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Full text of "Jahrbuch Fuer Geschichte, Sprache Und Litteratur Vol 33yr 1917"

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THE UNIVERSITY 
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LOS ANGELES 


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JAHRBUCH 


GESCHICHTE, SPRACHE UND LITERATUR 

ELSASS-LOTHRINGENS 

HERAUSGEGEBEN 

VON DEM 


HISTORISCH-LITERARISCHEN ZWEIGVEREIN 

DES 

VOGESEN-CLUBS 

XXXIII. JAHRGANG. 


STRASSBURG 

J. H. ED. HEITZ (HEITZ & MÜNDEL) 
* 9*7 


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Original fram ! 

UMIVERSITY OF CALIFORNIA^ 



Inhalt. 


Seite 

L Elsässische Meilen* and Leugensteine. Ein Beitrag zur 
elsässischen Straßenforschung von B. Forrer (mit 

Abbildungen). 1 

n. Die Sehlettstadter Herrenstube und die Stubengesell- 

schaft von Alfred Pfleger (Pfalzburg) ..... 8S 

UL Briefe von Gottlieb Eonrad Pfeffel an Friedrioh Domi¬ 
nikus Bing. Mitgeteilt von Fritz Frankbauser. 

(DI. Teil). 71 

IV. Vier Gedichte von Christian Schmitt . . . . 152 

V. Sitzungsbericht. 164 


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Original fro-m 

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1 . 


Elsässische Meilen- und Leugensteine. 

Ein Beitrag zur elsässisehen Straßenforschung. 


Von 

R. Forrer. 

INHALT. 


I. Die bisher bekannt gewordenen elsässisehen Leugen¬ 

steine mit Inschriften. 1 

II. Ein Straßburger Leugensteinfragment mit dem Namen 

von Ehl-Helvetum. 14 

III. Der Argentorate-Meilenstein von Offenburg und der 

Steinerne Mann von Hundsfelden. 26 

IV. Ueber andere elsässische Wegsäulen. 33 


1 . 

Die bisher bekannt gewordenen elsässisehen 
Leugensteine mit Inschriften. 

Hettner, Zangemeister, Koepp haben, um nur einige zu 
nennen, den großen Wert der Meilen- bezw. Leugensteine für 
Straßen-, Ortsnamen-, Grenzforschung usw. gebührend her¬ 
vorgehoben. Im Gegensatz zu dem an derartigen Steinen 
überaus reichen Nachbarland Baden war das Elsaß bis jetzt 
an Monumenten insbesonders beschrifteten dieser Gattung auf¬ 
fallend arm. Bis vor kurzem waren aus dem Elsaß r**’- 
beschriftete Leugensteine bekannt, der eine sei 
Hältte des XVIII., der andere Mitte des XCs 
gefunden. Erst in den letzt vergangenen Jahren 
scheidene Zahl sich verdoppelt und ich glaube, 


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weiteres Exemplar anreihen zu können. So dürfte es an der 
Zeit sein, das nunmehr Vorhandene zusammenzufassen und zu 
sehen, was es uns lehrt. 

Der erste elsässische Leugenstein wurde im Jahre 1735 
zu Brumath gefunden, kam dann in Schoepflins Sammlung 



Abb. 1. Der 1735 zu Brumath Abb. 2. Der 1859 bei Kauffen- 
gcfundene, J870 verloren gegan- heim gefundene, 1870 beschädigte 
gene 1,eugenstein der Sammlung Leugenstein des Straßburger 
Schöpflin. Museums. 

'/äo natiirl. Größe. 


nach Straßburg und ist in Schöpflins «Alsatia illustrata» I 
p. 550 bekannt gemacht und abgebildet, darnach er hier in 
Fig. 1. wiedergegeben ist. 1870 ging er mit der Stadlbiblio¬ 
thek beim Bombardement zu Grunde. — Er hatte 2 m Höhe, 
32 cm durchschnittlichen Durchmesser und einen 15 cm hohen 
Rundsockel. Nach der Abbildung Schoepflins verbreiterte sich 
die Rundsäule nach oben, wie dies des öfteren Leugensteine 



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aufweisen. Seine Inschrift lautet (vgl. auch ihre Wiedergaben 
bei Kiese «Das rhein. Germanien in den Inschr.» Nr. 273, 
C I L. XIII, 9098, de Morlet Bulletin de la Soc. des mon. 
hist. IV. 1861, p. 82): Imp. Caes. Publio Licinio Va¬ 
leriano Pio Felici Invicto Augusto Civ. Tribo- 
corum. Der Stein nennt demnach als Oberherrn Valerian 
(253—259), womit sich die Säule auf Grund der beigesetzten 
Titel zwischen die Jahre 254 und 259 datieren läßt. Als aus¬ 
gebende Civitas nennt der Stein die Civitas der Tri- 
boker. Da der Stein innerhalb der tribokischen Hauptstadt 
Brumath gefunden worden und keine Leugendistanz genannt 
ist, muß es sich um den Stein handeln, der in Brumath selbst 
auf dem römischen Marktplatz aufgestellt war, um den ersten 
Stein, von dem ab innerhalb der Civitas die Leugen gezählt 
wurden. 

Die zweite als Leugenstein erkannte elsässische In¬ 
schriftsäule wurde 1859 an der Römerstraße Brumath-Selz im 
Bann Kauffenheim gefunden 1 2 und ist von Jung und de Mor¬ 
let erstmalig beschrieben worden (a. 0. p. 83). Vom Fundort 
kam sie nach S t r a ß b u r g, ist aber hier beim Museumsbrande 
1870j71 stark beschädigt worden. Der zur Zeit de Morlets 
vorhandene Anfang der Inschrift fehlt heute. Ihren heutigen 
Zustand veranschaulicht meine Abb. 2, die abgerollte Inschrift 
in ihrem früheren Zustande meine Skizze Abb. 3 (Straßburger 
Museumsinv. 2357). Das Material ist dunkler Rotsandstein. Die 
Inschrift lautet (Riese Nr. 270, C * I • L . XIII. 9097 2): 
C. Valenti Hostiliano Messio Q(u)into nobilis- 
simo Cae. C. Trib. A Vro. L. Der Stein ist demnach unter 
Kaiser Decius (249—251 n Chr.) und zwar anno 250, spätestens 
vor November 251 entstanden, da Hostilian, des Decius Sohn, 
im Jahre 250 zusammen mit des Decius ersten Sohn Herennius 
Etruscus anno 250 den Caesarentitel, im November 251 dazu 
den auf unserem Stein nicht verzeichneten Augustustitel erhielt, 
nachdem (im November 251) sowohl Decius wie Herennius ge¬ 
fallen waren (auch Hostilian starb noch im selben Monat). 

Als Errichter figuriert die Civitas Tribocorum, in 
deren Bereich der Fundort liegt. Als Meßpunkt ist Brumath- 
Brqeornagus genannt, auf dem Stein VRO (comago) ge- 


1 Nicht in Selz, wie Hildenbrand «Pfalz. Museum» 1912, p. 82 
(Die röm. Meilenzeiger an der Straße von Mainz nach Straßburg) 
schreibt. 

2 Jedoch steht nicht QVINTO sondern wie auch de Morlet 
wiedergibt QINTO. 


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schrieben. — Hinter da* L setzte <ie Morlel ein I, dieses ist 
aber nach Ausweis der am Original selir gut kontrollierbaren 
Stelle lediglich ein schwacher nachträglicher Krilzer und kann 
umsoweniger mit der alten Leugenzahl etwas zu tun haben, als 
der Bann Kauffenheim von Rrumalh rund 27—20 km = 12 bis 
i-j Beugen entfeint ist. Es müßte also dort L XII oder L XIII 
gestanden haben. (Dementsprechend die punktierte XIII in 
meiner Wiedergabe Abb 3). — Aber der Stein ist dort, abgesehen 



Äbb. 3. Die Inschrift des Leugensteines von Kauffenheim. 


Die enge Schraffur zeigt die noch erhaltenen Teile der Inschrift, die weitere 
Schraffur die 1870 verloren gegangenen Teile, die punktierte XIII rekonstruiert 
die vermutlich ehemals aufgemalte Leugeuzahl 


•von dem eben genannten Kritzer, völlig intakt erhalten, hat er¬ 
sichtlich dort nie eine Leugenzahl eingemeißelt getragen. Ver¬ 
mutlich hat man bei der Herstellung des Steines die Zahl der 
Leugen nicht genau gekannt, sie späterer Einmeißelung Vorbe¬ 
halten, dann aber die Ziffer bloß aufgemalt. Tatsäch¬ 
lich zeigt das sorgfältig eingehauene Leugen-L schwarze 
pechartige Farbausmalung, die auffallend an das 
mit ähnlicher pechartig schwarzer Farbe übermalte "Wasser¬ 
becken des Königshofener Mithreurns Fig. 3, Taf. IX meiner 


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o 


diesbezüglichen Veröffentlichung erinnert Wahrscheinlich 
hängt diese Ausmalung des L mit der erwähnten nachträglichen 
Ziffernaufmalung zusammen. Aber von einer solchen hat sich 
auf dem glatten Stein nichts erhalten, wahrscheinlich weil die 
Farbe auf der glatten Fläche weniger geschützt war, als in der 
ausgemeißelten Vertiefung des L, und auch wohl, weil bei An¬ 
laß der Auffindung hier bei der Aufsuchung der Leugenziffer 
besonders intensiv mit Bürsten und ähnlichen Mitteln gear¬ 
beitet worden ist. Fs haben sich ja gemeinhin auch an andern 
römischen Inschriftsteinen die Farbreste nur in den Vertief¬ 
ungen der Inschriften und auch da oft nur in verschwindend 
geringen Resten erhalten. Wo nicht die eben erwähnte Pech¬ 
farbe zur Anwendung gelangt ist, dürfte man für dergleichen 
im Freien aufgesteilte Säulen den Farben Wachs oder Harz 
beigemengt haben, das besseren Halt versprach. 

Die Form dieser Säule erscheint dem Beschauer auf den 
ersten Blick zylindrisch, das umsomehr als die heute noch 
1,19 m hoch erhaltene, in zwei Stücke zerbrochene Säule gerade 
nach oben hier seitlich stark defekt ist. Meine genauere Nach¬ 
messung ergab aber unten einen Durchmesser von 42, oben 
einen solchen von 45*/ 2 cm. Die Säule hat sich also gleich der 
Brumather na c h oben verbreitert. Diese Verbreiterung 
wiederholt sich auch an den Ladenburger Wegsäulen und 
ist dort gerade an der des Valerian besonders stark, im Ge¬ 
gensatz zu den älteren Säulen, wie etwa derjenigen des Cara- 
calla aus Sinzheim bei Wagner, II. Abb. 52«, deren Schaft nach 
oben gleiche Breite behält oder eher noch sich etwas ver¬ 
schmälert. Mit der erwähnten Verbreiterung nach oben scheint 
man neben besserer Heraushebung zugleich auch einen besseren 
Schutz der Inschrift bezweckt zu haben — die Verbreiterung 
wirkte wie eine Art Schutzdach. 

Der dritte eine Inschrift tragende elsässische Leugenstein 
wurde erst im Juni 1913 in Selz gefunden und zwar, nach 
freundlicher Mitteilung des Besitzers, Forstmeister Kautzsch- 
Grötzingen (der Stein ist in der Sammlung Kautzsch zu Ra¬ 
statt aufbewahrt), 70 cm unter der Bodenoberfläche hinter 
dem Hause ßaluihofstraße Nr. 357, nahe der Straßenzweigung 
nach Beinheim. Das Bruchstück besteht aus rotem Vogesensand¬ 
stein und hat nach Kautzsch (briefl.) 3U cm Höhe, Stärke oblong 
34:39 cm. Die Inschrift läßt nach Kautzsch noch erkennen: 


1 Forrer, «Mithra-Heiligtum von Königshofen» Mitt. d. Ges. z. 
Erh. d. gesch. Denkm. 1915 und sep. bei Kohlhammer Stuttgart. 

* Vgl. Wagner, «Fundstätten und Funde» II, p. 225,226, Abb. 194. 


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. . . CA FS . . 

LIC1NI0VA 
LERIANO P • 

F • INVJC • AVG 

in schwachen Spuren vielleicht auch die unteren Teile des M 
und P von Imp und das P von Pub(lio). Das V von Puh^lio) 
muß nach der Kaumverteilung' unbedingt dort gestanden haben. 
Wahrscheinlich nach Kautzsch auch noch ein B (vgl. meine 
erstmalige Abbildung des Steines in Fig. 4 nach dem mir vom 
Besitzer gütigst gesandten Abklatsch). So ergibt sich I m p. 
Caes. P [ u b (I i o ) J L i c i n i o V a I e r i a n o P. F. I n v i c (t o) 
Aug . . . 1 Gegenfiber dem oben zitierten Brumather Stein 



Abb. 4. Der 1913 gefundene Leugenstein von Selz 
in der Sammlung Kautzsch-Rastatt. 

(t)ie schraffierte Fläche zeigt das noch erhaltene.) 


des Valerian Abbildung 1 unterscheidet sich dieser durch 
das nicht vol 1 ausgeschriebene Publio (auf dem Ladenburger 
R. 275 und dem Heidelberger R. 276 ist der Name zu P ab¬ 
gekürzt) und durch die Abkürzung des Pio Felici zu P. F., 
endlich durch das Fehlen der folgenden Zeile infolge Weg¬ 
bruchs. Und gerade das ist besonders zu bedauern, da dort 
der Name der Civitas gestanden haben muß und die Frage 
noch offen ist, ob Selz-Saletio eine eigene Civitas bildete (wie 
dies Kautzsch anzunehmen geneigt ist), ob es zur Civitas Ne- 


i So bereits von Riese unter Nr. 273a im Nachtrag p. 453, je¬ 
doch ohne das ub in Pubflio wiedergegeben. Dann auch zitiert 
von Barthel VII, Ber. d. Rom. Germ. Komm. 1915, S. 142. 


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me tum oder endlich zur Civilas Tribocorum gehörte (wie Ritter¬ 
ling-Steiner vermuten) 1 . 

Nahezu gleichzeitig mit diesem Fragment fand sich als 
vierter elsässischer Leugenstein in Selz ein zweites Bruch¬ 
stück, dieses jetzt im Altertumsmuseum zu Weißen bürg. 
Es ist das von Eugen Steiner im IX. Jahresbericht des Alter¬ 
tumsvereins 1914 p. 153—158 veröffentlichte 2 Rolsandstein- 
Bruchstück von 42 cm Höhe und 43 cm Durchmesser. Steiner 
fand den Block in Selz beim Hause Ball unler andern anschei¬ 
nend gleichfalls römischen Steinquadern, ca. 40 m nordwestlich 



MPCAES 
LIOLICI 

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IOFE 
AVCV 



Abb. 5. Der 1913 gefundene Leugenstein von Selz 
im Altertumsmuseum zu Weißenburg. 

(Die schraffierte Flüche zeigt das Vorhandene, die weiß gelassene die 
ergänzten Teile der Inschrift.) 


der vorbeiziehenden Römerstraße nach Speyer. Der Stein sollte 
gerade zum Bau einer Gartenmauer verwendet weiden, batte 
aber bereits früher, anscheinend schon in römischer Zeit, als 
Baumaterial Wiederverwendung gefunden und zwar anscheinend 
als Sockelstein an einem über der Ruine eines massiven Stein- 


1 Neunter Jahresbericht des Vereins zur Erh. d. Altert, in 
Weißenburg und Umgegend, für 1913 (Weißenburg 1914) p. 158. 

2 E. Steiner «Fragment eines röm. Meilenzeigers aus Selz an 
der Heerstraße von Brumath (Brocomagus) über Selz (Saletio) nach 
Speyer (Noviomagus)». — Kurz erwähnt auch von Ad. Riff im VII 
Ber. d. Röm. Germ. Komm. 1915. 


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baues von 3 zu 4 m (mit mehrfarbig bemaltem Wandverputz) 
errichteten Holzbaues, dessen Aller durch eine Armbrustfibel 
mit Zwiebel knöpfen 1 2 * * * * in das IV. Jahrhundert datiert wird. Meine 
Abb. 5, welcher ich die Skizze von Steiner a. a. 0. Fig. 193 
zu Grunde gelegt habe, veranschaulicht deutlich das Erhaltene 
und das Ergänzte. Darnach ist zu lesen (so auch Ritterling- 
Steiner, aber nicht 1NVIGT0, sondern wie die Raumverteilung 
zeigt bloß INV;: 

J[mp. Caes] Pub[lio Lici]nio Val[eria]no P[io Fe]l. Inv. 
[Augujsto 8 . 

Aus meiner obigen Zusammenstellung ergibt sich, daß wir 
bis jetzt aus dem Elsaß nur vier beschriftete Leugen- 
steine besaßen, die alle der verhältnismäßig kurzen Strecke 
von Brumath bis Selz entstammen und wovon zwei Steine erst 
in den allerletzten Jahren gehoben worden sind. Gerade dieser 
Umstand läßt aber erhoffen, daß angesichts der erhöhten archä¬ 
ologischen Tätigkeit die Zukunft minder spröde sein wird als 
die Vergangenheit und vor allem auch die große noch zwischen 
Brumath und Basel klaffende Lücke sich füllen wird. Hier ist 
es, wo ich mit einem ersten Beitrag einsetzen möchte, mit 
einem fünften Leugenstein, dieser aus Straßburg selbst. 


II. 

Ein Straßburger Leugensteinfragment mit dem 
Namen von Ehl-Helvetum. 

Der Stein, von dem hier die Rede sein soll, hat zwar be¬ 
reits im C'I'LX III den Verdacht erregt, einer Meilensäule an¬ 
gehört zu haben, aber es ist beim bloßen Verdacht geblieben. 
Er ist zwar schon vor 163 Jahren gefunden aber bis jetzt weder 
von den elsässischen Forschern noch vom CIL und von Riese 
in die Serie der Leugensteine eingereiht worden, weil sein Text 
bis anhin nicht entziffert werden konnte. Es ist das 1753 beim 
Abbruch eines römischen Halbturmes an der Nordfront der 
Straßburger römischen Stadtmauer 8 gefundene Steinfragment, 


1 Nicht Kahnfibel, wie Steiner p. 156 schreibt. Vgl. dazu die 
dortige Abb. 17 F. 

2 Nach Direktor Radtke-Weißenburg steht in der Tat von 

[AugUjSto nicht STO sondern SIo. 

8 Es ist Turm k von Taf. VI meiner «Materialien zum nord- 

östl. Stadtmauerring des röm. Straßburg» Anzeiger f. eis. Alt. 1913 

(der Turm selbst ebd. abgebildet Taf. X). 


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Abb. 6, bei dessen Auffindung Andreas Silbermann zugegen» 
war, und das er sofort an Ort und Stelle abzeichnete, dann 
zusammen mit zwei anderen am gleichen Ort im Turmfunda¬ 
ment gefundenen römischen Steinen durch den Kupferstecher 
Weis auf Plan JV seiner berühmten «Lokalgeschichte der Stadt 
Straßburg» 1775 in Abbildung beifügte. Dieser 5 cm breiten 
Abbildung des Steines ist ein Querschnitt in gleicher Größe¬ 
beigegeben (vgl. meine etwas verkleinerte Wiedergabe Abb. 6). 
— Ersichtlich ist die Zeichnung von großer Genauigkeit. Abge- 



Abb. 6. Das 1753 von Andreas Silbermann im Fundament einea 
römischen Halbturmes zu Straßburg gefundene Rundsäulenfragment 
mit Inschriftrest (vgl. Ergänzung des Verfassers unter Abb. 7). 


sehen von Silbermanns großer Zuverlässigkeit und Liebe zur Sache 
war er guter Zeichner und scharfer Beobachter. Jeder Bruch 
am Stein ist angedeutet, von den Buchstaben ersichtlich nur 
das sicher Erkennbare ausgezogen, nichts ergänzt ; wo der 
Buchstabe defekt war ist die damalige Beschaffenheit der Stein¬ 
oberfläche durch leise Schattierung angedeutet worden. Silber¬ 
mann hat sich mit dem Stein in seinem oben erwähnten Buche- 
S. 13 mit den folgenden Worten abgefunden : «Sonderlich fand 
man den 19 May 1753 als am letzten Tag, da man sich mit 
Sprengung des ofterwähnten Thurines beschäftigte, zu allerun¬ 
terst im Fundament auf dem Kiesboden zwey Stück Steine mit 


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Römischer Schliff, dein Ansehen naclr aus dem ersten Jahr¬ 
hunderte, welche ich sogleich auf dem Platz als sie aufgehoben 
wurden, wie auf dem Plan IV zu sehen, abgezeichnet habe.» 
— Was seither aus dem Steine geworden ist, weiß man nicht. 
Wahrscheinlich ist er 1870 mit dem Museum beim Bombarde¬ 
ment zugrunde gegangen 

Im CIL • XIII wird der Stein unter Nr. 50 2 folgender¬ 
maßen beschrieben : 

(kColumnae fragmenlum, una cum No 598 5 rep. Argento- 
rati 19 Mai 1758 mutilum et in opus conieclum in moenium 
turri antiqua (tab. /, 5 ) prope granarium sita, in imo fun- 
damento (tab. //, H) Silbermann. tab. IV, 2 cf. p. 13 (inde 
Straub Bull. Soc. Als . XIII Mem. p. 876) 1 — 1 fortasse . . . 
Caes{ar) A[ug] * columna miliaria ulrum fuerit necne , non 
liquet ». 

Für eine columna miliaria spricht in der Tat die durch 
die Zeichnung wie den Querschnitt bezeugte einstige R und - 
säule »gestalt des Steines in Verbindung mit den ohne 
weiteres lesbaren Buchstaben ALSA der ersten Zeile. Im CIL 
wird an eine Ergänzung zu CAESA[VG] gedacht, wobei wohl 
angenommen wird, daß das fehlende VG entweder in der fol¬ 
genden Zeile Platz genommen hatte oder aber in der oberen 
Zeile ohne Hinterlassung einer Spur verschwunden ist. Gegen 
*eine derartige Ergänzung könnte sprechen das Fehlen des Punktes 
zwischen Caes und A . . . und vor allem auch die auffallend 
nahe Heranschiebung des A an das Caes. Aber auch noch ein 
-anderes Moment spricht gegen die Ergänzung zu Caes. Aug. 
So viel man sictf Mühe gibt, die Buchstabenreste der zweiten 
.Zeile mit den Titeln oder den Namen eines Kaisers oder Cae- 
saren in Uebereinstimmung zu bringen, so will das — ich habe 
alle Möglichkeiten durchgeprüft und sicher haben das vor mir 
schon Andere und ♦Kundigere, besonders die Bearbeiter des 
'CIL getan — nicht gelingen. Nicht umsonst hat daher das 
CIL von der Voraussetzung eines Caes. Aug. ausgehend die 
Inschrift als anon liquet » weggelegt. Trotzdem glaube ich 
im folgenden zu einer Lösung zu gelangen. 

Die Ergänzung des CIL zu Caes Aug geht von der Vor¬ 
aussetzung aus, daß es sich um ein Denkmal der älteren Kaiser¬ 
zeit handle, wie ja auch Silbermann vom ersten Jahrhundert 


1 Die Beschreibung von Stranb «Souvenirs et restes* Bull. 
XIII, p. 376 lautet: € Fragment de colonne avec inscription , trouve au 
meme emplacement en 1753 CAESA 

TI ' FI 


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spricht. Sein Urteil gründet sich auf das Aussehen der Buch¬ 
staben, doch ist das nicht stichhaltig, wie schon ein Vergleich 
mit den dem dritten Jahrhundert zugehörenden und ganz gleich¬ 
artigen Brumalher und Kauftenheimer Inschriften Abb. 1, 2 
und 3 ergibt. — Die einleitende Formel Imp. Caes. Aug. findet 
sich auf rheinischen Meilen- bezw. Leugensleinen der mittleren 
und späteren Kaiserzeit gar nicht, auf solchen der älteren 
Kaiserzeit nur auf denen des Nerva Riese Nr. 79 und 81 
(Koblenzer Meilensteine), Nr. 80 (Meilenstein von St. Marcel 
bei Vionville). Auf keinen der nach Imp. Caes. Aug. folgen¬ 
den Titel des Nerva will aber die zweite Zeile 'des Straßburger 
Steines passen, man mag suchen und auslegen so viel man 
will. Und ebensowenig überhaupt auf einen anderen Kaiser 
gleichviel welcher Zeit und in welcher Form der Namen- bezw. 
Titelabkürzung. 

Die Sache ändert aber ihr Gesiehi, wenn man sie von 
einer andern Seite betrachtet. Zu Beginn des III. Jahrhunderts 
macht .sich in den rheinischen Inschriften eine Erscheinung 
bemerkbar, die man als eine planm äßige Reorganisa- 
t i o n des ci s a I pi n en Straßen wes e n s bezeichnen kann. 
Die Meilensteine werden durch Le ugen steine 
ersetzt — denn unsere älteslen Leugensteine sind die des Sep- 
timius Severus von Altrip Riese 159, von Marienholz bei Zül¬ 
pich R. 160, von Treycovagnes R. 161 und von Chavornay 
R. 16die alle soweit sie sich genauer datieren lassen aus 
dem Jahr 202 n. Chr. stammen. Und gleichzeitig setzen auch 
mit der Inschrift von Isny R. 163 vom Jahre 201 jene In¬ 
schriften ein, in welchen stereotyp Wiederkehrt «.vias et 
pontes r estituerunty> (Isny R. 163 von Sept. Severus); 
<cvias et pontes vetustate collabsos restituit » 
(Metz-Sablon R. 203, Montagny bei Yverdon R. 204 und Solo¬ 
thurn R. 205, letztere zwei von Caracalla und 213 zu datieren). 
Ersichtlich ging also Hand in Hand mit 
der L eugenstein auf Stellung eine allge¬ 
meine Ausbesserung des römischen Stra¬ 
ßennetzes und zwar* ersichtlich von den 
Alpenpässen ab und über die Schweiz 
im ganzen Rhein- und Moselland! Diese Ar¬ 
beit wird in erster Linie darin bestanden haben, die ausge¬ 
fahrenen Heerstraßen neu aufzuschottern, die baufällig gewor¬ 
denen Brücken wiederherzustellen und an den Straßen Leugen¬ 
steine zu setzen. Letzteres bedeutete insofern eine Verein¬ 
fachung der Arbeit gegenüber früher, als die gegenüber der 
römischen Meile (von 1460 m) längere gallische Leuge (von 
2220 m) eine wesentlich geringere Zahl von Wegsäulen als bis- 


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her benötigte. Ob man auch gleichzeitig atabernas et prae- 
toria per vias militares » J restaurierte oder ob man sich ledig¬ 
lich auf die oben erwähnten Arbeiten beschränkte, lasse ich 
dahingestellt. Beachtenswert ist immerhin das Anschwellen von 
Inschriften, welche .die eben genannten und die ihnen unmittel¬ 
bar folgenden Kaiser in den oben erwähnten Gebieten des Rö¬ 
merreiches nennen*. Zweifellos ist diese aus den Inschriften 
zu erschließende Reorganisation des Slraßenwesens nicht in 
wenigen Jahren beendet worden, hat sie sich über mehrere 
Kaiser erstreckt, wie dies auch die vielen Leugensleine er¬ 
kennen lassen welche in den folgenden Jahrzehnten gesetzt 
worden sind. 

Betrachtet man nun unter diesem Gesichtspunkte die ein¬ 
gangs zusammengeslellten vier beschrifteten Leugensleine aus 
dem Elsaß, von denen einer, der des Hosti- 
lian, aus der Zeit des Decius (*249—251), d i e 
drei andern aus der Zeit des Valerian 
(253—259) stammen, so muß autfallen, daß, trotzdem sie 
sich auf drei verschiedene Fundorte verteilen, sie sich auf eine 
eng umschriebene Zeitspanne konzentrieren — auf kaum zehn 
Jahre wenn man die weiteste Spanne nimmt, auf nur vier 
Jahre, wenn man mit Wagner* annimml, daß die Meilensteine 
gewöhnlich im Jahr des Regierungsantrittes gesetzt wurden. 
Dabei ist noch beachtenswert, daß diese elsässischen Meilen¬ 
steine sich auch auf ein recht eng umschriebenes Gebiet ver¬ 
teilen, auf das Unterelsaß, und in diesem speziell an der Linie 
Straßburg-Mainz auf eine Strecke von kaum 35 km konzen¬ 
trieren. Man wird daraus schließen dürfen, daß ins beson¬ 
ders im eben genannten Zeitraum im Un¬ 
terelsaß die genannte große Heerstraße 
sy slema tisch mit Leu gensleinen ausge¬ 
stattet wurde. Dieser Schluß hat umsomehr Berech¬ 
tigung, als gerade auch in den Nachbai gebieten die Leugen- 
steine der erwähnten Zeitspanne besonders zahlreich sind. Ich 
nenne aus der Zeit des Decius die Leugensteine von Heidel¬ 
berg (R. 264, R. 269), Altrip (R. 267) und Ladenburg (R. 
268), aus der Zeit des Valerian die von Ladenburg (R. 275), 
Heidelberg (R. 276), Worms (R. 281), Altrip (R. 282). 


1 Vgl. dazu Biese p. 6 zu Nr. 37 und Forrer, «Das römische 
Zabern> (1918) p. 12. 

2 Auch die Andernacher Inschrift B. 177 vom Jahre 202 des Sept. 
Severus mit «. . . cwm muris posit . . .» möchte ich doch mit einer 
Festungsmauer in Verbindung setzen. 

8 Wagner «Fundstätten» II p. 226. 


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Es liegt nun nahe, allein schon auf Grund dieser Indizien 
unseres Straßburger Säulenfragmentes Ursprung in eben die¬ 
ser A e r a zu suchen, da doch zweifellos jene Tätigkeit auch 
mindeslens weiter südwärts bis Straßburg und Basel fortgeführt 
worden ist. Das ist umso wahrscheinlicher als die in die Zeit 
zwischen Decius und Valerian fallenden Leugensteine des Vo- 
lusian (‘251—254 n. Chr.) von Amsoldingen und Sitten (R. 
272 und 271) 'über Straßburg und Basel hinaus noch weiter 
südwärts weisen. Keiner aller genannten Leugensteine zeigt 
aber als einleitende Titel ein «.Imp. Caes. Aug.D, wie es CIL 
vermutet 1 , wohl aber erscheint gerade auf den Leugensteinen aus 
•der Zeit des Kaisers Decius das ausgeschriebene Wort Caesar 
am S chl u s se der Namensnennung, nämlich da, wo des Decius 
erster Sohn Herennius Elruskus oder des Decius zweiter 
Sohn Hostilianus allein oder in Verbindung mit dem Namen 
des Vaters genannt werden 2 . Dahin gehören der Friedberger 
Leugenslein Riese Nr. 266 mit Imp. Caes. C. Afessio Quinto 
Decio Traiano Pio Fel. Aug. p. m., tr. p., p. p., procos. et Q. 
Herennio Etrusco Messio Decio, et C. Valenti Hostiliano Afessio 
■Quinto nobilissimis Caesaribus-. C. T. [= Civitas Taunen- 
sium ] A Nida I. X. Der Ladenburger Leugenstein, R. 268 
mit Q. Herennio Etrusco Afessio Decio nobilissimo Caesari 
C. Ul. S. N. [Civitas Ulpia Sueborum Nicretum ]. Der Heidel¬ 
berger R. 269 mit Q. Herennio Etrusco Afessio Decio nobilis¬ 
simo Caesari, C. S. N. I. IIII. Und endlich der oben be- 
sprochene Kauflenheimer R. 270 hier Abb. 2, 3 mit C. Valenti 
Hostiliano Afessio Q(u)into nobilissimo Cae. C. Trib. A. Vro. 
.1. — Dies «nobilissimo Caes'arii) werden wir auch 
im CAESA des Straßburger Steines vor uns 
haben. Dann steht nur die Wahl zwischen Herennius oder 
Hostilianus, und da Herennius auf den beiden rechts¬ 
rheinischen Steinen, von Heidelberg und Ladenburg, Hostilian 
aber auf dem links rheinischen von Brumath genannt ist, 
wird man sich für letzteren entscheiden. Gleich dem Kauffen- 
heimer Stein wird dann auch der Straßburger in das Jahr 250 
oder anfangs 251 zu datieren sein. 

Mit dieser Lösung löst sich auch die bisher rätselhafte 
zweite Zeile der Inschrift: Wie die eben ge- 
genannten Beispiele zeigen folgte sofort nach «Caesari» der stark 


1 Höchstens Imp. Caes mit za unserer zweiten Zeile nicht 
passender Fortsetzung. 

2 Caesari am Ende später noch auf dem Meilenzeiger von Bien¬ 
wald R. 307, Hildebrand <Pfälz Mus.» 1912, p. 83, Nr. 54. 


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abgekürzte Name der Civitas und, wenn der Leugenstein außer¬ 
halb der Mauern des Hauptortes aufgeslellt war, die Zahl der 
Leugen bis zum Hauptort der Civitas. In unserer zweiten Zeile 
ist also ein Ortsname zu suchen und zwar läge am näch¬ 
sten ein größerer Ort an der oben erwähnten Linie Mainz- 
Straßburg-Basel, am ehesten einer der Orte, die die Itinerarien 
direkt nordwärts von Straßburg nennen: Brocomagus und Sa- 
letio, oder südwärts von Straßburg : Helvetum. 

Sehen wir uns nun die rätselhafte zweite Zeile näher an, 
so ergibt sich, daß darin nur der Ortsname Helvetum enthalten 
sein kann. Der erste Buchstabe wurde von Straub als defektes 
T mit leidendem linkem Querbalken gedacht, ist aber ebenso 
wohl denkbar als ein E bezw. F mit leidendem Unterteil, wie 
es im CIL wiedergegeben ist. Für- den zweiten Buchstaben 
kann nur ein I in Betracht kommen, wie es Straub wieder¬ 
gibt, oder ein L, dessen Querbalken fehlt. Der Rest des dritten 
ließe an den linken oberen Balken eines X oder Y denken, oder 
an den linken oberen Best eines V, wenn dieses dann nicht zu 
nahe an den vierten Buchstaben heranträte. Dieser sieht aus 
wie ein verstümmeltes K, als welches es Straub ebenso wie CIL 
wiedergeben. Es ist aber meines Erachtens nichts anderes als 
ein defektes E, in welches der rechte Balken des vorangegange¬ 
nen Buchstabens/hinübergezogen ist. Also eine Ligatur von 
V u n d E L Daß ersteres in der Tat ein V war deutet auch 
die von Silbermann unterhalb des linken Balkenrestes gezeich¬ 
nete Schraffierung an, die nichts anderes darstellt, als die leichte 
Vertiefung, welche das Unterteil des V hinterlassen hat. Der 
letzte Buchstabe, eine schwach sichtbare senkrechte Hasta, 
könnte einem I, T, L, F oder E zugehört haben ; was er war 
ergibt, sich aus dem Ganzen: ELVET d. h. Helvetum , ge¬ 
meinhin identifiziert mit dem heutigen E h 1 bei Benfeld ; neben 
Straßburg die in unserer archäologischen Literatur oftest 
genannte Römerstadt am Elsässer Rhein und neben Stra߬ 
burg wohl einst die bedeutendste römische Stadt des El- 


1 Vgl. z. B. die ineinandergeschobenen Buchstaben DO, NVI, 
NAM bei Cagnat, p. 26; aus nächster Nähe unseres Steines den 
Königshofener Grabstein des Tiberius Babuleius «Anzeigen 1916 Taf. 
XXXVIII fig. 4, wo in Zeile 7 rechts von ALBANVS das V ganz 
analog unserem VE mit dem einen Balken in das N, mit dem andern 
in das S hinübergreift. — Ob im vorliegenden Falle die Ineinander- 
schachtelung von V und E darauf beruht, daß der Steinmetz das E 
vergessen und erst nachträglich eingeschaltet hat, oder weil er da¬ 
mit das Schriftbild analog andern Meilensteinen regulieren wollte* 
bleibt dahingestellt. 


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sasses. Die erste Stadt nach Straßburg südwärts an der 
großen Heerlinie Mainz-Basel-Rom; die Station, die stets in 
den Itinerarien unmittelbar nach Argentoratum, im ltinerarium 
Antonini Helveto , Helvelum , in andern Ausgaben Elueto, 
E 1 b e i u m, in der Peutingerschen Tafel Helellum, bei Pto- 
lemäos E l e k e b o $, Helcebum genannt wird. — Zum 
ersten Mal in schriftlich tritt hier zu jenen bis¬ 
her nur literarisch überlieferten Namen dieses Ortes das El - 
vetum oder Helvetum unseres Straßburger LeugensteinFrag¬ 
mentes, etwas spät, 163 Jahre nach seiner Entdeckung, aber 
gewiß deshalb nicht weniger willkommen. 

Mehr als Elvet wird auf dem Stein nicht gestanden haben. 
Diese Ortsnamen sind in der Regel mehr oder minder stark 
abgekürzt, schon weil der Name möglichst nur die Frontfläche 
der Rundsäule bedecken d. h. gut von den Vorbeifahrenden 
von vorn gelesen werden sollte, ohne absteigen und um die 
Säulenrundung herumgehen zu müssen. Aus demselben Grunde 
sind diese Ortsnamen oft noch weit stärker abgekürzt als unser 
Elvet [vgl. A LOP (oduno), A M (ogontiaco), A VRO (comago)J 
und so erklärt sich ohne weiteres auch die Ineinanderschiebung 
des V und des E, vielleicht auch das Aufhören des Caesari 
mit Caesa in der darüber liegenden Zeile t. 

Eine andere Frage ist, ob bloß Elvet oder Helvet auf 
der Säule stand. Man könnte den links von Elvet sichtbaren 
senkrechten Bruch mit der r echten Hasta des gesuchten H zu¬ 
sammenbringen ; aber der Bruch liegt doch so weit ab vom E y 
daß bei der ersichtlich großen Genauigkeit, mit welcher der 
Stein gezeichnet ist, und bei der Zusammendrängung der* übrigen 
Buchstaben an ein so weit abstehendes H kaum zu denken ist 
— umsoweniger als ja dort die Rundung des Steines den Buch¬ 
staben H eher noch stärker an die vorderen Buchstaben heran¬ 
gerückt erscheinen lassen müßte. So bestätigt unsere Inschrift 
die schon längst durch gewisse Ausgaben des ltinerarium Anto¬ 
nini bezeugle Schreibweise Elueto = Eiveto 1 2 — Ich er¬ 
innere aber* auch an den Mainzer Stein Riese 1447, der cives 
El v et i us für cives H e Ivetius , an den Waidfischbacher 
Holder p. 4429, der Elvet i{ i) nicht Helvetii schreibt, und 


1 Ebenso wie am Kauffenheimer Meilenstein die Ligatur der 
linken Seite von N und T in Quinto der vierten Zeile und am Mei¬ 
lenstein von Offenburg (&. u.) die Ligatur von T und E in dem stark 
in die seitliche Rundung übergreifenden «Argentorate>. 

2 Wess. 252, Handschr. P, elueto ; 3>0 D, eleuto (verschr. für 
elueto ), P, elueto . 0 Q elueto ; 354 4 P, elbeium . 


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erinnere daran, daß Elvius und Helvius, Elvinus und 
Helvinus , Edui und Hedui , Aventicum Helveti o- 
rum und Elvetiorum , u v. a. m. nebeneinander Vor¬ 
kommen. 

Elvelum dürfte die Form sein, wie sie der Gallier und 
R ö in e r für Helvetum ausgesprochen hat, d. h. unter Weg¬ 
lassung des li, das ja heute noch Franzosen und Italienern 
schwer auf der Zunge liegt und in Orts- wie Personennamen 
etc. (vgl. Helena, Elena, Hadrian, Adrien usw.) unterdrückt 
wird, während es dem Germanen keinerlei Schwierig¬ 
keiten bereitet. Und der Name der Helvetier, mit welchem 
Helvetum sicher gleichen Stammes ist, kommt ja wie diese 
selbst aus dem Gebiet nordwärts des Rheins, wo früher 
zwischen Neckar, Donau und Rhein Kelten sich mit Germanen 
gemischt haben. Durch über den Rhein gekommene Helvetier 
wird Helvetus entstanden sein und seinen Namen erhalten 
haben! — Helvetus , Helvetum ist also die ältere, El¬ 
vetu s erst die jüngere Form des Orts¬ 
namens, letztere eine unter gallischem Einfluß entstandene 
Umbildung. 

Daraus ergibt sich, daß die frühmittelalterlichen Ausgaben 
•des Itinerarium Antonini (VIII und X s.), welche Elueto 
schreiben (s. o. p. 15 Anm. 2), diesen Ortsnamen nicht erst 
im Mittelalter so umgestaltet haben, sondern lediglich auf 
jüngeren römischen Ausgaben des Itine- 
rariums Antonini fußen, welche bereits die jüngere 
Schreibweise des Ortsnamens pflegten, wogegen die mittelalter¬ 
lichen Ausgaben mit Helveto auf römische Ausgaben mit der 
älteren Schreibweise zurückgehen. 

In dieser Beleuchtung gewinnen vielleicht auch andere 
Schreibweisen unseres Ortes ein anderes Gesicht. Die Peu- 
tingersche Tafel schreibt Heleilum. Dieser Name ist von 
Helvetum so stark abweichend, daß dafür zwei sehr ver¬ 
schiedene Erklärungen entstanden sind. Die Eine sieht in 
Helellum überhaupt nicht unser Helvetum, sondern einen 
anderen Ort >, die Andere eine mittelalterliche Verschreib¬ 
ung aus H e Ib et um. Auch das Elbeium des Itinerarium 
Ant. Wess. 354 P (s. o. p. 15 Anm. 2) scheint verschrieben 
zu sein insofern, als das i ursprünglich ein t war, also Elbe- 
tum gestanden hätte. Damit gewänne auch die Lesung Hel- 


1 So Stolle «Die Römerstr. der Itinerarien im Elsaß und von 
Saaraltdorf über Metz nach Trier», Eis. Monatsh. (Zabern 1911) 
:p. 400 ff. und 453. 


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& 


bet um für Heleilum an Boden. Es ergäbe sich dann die 
chronologische Reihenfolge Helvetum , Elvetum, Elbetum. Nun 
schreibt der Geograph von Ravenna 1 2 Al eia. Das erinnert 
doch sehr an die oben Vorgefundene Schreibforni EIbeium, 
wonach vielleicht doch auch dieses nicht eine verdorbene 
Schreibweise sondern eine frühmittelalterliche Uebergangsform 
von Elbetum zu Aleia darstellt. Es ergäbe sich so die folgende 
Entwicklungsreihe: 

Helvetum, Elv etum, Elbetum , Elbeium, Alaia , 
woran sich dann ungezwungen die mittelalterlichen Namens¬ 
formen anschließen: 1050 Al ege, 123*2 Eley, heute Ehl, 
im Volksmunde *Aehly>. 

Nach dieser Abschweifung kehren wir wieder zu unserem 
Straßburger Leugenstein zurück. 

Unmittelbar vor E I v e t muß analog den anderen Leugen- 
steinen gestanden haben, erstens in stärkster Abkürzung der 
{uns vorläufig unbekannte) Name der Givitas, die 
den Stein errichtet hat *, zweitens die Bezeichnung A oder A B 
d. h. «nach» oder «von» Elvetum 3 4 , hinter diesem Ortsnamen 
-ein L = leugae und anschließend daran die Zahl der 
L e u g e n vom Standort des Steines bis zum Nullpunkt inner¬ 
halb der Station Helvetum. 

Leider kennen wir den ursprünglichen Stand¬ 
ort der Säule nicht, da das Fragment ja in der spätrömischen 
Kastellmauer Straßburgs verbaut worden ist. Vielleicht ist es 
auch erst auf Umwegen dorthin gelangt, zunächst bei einer 
Wegsäulensammlung.näher an die Stadtperipherie und erst bei 
Anlaß des Mauerbaues in das Stadtinnere. Es hat nämlich ganz 
den Anschein, als ob viele dieser Säulen antänglich nicht wie 
die andern Baudenkmäler behufs Verbauung zusammengetragen 
wurden, sondern zunächst zu einem gewissen Zeit¬ 
punkt ganz systematisch eingesammelt 
und magaziniert wurden zudem Zwecke, sie vor 
den heranziehenden Germanenheeren in Si¬ 
cherheit zu bringen und später, nach dem Ver¬ 
schwinden der Gefahr, wieder aufstellen zu 
können*. Ich erinnere daran, daß man sowohl die 5 La- 


1 Vgl. auch Holder, «Altcelt. Sprachschatz» p. 1430 Elvets. 

2 Analog C • TRIB (Civitas Tribocorum-Bruroath), C • A • AQ * 
(Civitas Aurelia Aquensium-Baden-Baden), C • S • N • (Civitas Sue- 
borum Nicretum-Ladenburg). 

3 AVRO(comago), ALOPioduno), AllOG(ontiaco), AB AQ(uis). 

4 Als zeitgemäße Parallele erinnere ich an die Fassadenfiguren 
unserer Straßburger Münsterportale, die zur Zeit, d. h. während des 

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• • 


d enburger wie die 7 Neuenheimer Wegsäulen je zu¬ 
sammen in einem römischen Keller gebor¬ 
gen aufgefunden, dicht bei der Römermauer von Nantes 
mehrere Meilensteine des jüngeren Tetricus und des Tacitus 
aufgestapelt gefunden hat 1 , in den Fundamenten einer 
Pforte an der römischen Festungsmauer von Rennes dicht 
beisammen Meilensteine von Septimius Severus, Caracalla, Geta, 
Maximinus und Maximus, Postumus, Victorinus und Tetricus 
Vater eingemauert fand*, daß ähnliches auch in Bayeux 
der Fall war 3 . — Die Einsarnmlung und Magazinierung jener 
Säulen erfolgte jedenfalls von Gemeindewegen und in deren 
Eigenschaft als von der Civitas errichtete und dem Kaiserkult 
wie dem öffentlichen Interesse dienende Denkmäler. Ihre Ver¬ 
bauung in Bayeux, Rennes, Straßburg und anderwärts ist je¬ 
denfalls erst in einem zweiten Stadium der Gefahr erfolgt, dann 
nämlich, als der Festungsmauerbau nach dem Satze «Not kennt 
kein Gebot» die Steine nahm wo er sie fand, mochten es zi¬ 
vile Grabsteine oder öffentliche Denkmäler sein, die außerhalb 
des Mauerringes das Gelände belebt halten. Daß tatsächlich 
diese Wegsäulen erst beim Herannahen der Germanengefahr 
eingesammelt worden sind deutet ebenso ihre Verbauung in den 
gerade im Hinblick auf diese Gefahr entstandenen spätrömischen 
Stadtbefestigungen an, wie der Umstand, daß diejüngsten dieser 
verbauten Wegsäulen aus den Jahren unmittelbar vor den Ger¬ 
manenzügen stammen und daß die älteren Wegsäulen sich in 
jenen Depots wie Ladenburg und Neuenheim zusammen mit 
• diesen späteren Säulen gefunden haben,, ersichtlich erst mit 
diesen eingesammelt worden sind. 

Sehr wohl möglich ist, daß bei jenen Säuleneinsammlungen 
neben dem Leitmotiv, sie der späteren Wiederaufstellung zu 
erhalten, auch andere Beweggründe, mehr strategischer Art, 
mitspielten: Bei den näher den Stadttoren gelegenen Säulen 
bezw. Säulengruppen verbesserte man durch ihre Wegnahme 
das sturmfreie Glacis, durch die Wegnahme der enlfernter 
gelegenen Leugenzeiger nahm man den hei anziehenden Ger- 
manenheeren willkommene Wegweiser. Wo die Entfernungen 
von den Sammelorten zu groß waren, d. h. ein Abtransport 


Weltkrieges von ihren Piedestalen heruntergeholt und magaziniert 
worden sind, um nach dem Kriege wieder unversehrt an die Stelle 
ihrer gipsernen Vertreter gesetzt werden zu können. 

1 Blanchet «Enceintes» p. 307. 

2 Zu Rennes vgl. Blanchet a. a. 0. p. 52. 

3 Zu Bayeux vgl. Blanchet a. a. 0. p. 3ü. 


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sich nicht verlohnte, konnte man sich zur Unschädlichmachung 
der Wegweiser durch Ausmeißelung der Inschriften oder Zer¬ 
brechen des Steines helfen. Immerhin blieb dann die bloße 
Säule, ja selbst bei Zerbrechung der Säule die Gruppe ihrer 
Ueberreste dem aufmerksamen Feind ein wegweisendes Indi¬ 
zium. Recht charakteristisch siud in dieser Hinsicht die nähe¬ 
ren Umstände der Ladenburger und Neuenheimer Säulendepots 1 : 
Hier wie dort enden die Säulen mit Gallienus, d. h. es geht 
ihre Einsammlung ersichtlich parallel mit dem Germanenvor¬ 
stoß der Jahre 258|60 oder spätestens mit demjenigen von 
275/76 2 * . Beide Depots sind in genau gleicher Art, nach allem 
Anschein auf einen einheitlichen Befehl, in Kellern eingelagert 
und absichtlich mit Erde überdeckt worden. Beide liegen auf 
der Anmarschstraße, die vom Limes, d. h. vom freien Germa¬ 
nien her, über Osterburken, Mosbach, Heidelberg auf Laden¬ 
burg und die Rheinübergangsstelle bei Altrip zielt. 

Das geschilderte System der Säuleneinsammlung konnte, 
wie schon oben angedeutet wurde, bei ihrem hohen Gewicht 
aus praktischen Gründen naturgemäß nur auf beschränkte Ent¬ 
fernungen Platz greifen*. So werden wir auch für unser Stra߬ 
burger Leugensteinfragment den ursprünglichen Stand¬ 
ort nicht zu weit von Straßburg und auf dem Wege zwi¬ 
schen Straßburg und Ehl eher näher an Straßburg suchen 
müssen, und zwar da, wo der Straßburger Kreis seine Süd¬ 
grenzen hatte und der Ehler Kreis bezw. der frühmittelalter¬ 
liche pagus Benfeldensis begann bezw. dessen Nordgrenze 
die römische Straße nach Ehl kreuzte 4 . Noch heute tritt der 
Bezirk Erstein, zu welchem Ehl gehört, mit seiner Nordgrenze 
dicht an Straßburg heran: An der Lingolsheimer Straße zwischen 
Lingolsheim und Röttig bis auf 5 km an Straßburgs Kastell¬ 
mitte. An der Colmarer Straße liegt die Grenze bei der Hoh- 
wart gar nur schwach 4*12 km (gerade 3 röm. Meilen = 4440 m) 
südwärts vom eben erwähnten Mittelpunkt, nur 1 km südwärts 
der römischen Fundstelle in der Meinau, über welche General 
Uathgen im «Anzeiger f. eis. Alt.» 1914 p. 473|74 be¬ 
richtet hat, 1 km nordwärts des Punktes zwischen Hohwarth 


1 Vgl. dazu Wagner «Fundstätten und Funde», p. 2^4—26 und 
p. 292—94. 

2 Vgl. dazu «Anzeiger f. eis Alt.» 1916, p. 786, 787. 

* Die in Bayeux vermauert gefundenen Wegsäulen zeigen nach 
Blanchet p. 36 Streckenbezeichnungen bis zu 4 und 6 Leugen. 

4 Zur Nordgrenze des pagus Benfeldensis vgl. Karte I bei 
A. Schricker, «Aelteste Grenzen und Gaue im Elsaß» in Martin 
und Wiegands «Straßburger Studien», Str. 1884, p. 305 u. ff. 


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und Illkircl), der «Bei der Säule» heißt und wo der benach¬ 
barte Gewannnamen «Steinlöchel» auf Reste alter Steinmauern 
hinweist, die im Mittelalter als Steinquelle ausgebeutet worden 
sind. Von dieser Säule sind es genau 3 röm. Meilen südwärts 
bis zum Gewann «Scheidstein» und rund 10 Leugen bis Ehl, 
zwischen 2 und 3 Leugen bis Straßburg, womit sich annähernd 
die Entfernung von 12 Leugen deckt, welche übereinstimmend 
Itinerarium Antonini wie Tabula Peutingeriana zwischen Hel- 

CVALENTI'H 
OSTI LIANO- 
MESSIOQVI 
N"ONO 
51 MO- 
G ä-"/ • A 

L- X 

Abb. 7. Versuch einer Ergänzung der Inschrift des 1753 gefundenen 
Rundsäuienfragmentes Abb. 6. 

(Vgl. dazu Abb. 3.) (Nur das Schraffierte ist gefunden worden.) 



vetum und Argentoratum angeben 1 . Wir hätten also wohl 
unsere Inschrift zu ergänzen (man vergleiche dazu meinen 
zeichnerischen Rekonstruktionsversuch Abb. 7): 

C. Valenti Hostiliano Messio Quint o 
Nobilissim o Caesa(ri), C(ivitas)...(?), 
A Elvet(o) L(eugae) X. 


1 12 Leugen entsprächen genauer genommen nur der Luftlinie 
<26 1 1 ; j km . In Wirklichkeit sind es längs der Römerstraße Königs- 
hofen-Lingolsheim-Hipsheim-Sand stark 29 km und längs der Col- 
marerstraße Hohwarth - lllkirch -Eschau - Kraft etwas weniger, ca. 
28 3 / 4 km. 


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Da in der Spätzeit die Leugensteine ihre Leugenzahl stets 
vom Haupt orte ihres Bezirks aus nennen, ist, 
wenn immer man meine Lesung als richtig oder mindestens 
als die wahrscheinlichste anerkennen will, der Schluß nicht 
abzuwehren, daß Ehl der Hauptort einer Civi- 
t a s war. Sehr überraschen kann dieser Schluß nicht, wenn 
man sieht, daß der Ort Ehl Funde aus allen Epochen der vor¬ 
römischen und römischen Zeit geliefert hat, daß insbesonders an 
römischen Funden der Ort zu den reichsten des Elsasses ge¬ 
hört, daß hier sogar zwei römische Münzprägestempel gefunden 
worden sind. v Dazu tritt die Erwähnung des Ortes durch die an¬ 
tiken Itinerare und den Geographen von Ravenna. Weiter, daß 
nach der Legende gerade von hier aus das Christentum sich im 
Elsaß ausgebreitet, Maternus, der elsässische Glaubensapostel des 
Elsasses zuerst hier gepredigt hat und die erste christliche Kirche 
hier entstanden sein soll — womit eine Reihe frühchristlicher 
Funde aus Ehl parallel gehen*. Beachtenswert ist endlich, daß 
das heute so kleine Oertchen Ehl «schon seil ui aller Zeit zwei 
große Jahrmärkte besaß» * und auch andere mittelalterliche Er¬ 
scheinungen auf eine einst größere Bedeutung des Ortes hin- 
weisen. Wenn der Ort zu einem heute nur wenige Häuser um¬ 
fassenden Weiler zusammengeschrumpft ist so haben da allerlei 
mißliche Umstände zusammengewirkt, die dominierende Stellung 
Straßburgs in kirchlicher und politischer Beziehung, das Empor¬ 
wachsen des nahen Renfeld und des' spätem Kreishauptortes 
Erstein. Allem Anschein nach ist Benfeld der direkte Erbe 
des antiken Ehl und ist der frühmittelalterliche pagus Ben- 
feldensis nichts anderes als der unmittelbare Nachkomme 
eines antiken pagus Elvetensis bezw. einer Civitas 
H e I v e t i o r u rn, an welche man als Parallele zur Civitas 
Tribocorum des Brumather Leugensteins denken möchte. Viel¬ 
leicht bringen zukünftige Funde auch hierin Aufklärung. 

Hoffentlich blüht einmal auch Ehl das Glück systematischer 
Bodendurchforschung. Viel hat es schon geliefert, vieles wird 
es noch bieten. Seine römischen Steindenkmäler aber werden 
wohl vor allem einst in Benfeld sich finden, zu dessen Bauten 
und insbesonders Festungswerken das antike Ehl den Stein¬ 
bruch bildete, bis nichts davon in Ehl über der Erde mehr 
sichtbar blieb. 


i Maternus wird in das Ende des III. Jahrh. gesetzt. Zu den 
frühchristl. Funden aus Ehl vgl. Joh. Ficker «Altchristl. Denkmäler 
und Anfänge des Christentums im Rheingebiet» (Straßburg 1914) p. 33. 
- du Prel, «Reichslande» p 247. 


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III. 

Der Meilenstein Ab Argentorate von Offenburg 
und der Steinerne Mann von Hundsfelden. 

Andere Wegsäulen, die durch Inschriften sich als 
römische Leugen- oder Meilensteine kundgehen, sind aus dem 
Elsaß bis jetzt nicht bekannt geworden. Aber in nächster Nähe 
ist vor mehreren Jahrzehnten ein beschrifteter Meilenstein ge¬ 
funden worden, den wir hier nicht mit Stillschweigen über¬ 
gehen dürfen, ist er doch das älteste Denkmal, das uns den 
antiken Namen Straßburgs nennt und zwar in seiner ältesten, 
den Römern aus vorrömischer Zeit überkommenen keltischen oder 
ligurischen Form A r g e n t o r a t e. Es ist der heute in der 
Karlsruher Altertumssammlung befindliche Offenbur- 
ger Meilenstein CIL. XIII 9u82, Riese Nr 45, Zange¬ 
meister Westd. Zeitschr. III (1884) 24611., [Wagner «Fund¬ 
stätten und Funde» J p. 284. — Es ist eine Rundsäule von 
1,24 m Höhe und 41 cm unterem, 44 cm oberem Durchmesser. 

Das Oberteil mit dem Anfang der Inschrift fehlt. Die 
Rundung ist nicht sehr regelmäßig, dennoch wird man aus der 
um 3 cm stärkeren oberen Dicke schließen dürfen, daß die 
Säule ähnlich denen von Abb. 1 und 2 sich nach oben leicht 
verbreiterte. Das Material ist weißgrauer Sandstein, wie er in 
der zweiten Hälfle des I. Jahrhunderts n. Chr. in unserer 
Gegend als Baumaterial üblich ist — im Gegensatz zu dem 
Rotsandsteinmaterial, wie es die späteren Jahrhunderte der 
römischen Herrschaft bevorzugen. Die Säule fand sich 1840 
am Ostende von Offenburg bei Straßenerbreitungsarbeiten nächst 
dem Schwabentor an der Straße nach Gengenbach. Leider ist 
das vorderste Kreissegment mitten durch die Inschrift hin¬ 
durch der ganzen Länge nach abgespalten und verloren (vgl. 
meine Abb. 8 u. 9A). So ist nur die linke und die rechte Seile 
der Inschrift erhalten, aber der Rest genügte Zangemeister, 
um daraus ein Dokument allerersten Ranges zu erschließen: 


CAESAR 

NO 

COSi 


CNCOR 

TE 

LEG 


ITER DE 

NTORATE 

IN R 



A B 


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zu ergänzen nach Zangemeister zu: dm p. Ve s pasiaoo 
...et im p. Tito... et Caesare Aug. f. Do • 
mitiano cos. Cn. Gornelio Clemente leg. 
Aug. pro pr. Iter derectum ab Argento- 
rate in Raetiam (oder in ripam Danuvii) 
Ab . . . m. p. . ..» — Barthel (bei Gößler, «Das röm. Rott- 
weil», 1907, p. 71) hat lür das fehlende Oberteil und die zwei 
ersten zum Teil erhaltenen Zeilen die Ergänzung befürwortet: 
fl mp. Caesare Vespasiano Aug. et Imp. Tito] 
Caesarfe Aug. f. Vespasiajno cos. [III, desig. IIII] . . . . 
Da in dieser Frühzeit die Meilensteine auf eingehende Wieder¬ 
gabe der Titel der Kaiser wie der Caesaren halten (vgl. z. B. 
R. 21, 23, 24 u. sp.), was übrigens auch aus dem erhaltenen 
Anfang von Zeile 2 hervorgeht, anderseits ebendiese Zeile auf 
Domitian nicht recht passen will, möchte ich die folgende hier 
in Abb 8 wiedergegebene Ergänzung vorschlagen, die sich be¬ 
züglich der Einleitung auf die Clemensinschrift Riese 44 stützt, 
jedoch statt Trib. pot. V eine VI einsetzt, da der Meilenstein 
des Clemens wohl zusammen mit der Inschrift R. 325 in die 
zweite Hälfte des Jahres 74 zu setzen ist, woraus sich (vgl. 
Cagnats Zeittafel p. 185) Trib. pot. VI, Cos jV designatus VJ 
und für Titus Cos III designatus I1II ergibt. 

Darnach hat der Legat Cornelius Clemens zu Ehren Ve- 
spasians und des Caesaren Titus — und zwar den Umständen 
nach 74 n. Chr. — die Säule gesetzt an der (wohl durch die 
Soldaten des Feldherrn Clemens ausgebauten) Straße, die di¬ 
rekt (d. h. nicht wie bisher auf starkem Umweg) von Straß- 
burg-Argentorale über Offenburg nach Raetien (oder, nach 
anderer Interpretation des erhaltenen Restes IN R . . in r i pam 
Danuvii, an das Donauufer) führte. 

Zu dieser Ergänzung habe ich nach persönlicher Abklat¬ 
schung der Säule in Karlsruhe (25. u. 26. VI. 1917)i und nach 
genauer Nachprüfung der Frage, wie sich die Ergänzung zum 
Raum des fehlenden Rundsegmentes verhält, folgendes nachzu¬ 
tragen : 

Wie mein Rekonst.ru kt ionsversuch Abb. 8 zeigt, genügten 
für das fehlende Oberteil 3 Zeilen, ln Zeile 2 ist hinter Cos 
der erste Strich der III in der unteren Partie noch sichtbar. 
In Zeile 4 wäre nach dem pro pr noch das übliche exer- 
citus Germanici superioris in starker Abkürzung 


1 Studium und Abklatschnah me waren z. Zt. durch allerlei 
mißliche Umstände sehr erschwert. Exc. Wagner hat mir in dan¬ 
kenswerter Weise die Arbeit nach Möglichkeit erleichtert. 


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zu suchen, aber Zangemeister (a. a. 0. p. 249) glaubte, daß 
selbst für ein e x G. s. der Raum nicht ausgereicht hätte und 
Riese ist ihm dementsprechend gefolgt. Wie aber mein Ver¬ 
such zeigt, reichte dafür Zeile 4 noch vollkommen aus (beiläufig 
ist auch hinter leg von Zeile 4 noch ein kleiner Rest des A 
von Aug vorhanden). Dagegen reichte bei Zeile 5 der Raum 
nicht für ein völlig ausgeschriebenes derectum, wie es bis¬ 
her angenommen wurde ; es ist nur Platz für d e r e c t, was 
übrigens vollkommen genügte. Das Fehlen des Abkürzungs¬ 
punktes hinter Cn der dritten Zeile läßt die Frage offen, inwie¬ 
weit auch bei den anderen Abkürzungen, und so bei derect, 
ein Punktzeichen fehlte. Die bisher angenommene Ligatur von 
NT in Argenlorate erscheint nicht sicher; um so schärfer 
ist dafür diejenige von TE in diesem Ortsnamen erhalten. 
Diese Ligatur, die einzige sichere am erhaltenen Text, erklärt 
sich hier daraus, daß der Steinmetz zu spät die zu große Länge 
dieser Zeile inne geworden war und daher eine Kürzung der 
Zeile zu erreichen trachtete — eine interessante Parallele zu 
der oben am Straßburger Stein Abb. 6, 7 im Namen Elvet be¬ 
obachteten und besprochenen Ligatur. 

Am meisten hat man sich bis jetzt um den Inhalt von 
Zeile 6 gestritten. INR ist auf der erhaltenen linken Seite 
sicher. Sicher ist auch, daß hierin das Endziel dieser «von 
Straßburg ausgehenden direkten Straße» zu suchen ist. Man 
dachte anfangs an in ripa Quinciae fl um., d. h. in 
engster Anlehnung an den Fundort Offenburg an «die Ufer 
des Kinzigflusses». Dann an «in ripam Danuvii», wobei 
Zangemeister (a. a. 0. p. -52) speziell die über Rottweil an 
den oberen Neckar bezw. die nach der oberen Donau 
führende Römerstraße im Auge hatte. Doch hob er mit Recht 
hervor, daß es dann wohl richtiger ad ripam . . . geheißen 
haben würde und befürwortete daher in Raetiam. Diese 
Ergänzung. hat allgemeine Zustimmung gefunden und darf als 
sicher gelten. Aber das sonst wohlabgewogene Schriftbild der 
Säule würde bei einer Beschränkung auf diese Ergänzung sehr - 
gelitten haben und ein unter dem T von Argentorate sichtbarer 
Buchstabe zeigt unverkennbar, daß mit Raetiam diese Zeile 
nicht abgeschlossen haben kann. Nun ergibt sich bei genaue¬ 
rem Zusehen, daß dieser von ZaDgemeister zwar beobachtete, 
aber in seiner Ergänzung ignorierte Buchstabe ein zweifelloses 
V ist, daß dieses der letzte Buchstabe dieser Zeile war, nach¬ 
her keiner mehr folgte, was auch zum Schriftbild als einge- 
zogene Zeile analog den Zeilen 2 und 4 und dem eingezogenen 
in R von Zeile 6 durchaus paßt. Zwischen jenem V und in 
Raetiam bleibt damit aber ein ungedeckter Raum von nicht 


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weniger als 5 Buchstaben. Es ist klar, daß dieser Raum aus¬ 
gefüllt war und jene fehlenden 5 Lettern nur in Verbindung 
mit jenem V und im engsten Zusammenhang mit iter de- 
rect(um) ab Argentorate ergänzt werden dürfen, wobei 
das zu ergänzende Wort dem Raetiam aequivalent sein muß. 
Mit anderen Worten, das Fehlende muß ein weiteres 
Endziel der direkten Straße genannt haben. 


% 


* 


% 


V 


IMPCAE5 VE5PA5IANO 

AVG PONTAAAXTFUß POTVI 
COSV D E 5 IG VIPPET1M P TITO 
EAVCFVE5PA5I. 

|IIDE5 IGNATO' 
INELIOCLEMENI 
WC PRO P HEXG 
ECTA BARG ENI 
ijAETIAAAETHEL-: 

RG-MPXIIII 




Abb. 8. Die Inschrift des Meilensteines von Offenburg 
ab Argentorate ergänzt. 

(Das Schrafüerte erhalten, das Nichtschraffierte ergänzt.) 


In der Tat hat ja die Straße Straßburg-Offenburg mehrere 
Fortsetzungen bezw. Endziele: 

Ueber OtTenburg—Rottweil—Tuttlingen gelangte man ganz 
direkt nach R a e t i e n, aber auch über OtTenburg—Rottweil— 
Hüfmgen nach Windisch-Vindonissa zu den Helvetiern 1 . 
Zu Letztem führte noch rascher die gerade bei OtTenburg süd¬ 
wärts abzweigende badische Rheinstraße OtTenburg—Riegel. Es 


1 Man vergleiche dazu die Karte Schumachers bei Ko epp 
«Körner in Deutschland», p. 136. 


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liegt also nahe, die Inschrift zu ergänzen zu in Raetia m et 
Helv(etios), womit die Lücke regelrecht eingedeckt ist und 
das V seine passende Verwendung findet. Die Abkürzung H e I v 
war verständlich genug, sie kommt außerdem genau gleich auf 
der Inschrift von Münchwyler R. 419 vor (. . . exactori 
tribu torum in Helv(etiis) Communis vicarius). 

Die Ergänzung zu in Helvetios wurde auch bestehen 
bleiben, wenn mit dem iter derectum keine der beiden 
^eben genannten nach Vindonissa führenden Abzweigungen ge¬ 
meint gewesen sein sollte, sondern die schon von Zangemeister 
^mgedeutete nordwärtige Fortführung zum Neckar (via Offen 
bürg—Rottweil —Rottenburg). Gerade dort scheinen ja Hel¬ 
vetier als Nachfolger der um 100 v. Chr. nicht abgewandeiten, 
-sondern in ihren Stammsitzen seßhaft gebliebenen Schwarz¬ 
wald helvetier den Grundstock der dortigep keltisch-römi¬ 
schen Bewohner gebildet zu haben. Gerade in jenem Gebiet haben 
ja die römischen Grenztruppen gesessen, welche durch die In¬ 
schriften von Böckingen, Oehringen, Zahlbach und Rotenburg 
als Helvetier gekennzeichnet werden. Und gerade dorthin 
waren ja zur Zeit Vespasians und Domitians die Augen der 
•römischen Strategen besonders gerichtet, galt es doch durch die 
Anlage des obergennanisch-rätischen Limes dem bisher un- 
sicbern Gebiet zwischen Oberrhein und Donau einen soliden 
Grenzschutz zu geben, das Gebiet der Helvetiorüm d e- 
sertum, der decumates agros endgültig dem Reich 
einzuverleiben. Der Errichtung und Eröffnung dieser direkten 
Straße Straßburg Oflenburg* Rätien- Helvetien scheinen nach 
einer Inschrift, die dem Feldherrn Gn. Pinarius Cornelius Cle¬ 
mens anno 74 p. C. die Triumphalabzeichen verleiht 1 , starke 
Kämpfe eben di eses Fe I d h e r re n mit den Schwarz¬ 
wal d s t ä m m e n vor angegangen zu sein 2 ; A us- 
gangspunkt und Hauptquartier für diese Unternehmung muß 
damals Straßburg gewesen sein, daher auch die Berechnung der 
Meilen ab A r g e n t o r a t e 3 und nicht ab M o g o n t i a c o, 


1 Riese Nr. 625 • 

2 Vgl. dazu auch E. Fabricius, «Die Besitznahme Badens 
durch die Römer>, Freiburg 1905. 

3 In Zeile 6 sah man bisher nur ein großes A und ergänzte es 
zu AB; das B ist aber tatsächlich noch vorhanden, allerdings nur 
bei guter Beleuchtung und nur äußerst flach zu sehen. Dahinter 
muß, wie schon Zangemeister betont hat, Argentorate gestan¬ 
den haben, natürlich diesmal stark abgekürzt, wie dies auch die 
Eingezogene Zeile (vgl. das eingezogene A links und das Fehlen von 


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wie dies sonst die rheinischen Meilensteine der Frühzeit, etwa 
wie Riese Nr. 23 und 24 von Coblenz und Capellen aus den 
Jahren 44/45 und Nr. 79 und 81 von Coblenz aus den Jahren 
97 resp. 98 und Nr. 83 von Bühl aus dem Jahr 100 vermuten 
lassen möchten. 

Diese Berechnung «ab Straßburg» beleuchtet zu¬ 
gleich scharf die Bedeutung dieses Ortes schon in jener Früh- 
zeit. Hier ist es aber nicht die Civitas, die den Stein setzt und 
etwa deshalb ab Argentorate rechnet, sondern der Staat bezw. 
der den Staat vertretende Oberbefehlshaber, und dieser distan¬ 
ziert von dem Punkte aus, der ihm vom militärischen Standpunkt 
aus der gegebene erscheint. — Ob auch im II. Jahrh. noch 
dieser Gesichtspunkt hier zutraf und damit die Ergänzung 
J. J. Müllers für den Meilenstein von Nieder mumpf be¬ 
rechtigt ist, muß bis auf weiteres dahingestellt bleiben 1 . Die 
letztere Meilensäule datiert aus derZeit des Antoninus Pius, in 
welcher Straßburg nicht mehr die militärische Bedeutung hatte 
wie zur Zeit, als der obergermanisch-rätische Limes noch nicht 
gezogen war. In der Antoninenzeit rechnen die Schweizer Mei¬ 
lensteine ab Aventicum, so schon zu Hadrians Zeiten (die 
Säule von Auhonne bei Yverdon, R. 103, und die von Paudex 
bei Lausanne, R. 123), wahrscheinlich schon zu Trajans Zeiten 
(Säule von Wylen im Kanton Aargau R. 82) und liegt keine 
Veranlassung vor, für die Säule von Mumpf eine andere Be¬ 
rechnung anzunehmen. Die bisher AR gelesenen zwei Anfangs¬ 
buchstaben der letzten Zeile werden wohl AB zu lesen sein 
und die Fortsetzung gelautet haben: ab A ventico m. p. . . 
Vorläufig fehlt es uns im Elsaß noch ebenso an sicheren Mei¬ 
lensteinen der Antoninenzeit wie in Baden an weiteren Wege¬ 
säulen, die die durch den Otfenburger Stein angedeutete Linie 
Argentorate-Rätia ergänzen würden. 

Die landläufige Auffassung vom Zuge der römischen 
Straße von Straßburg nach Offenburg läßt diese 
bei Kehl den Rhein überqueren, dann senkrecht südwärts bis 
Höfen ziehen und dort im rechten Winkel nach Offenburg ost¬ 
wärts abbiegen*. Ich glau e, daß sie in nahezu gerader Linie 


Buchstaben rechts) andeutet. Meine Abkürzung zu ARG (in Abb. 8) 
ergibt sich aus dem nach Einzeichnung von M. P. und der Meilen- 
zaht übrig bleibenden Zwischenraum. 

1 Vgl. J. J. Müller «Ein röm. Meilenstein von Mumpf bei Rhein- 
felden». «Anz. f. Schweiz. Alt.» 1875, p, 578, CIL XIII 9077, Riese 124. 

1 So die Linie Kehl-Offenburg bei Wagner, «Fundstätten und 
Funde» I, Karte II. 


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von Straßburg direkt nach Oflenburg lief, mindestens aber nach 
der Regulierung durch Cornelius Clemens diese Diagonale inne¬ 
hielt. Die Bezeichnung iter derectum mag gerade auch 
auf diese geradlinige Ueberquerung der Niederung Bezug neh¬ 
men. Auf diese Linie weist der Umstand, daß im Mittelalter 
vor Anlage der Rheinbrücken im XIV. Jahrhundert die «obere» 
Rheinfähre nicht zwischen Straßburg und Kehl, sondern 
bei dem wesentlich südwärts gelegenen ehemaligen Dorfe 
Hundsfelden* in der genannten Diagonale lag, daß in 
eben dieser auch die römischen Funde von Marlen und 
Langhurst liegen*, daß die alte Rheinstraße zwischen 
Straßburg und Kehl südwärts abzweigt und auf eine noch 
weiter südwärts gelegene jenseitige Uferstelle zielt; endlich, daß 
auf jener badischen Seite in eben jener Diagonale ehedem eine 
anscheinend zu diesem antiken Straßenzug gehörende alte Stein¬ 
säule, der «steinerne Mann», stand, dicht neben dem 
seit Jahrhunderten verschwundenen Dorfe H undsfeldeu, 
nahe der dortigen alten Rheinübergangsstelle. 
Dieser Stein war nach Silbermann ein «Bannstein, wel¬ 
cher die Gränzen der drey Bännen von Hundsfelden, Kehl und 
dem Hörther Hof bestimmt» und nach seiner «ehemals gehab¬ 
ten Höhe der steinerne Mann benennet» worden war*. 

Der Gedanke liegt nahe, in dieser die damaligen Bann¬ 
steine an Größe überragenden Steinsäule einen antiken 
Meilenstein und einen Kollegen des Offenburger zu 
sehen, denn vom Cardo von Argentorate aus, etwa Schnittpunkt 
von Münster- und Spießgasse gemessen, bis zu dem Punkte, 
der nach Silbermanns Angaben als ursprünglicher Standpunkt 
der Steinsäule in Betracht kommt, sind es gerade 4 
römische Meilen (5920 m). Ob der Stein eine Inschrift 
trug oder schriftlos war, ist heute nicht mehr festzustellen, 
denn, wie Silbermann p. 222 meldet, ging das Oberteil der 
Säule schon 1651 infolge Anfahrens eines mit Bauholz belade¬ 
nen Wagens in die Brüche. Später, 1769, wurde der Stumpf 
infolge immer stärkeren Heranfressens des Rheines «323 


1 Ygl. Silbermann, «Lokalgeschichte der Stadt Straßburg» 1775, 
p. 224, anno «1322 die Fahr zu Hundsfelden genannt» (die «untere 
oder niedere» Fahr lag rheinabwärts von Kehl in der Bupprechtsau, 
vgl. Silbermann a. 0. p. 148 und 224). 

2 Wagner, »Fundstätten nnd Funde» I, Nr 420 u. 421. 

3 Andreas Silbermann, Lokalgesch. d. St. Straßburg 1775, p. 222. 
Vgl. dazu auch meine vorläufige Notiz im Korr.-Bl. des Ges. Ver. 
1913, p. 14 «Neue archäolog. Untersuchungen im Elsaß». 


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Klafter 2 Schuh Straßburger Maß über die 1768 gemachte neue 
Rhein-Werbe zurück in den Kehler Bann versetzt* (Silbermann 
p. 223). Nun sind es wie betont 4 römische Meilen vom Stra߬ 
burger Cardo bis zum alten Standort des Steines, von da bis 
zur ersten Straßenkreuzung in dem durch römische Münz¬ 
funde ausgezeichneten Dorfe Marlen gerade eine ^weitere 
römische Meile (1478 1/2 m) und von da bis zum Ostende des 
Ortes Offen bürg, wo der Argentorate-Meilenstein gefunden 
wurde, noch genau 9 römische Meilen (13306 m), im Ganzen 
also 14 Meilen. Darnach dürfen wir den Offenburger Meilen¬ 
stein ergänzen zu «Ab Argentorate m. p. XIIII.» Mit 
diesen 14 Meilen waren allein schon auf der Strecke von Stra߬ 
burg bis Ottenburg gegenüber der ersterwähnten, vielleicht 
prähistorischen Verkehrslinie 1 2 starke 4 röm. Meilen eingespart! 
Mag unter dem ((direkten Weg» nun diese enger umgrenzte 
Strecke verstanden worden sein oder eine ausgedehntere Heer¬ 
straße, jedenfalls verdankt der Offenburger Stein seine Red¬ 
seligkeit der Wichtigkeit Ottenburgs als Knotenpunkt am oben 
genannten vespasianischen Straßennetz. Eine Säule gleichen 
Inhalts wird auch am Ausgangspunkt, im Kastell Straßburg 
gestanden haben. 


IV. 

Ueber andere elsassische Wegsäulen. 

Was sonst noch im Elsaß an Meilen- resp. Leugensteinen 
vorhanden ist, fällt völlig aus dem Rahmen der oben bespro¬ 
chenen Säulen heraus und gehört ersichtlich anderen Epochen, 
z. T. auch ganz anderen Klassen von Wegsäulen an. 

Da isUzunächst die Wegsäule von W'eitbruch-Marien - 
thal (Abb. 9 B). Ihre Form läßt über den römischen Ursprung 
keine Zweifel, weicht aber von der der oben besprochenen sehr 
erheblich ab*: Im Gegensatz zu jenen ist diese Säule von unten 


1 Von Kehl liegt eine Steinbeilfund, von Goldscheuer eine gal¬ 
lisch-helvetische Goldmünze vor. 

2 Vgl. de Morlet «Note sur une colonne däcouverte dans la foret 
de Weitbruch (Bas-Rhin) sur ia voie de Brocomagus-Saietio (de 
Brumath ä Scltz)» im Bull. I. Ser. vol. III, 1861 p. 87 -90, nebst 
Karte, dazu ebd. vol. XV (1892) p 17 wegen der Wiederaufrichtung 
(mit Höhenangabei und Mus. Inv. 19.861, 30361. sowie den Bericht 
Kiffers unter Inv. Nr 30049 vom 27 * I • 1863. 


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bis oben durchweg von gleicher Dicke und im Querschnitt 
nicht rund sondern oval. Als volle Höhe d. h. eingeschlossen 
den breitem Fuß nennt eine handschriftliche Notiz von 18t>2 
2>f 2 m. Dabei fehlt das obere Ende d. h. der Kopf des Steines. 
Angesichts der großen Länge des vorhandenen Stückes kann je¬ 
doch das fehlende Stück nur kurz gewesen sein und daher 
kaum eine regelrechte Beschriftung in der Art der oben be¬ 
sprochenen Säulen getragen haben. Eine Leugensäule 
könnte es immerhin gewesen zu sein, denn schon de Morlet 
hat hingewiesen auf den Fundort dicht an der 
römischen Heerstraße von Brumath nach 
Selz und daß die Fundstelle genau 3 Leugen 
von Brumath entfernt liegt. Unmöglich kann 
aber diese Säule gleichzeitig mit den oben besprochenen als 
Glied der gleichen Kette entstanden sein, dafür sind jene in 
der Form zu einheitlich und im Gegensatz dazu ist die Weit- 
brucher zu abweichend gestaltet. Sie verkörpert also eine 
andere, wahrscheinlich jüngere Phase von Leugensteinaufstel- 
I ungen. Aber weitere Säulen desselben Typs fehlen bis jetzt 
noch im Elsaß vollständig. 

Oeftere Erwähnung hat ferner eine Gruppe von Wegsäulen 
gefunden, die gekennzeichnet sind durch die Ortschaften 
Kestenholz 1 , Scherweiler 2 und St Hippolit bei 


1 Ueber diese Wegesäule von Kestenholz (Chätenois) vgL 
unser Inv. Nr. 19735 und 19851 sowie Mitt d. Gesellsch. z. E. d. g. D. 

II. Ser. vol. II, p. 13, III, p. 60. Nach Inv. 19851 eine cylindrische 
Säule aus Granit von 2,30 m Höhe und 45 cm unterem, 35 cm 
oberem Durchmesser, auf einem unregelmäßig würfelförmigen Sockel 
ruhend, dessen Oberkanten abgenutzt sind und der 50 cm Höhe, 

80 cm Breite mißt. Das Oberteil der Säule zeigt eine Einschnürung 
(tespece de gorge eneore conservee d’un cot&>) darunter ein Loch von 
8 cm Durchmesser und 10 cm Tiefe, an das sich sagenhalte Ueber- 
lieferung knüpft. Kraus «Kunst und Altert, in E.-L.» nennt p. 128 
die obigen Masse (2,30 m zu 45—35 Diam.). 

2 Zur Wegesäule von Scherweiler vgl. Straub im Congrös 
arch. de France, XXVI« röunion ä Strasbourg, (1860): «Elle se trouve 
ä l’angle d’une piece de vignes prös de Scherwiller, sur le Hei¬ 
de n w e g (chemin des Paiens) ouAlte Kaiserstraße (an- 
cienne route impöriale).» Zu dieser *colonne miüiaire plxcie ä la 
hauteur de Scherunller ä Vintersection de deux ehemins depuis Vipoque 
gallo-romaine , et qui vient d'etre brisee par un accident de voiture » 
vgl. Mitt. II. Ser. vol. III, p. 35 und Inv. 19851. Dazu die ältere - 
Notiz Schweighäusers im «Annuaire du Bas-Rhin 1822» p. 358 : 
*Enfin, il existait ent re cette commune [Dambach] et celle de Scher - 
weiter , d cote d-une route anctenne, deux [!] colonnes de pierre, dejä 


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Schlettstadt f . Soweit darüber nähere Angaben vorliegen handelt 
es sich um inschriftlose Rundsäulen mit leichter 
Verjüngung nach oben, ca. 2Ms m hoch bei 45cm unterem 
und 35 cm oberem Durchmesser. Sie weichen also völlig von der 
oben behandelten Gruppe beschrifteter Leugensteine ab, ebenso* 
aber auch vom Typus der Säule von Weitbruch-Marienthal und 
dokumentieren sich so als eine dritte selbständige Gruppe. 
Schweighäuser hat schon 1822 ihre von den regelrechten Meilen¬ 
steinen abweichende Form betont, gleichzeitig aber auch hervor¬ 
gehoben, daß die Säule bei Kesten holz von der¬ 
jenigen von Scherweiler genau 1000 r ö m i- 
sche Schritte entfernt stehe und so vielleicht 
doch an römische Meilensteine zu denken sei. Das 
w-ire ein Kriterium, ihre Errichtung in die Zeit vor ca. 20G 
n. Chr. zu setzen, d. h. als Wegesäulen noch nach römischen 
Meilen und nicht nach gallischen Leugen distanziert wurden. 
Dann könnte allerdings die Frage aufgeworfen werden, wes¬ 
halb nach Einführung der Leugendistanz die Steine nicht die¬ 
ser angepaßt, d. h. entsprechend versetzt worden sind. Es hat 
aber den Anschein, daß das keineswegs überall durchgeführt 
worden, nur an den großen Heerstraßen geschehen ist. Ir> 
vielen Fällen mag man sich auch mit einer nachträglichen Auf- 
malung der Leugenzahlen bezw. ihrer Teilziffern (an Stelle der 
vielleicht ebenfalls aufgemalten Meilenziffern) ausgeholfen haben. 
— Schenkt man einmal auch diesen unbeschrifteten Wegsäulen 
ein größeres, vor allem statistisches Interesse, so dürfte sich 
mit der wachsenden Zahl der Studienobjekte auch bessere Er¬ 
kenntnis ihres Wesens einstellen. 


remarquees par Silbermann , et doni Vune est encore sur pied , qui riont 
ä la verite nullement la forme de cölonnes milliaires ordinaires d?s Ro¬ 
mains ; mais qui , etant eloignees entre eiles de la distance assez precise 
de mille pas romains. pourraient avoir servi ä cet usage en donnant ainsi 
Heu de croire qu'une route qui parait avoir longe toute cette partie 
des montagnes , dont on a aussi trouve des traees aupres d'Ittenweiler 
et dont on assure, du cote de Kuttolsheim , qu’elle se dirigeait sur Bru - 
math , etait d'origine romaine ». Auch erwähnt bei Kraus «Kunst und 
Alt.» p 265. 

1 Zura Stein von St. Hippolit vgl. Straßburger Museums¬ 
inventar Nr. 19851 «placöe ä l’interstition de plusieurs chemins qui 
se rencontrent au pied de St. Hippolyte.» Der Standort ist einge¬ 
zeichnet mit dem alten Namen «Steinerne Stutz» und «Zollstöckel »* 
in der «Carte pour servir ä l’intelligence de la Donation de Charle- 
magne au prieurö de Liepre» im Bull. vol. X, 1892 zu J. Deger- 
manns Aufsatz «La Donation de Charlemagne au Prieure de Liöpre»* 
p. 301 ff. 


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Bei der Aufsuchung solcher Steine verlange man weder 
-vorn Finder noch vom einzelnen Stein zu viel auf einmal. Erst 
ein quantitativ reiches Material kann diese stummen Säulen 
reden machen. Man berücksichtige aber auch, als Hinweise 
für mögliche Auffindung oder als Zeugen verschwundener Steine, 



Abb. 9. A. Der Offenburger Meilenstein ab Argentorate (Museum 
Karlsruhe). — B. Die Wegsäule von Weitbruch-Marienthal. — 
C. Sac de pierre bei St. Quirin. — D. Wegsäule ehemals am West¬ 
ende von Königshofen. — E Grenzstein des Pagus der Caruci von 
Neidenbach in der Eifel (Museum Bonn). 


verdächtige Ortsnamen in alten Karten oder iin Gedächtnis 
alter Einwohner. Wie der oben erwähnte «steinerne Mann» 
so können uns auch anderwärts verwandte Bezeichnungen, be¬ 
sonders Gewannnamen, auf das einstige Vorhandensein 
römischer Wegesäulen hin weisen. Schon oben habe ich des 
Gewannnämen «bei d e r S ä u 1 e» und« S c h e i d s t e i n» an 
der Römerstraße südlich von Hohwart und Schaffhardt gedacht, 


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- 83 — 

•ebenso der Steinbezeichnungen «Steinerne Stutz» 
und « Z o 11 s t ö c k e 1 » bei St. Hippolit. Ingenieur Goehner 
macht mich auch auf den Gewähnnärneir « a m Hohen¬ 
stein» außerhalb Königshofen beim «Rothen Haus» 
an der Königshofener Römerstraße aufmerksam. Auch dieser 
‘Punkt liegt genau 3 römische Meilen (4435 m) vom Stra߬ 
burger Cardo und dürfte mithin auf den ehemaligen Standort 
eines römischen Meilensteines hinweisen. An jener Stelle steht 
heute — oder stand vielmehr, denn -vor einigen Monaten 
hat, Ende 4916, ein Lastautomobil die Säule umgeworfen und 
in Stücke zerbrochen — eine um die Mitte des XIX. Jahrh. 
errichtete Wegesäule und stand in ihrer Nähe noch vor einem 
-Jahrzehnt ein roh viereckig behauener, ersichtlich uralter, 
menhirartiger Sandsteinblock, den damals 
unser Museumsassistent Weigt photographiert hat (Abb. UD), 
der aber inzwischen ebenfalls verschwunden ist. 

Aus dem eben Gesagten geht zugleich hervor, wie sehr 
diese unscheinbaren Denkmäler dem Untergang entgegengehen 
und wie sehr es Zeit ist, sowohl die noch vorhan¬ 
denen älteren Wegesäulen statistisch 
und zeichnerisch aufzunehmen, wie 
auch alleeinschlägigen Gewannnamen zu 
sammeln und auf ihren Ursprung und 
i hren Zusammenhang mit dem römischen 
Wegenetz zu prüfen. Ferner geht hervor, daß da¬ 
bei auch mit mittelalterlichen oder noch späteren Ersatz- 
stücken zu rechnen ist, und daß auch die Bannsteine 
nicht unbeachtet bleiben dürfen, weil sehr oft der Meilenstein 
nach Einbüßen dieser Eigenschaft noch lange sein Leben als 
Grenz- und Bannstein weite)gefristet hat, sehr oft unter all¬ 
mählicher Veränderung seiner ursprünglichen Gestalt, 
indem die alten Inschriften entfernt, der Stein umgearbeitel 
und neue Besitzeszeichen darauf angebracht worden sind. Wie 
mancher römische Meilenstein mag auch noch als umgearbei¬ 
tetes Fragment in den cylindrischen oder konischen W ege¬ 
st einen verborgen liegen, die unsere Landstraßen ein- 
säumen und überhöhen und bei Schneewehen Wagen und 
Wanderer vor einem Abirren vom Weg hüten sollen? Vielleicht 
kommt einmal die Zeit, wo zu einer systematischen Unter¬ 
suchung auch dieser Steine geschritten wird. 

Dabei dürfen wir aber unser Augenmerk nicht ausschlie߬ 
lich darauf richten, römische Meilensteine finden zu wollen. 
Auch andere Entdeckungen werden sich ergeben und sind 
willkommen. Ich erinnere an die zwei Steine von 
Schlösserhöhe und Wagnerberg bei Zabern (hier 

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Abb. 10. Römischer Markstein auf dem Wagnerberg bei Zabern 
(nach Wendling «Anz. f. eis. Alt.» 1012, Fig. 239). 



Abb. 11. Römischer Markstein von der Schlösserhöhe bei Zabern 
(nach Wendling «Anz. f. eis. Alt.» 1912, Abb. 217). 


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Abb. 10 u. 11) die Prof. Wendling in der «Straßburger Post» 
vom 17. Dez. 1911 (Nr. 1463) als Meilensteine beschrieben hat 
und darauf TAB—Tabernis las, später aber, diese Lesung 
berichtigend, als römische Marksteine erkannt hat, 
welche Art und Ausdehnung der an den betreffenden Standorten 
zusammenstoßenden privaten und öffentlichen (gemeindlichen) 
Aecker kennzeichnen sollten 1 . 

Auch damit muß gerechnet werden, daß viele Steine ver¬ 
wandter Art zu ganz anderen Zwecken errichtet worden sind, 
als Grabsteine, als Piedestale für Götterbilder, als private Vo¬ 
tivsäulen usw. Aber gelegentlich sind solche Steine auch von 
Privaten als Meilenstein und sakrale Votivsäule 
vereinigt gestiftet worden. Aus nächster Nähe gehört jdahin 
die 1869 auf dem Sattel zwischen dem großen und dem klei¬ 
nen Donon auf lothringischem Gebiet an der antiken Straße 
nach Saarburg gefundene Rundsäule mit Vierecksockel (Höhe 
der beiden Stücke zusammen noch ca. 90 cm, Dicke oben 
38 j / 2, unten 49 resp. 59 cm), deren Inschrift so vielartige 
Deutung gefunden hat, bis 1901 Zangemeister sie wohl richtig 
gelesen und gedeutet hat zu 8 : 


D MER 
L VATINI . FEL 
MILIARIA . A . V1CO 
SARAVO. L . XII . C . T 
V . S . L . M . 


D(eo) Mer(curio) L(ucius) 
Vatini(us) Fel(ix) miliaria 
a Vico Saravo l(eugis) XII 
c(onstitui) i(ussit) v(otum) 
s(olvens) l(ibens) m(erito). 


Die frühere Deutung des L X11 als 62 römische Meilen 
(Moval und Bechstein) und von vicus Saravus als Saar¬ 
brücken ist nach Zangemeister unzulässig. Der Ort sei näher 
der Fundstelle 12 Leugen von dieser entfernt im Saartal etwa 
bei Lörchingen zu suchen und diese Straße, etwa «via Mercurii» 
(analog «via Dianae» von Capua zum Dianentempel auf dem 
Berge Tifata), bis zu ihrem Eintritt in den dem Merkur ge¬ 
heiligten Bezirk des Donon vom Stifter Vatinius auf eigene 
Kosten mit Leugensteinen versehen worden. — Sicher haben 
auch noch manch andere in römischer Zeit errichtete Votiv- 


1 E. Wendling «Zwei römische Marksteine anf den Zaberner 
Bergen» im «Anz. f. eis. Alt > 1312, Nr. 15 und 16 p. 305—303, 
dazu Abb. 217, und 330—336 mit Abb. 233, hier in Abb. 10 u. 11 
wiederholt. 

8 K. Zangemeister, «Straßensäule auf dem Donon» (Westd. 
Ztschr. XX, 1901, p. Hoff.), dort ältere Literatur. 


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— 36 — 


säulen, ohne daß sie immer gleich der vorerwähnten aus¬ 
drücklich als m i 1 i a r i a bezeichnet wurden, gleich den 
mittelalterlichen und neueren Wegekreuzen und Bild¬ 
stöckeln neben ihrem mehr religiösen Charakter eben 
-durch ihre Errichtung an den Straßenlinien letzten Endes 
einem straßentechnischen Zwecke gedient, als örtliche Merk¬ 
punkte überhaupt und im speziellen als Kennzeichnungen der 
Straßenlinie für jene Jahreszeiten, wo Schneeverwehungen oder 
Ueberschwemmungen die Wege und besonders Wegekreuzungen~ 
oder Wegeabzweigungen zu verwischen drohten. Selbst die in 
römischer Zeit an die Straßen geselzien Gräber bezw. Grab¬ 
steine mögen bewußt oder unbewußt in ähnlichem Sinne 
dem Verkehr gedient haben. Vielleicht schon dem römischen 
Straßenverkehr die mehrfach neben vorhistorischen Verkehrs¬ 
linien zu beobachtenden Grabhügel und die von mir 
gerade für das Elsaß als vorrömische Grabdenkmäler nachge¬ 
wiesenen Menhirstelen in Gestalt roh viereckig behauener 
Sandsteinsäulen von Grabhügeln der Bronze- und Hallstatt zeit i • 
Solch einen Doppelzweck verkörpern vielleicht auch die in 
ihrer Form von römischen Meilensteinen sehr wesentlich ab¬ 
weichenden aber wiederholt, jedoch fälschlich, als solche ange¬ 
sprochenen primitiven Steinsäulen wie der Sac de pierre 
(Abb. 9 C) in der Gemeinde St. Quirin oberhalb der über 
den Donon nach Gallien führenden Kömerstraße, auf der Höhe 
zwischen dem Kleinen Donon und Malcöte stehend, und die von 
Prof. Bechstein 189 i unweit des Sac de pierre entdeckte 
zweite rn en hirarti ge Stein säule 1 2 3 . Beide liegen 
weit abseits der eigentlichen Römerstraße, der Sac de pierre 
hoch über einer solchen, und kämen mithin nur als Merkpunkte 
für anschließende Höhenwege in Betracht. Doch möchte die 
dem Sac de pierre anhaftende Eigenschaft als Maß- 
und Schwörstein in Verbindung mit seinem ersicht¬ 
lich ursprünglichen Standort eher für einen sakralen Ursprung 
dieses vermeintlichen Leugensteines sprechen». 


1 R Forrer, «Menhir-Grabstelen aus Grabhügeln von Ernolsheim 
£tc.» im «Anz. f. eis. Alt.» 1913 Nr. 17/18 p. 342—353 nebst Abb. 
5 - 12 . 

‘^Bechstein in den «Mitt. d. Ges. f. Erh. d. g. D.» Bd. 
XVII 1895 p 108 Sitzg. vom 11. April 1894. 

3 Bildmäßige Abbildung bei Beaulieu «Recherches arch. et 
hist, sur le comte de Dachsbourg». Paris 1836 PI. 5, photogra¬ 
phische Ansicht bei A. Fuchs Die Kultur der kelt. Vogesen- 
siedelungen.> Eis. Monatsehr. 1913 Taf. XI. 


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Unsere zukünftige Römerstraßenforschung wird aber nicht 
bloß Steinsäulen größeren Umfanges berücksichtigen, sie wird 
auch viereckige wie runde Steine von kleineren 
Ausmessungen auf Inschriften und auf die Möglichkeit 
römischen Ursprunges nachprüfen müssen. Daß uns auch da 
noch mancherlei Früchte erblühen, beweist der unscheinbare 
Grenzstein des pagus der Caruces des Bonner Pro¬ 
vinzialmuseums, der 1876 beim Dorfe Neidenbach, Kreis Bit¬ 
burg in der Eifel, an der Römerstraße Trier—Köln entdeckt 
worden ist, ein unscheinbarer, nur 65 cm hoher und ziem¬ 
lich roh viereckig behauener Rotsandsteinblock mit der sehr 
flüchtigen, fast kursiv anmutenden Inschrift FINIS PAGI CA- 
RVCVM . . . Ia l . Oben auf dem Scheitel trägt der Stein ein 
eingehauenes Kreuz, das vielleicht die römische, vielleicht aber 
erst eine spätere Markierung des Meßpunktes darstellt. So er¬ 
innert der Stein in Form und Größe ganz an unsere ge¬ 
wöhnlichen Acker- und Gemeindegrenzsteine und 
diese große Aehnlichkeit läßt hoffen, daß bei näherem Zusehen 
auch noch manch elsässischer Stein dieser Art uns antike Gau¬ 
oder Ortsgrenzen erschließen wird. Möge auch auf diesem Ge¬ 
biet der archäologischen Forschung nach dem Krieg eine rüh¬ 
rige systematische Tätigkeit einsetzen! 2 


Eine Zeichnung mit genauen Maßen 1680 vor der Wiederauf¬ 
richtung aufgenommen von J. E u t i n g und C. M ü n d e I. -in einer 
handschr. Mitteilung Inv. Nr. *0116 unseres Museums (darnach hier 
Abb. 9 C). Ueber die Sag e. die diesem Stein anhaftet (Maß- und 
Schwörstein) vgl Beaulieu a. 0. p 31*, Mündel «Die Vogesen» 
190* p. 320. — Es ist eine im ganzen 1,84 m hohe Rundsäule, die 
sich nach oben leicht verjüngt, oben 30, unten 33 cm Durchmesser 
haltend, nach unten in einen 50 cm hohen viereckigen Sockel aus¬ 
gehend. 

1 Riese 2529, CIL. XIII 4141, abgeb. Hettner, Führer Prov -Mus. 
Trier, 1903, p. 48 

2 Als Vorsitzender der vom Verband der elsässischen Altertums¬ 
und Geschichtsvereine begründeten Elsässischen archäologischen 
Kommission (Römerstraßenkommission) bittet der Verfasser alle 
Kreise um Einsendung von Mitteilungen einschlägiger Beobachtungen 
an das Museum elsäss Altertümer zu Straßburg 


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II. 

Die Schlettstadter Herrenstube 
und die Stubengesellschait. 

Von 

Alfred Pfleger (Pfalzburg). 

Den Mittelpunkt des geselligen Lebens unserer kleinen 
Provinzstädte bildet in der Regel ein Zivilkasino. Es ist dies 
eine Vereinigung von Bürgern und Beamten mit dem Zweck, 
den gesellschaftlichen Verkehr in eigenen oder gemieteten Räu¬ 
men zu pflegen und zu fördern. Mittel zum Zwecke sind Spiel¬ 
abende und Lesekränzchen, Tanzvergnügen und gemeinsame 
Ausflüge, Vorträge und Theaterabende. Nach des Tages Last 
und Arbeit finden der Doktor und der Notar, der Pfarrer und 
der Lehrer, der Stadtrat und der Kaufmann am runden Stamm¬ 
tisch ein ruhiges Stündchen, die Tagesfragen und Tagesereig¬ 
nisse zu besprechen. Sehr häufig erfährt das Kasinoinstitut eine 
abfällige Beurteilung; Stimmen, die es als veraltet und über¬ 
lebt, unzeitgemäß und unwirtschaftlich bezeichnen, sind nicht 
gar selten. Der Geschichtsforscher jedoch betrachtet die Ein¬ 
richtung dieser Bürgervereinigungen mit anderen Augen. Er 
sieht in ihnen Träger einer altehrwürdigen Ueberlieferung, die 
letzten Ausläufer der mittelalterlichen Trinkgesellschaften und 
Hornbrüderschaften, wie sie zur Zeit des trinkfesten Rittertums 
und später des behäbigen Bürgerregiments im Schwange waren. 
Die alten Deutschen tranken immer noch eins, mochten nun 
die zinnernen Humpen auf den schweren Eichentisch des Rit¬ 
tersaales niederrasseln oder auf den Zunftstuben durch die 
schwieligen Hände der ehrsamen Handwerksmeister kreisen. 
Dem Zuge der Zeit folgend, sich zu Genossenschaften und Gil¬ 
den zusammenzuschließen, haben auch die weinfrohen Zecher 


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in dem gesegneten Elsaßlnnd sich frühe zu freien Stammtisch¬ 
verbänden mit eigenem Sitz und bestimmten Satzungen zusam¬ 
mengetan. Am bekanntesten sind wohl die ritterliche «Bruder¬ 
schaft des Horns» von Hohbarr und die bürgerliche «Gesell¬ 
schaft des Wagkellers» in Colmar, Nicht „viel mehr als den 
Namen kennen wir von der Hagetviuer. StMbeng$$ellschaft. Sie 
alle durften auf die «Schlettstadter Her rensl ubei 
als auf ihr ältestes und heiühmtestes Vorbild zurückgehen. 
Eine zusammenhängende Darstellung dieser glänzenden und 
ziemlich abgeschlossenen Gesellschaft ist trotz zahlreicher ge¬ 
legentlicher Veröffentlichungen noch nicht unternommen wor¬ 
den i. Im folgenden soll die Zusammenfassung des zerstreuten 
Materials mit Berücksichtigung der Quellen im Stadtarchiv ver¬ 
sucht werden. 

Die älteste Schilderung der Schlettstadter Herienstube lesen 
wir in der Chronik von Hieronymus Gebwiler, des rühmlichst 
bekannten Leiters der städtischen Lateinschule von 1501—1509: 
«Bevorab würt frembten Leiten, geistlich oder weltlich, edel 
oder unedel, alle Zucht und Lhr auf der Herren Stuben, so 
darkomen, erzeigt. Dan es ist ein solche herliche Geselschaft 
daselbst, darin Fürsten und Herren Prälaten, Edel und Unedel, 
auch etliche Priester Stubengesellen sein, mit sambt den Bür¬ 
germeistern, dergleichen in Deitschlandt keine eifunden würt. 
Man ist alle dag auch alle Malzeit auf der Herrenstuben umb 
ein zimlichen Pfening, dan die Jrten gemeinlich 4 oder 5 
es were dan der Wein gar thefir, so kombt es über 7 oder 8 ^ 
nicht. Man gibt auch Speis gnugsam, lustig bereit, und gueten 
Wein und Brodt. Man sitzt tilda so zichtig beieinander, als wan 
es in einem Convent were. Darzue hat jedermann, die Prie¬ 
ster, die Herren der Statt und das übrig Volek seinen verord- 
nelen Sitz. Wiewol nicht jederman von der Gemein dahin 
kombt, so mag doch ein frembder Ehrenman ein Imis, 2 oder 
drei, da essen, sofern er die Stubengesellschaft hat, umb 
sein Pfening, so würt ihm alle Ehr entboten. Es mag auch 
ein Abt oder Prelath oder Ritter in die Statt kommen, so ein 


1 Ch. G6rard, Lancienno Alsace ä table, 1877, S. 162 f. — A. 
Dorlan, Notice historique sur la ville de Schlestadt. 1843, S. 252. 
— F. M. Kentzinger, Memoire historique sur la ville de Schlestadt, 
1765, ed. G6ny,' 1890, S. 81. — G6ny, Schlettstadter Stadtrechte, 
Heidelberg 1902, 2 Bde, passim; ders., Die Reichsstadt Schlettstadt, 
1900, S. 69f. — Alex. Dorlan, Histoire architecturale et anecdotique 
de Schlestadt, 1. Band 191 2, S. 327 ff., um nur die wichtigste Lite¬ 
ratur zu erwähnen. 


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ersamei 1 Rath seiner inen würt. so beschenkt man ihn mit 1 3 
wein!» 1 

Aus dieser Beschreibung* spricht der Stolz des Bürgers 
und des Gelehrten, der sich fühlte, einer so erlauchten Gesell¬ 
schaft anzugehören, «in die nicht jederman von der Gemein 
kornbt.» Der Sitz dieser geselligen Vereinigung, die wir bis 
in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts hinauf verfolgen kön¬ 
nen-, war auf der Herrenstube im Rathaus 3; danach nannte 
sich die Vereinigung die «Stubengesellschafl», die einzelnen 
Mitglieder «Slubengesellen^. Bei den Mitgliedern, die sich aus 
«Fürsten und Prälaten, Edel und Unedel. Priester mit sambt 
den Bürgermeistern)) zusammenselzen, können wir, wie bei 
einer Körperschaft von heutzutage, ordentliche, außerordent¬ 
liche und Ehrenmitglieder unterscheiden. Ordentliche Mitglie¬ 
der waren ohne weiteres kraft ihres Amtes und Standes die 
vier amtierenden und die vier Altbürgermeister sowie die Rats¬ 
herren. Ferner der ortsansässige und in der Umgebung be¬ 
amtete Adel. So können wir auf Grund der Ausgaben der 
Herrenstube von Michaelis 1436 bis Michaelis 1437 4 als Stuben¬ 
gesellen ansprechen: Junker Dietrich von Ratsamhausen, Jun¬ 
ker Hans von Ratsamhausen, Junker Anton von Hattstatt r . 
Rudolf von Bulach, Lutolt von Ranistein, Michel Botzheim und 
Wilhelm Plobsheim, Heinrich von Hohenstein, Ritter von Ge- 
roltseck, bei deren Aufnahme ein Umtrunk veranstaltet wird. 
Für 1518 sind der Abt Paul Volz aus Hugshofen irn Weilertal 
und seine Vorfahren ausdrücklich als Stubengesellen bezeugt 5 . 
Listen von bürgerlichen Stubengesellen und deren Witwen über¬ 
liefern uns die Gewerfregister aus den Jahren 1552, 1577 und 


1 J. Geny, Schlettstadter Chronik des H. Gcbwiler 1530, 1890,. 
S. 19 f. 

2 Geny. Stadtrechte, II, S. 692, Ausgaben der Herrenstube 
1436-37. 

3 Geny, Reichsstadt, S. 69, Anm. 2. Trotzdem trennt A. Dor- 
lan in fc. Histoire de Schl. Herrenstube und Stubengesellschaft, ver¬ 
legt die eine auf das Rathaus, die andere in die Rittergasse (a. a. 0. 
S. 272 und 327) in das Ritterhaus, dabei Geravd folgend (a. a. 0. 
S. 162). Die Herreustube gab dem Herrenplatze im Herzen der Stadt 
den'Namen. 

4 Geny, Stadtrechte, II, S. 692 ff. 

5 Geny, Stadtrechte I, N. 150, S. 173: der her apt und sine 
vorfaren sint und ist es noch unser Stubengesellen. Urkunde vom 
18. Nov. 1518, darin dem Abte für seinen Schaffner Freisitz in der 
Stadt verliehen wird. 


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1597 1 . Wie im Schoße der Gesellschaft die verschiedensten- 
Stände und Berufe sich zusammenßnden, zeigt die Liste der 
neuaufgenommenen Mitglieder zu Neujahr 1608: Philippus 
Miller, Pfarrer zu Eschau, Junker Melchior von Mülnheim, 
Sebastian Steinhäuser, der Arznei doktor zu Schlettstadt, Georg 
Eizacher, Ratsherr, Andreas Roth, Bürgermeister zu Dambach, 
Heinrich Löppning, Vogt zu Erstein, Heinrich Eck, Florian- 
Wachter der Jüngere, Aegidius Wächter und Hans Urban 
Miller von Epfig, alles gewöhnliche Bürger*. 

Als außerordentliche Mitglieder können wir jene bezeich¬ 
nen, die, durch allzugroße räumliche Entfernung vom Sitze der 
Vereinigung getrennt, nur selten von ihren Rechten Gebrauch 
machen können. An ihrer Spitze steht der Bischof von Straß- 
burg. 1510 erwirbt Johann de Monachis, «thumher zu Sant 
Diedolt», die Stubengesellschaft. 1511 werden wegen rück¬ 
ständiger Gelder gemahnt Johann Rubin, Prior von St. Valen¬ 
tin in Rufach, Gerard von Gumberna, Abt von Moyenmoutier 8 ,. 
1518 Caspar, Freiherr zu Moersperg und Befortt, und Junker 
Hans vom Huse 4 . Ehrenmitglied der Stubengesellschaft war 
das Schlettstadter Kind Jakob Oechsel, mit dem Humanisten¬ 
namen Taurellus, Kaiserlicher Rat in Wien. Mit rührender 
Anhänglichkeit hängt er an der Vaterstadt und besonders an 
den Freunden der Stubengesellschaft. Aus der Fremde sendet 
er ihnen kostbare Bücher als Zeichen seiner Liebe und Dank¬ 
barkeit für die in ihrem Kreise glücklich verbrachten Stunden. 
Historischer Sinn spricht aus seiner Anregung, die Namen der 
Stubengesellen, zeitlich geordnet, zu sammeln und mit dem je¬ 
weiligen Wappenschilde zu versehen. Zu dem Zwecke über¬ 
sandte er der Herrenstube einen Pergamentdruck des «Theur- 
dank», in dessen Anhang die Mitglieder mit Vor- und Zu¬ 
namen, Zeit des Eintritts und des Ablebens verewigt werden 
sollten. Leider ist das wertvolle Buch, das Grandidier noch 
gesehen hat 8 , in den Stürmen der großen Revolution verloren 
gegangen. Es hätte uns wertvolle Aufschlüsse über die Her¬ 
renstube gegeben. Abschriftlich erhalten jedoch ist der um- 


« ebd. II, S. 684, 686, 687. 

2 Chronik des Spitalschaffners Balthasar Beck (f 1640 1 , Hand¬ 
schrift, S. 56 b. 

3 Stadtarchiv, Missivenbuch, BB 17, S. 163, 164 und 186. 

4 ebd., Missivenbuch 1517—1520, BB 18, S. 131. 

5 Grandidier, Oeuvres inöd. I. 6, S. 335; cun Teurdank, im- 
primö sur velin et enluminö, dont Jacques Taurel, ou Oechsel, avait 
fait präsent, en 1575, ä la ville de Schlestadt, sa patrie.» 


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fangreiche Widmungsbrief* an die löbl. Stubengesellschaft, 
■daraus uns für unsere Zwecke nur die folgende Stelle inter¬ 
essiert. Der Schreiber «dediziert und veraignet das schöne 
Buech der löblichen Fraternitaet zue Schlettstatt auflf der Her¬ 
ren Stuben noch volgender Gestalt, daß es forthin ein Catha- 
iogus und Gedenokbuech aller jüngst verscheidnen gegenwär¬ 
tiger und nachkhummender Stuben Gesellen ad perpetuam 
memoriam sein und daß auch forthin (so es anderst E: G: 
■und G: alßo gefellig) ein jeder angehender Stuben Gesell neben 
Richtigmachung des Alters hergebrachten löblichen Gerechtig¬ 
keiten ein Figur dießes Buechs auß seine Gosten illuminieren 
und sein Wapen oder Zaichen dabey mit Tauf! und Zuenahmen, 
Titl und Zeith seiner Anlretlung und Ableibens seinem Ge¬ 
fallen nachslellen müge, inmaßen ich dann den halben Theil 
•dießes Puechs der löblichen Fraternitaet neben herzlicher Wün- 
schung zeitlicher und ewiger Wohlfarth an Seel und Leib zue 
Ehren und ewiger Gedächtnuß illustrieren hab lassen. Üecidiere 
und offeriere alßo diß Werkh E: G: und G: für sich und 
unßere khünfftige Nachkhümbling alß meinen gnedigen und 
günstigen Herren Patronen und hertzlieben Freündten zu einer 
gewissen Verbindung aller Gelrewhertzigkeil, Fidelitaet und 
schuldiger Dienstgwerligkheit gegen dem geliebsten Vatterlandt 
und der gantzen Fraternität die Zeith meines Lebens gantz un¬ 
verdienstlich pittendt mit dißem kleinfügigen Praesent gnediglicli 
bochgünstliglich und freündtlich für lieb zuenehmen und dießem 
Puech sein gebeürliche Stell in Verwahrung zuevergünstigen, daß 
es der liehe Gott nach seinem allerheyligsten göttlichen Willen 
schiekht, daß ich mich auß dießer fern entlegnen und mir in 
meinem hohen Aller schwehrfallenden Frömbde wider ad dul- 
cissimam patriam cuius innatus amor meus me nunquam im- 
memorem esse sinit repetieren, pedem daselbst figiern und 
{andern caput meum ad parentum et propinquorum meorum 
funera in Christo Jesu quiescentia reclinieren würd mügen, 
welches dann mein ainige höchste Begierdt, Verlangen und 
Begeren auff dießer Welt ist . . .» 

Der Herr Kaiserliche Rat hatte auch allen Grund seiner 
Vaterstadt und der Herrenstube dankbar zu gedenken: So oft 
ihn seine Dienstreisen in die Heimat führten, wurde er in 
Schlettstadt herzlich aufgenommen und fürstlich bewirtet. Im 
Jahre 1567 weilte Oechsel mehrere Male in seiner Vaterstadt. 


' J. G6ny und G. Knod, Festschrift zur Einweihung des neuen 
Bibliothekgebäudes, Schlettstadt, 48S9,1. S. SSff. veröffentlicht; unsere 
Stelle S. 39. 


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Im Juli des Jahres veranstaltet die Stubengesellschaft zu seinen 
Ehren ein Gastmahl, wobei auf dem Tische ein prächtiger 
Rheinsalm prangte 1 2 * * . Im August begleiten ihn Herren vom 
Magistrat auf einem Spaziergang nach dem Kinzheimer Schlö߬ 
chen, woselbst ein Imbis gereicht wird. Die Kosten belaufen 
sich auf ein Pfund. Einige Tage später veranstaltet man für 
ihn eine Jagdpartie auf dem Orschweiler Berge*. Es folgt 
wieder ein Schmaus auf der Herrenstube für «Herren Oechsel, 
Röm. Kay. Mjst. Rhat und Commissarien», welchen die Ge¬ 
sell schaftskasse mit 6 ff 6 ß 8 ^ deckt, und für das Abschieds¬ 
essen, «als man Ihnen zum andern mal und zur letze (Ab¬ 
schiedsfeier) zu Gast gehalten», gehen 3 U 3 ß 1 -f drauf*. 
Während seiner Anwesenheit stellt, ihm der Rat ein Leibpferd 
zur Verfügung, wofür der Besitzer Melchior Schuster 12 ß er¬ 
hält, «für daß er acht tag Herrn Oechsel ein Roß geliehen». 
«Item Herr Johann SchefTertzbeim für 18 tag mitt Roß und 
man lme gedient täglich 3 ß tut 2 ff 14 ß.»* 

Bei Gebwiler haben wir schon gehört, daß für den Ver¬ 
kehr auf der Herrenstube das Recht der Stubengesellschaft 
Voraussetzung war. Wie wurde dies Recht erworben? Aehn- 
lich wie bei der Zunft das Zunftrecht erkauft werden mußte, 
mußten auch die Stubengesellen ihren Einstand zahlen. «A leur 
reception ils faisaient un present, qui consistait en une piöce 
de vaisselle d'argent, gobelet ou service», berichtet uns Kent- 
zinger 5 und ähnlich der ältere Dorlan: «il ötait d’usage que 
celui qui y ötait regu, fit present d'une piöce de vaisselle en 
argent» 6 . Die Belege für ihre Behauptungen bleiben uns beide 
Geschichtschreiber schuldig. Bessern Aufschluß über den Er¬ 
werb der Mitgliedschaft gibt uns der Chronist Frey: «Den 2. 
Dezembris 1661 hab ich vor einem löblichen Magistrat für mich 
und meine Dochterman Job. Heinrich Eringer umb die Stu¬ 
bengesellschaft angehalten, Unnd den 3. aufgenommen worden, 
alsbald haben wir unsere becher geliffert» 7 . Verschiedenes 
können wir aus diesem kurzen, doch inhaltsreichen Vermerk 
entnehmen: Wer Mitglied der llerrenstube werden will, muß 


1 Stadtarchiv, Fronfastcurcchnung 1567, CC 68, III, 25, 13/7: 
Item hat der seldner verzert als er den Salmen holen wüllen als 
der Oechsel allhir gewesen 5 ß. 

2 ebd. CC 61, III, S. 31. 

* ebd. III. S. 49. 

* ebd. IV, S. 35. 

5 Kentzinger, a. a. 0., S. 81. 

6 A Dorlan. a. a 0., S. 251. 

7 Freys Chronik, Handschrift, S. 122. 


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sich vor dem Magistrat, gewissermaßen dem Vorstand der 
Stubengesellschaft, melden und um die Stubengesellschaft an- 
halten. Der Rat entscheidet über die Aufnahme. Ist der Ent¬ 
scheid für die Antragsteller günstig ausgefallen, sind sie ver¬ 
pflichtet, alsobald ihre Trinkbecher zu stiften. Sie sind nun 
vollwertige Mitglieder der löblichen Stubengesellschaft. Es er¬ 
folgt noch die feierliche Aufnahme der Neumitglieder, gewöhn¬ 
lich zu Anfang des Vierteljahrs, wobei an Speis und Tränk 
nicht gespart wurde. So berichtet uns der Chronist Beck, der 
als Hauptkann der Herrenstube für uns ein Kronzeuge ist: 
(Anno 1608, den 16. Januarj, haben meine Herren den Nau- 
wen angenommen Stubengesellen die schenkhj gehalten.» Bei 
diesem Feste war der Speisezettel: 


Der 1. Gang. 


Ander Gang. 


2. 

Suppen. 

1 . 

1 . 

Fleisch. 

1 . 

1 . 

Henn mit Möredich. 

1 . 

1 . 

Schweinkopff. 

1 . 

1 . 

Barbenflsch. 

1 . 

1 . 

Brotten Haßen. 

1 . 

1 . 

Nierbrotten. 

1 . 


Wilbret Pfeffer. 

Andtvogel in Köll. 

Hecht blaw abgesoten. 
Kappaun in Bomeranzen 
Fordern Bug vom Schwein. 
Rehschlegel. 

Lambsviertel. 


Keß, Obß, Tarten, Hipen, Eyering, Bretschelen *. 


In früheren Zeiten scheint die .Stiftung eines Bechers oder 
Pokals nicht die Regel gewesen, sondern eine feste Barsumme 
als Eintrittsgeld bezahlt worden zu sein. Das dürfen wir aus 
den Mahnbriefen schließen, die der Magistrat an säumige Mit¬ 
glieder wie den würdigen Herrn Johann de Monachis, Domherr 
in St. Die, den ehrwürdigen Herrn Johann Hubin, Prior zu 
St. Valentin in Rufach, und den ehrwürdigen, andechtigen 
Herrn Gerhart Gumberna, Abt von Moyenmoutier, richtet. Das 
Schreiben an die guten Freunde lautet: «Nachdem Ir Inn ver¬ 
gangenen Jaren unser Stuben gesellschaft angenomen haben, 
da bericht uns unser hauptkan, Bringer des Briefs, wie das 
Ir Im derenhalb ettwas geltz schuldig seyen. Und dwil er 
uff sollich gelt, so von der gesellschaft gefalt, gedingt und an¬ 
genommen ist und wir lm das allen Imbis nach altem Har¬ 
komen an syner urten abschlagen, so ist an Ewer würde unser 
fruntliche bidt, Ir wellent den gedachten unnsern hauptkanen 
sollichs seins ußstenden geltz gütlichen bezalen, damit er den 
brotbecken unnd ander personen, denen er zu tunde, auch 


1 Becks Chronik, Handschrift, S. 56 b. 


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vernugen muge. So fer uch aber nit gelegen sein welle, furter 
In sollicher gesellschaft zu seinde, mochten Ir uns zu versten 
geben, damit wir und unser hauptkan uns wüsten darnach 
zu richten, und wellent dis unser schriben Inn guter meynung 
verston. Datum mitwuchs noch marie magdalene. Ao. 1511» i. 
Demnach waren die Herren im Rückstand mit ihrem Eintritts¬ 
geld oder dem Vereinsbeitrag, und der Rat fordert höflich, doch 
bestimmt auf, zu zahlen oder die Folgen zu tragen. Denn auch 
ein Jahresbeitrag wurde entrichtet. Doch nur einmal ist da¬ 
von ausdrücklich die Rede. Vom Bischof von Straßburg wissen 
wir, daß sein Beitrag 18 ß ^ betrug für zwölf Wirtschaften 
zu je i8 *- Wo es sich aber um Zechschulden handelt, 

spricht der Magistrat eine deutliche Sprache. Junge Adelige 
zumal machten von der Gastlichkeit der Herrenstube und der 
Kreide des Hauptkannen einen recht ausgiebigen Gebrauch. 
1498 wird der edle veste Ritter Egenolf von Rathsamhausen, 
der als echter Kavalier Schulden, Weiber, Widersacher nie los 
wurde 8. zum so und so ölten Mal gemahnt «10 guldin XX 
Straßburger pfennig harrurend von der löblichen gesellschaft 
uff unser Stuben, darin du vergriflen, von der unbezahlt uß 
Stande» endlich einmal zu zahlen* Noch deutlicher werden 
die Herrn Caspar Freiherr von Mörsperg und Beifort und Jun¬ 
ker Hans von Hufe getreten : «Nachdem Ewer gnaden bitzhar 
uß geneigten fruntschafft unser stubengesellschafl gehapt und 
noch hat, da bericht unser Houbkan, das Im ettliche wurt- 
schaffte noch unbezalt ußstan, als dißer bot wol anzaigen kan. 
Und dwil bemeld unser houbtkan solliche wurtschaffte In Ewer 
namen bar bezalt hatt, so ist an Ew. G. unnser fruntlich bitt, 
Ir wellent verschaffen, damit dißem hotten deren bezalung be- 
schehe. Als dan unser sunder veitruwen das begern wir gar 
fruntlich zuverdienen. Got bewar uch. Datum sambslags noch 
barthelme Ao. 1518» ä . 


1 Stadtarchiv, Missivenbuch, BB 17. S. 164. Die Mahnung scheint 
wenig gefruchtet zu haben, da im selben Jahre Zinstags post lukae 
eine Nacherinnerung an Gerhart von Gumberna und Joh. de Mo- 
nachis ergeht, ebd. S. 186. Seltsamerweise spricht der jüngere 
Dorlan bezüglich der Stelle von einem < banquet aux frais de la 
societe et de l’argent du au boulanger» ! a. a. 0. I, 327. 

2 Geuy, Reichsstadt, S. 70, Anm. 

3 vgl. Inventaire sommaire I, S. 151, 152, 154, 156 ; II, S. 33, 
43,45. — Missivenbuch BB 16. S. 113, 119. 120, 125; BB. 17, 
•S. 8, 26, 36, 45, 56. 

1 Missivenbuch 1498—1503, BB 16, S. 85. 

5 Missivenbuch 1517—1520. BB 18, S. 131. 


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Aus welchem Material die Trinkbecher der Stubengesellen 
waren, verraten uns die Stadtrechnungen. Denn die Becher, 
die Frey für sich und seinen Schwiegersohn auf der Stube ein¬ 
stellen muß, werden den Magistratsherren als «Ratsbecher» 
von Stadt wegen geliefert. Diese Becher waren in Silber ge¬ 
trieben und innen vergoldet. Die Kosten für das Bechergeld 
erreichen eine ganz beträchtliche Höhe. Am 48. September 
163*2 erhält der Goldschmied «für die Rathsbecher zu machen 
*28 Markh 13 loth, das loth zu 1 0 8 -J das Markh 1 ff 6 ß 
8 — 38 ff 13 ß 4 Mehr 7 Dukaten zum Vergulden — 
10 U 13 ß 4 Am 20. Oktober desselben Jahres «dem 

Goldt Schmiden Görg Steiner von den Rathsbecher zuemachen 
15 völliger Zahl gehalten 26 Markh 12 loth, daz loth zu 2 ß 
thul 46 S, zu vergulden 7 Dukaten — 10 ff 18 ß 8 -^» *. Der 
Brauch geht das ganze 17. Jahrhundert durch und wird nach 
der Annexion von der französischen Verwaltung übernommen. 
1655 beträgt das Bechergeld «nach abzug der Gewerffer und 
aus schuldigkheite in pahrern Gelt* 61 ff 3 -f*. 1657 sind es 
96 S 10 ß 4 1704 und 1705 528 und 474 livres deux sols 

pour faire le payement des gobelets annuellement deües aux 
Corps des conseillers suivant les enciens establissementss. Fie¬ 
len diese Silberbecher dem Gesellschaflsvermögen anheim? Die 
Wände und Schränke der Herrenstube hätten sie kaum alle 
fassen können. Nahe liegt die Annahme, daß die Ratsherren 
nach Ablauf ihrer Amtszeit ihre Ratsbecher als Erinnerung an 
die Stubengesellschafl milnahmen. Denn daß ihre Mitgliedschaft 
mit dem Ausscheiden aus dem Rat erlosch, das zeigt unzwei¬ 
deutig das Beispiel Jakob Freys, der sich 1661 wieder um die 
Stubengesellschaft bewarb, wo er ihr doch 1649 als Ratsfreund 
und 1653 als regierender Bürgermeister angehört hatte*. 

Im Gegensatz zum Colmarer Wagkeller war die Herren¬ 
stube keine unabhängige Gesellschaft, sondern ein städtisches 
Institut unter Verwaltung und Oberaufsicht des Magistrats bzw. 
des regierenden Bürgermeisters. Sie diente in erster Linie 
städtischen Zwecken als eine Art Ratskeller, darin alle städti¬ 
schen Geschäfte ihren Abschluß finden und alle öffentlichen 
Fest- und Feiertage begangen werden. Als ausführendes Or- 


1 und 1 2 * 4 5 Fronfastenrechnung 1632, CC 105, III, S. 35 und IV, 

S. 30. 

» Fronfastenrechnung 1655, CC 118, S. 29. 

4 Fronfastenrechnung 1657, CC 120, IV, S. 23. 

5 Compte de la ville de Schl. 1704, CC 144, S. 11. 

« G6ny, Stadtrechte I, S. 229 u. II, S. 502. Freys Chronik 
S. 43. 


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trän steht an ihrer Spitze ein städtischer Beamter, der Haupt¬ 
kann oder der Schenke. Im Einvernehmen mit dem amtieren¬ 
den Bürgermeister besorgt er die Einkäufe, steht für die Güte 
der Waren und verrechnet die Ausgaben. Es muß «ein ver¬ 
standen mansperson sein. Dieselb soll die kuchin und das 
hawbtkannenthum fürsehen, und ob dieselb nit geschigt were 
zu kochen, so soll sie einen kochknecht dingen und halten. 
Darzu mag sy sunst, oh sy will, noch einen knecht halten, 
der ir hilft, wyn und brot zu tragen; ob sy aber denselben 
knecht nit halten wölte, mag sy die Stuben und lisch durch 
sich selhs oder ein redlichen gesind versehen und versorgen 
zum allerbesten.» So lautet der i. Artikel der Ordnung des 
Hauptkannen auf der Herrenstube*. Von der Wichtigkeit, die 
diese Ordnung für die Herren Stadträte hatte, zeugt das liebe¬ 
volle Eingehen auf die geringsten Einzelheiten des Küchen- 
ressorts: Einkauf des besten Fleisches. Versorgung mit Ge¬ 
nüget, Wildbret, Fischen und Krebsen, Spicken des Bratens 
mit gutem Spint (Speck), Füllen der Hühner und alten Hennen 
mit «ayger und würtz», Eier und Salz, Butter und Schmalz, 
die beste Kost von Gemüse, Heringen, ßlalisseln, Stockfischen, 
nichts ist vergessen. Vom Guten ist immer das Beste gut ge¬ 
nug, sei es nun Fleisch oder Brot, Wein oder Käse. Beim 
Einkäufen unterstützen ihn die Fleischbeschauer, die Brot¬ 
schauer und der Stadtküfer. Die Vogeler, Entenfanger, Bach¬ 
meister, Bannwarle sowie der Schloßvogt und die Zoller vor» 
Kinzheim sind verpflichtet, was sie an Vögeln (Enten, Feldhühner, 
Fasanen, Lerchen) (»der an Wildbret, gioß oder klein, schießen 
oder fangen, zuerst dem Koch auf der Herrenstube um einen 
bescheidenen Pfennig feil zu bieten, damit in der Küche kein 
Mangel empfunden werde*. Wein und Speisen müssen in der 
Stube zum Selbstkostenpreis verrechnet werden. Die Verrech¬ 
nung des Brotes, des Weins sowie die Festsetzung der Preisliste 
für Morgen- und Abendirten, geschieht vor dem Bürgermeister 
oder in dessen Abwesenheit einem der andern Meister oder einem 
Stubengesellen. Ebenso muß er allezeit einen Bürgermeister nach 
einem Imbiß »fragen, was er auf den künftigen Imbiß kochen soll 
und für wieviel Personen. Als Verwalter ist er verantwortlich 
für das Inventar von Küche und Speisekammer. «Er soll alles 


* G6ny, Stadtrechte II, S. 695 ff., woselbst alle erwähnten Einzel¬ 
heiten. 

1 Göny, Stadtrechte I, N. 25, S. 349,50; II, N. 1, S. 334 und 
Anm. 3; II, Zusatz zu la, S. 466; II, N. 3, S. 626; II, N. 8, S. 876; 
II, N. 5, S. 1112 


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Geschirr als pfannen, erin (irdene) häfen, zinnen cliare, Schüs¬ 
sel, teller und ander geschirr in der kuchin, das ime empfolhen 
ist, getruwlich verwaren und behueten, und des nyemant nülzit 
lyhen on urloub eins burgermeysters zunziten; und auch dar- 
umb rechnung thun zu eins yeden meysters ahgang. Item die 
messin liechlstöck, kannen, fleschen, tischlachen, handzweheln.» 

Bis 1530 standen dem Hauptkann Koch und Knechte zur 
Seite. Die neue Stubenordnung kürzt jedoch das Personal, 
«aber die gsellschaft sich ettwas gemindert und abgangen, also 
das nit vil zerens ist, damitt die gesellschaft mit dem gesind 
nicht beschwärl und sölher coste geringert werden 1 . Nament¬ 
lich erscheinen in den Urkunden als Hauplkannen Rudolf Streb- 
katz 1498* und nicht Nikolaus Zschanale aus Provencheres, 
den der jüngere Dorlan zum tenancier de l’office stempelt und 
der dem Magistrat die superioritb de la cuisine welsche habe 
dartun sollen. Wohl verwendet sich der Rat für Zschanale, in 
einer kleinen Erbstreitigkeit bei dem Stift von St. Die, dem 
Herrn Abt von Senones und dem von Moyenmoulier, doch nicht 
weil «er in jeder Hinsicht dem Geschmack des Magistrats Ge¬ 
nüge tat», sondern aus rein menschlichen Rücksichten des 
Herrn für seinen Diener, einen guten, dummen Küchenjungen, 
«dieweil der bemelte Nickel ein schlecht unbesynnet mensch 
und sollich erbe und gut (ettwas kleider und anders) eigner 
person nit weiß zu herfordern». In andern Briefen wird der 
arme Küchentroddel gar ein «unverstanden synnlos mönsch» 
genannt, der sich «seiner unverstandenheit und Unvernunft 
halben» nicht zu helfen weiß®. Der bekannteste Hauptkann 


• G6ny, Stadtrechte, II, S. 695. 

'<* Missivenbuch 1498—1505, BB 16. S. 85. 

® Bevollmächtigte sind: der würdige Ersame Herr Dietrich 
Zschanrety schulher und Herr Piliart Lorentz thumher der Stift zu 
Sant Diedolt, deßglichte Lienhart Vogt zu Spissenberg. Der Brief¬ 
wechsel, der sich von 1199-1509 erstreckt, steht im Missivenbuch 
1498—1503, BB 16, S. 117 u. 387; 1509-1511, BB 17, S 51 u 53. 
Man vergleiche mit diesen Tatsachen, was Dorlan a. a. 0. 1, S. 273 
schrieb: Des le 15e sibcle, le Magistrat paraissait avoir apprecib la 
supbrioritb de la cuisine welche et n : avait point de prejugbs sur ce 
point. En 1498, le tenancier de l’office etait un nommb Nicolas 
Chanalb, de Provenchbres prbs de Saint-Die. 11 devait satisfaire en 
tous points lcs goüts du Magistrat, car celui-ci s’cntremit auprbs 
du chapitre de la cathbdrale de cette ville pour häter le rbglement 
d’une succession qui venait de lui bchoir. Mais l’employb peu scru- 
puleux paya cette demarche d’ingratitude et une fois en possession 
de l’hbritage convoite, il jeta son tablier aux orties et s’en retourna 
dans son pays d’origine. Anm. • Arch. mun. BB 16, 1498—1505! 


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ist Balthasar Beck. Ein geborener Schwabe, kam er 1597 
nach Schlettstadt zu seinem Oheim Lienhart Hasenmeyer, Wirt 
.zum Bock. Er sollte nach Frankreich, die französische Sprache 
zu erlernen, kam aber nur bis Rappoltsweiler, wo er von Weih¬ 
nachten 1599 bis Johanni 1600 in der Blume Hausknecht war. 
Johanni 1600 wurde er auf der Herrenstube als Schenke an¬ 
genommen und bekleidete das Hauptkannenamt bis 1609. Auf 
Peter und Paul machte er seine erste Aufwartung. Das Trei¬ 
ben daselbst machte auf ihn einen solchen Eindruck, daß er 
in seiner Chronik für das Jahr 1600—1601 eine Beschreibung 
und Verzeichnüß niederschrieb, «was uff meiner herren stuben 
an hohen festtagen und mahlzeitten gehalten werdten»». 1632 
erscheint ein Hauptkann Daniel 8 und 1704 als letzter Monsieur 
Bittel, directeur de la cuisine sur la maison de ville*. 

Das Amt ernährte seinen Mann. Vorerst war er des Ge- 
werfes *, des Hütens und des Wachens frei. Der Lohn zwar 
erscheint auf den ersten Blick nicht gar hoch: 1530—1550 er¬ 
hielt er alle Fronfasten, d. i. vierteljährlich, X ß Dieser 
magere Sold wird in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nach 
und nach erhöht auf 1 ff, 1 ff 10 ß und 2 ff 1 2 * 4 5 . Da gab es 
aber noch Nebenverdienste. Von jedem verschenkten Fuder 
Wein bekam er 4 ß. Allerdings mußte er dafür den Wein 
verrechnen und das Ungeld davon bezahlen. Am St. Georgs¬ 
tag erhielt er 5 ß vom Stubenheitzen und 1 ff «von dem 
hornliecht zu bezinden». 1594 1 ff 10 ß für die halbe kleider, 
von der uhr zu richten alle halb jar 10 ß. «Strichtuech, wüsch, 
häfen, gleser und hültzin löffel» bezahlt ihm die Stadt. Zu 
Weihnachten erhält er Tuch «zu einem rock und Zwillich zu 
einer gippen, zu Neujahr 5 ß als Gutjahr«. Eine Vierteljahrs¬ 
rechnung des Hauptkannen von 1530 an die Stadtkasse ist auf 
einem losen Blatt erhalten. Sie lautet: 

«Waß ich hab außgeben seidter Weinnacht 

für gleßer geben 5 ß 2 

füer Rauch deffel (?) geben 6 ß 

Ich hab 9 ster holz gespalten dutt 3 lib.. 

2 lib. fronfasten gelt 

3 lib. füer kleidting 


1 Geny, Stadtrechte II, S. 699 ff. 

2 Fronfastenrechnung 1632, CG 105, III, S. 28. 

* Compte de la ville de Schl. 1704, CC 144, S. 64. 

4 Stadtrechte II, S. 686. 

1 ebd. S. 698/99. 

« Freys Chronik, Handschrift, S. 57. 

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1 üb. von der uren 

10 ß umb ein bar schue Und vom offen zu wermen. 

6 ß Umb magsomen >. 

So kommt bei Jahresschluß doch ein hübscher Batzen heraus. 
Dazu freie Kost und Station und was sonst von seiner Herren 
Tisch für ihn abfiel: Mit den Fleischüberbleibseln muß er das 
Gesinde beköstigen, der Rest ist sein. Ebenso verhält es sich mit 
dem Brot ; auch gehört ihm das Vorbrot. Weinreste sind auch 
sein, doch darf er sie nicht wieder für frischen Wein verkau¬ 
fen. Beim Käse darf er für jeden Schillingswert 1 darauf¬ 
schlagen 1 2 * 4 . Hat er Geflügel einsitzen, darf er die Futterkosten 
berechnen. Vom Füllen eines Huhns hat er J -f, von einer 
Gans zu füllen mit* Zwibeln und Spint III von einem Fär- 
lein (Spanferkel) III) ^ und von zwei Tauben I Jj. Für einen 
Entenvogel erhält er kein Geld, dafür aber «kragen, mägen, 
fiügel und federn». Von einer jeden Maß Ankenbutter hat er 

I -f. Auch bei der Verrechnung des Lichts kam er nicht zu 
kurz. Daß da die Versuchung zu kleinen Unredlichkeiten und 
Durchstechereien sehr groß war, liegt auf der Hand. Um so 
peinlicher wird man bei der Besetzung dieses Vertrauenspostens 
gewesen sein. 

Nicht wesentlich schlechter stellte sich der Küchenchef. 
1509 war die Stelle erledigt. Es bewirbt, sich ein gewisser 
Peter Hessen, Koch in Straßburg, darum, «so fer er uns (dem 
Rate) geliebt». Der hat aber mittlerweile unter der Hand erfah 
ren, daß Hessen und seine Hußfraw krangkheit halben (das uns 
warlich leid ist) nit geschickt syge unser kuchin zu furstehen. 
Er möge sich also nicht darauf verlassen, sondern andernorts 
sich bewerben 2 ., Sein glücklicherer Nachfolger 1631 ist Herr 
Jakob Barten, der als Küchenmeister und Schriber die Rats¬ 
salzung und Schultheißenschenke laut dreier Zedul mit 38 U 

II ß für 13 Spisen, wein, broth und gewurtz quittiert*. Von 
1631 auf 1632 waren gar ein Koch und eine Köchin neben¬ 
einander auf der Herrenstube beschäftigt. Freys Chronik und 
das Rechnungsbuch verzeichnen auf den Neujahrstag 1632 Koch 


1 Fronfastenrechnung 1580, CC 74, II, S. 24 a. 

2 Daraus macht Dorlan, a. a. 0. I, 272, mit Berufung auf die 
angezogenen Stellen eine maigre pitance journaliere. Car le bourg- 
mestre de Service prenait ses repas matin et soir ä l’hötel de ville. 
La collation etait d'ailleurs frugale: du fromage, nn fruit de Saison 
et du vin. 

* Missivenbuch 1498-1503, BB 16, S. 117. 

4 Fronfastenrechnung 1631, CC 104, I, S. 24 


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und Köchin zum Gutjahr 10 und 8 ß i. Es war noch ein Auf¬ 
flackern der Lebensfreude und des Lebensgenusses kurz vor 
dem Hereinbrechen des Schwedenelends. Auffallend ist nur, 
daß der Herrenkoch neben dem Holzspalten auch das «Bauchen 
und weschen» zu besorgen hat*. 1640 erwähnt Becks Chronik 
den gewesenen Koch der Herrenstube Hans Jakob, mit dessen 
Ehefrau Ursula der Ratsbote Hansmichel Bittel «uebeltaten in 
unehelicher Lieb erbracht, so er 3 Kind vatter sein soll*». 
1655 schwingt wieder eine Frau das Küchenzepter. Es ist 
Appollonia, die Köchin auf der Herren Stuben, deren Mann 
auf dem Papier wenigstens als Herrenkoch figurierte, dem man 
«von dem geschirr ze syffern jährlich IIII ß gibt»«. Auch für 
die Kinder wußte die resolute Frau den Stadtsäckel in An¬ 
spruch zu nehmen: «Der Köchin klaynen Maydtlin bekommen 
15 ß zu einer Kutten und auf Weihnachten 15 ß für Schuch 
und Strimpf bezahlt». Auch die Küchenbeleuchtung läßt sie 
sich vierteljährlich mit 8 ß bezahlen*. 1657 ist ihr Regiment 
zu Ende, sie macht dem Herrenkoch Hans Jakob Wirt Platz«. 

Die Besoldung des Kochs war ähnlich der des Hauptkan¬ 
nen. Bis 1550 erhält er alle Fronfasten X ff V ß. Nach dem 
Besoldungsregister 1594 erhält er alle jahr 2 ff 10 ß; ime 
auch von den bauchen zu weschen 5 ß; von liechtern in der 
laternen aufzuzinden 10 ßL Gemeint ist die Schwefel- oder 
Pechpfann an der Herrenstube «gegen der cantzley, die soll ein 
jeder koch uf der Herrenstube versehen»«. 1632 erhält der 
Koch alle Vierteljahr seine 2 ff 10 ß; Für Holzspalterlohn und 
anders 2 ff 2 ß 9 für ein Kleydt 2 ff 10 ß; als Gutjahr 10 ß*. 

An Gesinde und Gelegenheitsarbeitern erscheinen 1530—50 
des Hauptkannen Knecht und ein Schüsselspüeler, deren jeder 
XX 4 für ein par schuech erhält; desglichen thuch zu eim 
rock und zwillich zu einer gippen. 1555 tritt ein Stubenhitzer 
auf, dem man von der herrn Stuben zu hitzen alle jar sant 
Jergen tag V ß gibt*<>, und 1632 eine Magd, die 4 Schilling 
Gutjahrgeld erhält. 


1 Fronfastenrechnung 1632, CC 105, I, S. 21 u. Freys Chronik, 
S. 57. 

* ebd. I, S. 28 u 50. 

3 Becks Chronik, S. 69 a. 

4 Besoldungsreg. 1655, Stadtrechte II, C 3, S. 699. 

5 Fronfastenrechnung 1655, CC 118, I, S. 21, III, S. 24, IV, S. 27. 

6 Fronfastenrechnung 1657, CC 120, IV, S. 30. 

1 Stadtrechte II, S. 698/699. 

« ebd. n, N. 40, S. 480. 

« Fronfastenrechnung 1632, CC 105, I, S. 28, II, S. 21, III, S. 29. 
10 Stadtrechte II, S. 698|99. 


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Sind wir über den innern Betrieb der Herrenstube gut. 
unterrichtet, so sind wir über die Inneneinrichtung und die 
Ausstattung der Oertlichkeit, darin sich ein gut Stück der 
reichsstädtischen Geschichte abspielte, weniger auf dem laufen¬ 
den. Daß'die Herrenstube auf dem alten Rathaus war, haben 
wir oben schon gehört. Es war ein schöner gotischer Bau auf 
der Westseite des heutigen Herrenplalzes, der erst 1780 nieder¬ 
gelegt wurde*. Der Jesuit Dominik Roos, ein Schlettstadter 
Kind, bat den Bau in seinen «Schlettstadter Geschichten» ein¬ 
gehend geschildert 1 2 3 * . Doch von der Herrenstube im eigentlichen 
JSinne berichtet er nichts. Aus dürftigen Andeutungen können 
wir uns nur ein ungefähres, wenig anschauliches Bild zusim- 
menstellen. Der Chronist Beck spricht von einem untern Saal, 
in dem bei großem Feierlichkeiten drei lange Tafeln herge¬ 
richtet wurden. Für die Dienerschaft wurde bei dieser Gelegen¬ 
heit ein Tisch hinter dem Ofen der Wachtstube gedeckt. Die 
eigentliche Stube muß im ersten Stock gewesen sein, daran 
stieß ein Nebenzimmer mit umlaufenden Bänken, am Präsidium 
obenan den Herrensessel. Ganz kleine Gelage wie Frühstück 
und Dämmerschoppen fanden im St üblein des Kochs nahe der 
Küche statt, wo z. B. die beiden Zunftmeister, die den Zoll am 
Elisabethen-Jahrmarkt empfangen, am Morgen die Suppe essen 
und etwas Gutes dazu; zu Mittag einen guten Imbs*. Durch 
farbige Fenster Hel ein gedämpftes Licht in die heimeligen 
Räume. 1436 sind sie schadhaft und der Wiederherstellung 
•bedürftig. Denn von den venstern uf der herren Stuben zu 
ibletzende (flicken, ausbessern) erhält Hans Moler, vielleicht 
Hans Tieffental, vom .*21. Oktober 1436 I ff VI ß bezalt*. 
Große Oefen mit heraldischen und biblischen Darstellungen 
strahlten im Winter eine behagliche Wärme aus. Drei Schilde 
am Ofen der Stube werden im Dezember 1567 wieder aufge- 
malt 5 . An Holz war kein Mangel, das lieferte die Stadt in 
(reichlichem Maße, wie auch jeder Stubengeselle auf zwei Klaf- 


1 Geny, Führer durch Schl., 1903, S. 33. Das jetzige Bürger¬ 
meisteramt ist die Ende des 15. Jahrhunderts erbaute Stadtkanzlei, 
vorher Platz des Hauses des Malers Hans Tieffental (1424 erbaut), 
und früher der Wafflerhof, das Haus des kk. Schultheißen Waffler 
Ton Eckerich. 

2 Geny, Zerstörte oder verlorene Kunstwerke, 111. EU. Rund¬ 
schau, 1902. S. 93. 

3 G6ny, Stadtrechte II, S. 699—704 passim. 

* Stadtrechte I, N. 141, Anm. 3, S. 321. 

5 Fronfastenrechnung 1567, CC 68, IV, S. 31. 


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ter Holz Anspruch hat 1 * . Tische, Bänke und Stühle waren aus 
Lindenholz. Am 12. Januar 1567 wird ein Lindener Lehn- 
sthuel für den Tisch umb 5 3 angeschafft sowie zwen lange 
stuel gemacht für 15 ß £ . Als Trinkgeschirre dienten hei ge¬ 
wöhnlichen Anlässen Zinnkannen und Flaschen zum Eingießen 
und gemeine Gläser, sonst die Ratsbecher und Silberpokale der 
Stubengesellen. Am 21. Oktober 1567 werden 4 E 9 für 
gleser uf der stub ausgegeben 3 * . Die gesteigerte Lebensführung 
des 17. Jahrhunderts verlangt auch da edlere Erzeugnisse. 1632 
werden Meyländische Gläßer, das Dutzend zu 14 3, angeschafft 
und 1657 zwei hohe Vennedische Drinkhgläßer, die 6 3 8 
kosteten *. Aehnlich verhielt es sich mit dem Tafelgeschirr. 
Neben hölzernen Tellern 5 6 7 stand in den Schränken auch feines 
Silbergeschirr für die großen Schauessen. Damit gingen die 
Küchendragoner, mit ihren derben Fäusten an Holz- und Zinn¬ 
geschirr gewohnt, nicht immer sanft um. Verzeichnet doch 
das Fronfastenregister 1580 kurz aber vielsagend : «Daß die 
tollen Diener das sylbergeschürr verprochen dem Goldschmide 
zu bessern gegeben 16 sch.»*. Eine gründliche Neueinrich¬ 
tung des Tafelgedeckes nimmt der Rat von 1704 vor. Dem Zuge 
der Zeit folgend, für die französische Art und Kunst Trumpf 
ist, bestellt er kurzerhand bei dem Straßburger Goldschmied 
Oller ein Prachtservice, bestehend aus 4 schweren Armleuch¬ 
tern, 4 Salzbüchsen, 1 Dutzend silberner Gabeln, Messer und 
Löffel, jedes Stück mit dem Stadtwappen versehen, um die 
Kleinigkeit von 817 livres 19 sols 9 deniers t. 

Neben diesem Luxus nehmen sich die rußigen schusseln, 
pfannen, zinnen chare, erin häfen, krusen ziemlich ärmlich 
aus. Doch ist jede kleine Anschaffung wie Besen, Kochlöffel, 
Spicknadeln. Kesselringe, Lichtdochte, Reibeisen, Kherwüsch, 
Virtuell und sonstige Kleinigkeiten peinlich in den Stadtrech¬ 
nungen verzeichnet, ein Beweis für die gute Amtsführung des 
Dienstpersonals. Oefters kehren kleine Ausgaben für Wach 


1 Stadtrechte II, S. 717 u. 754. 

- Fronfastenrechnung 1567, CC 68, I, S. 26. 

3 ebd. IV, S. 21. 

* ebd. 1632, CC 104, III, S. 23 und 1657, CC 120, I. S. 24 

5 Fronfastenrechnung 1657, CC 120, IV. S. 27. 

6 ebd. CC 74. 1580, III. S. 19. Der Verfasser des Inventaire 
Sommaire, des Deutschen nicht ganz mächtig, macht daraus III, 
Seite 38: Pour faire briser la vaisselle en argent destinee ä etre re- 
fondue par l’orftvre Dorlan I, S. 273, folgt ihm blindlings. 

7 Inv. Som. III, S. 118. In der zitierten Rechnung 1704 konnte 
ich den Posten nicht finden. 


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hollerhollz wieder, womit der Herrenkoch die Rauchkammer 
speiste, um die städtischen Würste und Schinken recht schmack¬ 
haft zu räuchern. Denn die Schlettstadter waren von jeher 
Feinschmecker. Ein saftiger Braten schmeckte ihnen nicht, 
wenn er nicht am Bratspieß gebraten war. Hatte doch dafür 
ein Hoch wohl weiser Rat die gewichtige Vorschrift erlassen, 
chüener und geflügel auch ander gebrotten Fleisch mit gutem 
spint zu spicken und das nit mit altem schmaltz betreiffen, wie 
bisher beschehen, sunder by dem schmaltz, das darus trüfft, 
bliben lassen» *. Der Bratspieß durfte nicht oft feiern und 
mußte öfter repariert werden. Kaum war er im Juni 1580 
durch einen Schlosser mit dem berühmten Namen Caspar 
Hauser ausgebesserl worden, erhält der Schlosser gegen Jahres¬ 
schluß wieder 12 ß, so er an dem Bratspieß uff der herren 
stube verdient*. 

Besondere Sorgfalt wurde dem Ratskeller und der Behand¬ 
lung der Fässer und des guten Tropfens gewidmet. Er stand 
unter der Oberaufsicht des Stadtküfers, der einen Eid schwö¬ 
ren muß, «der statt und der gesellschaft nutz und frommen 
ze schäften und ze fördern und iren schaden zu warnen und 
ze wenden nach seinem besten vermögen» *. Auf Befehl des 
Bürgermeisters hatte er der Gesellschaft den Wein zu kaufen. 
Er hatte die Weine abzulassen und in Gegenwart des regieren¬ 
den Bürgermeisters dem Hauptkannen samt, den Unkosten auf¬ 
schreiben zu lassen. Alle Fässer, darin gekaufter Wein ein¬ 
gelegt oder Wein abgelassen wird, hat er sauber zu reinigen 
und zu besorgen. Die Weine, die in Stücken liegen, muß er 
alljährlich zweimal, im Februar und im Juni, schön ablassen, 
einschwefeln und nachfüllen. Die Drusen (Weinhefe) ist am* 
vorteilhaftesten zu verkaufen und der Truberwein (trübe Wein) 
in ein besonderes Faß zu versorgen. Ohne Wissen und Willen 
des Bürgermeisters darf er niemand in den Ratskeller führen 
und niemand aus den vollen Fässern zu trinken geben. Die 
Fässer der Stubengesellschaft müssen mit dem Brandzeichen 
der Stadt versehen und in das Inventar aufgenommen werden. 
Dies kommt auf die Kanzlei, er selbst behält eine Abschrift. 
Auch darf kein Faß, groß oder klein, ausgeliehen werden. 
Dafür erhält der Stadtküfer im Jahr sowie das andere Koch- 
gesinde vier Ellen Tuch zu einem Rock 1 * 3 4 . Der Weinkauf wurde 


1 Stadrechte II. N. 5, S. 696. 

- Fronfastenrechnung 1580, CG 74. II, S. 25 u. IV, S. 21. 

3 Stadtrechte II, A I, S. 745. 

4 Stadtrechte II, S. 745/46. 


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auf der Stube mit einem Trunk abgeschlossen. Der schlech¬ 
teste war es nicht, den die Gesellschaft kaufte. So erhält 1657 
Herr Paulus Schaffer umb 4 ohmen 5 Maß von edlem Wein 
zue gemeiner Statt Nothurft bezahlt 4 u 3 ß 4 Für ein 
new feßlin in der Herren Keller werden 1567 5 ß 4 bezahlt. 
Alle Vierteljahr findet mit dem Koch die Verrechnung des ge¬ 
trunkenen Weins statt, «also ist gast die 8 Herren (je 4 Alt- 
und Neubürgermeister), der Stattschreiber, Supstitut, 3 Raths¬ 
botten, Koch, Kieffer und Schenck. Sein 16 Personen» *. Was 
dabei vertrunken wurde, erwähnt der Chronist leider nicht. 

So war die Organisation d$r Herrenstube bis ins kleinste 
wohldurchdacht, daß der Schulmeister Gebwiler mit naivem 
Stolze wohl schreiben konnte, «dergleichen würt in Deitsch- 
land keine erfunden». Die weisen Räte und edlen Stubenge¬ 
sellen ließen es sich denn auch wohlangelegen sein, den aus¬ 
giebigsten Gebrauch von dieser musterhaften Anstalt zu ma¬ 
chen. Die hohen kirchlichen Feiertage und die großen Tage 
im städtischen öffentlichen Leben waren natürlich gegebene 
Festtage für die Herrenstube. Die Chronik des Balt. Beck 
zählte nicht weniger den 35 solcher Hochgezeiten und Mahl¬ 
zeiten auf: Peter und Paul, Mariä Himmelfahrt, Bartholmäi 
Jahrmarkt, Mariä Geburt, die Landvogtscbenke. Michaelistag, 
Schultheißenschenke, Schwörtag, Allerheiligen, Martinstag, 
Mariä Opferung, Christabendt, Christtag, Oeffnen der Zollkisten, 
Neujahr, Dreikönigstag, Gewerftag, Lichtmeß, Schatzung, Ascher¬ 
mittwoch, Mariä Verkündigung, Palmsonntag, Mittwoch, Don¬ 
nerstag und Freitag in der Karwoche, Ostern, St. Marcus, Mi- 
sericordia Spitalkilbe, Gewerfer, Kreutzwoche, Auffahrttag, 
Pfingsten, Pfingsljahrmarkt, Fronleichnam, Münsterkilbes. Er¬ 
gänzt wird diese Zusammenstellung durch die Chronik des Bür¬ 
germeisters Jakob Frey. Ich teile die Stelle hier in extenso 
mit, da sie bis jetzt noch nicht veröffentlicht ist*: 

Von den Imiß oder Irten, So man daß gantze Jahr Herren 
unnd Dienern geben sol. 


1 Fronfastenrechnung 16H2, CC 105, I, S. 26 und 1657, CC 120, 
IV, S. 27. 

2 Frey, Chronik, S. 57. 

3 Einzelheiten des interessanten Verzeichnisses, das ich anf 
seine volkskundlichen Elemente in der E. M. 1913, IV, S. 49 ff., 
97 ff., 151 ff. untersucht habe, lese man bei G6ny, Stadtrechte 11, 
S. 699—704 oder Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, N. F. VI, 
1691, S. 291-295 nach. 

* Die Schenken sind aufgezählt bei Görard a. a. 0. S. 160/161, 
doch irrtümlich Gebwiler zugeschrieben. 


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Ilern auff S. Michaelstag am abent zuevor, wan Jemant 
von Hagenau In Namen deß Landl Vogts allhero zur Rats¬ 
satzung berufen, Unnd erscheint, so hält man zwen Disch Unnd 
lad man die Stubengesellen. Darzue schengt unnd verehrt man 
den wein wie von alters her. 

Michaelis. 

Auf Michaelis Dag, am grosen Imis, wan man die Rath¬ 
satzung halt, Ist der gantze Rath gast unnd alle Herrendiener,, 
so Herrendienst haben, Unnd ha|J man zuegleich die schänkung, 
dem Newen H. Bürgermeister ahn unnd dem Alten abgehen¬ 
den ab. 

Item wan man am Sambstag abent vor dem Schwertag 
dem Schultheisen anschengt, verehrt man ihme zu Namen der 
Herren 2 Kanten Wein unnd kocht, man auf zwen Disch, unnd 
wen man von Stubengesellen gern hatt, ladt man dorzue, unnd 
ist jederman gast. 

Schwörtag. 

Item alle Jahr auf den ersten Sondag nach Micheli, so die 
Gemein pflegt zue schweren, bezalt man für die 4 Regierenden 
Bürgermeister, Rathschreiber unnd alle Diener, namblich Sup* 
stituten, 3 Rathbott, 2 silberbotten, Weinmeister unnd trom- 
peter 1 Imis. 

Winnnacht unnd Osterlag. 

Item auf die hl. Weinacht unnd Ostern bezalt man für 
ein jeden Diener, wie obengemelt, wo sie anders in der Metin 
zue solchen festen In der nacht auf den Dienst gewart, ein 
Imiß, welcher aber nicht aufwartet, wurt außgeschlossen. 

Alt faßnacht. 

Item auf die alt faßnacht bezalt man auch für ein jeden 
Diener ein Imiß. 

Krützwochen. 

Item in der Krützwochen, so man umb den Bann gehet 
oder reitt, gibt man einem jeden Soldner unnd Rathsbotten so 
mitgehen, 1 Imiß, also auch wan man sonsten mit Krützen 
gehet. 

Nondag. 

Item an dem Nondag unnd Corporis Christi jedem herren, 
so den himel dregt, unnd dem Kirchenpfleger, 2 Silberbotten,. 
3 Rathsbotten, 2 soldner, Trompeter, Jedem ein Imis, bezalt 
der Kirchen Schaffner. 


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Jahr Mark. 

/ 

Item aufl pfingsten, Burner unnd Elisabeth Jahrmark dem 
Supstituten, 3 Rathsbotten, 2 Silberbotten, 2 Soldner, Jeden» 
1 Imiß. 

Dienst Knecht Schwertag. 

Item so die handwcreks unnd dienstbotten auf Johann» 
unnd weinnächten schwören, dem Bürgermeister, Staltschrei- 
ber unnd Ober Rathsbotten ein Imiß. 

Enten Eetz (Geäs). 

Item so man daß Enten Eetz auflegt, dem Bürgermeister,. 
Stattschreiber, Ober Rathsbotten i Imiß. 

Wan die holtzhauer schweren. 

Item wan die holtzhauer schweren, dem herrn, der dabei 
ist, unnd Ratschreiber Rathsbotten 1 Imiß. 

Gemein beisamen. 

Item wan die gantze gemein beisamen oder zuesamen be- 
ruoffen wurt, außgenommen der Schwörtag, gibt man jedem 
herren, so darbei ist, ein lmiß zue «einer verordneten gelts 
besoldung unnd dem Ratbsbotten, Weinruefer, wan er den 
Ruoff thuet, ein Imiß. 

Achtung. 

Item wan man ein achtet, bezalt man für den Bürger¬ 
meister, Schultheißen, Stattschreiber, Supstituten, Rathsbotten, 
Solter, Faßzieher, Wächter, Weinrüefer, Jedem ein Imiß. 

Uebelthäter abthun. 

Wan man einen rieht oder abtuet, zalt man für den 
Schultheißen, Bürgermeister, Stattschreiber, Supstituten, Rath¬ 
botten, Soltner, Wächter, Weinrueffer, Faßzieher 1 lmiß. 

Mühlschatzung. 

Item wan der Statt Mühlen schätzt, bezalt man jedem 
Herrn, dem Müller, Schmitt, Rathsbotten, Zimerman, Werck- 
meister, Jedem e(in) Imiß zue sinem Lohn. 

Schwein in Ecker (Eichelmast). 

Item so man Schwein in Ecker thuei unnd die am Illtor 
oder sonsten aufgeschriben, bezalt man jedem Herren, so dor- 
bei ist, wie ouch dem Statschreiber, Supstituten, Rathsbotten, 
Leifferboten unnd Soldner, Jedem ein Imiß zue seinem Lohn, 


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So man Korn unnd Meel aufgibt oder verkauft. 

Item so man Korn unnd Meel aufgibt oder verkauft, den 
Herren, Supstituten unnd Diener die Irten. 

Miesiggehent Viech ins Ried. 

Item wan man daß miesiggehent Viich ins Ried thuet unnd 
dan wider heim, dem Supstituten unnd Rathsboten, so dorbei 
ist, ein Imiß. 

Etter Zehenden. 

Item wan der Etter zehenden beschriben wärt, denen so 
<torbey sein, ihren Imiß. 

Item wan der gewerffer sitzt dem Supstituten unnd Raths¬ 
bolten so dorbei ist, daß Abent zehren unnd Irten, N.B. anitzo 
empfangen die Herrn deß Magistrats L 

Ein Unterschied zwischen dem Veizeichnis Becks und dem 
Freys springt sofort in die Augen. Dort sind es die Bürger¬ 
meister, die Herren und Meister, die Stubengesellen, die Prie¬ 
ster, Schulmeister, Kirchenpfleger und Schaffner, die den Tafel- 
freuden mehr oder weniger auf Kosten der Stadt und der Kirche 
huldigen; hier sind es vorwiegend die untergeordneten Organe, 
welche sich am städtischen Freitisch gütlich tun. 

Außer diesen regelmäßig wiederkehrenden Anlässen zu 
■Speise und Trank fanden aber die klugen Meister und Räte 
noch außer der Reihe genügende causas bibendi, um das schwere 
Joch des Regierens nicht allzu drückend zu empfinden. «Les 
habitudes gastronomiques de nos ancötres sont bien caracterisees 
par le chiffre et la nature des depenses pour les banquets, ac- 
cessoire indispensable de toutes les solennitös civiles et reli- 
gieuses. Les elections municipales, l’installation du nouveau 
magistrat sous la presidence du Landvogt, la reception des hauts 
personnages, les fetes palronales de l’eglise paroissiale, celle 
des couvents, le passage de leur pere Provincial ötaient autant 
d’occasions pour organiser des repas somptueux», schreibt mit 
ungeheucheltem Erstaunen der Verfasser des Inventaire Som- 
maire des Stadtarchivs*. Er hätte leicht die Reihe noch ver¬ 
mehren können. Zumal bei der Durchreise kirchlicher oder 
weltlicher Würdenträger ließ der Rat es sich nicht nehmen, 
sie zu begrüßen, ihnen eine Ehrengabe in Geld, Wein, Ge¬ 
treide, auch Fischen darzubringen und sie auf der Herrenstube 
bei längerm Aufenthalt zu bewirten. Die Höhe der Ehrengabe 


1 Freys Chronik, Handschrift, S. 64—67. 

2 Invent. Soramaire III, Apercu historique, S. 2. 


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und des Willkommtrunkes war je nach dem Range des An¬ 
kömmlings peinlich genau festgesetzt *. Nicht jedem waren die 
Weinkannen beim Willekum zu groß wie dem großen Erasmus 
von Rotterdam *. Eine Ausnahme gar bedeutet Herr Manikam 
von Colmar, dem man 1636 ein Fuder Wein und Weißbrott 
verehren will, «er druff gesagt, er hab in besser zue Colmar, 
doch dessen bedanckh» 1 2 3 4 . 

Und sie verstanden es, Feste zu feiern, unsere Altvorderen, 
mochten sie nun unter sich sein oder fremde Gäste bewirten. 
Nur waren ihre Ansprüche viel bescheidener, wenn sie unter 
sich allein waren, als wenn vornehme Fremde oder auswärtige 
Freunde an ihrem Tische saßen. Nehmen wir einmal das Fest 
Peter und Paul 1600, wo der neue Bürgermeister sein Amt an- 
tritt. An drei langen Tafeln ist der Tisch gedeckt. Freie Gäste 
sind der an- und abgehende Bürgermeister mit den zwei Stadt¬ 
trompetern. Für die Priester zahlt der Kiqchenschaffner, wäh¬ 
rend die übrigen Herren und Zunftmeister ihre Zeche selber 
berichtigen. Dabei speiste man: 1. Suppe; 2. Fleisch; 3. Wild- 
bretpfefler; 4. Gebratenes; 5. Krebse. Als Nachtisch Käse 
und Obst. Beim Abendessen am Gewerftage stehen Käse, Obst 
und gebratene Birnen auf dem Tisch. Dazu müssen die Bäcker 
gesalzene Küchlein liefern und der Melker im Spital einen 
weichen Käs. Von diesem frugalen Mahle muß der Koch, so 
will es alter Brauch, der Frau eines jeden Bürgermeisters «zwo 
brotten büren» heimscbicken. Ein ähnlicher Brauch wird an 
der Spitalkilbe geübt. Wenn da der Spitalschaffner «etwas 
von «bienner, dauben, kapaun oder pfahen hat, gibt er dem 
koch heruffer. Schickt man beiden herren pfleger weiber auch 
etwas heimb». Beim Abendzehren am Auffahrttag gibt es für 
die Herren «ein hammen (Schinken), meyanken. Die Diener 
sitzen am nebeßdisch, sonsten gibt der koch den dienern auch 
hemlin oder was er hat, keß, obst, wein und brodt» *. 


1 Aus Frey veröffentlicht bei Geny, Aus dem Schlettstadter Bür¬ 
gerleben des 16. Jahrhunderts, Z. f. G. 0., N. F., VI, 1891, 8. 286. 

2 Ad oppidum Selestadiense feliciter perveni. Ibi continuo 
primores reipublicae, haud scio, cujus indicio de meo adventu facti 
certiores per publicum nuntium tres exquisitissimi vini misere can- 
taros, xenii nomine, sed eos cantaros ut ve) decem tricongiis satis 
esse possint. Invitarunt ad prandium in diem posterum, verum ex- 
cusavi. Dorlan, Notices n, S. 118. Tricongius war der Beiname eines 
bekannten römischen Säufers Torqnatus, der drei congii, ein Maß 
von ungefähr 3 s /ö Dresd. Kanne, austrinken konnte. Plinius, 14, 22. 

3 B. Beck, Chronik, S. 78 b. 

4 Aus der Herrenstubenordung 1600—1601, Stadtrechte II, 
699—705, passim. 


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Man vergleiche mit dieser gut bürgerlichen Hausmanns¬ 
kost die wahrhaft fürstlichen Speisen, welche bei den großen 
Zweckessen aufgefahren wurden. Bei der Landvogtschenke am 
28. September 1606, wo der Unterlandvogt von Hagenau, Graf 
Rudolf von Sulz, auf der Herrenstube bewirtet wurde, ist 

Der 4. Gang: 1. Salladt. 2. Eyer mit Spißlin mit Kalbs¬ 
leber. 2. Zwei Blettlein mit Reissup, in jedem ein versoden 
henn. 2. Zwey Blettlin mit Grundtlin. i. Ein Voressen mit 
jungen Dauben iner Nägelbrieh. 1. Blattenmueß. 1. Kalbs- 
nüerbroten. 1. Gebroten Haaßen. 1. Gebrotten Lerchen. 

Der ander Gang: 1. Haßenpfeffer. 1. Lungenmueß. 2. 
Hiener gebrotten. 1. Kalbfleischbastett. 2. Quetschen. 2. 
Bachen Fisch. 2. Blauw Hecht. 1. Lambsviertel. 1. Krepß» 

Der dritte Gang ; Keß, Obß, Allerhandt Konfegt. Hippen- 
dartin. ßretschellen. Eyerring 1 . 

Am folgenden Michaelistag, wo die Ratssatzung stattfand, 
hält man den großen Imbis, an dem man dem neuen Bürger¬ 
meister an- und dem alten abschenkt. Daran nehmen teil: 
der Herr Graf, die Herren Stubengesellen, Zunftmeister, Prie¬ 
ster und andere Kirchendiener. Auch andere kommen, die in 
städtischen Diensten stehen, und Handwerksleute. Sie alle sind 
Gäste, zum Abendessen auch die Soldaten, Pförtner und Gugger» 
Da der 29. September auf einen Freitag fiel, gab es nur magere 
Speisen: 

Der 1. Gang: 2. Suppen. 2. Gompst. 2. Stockfisch» 
2. Eyer im Wasser geschlagen, Imber (Ingwer) dariber. 2. Hecht 
gesoten. 4. Karpfenbastett. 4. Tarten. 

Der ander Gang: Surkrudt. 2. Bachen Fisch. 1. Warme 
Grundelbastett. 2. Eyerkuchen verschiden, ein warme Imber- 
brieh dran. 2. Stockfisch gebrolten, ein Brielin dran. 2» 
Gallrey. 

Der drit Gang: Keß, Obß, Allerhandt Konfeckt. Hipen. 
Dartin. Bretstelen. Eyering 2 . 

Sonntag, den 6. Oktober, am Schwörtag, nimmt der Unter¬ 
landvogt mit den Herren wieder den Morgenimbis auf der 
Herrenstube ein. Die Speisefolge war ; 

Der erste Gang: 3. Bletlin mit Supen. 2. Kopff und Kreß. 
2. Fleisch. 2. Tauben-Bastetten. 2. Grundlin gesoden. 2. Lambs¬ 
viertel. 4. Krudtskopf mit Eyer gefildt. 2. Hennen in Möredich. 
Eyerblezer. 4. Brotten Gans im Brielin. 4. Brottene Hiener. 
4. Feldthiener. 1. Ptäuwen gebrotten. 


1 B. Beck, Chronik, S. 54 b. 

2 ebd. S. 55 a. 


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Der ander Gang: 2. Bletlin WilbretpfefFer. 1. Kalbfleisch¬ 
baste t. 2. Vorellin. 1. Tauben gebrotten. 1. Brotten All. 
T. Haßenbastet. 2. Kalbsbrotten. 1. Wilde Enten verdempft. 
1. Rehschlegel. 

Der drit Gang: Keß, allerhandt Obß, Konfeckt. Hupen. 
Tarten. Kyerbresfeln 

Am Sonntag Quasimodo, den 30. März 1607, als an der 
St. Lienhardskilbe, weilt der Weihbischof von Molsheim als 
Gast auf der Stube und hilft den Morgenimbiß einnehmen. Es 
wird aufgetragen : 

Der erste Gang: 2. Bletlin mit Supen. 1. Fleisch. 1. Kopff 
und Kreß. 1. Grundtlen. 1. Tauben in Voressen. 1. Lambs- 
viertel. 

Der ander Gang: 1. WilbretpfefFer. 4. Grienn Krudt. 
1. Gebachen Kalbsfieß. 1. Nierbrotten. 2. Blettlin mit Lugen 
(Laugen). 1. Tarten mit Quetschen. 

Keß, Obß, Hippen, Eyerweckhen, Meyankhen *. 

Am 14 August 4616 findet die Vorstellung des Unterland¬ 
vogts Herrn Jakob Ludwig, Grafen von Fürstenberg, und die 
Huldigung des Rats statt. Mit 28 Pferden und sechs Kutschen 
zieht er am Vorabend in die Stadt ein und steigt im Prälaten¬ 
hof ab. Dort begrüßt ihn und sein Gefolge der Magistrat und 
holt ihn zum Nachtmahl auf der Herrenstube ab. Am folgen¬ 
den Tage zieht man nach dem Festgottesdienst im Münster in 
ordine et consueto processu'nach dem Rathaus zum Huldigungs¬ 
akt. Nach beendetem Zeremoniell erscheint S. Gnaden zum 
Imbiß, «selbiger mit herlichem gesprech und gantz lustig frö- 
lichem gemüet in dem saal biß zue endt vierer uhren zeit bey 
gewöhnet; hernacher in daß zeüghauß und ufFden neüen thurn 
sich zu ersehen, mit den scherfFenthün drey schütz gethon 
zu erlustigen, gangen». Abends läßt er auf der Herrenstube 
wieder «von ein wenig essen sich abspeisen». Am nächsten 
Tage nach dem Mittagsmahl werden ihm zum Abschied 20 
Reichstaler verehrt und Glück zur Abreise gewünscht. Seine 
Diener erhalten 3, der Zinsmeister 4 Reichstaler *. Die Weiter¬ 
reise ging nach Colmar. Trotz seines «gefehrlichen leibszue- 
standts», wegen dessen er sich 1615 bei der Land vogtschenke 
durch den Kais. Rai Dr. Streid von Hagenau hatte vertreten 

1 ebd. S. 55 b. 

2 ebd. S. 56. 

3 Stadtrechte II, N. 14, S. 842—845. Einen ähnlichen Bericht 
hat Becks Chronik, S. 57 b. Dort heißt es: uf dem Nanwen Thurn 
mit schörpf stendig nach dem Bauernthurn geschossen. 


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lassen 1 2 * 4 , weilte Graf Jakob am 12. September zur Ratssatzung 
und am 28. Dezember wieder in der Stadt und auf der Her¬ 
renstube. Außer der traditionellen Bewirtung weiß aber der 
Chronist nichts zu vermelden*. 

Lebenslustiger war sein Nachfolger Graf Karl Ludwig Ernst 
von Sulz, ein Herr recht nach dem Herzen der lebensfrohen 
Schlettstadter. Freilag Abend, den 5. Februar 1621, reitet er 
mit etllichen 30 Pferden ein und wird im Adler einlogierl, wo 
er auch das Nachtessen einnimmt; nur der Zinsmeister und 
einige Herren des Gefolges essen auf der Herrenstube. Näch¬ 
sten Morgen «um 9 Uhr haben meine Herren und ein ganzer 
Rath Ihnen, Herrn Landvogt, von dem Adler auß biß in daß 
Münster begleitet, das Ambt gehalten, stattlich musiziert. Auß 
der Kirchen uf die Herren stuben, Ehesten den Aydt prestiert, 
nach dißem den Imbiß eingenommen, biß gegen nacht gewehrtt, 
sind die Stubengesellen und Zunftmeister gespeist worden und 
auff viller herren und woll meinenden gesundheit getrunkhen, 
Spilludt darbey gehalten worden, daß Hr. Graff sagt, daß er 
uf dißer Reiß ahn keinem orth lustiger gewesen sey, alß hier, 
so er nit forth mieste, wolt er noch nit hinweg»*. Das ist 
wahrlich ein anderes Urteil als das der Räte Kaiser Maximi¬ 
lians II., die über ihren Schlettstadter Empfang das Urteil 
«bäuerisch» fällten *. 

Auch Erzherzog Leopold von Oesterreich war verschiedent¬ 
lich Gast auf dem Rathaus. Am 17. Dezember 1621 nimmt 
er dort den Imbis ein, «ist auf alle wohll gangen». Am 29. 
Februar des folgenden Jahres wird ihm ein großer Empfang 
bereitet. Die Bürgerschaft tritt in die Gewehre und wird in 
vier Haufen geteilt. Ein Fähnlein nimmt auf dem Herrenplatz 
Aufstellung, das andere auf dem Kornmarkt, das dritte bei der 
Gerberstube am Fischmarkt und das letzte bei Herrn Gamaliel 
Lumans Haus. Als Seine Durchlaucht zwischen 11 und 12 Uhr 


1 B. Beck. Chronik, S. 57 a. 

2 ebd. S. 57 b und 58 a. 

* ebd. S. 58 b. 

4 Nach Wursteisen, Basler Chronik; bei C. Loeper. Zur Ge¬ 
schichte des Verkehrs in Elsaß-Lothringen, 1873; «Als Kaiser Ma¬ 
ximilian II. im Jahre 1563 mehrere Orte im Elsaß auf einer Beise 
berührte, zeichneten seine Höflinge die Aufnahme desselben in fol¬ 
genden Worten auf, die zur Charakterisierung der Bewohner dieser 
Orte einigermaßen beitragen können; Frankfurt unbesinnlich, Mainz 
fürstlich, Landau liederlich, Weißenburg nachgültiglich, Hagenau 
demütiglich, Straßburg prachtisch, Schlettstadt baeuerisch, Colmar 
freundlich, Breisach kriegisch, Basel herrlich.» 


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d urch das Illtor einreitet, wird «uf wehien und dürn daß ge- 
schütz looß gebrandt» >. Von seiner Volkstümlichkeit in Schlett- 
stadt zeugt ein kleiner Vorfall am 4. März 4622. Als er von Brei¬ 
sach her einreitet, um bei den Johannitern zu übernachten, vei- 
sperren ihm zwei Mägde den Weg und nehmen ihn «mit einem ^ 
Meyen und einer seidenschnur gefangen, der Fürst sie nacher 
Johann laßen kommen, ihnen 2 Reichsthaler geben laßen» *. 

Auf seiner Durchreise nach Zabern am 10. April 4624 werden 
ihm 2 Fürling Wein und 2C Viertel Haber verehrt. Am 34. 
Oktober desselben Jahres zieht er mit dem König von Polen 
mit etlich hundert Pferden und Gutschen ein. Die erlauchten 
Gäste mit dem zahlreichen Gefolge werden den Abend von der 
Stadt «durchaus frey gehalten»*. 

Am 44. Oktober 4627 führt eine Firmungsreise und die 
Einweihung der St. Michaelskapelle den Weihbischof wieder 
hierher und wieder ist er zu Mittag Gast auf der Herrenstube*. 

Am 5. Juni 4630 weilt der Oberlandvogt von Hagenau in den 
Mauern der Stadt, es werden ihm 2 fürling wein, 12 viertel 
Haber und Fische verehrt 1 2 * * 5 . 1636 verzeichnet der Chronist mit 
großer Ueberschrift «Herr Kardinall alhier kommen». Lassen 
wir dem treuherzigen Berichterstatter das Wort: «Uf Sambstag 
den 2. Februarius nachmittag zwischen 2 und 3 Uhren ist man 
in einer Prozession, Hr. Prelatt von Ebersheim min ster mit der 
ganzen Priesterschaflt und deren orttensleith alhie auß allen 
Klöstern, füer Priester haben den Himmel getragen biß zum 
oberen thor bey des Wagners hauß. hierinnen gewarth, ist der 
Maygistrath für daz thor hinuß engegen gangen biß zum Grind- 
tel bey der Köpfcappeln ; haben meine Herren empfangen. Herr 
Peter Sprenger Bürgermeister hat in uff Ladtin empfangen, ist 
er Herr Cardinal (La Valette) in die stat eingangen biß in daß 
Münster mit villem Volckh, uf der Orgel das Teteum laudamus 
gesungen, hat zwey Patres bey sich gehabt, stattlichen musi- 
cirt. Nach der Vesper in des Herrn Preladen hoff eingangen, 
zunacht uf der herren Stuben den nacht Imbis eingenommen 
wie alle Imbis»«. 

Besonders feierlich wurde die Kaiserwahl 4658 von den 
reichstreuen Schlettstadtern begangen. Sie mochten von dem 
neuen Kaiser wohl einen kräftigeren Schutz ihrer verbrieften 


1 B. Beck a. a. 0 S. KO a. 

2 ebd. S. 60 a. 

8 ebd. S. 60 b. 

« ebd. S. 64 a. 

5 ebd. S. 58 a. 

« ebd. S. 76 a. 


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Rechte und Freiheiten erhoffen. Hatten sie doch 1653 bei dem 
ersten Versuch der französischen Regierung, an der Ratswahl 
teilzunehmen, den Vertreter des Landvogts Grafen d’Harcourt, 
den Generalauditeur Welker, einfach ignoriert und czuemahl 
(ß auch die gewonliche mahlzeit verschoben» 1 2 3 . Der interessante 
Bericht steht bei J. Frey: «Den 4. Augusti 1658 haben meine 
Herren wegen Ihr Kaiserl. Majestet Lepoldi Primi ein ansehn¬ 
lich Dankfest gehalten mit einem stattlichen musicalischen Ambt 
«nit Hörnbauck und ailerhant Instrumenten gehalten unnd nach 
verrichtem Gottesdienst auf meiner Herren Stuben Ein gantzer 
Rath unnd Stubengesellen unnd Geistlichen traktiert unnd 3 
Regiments Stücklein auff dem Herrenblatz stehent unnd als 
man Ihr Majestet gesundheit getruncken, mit allen dreien salve 
geben, biß die gesundheit unnd aller herumb gewesen. Nach 
verichter Malzeit die ganze Bürgerschafft unnd bürgersöhne zu 

4 fahnen getheilt unnd auf den Abent auf den wähl gefürt 
unnd zwischen 7 und 8 Uhren mit 6 großen Stücken dreimal 
salve geben. Unnd dan die Burger unnd bürgersöhne gleich 
darauf salve geben unnd hernacher wider auf den herrenblatz 
gezogen unnd wider alle die Reihe gelest» *. Schließen wir 
mit diesem feierlichen Akkord die stattliche Reihe von festlichen 
Empfangen auf der Herrenstube, ohne der kleineren Herren 
(z. B. des Herrn Rheingrafen von Kestenholz, des Oberstleut¬ 
nants von Thannweiler) zu gedenken, die da wie in einem 
Taubenschlag aus- und eingingen. 

Daß diese Festivitäten der Stadt eine erkleckliche Summe 
kosteten, mag uns ein kurzer Blick in die Rechnungsbücher 
zeigen. 4631 gehen auf Michaeli bei der Ratssatzung 38 U 
41 ß darauff, uff den grienen Imbiß und den Ostertag 5 U 

5 ß, 1632 bei dem Hauptzehren der Bürgermeisterschenke 10 U 
3 ß 8 bei dem Gewerfimbis 8 U 8 ß 3 beim P/lngst- 
schmaus 6 U 7 ß 2 -jf, bei' der Kestenholzer Pfingslprozession 
5 U 25 ß 3 Am 7. August 1657 «alß der Herr General 
Vicary (Doctor Hugo Generalvicarius damalen Weihbischoff zu 
Straßburg. J. Frey) unnd die 13 Kapuziner alhier geweßen, 
Ihr Kreuz aufgericht und den Eckstein zuej" Kirche gelegt, auch 
den plaz benediziret, ist in dem Herren Saal gastieret, auch 
mit den Zimmerleuthen, Schutzgelt und broth für die, so der 
newerung beygewohnt, aufgangen und außgeben worden 4 U 
19 ß 8 ^J» ». Item ist ahm newen Jahr (1657) bey des Ma- 


1 Stadtrechte II, S. 847. 

2 J. Frey, Chronik, S. 110 

3 Fronfastenrechnung 165-i, CC 118, 111, S. 23/24 und Frey, 
Ohronik, S. 96. 


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65 


gistrats, auch eines Ers. Raths und der Stubengesellen und 
anderer Herren großen Tractation in allem aufgangen und auß- 
geben worden 6 U 13 ß 9 Auf Michaelis mit dem Magi¬ 
strat, Herren gasten, Stubengesellen und ganz Rath aufgangen 
4 U 4 3 7 -J. Die städtische Freigebigkeit ging sogar soweit, 
daß der Magistrat die Zeche zahlte, selbst wenn er auswärts 
zu Gäste geladen war: Als der Magistrat sambt den Musikan¬ 
ten ahn S. Niclauß Tag bey den Capuziner gastiert, ist auß- 
geben worden 2 U 3 ß 5 Dasselbe Verhalten beobachtete 
der Rat gegen das Jesuitenkloster: Le 2 e Septembre (1704) payö 
ä Jean George Schmidt, Sergeant de ville, la somme de soix te 
quatre livres quatr^ sols, pour son remboursement de pareille 
somme qu’il a döpanse pour le repas donne au R: Pere Pro- 
vincial de la Compagnie de Jesu au College de cette ville et ce 
suivant l’ancien coustume 64 ff 4 s. Für die Bewirtung des 
Vizeprovinzials am 25. Dezember desselben Jahres werden 48 U 
46 s 4 ^ ausgegeben 8 . 

Mit den Tafelfreuden wußten jedoch die löblichen Herren 
vom Rat und die Stubengesellen noch das Jagdvergnügen in 
den großen städtischen Forsten mit ihrem reichen Wildbestande 
zu verbinden. Das Burner Allmend und zumal der Illwald 
waren ideale Jagdgründe. Bis 1536 hatte der Bischof von Stra߬ 
burg da das Jagdrecht und machte auch weidlich davon Ge¬ 
brauch. Von dem Reichttum an Schwarzwild und Rotwild 
spricht die Tatsache, daß der derzeitige Bischof Herzog Albrecht 
von Bayern um 1500 in drei Tagen 400 Sauen und 20 Stück 
Hochwild zur Strecke brachte 8 . Die Gärten, Felder und Reben 
wimmelten von Hühnern und Hasen, die großen Wildschaden 
an Gütern und Früchten anrichteten, sodaß bis 1513 mennig- 
lich das Recht hatte, ihnen mit Stricken und Garnen nach¬ 
zustellen. «Ist aber jetzmaien verboten». Im Sommer und 
Herbst nach S. Lukaslag veranstaltet die Stubengesellschaft ihre 
Jagden. «Mit Hunden und Vöglen hat dan ein ersamer Rat 
ein Kurtzweil mit Hasen beissen». Je nach dem Jahrgang ist 
die Jagdbeute fabelhaft groß, «ein Jahr mehr als düsend (tau¬ 
send)». Gebwiler war selbst Zeuge, daß man zwischen 10 Uhr 
vormittags und 4 Uhr nachmittags im Burner Bann so vil 
Hasen fing, ohnerachtet derer, welche die Hunde zerrißen hat¬ 
ten. 150 Personen nahmen an dem Jagen teil und natürlich 


1 Fronfastenrechnung 1657, CC 120, 1, S. 23 ; IV. S. 23 ; IV, S. 29. 

2 Compte de la ville 1704, CC 144, S. 6o u. 64. 

3 G. Gebwiler, a. a. 0. S. 23 f, s. da auch die folgenden An¬ 
gaben. Vgl. auch E. M. IV, 1913, S. 50. 


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— (56 — 

auch an dem Jagdessen auf der Herrenstube, wo die Strecke 
abgeliefert worden war. Dabei gab es nichts anderes denn 
Hasen und Hasenpfeffer und Hasenbraten und Kuchenspeise 
genug. Jeder Teilnehmer zahlte 4 und zum Nachtessen 2 
Glückliche Zeiten ! Waren auswärtige Jagdgäste geladen, wur¬ 
den sie natürlich zechfrei gehalten, wie wir bei Oechsel sahen, 
mit dem man auf dem Orschweiler Köpfel jagte. Oder ein 
anderes Beispiel: «Auf der Jacht in der Burner Allmendt, allß 
man die beyden Herren Graven von Blanckenheim und den 
freyherrn von Schalon gastieret, ist in allem aufgangen laut 
Zedellß 4 U 0 1 (1657) L Ein anderes Revier zog sich von 

«dem Schloß Kinsheim bis nach Leberau, darin die Herren ' 
auch zue Zeiten Wildbrecht fangen». Auch im Winter hatten 
die weidmännisch veranlangten Stubengesellen ihre Kurzweil 
mit den Entenjagden. Die Bl mit ihren Nebenarmen und Alt¬ 
wassern, die oberhalb Schlettstadt einmündende Fecht, der 
Giesen, die Stadtgräben und Riedtümpel — nicht zu Unrecht 
spricht Beatus Rhenanus von einem kleinen Holland: in Hol- 
landia putares esse 1 2 3 — waren ein Tummelplatz der großen Stock¬ 
enten und der kleinen Krickenten, «deren man Winterzeit veil 
olda fengt. Jedoch ist ein Ordnung in der Statt, daß man 
keiner Antvogel theürer verkauffen, als um 6 ^f» 3. 

Der Fischreichtum in den zahlreichen Wasserläufen und 
Weihern der Bannmeile, der durch planmäßige Einsetzung von 
Karpfen noch gehoben v\ urde, gab den Stubengesellen auch ge¬ 
legentlich Anlaß zum Zeitvertreib und vergnüglichen Fischessen. 
Nicht zufrieden damit, daß «die Wasser, so zue der Stadt 
fliesen, “enuegsam Fisch mancherlei und Krebs», ja sogar 
Itheinsalme, die sich in die Bl und den Giesen verirrten, auf 
den Tisch der Herrenstube lieferten, zog die Gesellschaft hin¬ 
aus ins Freie und hielt im lllwald und im Burner Allmend¬ 
wald Fischessen ab, wie-uns J. Frey berichtet. «Den 4. Juni 
1668 haben meine Herren ein fischerei im Rinenweg (heule 


1 Fronfastenrechnung 1657, CC 120, II. S. 30. 

2 Beatus Rhenanus, lib. III rer. germ. Basil. 1551, S. 159. 

3 Gemeint ist die Vogler-Ordnung vom 12. Oktober 1440 (Stadt¬ 
rechte l, N. 25, S. 349/50 u. Anm.), welche folgende Preise festsetzt: 
für einen antvogel mit den vedern nit höher dann umb VII (VI) 
ohne vedern umb VI (V) einen großen rothals (Anas ferina, 
L. Baldner, Histoire naturelle des eaux strasbourgeoises 1666, trad. 
par F. Reiber, 1888 VI einen deinen rothals III ein trösselin 
IIM* ein vifitz (Kiebitz) II ; ein nunelin (Mergus albellus, Bald¬ 
ner 34) um III Die Preisangaben finden sich bereits in einer um 
1415 geschriebenen Notiz des Statutenbuchs B, S. 129. 


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großer und kleiner Rheinweg im südwestlichen Viertel des 111- 
walds) gehalten, in Jakob Bormans Lohe und haben bei die 
40 Stuck der schönsten förnen gefangen. Unnd sich mit Essen 
und Drincken lustig gemacht Jn beisein Hr. Rektors unnd et¬ 
licher des Raths». Im nächsten Jahr «den 23. Maii 1669 haben 
die Herren wider ein fischerei inn burner allment gehalten, 
unnd H. Prelaten von Ebersheimminster sambt etlichen Kon¬ 
vent herrn und pater Hans Jakob Sprenger und Herrn Willi- 
man von Dirigken (Türkheim) unnd etliche des Raths unnd ein 
ansehenliche Malzeit in einer Lauberhitlen gehalten sambt einer 
schönen Music und Saitenspiel» 1 . Fische figurieren auch öfters 
unter den Ehrengeschenken an durchreisende Standespersonen. 

Zur Sommerszeit bereitete den Sturbengesellen auch ihr 
eigenes Badehaus vor dem Illtor manche vergnügte Stunde. 
Gästen, fremden wie einheimischen, «im Badthaus Freindt- 
schaffl und Lieb zu erweisen», war den Ratsherren und Stu- 
bengesellen ein Bedürfnis. «Sie haben auserhalb der Statt vor 
dem Illtor ein hipschen Saal stehen an der Illen, darbei ein 
Badhaus und ein Küchin mit aller Zugeher. Wan es dann 
ein ersamer Rath auch guet dunckt zu zweiien oder dreien 
malen, so rieftet man sich ein Badgeseilschafft auf; darzue la¬ 
den sie Ratsfreindt, bevor ihre Stubengesellen, nemen auch 
sonsten erliche Burger und Priester in ihre Gesellschaft und 
ziehen hinaus in das Badhaus. Da hat ein jeder, wer da will, 
sein eigen Büth (Bütte, Badewanne), und halt man Knecht 
darauf, die das Bad wermen. Und wer da will under den Ge¬ 
sellen, da zerrt man 3 oder 4 Wochen durch den Maiien, und 
ist man ganz lustig und gueter ding, umb ein rechten Pfening 
in aller Zichten und Ehren». Dieser Schilderung Gebwilers 
fügt J. Frey die Anmerkung zu: «Ist aber jetz abgebrochen, 
das Badhaus hinweg geführt worden im 1600. Jahr 2 . Schon 
im 15. Jahrhundert stand das Bad in Blüte; die Ausgaben der 
Herrenstube 1436 auf 37 verzeichnen III ß X ^ dem kubeler 
umb nuwe geschirre an das badt*. 

Die langen Winterabende dagegen kürzte man sich mit 
Scherz und Spiel. Ueber die volkstümlichen Belustigungen 
unterrichtet meine Arbeit über «Volksbrauch und Volkssitte im 
alten Schlettstadt»*. Bezüglich des Spielens nahm die Herren¬ 
stube eine Ausnahmestellung ein. Ein Ralsstatut vom 8. März 


1 J. Frey, Chronik, S. 132. Vgl. auch E. M. IV, 1913, S. 152. 

2 Gebweiler a. a. 0, S. 20/21. 

* Stadtrechte II, S. 694. 

* Eis. Mon. IV, 1913, S. 49 ff. 


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1460 verbietet in den Wirtshäusern und auf den Zunftsluben 
jegliches Spiel «domilte man den pfening gewynnen oder ver¬ 
lieren magk, . . . ußgesat schoffzabel, schießen, walen, kuwel 
werffen, kege) und bal slahen» unter Strafe von 30 ß, zahlbar 
in 14 Tagen. «Doch ist harinne angesehen worden, das zu 
wylen frömde herren, ruter und Knechte uff der herren stube 
kommen, die kurtz wile suchen mit spyl, und darum gegönt 
mit urteil, das man uff der Stuben in dem brett und uff der 
karten spylen magk». Von dem Verbote waren auch ausge¬ 
nommen die besseren Gasthöfe der Stadt «Zum Bock», «Zum 
obern Sturm», «Zum Hechten» und «Zum Pfau», «do mögen 
frömde lute in dem bret und uff der karten spielen ungever- 
lieh»i. Auf der Herrenstube durfte der Hauptkann für eine 
Karte und zwei Lichter nicht mehr heischen noch annehmen 
als 4 Für ein neues Kartenspiel erhielt er 2, für ein ge¬ 
brauchtes 1 -J. Zu Pfingsten und am Burnerjahrmarkt bekam 
er zu dem Zwecke Karten und Lichter nach altem Herkommen 1 2 . 

Ein prächtiges Stück mittelalterlicher Lebenslust und Da- 
seinsfreude ist im Treiben der Schlettsladter Herrenstube und 
Stubengesellschaft an uns vorübergezogen. Es steht in grellem 
Widerspruch zu der abgedroschenen Redensart vom finstern, 
mönchischen Mittelalter, die in ältern Geschichtswerken und Kul¬ 
turgeschichten noch ein jämmerliches, längstverwirktes Dasein 
fristet und in die dunkelste Ecke der historischen Gerümpel¬ 
kammer gehört. Das war kein muckerisches, kopfhängerisches 
Bürgertum, das den schäumenden Becher der Lebensfreude in 
so vollen Zügen zu genießen wußte. Es ist wirklich schade, 
daß uns die Mitgliederliste im Oechselschen «Teuerdank» ver¬ 
loren gegangen ist. Wir sähen da weltliche und geistliche 
Standesherren, Fürsten im Reiche des Geistes und einfache 
Handwerksleute. Ritter und behäbige Bürger, Kaufleute und 
Priester einträchtiglich ohne Unterschied des Standes und der 
Person miteinander verkehren und edler Geselligkeit pflegen. 
Manche schwere Frage der großen und kleinen Politik ist da 
beim Becherlupf gelöst und entschieden worden, bevor sie 
offiziell vor dem hohen Rate endgiltig verhandelt wurde. Daß 
im Schoße der Herrenstube auch wissenschaftliche Probleme 
erörtert wurden, daran in Schlettstadt als der Wiege des el- 
sässischen Humanismus zu denken liegt nabe. Von diesem 
Gedanken geht Wentzcke aus, wenn er schreibt : «Bei der 
Rückkehr Wimpfelings (aus Heidelberg und Straßburg) nach 
seiner Vaterstadt bildete er den unbestrittenen Mittelpunkt der 


1 Stadtrechte 1, N. 3. S. 352/53. 

2 ebda. II, N. 22—24, S 69,s. 


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— 1 ) 9 ' — 

geistig regsamen Kreise. Die sog. Herren- oder Stubengesell- 
schaft vereinigte mit ihm die Gelehrten der Lateinschule, die 
adeligen Herren der Umgebung und die vornehmeren Bürger 
zu wissenschaftlichen Unterhaltungen und heiterer Geselligkeit» *. 
Wimpfeling, der praeceptor Germaniae als Symposiarch in 
froher Zecher Kreise seine pädagogischen Reformideen ent¬ 
wickelnd, ist sicherlich ein anziehendes Bildchen, des Pinsels 
unseres archaistischen Meisters Schnug nicht unwert. Doch ich 
fürchte, Wentzcke ist da eine Verwechslung mit einer andern 
Gesellschaft, der Schlettstadter Akademie, unterlaufen, die nicht 
mit der Stubengesellschaft verwechselt werden darf. Die Schlett¬ 
stadter Akademie war eine Schöpfung Wimpfelings, ein rein 
literarischer und schöngeistiger Zirkel, der die Häupter der 
damaligen wissenschaftlichen Welt vereinigte. In einem Briefe 
an Erasmus von Rotterdam, der dieser Vereinigung "1515 ein 
Encomium Selestadij gewidmet hat, zählt W’impfeling eine statt¬ 
liche Reihe ihrer Mitglieder auf*. Diese sodalilas litteraria weist 
Namen von gutem Klange auf, neben dem Nestor Wimpfeling 
als caput et ornamentum Paul Volz, Martin Ergersheim, Jo¬ 
hannes Sapidus, Beatus Rhenanus, Paul Phrygio, Beatus Ar- 
noaldus, Martin Bucer, Jakob Spiegel, Lazarus Schürer, um 
nur die bekanntesten zu nennen *. Zumeist waren sie durch 
die Schlettstadter Stadtschule gegangen, sodaß wir in ihren 
gelehrten Zusammenkünften eine Art Verein ehemaliger Schüler 
der hochberühmten Lateinschule erblicken können. Daß sie 
nach ihren wissenschaftlichen Sitzungen ein gemütliches Bei¬ 
sammensein auf der Herrenstube nicht verschmäht haben wer¬ 
den, ist wohl anzunehmen. Sie müßten denn keine rechten 
Schlettstadter Kinder gewesen sein. Comessationibus paulo 
addictiores, als starke Liebhaber eines guten Tropfens charak¬ 
terisierte Rhenanus seine Landsleute. Und er muß sie doch 
gekannt haben ! 

Hiermit schließe ich meinen Beitrag zur Geschichte des 
Gesellschaftslebens des ausgehenden Mittelalters. Es war müh¬ 
selige Kleinarbeit, aus staubigeu Chroniken und vergilbten Rech¬ 
nungen die zerstreuten Aufzeichnungen und die gelegentlichen 
Randbemerkungen eines pedantischen Schreibers zu sammeln. 
Wenn es mir gelungen ist, aus aH den bunten Steinchen ein 
farbengesättigtes Bild des behäbigen, selbstbewußten Bürger- 


1 P. Wentzcke, Geschichte der Stadt Schlett6tadt, S. 8. 

1 Dorlan, Not., S. 112 ff. — Knepper, Wimpfeling, S 808. 

* G. Knod, Jakob Spiegel ans Schlettstadt, 2. Teil, S 7 ff. 
Schlettstadt, Programm, 1886. 


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tums der alten Reichsstadt Schlettstadl zusarnmenzusetzen, ist 
meine Mühe reich belohnt. Der Geist einer neuen Zeit spricht 
sich da in einer starken Diesseitsfreudigkeit aus, der Essen und 
Trinken keine nebensächlichen Handlungen des Lebens sind, 
sondern wert, durch die Feder des Chronisten in die Bücher 
der Geschichte eingetragen zu werden: Wie definiert sie doch 
Robert Hamerling im «Ahasver»? 

«Geschichte 

ist das Register aller der Muränen 
Und der Fasane, die wir aufgezehrt 
Und längst verdaut; sie ist das Inventar 
Der Haar und Nägel, die die Menschheit sich 
Vom Haupt und von den Fingern wegstutzt.» 


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III. 

Briefe von Gottlieb Konrad Pfeffel 
an Friedrich Dominikus Ring. 

Mitgeteilt von 

Fritz Frankhauser. 

(III. Teil). 

76. 

Colmar, ce 16 octobre 1771. 

J’espere, que monsieur de Virly, beaufrere de monsieur 
Gerard de Versailles, Vous aura remis la lettre volumineuse 
dont je Tai chargö pour Vous le 29 du mois passe. Le me me 
jour au soir je regus Votre paquet, contenant le present que 
Vous destinez ä notre bibliotheque et les livres que Vous Vous 
etes charg£ de nous procurer. J’en ai rendu compte ä la so- 
eietö dans une assemblee, tenue peu de temps apres, et j’ai 
4te comrnis pour 6tre l’organe de la reconnaissance de nostro 
docto corpore 1 . Quant ä Vos debourses nous aurons soin de 


1 «de nostro docto corpore». Zitat aus Moliöres Lustspiel «Le 
malade imaginaire*, Acte III, troisieme intermöde, der eine ärzt¬ 
liche Prüfungsszene darstellt. Auf die an ihn gerichteten Fragen 
gibt der Prüfling regelmäßig dieselbe Antwort: 

«Clysterium donare, 

Postea seignare, 
ensuitta purgare.* 

worauf der Chorus der Aerzte einfällt: 

«Bene, bene, bene, bene respondere, 
dignus, dignus, dignus est entrare 
in nostro docto corpore.* 



72 


Vous les faire toucher dös que le Musenalmanac de 1770 * nous 
sera parvenu, pour ne pas £tre oblige de faire alors une seconde 
remise. II y a bien encore une autre raison que je ne Vous 
dirai qu’ä Poreille, c’est. que nous sommes [ä ne praliquer plus 
gain]* ä Pheure qu’il est, et que la collecte g6n6rale de la so- 
ci6t6 ne se fait qu’au mois de janvier. Je suis fäch6, que les 
pröparatifs que je suis oblig£ de faire pour mon voyage de 
Freisten qui aura lieu demain ou apr£s-demain me privent du 
plaisir de suivre pas ä pas le contenu de Volre lettre qui comme 
toutes celles que Vous m’^crivez a 616 un vrai r6gal pour rnoi. 
— Vous auriez du me repondre plutöt un de ces jours. — 
Sans doute, mon eher ami, aussi l’eusse-je fait sans une visite 
6trang6re qui m’en a ernpeehe pendant 8 jours et qui fut suivie 
des distractions de la [vendange]. Je n’ai pas encore eu le temps 
de lire les deux po6mes dont Vous m’avez fait la galanterie. 
Je Vous en dirai mon sentimenl, quand je serai en 6lat d’en 
juger. En attendant je Vous en suis sensiblement oblige, de 
nr,6me que de Pepitre de monsieur Riedel 1 * 3 4 5 * * 8 que je joins ä ces 
lignes. Elle m’a beaucoup amuse, il me semble cependant que 
ce genre n’est pas tout ä fait familier ä Pauteur. Je suis charm6 
de ce que Vous me dites de l’ami Nicolay et de sa muse. 
[J’espfere que son Dämon et Pythias* et une certaine lettre sur 
le gout ainsi que [. . .] tragedie de Dion feront part. [. . .] 
de ses ouvrages qui j’attendrai [. . .], car je suis bien aise de 
Vous dire, que] je fais une saisie provisioneile d’un 6xemplaire 
d’iceux 8 . — Gleim est hypochondre, me dites-Vous, et j’en suis 
fäche. Mais quelqu’un m’a lu derniörement une pi6ce de sa 


1 Musenalmanach für das Jahr 1770. Qöttingen bey Johann 
Christian Dietrich. — Herausgeber war C. H. Boie, unterstützt von 
Götter und Kästner; Fortsetzungen von verschiedenen Herausgebern 
erschienen bis 1804. 

- Die durch f ] eingeklammerten Stellen sind teilweise ent¬ 
weder gar nicht oder nur sehr schwer leserlich, teilweise sind sie 
ausgerissen. 

3 Friedrich Justus Eiedel (1742—1785), bekannter Satiriker, 
veröffentlichte 1771 zu Erfurt die beiden Episteln: «Epistel an Herrn 
Oeser> und «Epistel an Herrn Baidinger». 

4 Ueber Nicolays Schauspiel «Dämon und Pythias» vgl. diese 
Zeitschrift XXX. 106, Anmerkung 1. — Das Trauerspiel «Dion» er¬ 
schien anscheinend erst 1811 in dem I. Bande von Nicolays «Thea¬ 
tralische Werke». — Dion (410—354 v. Chr.), Oberfeldherr der 
Syrakusaner; er beseitigte 357 die Tyrannis des Dionysos, fiel aber 
selbst in den Wirren der folgenden Jahre einer Verschwörung zum 
Opfer. 

5 Die von Ludwig Heinrich Nicolay veranstaltete Sammlung 

seiner Schriften «Verse und Prosa» erschien erst 1773 in zwei 

Bänden zu Basel bei Johannes Schweighäuser. Sie enthält keines 

der von Pfeffel angeführten Stücke. 



fagon qui ne se ressent pas de cette maladie. C’est. le portrait 
d’Epicure. II y rögne un Ion plus solennel et plus philosophique 
que dans la plupart des autres poösies [de cet] auteur aimable 
Mais quoiqu'il [soit pour ainsi] dire de sa sphfere, on lui en 
sait bon gre. De longtemps je n’ai rien eu de si joli; mal¬ 
heureusement je n’ai pu en obtenir copie, non plus que d’une 
Epigramme du möme poete que je crois unique. Le sujet en 
est une belle qui rit. L’auteur lui montre une statue de Niobe 
dont le visage exprime la douleur sans pleurer. Ainsi, dit-il, 
ton ame pourra rire sans öclater*. Voilä ce qu’on appelle stille 
Größe der Gedanken. Je viens de lire le Koxkox et le Musarion 
de Wieland®. C’est bien tard sans doute, mais tel est mon 
sort. Je ne [saurais] Vous dire en peu de mofs mon Sentiment 
sur les deux productions de cet homme indöchiffrable, et je n’ai 
pas le temps de m’appesanter sur ce sujet. Monsieur Götter ne 
m’a pas encore repondu, ni ä la lettre que Vous eutes la bontA 
de lui faire passer, ni ä une autre dont j’ai chargö monsieur 
de Virly. Envoyez-moi, s’il Vous plait, quelques exemplaires de 
sa romance dont on m’a döjä consignö deux ou trois 4 . Par 
une aberration des plus marquees mon imagination m’a conduit 
de cette piöce charmante ä une fable que j’avais commencee i) 


1 Gemeint ist wohl das aus dem Jahre 1767 stammende Ge¬ 
dicht «An Johann Georg Jacobi», in dem Jakobi mit Epikur ver¬ 
glichen wird. Vgl. J. W. L. Gleims sämtliche Werke. Erste Ori¬ 
ginalausgabe . . . durch Wilhelm Körte (Halberstadt. 1811 ff.) I» 
292 -295. — Epikur <341—270 v. Chr.), bekannter griechischer Phi¬ 
losoph, gründete 305 zu Athen in den ihm gehörigen Landhause 
eine Schule, die sich besonders die Pflege einer heiteren Gesellig¬ 
keit zur Aufgabe machte, und die er bis zu seinem Tode leitete. 

- Das «An Aglaja» überschriebene Sinngedicht steht in der 
•Körteschen Ausgabe von Gleims Werken V, 8. —* Niobe, die Toch¬ 
ter des Tantalus und der Dione, Gemahlin des thebanischen Königs 
Amphion, stellte sich voll Stolz über ihre zahlreiche Nachkommen¬ 
schaft der Göttin Leto gleich, welche nur zwei Kinder geboren 
hatte. Um diese Vermessenheit zu rächen, töteten Apollo und Ar¬ 
temis, die Kinder der Leto, die ganze Nachkommenschaft der Niobe 
durch Pfeile. Die vor Schmerz erstarrte Niobe wurde von den 
Göttern za Stein verwandelt und als Fels auf einen phrygischen 
Berg versetzt. 

3 «Koxkox und Kikequetzel. Eine mexikanische Geschichte. 
Ein Beytrag zur Naturgeschichte des sittlichen Menschen» erschien 
zuerst in den von Wieland 1769 und 177fT in zwei Bänden heran*' 
gegebenen «Beyträgen zur Geheimen Geschichte der Menschheit». — 
«Musarion oder die Philosophie der Grazien. Ein Gedicht in drey 
Büchern. Leipzig. 1768.» 

4 «Blaubart. Eine Romanze», abgedruckt im (Göttinger) Musen¬ 
almanach von 1772, 129—137 und wieder abgedruckt in der zwei¬ 
bändigen Ausgabe von Gotters Gedichten (Gotha. 1787/88) I, 47— 56 




74 


y a pres de trois ans et que je viens d’achever dans un moment 
de loisir. La voici encore loute brüte; le fond en est tirö de 
Momus fabuliste. Je Vous prie, mon eher ami, de n’en faire 
aucun usage Payant destinee ä monsieur Götter L Ne sauriez 
Vous pas un mot allemand qui repondrait au terme de bonbon. 
Je crois en avoir entendu un [en Saxe], mais je ne m’en sou- 
viens plus. Peut-etre est-il en usage ä Carlsrouhe meme. Votre 
faiseur d’almanac me donne beaucoup de galbanum ä propos des 
Kinderspiele, mais ce que je eongois encore moins, c’est qu’il 
approuve Pentreprise et Pexöcution de ma traduction des Mai 
sonneurs, tandis que dans le volume suivant il peste contre le 
choix que j’ai fait de cette pifece*. . . . 

II, 258-259. 


77. 

Neufreistet t, ee 26 octobre 1771. 

Je suis ä Freiste!! depuis quelques jours pour y vaguer ä 
des affaires de famille qui me tiendront encore jusque vers la 
rni-novembre. Mon dernier paquet avec Pepilre de monsieur 


1 Eine an Götter gerichtete Fabel «Der Pavian und der Pudel> 
steht in Pfeffels Poetischen Versuchen (Tübingen. lH)2ff) I. 110; 
sie ist jedoch nach Pfeffels eigener Angabe erst 1773 gedichtet wor¬ 
den. Vermutlich handelt es sich hier um die Fabel «Der Bang» 
a. a. 0. I, «4, die auch im (Göttinger) Musenalmanach für 1772, 
S. 192 abgedruckt ist.- — Bezüglich des «Momus fabuliste». den 
Pfeffel als seine Quelle nennt, liegt wohl ein Irrtum vor. da es 
einen Fabeldichter dieses Namens nicht gegeben hat. Momus, ein 
Sohn der Nacht, ist in der griechischen Sage die personifizierte 
Tadelsucht - Pohl in seiner Arbeit: «Die Fabeln von Gottlieb 
Konrad Pfeffel und ihre Quellen» (Straßburger Studien, herausgeg. 
von Martin und Wiegand III, 343—470) spricht sich über die Quel¬ 
lenfrage bei dieser Fabel nicht aus. 

2 Die Besprechung der Dramatischen Kinderspiele steht in dem 
Almanach der deutschen Musen auf das Jahr 1770, 33 — 85, die bei¬ 
den Besprechungen der Schnitter ebenda, 131—132, bezw. Jahrgg. 
1771, 153. — «Die Schnitter. Ein Lustspiel des Herrn Favart.» er¬ 
schien in der Pfeffelschen Uebersetzung als Einzeldruck 1769 zu 
Frankfurt bei Garbe und zum zweiten Mal in dem 177o herausge¬ 
gebenen 4. Bande der «Theatralischen Belustigungen nach franzö¬ 
sischen Mustern» (Frankfurt und Leipzig. 1770). — Der «Almanach 
der deutschen Musen» ist ein von Chr. Heinrich Schmid begründetes 
und von der Nachdruckfirma J. Dodsley & C. verlegtes Konkurrenz¬ 
unternehmen zu dem Göttinger Musenalmanach. Er erschien in den 
Jahren 1770 — 1781. 



75 


Riedel Vous sera parvenu sans doute par le canal de monsieur 
Bauer ä qui j’ai oublie d’en demander des nouvelles lors de 
mon passage par Straßbourg. Je suis inguiet de la lettre dont 
j’ai Charge monsieur de Virly et dans laquelle il se trouvait 
un article qui ne devait 6tre lu que par Vous. II etait relatif 
ä la mort du Marggrave de Bade qü’on prävoyait. des lors comme 
certaine et roulait sur le projet dont j’eus l’honneur de Vous 
parier ä Colmar. Gelte epoque etant arrivöe sans que je sache 
comment m’y prendre, je prends la liberte de Vous renouveller 
la priere de vouloir bien m’aider de Vos conseils et de Vos 
amis, si Vous le jugez ä propos. II s’agit de savoir avant toutes 
choses, si Son Altesse apres les nouvelles liaisons, oü eile vienl 
d’entrer avec la France et le tribunal superieur de la province 
d’Alsace, ä Pimitation des autres princes qui y sont possessionis 
voudra constituer un agent aupres du Conseil de Colmar 1 . Mon¬ 
sieur Malphilatre ne sachant que Iris imparfaitement la langue 
allemande me parait moins propre aux affaires publiques et ä 
une correspondance directe avec la cour qu’aux objets de ju- 
dicature qui ont fait jusqu’ici son departement. Aussi tous 
les princes, vassaux du Roy, sont-ils dans Pusage d’avoir des 
charges d’affaires independamment de leurs baillifs, et qui pro- 
fessent ordinairement la religion du maitre, tandis que les offi- 
ciers des baillages ne pensent etre que de la religion dominante 
en France. Je me souviens aussi que pour Penrigistrement de 
Pedit, portant abolition du droit d’aubaine entre le Roy et le 
Marggrave, Son Altesse a commis feu monsieur Treitlinger 2 * * * * 
pour cette partie, quoique des lors monsieur Malphilatre tut 
attache ä son Service. Si par toutes ses raisons le prince veut 
constituer un agent pres du Conseil superieur d’Alsace, et que 
la place ne soit pas encore donnee, je serais, on ne peut pas 


1 Mit dem Anfall von Baden-Baden 1771 erhielt Baden-Durlach 
neben der eigentlichen Markgrafschaft Baden-Baden, der Grafschaft 
Sponheim und den luxemburgischen Herrschaften Rodemachern, 
Hespringen und Unseldingen auch noch das im Unterelsaß, Kreis 
Weißenburg und Kreis Hagenau, liegende Amt Beinheim. Außerdem 
besaß Baden-Durlach hier noch das 165B durch Schenkung des Königs 
KarlX. Gustav von Schweden erworbene, gleichfalls im Kreis Weißen¬ 
burg liegende Amt Kutzenhausen. Beide Aemter wurden 1796 an 
Frankreich abgetreten, das schon ein paar Jahre vorher tatsächlich 
davon Besitz ergriffen hatte. 

2 Treitlinger (f 1770), ein Bruder des bekannten Professors der 

Jurisprudenz an der Universität Straßburg Johann Christian Tr., 
war Advokat in Straßburg mit dem Titel eines herzoglich wiirttem- 

bergischen Regierungsrats. Gleichzeitig war er baden-durlachischer 
Agent bei dem in Straßburg residierenden französischen Intendanten 

des Elsasses. Er vertrat die badischen Interessen besonders bei den 
Verhandlungen über die 1765 erfolgte Abschaffung des droit d 7 au- 

baine und wirkte zuletzt als Grenzkommissar in den französisch¬ 

badischen Grenzberichtigungsverhandlungen. 



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plus flattö, d’en faire les fonctions soit ä tilre d’office, soit par 
commission; car je ne suis pas ambitieux de ce que les Alle- 
mands appellent un caractöre, ni möme d’un appointement 
fixö, dös que Son Altesse croit mieux Irouver son compte par 
des gratifications proportionnöes ä la nature de mes Services. 
J’ose croire, que par les liaisons oü je suis avec le bureau des 
affaires etrangöres ä Versailles 1 2 3 , par les connaissances que j’a» 
au Conseil et par ma residence ä Colmar qui öpargnerait bien 
des frais de voyage ma nomination ne serait pas contre les 
interöts de Son Altesse. Je ne dirai rien du zöle que je met- 
trai dans la conduite des affaires, ni de ma qualitö de fils d’un 
sujet du Marggrave qui me donne le droit flatteur d’envisager 
ses etats comme une seconde patrie. Je Vous le repete, mon 
eher ami, que ce n’est pas l’intöröt pecuniaire qui me fait agir, 
mais les sentiments qui m’attachent ä notre auguste mailre 
et le desir de lui appartenir. Ainsi mon traitement ne doil 
. pas entrer dans la nögociation, j’accepterai ce qui je pourrai 
ineriter et ne croirai jamais meriter beaucoup. Si Vous croyez 
pouvoir faire quelques ouvertures ä ce sujet, ma reconnaissance 
sera independante du succös; si Vous aimiez mieux ne point 
paraitre, je me Hatte que Vous voudrez au moins me tracer un 
plan d’opöration. Vous m’adresserez Votre röponse ä Neufrei- 
stett prös ßischofsheim ä la haute montee2. Voici une lettre 
ouverte pour monsieur Reinhard que Vous remettrez ou ne 
remettrez pas, suivant que Vous le jugerez le plus convenable. . . 

II, 260—261. 


78. 

Neufreistett, ce 2 novembre 1771. 

[Pfeffel dankt Ring dafür, daß er in so bereitwilliger Weise 
die Bewerbung seines Schwagers, des Diakonus Nikolaus Fried¬ 
rich Heß zu Lörrach, um die erledigte Pfarrei Niedereggenen* 
unterstützt hat; das von Ring angekündigte Paket ist noch 
nicht angekommen.] 

II, 262. 

79. 

ä Freistett, ce lO novembre 1771. 

En revenant hier de la ville j’ai trouvö le fameux paquet 
dont j’avais döjä regrettö la perte. Je l’ai disseque avec la plus 


1 Durch seinen Bruder, den Diplomaten Pfeffel, und durch seine 
Beziehungen zu Görard, über den Pfannenschmid, Gottlieb Kon- 
rad Pfeffels Fremdenbuch, 198 zu vergleichen ist. 

2 Bischofsheim zum hohen Steg, das heutige Bheinbischofsheim 
im badischen Bezirksamt Kehl. 

3 Badisches Bezirksamt Müllheim. 


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grande impatience, et tout ce qui j’y ai trouvä rn’a fait plaisir. 
Je commence par Vous remercier, de ee que Vous avez bien 
voulu y mettre et nommement ia brochure de Diderot* que je 
suis trfes eurieux de lue et des romances de monsieur Götter 
pour lesquelles je suis Votre däbiteur. Vous ne Vous ätes point 
irompö en präsumant que son paquet renfermait les deux 6pi- 
logues prononces par madame Hensel 1 2 3 4 * * * . Je dois Vous dire, qu’il 
contenait aussi mille remerciments de sa pari, de ce que par 
rnon canal il est enträ avec Vous dans une liaison dont il est 
inliniment flattö. J’ignore pourquoi monsieur de Virly avec sa 
compagnie n’a point pris la route de Carlsrouhe; je ne Vous 
en suis pas rnoins obligä de la bonne intention oü Vous ätiez 
de tui rendre le sejour de Votre ville utile et agräable. C’esi 
}>ien sa faule, s’il a manquä par la des recommandations dont 
il aurait pu tirer nombre d’avanlages. Passons ä mon aflaiie 
dont Vous avez eu la bonle de parier ä monsieur Reinhard. 
Une lettre que j’ai re$ue trois jours avant le paquet m’a prouvö, 
que Vous avez fait pour moi tout ce que je pouvais attendre 
de l’ami le plus chaud et le plus obligeant. La däclaration de 
monsieur Reinhard me suffit quant ä präsent, et pour ce qui 
est de monsieur Stoesser 8 . je suis bien äloigne d’aller sur ses 
brisees. Comme je n’ai pas Phonneur de le connaifre, et que 
mes vues n’onl rien de commun avec les siennes, je pense. 
que je puisse attendre quelque occasion pour lui parier de mon 
projet, D’ailleurs je serais bien fächä de supplanter son ne- 
veu*, qui n’a qu’ä tirer tout le parti qu’il pourra du credit de 
monsieur son oncle. Si le prince a des affaires ä Colmar, il ne 


1 Gemeint ist ohne Zweifel die von Ring herausgegebene Schrift: 
Regrets sur ma vieille robe de chambre par monsieur Diderot, pu- 
blie du manuscrit, avec la preface de l’editenr. Carlsrouhe. 1772. 

2 Sophie Friederike Hensel geb. Sparmann (1738—178^), die 
berühmte Schauspielerin. — Sie war damals Mitglied der Truppe 
des Direktors Abel Seyler, ihres späteren zweiten Gatten, die vom 
2U. Juni bis zum 18. September 177! in Wetzlar, wo Götter damals 
als sachsen-gothaischer Legationssekretär bei der Reichskammer¬ 
gerichtsvisitationskommission weilte, spielte. Die Vorstellungen wur¬ 
den mit einem Prolog Gotters eröffnet und mit einem Epilog des¬ 
selben geschlossen. Der Prolog ist abgedruckt in der oben erwähn¬ 
ten Ausgabe von Gotters Gedichten I, 21—25. 

3 Johann Gottfried Stoesser, der Begründer des badischen, später 
geadelten Zweiges der aus Straßburg stammenden Familie, war 
Hofrat und Geheimer Registrator der Geheimen Kanzlei zu Karls¬ 
ruhe. 

4 J. u. Lic. Johann Rudolf Stoesser, bis 17 70 Schaffner des Bür¬ 

gerspitals zu Straßburg, erhielt nach dem Tode Treitlingers die 

Vertretung Baden*Durlachs bei der französischen Intendanz des 

Elsasses und bei dem badisch französischen Grenzberichtigungs¬ 

geschäft, später mit dem Titel eines badischen Hofrats. 


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pourra y envoyer ni Tun ni Tautre ä moins d’une couple de 
louis, et pour peu qu’ils y seront arröles la somme ira au 
double et m6me plus loin. D’ailleurs je doute, qu’ils puissent 
jamais avoir au Conseil les liaisons que peut se donner quel- 
qu’un qui est toujours sur les lieux. Au reste, mon eher ami, 
Vous sentez bien, que cherchant une liaison directe avec Votre 
cour, je manquerais mon but en me constituant l’agent de 
monsieur Stoesser qui en bon courtisan aurait sans doute l’esprit 
de s’attribuer en grande partie le merite des Services que je 
pourrais rendre. La vanite n’a pas de part ä cette declaration, 
ear d’un autre cöt6 je me ferais un plaisir, un devoir möme de 
eoncerter mes operations avec monsieur Stoesser ou tel au Ire 
officier du prince. Tempus daturum. . . - 1 

II, 263—264. 


80. 

ä Colmar, ce 4 janvier 1772. 

[Pfeflel teilt Ring mit, daß er zur Erledigung dringender 
Geschäfte von Freistett nach Colmar zurückgekehrt ist, beglück¬ 
wünscht ihn zur Geburt eines Kindes und dankt ihm für die 
Besorgung des für die Colmarer Lesegesellschaft bestimmten 
Musenalmanachs von 1770. Ferner bittet er ihn, die Einlage 
an Groos zu besorgen und die Bewerbung seines Schwagers 
Heß um die Pfarrei Niedereggenen auch ferner zu unterstützen ; 
den Brief, den ihm Leuchsenring aus Bern geschrieben, und die¬ 
jenigen, die er von der Landgräfin von Hessen-Darrnstadt er¬ 
halten hat, wird er Ring gelegentlich zeigen.] 

II, 265-266. 

81. 

ä Colmar, ce 2 avril 1772. 

Enfin, mon tres eher ami, je vais Vous donner un signe 
de vie. II est juste de commencer par des excuses; mais il est 
plus juste encore de ne pas Vous ennuyer par Tenumeration de 
trois fois trois raisons au moins qui rn’ont empeche de Vous 
ecrire plutöt. Je me contenterai donc de Vous en alleguer une 
seule; c’est la malheureuse Tactique*, dont le comte de Brühl 


1 Der Schluß des Briefes betrifft die Bewerbung ven Heß um 
die Pfarrei Niedereggenen; vgl. Brief 78 

* Einleitung in die Taktik, aus dem Französischen. Von Graf 
Hans Moritz von Brühl. Straßburg. Treuttel u. Würtz. 1771—1772. 
— Das Werk ist eine Uebersetzung des von dem französischen Tak¬ 
tiker Paul Gödeon Joly de Maizeroy (1719—1780) 1766 zu Paris in 
zwei Bänden veröffentlichten «Cours de tactique thöorique, pratique 
et historique». 


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m’a laisse le troisieme tome sur les bras. II s’etait engage ä 
le fournir pour Päques prochains et depuis mon retour de Frei¬ 
sten, oü j’ai perdu six semaines, il m’a fallu non seulement 
toutes mes journäes, mais encore une partie des nuits pour 
remplir ce temeraire engagement, oü il y allait d’un dedit con- 
siderable. Il esl fini enfin depuis deux jours, et je sens ä peine 
ma töte remise du vertige, qui l’a fait tourner, que je m'em- 
presse de Vous donner de mes nouvelles. Je joins ä ces lignes 
le second tome de la Tactique en feuilles pour Vous, mon eher 
ami, et un exemplaire relie que Vous voudrez bien präsenter 
ä Son Altesse Serenisme Monseigneur le Marggrave. Je pense, 
qu’il serait superflu de l’accompagner d’une lettre; mais Vous 
m’obligeriez, si ä eette occasion Vous vouliez presenter nies 
hornmages a ce prince. Le troisieme tome s’imprime ä force, 
et j’espere que monsieur Bauer se mettra en devoir de le de- 
biter ä la foire prochaine. La condition sous laquelle je me 
suis Charge de ce dernier etait, qu’il paraitrait sur le rneme 
nom que les deux precedents. II y a des chapitres qui m’ont 
fait enrager et dont je ne garantis pas l’exactitude. Mais enfin 
je ne suis pas militaire, et ce n’est qu’ä la sollicitation du comie, 
que je me suis embarquä dans celte galere. Comme j’avai.s 
retouche le style des volumes precedents, on ne remarquera 
aucune diflerence de ce cöte-lä. Mais parlons d’autres choses . . 
J’attends tous les jours mon ami Leuchsenring qui m’a an- 
nonce son passage par Colmar J’ignore, s’il a accompagne le 
prince hereditaire au voyage de Carlsrouhe; mais je sais, que 
Madame la Landgrave qui en fait beaucoup de cas Fa engage 
d’accompagner son fils en France et en Italie. Elle me dit dans 
sa derniere lettre: «je trouve que le voyage d’Angleterre ä fait 
du bien ä mon fils; ce qui c’est Pessentiel pour moi, c’est qu’il 
a le coeur bon.» Quelle princesse, quelle mere! . . . 

VI, 9b—99. 


82. 


Colmar, ce 16 mai 1772. 

Voyons, mon ties eher ami, si je pourrai r^pondre a Vos 
deux lettres avec autant de prolixitö que je le d^sire L’espe- 
rance d’y parvenir m’ayant fait dödaigner les moments isol£s, 
oü je n’aurais pu Vous ecrire que de petites lettres, je serais 
doublement ä plaindre, si l’on allait me voler l’heure tant d6- 
siree que j’ai consacree ä cette douce occupation. Je commence 
par Vous remercier du präsent charmant que Vous m’avez fait y 


1 Die folgenden Ausführungen betreffen die Berichtigung einer 
Bücherrechnung der Colmarer Lesegesellschaft an Ring, den jungen 
Klein und die Ernennung von Pfeffels Schwager Heß auf die Pfarrei 
Niedereggenen. 


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ei dont j’ai dislribue les autres exemplaires selon Votre inten- 
tion. Vous Vous imaginez bien, que je suis chargö de force 
remerciments de la part de mesdames Bartholdy et Busmann; 
mais ce que Vous ne Vous imaginez point, c’est que je n’ai 
pas encore trouve le moment de lire les lettres de monsieur de 
Boufflers 1 sur lesquelles tout le monde s’epuise en öloge, et 
tious avons ici un parent de cet aimable auteur. II commande 
le regiment de Confy cavallerie, qu’on nous a donne pour gar- 
nison 2 3 4 . Le troisieme tome de la Tactique 6tant imprime et les 
planclies tir6es, je Charge monsieur Bauer d’en joindre un 
exemplaire ä ce paquet. C’est le Votre, mon eher ami; songez 
en le lisant, que je suis devenu auteur militaire ä peu pr£s 
comme Saül devint prophfete ; du reste, ce sera toujours mon¬ 
sieur le comte de Brühl qui sera mon rideau. Quant a Fexem- 
plaire de Monseigneur le Marggrave, je Vous le ferai tenir des 
que monsieur Bauer m’aura envoyö ma provision et que le re- 
lieur m’aura expedie. Voici enfin ma lettre pour monsieur Götter, 
que je Vous supplie de lui faire passer. Monsieur Leuchsen¬ 
ring a passe deux jours ä Colmar avec le prince, qui m’a te- 
moigne bien de bontes. Si Votre lettre 6tait arrivee un peu 
plutöt, j’aurais pu m’aequitter de vive voix de Votre Commis¬ 
sion. Mais je l’ai fait par ecrit. Monsieur Leuchsenring m’a 
lu mille belles choses; mais je ne lui ai demande copie d’au- 
cune. Une [belle] 3 ode de Herder sur la Sympathie qu’il m’a 
lue l’annee passee, et ä propos de laquelle il m’a dit, qu’il avait 
engage sa parole de garder pour lui seul les ouvrages de son 
ami, m’a fait prendre le parti de ne lui plus rien demander, 
pour nous sauver ä Fun et ä Fautre Fembarras du refus. ISi 
la piece de Herder, inseree dans Falmanac des Muses, est une 
de celles que monsieur Leuchsenring m’a lues, il me sera aise 
de la reconnaitre L A propos des almanacs ; monsieur Bauer 
en 6tant pourvu, nous Vous epargnerons desormais la peine 


1 Catherine Stanislas Marquis de Boufflers, französischer Ge¬ 
neral und Dichter (1738—1815); von seinen 1770 zuerst veröffent¬ 
lichten, an seine Mutter gerichteten Reisebriefen aus der Schweiz 
veranstaltete Ring einen Nachdruck: Lettres de monsieur le Che¬ 
valier de Boufflers, ecrites de la Suisse. Nouvelle ödition avec une 
preface de Fediteur. Carlsrouhe. 1772. 

2 So benannt nach den princes de Conti, einem jüngeren Seiten¬ 
zweige des bourbonischen Hauses Condö. 

3 Im Original durchstrichen. 

4 1m Jahrgang 1772, 113 des Almanachs der deutschen Musen 
findet sich von Herder das Gedicht: Der gute Mann und der tolle 
Hund, in Suphans Ausgabe von Herders sämtlichen Werken XXV, 568 ; 
im Jahrgang 1773, 150 das Gedicht: Jugend und Alter, nach 
einer Gnome des Mimnermus und S. 151 das Gedicht; Aristoteles 
Skolie zum Preise der Tugend, in Suphans Ausgabe XXV, 165 bezw. 
164. Das zweite der genannten Stücke hat Pfeffel hier wohl im 
Auge. 


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— bl — 

de cette Commission. . . .* Le mauvais temps m’a empöche 
de passer les fetes de Päques de l’autre cöt6 du Rhin. II y a 
dix jours que je fls un tour ä Müllheim, oü j’ai trouve mon- 
sieur Wieland bien portant et toujours le meme, aimable, hon- 
nete, obligeant. Mon beau-frere et sa femme marchent dans 
les nues; nous avons par bricole assiste au premier sermon 
qu’il tint dans son nouveau Aveche. Je n’ai pas ete ä Kon¬ 
ti ringue, parceque je savais, que monsieur Sander etait oecupe 
a visiter les 6glises de la seigneurie de Mahlberg *. Mais je 
compte faire une excursion expresse pour l’aller voir. Je ne 
sais encore rien de positif de mon voyage de Freistett, mais 
a ce que j’espöre, cela doit se decider dans le mois. Je n’ai 
pas encore lu la lettre de Zimmermann ä Brugg 3 , et je Yous 
serais bien redevable, si Vous vouliez bien me la communiquer. 
La mort de Klotz est bien digne de sa vie; Votre Epigramme, 
loute concise qu’elle est, renferme tout ce qu’on peut dire de 
cet auteur qui fut assuröment un des beaux genies de l’Alle- 
magne 4 . Vous connaitrez sans doute Telegie burlesque que 


! Die folgenden Ausführungen betreffen die Begleichung einer 
Rechnung des Buchhändlers Macklot in Karlsruhe und die weitere 
Erziehung des jungen Klein. 

2 Schloß und Stadt im Bezirksamt Ettenheim, damals Sitz einer 
badischen Herrschaft. 

3 Johann Georg Zimmermann aus Brugg im Kanton Aargau 
<1728—1795), Arzt und Popularphilosoph, seit 1768 Kgl. Leibarzt in 
Hannover. Während eines langen Krankenlagers infolge einer Ope¬ 
ration, der er sich 1771 in Berlin unterziehen mußte, hatte er auch 
eine längere Unterredung mit Friedrich d. Gr. Seinen Bericht über 
diese Unterredung machte Lavater bekannt. Vgl. Schreiben des 
Herrn Leibmedicus Zimmermann an einen seiner Freunde : die Unter¬ 
redung mit Sr. Majestät dem König von Preußen während eines 
Aufenthalts in Berlin betr. Amsterdam. 1773. und dazu Rings Schrift: 
Schreiben D. Zimmermanns über seine Unterredung mit Friedrich II., 
König von Preußen. Gießen. 1772 (?). 

4 Klotz starb den 31. Dezember 1771 im besten Mannesalter. 
Das von Pfeffel erwähnte Epigramm: 

Censor atrox. multum sed castigatus et ipse — 

Plaudite, Lectores ! Klotzius occubuit. 
steht in der Freiburger Handschrift 486 a, Blatt 11, ein zweitesmal 
in dem II. Bande der Freiburger Handschrift 485, Bl. 227; ebenda 
das nachfolgende Epigramm: 

Auch dieser Hannibal im Schreiben 
Läßt nun das Kriegen bleiben; 

Die Fehde hat ihr Ende erreicht, 

Der große Zänker schweigt; 

Der Ruhm, den er davongetragen, 

Ist der, daß es Journale sagen; 

Er hatte seinesgleichen nicht 
Im Schimpfen — und — hier schließt sich 
schon sein Lobgedicht. 

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monsieur Wagner de Straßbourg a faite ä sa memoire *. Je 
Vous l’offre de grand coeur, si, contre toute attente, eile ne 
Vous 6tait pas encore parvenue. . . . 

VI, 100-103. 


83. 


Colmar, ce 18 juin 1772. 

Je Vous suis infiniment oblig4, mon eher ami, de la com- 
munication de la lettre de Zimmermann que madame Barlholdy 
ä ce que je prösume Vous renvoie dans le paquet ci-joint. A 
Vous dire le vrai, je ne suis pas si eonlent du m4decin que je 
le suis du roi. Dans tout le cours de cet entretien, il n’a dit 
qu’un seul mot digne d’un Suisse, el ce mot. je n’ai pas besoin 
de Vous le nommer. Le reste serait digne de l’adulateur Boi- 
leau, mais il me semble que ce n’est pas le langage d’un phi- 
losophe qui aurait dü s’efforcer de ne voir dans Fr6d6ric que 
le grand homme et non le conqu6rant. II parait möme, que le 
roi ne s’attendait pas au genre d’&oges que Zimmermann lui 
donnait; du moins il en a tömoign£ quelque confusion. Est-il 
surprenant aprfes cela, que les princes soient gät6s, qu’ils 
cherchent la gloire dans des traveaux qui font g6mir l’huma- 
nit£, si les sages de la terre ne rougissenl pas d’exalter en eux 
des perfections brillantes ä la verit6, mais dont il ne devraient 
point se laisser 6blouir au point de n’en pas apercevoir le c6t6 
opaque. Quant aux larmes de Zimmermann Vous en avez fait l'apo- 
logie, et je crois moi-m£me, qu’on a eu toit de les blämer. 
11 n’est pas indigne d’un philosophe de pleurer de joie, lorsque 
dans la foule des grands il en renconlre un qui fait honneur 
ä I’humanit6. Mais ce que je ne congois pas, c’est que Zim¬ 
mermann qui parait n’avoir vu dans le roi de Prusse que le 
conquerant et ie m£decin* y ait trouvö matiäre pour sa sensi- 
bilile. Si le roi lui avait parlö du desir qu’il a de rögner sur 


1 Hier liegt ein Irrtum Pfeffels vor; das Gedicht ist nicht von 
Heinrich Leopold Wagner aus Straßburg, dem bekannten Freunde 
Goethes und Verfasser der Kindermörderin, sondern von Henrich 
(Leopold?) Wagner aus Kassel (1747 — 1814) und ist gedruckt in 
dessen Vermischten Geschichten (Frankfurt. Beyerhoffer. 1774), 63: 
«Lied eines elenden Scribenten und Mitarbeiters an der Allgemeinen 
deutschen Bibliothek nach Klotzens Tod gesungen.» 

* Der König hatte Zimmermann, der durch den Tod seiner 
Frau und die Geisteserkrankung seines Sohnes vollständig zusam¬ 
mengebrochen war, durch seinen Zuspruch wieder aufgerichtet und 
sein geschwundenes Selbstvertrauen gestärkt. 


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les coeurs i, s’il lui avait developpe les ressorls qu’il emploie 
pour y parvenir, s’il lui avait presente le tableau d’un gouver- 
nement doux el bienfaisant, d’un peuple content et heureux, 
alors les larmes de notre philosophe eussent 4te plus cons6- 
quentes, plus pures, plus sublimes. Au reste comme nous ne 
savons qu’une partie de cet enlretien. on aurait tort de chicaner 
Zimmermann sur un attendrissement, qui peut avoir eu des 
causes, dont il n’a pas eu sujet de nous rendre compte; sou- 
vent nteme ces causes sont si multipltees, si döpendantes du 
moment, qu’on n’a pas le temps de les examiner. Mais lais- 
sons 14 les rois et les pbilosophes, pour dire un mot des pofetes. 
Vous verrez par Ja Vision de monsieur J . . . le fils, que l’Al- 
sace catholique a aussi son Denis*. Vous m’avouerez au moins, 
que depuis deux stecles le Parnasse n’a rien vu paraitre, que 
l’on puisse comparer 4 la Vision de monsieur Joachim. C’est 
le nom de notre Iroubadour, qui ä ce ntelier unit celui de pro- 
cureur au magistrat de Seestadt*. Pour Vous reconcilier un 
peu avec les muses de 1*111, je Vous envoie le pofcme burlesque 
de monsieur Wagner sur la mort de Klotz, oü j’ai trouv£ de 
bons passages. Comme je n’ai que cette copie que le temps ne 
me permet pas de faire transcrire, je Vous prierai, mon eher 
arni, de me la renvoyer 4 Votre loisir. Si Vous vouliez l’ac- 
compagner de la production de monsieur Schlosser*, je Vous 
en aurais bien des obligations. J’ai depuis quelques jours un 
commensal qui n’est pas moins friand que moi des nouveautes 
litteraires; c’est monsieur de Türkheim fils aiite du banquier 
de ce nom, et dont. Vous connaissez les talents et les qualites 
aimables. II est ici pour frequenter le barreau. et je jouirai 
des charmes de sa compagnie pendant quatre ou cinq mois. 
Je n’entends plus parier des vues qu’on a avec le jeune Klein, 
et j’en tire la consequence, qu’on a pris le sage partie de le 
laisser encore 4 Carlsrouhe pour quelque temps. Son oncle. 


1 Steht auf Rasur für un peuple heureux. 

* Ueber Joachim habe ich genaueres nicht feststellen können; 
Anfragen in Schlettstadt und Straßburg blieben ergebnislos. — Jo¬ 
hann Nepomuk Cosmas Michael Denis (1729—1800) nannte sich als 
Dichter Sined der Barde, bekannt durch seine Uebersetzung Ossians 
und als Nachahmer von Klopstocks Bardenpoesie. 

8 Schlettstadt im Unterelsaß. 

* Hieronymus Peter Schlosser (1735—1797), der Bruder von 
Goethes Schwager, veröffentlichte nach Meusel, Lexikon der von 
1750—1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller XII, 210 «Beweis, 
daß es keine bösen Weiber gebe — bey Gelegenheit usw. Frank¬ 
furt. 1772», ohne Zweifel das in Frage stehende Hochzeitsgedicht. 

5 Johann Freiherr von Türkheim ^1749-1824), Sohn des stra߬ 
burgischen Kaufherrn Johann Freiherr von Türkheim. Er trat später 
in hessen-darmstädtische Dienste und wurde Großherz, hessischer 
wirklicher Geheimer Rat und bevollmächtigter Minister. 


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monsieur le ministre de Türkheim, flotte depuis trois jours entre 
ta vie et la mort. II a bte frappe dimanche dernier d’un fou- 
droyant coup d’apoplexie, qui lui a 6te l’usage de la parole 
et de tous les membres du cbtb droit. J’esperais d’accompagner 
ee paquet de l’exemplaire de la Tactique, destinb pour Son Al¬ 
tesse. Mais le relieur ne m’ayant pas expedib, j’en remettrai 
I’envoi ä la semaine prochaine. Peut-ötre pourrai-je alors Vous 
dire quelque chose de la souscription d’Agathon 1 , dont on m’a 
envoye ie prospectus de Straßbourg. Vous me parlez d’une 
•douzaine d’exemplaires. ' Helas! mon eher ami, je me croirais 
grand gargon, si je pouvais seulement Vous en placer deux. 
Avez-Vous oublie, que je demeure ä Colmar? J’ai Agathon. 
moi, et je ne vois pas trop pourquoi je dois me donner deux 
lois un livre, qui peut-btre paraitra encore dix fois sous une 
forme differente. Je fais tout le cas imaginable des talents de 
J’auteur, mais ä Pexemple de bien d’autres je crains un peu 
l’habilude oü il est de refondre ses productions; temoin le 
pobme des Graces, qu’on m’assure etre ä la veille de paraitre 
sous une nouvelle forme et purgb de tous les passages lubriques, 
ce que j’approuve trbs fori, Wieland etant ne pour btre le poele 
de sa nation . . .2 Mon voyage de Freislett semble enfln fixe 
ä la mi-juillet. Si je puis me donner le plaisir de faire une esca- 
pade ä Carlsrouhe, ce ne sera pas assurement Votre chapelle 
•qui m’y entrainera. Quelque enthousiaste que je sois pour la 
inusique, je le suis encore davantage pour les charmes de 
J’amitib . . . 

VI, 104—107. 

81 , 

Ce 2 juillet 1772. 

[Pfeffel übersendet Ring das für den Markgrafen Karl 
Friedrich von Baden-Durlach bestimmte Exemplar des dritten 
Bandes der Taktik» und teilt ihm das Ableben des Herrn von 
'Türkheim * mit.l 

VI, 108. 


85. 

Colmar, 22 aoüt 1772. 

Votre lettre, monsieur et eher ami, m’est parvenue ä Stra߬ 
bourg oü j’btais pour affaires depuis le 10 du mois passb jus- 
qu’au 5 du courant. J’y ai fait ainsi qu’ä Freistett deux voy- 


' Diese neue Ausgabe von Wielands Roman «Agathon» erschien 
1773 zu Leipzig 

- Die folgenden Ausführungen betreffen die Bezahlung einer 
Rechnung bei Macklot in Karlsruhe. 

Vgl. S. 78, Anm. 2. 

4 Johann Georg v. Türkheim, Diakonus an der evangelischen 
Kirche zu Colmar und Gvmnasiavch ebenda. 


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ages dont l’intervalle n’etait que de 5 ä 0 jours. J’avais lant 
d’occupations sur les bras, que je n’osais songer au voynge de 
Carlsrouhe avant la reception de Votre lettre et celle-ci regue, 
il ne me resta plus d’autre parti ä prendre que de remettre 
rette excursion ä un temps oü je serais sur, de Vous trouver 
auprös de Vos dieux penates. D’ailleurs, Vous n’auriez queres 
eiö content de moi; j’ai perdu pendant ma premiere absence 
Io seeond de mes fils 1 * 3 . le meme que Vous vites naitre Fannie 
passee, et Vous pouvez bien Vous figurer, que mon esprit n’ölaiU 
pas assez libre ni assez serein, pour que j’eusse pu esperer de 
ne pas ennuyer des amis que je ne veux aller voir que pour 
nous rejouir mutuellement. A propos d’ami je Vous dirai, que* 
j’ai fait depuis mon retour la connaissance d’un homme de me- 
rite que Vous avez connu ä Züric. C'est Thonn^te et savant 
professeur Steinbriichel * que j’ai rencontre par hasard aux eaux 
de Soulzbac^, et avec qui j’ai passe ensuite une journee deli- 
cieuse lorsqu’il passa par Colmar. Sans etre attache ä la mai- 
son de Brühl 4 , sans avoir un dent contre Fredöric, monsieur 
Steinbruchei et tous les lilteraJeurs de Züricli pensent ä peu 
pres comme moi de In lettie de monsieur Zimmerrnann et ont 
beaucoup bläme monsieur Lavater 5 d'avoir distribue cette pifece. 
Mon ami philosophe, monsieur Hausmann 6 , quoique grand ad- 
mirateur et correspondant de monsieur Zimmermann m’en a 
parle dans le meme ton. Vous autres gens de cour eies telle¬ 
ment accoutumes ä la musique de la flatlerie, que Vous n'eles 
plus chocques de ces petites dissonance^. D’ailleurs Vous m’a- 
vouerez Vous-meme, que Zimmermann aurait pu louer dans 
son heros des qualites beaucoup plus brillantes aux yeux d’un 
philosophe, que ce sont celles du conquörant. Un roi philo¬ 
sophe, poete, historien, musicien et medecin-meme ouvrait au 


1 Karl Friedrich, geboren den 20. Juni 1771, gestorben den 26. 
Juli 1772. 

- Johann Jakob Steinbriichel (1729—1796), seit 1769 Professor 
der alten Sprachen am Collegium humanitatis zu Zürich, seit 1776 
als Breitingers Nachfolger Professor der griechischen Sprache und 
der biblischen Hermeneutik; bedeutender Philologe und Theologe. 

3 Sulzbach, kleines Bad in der Nähe von Colmar. 

4 Graf Heinrich von Brühl (1700—1763), sächsischer Staatsmann, 
besonders bekannt durch seine Prunk- und Verschwendungssucht, 
wie auch durch seine Mißregierung. Gegen Friedrich d. Gr., der 
ihm bei jeder Gelegenheit seine gründliche Verachtung bezeugte, war 
er von glühendem Haß erfüllt. Er ist der Vater des in den Briefen 
vielfach erwähnten Grafen Hans Moritz von Brühl. 

5 Johann Kaspar Lavater (1741- 1801), besonders berühmt ge¬ 
worden durch seine in den Jahren 1775-1778 zu Leipzig in vier 
«Versuchen» erschienenen «Physiognomische Fragmente zur Beförde¬ 
rung der Menschenkenntnis und Menschenliebe», war damals seit 
1769 Diakonus zu Zürich. 

6 Hausmann, Arzt in Colmar und alter Schulfreund Pfeffels. 


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physicien suisse un champ bien vaste pour des louanges nobles 
et fines, dignes enfin d’un homme n6 libre. Au reste je suis 
sur, qu’a la place de Zimmermann bien d’autres auraient perdu 
la töte comme lui. La prösence d’un roi a quelque chose d’im- 
posant, qui suspend pour ainsi dire l’ordre naturel de nos idees. 
II faut espörer, que cela ne sera plus dans le siede prochain, 
et que nous apprendrons ä regarder nos rois comme les Anglais 
et les Suödois regardent les leurs. S’ils sont Dons, ils y gagne- 
ront, s’ils sont mauvais, la franchise de leurs sujets les con- 
tiendra un peu dans les bornes du devoir. Je souhaite, que 
l’ouvrage de monsieur Wieland i diminue sur la terre la race 
de ces derniers. Je ne l’ai point encore lu, mais je me le 
donnerai incessamment. Vous m’en dites trop de bien pour ne 
pas m’en rendre curieux. L’auteur est sans doute un des plus 
beaux genies de l’Europe; un peu bavard et un peu neglige 
dans ses vers et surtout dans sa prose; mais cela n’öte rien ä 
l’ensemble de ses talents. J’avoue, que je l’ai trouvü sale par 
ci par lä, et que j’aurais souhaitö ne pas trouver des taches 
dans quelques uns de ses ouvrages, mais un homme pour s’ütre 
grise deux ou trois fois n’est pas un ivrogne. J’ignore les rai- 
sons qu’il a pu avoir pour se ravaler dans quelques uns de ses 
6crits, mais je lui en ai toujours pardonnö le fond, pourvu que 
cela eut ete mieux gaze et rendu avec un peu plus de delica- 
tesse. J’ignore si c’est la faute de l’auteur ou de sa langue. 
II faudrait, que nous fussions ensemble pour raisonner sur cette 
matifere avec toute l’etendue dont eile est susceptible, et sans 
laquelle on ne decidera jamais rien. Vous m’obligerez en me 
communiquant Wielands «Gedanken über eine alte Aufschrift», 
ainsi que la brochure de Schlosser.* 

VI, 109 -110. 


86. 

15 septembre 1 "i72. 

Vous avez dejä pu voir par ma derniere lettre, que mon- 
sieur Sander avec Votre paquet ne pouvait plus me trouver ä 
Freistett. II me l’a envoy£ de Köndringen par occasion, et je 
ne saurais assez Vous dire combien la letlre ainsi que les pieces 
qui l’accompagnaient m’ont fail de plaisir. La brocbure de 
monsieur Schlosser a des passages saillants, du sei et meme 
des graces. Mais, si j’ose le dire, Pensemble ne me plait pas 
autant. que le detail. II n’y a ni assez de Ieg£ret6, ni un ton 
assez facötieux, ni un esprit assez soutenu, pour que cette pro- 
duction puisse 6tre mise au rang de ce qu’il il y a de mieux 


1 Der 1772 zu Leipzig erschienene Roman «Der goldene Spiegel, 
oder die Könige von Scheschian, eine wahre Geschichte. Aus dem 
Scheschianischen übersetzt.» 

i «Gedanken über eine alte Aufschrift». Leipzig. 1772. 


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dans ce genre. D’ailleurs il semble que pour une epithalame 1 2 3 
il y a trop d’6rudition et trop peu de galanterie. Mais cela 
n’empfeche, qu’on ne la lise presque partout avec plaisir. Le 
Virgile travesti est unique dans son genre; les tournures de 
l’auteur sont originales, et il me semble qu’il saisit souvent. 
mieux que Wieland lui-mgme le ton de la fine plaisanterie; 
il döcouvre de nouveaux tresors dans la langue allemande, qui 
ne parait pas d’abord bien propre au genre bernesque*. Qui 
est-ce Michaelis?* Cet homme devrait faire dans sa maniere 
un poeme h6roi-comique sur un sujet d’original. Les amours 
de monsieur Jacobi de teile maniere qu’il les travestisse com- 
mencent pourtant ä ennuyer a la longue 4 5 6 . Ce sont de petites 
dröles fort aimables et fort espiögles, mais avec lesquelles il 
faut rrränager son badinage. Que Vous dirai-je, mon eher ami, 
du Dankbaren Sohn*. Je ne puis me rappeier la lecture de 
cette pifece sans sentir mon coeur se dilaler. Je Vous dois une 
des heures les plus agreables de cette ann£e. En general j’ai 
lu peu de pifeces de th6ätre qui m’ayent fait tant de plaisir. 
Presque tout y est naturel, et l’on dirait que l’auteur ne s’est 
pas donne la moindre peine pour faire ce petit chef-d’oeuvre. 
Le Sentiment s’y präsente de Iui-m6me et un volume de co- 
mödies composöes dans ce goüt dispenserait le th6ätre allemand 
d’avoir ses Molieres et ses Destouches*. L’heureux talent de 
faire pleurer de joie, de faire rire sans en möme temps faire 
rougir et de faire aimer la vertu sans la pröner. Si c’est ici 
la premifere piece de monsieur Engel, je crois pouvoir prädire, 
qn’il sera le premier pofete comique de sa nation. Mais il y a 


1 Kleines Hochzeitsgedieht; aus dem Griechischen. 

2 bernesque, im Sinne von burlesque. sonst ungebräuchliches 
Wort, mit berner, foppen, zusammenhängend. 

3 Johann Benjamin Michaelis (1746-1772), Literat, zu Gleims 
Freundeskreis zählend, in dessen Haus er jung an der Schwindsucht 
starb. Von seinem travestierten Vergil «Leben und Thaten des 
theuern Helden Aeneas» erschienen die ersten 14 Strophen 1774 als 
Anhang an die gleich zu erwähnende Epistel an Gleim; das ganze, 
nur 30 Strophen umfassende Bruchstück in den erst nach seinem 
Tod herausgegebenen «Poetischen Werken» Bd. I (Gießen. 1780). 

* An den Herrn Kanonikus Jacobi in Düsseldorf aus seiner 
Studierstube in Halberstadt (Halberstadt. 1771). — An den Herrn Ka¬ 
nonikus Gleim, innliegend einige satyrische Versuche von unsere Ja¬ 
cobi Amorn (Halberstadt. 1771). — Zwen Briefe von Jacobi und Mi¬ 
chaelis, Pastor Amors Absolution betreffend (Halberstadt. 1771). — 
Ueber Friedrich Heinrich Jacobi vgl. diese Zs. XXXI, 107, Anmerk. 2. 

5 «Der dankbare Sohn. Ein ländliches Lustspiel». Leipzig. 1771. 
— Der Verfasser ist Johann Jakob Engel (1741—1802), der bekannte 
Romanschriftsteller und Verfasser des von Schiller eingeführten Ro¬ 
mans «Herr Lorenz Stark. Ein Charaktergemälde». 

6 Philippe Nöricault Destouches (1680-1754), französischer Lust¬ 
spieldichter. 


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tant. d’art dans le plan et dans la conduite de la piece, qu r i! 
est presque impossible que ce soit un coup d’essai. Qu’il se 
garde des monologues, ils pourraient le faire tomber dans le 
jargon precieux. Vous voyez, mon eher ami, qu’il vaut bien 
la peine de m’ouvrir Votre tresor litteraire, puisque je lis Vos 
brochures avec tant d’attention. Je n’en donnerai pas moins 
ä la lecture du «Goldenen Spiegel», que je compte recevoir dans 
la huitaine. A propos de ce livre et de son auteur, je Vous 
dirai que monsieur de Türkheim et moi nous sommes ligu6s 
pour souscrire pour la nouvelle edition d’Agathon, si la sou- 
scription est encore ouverte. Nous ne prendrons qu’un exem- 
plaire chacun sur papier ordinaire a raison de Irois rixdaler 
huitgros, cours de Leipzig, c’est ä dire treize livres de France, 
si je ne me irompe Des que Vous m’aurez dit, quf nous ne 
venons pas trop tard, je Vous ferai passer l’argent. Vous savez 
nos noms pour les envoyer ä Düsseldorf. ... 1 2 

VI, 111 - 114. 


87. 

Colmar, ce 25 obtobre 1772. 

J’ai bien des remerciments ä Vous faire de la peine que 
Vous avez prise pour nous faire encore profiter de la souscrip- 
tion pour Agathon. Je suppose que monsieur Bauer Vous aura 
fait passer les 28 livres 4 sols que je Pai Charge de Vous paver 
pour les deux exemplaires. J’ai lu, il y a environ un mois, 
i’histoire des rois de Scheschian. Ce livre est au-dessus de tout. 
61oge et surtout au-dessus des miens. II conte ä fond les Selhos*, 
les Belisaire 3 4 , les Usong* et tout ce qu’on a jusqu’ici lu dans 
ce genre. Wieland est fait pour la nouvelle place qu’il va oc- 
cuper, pourvu que son elfeve soit d’une etoffe ä en faire fa^on 3 . 


1 Die folgenden Ausführungen betreffen die Wahl Günthers zum 
Pfarrer in Colmar, wohl als Nachfolger von Türkheims. 

2 L’abbö Jean Terrasson (1670—1750, französischer Philosoph 
und Romanschriftsteller): Sethos, histoire ou vie, tiree des monu- 
ments aneedotes de l’ancienne Egypte, traduite d’un manuscrit grec. 
Paris. 1781. 

3 Jean Francois Marmontel (1723—1799, französischer Roman¬ 
schriftsteller) : Belisaire. Paris. 1766 

4 Albrecht von Haller (1708—1777): Usong. Eine morgenlän¬ 

dische Geschichte, in vier Bänden. Bern. 1771. Der erste der von 
Haller veröffentlichten Staatsromane. • 

3 Durch das Erscheinen des «Goldenen Spiegel oder die Könige 
von Scheschian» wurde die Herzogin Anna Amalia von Sachsen- 
Weimar veranlaßt, Wieland als Erzieher ihres Sohnes, des spätem 
Herzogs Karl August, nach Weimar zu berufen. 


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Je ne congois pas que cet illustre auteur puisse avoir un projet, 
dans lequel vous pourriez malgrö l’arnitiö que Vous me portez 
me faire avec honneur entrer pour quelque chose *. Les anec- 
dotes que Vous me marquez de Michaelis m’ont beaucoup Inter¬ 
esse. Cel auteur ne m’etait connu que de nom et par quelques 
produclions volantes. Je n’ai point lu Volre elegie latine sur la 
mort de monsieur Reinhard *. Je Vous serais sensiblement ob- 
lige, si Vous vouliez bien m’envoyer un exemplaire Je ne serais 
pas moins curieux de lire la nouvelle trag£die de Lessing *. 
Sur ce qu’on m’a dit du plan de cette pi&ce, j’en trouve le 
sujet assez ressemblant ä celui de Virginie. J’ai lu depuis peu 
les Devisen auf deutsche Gelehrte. Dichter etc. 1 2 3 4 Cet homme 
me traite mieux que je mörite de l’etre, surtout aj res les in- 
dignites qu’il a vomies contre des hommes d’un mörite decid£. 
Ah ! mon eher ami, si c’est la de la critique, on peut devenir 
Aristarque ä bien bon marche, et si ces gens-lä sont crus sur 
leur parole, la reputation d’uh littörateur est bien pr£caire. 
Quel est de grace le nom de l’auteur de ce libelle? Ce n’est 
pas qu’il manque d’esprit; il y a möme souvent de la justesse 
dans ses sarcasmes, mais il blesse presque chaque page l'hon- 
netlete et la biens^ance. J’apprends. que monsieur Wagner 5 
fait imprimer ses po^sies par souscription. Je souhaite, qu’elles 
le fassent conuaitre avanlageusement, et qu’il trouve chez 
l’etranger, de quoi se d^dommager des torts dont il accuse sa 
patrie. ... 6 

VI, 115—116. 


88 . 

Colmar, ce 30 novembre 1772. 

Je Vous suis, on ne peut plus, oblige de toutes les belles 
choses que Vous venez de m’envoyer. Je Vous en parlerai plus 
au long, quand j’en aurai pris lecture. Je crois, que Vous 
plaisantez, mon eher ami, quand Vous me proposez de m’as- 
socier au Mereui e de monsieur Wieland! je ne pourrai que lui 


1 Gemeint ist die Zeitschrift «Der Teutsche Merkur», der von 
1773-1789 unter Wielands Leitung erschien. 

2 Johann Jakob Reinhard starb den 6. September 1772 zu Karls¬ 
ruhe. Im gleichen Jahre erschienen Rings «Elegi subitarii in funere 
Jo. Jac. Reinhardi, consiliarii intimi.» 

3 Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Ein Trauerspiel 
in fünf Aufzügen. Berlin. 1772. 

* Devisen auf deutsche Gelehrte, Dichter und Künstler, aus deut¬ 
schen Dichtem gezogen. Lemgo. 1773. Verfasser war Leopold August 
Unzer (1748-- 1774), Kandidat der Rechte. 

5 Heinrich Leopold Wagner (1747—1779). Goethes Freund, der 
Verfasser der «Kindermörderin». 

6 Die folgenden Ausführungen betreffe» den jungen Klein. 


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fournir du rebut. Envoyez-moi toujours sa lettre ä son pfere 1 2 * 4 ; 
connaissant le poete je n’y chercherai que le fils. On vient de 
donner ä notre bibliothfeque l’histoire des rois de Scheschian. 
Plus je reflöchis sur cet ouvrage el plus je me dis ä moi-möme, 
ce que le grand Cond6*, 6tonn6 des grands traits de politique 
qu’il trouvait dans une des tragedies de Corneille, disait ä un 
de ses voisins: «Oü Diable. a-t*il appris tout cela?» Nicolay 
vient de me marquer lui-meme son hisloire avec Macklot et me 
Charge de retirer son manuscrit pour le faire imprimer ailleurs. 
II m’assure, qu’il Vous en a prevenu, et comme j’espere de 
trouver un 6diteur ä Bäle ; je Vous prie de rn’envoyer le pa¬ 
quet par le canal de monsieur Bauer, pourvu que ce soit par 
nne occasion sure Je suis curieux de lire le Discours adresse 
au Grand-Duc3, dont les censeurs de Straßbourg n’ont pas 
cru devoir permettre Timpression. Cela me parait bien etrange 
au moins. Nicolay m’en promel un exemplaire imprime en 
allemand et en franpais; ce dernier de la traduction de mon 
ami Lafermifere. Mais ils ne partira de Pötersbourg qu’au mois 
prochain, de Sorte qu’il me faudra peut-ötre attendre encore 
longtemps l’arrivee de son paquet .... 4 Que je regrette la 
perle du pauvre Michaelis 5 ! Son Virgile n'a pas l’air d’un 
ouvrage hypochondric. Je suis charme de connaitre l’auteur 
des Divises. C’est bien ä coup sur la production d’un courtaud 
«de boutique . . . 

VI, 117-118. 


89. 


Colmar, ce 17 janvier 17/3. 

J’ai re<?u a Straßbourg et sur la fin de l’annöe seulement 
Votre paquet du 10 decembre, contenant le manuscrit des 
oeuvres de mon ami Nicolay. Comme mon sejour dans cette 
ville a dure jusqu’au 0 du courant, et qu’ä mon retour j’ai 
trouvö cinquante affaires ä terminer, cela m’a ol)li<*6 malgre moi 
a diflferer ma röponse jusqu’ä ce jour. D’ailleurs je comptais 
pouvoir Vous marquer en möme temps quelque chose de positif 


1 Wohl nicht gedruckt; von Seuffert: Prolegomena zu einer 
Wieland-Ausgabe [in den Abhandlungen der Kgl. Preußischen Aka¬ 
demie der Wissenschaften zu Berlin. Jahrg. 1901, 1905, 190H] jeden¬ 
falls nicht erwähnt; vgl. auch Brief i*3. 

2 Ludwig von Bourbon. Prince de Condö (1621 — 1686). franzö¬ 
sischer Feldherr und Staatsmann. 

8 Rede an Se. Kaiserliche Hoheit den Großfürsten Paul Petro- 
witsch. St. Petersburg. 1772. — Sie war gehalten aus Anlaß der 
Großjährigkeitserklärung des Großfürsten. 

4 Die folgenden Ausführungen betreffen den jungen Klein. 

5 Michaelis war am 30. September 1772 gestorben. 


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au sujet de l’impression des oeuvres de Nicolay; mais monsieur 
Grynaeus que j’ai chargö de cette nögociation, ne m’ayant pas 
encore röpondu, je profite du premier instant dont je puis me 
saisir, pour Vous en accuser aumoins la röception. D6s que je 
saurai quelque chose de positif sur cet article, j’aurai l’honneur 
de Vous en prevenir, et comme je n’ai encore lu dans Emilia 
Galotti que le premier acte, j’eu remettrai le renvoi ä cette oc- 
casion, qui ne saurait tarder ä se presenter. Ce n’est qu’alors 
que je pourrai Vous dire mon petit avis de cette pifece, dont le 
premier acte me parait rempli de chaleur; mais le dialoque 
surtout dans les premieres scenes trop pr6cieux, trop recherche, 
pour avoir eie puise dans la nature. La transplaniation de mon- 
sieur Götter 1 me fait plaisir, des qu’il y trouve son avantage, 
mais d’un aulre cötd son öloignement fera probablement languir 
notre correspondance. II ne m’a pas encore accusö la reception 
du paquet que Vous avez eu la bonte de lui expedier. Cela 
commence ä m’inquiöter. Que ne Vous dois-je pas, mon eher 
ami, de toutes les belles choses, que Vous m’av6z communique 
de monsieur Wieland! Vous Vous doutez bien, que j’en ai 6te 
comble de salisfaction. Veuillez, je Vous en prie, continuer ä 
m’enrichir de Vos trösors, Vous ne sauriez les presenter ä de 
mains plus avides ni plus reconnaissantes. Vous retrouverez 
ci-joint le Discours de Nicolay au Grand-Duc. J’ai e!6 assez 
heureux d’en attraper ä Slraßbourg un exemplaire imprime. 
Je voudrais, que l’auteur me donnät la permission de l’inserer 
dans la collection de ses poösies. Que je plains le pauvre Jeru¬ 
salem de la perte affreuse qu’il vient de faire 2 3 4 5 . Au rnoment 
que je repus Votre lettre le jeune Gerardi, neveu de monsieur 
Koch 3, vint m’annoncer cette nouvelle a Straßbourg. . .4 

VI, 119—120. 


90. 

Colmar, ce 18 janvier 1773 s. 

Le depart de la presente ayant eie retardö d’un jour, cela 
me met ä menve de Vous dire, mon eher ami, que ia reponse 


1 Götter war 1772 als Geheimer Sekretär von Wetzlar nach 
Gotha berufen worden. 

* Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709—1789), berühmter 
Kanzelredner, Hofprediger zu Braunschweig. — Am 29. Oktober 
1772 hatte sich sein Sohn Karl Wilhelm, braunschweigischer Sekre¬ 
tär bei der Kammergerichtsvisitation in Wetzlar, in einem Anfalle 
von Schwermut erschossen. 

3 Christoph Wilhelm von Koch (1737—1813), Professor der Ge¬ 
schichte und des Völkerrechts an der Universität Straßburg. 

4 Das Folgende betrifft den jungen Klein. 

5 Beilage zum vorhergehenden Briefe. 


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que je viens de reeevoir de Bale me fait espörer, d’y trouver 
dans le sieur Schweighäuser un 6diteur pour les oeuvres de 
Nicolay. II me demande encore quelques öclaircissements qu’il 
m’est aisö de lui donner et. dont quelques uns font honneur 
ä sa delicatesse. Quanl au format il n’est pas pour l’in 12°. 
il pröfere l’in 8°. Je ne pen.se pas, que ces difficultes doivent 
nous arreter. Enfin j’espere de Vous en dire davantage dans 
une quinzaine de jours i. . . . 

VI, 121-122. 


91. 

Colmar, ce 28 janvier 1773. 

Voici, mon tr6s eher ami, Votre Emilie Galotti que je 
Vous renvoie avec mille remerciments. J’ai cru lire une tra- 
gedie posthume de Shakespeare. II n’y a qu’un homme de 
genie qui ait. pu la produire; mail il rne semble, qu’un homme 
de gönie n'esl pas dispense de se conformer aux regles, que 
l’etude de la nature, le bon goüt et la pratique du th&Ure ont 
prescrites aux poöles dramatiques. Si Emilia Galotti, si celte 
tragödie dont la catastrophe est si terrible, ne fait pas inöler 
des eclats de rire parmi les pleurs qu’elle arrache, la pifece 
m‘a ete mal lue, ou bien il est arriväe dans mes Organes une 
revolution qui m’a fait voir des extravagances disparates lä oü 
d’autres ne voient peut-6tre qu’une belle horreur. G’est la na¬ 
ture, me dira-t-on; mais ce n’est pas assurement la nature 
de Raphael; c’est celle de Rembrand qui n’a jamais su l’em- 
bellir ä propos. D’ailleurs on ne me persuadera jamais, que ce 
langage pr6cieux et souvent epigrammatique soit celui du Sen¬ 
timent; mais encore un coup, c’est un ouvrage de g6nie. Le 
plan est trace avec art et conduit de meme. La plupart des 
caractöres sont vrais et dessines avec la plus grande force. 
L’ensemble est grand et riche, mais il y a des d£tails m6s- 
quines et des platitudes indignes du cothurne. J’ai lu en möme 
temps le manuscrit de «Pierre le cruel» que monsieur de 
Belloy* a bien voulu me eonfier. Quelle diflference, mon eher 
ami, quelle noblesse et en m6me temps quelle verite. Le coeur 
y souffre, mais avec plaisir, quoique les situations n’y soient 


1 Die folgenden Ausführungen betreffen die Bitte des Herrn 
Sandherr aus Colmar, receveur des deniers royaux et municipaux, 
an Bing, in einer Streitsache mit Macklot wegen einer Geldforde¬ 
rung für Inserate zu vermitteln. 

2 L. P. Buirette de Belloy (1727—1775), französischer dramati¬ 
scher Schriftsteller. Sein «Pierre-le-Cruel, tragedie en cinq actes et 
en vers» erschien erst 1775 zu Amsterdam. — Peter der Grausame 
(1334—1369), König von Kastilien. 


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- 93 — 

•ni moins terribles ni moins touchantes que dans Votre tragedie 
Allemande. Que n’avez-Vous assistö ä cette lecture, qui a ar- 
rache des larmes et des fremissements aux amis qui en ont ete 
tömoins. Mais parlons d’autres choses. Le sieur Schweighäuser 
a Bäle s’est Charge de l’edition des oeuvres de Nicolay. II ne 
negligera rien pour la rendre elegante et correcte. Monsieur 
Grynaeus repassera les öpreuves et veillera sur toute l’execution 
typographique. Monsieur Nicolay dans sa lettre m’a parle d’un 
dessin reprösentant une Muse pleurante et d’un canevas de 
pröface, qu’il a envoye a Carlsrouhe. Je Vous prie de me faire 
passer Tun et l’autre ä Votre commoditö. Le premier volume 
du Mercure allemand de monsieur Wieland a-t-il dejä paru ? 
Je serai curieux de le feuilleter 1 . . . . 

VI, 1-3—124. 


92. 

Colmar, ce 12 fevrier 1773. 

[Pfeffel schreibt an Bing in Betreff der weiteren Ausbil¬ 
dung des jungen Klein . . .] 

. . . Gomme monsieur Bartholdy se propose de Vous ecrire 
plus amplement sur cette mutiere, je la quitterai, pour Vous 
parier du Mercure allemand, dont Vous avez bien voulu m’en- 
voyer le prospectus 2 3 . Vous ne connaissez pas notre province, 
ni ses environs, si Vous croyez, qu’il me sera possible d’y 
placer douze exemplaires de cet agröable ouvrage. J’en prendrai 
un pour notre societö littöraire. et si eile n’en veut pas, je le 
garderai pour moi seul. J’ecrirai ä monsieur Sander pour le 
disposer ä souscrire de meme, et je lacherai au resie de trouver 
autants de chalands que possible Mais je Vous pröviens, mon 
eher ami, que si je ne me trompe fort, je ne ferai que de 
l’eau claire. J’ai lu les deux almanacs de Göttingue pour 72 
•et 73. Mais celui de Leipzic qui renferme la critique du dis- 
eours de Nicolay ne m’est pas encore parvenu *. Je ne suis 
* pas etonne que les Allemands ne goütent pas absolument ce 
genre de poösie; eux qui ne demandent aujourd’hui qu’une 
diction serröe et des phrases extortillees. Le poeme de Nicolay 
•est dans la maniere des Fran^ais qui trouveront des beautös lä- 
möme, oü les Allemands ne croiront voir que de la prose ri- 
möe. Le gazetier de Francfort n’a-t-il pas deprimö jusqu’ä la 
muse de Geliert. Vous allez voir que pour faire une fable, il 
faudra bientöt emboucher la trompette öpique. Un des princi- 


1 Das folgende betrifft den jungen Klein. 

2 «Nachricht an das Publikum. Weimar, den 12. Dezember 1772.» 
von Wieland unterzeichnet. 

3 Die Kritik steht in dem Almanach der deutschen Musen auf 
-das Jahr 1773, 101 — 102. 


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— 1)4 — 

paux auteurs de cette gazette est un nommeGette 1 2 , homme de 
genie ä ce qu’on dit, mais d'une Süffisance insupportable. J’ai 
une fois soupe en sa compagnie et m£me re<?u sa visite, mais 
je ne le connais pas ä beaucoup prfes assez, pour en juger 
d’apres mes propres observations. J’ai lu Fepitre de Götter ä 
madame HenseM; comme Vous je l’ai trouvee im peu longuo, 
mais remplie de choses bien vues et bien dites. J’aime surtout 
le petit monument episodique, qu’il y a 6rig6 ä la pauvre Jean- 
nette Lucius, son amie et la mienne 3 4 5 . II ne dit pas trop de 
cette actrice instruite et aimable. Elle mourut Pautomne der 
nier. J’ai communique a monsieur Götter dans le dernier paquet 
que Vous avez en la bonlö de lui expedier quelques vers adres- 
s£s au prince bereditaire de Hesse-Darmstadt & pendant son 
sejour ä Colmar. Je voudrais, que monsieur Wieland les trou- 
vät dignes de les inserer dans son Mercure, parceque je sais 
que Madame la Landgrave fait le plus grand cas de cet auteur 
qu’elle connait personellement Mais avant que de Vous en- 
voyer cette babiole, il faut que je Sache de monsieur Götter, 
s’il ne Pa pas d6jä envoyee ä Göttingue. Ne pourriez-Vous pas 
me procurer son ad resse. Je me rapporte au reste ä la lettre 
dont j’ai accompagne Emilia Galotti n’ayant plus que le temps 
de Vous embrasser . . . 

VI, 125—126. 


93. 


Colmar, ce 27 mars 1773. 

fPfeffel schreibt an Ring, betreffend die weitere Ausbildung 
des jungen Klein . . .] 

. . . J’y joins les brochures que Vous avez bien voulu me 
communiquer. Je Vous en suis sensiblement oblige, ainsi que de 


1 Frankfurter Gelehrte Anzeigen. Frankfurt. 1772 ff. — Bemer¬ 
kungen über Geliert im Jahrgang 1772, 6—7 und 117-118; diese 
letzteren hat Pfeffel wohl im Auge. 

2 Ueber Pfeffels Beziehungen zu Goethe vgl. Pfannenschmid, 
Gottlieb Konrad Pfeffels Fremdenbuch, HO. 

3 «Epistel an Madame Hensel. nachher Seyler», wieder abge¬ 

druckt in «Gedichte von Friedrich Wilhelm Götter» (Wien. 1816), 
87—97. - Die auf J. K. Juliane Räder bezügliche Stelle auf 

S. 95—96. 

4 Johanna Katharina Juliane Räder geb. Lucius starb den 23 
Juni 1772, erst 28 Jahre alt. 

5 Ludwig X. (1753—1830). Landgraf, als Großherzog Ludwig I. 
von Hessen-Darmstadt. — Die an ihn gerichteten, «Pallas» über- 
schriebenen Verse in den Poetischen Versuchen I (Tübingen 1802, 
157. 

ß Henriette Karoline von Pfalz-Zweibrücken. Gemahlin des Land¬ 
grafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. 


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la lettre de Wieland que Vous avez bien voulu me communiquer. 
J’observerai religieusement la loi que Vous m’imposez ä Pdgard 
de cetle derniere. J'ai 6te extasie de la lecture d’Alceste 1 . J’y 
ai trouve la simplicitö majeslueuse du grec unie ä cette touche 
lorte, qui dans la peinture des caracteres donne ä quelques gdnies 
modernes la preference sur les anciens m6mes. Le denouement, 
quoique imit6 d’Euripide 2 , m'a paru plus propre pour une Ir 
gedie grecque que pour un opöra moderne. Le tour qu’Her- 
cule joue ä Admfete en irritant sa douleur par les propositions 
qu’il lui fait de l’unir ä une autre beaute est absolumenl du 
ressort de la comedie. Le merveilleux qui regne dans cet opera 
aura pu donner lieu ä une scöne bien pompeuse, si monsieur 
Wieland avait fait descendre Alceste dans un nuage II ötait 
homme ä compenser les beautes, que cetle aherration du plan 
present lui aurait fait sacrifier. J’ai trouve son dialogue supe- 
rieur et sa versification ä un ou deux airs pres naturelle et 
tres melodieuse. Elle me parait un peu plus negligee dans 
Aurore»; comment trouvez-Vous cet hemystiehe? Ein ander 
glücklicher, sans parier des chevilles nombreuses et de quelques 
mots indignes de la muse lyrique qui y soni ecliappes ä Pau- 
teur. J’ignore d’ailleurs, si les altribuls qu’il prele ä l’amour 
ne pechent point contre le coslume. Au reste picloribus atque 
poetis. . . . 

VI, 127—428. 


94. 

Colmar, ce 27 mars 1773. 

[Pfeflel übersendet Ring zwei für die Sammlungen der 
Markgräfin Karoline Luise von Baden-Durlach bestimmle Alter¬ 
tümer (antiquitös)]. 

VI, 129 —130. 


1 Alceste. Ein Singspiel in fünf Aufzügen Leipzig. 1771. — Die 
Musik war von Anton Schweitzer (1737-1787). damals Musikdirek¬ 
tor bei der Seilerschen Schauspieltruppe, die in diesen Jahren ihren 
Standort in Weimar hatte. — Alkestis, die Gemahlin des Königs 
Admetus von Pherae in Thessalien, war, um ihrem von tödlicher 
Krankheit befallenen Gatten das Leben zu retten, freiwillig in den 
Tod gegangen; doch wurde sie von Herakles dem Hades wieder 
entrissen und dem Gatten wiedergegeben. 

* Euripides (480—406 v. Chr.), einer der drei großen griechi¬ 
schen Tragiker, hat ein Drama «Alkestis» geschrieben. 

a Aurora. Ein Singspiel in einem Aufzuge, auf das höchste Ge¬ 
burtsfest der Durchlauchtigsten Herzogin-Regentin von Sachsen- 
Weimar und Eisenach, o. 0. 1772. 


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95. 


Colmar, ce 29 avril 1773. 

J’ai appris, mon eher ami, le sujel de Votre douleur. Je 
Aa partage dans toute son etendue: je puis en juger, ayant perdu 
,moi-möme le plus eher de mes enfants dont la perle aprös trois 
,ans est encore loute recente pour mon cceur. Je n’entreprends 
,pas de Vous consoler, j’en suis incapabje. Avec un poignard 
.dans l’dme, comment voudriez-Vous, que je puisse verser du 
bäume daus la Vötre. J’espere que Vous aurez regu mon paquet 
avec les deux curiosi16s pour le cabinet de Madame la Marg- 
grave. Je Vous envoie aujourd’hui un exemplaire des oeuvres 
de Nicolay qui ne font que de quitler la presse. Je suis etonn£ 
li.oi-möme de la diligence de monsieur Schweighäuser. Ses 
,proc6d6s et ses lettres me prouvent, que c’est un fort galant 
homme. D’oü vienl, que je ne re^ois pas le Mercure de Wie¬ 
land que Vous Yous souviendrez, que je Vous ai pri6 de m’in- 
scrire pour un exemplaire. Le Roy vient de m’accorder la per- 
mission d’ötablir une 6cole mililaire pour la noblesse prolestante 
d’Alsace et pour les jeunes Prangers qui se destinent au Ser¬ 
vice 1 2 3 4 . Je Yous en envoie ci-joint l’abregö du plan, tel qui a 
präsente au ministre, au marechal et ä l’intendant*. C’est 
le ci devanl Sauvage, que j’ai aflecle ä celte destination *. Quand 
Vous aurez, mon eher ami, 1’esprit assez libre pour faire des 
observations sur mon plan, je Vous en aurai bien des remer- 
ciments. Dans le commencernent au moins, je me bornerai ä 
10 ou 1 2 Cleves, qui auront deux Gouverneurs, oulre les maitres 
externes. Ce n’est que depuis huit jours que j’ai PagrEment 
de la courf Si cet Etablissement me rEussit, j’aurai la satis- 
faction de m'occuper selon mon goüt; je ne m’en lEserve que 
la direction gEnErale et parlieuliEre; mais je Vous promets bien, 
que je ne serai jamais oisif. Comment le pourrai-je, si je veux 
faire mon devoir. . . . 

VII, 93. 


1 Vgl. hierzu und zu den folgenden Briefen Pfannenschmid: Die 
-Gründung der Kriegsschule des Dichters Pfeffel in Colmar. Ztschr. 

f. d. Geschichte des Oberrheins XVI, 59—80; Schultz: Gottlieb Kon- 
rad Pfeffel und (Ke Militärschule in Colmar. I. Teil. Colmar. 1907. 

2 Da wir hier den ursprünglichen Entwurf des Planes, wie er 
dem Kgl. Hofe vorgelegt worden ist, vor uns haben, so werde ich 
ihn in den Beilagen mitteilen. Er uoterscheidet sich sowohl von dem 
endgültigen, bei Schultz a. a. 0. S. 69—72 mitgeteilten Prospekte, 
wie auch von dem an Lamey in Mannheim eingesandten Entwürfe; 
vgl. Schultz a. a. *©., 47 ff. 

3 Das Gebäude, in dem die Schule eingerichtet wurde, also 
. das in der Langegasse Nr. 41 gelegene, heute Renkerische Haus, 

in dem Pfeffel auch geboren war, beherbergte vorher das Gasthaus 
zum wilden Mann später wurde die Schule in das jetzige Jungsche 
Haus in der RorÄgasse verlegt. 

4 Sie war datiert vom 17. April 1773. 


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96. 


Colmar, ce 22 juin 1773. 

II m’est impossible, de laisser partir notre uouvel archi- 
vaire* sans le charger de quelques lignes pour Vous, quoique 
je ne pnisse presque trouver le moment. de l’Ecrire. J’ai lu avec 
plaisir le pretnier volume du Mercure allemand, et je payerai de 
grand coeur les 4 fl. 30 kreuzer auxquelles Vous etes obligE 
de taxer le prix de cet interessant journal. J’aurai tort de dire, 
que j’y ai trouvE tout ce que je croyais pouvoir y chercher ; 
mais aussi n’est-ce ici que le premier volume, et je pense meme, 
que ceux-mEmes qui jugeront cet ouvrage d’apres Ja premiere 
an nee risquent de prEcipiter leur jugement. Les lettres sur Al- 
ceste * m’ont beaucoup attachE, sans rEfuter l’opinion oü je suis 
que les ressorts, mis en ceuvre dans le cinquiEme acte, sont un 
peu mesquines, pour ne pas dire indignes du cothurne lyrique. 
Monsieur Wieland qui sent si bien la diffErence du siEcle d’Euripide 
au nötre reviendra j’en suis certain sur cette petile imperfection, 
qu’il appelle lui mEme une tache. A propos du Mercure je 
Vous envoie ci-joint quelques brimborions que j’abandonne ä 
Votre discrEtion et ä celle de monsieur Wieland, si Vous jugez 
ä propos de les lui communiquer; s’ils sont rejettes, je ne 
demande pour eux d’autre grace que celle de les brüler et ne 
n’en nommer l’auteur ä qui que ce soit. Les vers au prince 
heredilaire de Üarmstadt lui ont eie lus apres son depart de 
Colmar par un ami ä qui je les avais remis. Vous avez raison 
de dire, mon eher ami, que REtablissement que je mEdite de¬ 
mande un homme dEgagE de tout autre travail. Aussi fais-je 
l’impossible pour me mettre en Etat de ne me livrer qu’ä cette 
occupation, que j’ai cboisie par goüt. Je ne garderai cette di- 
rection qu’autant que j’y trouverai du plaisir, et pour le faire 
durer, je me bornerai ä un tres petit nombre d’61eves, dont 
quelques uns se sontd^jä presentes, ainsi qu’une partie des maitres, 
auxquels je pourrai les confier; cependant l’ouverture de cet 
institut souffrira encore quelques dllais necessaires, et ce n’est 
que depuis deux jours, que j’en ai rgdige le prospectus, tel que 
je croirai pouvoir le faire imprimer. Ne sauriez-Vous pas, mon 
cber ami, quelle äme charitable a unnonce la nouvelle de cet 
Etablissement dans la gazette de Carlsrouhe *. . . . 

VII, 95-96. 


1 Gemeint ist wohl ein H. Birckel, Legationssekretär bei der 
französischen Gesandtschaft in München. 

* «Briefe an einen Freund über das deutsche Singspiel Alceste», 
von Wieland selbst geschrieben. Der deutsche (!) Merkur I. Jahrg* 
(1773), Bd. I, 34 ff. und 223 ff. 

8 Der Jahrg. 1773 der Karlsruher Zeitung ist in den Karlsruher 
Sammlungen nicht vorhanden. 

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97. 


Colmar, ce 8 juillet 1773. 

[Pfeflel empfiehlt Ring einen gewissen Doll, conseiller de 
cetfe ville, der ihn in einer Prozeßangelegenheit um Rat fragen 
will und bittet ihn gleichzeitig, ihm genannte Bücher aus der 
Buchhandlung Macklot zu besorgen . . .] 

VII, 97. 


98. 


Colmar, ce 17 aoüt 1773. 

. . . 1 * 3 J’eus, il y a huit jours, un plaisir digne d’envie. Ce 
fut celui de diner avee Fillustre Gessner* et son 6pouse, avec 
monsieur le professeur Ustery 3, monsieur de Muralt et quelques 
autres personnes respectables de Züric. Cette compagnie etait 
au bain de Rippoldsau 4 et s’en est retournee par TAlsace. Mon¬ 
sieur Ustery est venu me voir la veille, et je l’ai conduit au 
Neufbrisac 5 6 oü toute la compagnie a change de chevaux ei pris 
le diner. C’etait un banquet des Dieux, mon eher ami, et je 
trouve, que Gessher est pour le moins aussi bon cornpagnon et 
bon ami qu’il est grand poete. J’ai promis aux airnables gens 
de les aller visiter ä Züric et, s’il plait. a Dieu, je liendrai ma 
promesse. Je compte d’aller ä Bale au mois prochain, pour 
y recevoir le fils cadet de tfiadame Orell* des mains de son in- 
comparable mere. C’est encore une femme que celle-lä; je ne 
connais que ma Landgrave qui la vaille. J'ai fait depuis un an 
plusieurs excellenles connaisances, et l'etablissement que j’ai en 
vue m’en a procure quelques unes qui me recornpensent d’avance 
des peines auxquelles je vais nfassujeltir. Je Vous suis bien 
oblige. mon eher ami, des offres que Vous me faites de me 
faire trompetter par quelques gazetiers lilteraires. J’aime mieux, 
qu’on parle de cette affaire dans deux ans qu’ä Theure qu’il 
est. b’ailleurs les gazetles poliiiques d’Allemague m’ont mis 


1 Die vorhergehenden Ausführungen betreffen u. a die Bezah¬ 
lung der von Ring vermittelten Bücher usw. 

* Salomon Gessner (1730—1788), der bekannte Idyllendichter. 

3 Leonhard Ustery (1741—1789), seit 1764 Professor der hebrä¬ 
ischen Sprache an den höheren Schulen Zürichs, hervorragender 
Schulmann und Pädagoge. 

4 Rippoldsau, bad. Bezirksamt Wolfach. 

5 Neubreisach, elsäss. Kreis Colmar 

6 Regula Orell geb. Lochmann; ihr Sohn Bernhard ist der erste 
Schüler, den dessen Mutter «den Mut hatte>, dem Institut Pfeffels 
anzuvertrauen. Vgl. Pfannenschmid: Gottlieb Konrad Pfeffels Frem¬ 
denbuch, 212. 


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de Irop mauvaise humeur, pour que je puisse me rEconcilier 
de si tot avec toute I’exigeance des nouvellistes. Ces gens lä 
* ont le diable au ventre pour tout imprimer. Ne viens-je pas 
d'apprendre de mon frere, qu’il a lu de ses propres yeux dans 
la gazette de Hambourg le prospectus complet de mon Ecole mi- 
litaire. Dieu sait comment il est venu dans ce pays-lä, tan- 
dis que j’ai cru ne le distribuer qu’ä bonnes enseignes et aux 
personnes qui me Pont demande. Adieu, mon eher ami, au 
premier jour je Vous enverrai une lettre pour monsieur Götter, 
pour le faire sortir de sa lEthargie. . . . 

VII, 98-99. 


99. 

Colmar, ce 5 octobre 1773. 

Je Vous ecris au milieu des transes et des alarmes, ou me 
jette la maladie de ma chEre Doris qu'une GEvre maligne fait 
flotter ent re la vie et la mort depuis dix-huit jours. Grace ä la 
honte divine le danger est un peu diminue depuis hier, mais 
eile n’est pas encore ä beaucoup prEs hors d’affaire. Vous con- 
naissez, mon eher ami, les Sentiments qui nPattachent ä cette 
epouse cherie; Vous devinerez les angoisses continuelles dont 
mon coeur est agitE, mais il Vous sera impossible de Vous les 
figurer dans toute leur terreur, Puisse le Dieu tout-puissant 
la rendre ä mes voeux ardents et ä ceux de nombre d’ämes 
honnetes qui s’intEressent ä son sort et au mien. G’est bien 
malgrE moi, mon trEs eher ami, que je me vois force dans ses 
cireonstances de m'occuper d’autres affaires que de celles qui 
font la sollicitude «le mon coeur, mais une lettre que j’ai re^ue, 
il y a plus de huit jours. de VVissembouig uPoblige de Vous 
demander quelques eclaircissements preliminaires au sujet d’un 
certain monsieur Boell, candidat en ciroit, qu’on me dit Etre ä 
Carlsrouhe chez monsieur de Gemmingen et jouir de 1’enlrEe de 
Votre maison. Ses moeurs sont-elles pures, ses maniEres polies, 
sa figure prevenante, son caractEre doux, ses talents au-dessus 
du rnediocre, parle-1-iI le fran^ais avec une certaine facilite et 
un accent passable? EnGn le croyez-Vous propre ä remplir dans 
mon institut, (si Dieu me permet de le continuer), une place 
d’instituteur en histoire, gEographie. droit naturel et dans ce qu’on 
appelle la statistique. Son stjle allemand est-il forme pour la 
lecture, et le croyez-Vous en Etat de corriger des thfemes fran- 
$ais et des traductions faites du franfais en allemand. Vous 
m’obligeriez inGniment, mon eher ami, si Vous vouliez le plu- 
töt possible me fournir les Eclaircissements, que je prends la 
liberte de Vous demander. Si Vous trouvez ce sujet capable 
de remplir la täche ci-dessus, Vous pourriez sonder monsieur 
Boell, s’il se sent dispose d'accepter la place que je lui oflre, 
sans pourtant in’engager encore d’une maniere dEcidEe. Comme 
il ne pourrait vaquer aux le^ons sacrEes, je ne peux lui fixer 
d'abord qu’un appointement de deux cents livres que je por- 


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terai ä trois cents, des que )e nombre des äleves domiciliäs ä 
Päcole sera monte ä six. Je n’ai pas besoin d’ajouter, qu’il sera 
löge, nourri, chausse et äclairä 4 mes frais, mails qu’il lui fau- 
drait en mäme temps se charger de i’inspeclion sur un certain 
nombre d’äleves. . . . 

VII, 100—101. 


100 . 

Colmar, ce ‘21 octobre 1773. 

Grace au bienfaiteur supreme ma chfcre malade revient 
4 la vie. Apres 33 jours de maladie les mädecins l’ont däclaräe 
convalescenle et eile a quitte hier le lit pour la premiere fois. 
Partagez, mon eher ami, partagez ma joie comme Vous avez 
partagä mes alarmes. J’ai bien reconnu le caractere de la vraie 
amitie dans l’intärät tendre que Vous et Votre digoe compagne 
avez pris 4 mes peines. Elles sont passees ces peines ineflables 
■et ä peine puis-je encore croire mon honheur. Puisse l’ätre 
supräme Vous präserver l’un et Pautre de ce que j’ai souffert. 
Je ne m’en souviendrai jamais sans främir, ni sans bänir en 
mäme temps le bras secourable du Tout-puissant. — Quelques 
jours avant l’arriväe de Votre lettre monsieur ßoell lui-möme 
m’en äcrivit une qui portait l’empreinte d’un homme instruit 
et rempli de bonne volontä. II me fut en möme temps rec- 
comandä par un homme de merite qui le connait de pr&s, et 
puisqu’il faut Pessayer avec un chacun, je commencerai par 
-eprouver celui-ci plutöt qu’un autre qu’il me faudrait encore 
chercher. Je lui procurerai ici les occasions de se degourdir 
et de se former au ton de la bonne Compagnie. S’il röussit, 
tant mieux; si non, nous tächerons de lui donner un successeur 
qui puisse remplir mes attentes. Quand j’aurai une fois un 
homme comme il faut, je lui ferai ä tous ägards un traitement 
propre a le retenir. Voilä six semaines que je n’ai rien fait, et 
il me reste encore une quinzaine de feuilles de mon malheu- 
reux Büsching ä traduire. Ma täche comprend entre autres le 
•cercle de Souabe et par consöquence les terres de monsieur le 
Marggrave. Si l’exstinction de la branche ain6e de Bade a en- 
traini des changements qui märitent d’ötre rapportäs, je Vous 
■aurais bien des obligations, si Vous vouliez bien me les fournir. 
J’ai le Badische Adresskalender* qu’on me dit fort exact pour 
la description du local, mais les corrections ä faire dans les 
introductions ne sauraient s’y puiser, et il ne me coüte guere 
pli.s de peine de traduire des renvoies qui rectifient Büsching, 


1 Markgräflich Baden-Badischer Staats* und Adressekalender. 
Rastatt. 1764 ff. — Markgrävlich Baden-Durlachischer Staats* und 
Addresse-Calender. Karlsruhe. 1763 ff. 


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que de traduire Poriginal, dans lequel malgre ces sortes de cor- 
rections il reste encore assez de fautes ä eloigner. . . . 

VII, 102—103. 

401. 

Colmar, ce 18 janvier 1774. 

[Pleffel empflehlt Ring den niehtgennnnten Ueberbringer 
dieses Schreibens, den Vertreter einer Weinhandlung zu Reims.] 

VII, 104. 

102 . 

Colmar, ce 1 fevrier 1774. 

Je Vous dois deux reponses et, si Vous pouviez jetter un 
coup d’ceil sur ma maniöre d’ötre actuelle, ce coup d’ceil ferait 
l’apologie de mon silence. Je Vous dirai pour toute excuse, 
qu’aprös une longue maladie ma respectable möre y a enfin 
succombö dans les derniers jours de l’unnee. Cet övenement 
avec ses suites a mis des entraves ä la liberte de mon esprit 
et ä mes moments de loisir. Je profite du premier röpit que 
je puis me donner, pour Vous remercier, mon eher ami, ainsi 
que Votre charmante compagne de la part que Votre amitie 
Vous a fait prendre ä la convalescence de ma fern me qui par- 
tage ma sensibilitö ä cet egard. Malgrö Porage que nous ve- 
nons d’essuyer sa sante s’aflermit de jour en jour, et il faut 
esperer que Dieu voudra bien suspendre ces epreuves terribles 
auxquelles il nous a soumis l’annöe passee. Pour ce qui re- 
garde Pecole rnilitaire, eile ne va pas mal surtout pour un en- 
l'ant qui sort du berceau. Monsieur Böll est excellent pour 
Pinstruction dans les Sciences historiques, mais il n’a pas ä 
beaucoup pres assez de monde pour un gouverneur, et plusieurs 
de mes elfeves savent six fois plus de frangais que lui. Heureuse- 
ment une indisposition dont il fut attaqu£ dös son arrivee et 
qui Pa porlö ä me demander la permission de prendre un loge- 
ment en ville m’a-t-elle fourni le moyen de le placer dans sa 
sphöre, en le bornant ä deux heures de lepon par jour. II en 
donne encore cinq ou six dans d’autres maisons, ce qui le met 
ä möme non seulement de paver sa table, mais encore de se 
faire une bourse. D’un autre cöte cela ne fait pas mon affaire, 
parcequ’il me faut un homme exclusivement attachö et habitue 
ä ma maison qui ait du savoir-vivre et qui puisse parier fran<?ais. 
Cette langue sert ä presque toutes nos conversalions, surtout 
depuis Parrivöe de mon associö monsieur de Bellefontaine *, 


1 De Bellefontaine, firanz. Offizier und von 1769—1771 Lehrer 
an der Kgl. Kriegsschule zu Paris ; über sein Verhältnis zn Pfeffel 
und zur Kriegsschule vgl. die oben S. 96, Anmerk. 1 erwähnten 
Arbeiten von Pfannenschmid und Schultz. 


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officier aux grenadiers royaux, qui n’en parle point d’autre, 
non plus que madame son epouse, jeune femme fort aimable, 
qui a eie elevee ä Paris sans en prendre les ridicules. J’ignore, 
qui a fourni ä monsieur Macklot la nouvelle de Parrivee de tnon- 
sieur de Bellefontaine; il y a des inconnus qui s’interessent 
un peu indiscretement a Peeole militaire de Colmar et pour em- 
pöcher, que les avis qu’ils prennent la peine de faire inserer 
dans la gazette de Carlsrouhe ne se jettent sur notre compte, 
j’espere, que monsieur Macklot voudra bien aussi accorder ä la 
protestation ci jointe une place dans ses feuilles 1 . Je Vous prie, 
mon eher ami, de Vous charger de cette commission, ainsi que 
des frais de publication, s’il s’avise d’en exiger. J’aurai soin de 
Vous les rembourser avec bien des obligations. II est dit entre 
autres dans ce fameux avis, date de Colmar, que nous avons un 
instituteur reforme pour les eleves de cette religion. Ce qu’il y 
a de vrai, c’est que nous en cherehons un depuis plus d’un 
mois et que tous ceux, qui se sont prösentes jusqu’ici, ne savent 
que Pune ou Pautre des deux langues, ce qui ne fait pas notre 
affaire J’en ai ecrit entre autres ä monsieur Lamey 2 qui ap- 
paremment n’a rien deterre, puisqu’il ne m’a pas encore fait 
reponse. Si Vous saviez, mon ami, un sujet capable de cette 
religion qui a la connaissance des deux langues, joignee des 
moeurs pures, des talents au-dessus du mediocre et surtoul du 
savoir-vivre, Vous m’obligeriez beaucoup en me le faisant con- 
naitre, et nous pourrons lui laire des a present un sort de Cents 
ecus. — II me semble que ces sujets ne devraient pas etre 
rares parmi les colonies fran^aises de la Hesse et du Palalinat. 
J’ai bien re^u successivement les deux cahiers du Mercure alle- 
mand. Vous n’avez qu’a me mettre parmi les souscripteurs 
pour cette annee et ä me marquer ä qui je dois adresser le 
prix de Pabonnement. Quant ä celui qu’o:i a publie pour les 
Oeuvres de Winkelmann 3 , il y a plusieurs mois, qu’on me Pa 
envoye de Vienne, mais comment veul-on, qu’on souscrive pour 
un ouvrage dont on en dit pas le prix. Je suis eharme, que 
les brimborions de ma fabrique, inseres aux almanacs des 
Muses, Vous aient amuse un instant. Monsieur Haie me fait 
des compliments ä perte de vue sur la fable du lion malade, 
Celle que j’ai adressee ä Pami Götter se trouve deßguree par 
une faute enorme de typographie, qui en rend la morale tout 
ä fait inintelligible. Au lieu du vers zu guten Stundeu nötig 


1 Der Jahrgang 1774 der Karlsruher Zeitung ist in den Karls¬ 
ruher Sammlungen nicht vorhanden; die Erklärung wurde anschei¬ 
nend nicht aufgenommen, sie liegt noch handschriftlich bei dem 
Briefe; vgl. auch Brief 104. 

2 Andreas Lamey (1726-1802), Schüler Schöpflins, Archäologe 
und Historiker, ständiger Sekretär und Oberbibliothekar der Mann¬ 
heimer Akademie. 

3 Johann Joachim Winckelmann (1717—1768), Kunsthistoriker 
und Begründer der wissenschaftlichen Archäologie in Deutschland- 


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— 1(M — 

hat, mon manuserit porle zu guten Thaten nötig hat*. Mon¬ 
sieur Schmid de Gießen a depuis quelque temps recherche ma 
connaissance avec beaucoup d’honneltetö. Vous trouverez dans 
son almanac la fable de la praline, sur laquelle je lui avais ac- 
corde le droit de vie et de mort*. Notre ami Nicolay m’a envoye 
des materiaux pour une Iroisiöme partie de ses ouvrages. Je suis 
fäche de ne pouvoir y inserer ce qu’il a tait de mieux dans sa 
vie. C’est une satire sanglante, faite contre les censeurs de 
Straßbourg ä propos de la defense qu’ils ont faite au libraire 
Stein de reimprimer le Discours au Grand-Duc. Au reste je ne 
pense pas. que Nicolay s’embarassera beaucoup du croassement 
des Arislarques allernands sur les fruits de ses loisirs*. 

VII, 105-108. 


103. 

Colmar» ce 22 fevrier 177i. 

[Pfeifet übersendet Ring die in dem vorigen Brief erwähn¬ 
ten satirischen Verse Nicolays. Nachrichten über den jungen 
Klein.] 

VII, 110. 

104. 

Colmar, ce 10 avril 177-4. 

Kniin, mon Ires eher ami, je trouve une occasion directe, 
de Vous faire passer l’ahonnement du Mercuie d’Allemagne 
dont je viens de recevoir le premier trimestre de cette annee. 
Ce journal, fidele ä la promesse de son edileur, devient de mois 
en mois plus interessant; malgre cela, je n’ai pas encore augmente 
dans mes environs le nombre des souscripleurs. Monsieur Böll 
m’a rapporte de Carlsrouhe une proposition par ecrit du sieur 
Macklot qui veut faire revivre son projet de faire une nouvelle edi- 
tion de ce qu’il appelle mes Oeuvres. Vous trouverez ma reponse 
dans le billet ci-joint que je Vous prie de lui envover. Comme 
ma lettre relative ä l’eeole militaire devait paraitre dans sa gazetie 


1 Der Göttinger Musenalmanach von 1774 enthält folgende 
Stücke Pfeffels : «Der Domprobst und Nachbar Hein» (Poetische Ver¬ 
suche I (Tübingen. 1802), 8*1), «Der kranke Löwe» (ebenda I, 64), 
«Der Pavian und der Pudel» (ebenda I, 110) und «Das höfliche 
Bauernmädchen» (ebenda I, 168); Götter gewidmet ist «Der Pavian 
und der Pudel». 

2 Im Almanach der deutschen Musen von 1774 steht Pfeffels 
«Die Zuckermandel» auf S. 123—130, in den Poetischen Versuchen I, 
68-70. 

3 Dieser dritte Band ist nicht erschienen. 


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ou d’abord ou jamais, il aurait etc hors de saison de remuer 
cette affaire apres la reception de Votre declaration, c’esf a dire 
3 ou 4 semaines apr&s coup. Monsieur D’AIembert, notre re¬ 
spektable correspondant, vient de faire insörer notre prospectus 
dans le Journal encyclopedique 1 et de nous communiquer des 
reflexions concernant un abonnement generale qui ont donn6 
lieu ä un Supplement dont voici un exemplaire. Notre petite 
troupe vient encore d’ötre ««rossie d’uti jeune Bälois, fils d’un 
mimstre et neveu d’un officier de distinction du regiment de 
Jenner 2 . . . . 

VI, 111. 


105. 

Colmar, ce 7 juillet 1774. 

Je viens de recevoir la suite du Mercure que Yous avez 
bien voulu m’adresser. J’y ai cherche envain un mol de lettre 
et j’ai fini par me persuader que Vous Py auriez joint, si le 
temps Vous Tavait permis. Je n’ai encore rien lu dans le Mer¬ 
cure qui est entre les mains du relieur, mais je suis convaincu 
d’avance, qu’il fera comme les cahiers precedents honneur a 
son editeur. Je viens de faire deux connaissances bien respec- 
tables; celle de monsieur le docteur Lcss 3 4 de Göttingue, qui a 
passe par ici pour aller raecomoder sa sante ä Geneve et celle 
de monsieur Lavater qui est all£ aux eaux de Schwalbach. J’ai 
passe avec Tun et l’autre plusieurs heures inappreciables, mais 
le temps ne me permet pas de Vous en faire le detail. Nous 
en parlerons un jour, lorsque j’aurai le plaisir de Vous entre- 
tenir de bouche. Monsieur Lavater* nous est arriv£ le meme 
soir que les el£ves de Pecole militaire avaient 6t6 sous les armes 
devant le catufalque elegant qu’on avait dresse dans notre eglise 
pour rendre au feu roi les honneurs funeraires ; monsieur Bus¬ 
mann a prononce le discours et monsieur Luce 5 notre nouveau 


1 Hier liegt ein Irrtum Pfeffels vor; das Journal encyclopedique 
enthält in seinem Jahrgang 1774 denselben nicht; dagegen erschien 
er im Journal des beaux arts et des Sciences. Jahrgang 1774, Bd. 11, 
185. Vgl. Schultz a. a. 0., 47. 

2 Samuel Jenner, aus bernerischem Patriziergeschlecht, Oberst 
eines nach ihm benannten Regiments der französischen Armee. 

3 Gottfried Less (1751—1797), Professor der Theologie zu Göt¬ 
tingen. Vgl. Pfannenschmid. Gottfried Konrad Pfeffels Fremden¬ 
buch, 226—227. 

4 Ueber den Besuch Lavaters bei Pfeffel, der am 15. Juni statt¬ 
fand, und über die sonstigen Beziehungen der beiden Männer vgl. 
Pfannenschmid a. ä. 0., 16—20. 

3 Luc6 (1752—1808), Konrektor am protestantischen Gymnasium 
zu Colmar und Lehrer an Pfeffels Kriegsschule, war mit letzterem 
sehr befreundet; er starb als Pfarrer zu Münster im Gregoriental. 


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corecteur, natif de Münster, a composE le cantique ci-joinf 
qui Vous prouvera, que nous avons t'ait en lui une excellente- 
acquisition. L’epitaphe esl de monsieur Günther. J’ai eu part 
ä quelques autres inscriptions, qui ne signiüeraient rien sans- 
le dessin du catafalque, dont je Vous enverrai une estampe, 
si, cornme on dit, on en fait une gravure 1 2 . Notre Etablisse¬ 
ment commence ä nous donuer beaucoup de satisfaction, il est 
composE de 11 EIEves, dont 6 Suisses, Irois Alsaciens y com- 
pris mon fils, un Russe et un Allemand qui aura bientöt un 
compatriote pour complEter la douzaine. Je viens de recevoir- 
des nouvelles du eher Maurice», qui est aussi digne que jamais 
de notre amitiE. II dEsirerait de renouer avec Monseigneur le 
Marggrave une correspondance interrornpue depuis trois ans. Ne~ 
voudriez-Vous pas pressentir son Altesse sur cet objet que le- 
cointe prend d’aulant plus ä cceur, que sans renoncer absolu- 
ment a ses liaisons avec la Saxe, il dEsirerait beaucoup de- 
s’Etablir dans le pays de Bade ou dans les environs. II voudrait 
acheter une terre d’une eentaine de mille florins, mais il faut 
que ce soit une domaine libre, ein freies Rittergut. Si Vous^ 
en savez un, mon trEs eher ami, qui puisse faire son affaire, je 
Vous prie de m’en faire part. Au dEfaut d’un bien situE sous^ 
la domination de Monseigneur, il en prendrait un dans le voi- 
sinage, pourvu qu’il ne soit pas sous la dEpendance de PAu- 
triche. Je viens de lui marquer, que je prends la libertE de- 
m’adresser ä Vous pour les renseignements qu’il me demande, 
et Vous Pobligerez infiniment, si Vous voulez bien me les¬ 
donner. . . . 

VII, 112—113. 


106. 

Colmar, ce 17 juillet 1774. 

Voici, mon tres eher ami, un Eehantillon de ma traductiorr 
de la gEographie de Bade. Je ne me flatte pas de l’avoir rendue- 
sans faute, suriout ayant EtE obligE de refondre toutes les in- 
troductions de Poriginal sans avoir pour cela d’autre secours 
que Votre almanac de la cour et ma mEmoire. Cependant j’ai 
EtE charmE de trouver cette occasion. pour rendre au coeur pa- 
ternel de Votre auguste maitre les hommages du mien. Si Vous 
trouvez, que cette feuille mErite d’Etre mise sous les yeux de- 
Son Altesse, je Vous en donne non seulement les pleins pou- 
voirs, mais je Vous en serais mEme sensiblement obligE, si cel» 
se pouvait se faire sans aflectation. . . . 

VII, 114. 


1 Ludwig XV. von Frankreich war am 10. Mai 1774 gestorben.. 

2 Graf Moritz von Brühl. 


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107. 

Colmar, ce 3 septembre 1774. 

Je ne suis ä quoi atlribuer Volte silenee ä la lettre que 
j'ai eu Thonneur de Vous ecrire au sujct du eomte Maurice de 
Brühl. II altend ma reponse avec irripatience, et je Vous supplie 
de me mettre en etat de la lui donner Je sens bien que le 
maria^e de Votre auguste eleve 1 doit Vous avoir donne des di- 
stractions trop agreables, pour Vous permettre de penser ä 
d’autres choses. Mais ces fetes sont finies et Vous voilä rendu 
ä Vos amis. Vous aurez vu chez Vous Peslimable Lavater 2 * 
qui a bien voulu aussi frapper ä rna porte. Vous verrez peut- 
etre dans peu monsieur Basedow 3, du moins les dignes soeurs 
de Votre prineesse hereditaire qui ont fait sa eonnaissance 
m’ont-elles dit, qu'il allait en Suisse. L’ami Götter m’a agreable- 
ment surpris, il y a quelques jours, par une visite, que j’espere 
lui voir renouveler dans 5 ou 6 semaines. II va ä Lyon avec 
-deux de ses soeurs, pour en voir une troisieme qui y est elablie. 
II m’a fait present de sa Dorfgala et de sa Merope que Vous 
connaitrez 4 . Enfin j’ai fini men Biisching dont Vous aurez re$u 
les feuilles concernant le marquisat de Hade. Je ne crois pas, 
que je retourne jamais ä eette galere. . . . 

VIK 115. 


108 . 

Colmar, ce 3 janvier 1775. 

[Pfeflel macht P*ing nähere Mitteilungen über einen von 
ihm als Mililärgouverneur des Prinzen Ludwig VVilheim August 
von Baden empfohlenen Herrn von Holtzendorf, ehemals fran¬ 
zösischer Offizier und Lehrer an der Kriegsschule zu Paris, so¬ 
wie über einen von ihm als Hauslehrer für den General von 
Breitlach 5 empfohlenen gewissen Schneider aus Colmar . . .] 


1 Am 14. Juli 1774 hatte sich der Erbprinz Karl Ludwig von 
Baden mit der Prinzessin Amalie Friederike von Hessen-Darmstadt 
Termähit. 

2 Lavater, der zu dem Markgrafen Karl Friedrich und zu dessen 
zweiten Sohn, dem Prinzen Friedrich, in freundschaftlichem Verhält¬ 
nisse stand, besuchte Karlsruhe auf seiner Hin- und Rückreise von 
Langenschwalbach. 

* Johann Bernhard Basedow (1723—1790), der bekannte Päda¬ 
goge und Begründer des Philanthropinums in Dessau. 

4 «Die Dorfgala. Ein Lustspiel in drei Aufzügen.> Gotha. 1772. 
— «Merope. Ein Trauerspiel ln fünf Aufzügen.» Gotha. 1774. 

5 von Prettlack, fränkische, im 19. Jahrhundert ausgestorbene 
Adelsfamilie. 


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... Au reste, mon tres eher ami, si Vous avez dans Vos 
environs de jeunes gens nobles ou non. donl les parenls peu 
soucieux de Peducation domestique sonl en etat de les envoyer 
chez Petranger, je me flatte, que Vous voudrez bien leur pro- 
poser notre institut qui se trouve aujourd’hi assez bien monte, 
pour ne pas deshonorer Votre recommendation. Pour y etre 
admis. il n’est pas nöcessaire d’etre destine au Service, meme 
au Service de France. Nos eleves sont ä 12 et monsieur de 
Salis de Marschlins 1 , qui nous est venu voir, il v a quelques 
jours, a paru tres content des premiers de nos traveaux. C’est 
un mortel bien respectable qui se trouvera actuellernent ä Carls- 
rouhe et qui m’a donne un rendez-vous pour son retour, oü 
j’espere de le revoir ä Emmedingue chez monsieur Schlosser 2 , 
dont j’ai fait la connaissance il y 15 jours. Si Vous voyez le 
chantre du Messie 3 , faites-moi le plaisir, en lui prösentant 
Phonimage de ma veneration, de lui faire pari, que ni moi, ni 
monsieur Luce, notre corecteur, n’avons encore re$u la Ge¬ 
lehrtenrepublik 4 . J’en ai dejä ecrit ä monsieur Boie, mais ma 
leltre est resiee saus reponse. Monsieur Luce a souscrit ä Tu- 
bingue, eependant son exemplaire n'y est pas arrive non plus. 
Je Vous ai cominunique, il y a bientöl un an, une epitre en 
vers burlesques que Nicolay a adresse ä ses censeurs de Straß- 
bourg : coinine j’en ai besoin. je Vous supplie de me la ren- 
voyer. . . . 

IX, 115-110. 


119. 

% 

Colmar, ce 0 avril 1775. 

[Pleffel gibt Bing nähere Mitteilungen über Herrn von 
Hollzendorff und einen gewissen Herrn von Sieinhoff . . .] 

... Le nombre de mes eleves sera de vingt ä la fin de 
ce mois, je voudrais pouvoir les rnener une fois a Carisrouhe. 
Si Monseigneur le Marggrave les voyait, j’ose me flatter, qu’il 
lui prendrait quelque envie a les garder avec leur capitaine . . . 

IX. 117-118, 


1 Karl Ulysses zu Salis-Marschlins (1728 — 1800), bekannter Pä¬ 
dagoge und Besitzer des Philanthropins zu Marschlins. 

2 Johann Georg Schlosser (1759—1799), Goethes Schwager, der 
damals als Oberamtmann der Markgrafschaft Hochberg seinen Wohn¬ 
sitz in Emmendingen hatte. Ueber seine Beziehungen zu Pfeffel vgl. 
Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfeffels Fremdenbuch, 24—35. 

3 Seit dem Sommer 1774 hatte Klopstock, auf Einladung des 
Markgrafen Karl Friedrich, seinen Wohnsitz in Karlsruhe genommen, 
mit dem Bange und Titel eines markgräflichen Hofrats, doch ohne 
eigentliche dienstliche Verpflichtungen. 

4 «Die deutsche Gelehrtenrepublik». Erster Teil. Hamburg. 1774. 


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110 . 


Colmar, ce 28 rnai 1775. 

... Je cherche moi-möme un gouverneur, homme du 
monde et parfititernent versö dans la langue fran<?aise. Si je le 
trouve et qu’il possöde les mathematiques, il aura 25 ä 30 louis 
pour la premiöre annee. Mon etablissement sera ä 2't ölöves 
vers la St. Jean ; il y a parmi eux un jeune Bärenfels l 2 , destinö 
ä ötre page de Monseigneur le Marggrave; c’est un gentil’homme 
dont. je desespere de faire un gentil garcon et qui est aussi 
ignorant, qu’il est permis de l’etre avec seize quartiers. Au reste 
on m’a dejä fait essuyer tant de deboires en Alsace, que je 
pourrais fort bien m’expatrier avec ma peilte troupe. Un grand 
prince m’a fait des offres tiös gracieuses, mais comrne c’est un 
peu loin, je suis sur, que les parents de mes eleves se prele- 
raient plutöt ä une transplantation ä Carlsrouhe. Dites-moi se- 
rieusement, mon trös eher ami, si cette idee pourrait se realiser 
d’une maniöre avantageuse pour moi. Car Vous sentez bien, 
qu’un changement pareil ne peut se faire qu’ä bonnes enseignes. 
Je sais, qu'il y a ä Carlsrouhe des instiluteurs savanls, des 
mallres d’exercices et peut-ötre möme un inanege pour les pages 
dont je pourrai profiter ä peu de frais, et un culle public pour 
les deux communions prolestantes. Mais cela ne me suffit pas 
en egard ä ce que je puis trouver ailleurs, et comrne je verse 
dös'ä present dans une ville une soinme de plus de mille louis par 
an, je crois, qu’un prince peut faire quelque chose pour moi, 
surtout comrne je me chargerai avec plaisir de Pinstruclion gra- 
tuite d’un certain nornbre de sujets et möme de ses pages, si 
cela se peut faire sans porter prejudice ä autrui. Un logement 
franc pour mon institut et une partie de ce que la retraite de 
monsieur Klopstock* a fait relourner ä la caisse de Monseigneur 
pourrait remplir tous mes desirs; mais je sais tres bien, que ce 
qui parait modeste dans un pays peut paraitre outre dans l’autre. 
Au reste je Vous supplie de garder toute cetle ouverture pour 
Vous et de n’en parier ä qui que se soit, qu’apres m’avoir 
marque, si Vous entrevoyez une possibilite de reussir ou non. 
On peut quelquefois toucher une matiöre avec un ton d’indiffö- 
rence et par maniöre de conversation, sans se compromettre en 
rien, et cependant cela suffit souvent pour decouvrir ce qu’il y 
aurait ä altendre, si l’on entamait une negociation serieuse. Ce 
n’est que depuis la mort du Roy qu’on a entrepris de me vexer; 
on a echouö ä la vörite, mais l’envie est une hvdre dont les 


1 Johann Budolf von Berenfels aus Basel; vgl. Pfannenschmid. 
Gottlieb Eonrad Pfeffels Fremdenbuch, 427. 

2 Elopstock hatte bereits im März d. J. Earlsruhe, ohne Ab¬ 
schied zu nehmen, verlassen, da er sich hier nicht heimisch fühlen 
konnte. 


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101 » 


tetes abattues renaissent sans cesse*. La bonne conduite de 
mes eleves me dedommage de tout; ils profitent ä proportion 
de leurs talents dans les Sciences et dans les arts, et si Vous 
les voyiez jouer la comedie, Vous diriez, que les Roscius 1 2 * sont de 
tous äges et de tous pays. En effet j’ai trois ou quäl re sujets 
qui font on ne peut pas inieux. Je serai charme de voir ici 
l’auteur de Clavigo«, accompagne de messieurs les comtes de 
Stolberg 4 5 6 dont les productions litteraires ont tant de graces et 
d’önergie. D’oü vient que nous ne recevons plus le Mercure? ... 

IX, 119—120. 

111 . 


Colmar, ce 30 mai 1775. 

[Pfeffel bittet Ring, dem jungen Scherer, dem Sohne des 
Professors^ gleichen Namens und seinem Landsmanne, der sich 
in Karlsruhe als Lehrer des Französischen niederlassen will, 
behilflich zu sein. . . .] 

Au reste je me rapporte pour ce qui me regarde ä ma 
derniöre lettre et Vous serai infiniment obligö, si Vous me faites 
bientöt une reponse pröliminaire. Une ouverture nouveile qu’on 
vient de me faire du cöte de la Suisse, et ä laquelie je ne re- 
pondrai qu’aprös avoir re?u Volre avis m’oblige ä Vous supplier 
<le ne pas trop le difförer; un logement franc avec les mailres 
de la cour moyennant une rötribution honnöte me conviendrait 
mieux chez Vous, que si l’on y ajoutait une pension ailleurs. 
Si je vois jour dans cette affaire, je pourrais moi-möme faire 
■un acte d’apparition sur les lieux, pour mettre la chose au 
.net. . . . 

„ IX, 121. 

% 

112 . 

Colmar, ce 30 juin 1775. 

[Pfeffel empfiehlt Ring Herrn Fischer« aus Bellerive, pa- 
Incien de Berne et baillif de Cerliert, der die Sehenswürdig¬ 
keiten von Karlsruhe besichtigen will.] 

IX, 122. 


1 Vgl. dazu die oben S. 96, Anmerk. 1 erwähnten Abhandlungen 
von Pfannenschmid und Schultz. 

2 Roscius (134—62 v. Chr.), berühmter römischer Schauspieler. 

* «Clavigo. Ein Trauerspiel von Goethe.» Leipzig. 1774. 

4 Christian Graf zu Stolberg (1748—1821) und Friedrich Leo¬ 
pold Graf zu Stolberg (1750—1819) befanden sich damals auf einer 
■Schweizerreise, an der anfänglich auch Goethe teilnahm. 

5 Johann Friedrich Scherer (170ü—1778), Professor der morgen- 
ländischen Sprachen an der Universität Straßburg. 

6 Vgl. Pfannenschmid, G. K. Pfeffels Fremdenbuch, 123— 24. 

1 Erlach im Kanton Bern. 


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113. 

Colmar, ce 25 juillet 1775. 

Une lettre que je viens de recevoir de monsieur Fisclier 
ne respire que des remerciments de ce que je lui ai procure 
Votre connaissance ; cela me prouve. cornhien je Vous en dois 
des attentions que Vous avez bien voulu lui temoigner. II m’a 
rendu compte en meme temps de l’entretien qu’il a eu avec 
Vous au sujet de la transplantation et de ce que Son Altesse lui 
a dit ä cet egard. Cela confirme ce que Vous m’avez dejä 
mande dans Votre derniere lettre, et si je pouvais suivre les 
mouvements de mon coeur, je m’empresserais d’executer en 
tout point le plan que Vous m’avez trace, mais je suis oblige 
de travailler derriere le rideau, pour ne negliger aucune des 
menagements que j’ai ä garder. Mon frere a eu une longue 
Conference avec le ministre, qui par bontü pour moi s’oppose 
ä mon emigration. On me prescrit en meme lemps une marclie 
que je dois suivre et dont nous verrons les eflfets apres les va- 
cances de la eanicule, c’est a dire sur la fin du mois d’aoüt. 
Comme ma transplantation ne pourrait jamais avoir lieu avant le 
printemps prochain, je me prete sans repugnance ä cet arrange- 
ment, surtout comme oi; me donne la facilite de cacher mon 
jeu. Mais cette assiette me met dans I’impossibilile d’ecrire au 
prince ni au ministre que Vous m’avez nomrne. En attendant 
je me deferai de mes immeubles et la providence fera le reste. 
Quant au voyage dont je Vous avais parle, ce n’etait pas pour 
traiter avec la cour que je I’avais propose, mais uniquement pour 
sonder le terrain et pour causer sans consequence avec les per- 
sonnes, destinees pour donner le branle ä la machine. D’ailleurs 
l’inspection des lieux, les renseigneinents sur le prix des den- 
rees et sur vingt autres objels uevraient, ce me semble, pr6- 
cöder Touverture des negociations. Or^es choses lä ne peuvent 
s’ecrire, il faut se trouver sur le local, et de retour ä Colmar 
j’aurais regle mes demarches ultörieures sur les connaissances 
que ce voyage m’aurait procurees. Peut-etre meme qu’un entre- 
tien avec Son Altesse m’aurait considörablement abrege le chemin. 
D’ailleurs je ne crains pas d’etre traine en longueur, parceque 
je ne suis pas presse, et que la consideration des avantages qu’on 
m’offre ailleurs me fuurnit un moyen simple et assur6 pour 
arracher un oui ou un non. Si Vous croyez qu’en Vous faisant 
une visite, sans laisser percer un ombre de mon dessin, peut 
imaginer une occasion de s’expliquer sans affectation et de faire 
parailre ma resolution comme un parti pris sur le champ, je 
tächerai de l’arranger pour la fln du mois d’aoüt, si non je le 
difleierai jusqu’a un mornent plus favorable et en attendant, Vous 
me permettrez de Vous reiterer la priere de garder sur le tout 
un profond secret. D’ailleurs comme un logement franc est ma 
condition sine qua non, pour peu qu’il se presenterait un apro¬ 
pos, je pourrais dire nonchalemment et avec verite, qu’on me 
parle toujours d’une transplantation ä Straßbourg, mais que je 
n’irai nulle purt sans ^tre sur d’un logement stable. . . . 

IX, 123 —124. 


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— 111 — 

114. 

0 D. 

Je ne puis, rnon lies eher ami, que Vous bEgayer les sen- 
timenls de reconnaissauce, dont Volre lettre m’a pEnEtrE; ce 
sera da ns Vos bras, que inon eoeur presse contre le Votre Vous 
payera le trihut sacre de l’amitie. Je n’ai pas encore Ecrit ni 
ä Monseigneur ni ä monsieur d’Edelsheim pareeque avec Votre 
lettre j’en ai re<?u une de mon frere portant. qu’aprEs la cerE- 
monie du sacre le ministre voulait lui parier au sujet de mon 
Etablissement. II faut attendre le resultat de cet entretien* 
d’autant plus que rnon freie se propose de demander pour moi 
la permission de me transplanter, et je me flalte, qu’elle ne 
me sera refusEe. Quoiqu’il en soit, pour Eviler les nEgociations 
par ecrit qui sont toujours louches et trainantes, j’ai lesolu de 
venir Vous faire une visite cet ete, oü nous pourrons concei ler 
ensemble nos operations. J’espere de me piocurer ce plaisir 
sur la fin de juillet ou au commencement rtu mois d’aoül, ä 
rnoins que Vous ne me fixiez un aulre terme plus commode 
pour Vous. En attendant metus sur tout TafTaire, car ce se< ret 
m’e.st de la plus graude importance. Votre projet au sujet du 
chäteau de Gottsau 1 2 est la plus belle ehose du monde, supposE 
que les maitres et surtout les professeurs de Votre gymnase 
que je pourrais employer consentent ä faire ce chemin, tel 
temps qu’il lasse. Sans cela une auber^e dans la ville quoique 
rnoins commode me serait plus convenable. Quant ä messieurs 
Böckrnann 3 et Tittel, il me sera aisE de les dedommager, et 
d’ailleurs je prends aussi des Eleves externes, Inges et nourris 
en ville. Sur Eleves que je compte aujourd’hui, j*en ai 5 
de cette espece. Au teste, mon tres eher ami, je suis force de 
Vous dire, que si on ne m’accorde pas un logemenl stable. je 
ne pourrais pas finir mes jours ä cötE de Vous. Je sais ce que 
c’est qu’une maison louEe, et j’Eprouve tous les jours les im- 
pertinences usuraires des propriEtaires. Mais je le repele, je me 
ferai un plaisir de compenser le loyer de nofre habitation par 
des instructions gratuites, accordEes ä d-s sujets nommEs par 
le prince. Je donnerai mEme la table el le logernent franc ä 
un ou deux jeunes gens selon la valeur du bienlait que je re- 
cevrai de Sou Altesse. Peut-etre que le fils naturel du prince 
Guillaume 4 pourrait etre de ce nombre. Nous avons eu depuis 


1 Wilhelm von Edelsheim (1737—1793), badischer Wirklicher 
Geheimer Rat und Staatsminister. 

2 Ehemaliges Kloster, dann markgräfliches Karamergnt. heute 
Artillerickaserne in Karlsruhe. 

3 Johann Loreuz Böckrnann (1741—1802;, Mathematiker und 
Physiker, Professor am Gymnasium zu Karlsruhe. 

4 Prinz Ludwig Wilhelm, der einzige Bruder des Markgrafen 
Karl Friedrich, war morganatisch vermählt mit Christine Schort- 
mann; aus dieser Ehe stammen die freiherrn von Seideneck. 


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speu la visite de monsieur Votre beau-frere de Müllheim qui a 
4 )aru enchantö de ma jeunesse. II esl da ns notre secret et d6- 
sire ardemment la räussite de la chose, qu’il ne croit pas im- 
possible. . . . 

IX, 125—126. 


115. 

Colmar, ce 20 septembre 1775. 

J’ötais ä Straßbourg lorsqu’on me remit Votre lettre, ten- 
-dant k me faire renvoyer pour la fin de ce mois mon acte d’ap- 
parition ä Carlsrouhe. Ce contretemps me fächa d’autant plus 
<jue j’ötais sur le point d’aller pour affaires ä Lichtenau, d’oii 
je n’aurais plus eu qu’une petite journee pour Vous joindre, 
et pour comble de disgrace-i*s travaux du quartier, les visites 
4trang6res et les 6löves que j’attends ue me permettent plus de 
faire ce voyage avant la mi-novembre, c’est Jt dire que je serai 
oblige de le diffärer jusqu’au retour de la belle saison. Au reste 
j’attends cet hiver des evönements propres ä fixer ma rösolution 
dans Tun ou l'autre sens et nous pourrons alors parier de la 
chose avec moins de relenue et d’incertitude. En deux mois 
d’ici j’aurai passö trenle 6löves, nombre auquel je me bornerai, 
tant que je ne trouverai pas un prince g£n£reux et öclairä qui 
me facilitera les moyens d’aller plus loin et de me rembourser 
de mes avances. Je n’ai point encore re<?u le Mercure d’Alle- 
magne pour cette annee, de sorte que je m’adresserai ä mon- 
sieur Bauer et Comp, pour me le faire avoir. ...» S’il 6tait 
«question cet hiver de quelque nouvel etablissement d’öducation 
-ä Carlsrouhe, comme quelqu’un l’a döbitö ici, Vous m’obligerez 
beaucoup de m’en pr6venir. Vous trouverez quelques brimbo- 
rions de ma fa^on dans les almanacs des muses de Wansbeck 
■et de Göttingue, peul-ötre m^me dans celui de Leipzic*. II ne 


1 Das folgende betrifft die Colmarer Schanspieltruppe Dumenyl. 

* Der Göttinger Musenalmanach für 1775 enthält folgenden Bei- 
-trag Pfeffels; «Der gereiste Zwerg» S. 68 (Poetische Versuche I (Tü¬ 
bingen 1802), 65; im Jahrgang 1776 finden sich folgende Beiträge: 
«Die Jungemagd» S. 7 (ebenda I, 34); «Timant und sein Nachbar» 
8. 31 (ebenda 1, 191); «Der Geyer und der Babe» S. 33—34 (ebenda 
I, 63); «Der Freund in der Noth» 8. 46—47 (ebenda I, 72); «Das 
Orakel» S. 57 > ebenda 1,71 /; «Die Nachtigall und der Star» S. 119—120 
^ebenda I, 193). — Dagegen enthält der Leipziger Almanach der 
deutschen Musen auf das Jahr 1775 bezw. 1776 keine Beiträge 
Pfeffels. — Der von Boie begründete und von 1771—1775 von Mat¬ 
thias Claudius (1740—1815) geleitete «Wandsbecker Bothe», den 
Pfeffel hier im Auge hat, ging ungefähr um dieselbe Zeit ein, in 
-der der vorliegende Brief geschrieben ist; er enthält keine Bei¬ 
träge Pfeffels. 


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rn’est plus possible de faire des ouvrages de longue haieine. 
Je viens de faire la connaissance de monsieur Lenz, auteur du 
«Hofmeister» 1 . C’est un jeune homme bien instruit et bien 
aimable. . . . 

IX, 127-128. 


116. 

ä Colmar, ce 7 mars 1776. 

Une maladie qui m’affli&e depuis le mois d’octobre et des 
cbagrins sans nombre que me cause un homme que j’ai comble 
de bien* ont interrompu ma correspondance avec Vous et 
m’ont prive du plaisir de Vous embrasser cet automne. Je 
ferais ce voyage dös ä präsent, si j’etais quitte de ma fiävre 
quarte; mais je n’ose le basarder par le temps qu’il fait. Ce- 
pendant j’aurais bien des choses a Vous dire, mon tres eher 
ami, et ce que Vous allez lire n’en est que la moindre parlie. 
Je n’ai pas renonce au projet de m’etablir chez Vous, et comme 
j’aime l’fndäpendance mes conditions se reduiront a peu de 
chose. La protection du prince, l’usage des professeurs de son 
gymnase en les payant, celui de son manöge en payant de 
mäme, et une maison commode dont il me faut ätre sur, mais 
dont je donnerai un loyer de cinq cent florins. J’ai oubliä de 
parier des maitres d’exercice dont Vous ne manquerez pas chez 
Vous, et qui ne seront pas fächäs de gagner 12 livres par mois 
ä raison de cinq heures par semaine. Comme les circonstances 
peuvent avoir changä, il me faut avant toute chose savoir de 
nouveau Votre sentiment sur mon projet et avoir une liste du 
prix des denräes dans Votre räsidence: vin, fromment, bois, 
viande, beurre, chandelier, gage d’un bon domestique, d’une 
bonne servante, ce qu’on donne par mois ä un perruquier pour 
la frisure journaliere, lorsqu’on fournit poudre et pomade etc. 
Voilä bien des choses, me direz-Vous! Mais Vous sentez bien, 
mon träs eher ami, que c’est sur ces choses qu’il me faut as- 
seoir mon calcul. Si je pouvais avoir une maison franche, je 
räciproquerais cet avantage par un autre de ma part, mais je 
ne m’attacbe pas ä cette condition, quoiqu’il me faille absolu- 
ment un manoir dont je ne puisse pas ötre expulse ä Pexpira- 
tion de chaque bail. N’importe si la demeure est äcartäe, pourvu 
qu’elle soit saine, spatieuse et en ville. J’ignore, si Monseigneur 
est de retour de son voyage, mais je Vous supplie dans l’un ou 
l’autre cas de me räpondre le plutöt que Vous pourrez. 

IX, 129—130. 


1 Jakob Michael Beinhold Lenz il751 —1792): Der Hofmeister 
oder Vortheile der Privaterziehung. Eine Komödie. Leipzig. 1774. 
* Gemeint ist de Bellefontaine. 

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117. 

Colmar, ce 28 avril 1776. 

Si Votre rEponse m’Etait parvenue 15 jours pluldt, il y a 
4 parier, qu’ä l’heure qu’il est je prEparerais mon paquet pour 
aller m’Etablir dans mon ancienne patrie. Lorsque j’eus l’hon- 
neur de renouer avec Vous cette nEgociation, je me trouvais 
dans un Etat de crise qui ne me permettait point de tempo- 
riser. L’incommoditE du logement que j’occupe ici et la cupi- 
ditE plus qu’arabe de la propriEtaire m’avaient portE 4 chercher 
uue autre maison pour la St. Jean. Celles qui me convien- 
draient pour me loger avec mes ElEves Etant bien rares ici, rnes 
perquisitions furent 4 peu pres infructueuses. Cette circonstance 
jointe 4 Votre silence que je prenais pour un mauvais augure, 
me for$a enfin au commencement de mars ä Ecouter les in- 
stances de mes amis qui se rEunirent tous 4 me persuader de 
renoncer aux maisons de louage et d’en acbeter une 4 ma con- 
venance. La chose n’Etait pas aisEe et de six maisons qu’on 
me proposa successivement aucune ne me convint, soil 4 cause 
du prix, ou de la Situation, ou de la difficultE de les rendre 
logeables jusqu’4 l’Epoque de l’expiration de mon bail. Enfin, 
mon eher ami, je voyais le moment oü je serais obligE de Cam¬ 
per avec ma Iroupe^et dans mon embarras terrible j’allais Vous 
6erire pour la seconde fois, lorsqu’on vint me proposer une 
maison commode, mais qui demande une bätisse considErable 
pour Etre adaptee 4 mon Etablissement. Presse de tous cötEs, 
je la fis examiner et en moins de deux heures le marchE fut 
conclu 4 raison de 15000 livres». N’ayant point de temps 4 
perdre, je fis dans la huitaine marchE avec les ma$ons et les 
charpentiers auxquels je fis les avances nEcessaires pour acbeter 
les matEriaux et toutes ces opErations furent faites, lorsque je 
regus Votre lettre. Je ne Vous peindrai point, mon eher ami, 
le troubles et les eombats qui agitErent mon 4me. Une partie 
de ma maison Etait abattue et cette considEration, jointe 4 cent 
autres m’arracha enfin malgrE moi la rEsolution de sacrifier 
des avantages rEels, mais dont la durEe dEpendrait de ma vie, 
4 une perte certaine et Evidente de plus de cinq mille livres. 
Je ne Vous dirai plus rien de cette aflaire, si non qu’il m’a 
fallu laisser passer plusieurs semaines pour avoir la force de 
Vous faire le rEcit que Vous venez de lire, et 4 l’heure qu’il 
est je Vous Ecris avec une nouvelle rechute de ma fiEvre sur 
mon corps. En attendant ma bätisse avance 4 grand train et 
au mois de juillet je compte de pouvoir prendre possession 
d’une maison bien airEe avec une cour assez spatieuse et 36 
chambres de toute grandeur. Au reste mon Etablissement de- 
vient de jour en jour plus florissant depuis mon union avec 


1 Vgl. oben S. %, JAnm.’3. 


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monsieur Lers6' qui m’aide non seulement ä retablir ce que 
mon Francais avait detruit, mais encore ä porter la machine 
au degr6 de perfection dont eile est susceptible. Au surplus 
on ne me veut plus, parcequ’on commence ä sentir les avan- 
tages que je fais ä ma province. Aussi je Vous proteste foi 
d’ami, qu’ä la moindre persäcution que le fanatisme me su- 
scitera, j’abandonnerai tout pour me röfugier avec mon trou- 
peau dans Pasyle que monsieur d’Edelsheim a eu la g6n6rosit6 
de m’offrir. Personne n’a la moindre connaissance de cette 
negociation, et l’acquisition que je viens de faire detruit jus- 
qu’au moindre soupcon. Je Vous ai mille obligations de la 
liste du prix des denräes que Vous avez bien voulu m’envoyer. 
J’ai trouvä la vie plus chfere 4 Carlsrouhe qu’ä Colmar malgrö 
notre etonnante population. J’espäre de pouvoir charger de ma 
lettre notre ami, monsieur Birkel*, qui s’en retourne ä Munic 
pour en revenir sous peu . . . 

IX, 130—131. 

118. 


Colmar, ce 20 aoüt 1776. 

[Pfeffel empfiehlt Ring seinen ehemaligen Schüler Konrad 
Schindler aus Glarus *, Sohn des Oberzeugherrn Sch. in Glarus.] 

X, 181. 


HP. 


Colmar, ce 14 mars 1777. 

La lettre que Vous venez de m’6crire, m’a fait le plus 
sensible plaisir par les bonnes nouvelles qu’elle renferme rela- 
tivement ä Votre etre, au quel je prendrai toujours le plus 
tendre intärät. Jouissez, eher ami, du repos que Vous präpare 
la providence et un maitre juste et gänäreux. Jouissez-en long- 
temps au sein d’une famille aimable qui ne peut s’augmenter, 
sans augmenter le bonheur de Phumanitä. Je suis encore bien 
loin de la retraite paisible qui Vous attend; peut-6tre ne la 
trouverai-je que dans Pasyle du tombeau; mais aussi n’ai-je 
pas encore fait pour les hommes ce que Vous avez fait pour 
eux en formant trois princes aimables dont un peuple nom- 
breux attend son bonheur; il en est un pour moi, que je 


1 Franz Christian Lerse, pfalz-zweibrücken’scher Hofrat, der 
Freund Goethes, seit anfangs 1776 Inspektor an Pfeffels Kriegs¬ 
schule. 

2 Vgl. oben S. 96, Anm. 3. 

8 Vgl. Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfeffels Fremdenbuch 

214. 


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— 116 — 

savoure 4 longs traits, c’est de voir nombre d’enfants bien nes 
profiter avec un succfes marqu6 des instructions qu’ils repoivent 
dans ma maison. Je serais enchantä, mon eher ami, de sou- 
mettre 4 Votre examen un institut dont les accroissements en 
tout genre m’6tonnent sans m’eblouir sur ses däfauts. Au reste 
c’est l’ouvrage d’un simple particulier qui l’a commencü et qui 
le continue, sans demander des secours 4 personne, et sans en 
avoir repu d’autres que la confiance d’un certain nombre de 
peres respectables qui ont bien voulu distinguer mes promesses 
timides d’avec celles de ces pedagogues eloquents dont l’Europe 
est ötourdie ... 1 * 


120 . 

Colmar, ce 28 mai 1777. 

J’ai appris 4 Schinznach*, oü j’ai pass6 trois jours deli- 
cieux, que Vous aviez eie 4 Slraßbourg, et cette nouvelle rn’a 
4te confirmee ä mon retour 4 Colmar. Qu’est-ce que c’est donc 
que ce voyage en Basse-Alsace, sans venir dans la Haute; et 
ce silence que Vous gardez avec Vos ainis sur cette caravane? 
Je ne veux pas croire, que cette course nous privera de celle 
que Vous avez meditee pour cette et6 et qui devrait nous pro- 
curer le plaisir de Vous voir prfes de nos fovers. Mechel 3 4 
m’avait flatt6 que Vous pousseriez jusqu’4 Bäle, oü Vous m’eus- 
siez trouve, et je Vous röponds bien, que nous Vous aurions 
entraine jusqu’4 Schinznach, oü Vous auriez retrouve une par- 
tie de Vos anciens amis de Zuric. J’v ai revu le respectable 
Salis, accompagnö de monsieur Thiele, un des ci-devant pro- 
fesseurs de son institut; sans £tre un homme du monde Thiele 
me parait 4tre un exellent sujet pour l’äducation surtout pour 
la litterature grecque et latine . . . .* 

X, 154—155. 


1 Die folgenden Aasfährungen betreffen die Aufnahme eines 
jungen Freiherrn Schilling von Canstatt in die Kriegsschule, sowie 
die Vermittlung Bings für die Anwerbung eines Beitlehrers. 

* Wo er der Sitzung der Helvetischen Gesellschaft, die seit 1761 
regelmäßig ihre Jahresversammlungen zu Schinznach, seit 1782 zu 
Olten und seit 1795 zu Aarau abhielt, beigewohnt hatte. Ueber 
Pfeffels Beziehungen zu diesem Kreise vgl. Pfannenschmid, Gottlieb 
Konrad Pfeffels Fremdenbuch, 162 ff. und Hagenbach, Jacob Sarasin 
und seine Freunde in Beiträge zur vaterländischen Geschichte IV 
{Basel. 1850), 1 - 103, besonders 53—74. 

3 Christian von Mechel (1737—1818), der bekannte Kupferstecher 
und Besitzer einer Kunsthandlung zu Basel. 

4 Die folgenden Ausführungen betreffen Pfeffels Bitte an Bing, 
sich für eine Anstellung Thieles am Karlsruher Gymnasium zu ver¬ 
wenden und die Aufnahme des jungen Schilling von Canstatt in die 
Kriegsschule. 


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121 . 


Colmar, ce 3 mai 1778. 

[Pfeffel bittet Ring, Macklot zu veranlassen, die mitfolgen¬ 
den Berichtigungen zu einem in Macklots Karlsruher Zeitung 
veröffentlichten Aufsatze über seine Kriegsschule in die genannte 
Zeitung aufzunebmen *.] 

XIV, 242. 


122 . 

ä Colmar, ce 12 octobre 1781. 

[Pfeffel empfiehlt Ring seinen Schüler van Brienen 8 aus 
Archangelsk und dessen Begleiter Ehrlen, die die Sehenswür¬ 
digkeiten Karlsruhes besichtigen wollen.] 

XIV, 312. 


123. 

ä Colmar, ce 18 janvier 1782. 

[Pfeffel empfiehlt Ring seinen ehemaligen Schüler Schind¬ 
ler* aus Glarus, der die Sehenswürdigkeiten von Karlsruhe in 
Augenschein nehmen will.] 

XIV, 315. 


124. 

4 Colmar, ce 26 janvier 1782. 

[Pfeffel empfiehlt Ring Herrn Salzmann, ancien officier de 
houssards et conseiller au magistrat de cette ville, der in einer 
Prozeßangelegenheit Rings Rat einzuholen wünscht.] 

XIV, 316. 


1 Der Jahrgang 1778 der Karlsruher Zeitung ist in keiner der 
Karlsruher Sammlungen vorhanden. 

2 Franz van Brienen; vgl. Pfannenschmid, Gottlieb Konrad 
Pfeffels Fremdenbuch, 139. 

3 Kaspar Schindler; vgl. Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfef¬ 
fels Fremdenbuch, 214. 


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125. 

k Colmar, ce 12 avril 1782. 

[Pfeffel ist erfreut über Rings Absicht, ihn in Colmar zu 
besuchen. Gleichzeitig empfiehlt er ihm seinen ehemaligen 
Schüler Orell *, «qui fut le premier de tous mes 61eves», der 
von Straßburg kommt, wo er bei Cagliostro* Heilung von einem 
hartnäckigen Nervenleiden gefunden hat.] 

XIV, 314. 


126. 

a Colmar, ce 2 octobre 1782. 

[Pfeffel empfiehlt Ring seinen Schüler Jakob von Beck aus 
Ravensburg, der, nachdem er 18 Monate auf der Kriegsschule 
zugebracht und seine Zeit wohl verwendet hat, nunmehr in 
kaiserliche Dienste eintreten will 8 . . .] 

... Je m’6tais flatt6 de l’espörance de Vous embrasser 
cet automne dans mon pelit domaine, mais j’ai tout lieu de 
craindre qu’il faut encore y renoncer. Cela est bien guignonant, 
mon eher ami. surtout si le haut et puissant comte du Nord 1 * * 4 
Vous a empööhe de Vous mettre en route. II ne m’a pas em* 
pächö moi d’aller faire un tour en Suisse et de prendre pos- 
session de la bourgeoisie de Bienne 5 * que j’ai obtenue pour moi 
et toute ma famille; de 14 j’ai fait une excursion 4 Neuchätel 
et Berne et m’en suis retournö par Pierre Pertuis* et les Enormes 
rochers de Motier Grandval 7 dans I’6v4cli6 de B4Ie. Mon frfere 


1 Bernhard Orell aus Zürich; vgl. Pfannenschmid, Gottlieb Kon- 
rad Pfeffels Fremdenbuch, 212. 

* Graf Alexander von Cagliostro 1 1743—1795), der bekannte 
Abenteurer, der sich vom September 17K0 —1782 in Straßburg auf¬ 
hielt; über seine Beziehungen zu Pfeffel vgl. Pfannenschmid, Gott¬ 
lieb Eonrad Pfeffels Fremdenbuch, 236—238. 

8 Vgl. auch den gleichlautenden, von Pfannenschmid, Gottlieb 
Konrad Pfeffels Fremdenbuch, 197, inhaltlich wiedergegebenen Brief 
Pfeffels an Lamey vom gleichen Datum. 

4 Am 16. September 1782 hatte Großfürst Paul von Rußland, 
der spätere Kaiser, unter dem Inkognito eines comte du Nord rei¬ 
send, dem Karlsruher Hofe einen Besuch abgestattet. 

5 1782 hatte die Stadt Biel Pfeffel das Ehrenbürgerrecht ge¬ 
schenkt. Vgl. Hagenbach, Jakob Sarasin und seine Freunde in den 
(Basler) Beiträgen zur vaterländischen Geschichte IV, 55. 

8 La Pierre Pertuis, Paß im Juragebirge, der die Westschweiz 
mit Basel verbindet. 

7 Münster (Montier Grandval) im Jura, Kanton Bern. 


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qui est ici depuis le mois de juillet repartira pour Versailles 
aprfes les vendanges; il n’aurait pas ete moins charme que moi 
de Vous revoir . . . 

XIV, 317. 

127. 

ä Colmar, ce 19 septembre 1783. 

[Pfeffel empfiehlt Ring Herrn und Frau Steiner nebst Sohn 
und Tochter, sowie Herrn und Frau Hegner, sämtlich aus 
Winterthur».] 

XIV, 177 a. 

128. 

ä Colmar, ce 2 decembre 1783. 

N’allez pas croire, mon trfes eher ami, que c’est par re- 
pr^sailles, que je Vous ai rendu silence pour silence. J’ai trop 
perdu par cette contrainte, pour qu’elle ait pu etre volontaire. 
Les visites etrangöres que les mutations, que l’automne amfene 
dans nolre maison, y rendent presque journaliöres depuis le 
commencement de septembre jusque vers la mi-octobre; les 
embarras et möme les vacances des vendanges qui nous obligent 
ä procurer ä notre jeunesse des amusements auxquels il faut 
prösider; nos travaux p6riodiques que ces distractions ont traines 
en longueur au point que nous n’en avons presque pas vu la 
fin, tout cela, mon inestimable ami, m’a bien laisse le temps 
de penser ä Vous, mais non celui de röpondre ä Votre char¬ 
mante lettre du 5 septembre. C’est bien ä nous, mon bonami, 
a Vous remercier des beaux moments que Votre prösence a r6- 
pandus dans notre cercle. Malgre les nombreuses visites que 
nous recevons dans le courant de Pann6e, celles de l’espfece de 
la Vötre sont trop rares chez nous pour ne pas les appretier 
dans toute leur etendue. D’ailleurs des liens, tels que ceux 
qui subsistent entre nous et aux quels une suite He 25 ann&es 
n’a fait qu’ajouter aulant de nouveaux nceuds, sont tellement 
au-dessus de toute comparaison avec les connaissances passagferes, 
möme les plus interessantes, que Ton peut contracter dans la 
vie agitee que je mene, que le plaisir de revoir un ancien ami 
se Irouve exalte par le Souvenir de l’epoque heureuse et tran- 
quille dans laquelle je l’ai vu pour la premifere fois et. offert ä 
son cceur les premices du mien. Jugez par lä du merite de 
l’oeuvre que Vous avez faite en executant enfin Votre projet si 
longtemps conpu d’une excursion dans la Haute-Alsace; jugez 
des obligations que nous Vous aurons, si Vous repetez autatit 


1 Vgl. dazu Pfannenschmid, Gottlieb Konrad PfefFels Fremden 
buch, 256. 


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qu’il est possible des apparitions qui versent dans nos cceurs la 
coupe du plaisir et qui les röchauffent de ce feu sacr£ que la 
main de l’amitiö peut seule allumer et entrelenir. Je suis 
charmä de ce que Vous me dites de Votre prince Fr&iöric 1 2 * 4 et 
du cadeau qu’il Vous a apporlö. J’ai aussi 6t6 a Bäle il y a 
15 jours, pour y chercher un 6läve. J’ai passe pres de deux 
jours avec mon ami Sarasin * et ma bonne Zoe, sa femme. Je 
n’ai pas im-nque, comme Vous le pensez bien, d’aller voir notre 
feal libertin Mechel et de le maltraiter comme de raison et de 
coutume. Je suis fächä, que le prince de Dessau* n’ait pas di- 
rige une fois au moins son retour de la Suisse par Colmar oü 
il nous a promis de repasser. Vous savez, mon eher ami, que 
les princes ne sont pas mes höros; mais celui-lä et deux ou 
trois autres que j’ai le bonheur de connaitre font de grandes 
exceptions ä ma regle. Je me suis acquitte dans le temps de 
mes compliments pour mademoiselle de Geyer* qui se porle 
träs bien et qui commence ä se former; sa prononciation fran- 
faise devient trfes bonne. mais eile a toujours beaucoup de peine 
ou de r6pugnance ä parier. Madame sa märe m’a ecrit plu- 
sieurs fois, je lui ai repondu aussi souvent que j’ai pu le faire, 
mais il m’est impossible de suivre cette correspondance qui 
d’ailleurs est un peu monotone et par lä-m£me une seule de 
mes räponses a pu lui sufflre. Faites-lui, s’il Vous plait, mes 
respects et mes excuses . . . 

XIV, 176-177. 


129. 

a Colmar, ce 31 juillet 1784. 

Mille graces, mon eher et trfes digne ami, de la peine que 
Vous avez prise de m’annoncer la fortune trop peu m6iit6e qu’a 
faite une petite production de ma muse qui n’etait certainement 
pas destin£e ä voir le jour. La romance du Gärtnermädchen 


1 Prinz and Markgraf Friedrich von Baden (1756—1817), der 
jüngste Sohn des Markgrafen Earl Friedrich von Baden-Durlach 
und einer der Schüler Bings. 

2 Jakob Sarasin (1742—1802), Bandfabrikant in Basel, einer der 
vertrautesten Freunde Pfeffels; vgl. über ihn den S. 116, Anm. 2 er¬ 
wähnten Aufsatz Hagenbachs. 

* Leopold Friedrich Franz Fürst, später Herzog von Anhalt- 
Dessau (1740—1817) hatte Pfeffel am 5. Juli 1782 in Colmar besucht. 

4 Luise Earoline Geyer von Geyersberg, Tochter des badischen 
Oberstleutnants L. H. Philipp Geyer v. Geyersberg; Markgraf Earl 
Friedrich von Baden erhob sie 1787 zu seiner zweiten Gemahlin 
unter dem Namen einer Freifrau v. Hochberg; 1796 erhielt sie den 
Titel einer Reichsgräfin von Hochberg. Sie befand sich damals in 
dem Titot’schen Mädcheninstitnt zu Colmar. 


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— 121 


dans Siegwart 1 que ma bonne atfiie Therese Paradis * avait mise 
en musique et m’avait chantöe ici avec cette expression qui lui 
est propre me fit naitre l’envie de faire sur le m5me air une 
cbanson all£gorique de l’histoire de cette fille interessante. Mon 
travail se ressent de la pröcipitation avec laquelle il a ete fait 
et de l’espfece de d6dain avec lequel mon cceur vivement oc- 
cup6 de son sujet a n£g!ige toute parure 6trangfere. Sans la 
lettre obligeante de monsieur Vogler* j’ignorerais comment cetla 
piece est sortie des mains de ma jeune amie et sans l’interöt 
que ce grand maitre de l’art prend lui-mßme ä son 6coli6re, 
il ne l’aurait surement pas jug6e digne de l’attention flatteuse- 
qu’elle vient d’6prouver de sa part. C’est ä lui que je dois- 
l’effet qu’elle a produit ä Carlsrouhe et dont Vous avez bien 
voulu me faire un tableau si touchant. — A propos de made- 
moiselle Paradis j’ai lu derniörement dans la gazette de mon¬ 
sieur Macklot, qu’il a eu soin d’avertir le public, que cette jeune 
virtuose a passe par Colmar, et que je lui ai fait mettre quelque 
chose dans son Stammbuch *. Dites-moi donc pour l’amour 
de Dieu, si cela peut intöresser un seul des lecteurs des an- 
nales politiques de Carlsrouhe. En revanche j’avoue trfcs naive¬ 
ment ä monsieur Macklot, que ces platitudes me mettent ma) 
ä mon aise, et qu’il me ferait le plus grand plaisir de ne parier 
de moi ni en bien ni en mal dans ses feuilles. L’histoire de- 
notre globe qui est alle tomber ä Tubingue* ne m’a fait au- 
cune peine, parceque je n’y entrais pour rien, quoiqu’elle me- 
causät quelque surprise, ayant ignorö que monsieur le doyen 
Holdt* eut fait mettre mon nom dans la petite boite, attacböe 


1 «Siegwart. Eine Klostergeschichte.» Leipzig. 1776. Das Ge¬ 
dicht steht in Band II, ,1004—1005 und ist unter der Aufschrift 
«Der Gärtner» wieder abgedruckt in Millers Gedichten (Ulm. 1783). 
Der Verfasser Johann Martin Miller (1760—1814), später Münster- 
pfarrer zu Ulm, war einer der Begründer und Hauptstützen dea 
Göttinger Dichterbundes. 

* Therese Paradis aus Wien (1/59 — 1824', berühmte blinde 
Klavierspielerin; vgl. Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfeffels Frem¬ 
denbuch, 260—261. Das Gedicht «Therese Paradis. Ihr selbst ge¬ 
widmet» steht in Pfeffels Poetischen Versuchen III (Tübingen. 1803), 
64-67. 

* Abbe Georg Joseph Vogler (1749—1814), der berühmte Orgel¬ 
spieler, Komponist und Mnsiktheoretiker, der Begründer der moder¬ 
nen Harmonielehre; damals Hofkapellmeister und Hofkaplan am 
Hofe des Kurfürsten Karl Theodor von Bayern. 

* Karlsruher Zeitung vom 9. Juli 1784, Nr. 82, S. 396. 

* Der Luftballon, den die Gebrüder Enslin aus Straßbarg in 
Pfeffels Garten hatten aufsteigen lassen, ging nieder bei Holzelfingen, 
württembergisches Oberamt Reutlingen: vgl. Karlsruher Zeitung vom 
30. Juni 1784, Nr. 78, S. 377. 

* Holdt, Geistlicher Rat am Conseil souverain d’Alsace zu Colmar. 


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ä la machine; mais d6s qu’il s’agit de me produire sur la scene 
comme heros d’une pi6ce quelconque, je prie monsieur Macklot 
qui m’a assure 6tre «mein warmer Freund», de me donner 
une preuve de son amitie en me laissant derrifere la toile. Nous 
avons aussi vu ici monsieur Bachmann 1 2 * * avec monsieur Schüler 
de Worms* qui amenait une recrue a monsieur Titot*, dont 
l’institut s'est heaucoup accru depuis l’annee passee, mais il ne 
s’y trouve aucune demoiselle de Sansee ni d’un nom approchant. 
Les seules Allemandes qui y soient sont mesdemoiselles de Teufel, 
de Ribourg, trois sceurs de Hobe et mademoiselle de Geyer qui 
se porle Irfes bien, mais dont les progrÄs dans la langue fran- 
<?aise seraient plus marquös, si eile ne craignait pas tant de 
mal parier. Nous altendons d’un jour ä l’autre madame de 
Laroche * qui nous laissera son fils cadet en echange de mes 
deux fillfes ain&es qui se releveront pour proßter l’une aprfes 
l’autre des instructions et de l’exemple de la sage et vertueuse 
Pomona 5 . Peut-ötre que cet 6vänement me procurera ou ä ma 
femme le bonheur de Vous embrasser ä Carlsrouhe dans une 
couple de mois; mais ce projet ne doit pas deranger celui que 
Vous avez confu de revenir nous voir ä Colmar. Vos loisirs, 
dignes d’envie, mais que je ne Vous envie point, parceque Vous 
les avez acquis ä la sueur de Votre front, Vos loisirs, dis-je, Vous 
laissent beaucoup plus de libertö de former des plans de vovage 
que je n’en ai et que probablement je n’en aurai de ma vie. 
Pfcre d’une famille nombreuse, je dois me sacrifier pour eile et 
je trouve du plaisir ä me soumettre ä ma destinöe . . . 

XIV, 178—i79. 

130. 

ä Colmar, ce 24 decernbre 1785. 

EnQn, mon digne et eher aini, je puis avoir l’honneur de 
Vous presenter mon discours d’Ollen«. Je Vous demande grace 


1 L. F. Bachmann de Paris, vgl. Pfannenschmid a. a. 0., 263. 

3 Georg Friedrich Schüler, Handelsmann in Worms; vgl Pfan* 
nemrchmid a. a. 0., 251. 

2 Titot, Besitzer eines Mädcheninstituts zu Colmar. 

4 Ueber Pfeffels Beziehungen zu Sophie de La Roche (1731 bis 
1807), der Freundin Wielands und Verfasserin des damals vielge¬ 
priesenen Romans «Geschichte des Fräuleins von Sternheim», vgl. 
Pfannenschmidt a. a. 0 ., 272—274. Der beabsichtigte Besuch fand im 
August d. J. statt; Sophie ließ ihren Sohn Franz als Kriegsschüler 
in Colmar zurück und nahm hierfür Pfeffels Tochter Katharina Mar¬ 
garete mit nach Speier, wo sie damals ihren Wohnsitz hatte. 

* Pomona, in der römischen Mythologie die Göttin des Obstes, 
der Name, den Sophie de La Roche in Freundeskreisen führte. 

* Im Jahre 1785 hatte Pfeffel der am 1. Mai stattgehabten 
Jahresversammlung der Helvetischen Gesellschaft zu Olten präsi¬ 
diert und hierbei eine Rede «Ueber die europäische Kriegsverfassung 
vor Erfindung des Feuergewehrs» gehalten. 


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pour les fautes de l’auteur et de l’imprimeur, et comme l’ouv- 
rage n’a ete fait que pour le cercle de la soci6te helvötique, je 
Vous supplie de n’en point faire d’usage public. . . . 

XV, 170. 


131. 

ä Colmar, ce 16 mai 1786. 

[Pfeffel bittet Ring, ihm einen hierzu geeigneten älteren 
Schüler der Karlsruher Soldatenschule 1 2 3 als Diener au besorgen.] 

XV, 171 -172. 


132. 

4 Colmar, ce 20juin 1786. 

[Pfeffel teilt Ring mit, daß er sich einen Diener in Colmar 
selbst besorgen will . . .] 

... Je n’ai point re<?u la lettre qu’un 6tranger devait 
me remettre; apparemment, qu’il n’a pas dirige sa route par 
Colmar. Je suis charme, que mon discours d’Olten ait eu Votre 
approbation; un juge de Votre espäce ne peut que m’bonorer 
par son souffrage. J’ai appris avec chagrin, que cette piece se 
trouvait inser£e Hans le journal d’Allemagne*. J’ignore qui m’a 
rendu ce mauvais Service, et je m’en plaindrai 4 mon ami 
Goecking8. J’espere, qu’on sera content de mademoiselle Geyer, 
qui a fait beaucoup de progres pour une personne, dont l’ädu- 
cation n’a pour ainsi dire commencö qu’4 l’äge oü eile doit or- 
dinairement 6tre achevöe ... Je ne puis Vous präsenter que 
la liste de mes 6l4ves partis, les actuels se trouvant encore 
sous presse 4 . 

XV, 169. 


1 In dieser von Markgraf Karl Friedrich begründeten Garni- 
sonsschnle wurden die Soldatenkinder unentgeltlich auf Staatskosten 
unterrichtet. 

2 Journal von und für Deutschland, II. Jahrgang (1784, her. 
ansgegeben von Philipp Anton Siegmund von Bibra) Bd. II, 481—493. 
v. Bibra (17ö0 -1803) war damals Domkapitular zu Fulda. 

3 Leop'old Friedrich Günther von Goecking (1748—1828), damals 
Kanzleidirektor zu Ellrich, war der Begründer und anfangs Mit* 
herausgeber des Journals. 

4 Die Liste liegt nicht mehr bei 


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133. 

4 Colmar, ce 14 avril 1787. 

Porteur d’une missive de Votre main monsieur Neck 1 n’a 
pu m’ötre que le mieux venu du monde. Je suis seulement 
fächö que l’arrivöe d’un eleve de recrue qui m’est venu en möme 
instant m’ait empöchö de m’entretenir avec lui autant que je 
l’eusse dösirö. Les nouvelles que Vous me donnez de Votre santö 
et de l’emploi que Vous faites de Vos heureux loisirs m’ont 
fait le plus grand plaisir. J’attends le fruit de ceux-ci avec la 
dernifere impatience et me Charge de l’expedition de l’exemplaire 
que Vous destinez 4 rnon fröre. Vous n’avez qu’ä adresser le 
tou.t an föal Treuttel, en le priant de me faire passer le paquet 
par la diligence. La transplantation de notre ami Schlosser* ne 
me fait pas autant de plaisir qu’ä Vous. J’ötais habituö ä le 
voir deux ou trois fois par an, et il faudra renoncer ä une 
partie de cetle jouissance. Cependant mon plan est fait de lui 
donner tous les ans un rendez-Vous 4 Straßbourg, et je ne re- 
nonce pas au projet de l’embrasser quelque fois 4 Carlsrouhe. 
Je suis cbarmö que Vous possödiez actuellement l’ami Leuch- 
senring que j’aime beaucoup. II me semble, qu’il aurait du 
röpondre 4 l’invilation de Schlosser relativement 4 l’aflaire de 
Lavater, dont au reste il m’est impossible de suspecler ni la 
probitö ni le protestantisme*. Je suis absolument impartial dans 


1 Vgl. Pfannenschmid, Gottlieb Eonrad Pf'effels Fremdenbuch, 

328. 

2 Schlosser war 1787 als Geheimer Hofrat nach Karlsruhe be¬ 
rufen worden, wo er zunächst am Geheimen Staatsarchiv beschäf¬ 
tigt wurde. 

• s In einem im Juliheft der < Berliner Monatsschrift > des 
Jahres 1786 abgedruckten, hauptsächlich gegen den Darmstädter 
Oberhofprodiger Dr. Johann August Stark gerichteten Artikel hatte 
Leuchsenring Dokumente über einen angeblichen Geheimbund ver¬ 
öffentlicht, der unter den Protestanten im Sinne des aufgehobenen 
Jesuitenordens für Ausbreitung des katholischen Glaubens und der 
römischen Hierarchie wirken sollte (Kryptokatholizismus). In den 
hieraus sich entwickelnden Streit wurde auch Lavater hineinge¬ 
zogen, der wegen seiner, übrigens Pfeffel zugeeigneten Schrift «Em¬ 
pfindungen eines Protestanten in einer katholischen Kirche» und 
wegen' seiner persönlichen Stellungnahme zu den Wnnderkuren des 
katholischen Priesters Johann Josef Gassner und zu dem Magnetis¬ 
mus des Grafen Cagliostro und Meßmers die heftigsten Angriffe der 
Aufklärer, u. a. des Grafen Mirabeau, über sich ergehen lassen 
mußte. Lavater verteidigte sich in einer Schrift <J. C. Lavaters 
Bechenschaft an seine Freunde über Jesuitismus und Katholizismus» 
(Winterthur. 1786.) Schlosser suchte zwischen Leuchsenring und 
Lavater zu vermitteln und hatte vorgeschlagen, daß Leuchsenring 
seine gegen Lavater erhobenen Beschuldigungen der Begünstigung 


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cette quereile, mais je ne puis toute fois voir sans cbagrin 
l’esprit d’intolörance, que nos protestants commencent ä afficber. 
Voici une fable 1 qui contient ma profession de foi ä cet ögard. 
Je Vous prie, monsieur et tres eher ami, de n’en donner copie 
ä personne. Vous la verrez dans le premier cahier du Museum 
germanique. J’attends mon fröre ä sa petite Campagne ä deux 
petites lieues * d’ici dös la fin de l’assemblöe des notables de la- 
quelle nous attendons beaucoup de bien, mölö de quelques in- 
grödients sinistres tel que le reculement des barriöres. L’espö- 
rance que Vous me faites d’une petile escapade en Alsace nous 
comble de joie. Nous avons si peu confabulö ensemble lors de 
mon apparition ä Carlsrouhe et nous nous ecrivons si rarement, 
qu’il faul absolument me dödommager d’une autre maniöre® . . . 

XV, 173—174. 


134. 

Colmar, ce 20 juin 1787. 

Mille graces, monsieur et eher ami, pour Votre intöres- 
sante diatribe sur le pot de Zuric*. Quoiqu’en me la faisant 
lire j’eusse la fiövre sur le corps, eile n’a pas laissö de m’a- 
muser et qui mieux est de m'instruire. II ne fallait pas moins 
que Votre patriotisme, Votre esprit scrutateur et Votre con- 
stance pour eplucher cette matiöre naturellement ingrate et les 
points historiques, que Vous avez öclaircis en chemin faisant, en 
un mot les accessoires de Votre tableau doivent ögalement in- 
töresser des lecteurs, qui ne sont ni Suisses ni Alsaciens. Les 
anciens documents qui se trouvent 4 la suite du livre sont des 
morceaux bien pröcieux, et, comme je prösume, qu’ils ne sont 
pas encore imprimös, c’est un prösent d’autant plus important 
que Vous faites ä la littörature. Je dösire beaucoup, que Vous 
soyez mis en etat de donner au public tout le trösor que Votre 
ami de Zuric Vous ä confiö, et Vous ,pouvez sous autres me 
mettre provisoirement au nombre des souscripteurs. Mon fröre 
Vous sera bien obligö des marques de Votre Souvenir; nous 
l’attendons ici vers la fin du mois pour en passer trois ou quatre 
dans la province. Je ne suis pas ötonnö, que monsieur Leuch- 


des Katholizismus einem unparteiischen Schiedsgericht unterbreiten 
sollte. — Der Brief Schlossers ist abgedruckt im Deutschen Musenm 
Jahrg. 1787. Bd. I, 2-23, Leuchsenrings «Vorläufige Erklärung über 
Schlossers Brief» ebenda Bd. II, 61—66. 

> «Die Krücken. An Lavater.» Deutsches Museum Jahrg. 1787, 
Bd. I, 585—86; Poetische Versuche III (Tübingen. 1803), 14—15. 

* Fortschweier bei Colmar. 

3 Der Best des Briefs verstümmelt; betrifft ein Frl. Gloxin und 
Frau Bartholdy. 

* Ueber diese Arbeit Bings vgl. diese Zs. XXX, 32. 


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senring soit fach6 de ce que notre ami Schlosser a publie la 
lettre qu’il lui avait 6crite; mais il aurait bien pu pr£venir cette 
d^marche en lui faisant un mot de reponse, et, sans prendre 
couleur dans ceite quereile, je crois, que monsieur Leuchsen- 
ring aurait dü le faire. Quand on aime reellement la paix, on 
y pr£te les mains, et comme on ne peut pas ötre juge dans sa 
propre cause, il me senible qu’avec des intentions droifes que 
Schlosser est bien eloigne de lui refuser, on ne risque rien de 
se soumettre k un abitrage. Dfes que Vous ne croyez pas La- 
vater jösuite, je m’accorde avec Vous de croire, qu’il a pu 6tre 
le dupe de gens qui tiennent ä cette race. Mais si Vous 
connaissiez comme moi la correspondance et les relations in- 
volentaires de ce bon et eher homme, Vous conviendriez avec 
moi, qu’il est trfes souvent entraine malgrö lui et m6me ä 
son insu dans des filets dont ses ennemis se servenl pour 1’6- 
trangler. Le moins redoutable de ceux-ci est sans doute le 
marquis de Mirabeau 1 * 3 * qui est trop peu estimä en France et 
qui ne Test pas assez en Allemagne, pour pouvoir ternir une 
reputation. Je le connais personnellement, et j’avoue n’avoir 
jamais entendu un plus beau parleur. Je conviens aussi, que 
Lavater aurait pu s’£pargner l’imprudence qui lui a attir£ son 
inimitie. Au reste on n'aurait jamais manqu£ de raisons pour 
animer contre lui ce vigoureux Champion. Tout ce qui me sur- 
prend dans cette affaire, et ce qui ne cessera de me surprendre, 
c’esl que ces m6mes hommes qui trouvent du merite k Bos- 
suet* et ä ßourdaloue* dont les sermons sont pourtant trös 
catholiques ne puissent pas souffrir que Lavater trouve du bon 
sens et m£me de l’onction dans un livre de priferes, fait par un 
catholique plus equitable sans contredit que les deux prödica- 
teurs franfais, et que l’on fasse ä un Protestant un crime d’avoir 
loue un livre catbolique, tandis qu’on applaudirait aux catho¬ 
liques, qui pröneraient les sermons de Saurin*, de Jerusalem, 
de Zollikoffer 5 6 . Gertes nous montrons le cul d’une maniöre 


1 Honore Gabriel Viktor Biqoetti comte de Mirabeau (1749 bis 
1791), der berühmte Revolutionär, hielt sich damals im Aufträge der 
französischen Regierung in Berlin auf. Iu seiner «Lettre du comte 
Mirabeau sur M. M. de Cagliostro et Lavater» (Berlin. 1766) hatte 
er Lavater wegen seines angeblichen Jesuitismus und Hinneigung 
zum Magnetismus angegriffen. — Vgl. dazu die Gegenschrift: «Le 
comte de Mirabeau au sujet d’une brochure contre Mr. Lavater» 
(Frankfurt. 1786. von Schlosser?). 

* Jacques Bönigne Bossuet, Bischof von Meaux (1627—1704), 
berühmter französischer Ranzelredner, Historiker und Apologet. 

3 Louis Bourdaloue (1627—1704», Jesuit, Frankreichs bedeu¬ 
tendster Ranzelredner. 

* Jacques Saurin (1677—1730), hervorragender Ranzelredner 

und Prediger der reformierten Gemeinde im Haag. 

6 Georg Joachim Zollikofer (1730—1789). hervorragender Ran¬ 
zelredner und Pfarrer der reformierten Gemeinde zu Leipzig. 


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etrange, et en temps et lieu nous ne valons gu&res mieux que 
ceux dont nous blämons l’intolerance. On m’annonce l’intöres- 
sante fille du martyr Calas 1 2 * 4 qui est ici depuis quinze jours pour 
nous voir et son fils qu’elle a chez nous . . . 

XV, 275-276. 


135. 

Colmar, ce 13 janvier 1788. 

[Pfeffel teilt Ring u. a. mit, daß sein Bruder das ihm 
übersandte Paket Rings* noch nicht erbalten, daß Frau von 
Hochberg* ihm auf seinen Glückwunsch zu ihrer Vermählung 
gedankt habe usw.J 

XV, 177-178. 


136. 

Colmar, le 12 septembre 1788. 

[Pfeffel bittet Ring, ihm für einen seiner Schüler*, den 
Sohn des schottischen Obersten Montgomery, für den Rest des 
Jahres einen passenden Familienaufenthalt zu besorgen.] 

XVII, 20-21. 


137. 

Colmar, ce 23 septembre 1788. 

[Pfeffel bedauert es auf das lebhafteste, daß es Ring nicht 
gelungen ist, für den jungen Montgomery einen passenden Auf¬ 
enthalt ausfindig zu machen.] 

XVII, 22. 


1 Jean Calas, ein protestantischer Kaufmann zn Toulouse, wurde 
1761 wegen angeblicher Ermordung seines Söhnes, dessen Ueber- 
tritt zum Katholizismus er hierdurch hätte verhindern wollen, zum 
Tode verurteilt und auch hingerichtet. Voltaire setzte die Wieder¬ 
aufnahme des Prozesses durch, wobei Calas’ Schuldlosigkeit gericht¬ 
lich festgestellt wurde. Ueber Beine Tochter und deren Sohn Ben¬ 
jamin Duvoisin vgl. Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfeffels Frem¬ 
denbuch, *29 -280. 

2 Unter dem 22. Februar 1788 bescheinigte der Diplomat Pfeffel 
den Empfang. XV, 179. 

* Geborene Geyer von Geyersberg; vgl. oben S. 120, Anmerk. 4. 

4 Esq. Archibald von Montgommerie aus Eyr in Schottland; 
vgl. Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfeffels Fremdenbuch, 427. 


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138, 


ä Colmar, ce 14 octobre 1788. 


[Pfeffel empfiehlt Ring den capitaine au Service de France 
Salis-Sewis 4 , der ihm wohl als Verfasser der ^charmantes 
f>o6sies champetres, qui depuis quelques annees paraissent dans 
les almanacs sous le nom de Salis-Sewis» bekannt ist, und 
*ier ihn in Karlsruhe aufsuchen wird.] 2 

XVII, 23. 


1 Johann Gaudenz Hubertus von Salis-Sewis (1762-183-1), als 
Dichter besonders bekannt durch seine Naturschilderungen. Nach 
^diesem Briefe sind die Mitteilungen bei Pfannenschmid, Gottlieb 
Konrad Pfeffels Fremdenbuch, 129, über die Beziehungen Pfeffels 
zu Salis-Sewis zu ergänzen. 

2 Zeitlich ist hier der einzige erhaltene Brief Rings an Pfeffel 
-vom 1. Juni 1789 (XVII, 24—25» einzureihen, der jedoch anschei¬ 
nend, vermutlich wegen der darin enthaltenen Ausfälle auf Schlos¬ 
ser, in dieser Form nicht abgesandt wurde. Er ist ohne besonderes 
Interesse, mit Ausnahme der auf Schlosser bezüglichen Stelle, die 
ich hier mitteile: tMonsieur Schlosser vit ici tres isol6 avec sa 
nombreuse famille; il ne chante que Boeckmann, dont la rage 
magngtique a rgpandu sur lui un ridicule ineffagable. Je le vois de 
temps en temps soit ä la promenade, soit ä la bibliotheque, soit ä 
la comädie, mais il ne vient jamais chez moi, quoique j’ai 6t6 chez 
lui ä differentes reprises; il ne passe pas pour grand courtisan et 
bien de gens pr6tendent, qu’il ne sait ou ne veut pas savoir vivre; 
j’en suis fächö pour lui, car je Faime et le venere sincfcrement et 
lui pardonne volontiers ses impolitesses en egard ä son m£rite et 
ses talents superieurs et uniques ; mais que peut sur un homme 
^Tailleurs aimable caprice, singularite, bizarrerie et un certain esprit 
r6tif, qui ne veut ou peut se preter. Son Cagliostrisme et son opi- 
niätrete ä prendre parti pour un homme aussi m6prisable Fa ar- 
rierö de beaucoup, et il aura bien de la peine ä s’en laver. N’est-il 
pas bien dommage, qu’on puisse s’aveugler ä uh tel point. Tittel 
^st encore une de nes pratiques, Fhomme le plus hu6 qu’il y ait 
ici, et Preuschen, le trfcs born6 diacre qui ne sait Fentretenir que 
de Farchaeus. Plaignons les gens ä talents qui s’oublient ainsi et 
.soyons fidfeles h nos anciens sentiments de droiture, de vertu et d’un 
-esprit qui ne connait aucun Ggarement ...» — Ueber den damals 
in Karlsruhe modischen Meßmerismus vgl. v. Weech, Geschichte der 
Btadt Karlsruhe I, 70—71. — Hof- und Stadtdiakonus August Gott¬ 
lieb Preuschen (1734—1803), hervorragender Geograph. 


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139. 

ä Colmar, ce 20 aoüt 1789. 

Je profite, mon digne ami, de l’occasion que me fournit 
monsieur Decker* de Berlin, pour Yous remercier du beau ca- 
deau* que Vous avez bien voulu me faire en echange de mes 
rimailleries. Toutes les scfenes, tanlöt mena<?antes, tantöt re- 
jouissantes que nous avons eues ici depuis six semaines et une 
eure que je prends au milieu du tumulte pour brider un rhu- 
matisme qui m’a terriblement bourrel6 cet hiver 1 * 3 4 , ne m’ont 
pas encore permis de lire plus que les 50 premiöres pages de 
Votre ingönieuse et charmante production. Mais j’espfcre de pou- 
voir me mönager ce plaisir avant qu’il soit peu. Les nouvelles 
que Vous me donnez de monsieur Votre fils* m’int&ressent in- 
tiniment, et je partage la satisfaction que Yous eprouvez en 
Vous voyant renaitre dans l’höritier de Votre nom. Je voudrais 
pouvoir un jour lui prouver l’amitiö qui m’attache ä son digne 
et heureux p6re. J’ai communiquö ä monsieur Haas 5 * * * 9 un ex- 
trait du passage de Votre lettre qui le concerne. II m’a promis 
de Vous envoyer la carte de Breitkopf * par monsieur Decker, 
lequel toutefois m’assure n’avoir pour Vous aucune commission 
de la part de son gendre. Cela m’a d6termin6 de charger mon¬ 
sieur Haas pöre de rappeier ä son fils son engagement de Sorte 
qu’il ne tiendra pas ä moi que Vous ne soyez satisfait. Jejoins 
ä ce paquet un petit imprime qui prouve jusqu’ä quel point la 
nation franfaise a revendique ses anciens droits et combien nous 


1 Georg Jakob Decker aus Colmar (1732—1799), der Begründer 
der Deckerschen Druckerei zu Berlin. 

* Wohl die beiden Schriften Rings: «Fragmente einer Reise 
nach St. Domingo oder Okano und Yango, eine rührende Geschichte». 
Rastatt. 1783. und «Kaiser Otto III. genannt Mirabilia Mundi, ein 
biographisches Gemählde aus dem 10. Jahrhundert». Erlangen. 1789. 

3 Ueber diese Krankheit Pfeffels vgl. Rieder, Gottlieb Konrad 
Pfeffel (im Supplementband zu der Ausgabe der Versuche iTübingen. 
1820), 68—69. 

4 Karl Ludwig Ring (1769—1835), vgl. über ihn diese Ztschr. 
XXX, 31. 

5 Wilhelm Haas, ehemaliger Kriegsschüler und Drucker zu 

Basel; gab von 1789—1790 eine Sammlung von Pfeffelt «Poetischen 

Versuchen» in drei Bänden heraus. 

5 Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719—1794), Besitzer des 
bekannten Verlags in Leipzig, gab 1777 eine «Beschreibung des 
Reichs der Liebe mit beygefügter Landcharte» heraus, um deren 
Besorgung Ring in seinem Schreiben vom 1. Juni 1789 gebeten 
hatte. — Eine Schrift ähnlichen Titels veröffentlichte Ring 1791 im 
Verlage von Haas: «Reise in dem Reiche der Liebe, nebst der Charte 
dieses Landes». 

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pouvons espörer de devenir heureux en devenant libres. L’öton- 
nanle rövolution qui vient de s'opörer agit döjä si puissamment 
sur les esprits que Vous ne Vous reconnaitriez plus en Alsace 
dont la capitale seule s’est male conduite 1 , car les Iroubles et 
les brigandages qui ont afflige le Sundgau ont etö l’ouvrage de 
la söduction, tandis qu’a Straßbourg les grands et les petits 
n’ont su ce qu’ils voulaient ni ce qu’ils faisaient. Au reste nous 
ne sommes pas encore au terme de la rögenöration, mais j’espfere 
que messieurs les Germains, qui avec les fers aux pieds nous 
ont si souvent reprochö notre esclavage seront bientöt dans le 
cas de nous envier notre libertö . . . 

XVII, 20—27. 


140. 

ä Colmar, le 1 mai 1790. 

Recevez, mon digne et eher ami, la troisiöme partie de mes 
Essais poetiques. Puisse-t-elle trouver en Vous un juge aussi 
indulgent que Vous Favez öte pour les deux premiers volumes. 
Celui-ci a un besoin particulier de cette faveur. Une töte boule- 
versöe par des affections rhumatiques et par le tracas de la 
rövolution a öle peu propre a faire un bon choix et encore 
moins ä se livrer ä la rövision de plusieurs piöces anciennes 
avec cette constance opiniälre qui seule pouvait leur donner la 
correction que le lecteur est en droit d’exiger d’une production 
litteraire. Mais comme la guerison de ma töte m’a paru aussi 
eloignöe que notre convalescence politique, j’ai pröförö de mettre 
au monde un avorton que de voir pour la seconde fois l’incube 
Krieger* de Giessen me supposer-un monstre de sa fa<?ou . . . 

XVII, 28. 


141. 


Colmar, ce 21 mai 1790. 

Vous plaisantez, mon eher et digne ami, si Vous prenez 
ina muse pour un vöhicule, propre ä conduire ä l’immortalite. 
C’est bien ia plus mauvaise monture que Yous pourriez choisir. 


1 19 21. Juli Erstürmung und Plünderung des Rathauses, am 
6. August Militärrevolte («Soldatenlärm») und Oeffnung der Gefäng¬ 
nisse. Vgl. Strobel, Vaterländische Geschichte des Elsasses V, 306 
bis 325 und 336—339. — Im Sundgau hatten Bauernunruhen statt- 
gefunden, die an die schlimmsten Zeiten des Bauernkrieges erinner¬ 
ten; vgl. Strobel a. a. 0.. 342 —345. 

* Krieger hatte 17?4 mit der Herausgabe (Nachdruck) einer 
Sammlung von Pfeffels Schriften begonnen: Pfeffels Schriften. Erste 
Sammlung. Gedichte. Gießen. 1784; mehr ist nicht erschienen. 


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Mais ce qui me parait point plaisant du tout, c’est l’espöce de 
reproche que Vous me faites de ne Vous avoir dediö aucune 
de mes babioles. En relisant les piöces adressees ä mes amis, 
Vous verrez clairement, qu’elles supposent toutes un entretien, 
quelques fois möme une dispute de correspondance ou de con- 
versation que nous avons eue ensemble, et si Vous me dites 
encore une fois que j’amasse des trösors, je ne sais quelle böte 
je ferai parier pour Vous refuter. Non, mon digne ami, mes 
travaux pönibles ne m’ont jusqu’ä prösent procurö que de quoi 
sustenter ma nombreuse famille, sans me mettre en ötat de 
laisser ä chacun de mes enfants un pöcule süffisant pour le 
mettre au-dessus du besoin. Cette considöration n’est-pas propre 
ä häter ma convalescence, surlout vu la diminution considörable 
que mon Institut öprouve depuis l’öpoque de la rövolution. Aussi 
mon enthousiasme invötörö pour la liberte ne m’empöeherait 
pas de troquer ma patrie pour une autre qui assurerait du pain 
ä mes enfanls et ä moi une occupation utile. Le mal est, que nos 
bien-fonds vont baisser d’annöe en annöe, et que je ne pourrais 
me döfaire qu’avec beaucoup de perte de mes deux maisons. — 
Je n’ai encore lu aucune crilique de mes Essais poötiques im- 
primös chez Haas, et je connais encore moins celle que Vous 
avez bien voulu en faire. Je ne lis que la Allgemeine deutsche 
Bibliothek et la Litteraturzeitungi, oii je n’ai rien trouvö qui 
me regarde. J’ai quelque droit ä l’indulgence de mes lecteurs, 
mais il faut comme Vous ötre mon ami pour me la faire 
öprouver . . . 

XVII, 29-30. 


~142. 

ä Colmar, ce 1 mars 1791. 

Hölas, mon bon et eher ami, je ne sais comment excuser 
le fort que j’ai de Vous röpondre si tard ä la lettre amicale 
que Vous m’avez öcrite au commencement de l’annöe. Depuis 
que nous, sommes tous des souverains, nous faisons tant de sot- 
tises et il nous reste si peu de temps pour faire autre chose, 
qu’ä force d’assister ä des comites et ä des congrös, j’ai neg- 
ligö malgrö moi mes plus chöres correspondances. Si dös mon 
retour de Bade ce train n’avait recommence, je n’aurais pas 
attendu Votre lettre pour Vous dire combien nous avon3 ölö 
desolös, ma femme et moi, de ne pas Vous rencontrer ä notre 
passage par Carlsrouhe et surtout d’apprendre, que Vous aviez 
cboisi precisement le jour de notre döpart pour venir nous 
honorer de Votre visite. Je suppose que Votre Soubrette Vous 


1 Allgemeine deutsche Bibliothek; vgl. diese Zs. XXXI, 101, 
Anmerkung. — Allgemeine Litteraturzeitung. Jena. 1785ff., begrün¬ 
det von Christian Schütz unter Mitwirkung von Wieland und Fried¬ 
rich Justin Bertuch. 


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a dit, que je me suis präsente ä Votre porte, et combien j’ai 
allonge la mine en apprenant ce tour perfide du hazard. J’espfere 
de pouvoir me dedommager au printemps prochain, non en 
retournant a Bade, dont les eaux ne m’ont rien fait, mais en 
allant conduire en Allemagne mon second fils * que je compte 
placer dans une maison de commerce. Car comme le peuple 
donne chez nous les talents a ceux, qu’il appelle aux emplois, 
mon fils en bon Frangais n’a ä studier qu’une seule Science, 
celle de ne pas mourir de faim; les honneurs viendront d’eux- 
mömes comme ä son p&re qui, a force de travailler pour la 
röpublique, laisse 6leindre le feu qui faisait bouillir sa mar- 
mite. . . , 1 2 3 

XIX, 122-123. 


143. 

Colmar, ce 25 döcembre 1791. 

J’espere, mon digne et eher ami, que monsieur Groos Vous 
aura fait mes excuses de ce qu’en passant par Carlsrouhe il y 
a quatre mois j’ai 6te force de me priver du plaisir de Vous 
embrasser. Je revenais d’Augsbourg oü j’avais conduit mon 
second fils. M’6tant arr6!6 ä Durlach chez la belle-m£re de 
monsieur Luce 5 , mon compagnon de voyage, j’arrivais assez 
tard ä Carlsrouhe oü je comptais trouver chez monsieur Schlos¬ 
ser des lettres qui devaient decider du parti que j’avais pris de 
passer un jour dans Votre ville ; je les attendais envain le reste 
de la soiröe, et je pris la chagrinante resolution de repa’rtir le 
lendemain matin. Le moment 6tait critique, et monsieur Luce 
n’6tait pas moins inquiet que moi, parceque sa qualite dölec- 
teur exigeait sa pr6sence ä Colmar. II ne me resta plus que 
l’alternative de Vous assaillir le soir ä une heure indüe, ou de 
Vous faire encore une fois sortir du lit le lendemain ä l’aube 
du jour. Dans cet 6tat des choses le jeune Groos 4 qui, pour 
pouvoir causer avec nous, avait pris place dans ma voiture jus- 
qu’ä Rastatt se chargea de mon apologie et de l’expression de 
nos regrets. Si les sottises qui se font lliacos intra muros et 
extra 5 me permettent un d^placement pour un couple de se- 
maines, je pourrais fort bien me dedommager l’ete prochain de 


1 Karl Friedrich Pfeffel (1775 — 1858), später Teilhaber des Bank¬ 
hauses Bethmann in Frankfurt. 

* Im folgenden bedauert Pfeffel, Eing den von ihm gewünsch¬ 
ten Erzieher (gouverneur) nicht besorgen zu können. 

3 Lucö’s Frau, die er im Hause Pfeffels kennen gelernt hatte, 
war eine Tochter des Bürgermeisters Winter von Durlach. 

4 Wohl ein Sohn von Emanuel Groos (vgl. diese Zs. XXXI, 88, 
Anmerkung 2) und ehemaliger Kriegsschüler. 

5 Bekanntes Zitat aus Horaz, Episteln, 1. Buch 2, 16. 


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la privation de l’ötö passö, puisque mon malheureux rhuma- 
tisme me met dans la necessite de recourir aux eaux thermales 
pour le brider, et, quoique celles de Baden m’aient fait peu 
d’effets, j’ai tout. pleine de raison de les pröförer ä tout autre 
bain ; en attendant que je puisse Vous parier en prose j’ai pris 
le parti de Vous parier en vers, et je Vous crois encore trop 
attachö a Votre ancienne patrie, pour avoir besoin d’excuser le 
sujet dont j’ai fait choix. Je.Vous adresse, mon eher ami, ma 
profession de foi sur les atfaires du tempsi, et, si Vous n’ötes 
pas de mon avis, je crois du moins de n’avoir pas lieu de rougir 
ni de l’opinion ni des senliments que je Vous expose. Je me 
suis aperfu plus d’une fois, que le vent qui souffle autour de 
mes oreilles avait desaccordö ma lyre, et que des discussions 
politiques ötaient peu faites pour la marebe dögagöe et rapide 
de la poösie. Mais enfin je Vous donne mon enfant tel que 
j’ai pu le mettre au m'onde, et Votre amitie ne dödaignera pas 
d’en ötre le parrain. Je Vous laisse le maitre de mon manu- 
scrit, si Vous voulez le rendre public, je voudrai le voir dans 
le Mercure d’Allemagne, pröförablement 1 ä tout autre journal; 
mes principes se recontrent ä bien des egards avec ceux de 
Wieland, et je suis glorieux de penser comme lui sur un objet 
qui occupe et divise tous les esprits . . . Si Vous voulez faire 
imprimer Pepitre, pour öviter une note au sujet de la lögion 
noire ou le malentendu auquel cette expression pourrait donner 
lieu, s’il n’y avait point de note, je Vous prie, mon eher ami, 
de changer la töte de la maniöre suivante *: 

Ja, Freund, trotz aller Spötter Hohn, 

Trotz unserer Toreys bittern Klagen 
Und trotz der Emigranten Thron 8 , 
bin ich, die Wahrheit frey zu sagen, 
ein Freund der Constitution ; usw. 

Je fais le möme changement dans mon manuscrit. 

XIX, 124-124 a. 


144. 

Colmar, ce 21 juin 1798. 

11 me serait difficile de Vous exprimer, mon ancien et eher 
ami, la surprise dölicieuse, qu’aprös un silence de plusieurs 
annöes Vous m’avez causee par la lettre affectueuse que Vous 


1 Epistel an den Herrn Geheimen Hofrat Ring in Carlsruh, 
zuerst abgedruckt im Teutschen Merkur für 1792, Bd. I, 159—165, 
dann in den Poetischen Versuchen IV Tübingen. 1803), 107 114. 

* ln dem Abdruck in den Poetischen Versuchen hat Pfeffel 
die ursprüngliche Lesart wieder hergestellt. — Die schwarze Legion 
ist das Emigrantenkorps des Vicomte de Mirabeau-Tonneau. 


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m’avez adressee. Elle m’a transporre dans ces iemps heureux, 
oü par un commerce familier nous nous communiquions nos 
pensöes et nous faisions reciproquemment le tableau de notre 
manifere d’etre, tableau qui pour lors n’ötait point rembruni 
par les images sinistres de la crainte et de la desolation. IIs 
ne reviendrout plus ces jours fortunes, puisque le calme meine 
que Pavenir semble nous preparer, sera toujours trouble par 
des reminiscences penibles et par la douleur insöparable des 
cicatrices que nous ont laissees nos maux passes II m’est doux 
cependant de pouvoir Vous dire, que la foudre qui a tant de 
fois eclate sur nos tötes m’a epargne avec ma famille, que je 
n’ai perdu au naufrage general que mon etat et la moitie de 
mon bien, que ce qui me reste me fournit ä peu pres le nö- 
cessair«, et que ma sante quoique chancelante me laisse encore 
la force de rri’occuper de temps a autre de quelque travail lit- 
teraire et de/ servir mes concitoyens dans la double qualitö de 
chef de notre consistoire et de directeur du jury central d’in- 
struction publique de notre departement dont je suis revßtu 
depuis quatre ans i. Gelte derniere corvee est un peu ingrate 
ä la verite, parceque jusqu’ici nos lögislateurs n’ont rien fait 
de fructueux pour Pöducation publique, ei que notre ecole cen¬ 
trale* pour avoir du reunir les avantages d’un gymnase et d’une 
universite se trouve n’etre ni Tun ni I’autre ; mais comme cela 
n’est pas ma faule, je vais tout doucement mon chemin et ne 
pouvant faire l’impossible, je me soumets ä l’empire des cir- 
constances en attendant que Pacquittement de ma dette civique 
me permette de me retirer. Mes heures de loisir sont aujour- 
d’hui consacröes aux preparatifs d’une nouvelle edition corrigee 
et augmentee de mes Essais poetiques dont Vous trouverez ci- 
joint le prospectus*. J’eu ai abandonnö Pexecution ä mes li- 
braires Cotta et Haas. Si cette petite entreprise röussissait, eile 
pourrait me procurer un I6ger dödommagement des sacriüces 
que j’ai faits ä la revolution. Je n’ose m’en flatter, parceque j’ai 
trop compte sur le retour de la paix generale et point du tout 
sur les troubles qui affligent la pauvre Suisse 1 2 * 4 J’ai vu par les 
echantillons que Vous m'avez comrnuniquös, que Vous n’avez 


1 Vgl. über diese Seite von Pfeffels Tätigkeit Stöber, Gottlieb 
Konrad Pfeffels Verdienste um Erziehung und Schule, Kirche und 
andere gemeinnützige Werke. Straßburg. 1878. und Rieders schon 
öfters erwähnte Biographie, 83—87. 

2 1795 hatte das Direktorium die Schaffung von 100 Central¬ 
schulen für das Gebiet der französischen Republik beschlossen; sie 
waren eine Art Realgymnasium, konnten jedoch aus dem schon von 
Pfeffel richtig angegebenen Grunde zu keiner gedeihlichen Entwick¬ 
lung gelangen. 

* Sie erschien seit 1802 im Verlage von Cotta in Tübingen. 

1 im Januar 1798 waren die Franzosen in die Schweiz einge¬ 
rückt, im März d. J. wurde die Helvetische Republik ausgerufen. 


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pas plus que rnoi renonce au commerce des neufs soeurs avec 
celle difförence toute fois, que Vous savez leur parier la langue 
d’Horace et d’Ovide, qui depuis lGnglemps ne m’est plus fami¬ 
liäre. Quant ä la fable du cocher et de son maitre, j’en ai 
puise le sujet dans un almanac des muses frangais. Elle a paru 
tronquee dans l’almanac de Schiller de 1796. Je ne sais pas 
par quel hasard on y avait omis les deux derniers vers que 
j’ai retabli dans le Taschenbuch de Jacobi de cette ann6e >. 
C’est de ce dernier que j'ai appris que Kaestner avait trait6 le 
m&me sujet, mais en dirigeant la pointe sur l’orgueil nobiliaire 
du b|aron damn6, tandis que mon intention a 6te d’appuyer sur 
la b^tise et la piöte qu’il supposait ä son valet. J’ai lieu de 
croire que Vous ne connaissez que la premiere Version . . . 

XXIII, 45. 


145. 

Colmar, 5 septembre 1800. 

Vous m’avez bien agr£ablement surpris, mon ancien et 
eher ami, par la lettre dont Mous avez chargö monsieur Luc6. 
Je profite pour y repondre de l’entremise de monsieur Hammer, 
professeur d’histoire naturelle ä l’ecole centrale, ötablie dans nos 
murs. II pourra en m£me temps satisfaire la curiosit£ qu’en 
bon Alsacien Vous devez avoir consacröe pour tout ce qui con- 
cerne l’etat des lettres dans notre bonne ville qui, comme Vous 
le savez, n’a jamais brüle beaucoup d’encens aux muses. Ce 
sera donc avec d’autant plus d’int6r&l que Vous apprendrez, que 
lout nous annonce un siäcle moins barbare; que l’instruction 
publique pour la partie des Sciences est mieux organisöe que 
jamais, et qu’une bibliotheque de 40 000 volumes lui oflre des 
ressources inconnues jusqu’ä present. Mais laissons lä les pro- 
fesseurs et les livres dont, j’aime ä le croire, Vous ferez un 
jour la connaissance sur les lieux. Aprfes une pause de huit 
ans on a toute autre chose ä se di re. Sans avoir ete exempt 
d’inquiötudes ni möme de vöxations j’apprends, mon digne ami, 
que Vous continuez ä jouir des loisirs et de la sant£ du sage; 


1 «Die zw een Verdammten», Poetische Versuche VI (Tübingen. 
1803), 82—83. — Musenalmanach für das Jahr 1796. Herausgegeben 
von Schiller. Neustrelitz. 1796, 105—106. — Taschenbuch von J. G. 
Jacobi und seinen Freunden für das Jahr 1798. Königsberg und 
Basel., 133—134. Vorbild war Frerons (wohl Louis Stanisias 
(1765 -1802), Journalist und Revolutionär) «Le double aveu», er¬ 
schienen im Almanach des Muses von 1776, 56. Die von Jacobi 
erwähnte Erzählung Kästners ist überschrieben «Aus der Hölle»; 
ein Abdruck in der Eeclam’sehen Ausgabe von Abr. Gotth. Kestners 
ausgewählten Sinngedichten und prosaischen Aufsätzen, 33—34. 


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que Volre töte quoique blanchie par les ans conserve toute sa 
fraicheur et toute sa force, et que Vous partagez Vos jours for- 
tun6s entre les plaisirs du littCrateur et ceux de l’homme du 
monde dans l’acception la plus noble de ce terme. Vous y 
ajoutez encore ceux d’un pfere heureux, et certes ce tableau est 
f'ait pour combler tous les vceux de l’homme raisonnable et sen¬ 
sible; puissiez-Vous jouir encore longtemps d’un bonheur, me- 
rit6 par une vie sans reproche et par une longue chaine de 
travaux utiles. Quant ä moi, mon digne ami, sans avoir 6te 
moleste par des ennemis d’outre Rhin, ma vie depuis notre der- 
niCre entrevue n’en a pas et6 moins orageuse. Ce n’est pas dans 
une lettre que je pourrai Vous parier de ce que j’ai öprouve 
pendanl le terrorisme. Je Vous röserve lä-dessus des details 
qui Vous feront frisonner. Je me contenterai de Vous dire, que 
dans les jours les plus effrayantes de cette periode une ftevre 
maligne m’enleva le troisi&me de mes fils* qui quelque mois 
auparavant avait echappe ä la mort dans les lignes de Wissem¬ 
bourg®, oü il avait pass6 six semaines comme requisitionnaire. 
Nous enviämes tous -son sort ; les gens de bien ne connaissaient 
alors plus d’autre asyle que le tombeau. L’annee suivante ma 
Alle aiuee epouse un des ci-devant instituteurs de mon ecole, 
Berger de Montböliard*, aujourd’hui professeur de grammaire 
generale et de logique ä l’ecole Centrale. D&s la döclaration de 
guerre j’avais ferm6 moi-möme ma petite acad^mie, pour ne 
pas m’exposer ä une responsabilite impossible ä remplir. Ce parti, 
auquel six mois plus tard j’aurais 6t6 forc6 par les evenements, 
me priva du plus clair de mon revenue, et des debiteurs per¬ 
fides m’enleverent par des remboursements en papier plus d’un 
tiers de la forlune dont je devais dösormais subsisler avec ma 
nombreuse famille. Ajoutez a cela un corps toujours souffrant 
d’un rhumatisme opiniätre dont les douleurs se taisaient et se 
font encore sentir principalement dans la töte, et Vous trouverez, 
mon eher ami, que mon sort ne ressemble au Vötre que sous 
bien peu de rapports. Outre les sacrifices dont je viens de 
parier j’en ai fait d’autres d’une nature moins penible ä la 
v6rite, mais toujours lenant de celle de le corvee. Je fus pen- 
dant quatre ans membre du jury d’instruction autrement dit 
Studienkommission de notre departement, et qui pis est je pre- 
side depuis sept ans le sacre consistoire de la confession d’Augs- 
bourg. Ce poste n’est aujourd'hui qu’un amusement, tandis que 
sous Robespierre et imm6diatement apres il ne laissa pas de 
me donner beaucoup de tablature. Voilä ce qui me concerne ; 


1 Christian August, geb. den 21. Oktober 1776, gest. den 29. Juli 
1793. 

* Die von Villars 1706 zum Schut/.e des Elsasses gegen die 
kaiserliche Garnison zu Landau angelegten Linien waren 1793 der 
Schauplatz heftiger Kämpfe. 

3 Katharina Margarete, heiratete am 14. Februar 1794 Kaspar 
Berger aus Mömpelgard. 


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revenons 4 mes enfants. L’aiträ de mes fils 1 * * * 5 est depuis plu- 
sieurs ann6.es directeur des postes aux lettres et mari£ avec la 
fille ain6e de feu notre ami Gloxin. Le second Charles *, de- 
stin6 d’abord 4 l’6tude des lois, elait ä ia veille d’aller k l’uni- 
versirä, lorsque la Evolution eclata. Je lui fis sentir alors l’in- 
certilude et la fatalit6 des emplois electifs et temporaires, et je 
n’eus pas beaucoup de peine k le d6terminer pour le commerce. 
Apräs avoir pass6 quelques annees 4 Augsbourg et 4 Francfort 
les lois räquisitionnaires l’appelörent au service de la patrie et, 
pour lui 6viter le fardeau penible du mousquet, je l’ai plac6 
comme apprenti diplomate chez mon ami Bacher*, agent de la 
räpublique en Suisse. II a pendant quatre ans courru cette 
carri6re sans l’aimer et, apräs avoir obtenu son conge d’exemp- 
tion du service militaire, il est orenträ depuis deux ans dans 
celle du commerce et se trouve aujourd’hui avantageusement 
6tabli 4 Reims. Ses soeurs Caroline, Fräderique et Sophie 
sont encore dans la maison paternelle et participent alternative- 
menl aux occupations de la m6re et du p6re. Celles-ci se 
bornent 4 quelques contributions liträraires pour le journal de 
Flora* et 4 la derniäre revision du manuscrit de mes Essais 
poetiques, dont une Edition corrigee et augmenräe du double 
aurait dej4 paru sans cette malheureuse guerre et les troubles 
de la Suisse, oü l’impression doit s’en faire. II faut esp6rer, 
que malgr6 les apparences du contraire, le si6cle ne finira pas 
sans nous donner la paix, apres nous avoir fait passer par 
toutes les cascades des tribulations humaines. Monsieur le Prä¬ 
sident de Gailing * ignore sans doute, que monsieur son fils n’a 
trouve chez moi que la räception d’un tiöte 4 la fois poöte et 
räpublicain, c’est 4 dire doublement gueux. J’ai beaucoup re- 
gretl6 qu’il n’ait pu faire chez moi qu’un s6jour de 24 heures. 
Veuillez. mon eher ami, präsenter 4 monsieur son p6re les 
assurances de mon respect. Je n’ai pas encore pu m’aequitter 
de toutes Vos salutations; en attendant monsieur et madame 
Bussmann et messieurs Sandherr et Bartholdy sensibles 4 Votre 
souvenir m’ont chargö de mille choses pour Vous. Madame 
Bartholdy la m6re est dans ce moment-ci 4 Montb61iard chez 
madame M6not sa soeur. Vous avez devin6 mon cceur en pr6- 


1 Gottlieb Konrad August, war seit 1786 vermählt mit Margarete 
Salome Gloxin und seit 1793 Postdirektor zu Colmar. 

* Karl Friedrich, von 1795—1798 bei der französischen Gesandt¬ 
schaft zu Basel beschäftigt, trat zu Anfang d. J. 1800 als dritter 
Teilhaber in das Haus Guinouth zu Reims ein. 

8 Theobald Bacher (1748—1818), französischer Diplomat 

* «Flora. Teutschlands Töchtern geweiht von Freunden und 
Freundinnen des schönen Geschlechts». Tübingen. 1793ff. Heraus¬ 
geber war Cotta (1764—1832), der bekannte Verleger. 

5 Christian Heinrich Freiherr Gayling von Altheim (1743—1812), 
seit 1777 Kammerpräsident zu Karlsruhe; 1803 Staats- und Finanz¬ 
minister. 


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•voyant la douleur que m’aura causee la inort de mon eher 
Schlosser 1 * ; c’est une plaie qui ne se fermera jamais. Je crois 
•comme Vous qu’il ne fut pas courtisan, mais pour cela-möme 
je n’ai pu desapprouver le parti qu’il a pris de quitter la cour. 
Le pauvre Mechel me fait de la peine ; une möchante femme 
et une revolution sont beaucoup plus qu’il n’en faut pour at- 
förer un honnete homme 8 . Quant au silence du colonel Frey 3 * , 
je puis Vous en dire la cause, c’est qu’il est niort dös le mois 
d’aoüt de l’annöe passöe. L’abbe Delille* se porte bien a 
Londres. Son Homme des champs vient de paraitre, quoique 
je l’eusse lu en manuscrit, je l’ai encore relu avec tout le plai- 
sir de la nouveautö. Delille est le Phoenix du Parnasse fran- 
$ais; mais je crains fort, que ses cendres ne restent un jour 
steriles. Depuis pres de deux ans je ne sais de notre ami 
Nicolay que ce qu’en disent les feuilles publiques. Selon eiles 
il doit avoir pris le parti de quitter la Russie. Tant mieux 
pour lui; en rabattant les trois quarts de ce qu’on nous dit de 
ce pays-lä il y en aurait encore plus qu’il n'en faut pour dö- 
terminer un honnöte homme ä le fuir . . . 

XXIII, 46 -47. 


146. 


Colmar, ce 2 mai 1801. 

Permettez-moi, mon eher et respectable ami, de m’adresser 
a Vous dans une aflaire qui ayant pour objet le bien public 
ne peut manquer d’interesser Votre philantropie. Le citoyen 
Noöl 5 * * , notre digne prefet, frappe de la degradation des foröts 
de notre döpartement, ainsi que de l’excessive cherte du bois 
qui en rösulte, a congu l’idöe d’attacher ä notre öcole centrale 


1 Schlosser war am 17. Oktober 1799 zu Frankfurt gestorben. 

4 Christian von "Mechel waT 1797, tou der Revolution "vertrie¬ 
ben, von Basel nach Berlin gegangen, wo er Mitglied der kgl. Aka¬ 
demie wurde und 1818 starb. 

3 Johann Rudolf Frey ; vgl. diese Zs. XXXI, 87, Anmerk. 3. 

* Jacques Delille (17. 8—1813), französischer Dichter und Ueber- 
setzer; sein «L’homme des champs, on les Göorgiques frangaises» 
•erschien 1800 zu Strattburg. 

5 Frangois Joseph Noel (1755—1841*, französischer Literat, be¬ 
kleidete von November 1800 bis Juni 1802 das Amt des Präfekten 

des Departements Oberrhein Im letzteren Jahre wurde er als Ge¬ 

neralinspektor des Unterrichtswesens nach Paris berufen; Verfasser 
.zahlreicher und vielgebrauchter Schulbücher. Von seinen unten er¬ 

wähnten Werken erschien die «Nouvelle geographie universelle de 
'Guthrie» 1797 in drei Bänden, das «Dictionn&ire de la fable, ou 
mythologie grecque, latine, egyptienne, celtique etc.» 1801. 


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une nouvelle branche d’instruction qui aurait pour objet la 
Science forestale thöorique et pralique. Sachant, que cette partie 
est supörieurement cultivee dans les etats de Bade, il m’a 
chargö de lui procurer des renseignements sur les etablisse- 
ments qui se trouvent dans ce pays-lä pour former des bons 
officiers forestaux, sur les ouvrages qui servent de base ä l’in- 
slruction et sur les möthodes qu’on emploie pour combiner la 
pralique avec la theorie. Si je m’en souviens bien, il existe ä 
Pforzheim une pareille ecole, dirigöe par monsieur de Drais*, 
et une autre ä Gernsbach dont le chef ne m’est point connu. 
Je ne doute pas, qu’on n’ait sur l’un ou l’autre de ces etablis- 
sements une annonce ou descriplion imprimee, propre ä Vous 
öpargner la peine d’entrer sur cet objet dans des dötails qui 
pourraienl fatiguer Votre obligeance, et je suis persuadö, que 
par suite de Votre attacbement pour Votre ancienne patrie Vous 
voudrez bien me transmettre des imprimes avec une note sup- 
plementaire qui puisse eclaircir et fixer davantage nos idöes 
sur cette partie essentielle de l’administration publique et dont 
on n’a chez nous que des notions imparfaites et puremen t rou- 
tinieres. Vous connaissez sans doute le citoyen Noel par son 
excellente traduction de la geographie de Guthrie et par son 
Dictionnaire universel de mythologie, dont il pröpare une seconde 
Edition ; mais Vous ne le connaissez pas encore comme homme 
public, comme organe de notre gouvernement. Pour cette rai¬ 
son je me fais un plaisir de Vous communiquer le discours 
qu’il a prononce et dont il m’a confiö la traduction. Je n’ai 
pas besoin de Vous observer, mon ancien et eher ami, que je 
m’empresserai de Vous faire remboursertous les frais quekonques 
que ma commission va Vous occasionner; la dette que je con- 
tracterai envers Votre complaisance ne sera pas ä la verite 
d’une nature remboursable, mais l’amitie Vous en tiendra un 
compte fidöle, et il ne döpendra que de Vous, de me fournir 
les occasions de la compenser par tous les Services, dont Vous 
me trouverez capable. Veuillez, mon digne ami. donner ä 
Votre reponse une forme ostensible et mettre sur un feuillelon 
söparö ce que Vous aurez ä me dire en particulier. Si Votre 
paquet se trouvait trop volumineux pour la poste aux letlres, 
Vous pourriez me le faire passer par la diligence de l’Empire 
qui, ä ce qu’on m’assure, a repris son cours ordinaire. Mon 
fröre avec sa femme est toujours ä Paris ä attendre sa radiation 
döfinitive de la liste fatale; eile est prononcöe sans ötre encore 
expödiöe*. Avant que de se rendre dans la capitale il a passe 


1 Friedrich Georg Heinrich Freiherr Drais von Sauerbronn 
(1758—18331, badischer Oberforstmeister. Zur Hebung des forstlichen 
TJnterrichtswesens begründete er 1796 zu Gernsbach eine Privatlehr¬ 
anstalt, die er jeweils an den Ort seines dienstlichen Wohnsitzes 
verlegte, so 1798 nach Pforzheim. 

* Ueber die Streichung des Diplomaten Pfeffel von der Emi¬ 
grantenliste und den Anteil des Dichters daran vgl. Pfannenschmid, 
Gottlieb Eonrad Pfeffels Fremdenbuch, 99 - 102. 


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chez moi quatre semaines, pendant lesquelles nous avons täche 
de regagner au moins une partie des jouissances, dont une 
Separation douloureuse de pr£s de dix ans nous avait priv6 . .. 

XXIII. 48- 49. 

147. 

Colmar, ce 18 mai 1801. 

[Pfeffel dankt u. a. Ring für seine Auskunft, betr. die 
Drais’sche Forstschule und bittet ihn gleichzeitig, seiner Toch¬ 
ter Sophie 1 * * 4 , die ihre Freundin, Frl. Emmerich* aus Augsburg, 
in ihre Heimat zurückbegleitet, die Sehenswürdigkeiten von 
Karlsruhe zu zeigen . .] 

XX, 50-51. 

148. 

Colmar, le 9 juin 1801. 

[Pfeffel dankt Ring für die zuvorkommende Aufnahme sei¬ 
ner Tochter Sophie ; gleichzeitig bittet er ihn um die Besorgung 
eines passenden Familienaufenthalts für den jungen Perier aus 
Grenoble, den Schwager seiner jungen Freundin von Berck- 
heim*. . . .] 

. . . J’ai eu depuis son depart* la visite de mon ami Ja- 
cobi de Fribourg, et le plaisir, qu’elle m’a cause, m’a fait 
juger de celui que j’eprouverais, si Vous reveniez un jour, pour 
embrasser Vos amis de la Haute-Alsace . . . 

XXIV, 219. 

149. 

Colmar, ce 11 septembre 1801. 

[Pfeffel empfiehlt Ring Herrn P6rier, der seinen jüngeren 
Bruder in das ihm von Ring empfohlene Haus Herzberg* nach 
Karlsruhe bringt.] 

_ XXIV, 157. 

1 Sophie Henriette Pfeffel (1778—1812), vermählte sich noch im 
gleichen Jahre mit Franz Ehrmann, Rat beim Apellhofe za Colmar. 

- Ueber die Familie Emmerich vgl. Pfannenschmidj Gottlieb 
Konrad Pfeffels Fremdenbuch, 191. 

8 Luise Henriette von Berckheim, die Tochter von Pfeffels ver¬ 
trautem Freund Philipp Friedrich Freiherr von Berckheim, war ver¬ 
mählt mit Augustin P6rier, Kaufmann zu Grenoble. Vgl. über beide 
Familien Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfeffels Fremdenbuch, 
142—144 u. 375-376. 

4 seiner Tochter Sophie. 

* Johann Gerhard Herzberg, Geh. Hofrat und später Oberkir¬ 
chenratsdirektor zu Karlsruhe. 


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450. 

Colmar, ce 43 döcernbre 4801. 

[Pfeffel dankt Ring für die zuvorkommende Aufnahme P6- 
rier’s bei seinem Aufenthalte in Karlsruhe und teilt ihm gleich¬ 
zeitig seine Ernennung zum auswärtigen Mitglied der Colmarer 
Nacheiferungsgesellschaft 1 2 3 mit. Seine Tochter Sophie, die sich 
inzwischen mit Herrn Ehrmann verheiratet hat, hat sich auf 
ihrer Rückreise nicht in Karlsruhe aufgehalten.] 

XXIV, 158. 


151. 


Colmar, 11 mars 1802. 

[Pfeffel übersendet Ring das Diplom als auswärtiges Mit¬ 
glied und die Statuten der Colmarer Nacheiferungsgesellschaft ; 
desgl. auf Rings besonderen Wunsch seine Uebersetzung * der 
von dem Präfekten Noöl aus Anlaß des Friedensschlusses * ge¬ 
haltenen Rede.] 

XXIV, 159. 


152. 

Colmar, 20 janvier 1803. 

II y a longtemps, mon ancien et eher amj, que je me pro- 
pose de Vous 6erire et toujours des occupations accumulees m’en 
ont empöchö. Indöpendamment de ma place ä la pröfecture dont 
la besogne augmente chaque jour et mes affaires consistoriales 
qui ä leur tour se multiplient ä mesure que ma presidence tire 
vers sa fin, je me trouve depuis trois mois nommö commissaire de 
la prefecture pour le recensement et la circonscription des eglises 
protestantes du Haut-Rhin. Je suis ä la veille de terminer avec 
mes collegues Metzger, Sandherr et Berger de Montböliard ce 
travail qui m’a donne beaucoup de tablature et qui doit servir 


1 Die von dem Präfekten Noel begründete «Societe d’ömulation 
des Sciences, belles lettres et arts* war eine Erweiterung der vor 
der Revolution bereits bestehenden nnd auch in diesen Briefen mehr¬ 
fach erwähnten Colmarer Lesegesellschaft; Noel war ihr erster Prä¬ 
sident, Pfeffel Vizepräsident. Vgl. Stöber, Pfeffels Verdienste um 
Erziehung und Schule usw., 46 f. 

2 Noöl hatte Pfeffel das Amt eines beeidigten und besoldeten 
Cebersetzers bei der Präfektur übertragen lassen. 

3 von Luneville. 


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de base ä celui que le citoyen Portalis pröpare ä mon ami 
Kern, prösident de notre consistoire genöral L Vous devez avoir 
re?u, mon eher ami, dös le mois d’oetobre la premiere livrai- 
son de la nouvelle edition de mes poesies et depuis peu la 
seconde livraison doit egalement Vous ötre parvenue. On a ötö 
oblijre d’intervertir dans celle-ci l’ordre convenu avec le libraire, 
en vertu duquel le cinquiöme volume devait accompagner le 
second de l’ancienne ödition; on lui a substituö le sixieme, le 
manuscrit du cinquiöme ayant öte perdu pendant trois mois. 
La troisieme et derniere livraison paraitra encore avant Päques. 
Je Vous prie, mon eher ami, d’accueillir avec bontö ce faible 
gage des sentiments qui m’unissent ä Vous depuis prös d’un 
demi-siecle. N’ayant pas encore pu lire une seule ligne de cette 
nouvelle ödition, j’ignore si eile est correcte et en tout conforme 
ä mes vues. Un septieme volume est tout pröt pour ötre mis 
sous presse, mais il restera probablement dans mon bureau, jus- 
qu’a ce que je puisse lui donner un acolythe*. Les circonstances 
m’ont engagö ä faire dans Pöpitre que j’ai eu le plaisir de Vous 
adresser quelques changements que je voudrais pouvoir appeller 
des correctures ; ce n’est pas ä moi a decider la question. Notre 
societö d’emulation qui avait un peu langui depuis le döpart de 
monsieur Noöl a repris un nouvel essor sous son successeur 
Felix Desportes dont Pinfatigable activitö et Pexcellente judi- 
ciaire, jointes aux formes les plus prevenantes promettent et ont 
möme döja fait öprouver ä notre Departement tous les bienfaits 
qu’on peut attendre d’une administration juste et eclairöe. Mais 
d’oti vient, mon eher ami. que Votre voyage en Alsace fermement 
rösolu n’a pas eu lieu? Pendant plus d’un mois je Vous ai at- 
tendu d’une semaine a l'autre, et j’ai eu beaucoup de peine ä 
renoncer ä mon espörance. J’ai öte voir mon ami Jacobi au 


1 Bei der Einführung der neuen Kirchenverfassung war Pfeffei 
als Mitglied in das Oberkonsistorium (Generalkonsistorium) der Kirche 
augsburgischer Konfession in Straßburg berufen worden; in der 
ersten Sitzung desselben wurde er in das Direktorium gewählt, und 
ihm dabei gleichzeitig die Bearbeitung der auf das Departement 
Oberrhein bezüglichen Verwaltungsgeschäfte übertragen. — Johann 
Ulrich Metzger (1752-1836). Volksrepräsentant, dann Direktor der 
indirekten Steuern im Departement Oberrhein und später Pfeffels 
Nachfolger als Mitglied des Oberkonsistoriums und Direktoriums. — 
Nicolas Sandherr, einer bekannten Golmarer Familie entstammend. 
— Berger, wohl der bei Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfeffels 
Fremdenbuch, 350, erwähnte Pfarrer zu Valentigny bei Mömpel- 
gard. — Philipp Friedrich Kern, der erste Präsident des General- 
konsistoriums zu Straßburg. — Jean Etienne Marie Portalis (1745 
bis 1807), französischer Politiker und Staatsmann, der Beorganisator 
des französischen Kirchenwesens. 

2 Der siebte Teil erschien 1804, der achte 1805, der neunte 1809 
nnd der zehnte 1810. 


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mois de septembre. Ce voyage a ete ä peu präs la seule jouis- 
sance que j’ai pu me procurer l’ann&e passee 4 l’exception 
toule fois d’une pelite excursion que j’ai faite ä Munster et A 
Mulhouse . . . 

XXIV, 160 - 161 . 


153. 

4 Colmar, ce 23 mai 1803. 

Je profite, mon eher ami. de l’occasion que me fournil ma- 
dame la baronne de Mentzingen *, pour Vous donner de mes 
nouvelles. Je suppose, que depuis le däpart de ma derniäre- 
monsieur Cotta Vous aura envoye le Souvenir que je Vous avais 
annoncä; du moins m’a-t-il assurä tres positivement Vous avoir 
t'ait parvenir tous les six volumes de mes Essais poätiques. II 
s’y est glissö plusieurs fautes typographiques, assez graves pour 
däfigurer par ci par 14 m’a pensee, et un ouvrage dejä assez 
imparfait par lui-mäme aurait bien pu se passer de ce sur- 
croit d’imperfection ; aussi me suis-je reserve d’accompagner d’un 
errata la suite de cette edition dont je ne puis pas encore fixer 
l’apparition. Vous aurez trouvä dans le quatriäme tome l’äpitre 
que je Vous ai adressäe il y a douze ans, ä laquelle je n’ai 
retranchä que quelques mots et ajoute en revanche quelques- 
däveloppements qui n’en changent pas l’esprit. Qui aurait pu 
deviner dans ce temps lä les ävenements que l’avenir nous 
preparait et qui ont. change la face de toule l’Europe. Ce qu’il 
y a de singulier, c’est que l’Allemagne sans avoir eu de revo- 
lutions a äprouve une reforme totale dans sa Constitution, re- 
forme qu’une rävolution meine n’aurait pu rendre plus com- 
plette. Les avanlages aussi considärables, qu’honoriüques qu> 
en sont resultes pour Votre respeetable Marggrave m’ont causä- 
le plus grand plaisir, et si je l’osais, je Vous prierais de pre¬ 
senter au plus digne des älecteurs l’hommage de mes fälici- 
tations*. Puisse-t-il etre encore longtemps le pere de ses an- 
ciens et de ses nouveaux sujets et Vous avoir toujours pour 
tämoin de ses vertus. . . .* Notre societä d’emulation a tenu 
ä la feie de l’ascension la säance publique annuelle en präsence- 
du conseil genäral et de tous les autres dicastäres du däparte- 
ment. Le procäs-verbal de cette seance sera imprimä, et je 


1 Friederike Wilhelmine geb. Freiin Schilling von Canstatt 
(1764—1823), Gemahlin des Freiherrn Christian Ernst von Mentzin- 
gen. Ihre beiden unten erwähnten Söhne sind die Freiherrn Karl 
Peter nnd Christian Ernst August. 

3 Im Jahre 1803 hatte Markgraf Karl Friedrich von Baden die 
Kurwürde angenommen. 

3 Die folgenden Ausführungen betreffen den Tod von Pfarrer 
Bnssmann zu Colmar. 


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Vous en ferai passer un exemplaire par la premiöre occasion. 
Vous y verrez, que nous ne sommes pas tout ä fait oisifs, et que 
les travaux de la societö influent direclement et avec quelque 
succös sur l’ölat öconomique et moral du Haut-Rhin. Notre 
prüfet est extrömement actif et laborieux, et quand Yous rem- 
plirez enfln Votre projet de venir nous voir, Vous ne recon- 
naitrez plus Colmar et ses alentours. Mon frere est toujours ä 
Paris et d’apres les nouvelles que je viens d’en recevoir il jouit 
d’une bonne santö, ainsi que ma belle-sceur. Quant ä la mienne, 
•eile s’est assez bien soutenue pendant cet hiver, et sans ce dö- 
testable mois de mai qui nous a replonge au mois de janvier 
la saison rigoureuse de cette annöe m’aurait cause moins d’in- 
«ommoditös que dans les dix annöes pröcödentes . . . 

XXIV, 462—163. 


154. 

Colmar, le 1 septembre 1803. 

Vous Vous 6les mis en trop de frais, mon ancien et digne 
.ami! pour excuser Votre prötendue lenteur ä m’annoncer la 
röception du petit Souvenir que je Vous ai fait transmeltre. 
Cela n’empöche, que je n’ai lu avec grand plaisir Votre apologie 
qui m’a fait connaitre les fetes et les divertissements par les- 
quelles on a cölöbrö ä Carlsrouhe Pölövation de Votre auguste 
et venörable Marggraf ä la dignitö elöctoral, et notamment la 
part active que Vous avez prise ä tous ces amusements» dont 
je souhaite beaucoup, que ce bon prince et Vous puissiez en- 
core souvent röiterer l’anniversaire. Quant ä moi, j’ai passe 
mon öte qui Vous a procure de si beaux delassements dans 
l’uniformitö d’une vie laborieuse, et dans une abstinence vraie- 
ment republicaine de toute espece de plaisir, ä Pexceplion toute 
fois de quelques petits voyages et de la visile que m’a faite mon 
ami Jacobi, qui a ötö suivie depuis peu de celle de l’aimable 
-comte de Friess avec Madame son öpouse et la princesse de 
Hohenlohe, sa soeur, deux ötres charmanls, dont l’apparition 
a encore ötö embellie par celle de mon ancien ami Mattei et 
■du major Schwarz, leurs compagnons de voyage*. Ce dernier 


1 Vgl v. Weech: Karlsruhe. I, 179-181 und Karlsruher Zeitung 
1803, Nr. 71 ff. 

* Moritz Graf von Friess (1777 — 1827), der bekannte Kunstfreund 
and -Sammler, war vermählt mit Maria Theresia Josepha Prinzessin 
von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst (1774—1814). Der letz¬ 
teren Schwester, die Prinzessin Eleonore Josepha Henriette (1786 
■bis 1849) war Stiftsdame des adeligen Damenstifts zu ßegensburg. 
— Mattei starb 1830 als Legationsrat in Mecklenburg. Vgl. über 
die hier genannten Personen Pfannenschmid, Gottlieb Konrad Pfef- 
iels Fremdenbuch, 387 u. 154—155. 


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revenait d’un long Irajet fait ä Constantinople, dans la Troade, 
en GrEce et en Egypte. II a vu ces terres classiques avec les 
yeux d’un observateur instruit et philosophe. Comme je suis 
eniin debarrasse de ma prEsidence consistoriale que nos nou- 
velles loix organiques cont'erent au plus ancien pasteur, je compte 
de rendre cet automne la visite a mon ami Jacobi a Fribourg, 
oü j’ai fait depuis quelques annees plusieurs connaissances inte¬ 
ressantes. Celle de madame de Mentzingen et de monsieur 
1’abbE Bostet m’a fait un plaisir sensible. Mais Vous Etes dans 
l’erreur, mon eher ami, si Vous croyez, que je me mele encore 
d’Education. J’y ai renoncE depuis 40 ans, et les instances qui 
m’ont EtE faites depuis de rentrer dans la carriEre pEdagogique 
n’ont pu Ebranler ma rEsolution. C’est donc sans y participer, 
que je m’intEresse & la pension de mon gendre Berger qui oc- 
cupe avec ses jeunes gens une partie de ma maison. Ainsi je 
vois tous les jours messieurs de Mentzingen qui se portent 
fort bien, et dont Berger pourra rendre un bon tEmoignage ä 
leur mEre, quand eile viendra les voir 1 . ... Le procEs-verbal 
de la sEance publique de la sociEtE d’Emulation que je joins ä 
ma lettre Vous certifiera, mon digne ami, que Vous n’appar- 
tenez pas ä un corps oisif et, que si eile ne peut briller, eile 
cherche au moins a se rendre utile. Elle vient de perdre deux 
membres bien essentiels, le citoyen Francois, professeur de 
mathematique, et Butenschoen *, professeur d’histoire ä l’ecole 
centrale, qui vont occuper deux chairs du lycEe de Mayence. 
Notre Ecole sera convertie en Ecole secondaire de premiEre classe 
sous le nom de collfege avec six professeurs et un directeur*. 
Comme la ville fera les frais de cet Etablissement, son existence 
n’en sera que plus solide et moins sujette ä la versatilitE qui 
depuis dix ans a fait tant de tort ä l’instruction publique. 

XXIV, 164 165. 


■ Die folgenden Ausführungen betreffen Frau Bußmann und 
Pfarrer Günther aus Colmar, sowie den angekündigten Besuch Bings 
und seines Sohnes im Oberelsaß. 

2 Johann Friedrich Butenschoen (1764—1842). Schulmann und 
Schriftsteller, starb nach einem wechselvollen Leben als bayerischer 
Regierungs- und Schulrat a. D. zu Speyer. Ueber seine Beziehungen 
zu Pfeffels Hause vgl. Pfannenschmid a. a. 0., 377—381. 

s Seit 1802(3 wurden die sogenannten Zentralschulen wieder auf¬ 
gehoben, an ihre Stelle traten die Lyceen, staatliche Anstalten, von 
denen jedes Departement eine haben sollte, und die sogenannten 
Colleges, die von den Städten unterhalten wurden. 


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Beilagen. 

155». 

A une Amie. 
(1757.) 


C’est ä Vous, jeune Theacl£e, 
Que ma Muse s’est consacree; 
Elle ne Test qu’ä la vertu. 
Souffrez, que ma timide lyre 
Üffre ä Votre äme que j’admire 
Cet encens pur qui lui est du. 

Soit böni, Cräateur supröme, 
Toi, quiformas d’apröstoi-möme 
Cette äme et celle de la soeur. 
0 1 que ta beautö est aimable, 
Dieu, lorsqueton doigt adorable 
La trace dans le fonds du coeur. 

En vain, j’ai cherchö Theacläe 
Dans la turbulente möläe, 
Qu’on nomme bei air parmi nous. 
Mais quel coup d’oeil pour ma 
tendresse 

C’est au temple de la sagesse 
Que je l’ai trouvöe ä genoux. 


Loin du tumultedugrand monde, 
Livräe ä une paix profonde, 

Je Vous vois Corneille ä la main; 
L’auteur dont la muse sublime 
Peinl cette vertu magnanime 
Que Vous portez dans Votre sein. 

Continuez, soeurs vertueuses, 
D’ötre parVous-mämes heureuses 
Dans les plaisirs du sentiment. 
Ränget träsor, bonheursfactices, 
Qu’ötes Vous auprfes des dölices 
D’un coeur intögre et bienfaisant. 

Toute faveur du sort est vaine, 
Vous faire filles d’une reine 
Voilä tout ce qu’il aurait pu. 
Titre pompeux. J’en fais un 
autre 

Bien plus auguste,c’est le Vötre, 
C’est: älöves de la vertue. 


156*. 

Geliert an PfefFel. 

Leipzig, den 3. Juli 1761. 

Ich hätte Ihnen schon längst für Ihre mir überscbicklen 
Gedichte danken sollen, allein Krankheiten, Kuren und Reisen 
haben mir dieses Vergnügen verwehret, und ich würde es noch 
länger entbehren müssen, wenn ich es bis zur Endigung mei¬ 
ner Brunnenkur verschieben wollte. Herr Divoux, Ihr Freund 
und der meinige, wird in meiner Sache besser zeugen können 
als ich selbst. Was Ihre Gedichte anlanget, zu deren Bekannt¬ 
machung Sie früher genötiget worden, als Sie es gewünscht, 
so kann ich aufrichtig sagen, daß ich vortreffliche Gedanken, 


1 Vgl. Brief 2, diese Zs. XXX, 36. 

* Vgl. Brief 21, diese Zs. XXX, 88. 


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Wendungen und Stellen darinnen gefunden. Sie haben mei¬ 
stens Feuer und Stärke, wenn Sie auch nicht stets die kritische 
Genauigkeit haben sollten. Viele verdienen verbessert zu wer¬ 
den ; einige würde ich sogar weggelassen haben, weil sie etwas 
frei und jugendlich sind. Ueberhaupt haben mir, liebster Herr 
Pfeffel, ihre ernsthaften Gedichte noch besser gefallen als die 
scherzhaften Zum Exempel Die Lehren an ein Frauenzimmer 
sind sehr schön. Kurz, mein Freund, ich wünsche Ihnen Glück 
und zu verschiedenen Ihrer Gedichte einige kritische Anmer¬ 
kungen. teils in Ansehung der ganzen Lage, teils der einzel¬ 
nen Stellen. Ich für meine Person bin nicht allein kein zu¬ 
verlässiger. nicht allein ein furchtsamer Richter, sondern izt 
ein Kranker, der vielleicht vieles nicht als schön ansieht, weil 
ers nicht empfinden kann. Helfen Sie ferner, den Nutzen und 
das Vergnügen lieber Leser fördern, und leben Sie mit Ihrer 
würdigen Frau, die ich ergebenst grüße, gesund und herzlich 
zufrieden .... 

XX, 69. 


157». 

Pfeffel an die Markgräfin Karoline Luise von Baden-Durlach. 

ä Colmar, ce 16 de novembre 1762. 

11 ne fallait pas moins que la connaissance que j’ai du ca- 
ractäre de Votre Altesse Serönissime pour m’encourager ä lui 
präsenter mon hommage. Elevee par le rang, la naissance et 
surtout par le märite au-dessus des autres humains, la bontä, 
Paffabilitä, Pindulgence pouvaient seules remplir l’espace qui 
Vous en separe. D’ailleurs l’ami que je Charge de faire agräer 
ä Votre Altesse ce tämoignage de ma vünäration encourageait 
la timiditä meme par les dätails que son coeur tout rempli de 
Vos hont äs ne cesse de räpandre dans les lettres qu’il m’adresse. 
Ainsi quoique je ne jouisse pas comme lui du bonheur d’ad- 
mirer depräs les äminentes qualitäs de Votre Altesse Säränissime, 
je n’en ai pas moins celui de les connaitre, et il s’en faut bien 
que je me regarde comme ötränge ä Pägard de Pheureuse con- 
tree dont Vous perpätuez la fölicite. puisque mon päre avait 
Phonneur d’ötre sujet des princes illustres dont Vous occupez 
si dignement la place. J’avais besoin Madame de justifier ä 
mes propres yeux la hardiesse de ma dämarche, et je n’aurais 
jamais osü offrir ä Votre Altesse Säränissime un ouvrage si peu 
digne de ses lumiäres et de son goüt, si je ne l’avais envisagäe 
que comme la plus eclairäe des personnes de son sexe. Sans 
Pindulgence qui n’est pas toujours le partage des grands gä- 
nies, mais qui est toujours celui des grands ämes, que 
deviendrait l’homme de coeur lorsqu’il n’est point releve par 


1 Vgl. Brief 39, diese Zs. XXX, 120. 


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la supöriorite du talent. Mais je commence ä m’apercevoir que 
l’excuse de ma temäritö pourrait eile rnöme devenir impardon- 
nable, si je me permettais plus longtemps d’abuser de ces m&mes 
qualites, qui me rassurent . . . 

XX, 104 -lu5. 


158 «. 


Liehtwehr an Pfelfel. 

ä Halbersladt, le 17 decembre 1762. 

J’ai et6 agreablement surpris en recevant la lettre de mon- 
sieur Bauer avec la belle traduction que Vous avez daignä faire 
de mes fables. L’honneur qui m’en revient me touche sensible- 
inent, et si le gän6reux dessiri que Yous avez form6 de me 
#agner par lä l’estime d’une des plus polies et des plus spiri¬ 
tuelles natioas de l’Europe reussissait, je n’en serai redevable 
■qu’ä Vos seules bontes. Cos bontäs donl Vous m’avez encore donne 
des marques si visibles dans l’äpitre jointe a Votre traduction 
.sont si grandes et si peu meritäes, que j’en suis confus. C’est 
-donc une superfluitä de me faire des excuses sur la onaniere, 
•dont il Vous a plu de rendre mes fables frangaises. Un peintre 
aurait bien raison de s’offenser, si l’on osait toucher ä sori 
'original, mais il aurait torl de se formaliser, si l’on n’en faisait 
une copie embellie. Je serais d’ailleurs bien arrogant, si je me 
tfächais d’une chose qui a ete permise en tout temps et qu’on 
m’a jamais blämee dans les traductions de Phfedre et de Lafon¬ 
taine. Bien au contraire, messieurs, Votre traduction me charme 
infiniment, et il n’y a jusqu’ä mes enfants reprouväs qui ne se 
ressentent de la main babile, qui a su si bien couvrir les dä- 
t'auts, meme de mes moindres produclions. Aussi dans ce que 
pour la difference des deux langues et pour la diversite des 
■usages, Vous avez trouve bon de travestir un peu plus ä la 
'iran$aise, je Vous avoue, messieurs, que Vous avez justement ' 
donne dans mon idöe, et que ce que Vous y avez mis de Votre 
jjart est exaclement ce que je souhaitais que le lecteur pensät 
en lisant. Jugez par lä, si je ne dois pas ätre penetre de Sen¬ 
timents d’estime et de reconnaissance pour des personnes qui 
ont bien voulu honorer de leur attention un de mes ouvrages, 
et si ce n’est ä plus forte raison que je suis oblige . . . 

XX, 107. 


i Vgl. Brief 41, diese Zs. XXX, 122. 


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158i. 

Markgräfin Karoline Luise von Baden-Durlach an Pfeffel. 

ä Garlsrouhe, le 12 döcembre 1762. 

J’ai 6te intiniment flattee, monsieur, de la jolie piece de 
theätre que Vous m’avez bien voulu dedier; je Yous en aurais 
temoigne plutöt ma reconnaissance, si Penvie de la lire ne 
m’avait emportöe et le plaisir que j’y trouvais ne m’eut en- 
gag6e ä une seconde lecture. Si notre langage avait 4 produire 
piusieurs morceaux de cette force, on n’oserait plus lui re- 
procher d’£tre dure et barbare. Je me trouve ainsi, monsieur, 
d’autant plus honoree de ce que Vous avez voulu y rnettre mon 
nom. Recevez-en mes remerciments les plus sincüres et soyez 
Irös persuade, que je sais priser Vos talents par l’eslime avec 
laquelle je suis . . . 

XX, 112. 


159*. 

Pfeffel an die Markgräfin Karoline Luise von Baden-Durlach. 

ä Colmar, ce 2 avril 1769. 

Madame, si Votre Altesse S6r6nissime n’ätait qu’une grande, 
princesse, je n’oserais pas sans doute lui presenter un ouvragen 
qui ne contient que des joujoux enfantines; mais eile est ela 
m£me temps bonne möre, et ce titre suffit pour justifier es 
16m6rit6 de ma d6marche. Si Votre Altesse juge ces petites 
drames dignes d’etre mis entre le mains de ses augustes en- 
fants, mon ambition n’a plus rien ä d6sirer. Je suis . . . 

II, 233. 


160*. 

Erster Entwurf des Prospekts von Pfeffels Kriegsschule. 

Fournir ä PEtat des citoyens estimables, des officiers in- 
struits, voilä en deux mots l’objet de Pötablissement que le Roy 
vient d’agreer pour P6ducation de la jeune noblesse protestante 
d’Alsace. Ce sera un diminutif du plan vaste et brillant de 
l’ecole royale militaire de Paris. 


1 Vgl. Brief 42, diese Zs. XXX. 123. 

2 Vgl. Brief 'i3. diese Zs. XXXI, 9f>. 

3 Vgl. Brief 95, oben S. 96. 


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I. Les ölüves y seront sous une inspection vigilante et re- 
ligieuse, mais qu’on saura tempörer et leur rendre möme in¬ 
sensible par la douceur, l’indulgence et les agrements qui en 
seront inseparables. 

II. Les lefons qu’on leurs donnera embrasseront genörale- 
ment toutes les connaissances utiles et necessaires 4 leur de- 
stination, telles que la langue allemande, fran$aise (et si l’on 
desire la latine), l’histoire, la geographie appliquöe 4 l’art de 
la guerre, le blason, les mathömatiques, les principes du droit 
des gens, des notions generales du droit public, l’öcriture, la 
danse, les armes, le dessin, les ölöments de la tactique et 
l’exercice militaire; le tont distribue de fafon, que des elüves 
adultes puissent en faire un cours complet dans l’espace de 
deux ou trois ans. 

III. La p4danterie et la superßcialite en seront ögalement 
bannies et n’oubliant jamais, que ces jeunes gens sont faits 
pour la societe, on prendra un soin particulier de leurs moeurs, 
de leurs fa$ons; on les produira dans des maisons respectables 
et Ton negligera rien pour les faiFe paraitre avec avantage. 

IV. Les röcompensps et les peines de cet institut seront 
toutes militaires, c’est 4 dire tondees sur l’honneur; les ver- 
tus n’auront pas moins de part aux premiferes que le savoir, 
qui est souvent le fruit d’une mömoire heureuse plutöt que de 
fapplication. 

V. Ce sera plutöt par maniere de conversation que sur le 
pied de pröceptes. qu’on inculquera aux elöves l’amour du Roy 
et de la patrie, et qu’on formera leuis coeurs aux vertus mi¬ 
litaires, ä la probitö, ä la justice, au desinlöressement et 4 cette 
humanite compatissante genereuse sans prejuges qui caractö- 
risent Je vrai höros et dont nous trouvons tant d’exemples dans 
l’histoire de l’ancienne chevalerie frangaise. 

VI. On tiendra des rögistres fidöles de la conduite et des 
progrös des enfants dont les parents respectifs pourront juger 
d’apres les extraits qui leur en seront rögulierement fournis. 

VII. Les jeunes ötrangers destinös au Service du Roy ne 
seront aucunement exclus de cet ötablissement, oü ils pourront 
puiser les connaissances nöcessaires 4 l’ötat qu’ils vont em- 
brasser et se familiariser avec l’esprit de la nation parmi la- 
quelle ils se proposent de passer une partie de leur vie. 

VIII. Quant 4 la partie physique on ne nögligera rien de 
ce qui pourra contribuer 4 conserver la santö des ölöves et 4 
fortifier leur temperament. Outre la salubritö reconnue de l’air 
de Colmar, on leur donnera une maison bien exposee, des ali- 
ments sains et servis avec propre‘6, un lit separö pour cbacun 
d’eux, des bains selon la Saison, des divertissements bonnöts, 
des promenades fröquentes et modernes. Ceux qui malgrö ces 
pröcautions se trouveront indisposes ou malades seront placös 
dans une chambre separee, oü l’on aura pour eux tous les soins 
et les attentions qu’on aurait pu leur donner dans la maison 
paternelle. 


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IX. Enfin pour eviter le faste et la jalousie les Slöves 
seront mis en uniforme, consistant en un habit complet de drap 
bleu de Roy, boutons jaunes, chapeau bordö d’un petit galon 
d’or. 

Du reste le directeur de cet etablissement se fera gloire de 
profiter de toutes les observations que des patriotes instruits et 
z616s pour le bien public voudront bien lui communiquer. Pour 
cet effet la maison sera ouverte 4 tous les amis de la jeunesse 
qui voudront lui fair l'bonneur de la visiter. 

VII, 94. 


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IV. 

Vier Gedichte 

von 

Christian Schmitt. 

SonntagsausfLug im Dezember. 

Auf nebelüberwogten Wegen 
Schritt meinem Heimatdorf ich za. 

Wie Schatten grüßten mir entgegen 
Die Dächer aus der Winterruh. 

Fort sann ich in die fernen Tage 
Der hier mir eingegrenzten Welt, 

Drin ohne Kummer mir und Klage 
Der Geist erwuchs, von Glück erhellt. 

Es war, als ob im stillen Baume 
Geheim ein Zauber mächtig sei, 

Durch den mir, wie nach einem Traume, 

Der ganze Reichtum werde frei. 

Sacht müsse nur ein linder Schleier 
Sich heben, und was ich verlor, 

Das harre der Verjüngungsfeier 
Und steige schöner mir hervor. 

Aufstieg vom Liebfrauental. 

Hell blaut der Himmel. Weiß vom Berg nur fliegt 
Ein Zug von Wölkchen auf wie Feststandarten, 
Und segenschimmernd in der Runde liegt 
Die grüne Welt gleich einem Gottesgarten. 

Ich wandre durch den klaren Morgenschein, 

Vor dem die letzten Schattenschleier sanken, 

Und der beglückten Seele Blick trinkt ein 
Den Glanz des reichen Tags mit tiefem Danken. 


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Auf einer Ruhbank am Sulzbacher Wald. 

Gegen Ingweiler. 

Augnst 1916. 

Spätsommerlicher Morgenglanz 
Liegt strahlend über Tal and Höhn. 

Das edle Bild ist Friede ganz 
Und Segensfülle, reich und schön. 

Ernst schweigend steht der Berge Ban. 

Die Dörfer und die Stadt davor 
Sind klar im Licht. Fern ragt ins Blau 
Vom Fels die alte Burg empor. 

Die Welt ist aller Greuel voll; 

Hier aber blieb die Buh zurück, 

Und freudig hoffend danken soll 
Mein Herz für dieser Stunde Glück. 


Auf dem Taubenschlagfelsen. 

Über Ernolsheim bei Zabern. 

In tiefen Schlaf ist rings versunken 
Die sommergrüne 'Wipfelwelt. 

Mooswände ra£en schlummertrunken 
Empor, vom klaren Licht erhellt. 

Die Dörfer grüßen traumumwoben 
Von Hang und Hügel, reich und schön, 
Und blauer Himmel dehnt sich droben 
Weit über Täler hin und Höhn. 

0 süße, wunderbare Stille! 

Wie wird die Seele rein und groß! 

Wie sättigt sich mit Kraft der Wille 
Beim Basten in der Berge Schoß! 

Zur starken Tat soll sich verwandeln 
Der Geist, den hier gebar die Buh, 

Und meinem Denken, meinem Handeln 
Fließt draußen noch ihr Segen zu. 


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v. 


Sitzungsbericht. 

Besprechung über den 33. Band des Jahrbuches (1917). 

Sonntag, den 17. Dezember 1916, vormittags 11 Uhr, im 
Lesesaal der Universitäts- und Landesbibliothek. 

Anwesend die Herren v. Borries, Forrer, Harbordt, Kaiser, 
Lempfrid, Lienhart, Luthmer, Schmitt, Stehle, Winckelmann, 
Wolfram. — Entschuldigt die Herren Beemelmans, Ehretsmann, 
Huber, Kassel, Mentz, Walther. 

Der Vorsitzende, Geheimer Regierungs- und Oberschulrat 
Dr. Luthmer, begrüßt die Anwesenden und verliest den vom ab¬ 
wesenden Schatzmeister vorgelegten Kassenbericht, laut welchem 
die Einnahmen des abgelaufenen Geschäftsjahres M. 1978,40, 
die Ausgaben M. 1826,45 betragen, so daß beim Abschluß nur 
noch ein Ueberschuß von M. 151,95 vorhanden ist, der nach 
Begleichung eines weiteren Schuldpostens bis auf M. 96.— 
zurückgeht. In den beiden verflossenen Kriegsjahren ist die 
Mitgliederzahl auf weniger als die Hälfte gesunken; die Stra߬ 
burger Sektion zählt von rund 1400 früheren Mitgliedern jetzt 
noch 890, von denen im nächsten Jahre wohl kaum noch mehr 
als 700 vorhanden sein dürften, wozu im Lande etwa 300 kom¬ 
men, so daß also im ganzen auf höchstens 1000 Abnehmer des 
nächsten Jahrbuches zu zählen ist. Es erscheint demnach eine 
weitere Einschränkung oder das Aufgeben des Jahrbuches ge- 
boten. 

Die Preisansälze und Berechnungen der Druckerei für die 
Herstellung des letzten Jahrbuches riefen mehrere Bedenken 
hervor, die schließlich in der Forderung einer Nachprüfung der 
Rechnung gipfelten. Gleichzeitig wurden für die Ausführung 


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des nächsten Jahrbuches Wünsche ausgesprochen, die auf eine 
Verbilligung desselben abzielten. Auf Antrag des Vorsitzenden 
wird sodann dem Schatzmeister mit dem Ausdrucke des be¬ 
sonderen Dankes für seine Mühewaltung Entlastung erteilt. 
Einer beim Abschluß der Rechnung von ihm kundgegebenen 
Absicht der Niederlegung seines Amtes glaubten die anwesen¬ 
den Vorstandsmitglieder jetzt nicht nachgeben zu dürfen. 

Bei der nun folgenden Besprechung über die Beiträge zum 
nächsten Jahrbuch befürwortete Herr Geheimrat Wolfram zu¬ 
sammenfassende Arbeiten archäologischer Art mit Abbildungen 
auf Grundlage der Beiträge im Anzeiger für Geschichte des 
Oberrheins. Herr Dr. Forrer ist nicht abgeneigt, solche Zu¬ 
sammenfassungen niederzuschreiben, im laufenden Jahre fehlt 
ihm freilich die Zeit dazu. Herr Christian Schmitt ist bereit, 
seinen Vortrag über Friedrich Lienhard zur Verfügung zu 
stellen, wenn es an Stoff mangelt. 

Der Vorsitzende faßt schließlich das Ergebnis der Be¬ 
sprechung in folgenden Punkten zusammen: 

4) Es soll für 4947 ein Jahrbuch ausgegeben werden. 

2) Es liegen bereits zwei größere Beiträge vor, weitere 
sind hinreichend in Aussicht gestellt. 

3) Herr Dr. Forrer oder Herr Riff liefert einen etwa 4 *|» 
Bogen starken Beitrag über die in den letzten Jahren gemachten 
Funde. 

4) Ein Zuschuß von M. 600 soll aus dem Dispositionsfonds 
des Herrn Statthalters erbeten werden. 

5) Die Rechnung der Druckerei wird nachgeprüft. 

6) Für das nächste Jahrbuch wird vor der Drucklegung 
ein Kostenanschlag aufgestellt. 

7) Es soll, wenn möglich, bis zum nächsten Mai festge- 
stellt werden, wie viele Abzüge des Jahrbuches zu drucken 
sind. 

Schluß der Besprechung: 42 Uhr 20. 


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