Am
25 . ©eptember waren fte am 3 *el, feierlich nnb glänzenb empfangen,
Zt»ei Sage fpäter burften fte ben Äaifer begrüßen, ber ihnen ecllärte,
er erwarte »on ihnen ^rieben nnb Einheit ber Äirdhe nach ben Ver*
fngtmgen DTilolans’ hetgefleüt gu fehen. Am 5 . ßlfober würbe bie
©pnobe eröffnet, bie biefes ©efhäft abfhließen foHte. Ser Äaifer war
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7id)tt Gpnobe
mit feinen ©ö^nen felBfl gngegen, umgeBen non gafylreidEjen fyo^en 2S3ür*
benfrägern, nnb griff wie tiefe roieberbolf perfonlidE) ein. Sen Diömern
würbe nidE>f nur ber erfle pia| eingeräumf, fte leiteten bttrcfjans bie 23er*
f>anblungen. Sieben i^nen faßen ab Vertreter non 21 nf iod?ia nnb 3 «rtt=
falem ber SrgBifcfjof non Sprus unb ein DUnncE). ©ie liefen non Anfang
an Seinen 3weifel barfiBer, baß ^otios Bei i^nen fotnenig tnie in Dlom
jemals anerkannt worben fei. 21nfdE)einenb fyerrfdEjte alfo ooQSotnmene
SinigSeit, nnb bocf> gogen ftdE> bie 23er^anblnngen nodE) lange l)in, fieiger*
ten fid^ wieber^olf gu fcf>arfem 2 Q 3 ortgeferf>t nnb enbeten fdßießliclj mit
einem Saum nerbecSfen DltißSIang. Srfd^wert waren fte non Anfang an
baburdE), baß üBer bas eingufdEjIagenbe 23erfaBren jwifc^en ben Diömern
einerfeits, bem Steifer unb ben ©riechen anbererfeits Seine UBereinßim*
mung Beflanb. SarüBer tyaffe man ftc£ fcfjon in Dlom nid^t einigen Sön*
nen. Sie Dlömer nerlangfen, baß bas päpfHid^e 23erbammnngsnrteil
ttBer P^otios unb feinen 21nl?ang einfach gur Stenntnis genommen unb
non aQen 23ifcf>öfen, bie irgenbmie mit EP^ofios in 23erBinbung geflanben
Ratten, wenn fte im 2ltnf BleiBen wollten, burd? eine norgefd^rieBene
SrSIärnng fdjjriftlidE? anerSannt werbe. Sie ©rieten bagegen wollten
bie ©djulbigen nor ber ©pnobe gu 233ort Sommen laffen, alfo feCBjiänbig
unterfingen nnb urteilen. DTad^ einigem Sjin nnb Sper einigte man ftdE),
baß EP^ofios nnb feine 2 ln^änger norgeftt^rf werben foütea, aber nur,
um i^r Urteil gu nerne^men. 3>nbcffen Sonnten bie Dlömer nidE>t ner^in*
bem, baß es baBei boef) gu langen nnb erregten Dieben unb ©egenreben
Sam, bie fd^on fiarS an ein richtiges EOer^ör erinnerten. Epijofios Benahm
fidE> fianb^aft nnb wnrbig, lernte gunäc^fi ab gu erfdtjeinen, nerweigerfe,
als er bagu gezwungen würbe, jebe 21ttsSunft, jebe 21ntworf nnb Begnügte
fi<fy mit ber ßolgen SrSlärnng: „DUein Urteil wirb nid?t in biefer EB 3 elf
gefprodEjen." @o traf i^n ber ©pru«$, ber im noratts feßfianb: 21ns*
floßung aus ber Stirne, ©ein ©rfjicSfal teilte, ber ityn geweift fyatte,
©regor non ©praSas; desgleichen feine 21 n^änger, foweit fte ft<h ni <fyt
bagu nerjlanben, bie ECerbaramung i^res ^rü^rers nnb ber legten ©pnobe
non Stonflantinopel gu nnterfd^reiBen. Sie 21Sfen biefer ©pnobe würben
nerBrannt, fyte Sinjie^ung nnb EOernidEjfung im gangen Dleic^ nnb im
(Orient Befohlen. Sas ijl fo grünblich bnrd^gefü^rt worben, baß nicht
eine^eile non ihnen auf bie D?ad^welf geSommen iß. 3» ©igungen
war man am 5 . DfoneraBer fo weit gelangt, ber @rf>Iuß ber ©pnobe
würbe über ben 2S3infer hinaus nertagt. Srfl am 12 . (JeBruar 870 trat
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3idmifc$er Xriumpt)
417
jte mieber infam men. 3 n smifth en mar bie 3 a ^ ber 2 Inmefenben, bie
anfangs nur gmölf Befragen fyatte, auf 102 gediegen, offenbar bnrdE>
Übertritt ja^Ireid^er Phofianer. 2Iußerbem mar ein 23erfrefer bee
Patriarchen non 2 tlejanbria eingetroffen, ber fein Ginoerflänbniß mit
ben 23efd>I«ffcn erflärfe. 2 In ber ©i|ung nahmen ©efanbfe Äaifer
£nbmigs II. feil, gmei fränfifd^c Herren unb 21naflafius, ber 23iBIio«
thefar ber romifchen Äirche. (£0 mürben einige SBürbenträger oernom«
men, bie im 3 a h re 861 bie miberrechfliche Gr&eBung bes 3ö nat ' 00 be=
fchmoren hatten. ©iegeflanben, auf 23efehlbes&aifers falßh gefhmoren
gu h^ben. Somit mar auch bie 233iebereinfe|nng bes 39 nat ' 00 gerecht*
fertigt, mtb am 28. ^eBruar fonnfe bie ©pnobe nach 2Iustaufch ber üB«
liehen feierlichen 233echfelreben auseinanbergeben. Unter ben ©efefjen,
bie fte in ber lebten @i$ung Befhloffen hatte, Begogen fich brei anf ben
aBgefchloffenen ©freit: baß bie Grlaffe ber 5Päpf?e £Ttifolaus nnb jjabrian
in ©achen bes Phofios aufguBemahren, alle 953eihen bes Phofios an«
gültig feien unb in 3 t>?unff fein £aie gnm Patriarchen gemählf merben
bürfe.
Ser Triebe mar gefhloffen unter Rührung Dtoms nnb nach ben sticht*
linien, bie in 3lora gegogen maren. SRjfoIaus hafte im £obe geftegf. Sas
mar mährenb ber 23erhanblungen immer mieber gefliffentlich Betont
morben, oom Äaifer, Don ben 23erfrefern bes ßrienfs mie Don ben ©rie«
«hen. 3° i«Ber ipinfidEjt, nach 3 n h a * £ un & (5 orm / mar bie ©pnobe ein
romifcher Triumph. Saß bie päpfHichen 23erfrefer bas ProtofoS mit
bera 23orBehaIf ,/bis gnr SntfdE>eibung meines 23if<hofs" unfergeichnefen,
machte es ooDenbs beutlich: Äonflanfinopel hatte fleh ^ ora untermorfen.
Sas empfanben bie ©riechen, unb nicht nur bie 23ifchöfe; auch & cr
Äaifer mar ungufrieben. Gr erlaubte, baß benen, bie als ehemalige
Phofianer bie DorgefhrieBene Untermerfung unfergeichnef haften, ihre
Urfnnben fyeimlid} ansgeliefert mürben, um bie ©pur biefer ^Beugung
unter Dlora gu gerfioren. 2IBer bie Dtomer merften es, oerlangten unb
erreichten bie DtücfgaBe ber entmenbefen ©tücfe. Ser Äaifer mar ohne«
hin burch ben 2Iusgang ber ©pnobe oerflimmt. Gr hatte gemänfehf,
burch eine allgemeine Bebingungslofe 23egnabigung ben ^rieben in feiner
Dteichsfirche gu Beftegeln unb für bie Sauer gu ftchern. Sas hatten bie
Dlomer gemäß ihren 233eifungen oerhinberf: mer nicht unterfchrieB, foHte
feine 333ürbe oerlieren. Sem Äaifer Blieb nur übrig, ben Papfi nach«
fraglich um 23egnabigung gu Bitten. 2lBer auch jjpabrian mußte gale$f
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Bulgarien verloren
eine ^3iHe fdjlucfen, bie feinem Sriumpf) einen bittern Zftadjgeftfymad
gab. (Ss fyanbelte ftdjj nm ^Bulgarien.
3n biefem £anbe Raffen römifc^e £egafen, allen Daran ^ormoftts Don
^ßorto, feit 867 bie Äircfye eingerichtet. JTtnr eines fehlte nocl), bas eigene
ein^eitni fd?e Oberhaupt, ber Patriarch ober ßrjbifc^of. ^ürjl Voris*
SH’id^ael fyatte toieber^olf nm i^n gebeten, fyätte am liebflen ^ormofns
in biefer GigenfdEjaft bemalten, aber aud^ einen anbern Don ben £egaten.
3 « 3lom würbe bas jlanb^aft Derweigert nnb flatt beffen nur ein @ub-
biafon gefanbt, ben man im £anbe nidE)£ bannte nnb fogIeidE> ^eimfc^irfte,
ba er offenbar fcljon gn fpät gekommen war. Surch bie 21ble^nnng feiner
2 QSünfdE>e hafte ber ^itrfl fidE> abgefdE>redPt gefüllt nnb ftdE> nun wieber
nadE? Äonflanfinopel gewanbf, wo man i^m o^ne 3*®eifel beffere Sitte*
fügten gemacht hat. @0 fam es brei Sage na«h ©dEjIuß ber @pnobe in
&onfiantinopel gn einem D^adjfpiel. Sie Dtomer warben gnm Äaifer
gerufen nnb fanben fyier außer ben Vertretern ber ^Patriarchen bes
ßflens ©efanbte bes Vulgarenfürfien, bie gn wiffen Derlangfen, ob ihre
Äirc^e Don Dted^ts wegen gu 9iom ober gn Äonflantinopel gehöre. Sie
Vertreter Don 2llepanbria, 3(ntiod^ia nnb 3 cra f a ^ cm » utn ih r Urteil
erfaßt, fieHfen fcfl, baß bas £anb bis gu feiner Groberung gried^ifc^
gewefen fei nnb barum je$f, ba es d^rijllicf? geworben, wiebernm grie*
d^ifd^ fein muffe. Gs nü|te ben Römern nichts, baß fte auf bie ehemalige
3uge^origfeit ^Hpriens gnm 933ef!en, auf bie freiwillige VSenbung ber
Vulgären gn Dtom mtb bie Ginrid?fung ihrer Äird^en bnrdE> Dtom Der*
wiefen, auch ben (Orientalen bie Vefugnis abfprad^en, aber romifd^e
3 ?ed>fe gn©erit^f gn fi§en. @ie mußten hören, es fei burc^aas nnßatt^aft,
baß fie, bie bemgriedE>if$enDteic^ untren geworbennnb fidE) ben $r an Jen
Derbnnben Ratten, anf gried^ifd^em Voben 233eiH>en erteilen foHten. Sa*
bei Hieb es.
Ser ©roll aber ben 2lbfaII Dtoms gn ben (Jranfen war f^on anf ber
©pnobe in einer ^ormfrage gnm 2lusörudP gekommen. 3 m ^PcofofoH
ber lebten @i|ungen war bie 2Inwefen^eit ber ©efanbten £ubwigs II.
wohl Dermerft, £nbwig aber nur mit bem Veiworf „ber erlangte
^franfe", ohne jeben ^errfd^ertitel, genannt, als ob man fn$ auch barin
fo fdE>arf wie möglich Don ^3f>ofios ^ätte nnterfcheiben wollen, auf beffen
©pnobe bem ($rranfen ber Äaifertitel gnerfannt worben war. Sie Ver*
fiimmnng ber ©rieten war überhaupt tief, tiefer als folc^e 3lußerIidE>*
leiten Derriefen, nnb ber DtücJfchlag ber Semutigung, bie man nofge*
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33erffimmung btibetfeit*. £ot$ar II. in 3tom
119
Zungen auf fuf> genommen hoffe, ifi nicht ausgeblieben. 233er gunä<hfi
bar unter gn leiben hoffe, waren bie heirafehreuben Vertreter bes papfies.
3 n feinem 2trger unterließ ber Äaifer, i^r @cf>iff burch Äriegsfchiffe
geleiten gu laffen, fte würben in ber Abria oon froatifd^en (Seeräubern
überfallen, ausgeplunberf, i£>rer Rapiere Beraubt unb erhielten erfl auf
23erwenbnng Äaifer finbwigs bie ^rei^eit. 3um ©lücf hoffe Anaflafras
non ben Affen ber ©pnobe ein (Sjemplar erhalten, bas nnn ab (5rfa$
bienen fonnte. jjabrian hoffe allen ®rnnb, in feiner Antwort an ben
Äoifer über biefe 3lücfftchfsloftgfeit ftc£> bitter gn beflagen. (Sr rächte ftch,
inbem er bem Äaifer bie 33ifte nm 23egnabignng ber Phofianer abfd^Ing.
Aber 33afHeios war nicht ber DTtann, fiel) baburch in feinen Abftchfen
beirren gn laffen, er ging über bie 233eigernng bes Papfies hinweg nnb
ließ ben 23efc£Iuß ber ©pnobe in biefem Punft unausgeführt. 5)amif
nerrief er, baß er ftch bie 3?üdHe^>r gn Phofios offen Ralfen wollte, wogn
andE» bie guoorfommenbe 33eE>anbItmg bes geflürgfen Patriarchen paßte:
er wnrbe gnm £e^rer ber faiferlid>en pringen bejieHf. jpabrian aber hatte
(ein DItiffel, bae gn änbern, nnb mußte ftch barein finben, fiillfchweigenb
bei feifege flohen gn fein. 233enn er ©ewinu nnb Ilnfoflen bes abge»
frhloffenen ©efd^äftfl berechnete, fo fonnte er wo^l gweifelhaft werben,
ob ber änßere Srinmph, ben ihm bie (Spnobe gebracht hotte, nicht mehr
als aufgewogen war burch ben 23erlttfi ^Bulgariens nnb bie gegenfeifige
23erflimmnng, bie je$t gwifhen Dtom nnb Äonflanfinopel herrfchte.
233enben wir mis ben fränfifcfjen Angelegenheiten gn. 2)as holbe
(Sntgegenfommen, bas ihm ber Papf! geigte, hotte £ofhor ben Dltnf
gegeben, ben Plan, non bem er fo oft gefprochen, nun enblidE> ins 233erf
gn fe|en nnb feine (SadE)e perfonlich in Dtom gn führen. 23on £nbwig bem
iDentfhen brauchte er nichts gn fürchten, ber öheim nerfprach ihm fo=
gar, einer Anerfenntmg 233albrabs als Äonigin fein ^inbernis gn berei¬
ten. Äarl ber Äahle foH ftch gwar gn nichts oerpflichtet hoben, aber anch
oon biefer (Seite fühlte ftch Lothar fidler genug, um gn Anfang bes
Rohres 869 bie Dleife angutreten. ©einem faiferlichen 25rnber, anf
beffen ttnferflüfcung er angewiefen war, fam er h°>hß angelegen. £ub*
wig, mitten im Ärieg gegen bie Araber begriffen, mit ber ^Belagerung
oon 2$ari befchäftigt, für bie er anf bie 3Itifwirfung ber griechifhen
flotte hoffte, ließ ben iBruber wiffen, er fonne ihn nicht empfangen nnb
befehle ihm, in fein Gleich gnräcfgnfehren. Aber £ofhor ließ ftch nicht
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ßofFjar II. in !Rom. ©ein £o&
abfhrecfen, begab fi<h gnr Staifecia (SngelBurg, bie in Venenenf Ben
Fortgang bes ^elbgngs aBwarfefe, nnb erreichte burch ihre Vermittlung,
baß £ubwig Bern ^apf! 233eiftntg gugeBen ließ, nach Olionfe Gaffino
gu fommen, wo er £ofhac unb bie $taiferin treffen werbe. (So fenngeid^net
bie £age, in ber ipabrian ftch Befanb, baß er ohne 233iberrebe gehorchte.
2lm i. fanb bie ^Begegnung fiatt. £ot£>ar leifiete ben geforberfen
Gib — ben nicht wenige für falfct? gelten — baß er mit V3albrab feit
ihrer 21usfhließnng feine ©emeinfhaft gehabt, fte nicht einmal ge=
fproeijen ^aBe, burfte baranfhin ber Olteffe bes 5ßapßes Beiwohnen nnb
empfing non iH)tn bas 3tBenbma^l. 2Ind> ©untrer non Äöln, ber in feinem
©efolge gefommen war, würbe als £aie in bie fird^Iid^e ©emeinfhaft
wieber aufgenommen gegen bie fdf>riftIidE?e Grflärmtg, baß er feine 2tB*
fegung anerfenne, feine geifUidE>e 233ürbe meE>r erflreBen unb gegen bie
rötnifefje Äircfje nichts unternehmen werbe. 3)em gurüeffehrenben ^3apf?
folgte £ot^ar auf bem $uße nach Dtom, wo er Bei @anft $efer 233oh 1
nung nahm. 3hm würbe ein falter Gmpfang guteil, gu feiner Vegräßmtg
war niemanb erfdhienen nnb bie Verberge nicht gerüfiet. Vor ihm in
@anft ^3efer Olteffe gn Iefen, weigerte fi<h Habrian, alles, was ber
&önig für bie reichen ©oben erhielt, bie er in Oltonfe Gaffino nnb jeff
bem ^3apf! barbrachfe, war eine Ginlabung gum Gffen unb einige an*
Bebeufenbe ©efhenfe. 233enn er geglaubt hotte/ Bie $?eflung im @fnrm
erobern gu fonnen, fo Botte er ficf> geirrt, ^abrian Blieb nielmehr babei,
bie Gntfcheibnng ber Hauptfrage bem Äongil gu überlaffen, bas er im
Oltärg in Dtom unter Teilnahme non je nier .Bifhöfen aus ben Gleichen
£abwigs bes Sentßhen nnb Claris besÄahlen nebfi einigen £otharifhen
aBgnhalfen gebachte. 3 ur Vorbereitung foKte Bifhof $orraofus non
^Porfo ins ^ränfifhe gehen.
Gs Beburfte beffen nicht mehr. £ofhar hotte währenb feines Vet*
meilens in bem gefährlichen 3I2onaf 3uli in 3tom nicht bie notige Vor«
ficht Beobachtet. 2üs er fanm bie @fabf neriaffen hotte, Bradh in feinem
©efolge bie DTZalaria ans unb forberte niele ßpfer. 3» £ucca erfranfte
ber &önig felbfi, fe|te aber trogbem bie Oteife fort. 3 n ^Piocenga ner=
fihlimmerte fich fein3«ßonb, nnb in ber ffrüfye bes 8.2lngnjl war er eine
£eiche. 3 n einem Benachbarten fleinen Älofier Befiatteten i'h» bie wenigen
üBerleBenben Begleiter.
233enn HoBrian etwa geglaubt hoben foHte, Bnrch Biefe unerwartete
@<hidPfalswenbnng aus Verlegenheiten befreit gn fein, fo würbe er fich
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$adrian un^ £<*rl der £a^le
121
gefäufd^t hoben. Sie Verlegenheiten trafen je$t »ollenbs an ihn heran.
2luf bie Sobesnaclwrichf h* n h affs> &arl ber Äahle ßch foglei<h anfge»
macht, am Lothars Dteich in 23 eft$ gn nehmen, mar aber nach anfangs
liehen Grfolgen auf ben Ginfpruch £ubmigs bes Sentfchen geflogen,
ber ihn an ben Vertrag non 3 Ite§ (867) erinnerte nnbSeilnng ber Veufe
»erlangte. @ie erfolgte, nachbem fhon im 9 Iiar$ ein Vor»erfrag ge*
fchloffen mar, gn Olteerffen am 8.2lugujl 870, genau ein 3oh r nac h Bern
Sobe Lothars. Ser £eibfragenbe babei mar Äaifer £ubmig, ber recht 1
mäßige Gtbe. IXmfonfi hoffe er feine 2 lnfprüche angemelbef, fte blieben
unbeachtet, nnb ba er, bnreh ben Ärieg in Unferifalien gefeffelt, nichts
unternehmen Sonnte, hoffe er bas Süachfehen. Gr hotte aber nicht »er«
fehlt, ben ^)apfl für bie Unferj!ü|nng feines Dtechfs in älnfprach gn
nehmen, nnb jjjabrian hotte ft<h bem nicht »erfagen Sonnen.
@0 erfdhienen benn fch»n im 9 ?o»ember 869 am jpofe Äarls in 23 e*
gleifnng eines Saiferlichen ©efanbten gmei 23 ifcf)öfe als Vertreter bes
^)apf!es mit Schreiben an ben Äönig, an bie Iothringifhen nnb mejl*
fr änfi fidlen Vifchofe nnb melflidhen Herren insgemein nnb an ipinSmar
»on Dteims befonbers. Sie 25 riefe enthielten ein Verbot, bas Dieich
Lothars angngreifen, nnb brohfen mit 2Infhebnng ber Sachlichen ®e»
meinfhaft nnb Äarl entließ bie 23 ifdE)öfe ohne 2Intmorf. 233 ieber«
holte 3 Itahnnng hotte ebenfomenig Grfolg. £Tto«h einen briffen 2 Inj 1 urm
»erfnehfe ber ^ßapjl: gemeinfam in feiner nnb bes Äaifers Vertretung
mnrben nicht meniger als »ier Vifchofe nnb ein ^Priejier Gnbe 3 un * 870
ansgefanbt, nm Äarl nnb bie ©einen gn bearbeiten. Sie fchärffien Vor«
märfe erhielt ber Äönig: er höbe gegeigt, baß er nnr mit ben £ippen, nicht
mit bem bergen ber römifdE)en itird^e ergeben fei, unb möge f?«h hüten,
baß er nicht mit bem miberreehflich Grmorbenen auch bas rechtmäßig
Vefeffene »erliere. ©ehorche er nicht, fo merbe ber ^ 3 apfi jtch bnreh nichts
abhalten laßen, perfonli<h hsrbeiguSoraraen unb gu fnn, mas feines 2 lcnfes
fei. Sie Srohung Sam gn fpät. 2 lls bie ©efanbtfchoft im ßEfober 870
am meflfränSifhen jpof empfangen mürbe, mar bie Seilnng »on £ofhors
Dleich gmifehen Äarl unb £nbmig feit gmei 9 Honafen »oügogen unb jeber
Ginfprnch »ergeblich. ipabrian Sonnte anch nicht mehr baran benSen,
feine Srohtmgen mahr gn machen. 233 er hotte ihm babei DtücSholf
geboten? Äaifer £nbmig, tiefer als je in ben Ärieg gegen bie 2Iraber
»erjlricSf, fiel anßer ^Befracht, nnb £nbmig ber Senf \ä)t ließ es (ich gmar
gern gefallen, baß ber ^ 3 apfi »on feiner Teilnahme an ber Beraubung
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m
jpafcrian tst^ Statl bet Stahle
Bes rechtmäßigen ©rBen nitfyts ja wiffen ßhien, ihn fogar mit £ob bebaute
uob gegen bie D?enBefe$nng von Äöln —©findet fetbfl erleichterte fte
Bttrth gängigen Vergibt — feinen offenen DSiBerfprnih erhob. 2tber
gegen Äarl ftd^ gebrauchen ja Iaffen, wäre ihm nicht eingefallen. 3)iefer
Bagegen ließ Bie päpfilid^en ©efanBten mit ihrer ^forBernng vor einen
Dleichstag in Dteims treten, wo fte Bei Ben weltlichen ©roßen helle ©nt*
rüfiung erregten. @o!th ein 23efehl, h* c ß es, fei noch nie vorgefomraen,
nicht einmal nach Bern SoBe »Cnöwigs I., als 23ürgerfrieg im Dleiehe
herrfhte. SQftan erinnerte BieDtömer an alles, was Bie^franfen feit ^Pippin
für Ben römißhen <2>tnhl getan, an Ben ©mpfang, Ben @tefan IV. nnB
©regor IV. Bei ihnen gefanBen hätten; man fagte ihnen ins ©eft<hf,&önig*
reiche würben Burth Ärieg erworben nnB Bnrch @iege Vergrößert, nicht
Bnrch geifHiche Dltachtfprüihe von ^äpflen ober Vißhöfen. 3)er Hinweis
anf Bie SQftachf @anft Meters, gu BinBen nnB gn lofen, erhielt gnr 2Inf*
wort: „@o verfeibigf Boch Bas Dteich allein mit ©eBeten gegen 2)änen
nnB anbere (^einbe nnB fnchet nicht unfern @<hn$!" 3)er ^ßapfl foHte
nicht gngleith auch Äönig fein nnB Ben (Jranfen nicht ein neues 3 0C h
anftegen wollen, Bas fte nicht ertragen würben, Ba in Ben heiligen Vädhern
geßhcieBen flehe, für Freiheit nnB ©igenfttm muffe man Bis gum SoBe
fämpfen. UnB was Ber Bittern nnB anjnglid^en Dieben mehr waren, Bie
Bie römißhen ©efanBten anhören trab Baheim wiebergeBen mußten. Äarl
ßhente ß<h nicht, währenb er ft<h mit Speereemacfyt gar ©roBermtg Ber
Provence anfmad^te, Bie Bern Äaifer gehörte, Ben ^ßapfl nm Vermittlung
Bei Biefem gu erfnchen. 2)avon war non ipabrian fo weit entfernt, Baß
er, nm Ben &önig feine ^feinbßhaft fühlen gn Iaffen, Beffen innern (JeinBen
Bie jpanb reichte.
©s waren feine großen Dltächfe, mit Benen Äarl jn tun hatte; Baß
jpabrian ft«h üBerhanpt mit ihnen einließ, verrät Ben ohnmächtigen 3°rn,
Bern er gehorchte. 2)a hatte (Ich Äarlmann, Bes Äönigs @ohn, gegen
Ben Vater erhoben nnB leifiete frofcig 233iBerfIanB. ©rnßhaff gefährlich
fonnte Bas DlänBerBafein nicht werben, Bas Ber DleBeE in engem Umfreis
führte, jpabrian aber fleflte Ben Äönig gut Diebe: er verfahre gegen Ben
@ohn ßhlimmer als Bie milben £iere. DItehr BeBentete Bie 2Inftehnung
Bes 23ißhofs jpinfmar von £aon gegen Bie Ärone trab gegen feinen ©rj*
Bißhof nnB ßh c ' m / ^infmar von Dleims.
2)er jüngere ipinfraar war vielleicht einer von Ben DRenßhen, Bie ans
gefränftera Dlechtsgefähl gu Verbrechern werben. Itrfpränglich ©ünfl*
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jpinfmar Don ßaon
123
ling bes Ö^eims wie bea Äönigs, war er mit biefera in (Streif geraten,
weil — fo fyat er fpäter Behauptet — fein 23isfnra bnrdE) Verleihung non
fielen an föniglid^e Vajfallen Bis gar Verarmung Belajlef war. Sie
(Singel^eifen Bes bramafifdEjen Verlaufs übergehen wir. 3 n feinem
233iberjianb gegen ben Äonig ging ber 25ifd^of fo weit, über feinen
(Sprengel ein Verbot geijilid^er ipanblungen gn ner^ängen, eine bamals
noch unerhörte SItaßregel, bie nom älteren ipinfmar fraft feiner DItefros
polifangewalf aufgehoben würbe. Sas Dtec^f hiergn Befirift ihm ber
9¥effe, nnb fo würbe ans feinem 3 TO *f^ mit Bern Äönig ein Äampf gegen
ben Öh e ‘ ra ut| B Bie DtedEjfe bea (SrgBifchofs. SaBei Bebienfe ftdE> ber SJteffe
als jpanptwaffe ber ^Pfeaboijtborifchen Sefretalen, ans benen er einen
2£usgng fyetfiettte nnb non ben ©eifilichen feines ©prengels Befd^woren
ließ. Ser ßh c ‘ ra antwortete mit einer ausführlichen VSiberlegnng nnb
errang ben @ieg. 2lnf einer Dteichsfpnobe in Songp im 2lngnfi nnb
(September 871 würbe ber 3“ngere gewaltfam norgefnhrt nnb auf bie
Älage non Äönig nnb (Srgbifd^of gar üHBfefsnng nerurfeilt. Sas Stecht,
gemäß ben Vejiimmnngen non (Serbifa an ben ^ßapj! Verafang eingu*
legen, Blieb ihm norBehalfen. ßB nnb wie er banon ©ebrawh gemacht
hat, ijl nicht gang Har, aber er hatte f«hon früher geforbert, baß ihm
erlanBf werbe, perjonlich nach Dtom gn reifen. (Sr hatte andh nerfianben,
ben ^ßapfi für feine (Sache eingnnehmen, nnb jrjabrian hatte barin ein
wiHfommenes Sltiffel gefehen, anf ben Äönig gn brücfen. 3» mehreren
(Schreiben, bie er an biefen nnb jpinfmar non Dteims richtete, jieigerfe
er ben SJon f<hließli<h Bis gn ben fchärfjlen Vorwürfen: (SibBradh, ©e*
walttätigfeit, Slrenlofjgfeif nnb Verfchleubertmg non Äirchengnt. (Sr
nerlangte, baß ber Vifhof non £aon mit einem einwanbfreien 21nHäger
nach ^am gefhidff werbe gnr Unterfnchnng nnb (Sntfcheibnng bes Falles.
Sen (SrgBifchof aber Ragte ber ^3apfi an, Urheber non ßarls Sjanb*
langen fowohl in biefer (Sache wie Bei ber Aneignung ber £otharifchen
©rbfdhaft gn fein. ©leichgeitig Benagte er bie &lage eines wegen ner*
fnchten Sotfhlags abgefeften Pfarrers, nm jpinfmar wegen fehlerer
Verwaltung feines (Sprengels gnr Dtechenfhaft gu giehen. ijabcian fchien
gang in bie ^rnßtapfen feines Vorgängers treten gn wollen. Sie 2lnf*
Worten, bie er nom Äonig, non ^pinfmar nnb non ber (Spnobe gn Songp
erhielt, fonnten ihn barnber Belehren, wie fehr bie Veachfnng, bie
3?ifoIaas mit feinen Srohnngen nnb Sltad^tfprnd^en gefimben hatte,
ber Stndflcht anf äußere Umfiänbe gugufdhreiben gewefen war. (Sntrnjiet
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(Spnofce }u ©ouj9
wies Äarl bie noch nie gehörte 3umufnng gurücf, einen rechtmäßig »er*
urteilten [Verbrecher unter feinem @d>n| nach [Hont gieben gu Iaffen.
San h e '$ e weltlichen ^)ocf)muf in bie Äird^e einführen. CT^ic^t jpatts*
meiner ber Zöifcfyöfe feien bie Äönige ber (^ranfen, fonbern sperren bes
£anbes. „33!5eIdE>e jjöUe h fl t biefes natnrwibrige Qted^t attsgefpien,
weldtje Unterwelt es ans ihren »erborgenen nnb finfiern [JRauIwHrfs*
gangen ausgefioßen?" @o rief er ans unb »erbat (ich für bie 3u?unft
berartige befehle. 2SoHe ber SPapfl ihm freien 2)urchgug Beim Äaifer
»erfchaffen, fo werbe er fetbfi nach [Hom fomraen, nm fein [Hecht bargu*
tun. (Sine 253ieberhoIung fold^er für ihn unb fein [Heicf) entehrenber
©^reiben würbe ihn gwingen, bem Papfie bie Sichtung gu »erfagen, bie
er ihm als bem ©feHüertrefer Petri gu erweifen wünfihe.
[Verfaffer biefer gehnrnifhten Erflärung war niemanb anders als
jpinfmar »on [Reims. 3™ eigenen [Rainen fchrieb er im Slusbrncf ge*
meffen, in ber @a<he nicht weniger fd^atf. 5)ie erhaltenen [Vorwürfe
wies er ruhig, aber befiiramt gurüdf, berief ftch barauf, baß er auf bem
[Reichstag in [Reims wegen feines Eintretens für ben SPapfi angegriffen,
ja bebroht worben fei, »erfihwieg auch nicht, was für [Heben bort »on
ben £aien geführt worben waren, unb »erbat ftch [befehle, bie ben
^rieben gwifhen Äirche unb@faaf gnm ©d^aben bes ©laubens fiören
würben. 255as ber [Reffe in [Hora fyabe »orbringen Iaffen, fei gelogen,
unb ber Papfi würbe gut tun, in ähnlichen fällen künftig feinen ©chtei*
ben ben [Vorbehalt „wenn es ftch fo »erhält" eingufügen. [Vielleicht bie
bitterfle Pille reichte biefem bie ©pnobe. 3 n ehcerbiefigjler (^orm, aber
mit unerbittlicher 23efiimrafheif in ber ©ache fe£te fte ihm ben Progeß
bes jüngeren jpinfraar auseinanber, legte bie SIften »or unb bat um
[Betätigung ihres [Befhluffes. Einer nochmaligen [Verhanblung gemäß
ben SSorfhtiften »on ©erbifa wollte fte nicht entgegen fein, fowenig
fte fie wünfhen fönne, erfuchte aber auch in biefem §aH um [Beachtung
ber firchlichm [Rechtsöorfchriff, nämlich baß eine 233iebereinfe|ung bes
[Verurteilten nur nach erneuter Prüfung unb [Beurteilung in ber Pro*
»ing erfolgen bürfe. [Roch nie fei biefes [Hecht ben fränfifhen Äirchen
geföntälerf worben, unb fo wie fte felbf! nach befiem 2Q3iffen unb
können bas [Vorrecht bes romifhen ©tubles gu wahren wünfhten, fo
möge auch ber Papfl ben ihm unterteilten [Bifhöfen ihre [Hechte Iaffen.
3», man gab ihm gu »erflehen, baß eine wiHfärliche 233iebereinfe$ung
jpinfmars »on ben anbern 35ifcfyöfen nicht würbe anerkannt werben,
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ftaifer £ufc trugt* II. ®tur$
125
unb fügte, um {eben 3n>eifel ausgufchließen, bas ©eßänbnis hingu, man
mürbe es feinergeit Bei Dtof^ab t>on ©oijfons eBenfo gemacht haben,
menn bie Uraflänbe es erlaubt Ratten.
Sie ©pnobe, bie ben ^3apfi fo unoerBIämf in bie ©chranfen bes
Sted^ts oermies, mar oon gehn Äirchenprooingen BefcfjidPt nnb t>on
breiig Sifhöfen ober beren SOerfretern Befndbt; baß fte bie 2Inffaffung
ber fränfifhen Dteid^sfirdEje oertraf, fonnte alfo nieraanb begmeifeln.
Äann fd^on bas nadE) allem, mas gn (Ttifolaus’ feiten gefdE)eI>en mar,
eBenfo mie bie offene ©prad^e üBerrafdE>en, fo äBerrafd^t noch meE>r
bie 2Intmorf, bie ber ^apfl baranf erteilte. Äarl ber &a^Ie E>at fpäter
gelegentlich Bemerft, jenes fd^eltenbe ©c^reiBen, bas er gurücfmeifen
mußte, fei fo nngemöhnlich gemefen, baß man gmeifeln bärfe, oB es
oom ^Papjle felBfl ansgegangen fei. S)er 3weifel mar infomeit gemiß
Berechtigt, als jjjabrian ohne ben 2)rucf, ben ber Äaifer auf ihn ans«
üBte, fdhmerli«h fo gefchrieBen, oielleid^f überhaupt eine anbere Haltung
eingenommen haben mürbe. Das Bemies er fogleidh, als er oon biefem
3)rnef entlafief mar.
3n benfelBen Stagen, als in 3)ongp Bei ©eban fränfifhe Sifhofe
bem ^Papß offen enfgegenfraten, mürbe in ©übifalien Äaifer jSnbmig II.
oom eben erfiiegenen ©ipfel ber 3Itadhf jäh heraBgejlürgf. 3»n (feBrnar
mar ihm bie lang erffreBte (Sinnahme oon Sari geglüeft, fhon bnrfte
er feine ©ebanfen meifer richten, auf gängliche SDerfreiBung ber @ara=
genen Oom (^efHanb, ja anf SroBerung ©igiliens. Sine STteBenfrnchf
biefer Srfolge mar bie OöQige Untermerfnng bes ^rärjienfnms Seneoenf.
^ergog 2Ibelgis fah f<h bnrch ben jiänbig anmefenben Äaifer ans ber
Dtegierung feines £anbes oerbrangf. 2IBer £nbmig hatte für feine eigene
©icherheif fhledhf geforgt, nnb fo gefhah es, baß er eines &ages
(13. 3Ingnfi 871) im jpanbjlreich oon 21belgis gefangengenommen
mürbe. Sie Freiheit erhielt er erfi nach fünf 233ochen, nachbem er
gefdhmoren, fidE> nicht gn rachen nnb bas Seneoenter £anb mit trappen
nie mehr gn Betreten. Sr hat ft<h gmar oon bem ergmungenen Sibe Balb
Befreit; biefen Sienfl fonnte ihm ber ^3apfi nicht oerfagen, Bereitete
ihm auch (im 93tai 872) einen feierlichen Srapfang mif allen faifer*
liehen Shren in Dtom, nnb £nbmig nahm ben Äampf nm bie 233ieber*
herjleOung feiner Stacht in Unferitalien entfhloffen auf. 2Ibet ein
ooller Srfolg BlieB ihm oerfagt, nnb bie Beherrfhenbe ©feQung ber
frühem 3 a h rc h a * ** nicht mehr eingenommen.
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Dtücfgug $abrian*
Sa« erBlärf bie pIö$IidE>e 233enbnng jjabrians in feinem 23er^älfnis
ja 5tacl bem $tatylen, non bec feine Slnfwocfen an Äonig nnb 33ifdjofe
3engni« geben. Sec ©pnobe erwibecte ec in nerBinbIi($em Son, Be«
merBfe nur nebenbei, ijinfmar non £aon fyätte n icfyt aBgefe$t werben
bärfen, ba ec an ben ^3apß ßc£ jn wenben BeaBßc|>figfe, nnb nerlangfe,
baß man ii>n neBfl einem 33ertcefer bec Slnflage nadE) Dtom gieren laße,
gar ^Prüfung nnb (Sntfc^eibung bec 2lngelegenl>eif. Sa« gleiche ßanb
in einem 23rief an ben Äönig gn Iefen mit bem 3 u f a $ : rr& ec 2iBfe|nng
werben wie geitleBens nie gußimmen, e« fei benn baß ijinfmar nor nn«
ecfc£>eine nnb fein ^3cogeß gcunblid) nnfeefad^f nnb entfdjieben werbe."
Sa« flang, als wollte jrjabrian 3Infpcne^e im ©eiße Pfenboißbors
ßellen. 2IBec fo war es nid>f gemeint. Sie richtige Sentnng fanb ßd> in
einem gmeiten nerfranlid^en 23cief an ben Äönig. Sa trat ber ^3apß
in aller $ocm ben DMcEgug an, nerlengnefe fein ßrü^eres ©c^reiBen,
ba« entweber ecfc^Iidjen ober wü^renb feiner ÄranB^eif non ber lim«
geBnng erpreßt, nielleidjf and) non irgend jemanb gefälfd>t fei. 3 n Ben
E)öc£)ßen Sönen fang er ba« £oB Äarls, pries feine welfbeBannfe 2S3eisE>eif,
feine &lug^eit, ©täcfe nnb ^fcömraigBeit nnb eröffnete i£m in ßrengßem
©e^eimnis, baß er i£>n allein mtb Beinen anbern gnm STac^folger £nb«
wigs II. in ÄönigceidE> nnb Äaifertnm im (SinOerßänbnis mit ber gangen
©eißlic^Beit, 33olB nnb 2IbeI non @tabf nnb £anb anserfe^en £aBe.
23efreßenb ben 23ifdf)of non £aon will er ßc£ ßreng an bie ©efe|e ber
Stirere galten nnb ben Dltetropolifen i£>rc Dted^fe laßen. 233enn ber
jüngere jpinBmar aaefy Dlora Bomme, follten il>m, ol>ne baß er nor^er in
feine 932ncbe eingefe|t fei, Dlid^fer BeßeHt ober es follten päpßlid^e
Legaten entfanbt werben, bie ben ^aE nochmals prüfen nnb in ber
Prooing, in ber er entßanben fei, nad^ Diedjf Beenben würben. ($s war
bas, was bie ©pnobe geforbert f>at f e: (5ntfd>eidung nidE>f in Dlom,
fonbern in ber ^roning, gemäß ben 23eßimmnngen non ©erbiBa. 2flle
weiter gebenden 2 tnfpcücfye waren fallen gelaßen, ber ©tanbpnnBt
^Pfenboißbors nnb 3?iBoIans’ I. anfgegeBen, anfgegeBen Beim eeßen ent«
fdßoßenen 933iberfprnc£ non bemfelBen ^3apß, ber Beim Eintritt feiner
Regierung mit fo noDen ipänben wie nor nnb nad£ il>ra Beiner ans bem
Vorrat ber unechten SeBrefalen gefdjöpft l>afte. Samals f)atte Jpabrian
wo^I nadj bem SiBtaf bes 2lnaßaßns gefprod^en, fpäter unter bem
(Sinßnß ber Äaifeclic^en gegen bie 233eßfranBen pfenboißborifdEje ^or«
berungen geltend gemacht. STtun, ba ber Äaifer i^n nic^f me^r Be^errß$te,
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£infmar Don Reim* und Vfeu fcoifi fror
427
opferte er fSe fdjnett, überhörte auch olle 23orwürfe mtb Bittern 233orte
nnb fadste burd) bicfe (Schmeichelei ein engeß (Sin&erfianbniß mit Bern
Äönig ja erreichen, ber ihm eben erjf fo fdpacfbie 233a^eit gefaßt hafte.
Saß Urteil über biefe nnwürbige jpaldofigfeit wirb nicht milber, wenn
man BeraerBf, baß in ben Sagen, wo ein ^eimfe^renber ftänlifdfet
25ifdE>of 5tarl bem Äa^Ien bie mehr alß bienfiwiEigen (Eröffnungen beß
Papfleß üBerBradhfe, Vertreter beßfelBen Papfies an 23er^anblnngen
jwifd^en ber Staifeda nnb £nbwig bem Sentfchen feilnahraen, auß
benen ein Sänbniß jwifd^en bem Äaifer nnb bem Sentfchen gegen Äarl
heroorging. 3 n Bird^Iid^en wie in weltlichen Singen oerfagte bem
(Schifflein Petri bie (Steuerung.
233aß im fränfifcfjen SReidh gef^ehen war, Bebentete mehr alß eine
augenBlicBlicBe 233enbmtg in einem einjelnen $aE. jahrelang war hier
nm bie Dted^te beß (SrgBifd)ofß=3ItetropoIiten, bie baß DföcBgraf ber
Befle^enben Äirdjenöerfaffnng Bilbefen, mit 233oct nnb (Schrift ge«
färapft worben. Sem anffäfftgen 23ifdE>of, ber ftdh mit Serufmtg auf
bie gefällten Sefretalen non ber 31nfftd^f beß näd^flen 23orgefe|ten
freijnmad£>en fadste, war ber Papfl jn 3r>ilfc geBomraen mtb war nicht
bard^gebrnngen. Ser Singriff anf bie geltenbe Örbnnng ber Singe,
ber unter 2?iBoIauß jn halbem (Erfolg geführt hafte, war aBgefd^lagen,
ber Papfi hatte ftdh genötigt gefehen, baß überlieferte DtedE>t ber frön*
Bifcheu &irdhe angnerfennen. 3jin!mar non Dteirao hatte nBer Pfenbo«
iftbor geftegf. Ser Qreberflreif mit bem 9?effen hafte ih m ©elegenheif
gegeben, bie neue Sefretalenfammlnng eingehenb gn prüfen. SaBei hatte
er Bei eingelnen (StücBen bie llaetfyifyeit erfannt nnb fte mit bem SlnfgeBot
feiner ©elehrfamBeit nnb glangenbem (Schar fftnn in gwingenber 23e=
weißfuhrnng bargefan. Sie (Sammlung alß ©angeß für Sefrng gn
erflären, hat er nid^f gewagt, oBwohl fte ihm 3toeifeI einflößte, bie er
nidhf oerfd^wieg. SIBer alß gelfenbeß ©efe$Budh ber Äirche erBannfe er
fte nicht an, lehnte vielmehr bie 23ecBinbIich?eif öorniBänifdhec päpf!«
lidher (Erlaffe in Saufch mtb Sogen aB. @oweif fte mit ben (Sa|angen
ber Äongilien üBereinfümmfen, hat er Bein SebenBen getragen, ftdh ihrer
gn Bebienen, bagegen wo fte bem überlieferten Dted^f wiberfprachen, t>er*
fagte er ihnen bie SlnerBennnng. Siefen ©fanbpunBf hatte er fchon
gegenüber DttBoIauß eingenommen, aber unter bem 3*»ang ber politi*
fdhen 23erhaltniffe praBtifdh nidhf bttrdhfegen Bonnen. ©egennBer jpabrian
lagen bie Singe anberß, bie DlücBflehten fielen fort, bie politif^e £age
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Jpinfmar Don Dieim* unb ^feufc>oififcor
forderte fogar gura 233iberfpruch auf, nnb ber (Srfolg Blieb nidjf aus.
Siesmal war es bec Papf!, bec |*dE> fügte unb feinen 2Infpcnd) fallen
ließ. Sie $cage war erledigt, Pfeuboiftbor als ©efe$Buch non bec
fränfifc£>en Äicd^e oerworfen.
233ie eerfrug f«h bas mit bem ©lauBen, ben biefelBe Äird^e feit
23onifatius Bekannte, baß man bem Papfl ja Dtom als (SrBen bes 2XpoficI=
fürflen, bec öora ^eilanb gum Sorwarf bes Himmelreichs BefleHt nnb
mit ber Vollmacht, gu Binben unb gu löfen, ausgeflattet fei, in allen
©fücJen ©e^oefam fluide? 233ie fonnte man t>om cömifä>en VifdEwf
Ie|fe (Snffäjeibungen erwarten, oon il>m jid^ Dledjte Bejläfigen unb Vor*
redete »erleiden laffen nnb doch cömifdEjen Verfügungen aus ältejler
3eit bie Binbenbe Äcaft Oerfagen? Jtic^f ecfi wie empfinden ben inneren
233iberfpruch, fd^on unter ben 3^itgenoffen find biefer^alB Bebenfen laut«
geworben. 233enn im nä<hfien Dltenf^enalfec 2lBf Dtegiuo non Prüm
ber Säten JTtifolaue’ I. noH Bewunderung gebenft, barf man barin
wol>l einen D^ad^Elang non ©fimmungen aus ben 3ah«o bes Kampfes
fe^en, bie nicht burthgebrungen waren. Ser jüngere jjpinfmar hat bem
ßljeira ins ©eftd^t gefagt, er lehre, baß eine päpfiliere (Spfommuni*
Jafion nicht gu Beamten unb ftnnlos fei. (5s mag ihrer mel>r gegeben
haben, benen bie Spaltung bes GrgBifdEjofs Bebenfen einßoßfe, benn er
l>af fich neranlaßt gefüllt, auf ber ©pnobe in Sougp ein ausführliches
Befenntnis aBguIegeu. 3m 2lnf<hluß an 233orte £eos I. unter Berufung
auf2lugufiin unb©regor I. führte er aus: Saß Petrus nor ben andern
2lpofleln bie jpimmelsfchlüffel empfangen hat, foH jebem flarraachen,
baß ohne bas Befenntnis unb ben ©lauBen Petri niemanb ins jpimmel«
reich gelangen fann. Sie ©chlüffel bes Rimmels Bebeufen bie ©aBe ber
Unterfcheibung unb bie Vollmacht gu richten, fraft beren 233ärbige ins
Dieich aufgunehmen, Xlnwürbige ausgufhließen ftnb. Siefe Vollmacht,
gu Binben unb gu löfen, obwohl Petrus guerfi oerliehen, haben auch bie
übrigen 2lpoj!el empfangen. Senn wie Petrus auf bie an alle gerichtete
(5?cage bes jrjerrn für alle geantwortet, fo hat auch bie Antwort bes
jperrn allen gegolten, beren 2Imf in ben Bifdhöfen unb Priefiern fort«
bauert. Petrus unb feinen Nachfolgern ftnb in Befonberer 233eife bie
^immelsfchlüffel, ber Vorrang ber Dlichfergewalf unb bie S}ut ber
@chafe bes ^errn übertragen, bamit aQe ©laubigen wiffen, baß nie*
manb, ber (ich oon ber ©lauBensgemeinfchaft mit ihm trennt, ber @än*
benfeffeln lebig werben unb bttreh bie Sür bes Himmelreich^ eintreten
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©laube Don 5tirc$e unb Q3oIf
129
fann. (Sine fnrchtBare QSerantworftrag iji bamif ben 33if<höfen anferlegt,
benn nur gn leidet — ee ftnb 233orfe ©regore — läßt einer fi<h non
eigenen SrieBen, fiaff non fachlicher (Srwägmtg leiten unb Beraubt baraif
f?d^> felbfi ber 33olImachf, gn löfen nnb gn Binben. 'fiefylfptntfye aber Binben
nientanb. 2lnf ihren Äeru gnrütfgeführt, Befagen biefe ©ä$e nichts
anberes alo: bas Died^f, gn Binben nnb gn löfen, fief>t allen 23ifchöfen in
gleicher 233eife wie bem ^3apfie gn, fte alle nnb eBenfo auch er, fönnen
babei fehlgreifen, nnb fnn fie es, fo gilt ihr Urteil nicht. Ser SDorrang
bee Ipapjiee foH nur bie (Sin^eif bes Bifc^öfIidE>en ©tan bee nnb bie Dlof*
wenbigfeit ber ÜBereinfiimmnng mit biefem gur 2lnfc^auung Bringen.
9G3as jpinfmar hier nortrng, war bie £el>re ber alten &inf>e, wieber-
erjianben aas ben ©tnbien, bie feit Äarl bem ©roßen in ber fränfifd^en
©eifilid^feit aufgebläht waren nnb in bem gelehrten <SrgBifif>of non
Dleims ihren größten Vertreter gefnnben hatten. Ser primitine ©lanBe,
ber in Petras ben eingigen Snrhuter bee Sjimmelteicfye fah unb feinem
römifchen 2lmtserBen bie Befonbere DHad^f gnfd^rieB, jebem (Singeinen
bao ^Jarabies gn öffnen ober gn nerfdE>ließen, fanb in jjinfmars £ehre, bie
non ber großen DItehrheif ber fränfifchen 23if<höfe als bie ihre Begannt
worbe, feine ©fäf e. 22>ie fianb ee mit bem ©lanBen bes EGolfes, ber
£aien? Sarnber hören wir nur ein 3engnis, nnb auch biefee nnr über»
feft in bie ©praihe bee Sheologen. ipinfraar Berichtet, anf bem Dleid^
tag gn Dleims hätten bie £aienfürfien ben (Sinfpruch bee ^Japfies gegen
bie (SroBertrag £ofharingiens unter anberm bamit gurndfgewiefen, baß fie
erflärten: 9K5enn ein 23ifchof einen Ghrißen wiberrechtlich aas ber ©e=
meinfdfaft anofhließt, fo BeranBf er ftd^ felbfi feiner DSoHmacht; nie»
manbem fann er bao £eben nehmen, bem ee bie eigenen ©unben nicht
nehmen. 3lnch barf fein 23ifhof fagen, er wolle einen @hrifien, ber nicht
miBnßfertig iji, nicht wegen eigener Vergehen, fonbern wegen (SroBernng
eines irbifdE>en Dteid^ee bee (Sh^ifiennamens Berauben unb ihn bem Sleufel
überantworten. 233iH ber ^Japfl ben ^rieben, fo fnihe er ihn fo, baß fein
©treit baraas enfjiehe. Senn wir würben nicht glauben, anbers nicht
ins Dleidh ©offes gn gelangen, als inbem wir ben gnm irbifhen Äönig
haben, ben ber SPapfi ane empfiehlt. Sie Raffung biefer @ä|e trägt
nnnerfennbar ben ©fempel jrjinfmars, aber ihr Inhalt entfpridht —
bas lehren bie Satfachen — ben ©ebanfen, bie in ber £aienf<haft oor»
herrfhten. (SroBernng fyielt ber fränfifhe Ärieger für fein gutes Dlechf
tmb empörte fleh bagegen, baß ein ^ßapjl es ihm jireifig machen wollte.
<$aUer, Da» Papflfum EP g
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430
©taube Don Äirdje und 33 ol!
(Sb gab alfo eine ©renge, wo fein ©eB>ocfam gegen ben irbifd^en Sräger
ber ^immelafc^Iüffel enbefe.
2Ila (Stefan II. bie ^franfen bei Verlujl ihrer ©eligfeit mahnte, ber
römifdjen iperbe ©anft Meters gu Sjilfe gn foramen, Raffen fie bent ©e=
bot gweimal (^olge geleijlef. freilich fpornte bamals bie ©fimme bes
tyapflee gn ©robernng nnb Senfe, je|f fucfyte fie bem natürlichen Sriebe
3ügel angulegen. 5)ennodE> if£ ber 953anbel ber 2lnf<hanangen bentlich.
2Inch ©tefan hatte 933iöerfianb gefnnben bei öielen, benen ein Ärieg
gegen bie oerbnnbeten £angobarben gttwiber war, aber er hatte ihn über»
Jtmnben, nnb an<h bie 953iberjlrebettben waren fd)ließlid> bem Äönig
gefolgt. 3 e $ f fanb ber Sefehl bee ^apfles nur fro|ige 2lblel)nung bei
Äönig nnb §ürflen. @0 war nicht mehr wie einjl, Äarl ber &ahle nnb
feine Vaffallen fühlten nnb badeten anbers als ihre Vorfahren.
Vielleicht hatten fte weniger lauf nnb bentlich gefprod^en, wären fie
nicht gnfiimraenben 9S5iberhaIl0 an ber ©feile ftcher gewefen, wo folche
Sone am ehefien ^Dämpfung hätten ftnben Tonnen: bei ben ©eijHid^en.
2lndE> bei biefea fyeccfcfyte nicht mehr bie frühere Unterwürfigkeit unter
ben romif<hen ©fühl, ipinfmars ©chriften nnb bie ©pnobe t>on Sougp
ftnb bafür nicht bie einzigen 3engniffe. 3ß cs 3 u faH ber Überlieferung,
baf Verleihungen nnb Sejiäfignngen non Dienten für Älöfler bttrch
ben ^Papfl, wie fte in le$fer 3 e, *f anfgefommen waren, ans ben fünf
Dtegierungsjahren jjaörians fafi gang fehlen, währenb Verbriefungen
ber gleichen 3lrf burch fränfifd^e £anbesfpnoben, wie fd^on norher ge=
legenflich, auch I c h f mehrfach norfommen? ©ie^f es nicht eher ans, als
getraute man ft<h, ben DlecfytBfcfyufy felbfi gn leifien, ben man fonfi non
ber furcht nor ber Oltachf bee 2lpof!eIfürfien erwartete? 3®, biefe 3I£a<hf
nehmen fränfifdEje 33if<höfe nngefheut für ftdE> felbfi in 2lnfpruch, wenn
fte bei Sefiätigungen einer ©üterfchenfnng über 3uwiberhanbelnbe ben
^Inch ausfprechen, „fraft ber Vollmacht, bie wir in ©anft ^efer
empfangen haben bnrch bas 955orf bes §errn: was bn anf (Srben
binbefi, foH gebnnben fein im S^immeV ufw. ©in 3 e *<h en erhöhten
©elbflgefühls ifi bas ohne 3meifel, aber ebenfofeht ein 3ei<hen Der*
änberfer ©eifieshaltnng gegenüber Diom. 3)as war bie Dtüdfwirfmtg ber
Eingriffe anf bie eigene ©elbfiänbigEeif, bie man nnfer Otifolaus erlebt
hatte. 2)er bitterfharfe Son, ben jpinfmnr in bem 2lntwortfchreiben
Äarls an jr)abrian anfd^lägt, bleibt unnerflänblich, Wenn man ihn nicht
als Slnsbrucf »erhaltener ©mpörnng über bie nofgebrnngene Unter«
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(Sude Jpudriantf II. 3o[> ann c* VIII. und feine Umgebung 431
werfung unter bie harte ijanb 9?ifoIaus’ I. anjtehf. 3T^idE)f anbers wirb
man bie neue ©iffe bes ©elbjifchufes angufehen haben, mit bem bie
ftänlifcfye Dteid^afird^e einen ^3la$ einnahm, ber bisher bem ^3ap|i allein
gehört hatte. 2lu<h bae ijl eine DlücEwirfung auf bie oorausgegangenen
Verfuge, bae (^ranbenreich in ben ficcfjlid^en 35cgirf eingubegiehen,
ber non Dtom ans unmittelbar regiert würbe.
jjabrian II. ijl nadE) genau fünfjähriger 2lmfsgeif im Segember 872
gejTorben. Ergebnis jiellf feine Regierung ftdE> bar als 31bban ber
^olitif feines Vorgängers. 933as non bejfen Säten übrigblieb, iji wenig.
Ser äußere Sriumph über Äonjlanfinopel, bie 2lnerfennnng ber 2Ib=
fe|ungen im 233ejien genügte nicht, barüber gn täufd^en, ba$ bie praf=
tifd^en 3*de, benen ^Rifolans gugejirebf hafte, anfgegeben waren. 3 m
Öjlen war bie (Eroberung bes Bulgarien Efteulanbs gefd^eitert, im
333ejien bee Verfuch, bie überlieferte &irchenoerfajfung gu fprengen,
nach einem nerfe^Iten 2lnlauf aufgegeben. @0 enbefe mit j^abrian II.,
was unter ETtifolans I. fo fü^n begonnen war, bejfen Regierung wie ein
{urges 3wifdE>enfpieI erfäjeint, mit Voransgehenbem unb folgendem in
{einem innern 3ofammenhang jlehenb. Ser (^luj-j ber Singe fe^rte ins
alte 23eff gurücf, unb was non ben hochgefpannfen&ämpfen allein übrig:
blieb, waren bie 2lbfd£)riffen bes fallen 3j*borus DHercator, bie (ich
im ^fränfifdhen erhielten, giftige ©aatforner, bie erji gwei 3 a h c h un ^ crtc
fpäter ihre Äeimfraft entfalten foQten.
Öh nc ©d^wierigfeiten ging nach ^abrians Sobe bie Neuwahl nor
ft«h; (te traf ben langjährigen 3lr«hibiafonus 3°h anneö - ©eine 9tegie=
rung fünbigte jtch als $;orffe|nng ber norigen an, ba bie bisher leitenben
DIianner an ihren ^3lä|en blieben. (5s war eine ©ruppe nornehmer
Corner; Wenn man alles glauben barf,was ber !ßapji felber ihnen fpäter
norgeworfen hat, eine üble ©efellf<haft. Obgleich £aien unb 23efehIo=
habet in ber dltilig, hüben (te bie wirhfigjlen ESmfer bes päpfHid^en
irjofes injpänben unb hängen tmfeceinanbec baedf Verfchwägerung ober
gemeinfames Verfchulben gufaramen. 2ln ber @pi$e jianb ©regorius, ber
3eremonienmeijier, ber unter jrjabrian fein 2lmf gu jeber 3lrf t>on 23e=
reidherung ausgennff fyatfe unb je|f — CermutlidE) nicht erji je|t —
als 2lpofrijtar ben ^3apji Derfraf. Sieben ihm fein ©<hwiegerfohn
©eorgius, genannt „t>om 2lt>enfin", ein Dllenfch Don erbaulichjiem Vor*
leben. Sen eigenen 23rnber hat er im ©freit um ein 233eibsbilb um*
gebracht, feine gerräffefen Verntogensoerhältnijfe burdh Sjeieat mit einer
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3<>$anne*' VIII. Umgebung und tpoIitif
ÜXicfyte 33enebiSfs III. georbnef, bann biefe ($frau nahegu öffentlich
ermorbet, aber burch .Betrügereien (ich ber ©träfe gn enfgiehen gewagt,
tun bie Tochter bes ©regorius gu heiraten. iß er @cha$tneißer trab
als folther Sperr ber päpßlichen ©elber, vielleicht ber ganzen 33erwalfung
in ©fabf nnb £anb. 233eifere ©eßalten ans biefent leBenben ©iffenbilb
eines verwilberfen ©eßhlechts Werben uns noch Begegnen, ^foh 00001 ^!!!*
hat Balb Bewiefen, baß er biefe £ente nur ertrug, feinen eigenflen Kreis
Bilbefen anbere 9I?änner: SInaßaßus, ber Bibliothekar, 3acharias von
SInagni, ber jenen (879) int SImte aBlöfen foUte, ber SDiafon 3 ®h anne0
Sppraonibes, gleichfalls ein frnchtBarer ©chriftßeller, trab 35ifdE>of ©an*
berich t>on iOeHefri. 2lu<h ^ortnofns von ^3orto, ber ©ränber ber Bttl*
garifhen Kirche, gehört bagu. Sin ben SIrBeiten biefer Scanner nimmt
ber $apß perfonlichen SInfeil, empfängt 233ibranngen, giBf SInregung
nnb SInfträge, leBenbiger 3fl[?iffelpnnft eines Streifes, in bent fpät*
römifhe Bilbnng noch einmal vor ber tiefen Stacht ber folgenben 3 a h r ‘
hnnberfe aufleuchtet. 2)en Beherrfhenben ©ebanfen Bilbef baBei bie
©töße bes firchlichm Dtom, fei es baß SInaßaßus bie Stffen ber Sichten
©pnobe üBerfe$t, anf ber Dtora über Konßantinopel triumphieren bnrfte,
baß Johannes Sppmonibes bas £eBen ©regors I. ergäbt tmb mit SIna*
ßaßtts gufamtneu an einer großangelegfen Slic<fyengefd}id)te arbeitet ,
bie nicht fertig geworben iß, ober baß©anberich bie von jenem Begonnene
Üegenbe bes angeblichen ^efruserben Klemens Beenbet.
233enn bie regierenben 3Itänner bie gleichen ßnb, änberf bie ^Polifif
ßch nicht. @ie war unter Spabrian II. bie längße 3eif bent Staifet gehör«
fatn gewefen nnb Blieb es je$f faß noch mehr, folange jßnbwig II. lebte.
Sas Bekamen bie anbern Karolinger gu fühlen. 2)a £nbwig bie Teilung
bes £otharißhen (SrBes nicht anerkannte, mußte 3°h anncö einen SSerfuch
unternehmen, bie voüenbete Zatfatfye rückgängig gu machen. Unter Sin*
brohnng von Kirchenßrafen würben bie Könige gemahnt, ihren DtauB
herausgugeBen. 9JTif Karl bem Kahlen fara es barüBer fogar gu offenem
3erwärfhis: päpßliche ©efanbte würben nicht Vorgelaffen, worauf
hannes ben ©efanbfen Karls, als wäre ihr Sperr Bereits ausgefhloffen,
ben firchlichen (Smpfang verfagte.
233enn 3°h annc0 VIII. ßch fo bem Kaifer gur Verfügung ßeüfe, fo
war er hoch bas ©egenteil einer nnfelBßänbigen Sftnfur. Dtaßlos tätig,
ja vielgefhäftig nnb unternehmenb, liebte er es, bie eigene ^ßerfon ein*
gnfe|en. Keiner feiner Vorgänger hat ßch fo oft anfgemacht, um wich*
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3o$anne*' VIII. Politik Unf erifaUen
133
fige ©efäräfte in raünblicher Verhandlung felbfl aBgnfd^Iie^en. 2In bie
©ttbgrenge feinen ©ebietes nnb Bis nach Neapel nnb Gapua fel>en wir
i$n mehrfach eilen, nacf? Dlaöenna nnb ^ieraouf nnb einmal fogar über
bie 3üpen gieren. 3°^ anneö VIII. ifl durchaus ein poKtifd^er ^ßapfl.
©eine flets rege SJeilnahme gehört ben ©taatsgefchäften, ber Siplo«
raafie nnb nicht guleff bera Kriege. (Sc rnjiet Gruppen ans, Bemannt
Äriegsfd^iffe, erbittet öora Äönig non ©alicien fampfgenbte manrifd^e
steifer mtb geht felbfl an 25orb, nm mit feiner fleinen flotte bie plün«
bernben ©aragenen non ber Äufle bes 5tird^en(!aafs gn neefreiben,
933enn er einmal anf einer röraifchen ©pnobe eine rebnerifd^e ÜUnlei^e
bei Pfenboijibor macht, auch gelegentlich einen 2lnlauf nimmt, in ber
roeflfränlifdhen Stird^e im ©eifle SRtfoIans’ I. gu regieren, fo Befugt bas
nicht niel, es gefleht unter fremder (Sinwirfnng, ohne [TtadE)bcndP mtb
^folge. Äein anberer ^öapfi hat fo leichthin ans politifd^er 2$eced)nnng
bas 3lnfehcn feiner Äicd^e preisgegeben; bei ihm fleht ber jpohepriefler
im ©«hatten nnb lä$f bera ^nrjlen bes Äirchen floate ben Vorfriff.
235as ihn am meifien anging, waren bie (Sreigniffe an feiner @nb=
grenge. ipier fah er Jtch non ber gleichen ©efahr Bebrohf wie feine Vor«
ganger nm bie 9Ittffe bes ^ohrhtmberfe. ^ er 3ufaramenbrndh non Äaifer
£nbwigs SQfctdht fyatte bie ftgilifchen 2lraber gu erneutem Vorbringen
ermutigt, bodh richteten fte ihre Angriffe weniger anf 2lpnlien, wo ben
leergeworbenen pia$ bes fränfifdhen Äaifers mehr nnb mehr bie DItachf
ber ©riedhen einnahm. 3h c Beoocgngfes 3iel *»01 je$t bie 2S5eflfnfle.
2)a lag ein Vänbel Äleinflaaten t>or ihnen, gn gemeinfamer 2lb=
Wehr unfähig, weil nnfereinanber oerfeinbet. ©egen bas {^rafienfntn
©alerno, bas ftdh ( ett 840 non 23enet>enf abgefonbert hotte, flanb bie in
biefen Äärapfen nnabhängig geworbene ©raffihaft Gapua, bie Äüfle
behcrrfdhten bie ©eefläbte Neapel, 2lmalft nnb ©aefa, bem tarnen
nach bem gziet^if^ea Äatfer mttertan, in VJirflichfeit felbflänbig, ab«
gefdhnnrt t>om Hinterland brach Iangobarbifdhen ^errfhaften nnb für
biefe wieberum ©egenflanb ber (Sroberungslnfl. £abwige II. Vernähmt«
gen, non Gapua ans, wo er ftdh gum Herrn gemacht hotte, bie Nachbarn
gra ©efolgfdhoft, womöglich gar Unterwerfung gu Bringen, trieb jene
bagn, ftdh kett 2lraBern in bie 2lrme gu werfen, Verträge mit ihnen gu
fhließen nnb ©ölbner bei ihnen gu werben, bie ftdh im £anbe feflfe^ten
tmb für eigene Diechnnng plünderten trab raubten. 2)a$ fte andh ben
^irdhenflaat nicht nerf^onten, nötigte ben ^3apfl, noch mehr, als er ohne«
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434
Xob £u5roig* II.
I)in getan fy&tte, an ben Kämpfen bes jtaifers teilgnnef)men. SQftif feinem
geißlidEten 21nfel)en fragte er il>m Beignße^en, nidEjf eben mit Beßem (Sr*
folg. @0 fruchtete wenig, baß er bie £eute non ©aletno mtb EUmalß mit
BiBlif$en ©i$Iagworfen t>om 23ünbnis mit ben Ungläubigen aBma^nfe
nnb ben E 8 ifdE>of non Gapua, ber es gleirf)fallö mit ben (Jfeinben G^rißi
I>ielf, aue ber ©emeinfc^aft ausfdjloß nnb mit 2IBfe$tmg Bebrof>te. EDcr
©fabffyerr non ©aefa noDenbs gerriß ben EBrief, ber il>tn bie ©emein*
f$aft anffagte, nnb finite bera EPapß. ßb 3 °^ a nnes’ ©ifcr gang frei
non eigennüf igen EBeweggrünben war? 2 In ber ©übgrenge, jenfeits bee
©arigliano, Ijaffe er alte unerfüllte, aber unnergeffene Eilnfpräcfye, bie
©d^enfungen Äarls bee ©roßen trab £nbwigs I. nannten Gapna mtb
EJEeano nnb fprac^en non £anbgätern in ben ©eBiefen non EBeneOenf,
©alerno nnb Neapel. 3^ren Beß$ fonnte ber ©ieg bes Äaifers bem
EPapß nerfd^affen.
EDas iSilb nerfdEjoB ßdE>, als £nbwig II., ein rüßiger ($fänfgiger, am
12 . Etfugnß 875 mitten aue raßlofem ©freben aBBerufen würbe.
I>atfe Beinen &önig,Dlotn feinen Äaifer, trab bie SRad^foIge war Ißer wie
borf ungewiß, benn £ubwig Unterließ nur eine nodE? unt>ertnäf>IfeE£odE?ter.
EDa war es ber Eßapß, ber mit rafdEjera GntfdEjIuß bie $ü£rnng übernahm.
@0 wie er es tat, Bewies er, baß feine bisherige EPoIitif nur non ber DUtdf*
ftdEjt auf ben Staifez eingegeben gewefen war. £nbwig I>affe bie italifd^e
Äonigsfrone einem feiner bentfd^en EÖeffern gngebad^f, nnb feine
EEßitwe, bie tatfräftige GngeCBurg, famt if>rera EUn^ang nerfnd^ten ben
333iHen bee ©ema^Is gn ooBEßredfen. EBei ben EGerf>anbIungen, bie im
normet gwifc^en £nbwig bem ESeutfdEjen nnb bera nerfiorbenen
Äaifer in EOerona geführt würben, war ^o^anneo VIII. perfonlidE) gn*
gegen gewefen. 3 f §* «dber, faura baß ber Äaifer tot war, entffyieb er ftdjj
für Äarl ben Äafjlen. 3 n Grinnernng an bie freue GrgeBen^eif, fo fcfjrieb
er i£m, bie Äarl feit ERif olaus’ ESEagen Bewiefen, fei er mif feinen Eilmfs*
Bräbern nnb bem römifdjen 21bel äbereingefommen, i^n gttr Äaiferwürbe
gn ergeben, gn Gf>ren nnb GrB>öf>ung ber romifd^en &ird£>e nnb gttr ©id^er*
£eif bee Gf>rißenooE?s. ©owenig wie einfi £eo III., ober irgenbeiner
feiner EBorgänger im gleichen ^anbelfe 3°^ annea VIII. baBei als
Oberhaupt ber allgemeinen Äird^e; ©tabt nnb Äire^e non Dtom allein
waren es — bie EJRitwicfung bes 21bels, bereu ber EPapß gebenft, Be*
weijl es — bie bem weßfränfifc^en Äönig bas Äaiferfunt entgegentrngen.
2Bas ße bagn Bewog, läßt ßcf) nnr erraten. EUBgefe^en non ben engem
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Äarl bet Äaf>le Staifcr anb Äonig non ^falten
435
23egiel>nngen, bie feit langem gmifc^en Dtora nnb Äird[>e nnb Sjof bet
233e|ifranfen Beßanben, mögen Äarlß perfonlid^e (Sigenfc^affen jlarf
in bie 353agfd^ale gefallen fein. Unter ben (Snfeln nnb ZIrenfeln Äarlß
bes ©roßen mar er mtßreifig ber Bebenfenbfle nnb gebilbefjle. 23or allem
aBer oerfügfe er in feinem Äönigreief> iiBer bie größte gefc^Ioffene 3Itaii>f,
mä^cenb baß Dleic^ bes ^oc^Betagten beutfcfyen £nbwig, beffen Sage ge=
gätylf fc^ienen, ber Teilung unter brei @öl>ne entgegenging. 35ei Äarl als
Äaifer, nnb ooüenbß menn er aw£ Äönig t>on Italien mnrbe, bnrfte man
mie bao raeijle 23erflänbniß für bie 23ebürfniffe Dloras, fo anc£ am e^ejien
bie Dltac^f, fie ma^rjnne^men, gn ftnben fyoffen.
Sie (Steigniffe fcfjienen baß gu Betätigen. (Sine päpfUicfje ©efanbt*
fd>aft, fo jlattlic^ mie feiten, brei non ben einflußreichen 33ifd£>ofen,
©auberirf) non 23eüetri, ^ormofuß non ^3orto nnb ber Bisherige faifet-
Iid^e 23enoIImäd^figfe 3°^ annes &on 21reggo, üBerBrac£>fe Äarl bie (Sin*
labnng, ber biefer jnnorgefommen mar, inbem er fdEjon (Snbe ßftoBer
italifcf>en 23oben Betrat. 3t»ci Dlionafe fpäter mar er in^lom, nnb am
333ei^nad^f0fag empfing er in ©anft ^3efer Sifel nnb Ärone eineß
römifd^en Äaiferß mie nor fünftmbfieBgig 3 a h en f e * n 9 co ß cr 2B^h etr *
DTtif bem italifd^en Äönigfnm fyatte er fid? niefjt anfge^alten, eielrae^r
ben jnngen Äarl non @d^maBen, ben jCnbtnig ber Seutfd^e gar XSa^rnng
ber 3ted>fe feines Kaufes in bie £omBarbei gefd^ieft fyatte, gnm 21Bgng
Bemogen, inbem er i^m ben eigenen 23ecgicfjt norfpiegelte. Saß mar
nid^f e^rlidE): anf bem DtüdPgug, (Snbe 3<>nnar 876, ließ er in 3Qftai=
Ianb non einer 33erfamralung italifdjer Herren nnb 23ifc£öfe gnm Äönig
mahlen. 3 tfl l' cn nnb Dtom Ratten alfo mieber einen gemeinsamen jjjerr*
fdjer, ber ^ier alß Äaifer, borf alß Äönig regierte, mie eß gnleßt unter
£nbmig II. gemefen mar, nur mit bem tlnferfd^ieb, baß ber nene .Sperr
feinen @i$ nidjf banernb im £anbe nehmen fonnte. 21nf bie £änge bnrfte
baß meßfränfifd^e Dleid?, non ben (SinfäHen ber Sänen oft genug f>eim*
gefaxt, flefß Bebro^f, ben eigenen Äönig nic^f entbehren. (So mar alfo
gn ermarten, baß Äarl ftd^ baranf merbe BefdjränEen muffen, mit feiner
3I?adBf als ©cfyu$ nnb DlndFIjalf auß ber $erne gn mirfen nnb in
einen Vertreter regieren gn laffen, bie günfligfle £age für einen ^Papjl,
ber baran badete, bie^ü^rnng ber italifd^en ^3oIitiB felBjl in bie ipänbe
gn nehmen. Saß £a f 3h annefl VIII. getan; es fenngeid^net feine
Regierung, baß er es tat, nnb es mnrbe fein ©d^idPfal nnb bas ©dE)id?fal
Storno, baß fein erfler ©d^rift anf biefer 33a$n ein 'ftety.fäytitt mar.
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136 3of>anne* VIII. in Unterhalten. UmtrAlgung in !Kom
233egen 23erbinbnng mit bem anfßänbifchen 23eneOenfer war £am-
Bert, ber .Srjergog Oon ©polefo, t>on £ubroig II. feiner 233ürbe Beraubt
worben. Unter bem (Sinßaß bee ^3apßee Qefcfyafy es, baß er fein jrjergog*
fnm wieberer^ielf. &arl, ber ben 9Q£ann beßer gn Bennen glaubte —
£amberf gehörte gn einem angefe^enen wejlfränfifd^en ©efd>Ied)f —
hatte umfonfl gewarnt. (Sc foQte recht Bemalten. Sie ^olgejeif I>af be¬
wiesen, baß 3°h anneö wit ber ($c^öf)ang £amBerts ßdE) nnb feinen 3ftadj=
folgern bie 3tnfe geBnnben hatte.
. 3 un ä c hß ließen bie Singe fidE> günßig an. 2luf 333eifnng bee Äaifero
ßeDte £amBerf ßdE> bem ^3apß gar Verfügung nnb ßhloß ßch ihm an,
als er ßdh im Februar 876 nach (Sapna nnb Neapel anfmad^te, nm bartf)
perfonlid^e ÜBerrebnng bie fnblid?en Äleinßaafen gnm Äampf gegen bie
2IcaBer gn oereinigen. Ser (Srfolg ließ gu wünßhen übrig. (Salerno,
2lraalß nnb (Sapna folgten ber 9I?a^nnng nnb loßen iE>rc Verträge mit
ben ^einben, aber Neapel oerbanb ßch nur noch enger mit ihnen, 23ene*
oenf unterwarf ß<h bem gried^ifd^en Äaifer, nnb gwißhen ben beiben
©rappen entbrannte halb ber &rieg, ber ben (Saragenen ©elegen^eit
gab, am$ in ben Äirchenßaaf eingnfallen nnb plünbernb nnb gerßörenb
bis im (Sabinerlaub Oorgubcingen.
Ser Söerfuch, eine £iga ber nnteritalifdben ©Reißen unter ber ^a^ne
oon Äaifer nnb $apß gu fc^affen, war alfo mißlungen, nnb man wollte
wißen, Jpergog £ambecf habe felbß baljin gewirft, inbem er 23eneoenf
nnb Neapel gnm 233iberßanb riet. 5}eiraEel>renb fanb 3°h annc0 feine
(Stabt im ^arteifampf gefpalten. ©egen bie ^errfdjjenbe ©rappe Ratten
ßdE> ©egner erhoben, bie ße bee Verrate am Äaifertum nnb ber 2Ser=
fdjwörung gnm @targ bee ^apßes anBlagfen. ^o^anneo eroßhefe —
oielIeicf)t nidE>f ungern — ein ©eric^tooerfa^ren, in bem bie Bieter raä<h=
tigßen Herren als SIngeBlagfe erfc^ienen: ber (SdE>a|meißer ©eorgino
nnb ber 2lpofrißar nnb 3ecemonienmeißer ©regor; mit ihnen ein ge«
wißer (Stefanus, bem man wiHBücIidje 23eßeuerang ber Äirc^en gnr
£aß legte, ein SOftiligfityrer (Sergino, ber eine 9?i«^>fe ^Rifolaus’ I. nm
bee ©elbeo willen geheiratet, ben ßerbenben Öh e,m auogeplnnbert, feine
fäxan Oerlaßen nnb einer anbern bie (Sfye oerfpeod^en hatte; ab bafl
Weiblid^e ©egenßädP bagu Äonßanfina, bie Tochter bee 2lpofrißaro, bie
ihrem SIRana — nadE>bera ße fein iöerraogen bnrd^gebrachf hatte —
untren geworben war, nm bie (Schwiegertochter bee (Scha$raeißero gn
werben nnb ßhließlich auch biefen gweifen ©emahl im (Stich gn laßen.
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(Streit 5er Könige um £ot^aringien
137
Sie jpanptperfon aber war (^ormofus t>on Port o; ihm worbe außer
alten ®efälfyten,bie fd^on unter STlifoIans gefpielt haBen follfen, nichts
©eringeres oorgeworfen als Q3erfc^wörong Behufs Erlangung Ber päpjl*
liefen 233ürBe. 233as in 233a^r^eif gefc^e^en, was geplant war nnB was
BahinterfianB, Bor^fd^anen wir nid^f. Spat es ft<h nm ©egner (tfyaft
gegen Bie PolifiE Bes Papfies nnB aus Biefent ©runBe um feinen (Sfnrj
ge^anBelt, ober war es Ber 2lnsBruch einer ^atteife^be persönlicher 2ltf,
in Ber Bie politifd^en 23ef<hnIBigungen Bajn Bienen mosten, Bie wahren
23ewcggränBe ju öerhäHen? 23eiBes ifl möglich. Sie 2fngeflagten fanben
einen 233eg, heimlich Bei D?achf bie (Stabt jn neriaffen, wobei fie Ben
(Schaß Ber Kirche mitnahmen. 3°h atmc0 konnte ihnen nur feine fläche
nachfenben nnB hatte es non nun aB mit einer ©rnppe nerBannfer SoB*
feinbe ju tun, Bie ihm feine Dtnhe ließen. DItehr als Bies, Bie Vorgänge
nom ^frnhjaht 876 ftnb Ber 2lusgangsptmff einer erBiffeifen ©palfung
im römifhen 2lBeI gewefen, Bie Burch 3 a h r S c ^ nfe fertgebanert nnB auch
Ber ©efhichte Bes papfitnrns Biefer 3eit ih ren Blutigen (Stempel auf*
gebrüllt hat.
Sie neue iDrbnong Ber Singe in 3*alien hatte (dpled^te 2Insft<hfen,
folange ihn Bie Slnerfennmtg Ber beatmen Karolinger fehlte, bie auf
©runb Bes Vertrages non DRef ( 867 ) ihren 2lnfeil an Bern (SrBe £ab*
wigs II. forberten. Um feinen 2lnfpruch gelfenb jn machen, war £nbwig
Ber Seutfhe in Karls SIBwefenheit ins 22>ef?reich eingefallen mtb hatte
feineswegs überall, nicht einmal Bei allen Sifhöfen, 2lBlehnung gefan*
Ben. 23eim jperannahen Karls, Ber feine Dtfidffehr Beeilte, war er aB«
gejogen, aBer Ber KriegsjnfianB war Bamit nicht BehnBen. 3°^ an *
nes VIII. hatte non 2lnfang an uachBrüdPIich Bie Partei Karls ergriffen,
hafte mahnenbe nnB BrohenBe (Schreiben an 23i fhöfe nnB £aien erlaffen,
jeben mit 2lusfdE)Iuß, 2IBfe|ang nnB (^Inch BeBrohf, Ber £nbwig unter*
finden würbe, fein Unternehmen als (Smpörttng wiber ©otf Bejeichnef,
ihm flänbigen Ungehorfam norgeworfen nnB fein Königtum wie feine
©ottesfinBfhaft in3*®eifel gejogen. $ät Karl Bagegen hatte er nur £oB
mtb Preis: Ben DUann ©offes, ansgefanbt jnm ipeil Ber Kirche, Ben
Dtifolans nnB ipabrian fchon längfi erfehnten, Beffen 3 U 8 nach Dlom ein
233nnber gewefen war, Ba felBfl Bie Elemente oor ihm widmen, Bie
(Sümpfe troefen nnB Bie ^lüffe BnrchfchreitBar warben. SaBei Begegnete
Bern Papji ein Böfes 23erfehen. 3» feinem (Sifer, £nbwig anjnfhwarjen,
warf er ihm oor, Bie Diode Bes Triebensfiörers, Bie er in Ber 3ngonB
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@freif am £of$aringien. (5r>npt>e gu 3>ontf)ion
gefpielt, im 2llter wiebet aufjunehmen. „Sftod?", tief et aus, „iß bas
©d^lad^ffclb oon $?onfenope nicht trocfen üora 23luf!" ©c oergaß, baß
Bei (^onfenope ( 841 ) autf> Karl an bec ©eite £uöroigs gefönten nnb not
mit £nbn>ige §ilfe geftegf hafte.
23c* £ubwig fanb bec ^Papfi fein ©ei)öc; bec König empfing feine
23ofen nicht, nahm feine .Briefe nicht entgegen. Sie anfängliche 2tbßd}t,
felbfi aber bie 2llpen jn fommen, nm ben (Streit ju (cfylityten, hatte
3o^annc0 anfgeBen muffen. 2ln feinec ©feile entfanbte ec bie Bifchöfe
non 2Irejjo nnb Soscaneüa. 2Iuf ihren 9inf tcaf (Snbe 3uni bie wefi*
fcänfifche Dteidpfpnobe jufammen: fo gafylceicfy wie noch nie, fünfzig
Bifchöfe nnb fünfSÜBfe. Sie ©taffe weifte große ©rimterungen: es mac
bie Pfalj ju ^onfhion, wo im 3 a h re 754 bec ewige Bunb jwifhen
©anft ^3eter nnb bem Jjpaufe Pippins gefcf)IojJen würbe, aus bem bec
päpfHi<he £anbesfiaat, bie fräafifi^e GroBerung Italiens nnb bas fcänfi*
fche Äaiferfmn hecnocgegangen wacen. 2luch biesmal honbelfe es (ich
nm große Singe: wenn wie bie »ecfchwiegene, aBec anbeut nngsreiche
©pcache bec2l£fen cichfig »erflehen, um nichts ©ecingeres als bafl3nrücf=
greifen auf ben Plan bec (Sinheit bes fränfifchen ©efamtreichs, bec mtfec
jßnbwig I. bec Bferwirflichung entgegengegangen, bann fallen gelaffen
wac. ©twas anberes fann ee fanm Bebeufef haben, wenn je$f bie »er*
fammelfen Bifchöfe bie tbmifä)e Kaifergewalt nnb italiftfye Königs*
Wahl Karls Bekräftigten nnb i^c beitraten. @0 gefchah ohne ©chwierig*
feit nnb einfiimmig. Sagegen weefte bas firchlich« ©egenfiücf baju leb*
haften 233iberfpruch. 3°^ anne0 h atte (‘‘h feinem Kaifer burch eine Dteih«
fic<hlicher SOfocßnahmen gefällig erwiefen, hafte ben alten ©freit um
£aon aus bec 233elf gefhafft, inbem ec j^infraac non Dteims Beauftragte,
bem aBgefe|fen, aBer hartnäckig wiberfirebenben Neffen enbli«h einen
Sf^achfolgec jn geben, unb hafte ben Grjbifchof 2Infegis t>on ©ens jnm
päpfHichen Bifar fite ©allien unb ©ecmanien BefieDt. Sie 3ItaßregeI
Bot eine jrjanbhabe, auch bas noch unabhängige Königreich bes ßflens
im tarnen bes Papjles unter bie firchliche Botmäßigfeit bes üöeflens
ju Bringen. 2lBer bie Sltaßregel fließ in Pont^on auf jähen SBiberflanb.
Sen (SrgBifchöfen lag weniger an bec erfireBfen Sleiifyeeitfyeit als an
Behauptung ihres eigenen Dtanges: einfiimmig, jpinfmar an bec @pi$e,
lehnten fte es ab, ftch bem 2lmfsBrnber non ©ens ju unterteilen. Be*
mnhnngen bes Kai fers, ihre 3 u j^ , nj atnng jn erlangen, waren umfonfi,
unb als bec Befehlnß im Protof oll eigenmächtig gebucht wac, würbe ec
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(Geplante Vergrößerung öe* $ixd)tnfiaatt,
139
»on ber Verfaramlnng garäcBgewiefen. Ser päpfllicfje ViBariaf bes (5rg=
Bifchofs Don ©ens if! n id?t in Äraft getreten. 2Iu<h bie erflreBfe 33er*
mifflnng, womöglich (Sntfd^eibung im ©freit ber Äönige I>af 3 °han ;
nes VIII. nicht ausüBen Bonnen. 3«näc^fi bur<h ben Sob £nbwigs bee
Sentfd^en ( 28 . 2Iagnf! 876 ) gehemmt, würbe fie Don Äarl felBfl gerfiört.
Ser Äaifer E>ie(f bie ©elegenheif für günflig, ftch bee Seiles Don £ot^a*
ringien gu Bemächtigen, ben er im 9I?eerffener Vertrag hafte anfgeben
muffen, Bonnfe and) gaerf! Bis an ben [Rhein Dorbcingen, Sa aBer erlitt
er Bei 2 Inbernad? eine fernere [Ttieberlage nnb ben Verlaß feines gangen
©chaßes. Siefen @d>Iag I>af er nicht Derwnnben. CTtid^f nur, baß bie
geplante (SroBernng fogleich anfgegeBen würbe, fein 2Irm war Don nun
aB in allen Unternehmungen wie gelähmt.
Sen ©dbaben hatte ber ^ßapjl mitgnfragen, auch feine [piäne fließen
anf wachfenben V3iberflanb. 3°h annes VIII. hafte in ^3onthion neben
ben Dorhin Befprochenen Singen noch c * n großes ©ef<häff aBfhließen
laffen. 233ährenb bie ©pnobe tagte, erfchienen ga ben früheren Legaten
noch gwei neue, gWei 23if4»öfe, Don benen ber eine, £eo Don ©abii, bes
^Papfies eigener Sfteffe war, feit bem ©ftirge bes ©regorins beffen [Hach*
folger als 2IpoBrif!ar. ©ie erfaßten ben Äaifer nm urBunbliche 23e*
fiätignng bes 23eft|fianbs nnb ber [Reihte bes &irchenflaats nnb erhielten
fie auch- 333as wir baräBer hören — bie HrBnnbe feEbfi ifi Derloren —
enfhüQf mit aller Klarheit bie 3»eie, bie 3°h anncö Derfolgte. 3°kem
Äarl anf fiänbige Vertretung in [Rom unb Slnffichf üBer bie päpfHiihe
[Regierung, besgleichen anf jeben 2InfeiI an ber [papfiwahl Dergichfefe,
würbe bie UnaBhängigBeif nnb ©elbflDerwalftrag unter Bloßem ©chnf
bes Äaifers wiebezfyetgefleUt, bie [Rom mtb ber &ir<henflaat im erfien
Viertel bee ^afyzfynabette, Dor bem ©efeß £othars I. ( 824 ), genoffen
hafte. Saga traf eine Beträchtliche Srroeiferung bes ©eBiefes: nicht nur
bie immer in 2Infprn<h genommenen ©üter im 23eneDenfifchen nnb Bei
[Reapel warben ber romißhen Äir«he anfs neue gngefprochen, fte erhielt
bagn als weitere ©aBe bie tosBanifchen©rengfefinngen ©h' u f> nnb2Ireggo
nnb — bas 233ertooHfie — bie (Oberhoheit über bie ^ergogfümer @po=
lefo nnb 33eneoenf. SJItan wirb annehmen bürfen, baß bies fc£>on Bei ber
ÄaiferBrönung Derabrebef war, aber erfi bie Deränberfe £age nach bem
©fnrg jener fiäbtifchen ©rnppe, bie wir ber Äürge halber bie [Partei bes
^ormofus nennen bürfen, mag bem [Papfi bie [JHoglichBeif gegeben
haben, mit bem aBgeßhloffenen Vertrag Dor bie öffentlid^Beit gu treten.
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440
(Geplante 23trgr6£erung btt Äirc fyenftaat*
©ein ©ebanfe babei war, neben möglicher Unabhängigfeit im 2>nnern
feinem ©faat mit ber Verfügung über bie Äxäfte ber beiben .Srjergog*
tämer bie Dltachfmiffel gur po!ififd>en Rührung in 3 ta ^* cn unter faife t-
Iii^em ©chuß unb Dlndß^alf gn oerfhaffen.
(Sin alter ©ebattfe, ber in Dlora fcfjwerlic^ jemals gang in Vergeffen=
heit geraten war, feit ©tefan II. nnb jjjabrian I. ernjHicf) »erfocht
Ratten, mit 5}ilfe ber fränEifrfjen 5tonige ben £anbesjlaaf bes ^eiligen
^Petrus gur be^errfi^enben Oltactjf gn ergeben. ^Damals ^affe
ftdE) bas als unmöglich erwiefen unb war anfgegeben worben, 3°h a ° s
nes VIII. glaubte es in beffyeibenerem Umfang mit mehr (Srfolg wieber
aufnehmen gu Tonnen. 233enn babei non 23eneoenf bie Diebe war, fo
bebeutete bas bejienfalls einen unseren 933echfel anf bie 3ufunft. 5)a*
gegen bie ßber^o^eif über ©polefo gn erflreben, baffe einen ©inn nnb
bebentete, wenn oerwirfIi<$t, einen fronen Dltad^fgnwad^s. (Ss ijl
Johannes VIII. fowenig gelangen wie feinen Vorgängern, nnb bas
Häglicbe ©cheifern bes Staatsmanns ^af biefes DItal eine blutige
23eftegelung in bem gräßlichen £ebensenbe bes DUenfchen geftraben.
2 £ber wir wollen nicht oorgreifen.
3 twä<hfl hieß es, bas burchguführen, was in ^3onfhion benrfunbet war.
DItif biefem ©efchäft haffe Äarl ben (Srgbifchof 2lnfegis oon ©ens nnb
ben Vifdhof oon 2Iuftra beauftragt. @ie fließen auf VSiberjlanb beim
jpergog oon ©polefo: £atnberf wiberfirebte es, ben ^3apji als iperrn
angnerfetraen. 2Iuch DUarfgraf 2lbalberf oon Xosfana war nicht gewillt,
feine ©rengfläbte abgnfrefen. 2Infegis aber — grollte er heimliih wegen
bes entgangenen Vifariates? — geigte Verjlänbnis für ihren 233iber*
fianb, fo baß ber ^3apfl fidE) beim Äaifer über ihn befchwerte. (Ss hat ihm
nichts genäßt, bie Vejlimmnagen bes Vertrages oon ^ßonthion blieben
nach biefer ©eite unausgeführt, ber ^apf! aber huffe oon ba an bie
beiben benachbarten ^nrflen erfi gn heimlichen, halb gn offenen $einben.
Um fo ungebnlbiger erwartete, erbat nnb heifchfe er Sjilfe oom Äaifer.
3 n berebfen ©chriftjlücfen, bereu eines bas anbere brängfe, fchilberfe er
ihm feine Otof: ©aragenen unb DUarfgrafen*) oerwüflen bas £anb, nnb
bie oernrfeilfen nnb entwichenen römifchen ©egner ftnb nicht gn faffen.
©ie hnffen in ©polefo 3ußu<ht gefacht nnb gefnnben. DUif ©nnji=
beweifen geigte 3°h annefl nicht, nra auf Äarl gn wirfen. 3)aß ber
25ifch®f non 2Infnn auf bes Äaifers VSunfch bas ^aUimn erhielt, bas
*) 3n Italien ijl Düatfgraf gleichefreuten b mit Jpergog.
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Hilferufe an ^arl II.
444
fonjl bas Vorrecht ber ©rgbifchöfe mar, bebeufete nicht Diel. 2Iber ancf>
t»or einer banbgreiftichen Dted^feoerle^nng fsfyredte bet ^3ap(l nidE>f gu=
rücE, um Karl gefällig gn fein: er genehmigte, baß ber ©rgbißhof non
23orbeanp nadE> Vourges »erfeßt würbe, weil jene @fabf non ben Sänen
gerfiört fei. Übergang non einem 23isfura gnra anbern war nerpont, ber
Vorwanb fabenfdE>eimg, nnb bie ©nffragane non Vourges miber=
fprad^en; aber Johannes ( e t te fab barnber hinweg, trab Karl fah, wie
einfl im (falle 233ulfhabs, ben wiberreihtliihen ©ingriff gern, ba er feinen
3 wedfen biente.
Sas waren bie Seinen ©efchente, mit benen ber 5Papfi bes Kaifeirs
(fretrabfchaft (t<h gn erhalten fmhte. Ilm ihn feinen Slbfid^ten gang gn
gewinnen, fpielte er mit STfachbrucE bie Strümpfe aus, bie feit alters
bienen mußten, fränfifid^c Herrßher röraif<hen VSänfhen willfährig gn
machen. ,^öebenfet", ßhrieb er ihm, „wenn 3iom erniebrigt wirb, wo
wollf 3h r «Hilf* ftnben, wo bleibt ©ner 3luhm? 3T^icf)£ nur bie Sjettlify
feit ©ures Reiches fäme in ©efahr, fonbern bie pflege bes ©hrijlen*
glanbens felbfl würbe gngrmtbe gehen." ^Persönliches ©rfcheinen bes
jtaifers fonnte allein baoor bewahren! 21ber ber 233infer ging gn ©nbe,
nnb Karl fam nicht. 2ln<h ©raf 23ofo non Vienne, fein @dE>mager, bem
er bie Verwaltung bes italifchen Königreichs übertragen hatte, tat fro$
bringenber, ja brohenber Mahnungen nichts für ben ^3apfi. liefern
blieb nid^ts übrig, als anfs nene „Mißfällig" ben Kaifer angußehen. Sie
Vermenbnng ber Kaiferin, bas ©infhreiten ber 23if<höfe rief er an nnb
fanb Siöne, fehr ähnlich benen, bie einfi ans ßh r ^Pippins gebrungen
waren: bie ©aragenen haben bie gange ©ampagna »erheerf, ben 2 lnio
äberfchritten, ftnb ins ©abinerlanb eingebrnngen; alles Vieh ifi geraubt;
bie ©hrijlen — gemeint iß ber ^crgog non ©polefo — ßaft gn halfen,
rauben felbfl, was noch übrig iß, unb treten bie päpjiliche Verwaltung
im römifhen ©ebiet mit Qmßen. ^Bringt ber Kaifer nidE>f bie gefdEwlbete
H*lfe, fo bleibt nnr Unterwerfung unter bie Ungläubigen übrig ober ber
£ob. „Petrus brohf in ber ^3erfon ber ihm an Oer trauten ©chafe gn er*
trinfen; rettet ße aus ben fluten, wenn er ©uch aus bem ©chlamm ©urer
Verfehlungen retten nnb ©uch bie fallen bes Himmelreichs mit ben
@chläffeln feiner Fürbitten öffnen nnb bie VSeiben bes ewigen £ebens
unter ben ©ngeln für immer anweifen foH."
Um biefe 9Itah non 9 gu überreichen, gogen gwei Vißhöfe ins (fronten*
lanb. ©s war im (februar 877 , aber ein Vierteljahr fpäfer mnßte
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442
23 erfucf) einer unteritaHfcf; en ßiga
3ohannes ben Hilferuf mieberholen. 3«$* würbe es ein förmlicher 3TÜof=
fd^rei. (Sr erinnerte Äarl baran, baß er gura Äaifer erhoben fei, um bie
Äirche t>or ben2Infeinbungen ihrer ©egner gu fdhü$en: „3Tnn aber ifl non
ber fdhon gang entooISerten Gampagna nichts übriggeblieben, mooon mir,
bie Älöflet nnb anbern frommen ©taffen unb ber roraifche 2IbeI ihren
Unterhalt beziehen Sonnten. Sie gange Bannmeile Dloms if! fo ausge*
plnnberf, baß borf fein 23emohner, fein 31nftebler irgenbmelchen 2XIfere
lebt. 23ei fo unenblichem UnglücE ftnben mir in tmferm 3 ön, raer Seinen
©chlaf für bie 2Iugen, Seine ©peife für ben ÜXtanb, flatt ber 3inh« leiben
mir flänbige Srangfal, flatt bes 233ohIgefchmacfs leiblicher Sfahrung
bie 23itferSeif ber ©eele."
Ser ^ßapff übertrieb. dlTodhfen bie (Streifen faragenifcher ©charen
fein ©ebief arg mifnehmen, gefährbet mar er babnrdh nicht unb anch in
feiner 23emegungsfreiheif Seinesmegs gehemmt. 3° eben biefen 9Ito*
naten, oom jperbfl 876 bis gnra ©ommer 877, fehen mir ihn mit ge*
fieigerfem (Sifer an ber 3nfaramenfaffnng ber nnteritalifihen Äräfte gur
üHbmehr ber ©aragenen arbeiten. 23rief auf 23rief fchreibt er, fdjicSf
(Befanbte ans, Sünbigt fein eigenes kommen an nnb ftnbef fleh auch mirS*
lieh im 3 tn, i 877 an feiner ©übgrenge ein, bei Sraeffo, mo anmeit ©aeta
bie ^ähre über ben ©arigliano führte, ©alerno, (Sapua nnb 2Ima(fi
ftnb auf feiner ©eite, aber audh im anbern £ager hat er Sremtbe unb
ipelfer an ben SSifhöfen. ©egen ben ©tabtherrn oon CTfeapel, ©ergius,
ber burdh Seine Dllahnang noch Srohung gura MBfaU Dom faragenifcheu
23ünbnis gu bringen ifl, ruft er beffen 23ruber, ben ©tabtbifhof 2Inafia*
fius, auf, in 23eneoenf foH ber 25ifd>of biefelbe DloHe gegen feinen 33rn*
ber, ben jpergog, fpielen. 31malfi mirb burch ©elb bemogen, feine
gur Verfügung gu fleHen, unb um bie £eute non ©aeta gu geminnen, bas
burch feine £age ebenfo midhtig ifl mie burch feine ©chiffe, greift ber
^}apfl noch tiefer in ben 23eufel. (Sr ermeiterf bas ^inferlanb ber ©fabf,
inbem et ihr bie benachbarten 23eft$ungen ber römifhen &ir<he, bie
©fabf S°nbi unb bas ^Patrimonium SJraeffo, abfriff*). Xlra biefen ^)reis
entfagt ©aeta bem Vertrag mit ben ©aragenen. 9ftodh fehlen 25enet>enf
unb Neapel, aber fdhon bas Erreichte ifl ein (Srfolg, bie antetitalifd^e
£iga ifl im (Snfflehen.
Sen korben 3 fa Iiens hot 3°h anneß bermeilen nicht meniger im
*) gonW gehörte $um Äircfjenftaat, im ©ebiet oon ©aeta befag ©anft “Peter ßan&güter,
Me gtsm Patrimonium Xraetto oereinigt mären.
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Oberifaliett. £arl* II. (§rfd)einen
143
Singe Behalfen. 3fm lango&arBifc&en Königreich hicif ein Seil 6 er £aien=
großen, allen t>oran 6 er mächtige SQforfgraf Berengar Don §rianl, 6 en
21B flehten Bes DerjlorBenen Kai fers getreu gu 6 en beatfäen Karolingern,
©egen fte rief 6 er M a pfl 6 ie 23if<höfe gu jpilfe, mit geifHicf>en 333affen
moUfe er 6 en 333i6erfian6 Beftegen un 6 Karl 6 ie 333ege eBnen. 3 U 6 iefem
3»»e<f Berief er eine ©pnoBe ans gang 3 fa ^* en nach OlaDenna.
Slngufl 877 trat fte gufamtnen, fünfzig ^BifcEjöfe ans Derfd^ieBenen Seilen
6 er jpalBinfel, Dom ^3apfl mit einer fcfjmungDollen DieBe auf 6 en neuen
SCaifer eröffnet. STid^f ^»oef) genug Konnte 3°h anncfl 6 ie 33orgäge Karls
er^eBen, 6 er 6 en 33afet, fogar Ben ©roßnafer üBertreffe. 2Us Ben goff=
gefanBten Dlefter 6 er 333elf pries er ihn, 6 er als fold^er fd^on OTifoIans
offenBart morBen, Ben er felBfi nact» einhelligem 23efchluß Don .Bifhöfen,
Klerus, 216el unB EGolf Don Dlora alter @itfe gemäß feierlich gura
Kaifer er^oBen haBe. ©eine 333orte fanBen Ben gemänfhfen 333i6er*
hall. (Sinfiimmig Derfprachen Bie SSerfaramelten, Karl mit allen Mitteln
gu unterflüßen, unB BeBrohfen jeBen, Ber ftd^ ihm wi&erfeßen mürBe, mes
©fanBes er fei, mit Bern ^Indb Ber Kirche unB EGerlufi Don 31mf unB
333nr6e. 6 s Hang fehr fdE>ön. 333er aBer auf Bie gufammenfefmng Ber
©pnoBe fah, Bern mußten an Ber 333irffamfeit Bes Befchluffes 3meifel
Kommen. Sie meiflen Seilnehmer flammten ans Ber mefllichen £ora=
BarBei, Bie fleh f<h°n früher für Karl ansgefprochen hafte, ^riaul Ba=
gegen, Ber Matriarchat Slquileja, Bas DItadE>fgeBief Berengars unB Ber
Bentfchen Partei, fehlte gang. Ser 333i6erflan6 mar alfo noch gu Brechen,
tmB Bas Befle Bagu mußte Karl felBer tun.
Ser hafte fleh enBIidh auch aufgemacht. 31m guten 333iHen hafte es
ihm nie gefehlt, ©efchäfte feines Königreichs, 21useinan6erfe|ung mit
Bern Beuffhen STachBar imßjlen, flefs BrohenBe ©efahr Don Ben Sänen
im DTorBen unB Bie ERotmenBigfeit umfaffenBer 33orBereitnngen hatten
einen früheren 31nfBrmh nicht erlauBf. 3 e |f rechnete Karl mit längerer
31Bmefenheif unB orBnete Bemgemäß Bie Dlegentfchaft ^franfreiche. Saß
es auf große Singe aBgefehen mar, geigte Bie Dlfiffeng: eine ©teuer Don
allen ©runBBeftßern murBe ausgefihrieBen, auch Bie Kirche entfprechenB
herangegogen. 5000 EPfunB ©ilBer feilten auf Biefe 31rf gufamtnen«
Kommen. 3 n Begleitung Ber Kaiferin, mit gemaltigen EJRengen Don
©oIB unB ©ilBer, MfetBen unB Vorräten aller 31rf, Brach Karl gu 2ln«
fang ©epfemBer üBer Ben EJRonf ßenis nach Italien auf. UngeBuIBig
eilte ihm Ber Eßapß ^ ta SSerceHi entgegen, gufammen gogen fle nach
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444 ftarl* II. (§rfc$tintn ttttb Xob. 2fttfpräc$e (Spoletot
Jßaoia, ber Gönigflabt, wo bie Gaiferin als Königin t>on 3 fa ^ en gefrönt
werben foDte. 2)a faw bie 3^adE>rirf)f, baß ber beutfdfye Gönig Garlraann
non 23aiern mit Speeceamacfyt auf^ßaoia heranrüdPfe. Garl, beffen ijjeer
noch nicht nerfantmelf war, wich ans in bas fefle Sortona; ^ier würbe,
Bef4>eiben genug, bie Grönung ber Gaiferin gefeiert. Aber ber erwartete
3 ogug blieb auch weiterhin ans, bie ^ttrfien, bie ihn fuhren foHten, ließen
ihren Göuig im @tid>. Gs geigte ftc£>, baß ber 33lan gur Unterwerfung
Italiens in bie £nft gebaut war, ein persönliches Unternehmen bes ehr*
geigigen ijerrfdhers, bem bie 3nfiimmnag bes £anbes fehlte. Garl blieb
nic^fs übrig, ba er ben Gampf mit bem Neffen nicht aufnehmen fonnte,
als fchleunig ben Dtncfgng angutreten. Anf bem 223ege, ben er gefommen
war, eilte er nm ben i.ßftober wieber aber bie Alpen, ^3apß 3°h annes
aber fehrte ebenfo eilig heim nach 3l®m. .Spier angelangt, erhielt er halb
bie Nachricht, bie ihn belehrte, baß feine gange großangelegte ^olitif
gufaramengebrochen war wie ein Gartenhaus, bas ein jrjauch nrage*
worfen hat. Gaifer Garl war unterwegs erfranft unb am 6 . iDftober 877
in einer elenben Spotte in ben ^Bergen ber 2 )anphin£ geflorben.
Das Greignis hatte feinen ©chatten oor fi<h hergeworfen. 9fa>dh
war bie Sfachridht t>om Sobe bes Gaifers nicht in Dlora eingetroffen, ba
hatte ipergog £ambert non ©polefo ftch gemelbet mit Anfprudhen, bie
anf Unterwerfung 9loms hinausliefen, ©eine beranächflige Anfun ft fön-
bigfe er an, forberfe ©eifein ans bem römifhen Abel, berief ftch auf an*
geblidhe Grmädhtiguug bnrdh Garl tmb ließ ftch nicht abfehreefen, als
ber ^ßapfi biefe „tenflifdhe Abftehf" mit Gntruflang gurudPwies. 23alb
fleHte ftdh h«ans, was er babei im ©thilbe führte: bie Verbannten, bie
Anhänger bes ($forntofus, foHten gurndPfebren. ©chon nerfagte £ambert
bem SPapfi bie fhnlbige Dichtung, behanbelfe ihn als Abhängigen, rebete
ihn „Deine Grlaucht" an mtb mutete ihm gn, ohne feine Genehmigung
feine ©efanbtfcbaft abgnfertigen. 3 °h°nnes war madhtlos; feine gornige
Gmpörttng wirfte anf ben ipergog ebenfowenig wie ber Verfnch, ihn
bnrdh fcfymeitfyelfyafte 333enbmtgen — „eingiger 33eifianb", „getreuerer
Verfeibiger" — milber gn flimmen. 3n Anfang bes 3°h refl 878 er*
fhienen £atnberf mtb Abalbert non Sosfana oor Dtom mtb ergwangen
ftdh Öen Gintritt. 9?ttn wiederholte ficb, was oier 3ah rc früher mit
DR'ifoIatts I. gefdhehen war. Ginen SQftonaf lang hmtfie ber ©poletiner
in ber ©fabt, währenb ber SPapfl ohnmächtig in ©anft tyetet faß, wo
er wenigfiens für feine ^3erfon fteber war. 2 )enn an bem ©teQoertreter
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3o£annea VIII. auf brr <5b( fyt nadj einem Äaifer
145
bes 21pofieIfürfien ftd5 gu versteifen, Brachte ipergog £amberf fowenig
fertig wie einff Äaifer £ubwig. 21udE> ber 21usgang bee QwifäjenfdOe
ähnelte bera früheren: bie ©polefiner nnb Sosfaner gogen ab, oH>ne baß
man fäfye, was fte erreicht haften. S)ie 3oräclführung ber EGerbannfen
war {ebenfalls nid^t gelungen, bie Partei bee tyapfiee war offenbar bie
floriere, nnb bie erfirebte jjerrfd>aft aber bie ©fabf hafte ber ijergog
nicht erlangt. 3£ber bie Umgebung war in feiner ijanb, non it>r ans
bebro^fe er Dlom flänbig nnb fhnitt bie ©tragen nach 2 Rerben ab.
Unter folgen Umflänben nn|te es bem ^3apfl wenig, baß im ©üben
bie 2 )inge ftdE> etwas günfiiger geflalteten. Neapel war ber päpfllichen
£iga beigetreten, nac^bem bas @fabfl>aapf ©ergitts non feinem Araber,
bem 23ifd^of 21 tl>anaftue, geflürgt, geblenbef nnb nach Dlora ausge=
liefert war, wo man ihn im Äerler elenb nmlommen ließ. 5)er ^ßapfi,
hocherfreut über biefe „gottgefällige £at", fpenbete 21 t^anaftns alles
£ob, weil er ©oft mehr geliebt habe als fein eigen <^leif$ unb 23luf,
trab begrüßte i^n als ben 3Raun ©otfes, ber bas Gljriflenoolf in ©e=
red^figleif trab jpeiligleif wie ein gttfer jjirfe regiere. (Sr bega^Ife auch
bie Sofien ber Umwalgnng. 21ber was näffe ihm biefer (Srfolg in ber
<5erne, wenn er im eigenen S^anfe nid^t ßd^er war? 3 )a lonnfe nur ein
Äaifer Reifen, nnb nach einem folgen fal> nun 3oh anneö ftdp um. 3 h w
war es gleich, wer bie DloHe übernehmen würbe, wenn nur bem Ährchen«
flaat bie Unabhängigleit trab 2lusbehnnng erhalten blieb, bie Äarl II.
ihm gugeflanben hoffe. EDarnra erhielt Äarlmann, ber in ßberifalien
nach bes Äaifers £obe leinen 233iberflanb mehr gefnnben hotte, als er
fö gar Äaiferlrönung melbefe nnb ber romifhen Äirche jebe (Stfyöfyttttg
verfpracfy, eine enfgegenlommenbe Antwort nnb ©nnflbeweife für feinen
(Srgfaplan, ben (SrgbifcEjof non ©algbarg. 21 ber wieberum machte bas
©chitf fal einen ©frich bnr«h bie Rechnung: im fyeete Äarlmanns brach
eine ©euche ans, er felbfi erlranlte fhwer trab mußte nach Senffhlanb
gnräcHehren; wann er würbe wieberlommen Bonnen, war ungewiß,
^[ohonnes mußte anbere SOTfoglic^leifen in (Srwägnng giehen. ©einer
31rt entfprach es, baß er ftch entfhloß, bie fötage in perfonlicher 23er=
hanblnng mit ben ^franlen gn lofen. Dtom nnb bie benachbarten ütfnge*
Iegenheifen mußten einflweilen gttrüdfrefen. ©egen £amberf unb 21 bal=
Bert als Äirchenränber wnrbe ber <^Inch gefchlenbert, non ben ©ara*
genen ein norlänftger ^friebe für teures ©elb — 25 000 ©ilberlinge —
erlauft. (Snbe 21pril 878 brach ber ^apfl gu ©dE>ijf nach ©enna nnb non
Jß aller, 2 )a* Papfitum IP 10
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3?tsfe na<$ granfreitf)
borf in bie Jßzovence nnb nadE? ^ranSteicf) auf. ßb ec fidE? bamalß fcE)on
für einen bet Starolinger als Sünftigen Staifer entfliehen hatte, ifl frag«
lidf?. 233ir fe^en il>n bie Singel nact» allen ©eiten attßWerfen: Startmann,
Starl non ©(hmaben, 33ofo non SSienne werben umworben, nor allem
Stariß II. @o^n nnb 3T!ad)foIger, £ubwig ber ©fammler. Sarf man in
bie fern tviberfptud>et>otten Verhalten einen Haren ©ebanSen fliehen, fo
fcfyeint ber Spian gewefen gu fein, auf ben SSerfrag non 754 gurücEgu«
greifen, ber baß gange ftäntifd>e Stonigßhauß für alle 3cif gum @dE>u|
ber römifd^en Äird^e nerpflichfefe. liefen ©chu$ fottte ee je§f gemein«
fam mit ben Straften bee ©efamfreid^ß außüBen nnb bie SlnfgaBen unter
ftch nerfeilen. Die Slußfo^nung ber nerfeinbeten EOeftern gebadete ber
^3apfl felBer gn nermiffeln nnb Inb barum fämflid^e Stönige gn einer
©pnobe ein, bie er fd^on non ©enna auß Berufen hatte. 9Tach wieber»
foltern 31uffdE)uB würbe fte im SlugufI 878 in Sxopeß eröffnet, aber nicht
alß baß, waß fte hafte fein foHen. Ser Stongreff bee fzäntifcfyen Stonigß*
haufeß war nicht gufianbe gekommen. Sa bie bentfd^en Stönige anß«
Blieben nnb nur £ubwig ber ©fammler mit einem Seil feiner 23ifd^öfe
fidE> allmählich einfanb, würbe eß eine einfache wefifränSi f<he Üleidp*
fpnobe, bie baß nidE)f erfüllen Sonnte, waß ber ^3apfi erhoffte.
@dE)on nnferwegß hafte 3°h annc8 ©elegen^eif gehabt, feine (5t»
Wartungen herabgufiiramen. 233enn er muffte — bie amtliche ©efdE>id^te
feiner SSorgänger wirb er gebannt haben — wie ©tefan II. feinergeit
im fränfifcf>en Üleicfy empfangen unb aufgenommen war, fo Sonnte ein
Vergleich ifyn nur trübe flimmen. Stein EJIfrtglieb beßStonigß^anfeß, über»
haupf Sein ECerfrefer bee Sperr fcherß hafte ihn an ber ©renge begrübt,
unb baß ©eleife, baß 23ofo alß ©raf ber ^}ronence ihm gewährte, fd^ü|te
i^n nid^f nor SränSenber 23ehanblung. 3 n ©halon an ber ©aone würben
ihm nadbfß bie ^Pferbe, im Stlofler ^lanignp ein wertnoüeß ©erat ge»
jio^Ien. 233ie nahm eß fiel) am, baff er alß ©afl bee £anbea über bie
Siebe ben Slußfc^Iuff anß ber Stirere »ergangen rankte! Sie Dleife
würbe überhaupt gur Semäfignng. 933odE>en, ja OlZonafe muffte er auf
ben 3ttfammentritt ber ©pnobe warten, ben Serrain immer anfß neue
IjinaußfdEjieben, fte non Sottrß nach £pon, non £pon nach £angrea mtb
fchliefflich nad> Sropeß neriegen. Spier erfcfjien er alß £5iffenber. 3°
beweglicher Stlage wanbfe er fich 3QTtifIeib heifchenb an „bie Stönige ber
(5rbe nnb alle 23öISer, an bie ^ürflen unb alle Otiater ber (5rbe, an feine
3IftfbifdE)i>fe nnb alle DItänner geweiften ©fanbeß" mit bem SInfrag,
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(StyflOfet gts ZtOT)t&
447
ben 2lusfchlu$ £amberfs, 2lbaE6erfs trab ihrer ©enoffen nnb bcn ewigen
trawibcrraflic^en $Ind) über (forraofas, ©regor unb ©eorg in allen 5tir=
d^»en bes Dteic^es gn »erfünbigen. (Sa mnrbe ihm Bewilligt. Safär fielIte
wiebeennt er feinen @prn<h in einer 2Inga^l non ©treitigfeiten ben
23ifchöfen nach 333unf<h gnr Verfügung. 2lber mit bem Äönig gläcfte
bie ICerfiänbigung nicht fo leidet. £nbwig ber ©faramler füllte ftci> anf
feinem S^ron nid^t ftdE>er mtb toünfcfyte barura, »ora tyapß eine SBefiäti*
gong feines ©rBredhfs gn erhalten. 3°h annea wich aus, lernte es auch
ab, bie Äönigin gn frönen, mit ber (ich £ubwig nach ©d^eibtrag non einer
erf!en ($frau »ermä^If hotte. (5s banerte lange, Bis man ftd^ einigte:
£nbwig Begnügte ftcE) mit ber Ärönnng für fich allein, 3°h annc6 fleQte
ihm bie Äird^enfirafen gegen feine ©egner — es gaB beren mehr als
einen unter bem weltlichen 2lbel — gar 23erfügang. Sann enbli<h fam
bie Sjauptfacfye gnr ©prad^e. Ser ^3apfi traf oor bie 33ifrfwfe, forberte
fte anf, i^m mit Bewaffneter ijanb gnr Dtäcffehr nach Dlora gn verhelfen
nnb f«h hierüber fofort in Binbenber 3G3eife gn erflären. (5t wanbte ßtfy
fobann an ben Äönig, erinnerte ihn an bas ©elöBnis ber 33efreinng nnb
(5th<>hnng ber römifdhen Sticdfye, bnrdh bas feine Vorfahren and? ih«
geBmtben hätten, mtb »erlangte fd^Ieunige ipilfe, „bamif nid^f (Such mtb
©uer Dteidh bie gleiche QSerbararatmg treffe wie bie Äönige bes äüferfntns,
bie bie §eiube ©ottes fronten, ©efäHt’s ©uch anbers, fo Befdhwöre i<h
@mh Bei ©oft trab bem heiligen ^efens, gebt mir anf ber ©feile unb
ohne 23ergug 2lntworf."
233ie bie 2lnfworf gelautet fyat, iß nicht überliefert, man erfennt fte
aber aus bem, was folgte. £nbwig ber ©fammler felBfl war nicht im*
fJanbe, bem ^3apfi gn helfen, im eigenen Dleich nicht unangefochten, ein
franfer DTlann, fhon Dom Sobe gegeichnet. 3 ra 3°^ r darauf ifi et
gefiorBen. 2flber nngetröfiet wollte er ben tyapß nicht giehen laffen. ©o
BefleHte er 33ofo gn feinem Vertreter unb gab ihm 2lnffrag, 2frhunnes
gttr Dläcffehr nach Dlora gn oerhelfen. 33ofo oerBanb bamit eigene !ßläne.
Gr hotte bie Sodhter Äaifer £ubroigs II. gnr ©he gegwungen, glaubte
fleh bamif einen 3lnfpruch anf bie italifhe Äönigsfrone oetfcfyafft gn
haben trab ihn mit Sjilfe ber alten Anhänger £nbwigs bttr<hfe|en gn
fönnen. Saga foHte ber ^3apfi mit geifilichen 233affen helfen gum San!
für bie Sienfie, bie ihm 33ofo leiflen würbe. Dltif biefem »erbanben ftth
mehrere ber mädhtigfien fränfifchen ©roßen, unb anch ben 33ifchÖfen
würbe oom Äönig Befohlen, bas Unternehmen gu unterfiü^en.
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(9efd>eiterte PfAne
@0 ifl tro$betn gegeifert. ßb bie £aienfürfien ihre ©chttlbigfeif ge*
tan haben, reiften reit nid#; es liegen feine 3Ingeid^en bafür not. 23on
ben 23ifdjofen aber fara nnc einet bem 33efe^I bes Königs nacf>. Safür
geigte man (ich in 3 f al«en wenig geneigt, ben König ans ber ^ronencs
angunehmen. 2flle ^Bemühungen bes ^Japftes prallten ab. (Sr war im
Sfooember in ^ßiemonf angelangt, hatte fogleich bie einflußreich jien
dürften gn ftcE) entboten mib eine oberifalifthe @pnobe nach ^3ania be*
rufen. 9Tiemanb fam. Sie £abung würbe reieber^olt, gura brittenmal
erlaften, immer mit bem gleiten OTfifterfoIg. Unter folgen Umftänben
fonnte ober wollte auch Bofo fiti> nicht anftrengen. 9^ur fo Diel bewirfte
er, baß 21 balberf nnb £amberf ben SPapfi burdj i^r ©ebief nach Dlom
gnrücff ehren ließen, aber nm h°h en ^ßreis: 3 °£annes mußte bie 2 ln*
fprücfje fallen laften, bie ihm ber Vertrag mit Karl II. gab. ©inen
echten ^rieben hat er and) bamif nid^f erfanft, bie Sfachbarn blieben
raißtranifcf) nnb feinbfelig.©egenuber feinem perfonlichfien ©egner hafte
er fcfjon in Sropes einen falben Dlücfgug angetreten, $formofns, ber in
(5?ranfreicf) bei einem ber mädE)tigften dürften Unterfunft gefnnben hafte,
war nor i^m erfd^ienen nnb hafte ungeachtet ber foeben erft ansge*
fprochenen ewigen mtb nnwiberrnflichen BerftHcfmng bie 333ieberauf*
nähme in bie Kirche als £aie erhalten gegen bas eibliche Besprechen,
nach feiner firchli<hen 933firbe gn ftreben nnb 9fom für immer gn meiben.
Bon feinen Anhängern, ben ©regor, ©eorg nnb ©enoften, fehlt jebe
Kunbe, nielleicht haben an«h fte eine teilweife Begnabigung erlangt.
3 h« ^Partei (ebenfalls h af weiter beftanben unb noch genng non (ich
reben gemacht.
3?nr aUgu eifrig arbeitete ber ^3apft in ber nächfien 3 eit baran, (ich
@$ 0 $ nnb Dtncfhalt gegen 9?achbarn nnb innere ©egner gn nerfthaffen.
Sen ©ebanfen, bie fränfifhe ©efaratraacht aufgnbieten, hatte er auf*
geben muffen, ba bas Königshaus in ftdE) nicht einig ober, wie er (ich
ausbrucft, „bie £iebe erfaltet war". @<hon im 3Härg 879 h«t er bem
©rgbifhof non 31iailanb geftanben, baß fein ^3lan geftheiferf fei. 233ie*
ber fuchte er nach einem Kaifer, fpielte aber babei mit allen irgenb
möglichen Kanbibafen. 233ährenb er (ich (feilte, als hielte er an Bofo
fefi, nnb befeuerte, bei feinem anbern ipilfc gefacht gn haben, fnnpfte
er fdEjon mit Karl non @c£>waben an unb nerfprach ihm jebe ©rhöhnng,
nerhanbelfe aber noch eifriger mit Karlmann, fenbete bem fth»n feit
9Itonafen nom @cf>Iagftttß ©dahinten unb bet (Spcadfye Beraubten noch
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linftrifalifc$e 2Btrrttt
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im ©otmner 879 burdE) gwei EBifdEjöfe einen jjilferuf mit ber EGerftche»
rmtg, fonjl nietnanbes EBeifianb gewünfct)f gu haben, jleHte i^m Ehre
trab jpeil in biefem nnb jenem £eben in 3Xasft<f>£, ja bco^fe i^ra mit
bera EKichferjluhl Ehrifii. ©ogar ben älfejlen ber benffd^en EBrüber,
£nbwig III. non Dü>einfranfen nnb ©achfen, alfo ben entfernteren ber
Karolinger, hat er mit ber romifdEjen Kaiferfrone gu Iocfen gefnd^f, bie
i^ra ^ö^eren Din^ra als allen feinen EGorfahren bringen nnb aHe König»
reiche gu (Jfüßen legen werbe. EDabei Verlangte er nach wie t>or, baß man
ftch im Königreich Julien nach ihm richte, unb oerbof bera 3ET?aiIänber
Ergbifchof, in ber Königsfrage auf eigene (Jfaufi gu Rubeln, Erreicht
hat er mit all bera nit^ts. (Sr Sonnte nichts erreichen, benn bie Könige
Ratten Seine DXioglichbeif, wohl an<h wenig Steigung, ihm gu EDienflen
gu fein. Silit feiner gweigüngigen EOielgefchäftigSeit bewirSte er, baß
jeber t>on ihnen ftch »orgugsweife berechtigt glaubte, aHe einanber fiörfen
unb hinberten unb Seiner bera Eßapfl traute.
3ngwifdhen hatten bie EGerhältniffe ira ©üben ein anberes EUusfehen
gewonnen. EDas 3ahr 878 hntfe ben EJEob bes EBifd^ofs £anbnlf t>on
Eapua gebracht, ber bis bahin bas jperrfdherhaus geführt hatte, ©ein
Sleffe EPanbonulf, non ben EOerwanbfen im Erbflreit angefochten, hatte
bie EUnterfläßung bes Eßapfies erSauft, inbera er bie (Oberhoheit ber rörai»
fchen Kirche anerSannte. Enblich alfo war ber alte Eilnfprach auf biefe
©tabt oerwirSIidhf, Eapua ein ESEeil bes Kirchenfiaafs. EHber bie $reube
au biefem Erfolg bauerte nicht lange. 3 n ben EBruberSrieg bes ©rafen»
haufes, in ben bie Slachbarn halb eingriffen, fah ber EPapfl ftch t>er*
wicSelt, unb eine Entweihung herbeigufuhren gelang ihm nicht. EDie
mühfara gefchaffene £iga gegen bie Ungläubigen fpaltete fleh, bie 333efl=
Süfle Unferifaliens würbe gutn ©chanplaß erneuten Krieges, unb bie
©aragenen fanben wieber offenen 3ngang auih in bas ©ebief ber Kirche.
@0 näßte es wenig, baß im gleichen 3 a h r 878 in EBeneOenf ^ergog
E2lbelgis t>on feinem EBruber ©aiberis ermorbef würbe nnb biefer bereit
war, ftch ^°ot angufchließen. Eingig bas Eingreifen einer überlegenen
EJItachf Sonnte in biefem ©trubel örtlicher ©egenfäße nnb perfonlicher
$einbf<haften Orbnung unb Stühe fchaffen. EX)aß t>on ben fränSifchen
Königen nicht t>iel gu hoffen fei, traf immer Slarer heroor. 9Tur eine
©feile gab es, bie bafür Erfaß lei (len Sonnte, ben griechifchen Kaifer,
trab barauf eröffnete (Ich eben jeßf eine Ellusfuht.
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23o^rittgen fcer ©riechen
3« Konflantinopel fyatte man fJcf) feit bem Dtegierungsanfrift Saft*
leios’ I. bet alten Dtecftfe bee Dleidjes in 3 falien mehr als früher gn
erinnern begonnen nnb ben Entf<hln$ gefaxt, ftc wieber gnr ©eltung gn
bringen. 3 C mehr bie Hoffnung frfjwanb, ©igilien, wo fc^on nra bie
lebten Spiä|e gefämpft worbe, ben 2 lcabern gn entreißen — ©praEtts,
bie .Spauptfiabt, ging am 21 . Oltai 878 verloren — bejlo mistiger war
es, wenigflens bie füblid^e ßfIEüfle ber ipalbinfel gu beft$en, ben (^einben
nicht bie Seherrfchtmg ber ülbria nnb bes 333eges nadE) 23enebig gn
überladen nnb bamif fc^Iießlic^ alle 2Serbinbung mit bem 233eflen gn
Verlieren. 23on folgen Erwägungen war fd^on bas 3nfammenwirEen
mit £ubwig II. befliramf, beffen ^frnd^t bie Einnahme non Sari war.
Ein förmliches Sünbnis, obwohl oora gemeinfamen Sebürfnis gefor*
berf, war gwar nicht gnflanbe gekommen, nnb bas keineswegs bloß, weil
man in Konflantinopel bem ^rranEen ben Kaifertitel oerweigerfe. hinter
bem EfiJeffenjlreif oerbarg fteh ein tiefer ©egenfa$ ber 2lnfprüche unb
2 Ib|uf)fen. 21m Sjof gn ^3aoia betrachtete man Slpulien nnb Kalabrien
als Seile bes jpergogfums Seneoenf nnb biefes als gum langobarbifchen
Königreich gehörig. £ubwig II. hatte benn auch, wo immer er bie 2lraber
oertrieb, ftch felbfl hulbigen Iaffen. 3° Konflantinopel fah man barin
Eroberungen auf Koflen bes römifchen Dteiches, an beffen 233ieberher*
fleQung man badete, nnb würbe eine Slnsbehnung ber fräufifchen .Sperr*
fchaft nach ©üben fanm oiel weniger ungern gefehen hoben als bas
233eiterbef!ehen ber arabifchen.3ntn offenen 3ufammenfloß war es nicht
gekommen, folange £ubwig II. lebte, aber bie ©egnerfhaft ber beiben
Kaifer trat hoch greifbar heroor, als jpergog 2lbelgis oon Seneoenf nach
bem ©turge £ubwigs in Konflantinopel DlücEhalt fachte nnb fanb, inbem
ec (Ich bem griechif<hen jperrfher unterwarf. £Rach £nbwigs Sobe öffnete
ber ©treit um fein Erbe ben ©riechen ooHenbs bie Sore, Sari unter*
warf fleh ihnen fhou 876 unb würbe ber @i| ihres ©tatfhalters. 3 h rc
(flotte unb ihr .Speer bilbeten nun bie natürliche Sormacht nnb ben ein*
gigen @<hu$ ber hrifilichen (fürflen unb ©täbte gegen bie 2 Iraber.
S)em Eonnfe auch ber SPapjl ftch nihf oerfhließen. 253enn bie (franEen
oerfagten, warum foHte er nicht bei ben ©riechen jpilfe fuchen? 9fa>th
ehe er bie Sifffahrf ins (fränfifhe antrat, hotte 3°h atmefl biefen 333eg
(ich öffnen fehen. ©d^on im (frähjahr 877 / ols er noch auf Karl II.
hoffte, hafte er an ben griechifh«” ©fafthalfer nm Enffenbung oon
gehn Kriegsschiffen gum KnfienfdE>u$ gebeten. Er fheint fte nicht be*
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2ln!nüpfung mit SRom
151
fommen gu haben. (Sin 2>ahr fpäter hatte fl<h bie £age geändert, unb
Johannes gögerfe nicht, fle gu benagen. Sie dahin war fein Verhältnis
gu Äonflantinopel nidE>£ das befie gewefen. 3wifchen Dlom unb ber grie*
cf>ifchen Oieicfyeiitcfye fiand ber ©freit um Bulgarien, ben Dtifolaus
heraufbefhworen hafte. 3 °h annc0 fyatte ben 2 infpruch anf Leitung ber
bnlgarifd^en Äirc^e nicht aufgegeben, ^gaafios Nummerte ftd^ nid)f bar«
am. ©fl fam gu einem gereigfen @(f>riffwect)fel, fhlieflich gn förmlichem
Verfahren gegen ben ^Patriarchen. 3weimal würbe 3gnafios S ut -0 er *
anfwortung wegen feiner ©ingriffe in ben römifd^en 2 Imtsbegirf gelaben.
©r lief bafl unbeachtet; aber fd^on flanb ber Äaifer nicht mehr h‘ ntct
ihm. Sie ©palfung gwifchen 39 naf ‘ anern and 5Ph°t*anern, bie durch
bie Befchlüffe ber ©pnobe t>on 870 nicht« weniger als befeitigt war, fanb
ber Äaifer auf bie £änge nnerfräglidh, er fuchte bie Verfirnung. ©ie
war faum gn erreichen, folange ^Ignafios lebte, aber ber ^Patriarch war
alt, an bie ad^tgig 2 >ahre, fein balbiger Sob flanb gn erwarten, nnb bann
war bie Bahn frei. Sann fonnte man über bie Vergangenheit ben
©dreier be« Vergeffens werfen, ^Ph 0f ‘ 08 S um ^Patriarchen machen nnb
babttreh ben Dlif, ber bie griechifihe Äirche fpaltete, fehliefen. Sagu
aber brauhte man bringenb bie 3afiiramung Dlom«. Dlom hatte bei ber
©ntfemung befl tyfyotioe unb 233iebereinfe$ung be« 3gaafios bie ($fäh*
rnng gehabt, ohne Teilnahme Dlomo war bie Dläcffehr be« Ph°f‘ os nttr
ÜHnlaf gn neuem ©freit. ©0 war feine Äleinigfeit, was bem ^3apfi bamif
gngemufet würbe. 233ohI hanbelfe es fleh nicht um fragen uon ©Iauben,
£ehre unb ©ottesbienfl, nur um eine Verdammung wegen wiberrecht*
lieber ©rhebung gum ^Patriarchen, unb bas fhlof bie Begnadigung nicht
aus. Sennoch war es für ben ^3apfl nicht leicht, bie feierlichen ©prüche
feiner beiben Vorgänger aufguheben. D?ichf jeder hätte bas getan. 2 Iber
bie hilfsbedürftige £age, in ber Johannes (‘‘h befand, war in Äonfianfi*
nopel fowenig unbefannt wie feine perfonliche ^ähigfeit, fleh ben Um*
fiänben angupaffen. 3 “bem wufte man, womit matt ihn gewinnen
fonnte: ütfusflchf auf Unterwerfung .Bulgariens muffe bie legten Be*
benfen überwinden.
2Iuf biefer ©rnnblage würben im 2IpriI 878 bie Verhanblungen er*
öffnet. Vom Äaifer traf in Dlom ein ©^reiben ein, bas oon feiner
üUbflcht fprach, ber Äirche ben Frieden gu geben. 3 u 9 ^ c * < h erfhien ein
DKönch aus Bulgarien, ber bem SPapji ©efhenfe bes (’fürflen über«
brachte. 3 °h annc0 antwortete fogleich; in feiner übergefchäftigen 2 Irf
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152
^p^anne«’VIII. Übergang 3 a ben ©riecfien
meinte ec, bas (Spiel fcfjon in ber jrjanb gn I>aBen. Sem ©treten bes
Äaifers gollfe er Sei fall, erSlärfe ftd^ gur DItifarBeif Bereif, Beglaubigte
gn biefem 3*®ecS bie Sifcfjöfe t>on öflia nnb Ülncona tmb erBaf für fte
gugleich faiferlicfjee ©eleif gura (^ärflen ber Sulgaren. 2 ln biefen nnb an
gmei feiner 23orneH>mjien manbfe er fich mit Dltahnungen, gum ©e^orfam
gegen ©anSf Petras guräcSgaSehren, ftd^ oon ben ©riechen loegnfagen,
bie fo oft nnb leidet in 3 cr fnnier oerfielen, nnb (ich an Dlora, bie unfrüg*
licf>e Quelle ber 233a^c^eif, gu Ralfen. Sie Srohnng, andernfalls mürben
fte für Reiben nnb 3®Ilner" gehalten merben, BlieB nicht ttuattsge*
fprocfjen. 2ln 3>0 nat *° ö erging je^f gum briffenmal bie üluffordernng, Bei
©träfe bee 2lasfd)luffee ans ber ©emeinfd^aft feine Sifd^ofe ans Sal*
garten gurücfgugiet>en, biefe felBfi mürben mit ber gleichen ©träfe Be*
droht, menn fte nicht innerhalb eines Monats bas £anb oerliefen. Safttr
Reffte ber Papfi, ben griec^ifd^en Äaifer auch für feine eigene tmmiffel*
Bare ETtot Bennien gn Sännen. (Sr lief il>m durch bie Beiben Sifd^ofe
Berichten, mas jüngjl gegen Äird>e nnb DteidE» in Dlora gefd^e^en fei, nnb
Bat ihn, ben er „in alle feine ©e^eimrtiffe eingetoei^f gn fef>en münfe^te",
nm ijilfe nnb Siofl. Ser Srief if! oom 28 . ülngnfi 878 , unmittelbar oor
bem 2lufBruch ins ^ranSenceid^. (Sr Bemeifi, baf 3®h anneö fc^on bamals
mit bem ©ebanSen umging, menn bie (JranSen oerfagten, ins gried^ifdEje
£ager üBergnge^en.
(Stmas über ein 3 a^r mar oerfirid^en, ba melbefe fify roieber eine
grietf>ifd^e ©efanbtfd^aft. ü3ora ©rafen oon (Sapua durch bas unter*
italifd^e Äriegsgebief geleitet, traf fte nm ben 1 . 3 unl 879 in Dlora ein.
©ie Brachte bie (Sinlabung gu einer ©pnobe in ber gcietfyififyen SjaupU
fiabt. 333as fte aber fonfi Berichtete, mnf für ben Papfi eine unangenehme
ÜBerrafhnng gemefen fein. 39 naf ‘ 00 toar am 23 . tÖEfober geflorBen,
brei Sage barauf hotte Phofios ben erlebigfen ©fühl mieber Befliegen.
Sie Beiben romifchen Übertreter, für folctjen $aH ohne 333eifung, hotten
gegogerf, ihn- anguerfennen, bann aber ft«h doch Bemegen laffen, bie ©e*
raeinfehaft mit ihm anfgunehmen. Saf fte baBei nnreblidhen (Sinfäffen,
fei es Srohungen ober Seflechungen, nadhgegeBen hoffen, mie fpäter
Behauptet morben ifi, Braucht man nicht angnnehmen. (Ss genügte mohl,
baf man ihnen oorhalfen Sonnte, bie ©fliehen Patriarchen hotten bie
ülnerEennung fchon OoHgogen, nnb bie griechifchen DUetropolifen fänden
einhellig gu Phofios. 3 mmer h in Begingen fte eine fiarSe (Sigenmädhtig*
Seit, als fte ber (Sntf<heibnng bes Papfes oorgriffen, auch menn fte bie
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'PFjotioa alt Patriarch anerfannt
453
Dtichfung Eannfen, in bet feine 2£&fJcE>fen ßcf> bewegten. 3^«*nnes fah
fid^ t>oc bie 3umufung geßeHf, eine Satfadhe als ooHenöef angnerEennen,
bie erß bur<h ihn hätte geßhaffen werben, minbeßens nicht ohne feine
Seilnahme hätte gnßanbe Eommen biirfen. £eidE)f Eann er ficfj nicht bagn
entfdjloffen haben, aber er tat es. (Sr mußte (*dE> fagen, baß fein 233iber*
fprnd) an ben Singen nichts änbern, bie £age nur »erfcbliramern würbe.
Phofios, Dom Äaifer erhoben nnb gehalten, wäre froßbem Patriarch ge«
blieben, bie Dor gehn 3 a ^ ren beigelegte Eird^Iid^e ©palfung gwißhen
Dtora unb Äonßanfinopel wäre wieber ausgebrochen, nnb bie griedhißhe
Sltacht in Unteritalien, anf beren Veißanb er gä^Ite, hätte ß«h gegen
ihn gewanbf. Saß er es barauf nicht wollte anEommen laßen, iß Der«
fiänblid). Um fo Dorßd^figer mußte bie (^orra gewählt werben, in ber
er bas ©efctjefjene anerEennen Eonnfe. @ie war nicht leidet gu ßnben,
mtb länger als gwei SRonafe iß barnber Der^anbelf worben. (Srß um bie
SRifte bes 2Iugnß 87 g nahm ber Papß auf einer Eieinen ©pnobe ber
benachbarten SSißhofe feine ©feHnng. 3“ Vertretern anf ber beDor«
ße^enben ÄirdheuDerfammlnng beßirarafe er bie beiben Vifc^öfe, bie
fi^on brüben waren, obwohl er il)r bisheriges Verhalten tabein mußte,
mib ßellfe ihnen einen romißhen Prießer gur ©eite. (Sr heißt nach ber in
biefer 3«it anfgeEommenen ©iffe, Prießer unb SiaEone ber romifdhen
^aupfEirchen als Äaröinäle gn begegnen, in ben 2IEten ßefs ber „Äar*
binalprießer ^Petras".
233er ergählen will, was weiter geßhah, fühlt ßdh wie ber 233anberer,
ber nicht weiß, wohin ben $uß feßen, benn ber 23oben ber Überlieferung
iß bnrdh Verfälßhung in ©umpf Derwanbelf. $eßen©runb bieten eingig
bie ©dhreiben, bie ber Papß feinem Äarbinal mitgab. Siefe ßnb in ihrer
nrfprünglidhen ©eßalf überliefert nnb wenben ßrf), außer an ben Äaifer
nnb Ph otioe, an bie 23ißhöfe bes griedhifdhen Striches, bie Patriarchen
bes ßßens nnb an bie Rührer ber Partei, bie Phofios noch nicht aner«
Eannte. 3[®h onnc0 bebiente ßdh ber $orm bes Vefehls, er berief ß<h auf
bie beEannten Vibelßeßen, ben Auftrag bes j^eilanbs, feine ©dhafe gn
weiben, unb bie Verleihung ber jpimmelsßhlüffel, bie ihm ein ßhranEen«
Iofes Stecht gäben, gu binben nnb gn lofen; Eurg, er bemühte ß«h, ben
Vorgefaßten unb „oberßen Vißhof", wie er ß«h bem Äaifer gegenüber
nannte, herDorguEehren. 2Iber es gelang ihm ßhlecht. ©eine 233orte
Hangen matt nnb ßhwädhlidh, ihr Inhalt Eonnte niemanb baräber täu«
ßhen, baß er ßdh baranf beßhränEte, gufguheißen, was geßhehen war
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154
Vb otio* alt patciarrf) anerfannt
unb was bodE», wie ec mtr Ieife gu rügen wagte, ohne i^n nicht hätte ge*
feigen bärfen. 3I£if biefer Begründung Derbefferte ec ben 6inörncf nid^f.
6c berief (icf? anf bie fdEjon erfolgte 2lnerfennung bes Phofios durch die
gcied^ifd^e unb bie öfilieren Äird^en, anf eine Dtei^e non Vorgängen aas
ber ©efd^ic^te ber römifc^en BifÄ>öfe. (Sr hafte bie ©d^wäd^e, fogar ben
Vorbehalt gu benttfen, mit bem bie römif<hen fiegafen anf ber ©pnobe
non 870 bie Verdammung ben Phofios unter fdE?ri eben Raffen*), ohne ga
bebenfen, baß biefer Vorbehalt belanglos geworben war, feit ^abrian II.
ben @pru<h ber ©pnobe anerfannt t>affe. 6s waren alles nnr faben*
fd^einige NTänfelchen für ben wahren Beweggrund, ben ber Papfi
felber mit ber bequemen Formel eingejlanb: „temporis ratione perspecta,
mit fRücfftdhf anf bie 3 e i f nmfiänbe M . Nicht einmal ben @d£>ein ner*
mochte er ga bannen, baß er ft cf? biefen Ilmfiänben unterworfen ^afte,
inbem er ben non feinen Vorgängern mit ^fuef? nnb unwiderruflicher
2lbfe|ung belabenen Photios als rechtmäßigen Patriarchen aneefannte,
ihn als 3Imfsbrnber begrüßte nnb alle, bie ihm ferner wiberfireben wür*
ben, mit 3Insfd^Inß bebrohfe. 3 war nerfmhte er in einem abftchflich
gweibeufig gefaßten @a§, biefen ©ihriff als eine nachträglich gn er*
bittenbe ©nabe hingnfiellen, aber bie Bitte nm Vergebung gur Be*
bingnng gn machen, wagte er nicht. 6r nerlangfe ferner, baß in 3nfnnff
nnr ein ©eifiücher ber Äonflantinopeler Äirche gum Patriarchen ec*
hoben werbe, aber auch bies, ohne es als Bedingung hingufiellen.
Nnr eine Bedingung wnrbe in tragweibentiger ^rorm ausgefprochen:
baß Photios unb feine Nachfolger ftch nie mehr in bie firchliihen Ver*
hältniffe Bulgariens einmifchten. Säten fte es, fo foHte bie ©emeinfehaft
fofort aufgehoben fein. 2luf Bulgarien machte man ftch i” ^ ora bamals
größere Hoffnungen als bisher. Qtoat hatten bie beiben Bifchöfe, bie im
Vorjahr über Äonflantinopel borfhin gefanbf waren, einen flechten
6rapfang gefunben. aber öffnete ftch ein 233eg, ohne Vermittlung
ber ©riechen, bie an bem erfien Ntißerfolg faum unfhulbig waren, an
bie Bulgaren herangufommen. ©oeben nämlich h atte ,n Kroatien eine
tlmwälgung flattgefunben, ein ^ürfl, ber gn ben ©riechen hielt, war nm*
gebracht worben, fein DItörber unb Nachfolger, t>on Venegianern ge*
leitet, hatte ftch Dtom unterworfen. 3nbem 3°h annee ih n h®4>li*h & a fä*
belobte, benagte er feine Vermittlung gu einer erneuten ©enbung nach
Bulgarien, ©chon 2lnfang 3m» ging ein Brief borfhin ab, ber ben
*) 0ief>e o&en 0. 117.
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@9 n obe in ftonftanf inopel
155
<$TÜrßen mit Beweglichen 233orf en an bieDtiicPfe^c gn©anf f ’Jßetet mahnte,
i^m bie 21rme bes Jßapftee gam CSmpfang ansgeBreitef geigte nab ©ieg
über alle jid^fBacea unb nnßdE>fBaren föeinbe »erließ. 253enn non Ston*
ßantinopel aas feine ©förung erfolgte, glanBte man in Dtom, Bulgarien
je$t wiebergewinnen nnb im ipiuBlicf baranf anderes opfern gu fönnen.
253as fonß mit ben griec^i fi>en ©efanbten oer^anbelt worben iß, oB man
ßd> im geheimen nod) weiteres aasBebnngen hat, etwa jpilfe gegen bie
©aragenen, (Srfiällttng alter Qlnfpcücfye in Unferitalien, wißen wir nid?f.
21m 15 . £f£onemBer 879 wnrbe in Äonßanfinopel bie ©pnobe er*
öffnet, an ber bie Legaten bee ^Japßes, bie 23i fd^öfe non ßßia nnb 21 ncona
tmb ber Äarbinal ^Petrus, feilnehmen feilten. @ie hat in langen 3 *»ißh cn *
räumen Bis gum 33 . DItärg 880 ßeBen @i|nngen aBge^alten, eine höchß
ßattlid^e 23erfaramlnng, faß 400 JEeilnehmer gä^Ienb, barnnter bie 23er*
trefer ber brei ^3afriarcheu bes ßßens, 2üejranbria, 21nfiod^ia nnb 3«m*
falem. 20 fo eine allgemeine ©pnobe im ©fil ber alten &ird)e, aber mit
einer Bebentfamen 2£Bweid^nng: ben erßen ^piaß, ber i^m nach ÜBer*
lieferung nnb Dtechf gnfam, nahm Dtom nicht ein. @eine Vertreter
haben i^n nidE>f in 21nfpruch genommen; war es 3ofaH ober 21Bßd^f,
baß ihre 2K5eifnng nichts baruBer enthielt? ©ie warben erß herein*
geführt, als bie 23erfatmnlnng fd>on eröffnet war, nnb Begnügten ßch
mit ber gweifen ©feile, ben 23orß$ führte ^ofios. Saß es auf eine
Semüfigung Dtoms aBgefe^en war, Beßätigte ber 23erlanf ber 23er*
hanbltragen. 2Xuch wenn man bas 23ilb, bas bas ^ßrotofoD non ihnen giBf,
nicht für echt galten will, fo iß doch nicht gn leugnen, baß bie DtoUe, bie
bie Dlömer gn fpielen Ratten, Bebanernswerf Reißen ranß. Sa ße fein
©ried^ifd^ fonnten, waren ße in ber gried^ifd^en Umgebung BnchßäBlich
»erraten nnb »erfanft. Sie Beiben 23ifd)öfe taten faum ben 9Hnnb auf,
aber audE> ber Äarbinal, ber bes Sages £aß nnb jpiße gn tragen ^atfe,
war im 233orfgefedE>f mit ben ©rieten auf ben Solmetfdh angewiefen.
©elBß wenn man gn feiner (S^re annehmen will, baß er nicht alles er*
fahren ^af, was gn i$m gefagt wnrbe, fo war doch feine gange ^alfmtg
non 21nfang an non nöQiger ^Preisgabe bes römifd^en ©tanbpnnfts
fd^wer gn traferßheiben. ßhne mit einem 233orf auf bie 23orBe^aIfe ein*
guge^en, bie ber ^3apß in feinem ©chreiBen an ben Äaifer gemacht hatte,
fpradE) er fogleich Bei ber 33egrüßang bie räcfhaltlofe 21nerfenmrag bes
Tfifyotioe ans. 211 s er, bamif fanm im GinHang, als 3 toecf feiner ©enbnng
bie Ginignng ber Äirc^e Begegnete, wnrbe i^m fofort wiberfprod^en:
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156
@9 no ^ e * n Äonffanfinopcl
&effen bebürfie es nicht, hie Einigfeit fei Bereits ^ergefleüt. 3)er DUefro*
polif 3acharias bon Ehalfebon freute ßch nicht, in längerer Diebe aus*
jnfü^ren, hie @<hulb an hen Bisherigen ©palfungen, an aQen Übeln, hie
man gu ertragen gehabt, faQe anfDiom; Aufgabe feiner Vertreter fei es,
jt tfy non hen Auflagen gn reinigen, hie allgemein gegen Dtom erhoben
mürben, nnh hie romifch« Äin^e t>or her Verhöhnung gn fci>üßen, haß
fte hie Anführerin her Unruhen fei. ßb her Äarhinal auf hiefe Unoer*
fchämtheit mirEIich nur mit her nid^tsfagenh frommen Dtebensart er«
miherf bat, hie ihm has ^3rotofoQ in hen DTlnnh legt, laffen mir bahin*
gejleHt. Aber mas immer er in 233irflichfeit gefagt, mie er hen Verfug,
hen ^Papfi gnm Angeklagten gn machen, gnrücfgemiefen hoben mag: anf
has Amt hes Dtichfers, has Dtom in aQen 3 a h r ^ un ^ crten Bisher fiefs
in Anfprnch genommen, hotten feine Vertreter für hiesmal gränblich
nergichtet. Erfl in her gmeiten ©ißung erreichten fte, haß hie mitge*
Brachten ©^reiben oerlefen mnrhen. Sas mar ihnen in Erinnerung au
frühere $äQe Befonhers eingefhärft. Aber mas näßte es? @ie merften
nicht, haß eine ÜBerfeßnng Oorgefragen nnh hen Alten einoerteibf mnrhe,
hie mit hem lateinifhen ßriginalfeyf nur geringe Ähnlichkeit aufmies.
tyotioe hatte ft<h nicht gefreut, an hie ©feQe beffen, mas her ^ßapfl
gefhrieben, has gn feßen, mas er nnh hie ©pnobe gn hören mänßhten.
5Da maren auch öie leßten ©puren einer richterlichen Entfcheibung ge*
tilgt, her Vefehl in Vifte oermanbelf, aQes unterbrächt, mas nach
©eltenhmachnng eines Vorrechts Hingen Eonnfe, hafnr mehr als ein
ganger ABfhnitt eingefchoben, her hen Anfchonnngen her ©riechen, hoch
niemals her Dlomer entfpra<h. Es mar eine Übertragung ins ©riechif<h c #
auch ' n griechif<h c Senfmeife. Aber auch hie Verlefnng hiefes entfieQten
Saftes erfparte hen Dlomern nicht hie Vemerfung, Jßfyotioe fei Bereits
norher aQgemein anerfannt gemefen; fte foQten (ich an hie menigen noch
V3iberflreBenben menben, henn hie eingige Xtrfache her ©paltung feien
hie auf her Achten ©pnobe hnrch hie Dlömer ergmnngenen Unf er f<hrifiten
unter hie Anerkennung hes 3fl nat ' 00 tmb Verhammnng hes tyfyotioe.
@o fheiterte jeher Verfuch, hem ©pruche hes ^3ap|ies hen EharaEter
einer Entfärbung gn mähren. 5)ie ©pnohe Befianh haranf, tyfyotioe
fei Bereits rechtmäßiger Patriarch nnh her ^Beitritt Dloms, fo hänfene*
mert er fei, mache habei feinen Xlnterfchieh. Auf Erörterung her Um*
jiänhe, unter henen er hen ©tnhl Befliegen, ließ man (ich ooQenbs nicht
ein, hie allgemeine Anerfennnng genüge.
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Demütigung £Rom*
157
2lnch im einzelnen erteilten bie £egaten nichts. 3h r 2lnfrag, bie (St-
heBtrag eines £aien gnm ^Patriarchen gn oerBiefen, würbe aBgelehnf, nnb
auf ihre wieberholfe ^orbectrag, baß Äonjlanfinopel ft<h nid^t in 23nl=
garien einmifche, erwiberfe ^P^ofios, ec perfonlid) fei bagu, wie fdE>on non
jeher, gern Bereif, bie @pnobe aBer erflärte ftch in biefet @a<$e nicht
für gajiänbig. Xtnfer allgemeinem Beifall fiel bie 23emerfnng: wenn
©off bem Dteicfj bie alfen ©rengen mtb bie Sperrfcfyaft üBer ben (Srbfreis
wiebergeBe, Werbe ber Äaifer bie ÄircheuBegirfe fef!fe$en, nnb bann
werbe ber ^apft rnefyt Befommen, als er oerlange. Der DUefropolif non
(SOmprua fügte bagn noch ben ^o^n: ba 3^annes nnb ^ofios ein iperg
nnb eine @eele feien, Bebärfe es gar feiner ©rengen, ©emeinbe nnb
^roningen gehörten Beiben gugleidE). D?ur ein Antrag ber Dtömer hat nach
Süwfage bes ^rofofoSs 2lnflang gefnnben: baß bie ©pnoben, bie nnfer
.jpabrian II. in Dlom nnb Äonfiantinopel gegen ^ofios geholfen waren,
nerbammf warben. Das machte bie Demütigung bes ^3apf!es noH. 3"
umgeben war es freilich nid^f, nnb man erwies i^m am ($nbe noch eine
Dlücfftcht, in bem man feine QSerfrefer ben ÜUnfrag fieHen ließ.
2lls ©efamfeinbrndf BleiBf, baß Diora anf biefer ©pnobe fanm ner*
fnd^f hat, ben Stid^fer gn fpielen, nnb fanm bem @d^idffal entgangen iji,
als 21ngeflagfer ftch gn rechtfertigen. Das lehrte an«h bie Grflärtrag,
bie non ben ißegafen gnm @<hlnß geforbert mtb nnfergeichnef würbe. @ie
enthielt bie 2lnerfennmtg bes ffiotioe, bie QSerbammung ber ©pnoben,
bie ihn aBgefeßt haffen, ben <^nch üBer alle, bie bem miberfprechen
würben, nnb enblich bie aaäbtü&licfye 2lnerfennung ber nifänifchen
©pnobe non 787 als ber ©ieBenfen ÜHUgeraeinen. 233ir erinnern uns,
baß Dlom jener ©pnobe nnfer bem Drncf Äarls bes ©roßen bie förmliche
2lnerfenmrag oerfagt hatte. 2»e$f, nach fafi hnnberf 3°h rcn / >»nrbe fle
naihgeholt. ßB man es als 2lngei<hen bafür nehmen barf, baß ber ^Papji
ftch non ber fcänfifchen Rührung losgnmachen Begann, iji bie ^rage. Die
2lrf, wie es gefchah, auf Verlangen non Äonjianfinopel, als (Erfüllung
einer gesellten (^orbernng, geigt Diora auch in biefem §aH in ber gweifen
DtoUe.
tyotioe fonnte gnfirieben fein. 3 n bem 3weifampf, gn bem ihn D?ifo=
laus I. herausgeforbert, hatte er geftegf. Perfonlich war ihm für ben
@chimpf ber 2lBfe$nng noHe ©enngfnnng geworben, nnb in ber @a<he,
nm bie es le$fli<h ging, hatte Dtom feinen 2lnfpruch anf ÜBerorbnnng
fallen laffen, inbem es ftch & er ©pnobe, anf ber ber ^Patriarch ber nenen
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£)emfifigang £Rom*
Dtei<hshanpfj?abf ben QSotftf führte, in allem fügte. ($rär bie Semü=
tigtmg, bie fte oor geh« fahren auf ft<h genommen, hafte bie Äicd^e bes
ßf!ens i^ce ©enugfunng erhalten. Sie ©rnnbfäfe, bie im 3 ah r 867
in Äonflantinopel guerfi anfgefieHt, aber halb wieber oerleugnef worben
waten, je$f waren fte OerwirElid^f, ben Primat in ber Äird^e hafte bie
alte 3 teid^ 0 ^anpfjlabf an bie neue für diesmal tatfäcfylicfy abgetreten.
D?nr ein PunEf harrte noch ber 25ereinignng. Phofios batte, als er ben
erfien 23orfio$ gegen Dtom unternahm, ber wefilirfjen 6 ^ri|ien^eif 3 er *
tum im ©lauben oorgeworfen, weil fte in ber &eEenntnisformel ben
jpeiligeu ©eifi t>om D3afer nnb auch t>om ©ohne ausgehen lief. (Sr
Eotrate wiffen, baf biefer 23orwttrf gwar ben übrigen 353eflen traf, Dtom
aber nicht, bas in ber ©Iaubensformel mit Äonflantinopel überein»
jfimmte. 3 c l f fotberte er, baf bies auch öffentlich feflgefieUt werbe.
33ieHeidE)t trieb i^n bagu nicht nur ber flarre (Sifer bes p^ilofop^ierenben
S^eologen, ber nubebingf recht bemalten will; oielleidE >t fiedfte ba^infer
bie 2£bfid^t, Dtom t>on ben ^franEen gn trennen nnb bamit bem Papfi
bie ©fü$en feiner DIta<i)f gn enfgie^en. 2 Inf ber ©pnobe erreichte er
ohne Dltühe, was er oerlangte. 3 h rc Reiben lebten @i$nngen, auf benen
ber Äaifer felbfl mit feinen ©ohnen ben Q3orft$ führte, waren allein bie»
fer ^rage gewibmet. @ie machte Eeine ©chwiecigEeif: ohne 233iber»
fprmh mtb QSer^anblnng wnrben bie früheren (leben allgemeinen Äiri^en»
oerfammlnngen betätigt, bas ©laubensbeEenntnis na<h ber formet oon
381 , o^ne bas filioque, oerlefen, jeber 3 °f a # nn & jebe 2 lnslaffung mit
bem $In<h bebro^f nnb biefer ^Befd^lnf oon allen 2 tnwefenben, an<h ben
römifd^en £egaten, an le|fer ©teile oon ben Äaifern tratergeid^nef. Sa»
mit war bie ©pnobe gefd^lofjen. ßb bie Dtömec, wie bas ProfoEoU be»
hanpfef, oor bem 2lnseinanberge^en wirElich noch ein £oblieb auf Pho»
fios angeflimmt haben, beffen Dtnhra auch 3 f aß cn nnb ©allien Eenne,
ber an ©ele^rfamEeit niefjt feinesgleid^en habe ufw., mag anf ft<h
beraten. (Ss bebärfte beffen nicEjf, nm bas Urteil gn rechtfertigen, baf
biefes Äongil, bas le$te, anf bem bie gange Äirche im alten ©inn, Oer»
treten durch alle fünf Patriarchen besßflens nnb bes ÜBefiens, oerfam»
melt war, bie tieffle Semätignng barfiellt, bie Dtom feit ber 33erbam»
mang bes ^ponorins hingenommen hat- 3 a , es war mehr als Semäti»
gung, es war 2lbbanEung.
DTtit biefem (Srgebnis Eehrte ber &arbinallegat im ©ommer 880
nach Dtom gurücE. (Sr äberbraihte mit ben 3lEfen ber ©pnobe oerbinb»
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23erfftmmung fyüben un& fcrü&en
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liehe ©chreiBen nont Äaifer trab t>on ^ofioe. ©ichflich Bemühte biefer
fi<fy ran SlnerEennung bes ©efchehenen, außer an ben Papfi fd^rieB er
an einflußreiche Perfonen in beffen Umgebung. 953ie Wenig erfreut
3 o§annee war, Sonnte feine Slnfwort nicht oer^e^Ien. (Jltif füßfaurer
(Jlfrene genehmigte er im allgemeinen bie 23efdE>Inffe ber ©pnobe, fprach
feine lebhafte Verwunberung barüBer aus, baß feine Verfügungen aB*
geänbert worben feien, nnb erflärte nur in einer allgemein gehaltenen
V3enbnng alles für ungültig, was feine Vertreter gegen feine 233eifung
getan hätten. V3oranf ftdE) bas Beziehe, fagte er nicht. (5s Sonnte nur
Bebenten, baß er ftdE) für fpäter einen Slttsweg offen hielt, ^nr ben Gingen«
BlicS gute (TRiene gura Böfen ©piel gu machen, Bewogen ihn wohl bie
Slusftdhfen, bie ber Äaifer ihm eröffnete: ÜBetlaffung t>on Äriegsfdjiffen
trab Sirchliche (Räumung non (Bulgarien. $für bas erfie hatte ber Papfi
fthon int 3ah r Vorher ein Xtnterpfanb erhalten, bie griedE)if(f)e Äriegs«
flotte war im Sptrhenifhen (Hfoer erfdhienen nnb hatte bie ©arageneu
anf ber (Reebe non (Tfeapel gefdhlagen. (Das gweife Bedurfte erfi ber Gr»
füHnng, nnb gu biefem fanbte ber Papfl ben (Bifchof Dltarinns
non Gaere nadh Äonfiantinopel. (Die 233ahl biefes DItannes beutet
an, baß es auf enfßhiebenere VSahrnng römifdE)er Slnfpräche aBgefehen
war, benn (Hinrintts hatte als (DiaSon gnr Vertretung (Roms auf ber
Sichten ©pnobe (869/870) gehört, anf ber tyfyotioe nernrteilt würbe.
233ie fein Sluftrag lautete, wiffen wir nid^t, aBer er hat ihn mit foldhetn
(TKachbrnt# ansgefnhrt, baß ber Äaifer ihn nerhaften ließ, trab wenn er
auch nach (TRönatsfrifi freigelaffen wnrbe, fo hatte feine ©enbnng hoch
gegeigt, wie nnnoUSommen ber gefchloffene Triebe war. (Die ©egner bes
Photios haBen fpäter gn ergählen gewußt, 2>°h anncö VIII. haBe ben
Patriarchen öffentlich nerflndht, weil er bie nach (Bulgarien Befiimmten
römifhen ©efanbten irregefnhrt hätte. (Das gehört gu ben Unwahr«
heifen, mit benen int griechifchen (Reich wie anberswo Sirchliche ©freifig«
Seiten non jeher ansgefodhten gn werben pflegen. 3um offenen (Bruch ifi
es baraals nicht geSomraen, Ph° tI00 h af fpäter fogar mit großer Sichtung
non 3°h an nes gefprochen, ben er ben „ORännlichen" nannte. SIBer es
wirb richtig fein, baß fhon baraals gmifihen (Rom nnb Äonfiantinopel
eine Gntfrembung eingetreten ifi, nnb baß ber Slnlaß in ber Bulgarien
$rage gelegen hat. (Die Hoffnung, (Bulgarien ftch (Rom wieber unter«
werfen gn fehen, nerwirSlidhte ftch nicht, wieberholte dltahnnngen, bie
Johannes an ben $ürfien richtete, an<h ber brohenbe Jpinweis anf bie
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%u4b\t\btn btt grietf>ifd>en 3Hi£erfolge
Sjimmelafä Ififfel ZPefri BlieB ohne 233irfnng, /Bulgarien fyelt fteh gn
Äonflantinopel, unB hier wirb man gnm minbeflen nichts getan $aBen,
es in biefer jpalfnng irre gu machen.
@o räcfte bie anf ben großen fünftigen ©eminn, ber bie
erlittene /Demütigung aufbiegen follte, in immer meitere ^ferne. /HBer
and) ber augenblickliche ZBorfeil, auf ben 3°h annefl gehofft hatte, BlieB
ans: bie erfehnte Unferflüßung in ben unteritalifchen 2Q3irren haben
bie ©rieten ihm nicht geBradht. 3h r 3”tereffe Befchränfte ftc£>
anf bie &fltäfle, auf ZUpulien nnb ÄalaBrien, beren /8eherrf<hung für
bie ©ehiffahrt anf ber ZUbria midhfig mar. Jpier haben fte bnrdE) Gr«
oBernng non 2/acenf (88o) bie Oltachf ber 2IraBer tatsächlich geBrodhen.
/Die mefilid^e jpälfte Unteritaliens mar für fte entbehrlich, nnb fte haben
fte Balb ihrem ©«hicffal nberlaffen, als fdhon ihr erfles flärleres ZHnf«
treten auf 233iberfianb fließ. /Die {leinen OltachfhaBer bes £anbes fahen
ihre Unabhängigkeit Bebroht, nnb für bie ZBenoIfernng maren bie pinn«
beruhen, Oltenfdhen rauBenben nnb mit Oltenfdhen hanbelnben ©riechen
nicht meniger fchlimrae (^einbe als bie ©aragenen. Um bie Untermerfung
biefer ©egenb fleh gn Bemühen, Batte feinen @inn, folange alle ZUn«
flrengnngen, bas htmberfmal michtigere ©igilien gnräcfgneroBern, t>er«
geBIich maren.
Johannes VIII. fah fleh & cl feinem forfgefe|fen /öeflreBen, Unter«
italien gnm Äampf gegen bie ZUraBer nnfer feiner eigenen Rührung gn
einigen, Balb allein gelaffen, ©eine /Gelegenheiten mmhfen, fein Gin«
ßnß fchmanb. Z2lmalft hat bie oetfprochene Sjilfe gnt ©ee niemals ge«
Ieiflet, nnfer bem /Gormanb, ber ansbebmtgene Zßreis fei nicht t>o!l Begahlf
morben. /Daß Gapna, oom ZPapfl gebecft, ©aefa gu untermerfen fmhte,
trieb biefes ben ZUraBern in bie ZUrme nnb führte gn beren banember
(5?eflfegung an ber Oltünbtrag bes ©arigliano, oon mo ans fte nnn ein
Oltenfchenalfer lang ber ©chrecfen ber Umgegenb fein fonnten, Bis meif
nach Otorben in bie OtachBarfchaft Dtoms. Umfonfl fadste Johannes
menigflens in Gapna ben GrBflreit ber ZBräber gu f^lit^tea, inbem er
perfonlich herBeifam, einen ZGergleich fliftete nnb gn bie fern 3metf fogar
bas /Bistnm teilte. Gr hat bamit bie Blntige /Gerrcirrnng nnr gefleigerf.
/Der Äleinfcieg aller gegen alle nahm feinen Fortgang, sperren bes
©piels mürben bie faragenifhen ©ölbner, nm bie ft«h bis »erfeinbefen
SRachBarn nm bie 233effe BemarBen, unBefümmert nm bie Oltahnmtgen,
/Drohungen nnb /Besprechungen bes/ßapfies. ©ogar /Bi fcf)ofZHfhanaftns
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D'IUgf rfolge
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oon Neapel oerbanb ftcf> mit ben Ungläubigen, erlaubte itynen, jidf> im
£anbe feßgufe$en, nnb mußte, ba nichts anderes l>alf, aas bet (3eme im
ftfyaft ansgefdßoffen werben (2lpril 881 ), bis er bas Vünbnis löfen nnb
bie gefangenen (^n^rer ber ©aragenen ansliefern ober erwürgen laßen
würbe. Sie ^3oIitif bes 'Jßapftes in Unteritalien war non ooHfiänbigem
Mißerfolg gefrönt.
2£nberswo erging es i^m nodb fd^Iimmer. 233ir fennen feine e^rgeigige
2 lb(tcf}f, ben ($rürjien gn bejliramen, ber bas Äönigreic^ Italien mit bem
Äaifertum oereinigen foHte. 3 u f atnmen ^ an 9 bamit überfrng er bem
23ifdE>of oon ^ßaoia feine Vertretung nnb wies bie ( 5 cgbifd£)öfe oon
Dltailanb nnb Dtaoenna an, „im ©e^orfam gegen ©anft ^efer" ftdE>.
bem if>nen im Drange 3T£acf)|lebenben gn unterwerfen. Somit worbe nar
ber V3iberfianb bes 3I£aiIänbers geweeft. 233ieber£olfe fiabnngen oor
bie römifdje ©pnobe ließ er nubead^fef, woE)I mit 3ted fyt, benn baß ein
3T?ac£folger bes ^eiligen 2 Imbrojjus oor bem Dticfjferflu^I Dtoms erfd^ien,
war nocf> nie oorgefommen; päp|Hid^e©efanbte empfing er nidEjt. Saß
er beswegen ansgefcfjloffen nnb fd)ließIidE> abgefe|t wnrbe, fod)t i^n nidE>f
an. Ser 3wiß oerfd^ärfte fid), als ber <Srgbifc£>of in VerceDi einen gwie=
fpältig gewählten 23ifcE)of einfe£te, während ber ^ 3 ap|i (tdE) nid^f fd^ente,
in bie Dtecfyfe ber 3Itefropole eingngreifen nnb bem unterlegenen ©egner
bie V3ei^e gn geben. (5s waren anc£ gewiß anbere 23eweggrnnbe nnb
nid^t bie bringenben (Sinlabangen bes Tßapfteo, bie &arl oon ©Schwaben
fd^Iießlid^ bewogen, (Snbe ßftobet 879 in ber £orabarbei gn ecfcljeinen.
jrjier fanb er überall 2 lnerEennnng. 2 lac£> ber ^ 3 apfl fd^Ioß ftdf> an nnb
ge^ord)fe, als ber neue Äönig oon 3* a 6 en ii>n, flaft fidE> na(f> Diom gn
bemühen, gn ß(f> nad£ Dlaoenna befdjieb, wo gu Anfang 880 ber .Spul*
bignngsreid^sfag gehalten wnrbe. 3 °^»nnes f am, f>ob bie ©trafen gegen
ben DItailänber anf, ließ feinen Äanbibafen in VerceHi fallen nnb fa£ gn,
wie bas Vistum einem Sritfen gnftel, ber fein anberer war als £enf=
warb, ber allmächtige (Srgfaplan bes Königs. 9I?if aller ^ägfamfeit
erreichte er dennoch nicht, baß Äarl (ich feiner ernfllidE) annahm. Äarl
wanbte fief) oielme^r alsbalb wieder nadE> Worden. Saß er ben ©d^n|
ber römifd^en Äird^e bem ^ergog oon ©polefo übertrug, mußte ber
^Papf! faß als ^o^n empfinden. 233ar es boef) eben biefer jjjergog 333ibo,
£amberts ©o^n, ber in ben ^ußtapfen feines Vaters bas eigene ©ebiet
anf&oßen bes &ir<f>enflaats gn oergrößern fuc^te nnb fiel) ber oerbannten
römifd^en ©egner bes ^apßes annahm. ©egen ihn mußte 3 °h anncß
Roller, Sa« papflfuro IP ix
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Äaifer!ronusig ftarlö III.
ben Äönig halb gu Sjilfe rufen. Dl^if fcfymeidjetyaften 233orfen geigte
er i^tn bie Äaiferfrone, ^ielt iE>m vor, wie weit er i^m burdE? fein ©r=
fct)einen in Dtavenna entgegengeforaraen fei, weiter als irgenbeiner feiner
Vorgänger, nnb erinnerte iE>n baran, baß ©hre unb (Sr^ö^ung ber römi=
fc^en &ircf?e fein @<hirm nnb ©clmf gegen alle $einbe fein werbe. Äarl
hatte 233id^tigeres gu tun. 233ieber£oIfe bringenbe DITahnung, nicht gn
bulben, baß bie römifct)e Äicrfje bnrch feine ©chulb Verfürgnng erleibe,
brachten Beine anbere ^rad^f als 233orfc nnb Verfprechungen. ©nblich,
nachdem ein volles 3 a ^ c f c * f Bern Sage non Dtavenna Vertrieben war,
Eam im Januar 881 bie £TtadE>ridE)f, &arl fei unterwegs nach Dtom, aber
^reube Eonnte ber ^ßapf! barüber nidE)f empfinben. Sro$ mehrfacher
2IBorbnnng non ©efanbten hafte Äarl (tdE) nicht baranf eingelafjen, fein
Bnnftiges Verhältnis gu Diora vor feiner 2Infunft burd^ Binbenben Ver*
trag gn regeln. 6s fd^eiat fogar, als hätte er ben ©egnern bes ^apjies
feinß^r nicl>f gang oerfd^Ioffen. STR'if gorniger ©nfrüjlung jleQfe 3°h an=
nes ihn barob gur Diebe, verbot iE>m, bie ©renge bes jtird^enjlaats gn
überfcl>reifen, bevor alles georbnet fei, nnb Beteuerte, feine ©raufamfeit,
feine 3)ro^nng werbe i^n jemals im £eBen oer^inbern, bas gn forbern,
was gur ©hre ber romifd^en Äircfje gehöre. V3ie bie ©dielte gewirft
hat, melbef fein 25erid^t, aber am ia. Februar 88i ijl Äarl III. in ber
5tirdE>e ©anft Meters gum rötnifcf>en Äaifer gefront worben. 333as etwa
Bei biefer ©elegen^eif ausgemacht würbe, erfahren wir nicht. 6s fcfyeint
gwar, baß Äarl ftch feine faiferlid^en DiedE)fe üBer Diom unb ben ^3apji
Vorbehalten fyat, aber mehr als ein toter 25udhflabe war bas ebenfo=
wenig, wie es anbererfeifs Befienfalls eine Verheißung war, wenn
er wie Äarl II. bem Epapfi bie (Oberhoheit über ©poleto gnerfannt
haben follte. SjätU er es getan, fo würbe ftch erflären, baß ber Äirchen*
jiaaf nun erfi recht unter ber ^einbfehaff Bes jpergogs gu leiben hatte,
ber fleh bie fnblichen Seile ber ^enfapolis angeeignet haben muß.
Set neue Äaifer hatte es eilig, nach feinen norblid^en Dleiehen guruef*
gufehren, nnb Johannes f a h f*th genötigt, bem 2lbgiehenben mit ©efanbt=
fdhaften unb 23riefen nachgufeßen, bamit er ihm gu feinem Died^f Ver=
helfe unb „bem langwierigen Übel ein ©nbe raadhe", ©r erreichte fhließ*
lieh, Baß Äarl ihn unb ben ©polefiner gur ©nffdheibung bes ©treifs
auf 2Infang Februar 88a nach Dtavenna lub. Sie ©nffdE>eibung fiel
gu feinen ©unfien, ber©egner würbe gur Verausgabe ber eingenommenen
Seile bes ÄirdE)enjiaafs Verurteilt, aber ber 2lusführnng bes ©prüdes
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3of>anneö' VIII. Slot ui^
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enfgog ec fiel?, erfdEjien nid)f einmal gura angefe|ten Verljanblungatag
unb lief alle 9Ifca£nungen unbeachtet, während feine Beamten im ©ebief
bee ^ 3 ap( 1 e 0 mit Plünderung unb Verjinraraelungen wüteten. 9^ur per=
fönlicfjes (Srfdjeinen bee Äaifere hätte bagegen Reifen fönnen, ÄacI aber
begnügte ftd) nad) wie Der mit bem Äaifertitel unb Reifungen aus bec
£ferne, bie an Örf unb ©teile nid)f wirften. 3 °h anneö fyatte ted>t, wenn
er i^m borI>ielf, fein besprochener @dE)n| Ijabe bisset nidE>fs genügt,
aber bie ernfie SQtfahnung bee päpfilicf)en ©efanbten erregte nur ben
Unwillen bee Äaifera. Umfon|! rief ber Papfl bie Vermittlung ber
Äaiferin unb bee (Srgfaplane an: bor Äarle 2 Infunft ^abe berhälfnia=
mäßige Dtu^e ge^errfd^t, jeff fei ber 3 ußanb unerträglich- Sie @ara=
jenen Ratten bas £anb ausgeplündecf; bom Äaifer unb bon aller 233elf
im @fi<h gelaffen, fönne er fiel) nicht mel>r aua ber ©fabf herauawagen.
©ein ©d^itffal fte^f er ala bezweifelt an, auch Unterwerfung unter baa
bec vielfältig überlegenen feinde werbe il>n t>or bem Untergang
nicht retten.
3»^annea ahnte fdjwerlit^, wie halb feine 233eiafagung ftch bu<hfläb=
lidE> erfüllen würbe. 3 m ©oramer 882 H>atte er feinen Oerjweifeiten
Notruf an ben Äaiferl>of gerietet, unb SQfäffe Segember boltgog fleh
fein ©d^idfal. (Sr hatte nirgenbe einen ^reunb, nirgenba einen feflen
DlüdR>alf mehr, nicht einmal für feine perfönlid^e ©id^er^eit war geforgt.
3» feiner näcf)fien Umgebung fanb man, er lebe gu lang; man gab ihm
©ift, unb ba er baran nicht fdljnell genug fJerben wollte, frf>Iug man i^m
ben ©dE>äbel ein. ©ein Sob bebeutete ben ©ieg ber ©egenpartei. 3 fa><f>
am gleichen Sage, bem 15 . Segember 882 , würbe 3I£ärinua ben (Saere
gum Papfi erhoben. (Sr ^at nicht lange gegogerf, (^ormofne ben bifä)öf=
liefen Dtang wiebergugeben, unb i^n fpäter in fein 23iafum Porto wieber
eingefeft. Sie ©ruppe, bie bor fed>e 3 a h ren gefürgt unb berbannt
Worben war, fyeccfefyte in ©tabf unb &inf)e.
©0 enbete bie Dtegierung bee rü^rigfien, bee unterne^menbfien tyapftee
in einem 3 ofamraenbruch, ben man berfudEtf ifi für ben folgerichtigen
2lbfd^lu$ gu Ralfen wie baa (Snbe einee ©^afefpearefd^en Srauerfpiela.
9Itag man über bie 3 “ 9 C Mfe* ©raufamfeit ^inwegfe^en, mit benen
3o^annee VIII. feinen 23eifrag gur Äenngeid^nung bee 3eifalfere ge=
liefert ^at — man benfe an baa (Snbe bee ©ergiua bon Neapel, an bie
geforberfe Söfung bec gefangenen ©aragenen ale Bedingung für 933ie=
beranfna^me in bie &ircf)e; mag man ea für erlaubte &unj?griffe ber
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@c$tpdc$e bta $ivd)tn(taatö
Siplomafie erflären, wenn ec bie Äaifer frone gn gleicher 3eit mehreren
(Jürflen anbof, jebetn Oerjlc^ernb, er fei ber einzige, ober wenn er bie
flauen ©riechen gn überliflen fucfjte, inbem er feine £egafen auf ber
©pnobe in Äonflantinopel bas ©cfjanfpiel oöHiger (Sinigfeit anffn^ren
ließ, wä£>renb fte ^Briefe an bie Bulgaren Bei fidE) Ratten, in benen t>or
ber 2lnflecfnng mit gried)ifcf)er Äe|erei gewarnt würbe. (Solche Soppel=
güngigfeit £äffe ein (Srfolg entfdmlbigt, aBer ber (Srfolg war unmöglich,
biefe gange ^olitif maßte gnfatntnenbcecfjen, mußte ftdE) rächen, benn fte
Beruhte auf einem innern 233iberfprncl>, fte war eine Unwat>rl>eif. ($0
war ein 933iberfprn<^ in ftc£ felbfl, t>om Äaifer Sienfle gu forbern,
inbem man i£m Beengungen machte; i^n als @cEmf$errn in 2In=
fprndEj gn nehmen unb if>m bie jperrfd^aft oorgnenf^alfen. @0 war
eine Unwa^rl>eif, bie ©roßraad£>f gu fpielen, 3 f °6en Be^errfdjen unb
i^m ben ^errn geBen gn wollen, wä^renb man im eigenen ipanfe nid^f
fidler war.
9Itan wirb ftnben, baß biefe Unwa^r^eif im 233efen bee Äirdjew
floate lag, einee 9Itiftelflaaf0 non mäßiger 2lu0be^nnng, nnglücflicl>er
©eflalt unb geringer innerer $efligfeit, ber bo$ burdE) feinen tarnen,
bnr<$ bie (Srinnernng an bae ewige Dlom nnb ben erflen 2lpofleI Beflänbig
gn ben ^ödjflen älnfprädpen gebrängt worbe. Sie Belaflung, bie ftd£>
baraue ergab, £af 3°f> annes VIII. ßon bet Bergangen^eif geerbt, aber
er £af fte nerme^rt.
Um bie 333enbe bee ^afycfyanbette ^at ein UnBefannter, rücfblicfenb
auf bie legten 3<^c?e^nfe, ba0 Unglütf Dtonts nnb 3<»lien0 baranf gnrntf*
geführt, baß e0 feit bem Sobe £nbwigs II. feinen Äaifec me£r gegeben
£abe, nadbbem Äarl II. anf feine DtedEtfe gngnnflen bee ^3apfle0 t>ec=
giftet fyätte. SQjtan fann i^ra nidEjf unrecht geben: Dtom Brandete einen
jperrn, flarf genug, gegenüber ben flreifenben ©efdE>led)fern bee Olbele
^Trieben nnb DtedEtf gn wahren. 60 brandete i^n nid^f weniger gegenüber
ben 9Üac^barn, für bie ber fcl>wadE>e (Staat bee ^eiligen ^3efrtt0 eine flete
Berfül>rung gum 3 u 9 r **fen Bebeufefe. Siefen @d^ng^errn £af 3° s
^annee VIII. gefudbt unb gunäd^fl in Äarl II. gn ftnben geglaubt, babei
aber bie $einbfctyaft bee nät^flen DR'acbbarn, bee ^ergoge t>on ©polefo,
^eranegeforbert, inbem ec (tdb bie ßber^o^eif über i^n abtreten ließ.
Unter ben folgen biefee (^e^Iere B>af er unb fyaben feine DR'adEjfolgec
bauernb gu leiben gehabt. Senn nun war (Spolefo if>r flänbiger ©egner,
ein ©egner, bem fte att0 eigener Äcaft faum gewad^fen fein fonnten,
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0d?tväc$t fee* ftird?enffaat*. 0cfjit>in&en ber religiöfen Antriebe 165
felBfi wenn fte ihren ©faaf gang in ber jpanb Raffen. Sanon aber war
bae ©egenfeil bet ^faH.
233ir wiffeu, wie fe^c es bem Äirehenflaaf non Anfang an an innerer
QrefligEeif gebrach, non jireifenben 2lbelsparfeien Be^errfd^f, mit benen
ber ^ßapfi als Dtegenf immer gu rechnen ^affe, wenn er ftdh nicht einfach
als QSerfrefer ber einen ©rappe gegen bie anbere füllte. Sagn war feit
ben Sagen Äaifer £ubwigs II. eine weitere @cf>wäd^ung getreten, bae
(Einbringen le^nred^tlid^er ^Begriffe nnb (Einrichtungen. 23is ba^in war
bae ©eBiet bee ^eiligen ^Petrus noch nach römifd^em ©faafsrechf bnrd)
^Beamte nerwaltef worben, bie einanber in Encgen 3 e|tr önmen aBlöflen
mtb Beim DtüdBfriff Dtedfyenfdjaft abgelegen Raffen. Unter £nbwig II.
brang guerfl im ©eBiet non Dtanenna ber fränJifiije 23rauch ein, bie
Gatter als fielen auf £ebensgeif ga oergeBen, wohinter fd^on ber 2lnfpru<h
anf (5rBlid?Eeif ftch oerbarg. 3°h annc0 VIII. f>at verfaßt, bas ga Be*
Eämpfen, Balb aBer ft<h genötigt gefe^en, es gu halben, am es wenigflens
3 a Bennien. (Sine Verfügung ber ©pnobe non Dlanenna (877) fe|te fefl,
baß im £anbe bes ^eiligen ^Petrus 2 lmfer, ^Bargen nnb ©nter nach
£e^nred^f nur an Wiener bes ^Papfiee ober an folc^e oergeBen werben
bnrften, bie ftch ga Befonberem Sicnfi Oer pflichteten. Somit war ber
(^eabalijternng bee Äird^enjlaats bie Snr geöffnet, nunmehr Eonnfen
feine fn^renben 2IbeIsgefd^Ied^ter gu i^rem (SigenBeftß an £anb nnb
£euten bie 2tmter nnb 23efi|ungen ber &icc£>e erblich an ftdE> Bringen.
Sie ffeinbftfyaften nnfer ihnen erhielten bamif nene Nahrnng, nnb noch
abhängiger als Bisher flanb ihnen ber ^Papfi gegenüber.
(Sinfi h^fte er eine reiche ßueRe ber DTtadt)f Befeffen in ber ^fnrtht
nor ber üBerirbifchen ©ewalf, bie man ihm als üUmtserBen bes heiligen
^Petras gnfdhrieb. ßb biefer 3 a uber jentols in feiner nädhflen Um*
geBnng gewirEf hotte, barf man Begweifeln, 2lngei«hen bafür gibt es
nicht, währenb wir wiffen, wie wenig bie @<heu nor bem 3 orn Bes
2 Ipoflelfürfien bie Dtömer aBgehalten hot, ftch gelegenflidh an feinem
irbifdhen Nachfolger gu oergreifen. Ilm fo fiärEer war bie 233irEung
in bie $erne, am fo mächtiger ber ©IauBe ber ^ranEen gewefen. 3h ra
OerbanEte ber römifdhe 23ifcl)of feine ©fellang als £anbesfürji. 2lBer
wie Bewährte ftdh Bo ber ©aß, baß bie ©faaten erhalten werben bnrdh
bie Strafte, bard} bie fte gefdhaffen ftnb, unb baß fte oerfaHen, wenn
biefe Äräfte nerfagen! (Ss war bas 23erhängnis 3°h anne0 ’ VIII.,
baß er, felBfi machtlos, geglaubt hot, über bie ^ranEen nerfügen gu
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0d)n>ii^en fccr reUgiofen Antriebe
können wie feine Vorgänger t>oc hundert nnb mehr 3 a h ren * San
Fonnfc ec nic^f.
(Sin eigenfüralichee Sing iß ea um bie 233irFung überßnnlicher 23or=
ßellnngen auf baa jrjanbeln bec 3QTenf(^en. @o ßarF fie bei gangen ©e=
nerafionen fein Bann, ße fdEjwinbef mit ber 3eif, ala nerlöce eine 23lume
ihren Suff. Sie QSorßeHungen mögen bie alfen fein, fo üben fie bod>
auf baa jpanbeln ben früheren Antrieb nicht mehr, wie wenn bie @pann=
Fcaft einet ©prungfeber ftc£> erfhöpfte. Saa hat 3°h anne0 VIII. er=
faxten, ale er in ben ©puren ©fefana II. gu ben ^franfen gog, um bie
nereinfe 3I£adE>f ihrer Könige aufgubieten gum Sienß ber römifd^en
5tird^e. 2Inf biefer Dteife nnb auf bera Sage gu Sropea, ala Weber bie
23efd)WÖrnng bei ©off nnb ©anFf Peter noch bie feierliche Sfftahnung
an baa ewige ©elübbe ber Vorfahren mehr ala halbe (Sntfcftlüßc hecnor=
gucufen nermochfe, bie in ber 2luafühcung fogleich erlahmten, ba Fonnfe
er (tdh banon überzeugen, baß auf bie religiöfe SriebFraff, bie ©tefan II.
unb jrjabrian I. mit noHem (Scfolg angerufen hoffen, nid^f mehr gu
gählen war, unb baß ea fiotfmiffel anberer 3lrf bebürfe, um ben fränFi*
fdhen 23eißanb gu gewinnen. (Sr fd^einf bae auch erfaßt gu haben. 3°
feinen ^Briefen an bie fränFißhen jjjerrfchec hat er feitbem gwar Diuhm
unb Erfolge öfter Oecheißen, bie 3(Rahnung an bae ©eelenheil aber, mit
ber ©tefan II. bei Pippin allee erreidhf fyatte, nur feiten unb faß
feuchtem einßießen laßen.
Sie (^ranFen, mit benen er ea gu tun hafte, waren anbere ala ihre
Urgroßnäfer. (SrFalfet war bie ©lut religiöfer 3nbrunß; man ecFennf
ea fdhon am SSerßegen bee ©fromee non ©tiftungen unb ©chenfungen,
ber ßdh einß fo überreichlich in ben ©choß ber Äirdhe ergoßen fyatte.
©taff beßen herrfhte je|f baa iöeßreben, ßcß ber Firchlichen ©üfer gu
eigenem 3?n$en gu bemüdhtigen. SRuchtern nernünftig ßanb bie führenbe
©chicht, ßanben audh bie höheren ©eißlichen ben Eirchli<hen Singen
gegenüber, ©ie waren wißenb geworben, entwarfen bem Äinberglauben
ihrer 2lhnen hatten ße nielea gelernt unb über man«hea nachgebacht unb
nerßanben gu unterfcheiben. (Sine begeidhnenbe Probe ba non erlebte 3 0=
hannea VIII. in Sropea, ala bie nerfamraelten 23ifchöfe ihm bie §rage
norlegten, ob bee ewigen £ebene ßefee fei, wer im Äampf für Äirße,
(Shrißcnfum unb ©faaf falle. (Sr antwortete, inbem er ben Sob für ben
©faaf, pro defensione reipublicae, überging: „Sie in Fatholißher (^rötn*
migfeit im Äampf gegen Reiben unb Ungläubige fallen, betet wartet
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0d)rpin£>en reUgiöfen Antriebe
167
ber $xiebe bes ewigen £eBens. @ie fprecf)en wir loa, fotveit wir bürfen,
traft bee (Sinfrefens bea ^eiligen 2IpofieIa Petrus, Bern bie ^ItacTt gu«
flefyt, gu Binben unb gu Iöfen im jpimmel unb auf Grben, unb empfehlen
|ie bem jperrn im ©eBef." Sie Anfrage Begog (Ic^ auf bie Verfeibi«
gungsfämpfe gegen bie ^eibnifefjen Säuen, bie für bie $ranfen bea
933ejirei(^fl flefs im Vordergrund flandett. Sen Äreis gu erweitern unb
ä^nlid^e Verreißungen an ben (^elbgug nacT 3 fa ^* cn S u unb (5r=
reffung bet römifd^en Äirdje gu fnüpfen, §at 3°^ anncs nidE?f unter«
nommen, uielleid^f nid^f gewagt, fo erwünfd^t es i^m gerabe damals ^äfte
fein muffen. Senn baß feine (^e^ben mit bem jrjergog non ©polefo ein
Äampf gegen Reiben unb Ungläubige feien, ließ fidf? wirflicT nidEjf Be«
^anpten. @tefan II. fyatte biefe Untertreibung nodEj nidEjt gu mad^en
Brammen, er fyatte furgweg benen, bie bem 2lpojIelfürfIen ben Äarapf für
fein Dted^t Verweigerten, bas Paradies Verf<f)Ioffen. Sas war es, was
ben Plänen 3 o r a^^e0, VIII. ben 23oden enfgog: bie 233elf fyatte Be«
griffen, baß es Bei bem, was er gleich feinen Vorgängern erfireBfe nnb
forberte, um weltlich DledE^te unb irbifd^e ^eccfd^aft, nidE>t um ©lauBen
unb Äir^e ging, nnb für biefen Äampf als ewigen ^e^nsfolb bas Para«
bies gu verreißen, r^tte er nidE>t benfen bärfen.
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©ßifflic^eö Sanbeöfürffeitfum
i
9töttufcfye @fabfljerrf<$aff
Sic (Regierung Johannes’ VIII. hafte im 3 c *^ cn einer mähfam
unterbrächen ©palfung bes romifd^ea Slbels gefianben, fein £ob öffnete
bera Parteifampf bas £or, nnb während eines Dltenfc^enalfers wirb bie
©ef<hi<hte ber Päpfie mit 2$Iuf gefdjrieben. 9Itif (JItarinus ( 882 — 884 ),
ber an ber £eid?e 3 °^ anne0 ’ erhoben würbe, hatte bie Partei ber 23er=
Bannten bas Dtnber ergriffen. 233ie ^ormofus feine Bifdjöflid^e 333ärbe
nnb Balb auch fein (Bistum Porto wiebererhielt, fo burfte and? fein 2In»
hang gnrücffetjren. ©regor, ber ehemaIige3ecemonientneifler, rücfte gura
iDBer^ofmeifler auf. £ange hat er bas 2Imf nid^f befleibet; non einem
2Imtsgenoffen würbe er in ber 23or£aIIe non @an£f Peter erfragen
nnb feine Blntenbe £eid?e über ben (^u^Boben gefd?Ieift. 3 mtnec ^'n be¬
hauptete ftdE? bie ©rnppe noch unter bem folgenben Papjl, «£>abrian III.
( 884 / 885 ). Sann aber wnrbe fle nerbrängt, gefiärgt. ©fefan V.
( 885 — 891 ), ein (Gerwanbfer jenes 3 a <h at ‘ as 000 2Jnagni, ber gum
engeren Greife 3°h annc0 ’ VIII. gehört hatte, räumte mit ben ©egnern
auf. ©eorg nom 2Inenfin würbe geblenbef, bie 333ifwe ©regors, bes er»
morbeten ßberhofmeifiers, naeff bnrdh bie ©tragen ber @fabt gepeitfe^t.
Sas war bie (Einleitung gu einer $rehbe non nnerhörter 3S3ilbheif, bie
bie päpjHiche 253ürbe für annähernb ein 3 ö h r S c hnf S nra 3 a n£apfel ber
Parteien machte nnb breien ihrer Präger bas £eben gefoflet hat, bis
enblich ans bem blutigen ^epenfeffel bie iperrfchaft eines mächtigen
©efdblechts emportauchfe, flarf genug, @tabf nnb Äirchenflaat gn unter»
werfen nnb für rnnb ein halbes 3 a h c h un b er t einen nur norübergehenb
unterbrochenen 3 aßanb leiblicher (Ruhe nnb örbnung gn fchaffen.
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T)ie DTadjfolger 3Pfanne*’ VIII.
169
Unter folgen Umflänben wirb niemanb erwarten, bie l>of> cn 2lnfprüd)e
anfred^ter^alten gn fe^en, bie feit ber DItiffe bes 3al»$nnberf0 non ben
Päpfien erhoben worben waren. 333at es ber E^rgeig DTjEolaus’ I. ge*
wefen, bie unmittelbare Dtegiernng aQer Äird^en bes 2lbenblanbs in bie
Jpanb gu nehmen nnb fein geifHid^es DteidE) anf bie RalE an^albinfel nnb bis
nor bie DHauern non Äonflantinopel ansgube^nen, ^affe ^o^annes VIII.
wenigflens bie poIififdE>e ^«^tnng ^faliens gu behaupten gefügt, fo ifl
non je|f an Weber nom einen nod> nom anbern me^r bie Diebe. Papfl nnb
&irc^e non Dlora fmEen gnrürf in bie (Sage eines fleinjlaaflicfyen Safeins
mit hefdpvantten 3*«l«i. @ie flnben fic^ barein, ©egenfianb ber PolifiE
i^rer Dlad^barn, gnle|f ge^orfame 233erEgeuge eines örfIidE>en 3perrfdE)et=
willens gu werben. 2ludf) wo in bie firc^lidjen 33erl)älfniffe anberer
£änber eingegriffen wirb, g e fc^ie^t es nicbf ans eigenem 2lnfrieb, nnb
bann and) oljne <$folge nnb Dlarfjbrmf. Sie alten fiolgen 323orfe nom
Reifen ber Äird^e, non ber DHat^t gn binben nnb gn löfen, non ber
Pflicht gnr Leitung aller nnb nom Dled^f über alle gn richten, bleiben gwar
an$ weiter im ©ebrauef), aber fte OerbecEen nnr fc£>ledE>t bie JSatfad^e,
baß ber Papfl, ber fo fpricttf, in 333irElidE)Eeif fremben Einflüffen ge*
^ortf>f, bie DItacE)fmiffeI fird^lid^er 3°^* flaatlic^en Reflrebungen gnr
33er fngung fiellt nnb Erfolge nnr fo weif erntet, wie eine weltliche Dltad^f
i^ra bagn ner^ilft. 233o^l wirb er nad) wie nor angernfen, foH Diente
nerbriefen ober betätigen, mit ©trafen einfdpzeiten nnb tut es aw£. 2lber
bie 333irEung bleibt nnr gu oft aus.
£eb^afte Regierungen befiel)en gwifi^en Dlom nnb bera wefllidE)en
^ranfenreiiT. ErgbifdEjof §ulEo non Dleims, in bem Refireben, bie DtoHe
JrjinEmars als leitenber ©faafsmann weifergnfpielen, fadE)f bie Unter*
fin$ung ber Päpfle nnb wirb non i^nen als Rerfrauensmann be^aubelt.
2lber fein Rriefinecljfel nerräf, wie gering ber Einfluß päpfHidE)er Dlta^*
nungen, 333eiftragen nnb Urteile ifl. 333er nur biefe ©(fjriftflüdEe Eennfe,
würbe glauben, bie Päpfle biefer 3 a r cc Ratten tiefer benn je in bie Rer*
walfung ber Risfümer eingegriffen; bie Zatfad)en geigen ein anberes
Rilb. Sie frangöfifcTe &irdE>e l>at bas ©dEjicEfal bes Dleid^es gn teilen,
bas im RurgerErieg ber Äronanroärfer, &arls bes Einfältigen unbßbos
non Paris, nnb in gleid^geitiger Sänennot gn erliegen bro^f: au<T fte
wirb bas ßpfer einer Rerwilberung, anf bie bie DltaßnaTmen ber Päpfle
o^ne Einfluß bleiben. ©elodEert war bie Proningialoerfaffnng, größere
©pnoben traten nidEjf mel>r gnfammen. Sagegen Eam es nor, baß Ri*
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170
T)it D^atfjfolger ^o^anneö' VIII.
fdE?öfe |tdb in (Rom um Bas (ßallium, Bas (Oottechf Bes GrgBifdhofs, Be¬
warben unB es anfcfpeinenb auch erhielten. 3m Dramen ber gangen ÄirdBe
cr^oB $mlfo gegen Biefe 153urgel Ber XInocBnung 23oc(leDungen. (Sc fc=
wenig wie anBece Beugte (id^> Bern r örni f<cfen 2lnfehen, wo es ihm nidEjf paffe.
253ieBec^oIf würbe ec famt Ben anBern fcanjöfifd^en 23ifchöfen gur ©pnobe
nadEjDlom gelaBen; feiner ecfdE>ien. 233eBer Bie Beweglichen Klagen eines
(Papjies über feine elenbe £age noch Ber jfrafen6e3orn unB bie Srohungen
eines anBern machten in ^ranfreich GinBrucf, unB bie grofe ©pnobe,
auf Ber bie ©drüben Ber Äicd^e geteilt werben foKf en, ijl nie gufammen=
getreten. 3 n ^Pecfonenfragen ij! Ber Ginfluf Bes ^3apjles fo gut wie null.
Ser $?all Bes Bistums £angres (889/900) ifl in Biefer jpinftdhf Ber
Ie^rreicf)j?e, aBer nicht Ber einzige, ©in ©ewä^lfer fyatte Bei feinem
Oliefropolifen in £pon Bie 233eiE>e nicht erhalten unB fidE> flagenb nacf
(Rom gewanbt. .Befehle gu feinen ©nnjlen fruchteten nichts, Ber Gcg=
Bifd^of fe|te einen anBern ein. Ser (Papf verfadE>te Burd^gugreifen. Unter
ber (Gerftcherung, Bie Dtedjfe Ber Bifdhofe achten gu wollen, erteilte er
felBfi Bern (GerBcängfen Bie 253eil>e unB Befahl feine Ginfe§nng. Sie
Beteiligten Bifchöfe aBer Uerjtd^erten i^m mit BurdE» ft ewiger 2lnfpielung
ihre h»h e ^reube BarüBer, Baf er ihre Dtecfyte adEtfen wolle, unB liefen
feinen Befehl unausgeführt. Senn fo fyatte es Ber Äönig gewünfdht. ßB
ber 0dE)ü|ling (Roms fpäter BodE) nodE> gnm Befif gelangte, ifl nid^f gu
erfennen, aBer er fyatte Bas Ungläcf, ©egnern in Bie jpänbe gu fallen,
bie i^n BlenBefen, währenb fein glücflidber (TteBenBuhler nach einigen
3ah tcn ,n 0^°m anerfannt wnrbe. (Rieht mehr Grfolg fyatte (Rom im
(5aHe (^rofhars t>on BorBeauy, Ber unter ipabrian II. nach Bourges t>er=
fe|t War. Gr foQte in fein erfies Bistum gnrücff ehren, Ba Ber ©cunb Ber
23erfe|ung, bie (Gerwüflang t>on BorBeaup Burd? Bie Sänen, nid^f mehr
BeflanB. Sem angebrohten (^Indh gnm &ro| BlieB er in Bourges. ÜR'idhf
einmal Ben Bejt$ einer Burdb GrBfchaft ihm gugefallenen Familien-
jfiftung fonnte mit ^ilfe Bes ^apjles erlangen, wieberholfe 333ei=
fungen unB ©frafBefehle aus (Rom BlieBen unausgeführt, $ulfo felBj!
war audB & ,n gehorfamer Anhänger. Ginem Bewerber um Bas Bistum
Gh^lons Verweigerte er Bie 253eihe, lief ihn, als er flagenb nach ^°m
gehen wollte, gefangennehmen, fe|te einen anBern ein unB fümmerte
fidh nidhf am wieberholfe päpjHidhe (GorlaBungen unB Srohungen. Äein
333unBer, Baf Ber römifhen (^riebensvermifflung gwifdhen Ben Königen
ßbo unB Äarl fein Grfolg belieben war.
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OTiffion in OTäljren
171
ÜZiifyt anberswar esira bcuffci)enDteicf). Sen alten ©freit gwifdEjenÄöln
unbEöremen hat nidEjf ber E)3apß enffdjieben, fonbern eine beufßhe ©pnobe
nach bem EtßiHen bes Äönsgs unb entgegen einer päpßlidE>en Berfügung.
Sie £öfung ^Bremens aus berÄölner Äirdhenprooing, feine Bereinigung
mit bem Hamburger (Srgbisfum, bie ERiEolaus I. £ubwig bem Seutfc^en
guliebe üerfugt hafte, paßte ben ERadhfolgern nid^f mehr. Itmfonß Der»
fndE>fe ber um feine Gnfßheibung angegangene EPapß burd) einen falo»
monifdEjen ©prudE) gu »ermitteln, bie ©pnobe gu Sribur ( 895 )ging baröber
hinweg unb betfügte bie DtücEEeE)r .Bremens in ben ©prengel Don Äoln.
(Sine »ieluerfpred^enbe 2lusßdE)f auf (Srweiferung bes römifd^en
3Ita(f)fgebiefö im 2D3eftbeluerb mit bemßßen iß unter ben ERachfoIgern
EXtifolaus’ I. erfc^ienen unb wieber »erfd^wunben. Sie meitaus^olenbe
^eibenprebigf, bie in ben Sagen bes EPhofios t>on Äonßanfinopel aus
betrieben würbe, führte in ben fec^giger 3 a h ren bas Briiberpaar Äon»
ßanfin unb EJItefhobios in bas £anb ber ©lawen an ber Sonau unb in
tarnten, ber 3Itci^ren unb ©lowenen. Sie beiben ©riechen waren aber
flug genug, eingufe^en, baß ihre EHrbeif ^ier, an ber ©renge unb im
BannSreis bes fränfifdEjen EHeidhes, nur gelingen konnte im 2lnfdE)luß an
EHom. Sorten begaben ße ßdE> alfo, um ftc£> 233eiE)e unb (Srmäi^figung
geben gu laffen. @ie brauten ein foßbares ©efdE>enf, ben £eidE>nam bes
heiligen Älemens, bes angeblichen ©chülers unb briffen römifchenETl’ach»
folgers EPefri. Äonßanfin wollte ihn auf einer früheren EJItifßonsreife
gu ben ©hafaren in ©übrnßlanb gefunben hoben. Senn borf, an ber
ERorbfuße bes ©dhwargen EJIteeres, foHte ja nadh ber £egenbe Älemens
geßorben fein. 3« bem Äreife ber einßigen EJItifarbeifer ETtifolaus’ I. —
er felbß war bereits tot — wo man im ©ebanfen röraifd>er ©roße
unb EXRachtfüIle fdhwelgte, würbe bie EReliquie mit 3°bel unb bie 2 lus=
ßdh t, bie ßch an bas (Srfcheinen ber ©rieten fnüpfte, mit nodh größeren
Hoffnungen begrüßt, ©ie erhielten, was ße begehrten. 3 war ßarb Äon»
ßantin, che er bie EKüdEfeht anfreten Sonnte, nadhbem er bas EUibnchs*
fleib angelegt unb ben ERamen Äprill angenommen hatte, unter bem
er in ber ©efchichte fortlebt. 3 n ber römifd^en Äirche bes heiligen Äle»
mens würbe ber (Srßnber ber ßawifdhen @chriffgeidE)en beßatfef (869).
EXRethobios, ber bas EJRifßonswerf fortfe|te, ßieß nadh feiner ERücF»
Sehe ju ben ©lawen alsbalb auf bie ©egner ßhaft ber baicifchen Bifd)öfe,
bie in ihm einen unbefugten (Sinbringling fahen. Senn Sraft einer Ber»
fügung Äarls bes ©roßen redhnete man Äätnfen gur ©algburger EPro»
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172
DUiffion in JH&fyren
Ding. TO'edjoöioa würbe gefangen, mißf)anbelf unb eingeferfert. Sie
(^rei^eif Brauten i^m erfl bie 233affenerfoIge bea $f“ r ß cn ©>wäfopoI£,
ber im Äampf gegen bie Seutfd^en fein großmä^rifcfjea 3teid> gefdEmffen
fyatte. 25on iH>m angeenfen fanbfe 3°^ a nnes VIII. ( 873 ) einen £egafen
aus unb Befahl ben 23aiern unfec 21nbco£>nng firenger ©trafen, 3Ite=
tlfobioa freigulaffen. 6 c fieHte baBei bie fü^ne ^öe^anpfnng auf, bas
flrittige ©eBief gehöre feit altere gura römifc^en ©prengel, nnb Dted£?fe
ber römifdjen ftirc^e feien nnt>erjäf)rBar. ©ein 23efe^I I>äffe fdEjwerlidE)
gewirft, Ijäffe nidEjf £ubmig ber Seutfd^e ftc£ gum ^rieben Beqneraf,
inbem er auf Unterwerfung bea £anbea i>ergid>fefe nnb fidE> mit 3Iner=
fennnng feiner ßBerI>o^eif Begnügte. Sem felBflänbigen (^ürflentnra
fonnte bie felBfiänbige ÄirdEje nid^f ßerfagt werben, 3ItefI)obioa würbe
freigelaffen unb na^m feine Satigfeit wieber auf. 2 Ua ©rieche folgte er
griec^ifd^em 23raudE> unter anberem audE> barin, baß er ben ©otteebienfl
in ber ©pradfje bea Eöolfea ^ielf. SaburdE) geriet er in ©egenfa| gu
ben beutffyen ©eifHidEjen, bie non früher im £anbe unb Beim Qmrfien
nid^f o^ne (Sinfluß waren. ©wätopolf mag gewußt ^aBen, baß nur Bei
engem 2InfdE)Inß an ben 233efien fein £anb eine 3*>fnnft ^aBe. (Sr t>er=
fd^>Ioß ben Älagen ber Seutfd^en fein ß^r nidEjf gang, (Je würben t>or
ben ^Papjl geBradEtf, unb 3°fy anne0 VIII. fonnte nidEjf um^in, 3Iief£o*
bioa gur EOeranfworfung gu gieren. (Sr lub i^n t>or ( 879 ). 9ßtef£obioa
fam nidE)f mit leeren ipänben. (Sr üBerBradf>te bie jrjulbigung feinea Qmr*
flen, ber, ä^nlid^ wie einfl ^3ippin, mit feinem gangen EColf in ben ©dEw&
bea ^eiligen ^efrua ftdE> Begehen fyatte. 933ir wiffen, ea war bie 3 e * f >
wo3 0 £ ani » 00 VIII., an ber jrjilfe ber frän£ifdE>en^jerrfdtjer »ergweifelnb,
fldf> ben ©riechen gugewanbf E>affe. @0 fiel benn audE) bie Prüfung bea
SGfcf^obioa günflig ana: er würbe ala rechtgläubig Befunben, burfte ala
ßrgBifc^of gurüeffe^ren unb ftdE> wieber im ©offeabienfl bea ©lawifdEjen
Bebienen ( 880 ). 2IBer er mußte ftdE> ale ©uffragan einen beutfdjen 23i=
fc^ofin CRcttfra gefallen Iaffen, auf beffen Dltifwirfung Bei ber ($infe|ung
weiterer Sifd^öfe er »erwiefen würbe. Sie entfie^enbe ßawifd^e £anbea=
ficdEje foUte alfo gweifpcadEjig fein, ein 3ßgeßänbnis, baa bem Verlangen
bea (^ürflen entfprodEjen ^aBen wirb, ber fein Dteirh im (^rieben unb
geifiigen 2IuatanfdE) mit bem beuffdE>en S^ad^Barn gn entwicfeln gebaute.
©olange DXtef^obioa leBte, fdEjeint baa gegangen gu fein, nad> feinem
SEobe aBer ( 885 ) Brach ber ©freit aua. Sem ETtachfoIger, ben er Befiimmt
hafte, wie ber 3Ttame »errät einem SQ^ä^ren, fieDfen bie SeuffdEjen ben
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25 egte jungen gu £onft antinop el
173
Bisherigen 23ifd?ef non Dtenfra gegenüber unB tiefen Bie Gnffd^eibnng
bee Papfles an. (Stefan V., foeBen im 3t®iefpalt erhoben, auf Bie 21ner=
fennung bee Äaifers angewiefen, hafte allen ©runB, fte (ich nicht BurdE)
Parteinahme gegen bie Seutfchen gu erfchweren. DItan fyatte überdies
t>ezflanben, bie Gegenpartei griedfyifcfyer ^ttlefyrett gu nerbächfigen, unB
mit Ben ©riechen lag (Stefan, wie wir noch fehen werben, in offener
(^ehbe. Gr gaB Ber BentfdE)en Älage recht. ßh ne fify an Bie Verfügung
feines Vorgängers gu fehlen, orbnefe er eine jlafflirhe ©efanbtf<haft aB
— einen 23ifdE)of nnb gwei ®eifHidE>e — Bie Ben©eBranch Bes ©lawifchen
im ©ottesBienf! rnnbweg nerbiefen unB im ©lanBen unB Dtifus Bie Be¬
folgung Bes romifhen VrandE>es flrengjlens norf<hreiben foHte. 3 ura
GrgBifdEjof wnrbe Ber Bentfche VifdEwf non D^eufra eingefegf. Sas Be*
Beutete, Bafj Bie junge mährifche ÄirdE)e Bern Bentfchen Ginflufj ausge*
liefert würbe. ßB BaBei Bie 2£B(idE)f fejlgehalfen würbe, fte als eigene
Proning unmittelbar t>on Dtom aus gu leiten, ifl fraglich, gelangen fcheinf
es nicht gu fein. 3 a beginn Bes folgenden 3 a h c ^ ön ^ ctte *|1 man nodE)
einmal Baranf gurncfgefommen, ein GrgBifhof nnb gwei Bifäjöfe, Bie
ihren 21nffrag in Dtom erhalten haBen wollten, erfchienen im £anbe,
riefen Bamit aBer eine 23e ferner Be Ber Bairifchen Bifcfyöfe unB Ber ge*
famfen Dltainger 5tir«henprot>ing heroor, bie Bern Papjl mit bet Be¬
hauptung entgegentraten, Dltähren gehöre gn Paffan. Sas ijl Bas Ie$fe,
was wir non Ber ©ache erfahren. Unmittelbar Baranf hat Bas Vor*
Bringen Ber Ungarn allen fir<hlichen planen unB ©treitigfeiten anbiefer
©teile ein GnBe gemacht.
31m meiflen non Ben Überlieferungen Ber noransgegangenen 3*iten ijl
in Ben Vegiehungen gumßjlen gn fpären. ©ie waren fchon in Ben lebten
3eifen 3°h anne0 ’ VIII. getrübt gewefen; Bie GrheBnng Bes Marinas
gnm 5Papfi, Ber foeBen als £egat in Äonjlanfinopel Slnfiofj erregt hatte,
führte alsBalb gnm VradE). Sie ©riechen haften es leicht, ihm Bie 21n*
erfennung gn nerweigern, war er Boch, was Bisher als jireng nerBofen
gegolten hafte, non einem Visfnm in ein anberes, non Gaere anf Ben
romifhen ©fahl nbergegangen. Sie 2Intwort Blieb nicht aus, Phofios
nerlor aufs neue Bie 31nerfennnng in Dtom. Sas mnfj man BrüBen als
unbequem empfnnben haben, Benn noch immer gab es in Ber griechifchen
©eijllidbBeif eine flarfe Partei, Bie in Phofios e * ncn Ginbringling fah-
©ie fonnte jlch nun anf Dtom Berufen. 3n?tnifchen jlarB Äaifer Baft-
Ieios (886), nnb fein ©ohn £eo V., einjl ©dEmler Bes Patriarchen, fachte
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174
Regierungen gu Äonftantinopei
öen (^rieben, inbem er feinen £e^rer gum DtücBtriff gwang. Phofioe gog
(ich inß Privatleben gurücB nnb if? nadE) fünf 3^ten gejiorben, aber Öen
^rieben H>inferlie^ er nicht. 233ar feine Perfon Bein jjpinberniß mehr,
fo waren es je|f öic 3D3ei^en, öie er unö öie t>on i^m geweiften 23ifd)öfe
erteilt Ratten, nnö öenen öie Unbeugfamen unter feinen ©egnern öie
2lnerBennung ^artnäcfig Verweigerten. 3° erfler £inie Betraf baß feinen
Nachfolger ©fephanos, öen .Bruber öeß Äaiferß, öer noch von Phofioß
in öen Älernß aufgenommen war. 233ieöer war eß wertvoll, öen 333iöer=
jlrebenben öaß 2Infe^en Dtomß enfgegen^alfen gu Bonnen. 3IBer öie Päpjle
jfräubten (idE). Ser ©runb lag wie früher in Öer Bulgarien Qrage.
3wifdE)en ©rieten unö Bulgaren war unter öem neuen (^ärflen
©imeon&rieg abgebrochen, unö ©imeon hatte öie ©elegen^eif benu$f,
|idE> 3tom wieöer gu nähern. Biß gu förmlicher Unterwerfung ließ er eß
nid^f Bommen, aber in Dlom beurteilte man öie 2lußjichfen fo günjlig, baß
man gegenüber &onj!anfinopel jlrenge ©aiten anfgog. DTtan badete
fogar baran, nach Öem Beifpiel NiBolauß’ I. öen Patriarchenwechfel
gum ©egenflanö eineß Berfahrenß auf einer römifchen ©pnoöe gu
machen, gn öer andE> öie ^rangofen aufgeboten waren. 2lber wir wißen
f«hon, öie ©pnobe Bam nicht gnfianöe, nnö öie Begehungen gu Äon=
fianfinopel blieben in öer ©chwebe, biß enölich im 3 a h r 9°°/ nachöem
öer Bulgare ^rieben geßhloffen hatte, eine gweiöentige (SrBlärung bee
beseitigen Papßeß öen ©riechen öie 9Itöglic£)Beif gab, öen 3 w *ß fö*
beenöet gn erBlären. Sie ©palfang öer öfHichen Äirdt>e verlor fich all=
mählich, nnöDtom hafte Beine 2D3affe mehr, öen ©freit fortgnfefjen.Nach
einigen 3 a h rcn touröe eß fogar gegen öen griechifdhen Patriarchen gu
jpilfe gerufen vom Äaifer, öer öurch eine vierte (5l)e öie ©agungen öer
Äirche verlebt hatte nnö mit ipilfe 3tomß öagn öie nachträgliche (Sr=
lanbniß gu erhalten hoffte. (Sr wnröe nicht enttäufcht, eine ©pnoöe, an
öer römifhe Legaten feilnahmen, befchloß in gemünfhfem ©inne, nnö
Öer wiöerjirebenöe Patriarch mußte öen Pla$ räumen. 233enn wir feiner
SarficHung trauen öärfen, fo hätte öer Äaifer öen günjiigen ©prnch
öeß Papjieß erwirBt önrdE) Preißgabe von Provingen, öie gu &onjianfi=
nopel gehörten. Somit Bann nur Bulgarien gemeint fein. 3ß &•* Be=
hanpfnng richtig, fo hat Dtom bei öem jjanbel öoeh nichfß gewonnen,
auch nid^t alß §ä r f( ©imeon im 3 a h ce 9 13 öen (SntfcheiönngoBrieg
eröffnete, öer ihn gum Äaifer von Äonjianfinopel machen foHte unö erf?
nach feinem Soöe fünfgehn 3 a h ce fpäter mit 333ieöerherf!ellnng Öeß
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‘Pfjotiod’ ßefjrc Dom ^eiligen ©eift
175
früheren 3 ujianbs unb nun aucf) mif fliUfdhweigenber Anerkennung ber
kirchlichen Unabhängigkeit Bulgariens enbefe. An biefem ^3unff waren
non jeher bie Berfuche gefcljeiterf, bie Bulgarifrf)e Äirtfje feß an Dtom
gu binben. (^ür bie ©rieten war ber 23erjid;£ auf bie förmliche Unter*
werfung unter ihren ^Patriarchen fein fo großes Opfer, ba ße auch ol>ne*
bies als unmittelbare S^ad^barn ^panb^aben genug befaßen, ihren Sin*
ßnß gelfenb gu machen, wä^renb für [Rom auf bie unmittelbare Unter*
orbnung ber bulgarifdE>en Äirrfje alles ankam.
3er 3liß gwifdE>en ßß unb 233eß muß bamals tiefer gegangen fein,
als bie mehr benn Jämmerliche Überlieferung fagt. Sr war fogar bis in
bas ©ebief gebrungen, auf bem kirchliche ©egen fa|e t>on jeher am ge fahr*
lidhjlen waren unb ßnb: bas ©ebief ber ©Iaubensleh«. Aus ber Srbfdhaft
bes tyotioe hatte bie Äirdhe bes ßßens einen Beßf angetreten, ber bei
feinen £ebjeifen bie Begehungen gum 233eßen noch nic h* bauernb geßört
hafte, mit ber 3eif aber gnr Urfache bleibenber Trennung werben foDte.
3Bir erinnern uns, baß bie gange &irdE>e urfprünglid) barin einig gewefen
war, gu lehren, ber ^eilige ©eifi gehe ebenfo t>om ©oftn wie t>om 23afer
aus, unb baß nur im Bekenntnis ein Unferfdhieb beßanb, infofern 3lom
ebenfo wie Äonßanfinopel unb ber (Orient an ber Formel non 381 feß*
hielten, bie ben ©ohn nicht nannte, währenb ber übrige 233eßen, non
©panien beeinßußf, ben Ausgang Dom 23afer unb t>om ©ohn (a patre
filioque) ausbrüdBlidh bekannte. 233ir wißen audh, baß auf ber ©pnobe
gn Äonßanfinopel 880 unter Teilnahme Dtoms bie alte Formel für nn*
abanberlich erklärt unb jeber 3 u f a # mit bem ^ludh bebroht worben war.
3n> Abenblanb hatte man barauf keine Dtückßdhf genommen, es nermuf*
lidh nicht einmal erfahren, tyfyotioe aber genügte bas nidhf. Sr war (d>oa
bagn übergegangen, aus ber Formel bes Bekenntnijfes bie entfprcdE)enbe
£eh rc gn entwickeln unb ße theologifch gu begrünben. 3iefe £ehre foHte
bnrdh ben ©pnobalbefchluß non 880 gefdhü|t werben. 3 ° feinen le|fen
Amfsjahren hat er in einer eigenen Abhanblung non befrädhflidhem Um*
fang, bie er nach feinem ©furg überarbeitete unb herausgab, ben CRadE)*
weis nnfernommen, baß nach ber ©ehrift ber Bafer allein Ausgangs*
punkf bes ©eiffes nnb bie enfgegengefeffe £ehre ke|erifdE) fei. 3 m ßßen
fanb er bamif keinen 233iberfprudh, er (ud)te aber audh im 233eßen bafür
gu werben. Sin langes ©«hreiben non ihm iß norhanben, in bem er ben
^Patriarchen non 23enebig aufruft gum Äampf gegen bie „unerhörte
^Teuerung", bie in ber Innung bes ©ohnes neben bem 23afer liege.
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176
$ fyotioa' £e^rc Dom jpetligen ©cif t
EGon einem (Srfolg E>ören mir nidEjfs, ec Bann Ijödjjlens barin bejianben
fyaben, immer »eiferen Äreifen bes EBSejiens gam 23ewu$tfein gn Bringen,
ba$ man ftcf> non ber griedE>ifdE>en ÄirdEje nidEjf nur in ber E8eBennfnis=
formet, fonbern in ber £e^re felBjl unferfd^ieb. 3)a$ man ben ©rieten
ben Gorwurf Be$erifd^er Steuerung guriicBgab, war nafitrlidE) nnb —
man Bann nid^f um^in, bies fejlgnfleHen — audj berechtigt. 3)enn
modEjfen jene bie ältere formet für jtd^ H>aBen, fo festen jie (ich hoch
neuerbings mit ber £e^re ber alten &irdE>e in G3iberfpruch, ber man im
233ej!en freu BlieB. 3« biefem @inn war, wie wir wifjen, fchoa am @nbe
ber SKegierang RiBoIaus’ I. auf ben Dfcaf bes EPapjles ber $eberBrieg im
fränfifdEjen DtcidE? anfgenommen worben, aber infolge bes ©furges non
Ept>ofios fogleidE? wiebet gam ©filljianb geBommen. Giergig 3a^re
fpäter fyat nochmals ein ^ßapfi (tdE> an bie fränfifdE>en 23ifdE)öfe gewanbf
mit ber &Iage, ba$ im iDjlen bie 5te|erei eines gewiffen EPhofios E>errfc£>e,
ber ben ^eiligen ©eifl läjiere, er geE>e nicht nom @o^n, fonbern nur nora
Gafer aus. 3)ie (^ranfen warben anfgeforbert, „mit ftfyatfen Pfeilen
ans bem Äöcf)er ber ^eiligen ©chrift bem wieberauftebenben Ungeheuer
ben ©araus gn machen". 2Inf einer ©pnobe ber EKeimfec ^Jroning ifi
banon bie Diebe gewefen; ob es fonjl folgen hoffe, ^ören wir nidEjt. Giel=
leicht f)at Ettom ben &f abgeblafen, als bie Eöegie^nngen gn &on=
jlonfinopel (ich halb baranf jrennbtid^er geflalteten. 31ns allem ergibt
(ich, ba(j gwar in E)tom bie alte Gerbinbung mit bem lÖjien nodE> äußer*
lich feflge^alten würbe, baß aber ber innere 3«fatnmen^ang lofe gewor*
ben nnb bie Spefe bet Qwiettadfyt angewad^fen war, wäljrenb ber nbrige
EGJeflen ben ©rieten firdEjIid^ fremb nnb im ©rnnbe fct>on feinblich
gegenuberjlanb. ERocf» war bie förmliche ©palfnng nidEjf eingetreten,
auch Bein gwingenber 21nlaß gn i£>r nor^anben, aber frennenbe Äräfte
waren reichlich nor^anben nnb warteten nur anf bie ©elegen^eif, wirf*
fam gn werben.
EDodE) bas lag in ferner 3uBnnft. Gorerjl f)ing bas @cf)idffal EÄoms oon
ben EJRad^toer^ältnijfen bes 333e|iens nnb insbefonbere 3 ta ^ cnö ob.
@ie hoben jirf) in ben n ad) (len 3oh r en nur infofern geänberf, als ber gn=
nehmenbe 3 er foD bes fränfifdEjen Dteicfys bie (SinwirBnng t?on jenfeits
ber EHIpen immer fd^wäd^er werben unb fdE)IießIich gang aufhören ließ.
3m eingelnen jtnb wir fehlest genug unferriefet, ba eine erlöfdEjenbe
Überlieferung uns Baum me^c als Gramen unb hie nnb ba ein (Ereignis
melbef, bie 3ufamment>änge aber oöQig im EDunBetn Iäff. 233ir fe^en
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£arl III. unfc bie tyäpfte
477
5tarl III. gelegenflidE» atn 233erf, feinen 353illen als Äonig unb Äaifer
in ben italifc^en Singen gar ©elfung gu bringen, aber o^ne bleibenben
©rfolg. Saga war ber Umfang feiner D^eidEje gu gro$, boDenbs als nad)
bera ^inwegjierben feiner 23rüber unb EOeffern neben ber beutfdfjen unb
italifd^en aud) bie frangöjifdje Ärone ( 884 ) i^m gugefoDen war. Ser
Aufgaben waren gu biete unb gu fd^were unb bie 3Itad)f bes Königs
überall burdj bie 2 £uflöfung bes ©faafsberbanbs gu fe^r gefdE>wäd)t.
2lnf Äarls erlöfenbes ©rfdjeinen tyaffe 3°§ anneö VIII. bergeblid)
gewartet, 9I£arinas war glöc£lic£>er. 3 m erfien 3 a ^ r feiner Diegierung
( 883 ) buefte er bera Äaifer in ßberifalien begegnen unb £affe bie ©enug*
fuung, ben ©rgfeinb ber roraifefjen ÄirdEje, 333ibo bon ©polefo, feines
jjergogfums unb feine 2 ln^änger i^rer ererbten fielen unb Krater ent*
fe$t gu fel>en. 2lber t>or bera Unwillen, ber |tcl> barob überall im £anbe
er^ob, unb bor ber EGerbiubnng, bie ber ©polefiner mit ben ©aragenen
einguge^en (id> nid^f fdjeute, wid£> ber Staifec gurücf. 3 Ttact> anberf^alb
3al>ren würbe alles rüdPgängig gemacht unb 233ibo feine Sjecrfdfyaft
wiebergegeben. Ser ^3apfl, ber bas erlebte, Jpabrian III., fdE)Iofj ft cf?
gfeid?wof)l um fo enger an ben Äaifer an, non bera bie 2G3elf eben ba*
raals bie 233iebert?erfiellung bes in feiner Sjanb bereinigten fränfifdfjen
Dteicfyeß erwartete. 2lnfd?fu$ bebeutete in biefem $aH bienfiwiHige Unter*
werfung. 2 luf Äarls Dtuf machte jjjabrian ftef) auf, ura nörblidE? ber
2 Xlpen eine 9Teubefe|ung non ^Bistümern unb anbere Oltafjnaljraen, bie
ber Äaifer wünfcfjte, mit feinem 2 lnfe^en gu beefen. ©r fam nid}t bagu;
unweit DUobena ereilte i^n ber Sob. ©egenüber feinem 3Rncf?foIger
©tefan V. l?af Äarl betfacfyt, feine faiferlid^en Dtecl>fe in nollem Um*
fang ausgnüben. ECerfrefer einer bei ber 233a^l unterlegenen Partei
erfreuen bor il>ra unb bewogen iE>n gnra ©infprud£>, weil man bie
23Bei^e norgenomraen ^atfe, ol>ne i^n gu fragen, ©r fanbte ben ©rg=
faplan £eutwarb nad^ Dtom, ura (Stefan gu jlürgen. 2lber bor ber ge*
ftfyloffenen $ronf bou 33ifd?öfen, Klerus unb 2 lbel, bie bera ©efanbten
bie 233a£lurfunbe mit i£>ren Unterfcfjriften borlegfen, wi«$ ber Äaifer
gurüdP nnb erfannfe ©tefan an. 23alb war es aud^ mit feiner eigenen
^errlid^feit borbei. ©ein böDiges ECerfagen in tÖf?nraacf)f nnb ©iedE>*
tarn gegenüber ber wad^fenben Sänennof raubte i^ra alles 2lnfe§en, unb
el>e gwei 3 a ^ cc bergingen, war er gejlürjf, gur 2 lbbanfung gegwnngen
nnb fein 3T?effe 2 lrnnlf gura beutfd^en Äönig erhoben. Äarls Sob im
3 «nuar 888 gab ber ©in^eif bes ^ranfenreic^s ben lebten ©fo$, bie
$a((er, Saa Papfftum II 1 12
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(StefanV. Staifer 2Bibo
Zeile trennten fleh voueinanber, nnb ein jebes £anb fe$te ficfy, nadE> ben
223orfen eines geitgenöfflfchen (S^ronijlen, „einen Äönig ans ben eigenen
GingeWeiben".
©tefan V., von bem foeben bie Diebe war, J>af als le$fer ben 23erfudh
gemacht, in bie 23al>nen 3°^ annC6 ’ VIII. gnrficfgufehren, aus beffen
engerem Äreis er hervorgegangen war. feine jpalfnng erinnert fafl
an Dtifolaus I. (Obwohl er ben ^Patriarchen t>on Äonflantinopel, ^Phofios
fowo^f wie ©fephanos, bie 2lneclennung verweigerte nnb bie Gntfd>ei=
bnng aber bie Dtechtmäßigfeif bes gweifen für (ich ,n 2Infptndh nahm,
forberte er bocf? vom griechifchen Äaifer ipilfc burdh regelmäßige ©en=
bnng von Äriegsfdhiffen. Gbenfo felbjlbewußt traf er Äarl III. gegen*
über, verlangte fein Grfdheinen in 3 fa i> en , erinnerte ihn baran, baß bie
röraifche Äir«he ihn gnm Äaifer gefalbt habe, bamif er ihren ^rieben
fchü|e, nnb hielt ihm eine 23orlefung über bie Pflichten feiner 233ürbe.
Gine formlofe £abung bes Äaifers gnm Dteitfyetag in Seutfhlanb wies
er fiolg gnrücf, wahrte aber gngleich feine Unabhängigkeit gegenüber bem
ipergog von ©poleto. 23on bem SrncE, ben biefer auf Dlom übte, würbe
er burdh Äarls Sob gunädhfl entlafiet, ba 223ibo nach ^rranfreidh eilte,
am bort bas Königtum an ftd) gn bringen. 2lbec als biefer ^ßlan gefchei*
terf war, ber ^ergog gurüdffehrfe, ben Äarapf nm bie italifcfye Ärone
gegen 23erengar von $riaul erfolgreidh aufnahm, maß bem ^3apfi bodE>
ängjHidh gumnte geworben fein. Gr erließ eine bringenbe Ginlabnng an
21rnnlf, „Dtom nnb ©anff ^Peter gn befnchen nnb bas italifc^e Dieidh,
befreit von {d^led^ten Ghrifien nnb bräaenben jpeiben, in 23eft£ gn neh £
men". 2lrnnlf, burdh bringenbere 2lnfgaben gefeffelt, maßte fid^ vcrfagen,
unb nun blieb bem ^Papji nichts übrig, als bie DItachf ber Satfadhen an*
gnerfennen. 2lra 21 . Februar 891 vollgog er an 2G3ibo bie Ärönung gnm
Äaifer. Ser römifdhen Äirdhe war ihr 23efi§fianb, in welchem Umfang,
wißen wir leiber nicht, vorher betätigt worben. 223as ©tefan noch im
jperbfi bes 3°£ cefl ßerbenb feinem DTnchfolger hinferließ, war bie
Unterwerfung nnter ben alten ($feinb bes Äirdhenßaafs.
Ser DTadhfolger war (^ormofns, bie Ie|fe bebentenbe ©eflalt ans ben
Sagen Dtöfolans’ I. nnb 3°h annc0 ’ VIII. Ginfl als ©ränber ber bul*
garifhen Äirche gu größten Ghren berufen, bann gejiürgf, verbannt,
wieber eingefe$t, beflieg er nadh fo wedhfelvoDem £eben nunmehr ben
©fühl ^3efri als bas jpanpf ber Sparfei, bie burdh bie Grmorbung 3°h an *
nes’ VIII. gur iperrfdhaft gelangt nnb bnrdh ©tefan V. verbrängt mtb
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gormofu*. Genfer Arnulf
479
fdjjwer getroffen war. Über bie £age, in 6 er er fein 2 Imf übernahm, ^af
er ftdE) in einem 23rief an $ulfo oon [Reims offen ausgefprodften. (Sr
fdEjeute ftd> nidE)f, für bie römifdEje Äirdjje um ETRifleib nnb eilige 5}ilfe
gu bitten, bamit il>r brof>enber 3 ufamraenbcucE) »erlittet werbe. 2 lHenf=
falben, fagt er, fprießen 3 rc ^ rcn unb 3 w *ß/ unb niemanb ifi, ber
il>nen begegne. @eif langem fdEjon oerwirren gcfä^rlicfje Äe|ereien
nnb fcl>äblicf>e ©palfangen bie Äirdjje oon Äonfianfinopel, in 2 lfrifa
flreiten bie 23ifdE>öfe unb begehren GnffdE>eib aus [Rom. Sem allem foD
bie ©pnobe ab^elfen, gn ber er bie frangöftfdEjen 23ifdE)öfe wieber^olf anf=
raff, nnb bie er nidE>f gnfianbe bringt. Sie jjjerrfdEjafif bes ©polefiners
£at audE) er jmtäd^fl halben muffen, fogar iE>re (^ortbauer äußerlidE) be=
flegelt, inbem er Äamberf, ben jungen @ol>n EBSibos, als SRitfaifer
fronte. 2lber er £af ftdE) bodE> halb Deranlaßf gefe^en, alles gu t>erfudf>en,
um bas 3ocE> abgufcf)ütfeln. 2ludE> er wanbte ftdE» an ben beutfdEjen Äönig,
unb auf fein bringenbes ^Bitten machte ftdE) 2lrnulf gu Anfang 894 nadE)
3ffalien auf, faf> ftdE) aber fd^on in ber £ombarbei gar Hmfe^r genötigt.
EJBibos Sob nod> im gleichen 3»a£r unb ein erneuter Hilferuf bes EPapfles
bewogen i^n, im ijjerbfl 895 ben ECerfud^» gu wieber^olen, nnb biesraal
glucfte es il>m, in fd>wierigen nnb t>erIujlreidE)en EJRärfdE)en mitten im
EG3infer bis oor [Rom gu gelangen. (Sr fanb bie Sore oerfdfrtoffen. (Sine
bem EPapfl feinblid^e ^Partei ^affe ben ©polefinern (Sinlafj t>erfdE)afft,
unb geführt t>on ber &aiferin*233itwe 3lgelfrnb, ber tatfräftigen
Soffer jpergog 2 lbelgis’ t>on 23enet>enf, oerfeibigten fie bie ©fabf.
2lrnttlf ließ fid) nidE>£ abfijrecfen unb befahl ben ©turnt, ber audf> im
erfEen 2lnlauf gläcfte. Sas Sor bei ©anft ^anfrafius, wejHidE) ber
EPetersfird^e, würbe gebroden nnb bie EJRauer erfliegen, worauf bie
(Jeinbe bie ©fabf räumten, (^eierlid^ einge^olf, wie es alter 23raudE) t>or=
fdEjrieb, ^ielf 2lrnulf feinen (Singug als Äaifer unb würbe t>on QWraofus
am 22 . (^ebrnar 896 in ©anft EPefer gefrönt. Sic [Römer ließ er Sreae
fd>wören nnb ftc£> bie 2lnftt^rer ber ©egenpartei ausliefern. [Rur gwei
EJBodfjen oerweilfe er, bann mailte er ftdE) auf, um bie SRad^f ber
©polefiner in i^rem eigenen £anbe gu brechen. Sa traf il>n ber erbliche
§lud) feines ©efd)IedE)fs, ber ftfjon feinen EOafer unb feineß^eime in ein
frühes ©rab geflürgt l>affe: ein ©dfjlagflnß warf iljn nieber, unb ^alb=
gelähmt mußte man i£n heimwärts nat^ Seutfdftlanb fragen. [RidE)f
gang t>ier 2>a£te I)af er l>ier nod) in gmte^menbem @iedE>fum gelebt, bis
ber Sob i£n am 8 . Segeraber 899 erlöfie.
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Q3(utlge ^arteifdmpfe
3« Italien triumphierten bie ©polefiner. (^ormofus hat ben 233echfel
bes ©lücfs nicht überlebt, am 4 - 2 lpril 896 ijl er gehörten. ©ofort er-
hoben (ich bie ©egner. ©in 2luffianb ber 23oIfsma(fen — es ifi bas ein»
gige SCRal, baf in biefer 3 «if t>on ihnen bie Otebe iß — fe$te 23oni=
fatiaä VI., einen ©eifHichen, bem früher bie XSeihen aberfannt Waren,
auf 5Pefri ©fühl. (Sr war ein gichfbrüchiger ORann, ber fchon nad> t>ier»
gehn Sagen jiarb. 2 lber bie $einbe bes ^ormofus beherrfhten nun bie
©fabf, unb jte liefen |t<h ihre Dtache nicht nehmen. Sa (te ben £ebenben
nicht mehr erreichten, halten fte (ich an ^en Sloten. Ser neue ^3apjl,
(Stefan VI., felbj! non ^ormofns gnm Sifchof non 2lnagni geweiht,
hob beffen Oltafregeln auf. Somit nicht genug, machte er bem !Oer»
fforbenen nachträglich in aller $orm ben ^)3rogef, Iie0 ben £ei<hnam aus»
graben, ben SCerWefenben t>or eine ©pnobe fchleppen unb oerurfeilte
ihn nach dreitägiger Q3erhanblung wegen ©ibbrucho. (^ormofus hott«
ja einfl (878 in Sropes) gefchworen, nach feiner gei(Hi«hen 333ürbe gu
fireben unb Dtom gu meiben. ©ein Leichnam, nachbera ihm bie ©chwur»
(enger abgehauen waren, würbe in ben Siber geworfen. Sas war febbfi
biefer rauhen 3 «if JU arg, mochte jte fonfi an oieles gewohnt fein. £ftach
fünf OSierfeljahren traf ©tefan VI. bie SGergeltnng. Sie Anhänger
bes ($rormofas erhoben (Ich, bemächtigten (ich feiner unb entthronten ihn.
(Sr würbe in ein Älofier gefperrf unb hier erbro(feIt.
©in neuer ^3ap(i, ein gweiter würben erhoben unb jiarben (eher fhon
nach Wenigen 233ochen. @ie haben gerabe noch 3eit gehabt, bas 2ln»
benfen bes ^ormofns wieberhergujleHen. 233ie in folchen fällen gu ge»
fchehen pflegt, hafte bie Reiche (ich wiebergefunben, ber ©from hafte
(te ans £anb getragen unb ein 9Itbn<h jte gerettet. Oltit hoben ($hren
worbe (te bejiaffef. 23ei bet Unwohl gu 2lnfang 898 gewannen für
einen 2lugenblicf bie ©egner bie Öberhanb unb erhoben ben 23if<hof
©ergius t>on Gaere. (Ss war bas briffe 3Qffal binnen weniger 3 a h rc / & a f
man (ich über bas Verbot bes Übergangs t>on einem 33isfum gura anbern
hinwegfe|te. 2 lber ehe man ben ©ernährten weihen fonnte, fam es gum
©trafenfampf, bie (^otmofianer fegten, ©ergius muffe weichen,
Johannes IX. warb geweiht. 3 m ©inoernehmen mit Äaifer £ambert
fuchte er bie Örbnung wieberhergufeHen. ©ine ©pnobe in Olora, t>on
oberifalifhen 23if<höfen befuihf unb geführt, öerbammfe bas ©erid^f
über ben toten Qormofns, bie 2Iften würben oerbrannf, bie Seilnehmer
baten unb erhielten 33ergeihung. [Rur bie fieichenfhänber, besgleichen
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Stufige Darfeifdrnpfe
181
bie jjpäupfer bet foeben geflogenen ©egenparfei traf ber ^IndE», an
erfler ©feile natürlich ©ergitts. 2 )ie Sjaupffadfye war eine Vefiimtnmtg
über bie ^3apffa>ahl. ©ie fottte Ennffig auf 2Infrag t>on ©enaf unb VolE
non ben 23ifrf>öfen nnb ©eifHichen norgenommen unb bec ©ewählfe lie¬
ber wie in Vorgeifen nnr in ©egenwarf eines Eaiferlid^en Vertreters
geweift werben. Saß bies außer acf)f gelaffen worben, erEIärfe man fnr
bie tlrfadje ber üorgeEommenen ©ewalffafen. (Sine gweife ©pnobe, in
Dtaöenna in ©egenwarf non ^ßapfl nnb Äaifer fagenb nnb t>on t>ierunb=
fiebrig 23ifd^öfen befugt, betätigte alles unb betfügte außerbera, baß
Eein Dtömer ge^inberf werben bürfe, ftdE» Elagenb an ben Kaifer gu wen-
ben. Sie EaiferIidE)e Regierung in ©fabf unb Kirchenflaat war baraif
ber ^orm nad) wieber^ergefieUf, bie fo unheiltoll wirEenbe Unabhängig;
Eeif aufgehoben. 2lber ber erhoffte (Srfolg blieb aus, benn fihon nach
wenigen DItonafen fanb ber tielterfprechenbe junge Kaifer burdt> einen
Unfall auf ber 3 a 9& ben Sob. ©eine ©rabfehriff preifl ihn als jweifen
Konflantin nnb ^heobofius, womit in ber gco0fpcedE)erifdE)en 2 lrf ber
Verfaüsgeit feine Vecbienfle nm bie Kirche anerEannf werben follten,
ohne baß wir fagen Eönnfen, ob fte nur allgemeiner Statur waren ober
t>ielleic£)f in ^Bereicherung an £anb nnb £eufen befianben hoben.
3 >n 3tom behauptete ftch torerfl bie Partei bes ^ormofus, fte fanb
and? ih«n Äaifer in bera jungen König £ubwig Don ber ^3rotence, bera
©ohne 25ofos non Vienne unb (SnEel Äaifer £ubwigs II. Februar
goi würbe £ubwig III. geErönt, aber regiert hot er nicht. 3 ra Kampf nm
bas italif<he Königreich Eonnte er ftd) gegen ^Berengar non ^riaul nicht
bnrchfe|en, fiel fhon naih wenigen 3 a h rcn ( 9 °ß) bem ©egner in bie
jpanb, würbe geblenbef unb enbete fein £eben rühmlos unb tatenlos in
ber^)rot>ence. 3 n 3fom lebte inbeffen ber ^arteiEarapf in aller ©chärfe
auf. D^och regierten bie $orraoftaner, VenebiEf IV. ( 900 — 903 ) gehörte
gu ihnen. 3Tfa«h feinem Sobe aber fpaltete ftch bie Partei, £eo V. würbe
nach weniger als gwei DQ^onafen burch einen ^riefler (Shrifloforus ge=
finrjt unb eingeEerEert, ber ftch S um ?*apfl machte. ÜTur wenige
Dltonafe hot er ftch f einec V3ürbe erfreuen Eönnen. 3ener ©ergitts,
ber gegen 3 °h annefl IX. unterlegen war, aber nicht aufgehörf hoffe,
ftch als rechtmäßigen ^ßapff gu befragten, hoffe bie 3 eit benu^f, ftch
brattßen 2 lnl>ang gu werben. Unterfingt t>on auswärtigen Kräften er=
fhien er in Dtom unb maihte ftch 3 um •§ erfn ber ©tabf. (Shtif^oforns
feilte je$f bas ©chicffal feines Vorgängers, auch et wonberfe in ben
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182
@ergiti* III., 2Ubertcfj unb Xfyeopfyylatt
Stecht, wo man ße beibe lange ^mtgerqnalen leiben ließ nnb (Schließlich
urabrachfe.
SKif ©ergius III. ( 904 — 911 ) Raffen bie ©egner bee ^rorraofus ge*
ßegf. 3h c ctjlet ©chriff war, alle 233eiH>en, bie auf föormofw gnrücf*
gingen, für ungültig gn erfläten nnb bas 2Inbenfen <Stefane VI., bes
fieichenrirhfers, mieberhergußelten. Surch bie Storung, (eben 333iber*
ßrebenben auf bereitliegenben neapolitanifchen ©Riffen bec 23erbannung
nnb elenbem Sob gu überliefern, hafte ©ergius ber romifd^en ©pnobe
biefe 3I£aßregeI abgegmungen. 3Iuf bie 23efeitigung ber ©egner am
allen firdbtid)en Ämtern mar es abgefe^en, unb bie $oIge mar eine
tiefge^enbe QSermirrung in ber ©eifilidjfeit 3toms nnb ber £Rachbar=
fd^aft bie weit nach Unterifalien. Sie unterlegenen $orraoßaner fügten
ßdE> nicht, ©ergins ernannten ße nicf)f an, nnb ba fte i^n nicht gu jlärgen
nermochfen, erfüllten fte bie 233eft mit ihren Klagen nnb erreichten
we nigßens fe t>iel, baß in ber fdEjriftlidEjen Überlieferung ein föQig ner=
gerrfes unb nerfärbfes 23ilb non ben Rührern ber ßegreid>en Partei ßdt>
feßfeßte nnb bas Urteil über fte bis in bie neueße 3cif be^errfd^te. Sod)
nicht barnm allein ifi es ber 3CT^äE>e merf, bie 2S3enbung, bie ftc£> im
3«hre 904 noügog, genauer ins Singe gn faßen. ©ie iß für bie©efd^id^te
non mehr als einem ^a^Bnberf entfd^eibenb gemorben.
233ä^renb in Dtom bie Parteien einanber auf ben Sob nnb über ben
Sob hinaus befehbeten, mar bas Königreich 3 fa ^‘ en * ro Kampf nm bie
Krone ber Slnflöfang oerfallen. 233 ohl führte Berengar, ber SQfctrfgraf
non (^rianl, barch feine STtutfer ein Gnfel Äaifer finbmigs I., feit bem
Sobe £amberfs nnb bem 23erfdE>minben £nbmigs III. allein ben Königs«
tifel, aber eben nur ben Sifel. Königliche Dlfac^t befaß er über bie ©rem
gen feiner Stttarfgraffd^aft hinaus allenfalls noch nörblitf) bee Slpennin,
gnfrieben, baß i^m feine 233ürbe im übrigen non niemanb mehr beßriften
mürbe. Sie roirflidEje S^errfd^aft übten örtliche Sltad^t^aber, 9Harf*
grafen unb ©rafen, fo gut mie unabhängig, allen noran ber 3Itarfgraf
non Sosfana unb ber jjjergog non ©poleto, biefer burd) perjonliche
Gigenfd^aften nicht meniger alle anbern $ürßen überragenb als burcf)
ben Umfang feines ©ebietes, bas non ben ©abinerbergen bis an bie
Slbria unb nom ©angro bis nahe anSlncona ßcl> erßrecffe. SUberich, einß
mit htntberf Gittern ans ^ranfreich hrrübergefommen, hafte ßdh unter
233ibos nnb £amberfs Jahnen anfgebient nnb nach £amberts Sobe bas
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@ergtu* III., 2Übericfj unb Xfyeopfyylatt
183
ipecgogfum an ft<h geriffen, baa ec wie ein felBjlänbiger jCanbesEjerc un=
angefodEjten regierte. ©egennBer Dtom hafte ec Balö bie ^3oIitif feinec
EOocgänger, ber (Spolefinec ipergöge unb Äaifer, aufgenommen, bie anf
23e^eccf(^nng bec (Stabt bnrch 23el>ecrfcf)ung bee ^apfiea aBgielfe, unb
ber (Srfolg hafte nicht gefehlt. (Sc war es, bec ben $or mo fttagegnern inDtom
gur 9Itachf oec^alf. 2ln bec (Spi§e biefec ^Partei flanb baraala ein ge=
roiffec 33>eophpIaf f, beffen©efd?Ied?f feinen ^alaf! an ber 23ia £afa, betn
heutigen Gocfo, fielen hafte nnb feinen (Stammbaum vielleicht auf einen
anbecn S3>eophr>laff, ben Steffen ipabriana I., gnrticf führte. Ser ($rarailie
mn$ (Sergiua III. wenn nicf)f ange^öcf haben, fo bo<h eng DecBnnben
gewefen fein. 3 n Ben 3 a h ren , wo ec ala oertciebener nnb t>ecflnd)fer
2lnwärfer auf ben ^)ap|?t^con branfen weilte, fam — oielleid^f bunf)
feine Vermittlung — eine enge VerBinbung gwifchen 2lIBerich nnb
S^eop^plaff gufianbe: bec ijjergog heiratete bie Soc^fec Sheophplafta,
bec nun, gefln$t anf bie 3Gftnd^f bea ©dEjwiegecfo^na, ftd^ gnm iperrn
in 3lom machen, ©ergina anf ben päp|HidE)en SE>ron fe|en unb fortan
©fabf unb ÄicdE>e BeEjeccfd^en fonnte. 2lla jrjanpf bee 2Xbela, gefd^mudPf
mit ben Slifeln ©enafor nnb Äonfnl, ala 33efe^Ia^aBec bec Bewaffneten
Sllad^f (magister militum), gugleich ala @cha$meifler bec ^öctjfle Ver=
walfnngaBearafe bec römifchen Äicc^e, nimmt ec eine (Stellung ein, bie
fleh non bec einea ^ncflen nnc bec $ocra nach nntecfd^eibet. 3® Bec fpäc*
litten Überlieferung forarat feine ©ejlalf nicht gu intern Dtec^f. Sie £aff=
getränfte £egenbe bec (^ocmoftanec l>at il>n in ben jrjinfergrnnb gefdE)o=
Ben, bafiur feinec ©affin 23>eobora bie fn^cenbe DloHe gngewiefen mtb
biefe ala ein SGSeiB t>on eerwocfenflen ©iffen gefd^ilbert. (Schlimmer
noch ala fie foH ihre Sod^fec 3Itarogia gewefen fein, bie ©ema^Iin
Jrjergog SKBecic^a, bie mit ihren £üflen ©fabf nnb ^ticd^e gefdjänbet,
mit ^3apf! ©ergine, oecmnflict) ihrem ß^eim, nnecIanBte 3$egie^nngen
unterhalten, aua benen bec fpätece ^Japfi 3°h anncfl XI. entfpcoffen fei,
wähtenb bie 3I?affer ihrem ißieBhaBer, bem (SrgBifrfwf 3°h anncfl t>on
Diaoenna, gur päpjllichen 233ücbe nerholfen habe. Sicfe ©efd^id^ten,
t>on einem @d>rift(lellec bea nächflen Dltenfchenalfera, bem flaffch*
flüchtigen 25ifdE>of fiinfpranb t>on Gremona, aua bem ©ecebe erbitterter
§einbe gefamraelf unb mit lüjiernera behagen weifecgefcagen, haben
fpätecen Sarfiellern willkommenen (Stoff gu fittlichec Gnfrüjlung ge-
liefecf, bie jtch unter bec lieber bea Äarbinala Gäfar ^öaconina gu einem
gern wieberholfen ©chlagworf necbichfef hat: ala ein „Sicnencegiraenf"
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?Rdmifd)e 3 u f*ä n & e
CPornoEratie) branbraarEt 6er amtliche ©efdE)id^ffdE>rei6er bes Jßapfo
(ums biefe angebliche Sjettfäaft fdE>am!ofer 233eiber in ©tabf nnb
Äirch«. Ser 253iberfpruch angefehenfler ^orfd^er in alter unb neuer
3 c * f ijl nicht irajlanbe gernefen, biefes Urteil gu hefeiti gen, aUgn flarE if!
bas Ieibige Bedürfnis nach moralifterenber SeEIaraafion, biefes gweifel«
hafte Vermächtnis bes achtgehnten 3°h r ^nnberts in ber
(hreibung, nnb fo erfheinen immer noch in nolEsfüralichen ©chilbe»
rungen bie oecforamenen Töchter bes römifhen 2lbels als Jägerinnen
ber ©efctnchte, währenb ihre DIianner, ber Rührer bes ©enats non Dtom
nnb ber ipergog non ©poleto, (ich mit ber wenig beneibenswerten DtoDe
nornehmer ^ahnreie begnügen muffen.
Sie 233ahrheif fleht anbers ans. 233ohl ifi es eine fchredfliche 3 c * f ,
an wilber Hoheit ben nerrnfenfJen 3 a ^nnberten ber fogenannten
VölEerwanbernng Eaum nadhfiehenb. 23lut unb (Sifen ftnb ihre Äenn-
geidhen überall im 2lbenblanb, nörblich wie (üblich ber 2üpen. ©inb
^ranfreich nnb Seutfcblanb non VürgerEriegen, Eroberungen ber Sä»
nen nnb Dtaubgügen ber Ungarn heintgefuchf, fo erleibet Italien Eein
befferes £os. früher als nach Seuffchlanb hoben bie Ungarn higher
(898) ben 223eg gefnnben, bie lombatbifhe Eene geplünberf nnb Der»
wüflef, fogar bie jpauptfiabt ^ania gerfiört, währenb im ©üben bie
©aragenen non ihrer CRieberlaffung am ©arigliano ans bas Jl bes
£iris aufwärts gogen, fleh ©tä$pnnEte in ben ©abinerbergen fcfmfen
nnb bas nmliegenbe £anb bis gnr Verübung branbfcha|ten. @cl>on 883
ftnb bie größten Äloficr Unferifaliens, ©anEf Vingeng am Volfurno unb
^Itonfe Gafftno, non ihnen gerfiört worben, im ©abinerlanb hot ($farfa
905 bas gleiche £os getroffen. 2lHenfhalben fyezxfcfyten ©ewalttat unb
©dhrecfen, bas Diechf war ein toter 23uchfiabe, wenn nicht gar ein
heudhlerifch gebrauchter Vorwanb ber DIiachfgier, unb jebes Ver»
brechen warb bnrdh ben Efolg gerechtfertigt.
Sas ©<hicEfal ihrer Umwelt hot bie röraifche ÄirdE>e teilen müffen.
2Imh ihre©üter lagen nielfach wüfi unb entnöIEert, fte nerarmte. ©cf)on
im 3 a h c e 886 fanb ©tefan V. @cha$Eammer nnb ©cheuern leer nnb
in ber ©fabf Hungersnot h«rrfchenb. 2lber bie Kirche ©anEf Meters
lebte ja nicht nur non ihrem ©runbbeft$, ihr floffen ans ber (^erne bie
2tbgaben unb ©efchenfe non ihr gehörigen Älöfiern in ^ranEreirh tmb
Seuffhlanb gn, nnb fiänbig ernenerte ftch ber ©from ber ^3ilger, bie
nicht mit leeren Hönben Eamen. Sas hot ihr wirtfchoftlich über bie
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3R6mifdje 3nffänbe
185
fchlimmen feiten weggefyolfen, Ben %)äpßen eine nie erlahmende 33an*
tätigfeit nnb unter anbevetn bie 233iederherßeHung Ber 897 aBgeBrann-
fen 23ajÜifa Bea £aferana möglich gemacht.
Von Beat ©iffengnßand, Bet im römifcf>en 2XBeI fyercfcfyte anB Bie
hohe ©eißlichfeit in feinen ©frudel gog, h<*Ben mit ^3roBen genng
fennengelernt (Se war fcfyon nicfyt andere: was ßd> damala ^eilige
apoßoIifdEje romifd^e Äird^e nannte, ßeHf ßdp Bern 23efradf>fer Bat ala
ein ©eBän&e fe^r meItIi<her.$perrfchaff,mo unter Bern Sedfnamen ©anft
Cetera Bet ß^rgeij nnB bie Sjahfncfyt nm S^ron unB 2lmter ringen, mo
BiefelBen 233affen mie anderamo geBrand^f metBen unB Ber Äampf nm
Bie 3Itad)f noch rohere, aBßoßendere formen annimmf als irgenB fonß.
3Iian fage nidE>t, daß Bie 3 e * t S cn0 fT cn Baa nidE>f empfunden Ratten.
2In 3tugniffen für Bas ©egenfeil fehlt ee felBß in biefer faß literatnr-
lofen 3eit nicht gang. 3Itif 233orfen Bea Iprop^efen 3 ccc miaa Beginnt
ein ©chriftßeller feine 21nflage gegen bie römifcfye Äird^e. „233er", ruft
er ana, „erBeBf nid^f, menn in Ber $eße fo großer ^eiligfeit Ber £ärm
tempelfd^änBerifdEjen (Sin&rnd^e erfd^aHt?" „ß ^eiligjler 2IpoßeIfürß,
ja, wie mißen ee, Bein (Sifer, allgu ferner BeleiBigf, hat ß<S) non Beinern
jpeiligfnm aBgemanBf. 233ie fpielenBe ÄnaBen metteifern Beine @fell=
oerfrefer, einanBer aBgufe$en un& mit fanden Bea ^Iucfjea gn feßeln.
@rmarf)e, 0 Sjett, marnm fdEjIäffi Bu? (Srmad^e unB richte Beine @adE>e
unB Oergiß nid^t Ber ©fimmen Berer, bie dich fachen!" härtere Sone
fd)Iägt ein unBefannter Siebter an, Ber Baa Dtom feiner Sage an Ber
großen Vergangenheit mißt anB bahei auch gegen Äirche nnB tyapß
233orfe oon einer ©chärfe ßndef, wie ße in ^jafyefyunberten nicht mieder
gehört morden ßnd:
(Sinßmale marß Bn ßafflich oon oornehmen Herren errichtet,
Sjente Bienß Bn ala 9Q2agd, ßnfeß, nnfeligea 3tom.
£ange fhon iß ee her, Baß dich Beine Äaifer oerließen
XInB Bein DTam’, Beine ©ht’ murden Ben ©riechen guteil.
Von deiner edlen 23eherrf<her ©har OerBIieB dir nidhf einer,
Seiner Vornehmen ©folg ßedelf in geie<5)ifcbem £and.
DÜieBerea Volf, oon Ben (Snden der (Srde gnfammengelanfen,
Unechte Ber Änechfe" fürmahr, heißen je|f Beine jperrn.
23InhenB fhmücff ßch ale 'Jleuee 3tom nun Äonßanfinopel,
Sn, Baa 2IIfe, in Bea ßnfeß an ©itfen und 3Itadhf...
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IRomtfdje 3uf’(änbe
jtäme bir nid)f 600 2 lnfe^en ^efri unb ^ßanli ja Sjilfe,
QEärejl, Dlom, 6 a fdE?on längji elenb aa 6 HaglidE) ba^in.
@dE)mu|igen 23ajiarben Iiegeji ba je|f im @fanbe ja grüßen,
Sie eljebem ba weithin jlra^lfeji in abligem @folj.
Seine jjerrfdEjaft enffd^waab, bein Sjocfymut ifZ bir geblieben,
2 lHju feH)t äberwanb jjabfadrf unb ©eij beinea @inn ...
©raufam I>ajl ba bec ^eiligen £eiber im £eben Oerjlümmelf;
3e$f iji ber Solen ©ebein gut bir ja jeglichem Äaaf,
Unb wenn bie Grbe gierig bes £ebens Dtcfle Vertilgte,
ipälffi ba immerhin nod£ falfdEje Dteliqaien feil.
253enn man bie Sälen ber 3Itänner, bie feit bem Dlegiernngsanfriff
©ergiue’ III. in Dlom bie 3ägel führten, Wenn man i£>re £eijinngen
fennt, fo erfd>einen bie 2lIfot>engefdE)irf)fen eines £iatpranb t>on Gre=
mona einfactj Iäcf)erIidE>. Siefe ©ewaltmenfd^en, benen bas @dE>wert
locfer in ber @dE)eibe faß, mögen ro£e Äriegsleale gewefen fein, 233eiber»
fnecfyte waren jte gewiß ni<f)t. Spat bie römifctje Äircfje als religiöfe 2ln-
jialf i^nen nichts ja banfen, fo l>aben jte boc£ fnr i^ren @taat gefanbere
23erf>ältnijfe gefdE>affen. Sem ^arteiwefen, ben blutigen DHad^tfämpfen
eifersüchtiger 23etternf$aften, biefen nnjertrennlid^en 3egleiterfd^ei*
nnngen jebet Slbebfyettfdfaft, fnr immer ein Gnbe ja mad^en, iji and^)
i^nen nid^t gelangen. 2 lber eine anbere Aufgabe, am bie t>or i^nen
mancher ^Japji oergeblic^) jtdEj getankt fyatte, haben jte gelöji: jte haben
^falien non ber @arajenenplage befrei!.
3a Unteritalien war am bie ^^^anberfwenbe eine 33erfdE>iebang
eingetreten, ansge^enb non Gapna. Sem (^fnrjien 2ItenoIf war es ge=
langen, fowo^I ©alerno non jtabhängig jn machen wie felbji bie
jperrfchaft in 23enei>ent jn ergreifen. @olct>ergejia!f jum jlärfjlen
3Q[tacf)t^aber empotgejiiegen, machte er jldE) mit Gifer nnb Grfolg an
bie 2lnfgabe, an ber 3°h anne0 VIII. gefc^eitert war, bas 25anbnis
aller cfyrijilidE>en DHäd^te gegen bie ©arajenen jn jiiften. Gr war auch
einjtd^tig genug, bie Rührung ben ©rieten jn nberlajfen, nnb es gelang
i^m, ben Spof in &onjianfinopeI bafür jn gewinnen. D?ac£) feinem Sobe
(910) führte bas begonnene 233erf fein @o^n £anbalf jn Gnbe. DIlif
Neapel fam fc^on 911 bas Äiinbnis jnjianbe, bann wnrben Dlom nnb
©polefo gewonnen. Gin großer Dlanbjag ber ©arajenen, ber bis an
bie Dlorbgrettje be 0 Äird^enjiaats im römifc^en Sosfana gelangte, war
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3of>anne* X. — Vertreibung ber @aragenen
187
£ier gwar auf erfolgreichen @elbßfchn| ber beoölEecnug geflogen, fyatte
aber in feinem Verlauf ben Dtegierenben bie SIotwenbigEeif oor Gingen
geführt, biefer ©efa^t für immer ein ßfnbe gu machen. 2 In ber @pi$e
ber Stirere ßanb feit 914 ^3apß 3 °^ anne0 X., früher (Srjbifd^of non
Dfcaoenna, bnrd^ S^eop^plaff auf ben römifdjen ©fn^I Berufen, für bie
^ormoßaner ein red^flofer (Sinbringling, aud> Baum eine fefyt geifHirf>e
Statur, aber ein SItann non SatEraft unb Dltuf, wie Dtom i^n baraals
Brandete, wo Sitars bie ©funbe regierte. 3wifefjen ben ^errfd^enben
©eßhIedE>fern Dtoras nnb Steapels muß frfjon feit bera Umßhwung non
904 (Sinöerßänbnis ge^errfefjt haben, je|t fanb man ßdE) aucf> mit Gapua.
2 IIs im SItai 915 ein gried^ifd^ee Sjeet in Unterifalien erßhien, beffen
5ä£rer bem $fütßen non Gapna nnb ben Herren non Sleapel unb ©aefa
bie 2S3nrbe bes Eaiferlic^en ^3afritius üBerBradE>te, gaB es nur noch einen
$unEf gu Hären, ©aefa, beffen SItifwicEung unentbehrlich war, ner=
langte als ^3reis, baß i^m bas £anb gnfeil werbe, bas 3 °^ annc0 VIII.
einf! ( 877 ) ber ©fabf geßhenEf fyatte, anf bem aber je$f bie ©aragenen
faßen. 2IIs S^eop^pIaEt unb 3°h anncß X. ßdh bagu ^erbeiließen, bie
frühere ©dEjenEung gu erneuern, war bie £iga fertig nnb fd>Iagbereif.
@ie umfaßte ben ^ 3 apß unb ©polefo, beueöenf unb bie ©riechen,
Steapel, ©aefa nnb ©alerno. ©dtjon waren bie Gruppen gnfammew
gegogen, bie römifdjen geführt non 3 °^ annc0 X. unb 3^eopE>pIaEf in
^Perfon. 2Iuguß 915 Begann bie (Sinfd^Iießung ber ©aragenen, nnb
als nach brei SItonafen bie belagerten ben 5)nrd^Brnd> wagten, würben
ße in offener ©d^Iad^f nernidE>fef, @s war ein großer (Srfolg: Italien
bnrfife anfatmen, ein oiergigjäf>riger SrucE war non ihm genommen.
5tein3>f«ifel, baß bas milifärißfye SSerbienß in erßer £inie ben ©riechen,
bas politifd^e bera $mrß cn Gapua=benet>enf gebührte. 3 n 9^ om
feierte man als ©ieger neben bem $apß, ber ßdE> rühmte, perfonlidE)
am Stampf feilgenommen gn haben, ben jj>ergog non ©poleto. 3 m
1 SIriuraph fyelt 2üBericf) feinen Gingng, als befreiet aus ber Slot Be*
grüßt.
233ir wiffen niel gn wenig non ben ber^ältniffen, um fagen gn Eönnen,
was SheophpIaEf Bewogen fyat, fefjon nach wenigen DItonafen Dtom
einen Äaifer gn fe|en. Dlur oermufen Eönnen wir, baß es fein ÜSunfdE)
war, ber eigenen SItadE)t ben gefe|Ii<E>en StüdEtjalf gn geben, ben nach
allen Überlieferungen unb 2 Infd^anungen ber Qeit am e^eßen ein in recht*
mäßigen formen erhobener Äaifer gn bieten oermod^fe. Sen geeigneten
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Äaifer!ronung Q5erengar* I.— Dülarogia
9Itann bafür Brauchte man nicht ja fachen. Äönig Berengar t>on 3talien
hafte fdE)on unter (Sergius III. ßcf> am bie Ärönung Bemüht, aBer eine
2IBIe^nung erfahren, oermuflich weil er Baraals bie (Stellung Sheo=
phplafts Beeinträchtigt fyaben würbe. 3 e |t waren bie Berhältniffe fo=
weit Befeßigt, baß ein Äaifer bera <£>errn ber ©fabf nid^f mehr gefährlich
werben fonnte, oollenbs einer oon fo Befd^eibener eigener SOftad^t wie
Berengar. 9I?if ihm ^affe Johannes X. fdE>on als (SrgBifid^of non 3ta=
oenna in Bejahung geßanben, je$f Inb er i^n jnr Krönung nact> Dtom.
2Infangs SejemBer 915 fanb (ie ßaff in ben hergebrachten ^formen. 333ie
einß 5tarl ben ©roßen begrüßten Berengar I. t>or ben Soren 3toras bie
&örperßhaften unb geleiteten ihn unter £oBgefängen jur Sreppe non
(Sanft ^3efer, wo ber ^3apß mit ber ©ei(UidE)feif ihn erwartete, ttra ihn
in bie Äirdhe jn führen unb bie freier in ber alfüBIidhen 333eife mit jrjulbi*
gung, (Salbung unb 2luffe£en bes Siabems ju noDjiehen. 2Bir erfahren
Bei biefer ©elegenheif auch, was bei früheren Äaiferfronungeu ebenfo
gefächen fein wirb, baß bie Urfunbe, in ber ber neue itaifer ber rörai=
fdhen Äirdhe ihren Beߣ unb ihre Died^fe Betätigte, öffentlich nerlefen
worben iß.JKom hatte wieber einen Äaifer — Bern tarnen unb ber^orm
nach- Regiert hat Berengar I. als 5taifer freilich nicht, Bern großen
&arl nur barin ähnlich, baß er feine .Srjanpfßabf fo Balb wie möglich
»erließ, um ße nicht raieberjufehen. Biellei<hf baß er oor bem 2I6jug
bem ©fabfherrn feine 2tmfer Betätigt hat. B5ir wiffen barüber nichts.
2ln Sheophplafts ©fellung änberte ftd> feinesfaQs etwas, ©eine
3Itachf öerBlieb auch nach feinem Sobe — bas 3 a h r iß unbefannf —
ber ^amilie, unb je|t war es aHerbings eine $rau, feine Sochfer, 211=
Berichs 2S5ifwe 9I£arojia, bie ße ausüBfe. 9Itan rühmte ihr männliche
(Sigenfhaften nach, unb jebenfalls war ße alles eher als bie mannstolle
.Buhlerin, als bie £iufpranbs oetleuraberißhe Bosheit ße ßhilberf. 2lus
ihrer ®h* mit 2lIBerich hatte ße minbeßens oier ©ohne, beren älteßer,
2llBerich genannt wie ber Bafer, Bei beffen Sobe noch unmünbig war.
Qmr ih« regierte einßweilen bie 9Ituffer. 2lBer bei allen jperrßhereigen*
ßhaften mnß ße boch bas Bebürfnis nach 2lnlehnung gefühlt haben unb
erfah ß<h Baju, nachbem Äaifer Berengar (924) oon feinen Baffallen
ermorbef war, ben SttTarfgrafen 233ibo oon Sosfana, ben ße (926)
heiratete. Sie oereinte £HSadE>f oon Sosfana=@polefo Bot allerbings
ßarfen @chn|.
3n Dlom muß bas boct) nicht allen recht gewefen fein, unb in ber
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Ä&nig Jpngo. 'Mbtvid) bet jüngere
189
Umgebung 3°^ anne0 ’ X. war man nidEjf gefonnen, ficE> ber neuen Sjett*
fd>aff gn fügen. Ser 23ruber beß ^fJapfieß, ^Jefruß, trat an bie @pi|e
beß BSiberflanbß, entfchloffen, DItarogia nnb ihren 2CnH>ang gn flürgen.
2IBer bie Kräfte reiften bagn niefjt ans. Sosfanifcfje Sruppen Befe$ten
bie ©fabf, brangen in ben ^ßalaf! am £aferan nnb erfd^Iagen ^ßefrnß an
ber (Seite beß ^apfleß. 3°h anne0 X. felBfl wnrbe ins ©efängniß ge»
warfen unb ifl ^ier Binnen 3 a h te0 f c 'ß gefiorben, welkes Sobeß, wußte
man nicht genau, bo<h fpradE) man non Erbroffeln. 2In feine ©feile
fe$te Sflftarogia ihren jungem @o^n, 3°h anne0 XI. 2$** Sjettfäaft
fdE)ien fejier ja fielen benn je.
Sa fiarB nach einigen Dltonafen i^r gweifer ©ema^I, 3Har?graf
233ibo, nnb feine Erben oermodjfen Soßfana nid^f gn Behaupten. (Sin
neuer Äönig non 3 fa I‘ en » ©raf jpugo non Bienne, BSiboß ©tiefbrnber,
glücklicher, weil rüdPftd^föIofer alß feine Vorläufer im ©freben nach
3Itadhf, Befeifigfe fie nnb lieh B* e 3ßtarEgraff<haff feinem eigenen ©ohn.
EJItarogia, mehr ©taafßmann alß 233eib, hielt e 0 für baß Bejie, fiel) bem
Erfolgreichen angnnerfranen, nnb Bot ijugo bie jjanb gn einer briffen
Elje. ^9 U 9° jögerfe nidht, ben 2Infrag angnnehmen, ber möglidhermeife
f«hon non ihm felBfl eingegeBen war, er erfdhien in 9tom, nnb in ber
(SngelßBurg warb ipodhgeif gefeiert. öh ne 3 ö,e, fel wirb baß Ie£fe 3«I
bie Äaiferfronung gewefen fein. Sie Bereinigung non Äaiferfum unb
italifdhem Königtum flanb Benor wie in ben 3eiten £ubwigo II.
Eß foHte anberß Eommen. Ser junge 2IIBeri«h, ingwifhen etwa
fünfnnbgwangig 3 a £ re geworben, war nidht gefonnen, fein näfer=
lidheß ErBe einem fremben ©tiefnater gn äberlaffen. 3Itan h«f fpäter
ergäbt, er h<*be erfahren, baß er burdE) Blenbnng nnfehäbli<h gemacht
Werben foHte. 2Inbere wollten wiffen, er habe aBjtdhtlidh einen 3ufam<
menfloß mit ipugo herBeigeführt, wobei biefer ihn tätlich Beleibigfe.
Er Befdhloß, für feine ©idherheif gn forgen ober (i<h S B rächen, fanb
©eftnnungßgenoffen, eine Berfehwornng Bilbefe (ich, nnb eineß Slageß
fchaQte jrjornerffang bnrdh bie ©fraßen, bie ©Iocfen läuteten ©form,
nnb Bewaffnete 3I£ajfen flärmten bie EngelßBurg, wo EJIfarogia unb
^ngo ihren 233ohnft§ h atten - ^“9° öergwei feite am BSiberflanb nnb
ergriff bie flucht, inbem er fleh 0011 Ber Litauer ber EngelßBurg inß
Qxeie hinaBgleifen ließ. SQftarogia würbe gefangen unb Blieb in jpaft,
2IIBerich war jperr ber ©fabf wie fein Bafer.
Äönig ipugo hat feinen ^)Ian nicht fo Balb anfgegeBen. Er rüdPfe t>or
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2Ubericfj btt jüngere
Diom, Belagerte es, Fonnfe es aBer nitf?t nehmen. jahrelang Bauerte
mit UnferBrechnngen Ber Ärieg, erjl 946 fam Ber enBgülfige Triebe
gujianBe. 2ÜBeridEj Verlor BaBei fein väterliches jrjergogfum ©polefo,
aBer in Dlom Behauptete er (ich, im DlücFen geBecFf Barch SünBnis mit
Neapel. 2Son Ber Oltuffer hotte er gute Segnungen gu Äonfiantinopel
geerBt. Sorf lagen ums 3 a h c 93 2 Bie Singe tviebet einmal fo, Baß Bern
Äaifer eine Unterf?ü§ung Barch Ben cömifdE)en Pßifcfyof ezxvünfcfyt mar.
Sei Bern SeflreBen, feinen ©ohn gum Patriarchen gu machen, mar er
Bei Ben Sifchofen anf 233i6erfianB geflogen, Ben gn Brechen Ber Papji
ihm helfen foQfe. 9Itarogia forbecte bafäc als ©egenBienfi eine 23er=
BinBung ihres jpaufe 0 mit Bern Faiferlichen, ihre Tochter foQte Ben grie-
cfyifcfyen Thronfolger heiraten. Sas fanB 31nflang in Äonflantinopel,
nnB Johannes XI. fanbte feine Vertreter hinüBer, unter Beren Olftf*
wirFang bie Patriarchenfrage nach Ben 253änfchen Bes Äaifers georBnet
murBe. 3 n welcher föoem bie OltifmirFnng genBf mnrBe, erfahren mir
nicht, aBer in feinem SanFfhreiBen h*elf Ber itaifer für notig, Bie
Una&hängigFeif Ber Äirche von Äonjianfinopel gegenüber 3tom gu Be=
tonen, .Spier, fhrieB er, pflege man mohl in fragen Bes ©lauBens Bie
ipilfe DXoms angarufen, Ben Patriarchen aBer hoBe man (ich von 3tom
niemals geBen Iaffen. 3n?tvifchen hotte 2IlBerich Bie DIXntfer gejiürgf.
(Sr fachte Bie SGerBinBang mit Bern Öflen noch enger gu Fnüpfen, inBera
er für (ich felBjl nm eine Äaiferfochfer marB. (Sinen feiner hechten Se=
amten fanBfe er Besmegen nach Äonjianfinopel, es heißt auch, f<h on
feien für Bas ipochgeitsfefl alle SorBereitnngen getroffen, fogar Bie
($hrenBamen für Bie Pringeffra BefleDt gemefen, als Bie (Sache ans um
BeFannfen ©ränBen (ich gerfhlug. 2HBerich heiratete nun in einer Panfe
Bes Krieges ( 936 ) eine Töpfer Äonig jrjugos. 3 m 3 u fanimenhang mit
jenen SerhanBlangen muß es gemefen fein, Baß ihm vom Staifer Ber
Titel eines Pafrifius verliehen murBe, eine 2lusgeichnang, Bie unter*
italifhen ^ärfien f<hon mehrfach gnteil gemorBen mar. Olach Bern
©cheifern Bes griechifh en ipeirafsplanes hot 2llBerich Ben Titel nicht
mehr geführt, er nannte (ich je$f (^ürfl von ©o.ffes ©naBen, ©enafor
aller Dtömer, ÄonfuI nnB .Spergog. 3“ 233irFIi<hFeif Beruhte feine iperr*
leBiglich auf feiner Oliachf als S^aapt ber ©tanBesgenoffen, Bie
ihm als ihrem Rührer gehorchten. Sas mar in jener 3 cif nicht ohne
Seifpiel: in Ben unteritalifchen 9?achBarf2äBfen, in OZeapel vor allem,
aBer auch ' n ©aefa nnB 21malft mar man bie gleiche Otegiernngsform
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211 berief) ber 3“ n 9 crc
194
längfl gewohnt. 2 XudE> bat in ging man in Dlom benfelben 3S5eg wie
anberswo, baß bie tircfylicfye 91 lacfyt bet weltlichen gut ©fü$e bienen
mußte. 333ie in Neapel, in Eapoa, in 33enePenf bas 33isfum bem
^ertfdßerßaus gehörte, fo »erfügte in Diom ber bet ©fabf über
ben päpfHidjen SI>con. 3 un ®4 > ß fanb Silberid; ben eigenen trüber als
^Papji Cannes XI. oor; beffen D?ad>foIger waren feine wiBenlofen
333erEgenge, bie „nidE)f wagten, ohne feinen ^öefeH)I einen Ringer S n
eueren", wie ein frangojifdjer (S^ronif! ftdE> ausbrncEf, bet bamals Dlom
befaßte. D?ar infofern war 2 Hberid?s ©fellang eine befonbere, als er ben
heiligen Petrus nab beffen SSerfrefer, ben ^apfl, als Eigentümer non
©fabf unb £anb anerEannfe, feine HrEunben nad) Dtegiernngsja^ren
ber !ßäpße bafierfe nnb anf feinen Düringen gwar and) ftd) felbfi, in
erfier £inie aber bod» ben SPapfi nennen ließ. 333er bas 33ebürfnis fühlt,
bie 33erl>älfniffe naef) Died^tsbegriffen gn orbnen, mag im ^ürflen non
Dlom bas jpaapf einer ©elbfiregierung fef)en, bie bem Dramen nact)
unter ber (Oberhoheit bes gei|tlid>en ©fabfherrn geübt würbe, in 333irE*
Iid)Eeif aber biefen felbfi be^errfd^te. 33on ber ©onneränifäf bes Äaifers
war babei nid>f bie Diebe, ©ie mochte in ©ebanEen norbe^alfen fein,
genannt würbe fte nirgends.
2 IIberidE )0 SSerbienfi war neben ber 333a^rung non Dioms Unabhängig*
Eeif bie ßrbnung bes Äirchenjiaafs. 3G3ieWeif bie Diegiernng über bie
entfernteren Steile, Emilia unb Diomagna, faffä<f)lid) ausgeübf würbe,
if! in biefen ^nh *** 1 fowenig wie frühst gu erEennen. Safür würbe bas
©abinerlanb je|f gnm erjienmal ber röraifchen 33erwalfang unterworfen,
Älojier ($rarfa, bas mit feiner aasgebehnfen ©runbherrfchaft ben befien
Seil ber ^)roning einnahm, nerlor feine DieidE) 0 nnmiffelbarEeif. Sem
gleichen 3tnecE biente es, wenn SHberid) ftdE> bie 333ieberherfIeHang ner*
wilberfer ober aerfaQener Älöfler angelegen fein ließ: er braute fte ba*
burdE) in SIbhängigEeif unb Eonnfe über ihre DUadE)f nerfügen.
Sie fdjwache ©feile feiner Diegierung war bie $rage ihter ^orfbaner.
Silberiths eingiger ©ohn war erfi nath 936 geboren, nnb in ber Familie be=
fianb Eeine EinigEeif. ©ogar in eine 33erfdE)WÖrnng, bie einmal fein £eben
bebrohfe, aber rethfgeifig entbedEf worbe, waren SSerwanbfe t>on ihm t>er=
widEelf. Er hielt es barnm für nötig, als er noch bei jungen 3 a h rcn ( ein
Enbe nahen fühlte, bafär gu forgen, baß geifilicheOberhoheit unb weltliche
33erwalfnng wieber in einer jpanb nereinigf würben. Sie jpäupfer bes
SIbels uerpßid^fefe er, beim Sobe bes bergeifigen tyapflee feinen ©ohn,
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3oI>anne* XII.
auf öen öie @tabd>errfdj?aft nBerge^en foHte, gam ^3apß gn wählen.
Sann ließ er ßcf), für feine ©eßnnang Begeid^nenb, nad^ ©anft EPefer
Bringen unb erwartete borf in ber ©raff beß 2IpoßeIß ben Soö ( 954 )'
(Sr £af oieIIeid)f nidE>f angenommen, baß ber ooraußgefe£>ene $all
fdEjon nadE) etwaß rae^r als 3 a ^ rc0 f^‘|^ einfrefen »erbe. 3» SegemBer
966 ß®^ 2Igapef II. unb 2IIBeri<i>0 ©oEjn Beflieg ben ©fu^I ^3efri.
(Sr I>affe Bieter Öftaoian geheißen, f)ielt es aBer jeff für nötig, feinen
9?amen gu ändern, unb nannte ftd> 3 0 ^ anneö XII. jjäffe er nur bamif
andE> fein EGSefen änbern Bonnen! Ser ^ödtjßenß adEjfge^njä^rige Jüngling
»ar Bio öa^in ein IeBenßlnßiget Äaoalier gewefen, nnb baß iß er geBIieBen.
Steifen nnb 3agen nnb bie ©efellfdEmff ber grauen gog er anä) »eiferen
feinen geißlidEjen EHrafßpßidEjfen t>or, bie er äaßerß nad^Iäfßg Oerfal).
(Sutfpredpenb »ar feine Stebeweife, man f)örte iE>n Beim ©piel bie £eib=
nifd>en ©öfter anrnfen. ©eine ©egner f?aBen eß fpäter nid^f fcEjroer ge=
f>aBf, mit ben in folgen fällen üBIidben ÜBerfreiBungen bargafnn, wie
anwärbig er feineß I?oI>en 2Imteß fei. $für baß, »aß weiterhin gefdE>a^,
»irb man bem jugendlichen EPapß perfonlid) nic^f guoiel anfBürben
bürfen. SItinbeßenß eBenfooiel, wafycfcfyeinlid? me^r alß er ^aBen bie gu
oeranfworfen, bie i^n umgaben nnb Beriefen, unb iljr Diät war fdfßecBt.
2IEBerich ^affe ßdE) Behauptet, inbem er nacE) außen große 3 ttc n<&
^alftrag nBfe. 233ie er fein oäterlidEjeß jpergogfnra fahren ließ, fo Oer=
gid>fefe er aucf) darauf, oerlorengegangene Seile beß Äird^enßaafß
guracfgngewinnen ober gar nadE> neuen (SrwerBungen gu ßreBen. Unter
3o^annefl=ßftaoian worbe bie £inie ber (Sntfagung oerlaßen, in feinem
Dtaf lebten (Sntwnrfe auf, bie an bie 3 e i f cn 3°^ a nneß’ VIII. erinnern,
ja üBer beßen 2IBßd^fen nodE) Ijmaußgingen. 3m>äd)ß foQte ein ($relögug
im 3nnbe mit bem 5jergog oon ©polefo bie ßBerI>o^eif nBer (Sapna
»ieder^erßeßen. ßb bieß baß Ie$fe 3 ,c ( »ar? Saß ^rürßen^auß oon
Sapna regierte auch 23eneoenf, nnb öiefeß jpergogfnm ßanb in ber £iße
ber £änber, bie ^ippin nnb Äarl ber ©roße bem ^eiligen EPefrnß gn
fd^enfen oerfprodEjen, aBer nicht oerfcbafft Ratten, bie Äarl II. nod^malß
gefcfyenft fyatte. 3QTögIidE), baß eß feitbem anß ©ewo^n^eif mifgenannf
würbe, fo oft ein neuer Äaifer bie Dlecfyte nnb 33eßgnngen her römifd^en
Äird^e Beßäfigfe. EESenn jeff bie ülbfidfyt Beßanb, ßd> baß EGerfprod^ene
felBß gn Idolen, fo fdEjeiferte ße oöQig. Sem EHngegriffenen eilte ber^nrß
oon ©alerno gn S^ilfe, unb ber &önig oon 3 ffl (' en — feit 950 23eren=
gar II., Sltarfgraf oon 3 prca oon Dltutferfeife (Snfel Äaifer
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(Eingreifen Otto* I.
193
23erengara1. — benagte bie Gelegenheit, 6cm EGerbünbefen bee Jßapftee,
6 cm ipergog non @polefo, in 6cn DtüdFen gn fallen nn6 bae ijpergogfum gn
erobern. 2Ingrengenbe ©ebiefe bee ÄirdEjenflaata feilten biefea @dE»(ffaI.
(Sa war 6 ic (^rage, wer Bünftig in gebieten werbe. 2S3iii> 6 er
SPapfi guräcB, fo war noranagufe^en, baß 23erengar jj<f> gum -Sjperrn
machen werbe. 3° feinem Äönigreid? £affe er Begonnen, ein fhraffes
Regiment anfgnrid^fen, 6 er 333iüBnr 6 er örtlichen ©roßen ein (Snbe gn
Bereifen war er anf 6 em Beflen 333ege. Sie nördlichen Seile bee ÄirdE>en=
fiaata, bie (Smilia, Dtaoenna, 6 er alte (Sjrard^af, bie ^enfapolw, ge*
I)ordE>fen i^m fdjon. 3e^ielf er bagn no©polefo, fo umBIaramerfe feine
Dltac^f 6 en @taaf bee ^apflea nnb Bonnfe feiner XtnaB^ängigBeif bas
iße&enöIidEjf ansBIafen. 3” ber XImgeBung 3°^ annes ’ XII. BefdEjloß man,
bas nidE>f gngnlaffen. 3nnäc^fl würbe ber $ürfl non ©alerno gum 2IBfaH
oora 23enei>enfer Bewogen. 3 n pcrfonlid^er ^Begegnung gn Serracina
fdE>Ioß ber ^Papf! mit i^m ein .Bünönia. 2I6er bas genügte natürlich nid>f,
barum fa^ 3°^ anncö XII. (icf) nadE> answarfiger Sjilfe nm. Saa Raffen
feine Vorgänger feit gwei 3 a ^ c ^t l nberfen in gleicher £age jlefa getan.
233ie biefe gegen £iufpranb, 2Iifinlf, Seftberiua bie ^ranBen ^erBei*
gerufen, wie 3°h annc0 VIII. unb feine Nachfolger gn ihrer Qeit non
Äarl II. unb Äarl III., guleft non 31rnnlf Dteffnng ans ihren Stofen
erwartet Ratten, fo wanbte jtcf> 3°h anne0 XII. an ben bentfd^en Äonig
lOffo I. (Sa gab fonfl niemanb, ber ^äfte Reifen Bönnen, Otto Bonnfe es,
nnb non i^m bnrfte man annehmen, baß er bagn Bereit fein werbe.
XlnBejlriffen I>affe bas bentfdje 9?eic^ bie Rührung bee ÜBenblanbe über*
nommen, alle inneren @chwierigBeifen, alle feinblichen Nachbarn über*
wunben, Sänen nnb 233enben gar Unterwerfung gegwnngen, foeben erjl
in ber ©t^Iad^f Bei 2IngaBnrg ( 955 ) bie nngarifd>e 3Nachf gebrochen.
3« (^ranBreich entfd^ieb fein 233iHe im Äampf ber ^nrjlen gegen bie
Ärone, ber Äonig non 23argunb jlanb in feinem @dE)u|, für 3 ffl (' en
hafte ^Berengar II. feine ßber^o^eif fd^on einmal anerBannf, fte bann
freilich wieber abgefdwttelt nnb bae abgetretene ©ebief öfllich ber 6 tfdE>
gnrücBgenommen. Somit war er bee bentfd^en Königs $einb geworben
— was lag näher, als baß biefer bem ’Jßap fl gegen ben gemeinfamen
©egner bie Spanb reifte? Unb wenn bie Sentfd^en mit ihrer über*
Iegenen 3TtadE)f bie 2IIpen überfd^ritten, war bann niii)f bie Gelegenheit
fo günjlig wie noch nie, im 23unbe mit ihnen ben 23er^älfnißen 3< a (icna
eine neue ©ejlalf gn geben, anf ^3läne gttrücBgnBomraen, bie in merBwürbig
^alltr, Dom Popflfum IP 13
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Eingreifen Otto* I.
ähnlicher ißagegu^ippins unb&arls bes©coßeu 3 eifeu einmal bas gemein*
farne Programm Dloras unb ber^ranfeu gerne fen waren, unb in (SrfüIIuug
gehen gu Iaffen, was baraals aufgegeben, aber nie gang »ergefjen war?
9tftif biefera 21 ufifrag begaben ft<fy im 3 a h ce 960 gwei ©efanbfe bes
yßapflee, ber Äarbinal 3 °h anOe0 nnb ber Äaugleinorjlanb 21 ggo, in aller
Sjemliäjteii über bie 2 Hpen. @ie feilten iQffo erfaßen, in 3* ö Iien ein«
gufdEjreiten, nnb i^m gura £o^n bie Äaiferwürbe anbieten. 3 ngleich liefen
bringenbe Sitten non Sifchofen nnb ^fürjlen bee italifäen Königreichs
ein, bie gegen Serengar um ijilfe riefen, ßfto gögerte nicht, baranf
eingnge^en. <5s fpracf) ja auch alles baffir. Saß Serengar ftd^ gura
Jrjerrn in mache, ben Seatfchen ben ipanbelsweg nach Senebig
»erlege nnb jte barait nora 323elf£)anbel abfc^neibe, burfte Otto nicht
gleichgültig fein. Saß ber 3toliener ben ^ 3 apjl unter feine Sotmäßig«
feit bringe, bebentete für ben König, beffeu Dtegiermtg im eigenen £anbe
non ben Sifchofen getragen würbe, eine nicht gn unterfchäßenbe ©e*
fahrenquelle, dagegen rankte es i^ra nra fo erwänfchter fein, baß er
felbfi für bie firchIich=polififchen 21 usbreifungspläne in ben ofHid^en
3TtachbarIänbern Seutfchlanbs, bie ihm fo fe^r am ^ergen lagen, über
bie 31ntorität bes ^3apfles nerfügeu fönne. Unb fchließlicf>: Öfto, ber
@a<hfe, betrachtete (!<£> als Grben unb Rechtsnachfolger ber fränfifchen
jrjerrfcher. konnte er ohne Einbuße an ($hre, 21nfehen unb Ginfluß einer
Aufgabe ftch enfgieh«n, bie feine farolingifchen Sorgänger feierlich für
alle feiten übernommen hatten? Sie ©efanbten bes ^3apfles nerfehlten
nid^t, ihm bies nachbräcflich norgnhalfen: non feinen Sorfahren höbe
er bie (2><hu$herrfchaff über bie romifche Kirche überforaraen; biefe
($h re würbe er »erlieren, wenn er bie bamit »erbtmbene Pflicht nicht
erfülle. 21 uf ben König, beffen Sorbilb Karl ber ©roße war, fonute ber
©ebanfe feinen Ginbrncf nicht nerfehlen: er fZeSte fein kommen in
21usjtcht. 233ie unrecht hat man hoch gehabt, in biefem Gntfchluß eine
romanfifthe Serirrmtg gu fehen! (Sr war eingegeben non flarer Gr«
fenntnis ber 233irflichfeif nnb nüchternem 21 bwägen ber Iebenbig wir«
fenben Kräfte ber 3eit, gewiefen non ben Überlieferungen ber Ser«
gangeuheif, geforbert non ben 3dT6gIiti>fcifcn ber 3 u ^ an f c *
Saß (Otto feine 21bfage erteilen werbe, wußte man in Rom, haffe
er hoch f<h 0 » 3» SQberich 0 3 e,ten einmal bie ipanb nach ber Kai ferfrone
ausgejlrecff, aber bei bem fingen unb »orjtchfigen $ürflen feine Sereit«
willigfeit gefunben. @0 brauchten bie ©efanbten bes ^Japfles Weber
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Otto* I. jtaifer!ronung nn ö @d)en!ung
495
gn Bitten noch gn überreBen, fte fonnten fogac [Bedingungen machen. [Das
Gfrgebnis ihrer 23erhanBInng war ein Vertrag, Beffen 233orfIauf er*
galten ifi. Otto »erfprach, wenn er nach [Rom (ante, Bie römifd^e Äirc^e
nach Kräften gn erhöhen, gegen Ben [Papji nichts gn unternehmen, in Ber
©faBt nur mit Bes ‘ffapftea [Rat ©ericfyt gn halten nnB 23erfügungen gn
erlaffen, ihm ansgnliefern, was er »om £anBe ©anft Meters einnehmen
wärBe, nnB Ben fünftigen [Regenten Bes italifd^en [Reiches gar 23er*
teiBignng Bes &irdE>enj!aats gu »erpichten. [Dies Befchworen für Ben
Äönig Beffen ©etrene. 233as Ber ^3apfi Bagegen »erfprach, »erfleht fuh
»on felBfi: Bie ÄaiferwnrBe nnB Anerkennung Bäuerlicher Roheit.
3« Angttfi g 6 i üBerf«hritt Bas Beaffhe ipeer Bie Alpen, ©eine Über*
Iegenheit war t>om erflen Augenblief an erBrücfenB, gumal Bie meiflen
25ifd>ofe unB ©rafen fleh ihm anfchloffen. (Sa wiebecfyolte ft«h, was »or
mehr als gweihnnBerf fahren geftfyefyett war, als&arl Ber ©roße Bas [Reich
Ber £angobarBen über Ben Raufen warf. Berengar nnB fein ©ohn nnB
3Itifregenf, Äönig ABalberf, »erfmhten im offenen ^elBe feinen 255iBer*
flanB, fte gegen ftch auf ihre^eflnngen gnrücf.IlngehinBert gelangte Otto
GnBe^nnnar 962 »or[Rom, am 2 . Februar hielt er feinen feierlichen (Sin*
gug nnB wnrBe in ©anft [ßeter gnm Äaifer ausgerufen nnB gefrönt, alles
in Ben gleichen altröraifd^bpgantinifchen formen wie feine 23orgänger
feit Bern 3ah c 800 . [papfi nnB [Römer leifleten ihm Ben SxeueiB, wäh s
renB er Ber römifchen Äirche ihre 23eft$nngen unB [Rechte beflätigte.
[Die UrfnnBe, in einem [Pra<hfejreraplar mit ©olBtinte auf purpurnem
Pergament gefchrieben, ifi noch »orhanBen nnB höt Ben (^orfchern »iel
9Itühe gemacht. An ihrer (Schweif wirB nidf# mehr gegweifelt nnB ifi
nicht gn gweifeln; um fo größeren Anjloß gibt Ber 3“h a ^- @r will eine
33erbriefung alles Beffen fein, was Ber römifhen Äird^e »on früheren
Äaifern gefchenft war, »ermehrf nm Bie ©ebiete »on SRiefi bis Agnila
nnB [Seramo, Bie ßtfo als feine eigene ©abe h»ngnfügt. Aber ein gut
[Seil Beffen, was als alter nnB rechtmäßiger 23eft$ anfgegählt wirB, ifi
in X3irflichfeit nur 3>el Ber jängflen ©cobertragspolifif. [Da erfcheinen
©aeta unB [Reapel, Bie nie gnm Äirchenfiaat gehört höften, $onBi, Bas
»on Johannes X. an ©aeta abgetreten war, mtB Bie jrjergogfütner ©po*
leto nnB 25ene»enf. ©chließlieh taniht fogar Bie ©renglinie ©pegia*
3I?onfeIire wieBer anf, längs Beren man im 3ah re 754 Bas lango«
barBifche Königreich h°tte feilen wollen*), ©eographifch ön Biefer ©teile
__________ ~ - — _ ~~
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Otto* I. §djen!ung
oljne jeben (Sinn, Bilbef ße nid^f ben einzigen ^Jnnff, in bem bie XIrfunbe
ßd^> felBfZ roiberfpricljf. Seren (Snfße^nug läßt ß<f) nur erflären, wenn
man anniramf, baß bie päpßlicfyen Xlnferljänbler, nm ein jjorfjjimaß non
2 Infprücljen anf £anb nnb £eute »erbrieft gn erhalten, alles, was an
Belegen über frühere @d>enfnngen oor^anben war, mit (äinfctjlnß ber
nidEjf anegefä^rten 23erfprec|rangen ^ippina mtb 5 tarla bea ©roßen,
»orwiefen, nnb baß bie XImgeBung bea betrffdE>en 5tönigs, in ber £anbea*
mtb ßrtafunbe 3 fa li enö wie in ber ©ef 4 >idE>fe ber Eaiferlid^päpßlid^en
Regierungen nid^t Bewanberf, ßdE> Beßiraraen ließ, ans ben »orgelegfen
(Stüefen bie neue XIrfunbe gufammengnßellen, o^ne ben 3°^^ S tt
prüfen nnb bie 233iberfprüd?e nnb Xlnrii^tigfeiten gewahr gu werben.
Senfelben CSinbrucf machen bie @ä$e, in benen bas flaafaredjjflicf«
QSer^älfnia bea neuen Äaifera gn Dtom mtb bem ^ßapß geregelt wirb.
2 lndE> (ie (inb wörtlidE) ben faiferlid^en Rerorbnungen bea »ergangenen
3a£r£unberte, inaBefonbere benen £ot^ara I. nnb £nbwige II. entlehnt,
laßen (Otto Singe fagen, bie in feinem DItunbe ßnnloe ßnb, trab paßen
auf bie iGer^älfniß’e, wie ße ingwifdEten geworben waren, wie bie $anß
aufa 2Inge. Saß bie ^3äpßlid^en nadE> allem, waa feit 875 gefd^e^en war,
ein fo fräftigea DSieberaufteBen faiferlit^er $errfdE>aft in Dtom, wie
ea fyet »erbrieft würbe, gewnnfd^t ober and^ mir freiwillig eingeränmf
^aben foHten — Rereibigtrag bea neuen ^apßea not ber 233eil>e, ßan=
bige 2lufßcf>f einea faiferlid^en Rerfrefeta in Dtora — iß nidE>f gn glau*
Ben. 2IBer man fonnte offenBar nid^f nm^in, bie (Srnenermtg biefer 25e=
ßimmnngen gngulaßen, fanben ße ßdE> bod^ in benfelBen XIrfnnben, anf
bie man bie territorialen 2 lnfprücl)e ßnßfe.
@0 iß baa ©d^riftßfidP enfßanben, baa in fpäteren 3 a ^ r ^ ö0 ^ ctfcn
ala Dteßttagrnnblage bea pdpßlid^en £anbeeßaafa gegolten £>af, gufam=
mengefd^weißt aua alten nnb neuen, echten nnb nntergefd^oBenen, raif-
einanber unoereinbaren Reßanbfeilen, ein Senfmal ber Ijod^ßiegenben
^Pläne, bie in ber Umgebung 3°^ an nee’ XII. lebten, nnb bie man für
altea DtedE>f anagaB, nm i^re Dtafnr gn »erfcfjleiern; eben bamit aber
gugleidE) ein 3^ngnia bafnr, baß ea nid^t nur Dtetfnng ber Äirdje oor
bro^enber Xlnferjodjung war, weawegen man bie Sentfd^en gerufen
^affe, mochte biea öffentlidE? nodE) fo laut Betont werben, oielrae^r ebenfo«
fe£>r baa ReßreBen unb bie Hoffnung, bie eigenen ©rengen anagnbe^nen;
mit einem 333orfe: nid?f nnr PSerfeibigung, auß> 2lngriflf.
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2
S)euffc§e Katfer «nb röraifc^e Parteien
3« ber ©efd fyicfyte bee tyapfttame bilbef bie 23egrünbung bee beutffy
cömifd^en Kaifertnma nicht bea tiefen (Sinfdfynitt wie in ber beutfcfyea
aab abeablänbifd>en(3efcfyid}ie. DJtaa fönnte fogar finben, eigentlich ^aBe
ftch baraala nicht oiel geändert. 2IndE> Weiterhin ftnö bie ®e(d?ide 6 er
hochfien fir<hlichen 233ürbe befiimmt worben burd) ben feinbli«hen©egen=
fa$ jläbtifiher 2IbeIsgefd>Iechter, nnb wenn bagn nunmehr ab entfcheibem
ber ^faftor bie 3I£a<hf bea beatfäen Könige trat, fo ij! biefe hoch immer
nur mit kärgeren ober längeren Unterbrechungen gleichfam jloßweife
gelfenb gemacht worben. @ie hat auch nicht oerhinbern fönnen, ba$ bie
Kämpfe gelegentlich mit ber gleichen ©ewaltfamfeit geführt würben,
bie in früheren 3 e ' fen bie 31nnalen ber röraifchen Kirche mit 23Inf
gefärbt hufte.
S)er grofje DlJachfgawacha für ben Kirchenflaat, ben 3°h annc0 XII.
nnb feine @ippe erwartet hotten, trat nicht ein. 3Der neue Kaifer hatte
oerfprochen, bie römifche Kirche im £3eft§ aHea beffen, waa er ihr be*
flätigte nnb fcheufte, gn f<hü|en nnb ihr nach Kräften bagn gn oerhelfen.
2)as Versprechen hot er fo wenig erfüllt wie einfi Karl bas feine. (Sa
mag 3I£i$franen gegen ben ^apfl nnb feine Umgebung gewefen fein,
waa ihn gnnächfi gögern ließ, ein 3Iftßfrauen, baß (ich nur gn halb alß
begrünbet erwies. Otto mag aber auch bei genanerem (Sinblicf in bie
italifchm Verhältniffe ernannt haben, ba$ er über ben Umfang ber
wahren päpjl(i<hen [Rechte getänfcht worben war. 21m beatfdpea Sjof
hat jtch eine Uberliefernng erhalten, auf bie SCaifet Otto III. ftch fpäter
einmal berufen hat, wonach ein gewiffer Siafon 3°h annc0 / * n bem man
ben unferhanbelnben Karbinal oon 960 ernennt, mit Urfnnbenfälfchnng
gearbeitet habe, am bie [Rechte bee [ßapflea auf Kojlen bee Kaifera gn
erweitern. 333ie immer es ftch bamit oerhalten mag, ßffo I. hat nichts
bagn getan, ba£ ber 3 n ^alf feiner großen ©«henfnng 2G3irJIi<hfeit
würbe, ©elegenheit bagn hatte bie Überwindung bea 233iberfianba im
Königreich 3*alien geboten. 2Bährenb Berengars ©ohne ben Kampf
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198
3o[>annc*’ XII.
in SosEana fort festen, hoffe (ui) 6 er alte Äönig in 6 ie uneinnehmBare
23urg @an £eo Bei DUontefeltro geworfen. (Sie lag in 6 em Seil 6 es
Äirchenflaafs, nra beffen 333iebererlangung es 6 em Papfi ja tun war.
Öffo Belagerte 6 ie 23ttrg, naBra 6 ie Umgebung in &efi$, aBer Bern
5Papf2 ließ er nirgenbs £>u! 6 igen. DDorfleHnngen, 6 ie biefer tym machen
ließ, wies er als unangebracht gurncE. DDon UBerweifung ber £anbfcf)aff,
bie er feEbß neu gefd^enft hotte, war ooHenbs nicht bie Diebe.
Ses Äaifers Verhalten BewirEfe, baß in Dlora bie Stimmung um*
fd^Iug. (Sine Dlichfnng, bie wo^I fd^on Dorher bas 23nnbnis mit ben
Seutfdhen mißbilligt hoffe, gewann bie ßbethanb nnb 30 g ben jungen
Papß mit (td^. 3 m geheiraen Ennpfte er mit itönig 2lbalBerf an. ©e*
fanbte warben aBgefertigt, bie bie ©riechen gn ipilfe rnfen nnb bie
Xtngarn gum (Sinfall in Seutfchlanb Deranlaffen follfen. @ie warben
aBgefangen, nnb bie Briefe, bie man Bei ihnen fanb, lieferten ben 23e*
weiß für bes Papjles DDerraf. Siefer ließ nun bie DHasEe fallen, ge*
Währte 2lbalberf Aufnahme in bie (Stabt nnb richtete ftd) gnr D3er=
teibignng ein. 3 n noHer Dtüflung faB man ihn unter ben Srnppen (ui)
Bewegen, wo er ftcB ohne 3*neifel Beffer am pia§ fühlte als am 2Qtar.
2lBer als ßffo, Don ©egnern beß Papjles herBeigerufen, nor Dlora er*
fchien, gogen 3°h annefl oo^ 2lbalBerf es Dor, bie (Stabt gn Derlaffen.
2lbaIBerf ging gn ben (Saragenen nach ÄorjtEa, 3°h anncfl nahm feinen
(Si$ in Sinoli. Sie Dtomer öffneten bera Äaifer bie Sore, erneuerten
ben Sreneib nnb gelobten, Eänftig Seinen Papfl gn wählen ober gn
weihen ohne bie 3 u ßitnmung bes Äaifers nnb feines ©ohnes. Otto
Eonnte nnn barangehen, ben©egner unfchäblidh gn madhen, inbem er ihn
an feiner Eirchlichen 93Snrbe faßte. (Sine @pnobe, ber er perfonlich nor*
faß, wie es bie Äaifer bes ßjiens fo oft getan hotten, trat gnfammen,
nBer fänfgig 33ifd)öfe aas bem römifchen ©eBiet nnb bem italifdhen
Äönigceich, barnnter ber Patriarch 000 2lgnileja, bie (SrgBifdE)öfe Don
Dllailanb nnb Dtaoenna, auch Dier SeatfcBe, ferner fteBgehn Äarbinäle,
bie ^Beamten ber Änrie, gwölf sperren Dom 2lbel nnb ein D3ertrefer
bes römifdhen DSoIEes. Sie 2lnElage gegen 3°h annefl XII. gähnte eine
DItenge DSerfehlungen gegen 2lmtspflichf nnb (Sitte auf: ($heBcndh,
^Blntfdhanbe, ungeijHiches ©eBaren, DSerhöhntmg ber (SaEramenfe,
Slmferhanbel nnb heibnifhe Dieben. ÖB alles ber 333ahrheif entfpcacB,
laffen wir bahingeßeQf, wiewohl bie gange 23erfammltmg ans einem
DKnnbe auf bes Äaifers $rage bie 333ahrheif ber 2lnf<halbigmigen Bei
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$&fc$ung 3o^anne^ XII.
199
©efaljr ber ©eligfeit bezeugte. Dltan Iub 3 °^ anneö Doc / ec antwortete
nur mit fnrger 2 Inbrol>ung bes 2 Iusfrf>Inffes ans ber ©emeinfdE)aff, falb
man einen anbern ^3apjl roä^Ie. (Sine gmeife £abnng traf il>n nid^f an,
ec mar auf bie 2 fagb geritten. 9?nn traf ber Äaifer felbj! ab 2 Infläger
auf: 3°^annefl I>abe bnrcf) 2fufna!>me 2Ibatterfa feinen (Sib gebrochen.
5)aranf mürbe einjlimmig feine 2 Ibfe$nng ausgefprodE>en nnb an feiner
©fette ber &anglei»orflanb £eo mit 3 ujiimmung bee Äaifers gnm ^Japj!
erhoben. (Sr mar nodE) £aie nnb mußte fidE) in brei Sagen fämtlitfye
333ei^en geben Iaffen. 2lm 6 . S)egeraber 963 empfing er bie Sifc£ofs*
mei^e, ber erfle !j3apfi, bei beffen (Srtyebang ein bentfdE>er Äaifer mit*
gemirft Ijaffe.
2)as eingefd^Iagene 33erfaljren mar oI>ne Vorgang. 3Inf bie übliche
breimalige £abnng £affe man »ergid>fef, nnb an ben ©runbfaß, ber bei
ben ^Progeffen £eos III. nnb PafdE?aIb’ I. gnr Dtid^ffdEmur gebient !>affe,
baß ber ^öd^fie Sif<$of »on niemanb gerichtet merbe, £affe man ftdE>
nid^f erinnert. Salb geigte (tcf>, baß bucdE) bie Sefrf>Iüffe ber römifdEjen
©pnobe nichts entfliehen mar. (Sinen SInffianb in ber ©fabt tonnte
ber Staifer moH>I in blutigem ©träßenfampf nieberfdblagen, aber als er
abgegogen mar, um 21balberf, ber im @poIetinifcf>en fldEj feflgefe|t ^afte,
gn befämpfen — Serengar £affe fiel) ingmifd^en ergeben nnb mar na<£
EDentfdE)Ianb abgefü^rf morben, nm fein £eben als Staatsgefangener
in Samberg gn befdE>Iießen — ba fdEjIng in Dtom ber 333inb um. £eo VII.
mürbe »erjagt nnb flüchtete gnra Jtaifer, mä^renb 3°£ anne0 XII. gn*
rndHe^ren nnb feine Üiacfye an benen nehmen fonnte, bie i^n auf biefen
333eg geführt Raffen. 2)ie beiben ©eifUicben, bie als feine ©efanbten
ben 33erfrag mit Öffo gefdE>Ioffen Raffen, Iie0 er »erflnrameln, 2Iggo
»erlor bie redete ipanb, bem Äarbinal 3°b annc0 mürben 3Etafe, 3 ön 9 c
nnb gmei Ringer abgefd^nitten. 333ieber trat eine ©pnobe gnfammen:
fed^ge^n SifdEjöfe ans ber £Rad^barfi^aff nnb gmölf Äarbmäle, gnm
größten Seil biefelben mie bas »orige 9ItaI, erflärten bie ©pnobe bes
Äaifers für nichtig nnb £eo VII. als unbefugten mtb eibbrnd^igen (Sin*
bringling ber geijHid^en 333ei£en »erluflig. 3°^»nes XII. gab ftdEj nodE)
ber Hoffnung £in, mit ßffo gn einem 2tbfommen gn gelangen. Gr er*
öffnete Ser^anblungen. 2tber fd>on nad^ menigen 323odben fanb ec bei
einem fiiebesabenfeuer einen plöflid^en Sob ( 14 . 9Itai 964 ). ©eine 2In*
ganger füllten ftcf> jlarf genug, i£ra einen ETtac^foIger gn geben. Sene*
bift VI., für ben fle bie ©ene^migtrag bes Äaifers erbaten, ein bttri$
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DTatur btt btatfd)<n Äaifertum*
( 5 ?rommigfeit nnö ©elehrfamSeit attsgegei<hnefer ©eifilicher, wäre fernes
2£rafes fielet wärbig gewefen, Otto aBer Sonnte nnö woEfe feinen ^)ap|i
nicht fallen laßen, Öen öie in Dtom ^errfdEjenö geworbene Partei aBIehnfe.
@o mußten öie 233affen enfßheiden. Ser Belagerung, Bei öer öie
©fabf non allen ©eiten eingefcfjloffen würbe, J>ielf öie BeoölSerung
nicht flanö, obgleich i^r ^3apß fte öurdE> per (online Sleilna^me an öer
Berteiöignng ermutigte. 2ltn 23 . 3<wi öffneten ßch öie Sore, Beneöift
unterwarf fuf>, Bat nm ©nabe, würbe gntn SiaSon öegraöiert nnö nadE)
^araBurg oerBannt, wo er ein norBilblid^es £eBen geführt haben foE.
@0 ^eißt, er fei geßorBen, als man eBen Öaran badete, i£n anf Öen er*
Ieöigten päpßlithen S^ron gurnefgnberufen. £eo VIII., in feine 233nrbe
wieder eingefeßt, Behauptete ßch auch nach öem 2lBgug öer Seutßhen
unangefochten Bis gu feinem Sobe.
Sie Greignißc non 962 Bis 964 haben öie ©teEung öes neneu Kaifer*
tnms gu Otom grnnbfä|lith Beflimmt. Sie Dtegierung hat Otto I. nöEig
öem ^ßapß überlaßen, nicht einmal einen ßänbigen Vertreter BefleEt, öer
öie ainftichf genBt hätte wie unter öen fränüfehen SCaifeea gwißhen 824
nnö 875 , wogn er nach öem 233orfIanf Öer llrftmöe nom 13 . ^feBrnar
962 Berechtigt gewefen wäre. Hm fo nadE)öcücfIicher Bejlanö er öaranf,
Bei öer (SrheBnng öes ^Japßes entfcheiöenö mifgttwirfen. (Sinßttß anf fte
hatten ßhou öie Bpganfinißhen Äaifer feit 3nßiuian ßdfj gewahrt, inöem
fte ftch &' e Beflätignng öes ©ewählten nor öer 333eihe norBehielten.
3 n etwas anöerer Qform war öas gleiche im nennten 3 ah c h an ärrt für
längere 3<it wieber in Kraft getreten. (5s Beöentefe ohne 3®eifel ein
ßärferes 2lngiehen öer 3ägel, öaß ßffo fchon Bei öer B5ahl öes ^ßapfies
öie ©nfßheibuug für ftch Verlangte, nnö öaß öie Otörner ihm öiefes Dtedft
gngeßanben. @0 mag anf Beiöen ©eiten als nofwenöig empfnnöen wor*
Öen fein, Beim Kaifer um fo mehr, je größere ©elBßänbigSeif er öem
einmal eingefe$teu SPapfi einränmte, währenö im romißhat 2 lbel öie
(Sinßcht nicht gefehlt haben wirb, öaß Bei öer ©chärfe öer Beßehenben
©egenfäße nnr ein SPapß ftch h a ^ en Sänne, Öer auf Öen Kaifer gählen
öurfte, nnö öaß es Öarnm Beffer fei, ftch fcf)on nor öer BSahl öiefes
OtnInhalts gu oerßehern. Sies iß fognfagen öas ßaafsrechfliche ©pßeat,
öas iDtto I. Begründet hat. ©eßnff anf Öie Beherrßhung öes laugo»
Baröißh=italifchen Königreichs nBt öer Kaifer eine (Oberhoheit nBer Dtora
nnö öen Äirchenßaaf, beflen jeweiliger Dtegenf, öer SPapß, ihm feine
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Statur be* beutfcfjen äaifertum* 201
Grhebnng oecbanft, im übrigen jeboch unbehelligt in ©fabf unb £anb
regieren barf.
5)aß eine lofe Oberhoheit biefer 2 lrf nur gu leicht (Srfc^nfternngen
ansgefe$t war, liegt auf ber jpanb. ©ie traben fld> bes öfteren roieber=
holt, nnb man bann (ic£> beufen, baß Dlömerflolg, ber ftdh gegen bie .Sperr*
fc^aft bes „Barbarifchen" Königs flrättbfe, babei ni(f>t unbeteiligt ge-
wefen ifl. ^fnbeffen bie eigentliche Sriebfeber ber Kämpfe, bie in ben
folgenben 3 a 'h r S e h nfen 'ntmer toi eher am ben ©fn^I ^etri tobten, ifl
bies nicht gewefen. 233ir Oerfaüen in ben fehler, ber Vergangenheit
©efühle nnb ©ebanfen nnferer 3 e 'f angubidhfen, wenn wir ans bas
bentfdhe Äaifertnm als wibermiHig gebnlbete (frembherrfdhaft in fletem
Äampf mit römifdhent ETCationalgefühl oorfiellen*). SerSTfrönch am
ßfuße bes ©oraffe, ber wenig fpäter feine Ghronif tnif einem VSehernf
aufDtom, bas fo oft t>on ^einben, ©alliern, ©oten, nnb je$t gar non ben
©achfen unterworfene nnb attsgeplnnberfe abbrach, h at f<f>tt>er[idh ben
©inn berer getroffen, bie in ber ©tabf befahlen. Dlöntifhe 2 Ibels*
gefhlechter h a ^en lein 2 Icg gehabt, ihren eigenen Vorteil gu fnchen,
inbem fte einem fremben Äaifer hnlbigten, nnb wenn fte ftd§> gegen ihn
erhoben, fo gef«hal> es nicht, weil er ein ^rember war, fonfern weil er
ihre einheimifhen ©egner begnnfligte. Nichts ifl oerfehrfer, als t>on
einem bentfhen 3 0£ h S“ gegen bas bas Voll t>ou 3lom feine
Freiheit in immer erneuten 2 lufjlänben gu oerfeibigen gefncht hätte.
Gin bentfches 3°<h brncEfe niihf anf 3lom, römifhe ©ef«hledhter waren
es, bie bas Dtegimenf ausübten nnb einanber nach alter ©ewohnheit
flreitig machten, nnb wenn babei etwa anch bas ©chlagworf non ber
Qfrembherrfchaft erflnngen fein foHte, fo hat es hoch nur bie wahren
Veweggrunbe nnb £eibenfehaften OerhnKt. 5 )enn jebe Partei ifl bereit
gewefen, bem fremben jperrn gn bienen, fobalb ber Sienfl ftch belohnte.
5)as hatte ftch fhon in ben erfien Anfängen gegeigt. Johannes XII.
hätte ftch Otto unterworfen, wenn biefer bereit gewefen wäre, ihn wieber
eingafe$en. SJtach feinem Sobe flränbfe feine Partei ftdh n **h* gegen bas
&aifertmn Ottos, bas niemanb au focht, fonbern gegen bie ^erfon feines
^Papfles. 2)asfelbe 23ilb geigte ftdh, ^ eo VIII. ( 965 ) gefiorben war.
Gine römifdhe ©efanbtfchaft fachte Otto in SDenffhlanb anf, bentfdhe
©efanbte gingen nach 3tom, um bie 353ahl gu leiten, ©ie fiel anf ben
•) ®o \)at rt ©regorooiu* mit ber bei if>m üblichen Styetorif gefdjilbert. Silan Rinn
oor feiner £)arjielliing nur nacf>brädHid)fl warnen; (ie entfpridpt niefjf ben Xatfacfjen.
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202
3oF>anneö XIII.
23ifi$of non Otami, einen (So^n, wie es fdE>einf, non S^eo*
p^pIaSts jüngerer SodE)fer Sljeodora, 6er @cf>wejler 6er Oltarogia, alfo
einen IeiBIicijen 23effer ÜÜBeric^s. ^o^annee XIII. nn$fe feine Oltad^f
rüdfftdEjtsIos gnra Vorteil feiner 23erroanbfen aus. Sas führte Bald gn
einem QlädPffjIag. 211s im italifc^en Äonigreid^ ein SInfjiand ftc£ eri^oB,
2IdaIBerf 6orf wie6er anffraf nn6 Bisherige 2Iu£änger Ottos gn i£ra
übergingen, wnr6e aucf> 6er ^apfl gejftirgf nn6 non ©egnern gefangen«
genommen (SegemBer 965). 2IBer feine XSerwandfen Befreiten i£u, er
Sonnte uac£ Gapua entnommen nn6 mit ^ilfe des dortigen ^ürflen nac£>
Dlom gttrüdPSe^ren (OTonemBer 966). 2fls Otto na<$ SJtiederwerfnng Beo
2Iafj!ands im Äönigreic^ gn 933ei^nacf>ten 966 nor Dtom erfdE>ien, fand
er die Sore offen nnd den ^3apj! fdjjon wieder auf feinem S^ron. Sie
Qfü^rer der ©egenparfei, foweit fte nocf> lebten, wurden il>m ansgeliefert.
Gr fcf>idPte die SÖomeljmen unter i^nen in die Verbannung nadE> Sentf$*
land nnd ließ die ©ebeine der im Äampf Grfd^Iagenen ausgraBen und
gerjirenen. 2IBer auc^ das VolS, Äanfleute und ,5rjandwerSer, waren Be«
teiligt gewefen, nnd gegen i£re $ütyrer war die (Strafe härter: die gwolf
3nnftmeif!er der (Stadt wurden gelängt. Somit war jeder 233ider*
fland gebrochen, die jjerrfc^aft der jüngeren £inie non S^eop^plaSfs
9?a<$Sommen gefiebert in engfler Verbindung mit dem deutfefjen Äaifer.
3m Ginoerne^men mit dem ^Papfl ordnete wiederum der Äaifer die
Veri^ältniffe Italiens.
2)ae erjle war die V3ieder^erffeHnng des 5tird^enflaafo. Otto noHgog
fte im SIpril 967, indem er dem ^ßapfl Dtanenna nnd andere i£m ent*
riffene ©eBiefe gnrädPgaB. VSelc^e ©rengen dadei fejlgefe|t wurden,
wiffen wir nid^f; doc^ Sann es ftd^ um me^r, als was die rontifefje 5tirdE>e
früher Befeffen fyatte, Seinesfalls gehandelt ^aBen. Von den großen 3»*
gaBen, die Ottos @d^enSnng genannt ^atfe, non @po!efo, 23enenenf nnd
den SCBrnggenfiädten, noHends Dteapel und ©aefa, war uidE>f me^r die
Otede. Sem ^3apji genügte auif> dies, danSBar nannte er Otto als dritten
nac£Äonfiantin unter den Äaifern, die die rötnifif)e&irdE>e er^ö^f Ratten.
Sies gef^aE> in einer ItrSunde, mit der er dem Äaifer einen wichtigen
SienfI leifiete. Ottos 933unf«$, feine (Stiftung OHagdeBurg gnm Grg*
Bistum erhoben gn fe^en, fand feine GrfüQnng. 3°f? anncfl forgte audfj
weiter dafür, des Geifers Dleid^sgründnng in Italien für die Sauer gn
ftd^ern. (Sie war non 2lnfang an anf^fortBefiand üBer Ottos £eBensgeit
^inans Berechnet gewefen, dämm war in dem Gid, der die Dtömer gut
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3o$anne* XIII. ©ie (Ire* centi er
203
(Sin^oltmg faiferlicf>er 3 u ßiwmnng Bei ber EPapßmalß »erpßic^fefe,
neben Otto and} fein ©olm genannt. 3 c l f würbe ber junge beutfcEpe
Äonig Otto II. nadE> römifdEjem ©faafsreßtf am EEßei^nad^fsfag 967
in ©anft E^etcr gn Dlom gum Dllitfaifer ansgernfen nnb gefront unb
bamit bie 3RudE>foIge für ein Dltenfc^enalfer gefiebert.
Bon ben $elbgägen unb Ber^anblungen, burdE) bie in ben folgenben
3>a£ren bas Behältnis gn Unferifalien georbnef würbe, Branchen wir
nid^t gn reben. Sas GrgeBnis war eine Teilung be 0 £anbes gmifc^en ben
.Sperrfeuern t>on Dlom unb Äonßanfinopel, bergeßalf, baß Gapua unb
Beneoenf bem beutfdEjen Äaifer als Äöuig t>on Italien unterworfen
wnrben, wa^renb 21pulien, ÄalaBrien unb bie ßber^o^eif über ©aler*
no, Neapel nnb ©aefa bem ©rieten oerBIieben. Sen ^rieben Beßegelfe
bie Bermä^Iung Ottos II. mit ber gried^ifd^en EJ)ringefßu S^eop^ano,
bie im EUpril 972 in Dlom gefeiert mürbe. Ser Eßapß iß Bei aH bem nic£f
Ijeroorgefreten, außer baß er Bei be 0 Äaifers Ber^anblungen in Äon*
ßantinopel fein Fürwort ^erlie^. 2IBer oljne feine ßiBEe Unferßüfnng
ober gar gegen feinen offenen ober ^eimlicfjen BSiberßanb wäre fermer*
lic^ t>iel gn erreichen gewefen. Safnr ^affeÖffo i^m freie jpanb gelaffen,
01tac|>f nnb Beß$ feiner ©ippe im ÄirdEjenßaaf gn mehren, fo baß
ße als eines ber ßärfßen ©efd^Iec^ter be 0 21bels galt. Unb boefj mar ße
es, bie fc^on Balb bie $ä£rnng im Äarapf gegen ben benffcEjen Äaifer
übernahm.
2lm 6. ©epfemBer 972 ßarb 3°£ a nues XIII., am 19 . 3nnnar 973
mürbe Benebift VI. gemeint. Ser lange 3e»faBßanb geigt, baß auc^
biesmal bie 3nfiimmtmg be 0 nac£ SeutfdEßanb gnrücfgefe^rten Äaifers
einge^olf morben iß. 233arnm Benebift VI. ber Bisher ^errfc£>enben
Eßarfei nid)t genehm mar, miffen mir nic£>f. Unter ber ^ü^rmtg bes
Grescentius, ben man für ben Bruber bes »erßorbenen EPapßes gn galten
£af, er^ob ße ßc£, Benebift mürbe geßürgt, eingeferfert nnb an feiner
©feile ein gemiffer franco gemeint, ber ßd^ Bonifatius VII. nannte.
0?adE?ridE>ten aus Sentfc^Ianb, mo Otto II. mit ernßen ©dEjmierigfeiten
fämpfte, mögen gn biefem Borgern ermutigt $aben. 3IIs ein ©efanbter
bes Äaifers mit Gruppen — mo£I italifd^en — t>or Dlom erfd^ien nnb
bie Befreiung Benebifts »erlangte, mürbe biefer im ©efängnis er*
broffelt nnb bie ©tabf in Berfeibigungsgußanb gefegt. 3Iber bie Be*
lagernng £ielf ße nidE>f ans. (^ranro*Bonifafius padfte ben Äird^enfc^ag
gnfammen nnb ßüd^fefe nadE) Äonßantinopel, Gtescenfins iß ge£n 3n^re
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Dit (£re*rentier
fpäter als Oltönch in einem römifc^en Äloßer geßorben, trab feine ©r ab*
fc^cift denfef an, baß er für feine ^fehler gebüßt unb ße bereut habe. Cb
fd^eint, baß er ßtf> jurncfgegogen hat nnb gefront worben iß. ©eine
^ramilie behauptete jedoch ihre ©felltrag, benn ber nächße ^3apß, Vene*
dift VII., mit faiferlid^er Genehmigung geweiht, gehörte ihr an. (Sr hat
nenn 3 a ^ ce regiert, ohne baß non ihm etwas gemeldet würbe. Slls er im
3nli 983 ßarb, weilte Kaifer ßtto II. in Italien, »ach feinem mtglucf*
liehen (^elbgng gegen bie Slraber mit ben Vorbereitungen 2 » einem jweifen
beßhäftigt. (Sr fonnte bie (Srhebmtg feines Kanzlers, bes Vißhofs
Johannes non ^)aoia, bewirten. 3£bec wenig fpäter ßarb er felbß,
t>on fttrger Kran&heif weggerafft ( 7 . 5)egember 983 ), feinen ^apß ohne
©chnß mtb Dtäcfhalt im fremden Diom jurneflaßenb. ( 5 s dauerte denn
auch fanra brei Vierteljahre, fo worbe 3°h annefl XIV. geßärgt. Votti*
fatin^Qranco war ans Konßanfinopel gnrndPgeBehrf, gerufen non einem
©ohn bes (Srescentins gleichen OTamens nnb non ihm anf ben 33>ron
erhoben. 3°h aöne9 XIV. wnrbe gefangengenommen tmb nach *»<**
monatiger Äerferqnal nmgebracht. Slber nicht lang erfreute ßch Voni*
fadus VII. feiner VSnrbe. ©chon nach elf OXtouafen nerfhieb er plö$*
lidE>. ©ein Zcb erinnert an ben 3°$ a » ne0 ’ VIII. ßb man ihn er*
mordet hat, iß nicht Har, aber feinen eigenen Heuten war er fo oerhaßt
gewefen, baß ße feinen £ei<hnam bnrchßachen, ihn nadft an ben grüßen
ins ($freie fhleiften mtb über Otacht dort liegen ließen. Slndern Oltorgens
fanden ihn oornbergehende ©eißliche trab beßatteten ihn Qfali 985 ).
©inen Äaifer gab es feit dem Zobe ßtfos II. nicht mehr. 5)er drei*
jährige ßtto III. wnrbe gwar im Königreich 3>talien mtb nach einigen
Kämpfen auch in 2)etttf<hlanb als König anerkannt, bas römifche
Kaifertnra jedoch, bas feine erbliche 333ärbe war, befaß er nicht.
Dlom war wieder unabhängig, mtb bie ©Testender regierten, Oltif ihrem
©rtmbbeßß mtb ihren Vttrgen befyecrfcfytea ße felbß bie Umgebung ber
©tabt im ßßen mtb Otorben, bie ©abina mtb bas römifche Sosfana,
während ihre nächßen Verwandten, Otachfommen einer Tochter Silbe*
richs, im ©üben, in ber ©ampagna, non Snsfnlnm ans ihre .Oltacht
ausäbfen. 3 iefe wie jene nannten ßch comites, ©rafen, berat fhon waren
mit ben ^formen tmb Vegrißen bes £ehnrechfs auch bie entfprechenben
fränfifhen Vegeithntragen ans dem italißhen Königreich ins römifche
©ebiet eingedrtmgen. ©inßweilen hatte der 3 tt *‘9 der ©Testender bie
(^nhrnng bes ©efamthanfes, trab ihr jpaupf, ber norhin erwähnte
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X)it dreäcentier
205
längere Grescenfius, ßanb an bec @pi$e bes älbels nnb bec ©emeiube,
fjieß&onful nnb Sup wie fein 3fi^n^err Sfjeopfjplaft, nnb nannte ftd^
fogar ^Pafritius wie 2IIBericf), oB auf ©rnnb faiferlidEjer Überleitung
ober aus eigener 3KacE>f»olIfomineuteif, iß nicf)f gti ernennen. Sas
Äaifertum grunbfäflicf) gu leugnen, war baBei fo wenig bie 2TBßcf)f, baß
man einmal im ÜSinfer 989 anf 990 , wir wiffen nicfjf aus welkem 2fn*
I aß, bie ÜSifwe lÖffos II., S^eop^ano, als regierenbe Äaiferin in Glora
anfna^m nnb walten ließ. Gin bentfdjer ÜInnaliß Bemerft bagn, ße ^aBe
„bas gefamte £anb intern @oE>n unterworfen", was ^ödjjlens fo fiel
Bebenten fann, baß bem ÄnaBen bie 2fnwarffdE>aft anf bas Äaifertnm
gnerfannt würbe. Sen E>errfd^enben ©ewalten fügte ft cf) ber ^3apß, ber
na<t bem Sobe 23onifafins’ VII. erhoben wnrbe, 3°t anne0 XV. Gr
war ber @of)u eines ^rießers, als ©ele^rter nnb @c^riftfleSer ange*
fefjen, aber fein $rennb ber ©eifQid^en, nnb Begänßigfe feine über*
wanbten anf jebe 3Irf. Ü33enn er nic^f bnrd^ ÜIBßammung felBß gu
ben Grescentiern gehörte, fo war er bocf> i^r ©efd^opf nnb »erfcf>wägerte
fein ipaus mit bem i^ren. Ü53egen jpaBgier nnb Ääuffid^feit war feine
Regierung weithin »errufen. Saß ße nicfjf felBßänbig war, wußte man:
ber^atritius Befahl aucf) in fircfylicfjen Singen, nnb wer etwas erreichen
wollte, mußte feine ©nnß erfanfen.
Sa gefd^a^ es, baß ^3apß nnb ^atrifins $einbe würben. Sie Uc=
fad^e iß eBenfo unBefannt wie ber ipergang. ÜSir erfahren nur, baß
3»t anne0 XV. zeitweilig gefangen war, baß es i^m aber gelang, frei
gu werben, 3tom gn »erlaßen nnb im G^orben ber <2>fabf, im römifdf>en
Sosfana, 31ufent^alt gn nehmen. 23ielleid^f fyat es ßcf) um eine @pal*
tnng im regierenben ipaufe gehandelt, Bei ber bie äfn^änger bes ^3apßes
bem oßenen Äampf at&mitfyen, ba ße wußten, baß ipilfe für ße fdjon
unterwegs war. Senn nm biefelBe3*if war Äönig Öffo III., foeBen mit
fnnfge^n ^a^ren für mänbig erflärt, »on 3 fa Iienem nnb ^Römern gu*
gfeid) eingelaben worben, fein italifcf>es Äönigreid^ in 23eß$ gn nehmen
nnb in Gtom bie Äaiferfrone gu empfangen. 3 n mäßen bamafs
^Parteifämpfe gefpielt fjaben, »on benen wir nichts wißen; i^r GrgeBnis
war, baß ©efanbte bes ^3apßes £)tto III. bie Ginlabung öBerbrad^fen
nnb eine gnßimmenbe Antwort erhielten. 3 m ^rä^ja^r 996 machte ber
Äönig ßdf) auf, gu ößern war er in ^3a»ia. 3» 3ta»enna empßng er
©efanbte ber Dtömer, bie i^m melbeten, 3°t annc0 XV. fei geßorBen.
Gr fyatte uad£> Dlora guräcffe^ren bärfen, es wirb affo Beim iperanna^eu
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206
Otto III. in Kom
Bes lüaftigen Äaifers eine 23er(o^nnng Ber Parteien ßaffgeßmBen
haBen. 9?un wnrBe ßtto geBefen, Ben neuen ^3apß gn Beßimmen. (5t
eatfdßieb fid? für feinen fetter 33rnn, Ben jtmgen @o^n eines .Spergogs
»onÄärnfennnBltrenEelßffos I. (5s war Bas erßeDItal, Baß Bet römißhen
Äicc^e ein Seutßher oorgefeff wnr&e, ein »ödig $EremBer, Bet £anB nnB
£eufe, Bie ec regieren fodte, fo wenig fannte wie ße ihn. 353ie ßarf muß
Ber ©inBrucf Ber Benfßhen Überlegenheit gewefen fein, Baß ein .Sperr fd£>er,
Ber noch nicht einmal Äaifer war, Ben Dlöraern fo etwas gumufen fonnfe!
@ie erhoben feinen 333iBerfprncf>, auch ©rescentins fugte ßch, nnB Burch
Bie ©rgBißhofe non DItaing nnB Äöln nach Dtora geleitet wutBe 23rnn
in einßimmiger 233a^I non ©eifflid^feit nnB Volf gnm ^3apß erhoben,
©c nannte ßdh ©regor V.; Barch Bie ©rinnerung an Ben Befannteßen
unter feinen Vorgängern hoffte er wohl Bie .Spergen Ber Dlömer gn ge¬
winnen. 23alB folgte Ber Äönig felBß nnB empßng am ipimmelfa^rtstag
( 21 . Dltai) jpnlBignng nnB Äronnng als Äaifer.
Sie ©infeßang eines ($?remBen, Ber in Ber 0taBt feine Partei nnB
hinter ßch nichts weiter hatte als Bie OERacfjt Bes Äaifers, war ein Ver*
fncf>, uBer Ben Parteien gn regieren. Ser Vecfach erwies ßdh fogleidh
als »erfehlt. Öffo hafte Ben DRißgriß Begangen, Ben Bisherigen @faBf«
herrn Wegen feiner ©egnecfdE>aft gegen Ben nerßorBenen SPapß gwar gnr
Verbannung »erarfeilen gn laßen, aBer gn BegnaBigen. Samit hafte er
i^n nicht gewonnen. Äanra hatte Ber Äaifcr Italien »erlaßen, fo bennßte
©rescentins Bie ABwefeuheit ©regors, Ber in SPania eine @pnoBe aBhielf,
nm einen ©egenpapß gn erheBen. ©r h* e ß ^Ph'fo^fh 00 nnB war ein
©rieche ans Äalabrien. Surdh Bie ©naß S^eophanos am ^ofeÖttos II.
emporgefommen, mit Bern 23isfnra ^Jiacenga ansgeßattef nnB mit Bern
ergBißhofliihen Sifel ausgegeichnet, war er t>on Otto III. t>or gwei
fahren nach Äonßantinopel gefanBt worBen, nm fnr feinen .Sperrn Bie
.SpanB einer griechißhen Äaifertochfer gn erBitfen. Auf Ber Dlncfreife Be*
fanB er ßch in ^Begleitung eines griedEnfchen ©efanBten geraBe in Dtom,
als ©rescentins gum @furge ©regors ßhritt, nnB Ber ©hrgeig »erleitete
ihn, Bie angeBotene Diode gn nBernehmen. ©r nannte ßch 3°h anne9 XVI.
nnB wirB geglanBt haBen, Banf feinen alten Vegiebrntgen gnra
Bentßhen jpof ß«^> Behaupten gn fönnen. Sie Dled^nnng erwies ßch
als falßh. D^id^ts nngfe es Bern ©riechen, Ber nirgenBs Anerfenunng
fanB, Baß er ßch «Otto nnfecwärßg näherte. Otto eilte, foBalB Bie Beut*
ßhen Angelegenheiten ihn freiließen, nBer Bie Alpen, nm gnm Dledhfen
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©ÜDefter II.
207
jo fc^cn. 23ei feinem ^eranna^en flüchtete ^üagat^os aus Dtom unb
oerbarg ftd) in einer 23urg, mürbe aber non feinen Qfeinben entbecft nub
fofort anffl gräßlichfle oerßümmelf. 3Itan fdjniff ihm D^afe nnb 3ange
ab nnb flach ihm bie Singen ana, bamif nicht etwa ber Äaifer i£>n jirafloa
anagefyen laffe. Otto erfcf>ien juOfletn 998 in Dlom, non ber ©abf ohne
SBiberflanb aufgenommen, nnb eröffnete bie Belagerung ber Gngela*
borg, in bie ftch Greecenfiue jnrndEgejogen hatte. @ie wnrbe gejlürmt,
Greecenfiue enthauptet, fein £ei<hnam non ber 3'nne herabgeflürjt nnb
mit jwölf ©enoffen am ©algen aufgehängt. Sen unglücklichen ©egen»
papfi nernrfeilte eine ©pnobe jur 2fl>fefnng. 3» ffympflitfyem Slufgng,
rüdfroärfe anf einem Gfel fi$enb, ein Guter auf bem &opf, würbe ber
^Blinbe borch bie ©tragen geführt. 3 n Älojierhaff haf er noch einige
3ahce gelebt, ©regor V. konnte feinen ^ßla$ wieber einnehmen, freilich
nur, um fchon gn Anfang bea nächfleu 3 t *h*en (^febrnar 999) ju flerben.
SSieber beherrfchte ber jnuge Staifer bie £age fo oöHig, baß er ben
Dtömern bie 3G3ahI einte (^remben norfdhreiben konnte, bie fte ohne
Steigerung noHgogen. Unb wiebernm war ea ein SJerfrauenetnann bea
Äaifera, ben fte jn wählen hatten; bieamal kein Sentfcher, fonbern ein
^ranjofe, ©erberf, bie wiffenfchaftliche £end}te ber fraujöftfihen ©eif!»
lichkeif, berühmt in Sentfchlanb nnb 3*alien, nnbefiritten ber größte ©e*
lehrte feiner Qeit. Grgogen im Älofier Sluriüar, bann Somfchulmeiffer
in Steinte, wo ihm bie ©ehüler non überall guflrömten, war er bem
fächftfchen jperrfcherhaue non früherer nerbnnben nnb mit Otto III.
feit knrjcm in einem brieflichen unb perfonlichen Verkehr, ber bie 3üge
hochgefümmter ©eifleagemeinfdhaft nnb perfonlicher ^rennbfdjaft trägt,
©erbert hatte non Otto II. bie Slbfei Bobbio im ©enneftfchen erhalten,
fte aber wegen bea Stiberflanba eiu^eimifdfet Streife aufgegeben. 3*>m
Grgbifd^of non Steinte erhoben, hatte er ftdE) bort, nom Äönig, feinem
nnbankbaren einzigen ©d^äler, im ©ich gelaffen, ebenfowenig wie in
Bobbio behaupten können. £Tta<h einem lebhaften Äatnpf, non bem wir
in anberem 3»fammenhang ;n rebeu haben Werben, hatte er fleh in ben
©hu$ Oftoa III. geflüchtet, ber ihn mit bem Grjbiefum Staoenna
entfdhäbigte. CTtnn war er ^)apfl nnb nannte fi<h ©iloefler II. Gine
ber merkmärbigfien ©efialten in 3 a ht , h nn ^ erfen: ©clehrter non wtntber*
barer Bielfeitigkeit, ffiilofopfy, SHtatfyematilet, Slflronom nnb ©hon*
geifi, Äenner ber alten ©hriftfleller nnb ©höpfer ber mnftkalifchen
Sheorie, iff er ben 3 e, *0 eno ff en mit feinem erßannlichen SCiffen tm*
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208
©üoefter II.
heimlich erfhienen, fo baß fte ihn fiat einen jpefenmeijier Reifen unb
fabelten, ec H>aBe bem Senfei feine ©eele oerfanft, nm Don ihm alle
©eheiraniffe bes ©eins gu eclecnen — bas gerichtliche Urbilb bes
Softor ^raufi. 2Ib cc fo Diel bet Düann in bet ©efdE>idE>fe ber 333iffen=
fc^aff bebeutet, fo wenig bebeutet et als Papfl. ec borf ein wahres
EBunber burch bie ©elbffänbigfeit feines ©eijles, fo fyat ec anf bem
©tuhl Petri nur im @d?u$e, um nicht gu fagen im ©Raffen feines
faiferlichen rtn feine Stolle fpielen Sonnen, wirSfam allein bur<h ben
Einfluß, ben et auf ben ©eiji bes Kaifecs ansübte.
DItan ^af in ihm ben SItann fe^en wollen, bet feine eigenen ©ebanSen
Otto eingeflößt unb burch iE>n gut 2Insfn£rnng gebraut habe, gleichfam
ben Einfager bet faiferlic^en PoIifiS. Somit aber behauptet man mehr,
als fu$ beweifen läßt, Dieüeid^t mehr, als ma^rfdE>einIicE> iß. Senn bei
aller EinbrncSsfähigSeit hat ber junge Kaifer jiefs ein großes DIiaß
Don Eigenwillen unb ©elbflgefu^I gegeigt. EBic Dergic^ten beffer barauf,
bieElrf feines ESerhältniffes gn bem Papjl, ben et öffentlich feinen £ehrer
nannte, gu bejlimmen. OTie wirb ftdfj fefZflellen laffen, ob bie ©tunbfä|e,
nach ^nen Otto III. in feinen fpätecen 3 a h ccn S u regieren unternahm,
ihm Don ©ecberf*@ilDejier eingegeben waten, ob bet große ©eiehrte
mit feinen Briefen unb Dieben eine fchon Seimenbe Pßange gut Dollen
Entfaltung gebracht, ober ob feine EBorfe in gefhmeibigec Elnpaffung
an bie EBünfhe bes $ecru nur ben DerfiärSfen EBiberhaH faifeclic^ec
£ieblingsgebanSen hbren ließen. Sie $rage ifl nicht gu beantworten, ob
Otto ber gelehrige ©«hüler bes geijlooQen (^rangofen war, ober ob
biefer nur mit fing er Berechnung auf ben h°<hf!iegenben Ehrgeig feines
jungen ^reunbes einging, als unter ben oereinten Bemühungen beiber
bas romifh : beutfche Kaifertura eine neue, auch für bas Papjltum be=
beutfame ©ejlalf angnnehmen begann.
EBir wiffen, wie Otto I., folange er lebte, auf unmittelbare Die*
gierung in Diom Dergichtef hafte. EBorauf es ihm anSam, war nicht
Dtom, nicht Kaifertum, fonbern bie jjerrfhaft im Königreich Italien.
3n Diom genügte es ihm, wenn feine (Oberhoheit anerkannt würbe, fo
baß er Don biefer ©eite Oor Eingriffen auf fein italifhes Königtum
ftcher war. Surch bejiimraenben Einfluß auf bie Papjiwahl war biefer
3*DecJ erreicht, bie eigentliche Dlegierung in ©tabf unb £anb Sonnte
ben herrfchenben Elbelsfarailien unb ihrem Einhang, aus benen ber Papfl
heroorging, überlaffen bleiben. D?icht anbers hatte Otto II. fein Kaifer«
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Otto * III. ftatftrtnm
209
fntn anfgefaßt. Saß ec furg t>or bem SoBe feinen Äanglec gura SPapfi
wallen ließ, toar fdjwerlidE) fdE>on ab Bewußtes 2(BweidE>en non Ben
©cnnBfäften Bes Hafers geBad^f. 233eifec ging Öfto III., als ec
in ©eegoc V. einen Senffcijen anf Ben @tu^I ^3efri fe$te. Saß ein
fo(i$er fidff nuc galten Bonnfe, wenn Bec Äaifec fiärfer als Bis^ec feine
9I?ai£f füllen ließ, wac eigentlidE) oocansgnfe^en nnB wncBe burcf) Bie
(Sreigniffe BalB genng Betätigt. (Sa wac Bacum in gewijfem ©inne nuc
folgerichtige ^octfefnng Bes begonnenen, wenn man feit Bec (ScfjeBnng
©ilneflecs Ben Äaifec nene bahnen einfd^Iagen fai). Saß ec fnc ein
ganges 3>a$c (998/999) fein .Spauptquacfiec in Dtotn na^m, wac an*
gewohnt nnB burdE» Bein ecBennBaces ocflidEjes bebäefnis oecanlaßf.
Sann entführte i^n eine Dlunbreife Bucd^ Seuffchlanb fnc elf 3I?onafe
Bec jpanptjlaBt, aBec fdEjon im DlWmBec 1000 wac ec wieBec Ba,
auch jeßf of>ne Baß icgenB etwas feine 3InWefeu^eit gefocBect hätte.
3mmec Bentlid^ec tcaf E>ecooc, was ec im @dE}iIBe führte, wenn ec in
feinen (Srlaffen non (Scneuecnng Bes comifdjpen Dleid^es fpcadE». ($s waren
äußece 3**9 C / fle wacen Bedeutungsvoll: Bie alte fd^Iid^te $ocrae(
„non ©oftes ©na&en Äaifer Bec Dtöraec" genügte i^ra nid^t, ec fnd^te
nnB fajlete nach nenen 233enBnngen, nannte ficf» einmal „Äaifec Bes
cömifd^en (Sc&Bceifes", ein anBecmal, Ben bcandh altcömifd^ec 3wpeca-
tocen nad?af>menB, Otomanns, ©a£onicns,3fßIictra- Somit fpraef) ec aus,
Baß ec als Äaifec nid^f me^c nnc, wie feine bocfa^cen, in Ben comifdh
geBIieBenen Seilen 3 fa (‘ en a, in Dtorn nnB Bem Äirt^enßaaf, cegiecen
wollte, fonBecn eBenfo in Sentfd^IanB nnB im ifalifcEjen Königreich. 3“
Biefec borjleHung hatte ©ecBecf ihn BejläcBt, als ec il>ra einmal fdE)rieB:
„ltnfec, unfec ifl Bas comifd^e DteidE)! ©eine Kraft geBen ihm Bas fcutfyU
Bringende Bas an Kriegern reiche ©aDien unB ©ecmanien, nnB
auch Bie mächtigen ©eBiete Bec ©fpthen fehlen uns nidE>f." Sas anf*
erjlanbene [RömecceidB im üttBenBIanB foHte Bie £anBe Bes 333ef!ens Be=
herrfdEjen in Bec ^3erfon Bes cömifd^en Kaifers. @0 hat ßffo III. fidE>
malen (affen, anf Bem SE>cone ft$enB, t>oc Bem Bie bölfer i^ce ©aBen
BacBcingen. 3tömer, 3faliener, SeutfdEje nnB ©lawen, alles, was i^m
gehorchte, faßte ec als ein eingiges DteidEi, Bas ec als Kaifer eegieefe. Sec
©eBanfc wac nicht fc^Ied^t£>in nen: wie wiffen, Baß Bas aBenBIänBifd^e
Sin^eifsreid) fd^on untec £uBwig I. einmal ernfl^aft ecflceBf worben,
Bann völlig gefdEjeitert nnB aufgegeBen wac. ipier (eBfe es wieBec anf, nnB
jeff auch, feinem tarnen entfpced^enB, mit Bem ©d^werpnnft in Diom.
Malier, Daa %>apfUum 11 1 14
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210
Otto* III. Jfaifertum
($0 war Weber freie Oteufchöpfuug noch fönfilidfje 9Q3icbcrbeIeBang
Begrabener Vergangenheit, auch nicht ein Verfnch, romantifchen ^3han«
faßen fejle ©ejlalf gn geben. Otocfj war ja bas romifche Dleic£> nicht unter«
gegangen, noch kefianb es als IeBenbige 933irEIichEeif, nannte ftch roraifdh
nnb war es bem DtedE>te nach- 933er erfahren wollte, wie es ansfehe,
Brauchte nur nach ßflen gu Blicfen, wo römifihe Äaifer feit Balb jteben«
hnnbert 3oh cen in ununterbrochener ^olge ben romifchen Dleichsgeban*
Een oertrafen mit bem 21nfprach, bie 933elt gu regieren. 3 ra 933ef!en
war ea oerfaHen, h»er bebnrfte es ber (Srneuerung, h< er wollte ßffo
es wieberherfieDen. (Sr am wenigjlen brauchte bas Vorbilb ber änderen
©ejlalf in ber ^erne gn fnd£>en. 3h m > bem ©ohne ber ©riechin Sheo«
phano, bem h a ® griechifch (Srgogenen, mußte es hoppelt naheliegen,
ftch an bie formen gn halfen, bie in Äonjlanfinopel gepflegt warben.
Sarum richtete er fich einen jpofhalt ein nach bem SCRufler bes Eaiferlich
gried^ifchen. 2lrafer, bie es bisher’nar borf gegeben fyatte, erschienen in
lOffos Umgebung, gnra Seil fogar mit ihren griechifchen ORatnen; man
fprach oom ^Protofpafhar, nannte ben Äangler ben £ogofhefen, ein
^flotfenpräfeEt tauchte anf, oorlänftg ohne flotte, nnb ber Sifel ^Jatri«
fins wnrbe oerliehen. 21uch bie griechifch« (SfiEeffe wnrbe übernommen,
gnm 23efremben ber 21benblänber fah man ben Äaifer allein anf er«
hohfem ^Pla| an halbrunber Sa fei fpeifen.
Oltif ber 933ieberherfleIIung bes Gleiches foHte eine (Srneuerung ber
&irche i^anb in jpanb gehen, bas Dteich in Eirchlicher VerEIärung nen
erflehen. (Sa entfprach ber leibenfhaftlidhen (SrregbarEeif bes 3wongig«
jährigen, wenn biefe ©eite befonbers heroorgeEehrf wnrbe. 9Q3ie feine
religiöfe 3 n ^rnnfl im Mafien, 23efen, 933aHfahren nnb hingegebenem
VerEehr mit frommen (Sinfteblern ftch nicht genug tun Eonnfe, fo wollte
er biefe feine ©efinnnng auch Oiegenf gur ©chau gejleUf wiffen.
S)arum fügte er feinem jperrfcherfifel neue 23egeichnungen Bei, gnerfl
„Änechf 3efn Ghrijli“, bann wnrbe „Änethf ber Slpojlel" ein flehenbes
23eiworf. S)as wieberhergefleüfe Dlomerreich foKte oor allem dE>cifiTidE>
fein nnb im IDienfi Ghrifli unb ber 21pojlel feinen 23eruf ftnben. 21ndh
bas war im 933efen nichts Oleues, fchon bie Dlegierung Äarls bes
©roßen ifl ohne biefen ©ebanEen nicht gu oerflehen, nnb infofern hotte
(Otto ein Olecht, ftch ®rben Äarls gu fühlen unb gn beEennen, wie es
burdh 933aHfahrt nach 21achen gum ©rabe bes großen Vorgängers ge*
fchah- 93oc allem aber wanbelfe er auch h»et bie 933ege ber Äaifer bes
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Otto# III. äaifertam
211
Öfiena, bie non jeher nid?t mäbe warben, ben EDienji ©oftea trab 6er
^»eiligen für bie nornehmfie MafgaBe ihrer Dtegierung ja er Hären. 5)a=
mit aber war bem $apfl t>on t>ornf)erein feine ©tellung in 6era firchlich
erneuten Dteich gngewiefen : wie im ßflen 6er Patriarch non Äonflanti*
nopel, war er ab Dteic^epatriarcf) bea 2K5efIena ßber^aupf 6er Dteid^a*
fiedle, ein 933erfgeug 6er Dtegierung, 6er Hrd^Iid^e (Syponenf bea
Äaiferfntna.
Saß iOtto fo bacbfe, hat er mit 933orf rai6 Sat gu ernennen gegeben.
Xlnnerblütnf fpracf) er banon, er habe ©erberf=@ilnefier gnm Papfi
erwählt nn6 eingefeßt, rttdEftchfaloa fraft aHer^öd^jien ^Beliebens wies
er i^tn bie ©rengen feiner £an6efll>errfd^aft gn. @ie waren flreitig feit
langem. CRiemab war bie große ©cheufung öffoa I. (962) in Grafit
gefegt worben, Weber Öfto 11. noch Otto III. Ratten fte betätigt. Saa
©ebief non Dlanenna, bie Dtomagna, wie ea ^ente h^ißf, bae ßffo I.
967 bem Eßapji nberlaffen hatte, war non biefera nidEjf behauptet worben,
fc^on 3®^önnea XV. ^affe ea bem (5rgbifdE>of ber ©fabf abtreten muffen.
Sie ©tnilia — 23oIogna, 3foioIa, — fcf>einen Iängjl im italifd^en
Äonigreich anfgegangen nnb non ben Eßäpjien anfgegeben gewefen gn
fein. 3Rur nm ben füblic^en Seil bea alten (Syar (Späte, bie einfüge
Penfapolia, fpäter 9Itarf non 2lncona genannt, wnrbe noch gedämpft.
■Otto III. entflieh ben ©freit, inbem er alle 3tedEjteanfprüc^e bea Papflea
fnrgweg beifeitefd^ob. 3 n c * ncc XIrfunbe, bie in jeber 3«'fe ben Äaifer
felbfi ala Eöerfaffer nerrät, befd^ulbigte er bie Päpfle, aua ©orgloftgBeif
nnb Unmiffenlfeif nerfc^Ieubert gu haben, waa Dtom, baa jpanpt ber
333elf nnb bie Sltuffer ber Äird^en, befeffen habe. Sann, ala ihre Äirdje
fo weit ^ernntergeforamen, Ratten fte ftch gu Reifen gefragt, inbem fte
einen großen Seil bea Dteicfyea für ftch in 2Infprnd^ nahmen, ala ob baa
&aiferfnnt fd^nlb an intern SRiebergang gewefen wäre. SCRi’f ipilfe non
betrug Ratten fte ihren 3*°«^ nerfolgf. Surch eine mit golbenen fieffern
gefd^ricbene angebliche XIrfunbe Äonfiantinß fyabe jener Siafon 3° s
bannen mit ben nerfiümmelten Ringern — ea iff ber Äarbinal, ber ben
Vertrag mit Otto I. fcfjloß nnb fpäter bafnr büßen mußte — ber £üge
bie Beglaubigung fyofyen 2llfere gu geben nerfud^t. (Sbenfolche (Srftnbung
fei ea, wenn ein gewiffer Äarl — wir erlennen Äarl II. unb bie ©<heu=
fang non Ponfbion — faifer liehe Dted^te bem Papfi abgetreten, ba
er hoch, non einem beffern Äarl nerfrieben — gemeint ifl Äarl III. —
nicht h°be geben Bönnen, waa er felbfi nicht befaß. Siefe erfttnbenen
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212
(Stellung de* $apfte*
ItrEunben trab eingebildeten ©griffen weiß Öffo Oerädbflidj jucäeE, fte
binben il>n nid^f; aber ans freier Eaiferlicfjec ©nabe fc^enEt er bem
^eiligen ^3efrus, was bem 3^eidE) gehört, ober oielme^r er f$enEt es
feinem £e^rer ©iloefier, bamit ber fyabe, was er bem ütfpofiel bar»
bringen Eonne; nämiidE» bas erwähnte ©ebief ber alten ^3entapoIis, bie
DItarE am 3IbriafifdE>en DIteer non ^3efaro bis ßftrao.
Sie ItrEnnbe ijl ein fyotfyfi perfonlidEjes 23eEenntnis. 253er in biefer
253eife über alte nerbrieffe Dtet^tsanfprnd^e ^inwegfd^ritt — benn gegen
bie ©dfjenEungen Äarls bes ©roßen nnb £nbwigs I. ließ ftd^ Eein be«
gränbeter (Sinwanb machen — ber füllte ftdE> als jrjerrn, nnb wer eine
freie ©nabe in fo hatfäet ©pracfje mit einer fdEjarfen Verurteilung
einleitete, ber wollte, baß man feine Sjettftfyaft fü^Ie. ©in 3 c * £ 9 eno fT c
motzte Äaifer nnb ^3apf! wo^I als bie beiben Ächter befragen, bie bie
förc^e erhellten unb bie $injlernis, ber eine mit bem ©ctjwerf, ber
anbere mit bem 253orf, nerfd^enc^ten, in 253irEIid^Eeit war non ©leidEj*
ßellung gwifdfjen i^nen nid^f bie Diebe. Dtiemanb Eonnte im 3^^
fein, Wer in @acl>en ber &inf>e bie le|fe ©ntf$eibnng gab.
©s war me^r als äußere ^orm, wenn anf romifcfjen ©pnoben — nid^f
erfi unter ©ilnejler, fdjon unter ©regor V. — ber Äaifer neben bem
!ßapfi ben Vorftß führte nnb me^r als einmal ©rlaffen bes ^Papjles feine
Xlnterfd^rift Ijinjnfngte. Saß bie 2lnsbreifang romifd^er ÄirdEjen^o^eif
im Ößen, bie in bie Dlegiernngsjeif ©ilneflers II. fällt, nur unter bem
©dEmß, ja im ©efolge ber bentfd^en Vormast möglicf) war, werben
bie beffer gewußt ^aben als fpätere Vefrad^ter, benen bie
3nfammen^änge nid^f fo Elar nor 2Iugen lagen. ^mraerbin war fd^on
ber äußere Vorgang berebf genng, wenn eine polnifbe £anbesEircbe
anf einer ©pnobe ja ©nefen unter bem Vorftß bes Äaifers gefd^affen
worbe. DIZoglicb war es nnr, wenn ber Staifev es wollte, erfolgte bodE> bie
©ränbnng bes neuen ©rjbistams ©nefen auf Äoflen DTtagbebargs. ©o
fpred^en benn auch bie jeitgenofftfd^en Verid^fe nnr t>om Äaifer als
Urheber ber DIZoßregel unb betnerEen fybefyfiene, fte fei „mit ©rlanbnis
bes ^Papjies" getroffen worben. Saß in iDftos ^Begleitung römifc^e
Äarbinäle fid} befanden, wirb nicht beamtet, unb in ber S)af, biefe Ver*
tretnng bes tyapfiee war für folgen 2lnlaß me^r als bef$eiben; nach
alter Überlieferung batte man erwarten bürfen, wie es juleßt nodE> in
DItagbeburg 968 gefaben war, einen 25ifc£>of als £egafen unb ViEar
anftreten nnb bas ©efd^äft mit ©ntfaltnng Doller römifib=päp|Hid^er
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(Stellung fee* T>apftci
213
Überlegenheit leiten gn fe^en. 233eniger augenfällig, aber im ©runbe
nicht anbers ging es in Ungarn ga, wo ein eiu^eimifdEjcr Häuptling, mit
einer Bairifd^en .Srjergogstothfer unb 23afe bes Äaifers oerraählf, ben
Äönigsfifel unb in ber Saufe ben 9?amen ©Stefan angenommen hatte nnb
nun für jidj t>om Jßapfi eine geweifte &rone, für fein £anb ein eigenes
(Srgbisfum erbat, ©itoeßer gab ihm beibes auf ^nrfprad^e bes Äaifers;
er hätte es nicfyt gegeben, hätte lOffo wiberfprochen. Senn wie 3Itagbe«
bürg in ^ßolen, fo oerlor ^3affan in Ungarn fein 9ItifßonsfeIb. ©d^on
bie 3*itgenoffen ^aben es gerügt, nnb bie (Srfa^rnngen ber ^olgegeit
haben betätigt, baß bamit an beiben ©teilen benffc^e 3 nfcc eßen ge=
fd^abigf warben. 2Iber Otto fonnte ben ©traben nidE>f mahrnehmen,
ba er ßdE> als romifd^er, nicht als benfßher Äaifer fällte nnb für ihn
^3oIen wie Ungarn nun erß recf>f Seile bes römifdEjen Dieses waren.
233ic haben früher Don ber 3übglichEeif gefprod^en, baß fdEjon unter
ben nädhßen (Srben Äarls bes ©roßen in einem bas gefamfe 21benblanb
nmfaffenben (SintyeifsreidEj ein römifd^es ^ßapßtum ßch enfwidEelfe, bie
&irche bes 2lbenblanbs ebenfo gnr (Sin^eif gufammcnfaffenb nnb re«
gierend wie bas Staifectam bie £änber nnb Eöölfer. Sie 2InsftdE>f t>er«
fc^wanb, als bas fränfifd^e Dleich gerßel. Unter Otto III. erfdfjnen ße
anfs neue. DItocbfe ber ^3apß nun auch ungleich rae^r als oor gwei«
hnnbert 3 a ^ ren an ben ^errfc^crwillen bes Äaifers gcbnnben fein, er
fanb an i^m doch gugleich einen fo ßarfen Dlncf^alf, baß fein Regiment,
fo weit bes Äaifers Stttatfyt reifte, mit 233iberßänben innerhalb ber
Äird^e nicht mehr gu rechnen brandete. Um ben ^3reis ber eigenen Unter«
werßtng unter ben Äaifer fonnte er bie Äird^e bes Slbenblanbs ßch unter«
tan machen, wie es ERifoIans I. gebad^f ^atte. (Sine £ücfe freilich ^atfe
bas ©pßem: ^ranfreid^ war ein felbßänbiges ÄonigreidEj geworben, in
bem antf> ÄirdE)en nnb ÄifdE)öfe t>on ben ßaatlid^en ©ewalfen, Äönig
nnb ^rurßen, abhängig waren. Unter Öffo I. war bie Überlegenheit bes
beutftfyea Äönigs gegenüber bem weßlid^en Nachbarn unbeßritten ge«
wefen, feitbem fyatte ße abgenommen, unb mit intern Äonig liebte bie
frangößfch« Sticdfye ihre Unabhängigkeit gn betonen. Sas hatte fchon
©regor V. erfahren, als er frangoßfehe 23ifchöfe gnr Eöeranfworfnng
t>or eine ©pnobe in bie italifche ^anpfßabf ^aoia Inb nnb ben SXtichf«
erfhienenen bie Ausübung ihres 2Imfes unterfagte: fein ©pruch blieb
ohne 233irfnng. £)b bas mit ber 3eit anbers werben würbe, h'ng t>on
ber ©eßaltnng ber beutfdE)=frangößfdE>en &egiehnngen ab. Gor allem
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214
Dlomifcfter Tlufftanb
aber war bic $rage, oB bie neue ©chopfnng Ottos III., Bas röraifche
©efamtreich, nid^t an 333iberflänben iw Innern fd)eifern würbe.
@ie welBefen (ich BalB. 3n Sentfchlonb warben bes Staifere 31?aß*
regeln nicht »erflanben, feine 3Itißachfttng bentfcl)er ^nfereffcn an ber
Offgrenge, fein langes (^ernfein in 3*olien, feine Süorliebe für 3tom nnb
bie Dtomer nnb beren unverhohlene 23et>orgugnng fanben gerben Sabel
fogar in ben Kreifen asfetifiher Ginfteblermönc^e, benen er ftdE> innerlich
fo nahe glaubte. (Offene 2fnfle^nnng traf ihm in 3lom gegenüber. ( 5 ben
bas, womit er bie ©fabf gu gewinnen glaubte, feine banernbe 2 lnwefen*
heit, verjliramfe borf am meifien. 2 ln bem fiolgeu 23ewnßtfein, wieber
bie wirflid^e ^auptjlabf bes 2 Ibenblanbs gn fein, lag bem römifd^en
2lbel weniger als an ber Unabhängigkeit, bie er bis ba^in Befeffen nnb
nun mit ber Dtegierung eines Kai fers t>ertaufet hatte, ber feine Dtecfyte
ebenfo ernfi nahm wie feine 233ürbe. Saß Otto bie ipänpfer bes Eibele
burdE) Übertragung non Ämtern in H°f unb Dtegierung gu euffcf>äbigen
nnb an ftd^ gn feffeln fudErte, erwies als unwirf fam. (5s wirb
auch nicht gn vermeiben gewefen fein, baß bas faiferliche @fabf*
regimenf 2 Infpräche nicht erfüllte, Hoffnungen enttäufdhte. 3Itißrauf
nnb Ungufriebenheif fammelten j«h an, nnb eines Soges — es war
im Februar iooi — brach ber SInfjflanb aus, t>or bem ber Kaifer
ftch mit Dltühe retten fonnte, inbem er bie @tabt »erließ wie einfl
König H q 8 °*
Sas war noch feine (Sntfcheibnng, nnb Otto ba<hfe nicht baran, feine
^piäne anfgngeben. Sie erlittene ©dhmach wollte er rächen, ben 233iber=
jlanb mit ©ewalf begwingen. ©eine DItachf war nodh nid^f erfdhüttert,
wenn auch ih m bie Sore fchloß: bas italifche Königreich gehorchte
ihm wie gnöor, in Konflantinopel fam eben bamals feine Verlobung mit
ber Kaiferfochfer gnflanbe, bie 23ranf war unterwegs. 333enn nnn aus
Seutfchlanb bas bejiellfe Srnppenanfgebot eintraf, war ber ©ieg fanm
gweifelhaft. (5s ließ anf ftch warten. Kam barin bie 33erßimmnng ber
bentfchen^fürjlen über besKaifers unbentfche^Politif gam2lnsbrucf, ober
wirffen anbere Urfachen? (5he ber ©eborfam ber Seutfchen bie ^3robe
hätte bejiehen fönnen, hotte bas ©chicffal eingegriffen. 2 lnt 23 . 3 <*nnar
1002 flarb KaiferOtto III., einunbgwangig 3fahre alt, nach fttrgerKranf*
heit. 3Iftt ihm »erfanf ber ^3lan bes romifch-abenblänbifd^en ©efamt-
reichs, ben fortgnfähren niemanb ba war, unb bie Singe festen gn ber
©ejlalf gurücf, bie fte vor t'hm getragen hotten.
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(Sretfcenfier u n b Xuöfulaner
215
253ieber fe$te bas &aiferfum für länger als ein 3aH r S c H n * ans.
Sjeinriä} II., in £)eaffi$Ianb erhoben, fanb gnnächfl ni (fyt einmal im
italif<$en [Reith überall 2lnerfennnng, ein Gnfel .Berengars II., .Spart»
min non 3 & wa, traf ihm als Äönig in einem Seil bee £anbes entgegen.
@o fonnte 3°H anne0 / ber Brnber bee oor t>ier 3 a H rcn Hingerichteten
Grescenfius, als jpanpf bee 2lbels ungehindert bie Dl^ad^f in [Rom an
reifen. (Sr nannte (Ich [Pafrifius, mit meinem Dted^f, ifi nnbefannt.
SOftöglitf), baß er ft<h ben Sifel in Äonflantinopel oerfd^afft Hat, bodh
maren feine Begehungen gn «Speinridh II. nicht fdhle<ht. 2ln bie Äaifer»
mürbe fonnte biefer oorerjl nicht benfen, bie bentfdhen 31ngelegenheifen
Hielten iHn fefl. Über ben 5Papfl oerfügte ber ^afritind mieber mie in
früheren 3ah rcn ' ©iloefler II. fheint ftdh ih« freimillig nntermorfen
gn Haben, if! aber fhon nach fünf 23iert eljahren feinem Äaifer ins©rab
gefolgt. Sann mnrbe breimal ber ©fahl ©anft tyeteve mit Singehörigen
bee regierenben Q5e(ä)le<fyte befeßt. @o Hätte es andh ferner bleiben
fönnen, mären nicht im 3 a H re 1013 ra f<h nai^einanber 3°H annce fclbfi
nnb fein SPapfl, ©ergius IV., geflorben. Bei ber [Reamahl fpaltete
ficb ber Slbel, ben Grescentiern trafen iHre SÖermanbfen, bie Smsfnlaner,
entgegen, jene erHoben einen gemiffen ©regor, biefe einen ber 3H rcn /
ben ©rafen S^eopHpIaff, ber f»<h Beneöift VIII. nannte nnb in ber
©fabf bie ßberHanb gewann. Ser SBerbrängfe rief ben bentfcHen Äonig
an.Sltn jpof in ©adhfen er fd^ien ©regor, mit ben2lbgei<hen ber päpfUichen
2Sürbe befleibet, t>or jpeinrich nnb forberte feine Ginfeßnng. Sjeimid}
oerfprach andh gn fommen, behielt jäh aber benGntfdheibbis nach ^Prüfung
ber [Rechtslage oor. 2üs er in ben erflen 333odhen bee 3ahtes 1014 oor
[Rom erfdhien, mar er bereits oon ben £nsfnlanern gemonnen. ßh nc & a ß
oon Unterfndhung nnb Urteil bie [Rebe gemefen märe, erfannfe er Bene»
bift VIII. an nnb ließ jldh oon ihm am 14. ^febrnar 1014 als Äaifer
fronen. Samit Hatten bie Susfnlaner ^Papffcnm nnb ©tabtherrfdhaft
für bie Sauer eines [Jltenfhennlters an ftdh gebradhf. Sas ©fabf»
regimenf führte bes Jßapfiee Brnber SUberidh. 2fls Benebift VIII.
1024 fiarb, folgte ihm ber britte Bruder, ©raf [Romanos, als 3»Ham
nes XIX., nnb nadh beffen Sode (1033) erhob 2Uberi<h feinen eigenen
©ohn Sbeophplaft, ber |idE> mie ber ßheim Benedift nennen ließ, ber
nennte bes [Ramens. Gr muß ein noch recht junger Dltann, menn andh
nidhf, mie man fpäter fabelte, ein Änabe oon gmölf 3 a h c en gemefen
fein. [Rom nnb Äirchenjlaaf maren ein geijlliches $ürjlenfnm im Grb*
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216
Kämpfe in Unterifalien;
beßf eines ©rafen^anfes geworben. Sas Äaiferfwn bes beutfäen
Äonigs bilbefe batet fein ipinbernts, bot oielme^r ber regierenben
(Jamilie DtedEjtsbürgfdEjaff nnb Dtndß^alf gegen innere unb äußere
$eiube unb genoß bafnr ^fanfenfdEraß fiär feine eigene ^errfd^aff im
&onigreidf> 3*oIien nnb bereitwillige Sienße bee ^3apßes anf firc^Iic^em
©ebiet. @o war es unter ipeinridf» II., fo blieb es unter 5tonrab II., ber
am 26 . Dltärg 1027 oon ^ofyannee XIX. bie Äaiferfrönnng erhielt.
333er babei rae^r empfing, wer rae^r gab, iß ferner ansjnmat^en.
©inmal festen es, als foHte ber .Bnnb mit bem bentfdf>en Äaifer bero
Papßfnm reiche ^rndEjfe fragen. 333ie in ben Anfängen unter ßffo I.
iß gur 3eif ^einridf>s II. ber ^3lan anfgetandftt, bem @faaf bes ^eiligen
^Petras bie Slnsbe^nnng gu geben, bie er nadf> ber 2 Ibßt$f feiner ©rnnber
fdf>on bei feinem ©ntßefjen ^äfte §aben foQen. Ser 2 Inßoß bagn fam
non @nben, non ben ©rieten.
Unter ber Dtegiernug bes mafebonifc^en Äaifer^aufes, ber 9 ^adf>*
fommen ^Baßleios’ I., bes 3 eif 9 enoßen STlifoIans’ I. nnb^^annes’ VIII.,
£affe bas gried)ifd)e Dteid^ einen mächtigen 2Inffd)Wnng genommen.
3 n berfelben 3 e *f/ ber bentfdEje Äönig bie ^rü^rnng bes SCbenblanbs
nnb bie Äaiferwärbe in 2 flfBtom übernahm, gelang es ben ©rieten,
längß nerlorene Groningen im Ößen wiebergngewinnen. 3 m 3 <ß>re 961
Würbe mit ber ©roberung Ärefas bie ©ee^errfd^aft erworben, 968
2 Intio 4 >ia genommen, Samasfns, .Beirut nnb 2 üeppo folgten, nnb
wenig fehlte, fo wäre aacf? 3 eco f a ^ em ben 3ItosIim entriffen worben.
Sann wanbfen ßcf) bie ßegreid^en 333aßeu gegen DÜorben. 3 n einem
SHienfd^enalter gä^er nnb blutiger Äriege ( 986 — 1018 ) gerßörfe Baß=
leios II. bas Dfceic^ ber Bulgaren nnb unterwarf bas £anb bis gur Sonan.
3üs „Bnlgarenföfer" feierte er im 3a£r 1019 feinen Xriurap^ nacf> alter
2 Irf. 333aren nnn imßßen nnb korben bie einßigen ©rengen annä^ernb
wieber^ergeßeDf, was ßanb im 333ege, bie ©ebanfen aud£ nad) 353eßen
gu ritzten? SRiemals £affe man in Äonßanfinopel oergefleu, baß ^faKeo,
baß Stom, nad£ bem man ßt$ nannte, einem t>on DledEjfa wegen gehörte,
nur bie eigene @d^wädfje, bie ©efa^ren, mit benen man im ßßen gu
fämpfen E>affe, waren Urfad^e, baß man nofgebrnugen baranf t>er*
giftete, bas Dteifyt gelfenb gu machen. 3 e$f ßelen biefe Hemmungen fort.
£>b Baßleios ernffyaft an ©robernng 2 ffalicnö gebacfyt £at, läßt ßdf>
nid^f fagen. 33ieIIeidf>f ßanb biefes Ie|fe 3«! alt> ferne DltoglidE^feif im
jpinfergrnnb. 2 Iber feine jjjerrftfyaft im ©üben ber jpabbinfel ausgn*
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Q3cnet>ift VIII.
247
be^nen nnb gn befefligen, fyat er nid^t gegögerf, fobalb bie Unterwerfung
Snlgariens fytn bie ipänbe frei ließ. Sas legten i^ra nberbies bie Gr*
faf>rnngen ber jängjien 3eit na^e. Sie griedbifc^e £errfi$aff in 2lpnlien
Ijaffe Beine 233ttrgeln int iCoIB, bem jte nerljaßf n>ar. üßäljrenb ber Ie$fen
3<tl>re bes SuIgareuBriegs nnb f^tnerlic^ ofme 3ttfararaen£ang mit i^m
I^affe es fogar einen 2lnf|lanb gegeben, geführt non bem @cf)Wägerpaar
91teles nnb Sattno. Ser 2lafj|!anb war mißlangen (1009—1011), bie
jpänpter waren geflüchtet, Raffen Bei ben ^nrflen non Senencnf, Gapna
nnb ©alerno oergeblidE) nm «Spilfe gebeten, Beim ^Papjl aber Qnflmfyt
unb Seilnaljme gefnnben. SenebiBt VIII. war ein tatkräftiger nnb
unterne^menber jrjerrfdter, wie Diom i^n lange nid^t gefe^en ^atte. ©eine
^Regierung im Äirc^enfiaaf fyatte er ausgebaut, bie 23erwanbfeu, bie
Grescentier, bur<h ^ejiigBeif nnb Älugheif gnr Unterwerfung gebraut,
ben ^ßifanera nnb ©ennefen im ftegreicl>en Äampf gegen bie fpanif^en
2Iraber mit 233orf nnb Saf beigeflanben (1016). 3Jeßf glaubte er, ä$n*
lid^ wie einfl 3°h anneö XII., auswärtige ^3oIifiE mit h°h en Qielen
madEjen gn Bonnen, ß^ne fein 3 nfan Bann es nidE>f gefc^e^en fein, baß
im 3fa^r 1017 ber 2Inf|ianb in 2lpnlien wieber anflebte mtb rafdEje föotU
fcEjritte machte. Sinnen Borgern £affe ’JXteles ben korben ber ^3rot>ing
erobert. Sann aber wanbte ftcf> bas Statt. Gben damals ging bet Ärieg
in Sulgarien gu Gabe, nnb mit ben freigeworbenen Srnppen erfcfyien
ein neuer ©tafthalter, Sojoannes, ber bas .Speer bes 91teles anf bem
alten ©c^lac^tfelb non Gannae oernidbfenb fd^Ing (ßBfober 1018), ben
Qlufflanb enbgälfig anferbrücBfe unb bie gried^ifd^e Serwalfnng überall
wieber^erflellfe. 2Iudh bie nnßdEter geworbenen 3^arf)barfnrßen in Sene*
t>enf, Gapna nnb ©alerno unterwarfen ftch wieber unb ^nlbigten bem
griedbifd^en Äaifer.
Samif Ratten bie ©rieten bie dlerfyte bes Honigs non 3 ta l' en üet -
le$f, beffen Sjofyeit über Gapna nnb Senenent im Serfrag non 972 am
erBannt worben war. SenebiBt VIII. nerfngte nnn über bas ©fichworf,
mit bem er ben beatmen Äaifer gum Gingreifen neranlaffen Bonnte. Gs
wirb anf fein Setreiben gewefen fein, baß 3I£eles ftdE) nach Sentfchlanb
begab, nm bie .Spilfe .Speinrichs II. angurnfen. 3 Ö Samberg ifi er Balb
baranf geworben, SenebiBt aber gab bas ©piel Beineswegs anf. 3 U
eigener Sßerfon machte er ftd^ anf; ben Sorwanb bot bie Ginweihtrag
bes Soms gu Samberg, ber £ieblings|iiftmtg bes Äaifers, ben wahren
3wedE bentet er felbfl an, wenn er in einer UrBttnbe fagt, er ^abe „gnm
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248
Stlt’jug fytintitfyi II.
D?n$en ber ^eiligen römifdEjen &irdE)e nttb bee tomifäen Dieief>ee Äaifer
jpeinrid^, ben aHerwörbigßen ©d£m$oogf bes ^eiligen apoßolifctjen
©fu^lea, anfgefud^t". 253as baraif gemeint war, iß Eein©eE?eimnia: bae
DleidE) foHte feine Dled^fe in ltnferifalien wa^rne^men, womöglich bie
©riechen oertreiben unb aS.ee £anb ftdE) unterwerfen, bie Äird^e aber
enblidE) in ben 23eß$ ber ©ebiete gelangen, auf bie fte feit ben Sagen
^Pippine unb Äarls bes ©roßen 2InfprndE) gn E>aben meinte. 93on biefem
^Plan gengf eine XXrFnnbe, bie jpeinricf» II. gn ßßern 1020 in ^Bamberg
bem ^Papfi auaßellen ließ. Sa erneuerte nnb betätigte er ber römifdEjen
Äirc^e bie — niemals in Äraft getretene — große ©cfjenEung ßffoa I.
nnb fügte noclj baa Dleid^eguf um Dlarni, Serni unb ©polefo Ißngu.
Erinnern mir nna, baß jene ©dEjenEnng nnter anberem — nac£ bem
EOorgang ber unausgeführten iOerfprec^nngen ^pippins nnb 5tarle —
bae gange jpergogfnm 23eneoenf betraf, bas in feinem urfprnnglid^en
^Beßanbe ben großem Seil Unteritaliene umfaßte, fo wißen wir, worin
ber D?u$en ber römifc^en &ird>e beßanb, nm beßenfwitten ber ^3apß
bie weite nnb mn^fame Dleife nach 23amberg nic£>t gefreut fyatte.
@0 große Singe fonnten nur bnrd^e ©dE)werf erreid^t Werben, 23eoer
aber ber Äaifer ben $?elbgng nach 3 fa ^ en ongnfrefen in ber £age war,
oerging über ein 3a£r. Grß Gnbe 1021 überfd^ritt er bie 2üpen mit
einem ßarEen fyeez, bem bie italifdpen Srnppen ß<h anfd^Ioßen. ©0 war
hohe 3fit» Öb 23enebiEf VIII. ben 2Ibjtd)fen ber ©riechen nur gnoor*
geEommen, ob i^r 33orgeE>en bie Antwort auf feine Dleife nacf> Sentfch*
lanb war, Satfache iß, baß in bem 2IngenbIidP, wo jrjeinridE? in
erfd^ien, bau gried»fd^e ^eer bie ©übgrenge bee Äirdjenjlaafa fdjjon
Übertritten l)atte. 23ojoannes fyatte ben Qmrßen oon Gapua genötigt,
ben SarchmarfdE) freigugeben, nnb war an bie DHünbnng bee ©am
gliano gerücEf, wo Satt na, baa überlebenbe ^anpt bee apnlißhen 21nf*
ßanba, auf einer Oom^apß ihm eingeränmfen 23nrg ftdE> aujfyelt. G^lach
nur gweifägiger ^Belagerung fyatte Saffus ßd) ergeben nnb war ^in=
gerichtet worben. Dlüf)menb oergeidEmef ber bpgantinifdje ©Ejroniß, 25o*
joannee habe gang 3 f alien bis nach Dlom bem 33aßlene unterworfen; er
meinte bamit ltnferifalien — benn biee bebentef in ber gried^ifd^en D3er*
waltnngafpradEje ber D?ame 3*alia — bia an bie ©rengen bee Äird^en*
ßaata, unb hafte bamit nicht gang unrecht.
Sie ©riechen alfo Ratten ben Ärieg gegen ben ^apß bereite eröffnet,
ale bae betttfifye Sjeet mit gewaltiger Übermacht, wie ße ber er*
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gelfcgug £einricf?ö II.
219
forberte, in brei getrennten (Säulen auf oerfcfjiebenen ©fragen anrädte.
ßhne 233iberßanb gn ftnben — bie ©riechen gegen ftd> gurncf nnb bie
abtrünnigen (Järßen unterwarfen firf) ober warben überwältigt — ge*
langte es int 3Itärg 1022 nach 23enebenf tntb bereinigte ßch bann bor ber
^feßnng Sroja, bie 23ojoannea nnlängfl gar ©perrung ber (Strafe nach
35ari angelegt hatte. .Spier aber fatn ber (Siegeslauf gnm (Stehen. 2)ie
^Belagerung ber $?eße gog (tc£> hin, ber 2lpril, ber 9Itai bergingen, bie
3unfyi$e fe$te ein nnb braute eine (Seuche. .Speinrich fat> feine Sruppen
ba^infijmefgen nnb maßte froh fein, baß bie 23efa$ung bon Sroja ß<h
gnm (Schein ergab. 2)anu machte er feljcf nnb wanbte ßdE>, wä^renb
in feinem .Speer bie ÄranfE>eit täglich neneßpfer forberte, in (5ilmärf<hen
über 3tom gttrücf nac£> korben. 3 « ßbfober war er wieber in 2 )enffcE>*
lanb. 2)as großangelegte Unternehmen war mißlungen, fein eingiges
(Srgebnis bie wieberhergeßellfe ßberhoheif über ^Benebent nnb (Eapua
nnb nun andE? o& er (Salerno. ßb fie würbe behauptet werben, mußte bie
3«fonff lehren. (So war ein ©lücf, baß 33afileios II. fdE)on brei 3 a h cc
fpäter ( 1025 ) ßarb nnb feine 3TachfoIger ßch begnügten, bie (Sroberung
(Sigiliens, bie er noch hafte beginnen fönnen, fortgnfe|en, bas ^eßlanb
aber unbehelligt ließen.
5X33« ber Äaifer, fo hatte amh ber ^3ap|l nichts gewonnen. 2lm ($relb*
gug in Unterifalien hatte er teilgenommen, (Siege nnb 3Itißerfolg mit
ben Senffhen geteilt nnb ihren Dläcfgug nicht berhinbern fönnen. .Spein*
rieh II. hat ^eine 2lnßalfen gemalt, bie große (SdE)en{ung, bie er in
23amberg fo freigebig berfprodE>en, gnr Saf werben gn laßen. @ie iß
ein totes Pergament geblieben, bas le|te feiner 2 lrf, nnb hat im (Schrein
ber romifhen ÄirdEtc geruht wie ein nicht eingeloßer 5X33edE>feI, bis nach
faß gweihtmbert 3 a h tcn ber Sag {am, wo auch biefer (Schein unter
gänglich beränberten Umßänben her borgeholt unb famt feinen ECor*
gangem als Slechtstitel für eine 9?eugränbnng bes Äirchenßaats benn|t
werben fonnte.
933enn Heinrich II. baran gebaut haben foQte, anf ben mißglücken
^)lan gnrücfgnforamen, fo hat ihm bie 3eit bagu gefehlt. (Sin 2>ah r anb
nenn DItouafe nach feiner Dlndffeht ans Italien iß er geßorben ( 12 . 3 “h
1024). iöenebift VIII. war ihm fchon nm ein EÖierfeljahr boransge*
gangen ( 9 . 2 lpril), anb feine großen (Snfwürfe würben mit ifym begraben.
Unter einem Äaifer wie Äonrab II. war für bergleichm {ein ^ßla$. 5X33ir
werben in anberem 3 afaatmenhang babon gu reben haben, wie rnef*
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220
tfonraft II.
fiifytßloe biefer bie 'ftäpfie für feine 3 We< ^ c S n benn$en wußte, und wie
unbedingt |te (Ich i^tn gur Q3erfügnng fiellfen; t>on irgendwelchen Befon=
dem Vorteilen für jte war dadei leine Diebe. 25ei gweimaligera 2lnf=
ent^alf in 3 fa ^ en h at Äonrad ft<h begnügt, feine Oberhoheit über
die ^ürflenfämer des ©üdens in ©rinnerang gu bringen und ihre 23eft$:
oerhältniffe gu ordnen, der leßfe der beutfdfea Äaifer, die ihr Äaifer*
tarn nach bet 2lrf Äarlo des ©roßen aufgefaßt haben alo Oberhoheit
nnd @chu|herrfchaft, die auch ans der $erne ihre JSirfung tat and
nnr im DTotfaH durch tatfräftigee ©ingreifen an Ort nnd ©feile ans*
geübt wurde.
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3
Popjl unb Stirere
933ir haben Bisher oom ^apfi als ^öcflen Bes Äirchenfiaatß gefpro*
dhen. Saß 23ilb, Baß wir Babei fat>cn, ifi nid^t erfreulich- @anBf tyetet,
bet nn|t(f>fBare £anbeßherr, anB fein irBifc^er Vertreter finB gum $ir«
menfhilb geworben, fjinfer Bern ftcf> weltliche jperrf«i>aff mit weltlichen
3ielen nnB STTtiffeln oerbirgf. @o weif geht Bie Verweltlichung mefyt‘
fadE>, Baß ber ©egenfa| gwifchen ber ©efialt, Bie Baß^3apjlfam angenom*
men hat, nnB bet ©enbnng, anf Bie eß (ich öernfic, nid^f greller geBadhf
werBen fann. 333äre eß gang gum ifalifchen ^furflenfnm herabgefunBen
nnB alß religiöfe Dltachf für immer unfergegangen, wir Bärffen nna nicht
wunBern, ja, eß erfchiene nur natürlich. Saß iß nicht gesehen.
©egenfeil: mnjlerf man Baß Vergehn« Ber päpßlichen Grlaffe t>on
^ohanneß VIII. Biß Venebift IX., fo (iehf eß auß, alß oB Ber $apß alß
£56erhaupf Ber Äirche nm fo häufiger in SäfigBeif getreten nnB fein
firchlicher (Siußuß nm fo höh« geßiegen Ware, je weiter feine ^ßerfon
nnB fein gefamteß Safein (ich t>on Bern entfernte, waß Ber erfie chrifHiche
Vißh°f Ul, ö ©felloerfrefer Beß 2lpoßeIfürßen hätte fein muffen, Span*
figer alß früher fyat er alß oBerfler dichter in fhweBenBe fird^lid^e
©freifigfeiten oBer in Bie Verwaltung anBerer Vißhöfe außerhalb
feineß eigenen ©prengelß eingegriffen, immer gahlreicher werben Bie
ItrBunben, in Benen er Diente oerleihf ober Befiätigt, beßehenbe Diente
anfhebt nnB Maßnahmen t>on Ber gewöhnlichen ßrbnung oerfügt. Dltehr
alß Bißher triff er alß Oberhaupt Ber obenBIänBifchen Stir«he anf, nnB
fo wenig hat er oon feinem religiöfen 2lnfehen oerloren, Baß wir in eben
biefer 3eif Bie erflen ^äfle Bennenlernen, wo Bie Verehrung eineß S)ei=
ligen am Ort feiner V3irffamBeif Barch einen @prn<h Beß ^3apßeß unb
3lnfnahme in Ben römifhen ©offeßbienß ihre oolle 3lnerBennnng erhält.
STfachBem fhon 3°h annefl XV. Bern VifdEwf Ulrich 000 2lngßBurg,
3ohanneß XIX., Ber Snßfnlanerpapß, Bern heiligen 3Itarfialiß oon
£imogeß Biefe ($h ce erwiefen, ifl ße Burih VeneBiBf IX. auf VSunfcf)
Beß @rgbifhofß oon Srier einem @imeon oon ©praBaß guteil geworben,
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222
Öinflujj betf Zapfte* in &er &irc$e
bet bamala als (Sinftebler in Syrier gelebt fyatte trab geworben war.
23enebift IX., aber beffen fiebenswanbel man halb nicht genug @<^lira=
mes ergä^Ien fonnte, als 23ürge ber ^eiligfeif eines Q3erfiorbenen —
bann man 3uf?änöe unb ©eftnnungeu ber 3**f greller beleuchten?
Sarin, ba$ bas ^3ap|hnra fro| flärffler äußerer SOerlengnnng feiner
2>bee ftch behauptet hat, wollen feine 23erfeibiger ben 33eweis feiner
überirbifchen Natur ftnben. 333äre es, fagen fte, eine menfhlidhe ©in*
rich<nng, fo hätte es untergeben muffen; weil es göttlicher 2lnorbntmg
entfprnngen nnb im 23eft$ gotflidher 23erhei$tmg ifi, fonnfe es fort*
bejiehen nnb ans tiefjlem @turj gn neuer ©rö$e ftch erheben. Fluctuat,
scd non submergitur: bas ©chijflein ^3efri fann t>ora@furra gepeitfcht
Werben, aber bie 253etten t>erfcf>ringen es nicht.
2lber fo ifi es nid^f gewefen. Jpier fowenig wie irgenbwo fonfi ifi ein
233unber gefhehen, hier wie überall ifi es anf natürliche 233eife jage*
gangen. 233er Gntfiehung nnb 2lrf bes ^ßetrttsglattbens fennt, ftnbef
feinen 2lnlaß jur 33erwnnbcrung.
233äre bie ©fettnng, bie ber ^3apf? feit bera achten 3 a hrh nn ^ crf 10 & cr
Äir«he bes 2(benblanbs einnahm, non ihm erobert, einer wiberfirebenben
233elt anfgenötigt worben; hätte Dlora feine £ehre non Petrus bem
ipitnraelspforfner, bur<h ben allein man ins ^3arabies gelange, ben 23öl=
fern bes Qlbenblanbs wie einen ^fcembfioff eingeimpft unb fte mit über*
legenen Ännfien bagu gebracht, im ^BifidEjof ber alten 233elfhauptfiabt
ben (Srben non ^3etri 23otlmachf gu fehen, bem gehorchen muffe, wer
nicht gnr jrjöHe fahren wolle, — bie ©egenfräfte hätten ftdh m >t ber3eif
geregt, unb bie ©elegenheit, bas 3 0< h abjufchütteln, wäre fdhwerlidh
nnbenn$f geblieben. Xtnb weiter: hätte es ftdh ber Verehrung, bie
man bem 2lpofielfürfien nnb feinen Nachfolgern gollfe, um bas 23efemtu
nie ju einem ftfflich s religiöfen 3beal gehanbelf, gu beffen Vertretung
unb Verwirflichnng ber rötnifdhe 23ifchof bie göttliche Vollmacht mit*
farat ber geifiigen jperrfdhaft über Ntenfhen unb Völfer erhalten habe,
ber fdhreienbe 233ibetfprnch gwifhen ber @enbnng nnb ihren Prägern
hätte jebes nadhbenfliche ©emüf an ber Qcfytfyeit ber römifhen 2lnfprüdhe
irre machen müffen. 233eber bas eine noch bas anbere war ber ^aQ. Sie
Völfer bes 233eflens waren feinem fremben ©lanben mit £ifl ober ©e*
Walt unterworfen worben, fte felbfl hatten biefen ©tauben ans ftdh h cc *
ans gefhaffen. (Sr beflanb auch nidhf in Eingabe an ein ftfflidhes 3&*al,
bas im erflen ber 2lpofieI nnb feinen Nachfolgern oerförpert gewefen
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©[aube ber Seit
223
wäre, er war nid?fo an&ereo alo bie föurdpt oor einer nnftdE)fBacen, nBer-
natncUif>en Sltac^t nBer Bie @eelen Ber 9Itenfc^en, bie Biefem 2IpofieI
oerliehen war unB in Ben ^ßrießern le&fe, Bie an Ber @fäffe, wo fein
wunBerfräftiger £eid^naw rnl)fe, if)r 2lmf »erfaßen. CTftcfyW fyatte Dtora
Bagu getan, Baß Bie neuBefehrten QSBlfer Ben alten Q33orfen non Ben
©d^Inffeln Beo ^immelreit^a nnB t>om 23inBen nnB £ofen einen @inn
gaBen, Ben Bio Bo^in nodE> niemanB Bärin gefnnBen hatte. @o Brauste
eo and) Beine 2lnffrengang gn machen, nm einen ©laaBen wach gn er«
galten, Ben eo nidE>t gefcfmffen hafte, Ber i^m freiwillig BargeBcac^t
WnrBe. 2luo Ber iöorfiellungowelf finBlid^er SGolfer heroorgegangen,
erhielt er ftd? felBji, weil er einem inneren iBeBnrfnio cntfprach, folange
Biefe 2Self Bie gleiche BlieB. 3° Ben ORenfchenaltern aBer, non Benen
wir fprechen, war nichts gefdje^en, fte gn wanBeln, im ©egenteil. Ser
BauernBe ÄriegognfianB, oerwnfienBe Ginfälle Benan^Barfer SarBaren,
^re^Ben nnB 23nrgerfriege Ratten Bie ^offnnngonoHen 2lnfä$e gn reiferer
©eftttung großenfeilo gerflort nnB Bie I>errfd)enBe iCBerfc^id^t gnrnd«
ftnfen laffen in Bie nngeBrodEjene 2K5iIBi>eif ihrer nrfprfinglidE>en SRafur.
Sa waren Bie 2Sorauofe$nngen für eine öergeifligfe 2luffafftmg reli«
giofer Singe nicht gegeBen, nng efätvääjt fonnten Bie groBftnnlichen
QSorfleünngen fidE) Behaupten, Bie man mit Ben üBerliefecten 233orfen
üerBanB, nnB Ber ülnfloß, Ben ein feinereo ©efn^I an Ber menfc^IicE)en
23erforpernng genommen hatte, in Ber Bie 3& ee ftch BarBot, warBe
nicht empfnuBen, weil man ftffliche 2InforBernngen nicht ßellte.
Go war nicht Unfenntnio Ber Singe, wao Bie Äritif nicht hätte auf«
fommen laffen. 933ie eo in Dtom anofah, wer Bie ^Päpfle waren, wie fte
leBten unB regierten, ihre 333ürBe erlangten nnB ifyr GnBe fanBen, wußte
man jenfeito Ber 2llpen red>f wohl. 2ln3engniffen Bafar ifl fein SHidngel.
2lno frangoftfd^en nnB Bentfc^en G^ronifen erfahren wir Bao meifle, wao
wir t>on Ber ©efc^i(f)te Ber ^äpfle Biefer 3eif wiffen. DItan lefe, wao Ber
fonBerBare 2S3anBermonch DtnBolf Ber Äal)le um Bie 9TTiffe Beo elften
3<df>t^nnBerto üBer Bie ^ßäpfle feineo 3eitaltero fdEjrei&t. Gr weiß, Baß
3*>hanneo XIX., 23eneBiff IX. BnrdE) ©elB gn ihrer ÜCürBe gelangt ftnB,
Ber erf!e alo £aie, Ber gweite — wie er meint — fognr alo gehn* Bio
gwölfjä^riger ÄnaBe. Sie @ifte Beo Spornenowechfelo, Bie ft<h in Biefer
3eif einBürgerf, erfährt hier eine nngünflige Sentung: Bie Einnahme
eineo ehrwürdigen 9?araeno foD Bie perfonliche UnwürBigfeit OerBecfen.
Sao i8n«h, in Bern Bao fleht, ifl in Ginnt?, Bern jpanpfßl Ber bloßer*
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224
(glaube ber %eit
«form, gefchrieben unb dent 2 lbf des Kaufes gewidmet. ©orgfaraet ab
anderswo pflegte man bocf bie Regierungen gn 3lom, genanece Äennfnia
ber roraifdhen 3 B ^®nbe bacf bocf alfo beßimmf ooranagefeft »erben,
nnb bo«T ließ man ß<h durch fte nicht irre machen. DItan ertrug ße, nahm
ße ab gegeben hin, »eil bas, waa man oom ©feHoerfrefer ^}etri oer=
langte, bat>on nicht berührt würbe. 3)er @a$, ber noch ^ente gilt, baß bie
233ürbe auch bei einem unwürdigen Präger feinen 2tbbrn<h erleibef,
bebenfete für jene 3 eif: wie ber ^Papß beßhaflFen iß, iß gleichgültig; es
genagt, baß er bie 233eihe richtig empfangen fyabe nnb durch ße aber bie
strafte Oer füge, bie ber 2lpoßeI feinen 9E?adE>foIgern hinferlaßen hat. 3ß
baa ber ( 5 faH, fo mag er tnn nnb laßen, was ihm gefällt, fein ©egen mtb
fein ^flach oerlieren dadurch nichts oon ihrer 233irfung.
253ie tief ber ©laube, wie efyt bie Übergengnng war, dürfen wir nicht
fragen, weil ea darauf feine 2 lnfworf gibt. EXfremanb wirb an ber auf*
richtigen ©eßnnnng ber ^Pilger gweifeln, bie baa Rebürfnia ber ©finden*
oergebnng in ©Clären nach Dtom führte. (Sa gemahnt an bie Sage bea
Ronifatina, bie feiten ber erßen £iebe, wenn wir ben fäd^ßfdEjen DIiarf*
grafen ©ero nach bem Sode feinea eingigen ©oljnea nach Dlom wanbern
nnb bort am ©tabe ©anft Cetera feine Dtüßnng nieberlegen fe^en. (Sin
©eifenßäc? bagn iß ber ©raf oon DIonfßQon, ber ( 955 ) ala ^Pilger bem
heiligen ^3efrna Reßfnngen in feinem £anbe fd^enfte. (Sa werben ihrer
mehr gewefen fein, ala wir wißen, bie ea ähnlich machten. 2 lnf ber anbern
©eite fennen wir gar manchen, ber feine fro^ige ©leichgültigfeit gegen
5Cir<$e nnb (S^rißentnm ni<f>f oerbarg. Staifec Stoarab II., oon bem man
behauptete, baß er „im ©lanben nicht feß" fei, iß ein Reifpiel biefer
©eßnnnng, nnb fein 3 eifgeuoße Heinrich I. oon ^ranfreich ftfyeint ihm
barin nickte nachgegeben gn haben. Sennodb hat auch Äonrab fein Re«
benfen getragen, bie ©trafen, bie ber ^3apß oerhängen fonnte, für feine
3»ecfe gn benn|en. 333enn er felbß ß«h ana bem ©egen ^3efri nichfa
machte, fo gab ea doch genug andere, bie feinen $Iu<h fürchteten. (Sr iß
gewiß nid^t ber eingige gewefen, ber fo oerfuhr: wer ß<h römifcher
^Drohungen nnb ©trafen bediente, brauchte oon ihrer Äraft nicht felbß
übergengt gn fein, er dachte an bie anbern, bie an ße glaubten unb ßdh
durch ße ßhreefen ließen. 3Itifnnfer ßnb bie©egenfä|e nahe beieinander
in einem jpaufe gn treßen, wie bei ben ©rafen oon Gerbana*Refalü in
ben ^Pprenäen, wo ber Rater ß<h in Reteuerungen ber Ergebenheit
gegen ben ^3apß, „ber baa 3 c P fcc & cr 333elf fo gnf handhabt", nicht
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3>äpf(licf)ec 0d)u$
225
genug tun fann nnb bet Sohn fdEjon btei 3nh cc fpäter ( 1020 ) ein päpfi*
Iiches (Strafurteil wegen Aneignung non Äircfjenguf tro^ig gnräcfweij?:
er Zümmert ftch nicht um ben 33efe^I. 233ie hier, entfpradE) ber Erfolg
päpfilicher Sprüche oft genug ben Erwartungen nur fd^Ied^t, aber im
allgemeinen blieb ein 233orf bes Stellvertreters Petri eine 233affe, auf
bie man nid^t vergütete, wenn jte gu H>aBen war. S)a$ fic immer öfter
in 2Infpru<h genommen würbe, wä^renb bas jrttlicfje 2Infe^en Storno
tiefer nnb tiefer fanf, ^at banadh nichts 33efrembIid^eo.
233as in biefen rauben feiten am meijlen begehrt würbe, war (Sdm$
gegen Unrecht nnb ©ewalf. 3h n S u bieten, wäre SadE>e ber weltlichen
jperrfcher, könige nnb ^fnrfien, gewefen. 2tber jie Ratten bagn nicht im*
mer bie SItachf nnb auch nicht immer ben 233iüen, fie waren es mitunter
felbfi, gegen bie man bes Schußes bebnrfte. S)ae gilt in erfier £inie non
ben Söffern, beren reicher 23ef»f verbunden mit ihrer 233ehrlofigfeit bie
23egierben ber Sltächtigen angog. klofiergnt war bie 23eute, nach brr
ber £aienabel aHenfhalben bie jpänbe ansfirecfte. Einfi fyatte ber könig
bagegen Sdhn$ geboten, inbem er ein klofier für fein Eigentum unb als
folches für frei mtb nnanfajtbar erflärte. königliche Immunität, gleich*
bedeutend mit Steichsunraiffelbarfeif, war ein gefugtes 23orrechf ge*
wefen. 2Iber fie verlor ihren 9S3erf, wenn ber könig felbfi fte nicht ver*
teibigen fonnte ober wollte. 3)a blieb bie 3offe<h f gu ben geifHichen
Dltachtmitfeln ber kirche. 233ir wiffen fdhon, ba$ im nennten 3 ö h Cl
hnnbert ^Sifhofsfpnoben wiederholt firchliche Stiftungen in ihren
@dhn$ genommen h®b cn * Stärfer, gefährlicher nnb barum wertvoller
war ber ^lu«h, ben ber 2lpojielfürfi bnrdh feinen irbifdhen Vertreter
ansfpradh. Sein Sclmfc wnrbe baher am fo begehrenswerter, je mehr
anbere SItächfe verfügten; ihn gn erlangen befirebte fleh, Wcc fonnte.
Seine einfadhfie ^rorm war, ba$ ber Papfi einer Stiftung ihre 23e*
ftgungen nnb St echte betätigte nnb über {eben, ber fte antafien würbe,
ben 2tasf<hln$ ans ber ©emeinfhaft nnb ewigen ^fluch ansfpradh. 3m*
mer häufiger ijl bas — frühere (5alle find gefälfdht ober ber ^rälfhmtg
verbä«hfig — feit ber SItiffe bes nennten 3 a h c ^ un ^ crtö 9*fh e h en / f c *t
bie SItachf ber kröne bnreh 23ürgerfriege nnb Steidhsteilnngen gn finfen
begann. 3° fiattlidher SItenge giehen feifbem bie Xtrfnnben biefer 2lrf,
bie päpfHidhen „Privilegien" für klöfler, feltener für ^Bistümer, an
tms vorüber, meifi, nm gegen 23eralfea gefhä^t gu fein, bei jedem
233echfel anf bem Stahl Petri erneuert nnb bekräftigt.
$ aller, 2)aa Papfffum H} 15
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‘Pdpfflic^er 0d)u$
33on fiärferer 333irfnng war es, wenn eine 21 nßalf dem ^eiligen
^Jefrus unb ber römifc^en Äird^e als Sigenfum übergeben ober feiner
unmittelbaren @tf>n|£>errfd)aff nnterfiellf würbe. 333ie in nielera anbern
fdE>einen auch hierin bie 21 ngelfachfen bas 23eifpiel gegeben gu hoben.
@cf>on um 680 find Narrow unb Sjegfyam, bie ©rünbungen 333ilfriebs
t>on 2 )orf, in biefer 33Seife gegen (Entfremdung ober 2 Iusbeuttmg ge*
jtd^erf worben. Sas mag öfter oorgefommen fein, als wir behaupten
Sonnen, ba bie (Sd>t^eif ber überlieferten Urfunben fiarfen 3tt^>f^n
unterliegt. Sie angelfäd^fifc^e 2 Irf übertrag 33onifatius anfs ^fefHanb,
als er im 3 a ^ c 75 1 feine (Stiftung $ulba ber römifd^en ÄirdEje gn eigen
gab. Über ein 3 «$>$unbert ^at es gebauert, bis anbere ßrfe ben gleiten
33orgug erreichten, allmählich aber E>at ber Äreis ftrf) erweitert. 333ieber
ifi es bie STTtiffe bes nennten 3 n^ r ^nnberts, bie 3 c ' f 9?ifoIaus’ I., bie
barin ben Einfang macht. §är damals etwas Scenes war es, als biefer
SPapfi fidE> bas (Eigentum am Älojier QSdgelap t>om ©tifter übertragen
ließ nnb bamit bie Pflicht, es gu fcEragen, übernahm. Sas 23eifpiel
lecfte, anbere wefifränfif<he 21 nfialfen folgten halb, nnb nun mehrten
f«h t>on 3 af>rge^nt gn 3 * 4 >rge^nf bie ( 5 alle, wo bie Übertragung anf ben
^ßapfl bagn biente, eine gei(UidE>e ©tifitnng ihrem 3t®edf gu erhalten nnb
gegen Beraubung nnb 2 Insbeatnng gn fidlem. Um bie Dritte bes elften
3fa^rf>nnberts übergog ein 9T£ef t>on papjHid^en ©chuf* ober (Eigen*
flöfiern Italien, Seutfhlanb unb (5rranfreicf> bis in bie fpanifd^e 9Iiarf
hinein. Ser Unterfd^ieb, ob @dm| ober förmliches (Eigentum, ifi im
©runde nur ©adE>e ber ^orm, benn auch bas »olle (Eigentum bebentete
in ber Diegel nicht mehr als @chu$ gegen fremde Eingriffe, ©ehr feiten
nnr hoben bie !päpfie t>on ihm einen weiteren ©ebrauch gemadhf, indem
fie etwa ein ihnen gehöriges Älofier einem anbern ober einer 23ifchofs*
firdhe unterwarfen. 9I?au nannte biefes 33orredhf Freiheit, wie man
auch bie fönigliche ^fammufäf als ^Befreiung anffaßte, unb allerdings
durfte ein Älojier, bas als (Eigentum ober ©chngbefohlener ©anft
Meters t>or jedem anbern iperrfhaftsanfprnch fidler war, fleh als frei
betrachten, ba fein iperr, ber ^ßapfi, feine anbere £eifhmg Don ihm for*
berte als bie regelmäßige (Entrichtung einer geringfügigen SIbgabe „gum
3ei«hen ber Unterwerfung". 333ie groß in 333irfli«hfeit ber Äreis rom*
freier Älöfier nnb &irchen war, ifi nicht leicht fefignfleDen, ba bas föelb
überwuchert iß oon Urfunbenfälfhungen, beren (Entfiehungsgeit f«h
nicht immer ermitteln läßt, ©ic betoeife n inbes, wie begehet bas 33or=
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Befreiung Don bi fd~> oflid) er ©eroalf
227
redE>f n>at, nerrafen aber gugleich, wie man im füllen felbß über ben
römißhen ($flu<h badete, mit dem man anbece gu fdEjrecfen fn fye.
Gin noch größeres 2Sorrecf)f war es, wenn gura Gigentnra ober @dE>n|
bes ^3apßes bie Befreiung t>on ber geifilid^en ©ewalf bes Bißhofs traf.
932ir wißen, baß fcf>on©regor I. in mehreren fällen bie ltnabhängigfeit
eines Äloßers gegenüber bem BifdEjof bes ßrfes in @d^n| genommen
hafte. Saran ^af man ßch erinnert nnb bas, was ber Dltöndpspapfl
innerhalb feines eigenen ©prengels oerfud^f fyatte, gum EÖorbilb für
ä£>n!idE)e 2Inorbnnngen in ber gefamten ÄirdE>e genommen. Ginen fragen,
aber nereingelfen ( 5 all ßellf bie Itrfunbe bar, bie ^onorins im 3 a h cc 628
bem Äloßer Bobbio im genneftfefjen 3Ipennin, ber @tifrnng bes 3 rcn
Golumban, ausßellen ließ. 3 m langobarbißhen Königreich E>errfdE)ten da*
male nocf) feine geordneten Eird^IidE>en EGerhälfniße, nicht einmal bas
Bekenntnis war nor arianifdEjen Ginßüßen geßd^erf. Um jtdE> t>or folgen
©e fahren gn fraßen, erbaten nnb erhielten bie landfremden DUond^e
Dom ^3apfie bas Stec^f, unabhängig Don jeber andern Bifcf)öfIidE)en ©e=
Walt unmittelbar unter i^ra gu flehen. Sie 9I?aßregel, ohne Vorgang
wie ße war, iß t>on ben beteiligten Bißhöfen nicf)f anerfannt worben,
nnb Bobbio hat lange nnb meiß erfolglos um feine Freiheit gefämpft,
bis Kaifer Heinrich II. ( 1014 ) feine Grhebmtg gura Bistum erwirfte.
ßb in ben angelfäthßßh«n 3ieidE>en am Gnbe bes ßebenfen 3 a h r fy m, * ,crffl
ßhon ^thnIidE>es norgefommen iß, läßt bie Überlieferung nicht erfennen.
Bielleidhf folgte Bonifatins andh barin einem Brauch feiner jjjeimaf,
als er $nlba fowohl bem Gigentnm wie ber unmittelbaren geißlichen
Reifung bes ^)apßes unter 2fusßhluß jeber andern Bifd^öflEidEjen ©ewalf
unterwarf. Siefe ©ewalf übte damals er felbß als päpßlicher Bifar, fo
baß niemand da war gu wiberfpredhen. Nachahmung aber hat bas Bei*
fpiel auf fränfißhem Boden nidE)f fo bald gefunden. 2fls jrjabrian I.
bas Belflin, bas foeben non Karl, nach Grobernng bes langobarbißhen
Reiches, ans leicht erkennbaren milifärpolifißhen ©runden bem Kloßer
@f. Senis geßhenft war, non ber bißhöfliihcn Berwaltnng befreite,
leißefen bie banon befroßenen Bifd)öfe non Gomo und 2Iquileja heftigen
933iberßanb, wie es ßheinf mit Grfolg. Grß im gehnfen 3 a h r h un ^ crt c
als ber päpßliche @<hn| bereits eine anerkannte und mehr und mehr
ßch ansbreifenbe Ginridhfnng geworben war, werben andh (5alle
häufiger, baß mit ihnen bie .Befreiung non ber bißh&fTidhen ©ewalf ner*
bnnben wirb. Sodh iß bie 3°h^ biefer noHfreien, in doppeltem @inn
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Unfclbft <5nfc> igle it i>er tyäpftt
romunmitfelBaren 2lnßalfen audE> fpäter nicht groß gemefen. 23ereingelf
jlc^f ee ba, baß ein 23isfum bec neuen römifc^en ^frei^eif teilhaftig
mürbe. @0 gefdEjah, als Äaifer Sjeinvify II. bas non ih«n gegiftete Sam-
Berg ber römifd^en &irdE>e gu (Eigentum fdE>enffe nnb es gugleidE) non ber
Unterordnung unter ben (Srgbifchof non Eülaing Befreien ließ.
Ser ©ebanfe iß nerlocfenb, bie ^3äpße hätten in meifblicPenber 23e*
re«hnung bie 23eoorrechfang non Flößern planmäßig Betrieben, um ßih
babnrch eine ausgedehnte ©efolgfdEmft gn nerfchaffen, bie £anbesfirchen
nnb ^3roninjnerBänbe ga gerfefcen nnb bie eigene unmittelbare Sjezzftfyaft
anfjnrichten. 2lBer non folgen 2BBßdE)fen nnb Überlegungen läßt ßdh
nickte nacbmeifen, ße mürben auch ber bamaligen £age des ^3apßtunw
in feiner 2S5eife entfprechen. ERidEjf einen ^all Pennen mir, in bem ein
^3apß an ber (Schaffung ober (Erhaltung flößerlicher Freiheit aus eige=
nem ©ntßhlnß feilgenommen hätte, immer geht ber 2lnßoß non ben
(Empfängern ber EGorrechfe aus, immer iß es bae bloßer felbß ober fein
(Stifter, mehrfach auch bet ßrtsbifchof, bee am ben @<hn$ bee ^ßapßee
ß«h Bemüht. Sie meltliche ÖBrigPeif hat an folcf>en 5Prinilegien noch
meniger 2lnßoß genommen, hat ße oft Beantragt. Mehrfach gef«hieht
ee fogar, baß ber Äönig felbß bie non ihm nerliehene ßaatlic&e Immuni¬
tät bnrch ben !papß Beßätigen läßt, königliche nnb römifhe $rreiung
gehen nebeneinanber h et nnb ergänzen einanber. Sie äpße miebernm
Begnügen ßch bamif, bie gemänfhten IlrPunben ausfertigea gu laßen,
ohne ßch nm ihre 255ir?ang niel ga Pämmern. 233o ßch 255iberßanb er¬
hob, fam mohl eine Mahnung ober Srohnng aus Dlom, aber ohne
Sftachbrncf nnb benn auch ohne nachmeisbare folgen. 2S5enn bas mä<h=
fige (Elanp, bas ßch ber ©nnß non Äönigen nnb Äaifern erfreute, über
Mißachtung feiner EOorrechfe Plagte, fo fhrieb ber ^3apß mohl ßrafenb
an bie beteiligten 23if<höfe, unterließ aber nicht, ben $fall auch & em
franjößfhen Äönig ja empfehlen, bamif er bem Äloßer ga feinem Stecht
nerhelfe. (Sa mar fhon niel, menn ein befonberer iSote gar UnterfudEjung
anogefchicft mürbe, nachbem eine ©pnobe frangößfher 23ifchöfe bas
^ßrinileg bee bloßere ^leurp gnrücfgemiefen hatte. Natürlich hanbelfe
auch hi« ber ^3apß auf betreiben bee betroffenen Äloßeca, nnb ber
(Erfolg iß mehr als gmeifelhaft, feiner EJSorlabung ßnb bie ^Parteien nicht
gefolgt. Ser EPapß nerhälf ßih im allgemeinen pafftn: er gemährt,
mornm er gebeten rnirb, ohne bamit eigene 2lBßchfen gn nerbinben, nnb
bie 2lrf, mie man ihn bittet, fprichf bafür, baß an ber Demütigung nicht
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Unfelbftäni>ig!ei< &er tyäpftt
229
Qepveifelt wirb. (5s Hingt faf! gönnerhaft, wenn ein frangöftfcher 2IBf
Johannes XVIII. am gwei 23eftfbefiätignngen erfuhrt, für bie er ben
SKSorflauf fertig einreid^t. (5r erinnert ben ^ 3 apfi baran, es fei angebracht,
bem 23eifpiel feiner 23orgänger in ber $:ärforge für ben ^rieben ber
Klöfler ;n folgen, nnb betfufyett ihm treuherzig: „933ir werben eifrig
für (Such int £eben nnb im £obe gn ©off Beten."
9Itan fragt ftch fchließlicfj, was wohl bie ^äpfle Bewogen hoben mag,
fo freigebig in ber ^Bewilligung non 23orrecE)fen ju fein. 3ie 2IBgaBen,
bie bafiar ;u entrichten waren, fönnen es nicht gewefen fein. 5)agn waren
fte ju nnBebeufenb, höchflens ein ^ßfunb ©Silber im 3 a h r ; oft t>iel weniger.
@ie fönnen, felBfl wenn fte regelmäßig eingingen, woran man zweifeln
barf, im jpanshalt ber römifhen ÄirdE>e nicht allzu fhwer ins ©ewichf
gefallen fein. 2)ie (SrHärung ergibt ftch t>on felBfl, wenn man f«h er¬
innert, baß ^freiheitsBriefe fo wenig wie anbere ©naben nmfonf! gegeben
Warben. 333as fte fofleten, erfahren wir zwar nirgenbs, aber baß fte nicht
gerabe Billig z« hoben waren, fann man ftch Benfen. 2)ies erflärt benn
auch, warum bie^reinngen fo fiel felfener ftnb als bie allgemeinen [Rechts*
Betätigungen, währenb hoch ben ^ßäpfien, hoffen fte an 2InsBreifung
ihrer eigenen 3Ra<hf nnb ihres (Sinfluffes gebachf, baran hotte liegen
muffen, bie 3®hf ih rer ©><hußBefohlenen nach 3CTtögIi«^feif z u Vermehren,
wo nicht gar bie Dtomfrei'heif ber Klöfler fchlechtweg z«m allgemeinen
Dtechtsgrnnbfaß z® erheben. 2)as Vorrecht foflete wohl inbiel, nicht
jeber fonnte es Bezahlen ober fanb einen mächtigen $urfprecher feiner
933ünfche.
3TJicf>f anbers ifl es mit ben fällen, wo bie SPäpfie als höchfle DtidE>fer
in fchwebenbe ©Streitigfeiten eingreifen. ijier wirb noch benflicher, wie
Wenig fte ans eigenem 2InfrieB nnb mit eigenen 3 w ecfen h®nbeln, wie
fehr fte im 3)ienfl frember 233ünfche flehen, jjier erfennen wir auch, ®®e
fehr bie 233irfnng ihrer DItaßregeln öaoon abhängf, baß eine anbere
SO^achf ihnen z®®t 6 rfoIg nerhilft, wenn anch feiner non ihnen fo
Weif gegangen ifl wie 23enebiff VII., ber ( 978 ) ein ^rinileg für bas
^Bistum SOich in Katalonien t>om Dltefropolifen nnb ben 23ifchöfen ber
Prot>inz Befläfigen ließ. SDer £egaf, ber im 3 ®h r 9 l6 eine ©pnobe anf
benffhem SBoben abhielf, anf ber in hoch fl erbaulicher 333eife non 23er*
fehlnngen bes geifllid£>cn ©fanbes gcrebet nnb ein ganzes 33ünbel
Beffernber 23orfchriffen erlaffen wnrbe, war in 333irfli<hfeit anf 23e*
treiben König Konrabs I. abgefanbt, nm tiefem im Stampf gegen feine
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230
UnfetfeffAnfcigfeit frer 3>&pffe
©egner in ©daneben nnb ©achfen mit fitcfylicfyen 233affen beigußehen.
2lHea anbete war Ginfleibung. 2IIs 3°h anneö X. aufgerufen worbe, eine
gwiefpältige ^Bifc^oferoa^I in £üttid? (920) gu eatfdfeiben, hanbelfe es
(tdfy bactsrn, ob Seutfchlanb ober Qxanfreich ber 23eß| bes linfeu D^ein«
nfers gnfaUen werbe. 3°h annc0 taaäpte aadh fein ipehl daraus, baß er
bie fcangößfche ^Partei ergreife, nnb gwar auf 5BeranIafftmg Kaifer
^Berengars, ber als Gnfel £nbwigs bes frommen gu ben Karolingern in
^ranfreid^ gegen ben beutf^ea König hielt. Saß ber Gnfßheib bes
^Japßes Grfolg hatte, war auch nur bem bamaligen Übergewicht Karls
bes (Einfältigen gu nerbanfen, ber bas ßriffige ©ebief norerß noch be=
haupfefe.
lehrreich iß bie ©efhichte bes gwangigjährigen ©freifes nm bas Grg«
bisfuro Dteims. (Sr bilbef eine Seilhanblnng in ben Anfängen bes Kamp«
fes gwißhen ben lebten Karolingern nnb bem ipergog non fanden, bes
Kampfes, ber erß 987 mit ber 2J>ronbeßeigung jpngo Gapefs enben
foHte. 3 m 3 a ^ r 9*5 bemächtigte ßch ein ^Ungehöriger bes $ergogs*
hanfes, ber ©raf non QSermanbois, bes Grgbisfmns nnb übertrag es
feinem fünfjährigen ©ohn .Spugo. 3°h anne0 X. betätigte bie anjlößige
Oltaßregel nnb ßeüfe.ßch, als gwifhen König unb©raf <$fehbe ausbrach,
gang anf bie ©eite bes ©rafen. ©ein Olachfolger 3°h anne0 XI. we<h*
feite bie Haltung mtb gab bem non Karl bem Ginfältigen eingefeften
2Irfolb bas ^3aQinm. Gs gefchah nach bem 233iUen 2IIberichs, ber ner=
mnflich in ben ©egnern bes frangößfehen Königs bie ^rennbe feines
(Jeinbes, bes Königs ^rjago non Italien, fah- Sie wechfelnoHen Kämpfe
bes nächßen 3 a h c S e ^ nt0 »erfolgen wir nicht. Ser jngenblidhe ipago
behauptete ßdh im 23eß$ non Dteims nnb erhielt, als er herangewachfen
war ( 941 ), bie 233eihen. Gin Berfurh, ben ber ^ßapß, gweifeüos
wieberum im ©inne Üflberichs, machte, bnreh 2Inerfennnng $ngos ben
.Spergog non fanden gar Unterwerfung unter ben König gu beßimmen,
fheiferfe oöHig. Ser £egaf, ber ben ßrengen Befehl überbrachfe ( 942 ),
bei ©träfe bes flaches bem König gu gehorchen, erreichte nichts, ob«
gleich bie Bifhöfe ber ^roning ihn unferßüffen. 2In<h bas ^PaEinm
für jpngo, bas einen wieberholten nnb nerfchärften Befehl begleitete,
blieb ohne üßirfmtg, nnb Dteims hatte nun gwei Grgbifchöfe, beibe non
Dtom beßäfigf. Grß bas Gingreifen bes beutfehen Königs fchaßte nach
fedhs 3ah ccn ben ärgerlichen (5all ans ber 2ß3elf. Öffo I. brach mit
233affengewalt ben 953iberßanb ipugos non ^rannen nnb erwirfte beim
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Di enft rrilUg! eit
231
^öapfl, nacfjbem ein Sluftrag an ben (Srgbifc^of non Seiet ni ä)t gnm 3«*I
geführt ^affe, bie (Sntfenbnng einen Legaten mit unbef<f>ränfter 23oH=
macfyt. Unter beffen 2Sorft|, ater in ©egenwarf ber beiden Äönige non
Seatfd^Ianb nnb ^ranfreid^, tagte int 3 nn * 948 gn ^ngeltyeim eine
©pnobe nnb fällte ban Urteil, tnie en nach £age ber Singe gn erwarten
war: SIrfoIb würbe aln rec^fmäßiger Sifd^of anerkannt, .jrjugo aun=
gefdEjloffen, wenn er jtdE) nid^f unterwürfe. (Sr tat es, nachdem bie 33urg,
auf ber er ftd^ gehalten batte, non beutfdEjen Sruppen genommen nnb
gerfiort war. jriugo Hjaffe in ^ngel^eim ein @d£>reiben ben ^ßapjien nor=
legen laßen, ban i^ra rerfjt gab. (Sn würbe aln erfd^Iid^en non ber ©pnobe
o^ne Prüfung BeifeitegefdEjoben nnb nerräf wo£I, baß man in Dtom gegen
einen anbern Sinngang nickte gehabt £äffe. 233an in 3 n 9 e ^ c,ra & cn
2lunfc£lag gab, waren nidEjt bie einanber wiberfpred^enben 233eifnngen
ben ^3ap(ien, fonbern ber 233iüe ben bentfd^en Äönign, bem ber ^3apfi
nadE)fräg(idE) bie 25eflätignng nidE>f nerfagte. (Sin fRad^fpiel raadEjfe ban
nodE> deutlicher. 2Inf Verlangen ßffon — „er Befahl en unbedingt", fagf
ber gleichzeitige ©efd^idEjtfd^reiber non Dteimo — wttrbe jrjergog ipngo
non (^ranrien durdE) ben Legaten nor eine ©pnode nacf> Srier geladen
trab über il>n ber Slnnfd^Inß ner^ängf. Sie iBifchöfe feiner Partei
traf ban gleiche ©chicffal. ^3ap|i nnb £egaf, man (te^f en, waren
233erfgenge ben beutfifye n Äönign. 3?idE)f nmfonjl fyatte ber norne^mfle
ber beutfdjten Äird^enfürflen, (SrgBifdEwf (^riebri^) non 9ITaing, fiel) per*
fonlicf) nach 3tora Begeben, um ban gn erreichen.
2lln römifd^e Äaifer Ratten bie beutfrfjen iperrfc^er en noHenbn leidet,
ftch ber ^3äpfle für ihre 3*°etfe gn Bebienen. ©d^on lange nor feiner
Ärönnng ^affe ßffo I. erwirff, baß ber (SrgBift^of non 3I?aing, wie einfi
iBonifatinn, gum 23ifar ben ^)apßen für Sentfd^Ianb BejleHt nnb il>m
felbfl EGoümachf erteilt würbe, über bie iBinfümer ben DleidEjen nach
©utbünfen gn nerfügen. Otto nerfe^Ite nidbt, banon fo anngtebigen ©e*
Brandy gn machen, baß er mit feinem eigenen ©o^n, (Srgbiftfwf 233il=
heim non DQS'aing, in ©egenfa^ geriet. 3Itif erregten 233orten Befd^werte
biefer (ich Beim^ßapjl nnb gä^lte bie^fälle auf, in benen feine nnb anberer
^BifdEjöfe Steckte nerleßf waren. (St erreichte nickte, in allen ©tücfen
fe|te Ötfo, Äaifer geworben, Bei ben ^ßäpfien barch, wan er wollte.
SurdE) päpjilid^e 23erfügnng enfjlanb ban (SrgBinfnm 3IZagbeburg anf
Äojien non ipalberjlabf, ban einen Seil feinen ©prengeln, nnb non
2Uaing, ban feine Sttlefropolifanrechfe ^ergeben mnßte. (SrgBifdjof
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232
£)ienfftptUig!eiC
jperolb non ©algburg, im Äarapf gegen ben 23aiernhergog gefangen, ge«
bienbet unb abgefeßt, mürbe, als er fortfnhr als (Srgbifchof anfgutreten,
raif bem päpfHichen (5rIudE> bedroht, fein ETfachfoIger anerkannt. 233ie
bie Singe unter Otto III. jlanben, haben mir fdE)on bei ©elegenheit ber
(SrHjebung ©nefens gum (Srgbisfnra gefe^en. @freif gmifhen DIZaing
unb jpalberjlabf um bas Älofler ©anbersheim entfanbte ©iloejier II.
mo^I einen £egafen, ber autf> ein Urteil fällte, bie (Sntfcheibung aber
nicht ^erbeigufü^cen oerraochfe. @ie brachte erf! nach 3 a ^ ccn (Sin«
greifen bes Äaifers, oE>ne baß ber EPapjl gugegogen morden märe, ipein«
rid£) II. ^at ( 1004 ) bas Visfura Oltecfeburg, bas ßffo I. bnrdE> ben
EPapj! ^afte anf^eben Iaffen, mieber^ergefleHt, oH>ne ber päpfHichen ©e«
ne^migung ansbrndPIic^ gn gebenden, obgleich ein romifd^er £egaf an«
mefenb mar. Dtüc£jtdE>tst>oHer »erfuhr in ähnlichem ^aH Äonrab II.:
bie Verlegung bes Sifd^ofs|r|es non 3*i$ nach ETtaumbnrg ließ er burdE)
3<>h an,,c0 XIX. oerfügen. ©egenüber bem anfjfiänbifd^en <Srgbifcf>of non
31tailanb hat er ( 1036 ), ba bie meltlidEjen 233affen nicht oerfingen, ben
^Papfi in 25emegung gefegt, unb 23cnebift IX. ^af nicht gegögert, 31b«
fefung, 2 lnsfchluß unb $flnch gu oerhängen, obgleich ber Äaifer mit
einem abfegenben Urteil bes melflid^en jpofgeridE>ts bem ©prudE) ber
Äird^e norgegriffen hatte.
Uber alles 233a^rf(^einlic^e hinaus gel>f bie ©efäHigSeit gegen melt«
IidE)e 3I?ädE>fe, bie bie SEusSnlanerpäpfle in ben Vermietungen gmifd^en
bem Äaifer unb Venedig bemiefen. Sera am beuffdE>en .Srjof einfluß«
reifen ^Patriarchen EPoppo non 21qnileja mar es gelangen, unter 23e«
nn|nng nenegianifdE>er EParteifämpfe ft<h ©rabos gn bemächtigen unb
ben bortigen EPatriarchenfluhl eingunehmen. (Ss Sonnte ber Einfang gur
(Sinoerleibnng Venedigs in bas beutfehe Dteich merben unb foUte bas
mohl anch fein. £)h nc weife«® gab 3°h anne0 XIX. bagu feinen ©egen,
benn ©rabo gehöre ja non alters her gn EHqnileja! Sie ©paltnng mar,
mie mir miffen, fihon im fechflen 3 a h r ^ un ^ crf eingetrefen. 2 Ils Eßoppo
noch int gleichen 3 a h c ( io 3 4 ) nertrieben mnrbe nnb ber rechtmäßige
^Patriarch gnrndffehrte, mechfelte andE) ber EPapfl bie Partei nnb fiellfe
ben früheren 3*tß an & mieber her. Sr ei 3 a h te Vergingen, Äonrab II.
erfchien gnr Äaiferfrönnng in Dtora ( 1027 ), nnb mieber gögerfe ber
EPapjl nicht, ben beutßhen V3nnßhen entgegengufommen. 2laf einer
©pnobe unter geraeinfaraera Vorfi| non EPapfl nnb Äaifer mnrbe ber
Venegianer oerurteilt unb bie Vereinigung non ©rabo mit 2 lqnileja
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jtduftic^leit
233
öerfügt. 2fl>er auch babei blieb es nic^f. LRach Konrabs Tobe, als bie
beaffd^en 2Ibßchfen auf QSenebig gefcheitert anb aufgegeben waren, gog
Senebift IX. ( 1044 ) baraus bie Folgerung unb ßeHfe bie Unabhängig'
feit non ©rabo in aller $orm wieber fyer. @o hafte bas ^Papfifnm im
£aufe non gwangig 3 a h ren entfprechenb ben jeweiligen Dltachft>erhälf=
niffen nier einanber entgegengefefte (Snfßheibungen gefällt. Konrab II.
hafte nicht fo unrecht, als er, ber nor ben ©eifHichen überhaupt wenig
Sichtung hegte, in einer feiner Urfunben ben ^3apß einfach in bie Dteihe
feiner „©efreuen" ßeHfe.
Unter ben DRaßnahraen biefer SIrf wirb man feine ßnben, bie aus
freiem (Sntfhluß unb eigner SIbftchf bes ^)apfies heroorgegangen, feine,
bie nicht non außen her angeregt, erbeten ober geforbert wäre. Sem
enffpricht es, baß man ßcf» in Diom um ben (Srfolg feine ©orgen machte.
DRit noQenbefer ©leichgnltigfeit würbe es hingenommen, baß — ein
flafftfcher $all — bas nen gefchaffene (Srgbisfara Sich noch im gleichen
3 ahf ( 971 ) wieber nerfhwanb, naihbera fein etfier 3nha& et erraorbef
war, wie anch Senebift VIII. fleh nicht barnm fümmerte, baß bas
Bistum Sefalü in Katalonien, bas er anf 333tmfch bes ©rafen errichtet
nnb bem römifhen ©fahl nnmiffelbar nnterßeDf hatte, ben Tob bes
©rafen nicht überlebte. Knapp brei 3 a h re h atte es beßanben.
Saß unter folchen Uraßänben römifche Serfügungen unb Dli <hfer=
fpräche recht nerßhiebene 3Iufnahme fanben, wen fonnte bas wunbern?
Dtur gn gut wußte man ja, wie fte gu erlangen waren. Kein ©eringerer
als ©rgbifchof 233ilhelro t>on DRaing, ber ©ohn Ottos I., hat bem
33apfi mwerblümf gn öerßehen gegeben, mit Seßedhung fonne man bei
ihm alles erreichen. (Sin beuf fher Sote habe nach ber Dtücffehr ans Dlom
ßch gerühmt, für hnnbert ^Pfunb bringe er fo oiele ^3aHien, wie man
wolle; bas©elb bes SIbtes t>on $ulba wiege fihwerer als bie Seßimmung
bes heiligen Sonifag. Offen erflärte 333ilhelm, lieber als DRifßonar gn
ben jpeiben gehen, als folchen DRißbranch bulben gn woQen. (Sr iß nicht
gegangen, hat gebnlbef, was er nid^f änbern fonnte, unb gefhwiegen.
(Sinige 3 a h r S e hnt c fpäter fagte ber Sprecher einer frangoßfihen ©pnobe
bem Legaten bes ^3apßes ins ©eßchf, bie foßfpielige ©enbnng nach
Dtom lohne ßch nicht, ba ber apoßolifche ©fühl hoch nur bas Urteil fällen
bärfe, bas ein Raufen ©olb bei (Srescenfius, bem Teufelsbraten, erfaufe;
Don bem fänftichen Tyrannen hingen $?reifprach ober ©träfe ab. (Sin
fpäterer ^3apß, ©Lernens II., hat befannf, feine Vorgänger feien burch
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3nnefpAUig t Qlnfidjten der 3citg enoffen
bie ©emaltherrfchaft fc^Iec^fec Dltenfchen gu ipanblnngen Betrogen wor*
ben, bie feinen 23efianb ^aBen bürften.
ÜBer bas rechtliche 93erhälfniß bee ^apfleß gu ben Kirchen außerhalb
beß engeren roraifchen 2lmtßBegirfß ifi bieß Zeitalter fich nicht einig.
Grieben bie einen feine DTlachtooIIfomraenheit mit 933orf nnb Zat in
ben jpimrael, fo wiberfpred^en i^r bie anbern. Saß gur erfien ©ruppe
hält, wer oonDlom efwaß für ftch erhofft, ifi natürlich. @o preifi ^öifd^of
Diaf^er non 93erona ( 966 ) Dtora alß bießtuelle aller 933eißh*if, alß er t>on
borf 33eifianb gegen feine anffaffrge ©eifilid^feit erwartet. 2Inf©rün*
bang unb Unterwerfung aller Kirnen beß 933efiettß burdh Dtora Berufen
ftch, ben 933orfen 2> nno J cn 8’ I» folgenb, frangöftfche 23ifchöfe, alß fte
gegen bie £e^re beß ^otioß üBer ben jrjeiligen ©eifi gu ^elbe gieren.
TOdjfß ifi natürlicher, alß baß romifd^e Düachf i£>re eifrigfien 93erferhter
in ben Klöfiern ftnbef, war hoch Dlora bie&ne&e ihrer eigenen 93orredhfe.
93on einem Burgnnbifdhen 2lBf erhält^fohanneß XIX. bie 33erjtchernng:
„933eItBeSannt ifi eß, baff ber 23ifchof ber roraifchen Kirche bie ©feile
beß Slpofiela einniramf, fo baß auf ewig fefi unb unt>erle$lich bafiehf,
waß er in ber Kirche oerfügt." „933ie ber ©dhlüffelwart beß ipirarael*
reidhß baß ^fürfientnra üBer bie Sipofiel hat, fo erteilt bie röraifche Kirche
allen anbern in ber gangen 933elf alß ihren ©liebem bie Grraächtigung.
933er alfo ber roraifchen Äird^e wiberfpridht, ber lofi ftch auß ihrem
3«famraenhang nnb tritt in bie ©egnerfdhaft (Shrifü ein", fo fd^reiBt
in ben neungiger 3 a h rcn 2IBbo, ber 2IBf t>on (^Iettrp (@f. 23enoif fnr
£oire). Dtiemanb hat auß bem roraifchen ©nabenqueD reichlicher ge*
fehöpft alß er. 2llß Sohn für bie Sienfie, bie er bera fPapfi Beim König
leifiete, öerfhafffe er feinem Klofier neBen anbern SSorfeilen bie ooSige
Befreiung non ber Slufftchf beß ÖrtßBifchofß nnb nora 93erBof beß
©otteßbienfieß, felBfi wenn baß gange Königreich Betroffen wäre.
Dltan Begreift, baß bie 23et>orgugung ber Klofier ben 33if<höfen SInlaß
gaB, bie päpfHid^e DltachföoIIfomraenheif angufedhten. 2Daß eß nicht
öfter gefhah, ifi eigentlich gn nerwnnbern. 3 mmcc h* n kennen wir eine
SIngahl t>on fällen, wo röraifheß Gingreifen auf 933iberfprndh gefioßen
ifi. Sllß ein päpfilidher £egat an ber 933eihe eineß Klofierß in SInjou feil*
nahm, legten bie 23ifchöfe ber ©raffhaft bagegen 95erwahrnng ein.
@ie Beriefen ftdh auf bie Kanoneß, bie einem 23if<hof oerBöfen, nnauf*
geforbert in ben ©prengel eineß anbern eingngreifen. Gin ernfier 3 lt> * =
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©freit um Dteimtf 991—999
235
ßhenfaH ereignete ßdfj ( 992 — 995 ) in ©f. Senis. EGerfaramelte 23i»
fd)öfe festen ßch über bie ECorred^fe bes Kloßers hinweg: was gegen bie
©efege bet Kir^e oerfügt fei, wollten ße als Stecht nicht gelten laßen.
Sie SItönche wußten bas 23olf anfgnwiegeln, bie 33if$öfe mußten
ßüd^fen. SÜjnlidE) ging es einige 2 > a h ce fpäter in (^rleurp, auch ^ier würbe
ber 35ifdE>of oon (Orleans, als er trog bee päpfHid^en Freibriefs ungerufen
gu einer EUmts^anblung erßhien, burch einen EOoIfsauflauf gum 3G5eidE)en
genötigt. 3 ™ F aQ c t>on @t* Senis gogen bie 23i(if)öfe ben {ärgeren, weil
ber König für fein 5pansfloßer Partei ergriff, in Ffe “*9 geßhah es um»
gefe^rt: auf einer Sifd^ofsfpnobe, ber ber König beiwohnte, würbe ber
2lbf gegwungen, bie päpfHid^e Urfnnbe gu oerbrennen, ©eine 23e»
fehwerbe in Stom hoffe feinen Erfolg. 3TidE)t beffer erging es im 3a^r
1033 ber DteidEjenau. Sie Erlaubnis, bei ber Slteffe bifd^oflid^e 21 bgeic^en
gu führen, befaß ber 2Xbf fd^on feit ©regor V. 3 e |t Worbe er 00 m 33ifdE)of
oon Konßang gegwungen, XIrfunbe unb Srad^f gn öffentlicher 23et»
brennnng ansguliefern. 233ie in F ^ eur 9 ber König, fo hotte h* er ber
Kaifer ben 2lnsfchlag gegeben.
Einmal hot in biefem 3 c * f oIfer eine grunbfägliche Erörterung über
2lrf unb Umfang ber Rechte bes ^apfies gegenüber 35ifdE)öfen nnb
£anbesfirchen ßaff gefunden. Sen 2lnlaß bot ein ©freit um bas Erg»
bistum Steims. ErgbifdEjof 2lrnulf, bem 987 entthronten Königshaus ber
Karolinger angehörig, wnrbe BefdEmlbigf, bie 3rjanb bagn geboten gn
haben, baß feine ©fabt oon ben ©egnern bes regierenben Königs 3r)ugo
Eapet eingenommen würbe. £ugo gelang es, 21rnulf gu fangen, worauf
er ihn gu befeitigen fuchte, gnnächß burch ben $apß. Sen Eintrag auf
2 lbfegnng nnferßügfen bie tSiftfyöfe ber ^ßrooing. 2 lber fte erreichten
nichts, bie ©efandtfchaft mußte unoerrichteter Singe abgiehen. Sie
Gegenpartei hotte ben ©tabfherrn Erescentins, ber ben ^apß beherrfchte,
burch reiche ©eßhenfe gewonnen. 233as in Stom mißlungen war, foDte
nun eine frangößfche Steidhsfpnobe bringen. 3 ra SEUoi 991 traf ße in
23ergp bei Steiras gufammen*), fte enbete damit, baß ber angeflagfe Erg»
bifchsf feine ©chulb gefianb, abgefe|t würbe unb ß<h bem Urteil unter»
Warf. Saga fott er, wie fpäfer behauptet würbe, burch ßärfße Srohnngen
gebracht worben fein, Ob er fihulbig war, iß ßhwer gu entßheiben. 2 ln
feiner ©feile wnrbe ©erberf als Ergbißhof eingefegt unb geweiht, ©chon
*) 3Han nennt fie grtp&fjnlicfj bie (Spnobe oon (Saint 35&le. Z)a* ift aber nur ber D^ame
bea tflojlrrtf, in &em fie tagte.
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0fretf um ?Keim* 991—999
Dotier aber fyatte bet beuffdje Spof, bet für bie eerbröngfen Karolinger
^Partei na^ra, fid^ eingemifd)f unb ben gura (SinfdEjreiten Veranlagt.
3« bc||cn 2Inffcag foDte ein römifdEjer 2IBf £eo ben^faH unterfingen. (Sr
fanb bie ooHenbete Xatfacfye bot, unb ab ec eine beuffd>=frangöftfc^e
©pnobe nad> Slawen Berief, BlieBen bie $cangofen aus. @ie folgten au$
nid^t, ab fte gur 33eranfworfung nadE> Dtom gelaben würben, oerfaramel*
ten ftdE> oielme^r im 3CT2'ai 992 in (Spelles unter bem 33orfi£ bee Königs,
Betätigten, was in 33ergp gefd^e^en war, unb wiefen bie (Sinmifc^ung
bes ^Papfies fdEjroff gurücE. ©eine 3Serfngungen, wenn gegen bie ©efe$e
ber iCäfer, feien ungültig, nad) bem 333ort bes 2IpofleIs: „Sen Kefer
meibe, unb ber ftd^ t>on ber KirdEje trennt." Sa$ ber ^3apf! geantwortet
I>aBe, ifi nid^f erfennBar. Sagegen fdEjeint König jrjugo bas 3erwnrfnis,
in bas 3»^onnes XV. eBen baraab mit (Srescenfius geriet, gu einem 33er*
fuif> Benu$f gu £aBen, ben SPapfi gu ftc£ ^ernBergngieljen. (Sr Bot il)tn eine
^Begegnung in ©renoBIe unb e^renüoHe 2lufna£me an unb wollte i^n
glauben machen, es fei nichts gegen i^n gefd^e^en. 3°^ anncö ging nidE)f
barauf ein, warf fttf> oielmeljr bem beuffdEjenKönig in bie 2Irtne. 333äl)=
renb Öffo III. auf feinen Dtuf ftdE) nadE) Dlom aufmad^te, erfd^ien gum
gweifenmal SIBf £eo, um ben $aEE im Dramen bes ^Papfles mit ben
23ifdE>öfen Sentfd^lanbs unb ^ranfreid^s gu enffefjeiben. (Sr erreichte
and), nachdem ein erfier 33erfudE> am SIusBIeiBen ber Qrangofen gefd^ei*
tert war, ba$ bie gemifd^te ©pnobe in Dteims gufammentrat, aBer ein
23efd)In$ (am Weber borf noc£ Bei ber $?orffe$mtg in 3ngeB^eim gu*
flanbe (Februar 996). 0E£un na^m ber $apfl fetter — es war ©regor V.,
ber SeutfdEje — bie @adE>e in bie ^anb. (Sr Iub bie frangöftfdEjen 23ifd^öfe
gur 33eranfworfung t>or bie ©pnobe, bie er im 3 annar 997 in ^Paöia
aB^ielf. Sa fte auf 23efe^I bes Königs ausBIieBen — ipngo (Saget war
fürglid^ (lOftober 996) gefiorBen unb fein @ol>n DloBerf i^ra gefolgt —
würbe i^nen bie 21usüBung i^ces 2Imfes Bis auf weiteres unterfagt.
3ugleidE> er öffnete ©regor bas 33er fahren gegen König DloBerf feEBf!
wegen 33er£eirafung mit einer 33erwanbten, bie nodE> bagu i^rem erfien
©ema^I gerauBt war. Sas führte gu einer 333enbung. Um feine ©e*
maljlin Bemalten gu fönnen, war DloBerf Bereif, in ber Dteirafer Singe*
legen^eit nadEjgugeBen. 333o^I war ©erBerf einfi fein £e6rer geWefen,
aber t>on ber nngefe|IidE>en ^eiraf Ijaffe er aBgerafen unb bamif bie
©unfl bes Königs öerfdEjergt. DloBerf, bem Don fdE)Iauen Unterhändlern
Hoffnung auf 3Had^ftd^t in feinem ($heproge$ gemacht würbe, opferte
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@9nofte gu 23 erg9
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©erBert imb lie$ 2lrnulf ben ©fühl gn Steiran wieber einnehmen. (Sr fah
ftdE) Balb enftänfd^f: auf einer ©pnobe in Dtora würbe er Bei (Strafe ben
fluchen gnr Trennung t>on ber Königin unb jieBenjä^riger Äird^enBu^e
Derurfeilf. 21rnulf t>on Steiran erhielt bas ^ßallinm, ©erBert bagegen
hatte fid>, alte Regierungen guro fäcfyfifcfyen Äönigebaua Benu$enb, gn
iDfto III. geflüchtet unb war non biefent mit bem (SrgBinfnm Staoenna
entfhäbigt worben. Ralb barauf würbe er ^3apfi. 2ün fold^er hot er,
bie SItaßregel feinen Vorgängern unbeachtet laffenb, 21rnnlf aun ©naben
aln (SrgBifhof wieber eingefe$t unb i^nt ban ^3aüinm nominale oerliehen.
Äönig Stöbert fämraerte fid} nid£>f um ban firc^Iid^e Urteil, an ban ihn
©iloefler amh nicht erinnerte, unb fe|fe feine nerBotene (S^e nodb fünf
3aT ce ( an B f ort / Bin bie &inberloftgfeit ber Königin ihn gur ©(Reibung
unb guro (Singehen einer neuen VerBinbung Bewog.
Sie UnregelraäfÜgEeiten in biefera Hergang fmb Eanro gn üBertreffen,
bodE> jtnb fte nidEjf ban Slterfwärbigfle, wiewohl fte Betttücher aln Dielen
anbere Derrafen, wie man ira füllen über ben inneren 333erf pdpfHie^er
Slt'achffprüche feCBfi bort baiTfe, wo man fte in 2lnfprmh nahm ober
ft nach ihnen gn rieten fd^ien. San SlterEwürbigfle ftnb gewiffe grnnb=
faßliche (Srorterungen, bie Bei biefer ©elegen^eit flattgefnnben hoben.
2lnf ber ©pnobe gn Vergp war (SrgBifhof 2lrnnlf nid^f ohne Verteil
biger geBlieBen. 3*®ei 2lBfe unb ein ©hulmeifler Ratten bera Verfahren
wiberfproiTen, weil ber QlngeElagte nid^f im Reft$ feiner 333ürbe, bie
©pnobe nid^f Dom ^Japfl ermächtigt fei unb Slnfläger wie 3 en 9* n Ben
gefe$Ii<h en 2lnforberungen nicht enffprädEjen. Sie päpfUid^en Sefre*
taten, auf bie ber ©precher fid^ füiffe, entnahm er ann ^feuboiftbor. 3h ro
erwiberfe im tarnen ber Sltehcheif ber Rifhof Don ßrleann. ßh ne Bie
Echtheit ber angeführten Reweiefieüen angufechten, fleHte er ihnen bie
ewig gültigen ©efefe ber Äongilien gegenüber. Snrch eine nene 33er*
fugung ben romifhen Rifhofn Eönne Beflehen ben Dled^f nicht anfgehoBen
noch feine ©eltnng Don bem 2lnofprnch c ' nes ^Papflee abhängig gemacht
werben. 333äre en anbern, fo müßten alle ©efe|e fhweigen. Senn wan
nähten fte, wenn allen Don bem Urteil einen (Singeinen aBhinge? Sann
gäbe en überhaupt fein Stecht. Seicht Don ungefähr erinnern biefe ©ä$e
an bie©ebanfen, mit benen ipinfmar Don Dteiran einfi gegen SfiEolann I.
bie ©adhe ber Rifhofe unb ©pnoben geführt hoffe. 2lun ^infmarn
©chriften hnf ber Dtebner — h‘ nfer Bern man ©erBert aln (Sinfager
gn Dermuten hnf — feine ©rünbe nnb Reweife geholt. 3lBer er ifl über
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0pnobe $u 23 erg 9
fein 23orbilb fynauBgefcfyntten, er ifl gura Angriff übergegangen. Sera
23orrechf bes romifd^ett ^öifc£>ofö, fährt er fort, wollen wir feinen 216=
Bruch tun, wenn er nach £eben unb 233iffen fo iß, wie et fein foU. 233enn
er jebo<f> ans Unwiflen^eif ober furcht ober jrjabgier irrt, fo ifl Weber
fein ©dE>weigen noch eine Verfügung t>on it>m gu Sendeten. Senn wer
felbfi gegen bie ©efe$e ifl, Eann bas ©efef nicht aufT^eben. Sann bricht
ber Diebner in eine 233e^EIage ans über Dtora, bas einf! gelles £id^t
fpenbete, jept ^infiernis oerbreifef. (SinfI nberfiraalten bort £eo unb
©regor, ©elaftns nnb 3 nn0 S cn 2 alle an 233iffen unb 23etebfaraEeif;
lang ifl bie Dtei^e berer, bie mit ihrer £e^re bie 233elf erfüllten. 3^ nen
war mit Dtecfyt bie gange ÄirdEje anoertranf, obwohl auch ihnen fd^on
bie 25ifcf>öfe 2lfrifas wiberfprodE)en haben. Saran fd)Iießt ftdE> ein DlüdP=
blicf auf bie Q&eßfyitfyte bet geitgenöffifd^en Päpfle, non ^fa^annes XII.
bis 3°& annca XIV. ©chonungslos werben fle gegeigt, wie fie waren,
„tlnb folgen Ungeheuern, mit menfd^lid^er @cf>anbe belaben, bes 253if*
fens nra göttliche nnb menfdEjIiche Singe bar, foHen ungegählfe 33ifd?6fe
bes (Srbfreifes, burch 233iffen nnb £eben ausgege»chnef, unterworfen
fein? 933ie barf auf bera höcf>f!en SE)ron einer ft$en, ber nicht einmal ira
niebern Älerus 2InfprndE> auf einen pia| fyätte? 23lähf ec fleh °h ne »Cicfee
mit feinem 233iffen, fo ifl er ber 2XntidE>riff, ber im Sempel ©oftes flft
nnb flih als ©oft gebärbef; hat er Weber 253iffen noch £iebe, fo ifl er im
Stempel ©ottes wie eine 23ilbfänle, wie ein ©ofenbilb, t>on bera ein Ur=
teil erbitten fooiel fließe wie einen ©fein befragen. Ralfen wir uns alfo
an unfere ©rgbifdEjofe unb an ©ottes 333orf. beutfdf>en Dleich finben
wir angefehcne DItänner, bie wir, h»nberfe es nidE>f ber 3 l ®' c ff > alf ber
Könige, eher befragen Eönnfen als jenes Dlom, bas Eäufliche, bas feine
©prnche nach ber DUenge ber ©elbflüdPe wagt. 233er etwa mit ©elaftns
behauptet, ber romifdEje 25ifcfyof richte alles unb werbe felbfi t>on niemanb
gerichtet, ber gebe nns in Dlora einen, beffen Urteil niemanb richten
fann — obwohl bie Qlfrifaner auch bas für unmöglich erflärt haben.
Sa aber bort gu biefer 3*it fafi niemanb gu ftnben ifl, ber bie 233iffen*
fchaft gelernt hat, ohne bie man faum Türhüter wirb, mit Welcher
©tim will einer lehren, was er nicht gelernt hat? Unwiffenhcif ifl bei
anbern 23ifdE)öfen gu erfragen, beim Dlömer, ber über alles richten foD,
ifl fle unerträglich. 2Iuch Petrus hat fldh Bern beffern Urteil ^ßauli unfer=
worfen/* 2Inf bie (Erinnerung an einen— pfeuboiflborifchen— (Erlaß bes
Samafns antwortete ber Diebner: „233ir werben nns an ein allgemeines
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Äongil rnenben ober an einen Santa fas, falls wir hören, baß einer in
Dlora weile; obgleich and? bas non ben afrifanifchen Äongilien" —gura
brittenmal biefer jrjinweis — „verboten wirb".
@0 fpra<h ber SBifdjof non Orleans. (Sr fanb ben ungeteilten 23eifafl
ber Verfararalung, an<h bie ©egner erklärten ftch für äbergeagt. Ser
römifd^e £egaf, 2Ibf £eo, ^at anf bie Diebe, als fte ihm überfanbf würbe,
in einem ©Schreiben an ben Äönig gn erwibern nerfudEjf. Dltif giftigem
©eitenblicE auf©erberts ©eiehr faraf eit will er ben Vorwurf wegen ber
Unwiffen^eit bes römifd?en Sj ofes entkräften: ^Jefri ©Stellvertreter wollen
nid^f ^Plafo noch Vergil ober Sereng gu £e^rern hoben noch bas übrige
„^Philofophenpac?" (pecudes philosophorum). 2lwfy Petras wußte
banon nichts mtb ifl bodE? Sür^üfer bes Rimmels geworben. Von 2ln=
fang ber V3elf hat ©off nidEjt Dtebner nnb ^ilofopljen erwählt, fonbern
Unwiffenbe nnb dauern, ©efd^enfe hoben audf> alle 2lpofiel mtb ihre
Dtadhfolger angenommen, ja ber .Sperr felbfl, ber bie ©oben ber DHagier
nicht nerfd^mä|te." ©ehr glücflieh Sann man biefe (Srwibernng nicht
nennen, fte ging an ber jrjaupffadE>e vorbei nnb betritt nidE>f einmal bie
Vorwürfe. 2lndE> bie ipinweife anf gefcf)id)fli(f>e Vorgänge, wie bas
Vorgehen Dttfolatts’ I. gegen Epijofios, Äönig £of^ar nnb feine Vifhofe,
treffen ben Äern ber $rage fowenig wie bie Vernfung barauf, baß noch
im Vergangenen 3a^r 2lle;anbria unb ^ecnfalera bas Urteil Dloms, bie
afribanifd>en©emeinben einen (Srgbifd^of vom^3apf? erbeten unb baß ber
(Srgbifd^of Von (Sorbova einen fd^wierigen <5all 3°h annes XII. vor«
gelegt höbe, ohne nach beffen Vorgägen ober §e^lern gu fragen. Sas
wirb anf bie Qfrangofen fd^werlid^ mehr (SinbrndP gemacht hoben als bie
übliche jiolge Betonung von Dloms unvergänglicher ©roße nnb nnver«
räcfbaren Vorrechten. DtidEjf ©rünbe, fonbern lebiglidh ber 2S3ille bes
Königs nnb bie befle^enben Dltad^tver^ältniffe hoben fd^ließlid^ ben
Slttsfd^lag gngnnflen ber vom ^3apß begünfiigfen Partei gegeben, unb
an ber ©eftnntrag, mit ber bie frangöftfcl>e Dleid^sfird^e bem ^3apfl*
fnm ber 3«f gegenüberflanb, wirb fiel) baburrf) nichts geänberf hoben.
Sen Vebentenbflen gnra Dltaßfiab für bie ©efamt^eit nnb feine 2ln*
fd^annng gnm ©emeingnf bes Snrd^fc^nitts gu machen, wäre übereilt,
immerhin ifl es beachtenswert, wie ein fd^arfer Senfer nnb gelehrter
Äenner ber Vergangenheit am (Snbe bes gelten 3 a h r ^ an ^ crfö > n biefer
($ftage gebadet hot- 233ir bemerkten f«hon, baß hinter ben Ausführungen
bes 23ifchofs von Orleans niemanb anbers geflanben hoben bürfte als
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(Herbert* 21nfi d>t Dom 'Papftfum
©erberf. Ginige 2>oh c e (pater ( 995 ), als fein stampf am 600 Grgbisfum
anf bem Sßöfyepnnft flattb, fyat ec 23eranlaffung genommen, in einem
langen @dE)cei&en an ben 25ifcfyof t>on ©fraßburg, burch bas ec offenbar
anf bie ©egenpartei, bie beatftfyeit 23ifd?öfe, werfen wollte, ben < 5 all
auseinanbergnfe|en unb ben Ginfpruch des ^apfles gegen bie Elbfegang
Elrnnlfs jn enthaften. (Sr fließt fid> dabei eng an ipinfraar an, beffen
©äße ec großenteils wörtlich wiederholt, abec gngleid) weiterentwicfelt
nnb fcfyärfer 3 nfpißt. ff nt bie ©elfung einer Dtecfytebocfcfycift, faßt ec, ifi
bas ©ewid^f beffen, bec fte erlaffen J?at f entleibend. 2 )arura fie£>f an
oberfier ©feile, was t>on d^ciflns, ben Elpofleln nnb Propheten ausgeht,
an geeiter bas, was im Ginflang mit jenen t>on allen Äaf^olifen ein«
heilig befräftigt ifi. Gr fl in beiffee £inie foraraen bie Grflärungen ein«
gelner Oltänner, ansgejeid^nef durch 233iffen nnb 33erebfamfeit. ^Daraus
ergibt fidf), baß bie Grlaffe ber ^äpfie hinter ben 2B3orfen ber ©ehrift
nnb ben 23efchlüffen ber Äongilien gurüdPgtrfrefen hoben. 2 In ber ©d^f^eif
ber oornifänift^en angeblichen ^ßapfthriefe äußerf auch ©erberf feinen
3weifel. @ie paßten für ihre 3 c * f * 2ß>er fte find überholt durch bie 23er*
Ordnungen ber Äongilien nnb barnm nur fo weif »erbinblich, wie fte mit
biefen äbereinflimmen. 23on ihnen gilt bas 233orf —©erberf entnimmt
es bem Grlaß über bie anerkannten firchlichen ©chriftfiäcfe, ber mtfer
bem 3?amen bes ©elaftus ging—: „prüfet alles, unb bas©nte behaltet.''
©elaftus war einer ber Ärongengen für ben romifhen Primat, barnm
war es ein fdEilauer ©riff, gerade ihn gegen bie römifchen 2 Infprn<he anf«
treten gn [affen. 3 n berfelben 2S5eife wirb noch eine gweife romifc^e
Eluforifäf gegen Otom ins ^elb geführt. (Sine 23erfügung bes ^ßapfies,
fagt ©erberf, bie bem Dtechf wiberfpricht, binbef nicht, wie ^ßapfi £eo
gefagf hot: „3)as 23orrechf bes Petrus gilt nicht, wo nicht nach feiner
©erechtigfeit geurteilt wirb." 2 )as wirb in Einwendung auf ben t>or*
liegenben ^aH ausgeführt, nm ben ©chlnß gn begrünben: EIrnulf ifi mit
Dtechf ferurfeilf gemäß den ©efeßen ber Gnangelien, Elpofiel, Propheten
unb Äongilien unb ben mit biefen übereinfiimmenben Grlaffen römifher
Äifchöfe. Oltif einer 233enbung t>on änßerfier ©chärfe gegen bas Dtora
feiner 3 eif fehließt bas ©^reiben. bisher, fo heißt cs ba, worbe 3tom
für bie Oliutfer aller Kirchen geholfen, aber es flucht ben ©afen,
fegnet bie 23öfen nnb holt ©emeinfehoft mit benen, bie man nicht
grüßen foD. Gs oerdammf, bie für Ghcifii ©efeß eifern, nnb miß«
braucht feine 33inbe« unb ißöfegewalt. S)enn Gh r 'ß u0 fragt nicht nach
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!J)äpft lief)* und bifcfjofli cf>e 23u£getvalf
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bem Urteil 6er Vifdhofe, fonbern nach bem San ber ©dhulbigen, trab
feinem SItenfdhen fleht es gu, ben ©ottlofen gu rechtfertigen nnb ben
©ereilten gu »erbamtnen. ©olche 255orte fc^einen ein VeEennfnis gu
fein, wie es Elarer unb übergeugfer nicht gu »erlangen wäre. Unb hoch
hat berfeCbe ©erberf ben ©fanbpunEf, ben er h*er einnimmf, wenige
3ah ce fpäter, als er 5Papf2 ©il&efler II. geworben war, nicht behauptet.
Unter ben ©ränben für bie Vegnabigung feines ehemaligen ©egners
beruft er ftdh gang ira ©eifle ^Pfeuboiftbors, aber ohne ©füge int alten
Stecht ber Äirche barauf, baß 2Irnnlfs 2lbbanfung — um eine folche
hanbelfe es ftdh I a ber $ortn nadh — ber 3»)tiwmnng Storno entbehrt
habe. 2Hfo nicht einmal ein ©erbert hatte in biefem fünfte eine uner*
fchüfferlidhe Übergeugung. 255enn bas am grünen ijolg gefdhah, barf
man t>on ©eringeren eine Elare, folgerichtige ©fellung nidhf erwarten.
Unflarheit beflanb auch auf bem ©ebiet, anf bem man bem apofloli«
fdhen ©fühl am wenigflen fein Vorrecht granbfä£li<h bejlriff. 3)aß ber
SPapfl befugt fei, reuigen ©ünbern ans ber gangen 255elf gegen ange«
meffene Vttße £osfpredhnng gu erteilen, hat nietnanb geleugnet. SItan
billigte ihm in biefer Sjinfufyt fogar mehr gn als anbern. @o »erfianb
man bas angebliche jperrenwort gn ^Petras »ora Vinben unb £ofen:
bie Vollmacht feines ©fnhles reichte weiter, ihm tränte man tiefere
(5in(t<hf unb ftchereres Urteil gu. Vifhöfe, bie ftdh felbji bie (Sntfcfyeh
bttng über fernere Verbrechen nicht gntranten, pflegten bie ©dhnlbigen
nach Stom gn fincEen, bes ^apfles ©prudEj galt als Urteil ber gangen
jtirdhe. 2tber in ber 2lnsäbnng biefes Ste<hfs ergaben ftdh Reibungen unb
255iberfprndhe, bie gu Vefdhlüffen führten, bie ft<h feiner 2Iufhebung näher«
fen. 6s fam t>or, baß ©chnlbige ftdh & ec bie ihr VifdEjof ihnen
auferlegte, gn enfgiehen fudhten, inbem fte ftdh nach Stom wandten, unb
baß ber Papfl, ohne nähere Kenntnis ber Utnfiänbe, bas Urteil bes
Vifhofs bnrdhfreugte. 5)as hat im 3 a h r I03 3 3“ fdharfen 3 Ul
famraenfloß gwifhen Stom unb ber beut fdhen Äirche geführt. 3)en2lnlaß
hatte bie ©räfln oon ^ammerfiein gegeben, bie bie ©dheibung ihrer 6he
burdh ein beutfdhes ©eridhf — Äaifer Heinrich II. hafte fte betrieben —
nicht anerkannte, bafär aus ber Äird^c ausgefdhloffen, aber in Stom wie«
ber anfgenommen würbe, fiietburcfy fühlten bie 23ifd>ofe bet SItainger
^3rot>ing ftdh herausgeforberf unb erliefen anf einer ©pnobe in ©eligen«
flabt ein allgemeines Verbot, baß jeraanb ohne 6rlaubnis feines Vifchofs,
unb ohne bie anferlegte Vuße geleiflef gu haben, ftdh na( h ^»m wenbe.
Roller, Daß Papfffum II 1 x6
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Päpftlidje und feifc$df[tc$e 23ufjgeroalt
2lnf anbere 2lrf erlangte £osfprech ungen foDfen ungültig fein. Sas war
felbß Äenebift VIII., fro$ aller DtfidPßchf anf ben Äaifer, gn ßarf, er
fd^ritt gegen ben Sltainger ©rgbifdEjof ein, aber nur mit einer falben
SItaßregel: er enfgog i^m bas ^allinra. Sa befam er aber t>on ben
SHainger ©nßraganen eine bentlitfje 2lnfworf. (Sntßhloßen traten (je
hinter ihren Grgbifdjof, erinnerten ben ^3apf! baran, baß feine eigenen
EGerfrefer guerß gegen bie unerlaubte (Si>e eingeßhriffen feien, nnb
mahnten ihn, „an feine 2S3ürbe gn benfen". 23enebi!f f>at bas ge^ar=
nißhfe ©chreiben wa^rfd^einlid^ nitfjt rae^r erhalten, {ebenfalls nicht
beantwortet, unb fein Slachfolger ließ es babei bewenben.
333enige 3 a ^ ce fpäter gaben gwei ähnliche (5alle einer aqnifanißhen
©pnobe ©elegen^eif gu grunbfä|Iic^en ^Sefd^lnffen. Ser ©raf ber
2 lnt>ergne, t>on feinem 23ißhof wegen (S^ebrnd^s ansgeßhloßen, fjatte
ßch in Dtora fiosfprechnng geholt. 2lnf bes 23ißhofs 25efd^werbe anf*
wertete 3°h annefl XIX. mit falben ßntfd^ulbignngen unb nahm bie
Verfügung gnrndf. Ser 23ifcf)of non 2Xngonlerae ferner fyatte einen
2lusgefchIoßenen, ber ßch auf romifd^e £osfpred^ung berief, gnrndf*
gewiefen. Sas Äongil wollte gwar bie Befugnis bes ^ßapßes nidEjf an*
gweifeln: i^m ße^e es frei, wenn ber 23ifd)of felbß einen 23nßer nach
Dtom fidEjidPc, bie ©träfe gu betätigen, gn milbern ober gu nerfdEjärfen,
aber ohne 233ißen feines iBißhofs bürfe niemanb ftd> in Dtora los*
fpred^en laffen. „Sie römifd^en ^3äpße follen bie Urteile ber Bifd£>6fe
bekräftigen, nicht gerßoren, benn fo wie bie ©lieber ihrem Raupte folgen
muffen, fo iß es and) notig, baß bas ipaupf bie ©lieber nicht fränfe."
Silan ßel>f: bei aller grnnbfä|lid^en 3lnerfennung bes päpßlidEjen Bor*
rechte fcf)euen bie Bißhöfe ßcfj niefjt, bie ©rengen feiner 3lnsübung
abgußedfen. ©old>e Vorgänge laßen es glaubhaft erßheinen, wenn
©erberf, ber fpäfere ©ilneßer II., einmal an ben beseitigen ^3apß
ßhreibf: „£ege id> an ben apoßolißhen ©fu^l Berufung ein, fo werbe
id) ansgelad)f."
(Sinen Haren 2lnsbrudf ber l)errfd)enben 2luffaßuug t>om ^3apßfara
barf man t>on ben gebräuchlichen Dtechtebüchern ber 3«if erwarten, beten
es nicht wenige gibt. Saß bie ©efe|e ber alten Äird^e, im fedhßen bis
achten 3 a h r ^ un ^ ecf gefammelt, ben tatfächlidhen Berhälfnißen nicht
raebc genügten, h<>f man allenthalben empfnnben nnb ßdh wieberholf
bemüht; bem Dltangel bnrdh neue 2lrbeifcn abgnhelfen. Sabei iß bie
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Ä'irdfjUcfje Dttdfyttbüdfyer
243
gewaltige QSermehrung des ©Stoffes, bie in ber ©ammlung ^ßfeubo‘
ijtbors oorlag, nicht nerfcfjmä^f, aber bie 2tb|idE)f bet ffälfcfymtß, bie
3ßerfajfung ber Äitd^e gur nnnmft^tänffen 3TtonardE)ie bee ^apjies um=
gngejialfen, nur ein eingigee 3I£aI aufgenommen worben t>on einem Un=
beEannfen, ber bem Streife bee 2lnajiafms angehört gn haben fcfjeinf unb
jedenfalls beffen ©ejinnung geteilt hat. 23on ^Pfeuboijtbor macht er ben
ausgiebigjien ©ebraucf). 2lber ce iji begegnend, baß fein 333erE, ge*
wohnlich nach ber 333ibmung an ben Grgbifd>of 2lnfelm non 3QftaiIanb
(882—896) benannt, nur wenig befannt geworben iji unb nachweislich
feinen (Sinfluß geübt hat. Sagegen bae oerbreifefjie 2^utf) biefer 2lrf, bae
„SeEref" bee 23ifdhofe 25urdharb t>on 333orms, »erfaßt gwifchen 1008
unb 1012, fchöpft gwar audh aue ben ^älfchungen bee neunten 3 a h ts
hunberte — etwa ber jtebenfe Seil bee ©toffes iji ihnen entnommen —
aber ihren Ieifenben ©ebanEen eignet ee jtch nicht an. ©s wieberholf
eine 2tngahl t>on ©aßungen über bie diente bee tyapßee — bie ©in*
fefmng bee ZBiffyofeamtee in ber ^3erfon bee 'Jßetrtie, ben Übergang
feinee Vorränge auf ben 25ifdhof t>on Dlom, bejfen ©fellung ale 23e*
rufungeridhter für angeElagfe 23ifchöfe, bie 3R!ofmenbigEeif feiner Seil*
nähme bei 33erfammlung einer allgemeinen ©pnobe, ja fogar bie 23e*
haupfung, baß nur mit feiner ©rmächf igung ein 23ifä>of »erurteilf werben
Eönne — aber biefe ©ä$e jinb nirgenbe gnfammengefaßt. Über bae
gange 33uch gerjireuf, Eommen jte in ihrer Sragweite gar nidhf gur 233ir*
Enng, ja (Je »erfchwinben nnfer ber DItaffe oöHig anbere gearteter 23e*
jiimmungen. 333ohl führt ber erjie Seil ben Sitel „3Som Primat ber
Äirchc", hoch iji bamit nicht ber römifch* Primat über bie Äirche ge*
meint, fonbern bie ©Stellung ber Äirdhe felbji, bie auf ben 35ifd?öfen
ruht. 33urcharb teilt burdhaue bie 2lnfci)aunng, bie einmal in einer (Sr*
flärmtg frangöjtfdber iSifdbofe hundert 3<*h rc früher gum 2lusbrucE Eam:
„Sie Äirche bejieht aus ben 33if<höfen unb ^ßriejiern, denen bas 33oIE
©offes anuerfrauf iji, nnb ruht auf ihnen, wie ein fyane auf feinen
©äulen." Ser $apji tritt bem gegenüber gang gurücf, er iji niebt ber
aQgeif tätige, überall wirEenbe, unentbehrliche Dlegenf, fonbern gleichfam
nur ein le$ter DiäcEhalf, an ben man jtdh wendet, wenn anbere »erfagen,
ber aber im gewöhnlichen £eben ber &ir<he ji<h nicht bemerfbar macht.
25ur«harb0 3K5erE iji bas maßgebende dled^teind} ber 3 eit, überall »er*
breitet, allgemein gebraucht. Sas Eonnfe es Werben, Weil es fowohl ben
23ebärfnijfen wie ben Sinftd^fen ber 3rif9 cn °j7 en aufs bejie entfpradg.
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244
£irc$e und 0f aatög eroalf
2 Inch bie fyetrfcfyenbe Slnfhauung t>ora ^Papjlf um unb feinen Steifen
fpiegelt fcf> barin wiber. SCTTif ben Saffad^en, wie wir f e fennengelernt
haben, fimrat feine £ehre bttrchaus überein, jte feilt bas ^ßapjltum bar,
wie bie 3eifgenoj]en im allgemeinen es gefe^en haben.
Sas 23ilb if nngeflärf unb nicht einheitlich. 2luf ber einen ©eite
nimmt man ben $apf faji täglich als felbfänbige DiechtsqneHe, recht*
fe|enb unb rechfwanbelnb, in 3Infprmh, anf ber anbern jieUf man ihn
unter bas überlieferte Dtecht ber 5Cir<he unb wiK fh ihm nnr fo weit
beugen, wie er burch geijiige unb ßttlid^e Überlegenheit 2Infehen t>er=
bient. Dteligiöfe 21nffajfung einerfeits, ber röraifhen 2BeIf unbekannt,
gefchaffen burch bie 23eEehrung ber ©ettnanen, unb fird^Iidhes 25er*
fajfungsrechtanbererfeits, ererbt ans bem3^italter ber römifhenDteichs*
firche, gehen nebeneinanber einher in unausgeglichenem 233iberfpruh»
Sie (^älfhungen ^feuboifbors, bie, folgerichtig angewanbf, bie über*
lieferte Örbnung ber Kirche fprengen tnüften, fnb nicht üergejfen, man
Eennf jte überall, in ^anfreich, Seutfhlanb nnb 3 ta Iien. 2Iber jte
bringen nicht bnrch, vermögen bas 23efehenbe nicht gu anbern. Sie
Äirche bleibt in ihrer Dlechtsorbnung, wie jte ans bem römifhen Dteidf
hernorgegangen ijl.
©ie bleibt es anh im Verhältnis gnm ©taat, bejfen eine wefentliche
ipälfte fe bilbef. 3h re Verfhraelgmtg mit ihm ij! enger benn je, feit in
allen wejllihen £änbern ber h<>h e ber ©runbherren ben Beamten*
jiaat nerbrängf hat unb Vistümer unb Älöjler bie größten unb reihten
©rnnbherrfhaften geworben fnb. ©eitbem ijl in ber Äirth* unb über
bie &irchen bie weltlihe ©ewalf gnm .Sierra geworben, ihr V3iHe ent*
fheibet. 3h r 'f auh bas ^Japjifutn bienjlbar. 2lu$erli<h befrahfef hat
bas gnr (Srweifernng feiner SHlachtbefugnijfe im ©inne ^Pfeuboifbors
gebient, fnb es hoch t>or aQem bie 5tönige, bie nm ihrer 3mecfe willen bie
^3äpfe gn (Singriffen in bie Verhältnijfe ber £anbesfirchett unb gn
immer neuen fiberfhreitungen ber ©rengen oeranlajfen, bie ihnen bie
gefd>icfytlid)e Verfajfung ber Äirhc gog. 2lber ber ©ewinn if nur
fheinbar, benn t>om 233iHen bes jperrfhers hängt es ab, ob bas 2S3orf
bes ^ßapf es gehört wirb ober niht, nnb ber fheinbare Dltachtguwachs
if in VSirflich^eit nur ber hanbgreifli<hf* 23eweis ber 21bhängigfeit
unb Sienjibarfeit.
^ätfe bie (SntwicElung fh anf ber £inie weiter bewegt, bie fe feit
bem (Snbe bes neunten 3 a h c h an * >ct * fl eingefhlagen hatte, fo fpricht
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21 ueificfjt en fted Tpapfttuma
245
alles dafür, baß bie <3efcfyid>te bee ^ßapfftums t>on weiterem üüieber-
gang Bis 50 oöHiger 23ebeufungsIo|tgfeif ju erjagten I>aBen worbe. @0
wie es unter ber nominellen ßBerfjoijeit ber bentfcfjen Äaifer anb bet
tatfäcfyUdjen Sjecrfcfyaft römifd/et 2 IbeIögefrf>Ierf)ter geworben war, ^äfte
es itn Sfnfe^en ber 2ß3elf nur nocf) met>r verlieren Bonnen. Sie t>oraus=
jnfeHjenbe 33erme^rung römifcf>er ©nabenoerletyungen \)ätte bas nid)t
aufge^alten, e^et wo^I $u einer Gntwerfnng foI<$er ©onberred^te ge*
füHjrt unb bamif ber ©elfnng Otoms weiteren 2XBBrn^> getan.
@0 ifl anders gefommen. Gine nette religiös=fircf)licfje Bewegung im
herein mit einem 223anbel io ber ^3oIifif bee Äaifertums ^aBen bie
©fellung bes Papfitums in Äird^e unb 333elt oon ©rtmb aus oeränberf
unb i^m bie 23al?n auf bie jjö^e glanguoHer 3Qßa(f>f unb größter ge=
fcf?icf)flidf?er ^Bedeutung geöffnet.
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OTTeuf^öpfung
i
5tircfjettrefonn
©eit 3«h*$önberfen BeEannfen ftdE> bie neuen XSölEer, bie be n 233eflen
Befyerr festen, 2IngeIfadE)fen, £?ranEcn nnb £angoBarben, gnm G^rijlen*
tum, aBec wie Biel fehlte baran, ba$ fle Bon ifjm innerlich bnrc^brungen
gewefen waren, ja ba$ fie ea nur Begriffen Raffen! Ginen Anlauf gu
geijiiger SSertiefnng unb fifflic^er 33ereblung fyaffe baa 3«tolt« Äarla
bea ©roßen nnb £ubwiga I. gebracht, manche ©aaf war bamala ana=
gejireut worben nnb bie ^frnd^f nitfjf anageBIieBen. Sxo$ wactyfenber
Ungnnfl ber 3SerI>äItniffe Eonnfe man fie unter Äarl bem Äa^Ien unb
£ubwig bem Seutfcfjen fJc£> entwidfeln feljen. Sann aBer £affe baa
eherne 3eit£*^ec ber £5ürgerEriege, ber Normannen* unb Ungarnnot bie
2Infänge gerjlörf. 233ie ein einfaraer 23anm ragt aua bem ©umpf einer
fiocEenben ©eifleaentwidHung bie ©ejlalf ©erBerf=©ilBejiera, bea ein=
gigen, Bon bem bie £iteratnrgefcf>icf>fe einea gangen 3<^^unberta nähere
Äennfnia gu nehmen 2tnlaß t>af. Dticfyf Beffer, ja nocf) fdfjlimmer jianb ea
auf bem ©eBief ber ©itfe, ba ging fogar Berloren, waa fä>on gewonnen
war. Ser Äampf, ben Äarl ber ©roße geführt Ijaffe, um feine 23oIEer
an bie ßrbnung bea 3ie(f>fajiaafa gu gewonnen, war erfolgloa geBIieBen
unb aufgegeBen, ©elBjl^ilfe in allen formen, $e£be unb ^Blutrad^e Be«
^aupteten baa ^felb ala baa natürliche D?edE>f bea freien, ©fete erneuter
GrBjlreif, mit ben 233affen auagefoc^ten, fcfyuf einen Sauergufianb, Bei
bem ber ^riebe gum 2£unfdE>traum warb, unb wie wenig unterfcfjieben
f Id) baBon bie Kriege ber Äönige!
2Son bem ©df>it#fal ber ©efeüfhaft Eonnten Äird^e unb ©eifilidjEeif
fl<$ nic^f loafagen, wie ber ©faaf fo waren and? fie tyrem SSSefen unb
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Rixtfyt und @taat in den romantfef>*germanifd)cn 3 teicf?en 247
ihrer 2lufgabe entfrembet. 3 e «miabcn Don 23nßprebigern ftnb flefs bet
Übertreibung Derbäcfytig, fyiet aber betätigen bie Saf fachen in Dollem
(S^oc bie 2lnblage, bie Don einzelnen ©fimmen gegen bie eigene 3 c ' f
erhoben mich. S)aß es bamals wie gu allen 3eifen neben Dielen 23öfen
auch ©nfe gegeben fyahe, wirb niemanb beßreiten, bem ©chatten ^af
auch £id)f gegenübergeßanben. 2tbec bie ©eite, bie ßch bem 23efchauer
gäbest, ifl bie ßnßere. 233ir (preßen nicht Don (Singeinen nnb intern
Sun, bie allgemeinen 3 u ßänbe, bie ©runbfä|e nnb leifenben Vor«
ßeüungen ßnb es, bie bewirben, baß Äiccfje nnb ©eifilid^feif ßch Don
bec nmgebenben 2BeIf nur wenig abheben.
2ltts bem römifhen Dteich war bie Äirc£>e heroorgegangen, Don ihm
hafte ße ihre ©eflalt erhalten, ©ie war — wir ^aben ee mehrfach
bemerkt — ein Seil bee ©taafes nnb Dom ©faaf abhängig, ihm Der«
banbfe fte ihre 3tedf)fe. 2lmh ihre £ebettsformen flammten ans 33er«
hältniffen ber fpätromifd^en Qeit, waren biefen gemäß. 3Itif beibem,
äußerer ©teHnng nnb innerer ßrbnnng, Ratten bie germanifch«romani«
(eben dteitfye (ie übernommen als romifd^es Gebe, aber fte Ratten beibes
ihrer 2lrf gemäß nmgeßalfef. 2IodE> für fte war bie &irdEfe ein ©tücb
bes ©faafes, fte war es noch Diel me^r als früher. 2lnf ben perfottlichen
nnb fachlichen £eißnngen ber ©eifllid^feit rn^te gn einem wesentlichen
Seil ber ©faaf, 23 ifd?öfe un b ^3rießer waren bem S^err(ä)er unentbehr«
lieh als Ratgeber nnb 233erbgeuge, ans ben Ginbünften ber ÄirdE)e würben
große Seile ber ©faatsansgaben beflritfen. 2)as war mehr nnb anberes,
als bie römifhe 3 eit gebannt hafte, unb neu war oollenbs ber 9tedE)ts*
begriff, anf ben bas Verhältnis ftdE> grünbefe. £T?adE> wie Dor galten bie
©a^ungen, bie bie Äircfje ft<h einfl gegeben batte, als Dlichtfchnur für
ihr inneres £eben, aber in wefentlichen ©täefen würben fte flillfihweigenb
außer acht gelaffen, weil bie Vorfle0nngen, ans benen man fte einfl
abgeleitet hafte, ben neuen Völbern fremb nnb gleichgültig waren.
©<hon bas fpätröraißhe Speich bannte bie Ginrichfmtg, baß ber Gbel*
mann anf feinem ©runb unb 23oben, bei feinem Herrenhaus eine Äirche
errichtete, bie ihm gehörte, über bie er, nid^t ber ©emeinbebißhof, Der«
fügte, beren ^riefler fein Wiener war. [Römißhen, nicht erfi germani«
fchen Urfprungs iß bas, was man gemeinhin Gigenbirche nennt nnb
beffer ^JriDafbirche nennen foüte. ©ie fanben bie ©ermanen Dor, als fie
anf römifchem 23oben ihre Reiche grünbeten unb batholifihe, bas heißt
röraifhe ©heißen warben. 2Cber in ihren ipänben würbe etwas anberes
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248
Verbreitung feer (£tgen!irc$en
bar aus. 233 as Bisher eine wenn an<h ^äuftge Ausnahme gewefen war,
würbe je$f gttr Dtegel, gnm ^errfd^enben ©runbfaß, fdhließlich anf bie
öffentlichen Äird^en, bie Bistümer felBfl übertragen. 233enn fd^on im
ehemals römifd^en altfirchlithen £anb bie 3 a h^ Ber EPrit>atfirdE)en an-
fchwoD, feit bas ©Staatsgebiet immer mehr in eine ©umme non ©runb*
herrfdhaften ft cf) anflofle, fo mußte ooDenbs borf, wo bas Ghrißenfum
nen eingefuhrf worbe, wie in Englanb unb Seutfdhlanb, bie Eigenfirdhe
gnt norherrfdhenben Einrichtung werben. Überall waren es bie reifen
nnb mächtigen Sperren, bie burdh ihren Übertritt ben ©ieg bes neuen
©laubens entfdhieben. @ie gaben für bie gn erridhtenben Äirdhen tmb
beren 2Iusfiaffung bas £anb her. Sie neuen Kirchen waren affo ihre
&ir<hen nnb bie ^rieffer, bie fte berfafyen, ihre Siener. Ebenfo tmb erfl
reiht bei ben 5tIöffern.23om Äönig ober einem reichen iperrn auf feinem
Boben geflifitef, fianben fte non Sfnfang an bem Bifcf>of unabhängiger
gegenüber, gehörten bafür aber nm fo mehr bem ©tifter nnb feinen
Erben. Sas Älofier iff in ber Siegel Eigenflofier. Statte man ftch nnn
baran gewöhnt, baß bie Kirche einen iperrn fyahe, fo gehörte nid^t
niel bagn, amh bie Bifchofsfiahen in bas gleiche Behältnis gu bringen,
©ie fianben auf öffentlichem Boben, als beffen Eigentümer ber Präger
ber öffentlichen ©emalt, ber Äönig, ftch Betrachtete, auch w*nn er nicht,
wie bei ben SReugränbungen in Sentfdhlanb, ben ©rnnb unb Boben
bagn hergegeben hatte. Er war folglich Ber iperr, ber über fte oerfügen
fonnte fo gut wie jeber Ebelmann über feine Eßrit>atfir<hen. 233ie biefer
ben Pfarrer feines ©utes, ben 2£bt feines Flößers, fo fe|te ber &önig
ben Bifchof ein. Unb nicht nur ber Äönig übte biefes Siecht. Bei ber
3erfplifferung bes ©taafes in feubale iperrfchaften waren feine Befug»
niffe auf örtliche Süagnaten übergegangen, unb mit anbern Königs*
rechten übten 3pergöge, ©rafen, Biggrafen bie Befeßmtg ber Bistümer
ihres Begirfs. ©o oöOig war bies Verfahren in bas Slechtsbewnßffein
ber 3^it übergegangen, baß ber .Brauch ftch einbürgern fonnte, bem
Bifdhof bie ÜUbgeichen feines geifilichen 2Irafes, Sling unb ©tab, bttreh
ben Weltlichen Bisfnmsherrn als 3 e < c h en Ber Einfeßung übergeben gu
laffen. 233ie ein 23affaQ fein £ehen empfing ber Bifhof feine 233ürbe
burdh 3 nt>c ß'tnr, Einfleibung mit ben entfprechenben ©innbilbern,
aus ber jpanb eines weltlichen iperm. 233enn gemäß altfirdhliihem
Siecht baneben eine 233ahl burdh ©eifllidhfeit unb 23oIf ßattfanb
— oielen &ir<hen war fte burdh ^Jrioileg ansbrücflidh »erbrieft — fo
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?Retc$ttim btt ftirdpen
249
hing es hoch ßefs Dom iperrßher ab, ob er ße achten, Ben ©ewählfen
inoeßieren, in fein 2lmf einfefen tooHfc. 9^id>f Diel mehr Bebeufefe tat-
faßlich bas 3S3af>IredE>f, als baß bie ©emeinbe ©elegen^eit fyatte,
253änßhe jn äußern, beren Grfiüflung Dom jrjerrn aB^ing. SItif ihm
jn ßreifen, hoffe für bie 2Sä^Ier feiten einen ©inn, in ber Siegel taten
ße flüger, ßch non ihm fagen jn laßen, wen ße wählen follten. Ga war
basfelBe 23erfa£>ren, bas wir Bei ber 23efe$ung bes päpßlichen @tul>lea
jnerß bie ©taötherren, SusBulaner wie Grescenfier, fpäfer bie beufßhen
Äaifer nBen fa^en. 3 ra ganjen 2lBenbIanb war es allgemeine ©ewo^n*
heit nnb fomif nach ben XSorßeHungen ber 3eif unBeßreitbares Stecht.
Ser altfird^Iid^en SSorßhrift glanBfe man ja genügen, wenn ber (^orm
halber nor ber 3*»Deßifnr, mitunter auch erß nach ihr, eine 953a^I^anb=
Inng oorgenommen wnrbe.
Silit jeder Äirdfje, jedem Äloßer waren 23eß$ unbyGinBünfte Der*
Bunben. Sie geißliche 2lnßalf, an<h bie Bleinße, war jugleich ein 233irt=
ßhaffsBörper nnb oft ein folcfjer non gewaltigem Vermögen. Safitr
hafte ber religiofe Gifer ber 25efe^rungsjeit mit ber ^üUe ber @d^en=
Bungen geforgt. Um bie DTTiffe bes fechßen ^o^anberfs, als in Äon=
ßantinopel um ©lauBensformeln geßriffen wnrbe, erBIärte ein abend*
Iänbißher ^Beobachter bie ©efügigBeit ber ©pnobe gegenüber 233ünßhen
bes Äaifers mit ber 23emerBung, bie griechißhen 23ißf>öfe Raffen reiche
unb üppige Äirc^en, beren GinBünfte ße nitf>f jwei SItonafe mißen
Bannten, barnm wagten ße nii i)t, ber Stegierung $u wiberfpred>en. 233as
würbe berfelBe Sltann gefagt haben, hätte er bie ©fellang fe^en Bonnen,
bie ein ^alBes ^fahrtonfenb fpäfer bie ^BifdEjöfe unb ÜÄbfe bes 2lBenb=
Ianbes mit ihren ausgedehnten 23eß$nngen an £anb unb Renten, ihren
ritterlichen iCaßaOeu unb £ehensträgern einnahmen, jeber ein Bleines,
mancher ein großes 3?ürßenfura regierenb unb beßen Sltachf unb SteicI)*
tum genießenb! 3Q3enu ßhon ju allen 3«fe** Bei beuen, bie ßch bera
Sienß ber &irche weihen, neben innerem .Bernf bas ©freBen nach
materieller 33erforgung eine Stolle fpielf, hier Bot bas geißliche 2lmf bem
Ghrgeij, berirjerrßhfnchf nnb©ennßfn<hf bie ßärBßen £ocBungen. ©ollfen
biefe nieberen ^Beweggründe nicht üBerwiegen, fo Bebnrfte es ernßeßer
2lnffaßnng nnb gewißenhafteßer ^anb^abung Don feiten betet, bie jn
Derfügen hoffen. 233ie oft waren biefe Gigenßhaften Bei bem ranhen
333aflfenabel Briegerißher 3eifen gn ßnben?
3n ben 3**fHra, bie STtenßhen ber romanißh*germanißhen Herren*
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250
2 (u*nu$ung btt &irc$en
fd)ic^)f bes $efynte n trab elften ^ö^^onberfö alle im gleiten Silbe uns
oorgußellen, werben mir nicht Der fallen. 233ir lernten manchen, bet ßch
burch fromme ©eßnnung unb Säten Bei Eicdjlio^en Otiatern £ob Oer»
bient, manchen, ber feine Äloßerßiftung burd? UnterßeHnng nnter bie
tömifcfye @<^n|I>errfc^aff ©anEf Meters gegen Ollißbrauch gu fd^n|en
gefragt ^af. 2lber fc^on bie Befonbere üllnerEennung, bie bas ßnbef, Der»
räf, baß es ßch ran 2lusnahmen hanbelf. Sie Oiegel iß bas ©egenfeil:
ber jperr Be^anbelf feine 5tird>e etwa wie ein weltliches £ehen, er fdhä|t
ße nach ihrem wivtffyaftlitfyen 333erf nnb nuff fte entfprerhenb atts.
(Sr Der fährt batnif ber &ir<he gegenüber nicht anbers als gegenüber
bera ©faaf. Sem ©erraanen mit feinem raangelnben ©taatsgeffihl
fehlt urfprünglich ber Segriff bes öffentlichen 2lmtes, er hat ih n auch
oon ben Diöraern bie längfic 3 clt nicht gu lernen getonnt. 2lmf oertoechfelt
er mit iperrfhaft unb mad^t ans ber 2lttsübmtg amtlicher Pflichten ben
©enuß nn|Barer jrjerrenrechfe. 2Ius bem oerantworflichen ©rafenamt
wirb in feiner ijanb bie erbliche ©rafentoürbe mit entfprechenber iperr»
fchaft aus eigenem DiedErt nnb gum eigenen QSorfeil. (SnfwicEelfes ©faafs»
gefühl fleht in ben (SinEünften bes Slmtes bie (Sntfdhäbignng für übern om=
mene Pflichten, ©erraanißhes SenEen Eehrf bas 23erhälfnis um: bie
amtlichen Pflichten ßnb bie £aß, bie auf ber jperrfhaft ruht unb
mit ihr übernommen werben muß wie bie jpppotheE mit bem ©uf.
Sie Könige felbf! benEen nicht anbers: fte oergeben bie 25mter gu £ehen,
bas heißt gur £ftu|nng gegen 2lbgaben unb Sienfl. Seibe Seile, 23er»
leiher wie (Smpfänger, fehen im 2lmf bas SSirffthaftsobjeBt unb be»
hanbeln es banach-
Sementfpreihenb wirb mit ben Äirchen oerfahren. 2Iuch h*er flehen
bie geglichen ülmfspßichfen in gweiter £inie, im 23orbergrnnb fleht ber
Seft|, mag es fleh um bie 2B3ibme einer Pfarrei hanbeln ober nm bas
©tiftsgut eines Sisfuras ober Äloflers. Siefen 23eß$ oergibf ber jperr
ber Kirche wie ein £ehen; wer ihn empfängt, hat bie barauf rtthenben
2lmfspßichfen gu erfüllen, er hat aber oor allem bem j^errn außer reget»
mäßigen Sienflen unb 2lbgaben oom lanfenben (Srfrag eine einmalige
größere 3ahlung gu leiflen. 2luth bie Äirche ifl in ben germanifh»romani»
fhen ©taafen bes gehnfen nnb elften f5 a h c h»n&crt0 ein 333irff<hafts»
objeEt. ©ie iß es für ben Smpfänger nicht weniger als für ben Verleiher.
2lus feiner Äirthe bie 3* n f cn bes angelegten Kapitals hecattsguwirf»
fhaften, iß bas Seßreben bes ©eißlichen, bes Pfarrers wie bes 23if<hofs.
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2 ludfiti$ung &er £ird)en
254
Sas fircf)IidE>e 2Itnf ifi, wenn man es fo anjte^f, ein wirtfchaftliches ©e-
fd^äff, mit bem gewiffe geifHicf)e ^anftionen »erbnnben ftnb.
©egen Äauf nnb Verlauf non 3ß3eil>en anb ©aframenten, ÄircEjen
tmb ficd^Iid^en 233itrben fyatte fd^on bie alte Äird^e ga fätnpfen gehabt,
©ie fyatte für tiefen Unfug ben Vegriff ber ©imonie gefcfyaffen, ab¬
geleitet aas ber £egenbe Dom 3<wBerer ©iraon, ber bem Slpofiel Petrus
feine ©eifiesfräfte E>abe abfanfen wollen, ©egen ©imonie enthielt bas
alte Äird^enredEjt fd^arfe 23eflimranngen, Papfi ©regor I. fyatte gegen
fte gefdEjrieben, gahlreidEje ©pnoben Ratten fte »erboten, fte galt als eines
ber fi$Iimmjien £ajler nnb würbe oft ber 5te§erei gleid^gejieUf. @d>on
bie Jlefen 953ieber^oInngen lehren, baß bie 232irfnng ansblieb. (5s fielet
ans, als blatte man ftch burdf) Verbot nnb ©trafbro^nng nid^f getroffen
gefüllt. 233ar benn bas ©imonie, was in allen £änbern feit alters
tägliif) geübt wnrbe? ©ewo^n^eif bebentefe ben DUenfthen jener Qeit
fo niel wie DtedEtf — fonnte Unrecht fein, was man als allgemeinen alten
23rancl) bannte? 233as if>m entgegenflanb, waren firdErfiche ©efe|e, non
©eifllid^en für ©eifHid^e erlaffen, nnb mochte für fte nerpflii^tenb fein,
aber banben fte ben £aien? 91t odEjfe bie ©eifQid^beit ft cf) mit ihrem DledE>f
abfinben, wie fte bonnte, ben £aien ging bas &irtf>enrecbf nichts an in
einer 233elf, wo jeber ©fanb nadE> eigenem Dtecfrt lebte. 233er alfo wollte
ihm betbieten, mit bem ©einigen ^attsjtt^alfen? Sie ÄirdEje gehörte
if>m, gwar nicf>t fo, baß er fte fyätte gerfiören, i^r ©nt einjie^en ober
anberweit nerwenben bürfen, benn gum ©ottesbienf! war fte non feinen
Vorfahren gegiftet, nnb biefem 3n«cb bnrfte er fte nicht entfremben.
2fl>er bie Verwaltung bes Vermögens fianb ihm gn wie bem Familien*
hanpf bie Verwaltung nnb ber ©ennß einer ^amilienfliftung. Sarin
war er frei, fofern ber3wecb ber ©tifitung erfüllt wnrbe, unb non feinem
(Srtneffen hing es ab, in weiten ©renjen er fein Dled^t ansüben wollte.
(5s war nodfj befreiten nnb war nidEj>f feiten, baß bie &irdEj>en gur Ver«
forgmtg non Söd^tern, jüngeren ©ö^nen nnb Verwanbten benuff
warben, £ergog 3ticf>arb non ber ETlocmanbie, ber Vater 233iC^eIms
bes Eroberers, gab bas (Srgbisfnm Dionen feinem ©ohne unb gwei Vis-
tümer feinen Dfcffen. (Sin ©raf in ber ^Bretagne ging weiter: er machte
fiel» felbfl gnm ^Bifd^of »omQaimper. D?adE> feinem SÜobe fam bas 23is=
tum an ben ©o^n, ber jt«h »erheiratete nnb feine 233ürbe wiebernm
feinem ©of»n »ererbte. Sa war man fcE?on anf bem 233ege gnr ©äfn*
larifation. (5s ifi andE) fein gang nereingelter ^raQ, wenn ein ©raf non
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252
©elten&eö 3?ec$t
Soulonfe feiner ©ema^Iin als B3iffnm bie dinfünffe bes Bistums 2üBi
unb 6er 2lbfei @f. ©iUes an wies. Siefelbe Same erhielt gnm gleichen
3wecf, als (te fpäter bett ©rafen non Barcelona heiratete, bas Bisfant
©erona. 2lutf> Äönig jrjeinrid? I. non ^ranfreidE) freute (t (fy nii fyt, gnr
2lns(!atfnng feiner Soffer bie 2lbfei dorbie gn oerwenben. Über bie
Bistümer i^res £anbes Derfügten bie ©rafen non Barcelona Ie$fwtHig
jugnnfien iH>rer drben wie aber i^re ©raffdjaften. 2lrt feinem grttnb*
fälligen 3tec^f wirb feiner biefer Herren gegweifelt ^aben. 233urbe
i^>nen bod) fogar non fircfjlitfjer ©eite betätigt, baß (te bie Bögfe, bie
Bormunber if>rer ÄirdEjen feien. Sie Dtecfjfe bes Bogfes aber gingen
nad) gevmanifcfyec 2luffa(fung feE>r weit. Sa mochten bie fird^lid^en
Äanones fagen, was (te Wollfett, *^nen war man als £aie feinen ©e*
^orfam fd^ulbig — falls man (te überhaupt fannte! ©efd^riebenes Stecht
ber Pfaffen unb lebenbige ©ewo^n^eif ber £aien gingen auseinanber.
Sie dntfcl)eibnng ^ing non ben £aien ab, (ie waren bie Herren nnb
Rändelten, wie (te es gewohnt waten.
9Itan barf tiefe Qvfiänbe nicfyt, wie es mei(i gefc^ie^t, mit beguemen
©d^Iagworfen wie BerwelflidE|mng, dnfarfung ober Berwilbertmg ab*
tnn, bie nichts erflären. drflärlid? i(i bas Bilb, bas bas dE>ri(Hid^e Slbenb*
Ianb in allen feinen Seilen bttrcfj DITenfd^enalfer in anffaüenber ©Ieid>=
artigfeit bietet, nnr nnfer ber Boransfe$tmg einer allgemein nerbreifeten
Senfweife, fr aff beren bie Herren glauben bttrffen, in i^rem 3ted>f gn
fein, wenn (te mit ben Äird^en nerftt^ren, wie (te taten.. Siefes Dled^f
würbe i^nen nid^f einmal non ber Äird^e befkitten. ©ibf es ein (iärferes
3cngnis gn i^ren ©un(ien, als baß wir bis gnm 3 a h r I0 ß8 faum eine
Äußerung non fird)Iid^er (Seife fennen, bie bas DtedEjf ber iperren an
i^ren ÄirdEjen gcun&fäflich leugnete? DT'ur gegen feinen dltißbrandfj»
wenbet man (tdE>, bas D?ed)t felb(i i(! unangefochten. DHan fann baran
nicht nac^brütflid) genug erinnern: was in ben Singen (Späterer als
unerträglicher Unfug erfd^ien, war gu feiner 3cif allgemein fyxxf(fyen=
bes, allgemein anerfanntes dted>t.
@o war es wirflid^: mochten einzelne eine Slnsnahme matten, inbem
(te, ben Mahnungen ber ©eifilid^en gehotdhenb, auf ihre Dled^fc ner*
gifteten, (te blieben Sittsnahmen, bie man nieHeid^t bewunberfe, bie
aber bie große 3dtenge nid^f h*nbern fonnten, an bem, was (te als ihr
Dlechf anfah, fejlguhalten. 3 n ^canfreich unb Seuffd^lanb, in 3 fa l' en
nnb dnglanb fe^cn wir Äonige, $ür(len nnb iperren bie ÄitdE>en gang
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helfende* DledFjt
253
unbefangen ab Seile ihres ererbten 23 erraögens Bemänteln, bie ni ffyt ab
totes Äapital baliegen foQen. Sie Äapefinger in $ranBreich unter fliehen
(Ich bacin nicht non benÖffonen in Sentfchlanb. Bon&aifec&onrab II.
wußte jebermann, unb fein ^öfift^er Biograph mußte es eingefiehen,
baß ec ohne 3 a^Inng nicht leidet ein Bistum bergab. 3 n 3 fa ^ en foHen
nach einem geitgenöfftfchen 3 eu 9 n * 0 um bie DXtiffe bes elften ^uh* 5
£>unbertfl aHe Bifhöfe i^ce QQSncbe geBauft haben, was nicht aUjufe^c
nBectrieBen fein Bann, ba fpäfer, wie wie noch fe^en Werben, bie jirenge
Surcf>fäi>rang bec ©trafforfchriften ftd> ab unmöglich ^eranojleDen
foHte. 2 In einzelnen Beifpielen, bie bas Verfahren Beleuchten, fehlt es
nicht. 3° 9 ?arBonne vergaben ©raf unb Biggraf im 3 aht 1016 bas ©cg*
Bistum für ioo ooo ©olbfchiHinge an ben SOfrijlBiefenben mtb teilten
(ich * n b'e ©nmme. 2 üBi Bofiete, ab es 1038 Bei £ebgeifen bes Bifhofs
öerBanft würbe, 5000 ©chillinge. 3 > n £00« Borgte 1052 ber Äönig non
©nglanb bem Bewerbet bie ecforberlidhe @nmme, in 3 tegensBnrg ner=
wanbte 972 ber Bifhof ben Äirchenfchaf, nm feinem Steffen bie £Rad;=
folge gu fiebern.
Bon fejlen Sajen für bie .Bistümer ifi nichts BeBannf, bie 'ftotbe*
rnngen werben (ich nach ben Umflänben nnb nach Bern SIngeBof gerichtet
haben, ©inen 2lnhalf gibt es immerhin, baß ber @i§ non (^loreng um
bie SItiffe bes elften ^uh^uuBerfs 3°°° ^Pfunb geBojlef haben foH.
Ser ©raf non ©erbana erwarb bas ©rgbisfura 3TarBonne für feinen
gehnjährigen ©ohn nm 100 000 ©d^Ilinge nnb biefer nachher nm bie
gleiche ©nmrae für feinen Bruber bas Bistum Urgel.
233eniger hören wir non ber nieberen ©eißlichBeif, aber es fptidft bo<h
laut genug, wenn in einem ©efe$ Äönig 2llfrebs bes ©roßen non Gng*
lanb ohne weife res als Dtegel noransgefeßt wirb, baß *ber Pfarrer feine
, t &ir«he gefauft hat. 3 rcen *®ir nicht, fo huf in Sentfhlanb bie ÜUBgaBe,
bie für ben ©mpfang ber Pfarre an ben ijerrn gu gahlen war, unter bem
^tarnen bes 5£irchenfa|es nodE> foctBeflanben, als bas ©igenfnmsrechf
längf! gum Bloßen ^afronaf (ich nerßüdhtigt fyatte. Saß ber Bifihof bie
UnBoßen feiner ©infeguug abguwälgen fn<hte, inbem er bie ^Pfränbeu
nnb üSmfer feines ©pcengels nicht umfonß h cr 9 a b, Bec Pfarrer ans bem
gleichen ©runbe bacanf fah, baß ihm feine 2lmfshanblnngen nicht gn
Barg nergüfef würben, wirb man nicht unnatürlich ßnben. ©s war gewiß
bie Siegel, wenn auch nicht fiele es fo toU getrieben hüben mögen, wie
jener ©rgbifhof t>on ©ens in ber DTtiffe bes gehnfen 3ah r ^unberfs, fon
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254
Ptiff(ertf>*
beffen fandet mit ÄicdEjen man noch nad) mehr als 150 ^fo^cen ergählfe.
@0 Eonnfe ein ^apß — es war 3R!iEoIaas II. auf 6 er römifrf?en ©pnobe
6 es Jahres 1059 — in 23aufdE> un 6 23ogen Behaupten, bie giftige
©eudhe ber ©imonie habe fidE> fo eingefreffen, baß man Eanm mel>r eine
Äirdhe ßnbe, bie non it>r nicht irgendwie angeßecEf fei.
S)ie 2Iuffaffung, bie ßdE> in biefer 25e^anblnng bes Eird^Iid^en 2lmfes
ansfpcid)f, Eonnfe nid^f äußerlicher fein. 233as man t>on feinem Präger
nerlangfe, war wenig. Um bie DRiffe bes geboten 3 a h r £unberfs h af
ber gelehrte 23ifcf)of Olaf her non Verona bie 2Infocbernngen gnfammen»
geßellf, bie er an bie Pfarrer feines ©prengels erhob, nämlich außer
freier ©eburf ober bem nrEunblidhen Nachweis ber ^reilafjung nur
Äennfnis bes ©laubens, Verßänbnis ber SOfoßgebefe, Gpißeln unb
(Snangelien, Seherrfd^nng ber Diifen non Saufe unb £osfprechnng unb
ber hauptforhli^rn farmen bes ©offesbienßes. @0 Befdheiben biefe
2 Inforberungen waren, fte erregten bod) allgemeine (Srapörnng, nnb ber
23ifd)of, ber urafonß ben !papß gn ^ilfe rief, Eonnfe fich nicht h a ^ fen *
933ir fehen alfo, was bie 3«i f ßdj unter einem dEjrifilid^en Pfarrer nor*
ßeQte: einen 3Rann, ber gewiffe ^ormeln in einer fremden ©prache
herjnfagen unb eine Dlei'he non geheimnisnoHen jjanblungen richtig gu
nollgiehcn nerflanb, aber ßch fonf! nom übrigen VolEe Eanm nnterfdhieb.
2ludh nicht in bem ^3unEf, auf ben bie röraifche Äirdhe als auf ihren
Befonbern Vorgug nor ben ©rieten fo ßolg war. @ie forberte nom
5Prießer®heIoßgEeit nnb(5nfhalffamEeit.VJoher bie^orbernng flammte,
was nrfprnnglidh mit ihr gemeint war, Eonnen wir auf fidh Beruhen
laßen; ben germanifdhen VölEern ifi fte nnnerßänblich gewefen nnb lange
3cif geblieben, nielleidhf bas Unnerfiänblidhfie unter bem nieten ^remb»
artigen, bas ihnen mit ber römifchen §orm bes ©hrifienfnms gugemnfef
würbe. S)aß es um bie (Erfüllung biefer ^3fIidE)f nadh iOrf unb 3 e * f f c h c
nerfdhieben geßanben hat, iß BeEannt nnb nnbeßriffen. Von ber 3 c * f /
non ber wir hier reben, mnß man fdhon fagen, baß bie Forderung felbß
weithin nicht anerEannt würbe. Überall lebte ein großer Seil ber ©eif!=
liehen in gefefßicher @h c ober einem Verhältnis, bas non einer folchen
nicht gu unterfdheiben war nnb auch £num nnterfdhieben würbe. V3as
barüber berichtet wirb, erhält feine Veßäfignng burch bie @dhwierig=
Seiten, auf bie fpäfer bie Forderung flrenger ©hdoßgEeif gcßoßen iß.
2 lns 3Railand hören wir, baß borf bas 3 ölibaf eine feltene Ausnahme
fei; alle ^ßrießer nnb 2)iaEone hätten grauen. 2> n Bremen begnügte
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Briefe trtljt
255
ftd^ bet GrgBifchof, Beweibten l)3riejlertt bas 933o^nen in bet @fabf gu
verbieten. X)ie 933irfung bes DSerBofs muß ausgeblieben fein, ba es
von gwei Dlachfolgern wieberholf worbe. (Sb wirb auch richtig fein, wob
ein 23if*d^of bee gehnfen ^i^rhunberts feinen ©eifHicfjen oor^ielf, fte
Raffen allefamf nadE» Gmpfang bet 933eihe nnb Slnfriff einet tyfatte
nichts Giligeres gu tun, als ftd^ eine <^tan gu fndEjen, bie i^t £eben teile.
Um jene 3«** fließ 23if<f>of 9lat£>ec non 23etona auf unüBerwinblichen
903iberfianb, als et feine ©eifllichen gur Ghelojigfeit gwingen wollte.
Dlichf immer waren bie 23ifcf>öfe Befugt, in biefem iPunft gnra Stetsten
gu fe^en, (S^e ober ÄonfuBinat famen auch Bei ihnen not nnb @c^lim=
meres. Gs ifl noch fanBer nnb entbehrt nicht eines gewiffenirjuraors, wenn
ber ^Italer bet 923anbgemälbe im 3lad)ener 2)om bas italifäe 23isfum
ansfd^lug, bas Otto III. i^m guro £o^n anBot, weil bet üanbes^etgog
netlangte, baß et feine SodEjfer heirate. Dlegelrechf netmä^lf war 3ifcE>of
ipilbeBranb non $loreng (um 1020 ). Gr ließ feine fötan im öffentlichen
©etid^f neben juf> jt$en nnb bas 933ort ergreifen. 2lus Dionen hören wir
non gwei Grgbifd^öfen, bie mehrere @ö^ne Unterließen, über bie 2 lus«
fd^weifnngen ber frangoßfd^en 23ifd^6fe BeHagfe |tdE> ipapjl 3°^an=
nes XIX. Beim &onig. Ginem 3ifd^of non ^ßiaceuga würbe nad^gefagt,
et fei gufiänbigec, Weibliche Dteige als bie £fäl)ig!eifen eines Bewerbers
um bie ^3rie|ietwei^e gu Beurteilen, ©ein 2lmfsBtubet non ^fiefole Be»
gnngfe ftcE) nicht mit einet „gleichfam rechtmäßigen" §tau unb beten
gasreichem JlafytDudjB, et wirb gefiebert als nmgeben non einem
@dE>warm non 933eiBern. £)as Elafftfche 25ilb bes weltlich leben«
ben 35ifchofs, bas Dlafher non 93etona entwirft, bie Äleibetprachf nnb
üppige Slafel, bas foflbare ©erat, bas luflige £eben auf bet 3 a 9 & m,f
^Pfetben unb jpunbeii, baheim Bei @piel, ©efang unb Slang, bie läfjftge,
feilnahmlofe unb oberflächliche GrfüDung bet Amtspflichten, bet Ghr«
geig, an weltlichem !pomp fogar ben Königen es notausgufnn, bas alles
mag aut gu oft bet 933icfli«hfeit enffprochen fyahen. Dlichf einmal bet
DUonchsflanb entging bem allgemeinen £ofe. 93om Älojlet $arfa Be«
richtet fein eigener Ghronifi, um 950 hätten bie DXlonche gang offen mit
ihren DRatreffen gelebt.
Dieben bem ftttlidhen DItafel fyatte bie DHißadE)tung bes 3ölibafs
für bie Äirche bie ©efaht, baß entweber bas 2 lmf jt«h vererbte, ober bie
Inhaber, wo fte bie Dla<hfolge nicht ihrer ^arailie ftd^ern konnten, ihr
wenigflens eine gute 2 lusjlaffung gu geben fudhten. §ür bas gweite ftnb
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23rJ>ürfniö n ad} Reform
Öie Q3otfdE>riffen 3 eo 9 e > ^ie bas 2ö»wanbern öon Äirc^enguf in bie 5?anbe
i>on ^PriefierfoBnen »erBinbern follen, t>om erjlen Sennen wir ein 35eifpiel
in ber Familie bes ooc^in erwähnten SSifdEjofs non $iefole, beffen EOater
ber erjie ©eifllid^e bes .Bistums gewefen war, bas er feinem @o^n t>er=
fid^afffe. 3« ber Bretagne Begegnet uns ein 23ifcE>of non DTanfes, ber
bas Bistum feinem 0o^n üBergiBt, nad)bem er bie (Sinwilligung bes
©rafen erSauft Bat. 3” 3falien maß 66 formlicB ijerSommen gewefen
fein, baß ^ßriejierfo^ne ftcE) bem geifHidEjen ©fanbe wibmefen nnb bie
föamilie fortpflangten, unb in (Snglanb Sam es nid^t feiten nor, baß eine
^Pfarre burdE) mehrere ©efcfyletfyter nom Bafer aafbett ®o£n üBerging.
Bis in bie feiten bet BeSeBrtmg läßt {ui} gelegentlidEj foldE) eine ^Pfarrer*
bpnafiie gnrüdfoerfolgen.
Dltan Sann nic^t Behaupten, baß ber Dle<Bfsgeban5e, auf bem bies
alles Beruhte, mit DSefen nnb 253ol>I ber Äirc^e fd^led^t^in nnnereinBar
fei. 3n fpäteren feiten Bat er in ber aBgefdEjwäc^fen <5?orm bes £aien*
patronats in proteflantifd^en £änbern nid^t ge^inberf, baß bie ÄircBe
i^re 2lnfgaBen erfüllte. 2lBer bie Qeiteu finb nerfd^ieben nnb forbern
Eöerfd^iebenes. 3 n 3 a £*$ on & cr * en > con benen Bier bie Diebe ifi,
Bebnrfte bie ©efeUfd^aft einer geifligen DH'ad^f, bie üBer i^r fianb, i^r
bie ©eBote ber ©iftlicBSeif mit 233orf nnb Beifpiel prebigfe nnb jicB
i^res fittlid^en Dlid^teramtes würbig geigte. Sie Äird^e, wie fte war,
Sonnte bas nid^f fein. 233o bie Bistümer burcB Sienfie Bei ^of nnb im
$elbe erworBen werben mußten, Älöfier, ©tifter nnb Pfarren gar 2lns=
(iatfnng non lebigen Soffern, Sienern nnb jungem ©öBnen bes Slbels
Benußf würben, ba Sonnte bie ©eijHid^Seit, fyod) nnb niebrig, i^rer ibealen
2lnfgaBe nidE>t genügen unb bie &irdj>e i^rer ©enbung, eine gefunSene
233elf gu Beffern nnb gn BeBen, nid^f geredet werben, weil jie felBfl biefer
233elf angeBörfe.
©egen bie eigenen ©eBred^en ij! Seine 9 an 8 Blinb, unb am wenig*
fien in ber Äird^e ijl bie ©elBflSrifiE jemals erflorBen. Sie anberf^alB
3aBrBnnberfe feit bem 3ctfaH bes fränSifd^en Dieses machen barin
Seine 2lusnaBme, aucB ba Bat es Weber an Klagen üBer bie norBanbenen
@dE)äÖen no«B an BejireBungen, fte gu BeSämpfen, gefehlt. Bor allem
im DttöncBfum war man barum BemüBt, unb bas mit Erfolg, .Spier Batte
man ein einfact)es, nnwiberfprod^enes 3^eal in ©ejlalf ber Dlegel ©anSf
BenebiEfs nor 2lugen, Bier Sonnte man aucB auf ltnferjlüßung Bei ben
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(Einflug feed 3Rond>tumd
257
Laien rechnen. SlnfgoBe bet ÄlöfJer war es ja, für bas (Seelenheil ber
(Stifter nnb ihrer 9?athfommen bnrch ©ebef unb ©ottesöienf! gu forgen.
2)aß Beibes nicht oernadhläffgt werbe nnb ©off wohlgefällig fei, war
Beöürfnis ber Herren, fte haften atfo nichts bagegen, brangen wohl auch
felBjl baranf, baß bie 9I?ön<he ihre Pflicht taten unb ben 2lnforbernngen
ihres ©fanbes genügten, bamif ihre ©timnie int jpimtnel gehört werbe,
©o iß benn bie 3eit, non ber wir reben, erfüllt wie Baum eine anbere non
Bemühungen um bie Die form bes Dltöndhfums. Bon Bifhöfen nnb
Königen, ^ürflen unb Herren wirb ße im gangen 2lbenblanö Betrieben
unb Begünfligt. 3Ifan möchte fagen, es fei ein herrfhenbes Bedangen
gewefen, baß, je wilber, unfirchlich« bas übrige Leben war, bejio reiner
nnb heiliger bie Slionche feien, um bnrch <h r Berbienß ansgngleichen,
was anbere fhulbig Blieben.
Reformen im 3Itöndhfnm warben ferner baburch erleichtert, baß feine
£ebensorbnang — ber 2lbf iperrfher über bie Dftonche — außer orbenf*
liehen 3}erfonlich?eifen gu jiärfjler B3irfung oerhilft. (Sine Dfei'he
großer SÄbfe fyat bie 3eit aufguweifen, beren Sätigfeif über bas eigene
Starts hinausgreift unb gange Familien reformierter Älöjler fhafjff.
Bnrgunb nnb Lothringen — 5)ijon, DTte|, Berbun — ftnb bie beoor*
gagte ipeimaf biefer Bewegung, in ber Glunp unbejlriffen bie (Rührung
hat. 3n Glunp iß auch guerf ber ©ebanfe entfanben, bie Älöfer, bie
man gegrünbef ober reformiert hoffe, gu einer Äörperfchaft unter fefer
Leitung bes SOftutterhaufes, gu einem iDrben gnfammengnfaffen. Äeiner
biefer mömhif<hen Dteformaforen hot baran gebaut, feine Sätigfeif
über bie ©chranfen bes DUonchfaras hinansgufragen, alle hoben fie ft<h
bamif begnügt, ihre Älöjler bnrch frenge Beobachtung, auch Ber*
fhärfung ber Flegel gu bem gu machen, was ße fein foUten. S)er
Weifgehenbe (Sinfuß, ben ße auf Bifhöfe nnb Laien erjlrebfen nnb er*
langten, follte nur bagn bienen, bie befonberen 2lufgaben ihres ©tanbes
gu forbern. 2lber ber (Sinbrucf ihrer ^Perjonli<hbeif in B3orf nnb Saf
Sonnte feine BJirfung auf bie Umgebung nicht oerfehlen, ©ie maß nn*
gewöhnlich gewefen fein, ©eit ber 3Itiffe bes gehnfen 3 a h c h un berf0,
noch mehr feit bem Beginn bes gweifen ^ohrtaufenbs iß eine 3 una fy me
litcfylicfyen ©innes allenthalben unoerfennbar. üöelfgeijHiche unb Laien,
Bifhöfe, dürfen nnb sperren bieten bie ipanb gur Älojlerreforra, leihen
ben Rührern ber Bewegung ihr ßh r > räumen ihnen (Sinfuß ein. 2ln ben
^nrjlenhöfen gehen gumal bie SÄbfe oon Glunt) ein unb aus, man fud^t ihre
fl 11 r r, 'Das ^ßapfitvm II 1 17
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©off? öf rieben.
$einricf)ö II. 2(bftc^fen
©unji, üBerl^äu ft ftc mit ©aBen aller 2Erf, Bemüht fidE? am i^re §ürBiffe.
Saa SEnfe^en EEunpa fpiegelt fid) in 6 er ErgäE)lnng, fogar ein ^3apjl,
23ene6i!f VIII., fei nnr 6 nr^> Baa ©e&et Bea 2EBfea ßBilo t>or 6 er jjjölle
Bewahrt worBen. 3n Seutfc^IanB war es t>or allem Äaifer ijeinricE) II.,
6 er ftc^ Bie&Ioflerreform mit STinc^Brucf unB Erfolg gnrülufgaBe machte.
2EBer efl giBf ein jlärferee 3 eu 8 n * s f“ r Bie 3«nal>me Eir<f)IicE)er Sen?«
weife in £aienfreifen: Baa 2Euf?ommen Bea ©otteafrieBena. 2Senn 23i«
ffysfe mit o 6 er ofyne Seilna^me t>on £aien ßd> gufammenfcEjließen
konnten, um für gewiffe feiten 6 ie 2EueüBung Bee ^efyBerecfjte, ja Baa
233affentragen ü&erfyanpf gu »er&iefen nn 6 3»wi6er^an6eln6e mit 2Eua*
fdf)Iuß atta 6 er ©emein 6 e gu Bedrohen, fo muffen fte ftc£ iE^rea nBerlegenen
Einfluffea Bewurf gewefen fein. @ie E>aBen ftdE) nicfjf getäufcEjt. Sie Ent«
wscflung, 6 ie 6 er ©otteafrieBe naf>m, öon feinen erffen Befd^ei 6 enen 2En«
fangen am EnBe 6 ea geinten 3 a ^ r ^ un ^rta Bia um 1040 , wo er als
fejie ßr&nung gang ^ranfreid^, ÖBerifalien un& &aa BnrgunBifcEje
ÄönigreicE) gu eroBern Begann, un 6 für 6 ie Qeit non 9ItiffwocE> aBen 6
Bia 3Ifontag früE) in 6 iefem gefamfen ©eBiet je 6 e 233affentyan6lung Ben
fd^werflen Äird^enflrafen unterlag, Bat t>iclleic£)f 6 ie Erwartungen üBer*
troffen. 233aa 6 ie jlaafli^en SERäc^fe niä)t erreichten, Ben 233affena6el
gur EinfcE)tänfung feinea Otec&fa auf @eIBjfy’Ife gu notigen, 6 aa gelang
6 er 5tircE)e.
Einmal ifi in Biefen ^nBtgeBnten non einem 33erfucE) gu umfaffenBer
23efferung 6 er fir^>Iid^en 3 u f^ön6e gefprod^en worBen. Äaifer Sjein*
rid^ II. war ea, 6 er Ben $lan faßte un 6 Ben frangöftfdE>en Äonig Dto&erf
in perfonlid^er UnferreBung ( 1023 ) Bafur gewann. 3 > n ^P«*t>io foHte gn
Biefem 3*t>e(f eine ©pnoBe unter Bern 23orft§ Bea ^apfiea unB in ©egen«
warf BeiBer ^errfd^er gufaramentreten. Ea Eam nidE>f Bagn, Ba Ber Staifer
fcf>on im foIgenBen flarB. @0 wiffen wir nicE>f, wie weif Bie 2EB«
fid^fen gingen. 3t»«ifeß°0 würBe Baa ©eBof Ber Ehelojtgfeif nn& Ent«
Baltfamfeit für Bie ^rießer aufs neue eingefd^ärft worBen fein, wie Baa
fd^on im 3 a B c for^er auf einer ©pnoBe in ^3at>ia gefcfyefyett war, gu Ber
Ber Staifer, aus 3tom ^eimfe^renB, Ben ^3apfi mitgeBrac^f ^atte. ©ie^t
man ftch freilich Bie Borf gefaßten 23efcE)Iüffe unB Bie Dle&e an, mit Ber
23ene6ift VIII. fte BegrünBefe, fo fpringt Ber entfd^ei&enBe 23eweg=
grunB in Bie 2Eugen: bas Äirc^enoermogen fbU gegen Bie ©d^mälerung
gefd^ü|t werBen, Ber es durch Bie heiraten Ber tytießet attagefeff iß.
iOB S^einnd)s 2EBftdE>fen weiter gingen, waa er etwa fonfi im ©dEjiEBe
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ftonraft II. — $einric$* III. Dteformplan
259
geführt fyahen mag, mißen mir nid^f. Ser jpalfung, bie er im allgemeinen
gegenüber ben Jtird^en Beobachtete, mürbe es entsprechen, menn er ßch
Begnügt ^affe, bie Bejie^enben ECorfchciften eingufcfjärfen unb Anorb=
nnngen für i^re ^Beobachtung gu treffen, bamit bie ©eijHid^feit, ^odE) nnb
niebrig, nach 33ilbung unbOeßffung ihrer 21nfgaBe gemacf)fen unb bnrch
forgfame Eöermaltnng ihrer Ginfänfte in ben ©fand gefegt fei, bie
Sienße gu leißen, bie ber ©taaf non iE>r forberte. SRach biefen ©eßdbfs*
punÜfen ^af er unter glütflicher Ausmaß ber Perfonen bie beufßhe
Äird^e regiert unb fd^on bamit eine merflid^e jjebung ihres 3 ußanbs
Bemirff. An eine Änderung bes Dled^fs hat er ßcher fo menig wie fonß
jemand gu feiner 3 c <t gebadet. Stätte feine Arbeit ßetige ^ortfegung
gefunben, fo märe für SenffdEjIanb ein ^Bedürfnis nach tiefgreifenben
Reformen fanra mehr empfunden morden. 2IBer fein Nachfolger, Äon=
rab II., ber Äirche gegenüber minbeßens gleichgültig geßnnt, fah in i^r
t>or allem ßnangieüe 353erte unb 233erfgeuge ber < 3Xtad}t, Behandelte ße
bementfpredhenb unb mies 33orßeUungen, bie man ihm besmegen
machte, non ber ipanb. Gr fönne, fagte er, anders bas Dleiclj nid^t '
regieren. 3” t^ranfreidh hatte ber ShronmedE)feI 1025 einen ähnlichen
Umßhlag geBraiht, auf ben 5ird^Iich geßnnten Äönig 9toBerf mar
Heinrich I. gefolgt, ber es Äoncab in ber Ausbeutung ber Äirchen nodh
gunortat, fo baß ein eifernder 3 c| fgenojfe ihn mit dem ©<hmang bes
apofalpptißhen Srachen nerglidh, ber bie 3Itenge ber ©ferne, bas heißt
bie Äirchen feines Reiches in bie höOißhe (Jinßernis hinaBgiehe. Überall,
in Seutßhlanb mie in 3 fa ^ ,en und (jfranfreich, unb am meißen, menn
mir ben Berichten glauben dürfen, in 3falien, maren Singe an ber
Sagesocbnung, bie auf ben nun ßhon geßhärften ©inn oieler 3 *it s
genoffen »erlegend, ja herausfordernd mirffen.
Sa ßarb Äaifer Äonrab am 4* 3 un * io 39 / f e ‘ n @»h n Heinrich III*
Beßieg ben beufßhen S^ron, unb eine neue 3eif Bradh an. ipeinrich mar
t>on ber Birchlichen ©tromung aufs tiefße ergriffen, oon ernßer, ßrenger
(Jrommigfeif — ben „Ntöncl/* nannte mau ihn fpottenb — aber er mar
nid^t meniger erfüllt t>on feiner föniglidEjcn 233ürbe unb ein DItann t>on
ßarfem 2K5iHen, gnm iperrfchen entßhloffen unb Befähigt. 233ie ec badhfe,
moQte er auch regieren, Berechtigten Bir<hli<hen Forderungen nicht nur
für feine ^ßerfon genugtun, fonbern ße, fomeit fein 353iHe gebot, gnr
Anerfennung Bringen. Ginen F^lBgug eröffnete er mit einer allgemeinen
BnßüBung, eiuen ©ieg feierte er, indem er bas gange jrjeer oor einer
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260
$einrtc$* III. ?Keformp[an
Dteliquie fnieenb ©off banfen ließ. Sen ©otteafrieben, beffen wohl*
tätige BSirf ungen et in Burgnnb fennengelernt hafte, wollte er wo*
möglich äbertreffen, ptebigfe felbfi für ben ^rieben, gebot jebermann, ben
^einben gu oergeityen, nnb ging mit bem 23eifpiel ooran. ©ewalfig
war ber (Sinbrutf feinea IHuftretena, bie (jjrehben oerfhwanben für eine
233eite, „unerhörten ^rieben" nergeichnete ber flaunenbe Ghconifi, Äarl ber
©roße fchien wiebergefehrt gn fein. Born jungen Äönig bnrffe man er*
warten, baß er ber Dieform feinen 2 trm leihen werbe. 3° ber 25ehanb*
lang ber &ir<hen fpnrfe man fogleich bie neue ipanb. Heinrich hafte gum
Bafer in offenem ©egenfa$ geflanben, fein Verfahren rücEhalftoa ge*
fabelt. Äönig geworben, machte er aus feiner ©eftnnung noch weniger
ein jrjehl. Oltif einem (Schlage härten bie 3 ahtungen für Biafäraer nnb
2C6feien auf, bie „(Simonie" war t>om beatmen irjofe oerbannf, baa
fhlimmfle ätrgernia befeitigt. DTtan härte, baß er ben 23ifhöfen ihren
^Imferhanbel firafenb oorgebalfen nnb bie $:orffe$ung firengflena t>er*
boten habe. B3enn es für Sentf«hlanb, 35urgunb nnb Italien banernb
babei blieb, fonnte bie übrige 933elf bann anbera ala bem 23eifpiel
folgen?
2luf fie gu wirfen, befaß Heinrich ein Dliiffel, wenn er fleh in Diom
gum iperrn oon (Stabt nnb Äirche machte. Saa mußte ihm leidet fallen,
bie jtaiferwnrbe wartete auf ihn. (Seif mehr ala grnei OTienfhenalfern
hatten nur beutfhe Könige fie erworben; fhon fing man an, ihnen ein
erblichea DiedEjf auf fie gngufhreiben. ZInb mehr ala baa. £ange ©ewohn*
heit h°fte bie Borfiettnng au frommen taffen, baß bie Äronen non
Seuffhtanb, Italien unb Dlora, gn benen feit furgem ( 1034 ) auch bie
burgunbifhe getreten war, untrennbar oerbunben feien, baß bie oier
Üteidbe eine hähere (Einheit bitbefen, unb baß in ihrer Bereinigung baa
römifheDleich fortlebe. (Sin römifchea©efamfreich hatte fhonßtto III.
regieren wollen, aber, bem OTamen getreu, non Diom aua. 3 c $f f°h man
in bem Oteich bea beutffye n Äöniga baa römifhe, fein (Schwerpunft lag
in Senffhtanb, nnb baa Äaiferfum war gteichfam nur eine häh crc
(Stufe bea bentfdEjen 5tönigfnma. @0 eng unb natürlich erfhien biefe
Berbinbung, baß man anfing — eben unter Heinrich III. ifi ea guerfl
norgeforamen — ben beuffhen Äönig, benor er in Diom gefrönt war,
gwar noch Äaifer, aber boih Äönig ber Diömer gn nennen. (Sin
beutf<hea Dieich, baa jt<f> für baa römifhe hielt, auf feinem Shron ein
jrjerrfher, ber (td) perfonlih in ben Sienfl ber Äirche fiettfe — wenn ber
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23enedi!f IX.
261
feine DtecEjfe gelfenb machte, feine STTTiftel gebrauchte, ben jpebel an bec
richtigen ©feEe anfe$te, ben cöraifc£>en ©fühl für ben Plan gewann, bas
21nfefyen unb bie geiflige 3Qftac£>t bes Papfitums in bie 933agfchale warf,
bann war bie Dleform gefiebert, nid^f nur für eingelne fiänber nnb für
begrengfe 3«**/ fonbern für bie gange Äicrfje nnb für bie Saner. Äaifer
nnb 5Papfi im herein maßten iH>c in ber gangen 953elf gnm ©iege
oerhelfen.
933ann ipeinridh III. biefen Plan gefaßt hat, wiffen wir nicht. ©eine
erflen 3 a ^ ce »ergingen in angefirengten 25emn^nngen, bie beuffcf>e
QSormac^f im ßflen nnb bie eigene jrjerrfdbaft im Innern gu befefligen.
953ieberhoIte ^elbgüge nach 35ö^men nnb Ungarn, ein 2luffianb bes
jpergogs ©otfrieb non £of§ringen gaben ihm bis ins 1045 8 enu 8
ga tun. 5taum aber waren biefe Aufgaben gelöfl, fo machte er fidE) auf
nach Italien. 933ie flarf es ihn dorthin gog, oerriet er, als ihn im Jperbfi
1046, nad^bera er eben bie 2üpen äberfdEjritten hatte, bie CTtarfjrid^t er«
eilte, in Ungarn fei bie Örbnnng, bie er in brei ferneren $elbgügen auf*
gerietet hafte, bnrdb 2Inffianb gerflörf, ber Äönig gefförgt unb ein
blutiger DtücEfaH ins ^eibentnm im ©ange. ©0 bebenflidE) bas Hang,
jjeinrich fe|te feinen 9S3eg fort; fein 3«el war 3tora. 933as er oen bort
gehört hafte, freien i^m fein (Singreifen noch bringenber gn forbern.
Sie jperr ftfyaft ber Susfulaner in Dtom fianb wo^I niemals fe^r fefl.
933as es fd^ließlid^ war, bas fte gu $aE brachte, wiffen wir nidE>t. Saß
bie Unwnrbigfeit 23enebifts IX. baran fc^nlb gewefen fei, iji nicht wa^r*
fd^einlid^. 2ln fc^Ierfjte SPäpfle war man in Dtora gewohnt, nnb ob 33ene*
bift fd^Ied^ter war als anbere eor ihm, if! bie ^rage. 3 war fyaf fd^>on feine
3«it nicht gut oon ihm gefprod^en, nnb bie S^ad^welf if! barnber einig,
in ihm ben f$wärgefien Un^olb gn fe^en, ber je ben ©fahl ©anft
Peters oerungierf habe. 933er aber fragt, worin benn feine ©dEmlb be=
fianben haben f©E, erhält feine Antwort. Sie 3eitgenoffen »eben nur in
aEgemeinen 953enbungen oon feiner ©dE)Iecf)figfeif, befonbere ©d^anb«
taten, wie feinergeit oon 3°h anne0 XII., erwähnen fte nicht. Sas oer«
fiärft bie 93ernmfung, baß bas 23ebnrfnis, feine EGerbräugung nacf)=
fraglich gn rechtfertigen, bie färben gu feinem 23ilb geliefert habe- 933ir
hören oon 933iEfür nnb ^ärfe feines ©tabfregimenfs, bas bem 93olf
nnerträglich geworben fei. 2Iber andh bas gibt fein flares 23ilb. 9SieI=
leicht war es nur eine ber herfömmlidhen ©paltmtgen im 2IbeI, oieEeidht
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262
33enebiff IX., @ilt>effer III., ©regor VI.
wieberaufftammenbe $amilienfel?be, bie im (September 1044 gum et *
foIgreid£>en 3£tifjfian& führte. Ser !ßapfi, beffen Sieben bebroI>f war,
flüchtete auf feine ^Burgen im 2flbanergebirge. 233tf>renb mm in ber
(Stabt feine ülnfyängez ben Stampf mit wenig ©lücf fortfeften, gelang
es einet (Seitenlinie bet Greacenfier, bie in bet (Sabina I>errfdE>te, ben
bortigen 33ifc^of als @ilt>ejler III. gum Jßapfi gn ergeben Qfanuar
1045 ). Seffen iperrlicfjfeit war non fnrger Sauer, naelj einigen 333oc^en
fdE)on erfdpien .Benebift wiebet im ^elb, eroberte bie (Stabt nnb nötigte
ben ©egner gur Dlücffeljr in fein früheres Biafum. 2 Ibet et wirb gefällt
I?aben, baf er nidjf bet 9Itann fei, bet beflefyenben (Spaltung Sjezz gn
Werben. Gr war gum Dlncftriff bereit, wenn i^m für bie Unfofien, bie ber
Grwerb ber p&pfÜifyen 953nrbe oernrfacfpt £atfe, Gutfd^äbignng gejault
würbe. Ga fanben ftc£ aud^ wo^lgefmnte £enfe, bie barauf eingingen, an
ber @pi$e fein eigener Sanfpate, 3®^onnea ©rafiamta, Grgpriejier an
ber Stirere (Sanft 3°^ aon &or bem ißatinifd^en Sor, ber für ben fromme
flen unter ben römifc^en ©eifilid^en galt. Saa ©elb, 1000 ^3fnnb
(Silber na<$ ben einen, 1500 , ja 2000 nacf> anbern, gab ein getaufter
3»nbe 25arud^ genannt Benebift £er, bem fein Dteii^fnm bie Gin^eiraf
in ben römifc^eu 2 lbel ermöglicht hafte. @0 fam baa ©cfd^äft guflanbe:
Benebif f IX. traf gnruef, nnb 3«>h am,e0 ©rat ianua nahm ala ©regor VI.
am 1 . 9Itai 1045 feinen $Iaf ein. Ser Triebe war wieber^ergefleQt mtb
eine ©efunbung ber firi^Iic^en Berhältniffe eingeleitet. 2 Iuf fie war ea
bei ber Gr^ebung ©regora VI. abgefefyen, nnb ala 2S5ieberbringer bea
golbenen 3eifalfere ber 2IpofieI wnrbe ber nene SPapf? begräbt. Gr fanb
auch feinen 3G3iberfpruc£), in Sentfc^lanb nnb ^ranfreid^
Wnrbe er anerfannf, lief man (ich non ihm Dlecfyte nnb Bedungen be¬
tätigen. 3Tad^ ben bia^erigen Grfa^rnngen fyatte man in Dtom feinen
©rnnb gehabt, nach ber (Stellung bea fnnftigen Äaifera gn biefen Gr*
eignijfen gn fragen. Saf ein einhellig erforener, aüfeitig anerfannter
^3apfi bem beutfcfyen Äönig genehm fein werbe, wirb man angenommen
haben, gnmal biefer SPapfi aua ben Streifen ber Deform tyereorgegangen
war. Sarin aber täufc^te man ftdE). .Sjpeinrich III. fal> bie Singe anbera
an. Gnbe ßftober 1046 war er in ^3at>ia, ber italifd^en jjpanptfabt, ein*
gegogen, fyatfe l>ier mit ben Bifclwfen ßberifaliens eine @pnobe
abgehalten, an ber aufet ben Seutfd^en feinea ©efolgea auch gwei
bnrgunbifcf)e Grgbifd>öfe feilnahmen, nnb hatte bann feinen 355eg nach
3tom fortgefe|t. 3n ^iacenga feilte (ich i^m ©regor VI. t>or, irjeinridh
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$einrid>* III. (Eingreifen» 0utri unb ?Kom 263
aber Derfagte ihm bie 2Inerfenntmg nnb Derlangfe Unterfuchung fei aee
Slufptutfye.
©ie erfolgte am 20 . Segember 1046 in ©ufri. (Sine ©pnobe, über
beren 3 *>fflmmenfe|nng nichts oerlaufet, fara unter bem EOorftß bee
Äaifers gu bem Urteil, baß ©regor fowenig wie ©iloefier einen 2In*
fpruch auf bie päpfiliche 2S5nrbe Ratten. Ser 2IBfc£>luß erfolgte brei Sage
fpäter in Dtom. «Spier worbe 23enebift IX«, beffen freiwilligen Dlnrftritt
man nic£>f anerfannte, als nnwnrbig aBgefeßt unb tage baranf bie STten*
wähl Dorgenommen. @ie fiel nach bem 233iHen bee Staifers nnb bem
3taf ber i^n nmgeBenben beutfcfjen 23i fchöfe — auch ber gufäüig an* v
wefenbe 2Ibf ßbilo Don ©Innp nahm gnfiimmenb teil — auf 23ifd^of
©wibger oon 23amBerg. 311s (Siemens II. empfing er bie 233ei^e nnb
DoQjog am 333ei^nad^tsfag an Speinrich III. bie Krönung gum römifdEjen
Äaifer.
©s hat Balb nid^f an ©fimmen gefehlt, bie bafl ©efd^e^ene als nnBe*
fugten Übergriff bee Weltlichen Sjeztffyets in bie kirchliche ©phäre nicht
anerkennen wollten, ©ewiß mit Unreiht. Äein Singeichen beutet baranf,
baß bie $orm oerleff worben fei. 23ifchofe hotten in ©nfri nnb Dtom bie
Urteile gefprochen, an beren Dlichfigfeit nach ben 23eflimmungen bee
kirchlichen Dtechfe nicht gegweifelt Werben fonnte. 23enebift IX. hotte
feine 233ürbe burch3 a ^ un 9 erlangt nnb gegen 3ahlung abgetreten, war
alfo in aller Qrorra ber ©imonie fchnlbig, ©iloefier III. ein offenbarer
(Sinbringling, nnb auch bei ©regor VI. war ber 9I?afeI ftmonifiifcher
30fta<henfchaften nicht Wegguwifchen, mochten feine Slbfiihten noch fo gut
gewefen fein. Surfen wir einer Überlieferung glauben, bie aufl feiner
nächfien Umgebung gn flammen fd>eint, fo hot er fe Ibfi in ©ntri feine
©chnlb eingeflanben. 235oHfe man fleh aber baranf berufen, baß ber
^Papfi anf (Srben feinen dichter habe, fo genügte ber Hinweis anf bie
2Ibfe$ung 3°h anne0 ’ XII., abgefehen Don ber poflnmen SSerurfeilung
bee tformofue, gum 35ewei fe, baß ber erwähnte ©a$ feine nnbebingte
©eltung beanfpruchen fonne. 233enn gleichwohl Bei allem ber 9S5iIIe bee
Äaiferfl entfeheibenb gewefen war, fo tat bas ber Dlechtmäßigfeit ber
23efch(uffe feinen ©intrag. Heinrich hotte bafnr geforgt, baß in ben
Dorgefchriebenen formen gefchah, was er wollte nnb bas 3te<h< forberte.
Sas gilt auch Don ber ©rhebnng (Siemens II. Sluch bei ihr ifi bie her*
fömmliche ^orra beobachtet, ohne 333iberfprach ifi er Don ©eifilichfeit
nnb SColf gewählt worben. ©0 gefchah aüerbingd nach bem EOorfchlag
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264
T)eutf(fytä Papfffum
bes Äaifers, anb bet bebeatete in bee gegebenen Sage fociel wie einen 23e-
fety. 2Iber audj? B>ier fyatte jjeinricB) ben Dlecfjtsgewoljn^eiten ber3*it t>or*
forgIic£DtedEmung getragen, inbem er ßcE) com röraifcEjen 23oIf gnm^afri*
iius ergeben lieft, ausbrücflidE) mit ber 23efagnis, bie tyapfhvafyl gn leiten.
333as ber Sifel Pafrifius bamab befagie, wißen wir. Sie ©efdEßdfße
bee 9D3orfes fpiegelt einen meE>r ab tanfenbjä^rigen 333anbel ßaaflid^*
gefeüfcfyaftlicfyer 3SerE)äIfni([e. 2lue bem nrfprünglic^en Dramen einer
©tanbesflaße war ee gur 23egeidEi>nung eines amtlichen, com Äaifer
cerlieljenen 3tanges geworben nnb Bilbefe feit bem 33erfdE)winben ber
bpgantinifd^en jperrfdEmff ben Sifel bee weltlichen ©fabf^errn con 9?om,
ber bort bie faiferlidEjen 9lec£fe ausüBfe. ^3ippin nnb Äarl ber ©roße
Ratten i£>n geführt, 2IIberidjj> nnb bie Grescenfier ßd> feiner Bebienf.
Saß jeßf ber Äaifer i£>n fid) — unb gugleid^ bem @o£n, ben er fünftig
IjaBen würbe — überfragen ließ, bebeufefe nichts anbecee, ab baß
ber beutfifye Äonig bie Dtegierung ber ©fabf erBIirf) an ßdfj na^m.
2IusguüBen gebaute er ße wie bie ©fabf^erren feit halb anberf^alb
3a^r^unberfen, inbem er befahl, wen ©eißlit^feif nnb ©emeinbe gura
^ßapß gu wählen Raffen.
Saß er con feinem JÄed^t ©ebram£ machte, inbem er bie 333a^I eines
beutfcEjen 23ifdE>ofs ceranlaßfe, läßt nns einen 35IidP in feine weiteren
2EBßc£ten tun. Äird^IidEje ©rfjriftßeGer ^aben mitunter ab ©rnnb an¬
gegeben, bie ©eißlid^feit Dtoms, gang con ©imonie nnb ($fleifdfjesfünben
betyerrfd^t, f>aBe feinen geeigneten Präger bes 2Imfes anfgnweifen gehabt.
Ser ©ebanfe mag au<$ bem Äaifer nid^f fremb gewefen fein. Sie Dte-
form ber Äird^e, in erßer fiinie ber romifdEjen Äird^e, ließ für ben 2Iugen*
Blicf einen Dtomer ab Papfl ungeeignet erfd^einen. 2tber ber eingige
23eweggrunb fann bas nidE)f gewefen fein. 9fa><$ breimal iß ipeinridEj
in bie £age gefommen, ben ^3apß gn benennen, unb jebesmal E>af er ßdE>
für einen Seutfc^en entfdEn’eben, obwohl es mit ber 3 C <* * m römifcEjen
Älerus an tauglichen Bewerbern nid^f fehlte. 9TidE)t nur an bie ÄirdEje
nnb i^re Dleform hatte ^einridE) gu benfen, iE>m war es ebenfofe^r nm
eine neue ©eßalf bes Äaifertums gn tun. 2tb Äaifer wollte er Dtom
regieren, ab beutfdEjer Äönig fonnte er bort feinen ©iß nidE)f nehmen.
(Sr beburfte eines 933erfgeugs, burdE) bas er con Senffd^Ianb aus in 9tom
herrfifyte. 933er anbers fonnte bas fein als ber ^3apß, ber folglich ein
Sentfd^er fein mußte. Sies iß es, worin bas Äaiferfum jpeinrid^s III.
con bem feiner Vorgänger feit Öfto I. ßcE) nnterfdEjeibet. Siefe Raffen
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£)eutfc$e* 'Jßapfttum
265
— bie Surge Unterbrechung unter ßffo III. abgerechnet — bamif
Begnügt, baß Dtom ihre ßberhoheif anerSannfe, bie Dtegiernng aber
hatten fte bem Abel nnb feinen Häuptern ober Kreaturen überlaßen.
Heinrich III. befeitigte mit bem ©pflem ber Abelspäpfle auch bie .Sperr*
f<haft bes Abels in ber ©fabf nnb fe$te an ihre ©feile bie eigene, bie
beutle, ausgeubf burch einen beutfhen $apfl.
Übrigens mnrbe bamit nur auf Dtom nnb ben Kirchenfiaat übertragen,
mas für bas Königreich 2> f alien f«h on in ©elfung mar. 23on jeher hatte
hier bie Sönigliche Regierung mie in Seutfchlanb auf ben 33if<höfen
geruht. ©eit ßfto III. maren bie Könige mehr nnb mehr bagn über*
gegangen, bie ^Bistümer mit Setrffchen gu befeßen, beten Ergebenheit
fte |j<her maren. 233enn nun auch auf bem römifcf>en ©fnhl ein Seuffher
faß, fo mar bie bentfehe Sjerzfäaft in Italien fo fefi gegrünbef, mie man
es in ben bamaligen SCerhältniffen forbern Sonnte, nnb bamit zugleich
bie Einheit bes Steiges, bas bas römifche nannte nnb in 233ahrheif
bas beutßhe mar, in ben ©rengen bes Sliöglichen ftc^tbar nnb mirffam
hergeßeüf. Saß ber Einfluß bes beutfehen Kaifers jenfeits ber eigenen
©rengen gefiärSt mürbe, menn ein bentfher SPapfE, oom Kaifer erhoben
nnb auf ihn als DtncShalf angemiefen, an ber ©piße ber Kirche bes
Abenblanbes flanb, oerfleht fleh t>on fettfl, unb baß bie Reform ber Kirche,
oon Dlom ans betrieben, ©elegenheifen in ^üQe bot, biefen Einfluß
gelfenb gu machen, mirb Heinrich III. nnb feinen ^Beratern nicht ent*
gangen fein. 233enn man noih in Erinnerungen an bas römifche 233elf*
reich lebte, ausfichtsreicher Sonnte feine Erneuerung nicht erflrebf
merben, als menn gmei Sentfche als Kaifer unb als ^3apfl oereinf Dteirh
unb Kirche regierten nnb bie flaatliche mie bie geiflige Rührung bes
Abenblanbes übernahmen.
Öhne 9Rühe hotte ber Kaifer feinen 333illen bnrchgefefcf. Sie Singe
in Dtom müffen fleh in oöUiger Anflöfung befunben hoben, fo baß an
333iberf!anb niemanb benSen Sonnte. Sarnm mar es anch unnötig, über
bie abgefeften ^ßäpfle ©trafen gn oerhängen. Es mnrbe Sein $lnch
ansgefprochen, Seine KerSerhaft befohlen, gang gn fhmeigen oon bem
granfamen Verfahren, bas im gleichen ^aQ in früheren feiten an*
gemanbt morben mar. Um für bie 3nSnnft oorgnforgen, orbnefe Heinrich
nur an, baß ©regor, ber mohl am meiflen Anhang in ber ©fabt befaß,
ihn nach Sentfhlonb begleite. 3 um Aufenthalt mnrbe ihm Köln an*
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266
Unteritalten. Die Normannen
gemiefeu, trab h* et iji ec fc^on oot 2(blauf eines 3 a ^ cefl gofiorben. @il*
Defier war leinet 23eac^fung wett, unb gegen 33euebiff gebrauchte bet
Staifet feine militärifcfye Überlegenheit. (St nahm einige 23 tragen bet
Smsfulaner, bie ©rafen untermarfen ftch obet gogen ftch in ihre legten
©chlupfminfel in ben 2flbauerbergen gnröcP. Sann brach Heinrich
nach ©üben auf, um bie QSerhältniffe llnferifaliens gn otbnen.
Sjiet hatte ft cf) feit bem mißglüdPfen §elbgng Sjeinzifys II.*) manches
gagefragen. 3 ue rjl war es Gapua gemefen, beffen $ürfl Panbulf IV.
erobernb am ft cf? griff, ©aefa nnb t>otüBetgef)enb fogat Neapel unter:
marf nab bie attsgebefjnfe S}ettfä)aft bee Äloflers Dübnfe (Safftno ftch
aneignefe. DDon biefem herbeigerufen, hafte Äaifer Äoncab II. (1038)
eingegriffen, Panbnlf oerfriebeu uub (Sapua bem ^urfien 233aimar Don
©alerno überfragen, ber nun feiner feite bie Stoffe bee (Sroberere über:
nahm, ©aefa uub 2fmalft unfermarf unb ftcf> gar fü^renben Dltadhf
©übifafiene auffd^toang. 933ae i^tn bagu Oerhalf, mar mifitärifc^e
Überlegenheit. (Sr befaß eine Gruppe, mit ber ft cf) nickte Dergleichen
ließ: Normannen. DTtif biefeu mar eine neue ©röße aufgefrefen, bie,
aue Keinen Anfängen gu immer bebeutenberer DTtachf anmadhfenb, mit
ber 3cif ben ©efdjicfen gang ©übeuropae eine neue DBenbung geben
unb in ber ®efd}i(fyte bee Papfifums eine eutfcf)eibenbe Diode fpielen
foüfe, ein legfer, fpäfer D^aihfchub ber großen 333anberbemegnng ger»
manifdher QSölEer, bie bas römifcf)e DBclfreich gerfdhlagen nnb bas
2fbenb(anb neu geflalfef hafte.
3n beu fahren, als Dlteles ben 2Iuffianb in 2Ipafien gegen ben
griechifcf)en Äaifer führte, lanbefe eine {(eine ©dE)ar Don Dliffern ans
ber Dtormanbie, Don ber Pilgerfahrt nach Paläjiina heimfehrenb, in
©alerno nnb ließ ftch tram borfigen ($ffirf?en gnm Äampf gegen bie
©aragenen brauchen. (Ss maren SRachEommen jener norbifhen @ee=
fahcer, bie einji ben ©cfraecfen DXSeflenropas gebilbef haften, feit gio
in Dfocbfranfreich angeftebelf unb borf gu (^rangofen gemorben. Düit
ihrer angeborenen Sapferfeif unb ÄarapflufI unb ber neuerlerufen
frangöftfchen Äriegsfnnfi, bem ©efechf gn Pferbe im Panger unb mit
ber £ange in gefchloffenen Einheiten, maren fte jebem ©egner überlegen.
3h c * £eifiungen befriebigfen fo fehr, unb ihre eigenen (Sinbrütfe maren
fo günflig, baß bie D?orraanbie alsbalb gum Sruppenmerbeplag für bie
DRachfhaber llnferifaliens mürbe. DITif normännifhen Dliffern Eämpfte
•) 0ief>e oben 0. 218 f.
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Unf eritalien. Die Normannen
267
auch DReles gegen bie ©riechen. (Sc erlag, bie D^ormaunen aber liefen
jtdh nitfyt aBfd^recfen. 3 mraec nene @cf>aren gogen aber bie 2üpen, nm
im ©üben i^r ©lütf mit bem ©<hwerf gu fuc^en. @ie bienten jebem,
ber fte begaffe, heute biefem, morgen jenem gieren, Reifen Weber 233orf
noch Gib nnb badeten allein an Äarapf nnb 23eute, habgierig nnb
Ijerrfcfebegierig", wie einer ihrer eigenen ©efc^id^tfd^ceiber, „ein freu*
lofes 23olf nnb non unerfäftlidher Sjabftufyt' 1 , wie ber (S^ronif! non
9Itonfe Gafjftno fte nennt. DTtif ihrem wilben 23enel)men würben jie
bie Plage bee £anbes, halb j! eilte man jte ben Ungläubigen gleich nnb
belegte jte mit bem ©Schimpfnamen ber ©aragenen: 21garener, ©ohne
ber ipagar. 21ber ben ^ärflen waren fte nämlich, nnb fo fonuten jte jtdh
im £anbe fefifegen. 3 m 3 a ^ re io 3° erhielt als erflec einer ihrer Rührer
ein ©ebief im JReapoIitanifdhen, wo er bie 23urg 21necfa errichtete,
(^nrjl 933aimar non ©alerno bebienfe jtch ihrer feit 1041 mit bejlem
Grfolg gu Groberungen in 21pulien. Srei gried^ifd^e Sjeeze fchlugen jte
nnb nahmen gnle$f ben feinblid^en $?elbherrn felbjl gefangen. 3h ncn
nerbanfte 333aimar, ba$ er jtdh — etwa* norfchneU — ^pergog non
31pulien nnb Galabrien nennen bnrfte. Gr belohnte jte bnrdh 21nweifung
non £anbfchaften nnb ©täbfen, unter feiner (Oberhoheit enfjlanb bie
normännifdhe ©raffdhaft 21pulien.
Siefe £age fanb Heinrich III. nor: bie griedhifdhe 9Itadhf im3orü<f*
weichen, Unteritalien im begriff, ein eingiges falernitanifdh-normänni*
fdhefl (^ürfienfum gu werben, nur 23enenenf nnb Neapel noch traab*
hängig. Go war eine ©efahr ebenfo für bas Dfceidh wie für Dtom nnb ben
5tirdhenj!aaf. Heinrich war jlarf genug, ihr gn begegnen. Gr lub 333aimar
nor nnb gwang ihn, Gapua herausgugebeu, in bas ber abgefe$fe ^3an=
bnlf gncütffehren bnrfte. Sann erfdhienen nor ihm bie Rührer ber iRor*
mannen nnb empfingen aufs neue ans ber jrjanb bes Staifete, was jte
fdhon befaßen. 2Us unmittelbare £ehttsfräger bes Dteic^ee jianben jte nun
bem $ürjlen non ©alerno, ihrem bisherigen iperrn, gegenüber. 21ndh
ansbreiten foQten jte jtch dürfen. Sas ©ebief bes $ärjlen non 23enenenf,
ber bem Äaifer bie Unterwerfung nerweigetf hoffe, wnebe ihnen preis*
gegeben. Sie alte 3« r fp6 a c c oo0 *0 niele Heinere iperrfchaften, bie
einanber bie 233age fyelten »ob fuh gegeneinanber benagen liefen,
war wieberhergejiellf. P3on ©üben her, fo bnrfte man annehmen, waren
3teidh nnb Äirdhenjiaaf nicht mehr bebrohf. Unbefocgt fonnte ber jtaifer
nach Sentfdhlanb gttrücfEehren, begleitet non feinem $apfl.
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268
(Slemend II. £)amafu* II.
Sic 2Iufgabe, bie (Siemens II. gefieUf war, beutet ber Sporne an, ben
er ftdE> wählte. Siefe gang ungewöhnliche 2lnEnüpfnng an einen fagen*
haften Vorgänger ans ben früheren feiten — eingig ©erberf*©ilfcejler
bot bafnr ein 23eifpieI — enthielt ein Programm: es hieß DtäcEEehr gn
ben ©runbfäßen ber großen Vergangenheit, ber güten alten 3 e * f -
(Siemens II. I>af Beine 3«f gehabt, es gn erfüllen. 2luf ber Steife nad>
Seutfcf>lanb ferner erEranEf, iß er am 9 . ßEfober 1047 in einem Älojler
Bei Pefaro gejlorBen. 253as non feiner 2Imtsfn^rnng üBrigBIieB, war
außer einigen Privilegien, bie Beweifen, baß er amf> außerhalb Seatfch*
lanbs anerEannf wnrbe, eine Verfügung, bie ßcf) nur anf ben römi*
fdjen Älerus Begog, aber bie ungeheure ©chwierigBeif ber Dteform ent*
jjüHfe. 233er ßcfy roiffentlicf) non einem ©imonijien ^atte weiten laffen,
follfe niergig Sage lang 23uße tun, aber fein 2Imf Bemalten. Sas
ßrenge Stecht, wonach bie 233ei^e eines ©imonijien ungültig fein mnßfe,
wagte ber Papji nicht in straft gn fe|en.
2IIs (Siemens tot war, geigte fidE?, baß bie fo fd^nett geglücBfe Unter*
werfnag Dtoms hoch gn wnnfdEjen übrig ließ. 233ä^renb mit bem bentfd^en
£of über bie DTadhfoIge verhandelt nnb nom Äaifer ber Äifdjjof Poppo
non 33rijen bagn beflimmt würbe, wagte ftdh 23enebiBf IX. hervor nnb
nahm feinen ©iß wieber ein. Ser DItarBgraf 23onifag non Sosfana
aber, ber Poppo ben 233eg nach Dtom bahnen follte, nerfagte fiel). ©eit
ber Sluflöfung bes fränfifd^en Steiges nahm SosEana gegenüber bem
Äonig non 3 fa ^ cn eine feh r felbjlänbige ©fellung ein. ©ie war in
(^rage gefleüt, wenn in Dtom ein Seutfcf?er als 233erEgeug bes Äaifers
regierte unb bie DltarEgraffd^aft non brei ©eiten burdE? bie faiferlid^e
DItacht nmEIammerf würbe. 23onifag, obwohl Eird^Iid^en $orbe*
rangen nicht nngugänglich — unter bem Einfluß eines 23nßprebigers
hatte er gelobt, Beine Äird^en mehr gn nerBanfen — ^anbelfe nach
ben Überlieferungen feines Vorgängers, wenn er für ben römifd^en
2lbelspapj! gegen ben beuffdtjen Dteformpapf! Partei ergriff. 2Iber fo
groß war bie 2IdE)fnng nor ber beutfehen DItadEjf, baß ein bro^enber
Vefe^I bes Äaifers ben Eigenwilligen gnm ©e^orfam brachte. (Sr tat,
wie ihm geheißen war, 23enebiEf IX. verfdEjwanb gnm gweitenmal nnb
hat, obwohl er noch mehrere 3°h cc lebte, Beinen Verfaß mehr gemacht,
wieber anfgntreten. 21m 16 . 3°!' 1048 Bonnte unter bem ©c^uß tos*
Banift^er Sruppen ber beat(d>e Papji feinen (Singug in Dtom galten
nnb tags baraaf in ©anBt Peter bie 253eil)e empfangen. (Sr nannte
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Cec IX.
269
flcE) Samafus II. unb befannte bamit, baß er wie fein Vorgänger in
6 er 2K5ieberanfuüpfung an bie 2>beale bet firc^Iid^en Urgeif feine 2Iuf=
gäbe faü). (Sr iß nicfyt bagu gefommen, i^c gu bienen, benn fcf>on nach
breiunbgwaugig Sagen ( 9 . 2tugufl 1048 ) war er tot, ein ßpfer bes
romifchen fiebere.
©ein Stachfolger fanb fein jrjinbernis anf bera 233eg gura Shron.
Stach Beratung mit ben gei|Hic£)en Dteid^sfnrßen beflimmfe ber Äaifer
— es war gu 2 Sei^nadE)fen 1048 in SKSorms — ben Bifhof Brnu
von Soul. 233enn es wahr iß, bafj bie römifc£>e ©efanbtfhaft einen
anbern gewönfd;t hatte, fo ^af hoch niemanb an Auflehnung gegen ben
233iHen bes Staifertyatritius gebadet. 3 ra Februar 1049 fonnte ber
nene ^3apfl in Dtom eingie^en unb in ben hergebrachten formen feine
233ahl nnb (Sinfe$ung vornehmen Iaffen. 3fn (Srinnerung an einen ber
befanntefien feiner Vorgänger aus alten Sagen nannte er (ich £eo IX.
Brnn war ber (Sproß bes elfäfßfcfyen ©rafenQefdßefyts t>en (Sgis«
heim, bem Königshaus nahe vecwanbf, bamals fünfunbviergig 3 a h te
alt, ein fhöner SGtann t>on gebietenber nnb gngleich gewinnenber (Sr*
fheinnng, hochgebilbef, ©chriftfleHer nnb Sfltufifer. SQtehrere Jird^Iid^e
©efänge feiner (Srftnbung waren verbreitet. Sas Kinb gweifpr adliger
(Slfern, war er in Soul ergogen, nnb biefes Bistum erhielt er mit vier«
nnbgwangig 3^^° t,on Äonrab II. Sie ©rengjlabf war ein wichtiger
^3laf, ber einen Söerfrauensmann bes Königs ab Bifhof forberte, unb
Brnn hat fro$ feiner 3ngenb nicht enttänfcht. ©eine Vorfahren hotten
ab rüfiige Segen in Stachbarfehben ft<f> wacfer gefummelt, gugleidb aber
bnr<h reichliche ©fififnngen für ihr ©eebnheil geforgt unb ihr (Snbe
fromm im Klofler erwartet. (Sfwas von biefen gwei ©eelen lebte auch
in .Brun. Als Sreiunbgwangigfährigen fah man ihn bie Srnppen bes
Bifhofs von SonI anf bem italifhen (^elbgng befehligen, ab tyapß hat
er feinen friegerifihen Steigungen gu feinem Unheil aUgufehr nac£>ge«
geben. Saneben aber war er erfüllt von firch(i<hem (Sifer. ©eine Stegie«
rnng ab Bifhof hafte er mit bnrihgreifenber Dieform einiger Klöfler er«
öffnet. Sag war ber SQtann, in beffen ipanb Heinrich III. bie hoppelte
Aufgabe legte, ben 3 «ßanb ber Kir^e gu befferu unb bie ^nbteffen bes
Dteiches wahrgunehmen. (Sr hot beibes getan, auch auf bem ©tuhl
©anft Meters gu Dlom ein beutfher dte’nfyshifcfyof, wie er fein foQfe, für
ben bas 233ohI von Kircf>e unb Dtei«h eins war, ©taafsmann nnb Kriegs*
herr ebenfofehr wie ^riefler unb ©eelenhirt, unb beibes in befler Prägung.
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270
fRefovmato rifdfye (Strömungen in ?Rom
Dfatr fünf 3>o^rc £af £eo IX. feines 2lmfes gewaltet, nnb hoch be*
beutet feine Delegierung einen 933enbepunft in ber OefdEjic^te bes ^Japfl*
turne, ja bes 2lbenblanbs. Sas ^aben fc^on bie 3citgcnoffen gewußt nnb
nach feinem Slobe mit einiger Übertreibung bebannf. 2lGe fird^Iit^en
33ejlrebungen foGte er neu erwecft fyaheu, mit ihm foGte ber 233elf ein
neues £id^t anfgegangen fein. 933ie lange fpracf) man fdE)on non Dteform
ber Äird^e, ohne bafj etwas Surchgreifenbes für fte gefd^e^en wäre!
£eo führte fie ans bem ©fabiara ber (jjrorberungen nnb ^ßläne hinüber
in bas Dleich ber 2 ^af, er forgte bafür, ba$ fte mit feinem iEobe nidEjf
erlofcf), uub feierte bamif bem ^apjlfum bie Rührung in ber wic^tigjlen
Aufgabe ber 3 c * f *
Sen 2Infang rankte er im eigenen jrjaufe matten, in Dlom unb Italien.
DTirgenb war es nach bem Urteil ber 3citgcnoffen nötiger, nirgenb bie
jtird^e weiter nom redeten 233ege abgeirrf. Ser apojiolifdEje @fn^I, einj!
ber 3tn^m bes (Srbf reifes, war jur DSSerfflatt ©imons bes 3 anberers ge*
worben, non il>m ^atteu aGeÜbel in ber 5tird^e ihren 2lttsgang genommen;
fo hiefj es. Sie 2lusfc£weifnngen ber römifd^en ©eijllid^en insbefonbere,
wirb behauptet, feien fo offen gebalbet worben, bafj aGe 233elf bie
STtamen ber beteiligten ^rauenjimmer bannte, freilich fmb bas nach*
fragliche Urteile, nnb wie jebe fiegreidfje neue Dlichfung ^aben bie Die*
former bes elften >h c eigenes QSerbienfi babarc£> 3 a ner*
Hären gefugt, bafj fte ben .Sjinf ergründ fo fc^warg wie möglich malten,
ß^ne Übertreibung ifl es babei nidE)f abgegangen. 2lnch in 3 ffl l' en waren
Dteformaforen fd^on nor 1046 erfcfjienen nnb Ratten ni<f>f ohne (Srfolg
gewirft. 3 n (^lorenj ^atfe bas 2luftreten bes ßrbensflifters non 93al*
lombrofa, 3°h annc0 ©ualberfi, fc£)on in ben breiiger ^fahren fruchte
getragen, in ber Dtomagna wirbfe ber geiflreid^e nnb formgewanbte
^Jefrns Samiani, 2lbf non $onfe 2lneGana, burdf? 233ort nnb @c£rift
bei Sifd^öfen nnb weltlichen .Sperren. 3 n 3lom fcIBfi hafte bie flrengere
©eftnnang feit hundert 2> n ^ cen eine .Speimaf im Älofier auf bem
2 lnenfin, bas mit Glunp in engen 23ejiehungen flanb. (5s war eine
<Stiftung 3Hberi(f)0, beffen Teilnahme für bie Älofierreform wir f«h©n
fennen, unb bann als ^jansHofler ber SJusfuIaner gelten. 25©r 1046
bilbefe es unter einem 2lbf, ber nielleii^f felbfi ber regierenben Familie
angehnrte, einen DIliffelpunEf ber Dleform. Sort lebte ber nerfriebene
@rjbifchof £oren 3 non 2lmalft, ein norbilblicher ©eifHid^er unb be*
wunberfer ©elehrfer, borf nahm ber 2XBf non Glunp 233ohnung, fooff
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£rod IX. 3ftif arbeif er
271
er in 3tom war. 3 n biefem Äreife war ber !ßlan enfjlanben, bttrd? 23er*
gi ä)t 23enebifts IX. bett ^3la| frei gu machen für ©regor VI., non bem
man bie 23efferung ber 3ufiänbe erwartete. Sas war bo«h nur mogliih,
Wenn in ber 23et>ölferung ber ©ebanfe ber Reform fc^on feine 2In=
ganger ^atte. 3 U i^ren (jjrreunben muß fein ©eringerer als ber ©fabf*
präfeft Gencius gehört t>aBen, ber im 23riefwechfel mit Petrus Sa*
miani fianb nnb ftd> non biefem einen Sabel gngog, weil er über bem
©ebet fein 2Imf nernac^Iäfftge. SRoch anbere Äorrefponbenten ^atfe
ber 2Ibf non ^onte 2IneIIana im römifd^en 2tbel: ben fpäteren Äarbinal
2überid^, ehemals DQftönd^ in SB'onte Gaffino nnb, nach bem 3?amen
gn fd^Iießen, JUtifglieb bes Susfulaner ©rafen^aufes, einen gleid^-
namigen ©enafor, nnb einen ^Petrus, ebenfalls ©enafor. 3I£an hat alfo
fein Dled^f, biefe Äreife fc^Iec^tweg für reformfeinblich gu galten.
Gs werben i^rer me^r gewefen fein, als bie Überlieferung erfennen
läßt, bie bem beutfd^eu ^ßapfi bereitwillig entgegenfamen, £eo fonnte
alfo auf Dltifarbeifer an ßrf nnb ©feile gälten, er fonnte borf au*
fnüpfen, wo ©regor VI. hafte auft>ören muffen. 9I?it beffen Äreis
würbe bie SGerbinbung ^ergejlellf in ber ^3erfon eines jüngeren römi*
ft^en DItöndE>es namens ^ilbebranb. ©ein 23afer 23onigo war im
©fäbfd^en ©oana nördlich non Diom gn ^anfe, feine DItuffer aber
gehörte bem romifd^en 2IbeI, wa^rfd^einlidf» fogar bem 5paufe ber Snsfu*
laner an nnb war, wie es fc^eint, bem reifen 25arudE)=25enebiEt ner=
fd^wägert, beffen ©elb ©regor VI. ben 933eg gnm päpfHit^en S^ron ge*
bahnt hafte. Grgogen war jjilbebranb non flein anf im Älojler anf bem
2Ioenfin, beffen 2Ibf feinßf>eim, oermuflich ber Araber feiner Dltuffer,
war. jpier genoß er ben Unterricht bes nor^in erwähnten £oreng non
21malft, hier hat ec bas SQffönchsgelübbe abgelegt. 3t» ©regor VI. muß
er in nahen 33egiehungen gejlanben haben, benn er begleitete ihn in bie
23erbannnng nach Seuffhlanb. SRach ©regors Sobe nach 3tom gnrücf*
fehrenb, traf er unterwegs mit £eo IX. gnfammen, ber ihn in fein
©efolge aufnahm nnb ihn, in Dlom angefommen, gnm ©ubbiafon
weihte mit 2Inf!eIInng an ber Kirche ©anft Meters. Saß jrjilbebranb
einmal bie jrjanpfroDe in bem beginnenben Sraraa übernehmen würbe,
fonnte bamals niemanb wiffen. §ür ben ÜUngenblicf wichtig war, baß
bttreh ihn bie 3Serbinbung gwißhen £eo nnb ben romifchen freunden
ber Dteform hccgejJeUf war, ein nicht gn unterfchä|enber SOorfeil für
bas ©elingen bes Unternehmens.
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272
£eo* IX. 3Rifarbeifer
3nbeffen, feine bebeutenbfien 9Ifrfarbeifer — bas iji bas 9Ueue unb
(Folgenreichst, was feine Steuerung ausgeichnef — brachte £eo IX.
ans feinet Bisherigen nächjlen Umwelt mit. 3° Ben &Iöflern Lothringens
nnb bet yiaifyharftfyaft war bie Reform Iängfi fyimifify nnb gut ner*
treten, in einem t>on ihnen, @f. Gute in Soul, war et feEBfi erlogen,
ans lothtingifchen nnb Burgunbifchen Älöjletn wählte et bie Spännet,
bie in 3tom feine Reifer fein foQfen. Dltif ihnen Befe§te et bie ©feilen
an ben Äirchen non Dtom unb Umgebung, bie bnreh Sob ober Abfegnng
bet Bisherigen 3*»h a B ec wntben. 33ifif)of non ©utri wnrbe Agolin,
ein DUnnch uns Gompiögne; Ubo, bet etjle .Beamte bet 5tirche non Soul,
erhielt bas Äangleramf; ipugo, genannt bet SGJeiße, ans Dtemirdmonf
bie Kirche bes heiligen Siemens, währenb (Friebrich, Bruber bes jjer=
gogs ©offrieb non £ofhriugen, einjiweilen ohne Amt an bet ©eite bes
^ßapfles Blieb. Aucf> Grgbifchof ^alinarb non £pon, ehebem DItbnch in
Dijon nnb einer bet §“h ccr Bet Äloflerreform, fianb Bei bauernbem
Aufenthalt in Dtom bem ^3apfl gut Verfügung. @ie alle überragte
jrjumberf ans bem Älojler Dltopenmoutier, ben £eo fogleich S nra ®ifh°f
non ©ilna Ganbiba machte, jjurabert war unjlreifig bet größte ©e*
lehrte bes Äreifes, auch bes ©riechifchen mächtig; aber et war mehr
als bas: ein fetbflänbiger Äopf, ein Denfer, bet fich nicht feinte, leffe
Folgerungen gu giehen, wo anbete auswicheu, nnb ein DItann non leiben-
fhaftlichcm Gifet füt bas, was ihm 933ahrheif war. DItif £eo ner*
Banben ihn nahe perfonliche Begebungen: feine geijilichen Dichtungen
hatte Brnn in 3IiuftE gefeft. Dltan wunberf fleh nicht, ih n als fisten
Begleiter bes ^ßapjies nnb mit wichtigflen Aufträgen betraut gn feh*n.
3Ttach £eos Sobe ifi .Spumbecfs Ginfluß noch größer geworben, ba hat
er ber Gnfwicflung bie entfheibenbe 233enbung gegeben. 2G3ienieI er
fhon norher bebeutefe, wie manche Stftaßregel bes ^)apf!es non jpumbert
eingegeben war, enfgieht fleh nnferem Urteil.
Reifer am 233erf brauchte £eo für feine nächfle Aufgabe, bie ©än*
berung bes römifhen Klerus, nm fo mehr, ba er felbfl meifi abwefenb
war. Bon ben fünf 3ahf*n feiner Dlegierung hat er, alles gufammen*
gerechnet, nicht niel über fed^s SItonafe in Dlorn gngebracht. Die meifle
3eit war er auf Dteifen. Als hatte er bie Dfcegiernngsweife ber beutfhen
Könige nachahmen wollen, bnrehwanberte er fein weites 3tei<h, non ber
Ghampagne bis Ungarn nnb non Unteritalien bis gnm ZTtiebettfyein, mit
einer rafihen Beweglichkeit, bie angeftchfs ber bamaligen Berhältniffe
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Cfoö IX. !ird>[ic$e 2Bi rffamf eit
273
in (Srflauneu fe$t, ©pnoben ^altcnb, rirfjfenb mtb firafenb, Äicc^cn
wei^enb nnb ein ^üH^ocn t>on ^rinilegien anofc^üftenb. 9?nr gur ßfler=
geif, wenn bie anjd^clid^e ©pnobe fällig war, ijl £eo regelmäßig in
3 tom erfreuen, im übrigen mußten anbere iH>n borf nerfrefen, einmal
jpalinarb non £pon, ein anbermal jrjumbert. @ie Raffen für jrjanb*
tyatung ber ©efeße gu forgen, bie ber ^3apfi erließ.
Um gmei Singe ^anbelfe es ftdE>, wie wir wiffen, 23efeitigung ber
©imonie nnb Snrd^fn^rnng bes ^at halb eingefe^en,
baß er beibes gugleici? nid^t erreichen fonnte. Sen (' c ß « c
guräcEfrefen, es Blieb bei einem allgemeinen Verbot an bie ©eifl*
licken, mit grauen gnfammengnleben. ©egenäber bem romifd^en Älerus
befc^ränfte er |H> baranf, alle 5j3riejlerjrauen für porige bes ^apfles
gn erflären, womit wenigflens bie 3^ac^fommenfd^aft im ©fanbe
^erabgefeßt nnb bie ©efal>r ber Vererbung abgewanbf würbe. 2 fi>er
and^ gegen bie ©imonie war rürfftc^tfllofea Snrergreifen nid^f
möglic^. 21nf feiner erjlen ©pnobe in Dtom (3Itiffe 21pril 104 g)
wollte £eo bem firengeu Dled^t gemäß alle non jtmonijlifd^en ^öifd^ofen
erteilten 233ei^en für ungültig erflären. (Sr fanb flärmifc£>en 233iber*
fprudE): bie ÄirdEjen würben nerwaiji fein, bas 23olf ©offesbienjl nnb
©aframente entbehren. (Sr mußte ftdE> beqnemen, bie SGerorbnung
Glemeus’ II. gn wiehernden, bie ftd^ mit niergigtägiger 23uße be*
gnügte. £eo ij! überhaupt Eeineswegs jireng oerfanren, er fa^ burd^
bie Ringer, übte im eingelnen yiatfyfify, nergie^ bem, ber fid? unter*
warf, unb forberte nur bas GTfotwenbigjle. 21 ber felbj! bamit fließ er
auf 333iberjianb.
3n feiner erjlen ©pnobe ^atfe er bie 23ifdE)öfe ans Seutfc^Ianb nnb
( 5 rranEreidE> nad^ Dtom anfgeboten. ($s foHte wo^I bas allgemeine Dte*
formfongil fürs 21benblanb werben, auf bas man feit Sjeinzicfy II. nnb
23enebift VIII. wartete, aber es fam nidE>f gujlanbe. 21us 23urgunb
erfd^ien jpalinarb non £pon, aus Seutfcnianb war ber ($rgbifd^>of non
Syrier nod^ gugegen, ber ben^apjl im Auftrag bes Äaifers nad? Dlom ge*
fü^rt ^afte, fonji nieraanb non jenfeits ber 2 flpen. TOd^f niel bejfer ging
es im tOffober in 3teims. Sorf fyatte £eo jic^ angefagf, um bie neue
förd^e bes ^eiligen Dlemigius gu weiten, unb ba es jid^> um ben 21 pojleI
ber ^franfen ^nbelte, ber ©ninbwig getauft fyatte, fo fyatte Äönig
Jr)einridE> I. gn fomraen nerfprod^en. 21 ber als befannt würbe, baß ber
^ßapjl gleidE>geifig alle 33i fd^ofe bes Äonigreicns gelaben ^affe, um bie
0II« r , Daß Papfifum II 1 18
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£eo* IX. £trc$Iic$e 3Bi rffamfeit
frangöftfche Äirche ja reformieren, ba Ratten bie ©egner ber Dteform
es nid^t ferner, ben Äönig gn übergengen, baß es gegen ^perfommen nnb
($f>re (^ranfreid^s oerfioße, Wenn ber ^ßapfi, ein atislänbifchet 23ifchof,
auf frangöftfdhera 23oben ©ecichf halte. ©ang oer^inbecn fonnfe ober
wollte jpeincich bie ©pnobe nid^t, aber er nahm if>r bas ©ewid^f, inbem
er felbfi ausblieb nnb bie meifien feiner Prälaten gnrücfH>ielf. Unter ben
gwangig ^öifc^ofen, bie erfd^ienen, waren nnr fünf foniglid^e, bie
übrigen faraen ans benachbarten £änbern. 2ln eine allgemeine Dteform
ber frangöftfeheu Dteidjeftccfye war unter folgen Umflänben nidE>f gn
benfen, nnb bie töeftfyläfje hielten ficf> in oorftchfigen ©rengen: baß
o^ne 933ahl eon Älerns nnb EGoIE fein 23ifchof ober 2lbf eingefegt,
2Seih<n nnb 2lmter nicht gefanft werben nnb fiaien ftch nidE>f in 23eftg
oon Äirchenämfern fegen bürften, war nichts Dteues, nnb bie 2S5ieber*
holnng alter EBorfchtiften änberfe an beu3ttfiänben nichts. (Sine ©traf*
befiimmnng enthielt nur ber gweite EPunft, nnb feine firenge: wer ein
2lrat gefanft hafte, foQte es anfgeben nnb EBnße fnn. S)aß es ihm wieber
oerliehen Werbe, warb nicht oerboten. EBom 3biibaf aber war überhaupt
nicht bie Diebe. (Sine bttrehgreifenbe Dteform fonnfe man es audh nid?f
nennen, wenn über brei 23ifcfyöfe, bie (ich bem ©erichf ber ©puebe
nicht fieQfen, ber 2lttsfthlnß nnb über einen oierten bie EHbfegung oer*
hängt, anbere gur nächflen ©pnobe oorgelaben, wieber anbere frei*
gefprochen nnb gegen einige weltliche Sperren wegen unerlaubter ®h«
nnb ähnlichst SDinge mit ©trafen eingefchritten würbe. EUngeftchfs ber
in (^ranfreich herrfchenben 3ußänbe hätte ber reformierenbe EPapfl faum
oorfichtiger auftreten fonnen.
3n DItaing, wohin £eo ftch fogleich begab, hatte st äußerlich ben
größten (Srfolg: oiergig EBifchöfe, an ber ©pige bie fämtlichsn Dltefro*
polifen EDentfchlanbs, umgaben ihn, ber 5taifer fianb ihm gnr ©eite.
Unb hoch waren auch h' er bie EBeßhlüffe fo oorftdhtig wie möglich. EDie
©imonie wnrbe oerbofen, bas 3°Iibat eingefchärft — bas war nichts
Dteues; aber DItaßnahmen, um bie ^Beobachtung gn ergwingen, würben
nid^t getroffen, gegen Übertreter feine ©trafen eerhängf. DTichf einmal
EBerurfeilungen wie in ^rnnfreich fanben jlaff. D?ur ein EBifdEjof war
wegen ©imonie oerflagt, fonnfe ftch aber ceinigen. @©tt man glauben,
ber bentfehe h»h c &ertts — nicht wenige EBifchöfe hatten ihr 2lmf oon
&onrab II. erhalten — fei bnrehweg oorwntfsfrei gewefen? EXBie es
mit ber ^Durchführung ber 23efd>lüffe fianb, lehrt bas EBeifpiel bes @rg*
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$apf< nnb Äaifcr. Unteritalien
275
bifchofs t>on 23remen. Gr begnügte ftdE> bamit, bie Erorbnnng feiner
Vorgänger gn mieberholen, baß oerheirafefe Priefler außerhalb ber
©fabf wohnen maßten.
■Offenem 233iberj!anb begegnete £eo in Oberitalien. Gine ©pnobe,
bie er in SMantua im Februar 1053 abhielt, mürbe bnrch bas ©efolge
miberflrebenber 23ifcfyöfe gefprengt, unb ber Papfi, ber f!<h nergeblich
bemühte, ben Aufruhr gu füllen, mußte bas ^elb räumen mtb bie
Urheber firaftos Iaffen.
Leos meife Reifen bienten nur gnra Heineren Seil fird^Iid^en 3 *»ecEen,
ebenfo midjfig maren iE>m als beatföem Ütei/fyebifcfyof— fogar fein 23io*
graph, ber ihn als jtird^en^eiUgen geigen miH, f ann es nicht nerfd^meigen
— bie Angelegenheiten bes 3teid^es. @ie mußte er perfonliif» behandeln,
rein fird^Iii^e Singe Eonnfe er feinen Mitarbeitern uberlaffen. Sas
führte i^n immer mieber an ben ijof bes Äaifers, in ber 3 n fammen*
arbeif mit ihm geigte ft«h bie engjle Erbinbung geijKid^er mtb melflicher
©emalf. 3S5ie ißeos gefamie ©feHnng unb SäfigEeif auf bem DlücEhalf
beruhte, ben ihm bie 3Ma<hf bes Äaifers bot, fo fleHte er mieberum feine
Perfon unb feine geifHid^en ^Machtmittel in ben Sienfi ber Eaiferlichen
PolifiE. iBradh Heinrich burch Urteil bes jrjofgerichts ben SEßiberfianb
bes Grgbißhofs non Dlanenna gegen Anfprnche bes Papjles, fo nnfer=
fiu$te biefer ben jtaifer bei ber Miebermerfimg bes aufflänbißhen iper*
gogs ©offrieb non Lothringen nnb lieh ( eine Ermittlung, mietoohl
nergeblidh, im Ärieg gegen Ungarn.
Mirgenb jeboch fielen bie 3 nt ereffen ber römifchen Äirdhe mit benen
bes S^eid^es fo nöUig gafammen mie in Unteritalien, .Spier haften bie
Mormannen feit bem Abgug jpeinrichs III. ( 1047 ) non ber erhaltenen
Grlanbnis nnr gu grnnblichen ©ebranth gemacht nnb fo giemlith bas
gange ^nrfientnm Enenenf erobert. Mur bie jpaupfjlabf, michfig als
&reugtmgspunEf ber ©fraßen non 9tom nach bem ©fiben, hielt fiel) noch
hinter ihren jiarfen Efefiignngen. ^ürfl unb 23oIE maren megen
Ußiberfianbs gegen ben Äaifer non Siemens II. ans ber &irchen«
geraeinfehaft ausgefchloffen. £eo, fanm Papfi gemorben, nahm ftdh ber
@ache an, bereifie perfonlidh bas jßanb — eine Pilgerfahrt naih ©anEf
Michael am 9Monfe ©argano bot ben äußeren Anlaß — nnb fachte
gn Oermifteln. 2>ra nächflen 3 a h c ( io 5°) »ieberholfe er ben Erfuch,
hielt ©pnoben in ©alerno nnb Mtelfi, ber jjanptfiabt ber apnlifchen
Mormannen, unb hatte ben Grfolg, baß biefe fomohl mie ber ^firfl non
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£rieg gegen Me ftormannen
©alerno ihm trab bem SCaifet hnlbigfen. 35enet>enf allein ßränbfe ftch
nodE? nnb blieb ans ber Äird^e ansgefchloffen. Sann aber fchlng in ber
©tabt bie ©fimraung nm, bet $ntf! würbe Oertrieben, nnb bie ^Bürger*
fid^aff erflärfe fich gnr Unterwerfung bereif. 3 ra 3«tli 1051 fonnte £eo
ihre jpnlbigung enfgegeune^nten nnb ben ^rieben gwifhen ihr nnb ben
Düormannen fließen. Unferifalien, fotveii es nicht mehr griec^ifdE» toar,
erlannfe bie ipo^eif Oon 5taifer nnb SPapfZ an; baß ber Oiefl, ben bie
©riechen noch behaupteten, folgen würbe, war nur eine ^rage ber 3 «t.
jpanbgreiflich offenbarte fich bie innige Einheit non Dieitfy nnb förc^e,
ber Papfl aber fah nach brei 3 a h r h tra ^ erten «nblich 21nsf«hf, baß bie
Hoffnung f«h erfülle, bie Pippin nnb Äarl ber ©roße geweift hatten,
als jte bent heiligen Petras bas Iangobarbifche ipergogfnm 23eneoenf
gn fhenfen oerfprachen.
Sie($rreube über ben Erfolg war furg, fihon im nächfien 3ah c flammte
ber Ärieg wieber auf. Sie ÜTormannen, Dticharb non ülnerfa anf ber
einen, jpnmfrieb non 21 pnlien anf ber anbern ©eite, brachen ben 93er«
frag, griffen 23eneoenf an, nnb ber < 5 ärjl non ©alerno flanb ihnen bei.
3hre IXngnnerläffigfeit bewog ben Papfl, feine ^alfnng gn anbern. Sie
bahin war er, bie Politif Speinricfyö III. fortfeßenb, ihnen günfüg ge«
wefen, jeßf wanbfe er ficE> gegen fie nnb lieh e ' n etn Plane bas ßh r / & cr
auf nichts ©eringeres gielfe als ihre 9Serni<hfung. Ser pian war in jebem
^aH ein 933agnis, bie 2Irt aber, wie er ansgefährt würbe, hat £eos
Dtegiernng ein frühes nnb unrühmliches Enbe bereifet nnb bagn ben
mtgewollfen 23ruch mit ber Äirihe bes ßflens horbeigefnhrt.
Äai fertiger ©faffhalfer bes griechifhen Unferifalien war bamals
2Irgpros, ber ©ohn jenes 3QfteIes, ber gur Qeit Heinrichs II. nnb 23ene«
bifts VIII. ben apnlifhen 21afjianb leitete. (Sr hatte anfangs mit ben
Normannen gegen bie ©riechen gefämpft, war bann gnm 5taifer über«
gegangen nnb mit h»h en Ehren Gelohnt worben. 3TJ‘a<h mehrjährigem
31ufenthalt in 5tonflanfinopel {ehrte er ( 1051 ) mit reichen Sltttfeln
gtiräcf, um ben Ärieg gegen bie Normannen nachbrücfliih gn führen.
21 ber ber (Jfelbgng, ben er fogleiih unternahm, braute ihm nur 9Itißer«
folge. ©0 fam er anf ben ©ebanfen eines 33ünbniffes mit Dtom nnb bem
bentfehen Staifer. Vereint foHten bie jperrfcher non ßfl nnb 233efl bie
SHtachf ber Normannen, ihrer gemeinfamen ©egner, Oernichfen. ©eine
Eröffnungen fielen bei £eo IX. anf frnihfbaren 25oben, nnb im ©pät«
fommer 1052 brach &er Papfl, ber bie leßten 9I7onafe in Unferifalien
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Ärieg gegen Me Normannen
277
weilt fyitte, nadE> EDeutf<hIanb anf, nra ben Äaifer für bas Unter*
traten gn gewinnen, ^einrid) ging Bereitwillig auf ben Äriegsplan ein.
3[jn folgenben 3a^r follte ein Dteicf^eer nadE) ^ a ^ cn gieren, nm gn*
fantmen mit ben ©riechen ber normännißhen EJItad^f ben ©araus gn
machen. 3agleith würben bie fiaafsred^tlidEjen ECer^ältniffe geregelt. £eo
hatte Bisher in Unteritalien ans eigenem 2lnfrieb bie @adE>e bee [Reiches
geführt. üBerfrng ihm ber Staifer in aller $orm als feinem 23er*
tretet gegen 2 lbfrefang beßen, was bie romißhe Äird^e in [Deufßhlanb
Befaß — (^nlba, 23amberg nnb anberes — bie 2lusnbnng ber [Reichs*
gewalt im ehemaligen ^ürflenfnm 23enevent. (5s fdEnen alles auf Bejlem
933ege gn fein, ba erhob ber DieidEwfangler, 23ifdE>of ©eBharb t>on (Sich*
ßäff, (SinfprudE), mtb es gelang ihm, ben Äaifer gn nBergengen, baß eine
(SntBIößnng 2)eaff<hlanbs t>on SJrnppen gur 3eit nicht fnnlich fei. 2ü>er
£eo hatte ß<h fo fefyc für ben ^3Ian erwärmt, vielleicht auch Ben ©riechen
gegenüber ßdE> fo feß geBunben, baß ec ihn ohne ben Äaifer ausgnfnhren
Befchloß. 21ns eigenen Sfltitfeln warb er in S)ettffchlanb Gruppen, feine
23erwanbfen im fübbenfßhen 2lbel Barnen ihm gn Sjilfe, nnb es gelang
ihm, ein Sjeec gufammengnBringen, bas im Frühjahr 1053 über bie
2IIpen gog. 60 beßanb gnm 2^eil ans Untauglichen, 2lbenfeurern, ©e*
ächteten, £anbßreichern nnb ähnliihem 23oIf, bas Bei biefem gott*
gefälligen Unternehmen für 2)iesfeifs nnb ^enfeits gn gewinnen hoffte.
S)ec $apß aber nahm bie EDienße auch foIdEjer Heute an, weil er ße
Brauchte. 21 ns bem Äirchenßaaf nnb Benachbarten ©ebiefen erhielt er
weiteren 3°S Ö 9/ nnb S tt Einfang 3fnni 1054 fährt« er fein .Speer von
23eneVenf nach 2lpnlien, nm ß<h mit ben von iBari her enfgegenräcBen*
ben ©riechen gn vereinigen. 2IBer eh« es bagn ?am, fah ß«h Bas päpfHidEte
i?eer am 18 . 3 un * Bei Givifafe, einem nnfergegangenen ©täbtchen am
^ortore, ben [ftormannen gegenüber. (Ss fbH immer noch an 3 a h^ über«
legen gewefen fein, an ©efechtswert aber war es ben ©egnern nicht gn
vergleichen. 2 lnch h* e ß es fpäter, unter ben italifchen trappen, bie ben
linfen Ringel Bilbeten, habe ein Rührer SCerraf geübt. 23or bem 2lnßurm
ber normännifchen £angenreifer ßoben bie Italiener anseinanber tmb ent*
bloßten bamit bie $flanfe ber 3)euf ßhen, bie nun umfaßt, eingefreiß nnb
bei tapferßer ©egenwehr bis auf ben lebten 9Iidnn niebergemachf wur*
ben. 9I?if ihrer rndfßänbigen Bewaffnung nnb Slaftif — ße fochten ab*
gefefjen gn $nß mit ©dauert nnb ©chilb — waren ße ben ©egnern
nid^t gewachfen. 2 )ie [Rieöerlage war voüßänbig nnb entßheibenb.
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278 £*o* IX. (9efangenf$aft ntift Xoö, Dtom nnb &onftantinopel
yßapß £eo hafte bet ©chlachf t>on ber ©fabtmatut am gugefehen.
3e$f fiel bie 23eoelferang übet i^n her, plünberte fein©epäcf trab lieferte
ihn ben ©iegern aus. Xfiefe erwiefen i^m bie ©hren, bie feinem Slrnte in¬
famen, nnb führten ihn n aä) 23eneoenf. jpier iji er acht 9Qftonafe als ihr
©efangener geblieben, t>on Änramer über ban ©efdE>e^ene nnb fernerer
Äranf^eit niebergeworfen. ©rfl ira 9tf?ärg btttfte er ftch unter nor=
männifdjer 23ettmd£>ung nacf> ©apna begeben, erfranfte aufs neue ratb
würbe fcfyließlicfy Anfang 21pril ferner Ieibenb in ber (Sänfte nach Dtorn
gebracht. 2lra 19. 2lpril 1054 gab er an ber ©ruft ©anft Cetera ben
©eifl anf.
©ine ungewollte ißegleiterf^einung ben DTotmannenfriegs trat erfl
nach feinem Sobe H>ert>or, ber offene 33rn<h mit bet grie<$if<$en itird^e.
3»ifc^en Dtom nnb Äonflantinopel waren bie lebenbigen 233echfel*
be|ie^tragen feit langem erlofd^en, ohne baß wir non ©freit trab ©nt-
iweinng hören. 3 an le$fe, woßon wir eine trabejlimmfe, ft^wer gn Der*
fie^enbe Äunbe erhalten, follen 33erhanblnngeu über bie Sitelfrage gwi=
fdtjen Rannen XIX. nnb bem ^Patriarchen ©nflathion (ran 1030) ge*
wefen fein. ©0 fyeißt, bie ©riechen hätten oorgefchlagen, baß jeben bet
beiben (Oberhäupter in feiner ©phäre ah bau höthfl« gelte, Olom alfo
feinen 21nfpru<h auf Vorrang bem ßflen gegenüber aafgebe. Um
materieller Vorteile willen habe ber $apjl baranf eingehen wollen, fei
aber bttrch ben ©infprnch frangöfifcher 'JXtöndpttetfe gtträcfgehalfeu
worben. 3n welchen 3ufararaenhang ban gehört, iji t>öEig bnnfel. 33er*
mnfen fann man, baß Äonfianfinopel, nachbera ©prien bem Dieich
wiebergewonnen war, ben ©fahl non SlnfiodEwa habe unterwerfen tmb für
ben entfpreihenben Sifel bie 2lnerfennnng Dtomn gewinnen wollen. 20ßie
bie 33erhanblnng geenbef, erfahren wir nicht, ein ©rgebniö hat fie nach
feiner ©eite gehabt, hoch ifl es möglidh, baß infolge ihren ©rheiferttn
bie längfl fchon fpärlichen 33egiehungen gwifcf>«n ben beiben .Jpanpf*
fläbfen gang erjlarben, fo baß in Äonflanfinopel nicht einmal mehr ber
3Yame ben tyapftes im Äirchengebef genannt würbe. 3 n 2lnfiochia,
^erufalem nnb 31Iepanbria wirb biefe ©iffe anfgehört haben, feit man
borf unter arabifcher jperrßhaft lebte nnb Don Dtom nithfn mehr wußte.
2Ö3ährenb nnn ban21benblanb fich eine gewiffe Hochachtung für ban 2Ufer
ber griechifähen Äirche nnb ihre flrengen Branche bewahrte, herrfchfe
in 33oIf nnb ©eifilichfeit ben ßfienn längfl tiefe Slbneignng gegen
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9tom nnb Jtonff antinopel
279
bie Lateiner. 3h r Älerns galt als entartet, i£>re fremdartigen ©eBräuche
erregten 2lnjioß: baß bie Priefier nie fyt verheiratet waren, Bartlos gingen
wie 333eiBer, Beim 2£Benbma^I ungefüttertes 23rot oerwenbefen, nnb was
dergleichen 5)inge mehr waren. 2luch i£r©IanBe foQte nicht einwandfrei
fein, lehrten fte bodE), baß ber ^eilige ©eiji außer oom EOafer audE? t>om
©ohn ausgehe. 3 » förmlicher Trennung hätte bas nicht gn fuhren
Brauchen, wie es benn Bisher nidE>f bagn geführt hafte. 2£&er wenn man
einanber auch Qegenfeitig noch als ®E)ri|ien anerfannte, in 3lom ben
©ottesbienf! griechifcher 9Itön<he, in &onflantinopel ben lateinifhen ber
bortigen aBenblänbifihen Äolonie bnlbete, fo war bie (Sntfrerabung hoch
tief. Stnseinanbergegangen war man noch nicht, aBer man lehrte ein¬
ander ben Dtücfen gn.
2 ln einem greifbaren ©freitpnnft hatte es gefehlt, feit Bulgarien
endgültig dem ©riechenfura anheimgefaQen war. 5)as änderte fich mit
ber Gfongefialtung ber nnteritalifchen EGerhältniffe. 5)as £anb gehörte
feit ben Anfängen des iBilberjireifs ( 732 ) firchlich gn Äonfiantinopel,
dort empfingen feine EJItefropolifen ihre 23efiatignng, griechifcher brauch
herrfhte im ©offesbienji. SurdE) bie (SroBernngen ber Normannen
worbe bas in ($rrage geflellt: fie hielten gn 9iom, jeder ihrer ^fortfhritte
Bedeutete für ben Patriarchen non Äonflantinopel eine 33efhneibtmg
feines 2lmtsBegirfs. 2» n ^»m aBer hat man fogleiih die ©elegenheif
wahrgenommen, bas t>or mehr als breihnnbert 3 a h ren Verlorene, nie*
mals nergeffene ©eBief wiebergngewinnen. (Schon gingen bie Pläne fehr
weit: jpnmBert non @ilt>a Ganbiba, ber Äenner des ©riechifchen, worbe
non £eo IX. Beim erfien 25eftt<h Unferifaliens (Frühjahr 1050 ) nnter
•^Beibehaltung feines 23isfwns gnra (Srgbifhof für ©igilien ernannt*).
3)as eilte freilich Ben ßreigniffen weit norans, benn noch gehörte bie
3>nfel ben 2lraBern. ÜUBer bie wiederholten Reifen des Papfles nach
2lpnlien, bie ©pnoben, bie er dort h< e ^ Bie 2fi>fe$ung gweier ßrg*
Bifchöfe, nnb baß er öffentlich üBer ben 2lusgang des ^eiligen ©eifies
nom ©ohne fpracfj, ließen feinen 3 t»eifel, baß er bie ^rncht ber nor*
männifhtn (Srfolge gn ernten BeaBftchtigte. 3h tec friegerifchen (SroBe*
rung ging bie firchliche durch ^ otn gor ©eite.
2 ln ber ©pi|e ber griechifhen Äirche fianb feit 1043 SQföchael Äernl*
Iarios, ein jiolger, herrfhlnfiiger EJItann, dem willensfhwachen, fränf*
•) Da* Doppelamt ijl nidjt befremblitf). ßeo felbjl \)at al* 3>apjl fein Sfottmt XonI über
3 » ei 3^re bemalten.
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280
DRicf?aeI iteruUario* unb ipumberf
licken Äaifer Äonßanfin IX. Dltonomachos weit überlegen. feinem
©fr eben, mit bet &ir<$e unb barch fie ben ©faaf gu be^errfefjen, man«
ehern ber tömifdjen Epäpße ähnlich, war ec bet le$fe, eine EOerßümmelung
feines ^Patriarchates hingunehmen. 2 üs es im 3 a ^ rc 1051 bem ^3apß
gelangen war, gwißhen ben nnteritalifd^en DRächfen ^rieben unb ©inig*
feit hetgußeHen, bie ß«h gegen Äonßantinopel festen mußten, ging et
entßhloffen gum ©egenangriff übet. Sie Äitd^en bet £ateiner in Äon-
ßanfiuopel ließ ec fließen unb neranlaßfe ben gtied)ifc^en ©rgbißhof
bet ^Bulgaren, einen offenen 23rief an einen nntecitalifd^en 2 lmfsbrnber
gu richten, in bem bet lafeinißhen Äitd^e ihr ©ünbenregißec norgehalfen
würbe: baß fie bas 2 £benbma^I mit nngefänectem 25rof feiere, am
©amstag fafle, in beibem jübifd^era 23rauch folgenb; baß ße erßicfte
Siete effe, in bet $aßengeif fein ipallclaja ßnge. Eöon tlnfetfd^eibnngen
in bet ©laubensle^re war nid^f bie Diebe; bie ging gnnorberß nnt bie
©ebilbefen an, bas ©^reiben aber foHte bie 2 lbneigung bes Eöolfes gegen
bie £afeiner weifen nnb ßeigern, unb bagn eigneten ßd? bie ^ett>oc<
gehobenen fünfte beffer, am beßen bie $frage bet „ 2 lgpma", bet un*
gefänerten 23rofe. Sie ©dEjrift würbe in Italien halb befannt, j£>ura*
berf übertrug ße ins £afeiniß$e, legte ße bem EPapße not nnb fe$te in
beffen Olaraen eine ge^arnifd?fe ©rwiberung anf. @ie wat eine ©freit*
fdfjrift fd^ärfßer 3Irf. 3n ber §orm unerfreulich, breit unb faCbungsnofl,
fonnte ße burdh 3nl>alf unb Sou bie aubere ©eite nur nerle$en. DRif
©c^mä^worfen wie 2 lnmaßung, ‘fitedföeit, tlnoerfc^ämt^eif wutbe
nicfjf gefatgf unb bas ^o^elieb t>on EPefrns unb bet römifc^eu Äird^e
in einet Sonarf gefnngen, bie gried^iftyen iD^ren unerträglich flang.
2luf ^3eftus iß bie Äird^e gegrünbef, burdE) ^Petrus nnb non Dtom aus
ßnb alle 5te|ereieu überwunben worben, bereu bie griedE>ifdE)e Äirdje fo
niele — bas ECergeid^nis wirb i^r nid^f erfpart — aufgebracht ^af.
3 h rec „neeberbfen Rnnerßhärafheif" ßefyt bet „lautere ©eijorfam" ber
£afeinet gegenüber, feinen Dtang in bet Äircfje ^af Äonßanfinopel non
Dtom erhalten, beffen Sod^terfirc^e es burdE) Verlegung bet ^aupfßabf
geworben iß. 3 » ^Patriarchen E>af es mehrfach ©unnd^en erhoben, einmal
fogac — man fagt fo, unb es iß nicht unglaublich — ein 233eib. DRichael
felbß iß in feinet 233ürbe anfechtbar, weil aus bem £aienßanb erhoben.
Dtom bagegen, bet 21ngelpnnf f ber gefamten ÄirdE)e, wirb im ©lanben
nie nerfageu, richtet alle nnb wirb felbß non niemanb gerichtet; wer ihm
wiberfpricht, nerfunbigt ßdE> gegen ©off. ^eber ©a| war eine heraus*
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SKomifcfje Legaten in äonftantinopel
281
forberung für bie ©rieten, auf 23eweife gegränbef, bie fte nicht aner=
Saunten, gum Seil nie gefe^en Ratten: alte ^älfd^ungen, an ber @pi$e
bie jtonjlanfinifd^e @d>enfnng. 21 tw ber ©ebanSenwelf ben fränfifdjen •
2 fi>enblanbs h«rt>orgegangen, enthüllt bie (Schrift ben ganzen weifen
2 £bf!anb, bie gange geiflige (Sntfremöung, bie gtviftfyen gcied^ifc^ec nnb
lafeinifher Äitd^e im Laufe ber lebten ^^^onberfe entflanben war.
933an jpnraberf raif feinem Pamphlet begwecSfe — Leo IX. mar
fd^roerlitf) beteiligt — iji nicht leidet gn fagen. @o wie er fd^rieB, Sonnte
er nur iÖl ine treuer gieren. 3»«* ©Iüdf hat fein (Schreiben feine 25e*
jlimmung nicE>f erreicht. @0 fd^einf unterwegn, fcermtrtlicfj non 2lrgpron,
aBgefangen gn fein, beffen 2$nnbenplan en im Äeim gerjlörf haben würbe.
Um biefen ^3lau gn forbern, ban gried^ifcf)=römifct>e 23ünbnin gn fejligen,
war e 0 nielme^r notwenbig, baß bie Beiben Äird^en ft<h fanben. @0 gelang
auch, ben Äaifer bafät gn gewinnen, baß er anf ben ^Patriarchen einen
SrncS annübfe, nnb non Beiben gingen enfgegenlommenbe (Schreiben an
ben ^Japfl. @ogar ber ^Patriarch t>on 2lnfio«hia würbe Veranlaßt, bie
EOerbinbnng mit Dlom anfgnnehmen, inbem er in altüblidher 233eife
feine 233ahl angeigte.
3ngwifdE>en war bie (2tä>Iacfyt Bei 6inifafe gefchlagen nnb Leo ber
©efangene ber 9?ormannen. Uro f° eifriger griff er nach & ec aunge*
jlrecften jrjanb ber ©riechen. Sie 2lntworfen, bie er erteilte, waren nicht
non ihro. körperlich m»b feelifh gebrodhen, h af er höchßenn bie allge*
meine Linie angeben Sonnen, allen übrige aber feiner Umgebung über«
laffen raüffen, in ber neben jjum&erf ber nunmehrige Äangler ber Äirche,
^riebrich üon Lothringen, ben raeißen (Sinfluß fyatte. Siefe beiben, be¬
gleitet nom (Srgbifchof ^3efer non 2lmalfi, ließen ftch aln Legaten nach
&onfiantinope( fenben nnb äberbrachten bera Staifer wie bem ^Patriarchen
bie Antworten ben tyapßee.
@ie waren non jrjumberf nerfaßt, ber babei fein geringen biplomati*
fhen ©efhidS glängenb bewien. 3° öem 23rief an ben Äaifer leitete er
ben SBunfh nach gemeinfamem Vorgehen gegen bie Normannen ein
mit einer fhroffen ^ernorSehrnng ben römifchen (SfanbpnnSfn: 3tora
ban jj)anpf aller Äirchen, gegen ban niemanb (ich anflehnen barf, ber gn
ben ©liebem gehören will. ^TJichf einmal ben Äaifer perfonlich nerfagte
ftdh ipumberf bie römifche öberherrlidhSeif fühlen gn laffen, inbem er
fabelte, jtonflantin ber ©roße, beffen (Srbe er fei, habe ber römifchen v
ÄirdE>e fein (SmporSommen gn nerbanSen gehabt. Sen Satfachen ent*
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Vergebliche VerfjanMungen
fprach es fanm Beffer, wenn er oem beranädhfiigen (Srfheinen ^eia-
tidp III. in 3*alien fprach, und ben Urafiänben war es fhwerlich ange»
paft, baf ber ipilfcruf in bie $rorm einer DItahnnng an bie ^Pflid^f ge»
Reibet nnb Begleitet war non ber $orbertrag nach DtncfgaBe non
Dienten nnb 23eft$ungen in ben ©rennen bes gried^iffyen Oteiches. @o
hätte ber SPapfl allenfalls fd^reiBen bürfen, wenn er jpilfe gn Bieten ge»
habt nnb ber Äaifer fte erbeten hätte.
253ar bie Antwort an ben Äaifer nngefd^idft, fo iji man in Verlegen»
heit, was man gn bem (Schreiben fagen foD, bas ipnmberf unter £eos
Dramen an ben Patriarchen rid^fefe. (Ss war non Einfang Bis gn (Snbe
eine gornige (Strafprebigt. 2 lls hätte es gegolten nicht ber (Sinigtmg
norguarbeifen, fonbern ben 23rnch ^eransgnforbern, reifte fi<h Vorwurf
an Vorwurf: $ochmnf, wiberred^tlid^e S^ronBejleignng, Gnfred^fnng
ber (Stuhle non 3lntiod^ia nnb 2 lle;anbria, ©eBraueh bes Titels ,, 2111 »
Bifd^of", ber eher Dtom gufärae, Verfolgung nnb Veleibigung ber la»
teinifd^en Äird^e. (Sine 253enbang im (Schreiben bes Patriarchen, bie
vielleicht nicht fo Bös gemeint war, fd^eint ben Verfaffer Befonbers ge»
reigt gn haben. 3Q[?i4>aeI fyatte Bemerft, feine 2lnerfennnng in Dtom
würbe mit ber 2 lnerfennnng £eos in ber gangen Äirdtje erwiberf werben.
Sas enffprach ber Bpgantinifd^en 2luffaffung, wonach Dtom einen Pa»
friardhaf neben ben nier gleic^Bered^tigten bes ßfiens barfiellte. 2lnf*
Branfenb erwiberfe jrjnmberf im @inne ber aBenbläubifhen Vorfiel»
lang: Dtom, ipanpf nnb Dltuffer ber anbern, fei nid^t eine, fonbern bie
gange &irdhe, anferhalB beren es feine Äicchen, nnr (Selten, &e$er nnb
(Schismatiker nnb bie (Spnagogen @afaus gebe.
Verhanblnngen, bie mit folchem 2lnftaft Begannen, t>erfpradE>en wenig
©ntes. Äonfiantin IX., ber bie Singe politifdh anfah, lag alles an ber
(Sinignng, er unferfiü^fe bie Legaten, fieQte ftdh ihnen faji gnr Ver»
fngnng. ipnmBerf erhielt©elegenheit, ben offenen Vrief bes Bnlgarifdhen
(SrgBifdhofs nnb eine (Streitfthrift bes angefehenen 2lBfes Dtifefas non
(Stnbion in gwei 2CBhanblnngen eingehenb gn wiberlegen. 253ohI unter
einem Srnc? non feiten bes Äaifers erflärte DTifetas ftdh für nberwmtben,
fdhwor feinen 3^nm ab nnb ging gn ben Dtömern über. Sas gefdhah am
24 . 3°ni 1054 . 2£Ber biefet (Sieg nü$te wenig. Dltif bem patriardhen
fam nidhf einmal eine 2 lusfprache gnfianbe. DKi^ael, baran ifi nicht gn
gweifeln, wollte fte nicht. 2 ln bem Vnnbnis mit Dtom gegen bie Dtor»
mannen lag ihm nichts, weil bie Sofien, wie ftth noransfehen lief, bie
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2Brtf)felfrUigc Verfluchung
283
Äitt^c t>on Äonfiantinopel gu fragen haben würbe, ßb fie ihre unter*
ifaltfi^e iProoing burcf) 23ernichfnng ber Normannen ober bnrcfj beten
©ieg an Dtom oerlor, fonnfe bem ^Patriarchen gleich fein, er wollte bie
23erhaublung gtrat ©geifern Bringen. Sas if? ihm gelangen, nnb mehr
als bas, banf nnaBjtd^flic^er Xlnferjin|nng burch bie £egafen. @ie lehrten
t>on oorn^erein ben 2(nfpruch ^eraue, einen i^öfjeren gu Oertrefen,
3QElicBaeI bagegen »erweigerfe ihnen fogar ben ($^renpla$, anf ben fie
ab römifd^e £egafen ein Dtei^f Raffen: fie foHten, enffpred^enb ihrem
perfonliehen Dtang, als 25ifd^öfe ^infer ben griec^ifdE>en 3Iiefro*
polifen fi$en. Ö^ne fic£> gefprod^en gn ^aBen, ging man anseinanber.
23ergebens Bemühte fid^ ber Äaifer, es {am gu feiner ECer^anblnng.
(Snblid) riß ben Römern bie ©ebnlb, nnb am 16. 1054, morgens t>or
ber DIteffe, legten fie auf ben 2flfar ber ©op^ienfird^e eine llrfunbe, in
ber fie üBer ben ^Patriarchen nnb feine Anhänger ab ^arfnädfige Äefcer
im tarnen bes apofiolifchen ©fahles ben ?fluch ansfprathen. Segrnnbef
war bas Urteil mit 21nfgähltrag aller fünfte, in benen bie ©riechen t>on
ben Lateinern aBwic^en, nnb mit ber 233eigernug, fidE> ber 3 ure <^ ts
Weifnng bnrdh ben ^apf! gu unterwerfen — lauter Singe, in benen ber
^Patriarch mit ber gangen griechifchen nnb orienta!ifdE)en Äird^e einig
war. Siefe alfo in ihrer ©efaratheit war burch ben tömifchen ^Iud^
getroffen. Sie Dtömer reiften fogleidE) aB, würben aBer t>om Äaifer
gurndfgernfen, ber noch immer nach 23erflänbignng fadste. Ser ^a*
friar«h inbes war fiärfer. 3h m h attcn &‘ e Körner felBfi mit ber Urfunbe
i^res ^Inches bie fchärffie 233affe in bie ^anb gegeben. 3Iti<hael
Bramhfe bie ©thrifif nur in ber .Srjauptfiabt gu Oerbreiten, nm einen
23o[fsanfjlanb gn entfeffeln. Saß er ben 233ortIanf fyabe Oerfälfchen
Iaffen, ifi nicht nachgnmeifen, wäre auch nicht nötig geWefen, ber echt«
genügte oollfommen, nm jeben rechtgläubigen ©riechen in 233uf gn t>er*
fe|en. 23or biefer ©efahr wich ber Äaifer gurücf, er riet ben £egafen
gn fchleuniger 2CBreife. Dltichael ÄeruDarios aber Oerfammelfe am
2i. 3nli bie in ber jpanptfiabt anwefenben DlZefropoIifen nnb fprach
nnn auch feinerfeits ben ^Inch über bie Körner ans. Sies gab er burch
Dtnnbfchreiben an bie anbern ^Patriarchen bes ßflens Befannt nnb fügte
eine gränblich Verlogene, aber mirffame SarfleÜnng ber Vorgänge
hingn.
233ir ftnb ihnen ausführlicher als fonfi gefolgt, hanbelf es ftch hoch
nm ein (Sreignis t>on weitefhragenben ^folgen. Sie wedE>feIfeifige 23er*
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284
Urfac$eti unfc folgen
v' ßndErang t>om 16 . nnb ai. 3fnli 1054 *f? nie aufgehoben worben, Bia gum
heutigen Sage Befielt Seine ©eraeinfhaft groifhen gtietfyiffyotifyoboget
nnb tömiffyfaifyolifcfyet Äirche, fooft auih oerfacht worben iß, ße
wieberhergaßeHen. fragen wir, wie es bagn Sam nnb wen etwa bie
@«httlb trifft, fo Sann Sein3weifel fein, baß ber Patriarch bas ©(heitern
ber Jöerhanblung wollte, bie Konter aber ben 23rnch ooHgogen. @ie
haben ben ©egner bas ©piel gewinnen laffen, inbem ße feine 233eige*
rung, fte als romiffye £egafen gn empfangen, mit bent ^rlach beant¬
worteten. ßb fte bagn befngt waren, muß auf fleh beruhen, ba wir ihre
2Soflmachfen nicht Sennen; notig war es anf Seinen ($fall, nnb bent 3wecS
ihrer ©enbung enffprach es nicht. 933ar es non Anfang an fihwierig
gewefen, mit ben ©riechen nur ins ©efpräch gn Sommen, fo war fegt
jeher 23erfmh & a gu beinahe ansfichtslos. Sie 23räcfen waren abge*
brochen, trab gwar, wie ftdE» mit ber 3eit heransfleUte, für immer.
Siefe XSirSung freilich hätte nicht eintreten Sonnen, wären bie Singe
nicht f«h on gum ^Bruche reif gewefen. Saß fte es waren, wiffen wir, es
erSIärt amh, baß in biefem ©treif, anbers als in jäheren fällen, wo
9tom immer anf eine Partei im ßßen hotte gählen Sonnen, bie gange
grie<hif<h : °rientalif<he Äirche gefhloffen gu ihrem Patriarchen hielt.
£ängfi fhon beflanb gwifhen ßß nnb 233eß nur eine äußerliche, Seine
innere ©emeinfhaft mehr. 233ie gasreich bie trennenben Momente
waren, würbe bei bem 33erfuch ber 2lnnähernng feßgeßeHt trab bttreh
bie 2£nfgähltntg in ber ^flnchurSnnbe ber £egafen aller 333elf gnra 23e=
wnßtfein gebracht. 2Xber waren bie 2C6wei<hnngen wirSIi<h Don folgern
©ewi<ht, baß fte ben förmlichen Sru<h rechtfertigten? ©in 3eitgenoffe,
bem man ein Urteil gntranen barf, ber Patriarch Petras non 2lnfio<hia,
hat es beffritten, nnb nur einen PunSf, bie £ehre t>om ^eiligen ©eifi, bas
„^ilioqne" ber fHoraer, ausgenommen. 2flles übrige, meinte er, fei gwar
nicht gn billigen, aber gn halben. 9Ran hat gerabe bas ,$ilioque" bamals
eine anfergeorbnefe DtoUe gefpielt, anberes war wichtiger. 2lnf bie große
SHtaffe ber ©riechen mußte es in ber Saf aufreigenb wirSen, wenn ße
erfuhren, baß ße mit ben Oerabfheunngswürbigßen Äegern früherer
3eiten in bie gleiche 33erbammnis getan feien, weil ße ©nnnchen gn
Prießern nnb 23ifhöfen Weihten, Äegertaufen wiederholten, alles ©e=
fäuerte für belebt hielten, ^Reugebornen, bie t>or bem achten Sage
ßarben, bie Saufe Dorenfhielfen, Dom Prießer oerlangfen, baß er
jpaar nnb Sart angeßhoren trage nfw. 233enn biefe Singe fhon bis*
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285
£ec bie ©eraeinf<f)aff geßöcf Raffen, fo machten ße ße jeff unmöglich,
feit Dtora fte mit bem ^Iuct) belegt ^affe.
Senn ba^infec ßanb als größtes ipinbecnis unb Ie$fe Unmöglichkeit
bec 2lnfptucfy Dtoms, baß fein 23candEj, feine £e^ce allein richtig unb
watyc feien unb alle anbecn &in$en jid) na$ i^ra gn rieten, i£m gn
unterwerfen fyätten ; mit anbecn SEJocfen, baß Dtom bie Äird?e fei nnb
alles, was gut &ic<f)e gehören wolle, cömifd) fein muffe. Sec 2Infpcud)
wac gewiß nidE>f neu, me^cfad) wac ec in oecgangenen feiten ec^oben
woeben, abec jiefs als 233affe im Äampf nnb nuc bann, wenn bie Um*
ßänbe ^offen ließen, ityn aneef annf gn fetyen. @o wac es tmfec ©elaßtts,
fo nntec DTifoIaus gefdje^en. Sjier bagegen follte eine Gntfcembung he=
feitigt, bie Gintyeif wiebec engec gefnüpft weeben. 3n fculjecen fällen
Ratten ^infec bem cömifdEjen 33ocge£>en politifcfje 2£Bßcf>fen geflanben,
benen bie geitweilige Scennnng entfpeae^, biesmal focbecte bie ^3oIi=
tif, baß man ßct> bie ^anb ceidEje. Saß jrjurabect in fold^ec £age alles
^ecausfe^cte, was bie ©riechen ceigen mußte, bacnntec in ecßec £inie bas,
was ße am wenigßen oeefengen, bie ^ocbecung, ßd^JHom gn unteeweefen,
könnte ben iöecbacbf weifen, aufy er £abe im ©cunbe nid^f bie 3Secßän=
bignng, fonbecn bas ©egenteil gewollt. 2lbec bagegen fpricfyt bod) alles.
Gl>ec fönnte ec gehofft £aben, öuedf? feine Äciegsecfläcung gum @fncg bes
Patciacd^en beignfeagen. Sann ^äfte ec ßc£ aQecbings fncd^tbac geiccf
nnb nuc bas üöaffec anf bie 9CRu£le bes ©egnecs geleitet. 6c wac gewiß
fein Siplomaf, unb fein ©enoffe, bec Äanglec, wicb fyn in biefem
fünfte nid)f ecgängf £aben. 23ocgel>en, bas man nid^f anbecs als
tmflng nnb plnmp nennen fann, wac woljl nichts weitec als bec 2lusbcmf
i^cec inneeßen fibeegengung. §nc ße wac Dlom in bm$ßäblid?em @inn
bas jrjaupf, bie ijeccfc^ecin bec ©efamtfied^e tmb jebec 233ibecfpcue£
gegen comifd^es ©ebof, mochte ec fommen, wo^ec ec wollte, Gntpöcang
gegen ©oft mtb 2£BfaQ t>om ©lanben. Saß man im Ößen gang anbecs
badete, wac in i^cen Gingen abßJjeulid^e Äe^ecei. Gin 3tömec alten
©Imlages ^äffe ben ©tanbpunft bec ©egnec beffec gn wöcbigen gewußt,
o^ne il>n bacnm angueefennen. 6c ^äffe bie eigenen 2lnfpcttdf?e minbe*
ßetts gncücffcefen laßen, wie es fo manches 3Ital nm guten 3wetfes
willen gefd^e^en wac. 2lbec 3lom wac bamals ßf>on nid)f me^c cörnißf),
($fcanfen Ratten non i^m 23eß$ eegeiffen, nnb feänfifd^e 2lnffaffung bes
cömifdEjen ^ßcimafs (pradf aus ben 233ocfen bec £egafen nnb beßimmfe
ityce ©djeiffe. Siefe 3lnffaffung abec neefeng ßdE) nicE>£ mit ben £e^cen
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286
£eotf IX. 33erfeienffe um feie Äirtfj rnrrform
unb Überlieferungen bet alten Äird^e, bie im ßflen fortlebten, barnm
Sonnte es bamals eine aufrichtige unb innerliche Verflänbignng gwifchen
iDfi nnb V3efl nicht mehr geben. Sec altiitcfylitfye ßfien nnb bie ger*
manifih-römifche Äirehe bee VSejiens waren verfchiebene Vielten, bie
wobl getrennt nebeneinanber befiehen Sonnten, aber f«h abffoßen mußten,
fobalb fte Verfugten, ftch gu bereinigen.
£eos auswärtige PolifiS war Släglich gefcheitert, nnb in bem, was
man feine innere PolitiS nennen barf, in ber Äirchenreform, waren bie mt<
mittelbaren Grfolge nicht groß. (Sr hat ft<h baranf befehränSt, alte@efe$e
wieber eingufhärfen, neue hat er nicht erlaffen. 2ln eine üftnberung ber
5tir<hettt>erfafftmg hat er nicht gebadet, bas Verhältnis gn ben weltlichen
©ewalfen, Königen, $ärfien nnb ber gangen SCTtaffe ber Äirthenherren,
nicht angetafief. Gr hatte nichts bagegen, ba0 bie 2$ifchöfe nach wie vor
bie Ginfe$ung ans ber jrjanb bes £anbesherrn empfingen, wenn nur bie
$orra ber V3ahl bnrch Älerus nnb VolS gewahrt blieb. 3Itehr befagte
ber Vefthluß bes Dteimfer Äongils ( 1049 ) nicht, als bafj einer ©emeinbe
Sein VifdEjof aufgebrängt werben bnrfe, ben fte nicht wollte. Sie iperr*
fchaft bes h<>hcn lUbels über feine jpausSIößer hat £eo nicht befeitigen
wollen, j[a er hat fte mitunter befefligt, inbem er in ben Privilegien, bie
er gasreich Verlieh, bie Rechte ber ©rfinber nnb ihrer (Srben in $orra ber
Vogfei regelte. Gin bnrehans Sonfervativer Dteformer alfo, ber bie 3n»
fiänbe anf bera 23oben bes geltenben Dtechfs gn beffern fnchf. ©elfenbes
DtedE)f aber war für ihn bas Gigentnm bes ©rmtbherrn an feiner Äird^e
nicht weniger als bie &anones ber älteflen 3eit, et hielt biefe mit jenem
nicht für unvereinbar, ©ein Äarapf galt nnr bem 93?i$branch bes
Utechts, bem ^anbel mit SirdE)Iithen VSürben trab Kratern, bem Äanf
nnb ber Vefiechung. Sarnm begnügte er ftch mit einem Vorgehen von
$aK gn ^aH: wo ein Vifchof offenSmtbiger Verfehlungen angeSIagt
würbe, griff er ein, nnterfnehte unb richtete, ©ein 3»el fcheint eine all*
mähliche ©ättbernng bes hohen Klerus von flechten Glementen unb
eine VSanblnng ber heerfchenben 2ln flaumigen gewefen gn fein, £ob
ftch ^er ©tanb ber 33if<hofe, fiegte bie firengere 2Inffaffung bes Sirch*
liehen 2lmfes, fo ergab fich alles VSeitere Von felbfi.
333as £eo perfonlidE) bafur getan hat, ifi außerhalb bes engeren rorai*
f«hen ©prengels fehr wenig. Gs war wohl nicht nur bie Äürge feiner
Dtegiertmg, was ihm eine umfaffenbere SäfigSeif nicht erlaubte, ttnver»
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£eo* IX. 33erftienfte um &ie itircfpenreform
287
fennbar ifE er t>on ber gn 2 lnfang mit (Sifer ergriffenen Dteforra halb ab»
gelenft worben burd> feine unteritalifcben Begebungen. (Sr mar nun
einmal ein betttfdfer DteicfjeBifdjof, bem bie iröifd£>en 2 lngelegen^eifen
feiner Äird^e ebenfo na^eflanben wie bie geifHic^en. @o f onnfen auch bie
greifbaren (Srfolge feiner Reform nur gering fein. ©ie liegen in fötanb
reich. Ser bebenfenbjle war, ba$ es ihm gelang, ben (Srgbifcbof non ©ens
gn jiürgen, bet am meijlen bagu beigefragen ^atfe, ba$ bas &ongil in
Dteims nicht würbe, was es fein foüte. 2 luf bem Äongil war er beswegen
anogefc^Ioffen worben, nnb feine ^einbe benagten ben @pru<b bee
tyap fies, nm einen ©egeubifdEjof gn ergeben. Ser (Srgbifcbof wanbfe fi<b
nnn fetter flagenb an ben ^3apji, würbe aber anf ber ©pnobe in 3lom
1050 ber ©imonie überführt nnb abgefegt. Stätte er am &onig DlncE»
half gehabt, fo wäre bie Dltaßregel ohne folgen geblieben, Sjeintid} I.
aber, wir wiffen nicht warum, lief! i^n fallen. Unflar war ber 2 insgang
an gwei anbern ©feilen, ^fa^eimß war ber Bifcbof non Jllanfes abgefegt
worben, behauptete fxd^ aber nnb fonnte eine 9 TtenwaI>l ner^inbern. £eo
bejlimmfe barauf ben 2 £ 6 f non ©anft üPanl in Dtom, einen ber mit»
gebrauten ^rangofen, gnm Bifcbof nnb fanbfe i^n nadE> ber Bretagne.
(Sr fyanbelte babei an ©feile bee näcbflbefiigten, aber im £anbe nid^f an»
erfannfen Metropoliten, bes (SrgbifdEwfß non Sours, ßffene 2JbIebnnng
empfing ben Äanbibafen bee %)apfies; er bat ftcb nidE^f bttrebgefegf. Sen
tiefjflen (Singriff erlaubte ftcb £eo in ber 2 lnnergne. Sjiet l>affe ber &onig
ben gewählten Bifcbof gnrnefgewiefen nnb einen anbern eingefegt. £eo
gab mit Übergebung bee (Srgbifcbofs non Bottrges, ber offenbar anf
©eifen bee Königs fianb, bem ©ewäblfen bie Betätigung nnb weifyte
i^n felbfi. ßb er i^m bamif andE) gnm Beftg ner^olfen fyat, ifl eine
anbere <^rage; es fte^f nidE>f banadE) ans.
2 lber mit biefen wenigen ^anblungen non gmeifelfyaftem (Srfolg er»
ftfyöpft ftcb nicht, was £eo für bie Reform gewirff bat. Sie ^anpffad^e
war ber (Sinbrnd? feines 2 lnffrefens. DItif feiner einnel>menben ^3erfon»
lid^beif, feiner betonten ($infacbb*if — im ^3ilgerfleib war er in Dtom
gnerfl erfd^ienen, barfuß fab man ibn audE) (pater gu ben Heiligtümern
ber ©fabf gieben — nnb nicht gulegt bnrib bie Milbe feines Verfahrens
gewann er ber Reform Anhänger, wobin er fam. ©eine weifen 233an»
berfabrten forgten bafnr, bafj bie BSelf ibn kannte, unb bie Itmfiänbe
feines frühen Sobes liefen ihn als Märfprer erfdE)einen. ©eine 2ln»
bänger gögerfen andE) nicht, ihn als folgen im woblnerbienfen Sjeiligefr
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dauernde 2Birfung. Q3iftor II.
fd^ein ber 3Rad?meIf gn geigen. Als jpeiliger iji ec fdtjon Balb verehrt
worben.
Ungleich mehr ifi, was ec fäc bas Tapfham getan ^at. $ür ben
größeren Seil bec aBenblänbifchen Äirdtje war bec ^3apjl Bia dahin eine
fecne, nnpecfonliiije, wenig Bef annfe nnb off umffrittene ©röße gewefen,
bie man Bennien fonnte, aBec nicht fonderlith gn fürchten Brauchte, weil
ec fiel?, ohne bagn aufgeforbect gn fein, nm bie außeritalifdhe 233elf nicht
fummerte. DIttf £eo IX. trat bas ^Japjltam in glängenbec menfc^Iid^ec
©efialt IeBenbig wirfenb unter bie 2Sölfer, nicht mehr bec Automat, bec
23erfngungen nnb Privilegien hergaB, wenn ec bie enffpredE>enben ©e=
Bühren nnb ©efd^enfe empfing obec einem jiarfen 3)cudF ge^ocd^fe,
fonbecn ein tätiges £)Berf>aapf, bas an allem Anteil nahm nnb ans
eigenem AnfcieB fyanbelfe. 2)as ^atte man noch nicht gefe^en, es toac
eftoas völlig 9?enes, £eo aBec ^atte bafüc gefocgt, baß es mit feinem
&obe nicht fein (Enbe fanb. 3 n ^ era ec Bie tvid^tigfien Äirchen Dtoms
mit feinen ©eftnnungsgenoffen, gum Seil folgen von anstväcts, Befegte,
, hafte ec bie (Jortfegtmg feines 233erfes gefiebert. 3)iefe SHlänner, becen
pecfonlid^es @<hicffal nntcennBac mit becDtefocm vecfnäpft war, mußten
fdE>on nm i^cec felBfl willen weiter fnc fie Kämpfen. @ie ^aBen es getan
nnb bamit Bewirft, baß bie Dtegiernng £eos IX., bie bttrcfy ihce Äncge
vecncfeilt fdE>ien, eine (Epifobe gn BleiBen, gnc (Spo(f>e tvncbe.
@ie fanben gunäd^ji feine @<hwiecigf eiten. (Sine comifd^e ©efanbt
fd^aft, geführt vom ©ubbiaf on ^ilbeBcanb, bec von feinem früheren Auf*
enthalt her bie bentfd^en Söec^ältniffe fannte, ecfd^ien Beim Äaifec, nm
einen neuen Papfi gn ecBitten. ^Diesmal banecte es Iängec, Bis bec rieh*
tige 9Uann gefunden tvac: niemanb ©ecingeces als bec Dtetcfjsfanglec,
ZBifcfyof ©eB^acb von (Sichfiätf, bec gtveife EJItann im Dteich, erpcoBf
in Dtegiecnngsgefd^äften wie fein anderer. EJItan hielt i^n gecadegn füc
ben SÜfötregenten bes Äaifers. ^afl ein 3 a ^ c war vergangen, als er am
13.April 1055 in @anft Peter eingefegnet wucbe. 3°B«w ec ftdf>
Söiftor II. nannte, wiebecnm auf ältejie (Erinnerungen bec cömifd^en
Äird^e gurucfgreifenb, beutete ec an, baß ec fortfegen wolle, was feine
Vorgänger Begonnen fyatfen. (Sin wirflid^er Dtegenf bec allgemeinen
&icdE>e wollte andE> ec fein; in bie inneren Angelegenheiten anberec 23is*
tumec hat ec fogar noch entfdE)iebener eingegriffen als £eo. 2)ie pcaftifd^e
Reform, bie in ben legten ^i^hreu gejiocft fyatte, nahm ec entfchloffen
wiebec auf. (Einen nBelBernfenen (SrgBifchof von S^acBonne h af ec gB*
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OJiftor II.
289
gefegt, üBer Ben Äopf Bee Dltefropolifen non Dianenna ^inweg in $er=
rara eine EGerfügnng bee EBifdEjofa BefreffenB Bie EGermögenaoermalfung
aufgehoben, in Bet EPronence jwei EBiefümer ju einem jufamraengelegt,
für ©mbrun, Bae Barc^ Rehden unB ©infälle Ber ©arajenen gerrüffef war,
einen ©rjBifchof gemeint, Ben Älerua unB EGolf erfi nachträglich ja
wählen Ratten, ©in »eiferet @d>riff mar ee, Baß er bie 2XrBeif in Ben
EProninjen durch anBere auefüfyrett lief. 211s feine EGerfrefer Reifen Bie
©rjBifd^ofe non 21rlee nnB 2lip in EJEonlonfe eia Äonjil aB, Bas Ben 2imfer=
lauf nerBof nnB Ben EPriefiern Bie ©heloftgfeit einfcEmrffe. DItif großer
©nffdEueBenheit trat jpildeBranB ab fein £egaf in ^ranfreidE) anf. Unter
feiner £eifnng mnrBen anf einem Äonjil in £pon nidEjf weniger ab fec^a
EBifchöfe wegen ©imonie abgefegt. 3 n Ber Dtormandk wirffe in glei=
d^er ©igenfd^ajt Ber EBifi^of non ©iffen, entfernte Ben jtmoniflifchen
©rjBifchof non Dionen nnB erfegte iE» Barch einen Dltömh ans Qlorenj.
EDiefe EHrBeif maßte EGiftor II. wo^I oBer üBel EGerfrefern überfragen,
Ba er felBji durch ©efdbäfte anderer 2Irt in 2InfprndE) genommen war.
£eo IX. fyatte i^ra in Unterifalien eine mtflare nnB fdEjwierige £age
hinterlaffen, eine anBere EGerwicflung war in EXoefana dadurch ent'
fanden, Baß Ber mit DItühe unterworfene $einB Bea Staifera, ©otfirieB
Ber EBärfige non £of^ringen, fiel? mit EBeatrif, Ber 233ifwe Bea ( 1052 )
nerfiorBenen Düarfgrafen EBonifaj, nermä^If fyatte ( 1054 ). EDaß in
Biefem £anBe, Bas Bie EGerBinBangen jwifdE>en Diom unB Bern DiEorBen
Be^errfd^te, ein ©egner faß, Sonnte Ber Äaifer nicht dulden, und Ber
EPapji fyatte allen ©rnnB, il>n BaBei ju unterfingen. 21b jpeinridE) im
©oramer 1055 felBfi in SEoefana erfd^ien, ©otfried nerfrieB unB EBeatri;
gefangennahm, war Ber EPapji an feinet ©eite unB Ijielf in ^florenj eine
gefamtitalifd^e ©pnoBe aB. EDaffir tyaffe il>m Ber Äaifer fiir Bie Diegelmtg
Ber nnteritalifd^en EGerhältniffe non 21nfang an nadEjdrndElid^e S^ilfe ge=
Ieiflef, indem er i^m — EGiftor foU ee jnr ^Bedingung für Bie 21nna^me
Ber päpjHichen EB3ürBe gemacht haben — Bie EGerwalfnng Bee 3perjog=
turne ©polefo in BerfelBen 233eife üBerfrng, wie £eo Bae ^nrfienfnm
EBenenenf erhalten fyatte. EEDiefe ©tärfnng feiner Dli'aiijfmitfel maß
EGiftor für notwendig gehalten haben, um feine DioHe ab Düarfgraf
mit ©rfolg jn fpielen. 233er Ba moQfe, mochte darin eine 21neliefernng
Beffen erBlicfen, wae Ber römifd^en Äird^e feit Ben ESEagen Epippina und
5tarb und gemäß Ben ©d^enfnagen ßtfoe I. und Sjeintidfye II. non
Died^fa wegen jufam, aBer Bieter norenf^alfen war.
# a U e r, ©00 Epapfffum II 1 19
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»ilCor II.
2In friegerifchen ©ebrandh feiner dXtaifyt fyat übrigens 33iftor II.
gunädhfl nicht gebadet. Sie OYormannen Behelfen t>on i^m Ben (SinBrnd
eines freunblichen, entgegenfommenBen jrjerrn, Ber mit ihnen in ^rieben
unb QreanBfdhaft leBen moHfe. Sas mar inbes fhmerlidh fein Ie$fes
933orf. Sa er es nermieb, Bie 23efi|fragen, Bie £eo nngeflärt ^inferlaffen
hatte, irgenbmie gn regeln, wirb feine 2IBfiif>f gemefen fein, Qeit gn ge*
»innen nnb Äräfte gn fammeln. (Sttvcw anberes mar oorerfi nicht mög*
lief?. 3IZif Bern fanra nntermorfenen Sosfana im Dläcfen einen neuen
^felbgng gn magen, märe nach Ben (Erfahrungen £eos IX. eine £oDf ühu*
heit gemefen. Saran fonnte man erf! Benfen, menn Bie Olfrtmirfung Ber
©rieten fidler mar. Um fte Bemühte fidE> Ber Äaifer mit (Erfolg, feine
©efanbten Brachten ans Äonflanfinopel ein fertiges 33ünBnis heim. 2I6er
gnr 9B3irfnng foQte es nicht mehr fommen.
23iEfor hatte fidE» im jrjerB(I 1056 gura Äaifer nach SentfchlanB Be*
geBen. (Sr fanb ihn franf unb fianb am 5 . ßftober gn 23oBfeIB im iparg
am (SterbeBetf Bes jperrfchers, Ber ihm Bie ZRegentfcfyaft für feinen
fedhsjährigen @ohn, Heinrich IV., übertrug. Heinrich hafte in Ber Ie$fen
3?it mit oielen SQSiBerjlänben gn Beimpfen gehabt, Benen eine Dtegenf*
fhaft nicht gemadhfen mar. 23iftors erfles ©efdhäft mar Barum Bie
2tusföhnung mit Bern ^aupfgegner Bes 33erfiorBenen. ©otfrieb Ber
bärtige erhielt OfteBerlofhringen gnrücf, Bas Heinrich ihm genommen
hafte, nnb Bagu Bie Dltarfgraffdhaft Sosfana. Somit mar er Ber mach*
tigfle (^ürjl im gangen Dtei<h Biesfeits nnb jenfeits Ber 3IIpen, an ihm
fndhte Ber ^3apf!regent feine @fü|e. ÖB er fleh Barin nicht irrte, hat er
gn erfahren feine 3eif gehabt. 3m ^eBrnar 1057 nach Italien gurüefge*
lehrt, hielt er im 2!pril eine große (SpnoBe in 9?om, Bereijle im Oltai unb
3*mi Sosfana nnb ^Piemont in Üteictpgefcfyäften unb fndhte im 3nli
miebernm Sosfana anf. ipier erfranffe er unb jlarB in 2Ireggo am28.3tüi*
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2
beginn her fircfylicfjen Nefcolufiott
EDer E£oö EGiFfors II. ßeQte mit einem @dplag alles in ÄircEje nnb
3teic£ in Qxage. Unter bem @d^u| ber beufß$en EJItadEtf ^affe bas
EPapßtum nene 233ege eingefc^Iagen nnb ße nad^ bes Staifeeg Zobe
fortfe$en Fönnen, ba ber EPapß felBer als Gorrannb bie 9tegentfd?aft
im 3teic£ führte. Nun mar audE) ber Ipapfi tot nnb ber beatffye Äonig
ein Äinb non ßeben 3 a ^ c *n, bie Dtegiermtg lag in ber ipanb ber Äaiferim
mitme eignes, einer fd^mad^en nnb unbedeutenden (Jfrau, bie gang unter
bem (Sinßnß geißlid^er Ratgeber ßanb. EB3as mar ba non EDeutfdEjIanb
noc£ gn ermarten? 333enn bie Äarbinäle fyr ElßerF fortfegen moDEfen,
mußten fte ßdE> nac£ anberem ©djjug umfe^en. Unter i^nen mar fein
eingiger EDeutfcE^er, bas lot^ringifcf^frangößfdEje Element übermog, bie
fiof^ringer aber brausten ben ^fürfien nid^f gu fuefjen, ber i$nen 23ei=
ßanb bot. 2Iuf ben Ieergemorbenen Epiaf bes Äaifers £affe ßc£ fdEjon
unter EGiFfor fein einziger jrjanpfgegner gefefjoben, ipergog ©offrieb
ber EBärfige Don £ottyringen, Ntarfgraf Don 2EosFana, ber Ntäcfjtigße
im Dteicij, o^ne Nebenbuhler in 3 ta K* n * 2 f“ c Reform mar er längß
gemonnen, burdE) bas ^Bedürfnis, eine fernere ©änbenfd^ulb gu büßen,
geißlicfjen (Sinßüffen ausgeliefert. 9Itan pries i^n, meil er mit Beatrij,
ber er fein italifd^es (^urßenfum Derbanfte, eine ^ofepfygefye gn führen
gelobt ^atte. 3Iuf i^n allein blicFten bie EUngen feiner £anbsleufe unter
ben Äarbinälen.
5)anadjj> entfdjjieb ßcf? bie ^rage ber !papßma§I. Äanm mar bie Nad£>=
rid^f Dom SEobe EGiFfors in EHotn eingetroffen, fo mürbe ffriebriefy, bet
Brnber bes jrjergogs, gemailt. (5r mar nacE) feiner DtüdFFe^r ans Äon=
ßanfinopel Ntöncf) in 3Nonfe (Safßno gemorben, um nicE)f in ©otfriebs
@cf)idPfaI oermicFeEf gn merben, gegen ben ber Äaifer damals Dorging.
EGiFfor II. aber E>affe ityn nadE) ber EHnsfo^nung mit bem ^ergog gnm
EHbf feines Flößers nnb &arbinalprießer in EHom gemeint. E2Im 3 . E2Ingnß
mürbe er gnm Eßapß erhoben nnb nacE? bem Ntärfprerpapß bes gmeiten
3öE>r^unberfs, beffen ©ebäd^fnis bie ÄirdEje an biefem Zag feierte.
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292
(Stefan IX.
(Stefan IX. genannt. Über bas Dtechf bee bentfchen Äöniga, ben gu
VJählenben gn befiimmen, hafte man fiel) h*nweggefe|t. 23rechen wollte
man nicht mit ihm, aber es fd^ien genägenb, wenn er nachträglich gu=
jlimmfe. 3« biefem 3n>ecE würbe jpilbebranb an ben ipof nach Sentfch*
lanb gefanbt, unb ea gelang ihm, ben anfänglichen Unwillen ber 5taiferin*
regentin gu befd^wid^tigen nnb ihre ©enehmigung gn erwirfen.
Saß (Stefan bie 2lrbeif feiner Vorgänger fortfegte, Derjiaab j«h non
felbfl. ©egen ben römifd^en Älerua ging er mit größerer (Strenge t>or:
Wer gegen bas Verbot £eoe IX. geheiratet hatte, foHte ben Äirchenbienfl
neriaffen nnb lebenslänglich 23uße tun. V3eiferea feilte im nächfien
^frnhfahr eine große @pnobe befhließen, gu ber aus $ranEreich Seil*
nehmer gelaben wnrben. 3° c Unterflügung berief (Stefan ben ange*
fehenfien ber italifchen Dteformer, ^Petrna Samiani, fehr gegen feinen
233iIIen ala 23ifchof non ßflia an feine (Seife nach ^nm. ©egenöber
ben Normannen nahm er bie ^3läne anf, mit benen £eo IX. gefheitert
war. Um bie 3RifwirEnng ber ©riechen gu gewinnen, foSte ber 2Ibf
non 9Ronfe (Safftno nach Äonflanfinopel gehen. 2Iuf ben flarfen 2Irm
jpergog ©otfrieba bnrfte man babei gählen. Sie 3Rachf bee Vrubera
erhöhte ber ^Papfi, inbem er ihm bie Verwaltung bee jpergogfuma
©polefo unb ber DRarE non 2Incona abtraf. SR'och ©roßerea foH er mit
ihm norgehabf haben: man behauptete, er wolle ihn gum Äaifer fronen.
3 « feinem nieberlofhringifchen jpergogfum fprach man non ©offrieb
fdEwn ala nom ^3afrifina ber @fabf Dtom. 333enn baa mehr war ala ein
falfchea ©erficht, fo ifi ea bei ber 2Ibftchf geblieben. Senn fhon am
29. 3Rärg 1058 , nach Eanm achtmonatiger Dtegiermtg, würbe (Stefan
in ^floreng, wo er mit bem irjergog gnfammengetroffen war, nom lieber
bahingeraffit, an bem er fchon länger gelitten hatte.
(Sr hafte bei ber 2C6reife non Dtom fein (Snbe Eommen fehen nnb für
biefen ^foK bie 2 Inorbnung getroffen, baß mit ber VSahl gewartet werbe,
bie i^ilbebranb nom Äonigahof gnrficEgeEehcf wäre. 3 n 3?om aber hielten
bie nerbrängfen 2 IbeIagefchIechfer,Su 0 EuIaner,(Sreecentier unb anbere im
Verein, ben 2IugenbIicE für gekommen, bie nerlorene Sjetvfäaft in (Stabt
unb &irche gnräcfgnerobern. Sie 3erflrennng ber Äacbinäle, non benen
ein Seil ben 33apj! nach (Jlereng begleitet hafte, Eam ihnen gujiaften, am
5 . 2IpriI befegten fte bie @fabf unb erhoben einen ^Reffen 23enebiEfa IX.,
ben Vifhof 3°h anne0 000 Veüefri, in tumultnarifcher VSeife nnfer
bem CRamen Venebift X. gnm ^3apfi. ©egen bie Dteform follte ft«h baa
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Q3enei>ilt X.— (Sr£eBung olati** II.
293
nic£f richten, menigflens mollfe man liefen 2Infrftein oermeiben. Sec
©emä^Ife fyatte Bisher gura Äreife bet [Reformer gehört, mar non
£eo IX. gnm 23ifc£of erhoben morden, bactira mar er ber rechte 9Itamt,
menn man einen einfyeimifäen ^3apf1 mollfe, ber gugleic^ ben 2Inforbe=
rangen ber 3«* entfpracf). 2£Ber es glüdFfe nicf>t, feine (Sr^eBang in ben
oorgefcfjrieBenen formen bnrc^gufttyren. ^3efrns Samiani, ber als 35i=
fd)of non iO|Iia i^n ^ätfe meinen muffen, meigerfe ftdE>, nnb ba audE) {ein
anderer 23ifc£of ftc^ bagn Bereit fanb, mürbe ber 2Ird^ibia{on non iDfiia
gegmnngen, bie jjanblung oorgnne^men. Sa$ fte ungültig mar, {onnte
alfo niemand Beflreiten.
ÜSermirrung nnb Dtatloflgfeit ^errfdEjten gnnäd^fl nnter ben &ar*
binälen. (Srjl aHmä^IidE) — jrjilbeBranb mar ingmifd^en ans Seutfcf^
lanb gnrücEgeFe^rf — Härte fiel? bie £age. 233ie bas legtemal, fo mar
anc£ jegf bie 9tüdPftcf>f anf jrjergog ©offrieb entfd^eibenb. gnlieBe,
menn niefjt gerabegn auf fein Verlangen mürbe 23ifcf>of ©erwarb non
Qloreng, ein frangöftfd^er Burgunder, gum $apfl anserfeH>en. 2ß>er man
magfe bo<$ nid^f — jrjilbeBranb mag banor gemamf ^aBen — die DtedEjfe
des beutftfye n Honigs ein gmeifes 9X?aI gröBlidjj gn oerlegen, nnb fd>oB
menigflens bie förmliche 2Sal)If>anbInng anf, Bis bie nad^gefud^te 3° s
flimmnng ber Äaiferin eingetroffen mar. 2lm beutfäen jpof muffen 23e*
benfen ermadjjf fein, oB bas 3tedE>f des Königs nid^f burdE) ein fold^es E33or*
gelten ber 233äl>Ier in (^rage gefieDt fei. 9ITan Beruhigte ftdij jebodf», als
jene burd^ ben italifdEjen DteidEjsFangler bie 23erft<$ernng aBgaBen, an
ben EOorredEjfen des Königs folle nid^f gerüttelt merben. SarüBer maren
faf! drei EGierfeIjal>re nergangen, mährend deren bie kardinale ftd> um
ben {ünffigen ^3apf! fammelten. 3> m SegemBer enblidjj noQgogen fte,
fc^on auf dem 335ege nac£ 0?om, in @iena bie 335a^I. 233as man non
dem ©emä^Ifen ermarfefe, nerräf ber Spante, ben man i^m gaB:
[Rifolatts II.
©je mir bie (Sreigniffe meifer oerfolgen, merben mir uns flargnmad^en
^aBen, mas bas Bisher ©efd^e^ene Bebenfefe. Safjj bie bentfd^e Regent«
fdjjmft bie $ü£rnng des ^apfitnms nerloren fyatte, Bemiefen bie Beiden
legten 233af)Ien ^anbgreiflidE). Sie Äaiferin f>atte ftc^ bas erfie 3ItaI
jeden ©nfluffes BeranBen laffen, ein gmeifes 9ItaI ftc£ mit 3uf!immung gn
fremden ÜSünfd^en Begnügt, anfiatt felBfi gn Beflimmen. Sas refor*
mierte ^ßapfltam, nertrefen bnrdEj eine ©ruppe non ©eifflidften ans nidEjf*
bentfdEjem ©eBief, gefiügt bnrdf) einen nid^tbeutfd^en föätßett, ber des
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(5r$efrtsng Stilolau*’ II.
legten beutfd^en Staifere föeitib gemefen war trab im [Rufe fianb, felBfi
nach ben hochflen ©hren gu fiteben, Iöfle fich non bet 23erbinbung mit
Seutfchlanb. 3 n beffen bas ifi nicht alles. [JTiFoIaas II. war ein unbe*
beutenbet 3I£ann, non anbetn geleitet, ©roßen (Sinfluß fyatte auf i^n
bet [JItönch jjpilbebranb, ben et not 2£blauf eines 3fa^res nom ©ubbiaFon
gum 2Ird^ibiafon bet tomifd^en Äicd^e erhoben fyat, nicht weniger bie
23if<höfe 23onifag non 2IIbano, non bem mit mit ben [Ramen Fennen, unb
bet uns mo^lbeFannfe jrjnmberf non ©iloa (Sanbiba. ©ie werben bie
beiben Gingen bes [ßapfies genannt. 233ie biefe Gingen — unb anbere mit
ihnen — bie Singe fafjen, ^atfe bie 2Irf bet legten 233ahl nettaten. ©ie
wich bnrd^ans non ben überlieferten ^formen ab.
Saß ber römifdje 33ifd>of wie jeber anbete non Älerus unb 23oIF gn
wählen fei, war bisset nie bejlriften worben, mod^fe bie 253a^I auch oft
genug nicht mehr fein als äußere ($form. ipiec ^atte man (ich barübet
hinmeggefegt, inbem man bie ipanölung außerhalb [Roms noHgog, wo
bet Kletus nur durch wenige [Mitglieder nertreten, bas 23oIF überhaupt
nicht beteiligt fein Fonnfe. 2In ©teile non Älerns nnb 23oIF Raffen bie
Äarbinäle, in erfier £inie aber bie 23ifd^öfe bet Machbar fcf>a ft [Roms
gehandelt. (Sine ©agung, bie bagu berechtigte, gab es nicht. ©oo ft man
in früheren feiten 2Inordnungen über bie [ßapfimagl getroffen hatte, fei
es um ©paltnngen nnb Kämpfe gn net^üfen, fei es um übermächtig
geworbene £aienelemente in il>ce ©chranFen gu weifen, wie 769 ober
898, immer war bie fliUfchweigenbe [öoransfegung gewefen, baß bie
233ahl in [Rom jlaff finde nnb ber gef amte 5tlerns, bas gange 23oIF, 2tbel
nnb 23ürgerf<haft, an ihr feilnehme, ©emeffen an jr)erFommen nnb
©agung, war bie 233ahl MiFoIaus’ II. ungültig, weil unter ÜZityt*
atfjfung norgefdEjriebener ^formen gnfianbe geFommen. MiFoIaus hatte
alfo auf feine 233ürbe Fein befferes [Recht als fein ©egner. Sas eingige,
was feine Erhebung rechtfertigte, war ber 3 We ^ ber für Mofwenbig*
Feit ansgegeben würbe. 253eil bie Kirche eine längere Unterbrechung
päpfilicher [Regierung nicht »ertrug nnb es ben Sifchofen unb Äarbinälen
unmöglich gemacht war, ihr [Recht in [Rom ausgnüben, mußten fte anders*
wo gur 233ahl fchreiten, nnb weil bas 23oIF oon [Rom fein [Recht gnm
©chaben ber Äirche mißbraucht haben würbe, fo bar fte, mußte man es
beif*eitefch>eben. 9I£i'f anbetn 233orten: bie 233ähler in ©iena hanbelten
gegen bas gelfenbe [Recht um eines höh eccn 3wecFe8 willen. §ür biefes
Verfahren gibt es einen SlnsbrncF, ben man fich angnwenben nicht fernen
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ipumberfd (Schrift „2Bii>er bit @imonif<cn"
295
barf: es war reoolnfionär. Ser ©dE>riff ifl nidE>f oereingelf geblieben,
anbere folgten, bie beit (Stempel bet 21nfle^nnng gegen bas ipergeBradEjfe
nnb©elfenbe nodE) beuflidEjer an ber ©firne trugen, nnb Balb war ea nid^f
me^r gn Oerfennen, ba$ bas ^3apfttum mit ber (Sr^eBnng ^Rifolaua’ II.
bie 33a$n ber Reform neriaffen nnb bie ($ra^ne ber Dleoolufion entrollt
gaffe.
Dteoolnfionen pflegen ein Programm gn gaben; aucg gier gaf ea nicgf
gefehlt. 3n ber ©igrift „233iber bie ©imoniflen", bie ipuraberf in ber
3eif gwifcgen bem Sobe ©tefana IX. unb ber ©rgeBung 3fäfoIatta’ II.
»erfafjt gaf, liegt ea t>or. jpumBert wenbef ftcg gegen einen Ungenannten,
ber Behauptet gaffe, 933eigen, bie non ©imoniflen erteilt worben, feien
gültig nnb Brandeten nicgf wiebergolf gu werben. Unter nielen ©cgmägun*
gen gegen ben ©egner fucgt et baa ©egenfeil gn Beweifen. ©iroonie ifl
Äegerei, fcglimraere Kegerei ala jebe anbere, Kegerweigen aBer ftnb
ungültig. Saa wirb in enblofen 233iebergoInngen mit pafloraler SeBIa=
mafion unb maffengaften 23elegfiellen norgetragen. 2IHmägIicg aBer
Bomtnf ber EBerfaffer nom Sgeraa aB, um einen leibenfcgaftlicgen 2In=
griff gegen baa 3tecgf ber £aien an ber EBefegmtg ber Kirtgen, nor allem
ber EBiafnmer gn richten. Sie £aien ftnb ftgulb baran, baß bie Kircge
ber ©imonie nerfaKen ifl. Senn fte alle, nom iporgflen Bia gnm fiebrig«
flen, Benagen igr Dlecgf gn jrjanbelagefcgäften, Kaifer, Könige, ^nrfien,
^Beamte nnb wer irgenb in ber 333elf 3Itacgf Befigt, benlen an nicgfa
anberea. Sem Beifpiel ber £aien folgen Bifcgöfe tmb ©eifllicge, fte
Beflärfen fte nocg, inbem fte ignen nacglaufen nnb Beine Koflen fcgenen.
iperrfcgenbe ÜBelfiänbe Raffen aucg anbere gegeißelt, um burdE» @cgär=
fang ber ©ewiffen bie 9Itifjbräncge öerfcgwinben gn Iaffen trab einer
wurbigen ÜBang bie 233ege gn Bahnen. Saa war Dteform anf bem 23oben
bea gelfenben DIecgfa. .SpntnBerf gegf weiter, er fabelt niigf nur ben 9I£i$=
Brandy, er greift baa Dlecgf felBfl an. 3 n igm ftegt er bie »Quelle ber
©imonie, erflärt ea für Unrecht nnb 2Inma$ung unb forbert, baß ea
aerfcgwinbe. Sie alte 3*if, nodE> bie Karolinger, fagt er, gaben ea nitgf
gelaunt. Samala fegte ber Eßapfl ben EJItefropoIifen, biefer bie 25ifcgöfe
ein. ($rfi ala bie iDttonen gur Dltatgf gelangten, fanf ber (Sinflafj ber
römifigen Bifcgöfe. 3“ igwr SEräggeif nnb SEorgeif liefjen bie ffäpfie es
gefcgegen, bafj burcg bie 2InraafSung nettBefegrfer ^fürflen aHea Bircglicge
2ltnf unb Dlecgf aQmäglicg igren ipänben enfwnnben wnrbe unb ignen
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$umBerf* ©djciff „2Bifcer bie ©imoniffeti*
faum Ber ©chatten ihrer früheren 233ürBe Blieb. [RachBem fo tag Spaapt
Bea ßeißlicfyen ©fanbea gefcfytväcfyt nnb geßürgf war, riß Bie Weltliche
©ewalf nach ^Belieben BalB Ben gangen £eiB an (u$, um ficfy ßrafloa
feiner gn Bemächtigen. 5)aa gefd^a^ allmählich, erß Burch ^Bitten, Bann
Srohmtgen, fhließlich ^Befehle. [RieraanB wagte gu wiberfprechen, jja
nur Ben DltnnB gn offnen. Unter Bern STamen Ber 3»nt>eßifur reichte man
gnerf! Qettel ober ©fäBchen Bar, Bann weltliche ©fäBe, fcfyließicfy Bie
geißlidhen. iDiefec ungeheure ($?ret>el hat ß<h fo fe^r eingebürgert, Baß
er allein für fanonifdh gilt unB man nicht mehr weiß noch Beamtet,
welchee Bie firc^Iid^e iöorfd^rift i(!. @ie fd^reiBt t>or, Baß gemäß Bern
©pruch Beo Sttletropolifen Ber Älerua wähle unB Bie Bolfawahl Burch
3nßimmnng bee $ürßen Bekräftigt werbe. 2)aa wirb je$f umgefe^rt, Bie
weltliche ©ewalf l>af Ben 33orfriff, Bie anbern 333ä^Ier muffen i^r
folgen, oB ße wollen ober nicht. ©ang gule$f forarat Ber DRefropolif an
Bie Dteilje, Ber Bann nur noch gu Beten nnb gu falBen ^at. iDie fo (Sr*
hoBenen ßnb Beine Bifd^ofe, weil Bei ihrer BeßeHmtg Boa Itnferße gu*
oBerß gelehrt iß. 233aa geht Bie £aien [Hing unB &rnmmßaB an, auf
Benen Bie 33ifi$ofewei^e oorne^mlid^ ruht? 333er ße gnr (Sinfe|nng Oer*
wenbet, Ber legt Bie jr>anb auf Baa Bifdhofaamt. 33erlei^f Ber 3Iiefro*
polit ße nachträglich nodhmala, fo wirb Bamif nur Ber oorauagehenbe
Berfauf Bemäntelt ober ©elegeuheif gn wieberholtem Berf auf gegeben.
@o fommt ee, Baß ein Biafum oiermal erfanft werben muß, guerß t>om
großen nnb feinem ©eßnbe, Bann oom 9ItefropoIifen unB Ben ©einen.
9Ran müßte Bie ©4)riff feitenweife anefchreiBen, am einen Begriff
gn geben t>on Ber ßammenben £eibenfdhaft, Bie Bern Berfaffer Bie föebe r
führt. Bor nna ßeht ein gelehrter ^fanatifer. 3Ifrf weldher Berachfung
fpricht er oon Ben ßffonen, Beren Borfahren Bodh fd?on feit gmeihunbert
fahren Geißen waren, ala t>on [Reubefehrten! 233ie wettert er gegen
Bie welflidhen ^firßen im allgemeinen, Biefe untreuen BormänBer Beffen,
waa Ben Firmen (S^rißi gehört! ©ie führen ihr ©chwerf nmfonß, Ba ße
ea nie ober faura je gnr ©träfe gegen Bie Böfen gebrauchen, ße Dernach*
läfßgen Ben @<hu£ Bea £anbea nnb Bie^Pßege Bea [Hechte nnb wenben alle
&raft, allen (Sifer Baranf, ß<h Ber Äirdhengüfer gn Bemächtigen. [RidE^f
gufrieben mit ihrem eigenen &ribnnal, leiten ße ©pnoben Ber Äirche,
um allee nach ihrem 933unfch nnb 233iHen gn Ienfen. 3h re Anmaßung
nnb Habgier fennt feine ©rengen, allee reißen ße an ß«h, nehmen aHea
in Beߧ, fo Baß fein ©eißlidher efwaa Bennien fann, ea fei Benn t>on
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ipumbertd 6d)rif( „ZBiber &ie ©imoniften"
297
i^nen gegeben ober nerEanft. Sogar fronen — gemeint ifi bie Äaiferin
— üben bie Sjettftfyaft über Äird^en aus, erteilen bie 3nt>ef!itur mit Sie«
fümern nnb 2Ibfeien, fe$en ein nnb ab. So gefc^ne^t es, baß nerad^teter
baßeren, bie freier fein foDten als alle, weil iE>r (Srbfeil ©off felbfi ifi,
Wa^renb fte ^inwieberum ©ott geboren. 2Iuch ber niebrigfie £aie bient
nar einem iperrn, ©eifQid^e nnb &ird?en (mb jebermann preisgegeben.
21 m meifien aber werben fte ausgenagt nnb ner^anbelf non benen, bie
(tefp für i^re 23ögfe nnb S^irnter ansgeben, non Äaifern, ^rürfien nnb
©efolge. S*mpelräuber nor ©ott, beffen (Sigenfum fte fief) aneignen,
wollen biefe für fromm mtb fat^olifd) gelten, wä^renb fte in 233a^r$eit
^einbe ©otfes ftnb. ^ür bas Unrecht, bas fte an ber Äirdje begehen,
firaft fte ©oft mit Ärieg trab jptragersnof, i^re ©efd^Ied^ter fierben ans,
andE) i^re Stiftungen ans geraubtem Äird^engnf Reifen i^nen nid^ts.
jpntnberfs Schrift gaf feine EOerbreifung gehabt nnb leinen nad£? s
weisbaren (Sinßttß geübt. ECieüeid^f waren fct)on bie 3 c i*9*noffen non
biefer langatmigen ^Breite ber ^form nnb Xtnorbnnng ber ©ebanEen
abgefioßen. §ür uns haben bie Säge, bie fyiez ;nm erfienmal zu hören
ftnb, ben einzigartigen 2Serf, 21nff<hluß barüber ju geben, wie man
in bem nnnme^r regierenben Greife ber romifd^en &in$e badete. Sie
enthalten faß alles, was feifbem in fietig gnne^menbem Sttlaße bie
neue fird^IidEje ^Bewegung Eennjeid^nef nnb ihre Qiele bilbef: Äarapf
gegen bas (Sigenfum ber £aien an Äirt^en mit allem, was fleh baratts
ergibt; Befreiung bes Älerns non ber jperrf<$aft ber £aien, bes
Papfies non ber iperrfefjaft bes Äaifers bttreh 253ieber^erfleSnng
eines ttrfpränglichen Bi ftfyofemafytetfyte, bas ben jpcrrfcher jwar
nicht ganj ausfchließt, aber i^n hinter bie geifHitfjen Teilnehmer za*
rücEfrefen läßt; jpeiltmg ber Eird^Iid^en Stäben bardf) ein befreites
Papfitura, non bem bie 33if$6fe ab^ängen; ^feinbfeligEeit nnb ©e*
ringfehägung gegen ben (^ürfienfianb unb bafyintec fd^on benflich er=
Eennbar ber 21nfprnd^, baß bie Äircfje als gefd^Ioffener Berbanb ber
©eifilicgen gegenüber ber gefamten £aienf$aff bie weltliche ©ewalf za
leiten habe „wie bie Seele ben Äörper". (Snblich fehlt auch nicht ber
jpinweis anf bas 9ItiffeI, mit bem bas Qiel, wenn anbers nicht, erreicht
werben Eann: 2(ufwiegelmtg ber 3Raffen gegen ityre Bifchöfe. 233enn
bie ©eifHid^en, fagf jpumberf, es an ftch fehlen Iaffen, fo müffen fdE>Iieß*
lief? bie weltlichen ($fürflen unb gläubigen £aien aufflehen unb igrer
9I?ttffer za ih«m Dted^f ner^elfen. Seine Schrift ifi bas Programm,
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jpumberfd ©cf) ri ff „2Btfcer bie ©imoniff en"
ber 3ufnnft, ein wahrhaft revolutionäres ^Programm, ba es bera gelten*
ben Dtech* — jrjumberf felbfi Begengf feine aQgemeine ©elfung — ben
Ärieg erflärf. ©einen Äern Bilbef berDluf: ($rorf mit ber ^n&ejlifuc, ber
Einfe$ung bet 23if<hofe bnrth £aien! Ritten foDen ftch bie weltlichen
9I?ad^f^aBec davor, jemand mit Dling nnb ©faB ausgnjlatten! 233iffen
foDen fte, baß dies nicht ihre @ac^e, fonbern bie bet 23if$öfe ifl!"
jpnraberfs ^Beweisführung i|i nicht immer äbergengenb. Sen (Sin*
wand, baß bie 3»^t>ng an ben Äird^en^errn nicht bera geifllid^en 2lmf,
bet 23if<hofsweihe, fonbern bem weltlichen 33eft§ des .Bistums gelte,
Bann et nicht widerlegen, obwohl er ihn für ein ($reigenBIaff ber £üge er*
Blatt, bas nur anlegen Bonne, wer Beinen ^funBen Verflanb nnb Beine
©pur non ©dEramgefü^I habe. ©ein ©d^irapfen verrät bie ©d^wädEje
feinet ©rünbe. 233ao et über bas ÜHufBomraen bee £aienrechfs ber 3fa s
veflitur feit bet Unterwerfung bee ^3apjltnras durch bie ßffonen fagt,
ijl ^Phanfafte, nnb baß Bild bet allein rechtmäßigen Bifchofswahl,
toie er es nach angeblichem altem Äirchenrechf geichnef, finbet in Seiner
Birdhlidhen 9?e<hfsqueEe eine ©tfi$e. 6s ijl barum audh nicht richtig, baß
er lebiglidh bas alte Dtechf wieder fyaBe gu Ehren Bringen wollen, mag
er ftch nodh fo oft baraaf Berufen. Er iß ^Revolutionär nnb wäre es,
felbfi wenn er ft<h fireng an bie alten Xegte hielte, benn biefe waren
auf gänglidh anbere allgemeine Verhältniffe Berechnet. Ser Verfuth,
in einer gränblidh veränderten 233elt ftch ausfdhließlidh nadh ihnen gn
ridhten, mußte, wie jebe folgerichtig erßreBte 233?eberherfleEung ber
Vergangenheit, gn einer Umwälgnng bes Bejahenden führen. 2Iber
jrjumberf hält ftch, wie wir fdhon fahen, nicht einmal genau an bas, was
er gefdhrieBen findet. 233ie alle ^Revolutionäre h af er im voraus eine
VorfleEung von ben Singen, wie fte fein foDen, unb fdEjafff ftdE> bie Be*
weife, wie er fte Braucht, ($rür biefes Bild h«»f er bie färben von ver*
fhiebenen ©feilen hergenommen. ßh ne Bedeutung wirb es nicht ge*
Wefen fein, baß er Bei feinem 21nfenthalt in Äonßanfinopel eine Äirchen*
verfaffung Bennengelernf fyatte, bie von £aieneigenfnm nnb 21BgaBen an
weltlidhe ©ewalfen nichts wußte. Äaifer Äonßanfin felbfi h af *h n Bar*
über anfgeBIärt, unb ans ber 21rf, wie er bavon Berichtet, hört man bas
Erflaunen heraus, in bas ihn biefe EnfbecBnng verfemt hat. 233elchen 21n*
teil an ber ©ejlalfung feiner ÜHnjtchfen nnb Forderungen feine eigene
3?afur, vielleicht auch perfonliehe Erfahrungen gehabt haben, enfgiehf
ftch unferm Urteil. 3° Ber Erbitterung, mit ber er über ben Äönig von
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(Sinflug Pfetsfcoifi fcorä
299
^ranbreich fpricht, ben 23erberBer bet ßrangößßhen 5tir<he, Hingt fo
etwas mit. Nach bera, was ec ß<h badete nnb münßhfe, was er gefehen
ober erlebt ^atte nnb mim ißn Bis gu leibenfd^aftlid^er (Srregnng Be=
herrßhfe, bentete er auch bie Quellen, bie er las. 5)a mar es aber t>on
größter 23ebenfung, baß er neben ben echten, ans benen er ßch feine
ÜJorßeDung non ber nrfprunglid^en Äird^ennerfaffung bilben bonnfe,
eine nned^fe fanb, bie ihm einen 3 «ßanb / ben es nie gegeben hatte,
oorfpiegelf e: ^Pfeuboißbor.
5jpuraberf hat iH>n gebannt. 3 n ber ©chrift „233iber bie ©iraonißen"
ßhöpft er ans ihm bie 23eIegßeHen mit ooHen ipänben. Uber 23ebenfung
nnb 23efugniße bes Ipapßes ßch gn äußern, hafte er bort leine ©elegen«
heit, aber in ben non iE>m nerfaßten ©dEjreiben £eos IX. an 5taifer
nnb ^Patriarchen non 5tonßantinopeI hafte er ße, nnb hier geigt ßcß, baß
feine 33orßeIIung nom !papßfum bur<f> bie falfdjen S)ebrefalen be^errfd^t
iß. Ans ^Pfenboißbor ßammt ber @a$, ben er im Anfcßluß an bie £ubas=
ßeHe — „i«h habe für hilf) gebeten, baß bein©Iaube nidEjf manbe, unb bn...
ßärbe bie trüber" — bera ^Patriarchen entgegenhält: „Niemanb, ber
nid^t ben 2 Borten bes irjerrn miberßreifef, bann leugnen, baß, mie bie
Sär in ber Angel ruht, fo non ^Petras unb feinen Nachfolgern bas 5peil
ber gangen Äird^c abhängt. Unb mie bie Angel, felbß nnbemeglich, bie
Züt hin nnb h ec brehf, fo ßnb ^Petrus unb feine Nachfolger unum*
ßhränbte DÜcßfer über bie gange Äircf>e, ba niemanb ihre ©feHung ner=
rüden barf, meil ber höcßße ©fnhl non niemanb gerietet mirb." Auf
bie angebliihen (Srlaße ber älfeßen römißhen 23ißhöfe ßch ausbrndPIich
gu Berufen, hat jrjuraberf gmar ben ©riechen gegenüber nermieben, meil
ec non ihrer £iferafur genng bannte, um gn mißen, baß ihnen biefe
Autoritäten Bidets Bebenteten. iDafüc h°t er aber ein Abtenßücb ßcß
nicht entgehen laßen, mit bem er glanbte (Sinbrncb gn maihen: bie an«
gebliihe ©<henbnng 5tonßanfins bes ©roßen, ans ber er einen gangen
Abßhniff über bie Qfytentefyte bes ’Jßapßea mörtliih miebergab. ©ie
fanb er bei ^Pfeuboißbor, burch ben bie erbichtefe Urbunbe ihre eigentliche
23erbreifung erhalten hat.
ipumberf iß niihf ber eingige 3enge bafär, baß bie große ^älßhung
bes nennten 3<>hrhnnberts im Äreife ber Dleformbarbinäle Bebannt mar
unb benn|t mürbe. 3° jenen 3 a h cen / frielleichf noch gu £ebgeifen
£eos IX., iß bort ein ipanbbach bes 5t*'r<henrechfs gnfammengeßeDt
morben, bas feinen ©toß faß gn fünf ©echßeln aus biefer »Quelle
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300
(£inflti£ Pfenfcoififcord
ßhöpft. 3nm etßeumal werben H>iec bie Ülecfyte bes ^3apßes an bie @pi|e
y geßellf nnb mit ben 233orten Beßimmf, bie ^ßfeaboiftboc erfimben fyaffe:
baff bie röraifd^e Äicd^e ihren Vorrang non ©oft allein empfangen
habe, baß ße jebermann nach ihrem 23eßnben ben ipimmel offnen nnb
fließen Bönne, bafj ße bie Oltnffer aller anbern Äird^en fei nnb biefe
ßcf) nach i^r gu riefen, ihrem 233iHen gn gehorchen haben; baß jebermann
ihr Urteil anrufen Bonne, alle wichtigen ^äUe ihrer Entfcheibnng gn
unterbreiten feien, ße felbß aBer non niemanb gerichtet werbe. 2Sas
nielleid^f noch mehr Bebentete, in biefer 3ufammenßeHung erfd^ien ber
, gefamte Oted^tojnflanb ber Äircfje faß aasf<hließli<h anf Erlaffe ber
römifd^en 23ifch<>fe gegrünbet. Sieben ihnen treten alle anbern «Quellen
Bis gar 23ebeufungsloßgBeif garndf, amh bie Kanonen ber Äongilien, bie
Bis ba^in bie ©runblage bes Äird^enred^fs nnb feine legte Autorität
gewefen waren. @ie ßnb nerbrängt barch bie SeBrefalen ber ^3äpjie.
Um ^Pfeuboiftbor hatte man ßch in Dtom feit bem ßnbe bes nennten
3a^r^nnberfs nid^f mehr geBümmert, Bein ^3apfi hat ßch feiner Bebient,
* er muß bort noQig nerfd^oDen gewefen fein. Erß bie ^rangofen nnb
£ot^ringer, bie mit £eo IX. ^erüBerBamen, Brachten ihn ans ihrer
^jeimat mit nnb forgten bafar, baß er BeBannt wnrbe. 333el<hen Ein*
brncB mußte es ba machen, wenn man aus bem Oltanbe e^rwnrbigfler,
nnanfed^tBarßer 3^»gen, romifd^er 23ifdE>ofe ber Oltärfprergeif, bie man
längf! als heilig gu oerehren gewohnt war, allen ooran bes 2lpoßelfchülers
(Siemens, wenn man non ihnen erfahr, wie unbegrengf bie OKad^f*
noQBommen^eit bes ^3apßes gegenüber @pnoben nnb 35ifd^öfen nnb
ber gangen Äird^e einß gewefen fei! 233enn man horte, baß Beine @pnobe
ohne feine Ermächtigung jiattfinben bürfe, Bein 23efchluß ohne feine
23eßätignng gelte; baß ein 2lngeBlagfer jeben EHngenBlicB an ihn 23e=
rufung einlegen, er felBß ein fd^weBenbes Verfahren jeben 2lugenBlicB
oor feinen Dlichferßnhl gieren bärfe; baß, mit einem 355orf, jeber 25i*
fd^of fein unmittelbarer Untergebener nnb bie gange 23ScIf fein 2Imfs*
fprengel fei fo gut wie bie 23istümer in feiner nächßen 0?achBarf<haff.
2Senn man anßerbem in ber angeblichen @<henBnng 5tonßanfins las,
welche außerorbenflicheu änßeren Ehren ih m gebührten, wie er in Dtom
bie ©feile bes nadh bem ßßen oergogenen Äaifers einnahm nnb non
biefem bie jrjerrfchaft über 3 ffl I*en unb bie wejllichen £änber erhalten
hatte, fo flieg ans ben 23lättern ^Pfeaboißbors ein 23ilb bes ^Papßfums
empor, wie es angeblich einß gewefen war in ber guten alten 3eif, ehe
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Hinflug Pfeufcoifi fcord
301
bie SCitcfye Verfiel nnb ß«h felBß untren wnrbe: untrüglicher Lehrer unb
Dtidjfer, unnmfchränBfer Herrßher, bem jeber ju gehorchen habe, ber
jur jperbe gehören wolle, leBenbiger ORiffelpunBt unb Ärafif«
quell für bte gonje &irche, nach allen @*ifen wirBenb bnr<h Lehre unb
3niht, bie Singel, in ber bie Zar ber Äir«he ft cf? breite, wie ^nntberf
mit 9K5orten 5Pfenboißbors ft«h ausgebrücBf hatte. 255ie Diele nnb Boß*
Bare, wie ^eiffame Rechte hatten bie Jßäp fie feit 3 a h r ^ nn Bcrfen — aus
Trägheit unb Unwiffenheit, fagte Humberf — unbenuft gelaffen, gnra
©traben ber Äirrhe! 2S5ar es nicht h°h c 3 c,t / &as S3>erfäurafe gut«
Zumachen, bie alte SSerfaffung wieber^ergufleHen, bas aQgulang Der«
geffene Üleifyt bes ^apfhnms wieber zur ©elfung ;n Bringen unb mit ihm
bie Oltißbräuche einer entarteten 3 c i< hinwegzufegen, bamit bie Äirche
wieber fei, was fie fein feilte nnb urfprünglich gewefen war? 233ar
bas nicht ber ßcherße 953eg gur Dteform, ja recht eigentlich bie SBnrgel,
ans ber fie Don felBfi erwachfen mußte?
Sie Dteformer bes elften 3 a h I $ m, i >er t 0 Brauchten ben ^Pfeuboißbor
nicht gu entbecBen, wir wiffen, baß er außerhalb Dtoms nicht Dergeffen
war. 3° (^ranfreieh nnb Seufßhlanb, in Lothringen Befonbers hat man
>hn immer gelaunt, nnb Diele hatten bie ©teilen gelefen, bie Don ben
unbegrenzten Steifen bes römifhen 23ißhofs hanbelfen. Slber feit Balb
gweihnnberf 3ah«n war niemanb mehr auf ben ©ebanBen gekommen,
barans praBfißhe Otu|anwenbnngen ;u ziehen unb bie SBirBIichBeif
nach biefen ©äfen gehalten zu WoQen. 3> m ©egenteil, bie ^Bearbeiter
bes Äirchenrechfs, 23urcharb Don 253orras unb anbere, hatten ben
^Pfeuboißbor wohl für ihre 3 w ecPe Benn|t, feine Lehre Dom ^Papßtnm
jeboch ßiflßhweigenb BeifeitegefchoBen. @ie mag ihnen als graue
33?eorie erfhienen fein, für bie im Leben Bein ^3la$ war, bie einem
angefichfs bes 3ȧanbs, in bem fleh 31om Befanb, auch nichts nn|en
Bonnte. würbe es anbers. 2S5enn zwei basfelBe lefen, iß es nicht
basfelBe, unb bie Reformer um Leo IX. lafen mit anberu Singen als
frühere ©enerationen. SSiel gäben wir barnm zu wißen, Wer es war,
ber zuerß im ^Pfenboißbor mehr fah als eine ©ammlnng ehrwärbiger,
aber znm Seil Deraltefer, mit ber SX33irfIidE>Bcif unDereinbarer Sejfe;
ber hier bas Heilmittel zu entbeefen glaubte, mit bem ber Kirche geholfen
werben, bie Hanbhabe, beren er nnb feinesgleichen ßdE? bebienen Bonne,
nnb ber enfßhloßen war, ße zu Bennien. 9S5ar es Sjumhevt, war es
ein anberer? 355er immer es war, er hat zn ^Pfenboißbor gegriffen,
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302
?Hifolau*’ II. 3?egierungäantri<t
weil ec H>ier bas Betätigt unb Beglaubigt fanb, was er wollte trab er*
jireBfe. j^infmar anb ©erberf Ratten ben (SrälfdEjer verworfen, weil ec
ihnen im 233ege war, unvereinbar mit ihren EGorfleHungen von ber
richtigen Örbnung ber ÄirdE>e, bie fte gn Beft$en meinten trab erhalten
wollten. jrjumberf nnb feine ©enoffen veraBfd^euten bie BejieHjenbe £)rb=
nung unb fragten nach einer Befferen. 3 ra ^Pfeuboiftbor glaubten fie
ben 333 egweifer gu ihr gu ftnben unb griffen gn. ©ie machten i^n fidE>
gu eigen, weil fte ihn Brauchten. ©o {amen bie Grftnbttngeu eines
^älfi$ers gu G^ren, bie ihre 3*i f aBgele^nf fyatte. 3wei^ u nBerf 3<*h rc
Ratten fie bageiegen, ohne gu wirfen, wie bas@aatforn, bas feine 3 eif
erwartet, um gu feinten mtb gu fprießen. Sie 3 eit war gefommen, unb
^Pfenboiftbor würbe bie DUd^ffc^nttr, nach ber bie EGerfaffung ber Äird^e
fidE) neu gefialfefe.
9?ifoIatts II. war nach ber 335aI>I von ©iena, geleitet vom tos*
fanifd^en $)eet, bas jrjergog ©offrieb felBfi führte, langfam auf Dtora
vorgeräcft. ÖBgleich noch nid^f geweift, fyatte er hoch fd£>on Begonnen,
als EPapfi gn amtieren, unb eine ©pnobe nach ©nfri einBerufen, bie
über 33enebift X. als Ginbringling ben ^flnd^ attsfprach. Ser EHeidE)s=
fangier 3 tfl I ,en8 / 253iBerf, ein ©eifHid^er aus ^3arma, war gugegen.
233eIdE)e DtoSe biefer Oltann bereinfi fpielen würbe, fonnte bamals
niemanb ahnen. ©eine 2InWefenI>eif war ein 3eugnis, baß Oüifolans II.
ber EPapfi bes bentfd^en Äonigs unb fänftigen Äaifers fei. Sas fann
in Dtom nicht o£>ne EB3irfung geblieben fein, unb ipilbeBranb, ber hier
gura erfienmal felbfiänbig ^anbelnb hervorfriff, forgte für bas übrige,
©eine alten 23egie£ungen Benufenb, ließ er bttrd> £eo, ben @of>n bes
getauften 2>uben 23aru<h=33enebift, ©elb unter bas Söolf verteilen.
3m @fabtfeil jenfeits bes SiBer, in bera £eo feinen 233oI>nft$ ^affe,
Brach daraufhin ein 2 Iuffianb aus, ein Seil bes 21 bels fchloß ftd> an, ber
©tabtpräfeft würbe geflürgt unb durch ein ©efd^öpf £eos erfe|t.
23enebift X. faf> feinen 2In^ang ffywinben, gab ben EESiberjianb auf
unb Verließ bie ©fabf. 253ährend er auf einer 35urg nördlich von Dtom
3ttßuchf fanb, fonnte Otifolans am 24 . 3 annar 1059 feinen Gingug
Ralfen, vom £aferan 23ejt$ nehmen unb in ©anft EPefec bie 233ei^e
empfangen.
Gr war nun rechtmäßiger EPapfi, unb um bas aSer S233elf beutlieft S n
machen, Berief er für bie 3eif tta<h ßjlern, wie bas feit £eo IX. üblich
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2Baf)lorfcnting Don 1059
303
geworben war, eine @pnobe nach Diom. @ie hat um bie Oltiffe bee
2 IpriI fiattgefunben unb foH nach amtlicher Eingabe non 113 , nach
anbern non 125 23ifchöfen, alfo ßärFer als jebe frühere Befud^t gewefen
fein. Sie 3^ cn unterliegen jeboch 23ebenFen, unb es bürfte ftch in
933irFlichFeif nur nm bie übliche römifd>=italifd>e @pnobe ge^anbelt -
haben. 3h re 23ef<hläffe freilich gehen fo weif nBer ben hecFommlichen
Dta^meu hinaus, baß man mit Üleifyt in i^r jlefs eine entfd^eibenbe
2&enbung ber ©efcfucFe gefe^en h°f.
3$te erfie Aufgabe war, jeben 3 w,c *f c ^ an bet OtechfmäßigFeif bee
nunmehrigen ^ßapjies nieöergufthlagen. @0 gefhah burdE» (Srlaß einer
333ahlocbnung, bie bas Verfahren, bem OTiFolaus feine 333ürbe oer=
banFfe, unregelmäßig unb mit ber Überlieferung nnnereinbar wie e 0 V
war, für bie 3 a Funft S ar Siegel nnb Oiichffchnar machte.
@ie legte bas (Befcfyäft in bie ^anb ber Äarbinäle, in erjler £inie
ber ÄarbinalBifchöfe. Unter biefen oerjlanb man bie 23ifdE)öfe ber kleinen
3?achBarßäbfe Dtoras, ohne baß Bereits fejlgeßanben fyätte, wer baju,
gehörte unb wer nid^t. @ie foOten ben gu 233ählenben aasfinbig machen,
hierauf bie 3nßimmnng ganädEcß ber übrigen Äarbinäle, bann erjl bes
gefamten jtlerus unb EGolFes einholen. Ser ©ewählfe foHte womöglich
ber romifchen ©emeinbe angehören; fänbe fteh borf Fein ©eeignefcr, fo
fei er i>on anberswo gu Berufen. QfaHs eine reine unb uuBejiochene 233ahl
in Dtom unmöglich fei, fo foHten bie ÄarbinalBifchofe befugt fein, jte
anberswo an geeignetem Örf mit frommen ©eifilichen nnb rechtgläubigen
£aien, ob auch nur wenigen, gu ooHgiehen. QSJäre ber ©ewählte burth
Äriegswirren ober anbere ECSiberfiänbe an ber 22>ronbe|ieigung Det=
hinberf, fo bürfte er hoch fogleich bie Oiegierung ber romifchen &irche
ansüBen unb über ihre DTtiffel oerfügen. 3 e & e biefer 23ejlimmungen
entfprach bem, was Bei ber (SrheBmtg OtiFoIaus’ II. gefeiten war: ein
auswärtiger 23ifchof, außerhalb Otoms gewählt burth bie Äarbinäle
unter 3nßimmnng einiger weniger EOerfrcfer oon Älerus unb EOolF,
hafte er fogleich bie Diegierung ergriffen. Sas foDte hinfort als Oltußer
nnb EOorfchrift gelten. Klerus unb EColF oon Otom, Bis bahin gemäß y
altfirtfylicfyem EBrauch EEßähler bes ^ßapfiee wie jebes anbern EBifdEjofs,
waren ihres EESahlrechfs Beraubt unb auf nachträgliche 3«ßintmung
BefthränFf gugunßen einet BeOorgugten ©ruppe, ber Äarbinäle, bie nun=
mehr als bie eigentlichen 233äf>Ier galten. Olfrt bem Otechf ber alten
Kirche, anf bas bie Reformer fi<h fo gern Beriefen, hoffe bas nichts
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304
2 Ba$lorbntsng t>on 1059
gemein, es mar Oteuerung, unb gmar Oteuerung mit Beßimmtem, äugen»
BIicBIidE>eni 3 l °ecP* 5)urdE) bie SGer^ältnijfe geforbert, mar es allerbings
eine OtofmenbigBeif, menn bie Partei, bie im Ie$fen 333aI>lBampf ge»
ßegt fyatte, bie iperrßißiff Behalfen follfe. 233oHfen bie 5tarbinäle, eine
\ ©ruppe non meiji (jjrreraben in Otom, fidE> an i^rem ^3la| Behaupten
nnb il>re Diidfjfung gum @iege führen, fo konnten ße bie 233a£I nidEjf
unter allen Umßänben ber Oltenge bet (Sin^eimifd^en überlaffen, bie jte
ni (fyt Be^err festen, jte muffen ßdE) bie OltögliifjBeif fiebern, (1e felBß in
bie ipanb gn nehmen nnb jte nadE? SSebatf auc£ an^er^alB Otoms an jebem
Beliebigen Örf gn noDgie^en. 2)as überlieferte OtedEjt Bot bafnr Beine
jpanb^aBe; baß man ttitfyt banor guräeBmit£, es aBgnänbern, Benngeid^net
feine Urheber als bas, mos jte maren, als Otenolufionäre. Um jjeben
3meifel am GfyaraBfer ber Oltaßregel gu gerjlrenen, genügt es feßgu»
jlellen, baß bie 333a^Inorfcf>riften non 105 g niemals Beamtet morben
jtnb. @ie Ratten i^ren3tt*cB erfüllt, inbent jte ber (SripeBung OtiBoIans’ II.
nachträglich ben @d^ein ber OlechfraäßigBeif oerliehen. ^Dagegen traf
fd^on Balb ber ^aS ein, baß jte als nttBeqnem empfttnben mürben. 3Da
hat benn einer ber eifrigjien Oieformer ßch nicht gefreut, jte als miber»
rechtlich, weil im OBiberfprudh gar alten ßrbnung, gn nermerfen nnb
ben ^3apß, ber jte nerBünbigt hatte, offen gn tabein.
2In ber (Sr^eBnng Otifolaus’ II. mar ber beatfcfye Äonig Beteiligt
gemefen. 2Iudh in ber nenen 233aI)Iorbnnng mürbe feines Dtedjtes ge»
badhf, aber bie 2Irf, mie es gefd^al>, ließ menig banon Beßehen. „Unter
23orBe£aIf w , f)ieß es bort, „ber SEßürbe nnb 93ere^rung (honor et
reverentia) jpeinridhs, bes je|igen Äönigs nnb Bünftigen Äaifers, mie
mir jte ifym jüngß eingeränmt H>aBen, nnb feiner Otad^folger, bie für
ihre ^3erfon nom apoßolißhen @tu$I biefes Oted^f erlangt haben
merben." 233orin es Beße^e, mar nirgenbs gefagt; bas Oted^f, bas jpein»
rieh III. nom rontißhen 23oIB für ßch unb feinen @o^n erhalten hatte,
mar es BeinesfaQs. 23om ^3afrifiaf, ber ©tabt^errfd^aft, ans ber bie
23eftignis, ben Ipapß gn Beßimmen, ßch ergab, mar mit Beinern 223orf
bie Otebe; ber Anteil bes Äaifers mar gn einer ©unß gemorben, bie ber
^3apß oerliehen habe unb ßdE) für fpäter gn nerlei^cn norBe^ielt. (Ss
märe aQerbings ferner gemefen, bas ^Benennnngsrec^t bes Äaifcrs trab
^Patricias mit bem EBorgngsma^Ired^t ber Äarbinäle in (SinBIang gn
Bringen. 333as i^m Blieb, mar ein (S^renred^f, bejfen Otatur unb ©rengen
mit offenBnnbiger 2IBßd^f unBIar gelaßen mnrben. 5Das mar meniger,
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@onftige ©efe&e
305
als man i^m noct> im jüngßen ^all eingeräumf fyatte. (Srß nachbem ße
ßch bee (Sinöerßänbnißes bet beutfcfyen Oiegierung »erßcherf Raffen,
waren bie Äarbinäle jnr förmlichen 200^1 gefif)riffen, bie Äaiferin
als Oiegenfin fyatte, wenn auch Beineswegs bie ©fellung ihres ©emahls
Behanpfef, fo hoch immerhin ihren !pia$ nnfer ben (Srßwählern ein*
genommen. Öb bas Bünftig fo Bleiben foHte, erfchien zweifelhaft, wenn
man bie AusbrücEe wog. 2>n feinet nnbeßimmfen Raffung foHte bet
©a| gegenüber etwaigen 23efcf>werben bes beutfchen ipofes SecEung
bieten. OiodE) wagte man nicht, bas Oiechf bes Äaifers beifeitegnfhieben,
mit ber 3 eit aber Eonnfe nnb fottte es ganz »erfch*»inben. 2Hfo auch h' er v
Steuerung, 23efeitigung beffehenben Diechfs, Oie»olufion.
Als Urheber nnb Verfaßer bes 233ahlgefe$es »errat ßch ^nmbert.
©einer Abhandlung gegen bie ©imonißen iß es in ©ebanEen unb Aus*
brucEsweife eng »erwanbf, fein (Sinßuß muß alfo groß gewefen fein.
Sennoch h af et bie ©pnobe nicht hefyettfifyt unb nicht aQes bnrchfefen
fonneu, was wir als fein Programm Bennen. 3 n feinem ©inn war
es ftcherliih, baß nnb wie je|t fä)ätfet als bisher gegen bie tyriefterefye
eingefchritten wnrbe. Sen ©eißli<hen, bie feit bem Verbot £eos IX.
öffentlich mit einer $rau gelebt fyaftett, würbe bie Ansübung ihres
Amtes Bis gnm Urteilsfpruch bes ^Japßes unferfagf, ben übrigen ge*
meinfames 233ohnen gnr SPflid^f gemacht als ßcherßer @<hu$ gegen
Verfehlungen. 333enn fobann ben £aien »erboten würbe, bie Olteße
eines beweibten ^ßtiefiete gn hören, fo entfprach auch bas bem ©e*
banEen ipnmberfs, bie £aien gegen ben pßichffcergeßenen Älerus auf*
gubiefen. (Sbenfo wirb ihn bas Verbot, baß £aien über ©eißliche gu
©erichf faßen, befriebigt fyabea. 3 n anberer Vejiehnng blieben bie
Vefchlüffe fyntet bem jurüdE, was er geforbert fyatfe. 3« &*r ^rage
ber VSeihsn »on ©imonißen fyat et feinen ©fanbpnnEt nid^f burdh*
feßen Bonnen. 233ir wißen, baß er ße für fihlechthin nichtig erEIärf
wißen wollte. Ser ^3apß aber entfihieb „in Anbetracht ber Olof ber
3*if unb ohne baraus eine Oiegel für bie 3»Eunff ja machen: Sa bas
©ift ber ©imonie fo tief eingebrnngen iß, baß Eanm eine Äirche ge*
fnnben wirb, bie »on biefer @en<he nicht angeßecEt wäre, fo ßnb bie
»on ©imonißen geweihten ©eißliihen begnabigf." (Sa Eonnte ferner
wie bie (Erfüllung bes 'fyauptfääjliäpflen fünftes in ^umberfs ^3ro*
gramen Elingen, wenn bie ©pnobe »erfügte, baß Eein ©eißlicher, Eein
^Prießer eine Kirche aus ber jpanb eines £aien annehmen bürfe, Weber
Halfer, Sa* ^ßapfltixm II 1 30
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306
@onftige ©efe$e
nmfonfl nod£> gegen (Sntgelt. 2Iber Bei genauerem 3 u f^en finbef man,
baß ijmmberf damit nidEjf gufrieben fein fonnte. Sie 33orfc^rift enthielt
feine ©träfe fiir 3 utD '^ er ^ a nBeIn, war alfo unöoüflänbig, eine lex
imperfecta, tmb darum OoraußftiijtlidE) unmirffam. @0 fällt audE) auf,
baß Otifolauß II. in dem DtunbfdE>reiben an die frangoftfd£>en 23ifdE)öfe,
in dem er die 33efdjj>Iuffe der ©pnobe »erfünbigte, diefen ^ßtmft mit
©tillfdEjmeigen überging. 2lugenfdE)einlidE> find ^ßapjl and ©pnobe öor
dem JÄnßerflen gurücfgefd£>recff; fte Begnügten ftdE> mit einer allgemeinen
(Srfläcung, der fte praftifd^e folgen gn geben ftdl> fdE>enten, and jrjum-
Berf ijl mit feiner radifalen Forderung unterlegen.
2 Iber aucf> fo, wie er lautete, bemieo der @a|, neben dem Verbot,
die Olteffen Bemeibter ^ßriefier gn Ijören, baß in der Äird^e bee 2£benb*
lanbß die Dteoolution t>on oben attßgerufen mar. Oltan fieQe fidE) t>or,
mas eß bedeutete, menn t>on nun an mitflidE) feine ÄirdEje, feine Pfarre,
fein EBißfum oder Älofler rae^r t>on einem £aien £äffe oergeben merden
fonnen. ©etyen mir ab Oon den folgen — über fte mird fpäter gu reden
fein — die daß für EBerfaffung und Oiegierung der ©faafen tyaben
maßte: der gefamte ©fand der ©rtmb^erren in allen £ändem tyäffe
ein mertooQeß fÄedE>t, daß er feit Olten fdEjenaltern befaß and übte, daß
einen erheblichen Sleil feineß (Srbgufß und feiner ©tellung in der ©e=
feflfd^aft außmadE>te, ohne jeden (Sr fa$, jede (Sntfd^ädigung oerloren.
Und maß foHte an die ©teile treten? §ür EBißtümer und Älöfler mochte
daß alte 3tedE)f der ©emeindema^I ohne meitereß mieder allein in ©eltung
fein, aber maß follte mit den ungültigen EPfarrfirdhen gefd^e^en, die feit
Oltenfd^engedenfen oon ihren ©tiftern und deren (Srben oerliehen gn
merden pflegten? 3 n einem ©efe|, bei dem man auf pvaftifcfye 2lm
mendnng regnete, durfte eine EBeflimraung hierüber nidE>t fehlen. 2Senn
der EBefchlttß der römifd^en ©pnode feine enthielt, fo mar er eben nicht
fo fel>r alo praftifd^e Oltaßregel mie alß grundfä|IidE>e (Srflärnng ge¬
dacht, alo fold^e freilich oon größter ^Bedeutung. Saß EPapfltura I>afte
die Ummälgung, den Umflnrg der geltenden Äict^enoerfaffung gmar noch
nicht mirflich unternommen, aber in aller &ffentIidEjfeit ftdE> grundfä|=
li<h dagn Befannt.
2IIß dieß in Dtom gefd^a^, I>afte an anderm >Drt die fird^Iid^e Oteoo*
lution Don unten fdEjon begonnen. 3° Oltailanb mar fte feit einiger 3«**
in ooHem ©ange. Oltehr und me^r hotte die große und blühende ©tadt
ftch über die alte Äonigßflabt Eßaoia gnr mirflidEjen ^auptfladt der £om=
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fHcligiofer 21ufftand in fflailanb
307
Barbet aafgefchmnngen. 3 n ih cet mirtfchafflichen ©nfmicBIung eilte fte
allen ©fäbfen bes Abenblanbs »oraua, ihre 23ürgerf<haft, Äaujleufe
und ipanbmerBer, Bot an 3°^ und Dteid^tnm ein ^öilb, bas man
anberamo nicht Bannte, ltnb fdE)on mar als nnoermeiöliche ($foIge E>ieroon
ber feinbfelige ©egenfa$ ber ©fände ermachf. HnmiHig mürbe bie
jrjerrfchaft ber ©belleufe nnb Otiffer non ben ^Bürgern erfragen. @d^on
gu Anfang ber »iergiger 3 a ^ ce wac e0 barüBer gu offenem Ärieg ge-
Bommen, in bem bie 23ürgerfchaft ftdE> bem Abel gemachfen geigte, Bia
baa (Singreifen bea Äoniga ben ^frieden ^erfieüfe. Um bie ©egenfä$e
nicht neu gn mecBen, ^affe Heinrich III. ( 1045 ) gum (SrgBifd^of nicht,
mie üblich, einen Angehörigen ber fiäbtifd^en ^»errenflaffe BefieUf, fon=
bem einen £anbgeifili<hen ana nieberem Abel namena SSJibo, ber ftdE»
aber meber an JBilbung noch an SßiDenafiärfe feiner fdE>miecigen Auf«
gaBe gemachfen geigte. ©olange Heinrich lebte, erhielt feine Anforifäf
ben ^rieben, nach feinem Sobe Brach Ber 3 w * e fP^ Ber ©fände offen
ana. Saa $elb aber, auf bem bie Äräfte ftdE> je$f ma$en, mar bie &irct)e.
©ie trag in Oltailanb reiner ala irgenbmo fonfl ben arijioBratif<hen
©haraBfer, ber bie ©efeUfdhaft bea frühen Oltiffelalfera BenngeidE>net.
Sie ©eiftlichBeit, gahlreich, mohtt)aBenb, geBilbet, ergängfe ficf) ana ben
höheren ©fänden, Abel nnb Üiktetptfyaft, non benen ihre Oltifglieber
ftch ' n Ber £eBenefnhrnng nicht immer unterfchieben, gumal ba fte im
allgemeinen »erheiratet maren. Unoermeiblich maßte alfo bie Auf«
lehnung ber ^Bürger gegen bie Spertfyaft bea Abela ftch an<h gegen bie
©eifHid^Beit richten, möhrenb im Älerna, ber bem jireng Birchlichen
Urteil fo breite Angriffsflächen Bot, gngleieh bie herrfchenbe ArijloBrafie
getroffen mürbe. 3® ben 3«nbjloff für eine BirdhIi«h s fogiale 3te»olufion,
ber ba Bereiflag, fiel ber $anBe, ber ihn gnr flamme an fachte, in ©efialf
bea ©henerbofa £eoa IX. ©a mürbe, ba bie©eifHichen es nicht Beachteten,
gar £ofmtg einer EGolBaempörnng, ala beten ffüfyrer, wie fo oft in ähn«
liehen ^fällen, gmei EJIZanner ber höheren ©fände auftrafen, ana ber
Otitterfchaft ber SiaBon Arialb anb ana bem ijochabel ber ©ttBbiaBon
£anbnlf. 9Itif allen ©oben bea ^Demagogen anageflattef, führten fte bie
ORaffen, baBei bie jpefe bea ^Proletariats — SQfctilanb mar ber ©i$
einer Blühenben 233affeninbujirie — gnr EGerfolgnng ber »erheirateten
^riefler. Anf Überfälle, OHtßhanblnngen ©ingelner, ^Plünderung ber
jpäufer nnb ergmungene EGerpflichfungen gnr ©heloftgBeif folgten An«
griffe anf bie Kirchen nnb fchließlidh eine allgemeine irje$e, bie mit ber
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fReligidfer 2tufffanb in Mailand
BertreiBtmg ber ©eifiIidE>en enbete. (SrgBifchof B>ibo flanb ben (Steigs
niffen machtlos gegenüber. (Sr wanbfe ftdE> guerfl perfonlidE) an ben
beatfcfyen .Spof unb, als et bocf nic^to erreichte, mit einem Hilferuf an
ben ^apfl. (Stefan IX., in beffen Ie$fe $eit bas fiel, wies ben ^aQ
t>or eine ©pnobe ber DItailänber ^Prooinj ab bas guflänbige ©ericl>f.
@ie fanb, ba DItailanb non ben ülttfßänbifcfyen befyettfdfyt wat, im
©eBief non Otonara flatt, aber Slrialb nnb £anbulf erfd^ienen nidE)t. 31b
fte baranflE)in t>erßudE>f mürben, antworteten fte, ittbem fte bie Oltenge
fd^wören liefen, feine ©eifQid^en anguerfennen, bie verheiratet ober
©imoniflen wären. Somit war ber Bürgerfrieg erflärt, geführt mit
bet gangen (SrBifferung, bie bie Bereinigung fogialer nnb religiöfer
£eibenf<haften ergengf. Samalo fam für bie 21nfj(!änbifc^en, bie in ber
j^auptfad^e bem niebern Bolf ange^örfen, ber @4>impfname ^3afaria,
bas fiumpenpaef, auf.
@o weit Raffen bie Singe ftcl> o^ne 3otun Dtoms entroicfelf, je|f
würbe ber ^ßapfi mit i^nen Befaßt. Otffolatto II. fyatfe foeBen non
feiner Bürbe Beft$ ergriffen, ab bie ^n^rer bee 2lufflanbo fidE> fla-
genb an i^n wanbfen. 21nbero ab fein Borgänger gogerte er nid^t, ber
Dlefolufion bie jpanb gn reichen, mtb fanbte gmtäd^f!, am fttf> gn unter*
richten, jpilbeBranb nach DItailanb, beffen Slnftreten bie 31nfflänbifd^en
in ihrem Bor^aBen nur Befiärft haben foH. Sann machte fte^> eine
gweite flattlid^e ©efanbtfdEjaft auf, nm in Bertretnng bee tyapflee ben
©freit gn entfd^eiben. (So waren ber BifdEjof 2lnfelm non £ucca, ein
Oltailänber, ber felBf! an ben Anfängen ber Bewegung Beteiligt ge=
mefen war, unb tyettne Samiani, ber ÄarbinalBifd^of non iDflia. @ie
traten mit bem nollen 21nfprnd^ romifd^er iDBer^o^eif auf, übernahmen
in ber Berfammlung bee Älerno an ©teile bee (SrgBifdEjofo Borft£ unb
£eitung unb Bewirften bamit, baß im Bolf bie ©fimmung umfd^Ing.
Senn auf nichts waren bie DItailänber fo fiolg wie auf ben Dtuhm unb
bie UnaB^ängigfeit ihrer Äird^e, bie im ^eiligen SlmBrofttts einen
5tird^ennafer, ebenbürtig ben £eo unb ©regor, Befeffen unb fidE) niemals
Dtom untergeorbnet hafte. Saß römifdE>e £egafen nun üBer fte rieten
wollten, erregte (Smpörnng, bie Berfammlung würbe geflürmt, bie
Dtomer unb fogar £anbulf felBfl fürchteten für i^r £eBen. 21Ber bem
feflen unb gewanbten Sluftreten bee (Sl>rfurchf geBiefenben ^ßefrtts
Samiani gelang es, bttrch eine äußerfi gefd^icfte Diebe ben ©türm gn
Befhwichfigen, inbem er ben Oltailänbern neben anbern Beweifen für
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Unterwerfung fee* (§r|bifd>of* unter SHom
309
Bie romifd^e ßbechoheif einen Slaefptmfy ihres eigenen jrjeiligen, 2lraBro*
fttts, enfgegenhielf, Ber BeBannt h®be, et folge in allem Bet römift^en
Äirc^e als £ehrnteifierin. Somit Brach et Bern 233iBerfIanb Bie @pi$e
ab, nnB ge^orfam fügte man ftch feinem ©prucl), gnmal et Blug genug
war, Ben IlmfiänBen weiten DtedE>nnng gu fragen. (Sine Xtnfetfud^nng
hafte ergeben, Ba$ fo gnf wie Bet gefamfe 3Itailänber Äleras eigentlich
hätte entfernt metBen muffen. Sas mar unmöglich, alfo Begnügte ftch
Samiani Bamif, Ben (Srgbifchof unB Bie @pi$en Ber ©eifUichBeit
fhwören jn laffen, Baß in 3uBunft für 2Seil>en Beine 3lBgaBen mehr
erhoben nnB Beweibte ©eifiliche, foweit möglich, nicht geBnlBef wetBen
foHten. §ür ihre früheren Verfehlungen wnrBen Ben (Singeinen ange*
meffene 23aßen auferlegt, angefangen t>om (SrgBifchof, Ber unter an-
Berem eine 233allfahrt nach @anfiago geloben mußte.
war ein unbefireifBarer Triumph für Otom, auch * n & cn anderen
formen. 2) ob flolge DItailanB, Bob auf feine XlnaBhangigBeif gu podhen
liebte, fyatte ftdE» römifher 3u<h* unterworfen, Ber (SrgBifhof fich t>or
römifchen £egafen gn fnßfaHigem ©ünBenbeBennfnis geBemäfigf. 3 n
Dtom alfo Bonnfe man gufrieBen fein. 233eniger gnfrieBen war man in
ORailanB. Sie Äonferoatioen murrten, man hübe ihrer &ir<he ein
hartes ©efe| an ©teile Ber alten ßrBuung aufgegwnngen, fte t>er=
wänfchten ihr wanBelmütigefl VoIB, Bob Bie 233ürBe feiner ©faBf nnB
Bes heiligen SlntBroftus leichthin preisgegeBen fyatte. Sen ©egnern
wieBerum, 2lriaIB, £anBu!f unB ©enoffen, war Bas Urteil Ber £egafen
gn milBe, fte wanBten ftch utif c *uer ^ a 8 c gegen & cn (SrgBifhof an Ben
^ßapfl. 9?iBoIans IuB BeiBe Seile oor, unB auf Ber (^rühjahrsfpnoBe Bes
nächflen 3uh rcfl erfchienen fowohl 233iBo mit fteben feiner ©uffragane
wie auch 2lrialB, währenB £anBulf, unterwegs Bei einem Überfall fdE>wer
oerwnnBef, hatte umBehren müffen. Sa geigte ftch aber, worum es Ben
Dtömern in erfler £inie gn tun war. 9?ach lebhaftem 233ortgefecht WttrBe
2lriaIB mit feiner Älage abgewiefen, 233iBo Bagegen mit 2lnsgeichnung
BehanBelt unB Bnrch Überreichung eines Ringes „als 3*i<hen päpfHicher
©naBe unB Bir<hli<her Vollgewalt" geehrt. Sie jpanBlang war nicht
mißguoerflehen, fte BeBentefe nichts anBeres als Veflätignng oBer 233ie-
Bereinfeßung in Bie ergBifihöflidhe 233ärBe. ©omif war Burih einen
feierlichen unB öffentlichen Vorgang Bie ItnferorBmmg Bes OltailänBer
©tnhles unter Dtom »oügogen unB anerBannt. Xtm ftch gegenüber Bern
VolBsauffianB gn Behaupten, hutte Ber (SrgBifchof ftch t>or Dtom gebeugt
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23e[el)iiting feer Normannen
uni» bie alte UnabhängigFeif feiner 5tirct)e geopfert, föüt bett SPapfl aber
war biefer tyteie werfnolt genug, am batet) bie Ringer ja fe^en, wenn in
Oltailanb bie Dfceform auct) Fänftig, wie es im ©elöbnis bea (Srjbifchofs
hieß, nar „foweit möglich" bardjgefn^rt worbe.
233ir ftnb bea (Sreigniffen norausgeeitf, (Sreigniffen non gleich großer
Tragweite wie bie bieder Sefprodjenen. Ser 333anblnng, bie baa ^ßapß-
tam feit bem Dtegierungsanfriff OtiFolaus’ II. auf firct>IidE>em ©ebief
nolljogen hafte, traf halb eine nicht minber tiefgreifenbe Änderung feiner
weltlichen ^3olitiF jnr (Seite. Sie £osfagnng t>om bentfd^en Äaiferfum,
bie f«h im ^ßapfiwa^Igefe$ non 105 g fc^on anFünbigfe, würbe wenige
9Q3ocf>en fpäter offenFanbig in einer oöDigen Oteugefialfung ber 23e*
jie^ungen ja ben Otormannen. 3» it)nen hafte man in Otom feit £eo IX.
^feinbe gefe^en, bie ja beFampfen, womöglich ja »ernid^ten waren. Sie
3urücf^alfung / bie SSiFfor II. feit bem Zobe ijeinrictye III. beobachtete,
war nur bnrdt) bie augenblidflitf>e £age bedingt. Siefe ^3olifiF h fl f OtiFo*
laas II. anfgegeben nnb bie bisherigen <5?einbe non Dteid^ nnb Äirche ja
£3tmbesgenoffen ber ftircfye gewonnen. Ser (Sntfchlnß, fo aberrafchenb
er erfheinf, erFlärf fidE) ans ber noQig neränberten £age ber Singe in
Unterifalien.
2>n ber 3eif jwifdE)en bem Sobe (Stefane IX. nnb bem Otegierangs*
anfriff OtiFolaas’ II. hafte bie normämtifche Eroberung nach alten ©eiten
entfärbende ($rortfchriffe gemacht. Samals ( 1058 ) nahm Oti<harb non
2 tnerfa bie ©fabf Gapua nnb jwang ben dürften jar flacht. ©eitbem
nannte er ftch felbfl ($fitrfi non Gapua, ©leichjeifig bereitete Dtoberf
©uiscarb, ber non 2lpalien nnb Äalabrien fdE>on ben größten Seit er*
obert hatte, bie 23eftfnahme non ©alerno nor, inbem er nach ©cheibung
non feiner erflen ©emahtin bie @dE)Wefler bea $nrfien heiratete. 2ln
EOernichfung ber normännifchen Oltacht ju benFen, war unter ben da*
maligen EGerhältniffen, bei ber Schwache bea griethifchen Oteich« mtb
bea bentfcfyen Königtums, unmöglich. Oltit ben neuen Otachbarn maßte
ber iperr bea Äirchenflaafs h in f ocf rechnen. 933aren fte alo $einbe ge*
fährlich, fo konnten fte alo freunde nü$lidE> fein, nnb in ber £age, in ber
er ftch befanb, hafte Otifotano flarFe (^reundfhaften nötig. Dtom hatte
er eingenommen, aber ben ©egenpapfi nicht befeitigt. @dE)u$ feines
haaptfächlichfien Anhängers, bes ©rafen non ©aleria, behauptete ftch
23enebiFf X. draußen, in ©fabt tmb Umgebung hielten nicht wenige
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33 eleF>nung ^er Normannen
311
heimlich ober offen an ihm fefl. Ilm ihn gu überminben, bie gegnecifchen
Sorgen gu Brechen, reichten bie strafte bes 93apjles nic^f ans, auch .Srjergog
©offrieb fcfjeinf bagn nicf>f imfianbe gerne fen gn fein. Sa$ es ben S?or*
mannen mit ihrer überlegenen Äriegsfnnjl gelingen mürbe, fonate nach
ihren Bisherigen £eijlnngen niemanb Begmeifeln. Es lag alfo nahe, ihre
jpilfe gn fuchen unb efma einen ihrer Unterführer mit feinen £euten in
(Solb nnb 2)ienf1 gu nehmen. Sftfolaus II. tat mehr: er machte bas
augenblickliche Sebärfnis gnm 2lusgangspunff einer bauernben 23er=
Binbnng. Sie Beiben <^ürßen ber S?ormannen, Sticfmrb nnb stöbert,
trafen als PSaffaEen in ben Sienjl bes ^ßapjies nnb nahmen ihre Er*
obernngen t>on ihm gn £ehen.
233er gnerfl biefen Bühnen ©ebanfen gefaxt unb burchgefegt fyat,
miffen mir nidE>f ftd^er. (Stabtromifche Überlieferung fleUt ^ilbebranb
in ben PSorbergrnnb, unb menn es anch Balb Bei ^rennb nnb <^einb üblich
gemorben ijl, ihm alle michfigen SItaßregeln, auch folcf>e, an benen er
nicht Beteiligt mar, als P3erbien|i ober @<hulb gngufihreiBen, fo fprichf
hoch bie 233ahrf<heinlich£eit in biefem (^aEe baftir, ba$ man in ihm ben
Urheber ber neuen ^ßolitif gu fehen hat. ^ßerfonlich foE er ft<h 3» StidEjarb
nnb Stöbert Begeben nnb mit Beiben abgefchloffen hoben. (Sogleich nach
feiner Stücföehr machte ber SPapfi felber (ich auf, nm bie Untermerfung
Unterifaüens entgegengnnehmen. 3»n Gapua empfing er bie jpulbignng
Sticharbs, in SItelfi, ber normännifchen 5pauptjiabt non 2lpulien, mnrbe
Stöbert oereibigf. Seibe leifleten bem ^ßapfi ben herfommlichen (Schmnr
als P3affaEen, öerfprachen ihm ihre jpilfe gnr Sehanpfmtg nnb Er*
langnng feiner Steife nnb 23ejigungen, überlieferten ihm bie Kirchen
ihres £anbes famf aEem (Eigentum nnb öerpflichtefen (ich, bei einer fünf*
figen ^3ap|imahl bem Ermatten bes Befferen Seiles gnm 23e|if gn t>er*
helfen. Safür empfingen fie, Sticfmrb als $ürfl non Gapua, Stöbert als
jpergog non Plpulien, Äalabrien nnb fünftig auch @i?ilien, biefe ihre
£anber als £ehen ber romifchen ÄirdE>e gegen Entrichtung eines fahr*
liehen 3infes. <5rär Stöbert betrag er gmolf Pfennige italifcher SItunge
non jebem iDchfen. Stöbert nerfprach anßerbera, bas ^fürjlentnm (Sa¬
lerno nicht ohne ausbrücfliche Erlaubnis angngreifen.
233as bie beiben ^ürjlen gn biefem (Schritt bemog, i(l nicht fhmer gn
erraten. <5ür ihre Eroberungen brauchten fie einen Stechtsfitel, fomohl
gegenüber ihren neuen Untertanen mie gegenüber ben eigenen £eafen,
bie immer gnr Empörung neigten. Stöbert mar äberbies Ufurpafor: als
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33eleF>nung fcer Ülormannen
Araber bes ©rafen ^jumfreb i>on 21 pttlien fyatte er biefen beerbt, inbem
er beffen ©ohn beifeitefcf>ob. 5)ie 23ele£>nung burch^peinrich III. ( 1047 )
genügte als DtüdR^alf nid>t; burch ben Ärieg Leos IX. war ihre ©elftmg
aufgehoben. 3Tj'cf>fs fonnte ihnen willfommener fein, als ihr Dtechf in
ben @dE)u£ ber Ä*rdE>c, ber ^ödE>flcn Autorität, gefüllt gu fe^en. Sei aller
fonfügen DlücEftchfsIoftgfeit Ratten fte hoch flefs gegenüber Äirchen unb
^eiligen eine befÜffene Grgebenheif gur @dE)au getragen. Neffen fyatte
bas Älofier 3Itonfe Gafftno ft<h gu erfreuen gehabt, f 0 baß 21bf Seftberius,
felbfl ein Stftttglieb bee ^ürflenhaufes t>on Gapua, offen auf ihre ©eite
getreten war. SaffaHen ©anft Meters gu fein, war für fle (S^rc unb
©folg unb in ben 2Ingen ber ihrigen flärfffer 3ted}ts(d}üifr. ^Dürfte
man i^rcr eigenen Überlieferung glauben, fo Ratten fie in biefem ©inne
fd^on Leo IX. jtdE? »ergeblich angeboten. danach waren bie Verträge non
Gapua unb 3I?eIft für fte bie Grfällung eines alten 23unfches gewefen.
©chwerer ifi bie ipanblungsweife bes ^apfles gu erflären. 233elches
Dtechf befaß er auf bie Länber, bie er hier als fein Gigenfum »ergab?
Som unteritalifchen ^fefilanb hafte ber größere Seil feit bem ftebenfen
^ahrhnnberf gum Iangobarbi ffyitalif Ä)en Königreich, ber Dtefl gunt
bpgantinifchen DteidE> gehört, unb ©igilien, gu beffen (Eroberung Dtobert
©uiscarb erfl bie Sorbereitungen traf, gehörte feit gweihunberf unb
mehr 3 a h cen ^en 21 rabern. 333orauf fonnte Dfifolatts f*dE> berufen, als
er über Gapua, 21pulien, Kalabrien nnb ©igilien »erffigte? Ge gibt auf
biefe färcage nur eine 21 nfworf: bie Konflantinifche ©chenfung. Sei
^Pfenboifibor las man bie Urfunbe, in ber ber erfle tfytißitfye Kaifer bem
^)apfl ©il&efler unb ber römifchen Kirche 3 ffl üen unb bie wefilidhen
Länber gu Gigenfum überwiefen hafte. Dttfolaus II. griff alfo nur auf
fein urfprängliches Dtechf gtträcf, wenn er einen Seil ber jpalbinfel, bie
ihm t>on Dtechts wegen gang gehörte, wieber in 21nfprn<h nahm unb gur
2luef!attung feiner SaffaHen benuffe. Gine ^älfchnng, erfunben uor
300 fahren, um ben SSiberwiHen ber Uranien gegen einen ^elbgug
gum Dtu|en Dtoras gu äberwinben, biente, für edE>t gehalten, bagu, ben
5Papfl gum Lehnsherrn eines neuen, gufunftsreidE)en ©faafes gu machen.
S)ie Sorfeile, bie bas bot, fpringen in bie klugen. 2 )urch bie befon*
beren Serpfüdhfungen, bie bie Lehnseibe enthielten, gewann bas Dteforra*
papfltum für ©egenwart unb 3 “fwtft bie Serfügmtg übet bie beflen
Sruppen, bie es gab. Gs würbe baburch unabhängig t>on ber fihon fehr
ungewiffen ijilfe bes beuffd^en Königs, war auch wth* wehr auf Sosfana
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23 eleF>nung &er Dlormannen
313
allein angewiefen, beffen QSerfagen man foeben (patte unb beffen SttladEjf
unbequem werben Konnte. Sem Sje rgog l>affe £RiKoIaus fd^on ein ftf)we=
ree iDpfer Bringen muffen: ein ©füdB bes Äirc^enßaats, bie alte ^Penfa=
polis, tyaffe er i£m überlaffen nnb, als 3Incona ftd) bagegen wehrte, bie
©fabt aus ber Äirc^e ansgef(f)Ioffen. ©olc^e 2lB^ängigKeit Brandete nun
nidE>f me^r ewig gn bauern. £RodE> ^ö^er aber flieg ber 2Serf bes (Sr-
reichten, wenn man aber bie 2$ebürfniffe bes 21ugenbIicKs Ijinweg bie
Singe in größerem 3nfammen^ang fal). 9S3ünfdE)e, bie feit brei^unbert
3<t£ren, feit ben Sagen ©tefans II. unb jpabrians I., genarrt würben,
bie unter 3°^ a **nee VIII. nnb 3°^ anne0 XII., 33enebiKf VIII. nnb
£eo IX. lebenbig geworben waren, jeßf waren fte erfüllt: @anft^3eter
war iDber^err ber größeren .Srjälfte öon 3 fa ^ en , gwifdjjen ben 3Räc£>fen
in 3?orb nnb ©üb, bem ifalifdEjen ÄBnig, bem ^»ergog t>on SosKana nnb
ben CRormannenfnrßen bas ©leidE)gewi(f)f ^altenb. Sie 23ifd£>5fe Unter«
ifaliens unb ©igiliens {ehrten gnräcK unter bie 33ofmäßigKeif Storno,
ber alte fird^Ii<$e 21mtsfpcengel war wieber^ergeßeüt. 21nd[> ber bare
Spulen fehlte nidE>f; für ben oerlorengegangenen ©rnnbbeßg im ©üben
nnb anf ©igilien bot ber fie^nsgins ber ^ärflen (Srfaß. Sie SjabenfeiU
ber Dled^nnng wies ßattlid^e ^3oßen anf.
^freilid^ fehlte andE> bie ©oüfeite nicfjt. Sie 9T?ormannen waren
SSaffaüen bes ^3apfles geworben; aber welche 23nrgfd£)aff gab es, baß
bie Siener nidE>t bei weiterer (SnfwicKInng i^rer 9CRad£>f »erfaßen wär=
ben, bie Herren gn fpielen? (Sinfiweilen bot bie Seiltmg bes £anbes in
gwei ^färflentümer bie 9RögIi$Keit, eines gegen bas anbere gn benu|en.
©egen bie ©efa^r eines geeinten nnb babnrd^ aQgn flarfen XInteritalien
follte ferner bas 23erfprecl>en ber UnantaflbarKeif non ©alerno fdjjüfen.
2fl>er würbe es audE> gehalten werben? Sie Normannen waren befannt
bafnr, baß fte ß<$ bnrd^ Verträge nnb (5ibe nid^f binben ließen. 3^**
man gnfammen, fo ergab ßct>, baß bas neue SSer^älfnis, fo oorteifyaft
es ßc£ im 21ugenBIid? ausna^m, für bie 3ttfunft am$ ©efa^ren enthielt.
9?nr gn leidet fonnte bie ^3oIifiK bes ©IeidEjgewidEjfs ben ^apß in 21B-
^ängigKeit Don bem einen ober anbern 9RadE>tl)aBer bringen. Sie
©c^wierigKeifen, bie unter allen Ilmflänben entfielen, wenn ein fd^wad^er
©faat gwifdEjen florieren 3RudE)Barn bie 2Sage gu galten tyaf, Konnten
anrf) bem jperrn bes Äircljenßaats nid^f erfpart bleiben. Sie fernere
©efid^id^te bes ^ßapfltums in adE>t 3<t^bnnberten legt baoon 3«ngnis ab.
Soc£ bas waren 3uKnnftsforgen, nnb wir wiffen nidE>t einmal, ob ße
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314
Q3erl>dUtii* §u Sranfrefd)
ben ©thöpfern ber Verträge non Gapna trab Sltelfl bie ffteube an i^cera
QKSerf gejlört haben. @ie bttrften bie unraiffelbaren EGorfeile genießen:
SEruppen, bie 3ticf>arö non Gapua faabte, fäabectett bie XtmgeBung Stoma
t>om 2£n^ang bes ©egenpapjica. EDiefer felbjl ergab ftdE> noch ira irjerbfl
gegen baa EGerfprecE)en, unbehelligt in Dtora ala Eßrinatmann leben gn
biirfen. 2)em ©chicffal, auf ber ttäcfyftett lÖjlerfpnobe gn öffentlichem
©chnlbbefenntnio gegwungen unb in fcfyimpflicfyen formen feiner EEßürbe
enfflei bet gn werben, entging er barnra bod? nicht. EDen Stefl feiner Sage
bnrfte er erft ala £aie, bann alo ©ubbiafon unb EDiafon bei einer römi*
fd^en &ir<f>e oerbringen. 2üs EPriefier gn amtieren wnrbe ihm nicht ge*
jiaffef, weil feiner Anhänger in ber ©fabf nocf> gn oiele waren.
2)aß Verfahren, bao EGiftor II. guerfl aufgebracht hatte, bie Steforra
ber 5tir<he außerhalb 3 ta Iien 0 bnrch Vertreter betreiben gn Iaffen, hat
Stifolana II. in (^ranfreidE) nnb Eöargunb, ben £änbern, bie ihm nach
feiner ^erfnnft am nächflen flanben, angewenbet. 3» ber EProOenre nnb
£angneboc hat in feinem Auftrag 2 tbf §ugo t>on Glmtp gewirft unb
gwei 23ifchöfe abgefe|t, bie ber ©imonie geflänbig waren. 3 n Vienne
unb SEorn» fyielt ber Äarbinalpriefler ©tefan, auch ein geborener 23nr*
gnnber, ©pnobeu ab unb ließ enffprechenb ben ©efefen t>on 1059 23e*
fchlnffe faffen. 3Q3ie baa gefhah, ifi lehrreich. Unerbittlich Wnrbe bie
EPfüdE>t ber Gh^°f* 9 ^> f eingefhärft: wer fünftig bagegen Oerfloße, foHte
feine ©feile ohne EHuajtchf anf ©nabe ßerlieren. 3« biefem EPunft alfo
muß ber frangöftfehe Älerna gngänglich geWefen fein. 3 n anberen war
er es offenbar weniger. EHudE* gegen ben ©teHenf anf faßten beibe ©pn*
oben fcharfe 23efehlüffe, ermäihtigten fogar bie ©eifHiehen, gegen ben
eigenen E 8 ifdE>of bei ben 23ifchöfen ber ETtachbarfchaff ober in Dtom
5tlage gn erheben. 2Iber t>on einem Verbot ber Einnahme non Äird^en
am £aienhanb war feine Dtebe. 233ir wiffen, baß bet EPapfl felbfi in ber
Äunbgabe bet 25efcfylüjfe non 1059 an bie frangöftfehen 2 $ifcfyöfe biefett
EPtmff unterbrneft hatte, ©ein £egaf mnßfe noch norfnhtiger fein. 3 n
EGienne wie in ESEouro würbe nur nerfiigt, baß niemanb eine Äirche non
einem £aien ohne EESiffen bes ÖrtebifdEjofe annehme. EDaraif war bas
romifhe ©efe| tatfadE>Iich aufgehoben. Ga wirb bie Stäcffuht auf ben
Eilbel bes £anbe 0 gewefen fein, bie bagn nötigte. ©0 weif war man bamals
noch banon entfernt, bie renolnfionären ©rnnbfä|e, bie jrjuraberf nertrat,
praftifh gnr ©elfung gn bringen.
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23erFjälfnbi 311 Jranfreid?
315
($s iß nicht gn »erlennen, ^ranfreirf) erfreute fich Be fonbetet @d^o=
nnng, oBg!eicf> Bort 21nlaß gn flrengem Vorgehen reichlich »or^anben
war. 333ir fennen Bas ^arfe Urteil .SpuraBerfs üBer Äönig .jrjeinrich I.,
Ben VerBerBer Ber Äird>e. ©oeBen erfl hafte er erneuten 2Infloß gegeBen,
in 3Itäcon einen unmöglichen 25ifdbof gwangsweife eingefeft, 33eau»ais
gegen 3^u»S »ergeBen unB Ben ©imonijien uBer Ben &opf Bes (Srg*
Bifchofs non Dteims ^inweg weiten laffen. liefet war felBfl feineswegs
einwanBfrei. 2£Ber DTifoIaus BrndEfe ein 2luge gu. 2Injlaff gn fd^elten
nnB gn Broten, fd^rieB er Bern (SrgBifd^of in »erBinBlichßer 2Irf, Bas Ver¬
gangene fotte oergeffen fein in Hoffnung auf funftige Sienfie. (Sr er=
fncfyte ifyn, auf Ben Äönig eingnwirfen, Baß er ft«h Ben heiligen Äanones
nnB Bein heiligen tyettw unterwerfe, nnB üBerließ es ihm, gegen Ben (Sin*
Bringling in 23eau»ais int 9?atnen Beo tyapßee eingufd^reiten. Sie
©nnfl war nid^t nerfd^wenBet: Bereitwillig^ ergriff Ber (SrgBifd^of Bie
Bargereid^te Sjanb, nnB gwifdE>en Dtom nnB Dteiras entwidfelte ftc£> ein
Vriefwechfel in Ber Sonarf gegenfeitigen Vertrauens. 9Ttidf>f fo leidet
war Ber &onig gn gewinnen. 3 W?C * Legaten, Bie Bei Ber Ärönnng Bes
Äronpringen in Dteims erfreuen, würben nur „ans Dtüd? jtchf unB Ver=
e^enng für Ben tyapß 11 mit Ber ansBrücflichen Verwahrung gngelaffen,
Baß i^re Teilnahme nidE>f erforBerlich fei. (Sine DItahnung an Bie
Königin, ihren ©emahl im ©inne Ber Äitche gn Beeinßnffen, hafte Bannt
3eif gn wirfen, Heinrich flarB fd^on am 4* 2lugttf! 1060 , unB Ber ©raf
t>on (^lanBern, einfi 23nnBesgenoffe ©otfrieBs Bes Värfigen gegen
Heinrich III., ergriff für Ben unmnnBigen tyfylipp I. Bie Regierung, ^für
einige ^“h^ war nnn Bie romfrennBliche Dichtung am DtnBer.
Siefe weifgehenBe D^üdPftdEjt auf einen jperrfcher, Ber fte BurdEj fein
Bisheriges Verhalten am menigfien oerBienfe, entfprang politift^et 23e=
reefmung. 3wifchen $ran£reich nnB Bern Bentf«hen Dteich BeflanBen feit
Ber 3eit Sjeinti&p III, gefpannte Vegiehnngen. (Ss paßte alfo gn Ber
neuen £inie, Bie feit 105 g in Dtom »erfolgt wttrBe, Wenn Ber tyapß Bei
(^ranfreiih 2lnlehnnng fntfjte, währenB er ftdE> t>on Sentfd^IanB ent¬
fernte. Sie Dtegentfchaft Ber Äaiferin eignes fcheint Bie VSenBtmg, Bie
in Dtom eingetreten war, nur langfam in ihrer Tragweite erfannt gn
haBen. D?och gu Einfang 1060 h«f eiu ©efanBfer Bes Tßapßee an einem
Jpoftag bee Honigs nnB an Ber (Sinfe$tmg Bes (SrgBifihofs ©iegfrieB t>on
Dltaing feilgenommen, ohne Baß ein DRißflang gn hören wäre. 2lBer ehe
Bas 3°hr ftdE> wanBte, war Ber offene 23ruch Ba. V3as ihn herBei*
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316
23rud? mit £) e utfdjlan fc>
gcfn^rf I>af, fagt fein 25etid^f, bocE fann es nid^f gweifen>aft fein. £)as
©efe$ über bie tyapfhvafyl mag 23efremben erregt fyaBett, iß aber angen-
fcfyeitdid) o^ne 2Siberfprm^ Eingenommen worben. Silan fyat (tdE> wo^I
mit bem attsbrücflicEen 23orbeEaIf gngnnßen bes Königs gefrößet. Über
bie Verträge mit ben Slormannen bagegen fonnte |itf> niemanb täufd^en.
@ie Bebentefen ben 2InfcEIuß an bie ^einbe unb einen (Singriff in bie
Steckte bes SteitEes. 3ntdE> bie 23eIeEnnng DÜd^arbs nnb Stoberfs Eatfe
ber ^3apß ßcE bas (Sigentnm an ©ebiefen angemaßf, bie feit alters gnm
SteicE geEörfen, aber bie no(E Sptintiä) III. »or gwölf 3aE«n »erfügt
Eaffe. 3» ©entfElanb fann bie Zatfacfye nicfyt fogleidE) Befannt geworben
fein, ße war »ielleicEf mit 3IBftdE>t geEeimgeEalten worben nnb ßcferte
erfl aHmaEIiiE bur«E. 2tBer als man am jpof baoon erfnEr, war bie
SG3irfung entfpred^enb. Äarbinal (Stefan, ber mitgeEeimen Eröffnungen
erfriert, am gu Befd>wicfytigen, fanb üerfd^Ioffene Spüren. 3)aß g!ei«E=
geifig bem neuen GrgBifdEjof t>on SHaing bas ^3a0inm »erweigerf wnrbe,
wenn er es ß«E nidE>f perfonlicE fyole, goß iöl ins §euer. ÖE nc empfangen
gn fein, mußte ber 5tarbinal abreifen. 2)ie bentfcEen 23iftEöfe aber
traten am ipof gnfaramen nnb fagten bem tyapß bie (Bemeinfcfyaft anf.
©eine SItaßregeln foDten ungültig fein, fein Slawe Bei ber SHeffe
nitEf meEr genannt werben. Eine ©palfang, wie man fte nodE> ni<Et
erlebt Eafte, war attsgebrocEen.
Slifolaus II. befanb ft«E in Stom au«E nacE 23efeitignng bes ©egen=
pap fies in feiner angeneEmen £age. SlacE wie oor wnrbe bie SladE>bar=
fc^aft Don ©egnern unfidler gemacht, bie ^3iIgerfaErten waren geßörf.
3m (^rüEjaEr 1061 gefc^alf es fogar, baß eine©efanbtfcEaff bes Äönigs
Don Englanb auf ber Stüdfreife t>om ©rafen t>on ©aleria überfallen unb
ausgeplünberf wnrbe. 3E r -Spaupf, ©wf Soßig, foH baranfEin angüg=
Ii«Ee Stehen gefüErf Eaben über einen tyapß, ben man in ber (^erne nitEf
gn fürcEten BrantEe, wenn er nid^f einmal in näcEßer SläEe iperr fei.
Slifolaus fonnte nichts weiter tun als anf ber ßßerfrmobe über ben
Stäuber ben ^lucE auefptefyen laffen. 3)ann »erließ er bie jpauptflabt
nnb gog ftcE naiE ^ oren S jurücf, beffen 23isfnm er — wie übrigens au<E
Eiemens II., QSiftor II. unb gn 2Infang fogar £eo IX. — als ^apß Bei«
BeEalfen Eafte. .Spier iß er fd^on am 30. 3al« 1061 geßorben.
23ei ber 933aEI bes SladEfoIgers mußte es ßcE geigen, ob bas refor=
mierte ^apßfnm imßanbe fein würbe, ftdE> im ©egenfa| gnm benffd^en
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3Uej:anber II. unfr jjonoriu* II.
317
5taifertum gu behaupten, nachdem es fcf>on Begonnen fyatte, ftdE> non
ihm losgufagen. 3 e *Ö cn fith eBenfo, oB SeutfchlanB Ben 2£>iHen
unB Bie &raft Befaß, Bie DtedEjfe feines Königs in @tabf unB Äird^e non
Dtorn gegen Ben 233iBer|lanB Bes ^apjles unB Bec ihm BienjiBaren
91 Xätyte fejlguhalten. ©emeinfara Ratten ^Papfltum unB Äaiferfum
Bie neue 3eit eingeleifet, Bann Ratten fie (ich noneinanBec entfernt
nnB waren gnleßt ©egner geworben. fanden |>o nor Bern (Snf*
fd^eibnngsfampf.
9?ahegu Brei 3a^re fa* er gebauert. 2IBeI unB 23olf t>on 3tom
üBerwog Bas Verlangen, Bern $remBenregimenf Ber ^rangofen, Bas man
feit Bern @dE>winben Bes BeuffdE>en (Sinfaffes fennengelernt hatte, ein
(SnBe gu machen. Sie ÄarBinäle, unter Benen Ber 2Irc^iBiafon ^>iIBe=
BranB unBefaitfen Bie Rührung hatte, feit Ber eingige, Ber jte i^m hätte
faeifig matten fonnen, .SpnraBerf, feinem 3perrn um einige 9S5odE>en
( 5 . Dliai) im SJoBe norausgegangen war, fa^en ftdE> außerfanbe, eine
333a^I nad) intern @inn norgunehmen. 3" Ber 23enölferung ftegte Ber
(SntfdEfaß, Ben Äönig fein Dted^t als ^3afrifins ausüBen gu Iaffen, wie es
ihm im 3a£re io 4 6 »erliefen war. (Sine ©efanBtfdEjaft, geleitet t>om
©rafen non ©aleria unB nom 2IBf Bes Äloflers @anft ©regor, Begab
jtch nadE> Sentfd^IanB, um fleh non i£m, wie unter Heinrich III., Ben
!ßapfi Benennen gu Iaffen, Ben man wählen foHe. $ür jpilBeBranB unB
©enoffen war Bies Bas Qeifyen, Bie lefte DlücFfichf Beifeitcgnfegen unB
fae 2IBjicf>fen mit ©ewalf Burd^gnfü^ren. 2luf faren Dfcnf erfd^ien Ber
^urfl non Gapna, feinem 23affaIleneiB getreu, mit SÜruppen in Ber
@tabt. 2IBer audE) er fanb ^artnäcfigen 233iBerfanB, erfl nach Blutigem
Äampf führte ein .SrjanBfaeich gura 3* e ^ c - 3 n Ber CTtadEjf nom 30 . @ep*
fernher gnm 1 . OftoBer Bemädjfigfen fiel) Bie Normannen Ber Äird^e
@anft Meters (ad Vincula) auf Bern Äapifol, ließen fier in fumulfuari=
fd^er 233eife Bie 233a^I norne^men unB führten Ben ©ewä^Ifen in Ber
^rn^e gur 32>ronBefIeigung in Ben £aferan unB gur (Sinfegnung nach
@anft ^3efer. (Ss war Ber uns fdjon Bekannte 23ifd^of 21nfelm non £ucca.
9Itit feiner ^3erfon wollte man wohl nach mehreren (Seifen entgegen*
fommen. 2üs 23ifd^of Ber tosfanifd^en jrjaupffaBf — Bas war Bamals
£ucca, nidjf Qftoreng — war er jpergog ©otfrieb genehm, als ehemaliger
faiferIidE>er Äaplan, Ber non Heinrich III. fein 23isfam erhalten hatte,
fonnfe er ft<h Bern Beutfd^en ijof empfehlen, währenB er als 3IiaiIänBer
unB als geiziger 3ItifurheBer Ber ^pafaria Bie SGoIfsraaffen Ber £om*
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318
2CIej;ander II* uni> Jponoritt* II.
barbei für ftch fyatte. Saga fam, baß ec feine flarfe 5PerfonlieiC anb
^ilbebcanb ergeben war, ber ihn ööHig be^errft^fe.
Serweilen war bie römifche ©efanötfchaft in Senffd^Ianb angelangf.
3n ber Lombardei Raffen |tdE> ihr ber Äangler B 3 iberf nnb einige Bi=
f 4 »ofe bea Landen angefdE>loffen. 3” 23ofeI empfing fie bie Äaiferin nnb
gab ihrem Verlangen flaff. 2 lm 28 . ßffobec worbe ber felbf! anwefenbe
33ifd^of Äabaloh non Parma gnm Papf! befiiramf nnb .Sponorina II.
genannt. ©0 gefcfjah nntec bem Ginflaß bee italifd^en Manglers, im
©egen fa§ gur 2 lnft<hf ber bentfd^en geifllid^en ^ürflen, ben lombarbifrfjen
Bifchöfen gnliebe. @ie fiellfen auch bie Sruppen nnb ©elbmiftel, mit
benen man 9tom gn erobern gebadete. Sro$ anfänglichen 233iberfianba
ber 9Rarfgräfin Beafrip — ©offrieb weilte in Lothringen — wncbe
ber 3Xtarf<h bnrch Soafana ergwnngen, nnb ©nbe 9Härg flanb baa
lombarbifche Sjeei t>or Dtom.
Spitt hafte ipilbebranb nach bem 2 ß>gng Stid^arba non ©apna feinen
Anhang bewaffnet, erlitt aber mit biefer Sruppe auf ben 233iefen
STJeroa — bem heutigen DItarafelb gwifchen ©ngelabtirg nnb Batifan —
eine nernichfenbe ^Rieberlage. jponorina fonnte Leojlabf nnb Pefeca*
firche einnehmen. 3£ber feiner ©infegnung mußte gemäß bem 3 eremo*
nieH bie Shronbefleigung im Lateran noranagehen, nnb obgleich ea feinen
Sruppen in ben nächfien Sagen gelang, in bie eigentliche ©fabf anf bem
rechten $laßufer eingnbringen nnb ftch in ber Barg bea ©encina einen
Brndfenfopf gn ftchern, fo oermochfen fte fro| heftiger ©traßenfärapfe
ben Lateran nid^f gn erreichen. @0 wnrbe bie ©robernng aufgegeben nnb
flatt beffen bie Belagerung nnfernommen. 3?a<hbem ber 2lbel ber Land*
fchaft für iponorina gewonnen war, barnnter auch bie ©rafen t>on
Saafnlnm, legte ftch boa lombarbifche Spttz im ©üben t>oc bie ©fabt,
wo ea ben gu erwartenden Normannen bie ©fraßen fperrte. 2 Iber ehe ea
hier gnm Kampfe fam, wandte ftch baa Blaff. 3 n Sentfchlanb war bie
&aiferin geflürgt, ber junge Äönig feiner 9Itnffcr geraubt und eine
Dtegenffchafc gebildet worben, in ber ©rgbifchof 2 lnno non Äöln bie
jpauptperfon war. 2 lnno beeilte fich, bie Verfügung ber Äaiferin in ber
römifchen ($frage radfgängig gn machen, und fanbfe ipergog ©offrieb, ber
ihm naheflanb, naih 3 ta ^ en / am f° c eine neue Dtegelung bie Bahn gn
bereiten, ©twa im Dltai erfchien ber ipergog nor Dlom und nötigte bie
greifenden Parteien, einen BJaffenjiiHfianb angnnehmen, während beffen
im tarnen bea Äöniga bie ©nffcheibung gefällt werben feilte. Beide
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2I(cfanber II. unb $onorin* II.
319
Seile fugten fi<h nnb gogen ftdE> in ihre früheren 23isfümer gntücf,
jponorins in bet 3Iteinung, baß man ben $apf! bes Königs nicht faßen
taffen werbe, Sflepanber unb bie ©einen im 23erfranen anf ihre 23e*
gie^nngen gn bem neuen Regenten, bie .Srjergog ©offrieb »ermittelte. @ie
tänfd^ten fi<h nieftt. (Sin Dleichsfag gu 2Iugsbnrg im (Offober 1062 fam
nach erregtem 2Sortf!reif, benn bie 3Iteinungen waren gefeilt, unter
2Innos be^errfd>enbem (Einfluß gu bem Sefd^Inß, bas enbgülfige Urteil
gn »erfagen, Bis bas (Ergebnis einer Hnterfucfmng »orläge. 3 n 3 w »f‘h en
follfe 2üejanber feinen ©i$ wieber einnehmen bärfen. 3 ur Unter*
fnd^nng an Ort unb ©feile würbe 2Innos 9Teffe, 23ifcfjof 23urd^arb »on
jpalberfiabt, ansgefanbt. Siefer nBerfdE>ritt feinen 2Iuftrag, fpra<h noch
»or 2IBIauf bes ^fahtes Bie ÜUnerfennnng 2IIejranbers im tarnen bes
Königs ans nnb forgte für feine 2Infhahme in Dtom. ©einen £o^n erhielt
er in ©efialt bes Galliums. Sie jpauptperfon, 2Inno »on Äöln, empfing
bie (Ernennung gnm (Srgfangler ber römifd>en Äird^e. Äein 3n>eifel, bie
beutfd^en 35ifcf>öfe Ratten bas died)t ihres Honigs felBflfnd^tig »erlauft.
Ser ^reis wäre einem £infengeridE>f gleid^guad^fen, wenn man nicht an*
nehmen müßte, baß er nebenher auch in flingenber DItünge gega^If wor*
ben ifi. ©0 fonnte 2IIepanber II. (Snbe 3TTärg 1063 feinen ©i£ in Dtom
einnehmen, einen 9Itonaf fpäfer bie üBIid^eOjlerfpnobe Ralfen nnb über
feinen ©egner ben ansfpred^en.
(SntfdEjieben war bamif freilich ber ©freit nocf> nicht, jponorius Befielt
3In^ang in nnb nm Dtom unb in ber £ombarbei, in Seutfchlanb ^affe
2Inno ©egner, bie fein Verfahren mißbilligten, unb aus Slonjlanfinopel
famen bnrcf) 23ermifflnng »on 21malji, ber ©ried^enflabt, 3InerBie*
fnngen gn gemeinfamem 2Sorgehen gegen bie Normannen nnb ihren
^3ap|I. Senn als beren ©efd^öpf wnrbe 2IIepanber »on feinen ©egnern
angefe^en. 3 n Erwartung ber ^jilfe, bie ihm aus bem Öfien nnb ans
Seutfchlanb fommen foßte, unternahm jponorius einen gweiten 23er*
fnch gur (Eroberung Dtoms, fonnte andE> bie (Sngelsburg unb nadE> langen
blutigen Stampfen bie ^etersfird^e nehmen; im £aferan aber behauptete
fieh 2üepanber unter bem ©d^n| normännifdE>er Gruppen. Sie Äräfte
hielten ftdE> bie 233age. Sas »on jponorius erhoffte beutfch*griechifche
(Eingreifen blieb freilich aus — es war wohl »on jeher ein 3>rrlidhf ge*
wefen — aber in ber Umgebung 2IIe;anbers hielt man bie £age hoch für
fo bebenflich, baß man fidE) wiberflrebenb gu einer erneuten Prüfung unb
(Enffheibung bes ©freifes Bereif finben ließ. $ür Ben ^3apfi, ber ben
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320
2Uejranfter II. und J^onoriu* II.
jiolgen 2lnfprud? er^ob, t>on niemanb in bec 233elf gerichtet gu wecben,
war bao me^r ab ein 3ugeßänbni0, es n>ac ein bemüfigenber 23ecgic£f,
bec bie gefährliche ©pannung bec £age öecräf. @0 wnrbe anogemachf,
baß ein beutfdp-italifc^ee Oteichebongil über ben 2lnfpruch beiber ^öäpfie
befinben foUte. 3 n bec ülluoft tfyt hierauf oecloc jponotit» bie Unter*
fiü|nng, bie i^m bie bafyin ben St cieg fortgufe$en erlaubt hatte. ©eine
£ombarben gogen ab, baa ©elb ging i^m ano, ec mürbe üon feinen conti*
feiten 2lnhängecn abhängig unb nutzte (td§> fdEtließlich mit einer ^o^en
©nmme bei ihnen loebaufen. 3» 2Xnfang 1064 »erlief er bie (Sngelobucg,
anf bec ec bie bafyin fid) nod) gehalten hafte, nnb gog ab ^ßilger nner*
bannt ^einramcfo nach ^arraa. 355a0 biefen üUuogang ^ecbeigefä^ct
hatte, war neben bec Sceulojtgbeif bec Seutfchen bie überlegene ©elb*
tnad^f jpilbebranbo gernefen, bem bie reichen DItiftel £eo0 bee Oteu*
cltciflen, bee ©ohneo 23enebibf*23aruch0, gn ©ebote jlanben.
3>n 3Itai 1064 trat baa Äongil gufammen, baa unter ben gu (Snbe
gegangenen 2tbf<hniff ben ©chlußfchnorbel fe$en foHte. 233ie eo ent*
fdEteiben würbe, bonnfe man im oocatie wißen, benn eo tagte in ORanfua,
mitten in bec jpercfdE>aft bec ORarbgcäßn 33eatrip nnb i^cee ©eraaljb,
©otfciebe t>on £ot$ringen. @0 war eine Stcmobie, bei bec jebec feine DtoUe
bannte. Sie JCecfammlung war jlafflich, bentfefye 2$if(fyöfe unb ^ücflen
unter Rührung 2lnno0 waren oereinigf mit ifalifdEjen. 2üe,ranbec gewann
eo über fielt, gu ecfd^einen nnb ftch t>ora iöocwucf bec ©imonie buccit (5ib
gn reinigen. 323egen feiner QSerbinbung mit ben Otocmannen wollte er
ftch in SRom t>oc bem &onig felbfi oeranfworfen. Sao ließ man gelten
unb erbTücte ihn für ben rechtmäßigen ^Papfl. jponoriuo war auege*
blieben, wartete in ber Ofrfye ben 2lu0gang ab nnb ließ bnrcit feine £ente
einen Überfall auofü^cen, bec bie QSecfammlung nm ein ipaat gefprengt
hätte. 3Tuc bie ©eijieogegenwarf eineo beutftfyen Slbfeo nnb bae recf)f*
geifige (Srfciteinen bec Oltacbgcäfin 33eafrip retteten bie £age. 3Itif bem
herbömmliciten ^luch über ÄabaIo^*^onoriu0 bonnte bae Äongil feinen
2lbfd^lnß ftnben, nnb alo ©ieger bnrfte 2Uejanber nach Dlora gurücb*
beeren, bae ijilbebranb injwifd^en für i^n besätet hafte.
Sie ©paltung bee Papjifnmo war bamit nod) nicht ane bec 233elt
geffyafft. 333>o^l mußte iponoriuo fielt in fein 23 i 0 fura ^Parraa gurücb*
jie^en, aber ben päpfilidlten Sifel legte er nicf)f ab nnb befielt in ber
£ombarbei nnb anbecowo in 3*alien 2ln^ang. 2luch in Sentfd^lanb wer*
ben nicht alle mit 2lnno0 Säten einoerfianben gewefen fein, nnb ba mit
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2Uej:anber II. unb Jj^onoriu* II.
321
bem nächflen 3ah r bet junge Äönig bae 2llfer ber DliunbigSeif erreichte,
2 lnno entlaßen würbe unb bie tat{äd}Ud}e Regierung auf feinen ©egner
2 tbafterf non ^Bremen überging, fo wagte bie lombarbifhe Partei gu
Reffen, baß bie Entfheibung non Dlfantua rückgängig gemacht werbe.
UmgeSehrf wünfd^fe 2lle;anber II., ber Äönig wöge in 3 fa ^* cn er*
fheinen, bie &ai ferSrone empfangen unb bem ©egenpapßfnm ein
Enbe machen. 3)an fanb am beuffhen jrjofe 23eifall, für ben 3QTtai 1065
wnrbe ber 3 »g BefdEjloffen nnb in gang 3 fa ^ en angeSünbigf. 3 » 9I£onte
Eafjtno traf man fd^on Vorbereitungen gum (Smpfang bee neuen Staifece.
3)a gelang es 2lbalberf, bem bie Entfernung bee Äönigs aus mancherlei
©rfinben nnwiüfommen war, im lebten 2lugenblicS einen 2lnffhnb bis
gum iperbji burchgufehen. 3)araif war ber ^)Ian norlänfig anfgegeben,
nnb bas 3)oppeIpapj!fnm befianb weiter. Erfl 2lbalberfs (Sfntg im
folgenben 3 a h r bewirSfe, baß ber i£>ergog non 25aiern als Äönigsbofe
nad^ Italien gefanbt würbe. Er ffyeint ben £ombarben Slargemadhf gu
haben, baß jte für ihren ^Japfi anf ben Äönig nicht gählen bürften. @eif=
bem war es mit ^onorius II. norbei. Er hat gwar in feinem 23isfura bie
Dtolle bee ^Japßes noch einige 3ah ce &* fl S a feinem S)obe ( 1071 / 1072 )
weitergefpielt, aber für bie übrige 233elt bebentete er nidhts mehr, ©egen
Enbe bes 3 a h rcfl ( 1066 ) Sonnte 2Uejranber II. bem Ergbifdhof non
3teims fchreiben, er freue (ich ber errungenen (Sicherheit unb Freiheit,
Äabaloh brauche er nicht mehr gu fürchten.
Er freute (ich gu früh. 9Tichf lange banerfe es, fo fah er (ich non
anberer (Seife burch ernfie ©efahren unmittelbar bebrohf.
3?ürjJ ^ticharb non Eapua hatte im breijährigen Äampf um Dtom bie
3)ienfle, bie ber ^Japfl non ihm Sraft feines £ehenseibes erwarten bnrfte,
nicht leijlen Sonnen. 23alb nadhbem er bie 233ahl 2llegranbers II. bewirSf,
war er abgegogen nnb hafte ftch nm bie römif<hen 3)inge nicht weiter
geSämmerf, feßgehalfen burch f<hwierige Äämpfe gegen 9Üa<hbacn nnb
aufjlänbifhe ©roße im eigenen £anbe, bie mit ^onorins II. in Ver*
binbtrag jlanben. Er war ihrer 5jerr geworben unb hatte babei noch
©aefa gewonnen, bas er im (Sommer 1063 in 33ejt$ nehmen Sonnte.
3)ann aber war er mit einem feiner fähigjlen Unterführer, bem eigenen
(Schwiegerfohn 233ilhelra non SHonfreuil, gerfaQen, bem er ©aefa,
Äampanien unb benachbarte ©raffhaften als noch gu erobernbe £ehen
übertragen hafte. 233ilhelra trennte ftch 000 feiner ©emahlin wegen an*
Malier, 3 )a* Papfffum n* 21
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322
£rteg mt< (Sapua
geblich gn naher Verwanbtfchaft, heiratete bie 333ifwe bes lebten Sje rrn
non ©aefa trab erhob im 23nnbe mit attbettt ©egneru feines bisherigen
(Schwiegeroafets bie 233affen gegen biefen. 3tücfbalf fragte unb fanb er
beim ^ßnpfl, bcr ihn als ^Bannerträger ber Äird^e in feine Sienße nahm
nnb ihm bie 33elehnnng mit ©aeta nnb Äarapanien erteilte.
2D3enn 2llejanber II. geglaubt hat, baburch bie päpfUtcE>e Lehnshoheif
ansbehnen nnb gwifhen feinen nocmänniftfyen Vaffallen 3miefra<hf
fäen gn Sonnen, fo tanf^te er ^ürjl 3ticharb erwies ftch als aber»
legener Siplomaf, machte bem ©egner feine iBnnbesgenoffen unb fogar
feine nene©aftin abfpenflig, inbem er ihr feinen Grben als©eraahl an*
trug, nnb begnabigte ben ©ünber, als er ftch unterwarf nnb reuig gn
feiner erj7en fötan gurücSSehrfe. Sllepanber II., anfs fehwerjle bloßgefle&t,
hatte bas ‘Jlatfyfefyen. ©egen ihn wanbfe jtch nun Dlicharb, brang in ben
Äirchenflaat ein, nahm bie ©rengflabt Geprano weg, trag feinen Eingriff
bis nor Dlom nnb forberte feine Erhebung gura ^Patrifius. 2 Uejranber
Sonnte nichts tun als gegen ihn ben §luch ber Äirche fhleubern unb ben
beutfä^e n Äönig gn Sjilfe rufen.
2Ira ipofe Heinrichs IV. fah man ben 2lugenblicS gekommen, mit
jlarSer ijjanb in 2f fa üen eingugteifen. Sie (^ürflen bes Dleichs würben
aufgeboten. 3Iber als gn 2 Infang Februar 1067 bie Srnppen in 2 lugs*
bürg (ich gn fammeln begannen, Sara bie STtachrichf, ijergog ©offrieb
non Lothringen, ber gura Rührer befiimmf war, fei bereits mit feiner
2 lbfeilung über bie wejllichen 2 llpenpäffe aufgebrodhen. Gr war bera
Äbnig gnOorgeSoramen, beffen Grfcheinen in 3 fa ^ cn ihm unerwtrafchf
War. Sarauf löjle bas königliche jrjeer (Ich auf.
©otfrieb nahm nun bie (Sache allein in bie ipanb, gwang ben Ga*
pnaner, bas päpjHiche ©ebiet gn räumen nnb jtch V wtet ben ©arigliano
guräcSgngiehen, nnb rücSfe ihm bis 2lqnino nach* Sa ihm biefe @tabf
gn nehmen nicht gelang unb bie Verpflegung fihwiecig würbe, eröffnete
er Verhanblnngen, bie benn auch halb Quni 1067 ) gum ^rieben führten.
Dlicharb gab heraus, was er non päpfilichem ©ebiet noch befe$t hielt,
nergichfete auf alle ^orberungen, gahlfe bem ipergog eine beträchtliche
Gntfchäbigung nnb würbe non ben Äirchenfirafen befreit. Ser frühere
3ufianb war wieberhergefleHt. 3 n Sentfhlanb ifl man non biefem 2lus*
gang enttänfht gewefen, 2llejanber II. aber war befriebigf. 2lls (Sieger
bnrchgog er bas norntännifhe ©ebiet, hielt am 1 . 2 lugnjl eine (Spnobe
in 91telfi, gwang einige normännifihe Ziffer, weggenommene 23e*
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2Uej:anber II. unb &ie fteutfc^en $irc$en
323
(t$ungen bet Äird^e oon (Salerno h cc attagngeben, nnb Befugte auf bem
DtäcEweg baa gum ©e^orfara gnrücEgeEebrfe Gapua. Ser 3wifchenfafl
n>ar ohne folgen oorübergegangen, in Dtom aber hafte man gum er(len=
mal erfahren, baß bie VaffaHen, auf beten Sienße man rechnete, nnter
Umflänben gefährlich werben Eonnfen.
253er etwa noch gegweifelt fyätfe, ben mußten bie lebten Greigniffe
baoon ttbergengf haben, baß bie Qeit oornber war, wo ein bettfftfye r
Äönig ober Äaifer bie ©efhicEe bea ^3ap(ifuma Befltmrafe. @0 ging
feinen eigenen 253eg, nahm wohl gelegentlich benffd^e jpilfe in 2In*
fprndh, war aber nicht auf (te allein angewiefen unb Eonnfe feine Reifet
unb (Schäfer wählen. Von ber beutfhen Sjerrfd>aft hafte ea (tdh befreit;
banE ber (Schwäche ber beuffchen Regierung unb ber SrenloftgEeit ihrer
Vertreter hatte ea aber bie &rone gejtegt.
Sen (Siegeapreia holte ea (t<h oon ber benffdhen Äirdhe. S}ie r Eonnfe
man ea erleben, wie feht 2Infehen unb Ginßnß bea Äönigfuma gefhwun*
ben waren, währenb ber ^3ap(! bie @rbfdhaft anfraf. Über bie Vefefnng
non Viafumern nnb Dieichaabfeicn hafte Bia bahin ber 253iIIe bea Äöniga
allein entfliehen. Eam ea oor, baß örtliche 2Infpritche aber eine
Eöniglidhe Verleihung mit ijilfe bea ^ßapflea ben (Sieg baoonfrugen. @0
gefdEmh ea in Äonjlang, wo ber Äönig baa Viafum einem fächjtfchen
^Propji Oerliehen hafte. Sie ©eißlichEeif erhob gegen ihn 2tnElage in
Diom, ber SPapfi befahl Unterfuchnng nnb behielt (tdh &aa Urteil oor.
3um 2ittßer(ien Eam ea nicht, ba ber Vefchulbigte nach mehrtägiger
Verhanblnng anf einer Dltainger (Spnobe ea oorgog, gn oergidhfen (1071).
Sramatifdher oerlief ein ähnlicher (Jafl in ber Dieidhenan. ©egen ben
00 m Äönig gnm 2Cbt ernannten (Sachfen (irättbfen (tdh fh tt, ä&»f c h cn
DXtöndhe, Elagfen in Diom, nnb ba baa 5tIo(!er bem päpjllichen (Schuf
unferjlanb, Eonnfe 2flejanber II. (tdh erlauben, felbjl baa abfefenbe Ut*
feil gn fpredhen, baa ber (2)tifteabe I bttrdh Vertreibung bea 3Ibfea atta*
führte. 3n beiben fällen lautete bie 2InEIage auf @imonie. ßb (te ge*
grnnbef war? Siefen Vorwurf gn erheben, war niemald fdhwer, auch
Wenn nidhta weiter oorlag ala 3ohInng ber fiehenaabgabe, bie nach
ber Überlieferung jeher (Empfänger einea Dieichafürflentuma gu Iei(Ien
batte. Saß jrjeinrich III. im Übermaß ber ©ewißenhaftigbeit anf bie
2Ibgaben oergidhtef hafte, hob baa Dtedht bea Dinchfolgera nicht anf, nnb
jjpeinridh IV. muß ea wieber gelfenb gemacht haben. Sie üUbgaben waren
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324
2Uej:anber II. unb bte belieferen Äirdjcn
hoch, jte entfptaäjen feer ©roße ber geglichen (fürfientümer, unb wenn
jte nor ober guglei<h mit bet 3 nt>ejlifnr entrichtet würben, enfjianb ber
(SinbrncF eines Äaufes, nnb bas ©erficht fyatte es leidet, non 33ergen
©olbes unb (Silbers gu ergäben, bie als Preis für 3ting nnb (Stab gejagt
worben feien. 3 « ben Ghronifen ber 3Itonche biefer 3 «f fann man bas
mehrfach lefen. 9Itan hatte es eben mit gweierlei Dlcd^f gu tun: bem
alten Dteid^sreeht wiberfprach bie neue kirchliche (f orberung, bie mit bem
2 lnfpru<h auftcat, bas höhere, bas ftttliche Diechf gn fein, ohne ba$ jte
felbfl einwanbfrei umfehrieben gewefen Ware. Senn noch war ber 23e*
griff ber ©itnonie feineswegs geflärf, nnb aus jr>anblungen, bie an ft<h
nichts QSerwerfliihes hatten, ließ (ich jebergeif mühelos ein ©trief brehen.
Sas hatte mehr als ein bentfeber 23ifchof gu erfahren. 3 ra 3®hre
1070 fah man ihrer brei, barnnter bie nornehmjlen, ©iegfrieb non
9Ifaing nnb 2 tnno non Äöln, nach Diom giehen, nm juh wegen bes 23or=
Wurfs ber ©imonie gn nerantworten. 9Itaing nnb Äöln waren ange»
Hagf, bie ^Seihen für ©elb erteilt gn haben. (5s hanbelte ftch nermnt*
lieh t,m h cc ^ätnmlichen ©ebähren, aber beibe mußten fchwören,
begleichen fänftig gn unterlajfen. Ser 23ifehof non 33amberg follte feine
nSürbe gefauft haben, befchwor aber feine linfchnlb. 9I?an fagte ihm
nach, er habe falfch gefchworen nnb bes Papfies ©unji mit ©efchenfen
erlauft. 2 lnbers ber töifcfyof non ©fraßbnrg, ber einige 3 ahre fpäter
unter ber gleichen 2(nflage nach 9tom geloben würbe. (5r gejianb feine
©chnlb, tat 23nße nnb burfte begnabigt heitnfeheen.
konnte man im letztgenannten (fall fchon fragen — bie (5rgbif<höfe
unb bas egremte 23atnberg unterjlanben unmittelbar bem Papfi — mit
welchem ERed^f ein ©nffragan bes 9Itaingers mit Übergehung feines
SHtetropolifen in Dtora gnr Dle<fyenf<fyaft gegogen würbe, fo ij! biefe (frage
noQenbs am Pla$, wenn wir fchen, wie ber Papji in tmtergeorbneten
(fällen bie Urteile beutfeher 23if<höfe aufhob, milberte ober ihnen oor-
geiff. (Sin 2Xbf, ben ber 23ifd)of non Äonjlang wegen töblidher 9Itiß=
hanblnng abgefe|t hatte, erhielt non 2Qejranber nach nnr fechsmonatiger
23uße feine 2K$ürbe wieber. (Sinem ©eijHichen, ber Dltönch gn werben
gelobt, bann aber feinen 33orfa$ geänberf hatte, würbe bie ingwifchen
einem anbern nerliehene Pfränbe wieber gugefprochen. (Sin SCRonch,
ber aus bem Älofler gelaufen nnb ftch im ©ottesbienft über feinen 233eihe-
grab hinaus 33efugniffe angemaßt hatte, worbe begnabigt nnb aller
2Q3eihen fähig erflärt.
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2Uej:anber II. unb Me fccutfdjcn Äirtfjen
325
@o nnbebeutenb biefe $älle fein mögen, fie geigen baafelbe, wie wenn
gnr Unter fudmng gegen ben ßbnlbigen 23ißbof non $rag mit Über«
ge^ung bea (Srgbißbofa non 3Itaing Legaten anogefanbt würben: baß
man in 9tom baranf anegsng, über bie Äopfe ber 3ITetropoIifen unb
25if(fyöfe fyinweg bie beutfifyc ÄirdE>e unmittelbar gu regieren. 333o^in
es fuhren mußte, wenn begannt würbe, baß man ber (Strenge bee eigenen
SSiftfyofe bnr<f> 2Inrufung bee ^3apßea entgegen Sonnte, liegt auf ber
^anb. 2Q3üßfen wir ee nid^f fdEjon, fo würben wir aus folgen DItaß*
regeln, aua ber DITißad^fang ber 9I?etropoIitanred^te, aus ber 23loß*
ßellung bifd^öflid^er Äird^engud^f lernen, baß man jt<$ am päpßlidEjen
#of nicht freute, bie beßebenbe ßrbnung anfgnlöfen. (Sine Dtenolnfion
non oben foDte bie 2Soranafe$ungen fd^affen für 2luftidE>fung ber eigenen
.Sperr ßbaft. 2)agu gehörte, baß ber ©folg ber bentfiften 23ifdEjöfe ge*
bemnfigf würbe. 2)aa erfuhr fogar 2lnno. 233em wäre 2Uegranber mel>r
gu 2)anS nerpßid^tef gewefen ale i^m? 2Iber ala er necfm^te, bem ^3apß
feine Xtnab^ängigSeit gu beweifen, inbem er ala ©efanbter bee 3?eidE>a
anf bem 233ege nadb Dtom bie ©aßfreunbfcbaft bee anageßbloßenen
(Srgbißbofa non Dtanenna ß<b gefallen ließ nnb fogar ben 23efudE> bee
©egenpapßee ijonorina II. empßng, mußte er erleben, baß 2lle;anber
i^n erß norließ, nad^bem er ala 23nßer barfuß burd) bie ©fraßen Dtoma
gepilgert war. ©eifbem war and) fein ©folg gebrochen, ©iegfrieb non
9ITaing batte biefe 3tegung nie gebannt. (Sin weiter, wiUeneßbwacber
Äloßerbruber, ber ßdf) mehrfach mit DlücSfriffagebanSen trug, war er
nnr bnrcb einen 3Itißgriff ^einrid^a III. an bie ©pi$e ber beufßf)en
Äirclje erhoben, bie er in feiner ItngulänglicbSeif fehlest geführt unb
ßbwäcblicb nerfrefen ^at.
(Sa batte anbere nnr fein Sonnen, wenn an ber ©pi$e bee DteidEjea ein
anberer jperrßber geßanben wäre. 9I£if Unrecht fprecben wir non einer
bentßben Jteidfefitdfye. 3)ie gab ee nicht unb baffe ee nie gegeben. (Sa
gab wobl beufßbe Dtei<baSirdE)en, 23iafüraer nnb 2lbfeien bee Dieicfyee,
aber ße bilbefen Seine (Sinbeif, Seinen feßen SCerbanb unb baffen Sein
geißlicbea jpaupf. Stiebt gewohnt unb nicht fähig, felbßänbig nnb ein*
beiflidb gu banbeln, gebordeten ße bem &onig, ber allein ße führen unb
nach außen nerfrefen Sonnte. 5)er junge Heinrich IV., Sanm gwangig
3abre alt, non Statur ber Dltnffer äbnliiber ala bem SGafer, in ber (Sr*
giebung Oernachläfßgf, war in Seiner 233eife geeignet für biefe ÜUufgabe,
auch Wenn man annimmf, baß bie ©eräcbfe non attaßbmeifenber fiebena*
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326
granf reid)
führung und unwürdiger Umgebung, bie übet ihn umliefen, übertrieben
waren. 3am Überfluß gaB er fich perfonlich bie fhwerfle 23löße, indem
er Bie (Scheidung t>on feiner ©emahlin erflreBfe, aBer t>or Bern Verbot
Bes [papfies gurücfwich, Bas i^m Ber ehrwürdige ^Petrus Samiani als
apojiolifrfjer £egaf nBerBrad^fe (1069). @0 glitt Benn unmerflich nnB
wie nadt> Bern [T?afurgefe$ non 21ngiehung nnB @cf)lt>ere Bie [Regierung
Ber beatmen Äirc^e nadE> [Rom hinüber.
Gs fügte fiel), Baß gu gleicher Qeit in ^ranfreid^ ähnliche 3nfiände
herrfhten. 21ndE) ^ier hatte es 20ejranBer II. guerff mit einer oormunb*
fd^aftlid^en Regierung, Bann mit einem jungen, unerfahrenen ^errfd^er
gu tun; feine (Singriffe in Bie ÄicdE)ent>em>aIfung fanBen {einen 25JiBer-
flanb. (Sr Befaß außerdem ein mittiges SBerfgeug am nornehmflen der
[Prälaten. (SrgBifd^of ©eroaftns t>on [Reims Brandete in eigenen Späten
Bie ipilfe Bes romifhen (Stabes nnB fiand Biefem fd^on Barum jeder«
geit gu Sienflen, durch Vorwürfe wegen @äumig{eif wiederholt
angeflachelf. Ser [papfi hatte wohl ©rrnid, GrgBifhof und S $of gt»
Banfen, in großen Singen gefd^ah, was er wollte. 3> n ©oiffons und
Ghartres mußten Bie inoeflierfen 23ifhöfe Weichen, dem t>on (Orleans
half es nichts, Baß er f«h t>or dem Legaten freigefhworen hatte, in
£e Dltans wurde fogar Ber ©raf non 21njou felBji in Ben @furg feines
@chn$Iings öerwicEelf, Ben [Regierung und^apfl gemeinfam Befärapften.
3TtidE>f anders war es im @äden, wohin Bie Dltachf Bes Königs nicht
reiihte. Sie 23if<höfe non ©ap und @ainfes wurden wegen @imonie
aBgefe^t, Ber non 9?imes dagegen, Ben ein £egat entfernt hatte, wieder
eingefe|t.
31ndE) in $ran{rei<h Begnügte fleh 2ttepanBer nicht mit Ben causae
maiores Ber Bistümer, feine Gingriffe galten eBenfo Ber 21Bfe$ung non
SÜBten, dem @<hu$ einer SftBtifftn, dem [Rechtsflreif non gwei [Reimfer
©eifHidE)en nnB Ber DtücEgaBe einer entführten Reliquie. DTidE)ts war gn
{lein und nichts gu groß, um ©egenfiand feiner Verfügungen gu fein,
Bie, wie er Ben Äonig Belehrte, Ben h e *(<9*n Äanones gleichguad^fen
feien. SaBei {ehrte er fich nirgends an Bie amtliche [Rangordnung; die
[Reihte Ber Dltefropolifen gegenüber ihren (Snfjraganen wurden fo*
Wenig Beachtet wie Bie 23efngniffe Ber Vifhofe innerhalb ihrer Siogefen,
als gäbe es überall nur einen 23ifchof, Ben [Papfi gu [Rom.
Sie Gingriffe wurden feltener, feit Philipp I. felBfländig gn regieren
Begonnen hatte. Ser Äönig wagte fogar, auf dem Grgflnhl oon Sours
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9Iormanbte
327
feinen Jtanbibafen gegen römifchen Ginfpruch gu Ralfen, unb bie Dtunb*
reife eines £egafen, bes 23ifhofs ©eralb non ßjiia (1072), I>af bentlitfye
©puren nur im ©üben ^interlaffen, wo bet (SrgBifdjof non Auch unb bec
23ifd>of non SJarBes aBgefe|t würben. ßB barin ber Anfang einer öet*
änberfen .Spaltung ber Ärone gegenüber römifchen Anfprüchcn gu er*
Blieben fei, nutzte bie 3afunft lehren. £eidE)f fonnte bas Ginlenfen in
anbere 33a^nen nicht fein, nad^bem bie 3®h cc ber QSormmtbfdEjaff bie
^o^e ©eijilichBeif ^franbreid^s mit bem ©ebanfen nerfrauf gemacht
Ratten, baß jte im SPapfl nicht nur ihr ipaupf, fonbern attd) ihren iperrn
gu fe^en IjaBe.
(Sine Befonbere ©fcllung Behauptete unter ben frangöftfehen £anb*
fcfyaftett bas jpergogfnm ber O^ormanbie. Gntjianben im 3 a h cc 9 11
burdE) Anfteölung bec Säneu nnb ^Beleimung ihres Rührers Dlolf, war es
nach Umfang unb innerer &raft non allen (^ürflenfümern bas Beben*
tenbfie nnb ber Ärone gegenüber bas unaBhängigfie. Auch fktfylitfy geigte
es ein eigenes 23ilb, infoferu h* cc fei* bem beginn bes 3 a h r ^ an b ecto
grünblidE>er als irgenbwo fonf! bas reformierte 3Uön«hfnm ber lofh*
ringifch*Burgunbif<hen DÜd^tung gnr iperrfd^aft gelangt war. Gs füllte
unb leitete bie Älöfler bes £anbes, ergog ben CRadEjwudhs ber ©eifHichBeif
nnb Befe$te Balb auef» mehrere ^Bistümer mit feinen Angehörigen unb
@dE>üIern. @0 fam es, baß f«hon im 3 a h cc io 4» ber ©ottesfrieben für
bie gange ^}roning nerfünbigt unb um biefelBe 3eit, früher als fonf!
irgenbwo, ein iGerbof ber ©imonie erlaffen würbe. ßhne bie ©unfi ber
jpergöge wäre bas nicht möglich gewefen. @ie haben balb ernannt,
welches Spittel gnr töefyeccfcfyung bec Sticcfye bie ^Reform ber ©eifllich*
feit barBof, wenn jte im Ginoernehraen mit bem fianbesherrn Betrieben
würbe, nnb haben barnm ben (Ircngen 3QTönchen jeben ECorfchuB geleijlef.
Als feit 1049 bie £ofung ber Dteforra bnreh bas !J3apßfnm für bas ge*
famte ABenblanb ausgegeBen würbe, fiel jte nirgenbs anf fruchtbareren
23oben als in ber STormanbie. ipergog 233ilhelra, genannt ber 23aflarb,
flreng fird^lich gcjmnf in ber 333eife feiner 3 c * f / bem reformierten
9Iionchfura innerlich gngetan, in ber Grfiillung gottesbienfilicher Pflich*
ten t>on t>ocBiIblicf>er ©ewiffenhaftigfeit, ging fofort anf bie ABftchten
£eos IX. ein, Befchitfte bas Äongil bes ^3apfies in Dleiras (1049), bas ber
Äönig gn oerhinbern fuchte, mit fänfen feiner tBifcfyöfe unb öffnete einem
päpjHichen £egafen fein £anb gnr iGerfüubigung bes fhwerflen aller
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328
9Iormanfcte
©eBofe, ber GheloftgSeif bee geijHi<hen (Stanbeß ( 105 g). 3n Dtom wußte
man bas gu wärbigen. 933as Sonnte auch wertoollec fein, als wenn bet
ftegreiche, oielBewunberfe $ürfi, bet ee Oerflanben hatte, ben unBof«
mäßigen 2lbel feines £anbes gu Bänbigen unb fein ©eBief burdE) Grobe«
rung gu erweitern, wenn ber unfheitig bebeatenbße Sperrfeuer feinet ^eit
offen bie tyartei bec Dteforra ergriff! 3 h ra mußte unb Sonnte man oieles
nacfjfcfyen, was Bei anbern nicht gebnlbet worben wäre, ©egen ein ans«
brücflicEjes Verbot £eos IX. auf ber Dleirafer @pnobe ( 1049 ) hafte er
bie (Schwefler bes ©rafen £>on ^Ianbern trog naher Verwanbtfchaft
geheiratet, ließ ftch auch nicht Bewegen, bie (S^e ja löfen, als ber ^3apfi
ihm nnb feinem gangen ©eBief ben ©ottesbienfi oerBof. EJTifolans II.
mußte fihließ[i<h nachgeBen mtb ftch bamif Begnügen, baß ber jpergog
als iönße gwei Älofier nnb einiges anbere fiiftete. JJtachgeBen maßte
eBenfo SUepanber II., als Wilhelm ben 2lBf eines feiner Stlößer ent«
fernte, nm einen anbern eingufegen. Itmfonfl Derfcfyaffte ber Vertriebene
ft<h in Dlora einen 23efehl gur 233iebereinfegnng. 333itBeIm antwortete
mit ber Srohung, jeben, ber ber VSeifuug bes tyapfiee nadfiommen
würbe, anfgnhängen. 2 llejanber, bamals noch feiner (Stellung nicht
ftcher, nahm es hin nnb enffhäbigfe ben Kläger in Unferitalien.
Sas war im 3 a h cc Io 6 3 - 3 a h rc fpäter empfing ber $apfi einen
©efanbten bee jpergogs mit fyoifymicfitiget tSotfcfyaft. 3n Gnglanb war
ber legte itönig ans ein^eimifd^em Spettftfietfyauß, Gbwarb III. ber 23e=
Senner, geflorben, üBer bie Qrbanfprütfye, bie jpergog 333ilhelm erhoB,
waren bie ©roßen hinweggegangen nnb hatten ben ©rafen iparalb gara
Äönig gewählt. 3^un füllte ber ^)apfi urteilen, wem bie Ärone gebühre,
oB 333ilhelra, ben ber oerfiorBene Äonig gura Geben Befiimmf nnb iparalb
felbfl als folgen eiblich anerSannf, ober biefem, ber feinen Gib gebrochen
nnb bie Äronnng — fo würbe wenigflens Behauptet — t>on nngeweihfer
.Spanb empfangen hoffe. GrgBifhof (Sfiganb t>on GanfecBnrp nämlich,
ber fte ooHgogen hoben füllte, hafte feine 233ürbe im 23ürgerbrieg unter
Verdrängung bes Vorgängers erlangt, war bafür fhon Oon £eo IX.,
bann t>on ben folgenben ^3äpfien ausgefchloffen worben nnb hotte fein
^Palliam t>on VenebiSf X., bem ©egner DTiBoIans’ II., erhalten. V3ie
einfl im 2>ah rc 75 1 / als bie $ranSen gur Gntfhronung bes legten 9CRero«
wingers bie Grmäihfigung in Diom erbaten, wnrbe 2llejranber II. auf«
gerufen, eine politifd^e Qtage oon größter Tragweite gu entfd)eiben.
Saß in feinen Gingen oon oornherein oieles gugnnfien bes dformannen
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Eroberung Qsnglanft*
329
fprach, fann man ßdf> benfen. Soch ee gab auch 233iberfprucf), unb bie
Serafung ber Karbinäle mar lebhaft. S ie Sted)fafrage ließ ßch bet¬
rieben beantmorfen, felbß wenn man nicf)f mußte, baß j^aralb bie SSor«
ftdE>f Begangen hafte, ft cf) nicht Dom angefochtenen Ergbifchof non Ganter«
borg), fonbecn non bem non 2)orf frönen gu laßen. ©chmerer ßelen in bie
SßSagfd^ale bie Eröffnungen, bie SSilhelm machen ließ. Er oerfprach,
als König bie englifd^e Kirche nach römifiä)en ©runbfä$en gu refor«
mieten, bie in SSergeffenheit geratene jährliche ©teuer, ben Cetera«
Pfennig, regelmäßig gu entrichten nnb — fo menigßena mürben bie Er«
Öffnungen bea ©efanbten Derßanben — fein Königreich nora ^eiligen
^Pefrtia gn £ehen gu nehmen. ^Daraufhin ßegte im Diät bee ^3apßea bie
SIteinung, baß feinem 253nnfch gn millfahren fei. 3» feierlicher föozm
erflärte 2üejanber feinen 2Infpruch für gereiht nnb faubte ihm gatn
Unterpfand beffen bie gemeihte ^fahne bee heiligen ^Petrno. Unter bem
Sanner bee 2lpoßelfürßen iß baa jjeer ber Normannen gut Eroberung
Englanba auagegogen, unter biefem Sanner hat ee Bei ipaßinge geßegf,
unb mit bem ©egen bee ^apßea iß SSSilhelra ber Eroberer König Don
Englanb gemorben.
Ein Vorgang, nur t>on menigen Ghronißen ra,f Sorgen 233orfen er«
mahnt, bon ber fonßigen Überlieferung faß oerßhmiegen unb hoch be«
beufungeooll mie fanm ein gmeiter. Saß ber ^3apß ßdE) bie Sefugnia
beilegte, über bae Stecht einea SemerBere nm eine Königafrone gn ent«
reiben, mar ftfyled>fezbinge unerhört. 3I?ef)r ale ein bei ben paaren
herbeigeholter Sormanb mar ee boef) nicht, baß man ßch auf ben Eib«
Bruch >£> a ralb8 nnb feine angebliche Krönnng durch einen epfommuni«
gierten Ergbifchof begog ala auf Singe, bie bem Urteil ber Kirche unter«
ßehen follfen. KeineefaHe aber reichte es aus, darüber gn fänfd^en, baß
bie ©rengen bea Kirchlichen meit überfdf)ritten maren, menn bem ijergog
ber 9torraaubie bae Stecht auf baa Königreich gngefprochen unb ber Er«
obernng eine refigiöfe 233eihe erteilt mnrbe. Saa Dted^tegniad^ten, in
bem 3achariaa bie Entthronung bea festen SIteromingera anriet, ließ
ßch für ben Dorliegenben $aH fanm ala Vorgang benagen unb lag
äberbiea nm mehr ala breihnnberf 3^6 gnrüdf. Saß ee eine $?ahne
©anft Cetera gebe, bie ben Kriegern anf blutiger 233alßaff blutrot
noranmehte, hatte man Dor ben Sagen 2üe;anbeea II. nicht gemußt.
Seim Eingriff anf Englanb mnrbe ße nicht gum erßenmaj entrollt.
2üe ben Normannen Stöbert ©niacarba anf ©igilien in ber ©d^Iacht
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330
ÜP&pftIic$e £rieg*fa$ne
bei ßerami bet etfle größere Grfolg geglücft war ( 1063 ), legte i^c^ä^ccc,
©raf Dioger, bem %)apft reiche ©efchenfe aus bet 23eufe gn (^nßen.
2 ßepanber abet ettvibette, in bem et ifym nnb allen, bie an bet (Sroberung
nnb Sehaupfung bet 3>*f*l feilnehmen würben, £oefprechung Don ihren
©ünben gewährte nnb bem Sjeet eine ^a^ne mit bet 233eil>e bee apoflo*
lifd^en ©fnhlee öerlieh, „bamif jte", wie if>r ©efd^id^ff^reibet fagt,
„im QSerfranen auf ben @d^u| bee ^eiligen ^3efrus gnoerjtchtlicher gnr
Oüieberwerfung bet ©aragenen auerüdften". @ie fämpften gegen XIn*
gläubige, beten Slaf gu oergießen — wie 2 Qe;anbet einmal ben (5rg-
bifd^of non OTarbonne belehrt h af — bie &irdE>e nid^f als ©änbe anfaty.
©inen ©chriff weifet fam man, ale 333il^elm non Oltonfrenil &a=
nien gn erobern nerfudhfe. 2 üe Sannerfräger bee ^3ap jlee beseitigte et
nebenbei bie Otejle ber 2 lnhängerfchaft bee ©egenpapflee. 3 n (Snglanb
fod^fen gwei G^rifien^eete gegeneinanber, ber Slpojlel war unbeteiligt,
nnb hoch we^fe feine ^a^ne bem Gröberer notan, „um ihn" — ee (inb
SBorfe bee normännifdben ©^ronifien — „bnrch ihre Äraft not aller
©efal>r gn fd^n^en". S)er ^eilige ^3efrne ale @d^n|pafron bee Äriegee,
^Partei etgteifenb in ben ipänbeln bet 9S5elf, fürwahr ein neuee Silb,
bae an eigentümlichem Oteig noch gewinnt, wenn man fyott, ba$ bie
normännifd^en Dtiffer, bie bei irjaflinge unter feinem Sanner fochten,
mit bem (Schlachtruf ihrer h«bnifchen iCorfahren „Shor, hilf” gegen
ben $einb anflürmten. 2 )a hafte ©anft ^3efer ben ^ 3 la$ nnb bie 31nfgabe
bee notbifdhen 5 )onnergoffee eingenommen. Otnr gn gnf begreift man,
ba$ im Stteife bet ßarbinäle jich 2S3iberfpruch erhob gegen foldhe QSer*
jlricf ung ber Kirche in weltliche jpänbel nnb Slufoergießen. S)et 3Q3iber»
fpruch brang nicht bnrdh, nnb auf ber betretenen Sahn ifl bae ^3apfhnm
mit rafdhen ©chriffen weifergegangen. Seicht gufrieben, anbere für jtdh
f ämpfen gn laßen, hat ee immer öfter felbf! Gruppen geworben, ©chlach*
ten gefhlagen nnb mit bem ©chwerf jtegen wollen, wo bae 333orf öer*
fagte. 3» ber gränblichen 323anblung, bie ee bnrchmadhfe, feit bie Grben
ber $tan?en, bie (^rangofen, t>on ihm Sefi| ergriffen haften, gehört auch
biee: mit bem friegerifchen ©eij!, ben bie gerraanifchen Sölfer nach
Einnahme bee ©hrifienfume angebrochen jtdh bewahrt haften, erfüllte
(ich bie römifhe &ir<he, hulbigfe ihm an ihrem Seil nnb nährte ihn, iw
bem jie ihm Aufgaben jlellfe nnb 3 *ele wiee. S)ae friegerifche 3 eifalter
ber abenblänbifchen Äird^e hatte begonnen, nnb oberjier Äriegeherr ber
chrifilichen ^ecrfcharen war ©anft %)eter, ber ^3apji.
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Un<ertperfung &er englifdjen £irc$e
331
3)ie glüdFIidf?e Eroberung Englanbs war raetyr als eia moralifdEjer Er*
folg bes ^3apfles, jle Beamte i^m bie Unterwerfung ber englifefjen &irdf?e.
D^id^t als oB feine 2Iuforifäf auf ber 3afel t>or 1066 nid^f me^r aner*
Bannt worben wäre. 2In Beweifea ber Ergebenheit ^aBen bie angel«
fädE>jtfc^bänifdE}cn Könige es niemals fehlen Iaffen. 233ie non jeher, fo
hat man borf Bis gule$f im 33apj! bas geifHic^e ßber^anpf gefe^en, ^aBen
bie ErgBifchöfe non EanferBarp nnb 2)orB bas ^3aHium ans 3lom erbeten
nnb erhalten, ^aBen Bistümer nnb Älöfler jtch Dted^fe Betätigen nnb
Borredhfe nerlei^en Iaffen, nicht gn reben non bem ©front ber ^ilger,
ber ftd? ga allen 3eitcn nadf? Dtom ergoß. Unter ihnen fah man borf eines
5£ages (1026) ben Äonig Ännt fetter, ben bänifd^en Eroberer, ber bie
BerBinbmtg mit Dlora wiebet enger gu Bnüpfen fnd^te, inbem er jtch nnb
fein Dteich bem Befonbern @<$u$ bes ^eiligen Petrus empfahl. (5s Hingt
wie ein DüadhhaD ans ben feiten ber BeBehtmtg, wenn man ihn biefen
©chtiff Begrnnben ^orf: „3<h fyabe non ben 233eifen gelernt, baß ©anBf
3)efer non ©off große ©ewalt empfangen hat, ga löfen nnb gu Binben,
nnb baß er ©cE?InjfeImarf bes ipimmelreid^s ijl." 2ttet anf bie inner«
Eird?Iid?en QSerhältniffe hafte bas Beinen erBennBaren Einfluß. 2S$enn
man ftd^> in ber 3& ec nodh fo abhängig non ©anBf ^Pefer nnb bem ^3apfl
BeBannte, fo Brachten hoch Entfernung nnb Befonberheiten in ben 3***
fiänben bes £anbes es mit jtch, baß bie angelfäd^ßfd^e Äiccfje tatfäd^Iid^
in größerer UnaB^ängigBeif non Dtora ba^inleBfe als bie beutfcfye ober
frangöftfehe. 3h tc Berfafftmg, i^r Dte<hf, i^re Bräune widmen non ben
fejHänbifd?en aB, unb non Einmifd^ungen in i^r inneres £eBen war,
folange in Dtom bas ©fabtpapjfrnm ^errfdE>fe, noch weniger als anbers«
wo bie Diebe. 3 n rae ^ c als jmei^unberf 2>oh rcn £af Englanb nnr ein*
mal (990/991) einen römifd^en £egafen empfangen, nnb ba IebiglidE)
gur Vermittlung bes $friebens mit ber D?orraanbie. 2Iuch als bas refor*
mierfe ^Papffrura fettjl reformierenb überall eingagreifen Begann, warb
Englanb banon gunächji nnr wenig Berührt. 233o^I Brachte Ebwarb III.,
in bet D^ormanbie ergogen, Bei feiner 33jronBef?eignng frangöftfehe ©eifl*
liehe mit, beren mehrere ga Bifd^öfen erhoben warben, barnnfer fogar
ber Primas DtoBerf non EanferBurp. 2tter nor ber Auflehnung bes fäcf)*
ftfd^en ©ettjlgefn^Is mußte DloBerf weiten, ©figanb nahm feine
©feile ein. Sie Befd^werbe bes Vertriebenen führte nach langer 3cit
wieber einmal gum Eingreifen bes ^3apfles: £eo IX. fcfjloß ©figanb
ans, nnb feine Dlad^folger wieber^olfen bie ©träfe. Aber ber Erfolg
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332
Unterwerfung ber engltfdpen Stizdfye
war gering: ©figanb behauptete ßdE>, ließ jIch 600 ^Pallium oon
23enebift X., bem ©egner STttfolaus’ II., geben, unb feie normännifd^e
©ruppe unter ben 23if«^öfen war nid^f ßarf genug, ßdE> bnrd^jufe|en.
Saß ber Äönig ßdE> durch £eo IX. t>om ©elübbe einer 233aEfa^rt
nach Dtora ansbrücflich befreien nnb dies durch Jtifolans betätigen
ließ, iß woI>I ein 3*><h cn f einet perfonlid^en (Ergebenheit, oerfebaffte
aber bem ^)3apß feinen größeren (Einfluß. 21bfeits 00 m ©front, ber
bie abenblänbifd^e 233elf ergriffen fyatte, ging (England feiner 2Bege
nach a ( fcc 2Jrf.
Sas wnrbe mit einem ©chlage anders, als 9G3iIheIra I. in (Englanb
.Sperr geworben war. ©ogleich ging er baran, bie tirtfylitfyen SGerhälf*
niffe ber 3 n f e ^ benen bee ^efllanbs anjngleichen. DIZan brandet ihm
nicht untergufihieben, baß ihm bie ©athe felbß gleichgültig gewefen fei,
aber minbeßens ebenfo wichtig war ihm, baß bie ÄicdEje feines neuen
Dteiches ihm gehorche nnb als 233etfgeng gnr 23eherrfchnng bes £anbes
biene. Unter boppeltem ©eßchtspnnft betrieb er bie Reform: ben Älerus
ja fänbern nnb gu heben, gugleich aber alle höheren hinter, Bistümer
nnb 2Ibteien, mit guoerläfßgen Sienern gn beferen. Siefes foHte bnr<h
jenes erreicht werben. 2 Iuf bie ©achfen war im allgemeinen fein SGerlaß,
darum mußten bie einheimifchen Prälaten abtreten nnb bnreh folche ans
ber Normandie erfe$t werben, allen ooran (SrgbifdE)of ©figanb t>on
Eanferbnrp, bie @fü$e oon iparalbs Äönigfum. (Sine fo gründliche Um*
wälgung fonnte im Diahraen bes gewöhnlichen Äirchenrechts nicht bnreh*
geführt werben, anßerorbenfliche 9Itaßregeln beburffen gu ihrer Secfung
einer anßerorbentlichen 2Intorifät. Sarura wnrbe ber $apß angernfen
unb in feinem Spanien bas 2K5erf ansgefühtt. Sr ei Legaten famen im
3 ahr 1070 ins £anb, hielten ©pnoben ab nnb ooflgogen bie gewnnfhten
2fl>fe$ungen unb Ernennungen. Sen 3techfogrunb bot wie überall bas
Vergehen ber ©imonie, Wenn nicht, wie bei ©tiganb, bem Iängß ans*
gefhloffenen 2 Inhänger eines ©egenpapßes, fchlimmere Singe Vorlagen.
Sie neuen 23ifchöfe, unferßägf oon Dltönchen ber ßrengen Dichtung,
forgten bafür, baß bie ©runbfäfe, nach benen fd^on feit gwei 3 ahr*
gehnfen bie Reform auf bem ^feßlanb oon Dtom aus betrieben würbe, nun
auch in ber Äirche (Snglanbs ßch einbürgerten. 2 In ihrer @pi$e wirfte als
neuer Primas £anfranf, ein oornehmer £angobarbe aus ^aoia, bet auf
nnbefannten 23egen ins 5Uoßer 23ec in ber Utormanbie geraten, bann
2lbf in (Säen unb oertrauter Olaf bes jpergogs geworben war trab je$t
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Unter Italien
333
auf ©eh«iß Don Äönig unb ^3apfl ben (Srgflahl oon Ganferburp beflieg.
Set gefeierte ©elehrfe unb £ehrer war aut päpfHichen jpof oon wieber«
Rolfen ©enbangen ^er wohttefannt. 2üejranber II., ber geborne 9I?ai«
Iänber, bem er fd?on ale £anbamann na^eflanb, geichnefe i^n in an«
gewöhnlicher 933eife aus unb hätte ihn am Iiebflen bauernb bei (ich
behalfen. £anfranf wieberum fühlte f«h innerlich Oon 3lom abhängig.
Sie römifhe Kirche war ihm bie ©efamtfirche, alle anbern ihre Seile;
waa ©anft ^)efer gebilligt, galt ihm ab Dlecfjf. 9Itan if! an Bonifatiua
erinnert, wenn man ihn in 9tom um 9taf unb 3Inweifnng bitten fleht
in (Ratten, bie er ab DItefropolif fehr wohl fettfiänbig hätte enffheiben
Sonnen. liefern 3I?ann Sonnte 2ße;anber getrofl Vertretung nnb VdS«
maihf für firittige ^fäHe überfragen: fein Urteil foHte gelten wie baa
bea ^apflea fetter. Unter ber irjerrfchaff bea (Sroberere hatte bie &ir<he
(Snglanbe ihre ©onberfieüung aufgegeben unb fhicffe fleh an, in bie
DIeihe berer eingufrefen, bie fleh Oon Dlora ana regieren ließen.
VSie in (Snglanb, fo erweiterte fleh in Unferitalien bnr<h normänni fhe
Eroberung ber Umfang päpf&id^cn Äirchenregiraenta. 3« bie Qeit 2Uej«
anbera II. fallen bie entfheibenben (Srfolge Dtoberf ©niacarbe. 333ir
haben fle fyiet im einzelnen nicht gu oerfolgen, una genügt baa (Srgebnia,
baa auf bem ^efHanb nach hatten Kämpfen nnb manchen DUic? fehlägen
im Frühling 1071 erreicht wnrbe. 2 Ira 16. 2 Ipril biefea 3 oh tcfl ergab
fleh nach fafl breijähriger Belagerung ber le$fe griechif<h gebliebene
größere Ort, bie irjauptflabt Bari. Somit war 2lpalien unterworfen,
Äalabrien war ea fhon feit brei fahren. ©leichgeifig hatte mit ber (Sin«
nähme oon 9I?effina (1061) bie Eroberung ©igiliena begonnen. 3 unächfi
mit geringen Kräften betrieben nnb barum nur langfam fortßhreitenb,
führte fle hoch fh on im Januar 1072 gnr (Sinnahrae oon Palermo nnb
bamif gnr Beherrfchnng ber 9?orbSüfle. Saß bie gange 3 n f*l not«
raännifch werben würbe, war nnr noch eine (Jrage ber 3 c,t - SAfät oollem
Dlechf fonnte ber ^ßapfi bie ©iege feiner Vaffaüen ala eigene (Sr folge
buchen. Senn wo immer fle bie jperren warben, ba wnrbe er ala £ehna«
herr ßbereigenfümer bea £anbea nnb gehörten ihm nach bem £ehna«
Oerfrag oon 105 g Äirehen unb 5tlöfler. ©roßgrieehenlanb wnrbe röraifch*
Verfhwnnbcn war mit ber fiaatlichen gagleieh bie tizffylitfye (Oberhoheit
Äonflanfinopela, nngehinberf Sonnte ber $apfl bie Kirchen, bie Biafümer
organifleren nnb reformieren nnb ana ben (Srgbifehöfen nnb Bifihöfen
Unferifaliena (Ich eine ergebene ©efolgfchaft bitten. V3aa irjabrian I.
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334
Gpanien
trab CTtifolaoa I. trab jttle|f noch £eo IX. auf bem 233ege ber Unter«
handlang oergeblidh erjlrebf Ratten, war durch bie 233affen bet 9T£or«
mannen erreicht, ber Primat 3lome über Unterhalten wieberhergejleHt.
3« Unteritalien handelte ea j«h ura oerlorengegangenen 33ejt§; ein
nöHigea 9?ettlanb, baa nientale jnm fird^Iid^en ipoheitabereich bea Si«
fdE>ofa non Dlom gehört hotte, würbe um biefelbe 3 eif gewonnen in
(Spanien.
233ir jtnb gewohnt, non ©panien ala non einer (Siu^eit ju reben. 5)ie
SorfieHung, fi^on für bie ©egenwart nnr bebingt richtig, wäre für baa
Dfötfelalfer trab nollenba für bie Qeit, mit ber wir ea jn fnn hoben,
bnrdE>ane folfd^. Um bie DJJ'itfc bea elften 3<*$*$unberfe geigt bie .Jrjalb«
infei baa 23tlb größter 3erfplitterung. 5)ie (Sin^eit fehlt fowo^I bem
iflaraifc^en wie bem d^rifllid^en Seil. 5 )aa Kbolifat ©orbona, feit 1030
erlof$en, hot ftch in eine 2 Iuga^I kleinerer trab größerer Sjetrfefyaften
aufgelöjl, bie ftch Königreiche nennen nnb durch nid^fa mehr jufaramen«
gehalten werben. 3 n biefer jjinftchf jtnb ihnen bie dhrifilichen Dleid^c
bea Sttorbena, fro| häufiger Sruberfriege nnb ©rbfireitigf eiten, immer«
hin überlegen, ©ine unbejirittene Rührung behauptet unter ihnen ber
König non £eon«Kajiilien, ber ft«h ala ©rbe nnb ^ortfeger bea 233eji«
gofenrei<hea fühlt unb ftdE> jnm 3 e,c h cn feinea Sorrangea mit bem
Kaifertitel fdhraäcft. 3h ra orbnen juh unter bejiänbigen ©renjnerfdhie*
bnngen bie Königreiche non 9T?anarra unb SIragon unter, jufaramen«
gehalten bnrch bie gemeinfame Aufgabe bea fleten Kampfea gegen bie
Ungläubigen, ber „3täder oberung" (reconquista) unb feit 1036 auch
bnrch ein gcmeinfamee ^errfherhaua. 2Xbfeifa fleht Katalonien, bie non
Karl bem ©roßen gefdhaffene ©panifche 3KarJ, noch immer gnm
fränfifchen Dleich gerechnet nnb non ben dhrijHidhen 9?achbarn auf ber
jpalbinfel abgefperrt bnrch baa Serberreith non 3 oragoga.
@0 f<harf biefe ©faafen geographifch nom übrigen 21 benblanb ge«
fihieben waren, ea fehlte hoch feineawega an Segnungen. Über bie
^Jprenäenpäffe hinweg hing Katalonien mit bem £angneboc, 9Tanarta
mit ber ©aacogne jnfararaen, biefelben iperrengefchledhter regierten biea«
feite unb jenfeita ber Serge. Um fo noüfiänbiger war baa ©onbcrbafein
ber fpanifchen Kirchen, ©ie hotten ihn eigenee Stecht, fyve eigenen
gotteabienfHidhen formen, unb mit Stora fehlte jeder 3 nfammenhang.
Deicht einmal non ^Pilgerfahrten gu ben ©räbern ber 2 Ipofielfärflen hoben
wir aua ©panien nor bem elften 3 a h r ^nnbert ftdhere Kunde, während
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(Spanien
335
nmgefeßrt aus ^tolicn nnb (^ranfreicß bic Steife gnm ©raBe bes 2 lpoßels
3 >a?oBns in ©anfiago be Gorapoßela nickte Hngewoßnlicßes war.
2 lnbers worbe es erß im Anfang bes elften ^faßfßonberfs bnrcß 2 Scr=
mitflnng non (Slnnp. König ©ancßo ber ©roße ober bet 2llfe non D?a=
narca ( 1000 — 1035 ), ber ancß üUragon nnb Kaßilien regierte, ßanb
nnter bem Einßuß bee 2U>tee ßbilo nnb ließ bnrtß ißn bie Klößer feines
£anbes reformieren, ©ancßos ©oßn nnb Erbe, ^ferbinanb non Kaßilien,
jaulte an (Slunp jäßrlicß eine große ©nmme, fein 23eifpiel fanb Dtacß*
aßmnng Beim 2Xbel bee £anbes. 3)ie frangößfcße (^röramigfeif ßielf ißren
Eingng in ©panien nnb gewann in ber ©eißlicßfeit 2lnßang nnb (Sin=
ßuß. ®rei 23ifcßöfe ßnb gwifcßen 1035 nnb 1065 naeß (Slunp gegogen,
nm bort als DHöncße ißr £eben gn Befcßließen. 2Iucß gn Dtom würben jeßf
bie 23egießungen aufgenommen. Es war ein Ereignis, baß ein ©oßn
König ©ancßos Bei £ebgeifen bee %5atere als ^öilger bie Ewige ©tabt
anffncßte nnb mit ©cßäßen non Heiligtümern ßeimfeßrte. 2Son Unter*
werfmtg unter ben tyapft, non römifcßen Eingriffen in bas fpanifcße
KircßenWefcn iß freiließ noeß wäßrenb eines gangen DRenfcßenalters
nießts gn fpüren. 5)agu worbe ber Einfang erß nnter 3Uejranber II.
gemaeßf.
3m 3 a ß cc 1065 , als 3Uejranber eben auf feinem Sßron ßcß gn Be-
feßigen Begonnen ßatfe, gog ein romifeßer £egat über bie^öprenäen, H u 9 °/
genannt ber 333eiße, Karbinalprießer nom ßeiligen (Siemens, einer ber
merfwärbigßen DItanner biefer Qeit. £eo IX. ßatfe ißn ans bem Kloßer
Dtemirlmont in ben JBogefen naeß Dtom mitgenommen, nnb ßier ßatfe
er unter fünf ^ßäpßen gewirff. 23ei bet ©paltnng bee ^afytee 1061 war
er gn H°norius II. üBergegangen nnb mit biefem ansgefcßloffen nnb
oerßueßf worben, ßatfe aber Balb ben Dtüdfroeg naeß Dtom nnb in bie
£)ienße 2llej anbers II. gefunben. 355ie es Barn, baß er ben Auftrag naeß
©panien erßielf, wißen wir nießf. D33ollfe man ißn entfernen ober ßatfe
er Befonbcre Erfolge in 2lusßcßf gn ßellen gewußt? 23eibes iß möglicß.
2 lucß non feiner Siätigfeit in ©panien ßnb bie ©puren feßwaeß. Über
gWei 3aßre ßaf er ßcß bort anfgeßalten, in Dtaoarra nnb Kaßilien
©pnoben oorgefeßen, beren Ergebnis nnbefannt iß, bann in Katalonien
ben ©ottesfrieben nnb bie ©rnnbfäge ber Dteform oerfünbigt — QDerBot
bes ©tellen?aufs, ^Pßitßf ber EßeloßgBeif — nnb gnleßf 2lragon Befncßt.
Hier enbliiß warb ißm ein außerorbentlicßer Erfolg gnteil. Unter feinem
Einßuß maß es gefeßeßen fein, baß ber König bes £anbes, ©aneßo, ein
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336
<5pani en
(SnBel ©andhoa bee 2üfen, (tcfy entfloß, nach [Rom gn gehen nnb ftch trab
fein £anb ber @c^ö|^err ftfyaft bee heiligen Tßetrae gn unterwerfen. 3 °
Öflern 1068 war ee, baß bie £efyn 0 ^ofyeif bee tyapfiee in biefer SSSeife
auf ber 3 f 6 erif<$en Jpalbinfel ^nß faßte.
(Sine anbere [UnfgaBe })atte ijugo nicht gelöfi, gnr Annahme bee
rötnifhen ©otteabienfiee fyatte er bie fpanityea Äird^en nicht Bewegen
Bonnen. 3 n> ei Legaten, bie ihm folgten, waren nicht glädPIidher, oielrae^r
fanbten nun bie 35ifcfyöfe t>on £eon«&ajiilien nnb ERaoarra brei ans ihrer
9I?iffe nach [Rom, benen ee nach fpanifd^er Überlieferung gelangen fein
foH, Beim [)3apjl bie anebrndflii^e [Sättigung bee alten [Riftta gn erwirfen.
2lragon bagegen gog bie Folgerung ans feiner Unterwerfung unter [Rom.
[Sei einem gweiten 21 ufend>alt in biefem £anb im Frühjahr 1071 er«
reichte ^ngo ber 2 S 5 eiße, baß ^ier bie ein^eimifd^e £ifnrgie a&gefdjafft
nnb bie romifd^e eingefü^rt wnrbe. $ür i^n perjonlich BeBam ber (Srfolg
einen Bitteren [RachgefchraadP: oon ben [JItöndEjen t>on (Slnnp, beren
Äreife er gefiört hafte, wnrbe er in [Rom ber 5£äaflid>Beif angeBIagt
nnb im ^rn^ja^r 1073 attB Ber ©eraeinfd^aft auogefd^Ioffen. ©einem
255erB tat bae Beinen 21BBrudE>, gwifd^en [Rom nnb ben fpanifdjen Äirc^en
war bie [ßegie^nng ^ergejieHf.
(Sa waren [Unfänge, aBer fte oerfprad^en guten Fortgang. [Rirgenba
war für bie [Prebigf ber jtird^e ber geiflige [Soben empfänglicher. 3 ra
|!efen Ärieg gegen 2IraBer nnb [SerBern, ber feit ber gweiten Hälfte
bee ^a^r^aaberte mit wadhfenbera (Srfolg geführt würbe, fchlng im
23oIB jene erhißfe, leibenfd^afüid^e [Religiojtfät 235nrgeln, bie feitbem
für einen (SharaBfergng ber fpanifhen [Ration geBilbef
hat. [Da fah man Balb Könige für ihre ©ünben öffentlich [Snße ftm,
einen t>on ihnen ben ©ohn einem Älofler übergeben, einen anbem
aBbanBen nnb felBer DltondE» werben, einen britten feine [Reiche geifl*
liehen ßrben oermad^en. [Reichlicher ala irgenbwo fonfl in biefer 3 «if
jfoffen hier bie ©tiftungen nnb ©dhenBnngen. 255ie nahe mnßfe ee
folgern (Smpftnben liegen, ben Äampf gegen bie UnglättBigen unter baa
3ei<hcn bee ^eiligen nnb [Upoflela gn fieHen, t>on bem man hörte, baß
ihn ber j^eilanb gum später am [£ot bee [ßarabiefea Befledt h<*Be! [Daa
Bot neBen ber fieberen 2Xnöficf>f für baa ^fcnfeifa nicht gn nnterfchä$enbe
unmittelBare Vorteile: ber ©egen bee Jßapflee fiärBte nicht nnr ben
9Iiuf ber ©freiter, er oerraehrfe unter Urajlänben ihre 3°h(# Benn er
Bonnfe bie Äräffe bee iUBenblanbe für ben Ärieg ber „[Reconquifia^ in
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Spanien. — DTlailanb
337
^Bewegung fe$en. ©chon Ratten bie £ofung bee ©laubensfampfes trab
bie 21 ns ficht auf 23enfe ihre oerlocfenbe 233irfung auf ben abenfeuernben
©tun frangöftfeher Dritter gu üben begonnen. 9Itif Unterfiü$ung einer
herbeigeforamenen @dE>ar, an bet wiebermn bie Normannen in erjier
Dlei^e beteiligt waren, gläcfte im 3 a ^ c Io6 4 b‘ e ©innahrae bet wichtigen
^reflnngsjlabt Äarbafiro. @ie ging freilich banf ber 3o4>tlojtgfeif bet
©roherer halb wieber verloren, aber ber ©ebanfe, ein (S^rifieu^eer
gnra Äampf gegen bie Ungläubigen nad? ©panien anfgnbieten, war ba=
mit nidE>t abgetan, bie ©rfolge bee^ßapjiee auf Eirc^Iit^era ©ebiet gaben
ihm neue Nahrung, unb im 3>ah** io 7 2 nahm er fefie ©ejlalf an. ©in
ehrgeiziger irjerr ans ber ©hampagne, © ra f Von Dtoncp, beffen
©dEjwefler bie ©emahlin ©anc^os non 2lragon war, faßte ben Plan
ober ließ ftch für ihn gewinnen, mit bewaffneter 9TtadE>f feinem @d>wa=
ger gn Sjilfe gn eilen. 5)er Papjl gogerte nicht, jebern, bet ftcfy am 3»ge
beteiligen würbe nnb gebeichtet hätte, bie 23nße gu erlaffen nnb 23er=
gebung ber ©ünben gn erteilen. 3Ifrf bera ©rafen fara anßerbem, ver=
amtlich im geheimen, ein Vertrag gafianbe, wonach er alles, was er
!>om £anbe ber Ungläubigen erobern würbe, als £ehen bee ^eiligen
Petrus beftfen füllte. Sa fonnte alfo auf fpanifchem 23oben ein päpf!*
lieber ißehnsßaat entfiehen, ähnlich benen, bie in Unteritalien bereits
beflanben. 933eifcres hat 2IIejanber II. nicht mehr erlebt, gur ©rbfihaft,
bie er btm Nachfolger hinterließ, gehörte mit vielem anbern bas
fpanifche Unternehmen.
©inen fchwierigen Seil biefer ©rbfihaft bilbete bie Ntailänber An¬
gelegenheit. 3h r f°mmt für bie weitere ©nfwidPInng ber Singe größte
23ebeufnng gn. 233ir werben fte baher gurücfgreifenb näher fennengu*
lernen hnben.
Ser 5 r > e ^ e / ^en ©rgbifihof 355ibo ftch bnreh Unterwerfung unter
Dlora erlauft hatte*), fonnte nicht non langer Sauer fein. Sie Patarja
war gebämpft, aber erlofchen war fte nicht. 3 n & cn fahren, ba gwifhen
Alejranber II. unb ^onorins II. bie 333age fchwanffe, fheint ber ©rg*
bifchof bie ßberhanb gehabt gn haben; als bie ©ntfcheibnng über bas
Papjifmn gefallen war, lebte bie revolutionäre Bewegung wieber auf.
Saß fte von 3tom ans gefchürt würbe, wie bie mailänbifhe Über*
Iiefernng melbef, ifi faura gu begweifeln. ©in 233e<hfel in ber Rührung
•) obtn < 5 . 309 f.
Malier, Sa* PapfUum II 1 22
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338
OBtailanb
brachte ihr neue Äraft. 2 In bie ©feile £anbulfs, bec einem £ungenleiben
erlag, fraf fein 23ruber 6 rlembalb, in 6 er ©eftnnung ihm gleich, im
übrigen überlegen, ©eine glängenbe ritterliche tyezfönlifyieit gewann
neue [Unhänger, befonbers in ben obern ©c^id^fen non 2lbel nnb [Bürger*
fd^aff. 3n bie Verwaltung ber Äird^e griff er ein, nerfyinberfe 9Itaß=
regeln, bie er für flmonifiifeh erHärfe, nnb berief (Icfj auf 2K5eifungen aus
[Rom. [Deren ftnb einige in ber £af oorhanben: [Befehle an Stlerns nnb
£aien, ftmoniflifd^en nnb oerheiratefen ©eifHic^en ihre [Pfränben gn
entließen, ihren ©ottesbienfl gn meiben. [Daraufhin begann non neuem
bie Verfolgung ber ©eifllid^en, bie ben Verfchworenen [Unfloß gaben,
nnb als ber (Srgbifcfyof bagegen eingufc^reifen nerfud^fe, mürbe er felbfl
bas 3>el ber Eingriffe. 6 s fdjeinf, baß man ihm oorwerfen Sonnte, fleh
nicht an bie ßrbnung gn Ralfen, bie unter [petrus Damiani im 3oh c
1060 anfgefleHt mar. [Ulcjanber II. beobachtete gunäehfi 3 nr üdhoIfung.
6 s ifl ein [BruchfincE aus einem 6 rlaß non ihm an bie Dltailänber
erhalten, worin fle angemiefen werben, ihrem 6 rgbif«hof gn gehorchen,
folange er bem heiligen Petrus gehorche. 2 lls aber 6 rlembalb perfonlich
in [Rom erfchien, nm gegen 233ibo 2ln£Iage gn ergeben, hoffe er 6 rfolg.
6 r burfte mit einer 6 rSIärnng gurüdffehren, baß ber Dltailänber 6 rg*
bifchof als offenSunbiger ©imonif! attsgefehloffen fei.
[Das brachte bas glimmenbe §euer gura 2IufIobern. 3 ra Vertrauen
baranf, baß ber ©folg ber Vürgerfchaft biefen [Ungriff auf bie 2Sürbe
ber Äirche nicht ertragen werbe — benn einen Vorgang, ber bie Unter*
fieüung Stttailanbs unter roraifches ©trafnrteil erwiefen hoffe, bannte
man nicht — raffte fleh 6 rgbif^>of VSibo gnra 233iberjlanb auf. 31m
[Pßngßfag (4. 3 uni) 1066 erhob er nor nerfammelter ©emeinbe im
[Dom laufe [Befehwerbe gegen ben [Papfi. 21rialb nnb 6 rlembalb miber*
fprachen ihm nnb waren in bem ausbrechenben [Snmult bie ©tärferen,
ber 6 rgbifchof felbfl würbe holbtof gefchlagen. Sags baranf aber wanbfe
fleh bas [Blaff, bie 6 rgbifchöflichen fielen über bie [pafarener her nnb
brachten ihnen eine [Rieberlage bei. 2lls 933ibo bas 3nferbibf Verhängte,
hielt [Urialb felbfl es für geraten, bie ©fabf gn neriaffen nnb fleh branßen
nerfledtgn holten. 6 r mürbe entbedf, gefangen nnbgranfam uragebrachf.
[Die folgenben 6 reigniffe ftnb fhwer gn ernennen. 3onä«hfl gehorchte
mieber bie ©fabt bem 6 rgbifhof, auch 6 rlembalb nerhielf fleh füll.
Dann aber geigte fleh, baß bie [pafaria burch bas ©efchehene gewonnen
hafte, ©ie hotte je$t einen 3Uarfprer, an beffen £eiche VSunber ge*
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3HaÜanb
339
fdE^en, trab non Stom aus fara raan i^r gu Sjilfe. (Sine röntifhe ©pnobe
»erhängte über ben (SrgBifhof „wegen hochmütiger 2Iuftehnang gegen
ben apofolifhen ©fuhl w bas Verbot ber Ülrafsansübang. Sie Sliaß*
cegel BlieB nidE>f ohne VSirlnng, 333ibo ränmfe bic ©fabf, in bie (Sr*
IemBalb als (Sieger einjog. (Sr hotte feine Anhänger gefammelt nnb
Stäche für bie (Srraorbtmg 2Irialbs fchwören Iaffen, bie er bem (SrgBifhof
fchnlb gaB.
Sie Begleifenben Umflänbe, nnfer benen biefe Vorgänge fidE> ab*
fpielten, ^3lünbernngen, Vranb nnb Vlutoergießen, gaben bem ^3ap(!
©elegenheif, gara jweifenraal (d)lid)tettb eingufhreiten. 2 Inbers als t>or
(leben fahren fanb er {einen SKiberfprnrf). 21 m i. 2 Iuguj? 1067 fonnten
feine £egafen ben ^rieben biffieren. 3S3ie er gußanbe geforaracn ifi,
wiffen wir nicht/ aber er fragt baß ©eptäge non 3 n S c ßönbniffcn nach
Beiben ©eiten. Ser (SrjBifchof bnrfte fein 2Iraf wieber übernehmen,
nnb bao Volf würbe angewiefen, (Ich ihn» gu unterwerfen. 2Q3egen ber
(lattgehabten Untaten erfolgte leine (Strafe, nur foHten (le (Ich nicht
wieberholen. Sen ©eißlichen warben 5tanf non Äirchenämfern nnb 3“=
famraenleben mit grauen aufs neue gemäß früheren Verfügungen, gn*
gleicf aber ben £aien eigenmächtiges Vorgehen gegen Verbächfige unb
(Schulbige nerBofen; er(l wenn bie geijllichen ßberen nerfagten, foDten
fe eingreifen bürfen. D^acE> ben norausgegangenen fhroffen SItaßregeln
war bas non päpßlicher ©eite ein Stüctgug, entfliehen aber war bamif
noch nichts. Sie Verfhwörnng ber ^3afaria Blieb Begehen, bie Veob*
achfung bes $riebens hing nora guten 2Q3iKen ber Parteien aB, unb an
ihnen ©efnnungen hoffe (ich nicht 0 gsänberf.
(Stroas raeht als brei 3 a h rc währte bie Stul>e. 3>ngwifhen fomraelte
(SrleraBalb, jeßf ber eingige Rührer, weitere Anhänger nnfer £aien unb
©ei(Hichen unb fejiigfe feine Partei. Sann Begann er aufs neue gu
wühlen, nunmehr mit bem 3>*I/ Ben (SrgBifhof gu nerbrängen unb einen
anberen gu erheben, gemäß ben ©runbfäßen ber nenen 3 e * f * SarüBer
»erßänbigfe er (sch einem Vcfuche Storas mit bem ^apß, bann er*
öffnete er ben Eingriff auf 9B3ibo. Siefer, alt nnb gebrechlich nnb ber
Kämpfe mäbe, willigte in bie ÜUBbanfung, wahrte aber bas Stecht ber
&rone unb fanbte Sting unb ©faB an ben Äönig. Heinrich IV. hotte Bis
bahin in bie SItailänber VJirren nicht in erkennbarer VSeife einge*
griffen, jeßt erteilte er bem Voten bes (SrgBifhofs, einem nornehmen
©eif&ichen namens ©offrieb, ber auch am beutfhen jpofe wohlbefannt
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340
3Raf lanfc
war, bie ^jnbeflitut. @0 war ein Olttßgriff, ben bet 5tönig fcIBfJ halb
bereute, benn ©offrieb fanb in ©fabf nnb £anb mehr üttblehnrntg ab
2Iner£ennung, nnb Srlembalb eröffnete gegen ihn ben Ärieg. 3I?if
feinen bewaffneten Anhängern belagerte er ©offrieb anf feinen Bürgen
nnb lieferte ihm ©efechte, mußte ftch auch ber ^ßerfon 355iboa gu be=
mächfigen, ber feine 2lbbanfung gurücfnahra, fo baß bie SBerwirrang
bannt größer fein fonnte. 235ibo0 Sob int 2Iugufi 1071 brachte leinen
^rieben, benn nidEjf feiner ^Derfon hatte ber Äampf gegolten, fonbern
bcm Dled^f be0 Äönigo. Ser 3nt>ef!ierfe würbe Verworfen, einen frei
gewählten Srgbif<hof forberte man. Sabei hafte man bie »olle Unter*
f!n|nng bee ^Papjle», ber ©offrieb fogleid^ famt gangem 2lnhang atm-
f^Ioß.
So<h fd^on befd^ränfte fuh ber Äampf nicht mehr anf OUailanb.
Söon Anfang an waren bie römifd^en Dteformgefe$e, befonbero bao Qtfye*
»erbot, in ber £ombarbei auf fiärbfien 255iberflanb geßoßen, bie 3Ite£r=
ga£>I ber 23ifi^öfe hafte gar nid^f gewagt, jte gu »erfänbigen, nnb wo e0
etwa gefd^a^, wie in 23refcia, ba wnrbe ber 23if<hof t>on feinen ©eifl*
licken bar «^»geprügelt. Sann aber hafte bie OUailänber ^Bewegung bodE>
auch anf anbere ©fäbfe äbergegriffen. 3" Gremona »erjagte bae Q3olf
bie für ftmoniflifch gehaltenen nnb bie »erheirateten ©eifHichen, in
^ßiacenga wnrbe bao 33eifpiel nachgeahmf nnb ber ^Bifd^of »ertrieben.
3h rc £0fangen erhielten bie 31nfjf!änbifchen au0 Dlom. Sa» ©^reiben,
womit 3Üegranber II. bie Gremonefen gn ihrer Saf beglüdFmünf<hte, i(I
ein ©Schlachtruf, wie er anfreigenber nicht Hingen Eönnte. 3ara Äarapf
gegen bie ©lieber bee Slnfid^rijl flellt ber ^ßapfi „ben 2Irm anb@<hilb
ber römifd^en Äirche" gar QSerfugmtg, nnb wie er ft«h biefea Stampf
beaft, geigen bie anfchließenben 9G5orfe: „©0 rufe benn jeber »on emh,
gegürtet mit bem Solch göttlicher Äraft: ,jrjer gn mir, wer bem jperrn
angehörf ( (2. 9It»fe 32, 26), nnb fiärge fleh bampfglühenb anf bie
Sempelfhänber, nm bie Sore ftmoaißifdfet Stäuflicfyleit nnb geifUichen
(Sfyebrncfe, burch bie ber Senfei in eure ÄirdE?c eingebrangen war, mit
ben £eichcn ber Grfchlagenen gn fperren!" Um jeben 3>®eifel gn befei*
figen, Wer in biefem blutigen 23ürger£rieg ber oberfie Äriegoherr fei,
führte Grlembalb bae geweihte SBanner beo heiligen ^)etru0, bao ihm,
wie fchon ben OYormannen in ©igilien nnb Gnglanb, ber SßapfZ »er«
liehen hatte.
Surch affiiboo Sob war für Srlembalb» 2ü>fidpten bie SBahn frei
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ft riegeri frfjer (Slparaifer Papftfum*
341
gewotBen. 3 ra 3>anuar 1072 würbe anf fein 23e treiben in ©egenwarf
eines Äarbinallegafen ein jtmger ©eifilid^ec namens 2ltfo gum (5rg*
Bifdfwf gewählt. 333ie Bei ^ßarteiwahlen raeifl, war bas Verfahren
wiÜBärlich, es fanb alsBalb eine gewalffame üUntworf. 5)er Gewählte
würbe Beim ^ejiraa^I überfallen, an JrjänBen nnb grüßen in ben Ü)om
gefc^Ieift nnb gu eidlichem Vergibt gegwungen. 2lueh bem Äarbinal*
legafen ging es fehlest, mit gerfegten Äleibern Bonnte er |td) eben nocf>
retten. 216er bie ijerefhaft in ber ©fabt Behauptete GrlemBalb dennoch-
2 Iuf feinen 2Inrnf erklärte ber ^ßapfi ben Vergichfseib für nichtig nnb
2 lftos VSahl für rechtmäßig, unterfingte biefen auch m >* ©elbmiffeln,
während bie ©egner gögerfen. Grfi nach 2» a h rc0 fciß/ inbes bie ^ßafaria
fuh fdE)on nach anbern Orten ansBreitete, würbe anf 33efehl bes Äonigs
bie VSeihe ©offriebe oollgogen, außerhalb SItailanbs, in Stocara. 5)er
&f gwifhen altem nnb neuem Stecht bes geifilichen ©taubes war
gum Äarapf nm bas DtecE>f ber Ärone geworben; im ©freit um bas
SItailanber Grgbisfum foflten SPapfi nnb Äönig als ©egner ihre Kräfte
meffen.
2Sic fehr flicht doch Bas ^Papflfum Sliepanbers II. in feinen legten
3eiten non allem früheren ab! (Sine Briegfühcenbe SItachf ifi es ge¬
worben; in STorb nnb ©üb nnb 233efl, in ©igilien, ©panien, ber £om*
Barbei fechten bie Anhänger unter feinem (^elbgeichen, Groberungen find
bas 3>el/ nnb keineswegs nur folche auf geifligem 23oben. DItif was für
planen man in Dtom (ich fchon getragen haben mag? Gs fheint, man
hat minbejiens auf Briegerifhe VerwicBlungen oorbereifef fein wollen,
in benen es gelten würbe, mit eigener Sltad^t aufgutreten. 33S*r fehen
ben ^ßapfi im noraus Gruppen anwerben, bie ihm nach 23ebarf gar Ver¬
fügung flehen follen, wir hören non frangoftfhen Herren, bie oor 2llej=
anber II. am ©raBe bes 2lpofiels in feierliihfler 255eife, „mit gum ipim*
mel erhobenen fänden" gelobt haben, für bie ©a<he ©anBf Meters gn
Kämpfen, wo immer es notig fein würbe. Von ben©rafen non Vnrgnnb,
non ©anopen nnb non ©f.©illes wirb cs gemelbef; ob ihrer nicht mehr
waren, bie biefe Verpflichtung übernahmen, wiffen wir nicht, nnb bie
2lBftchten Bonnen wir nicht nennen, ülber bas fehen wir, baß bas ^3apfi*
fnm eine3*iä»cnbe bnrchfhreifct unb bas gange 2£Benblanb mit fleh fort*
gnreißen Beginnt, unb wir Bennen ben SItann, ber es auf biefen VSeg ge*
führt unb bie 3ügel Ber £eifung in Bie ^>anb genommen hat.
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342
$ilfcebranfc* (Sinflug
@0 iß nidfyt 2llejanber II., nicfyt bet ^apjl, fonbern fein 2Itd>ibiafotm0
jpilbcBranb. 5)aß et bet mirflicfye Senlet bet tömiftfyen Stiafye Wat,
I?aBen bie 3ci<geno|fen gewußt nnb mit 333orf nnb Saf Begeugf. 2ln iljn
wanbfe man ßtfy mit Befonberen 333unfdE>en, i^ra fdE>meid?elte man, in
i^m Befang man ben DItann, bet mit einem 333orf meljr auoricltfe als
Dltariuo nnb Gäfar mit ©frömen non 23lnf nnb an wofyloerbienfera
Dlnljra alle Dtömer beo 2llterfumo aBertreffe. nannte man gelegene
Iic^> fogar in ber Datierung: „unter ^3apfi 2 Xlepanber in feinem nennten
3a^r nnb unter jpilbeBranb bem 2lrd^ibiafon" Ijeißf es in einer Ilrlmtbe
ans ber^ßrooenre. 2lm unoerBlnmfeßen fpricfjt fiel) ^ßefrno Satniani ano,
in einigen Bitter ironif$en 33erfen rebet er i^n an:
Gljr’ id? gegiemenb ben ^3apjl, fo lieg’ id? oor X)ir in 2lnBefnng.
2)n er^eBjl jenen gnra jrjerro, er ßefyt in 2)ir feinen ©oft.
Gin anberraal:
333illjl S)u leBen in Dlom, fo BeBenne mit fd^aHenber ©fimme:
9Itel>r nodf) als ben .Sierra ^ßapjl el>r’ icf) ben iperrn üBerm !ßapj2.
jrjilbeBranb felBf! freute |td> nidjf, biefeo 3Ser^älfnio gur @c£au gu
tragen. Go Barn oor, baß er ein ©efud? im eigenen 3Yamen aBfdE>Ing nnb
oon „unfern Legaten" fprad^. 5tein 3*®eifel, baß er ben ^3ap|I Be^errfd^t
^af, fotoeit ein ^Diener feinen jjerrn Be^errfd^en Bann. DItan raunBelfe,
2flejranber erfrage ifyn ungern, aBer baoon raerfte bie 333elf ni<$fo.
CTfic^t immer mag gefdjefyen fein, wao jpilbcBranb tooHfe — Unterlaß
fnngen Sflcjanbero gu rügen l>af er jid^ fpäter nidE>f gefc^ent — aBer
nichts gefd^a^ gegen feinen 333iüen, nnb ber päpfilidE>en ^ßoIifiB gaB er
bie Dlidtfung.
2lm 21 . SIpril 1073 jlarB 2llejanber II. naef) längerer ÄranB^eif.
Sago baranf trat ein, toao fd>werli«$ jemanben nBerrafd^t £>aBen wirb:
jjilbeBranb war ^3apji — ©regor VII.
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©regor VII.
Dttcfyt in regelmäßigen ^formen nadE> alten unb neuefien VorfdEjriften
ijl ©regor VII. gewählt worben, eine jinrmifd^e 2IufwaHung ber VoIfs=
maßen Ijob iljn non ber £eicf)e feines Vorgängers ^inweg auf ben 33E>ron.
©prcd^er ber DItenge nnb $ä^rcr war ber Äarbinalprießer ^ngo ber
233eiße, nor furgera nodE> ans ber ©emeinfdE>aft ansgefd^loßen; bie übri=
gen 5tarbinäle Ratten nur ben Volfswillen gn noHgieljen, inbcra ße als
ityren ©ntfc^Iuß gu ^ProtofoD nehmen ließen, was gefcfjeljen war. 5 )abei
würbe nid^f einmal nerfc^wiegen, baß bie 23ifdE>öfe, im 933iberfprud£ gnr
233af>Iorbnang non 1059 , nur als3rugen an ber jrjanblung feilgenommen
Raffen. Vom Dtecfjf bes bentfcfjen Äonigs war Weber bamals nod£ fpäfer
bie Diebe; was bie jnngjle VSa^Iorbnnng barüber enthielt, wnrbe nicfjt
beachtet. VSiberfprnd^ war nic^f laufgeworben, gn Dlteimmgsänße*
rnngen feine ©clegen^eif gewefen, ^o^ere Eingebung follfe biefe wnnber=
bare (Sinigfeit bewirft Ejaben. 2 )ie (Sinigfeif war fo groß, baß bie Dftenge
im norans fogar ben Dramen fannfe, ben ber neue ^ßapß gn fragen
wünfdjfe: mit bem Dlnfe ,$)apß ©regor ^af ber ^eilige Petrus erwählt"
begrüßte ße i^n. 9ß3ir bnrfen barin ben Veweis fe^cn, baß bas ©täcf
gnf norbereifef war nnb gut anfgefü^rf würbe. 2 IIs ©pieQeifer tyaffe
jpugo ber 233eiße ßif) bewährt. 5)aß er gegen ben VSiHen jpilbebranbs
ge^anbelf Ijabe, wirb niemanb glauben. Sjat er ßdE> bamif am ©nbe bie
Vegnabigmtg nerbienf? 9ß3as bie^einbe fonfl gn ergäben gewußt Ijaben
non großen ©umtnen ©elbes, bie ^ilbebranb unter bas Volf babe ner s
teilen laßen, mag auf ß<$ berufen.
©regor £af feine Vifd^ofswci^e um gwei Dltonafe aufgefctyoben. S)er
9T?acf>foIger mtb ©felloerfrefer bes 2(poßelfärßen wollte nidEjf nor beßen
(5?eßf ag gemeint Werben, er|! am barauffolgcnben ©onnf ag, bem 30 .3!uni,
wnrbe bie ijanblnng noHgogen. (5s war ein ©cEjriff non ßmtbiIblidE>er
23ebenfung, begeidEwenb für ben DITann unb bie 2Iuffaßtmg, bie er non
feinem 2Imf £cgfe; bie Übernahme ber Dlegiernng erlitt barum feinen
Vergng.
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344
©regor VII.
©regor fyatte ßhon als 2Trchibiafon bie ©eßhäfte geleitet. 2Iber
es iß doch etwas anderes, ob man in fremdem ober in eigenem tarnen
regiert. 3 e l f erß trug jeber (Snfßhluß, jedes 2S5orf nnb jedes (Schreiben
ben Pollen ©ferapel feiner ^3erfonIic^Feif.
Unvergleichlich fiel mehr als »on irgenbeinem 3Itenßhen feiner
(Spotte miffen mir non i^m. (Sr ^at bie 3 e *^S cno fT en f° feh r beßhäftigt,
baß ße nidE>f müde werben, non i^m gn reden, im 23öfen wie im ©Uten,
aber noch me^r nnb deutlicher rebef er felbß gn uns. (Sin günßiges ©e*
ßhidP hat ben größten Seil feiner ^Briefe auf bie SÜadpoelf {oraraen
laßen; ans ihnen nor allem triff er uns entgegen, wie er war. (Sr hat es
immer oerfcfjmätyt, feine ©ebanEen gn nerbergen, in Säten nnb 2KSorfen
trägt er bie IHufrichtigEeit gnr ©cfmu, bie bas Äenngeicfjen bes großen
31tenfrf)en iß. ©eine Briefe ßnb bet getreue ©piegel feines 233efens.
333as einem ba auf jeber ©eite auffällf, iß ein nnbengfamer 333iHe
nnb eine ßürmißhe £eibenfc^aff. ^inberniße ße^t er nid^t, 253iberßänbe
will er nicht kennen, ße reigen ihn nur gn nerboppelter Äraftentfaltung.
©o iß auch feine ©prad^e: fnrg angebunben, ^äußg ßhroß nnb barfdfj,
ohne 2lnmuf, mit oßenEunbigcr 33ernachläfßgung der (Jorm. 9Iian ahnt,'
mit welcher fortreißenben ©ewalf er gerebef, geprebigf haben muß.
©ewiß wohnten auch in feiner 23ruß gmei ©eelen. ^Cere^rer rühmten
feine £iebenswurbig{eif im Umgang, nnb wie leidet gugänglidh er ßch
geige. Sie jjerrfcfjergabe, 3Henßhen gn gewinnen nnb an ß»h gn feßeln,
hat au<h er, ber unanfe^nlid^ Heine unb unßhöne 3Xtann, in h°h era
Dftaß befeßen nnb treue 2In^äng(id^feit, hingehende 23ere^rung gefun*
ben bei Scannern nnb noch mehr bei grauen. 23eim DUeßopfer, bas er
täglich barbrac^te, gerßoß er in Sränen, nnb für bie £aß feines 31mfes,
bas 23emußtfein ber eigenen ©<$mä($e, bas ©efü^I ber (SinfaraEeit hat
er ergreifenben lUnsbrucE gefunden. 2Iber auf fein jjpanbeln hatte bas
{einen (Sinßuß, nnb wo er freunden gegenüber meiere Sone angnfd^Iagen
ßt^ bemüht, Hingt feine ©ptaeße {alt unb gemalt. Sie eigenfließe Son*
arf feiner SRafur, bie er bie 233elf beßänbig ^ören ließ, war eiferne
Sjäzte. 233as bie 3eifgenoßen i^ra am raeißen oorwarfen, war feine
9HaßloßgEeif. ©eine Unerbittlichst gegen ©d^nlbige ging fogar ben
näd^ßen Anhängern gn weif, nnb gegen feinde Eonnfe er graufam wer:
ben. Sie ©eß$idf>ten non Einrichtungen, 33erßömmelnngen nnb ^ol*
fern, bie er ohne O^of befohlen habe, brauchen nicht ade wahr gn fein, es
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Perfonlirfjfeif
345
BleiBf genug, was ftd? nidE>f angweifeln läßt. Gin 2lBf, Bet auffäfßgen
Dltönc^en Gingen nnb 3 nnge tjatte ansreißen laßen, war non feinem
ßBero geßraft worben. ^jilbeBranb allein wiberfprac^; er fanb bas Vcr*
fahren bes 2IBtes gang in beriÖrbnnng nnb £af ben 323üferidE) fpäter gnm
VifdEjof Befördert. 2IBer and? gegen freunde fonnte er fc^coff nnb aus«
faHenb werben, feinen 2IugenBlief waren ße t>or rankem Sabel nnb
fränfenben Vorwürfen ßd>er. Äein 323unber, baß ßdE> mancher aBge«
ßoßen füllte, ber fein ^rennb l>äffe fein foHen. ^3efrns 2)amiani fyat
unter feiner ©ewaltfarafeit nnb ß^nöben Äälfe gelitten, iljn feinen
„^eiligen @afan" genannt nnb feinen ©efä^Ien in fpigen Werfen £uft
gemacht:
333er bes Nigers 333ut Begä^mf nnb ben Blutigen Stadien bes £owen,
Sltag gnm £amme ben machen, ber Bisher 333oIf mir gewefen.
(Sr ^at i^ra fdE)ließlidE> fein Bistum Ößia nor bie Qfnße geworfen nnb
ßd^ in feine ^eimat gurücfgegogen.
@o war ber 3Itann Befdjjaßen, ber nmt ben 2IpoßeI (S^rißi auf (Srben
oerfrefen fottte, eine Äampfnatur bar dt) nnb burd^. Von enangeliß^er
OITilbe iß nid^f niel an i^m. 333enn er gefaßt worben iß, wie wenige
SQftenfdjen nor nnb nac^ i^m, fo ^at er geerntet, was er fäfe.
3IiandE>e 333anblmtgen ^atte er bnrd^gemad^f, als er, nm 1025 ge«
Boren, mit etwa fünfzig V a ?ft wnrbe. 3 ra Älnßer auf bem
2 Inentin ^atfe er ßd^ nnter £oreng non 2 Ima(ß gnm S^eologen ansge«
Bilbef, fo baß £eo IX. bem jungen ©uBöiafonns feine Vertretung anf
einem Äongil in Sours übertragen fonnte, wo es galt, in einer ber
ß$wierigßen t^eologiß^en fragen, in ber 2lBenbma^IsIeI>re, eine (Snf=
f$eibung gn fällen. ©eifbem, nnb noKenbs als er mit ber (Sr^eBnng gnm
2 lrd>ibiafonn 8 in bie £eitnng ber ©efd^äfte Berufen war, traf bie S£eo«
Iogie für ityn gnrncf nnb bas jtird^enred^f in ben Vordergrund. 3Kit it>m
muß er ßdE> eingehend Beffjäftigt IjaBen. S)aBei erfannte er, baß bie
gebräuchlichen ©efe$Bücher ben Vebärfhißen ber Qeit nicht genügten,
weil in ihnen bie DtedEjte bes ^3apßes nicht gur ©elfnng famen. 2)ie
früher erwähnte ©ammlnng ans ber Qeit £eos IX. iß nieüeidßf anf
feine Anregung entßanben. S)aß bie Vefanntßhaft mit ^Pfenboißbor
ihn baranf gebracht hat, liegt anf ber jpanb. Gr wirb ße jrjnmBerf non
Dftopenmoutiers nerbanft haben. ©eifbem ^af er ßdE> mit ber ^Pfen*
boißborifd^en 2 lnffaßnng bes Primates gang durchdrungen, anf bie
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346
3)erf&nIic$E eit
falfdjen Sefretalen Beruft er ft dt), wenn er auf biefe Singe gu fprec^en
lommt, ja, man barf wof)I fagen, baß feine 33orfleDtragen non bem, wob
bet %)apß in ber Äic<f>e Bebeute, gnm wefentlid^en Seil ans ^Pfenboiftbor
flammen nnb ohne i’h« nid^f möglich waren. 2In fte glauBf er felfenfefl,
fte in bie 955irHicf>leif gn üBerfeßen, fte überall gnr 2Inerfennttng ga
Bringen, ifl fein ©fr eben.
Sie 93?itfel bagu nimmt er, wo er fte finbef, feine 9S5erfgenge wcfylt
er, wie jeber, bem ber 3wecf üBer alles geht, ohne Vorurteil. ©leid}*
gültig gegen bie (5igenf<f>aften berer, bie ihm bienten, Brandet er barnm
nicht gewefen ga fein, aBer baß man ihm biene, genügte ihm, ©e^orfam
tilgte bie ©«halb. 3>nmer^in, bie 3eitgenoffen ^ a ^ crt 2Infioß baran ge*
nommen, baß er für fold^e £ente ein Befonberes 3Q[?aß hatte. 9^odB mehr
2Inf!oß nahmen fte an ber UnBebenFIid^feit, mit ber er fti$ bes ©elbes
Bebiente. (So £af Bei i^m non 2Infang an nnb Bio gnle$f eine fafl ent*
fd^eibenbe DloHe gefpielt. ^erfonlich war er burdh bie (SrBfchaff ©re*
gors VI. reich, Bei ben GrBen 35aruch*33enebifts fanb er flefs freigebige
jjilfe, nnb ba er hansguhalfen nerfianb, wo£>I auch non bem Befrennbefen
35anfB>ans gut Beraten war, fo fehlten feiner 33erwalfung bie Mittel
niemals in einer 3 e K Wo ber ©dhaß ber 5tird^e fo leer nnb ihre Gin*
fünfte fo gefchra älerf waren, baß non (Siemens II. Bis 2IIejanber II.
alle tüpfle ihre früheren ^Bistümer minbeflens für ben Einfang Bei*
Bedielten, ©tefan IX. ftdE> genötigt fah, ben @d^a| non 3I£ontecaffino
eingngiehen, nnb Sfäfolaus II. fowo^l wie 2üegranber ihren ^ofl^alf
in ber jr>auptfai$e ans ben Grträgniffen non (^loreng nnb £ucca Be*
firiften.
333as aber bie 3*itgenoffen om meiflen Befrembete, war bie Habe*
benflid^feit, mit ber er f«h für fird^Iii^e 3wecfe weltlicher SSJaffen
Bebiente. 2)er ©rnnbfaß, baß bie &irdE?e fein 33luf oergieße, fd>ien für
i^n nicht gu Befieh«, nngefhent h<tt erSruppen geworben nnb ©chlach*
fen fchlagen laffen, um ber ©ache, bie ihm bie gerechte war, gnm ©iege
gu nerhdfen. Sarin ifl er feiner gang perfonlichen Steigung gefolgt. 23on
früher 3 a 9 en & an h e 9 fc er ß* bie Äriegsftrafi lebhafte Seilnahnte,
fpäter fah man ihn h°<h S a ^°ß wie einen $elbherrn in glängenbem
©chmncf inmitten feiner Sruppen. Saß bie ©ache ber Äir<he nicht
weniger als bie ^änbel ber 933elt mit ber ©chärfe bes ©thtnerfes ent*
Rieben werben nnb mit ihr Oerfochten werben follen, fianb für ihn fefl,
mo<h(en auch unter ben 3eitgenoffen niele ftch baran ärgern.
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ÄriegdplÄne in (Spanien un& im Orient
347
Äriegerifdje Unternehmungen Raffen fcf)on 2Hejanöer II. Befcfyäfiigt,
mit friegecifdjen Unternehmungen ^af ©regor VII. feine Dtegierung
eröffnet. 23orBereifef war öer ^felbjng gegen bie 3üauren in (Spanien,
öen öer ©raf non Dtoucp führen foüte. ©regor genagte baß ni<f>f, &ar=
öinal jr>ugo öer 233eiße wurde na»h (^anfreidE) gefanöt, am weitere
Seilnehmcr ;u werden. 2IndE) fte foHten, was fte eroBern würden, nom
heiligen Ipefrus ja fielen nehmen, öenn — fo erflärte ihnen ©regor —
feit alters fei (Spanien (Sigenfnm öer römifc^en Äircfje. Ö^ne 3 weifel
hat er öaBei an bie ÄonflantinifdEje (SdEwnfung gedacht, in öer ja außer
^Italien öie wejHicfjen £anÖe genannt find. 3Iftf großem Sjcez, wie es für
einen Äönig gieme, foll öer ©raf non Dtoucp ausgcrücEf fein, was er
getan oöer erlitten, metöet feine ®E>ronif, feine Urfunöe. Sarf man f«h on
öarans auf einen gründlichen 3I?ißerfolg fließen, fo jengf dafür auch
öas @cf?icffal öes Beteiligten Äarbinallegafen. 5pugo öer 2Ö3eiße, öer
^Papfimad^er, erfc^einf Balö als©egner, ja als erBifterter^reinö©regors.
233ie er es geworöen, ifi nöHig önnfel nnö für iOermnfnngen öas ($relö
weif, ftd^er nur, daß feine (Sendung diesmal feinen (Srfolg hafte. Sie
fpanifdEjen Singe Eamcn in andere, glüdPIidEjcre jpänöe.
3 >n$wifchen fyatte ©regor einen andern Äriegsplan non ungleich
größerer 2 Insöe^nnng tmö Tragweite gefaßt. Äonjlanfinopcl, öer ßrienf
waren Öas nächfle 3* e ^ in öer $rcrne winfte Öie ^Befreiung 3etnfalems.
2lls ©regor VII. jnr Regierung fam, fd^weBte öas gried^ifd^e Dleicf)
in £eBensgefa^r wie feit 3a$rl}unöerten nid^f mehr. 3 ra gleichen 3 a h c «
1071 , wo mit 23ari öer le$fe ^3la$ auf dem (JJfejHanö tlnferifaliens an öie
Normannen nerlorcnging, erlitt Äaifer Romanos Bei 3I£an$ifert in
ÜUrmenien eine EJtieöerlage durch öie Surfen, Öie fein S}ee r nernidEjtefe
tmö i^n felBji öie ^rei^eif foflete. 3Ilif Dicc^f ^af man Öiefe (Schlacht
öie Soöesfinnöe öes Bpgantinifc^en ©roßrei<hs genannt: feine railifärifcfje
Ärafit war geBrodEjen, gur 2lBweH>r öer in Äleinaftcn norrüdPenöen türfi*
fhen (SroBernng war es nid^f raeH>r imjianöe, nnr mit DXtülje erwehrte
es jtch öer ^ßeffd^enegen, Öie äBer Öie Sonau nnö den 23alfan Bis nahe
nor Öie jjpauptflaöt einörangen. Äaifer 9Xlii$aeI VII., öer den nnglncf-
lid^en Dtomanos aBlofie, dachte an ijilfe ans dem 233ejicn und Bemühte
ftch bestatt gnnäd^fl nm SSSieÖeranfnäpfnng öer firdEjIid^en 23egiehnngen,
öie feit 1054 nnferBrod^en waren, ©regor ging foglcich darauf ein, öie
(Sintrac^f öer Äirc^en fei auch fein 933uuf<h. 233ie er ftch öiefe (Sinfrad^f
norfleUte, nerrief er, indem er öie Äircfje non &onf!antinopel öie Sod^fer
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348
Q9rti($ mit ^Robert ©uiöcarfc
ber romißhen nannte. SQTTif Rührung bet 25ecH>anbInugen Betraute ec ben
^Patriarchen non DSenebig. Dlirgenbs hafte man ja ein größeres 3 ntcr=
effe an biefer @acfye als in bec ©fabf, bie t>or anbecn ben QSecfe^c gwi=
ßhen Oß nnb 233eß »ermittelte. Sec Patriarch muß gnrüdfEe^renb eine
SSitte um Äriegshilfe nBerBrad^f Reiben, benn Balb feigen mir ©regor
bie ©rafen t>on 23urgunb, ©aoopen, Sonloufe, nnb mer fonß bera
2lpoßel geßhworen, mit 23ernfnng anf ihren Gib anfbieten, ftdE> mit ihrer
düttetfä^aft Bereifjnmad^en, um im Sienß ©anBt Peters ben Geißen
in &onßantinopel bie bringenb Begehrte ^ilfe gegen bie ©aragenen gu
Bringen. Sann erließ ec einen 2lufrnf in Beweglichen DSocfen, „an alle,
bie ben GhrißenglauBen »erfeibigen wollen", ansgugiehen gnr Dleffung
bes chrißlichen Äaifecreichs nnb gnr ^Befreiung ber trüber.
Sie ©IauBensßreifer, anf beten 3ufammenßrömen ©regor regnete,
foQfen unterwegs eine näher liegenbe 2lnfgaBe löfen. 3ln ber ©nbgeenge
bes Äirchenßaafs war ber jporigonf feit Burgern nerbnnBelf.
253erfen wir einen 23licB auf bie £age ber Singe in ttnferifalien, bie
©regor Bei feiner SE>conBejieigung norfanb! ©d^on gehorchte faß bas
gange £anb ben DTormannen. Neapel mtb 2 lmalß nnb ber $nrß non
©alerno hielten ß«h noch nnaBhängig, hoch war es nnr eine Qrage ber
3eif, baß amh ße ßch ben Gröberem würben unterwerfen muffen. GBenfo
Bebcohf war bie ©fabf 25enet>enf, beren ^ürßen feit £eo IX. bie päpß=
liehe Oberhoheit auf ßch genommen hatten, nm gegen bie normännifche
©efahr SecBung gu haben. 2luf 25enet>enf, 2lmalß nnb ©alerno hafte
ipergog DloBerf non 3lpulien längß ein 3lnge geworfen, Neapel lag mehr
im ^Bereich ber 2Q3änßhe bes ^fnrjien Dlicharb non Gapna. Saß biefe
Pläne nicht gur 3lnsfnhcnng Barnen nnb bie fübli<he Dlachbarßhaft unter
nerfchiebenen DltachfhaBecn geteilt Bliebe, war bas 3ntereffe bes Papßes,
desgleichen baß bie DleiBungen gwifd^en DloBerf nnb Dliiharb nicht
anfhorten.
mit folgen 2lBßchten Begab ßch ©regor im 2lngnß 1073 nach 23ene*
nent, wohin er DloBerf gum Gmpfang ber Belehnung geladen hafte.
DloBerf Bam auch, doch über bie ^Bedingungen bes £ehnsnerfcags würbe
man nicht einig. Ohne ben Papß gefprochen gu haben, entfernte ßch ber
ipergog, und in h^Hom 3 orn reiße ©regor nach Gapna ab, nm Dlicharb
bie 33elehnnng gu erteilen. 3 ra ^Bündnis mit biefera nnb dem ^ürßen
©ifulf non ©alerno glanBfe er DloBerf bie @pi$e Bieten gu Bonnen. Gr
taufte ßch, DloBerf erwies ßch auch Bei biefer ©elegenh*if als ber
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Q3rurfj mit Robert Outorarb
349
©tariere unb©ef<hicffere, anf ernarf 21 malfi, fiel ins (^ärflentnm Gapua
ein mtb üBerfcf>ritf bie©renge bes Äirchenflaafa, währenb feine Baffallen
Seile bes ipergogfamo ©polcfo Befe$ten, bie feit Biftor II. non ben
^Päpflen in 2Infprmh genommen warben. ^Dagegen gebadete ©regor
bau j?eer gu gebrauchen, bas er gum 3»B e na( h Äonflantinopel aufBof.
Gr sollte baBei in erfler £inie anf bie Sruppen non Soslana. ©offrieb
ber Bärtige war fcf>on 1070 geflorBen. 3 n feinen lebten 3 >ah**n hafte
es DteiBnngen gefe|f, beren Urfad^en nid^f alle erkennbar fmb, bie aBer
fo weit führten, baß man in Dtora bie Ghe bes £ergoga wegen gu naher
Berwanbffd£>aff anfoc£)f — ©offriebs nnb Beafrij’ Urgroßnäfer waren
Brüber gewefen — nnb bie Srennnng erzwang, ©offrieb mußte Soslana
ränmen nnb feiner Bisherigen ©emahlin bie Dtegiernng bes £anbes nBcr=
laffen. GrBin bes ausgebejpifen ^jansgufs, bas ft cf) non Dftanfaa üBer
ben 2fpennin Bis nach £nrra nnb ©iena erflredPte, war DTtafhilbe,
Beafrij’ Softer ans ihrer erflen Ghe mit Bonifatius non Ganoffa, bem
DItarEgrafen non SosEana. Dltif ihr hatte ©offrieb feinen gleichnamigen
@ohn nermählf. Bon biefera, non Beafrij nnb Dltafhilbe erwarfefe©re=
gor nnn bie wirEfamfie ltnferflü$ung feiner ^)Iäne. 2Inf ber ©pnobe, bie
ec in ber erfien (5raf!cnwocf)c 1074 (2Infang ^feBrnar) in Dtora nerfam*
melte, erließ er bie ÄriegserElärung gegen DloBerf in $orm ber GjEom»
mmtiEafion, im 3 un ‘ Begannen feine Srnppen ft<h nörblidE) non Dtom gu
fammeln.
2)a jebo<h erlebte er bie erfle Bittere Gnttänfchnng. 3 n feinem 2Infrnf
an bie Baffallen ©anEf ^ßefers hatte er geprahlt, er Beburfe ihrer nicht
gegen bie Dformannen, mit benen er allein fertig ga werben fleh getraue.
Gr würbe rafcf) eines Beffern Belehrt. 3onädE>fJ ließ ©offrieb non £ofh=
ringen ihn im ©fidt); er BlieB ans. Saun nerfagte@ifnlf non ©alerno:
er erf<f>ien wohl felBfl, aBer ohne bas nerfprodE>ene ©elb. dagegen wirEfe
bie 2Inwefenheit biefes ^ürfien aufreigenb anf bie ^ßifaner im tosEanifchen
ipeer, bie an ihm frühere Übeltaten gu rächen hatten; fte brohfen, ihn
umguBringen, er maßte aBgiehen. 2Ils nnn gar unter ben Baffallen in
SosEana ein 2fufflanb ausBrach, ber Beatrif nnb Dftafhilbe aBrief, Iofle
bas gange .Speer ft<h auf.
£)er ^elbgng gegen DloBerf non 2fpulien maßte gtmächfi anfgegeBen
werben, am fo mehr hielt ©regor an feinem nrfprünglichen ^3lane fefi,
ja, er gab ihm noch größere 2 Insbehnnng: perfonlicf) wollte er ben 3^8
führen, für ben er anf ein .Speer non 50 000 DItann ans Italien nnb
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350
ftirdpeitref orm
anbern£änbern regnete, unb baa 3>«l (»Ute ^erufalem fein. @o fdjrieB
er nodE> im SegemBer 1074 bem Äöuig, ben et am Otaf nnb womöglich
H>lfe anging, nnb erlief alaBalb einen ernennen 3Infrnf „an alle©efrenen
©antf Cetera, oor allem bie jenfeite ber 2IIpen". 23>on bet ©räfin 3Ita=
t^ilbe erwartete et, ba$ ftc ityn Begleite. (St Bewegte fiel? inSäaf$ttngen:
baa Speet, Don bem et fprad?, Bejlanb nnt in feinet tatenbnrffigen 23 or»
ßeQung, nnb ^einrid^ IV. mar weit baoon entfernt, il>m gn Reifen, felBji
wenn et ea getonnt Ipätte. Äein 3 a ^> c £af es gebauert, fo mar gmifcl?en
itym nnb ©regor bet große Äampf auageBrocfjen, ber für Beibe Seile
gnm ©dEjicffal merben foQte.
^ngwifdtjen mar©regor in bem, maa feine Hauptaufgabe mar, in ber
Dteform ber ÄirdEje uid^f mäßig gemefen. ©eine erfie ©pnobe, bie er für
ben (^ajlenBeginn bea 3 a ^ rcfl 1074 anfagte, foHte baa unter ben 23or»
gängern Begonnene 233erf fortfefcen. 2$ cc 23ebeufung nnferjiridE> er
burcf) 2lufgeBot ber lomBarbifd^en 23ifcf?öfe nnb (Sinlabnng an ben
^Patriarchen non 2lquileja nnb beffen ©nflrragane. Sie Äird^e, fd^rieB
er biefem, ifi in ben flurmifd^en fluten i^rer Oergwei feiten £age Beinahe
fd^iffBrüd^ig nntergegangen. „Senn bie Otiater nnb $nrfien biefer
233elf fnd^en nnr baa 2>h cc / treten alle (S^rfurd^t mit ($füßen nnb unter»
brüefen nnb fnecfjten bie 23raut 6^ri|Ii mie eine gemeine 3T?agb. Sie
iPriefier aber, unb bie baa Regiment ber Äird^e empfangen f>aBen, miß»
achten ©ottea ©efe$, enfgieljen ©ott nnb i^ren annerfranten ©doofen
ben fd^nlbigen Sienfl, erjireBen mit tird^lid^en XSürben nur weltliche
HerrlicfjEeit nnb Derge^ren in ^od^mntigem ^3omp unb üBerflüffigem
üilufwanb, maa in geifHicfjer Verwaltung bem 0iu|en nnb Speil oieler
bienen follte." Sro| biefem feierlichen 2lufrnf mar bie ©pnobe nicht
fiarf Befnd^t; mir ^ören non fünfgig anmefenben 23ifcf)öfen, unb bie
^Befd^luffe Brachten nid^fa CTteuea. Saß bie Verbote bea ©tellentanfa
nnb ber ^3rie(iere^e in ber Bereifa Bekannten $orm wiederholt mürben,
oerfianb ftch non felBfi; worauf es antam, mar ihre Sachführung.
3« biefer ^3egie^mtg mar baa 2lugenmer? bea ^3apjlea oor allem auf
^frantreid^ gerietet. Sjiet hafte bie lange 2lrBeif ber großen Älöjler ben
23oben in geijllid^en nnb £aientteifen anfgelocfert, ^ier mar bie ©faafa»
gemalt gerfplittert, ber Äönig nnr uBer einen fleinen Seil bea £anbea
Herr, bie ^rürjlen felBjlänbig nnb meine, fyiet, in bet Speimat bet 3te*
formgebanten, tarnen Verhältnifje unb ©eftnnnngen am weiteren ent»
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granfreicf)
351
gegen. 3t*tnal in ben (üblichen Groningen nnb im angrengenben bnrgnnbi*
fdEjen Äönigreicf). 3)orf wirkten fcfyott feit ü&ejttnbers II. lebtet 3 eit ab
£egaten bet 23ifc£of ©eralb non ßflia nnb ein ßarbinal. DTtan finbet
ifyre ©pur im 23urgnnbifc^en nnb in bet ©ascogne, wo fte 23ifd£jöfe ab*
fe$en nnb ausfd^Iießen, ot>ne auf 233iberflanb gu flogen. 333irb i£r Urteil
angefoc^ten, fo erfolgt Berufung an ben ^3apfl. 2Inbero im Sforben,
wo bie ÄirdEjen bem Äönig gehörten, ^ilipp I. erwies jtdj? ben ^fotbe-
rnngen bea ^3apfles wenig gugängli<$, nerfpradE? mitunter W0I7I, fuf> gn
fingen, ^ielt aber nid^t 253orf, fo baß ©regor in i$m ben fd^Iimmflen
■Bebrncfer ber ÄirdEje fa§. 3 n 9Räcon nerweigerfe et bie (Sinfe$nng
eines ©ewö^Ifen, ben gn weiten bet (SrgBifdEjof non £pon barnm fro$
päpfilidEjen ^öefe^Is nidjjf wagte, fo baß ©tegot fdEjIießlidE) bie 233eil>e
felbfi noHgog, aber o§ne bannt feinem 3Rann gum 25eft$ ner^elfen gn
fönnen. 2)en 25ifdE>of non 23eannais Ijaffe bet Äönig burdfj bie ©emeinbe
nerfreiben Iaffen, ben non ßrleans Ijielf et gegen bie ©trafen, bie fd^on
2IIejanber ner^ängf fyaffe. 333eber 3Itai>nnngen noct> Sroljnngen wirf=
fen, fo baß ©tegot entfd^Ioffen war, gum 2lußerflen gu fd^reiten.
2 )er 21nlaß i(I begeidjjnenb bafür, wie et fein 33erl>älfnis gnm welf=
licken ^errfd^er auffaßte. ÄanfTente aus 3 fa ^* en ^ bie bie frangöftfcljen
9Rär?fe befugten, Ratten bnrcf) ben Äonig iGerlnjle erlitten*). 6s mag
ftdjj enfweber nm unbillig erljo^fe 3°Dabgaben ober nm ©egenmaß:
nahmen gehandelt ^aben, wie fte im 9Riftelalfer nblid£> waren, ©regor
aber fpracf) non ^Beraubung nnb non ungeheuren ©nmmen unb gab ben
frangoftfd^en 23ifd£>öfen 25efe^I, in feinem 9Ramen ben Äönig gur önf=
fd^äbignng ber Äaufleute unb im allgemeinen gur 25efferung feines 3te=
giments gu mahnen. 935eigere er ftcfj, fo foHte im gangen £anbe ber
©ottesbienf! nerbofen werben. Grweife ber Äönig ft<f> auch bagegen am
nerbefferlid^, fo follte jebermann wiffen, baß ber ^3apfl entft^Ioffen fei,
i^m fein 3tei<h mit ©ottes ipilfe gn entreißen. 2)en ÜHnfang bagn machte
©regor alsbalb, inbem er ben ©rafen 255il^elm non ^ßoitou, ben größten
ber frangöftfhen ^furflen nädEjfl 333iC^eIm non Önglanb, ins Vertrauen
gog: im herein mit anbern follte er ben Äönig gur 23effermtg mahnen
unb i^m mit 2IusfdE>lnß ans ber ÄirdEje nnb 2lbfe$nng bro^en. £ange
genug ^abe bie Äird^e ©ebulb mit i^m gehabt, fe|t aber fei feine 33er:
berbdjeif nidE>t mehr gn ertragen, nnb wäre er felbf! fo mächtig nnb furcht*
•) Die ©ntrüfiung, mit ber ©regor ftrfj ihrer atma^nt, berechtigt gur Vermutung, baß
fie gu bem rdmifchen Q3an!hati^ gehörten, bau ©regor nahe (ianb.
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352
Anfängliche 23egi ef>angen gu Deutfeh lant>
Bar tt>ie bie heibnifhen &aifer ber EGerfolgungsgeit. Sie AusbrücEe, mit
betten ©regor ben Äönig Belegt, laffen an ©chärfe nichts gn tonn fielen
übrig: nicht Äönig, fonbern Sprann, leihe er bem Senfei fein £)$r,
BeflecEe ft<h mit ©chanbfafen, gebe feinen Untertanen bas 23eifpiel des
iCafiers durch 3 err üffnng ber Äird^en, (Ehebruch, Staub, Dlteineib nnb
.Betrug. Aber auch bie 23ifdE?ofe erhalten ihr Seil: fafi als 3Ititf<hulbige
werben fte Behandelt nnb mit Amfsverlujl Bedroht, „jrjnnbe, bie nid^f gn
Bellen wagen", ©ie muffen gleid^wo^l gegögerf haben, benn ber !f3apfi
befchloß, fetter jrjanb ans 233erE gn legen. Sa bie früheren Legaten
mittlerweile nach ©panien gegangen waren, non wo fte Balb ©utes
melben Eonnfen, fo faßte ©regor bie ©enbung neuer 33 er freier ins
Auge, bie Bis gum iperBjl in (^ranEreicfj fein foHten. 2S3enn ihnen ber
5tönig für ©enngfnnng unb Befferung Eeine Bürgfchaft gebe, foQte er
für attsgefd^loffen aus ber ©enteinfefjaft gelten.
©o weif waren bie frangöftfd^en Angelegenheiten im $rrühjahr 1075
gebieten; ba fcljlug ber 333inb plö$lich um: bie^fanfarentöne verßumm*
ten unb ber drohende ©freit Eam nid^t gnm Ausbruch. Tßfylipp I. muß
es nic^t ferner gefunden haben, ben gürnenben ^3apfl gn Befhwichtigen,
benn biefer hafte ingwifd^en bie §ront gegen einen andern, größeren
< 5 ?einb genommen.
3n Seutf<hlanb hatte ©regor non feinem Vorgänger gefpannte Be=
giehnngen geerbt, deren Urfache in DXtailanb gn fttchen war. Anderes
mag hingngeEommen fein, fo baß Alepanber anf ber 3ah rcö fp n °be int
^rühjahr 1073 gegen ben Äönigshof ben erfien @<hlag führte: Heinrich
felbj? ließ er nnangetafiet, aber einige feiner Diäte fcfjloß er aus ber
©emeinfhaft ans. Saß bei ber Erhebung ©regors Eeinerlei DtücEfuhf
auf ben iperrf<her genommen wurde, ifi danach nicht Befremdlich. Sticht
einmal eine Angeige ber Shronbefleigung erhielt ber 5tonig, bie Be*
giehnngen waren unterbrochen. 3 ° feinen Äußerungen gegenüber driften
^ßerfonen behandelte ©regor jrjeinrich als einen 33erirrten, für ben er
fhon in (Erinnerung an feinen unvergeßlichen 33ater bas größte 333o^I=
wollen hege, ber aber durch väterliche 33ermahntmg von feinen Einbifhen
Steigungen auf ben rechten S53eg gurücEgefuhrf werben mäffe, um bie
ÄaiferErone in gebührender ^form gn empfangen. Sa gefhah es, baß
jpeinrich, durch & cn Aufflanb ber ©achfen in ©efahr gebracht, bie Ärone
gn verlieren, fteh bem ^3apfi förmlich S a ??üß en warf. 3 n einem ©chrei*
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nfÄnglidje Regierungen gn £)euf fcf)[ant>
353
Ben, oon Bern ©regor mit Diecfyt fagett Bnrfte, noch nie haBe ein beatfd>ec
&onig fo an einen ^ßapji gefthrieBen, Befannte er ftcfy fcfmldig, Bern
3)riefierjianB nidEjf immer fein Died^f unB geBn^renBe Ghre gegeBen, fein
Dtifyetfcfytoett nicht immer gegen Bie (Schuldigen geführt gn haBen. 3«
mehr ab demütiger (Sprache Bat er um £osfprechnng non Ben ©finden,
gn Benen ihn 3 n 9 cn ^ und Übermut oBer fcfyled>te Diaffd^Iäge Verfährt
Ratten. „953ir haBen gefnnBigf miBer Ben jpimmel nnB miBer Gnd>, nid
wert flnB mir mef>r Gurer ÄinBfdEjaff. Denn nid^f nnr haBen mir Ber
ÄitdEje ©nt angetajlet, mir haBen UnmärBigen, non Ber ©alle Ber (Simo»
nie oergifteten, Bie nicht durch Bie Sfir einfrafen, Bie &ircfyen felBji oer»
fauft, jlaff fte gn fchti$en, mie mir foQfen.'^rc Befferttng er&af er 3taf
nnB fiilfe nom ^apf! unB nerfpradEj, feinem Befehl gn folgen, in erjler
£inie Betreffs Ber &ird?e non StttailanB, an Beren Berirrung er jtch felBji
Bie @<f>uIB gnfd^rieB. Befenntnis nnB Bitte mnrBen in einem gmeifen
Brief mieBer^oIt.
ß^ne 3ogern griff ©regor gn. 3*°ifc£en Bern Äonig nnB Ben 2luf»
fiänBifd^en nahm er Bie Gntfc$eiBung für ftd^> in ÜUnfprndj? unB geBof
Bis dahin 2K5affenruf>e. 3« Srägern Ber (Sendung erfah er Bie Bifchöfe
non ^3alefirina unB ßjiia neBen Ber Äaiferin eignes, Bie ftcf> meif! in
3lout aufhielt nnB ihm oöHig ergeBen mar. Um 233eihnaehfen machten
fle jtch auf, GnBe 2lpril 1074 in ETiurnBerg trafen fte Ben Äönig. 3 ttr
(Friedensoermifflung Ratten fte feine ©elegen^eit mehr, notgedrungen
hatte Heinrich Bereits Bie (Forderungen Ber 2Iufjiändif<heu BemiQigt.
2IBer noch erlauBte feine £age i^m nicht, (Schmierigfeiten gn machen,
allen (Forderungen Bes ^3apjies nntermarf er ftch, mieder^olfe feine fc^rift-
lid^ gegeBenen Besprechungen und fd^mor auf Bie Reliquien, Bie Be»
feitigung Ber (Simonijien unterfingen gu moQen. Desgleichen nerfprad^en
feine Diäte eidlich, Ben Unrechten ©eminn, Ben fte aus Bisfumsoer»
leihungen gegogen hatten, gurücfgngeBen.
2Iuf B3iderjiand fließen Bie £egaten erfl, als fte Barangingen, Bie
Dteform Ber Beutfchen &ir<he in Bie ipand gu nehmen. 2ln einem durch»
greifenden Berfndh h< er 3 u h atte ed fei f Ben Sagen £eos IX. gefegt.
255ohI mar in eingelnen fällen auf ©rund Bes @imoniet>erBofs einge»
(dritten morden, aBer an eine (SäuBerung Bes ^PralatenfianBes im gangen
hatte man nicht gedacht. Äein £egat mar, mie in (Franfreich und Bur»
gttnB, in GnglanB und fogar in ©panien, erfhieuen, um, fei es auch nur
in Begrengfent Umfreie, ©pnoden gu Berufen, ©erid^t gn halten und Bie
Malier, 2)a* Papfftum II 1 23
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354
2tnfAngIid)e 33ejief>ungen gn ©eutfcf)lani>
25ifd?öfe auf bie neuen ©efe$e gn »erpichten. 3 n0 ^ c f on ^ cre niif bet
Snrchfnhrnng bee Verbote bet ^3rie|IereI>e mar no<h Bein Einfang ge*
macfjf, barin jlanb Sentf<hlanb hinter anbern £änbern gnrücB. Um baa
Verfäumte nacfjgnholen, forberten bie Legaten baa 3 u f amInenfrcfcn
einer Dteichefpnobe unter ihrem Vorft$. Sie beutfcf>en ^Bifcfjofe tvibet-
fptadfyen: bie £egafen Ratten bagu Beinen auabrntflic^en 2Inftrag, außer*
bent fei ^Berufung unb £eifung einer gefamfbentfcfjen ©pnobe Vorrecht
bea (5rgBifdE)ofe non 9Raing, ber feit alter 3«* Bie Vertretung bea
93apflee in Seutfd^Ianb ^aBe. iRidErt ber 9Rainger mar ee, ber ala
©precher ber ©efamtheit fein eigenee 3tedE?f nerfeibigfe. (5rgbifdE>of
©iegfrieb ^atte fd^on 2üejanber II. Befonbere (SrgeBen^eif gegeigt, hatte
^ilbeBranb nmmorBen nnb feine £$ronBefieignng mit einer V3oIBe non
©<hmeid^eleien Begrübt. SaBei mar er nicht frei non eigennütziger 23e*
red^nung. ©eit 3 a h rcn Bämpfte er nm bie 3eh nfcn in S3>äringen, ohne
feinen 2(nfprndE> bnrd^fe|en gn Bonnen. Sie Älage ^ierüBer Beerte in
feinen ^Briefen nadE) 3tom Bejlänbig mieber: ber Papji foDte Reifen, mo=
möglich einen eigenen £egaten fenben. ^Renerbinge mar ber (SrgBifd^of
gmar oerflimmt, meil ber ^3apfi — ea mar noch unter üUlegranber ge*
fd^e^en — üBer feinen Äopf h>nmeg in ^3rag nnb ÖImn$ eingriff. Sar*
über fidE) gn Beilagen, fyatte ©iegfrieb im ©lüdPmnnfd^Brief an ©regor
nid^f nnterlaffen Bonnen. 3 nc 2Intmorf erhielt er einen fbengen Ver*
meia: feine ^Berater nerjlänben nicf)fe non ber „apojlolifcfjen 3Inforitäf",
er foHe gefäHigjl einmal bie BanonifdE»en Überlieferungen nnb (Srlaffe
ber ^eiligen Väter bmrd^ge^en. ERachbera ber ©treit in &ohmen burdE>
feine eigene JRa<hIäff1gBeit fo meit gebieten, maße er je|f ft<$ an, baa
friebenjiiftenbe Urteil bea!ßapjieaangnfedE>ten.(£ingebenB folle erBIeiBen,
baß oE>ne bie übergroße 3RiIbe ber römifc^en Äircfje er fidE» anf feinem
^Plaße nidE)t Ralfen Bonne. 2iudE) ohne biefea harte ©d^reiBen gn Bennen
— er Bann ea bamala noch nicht BeBommen haben — magte ber ängji*
lidEje ©iegfrieb Bei ber SEfoirnberger Ver^anblnng nidEjf, bie Rührung ber
beutfc^en SifdEjöfe gn übernehmen, mie ee baa älnfehen feinea ©tn^Iea
»erlangte; er überließ baa feinem 2ImfaBruber non .Bremen, bem burch
($haraBter unb©eiji fyocfyangefefyenen £iemar. Siefer nertrat ben bent*
fd^en ©tanbpnnBt mit folgern ERa<hbrucB, baß bie £egaten ihre 2IBftd^f
aufgeBen mußten, ©ie Iuben £iemar gnr Verantmortnng nadE> 3tom.
Ser ^3lan einer umfaffenben Reform ber beutfc^en Äirche bnrdE) ben
5Papfi mar norlänfig gefd^eitert, nicht bur<h bie ©chulb bea Könige, nnb
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2tnf&nglid)e Regierungen gu £>eut fcf)[ant>
355
©regor lieft i^n feine (Snttäufhung auch nicht entgehen. 323ie er der
Äaiferin dafür banfte, baf ftc geholfen fyatte, ihren @<>hn in bie ©e«
meinfhafie ber &iri$e gurücfguführen, die er gn nerlieren im Begriff ge«
wefen war, fo fanbte et gegen (Sn de des 3 a h rcö an <£>einridh ein ©chrei«
Ben, dan er perfonlidh »erfaßte, in warmen 2Iunbrücfen der £ieBe and bee
Berfranenn: „£ieBfe idE> dich nicht, wie ich foH, fo wäre mein ©lauBe an
©offen Barnthergigfeit eifei... San feilen bie wiffen, die täglich gwi«
fd^en unn 3 ro ' cö:ac ^ f S n ß en f uc h cn • • • £ei^e ihnen nidE^f dein ß^r!"
(Sr weiht den Äonig ein in feinen ^pian, mit Speeteentaifyf nach dem ßfien
gn gieren, die unterjochten (S^rijlen und dan Sjeilige ©raB gn Befreien
und die (Sinheif mif der Äird^e non Äonfiantinopel wieder^ergujleQen.
Äommf en dagn, fo will er die romifhe ÄirdEje näd^fi ©off dem ©chuge
bee Königs annerfrauen. „933enn ich non dir nidfjf raefr erwarfefe, als
die meifien glaaBen, fo redefe ich ine £eere. ©iBf en aBer feinen Sfttenfcf en,
der bidf meiner aufrichtigen £ieBe nerftd^ern Bann, fo nBerlaffe ich ee dem
^eiligen ©eif, der allen Bann, dir gn geigen, Wan ich dir wünfhe und wie
feljr idE> dich lieBe, und dir die gleiche ©efmnnng gegen micf) einguföfen."
Sen 3wecJ diefer Befeuerung nerräf ein gweifen, gefhäftlich gehaltenen
©dEjreiBen nom gleichen Sag ( 7 . SegemBer 1074 ). 9^nr leife Befhwert
f<h h ,ec & et V a ?fti baf in der 3Itailänber ©ache nicht dan gefhehen
fei, wan er nach den Äönign Besprechungen h^Be erwarten dürfen. (Sr
erBiefef fleh gn Behandlungen: geBe en einen B3eg, die früheren (Snf«
fheidnngen aBgnändern, fo werde er ihn nicht oerfhmähen; Wenn nicht,
fo möge der Äönig der Äirche ihr 3te<hf wiedergeBen nnd einfehen, daf
er erf dann wirflidh Äönig fei, wenn er fch gnr Bejfernng nnd Ber«
feidignng der Äirdhen nor dem Äönig der Könige Beuge.
UnnerfennBar liegt der Son anf den ©d^Infworten: ©regor fordert
non ipeinridh, daf er in der 9Itailänber $rage naihgeBe. (Sr glauBt dan
nadh der Binherigen Spaltung den Äonign, aBer niid^f minder wegen der
Beengten £age, in der diefer f<h auch nadh dem ^frieden mif den ©adhfen
Befndet, erwarten gu dürfen nnd trifft die BorBereifungen gn weiteren
©dhriffen. 3 UC nädhfien romifhen ©pnode ergehen £adnngen nadh
Seuffhlanb. Ser (SrgBifhof non DItaing foH mif fedhn ©nffraganen
erfheinen, £iemar non Bremen fdh perfonlidh nerantworfen. San er«
regte nicht geringen Unwillen. £iemar Ragte einem SImfnBruder üBer
dan rüdff ä^telofe Verfahren den Rapfen, der ihn mit ^frif non nur nier
SSodEjen norgefordert hatte; der gefährlidhe Dl^enfh woQe den Bifhofen
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356
ZBiderftanfc der bcutfdfytn
Befehlen, als wären fte feine ©ufsnerwalfer. @ogar ©iegfrieb non
DUaing wagte in aller ^öe(d>eibeaf)eit bie 35i fte, ber ^3apjl wolle Eänfifig
feine ZQefefyle fo einrichfen, ba$ ihre .Befolgung nidE)f unmöglich fei, nnb
int Urteilen bie ©rengen apofiolifd^er Dltäßigung unb näferlid^er Dlitlbe
niefjf nBerfäjreiten. Befonbere Grregung hotte es Dernrfad^t, ba^ ©reger
ben (SrgBifchof non Syrier Beauftragt hoffe, bie Älage eines Somherrn
non Söul gegen feinen BifdEjof gu unterfingen, ber BefdEmlbigt würbe,
bttreh ©imonie ins 21mt gelangt gu fein, hinter nnb 333eihen gn ner=
laufen nnb mit 323eiB unbitinb gu IeBen. Ser (SrgBifd^of hatte bie Unter»
fudEjnng norgenommen, bie nichts Belafienbes ergab, eefläete aber betn
^Papfi int kanten non einigen gwangig 21mfsBrübern, bie er gu Diäte
gegogen hatte, es fei eine neue nnb nicht gu BiQigenbe 21rf, ein unerfräg*
liebes bie Untergebenen gur 21nfbecfung bes ^rinaflebens ihrer
33orgefe§ten gu nötigen, bie ©ohne gegen bie 33äfer gu Bewaffnen,
(5^rfnrd)f unb fromme ©eftnntmg gu gerfiören. 3 n 3 n ^ un f f oioge ber
SPapfl folcfye Aufträge unterlaffen, burdE) bie er fein eigenes 21nfe^en
fd^äbige. Ser BifdEjof non Soul forberte ©enugtuung. ©roß war in
weiteflen Streifen bie (Empörung gegen bas@ebot ber (S^eloftgEeif. 333er
etwa non ben Bif<höfen es gu Oerfünbigen wagte, ber feßte ftch perfon»
lieber ©efa^r ans. Sas erfuhr ber Bi fchof non ^ßaffau, als er am 333ei^»
nad^tsfefl ben 33erfnc^ machte; bie ©eifilidEten Ratten ihn umgebrad^t,
wäre er nidE>f non feinem ritterlichen ©efolge gefd^u^t worben.
($s war nnnerlennbar: bie große DItehrgahl ber beutfdEten ©eifilidE)»
feit, hoch nnb niebrig, empörte fid^ gegen bie 2£rf, wie ber ^apfi bie Die»
form ber Stirere Betrieb. Unter ben Bif<höfen wußte et nur einen,
Burtharb non SpalBerfiabt, ber feine Partei ergriff, aber er gä^Ite auf
bie Unterfiüguttg weltlicher $rürfien, bes ©rafen non (Sahn, ber ipergöge
non ©«hwaben unb Äärnten. @ie rief er auf, ©eifilidhe, bie ftch ber
©imonie fdEmlbig gemacht hätten ober in (^leifbesfünben lebten, nicht gu
bulben, fte überall öffentlich angugeigen unb, wo nötig, mit ©ewalt gu
nertreiben nnb ftch &arch ben 333iberfpruch ber Bifchöfe nicht irre
machen gu laffen. 21n alle ©eifilichen unb £aien im Diei<h ber Seutfchen
erging ber laEonifhe Befehl, ben ^Bifchöfen, bie ben 333eifungen bes
^3apfies nicht gehörten wollten, keinerlei ©ehorfam gu leifien. Gs war
niihfs anberes als ein 33erfu<h, ben religiöfen 33oIÜsanffianb ber £om»
Barbei, bie ^3afaria, nach Seutfchlanb gu nerpflangen.
3« biefen 333o<hen gefchah es, baß ©regor einmal gegenüber bem 2IBt
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2UIgcmeine Sage de* apfteü
357
non Glunp fein jperg auafdhüttete. Er hadert mit ©off, bet i^n gegwungen
hat, nach 3tom gurücfgnfehren nnb ^ier, feufgenb unter ber £ajl bea
eignen Suna, in taufend Stürmen wie ein Sterbender gn leben. 233o^in
er blicft, nickte als ungeheurer Sdhmerg nnb allgemeine Sranrigfeif: bie
&ir<he bea ßjlena nom ©Iauben abgefallen, bie 23if<höfe mit wenigen
2Iuanahmen non weltlichem Ehrgeig geleitet, nnb nnfer ben weltlichen
^firfien nicht einer, ber bie Ehre ©oftea ber eignen Ehre nnb bie ©e=
redhtigfeit bem Vorteil norgöge; noHenba bie nöchfien Nachbarn, 316=
mer, £ombarben nnb Normannen, fhlimmer ala 3 uben unb Reiben.
ü5on foldhen Stimmungen Iajfen bie jpanblungen bea ^3apfiea nid^ta
ernennen. Entfchloffen nnb kräftig greift er bie nerfchiebenjlen Singe an.
Srei Sage, nachdem ber 23rief an ben 3IBt aufgefe$t ijl, fehen wir ihn
an ben Sänenbonig fehreiben, ihn gnr Sendung non Übertretern anf=
fordern, mit denen bie Sirchli<he ßrganifation feinea 3teichea nereinbart
werben bann, feine bewaffnete ipilfe in 2 lnfprnch nehmen nnb einem ber
Äönigafohne, ber in ben Sienfi bea ^3apflea treten wirb, ein Qmrjlen«
tnm — ea fdheinf Salmafien gn fein — gnm £ehen anbieten. Unb hat er
denn nicht ©rmtb genug, gunerjtchtlich gn fein? 2 lua ber ^ferne fommen
gute Nachrichten. England hält fefi gn ihm, in Spanien macht ber
romifche Einfluß ^fortfchritte. 3 n Nanarra und Äajlilien haben bie
£egaten Überfügungen treffen dürfen, baa Urteil bea ^3apjiea wirb an=
gerufen, er bann einen 33iatnmajireif ent(d>eiben unb bie Könige bringend
aufforbern, f*«h in ber ^form bea ©otteabienfiea ber römifchen Äirche an=
gufdErtießen, non ber ihre £önber norgeiten baa ©hrijlenfum empfangen
haben. So günjiig fah ea in ber nöchfien Nachbarfchaft wohl nicht über«
aQ aua. Dtoberf non 2 lpnlien nnb feine £eute festen ihre Eroberungen
auf Äojlen bea Äirchenflaafa fort, ohne fs«h durch pöpjlliche Sprüche ein«
fdhächtern gn laffen, nnb in ber £ombarbei fchwanSte bie üßage nach
wie nor gwifchen ber ^3ataria und ihren ©egnern. Safür Sonnte ©regor
über bie Strafte Soafanaa nerfügen. Srjergog ©offrieb non £othringen,
mit feiner ©emahlin gerfallen, hatte Italien neriaffen, £5eatrij unb
SNafhilbe regierten bie 3Narbgraff<haft, gefiüfct auf ihren gewaltigen
Spauabefiß, unb jte hingen am ^3apji wie an ihrem §errn nnb ÜSafer
in Sewunberung unb hingehendem ©ehorfam.
2lm 24 . $ebrnar 1075 eroffnete ©regor bie angefagte Spnobe. 3h rc
nornehmfien 23ef<hlüffe betrafen, wie ea (ich non felbji nerfianb, Simo«
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@ 9 nofcc 1075
nie nnb Pric|ieccH>c. .^jinforf (bäte fein ©eifHidEjer t>öl>erer 233eil>e meljr
feine $ran Begaben bürfen, wer ftd^ nid^f non i£r trennte nnb 33n$e
täte, feine ©teile verlieren, wer bttrdE} ©imonie, b. bttrc^ ©elb, ein
2Imf erlangt I>äfte, o^ue weiteres aBgefe$t werben. 3*° übrigen war bie
©pnobe ein ©eridEjtstag. 3wei lomBarbifcBen 23if<$6fen wnrbe bie 2Ius*
Übung i^res2Imfes unter fagt, ein britfer, ber non piacenga, ber ^3afare*
aerßabt, aBgefefjt, ber 5tönig non (^ranfreid^ mit 2Iußfd?Iu$ bebro^f.
Sie meifien ©trafen fielen anf Sentfd^Ianb. 23on ben gelabenen 25i*
fdjofen war fein einziger perfonlid^ erfcfjienen, nur einer £afte 23er*
freier gefd^ieft. Vieren non if?nen nerBot ©regor bie SIusnBnng i^res
2Imfcs, gegen ben 25remer fugte er „wegen hochmütigen tlngefjorfamo"
noch bas 23erBof bes Dlteffelefens hinga, beut Äönig aBer erteilte er eine
beutlid^e 933arnung. .jrjeinrich IV. Befanb ftdjj nidEjt mehr in ber Beengten
£age, in ber ihn nor 3 a ^ re0 f^ 1 ^ bie päpfilid^en Legaten angetroffen
Ratten. (Sin groBer 23erfragsBruch ber ©achfen Ijatfe i^m bie Seil*
nähme unb Unterflü$ung ber meifien Qurflen nerfrfjafft, er rüflefe ftdE),
an ben Slnffiänbifd^en Dtad^e gn nehmen, ©eifbem geigte er beut ^3apfl
fühle 3w:ücPhaIfung, eröjfnete feine 23erh<wblungen üBer DTtailanb unb
rührte für bie Dteform ber Äird^en feinen Ringer, ©regor ^ielt für an*
gegeigt, feinen (Sifer gn fpornen. Fünfen ber EönigIidE>en Diäte unterfagte
er bas ^Betreten ber Äird^e; Wenn fte Bis gum 1 . 3fmti |IdE> nicht in Dlom
eingefiettf unb ©enngtuung geleitet Ratten, foQten fte ansgefd^Ioffen
fein. (Ss wirb fleh am bie oerfprod^ene, aBer nicht geleiflete Dlücf erfiattnng
non 25eflechnngsgelbern ge^anbelf I>aBen. Sann traf ben Äönig felBfi
ber erfie ©dfjlag: ber ^3apfl nerBot ihm, 23ifcfjöfe eingufefcen. Sas
War oorlänftg als ©träfe g ebacfyt, bas Siedet ber 3 nt,c f^* tuc (oUte
noch nicEjf grunbfä|Iid^ anfge^oBen, nur feine SInsüBung einfiweilen ge*
fperrt fein.
3I0e biefe DRafjregeln oerrafen ein gehobenes Dltad^f Bewurf fein,
©regor fühlt ftdE> auf ber Jrjö^e feines SImtes unb im 25eft$ ber DUittel,
es ungefd^mälert ausguüben. 3 n Ben 235od^en nach ber ©pnobe h«*f er
eine 2InfgeidE)nnng gemacht, fteBennnbgwangig fnapp geformte @ä$e,
bie ben Umfang päpjHidber DHad^tt>oIIfommen^eif angeBen, wie er fte
ftd^ backte. 2lls Dictatus papae, perfonlid^er Entwurf bes ^3apfles, ftnb
fte bem amtlichen 35riefBndf> einoerleiBf. 33ermuflich foQten fte als©rnnb*
läge für eine neue Dlecfjfßfamtnlung bienen, bie ©regor fdEjon als 2Ird^i*
biaf on geforbert ^atte. Dtid^f alles barin ifl neu. Saß bie römifdEje Äird^e
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Dictatus papae
359
non ©otf allein gegrnnbet f ei , nie geirrt fyabe noch jemals irren »erbe,
baß ihrem 23ifd^of allein ber Sifel eines ÜÜQBifchofs gufommc, baß wich*
tige (Streitfragen t>or ihn gu Bringen, feine Urteile unumjtößlich feien,
baß er non niemanb gerietet »erbe, jeber an ihn ^Berufung einlegen
fönne — bas waren alte, gnra Seil anerkannte 21nfprü<he. Saß ber
römifd^e £egat anf jeber @pnobe ben 23orft§ führe, war eigentlich erfl
jnngfi in Seutfchlanb Begriffen worben. Saß feine allgemeine, b. h- me^r
als eine &ir<henproüing nmfaffenbe @pnobe ohne 23efehl bes ^3apfles
Berufen werbe, war gwar Bisher nicht anerfannt, BlieB aber hinter bem
gurücf, was Stifolans I. geforberf hatte. Sten war, baß fein Dtechfsfa$
nnb feine ©efegesfammlnng ohne (Srtnächtigtmg bes Papjles ©elfung
habe, nen eBenfo, baß ihm allein gafiehe, nach 23ebarf ©efe$e gn erlaffen,
währenb bie ^Befugnis, firthlid^e üUnjialten umguwanbeln mtb Äirchen*
Begirfe gu änbern, feit ber jtarolingergeit oft nnb allenthalben unBean*
fianbet ansgenbf war. Saß ber Papji allein Bifchöfe abfegen nnb Be=
gnabigen bnrfe, fonnte man ans iPfenboijtbor hrranslefen, wenn es borf
auch nid^t ansbrncflich gefagt war, aber baß er es ohne (Spnobe, b. h- fo*
nie! wie ohne gerichtliches Verfahren nnb in 21Bwefenheit bes Beflagten
bnrfe, war fchlechthin revolutionär. (Sine weitere Stenernng enthielten
bie @ä|e, baß ber ^apfl ©eiflli<he ans jeber Äirche Weihen, ein von ihm
©erneuter aber einer anbern Äirche nicht mehr bienen, nur f»e leiten
bnrfe. 6s Bebentefe nichts ©eringeres, als baß ber ^apfl Bifcfjof für
jebermann nnb bie romifhe 5tirdh« bas aHmnfaffenbe 3istnm fei. Ser
!provingverBanö nicht nnr, auch bie Äörperfchaft ber Siögefe Beflanben
banach nur noch foweit fort, wie es bem ^ßapjl Beliebte, fein Stecht als
2XHBifchof nicht ansguüben. Sem entfprach bie $orberung, baß fein
Staate, eingig in feiner älrf wie er fei, allein im ÄirchengeBef genannt
werbe. Saß er bie faiferlidhen 2(Bgeichen führe, fanb man in ber Äon«
fiantinifhen @<henfnng Bei ^Pfenboiftbor, aber baß alle (^nrflen feine
(^nße gn füjfen hatten, war neu, voHenbs neu nnb unerhört, baß ihm er¬
laubt fei, Äaifer abgnfegen nnb bie Untertanen vom ©ehorfam gegen
nngered^te jperrf<her gu entbinben. Saß man mit benen, bie er ansge-
fhloffen hob«/ nicht im gleichen irjaafe weilen bnrfe, war auch noch nie
gehört worben. Sen ©ipfel ber Steuerung aber erjleigt ©regor — er
muß es felbjl gefühlt haben, ba er nur hier eine Begrünbang verfach< —
mit ber Behauptung: „3eber rechtmäßig eingefe|fe römifche Bifhof
wirb gweifellos fraft bes Berbienjies (Sanft Meters h e ^ ] 9* M 9itau
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3Kand>cr(el $ldne. — Umfrfjtuung in OOTailand
tnöcfyte glauben, B®B ec liefen ftcB bie 33orfIeIlungen ttnb Slnfprütfye nidfrf
freiten, Unb bodEj — wir werben fe^en, baß ©regor VII. mit ben
Siefen bee Dictatus fein le$fea 333orf nod£> nid^f gefprod^en Bat.
3« Ben 333odE>en nacB ber ©pnobe fe^en wir ben Papfl bie SarcB*
fü^rung ber gefaxten 23efc^Iüffe Befonbera in SentfcBIanb Befreiten.
33efe^Ie ge^en beewegen an eine Slnja^I non (SrgBifcBöfen. SaneBen Be=
fdfäftigen ifyn ga^Ireiifje (Singelfälle in frangöfifd^en nnb beutfcfyen 5tir=
dE>en nnb ber £omtarbei. Sen 23ifd>of non 23amberg, ber fidE) bem
©imonieprogeß bttrdE) OTis^ferfd^einen gn enfgie^en nerjnd^f, bann frei*
willige 2lBbanBung nerfprodEjen, ater fein 333ort nid^f gehalten f>at,
trifft 2IBfe|nng nnb 2lnafcBIuß, gwifd^en Prag nnb Ölmüß wirb eine
(SntfcBeibnng gefällt. 2Iud? in (laaflid^e fragen greift ber papf! ttnge-
fcfyeut ein. 3 n Ungarn BeBämpft et ben 2lnfpru<B bee beutftyen Äoniga
anf iDBer^o^eif, fud^t einen Häuptling, ber ben Äönig, Speimi dp IV.
©d^wager, geflnrgf Bat, gu gewinnen, benn Ungarn, wie er mit fetter
33erbref>nng ber SatfacBen Behauptet, fei (Sigenfnm ber römifd^en
Äirc^c, non Äonig ©tefan ©anBf Peter gefd^enff. ©eine piäne reifen
in weife fferne. Sen Äönig non Sänemarf fragt er, oB fein 333iüe nodf>
fei, in bie ©dE>u^errfdE)aff ©anff Cetera ft ä) gn Begehen, wie er früher
einmal tyaf wiffen laffen. OtacB Polen fertigt er £egafen aB, um bie
nermilberfen BirdBlicBen 33er^älfniffe bee £anbea gu orbnen, nnb Bia ine
Otußlanb non Äiew reid^t fein 2lrm. (Sin nerfrieBener ©roßfürfl Bat
bnrcB einen ©o^n fein£anb nom Beiligen Pefrua gu £eBen neBmen laffen,
nnb ©regor Begrüßt gnäbig ben neuen 33affaIIen. 3Itif nollen ©egeln
fährt fein ©dfnff auf bie B*>B C ®e« toc,f auagreifenber poliüfcl>er (5nf=
würfe. Sa muffen iBn bie OTacBridEjten fcBwer getroffen Baten, bie iB*t
no«B im 2lpril 1075 erreicht Baten werben: in Oltailanb war bie ^err-
ftBaft ber Pafaria gebrochen, (SrlemBalb tot. 333ie ee gekommen, if! nitfyt
gang gu burcBfcBanen. (Sine $reneraBrunfl, bie bie Balte ©tabt nnb ben
Som gerflörte, Batte ben erflen 2lnfioß gegeben, man B*clf Pafarener
für bie 23ranbfiifter. Sagn Barnen (Sigenmäd^figBeifen ber 2lufjiänbi=
f«Ben Bei ber ofierlidBen Saufe, bie baa 33olB aufBrad^ten — bie ©fim-
mnng fdf>lng um, ee Bilbefe ftcB ein ©egenBnnb, nnb biefer ftegte in
ber ©traßenfdBlacBt, in ber (SrlemBalb fiel. Sie ©ieger wanbfen fI«B an
ben Äönig, nm t>on iB*n bie Oirnorbnang ber Singe gn erbitten.
Saß Spei nridB IV. Bei biefem UmfdEjwnng bie irjanb im ©piel geBaBt,
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(Eingreifen $dnrid>* IV.
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iß nidjf ermeisBar. 2lBer als bis DKailänber Bei if>m erfd^ienen, gögerfe
er nid^f, fein 3lecl?t ansguüBen. (Sr t>af motyl niemals ernßlicf) gemeint,
bem Papfi ben 233illen gn tun. @o menig man i^n für meitBlicfenb nnb
Befonnen galten Bann, fo leidet er ßc£ im 2IugenBIieB entmutigen ließ, an
feiner 233ürbe nnb feinem DledEjt £af er fein £eBen lang mit 3ätyig?eit
feßgeljalten. 2)ie 23erfpredE>nngen, bie er bem ^apß machte, mären i^m
pon ber 3?of aBgepreßf, er ^ielt ßdj nid^f an ße geBmtben, als bie 3?of
PorüBer mar. Xlnb eben jeßf trat bie 233enbung ein, bie i^m bie ^frei^eit
ber (Sntfd^Iießung miebergaB. 2lra 9. 3 nn ‘ 107 5 mürbe bas jpeer ber
@adE>fen Bei jpomBnrg an ber Itnßrnt entfcbeibenb gefd^Iagen, i^re
@adf>e mar Perloren. (Snbe lÖBtoBer nntermarfen ßdE) iljre ^ü^rer nnb
BlieBen in Sjaft, ber Äönig mar mieber iperr bes 3teidE?es, 3lücBßdE>f auf
ben ^3apß fd^ien jeßf üBerßäfßg. ©ern miHfaljrfe er ba^er bem 223nnfdE>
ber 3HaiIänber nnb fanbfe ben ©rafen Pon 3?eUenBnrg in bie £omBarbei,
ber bort einen 3leidE)0fag aBIßelf, bie ^afarener ans ^iacenga nnb (5re=
mona Perjagte nnb in 3I?ailanb ben Pom Äönig inPeßierfen neuen (Srg*
Bifd^of einfeßte nnb meinen ließ. (Ss mar Slebalb, ein Porneljmer 31 Xai*
länber, ber in ber Böniglid^en Äapelle biente. 2lnf ©otfrieb, ben Bis«
tjerigen BöniglidEjen (SrgBifcfjof, ber in einem 233inBeI ber ^ßroping faß
Perfd^oQen faß, mürbe eBenfomenig 3tncBßdE?t genommen mie auf 2lffo,
ber nnter bem @dE>nß bes ^ßapßes in 3tom IeBte.
3)es Äönigs 25erfa^ren mar eine BecBe ^eransforbertmg, Bei ber er
ßdE> PoUßänbig ins Unreif feßte. 2)era ^3apß fdjrieB er ^in^alfenbe
^Briefe, bie aBer fdEjon einen anbern £on als früher Ijören ließen, Bünbigfe
.BeßoQmädEjfigfe an, bie Perfraulic^ Per^anbeln füllten, nnb fct)icBfe ße
nid^f. ©regor bagegen Beobachtete nngemö^nlid^e 3tt r ä<fydfung. (Sr
fcl>enBfe bem Äönig fd^on Bein Vertrauen me^r, ließ es i£n aBer nicf)t
füllen, fd^rieB i^m fogar mo^ImoOenb nnb erBannte fein Verhalten in
ber 23amBerger @adE>e an, mo er ben aBgefeßten ^öifc^of hafte fallen
laßen, ©regor martete offenbar aB. 333ar es bie neue 3ItadE>fßeHung
ipeinridEjs, bie i^m 23orßd)f gebot, mar es bas©efu^I, mit ber 233enbung
in 3I?aiIanb ben 23oben nufer ben $nßen Perloren gn f>aBcn — er ßellte
ßdE> fogar gegen Sebalb PorßdEjtig, faß rötfßd^tspoll, Per^ängfe Beine
©träfe über i^n, lub i£>n pielme^r gnr nädE>ßen ©pnobe ein, auf ber
über feinen 2lnfprudE? entfd^ieben merben Bonne, nnb PerBof i^m nur, ßd^
Porter meinen gn laßen. ©0 Pergingen ©ommcr unb^erBß. ^fagmifdEjen
Beerte ß<$ Heinrich nid^t an bas EöerBof ber 3 n0 «ß* för ^ o^ne ^fn^lnng
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Ultimatum @rcgor*
mit bem ^3apfi übte er fte in $ermo unb ©polefo, int engeren romifdEjen
(Sprengel. 233aa aber ©regor am uteiflen beunruhigen mußte: ber Äonig
nahm 23erbinbung auf mit Otoberf ©uiacarb. 3» biefem Begaben ft cf) ber
OteHenburger nnb ber Mangler bee ifalifdjen Dleicfye unb forberfen if>n
auf, fein £anb oom Äönig gu £e^en gu neunten. 5)aa lernte bet $ergog
gmar ab, aber bie 23erraifflnng im Strieg mit Oticharb non Gapua ließ
er ftch gefallen, nnb fo Barn mit biefem bet ^friebe guflanbe. OTtit Oer*
einten Kräften tnanbten ftch bie beiben Otormannenfürflen gegen bie
lebten nod) unabhängigen ^3lä$e, Neapel nnb (Salerno. !S)ie gange
unteritalifdje SPolifif bee ^3apflee mar gufammengebrochen, fortan rankte
er bamit regnen, baß ihm bie gefcf)Ioffene $ronf ber Otachbarn gegen*
ttberflanb.
@o entfdjloß er ftch gu einem lebten 23erfncf), mit Heinrich gnr 23er*
flänbignng gn gelangen. Einfang S)egeraber fanbte er ihm ein längerea
(Schreiben, baa 23ormnrfe mit Anerbietungen oerbanb nnb in einem
Ultimatum auaflang. Oltit ernflen 233orten hielt er bem Äönig nor, mie
menig feine jpanblnngen feinen 23erftchermtgen entfpräd)en; baß er im
^}apfi ben heiligen 3)efrue felbfi enttäufdht habe; erinnerte ihn ferner an
baa Anerbieten, über ein gemiffea 2)efret, an bem manche Anfloß
nähmen — ea bann nur baa 3nneflitnroerbot gemeint fein — gn t>er*
hanbeln, nm ea unter Umflänben gn milbern; er fd^Ioß mit ber oäferIid)en
Oltahnung, nicht gu oergeffen, mie gefährlith ea fei, bie eigene ($h cc & et
®h rc ©hrifii oorgugiehen. ^fur ben errungenen (Sieg über bie $einbe fei
ber Äönig ©off unb (Sanft tyetet um fo mehr oerpflichfef. Grfl ber
Schluß bee @d)reibena enthielt eine fd^atfe (Spiße: Heinrich foHe be*
benfen, mie ea (Saul ergangen fei, ala er ftch feinea Siintnphea rühmte
unb bie Oltahnungen bee Propheten nid)f befolgte; mie er oom irjerrn
oertoorfen morben unb melihe ©nabe 5)aoib gum £©hn für feine )Demut
gufeil gemorben fei. 2)er (Saß mar an ftch fö 00 deutlich genug, bie fiber*
Bringer foQfen ihn unferflreithen, inbem fte Heinrich gang im 23ertrauen
aufforberten, feine anagefcf)loffenen Diäte gu entfernen unb Süße gu
tun für feine „23erbrechen", bttrch bie er nach göttlichem trab tnenfch*
fichem Oted)f nicht nur ben Auafchlttß aua ber ©emeinfchnft, fonbern bie
Abfeßnng oerbient hätte.
ßb ea angebracht mar, biefe ^Drohung auagnfprechen, menn man noch
an bie ORöglichfeif einer 23erflänbigung glaubte, läßt ftch begmeifelu.
Aber mehr ala gmeifelhaft ifl, ob Heinrich noch an 23erflänbignng backte.
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©ein ganges Verhalten feit bem @ieg ober bie ©achfen raadbf ben
(Einbrucf, ba$ er in ©regor nur noch ben ©egner fah, ben er gu befämpfen
entfchloffen mar nnb gu überminben fcf) getränte. @o nerfn^r er auch
je$f. Sas @dE)ceiben bes ^ßapf!es nnb bie mündlichen (Eröffnungen ber
Überbringer nahm er auf mie einen H>ingemorfenen ^e^be^anbfd^n^,
brachte beibes fogleich t>or bie Offentlichfeit nnb holte gnm ©egenfhag
ans. Um bie 3 a h rc0Wcn b c empfing er bie 23otfdj?aft bes ^3apj!es, brei
233o<hen fpäter hielt er in 253orras einen 3tei<hsfag ab, an bera anfjer
meltlid^en ^fnrfien bie 3QftehrgahI ber bentfd^en 23ifif>6fe feilnahm. 2ln<h
ans bem 3$nrgunbifdj?en nnb ans galten mar je einer anmefenb. Unb
noch jemand hafte f»c£> eingeftmben, Äarbinal <£jugo ber 233ei$e. ©eit
er in Ungnade gefallen mar, ftt^r er in ber 253elt herum nnb mahlte
gegen ©reger, gn beffen (Erhebung er felbf! bas meifie beigetragen hafte.
(Er mar in ber £age, über bie ^erfon bes ^3apfies, fein 23orIeben nnb bie
2lrf feiner Shronbefieigtmg (Enthüllungen gn machen. Sie häßlichen
Singe, bie feitbem non ©regor ergäbt nnb nielfad^ geglaubt mürben,
baß er bie Äarbinäle nid^t befrage, mit einer bebenflid^en Umgebung
regiere, foltern nnb toten laffe, 3 an &erei treibe nnb ähnliches, gehen
mo^l auf biefen ehemaligen freund unb Reifer gutücf. (Er hat auch in
933orms mit feinen gehäfflgen ©chilberungen bagn beigetragen, bie ©e*
müter gegen ben ^3apfi gn erhi$en. Samif mag er ben (Enfßhluß er=
leichtert haben, ber für ben &önig non nornherein fefigeflanben h°ben
toirb. 233enn Heinrich überblicfte, mas er non ©regor erlebt hatte, in
Italien unb Sentfd^Ianb, in kirchlichen unb meltliihen Singen, fo
fonnte er mohl gu ber Ubergeugung fommen, baß es mit biefem Sflftann
feinen aufrichtigen ^rieben gebe. ©ah man über (Singelheiten hinmeg,
felbf! über fold^e mie bie moralifdhe Unterf!ä$ung bes 2lufj!anbes gegen
bie bentfdhe Oberhoheit in Ungarn, fo mar hoch fein3*neifel, baß ©regor
in le$fer £inie ©ehnrfam auch nom Äönig nnb Äaifer nerlange. Sie
beutfche Ärone foHte ben ©ebofen bes ^3apf!es mtfermorfen fein. Sas
aber traf ben ^Pnnff, in bem auch Heinrich — mir berührten es fhon —
freimütig niemals naihgeben fonnte. Sarnm mar ber Äampf gmifhen
Äonig nnb $apj! unvermeidlich, unb barum mar es non Anfang an ein
&f auf S)ob unb £eben. @o hatte, mie bem 5tonig h>»terbracht
mürbe, an<h ©regor fuh offen ausgefproihen: er molle enfmeber felbf!
f!erben ober bem Äönig ©eele nnb Gleich nehmen. Sfatr um bie 2lrf, mie
ber &f gn führen fei, fonnte es fleh nof h h an ^ n *
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2(bfe4ung ©regor*
33om 233ormfer 3teidE)0fag Sennen wir nnr 600 (Srgebnis, Ben 23e«
fdtjlnß, ©regor VII. niii)t als ^3apjl angnerSennen unb feine 35efeitignng
jn erflreben. (Sr würbe anf einer gleictgeifig fagenben ©pnobe non oier=
nnbgwangig benffdEjen 33ifdEjöfen nnb je einem Bnrgunbifd?en nnb ifali«
f«ten unter bem 23orfi§ bee (SrgbifdEjofs non 9Ilaing gefaxt nnb fanb
feinen 2IasbrucS in einem ©dE>reiben an „23ruber ^ilbeBranb", in bem
bie 23erfammelten biefem erSlärfen, baß jte i^n als ^3apjl nidE>f me^r
anerkennen konnten. DTfit feinen anteiligen 35ejirebnngen fpalfe er in
2Inmaßung unb jpodE)muf bie itird^e nnb Derbreife überall 3® 0 > ctra< ^ t
nnb iöerwirrnng, in bem er ben 23ifctöfen i^re 21mtsgewalf ranbe unb
aOes an fidE) gu reifen fudE)e. 5)en S^ron fyabe er befliegen unter Q3er=
lefmng bes 233atlgefe|es Don 1059 nnb boppelfem (Sibbruct; benn andE)
er tobe nnfer jjeinrict III. ben [ßafrifiaf bes Königs beftworen, bes*
gleiten fpäfer gelobt, bie päpjHidE)e QKSürbe niemals angune^men. 5)agn
Samen perfonlid^e 23efdE)ulbigungen täßlictfier 3Irf. 3Iiif ber ©affin
eines anbern I>aBe er gelebt, regiere mit einem 335eiberfenat nnb ergebe
ftdE> in ©dEjmätungen gegen bie ,23ifdE>öfe. 2)arnm fei er für Seinen ber
ltnfergei«tner Sünftig ute^r SPapfi. tiefer (SrSIärnng traf ber Äonig
bei unb rid^fete feinerfeits ein ©ctreiben an „ipilbebranb", feinen nnb
bee 3leid^es DerberblidE)jien $einb, ber i^m feine erbliche 223ürbe, ben
^Pafrifiaf, geraubt unb bas ÄönigreidE) Folien 2 n entreißen oerfudfjf, an
bie 23ifdEj6fe, „bie uns als teaerße ©lieber oerbunben ftnb", jr)anb an*
gulegen fidE) nidE)f gefdf>enf nnb jte mit tottmüfigen ©dEmiätungen Der«
folgt tobe. 3t rcm geredeten Urteil beitrefenb, Sünbigf berjtönig ©regor
ben ©etorfam nnb befiehlt i^m, t«tobgaf!eigen Dom roraifcten ©futl.
Siefes ©«treiben würbe ©eifHidE>Seif unb SGolb Don 3tom mifgefeilf mit
ber 2Iufforbernng, ben 3I?ön«t ipilbebranb gwar nid^t umgnbringen —
benn bas £eben werbe i^m Sünftig fdEjwerere ©träfe fein als ber SJob —
aber i^n gnm 23crgidE)f gu gwingen unb einen anbern, mit i^cem unb fämt*
Iicfjer 33ifdEjofe Dlat gewagten ^3apfi angnnetmen, ber teilen werbe, was
biefer Derlejjt tobe.
^einri«t IV. wagte Diel mit biefem ©dEjriff nnb follfe halb erfaßen,
baß er gu Diel gewagt totfe. (Sr begann einen Ärieg, beffen (Snbe er
ni«tf metr erlebt, ber itn ins Unglüdf geflürgt, feine [Regierung gnm
Iraner fpiel gema«tf trab anf bie ferneren ©efdEjicSe bee beutfc^en 3teidE>es
einen langen unb finjieren @dE>affen geworfen tot. 310« 9ftot nnb a0es
Ungema«t, bie feitbem über Äönig nnb DieidE) geSommen frab, toben an
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2U>fc$ung ©reger#
365
jenem 24 . 3 anuar 1076 gu DSorras ihren 2£nfang genommen. Bequem
iß ca, nachträglich bie fiberhebung bes jngenblich unreifen iperrßhers gu
fabeln, ber mehr unternahm, als er leißen fonnte. @0 ifi n>af>r, ipeinridji
üBerfcfyäfyie bie eigenen Äräffe unb nnferföäpe ben ©egner. (Sr mar
gar nicht fo fel>r iperr feines Dteid>ee, wie er nach bem ferner errungenen
(Siege über bie @acf>fen geglaubt haben mag. B3iemeif bie nm i^n ner=
fammelfen Bifchbfe ihren Befdjßuß ans nofler Überzeugung faßten, mirb
er nicht gemußt haben. 3In Bebenfen, bie erfi übermunben merben muß*
ten, I>af es in ihrer Dürfte nicht gefehlt, unb baß jeber einzelne bie Ber*
pßichftmg gu unter fd^r eiben hafte, jpilbebranb fortan nid^f rae^r als ^apß
anguerfennen, fönnte bafür fpred^en, baß nicht allen gang gu trauen mar.
2lmfy burfte man nicht überfein, baß non ben ad^fnnbbreißig Bißhöfen,
bie bas beutfcfye Oteicfy nördlich bet 2IIpen gä^Ife, oierge^n nicht beteiligt
maren, barunfer bie (Srgbißhöfe non @algbnrg, STRagbebnrg, Bremen
unb Äöln, mo 3tnno foeben geworben mar. Dtaraenflich fäHt bas $?e£Ien
bes ^od^>angefe^enen £iemar non Bremen anf. (Sin erfahrener, oorjidE)*
figer $jerz(<fyet hätte alfo in bem Beßhluß ber niernnbgmangig ÜUnmefen*
ben noch feine ßdE>ere Bürgßhaft bafür gefehen, baß er in einem ernfien
Äarapf gegen Dtora auf bie geeinte Ära ft ber beutßhen 3teid}ßfird}e
werbe gä^Ien fönnen. jpeinrich mar jung, unerfahren unb unbefonnen,
ihm ßnb folche ©ebanfen mohl gar nicht gefommen. 2 £ 6 er ber Beßhluß
non B 3 ortn 0 mar feine DSißfärtat bes jperrßhocs, er mar hec&or*
gegangen ans ben Beratungen non Dienstag unb Dteichsfpnobe. 3)aß
ber Äonig ihn ergmmtgen habe, mie bie ©egner nachher behaupteten, iß
nicht gn glauben; bagu mar Heinrich nicht mächtig genng. jpöehßens non
einer (Stimme glaubt man gu miffen, baß ße nicht frei abgegeben fein
fann: Burcharb non ipalberßabf, einer ber Rührer bes fächßßhen 2 Inf=
ßaubs, mar als ©efangener gura ^Reichstag gebracht morben. ($her läßt
ftch annehmen, baß ber Äönig non anbern gura Borgehen gebrängf mor*
ben iß. 5)effen beßhulbigfe man nor aßen ben jpergog ©offrieb non
£othringen, ber aßerbings befonbern ©rnnb hatte, ©regor nicht gu
lieben; beun biefer hatte bas 3 ect °arfhis mit Düathilbe, feiner ©e*
mahlin, nertieft, ßatt es beignlegen. Sieben bem £ofhringer merben
bie nom ^3apß ansgeßhloffenen foniglichen Diäte bas 3h re getan haben,
bie (Srregung ihres iperrn gu ßhüren. 255as noßenbs bie Bißhöfe be*
trifft, fo hat bie Behauptung einiger 3*itgenoßen, ße hätten ben Äönig
gnm Borgehen getrieben, aße Dßahrßheinlichfeif für ßch- (Sie maren
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366
2bfe(ting ©reger*
ja nicf>t weniger als er burch bie 31taßregeln bes Papfles getroffen, manch
einer hafte perfonIicf>e Demütigung erfahren, uub aQe mußten ft cf) als
©taub ^erabgefe|t mtb entwürbigt füllen, wie es £ieraar t>on Bremen
ansgebrütft hafte : fte fa^en ftd? Be^anbelf wie ©uts Verwalter, nicht wie
21 mtsbrüber mtb 23ifcf)öfe. Gnblich bttrffe man andf) auf bie Gmpörnng
weiterer Streife über bas Gheverbof hinweifen, bie ber Grgbifchof non
DItaing unlängfl ebenfo gu füllen bekommen hafte wie früher ber Äifcfjof
non ^3affan. ©iegfrieb war im ^rä^Iing in Dlom gewefen, hafte bort ben
23efehl erhalten, bas neue ©ebof anf einem Äongil gu nerfnnbigen, hafte
ftdf) bem mit aHerf>anb Slusreben gu entgie^en verfugt, bann aber, als er
mit 2 Ibfe|nng bebro^f würbe, bocf> gu gehörten unternommen unb im
ßftober 1075 eine ©pnobe feines ©prengels nach Grfnrt berufen. Da
War er aber anf flärEflen 233iberflanb gefloßen, hafte f)ören muffen,
baß man bem !ßapfl bie 33efugnis betritt nnb ib>n felbfi am £eben be=
bro^te, fo baß er fein Vorhaben aufgab nnb nerfpradf), ©griffe für
eine DItilberung bes ©efe$es gu tun. Diefe Grfa^rnng mag bagu bei¬
getragen haben, bem äng|Hicf>eu 3Qftann ben 3Qffut gn bem Gntfcfjluß gn
flärfen, ben er als Vorflfenber ber VSormfer Verfammlung in erfler
£inie mit feinem 9?amen gn beeten hafte.
Der Gntfcfüuß, ben ^3apfl, ben man fafl brei 3 a f> ce lang ohne Vor«
bemalt anerfannt, bem man gef>ordf)f, vor bem man jtcf> gebengt hafte,
burch eine ipanbvoß beutfeher 23ifä)öfe feines 2 Itnfes verlufiig gu er»
Hären, war ein ^fehler an f«h, politifcf) nnflug, rechtlich nicht gu begrün«
ben. Der fehler würbe unnötig vergrößert, inbem man perfon(idf>e Ver«
unglimpfungen hingufägte, tmerwiefene 23efd^nlbigungen als Satfachen
hinfieHte nnb nidE>f einmal bie Xlngart^eif fcf>eute, bie 9Ituffer bes Äönigs
^ineingngie^en. Denn baß gn bem 2X5eiberfenaf, ben man bem ^3apfle vor*
Warf, neben Veafrij nnb Dltat^ilbe von Sosfana bie Äaiferin eignes
gehörte, wußte jebermann. <^ef>ler über fehler! 21 ber wer fte feflfleHt,
barf nicht vergeffen, baß mit bem Äönig bie $ärflen bes Üteitfyes, weif«
Iid^e nnb geijlltdEje nnb vor aQem bie VifdEjöfe, bie @cf)ulb gu feilen haben.
3 h r erfahrenes 2 Ilfer hätte feiner nnbefonnenen 3 ° 9 enb 3 ögel anlegen
foHen, fte fragen barnm mit an ber Verantwortung für bas, was folgte.
233ie wenn ein losgeriffener ^elsblotf gn Sale roßt, fo überflttrgen ft<h
nun bie Greigniffe. Ilm ben 21 nfchlnß bes fnblidf>en Königreichs gu be*
wtrfen, würben gwei ZBtfcfyöfe nadh Italien gefanbt. ©ie fanben bereif«
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Vorgänge in ?Rom. Ggnobe 1076
367
widigße 2 Iufnaf>tne. 3fatr wenige bet lomBaebifcfyen 2 $ifd>öfe Reifen gn
©regor, nnb fo machtlos toar bie !ßataria fd^on geworben, baß an einem
i^rer ^anpt^erbe, in ^3iacenga, bie ©pnobe tagen tonnte, bie ben Beitritt
gum 233orrafer 23efcf)Inß erflärte. (Sin Som^err nnb ein Witter eilten
nac^ Dlotn, um ben ÜUufßanb gn entfachen, ber ©regor ßttrgen fodte.
©regor war oorber eitet nnb wacfjfam. Unlängß erß war er einem
2 £nfi$Iag mit 3Itu^e entgangen. 3 cncr ßencins, ber bie jpanptßäge
jrjonorias’ II. gewefen war, £affe iE>n ans 3tacf>e aber (Sntgie^ung non
©fitem bei ber ^rfi^meffe in ber (SI>rißnacf>f am 3IIfar in ©anfa SItaria
Maggiore öberfallen, in feinen Stirm gefcfjleppt nnb bnrd^ Sobes«
brofynngen gnr 2 Ibbanfung gu gwingen gefaxt. ülufbi» SR'acfjricfjt t>ieroon
war bie DItenge gufammengeßrörat, £affe ben Surm geßfirraf unb ben
!ßapß befreit, ber, am Äopfe leidet t>erle$f, aber nic^f im rainbeßen er«
fd^öttert, in bie ÄirdEje gurfidPfe^rte nnb bie 3Iteffe beenbefe. ©eifbem
befyecrfcfyte er bie ©fabf fefier benn je. 333as in 2Borms unb ^3iacenga
gefc^e^en war, ^atte er längfl erfahren nnb ließ bie &oten bei i^rer 2 In«
fünft Dermaßen unb in ben Äerfer werfen. Sann ßedfe er ße oor bie
©pnobe, bie eben bamals wie ade bei ^Beginn ber $?aßengeif gu«
fammengetreten war, mtb ließ fte bie mifgebradEtfen ©djjrififßücPe t>er«
lefen. 33on ber erregten ECerfamtnlung würben ße fd^wer mißfyanbelf
nnb Wären umgebraefjf worben, £äfte ©regor felbfl ße nidjf mit eigener
©efaljr gef<f>ü$t.
Sie ©pnobe ßedf ßcf) no<f> ansfcfyließlid^er als bie früheren als ©e«
rid^tstag bar, t>on anbem 23efcE>Iüffen I>ören wir nichts. Sas ©traf«
geriet war ansgiebig. 2lm ber ©etneinfdE)aft ausgefd^Ioffen warben aus
^Bnrgunb unb ^franfreidE? t>ier 23ifd£ofe, ein 2Ibf, ein EUftöndEtsfonoent
nnb brei ©rafen. 9Itif Hager 2 Ibßufung oerfuljr ©regor gegen Seil«
neunter an ben @pnoben oon 233orms nnb ^3iacenga. ©iegfrieb t>on
9Itaing, ben £ombarben nnb benen, bie freiwillig unfergeirf>nef Ratten,
worbe 21 nsöbnng bes 2 Imfes nnb ©ennß bes 2 £benbma^Is nnterfagt, bie
anbern, bie gegwnngen mitgegangen waren, erhielten 3eit gnr 23uße bis
(Snbe (Ss fyatte alfo, wer wollte, bie EXRbglid^feit, ßdE> nadbfräglidE)
für gegwmtgen gu erflären. Sie oode 2SndE>f ber ©träfe ßel auf Äönig
jpeinrid^. 21m Ie|ten Sage ber ©pnobe, bem 22 . Februar 1076 , fpradE)
©regor i£ra bas Urteil, wä^renb gn fräßen feines SH>rones im Tonnen«
fdjjtleier ßfenb Äaiferin eignes bie EGerbammmtg i^res ©o^nes an^orfe.
3In ben ^eiligen 2lpoßeIfürßen Petras wanbte ßd? ber ^3apß im ©ebet,
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368
2 fu*fd>Iug unb 2Cbfe(ung $etnrt 6 )t
rief fyn, bie ©offeamuffer ttnb ©anft ^Panlua gu 3 *ogen an, baß er nttr
gegwnngen fein 2 tmf übernommen habe. „©eahalb" — fo fuhr er fort —
„glaube ich, ea gefalle ©ir, baß baa ©ir im befonbern anoerfranfe
Ghrif&nnolf mir ala ©einem ©feHoertrefer im befonbern gehorche. Um
©einefwitlen ifl mir non ©off bie DUadEjt gegeben, gu binben unb gu Iofen
im ijimmel unb auf Grben. 3 m ^Serfranen hierauf nnferfage ich im
Spanien ©offea bea 23afera, bea ©ohnea unb bea ^eiligen ©eiflea fraff
©einer QSoDmac^f gu Ghren unb ©thu$ ©einer Äird^e Äönig Sjein*
rieh, bem ©ohne Äaifer Sjemtitfye, bet ftch gegen ©eine 5tird?e in
unerhörtem ^od^muf erhoben fyat, bie Dtegierung bea gangen Äönig*
reiche ber ©ettffchen unb ^taliena, befreie alle Geißen 6011 & cr 5 e ff e ^
bea Gibee, ben f* ihm geleißef h a ^en ober leijlen »erben, nnb oerbiete
jebermann, ihm ala Äöuig gu bienen. Unb »eil er ala Ghrifi ea Oer*
ftfymcfyt hat gn gehorchen, nicht gu ©off gurücfgef ehrt ifl, ben er bnrch
QSerfehr mit 2IuagefchIoffenen neriaffen hatte, meine Sltabnungen ner-
achfef, ftch non ©einer Kirche getrennt nnb fte gn fpalfen nerfuchf hat,
fo binbe ich ihu an ©einer ©taff mit ber $reffel bea ^Iuchea, auf baß bie
23ölfer »ijfen nnb erfahren, baß ©n biji ^3efrna, nnb baß auf ©einen
( 5 fela ber ©ohn bea Iebenbigen ©ottea feine Kirche gebaut hat nnb bie
^Pforten ber jpölle fte nicht überwältigen »erben/'
©er 253ärfel »ar gefallen, ber offene Äampf gwifchen Äönig nnb
^Papfl, Dteich nnb Kirche anagebrochen. ©aß ©regor Unerhörten unter*
nah», ala er im tarnen feiner geifUith*n ©e»alf einen Äönig abfeßte,
haben alle 3ei*geuoffen gemußt. S?un fragte ea ftch, ob bie 233elf biefen
2 Iufprnch ala Stecht anerfennen mürbe, ©ie Äraftprobe, bie ber Äöuig
gewagt baffe, ala er ben ^3apfl abfe|en ließ, trafernahm nun non feiner
<Seife auch ber $apji. 3eigen mußte ftch, wer flärfer fei.
3unächfl »arben beibe Seile um bie 3ußimmuug ber 233elf. Gin
liferarifcher ©freit begann, ber, mit fieigenber ©chärfe geführt, ein
SItenfchenalfer unb länger gebauert hat, ber erfle $?aH feit bem Unter*
gang ber alten 233elf, baß feinbliche Parteien um bie öffentliche SItei*
nung fämpfeu. 23on feiten bea Äöniga »urbe bie Äunbgebnng non
333orma in wirf famer Umarbeitung überall nerbreifef. 3^bermann fonnte
erfahren, »ie nnb warum Heinrich, gej?ü$t auf baa Urteil einer Steiche*
fpnobe, nicht bem ^apft, fonbern bem fallen 3Itön<h ^ilbebranb be¬
fohlen habe: „©feige h«ab, fieige herab, auf ewig QSerfluchter!" 2luf
ben hangeln h^rfe man nerfünbigen, baß bie 23ifchöfe bem „falfchen
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21 bfaU Dom Äonig
369
SXpojJel", bem „DIteineibigen" nnb ,f§\)Ateä)et u bie ©emeinfdjaff auf»
gefugt Raffen. Bon ber ©egenfeite ging bcr Urteilefpruch bea ^3apfJea in
alle 933elf ^inaua, Äaiferin 2Ignea fogar, Bia gur BSibernatürlichfeif
Befangen im ©ebanfenfreia i^cea gei|Hic^en iperrn, gab (ich bagn h«r,
ihn gu nerBreifen nnb ben &hron bee eigenen ©ohnea gu nnfemn^Ien.
Sie fönigliche ©eite gebadete bacauf mit gleicher DItünge gu erwibern:
eine ©pnobe in 233orma foflte gn ^Pftngjien ( 15 . 9Itai) über ©regor
ben ÜUuafchlnß »errängen. Sa aber geigte fuf> ber erfJe 9tiß in ber DHauer:
bie ©pnobe fam nicht gnjlanbe. (Srjl (Snbe ^fnni fonnfe ber @c£>riff in
DItaing nadE)ge^o!f werben, aQgn fpät. ©regor war nicht müßig geWefen,
im Äatnpf nm bie öffentliche Meinung übernahm er mit eigener $eber
bie Rührung. 3 n einem ©enbfchreiben an „äße Bifdhöfe, ipergöge,
©rafen nnb anbere ©etrene im beutfd^en Dleich, bie ben (S^rifienglauBen
nerfeibigen," fe|te er anaeiuanber, wie er bnrdj? jpeinricha Behalfen
bagn genötigt worben fei, baa geifHid^e @rf>werf gegen i^n gn gücfen.
3ngleid^ war fein Bemühen, bie ©egenpartei gu fpalten, nidE>f nergeb*
li(f>. Sie erflen, bie aBftelen, waren bie £ot^ringer, ber 3Q£e£er nnb ber
non Berbun; ber B3ttrgBurger folgte. (Srgbifchof Ubo non Srier, ein
Bruber bea STteflenBurgera, alfo bem Äönig perfonlich näher nerBnnben
ala niele anbere, glaubte nermiffeln gn foflen nnb eilte nach Dlora, Bereute
nnb ließ fidE> loafpredEjen. Sie fc^eiuBar fo gefcftfoffene Solang: wiea
Bereita £ücfen auf, bie 9tei^en ber ©egner, Bieter nur burch ©algBnrg
nnb ^Paffau nnb bie ©achfen nertrefen, fußten ftch, ber ^3apji fyaite eine
^Partei in Seutfchlanb, bie für tyn färapfte. (Sr Brandete feine Dlöraer
nach Seutfchlanb gn fdE>icfen, im £anbe feIB|i fanb er B3erfgeuge feinea
BSißena. (Snbe ^nli fonnfe ©regor Bereita bie Pforten ber ©nabe ^aE 6 =
offen geigen: er ermächtigte bie ihm an^ängenben Bifdhöfe im aßge=
meinen, aße Anhänger bea Äöniga, bie gur Befinnnng fämen, in ben
©dhoß ber Äirche aufgunehmen, nnb erteilte bem ^Paffauer Boflmachf
gn feiner Bertrefung. SRur ben jtönig nahm er ana, feine Beurteilung
Bel>ielf er fich feEbji nor. Sem Bifd^of non DlZef ließ er eine auafuhr*
liehe BSiberlegung bea (Sinwanba gufommen, baß ein Äönig nicht ana=
gefd^Ioffen werben bärfe. ©ein jpinweie auf einige angebliche Beifpiele
ana ber ©efchichfe hätte genauer Prüfung nicht ßanbgehalfen; nm fo
wirffamer war bie $rage: oB benn ein Äönig nicht gu ben ©dhafen bea
jperrn gehöre, beren jpuf bem 21pojleI übertragen fei? 2K5äre ber &önig
non ber Binbegewalf ber Äirdhe anagenommen, fo fonnfe er non ihr auch
Roller/ Da* Papfffum II 1 34
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370
2(bfaU vom Ä&nig
nicht loagefprochen werben. 2 luf baa Dlechf bet 2 lbfe$ung ging ec nicht
näher ein, ec begnügte fiel) mit bem Sühnen ©a|: „933enn bec apofiolifche
@tu^I fraft göttlicher 23oHmadE>t übec geijHid^e Singe richtet, warum
nicht auch übec Weltliche?"
3ngtt>if4>en hafte f?dE> int benffc^en Dleich oielea geänbert. @o fefl, wie
ec glaubte, hafte Heinrich IV. nicht auf feinem &hron gefeffen. 3°
©achfen glomm bec ^funbe bec Gmpörung nntec bec 2 Ifd?e, nnb bei ben
(Järfien wac baa 3InfeE>en bea Äöniga niemala groff. Sa$ ec feinen
©ieg auenüffe, um bie 3 “ 0 e ^ ber ^»eccfrfjaff feflec angngie^en, fd^nf
ihm ffeinbe, ofyne baß ec oerfianben ^ätfe, ihnen ^ncd^f einguflöffen.
$üc oiele wac bec ©prud? bea ^)apfiea ein wiHfommener 2 lnlaß, bem
Äonig ben ©e^ocfam gu fünbigen. 3 ura Unglücf wac überbiea ^ecgog
©offrieb non £of^cingen, auf ben jpeinricb am meiflen gegärt hafte,
fd^on ©nbe $?ebruar ecmocbef woeben, nnb ea gab nntec ben ^Seitlichen
feinen, bec i^n erfe$t hätte. 2 lla nnn gac bie gefangenen Rührer bec
©achfen ana ihrer S)aft entweihen fonnten, bec Olufßanb wiebet atta=
brach, ba wac bec ^3lan, mit jpeeceamad^t nach 3<alien gu gieren unb bie
Äaiferfrone gn ecobecn, unausführbar. Sagegen bilbefe ft cf), eora tya pfl
nnterfiüff, eine QSerflänbigung bec oberbeutfhen (jjfürfien mit ben päpfl=
lieh gefronten 23if<höfen, bie anf nid^fa ©eringerea gielfe ala bie 2 S 5 a^I
einea anbecn Äoniga. 2 lnf einer 3 «fantmenftmfif in IXIm, Oltiffe 2 lugufi,
wnrbe bec 23efchlu$ gefaxt, bie Ausführung foHte gwei DHauafe fpätec
in DHaing ecfolgen. ©eegoe wac non allem unterrichtet. Einfang @ep=
tembec gab ec feinen Anhängern Auefunft, nntec welchen 23ebitagtmgen
er Heinrich begnabigen fönne: ec muffe feine Diäte Werfeln, bec Äirche
bie ^rei^eif geben. Aber bec SPapfl glaubte offenbac felbfi nicht mehr an
biefen 233eg, benn ec faßte beceifa bie 333al)l einea anbecn Könige ina
Auge, ber baa Verlangte erfüllen würbe, unb fieUfe biefem bie23eflätigung
in Attsftchf. Sabei rechnete ec fogac auf DUifwirfung ber Äaifecin.
©eegoe geigte ungewöhnlichen Dlluf, benn feine £age wac feineawega
glängenb. Sie D?ocmannenfncfien hotten ftch feiner ©inwirfung nicht
willfährig gegeigt, ihre Struppen bcangen in ben &ir<henf!aat ein, baa
belagerte ©aleeno fianb fhon bichf t>oc bem pralle. ©he baa 3 ö h r 1076
enbefe, hot bie ©tabt ftch Dloberf ©uiacarb unterworfen. 3?ürfi©ifulf,
anf ben ©regor grof-fe ©täcfe hielt, oerfeibigfe ftch noch eine 233eile in
bec ^eflung, bann mußte er in Dlom 3»flncht fmhen. 3 n ber £ombaröei
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Abfall Dom Äonig
371
war bie Pataria gwar nicht erlofd^cn, aber gnrücPgebrängf, Unferfiüftmg
t>on ihr nic£>f ju erhoffen, unb nur auf 23eafrip nnb Sltathilbe war
jldjerer 35erlaß. 2ffles hing fomit t>on bem ©ang ber Singe in Seuff<h*
lanb ab. 23e^ielf ber könig bie ßber^anb, fo war es nicht pveifeUiaft,
baß er früher ober fpäter mit überlegener Sltacf^ in Italien auffrefen
werbe. (Sa wäre für alle ©egner ©regors bas 3 c,< h cn gewefen, ficf» anf
ihn gn flürgen.
Sie (Snfffyeibung fiel Gnbe Öffober. 2Iuf bem Sitar fcf» nach DTtainj,
wo bie 933ahl bes ©egenfönigs fiaftfutben (bäte, waren bie anffiänbi*
fcfjen dürften, bie jpergöge t>on ©chwaben, Maiern nnb keimten famt
ben ihnen an^ängenben 23ifcf>öfen, bis Sribttr gekommen. Sa fperrte
ihnen ber könig, ber auf bem anbern Ufer bei ßppenheitn lagerte, ben
Übergang über ben Sthein. ‘Hübet auf kampf ließ er es nic^f mehr an*
fommen, er gefiattete 33erhanblungen. 2lnsgefiaffef mit päpßlicfyet
SOollmachf erfd^ienen ber Sifc^of t>on Paffau nnb ber Patriarch t>on
21 qnileja im £ager bee königa nnb begannen, bie Sifcf>öfe, bie Heinrich
umgaben, gn bearbeiten. 2lnf fte fam nun aHea an: blieben fie fefi, fo
konnte et ben angewiffen Äampf gegen bie ^erjoge immer noch auf»
nehmen. 2£ber ber 23erebfamEeif ber £egafen nnb ben 23elegfiellen, bie
fte ans »erfälfchf er ©ef«hid^te nnb erfitnbenen Urfunben in SItenge ans»
fchütten konnten, halfen nicht alle flanb. Saß babei bie Pfeuboiftbori*
fchen Sefrefalen eine h crt> orragenbe Stolle gefpielt haben, ifi aus bem
beflen ber $eitgenöffifd>en Siericfyte bentlich gu erfehen. SItan fann f><h
benfen, baß gegenüber biefer überwaltigenben (^üUe ber Seweife manch
einer, bem fte neu waren, ftch wehrlos fühlte. Ser Papfi fdjien bentt
hoch im Stecht gu fein! 3 c h n &<*ge bauerte bas Stingen, bann brach & ec
SSiberfianb ber königlichen gnfaramen. 3 e h n 23»f<höfe, an ihr« ©pife
ber SUainger, ber in 2Sortna ben Steigen geführt hatte, ließen ihren
jrjerrn im @fich, unterwarfen ftch P a pft nnb fachten bie 35er*
geihnng. S?un blieb auch bem könig nichts übrig, als ftch i a unterwerfen.
„$afi entfeelt t>or ©ehmerg", fügte er ftch allem, was Papfi nnb dürften
ihm anferlegen würben. @o würbe benn beßhloffen, baß er ftch 000
feiner Umgebung trenne, bie Stegierung nieberlege nnb an ben Papfi
ein bußfertiges ©^reiben richte. Silit biefem machte ber (Srgbifchof
t>on Srier ftch auf ^ ea %E> e 9 nach Stom.
2 lber bie Parteien mißtrauten einanber, nnb leine »erfahr ehrlich. Ser
könig änberte ben oorgeßhriebenen SSorflant feines ^Briefes, tmb bie
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(Sanoffa
^urßen öerfhworen ftch nachträglich, wenn er länger als ein 3ah c
ans ber Äirdhe ansgefhloffen Bliebe, feilte ein2lnberer Äonig fein. 323ie
nnn in Dtora bnreh nachgefchicfte ©efanbte ber $urjlen aufgebeeft tonrbe,
baß ber &onig nidE>t fo gefdhrieBen hatte, wie abgemacht war, lehnte ber
5Papfi aB, ihn als 23äßer in Dtom gu empfangen; er wollte felbji nach
Seutfhlanb fommen nnb in 2lugsBurg am 2. Februar ben ©freit ber
^Parteien enfßheiben. 2lm 8. Januar wollte er in 3I?anfua fein, Bereit,
„für bie Freiheit ber Stird^e nnb bas ipeil bes ^Reiches fein 3Mut gn t>er=
gieren". @0 fdEjrieB er feinen beuffchen Anhängern, bamif jte ifyrn bas
©eleife entgegenfhieften.
2lls Heinrich IV. bies erfahr, wußf e er, was ihm Beoorfianb. Äam es gu
bem ©eri<hfsfag in 2lngsBurg, fo hafte er bie 233ahl, oB er feine Ärone
oerlieren ober ftch allen 23ebingnngen bes ^3apfles unterwerfen wollte.
Gr Befhtoß, ben 2lngsBnrger Sag ja Vereiteln, inbem er bie 2G3iebec=
anfnahme in bie Äirche fuh vorher t>erfcfyaffte. (Sr mußte juoorforaraen,
ben ^3apfl jleDen, Beoor er benff«hen 23oben Betreten hafte. 23on ©peper,
wo er fid? als 2$üßenber in 3uriicfge§ogenheif aufhielt, Bradh er noch t>or
^Weihnachten auf unb reiße über 23efan$on nnb ben 3[Ront Genis unb
Surin bem ^3ap|i entgegen, ber auf bem 3S5ege nach S)entf<hlanb fchon
Bis 3Itanfua gekommen war. Heinrich war non ber Königin unb bem
jpofflaat Begleitet, einige 23i f<höfe fhloffen jtch ih m an. Überall, bies=
feits wie jenfeits ber 2llpen, nahm man an, er wolle gegen ben ^3apß
©ewalf Brauchen, nnb frenbig Begrüßten ihn bie Äönigsfreuen in ber £om=
Barbei. ©ie erwarteten, er werbe ihnen helfen, bas treuer ber ^3afaria
nollenbs ansgufreten. 2lmh ©regor fürdhtete einen jrjanbjlreich anf feine
^perfon unb lehrte eilig um. 3 n Ganoffa, ber uneinnehmbaren ©famm=
Burg ber ©räftn 9Itafhilbe, Brachte er |7<h * n @i<herheif. 2lBer Heinrich
hafte gang anberes im ©inn. 2lra 26 . Januar 1077 erfhien er t>or ber
35urg, nicht in föniglichem 2lufgug, fonbern als ^öüßenber in t>orge=
fchrieBener Srachf, ranhera XWoQhemb nnb unbefestigt. ©0 Begehrte er
Dom Papji empfangen gn werben, ©regor weigerte f5dE>. 2lra folgenben
Sage wieberholfe ßd) bas ©chaufpiel: ber beutfä^e Äönig am Sor ber
33urg, Barfuß nnb im 33äßergewanb, h eifdfyte Ginlaß nnb ©nabe, ©re*
gor lehnte nochmals ab. S)as gleiche ^Silb am britten Sage, nnb immer
BlieB ber 33apjl unerbittlich. 3»n feiner Umgebung, auch in ber $erne,
wohin bie Äunbe brang, Begann man gn murren. Um ihn weilten feine
ergebenden $?rennbe, bie ©chloßherrin SQftafhilbe, gn ber bie DltarE-
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GEanoffa
373
gräßn Slbelheib von Surin, bes Äönigs ©chwiegermutter, unb 2lbf
Jpngo von Glnnp, fein Sanfpate, ßd£> gefeilt Raffen. @ie beßürmten
ben ^3apß mit tränen, warfen ihm feine jpärfe vor: bas fei nid^f
mehr apoflolifc^e (Strenge, bas fei fprannifdje ©raufamFeit. Sa endlich
gab er nach» (Sr hätte feinen guten Dlnf als ^ßrieffer aufs ©piel gefeft,
hätte er betn Bußfertigen bie £osfpred^nng verweigert, jrjeinrich war
ftfyon fortgeritten, Dltatltflbe ließ i^n gurücFrufen unb übernahm es
je$f, bas le$fe jpiuberuis gu befeitigen.
2Sä^renb Heinrich vor Ganoffa weilte, nnb fd^on vorder, war über
bie Bedingungen feiner £osfpred^ung ohne Grgebnis Verhandelt worben.
Senn nicht ohne weife res wollte ©regor ße gewahren, er verlangte
©icherheif dafür, baß bie Dteue bes Äönigs aufrichtig fei. Sies gab ihm
bie Dltoglidhleif, Bedingungen gu ßellen. Unter DUathilbens Bermiff*
Iung Fam f<hließli<h eine Urfunde gnßanbe, für deren (Srfällnng ße mit
der DItarFgräßn 2bdeCE>eid, bem 2Xbt von Glunp unb einigen Bifd^öfeu
nnb Herren von Heinrichs ©eite ßch verbürgte. Heinrich verfprach, im
©freit mit feinen beufßhen ©egnern ßch bem ©prn«h bes ^ßapßes gu
unterwerfen unb bie Dieife ©regors nach Seuffd^Iand nidEjf gu hindern.
Saranfhin durfte er vor ben !papß treten unb ß<h mit ansgebreifefen
2lrmen, in Ärengesform, vor ihm nieberwerfen. ©regor, gu Sranen
gerührt, richtete ihn auf nnb ßd^Ioß ihn fegnenb in bie 2lrme. Sas
gleich« gcfhah mit ben Bifchöfen, bie bem Äönig gefolgt waren.
Sann las ber ^3apß bie DIteffe nnb reid^fe allen bas 2lbenbmahl, wor¬
auf man ßch gu Sifhe fefte.
Ser Triebe war gefhloffen, aber es war ein fauler Friede. 2Sas in
Heinrichs ©eele vorgegangen fein mag, als er, ber ßolge ©proß bes
ebelßen ©efchlechts, ber ©ohn nnb GnFel von Königen unb Äaifetn, bie
Diode bes armen ©änbers bis anfs le$fe gu fpielen ßch gegwungen fah,
Fonnfe nnb Fann ßdh jeder vorßeüen. Heinrich gab ßch auch Feine DUube,
es gn verbergen, ßnßer nnb worfFarg faß er beim DHahle, rührte bie
©peifen nicht an nnb bearbeitete bie Sißhplaffe mit bem Fingernagel.
Siefe Sage, biefe ©fanden mußten ihm nnvergeßlich bleiben fein £eben
lang. 2lber auch ber Papß Fonnfe feines Triumphes nicht froh fein.
Sen vornehmßen jperrßher ber Ghrißenheif, ben Fünftigen benfßhen
Äaifer hatte er bnchßäblich in ben ©taub gebemäfigf, überwanden hatte
er ihn noch nicht. Sen wahren ©ieg follte ihm erß ber Sag gu 2tngs»
barg bringen, an bem er feßhielt. 2Ü>er für bas ©piel, bas er dort fpielen
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374
GEanoffa
wollte, fehlte i£m je$f bie ßärfße Starte. 233o£l war bie 2tBfe$nag beff
Äöniga nocfj nii$f aufge^oBen, aBer war ße üBerljaupf redEjfegulfig mb
0erBinBli«$? (Sinnig bie ffurcfyt, felBß Bern ^lucfj Bcr Äirdje gu Verfallen,
£affe Bie Ü2ln$änger bee Äöniga genötigt, ßdEj oon i^m gu trennen. @eif
Biefer $?Iuc£ non ifjm genommen war, gaB ea feinen ©runB me^r, worum
ße nidEjf ßtf> i^m wieder anfefließen unB freu gu il>m fielen follten. Sie
©egner jpeinritfje aBer fonnten nieft erfreut fein. 3^nen fam ea Baranf
an, Baß jpeinri<$ oerfcfjwinBe unB Baa Königtum, Baa er gu fefligen Be=
gönnen fyatte, gefd^wäd fyt werde, ^eimlid^ fcBielte oiellei4>f fdEjon me^r
ale einer felBß nadE) Ber Ärone. EG3o^l Berankte ßd? ©regor, ße gu Be*
ruhigen: üBer Bie^rage Ber 333ieBereinfe|nng ipeinridE» fei nod^ nirfjfa
entfdEjieBen, Barin IjaBe er ßd£> nidEjf geBnnden. @o fcfrieB er tynen. Sie
$ürßen aBer wußten nur gu gut, Baß Ber loegefprodEjene Äönig fernerer
gu ßürgen fein werBe ale Ber nerßnd^fe, und grollten Bern ^apß. Ser Sag
gu EilugeBurg, Baa ©djiedagerid^t Bea 33apßea, oerlor für ße an 2Q3erf,
wenn ea i^nen üBer^aupf je wiKfommeu gewefen war. 233nrBe ea nod?
gnßanBe fommen?
@o iß ea Benn nidBf gn Beßreifen, in Bern @pieI Ber ©taatafnnß, Baa
in danoffa gefpielt Wurde, war jpeiuric£ Ber ©ewinner. (Sr £atte Ben
^Prießer ©regor gu einem (Schrift genötigt, Ben Ber ^ßolitifer ©regor
£äfte oerweigern muffen. Dltif Biefem @c^>adE)gng fyatfe er Bern ©egner
eine wichtige (^igur gerauBf. 2lBer wer daraufhin oon ipeinrid^ ala Bern
@ieger oon danoffa fpräd^e, würde Ber ^Bedeutung Bea dreigniffea nid^t
gerecht. 2üa ©regor gegen ipeinridEj Ben (5?lnc£ gefdjleudert Ijaffe, mußte
er ßdE> fogleidE) gegen Ben 223iBerfprudEj wehren, einen Äönig dürfe aucEj
Ber ^apß nieft auafcfjließen. @o dachten unter Ben 3 c,f S cno ß cn Bie
meißen, Ber ©dEjriff Bea Papßea war unerhört, o^ne Vorgang, Barum
für 3I£enfd£>en, Benen für Dtedjf galt, waa EjergeBradEjt und üBlidEj war,
ein Unreif. 9?odEj gwei 31tenfdjenalfer fpäter fdjreiBt ein dnfel jpein*
rid^a IV., 33ifdE>of (Otto oon ^freißng, ala er in feiner 233eIfcBronif Bei
Biefen ©reignißen angelangf iß, fopffdEjüttelnB: „233ieBer unB wieBer
lefe i'4> Bie ©efd^idEjte Ber römifd^en Äönige unB Äaifer, unB nirgenBe
ßnBe id^, Baß einer oon iEjnen Oor Biefem oon einem römifdEjen 23ifdjof
auagefdEjIoßen fei." Ser 353iderfprudE) oerlor oiel oon feiner Straft, feit
ein Äönig felBß Burd^ Bie £af, wenn audE) widerwillig und gegwtmgen,
anerfannt ^afte, Baß Bie ©frafgewalf Ber ÄirdEje oor feinem 2$ron
nidEjf ^altgumadEjen Brauche. Sarum wird danoffa, mag ea für Ben
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Don <5cfjn>al>en ©egenfonig
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2lugenblicF bem Äönig einen ©ewinn gebracht fyaben, in bec Äefte ber
Jahrhunderte bodE) ber Onanie för eine ber fihwerfien STieberlagen bes
Äonigsgebanfens Bleiben. Sen 2Infpruch, anf (Srben feinem 3ti<hfer,
ancf> nicht ber Äird^e unb bem SPapfJ, unterworfen gu fein, bas wahre
©offesguabentum ifi in Ganoffa preisgegeben worben.
Sjßenn wir bas feflfieHen, fo gebietet uns bie©ere<htigfeit, bie ©dEmlb
an biefer Sfieberlage nicht fo fe^r bem 5tönig aufgubürben wie ben
beutfcf>en ^färfien unb oor allem ben 23if<höfen, bie ben jugendlich Un=
Befonneuen in bie©efahr fld? fiürgen liefen nnb fogar drängten, nm ihn
alsbalb gu oerlaffen. 2K5ar ^einrid^ nnflng nnb haltlos, fo waren fte es
noch oiel mehr.
©regor hat an bem Plan, als Dti(f>fer in Sentfd^Ianb aufgutreten,
noch einige 3 CJ t fefigehalten, feinen @i$ in ßberifalien anfgefd^Iagen
mtb bie romifd^e Jahresfpnobe ansfallen taffen. (Sr wollte ftd^ nid^t baoon
äbergengen, baß fein perfonlic^es ©rfd^einen jenfeits ber 2llpen eigentlich
non niemanb gewünfi^t würbe, au<h nidE>f non ben anfjfiänbifihen (Jürflen.
Grfi im Juni hat er ben ©ebanfen anfgegeben unb ifi na<h Dtom gurüdf*
gelehrt. ^einridE) hatte nach ber Trennung nom ^apf! bie Stegierung
fogleich wieder in bie ijanb genommen nnb feine Anhänger in Jfalien
gefammelt, bann war er nach Senffc£>lanb geeilt, wohin ihn bie StadE?*
rieht rief, baß bie auffiänbifhen $ärfien, unbekümmert um bas, was in
Ganoffa gefeiten war, am 15. SItärg in ^forihheim ben iperjog Dtubolf
non ©chwaben gnra Äönig gewählt hatten, ©regor hat fpäter feierlich
nerfuhert, biefer ©chriff fei ohne fein 233iffen nnb gegen feinen 2K5iHen
gefhehen. Dlian glaubt es ihm gern, benn feine DtoDe als @dE>iebsri(hter
wnrbe nicht leichter, wenn Seutfchlanb im Äürgerfrieg gweier Äönige
gefpalten war. Saß bie Partei Dtubolfs fidE) für bie firdEjliihe ansgab unb
anf ihn berief, erfihwerte es ihm, bie Stolle bes Xlnparteiifhen bur<hgu=
führen, bie für feinen ©dE>iebsfpru<h bie 3Soransfe§nng war. 2lu<h bann
man fkh leicht benfen, baß es ihm lieber gewefen wäre, Heinrich gar
Unterwerfung gu notigen, als einen ©egenfönig anguerfennen, beffen
Grfolg immer-gweifelhaft blieb. @0 fehen wir ihn benn brei Jahre lang
eine ^ßolifif bes Hinhaltens unb 3^itgewinnens betreiben, bie feine 2ln*
hänger ungebnlbig machte. Saß er im ©runbe non Einfang an anf
Stnbolfs ©eite neigte, ifi nicht gu begweifelu unb hat er mit ber 3 c ‘t nur
fchlecht oerbergen fönnen. 2fl>er bie ©ache bes ©egenfönigs fianb gu*
nächfi nicht gnf. ©eit ber ^fluch ber ÄirdE>e oon Henrich genommen war,
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£)eutfd)lai^ gefpalten
wud^s fein 21nljang wieber. 25iftfyofe, bie foeBen erfi beim Papfl 33er*
gefynng erlangt Ratten, freuten fitfy nicfrf, offen auf feine ©eite gu treten;
au0erl>alB ©acfjfens war es nur eine ijanbooH, bie, wie ©algBarg nnb
Paffan, DItai ng, DSorms nnb 323ürgBurg, Dtubolf treu Blieben. Seffen
@atf>e £affe in ber niebern ©eifHidpfeit nnb im 33oI!e wenig 21nflang.
Sa$ feine Partei bie fird^lidjjen Dteformgefe$e, t>or allem bas ©I>eoer6of
oertraf, mad^fe fte allgemein oer£a$f. Seutfd^lanb fpaltete ficfy in gwei
jpälften. 255ä£renb ber ©üben nnb 333eften Sjeincidt im gangen freu
Blieben, war Dtubolf in ©acfjfen allgemein anerfannt.
©regor tat iapvifßen fein Dltögliduftes, neutral gn fcfjeinen. Sa et
perfonlicfj nacf? Seuff$lanb gn ge^en nid^f me^r wagen bttrffe, fanbte er
Legaten aus, bie in feinem tarnen ben ©freit entfifyeiben foQten. @ie
wahrten bie Unparteilichkeit aid)t immer, einer oon iJjnen l>af fd^on im
DfooemBer 1077 ben (^ludf? über ^einrid^ ansgefprocf>en, ben ber Papfl
Weber Betätigte noch» anf^ob. 233ir Brauchen bie $äben ber 33erf>anb*
langen nidjjf gn oerfolgen, bie ba gwifdEpen Dtom nnb ben benffcfyen
Parteien gefponnen warben, ©s l»af feinen 3wecf gn ergäben, wie oft
fomo£>l Dtnbolf wie Sjeimid) in i^rem Dramen fdEjwören liefen, ficfy bem
©d^>iebsgerid^f bes Legaten gn unterwerfen, bas nie gnflanbe fam, Worauf
bann jeber Seil bem anbern bie ©cfmlb gab nnb beffen 33ernrfeilung
forberfe. 21m näc^ffen war man ber ©djjlid^fung im iperBfl 1079. 2 üs
einer ber £egafen damals für 5}einri<f» gu entfdj?eiben geneigt war, er*
Harfen if>n bie ©egner für Bejlod^en, nnb fein ©enoffe trennte ft cf» Oon
ii>m. 333äf>renb bie ©paltang ftc^> immer tiefer einfraff, ein ^Bistum
nnb ein Älofler nadE» bem anbern ergriff, 23ifd£>öfe nnb Übte aBgefe$t,
©egeubifd^ofe nnb ©egenäbfe erhoben würben, fd^wanb bie 21nsftch»f auf
frieblich>e ^Beilegung immer me^r. ©nffcfjeibung fonnfen nur bie 333affen
Bringen, nnb bie 253age fd»roanffe lang, ©in 33er fud» Dtnbolfs, nadE»
©üben oorgubringen, fd^eiterte im Slagafi 1078, umgefe^rt führte ber
Eingriff Sjeintitfye auf ©ad^fen im 3 annar 1080 fcfjon in S^äringen gu
Dlieberlage nnb Dtäcfgug.
Safh in Seuffch>Ianb Äönig nnb ©egenfonig einanber feffelten, war
für ©regor nicljf tmoorteityaff, es flederte i^n gegen bas ©ingreifen ber
bentfd^en Äräfte in 3 ffl ti en - jrjier war feine £age nadE» wie oor nidE»f
gerabe bie Befle. Sie DYormannenfurften fämmerten frd^> nicf>f am bie
©trafen, bie er DItal auf DItal üBer fte oer^ängfe, ungefdf»euf griffen fte
ben Äird^enfiaat an allen ©tfen an, brangen ins ©aBinerlanb nnb Bis
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Ungetoiffe ßage in ^falten.— granfrcicf)
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£it>oli nor, Belagerten 2$enenenf nnb bebroljfen Dtom. ©egen jte mar
©regor machtlos. (Sr l>affe auf ^orban, ben So^n Dtic^ar ba non Gapna,
gehofft, ber mit bem Vater verfallen war. 2Xber als Dlicf>arb 1078 fiarB,
Ienfte ber (SrBe in bie 23a£nen bea Vafere ein. @0 war peinl id}, baß
man biefe$?einbe nidtjf abfd?üffeln fonnfe, wenn jte audE) einfhneilen nur
bie Dtänber bea &iri$enjiaafo Benagten. 3 n ÖBerifalien fejiigten fidE>
bie diesen ber ©egner, feit (SrgBifcljof 233iBerf non Dtanenna bie
rnng übernommen tjaffe. 2100 einer Seitenlinie bea ©rafen^aufea non
Ganoffa fiammenb, mar er einjl die ifalifiä>er Äangler an ber Gr^eBmtg
OTifoIatta’ II.Beteiligt gewefen, ale (SrgBifdEjof anfangs non ©regor tnd-
ftd?fat>oII be^anbelf worben, aber Balb in bie alten, gwifd^en 9tom nnb
Dtanenna ^erfömmlid^en DJedEjtafireitigfeiten geraten. Seif 1078 fianb
er an ber Spife ber ÄöniglidEjen in 3 fa ^ cn > B<*ß ©regor i^n aBfe|te,
Blieb roirfungaloa, Dlanenna, bie Dtomagna nnb Gmilia gehorchten 233i=
Bert. So war ©regor benn immer nodE>, außer auf bie eigenen Kräfte,
auf Soafana nnb bie ^ausmac^f STRat^ilbeno angemiefen, bie i^m ie|f,
feit 2$eafriy (1076) gejlorBen war, nnbebingfer ala je gttr Verfügung
fianb. 3 n Biefen 3°^ren, rvafyrfdfyeitilid? 1078, fpäteßeua aber um bie
VJenbe non 1079 nnb 1080, £af bie ©räftn ben außerorbenf licken
Schrift getan, i^r g efamtea ijanaguf, eine bicfyte Stette non 23eji|ungen,
bie non SHZanfua Bia an ben ÜHpennin nnb Bia nad^ $errara unb über
baa ©eBirge hinweg Bia in bie ©egenb non £ucca reichte, bem ^eiligen
HPetrna gn fcfjenfen, um ea ala fein fielen anf ißeBenageif gurüctguerhalfen.
©regora DTafur ^äffe ea nid^f entfprod^en, ftc|> burcf) bie ungemiffe
£age ber Singe in feiner 3RadE)BarfdE)aff Bei ber Verfolgung feinea
jrjanpfgiela ^eramen gu Iaffen. Saa war unb Blieb bie Dteform ober, wie
er ea gn nennen liebte, nnb wie i^m folgenb bie 233elf nun gu fagen ftd>
gewohnte, bie Befreiung ber Äird^>e. 233ar i^tn Sentfd^Ianb gum
größeren Seil bttrdE) ben VJiberflanb jpeinridE>a IV. unb feiner 2InI)änger
nerfperrt, fo wanbfe er ftd? mit um fo größerem Gifer $ranfreidE) gn.
Saß bie frangöftfd^eitird^e für if)n im Vorbergrnnb gefianben ^af, geigt
fdE>on ein 2Midf in feinen 23riefroedE>fel: bie größere 3°^ feiner Schreiben
in Bird^Iid^en Slngelegen^eifen ge^f nadE> ^ranfreid^. jpier greift er fort«
während ein mit Verorbnnngen, Strafen nnb ©naben, o^ne bie minbefle
Dtätffid^t anf überlieferte Ötbnung nnb dtecfyte ber 3Itefropolifen. 3“’
näd^fl ^at er geglaubt, non SentfdE>Ianb ana felbf! in ^ranfreie^ auf--
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granf reid>
treten gu fönnen. Sltif bera 23ergidf)t auf bie Steife nadff 2)eutfcf>Ianb fiel
aatfy bie fee ^ßlan, bie SIrbeif mußte £egafen überlaffen werben. 23efimtbig
gieren fte untrer, galten ©pnoben, erlaffen 23orlabnngen, oerffören nnb
richten, unferfagen bie Slmtafiü^rung, fdf?ließen aus unb fe|en ab. @0 fmb
i^rer oft mehrere gu gleicher 3 eii, ifyre 23egirfe überfeineren ficfy mit*
nufer, nnb es feE)If nic^f an Steibnngen. 3)er eifrigfle nnb erfolgreiche
if! 23ifdE)of j"jugo t>on S)ie in ber ^Prooence, feit 1076 bet>oDmädE)figfer
Sßerfrefer bea ^3apfiea für gang ^ranfreid^. 3» 333iberfprnd^ gum
©rafen, unter bem (Sinflnß einea römifc^en Legaten erhoben, Dom ^3apf?
fetter geweift, ba ber ßrgbifc^of oon 2 £rlea ftcfy verfügte, fyatte Spugo ftd?
empfohlen burd^ bie Satfraft, mit ber er ftcf> in feinem 33iafnm bnrcf)=
fe$te unb baa gerrüffefe wieber^erfleDfe. 2 üa £egat unb SSifar fließ er
gnnad^f! auf @cf>wiecigfeifen, feine ©pnoben würben nid^f genug be=
futfyt. 2 fla er im ©epferaber 1077 in Sluftm ein Slationalfongil t>er=
fammeln wollte, blieben bie meiflen (Srgbifcfjöfe ana. ipugo firafte fte mit
bem Verbot ber 2 Imfaananbung. 3 » &oura int 3 a nnar 1078 wttrbe bie
SSerfammlung fogar gewaltfam gefiört nnb nur mit SRifye gu (Snbe
geführt, worauf ber @rgbifd^of ber gleichen ©träfe oerfiel. 2 )ie 23e=
troffenen eilten nad^ Dtom unb befdEtwerten ftc£>. ©regor mußte einfeien,
baß er nid^f Qtanfreici gegen fttf) aufbringen bnrfte, wä^renb er nm
Senf fdjlanb fämpfte. (Sr Oerlengnefe feinen £egafen gu beffen lebhaftem
Unwillen, iob feine ©trafen auf nnb oerorbnete erneute Unferfud^trag.
3 f>tn genügte ea oorlöufig, baß bie (Srgbift^öfe ^ranfreid&a fid} t>or
feinem Dtid^ferfiu^I gebeugt Ratten, ©einem übereifrigen Vertreter aber
legte er einen 3“00 aa r inbem er iE>m ben 2 £bf non (Slunp gur ©eite
fieQte.
Ser befonbere 2 Iuftrag, ben jr>ugo auagnfü^ren iaffe, enthielt mef>r
ala ben Äarapf gegen Priefiere^e unb ^tmterfauf. 3“ ber 233eifnng für
baa Äongil non 2Iufttn befahl i^m ©regor, bie 333eif>e einea jeben gu
oerbiefen, ber fein 33iafum non einem £aien erhalten iabe. (Sa war nodj
fein allgemein gälfigea ©efe|, einflweilen nur eine SItaßregel ber 2Ser=
walfung, wie früher baa entfpretfyenbe EÖerbof an jpeinrici IV. j^ngo
fam bem 3efe^I nad^t nnb oerfjängfe ©trafen, wo i^m guwiberge^anbelt
war. 2 Iber feineawega olle fügten ftcf>, nnb bie $olge war PSerwirrtrag.
Saa mag ©regor bewogen iaben, Älarieif gu fd^affen, inbem er anf
einer außerorbenflid^en ©pnobe im Stooember 1078 ein aKgemeinea
23erbof ber 3 nt>c ßi fur burd^> £aien^anb erließ, bei ©träfe bea 2 Itta*
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23 erbof der fiaieninDrftitur
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ßißuflea. 6t wiebet$o!te bas BerBot auf ber Märgfpnobe 1080, behüte
bie ©träfe aufgnwiber^anbelnbe £aien ouß unb erlief gugleidE? eine Bor*
fdE>tift für bie B3at>I non BifdE>öfen. ©ie foltfe fünfzig unter 2Iufjtc^f
bea Metropoliten ober bea ^3apßea burd) ©eißli(£f eit unb Bolf in notier
$reit>eit oorgenommen werben.
6in englifrf>er 6t>roniß §af fpäter Bewerft, baa Berbienß ©re=
gora VII. fei gewefen, baß er mit Ianter ©timme aaagefprocfjen fjabe,
wae man nor i^m gemmtfelf £affe. ©0 war ea: feit gwangig 2><4>ren ßanb
im Programm ber Dteform bie ^orbernng, baß ben £aien bie Verfügung
aBer fird^Iid^e 3tmfer genommen werbe, 3*0 ©rnnbfa$ me^r ata einmal
non römifdt>en ©pnoben Befdjloffen, non Mfotana II. gnerß anege=
fprodjjen, non 3IIefanber II. einmal wieber^olf, war fte Bieter toter
Buct>ßaBe geBIieBen. 6a war nnnerfenuBar: bie Äirctje fd^ente ßctj>,
6rnfl gn machen, (ie freute bie ^folgen. 2lutfy ©regora Maßregeln
waren BiaH>er nod? nicf>f anfa ©anje gegangen nnb Reifen, wie er an
irjeinrid? IV. ß$rieB, bie Sür ber Ber^anblung unb Berßänbigtmg
offen. 5)amif war ea nun norBei, baa 333orf war gefallen, baa ben Äarapf
nm bie £aienint>eßifnr eroffnete.
Um bie Tragweite ber Maßregel gn Beurteilen, muß man bie @tel=
Iung nor 2tugen t>aBen, bie im ©taafaleBen ber 3cif Biafura unb Ätofler
einnat>men. ©ie waren bie größten ©rnnbfyerrfctjaften, Befaßen bie
größten ©fäbfe, unb baa ^ieß foniel wie bie ßörfßen gefangen, ßtjne
i^>re Sienße ließ fein ©faaf ßdj regieren, war jeber jrjerrfctjer wetjrloa.
6in jeber Bebnrfite ber ^öifd^öfe nnb ÜÄBfe unb berer, bie ea werben wollten,
jnr ^ü^rnng ber ©efd^äfte, baa fe^Ienbe Beamtentum mußten bie©eifi-
tietjen erfe$en. Unb raet>r ata baa. 6inen großen, wa^rfd^einlid^ ben
größeren Seil bea Dteic^a^eerea ßellfe bie Äircfje. Bifd£>of nnb 2IBt waren
oerpßid(?fef, bem 2InfgeBot bea jperrfd^era mit i^ren ©tiftaritterfc^affen
gn folgen. 6Ben barum Ratten bie ijjerrfd^er ßcf? Beeifert, baa ©uf ber
&irdEjen gn mehren: bie ©fiftmtgen nnb ©d^enfnngen famen bem ©faat
gugnfe; je reifer eine Äirdje war, beßo größere £eißungen bnrfte man
t>on il>r forbern. 3)aß biefe ©nmme t>on Machtmitteln in Ärieg nnb
^rieben if>m gnr Berfngnng ße^e, war ein £eBenaBeburfnie jebee iperr*
feiere, feinem fonnte ea gleich fein, wer ße oerwaltete, jeber hafte ein
gwingenbea 3nfereße baran, nnt gnoetläfßge ^Diener an ber @pi|e ber
Dteid^iafird^en gn fe^en unb ße mit feßen Banben an ßc|> gn feffetn. 5)aa
Banb war bie 3»t>eßitnr, bie 6infe$ung ina 2tmf, mtb ihr ©egenßücf,
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Q3erbot fcer 2aienint>ef<i<ur. ©eine 2Iufna!jme
bie .Spulbignng bes 3nt>efiiorten, Bei 6er er 6em jperrf«her 6en Gib bes
SaffaHen fd^ipor. $?iel bie 3 n£,e ßi f nr, bie Ginweifttng bttrch ben Stonig,
forf, fo fielen and? Gib unb jpnlbignng, nnb iro Selieben non SifdEwf nnb
2Ibf fianb es Eünftig, welche £>ienfle fte bera 5tonig noch leiflen wollten.
2Inf bie weltlichen 23affaHen war ohnehin wenig Serlafj; war man auch
ber Sirene ber ©eifilichen nicht mehr ftcher, fo war ber jperrfher macht-
los nnb ber @faaf anfgelofl. @o lag es in Seaffcblanb nnb 3 fa Iien,
nicht anbers in (5xanEreich nnb Gnglanb. Oltit ben Sifhöfen norne^m«
lieh würbe bas beatfd}e Dteidb regiert, anf ihnen rn^fe bie benffd^e
^errfdjaff in 3 f alien. Sas einzige Dtegierungsredjf, bas bem frangoft*
fd^en Äönig außerhalb feiner jpausraacht, in ben ©ebiefen einiger ffic*
fien, geBIieBen war, war bie Sefeßung ber Sisfümer, nnb einen wefent*
liehen Seil feines feeres machten bie Sruppen ber Sifdhöfe nnb 2itbfe
ans. S)ie jperrfchaft bes normännifc^en Groberers in Gnglanb wnrbe in
$frage gefieHt, wenn er ber 25ifc£>Öfe nicht rae^r fidler war. £)as Verbot
ber £aienint>eflitur enthielt bie itriegserElärnng ber 5tird)e an ben @faaf
bes 2fl>enblanbs; nirgenbs Eonnfe er befielen, wie er war, wenn biefes
Söerbof bnnf)gefüi>rt wnrbe.
Gs I>af bei feinem Grfd^einen nicht bie erfd^nffernbe 233irEtmg geübt,
bie man erwarten feilte, nnb eine fofortige allgemeine ©egenwirEung iji
ansgeblieben. S)ie 233elf war wo£>I feit langem baranf oorbereifef, jeßf
nahm fte in oerfc^iebener 233eife bagn ©fellung. 3 n Sentfd^Ianb fe^rte
ftch jpeinrich IV. fo wenig wie fritier an bas Serbof, während Dtnbolf,
ber ©egenEonig, fid) ihm fegIeidE> fügte. Seira erflen eintrefenben ^all
überließ er es bem gnflänbigenGrgbifdEwf, ben ©ewäfplten burd? Übergabe
t>on Dting nnb @fab eingnfeßen. 3IndE> in (^ranEreicb war bie .Spaltung ber
weltlichen Oltachthaber nidE>f einheitlich- 2Inßer bem Äönig war hier
eine 2Ingahl »on (jjfürfien betroffen, bie bas DledE>f ber Sistumsbefeßnng
in ihren ©ebiefen an ftch gebracht hatten, ^ür fte handelte es fuh nicht
um eine £ebettsfrage. Sei ber Gnge iheer ©ebiete, ber überragenben
©färEe ihres Gigenbeftßes Eonnfen fte awh ohne bie §orm ber 3nt>efiifttr
ben beherrfihenben Ginfluß auf bie Sifhöfe behaupten. S)er größte t>on
ihnen, ber ©raf non ^3oifou unb jpergog non 2lquifanien, ein befonbers
Eirdhenfrommer iperr, Sruber ber itaiferin eignes, hat benn auch Eeine
©«hwierigEeiten gemacht, bie ©rafen ber Srefagne waren fogar burih
freiwilligen Sergich* anf 3nt>cfiitnr nnb £ehensabgabe gnoorgeEoramen.
SInbers ber&önig; er oerlor bie ^älfte feiner Oltacht unb fo gut wie
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granfrr itf)
381
jeben Ginflnß außerhalb feiner jpaaatnachf, wenn er bie 33iatümer, bie
bisher »on ihm abhingen, nicht rae^r »ergeben Sonnte. Philipp I. h«*t
benn and) baa Verbot bea Papflea nicht anerkannt nnb bie 3 nt,c ^*t° c
mit Dting nnb ©fab weiterhin geübt. Gbenfo wie ipeinrid^ IV. gebadete
er fein Dtechf gn behaupten. Ob ifym baa gelingen würbe, hing wefentlieh
»on ben Grgbifhöfen ab; fte raubten bereit fein, inoefiierte ^öifc^öfe trof
papfHid^en Verbote gn weiten, nid>fin»eflierfen bie 233ei^e gn »er*
weigern. Sie GrgbifdEjöfe nahm barnm ©regor gnm feinea Stngriffa,
bnrdE) eine SReuorbnnng ber Dtangoerhältniffe fnd^te er fte gn lohnten,
ihren etwaigen 233iberf!anb gn brechen. 3m 21pril 1079 ertjob er ben
Grgbifchof »on £pon gnm ^rimaa für ben größten Seil S^orbfranBreid^a
nnb unterfieEte if>ra bie Äirc^enprooingen £pon, ©ena, Soura nnb
Dtonen. £pon lag im Königreich 23urgunb, bort£>in reichte ber 2Irm bea
frangö|ifd)en Könige nicht, nnb für einen geeigneten Sräger bea 21mtea
hafte $ugo »on Sie bei ber lebten (Srlebigung bea ergbifd^öflidEjen @tifta
geforgt, »ier 3 a h rc fpüter beflieg er il>n felbfl nnb »ereinigte nnn bie
EGoEmachfen bea ^ßrimaa mit benen einea apoflolifd^en £egaten nnb
2SiSara. 2K5o bie ©ewalt bea einen nid)f anareitfjfe, Sonnte ber anbere
ergängenb eingreifen. (Erinnern wir nna, wie im nennten ^fahrhnnberf
bie QSerfncbe, für bie frönSifd£>e Kirche einen ^rimaa gn befleEen, am
einhelligen 233iberflanb ber Grgbifhöfe gefd^eitert waren. 23on 233iber*
fianb war je|f nicht »iel gn fpüren, ber £poner Primat feffe ftd^ im
Söniglichen ^rranSreich burdE), anch borf, wo er nicht fogleich anerSannt
würbe.
Ser eingige offene SSiberflanb, auf ben bie 91ta$regeln ©regora
fließen, richtete fi<h nicht gegen ben primae, fonbern gegen ben £egaten.
Grgbifchof 3CRdnaffe »on Dleima flanb mit feiner ^3ro»ing außerhalb bea
£poner ^JrimafbegirSa. Gin fiolger, üppiger jjjerr, wenn bie ©chilbe*
rnngen ber 3eitgenoffen richtig frab, baa Urbilb bea fenbalen 23ifchofa ber
alten 3 c * f - 9Kon ergählfe ftch »on ihm ben 21nafprn<h: „Grgbifchof fein
wäre fchön, wenn nur baa 31teffelefen nicht wäre!" Gr fheint aber nicht
nur nngeifHiih, auch gewalttätig gewefen gn fein, benn er war »on (Jjfein*
ben umgeben, bie gnm Seil feine eigenen 23erroanbfen waren. DItan »er*
Slagte ihn beim ^3apfi, ber £egat foEte rieten, ©einen £abnngen gn
folgen, weigerte ftch SCRanaffe mit Berufung auf baa alte Vorrecht ber
Grgbifchofc »on Dteime — ffinStnar hotte es erworben*) — nnr »or bem
•) 0ief>e oben 50.
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382
granfrr irfj
SPapfi fetter fiel? gu ner antworten. 2ln$erbem befirift er Bern 23ifdE>of t>ott
3)ie bas Dted^f, als romifdEper £egaf anfgntreten, ba er fein Dloraer fei.
©regor fyatte es nic^f fd^wer, biefen (Sinwanb gurfidfgnweifen, trab Be=
lehrte ben (Srgbifc^of, ba$ ^3rinilegien nidjf ewig gehen Sonnten; paffen
fie nid^f me£>r in bie 3eit, f*> muffen fie fallen. 3Itanaffe Blieb Bei feiner
233eigermtg, bie Dlidtfergewalf ^ngos angaerSennen, unb würbe ira
Qrräljjaljr 1080 abgefegt. 3° feiner gewahfaraen (Snffecnung Bot ©re=
gor feine perfonlidEjen $einbe in ber EX£ac§barfdE?aff auf, an ber @pi$e
jenen ©rafen non Dlottcrj, ber ben nerttnglüdPfen itrenggng nad£> ©panien
^afte führen wollen, nac£ bera Urteil bes 2ttfea ©uger non ©ainf 3)enia,
ber es wiffen rankte, einen ber äBelfien DtauBriffer. ©egen biefe DItente
Sonnte ber (Srgbifdjof ftd^ nid^f Behaupten, er wanberte nadE> H)eutfd>=
lanb aas nnb fd>lofj jtd) jjeinrid) IV. an. ©eifbera fanb ber päpjllidEje
EÖiSar nnb ^3riraao Seinen na^alfigen 233iberfJanb raeljr ira Äleinbrieg
ura bie einzelnen 23iafnmer.
(Sigenfüralid) war baa 23erl>alfen bes &oniga. !ßl)ilipp I. Ijaf für ben
norne^rajien (Srgbifdjof ratb Mangler feines Dteid^ea Seinen Ringer ge=
rn^rt, and) fpäter woJ)I einmal eine ^nnejiitnr erteilt, aber einen grunb*
fä$lidE>en ©freit mit bera ^3apj! gefd^ent. (SBenfo fronte if>n ©regor,
»erhängte Seine ©trafen gegen i^n. 233ar ee Beim Äönig bie Begreif*
liebe 23eforgnia, feine großen EOaffaHen, bie meijl gmn ^3apjl Riehen,
Sonnten t>on biefetn mit (Srfolg gegen i£>n in ^Bewegung gefegt werben,
eine ©efatyr, bie ja fd)on einmal na^e gewefen war, fo wnnfebte ber
^3apf1, folange ber stampf in iDentfc^Ianb wahrte, mit ^ranfreidE) in
(^rieben gn Bleiben, guraal l>ier ber Äönig nic^f bie allein auafc^laggeBenbe
9ERdc£f barjlellfe. 3 rocc Snrä$iger war es, ben 233iberfianb ber 23i fdjöfe
non ftall gu ^aH gn Bejtegen, nnb barin l>afte ber £egat (Srfolg. EÖon
feinbfeliger (Srregnng in ber EJIZuffe ber ©eif!lidE?en nnb £aien ij? in
^ranSreiif) nickte gn fpiiren. ETtur baa ©rengBiafran GamBrai, bejfen
jpaupfjlabf gran beatfdfyea Dteitfy gehörte, fdEjeint eine 2lnana^me gemacht
gn l>aBen. 5)orf würbe ein 3Udnn, ber gegen ben ©ofteabienj! nic^fre*
formierter ^riejier gefprod^en fyaffe, non einer erbitterten 9Itenge ner*
Brannt, nnb ber &lerna richtete an bie SlmteBrüber in ber gangen Dteirafer
^Jroning einen Hilferuf gegen bie „Unnerfd)ämfl>eif ber Dlömer", bie ben
bisher fo angefe^enen geifilid^en ©fanb mit il>retn (§£>eoerbof nnb anbern
Erneuerungen in ©t^anbe nnb EÜerad^fnng Bringen würben, wenn nic^f
nereinte 233adE)famfeit norforgte. 2tter ber Slufruf fanb nnr fdjjwac^en
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granfreid). (Spanien
383
BSiberhaH, nnb gn irgenbwelchen ipanblnngen iß ee nicht gekommen.
3« Beginn bet adliger 3oh rc fcotfa man urteilen, baß gwar ber
Äampf nodE> nirf>f beenbet, aber ber (Sieg bes tyapßee nicht tnef>r zweifel¬
haft fei.
Saafelbe galt t»ora füblichflen $ranfreich, ©aacogne, £angneboc unb
[Pronence. 3» biefeta [parabiea feubaler 3crfplifferung waren es niel
weniger bie weltlichen Herren, bie ©rafen nnb QSigegrafen, bie ee gn
nberwinben galt. Vielfach non ijana ana ber Äirctje tief ergeben, hoben
jte (ich meiji ben römifchen ^orberungen mehr ober weniger gutwillig
gebeugt, brauchten auch auf ^noefiitar mit [Ring nnb (Stab nicht gn »er»
jichfen, weil biefe $orra bei ihnen niemala üblich gewefen war. Ilm fo
mehr (Schwierigkeiten machten bafnr bie Grgbifhöfe. Sie [Rolle bea
Dteimfera fpielte hier ber non [Rarbonne, neben ihm ber non 2Xdea.
(Sie hoben gaben 233iberflanb geleijlet nnb lange Kampfe nerurfachf.
3 nle|f aber war ber [ßapj! bo«h ber fiärfere. ^nr ihn arbeiteten neben
jrjugo non Sie ber ^Bifdpof 2Imafna non Öloron unb ber mächtige
Ginflaß bea Älojlera non (Sanft 23iffor in [RtarfeiHe, baa bie gange
&üj?e bea £öwengoIfea entlang nnb weif hinein ine j^interlanb Kirchen
unb Älöfier beherrfhte. Sie SÜbfe biefee Älofiera, baa Brüberpaar
ana bem ©rafenhana non [JRilhaub, erf! Bernharb, bann nach beffen
Sobe (1079) Dlicharb, biefer gngleich Äarbinal nnb 2Xbf non (Sanft
[ßaul in [Rom, warben mehr nnb mehr ga benorgngfen BSerfgengen bea
tyapßee.
Siefelben DRänner waren ee auch, &era!Papfi gn einem großen Gr*
folg in (Spanien oerhalfen. SC3ir erinnern una, baß non ben fpanifhen
Ghr*ffenr*i«h*n &oa fleinfie, 2Xragon, fhon ben römifchen ©otteabienff
angenommen nnb jt<h bem (Schuß @anft Cetera unterjiellf hafte*). Sie
beiben größeren, Äajlilien nnb [Ranarra, jlanben noch S QC °^* ^nnig
3üfona non 5tajiilien, non feiner ©emahlin, einer Sochfer bea ©rafen
non^ßoifoa nnb [Richte ber Äaiferin 2lgnea, beeinflußt, hoffe gwar fhon
in ben Anfängen ©regora VII. feine Grgebenheif nnb BereitwiOigfeit
gnr Ginfnhrnng bea römifhen [Rifna erflört, aber bie GrfnUnng ber 3n=
fage fiel ihm nicht leicht, ©eifilichfeit nnb Bolf jiränbfen ßd> bagegen,
bie alte nationale §orm bea ©otteabienfiea anfgngeben. ©regor brängfe
nnb mahnte: Spanien fei non [Rom ana befehrf nnb muffe nach longer
Berirrnng gnr [JRnffer gurneffinben, bie nicht wolle, baß ihre itinber
•) 0ie&e oben 0. 336.
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384
@panieit
mit oerfSiedener 3ItilS genährt warben. Ser Grfolg fam nur fSritt*
weife. 3*o 3 a ^> r io 75 war bereif« ein Seil de« Äleru« gura röraifSen
Ütifus übergegangen, Bei fejHic^ent 2tnla$ würbe bamal« am Äönig«=
£>of bie DIieffe fowo^I naS römifcfjer wie naS toIedanifSer 233eife
gefeiert. (Sin oerfriebener 23ifSof Sonnte Bei ©regor feine 233ieberein=
fe|nng erSanfen, indem er bie 2lnna^>me de« römifc^en Dtitua oerfpraS-
2luf biefer $orberang Befianb der Papfi mit feiner gangen Unerbittlich
Seif, Salbung abweisender formen, wie „bie Äinber dee Sode«" fte
Begehrten, wie« er weif oon ftdE). Ser Äampf mn$ im £ande fSarf
gewefen fein, ba man gu ber merSwürdigen 2laaSanft griff, bie (5ntfSei=
bang burcf> ©offeageriSf ga ergielen. 2lm Palrafonntag 1077 Sümpften
gwei Drifter, ber eine für Soledo, ber andere für Dlom, ber 23erfrefer
Soleboa (regte, ber Äönig aber war f<f>on fo weit für Dtom gewonnen, ba$
er ba« ©eri<f)f fär ungültig erSIärfe. GnbliS iw näSfkn 3 a ^ c faf er
unter dem Ginfluß gweier Legaten — ber eine war 31mafn« oonßloron —
den entfSeidenden ©Sriff. 3° 1078 fcergeiSnef bie fpanifS? (S^roniS
Sarg und frocSen: „Sa« romifSe ©efe| fyelt feinen Gingug in ©panien."
9Itif gehobenen 933orfen Sonnte ©regor dem Äonig banSen: „Seiner
3eif war e« oorbe£>alfen, bie 333ahSeif u °d da« Jletfyt ©offe« angaer=
Sennen, bie Seine Vorgänger fo lange in Blinder Unwiffenf>eit und ^arf*
näcSiger Q3ermeffen^eit ni^f Befaßen." 3“ feinem ©Suf fnnbfe er ifytn
einen goldenen ©Slüffel, ber Seile oon den Äeffen Petri enSielf. Sem
33eifpiel jtajiilien« ifl Eftaoarra gefolgt, überall im c£>rifUid^en ©panien
war die ÄirSe Bald ber römifdEjen angefSIoffen, nnb ber Papjl regierte
bie erfl mange^nft geordnete al« i£r oberjier £5ifSof wie ein nenBe-
Seljrfea ©ebief.
Sie Grfolge in ber (ferne werben ©regor in ber ÜBergeugang BejlärSf
$aben, baß er in feiner näheren Umgebung etwa« wagen dürfe. Srei
3<Sre waren feit Ganoffa im SIBroarfen nnb 23eoBaSfen oergangen,
naSgerade fSien e« 3 e * f / die (SntfS«ibung ^erbeignfü^ren. Saß fie anf
dem ©SlaStfcIb fallen müffe, flanb für ©regor fefi. Gr l>affe gerüflet,
an« den 2IBgaBen nnb ©efSenben ber 2ln^ängec in SeutfSland, ^ranS-
reiS, Spanien einen &rieg«fSo$ gefaramelt, Srnppen geworben und
ein ijpeer aufgefleHt. Ser 2lmfeeib, den er benPafriarSen oon 2lquileja
gn 2lnfang 1079 fSwören ließ, enSielf naS den alfüBli’Sen EGerpfliS*
fangen gnm ©eljorfam den Begegnenden 3nfa$: tfö ie tomifS« &irS«
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£bfe$ung jpeinridjtf IV.
385
werbe ich, wenn anfgeforbert, mit weltlicher Striegemafy getreulich
unterflögen." 9Zif biefett ©treitfräften trab betten ber ©räftn 3Q^atf)iIbe
getraute er ftch, bie ©egner in ßberifalien gn überwinben. S3on Sentfch*
lanb war nickte gn Befurchten, bie Zieberlage, bie ipeinrich IV. int
3<rauar 1080 in S^nringen erlitt/ fyatte ben £5eweia erbracht, bafj auch
borf bie päpfiliche Partei ber königlichen tninbejlene geworfen, wenn
nicht überlegen war. Ser Slngenblid? fdEjiert gef oratnen, bie Zentralität
anfgngebentrab felbfI in ben Äatnpf eingugreifen, in bera ber ©ieg winffe.
3n Slnfang 1080 war in Dlotn bie übliche 3 a ^ cc0 fp n °Be nerfammelt.
©regor wieberholfe unb Derfcfyäcfie auf ihr bas SSerbof ber 3 nt> e|Iitnr
bnrch £aienhanb, baa wir fthon fennen, unb erlief bie ergängenbe 35e-
jlitnraung über bie ^orra ber 23ifd}of3tvafyI. (Sr betätigte Slbfe^ung
nnb Slnefchluß Sebalba non Ztailanb nnb SSiberta non Dtanenna, ner=
hängfe bie gleichen ©trafen über ben (Srgbifchof non Zarbonne, nerfagte
ben Zorntannen, wenn fte ihre Eroberungen auf Äoflen bea 5tir<hen*
flaata fort fefen würben, bie ©nabe ©anf f Cetera nnb nerbof ihnen baa
^Betreten ber Kirchen. Sen jpöhepunft bilbefe bie Erflärung, in ber ber
^3apfi offen gegen Heinrich IV. ©fellnng nahm.
Ea gefchah wie nor nier 3 a h ren in Qww einer Slnrufnng ber Sipofiel
^3efrua nnb SPaultta. ©regor warf gunächfl einen Dfcäcfblitf anf ben bie*
herigen 23erlanf ber Singe, ber ihn ala Zlartprer erfcheinen ließ:
wie er nur gegwungen fein f<hwerea Slmf anf jt<h genommen unb in ihm
gttr 3ielfcheibe t>on Singriffen ber „©lieber bea Seufela" geworben, wie
bie Äönige, bie ^nrflen ber 933elf nnb ber &ir<he, jrjofleute unb geraeinee
SSolf fleh 9 c 9 cn ben jrjerrn nnb feine ©efalBten gufararaengefan unb ihn
gn töten ober gn oerfreiben gefmht. SSor anbern hat Heinrich, ben fte
Äönig nennen", Eibe nnb SSerfprechtmgen nicht gehalten, ©chli<hfung
unb Dtichferfprnch/ gn benen fein ©egner Dtubolf fieta bereif war, oer-
eifelf nnb fleh f«h«>n baburch ben angebrohfen SluafhlufJ gugegogen.
Sarura wirb er je$f mit bera $luch gefeffelf nnb ihm im Zanten ©oftea
nnb ber Sipofiel bie Regierung feinea 3tei<hea nnb alle königliche SSärbe
genommen, nnb werben alle, bie ihm gefchworen, non ihren Eiben ent-
bunben. Dlnbolf bagegen wirb, ebenfaHa im Zamen ber Sipofiel, baa
Gleich überfragen, bamif er ee in ihrer Srene lenfe unb nerfeibige. Sie
ihm anhängen, erhalten jCoefpredirang non allen ©änben mit bem ©egen
ber Sipofiel in biefem nnb jenem £eben. „Senn wie Heinrich wegen jpoch=
mnta, Ungehorfattta unb $alfchh*it mit Dted^f non feiner 333ürbe fyetab=
^alltr, Sa0 Papff fura II 1 25
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386
2 fbfe(ung jpeiitridptf IV.
geflücgt wirb, fo wirb Dtnbolf am feiner 53emuf, feines ©ehorfams nnb
feiner 233a^r^affigfeif willen bie 3Q^ac^f nnb 233ürbe bes Königreichs
»erliefen." 3CJTif feierlichem ©d^wnng fchließt ©regor: „21nf nnn, il>r
heiligflen 23äfer nnb <$furf!en, laffet alle 233elf einfe£>en nnb ernennen,
baß, wenn ihr im jrjimmel löfen nnb binben Sonnt, ihr bie Stfiacht ^aBf
auf (Srben, Kai ferfnmer, Königreiche, (^ürflenftimer, ijergogfttmec, 3tttar=
Sen, ©raffd^aften nnb aller DIJenfchen 23efißnngen einem jeben nach
Serbien)! gu nehmen nnb gu geben, £)ft ^aBf ihr Matriarchat e, Primate,
(Srgbisfümer nnb Bistümer ben (Schlechten nnb Xtnwnrbigen genommen
nnb frommen Scannern gegeben. 233enn ihr nun über geifllid^e Singe
richtet, welche DIiacht muf man euch im ^Seitlichen gnfdhreiben? Unb
wenn ihr bie (Sngel richten werbet, bie nber alle fiolgen $tirfien gebieten,
was bnrft ihr nicht gegen ihre Knechte tun? £ernen foÜen jeßf bie Könige
unb alle $urßen ber 233elf, wie groß ihr feib, was ihr oermögt, förderen
foDen fte (ich bavor, bie befehle eurer Kirche gn mißachten. EGoDflrecSet
an Heinrich euer Urteil fo fhneD, baß aDe wißen, er fei nicht bnrch 3“'
faD, fonbern burdh eure 3Itaehf geßärgf unb vernichtet, unb möge es
ihm gur 23uße fein, bamit feine (Seele gerettet werbe am Sage bes
j^errn."
Gs muß ein unvergeßlicher GinbrucS fnr aDe gewefen fein, bie biefe
9K5orfe in ber ehrwärbigen 23aftIiSa bes £aferan erSIingen harten. Uns
laßen jie einen 33lidP tun in bas 3°nerße non ©regors SenSen unb
233oDen, in bie 21nffaßang, bie er von feinem 21mf hegte. 31ns jebem
@a| fpricht gn uns bas (SelBjlgeftthl eines Dlienfchen, ber in bem 23e=
wußtfein nberirbifher @enbung ftch berufen unb befähigt glaubt, ber
233elf tmnmfchränSt gn gebieten. 233ie leicht macht er es ftch ntif & cr
&egrunbung feines Urteils über Heinrich! Kanm iß jemals ein ähnlich
fdhwerwiegenber (Sprach auf fhmälerer ©rnnblage anfgerichtet wor=
ben. jrjochmuf unb Ungehorfam frab Heinrichs QSerfehlnng, .'Demut nnb
©ehorfam h at 3tuboIf bewiefen, alfo verliere Heinrich bas Königreich
unb Dtnbolf nehme es in 23eßß — Sann man bas noch & cn ©pruch
eines Dtichters nennen, ber ft*h bemüht, bas Dtecht gn ßnben? 3ß ea nicht
vielmehr bie Verfügung eines jperrfchers, ber ben Slnfpruch erhebt, baß
fein 23efehl ©efeßesSraft habe nnb fein 333iDe 33egrimbung genug fei?
333ie triff hoch bie Kir^enßrafe bes 21usfchlnßes unb ber SGerßuehung
gtträcf hinter ben (Säßen, in benen bas Königreich bem einen abge=
fprochen, bem anbern gugewiefen wirb! 3“ ihrer h 01 ^ 0 , unerbittlichen
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2 BeItl>errfd)aftögei>anfe
387
^ocranng fotbern fte gn bet Seufmtg getane, bafj es ©cegor nidE>f
einmal fo feljc, jedenfalls nit^f nur barnm gn tun if?, bie 2Serfe£)Iung
jjeintidfjs IV. gu föhnen, mindefiens ebenfo wichtig ifi ee fym, an einem
23eifpiel, bas alle 233elf ftdE> raerben foD, gn geigen, wie weif fein Dlec^f
unb feine 3fltadE)f ceidEjen.
(Sr benbf fte ftdf> fd£>ledf>t£in fdEjtanbenlos. @anbf Peter nnb Paal
gehört bie gange 233elf, fte leben nnb ^anbeln auf 6rben im Papfi, ber
folglich in intern (Ramen über alle £anbe nnb jeglichen 53eft| nerfügen
Bann wie ubec fein ©igen, gum ©d^aben bec ©ottlofen nnb gnm EGorfeil
ber frommen. EEßec ecfd^rirff nicfjt, wenn et ftc^ nocfiellf, welche nn=
gereuee 3IiadE»fftiI[e nnb welche EOeranfworfnng einem (Singeinen mit
biefec 23eljanpfnng gugefpro(f>en unb aufgebürbef ifl! $üt ©regor ifi
es eine fo einfache ©ac£e, ba$ ec fiel? bei bec 23egrünbnng nicht aufäälf.
(Sin einfacher ©c£la$ a fortiori, Dom jrjö^ecen auf bas ©eringere,
genagt il>m: bie 2IpofieI netfngen über geifHid^e Singe, alfo büefen fte
es ecfl redjf über weltliche tnn. 2Inf biefen eingigen ©edanfen, biefen
bargen @a$ ifi bie 233elt£errfc£aff bes Papfles gebaut.
©eegoe ^ätfe es fd^wec gehabt, anbece Jßeweife, fei es ans Vorgängen
bec ©efi^ic^te ober ans bec 23ibel, ben 5titc£enoäfetn unb bem birc^=
licken 9tedE>f,beigubringen. 6c tyäffe nirgenbs Welche gefunden. Senn was
er ansfpcadf», £affe noc^ niemanb gebaut, gefd^weige denn gn behaupten
gewagt. 6c felbfi Ijaffe fuf> nitfyt non je^ec fo Ijo<$ nerfiiegen. 2>*u Sibtaf
non 1075 jle^f nodE) nichts danon. 3um ecflenmal Hingt bec ©ebanbe
an in einem ©c^reiben an ben Äonig non 2Icagon nom 20. 9Rärg 1074,
wo ©anbf Peter genannt wirb als bec, „ben ber jjerr 3 e fus ®E>rifias,
bec Äönig ber 6^cen, gnm ^rnefien über bie Dlei<f)e bec 233elf gefegt £af ".
2Iber nodE) ifi man nidf>t fidler, ob bamit rae^r als eine geifilid^e Sjert‘
fcfyaft über bie ©ewiffen bec ^legierenden behauptet werben foll. 2il)nlidE?
doppelfinnig fpcid^t ©regoc ftdE> andE> fpätec mefjrfad? ans; fo wenn ec
(im 2IpriI 1075) ben Sänenbönig bacanf tyinweifi, bas ©efe| bec romi=
fdEjen tßifcfyöfe Ijabe nteljr £änbec unterworfen als bas bec Äaifer, ober
(im ßbfober 1079) an 2üfons non Äafiilien: „Sem ^eiligen Petras £af
bec aHmädE>fige ©ott alle (^urfienfnmer unb ©ewalfen bes 6rbbceifes
nnteewoefen, inbem er i£m bas 3le<3}t neclie^, gn binben mtb gn lofen im
jjirarael nnb auf ©rben." 2fi>er man fn^It, wie bec 3InfpcndE> im Kampfe
wädfjfi unb fidE? gärtet: fc^on 1076/1077 triff in Ännbgebnngen nac£
Seutfc^Iand bie 33ef>anpfnng anf: „233enn bec ©fu^l bes ^eiligen
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388
2BeU!>errfd)aft0ge banfe
Petrus SjimmlifcfyeB nnb ©eiflliches lofl tmb richtet, am mi et>iel mehr
3?rbif*^>cö unb ^Seitliches." Somit ifl fdE>on Beinahe bie §orra gefnnben,
mit ber ©regor auf ber ©pnobe 1080 bie gange 233eItöffentIidE)feit Be=
Bannt madbfe. (Stmas anbers gemenbet, moraoglidh noch fd^ärfec gnge*
fpi$t laufet fte Balb ( 1081 ) in einem @4>reiBen nach Sentfchlanb, bas
gn meitefier Söerbreifung Befiirarat iß: ,,©oH ber, bem bie SQ^ac^f ge*
geben iß, best Spimmel gn fließen mb gu offnen, nid^f aber bie (Srbe
»erfugen bürfen? Sas fei ferne!"
Sas Dted^t ©anft Peters auf 23e(jerrfdEmng ber 2Self anerfannt gu
fe^en, if! ©regors 2$efIreBen. 2So immer fi<h ©elegen^eif bagn Bot, hat
er bie $forberung angemelbef. SaBei macht es ihm nichts ans, ftd^ felBfi
gn miberfpred^en nnb für bas (Sigenfum bes 2 lpojiels, bas bo<h nach feiner
ÜUujtc^f alle £änber ohne ütusnaljme umfaßt nnb ans ber Verfügung üBer
ben ipimrael ft(f> t>on felbjl ergibt, t>on (Jalt gn (Jall Befonbere itbifcfye
Dled^tsfifel gelfenb gu machen. 3Inf bie (Scheit ber 23emeife fomrat es
i^m babei nicht an. ©efä!fdE>te 3 cn gniffe, nach benen Äarl ber ©roße
in feinem Dtcid^ jäB>r!idE> i 2 ot>Pfnnb gnm 23e|Ien bes päpjHid^en ©fuhles
habe fammeln laffen, geben ihm 2 lnlaß, eine 3 a h rc 0 ß cnec t>»n jebera
Sjaafe in (Jranfreich gn forbern. ©achfen foD Äarl bem heiligen Petrus
hergebracht haben, Ungarn ifl (Sigenfnm ©anft Peters, meil Äönig
©tefan einf! eine Ärone ans ber jpanb ©iloefiers II. empfangen unb
Äaifer Heinrich III. nach 23efiegmtg bes £attbes Ärone nnb £ange nach
Dtora gefanbf hat. Saß ©panien Br aff ber gefälfd^ten ©d^enfnng
Äonfiantins bes ©roßen als altes (Sigenfnm ©anft Peters in 2lnfprnch
genommen mirb, ermähnten mir Bereits.
$är bie 2Inerfennnng päpfHicher ÖBerI>o^eif gab es nach ben Dtechfs*
Begriffen bereit feine anbere $orra als 33affaQen^nIbigung nnb £e(jns*
nähme. ©ie mar gnm erfien vitale angemanbf morben oon ben iltor*
mannenfnrflen Unferifaliens im 3 a h rc 1059 . ©regors unansgefprodE>e*
nes 3*e( war es, baß alle d^rifllid^en ^errfc^er biefera 25eifpiel folgen
foDten. 2Sie er bie ©elegenf>eif gegenüber einem oerfriebenen Dtnffen*
färflen Bennff hat, fal>en mir fefton. 93Sirfung hafte bas nicht. Sen
Äonig t>on Säneraarf gnr förmlichen jpulbignng gn Beßiramen, gelang
nicht. 23oüßänbig mar bagegen ber (Srfolg in Äroafien, mo $ür|I 3mo*
nimir im io 7 6 ans ber ijanb päpfilid^er £egafen Äönigsfrone
nnb ^ele^nnng mit (Jahne, 3 epfer nnb @<hmerf empfing nnb bas ©e=
InBbe unoerbrnthliihen ©ehorfams unb eines 3 ah c e 0 ginfes »on 200 ©olb*
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2B eitler rfdjaftöge i>anf e
389
fincBen aBIegfe. 23er!>anb[nngen mit bem ^fttrjlen ber ©erben Raffen bas
gleite 3**1, Barnen aber nidEjf gnra 2Ibfc^Iuß. 3** 23affaHenbienfI anb
£e$nsgins nerpßid^fefe |t(^ im 3 a £ r 1077 bet ©raf t>on 25efalu in ben
^Pprenäen. 333ertnoIIer war bie jpnlbigung, gn bet jtc£ im 3 a ^ t * 1081
bet ©taf bet ^}roi>ence nerßanb, inbem et ben 2 tpoßeIfürßen unb ^3apf!
©tegot feine ©raffetyaft neBjl allen iB>r unterfle^enben ÄicdEmn bar*
Brachte. £eB£aft maß bet DSiberßanb gemefen fein, ben ber 2tnfprudE>
bes !j3apfles in&afiilien fanb, ba ein GdE>o banon ft<f> Bis in bie £ieber non
ben Slafen bes jungen Gib nerirrf E>af. DHif Gnfrüßung mitb $ier bie
(Jforbernng bes 3 a ^ r * 0 S***f* a gurntfgemiefen:
DHöge ©off euc£ uBel lohnen, !Papj! gu Dlom,
EDaß 3 ^ r jä^rlidE» 3 ins gn ga^Ien mit Befahlt! nfm.
9K5eniger geränfdEmolI, aBet nidE>f meniger bentlidE? mar bie 3£BIe^nnng
in Gnglanb. 2IIs ©tegot im DHai 1080 bnrdE) einen £egaten an bie längjl
geft^nlbefe £e^ns$albigmtg erinnern ließ, anfmorfete 233iK>eIra Burg an-
geBnnben, et E>aBe Beine ipalbigang oerfprodi>en unb merbe Beine leifien,
mie audE> feine Vorgänger Beine geleitet Ratten. GrgBifrfmf £anfranB,
ben ber !)3apjl erfaßt fyatte, bie ^fotbernng gu nnferßöfen, entfdEjulbigte
ftd>: et I?aBe fein mögliches getan, aBet nichts erreicht.
itein 3 *°**f*I/ baß es ©regots EHBßc^f mar, aud^ ben beatfifyen Äönig
gn £e$nsna$me, 3 < nö nnb jpulbigang gn netmögen. Gs mat bas Ießte,
nielleidEif nodE> nidE>f offen ansgefprod^ene, aBet flefs feßge^altene 3**1 ber
EGeri^anblungen, bie mä^renb bteiet 3 a ^> c ****** ^cinrief» IV. nnb Diubolf
non @cE)maben geführt mürben. 3 n &* r öffentlichen GrBIärnng nom
7 . Dllärg 1080 trat es nnnet^nQf ^ernor: bnr<h Gnfgie^nng unb EGer*
lei^ung bet Äönigsmnrbe na^m ©tegor bie Untermerfung notmeg, non
Dtnbolf ermattete et, baß et bas anerBennen metbe.
3** noDer 3*** > * r f* c ^ f f**h * r ber Bommenben Gntfd^eibnng entgegen,
fo fielet füllte et ftd? feinet ©acf>e, baß er ßdE> nid^t fd^ente, ben eigenen
Grfolg als gemiß gn meisfagen. 23ei bet 2 Ü>fe|nng Heinrichs ^atte et
Braft feinet apofloliftyen EDoEmadfi>f ben ©egnetn ben ©ieg aBge*
fprodfjen. 3*1* nerBünbigte er in einet Diebe not netfammeltem ECoIB
ben fidleren Untergang ^einridEw Bis gnm $eß ©anBf Meters.
3** ben Dltaßna^men, bie i^n notBeteiten foflten, gehörte Stieben nnb
31nsgleid^ mit ben DTormannenfurfien. EDaß ©regot i^nen gegenüber gn
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griebe mit feen Normannen
3ugefiänbniffen Bereit fei, hafte fcf)on bas legte ber (Strafurteile gegen
fte auf ber ^rü^ja^röfpnobe 1080 oerraten. ©0 richtete ft<h nur nod>
gegen bie, bie in noch nit^f angegriffene Seile bea päpfHid?en ©eBietea
einfallen würben, war alfo nur ein ©ebof gura (SfiHhalfen, Bein Sefe^I
gur Dtäumung. @0 hanbelfe ftd^ einmal nm ben ©rengfirich an ber 2 lbria
nördlich bea @angro, ben ber Papfi als einen Seil bea jjergogfutna
©poleto für fidE) in 2lnfpruch nahm, ferner um 2lmalft, beffen Unter-
werfnng er nidE>f anerkannte, oor allem aBer um (Salerno, beffen Itn-
aB^ängigfeit Bieter eine wefentlid^e $orbernng ber päpf&id^en ^3olitif
gewefen war. ©regor fd^ien fte nicht mehr anfredEjter^alten gu wollen.
3ngejiänbniffe waren allerdings unerläßlich. (Sa ging nicht an, bie $ronf
gegen Worden gn wenben, wenn im @üben normännifd^e Sruppen ala
feinde ira Diücfen bea päpfHidE>en feeres flanben. 23ia in ben (Sommer
haben bie ECer^anblungen gebauert, im 3 u °iwar man einig, nnb ©regor
Brach auf, um ben 2lBfdE>lnß in perfonlidf>er3afararaenfunft ja ooQgie^en.
3 n deprano, ber ©rengflabt, empfing er am 10 . 3 ani 1080 bie Sjab
bigung ^orbatts t>on ©apua. @ie machte feine (SdE>wierigfeifen, ber
(Jürfl wiederholte nur, waa fein EOafer einfi geft^woren hatte. Binders
lag es Bei OtoBerf ©uiscarb. ©egen ihn richteten ftdh bie 23efchwerben
bea ^ßapfies, aBer durch fegen fonnte er fte nicht. S)er ipergog Bejianb
barauf, gu Bemalten, was er Befaß, nnb es BlieB nichts üBrig, als bie
ßtitfigea fünfte gu oerfagen. 2lm 29 .3 an * ^ttlbigfe auch DtoBerf unb
erhielt bie 23elehnung, wie fte iE)tu oon EXftfoIaus II. nnb 2llepanber II.
erteilt war. „3Q3aa aBer baa £anb Betrifft," fo fährt bie Urfunbe fort,
„das bn unrechtmäßig Beftgefi, fo laffe idE> es bir einfiweilen, oerfranenb
auf ©oftes 33armhergigfeit nnb beine ©fite, baß bu dich fünftig gur
©hre ©ottes unb (Sanft Cetera fo oerhalfen werbefi, wie es bir unb mir
ohne ©efahr für beine nnb meine (Seele anfiehf." @0 war ein f<hlecl>f
oerhüDfer EÖergicht unb eine unleugbare ETtteberlage.
©regor hat bamals oielleiihf oon 3arban, aBer ftcher ni<hf oon DloBerf
S$i Ife gegen Heinrich IV. erwartet, ©r wußte, baß bet jrjergog fnh mit
gang anbern (Sntwürfen trug, bie feine gefamfe Äraft erforberten. ’ffiicfytß
©eringerea plante er als bie ©roBerung Äonfianfinopela. 2 )en 2 lnlaß bagu
Bot ihm bie ©nffhronung Äaifer 31ft<haela VII. burih TOfephoroa
23ofaniafea ( 1078 ). Dl&t DlticEmel hafte OloBerf 23ünbnia unb .Srjeirafs*
oerfrag gefc&Ioffen, ber Äaiferfohn foHte bie Sod^ter bea jpergoga ehe=
liehen, nnb bie 23rauf Befanb ftch fdEjon in Äonfiantinopel. Unter bem
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2(bfe(iing ©regortf.VII. — (Siemen* III.
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2SorgeBen, bera rechtmäßigen Äaifer wieber auf ben S^ron Reifen gu
wollen, mürbe je$t bet Ärieg eröffnet. 2IngeBIi<h Befanb f«h ber (Suf*
thronte fogar Beim .Speere DloBerts. (So mar ein ^Betrüger, ber ftch bagu
hergaB, bie DtoIIe bes falfiäjen DTtidE>aeI gu fpielen. ©regor ifi non allem
unterrichtet gemefen nnb hat bee Sje rgogs 2IBftchfen unferflüff. (Sr fara
bamit anf bie piäne gtträcf, bie im ^Beginn feiner Dtegierung im Korber«
grnnb geflanben hatten. ^Begreiflich genug: ber ©ieg bes Normannen
mußte ihm bie Unterwerfung ber griec^ifd^ea ÄirdE>e unter Dtom Bringen,
mtb bann war bie Befreiung bes ^»eiligen ©raBes fein ferner Zraurn
mehr.
3ngwif<hm hafte Heinrich IV. bem ^3apfi bie Antwort anf ben
©prudE) nom 7 . DItärg erteilt. 3a®> ^Pfingfifefl ( 31 . DItai) traten in
DItaing nenngehn bentfcfye Bifchöfe gufammen mtb fprachen üBer ©regor
bie 3JBfe|nng aus. 2 )rei 233ochen fpäter ( 25 . 3 °n 0 wieberholfe eine
gemifchte ©pnobe non dreißig beatfd^en unb italifd^ea BifdE>öfen in
Bripen in üUnmefeuheit bee Äonigs bae Urteil, Begrünbef mit ben
furchtBarfienBefchnlbigtragen, wie 2Infiiftnng gu DlauB, Branb, DUeia*
eib nnb Sotfchlag, nnb 3anBerei. 2)ann ging man weiter nor
nnb wählte 233iberf, ben (SrgBifchof non Dtanenna, an ©feile bee 2IB*
gefegten gum Papfl. (5t nannte ftch, wohl in (Srinnernng an ben erfien
ber bentfcfyen Dteformpäpfie, (Siemens III. DUan hätte feinen Beffern
ftnben fonnen, an Klugheit, Bilbung unb ©efinnnng ragte er nach
3*ugnis felBfi ber $einbe weif h^rnor. ©egen ihn mußten bie Djßaffen
©regors ftch richten; gelang es ihm, ben ©egner in Dtanenna gn fangen
ober bem $Iächfenben fein (SrgBisfnm gn entreißen, fo hatte er geftegf.
©ogieich fprach er nBer 233iBerf gleich mtb 2IBfe|nng and, für ben iperBfi
Bot er alle ©etreuen ©anft Meters auf gum ^elbgug gegen Dlaoenna.
233enn er felBfi oon ©üben, ©räftn Dltathilbe non D^orben §et angriff,
fo fchien ber (Srfolg nicht gmeifelhaft.
@0 fam gang anbers, nnb ehe bae ^afyr gn (Snbe ging, wußte bie 2BeIf,
baß bae Blaff ftch gewanbf hafte unb ©regor VII. ans bem Eingriff in
immer mühevollere Berfeibigung gebrängf war, bie fchließlich in völ¬
ligem 3afantmenBrnch enben follte.
3nnächfl fcheiterte ber^elbgugsplan bes^apfles. Bon ben fonigstrenen
£omBarben angegriffen, mußte bas Speer DUafhilbens, anflatt gegen Dias
nenna gu marfchieren, ftch gnr 2 IBmehr wenben unb würbe am 15 . Öf»
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jpeinritfj IV. Dor SKom
fober 1080 Bei 23olfa im 3ff?antnanif$en entfdpeibenb gefdErtagen. Ser
Sag bedeutete bas (Snbe ber ^)afaria, nur bec 9?arae ^af weifergelebf als
23egeid£mung einer ©eBfe, bie für ber Äegerei »erbädjjfig galt. 21m gleichen
15. ßBfober fiel andE) in SentfdEjIanb bie (Snffrfjeibung anders, als ©regor
erwartete. 23ei ^)ol>enmöIfen nnmeif 3«»| würbe i'jeinddE) IV. gwar ge«
fdplagen, aber bie Niederlage war rae^r als anfgewogen burdE? ben Sob
bes ©egenBonigs, ber nodEi> am 21Benb bes ©c^Iac^ffags an feinen 233nn*
ben fiarB. 21uf ben ©inn ber 3 c * f 9 c noffen rankte es (SinbrucB machen,
ba$ iljra bie redete jrjanb abgetanen war, mit ber er einfi feinem &onig
Srene gefdjjworen ^affe. ©eine Partei I>inferlie$ er führerlos, in igren
Diesen mar niemand, ber an bie ©feile bes QSerfiorbenen Ijäffe treten
Bonnen. 23iergef>n NTonafe ^af es gebauert, Bis ftdE> im ©rafen jperraann
non £njremBnrg einer fanb, ber bie DtoDe bes ©egenBonigs übernahm,
aber o^ne jie fpielen gn Bonnen, ©regor inbes ^af frd^ nidE>f irre machen
Iaffen, fogar bie formet t>orgefi$rieben, nact) ber ber Bänftige &önig i^m
fdfj>woren foDte, um anerBannf gn werben: Streue bem ^eiligen ^3efras
unb feinem ©feHoerfrefer ^ßapj? ©regor, redeten ©eljotfara allen feinen
23efeI>Ien; (^ägfaraBeif in @a<i)en ber 23ifdE>ofsmaE)Ien fowie ber 25e»
ftgnngen unb (Sinfünfte ber romif$en Äirdjje; 2SaffaHen£nIbigung Bei
erfler perfonlic^er Begegnung. ßb ber (Sib gefd^woren würbe, wiffen
wir nidfj>t. S^eintitfy IV. £af biefen ©egner nidE?f ernfi genommen, er
überließ il>n feinem Bünffigen ©c^wiegerfo^n, bem jungen ijergog non
@dE>waben, ^riebrid^) non ©taufen, unb eilte felbfi im ^rn^ja^r 1081
mit ^eeresraad^f über bie 2Upen, um mit bem jpaaptfeinb abgured^nen.
3n ßflern ( 4 . 21pril) war er in 23erona nnb famraelte bie oberitalifd^en
21nljänger, bann ging es über ben 21pennin nadE? Sosfana. Nirgends
fanb er 333iberj!anb. Ntatfjilbens Äräfte waren bttrdE) bie Niederlage
bei EGolfa gebrochen, 21nfflänbe Barnen Ijingn, man geE>ordE>fe *E>c nic^f
metyr, tyielf fte für oerrücft. ©ie ^af ftdE) auf i^re Bürgen gnrncBgegogen
unb bem EGorraarftf) bes Königs Bein ijjinbernis bereifet.
©regor fyaffe gnnäd^fl an bie ©efa^r nic^f glauben wollen. Sen
(^rieben, gn bem ber &onig bereif war nnb bie eigenen 2Xn^änger dräng*
fen, wies er geringfügig garücB unb gab feinen 33erfranensmännern
in Sentfc^Ianb 233ei fangen für bie neue Äönigswa^I. 21nf ber 3 a ^ rc01
fpnobe in ber ^fajiengeif wiederholte er bie 21nsfdE)liejjang ^einrid^s nnb
feiner 21n^änger. Sie jjaaptfadE>e fc&ien i^m, ben 23ürgerBrieg in
Seutfd^Ianb nid^t erlogen gn Iaffen. Um bie freunde in i^rer ©efinnmtg
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$ ein rief; IV. Do r SKont
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gn fefiigen, fanbfc ec bera getreuen Hermann t>on 9Iie$ eine
gur 23ecbreifnng befliramte ausführliche DiedE>fferfignng feines 23er*
fahrens. 9Itif allen gnr 23erfügung jle^enben ©rünben wanbfe er jt<h
gegen ben nie nerjlnmmenben 23orwurf, baß er nicht Befugt gewefen fei,
ben Äonig ansgnfchließen unb bie (Sibe ber Untertanen gn Iöfen. (Schon
näherte Heinrich ft<h 3tom, aBer non 9fochgeben wollte ©regor nichts
wiffen: bes &onigs Srohmtgen wie £ocfnngen machten i^nt Beinen ©in*
bruef, lieber wollte er fierben, als bie gerechte @adE>e aufgeBen. 2lBer er
erfunbigte ftdE> hoch, oB nidE>f Hergog JHoBerf i^ni für ben Benocjie^enben
Äanipf Unterflü$ung fd^idfen würbe. Dto&erf war fd^on gu tief in fein
großes Unternehmen nerflricff, eben je|f fiadE> er in @ee gnr (Srobernng
bes griedhifc^en Dteidjjes. 2 lflein jlanb ber 5Papf2 bem Eingriff bes Honigs
gegenüber, ber (Snbe 9Ifai 1081 nor 3tom erfd^ien.
Saß bie ©roßfiabt mit ihren jiarfen 9Ttanern nicht im (Sturm gn
erobern fei, wenn jie nerfeibigf wnrbe, wußte jrjeinrich, barnm wanbfe
er ftch mit einer Äunbgebang an bie Dlömer, nm fte oora ^3apfi gn trennen.
2lBer feine ^Berufung auf ihre angefiammte (Srgebenheif fanb feinen
233iberhaH. 2lls bie heiße 3ei< mit ber $iebergefahr nahte, mußte er ab*
giehen unb benu$fe benDteji bes^h**®, um * n @P°(efo burch ©infefnng
eines Hergogs feine (Oberhoheit wieberhergufiellen unb im übrigen Äönig*
reich feine DItachf gn befejiigen. fiber Dltathilbe wnrbe bie 2 l<hf ner*
hängt, ihr 23ejt$, foweit es möglich war, eingegogen. nächflen $rüh s
fahr wieberholfe ber Äonig ben 2 lngriff auf Dtora. diesmal ließ er ein
längeres (Schriftfläcf norausgehen, worin er bie Dtomer wieberum an
ihre alte Äaifertreue mahnte, gngleidh ober 33erhanblnng unb (Schiebs*
gerecht mit „jpilbebranb" unter ihrer Teilnahme anbof. (Sr hafte feinen
(Srfolg, noch beherrfchfe ©regor feine @fabf, nur bie EX?a<hbarn fonnte
er nicht mehr harten. Sie (Sabina unterwarf fi<h bem Äönig, Älojler
$arfa benn|fe bie ©elegenheif, wieber reichsnnmiffelbar gn werben, unb
3»rban non (Sapua fiel ab. Sie fQezrfcfyaft ber Normannen im eroberten
£anbe faß noch lange nicht feji, {eben 2 lngenblicf brohten 2 lnfßänbe ber
Untertanen. 2luch je$f warteten niele nur auf bas ©rfheinen bes Königs,
nm fidh gn erheben. Sarauf wollte ber ^fürfi es nicht anfommen laßen
unb beugte nor, inbem er ftch Heinrich näherte. 3 a löflern 1082 noQgog
er ben Übergang, erfdhien im Hauptquartier bes 5tonigs in 2 llbano bei
3tora nnb empfing non ihm bie 23elehnnng. Siefem Seifpiel folgte bas
Älofler Dltontecaffino, bie größte ber ©ennbherr fd^aften Unferifaliens,
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(Sregortf tpadjfenfte 23 ei>rängniö
ein Heines $urfienfura. 2Ibf SeftBerius hafte Bisher gn Ben 23erfrauens*
männern Bes Papfies gehört, jeff ließ er i^n im ©fich, ans <^ur<$f, Ber
Äönig Eönne Bas Älofier Bern (Jürfien non Gapua überlaffen. 2IudE> er Eam
nach 2UBano unB unterwarf ftdE>. 3IOe 9Itü^e wenBef Ber ©efdEnchf 1
fd^reiBer Bes Älofiers auf, am glanBen gu machen, Ber 2XBf habe Ben um
mittelbaren QSerEe^r mit Bern ansgefd^Ioffenen Äönig gn nermeiBen unB
fich Ber 3nt>efiitur 3 U cnfgie^en gemußt. 3h n wiBerlegf Bas große Eönig=
liehe ^Jrinileg, Bas Ber 2lbf ^eimBrac^fe, worin Bern Älojier alle 23e*
|i|nngen unB 3ted>fe bejiäfigf wurBen: irjeinrich t>äffe es gewiß nidhf
hergegeben ot>ne förmliche Unterwerfung. Sas Bejiäfigf uns ©regor VII.
felBji: am Sage Bes Säufers, Ben 24 .3 un *r »erhängte er iiBer Ben ($rür*
jien unB Ben 2lbf Ben 2lusfchluß aus Ber ©emeinfchaft wegen 23erfe^rs
mit Bern nerjlmfjfen Äonig.
jjeinrich mieB auch Biefes 9Ital in Ber heißen 3 a h rc 0 S e ‘ f Bie ÜR'älje
3loras, Iie0 aBer Ben ©egenpapji in Sinoli gnrücE, am BurdE? i^n Bie 23eob=
ad^fnng Ber ©faBf fortfefen gu laffen. ipier Begann aHmä^IidE> Bet &rieg
feine 22>irEung gn fnn. Sie Diegiernngsfäfigleif Bes ^ßapjies Eam ins
©focEen. 9^odE> war er nidE>f aBgefdEjniffen, Eonnfe 23efud^e empfangen
unB 23ofen ansfenBen. 2lber Bas 23erftegen feiner 23riefjiellerei unB Bie
einreißenBe Unordnung in feiner Äanglei geigen Beufli«h, wie iE>m Bie
(^ü^Iung mif Ber 2lußenwelf nerlorenging. 3 ra Frühjahr 1082 hat er
Eeine ©pnoBe mehr gehalten. Saga Eam als @<hli nun fies, Baß i^ra Bas
©elB ausging. Sie Pilger BlieBen fort, Bie laufende Ginnahme, Bie ihre
©efd^enEe brachten, fiel aus, Bie 3ahlungen non auswärts jiocEfen. Um
Bie Gbbe in Ber Äaffe gu BeEämpfen, griff Ber $apfi gn ungewöhnlichen
31tsffeln. Samals hat er Bie früher erwähnte jpausjieuer in (^ranEceich
geforBerf, Bamals auch einen 3<ns t>on ©c^weBen, SäntmarE nnB 9fa>r*
wegen; BeiBes fiijwerlirf) mif Grfolg. ©räfin 3ItafhiIBe, Bie getreue,
führte gu Reifen, inBera fle Ben gangen @dE>af ihrer jpausEapelle in
Ganoffa einfd^melgen ließ nnB Ben Grlös, 9 ^ßfunB ©olB mtB 700 ^PfunB
©iiBer, nach 3tom fd^idEfe. 2lber auch Bas genügte natürlich nicht, unB
als ©regor gu 23efd?lagna$me unB 23erpfänBnng Bes 23eft$es Ber römi*
fdjen Äird^en fdE>riff, fiie0 er auf 333iBerfprud^>. Sie ©ei|HidE>Eeif,
23if<höfe unB itarBinäle ooran, befhloß einjiimmig, „Bie geheiligten
©üfer Ber Äirchen Bürffen nidEjf für weltlichen Ärieg, fonBern nur für
2llraofen, ©offesBienfi nnB fiosEauf non ©efangenen nerwenBef werben".
©regor wirB ftd^ Eanm dadurch haben abhalfen laffen. (Sine BringenBe
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®regorä tvarf)fenbe Q3e&rängni*
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3Itahnnng an ^Robert ©uißcarb, fiel) feinet befhworenen QSaffaHen*
pflichf gu erinnern, hafte feinen (Srfolg. 21nß ben Anfängen einer t>iel=
nerfpred^enben (Siegeßlanfbahn — (Snbe Februar 1082 war Suraggo
gefallen — ^afte ^Robert ^eimfe^ren muffen, um einen gefährlichen 21uf*
flanb feiner 23affaIIen gu unferbrücBen. (Sr Bonnfe oorerjl nicht Reifen.
233ährenb ©regorß Kräfte fhwanben, h°ben fich bie bes ©egnerß.
233erft>oHe .5pilfe Bam Heinrich ans bem ßjlen. 3 n Äonjlanfinopel war
£TttBephoro 0 burch ben beflen ber ^elbherrn, 2 fle,rioß Äomnenoe, t>er=
brängf, nnb ber neue Äaifer faßte ben^3lan, Dioberf ©uiscarb im eigenen
£anbe burch ben beutfhen Äonig gu feffeln, ber feinerfeifß in Dloberf ben
25unbeageuoffen ©regorß gu fehen hatte, ©riedbifd^e ©efanbte melbefen
(Ich bei Heinrich, brachten reiche ©efhenBe unb Boflbare ^Reliquien nnb
trugen ein 23ünbniß an. Heinrich gauberfe nicht; waß Bonnfe ihm will*
Bommener fein alß bie 21nßftchf auf griechifh« ^ilfßgelber? 3 n feinem
21 nftrag ging ein benffher ©raf nach Äonflanfinopel, am ben Vertrag
norgubereifen. ^njwifchen fheiterte ein 23erfu<h beß ©egenBonigß, ©re*
gor jpilfe gn bringen, nöHig. jrjermann gelangte gwar biß nach (Schwaben,
aber nicht weiter, nnb für (Sperrung ber 2üpenpäffe hatte Heinrich ohne*
hin geforgf. @0 blieb ber ©egenBönig banernb auf (Sachfen befihränBf,
nnb in Italien Überweg Heinriche Partei noch mehr.
Saß 3ahr 1083 fhien bie (Sntfcheibung bringen gn foHen. jrjeinrichß
(StreitBräfte waren je|f fo weif nermehrf, baß er im Frühling bie (Sin*
fhließung Dtomß unternehmen Bonnfe. 21n (Sntfaf war nicht gn benBen,
^Robert noch immer burch eigene 33ebrängniß feflgehalten. (Sine beben*
fenbe ©elbfumme hatte er immerhin bem Papji gefanbt, angeblich
30 000 Senare, bie eo erlaubten, ben QSSiberjlanb fortgufefen. 2Sieber*
holte @turmt>erfnche, bie Heinrich unternehmen ließ, geiferten, aber
ein SlnafaH ber belagerten mißlang ebenfo. Sie (Stimmung in ber
(Sfabf würbe immer fehlerer, nnb am 3. 3«ni glücBfe eß ben königlichen,
bie mangelhaft bewachte Litauer ber £eojlabf gu erfleigen nnb ben
(Sfabffeil mit ber^3eferßBirche eingnnehmen. Sen Übergang aufß anbere
Ufer hinderte bie (Sngelßburg, in ber ©regor perfonlich bie berfeibigung
leitete. 2> n S w *f c £ cn *®ar ber bnnb beß Äönigo mit bem griechifhen
Äaifer gefhloffeu nnb wnrbe fofort wirBfam. (Sine griechifhe ©efanbt*
fchaft überbrachfe außer reichen ©efhenBen unb werfnoQen 3S5aren
144 000 Senare an barem ©elbe mit ber Ü21ußjtchf auf weitere 216 000.
Sieß gab Heinrich bie StttöglichBeif, ben Ärieg mit Düad^brucf fortgn*
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33erl>anMungen
fegen, jngleich aBer ©regoca ©feHnng in 3lom felBjl Bur«h 3^ tm 3 en
mtB 2Serfpce<hungen ju untergraben. 2lle Bie $ieBerjeif ^eranna^fe, 50 g
ec unter 3uritcflaffnng einer .BeoBachfungafruppe aB, Bie (Sinfc^Iie^nng
Ber ©faBf wnrBe anfred^ter^alten. 3° >h r Begann Ber junger im herein
mit Bern ©elBe Bea jtöniga jn wirfen. (Sa gelang, Bie Häupter Bea 2lbela
fo weif für Ben Äönig ju gewinnen, Ba$ fte t>on ©regor Bie Berufung
einer ©pnoBe »erlangten, Bie Ben ©freit §wifd?en i^m nnB ©emena III.
entfäeiben follfe. 3»age^eim oerpflidjfefen fte ft<h Bern Äönig Bnr<h (SiB,
jn Bewirken, Ba$ ©regoc i£>n in Beflimmfer ^rrifi jnm Äaifer frone, ober
einen anBern^ßapfl nach Bern Borfhlag Bea Äöniga jn wählen. 2Soranf
ea jpeinrich anfam, war Bie Ü2lnetfennnng feiner jjerrfcBaft in Dtom in
^forra Ber Äaiferfrönnng. Safür wollte er Bae Opfer Bringen, feinen
^Japfi fallen ju Iaffen. Sjatte er Boc£ fdjon ein 3<*h* Jtwor Bei Ber Unter»
werfung t>on Gapua nnB Stttontecafftno auf 3Inecfennnng ©emena’ III.
nicht BefianBen. Siefer fd^eint auch feine ©d^wierigfeiten gemacht gn
haben. (Sa ifi eine Äußerung t»on ihm nBerliefect, Bie alle ©lanBwärBig*
feit für ft«h l>af: er fyabe Bie päpfHid^e 933ürbe ungern äBernommen nnB
nur, weil anBera Baa 3tei<h für Ben Äönig nid^f jn retten gewefen wäre.
233ä^renB nun Heinrich inOBecifalien gegen ©taf^ilBena Beftgungen
oorging, Begannen Bie QSer^anBInngen mit ©regor. Bon föniglidjer
©eite wurBen fte geführt Bttr<h Ben geriffenen Bifhof Benno »on ßana»
Brücf, Ber ea meifler^aft »erflanB, feinem Äönig gu Bienen, ohne mit
©regor gu Bremen. Unermüblich ritt er jwifd^en Dtom nnB Bern jjanpf»
qnarfier jpeincid^a h<n nnB ^er. 2luch 2fl>f jpngo t>on ©mtp na^m ft<h
Ber ©ad^e an. (Sr ^afte Bern &onig fcBon in Ganoffa atta Ber 9?of ge^ol=
fen nnB freute ft<$ auch fegt nicht, Bei ©regor ein gufee SKÜorf für ihn
eingnlegen. (Sa war umfonfl. 2£Hea, wogu ©regor ftch »erflanB, war Bie
Berufung Ber ©pnoBe, gu Ber Heinrich Ben Teilnehmern ftcheree ©eleif
»erfprach. 2lBer fcbon Bie 2InfünBignng, gu Ber ©regor ft<h hecBeiliefj,
ecoffnete fhwache 2 luaft<hfen. 2 lDen nicht auegefcbloffenen ©eifHid^en
nnB £aien tat er feine Bereitwilligfeif fnnB, auf einer allgemeinen
©pnoBe an fidlerem Ort gu unferfndE>en nnB feflgufleHen, wer an Ber
^einBfhaft greifen Äird^e nnB Dleich fc^ulB fei, Bamif Ber Triebe
wieBerhergeflellf nnB feine eigene UnfämlB an Bern enfjlanbenen 3tt , »« ::
fpalt, inaBefonBere an Ber (Sr^eBung Bea ©egenföniga, erwiefen werbe.
Sie 2lnfünbigung war fo unBeflimmf wie möglich, nannte Weber 3
noch Ort, machte aber auabrücflich gur BeBingung, Ba$ »orher Ber römi-
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Q3erF>an Mutigen. 2lBfall Don ©regor
397
fifjen Äirche gurädPgegeben werbe, wob ihr genommen fei. 9Itan Eann es
jr>einri<h nicht uerbenEen, baß ec biefe gweibentige (ScEIärnng nicht für
eine (SrfüDnng befl QSerfragfl anfaE». ©efanbfe bet benffd^en anfßänbi*
fd^en ^ürßen, bie gum ^3apfl wollten, auch einen Äacbinalbifdjof ließ
ec gefangennehmen. ^Daraufhin lehrten anbece, bie fd^on nach Dtom
unferwegß waten, wiebec nm, nnb bie ©pnobe, bie fchließlich (Snbe 3fto=
cember in Dtom tagte, Beamte nicht, wob man ecwactet hatte. 3T£uc eine
2 IngahI nntecitalifd^ec ^Bifd^öfe nnb 2Übfe, auch einige wenige ^rcan-
gofen Ratten ftcE> eingefmtben. 233aö ba »orgegangen ifi, erfahren wie
nicht, außer baß ©regor nut mit Dlinfye baoon abge^alten wuebe, ben
$lu<h gegen jpeinrich ga wiederholen. 3 m übrigen h«iß* es in bet amt*
liefen 2lnfgeichnang, bet ^Japfl ^abe „übet ©laubenobeEenntnis, <hrifl=
liehen £ebenßwanbel mtb bie in betgeifiger .BebrängniB notwendige ©ei-
fieflflärEe nnb @tanb^aftigEeit nicht mit menfd^Iit^em, fonbecn mit
engelBgIei(f)em 9Hmibe" gepredigt. 23efchlüffe wetben nicht gemelbet.
2)et friede war alfo gegeifert. (St ßheiferfe, weil ©eegoe focbecte nnb
non feinem ©fanbpunEf auB foebeen maßte, wob Heinrich nie nnb nim*
mec gngeflehen Eonnte. Sjeitucid} Eam ihm fe^c weit entgegen: et wac
beceit, ben ©egenpapfi gn opfecn, ©eegoe angnerEennen nnb non iE>m bie
ÄaifecEcone gu empfangen, ©tegoc bagegen neclangfe, baß bet Äönig
gunot öffentlich .Buße tue. S)en tlnbußferf igen, mit ungefaßter @<httlb
BelabenenloBgnfprechen, wac für iß nach feinen ©runbfä§en unmöglich;
baß ec auf öffentliche Baße beflanb, enffpradh feinet petfonliehen £Ra*
tut. ßb noch anbete Bebingnngen gefleSt würben, wiffen wie nicht,
biefe eine genagte, um bie Söerflänbigtrag gu <$fall gu bringen. (Sin gweifeß
(Sanoffa auf ft«h l a nehmen, hätte Heinrich f»*h f<hwrrlieh erniebrigt,
auch wenn feine £age noch fo f«hlimm gerne fen wäre. @ie wac baB ©e=
genfeil: ec ßtte bie3ttfage bet cömif«hen ©roßen in bet jjanb, ec fianb
bicht not bem noHflänbigen @iege, nnb ee wac fchon oiel, baß ec fich
überhaupt gne Berflänbignng willig geigte.
@o Eam bas 3<*ß 1084 heran, Sjeiutid} führte gnnächfi einen @treif-
gug nach 2 lpulien aus, ben ec feinem griechif<hen Bunbeogenoffen fdhnlbig
war. 3m 93Tärg cücEte ec t>or 9tom. £iec hotte ©eegoe bie 3ö0^ bet
jperrfcßft oöQig oeclocen. ^Ttid^f not faß bet gange 2 lbel wartete auf
ben 2lngenbIicE, bem beuffhen Äönig baB Besprochene gn leiflen, auch
bie DUeßheif bet 5tacbinäle, breigehn an 3 a h^/ Verließen ihren ^ßapfi,
barunfec einige, bie er felbfI ernannt hafte, nnb bie Beamtenfdhaft fci>Ioß
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398
$einrid) IV. in Rom. ftaiferfrönting
ftch ihnen an. 21 m 21 . würben bie Sore geöffnet, bas irjeer bes Äönigs
rüdffe ein. S)rei Sage fpäter, am ^3aImfonntag, fanb eine 23erfammlung
Don 2SoIf nnb ©eifHicfjfeif jiaft, j^ilbebranb würbe für aBgefeft erklärt
nnb 233iBerf gnm ^3apfl gewählt. @0 war bie 233ieberguftnachung bea
fehlere, ben man mit ber DÖHig regelwibrigen 33riyener 933a^I Be*
gangen hotte, an ber al 0 einziger Äarbinal irjugo ber 233eiße Beteiligt
gewefen war. S)er nunmehr in altherkömmlicher ^rorm Don Älerna nnb
23oIf nach Bern 33orfchIag beo Äönig*!} 3 afrifiu 0 gewählte ©Iemena III.
würbe fogleich int £aferan anf ben Shron gefegt nnb in (Sanftster
geweiht. 9I?tf ber 233eihe hotte ee einige ©chwierigfeit, ber 33ifchof
Don ßjlia, ber fte gu DoHgiehen hotte, war ©regor treu geblieben nnb
burch bie 33if<höfe Don 2Ireggo nnb 9Itobena erfe$t werben, ©ine
233o«he fpäter, am ßjlerfonntag, frönte ber neue ^3apfl feinen 5tönig
gum römif<hen Äaifer. ©0 fah auo, ab mieberholfen ft<h bie ©reigniffe
Don 1046 , ber ©front ber ©ntwicflung feinen in bas alte 33etf gurücfgn*
fehren, baa er Dor einem SItenfchenalfer Derlaffen hotte.
2IBer fo glängenb, wie er ft<h bem oberflächlichen 33efra<hfer barjieQfe,
war Heinrichs ©rfolg feineawega. [Tüoch war 3tom nicht gang in feiner
jjjanb, einige 2IbebBttrgen, in benen man an ©regor feßhielt, waren
nicht Begwnngen, unb in ber uneinnehmbaren ©ngebBttrg faß ©regor
felBfl, nnerreiihBar unb einflweilen unüBerwinblich in hortnäefigem
pafft Dem ÜSiberfianb. 2tm füblichen jjjjorigonf aber Ballte jtch ein ©e*
Witter gnfammen. DtoBerf ©niacarb Beenbefe foeBen nach enbgülfiger
IlnferbrüdFung be0 2 Iufjlanbe 0 bie umfaffenben 3tüjlungen, mit benen er
ben unterbrochenen Ärieg gegen Äonflantinopel wieber aufgnnehtnen ge*
bachfe. 5)a ereilte ihn ber bringenbe Hilferuf, ben ©regor ihm auf ge*
heimen 333egen gufommen ließ. ©oBalb er fonnte, Brach cr onf, mit
einem S)ee r, baa bie 3cifg<noffen ala gewaltig, alo ungeheuer Begegnen,
unb bao jebenfalla bie in jener 3«f übliche ©tärfe weit üBertroffen hoben
muß. 3° ©ilmärfchen näherte er ft<h Dlom, gu großem Äampf mit bem
jtaifer entfchlojfen. Siefer jeboih, Dom 2IBf Don SQtfontecafftno gewarnt,
war anagewichen. $ür eine offene (5relbf<hla<hf S u fhwoch, fonnte
er ee noch weniger barauf anfommen Iaffen, in Dtom eingefhloffen gu
werben, ©ein j^auptgiel, bie ÄaiferBrönnng, hotte er ja erreicht. ©0
gog er am 21 . 3Q£ai ab nach SeutfcBIanb unb ließ nur ©lemetta mit
Sruppen im feflen SiDoli gnräcf.
©inige Sage fpäter jianb Dtoberf mit feinem ijeere Dor Dlom. ©r
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©regor* Befreiung
399
fyatte aufgeBoten, was immer er in feinem £anBe fanB, eine wilde, Benfe*
hungrige 9Itaffe, Barnnfer nidEjf wenige ©aragenen ans ©igilien, feie
Bern Äampf gegen Bad 3Tieffa Ber XInglänBigen mit BefonBerem (Sifer
entgegenfa^en. Ü)rei Sage Iie$ Ber ijergog Bie ©faBf BeoBacIjfen, Bann,
in Ber t^rü^e Bes 28 . 9Itai, wurde Ber Eingriff an Brei ©feilen gugleidfj
eröffnet. (Sr führte foforf gum (Srfolg. 3 We * Sore warBen erflürmf, ein
drittes t>on 2Inf?ängern ©regors geöffnet, Ber ^3apfi and Ber (SngeldBurg
Befreit miB im Sriumpl) in Ben £aferan geführt. 2Sie nun Bie normän*
nifd^faragenifdEjen Srnppen gu plündern Begannen, Bie römifc^e 33et>cU
Bernng fidE) Bagegen gur 933e^r fefte, entBrannfe Bie @trafjenfcl)la<f)f.
3« Ber Vedrängnis griffen Bie Normannen dagn, Bie Spä nfer in VranB
gu fledfen, unB BalB flanBen gwei gange ©fadtfeile in flammen. 2) er Sag
enBefe, wie nictjf anders gn erwarten, mit Bern ©iege Ber Normannen,
aBer Bie ©djandfafen, Bie fte oerüBf, Bie Verwüflungen, Bie fte ange*
richtet Ratten, Bagu Ber DItangel an Verpflegung in Ber auagcmorBefen
unB attsgeBrannfen ©faBf gwangen gu fdjleunigem 2IBgug. (Sin Verfud),
Sinoli gn nehmen unB Ben ©egenpapfi gn fangen, fc^eiterte, unB [RoBerf
^atfe (Sile. fdE)Io$ ©regor ftdE> an. 3 n [Rom war feined 23IeiBeno
nifljf raeljr, nadE> Bern Vorgefallenen wäre er inmitten Ber empörten
Veoölferung feined £eBens nidjf jtd?er gewefen. 3 um 21ufentljalf wurBe
i^m ©alerno angewiefen. S)eutlicf>er Eonnfe man il>n Ben VSanBel
feined ©läcEes nidjjf füllen Iaffen: Bie ©faBf, Beren ©elBfländigEeit er
gegen Bie normännifclje (SroBerung t>or allem I>affe fdEjüfen wollen unB
nic^f f<f>u|en können, Beren [Raute fc^on i^n an eine Ber empftndlidEjfien
©cf>Iappen feiner ^PoIifiE erinnerte, jeff Biente fte iljm ala3“ffoc£t unter
normännifc^em @d?uf$.
jpier leBfe er nun ald ein VertrieBener, einfam unB »erlaffen, t>on
wenigen ©etreufien umgeBen. ©eine Ie|fe Hoffnung war, aud ©panien
©elB gu erhalten, dorthin fertigte er einen ©efanBten aB. [RoBerf ©nid*
carB, gang Befd^äftigt mit Bern Ärieg auf Bern ValEan, uBerließ i^u
feinem ©rfjicEfal, für feinen Unterhalt forgte Ber 2IBf oon 9ltonfe=
rafftno, non Bern er Bie ©träfe Ber 2Ittafc£Iie$ung ^atfe nehmen muffen.
Sen 2Infd)ein päpfHid^en [Regiments I>ielf er anfred^t, oerfararaelte
einige Benachbarte 23ifdE>öfe um ftd? unB fdjleuderfe aufs neue Ben ^rlm^
gegen ipeinrid^ IV. unB (Siemens III. V3ie er in V3a^rf>eit Bie eigene
£age empfanB, geigt Ber jpilferuf, Ben er „an alle, Bie Ben apoflolifd^en
©fu^I wahrhaft lieBen," ^inansge^en Iie$. <$d ifl ein [RoffdE)rei unB Bodf>
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400
©regor* Soft
gugleich ein SeBennfnis nnerfd^üftecliiijen ©lauBens an Bie eigene @ac£e.
S3ie fiefö in ähnlichen fällen wirft er alle @«huIB auf bie föeittbe, bie
in i^m Ben SorBämpfer Bes Dtedjts be r Äirt^e »erfolgen, wie feit &on=
fantin bem ©rofen niemanb »erfolgt worben ifl. (Sr geifeit bie £aafyeit
be r ^frennbe, bie ben Sob nnb bie (^einbf^aft ber 3Q^enfä)en fünften,
nnb fhlieft mit Sitte nnb Sefe^I an alle, bie als gläubige 6 l>rij!en
wiffen, Baf Petrus ber Safer nnb irjirfe unb bie römifd^e 5tirdE)e bie
3Ituffer unb £ehrmeiflerin aller Äird^en ijl: „@te^et Bei, eilet gu Sp ilfe
eurem Safer unb eurer SQftitter, wenn i^r burd) jte Sergei^ung für alle
eure @unben unb @egen unb ©nabe in biefem unb im guBnnftigen £eBen
gu finben wnnfdjef."
($0 war fein leffes SSorf, feine OioIIe war ausgefpielt. 31m 25 . 9I?ai
1085 , fajl genau ein 3a^r nach feiner Sefreiung, Befhlof er fein £eBen,
ein Srauerfpiel, wenn es je eines gaB, gewoben aus ©chuIB unb @cf>icf=
fal. Saf ber »ollige 3afammeuBruch feiner SQßdchf ^erBeigefü^rt war
burd? (Sreignijfe auf bem ©dfadjtfelb, bie ftch nicht »orausBered^nen
liefen, liegt auf ber jj)anB. ß^ne bie OTieBerlage »on Solta 0I£anfo»ana
unb ben SoB bes beuffdjen ©egeuBönigs wäre alles anbers geBommen.
31Ber wer hatte benn bie (Snffd^eibung Burdas ©chwerf ^erausgeforbert,
auf bas @dE)Iad^fengIüdP (ich »erlaffen unb bes gewiffen @iegs ftch »er=
meffen? Sie 21pofieIfürjlen hafte ©regor Befdjworen, il>re 3Ha<hf Burch
ben @turg ber ©egner gu Beweifen. Samif hafte er ftch felBfi jeben 21us=
weg aBgefhnitten, bie red>fgeifige Serflänbigmtg mit bem ©egner,
Bur<h bie er bem Ser^ängnis hätte entgegen Bonnen, unmöglich gemacht.
233ie falfh, wie mtBIng bas »om ©fanBpmtBf ber @taatsBunfl war, l>af
ber 2 lusgang erwiefen. 2 lu<h fonfl ftnb ber $älle genug, bie ©regor nicht
als gefhicBten ^3oIifiBer geigen. ©0 war etwas in feiner 9?atur, was es
il>m fd^wer machte, ftd) in ben ©rengen bes 3HögIid>en gu Ralfen. Sie
phantaftifhen (Sntwürfe ber erflen 3 ah ce > bie falfcfye Se^anbltmg ber
unteritalifd^en Singe, bie 3»mutungen an bie Könige »on Äafilien unb
(SnglanB, bie gelegentlich geäuferte MBficfyt, felBfi nad) ©panien gu
reifen, um bort gum Steckten gu fefyen, in einem 2lugeuBIicB (3ani 1080 ),
wo in 3 fa l* en alles auf bes SQfteffers @<hneiBe fianb, guleft noch Bie
©teuerforberung in (^ranBreich, »erraten einen auffallenben Oliangel an
31ugenmaf. Sagu lammt bie mitunter fo unglücBliche 2K5ahI ber OHittel,
bie Serna<hläfjtgmtg bes menfhliihen SaBfes. 3a Ber SehaaBIttng ber
^reunbe, auch Bet »erbientefen, geigt fte (ich am Beutlichflen. 4?atte es
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Dtfiiblid
401
einen ©inn, £anfranf non (SanferBurp, beffen ©eßnnung man ftc^er fein
fonnte, mit 2lmtsnerluß gu Bebroljen, weil ec gegen ben 333illen feines
Äonigs nicljf aafBatn? Unb bas gu einet 3eit (1081/1082), wo ©regor
felBjl fcljon um fein 5)afein Eämpfte. Äein jpertfdjet tyaf Bei ©regor
eine Beßere 3 c nfnr als 233il^elm non (Snglanö; bie „^Perle unter ben
^fnrjlen" wicb er genannt. 2IBer es genagt, baß feine 3nfereflen an ben
©rengen ber DTormanbie einmal mit ben päpßlidEjen 2lBßdt>fen in 3B3iber*
fprudE> geraten, mtb©regor gogert aid>t, non „gefc^woDenem jrjodjmut",
„UneljrerBietigfeif" unb „UnDerfc£)ämfI>eif" gu fpredjen. 333ie fdfjled£>f
muf er biefen Äonig gefannt, wie falfdj? i£>n Beurteilt fyaBen, baß er iljm
non £e^ns^nlbigmtg überhaupt gn reben wagte, unb bagu mit fo faEBangs«
noQ paßoraler Begrünbung! SÜ^nlidf> erging es 2Hfons non Äaßilien.
(5rß mit £oB unb 2Danf üBerfdjjüftet, als glängenbes Beifpiel unb wa^r«
^aft d^rifilid^er Äönig gepriefen, erfährt er, foBalb fein SOer^alfen 2ln-
ßoß giBf, bie Sro^ung mit bem ©djwerf ^3efri. 3B3eldf>e 3)ienße £affe
nidjjf ipugo non 6lunp ben ^3äpßen geleißef! 2IBer als bie 3nfereßen bes
Äloßers in ©panien mit ben römifd^en 2IBfi(f>fen in 333iberßreif gerieten,
War alles nergeffen, unb mit Sro^nngen würbe nidfjt gefpart.
9Bag ©regor ßc^ tyie unb ba gu 33orßdE>f unb OTadEjgeben gwingen,
einmal fogar gegenüber einem arabißfjen jperrßfjec in 3Ifrifa bie ge*
meinfame SGere^rung eines eingigen ©oftes IjernortyeBen, 00m 2)ipIo=
maten ßerff nickte in il>m. 3“» ©runbe fennf er nur .Befehlen unb ©e=
^ordtjen. Xlnge^orfam iß if>m gleid^Bebeufenb mit ©ößenbienß, ©e^or=
fam nerlangf er non jebermann, ©eißlid^en unb £aien, Bifclwfen nnb
Königen, (iets Bereit if>n gn ergwingen; Wenn 333orte nidjjf ausreid^en,
mit ber ©ewalt ber 333affen. 2llle 2£ugenBlicfe fließt i£m bas 333orf bes
Propheten 3 cre mias aus ber ^eber: „33erßucl)f fei ber OltenfdE), ber bas
©dEjwerf aufljälf, baß es nidEjf Blut nergieße."
333ie oft ^at er ßcl) über bie ijerrßfjfue^t ber Oltenfd^en, il>re superbia,
ereifert; aBer wer tyaf metyr gu Ijerrfdjen Begehrt als er? Otic^t freilich
im eigenen OTamen; ^3efrns ber 2lpoßelfürß iß es, für ben er Bebingnngs«
lofen ©e^orfam fotbert, il>n nennt er alle SlugenBIicfe. 2Iber mit i^m
feßt er trageß$ent ßdf> feEBer gleidf». S)nrd^ ©regot fpriifjf ^3etrns, wer
©regor nid^t gehorcht, lefynt ßc£ gegen ben 21poßeI auf, ber üBer jpimmel
unb (5rbe gebietet. (5s iß bie 3&ee, Ber er leBt, bie i^a fo gänglici? Be«
^errfd^t, baß er barüBer ben ©inn für bie wirflid>e 3D3elf nerlieren fann:
^Petrus gebietet nBer ben Fimmel unb Barum audf> über bie (5rbe. S)as
^alltr, ®ae Vapfttum II 1 26
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402
ftfidBUcE
ifi fein Otechf, bas iji bie iustitia, bie ©regor Befiänbig im Oltnnbe führt,
für bie ec Eämpff, um berentmiHen ec ft ä) Oer folgt unb angefod^ten fieht,
für bie ec gn leiben unb gu jlerBen Bereit ifi, unb gn bec ec ftdE> noch mit bem
lebten 21femgug BeSannt ^aBen foH: „3<h lieBfe bie ©eced^tigfeit unb
haßte bas Unrecht, bacnm flecBe i<h in bec 2SerBannnng."
233oher fam il>m biefe 3b«? Saß bie ÄicdE>e bem (Srben Petri gn
gehorchen h<*Be, wac gn feinec 3«»* Bereits bec©IauBe oieler; BeiPfeubo*
iftbor fanb ec es bncch angebliche 3^»gniffe bec ältejlen Qeit Belegt. (Sr
Benutzte es nur in bie Saf gn äberfe$en unb Bis ins Ie$fe unb eingelne
gn oerfolgen. Saß Petras unb in feinem Otamen bec Papfl auch bie
233elf beherrßhe, biefec ©ebanSe ifi ©cegocs (Sigenfum. 3h n S u benSen,
Bebncfte es einec ©ecingfd^ä|ung bec „233elf", bie bem Oltonch geläufig
ifi, es Bebucfte bec UBecgeugung non bec mtenblid^en OltinberwerfigSeif
alles 3 c Bifd^en gegenüber bem jpimmel, bem „©eifllichen". Otur ein
Oltönch Sonnte mit fo ungeheurer 33eradE)tung non ben ^erefd^een bec
(Srbe ceben, non benen nnc gang wenige erlojl würben unb, feit bie 233elf
flehe, Saum fieBen gn ben 21ttserwählten gehörten, mährenb bie römifdE>e
Äirche allein an htmbert ©eijilid^e heroorgebracht fyabe, bie heilig feien.
(Sin Oltönch Sonnte ben Priejlerhochmut fo weit treiBen, ben niebeigfien
ber Älerifer, ben (Sporgiflen, über ben Äönig gn fleQen. 21nf biefem
25oben Sonnte ber ©ebanSe 2Iugufiins, baß bec irbificf>e (Staat bie ©e*
meinbe bes Teufels fei, bie eigentümliche 23lüfe treiBen, bie in bem @a$e
©cegocs anfBcicht: „233er müßte nicht, baß bie Könige unb jpergoge ihren
Einfang in benen genommen hoben, bie ©ott nid^t Sannten unb in Blinbec
©iec unb unerträglicher Anmaßung anf 2Infrieb bes $ürflen bec 233elf,
nämlich bes Senfeis, burch jperrfchfuchf, Dtaub, Oltorb, Sncg bur<h fajl
alle Verbrechen über OItenfdE)en gn gebieten flrebten?" 21ber wenn wie
in folgen 233orfen ans©cegoc VII. ben Oltönch fpredEjen hören, fo hoch
noch ungleich mehc ben Oltenfcben jjilbebranb, biefe eingigaefige Per*
fonlichSeit mit ihrer £ufi nnb ^fähigSeit gu heerfeben unb gn befehlen
unb ihrer jßeibenfhaft nnb Oteignng gne ©ewalf. Sie 3bee ber päpfi»
liehen 233eltherrfchaft ifi bie perfonlichfle (Schöpfung ©cegocs VII.
Verführen fch ifi es, bacin ein 933iebererwachen altcomifhen ©eijles
unb in^ilbebcanb ben mehr ober weniger Bewußten (Srneuerer römi feigen
Imperiums gn fehen. 21ber bas wäre falfh. Otichf bie leifefle (Spur
führt gu bec Einnahme, ©eegoe VII. habe, wenn ec in aller 233elf ©eh«*
fam Oerlangte, ft<h al» (ScBen altrömifher 21hnen gefühlt ober fei t>on
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23orfleIInngen romifc^er ©efd^i<$fe angeregt worben. ©ein irjerrfd^er*
tum tourgelt gang im ^fenfeitoglanben, bie päpjHid^e 233eItI>ertfdE)aff,
tote er fte benft, ifi eine religibfe 3& ee * 3^ uc <tne ber Eingabe an ein
ÜBertoeltlidEjeo, auo ber inneren ©eBunben^eit an eine ^o^ere Oltacijf iji
ber fanatifd^e ©IauBe gn Begreifen, ber fein Sun Be$errf$t, i^n leitet
nnb irrefn^rt nnb audfj ben ©eflürgfen nic^f oerläßf. Siefen ©lauBen
aud£> anbern mitgnteilen, toar il>m gegeben, fo baß bie 3& ce > Bie er Oer»
trat, i^n üBerleBen nnb bie 3 a ^ c ^ an Bccte nadE) i£m erfüllen fonnte.
Sarnm toirb man nid^f anfle^en, in i^m oor allem bao religiöfe ©enie gn
fe^en, me^r ben Propheten alo ben ©faafomann. Sine bem ©lanBen an
©ott Sam il>m feine Äraft, aber fein ©ott toar nid^t ber lieBenbe SSafer,
niifjf ber ©ott ber ©nabe nnb &arm$ergigfeit. @0 toar ber ©ott beo
2 flfen Sejlamente, ber gärnenbe nnb jirafenbe Dtid^ter nnb OtäcEjer, bem
man gn bienen £af mit ^rnrd^t nnb 3ittent.
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Ser @ieg ber Epigonen
3« welchem 3**fammcnfera»^ bie Dtegiertmg ©regors VII. geführt
hafte, $eigfe ftd? n aä) bem Slobe des tyapftee. (Obwohl in Sentfhlanb
bie anfänglichen (Srfolge des gurütfgefehrfen Äaifers bald ins ©todfen
gerieten nnb in ßberifalien ein ©ieg ber Gruppen SQfaithilöens über bie
königlichen fd^on bei ißebgeifen ©regors bas ©IeidE>gert>ich>f ber Äräfte
tweberhergejJellf fyatte, obwohl (Siemens III. fi<h Deranlaßt gefehen
hafte, bem Derwüfleten Dtora ben Dtncfen gn lehren unb feinen @i| in
^taoenna gn nehmen, banerfe es ein DoHeß 3°^, k * 5 bie krümmer Don
©regors Anhang gur 2S5ahI eines neuen ßberhanpfes gn fhreiten Der*
mochten, $ür biefe 3toHe einen Präger gn finden, fyelt offenbar fchwer.
3m (Sinoerjlänbnis mit bem ^urjlen Don (Sapna fanb fidh bas jrjäuflein
ber Äarbinäle, bie ingwifhen bie(3efc^äfte bet Dermaiflen 5tir<he führten,
f«hließlith in 3?om gnfammen unb wählte am 26 . 9Itai 1086 ben 2Ibf
Don 9Kontecafftno gum SPapfi. Sie ^3erfon bebeufefe ein Programm.
Sanfar, ber ^Jring auß bem Iangobarbifhen ^ürflenhaus Don (Sapna*
SeneDenf, mif feinem 3Iibn<hßnamen Seftberius, iji uns f<hon begegnet,
©eif 1057 2Ibf, Don 9TifoIanß II. gum römifhen Äarbinalpriejier er*
hoben, h«Hc er es Derfianben, fein Älojier in fietem (Sanieren gwifhen
ben £Ra(hbarmächten burch alle ©türme ber 3 C ‘< h' n ^ ucl ^ 3 B P eu er n , fo
baß fein 23efi$ ftih mehrte nnb runbete nnb es unter ihm in jeher irjin*
ficht eine 23lnfe erlebte, ©ettji ein gefhicffer @<hriftjieHer, hntfe er bei
feinen 3Qftön<hen @<hnle gemacht nnb für ben literarifhen 3tnhm, ber
ben ^Tarnen Dltonfecafjmo feitbem umgibt, ben ©ranb gelegt. 3 m
Älojier felbfi hat man ihn als gweifen ©rünber Derehrf. Iperfonlich genoß
er hbchfie 2 Ichfung bei ^rennb nnb ^reinb, au<h ©egner haben ihm bas
£ob ber jrjeiligmäßigfeit nicht Dorenthalfen. 3» ©regor VII. war fein
33erhälfnis nicht immer ungetrübt geblieben nnb fhließlich bis gnm
offenen 23ru<h gebiehen, als Seftberius im 3 a ^re 1082 , bem 33eifpiel
3orbans Don (Sapua notgedrungen folgend, Heinrich IV. bie Unter*
werfnng leifiete. Sie 21usfhließung, bie ©regor deswegen über ihn Der*
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Sitfor III.
405
hängfe, ^af er über ein 3fahr ertragen, wa^rfdjeinlid) Bis gn Bern Sag,
ba ©regor aus Dtom flnc^fenb in Oltonfecafjmo 3Iufna^me (achte nnb
fanb. @cf)on biefe wenigen 3 ö 0 e »erraten, baß ^Japfi unb 2 ß>f entgegen«
gefegte Staturen waren; wie weit ber innere ©egenfag ging, foQfe ftdE>
noch geigen.
©eit 1046 Bebentete bie 233a^I bes OTamens für jeben ^apfi ein 23e*
Kenntnis. Saß Seftberins ftd^ SGiftor III. nannte, forberte gn ber 2ln«
nannte ^erans, er wolle an ben legten ber benffdjeu ^Jäpfie erinnern,
©ein Verhalten tyaf bem nicf)f wiberfprod^en. ©einer ßrfjeBnng foH er
ftch lange wiberfegt nnb fcljließlich nur bent 233iHen bes ^rnrflen oon
Gapua nadjgegeben ^aBen, anf ben er DtüdPfichf nehmen mußte. Sem
ipergog t>on 2lpnlien aBer war er nicht genehm. (5s war nid^f mef>r 3 to=
Bert ©uiscarb, ber noch feine gwei Oltonafe nach ©regor mitten in
fd^wierigen Äämpfen Bei Äorfn geflorBen war ( 17 . 3“K 1085 ), fonbern
beffen junger ©oI>n Otoger. 3 wifcf)en biefem unb bem neuen Spapji jlanb
bie (Jrage ber 23efegung bes eBen erlebigfen (SrgBisfums ©alerno. Sie
&arbinäle, benen 33iftor feine 333 a^I oerbanfte, Ratten in ber papjllofen
3eif — wir erinnern uns, baß ©regor bie (Sinnahme t>on ©alerno burd?
DtoBerf Bis gulegf nicht anerfannf ^afte — bie 2Bei^e bes ^ergoglid^en
Äanbibafen oerweigerf, was Otoger nnn bamit Beantwortete, baß er
einen Slufjfianb in 3tom £>ert>orrief, ber QSiftor oeranlaßte, ohne bie
333ei^e empfangen gn fyaben, fefjon nach t>ier Sagen bie ©fabf gn »er«
laffen, bie 2IBgeidE)en feiner 333ürbe aBguIegen unb in fein Älofler gtträcf«
gufe^ren. 3 *h n Monate h<*f er ^ier oerweilt, ein erwählter f3apfl, ber
feiner fein wollte, bann enblicf) ij! er bem Srncf ber OTormannen^errfc^er
gewitzen, l>af bie Äarbinäle gn ft cf) nach dapua Berufen, wo außer bem
($f»rflen auch ber ipergog oon 2 lputien mit großem ©efolge eingetroffen
war, nnb ftch Bereit gegeigt, bie päpjllid^e 233ürbe angune^men. j^ergog
Dtoger hafte er gewonnen burcl) 3T!achgeBen in ber ©alernitaner §rage.
Sa erhob ft cf) 233iberfprnch aus firdfjlid^en Streifen, geführt »on bem
leibenfd^aftlid^en (SrgBißhof £ugo »on £pon, ber ans (5xanfreicf> gerBei«
geeilt, aBer gnr 2Saf)I in Dtom gn fpät gefommen war. 3» benfliclj f>atte
DSiftor oerraten, baß er bie ^olitif ©regors VII. nicht Billigte, unb hafte
bamit beffen wahre ©eftnnungsgenoffen gegen ftcf> aufgebracht. 233eil
er langer als ein 3 »h c ons ber Äirch* ausgefd^loffen gewefen, erflärten
fte i^n als ^3apfl für unmöglich. 2fBer fte unterlagen, DDiftor ging über
ihren 2S5iberfpru<h hinweg, legte bie 31Bgeic^en bes ^Papfltnms wieber an
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406
ȆCor III.
nnb ließ ftdE> »on ber »ereinigten Oltadhf bet 0¥ormannen nach Otom
fahren.
jr)ier fyatte f«h ingwifcheu ©emens III. fefigefe$t unb be^ectfd^fe bie
©fabf. Oltif V3affengewalt mußte wenigflens bie ^JefersSirche erobert
»erben, batnif ViSfor III. am oorgeft^riebenen Örf am 9. OUai 1087
bie 233ei^e als !pap|i empfangen Sonnte. Sann »ergog er ft<h wieder nach
OHbntecaffmo, unb erj! eine bringenbe 2 tnffordernng OUathilbens, bie »or
Otom erfd^ienen war, bewog if>n gur Otücf Sehr. 0?nn begann ein Olingen
am ben 23ejt$ ber ©fabf, in ber OHad>iIbeno Gruppen bas gange reifte
Ufer eroberten. Sie ^Peferofird^e ging gwar wieber »erloren, am 30 .3>imi
Sonnte E>ier ©emens bie SQTTeffe feiern, mußte aber tage barauf ben ^3la$
bem ©egner überlaffen. Sie eigentliche ©fabf blieb biefem »erfdEjIoffen.
©otdhe Kämpfe waren ViStors @a<he nicht, jum brittenmal Se^rte er
heim in fein Ätojler, berief für (Snbe 2 tagnfi ein &ongit nach 23ene»enf
nnb wieberholfe hier ben (^luch, ben ßhon ©regor über VSibert »erhängt
hatte. 3»gleich aber fah er ftch genötigt, gegen gwei ber wichtigjien Oltif*
arbeiter feines Vorgängers eingufdhreiten. jrjugo »on £pon, ber päp|Hi<he
ViSar in ^ranSreidh, nnb Oticharb »on Oltarfeilte, ber Äarbinal unb
£egaf in ©panien, fchürten gegen ihn, ipugo fndjte insbefonbere bie
©räftn OUathilbe gegen ihn anfgubringen. (Sin tiefer ©egenfaf} ber
©eijler Sam barin gum2tusbracS. ViSfor beSannfe fidh gu jener Otiehfung,
bie gwar bie Oieform ber©ei|Hid>Seif mit allem (Stuf! erjlrebfe, gegenüber
ben £aien aber jtdh au f geifHidhen (Sinftuß befdhränSen nnb »on Ve*
herrfdhung ber 333elf mit weltlichen 233affen, wie ©regor jte gu üben
»crfndht fyatte, nichts wijfen wollte. Sarans ergaben fi<h fogleidh weit*
tragende Folgerungen im Verhältnis gnm Äaifer. Saß ViStor gegen
Heinrich IV. Seine firc^Iic£>c ©träfe ansgefprodhen, ben wieberholfen
Flttth feines Vorgängers nicht erneuert hat, geigt betttlidh, baß er in ber
&iahenpoIitiS bie Bahnen ©regors gu »erlajfen gedachte. Sas mag ba*
mals nieten, auch gut Sirdhlidh©ejtnnten wiHSommen gewefen fein. Otöchf
anbers badete ber ho<hangefehene 2 tbf jrjngo »on ©nnp, ber in ben ÄIö*
(lern feines Verbanbes, nnbeSümmert nm bie Ftä<h e ©regors, nach wie
»or für ben Äaifer beten ließ. 6 s ijl nicht gn »erSennen unb wirb bamals
ein öffentliches ©eheimnis gewefen fein, baß ber nene ^ßapj! ben Frieden
mit bem Äaifer fudhte nnb um feinetwiHen gnm (SnfgegenSommen bereit
war, auf bie ©efahr, eine ©paltmtg ber Partei unb ben Utbfafl ihrer
einjlußreidhjien ORifglieder heranfgubefdhwören.
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Urban II.
407
»DB EBiftor III. bie DtoHe bes EBerfo^nnngspapjles mit Grfolg fyätte
fpielen fonnen, wie weif er baBei gegangen märe, Bleibt eine offene $cage.
(Sc tyaf feine 3 C >^ Bagu gehabt. fiängji fc^on leibenb, erfranfte er mä^renb
bet ©pnobe in Beneoenf ferner, fonnte eben nod^ na<$ Oltonferafjmo
gebracht werben unb jlacB I)ier am 16. ©epfembec 1087. 3n Ben Greifen
bet fanafifcfeen ©regorianer gebadete man feiner mit (SrBiffernng, bie
fld? in ber Fabelei äußerte, er £abe feinen ^e^Ier uocty erfannt unb ftdE>
felbfl abgefeft.
233ieber oerging ein falbes 3°^/ Bio bie OteuWatyl glndPfe. ©ie er*
innect in ben formen an bas 333a^Igefe| Otifolaus’ II., boc£ oI>ne baß
man (Id? genau baran gehalten ^ätfe. 3« Serracina, an ber ©renge bes
Äird^enjlaatß, oerfammelten fi<f> Einfang Oltärg 1088 bie &arbinäle ber
Partei mit EBerfrefern oon ©eifllid^feit unb SBolf oon Otom nnb oiergig
BifdE>öfen unb 2tbfen aus Untecifalien, wählten nad£> breifägiger Be*
rafung am 12. bes Oltonafs ben BifdEjofiObo oonÖflia unb gaben i^m —
eine unerhörte Steuerung — foglcidE» nnb an ßrf nnb ©teile bie Etöei^e
als XtrBan II. ßbo war ein frangojtfdjer (Sbelmann ans ber Champagne
— in ß^äfiHon an ber Oltarne, feinem ©eBurfsotf, jietyf fein Senf*
mal—war guerjl Sommer in Dteims gewefen, bann Oltönd^ unb Prior
in (5Innp geworben unb 1078 oon ©regor VII. gum BifdEwf non Öjiia
erhoben. Oltan Bannte if>n als ben freuejlen 2lnl>änger ©regocs, ber große
©tncfe auf il>n gehalten, itym in fdfiwierigjfer 3eif (1084) bie wichtige
Negation in Sentfdjlanb übertragen nnb tyn angeblidj gum Otad^folger
gewnnfd^t f>atte. Sie 323a^I SBiftors III. bagegen ^afte ber Bif<$of
ooniOjlia nur ungern anerfannf. Papjl geworben, erließ er fogleid^ eine
(Srflärnng, in ber er ftc£ mit OtacEjbrucf als ^ortfe|er ©regors Befannte:
was biefer oerworfen, oerwerfe and^ er, was ©cegor gebilligt, Betätige
er. 2G3ec aber erwartet ^aBen foQte, in UrBan II. fei ©regor VII. wie«
bererfianben, ber tyäffe ftdE> getäufd^t. Oltag Urban in ©regor feinen
Olteifler gefe^en IjaBen, fo laffen ftd^ bocf) fanm oerfc^iebenere Staturen
benfen als biefer SIteijIer nnb biefer ©dinier. Sie 2Irf, wie UrBan feine
3*oetfe oerfolgte, unb bie Sltiftel, beren er jtrf) Bebiente, waren bem 5Ber*
fahren ©regors entgegengefe$t. ©0 gewaltfam, gebieterifdE? nnb fiarr
©regor, fo gefcfwneibig nnb anpaffangsfä^ig war UrBan. 3ß Bas uner*
fd^ntterlid^e ^efl^alten an laut Befannten ©rtmbfä$en fenngeicljnenb für
©regor, fo gefpt Bei UrBan bie DtüdPfid^t auf bie Umjiänbe fafi Bis gar
©runbfa$Iojtgfeit. Augenfällig ifi Bei i^m ber ooQige IBergic^f anf ben
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408
0d>tvterige Anfänge
©ebrauc^ t>on 233affengewalt, burt£ feen ©regor fo großeg 2Iuffe^en
gemalt fyatte. Urban II. I>af feine Xruppen gehalten trab felbß feinen
Ärieg geführt, anbere mußten für i£n fämpfen. ÖB er ben ©lanben
©regors an bas Ületfyt ©anft Meters auf Verfügung über alle £änber
nnb Dteic^e ber Srbe gefeilt I>at, iß nid^f gn enffd^eiben, Befannt £af er
i^n nid>f nnb nidEjf nacf) i^m gehandelt. ^errfd^en wollte er barnm nid^f
weniger, nur mit anbern OUiffeln. ©eine SKSege waren nid^f bie offenen
nnb geraden des ^errifc^en 23efe£Is, ber feinen 233iberfprnf£ bnlbef, anf
^eimlid^en nnb »erfc^Iungcuen Pfaden wußte er ben 3»8 an S S n
bergen ber Oltäc^figen gn finden nnb if)re Sntfcfjläffe nadE> feinem ©inn
gn lenfen. Vielleicht war er im ©rtrabe bod^ me^r Sluniagenfer als
©regorianer. 2 ln bie gefdjidjtlidEje ©roße feines Vorgängers reicht er
gewiß nidE)f heran. Unb bodE) — ober fottea wir fagen: eben beswegen? —
h<*f er ihn im (Srfolg nBertroffen. Oteue ©ebanfen Bebürfen wohl Bei
ihrem erßen 2 Iuftreten eines rücfßd^tslofen Vefenners, ber, bas Ie$fe 3 i«I
allein im 2 Iuge, über ^inberniffe nnb 3H6gIici>feifen ^inwegße^f.
feinere Nachfolger mögen bann mit mehr jtlng^eif nnb©ebulb weiter»
fommen, als bem ^ü^rer gegeben war. 233as bas ©enie bes ^Propheten
»erfünbete, ohne es »erwir fliehen gn fönnen, bas erreichen bie Talente
ber Spigonen. @o iß bie @ad?e, bie Beim Sobe ©regors VII. ernfHicf)
gefährdet war, ja oerloren fd^einen fonnte, gerettet unb bem ©iege
entgegengefn^rt worben durch bie ©efd^idEIic^feit Urbans II.
©eine £age war gnnächß wenig Beneibenswert. Srß im ßffober 1088
h®f er ß<f> nadh Dtom gewagt, aber »ora redeten Ufer ans ben SÜiBer nicht
üBerfd^reiten fönnen. 2Inf ber 3®f*l > m ©fron» faß er Bis in ben nächßen
©ommer, t>on 2 ümofen lebend, während bie ©egenparfei bie ©fabf
Be^errfd^te. (Sin gweifer Verfucb eingnbringen, im S)egem 6 er 1089 ,
führte nicht oiel weiter nnb mußte im ^rn^ja^r anfgegeben werben.
Siemens war ingwifd^en ^erBeigeeilf, fonnte in ber ^Pefersfircfje eine
©pnobe obwalten, ben ©egner gur Verantwortung »orlaben nnb i^n,
ba er nicht erfd^ien, »er urteilen. ^Draußen fpoffefe man über bie Beiden
^Päpße, deren feiner feinem Namen 6 £re mache: Siemens, ber Nttlbe,
I>aBe nicf)f bie DXtacfyi, milde gn fein, UrBanns, ber ©fäbfer, fei ans ber
©fabf »erjagt. ©d>on war dacon bie Dtebe, bie angefe^enßen ^Bifd^öfe
ans (^ranfreid), 5)euffd>Ianb nnb 3 f®Ii«n entfd^eiden gu laßen, wer recht*
mäßiger ^Japß fei, UrBan ober Siemens. 3® ÖBerifalien ßanb bie
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0rf>n>ierige Anfänge
409
233age im Stampf Ber Parteien, in Sentfc^lanB mar feit 6 em SoBe Beo
©egenfoniga (1088) 6 ie ©ad^e Bes Äaifere im ^fortfd^reiten, 6 ie Äirdjen
Bia auf wenige in feiner ipanö, andE> non 6 en ©ai^fen ein Seil gn i^m
üBergegaageu nuö 233elf, 6 er Saiern^ergog, mit feiner Sjauämatfyt in
©d^waBen 6 er eingige feße Dtäd^alf 6 er ©egner. 21uf GnglanB mar nid^f
gn gälten. Sie 2lnfprüdE>e ©regora VII. anf ijmlbignng nn 6 an 6 re
Singe Ratten Äönig 233il^elm aBgefd£>redf, fo Baß 6 ie „Perle 6 er Nitr¬
ilen" i^r ßl?c 6 er 333erBnng Glemene’ III. nid^f gang oerfc^loß. ßB
233il£elm i^n formlid^ anerkannt l>af, i|i nid^t ßdtjer, aBer gn ©regor
l>af er nid^t mef)r gehalten. Sftad? feinem SoBe (1087) mar 6 aa Äönig=
reic^ für Ben romifdEjen Papß oerloren. Gingig N^anBrei^ leijlefe Ur=
Ban ©e^orfam, 6 odE> mar non Bort anBere jpilfe als ©elBfpenBen nid^t gn
erwarten. 2Iud? non Ben CU’adEjBarn mar n itfyta gn ^offen. Ser nädEjße,
Nürji 3 or ^ fl n non Gapua, £affe — man fiefyt nicfyt, ans meinem 2ln=
laß — Ben füBlidEjen Seil Bes Äircljenßaafs an ßdE> geBradEjf, unB Ber
Papß mußte es BulBen, Bis Ber S 06 ^f^Bans (1090) Bie £age änBerfe,
aBer nidfjf Beßerfe. Ser GrBe mar ein ÄinB unB maßte gegen 2lnfßän6e
Ber Untertanen nnB Eingriffe Ber 0?a(f>&arn gefdfwßt werBen. Sas
gogfum 21pnlien enBIid? Ijaffe unter Bern jungen jpergog Otoger Bas ge=
mo^nlid^e ©dtjidfal BesNenBalßaats 6 nrd^gnmact}en: 2lufßän6e Bec Sa=
rone, mit Benen fctjon DtoBert ©uiscarB immer wieBer fämpfen mußte,
loderten Bie Ginljeif nnB lärmten Bie Äraft Bes £an 6 es. fiat Ben Papft
Ratten Biefe 3»tßän6e Ben EGorfeil, Baß er in feiner GigenfdEjaft als
jße^na^erc nnB natürlicher ©d^ieBsrid^fer Ginßnß gewann. Sie meiße
3 eit in feinen erßen Otegiermtgsja^ren Ijaf er ßc£ in normännifd^em ©e«
Biet anfge^alten, in Gapna, ©alerno, DXtelf» troB weiter Bis nadE> Sari
unB SrinBiß, ©pnoBen leitenB nnB Bie firt^Iid^e ßrBnung Bes £an 6 es,
für Bie fd^on ©regor Ben ©rtmB gelegt hatte, ausBauenB unB BefeßigenB.
9Itif Ber nnteritalifdE>en N ta 9 c h* n 9 au $ Ber Plan gnfammen, Ben
UrBan in feinen Anfängen Bürge 3 elt Verfolgt hat, Bie 3Q3ie6erauf*
nähme Ber Segie^nngen gnm ßßen. 233ir ßnB ^ier freilich gang anf
Sermatnngen angemiefen, 6 o<h Bärfte Ber 2lnlaß am e^eßen in Ber Gr=
oBernng ©igiliens gn fnd^en fein, Bie ©raf Dtoger, Ber jüngße SrnBer
OtoBerf ©niscarBs, eBen in Ben Sagen, als UrBan Papß wnrBe, Bur(f>
Ginnahrae Ber legten nodE> araBifdEjen piäße gn ooQenBen im Segriffe
ßanB. Sie 3 n f c ^ großenteils t>on ©riechen Bewohnt, hatte Bisher in
Birt^lid^er Segie^mtg unter &onßantinopel geßanBen, i^re künftige
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410 Cer^anMung mit ftonff anf inopel
Stellung war noch nicht entfliehen. Urban fd^einf gefürchtet gu hoben,
ber neue £anbes^ert fönne, um (ich bte 33e^ertfdE>trag feiner gried^ifdjen
IXnferfanen nicht gu erfcljwecen, bie früheren 23egiehungen gum Öjlen
forfbauern laffen. Sie Unterteilung bet (tgilifd^en Äird^en unter Dtom
fchleehtweg gu fotbetn, wagte et wohl nicht, aber er glaubte ber ©efafyr
begegnen gü fönnen, unb er erleichterte bem ©rafen in jebem $aH bie 23e*
^errfd^ung ber 3 n f e i> wenn er bie@in^eit bet ÄicdEjen öonßfl unb 233efJ
wieberherjieüte. Um fid> hierfür be^uflimmung bes ©rafen gu oerfichern,
brach er alsbalb nadf? feiner (Sc^ebung felbji nach Sigilien auf. 3 n ? et:
fonlid^er Begegnung, bie im Sommer 1088 bei Sroina jlattfanb,
einigte er fid^ mit Dloger unb richtete aisbann ein Schreiben an Äaifet
2lIejrios, bas ben 233unfd? nach 233ieberanfnüpfung ansfprach. Sem
Äaifer fam bas hö<ht gelegen. 2G3aren bie Äird^en wieber oereint, fo
fliegen bie Slnsfichfen, jfjilfe aus bem 2G3ef!en gegen bie immer weiter
um fleh greifenben Snrfen gn erhalten. (Sr oerfammelte in&onfiantinopel
ben ^Patriarchen unb bie 3HefropoIifen bes Reiches nnb legte ihnen bie
( 5 ftage 00 t, ob bie 23egiehungen gu 3tom wieber aufgunehmen feien. Sie
Spnobe gogerfe; fie wünfchte oorher bie Beflefyeabett Streitfragen ge*
Hart gu fel>en. Sem Äaifer aber lag fo eiel an ber (Einigung, ba$ er
einen 23efdE>Iu$ erreichte, ber bie SQfötte hielt. XIrban foHte gunächt fein
©laubensbefenntnis einfenben, wie bas oon jeher bei ber Slngeige ber
Shronbefieigung üblich gernefen war. 2 flsbann würben bie firittigen
fragen auf einer Spnobe nnter Teilnahme Dloms entfchieben werben.
Siefen 33ef<heib bem SPapfl gu überbringen wnrbe ber t>on ben £Ror*
mannen oertriebene SQftefropolif t>on Äalabrien beauftragt. (Sr war nid^t
ber rechte 3I£ann für bas ©efdEmff, forberte, als er in SQflelft bem ^3ap(l
t>orgcfieUt wnrbe, cor allem feine eigene 233iebeceinfe|ung, oerweigerte
babei aber bie Unterwerfung unter Dtom. Ser QSerhanblung bann bas
nid^f genagt hoben, fie fiocfte nnb ifl nicht weitergeführt worben. Sie
firihlichen SZteife in Äonfianfinopel, benen an ber Sache weniger lag
als bem Äaifer, werben nidE^f ungufrieben gewefen fein, ba$ biefer erfie
ernfihafte 2lnlauf gnr 933iebereereinignng mit Dlom fo halb fhon fiecfen*
blieb.
©ang hot es Urban in biefen fchweren 2lnfangsgeiten an (Srmntignngen
nicht gefehlt. 3° ©panien hotten bie Singe einen glücklichen SGerlanf
genommen, fchon 1085 war Solebo bnrch 2 llfons oon Äaflilien erobert
worben, nnb Urban fam in bie £age, bem neueingefegten (Srgbifchof ber
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@f>anien. — Urban* ent gegen! ommenbe Raffung
411
(Stabt mit bem Pallium gugleic^ bas Slmf bes Primas ber fpanifc^en
&irc£e gn »erleiden, bas feine SSorgänger in gotifc^er 3 c '< geführt
Ratten (ÖEtober 1088 ). 3m folgenben 3 a ^ t empfing er bie in feiner
33ebrängnis hoppelt wertnolle Slngeige, baß ber &onig t>on Slragon bie
t>or fünfimbgwangig 3 a ^ cet * erfolgte Unterwerfung feines Dteid^es unter
bie päpjilic^e @c^u$>errfdE)aff bnrd^ bas 23erfpred^en eines jä^rlid^en
3infes non gooöoIbflndPen ergänzt ^abe. öfters ^aben feitbem bie Singe*
legen^eifen ber fpanifd^en ÄitdEje bie Päpjle befcl)äftigf. Sie erfle Slnf*
gäbe war, ben @freif gwifd^en Glnnp unb bem non ©regor VII. entfanb*
fen Legaten 3lid)arb non DItarfeille aus ber 233elf git fc^affen. Urban tat
es, inbem er bem &arbinal feinen Slnftrag nid^t erneuerte, feine 3 I?aß*
regeln auffyob unb ben Primas non Solebo, ber felbj! Gluniagenfer
war, gum Legaten ernannte, jebod^ mit ber (5inf$ränEung, baß er in bie
fpanifd^en 3ntereffen Glunps nur mit befonberer ßrmäd^tigung burd^ ben
Papfi eingreifen bärfe. Sie PolitiE ©regors, ©panien enger an Dtom
^erangngie^en, war bamit anfgegeben unb ber frühere (Sinfluß Glunps,
ben ©regor gu nerbrängen gefudEpt I>affe, wieber^ergejlellt unb nerjiärEt.
Saran fc^loß fic£ halb ein greifbarer (Srfolg. ©raf 23erengar non 23arce*
lona ließ ftd^ bewegen, fein ganges £anb bem ^eiligen Petrus anfgntragen,
nm es als erbliches £e^en gegen jä^rlid^en 3*ns non 5 Pfttnb (Silber
gurücEgner^alten ( 1091 ).
Slnf bie £age bes Papfles wirEfen biefe Singe, fo wichtig fie für bie
3nEnnft waren, natürlich nid^t ein. (5s ifi barnm oerjiänblidE?, aber es
iji nid^t weniger begeidEmenb für feine Slrf, baß er, wo bie ©elegen^eit
fid£ bot, nm bes Vorteils willen auf grunbfä$lidE>e Slnfprnd^e nergid^tefe.
2Bie er einmal beEannt fyat, er müßte bie 233elf neriaffen, wenn er non
©ottlofen nnb Dläubern Eein ©elb anne^men wollte, fo brücEte er ein
Singe gn, wenn irgenbwo ein 33ifi^>of „nidEjf anf bie richtige SSJeife"
fein Slmt erlangt ^atte, eine SQSenbnng, hinter ber fid£> unter Umjlänben
me^r nerbergen Eonnte als nur bie 3n*>*j&tur burc£ ben Äonig. Slls ber
innefiierte, non ausgefdEjloffenen S3ifd^öfen geweifte (SrgbifdEjof Slnfelm
non 9Itailanb ben ©etyorfamseib gn Ieijien bereit war, fa£ Urban über
alle Stftängel ^inweg, fanbte bem Slbwefenben bas PaHinm bnrd£ einen
Äarbinal nnb gefiaftete aHen, bie non &ebalb, „bem ©imoniflen", ge*
weil>f waren, i^re piäße gn bemalten, wenn fte nur felbj! Eeine (Simonie
begangen Ratten. Sie Unterwerfung ber 3Qftailänber ÄirdEje ^af er anf
biefe 233eife burdE) Preisgabe wichtiger ©rmtbfä|e erEanft. Saß er
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412
UrBan* en<gegrnfommenfce Haltung
geneigt war, gelinbe ©aiten aufgujie^en, Bewies er auch in ber ^frage
ber ^Priejlerfo^ne. @ie waren Bis ba^in unerbittlich t>on ben ^öE>ern
233eii>en ausgefhloffen worben, UrBan ^oB bie 33e(iimmung auf, „wo
es bie 7?of erforberte". 2fynIidE>e Verfügungen, ans benen man fefyen
fonnfe, baf biefer ^3apji nach Urajlänben fünf gerabe fein lief, wieber»
Rolfen fidE). Sie wid^tigjle, eine Dliafregel non grofer Tragweite nnb
gugleid^ ein beutlid^es 23efenntnis eeränberter jjaltung, war bie (Sr*
flärung, bie er auf Anfrage nadEj Seutfhlanb richtete: er halte bie 2lus*
fd^Iiefung 233iBerfs unb jpeinrid^s IV. aufrecht, besgleid^en aller berer,
bie biefe Beiben unferjlöff ober i>on ihnen für Sienfle ober 3<*£lttng eine
Bird^Iid^e 233ürbe erhalten Ratten; bie hingegen, bie nur Verfehr mit
ihnen unterhielten, fd^Iief e er nicht ans, fonbern erlaube ihre Aufnahme
in bie &irche nach leidster 33ufe. Somit trat UrBan einen weiten ©hriff
hinter bie £inie garücf, bie ©regor gezogen hatte, unb nahm bem Äampf
ber Parteien ein gut Seil feiner ©härfe. fortan fonnfe jeber, ohne bem
2 lusfhluf ju öerfaHen, in 23egieh»ng gu Äaifer unb ©egenpaj! treten,
fofern er nur an ihrem Ärieg (ich nicht felBji Beteiligte. 233et beuteln
wollte, burfte fogar bie Einnahme einer fonigüchen 3nt>ej!ifnr für er*
lauBf halfen, wenn fie nicht bttreh fieijlungen ober ausbrttcfliche Ver*
Pachtungen erfauft war. 3 a noch mehr. 233enn perfonlih« Verfehr
mit bem ausgefhloffenen jjjerrfher nur noch als leicht ju fühnenbe Ver*
fehlung galt, war bann nid^f bie £ofung ber Sreueibe, bie ©regor Oer=
fügt hafte, nnb bamif bie 2lBfe$nng bes Königs praftifh garüefgenom*
men? Vocifer, fo muf man fhon fagen, fonnfe Urban unter ben ge*
geBenen Umjlänben nicht entgegenfommen. Sas Verfahren follte (ich
balb Bewähren. V3enn in 3UaiIanb ber Äarbinal, ber bem (Srgbifhof
bas^)allium brachte, t>on ber Veuölferung im Sriumph eingeholf würbe,
fo muffe man, baf bie jpaupfjlabf ber £omBarbei, um berentwiHen ber
©freit gwifhen ^3apjl unb Äönig ausgeBrochen war, nicht mehr bie
$ronf gegen ben ^3apj! nehmen werbe.
Sas war Bereits in Urbans erjiem 3 a h r gefhh cn * (Sin 3 a h r fpöter,
unb bie finge unb leife, man muf fhon fagen fhlei ifynbe Siplomafie
bes ^}apjles erntete ihren erjien (Srfolg.
333ie in Italien DItafhilbe, fo war in Senffhlanb neben bem groferen
Seil ©achfens ber^erjog 233elf non 25aiern ber eigentlich* Vorfämpfer
ber Päpjilichen. UrBan gelang es, gwifhen bie fett Beiben bie engjie Ver*
Binbung hergujleHen. 2Iuf fein betreiben heiratete ber gleichnamige
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#etnridj IV. in^^Iten: (Erfolge unb 3 u fammenBruc^ 413
©ofyn bes 23aiern^ergogs bie ©cäfin SUat^ilbe, ec fiebgel>n, fie oiernnb=
oiergig 3 a ^ ce <*!<• ® fl mag ntd^f leidet gewefen fein, bea Jüngling gar
(Sfye mit bet 233ifwe, bie feine 9Ituffec fein konnte, nocf) fernerer, bas
flolge [Jltannweib gu folc^er [Rolle gu Beteben, unb bet !ßapfi ^af oiele
23ciefe besmegen fd^reiBen muffen. 2fl>er bie 233irfung BlieB nid^t ans.
©ie ließ fid> gunäd^f! nic£f günflig an. Speiaticfy IV. fa£ ficf> genötigt,
bie Singe in Seutfclflanb feinen 2In^ängern gn üBerlaffen, um bea
Äcieg in 3 fa Iien gegen [JRaftyilbe felbfl gn leiten. 3 m Stii^ja^r io 9°
uBerfd^citt ec ben 23tenner nnb ecöffnete ben ^felbgng gegen bie ^8e=
ft|nngen Dltat^ilbens nörblidE) bee ^3o. £angfam fam ec oorwärfs,
aber im 2IpriI iogi gelang i^m bie (Sinna^me 3Itanfuas nacf) elf*
moaatiget [Belagerung, [Jltaf^ilbens Sruppen mncben ge fragen nnb
übec ben tyo gnrücfgewocfen. Um biefelBe 3 c * f würbe in [Rom bie
faifeclic^e ^Partei burdE) (Sinna^me bec (Sngelsbnrg jrjett übet bie gange
©tabf, (Siemens III. fonnte boct feinen flänbigen ©i| nehmen. 3 m
©ommer 1092 Begann bec 2Ingciff anf Dltat^ilbens [Bürgen, bie ben
3ugang gum 2Ipennin fpeccten. @0 fal> ans, als follte bas [ßapfltnm
Urbans II. in äf>nlicf?ec 2G3eife gufammeuBced^en wie bas ©regors.
©dEjon ecöffnete bie ©täftn EGerljanblungen mit bem Äaifec. @ie fo0
na^e bacan gewefen fein, ftd? gn ecgeBen, nnb nnc bec 3 u fp ruc ^ Bes
2£6fes oon Ganoffa fie gnrücfge^alfen ^aBen. 3 n Biefem 2IngenBIidf
wanbfe ftd^ bas ©lüdP. Xoä^cenb bes 2Iugnfi unb ©epferaber 1092 ^affe
bec Äaifec 00 c bec [Burg DRonfeoeglio gelegen nnb fte nid^t nehmen
fönnen. [RadEjbem ec abgegogen wac, ecliff ec im ßffobec Bei Ganoffa
eine [Riebeclage, bie i^n gum [Rüdfgug f>inter ben tyo nötigte. [Gon nun
an ging es caf<$ abwärts mit i^m, aber nid^t im ^elbe worbe ec Beftegt.
2fls wäre ein unftd^fbares [Re| nm i^n gefpannt, fa£ ec ftc£ p(ö$IidE>
urajleUf, oerlaffen, o!>nraädE>fig. 933ie es gekommen, fönnen wie nid^t
fagen, ba bie 23ocBereifnngen in tiefem ©e^eimnis Betrieben würben,
nnc bas Begebnis Bennen wie. 3 U Einfang bes 3 a ^ ceö 1093 oerbanben
ftc£ oiec ©täbte bec £ombacbei, bie alten [)3afarenernefier 31tailanb,
Gremona, [piacenga nebfl £ 0 bi, anf gwangig 3 a ^ ce gm [Befämpftrag bes
Äaifers. Sann gelang es, il>tn in bec [Pecfon bes eigenen ©o^nes einen
©egnec gu fleHen. Set junge Äonrab, feit 1087 bentfd^ec Äönig, fyatte
einen großen Seil feiner 3“9 c *iB in Folien oecbcad^f. (Sc wicb gefd^il«
beet als fiattlidE? nnb fc^ön, aud) förperlidE) tüchtig, aber bem Kriege ab«
geneigt nnb oI>ne (S^cgeig, bafüc ben ©eifilid^en um fo me^r ergeben, ©ie
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414
£efnridjd IV« 3 u f ammen ^ ruc ^
werben dm bie ÜBergengtmg beigebradf ^aBen, ba$ es feine Pfftdf fei,
an bie @pi$e bes 2 Iuff!anbs gegen ben Äaifer gu freien, ben bie Äird[>e
»erflnd^e, fo ba$ er ftd Bereben ließ, bie [Rolle bee italifden Könige
gegen ben eigenen SSafer gn übernehmen. 3 m [Dom gu Dltailanb würbe
er i>om GrgBifdof gefront, nnb alsbalb lief dm alles gn. [Gon Gruppen
unb 2 !n£ängern oedaffen, mußte jrjeinrt'd ftd ^infer bie Gtfd gutädf*
gieren, ein madEjtlofer jrjerrfder unb ein gebrodener Dltann, ber am
£eben oergweifelte. (Sr foH einen [Gerfud gnm ©elbflraorb geraadf
haben. SGährenb er nun, in einem 333infel bei SSerona eingefdloffen,
fafi in [Gergeffenheit geriet, triumphierten bie ©egner. [Rom, bas
(Siemens fdon oerlaffen fyatte, öffnete im [RooemBer 1093 Urban bie
Sore. [Rar wenige Pläfje in ber @fabt waren nod in ber ^anb ber
©egner, barnnfer ber £aferan, unb fo armfelig war bie £age bes Papfles
immer nod, baß er bem [Befehlshaber bes Palafles ben für bie Übergabe
geforberfen Preis nidf fyätte gahlen fonnen, wäre ihm nidf ber gnfädig
anwefenbe 2IBf oon 33enböme gn ipilfe gefommen. [Der Äampf nm
[Rom war beenbef, 3falien hafte ber &aifer oerloren, nnb oon [Dentfd*
Ianb fah er ftd abgefdnitten. Um dn oollenbs gngrnnbe gn rt’dfen, traf
nnn and feine gweife ©emahlin, bie rnfftfde (^nrfienfodfer Gnptapia,
genannt SIbelheib, bie er als 2Q3itwe eines fädfifd cn [JRarfgrafen
geheiratet hafte, gegen ihn auf mit Staffagen wegen fdettßlidtf Un«
gudt, bie fte mit freder @firn in offentliden [Gerfatumlungen gnm
Beflen gab. Urban hatte geftegf nnb fonnte barangehen, bie §rüdfe
bes (Sieges gn ernten.
SGie ber Ärieg im ^elbe, fo flaute nnn and ber (^eberflreif allmählid
ab, ben ber SCarnpf gwifden Äönig nnb Papfi entfeffelt hafte. [Diesfeits
wie jenfeifs ber Sllpen mit gnnehmenber &tfyäxfe geführt, hatte er feinen
jpohepnnff erlebt in ben 3ah ccn gwifden ber gweifen 3£Bfe|ung ^ein«
rid® nnb feiner Uberwinbnng in 3fali*n. Gin wenig erfreulide® &a*
pifel! Gs ifi, als wäre bie £uft oergiftet oon bem Sltetn ber Parfeileiben*
fdaft, bie in ihrer Grhigung nidf ntehr gn fdeiben weiß, nidf einmal
ffd^eiben will gwifden 233ahr unb $alfd. Sin [Gerunglimpfttng bes
©egners, GntfleQung ber Saffad«t leifien Beibe Seile bas 9Renfdeti*
moglid«* ÖB .Jrjilbebranb redfntäßig Papfl geworben, ob er ein [Redf
gehabt, ben Äönig attsgufdließen nnb abgufeßen, bas ftnb bie ^fragen, an
benen ber (Streif ftd guerfi enfgnnbcf. [Daran fnüpft ftd bie Grörfertrag
über [Red< ober Unredf ber £aieninoefiifur, über bie Pffidf & ec Ghe*
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gcbcrf rieg
415
lojtgfeif, ben ^Begriff bet ©imonie nnb ben 233etf bet ©aframente
fchulbiger ^riefler. ^fafl bas g efamte (Jfelb bes Äitd^enred^fe nnb bet
Äitchenoerfafjnng wirb burdE>gepfIügf, am tiefjlen abet an bet ©feile,
wo ©eifiliches nnb 233elfli<hes ftd^ Berühren. ©o aufreigenb bie $ 0 rbe*
ttmgen bet Steformer Begäglich ^3tiejlere^e nnb 2ImfserwerB auf roeitefle
Greife wirften, am meiflen hat bie 3 e * f 9 c uoffen bo<h bie ^Behauptung
©regors erregt, baß es i^m gnjlehe, Könige ans bet Äicc^e gu oerBannen
mtb ihrer ^errfdjaff gu betäuben, liefen Ie$fen ©chluß aus bem ©runb»
fa$ i>on bet Überlegenheit bes Sjimmlifäen übet bas 3frbif<he, bes
^)tiejlers übet ben Haien, hafte man bis ba^in nicht gebannt, ©tegor fyat
ihn als erfier gegogen nnb bamif bie 233elf in gwei £aget gefpalten, bie
mm einanber bnt<h 3 a h t ^ un ^ ecfe befämpfen. Regiert ber Sjercfäec,
befiehf bet ©faaf ans eigenem Stecht, ij! et anf (Stben niemanb Stechen«
fäaft fihulbig, ober unterflehf auch er bem Urteil ber Äirche als ber
itbifihen 33erförpertmg bet ©offesgemeinbe? ec t>on ©offes ©naben
infofern, als et Stecht nnb Safein non ©oft felb|I erhalt nnb barnra
niemanb als ©off gu gehotihen hat, ober muß er (ich ber Äirche nnfet*
werfen, um feiner göttlichen ©enbung gerecht gu werben? et t tt, ' e
©tegor einmal gefagt hnf, nur ber SItonb, ber fein £ic^f non ber ©onne
ber 5Cirche empfängt? Siefe ^frage, auf bie bie 233elf Bis gnm fyeu--
figen Sag feine einheitliche 2Intworf gefunben hat, iß bamals guerjl
aufgeworfen unb umgriffen worben, frühere feiten Ratten (te nicht
gefannt, weil es ihnen fejijianb, baß ber Äönig nach 3Imf nnb ^}erfon
nicht ein £aie wie anbere, fonbern mit geifHicher 233eihe nnb geijilichen
^fäh<gfeiten ausgejiattef fei. (Sin ©füdE ans ber geijiigen (SrBfhaft bes
Sßferfnms, bas bem ©faaf göttliches 233efen gufchrieB nnb bem ^err*
fcher göttliche (Sigenfchaften Beilegte, fonnte biefer ©ebanfe leidet ins
@hri(9iche umgebeufef werben, feit Äaifer nnb Könige Bei ihrer Ärönnng
burch ©alBung mit heiligen! iöl geifHicf>e SSeihe erhielten. Saß ©re*
gor mib feine Anhänger bies nicht gelten ließen, im Äönig nichts weiter
fehen wollten als einen ißaien, ber mit all feinem Sun ber 3nch< ber
Äirche nnferßehe, hat auf ber ©egenfeite ben leBhaftejlen 2S5iberfprn<h
gefunben, am einbrucfsoolljlen Bei einem nnBefannfen Senffchen, beffen
©chrift „ÜBer bie 333ahtung ber Einheit in ber Äitche" noch Ulrich t>on
puffen fo wertooH erfrhien, baß er fte feinen 3 c * f B cno fT en 8 ur 2E>ar*
nnng brudPen ließ, jrjier hat bie (Srfenntnis ben glücflichjlen SInsbrndP
gefunben, baß ber SInfprnch ©tegors nnb ber ©einen eine Steoolufion
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(Stnfluß Pfeuboififcord
fei ni(£f gegen eine Slegietnng ober einen jrjerrfd^er, fonbern gegen ben
©faaf felbfi.
Sieben ber (^frage nae£ bem DtedEjf non&önig nnb ©faaf gegenüber ber
&irdE>e triff bie anbece nadE) ben ©cengen päpjHidEjer Befugniffe innerhalb
bet Äirc^e auffallenb gnrücf. Saß bec SPapfi bie gange ÄirdEje nertrefe
nnb beljerrfc^e, fdEjeinf bereife im allgemeinen anerfannt gn fein, menig*
jleno ^af ©regor in biefem ißunff feinen grunbfä$Iit$en V3iöerfprndE>
gefnnben. So märe anc£ ferner gemefen, eine anbere SKeinung erfolg*
reidEj gn nerfrefen, feit bie 3^»gniffe ber gefälfd^ten Sefretalen mit ber
V 3 ucE)f ityrer SHafje nnb iljreo fdEjeinbaren 2flfero auf bie Senfmeife
meiferer Äreife gu mirfen begonnen Raffen. 3 n bie 3 a ^ c ? e ^ ntc feit ber
SItiffe beo elften 3 a ^ c ^ un b ecffl fällt i^re eigentliche Verbreitung, atto
biefer 3 eit flammen bie meiflen ^anbfd^riften, bie mir non i^nen be*
jt$en. 21udE> in SenffdEtfanb hat man fie gefannt nnb bennßf, o^ne an
i^rer ©d^f^eif gn gmeifeln. 9Tnr einmal ifl eo, fomeit mir miffen, t>or*
gefommen, baß menigfieno i^re Bemeiofraft bejiriffen mnrbe. 21uf einer
©pnobe ber päpfHid^en Partei, bie gn ßflern 1085 in&ueblinburg unter
bem Vorfig beo Bifdhofo non iCfiia, beo fpätereu Urban II., flattfanb,
er^ob ein fonji nid^f befannter ©eifilid^er aus Bamberg V3ibecfprndE>
gegen bie Vetlefung nnb Bekräftigung non „Sefreten ber ^eiligen
Väter" — es fonnen nur bie pfenboifiborifdben gemefen fein — über ben
Vorrang beo apojioIifdE>en ©fn^Ieo nnb bie Unantaflbarfeit feiner Ur*
feile, (5r behauptete fü^n, biefen Vorrang hätten nur bie romifd^en
BifdEmfe fleh felbfi gugefd^rieben, aber non niemanb nererbf erhalten. Von
ber gangen Verfammlnng mnrbe er gurncfgemiefen: mie nach bem 233orf
beo (Snangeliumo ber jünger nid^f aber feinen SHeifler fei, fo bnrfe
auch „bem Vertreter ©anft ^3efeto, ben alle &at^olifen alo irjerrn nnb
SHeifier Oere^ren", bao in allen ©fänben gelfenbe Stecht nicht bejiriffen
inerben, „baß ber jpö^ere nicht nom ©eringeren gerietet merbe". Saß
^Pfeuboiftbor auf ber faiferlid^en ©eite nicht meniger befannt mar,bemeifl
ein3wif^nfaD, ber ftdj? einige V3ochen früher anfeiner Verfammlnng
non BifdE?ofen beiber Parteien, einer 2 lrf non nationalem Steligiono*
gefpräeh, gugetragen ^affe. Sie Äaiferlid^en behauptete n, ©regor fei
red^femibrig oerfahren, alo er Heinrich IV. oernrfeilfe, bet bamalo nicht
im VoHbefiß feineo Dleid^eo gemefen fei. 3 utn ^Bewoife führten fie bie
entfpred^enben ©feilen auo üjjfeuboiftbor an, moranf bie ©egner nid^fo
gn antmorten mußten. Silan fie^t, bie ^fälfd^nng beo nennten 3 a^r*
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granfreid?
417
htraberfa war bnafygebtnngen, von bet bentftfyen Sticcfye als DtecfytequeUe
angenommen, bie pfeuboißbotißfye 2Iuffaffung bee tyapßtnme fegte ftdE>
als fiepte bard).
S)ie fdjtvere ©rfchütterung, bie bet Stampf mit Dtom für H)eutfd?Ianb
brachte, iß föcanhetd) etfpact geblieben. @<hon ©regor VII. hafte bie*
fern Oteid) gegen übet, n ad> bem f argen drohenden 2lnlanf ber erflen 3al>re,
nicht bie gleite ©frenge wie anberawo gegeigt. (Sr Sonnte fyiec ruhiger
Vorgehen, weil einmal ber jpaupfgegnet, ber Äönig, ungefährlicher
war, bann and), weil bie 2Infprnrf>e bee tyapßeo in ber ©eifllichfeif fett)!
weithin anerSannf würben, in einer 3 eit, ba in 3)eutfdE>Ianb feine über*
gengten 2In^änger auf ben SSifchofafigen nur ein wingigee jrjäuflein
bilbefen. immerhin war auch in (^ranSreich fein ©influß in ben legten
3al>ren gutncSgegangen, insbefonbere baa Verbot ber 3 n0e P* fttt t>om
Äönig nicht beamtet worben. Sen Verlorenen SSoben wiebergugewinnen,
war bem fdjmiegfamen nnb geränfd^Iofen Verfahren Urbane II. Vor«
bemalten. S)em bisherigen £egafen, bem heraueforbernb firengen ipugo
von £pon, würbe bie Vollmacht nicht beflätigt, bem ©rgbifchof von
Dteima baa Vorrecht, baa ©regor aufgehoben hatte, nur vor bem ^apfi
gu stecht gu flehen, erneuert. Urban hat Seine fd^roffen 23efehle erteilt
nnb Seine ©trafen verhängt, bagegen SRuchfieht walten laffen, wo man
gur Unterwerfung bereit war. Vifchofe, bie (ich vom Äönig haften in*
veflieren laffen, erhielten Vergebung nnb 23efiäfigung im 2Imf, wenn
fie einen ©ib fd^woren, ber neben ber Verficherung allgemeinen ©ehor*
fama bie Verpflichtung enthielt, an 233eihen von 3 n °efiierfen nicht teil*
gnnehmen. 33Senn fiih Seine Vifdhöfe mehr fanben, bie ^noeßietten gn
weihen, wnrbe bie 3 nt>e füf ur gegenfianbaloa. @o ifl ea nirgenba gn ge*
föhrlid^em 3afaramenfIoß geSommen, obwohl 2Inläffe bagn nicht fehlten,
wohl aber hat Urban vom Äönig alabalb bie aaabrücSIiche SUnerSennung
erhalten. 233ie weit bie materielle Unferflügnng ging, bie ihm aue^jfranS*
reich guteil würbe, ifl nicht abgufchägen, aber baß bie ©nmmen, bie ihm
von bort gufloffen, 2£bgaben ber ©chugSIbfler nnb freiwillige Veiflenern,
ihm baa Slnaharren in ben erflen 3 a h ccn erleichtert haben, ifl nicht gn
begweifeln.
©ine SÜuberung trat ein, ala mit bem ©tnrg bee Äaifera bie £age bee
Sßapflea fleh gu beffern begann. SDaa erfle SHngeichen dafür war (DKai
1094 ), baß jrjugo von £pon bie Vertretung in ^franSreich wiebererhielt,
•Roller, 2 )a# papffSura II 1 27
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418
granf reidj
allerdings mit bet t>orfidE)tigen (Sinfdjränlung, et fbUe {«$ an ben 33eiraf
bes GrgbifdEpofs non 3teims Ralfen. 9QEan fabelte in (5franfrei<^ biefe
3 nrüdfyalfung: bet SPapf?, fo fdEjrieb einet feinet (Jteunbe, greife gwar
nidE>f oocan, aber wenigffens nidE)f gnrücf. ipugo gogerfe nidE>f, non feinet
neuen 23oHmacf)f in alter Eüoeife ©ebraud^ gn machen. DTic^f nm bie
3 »neflifut ober cfynlicfye 5)inge Rändelte es ftd^ damals, bet ($raH lag
auf einem anbern ©ebief. Äönig 33^i(ipp I>affe gwei 3>a^te guöor ftc^>
non bet Königin getrennt, bie ©räfüt non EInjon intern ©ema^I entfuhrt
nnb jl(£ mit i^r, feinet E3afe, non einem gefälligen E3if«$of trauen
laffen. (Sin doppeltes Etrgernis, wie es feit ben feiten £ot^ars II. nnb
333albrabs, an bie ftdE) fäjon bie 3eifgenojfen erinnert ^aben, nicfjt me£r
»orgefommen war. Urban ^afte ftd^ gunäcj)fl genutet, felbjl bagegen ein*
jufdjreiten, nnb fid^ begnügt, bntd^ anbere anf ben Äönig gu wirfen.
na^m jjngo als fein ESerfrefer bie @ad^e in bie jrjanb, berief ein &ongil
nad^ Elufun, lub ben Äönig not nnb fcijloß if>n ans bet ÄirdEje ans. 3)amif
war nun audE) in ($franfreic£ bet Ärieg gwifd^en ÄirdEje nnb Ärone an«
gefagt, nnb für Urban fragte es fu$, ob er bas E3orge^en feines £egafen
bedfen nnb ben Äampf mit allen ESaffen, übet bie er gebot, bnrd^*
fahren foHte.
Sfls biefe (Jrage an i^n Ijeranfrat, war er bereits mit einer t>iel
größeren befd^äftigt. (Sreigniffe, bie weit außerhalb bes Umfreifes ber
gewöhnlichen ©efd^äfte eines ^}apfles lagen, Ratten bewirft, baß ber
©ebanfe, ben ©regor VII. im beginn feiner Dtegiernng »erfolgt nnb
nofgebrungen aufgegeben ^afte, mit gängigeren Einsichten wieber auf*
gelebt war nnb greifbare ©ejlalf angenommen ^atte. Eluch anf biefem
©ebief war es Urban II. t>ocbeI>aIfen, ansgufn^ren, was ©regor geplant
hatte. Gr h«*f bamif, wie für bas gefamte Elbenblanb, fo t>or allem für
bas Tapfham ein neues 23latf im E3u<h ber ©efd^id^te anfgefd^Iagen.
@eif bem 3«f a *nntenbtud^ auf bem ©d^Iad^tfelb t>on Dltangifert*)
hafte bas gried^ifd^e 3leidE> eine jener fd^Iimmen feiten erlebt, bie ftd^
in feiner ©efd^id^te wiederholen. Unter ben Eingriffen ber dürfen im
lOflen, ber Rumänen nnb ^}etfd^enegen im Worden, ber Normannen im
2Q3eflen drohte es gnfammengnbred^en. 2)aß es (ich dennoch behauptete
nnb ans bem Äampf gwar nicht im alten Umfang, aber innerlich ge«
fefiigtec tyer&orging, war bas 233erf bes großen ©olbatenfaifers Ellejios
*) »gl. ®. 347-
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Sage im Orient
419
Äomnenoß. 2 Iber wäfjrenb ec ben 2 Ingriff Dtoberf ©uiecatbß erfolgreich
abwefyzte (1084/1085), bie bis ans SSgäifd^e 9Iteer »orgebrnngenen
^PeffdEjcnegen in offener @dE>Iachf £>ernid?fete (1091), fonnte et nid^f
hinbern, baß bie Surfen i^ce (Eroberung in Äleinafien bis an bie Äüfle
arabe^nten, 9Tifäa unb ©mprna beferen nnb gleichzeitig ©ptien unb
^3alä|lina unterwarfen. 3 m 3 a ^ c 1085 nahmen fte 2 Infiod;ia; 3 erU::
faletn, bie ba^in non JÄgppfen beherrfdEjt, war i^nen fd^on 1076 gur
Rente gefallen. Ser Sob i£>ree öielbew'nnberfen ^fncjien 3Itelif (1092)
änberfe bie Sage. 3 ra ©freit ber (Srben jerfxel baß Dleid^, nnb Äaifet
2Üejioß, non anbern ©egnern befreit, Sonnte baran benfen, bas 23er*
lorene jnritifjn^olen. ©eine eigenen Sträfte reiften bagu nid^f ans, gu*
mal i^m gerabe bie Groningen fehlten, bie früher bie nteijien nnb befien
©olbaten gejieUf Ratten, 5 Ueinaften nnb 2 Irmenien. ©0 fant er anf ben
©ebanfen gurüdf, ber fdfyott in ber $eit ber ^öd^flen ©efa^r aufgefaudE>t
war nnb ©regor VII. gu feinem großen Plan angeregt ^atte: ipslfc im
2 £ 6 enblanb gu finden.
933erbung non .ürjilfßtrnppen in wefUid^en £änbern war für ben Äaifer
nid^fß STJeueß, fcfjon in ben Bisherigen Kämpfen ^atte er ficf) ihrer be-
bienen fonnen. inbeffen ^affe er ©rößeres im 2 Iage, ein gewaltigeß
Aufgebot non freiwilligen foHte i^m gur 23ernid^fung ber Surfen Reifen.
Sarnm wanbte er (IdE> nicht an irgenbeinen eingelnen jjerrfcher; wollte er
feinen 3 WC <J erreichen, fo empfahl eß fiel), religiofe 2 Infriebe gu wecfen,
nnb baß fonnte nur ber ^Papjl. 2 In bicfen richtete 2 Üejioß fein ©efud^.
Urban II. fjaffe foeben feinen ©i$ in 3lom einnehmen fönnen, fein ©ieg
aber bie ©egner war entfliehen. 933ä^renb ©egenpapfl unb Äaifer,
gn tÖI>nmad^f unbllntätigfeit necnrteilt, in 23erona eingefd^Ioffen waren,
ge^ord^fen ihm bie wicfjfigflen fiänber beß 233ef!enß, 3 t( *Iien nnb f ranf*
reich- (Sß iji begeid^nenb für bie ©tellnng, bie Urban in ben 2tugen ber
233elf einnahm, baß ber gried^ifd^e Äaifer ihm genug (Sinfluß gnfrante,
nm bnrd> if>n gn erhalten, waß ec brauste.
@ß war fein ptyanfajlifdEjer (SinfaH, bie Äräfte beß 2 £ 6 enblanbß gnm
Ärieg gegen bie Ungläubigen in Bewegung fe$en gn wollen. Ser ©e=
banfe fiel anf Oorbereifefen Roben. @0 oöQig wie in fpäteren 3 a ^ ts
hunberfen feit ber türfifd^en (Eroberung war ber 3 »fommen^ang gwifd^en
ßfi nnb 233efl nid^t oerlorengegangen; auch abgefefyen t>om niemalß
unterbrochenen ^anbelßt>erfe^r gab eß Regierungen genug, gumal anf
fitcTIicTem ©ebief. Ser Rrnch, ben bie röraifchen £egafen 1054 fyezbm*
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(glaube nöfrir g
geführt Raffen, ging nicht fo tief, baß nicht im Öjlen lafeinifches&irchen*
tum ebenfo meiferbeßanben hätte wie Qziecfyifdyee im SSefien. 3 n Äon*
jlanfinopel lebte eine Äolonie non Lateinern, auf bem ^eiligen Berge
SIfhos gab es ein lateinisches 5 tIoffer, bas ftdE? bäuerlicher ©mtjl erfreute,
gmifd^en Sltontecaffmo nnb bem gcied^ifd^en irjof bejfanben fretrablid^e
Beziehungen. 3 n Otom nnb Umgebung blühten gried^i fä)t Älöfier, in
&alabrien nnb ©igilien mar bie Äicd^e im mefentlid^en griec^ifdEj. ©eit
ber SItiffe bee elften 3 a ^unberts Ratten bie Pilgerfahrten nach bem
ßflen beträchtlich gugenommen, begünjiigf burch bie BorfleHnng einen
na^en SSelfenbes. 3 n gangen Äaramanen, mit bemaffnetem ©efolge,
fah man oornehme Herren ine jpeilige £anb giehen. @o manberte im
3fahc 1064 (Srgbifchof ©iegfrieb non OHaing nach 3erufalera, nm borf
bas (Snbe ber Singe gn ermarfen, ihn begleiteten bie Bifchöfe non Bant*
berg, Oiegensburg unb Utrecht. föür bie lateinifcfyett Pilger gab ee feit
f urgent (1063) in ^erufalem eine eigene Verberge, bae jrjofpital bee h c ' s
ligen 3 °h onnc0 / gegiftet non Äaufleuten ane Slmalft. Ser ßrben ber
3»hnnniter if! fpäter barane hernorgegangen. @0 gahlreich maren nach*
gerabe bie Pilgergüge, baß bie griechifche Oiegierung ee norteilhaft fanb,
fte einer ©teuer gn untermerfen, nm beren Aufhebung SSiftor III. in
feiner bargen Oiegierung (ich bemüht hat. Sin Teilnahme für bie Sageber
morgenlänbifchen Ghriflen bann ee im 233 eflen alfo nicht gefehlt hoben.
Sind) ber ©ebanfe bee Äampfes gegen bie Ungläubigen mar ben
SIbenblänbetn längft nicht mehr fremd, non ©panien ane, mo er nie
ruhte, h°t<e er fleh nerbreifen bönnen. 3ß ber 2InfeiI ber 0?a<hbarn an
ber „Oleconquißa" auch nicht fo groß, mie man mohl gemeint hot, fo
hafte biefee 3«! boch fchon mehrfach frangöfifche Olitfer über bie Ptjre*
näen geführt. 3m übrigen forgfe Glunp mit feinen fpanif«hen Slochfer*
flöjiern unb feiner führenben Stolle in ber fpanifihen Äirihe bafür, baß
bie Äunbe non biefen Singen (ich nerbreitefe nnb bie ©eijler befchöf*
figfe. 3n 2 ffalien hoffe Pifa, bas felbjl einmal (1010) ©egenjianb eines
gerflbrenben Singriffs ber ©aragenen gemefen mar, ben Äampf gegen
biefe <$feinbe Ghrijii mit (Sntfcfyhffenfyeit anfgenommen, am (Srobernngs*
frieg ber OTormannen fleh lebhaft beteiligt unb im 3 a ^ r 1087/1088
im Bunde mit ©ennefen nnb anbern einen erfolgreichen ^felbgug nach
Sanis ansgeführt, gn bem Biftor III. bie Beoölfernng 3 f aliens anfrief'
nnb ben Äämpfenben bie &riegsfahne ©anft Peters nnb noble ©änben*
nergebnng nerlieh* Sin ben ©ebanfen bes ©lanbensfriegs mar bie 233 elf
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©pnofcrn in 'Piacenga unfr (Slermont
421
Barth Biefe 23orfpiele gewöhnt; was Bisher fehlte, war ein großea 3'^
unB ein gemeinfamer Gnf fchluß. 3« BeiBem wollte UrBan II. fte aufrufen.
31m ©eptemBer 1094 machte ec ftch auf, um gunächfl feinen @ieg üBec
Bie ©egnec Bttrch perfonlichea 6cfif>eiuen in lÖBerifalien gu mtferfiü$en.
STad^Bem ec Ben 233infer in Soefana t>ecBcact>f, fadste ec im ^cn^ja^c
Bie OerBünBefen lomBarBifdEjen ©fäBfe auf, Gretaona, ^3iacenga, 3Qfou=
IanB. Stach ^Piacenga war auf 2Infang SOTtärg ein Äongil ansgefd^cieBen,
glängenB Befud^f wie fein fcn^ecea. @0 groß war Bie SItenge Bec Seil*
nehmet, Baß feine Äirche fte faffen fonnfe unB man gegen alle ©ewohn*
heif im freien tagen mußte. 233aa non Ben 35efd^Iü|fen üBerliefect iff.
Bietet nid^fo STtecfwürBigea. 2£Ber Bec ^3apf! Benufte Bie ©elegen^eit,
Baa jpilfagefmh Bea Äaifere Sllejioa Befanntgumachen, unB fonnte fo=
gleich gahlre«he freiwillige nereiBigen. Sann gog ec weitec in Iangfamec
Steife non @taBt gu @faBf nach 333ef!en. Untecwega Begegnete ihm
Äönig ÄonraB, leijlefe ihm Ben GiB, ihn gn necteiBigen gegen jeBecmann,
unB empfing Aufnahme in Ben @d^u| Bec Äirif>e mit Bern 23ecfpred^en
Bec Äaifecfrone nntec Bec 35eBingung, Baß ec ftdh Ben ficd^Iid^en ©e*
fe$en, noc aHem Betceffa Bec 3fnnefiitar, finge. 3® 2>ttli wncBe gu @c£iff
nach Bec ^Pconence ttBergefeßt, im ©epfemBer Bie 2Iunecgne Befnd^t,
Bann in Bec £angueBoc nnB^ßconence längerer Aufenthalt genommen unB,
nach einem ABfiecher nach £tjon, Glunp unB ina ^BncgunBifd^e, in Bec
gweiten Hälfte Bea StooemBer Baa norläuftge 3**1 Bec Steife, Glecmont
in Bec Annergne, erreicht. jr>iec ecöffnete UrBan am 18. Bea Sltonafa Bie
©pnoBe, gn Bec ec Bie Äird^en Bea ABenBlanBa anfgeBoten ^atte.
Sec 23efuch ttBecfcaf aQea Sagewefene, unB wieBec mußte Bie X5er*
fammlung im freien tagen. 13 GcgBifd^ofe, 225 23ifdE>öfe, 90 2lBfe will
man gegä^It haBen, 3<*hk n > Bie allerBinga Baa ©lanBfpafte gnm Seil weit
nBecftfyceifen. Sie frangofen waren fafl ooQgä^Iig ecfd^ienen; Baß Bec
Äönig Baa nerlangfe fid^ece ©eleit nerweigerfe, ^atfe fte nid^t aBge*
galten. Auch unB ©panien wacen necfrefen, Sentfd^IanB unB
GnglanB Bagegen fehlten gang. Sie Steife Bec 3efd^Inffe war lang,
Bacnntec BefanB fid^ Baa SGerBot Bec £aienint>efiitnc, Boa fdjon in ^3ia=
cenga ecneuect wac unB je|f feine enBgiiltige ©efialt erhielt: Ben ©eifl*
litten wncBe i^c Gmpfang, Königen unB f urfien Bie Gcteilung, 33if<hö*
fen unB Akten noch aaaBrücflich Bie £e^na^u!Bigung nntecfagt, Bamit Bie
Äicd^e „frei fei non jeBec weltlichen ©ewalf". Stun Bncfte auch Bas SGfec*
fahren gegen Ben Äonig non f ranfreich nicht länger nectagt wecBen.
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ftreujgug
^P^ilipp I. war fcfjon nadf? ^iacenga gelaben gewefen, tyatfe fu^> ent*
fc^nlbigt nnb 2lnffd£nb erhalten. S)er Termin war »erjlrid^en, ber &onig
nid^f erfc^ienen. @o betätigte benn ber SPapfl ben @prucf> feines Legaten.
3Goie Senffd^Ianb, fo ^affe nun aud^ f ranfreici? einen Äönig, ben bie
Äird^e niefjt gu i^ren ©binnen gätylfe, bem fein ©eijllid^er bie Ärone anf*
fe|en bnrfte.
2G3elcf>er DTlacijf nnb ©id^er^eit mußte ber ^apjl ftd^ Bewußt fein,
baß er im gleichen Slugenblid, wo biefes Urteil fiel, einen ©d^ritt unter*
na^m, ber einen ©inn nnr fyatte, wenn man anf bie ©efolgf$aft bes
gefamten 2lbenblanbs gä^lfe: er rief bie G^rijlen^eif auf gum föriegsgug
gegen bie Ungläubigen im Dllorgenlanb. 2lber nnn nic^f etwa bloß gnr
Unterflaßnng bee ©riedjenfaifecs, wie in ^iacenga bie £ofnng gelautet
^atfe, oiel weiter jiedfte er in ©ermonf bas 3 ,e * : ^r .Befreiung ber
©prifien, bie unter ber irjerrfd^aft ber Ungläubigen lebten, t>or allem ber
Befreiung ber ^eiligen ©tätten, 3>ccufalem« unb bes jpeilanbsgrabes,
foQte ber f elbgug gelten. 3*^ n 2^9« Ijatfe bas Äongil fdfjon gebauert,
als Urban am 28. D?ot>ember 1095 hierüber in einbrudfeooüer Diebe gn
ben 33erfaramelten fpradfj. Gr fd^ilberte bas Glenb ber Äircfjen im
Orient, bie Unterjochung ber ^eiligen ©fabf, rief gn ityrer Befreiung
anf nnb t>erfpradE> benen, bie baran feilne^men würben, Vergebung aller
i^rer ©ünben. 3h ra antwortete ber einfümmige Dluf: „©oft will es!",
nnb fogleid^ melbefen fid£j freiwillige in großer 3°h^ benen ber ^apfi
bas ©elnbbe abnorm unb ein weites Äreng auf bas redete ©d^nlferblaff
heftete, bas 3ei<hen, bas non |e|f ab bie reijtgen ^}aläfiinafa^rer Eennf*
lid£> machte.
2Sir OecfaHen nicht in ben fehler, bie Diebe bes ^Papjleo ans ben redEjf
betriebenen Berichten ber 3eifgenoffen wieber^erjleUen gn wollen. 3)as
wäre »ergebene Dltü^e, benn was bie Becidhferjlafter bieten, ifl eigenes
©ewäd^s. (5s wäre überßnfftg auch barnm, weil bie BerebfamEeit
Urbans, mag man ihren Ginbrucf noch fo h*>*h anfd^lagen, nicht bas
Gntfd^eibenbe gewefen ifl. @ie wirfte auf bie DITaffe ber 2lnwefenben,
nnb nicht anf biefe fam es an. Urban felbfl fagt cs beuflich in bem Dlnnb*
fehreiben, bas er halb banadE) ausgehen ließ: er habe fufy an bie f ürflen
nnb ihre Untertanen gewanbf nnb ihnen bie Teilnahme gnr Pflicht ge*
macht. 2lnf ben f ürjlen liegt babei ber Son, t>on ihnen £ing ber Grfolg
bes 233agniffes ab. Gin 233agnis war es, Urban aber war nicht ber
Dltann, einer plo|lid^en Gingebnng folgenb auf gut ©lud etwas gn
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Ärtujjug
423
unternehmen. 9?un fprechen bie geitgenöfftfchen Berichte gwar attafüht*
lieh t>on ber 233irfung bea 21 ufrufa, wie ec non gahHofen Voten in alle
£anbe getragen worbe unb überall begeiflerten Xoiber^aU fand, bei hoch
nnb niedrig, als ob bie 233elf nur anf biefe £ofung gewartet hätte, fo
baß niele Saufende ftth fofort baa Ärengeageid^en an^eften ließen. Von
ber Vorbereitung bagegen ^oren wir nich ta, ba ftnb wir anf Vermutum
gen angewiefen. 933emt wir aber bewerfen, baß ber erfle (^ür(l, ber fo=
fort fcf>on in (Slermont ben Ärenggug gelobte, ber ©raf Staimnnb non
Sonloufe war, in beffen ©ebief ber SPapfi nor^er längere 3 eif nerweilf
hatte, baß Xtrban ferner gunt ^u^cec bea (Jfelbguga ben Vifd^of 21bemac
non £e ^ 3 u 9 in ber 2 lu»ergne befiiramfe, beffen ©afl er halb nach feiner
üttnfnnft auf frangöftfchetn Voben gewefen war — fo bürfen wir für gewiß
galten, baß mit biefen beiben Herren bie @ad^e befprod^en unb be*
fd^Ioffen woeben ifl. Vifd^of 31bemar war nor einiger 3 eit feE&fl im
^eiligen £anbe gewefen, fannte bie Verhältniffe im Orient nnb wirb fte
bem SPapfi fo gefd^ilbert haben, baß baa Unternehmen möglich nnb atta*
ftchfanoD ecfchien. ©eine &ir<he hatte Vefißungen in ©panien, fo baß
er auch mit bem ©Iaubenafrieg nertrant war. (Sin anderer (Sinfluß in
ber Umgebung Ucbana mag ihm norgeacbeitet haben. 335ir wiffen non
ben Kämpfen ^3ifaa gegen bie ©aragenen. 5)iefe ©tabt erfreute ftch ber
befonbern ©mtfi bea ^ßapfiea, bie^nfel Äorftf a — fte war im unerfüllten
©chenftmgaoerfpcechen Äarla bea ©roßen aufgefühet — fyatte er ihr
gegen 50 ^Pfnnb 3 a h ce0 ?' n8 »berlaffen, ihr Viafura gnm (Srgbiafum
erhoben, ben 3 n h a ^ er betätigt, obgleich ec bie niebere V3eihe nom
faifeclid^en (Scgbifhof non SQßaing erhalten hatte. iDafür war Urban,
ala ec auf ber Steife nach 3?orben länger in ^3ifa nerweilte, nom Erg*
bifhof freigebig unterhalten worben. £>aß man in biefec wie in allen
italifdhen ©eefläbten einem friegerifd^en Unternehmen gegen ben Orient
mit h»h en Erwartungen entgegen fah, begreift ftch leidet, fonnte ea hoch
bie ijerrfchaft über baa SIteer nnb ben oflwefllichen Handel in ihee jpänbe
bringen. STimmt man h>ngu, baß ber ©ebanfe felbfl feit ben Anfängen
©regora VII. im greife feiner Anhänger lebte, fo ifl ber (Sntßhlnß bea
^ßapflea ecflärt.
<$fät bie 21 nafühtttng war gnnächfl ber ©raf non Souloufe gewonnen,
©caf Staimnnb hatte in jüngern fahren ala Keiner ©raf non ©aint
©illea bem heilige» !ßefru 0 ben 3 )ienfleib gefihworen, war bann wegen
21ntafhrag non Äirchengnf mit bem ^3apf! gerfaHen, aber wieber gn
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Äreujjng
©naben angenommen roorben, ab ec ftch bttrch rüdPftchtsIofes Umftch*
greifen gnm Sierra bec gangen ©raffhaft Sottloufe nnb bagn ber ^)ro*
Vence gemacht unb füc biefe ber römifd^en StirdE>e bie 23affaHenl>uIbi«
gnng geleitet fyatte. (Sr mar unter ben Spnajlen ©übfranBreichs ber
mäd^tigfle nnb — bas ^affe er bemiefen — ber mtfernehmenbfie unb
tatEräftigjle, feine ©eminnung für ben Strenggug ein hoffnungsvoller
Anfang. ©leid^mohl gehörte viel DUuf nnb ein flacfer ©lauBe bagn,
auf biefen 3Infang hin bas 2(nfgeBof gn erlaffen. 2tBer Urban tänfchte
fleh nicht, Bas 35eifpie I bes SJoIofaners fanb fogleich DTachahmmtg in
D?orbfran£reich. 3h m folgte ©raf Dtoberf von ^flanbern, ber ben (Orient
von einer Pilgerfahrt her Bannte; bann bes Honigs 23rnber, ber ©raf
von 23erntanbois, ferner 23rnber nnb ©chmager bes Honigs von (Sng*
Ianb, irjergog DtoBert von ber D^ormanbie unb ©raf ©tefan von @har<
fres, unb enblich, gufammen mit gmei 23rübern, bec jrjergog von Dfieber*
lofhringen, Sperr ©offrieb Von 23oniHon, ($fürfi bes beutfehen Dteiches,
aBer frangoftfeher 3°nge. Somit mar bas Unternehmen gefiebert.
333ic fragen nach ben 23emeggrünben. 333as frieB biefe ($rürflen, mas
trieb bie Dtiffer nnb ©ölbner, bie ft<h unter ihre Jahnen reihten, mas bie
Dltaffen nieberen 23oIfes, bie unabhängig von ben Herren unter gmeifel*
haften Rührern mie jenem (Sinftebler ^3eter von 2(mietis ober jenem
Dtiffer 235alfer mit bem Begeid^nenben 3«namen ©attsavoir, SpaBe*
nid^ts, hinansgogen — mas trieb fte gum 2IufBrnch auf unbeiannfen
©fragen einem fernen, unbefannten 3*el entgegen? Stein 3 w eifel, baß
fte aHe nbergengt maren, ftch bie23ergebmtg ber ©ünben unb, menn fte
auf bem 3 u 8 e vmfämen, ben fofortigen (Singang ins ^arabies gn ver«
bienen. 2JBer mit bem religiöfen Setveggrunb mifehten ftch profane,
neben bem emigen £ohn im ^jintmel locFfe geitlicher ©eminn auf (Srben.
233ie viele, bie bas Streng nahmen, mögen mit biefem ©chritf ben 2Itts*
meg ans einer vergmeifelten £age, aus 2IrBeitsloftgfeit, QSerfchnlbang
nnb D?ot gefneht haben! @ie erhielten ja — fo veroebnefe es ber ^ßapfl —
2iuff<huB für aHe D3erpflichfttngen, mürben mit £eib nnb ©nt für nn*
antaflbar erflärt unb hatten 2Iasftchf, als ^ilger auf frembe Stoffen ftch
bnrchgufihlagen Bis ans 3>el, mo bann ein märchenhafter ©eminn aHen
©orgen ein (Snbe machen mürbe. 2ht<h Bei ben Herren mar es mitmtfer
nicht anbers. Dliancher von ihnen gebachfe mit einem ^3la| im ^ßarabiefe
gugleich eine reichere Sperrfchaff auf ber (Srbe ftch S u erobern, unb einigen
ifl es auch gelungen. Slnbere, bie folchen @hrgeig nicht hoffen, teigte mohl
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3>dpf(Uc$e gfifjrung
425
bao 2lbenteuer. 2lber bet ßärfße Sintrieb, bae börfen wir unbebenflidjj
anneljmen, war bod? bet religiöfe, ben ^öd^fien, wertooHßen ©olb bot
bet SPapfi mit bet gewißen 2luoßcl>f auf ©ünbenoergebnng anb ewigeo
£eben. (St folgte bamit — a^nte et eo nid^f, ober foQea mit bewußte
9?adf>o^mung anne^men, etwa bard) bie Dlfaatenfriege ia ©panien
Vermittelt? — et folgte beat XSorbilb bee föeinbee, bekämpfte fyi mit
bet eigeaea 333affe. Sie 233onnen bee ^ßarabiefeo, bie DItofyammeb
feinen ©laubenoßreifern verließ, ine ©EjrifHicfje nberfe$t alo ©ünben*
Vergebung aab ewige ©eligfeit, foQtea bie Äampfluß ßeigern aab
IenEen, bie bea SGöIEern bee 2£benblanbo mit bem 2Muf iljrer germanifcljen
QSorfa^ren angeboren war.
233ir Ijaben in einem früheren Seil unferet SarßeHung baoon ge*
fptodEjen, baß bao Gtjrißenfnm ßcl> germanißerte, alo bie neubete^rten
SGölfer bee SRotbene ee mit EOorßeHtmgen erfüllten, bie fie aue intern
früheren Safein mitbradjten; baß inobefonbere bie ©eßalf bee Sipofiele
^ßetrtio alo Sor^ufer bee Stimme Ireid^eo, wie ße feitbem im ©tauben bet
2 tbenblänber lebte, biefer 23ermifd^nng non altgerroanifdjen nnb d^riß*
lieben Gegriffen i^te Gnfße^ung oerbanft. 933it Ejaben weitet bavon
gehört, baß bie ^3äpße Äonigen nnb Golfern befahlen, gu ($felbe gu
gieren im Sienß bee 2lpoßelfürßen, inbem ße i^nen Eraft bet 3Itad^t-
fülte, bie ße t>on tyettw geerbt tyaben wollten, ©ieg unb jrjeil in biefem
£ebey nnb ewige ©eligEeif im ^enfeito Verließen. 3ß ee nid^t bao
gleiche auf erl>öl>tet ©tufe, wenn wir je§f ctjrißlidje jrjeerfdjaren ano*
rücEen fetyen gam Äampf für ben ©eErengigten gegen feine färeinbe, in
Hoffnung auf ©ieg unb 23eufe nnb im P3erfrauen auf bie ewige ©elig*
feit, bie itynen bet ©feil Vertreter ©anEt ^3efero verEünbigt tyat? Sie
Gtyrißen^eit bee SIbenblanbe ein Striego^eer, gerüßet unb entfctyloßen
gnm Äampf mit ©djwert nnb £ange fnt bao 3teicfy ©ofteo auf Gr ben,
nnb ber ^3apß alo 33oUma<$fträger ©anft ^efero i^r obetßet Äriego*
^ett — tyat biefeo 23ilb nod> eine innere EÖerwanbtfd^aft mit ber £e^re
bee Gvangelinmo? Sagegen wie na£e ße^t ee bem ©lanben, ber bie
Steifen beo DTorbeno einß befeelte, wenn ße ben ©peet ffylenberten
nnb bie ©treifajrt fd>roangen im SSertrauen auf Öbin unb S^or, benen
ße ßdf> geweift Ratten, um ©ieg nnb reichen £otyn auf Grben nnb ewige
^freube in 9K5aII>alI gu erEärapfen! Sao iß vollendete ©ermanißernng
ber &ird£>e, bet römifd^en Äirdje vor allem.
Über ben ©ewinn an 9Itad)f unb 2 lnfe$en, ben bao ^apßtnm erntete,
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■päpftlirf)* göl>rung
als es ben großen ©laubensfrieg entfeffelte nnb ihn allen Qfnrflen als
5Pftid^f gebot, erfc^eint jebes 233orf überßäffig. Dtora filterte ficg bie
3el>errfdE)mig bes Slbenblanbs, nicht mehr nnc bie Dtegiernng ber 5tir<he,
auch bie Reifung ber ©faaten unb jjerrfcher, nnb einen beflimmenben
(Sinßnß auf ihre SPolitif, als es bie ^rtfyrung ergriff in einem gemein*
famen Unternehmen, bera man nur gura EleinßenSeil geredet wirb, wenn
man es etwa mit bem nnferer 3 e * f fo geläufigen ©ebanfen Vergleicht,
baß es 23eruf ber enropäifd^en Stationen fei, allen SGolIern bie ©eg*
nungen ber abenblänbifd^en 3 ii>ilifation mitgnteilen, fei es audE> inbera
man ihre Oleid^e gerflört nnb ihr £anb erobert. 233ie tief fd^nitt hoch bie
Verfügung Urbans aber Unantaflbarfeit unb ©d^nlbenanffd^nb ber
Äreugfa^rer ins tägliche £eben ein! (Sr bnrfte fte erlaffen, nirgenbs erhob
ftch XSiberfprnch. ©o fel>r würbe von Einfang an ber Ärenggng als
gebieten*fd^>e Pflicht aller (S^riflen empftmben: wer nicht Kämpfen konnte
ober wollte, mußte wenigflens bie Äärapfenben unterfingen. Unb noch
fianb man erfl in ben Anfängen; was lonnfe, was mußte ftch nicht mit
ber 3 «it barans ergeben! 3 n &em bas ^apfitnm ftch gum ^fugrer aufwarf
in einer ©at$e, bie als heilige ^Pßid^t aller SCölfer nnb jebes (Singeinen
galt, hafte es bie einheitliche Leitung ber ^Politif bes Slbenblanbs in bie
jpänbe genommen, wie man fte noch nie gefannt hafte, feit es t>erf<hiebene
©taaten gab.
freilich hafte es ftch bamif auch eine Slnfgabe gefiellt, bie vom erfien
Slngenblicf an eine fernere £afl bebenfete unb es immer mehr werben
foHte, reich an Vorteilen, aber nicht weniger an ©efahren. 3Itißlang
bas Unternehmen, fo war ber, ber es begonnen hatte nnb leitete, mit bem
^flmh beloben, ben bie 233elf feinem erfpart, ber ©roßes Verfprithf, ohne
es halten gu fönnen. S)arum war mit ben Ärenggügen von nnn an bas
©chicffal bes ^3apfitnms verfettet. 3h c (Srfolg hat es anf bie ijöhe ber
33oltenbung begleitet nnb ihr f*^ließlid^es ©geifern feinen 2£bflieg ein*
geleitet.
3Tach ©d^lnß bes Äongils in (Slermont trat Urban eine Dtunbreife
bnrch bas fnblid^e nnb wef&iche ($fcanfreich an. 23on &ifchofsflabt gn
&ifchofsfiabf nnb t>on Älofler gu bloßer wanbernb, überall gafilich anf*
genommen nnb feierlich geehrt, gelangte er über £imoges, ^ßoifiers,
Singers nach S'Onrs, hielt hier in ber ^fafiengeit 1096 mit viernnbviergig
^Prälaten eine ©pnobe ab, bie bie 3$efchlnffe von (Slermont wieberholte,
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Untertoerfung granfreic^*
427
nnb lenfte (eine @4>ri fte bann wiebet fubwärte nach Sorbeauj, Sou*
loufe, Garcaffonne unb DTimee. ipiec^er hafte et auf 2lnfang 3 U ^ b»*
frangöftfchen Sifhöfe normale entboten unb erlief mit ihnen wiebetnm
eine lange Dtetye non fir<hli<hen Vorfchriften. Sie jpeirareife führte i^n
durch bie ^3rooence unb £ombarbei nach Dlom, gum 2Q3ei^nad^tofe(l 1096
hielt ec feinen feierlichen Gingug. Sei feiner Dtunbreife durch (5ranf=
reich haffe er für ben Ärenggug geworben, unter anberem in Soure unter
freiem jpimmel wie in Giermont gepredigt. Ga war geroefeu, wie wenn
ein iperrfcher feine £anbe Bereif!, ipulbigttngen entgegennehmenb nnb
©naben fpenbenb. Gin Stegen oon päpfilidhen ^Privilegien fyatte ftch
über frangöfifche Äirchen unb Älöfler ergoffen. Sanebenher gingen
Verfügungen unb Urteile, in benen ber 5papfi fo feht ala iperr nnb Die*
genf anftrat, baß man gecabegu non Seji^ergreifnng fpre<hen bann.
Dttemanb hatte baran gedacht, 233iberfprach gu erheben, wenn fireitige
Sifhofawahlen entfliehen, gwiefpältig ©ewählten bie 333eihe erteilt
wnrbe ohne Dlücfftchf auf bie DUefropolifen. ©hon non 3 f ali«n aua
hatte Urban über gwei Siefümer nerfngt, währenb unb nach Glermonf
befefte er fünf weitere. Ser flanbige Vifariat jpugoe non £pon neclor
feine Sebeutnng, Urban Bebnrfte feiner nid^t nnb hat (ich benn auch
nicht gefreut, wiederholt über ihn hinweggngehen. @eif 1095 ifl eaSaf*
fache unb nicht mehr befiritten: bie &ir<hen ^franfreiche find bem ^)apfi
untertan unb werben non ihm regiert.
V3el<h befheibene DloDe fpielte baneben ber Äönig! 2lla 2lttege*
fhloffener hatte er aua ber ^ferne bem Sriumphgug bea ^3apfiee gnfehen
dürfen, ber bie ©rengen ber föniglichen SjanBnuvfyt mieb. 2> n F rön ^
reich Machte man königlich genug, um das gu empfinden, Sifhöfe
drohten, ben iperrfcher non ber ©träfe gu lofen, nnb Urban hielt für
notig, ihnen feht ernjilich in Grinnertmg gu bringen, baß fte bagu nicht
befugt feien. 3nbeffen er fchien ea felbf! gar nicht fo böe gu meinen. Gr
hat feine Verfhärfung augebrohf, gefhweige benn nerfügt, überhaupt
feine Folgerungen aua bem Urteil gegogen nnb beide Gingen gugebrüdf,
wenn baa Äönigepaar ftch durch feine jpofgeifllichen frof allem DUeffe
lefen lief, ala wollte er gn oerflehen geben, baß er nnr notgedrungen ben
3atnenben fpiele. 333ie andere war ©regor VII. mit Heinrich IV. Oer*
fahren! Saß auf SPh*Iipp 0 ©eite ber VSunfh nach £oefprechung leb*
haft war, Oerfleht ftch. ^öenn *t f«ne ©emahlin behalten bnrfte, war er
gn oielem bereit. Sae war allerbinge unmöglich, immerhin würbe, noch ehe
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428
(£rlofcf>en bt* f rangöfi fd)en ^jnr>tftitutfiTeita
feer ^3apfl <5franfreich verlaffen hatte, ein VorfrieBe gefchloffen. Sp^ilipp
verfpracb, fi<h von feinec unrecbfmägigen Königin gn trennen, Urban
hob Ben 2Iusfd>Iu$ aus Ber Äirct>e auf unB hielt nur Bas Verbot aufrecht,
(leb Bie Ärone an ^efltagen auffegen gu Iaffen. 31Ber er tat nickte, ab
ihm geroelBet wurde, Bag Ber (SrgBifthof von Sours gn VSeihnachten 1096
Ben &£nig dennoch gefront habe. 2)er Ärieg, in Bern BeiBe Seile ftch
Bemühten, einanBer moglichfl wenig wehe gn tun, fanB Gnde 2lpril 1098
fein Gnde. ^Ph'^PP l* c g Befdjwören, Bag Bie Srennung von feiner ©e»
mahlin fd^on Befiele, nnB bao Äröntuigo verbot wurde aufgehoben.
Sei Biefer ©elegenheit fd^eint auch Bie ^frage Ber ^norfiitnren, non
Ber ingwifd^en nicht Bie Rede gewefen war, ihre £ofung gefunden gn
haben, eine merfwürdige £ofung allerdings: Ber (Streit wurde fiill»
fdjweigend ab Beendet angefe^en, indem man feinen ©egenfland Beb
feitefd^oB.
Von jeher Rotten Bie Verteidiger Ber 3 nt>e ß* uc durch £aienhand
Behauptet, fte gelte nicf)t dem ficd^Iid^en 2tmf, fondern Bern mit ihm
Verbundenen irdifd^en Seftg. ©egen Biefe Unterfd^eidung hafte fd^on
jrjumbert von Rtopeumoufiero gewettert*). (Sie lieg ftdE^ in Ber Sat
ferner aufrechterhalfen, folange Ring nnB @tab Bei Ber ^a**!** 4 *®
Benugf wurden, denn dies waren Bie rapflifcfj gedeuteten ©innbilder Beo
geifiltd^en 2lrafeo, Ber Ring Bao Qeitfyen unlöslicher Verbindung voti
Sifd^of und ©emeinde, Bie ab geijlige Qtfye gedacht wurde, Ber jrjirfen»
flab Bao3eii^en Beo geifHid^en Regiments. 5)ag £aien über Biefe (Sinn»
Bilder verfügten, mugte einem wachen fird^Iii^en (SmpftnBen unerträg»
lieh Bünfen. 2IBer dem fonnte man Rechnung tragen, ohne Bie Unter»
fd^eidung von 3Imf und Sefig preiogugeben. (So bandelte fldf? nur Barum,
eine (jjorm gu finden, Bie Bao Recht Beo weltlichen 5tirchenherrn am Welt»
liehen Sefig Ber Äirche wahrte, ohne gegen Bie Berechtigte Forderung Ber
&ircbe, Bag Bao 2lmf ihr gehöre, gu verflogen. 3Itif Ber 2luffaffung, Bag
Ber (Staat eine urfprünglich fnndhafte Ginrichtung und feine ^fürfien
und Äonige ^Diener Beo Seufeb feien, wie ©regor VII. gelehrt hatte,
war Bao allerdings nicht gu vereinigen. GBenfo mugte man auf Bas 3i«l
vergiften, dem feit jrjumberf Bie firchlich* Revolution gufirebte, Bie voll*
fländige ^Befreiung Ber Äirche von federn Ginflug weltlicher SHiacht»
haBer. (Solange man an tiefem 3®l fefü)ielt und ftch gu Ben 3ß* en
©regors VII. Befannte, war ein ^riedenofhlug mit Ber (Staatsgewalt
*) 0i ef>e oben 0. 398.
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Trennung Don 2Cmt unb 35efi$
429
nur auf brr ©runblage i^rcc trabebingten Unterwerfung möglich- 2IBer
es badeten auch in gut fird^Iid^en Streifen feineewege alle fo wie ©regor,
unb bie völlige £osIöfnng ber Kirche aus betn 33erbanbe bee irbißhen
(Staates war durchaus nicht nach bem @inn ber meißen, oielme^r war
wo^I non jeher bas Programm ©regere VII. nur non einer {leinen
©ruppe een Unentwegten oljne 33orbehaIf anerfannt worben. Saß ab*
weichende 9I?eimmgen nicht lauf würben, folange ber Äampf tobte,
war begreiflich; als er ßdh legte, durften fte nngefc^ent ^ernortreten. (So
war ein feltenee ©lücf, baß als (Sprecher ber gemäßigten 2In|tdE>f ein
3I?ann auftrat, ber durch ©ele^rfamfeit unb (S^arafter überall Sichtung
einflößte.
5) ob war Sifd^of t>on Eharfres. 2ln feiner fird^Iic^en ©eßnnung
unb Ergebenheit gegen Dlom fonnte niemand gweifeln. ©egen ben 333*1*
len bes Königs gewählt, non Urban II. (iogo) geweift unb barnm seit«
weilig in Kerferhaft gehalten, fyatte er ßdE> beffenungead^tet bie 33er=
raittlnng gwißhen König unb $apß angelegen fein laffen. Urban II.
fdE)enffe ihm großes 33erfranen nnb benu§fe ihn als perjonlicfyen 33er*
treter neben nnb gelegentlich auch gegen jrjugo non ifyon. 3fn ber Kennt*
nie bee ?irchli<f>en Siebte war 3 00 uUen 3 c * f 9 cno fT cn überlegen, feine
Arbeiten auf bie fern ©ebiet ßnb länger ale ein SQfonfchenalter maß«
gebenb gewefen. Sabei war er bei aller $eßig{eif ber ßttlid^en ©rnnb*
fä$e in ber ^Prajrie biegfam nnb anpajftmgsfähig genug, nm ben Er*
fbrberwffen bee öffentlichen Gebens enfgegengtrfommen nnb überall ben
©eiß über ben 23uchßaben, ben 3 ro edP über bie DItiffel gn ßellen. 2£nch
für ihn iß ber ^Japß Dlid^ter über jeden Einzelnen unb jede Kirche, fein
Urteil unanfechtbar, fein Befehl nnbebingt nerbinblid^, folange er nicht
gegen ben ©tauben nerßößt. 2Iber eine gebieterifhe (^orbermtg iß ber
^Triebe gwißhen Kirche unb Königreich, Weil bas ©egenteil beiben Seilen
gura 33erberb aneßhlägf. Um bee ^riebens willen bann nnb foH barnm
bie Kirche ihre ©efe$e nach 23ebarf änbern, auch geredete 2Infprü<he
ermäßigen. „3Bae nicht", ßhreibt er, „bnreh ewig gültiges ©efe| t>er*
orbnet, fonbern nm ber Ehre unb bee 9?n$ens ber Kirche willen ein*
geführt ober »erboten iß, (ann ans bem gleichen ©runbe, ans bem es
erfonnen iß, zeitweilig gurüdPgeßeHf werben. Das iß {eine ßhäbliche
©efe|wibrig{eit, fonbern löbliche unb h^ß h^üfame ÜUnpaffmtg."
Sie 3n»eßitur»erbote billigt er, aber er beutet ße in einem (Sinn, ben
©regor VII. weif i>on ßdE) gewiefen hüben würbe. £fta<h 3 00 *ß bem
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430
3t>o Don (Siparfre*
Äonig wo^ bie 2Iußhänbigmtg ber 2IBgeichen bee Mmtee, nicht aber bie
Überladung bee 23ißfumß unterfagt. Unter 23ißfum aber nerflehf er bie
weltlichen 23e|i$ungen ber Äirche*), ffeUt (ich alfo unumwnnben auf ben
©fanbptraft ber Trennung non 2Imf unb 33eft$. Saß ber ^8e|t| Dom
Äonig oerliehen wirb, non bero er I)errül)rt, hot für 3*>o nichffl 23ebenf=
licheo, ob burd? ipanbreichmig, 2S5inf, DBorf ober ©fab, ifl gleichgültig,
wenn nur nickte ©eijH ifyee mit ber 23erlei^ung gemeint ifl. Mn bie
©teile ber 2>nOe(iifur mit Diing nnb ©fab — bae iß 3 t>0fl Dfteinimg —
mußte bie Überladung ber Äirchengüfer treten, fo würbe ber 5tir<he
gegeben, was ber &ir<he, nnb bem Äönig, was bee Königs war.
©eine 21nffaffnng bem päpfilichen ^Gifar jrjugo non £pon freimütig
außeinanbergnfe$en, wnrbe 3 00 baburih oeranlaßf, baß irjugo bie 233eihe
bee nengewählten Qtrgbifchofß non ©enß wegen Einnahme ber fönig*
licken ^noejlitur Beanflanbete. ^jngo war über baß, waß er 3a lefen
Bef am, empört. 2Inf ben echten ©regorianer, ber er geblieben war, mußte
eß heraußforbernb wirfen, wie hier bie gange $rage alß eigentlich nicht
norhanben abgetan wnrbe. 233o Blieben ba fo wichtige Singe wie
3ahlnng ber £ehnßabgabe, £eijiung bee 23affaDeneibß, Freiheit ber
355ahl non weltlicher (Sinmifchung? Siefe waren eß ja, berentwegen
bie Oieformer feit ijumberf gegen bie £aieninnefiitnr ©tnrm liefen,
ihrethalben erflärten fie fie für ©imonie. ©imonie konnte nach einer
^Begriffßbeflimmnng, bie (ich mit ber Qeit heraußgebilbef hatte, begangen
werben nicht bloß burch naeften &auf ober 23ejlechnng, auch bnr<h 23er*
Pachtungen ober SDerfprechungen für bie 3«f nnfif, nor allem burch Über*
nähme non Sienff nnb ©ehorfam. 2> n biefern ©inne war bie £ehnß*
hnlbigmtg, wenn fie gur 23ebingung für ben (Smpfang bee Mmtee gemacht
wnrbe, nicht weniger ©imonie alß bie 3oh!tmg 000 Barem ©elb ober
Sarbringung non ©efchenfen, burih bie einer bie ©nnff bee Verleihen«
ben gu gewinnen fnchte. 33on bem allem fprach 3 00 m* 4 feinem 3S5ort.
©tatt beffen enthielt fein 33rief eine fcharfe 3utücfmeifung non 2In*
fprächen bee ^3rimaß*£egafen. jrjugo, baburih n0l h o>*h c gcreigf, gogerfe
nidht, ben ©chreiber in Diom gu nerflagen, er höbe gegen bie römifh«
Äirihe gefhrieben, nnb ^t>o wnrbe gnr Diebe gejleüt. (Sr rechtfertigte (ich
in einem ©^reiben an ben ^3apfl unb bot feinen Diücftriff an, Urban
•) Der 2Iu*bruc£ conceesionee epißcopatuum, beffen er im (3egenfa$ jur oarponl»
inveetitura fitfj bebienf, ifl gro ei heutig, ba episcopatas (23i*tum) fotoo^I ba* 33ifcf>of*amt
toie bee 23ifc$of* £errfcf>aft, fein ®ebief, begeitf>nef.
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0tillfcf>roeigenfce ÜbereinFunft
431
ater oerleugnete feinen £egafen, gab bem GrgBifhof non @ens bie
23Seihe, beoor ec ben ^ßrimat non £pon anerBannf ^affe, unb flellte |trf>
in ber ^ ra 9 e ^ et 3nne|iifnr praBfifch auf ben ©tanbpunft 3 t>00 * Gine
förmliche 21Bmachung, necBinblid^e GrBlärung ober ähnliches erfolgte
gwar nicht, aBec wenn nicf)t alles trugt, fo ifi bamals, int 21pril 1098,
gwifchen $apfl unb Äonig ein fliüfchweigenbes ÜBereinBommen getroffen
worben. 3er Äönig oerg testete auf bie ^noeflitur mit Dting unb @tab,
bie feitbem ans ben loniglid^en ^Bistümern ^ranfreidEts oerfdbwinbet, ber
$apfi wiebernm ließ es gefeiten, baß ber Äonig ben gewählten 23ifd^ö<
fen ihre weltliche 3perrfdE>aft oerlieh gegen £eiflung eines Sreueibes.
^3l)ilipp I. ^at ben 23ergidE>f ohne 3 n?e *f c I nur ansgefprochen, um bas
ÄrönungsoerBof losguwerben, bas bamals in ber Saf anfge^oBen würbe.
2lwh ber ^3apfl ^at fdjweclic^ gemeint, mehr als eine oorläufige 3nl*
bnng bes foniglid^en 33erfa^rens gu gewähren. 2lBer bie fliUfd^weigenb
getroffene Regelung ^at jtch eingebürgert. @ie wnrbe nicht geflort,
als SP^ilipp fein 233ort Brach, bie Königin Bei fleh Befielt unb aufs neue
bem 2lusf<hluß oerfiel. 2lls er oier 3 a ^ ce uor feinem Sobe (er flarB 1108)
enblidE? ber Äird^e ben 233iüen tat nnb bie ©emal>Iin entließ, Brauchte
oon 3 nt>e ^ ,för unb ^Bifd^ofswa^Ien nicht mehr bie Diebe gn fein, ber
3nflanb ^atte ftch eingeleBf nnb Bonnte weiterBefle^en. 233urbe ein
23isfura frei, fo legte ber &önig 3$efchlag auf bie weltlichen GinBünfte,
ließ eine 233ahl oornehmen, Befielt ftch aber oor, ben ©ewählten in 23e*
ft| gu feßen. Saß bamif fein Ginflnß auf bie 233al>I felBfl gefiebert war,
liegt anf ber jpanb, nnb für bie fortgefallenen 3 a hlungen Bot ber 23e*
gng ber GinBünfte Grfa$. 21uf biefer ©rnnblage, ben ©ebanBen ^fa 00
folgenb, warb ^Triebe gemacht. förmlich Beenbet war ber ^uueflitnr»
fireit nicht, aber er war erlofdEten, ba Beibe Seile ihre Slnfprüd^e auf«
gegeben hatten. Sie Böniglii^e ^fuUejlitur war Befeitigt, bie Freiheit
ber &irdE>e preisgegeBen.
SaBei ifi es geBlieBen. 233ohI fyat es auch fpäter oon 3 c if gu 3 C '* Rei¬
bungen nnb ©freifigBeifen gwifd^en 5trone nnb ©eifilid^Beit, ßonig unb
33apfl um bie 2$efe$ang oon ^Bistümern gegeben, aber grunbfä£li<h
ifi ber Triebe gwifchen Äird^e unb @taat in ^franBreidh nicht mehr ernfl?
Iiih in $rage gefleüt worben, Bis bie große Dleoolufion am Gnbe bes
adE)fgehnfen ^uh^unberfs mit allen Überlieferungen aufranmte. Gin
immer engeres 23erhältnis gegenfeitiger ^rörbermtg nnb DtücBfichtnahme
Bilbete ftch gwifd^en ^ranBreich unb bem ^3apfl, tief genug wnrgelnb, am
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432
(Snglanb
n atü) norübergehenben Srübnngen f*dE> non felbjl wieberhergufleHen, unb
feji genug, ran and) bcn fyeftigßen (2>tütmen, bie über bie 5tirt^e hin*
weggingen, fianbgu^alfen. 5)aß war für ^rranfreit^ bie $ftuc£t bes
3nnejlifnr|Ire*fs; ein bauernbes (Sinoerjlänbnis unb tne^r als bas, ein
enges 23ünbnis iß aus i^ra erwachfen, wäf>renb er in anbern £änbern
einen ©ärnngsjloff ^interlaffen fyat, ber bas QSer^älfnis gwifchen @faaf
unb i^ird^e nodE) lange 3 C ** nergiftete.
Sie ÄirdEje fyai ($rranSreid[> ben ^friebensfd^Iu^ Ieidjf gemacht. @ie
brandete gegen ben Äönig nidE>f hart gn fein, benn fte war ber ©eifHich*
fest ßd>et. 3wifd^)en biefer unb Dtom Beflanb eine enge ©eifiesgemein*
ßfyaft, feit im frangoftfchen Älertts eine ©enerafion ^eranwnd)6, bie
bereits in ben 2>& een ber neuen 3 e >f erjogen war, 3>been, bie wir als
frangöjtfcfjes ©eijlesgut Sennen. Sa hätte ber tyapß nidE>f einmal feEbji
^frangofe fein raüffen, wie es Urban II. war, um feine ^JolitiS auf (JjrranS*
reich gu fiü$en, bas r6raifch*frangöftfche 33ünbmß ergab ftrf> faß mit
9?otwenbigSeit ans ber Statur ber Singe.
(Sfwas Sam h*ngn, nm ben 5Papfl gn nad^fid^tigem ©ewä^renlaffen
gegenüber bera Äönig non ^franSreid^ gu bejliraraen: fte Ratten einen
gemeinfaraen ©egner im Äönig non (Snglanb.
3 »ifd)en bera Äonig non ^ranSreid^ nnb feinem übermächtigen
SÖaffallen war bie ^feinbfd^aft natürlich, necfd>ärft bnrdf) bie unoermeib:
liehen ©rengfireitigSeiten. (Sine (Srleid^terung fd^ien eingnfrefen, als bie
3 Itad)f 953i[^elms I. bei feinem Slobe (1087) gefeilt würbe: ber ältere
@of>n, Dioberf, erbte bie Sformanbie, ber jüngere, 2SiC^eIm II., bie
Ärone (Snglanbs. 2£ber Seiner ber trüber wollte bie Trennung als enb*
gültig anerSennen, nnb wie ein SaraoSIesfdjwerf E)ing bie 22>ieber*
nereinigung über bera geSronfen jpaupf non QcanSreid^. 2Us fte im 3a$r
1106 burdE) ben @ieg bes (Snglänbers bei Sinchebrap unb bie ©efangen*
nannte ipergog Roberts wirSlich einfraf, gefd^a^ nur etwas, bas man fo
ober anbers längfi I>affe erwarten raüffen.
2IudE) ber ^3apfi I>affe ©runb, im Stonig non (Snglanb feinen ©egner
gn fe£>en. 355il^elm I., „bie ^3erle unter ben ^ürflen", ^affe feine £anbe
ber Dleforra geöffnet, aber bem ^3apfi nerfd^Ioffen. Sen ^Peterspfennig
non (Snglanb entrichtete er wohl nnb ließ &ircE)en nnb Älöfler refor*
mieren, aber ihr .Sperr wollte er aucf) in (Snglanb fein unb bleiben, wie er
es non ber Sfformanbie I>er gewohnt war. 2Son ^prei^eif ber Äir«he war
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Gnglanb
433
unter ihm feine Diebe. Dlachbem bie Säuberung bes angelfächfifchen
Älerus 1070 im päpjllichen Auftrag burd^gefn^rt mar, hat nur einmal
noch ein römifd^er £egaf in befonberer Veranlaffnng englifd^en Voben
Betreten. Sie jlänbige Vertretung bes ^apfles übte £anfranf, ber
^Primas ber englifcfjen Äird^e. Sen Verfehr ber 33ifd)öfe mit Dlora
Beauffid^tigte ber Äönig, ohne fein 233i|fen burften fte Weber Vriefe
noch Voten empfangen. Dtomreifen englifd^er Prälaten waren feiten
unb nur mit (Srlaubnis bee Könige möglich; an ben alljä^rlid^en römifd^en
©pnoben hat nie ein (Snglänber teilgenommen. DTid^f t»iel anbers war
es in ber Dformanbie: ©onberlegafen burften hier wohl erfheinen, aber
ber Primat t>on £pon Blieb gegenüber ber Äirchenpro&ing Dionen ein
toter Vucfjflabe. ©regor hat oerfnd^t in feiner 2Irf bagegen angufärap*
fen: er machte Vorwürfe, fclmlf unb bro^te unb fparte nid^t mit garten
333orfen. 2Iber er erreichte nicht mehr, als baß £anfranE feinen immer
bringenberen 2Infforberungen gura Vefnd^e Dloms im 3 a h r io ^ 3 enb=
lieh ^folge Ieifiete. DHan errät, baß er jtdE> nnb ben Äönig über ben wahren
©tanb ber Singe unterrichten foflte. (Sr wirb gemelbet haben, baß bie
©a«he ©regors »erloren fei. Sas blieb nid^t ohne VSirEung. 333ir
wißen, baß ber Äönig feitbem ©regor ben DtücEen gefegt hat. 3m
©freit ber ^3äpf!e war (Snglanb in ben lebten 3ah ren DSSilhelras I.
neutral, ©ein Dlachfolger behielt biefe ^JoIifiE bei. Siemens III. bnrfte
£anfranf mit (d^meic^eU^aften Vriefen umwerben, ihn wieberholt nnb
bringenb an ben ßhulbigen Vefuch Dloms unb bie (Sntrichtung bes
^Peterspfennigs mahnen, fogar ber Vef^werben einer englifchen 2Ibfei
gegenüber bem Äonig fiel) annehmen, er erreichte bamif ebenfo wenig
wie Urban II., als er, bie Satfachen geßsffentlich nicht beachtend, mit
£anfranE bie alten Vegiehnngen angafnüpfen oerfud^te, wie wenn nichts
geßhehen wäre.
V3ilhelm II. war ein roher nnb gpnifher DUenfcf), ber fid^ nm ©otf
nnb £eufel nicht fherte nnb bie Pfaffen »erachtete. Sie Kirchen feines
£anbes behanbelfe er als ©elbqneBen, ließ nach £anfranEs Sobe (1089)
bas (SrgBistum (SanterBurp brei 3 a h ce uobefeßt, nm bie (SinEünfte felbjl
gn genießen, unb »erlieh es fchließlich bem DHanne, ben er für ben
beqnemjien hielt. (5s traf fiel), baß biefer gnglei«h eine £enchte mönchifher
^romraigfeit nnb EirdE>Iicher ©eiehrfaroEeit war, bie über bie
hnnberte jlrahlt nnb Bis heute ihren ©chein nicht »etloren hat. 3eber
©ebilbete Eennf ben Dramen 21nfelms t>on Sanferbnrp, bes Sheologen
Jpnllrr, So# ipapfUum IP 28
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434
II. tsnfc 2(nfe[m von @anferburi)
trab ^ilofop^cn, bet bie 3^ bcr angeblichen 23ernunftBeweife für bas
)X)afein ©off es um einen necme^rf unb bie fie^re non ber Dtec^fferfigung
ausgebanf $at. ©ebürfig aus 2Iofia, war er, ben ©puren £anfranEs
folgenb, in bie 3?ormanbie gewanberf unb im Älofler 23ec, in bem £an=
franE gelehrt ^affe, SQßbnch unb 2ttf geworben. 3m 3 a h r io 93 berief
i^n ber Äönig auf ben ©fu^I non (SanferBnrp.
(Sr faf es nngern auf ^Drängen non 23ifdf)öfen nnb £orbs, nnb er
fäufcl>te ftcf) in bem 9Rann feiner 233a^I. 2tnfelm, lebensfremd nnb alles
el>er als ein ^errfd^er, war für bie ©efd^äfte ber 233elf nid^t geraffen,
fte nerbroffen i£n nnb machten if>n EranE, er fyatte SjeimweJ) natfy ber
9tu^e bes Älofiers nnb trug fiel) jiefs mit bera ©ebanEen an DtücEfriff.
2£ber bie firenge §oIgerid)figEeif, bie im SenEen feine ©färEe war,
üBerfrug er auch anf fein ipanbeln. 3 u S c (^^ n ^ >n *fT c S u mailen, wo er
ftch im Dted^f glaubte, brachte er nidE>f üBer fich, nnb irjinberniffe nor=
jtd^fig gu umgeben, war i^m nicht gegeben. ©o bauerte es nicht lange,
nnb er war mit bem Äonig gründlich überworfen. 9?achdem bie erfien
©freifigEeiten wegen ber £eifitmgen bes (SrgBifchofs fnr ©taafsgwecEe
mit UXtüfye Beigelegf waren, brach im 3 a h rc 1094 ber offene jjtader ans,
als 2£nfelm bie (Erlaubnis nerlangfe, nach Dtora gu reifen, um ftch bas
^PaOinm gu ^olen. 23on ber 9?ormanbie ^er an bie 2InerEennung Ur=
Bans II. gewöhnt, hafte er in feiner Unerfa^reu^eif nerfäurat, ftch über
biefen ^3unlf t>or Annahme bes (Ergbisfums @idE>er^eif gu nerfd^affen.
3 «$* Verbot ber Äönig nicht nur bie Steife, er wollte 21nfeltn wegen 2Iuf=
le^nnng durch bas ^ofgeridE>f aBfe|en Iaffen. SDantif brang er nicht
durch, obgleich bie 23ifchofe ihren ^rtmas im ©fich liefen. SRun wanbfe
ftch Etßil^elra felBfi an ben $apf! unb Bof i^m bie 2InerEennung an, wenn
bas 33aHinm i^m überfanbt würbe, bas er nach .Befeitigung 2lnfelms
einem i^m genehmen (Ergbifcl)of ausjuliefern gebadete. Urban II. ergriff
gern bie ©elegen^eif, (England für feine Partei gu gewinnen, unb ent*
fanbfe ben Bifcljof non 2Ubano, ber gang offen non 2Infeint abrücEfe nnb
ftch mit bem Äönig dahin einigte, baß biefer UrBan als SPapfl anerEennen,
aber anf £ebensgeif bas EBorred^f erhalten foHte, Seinen Legaten in (Sng-
lanb gu fe^en, ben er nidE)f felBfi gewünfd^t haben würbe. Um folgen
^}reis nergid^tefe 233iC^eIm anf bie Befeitigung 2lnfelms, nnb biefer
empfing bas Gallium, aber er grollte bem 3iömer, ber nicht nac^brücE*
lid^er für ihn eingefrefen war. 3** feinem Streife hatte man Sein 23er*
fiänbnis bafür, baß am päpfilidten ^of bie 2InerEennung UrBans durch
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2BiI$eIm II. unb 3(nfelm Don (5anter&uri)
435
(Snglanb für widriger galt als bie JGerfeibigung eines tragefcfyiiften ratb
barutn unbequemen Anhängers. 9Itan fonnte ftch bas Verhalten bes
Legaten nur bard) 23eflechtmg erflären ratb beflagte ft«h, baß in Dtora
©olb ratb ©über meHjr gälten als ©erechtigfeit.
An ber £age ber englifdten ^Bistümer nnb Stlöfler ^atfe ftch baBei
nichts geänberf, nacf) wie oor BlieBen fte t>om Äönig abhängig nnb würben
non i^ro für flaatlictye 3wecfe attsgentt$f. 3er 23ifdE>of non Albano hat
fogar gugelaffen, baß Anfelm genötigt würbe, Beim (Empfang bes
Galliums bem heiligen ^3efrns nnb bera SPapfi ben ^erforaralid^en (Sib
bes ©e^orfams „unter SCorBeljalf ber Streue gegen ben Äönig" gu
fhwören. (Sin päpfllid^er ©onbergefanbfer, ber neben anberem wegen
ber 23ehanbltmg ber Äird^en bem Äönig 33orfieHungen machen foDte,
nutete nichts aus. 233ilhelm ließ bem !ßapf? eine Bebentenbe ©elbfumme
überreifen, er nerfpraf nof mehr — ber ^)eterspfennig war ja feit
nielen rcn nif t gega^It worben — tmb erreichte bamit, baß UrBan
einwiüigfe, bie Angelegenheit gu oertagen. 233ieber erregten ftf fireng»
ürflife ©emüter über „ben unerfättlifen @d>Iunb römiffer ipab*
gier", für ben bie ($hre ber engliff en Äirf e tmb bas Anfehen 2toms
nichts gelte.
60 bauerte nif f lange, fo brach ein neuer ©freit aus. 3er Äonig
warf bem Grgbiff of oor, baß bie SJruppen, bie er feilte, nif fs taugten.
3er (SrgBiffof beffwerfe ftf, baß ber Äönig fm ©fiter feiner 5tirfe
norenfalte, er forberte anßerbem bielXnterfläßnng bes Honigs bei feinem
Vorhaben, ben 3»f <wb ber Äirfen nnb bie ©iffen ber £aien gu Beffern.
3a er nichts erreichte, erflärte er, ben ^3apf! perfonlif auffufen gu
wollen, tmb hielt biefe Abftft gegen bas Verbot bes Königs aufreft.
3aranfhin würbe fm oor bem ^ofgerift ber ^3rogeß wegen tlngehor*
fams tmb Srenbrufs gemacht, ber gnr (Snfgiehnng bes (SrgBisfnms führen
mußte. 3urf ein eibliches QSerfprefen, nie mehr ben ^3apf! anrnfen gn
wollen, hoffe Anfelm ftf 23egnabigmtg erlaufen fönnen. 3as lehnte
er ab: „@oId>en (Sib ffwören, hieße ©anft ^3eter abffwören. 233er
aber ©anft ^3efer abfhwörf, ber fd^wort (Shrifitts ab, ber ihn gum
dürfen über feine &ird>e gefegt h«t." 3araufhin mußte er bas 2tei<h
neriaffen, anf bas (SrgBisfum legte ber Äönig bie irjanb.
Anfelm Begab ftch guerfi nach £pon gn (Srgbifhof jpugo, ber ihm non
früher nahefianb tmb ihn in biefer Angelegenheit berief. 3ann ging er
nach Dtom. (Sr ifi borf perfonlich in jeber 233eife geehrt nnb ausgegeichnet
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Urban* II. Sage in 9tom
worben, aber erreicht hat er nichts. 2£bgnbanfen erlaubte ber [ßapfi ihm
nidf)t, aber unterf!ü$t hat er ihn auch nicht. (Sin Dlta^nfd^reiben an ben
5 tönig, bem (Srgbifcfjof bie ©fiter (einer Äird^e gurücfgugeben, war allen,
wogu Urban fuf> auffd^wang. 3 *°ar neranlaßfe er 2 lnfelm, gegen ben
Äönig wegen Unterbrficfung ber &ircf)e Älage gn ergeben, (Zellte ihm
auch in 2Insftcht, bas ©dauert ©anft Cetera gegen ben ©chnlbigen gn
brauchen. 2Iber als bie @ad^e auf bem Äongil gn Bari im Öftober 1098
gur Verhanblung fatn, erfolgte feine Verurteilung, fonbern Vertagung.
(Sbenfo im folgenben 2 IpriI auf einer ©pnobe in [Rom. 3 )a fe|te es fo=
gar einen peinlichen Auftritt: ein italienifd^er Bifihof äußerte fleh
empört über biefe Verfc£>Ieppung. Urban begätigte ihn nnb nerfd^ob bau
Urteil anf (Snbe ©epferaber als lebten enbgfilfigen Termin. 2 £ber e^e es
bagn fam, war ber ^ 3 ap(l geflorben. 2 lnfelra hatte [Rom fd^on Dörfer
neriaffen nnb feine 3 u ffa<ht in £pon wieber anfgefud^t. (Sr hafte für
[Rom gefämpft nnb fah ftch non [Rom im ©tief* gelaffen.
Urban II. ifl deswegen bis in bie neuefle 3 *if bitter getabelt worben.
3 Uan ih m norgeworfen, er habe „über ben niebrigen 3 ntcrc ff cn
bes äußeren ^ 3 refiige unb ber fräangieüen [Rentabilität gang bas ibeale
3 icl aus bem 2 Inge nerloren". 3 Das Urteil ifl ungerecht, es nerfennt bie
£age, in ber ber SPapfZ ftch befanb. (Sr hafte gn wählen, ob er für bie 2 ln-
fprüche bes (Srgbifd^ofs eintreten unb babnrch (Snglanb abfloßen ober
es durch einzeiliges ©ewährenlaffen bei feiner Partei fefl^alten wollte.
5 )as war feineswegs nur eine ©ache bes äußeren 2lnfehens: ber 2£bfaQ
(Snglanbs, noüenbs fein Übertritt anf bie (Seite ber ©egner fonnte bie
faum errungenen (Srfolge ernfllicf) gefährden. VSenn ber englifd^e
[Peterspfennig nach [Raoenna flaff nach [Rom floß, nerfchoben ftch bie
Verhältniffe in 3 >falien, trab ber notbörftig beenbefe Äampf begann
non norne. 2 )en [Peterspfennig aber fonnte Urban felbfi nicht entbehren.
(Seine £age war nach ber [Rücffehr nach [Rom noch feineswegs glängenb,
fte hat ihn nicht nnr gegenüber (Snglanb gn [Rachgiebigfeiten genötigt,
bei benen man mit bemfelben [Recht non Preisgabe ibealer 3* c ^ c erben
fonnte. [Rom fettfl würbe er erf? allraählich £err. Bei feiner Dtücf=
fehr im Segeraber 1096 waren bie ©egner in ber (Stabt noch f° farf,
baß frangöftfehe Äreugfahrer in ber ^etersfirche nom Secfengebälf ans
mit ©feinen beworfen würben. @0 erbittert war bie (Stimmung, baß
feiner feines £ebens ftther war, ber als Urbanifl erfannt würbe. [Roch
im gweiten 3 a h c nach Urbans [Rücff ehr haben bie Anhänger (Siemens’ III.
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Unt erif alien
437
mitten in Dtom eine förmliche ©pnobe ab^alten und bie Vertreter bee
^Papjlee, bec felbjl in Unferitalien weilfe, gar Verantmorfung ßorlaben
dürfen. Grfi nad^ i£>rer Vertreibung tyaf Urban bie Gngeleburg, bas
•BoDroerf feiner ©egner, in 33eft§ nehmen Sonnen, ber Umgebung Dtome
mar er nodE) Eeineemege jperr. 3» ßberifalien erlitt bie päp|HidE)e Partei
bald einen empfindlichen Verluf! burdE) ben 2£bfaH bee 223elfen£>aufee.
Ser junge 955elf mar es müde, bie 3?uH an ber ©eite feiner alten ©e*
ma^lin gn fein, er »erlangte Verfügung über i^ren 33eftß, nnb ba itym
bae »ermeigerf mürbe, trennte er ftdE> t>on i^r (1097). 3»nfblgcbcffen fagte
(id? audE) fein Vater, ber 23aiernI>ergog, »on ber päpfllidEjen Partei Io0,
öffnete bem Äaifer bie V3ege gur DtücEEetyr nadf> SeutfdEjIanb nnb be=
roü^te fid£> mit (Erfolg um (5friebene»ermifflung. 3 m 3 a ^ r 1098 H*nt bie
2Xu0fo£)nang bee Äaifere mit feinen fnbbentfd^en ^feinben gnflanbe.
Um fo mistiger mürbe ee nun für ben ^3apfl, baß er auf Unteritalien
gälten Sonnte. 2lber andE) tyier entroicEelfen fl<$ bie Singe Eeineemege
günfiig. Ser fange Qfürji Diidjarb II. t>on Gapua mar burdE) einen 2luf=
jfanb aus feiner ^anptflabt »erfrieben nnb genötigt, an bie ipilfe bee
ߣ>eime t>on 2lpulien gn appellieren, ipergog EKoger brarf>fe fte au<$ nnb
fe$te ben DTeffen mieber in 25eftß, »erlangte aber bafür bie £e^ne=
^ulbigung, bie tym nid^f »ermeigert mürbe. Ser EPapfi Sonnte nidEjfe
bagegen tan. ©d^meigenb mußte er gnfe^en, mie Gapua in bauernbe
2lbtyängigEeif »on 2lpulien geriet nnb bie röraifcfje ÄirdEje einen VaffaHen
»erlor, ber ityr je|f nur nod^ burdE) Vermittlung bee .Spergoge unferflanb.
VSenn man ftd£> erinnert, melden 233erf ©regor VII. barauf gelegt
^atfe, baß Unferifalien gefpalten bliebe, fo ermißt man bie ©röße bee
Vergifte, ben Urban II. £ier auf ftc£ nal>m.
Ginen nidE>f geringeren mutete itym gur felben 3*if Stöger »on ©igilien
gu. §ür ben ^3apfl bilbete ber glücElic^e Gröberer ber reichen 3 n f c ^ —
©igilien be^errfdE)te banE feiner £age bei bem bamaligen 3ußanb ber
©dEjiffa^rt bie ipanbelemege »ora SEt>rrl)enifdE)en EJIteer nadE) ßflen —
für ben SPapfi bilbete Dioger neben ber ©räfin EJItafljilbe ben fiärEflen
DtüdHjalf. Urban fyafte ee ale großen Grfolg buchen bürfen, baß bie Ver*
lobnng Äönig Äonrabe »on Italien mit ERogere Heiner SEodE>ter gufianbe
Sam. 233äf>renb er unfermege natfy ^ranEreid^ mar, mürbe bie 23raut
bem ^Bräutigam in Epifa mit reifen ©d£>ä$en gugefä^rt. 2£6er um=
fonfl moDfe audE) biefer Vaffabt nidE>f bienen, er forderte feinen £o£>n anf
bem ©ebief ber Äird^e feinee £anbee. ©ie mar unter arabifcfjer jperr*
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438
(Sigilten
fdjafe oollig oerfallen unb mnfte neu aufgeBauf unb georbnet werben.
(Sine fd^tnierige nnb ^eifle Aufgabe, benn waa non i£>r noch bejlanb, war
griec^ifd) wie ein großer Seil ber 23eoöIBertrag, namentlich in ben
@fäbfen. D7nr natürlich war ea, baß bie wiebet^ergejleHfen 25iafümer mit
£afeinern befeßt würben, aber ber Älerua war nach wie oor griechifd),
nnb gcied>ifd> waren bie ga^Ireid^en Älöfler, burch (Sprache, formen
bea ©otteabienfiee unb Ütecfyt non ben Lateinern gefdE>ieben, nid^t gn oer*
geffen bie aBweid^enbe £e^re ootn ^eiligen ©eijl. 333eld^e großartige
2lnfgaBe, bie Äird^e (Sigiliena mit Dtom in fibereinjftmmung gn Bringen!
(Sie hätte non Otecfyte wegen bem romifchen (Stahl gufatlen muffen, ber
hier, in feinem eigenen £e^nreid^, ein glängenbea 2 lrbeitafelb, eine gange
^ßroning gn erobern norfanb. 2lber ©raf3toger badete andere. (Sr wollte
.Sperr ber Äirc^e feinea £anbea fein, wie er ea ana feiner Speimat, ber
9?ormanbie, non früheren feiten l>er Bannte. 233enn er ea fein foHte,
bnrfte bie 3?enorbnung ber Bird)lid^en QSer^öltniffe nicht anbern Spän*
ben, auch nidE>C bem ^3ap(l, überlaffen werben. Sarnm nahm ber ©raf
ea fel>r übel, ala Urban für (Sigilien einen £egafen ernannte. Gr
oerlangte für fid) baa gleiche SGorred^f, baa foeben erfl 233iII>elm II.
für Gnglanb erhalten fyatte, nnb mehr noch ala baa, in 2lnbefrad^t ber
befonbern Söer^ältniffe. Urban aber war nicht in ber £age, ea gn
oerfagen. 2lm 5 .3*^* 1098 ließ er in (Salerno bie UrBtmbe auafieDen,
burch bie er bie Äird^e auf (Sigilien bem £anbee^errn für gwei ©ene=
rationen nollflänbig unterwarf. 3 utn £o^n für feine erfolgreichen
Äämpfe gegen bie ©aragenen mtb für bie bem ^eiligen (Stuhl geleifleten
Sienjle worbe ©raf Dloger gum „befonbern nnb aQerteuerfien (Sohn ber
&irche" erBlärf unb ihm baa Vorrecht oerliehen, baß bei feinem mtb
feinea nüchfien Grben £ebgeiten Bein £egaf nach (Sigilien gefcficBf werbe.
Vielmehr würbe ber SPapfi in 2 laaübmig feiner diente fcl> auafchließlich
bnrch ben©rafen nertrefen laffen. Sie fern wnrbe gngleich anheimgefieHt,
ob unb burch wen er bie (tgilifhen Äin^en auf romifchen (Spnoben ner-
treten laffen wollte. 3« ber ©efd^id^te ber romifchen Äird^e h<*t biefe Ur=
Bnnbe nicht ihresgleichen, fte geht fogar Weiter ala allea, waa baa gried^ifd^e
(SfaafaBirchenfum bem Äaifer non Äonflanfinopel einräumfe. Urban II.
wirb gewußt haben, waa er preiagab, in feiner bermaligen £age preiageben
gn müjfen glaubte. 3Q3eIche Kämpfe einfi um biefea Pergament enfbren*
nen foHten, Bonnfe er nicht ahnen. Gr beeilte jid>, bem ©rafen barch
23efeitigung einer jpauptfchtoierigBeit gn ipilfe gn Bommen. 2luf einem
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0er Äreujjug
439
Äongil gn Sari, baß ec im Öftober bea fetten 3^es ähnelt, würbe bie
$rage nach bem Sluagang beß ^eiligen ©eijleß öec^anbelf. Sie griechi*
fd^e ©eifllichfeit Unteritalienß nnb ©igilienß oertraf bie orientalifd^e
£ehre, 21nfelm non Ganferbnrp bie aBenblänbifd^e. Sie ©riechen er=
Härten ftch für übergeugf, nnb burch einflimmigen Sefchluß würbe fefi*
geteilt, baß ber ^eilige ©eij! nom 2Safer nnb nom @o^n auege^e. 3S5ie
aufrichtig bie 2ttf!immnng ber ©rieten war, if! eine @a<he für ftch-
Sor ber 333elf jebenfaflß war eß enffd^ieben, baß baß normännifd^e 3£eich
in 3 ta ^ ca f^h * n b et ©iaubenßle^re nom Öfien getrennt nnb bem
233e|ien angefä)Io(fen ^atte.
Sie große (Sorge beß ^Papjleß galt in biefen 3^«» bem Äreuggug.
3*ne cegellofen Raufen, bie tmgebttlbig nnb ungeräfiet noraußgeeilt
waren nnb Beim erjlen 3 u f amnienfre fF cn mit ben Surfen aufgerieBen
würben, werben ihn faum Befd^äjtigt ^aBen. Sen ^ärffen nnb Drittem
hafte er neun Düonafe 3 e >* S uro ^üß en gelaffen. (Sie wnrbe, wie gu
erwarten, non ben meinen nBerfd^ritten. 3m iperBfl iog6 Brach man auf
betriebenen S3egen nach bem ßflen anf. 3° Ben ^rangofen Ratten
ftdE> gwei italifd^e DR'ormannen gefeilt, Soemunb non Sarenf, ber (Sohn
DioBerf ©nißcarbß, unb fein 9?effe Sanfreb. 2Iucf) in ben (Sfäbfen
3talienß war bie Äreugprebigf erfolgreich geWefen, Bologna erhielt
bafnr nom ^3apfl Befonbereß £oB unb bie P3erfid)ecung, baß allen, bie
ohne Verlangen nach irbifc^em ©ewinn, nur gum Sjeil ihrer (Seelen
an bem 3 u S e teilne^men würben, bie gange Süße für if>re gebeichteten
(Sünben erlaffen fei.
333ir bärfen bie 2Inarücfenben nur auß ber fäetne Begleiten, fo an-
gie^enb eo wäre, ihre nerfd^iebenen (Schicffale näher fennengulernen.
£T£ur fo weif fte auf baß ^3apf!tnm gnrüdFwirfen, gehören bie &reuggüge
in unfere SarjieHnng. 3 n Äonflantinopel Ratten bie (^ürjJen nnb i£)re
jrjeere Biß gnm 3Qf£ai 1097 f«h gefammelt, nnb nad^ langen unb fdE>wie=
eigen Ser^anblungen war man mit Äaifer Sflejioß üBereingefommen,
ihm alleß anßguliefern, waß an e^emalß gried^ifd^era ©eBief erobert wer*
ben würbe. 2Qß nnn (Snbe 91?ai 1097 ber Sormarfch in Äleinaften
Begann, geigte ftch fogleich bie taftifd^e Überlegenheit ber 2ttenblänber.
Sie türfifd>en ^eflnngen ergaben ftch, ihre Sruppen würben im ^felbe
gef4>Iagen. DTach ÜBerfchreiftmg beß Sauruß fam man in ein £anb mit
wefentlicl) dhrifHicf^er Seoölferttng. @eit etwa 1020 war baß jßinfer*
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Oec Ärtujjug
lanb bes ©olfea Don 2Üe,ranbreffe Don armenifihen Slnawanberern Be=
fabelt, bie in Öen Äreugfahcern i^ce befreiet begrüben. 3 ra ^ärfientnra
Gbeffa (heute Xlcfa) Begehrte man einen Don ihnen gara jjjerrfiher, nnb
©raf 25albuin, ein 23ruber ©otfrieba Don 33oai0on, übernahm bie
Ototte. DJtit 200 Stiftern feennfe ec fid> vom Spanpfaeer, mar feierte nach
Gbefja, rnnebe Dom borfigen fnrfifdjen ^ürfien gara (ScBea unb Otegen-
fen eingefe$t, vereinfachte fidj aBec bie 21 ufgabe, inbem ec ben 9Itann
nmBcingen ließ. @0 war bec ecjle gceifBace unb baueenbe Grfolg, für bie
3nfunff wichtig, weil Gbeffa ala Äcengnugapanft bie ©fragen Don mtb
nad> 5Ueinajien, älrmenien, Oltefopofaraien unb ©pcien Be^eccfc^fe.
3 m ßft ober 1097 fianb man doc Slntiodfia. Sie uneinnehmbare ©fabf,
nach fteBenmonatigec ^Belagerung bur<h £5efle<hung nnb 23erraf ec*
oberf, wäre Beinahe bas ©caB btc Äreujfahrer geworben. Senn nnn
warben fa von bem hetanrücfenben Speer bes (Sultane Don Dltojfal
eingefdbloffen, Bia ein mit bem Oltuf bec 23ergweiftung unternommener
Sluafall fie Befreite nnb ben $einb DecfcieB (28. 3“*>i 1098). 9Itif bec
@iegeaboff<haft fanbte man bem ^3apfi bie Slnfforberung, farüber^u-
foramen unb ben erfien tSifcfyofsfa bea 21 pojlela Petr na eingnnehmen.
Sann Beamte ber Sob bea oBerjlen ^ührera, bea 23i fdjofa 21öemar Don £e
y}np ( 1 .21ugufi), eine Boje Hemmung. Unter ben Qftrflen Beaten3wiflig»
feiten ans, bie 3 a fid^Iid^fen niemanb ba wac, nnb im ©freit nm ben 23e=
|1$ Don 2InfiodE>ia »erging ein h«IBea 3 a h r - ® r fi im 3 annar io 99 ev ‘
gwangen bie Gruppen ben 2 IufBru<h, nnb Iangfam ging es nnn fübmärfo
anf 3erufalera gu. ipier hatte fleh foeBen eine wichtige JOeränberung
gugefragen. Ser (Smir ber ©fabf, bec bie jrjerrlichfeif bec tnrfifchen
©ulfane gufammenBrechen fah, h°tte ©chu$ Dor ben £afeinecn gefacht,
inbem ec fleh bem Ähalifen Don ÜÄgppfen anteewaef. Oltif bie fern alfo
rankten bie Äreugfahrer ala mit ihrem ©egnec rechnen, ala fie Einfang
3»nni 3 ccu f a ^m angeiffen. Sie ©fabf wac fdjlecfyt Befefligt nnb würbe
fchledhf Decfeibigf, bagegen traf gerabe gu rechter 3eif eine flotte Don ©e=
nna mit ben erfocberlichen iBelagerungamafdhinen ein. 31m 14 . io 99
worbe bec ©farm nnfeenommen, am folgenben Sage wac
im Z&efa bec Geißen. Ga würbe DöUig auageplünbeef unb auagemorbef.
21fle Ungläubigen warben getötet, wie ein 333aQ lagen bie fielen cinga
nm bie ©fabf nnb Derpejlefen noch lange bie Umgegenb. SRÜd^t einmal
ber @«ha| bec Äicche Dora ^eiligen ©caBe würbe gefront. SanEceb
wac es, bec ihn fi<h aneignefe nnb gegwnngen werben maßte, wenigfiena
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Urban II. 23ebentung
441
ben größeren Seil h*ransgugeben. Sen 23eß$ 6 er eroberten ©fabt
(teerte am 12 . 2luguß ein ©ieg Bei 2lsSalon über bas gu fpät gekommene
ägppfißhe .Srjeer. Ser 3t»*t£ bes Unternehmend war erreicht, unb ein
trinmphierenber iöeric^f Sonnte an ben SPapfi erßaffef werben.
Urban II. ^af ben ©ieg beo Ärengheeres, feines feeres, wohl noch
erlebt, aber nicht mehr erfahren. Sie Ie|te 3Za(fytid}t, bie er erhielt,
hanbelfe 00 m ©ieg bei 2 Intiochia, aber auch von bet ©efahr, in ber bie
gufammenfchmelgenbe Sruppe banernb fhwebte. (Sr war baher eifrig
nm 3^a«hfhBb bemüht, unb es iß Sein 3*®eifel, baß anf fein ^Betreiben
bie genueftfchen ©chiffe ansgelaufen ßnb, bie gur fhnellen (Srobernng
2>etufalems oerhalfen. (5s heißt fogar, Urban habe felbfl nach beraßrienf
anfbrechen wollen, wo eine nberragenbe 2Iutorifäf angeßchts ber Un=
einigSeit ber Rührer bringenb not tat. Siefen ©ebanfen hat er bann boch
fallen laßen nnb jlaff feiner ben (Srgbißhof Sagobert t>on Spifa, ben wir
als einen ber mutmaßlichen Urheber bes 5treuggngsplanes fhon Sennen,
als bevollmächtigten Vertreter ansgefanbt. Sann iß er am 29 . 3nli
1099 geßorben, bie ©orge um (Schaltung nnb Erweiterung bes ©ewon*
nenen feinem DRnchfoIger hinterlaffenb.
Urbans 23ilb Weiß wiberfprechenbe 3üge anf. ©egenüber ben 2ln=
fprnchen ©regors VII. bebeutef feine Regierung einen ßarSen JÄücfgug,
manche feiner DItaßregeln fehen fogar aus wie Verleugnung bes 3 'des,
bas feit SR'iSoIaus II. in Dtom verfolgt würbe. Saß er über bie 3tedE>fe
feines 2 lmfes nicht anbers als ©regor badete, brach bei aller biplomati«
fhen Vorßchf gelegentlich hervor. ©in ^öifidEjof von dambrai, ber ihn
im Dlechfsßreif auf bie Äanones verwies, beSam gum (Srßannen ber
2 lnmefenben bie 3lntworf: „2Icf> was Äanones! 3Tteine Vorfhriften
follen maßgebenb fein." Sem ©ef<hi<hfsfchreiber bes ^Bistums Sommt
babei ber Vers 2> ut> enals in ben ©inn. „Sa ßeht man," bemerSt er,
„baß ber ^öapß alles war. 233o es ihm paßte, hieß es ,©o will, fo Befehl*
ich, mein 335iHe erfeßt bie Segrünöung/" SeSannf war Urbans 2ü>*
hängigSeif vom ©elbe. ©eine V3iHfährigSeit gegen (5nglanb hatte gum
gnten Seil biefe Urfache: et Sonnte ben ^3eterspfennig nicht entbehren.
3I?an traute ihm gn, ja man behauptete, es fei feine ©emohnheit, ß<h
für einen gn ermartenben Urteilsfpru«h im voraus begaben gn laffen nnb
ben 3ahknben nachher gn enttäufhen. Von bem vorhin erwähnten
25ifhof von dambrai forberte er 300 3I?arS. Ser Bifhof verweigerte
ße nnb meinte, als er unrecht beSommen hatte, bie 3 a hlang würbe ihm
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Urban* II. 23ebeutung
nichts genügt fyabe n; ec wäre nur ^inge^alten worben, wie man es oft
erlebt fyabe nnb fäglic^ erleben Sonne. Sie 3I?ad^f, bie ©ilbet nnb ©olb
beim ^3apfi ausübten, tyaf ein UnbeSannfer in einer fafirifdEjen ©tf)ilbe*
rnng unter bera SecSnamen ber ^eiligen 9Uärfprer 2llbinus nnb Dtnfinns
— „©ilbecmann nnb ©olbberg" Sonnten wir fyeufe fagen — gegeißelt,
wobei er Urban nnb feine &arbinäle als eine unmäßige SrinSergefeH*
fd^aft ner^ö^nt. Sem 2ln feigen bes ^3apfitums Sonnten folc^e Singe nidfj>t
forberlid) fein. (Seit ben Sagen Urbans II. bilbete fidE> ber Dtnf non ber
&änflid^Seit nnb ©elbgier bes römifdEjen Sjofee.
Sennod^ ifi bie ^rage berechtigt, ob bie 9?eafdhopftrag bes Papfhums
gelangen wäre ofyne bie Singe, nötigenfalls andE> bebenSenlofe .Spaltung
biefes (^rangofen, ber es necfianb, bie ©runbfäße gur 2lnerSennnng gn
bringen, inbem et auf ifyre Befolgung nergichfefe. 2lns bem poIitifdEjen
nnb fmangieüen 33anSerott, ben ©regor VII. ^inferließ, Sonnte bas
Papjitum nur gerettet werben, Wenn es für ben 2lugenblicS gn oergidjfen,
^orbernngen garücSgufiellen nnb fii$ ben Umfiäaben gn fügen nid)f ner*
fdE>raäf>fe. Sas war bie Äunfi, bie Urban II. nerfianb. Saß er auch
anbers Sonnte, hat er bewiefen. Ser ^3apfi, ber 2lnfelm non (Santerburi?
im ©fiche ließ, ben nnSIaren ^rieben mit bem Äonig non (JranSreicjj
fd^loß nnb bie 5 tirdE>e ©igiliens bem £anbes^errn anslieferte, ber^3apfi
ber fyeimlicfyea ©d^lid^e nnb nnfanbern SUiffel, ber bie häßliche (S^e
gwifdEjen 9ÜafhiIbe nnb 933elf fiiftete nnb jpeinrich IV. burch 23er*
fü^rnng bes eigenen ©o^nes gu ($rall brachte, er ifi auch ber ^ßapfi, ber
mit großem (SnffdEjIuß bas Zeitalter bet Ärenggüge eröffnet ^af.
9?ach Urbans Sobe fdfeiat bie Neuwahl nicht ohne ©d^wierigSeifen
gnfianbe geSommen gn fein. (5rfi am fed^ge^nten Sage, bem 14 . 2lngnfi
1099, wnrbe ^Pafd^alis II. geweift. Ser ^riefier ^Rainer nom ^eiligen
(Siemens war noch non ©regor VII. gam Äarbinal erhoben, ©ebürfig
aus ber Diomagna, war ec EJItönd) in einem nnteritalifd^en Äloflec ge*
wefen, bann 2lbf non ©anSf £oreng in Dtom geworben. 2ln Erfahrung
in ben ©efdjäften fehlte es ihm nitf>t, bo<h feine wiffenfd^aftlid^e Sil*
bang galt für nngenügenb. Saß er and) Weber ein großer (S^araSter
noch ein gewanbfer ^olitiSer war, follte erfi feine Regierung beweifen.
3 n mehr als gewöhnlichem 9Uaß hat ec fich non anbern leiten nnb non
ben (Sreigniffen be^errfdjen laffen.
©eine Anfänge fianben im Qeitfyeu ber großen (Srfolge im ßflen, non
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Anfänge 'Pafdjaliä’ II.
443
benen bie Äunbe im £aaf bes 333infers 1099 aaf 1100 bas 2IBenbIanb
durcheilte. 23on ihrem gewaltigen (SinbrutB ließ bet ^)apjl in feiner 2Inf=
worf anf ben ^Bericht ber Ärenjfa^rer nur ein mattes (Scho hören: ©off
habe bie SBSunber ber SGorgeif erneuert, t>or ben ©ebefen ber ^rießer
feien bie Litauern eingeßürgf wie einß nor bem ©hall ber ^ßofaunen.
Sie £age ber ©ieger war nicht unbebenBIich, in ber nerobeten @fabf
mit ihrem menfhenarraen jrjinferlanb gingen fte faß in ber £nft. Sarura
war je$f ber GR'adjfc^uB bie nornehmße @orge. (Sr fanb ftd^ aaf ben
3luf bes üßapßes reidE>IidE> ein. (Sin förmliches Äceuggngsßeber ergriff bie
abenblänbifhe 233elf, nnb fd^on bas 3^* 1100 f a h c 'ne @<har non
(Jfürßen, geifllichen nnb weltlichen, aufBredjen, ßatflicher als bas erße
9ItaI. 335ieber ßeUfe ^ranBreich bie meißen, außer brei ^Sifid^öfcn bie
irjergoge non 35urgnnb nnb 2Iqnifanien, ben ©rafen non STeners. Sie
©rafen non SGermanbois nnb ©hartres, bie ben erßen 3«g nor bem (Snbe
neriaffen hatten, fud^ten ihre @dE>nIb gu fnhnen, inbem fte nochmals aus*
rücften. 2IBer jefjf waren anch 3 ta (* cn nnd Seutfhlanb gnt nerfrefen
durch gwei (Scgbifhöfe, brei !3i{<fyöfe, ben .^jergog non 35aiern nnb
mehrere ©rafen ans ber £omBarbei. 233ir folgen ihnen nicht; unfere
2IufmerBfaraBeit gilt norerß nodh bem üilbenblanb.
3n ben großen Singen, bie in ber $erne unter feinem Spanten ge*
fhahen, ßanb bie £age bes ^ßapfies in feiner nädhßen Umgebung in pein*
lid^em 233iberfpru<h- ^afhalis muß non 2Infang an in ©fabf nnb Um*
gegenb auf ßarBe ©egnerfhaft geßoßen fein, wenn gleich nach feiner
933ahl (Siemens III. ßdE? in ber D^achBarfhaft 3toras, in 2IIBano, unter
bem @cl>u$ ber ©rafen non SusBuIum feßfe$en unb nur bnrdh h cr bei*
eilenbe trappen bes ^jrurßen non Gapua genötigt werben Bonnfe, feinen
@i§ weiter nördlich im ©täbfchen Ginifa GaßeHana gu nehmen. 33on
hier aus ßörfe er ben QSerBehr mifDtom nnb nahm unter anberera einen
heimBehrenben frangoßfhen 23ifhof gefangen. Seicht einmal fein Sob
im 3^** 1100 Brachte @i<herheit. Sie Äaiferlichen Ratten an ihm
einen Bebentenben Qmhrer nerloren, beffen nortrefflidhe Gigenfhaften
auch bie ©egner anerBannten, aber ßabtrömifher ^3arfeihaß war bamit
nicht Befdhwichtigt. Qmei ©egenpäpfle fah ^3afchalis rafch nadheinanber
anftreten. Ser erße, ^Sifd^of Sheobor non @anfa Dtußna, alfo einer
ber Äarbinäle, würbe in @anBf ^3efer erhoben nnb Behauptete ftch über
hnnberf Sage. Sann erß gelang es, ihn gu nertreiben unb auf ber flucht
gu fangen. Dlafher war ber iöifhof2lIBerf non ©abina erledigt. Ser rö*
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2CnfAnge $afd?a(i*’ II.
raifc^e EGorneljme, unter beffen ©dE>u$ er mitten in ber ©fabf gelebt ^atte,
lieferte i£>n für ©elb and. ©ie enbeten als ©efangene in unteritalifdjen
Älöjlern. Sen ©ieg, ben er beibe vitale normännifd?er jjilfe öerbanfte,
feierte ^3afcf>alia in ber (^ajlengeif 1102 bnrdE) eine ©pnobe, auf ber er
ben §Iuct) gegen jrjeinric^ IV. nnb feine 2ln^änger erneuerte nnb bie
©paltung ber Äinfje für &e$erei erflärte. 3£ber fc^on brei 2 > a £ r * fpäter
( 1105 ) fa£> er ficf> aufs neue nnb ernfler als Bieter Bebro^f. (Sine ©ruppe
bes fiäbfifdjen 2lbels empörte fn$ gegen i^n, er^oB einen (Srgpriefler
SItaginulf gnm Papjl nnb nannte i^n ©iloefler IV. Unter ben 233äI>Iern
Befanben ftd^ alte 2ln^änger ©regors VII. nnb Urbans II. 211s ©runb
iljres 21bfalls gaben jie an, Pafdj^alis Ijabe fc^on als 21Bf ©imonie geübt
unb für fein Papfltum bie 21 nerfennung bes Smsfulaner ©rafen budE)s
jiäblidE» erfauft. ßb nun bie fe£r beßiramf unb genan Ianfenben 21ngaBen
ber 233al)rl>eif entfpred^en ober nic^f, bie Sage war be BebenHict), als bie
21ufjflänbifdE>en bardE> ben Sitar fgrafen 233erner non 21ncona 23eifianb
erhielten, ber mit beutfdjen Gruppen ^erbeifam, PafdEjalis gur ^lud^f
auf bie SiBerinfel nötigte unb bie 233ei^e ©iloejiers bedPfe. Siefer fe$te
[id) im £aferan feji. (Sin EGerfudE), i^n non bort mit EEßaffengemalt gu
oertreiben, mürbe gnrüdPgefc^Iagen. EIGirffamer als bie ©dEjmerfer er*
mies ftd^ bas ©elb. Sen 2In£ang !ßafd?alis’ führte Petrus, ber (Snfel
33arudE)*33enebi£ts nnb ©o^n jenes SEfeuctjriflen £eo, ber ©regor VII.
gnr ©eite gejlanben ^atfe. ©eine Familie, fpäter bie Pierleoni ge-
nannt, fyatte Bereits ityren Pla| unter ben angefe^enjlen ©efdE)IedE>fem
ber ©fabf, fte Bot Pafc^alis ben fiärfflen StüdH^alf. dCTTif ben 3QTt'ifteIn
biefes jpaufes fonnte ©iloefler IV. aidft wetteifern. (Sr räumte ben
Lateran unb oerließ unter bem ©<f>n$ bes abgie^enben Sltarfgrafen bie
©tabf. gelang es PafdEjalis, bas Stef! bes 233iberflanbs, (Sioifa
(Safleüana, gu nehmen, mo (Siemens III. Bejiaftet mar nnb an feinem
©rabe 355unber gefd^a^en. Um bem ein (Snbe gu machen, ließ ber Eßapfl
bie Seicfye ausgraben, OerBrennen unb bie 2lfd?e in ben SEiber merfen.
933enn nun aud^ bie midEjfigjle Pilgerflraße mieber frei mar, bie £age
Pafd^alis’ Blieb immer noef? unfufjer, folange im ©üben bie ©rafen non
Xnsfalum unguoerläffig, im STorboflen bas große Älofler §arfa offen
Eaiferlicf» mar. Sie äußere ESebrängnis mag es aad> entfdEjuIbigen, baß
Pafd^alis’ Umgebung im Stufe flanb, „ga£m gu werben, f »halb fle non ©elb
reben Ejörfe". (Siner, ber bort ein ©effjäft betrieb, erhielt oon 3 00 t» 0 *»
(S^arfres ben Staf, mit ©efc^enfen nnb EGerfpredE>ungen 30 mirfen. Sie
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graitfreid?
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Sorahertn t>ott Ghorfres, bie bie ^Pfränben nur gegen Abgaben oerleihen
wollten, Beriefen ftdh auf bas 93orbiIb 6er römifd^en ÄirdEje, wo bie
53S5ei^e eines Sifchofs ober Abte? t>iel foflete nnb feine 3eile nmfonfi
gefd?rieBen würbe.
33on einem .jrjerrfdher in fo Beengter mtb gefä^rbeter £age wirb nie*
ntanb große Säten erwarten. 233as non ^3afd^aKs’ erfien 3oh ren in ber
Regierung ber Äird^e gu melben ifl, geigt benn auch Weber großes 3Q3oHen
noch fefies jjanbeln, es raufet nielrae^r an wie ein fortgefe|tes 23e=
rangen, ftdE) gu Ralfen. ©egenüber (^ranfreid^ E>at er bie@feHnng noch
nm einige ©griffe hinter bie non Urban gegogene £inie gurücfgenotm
men. Sie ©efaratnertretung bnrch jrjngo non £pon würbe aufgehoben,
©onberlegafen trafen an bie ©teile. Sas ergab 33erflimmungen nnb
Unflarheiten, guraal ber^apji bie JJUaßregeln feiner Sßerfref er gelegene
lieh bnrehfrengte. Saß ber Sifd^of non Autun, ben jene abgefeftt hoffen,
in 9tom freigefprochen würbe, fabelten bie £egafen offen als ungefe$Iich
nnb gogen ftd^ nora $apfl guräcf. (5s fam fcfyließid? fo weif, baß fogar
3 no feinen alten ©egner j^jugo non £pon wieber mit ber ©efaratoer*
trefnng für gang $ranfreich Betraut gu fehen wänfhte.
©egenüber bem Stönig geigte ^afd^alis ebenfalls nicht fo, wie man
in ben .Streifen ber 3teform nerlangfe. ^Ph'UpP U h affe f c ' n 233° r£ nicht
gehalten, feine ©emahlin nitäjf entlaffen nnb fleh Baraif fchon non
Urban II. ein erneutes StronnngsoerBof gngegogen. tyafcfyalw Betraute
mit ber Angelegenheit gwei £egafen, bie beswegen auf einem Äongil in
^Poifiers im jrjerbfi noo über ben Stönig ben ^flndh ansfpradhen. Ura=
fonfi hoffen Sifhöfe unb £aien Ginfpruch erhoben, bie £egafen blieben
fejl, an«h ols fleh Grregung bes EGoIfes bemächtigte, bas ftdE) wie wilb
gebärbete nnb mit ©feinen nach th ncn *»orf. Ser ^3apfl inbes gab ber
©adhe feine $olge, er tat unb fagte nichts, als ber &onig ben ©prudh
nnbeadhtef ließ. 3» eifrig firc£>Iic£>en Streifen enträfiete man ft<h über
bie „römifhe £eichffertigfeit" trab argwöhnte, baß ^Befledhnng im
©piele fei. Gbenforoenig griff Pafd^alis in einem fdhwebenben 25is=
fnmsjlreif durch- 3 n 23eaut>ats hotte er ben ©ewählten, ben ber Stönig
fiü$te nnb ber Grgbifchof geweiht hoffe, Verworfen unb einen anbern
beflätigf, ber Stönig aber verweigerte biefem bie 23isfumsgüfer. Sie
^Pflicht, einem papfHid^en Urteil ftdh 3° unterwerfen, erfannte er nicht
an. 6s war eine grnnbfä|Iidhe $rage non großer Sragweife, nnb t>ier
3ahce (iioo — 1104 ) bauerte ber ©freit.- Sann fanb man ben Ausweg,
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gran!reic$. 3nt>eftiturftrei( in (£ngtant>
faß bet (Schüfling bes Honigs S^eauoais Befielt unb bet ©egner mit
bem ingwifchen frei geworbenen 23isfara Paris entfd^äbigt würbe.
@0 war ber Preis, ben ber Papjl für ben enbgnlfigen ^riebenefd^In^
mit bem &onig gahlfe. 9?eben unb über bem gealterten Vater hafte ber
Thronfolger £ubwig VI. gnnefymenben (Sinfluß erlangt, unb er, ein Ver*
frefer ber neuen 3eit, non ©eijflid^en in ber neuen Senfweife ergogen,
fal> bao Verhältnis gnr Äirche fd^on mit anbern Augen an als bie
oorige ©enerafion. (Sin enges 23ünbnis gwifchen Äird^e nnb @faaf unter
gegenfeitiger Dtncfftd>tna^rae entfprach feiner tibergeugung. Sie (Stär*
fang, bie barans bem Königtum erwachfen fonnte, erfd^ien i^m groß
genug, nra auch weitgehende 3ngejlänbniffe gn rechtfertigen. (Sr Bewog
ben Vater, ftd^ non ber Königin gn trennen, nnb am 2 . SegemBer 1104
erfolgte bie £osfpredE>nng Philipps bur<h einen 23eooIlraäihfigfen bes
Papßes nor einer Verfammlung non nenn 23ifchöfen, nor ber er als
23äßenber, Barfuß mit ber Äerge in ber jjanb, erfaßen nnb einen (Sib
Ieißefe, hinfort mit ber Königin feinen Umgang mehr haben, fie auch
nidht unter nier Augen fprechen gn wollen. Sie Ärone hatte ft<h not bem
Thron bes Apoßelfürfien geBengf. ($s fah aus wie ein nerfleinertes
(Sanoffa, minbefiens wie ein noQgültiger (Sieg bes Papjles. 333er aber
bie Vorgefechte im Singe Behält, muß fefffleQen, baß es weniger ber
Papfl war, ber hier (legte, als bie frangöftfehen 23if<höfe nnb ber Thron*
folger, bie für ihn ben @ieg errangen.
(Sine unbequeme (Srbfchaft hatte Pafchalis in feinem Verhältnis gn
(Snglanb antreten muffen. Saran erinnerte ihn fogleich ein (Schreiben
Anfelms non (SanferBnrp, ber ihm aus feinem 3nßu<hfsort in £pon ben
(Stand feiner Angelegenheit nortrng. (Sr ließ babei bnrchblicfen, baß es
für ben Papfl 3eit fei, über ben Äönig ben Ansfchlnß gn oerhängen.
Aber ehe Pafchalis baranf geantwortet hatte, trat in (Snglanb ein
oolliger Umf<hwung ein. Am 2 . Anguß 1100 oernngiücfte Äonig 933il*
helra II. tödlich auf ber 3 a 9^ anb fein 23ruber Heinrich Bemächtigte
fleh bes Dieiches. ©ein 3techf auf bie Ärone war gweifelhaft, nnb ob*
gleich ec airgenbs offenem 333iberfianb Begegnete, fonnte er bo<h nicht
wünfehen, (ich feine (Stellung bnreh einen Äampf mit ber Äirche gn er*
fchweren. (Sr war überbies ein anberer Dltann als fein Vorgänger, ©e*
waltfamfeiten abgeneigt unb ber Kirche gegenüber oon Achtung mtb
Verfiänbnis erfüllt. 3h re Ausbeutung, bie 333ilhelm II. eingef&hrt hafte,
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3»iDeffifurftreit in (Snglai^
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hoB ec alaBalB anf.21u21nfelm lieber eine^od^jijn&ocfomraenbgehaltene
2 tuffoc&ernng jnc Dlüdffe^c ergeben. 21 nfelra jögerft niifyt, i^r $n folgen,
nnB Betrat am 23 . ©epfemBer 1100 englifd^en SoBen. 2IBer fdEjon Bei
Bec ecflen Begegnung geriet er mit Bern Äönig in ©egenfag. Ser jurücf»
fe^renBe21nfeIm mar ein anBerer, als Ber nor jmei 3fah***i außer £anBea
gegangen mar. Sei ÜBerna^rae Bea (SrjBiafuma fyatte er anfianBaloa noro
Äönig Bie ^fa^ßifnr mit Diing nnB ©faB empfangen unB ala Saffall
ge^uIBigf, mie ea Boa englifd^e ©emo£>n^eifared>f oorfdE>rieB. Saß er
non Ben SerBoten nic^ta gemußt ^aBen fottte, bie feit 1078 mieBer^oIt
non Päpßen unB Äongilien erlaßen maren, mirB man nic^f glauBen. 2IBec
menn Bia Bai>in niemanB anf ihre Seachfung in (SnglanB geBrungen ^atfe,
fo füllte er Beine 2Serpßicf>fnng, päpjHid^er ja fein ala Bie ^ßäpße. 333öh=
renB feinea unfreimittigen 21nfent^altea auf Bern $:efHanB fyatte ec Bar»
tiBer anBera Benfen gelernt. (Sr hafte felBji an Ben ©pnoBen in Sari nnB
3lom teilgenommen, anf Benen (Srfeilung nnB (Srapfang Ber 3 nt> eflifar
Barch £aien^anB nnB £eifitmg Ber SaffattenhuIBigung für Siafümer
nnB 2fi>teien nenerBinga nerBofen mnrBen. SaneBen mirB Ber (Sinfluß
.Srjugoa non £pon, feinea ©afifreunBea, nietet nerfe^It haBen, auf ihn ja
mirfen. 2üe er nnn nor Bern neuen Äönig flanB nnB Biefer non ihm Bie
jpuIBigung nerlangfe, meigerte er ftd^> mit Serufung anf Bie in Sari nnB
3tom erlaffenen ©efe$e. (Sr erregte Bamif (Snträfiung nicht nur Beim
jrjecrfcher, £aien nnB ©eijllid^e unB fämtlid^e SifdEjöfe miBerfprad^en
ihm. 9I£an Bro^fe i^m mit SerBannung nnB £oafagung Bea ÄönigreidEw
non Dtom. (Sa mar Har, ganj (SnglanB flanB nottig auf Bern SoBen Ber
alten &ir<$ennerfafjung, Bie Ummäljtmg, Bie Baa ^ejllanB ergriffen
hafte, mar auf Bie 3 n fel noc h nicht norgeBrungen.
9Uancher anBere hätte nun Ben stampf für Baa neue 3ted^t auf eigene
©efaH>r eröffnet. 21nfelma Statur entfprach Baa nicht, auch ^atte iE>n
Bie ($rfa|)rung gelehrt, Baß er in folgern Äampf anf römifcfje Unter»
f!n|ung nicht fidler rechnen fonnte. Sor allem erfannte er, Baß gegen»
uBec Bern einheitlichen 233iBerjlanB non &önig unB Qleich meBer er noch
Ber ^3apfi etmaa aaerifyen mfirBen. 2Iuf eigene Serantmortmtg ju
hanBeln, mar er fiBerhaupf nic£>f Ber 9Uann. (Sr manBte ft<h alfo mit Ber
Sitte am 3laf an Ben ^ßapfi. 2InBererfeife hatte auch Ber &önig Baa
SeBürfnia, ein offenen 3ermnrfnia mit Bern ^3rimaa ju nermeiBen. (SBen
je§f fah er fleh Barch einen Eingriff feinea SrnBera, Bea .Srjerjoge Ber 3?or»
raanBie, BeBco^t. DIoBerf, Baum nom Äreujjug heimgefehrt, machte
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3tu>effiturftreif in (Snglanb
Dlfrene, feinem SlnfprudE? attfbie englifcf>e Ärone mif ben 333affen Dlac^*
brucf gu »erleiden. @o ließ benn jjeintidEj ben (SrgBifdEjof feine 333eige*
cung nid^f entgelten, lieferte i£ra bie 23ejt$ungen feiner &irct>e aas nnb
eröffnefe Verijanblungen mit bem ^3ap|i. 333as er »erlangte, mar bie
^orfbauer bee^ußanbe, bet unter feinem Vater nnb Araber Beflanbea
i>atfe. Von feinen ererbten Dlecfjten gebadete er nichts aufgugeben, nnb
menn er felbfi — fo bnrfte er Ijingufügen — ja einer Demütigung ftd^
Bequemen mollte, fo mürben bie ©roßen, ja bas gange Volf t>on (Snglanb
es nidf>t halben. Diefe flolge ©rflärung üBerBcacf>te ein ©efanbter nadf>
Dlora nnb unterjin|te fie burd? Überreichung bes^ßeterspfennigs.SXnfelra
fonnte nid^f umB>in, bas 23egef)ren bes Äönigs Brieflich gn Befärmorten.
(5r mürbe feiner 2intmorf gemnrbigf, bem Äonig ermiberte ber ^3apfl,
fein 333unfd), bie 3 nt>e ^ ,tuc ber 23ifd^öfe nnb 2ilBfe gn Bemalten, fei fo
ungehörig, baß bie Äiri^e unter feinen ümfiänben baranf einge^en
fönne. Von ber £e^ns^nlbigung ber Prälaten mar in bem (Schreiben
nicf)f bie Diebe. jrjeinrid> gaB ftd^ bamit nid^f gufrieben, er fanbte ben (5rg=
Bifcljof »on 2)orf mif gmei anbern 23ifd?öfen nadE> Dlora, benen 21nfelm
gmei Dltönd^e als feine Vertreter mifgaB. Die 2Infmorfen lauteten tvie-
bernm aBfd^Iägig. Dem Äönig gegenüber mar bie 3BBIe^nung einge^üHf
in freigebige 2Inerfennmtg, baß er bie DIlißBtäuif)e feines Vorgängers
aBgejlellf £abe. 21nfelm mnrbe in fc^meidE>eff>aften 333enbnngen auf bas
foeben ( 1102 ) in Dtom abge^altene Äongil »ermiefen, mo bie £aiem
inoejlifur anfs neue »erboten morben mar. Von ber £e^ns^nlbignng toie-
ber fein 333ort; aber audj fein 33efeI>I, feine 333eifnng, geft^meige benn
©trafanbro^ung. DTIünblid^ fol^PafdEjalis ficE> gegenüber ben 25ift^ofen,
aber Ijinfer bem Dlüefen »on 2In felras Vertretern, ba^in ansgefprod^en
Ijaben, menn ber Äönig fidE> im übrigen als „guter ^errfd^er" geige, fo
follte i^ra bie 3» t,e ß<* ac nidbf »erboten fein nnb i^n besmegen bie 2fus=
fdf>Iießang nidEjt treffen; bodh fönne i^ra bas fdE>rift!idE> nid^f gegeben
merben, meil anbere <$fürflen es ftdE) gunu$e machen mürben, ßb tyafifyalie
mörflid^ fo gefproi^en, mag fraglich fein, aber baß er 3fnbentmtgen in
biefer Dlid^tung gemacht £af, ifi nid^f gn begmeifeln. ©eine Doppelt
güngigfeit erregte, als fte anf bem englifd^en Dleid^sfag im ijerBji bes
3»^res aufgebedft mürbe, einen fc^arfen 333ortmed^feI gmifd^en ben
Vifd^öfen, bie fid^ anf bas 333orf bes ^3apfies beriefen, nnb 3infelras
Dltönd^en, bie if>nen ben ©latiben »erfagten. ^PafdEjalis, »on 2BnfeIm
gur Diebe gefieHt, beeilte ßä), Jjoäj nnb tyeilig gn befeuern, er £abe fo
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(England
449
meber gefprodEjen noc|> jemals gebaut, ©ein EGSortfdEjmall geugf aber
nid^f eben für ein gang reines ©emiffen, unb in (5nglanb fcfjeint er and^
feinen »ollen ©lanben gefnnben gu £aben. 3)en Sifdjmfen, bie i£>n in fo
fd^Iec^tes £id^f gebracht Raffen, enfgog er „bie ©nabe ©anft Meters"
unb feine eigene ©emeinfd^aft — eine ^albe 3I?a$regeI, bie feine Xln-
ftdEjer^eif »errief. 21nfelra mar fing genug, bas ©c^reiben uneröffnet
bei fid> gn behalfen, fo ba$ es in (Snglanb gnnäd^j! nitfjf befannt mürbe.
(Sr fcfyeint ben 2Iusreben bes ^3apfles nidE)f geglaubt gu tyaben.
(5s ifi feljr motyl benfbar, bafj ein anberer ^3rimas auf ^3af<$alis’
gmeibenfiges EGerfaljren eingegangen märe, bas 3 nt>c ^* furt>cc ^ 0f anf*
red^tguer^alfen, aber feine Übertretung in (Snglanb nicfjt gn firafen. 2 In=
felms ©ad?e mar bas nid^t, er »erlangte eine bentlid^e 2 Inmeifnng, ob er
auf SeacE?fung bes Verbots befielen foHe ober nidEjf. fönt feine EPerfon
mar er bereit, es fallen gu laffen, aber er moHte bas nur mit ausbrücflidEjer
©ene^mignng bes ^3apjles tnn, bie er nicf)f erhielt, ßb Äönig jpeinrid^
jtd^ mit einem fo unflaren 3 »ffanb gnfrieben gegeben I>äffe, ber es bem
Papjl erlaubt ^äffe, i^n je nacf> XImjlänben gu fronen ober gur 3ted>en=
fcfyaff gu gieren, ifl ferner gu ent fd^eiben. ©runbe märe es nichts anbe=
res gemefen, als mas nnter 933iltyelra I. unb 2£>ilfyelm II. beflanben fyatte,
benen gegenüber bas 2 >nt>c|?ifart>ecBof t>on feinem ber ^3äpjie jemals
geltenb gemacht morben mar. 2)ie e^renmerfe, aber nidEjf eben flaats*
männifd^e .Spaltung feines ^ßrimas, ben er perfonlid^ »eretyrfe nnb mit
jeber möglichen Dlücf ftdjf be^anbelfe, nötigte ben Äonig, aucfy feinerfeits
auf Älar^eif gu befielen. (5r machte alfo einen erneuten Söerfuc^, gum
3 iel gn fommen, nnb übertrug bie Süer^anblung 31nfelm felbfl, ben ein
föniglid^er ©efanbter begleitete, (Snbe 2IpriI 1103 fcf>iffte ber (Srgbifd^of
(td^ ein, fyielt jidj? jebod^ lange in ber D^ormanbie nnb ($rranfrei<$ auf,
nra nid^f in ber Reißen 3 a ^ rc 0 S c * f in 3tom fein gn muffen. ( 5 rjl im £T£o=
»ember mar er borf. (5r mußte, baß er nid^f mürbe tyeirafe^ren bürfen,
menn er nid^f bie Erlaubnis gur Ausübung ber 3 n»ef!itur nnb (^orberung
bes Söaffaüeneibs mifbrädE>fe. 3)ie Ser^anblung mit bem SPapft na^m
einen erregten Verlauf. (5s fam fo meif, baß ber ©efanbte bes 5 tönigs
ausrief: man foHe miffen, baß fein jrjerr eljer fein DteidE? als bie ^it£>eflifu=
ren »erlieren moHe. XSoranfPafd^alis ermiberte: „Sei ©off, idE) mürbe
fie i^m nid^f äberlaffen, unb menn i<$ bamif meinen Äopf reffen fönnte!"
2Ira (5nbe aber mnrbe bodE> etmas erreicht. ^Der eingige Serid^f, ben mir
barüber £aben, flammt ans ber Umgebung 21 nfelras unb »erfd^leiert
fallet, ®00 papßtum H* 29
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(Snglanb
öen 5tern bet @ad>e. „2lnf ben Dlaf ber Dlömer", fo h«ißf es borf, „ge*
|laffefe bet ^ßapf! bem Äonig einige ererbte ©ebräucl>e, »erbot ihm aber
burchaus bie ^noeflifttren." Sas QSerbof fachte ^Jafehalis bem Äönig
in einem langen, fe^r »erbinblichen (Schreiben mnnbgerei^f gn machen.
Sie 3 D 9 c ßänbniffe, gn benen er bereit mar, finö ans bem fpäteren
QSerlanf ber Singe gn erraten, ßh nc 3meifel $at es ftd? um bie £el>nfl=
halbignng ber 23if<höfe nnb ätbfe gehandelt, t>on ber ja ber ©freit aus=
gegangen mar. @ie mollfe ber Papji bem Äönig einräumen, bagu »er*
amtlich ben ©ennß ber (Sinfünfte geijilidjer Äronlehen mäfjrenb ihrer (Sr*
Iebignng. SGora Äönig hing es ab, ob er ju$ damit gnfrieben geben mürbe,
©ein ©efanbter jomo^I mie 2lnfelra muffen es für möglich gehalten
haben, benn fte machten bie ipeimreife gnfammen. (Srfi in £pon erhielt
21nfelm bie DItifteilung, baß er ansgemiefen nnb fein (Srgbisfnra be=
fd^Iagna^rat fei. Ser Äönig ^atte alfo bas Angebot bes ^Japfies abge*
leimt, er beflanb anf bem Dtecht ber 3n»ef!ifur. 3»tn gmeifenraal maßte
nun 31nfelm als 23erbannfer bie ©afifreunbfchaft (Srgbifchof ^ngos in
2lnfpruch nehmen, inbes mnrbe es ihm erleichtert durch bie ©anfi bes
Königs, ber ihm ans ben (Sinfänften t>on Ganferburp feinen Unterhalt
gufommen ließ. (Sr tne es ungern, fid^cieb er, „benn feinen {{erblichen
DItenfchen hatte ich lieber in meinem Dlei«h als Sich". 2lnfelm ermiberfe
mit gleicher Vöflichfeit: „bei feinem anbern fierblichen Äönig möchte
ich lieber fein ober bienen". 2ß>et in ber ©ache blieb er fefl, forberte
Verausgabe ber gangen (Sinfünfte, bie ihm gufianben, nnb Freiheit gnr
Ausübung feines 2lmfes „gemäß ©otfes ©efeß". (Sr magte fogar gn
brohen. „3<h f<h CBe mich", ßhloß er, „bie Anrufung ©otfes länger hin*
aasgufchieben. Sarnm bitte, befihmöre ich ®n<h: gmingef mich nicht,
bebanernb nnb mibermillig gn rufen: (Srhebe Siih, V crr » °nb richte
Seine ©ache!" 2ln Vermittlern fehlte es nicht, bie Königin nahm ft<h
ber Singe eifrig an; aber es mar alles nmfonß, ber (Srgbifchof mich
feinen ©chriff, folange es ihm nicht t>om Papfi befohlen mnrbe, nnb baß
biefer 23efehl nicht fommen mürbe, mußte er. 2luch eine leßte ©enbang
bes Königs nach Dlom blieb erfolglos.
3?achbem barüber ein 3ah c »ergangen mar, fanb felbfi ^Pafchalis, es
fei 3eit S° h an beln. 3lnf ber ©pnobe, bie er in ben Mafien 1105 in Dtom
abhielf, »erhängte er über alle, bie »om Äönig bie 3fr»*ß<fur empfangen
haften, besgleichen über bes Königs Diäte, ben 2lusfchluß. ©egen S^ein*
rieh felbfi eingnfd^reiten, gögerte er noch, mie er 2lnfelra mitteilte, in
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gri e&enäfdjlng 451
(Srmartung einer angefänbigten ©efanbtfchaft. 3I?an mußte baranf
gefaxt fein, baß baß 2tnßerße Salb erfolgen merbe.
Surch biefe 2Iusßcht faf> Heinrich fid^ in feinen planen geßorf. (Sr
hatte alle 21 nßalfen gur (Srobernng ber STorraanbie getroffen; traf er
borf als non ber Kirche 23erßndE>ter auf, fo mußte er mit nerjlärften
233iberßänben rechnen, ©ein Sruber Dtoberf lebte mit ber Kirche auf
gutem (fuß, 2 Iu feine mar in ber S^ormanbie gang anbers einflußreich
als in (Snglanb, mo er ein (frember mar, nnb bas jrjergogfnro mar fran=
göfifd^es Kronlehen. ©d^on hafte 21nfelra £pon neriaffen nnb ßch auf
frangoßfhen 25oben Begeben, non König nnb Thronfolger bringenb ein=
gelaben, in ^franfreidh, mo bas Klima feiner ©efunbheit gufräglich fei,
bauernben 233ohnßß gn nehmen. Sie einfadhße Klugheit gebot, folgen
©efahren gunorgufomraen, menn ber ^ßlan ber Eroberung ansgefnhrt
merben feilte.
©o entfdhloß Heinrich I., bie .Jrjanb, bie ihm $apß unb (Srgbifd^of
im Vorjahr entgegengeßredft haften, gu ergreifen nnb mit ber Kirche
(frieben gu fließen. (Sr ßanb bereits mit feinem jpeer in ber SR’ormanbie,
hier fud^te 21nfelm ihn auf. Sie 3ufaramenf nnft, non ber ©d^meßer bes
Königs, ber ©räßn non (Sharfres, nermiffelf, fanb in I’21igle, einer Örf=
ßhaft nnmeif ©deg, ßatf nnb führte fdEmell gur (Sinignng. Heinrich ner=
giehfefe auf bas dlecfyt ber 3> nt> eßifuren, nerfprach bem (SrgbifdEjof bie
333iebereinfe|ung nnb nolle (Snfßhäbigung für bie enfgogenen (Sinfünfte
nnb empfing bafür bie (Srlaubnis, non 23ifhöfen unb hübten ßdE> halbigen
gu laffen. 2Ira 22 . 3 U (* 1105 mürbe bas 2IBEommen geßhloffen; es be=
bnrfte ber ©enehmignng bes ^apfles. Paßhalis erteilte ße am 23 .93tärg
1106 in ber norßchtigen (form, baß er in einem ©ehreiben an 2 In feint
bie Belehrung bes Königs gnm ©ehorfara gegen ©off lobenb gnr
Kenntnis nahm nnb bem (Srgbißhof JGoümachf erteilte, bie bisher 3 n *
neßierfen losgnfpred^en. „333enn aber", fügte er hiagu, „Eänftig jeraanb
eine ^Prälatur ohne 3nneßifur antriff, fo foll ihm bie SGSeihe nicht nor=
enthalten merben, auch menn er bem König bie jpulbignng geleißet hat,
bis mit bes allmächtigen ©oftes .Spilfe bas jjerg bes Königs gnm £Gec=
gid^f hierauf bureh Seine ^3rebigf ermeidhf fein mirb."
JRun fehlte nur noch bie 3 aßimmung ber Prälaten nnb Marone bes
Königreichs. @ie öergögerfe ßch gnerß burdf» ben Krieg in ber 9?or*
raanbie, ber am 29 . ©epfember 1106 mit ber Sftieberlage nnb ©efangen*
nähme jrjergog Dtoberfs bei Tinchebrap enfßhieben mar. Sann machten
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452
grie&eit*fd?[ug
Grfranf ungen 21 nfelras mieberholfen 2 IuffdE)u 6 nötig. 21m i. 21 ugttfl 1107
endlich trat in £onbon ber Dleichsfag gufammen. Set 2£>iberfpruch mar
hartnäcfig, drei Dolle Sage bauerte bie Beratung. Nid^t allen mnrbe
es leicht, ein Dlecfjf fallen gn fe^en, bas brei Stonige durch oiergig 3 a hre
geübt Ratten. 21ber jpeinrichs 233iDe brang Schließlich durch, t>or ber
gangen Berfaramlung leitete er in 21nfelms jpanb ben PSergichf anf
Ginfegung mit 3ting nnb ©fab, moranf 21 nfelra oerfptach, baß fein
Grmählfer megen DoHgogener jjulbigung feiner 9G3ürbe Derlufiig gehen
folle.
Somit enbete ber 3 nt> eßifurßreif * n Guglanb. Gr hafte nur fünf
3 «^re gebauert nnb nicht annähernd bie heftigen formen angenommen
mie auf bem ^ejllanb. Sie Ur fachen hieroon finb leidet gu erfennen. Ser
gange ©freit fpielfe ftdE) ausfchließlich gmifd^en Äönig unb GrgBifdjof ab,
gmei 3Iiannern, bie einanber arteten nnb an (SinfidEjf unb Ntäßignng
ebenbürtig maren. Sas fcf>lo 0 bie perfonlid^e ©e^äffigfeit ans, bie anders*
mo, befonbers in Seuffdjlanb, bie 21 useinanberfegung oergiftete. Saga
fam, baß Bifchöfe unb Barone ausnahmslos gn ber gleichen 21 uffaffung
fi(f> befannten, bie ber 5tönig oerfraf, mie anbererfeits ber Äönig fing gn
oermeiben mußte, baß bie Httfyliffye ©treitfrage gum QSormanb nnb
SedPmanfel politif^er 333iberfeglichfeifen gemacht mürbe. ©0 hat ber
3(nt>eßifurjireif, ber anbersmo fo fernere Grfdhütterungen herbeifährte,
in Gnglanb meber ben ©faaf noch bie Äirche gefchäbigt.
Saß bie 21 rf, mie er beigelegt mnrbe, ein ©eitenßücf gn bem Friedens*
fd^Iuß bildet, ber in (^ranfreich neun 3 a h rc früher gujianbe gefommen
mar, mirb nnfere Sarflellang gegeigt haben, ipier mie dort opferte ber
©faaf ein 3techf, bas bie 5tirche ihm nicht mehr einrünmen fonnte, hier
mie dort Oergid^fefe bie &iccf>e, aber ohne es aasbräcflich gu erflären,
vielmehr nur in jliHfchmeigenber Sulbung, auf ben ©rnnbfag ihrer ^rei*
heit, ben fte bis bahin oerfrefen hafte. Saß dies nnr bis anf meiferes
gemeint mar, mnrbe gegenüber Gnglanb fogar ausgefprochen. Gin 3° :
fall fann biefe Übereinjlimraung nid^f fein, ($für ben ^3apß lag ja nichts
naher, menn einmal 3 ° 9 e ßänbniffe gemacht merben mußten, als (Ich
an bas SGorbilb gn halfen, bas fein Borgänger mit ber .Behandlung
berfelben ($frage in ^ranfreidh aufgejleDt hatte, nnb in Gnglanb fonnte
bas Beifpiel des Nachbarlandes t>on 21nfang an nicht unbemerff
bleiben. 3 um Überfluß iß es nodh in legfer ©funbe bem englifhen
Äönig oorgehalfen morden in einer ©dhrift „Über Königtum nnb $rie*
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grie&en*fdf?Iu£
453
fierfum", bie bet Dlioncf) ^ogo Don (Jlenrp if>m mibmefe. jjiugo BeEärapft
hier ausbrücttich bie £e^ce ©regors VII. Dom g off Io fett Urfprung ber
Eoniglichen ©emalf. 21ns ©efd^id^fe nnb 23iBeI BemeifI ec, baß bas 5tonig*
fara eBenfo Don ©off eingefeßt ifl tt>ie bas Priejlerfnm, baß bie ^3riejier
gmar an 233ei^en höher, aBec um bec Öcbnung miHen unter bem Äönig
flehen unb ifym, fofern er nicht ungerecht regiert, ©e^orfam fd^ulbeu.
3«, er fdjeuf fleh nicht, ben&önig mit ©off 23afec, ben 23if<hof mit bem
@o£n gu Dergleichen. Sas 3nöejiifurDerBof ©regors erflärf er für Der=
fe^rt unb überflüffig. ©egen PSerleihnng bes Bistums bnrdE) einen fcom«
men jjecrfcf>ec an einen frommen ©eifHic^en fyat et nichts eingumenben.
3fl biefer ohne ©emalf unb ©förmig Don ©cifHic^Ceif unb 23oIE ge=
mahlt, fo foU er gmar nicht 3ling unb ©faB, aBer bie (5inmeifung in
feinen melflichen 23eftß (invcstituram rerum saecularium) aus bes
Königs jpanb, bie ©eelforge mit 3üng unb ©faB Don feinem (SrgBifdE>of
empfangen. Sas mar nichts anberes, als mas 3 00 oon ©»artres gelehrt
nnb empfohlen hatte unb mas unter feinem (Sinfluß in (5rranBceich S ar
Dtichffchnur genommen mar. 3 003 £ch rc hatte nun amh in (Snglanb
gefiegf. 2Iuih h*er mürbe es fejiflehenbe ÜBung, baß nach bem £obe eines
25if«hoffl ober 2IBfes ber &onig bas melfli<he ©nt in 93ermalfnng nahm,
einen neuen Prälaten mahlen ließ — in (Snglanb geßhah es in ©egen»
marf bes Äönigs — ber Don ihm bie 23elehnung mit bem £Beft| nnb Dom
(SrgBifchof bie 233eihe empfing. Singiger Unterfchieb mar, baß in (5ng=
lanb ber Prälat bie ipnlbignng als 23affaH Ieifien mußte, mährenb in
$:ranEcei<h rin Sreueib genügte.
^ßafihalis Eonnfe ft«h als ©ieger Befrachten. (5s mar gemiß Bein Doller
©ieg, es mar mie in ^ranEreich ein mit eigenen Öpfern erEaufter 3lücE=
gng bes ©egners, aBer es mar bo«h ein ©chriff oormärfs, nnb Eein
geringer, in ber Dtichfung auf bas leßfe 3*el. 3R!och feilte bie &ir<he bie
jjerrfchaft üBer 23isfümer unb ÜIBfeien mit bem ©faaf, noch konnte fie
bas (Sigenfum an ihrem irbifchen 25efi| unb bemgufolge bie Verfügung
üBer ihn bem ©faaf nid^f entreißen. 2IBer fie hafte meber biefe noch jenes
förmlich anerEannf, fie bulbefe fie nur Bis auf meiteres nnb Behielt fich
Doc, Bei günjiiger ©elegenheif barauf gttrücEgnBomraen. Senn bas mar
hoch ber ©inn bes frommen 9G3unfches, baß 21nfelms ^3cebigf bas jperg
bes Königs ermeichen möge. 333enn man DoHenbs annehmen batf, baß
ber Papfl fchon früher mahrenb ber 23erhanblnngen, DieQeichf fogar —
bie Raffung feiner ©Schreiben legt es nahe — Don Einfang an Bei 23er«
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2)eutfd?[an&
gichf auf Dting trab ©fab bie jpulbigung gngulaffen bereif gewefen war,
fo erfd^einf fein (Srfolg noch größer: fein 3 iel h atte er fxd^ nicht ho<h
geflecft, aber was er erflrebte, ^affe er erreicht.
Um biefclbe 3 c * f / da in Snglanb bie (Sinigung gwifchen Königtum nnb
Stir<he bem 2I6fchInß entgegenging, eröffnete ftch bie 2Iusjichf, auch in
5)enff(^Ianb, bem legten 3tei<h, das des Friedens noch entbehrte, ben
©freit im ©inne ber Stirne gu beenden.
Heinrich IV. war nach feiner 3tücffeh r ans 3 ta (ien nnb feit ber Sitte*
fo^nnng mif ben fübbenffd^en Hergögen ( 1098 ) im gangen Oieitfy non ben
weltlichen iperren gwar anerfannt, aber wenig geachtet, ©eine firchlichen
©egner hat er Weber gu gewinnen noch gu überwinden nermod^f, nach wie
nor galt er einem Sleil ber ©eifUichen als Oerffacht, ja als Steger, nnb
firitten bie Parteien um Bistümer nnb Stlöfler. 2) aß (Siemens III. fiarb
mtb feinen Nachfolger erhielt, änberte daran nichts, bie ©palfmtg
banerte fort.
Urban II. hat bagn wenig getan, ©einer 2Irf getreu, h af er gwar
grunbfäglich nichts preisgegeben, in ber Handhabung jedoch manches
nachgefehen. 5)enen, bie gn ihm wollten, hielt er bie £är offen nnb er«
leichterte ben fibertriff. 3)ie ausführlichen BefÜmmungen des Stongils
non Piacenga ( 1095 ) über bie Behandlung non „©imoniflen" mtb ben
non ihnen ©erneuten gogen bie ©rengen ber ©nabe fdhon nicht gu eng,
Xtrban aber iß darüber noch hinansgegangen, wenn er einen nom Staifer
inneflierten (Srgbifchof non DItaing mif offenen Firmen aufnahm. 3°
^Deutfchlanb hat er fanm mehr unmittelbar eingegriffen, ben Stampf, ben
fein flänbiger Berfrefer, ein beutfc^er 25ifcfyof, leitete, überließ er ein»
heimifchen Straffen. Unter biefen flanden in erfier 3teihe bie Nlomhe
non H' c f aa *
5)as Stlofier im ©dhwargwalb, non 3Ibf SESilhelra ( 1069 — 1091 )
geleitet nnb nach dem Vorbild non Glunp umgeflaltet, war bie H<><hburg
trab geiflige 233affenfchmiebe ber gregorianifhen Partei. (5s nerbreifefe
ben neuen ©eifl durch Predigt und Beifpiel nnb ©ränbung gahlreichet
£od?feranfiaIten in ©dhwaben, Baiern, ^franfen und Thüringen. 233ir
haben hier nicht non feiner 233irffamfeit gn fpredhen, bie in der©ef<hi<h f e
ber benffhen Sthrche gu ben bebentfamflen gehört. BieHeichf darf man
fagen, baß durch bie Predigt ber H‘ r f aae r, insbefonbere durch die
religio fen £aiennerbänbe, bie fte flifteten, bie £ehre ber Stirche in ^Dentfdh»
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T) tutfd>lanb
455
lanb gnm erfienmal tiefer ine EOolf gebrtmgen ifl. 3)ardE> biefes hinaus«
treten ans ben Äloflermauern in bie 233elf anterfdEjieb |t<^> irjirfaa t>on
bent älteren EJItöncl^fam, an<£ non Glanp. Gbenfo griff es offen in ben
Äampf für bie deform ber ÄircEje ein in ber 2 Irf, »ie fte non Dtom ans
verfünbigt »ttrbe: Etfusrofttrag non @imonie unb Prieflere^e nnb Befei*
tigung ber £aieniuoef!ifnr. ©ang in biefem @inn £af 2£bf 233iltyelm ein*
mal an ben ©egenbonig jr>ermann gefd^rieben: alle d^rifQid^e ^rötnmig*
feit fei längf! ine 233anfen gefommen, »eil Bei ber Ginfegung non
Bifd£>ofen 2Ibel unb EReid^fnra, aber bard^ans nidE>f geifHidEje Gigen*
fcEjaften in Befracht gezogen würben.
Srogbem »ar um bie 933enbe bes 3 a ^ c ^ nn ^ >ectfl ber firdE)IidE)e 233iber*
fianb gegen ben Staifec im 2tBflaaett. S)er 2Insf<$Ittß nerlor allmäljlidE)
feine 233ir?mtg, Bieter eifrige Parteigänger ließen bie @a«$e bes Papfies
im @fid£>, nm Beim Äaifer i£r ^fortfommen gu fachen. irjeinricf) IV.
felBff, bttrd£> bas @c£icffal mürbe gemacht, »ar bes Kampfes mäbe. 2In
ber 2 IuffleQang ber ©egenpäpfle »ar er unbeteiligt, feit bem Sobe
(Siemens’ III. fud^te er bie Berfiänbigung. @o »ar es gemeint, baß er
im 1103 öffentlich bie 2 £bßd^f funbgab, gar Tilgung feiner @änben
nadE> ^cufalem gn gieren nnb feinem @o^n bie Regierung gn nBerlaffen.
EOieIIeidE>f hätte er in EKom ein »iQiges ßh c geftraben, fyätte Urban ba*
mals nocf> gelebt, Pafd^alis blieb nngugänglid^. Gr bemühte fidE> viel*
mehr, bie bentfd^en ©egner Heinrichs gnm Äampf gn treiben unb ben
Bürgerkrieg im EHeidh »ieber angufad^en. @äbbeutfdE)e ^färflen fud>te
er gnm 2Xbfaü gn Bewegen, er Befahl ihnen gerabegn ben 2Iafflanb „gur
Vergebung i^rer @ünben". ßb er Grfolg gehabt hätte, if! g»eifeC^aft,
Ȋre ihm nidE>f gn redetet Qeit eine 3$ronrenoIntion in Sentfd^Ianb ent*
gegengefomraen.
@eif 1099 »ar bes Äaifers gleichnamiger g»eiter @o^n Äönig an
©teile bes geächteten 5tourab. Bei feiner Äronung hafte er gefd^»oren,
gn £eBgeiten bes Eöafers nidE>t ohne beffen EE3iIIen nach ber EJItadE>f gn
greifen. Gr hat es bennoch getan. 3» ben legten Sagen bes Jahres 1104
trennte er flcE) t>om Äaifer nnb trat an bie @pige eines E21ufj!anbs, ber
in furgem bas gange 31eich ergriff. 9K5as i^n bagu trieb, ifl unbekannt,
bie Bird^Iid^e ^frage $af keinesfalls etwas bamit gn tun gehabt, aber als
23or»anb gar Bemäntelung bes EGerrafs leiflete fte ebenfo gute EDienfie
wie ein 9ItenfcE>enaIfer früher, als bas halbe EHeidE) ftd^> gegen ben t>on ber
&irdE>e Verworfenen Äönig erhob. EDer junge jpeittrich ^af nidE>f gegogert,
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$einrid>0 IV. (§nfre
mit ben fitdfUcfyen ©egnern bee Äaifers ftdE> gu »erbinben nnb gu erflären,
fein eingiges Qiel fei , ben ^rieben gwifcf>en DteidE) unb Äirch« wi ebet-
hergujieHen. 3 n ebenfo geftfyi&tet 23erjlellung flrecfte er bie ^anb nadE)
rötntfd^er Unterfiüßung aas: er bat ben Eßapji um Dtaf megeu bee Qtibee,
ben er bem SGater gefcfjworen fyatte. 2In ben ^3ap(! wandte fich auch
jrjeinrich IV., wollte ifym bie 21nerfennung nicht länger »erfagen unb
bot 23erjlänbignng an auf ber ©runblage, baß i^m bie Dted^te feiner
Vorgänger erhalten blieben, (Jür tyafifyalis war bie 3B3a^I gwifd^en
23afer unb @o^n nicht fdE»wer. Sem Äaifer gab er feine Antwort, bem
Äonig fc^idPte er feinen ©egen unb jleOfe i^m 23ergeih*mg feiner @üm
ben im 3ü n 9ß en ©erid^f in 21usjlcht, „wenn er ber Äird^e ein geredeter
^errfd^er fein wolle".
22>ir branden bie Vorgänge nid^f gu »erfolgen, bie mit ber ©e=
fangenna^me nnb (Snff^ronung Heinrichs IV. enbefen, SOorgänge, bie
in bem grellen ©egenfa§ t>on ehrlicher ©c^wäd^e nnb törichter Blindheit
auf ber einen, abgefeimter jrjeuchelei nnb fc^nöber ©ewalffaf auf ber
anbern ©eite ben ©toff gu einem Srauerfpiel in ©hafefpeares 2Irf
enthalten. 2Q3efentIidE> ij! für uns, baß es bas Auftreten t>on gwei päpfl*
IidE>en iCegafen — nur einer war ein Dtömer, ber anbere bes EPapjles
fiänbiger Söifar in Seutfd^lanb, 23ifd^of©eb^arb »on Äonflang — auf
bem EKeid^stag in 3T£aing in ben erfien Sagen bes 3®hres no6 war,
was bie Ie|fen 233iberfiänbe ans bem 933ege räumte. Ser 9T?ad^weis,
ben fle erbrachten, baß Heinrich IV. t>on ben ^ßäpfien red^tsfräftig »er*
flucht fei, gab ben 2Iusfd^Iag. Ser gefangene Äaifer würbe gegwungen,
ein »orgefihriebenes ©ihnlbbefenntnis abgnlegen nnb bie Qlbbanfung gu
»oDgiehen. 333ie bas ©piel mit feinem (Entweichen aus ber fyaft, um
enff<hiebenem Ärieg gwifchen 23afer nnb ©ohn unb Sob bes SOafers
am 7 . 21uguji 1106 enbete, iji aHbefannt.
3n 3tom war ber 21uffianb bes jungen Äönigs als ©nabe bes Rimmels
begrübt worben. 23on Heinrich V. erwartete man bie Unterwerfung,
bie ber 23afer flets »erweigerf fyatte, fcfyien er hoch bie .Spilfe ber &ir<he
nicht entbehren gu fonnen. Sarum ließ ihm Eßafchalis, noch ehe bie (Snf*
fcheibung gefallen war, feine Bedingungen miffeilen. Sem Äönig
wollte er fein stecht nicht »erfürgen, beflanb aber anf bem Dtechf
ber Kirche. 333ie weit ftih bie fee erjlrecfe, fpradE) er nicht ans. 2Ius=
brüdPIid; »erlangte er nur ben Söergichf auf bie 3 nt,e |iitnren, aber baß
bamif noch nicht alles gefagt war, wußte jebet, bet bie (SnfwidPIung in
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Scr^anMnngen mit fyti nridj V.
457
^canfreidE) trab ©nglanb oerfolgt hotte. Sie ©ntfdheibang fottte nach
betn 233nnfch bee tyapfles auf einem Äongil in SenffdEtfanb ober ^ffolien
fallen.
Ser Dteichsfag in 3Itaing gu 2Infang 3 anaat 1106 , ber bie 2 ß>fe$ung
bee Äßifers nnb 2InerSennnng jpeinridhs V. he{<fylo§, antwortete bnreh
eine ©efanbtfdhaft, flattlicher als man fie je gefe^en hatte. Deicht weniger
als gwei (Srgbifctjcjfe nnb t>ier 25ifd^öfe sogen nach 3lom, nra ben ^apfl
nach Sentfdhlanb eingnlaben. @ie Samen nicht ans Qiel, benn bei Srienf
würben fte oom ©rafen, ber gmn Äaifer fyelt, abgefangen. 3 lcac be*
freite fte ber ipergog non 25aiern foglei cf), aber fte gogen es mm boct) oor,
nmgnfe^ren. ^Jafchalis foH fro$bem bie 2 £bft(f)t gehabt hoben, nach
SentfdE;Ianb gu gehen, als er im jperbfl 1106 in ber £ombarbei eintraf,
©inflweilen oerfammelte er Ijier in ©uaflaHa (Snbe ÖStober eine ja^I=
reich befragte ©pnobe, gn ber ans Sentfchlanb gwei (Srgbifc^öfe nnb oier
^öifcf>öfe nnb als ©efanbter bee Honigs ein ©raf erfdfnenen waren. ®s
heißt, bie Seutfchen Ratten bas 9lec£>f ihres Äonigs oerfrefen, ber ^3apfi
auf bem Dtecfyt ber Äirc^e beflanben. £ängf! war es Sein ©e^eimnis rae^c,
baß fyeimiti) V. an ber ^noeßifur genau fo fefl^ielt wie fein JGafer, in
einer gangen D^ei^e non fällen hafte er fte geübt. Ser ^3apfi aber, bas
geigte ftdE> je$f, hoffe einen ^e^Ier gemacht, als er, bnrrf) bie gntgefpielte
HnferwürftgSeif bee Königs nerfn^rt, i^m bie SlnerSenntmg gewährte,
ohne ftcE> (Sicherheiten geben gu laffen. ©ine ©nffd^eibang Sam in ©ua*
flaHa nidEif gufianbe. Uber einige benffdEje 25ifdE»öfe, bie nom Äönig bie
3 n 0 ef!ifur genommen ober 3 noef!ierte geweiht hotten, wnrbe 2 lnsfdhlnß.
ober 2 lbfe$ung oerhängt. 3 m übrigen enthielten bie 25efdhlüffe bee 5ton=
gils bas anOermeibliche SGerbof ber £aieninnef!itnr, aber Seines ber Sjub
bigung. DItan nahm an, ber ^3apfi werbe je|f felbfl nach Sentfdhlanb
Sommen, ^3afdE>aIia aber wanbfe ftdE) nadE> ($franSreidE>. 2Iuf frangöftfehem
25oben erwartete er ben bentfehen Äönig, nm mit ihm abgnfchließen.
Heinrich V. ging barauf fo weit ein, baß er fleh an bie ©renge nach
23erbun begab mtb burch eine ©efanbtfdhaft bie Unterhanblung auf*
nahm. 3n ©h ^ on0 on ber DItarne trafen bie Sentfchen ben ^Japjl.
Saß es eine ©efanbtfdhaft bee Üleiifyee war, geigte bie 3ufammen*
fe$ung. Sie Rührung hotte ber ©rgbifchof non Syrier, neben ihm fianben
gwei 25ifdE>bfe, ber .Jpergog non 3öh r * n 9 en nn & 3 We * ©rafen. Ser OleicE ^ 1
Sangler, 2lbalberf ans bem ©rafenhaus non @aarbrüdSen, ber bas 35er«
tränen bee Königs genoß, war außerhalb ber (Stabt gttrücSgeblieben. Ser
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23erK>anMtingen mit #einricfj V.
^Papf! foOfe fpttren, ba$ ec es mit bem DieidE), nidE?f mit bem 5tönig gn
tun I>affe.
(So war ein wichtiger ütfugenblicf, als bas betrffc^e OteidE) |td^ anfd^icfte,
bie (SadE>e feines Äönigs gegenüber 5tirdE>e unb !ßapji gn oecfrefen.
9Iian wirb batan erinnert, wie in (Snglanb ber Dieicf>sfag gä£er als ber
.Sperrfeuer felbf! an beffen hergebrachten 3iechfen feflge^alten fyatte.
SQ3orum es ft<h honbelfe, wißen wir. Dled^f fianb gegen Died^f, innere
3Ttofwenbigfeif bräugte auf beiben (Seifen, unb (Srwägnngen politifdE>en
07n|ens wirften hüben wie brttben. 2)ie ÄirdE>e fonnte nach ben in i^r
^errfd^enb geworbenen Ubergengmtgen bie Verfügung eines fiaien über
bas geif&id^e 2 Imf nicht gulaffen, fie forberte Freiheit nnb ©elbfiregie«
rang. £ie$ fte bem Äönig bie 3 nt>e ßi fuc mit 3iing nnb (Stab, fo lieferte
fte feinem belieben bie geifilid^e 5E3ürbe felbf! ans, mtb fc^on fehlte es
nidE>f an (Stimmen, bie bas für 5te|erei erflärfen. 3 a biefem fünfte
gab es für bas ^apfham fein 3R!adE)geben, wenn es bie Kräfte nicf)f t>er=
leugnen nnb gegen ftch in Bewegung fe|en wollte, bnrdE) bie es empor«
gefliegeu war unb regierte. ÜUnbererfeits fonnten andE» bie SentfdEjen ftch
auf ein gutes 3 ?ed)f berufen, bas Dlecfyt alter ©ewo^n^eif, feit nnbenf«
Iid^en3^iten geübt, t>on niemanb, audE> nicht t>on ber ÄirdE>e, angefod^ten.
(Sie glaubten, noch mehr gelfenb machen, llrftmben öorweifen gn fbnnen,
in benen bie !ßäpf?e felbf! beutfdE>en ^errfd^ern bas 23orredE)f ber 3 n -
oeflitnr mit Dting unb (Stab »erliefen ^aben foEEten. 2)ie 9Itenf«heu
bes frühen DItiffelalfers tragen im allgemeinen wenig Sebenfen, für
bas DtedEjf, an bas fte glauben, bie fe^Ienben ^öeweife gn erftnben. 9Itan
mag es als Äußerung finblic^en ©eifies erflären, ber unter ber .Sperr*
fd^aft ber (Siubilbungsfraft bas ©efii^I für 933a^r nnb Unwahr Derlierf,
Zatfatfye if!, baß bie ^fälfd^nng als EJITitfel gum 3 n*cf nie nnb nirgenbs
fo geblüht hat wie bei ben SCölfern bes EHbenblanbs feit bem achten ^fäh 1 ’
hundert. Xlnüberfe^bar if! bie 9Itenge gefälfd^ter llrftraben, mit benen
Bistümer, Älöfier, (Stifter befirittene DledEjfe gn f!ä$en, berechtigte 2In*
fprüd^e, ober was fte bafär gelten, gu erweifen gefügt haben, nid^f gn
reben t>on bem granbiofen 9Iiaffenbetrug ber unechten päpf!IidE)en 3)efre*
talen. 3nt>ef!iturfireif hat aucf> bie faiferlit^e Partei biefes 3ItiffeI
nicht oerfc^mä^f. (Sie hat t>on bem ©efe| CRifoIans’II. über bie ^ßapf!«
wa^I ( 1059 ) eine unechte Raffung Oerbreitet, bie ben Anteil bes Königs
fiärfer ^eroor^ob, fte hat fchließlicl) audE> bas DiedEtf ber beatmen Könige
auf (Srfeilung ber 3 nt>c f** tur m,f 3!ing nnb (Stab gn erhärten gefügt
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03 erlpan Mangen mit $einridj V.
459
burdE) gtoei erfundene Urfunben, bie eine angeblidE) non $abrian I. fine
Äarl ben ©roßen, bie anbere non £eo VIII. für ßffo I. ansgejfeQt.
plumpe 9ItadE)toerfe alle beide, aber non ben 3eifgenoffen unbebenflidE)
für ed^f geholfen, E>abeu fte fogar in bie (Sammlungen bes 5tirdE>en=
redete 2 Iufha^me gefnnben. Surften angejtdf?ts folget 3 ca 9 n *fT c bie
SeutfdEjen nicfif Behaupten, baß i^r Äonig, ber romifd^e Äaifer, nor
allen anbern ^errfc^ern bas Vorrecht genieße, bie 3 nDc ß** ur 3 « oben,
bie anbern unterfagt tnar?
2Iuf biefes VorredEif gn 0ergidE>fen nerbofen i^m flärffie poIitifdE>e 23e*
benfen. 2X5enn fdEjon jeder ^errfd^er größten 233erf barauf legen mußte,
baß Bistümer nnb 2Ibfeien bes DteidE>s non i^ra abhängig Blieben, fo tnar
bas für ben bentfd^en Äönig eine hoppelte STottoenbigfeit. Nirgends tnar
bie (Snmme toirtfdE>aftIidE>er nnb flaatlid^er 9ItddE>fmiffeI im 23eftf bet
ÄirdEje fo groß tnie in Seutfc^lanb, in Julien noQenbs ritzte bie Dlegie*
rnng bes Königs gang auf ben 23ifd?öfen. (Sr wtitbe in Seufft^lanb non
ben Sürßen abhängig nnb Ijorfe in 3 t( J‘ cn auf ga regieren, tnenn i£ra
bie Verfügung über bie jtird^en genommen tnar. Sann aber oerlot
aucf> fein romifd^es Äaifertura alle SSebeufung. 3XtodE>fe man es auf*
faffen tnie Otto I., tnie Öfto III. ober irjeinridEj III., behaupten ließ
es ftc|> nur gefiüft auf bas ÄonigreidEj 3 ta Iicn. ©ben bies aber tnar ber
^3unft, an bem SönigIidE>es nnb päpfHicIies ^ntereffe aufeinanberfiießen.
9K5ar ber Äönig S}ett in 3*alien, fo Sonnte er als Äai fer audE) in 3tom
feine EXTtad^f füllen Iaffen, tmb mit ber Unab^ängigSeit ber römifdjen
&irdE>e tnar es norbei. 2fls tnefentlidEjen ©rfolg £affe barum Urban II.
es gepriefen, baß Steint idE> IV. burrf) Vertreibung ans 3<°Iien „ben
Seil feines DteidE>es eingebüßf Ejaffe, burd^ ben er auf bie römifcE>e ÄircEie
brädPfe". @oHte bas nun tnieber nerlorenge^en, foHten bie3^iten tnieber*
feeren, tno ber beutfd^e Äaifer ^)apfie abfefen nnb anbere wählen ließ,
bie non feiner ©nabe ab^ingen? Sie ^}oIifiS, bie feit ^Rifolans II. in
3tom betrieben tnurbe, Sonnte, foIgetidEjtig gu ßnbe geführt, nur bas 3* e ^
Emben, bie bentfd^e jperrfdEtaft im ÄönigreicE) 3 ta ^ cn wenn nidE)f gang
gu befeifigen, fo bodE> fotneif gu fcEjtnädEien, baß fte ber (Stufung burd; ben
üPapj! bebnrfte, fiaff auf ityn gu „brüdPen". Sann aber maßten bie
23ifdE)öfe bes Landes auf^ören, nom Äönig abhängig, i^ra 0erpfIidE>fef
gn fein.
Sie bentfd^e EÄeid^sgefanbtfd^aft, bie im 9Uai 1107 in (Salons ein*
gog, ^odEt gu Dloß, mit |7atfIidE>em ©efolge, ^at in ber frangöftfd^en Um*
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460
ZBiberftanb in £>eu(ftf)lan &
geBung nie fyt angenehm gemirft. Oltan fand jte jieif und tro§ig, lauf nnd
anfprncBsnoII. 2I6er jte ^affc im GrgBifdEjof 23rnno non Stier einen
fingen unB gemandfen @pcedE)ec. $üc Ben ^Japfl ermiderte ein italiftfyet
23ifdE?of. 233as ein anmefender ^cangofe niel fpätec üBer Bie gemetzelten
Steden aufgegeicEmet fyat, roieBer^oIen mit nid^t. 23on anBetet (Seite
Boren mit nur, Baß Bie ©efandten ftd^ auf Bie UrfunBe .SpaBriatts für
Äarl Ben ©roßen Berufen Baden. Grfolg fonnten jte Bamif uid^f Baden,
man nerjländigfe jtdE) nidE>f* 2IudE> Beim Rangier 2IBal6erf, an Ben Ber
33apji jtdE? nacBB« manBfe, fam man nidE?t weiter, Äonig nnB SteidE? hiel¬
ten gnfammen. Xlnoerrid^fefer Singe ging man auseinander, Bie 23e=
gegnung mit Bern BeuffdEjen Äönig unferBIieB, unB auf Bern Äongil gn
Sropes, Bas Ber Papji gleicht Baranf eroffnete, glängfen Bie Seufzen
BurcB 2IBmefen^eif. ^3afdE>aIis fdfyättete @trafen üBer jte ans, nnferfagfe
Bern GrgBifcfmf non Sltaing, Bern non Äöln fogar mit fämtlid^en @nf=
fraganen, Bie 2ImfsausüBung. Sie ftfywebettbe ($frage mußte nerfagf
merBen; iiBers ^cfyt, menn Ber Äönig nadE) Stom fomme, foHte bie Gnf=
fdE>eiBung fallen, Ginjltneilen mttrBe Bas EGerBof Ber £aieninnejlifur mie*
Bertolt, non einem ECerBof Ber ipulbigung fyocen mir nichts.
^3afd^alis Baffe mo^I ©tunB gn flagen, er finde in Ben irjergen Ber
Sentfd^en uodE> nidE?f Bie Semnf, Bie er fut^e. Gr mußte jtdE? ädergeugen,
Baß er Bur dB Ben S^ronmed^fel ni<i>f gemonnen, fou&ern nerloren Baffe,
^rü^er Baffe er es mit einem 3perrfdE>er gn tun gefyaBf, Ber ein geBrod^ener
STiann mar, jtd^ nur auf einen Seil Ber (^nrjien füt§en fonnte unB fein
2InfeI?en genoß, je$f jianB i^m Bas DteicB gegennBer, einig in Ber 216=
WEmung Ber römifd^en 2InfprücBe. G^emalige 2In^änger, non denen man
es nidE?f Baffe glanBen foHen, gingen mit Bern neuen 5Conig oder ner^ielten
jtd? fd^meigenB. (Sogar gegen Ben alten PSorfämpfer Storno, Ben Iang=
jährigen Sßifar Bes ^3apfles in Senffd^IanB, SSifdEjof ©eB^arB non
Äonjfang — er mar ein 23rnBer Bes jpergogs non 3äBfingen — faB
EPafd^alis fldf? neranlaßt, mit einem EOerBof Ber 2ImtsansüBung eingu=
eiten, meil er Bei Ber XSei^e non 3 nt>e j^‘ ccfen mitgemirft Baffe. Ser
^Papfi ^afte jeden <Sftt$pmtff in SettffdE?IanB nerloren, er fonnte nic^f
daran Benfen, gn (Strafmitteln gegen Ben 5Cönig gn greifen, Ber Bie
3nnejlifnr nacB wie not üBfe, als märe jte nie nerBofen morden. Sas
mad^fe Bereits 2InffeBen im 2(ttsIanB; 21nfelm non GanferBurp fd^rieB
Beforgt, marnm Bie 3 nDe ^ tuc < n SeuffcBIanB geBnIBef merde? Gs Be=
jie^e ©efa^r, Baß Ber englifdE>e Äonig Bas 23eifpiel n afycfyme. ^3afcE)aIia
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IRomfaKprt £einrid>* V.
461
erwiderte, nicfyf gang den Satfacfyett entfptedfyenb, bas ©erü<hf fei falßh,
ec dulde bie 3 nt>eßifur ni d)t nnb werbe jte nicht bulben, wolle vielmehr
beu 5tönig, wenn ec in ben 23ahnen des SGafers oerharre, bas @(f>wert
^3efri füllen Iaffen, „bas wie fd>on gu gäeEen Begonnen haben". Sa&on
merEfe indes bie SKSelt nichts. ijeinrici), mit anbecn Angelegenheiten
beßhäftigf, ließ bie ihm gefe$te Qriß Oerßreichen, unb ^aßhalis wartete
gebnlbig ein gweifes, ein drittes 3ah r - StadE) Stom gurücEgeEehrf, fyatte
ec wiebec oiel mit Aufßänben gu tun. 23enet>enf hatte Begonnen, ßdE>
unabhängig gn machen, unb wäheenb bet ^Japß boct perfonlich mit ©r=
folg einßhriff, Bilbefe ßdE> eine PSerßhwörung, bie Stora unb Umgebung
in Aufruhr fe$te. DXfit S^ilfe bee noemännifd^en .Spergogs t>on ©aefa
gelang es, bec ©mpörung fo gründlich ^err gu werben, baß ber Triebe
wäheenb bec nächßen gwei 3 ah ce n *<h f geßörf würbe. ^Paßhalis h af ,n
biefen örtlichen Äämpfen mehr SatEraft unb ©eßhicE Bewiefen als auf
bec großen 25tthne bec auswärtigen Eirchlichen 33egiehungen. (^ceiliih
genügten dafür bie nocmännifchen .SpilfsEräfte, auf bie ec ft cf) ßü$en
Eonnfe. Saß ße für größere Aufgaben nidE>f aaeceiifytea, foüte |TdE>
Balb geigen.
3« 23eginn bee 3 a h rcfl 1110 h affe Heinrich V. bie beutfdpen in=
necen Angelegenheiten fo weit geoebnef, baß ec an anderes benEen
Eonnfe. ©in Steichsfag gn Stegensburg Befchloß einßimmig ben 3«g nach
Stom; im Anguß würbe ec angetceten. Sas 3<el war ein dreifaches:
©rwerb bec ÄaiferErone in Stom, SBieberherßeHung des Eöniglichen
Regiments in 3 f alien, bas feit 1093 aufgehörf hafte, unb ©inignng
mit dem ^3apß über bie $?rage bec 2 >nt>sßifuren. ©ine ©efanbtßhaft, bec
neben ben ©rjbißhöfen t>on Äöln unb Stier ber Äangler Abalbecf an*
gehörte, war oorausgegangen, um bie SSerßäubigang mit dem ^3apß
öorgtibereifen, Beachte aber nur bie öfter gehörte SSerßcherung heim,
man fordere lediglich/ wa0 & cr ^i tc h e gebühre, nnb Wolle bas Stecht des
Königs nicht oecEfirgen. Sie $rage war alfo oöQig offen, als im ijerbß
1110 bas beufßhe ipeer in gwei ßarben (Säulen über ben ©anEf 23er n=
harb unb ben 23renner in 2 >(alien einrüdffe.
233ie man ß<h in Sentßhlanb bie £öfung dachte, lehrt eine Eieine
(Schrift „Über bie 3 nt> eßitnr ber 23i ßhöfe", bie gwei 3ah« oorher
enfßanben war. Stach Son nnb ^ah 0 ^* 0011 übrigen (Sfreifliferafur
ß<h deutlich anferßheibenb, macht ße ben ©inbrucE einer SenEßhrift für
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462
inridj* V. Programm
amtliche ©feilen, t>ieQetd>t für bie föuiglichen Ilnferhänbler. Ser 93er«
faffec g t\)t »on ben angeblichen Itrfnnbeu .Spabrians I. ttnb £eos VIII.
ans, fraft beten bie beutfcheu Äonige bas Dtec£>f bet 3>nnefiifur Befaßen,
©regor VII., „auch jpilbebranb genannt", ^äfte nidE>f aufheBen bnrfen,
was feine 93orgänger nerorbnef Ratten. „Siefe neue 3tidE)tnng, breijl
gemacht burch ben ^Beifall bet ©laubigen, reift nutet bera @d^ein ber
^rrommigfeit mit gierigen .Spänben alles an 5E3enn fdE>ou in anbern
£änbetn bie 23ifch6fe non ben Königen eingefeft werben, fo haben fie im
beutfäen DteidE> 2Infprn<h anf nodE> mehr 3tücffi<hf, weil il>re 23e=
jignngen ansgebe^nter unb i^te DledEjte großer fmb. „Senn nicht jebet
iji ein Petras, ber anf Petri ©fühle jl$f." 3RÜdE>fs — ^ier folgt ber
93erfaffer 953orfen 3*>os non 61>arfres — nichts fomrat barauf an, in
Weidner ^fotm bie ^nnejlitnr geübt wirb, oB bnrch ein 233ort, bnrch einen
©fab ober einen anbern ©egenflanb, ater am geeigneten if! ber ©fab,
ber fowo^I als weltliches wie als geijHid^es ©innBilb bient. 233ären bie
5tirdE>en arm wie in ber älteflen 3 e **/ f° Bebürfte es feiner ^at^ßifaf/
feiner jpulbigung, feiner 3nrgfd^aft. Sie föniglid^e ^nnejlitnt fertigt
bie ÄicdEje nor SJprannen unb OtäuBern unb hat ben 93orgag, baf ein
Fehlgriff bes Königs burch 93orjieUungen bes Papfles t**beffert werben
fann, wä^renb ber Papj! non niemanb gur DtedEjenfd^aft gezogen fein
Win.
@o etwa mag bas Programm ansgefe^en haben, mit bem .SpeiaridE) V.
ftch Dtom näherte. PafdE>aIis hafte bas feine im 9Kärg mo auf einer
©pnobe im £aferan anfgefieUt. (Ss enthielt neben bem gewohnten 93er«
Bot ber 3 nDe ^* tar burch £aien^anb eine neue ^Bejlimmung: ein $ürft
ober fonfl ein £aie mad^f ftcE> bes SempelranBs fd^nlbig, wenn er bie
93erfägtrag über firdE>Iid^en 23ejtg für jtd^ in 2InfprudE> nimmt; ©eiji«
lid^e ober Dl^önd^e, bie folgen 33ejt$ non £aien anne^men, werben aus«
gefdE>Ioffen. Ser 323orfIauf war bentnngsfä^ig, legte aber bie 93er«
ranfung nahe, bie &irdE>e woUe bie UnterfdE>eibung gwifd^en geijl«
Iid^em ÄirdEjenamt unb weltlichem ÄirdE)enBejtg, auf ber bie ^riebens«
fhlüffe in ^ranfreich nnb (Snglanb Beruhten, nicht mehr anerfennen.
Unvereinbarer als je jlanben bie 3InfprndE)e einanber gegenüber, nnb bie
(5nffdE>eibnng war gar DI?adE>tfrage geworben.
Saf bie 9I?acht, mit ber ber beuffche Äonig anftrat, erbrücfenb fei,
geigte (ich fogleidEj. Überall unterwarf man ftd^, öffnete ihm ©fäbfe unb
Bürgen. Süonara, bas 2Siberf!anb Verficht hatte, wnrbe entfejligt,
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ßage t>e* $apffetf
463
Dltailanb uni) ^ania, bie ficfy nidE>t fugten, ließ mau liegen. 2lnc£> bie alte
^fu^cerin bet päpßlid^en ^ßarfei, ©räßn Dltaflßlbe, Beugte fid>, empfing
Ben Äönig uuB — es wirb if>r fc£>wer genug geworben fein — erfannte an,
baß bie @(f>enfung i^res irjansgufes, bie fte einß bem ^eiligen ^ßetrus
gemacht unb t>or ad)f 3<*$ten wieberi^olf l>afte, ungültig fei. Safür
erließ i£r bet Äönig bie £eilna^me am 3 n S e nac £ 3t°ni. @ie war bott
nid^f nötig unb ^äffe flöten Bonnen.
!PafdE>aIis ^afte ßc£ nBet baß, was il>m brol>fe, non Einfang an feiner
3xiufd)ung ^ingegeBen unb fidE> gu gewaltfamem 233iberßanb gu rußen
nerfnc^t. 3Iuf bie STÜad^rid^t t>om Benorße^enben (5rfdE>einen ber S)euf=
fd^en war et fd^on im 3 un * 1110 nadE) Unferifalien geeilt, Ijaffe alle
(^ntflen unb ©rafeu non 21pulien um ß($ nerfammelt unb i^nen bas eib=
IidE>e SGerfprec^en aBgenommen, i^ra im Notfall gegen jjeinricl) V.
Beignße^eu. 5)ie oorne^menDtömer ließ er einen a^nlid^en (5ib ß^wöten.
2fls nun mit beginn bes neuen 3 a ^ refl Bas beutfifye jrjeer ßc£ Dtora
näherte, eilten bie Boten nad^ allen ©eiten, gu Normannen unb £om=
Barben, unb riefen gum stampf für bie römifd^e 5tirdE>e auf. @ie würben
mit leeren 33erßdE)ernngen ^eimgef<$icft. „933eil ber ^3apß nur 233orfe
gu Bieten ^atte, erhielt er and^ nur 933orfe", fagt ber ©Ejroniß non
DTtonfecafßno. 3» 9K5a^r£eif wirb man nBeraH erfannt i?aBen, baß
gegen bie beatfäe Übermacht jeder 233iberßanb nergeBIid^ fei. 933as
foHte^ßafc^alis tun? (5s aufs2inßerße anfommen laßen, ßd) in Dtom net*
ßf>angen, einer Belagerung troßen? Sas fjatte ©regor VII. getan; mit
Weidnern (Srfolg, wußte man. ^3afdE>aIis l>ätfe answeid^en, gu ben D?or=
mannen ßüd^ten fönnen. 2lBer was ^äfte er bamif gewonnen? 2)er
Dtömer war er feineswegs ßc£>er, ^einric£> £äffe einen ©egenpapß auf-
ßellen, ßc£ non biefem frönen laßen fönnen, wieber £äffe bie &ird>e ß<f>
gefpalteu unb ein unaBfe$Barer&fin2Insßc^tgeßanben.©regorVII.
^ätte i^n roal>rßi>einlidE> gewagt, aber ^3afc£alis war fein ©regor, feine
■Spelbennafnr, unb bie ^elbifd^e 3tnar wo^I für bie 3tirdE)e überhaupt
norBei. @ie £afte genug gefämpft unb Begehrte ^rieben. ^Paßf>alis Be=
ßf)Ioß, auf ben 5tampf gu nergid^ten unb ßdE> mit bem ©egner gn ner=
ßanbigen, fo gut es eben ging.
3m 3 annar i 111 empfing er eine ©efanbtfd^aft jr>einri<$s, bie bie
Befannte (^orberung norbradEjfe: 2Inerfennung bes alten &önigsrec^fs
ber 3noeßifur. 233ie immer lautete bie Antwort: Unmöglich 2)afür
machten nun bie SPäpßIidE>ett einen äBerrafd^enben ©egennorß$Iag.
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464
23erfrag t>on ©ufri
©chon früher war in ben (Srörfernngen hie unb 6a Beraerft n>oc6en:
Wären bie ÄirdE>en arm, fo fönnte auf 6ie ^fa&eßifur nergichfef werben.
3« 6er foeBen erwähnten @d>riff hieß es: „©eit bie $Circhen bnrd>
Könige nnb&aifer an ©runbBeßfj nnb Beweglichem ©uf Bereichert, feit
ihnen ©tabfreehfe, 3öDe, Swängen, ©chnlfheißen* nnb @(f)ö|fengeridE)fe,
©raffef>affen, EGogfeien nnb ©eric^&Bänne überfragen ßnb, war es an=
gemeßen nnb folgerichtig, baß ber &onig, ber einer im EGoll nnb bee
JGolfes jjaupf iß, ben 23ißhof BeßeHe nnb einfe$e nnb wiße, wem er bie
©fabf gegen ben (SinBrndE) ber (^einbe annerfraue." 3n ber Umgebung
^)afchalis’ II. hat man biefen ©ebanfen anfgegrijfen, nm ben Slusweg
aus ber S?of gn ßnben. 2)er ^3apß erbot jt<h, ben ÄirdE)en bee beutffyen
Steiges bie StäcfgaBe aller ©fiter nnb Steckte gu Befehlen, bie ihnen feit
ben 3eifen Äarls bee ©roßen t>on Königen nnb Äaifern gef<henlf waren.
Sm'it biefem EGorfhlag lehrten bie föniglichen ©efanbten gnrücf. (Sr
fanb ben Beifall jjeinridEjs, ber eine gweite ©efanbtfchaft aBorbnefe, nm
anf biefer ©rnnblage aBgufhließen. @ie Beßanb ans bem Rangier, brei
©rafen nnb einem EDienßmann.
31m 4- (^eBrnar im würben in einer Seinen ÄirdE>e Bei ©anft ^3efer
bie 33ebingungen nereinbarf, am 9. in ©nfri namens bes Königs non
feinem ©chweßerfohn, j^ergog ^riebrief) non ©dhwaBen, gwölf anbern
Herren bes £aienßanbs nnb bem Rangier Befhworen. $?fir ben ^3apß
nerbfirgfe ftdE) eiblich ber ^ßierleone mit ©öhnen nnb Steffen. 2)er 33er=
trag Befagte, baß Heinrich am Sag feiner Krönung ben EGergichf anf bie
3nneßifur öffentlich erflären nnb bie ÄirdEjen mit ihrem &eß$ freilaßen,
ber Papfi bagegen ben 25ifchöfen Befehlen werbe, bie ,Regalien" ihrer
Äirchen, bas heißt alles, was biefe nom SteidE) erhalten hätten, nämlich
©fäbfe, jpergogffirner, Warfen, ©raffhaften, 3äDe, SItarffe, Steichs*
nogfeien, Sliebergerichfe nnb ipöfe mit allem 3nBehör, bagn Stiffer=
fd>afte n nnb Burgen, bem Äönig nnb bem Dteid^ gnräcfgngeBen. 3 ar
^öegränbnng h«eß es in ber Urfunbe bes ^ßapßes: es fei bnreh göttliches
©efe| nnb firchlichcö Stecht ben ^3rießern unterfagt, ßdE> mit weltlichen
©efhäften gn Belaßen; gnm ©chaben ber &ir<he werbe bies SOerBot
im beatmen SteidE) nicht Beachtet, fo baß „bie EDiener bes 31Itars ^Diener
bes jjofes geworben" feien. „(Ss mäßen aber bie 23ifdE)öfe, non welt¬
lichen ©orgen frei, ß<h um ihre ©emeinben fümmern nnb nicht gn lange
non ihren Äirchen fern fein."
Dteinliche Srennnng non Kirche nnb@faaf gnm 23eßen ber Äirche, bas
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Unairfüfjrbar
465
alfo war ber ©ebanfe, auf bem biefe 2fl>madErangen beruhten. ©ie waren
oor ben am meijlen Betroffenen jireng ge^eimge^alfen, fein Bifdfjof
unb fein2Ibt war beim2Ibf$Iufj gugegogen worben, ber einzige ©eijHic^e,
ber neben ben fiaienfürflen baran feilgenommen ^affe, war ber Äangler
21balberf. (Sr wirb es gewefen fein, ber ben Äönig anf bas 953agnis
eingngefyen bewog, bas ber PSorfcEjIag bes ^3apfles enthielt. Das 933ag=
nis war nidEjf gering, ja es war ungeheuer. ©etf ^^r^unberfen waren
3teict> und&ird^e aufs engffe oerbunben, Bifct>öfe nnb 2ÜBfe bie eorneljra*
jlen dürften, uub nidE>f nur fie, aad& bas BoIE weithin an i^r Dlegimenf
gewohnt. 9fam foUfe bas alles mit einem ©cfylage anf^ören, ber Bifcf>of
nichts weiter fein als ber er jie ^ßriejler feines ©prengels, in eoangelifc^er
2Xrmnf nnb Befrf)eibenf>eif fern non öffentlichen Slngelegen^eifen nur
bem ©eelen^eil feiner ©emeinbe leben — eine jiarfe 3nmufnng an bie
flolgen, ^errfc^gewo^nfen Sperren, bie bie beutfdE>en ^Prälaten meijiens,
Wenn nid?f alle, waren. EJtoch bebenflidjer fal> bie Äe^rfeite bes Bildes
ans. 955as foQte mit ber 9Itaffe non ©runbbefi$ unb DtegierungsredE>fen
gefd^e^en, bie ba auf einen ©c^Iag an Äönig unb Dteicb guräcfftelen?
933er foUfe fte nerwalfen? Den Beamtenflanb, ben bas erforberfe, gab
es nid^f, i£n eiferten bisher bie Bifcljöfe. 953er foQte nun an i^re ©feite
treten? 9S3enn 5tönig nnb ^tangier dafür fcfjon einen ^3lan Ratten, fo
bannte i^n niemand, nnb bafj er Beifall finden würbe, war nidE)t aus*
gemacht. ©s war ein ©prang ins SunEIe.
21m ©amsfag, bem n.^ebruar im, erfd^ien bas deutfdEje .Speer nor
Dtom nnb lagerte anf bem 9Itonfe Dltario, bem Berg, ber ben heutigen
Batifan und bie PetersfirdEje überragt. £ags darauf E>ielt ber Äönig
feinen ©ingug in bie £eojiabf unb würbe in ber ^)etersfirt^e t>om Papji
mit feinem .Spofjlaat empfangen. 3Itan fc^ritt gn Bertefnng unb 21ns«
taufc^ ber XlrEunben bes Vertrags, ber 5tonig ooQgog bie feine, bie ben
Bergi^t anf bie 3nt>efiitnr ansfpracf). 21ls bie päpjHid^e Hrf trabe an bie
Steife fam, er^ob fiel) 933iderfprudE) non allen ©eiten. Sie bentfd^en
BifdEjöfe, bie biefer Befehl wie ein Bli| ans Reiferem ipimrael traf,
waren empört. ©oHfen jie nid^f me^r ^ürflen bes Dteid^es fein, i^re
gange ©teHung in ©faat unb ©efeHfdEmft nerlieren? 2£6er auch unter
ben £aien füllten fkh manche getroffen, bie 5tirdE>enguf gn £el>en trugen;
was foHte fünftig bamit gefd^e^en? ©s rächte ftd; bas ©eheimnis unb
bie nngenägenbe Borbereifnng, mit benen bas ©efcf)äff behandelt wor=
ben war. 3?idE>t minder heftig war bie ©rregung unter ben jireng firdE)*
^alltr, 2)a* Papfftum U 1 30
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466
Gefangennahme detf $apfte*
Iic£> ©efinnfen. 3» liefen Greifen machte man feinen Xlnferfdjieb gwi«
fdtjen ber 5Urd£)e als geifllid^er 2ln(lalf nnb beut, was iljr auf ©eben
gehörte; was einmal einer &ir«he gegeben fei, bas fei anf ewig (Sigenfum
(S^rijli. D?nn wollte ber ^3ap(l es rauben! DRan Ijörfe ben Stuf, bas fei
&eßerei. Sie (Srregung (lieg Bis gnm Sunt alt, gornige Dieben warben
gewe«hfelt, unb wenig fehlte, fo wäre es gnm 23luf »ergießen gefommen.
Ser Diei<f>smarf<$aII jpeinri<h jrjaupf hafte fetjon fein @t$wert gegen
ben (SrgBißhof non ©aljBnrg gezogen, ber Äönig mußte bagwifcf)en*
treten. ^3afd^alis war nid^f imfianbe, ben 2lnfrn^r gu (Ii0en. JGor bem
laufen DSiberfprudE) oerfagte i^m ber Dlluf, er erflärte bie (SrfäHung
bes Befd^worenen Vertrags für unmöglich SarnBer würbe es Dltiffag
nnb ^o^e 3^it, bas jpoihamf gu feiern. Unter ©cfjwierigfeiten ging es
in ber allgemeinen SGerwirrung t>or ftet), bie 5taiferfronung war nid^f
mehr ansfü^rBar. 2>n$wif«hen hafte ftdE> im SGolf, bas branden harrte,
bie Düad^rid^f »erBreifef, ber SPapff fei gefangen. Sie Sentfc^en würben
angegriffen, es gaB SGerwnnbefe unb Sofe, nnb eine @tra$enfcf)IacE)f ent*
wirf elfe ( 14 , bie bie gange DfadE)t anbanerfe, wä^renb ber ^3ap(l famt
Äarbinälen unb ©ei(HidE)en in ber ^Petersfird^e unter ^Bewachung ge«
Ralfen würbe. 2lm anbern DRorgen gogen bie SentfdE>en aB, ihre ©e*
fangenen nahmen (te mit. (Sin unerwarteter Eingriff, ben bie Dtömcr mit
fliegenben Jahnen anf ben Äonig machten, Braute biefen in ern(le ©e«
fahr, er würbe t>om ^Pferbe geriffen unb im ©e(tchf »erwanbef nnb
fonnfe nur mit Dltn^e ^eransge^auen werben, Bis 33er(iärfnngen l>eran«
famen, bie in hartem Äampf bie Angreifer gnfammen^ieBen nnb Der«
jagten, fo baß ber 2I6gug bes feeres nnge^inberf Don(laffen ge^en f onnfe.
3wei DRonafe Ijaf Heinrich bana«h »or Dlom gelegen, bas feine Sore
fc^Ioß, wä^renb ^)ap(l nnb &arbinäle anf Benachbarten ^Burgen ge*
fangen faßen, ^rur ^3af4alis eine harte ^3roBe! (Sr hätte (te t>ielleic£)f
ansgehalfen, wäre er ber Dlömer (td^erer gewefen. ©egner hafte er unter
ihnen immer gehabt, jeßt würben amh bie Anhänger wanfenb. 355ie
lange fottten (te es anfe^en, baß ihre jpöfe in flammen aufgingen, ihre
gelber oer^eerf warben? fielen (te aB, fo war bie 2lufjleHung eines
©egenpapßes nicht f4wer, nnb was bann? Saranf wollte ^PafdE>aIis
es nithf anfommen laßen. (Sin SGerfach bes $ur(len non (Sapna, ijjilfe
gu Bringen, fifyeitecte baran, baß ber gange 2lbel ber Umgegenb gnm
Äaifer ^ielf. ^af^cüia faü) feinen 2lusweg nnb entfehloß (trf> gnr Unter«
werfttng. Heinrich aber forberfe je$f nichts ©eringeres als bas Stecht
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(Srgtputigene* 3nt>eff if tirpri t>ilf g
467
bet 3 nt>e fJ*töt. Sa er erflürte, fle folle jtcf> nur auf bie 23eftßnngen bet
Äird^e Begieren, tat PafdEjalia i^m ben 933iHen. 3» Bet ^TJad^f bea
12 . 2XpriI würbe im beutfdEjen £ager an einet alten 23rücfe in bet (Sam«
pagna, bem Ponte Sliamraolo, bie gefotbette Urfunbe anegefertigt.
@ie Betätigte jrjein tiä} V. baa 23orrec£>f feinet 23orgänger, bie frei
nnb oI>ne ©irnonie gewählten 23if<f>öfe unb JÄBfe feinea 3leidE)ee oot
i^cet 2K5ei^c gn inoefiieren. Saga barauf öffneten fic£ bie Sore Stoma,
^eintic£> konnte eingie^en nnb mnrbe t>ora Papfi ala römifc^er Äaifer
gefrönt. 211a ©ieger Beerte et nadE> SeutfdEjIanb guruef; maa et erfireBte,
^atte et erreicht. Sie Äaifetfrone Ijatfe et erlangt, Italien unterworfen,
nnb uBer bie 5tin$en bea Steid^a war et auf £eBenegeif .Sperr geBIieBen
in bet alten 333eife. ©egen 3rcucfna$me bea 3ngeflanbenen glaubte et
jt<$ gefiebert gu ^aBen: fed^ge^n Starbinäle Ratten im Sfamen bea
Papflea fd^wören muffen, baß biefet i£m wegen bet 3nt>ejlifuren feine
@<$mierigfeifen machen unb feinen <^Iu<$ gegen i^n fehlendem werbe.
Ser (Srfolg fcfyien ooHfommeu.
Speiucicfy V. täafcfyie ftdE>. $ür ben 2IugeuBIicf ^atte et geftegt, aber
nur gu halb foHte ber ©iegealorBeer weifen. Ser 5taifer war f$IedE>t
Beraten gewefen, ala et bie 3wangalage bea Papflea Bia gum äußerfien
auenugfe. jpäffe et ftd£> mit weniger Begnügt, etwa mit einem oerBrieften
3ugeflänbnia Betreffenb bie £e^ne^ulbigung t>on 23ifc^öfen unb SäBfen
uad£> englifdEjera SGorBilb, et würbe raefjr gewonnen ^aben. SergleidEjen
£äffe bie ÄirdEje ^inne^men muffen unb fönnen, bie ^n&tßiäK mit Dting
unb @fab fonnte fle nic^f bulben. Sie $rage ging nidtjf nur Seutfdj*
lanb an. 23e^ielf ber Äaifer fein P3orrecI>f, fo war gu erwarten, baß bie
Könige t>on (Jranfreid^ nnb (Snglanb halb baa gleiche fordern würben.
Sarum etfyob fid> oDenffyalBen bie Partei ber firdE>Iid?en (^rei^eit mit
lautem 235iberfprudE> gegen baa Prioilegium .Speinrid^a, bas man mit
bequemem 9K5ortfpieI ein Pravilegium, nidE>t SGorred^f, fonbern Unrecht,
nannte. @fnrmifdE> oerlangte man feine 23efeifigung. Pafd^alia fa£ fid£>
oufa fdjäcffte gefabelt, angegriffen, fogat oon Äarbinälen angeflagt,
et mußte ftdE> oerfeibigen. 3» feiner DtedEjfferfigung gab er eine Sar*
fleQung bet SGorgänge tyeraua, bie geigen foHte, waa i^n bagn geführt
$affe, bie angefod^tene Urfunbe gu Bewilligen. Saß et ea nur gegwungen
getan £aBe, leugnete er nicfyt unb gaB gu oerfle^en, baß et BeflteBf fein
werbe, ea aBgnänbern. (Sr erteilte bamif gunädjfl nickte. Set 2IBf oon
SItonfecafjtno wühlte fo arg, baß Pafcljalia für nötig £ielf, i£n gut 2£b=
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468
ZOiberftanb bet Äirdje
banfung gn gwingen. (Sc foK gefütd^fet haben, bet 2£bf Eömte feine
2lBfe$nng Bewirfen. Saoon fprach man audE> fonfl. 2Inf bec ©pnobe,
bie in ber nächflen ^raflengeif (9IZarg 1112 ) in Dtom tagte, mar offen
banon bie 3lebe, man muffe einen anbern ^apf! wählen, bec bas ©e=
fdpe^ene rückgängig mache. ^afchalis fah fiel) genötigt, ein förmliches
©lanBensBefenntnis aBgulcgen: ec ^alte fefl an bec ©cfjrift eilten nnb
Svenen JSeflamenfs, an ben Äanones bec Sipofiel nnb 5tongilien nnb an
ben (Srlaffeu bec cömifd^en ^3äpfie, nornehmlich ©cegors VII. nnb
Urbans; was fte necbamraf nnb nerbofen Ratten, nerbamme unb ner=
Biete auch ec. 3^adE> einer fpäten, aBec fc^c Beachtlichen Überlieferung
hätte ec fogat bie 2IBgeidE)en feiner 933nrbe abgelegt unb ecf! auf 2Iuf*
focbecnng bec 33erfammclten wiebet angenommen. 3 um ^2£6fc£>Ia^
nerlas ein frangöftfdEjer 23ifcf>of eine Grflärnng, bie non bec gangen
SSerfammlung, auch bem ^Japfl, gebilligt unb non ben SInwefenben
unfetfä>cieben würbe: bas non Äönig ipeinridE» ecgwnngene ^rinileg,
fo lautet bie auffattenb norftd^tige Raffung, ifi netbammt nnb un-
gültig, weil in ihm bie 2Sei^e eines noch nicht innefliecten 23ifchofe
necboten wirb. 3Itif Befonbecem (Sifer Beteiligte man ftdE> am 5Campf
gegen bas SPcinileg in ^rranfreich nnb 23urgnnb. Sec Grgbifchof non
£pon als Primas non 9^ocbfranfceiif> wollte es auf einet ETtafional*
fpnobe necucteilen Iaffen. Sas nec^inbecte 3 00 non G^atfres. Gr erhob
feine ©firame gugnnfien bes Papfles, bet ihm offen gefianben hatte,
nnter 3w fl ng gehandelt gn haben. SasfelBe ©eflänbnis machte ^3afdE)aIis
bem (ScjBifäjof ©nibo non SCienne. $ier fdEjente ec ft<h nicht mehr, bas
SPrinileg gu wibeccnfen. 233orauf bec Grgbifchof bie S3ifd^öfe 3$urgunbs
necfammelte, nm mit ihnen „jebe 3»*t>efiifur mit kirchlichen Singen"
ans £aien^anb fite Äefjerei gn erklären, bas „Praoileg" gn neebammen
nnb über S}e incic^ ben öffentlichen $luch ausgufprechen. Sas foHte ber
Papf? Betätigen, widrigenfalls man ihn gn neriaffen brohte.
@0 erwies fiel? bec Gib, mit bem Heinrich ben Papfi geBunben gn
haben glaubte, als Brüchige (Jfeffel, nnb in 3 fa (* cn neefagte auch
Privileg ben Sienfl. 3 n 3Itailanb würbe ein nenec Grgbifchof non
feinen ©uffraganen geweiht, ohne innefliect gu fein. Sie Slnhänger bes
Äaifers ciefen nach feinem pecfonlid^en Grfcheinen. ETioch gehöre ihm
bie £ombarbei, noch fei mit einem tropfen 233affers bec Strafe bec 2Iuf*
lehnnng gn löfchen. Slns 3lom {amen Bebenkliche ETüachrichfen: Pafchalis
taufdE)te mit bem griechifchen Äaifer ^Briefe unb ©efanbtfdhaften,
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2tufffant> btt btui(d>tn gfirften
469
2 flefios fleEte bas Qicfcfyeinen feines 33>ronfoIgers in 2 Insfui>f, ber fi«$
in Dfcom mürbe frönen laffen. ‘Der (^rennb, ber bies melbefe, brang in
jrjeinrief), anOergüglic^ Ejerbeiguforamen. Ser große ©eminn bes 23or=
faires bro^fe gn gereimten. STfocE) mar SeutfdE)Ianb ruljig, aber ein
(StnrmgeidEfen melbefe ft«$ bodE): 21 balbecf non (Saarbrücken, ber £enfer
ber faiferlicben üPolitif, nac£ ber Dtädße^r aus 3tora gum £o£n für bie
geleiteten Sienfie gum (5rgbifdE>of non 9Itaing erhoben, fagfe ftdE> fd^on
nacf> einem 00111 Äaifer los unb mürbe fein bitterfler ^feinb. 333ann
aber £äffe es im alfbentf$en DleidE) einem (Srapörer an ©enoffen unb
geifern gefehlt? JH'id^f lange bauerte es, fo entflanb unter ben ^ürflen
S^äringens nnb (Sad^fens EHbfaQ unb EUnffianb, ber (Srgbifc^of non
5töln fcfjloß ftdEj an, bie alten fird^Iid^en ©cgner bes Königtums, bie
bisher gefd^miegen Raffen, erhoben mieber ityre (Stimme. Äeine brei
3 a£re maren feit feiner 9tädffe^r ans 3 tfl 6 en oergangen, nnb ipein*
rief» V. fa£ ftdE> in ber £age feines EOafers: bas ^albc Dteirf) in einem 2Iuf=
fianb, ber ftdE> feine 23eredE)tignng non ber ÄircEje befd^einigen ließ. Sann
nerrief i£n bas 3G3affengIüdf: im Februar 1115 mürbe er im 9I£ans=
felbifd^en non ben fäd?ftf$en $ürfien gefdtjlagen. Saranf Ratten feine
firc^IidE>en ^einbe nur gemartet. ©oeben E>atfe ber ^Bifd^of Änno non
^3aleflrina, ein Sentfc^er, als rörai fc^er £egaf anf einer ©pnobe fran»
göftfd^er 23ifcE)öfe ben (5?IndE> über ben Äaifer ausgefproc^en, nad£>bem
er bas gleiche fd^on früher in 3 cru f a ^ cm nnb anbersmo getan Ijafte.
3c|f magte ber 9Itann ftcE> ancE) na<f> SentfcfjEanb nnb nerfünbigte ben
©pcncE) im 2EpriE 1115 in &öht, im 2M 1 mieberi^olfe er fyn in (S^älons.
Sann erfcEjien im ^jerbfi ein gmeiter £egat, mieber ein SeutfdEjer, unb
prebigfe in (SadEjfen ben ($rlnc£ gegen ben Äaifer.
Siefen litt es nid^t me^r in ber S^eimat, eine mistige 3TincE)cicE)f rief
i^n nacE> 3 la ^ lcn - 2Em 24. 3tili 1115 mar bie ©räftn DItatIjiEbe geflor*
ben, mit iljr erlofcE) basipausGanoffa, nnb jpeinridE) eilte tyerbei, nm bas
erbenlofe ©nt in 23efiß gu nehmen. 6 s bot if>m ben ermünfdEjten @fü$=
pnnft, menn er ben stampf gegen 3 lom nnb ben ^Papfl unmittelbar auf»
nehmen moEte, nnb bagu fanb f«f> halb ©elegen^eif.
^PafcEmlis tyaffe bis ba^in fein 23erfpredE>en menigfiens fo meit ge»
galten, baß er felbjl ben §IudE> über ben Äaifer nicE)f ansfpradE»; baß feine
33eOoQmäi$tigfen es taten, ^afte er gefcEte^en laffen, otyne es ausbräc?»
licE> gn billigen. 2Enf ber ^a^resfpnobe im DItärg 1116 fa£ er ftcE> bes»
megen non nerfd^iebenen ©eiten fo fdEjarf angegriffen — mieber fiel bas
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2(ufffan& in 9tom
233orf „5fce$erei w — trab fo heftig gu offener (Stellungnahme gebrängt,
baß er fchließlich erflärte, er befläfige aHe0,R>ao feine Legaten „in feinem
OTattten" getan Ratten. Ser 23orBe^a(f erlaubte ihm, bas Soppelfpiel
fortgufe$en. OZocE» nach ber @pnobe hat er gegenüber ©efanbten bes
Staifers bie Legaten oerleugnet. £5alb aber änberte f»dE> feine eigene £age
von ©runb aus. Statte ber Äaifer einen S*il feines Steiges gegen
fo verlor nun auch ber ^ßapfl ben ©e^orfam feiner @fabf.
^Pafd^alis regierte Dtom im mefentlichen gefinkt anf ^ßierleone, ben
(Snfel 23aruch=33enebiEfs. Sie SGerbienfle biefes irjaufes unter OTifo*
laus II., üflejanber II. mtb ©regor VII. Fennen mir. tim tlrban II.
hafte es ftch Faum geringere ermorben. Unter bem @d^n| ^3ierIeones
hafte biefer ^ßapfi in feinen Anfängen geflanben, in feinem ^ßalaf! mar
er gejlorBen. Ser (Sieg Urbans mar auch ber @ieg ber ^ierleoni, nnb
ityre Oltad^f, i^r Oteid^fnm mnffen babei gugenommen haben. Unter
^Pafd^alis II. maren fte einflußreich mie lein anberes ©efc^Ied^t, ihnen
überfrag ber ^)apfl, menn er abmefenb mar, bie Otegierung ber (Stabt.
233ie fte bei bem Vertrag mit ipeinrich V. als Bürgen für i^n auftraten,
haben mir gefe^en. (Ss Sonnte nicEjt fehlen, baß bei anbern Familien
OTeib unb (SiferfudEjt ftch regten. Sie 2luff!änbe, mit benen ^afdEjalis gtt
Eämpfen hatte, haben gmesfeOos fd^on ber machfenben Übermacht ber
^ßierleoni gegolten. 2IDmä^Iid^ fleigerte ftdE) bie ©egnerfdjaft, nnb im
2 IpriI 1116 brach fte in offenem 2Iuffianb hervor, als ber ^3apfi bie 35e-
flätigung eines neugemä^Ifen ^3räfeFten vermeigerfe, ber einer anbern
©ruppe ange^orfe. Dtora fpaltete ftct> in gmei Parteien, gegen bie
^ßierleoni rnarfen bie ^frangipani ft«h gu (^ü^rern auf. OtacE» blutigen
Äämpfen, 3erflörung befefligter ^aläfle unb ^Plünbernng von &ircE>en
mußte ber ^3apfi ficfj nbermnnben geben. (Sr flüchtete bei 9?a«hf aus bem
ißaferan in ein Älofier nnb verließ beim Oltorgengranen bie (Stabt.
33Sä^renb er in ber Gatnpagna unter vergeblichen SOerfnchen, 3tom gn
erobern, umherirrte unb ßhließlich gang nach 23enevenf ftcE> gtrrücPgog,
rief feine jpauptfiabt ben Äaifer herbei, ber gn ßflern 1117 erfchien,
.Spulbigungen enfgegennahm, feine Königin, bie Sochfer Heinrichs I.
von (SngEanb, als Äaiferin fronen ließ nnb ben beseitigen Oliachfhabern
ihre Krater, bem ©rafenhatts von SusFulutn feinen 23eft$ betätigte.
23is ^3fingflen hat er ficE) noch in Dtom aufgehalten, bann bie (Stabt
verlaffen. 3 n S w *f<h cn hatte er mit bem ^öapji verhanbelt, ber bie ^orbe<
rnng erhob, baß er anfhore, bie 3 nt> effrtuc mit Dting nnb (Stab gn er-
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‘Pafdjaliö' Xofc. ©elafiu* II.
471
teilen; worauf irjeinrich geantwortet haben will, baß er nnr bie Dtegie*
rungered^fe anf biefe 2lrf »ergebe. (Sine (Sinigung würbe nicht erhielt,
nnb ^Jafd^alis ließ bie 3 n>e *eit fordbefiehen, baß ber &aifer nicht
t>on ihm, wohl aber in feinem tarnen »erfluchf war.
3 ?a<$ ^einridEjo 2 lbgug lebte ber Äampf ber Parteien in Dtom wieber
auf. 2 JHmä^[id^ aber »erfd^ob ftch bie £age gugunfien bea ^3apfiea,
er würbe gnr DtücFFehr anfgeforbert nnb folgte bem Dtnf. 3 n ben erflen
333od^en bea nenen 3 a ^ rcö (m 8 ) Sonnte er in ben ©fabfteil jenfeita
bea Siber einbringen nnb bie Belagerung ber jnr (^efiung umgewanbel*
fen ^PeferaFirc^e beginnen. XSä^renb biefe im ©ange war, ereilte i^n
am 21 . Januar ber Sob. (Sine Regierung ging gu (Snbe, ereigniareich
nnb Feineawega ergebnialoa — man benFe an bie Beilegung bea 2fo s
»efiitnrjireita in (Snglanb — nnb bo<f> abfchließenb mit einem (Jrage*
jeid^en. 3" ber £age, bie ^)afd)alia hinterließ, Fonnfe für bie Fommenben
Singe niemanb eine EGorbebeufung erFennen.
Siefe Xlnfic^er^eit mnßte ber EJZachfolger fogleid) erfahren. ^Pa|<f>alia’
Sob hafte in ber @tabt fo weit Dtn^e gebracht, baß bie Partei bea
Berjiorbenen fd^on nach brei Sagen in aller @titfe gnr 3 Efenwa^I
greifen Fonnte. @ie traf ben bia^erigen Äanjltr 3°h anne0 > aua an*
gefe^ener Familie oon ©aefa, DKönd) in Dltonfecafftno, unter tlr*
Ban II. Leiter ber &anglei geworben, nm beren irjebung er |td) mit (Sr*
folg bemühte. ^PafdEjalia hafte er na^egejfanben, feine Raffung »erfeibigf
nnb fuf> bei ben SftabiFalen bamit ein fd^Ied^tea 3 cu gnia geholt. (Sr
nannte ftch ©elaftua II. Sie 233a^I war am 24 . 3 fl nuar * n einem
Älöfierlein am ^Palatin orbnnngagemäß »erlaufen, aber Faum war tyr (Sr*
gebnia beFannt,fo fiürmfe ein ^rangipane mit Bewaffneten in bie&ird^e,
pacFfe ben nenen ^3apfi an ber Äe^le, fdEjleifte i^n unter (Schlägen unb
Sriffen über ben ^ußboben nnb legte ihn in bem benachbarten Snrm
feinea Sjaufes in Äeffen. STfid^f »iel beffer ging ea ben BSöhlern, an<h
fte warben mißhandelt, anageplnnbert unb gefeffelt weggeführt. Saa
Eingreifen bea ^ßrafeFten nnb ^3ierIeonee an ber @piße bewaffneten
BolFea aus ber gangen @fabf befreite bie ©efangenen, nnb ber STCeu*
gewählte Fonnte im £aferan anf feinen S^ron geführt werben. Sa er
erfi SiaFon war, maßte feine 233eihe bia gum nächfien ßluafember*
termin ( 6 . Stftärg) »erhoben werben, 2>ngwifchen Fam, »on feinen 2ln*
hangern gerufen, ber Äaifec fyvhei unb befefte äberrafchenb in ber
Stacht bea 1 . 3I£arg bie £eoflabf. 2 Iuf bie 3?a<hricht hi^uon fadste
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472
©regor VIII. ©elafiuö' Hbteife un& Xob
©elafttts fchleunigfl bas 233eife. 3 n Abenteuerlicher flucht, t>on tat
Seufzen Beinahe gefangen, gelangte ec and 9Iteer nnb gn @cE>iff in
feine 2SaterfIabt ©aefa. Spier fammelten fitfy nm ihn bie 25iftfyöfe mb
fiürften Hnferifaliens mb noHgogen am io. 3Uarg feine 233ei^e. 3 n *
gwifchen aber Raffen feine ©egner in 3tora ben Äaifec gebrängt, bie
233ahl nicht anguerSennen, unb j^eincich hotte ihnen nachgegeben.
SteihfsSmtbige, bacnntec bec beräumte 3meciud non Bologna, belehrten
in öffentlichen 33orfrägen bas QSolS aber bie mähre unb richtige ^form
ber 3)apf?mahl, unb am 8.9Itärg würbe fte norgenommen. (Sin ^Bewerber
hatte fleh f<hon gemelbet in bec ^3erfon bes (Srgbifchofs Dltaurifiue non
25raga in Portugal, eines ©Iuniagenfers ans ©übfranSreieh, bec im
©freit nm feine ecgbifchöflichen [Rechte nachdem gekommen, bort unter*
legen war nnb fleh f*h°n * m ^Sorjahc bem Äaifer angefchloffen haffe.
3 e$f fiellte ber ehrgeizige nnb mteuhige DItann ftch gnr Verfügung nnb
wnrbe aIs©regor VIII. erhoben. Sie Dlömer fcheinen biefes 233erSgeug
ihrer ^Wteileibenfchaft felbfi nicht allgu ernfi genommen gn hoben, fte
gaben ihm ben @pi$namen 33urbinus, bas (Sfelein, nnb unter biefem
lebt er in ber ®efd)idfte, eine mehr fomifche als tragifhe ©efialt. 3»*
nächfi f«hn|te ihn bie 3Itachf bes anwefenben Äaifers; als biefer jeboch
im 9Hai abgegogen war, fah er fl«h ouf PetersSirche nnb £eofiabf be*
fchränft. ©elafius Sonnte benn auch nach 3^ otn gttrücSSehten unter be*
waffnetem ©chu$ bes irjergogs non ©aefa, aber in ärmlichem SInfgng,
unterwegs für ©elb Verberge fnchenb wie ein gewöhnlicher Dteifenber.
3m £aferan nahm er feinen ©i$, unb 3tora hotte wieber gwei ^3äpfle.
2 fls aber ©elafms es wagte, in einer Äirche bes ©fabffeils, ben bie
^frangipani beherrfchfen, bas ^ocharaf gn ©h wn bec Slagesheiligen gn
halfen, wnrbe er am 2flfar Überfällen nnb Sonnte fleh noch fitrabenlangem
©efechf nur in jagenbem 3tiff, mit ben SQfcßgewänbern beSleibef, quer*
felbein nach ©onSf ^3aul in ©icherheif bringen. 37*ach folchen (Sr*
fahrnngen befchloß er, Dtom ben DtücSen gn Sehren. 2Ibec nicht nach
©üben, gn ben Normannen, waubfe er ftch- @ie hoffen fich gn unfähig
erwiefen, bie ipilfe gn leifien, bie fte ihm fhulbig waren. 3« ©chiff fuhr
er mit fünf &arbinälen nnb Sleinem ©efolge über ^3i fa nach ber 3thone*
münbnng unb reifle non ba über £pon nach ©Itrap. ©chwerSranS ange*
Sommen, ifi er hier am 29. 3onuar 1119 geflorben.
9ITehr benn je hing biesmal bie 3“Sunff ber Äirche non ber ^ßerfon
bes näihfien ^3apfies ab. ^3afchalis II., mag man ihm noch fo niel gn*
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(Salift II.
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gute Ralfen, ^affe burcfj Mangel an 233eitbli<f nnb Älarfjeif nnb barc£
DoQige 2IBtyängigfeif Don örtlichen (Üinßüßen eine £age gefdmffen, ans
ber ein Slusmeg fermer gu finben mar. Sie £age fyatte ftd^ in ber furgen
Dfcgiernng bes 3TüadE)folgers faß Dergmeifelt geßalfef. ©elaßus’ (^ladEjf
nac£ $ranfreie|> entzieh bas (Singeßänbnis, baß bas ^Papßtnm in Dlom
am (Snbe feiner eigenen Strafte fei. @ie enthielt aber gngleidfj eine 31m
bettfnng, mo^er bie ^ilfe foramen feilte. 23on ^ranfreid^ ^anptfäd^Iid^
mar ber XSiberßanb ansgegangen, ber bie innerfird^Iid^en 23ermidP=
langen fcfjuf, Don ^franfreid^ burffe man ermarten, baß es bem ^)apß
ans ber 3^of i>elfe. (5s mar benn aud? nur folgerichtig, baß bas Heine
jrjänflein Don Römern, bie am ©ferbebeff ©elaßns’ II. ßanben, bei ber
©nc^e narf? bem D^acfjfolger feine Singen anf einen frangoßßhen
^Prälaten ridEjfefe. Ser 23erf?orbene felbß fott anf gmei ^rangofen Ißn*
gemiefen haben, ben 2Ibf Don ©nnp nnb ben (5rgbifdE>of Don 23ienne.
9Itan enfßhieb ß<h für ben gmeiteu. Sie 2D3a^I fyat ßch als glücHirf)
ermiefen.
©uibo, ber ©o^n eines ©rafen Don ,23urgunb, mit ben itonigs^äufern
Seufßhlanbs, ^ranfreid^s nnb (Snglanbs entfernt Dermanbf, mar ein
anberer 33?ann als bie 3ItöndE>e, bie Dor ihm bie ÄicdEje regierten.
Sreißig 3a^re hatte er fein (Srgbisfum Dermaltef, mit Geifer für bie
^Reform gemirlf unb bie eigene (S^re nid^t Dergeffen. Qrür 23ienne er*
ßrebfe er bie 333ieber^erßeHnng eines angeblich uralten Primates in
©aOien nnb ließ bie fehlenden Äemeife bnr<h gefälßhte Urfunben er*
fefen. Sen ^äpßen hafte er oft gebient, gegen ^)afd^alis II. aber am
Ianteßen Don allen feine ©timme erhoben. 3Itan Eonnfe i^n für bas
ipaupf ber miberßrebenben [Richtung, ben ^n^rer ber Unentmegten
Ralfen. 21m st. Februar urg mürbe er in Glunp gemä^If, ad^f SJage
fpäfer in feiner eigenen ©tabt eingefegnet. Sie in 3tom gurncPgeblsebe*
nen Äarbinäle mit ihrem Sln^ang im Älerus nnb SGoIE ßiramfen nach*
fraglich gn. Ser neue ^ßapß nannte ßch ßalijtus II., nnb bie 2Q3eIf
foQte erfahren, baß ber 2Q3ecf)feI bes Samens bei ihm mehr bebentete
als eine Stußerlic^feit. daligrf II. mar nicht mehr ©nibo Don 23ienne,
ber ^fü^rer ber jr)eißfporne im Hrd^Iid^en Äarapf mnrbe ber ^apß bes
^riebens unb Slusgleid^s.
Ser erße ©d^ritt, ben er fcf>on gehn Sage nach feiner 233ei^e tat,
mar, mit Heinrich V. anguEnüpfen. 3 n einem perfonlid^en ©^reiben
manbte er ßdE> an ben Äaifer, rebete i£>n als SCeffer an nnb fpra<h i^m
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23er$anMangen mf< ijefnrfd) V.
frennblid? gu, fahren gu laffen, waa feiner Verwaltung aicl>f gebüßte.
„Ga erhalte bie Äirdfje, waa G^rijli ifi, ber &aifer, waa fein ifi." Sard£>
9Rai$geben »erbe jjeinricE» ftc£ ^)apfi nnb Äirdje nerpfli<$ten unb erjl
wal>r£aff Äönig nnb 5taifer fein. Saa V3erft>oHe an biefem A3rief war
nid^f fein benn er faßte nie£fa SReuea, fonbern baß er überhaupt
gefi^rieben würbe. Saß ber fanra erhobene ^Japji bem auegefdjloffenen
&aifer ala erfier fd^rieb, war ein anßerorbenflid£>ea GnfgegenFomraen.
UnferflridEjen worbe ea bur<$ bie ^erfon bea fibetbringera. Ser Faifer«
freue 25ifc£of Alggo non Alcqui war ein Verwanbfer Galifte nnb jjein«
ric^a, alfo Verfranenemann beiber Steile.
S^e'mnä) V. £affe allen ©runb, bie bargebofene jpanb nid^f gn ner*
fc^mä^en. Aßä^renb er in 3 fa l'en weilte, ^affe ber Aluffianb in Seutfd^«
Ianb ji(f> anagebreifef, ea bro^fe A£bfe$ung nnb Alufjfiellung einea ©egen«
Föniga. Gilenb gurücFgeFefjrt, £affe er ben Äampf fdjjwn mit gewohnter
SatFraft aufgenommen, ala ber V3e<$fel auf bem päpfllid^en 3$ron
neue AlueblidPe eroffnete. Unter feinem GinbrncF würbe ein Aßaffen«
fiiHfianb gefd^Ioffen. Sie Aluffiänbifd^en waren bereif, bie ASaffen nie«
bergalegen, wenn ber Äaifer bie Fird^Iid^e Streitfrage mit bem $apfl
perfonlitf» ina reine brächte, ^nr ipeinrid^ bebenfefe bae bie fofortige
AlnerFennung Galifta, baa ^aQenlaffen ©regora VIII. Alber biefeaßpfer
war Flein, wenn bamif ber ^riebe erlauft würbe, nnb ifyn ließ baa Gut«
gegenFommen Galijrfa erhoffen, ©ewid^fige Vermittler nahmen ft<^> ber
@a<$e an, ber Albt non Glnnp nnb ber A3ifc£of non Gl>älone, A53ill>elm
non G^ampeaagr, ein angefe^ener ©ele^rfer ana ber ©dEmle 3 <>0S 1)011
G^arfree. 3 n ©fraßburg begegneten fte bem Äaifer in ben erfien Sagen
bea tDFtober, nnb £ier würbe ber ABorflauf ber anegutanfdftenben Ur«
Fnnben fefigefleHt: non feiten bea ^3apfiea £oafpre<$ung nnb AlnerFen«
nnng, non feiten bea Äaifere Vergibt anf jegliche 2> nt>c f 1,luc * Alm
24 . ßFfober foQten SPapfi nnb Äaifer an ber lot^ringifc|>«frangöftfi$en
©renge bei ARougon gnfammentreffen.
3ngwifd>en eroffnete Galipf II. am ao. ßFfober in Dteima ein ga^l«
reid^ befudjfee Äongil, bem ber frangoftfd^e Äönig beiwohnte. Alna
Seutfc^lanb war Albalberf non ARaing mit fteben anbern A3ifdf>öfen
erfd^ienen, auc^ Gnglanb war nerfrefen. Sie Grwarfungen warben aafa
^od^fie gefpannt, ala ber SPapfi ARitfeilnng non bem benorfie^enben
(5ftiebenafdj>luß mit bem Äaifer machte, gn bem er ftd£> felbff anfmad^en
wolle. Alm 22 . ritt er banon. Um fo größer maß bie Gnffänf$tmg ge«
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DHoujon unb Reim*
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wefen fein, als ec am fünften Sage mit leeren .Spänben gnrücff ehrte. SOor
bem Äongil würbe ber Sl&ßerfolg bemäntelt mit einer Grflnbung: S$e in*
rieh V. fei in ber SR'ä^e non Sltougon mit großer ^eeresmac^t erfd^ienen,
bas habe PSerbadjf erregt, ber ftd^> betätigte: es habe fleh ^eransgeflellt,
baß ber Staifer fein 2SerfpcedE>en nicht ehrlich meine. @o höbe ber^3apfi,
nm feine @id^er^eit beforgf, bie Söer^anblung abgebrochen. 2 > n SSa^r*
heit h«tte Galijrf t>om Äaifer bie Grflärnng »erlangt, baß fein P3ergichf
auf 3n»eflitnr (ich auch au f & cn &ir<henbeft$ erflrecfe. Sas fyatte
Heinrich abgelehnt, nnb bem ^ßapfi war nicht» übriggeblieben, als un=
»errichteter Singe nach 3teims gurücfgufehren. ßb er bie Raffung bes
23ergichfs abfid^flich gweibenfig gewählt hotte, in ber 3Iteinang, ber
Äaifer werbe in feiner 3t®ongsIage jebe nachträgliche Senfung gw
gefiehen muffen, ober ob injwifdE>en Ginflüffe auf ihn gewirkt hotten,
bie ihn bewogen, mehr gu »erlangen, als er anfänglich beabjt<htigt
hafte — wer will bas entfcheiben? 2> m Äongil h a < er einen 23er-
fuch gemacht, bie 2 luffaffung ber 3 nt>ef!itnrfrage, bie er bem Äaifer
gegenüber »ertreten hotte, als bie richtige anerfennen gu laffen. Gr
»erlangte einen 23efhluß, ber bie 3 nt>ef!itur »on £aienhanb ausbrüdf*
lieh ouch für tirchliche 2$efi|nngen nnterfagte. Sa erhob fleh ober fo
heftiger 333iberfprnch in ber SSerfammlung, baß bie @i|ung aufge*
hoben Werben maßte nnb ber ^apfi feinen Eintrag nicht aufrechthielt.
Gr begnügte ftch mit einem 9B3orflanf, ber ben £aien bie ^nnefiitnr
„mit Stirnen" nnterfagte. ßb barnnter auch bie kirchlichen 23efj$ungen
gu »erflehen feien, blieb offen. 3 n biefer gweibeufigen Raffung fanb ber
Eintrag am 30 . ßftober einfliraraige Einnahme. Sen @<hluß bes Äon*
gib bilbefe bie OSerfluchnng ^einrid^» V. in ber feierlichfien (5 oc oi. 2ln=
flatt bes erhofften 5 r ‘ c ^ cns t®or ber Ärieg »erfchärft.
Sie gefcheiterte SOerhanblnng hotte ein ©nfes gebracht: @fanb=
pnnfte nnb 2 lnfprüche ber flreifenben Parteien waren nngweibenfig fefl*
gefleHt worben. 37ich< um Ginfefung in bas geiflliihe 2lmf honbelte
es ft<h mehr, nur noch utn SGetfügnng über ben firchli<hen 23eft$. 3 ene
hafte ber Äaifer anfgegeben, biefe hielt er fefi. 3 n Äirche bagegen
herrfchte feit bem »ernngläcffenSrennungs»erfaih non 1 in bie Stiftung
»or, bie »on feiner Unter fheibung gwifchen 2lraf nnb 23eft$ wiffen wollte
nnb ben £aien bie 3n»eflitnr auch mit bem 25efl$ »erweigerte. 253>ohl war
in ^franfreich nnb Gnglanb bas ©egenfeil gngelaffen, aber bem benffchen
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(Saltjrt II. in 9tom
&onig wollte man nicht bas gleiche einräomen. 353ir wiffen, auo welchem
©runbe: weil auf bec 23efe$ung bet 25iafümer feine Speer fcfyaf t in
3foIien Beruhte, bie bas !papjlfum, wie es feif einem falben 3<^^nnbect
geworben war, nicht mehr »ertrug, ^nbeffen baa Äongil in Gleima fyatte
gegeigt, baß bie Äird^e felBfl in biefem Ranfte nicht einig war. 3^un fragte
es (ui), welche Dlichfung ftegen nnb oB ber ^3apji anf bie Sauer bem
Äaifer würbe verweigern Bonnen, was er anberawo bnlbete. @0 fragte
ftdE> aber eBenfo, oB bas beutfdje Dleich e 0 fi<f> gefallen laffen würbe, baß
ihm nicht red^f fein fottte, wob anbern Billig war.
3unäd^(l lebte in Seutfdjlanb ber 23ürgerfrieg wieber anf, ben
älbalBert von Sltaing vor anbern nicht erlofd^en gu taffen fleh Bemühte.
31IImä^Iid^ aber brang bie Ginftchf durch, baß ber ©egenfiaub bei
©freifa ben ©c^aben nic£>t wert war. Sie Beweggründe ber GrljeBung
gegen ^einrid^ waren mannigfach, ^ier örtlicher, borf perfonlächer 9T!a*
für, aber gufammenge^alten würben bie ©egner durch bie Äirdjenfrage.
3fl0 nnn Speineiä) fo fing war, bie ©d^Iid^fung biefer Qrrage ben dürften
an^eimgufleHen nnb ftdfj ihrem ©prnch im t>orau 0 gu unterwerfen, würbe
im ^erbfl 1121 QSaffenfiiEffanb gefd^Ioffen, unb ein 3lwfd}ti$ ber
dürften nahm bie 23erl>anblung mit bem ^apfi in bie ^anb.
Galijt II. l>affe nach bem 3ieimfer Äongil mehrere 3Itonafe in 'fitanb
reich geweilt, äugen fcljeinlidj Äräfte fammelnb für bie GroBerung Dloma.
3m 3CRarg 1120 traf er bie Steife nach 3 ffl 6cn an. Gr muß mit Befracht*
lieber Dltad^f anfgetreten fein, benn er fanb nirgenba Auflehnung,
nirgenba 233iberflanb. 3« einem 3I£arfch, ben er felBfl als SIriumphgug
Bezeichnet ^af, rüdfte er durch bie £omBarbei unb £oaf ana auf Dtom gn,
Einfang 3*mi 1120 traf er ^ier ein. Gr fanb bie ©fabt offen unb würbe
empfangen, wie ea einem $apfi gebührt. ©egenüBer bem vornehmen
fremden, ber h°<h üBer ben 3änfereien römifefjer ^fooiilienDerBänbe
fianb, nach feiner ©eite verpflichtet nnb gegen feine voreingenommen,
fdEjwieg bie ^Parfeife^be, nnb allea unterwarf ftch bem neuen ©eBieter,
ber gn gebieten verflanb. ©regor VIII. fyaite ftd^ nach @ntri gnrüdP*
gegogen, nnb Galijf ließ ihn gunächfl nnBeaihfef. Grfl im April 1121 ,
nachdem er tlnferifalien Befmht nnb überall Huldigungen entgegen*
genommen fyatte, wandte er ftch bem ©egner gu, räcPfe felBfl an ber
©pife ber Sruppen vor ©utri unb ergwang bie Übergabe. 3° fthimpf*
lichem Aufgug, anf einem Äarael rücfwärfa ftfenb, worbe „Burbinna"
nach 3lom geführt, bem ©poft bes SOolfea gur ©<han gefleHt nnb feiner
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Vertrag t>on ZBorm* 477
23if$ofemurbe enffleibef. 3» einem nnferif alifd^en Älojler £af ec geendet,
o^ne feinen 2Infpcui$ anfgngeBen.
Galijf II. mar nnBegmeifeiter ^Papji, non ber gangen &irdj>e nnb allen
Sperrfeuern anerfannt. @o fanben i^n bie QSerfceter bec beutf$en ^fncfien,
als jle t>oc i^ra erfd^ienen, um nBec ben Rieben mit bera &aifer gu ner*
tyanbeln. @ie erreichten, baß bcei Äarbinäle, an i^cec ©pife bec 23ifdjof
£amBert non ßflia, mit 23oHraa<f>f gnm 2£Bfchlnß bee ©efc^äfb nach
Seutfi^lonb gefanbt tnucben. ©epferaBer 1122 trafen gu 2G3orme
Dteichefag nnb ©pnobe gufammen, nnb nach langem mtb geilem 2G3orf=
gefegt mnrbe enblich bie ^focm gefnnben, bie beibe Seile annehmen
Eonnfen. Sie fyatoptfafye mar, baß bie Dtöraec baß, mae bec ^ßapji noc
bcei 3 a ^en gefocbect fyatte, nicht mehr feffyielten. Sie Unterfcheibung
non 2Iraf nnb 23eft$ mußten fle gulaffen, meil in biefem ^ßunEt bas DteidE»,
bie Qrurjien hinter bem Äaifec jlanben.
Somit tnac Sentfd^Ianb baefelBe 3n3eßänbnie gemacht, baß (5ng=
lanb feit fünfzehn 3°^ rcn genoß, mie benn bec SOertrag, ben mic mit
einem erfi in nenecec 3*it anfgeEoramenen tarnen baß Äonforbat non
233orme nennen, fein iöorBilb überhaupt in ben englifd^en QSer^älf*
niffen ^at: fyiet mie boct JDergic^f bee Spercfchere auf 3 nöc ßi tBr mit
Düng mtb ©fab, 233a^I in feinec ©egenmacf, Belehnung bee ©ernährten
mit bem ©nt bec &ici$e — in 2Sorrae mttcbe bafnc ale ©inuBilb bae
3«ptec eingefn^ct — nnb jjulbignng beß Sele^nten. Sie geböte
©chmierigEeif, fo mich Beeidetet, fyatte bacin gelegen, baß bec Äaifec
harfnäcEig auf 233a^I in feinec ©egenmact bejlanb. Sie Diömifd^en
haben fle ihm fchließlitf) eingecänmt, aBec nttc fine Sentf<f>Ianb. „3>n ben
üBcigen Seilen bee Dteiche", bae heißt in Italien, foQte banon aBgefe^en
rneeben nnb bec ©emä^Ite bie 33elehnung innerhalb fed^e SttTonafen nadE>=
fragen. ßb ec fte erhielt ober nicht, bie 3Bei^e hatte ec ftef? ft^on nor^ec
geben laßen, ec mac fomit noDgnltigec 23ifd^of — mec moHfe ihm bie
Dfegierung necme^cen? Samif hafte bec ^3apfl erreicht, mocanf ee ihm
anEam: bie 23ifchöfe im italifd^en Königreich macen bem (Sinßnß bee
Sperrfdhere entgogen. Sec Kaifer mag gehofft haben, baß bie (5cbfd?aft
91tafhilbene ihm ale 93tiffel gne ^Se^eccfi^nng feinee (üblichen Dteichee
(Ir faß Bieten meebe.
2Inch bacin fah bae fogenannte 233ormfec KonEorbaf feinem englifctjen
SOorBilb ähnlich, baß ee non Fird^IidE>ec ©eite nicht ale enbgitlfiger
%riebe, fonbecn ale 333affenf?iQjlanb anfgefaßt mürbe. 233ir erinnern
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Vertrag Don ZBorm*
uns, baß ^3af<halis II. ben t>on 21nfelm getroffenen 93erabrebnngen nur
jngefliramf hoffe in ber (Srwarfung, ber Äönig werbe eines Sages anf
33ele$nung nnb Huldigung der 23ifchöfe berichten. 9Son .Srjeincich V. hat
Galijf II. bas nid^t erwartet, aber er hot in anberer 93Seife dafür geforgt,
baß bas, was er einräumte, nid^t für alle Qeitett binbenb blieb, ©eine
tlrfunbe begann mit ben 933orten: „3<h/Golijf,gewähre Sir,Heinrich."
@ie galt alfo nur jpeinridh perfonlidh, nicht feinen 9¥adhfolgeru. @ie
verpflichtete firenggenomraen auch nur ben, ber fie ausffeHte, Galipf II.
ßb nicht fd^on ein anberer ^)apfl würbe gurüefnehmen dürfen, was fein
Vorgänger bewilligt hoffe, mochte ba^ingeßeüt bleiben, bie Sauer ber
non ber ÄirdEje gemachten 3 u 0 eflänbniffe war unter allen tlmjlänben
anf bie £ebensgeif jpeinrid^s V. beßhränff. 933ir wären alfo berechtigt,
non einem 933ormfer 3 n terim flott non einem Äonforbaf ju fprei^en.
Heinrich V. war durch (Srfahtnng darüber belehrt, baß anf 933orf nnb
25ricf eines ^ßapfies nicht in allen fällen ftcherer 93erlaß fei. Uber bem
^}apfl, mochte man feine 23efugnif|e grnnbfäglich noch fo h®<h in ben
jr>immel ergeben, flanb nufer Umflänben immer noch bie Äin^e. Saß
bie Äirdhe ausdrücklich anerkenne, was ber ^3apf! ihm jnfagte, wirb ber
Äaifer geforbert hoben. 3 m 3Uürg 1123 traf im £aferan bie ©pnobe
gufammen, ber biefe Aufgabe gefleüt war. @ie foH fehr ja^Ireich befnehf,
3<oIien nahezu noQjählig nerfrefen gewefen fein. Überfreibenb wirb non
300 nnb mehr anwefenben 23ifchöfen berichtet. Sa fdhien es nun, als
follte bie Einigung noch im legten 21ugenbIicE fheitern. Ser 93ergichf
bes Äaifers würbe nerlefen nnb mit lebhaftem Beifall gar Kenntnis
genommen, bie UrEnnbe bes ^ßapfles bagegen non nielen ©eiten mit
lautem 933iberfprndh abgelehnt, ber ftdh erfi legte, als (Salijf bie 93er*
ftchertmg abgab, bie 3 a S e flönbniffe foHten „nicht gebilligt, fonbern um
bes Friedens willen geduldet" werben. Samif beruhigte man ftdh: nicht
Triebe für alle 3uEnnft, nnr 933affenflillflanb auf abfehbare 3«t.
93ieIIeiihf hot man bamals in Dtom jn wiffen geglaubt, baß ber 3 c, 't=
ranm, für ben bie SIbmachnngen gelten foQten, fhon feinem (Snbe ent*
gegenging, jpeinrich V. flanb im beflen 9UannesaIfer, gweiunbnierjig
2>oh cc olf. 2fls er in 933orms mit ber Kirche einen 93erfrag für feine
üebettsgeif fchloß, durfte er nach menfdhlidhem (Srraeffen damit rechnen,
baß bas, was er für ftch perfonlich errang, im £auf einer längeren Oie¬
gierung fleh einbürgern nnb gnm bleibenden 3le<hf bes Gleiches werben
würbe. (Sr irrte ftdh. 3®onn bie Slngeidhen tödlicher ÄranEheif juerfl anf*
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jpeinridjö V. £ofc. Neuregelung
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getreten finb, mijfen mir nicht, üBer nm bie ^o^ccawenbe 1124/1125
war Bei i^m ber Ärebs fejlgefleHt. 21m 23 . 9Uai 1125 enbete fein
£eben. 9Itif feinem Slobe erlofh alles, was bie iCirc^e ihm als (Snf*
fd^äbignng für ben SGergichf anf bie 3 nt> efl'*“ c tnif Dling unb <S$faB
eingerämnt ^atte: 2 Ba£I in ©egenwarf bes Königs, Jöelehnnng nnb
ipulbigung bes ©ernähren. 33ej?e^en BlieB ber SGergichf bes Königs,
©ott nnb ben ^eiligen ^Petrus unb Paulus geleiflet nnb non ben ^nr|!en
bes Steides Beglaubigt, mithin für immer gültig. SDie ©egenleiflungen
ber Äirche fielen ba^in, ber STÜachfoIger fanb nichts t>or. 21nfprüd)e gu
ergeben hatte er Bein formales Dtecf>f;rt>iei>iel man ihm gngefle^en mürbe,
ob überhaupt etwas, war eine offene Qrrage.
©er neue Äonig, irjergog £ot^ar non @acf?fen, würbe urtter Birch*
lid^em (Sinflnß im Slugnfl 1125 erhoben. £eifer ber 255a^I war 2 Ibalberf
non 9I?aing, ber 9teichsBangler non im, längfi Vertreter römi fh s
fird?Iidf>er ^orberungen, Weil ©egner ber ÄönigsmadEjt. 3wei Äarbinäle
fianben ihm als Legaten hilfreich gur (Seite. Unmittelbar nai$ ber 2G3a^I
fcfytitt man bagu, bie £ücBe ansgnfüllen, bie bnrch bas (Srlofhen ber
233ormfer 3ngeflänbniffe entfianben war. ©abei oertraten bie Qrürjien
bas Dted^t bes Steides; was bagegen ber Äönig nerlangen mußte, BlieB
unnerfrefen. £of^ar, ber feine (Sr^eBnng ber &ird^e nerbanfte, Bonnte
an fte Beine ^orbernngen fleHen. ©ein entfprach ber 23efi$Inß. ©as
(Eigentum bes Steides an ben Regalien" ber Prälaten würbe aufrecht*
erhalten, bementfpred^enb and? ihre 33elehnnng unb jpulbignng; bas
oerlangten bie ^rürjien. 233as jjeinrich V. perfonlich burchgefe|t hatte,
233a^I in feiner ©egenwart nnb unmittelbar anfd^Iiefenbe ^Belehnung
nnb jpnlbigmtg, fiel hinweg. künftig foHte bie 2 Ba^I non jebem (Sinfluß
bes Äonigs frei fein unb ber ©ewä^Ite bie 2G3ei^e nor ber 25ele£nung
empfangen. ©aß bamit Bistümer unb 21 bfeien auch in ©eutfchlanb,
ebenfo wie früher fhon in 3 ffl li cn / Ber irjanb bes Königs tatfäd^Iid^
entglitten, if! nicht gn leugnen.
(Sin großer (Srfolg für ben ^3apfi! 233ieniel unabhängiger würbe er
nom Äönig unb Äaifer, wenn biefer Weber in ^Dentfi^lanb noch in
Italien mit ©icf)er^ei£ auf ben ©e^orfam ber geifUid^en ^ürfien gählen
Bonnfe, bie als 33ifhbfe nnb 2itbfe bem SPapfl unterfianben! @0 warf bas
©chicBfal i^m noch nachträglich einen Vorteil gu, auf ben er ohne ben
unerwartet frühen ©ob bes &aifers nicht hatte rechnen bürfen. (Ss ifi
begreiflich, Baß Diora (ich als ©ieger fühlte nnb feinen ©riumph in
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CSrgcbni fft
einem XSanbgemoIbe im £aferan oerewigen Iie0. Sa fah man j£>eiw
ridE> V. bem ^)apfi bie XIrfnnbe bes Bergichfs überreichen, beren ooflen
233orfIauf ber Befhauer lefen Sonnte.
@o enbefe ber ^a^ßi*®*^*** in Seuffhlanb. (Sr Braute bem
^Papfi einen toefentlicf? günfiigeren 2IBf<hIuß ab in anbern £änbern. DItif
Dtec^t bnrffe er fidf? ben @ieg gnfhreiben.
Ser oofle, enbgülfige @ieg war es freilich Weber borf noch anberswo,
bie lebten ^orberungen ber 5tirdE>e waren nicht erfüßt. Saß bas in
flreng Sachlichen Streifen empfunben würbe, wüßten wir, auch wenn es
nicht Begengf wäre. 2lus Seutfhlanb hören wir Balb bie Älage, noch
fei bie Bunbeslabe im £anbe ber ^ilijier, ba Bifdhöfe, SStBte nnb
SÜBtiffinnen genötigt würben, gu jrjofe gn gehen, ftch bie Regalien geben
gn Iaffen nnb ^)ulbigungs* ober Sreueibe gn fchwören. Sie Älage war
Berechtigt, wenn man ftch erinnert, worauf urfpränglith bie (^orbermtg
ber Äirche gegielf hatte. Befreiung oon weltlicher j^errßhaft hafte
jpnmBert oon Oltopenmoufiers geforbert, Freiheit ber &irche war bie
£ofnng gewefen, mit ber ©regor VII. feine Anhänger gnm Äampf auf-
rief, nnb feine oerführerifdhe Obacht hatte bas ©chlagworf auch biefes
9ItaI Bewahrt. Sie Freiheit aber war gewiß nicht erreicht, wenn aßent-
halben bie jjäupfer ber 5tir<he genötigt waren, einem £aien (Ich gn
Sienji gn oerpßichfen, feine „Oliannen" gn werben, inbem fte oor ihm
nieberSnieten nnb ihm bie gefalteten jpänbe reichten, (Schweren 2InfIoß
nahm Sachliches (Smpfinben baran, baß — wie ein oft wieberholfes
geflügeltes 233orf lautete — ber ©eifHiche feine geweihten ipanbe, bie
am 2llfar ben £eib bes ^erm Berührten, in bie BlufBeßecSfen jjjänbe eines
&riegers legen mußte. 233äre es noch & c ' Biefer äußeren jjanblung ge=
Blieben! (Sie hatte banernbe folgen gewichtiger 2lrf. @ic gwang
Bifhöfe unb 2tbfe, bem Äönig als Baffaßen mit Sat nnb Olaf gn bienen,
mit ihm gn $elbe gn 3 *ehen, feinen $of gn Befugen, fooft er fte entbot.
Sarin hatte man bie jpaupfwurgel ber Übel gefeiten, unter benen bie
itirche litt, baß „bie Siener bes 2fltars Siener bes jpofes geworben"
waren. @ie waren es noch nnb foßten es Bleiben. 3?ein, bie Kirche war
noch nicht frei.
233as hatte fte eigentlich gewonnen? 3 n ©nglanb Beherrfhte ber
Äönig offen nnb unoerfärgt bie Bistümer unb 2IBfeien, in (JranSreidh
taten es bie £anbesherren, Äönig unb Qrürfien, gwar in weniger bentlichen
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drgcBnfffe
481
^formen, aBer in bet @ac£e nicht minber, nnb im bcuffdE>cn Dteiclp befielt
ber jperrfd^er auch nach 1125 noch baa Dtechf, non ber Äicdjc nnb ihren
ipäupfern Sienfle gn forbern. 2S5ar alfo ber gange Äatnpf nicht im
©runbe nmfonjl geführt worben? 3 Wnr bie 2 >nt>ef!itar mit Dting nnb
©taB war überall gefallen, bie ©inttBilber bea geijHidjen 2lmfea waren
ber Äirche gurücfgegeben, nnb baa SOerBof ber £aienint>ejiifur, bia ba^in
ein jie^enber ^3unEf auf ber Sxtgeaorbuung ber &ongitien, nerft^wanb
feit ber £ateranfpnobe non 1123 für immer ana ilpren 2lEfen. 23on 3 n=
neflifur fprach man nicht mehr, baa ©d^Iagworf geriet in SGergeffenlpeif.
©onfi ober, im praEtifchen £eBen, waa fyatte fnäp geänberf? Säuerte
nicht ber alte 3 u ß ün & in neuen formen fort?
255er bie ^rage richtig Beantworten will, h at ftclp gu erinnern, nid^f
wogegen bie 5tird^e, fonbern wofür bie jrjerrfeher im 3 fnt>cfiitarfireif
fämpften. ©ie nerfeibigfen etwas, baa fte für i^r gufea, alfea Dlechf ^iel=
ten, gelfenbea Die dpt feit DUenfdfpengebenEen. Siefea Dled^f Ratten fte
preiagegeBen. Saa gefdEpic^flicEpe (Gewohnheitsrecht bea (Staates war bem
ibealen Dled^t ber Äirdfpe geopfert worben. Samit war fiiQfd^weigenb
gugegeBen, baß baa Dlechf ber Äircfpe ^ö^er flehe nnb ber ©taat es angn=
ernennen nnb ftch nach i^m gu richten IpaBe. tlnauagefprodEpen lag biefea
23eEenntnia ben 2£Bmaclpnngen gngrnnbe,bie inCSnglanb nnb Seuffclplanb
fdEpriftliclp nnb nertragaweife, in ^ranfreid^ Eraft fiiHer JÜBereinEunft gwi=
fefpen Kirche nnb ©taat getroffen waren. Sie Dlechte, bie ben jrjerrfclpern
nerBIieBen, fo Bebenfenb fte tatfädEpIidEp fein mochten, fte waren iipnen non
ber Äirche einfiweilen gelaffen unb Eonnten iipnen genommen werben.
(OB, wann nnb wie baa gefdpe^en würbe, wie lange bie Äircfpe bie einfi*
weilen gugeflanbene Sulbung gewähren wollte, lag Bei ilpr nnb war eine
Qrage ber DIla<hf nnb (Gelegenheit. 3 n SeuffdEpIanb hatte man barauf
fdpon nach brei 3nh ren &* c ^PtoBe gemacht. Saa if! ber große nnb wefenf*
liehe (Srfrag bea 3 nnef!iturfireita: bie £aienwelt, ©taaten, Könige unb
^fürflen, BeEannten mit ber Sat, baß bie Äirche nicht Bloß ala 23erwal=
terin ber ©aEramente, fonbern ala Dlechfaanfialf über ihnen flehe, baß
baa Dlechf ber Äirdhe baa Beffere fei. Sie Äirche aBer — biea ifl baa
anbere (SrgeBnis — war ber ^)apfl.
frühere 3 c * fen h°^ en Weber nora einen noch nom anbern etwas
gewußt. Sieälrt, in ber bie ^3äpfie feit £eo IX. bie Kirchen bea 2lBenb=
Ianba regierten, ala nnmitfelBare 93orgefe|te nnb Dlid^ter jebea 23ifdEpofa,
jebea ©eifllidpen, jebea Äafntna, jebea Äloflere, wenn unb fooft fte nttr
aller, Shß Papfltum H l 31
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482
ftAcfblicf
woEfen, ijl ettvas 9?euea. (Sin 2lnlauf bagu war im neunten 2>ah rs
Eunbert genommen worben unb t>or bem einmütigen SSiberjlanb ber
fränfifchen 25sft^öfe fiecfengeblieben. Sann ijl 200 lang 2fyn-
lit^eß nid^t mehr oerfnd^t worben. ^e|t war ee eingebürgert, wiber-
fprwhaloe Eingenommen. Sie fflantaßen ^ßfeuboißbote, t>on ihrer 3«if
abgelebt, Ratten ©efeßeefraff erlangt, bie alte, bie ursprüngliche 23er-
faffung ber ÄirdE>c, ihre abgefiufte Örbnung in Siögefen unb ^3rot>ingen,
war aufgeloji, bie Dtechfe ber 23if«höfe nnb DliTefropolifen galten nnr
noch, fotveit ber ^3apji jte balbefe, nnb fein ^infraar, fein ©erbert
hafte feine ©firarae bagegen erhoben. 2üe Sjett nnb©ebiefer ber Äirchen
nnb ©eifllichen, nicht rainber benn als ^fü^rer ber ©faafen unb 23ölfer
jianb ber eine 23ifcfjof non Dtora an ber ©pi§e bea 2lbenblanba.
Sae ^Papfltum, bas ala ©ieger ana bem 3nt>ejlifnrjireif heroorging,
war eine 3?eufchöpfung. (Srinnern wir nna nur an bie Verfajfung, in
ber ^einri«E III. es norfanb, in ber ee oorEer anbertEalb 3 a E r E m, ^ ccfc
nnb länger befianben Eatte, fo iß bet JUnterfdjieb größer faum gu benfen.
2lber auch frühere 3cifen hatten 3thnlichee nicht gebannt. (Sa war fein
3nrüdPgreifen anf nrfprünglicEe, einflmale wirfliche, bann abgefommene
Verhältniffe unb ehebem lebenbige, nnr ingwifd^en oergeffene Dtechfe,
wae in ber (Srueuerung gum Surchbruch fam. Sie Dteoolnfionäre, bie
ftcE anf bie Vergangenheit beriefen nnb ana ihr bie Dtichffchnur ihrea
©frebena herguleiten behaupteten, täufdhten (ich, wie alle, bie ihr 2>b«al
in ber Vorgeif fn<hen, (ich gn allen 3 e, * en getäufcht haben: waa fle
woEfen, hafte ee nie gegeben. Äein röraifcher ©ebanfe, feine örtliche
Überlieferung fam barin gum 2luabrucf, gang im ©egenteil. Sie DioEe,
bie baa ^ßapfitum feit Heinrich III. nnb £eo IX. gn fpielen begann, ijl
ihm non ^fremben biftiert worben im ©egenfa| gn ben eiufyeimififye u
Äräften, benen ee bia bahin gehorcht hafte, ©regor VII., ber eingige
Dtömer unter ben ^)äpflen biefer 3eit, iß barin ein ecfyter ^ßrophef im
Vaferlanb, baß er, nm fein 233erf nnr beginnen gn fönnen, bie eigene
©fabf erobern, ihre bieherigen Herren oerbrängen unb gemalffam nieber=
ringen mnßfe. ©0 fehr war biefea neue ^ßapjlfum bem Dlömerfum fremb,
baß ee noch S u c * ncr 3 e * f » ba ee branßen in ber 333elf fd^on anerfannt
war, an feinem @i$ mit 233iberjlänben um fein Safein gn fämpfen
hafte, bie ee nnr mit auewärfiger jrjEfe beftegen fomite. 2lno ber ger*
manißhen 233elf bea DTCorbena, ana aufreich £>or aEem, famen, wie
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Kfituu« 483
her ©ebanJe, bera eo entfprang, fo bie Strafte, betten eo ben ©ieg ner*
banfte.
23on bem gewaltigen Äarapf, bcn bao geFoflet fyat, daben bicfc Blätter
ergädlf, aued non bcn 253affen, mit benen ec geführt worbe. @ie waren
aiffyt alle BlanF. Sie (Sntfcdeibnng fyaBen ©edwerf unb £ange gebradfjt,
©clb nnb ©nt, SrenloftgFeif nnb 23erraf daben wifge^olfcn. Sic Srnp*
pen 9Itad>ilbeti0 nnb bic 3leifer ber Normannen jmb für bcn (Srfolg
beo ^ßapfitnmo ebenfo unenfbedrlicd gewefen wie bec 2IBfaü bcc ©i>dne
jrjeinriedo IV. 253ao i^ra 2tn^ängcc gufiä^rfc, waren oft genug nid^f bie
fanberjlen 23eweggränbe. ^nrjHid^e .jpabgier nnb nieberen Älaf|eni>a0
daf eo t>or feinen 233agen gefpannt nnb©egenfä|e profan jier 3"^effen
aaognnofen nid^f nerfd^mä^f. 253ao daf gu ber nnnafürlid^en welfifd^en
Jrjekat geführt, wenn nidjf bie Dtec^nnng auf eine fette (Srbfcfyaft, wao ber
römifefjen ©adEje größere Sienjle geleif!et ab ber morbenbe nnb plün=
bernbe ^)öBeI ber ^afaria? 3QTTit Fird^Iid^en Singen fyatte ber 2Iufjlanb
ber ©ac^fen gegen Speineid) IV. fo wenig gu tun wie bie ^nrjiener^eBnng
gegen Sjeinrid) V., bie ben ^n^f** 0 ^*** * n Seuffcljlanb wieber ent*
fadste. 21balberf non 9üaing ifi nom Äaifer abgefallen nnb 23orFämpfer
bee tyapflee geworben auo rein pecfonlidEjen, bejienfaHo lanbeofnrjHid^en
©rünben, nnb fein SBorgänger, non jjeinried IV. erhoben, lief gura
^3ap|I über, weil ber Äaifer feine SOerwanbfen gur DiedEjenfdEjaff gog,
bie fidd in einem 3“&*ngeme$el Bereid^erf Raffen. @o unb ätynlic^ ifi eo
an danberf ©feilen gewefen, wo bie Überlieferung nno einen 23lidf in bie
irjinfergriiube tun läßt. Sie ^nrjlen, bie auo innerer ÜBergengnng ber
Firc^Iid^en ^fa^ne folgen, Bilben bie Slnona^me. 9üan barf eo gefrojl
ausfprecfjcn: o^ne bie 2Infjiänbe, bie ftc^> ano anberen UrfadE>en gegen bie
Könige erhoben, daffe ber SPapfl in Senffc^Ianb nid^f niel erreicht. 3S3o
i^ra ein einigeo Dieid^ unter einem wiHenojiarfen .Sperrfeuer gegenüber:
jianb wie (Snglanb nnfer 2S3iD^elm I., prallten feine ^Berandungen ab
wie (Srbfen non ber 2Q3anb. (Srfi bie Ilnftd^erdeif, in ber S^eimid) I. mit
feinem zweifelhaften (SrbredEjf firfj füllte, daf i^m borf bie Snr geöffnet.
253ie fianb eo enblicd innerhalb ber Dteformparfei in ber Äin^e felbfl?
253aren ba bie 23eweggrünbe immer gang rein, waren bie ©eijllidfjen,
bie fo jiürmifcd anf ^Befeitignng fimonifiifd^er unb beweibter ^3ciejier
brängten, non jeher felbjlifcden ^Bered^nnng frei? 253enn wir fte immer
wieber baranf befleden feden, baff bie nenen ©runbfäfe mit onerbiff*
Ii<der ©frenge nnb rädftoirFenber Äraft überall angewenbet würben,
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IHficfBIicf und 2Cu*BUcf
foHen wie uns einreben, bet 233nnf<h, mögliche oiele [ßläge an ber
Sa fei ber lird^lid^en GinFünfte freigumachen, fei dabei nicht beteiligt
gewefen? 233aswirals unoermeibltche Vegleiterfcheinung aller [Reoo«
Intionen Fennen, wirb gewiß and? ^ier nid^t ausgeblieben fein.
Sas alles braucht man Weber gu leugnen noch gu bemänteln, unb wirb
boi$ fefl^alten muffen, baß bie ßäctße 233affe, beren bie ^3äpf1e ftch
bebienen Fonnfen, ber ©Iaube gewefen iß. Jpätten ftch nicht Männer
nnb fronen gefunden, guerfl wenige, bann immer mehr, bie non ber
goftgegebenen DKad^t bes ^eiligen ^3efrus nnb feiner üttmfserben tief
durchdrungen waren, fo Ratten Weber bie £angen ber Normannen noch
bas ©elb ber rbmif$en [fteuchrifien noch alle biplomatifhen Känfle nnb
politischen [RättFe ben @ieg bes ^ßapßea ^erbeigefn^rt. 233 aß ihn trium¬
phieren ließ, war in legtet £inie doch bie bie er nerfrat: baß i^m
gnflehe, ben jrjimmel gn offnen nnb gn oerfcljließen. @ie gab ihm bie
geheimnisoolle Kraft, auf bie bie Anhänger blinb oerfraufen, nor ber
auch 233iderf!rebende immer wieber gnfammeubrachen nnb fleh beugten.
233er bas lengnefe, Fönnte ebenfognt behaupten, es feien bie [Räber,
bie ben Kraftwagen treiben. Ser @ieg bes [ßapfifums war ber @ieg
einer Saß bie ©egner über Feine gleidh fiarFe, gleich mächtige
nerfügten, hat ihre Eltieberlage entfhieben.
3been gleichen ben Pßangen: fte brauchen 3«f, nra gn wadhfen, ße
bedürfen geeigneter Umgebung, um ftch oott gu entfalten. Sie Vor=
fleQung non ^3efrus bem Särhüfer bes ^arabiefes im buchfiäblichen
@inn war in ber 233nrgel alt, aber gu ihrer gangen ©röße erwachfen
nnb aufgebläht iß ße erß im 3eifalfer ber Kirchenreform, bes 2fn*>eßifar=
flreits nnb ber Kreuggüge. Satnals Fonnte fte mit allem, was ftch ans ihr
entwickeln ließ, ©emeingnt werben, bamals hat ein religiöfes ©enie ans
ihr bie legte, Fühnfie Folgerung gegogen: baß bem, ber über ben jpimmel
oerfüge, oon [Rechts Wegen auch bie Grbe gehöre. Gin gewaltiger ©e=
banFe! Vielleicht hat ber Dltenfihengeif! nie einen größeren heroorge=
bracht: bie irbifche 233elf unter ber £>eecfdjaft eines Gingigen gnfammen-
gefaßt, ber fte Fraft göttlicher ©enbung regiert nnb durch bie Vollmacht,
bie ihm oerliehen iff, ihren 3«famraenhang mit bem 3lenfeits herfleQt.
Sie 3eif 9 enoffen fd^eint bas ecfhrecFf gn haben, fte haben es ftch n *<h f
gu eigen gemacht. 2lber offen gurucPgewiefen ifi ber ©ebanFe ebenfo-
wenig. Gr bildet bas Vermächtnis, bas ber Kirche oom SEKartprer ihres
[Rechts nnb ihrer $fcfih c ** h* nfct ^ ü ff cn wirb ftch mit biefer 3bee
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anaeinanbergufegen, am ihre 5Öer»irHidhung gn Bemühen haben. Samt
»irb (v&) geigen, oB men{d>lid>e 3?afur fähig tjl gn erfragen, »aa fd^on
in feinem Äeim üBermenfdE)Ii<f) ifi.
2jßie in ber mittelalterlichen ©fabf bie Käufer ber 9Itenfd?en fldE)
brängen um bas ©offeehana, baa fte, fcfm$enb nnb Be^errfdjenb gugleidh,
emportoeijl non ber Grbe gnm Sjimmel, fo üBerragf bae ^Japfftum gn
Anfang bea gtoölffen 3 a ^ c ^ an Berfa fct>on 23oIfer unb ©faafen. ©ein
25au, in ber (Srbe »urgelnb nnb gnm jpimmel firebenb, iß im Dioden
anfgerid^fef, er Bebarf nur noch ber 33oHenbnng. Sie 2Inaj!affnng fehlt,
ber 3mrm iß noch nid^f fertig. 233erben bie SÖTitfcI reichen, i^n auagu*
Banen, »ie hoch »irb er (I<h ergeben, mtb »erben bie ©rnnbmauern fiarf
genug fein, i^n gn fragen? 933irb ea möglich fein, eine 3^ee non über¬
natürlicher ©rö$e nnb 2Beife in ben ©d^ranfen ber natürlichen 233elf
nnb mit ihren DItiffeln gur 3S5irflid^feif gn machen?
Saa finb bie fragen, bie baa gn (Snbe gehenbe 3rifalfer feinen 3Tadh=
folgern gn Iöfen h»ferläßt.
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Dntd ber
Union Dtutfd^e Ztarfaofgrfe Dföaft
in ©fciffearf
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BERKELEY
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