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Full text of "Der Entwicklungsgang der altchristlichen Kunst [microform]"

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DER ALTGHRISTLICHEN 




VON 



H. AC H EL IS 

O. PROFESSOR A! D. UNIVERSIT AT LEIPZIG 



MIT 5 TAFELN 




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VERLAG VON QUELLE & MEYER / LEIPZIG 




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Alle Rechte vorbehalten 



Ohlenrothsche Buchdruckerei 

Georg Richters 

Erfurt 






Vorwort 

Wer in die Katakomben und Basiliken eintritt, 
bedarf einen Schlussel, um ihre Bildwerke zu ver- 
stehen. Ich habe mich bemuht, auf den nach- 
folgenden Blattern die geschichtlichen und kunst- 
geschichtlichen Voraussetzungen, auf denen die 
altchristliche Kunst runt, kurz zu kennzeichnen 
und ihre Entwicklung zu skizzieren. Es ist meine 
Antritt^vorlesung, die ich am 17. Mai 1919 in der 
Aula der hiesigen Universitat gehalten habe. Wie 
sie von vornherein fiir ein groBeres Publikum be- 
stimmt war, so mag sie vielleicht dazu dienen, 
Liebhabern des christlichen Altertums das Ver- 
standnis zu erleichtern und ihm neue Freunde zu 
gewinnen. , - 

Leipzig, im Mai 1919. 

Hans Achelis. 




Inhalt. 

',;.""' Seite 

I. Die Kunst der Katakomben .....' 7 

i 

Der biblische Bilderkreis 10 

Die Auferstehungshoffnung 12 

Der Kampf um die BuBdisziplin 14. 

Die Totenmahle 16 

Das Weltgericht 17 

Die Anwendung der Bilder auf personliche Ver- 
haltnisse 19 

Ubergange zur folgenden Periode 20 

II. Die Kunst der siegreichen Kirche 20 

Der Historizismus 22 

Der Allegorismus 27 

Der Biblizismus 30 

Der dekorative Zug in der altchristlichen Kunst 33 
Die Einheitlichkeit der Entwicklung .. 39 

Anmerkungen ..... 41 




Um die Geschichte der altchristlichen Kunst zu 
zeichnen, steht uns eine Ftille von Denkmalern 
aus alien Jahrhunderten des christlichen Altertums 
zur Verfiigung. Die Malereien der romischen Katar 
komben gehen in ihren altesten Produkten ins zweite 
Jahrhundert, wenn nicht gar ins erste zurtick, und 
sie fuhren uns bis zum Ende des vierten Jahr- 
hunderts hinauf , bis in die Zeit, wo die engen Grufte 
vor den Toren Roms ihre Bestimmiing geandert 
hatten, und aus Gemeindefriedhofen zu Memorien 
der Martyrer geworden waren. Im vierten Jahr- 
hundert setzt die grofie Menge der marmornen 
Sarkophage ein, die uns Rom, Oberitalien, Gallien, 
Spanien und Nordafrika erij|Jten haben. Ihre 
reichen Skulpturen zeigen die christliche Kunst des 
vierten und fiinften Jahrhunderts, und sie reichen in 
ihren ravennatischen Vertretern hinab bis ins sechste 
und siebente Jahrhundert, wo sichdannbalddieersten 
Erzeugnisse der langobardischen Skulptur ihnen an- 
schliefien. Ebenfalls mit der Zeit Konstantins be- 
ginnt die sdummernde Pracht der Mosaiken in den 
christlichen Basiliken zu erstrahlen. Von den altesten 
Exemplaren im Mausoleum der Konstanza in Rom 
schlieBt sich eine fast ununterbrocheneReihe in Rom, 
Ravenna, Konstantinppel und wiederum in R.om bis 
in die Zeiten der deutschen Hohenstaufen. 

Die Fresken der Katakomben ermoglichen es uns, 
die Entstehung der christlichen Kunst zu belauschen, 



kdnnen beobachten, wie die christliche Grab- 
kunst aus der Dekorationsmalerei ,der Antike her- 
vorwachst als ihr letzter SproB, wie sich in der 
griechisch-romischen Form ein christKcher Inhalt 
herausbildet, zuerst bescheiden in der dekorativen 
Htille verborgen, so daB er nur dem geubten Auge 
bemerkbar ist, bis dann der Kern die Schale sprengt, 
das Gegenstandliclie immer bedeutsamer und ein- 
seitiger wird, und mit der gewaltigen Predigt von 
den letzten Dingen an den Wanden der Gotteshauser 
endet. Uber hundert bemalte Grabkammern und 
fast ebenso viele Einzelgfaber, alle metertief in den 
braunen Tuffboden der Campagna eingegraben an 
den Seiten der endlos langen Katakombengange, 
zeigen uns die Kunst der ersten chrisdichen Gene- 
rationen. Die chrisdichen Dekorationsmaler uber- 
spannten die Decken und die Wande der kleinen 
Grabkammern mit einem leichten Netz von Ranken 
und Linien, und in die Felder, die sie umschlossen, 
setzten sie kleine Fiillfiguren, zunachst bedeutungs- 
lose Dekorationsmotive, aber bald immer mehr 
Bilder aus der biblisclien Geschichte. Es sind kleine 
Szenen mit moglichst wenigen Figuren, die mit den 
einfachsten Mitteln und groBer Naivitat, und doch 
nicht selten sprechend deutlich, uns den Inhalt der 
heiligen Geschichten vor Augen stellen. Dieselben 
Bildchen sind dann immer wiederholt worden, von 
denselben Malern wie yon ihren Kollegen und Nach- 

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folgern, so dafi, wer eine Anzahlvon Katakomben 
durchwandert, immer wieder alten Bekannten an 
den Wanden und Deeken begegnet. Wenn wir ver- 
suchen, sie zu klassifizieren, miissen wir zunachst 
die Dekorationsstiicke aussondern, die aus der vor- 
christlichen Zeit heriibergenommen sind, die kleineh 
Fliigelknaben, die Masken und Kppfe, die Pfaueii 
und, anderen Vogelj die vier Jahreszeiten und die 

x !andschaftKchen Motive, die wir ebenso, nur sehr 
viel besser gemalt in Pompeji und anderen antiken 

"Hausern und Grabern finden. Wir miissen ferner 
ausscheiden die individuellen Bilder, die uns den 
Verstorbenen zeigen, wie er imLeben sich darstellte, 
entweder in seinem Beruf oder in seiner religiosen 
Betatigung. Wir sehen die verschiedensten Hand- 
werker, Backer, Bottcher, Schiffer, einen Fuhrmann, 
eine Gemiisefrau, einen Wagenlenker, Soldaten, und 
viele Totengraber, die sich hier zu Hause fuhlten, 
aber noch weit mehr Frauen mit betend erhobenen 
Handen und Manner, ebenfalls im Gebet oder in 
der Lektiire der Heiligen Schrift vertieft. Daneben 
Familienbilder im GroBen und im Kleinen, zuweilen 
auch einschneidende Ereignisse aus dem Leben der 
Bestatteten, so seine Taufe, die den Wehdepunkt 
seines Lebens bedeutete, oder einen Schiffbruch, dem- 
der Besitzer der Grabkammer gliicklich entronnen 
war. Die Erzahlungen aus dem personlichen Leben 
verlieren sich zuweilen derartig ins Spezielle, daB 



sie fur uns nicht mehr zu verstehen sind. Sondern 
wir aber diese beiden Klassen aus, die dekorativen 
Motive und die individuellen Bilder, so bleibt eine 
Anzahl von biblischen Darstellungen ubrig, die wir 
den eisernen Bestand der Katakombenkunst nenneri 
konnen. Es sind kurz folgende Bilder: 



Der Siindenfall im Paradiese, 

Noah in der Arche, 

das Opfer Abrahams, 

Moses zieht seine Schuhe aus vor der Erscheinung Gottes, 

das Mannawunder, 

Moses schlagt Wasser aus dem Felsen, 

die Himmelfahrt des Elias, 

Hiob im Elend, 

die drei Jiinglinge weigern sich, das Bild Nebukadnezars anzubeten, 

die drei Manner im feurigen Of en, 

Daniel in "der Lowengrube, 

Susanna wird von den beiden Alten im Garten iiberfallen, 

die Geschichte des Jonas, in drei bzw. vier Szenen, - 

Tobias mit dem Fisch (?) 



Ebenso viele Bilder sind dem Neuen Testament entnommen: 



die Magier entdecken den Stern .und sie beschenken Maria und das 

Kind, 

die Taufe Christi, 
die Heilung des Gichtbriichigen, 
das blutfliissige Weib, 
das Speisungswunder, 

Christus und die zwolf Apostel nach Matthaus 19, 28, 
die klugen und die torichten Jungfrauen, 
die Verleugnung Petri, 

die Blindenheilung, . : 

der Gute Hirt nach Lukas 15, 

die Hochzeit von Kana, ^ 

die Samariterin am Brunnen (?) und 
die Auferweckung des Lazarus. 



10 



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Damit ist der bibKsche Zyklus geschlossen. Die 
Bilder sind alle dem griechischen Alten Testament 
und den EvangeKen entnommen. Eine ganz seltene 
Ausnahme ist es, wenn eine Katakombe inNeapel 
einmal ein Bild aus den Apokryphen des Neuen 
Testaments bringt, die turmbauenden Jungfrauen 
nach der Vision des Hennas. Die Bilder kommen in 
sehr verschiedener Haufigkeit vor, der Gute Hirt 
gegen hundertmal, das Quellwunder in 70, die Jonas- 
geschichte und die Auferweckung des Lazarus in 
einigen 50 Wiederholungen; dagegen ist der Manna- 
regen, die Himmelfahrt des Elias und die Verleug- 
nung Petri nur in je einem Exemplar vorhanden. 
Bei haufigen Wiederholungen bildet sich schnell 
ein fester Typus der Darstellung aus, von dem 
sich nur einige fahigere Maler zu enianzipieren 
wissen. 

Wenn wir nun nach der Bedeutung dieser Bilder 
fragen, so ist es zunachst deutlich, da6 sie nicht um 
ihrer selbst willen immer wieder an die Wande ge- 
malt worden sirid. Die Maler wollten nicht die 
biblische Geschichte iUustrieren, sondern sie wollten 
bestimmte allgemeine Gedanken in den Bildern zum 
Ausdruck bringen. Man spricht nicht mit Unrecht 
von dem symbolischen Charakter der altesten christ- 
lichen Kunst. Mag der Ausdruck gliicklich gewahlt 
oder nicht ganz zutreffend sein, er bringt jedenfalls 
richtige Erkenntnis zum Ausdruck, daB die Aus- 



II 



wahl des Bilderkreises der Katakomben nach be- 
stimmten Gesichtspunkten erfolgt ist. 

Urn diese Gesichtspunkte zu ermitteln, bedarf es 
einer genauen Kenntnis der alten Kirche. Es ver- 
bietet sich jedes auBerliche Verfahren, das etwa . 
darin bestehen konnte, daB man Stellen aus kirch- 
lichen Schriftstellern mit den Malereien der romi- 
schen Handwerker konfrontierte und die einen aus 
den anderen zu verstehen suchte, wie das oft genug 
geschehen ist. Wir haben es hier mit einer Volkskunst 
zu tun, die den Gedankengangen der Kirchenyater ; 
ganz fern stand. Man muB das christliche Gemeinde- 
leben kennen, um hier mitreden zu konnen. Man 
muB wissen, was die Herzen des christlichen Mittel- _ 
standes bewegte, um zu begreifen, was sie auf ihre 
Graber malten. Eine gewisse Feinfuhligkeit ist dazu 
notwendig, um den Pulsschlag der Volksseele zu ver- 
nehmen. Wer ihn aber einrnal vernommen hat, wird 
Freude dariiber empfinden, wie iiber jede echte 
AuBerung des religiosen Lebens. 

So vorbereitet miissen wir an diese Bilder heran- 
treten. 

Als erste Gruppe schalt sich leicht heraus eine 
Anzahl von Wundergeschichten, die alle die Er- 
rettung des Glaubigen vom Tode vor Augen fuhren. 
Noah wurde mit seiner Familie als der einzige aus 
der groBen Siindflut gerettet, Isaak wurde auf Gottes >. 
GeheiB vor dem Messer seines Vaters Abraham be- : 



12 



wahrt, die drei babylonischen Knaben blieben im 
feurigen Ofen wohlbehalten, wie Daniel in der 

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Lowengrube, Susanna wurde durch Daniel von dem 
Tqdesurteil befreit, Jonas war 'drei Tage und drei 
Nachte im Bauche des Fisches, Lazarus wurde durch 
-den Herrn selbst vom Tode zum Leben zuriick- 
gerufen und Elias fuhr in einem feurigen Wagen 
gen Himmel. Es ist die Uberwindung des Todes, 
die uns in diesen Bildern vor Augen gefuhrt wird. 
Jedesmal wird uns der Moment der Errettuhg zur 
Anschauung gebracht, wie Christus mit dem Stabe 
die Mumie des Lazarus anruhrt, wie die Hand Gottes 
den erhobenen Arm des Vaters Abraham zunick- 
halt; Noah, Daniel und Susanna bezwingen durch 
ihr Gebet das Todesschicksal, und wo die Malerei 

. "*. 

einmal den Gedanken des Schutzes nicht deutlich 
genug zum Ausdruck zu bringen schien, wie bei den 
drei Mannern, die von Flammen umlodert in ihrem 
Of en stehen, da fugle der Maler zum Verstandnis 
des Beschauers eine kleine Hilf e hinzu, eine Hand 
Gottes, die von oben in die Flammen hineinragt, eine 
Taube mit dem Olzweig oder den Engel des Herrn, 
der vor dem Feuer bewahrte. Wir verstehen diese 
Bilder, ohne. einer gelehrten Erldarung zu bedtirfen. 
An Christengrabern wird die Uberwindung des Todes 
gepredigt. In derselben Weise, wie die christlichen 
> Apologeten ihre Beweise aus der Heiligen Schrift 
sammelten, um dem heidnischen Publikum die 






christliche Lehfe von der Auferstehung des Fleisches 
einleuchtend zu machen, so richten hier die christ- 
lichen Maler die Herzen der Trauernden mit der 
Ghristenhoffnung auf . 

Der Gedanke an die Auferstehung ist der nachst- 
liegende in den Katakomben; er findet sich im 
christlichen Grabschmuck aller Zeiten wieder. Eine 
zweite Gruppe von Bildern fuhrt uns tief hinein in 
Kampfe, die sich im SchoB der romischen Gemeinde 
des dritten Jahrhunderts abspielten, in den Streit 
um die BuBdisziplin. Die romische Gemeinde hatte 
seit dem zweiten Jahrhundert fur ihre Mtglieder das 
Gesetz aufgestellt, daB bestimmte schwere Siinden 
den AusschluB auf Lebenszeit nach sich zogen, und 
sie hatte in Anlehnung an das Aposteldekret als Tod- 
siinden bezeichnet die Hurerei, den Abfall vom 
Glauben und den Mord. Als die Gemeinde in der 
Zeit der severischen Kaiser iiber den Rahmen einer 
kleinen Gemeinschaft hinauswuchs und manche 
Glieder aufnahm, die sie hi fruheren Zeiten von sich 
gewiesen haben wiirde, erhoben sich lebhaf te Debat- 
ten liber den AusschluB der Fleischessunder, und 
der Bischof Kallistus sah sich genotigt, ihnen die 
Wiederaufnahme. zu gewahreii, freilich unter ent- 
rustetem Widerspruch anderer kirchlicher Wort- 
fuhrer. Die Situation wiederholte sich nach der 
ersten allgemehien Christenverfolgung unter dem 
Kaiser Decius. Die Zahl der Christen, die unter den 






Zwangsmittelh des Staates^ihren Glauben verleugnet 
hatten, war ungeheuer groB, und fast alle hatten den 
dringenden Wunsch, nicht auf ewig von der Kirche 
ausgeschlossen zu bleiben. Wieder gab die bischdf- 
liche Leitung nach und gewahrte den Gefallenen 
nach mehrjahriger BuBe die Absolution. Nach der 
Verfolgung Dioldetians kehrteri dieselben Verhalt- 
nisse wieder. In die Kampfe um die BuBdisziplin 
wurden die Wahlen der Bischofe hineingezogen. 
Mehrfach standen sich in Rom die Kandidaten der 
strehgen und der milden Partei einander gegeniiber, 
und mehrere Male ereignete es sich, daB der Kan- 
x didat der Minoritat dem der Majoritat nicht weichen 
wbllte, soridern seinen Widerspruch aufrecht erhielt; 
die Gemeinde zerspaltete sich in Schismen. Ein 
Denkmal dieserZeiten ist das Bild des Guten Hirten. 
Unter den Schriftbeweisen der laxen Partei figu- 
rierte die Parabel Lukas 15 an erster Stelle^ das 
Gleichnis vom Siinderheiland, der dem verlorenen 
Schafe selbst nachgeht und es auf seinen Schulterri 
heimtragt. Wir sehen in den Katakomben, wie der 
Eifer der Parteien das Bild hin und her zerrte, daB 
auch die Rigoristen es gelegentlich gebfauchten, um 
ihren Grundsatz der altkirchlichen Strenge zu illu- 
strieren, ebenso wie zur gleichen Zeit Tertullian sich 
bemuht, die ihm unbequeme Beziehung der Parabel 
auf die Sunder zu bestreiten. Damals hat die Partei 
der Gefallenen auch das Bild des Siindenfalles auf 







die Graber gemalt, um an die allgemeine Verderbnis 
des menschlichen Geschlechts zu erinnern; die Ver- 
leugnung Petri aber 1st vielleicht eine Reminiszenz 
aii .-. Sen efsckutterndsten Fall, der- .sicli am Anfang 
der dioldetiam?chenTerfol^ng zugetragen hat, den 
ABfafl des r6mischen Bischofs Marcellinus, des 
Bischofs, der sich dehNachfolger Petri nannte. Die 
Siinde . der V ersten Eltern lihd der "Fall des grofien 
Apostels sollten die V^rfehlungeii der Christen in 
einem mildereh Liehte erseiieiiien : lassen. 

Eine dritte Gruppe von Bildern schliefit sich an 
dieJFamilienma.hle an, xfie wir nicht .; selten in den 
Grab^mniiern abgebildet sehen. 'Am Todestage 
selbst und am, Jahre^tage des Tbdes pflegten sich 
die.christlichen Familieh, eberiso wie die heidnischen, 
an : den Grabstatten zu versammeln und" des ver- 
storbenen Mitgliedes bei gemeinsamem Mahle zu 
gedenken. Bei den Christen war die Totenf eier mit 
dem . GenuB des Abendniahls ;verbunden, und es 
bestand dahef die Vorschrift, daB ein Geistlicher 
der Gemeinde :sich an der Familienfeier .beteiligte; 
auBerdem lud-man Arme ein, urn sie an der Mahl- 
zeit teilnehmen zu lassen. Um den eucharistischen 
Gharakter der Tot enniahle zu betonen, gab man die 
Speisung der ; Fiinftausend, die Hochzeit von Kana, 
das Qiiellwunder und das Mannawunder des Moses 
in den . Bildern der Grabkainmerh wieder. Es sind 
die von Got t gespendeten Mahlzeiten im Alten und 



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Neuen Testament die Typen des heiligen Mahles 
der Christen. Die Schenkung der Magier an das 
Christuskind aber sollte der christlichen Mildtatig- 
keit zum Vorbild dienen durch den Hiriweis, da6 in 
dem Armen vielmehr Christus beschenkt wird. 

Das sind die drei Klassen von Katakomben- 
bildern, die sich um die drei Gedanken der Auf- 
ersteHung, der Siindenvergebung und des Abend- 
mahls gruppieren. \ 

Erst der spateren Zeit der Katakomben gehSrt 
ein Bild an, das mehr als alle anderen die Folgezeit 
beherrschen sollte, das Bild des Weltgerichts, oder, 
wie man vielleicht praziser sagen sollte, des Toten- 
gerichts; denn es wird immer nur das Gericht iiber 
den Einzelnen dargestellt, niemals das groBe Drama 
am jungsten Tage. Christus ist der Weltenrichter 
und die Apostel sind sein Kollegium nach Matthaus 
19,28; meistens die Zwolf, die aber ofter auf acht, 
sechs, vier und zwei reduziert werden; in letzterem 
Fall sind es Petrus und Paulus, die Patrone Roms, 
deren Typen in dem Weltgerichtsbilde zuerst fest- 
gelegt werden. Der das Urteil empfangt, ist der 
Verstorbene, und der Spruch Christi ist in alien 
Fallen gnadig. Die altchristliche Kunst ist weit 
davon entfernt, das Schicksal der Verdammten aus- 
zumalen oder auch nur anzudeuten. 

Das Weltgerichtsbild ist der Ausgangspunkt fur 
cine ganze Reihe von folgenreichen Entwicklungen 

2 Achelis, Altchristliche Kunst. ~ VJ 



gewqrden. Zunachst entsteht innerhalb dieses Bildes 
der Christustypus, wie zuerst Albert Hauck bemerkt r 
hat. Wir kdnnen es im einzelnen beobachten, wie 
die Maler sich bemtihen, die Gestalt Christi aus der 
Reihe des Apostelkollegiums hervorzuheben, wie 
seine Gestalt wachst und wie ihm ein starkerer Haar- 
wuchs gegeben wird, womit der alteste Christus- 
typus, der lang gelockte Jiinglingskopf da ist. Auf 
den Sarkophagen kommt der Vollbart hinzu. So- 
dann entwickelt sich aus dem Totengericht cine 
Darstellung des Heiligenkultes. Die Beisitzer des 
Weltenrichters beginnen mit dem Angeklagten zu 
sympathisieren. Der Verstorbene stellt sich in den 
Schutz des Petrus und Paulus, indem er sich in 
ihrer Mitte an seinem Grabe abbilden laBt; oder 
wir sehen seinen Eintritt ins Paradies, wo er von 
freundlichen Heiligen mit offenen Armen empfarigen 
wird. Die Heiligen sind nicht mehr immer die 
Apostel, wir sehen auch andere, in Rom verehrte 
Martyrer und Bischofe an ihrer Stelle. Wir mussen 
uns erinnern, daB seit der Zeit der groBen Christen 1 
verfolgungen die Verehrung der Blutzeugen auf- 
gebluht war, und daB man sie anrief als Fiirsprecher 
beim Weltgericht. Das Bild geht endlich auch dazu 
iiber, uns Christus im Verkehr mit seiner himm- 
lischen Umgebung zu zeigen. Noch in den Kata- 
komben kommt ein Bild vor, wo sich die Martyrer 
demtitig seinem Throne nahen, um von ihm ihren 

18 



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Ruhrrieskranz zu erhalten das Thema, das spater 
in den Mosaiken hundertfach yariiert wird, gewohn- 
lich in der Weise, daB Christus den Martyrern die 
Kronen aufs Haupt setzt oder daB sie die Kronen zu 
den FiiBen seines Thrones niederlegen. 

Wir haben damit den groBten Teil des Bilder- 
kreises der Katakomben umschrieben. Wir wiirden 
aber einen bezeichnenden Zug unterdriicken, wenn 
wir nicht zum SchluB noch einmal hervorhoben, wie 
die christlichen Maler sich bemiihen, die herkOmm- 
lichen Bilder auf die personlichen Verhaltnisse des 
Verstorbenen anzuwenden, um sie mit individuellen 
Zugen zu beleben. Nach antiker Weise identifizieren 
sie die Helden der Heiligen Schrift mit den Personen 
der Gegenwart, stellen uns den Patriarchen Noah in 
der Arche je nach Gelegenheit als Knaben oder als 
Frau vor, bringen auf dem Schiff des Jonas eine 
verschleierte Frau als Passagier unter, auf einem 
Bild des Speisungswunders die Patronin der Grab- 
kammer mit ihrer Familie und ihrem Gesinde; hinter 
die Schafe des Guten Hirten laBt sich ein Mann und 
eine Frau malen, um anzudeuten, daB sie auf die 
Siindenvergebung hoffen. In dieser individuellen 
Sprache zeigt die altchristliche Grabkunsf, so be- 
scheiden sie sonst auftritt, eine Beweglichkeit und 
eine Mannigfaltigkeit, die sie hoch liber andere 
Zeiten stellen, die technisch vollendetere Grabmaler 
schufen, ohne die Sprache des Herzens zu yerstehen. 

* , 19 



Demselben Bedurfnis, die persSnlichen Verhaltnisse 
des Toten zur Sprache zu bringen, verdankt eine 
weitere Anzahl von biblischen Bildern ihren Ur- 
sprung, die schon durch ihr seltenes Vorkommen 
zeigen, da6 sie besonderen Umstanden gerecht 
werden sollten. Wir verstehen es, was es heifit, wenn 
auf einigen Grabern das blutfliissige Weib, die 
Heilung des Gichtbruchigen und des Blinden an- 
gebracht ist : die christliche Familie hatte fur ahn- 
liche Falle gottlicher Hilfe zu danken. Der junge 
Tobias mit dem Fisch in der Hand erinnert an 
eine Heilung von der Blindheit. Wenn wir Hiob 
im Elend auf einem Schmutzhaufen sitzen sehen, 
wie seine Frau ihm auf einer Stange ein Brot reicht, 
steht uns ein Wandel des menschlichen Gliickes vor 
Augen, wie es sich zu alien Zeiten wiederholt hat. 
Die Taufe Christi sollte das Vorbild der Christen- 
taufe sein, und die klugen Jungfrauen der Parabel 
zierten das Grab einer gottgeweihten Jungfrau der 
Gemeinde. Die Maler wissen mit biblischen Bil- 
dern die personlichen Verhaltnisse der Christen 
zu beleuchten und sie in das Licht des Ewigen zu 
stellen. 

Eine letzte Gruppe von Bildern fuhrt uns schon 
aus den Katakomben heraus und nimmt die kiinftige 
Entwicklung vorweg. In der zweiten Periode der 
altchristlichen Kunst tritt an Stelle der lebendigen 
Beziehungen zwischen den Erzahlungen der Bibel 



20 



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und dem Leben der Gemeinde ein gelehrter Zug auf, 
der sich bemuht, die biblischen Stoffe vollstandiger 
wiederzugeben, ganze Reihen von zusammenge- 
hdrigen Geschichten zu schaf f en, mit einem Wort : 
ein historisierendes Interesse, das der altesten christ- 
lichen Kunst im ganzen fremd ist. Wir konnen 
regelmafiig beobachten, daB der Erzahler seinen Aus- 
gangspunkt nimmt bei irgendeinem der bekannten 
Bilder und nun Szenen hinzufugt, um eine Serie 
voh zwei, drei und mehr Bildern zu schaffen. Zum 
Felsenwunder Moses gesellt sich seine Berufung. Die 
drei Manner im feurigen Ofen weigern sich, das Bild 
Nebukadnezars anzubeten, und dadurch erhalt ihr 
Feuermartyriuni seine Begriindung. Die Weisen aus 
dem Morgenlande entdecken den Stern von Bethle- 
hem, ehe sie das Kind anbeten. Dem Jonaszyklus 
wird ein viertes Bild hinzugefugt, auf dem die Kiirbis- 
laube verdorrt, unter der der Prophet geruht hatte. 
Diese Bilder alle sind spatere Zusatze zu dem christ- 
lichen Bilderkreis, die den ursprunglichen Tenden- 
zen der Katakombenkunst fernstehen. Die histori- 
sierende Ausmalung erstreckt sich auch auf die 
Wiedergabe der alten bekannten Bilder. Bei der 
Auferweckung des Lazarus sind Apostel zugegen; 
durch das Quellwunder des Moses werden Soldaten 
vom Durst befreit ; der Ofen der drei babylonischen 
Junglinge wifd durch einen Kalfaktor geheizt. Es 
sind lauter kleme detaillierende Ziige, wodurch die 



21 



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alten einfachen Typen zu Geschichtserzahlungen 
ausgemalt warden. . 

Wir haben damit schon die Grenze der ersten 
Periode uberschritten. Die Kajtakomben reichen mit 
ihren Malereien ins vierte Jahrhundert hinein, wah- 
rend der Scheidepunkt der ersten und zweiten 
Periode im Zeitalter Konstantins liegt. Die Bardie 
tritt damals aus der Enge ins Weite, aus der Ver- 
folgung in die Weltherrschaft; so streift auch die 
Kunst die engen Fesseln ihrer sepulkralen Bestim- 
mung von sich, beginnt auf einmal einen erstaun- 
lichen Reichtum zu entf alten und hoheren Aufgaben 
gerecht zu werden. Aus den Gruften der Kata- 
komben tritt sie in die Prunksale der Basiliken ein. 
Diese zweite Periode illustrieren uns die Sarkophage 
und die Mosaiken, die gemeinsam zu behandeln sind. 

Wenn war ihren Bflderkreis mustern, stoBt uns 
zunachst das Gesetz der Historisierung auf, das wir 
schon in den Ausgangen der Katakombenkunst 
beobachteten. Was dort in Ansatzen vorhanden 
wa,r, wird hier zum beherrschenden Prinzip. Die 
Bildhauer und Mosaizisten fuhren den Bilderkreis 
der christlichen Maler fort und gestalten inn weiter 
aus. Aus dem Bilde des Siindenfalles im Paradiese 
entwickelt sich eine biblische Urgeschichte, die sich 
in vier Bildern entfaltet : Erschaffung des Weibes, 
Siindenfall, Zuweisung der Arbeit und Opfer Kains 
und Abels. Zu dem Daniel in der Lowengrube tritt 

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sein Richterspruch und die Tdtung des Bel und des 
Drachen in Babel. Zu den anbetenden Magiern 
gesellen sich die Hirten und die Geburt Jesu. Aus 
der Verleugnuhg Petri erwachst hier einerseits die 
Leidensgeschichte Jesu mit dem Einzug in Jeru- 
salem, der FuBwaschung, dem JudaskuB, dem Ver- 
hor vor dem Hohenpriester, der Handewaschung des 
Pilatus, der Dornenkronung, der Kreuztragung, der 
Kreuzigung, der Auferstehung und der Himmelfahrt, 
und andererseits ein Petruszyklus: die Ansage der 
Verleugnung, seine Verhaftungj seine Auszeichnung 
durch die S.chlusselubergabe,.und das Quellwunder, 
das in eine Petrusgeschichte umgedeutet und als 
solche dargestellt wird. Das Bild des Weltgerichts 
wird ebenf alls in eine Verherrlichung^des Petrus ver- 
wandelt, indem ihm Christus die Buchrolle tiber- 
reicht, die er in seiner linken Hand tragt ; das katho- 
lische Traditionsprinzip hat darin seinen Ausdruck 
gefunden. So geht es weiter in alien Kunstzweigen 
der ausgehenden Antike. Die alten Baume treiben 
lauter neue Zweige. Ein Katakombenbild nach dem 
anderen wird der Ausgangspunkt fiir eine histori- 
sche Reihe. Auf der Lipsanothek von Brescia finden 
wir .einen reichen Moseszyklus und eine Leidens- 
geschichte Jesu mit neuen Szenen (s. Taf. Ill); auf 
dem Mosaik von San Vitale in Ravenna kleine 
Serien aus dem Leben des Moses und des Abraham. 
In S. Apollinare nuovo in Ravenna kommt es zu 



einem grofien Leben Jesu in sechsundzwanzig Bil- 
dern, woyon vierzehn der Leidensgeschichte ge- 
widmet sind. Als Xystus III. den Triumphbogen 
von S. Maria maggiore in Rom ausschmiickte, schuf 
er das erste Marienleben zum Andenken an das 
Konzil von Ephesus, das eben das Dogma von der 
Gottesgebarerin f estgelegt hatfe : der Keimpunkt der 
Bilderreihe ist wieder die alte Anbetiing der .Magier. 
Mit der Zeit wirft naturlich die histbrische Malerei 
die Eierscnalen ab. Es kommt zu Illustrationen der 
bibliscKen Geschichte, die keinen Anknupfungspunkt 
in der sepulkralen Malerei haben. Ich erinnere an 
die Mosaikgemalde auf den Langswanden von S. 
Maria maggiore, und an die Miniaturen der Wiener 
Genesis^ und des Godex Rossanensisi 

Und ebehso tritt der andere Charakterzug des 
Historizismus, den wir in den Katakomben beob- 
achteten, in der Skulptur in verstarktem MaBe auf: 
die detaillierende Ausmalung der alten Bilder .. Die- 
selten Erweiterungen, die wir oben in der Malerei 
der spateren Zeit konstatierten, werden von den 
Bildhauern aufgenommen und fortgefuhrt; dazu 
treten nicht weniger bezeichnende neue Falle. Beim 
Sundenfall erscheint Gott den gefallenen Eltern im 
Paradies; ebenso ist Gott selbst bei der Berufung 
des Moses gegenwartig. Bei der Erschaffung des 
Weibes wird gar die Trinitat durchdrei alte Manner 
zur Vorstellung gebracht. Dem bekannten Noah- 

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bildchen wird auf dem Kolner Glase ein Rabe und 
ein schwimmender toter Ochse hinzugefiigt, auf dem 
-Trierer Sarkophag die ubrigen Mitglieder der Familie 
Noahs und zahlreiches Getier. Bei Daniel in der 
Lowengrube finden wir den Habakuk, den ein Engel 
am Schopf herbeitragt, um Daniel zu speisen; zu- 
weilen auch den Konig Nebukadnezar, der Daniel 
in der Grube besucht. Die Jonasgeschichte wird 
mit dem Sonnengott und dem Sturmwind aus- 
gestattet, um die Schicksale der Seefahrt des Pro- 
pheten anzudeuten. Die Himmelfahrt des Elias 
wird dadurch weiter ausgesponnen, da6 der Prophet 
dem Elisa seinen Mantel zuwirft; dann erscheinen 
die Knaben von Bethel, die den Kahlkopf verspotten, 
und die Barm, die ihnen zur Strafe gesandt wurde. 
Die Magier treten zum ersten Male mit Kamelen auf; 
das Kind Jesus liegt in seiner Krippe, die unter dem 
Dach der Herberge steht; Joseph tritt hinter den 
Stuhl der Maria. Die Heilung des Gichtbruchigen 
wird in zwei Szenen zerlegt: wir sehen zuerst den 
Moment, wie Christus den Kranken anredet, und 
dann den Erfolg, wie der Geheilte sein Bett auf der 
Schulter davontragt. Bei der Auferweckung des 
Lazarus ist auBer den Aposteln eine Schwester zu- 
gegen, die sich Jesus zu FuBen wirft. Die Blinden- 
heilung wird nach dem Bericht des Matthaus orien- 
tiert und danach in die Heilung von zwei Blinden 
umgesetzt. Der Einzug in Jerusalem wird durch 



die Zachausgeschichte vermehrt, die da eigentlich 
nicht am Platze ist. Und wo bei einem Bild keine 
neuen Momente zu beobachten sind, da tritt wenig- 
stens eine vermehrte Anzahl von Personen auf, Full- 
figuren, die ganz nach Gutdunken hinzugefugt und 
weggelassen werden konnen, oder es werden mehrere 
Szenen ineinander gezogen, wie der Siindenfall und 
die Zuweisung, die Geburt Jesu und die Anbetung 
der Magier, was ebenfalls auf eine scheinbare Kom- 
plettierung hinauslauft. 

Es bedarf keiner besonderen Hervorhebung, daB 

mit der Historisierung der biblischen Geschichten 

ein neues Interesse an ihrem Inhalt sich zu ent- 

wickeln beginnt. Zunachst bleibt die alte typolo- 

gische Bedeutung der Bilder auch in der Skulptur 

noch lebendig. Wie sehr man den Auferstehungs- 

glauben betonte, sehen wir daran, daB die Bildhauer 

eine Anzahl neuer Typen schaffen, die gerade die 

Erweckung vom Tode zum Gegenstand haben: die 

Belebung der Totengebeine nach Ezechiel, die Auf- 

erweekung der Tochter des Jairus und des Junglings 

von Nain; auch der Hauptmann von Kapernaum 

ist den Errettungen vom Tode beizuzahlen. Der 

Gute Hirt tritt nicht weniger als bisher in denMittel- 

punkt der Darstellung: er wird in mogKchst nahe 

Beziehung zum Bilde des Verstorbenen gesetzt 

wu: sehen darin den Glauben an die Vergebung der 

Siinden. Die Mahlszenen dauern auf den Sarko- 



26 



phagen fort: sie erinriern uns an die Totenmahle an 
den Grabern und die Martyrerfeste, die im vierten 
Jahrundert einen solchen Auf schwung nahmen, daB 
man AnstoB daran nahm. Die alten Gedanken der 
Katakombenkunst sind also nach wie vor lebendig. 
Wo abef die Katakombentypen zu Ausgangspunkten 
fur historische Reihen werden, wie es z. B. beim 
Stindenfall, bei Daniel, bei der Anbetung der Magier 
und der Verleugnung Petri der Fall ist, da ent- 
schwindet die ursprungliche Beziehung auf den 
sepulkralen Gedankenkreis, und die Bilder werden 
lediglich als heilige Geschichten gewurdigt. In den 
Mosaiken konnen wir vollends nur von Nachklangen 
des sepulkralen Bedeutungswertes der Bilder reden, 
Wenn wir etwa in den Baptisterien den GutenHirten 
oder die Johannestaufe sehen. An den Bildeirreihen 
ihrer Wande herrscht im iibrigen, ebenso wie in den 
Miniaturen, ein lehrhaftes Intefesse vor. 

Neben die Historisierung tritt in der nachkonstan- 
tinischen Kunst als zweites Entwicklungsgesetz die 
Allegorisierung. Die biblischen Szenen werden dureh 
Tierbilder oder durch Symbole zur Anschauung 
gebracht. Den ersten Ansatz dazu f inden wir eben- 
falls in den Katakomben: das Grab der Jungfrau 
Celerina zeigt uns Susanna mit den beiden Alten als 
Lamm unter Wolfen. An der Deutung der drei Tiere 
ist nicht zu zweifeln, da der Dekorateur erlauternde 
Beischriften hinzugefugt hat. Ein Bild von drei 

2? 



Lammern ebendort scheint dasselbe zu besagen. 
Damit beginnt die christliche Lammersymbolik, die 
fur unser Gefuhl einen wenig ernsthaften, fast 
spielerischen Zug an sich tragt. Die alteren und 
besseren Bildhauer tragen diesem Umstand Rech- 
nung; so der Sarkophag des Junius Bassus vom 
Jahre 359, der seine Lammerszenen in die Zwickel 
der Bogen setzt, wo sie mehr dekorativ wirken: es 
sind sechs biblische Geschichten, vorgefuhrt durch 
Lammer; oder der Mosaizist des lateranensischen 
Baptisteriums, der das Lamm Gottes so in die Ecke 
driickte, daB es kaum zu sehen ist. Eine Ver- 
mischung der verschiedenen Katakombenbilder, die 
seit dem vierten Jahrhundert auftritt, befordert die 
Allegoric. In der Malerei war der Gute Hirt immer 
ein echter, rechter Schafhirt der Campagna; in der^ 
Skulptur wird es iiblich, den Hirten mit dem neu- 
geschaffenen Christustypus auszustatten. Wir haben 
fortan Christus den Guten Hirten, eine vollendete 
Allegoric, die bis auf unsere Zeiten gekommen ist. 
Nun wird aber weiter Christus, der Gute Hirte, mit 
dem Weltgerichtsbilde verbunden, die Schaf e des 
Hirten mit den zw6lf Aposteln identifiziert, und der 
Weltenrichter Christus selbst als ein Lamm dar- 
gestellt, was durch die bekannten Stellen des Alten 
und des Neuen Testamentes, wo Christus als Lamm 
bezeichnet wird, nahegelegt war. Fortan bedeuten 
zwolf Lammer immer die Apostel, ein Lamm mit 

28 



dem Nimbus Christus, wie wir es mehr dekorativ 
auf den Mosaiken, aber breit und groB auf den 
spateren Sarkophagen sehen. Zuweilen werden die 
zwolf Lammer durch Tauben ersetzt, was auch nicht 
geschmackvoller ist. Die griechische Kirche hat 
diese Allegorisierung auf dem Trullanum verboten; 
im Abendland hat sie das Mittelalter iiberdauert 
und sie ist auch der Gegenwart noch nicht fremd 
geworden. 

Neben die Tiersymbolik tritt als ein zweites Bei- 
spiel der Allegorisierung der Namenszug Christi oder 
das Kreuz an Stelle des Erl5sers. Die Vision Kon- 
stantins vor der Schlacht am Ponte Molle hat hier 
den Anfang gemacht. Denn nicht Christus selbst, 
sondern sein heiliges Zeichen erschien dem Kaiser 
am Himmel. Seitdem ging es als Feldzeichen dem 
Heere voran, die Soldaten trugen es an ihren Hel- 
men und Schilden, und wk sehen es alsbald in der 
christlichen Kunst auftauchen. Im allgemeinen 
wird von dem Kreuz und Monogramm ein maB- 
voller und verstandiger Gebrauch gemacht. Bei der 
Kreuzigung Christi, wo das antike Gefuhl vor einer 
realistischen Wiedergabe des Aktes zuruckscheute, 
wird der Gekreuzigte durch seinen Namenszug ver- 
treten; ein Kreuz auf dem Weltenthron stellt Gott- 

/ 

vater oder Christus in seiner Herrlichkeit dar; bei 
der Verklarungsgeschichte erscheint ein gemmen- 
geschmucktes Kreuz am Sternenhimmel; die drei 



29 



Apostel sind wieder Lammer. Tfitt eirimal Qiristus 
in menschlicher Gestalt auf, gibt man ihin gern ein 
Kreuz in die Hand; selbst das Lamm wird mit dem 
Kireuz ausgestattet. Erst am Ausgange des Alter- 
tums tritt ein maBloser Gebfauch der Allegorien auf. 
Auf den ravennatischen Sarkophagen haufen sich 
die Kreuze, Laminer, Pfauen und Palmbaume der- 
artig, und treten in immer neuen Kombinationen 
auf, daB man sich schlieBlich fragt, bb die Hand- 
werker noch einen Sinn mit ihren Produkten ver- 
banden oder ob sie mechanisch traditionelle Symbole 
reproduzierten und variierten. Wir stehen damit am 
Eride der altchristlichen Kunst. , 

Der allegorische Zug der spateren Kunst findet 
seinen Ausdruck nicht selten in einem Biblizismus, 
einer Abbildung von Metaphern und bildlichen 
Wendungen, die in der Heiligen Schrift yorkommen. 
Es zeigt sich hier ein EinfluB der gelehrten christ- 
Kchen Exegese. Die christlichen Exegeten hatten 
die vier Tiere in der Vision des Ezechiel als die vier 
Evangelisten gedeutet; so stellt man jetzt die Evan- 
geKsten vor in der Gestalt ihrer symbolischen Tiere. 
Das KJCUZ, umrahmt von den geflugelten Kdpfen 
des Menschen, des Lowen, des Ochsen und des Adlers 
wird ein beliebter Vorwurf der Mosaizisten. Den 
Spruch von den Lowen und Ottern im 91. Psalm 
deuteten die altchristlichen Erklarer auf Christus ; 
darum sieht man unter den FiiBen des Weltenrichters 



30 






eihen Lowen und eine Schlange. Wassertrinkende 
Hirsche illustrieren das Wort des 42. Psalms; die 
Bilderrede von der Scheidung der Schafe und B6cke 
wiird realistisch vor Augen gestellt. Die beiden Tiere, 
die von der Geburtsgeschichte unzertrennlich sind 
von ihrer ersten Darstellurig an bis zum heutigeh 
Tage, der Ochse und der Esel, verdanken ihre 
Existenz der altkirchlichen Exegese von Jesaja 1,3 
und Habakuk 3,2, die beide Stellen auf Christus 
deutete. Die Sarkophagbildhauer behandelri das 
Wort Jesu an Petrus, da6 er ihm die Schlussel des 
Himmelreiches geben werde, wie einen geschicht- 
lichen Akt, ebenso wie die Maler und Mosaizisten 
die Verleihung der Kronen an die Martyrer. Def 
Weltenrichter hat zum Stuhl das Himmelsgewdlbe, 
oder er steht auf einem Berge, dem die vier Fltisse 
des Paradieses entquellen, und in seiner Hand ruht 
das Buch mit den sieben Siegeln, das der Apokalyp- 
tiker Johannes beschreibt. Wo sein Namenszug die 
Person vertritt, ist das Monogramm von dem A und 
O, den geheimnisvollen Buchstaben der Off enbarung, 
begleitet. Den Ausgang und den Endpunkt seines 
Erdenlebens versinnbildlichen die beiden Stadte 
Bethlehem und Jerusalem. An der Decke der Tauf- 
kapelle und des Grabgewdlbes erglanzt das Bild des 
himmlischen Hirten, der seine Schafe auf griiner Aue 
weidet und zum frischen Wasser fuhrt, der 23. Psalm. 
Diese Bilder beruhen auf gelehrtem Schrift- 

31 



studium. Um sie zu verstehen, muB man nicht 
nur bibelkundig sein; man muB in manchen Fallen 
aiich/die Auslegung kennen,welche-diealtchristlichen 
Kommeritatoreri deii biblisrcheh Texten :gabien. Der 
AUegorismus hat einen ausgesprbehen reflektieren- 
den; Charakter. : Es ist lehrreich, :an .diesem Punkte 
die ;erste Periode der altcnristlichen Runst mit der 
zweiten zu vergleichen. .Die Malereider Katakomben 
f and in der Hfeiligen Schrif t Bewetee fiir ihren 
Glaubeni und fur ilire Sitte, fur den Auferstehungs- 
glauben, lur:die3M und fur 

ihfe Totenmahle. .Es ist :ein laiehhaftes Verfahren, 
sich selbst uberall in Her Bibel wiederzufinden ; eine 
Parallele , zur typolcygischen Exegese der altesten 

Kirche. die das Leben Christ! und die Eirlebnisse 

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der Gemein^e irii Spiegel der Heiligen Schrif ten sah. 
Demgegehuber ist die nachkonstantinische Zeit ge- 
sticht und gelehrt. Sowohl der Historizismus wie 
der , Megbrisrnus sind von des Gedankens Blasse 
ange^rankeltL Der Historizismus strebt nachvoll- 
standiger Wiedergabe der biblischen Erzahlungen; 
der Allegorismus zeigt eine Vorliebe fiir die Meta- 
phern im biblischen /Text und bringt si e ZUT bild- 
lichen Darstellung '--. beides 'sind Charakterzuge 
eiher gelehiten Prpjduktipri; Die christliche Kunst 
ist entstanden in den.Kreiseh des Handwerks; die 
Dekorateure der Katakomben sind: ihre ersten Pro- 
pheteni; was sie hervbrbringen, ist volkstumlich und 



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naiv. So bleibt es wahrend der ganzen Zeit der ver- 
folgten Kirche. Als aber die Kirche gesiegt hatte, 
nahm der Kleras den Handwerkern die kunstlerische 
Betatigung aus der Hand, und bestimmte seiner- 
seits den Inhalt der Kunstproduktion. Aus der 
Volkskunst wird die kirchliche Kunst. Wir sehen 
den gelehrten Charakter noch deutKcher, wenn jetzt 
christliche Gedanken personifiziert werden, oder in 
den Miniaturen neutestamentliche Bilder durch alt- 
testamentliche Spriiche erlautert werden. 

Unsere 2^eichnung wiirde aber der Vollstandigkeit 
entbehren, wenn wir nicht zum SchluB noch eines 
charakteristischen Zuges gedachten, der die alt- 
christliche Kunst in ihrem ganzen Verlauf begleitet, 
das lebendige Gefiihl fiirs Dekorative. Von Anfang 
an besteht bei den christlichen Malern die Neigung, 
die Typen des christlichen Bilderkreises nach ihren 
formalen Qualitaten zu beurteilen und demgemafi 
zu verwenden. Der christliche Inhalt tritt dabei 
zuruck, die Bedeutung schwindet; aus den Typen 
des Bilderkreises erwachseh Dekorationsstticke. Der 
Gute Hirt der Parabel von Lukas 15 wird in ein 
Hirtenidyll verwandelt: er sitzt im Griinen, stiitzt 
sich auf seinen Stock, tragt eine Hirtenflote in der 
JIand; um ihn lagern seine Schafe und Ziegen. In 
Cagliari ist aus der Jonasgeschichte ein kleines See- 
stiick geworden: zwei Schiffe sind mit zahlreicher 
Mannschaft besetzt; die kleinen nackten Menschen 

3 Achells, Altchrisiliche Kunst. 33 



baden und springen ins Wasser oder treiben ihren 
Scherz mit einem Schaf ; daneben aber sieht man 
die beiden Hippokampus, und der eine von ihnen 
tragt noch den Propheten Jonas im Maul. An der 
Decke der Nunziatella-Katakombe ist das Bild des 
Weltgerichts in seine einzelnen Bestandteile auf-^ 
gel6st und auf die verschiedenen Felder verteilt: 
in der Mitte Christus mit der Buchrolle, in den 
Seitenfeldern vier Apostel, in den Diagonalfeldern 
die Verstorbenen, zwei Manner und zwei Frauen. 
Das Verfahren hat genaue Paralleleri in der Deko- 
rationsmalerei Pompejis. Oder es werden Figuren 
verschiedener Bilder zu neuen Kompositionen ver- 
einigt: Orpheus mit den Schaf en des Guten Hirten, 
der Gute Hirt mit den wassertrinkenden Mannern 
des Quellwunders, Daniel mit Petrus und Paulus, 
Oraiiten mit Schafen, der Christus des Weltgerichts 
mit den Amphoren der Hochzeit von Kana und 
dem Brotkorb des Speisungswunders, und ebenso 
eine Orans mit sieben Brotkorben und sechs Wasser- 
krugen. Durch Vermischung der Typen entstehen 
neue Bilder; die Maler fassen nicht mehr den Gegen- 
stand und seine Bedeutung auf, ihr Auge haf tet 
lediglich an der Form, mit der sie spielen. So werden 
endlich aus dem Material der biblischen Bilder 
Dekorationsstucke zusammengestellt. Man sieht ein- 
zelne Schafe, Gruppen von Schafen und Schafe mit 
Milcheimern; aus dem Jonasbild "wird der Hippo^ 



34 



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kainpus, aus dem Noahbild die Taube mit dem 01- 
zweig isoliert, selbst die betenden Manner uncl 
Frauen werden dekorativ verwandt; aus dem Spei- 
sungswunder stammt der Tisch mit Fisch und Brot 
und den sieben BrotkOrben, und ebenso das Still- 
leben des Fisches mit dem Brotkorb. Ganz dasselbe 
sehen wir wiederum in Pompeji, wo die Maler mit 
Vorliebe die Attribute der Gotter zu Ornament- 
figuren benutzen. Uberhaupt ist der Hang zum 
Dekorativen ein echt antikes und echt kunstlerisches 
Bestreben, und es ist bezeichnend, daB gerade die 
fahigeren Kunstler sich darin betatigen. Auf den 
figurierten Sarkophagen sind die Beispiele des Gen- 
res seltener. Auf dem Jonassarkophag schlieBen 
sich an die Erzahlung aus dem Leben des Propheten 
kleine Fischerszenen an; und das BikLdes Guteii 
Hirten reizt auch die Bildhauer zur Illustrierung 
des {/andlebens. Aus den Bildern der Jahreszeiten 
werden Erntebilder und Jagdszenen herausjespon- 
nen. Und hochst charakteristisch sind die Ver- 
mischungen der Typen. Das Lamm Christus - 
steht auf dem Bergemit den vier Paradiesesfliissen; 
aus ihnen trinken die Hirsche des 42. Psalms. Oder: 
die zwolf Apostel umstehen die allegorische Dar- 
stellung der Kreuzigung, und tiber dem Kopf eines 
jeden erscheint eine Hand mit der Krone, so daB 
hier also drei Bilder, der Crucifixus, die Apostel des 
Weltgerichts und die Krdnung der Martyrer inein- 

s* 35 



andergeflossen sind. Und ebenso geht es weiter bei 
den Mosaizisten. Die zwolf Lammer Apostel 
nehmen den Ausgang ihres Prozessionszuges aus den 
beiden Stadten Bethlehem und Jerusalem, oder sie 
bewegen sich nicht mehr zum Lamm Gottes hin, 
sondern zum heiligen Apollinaris, den ersten Bischof 
Ravennas. 

In den groBen Mosaiken der Kirchen lebt sich. 
noch einmal die Dekorationskunst der Antike aus. 
Die einzelnen Motive, die sie auf nehmen, stammen 
aus gelehrter tJberlieferung, aber die ganzen Kom- 
positionen . sind von Kunstlern entworfen. In der 
jetzt zerstorten Apsis des lateranischen Baptiste- 
riums war der Gute Hirte erdruckt von goldenem 
Rankenwerk auf blauem Grunde, in der anderen, 
noch erhaltenen, fiillt das Rankenwerk die ganze 
Flache aus. Es ist vergebens, bei den figuren- 
reicheren Bildern nach einheitlicher Gedankenent- 
wicklung zu suchen. Hier schaltet der Kunstler und 
verwendet den ihm iiberlieferten Formenschatz frei 
nach seinen formalen und malerischen Qualitaten. 
Irn Baptisterium von Ravenna stehen die Taufe 
Jesu, die Kroneniibergabe der Apostel und der 

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dekorative Rand von Altaren und Bischofstiihlen 
ohne inhaltliche Beziehung nebeneuiander, wpbei 
natiirlich die Beziehung der einzelnen Bilder zur 
Taufhandlung gewahrt bleibt. In Pudenziana thront 
Christus mit den zwolf Aposteln in der Mitte zwischen 



zwei Allegorien, dem Kreuz Christus mit den 
Symbolen der Evangelisten und dein Lamm 
Christus mit den Lammern Aposteln. In Classis 
ist die Allegoric der Verklarung zu Haupten des 
heiligen Apollinaris gesetzt und die Lammer 
Apostel zu seinen Seiten. Die Zeichner der grofien 
Mosaikentwiirfe verfugten uber den christlichen Bil- 
derkreis mit~derselben Suveranitat wie die Mosaik- 
arbeiter mit den Stiften ihres Farbenkastens. 

Wir sind damit an dem gleichen Punkt der Ent- 
wicldung angelangt, den wir oben bei den raven- 
natischen Sarkophagen konstatierten: die Bedeu- 
tung der christlichen Kunst wifd aufgehoben 4urch 
Gleichgiiltigkeit gegen ihren Inhalt. Aber sie ist 
an diesen Extravaganzen nicht zugrunde gegangen. 
Es sind nur einzelne fahige Kopfe, die so gewaltsam 
verfahren; der FluB der Entwicklung wird durch sie 
nicht dauernd beeinflufit. Erhebliche Reste des 
Allegorismus der nachkonstantinischen Zeit sind 
aufs Mittelalter gekommen und damit zu einer 
neuen Blute gelangt; der Historizismus fuhrt in 
den Bibelhandschriften und ihren Miniaturen noch 
ein langes Leben. Wie die^altchristliche Kunst aus 
der antiken Dekorationskunst hervorgegangen ist, 
so begleitet sie der dekorative Zug von Anfang bis 
zum SchluB als das eigentlich kiinstlerische Element 
und befahigt sie zu ihren schttnsten Sch6pfungen. 

Wir stehen damit am SchluB unserer Ausfuh- 



37 



rungen. Unser Weg hat uns aus den Griiften der 
Katakomben -iiber die Marmorskulptur der sieg- 
reichen Kirche in die Hallen der Basiliken gefuhrt. 

Die Kunst der Katakomben hat einen aus- 
gesprbchen sepulkralen Inhalt und reicht nur in 
ihren letzten Auslaufern dariiber hinaus. Sie redet 
an den Grabern von dem Schicksal der Verstorbenen, 
ihrem Leben und ihrem Glauben, der Auferstehungs- 
hoffnung, der Siindenvergebung, dem Weltgericht 
und dem Beistand der Heiligen; sie schildert uns 
nicht minder die Totenfeier der Nachlebenden, ihre 
eucharistischen Mahle und ihre Wohltatigkeit gegen 
Arme. Dagegen hat die Kunst der Basiliken den 
sepulkralen Charakter bis auf wenige Reminiszenzen 
abgestreift. Sie bietet an ihren Wanden den Be- 
suchern des Gottesdienstes breite Erzahlungen aus 
der Heiligen Schrift als Schriftlesung und Predigt; 
am Altarhaus Typen des eucharistischen' Opfers, in 
der Taufkapelle Andeutungen des Taufaktes, und 
iiberall mysteriose Allegorien, die dem Charakter 
des Gotteshauses konform sind, und Ausblicke ins 
Jenseits, wo Christus mit den Heiligen vereint seine 
ewige Herrschaft fuhrt. 

Die Katakomben und Basiliken sind zwei Gebiete, 
die weit voneinander entfernt sind; die Zeit der Ver- 
folgung und die Zeit des Triumphes steht deutlich 
vor unseren Augen. Die altchristliche Kunst wechselt 
ihr Thema, ihren Zweck, ihre Ktinstler und ihre Auf- 

38 



traggeber. Sie beginnt mit Dekorationsmalern, die 
in ihrer Zeit nicht zu den ersten geh6rten, und sie 
eridet mit musivisehen Kompositionen, welche die 
hochsten Leistungen ihrer Zeit darstellen. Die Be- 
sitzer der Grabkammern waren romische Hand- 
werker; in den Basiliken sprechen Kleriker und 
Bischdfe zu uns; Justinian und Theodora treten in 
Ravenna <persdnlich uns vor Augen. Unterirdische 
Graber, Luxussarge und prunkende Kirchenbauten 
bezeichneii den Lauf der altchristlichen Kunst. 

Und doch ist der Entwicldungsgang, den wir 
zeichneten, ganz einheitKch. Nach allem, was wir 
bis jetzt sehen, ist die altchristliche Kunst an den 
Grabern entstanden. Hier zuerst und hier allein 
ist die hebraische Scheu vor bildlicher Darstellung 
des G6ttlichen, die den ersten ehristlichen Gene- 
rationen stark im Blute steckte, tiberwunden worden. 
Wir kamen nirgends auf den Gedanken, daB neben 
der sepulkralen noch eine hausliche Kunst der alten 
Kirche existiert hatte, die der eigentliche Schau- 
platz der ehristlichen Malerei gewesen ware. Das 
einzige, was sich fortgepflanzt hat, ist die Grab- 
kunst gewesen. Dadurch, daB die Katakomben, die 
uns allein die KunstMler ersten drei Jahrhunderte 
erhalten haben, uber die Zeit Konstanthis hinaus 
bis tief ins vierte Jahrhundert reichen, konnten wk 
in ihnen zugleich die Ansatze der folgenden ?eit 
wahrnehmen. Sowohl fur den Historizismus wie fiir 



39 



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den Allegorismus fandeh wir in den rSmischeri Denk- 
malern hinreichende Belege. Die Sarkophage abef 
zeigen die.Charakterzuge beider Zeiten, der frtiheren 
und der spateren, der Graberkunst und der Kirchen-, 
kunst, in ^Qlfehem Mafie^ da6 sie als ein vollwichtiges 
VerbindungsgHed zwischen beiden gelten kflnnen. 

Wir muBten zmschen zwiei Perioden der altchrist- 
lichen Kunst ^ unterscheidenj ^ die ; ihre Grenze in der 
Zeit Konstantins hatten. Die Kunstgesetze, die wk 
fanden, die Symbolik ,Qder Typologie der altesten 
Zeit, der Histprizismus und Allegorismus der spate- 
ren bezieheii sieh; auf 4en Inhalt; der Bilder, auf 
ihren christKcheii und theologisclien Gehalt. Die 
AuBerungen der Kunst stehen. in naher Beruhrung 
Zu der kirchlichen : EntwicMung der betref f enden 
Peribden. Diese feinen Beziehiingen 'genauer zu 
erfassen, \vird es hoqh vieler Arbeit der Kirchen- 
historiker und'Arehaologeh bedurfen. 



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Anmerkungen. 



5.719. Vgl. meine ausfvihrlichen Ausfiihrungen in den Aufsatzen 
fiber ,,Altchristliche Kunst" in Preuschens Zeitschrift fiir neutestament- 
liche Wissenschaft Jahrgang I2~(i9ii) bis 17 (1916). Ein abschlieBender 
Aufsatz iiber die Darstellung des Weltgerichts wird hoffentlich bald 
folgen konnen. 

S. 8. t)ber die Entstehung der altchristlichen Kunst aus der antiken 
Dekorationsmalerei vgl. "Preuschens Zeitschr. 13 (1912), S. 216224 und 
H (*9 1 3)> S. 325 ff. . 

S. 10. t)ber den Bilderkreis der Katakomben orientiert mit Sicherheit 
nur J. Wilpert, Die Malereien der Katakomben Roms.-JFreiburg 1903. 
Hier sind die Bilder in ihren samtlichen Wiederholungen einzeln be- 
sprochen auf Grund eigener Anschauung. Alle vorhergehenden Arbeiten 
iiber den cbristlichen Bilderkreis sind, soweit sie die Katakomben be- 
treffen, durch Wilperts grofies Werk korrigiert oder gar antiquiert worden. 
Das gilt auch von der, im iibrigen bequemen und sorgfaltigen Arbeit 
E. Henneckes, Altchristliche Malerei und altkirchliche Literatur (Leip- 
zig 1896), die auf Grund des damals erreichbaren Materials gearbeitet 
ist. Der ,,Empfang des Gesetzbuches", 8.49, und ,,Die Magier vor 
Herodes", S. 64, sind zu streichen; die ,,Szene des Verhors eines Christen", 
S. 1 10, ist ein Susannabild. Eine eindringende Kritik und neue Gesamt- 
auffassung gibt L. v. Sybel, Christliche Antike. Bd. i. Marburg 1906. 
Eine tiichtige Monographic ist E. Becker, Das Quellwunder des Moses 
in der altchristlichen Kunst. StraCburg 1909. . Die Deutung der Bilder 
auf die bestimmten biblischen Gescbichten ist in den meisten Fallen 
gesichert und allgemein anerkannt, aber doch nicht in alien. Es sind 
daher iiber den Umfang des Sltesten christlichen Bilderkreises Meinungs- 
verschiedenheiten vorhanden. Einiges wird wohl immer zweifelhaft 
bleiben, von den einen so, den anderen so bezogen werden. An Wilperts 
Deutungen wiirde ich folgende Abstriche machen. Die ,,Verkiindigung 
Maria" ist 'nicht gesichert, weil sie auf den Sarkophagen nicht vorkommt. 
Die Repliken von ,,Christus und der Samariterin" weichen stark von- 
einander ab und sind schwerlich zusammenzufassen. Die ,,Tochter des 






Jairus" 1st nicht geniigend deutlich; die ,,Bedrangung des Moses und 
Aaron durch die Juden" ganz zweifelhaft. Die ,,HeiJung des Aussalzigen" 
ist dadurch nicht gesichert, dafi der Kranke vor Jesus kniet; es konnte 
eine Blindenheilung" sein. Die ,,Heilung des Besessenen" wiirde ich lieber 
_ als ein Heilungswunder im allgemeinen bezeichnen. Dafi der Kranke 
nackt ist, ist kein geniigender Beweis : in der Parallele von S. Apollinare 
nuovo ist er gerade bekleidet. Das ,,Mahl am See Tiberias" ist ein 
Speisungswunder. Deutungen wie die ,,Prophezeiung des Bileam" (Num. 
2 4 J 7)j die ,,Prophezeiung des Micha" (5, i), und ,,jesaja prophezeit 
die Geburt des Messias aus der Jungfrau" (7, 14) entsprechen nicht dem 
Charakter der Katakombenkunst. Das an letzter Stelle gemeinte ,,Ma- 
donnenbild von Priscilla" halte ich eher fur ein Familienbild als fur ein 
Bild der heiligen Familie. Die ,,Dornenkroming" ist ganz unwahrschein- 
lich. Den , , David mit der Schleuder" halte ich fiir das Portrat ernes 
dort bestatteten Knaben; vgl. Preuschens Zeitschrift 14 (1913), S. 338 ff. 

Die tunnbauenden Jungfrauen bei Garrucci, Storia dell 'arte cristiana 
Bd. II, Taf. 96, 3; vgl. Preuschens Zeitschrift 14 (1913)} S. 345 ff. 

S. 12. tiber den Zyklus der Auferstehungsbilder vgl.. Preuschens Zeit- 
schrift 14 (1913), S. 324 if. v. Sybel hat gegen meine Auffassung, in 
der ich Victor. Schultze folge, Einspruch erhoben in derselben Zeitschrift 
15 (1914), S. 254 ff. Er sucht die Katakombenmalerei unter einem ein- 
heitlichen Gesichtspunkte zu verstehen: ^sie soil uns die Verstorbenen 
als Selige im Paradiese zeigen. Darum soil der in Rede stehende Zyklus 
sich auf die geschehene Rettung vom Tode, aber nicht auf die kunftige 
Auferstehung beziehen. Die christliche Eschatologie schwankt, indem sie 
bald von Unsterblichkeit, bald von Weltgericht und Auferstehung spricht, 
wobei sie einerseits hellenischen, andererseits jiidischen Vberlieferungen 
folgt. v. Sybel mochte die altchristliche Kunst ganz auf dem Unsterb- 
lichkeitsglauben aufbauen. Es fragt sich, ob sich dieser Grundgedanke 
durchfiihren laBt. Nur eine eingehende Untersuchung konnte die Antwort 
geben. Ich mochte hier nur die Frage aufwerfen, ob es moglich ist, fiir 
das Verstandnis der christlichen Volkskunst die urchristliche Eschatologie 
ganz auszuschliefien so hoch ich im iibrigen die Verdienste des Sybel- 
schen Buches einschatze. 

S. 14. Uber den "Bilderzyklus, der aus dem Streit um die Bufidisziplin 
entstanden ist, vgl. Preuschens Zeitschrift 16 (1915), S. i ff. ' 

S. 15. Der Gute Hirt als Eideshelfer der Rigoristen im Deckenbild 
von Pratextat bei Wilpert, Malereien Taf. 51, i = Preuschens Zeit- 
schrift 16 (1915) Taf. i, i; dazu S. 7ff. 



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S. 16. tJber die Mahlbilder vgl. Preuschens Zeitschrift 17 (1916), 
S. 8iff. 

- S. 18. A. Hauck, Die Entstehung des Christustypus in der abend- 
landischen Kunst. S. 59. 

S. i8f. Christusverleiht den Marty rern den KranzbeiWilpert, Malereien 
Taf. 125. - X 

S. 19. Noah ah Frau auf dem Sarkophag der Juliane bei Garrucci 
V, 301, 2} Noah als Knabe bei Wilpert, Malereien Taf. 104. 

Eine Frau auf dem Schiff des Jonas- bei Wilpert, Malereien Taf. 96. 

Ein weiblicher Jonas in Funfkirchen, vgl. Bullettino di archeologia 
cristiana 1874 tav. 7. 8. 

Die Patronin auf dem Bild des Speisungswunders bei Wilpert, Fractio 
pahis Taf. 13 f. und bei Wilpert, Malereien Taf. 15, i == Preuschens Zeit- 
schrift 17 (1916) Taf. 2, i; dazu S. 97 ff. 

Die Verstorbenen binter den Schafen des Guten Hirten bei Wilpert, 
Malereien Taf. 190; ahnlich Taf. 198. 

S.'zi. Das Lazarusbild mit zwei Aposteln bei Wilpert, .Malereien 
Taf. 137, 2. \ 

Der trinkende Soldat beim Quellwunder s. Wilpert, Taf. 237, 2. 

Der Kalfaktor bei den babylonischen Jiinglingen, Garrucci II 71, 3. 
""S. 22. tJber die Sarkophage vgl. J. Ficker, Die altchristlichen 
Bildwerke im Christlichen Museum des Laterans (Leipzig 1890) und den 
2. Band v. Sybel's. 

^ Siindenfall, Zuweisung, Erschaffung des Weibes nebeneinande^ 
Garrucci V, 365, 2. 

S. 23. tJber die Verhaftung des Petrus vgl. die richtigen Beobach- 
tungen von E. Becker, Quellwunder, S. 139 f. und in der Romischen 
Quartalschrift 1912, S. 176 ff. 

Daran, daB Petrus die Schriftrolle vom Herrn empfangt, glaube auch 
ich festhalten zu miissen trdtz der Einwendungen v. Sybels (Der Herr 
der Seligkeit, Marburg 1913, S. 19 ff.). Birts Deutung des Dominus 
legem dat (vgl. Preuschens Zeitschrift 15 (1914), S. 267 Anm.) bleibt 
dabei bestehen. Auf den Mosaiken ist die Szene deutlicher als auf 
den Sarkophagen, z. B. im Mausoleum der Constanza bei Wilpert, 
-Mosaiken III Taf. 4, und im Baptisterium von Neapel bei Wilpertj 
a. a. O. Ill, 32. 

S. 24. Es verdient bemerkt zu warden, daB das erste Bild der Wiener 
Genesis der Siindenfall ist. Dagegen ist es ein Zufall, daB die Bilder- 
folge des Rossanensis jetzt mit der Auferweckung des Lazarus anfangt; 



43 



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Die Hs. ist unvollstandig und die Reihenfolge der Bilder verechoben. 
Ursprunglich machte das Lazarusbild nicht den Anfang. 

Gott erscheint beim Siindenfall, Garrucci V, 318, I; derselbe bei 
der Berufung des Moses, Garrucci V, 367, 3; die Trinitat, Garrucci V, 



S. 25. Die blaue Schale im Wallraf-Richartz-Museum in der Zeit- 
schrift fur christliche Kunst 1908, S. 69 f. 

Der Noah-Sarkophag in Trier bei Garrucci V, 308, i. 

Der Jonas-Sarkophag bei Garrucci V, 307, i. 

Elisa und die Knaben von Bethel bei Garrucci V, 396, 9. 

Joseph hinter dem Stuhl der Maria, Garrucci V, 365, z. 

Die Heilung des Gichtbriichigen in zwei Szenen, Garrucci V 3 *4 $ 

S. 26. Die Korrespondenz zwischen dem Guten Hirten und der Ver- 
storbenen ist besonders deutlich auf dem Sarkophag von der Via Salaria 
bei v. Sybel II, Abb. 2, oder auf dem Sarkophag der Juliane bei Gar- 
rucci V, 301, 2. 

S. 27. Das Grab der Celerina bei Wilpert, Malereien Taf. 251. 

S. 28. Der Sarkophag des Bassus, Garrucci V, 322, 2; die Lammer- 
szenen allein Romische Quartalschrift 1896, Taf. 7. Der Junius-Bassus- 
Sarkophag wird neuerdings, nach Al. Riegl's Vorgang, in die Zeit um 
das Jahr 200 da tier t; man meint, die Inschrift v. J. 359 bezeuge nur eihc 
spStere Benutzung des Sarkophags. Aber bier ist eine neue Untersuchung 
am Platze. Die Bilder, die den Sarkophag schmiicken, sind groCtenteils 
erst im vierten Jahrhundert entstanden. 

Das Mosaik im Baptisterium des Laterans s. oben Taf. V. 

Guter Hirt mit Christustypus, Garrucci V, 304, 4. Auch die Statuetten 
dee Guten Hirten im Lateran-Museum stellen Christus als Guten Hirten. 
dar-, das schonste Beispiel im Mausoleum der Galla Placidia bei Wilpert, 
Mosaiken III, 48. _ 

Die Identifizierung der Schafe des Guten Hirten mit den zw5lf 
Aposteln bei Garrucci V, 304, 4. 

Die Kronenubergabe der Apostel dargestellt durch Lammer, die 
Kranze im Maul tragen, bei Garrucci V, 304,2. 

Der Christus des Weltgerichts als Schaf z. B. bei Garrucci V, 32,8 i; 
329, 1; 330, 5; 332, I links oben; 343, i. 

S. 29. Apostel als Tauben im Baptisterium von Albenga bei Wilpert, 
Mosaiken III, 88, i ; am Kruzifix von S. Clemente in Rom bei Wilpert, 
Mosaiken III, 117 f.; wahrscheinlich auch schon im Baptisterium des 
Laterans, obgleich es nur vier sind: s. oben Taf. V. - 



44 



1 Trullanum 692 c. 82* ,,Kunftig soil auf den Bildern statt des Lanunes 

die menschUche Figur Christi dargestellt werden." - . 
,. .Die Kreuzigung mit dem Monogramm vgl. auf den Sarkophagen bei 

- Garrucci V, 349, 4 bis 353. Die Darstellung 1st als allegorische Kreuzigung 
noch nicht allgemem anerkannt. Ich finde diese Deutung als selbst- 

-:. verstandlich erwahnt yon H. Lietzmann in der Internationalen Wochen- 
schrift 1911, S. 501 f. Ich selbst habe in den Vortragen zur Einfiihrung 
in die kirchliche Kunst (Halle 1913), S. H4ff. kurz dariiber gehandelt. 

- Der Beweis liegt in den kleinen Kopfen der Sonne und des Mondes, die 
auf dem Passionssarkophag (Garrucci V, 350, i) in den Zwickeln iiber 
der Kreuzigung angebracht sind; sie sind das standige Requisit des 
Kreuzigungsbildes. Constantinus Rhodius beschreibt es bei dem Cruci- 
fixus der Apostelkirche in Konstantinopel mit den Worten: 

Mod di xatfafc ijbos 

Sxgvtpsv at5ya xai 

yij-di xfovelrai xai onoQdnetcu 

Revue des etudes grecques 9 (1896) p. 65 y. 979 ff; 

Ein Kreuz auf dem Weltenthrone in Rom, S. Maria maggiore bei 
^ Wilpert, Mosaiken III, 7072; in Ravenna, Baptisterium der Ortho- 
doxen, Wilpert III, 815 ebendort im Baptisterium der Arianer, Wilpert 
III, 101; in Rom, S. Prassede Zenokapelle bei Wilpert. Ill, 115. 

Die Allegoric der Verklarungsgeschichte in S. Apollinare in Classe 
bei Garrucci IV, 265. 

> S. 30. Das Kreuz in Jesu Hand auf dem Sarkophag, Garrucci V, 
325, i ; auf dem Mosaik des Guten Hirten im Mausoleum der Galla 
Placidia, Ravenna bei Wilpert, Mosaiken III, 48. 

Das Lamm Gottes mit dem Kreuz auf dem Kopf: im Baptisterium 
des Laterans bei Wilpert, Mosaiken III, i 3; auf den Sarkophagen, 
Garrucci V, 336, 5; 334, 2; 341, 2. 

-' Die ravennatischn" Sarkophage bei Garrucci V, 311, 5; 337; 355 f.; 
38992. H. Diitschke, Ravennatische Studien (Leipzig 1909), gibt 
eine genaue Beschreibung aller ravennatischen Sarkophage. Mit seiner 
. Datierung kann ich nicht iibereinstimmen. ' 

Lowe und jichlange unter den FuCen des Weltenrichters auf einem 
.der Stqckreliefs in S. Giovanni in Fonte, Ravenna, bei Garrucci VI, 
406, 4 und bei Wilpert, Mosaiken 1, 47; auf den Sarkophagen, Garrucci V, 

344, i; 374, 3- 

S. 31. Die Scheidung der Schafe und Bocke auf dem Sarkophag 







Garrucci V, 304, 3 ; und auf dem Mosaik von S. Apollinare nuovo, Ravenna ~ 
bei Wilpert III, 99, 2. 

Der Weltenrichter sitzt auf dem Himmelsgewolbe im -Mausoleum 
der Constanza, bei Wilpert, Mosaiken III, 5; und in Ravenna S. 
Vitale, bei Garrucci IV, 258. Er steht auf dem HimmelsgewSlbe im 
Baptisterium von Neapel, bei Wilpert, Mosaiken III, 32. Die Peredni- 
fikation des Caelus als Schemel des Weltenrichters z. B. auf dem Sarko- 
phag des Junius Bassus bei Garrucci V, 322, 2. 

Das Buch mit den sieben Siegeln in der Hand des Weltenrichters 
Christus in S. Vitale, . Ravenna bei Garrucci IV, 258; das Buch liegt auf 
dem Weltenthron in S. Maria maggiore bei Wilpert, Mosaiken III, 70 
bis 72 und in S. Frisco bei Capua, s. oben Taf. IV. 

Der himmlische Hirte im Mausoleum der Galla Placidia, Ravenna bei 
Wilpert, Mosaiken III, 48; dasselbe Bild befand sich im Baptisterium 
des Vatikan nach der Beschreibung des Prudentius Peristephanon XII, 
43 f . : ,,Mit dem Wasser der kiihlen Quelle trankt dort der Hirt selbst 
seine Schafe, die er diirsten sieht nach dem Brunnen Christi." 

S. 33. Personifikationen sind die Ecclesia ex gentibus und ex cir- 
cumcisione in S. Sabina, Rom (Wilpert, Mosaiken 111,47), die durch 
Beischriften sichergestellt sind. Fur die Heideri- und Judenkirche halte 
ich auch die beiden Frauen in S. Pudenziana, Rom (s. oben. Taf. I am 
Titel), die Paulus und Petrus kronen. Wilpert halt sie fiir die h. Puden- 
ziana und Praxedis. In den Katakomben koinmen nur iibernommene 
Personifikationen vor. t)ber typologische Beziehung alttestament- 
licher Spriiche auf neutestamentliche Bilder vgl. E. v. Dobschtitz in 
den Abhandlungen fiir den Grafen Baudissin 1918, S. 151 ff. I 

Der Gute Hirt als Hirtenidyll bei Wilpert, Malereien Tafi 122; der 
Gute Hirt melkt ein Schaf bei Wilpert, Malereien 93 und 117. 

Das Jonasbild in Cagliari im Nuovo bullettino di archeologia cristiana 
1892, tav. 6 ff. = O. Wulff , Altchristliche und byzantinische Kunst I, 
S. 92. . 

S. 34. Die Nunziatella-Katakombe bei Wilpert, Malereien Taf.. 75. 

tJber Pompeji vgl. W. Helbig, Wandgemalde der vom Vesuv ver- 
schiitteten Stadte Campaniens. Leipzig 1868, p. 64 f. n. 232. 

Orpheus mit zwei Schaf en, Wilpert, Malereien Taf. 37; mit sechs 
Schaf en, Wilpert a. a. O. 98; mit Schafen und einem Hund, Bullettino 
di archeologia cristiana 1887 tav. 6. 

Der Gute Hirt mit den wassertrinkenden Mannera des Quellwunders, 
Wilpert, Malereien Taf. 236. 



Daniel mit Petrus und Paulus, Wilpert a. a. O. 197, i. . 

Oranten mit Schafen, Wilpert a. a. O. 75. - 

Der Christus des Weltgerichts mit Amphoren und einem gefiillten 

Brotkorb, Wilpert a. a. O. 166, 1. Das Weltgericht ist mit Amphoren 

und Brotkorben verbunden auf dem "Silberkasten von S. Nararo in 

Mailand; vgl. Graven in der Zeitschrift fiir christliche Kunst 1899, Taf. i, 

-S.JS4.' . 

Eine Orans mit sieben Brotkorben und eechs Weinkriigen bei Wilpert, 
Malereien 92, i. 

Schafe mit Milcheimern bei Wilpert a. a. O. 24, 2; 83; 96. Einzelne 
Schafe, Wilpert a., a. O. 97, i; 151. -, Gruppen von Schafen, Wilpert 
a. a. O. 206. . 

S. 35. Der Hippokampus des Jonas isoliert bei Garrucci II, 2, 3. 

Oranten als Dekorationsfiguren bei Wilpert, Malereien Taf. 25 und 100. 

Der Tisch mit Fisch und Brot, Wilpert a. a. O. 38. 

Der Fisch mit dem Brotkorb des Speisungswunders, Wilpert a. a. 0. 28. 

Parallelen in Pompeji bei Helbig a. a. O., S. 31 f. Attribute des Zeus, 
.S. 47 der Hera, S. 49 des Poseidon, S. 51 der Demeter, S. 53 des Apollo, 
S.68 der Artemis, 8.93 des Hermes, S. 132 ff. aus dem bacchischen Zyklus, 
S. 422 ff. Ornamentfiguren aus dem Gebiet des Kultus. 

Der Jonas-Sarkophag bei Garrucci V, 307, i. ' 

Hirtenszenen und landschaf tliches Genre, Garrucci V, 298, 3; 394, 1. 2. 
"Lamm Christus mit trinkenden Hirschen, Garrucci V, 332, t. 

Der allegorische Crucifixus mit gekronten Aposteln, Garrucci V, 

35'4- 

- S. 36. Apbllinaris mit zwolf Lammern in S. Apollinare in Classe, 
: bei Garrucci IV, 265. 

t)ber die zerstorte Apsis im Baptisterium des Lateran vgl. Wilpert, 
Mosaiken I, 256 f.; die erhaltene 8. oben Taf. V. 

S. Giovanni in fonte, Ravenna bei Garrucci IV, 226. 

Pudenziana s. oben Taf. I. Hier ist der unterste Rand nicht 
sichtbar. 

S. 37. S. Apollinare in Classe, a. a. O. 

S. 39. tJber die Stellung der alten Kirche zur Bilderfrage vgl. die 
auegezeichnete Arbeit von Hugo Koch, Die altchristliche Bilderfrage 
nach den literarischen Quellen. Gottingen 1917. 



47 



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biert babe. Jpiittcn n>tr bod) fetnmett al ubenteh ober 
ligtongte^rer am pmnaftum cine foldje 93efdE)rei&ung beS ^rt 
in ben etOen bret 3ft^l>unberten fd^on ge^abt,, wteotel Hater ware 
unfere 9lnfct)auung fiber ben 2Betbegang unb (Stegelgang bed Scan: 
geliumS in ber alten SfBelt geroefen, mieviet teben^ooder unb anfdmu: 
liefer unfere Barbtetungen ! Sprof effor 2l(^eti fyat feme .8ir<fKngefd)tdE)te 
fiir St^eologtefhibierenbe in ber befannten 2Irt fcf)retben t&oOen, beren 
eS genug gibt, auc^ fetn genaueS n>iffenfd[)aftiidbeg 9?ad)fd)tage>et! 
fiir gete^rte .ftretfe, an benen au<^ fetn 9J?angel ifl, er ^at ftd| eine 
viet fd)bnere unb grogere Slufgabe geflerft: fetn S5u<^, obroobt eine 
flreng it>tffcnf(ftaftUd)e Arbeit waS Redt fiir eine enntni bet 
diieUen afletn in ben gele^rten Srfurfen, bie am d)tu jebeft bet 
beiben 93aube ftef>en -, n>iB ein (ebengvoDeS $Bi(b ber 2tnfange be9 
(5f)riftentum auf jubif$em unb ^eibntfd)em 58oben.geben, eine Dais 
[egung ber inneten gbttlicben ^raft unb genart unb welterobernben 
9Jtad)t ber <35tiftti^m emeinben, unb jar cor adem fiir tl>eo[ogifd> 
unb wiffi'nfd^aftlt^ infereffterte Saien .-. . ^rcfeffor 2I(^eIiS ^at er: 
retort, n>a er woDte. ^eine florenben J^tnweife auf bi 5Betfe anberer, 
Feine ^cmmenben 2iu?eitmnberfe^ungen mit abn>ei<fcfi%u 2lnjid)ten, 
aber vbUige SBe^errj^ung be uyci;utcn Stuffefi unb aDet 
ber fomrtyterten ^agen. 8 eft, ru^ig, jielflrebig fd>reitet bie 
Sartegung babin." KeueS a^ftl^eS fiirdjenblatt. XIX. 



unferer prtnjipiell gegenfa^Iicfeen ninbauffrtffung fonnen 
bem SSerfajJer ba eugniS nid)t core fatten, ba^ er bie ganje 
Jiifle be bcute jugangltd)en luenmmateriaU in ein eint)eitltd)e8 
2Berf aug einem itffe verarbeitet f)at. >a8 SB rf n>irb fd)on 
utn befTentroiQen feinen <pta$ neben ben ^erworragenbflen 
;Dar[le(lungen be$ Utd)riflentum erringen, wett auf potemtfd)e 
2Iu^einftnbetfe^ung mit ber vort^anbenen fiiteratur faft ttb'Utg verji^tet 
unb fo ber geleljrte SCpparat tunlt^jl juriicfgebtangt n>irb. 

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