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Full text of "Christliche Religionslehre [microform] : nach dem Lehrbegriff der evangelischen Kirche und auf Grundlage des Lutherschen Katechismus. Zunächst für den Gebrauch in höhern Lehranstalten"

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Byron L. Smith 
C. R. Crane 
Cyrus H. McCormick 
C. J. Singer 



Q^ti^U^t 



SteligiDtiSIe^te. 



Sla6) bem 



Se^^rbegriff ber etJangelifd^en Äird^e* 



3Son 



3o^> §ete. ^ttt|, 



5^01: ^^eölogie aioctor wn6 orfcentl. *]8rcfeffor an 6er Uixiuetjxtat ju ©or»at 




1. f etr. 3, 15. 



6f68tC ?ruft(!öf. 



SjiitaM, 1855, 

(Srifbri^ ©ujiQO SutaS.) 






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Berlin Oolldction 



1107558 



%n^ ber S5orrebe pr erjtcn ^ftiftage* 



SDte »orlicäcnbc cüangcltfd^sd^rijtUd^c fftcltgionölcl^rc fd^Üc^t 
jtd^ Ott tncitte Se^irbuci^er. ber biblifd^ctt ®cfc^t(3^tc*) 
an. Sti tl^rcr gcgenfetttgcn ßrgätijuttg foüen btcfe @(|rtftett 
ben gcfatnntten bibUfd^eti Sc^rjioff, gcmäf berti SScrftanbc, 
bcti btc cöangcttfc^c Ätrd^c unter ber ßettung beg l^etl. ®ef= 
flcö baran gewonnen })at, unb au§ ber ßinjtd^t, bic bcm 
SSerf. in beibe (@(3^rtft unb Äird^c) »ergönnt tjl, narf) 
feinen beiben ©citen aU ^efd^td^te unb Seigre borlegcnj 
ob aud^ »iettetd^t fte an il^rem Steile dttoa^ gur ^örberung 
ber l^citbringenben ^rfennfnif in ber ©emeinbc unb »or» 
nel^imncl^ Ui ber ^eranwad^fenben Sugenb ber gebilbeten 
@tänbe mitjuwirfen tjermbÖ^tcn. — 15er SSerfaffer l^atte 
bei ^Ibfafung be6 »orliegeiiben Sel^rbud^eö ttornel^mtid^ bie 
mittUre @tufe beö SReKgtonöunterrtd^teö in eöangetifd^en 
®t)mnafien im ^luge, bod^ mögen ttxoa anä) @(^ut= 
te^rerfeminarien unb Sdealfc^ulen, bie in SSejiel^ung 
auf ben SJeligion^unterrid^t mit ber bejeid^netcn @tufe ber 



*) ^ür bic unsere ße'fjrilufe ijt 6ejltmmt meine „SStBlifd^e 
@ef(j|i(j^tc, ber ]^eill@c^rift m^tv^ä^Ü unb erläutert. Srttte 2(ufl[. 
aSerlin 1854"5 — für bie ^ol^cre mein „ScI^rBuc^ ber'^eil. ®t' 
fc^i«]^te, ein SBSegwctfer gum SSjeritanbrnf beS gottßd^en |>eil6ptan1i5. 
©icBente ^vifl. ÄonigeBcrg li55." 3n ber SWttte jwifc^en beiben 
fielet biefc „aUeligionllel^re." 



IV SSottcbe. 

©^mnoftalbUbung ungefähr glcid^e SScbitrfmjfe ^abcn, mit 
ctngcfc^lojfcn fein. 

Sof td^ ben !lctnen Sutl^cr'fd^cn Äatcd^tömuS ju 
©runbe gelegt l^abe, foHte föum tnnerl^al6 ber eöangelifd^en 
^rc^e einer fRet^tfertigung bebürfen. Da tnbe^ bteS über» 
öuö föjllid^e ©n^iribion ^rtj!ltc^en ®loubenö unb Sebenö 
meifl nur bem ©(cmentarunterrid^te ber IRetigion ange= 
njtefen njirb, unb barin faftifd^ ein 3n)eifel an [einer 5ln= 
gemeffen^eit für btc pl;eren Unterrtc^töfiufen auögcf|)roci^cn 
liegt, fo mögen bennod^ einige SÖSorte ber iRed^tfertigung 
(bie übrigen^ jum S^eil fd^on im Sel^rbud^e felbft §. 7—10 
angebeutet ift) ^ier am ^la|e fein. 

§lm atternjenigj^en öermod^te bic SWeinung, ta^ bic 
betrcffenbe SSilbung^jlufe über biz fünf ^auiptpdfe unb 
beren einföttige unb elementare @rf lärungen im f leinen ita» 
ted^i^muö Sut^er'ö l^inau^ fei, mi^ anberö ju bejlimmen, 
benn ic^ weif auö eigner ©rfal^rung, bdf biefe einfältigen 
unb unfd^einbaren Söorte eine §ütte öon ©otte^mei^^eit 
umfd^licfen, an ber ber ße^rer mit^bem @d()üler noc^ tm= 
mcrbar ju lernen f)<it Bum Ueberfluf erinnere t^ nod^ an 
bic SSorrebe Sutl^er'6 jum großen Äated^igmuö, wo er mit 
fafl ju berben ®eif el^ieben bie »ornel^mt^uenbcn SSeräd^ter 
beö Äated^iömuö jüd^tigt unb unter 5lnberem »on fid^ felbft 
fagt: „£)ä6 fag id) aber aud^ für mid^; id^ bin auc^ ein 
5)oftor unb ^rebiger , ja fo geleiert unb erfahren, alö tk 
5ltte fein mögen, bie fold^e $8erme|fen^eit unb @id)crl^cit 
^aben, nod^ tl^ue id^ wie ein Äinb, t>a^ man ben ^atec^iö» 
muö lebrci, imb lefe unb f^rcc^e auc^ »on SBort ju SBort 
beS 2}?orgeng unb wenn id^ 3eit ^abc,4bie 5el)n ®ebotc, 
©lauben, t>ai SSater Unfer, ^falmen ü/ f. w. Unb^muf 
nöc^ täglid^ baju lefen unb ftubiren , unb f ann bcnnod^ 
nid^t befleißen, -wie id^ gern wollte, unb muf ei%Äinb unb 
@(^uler beg ^ated^iömi bleiben, unb bleibt aud^ gerne." -^ 



SSombc. V 

Itnb me Sutl^er htauä)t ftd^ aü6) l^cut iixZa^e fein Softor 
t)cr Sfieologtc ju fd^ämen, ji^) unb btc <Sctncn an bcr 
®laubcnöplero:p^ortc be§ flctncn ÄatcdyBmuö Sut^ct'ö ju 
mcffen, gu üben unb gu fraftigen. — @§ gtit ja n>ol^l »on 
öttcn fctnctt ^auptjludfen, n)a§ ßel^ncrbt*) öom erften fo 
treffen^ unb xoaf)v fagt: baf fd^on ön ber ©teile, tvo in 
ber iWittl^eUung ber biblifcfiett ©ef^td^te bte ©efe^gebung 
in bie ©rjSi^tung l^ereintritt, »on bem <B^viUt ju forbern 
fei, ha^ er bie gel^n ©cbotc unb jujor fogleid^ in SSerbtn= 
bung mit ber ftafjifd^en @rf(ärung Sut^er'ö im Keinen Äa= 
tec^iömu^ au^njenbig (erne, ,;Um fie nie wieber gu üer= 
geffen, unb um fic progrediendo biö jur obcrjlen 
Unterrid^töftufe ^in mit feinem SSerftcinbntffe in 
ber 3lrt ju burd^ bringen, baf fte i$m fcitt Seif eitlattg 
ein i^tntt$ Äleitiob hUxhtnJ' ©aä ift ber erjle @e= 
f{d^t§|)un!t, ber mid^ »eranta^e, ben Keinen ßutl^er'fc^en 
^atec^iömuö meiner JReligion^lel^re §u ©runbc ju tegen. 

©er jweite ifl ber beg ©efenntniffeö. ©er !Re= 
tigionöuntcrrid)t in ber @d^ule jlcl^t im Sicnjle bcr Äird^c 
ünb fott barum burd^ unb burd^ \3om fird^Ud^en S5en)uft= 
fein befeett unb getragen, fein, — unb bamit bieg unöcrbob= 
Icn l^erüortrete unb bem Unterrid^te im §luge beö Sel^ = 
rer§ wie beö @d^ülerö t>a^ die cur hie beftänbig 
Ott bcr ©tirne gefd^rieben fei, muf er com S5e!cnnt= 
niffc au^gei^cn unb immerbar ju bcmfelbcn gurücffebren. 
Unter ben SBefenntniffc^riften eignet fid^ aber t>orjugg»eife 
bcr Heine Sutber'fd^e ^ated^i^muö ^u biefem ßroedt, einmal 
wegen feiner ^rägnanj unb Äürge, bann wegen feiner öKeS 
SBefentlid^e umfajfcnbcn «BoUpubigfeit unb enblicb wegen 
feineö rein tbetifd^en, pofitio=confefftoneltcn 6b<*ra!tcrg. 

*) Sn ber üortreffltt^m ©ti^nft:- Ser Sefalog unb bie tüatiQt^ 
Uferen ©^tnnaiten. ®nc t^eologifcö'PabagogifÄe Sroiterung. ÄÖni9g= 
berg 1843. ' ^' 



. I _ 
VI SSottebe. 



t^a tvittc ©ejtd^tö^unft tjl bte butd^auß ^tafrifd^e, 
urfrdfttg popwlätc Slnorbnung unb ©tntl^ctlung he^ 
Sut^cr'ft^cn Äatcd^tömuö. sStcfe t|! mit cbcnfo fcjlcm unb 
fidlerem aU gtücfltd^em ®«ff auö bem Scbcn gegriffen, unb 
»ermag barum aud^ n)te feine anbete tng Sebcn einjufül^ren. 
@ie ijl ben Sßegen ©otteö mit bem aWenfd^engeft^tcd^t im 
©anjen unb mit iihzm SJlenfd^enl^crgen in§ SSefonbere ah^, 
gelernt unb ijl boju eine ctd^t et)Qngelifd^=proteftan= 
tifd^e (»gt. §. 9. 10 beö Sel^rbud^ö), bie njie feine anbete 
\i(i^ eöange(ifd^'|)rote|lantifd^je SSenjuftfein ju n>edfen unb ju 
ftäftigen geeignet ift. 

9[?euertic^ nod^, unb gewif mit iRed^t, ift „fajl atten, 
felbjl ben befetn Sel^rbüd^ern für ®t)mnajten" ber SSorwurf 
gemad^t n)orben, „ha^ meiffenö nod^ ju oiel rein tl^eolO' 
gtfc^eö 2)?aterial aufgenommen unb übetl^aupt nod^ gu 
öiel Sl^eologic barin anzutreffen fei, n)%enb öon ber 
^orberung, ta^ in ben eüangelifd^en ®t)mnafien 
nid^t Sl^eologie, fonbern lÄeUgion geleiert »erben 
foü, nid^t objugel^en fei." Sd^ i^obe mid^ ernftlid^ beftrebt, 
biefe SSerfudpung, bie bem SReligion^tel^rer, WJenti er X^eo= 
log »om ^ad^ ijl', atterbing^ fel^r nal^e liegt, p übertt)in= 
beni unb eg ijl unleugbar, H^ bie ©runbtage, bie id^ ge* 
n)ät)tt, unb ber Sel^rgang, ben mir biefelbe oorfc^rieb, mid^ 
babei fräftig unterj!ü|en mußten. — Uebrigen^ »ergeffe man 
nid^t, t>a^ jene aUetbingö unerläpd^e SSebingung eineö 
jn)edfma^igen Untcrrid^tö Weber ben Seigrer t)on ber ^orbe= 
rung einer »iffenfd^aftlid^en ©urd^bringung unb organifd^en 
©liebetung beö @toffö, nod^ ben ©dualer üon ber ^flit^t 
eine§ nad^ Gräften angeftrengten Senfenö (ober üielmel^r 
S'lad^benfcnö) entbinbet. 

dloii) über einen ^unft, über n)etd^cn id^ mit ber §err= 
ft^enben ^nfid^t nid^t ganj ein»erflanben fein fann, erlaube 
man mir, mid^ fürj^lic^ augj^ufpred^en. ^an forbert »on 



SSorrebe. ,vn 

einem guten Scl^rbud^e ber Sietigion für i^öl^crc Sel^ranftal« 
tcn, bof e§ reid^ an ^Inbeutungen fei unb bie ^lu^fül^rung 
berfelben bem münblid^en Unterrichte überlaffe. d^ »erjte^t 
ftc^ nun tt)ol^l üon felbjl, ta^ ha^ Se^rbuc^ olg ®runb= 
tage bcö münblid^en Unterrid^teö burd^auö ntd^t §ltteg ex- 
plicite barbteten foü, wag ber Sc'^rer gu fagcn l^at. d^ 
mup aHerbtngö mel^r anbeutenb alö 'auöfül^renb fein. 5lber 
eö gtcbt jtt)eierlet §lrt »on 5lnbeutungen: formale unb ttia= 
tertale. Sjjöteriqt nenne ic^ nämltd^ bie ?lnbeutung, n)enn 
in einem SSorte ober @a^e eine gange 9Jei§e öon ©eban» 
fen fd^on implicite enthalten ijl, fo ta^ ber ßcfer bei g e = 
poriger 5luöbilbung unb 5lnn>enbung feiner geijügen 
SSermögen fie auö il^m felbjl enfwidfcln fann. @olc|je 5ln- 
beutungen bejtel^cn atfo »ornel^mlid^ in ber möglic^tlen 
Mt^i, ©ebrängtl^eit unb ^rägnanj ber SDarftcttung ü. f. n?. 
formale 5lnbeutungen l^ingegen möd^te \^ fotc^e nennen, 
n)0 bie anbeutenben SBorte ober ©ä^e nid^t ©aö, »aö 
jie unausgeführt taffen, fd^on in fid^ fetbft entl^alten, fon= 
t>cm öietme'^r »orauSfe^en, ta^ eö bem Sefer üon wo an* 
berö l^er bereite befannt fei. ©erartige 3lnbeutuiigen finb 
alfo mel^r @tid;= unb @d^lagn)örtcr, hk ben Sefer an eine 
i^m fd^on i^inlänglid^ befannte ©cbanfenrei^c erinnern fot= 
ien, nid^t aber fte il^m felbft barbicten fönnen. SfJun fd^eint 
eö mir aber einleud^tenb, tia^ hti einem Sel^rbud^e nur bie 
matcriate ^InbeutungSweife unbebingt gu billigen unb gu 
forbern, hingegen bie formale gwar nid^t gang gu »erwer» 
fen, aber bod^ nur f:parfam anguwenben fei. ^atU H^ 
Äebrbuc^ bloö tk S3eftimmung, bem Se^rer gum Seit= 
faben feinet Untcrri^teö gu bienen, fo wäre frcilid^ bie 
unbefd^ränfte 5lntt)enbung ber le^fern SSeife ööllig an il)rem 
^la^e unb in i^rem IRe^U. 5lber baffelbe S5ud^, t)a$ in 
ber SQant beS Se^rerö ein ßebrbud^ ijl, foU in ber ^anb 
beS ©d^ülerö ein Sernbud^ fein, ienn @c^rift= unb Stiv 



VIII SSorrebe, 

(^cnlcl^re ftnb l^ijlortfcl^ gegebene Sl^atfad^en, unb ntüf= 
fen barum ebenfojrol^l gelernt aU getel^rt n^erbeu. @ö 
genügt ni^t, ha^ bcr @c^üler bem üfteligtonöunterrtd^te in 
tet @d^u(e aüfmerffam folge, er muf ftd^ ben Sn^alt bef^ 
felben tief, fejl nnb jtd^cr in fein ©ebäd^tnif unb feine @r= 
fenntnif etn^jrägen, unb ba§u 6ebarf e^ einer forgfältigen 
unb öftere «jteberfel^renben Sfe^ctition. SRun läfit eö ftd^ 
aber nid^t erwarten unb man fann e§ aud^ bittigerweife 
nid^t »erlangen, ba^ bem <Sd^üler üon bem blof einmaligen 
?(n^ören beö Unterrid^teö hei einer nad^ SBod^en ober 3)?o= 
naten l^attfinbenben l^auötid^en 3ftepetition, Ui ber er ftd^ 
felbjt übcrlaffen ift, bie münblid^ gegebenen Ergänzungen 
fold^er formalen 5lnbeutungen im Sc^rbud^e nocl^ in il^rer 
gongen ^rifd^e unb SSoUj^änbigfcit gegennjärtig fein foUten. 

Sm «!l:pril 1844. 



® i tt I e i t tt tt 8 



§• 1. 

IDaö SSBcfcn bcr ^IcUgioti bcjte^t in ber ®cmein = 
ftj^aft be6 SWcnfd^cn mit <§ott, , unb ber 3n)ec^ biefcr 
©emcinfc^aft ijt S)^eilna^mc beö SJfenfd^en an. göttlicher 
^cUigfett, ^errltd^fcit unb ©eltgfcit. 3u biefer ®emein= 
fc^aft ijl ber SKenfd^ crfd^affcn unb beflimmt, t>a^ i>ejcugt 
un» fd^on eine mäd^tige (Stimme ber @et)nfud^t unb beö 
IBcrIangcnö in un|"erm\§er§cn, t>a^ nx^t e^cv toa^x^aft 0iu^e 
unb ^rieben ftnbet, btö e6 ber ©emeinfd^aft mit ®ott »er= 
f tigert i^j — aber biefelbc @timme bezeugt unö au0, t>a^ 
ber 9J?enfd^ nid^t me'^r in ber urfprüngli^en ®emein[d^aft 
mit ^ott befielt, unb ber ^jrüfenbe SSlicJ crfennt gar balb 
in ber @ünb^aftigfeit beö SKenfd^en ®runb unb Urfac^c bie= 
fer Trennung, ©emnac!^ beftimmt fic^ ber S5egriff ber !Re= 
Itgton nä^er atö SSieberl^erilctlung ber burd^ bie 
^ünbe gejtörtcn ©emeinfd^aft mit ®ott, 

§. 2. 

.6tne falfc^e Steltgion ijl jebe, hk biefe 3öiebcrt)er= 
i^eltung ^wat will, aber fie nic^t erreichen unb barjleUen 
fann, «»eil t^r bie redeten SJlittcl unb 2Begc ba§u feljlcn. 
S)ie tpa^rc xittb tJottfornntenc S^eligion ijl bie, in n)cl= 
t^er bie Sßiebcrl^erjleHung nid^t blo§ gcwoUt, fonbern aud^ 
üottjtänbig unb nad) aUen §Besicl)ungen l^in crreid^t n?trb. 
^16 fot_c|)e bietet fi^ un6 baö. 61) riftcntl) um bar, in n?el= 
d)em bie 2öieberl)cr|Mung burd^ bie S)tcnfd^inerbung 

Äur|, S^r. StdigicnStetjte. 6. 2lufl, 1 



2 ©tnlcttung. 

®ottcö in 6()rij!o crjictt unt) öottfommcn bewirft n)or* 
bcn ift. 

^nm. Sog oord^rijllid^e Subenf^um atS otganifd^c SSoiilufe 
beS ß^rijientl^untS ijl, gwar eine wo^rc, aber noc^ nic^t eine 
üoDfommene SRetigton. ' Subentl^um unb 6|)njlentl^üm Btlben fei- 
nen jlarrcn, fonbcrn einen flie^enben ©cgenfa^, etwa rcie S3tüt!)c 
unb §rud^t. 

§. 3. 

©ic d^riftli^c Slcltgionöle^tc iiat bic 5lufgabc, unf 
über baö SBefen, hk^ititl unb bte S3ebingungen 
bcr bur^ 6()rtftum üetmitteftcn ©emeinfd^aft mit ® Ott jii 
bclc^ren. Sie SlucIIe, auö ber jte il^re ßet)rfä^e ^u fd^ö = 
pfen l^at, ijl nid^t bie SSernunft, fonbern oHein biej^ ci= 
%c ©d^rift, in njeld^er bie Urfunben ber d^rijltlid^cn 9leH= 
gion enthalten unb aufbensal^rt finb. ©enn boö 6l^rtjten= 
t^unt ijl eine J)ij^orift^e SUeUgion, bte ouf gefd^id^tlid^e 
2:^atfod^en gegrünbet ift, bie feine SSernunft auö ftt^ 
fctbjlt entmicfeln fann. SÖBol^l ober iji bie SSernunft t>a^ 
Organ, burc^ n)etd)e6 wir ben Snl^olt ber l^eiligcn ©d^rift 
auffaffen unb jur ftaren, umfaffenben unb ein^eitlid^en 0r= 
fcnntnif bringen fotten. 

§. 4. 

Sie SSüd^er ber ^^iligctt ®^tift ftamnten oug »er^^ 
fd^iebenen Seiten unb oon »erfd^iebenen §Serfäffern '^cr. ©er 
gcmetnfame ®egenftanb if)reö Sn^alteö ift im klugem einen 
boö -^eil, b. i. bie ©rlöfung unb S5efeligung beö 2)?enfd^en= 
gcfd^lcd^teö burd) Sßicber'^erftellung bcr ©emcinfd^aft mit 
©Ott. Scr Snl^alt ber l^eiligen (Schrift befonbert ft^ aber 
in ©efc^id^te unb Seigre, unb bie te^tere njieber in ®e=- 
fe^ unb eoangelium (b. i. frol^e SSotfd^aft, — fei eg 
nun SBeiöfagung ober SSerfünbigung). Saö ®efe^ jeigt, 
wag ®Dtt öom SJJenfd^en forbertvbaö ©öongelium geigt,, 
waö ©Ott htm SWcnfd^en gicbt ober geben will. 

§.5. 

©te l^eittge ©d^rift jerfätlt in jwei grofe, burd^ 3cit,^ 
Srbfaffung unb Snl^aft üerfd^iebene 5lbt^eifungen, beren ©renj^ 
fd^eibe bte SWenfd^ Werbung ©ottcß in ß^riflo btibet: ta^ 
alte unb ta^ neue S^cftament Seneö entl^ält bie Urfun^ 



tenöeö alten S3unbe6, t). i. bcö SSuribeg, Jüct^en ©Ott 
mit %htaf)am unb bcffen 9lo4)fommen gcfd^lojfcn 
t)at jur-SSorbcrcitung unb 5lnbot)nung beö ^citö. £)aö neue 
kcftafnent mt\)äU t>ie Urfunben i>t^ neuen SSunbeö, bcn 
©Ott auf ©runblage beö in ß^rijio bargefteEteriM^eUö nttt 
allen fßolUvn jur ^Inetgnung unb SJJittl^eUung beö ^citö 
gefc^tojfen t)at. 

Stntn. 1., ^ie ©ommlunQ ber atttejl. [fon)oi)l/ n)ic ber ncutejl. 
SSiid^er !)etft ^atton, b. t. Sto'^r, ?Sta^^ab, SRic^tfc^nur, weit 
ii^r Sn^att bte göttliche Sii(l)t\ä)nuv aUe§ ^tiftl ©lauBcnS unb 
SeBenS fein foH. Sie ein3etnen Su^er Ijeifen fanonifc^c Sü = 
c^er. 35er altteft. ÄäitOtt umfaßt fotgenbe ®^riften: I. bic 
Urfunben ber ©runbtegung be§ alten SSunbcS, ndmlic^ bie 
Z\)ovaf) (b. i. @efe§, 8e!)re) ober ben '3)entateu^ (b. t. bie fünf 
SSuc^er, nämt.mofiB): 1. ©enep (Urfprunö), 2. ejrobug (9Iu§= 
gug), 3. Scöiticug Cpvk^etbuä)) , 4. 9?umeri (ßdl^lung), 5. ®eu= 
feronomium (SBiebcr{>olun9 teä ©efe^eS)^ — II. bie Urfunben 
ber @ e f d^ i (^ t e im a. 33. : .1. Sofua, 2. SRic^ter, 3. SRut^, 4. ßtoei 
Sucher @amue(i6, 5. gwci Silber ber ^Könige, 6, jwei SSud^er 
ber G^ronif (Paratipomena, i>.i. grgdngungcn), 7. dfro/ 8. ^e- 
l^emitt, 9. ^^^et^ — III. Urfunben t)e§ g ei jt ticken SeBenS bei 
ben ©laubigen bcg St. 35.: 1. ^iob, 2. ^falter, 3. (Sprüche ®a= 
lomoniö (proverbia), 4. ^rebiger ©otomoniS (ecclesiastes), 5. i>a^ 
J^o^elieb (canticum canticörum)j — IV. Urfunben ber ^ro = 
pl^ctie im C 23. : A. 1. Sefaiaö, 2. SeremiaS (SBeiSfagungen, — 

. Älagelieber) , 3. ^efefiel (gjec^iel), 4. 3)aniel5 — B. 1. ^ofea, 
2. Soel, 3. SlmoS, 4. DBabjaj — 5. SonoS, 6. SKic^a, 7. ^ai)um, 
8. ^oBafuf5 — 9. 3ep!^ania, 10.^aggai,-ll. ©ac^arja, 12, 3Ra- 

ledd^i. Scr neuteflt.^Äanott enthalt ifolgenbe «Schriften: 

I. ®ie Urfunben ber ©r unb legung beg neuen SSunbcg ober 
bie Die r Süangelien beS ÜRatt^duS, ÜRarfuS, 2ufa§ unb Sol)an= 
ne65 — II. eine Urfunbe ber ©efc^ic^te be§ neuen SSunbeö, 
nämlid) bie Slpojtelgefd^id^te (acta äpostolorum) j — Ilf. bie Ur= 
funben ber ße^rc unb be§ SeBenS im 3?. IB.: A. bk SSriefc 
ieS Slpofi. ^aulu$: 1. ben S3rief on bk SRomcr, 2. groei SSricfe 
on bie ^orintljer, 3. bin 35rief an bie ©alater, 4. an bk ^p^e= 
fer, 5. an bie pi)ilipper, 6. an bie .Kotoff er, 7. 3tt)ei Briefe an 
bie Ä^effalonic^ er, — 8. jipei 23riefc an ben Simofl^euö, 9. ben 
33rief an ben ffiituS, 10. ben S3rief an ben ^^ilcmon (9)a|lo = 
rol= ober ^trtenBrtefe)^ — B. bic f at|)olifc^en SSriefe 
(bie nic^t on einzelne, Bejiimmte ©emeinben, fonbern an bie 
©^rijlen im Slllgemeinen gefc^rieBen finb): 1. groei 33riefe 
?petri, 2. brei SSriefe So'^anniS/ 3. ben S3rief an bk JQzhxäex, 
4. ben 33rief SafoBi, 5. ben SSrtcf Subd? — IV. eine Urfunbe 
beg -^ropl^etc'nti^umS im 9t. 33., ndmlij^ ibie DffenBorung 
Sol^annig (Slpofal^pfc). 

1* 



4 Umleitung. -^ 

an m. 2. 2«S Strang ju ben f anonifd^en S3öd^etn be§ 51. S. tnt-- 
l^atten bic metften SibelauSgoBen no^ eine Slnjal^l fogcnannter 
apofr^^jlpifcpet asüc^er. SieS ftnb fold^e «Sd^riften, bte nad^ 
SttBfdjtuf beS olttejt. ÄanonS, als bte unmttteli&aren sPfcnbaruttgett 
©otteS eine Scittang gurücf getreten waren, oon frommen unb 
burd^ bte l^eit. ©d^riften be§ 21. Z. erlcu^teten SOtännern gefc^rte= 
Ben "ftnb, unb bte nic^t minber al§ J)ijlori[döe SDltttelg lieber jn)t= 
fd^en bem Sl. U. Sfi. St. wie aU geugniffe frommen ©tnncS wnb 
©lauBenS auf ber bamaligcn @tufe ber ßntwi^clung beS 9iei(|eS 
©otteS üon gröf em SBert^e ftnb. Sie apofr. fBüä)tv beS %. Z. 
ftnb na^ il^rer Sdei'^enfölge in ben beutft^en SSibetn folgenbe: 
1. SubitI, 2. bie SBeiS'^eit @alomont§, 3. Sofeiog, 4. SefuS ®i= 
vaä^, 5. aSarud^, 6. jwei S3üd^er ber fKaffabder, 7. @tü(fe in 
©ftl^er, 8. ^ijtorte oon ber ©ufanna, 9.- com S3et ju SSaBel, 
10. oom 35röd^en 3U SSobel, 11. ba§ ©ebet Slfarto, 12. ber @e= 
fang ber brei 3Jldnner im feurigen Dfen, 13, boS ©ebet S!Äa= 
naffe'S. 

§.6. 

Sic l^etttge ©d^rtft tjl burd^ SJJenfd^en unb für Wlzn-- 
fd^en gcfd^riebcn unb »on SJ^cnfd^en gcfammelt unb übcrlie= 
fcrt. «Jorben. Sennod^ aber öcrbtcnt jtc mit bcm öottften 
ffted^tc'bcn 5Ramcn SSort ©ottcS* ©enn bic l^eiligcn 
SJtänner ®otU^ (^xop^ttm unb ^^joftel), tüctd^c ftc oufgc 
gcid^nct l^abcn, l)abctt nid^i il^rc eigne, mcnf^U^c 2Bei6« 
|cit barin niebergelegt, fonbern bie 2ßci§l^cit unb @rfennt= 
nif , xüd^t ber ®eift ®ottc§ burd^ unmittelbare ©rlcud^tung 
(Snf^)tration) in i^rem ®eijie erzeugt l^at. Sie ^bfaf= 
fung ber d^rijlüd^en iReligionöurfunben mufte^), wenn jtc 
anbcrS bie untrüglid^c iluette otter d^rij^Üd^en ©rfenntnip 
unb bic unbebtngte 0ltd^tfd^nur atteg d^rij!(id^en ©raubeng 
unb Sebenö fein fottten, — jur ^htOii)x atteö menfd^lid^en 
Srrt^umg unb pr »oEen unöerBürjten Sarjlettung ber gött= 
Kd^en 2ßat)rl^eit, unter bic unmittelbare 5luffid^t unb '^vt= 
»irfung beg J^eitigcn ©eifieö gejicUt njerben. Unb berfelbe 
©cift, burd^ beffen^ürforge bic l^eil. ©d^rift aU unmanbel^ 
bare ©runbtage ber SSerfünbigung unb ©rfcnntntf beg .^eiB 
für alle fommenben Sa^rl^unberte entilanb, mufte aud^ 
bafür forgcn, ha^ fte bcnfelben njcfentlid^ unwcrfälfd^t urib 
unücrfürjt überliefert werbe. S3eibe§ gilt fomo'^l »om 
alten^), wie »om neuen 5S:c|lamente »). SSgl. §. 264 u. 309. 

1. ^or. 2, 5; Sluf ba^ euer ©tauBe Befleiße nic^t auf 2Ren-- 
fc^enmeiSl^eit, fonbern auf ©otteSfraft. 



* ßinteitung. 5 

^ 2.-^ctrt 1, 21: @S ijl not^ nie eine SBeiSfagung auS rnenfd^^ 
H^em SBiUen f}ev\}0VQeMaä)t, [onbern bte '^eiligen SDlenfc^en ©otteS 
})aben gerebct, getri^eßcn tjom ^^eUtgerii @etP:e. — 2. Äim. 3, 16: 
Senn alle «S^nff ß-iäi @ott eingegeöen u. f. ro. (§.309, 2). 

^) 2Ratt^.-.10, 26'; S^r feib e§ ntc^t, bie ba reben, fonbcrn 
eureg SSater& @ei(l ift e§, bcr burc^ eu4 «bet, — So^. 14, 26: 
5lBer ber Ärojler, ber '^eilige ©eijt, loelc^cn mein SSatec fenben wirb 
in meinem 3?amen, berfelBe wirb eS eu^ 5lße6 lehren unb eucb er= 
innern aUeS ®ef, »a§ ic^.euc^ gefagt^aBc. — So|. 16, 13: SBenn 
aBer jener, ber ©eijl ber S3Sat)rt)eit, fommen ttjirb, ber wirb euc^ 
in aUi SBa^r^eit leiten. — ®at. 1, 11. 12: Sc& tl)uc euc^ aBer 
funb, UeBen trüber, i)a^ iaS ^oangeltum, ba§ oon mir geiprcbigt 
ijl, nic^t mcnfc^Kd^ ijt^ benn ic^ ^abc eö oon feinem SWenfd^en em* 
pfongen, noc^ gelernt, fonbern burc^ bie SffenBarung Sefu 6|)rijli. 
— 1. .Ror. 2, 10—13: Unö t)at e§ ©ott geofenfearet bur(3& feinen 
• ©eijl;. 35enn welcher SDlenfc^ «3ei|i, waS imSJRcnfd^enift, ol^ne ber 
©eijl beS SKenfc^en, bcr in i^m iji? 5llfo wci^ Dliemanb, wa$ in 
©Ott \% ot>ne ber ©eijl ©otte§. SBir a6er IjaBen nic^t empfangen 
bcn ©eift. ber SBeft, fonbern bin ©eift aus ©ott, i>a^ toit 
»iffcn fonnen, tt)o§ uns öon ©ott gegeben ifl^ roelc^eS 
tt)ir a\x<i) reben, nic^t mit Sßorten/ »el^e menf^lic^e 
SBeiS-l^eit leieren fann, [fonbern mit SBorten, bit ber 
I)eitige ©eiit lefjret. ■ 

§. 7. ,. 

Unfcre fRzligionÜi^xt fott aber ntd^t Uo€ eine „d()nf!= 
Itd^c'' fein, fonbetn öud^— weil »rir ©lieber ber coongeli^ 
fc^en .^irti^c finb, „nd^ bcm 2cl^r6cgrtff ber coange= 
lifd^cn ^ird^c-'. tiefer iff: borgelegt in ben firt^jti^en 
S5efehntni§fd^rtftcn ober ten \)^mhi>lifäfm ^n^etn 
(§. 288). ^iefe ftnb nt4t ßrfenntnifquene,^nbern 
äeugnif unb ©artcgung ber erfonnten Sßa^rl^eit, 
ober bcö 9Serf!onbeö an ber «l^eil^njo^r^eit, votl^m t>k 
cöangelifd^c Äird^e auö bem Sßortc ®otte^ in ber im= 
nter fortf(|)reitienben ©ntwitfefung ber barin nicbergelcgten 
Se^ren (§. 3C9. 5lnni.) burxl) hiz (mittelbare) er= 
lcud)tung beö^etl. ©eifteö (§. 270) gewonnen l)ot. 

2lnm. S)ie SSefenitfnt^f^rtften finb graeierlei 3trt: 6fum.eni = 
fd^e (b. t. allgemein gültige) unb ^articularf^mBote. S'ene 
legen ben allen Äirc^en gemeinfamen ®cl)a| c^rijiUc^er @rfcnnt= 
nip bar. S'^rer pnb brei: 1. btt§ apofbolifc^e S^mBolum 
ijt eine Erweiterung ber Sauf form et ajlatt^. 28, 19 unb legt in 
furgen ®a|en bie einfach jlen ©runbwa'fir'^eiten beS 6^rijlent|umS 
bar; 3, baS nicdnifc^c @\)m'bolum ifl eine auf bcn @t)no= 
ben ju D'Jicaa 325 unb Äonjlantinopel 381 cntjlanbene 6-rnjeitc= 



6 s Einleitung. * 

t\xv.Q bc6 apoftolifij^ett/ burc^ wetc^c bic Seigre, oonbec roal^r^af^ 
tigctt unb roefentU^m @ott|cit beg ©o'^neö unb beS l^cU. @ei= 
tle§ fejlgejteUt lourbc^ 3. baS öf^anaftanifi^c ©ijmBol^at 
feinen 3tamen t)on bem ijrofcn Mv^enW^ttt %t^amfi\xi, f 373/ 
oon bem cS aber nic^t aBgefaf t fein fann. @ö, ^teltt ndmtt^ 
auf er bct fitd^Ui^en ktf)u öott ber i^eit. Srcieinigfeit noc^ bic 
^pätet entroidEetfe Sc'^rc übet baö «Berpftntf ber Betbcn Staturen 
in e^rijlo mit großartiger ©tj^drfe unb Älar|)cit fcfi:. ; 

Sie ^artifularf^mbote fleUen ben Sel^rbegriff ber einjet» 

nen Äird&cn oornel^mKd^ in feinem Unterfc^tebc öon ben anbern 

-Äirc^en auf- S)ie cöangcUf(Jö»tut^crtfcöe Äirc^c Befi|t fotgenl?e: 

1. bie Stugäburgifc^c ßonfeffion, i'^r ^auptbefenntnif/ 
bur^ lüefc^eö fte ffd^ afö «Kird^engemeinfc^aft cönflitütrte. ®g 
würbe oon SOletand^f^on oerfaft unb auf bem 9lei(|Stagc ju 
Augsburg 1530 offcntUd^ ücrlefen^ünb bem ^aifcr übergeBen. 
@te entptt 2r Slrtüct beg ©laubeng unb ber Seigre, 
unb bann no^ 7 tlrtifel, „oon wetzen 3»i'efpatt ifl, ba 
er^d'^tt werben bie SOiißBrdu^e, fo gednbert finb". 

2. tie Slpologie ber Sluggßürgif^en ©onfeffionA cBen= 
fattg oon 5(Jletanc^t^on aBgefapt^ 3. unb 4. t>ie Beiben ^ate- 
d^igmen Suf^er'g, ber grofcre für Ue ^rebiger, ber Heinere 
für bag SSotf unb bie Sugenb Beflimmt^ 5. bie @d^matfatbi= 
fd^en 5lrtifct, oon Sut|er aßgcfaßt unb ber SSerfommtung ber 
protejtantifc^en gürjten ju ©d^malfalben 1537 \ oorgelegt? 6. bie 
ßoncorbienformet aug bem Sa'^re 1579 entölt bie tt)iffcn= 
fd^aftlic^e gcilftettung unb gortBitbung ber tutl^erifc^en Äir(|en= 
tei^re. 33ie ©efammf^eit ber tutl^erifd^en ©^mBote fül^rt ben9ta= 
men Concordia ober ©oncorbienBuc^.— Sn ber refor-mirten 
^ird^e i^at iebe.Sanbegfir.c^e i'^r jeigeneg S3e0cnntnif. Stm metjlen 
allgemeine ©ültigfeit erhielt ber^^cibelBerger Äated^igmug 
1563. — Sag ^auptBefenntnif ber romifc^^faf^otifd^en 
^irc^e Bilben bie S'efd^tüffc bcg trtbentinifd^en ©oncttg 
1545 — 1563. — ■ Sic griec^ifd^'orf^obore Äirc^e |at i'^ren 
©tauBen in ber confessio orthodoxa oon ^etru§ SJtogi- 
lag, SKetropolifen oon Äten», 1642 bargetegt. 

.§. 8. : 

2Bte bic ^aupt" unb ©cunbte^rc be§ 6^riffcent^umö 
(im Untcrfd^ieb, üon ben onbcrn fReligionen) bie SBtcbcr^cri 
ftettung ber bürd& bie @ünbc jetjtörten ®emeinf^oft mit 
©oft burc^ bte sKenfd^werbung „®otte§ in (S^rifto tft.(§. 3)5 
fo ijl bie \^aupt= unb ©runbtel^re ber eöQn9eti= 
f d^ en ^ir d^ e (im Unterfd^ieb üon ben übrigen 6onfefjto= 
ncn) bie, baf mt biefer SBieber'^erflettung, ol^ne tiffcS 
SSerbienjl ber SBerfe, affcttt auö ®naben bttrd^ bcit 
©lauBctt t^eid^afttg werben können. 35iefe Sc|re ift 



Einleitung. 7 

^a§ matctiale^rinci^j unfrcr Äit^e. — Damit ^angt 
tnnerlt(^ güfammen tas formale ^rtttci|j ber coangclif^m 
Äirt^c, nomli(^ bic Sc^rc/ Öaf btc ^ctl. ©c^rift attei= 
«ige D-UcUe urib Spornt aller c^ri^Ud^en @rfennt= 
ni'f fei. ©cnn fon)ic wir nid^t au6 eigner Äraft unb 
S^ugenb boö ^eil erwerfecn fonnenj fo fonnen Mr bie @r= 
fcnntnif bcjfelben aud^ nid^t au6 eigner SSernunft unb 
SBeiöl^ett fd^ö^^fen. 

Stnm. Sag formafe §3rittc{p ijl: in ber ©mlettung jur €on= 
corbtenformet atfo auSgefprot^en: „SBir-iglouben, le^ccn unb be= 
fenncn, baf-bte einige Sieget unb SRl^tfc^nur/ nac^ weiter 
jugtet(| alle Seiten unb Seigrer gerichtet unb geurtl^cUt löerben 
fotten, ttffcin bie ptopl^etif^en unb apoflolifi^en©^rtf= 
tfo. atten unb neuen S^ejlamcntö feien, raie gefc^cieben 
^e^t: ////©ein SBort ijl meineg gufeö Senate unb ein £id^t auf 
meinen aSegen/'" Pf. U9, 1055 «nb ®t. #autug: „„SBenn ein 
^nget oom ^immet famc unb prebigte anberS, b er fei oerflu^t,"" 
@al. \, 8." — Uet»cr 'iio.i matcriate -^rinci^ \^ti bie.5lug6b. 
©onf. Slrt. IV.: „SBciter rcirb geleiert, baf wir SSergeBung ber 
©ünberi unÖ ©ered^ttgfeit öor ®ott nid^t erlangen mögen our^ 
unfer SSerbienjl, SBcr^ unb ©cnugt^uung, fonbern ba| wir üor 
©Ott gerecht »erben auö ©naben um 6!^rifti willen burc^ 
ben ©lauBen u. f. ro." Stefe ße^re fei (3lrt. XX.) „baS 
.|)auptjlu(f im c^riflli^cn SBefen'^z ober xoxt ftc^ au§fu^r= 
, tid^er bie ^pol. ber Slugöburg. 6onf. auSfpric^t; „ber ^oc^flc 
unb furne^mflc Slrtifcl ber ganjen c^rifil. 2e^te,- toeU 
t^er aud^ ju flarem unb richtigem Jßerftanbe ber gangen l^eil. 
©c^rift fürnc^mtic^. bienet unb ju bem unauSfpret^li^en ©d^a^c 
itnb ber rechten SrEenntnif (S^rijli allein ben SBeg roeifet, au(^ 
in bie gange SSi&el allein bie S^ör auftaut/ o^ne tt)et= 
c^en aud^ fein arm ©eroiffen einen rechten, Beftdnbigen, gewiffen 
Zto^t^aben ober bie SRei^t^ümer ber ©naben 6^rifli erfennen mag." 

§.9. 

©er angemeffenffcc @ang ber eüangeUfc^ = (ferijt= 
ticken SiteUgtonöle^re ifl: bemnod^ ber, bo^ fte juüorberjl 
^eigt: wie reit ni^t burd^ eigene Äraft unb Stugenb t)ettig 
fein unb feltg werben fönnen (erjlfcer Sl^eit: üom gött= 
iid^cn ®efe)^e), bann ober: wie bur^ ©ottcö ®nabe in 
€^ri|lo unö ^cil unb @elig!cit bereitet ift unb burc^ ben 
©louben allein unö angeeignet wirb (^weiter iS^J^eil: öom 
t^rijtli^en ©laub'en) — unb enbli^: wcl^e; 2)?ittct 
®ott unfcrm ©tauben pr 3tneignung biefeö J^eilö barge= 



8 @tti(eitung. 

botcnJ^at (brtttcr SJ^cil: »on bcn d^rifttit^cn ®na= 
benmtttdn). 

Slnm. ®tcfe ©tnt^cUung emp^ei)U fic^ öu^ babur^ als bte geeigs^ 
netjte für ben c^rijtUc^cn SteUgionsuntcmd^t, baf ftc gang genou 
bem SBcge cntft>riö^t, ben ©oft felDft fowo^I mit bet @rjte|iutt9, 
beS ganzen SKenfd^engefclIe^tS eingefc^iagen |>at, als ouc^ hod^ 
fortooprenb mit ber grjte'^ung eines jeben ©njelnen 3Um ^eile 
ein\ä)läQt. - 

§. 10. 

^it\m fclbenSci^rgang l^abcn unter ben ftjmboltfd^cn 
SBöd^crn ber eöangclifd^cn ^ird^e btc bctbcn Äftte^iitticn 
gttt$er'§ ctngefd^tagen. 5tug il^nen wäbtcn «btr ben net= 
neu Äatcd^tömuö jur@runbkgc unfrcr 3(Jengtonöle{)rc, tccit 
er am öoUftanbtgjlen unb furgeflen §ugletd) nitt Benjunbc= 
rung^n)ürbtger Max\)tit, Bünbtgfeit, ^raft, ©infid^t unb 
©infatt bte d^ri1!ltd)en ^etlgnjQ^rljeitcn barlegt. 

51 nm. Siner ber groftcn ^^iftotifer unferer 3ett,'8. SRanfe, ur= 
t:^eilt über ben f leinen Äatec^iSmuS 8utl)er'§ al[o: „Ser ^ate^ 
cötSmuS, ben fiutl^er 1529 l;erauSga6/ öon bem er fagt, er "bete 
i:^n felfcfl, fo ein alter Soctor er aud^ fei, ijl ebenfo finbliö)/ tt5ie 
tiefftnnig, fo faflid^, wie «nergrunblic^, einfad^ unb cri^aben. 
©löcEfelig, wer feine @eele bamit nal^rtc, wer boran fejl'^dlt. gr 
Bef[|t einen unüerganglid^en Srojl in jebem SWomente: nur ^in= 
ter einer leidsten ^üUe ben Äern ber SSo^rl^eit, ber bem 2Beife- 
^ jlen ber SBeifcn' gcnugt^ut." SSgl. bie SBorrebe jur erjlen ^ufl. 
ber SßcligionSle'^re. 



SS om 9 öttHd^cn@efc|e. 

§• 11. 

£)aö ®efe^ (öon ©e^cn = ^cfife^cn) ijt btc SSejiimmung 
Seffcn, tüüö ber 2??cnfci^ tl^un ober ta)|en foH. ©aö gött^ 
lt(i^c ®efe^ i^ mc|)t nur bog ooUfommenjlc unb l^cUtgfte 
®e[c^, fonbcrn auc^ ^unbonient unb DueUc atteö men[(|U= 
c^en @efe|c6. - 

Sof. 4, 12: @§ i|l ein einiger @efe|ge6cr, ber fonn [elig ma= 
^en unb o^erbammcn. 

§. 12. 

®ott ^öt junäc^ft fein ®efe^ allen SJlenfc^en inö ^crj 
gcfd^rtebcn. ©aö ift nömli^ btc @ttmmc be§ einem Seben 
ongcbornen ®,ctt)iffcttö , welt^cö ou^ wiber 3Bitten alö 
Beuge unb (Richter atter ^anblungen ftd^ im Snnern gel= 
tenb mad^t. 

SRöm. 2, 14. 15:; ®e<tn fo bte Reiben, bic baS @efe| ni(^t^a= 
Ben unb boc^ öon Statur f^un bcg @efe|e§ SBerf, biefelBtgen, weit 
jtc ba§ ®efe| nt^t l^aBcn, finb jic i^nen [elBjt ein ®efc|, bamit 
baf fic beweifen, beg ®efc|e§ SBerf fei gefö^rieBcn in it>rc .^erjen, 
fintemal il)r ©ewjiffen fie Bezeuget/ bagu auc^ bte ©ebanfen, 
bie ftc& unter cinanber oerftagen unb entf^utbigen. 

31 nm. 1. Son ber aRoc&t bei ©eroiffcng im 3Renf<^cn Bietet bie ^eit. 
@ef(j^ici^te mel^rere fel^r gu Bel^crgigenbe Seifpiele, j. SS. an 5lbam 
(1. SKof. 3, 7—11), an Äatn (1. 2Rof. 4, 13. 14), Bei Sofcp'^'g 
. aSrubern (1. SKof, 42, 21), Bei ®aotb (?)[. 51), Bei ^erobeg 
(Smdtt^. 14, 2), Bei ^ubaS (SKatt^. 27, 3-5),Bei^etir (3tpo= 
ftefgcfil. 24, 25) u. o. m. 



10 fßom gÖtrttc^en @cfe|e. 

A »•' ■ , . . -^ ' 

SD-nm. 2. aSarum # . bic- flrafenbc ©timme beö,®cß)tffen6 nad^ 
. -.ber"@ünbejlorfe.i: unb, unaliDeUbarer a(6 bie »orncnbc ®timmc ' 
beffelßcn üor- ber (Sunbe? 

■ ■■:^-^^" ■ - ■ 

§13. 

. ©orurrÄ eö ^cUtge ^fltd^t, baö ©emtffen auf feine 
SBeife cin|^tl^läfern ober ju übertäuben, fonbern mel^ 
mel^r eS ttetö n)ai^ unb rege ju t>olten unb tmmerbdr ju 
f4)ärfen. ©aju ^ilft fd^on fe^r ote(, wenn n)tr ieberjeit 
aud^ ouf feine leifeflemlRcgungen werfen unb feinen 2Jta^= 
nungen unb SBarnunfen entfd^Ioffen , ol^ne unö erft mit 
gleif^ unb S5rut gu bef^rec^en ((Bai 1/ 16), ^olge teiftcn. 
^oö) mci)t aber n)irb baö ©enjiffen gefräfttgt unb gefd^arft, 
n>enn e6 im geoffcnbatten SBortc ®ottef feine ^Ral^rung unb 
feine SebenöqueUe fud^t. Saburd^ er|)dlt eö eine i@id^erl^eit 
unb gcfligfett, bie eg an |tc^ felbft nic^t me^r ^at 

§. 14. 

©ur^ bie @ünbe tft nämlid^ bie @timme beö ®e= 
»tffcng in unö gcfd^ttiä^t unb n)irb burd^ S3cifpte(, ®e= 
wol^nl^eit unb Uebuhg in ber @ünbe immer fd()n)äd^er unb 
unftd^erer. Sarum teilet oud^ bieg inö ^|)erj gefd^riebene 
®cfe^ nid^t me^ir auö, unb @ott f)at nod^malö feinen l^ei= 
(igen SßiHen funb getl^an unb jum ewigen unwanbelborcn 
3eugnif in ber ^eir. ©d^rift aufjeid^nen lojfen. 

^nm. SBie weit bie SDlcttf^^eit mit berti ©evöijyen aUein fommt, 
IciQt taii alte unb neue <^etbent|)um. 

§.15. 

Baö ®efe^ ^at einen göttlichen ©cgen in fic^ für 
:Den/ ber eö befolgt ^), unb einen gbttli^en %lvi^ für 
:J)en, ber eö übertritt^), tiefer @pgen unb bicfer ^lud^ 
ift im 51. Z. auögefprod^en unb im 5R. S. wieberl^olt unb 
bejtätigt. 

3. SKof. 18, 5: ®enn welcher «JKenfc^ biefel&igen ^äit, ber. 
wirb baburd) teben. — 8uf. 10, 28: S^uc baS, fo wiv^ bu leben, 
mam). 19, 17. ' 

'") 5. SKof 27, 26; Säertlud^t fei, wer nic^t atte SBorte biefeg 
@,efe|eS crfüUet, ba^ tt barna^ 4ue. — ©al. 3, 10: Senn t>it 
mit bcS ©efegeö SBerf umfle^cn, bie ftnb unter bem §lud^/ benn 



«6 jle^et gcf^rteSen: SSerfl^ud^t fei|,-SJ!bctmanit/' ber ntc^t Keiftet 
in alTc Sem,. woS gefd^rteficn (le^c^t im SßwS)e beg ®efc|eg, Ijaf 
ec cö ff)ue. '■-^'■ 

§. 16. :''^;- ;■•■ 

©aö göttliche :®efe^ ijl ein @^ie<;ct/ b^unö bcn 
ftttü^cn Suftant) unfercS inwcnbigcn SWenfc^^Jtteu unb 
untjer^üttt jdgcn, ein Stieget, bcr ber @ünbc bcn^ingang 
in unfer J^er§ oerfperren, unb ein S^ftel, ber unö auf bcn 
SBeg be§ Seberiö ^inlenfen unb üon ben SBcgen bcö SSer= 
berbenö ablenfen foU. ^ 



©er ©efalog ober bie 10 Gebote i), tüelc^c @ott com 
@inai ^erab jum au§ern)öt)Itcn SSolfe beö oltcn SSunbcö 
fprad^ unb ntit feinem Ringer in jtüei jleincrne Safein grub, 
entgolten fürjlid^ ben Snbegrif beS ganjen ©efe^eö^). @te 
geftcn aber nid^t droa bloe bem SSolfe he^ attcn SBunbeö, 
fonbern üUen SSölfern unb Seiten^). 

^) 3. 5!Äof. 20, 1—17 (pQl 5. 2Jlo[. 5, 6—21): Uöb ©ott re-- 
betc atle biefe «ffiortc: Sc^ bin ber ^§®t;r, bein ©ott, ber S(^ bi^ 
aus Jäeglpptenlanb, au§ bem :55ienft|au[e/ gefu'^ret ^abe. — Su 
foUjl feine anbcrn ©otterl^aBen neben mir. — 2)u foKjt bir fein 
. Sitbnif nod^ irgenb ein ©teic^ni^ machen, webet 3>ef , baS oben 
im ^immel, noc^ ®e^/ baö unten auf ßrben, ober ®ep> ta^ im 
SBalfcr unter ber grbe iji. SSete fte ni^t an unb biene i^nen nid^t. 
— ®cnn Sd^, ber ^(grr, bein ©ott, bin ein eifriger ©ott, ber ba 
^eimfuc^ef ber SSäter 3Kijfett)at an , ben^inbcrn bis in baS hvittc 
unb oierte ©tieb, bie mic& l^affen, unb tl^ue ISBarm^er^igfeit an üü- 
len SSaufcnben, bie mic^ Utb '^aben unb meine ©ebote Ratten. — Su 
fottjt ben SJamen beS JQ^m, beineg ©otteS, ni(^t mißbrauchen, bcnn 
, ber ^®rr wirb Sen nic^t ungcjlroft toffen, ber feinen Flamen mif= 
brouc^f. — ©ebenfe bcS ^ablat^aQt^, baf bu i^n ^eitigefl. Se^S 
Sage föQjl bu arbeiten unb a^e beine Singe befc^itfen? aber am 
fiebenten Sage ijt ber ©abbatt; beS <&©rrn, beincg ©otteS. Sa foKft 
bu fein SBerf tl^un, nod^ bein ©ol^n, no^ beine Äoc^ter, nod^ bein 
Äned^it, ttoc^ beine SKagb, mä) bein SSiel^, noc^ bein grembUng, ber 
in bcinen Sporen ift. Senn in fe^S Sagen ^at ber ^Srr ^immet 
unb @rbe gemad^t unb bog aJieer unb 3lttes, wag barinnen ift, unb 



12 §8om göttlid^en ©cfc^e. 

v}xf)eU am fteBentcri Sage. üSarum fcgnete bet ^®tt ben ©aBBcft^^ 
' tag unb i^eUtgte tl^rt. — Su foCft betnen SSater unb betne ÜKutfei; 
e^ven, ouf t>a^ bu lange« IcBe^ tm 2anbe, b^iä btr bec;^@rr/ b«n 
©Ott, gieBt. — Su foUjl nid^t tobten. — Su follfi nt^t e^eBre= 
c^en. — ®u foHfl nic^t fte^fen. — Su foUft fein fatf(| 'Seugnif 
rcben n)tbe»:,,betnen I^Jaclflcn. — £a^ btc| ntd^t gelitjlen betncg 9ta(j^= 
- jlen ^auf'S^ 2a^ bt^ nic^t getüften bctneS SJac^jlcn SBctBcS, noc^ 
fernes Än'clc^leS, nod^ feiner SKagb , no^~ feines Seifen, noc^ feines 
gfetS, noc^ SiaeS/ raaS bcin 9?dd^^er ^at 

2) 9Je]^. 9, 13: Su Bifl l^eraBgejliegen auf ben SSerg ©inai^ unb 
f)a^ mit if>ncn öomM^immel gerebet unb gegeBen ein roal^rl^oftige'S 
0ie^t, unb ein re^teS @efe§ unb gute ©eBote unb (Sitten. 

^) ?)reb. 12; 13: 8aft unS iit .^auptfumme aUei: £el^rc Igoren: 
gut:d()te ©Ott unb l^altc feine ©eBote, benn ba$ gehöret allen 3Ren = 
fc^en ju. ?uf. 10, 25. 28. 

§. 18. 

Scbeö ®ebot beS ©cMogö fa^t ein ftüngeö ©eBiet 
t>eö fittlid^cn ßc&cnö in ein turjeö, fid^ bem ®ct>äc&t= 
niffc leidet einiprägcnbeö unb gerabc burd^ feine Äürje tc^t 
etnbringenbeö IBSört jufammen. @ä fönn barum nid^t ta^ 
cjonjc ©ebtet, bem eS angel^ött, fonbem nur bie @ipi^e bef= 
fel&en 6erül^ren. SBci ber dxUäxüxiQ cineö jeben ©eboteö 
muffen ober natürnd^ aUe feine Sßurjern unb SSer5n)ei9un= 
geil »om Sichte beö götttid^en SGBiUen^ beleud^tet njerbcn. 

§.19. 

5lKc cinjctnen Sebcn^gcMcte, «jeld^e bic jc'^n ®cbote 
umfajfcn, fönnen aber »ieber unter jwei ^^auiptgebiete 5u= 
fammcngefaft werben : ^flid^ten-gcgen ®ott unb.^f(td^ = 
tcn gegen ben Syjäc^jlett» S5etbe jleben im innififten 9Ser= 
i^öltntffe gu einanber. ©ie Siebe gu ®oft ift bie ©runblage 
bcr Siebe gum 5Räd^ften. Sener ßintljeitung cntf^jrid&t tk 
SSert^cilung bcr jc^n ©ebote ouf bie beiben ©cfe^tafetn. 

mattJ). 22, 37—40: ®u fottft lieBen ©ott, beinen^Stm, oon 
gangem J^ergen, »on ganger @eete, unb oon ganjem ©emütlje. ©aS 
ifl baS oornei^mjle unb größte ©eBot? — baS anbrc aBer ijt bem 
gleid^ : Su foUft beinen ^ää)\ten lieBen aU i>iä) felBft,. Sn biefcn 
SWeicn ©eBoten fanget baS ganje ©efe| unb bie ^propl^eten. 

Slnm. SBir '^aBen aUerbingS auc^ Pflichten gegen utt§ fclbft, 
unb wenn ber Sefatog biefe gang ju üBerfe^en f<|>eint, fo ijt baS 
eBen nur @c^ein. SebeS ©eBot, baS unS eine '^Jpicöt gegen (3ott 
ober gegen ben 9?0(^P:en einfc^drft, 'fyit auc^ eine ^eite, bie fi(^ 



SSpm göttlt^cn ®efc|e. 13 

auf unfer ctßcneö J|)cit unb SBo'^t;]&ej{ei^t. SBtr f onnett eben ntd^t 

bcffer für uns fclBft forgen, aK wentt ttjtr (3ott ü'bn 31.1= 

,1 es, unb ben SJa^ften tt>ic Mn§ fclbft tie'6en. SSgt. §. 85—87. 

§.20. 

©ic ctnjetncn^orberungen bc§ Sefatogö ctfjd^ einen fdjl 
alle tn negatioet Raffung (al^iSSerbotc), «Jctlfic bte ßujl 
unb S'^cigung pr @änbc im 9^cnfd)en fd^on üorflnben. 3ur 
redeten Erfüllung beö ©cfc^eg gel^ört aber nid^t bloö bic 
Unterlaffung bc6 Böfen, fonbcrn aud^ t>k »oUfommenftc 
I)arjtellung beö (Sutcn^). So^er ^at Sut^er mit dtz^t 
in feinen ©rflärungcn bic önbre (po^itxt>e) ^eite, namlic^ 
ha$ ®ihot l^eröorge^oben. 

Saf. 4, 17: SBer ba »ctf @ufeS ju f^utt, unb t^ut'6 nic^t, 
bem ijl'g @ünbc. . . 

§. 21. 

©ic jel^n ©ebote fprcc^en §n)ar junäd^jl nur üon bcr 
Z^atr alö ber öugerjlen @|)i^e be§ jtttlid^en Scbenö. §lbet 
bte Z^at ijt erjl gut ober böfe, je nad^bem bie ®cfitt= 
mmg, auö.ber fie ^erüorgel^t, gut ober böfe tjl, barum tft bcnn 
bie. fünblid^e ©eftnnung oud^ ol^ne bie fünbltd|e Sl^at ebenfo 
Uebertretung beö ^tbotz^f mc mit il^r. SBir muffen alfo 
Ui jebem ®ebote ouf ben tnnern^^erjen^grunb juruc!gel;en, 
ber jwar öor SKenfd^en verborgen, aber ttor ©oft offenbar ift. 

1. @am. 16, 7: ein SRenfc^ fte^ef, waS üor Slugen tft, ber ^©rr 
a'&er fte'^ct baS ^erg an. gjf. 7, 10? 139, 23. üRatt^. 12, .33.35. 



§. 22. 

©ie ©ingangöttJorte beö ©efälogö: „Sc^ bin ber 
^@rr, bein ®ott" gel)ören nid^t bloö jum erflen ®e= 
böte, fonbern erflred^en ftd^ gleicbmöfig oud; ouf bie übrt= 
gen Gebote. «Sie fpred^en bie ^ered^tigung be6 ®efe|ge= 
berö, ©el^orfam ju forbern, unb bie SSer^jfltd^tung be§ 
Ißolfeg, ©el^orfam gul elften, auö, 

§.23. 

lud^ ber 3ufa^: „15er ^6)' bid^ auö 5tegt):pten= 
Unb, au§ bem 0ienftl^aufe, gefül)rt ^öbe" berührt 



14 SSom göttltd^en @cfe|e. 

unö cbenfo gut n)te bte Sftaetttc'n: T)mn a\x6) unö ^atbcr 
^dtt ouö einem £)icnft{)aufe (beni ber ©ünbe) errettet/ unb 
nJtll unö ctnfül^ren in ta§ |tmmltfcl^c Kanaan, ©icfer 3u* 
fa^ n)eifi barauf l^tn, bo§ nrd^t nur bte ^fltd)t; fonbern auc^ 
bic ©anfbarfett jur ©rfuUung ber ®c6otc treiben foUe. 
1 Sö^. 4; 19. 



®tc ^fttd^ten gegen ®ott. 

^aa erjle (S5ebot 
S)tt foHft feine anbettt ®öttet ^abtn neben ntiif* 

SBflg ijt tag? 

SBir foüen ®ott über alte ©inge fürd^ten, lieben 

unb »ertrauen. 

§.24. 

iDag erfie ®ehot tJcrfiietet alle 216götterei* Dicfe 
finbet jlatt, n)enn ba€ ^erj, oom lebenbigen ®ott abgen3en= 
htt, irgenb etroa^ 5lnbcreö ebenfo fe^r ober gar mel^r 
aB ben einigen njol^ren ®ott liebt, e^rt ober fürd^tet. S5ie 
^Abgötterei nennt man eine j^tobe, wenn ber s^jenf^ in 
grober Unn)iffcnl()eit unb geiftiger SSerblenbung irgenb eine 
Kreatur ftatt beö @cl)ö:pfer^ axiUUt unb njtrflid^ ber SWei= 
nung ijl, Ite fei ®ott. («Bgl. Sef. 42, 8. — möm. 1, 23. 
- ^f. 135, 15—17.) 

^nm. 1. Sie große SlBgötterei ift nircjenbS urfprunglid^, fonbern 
aUent^oIbcn (StQehnif bei SlbfalTS unb ber SJeriüilberung. @ie 
ift auggegangen tjon ber SSerberBtl^ett be§ .^erjcnS, unb ooUenbetc 
ftd^ bann in ber SScrblenbung beS SSerflanbeS. „®urd& Sufle gum 
Srrtl^um" (^pl^. 4, 22), bai ijt bie gntwicIlungSgefd^icbte ber 
i SltgÖtterei. — 2Jgt. gtom. 1, 19 ff.: „®enn baf man roeif, baf 
©Ott fei, ijl t^nen offenBor, benn @ott J)ai eS iflnen geoffenBart, 
bamit ba^ (3ottei «nff(^tBareg SBefen, b. i, feine ewige Äroft unb 
(SotÜ)dt iüirb erfel^en, fo man bef wal^mimmt onben SBerfen, 
atfo ba^ fte feine gntfc^utbigung^aBen, SS. 21 ff.: Wieweit jte 
wußten, bof ein @ott fei, unb l^aBen il^n nid^t gepriefen al& 
einen @ott nod^ gebanfet, fonbern ftnb in ,i^rem Sitten eitel 



®ag etjie ®cto. 15 

• QiWotben unb it)r unüerjlanbige^ ^erg ijt »erftnjlerti ba fie ftti^ 

fßr' 8Bet[e hielten, ftnb jte gu SRarren geworbch unb l^oben tjer= 

. »anbett btc ^etrltcfifett be§ unücrgdttglto^en &otte§ in ein SBilb 

gtetc^ bem öergangltc^en SRcnf^en unb ber SJögel unb ber oier= 

fugtgen unb bcr friec^enbm is^iere. Sarunt :^at fie auc^ ©ott 

bal^ingcgeBcn in t!)rer |)crgcn ®etufl:c , bic Lottes SBa^rl^jeit 

:^a^en oerwanbclt in bie Sügen unb oerel)ret unb gebtenet bcm 
©cf^opfe mc'^r, benn bent ®d^6^)fcr." — 5BSo aber baö 6^rtflen= 
t^um l^tnbringt, ocrbrangt cS burd^ fein 8t^t btefe §inj1:ernif. 
SJocö fl6er ffnb gegen 500 SD^iHioncn SWenfi^enfeetcn in ber ^n= 
jterni^-beS gröBjlen ©ö§cnbienfle§ mit aU feinen ©rdueln gefangen. 
S0Bet(§' eine »Äufforberung gum SÄifftongeifet unb gutn 3Äiffion§gebct r 

Slnm. 2, SSor ben «Striaen .fold^en ©o^enbicnjleS gioar finb'njir, 
bie Wir mitten unter ben ©egnungen be§ ©^rijient^umg aufn)ad^= 
fen, auc^ Bei fonjt ung6ttti(|cr 8eBen§ric^tung, gef(j&u|t. Sl6er 
bcnnod^ giefct e§ eine Qlrt großer 2l6g6ttcret, pk aud^ unter ®^ri= 
ften noA im ©(^itjange Qei)t, — b. i. nömlid) ber SlBergtauBe, 
ber, flott aUein oom lebenbigen ©ottc ftc^ a^dngig gu wiffen, 
ftc^ oon gufdUigen ©rfd) einungen, guten ober bofen Sorgeii^en 
u, b. m. abhängig »d^nt. Unb biefer 5Irt ber Abgötterei untere 
liegt bei ung niä)t nur ber Ungebilbeie unb geijligSSerna^Idf- 
figtc, fonbern auc^ ^dufig genug ber ^^oc^gcbifbete unb UeberbU= 
tete. . 9?tc^t nur ber UeBcrglaube, fonbern qu^ ber Ungtaube fö^rt 
gum Slberglauben, benn ßticaS muf baß ^erg be§ ÜJienfc^en 
laben, bem eS fi^ gtdubig t)ingiebt, uon etmaS ^o'^erm muf 
cg fi^ abhängig fü'^len. ■ Sil eö nic^t ber lebenbige ®ott, fo ipr 
eg ein bUnbeiSt@efc^id (gatum) ober bergt., — unb nur gu i^duflg 
ftnbet man 9Renft|en, bie ©ott «nb Un^erbli^feit öerleugncn, 
über bagegen ftd^ SBabrfagereien, SSorgeid^en , Ärdumen, 2l^nun= 
gen unb bergtei(|en gldubig, »cnn auc^ mir im @el)eimen (aui 
§urd^t, fi(^ tdd^erU(§ gu machen), Eingeben. 

§.25. 

%tint Slbgöttwei ftnbet bo fiatt, wo ber Whn\ä) ir= 
c^enb dtwa^ in ber SBett nief)r ober ebenfo fei)r aU ®ott 
fürchtet; liebt ober i^m üertraut, unb borf) n3ol)(njeif, ba^ 
cg hid^t ®ott ift., l5ie feine ^Ibgötterei tji reine SSerblen- 
t)ung beö^erjenö, unb ij! barum nod^ fc^merer unb ge^ 
fä^rlid^er afö bie grobe 5lbg6tterei. @ie äußert fiä) ol^ 
©elbftöergötterung, aU SSergötterung ber ^f^ebenmenfcl^en, 
ober enbKd^ a(^ Vergötterung bcr SBelt unbil^rer ^u^t. 

§. 26. 
©clbfiDcrgotterun.a tft, wenn ber 2Wenfc^ 1t(|) fclbjl 
mel^r liebt ö(g ®ott, ober auf eignev^rdft, SBeiS^eit unbSugent 
nte^r »ertraut; aB auf ®otte^ @egcn, 93ei|ianb unb ®nobe. 



16 SSom göttlichen ®efc|cr 

Ser. 9, 23. 24: ein SBeifcr rü^me ftd^ mä)i feiner SBet«]^eit, 
ein ©tarfcr rü^me ft^ nic^t feiner" @tarfc, einJRei(|er rül^me ftd^ 
nid^t feines JReid^t^umS, fonbcrn »er (id^ rühmen Witt/ öer rüj^me 
ftc^ ®eß, i>a^ er SOlic^ roiffe unb fenne, fpric^t ber .^err, ibof Sd) 
ber ^©rr Bin, ber SSarm^erjigfeit, 9le(i)t unb ©ered^tigfeit übt 
auf ßrben. 

§.27. 

SÄan ijcrjjöttcrt feine SyteBctttttcnfc^Ctt, njenn man 
«Batet ober 3}futter, SSeib ober Äinb, ^rcunbe unb 3öo^I= 
tl)äUx, ^ixv^m unb ©ewalttge mei^r fürchtet ^), liebt ^) ober 
i^nen we^r üertraut^) aU ®ott. 

^) SlPöfcÖ- 5, 29: SDfan ntug ©ott me'^r ge^ord^eri, benn ben 
SKenfd^en. Matf^. 10, 28: gürd&tet eud^ nit|t oor ®enen/ bie 
nur ben 2eib tobten, abtt bie Seele nic^t mögen tobten 5 fürchtet 
eixä) abct oiclme'^r oor S)em, ber 8ei6 unb <©celc oerberben mag. in 
bie ^otte. 

^) SDlatt^. 10, 37: SBer SSoter ober SKutter mel^r liebt benn 
mi^/ ber ifl meiner nic^t wert^. Unb wer @o|)n ober Sod^ter 
mel^r u. f. ro. 

3) Ser. 17, 5: SSerfiud^t ift ber «Kann, ber jic^ auf «JÄenfc^en 
ocrlapt unb l^alt gleifd^ für feinen Slrm unb mit feinem bergen 00m 
^©rrn weidet. 

§. 28. 

derjenige enbltd^ vergöttert bie SSeß iinb t^re ßufi, 
ttt on e^re, 0lu^m, ^offa^rt, ©itelMt, ©enuf unb 2ßot= 
lujl, ®elb unb ®ut me^r ©efatten 'i^at, aU on ©ott unb 
©ottesbienft, unb bama(| eifrig er f^rebt ol§ m^ ®ottc§ 
§S5o!b(gefaIlen unb Um ^eit feiner @eele. 

1. Sol^. 2, 15—17: ^abt nid^t lieb bie aBett, noc^ roaS in ber 
2Belt i^. «So Semanb bie SBelt lieb l^at, in bem i|l ni^t bie 
Siebe bee SSaterä. ®enn SlCeg, waS in ber ISBelt ijt, namlic^ bt$ 
gleif^e§ Sufi; unb ber Slugen 2ujl unb '^offartigeg geben, ijl ni(^t 
Dom ^ater, fonbern »on ber SBett. Unb bie SBelt üergel^t mit i^rer 
Suflj wer aber ben SBillen ©otteg t^ut, tex hUiht in ©ibigfeit. — 
^f)U. 3, 19: UBelt^cr @nbc i|t bie SSerbammnip, wetzen ber S5auc^ 
i^r ©Ott ift unb il^re g^re ju ©Rauben mirb, ®erer, bie irbif4 
gejtnnt jtnb. 

§. 29. 

SSeibe, @otteöbienjl unb Äreaturenbienjl/ fÖnnen ni^t 
iieljen eittüttber be|!el^en. BwarfoÜen n)ir aud^ bie tea= 
tur lieben unb eieren, unb um fo we^r, j[e mel^r ©otteö ^err= 



ii^hit fi6) in i^v abfptcgclt, — aber ntd^t um i^rcr felbft 
tütttcn, fonbern um ©pttcö n)ittcn, bcr ftc üb cr^' neben, 
über unter unö gefeilt l^ai '^ 

SOlatt^. 6, 24: 9Jiemanb lann' gwccn -Ferren btenen, cntroeber 
er wirb einen I>affen unb ben anbern lieben 5 ober er tt)trb einem 
an'^angen unb ben onbern üecad^ten. S^r Jonnt nic^t @ott bienen 
itltb bem SKammon. -^ 2. Äor. 6/ 15: SBie glimmt 6§rtflu6 mit 
SöeliaU — 1. Äon. 18, 21. 



^te redete ®rfuffiittg beg erften ®eboteg befielet 
1)arin, bof „n)tr @ott über alle ©ingc fordeten, ltc = 
ibcn utib vertrauen." 

a) ©Ott über aUc^tngefürd^ten. 

,§. 31. ■..■-, 

©tc ®ottc§fttt^t, bie ber Söetö^eit Einfang tfl (^f. 
111, 10), bejlc^t bann/ baf wir unfern ganjenSBanbel, 
alle unfere ©ebarifen, SBorte unb SBerfc tnö Std^t bc6 g5tt= 
liefen ^Ingejic^teg ffceUen (gjf. 90, 8) i) unb burc^ ha^ lebcn= 
ttge S5en?u^tfetn öon ber ^eUtgfett unb ©ered^ttgfctt, ber 
mgegenwort urib; ^Iffwiffenl^eit beö attgenjaltigen ©otteö 
tton ieber @ünbe un§ abfd^retfen unb ^u attem ©Uten on= 
treiben laffen^). 

1. 2Äbf. 17, 1: S^ [Bin ber ottmdc^tige @ott, .»anbte öor 
SKir unb [ei fromm. 

'^) SOlatt]^. 10, 28: ^urc^tct eü^ nid^t öor S)enen, bie tc 
<§. 27, 2). - Ser. 10, 6. 7. - DffB. 15, 4. 

.,•:".- '§• 32.-. ' 

S>ie re^tc ©otteSfuri^t tjl aber nid^t bie f ne d^tifd^ c 
:^urc^t bcö unbefel^rten @ünber6, ber baö 5lngeftd^t ©otteg 
-piel^t unb, ol^ne fic^ bie @unbe felbjl leib fein ju laffen, 
t)or ben, ©d^recfen be§ ®erid^te§ gittert; fic iji öielmel^r bjc 
finblic^e ^urd^t beg 'frommen, ber öor ®ott njonbelt 
unb nid^tö mel^r fd^eut unb meibet, aB burd^ neue ©ünben 
benl^immlifd^en SSater ju betrüben unb ju erzürnen ^). Sie 
. Ined^tifd^e ifurd^t fann nid^t neben ber Siebe befleißen jbit 
iinbtid^e ^urd^t aber t^ bie ©runbtage ber Siebe^). 

Äur|, S^u. 3iettgiDn8te:^re. 6. STufr. 2 



') 1. SRO f. 39,, 9: 2Bie foUf id) ein [o grofeS Ucbtl t1)m unb 
ttjiber ©Ott fühbtgcn? - 

'=*)!. So ^. 4, 18: ^urö)t ijt ni^t in bcr Siebe, fottbernbie 
oöltige 2iebc treibet bie |?ur(^t, auS, benn biegurc^t ^at ^ein 5 »et 
jtc^ aber fürchtet, ifl ni^t üoÖig in ber Siebe. 

b) ©Ott Ü6er alle S)inge lieben. •; 

§. 33. 

©M SBcfctt ber gicfte tjt 0et&jlentau§erung , ,^in^ 
äcbung, ©emeinfd^aft, @cltgfett (1. ^or. 13). Sörum 
äufert fid) unfere Ätek ju ®ott, wenn jte red^ter Strt x% 
in ber ©el^nfud^t, mit S^m öereinigt jur fein ^), in ber (Se^ 
ligf eit beö Umgänge^ mit S^m '^), . in b em IBebürfhi|, Sl)n- 
burd^ SBort ünb S^at oor aller 2Belt §u ipreifen ^), in bent 
SSeflrebcn , nad^ feinem Sßol^lgef allen ju leben;*) , unb in 
ber Stcubigfeit, um fein eö S^amenö unb SSefenntniJTeö willen 
gu leiben^). 

i)^f. 73, 25.26: SBenntc^ nur ^ic^^a^ fo frogc ic^ nichts- 
na^ -^immet unb @rbe. SBenn mir gleid) Seib unb ©eclc oer= 
fi^ma^tet,: fo bifl ®u-bod^, ©ctt, aUejeit meine§-.^cr3eng;S£roft unb 
Tntein Ä^eir. — Pf. 42, 2. 3: SBie ber §irfd^ fc^rcielinad^ frifd)em 
- SBaffer, fo fdireiet meine ®eelc, @ott,, ju Sir. SReine (Seele bürflet 
nod^ ©Ott, nac^ bem lebenbigen ©ott. SBann- werbe ic^ bat>in f6m= 
raeh, bttf ia^ S.ein 3lngejtd^t fc^aue? Sef. 26;" 8. 9. 

^ 'gpf. 63, 7: jJBenn i^ .mi(^ 3U SSette lege, fo benfe i^ art- 
Si^5 reenn ic^ erroac^e, fo rebe ic^ oon 35ir. 

^) Pf. 146, 2: S^ toiU ben ^errn loben, fo lange ii^ lebe, unb 
meinem ©ott lobpngen, weil ic^ l^ier bin. Pf,- 103, 1—5. 

^) So^. 5, 3: S)a§ ijt bk Siebe ju ©ott, i>a^ wir feine ©ebotc 
polten, unb feine ©ebotejtnb nic^t fd^wer. 

*) 2lpgf^. 5, 41: Sie (bie Slpojtel) gingen aber fr6|>lic^ »on 
iic^ 9latl>e§ Slngeftc^t, baf pc rcurbig gewefen waren, um fcincg^- 
SfamenS willen ©c^mati^ -ju leiben. 

\ . §.34. ■ - V-V 

£)te Äraft unb ©tärfe unfercr Siebe ^u ®ott tjl be- 
grünbet in ber SicBe ®t(ttcS j^tt unS/ in njeld^er fic aud^ 
i^re flete StJa^rung unb Kräftigung ftnbet. 

• 9töm. 8, 35. 37 — 39: SBcr Witt un'§ fd^ciben oon ber ,Siebe- 

©otteS? SSrübfal ober Slngft, ober SSejrfolgung, ober /junger, obe£ 

. S3l6fe, ober ^d^rlic^feit, ober^c^wert? Sn bem iäUcn uberwinben.. 

wir weit um 35ef' willen, ber uns geliebt "i^at'^ benn t^ bin 



2)00 crfte ®ei>öf. 19 

9ett)i§/ bä^ löeber J£ob noc^ 8ebcn/ weber @n^el noc^. ^uritent^um/ 
no^ @ewo(t> Weber ©egenwdrttgeS no^ Sufünfttgei, wehet SQo1)e$ 
not| Stefefi, nod& feine -anberc Kreatur mog un§ fc^etbcn oon ber 
gieße ©ofteS, bte in ©^rijlo Sefu iit/ unferm ^@rrn. — 1. Sol). 
4, 10: Sorinncn ftel^et bie Ziehe, ni^t, t>a'^ wir ©ott geliebt I)a= 
Ben, fönbern ba^ @r un§ geliebt i^at. 

§. 35. 

2Bir foUcn ®ott über aUz S)tnge lieben, weil ^r allein 
gut unb ber Urquell ottcö ,®uten ift^), »eil dr unö juerft 
geliebt ^at 2) unb n)cil bie Siebe ju ®ott un6 in bicfem 
unb imm 2ehen feiig ma6)t^). 

SKarf. 10, 18: Siiemanb ijl gut, bcnn bei: einige ©ott. 
Sof. -l, :i7: SlUe gute ©abe unb aUe ooUfommene ©abc fommt 
oon oben ^erab oon bem SSater be6 8id)teg.^ 

^ 1. So^. 4, 19: gaffet unS S^n lieben, benn ®r ^at ung crjl 
geliebt. 

^) SHom. 8, 28: SBir wiffen, t>a^ Senen, bie ©ott lieben, aOe 
®tnge gum SSejlen bienen. 1. SLim. 4, 8: Sie ©ottfeltgfcit ift 
gu allen Singen nü|e unb :^ot;bie SSerl^eifung biefeS unb beö i\x- 
funftigen ßebenS. 

c) ©Ott über alte £>inge »ertrauen. 

§.36. 

©Ott Htttaucn l^eift: fi(^ freubig unb jucerfid^tlicl^ 
ber iü^rung ©otteö überldffen i), in aller ^ot\ beö Scibeg 
unb ber @eele, im Seben unb im Sterben feine ^uflucfet 
jum <|)@rrn nehmen 2); jlille fein unb l^arren, wenn bie 
^ülfe fic^ »ergießt 3), unb fefüglid^ glauben, ha^ (Er 5llleö 
aufö S5e^e au^fül^ren »erbe*). 

^f. 37, 5: SBefte^l.bem ^®rrn beine SBege unb ^offe|auf 
S^n, er »irb'S »o'^l macben. — ^ Ser. 17, 7: ©cfegnet ijl/ber 
' üKonn, -bcr'fi^ auf ben ^^vxn v>extä^t unb ber <&®rr feine 3u= 
oerltc^t ijl. -r- g)f. 13, 6, — | t^f. 91, l.,2. ' 

^)^^f. 121, 1-^4: Sd^ :^ebe meine saugen auf gu ben Sergen, 
Oon welchen mir ^ülfe fommt. SÄeine |>ulfe fommt oon bem 
«|)6rrn, ber ^immel unb ßrbe gemad^t "^at. @r wirb beinen^u^ 
niÄt gleiten laffen, unb ber bic^ hei)ixtet, fij^läft nid^t. ©iel^e, ber 
^üter in Sfräel f(^ldft hoc^ fc^lummert nic^t. — g)f. 90, 1: ^@rr, 
3)u bift meine 3u|[u{^t für unb für. Ser. 16, 19.' 

. ^.') ?)f. 42, 12: 2Ba§,betr.übft bu btc^, meine Seele, unb bijl fo 
unrul^ig in mir? ^orre auf ©ott^ berin i(^ nierbc sW noc^ ban= 

2* 



20 §ßom gottß^en ®cfc|e. 

len, öap (St mcineg Stngcfid^teS .§ütfe unb. mein ©ott'iji,^— Sef. 
30, 15: ©urd^ ©tiaefeitt unb hoffen mecb et il^r flarf fein.. Sef. 
40, 31: ,®ie auf bcn «§®rrn Barrett, friegcn neue Äraft, baf fte 
auffal^ren mit klügeln wie SBtbler, ia^ fte laufen unb nid^t matt 
werben/ ba| fie wonbeln unb ntt^t möbc werben, ^chv. 10, 36. 

*) 0v6m. 5, 4. .5: ©cbulb .Bringt ©rfal^rung, ßrfal^rung aber 
Bringt Hoffnung. Hoffnung aBer löf t nid^t ju ©d^anben werben, 
^f. 77, 11 : ®ie redete ^anb beß ^od^flen fonn mUeS onbem. — 
Sef. 28, 29: «Sein 3fiat| ijt wunbcrBarlid^ unb fül^ret eS ^errlic^ 
l^inauS. 

§-37.,: ■" .■::'■: •'' 

S)aö ©orgctt tfl mit bcm ©otfoertmucn fc^lcd|t^tn 
unöertcagUd^. ©enn baö ©orgcn beruht ouf ber; f|ori(]^tcn 
unb fünbUd^en äKctnung, dö^ n)enh man fld^^fclbfl Reifen 
ntü^te, unb auf bcr l^eibnifd^en, trotllbfch ^Inf^auung; ,ol§ 
wenn gar fein lebcnbtger ®ott in bcr SGBelt n>öre. S)og 
©qcgcn ifl alfo nid^t unfere, fonbern ©otteö @ad^e. Unfere 
@ad^e tjl: S5cten unb 5ltbeiten, unb ha^ ifl baö ©egcn« 
t^zil beg ©orgehö. 

ÜRatt^. 6, 25 — 34: Sarum fageid^ eud^: (Sorg'et nic^t für, euer 
8eBen u. f. w. — 1. ^etri 5, 7: Sitte eure «Sorge werfet auf SW 
benn ®r forget für euc^. — : ^^il. 4, 6: «Sorget nichts, fott= 
bem in otten Singen lojfet euite SSitte in «®eBct mit §le!^en uttb_ 
Sanffagung öor @ott funb werben. — 1. SSl^eff. 4, U: Sßinget 
barnad^, t>af^ i^t fliffe feib, unb baS @ure fd^affet unb arbeitet 
mit euern eignen .^dnben. — ^f. 127, 1.''2. 



§.38. - 

©er 3ufa^: „Su foUjl 15tr !dn SJilbnif nodp 
®Iei#ntf niad^en . . . S5ete fte ntd^t an unb biene 
tl^nen ni0t,'' wirb nac^ ber Sutl^crif^en ©intl^eitung bc^ 
SJefalogö jum crjicn ®ebot J^iri^ugcjogcn. Snbep lahn er 
auc^ fügltd^ mit ben !Reformirtcn alö befonbereg (jweiteö) 
©eBot fietrad^tet «jerben, xooM bahn baö neunte unb jel^nte 
®ebot alö einö angefe^cn werben. Sebenfattö tajfen :fi(| 
nämlid^ §l6götteret unbiBilberbienft beffer aufeinanberl^aitcn 
atö ta€, roa$ ha^ neunte unb jel^nte ®ebpt öerbietet. ; ©ie 
5lbgbtterci wäre bann aB bic ?lnbetung falfd^er @Btter, 
ber SSitberbienjt al6 bie fälfd^e ?lnbetung be§ wal^rcn 



- 5)0^ erfte ®ebot. 2^ 

©ofteö (»tc ftc ^ S5; bei Slaron 2. «Kof. 32, 5 unb 6ct 
Serobeam 1. vtön, 12, 26^— 30 ilottfanb) gu bejcid^ncn. 

■■■-.':, ■■vv-/'^ ^§.,39. ■' . ■ , _ , 

d^ giebt einen groBett JÖitbcrMenft (wie SfroeB 
^ätbcrbtenjl), ber »ergibt, ba^ ®ptt ein ©etil ijl unb 
borum aud^ tm ©cifi «nb in ber SSal)rt)eit angebetet fein 
Witt (So^. 4, 24), ber bie Anbetung, wet^c ättein bem 
unj5d^tbaren ®ott jufommt, auf boö jtd^tbare SSitb unb 
®(etd[)tttf übertrögt. 

Slnm. Sm .21. Ä: war eg mt^t nur flrengo erboten, SSilber üon 
©Ott anzubeten, fonbern oud^ uber|aupt fotc^e JBUber gu 
oerfcr'ttgcn unb gu Reiben. '2)ae ijt im 3?. Ä. onbcrS 0e= 
tt)orben. @ett @ott in 6t)rijlo menj'c^tic^c ©eftatt unb 3totur on= 
genommen ^at, unb in btefer ;©eilatt unter unS gelebt unb 
gettttenliat, gejlorben, auferjtanben unb gen ^immel gefahren 
i% f6nnen.tt)ir S'^n ung au^ fo abbitben, unb gur Erinnerung 
an S^n,"3ur Erregung unb ^orb'erung berSlnba^t 
S3Uber, Erucifire u. bergt, in unfern Äirc^en unb Käufern i|)otten. 
®aS knheten berfelben- i{i freili^ unter bem neuen Äejtamcnte 
nod^ebenfo fel)r »erboten, roie .unter bem ölten. 

• §. 40. 

5lbcr aurf) für unö ^ot bteö gi)ttU(f)c ®ebot no^ eine 
crnfte SBarnung. ©cnn nt^t bioä nttt ben ^onben in 
^oij, Stein, SÄctött unb färben fönnen, ungöttlttl^e S5tlber 
öon ®ott gemacj^t werben, fonbern aurf) mit ber SSernunft 
unb ben ®eban!cn im .l^crjcn unb in ber ©r?enntnif.. @§ 
giebt äiic^ einen fcincif S^tlberbtcnft, ber gefäl^rlid^er nod^ 
ttlatö jener grobe 5 unb in biefen »erfatten wir, wenn 
wir ün^ ®ötte§ SBefen unb ßigenfc^aftcn önberö benfen, 
önber§ baoon glauben, aU ®ott in feinem geoffenborten 
SBorte fx^ fctbfl abgebitbet unb befc^rieben l^at. 

2. ,S£im. 4, 3. 4: gg wirb eine Seit fein, ba fic bie |eilfame 
Seigre nid|t leiben werben, fonbern nac^ il^ren eignen ßiijlen werben 
f[e t^nen felbjl Seigrer auf laben, nod^ bcnen i^nen bie Dljren jütfen^ 
unb Werben bie SD^re'n »on ber SBa'^r^eit obwenben unb fi^ gu ben 
fabeln lehren. ' 



22 SSom göttlichen ®ef?|e, 

T> aö er jlc ® eb o t urnfaft alle ©ebotc, benn ®ot« 
tcSfurd^t uttjt) ®ottcöücbc mu^ btc Ciuettc fein, auö Der 
qtt unfcr Sl^un unl) Saffen l^eröorae^t^). SBaö nic^t auö 
biefcr ductte fommt, ifl @ünbe unb ®ott mi^fättig, wenn 
cö auc^ nod^ fo fel^r gtcinje unb fc^cine^). ©al^er benn 
auä) Sut^er gar trefflich bie ©cfotgung aller übrigen ®c= 
böte au§ "btefcm erjten herleitet, inbem er bie iSrKärung 
eineö leben ®zhotc^ mit ben SBorten: „SBir foUen ®ott 
fürd^ten unb lieben, ba| u. f. n?/' anfängt 

1) 9i6m. 13; 10: Sie Ziebe ift beg ®efe|e§ erfüttung. — 
1. 5£ira. 1, 5: Sie v^iauptfummc beö ®e6oteg ijl:: 8ieBe ooit 
reinem ^erjen, unb oon gutem ©eroijfen ' unb öon 'ungefärbtem 
©tauben.' — Matt^. 22, 37—40: .... Sag -ijt bag grofte unb 
öorne^mjte ®ebot u. f. tt). (§.18.) 

^) 1. Jtor. 13, 1—3: SBenn id^ mit !Wenfd^en= unb mit engel= 
jungen rebete unb ^atte ber Siebe nic^t, fo lüorc td^ ein tönenbeg 
@rj unb eine ftingenbe ©c^ette. Unb wenn i(^ »eigfagen . f onnte 
unb roüf te alle ©e^eimniffe unb alle ©rfenntni^ unb ^attt allen 
©lauben, alfo baf iä) SSerge üerfe^te unb l^dtte ber Zie'bt nid^t, 
fo mdre id^ nic^tg. Unb wenn ic^ alle meine S^a'be ben Slrmcn 
gobe, unb lie^e meinen 8eib brennen unb ^ätU ber Siebe ,ni^t, fo 
roore e'g mir ntd^tg nü|e. " * 



^aa jweite (Sebot 

S)it foUft ben mamn betnei ©otteg nid^t unnü^U^ 

fttöten, bernt ter |>®rr wirb ben tiicpt ungejlraft Id^tn, 

bct feittctt 9lameri miptau^t» 

, SBag ift bag? 

SBir foUcn ®ott fürd^ten unb lieben, ta^ roitbti 

feinem Flamen nid^t flud^en, fd^njören, jaubern, 

iiigen ober trugen; fonbern benfelben in allen 

^^otl^cn anrufen, beten, toben unb banden. 

§. 42. : . / ' 

S)aö erfle ®ebot l^anbett »om ®otteöbienjt beg ^er= 
jenö, t>a^ ^Wtitt üom ©otteöbienji bcö 2Wunbeö. ©ag 



<Dag §tt)ctte ®ebot. 23 

trjle bcjie^t jtc^.auf ÖaS göttlid)e SBefcn, baö jweitc auf 
bcn Flamen ®otte§. Ser S'lamc cincö ©egcnjlanbcö^ ift 
bie S3 c j et ^ n u n 9 fetncö 2Be[cn§. ©er 9iame ®otte§ 
tnfonbcr|ett ifl bie jufdmmenfaffcribe S5e§etd^hung ottc§ 
©effen, voai ®ott »on feinem SBefen unb feinen @igen= 
f(^afteh un6 gu offenbaren gefallen f)at. Sie einzelnen 
fJamen bejeicjnen bie§ fein geofcnbarte6 Sßefen na'^ ein= 
getnen S5ejict)ungen. 

Stnm^ Ser SJamc (Sottcg tm weitern ©inne ijl alfo ein ffie^^ 
griff oon unmöltc^ tiefer unb umfajfenber . SSebeutung. - Siefc 
aSebcutung f)at er allent:^al{)en, roo oom Spanten ©otteS tm ■5111= 
gcmcineh btc 9Jcbc tjl, 3. 33. roenn man fagt: ben S^iameh ©otteg 
fcefenncn/ an ben 3tamen @otte§ glauBeh, im 3tamen ©ottcg 
etoag t^un u. f. w. 



- §.43. 

, ©en fRamcn ®otteg mifbrau^eti mt, wenn n)ir i^n 
gcbanfenloS ol^ne aUen 3n)edt, ober gottegläfterlid^ ju einem 
böfen 3n)ecfe, wie beim ^lu^en, ©d^njören, 3öu= 
bern, ^ügen unb trügen, gebrauchen. 

§. 44. 

i)urc^ gcbanfettlofeit ©eBtau^ beö 9f?amenö ®ottcg 
fünbigen toir, wenn wir öon ©otteö gcoffenbarlem SBefcn 
unb SGBorte reben ober-l^ören, ol^ne oon ber ,^eitigfcit ie§ 
®egenftanbe§ innigft burd^brungch gu fein; — ober wenn 
wir biefen ober jenen einzelnen Sftdmen ©ofteö auö Mof er 
5(ngeniol^nl^e{t ober auö Scid^tftnn, ol^ne ©d^eu unb ©|r= 
fur^t, ouäfprc^en. 

gjtatt^. 1% 36: Sc^ fage eui^, ba^ bie 5Dlcnfc^en muffen 
SRcc^enfd^aft geben am iungflen ©erid^t oon einem jegtid^en un= 
Ttü|cn SBorte, i>a& fie gerebetl)a6en. 

§.45. 

^a^eit Ijeift ©ottcg ©trofe unb ©eric^t auf ft^ 
Dber 5lriberc berabrufen. ©efc^ie^t bieg au6 menfc^lic^« 
bofem 3orn,.fo ijl eö unter atten Umftanben @ünbe unb 
^reoet. - 



24 SSom' gtotd^en ^efe^c. 

' Saif. :3;.9. 10:- 5)urd^ bie Mutige loBen wir @ott ben SSater m^ 

burd^ fic jlud^en njtt bem SKenfc^en> nad^ betn 25ilbe: ©t5ftc& 

[ gemalt. Slu§ einem SDlunbe 9e:^ct 2o&en unb glut^en. @§ fott 

md)t, :lie6en SSrubcr; alfo fein.:— Siöm. 12, 14: Segnet,, bie euc^ 

ocrfolgen, fegnct unb flui^et nii^t. — 8uf. 9, 51—55. 

Slnnf. Scr %l\i^ lommt, wie bie. Stocke (SfJom, 12, 193 -^ebr. , 10, 
30), allein bem getecEiten 'unb l^eitigen ©erid^te ©otteS ju.^#pt= 
^cn gludö fann ©Ott aud^ burc^ ÜKenfd^en öerfünbigen laffen, 
«nb bann ifl eö naturtid^ bem-2Kenfd^en, ber ben^ludö im Sta- 
men unb Sluftrage.^ottcg üerfönbigt, feine @ünbe. (35eifpiele: 
9?oa]^, Safob, bie ^jJropl^eten.) ®6cn[o ijl eS nicf)t Unred^t, fon^ 
. . beicn ötelmc^r ;^ eilig e ßl^riflenpflidöt, bem leid^tftnnigen ©itnber 

, @otte§ gluc^ unb ©erid^t aus ©einem SBorte.oorju]^ alten, 
bamit er jtd^ befel^re unb bem i^m bro|)enben §luc^e nod^ ent= 

■ rinne. 3. 501 of, 19/17; S)u [oaffcbeinen9iac^^en.ftrafen, auf' 
ba^ bu ntd^t feinet^alBen S^ulb tragen mfiffejl. 

§. 46. 

©dpttJÖren t)eift, , bcn aUwtjTenben unb ficiligen @oft 
jum 3cu3en bcr 2Bat)r^cit unb fRä6^ev ber Unwa^rl^cit an= 
rufen, ^aö falf^c «Sd^njören (SJZcincib) ift qIö offen» 
bare Sßer^ö^nung ber ?lttnj{ffenl^eif, ^ctUgfctt unb ^Ittmorfjt 
©otteö ber entfeiltc^ffe ^reoeP). SlBer auö) ta^ @(^n)örcti 
ixUxl^aüpt ijl fct)on öom Itebet^), benn ber SWenfd) foKtc 
fo in ber S93al)rl^e{t unb üor bem Slngefid^fe ©otteö (eben, 
hjx^ fein einfad^eö Sa ober iRein i^m ebenfo tjetUg unb 5ln= 
bem ebenfo juücriäffig tjl, alö ber ^etltgftc unb förmttc^ile 
@ib, unb er, öor einem unwal^rcn, Sa ober sRein ebenfo fc^r 
jurudbcbt, mi »or einem förmlid^en -SWcineib. 'Ba bem 
aber nid^t fo tj!, ba oietme^r grobe unb feine Sugenl^affig= 
feit fo allgemein unter ben SJ?enfd^cn ift (§. 119), fo fann 
ber ^ib in ftid^tigen ©ingen ni^t entbel^rt werben ^). 

3. 501 f. 19, 12: S^r fotlt nic^t falfc^ fd^woren Bei nietnem 
Sfamen unb entljeiligen ben 9?amen beineö ^otteSi benn So^ Bin 
ber ^err. ©jed^. 17, 19: ®er ^©rr |)©rr f^jrtd^t: .®ö ttjo^r 
als S^ leBe, fo »iU Sc^ meinen ^ii), bcn er öerad^tet 'S)at, mb 
meinen SSunb, ben er gebrochen ^at, auf feinen Äopf Bringen. — 
©Ol. 6, 7: Srret euci) nic^t, ©ott Idf t pd^ nic^t fpptten. 

'') matt^. 5, 34—37: S^r foHt afferbin^S nid^t fd^woren ... 
©ure Sflebe fei: So, ja 5 nein, nein; ttJoS boruBer ift, boS ift com 
UeBel. — Sof. 5, 12. 

^) 5. 5Wof. 6, 13: S-u foKft ben .f)©rrtt, beineri ©ott, fürchten 
unb S'^m bicncn unb Bei feinem 9tamen fd^rooren. 5. 501 f. 



10, 20.,— ^eBr. 6, 16: ® er (gib maä)t ein ©nbe atteS ^aberS, 
bafeei e6 fefl bleibt unter il^ncn. 

Slnm. SäSSBort e^riftf, Sfiatt^. 5, 34—37, ift ^duftg fo op 
' ftonben worben, al§ fei b er @ib an ftc^ unb unter allen Umftam 
ben ®unbe. 35af bieS aber ein ÜJlifncrjlanb fei, jeigt f^on 
aKattl^. 26, 63, wo ß^riftug felbfl einen förmlichen ©b leijiet. 
3?i# ber eib an ftc^ ijl ba§ Uebel, fonbern bag, wag ben ®b 
nötl^tg mac^t, ndmiic| i>it traurige,' aber unbejlreitbore Zi)at\aö)ef 
baf oon jebem 5Kcnfd|)en unter Umjlonben Unwalirl^aftigfeit ju 
befurd^ten fte^t (^f. 116, 11 5 Sflom. 3, 4). (S.'^xi^i ^orberung 
gel^t, tüie aUe göttlichen ©ebctc," gunll^jl auf ben innern ^er= 
genggrunb (§. 21). SBcnn ^i er bie SKot^roenbigfeit beg Stfenjurg 
obwaltet, b. ^. wenn ber SÖJenfc^ ol^nc ben ©b ni^t tie SiBö^r? 
^eit fagen würbe, foi^t^au^ ber @ib überl^aupt, auc^ ber-wa^rc 
gib, Sünbc. Siegt aber bie 3'iot:^tt)enbigf eit beg ©beg nic^t in 
®ein, ber i^n lei|len foll, fonbern allein in Sem, ber ben ©b 
gur ©i^erfleCung ber SBa'^r'^eit unb Sreue forbert, fo fdUt ber 
eigentliche' ©runb beg SSerboteg weg, unb ber ß^rijt lann ol>ne 
©ünbe ben geforberten . ©b leisten. 2lber ou^ bie gorberung 
beg ©beg tjt berechtigt, weit er gur moglic^ften igiAerjlellung 
ber SBal^rl^eit unentbel^rltc^ ijt. Sieg gilt namentlic§^ öon ber 
Dbrigfeit, bie gu rechter gö'^rung beg i'^r oon ®ott angewie= 
fenen Slmteg i>ie moglirfijl genaue unb guöerldffige «Kennfnif ber 

. SBa^rl^cit, nac^ ber jte rieten, fc^ü|en unb jtrafen foQ, be= 
barf. — %üt bog SScr^alten beg 6:^ri^en in SSegie^ung auf ben 
©b giebt ebrifti S3orbilb (1. g)etr. 2, 21) ben fic^erjten map 
tt«b. ©einen Sungern unb bem SSolfe gegenüber brauchte ©r 

^ gur JBefrdftigung feiner Slugfagc nur ein etnfac^eg Sa unb Slmenj 
er weigerte ftc^ aber au^ ni^t, ben S'^m üön ber Dbrigfeit (oom 
^o'^enrdt^eSIKattl>, 26,-63) oorgelegten @ib gu teiften. @o barf 
auä) ber S^rifl f^woren, wenn bie SDbrigfeit eg forbert, ober 
wenn bie Sac^e, um bie eg ffc^ ^onbelt, oon fotc^erySSic^tigfeit 
ift, i>a^ ber üJorwurf eineg leic|tfertigen ober unnot^tgen ®e= 
brau(!)eg beg aCer^eiligjlen SiamenS nii^t ^la| "^at. ®onjl oiber 
foll er jtc^ mit einem einfachen, aber unter allen Umjldnben ^ireng 
wo^rl^a^en unb guoerldffigen Sa unb IJJein begnügen. 

§.47. 

IBcim 0?amen @ottcö ^auhttn l)cift: oi)nc ®lou = 
Jbcn unb nod^ beö @igcnn)tlten^ ©dufte fflamtn, 
SEort ober ^Qcröwcnt ®otte§ böjti antrenbeu, „um ju er= 
fol^ren, n)aö ©Ott oerborgen, ober ju erfangen, «JQö ®ott 
üerrüetgcrt^at." (S3eif^: 1. eom. 28, 7 ff.; 5Ipofd). 19, 
13. 195 16, 16.) 

5. SKof; 18) 10 — 12: Saf nic^t unter bir gefunben werbe. . . 
ein SEeigfoger ober ein Slagewo^ter, ober ber auf S3ogclgef^vci 



26 §8om göttttd^cn @efe|e. 

ac^tc, obec ein äau'&erer, ober SScf^worer, ober SBal^cfaaer, ober 
äei^enbc.uter, ober ber bte Sobten fcage. 35cnn »er fold^eS t^ut, 
bcr tfl bem ^^xtn ein ©rauel. . 

31 nm. (SS fommt ^icr eigentlich gar ni(i)t barauf an, oB eö üBer= 
l^aupt mogtid^ ijl, bo§ ein fotc^e§ Saubern ben bcqbfid^tigtett 
Erfolg l^dbe, fonbern barauf, baf , eS unter aCen Um jlanbcri 
(Sunbe unb Sdjlerun g bcg 9iamenS ©otteg ijt, bcrgleid)en gu.tl^un, 
ober fiir jtd^ t^un gu laffen. 

§. 48. 

3um gügctt unb S;i;ngctt mtrb ®öttcö 9(?ame nic^t 
nur bei falfc^em ©d^mur unb iWetnctb mt§brauc^t, fonbcrn 
au^ bei ©d^cml^cUigfctt unb Stppcnbtcnfl, wenn man ©otteö 
5Ramcn nur im SÖfunbc unb nid^t im |)erpn l^at^); 
ferner wenn man ©otteö SBort ju falfc^cr Se^rc mif* 
brandet ^), ober mit ®otte§ SÖarml^er§igfeit unb ßangmut^ 
jtc^ fclbjl ober 5lnberc in Äeid^tjtnn unb ©id^crl^eit bcf!är!t^). 

^f- 50, 16. 17: aBaS,oerfünbigeft bu meine Siechte unb 
ntmmjl meinen SSunb in beinen 5Dlunb, fo bu bo^ tk 2n6)t ^affejt 
unb wirfjl: meine SBorte hinter bi^? — fOlatt^. 15, 7. 8: S^r 
^eud^ter, eg !^at wol^t Sefaia bon eud^ geweiSfagt unb gefprod^en: 
Sieg aSolf na'^et ftd^ ju mir mit feinem 2Äunbe unb e^ret miä> 
mit feinen Sippen, aber if)t S^ev^ i|t -ferne oon mir. — ^Statfi). 7, 
21 — 23: gg ttterben nid^t ^Ite, bie ju mir fagen: ^®rr, .^®rrl 
in bag ^immelrcid^ fommen, fonbern bie ben fflJiUen t^un meines 
SSaterg im ^immel u. f. rc. 

2) Djfb. 22, 18. 195 .— 5. gjlof. 4, 2? «pgfc^. 15, 1. 24; — 
®al. 1, 6—8. , 

^) Sub. 4. — ^ebr. 10, 26. 



§. 49. 

Sa bcr SKcnfd^ fo leidet fotd^e ©ünben, weit fie bloö 
in SBorten gefd^el^cn, überfielet unb geringad^tet, fügt ©ett 
nod^ t)k ^ro^ung l^inju, ia^ er ben Säfterer fetneg ^amtnS 
gewif ntd^t ungcftraft tajfen werbe. (Bcifpiet: 3. SWof. 24.) 

®at. 6, 7: Srret eud^ nic^t, ®ott Idft ftc^ nic^t fpotten. — 
^ebr. 10, 31: ©d^recEUc^ ijt cg, in Sbie ^dnbe beg lebenbigen 
©otteg ju fatten. 4>of. 17, 18— 20. 



Baö jwette ®ebot 27 

■ • §-50. 

SBic nic^t attein Seriemgc trbtfd^cö ®ut mtfbraud^t, 
tict c^^n fc^lec^ten Stoeden, fonbcrn aud^ ©crjemgc, ber 
eg' gar nr^t btaud^t, fo tft cö öud^ mit ben l^immü^ 
f4en ©iitern beö Sf^amenS unb SSorteö ®ottc§. Tik ^v- 
futtung beö §tt)citen (^cbote§ ^(^lie^t aixä) bcn regten ®e=^ 
htau^ t>t^, dlamtn^ ®otteß in ftd^ unb b er befielet 
barin, baf njtr ®oftcö Sflamen in alten ?flbt\)tn 
anrufen, beten, loben unb banfen. 

§. 51. 

©otteö Flamen itt affcit Stöt^en antufcn ]^et0t: in 
aller eignen unb frentben S^ZotJ, fei [fte noc^ fo gro§ ober 
nocb fo gering, »or allen fingen bei ®ott J^ülfe fud^cn, 
unb ^at txt Sßerl^eifung einer gnäbigen ©rl^örung. 

g)f. 50, 15: SHufe mid^ an in ber 9Jot^, [o Witt gc^ bt(^ et« 
reiten unb bu foIIJt mtc^ greifen. — Pf. 145, 18: 35er .^®rr tjt 
na'^c allen Senen, bte S^n anrufen, t>xc St)n mit grnjl anrufen. 

§.52. 

Sm Flamen ®ötteö beten f)zi%t: um feineö ©cboteö 
unb feiner SSertjeif ungen willen im gläubigen unb finblid^ 
bemätl^igen ^erjenögef^räd^ alle eigne unb firembe Slnticgen 
öor ®o,tt bringen. 

@p]^. 6, 18: SBetct ftetS in allem ^Inliegen mit Sitten unb 
^lel^en unb wachet baju mit ottem Sln'^alten unb ^lel^en für aUe 
^Jeiligen. — 1. Äim. 2, 1: @o ermahne i^ nun, ta^ man oor 
«Ken Singen juerjl: t^ue SSitte, ©ebet, gurtitte unb 35anffa9un9 
für alle SKenfd^en. 

§. 53. 

^en tarnen ®otte^ lohen ^eift: \)a^ .f)crj üon @ot= 
te§ ®nabe unb ^errlid^Eeit fo öbll l^aben, ba§ man nid^t 
anberö fann ^) , aU feinen S'iamen freubig )öor aller SBelt 
befennen^) unb i^n burd^ Sßort^) unb ^i)at*) greifen. 

*) SKattl^. 12, 34: SBc^ bag ^erj oott ifl, booon geltet ber 
sjRühb üBer. — ,2[^>9fd^. 4, 20: Sßir fonncn'S ja nic^t lajTcn, ha^ 
mit ntd^t reben follten, maß mit gefeiten -unb gebort ^aBen. 

^ 31 cm, 1, 16: Sd^ fd^ame mi^ beg eoangeUumS öon ß^rifto 
md^t,-benn e6 ift eine Äraft ©otteeV Ibie ba fetig mad^t Stile, bit 



28 S^ottt göttltf en ®cfe|c. 

baron glauben. — 3R att^, 10, 32.' 33: 'a3cr mtc^^B.efcnnct »ot 
' ben SIRcnfc^en, ben toitt S!Ö^ auti^ Befennen t5or meinem^immUf^en 
aSoter U; f..tt). ' '. ; 

3) ^R'ol 3, 16: fiaffet ba§ SBort 6i)rtili tetd^ticfe unter euc^ mp 
nen in oller SBetSl^ett, leieret unb üermal^nct eud^ fclber mit |)fot' 
men unb goBgcfdngen unb getfllic^en ItcBlid^eh' gtebcrn/ finget unb 
fpielet bem ^@rrn in cuern »^ergen. - 

ÜRattl). 5, 16: 2affet euer Sic^t leüti^ten oor ben ßeuten, bo^ 
fic eure guten SBerfe fc'^en unb- eucrn SSoter im ^immcl :pr eifert. — 
SQxoh 1, 21: 35er ^@rr J^ot eS gegeben, .ber|>@rr l^ot e§ genom» 
men, ber 3?omc beS J^grrn fei getoöet. — So|. 21, 19. 

Sm 9'?omen ®otfcö batifen l^eift: fteubig unb tcmu« 
tl^tg crfennen unb befenncn, bof aUcö ®ute,: tcaö wir 
l^aben, jtnb unb tl^un, nur ®otteö ®näb^ unb unücrbicntc 
SBol^It^at ift. Sßenh cö mit biefcm SSefenntnif red^ter @rnfl 
tfl, fo «jerben mx unfern ^an! oucl^ bür§ bte Sll^at bc= 
währen, tnbcm toit bic <®ab en®ottcf niti^t nad^ unferm, 
tonbern nac^ ®otteö SBol&IgefaUcn ocrwenbcn. 

(§^p1). 5, 20: ©aget ©onf altejcit für SWeS [©ott unb bera 
SSoter, in bem 3?omen unferä^Srrn Sefu 6:^rifii. 



^ae britte ©ebot 

^tt fottftbert Feiertag ^eiligen* 

aSoS tfl baS? 

Sßir foUcn ®ott fürchten unb Heben, i>a^ xoit bie 

^^rebigt unb fein Sßort nic|)t üerot^ten, fo,nbern 

boffelbe heilig l^alten, gerne Igoren unb ternen> 

§.65. 

25ie Bciben etjiett ®ebpfe jeigen, »ie ber SD?enf^ jtd^ 
mit bem ^cx^en unb bem SJfunbe gegen ®ott »erl^alten 
fott; baö bnttc ^anbe(t tjon bem ©otteöbienft im Sl^U« 
unb ßajfen.. 



.^a§ britte ®cbot ' 29 

A. Be^^ Sage fottft bu arbeiten unb all bcine ©tngc 

§. 56. ; 

©er SWehfd^ ift »on ®ott ^itr ^atljifcif befttmmt 
(1. 2Wof. 2, 15). 5l&er n)äe o^nc @unbe &uft n>ar, i^ 
bur4:ben ^lud^ ber @ünbe jür Saft gemorben^). Stefer 
göttttd^e Sl«^ wmfd^fieft aber aud^ einen @egen. S)enn 
llrbettfanSett bcwal^rt »or j»tet @änben, unb SJlüpiggang tfl 
otter Safler Anfang. D^nc 5lrbeit im @d^n)et|e beö 5lnge= 
ftd^tö gtebt e^ in biefem Seben feine Bletbenbe Sufrtebcn^cit 
unb feine re^te ^eubigfett beö Seben^, fonbern nur qualt= 
»oße Sangemeile, Unpfrtebenbett, Ueberbruf unb @fel am 
Scbcn. ©arum fann ftd^ deiner, unb fei er nod^ fo reid^ 
unb ^o^Qtitcüt, biefer göttlid^en Drbnung ent^iel^en, o'^ne 
eineö »ierfd^TOerercn^Iud^eö gewärtig p fein^). 

1. SRof. 3, 19: Sm ©c^wct^e beineS sangefic^teä fottjt.bu 
bein SSrot ejyeh, Big bu >Dtcber gur @rbe »erbeft, baöon bu 9enom= 
mcn Btjl;. 

*) 2. Ä^cff. 3, 10; @o Scmonb ntd&t »ttt arbeiten, ber foU 
au4 «i# effe«. 



B. ^ber om ftebenten Sage tjl ber BabHt^M^ ^@rrn u.f.n); 

■ -,§:-57' 

©er SßdcpCttfaBbatp i# eingefc^t jum Sdacbbiib beg 
©cbPpfungöfabbatbS (2. 2Kof. 20, 8— 11) unb gum SSor= 
bilb beö ewigen @abbatt)ö (^^ebr. 4, 9. 10). ©er ewige 
@ ab b atb ift bag Eingeben ber Kreatur tu bu ülube 
®otte^. SBte @ott rübcte, nod^bem ^r fein @c^ö^)fungä= 
werf oottenbct battc (1. s^of. 2, 1—3)/ .fo foK aud^ bic 
^reotur in ewiger ©eligfeit ruben unb on ber fetigen 0lube 
®ottc6 S^eit nei^men, wenn jte ibren @ntwttfelung§gang 
tjoßenbet unb ibre S5ef!immung erreid^t \)at (^cbr. 4/9. 10). 
SSgt. §. 305. Sn ber irbifd^en ©abbatb^rube foH 
.ft% bie ewige @abbatb^?"bcö'^f^tcgcln unb »or= , 
b i tb n d^ a n b a 1^ n e n.' ©ag tjl ibre oltgemein religiöfe S5e= 
beutung. 



30 SBom göttlid^en ®e[c|c. 

§.58. 

25tc einige Siu^e ijl ein Slufprcn aller irbifcöen 5lr= 
beit unb 2Küt)c, an beren @teUc eine anbere unb uncnblid^ 
l^ö^ere S^^tigfeit getreten ift: ein ewigeö 5lnfd^auen iinb 
greifen ®ottc§, eine ungej!örte 3!l^eilnal^me an Seiner .^crr= 
lid^f eit unb ©eligfeit, ein Umfaffen ber ganzen >!^rcatur in 
öoUfommenfler Siebe (ogt. §. 305). ^arnac^ bejiimmt 
jtcl^ aud^ bte ,9?u^e unb bie S^ötigfeit beö trbifd[)en @ab= 
batl^ö: ^rei^eit öon alten arbeiten unb Wulfen 
bc§ irbifd^fn S5e«ufö, SSorbereitung unb 1ßorg.e = 
nuf ber 5£l^ätig!eit beö^immlifc^en S5erufö (llm= 
gang mit ®ott,unb SBerle ber Siebe). 

§. 59 a. 

Sin 51'. £. »urbc bie 3ScrIe|ttttg ber gebotenen 
©abbat^ru^e mit bem Sobc bejlraTt (2. iö?of. 31, 14. 
15 5 4. SKof. 15, 32—35). ©iefe Strenge beö ©efe^e^ 
l^atte il^ren ®runb barin, t>a% ber ©abbdtl^ im 51. Z: S5un ^ 
beöi^ctc^en (2. STJof. 31, 13—17) unb barum jebe @nt= 
l^eiligung beffelben ein SKaiejtätSöerbret^en mar. Sm 
9f?. S; bagegen ijl ^eiligung t>e^ \®abhath^ riicbt mefir ein 
Sßerf beö uncrbittlid^ lirengen ©cfei^eg, fonbern beö reli = 
giöfen S3ebürfniffeö unb ber freien Siebe. 5luci^ bie 
©abbat^gfeicr beä alten S5unbeö l^at in ßl^rijio i^re 
Erfüllung gefunbcn^), unb mic ß^riW Jelbjt ijl auc^ 
ieber Sünger Gl^rijii (burd^ S^n) ein ^err über ben @ab» 
batl^ gemorben^). 

ÄoL 2, 16.17: So lafl'et euc^ nun 3?iemanb ©ewiffen moc()en 
über Spcife ober über Srarif, ober über bcftimmte §eier» 
taQc, ober 9teumonben/ ober ©abbotl^er/ »elc^eS ifl ber 
©d&atten öon Sem, bo§ jufünftig war, aber ber Äörper fetbjl: ijt 
in le^riilo. — SSgl. nod^ SRom. 13, 5. 65 @at. 4, 9. 10. 

2) üRarf. 2, 27.28: ®er ©abbat^ ijl um beg £Kenfc^en njiücit 
gemad^t unb nic^t ber SOlenfcö um beS @abbat:^§ mtlen} fo ijl beg- 
SKenf(|en @oI)n ein J^crr auä) beg Sabbatl^g. 

§. 59 b. 

Snfofern atfo bie @abbat^öfcier be^ alten iBunbeg ein 
SBcrf beg ©efe^eö unb ein ©lieb beg oorbilblicl)en unb 
begl^alb nur jettmeiligen (§. 217) ©ottegbienjie^ mor, l^at 



35aö brittc ©ebot 31 

tl^rc ^cr^flic^tung für t)en 6J)ri|tcn aufgehört, — infofern 
fte aber einem reiic|iöfen S3cbürfnijfe beö l??enfd^cn cnt= 
fprt^t, bauert il^rc^^eilfomfeit unb ©ultigfctt ou^l im neuen 
IBunbc nod^ fort. £)o ober im 9?. %. bie ©abbat^öfeier 
bem ©eftd^föipunfte ber @efei|Iid^feit entrückt unb unter t)zn 
ber eoangeltfd^en ^rei^eit gejlettt ijl, fo war bie erjtc cbrijt= 
lic^eÄtrd^c ooHfommen berechtigt, ^att be§ fiebenten 
Sageö bcn erften ober ben @onntag — qB ben Sag ber 
^wferjle^iing ßtjrifti, a»f wjcld^er unfere ©rlöfung rul^t 
(§. 248) — jum Sage ber gottgenjei^ten 9fut)e unb bei 
gemeinfomeh ©otte^bienfteö etn^Ufe^en (5lpgf4. 20, 7; 
1. Äor. 16, 2} SDffb. 1, 10). 

§. 59 c. 

gür ben ß^rificn fte^t eö bemrioc^ mit ber Sßer^fli(^= 
tung §ur @abbatj)gru|)c folgenberma^en : Sftici)t t>a^ <Hr= 
beiten an fit|> wä^renb beö ©onntagö ift @ünbe, fonbcrn 
bie (Sejtnnung, auö ber eö ^eröorget)t, unb öon ber eg 
Beugnif ablegt, nämli^ ber gott=Iofe äuftanb unferö .^er= 
genö, ba wir beö ®otteöbien|^eö ni^t ju bebürfen wähnen 
unb fein SSerlangen noc^ @e^nfud)t na^) Umgang mit ® Ott 
^aben, — ta mv t)it irbifc^e Arbeit unb i^ren irbifd^en 
®en)inn für notbiger, mid^ttger unb nü^tid^er ad^ten af6 
bie @drge für ba6\^eil unfercr ©ccle. Sßo ber ^abbatf)€= 
ru^e ni^t bie rechte ©ejinnung ju ®runbe liegt, wirb ber 
3nJed beö ^abhat))^ burdb Stütjen ebenfo tjerfe^lt mie burt^ 
arbeiten. (Ein gott=lofeö dtu\)cn am ©onntage ift ebenfo 
n5ot)t @ünbe otö ein gott=lofc6 ?lrbeitcn an bemfelben. 

§. 60. 

5luf er bem »öd^entli^en ^ahhat^ ^attc fd^on t>a^ 3(. S. 
nodb mehrere ^cicttagc jum ©cbäc^tnif einiger befonber^ 
wicittgen S^otfad^en ber göttlichen ©nabenfül^rung Sfraelö, 
bie ebenfo ftreng mie ber eigenttid^e <Bah'bati) gefeiert n)er= 
ben mü^pten. <So pt aud^ bie c^rifllit^e ^^irc^e jur @rim 
ncrung an bie grofen S^atfad^en ber ©rlöfung mehrere 
jä^rti^ wieberfe^renbe^effcc eingefe^t, unb forbert, baf 
biefelben ebenfo gel^eiligt werben, wie ber ©onntag. Sarum 
l^cift eö aurf) in unferm ^ated^iömuö ganj allgemein: „Su 
fottft ben^eiertag ^eiligen." 93gl. §. 66 ff. 



32 sBom' göttttd^en ®efe|c. 

Slnm. Sctcrn l^eift: üon ben geteol^nUd^ctt Slrfeeiten aßlaffcni unb 
l^ciligen J^eift: oon, bem geioo^nUd^en unb gememen @e6caitc^c 
aBfonbcrn unb für gottU^c,- rcttgtofe StocdEe bejltmmcn. , ' 



§.61 

©er Sonntag ober Feiertag n)trb ctit^ciUgt/ wenn 
man bte ^rcbtgt »crnad^tafftgt unb ha^ jSort 
®ottcö ttMad^tct, b. 1^. wenn man fiatt anbad^ttger 
Sl^ettnal^me am gcmeinfamen ftrd^ttd^cn ©ofteöbtcnji: unb 
flatt eifrigen ^orfd^cnö im Sßbrte ®otte^ «jeMid^c ober gar 
fünblid^c ©inge tvdht, unb ^td^ welttid^en ©enüfcn, 3cr= 
jlreuungen unb ©efettfd^aften l^ingiebt. 

Jpebr. 10, 24. 25: Saffet unS unter cinanber unfer felbfl: n)a'^r=. 
ttc'^men mit Sfleijen g^ur Siebe unb ju guten SBerfcn unb ntc^t Der» 
lajfen unfere SJerfammtungen/ wie @tU^e pflegen, Jonbern unö um 
ter etnanber üermal^ncn. — ®p]^. 5, 18. 19:.®aufet euc^ nid^t üott 
SBeinS , barauS ein unorbentUd^ SBe[cn folgt, fonbcrn werbet oott 
_ OetjteS unb rebet unter einanber öon ^falmen unb Sobgefdngen unb 
getfitid^en Stebern, jtngcfc unb fptelet bem J^Srrn in euern ^erjen. 
0lom. 14, 17. 18. 

§62. 

©er ©onntag tjl aber feine^wegö ein Sog ber Stauer 
unb ber Äge ober trüben Äopf{)ängerei i), fpnbern ber 
Sreube unb ßujl^), ober einer greube in bem i^ßrrn^) 
unb einer Sujl an ©otteöSiBort*). 

Sef. 58, 5. ^) 9)f. 118, 24? ^f. 16, 11. 

3) ^^it. 4, 4. ") ^f. 1, -25 0iom. 7, 22. 

§.63. 

©rloubt unb bem 3n)ecfe beö Seiertagö ööUig angc= 
meffen ftnb bie SBctfe dbnjlUd^er.Sicbc ^). 5lud^ Söerfe 
ju eignem irbifd^en ^ix^ unb frommen mögen, tt>enn jtc 
«jirftid^ burc^ bringenbe SfJot^ geforbcrt jtnb unb nid^t auf» 
gefd^oben n)erben fönnen, öerrid^tet werben 2), nur ba0 nid^t 
Srogl^eit, Uhorbnung ober fiüberlid^feit bobei im @^)iele fihb. 

^) Saf. 1, 27: Sin reiner unb unBejiccEtcr ©otteSbienffc oor 
©Ott bem SSatcr ifl ber: bie SBaifen unb SBtttwen in il^rer SicöBfat 
Bcfuc^en unb jt(]^ oön ber. SBett unbefleäf er'^oTten. — Sef. 58, 5— 7. 



^aä btitU (iebot. 33 

2) aKatt^. 12, 11. 12: 2BeW)ec ijt unter cu^, fo et ein Sc^af 
J)af/ baö i|)m am ^abhaii) in eine @rube faßt, ber eg nicöt ergreife 
*unb auf(;e6e'? SSie ciet Keffer ijl nun ein SRenfc^, benn ein @c^af? 
..■©arum mag man Juo^^t am .^ahhatl) @uteg t^un. 



§.64. 

S)et - Feiertag mrbgc^eii^t, roznn n)tr ©otteö 
ISort J)etng galten, gerne l)ören «nb lernen 
(«>lp#gefc^. 17, 11; Suf. 2, 19), fonjo^l in ber ^-c^e wk 
p ^aufe, in gemctnfamer ©rbauung rvk tn ber ©infamfett 
Deg ^dmmerleinö (3Jtatt§. ö, 6). 

^P[.26, 6—8: Sc& ^alte mid), >^®rr> gu Seinem 5lltar, üa man 
^orefc bit «Stimme be§ Sanfeg^ ba man prebiget ade Seine SBun= 
ber 5 ^©rr, isi) l)abt ließ bie Statte Seinem |)aufeä unb ben Drt, 
wo Seine @^re n)o{)nct. — "$)[. 27, 45\Koi. 3, 16: Söffet i>a§ 
SBort e^rifti reic^ti^ jc. C§. 53, 3.) 

§. 65. 

©efammelt unb njo^l oorbereitet fott ber (S^rift §um 
<BotU^i)a\i\t gct)en^), mit unget^eiltem .^erjen am ®otte§= 
öienjie Sf)eil nef)men, unb bie ^rebigt be^ Sßorteö ®otte^ 
tief in feine @eele puägen, bomit er, burd^ baffelbe innerlid^ 
neu gefräftiget unb geftärft^), lieber an bk SBerfc feinet 
trbi[4)en Berufe ge^en unb ntd^t Uo§ ^bxev, fonbern auc| 
SS^^äter beö Söorte^ fein möge^). Sann roirb ber i)ffcnt- 
lid(>e ^otteöbtenfl: aui^ §um ^äu^lid^cn ©ottcöbienfte trei* 
ben, i^n tragen, t)eben unb forbern. ^eud^ierifrf)er (Sotte§= 
bienft in ber Äir^e rok im .^aufe ift aber bem <^@rrn ein 
(grauet*). 

^) ^rcb. 4, 17: S3ewa:^re beinen i^uf, roenn tu jum-^aufe 
©otteS ge^ejl:, unb fomme, ba^ bu ^orejt. 

■ ' ^) Matt^. 4, 4: Ser aWenfc^ leBt ni^t üom 25rote aCetn, fon= 
bern bon einem jeglichen SBorte, iia$ burc^ ben 2Runb ©otteS ge:^t. 

" • 3) 2uf. 11, 28: ©elig ftnb, bie ©otteS SBort |)6ren unb Uma^-- 
ren. ^— Sa!. 1, 22: ®eib aber Später beg ^ovte^ unb nic^t ^6- 
j:er allein, bamit i^t euc^ [etbfl Betrüget, 

^) 3tmo§ 5, 21. 23. 



■i^ur^, (Ei)v. D{eUgionäic[)i:e. ß. 3(ujl. 3 



32 SSom' göttUd^ert @efc^c. 



sinnt, getcrn l^etft: wohben 9Ctt)6:^ttttc^ett Slrfteiten oWaffeni unö 
Zeitigen J^eiffr üon, bcm'Q^wo'^nU^en unb gemeinen @eBcaüiö^c 
abfonbccn unb für göttttcöe, rettgtofe 3n>ecfe bejltinmen. , • 



©er @onntQ9 ober gctcrtag »irb/cnt^eUigt^ wenn 
mon btc -^rcbigt tternac^Icifftgt, unb baö SBort 
® ottci »wachtet, b.: 1^. njcnn mäh jtott anbad^ttgcr 
Sl^cUnal^mc am gemetnfdmcn Itrci^ltd^en ©o.ttcSbtcnfi: unb 
ftatt eifrigen ^orfd^enS im SBbrtc ©otteö nJcMid^c ober gör 
fünblic^e ©inge treibt, unb ftd^ n)elttic|en ©criüjfen, 3er= 
jlrcuungcrt ünb ©efettfd^aftcn l^ingicbt. 

Sgthx. 10, 24. 25: ßaffet un§ unter etnahber unfer felöfl »a'^r». 
nel^men mit iRcijen jur Siebe.unbju guten SBerf en unb ntd^t t>er= 
tajfen urifere SSerfammtungen, »te mii^e Pflegen, fonbern uns um 
tcr emanber ücrmal^nen. — @p]^. 5, 18. 19:;@aufef euti^nid^t üoU 
SBetn§, barauS ein unorbcntHd^ SBefen fotgt, fonbern »erbet üott 
. ©eijlcs unb rebet-unter emanber bon ^Jfatmen unb üioBgefongcn unb 
getjtlic^en ßtebern, finget Unb fpielet.bem Ä@rrn in euern Äerjen. 
9i6m. 14, 17. 18. - 

S)er ©onntag tjl ober Mnc6n)eg§rcin Sag bcr Stauer 
unb ber Ägc ober trüben Äi)pfpngerei ^), fonbern ber 
Sreube unb ßufl^), aber einer greube in bem^@rrn^) 
unb einer ßiift an ©Ott e^SÜB ort*). , 

Sef. 58, 5. ' 2) gjf 118^ 245 ^f. 16, 11. 

=») W^- 4, 4. ■») g)f. 1,-25 9iom. 7, 22. 

§.63. 

• Erlaubt unb bem ßnjccfe beg ^eiertagö /ööUig ange= 
mcjfen finb bie SBcrfe (äBriftlid^cr Siebe '^), 5lud^ Söerfe 
ju eignem irbif(|en iRu| unb grommen mögen ,\n)enn fie 
n)irflid^ burc^ brihgenbe 3lotf) gcforbert ftnb unb nid^t auf» 
gef^obcn werben fönnen, öerri^fet werben 2), nur bat nid^t 
Srägl^cit, Uhorbnung ober Süberlid^feit babei im @^ielc fthb. 

^) Saf. 1, 27: gin reiner unb unBefle(lter,@btte6bienjl oor 
©Ott bem SJater ifl ber: bie SSSaifen unb SBittro cn in i^rer SSyuBfal 
Befutj^en unbftd^ oön ber. 2Bett unbefleckt er'^alten. — , Sef. 58, 5— 7. 



2) mätt^.U, 11. 12: 2Beld)er ijl unter eu^, fo eu ein @c^af 
"§af,' haä i(;m am Sabbatt) in eine ©rube fdttt, ber eS nic6t ergreife 
*unD auf(;ebe? SBie »ietbeffer ijl nun ein SKenf^, benn ein (S^af? 
:®arum mag man Süotjt am .<^cibhat^ ©uteg f^un. 



Ser Feiertag trirb gepcUitit, wenn wir ®otteö 
15Sorti)e{ttg galten, cjcrne t)ören unb terncti 
(3lpftgef4).:17, 11; «uf. 2, 19), fon)o^t in bcr ^irc&e wie 
p |)aufe, in gemeinfamet ©c&auung wie in ber ßinfamfcit 
D'eg .^ammerleinö (3Jlatt§. ö, 6). 

, '^f.,26, 6—8: %6) ^alte mid), .§@rr; ju Seinem 5lltar, Da man 
^öret bie ©timmc beg Sanfcä'/ ba man prebiget aUe Seine 8Bun= 
" beri .^©rr, it^ I;abe tieb bie Statte Seines |)aufe§ unb ben Drt, 
wo Seine @^rc wohnet. — '3)[. 27, 4^ Äot. 3, 16: SaJTet baS 
SBort e^rijti rei^ti^ tc. C§. 53, .3.) 

§. 65. 

®efammelt unb wo^t oorbereitet fott ber (S^rill §um 
^otte^^aufc gc^en^), mit , ungct^eiltem .f)erjen am ®otteg= 
bienjic St)eil nehmen, unb tu ^rebigt beö SBorteö ®otte^ 
tief in feine @ee(e puägen, tamxt er, burd^ bajfelbe innerlid^ 
neu gefräftiget iinb gejlärft^), wieber an Vit Sßerfe feineö 
trbif^en Berufe get)en unb nid^t J»loö ^örer, fonbern au^ 
%%htvc beö Sßorteö fein möge^). ©ann wirb ber öffent* 
lic|e ©otteöbicnft auc!^ siim f)äu§lid^en ®otteöbien|le trei» 
ben, i^n tragen, ^eben unb förbern. ^eud^lerifc^er @ofteg= 
bienfi m ber ^irc|c wie im ^aufc ift aber bem .^Srrn ein 
■®räuel*). 

^) ^reb. 4, 17: Seroa^re beinen gup, raenn hvL jum-^aufe 
®otteS gc^ejt, unb fomme, hq.'<^ buJ)orejl. 

^' ^) ÜDtat^^. 4, 4: Ser SRenfc^ itU nic^t oom Srote oßein, fon= 
berö öon einem jeglid^cn SBorte, ba§ burc| ben 2Kunb ©otteS 9e:^t. 

■■ • 3) Suf. 11, 28: Selig ftttb, ^k ©otteS SBort ^oren unb ben)a^= 
Ten. -—Sa J. 1, 22: Seib ai&er S^oter beg 2Borteg unb ntc^t ^6- 
xtt aßein, txxmt i^r eud^ felb{l betrüget. 

- ^) 5lmog 5, 21. 23. ' 



-Äurö, S^r. afleügicnälc^re. 6. 9(u^. 3 



*■ 



34 SSom ^öttli^tn @efc|e. 

§.66. 

©aö aSorbilb beö c^nftlt^m^tr^enial^rcS, war im 
alttefl. ®otte6btcnj!e gegeben. S)aö ftt*U(^e Mr tc§ 
^* % begonn mit bem Dfler = ober ^afd^afefte am 
14. SfJifan, bem ^ejte ber Errettung auö ^cgtjptcn unb 
ber SSerfc^onung ber ©rjlgeburt, jugletc^ ^rül^lmg^erntefejl. 
gunfätg Söge m^ Dflern rourbe bog OTnsf^fßft (aw(^ 
ba§ ^efl ber SBod^en ober ber ©rflttnge genannt) ai€ (Srnte»^ 
bonffeft (n)cil bie ^rül^ltngöernte injwtf^en beenbtgt fein 
mufte) unb gur Erinnerung an tu ©efe^gebung auf @inai 
gefeiert. 5luf ben jc^nten "S^ag bcö fiebenten SKonatö (Sifri) 
^el ber grofe SSerfö^ntag, ein allgemeiner 85u^= unb 
^afltog, an bem bie ©ünben be6 gangen SSoIfeö gefü^nt 
»urben. 5lm 15. Sage beffelben 9)?onatö begann boö Sau b = 
l^üttenfefl §ur Erinnerung an ben 3 ug burd^ bic 2Bufle, 
pgleid^ |)erbf!erntefefl (Dbfl, Del, Sßein). — ?f?eumonbe^ 
©abbatl^ia^r, ^aUja^r. 

§.67. . 

©aö (Itiftltdpc Mv^mia^t beginnt mit bem oierten 
©onntage öor SBci^nad^ten ober bem erflen 5tboentfonn» 
tage. E6 serfättt in jwei^^alften: bie ^efll^ätfte unb bie 
fe^tofe Seit ©ic ©rcnjf^etbe §n)ifd^en- beiben bitbct ber 
Srimtatiöfonntag _(§. 74). . C>ie crffce ^atfte (ber gef^tc^t=- 
lid^c Z^tli) beö ilir^eniabreö fott ha^ erlöfenbe Seben unb 
SSSirfen Ebi^tflt, tu ^xcdU (ober ber Äel^rt^eil) fott ta^ 
^riftlid^e Seben in ber ©emctnbe jum ©egenftönb ber ge= 
mcinfamen d^rifttid^en Erbauung, .SSelel^rung unb Uebung 
^aben. 

§.68. 

gür jeben <Sonn= unb Sefltög ^at tu .Kird^e oon 01== 
tcn Seiten l^er jwei 5lbfd^nitte ber l^ett. ©d^rift (^nifoptn), 
einen ou6 ben EöangeUcn unb einen auö ben E:pifteln, 
gur ©runblage ber ^rebigt unb Erbauung auögcwäl^lt. 

§. 69. 

2Wan unterfc^eibet BctticciUi^e §efle, bie immer auf 
benfelben SSBod^cntag, aber nid^t auf benfelben So^te^tag 



®aS dritte ®eJ>ot. 35 

faßen, fo taö Diierfcft ütib aUc, bte fi(^ mö) bemfelben 
ritzten) -^unb unbcwcglid^c ^cf!e, bte immer ouf benfet» 
ben Sa^reötag, aber auf »crfd^iebene SGBod^entage faUen. 

.; ':§. 70..-,,- 

t>k Slböctttögcit umfaft bte tJter testen ©onntage öor 
2Bet6nac|)ten. @ö tfl bte SSorbereitungöjcit auf baö^efl 
bcr ®e6ur,t be6 erlöfcrö, ober ba§ 2Bei^tta<^t§fcft (b. 1^. 
bte burd^ bie ®eburt ß^rijtt 9en)et{)te ^a6)t), ba§ immer 
am 25. S)ecemb er gefeiert im'rb (ogt. §. 239). ?ld^t Sage 
fpäter fäUt baö ^eft ber S^^ef^neibuttg ^l^rifti (t)gl- 
§. 239 Sfnm.) auf ben burgerltd^en 9?euial)rötag. ^m 
6. Sanuar lüirb baö^ejl ber ©rfd^einung (@^)t:p{)d = 
niaö) gefeiert- Sn ber fat^olifd^en ^ird^e ^eift eg bog 
^eft bet 4<5il. brei ^tönigc. (Eö ijt ba§ ^cft ber .^eibctt= 
befe|)rung unb grünbet ftd^ auf bie ^ulbigung ber SBeifen 
aus bem SWorgenlanbe/ alö ber ©rftUnge auö ben «Reiben. 
SJJattJ^. 2/ 1—12. ^aiin fommen noc^ jwei big fe^§ 
(Soniitage nacl^ (f^i^3l^aniaö, ie nacj^bem £5j!crn frü^ ober 
fpät fällt. - ' 

,§. 71. 

^er neunte ©onntag t)or Sjlern l^ei^t septuage- 
simae (nocp runber 2a% eigentltd^ ber 64. Sag)j ber ad^te 
(Sonntag ^eift sexagesimae; ber fiebente quinqua- 
gesimae, auä) esto nailii ober @onntag öor ben 
^ajlen. ^er ©ienjtag in biefer Sßod^e ^eift^aflnad^t, 
weil am ^benb biefeö Sagcö in ber fatl^otifd^en „Äirc^e 
bie 4Ötägigen ober tluabragefimatfaften (an ben 
©onntagen würbe nid^t gefajlct) begannen. 9f?un folgen 
fed^S ©önntage Jn ben galten, bk nad^ ben (ateini= 
fd^en 5lnfangöworten ober bem Sul^alt bcr alten @onntagS= 
iectton benannt ttjerben: 1) invocävit, 2) reminiscere, 
3) oculi, 4) laetäre, 5) judica, 6) palmarum. Sn ber 
e»angelif^en Äir4)e l^ci^cn bie fed^ö Sßoc^cn öor Dftern 
bie iPttfftonSjeif, weil jte ;^ur SSetrad^tung beö geibenS 
6t)rijli aufforbern. 

§. 72. , 

Wflit Um ^almfonnfoge (jum ©cböt^tni^ beS (5iniu= 
ge^'ß^rijii in Serufatem, bei weld^em feine mefjtanif^e Ä6= 

3* 



36- sßom 9ÖttU(]^cn ®efe|e. 

nigöwürbc öom SSoIfe feierlich ancrfanntwutbc. SJJatt^. 21) 
beginnt bic ^patiDO^c (,,6^ar" ijt ein Sßprt öoh unge- 
n)iffec ^Iblettung), oud^ btc iltUc SBöd^e ober SJfarter> 
njod^e genonnt. Sn berfelben njerben gefeiert ber @rün = 
bonnerftag (nad^ ber Section ^f. 23; 2 fo genannt) otö 
5$^ag ber ©infel^ung beg l^eit. ^Ibenbmai^lö unb be6 Seibenö= 
famjjfeö in ©etMemane, ber 6^ar= ober ftiUe 'Freitag 
aU Sobeötag be§ ©rlöfcrö, unb ber ©onnabenb ober ber 
grof e @abbotl^ aU Sog ber ©rabe^ru^e G^rtjü. 

§. 73. .■ \. ■ 

Slm £)p:crfejic feiern tt)tr baö ©ebdd^fnif ber 5lufer* 
ftebung ß^tifti. dö iffc ein beweglid^eö ^efl/ baö immer 
auf einen @onntag fäEt unb jn)ar gemäf ben S5efttmmun= 
gen ber alten Äird^e auf ben erften @onntag nad^ bcm 
x5ottmonb ber ^rüi^ling^nad^tglci(!&c, unb n)enn biefcr mit 
bem iübif4)en ^af^a jufammenfatten fottte, auf ten rxä^p 
folgenben «Sonntag.— 5luf ben 40. Eag nad^ Dfiern, alfo 
immer auf einen :Sonnerjlag, fäUt baö^ejt ber ^immel* 
fa^rt (E^rijti, unb auf ben 5,0. baö ^»fingftfeft, aU 
%z^ ber Sluögiefung beä l^eit. ©cij^eö ober ber Stiftung ber 
^rifilid^en Ätrd^e. — £)te fed^^ ©onntage §n)ifc|en D|!ern 
unb^pngjlten l^ei'ten: 1) quasimodogeniti (1. ^etri 2, 2), 
2) misericordias doniini, 3) jubilatej 4) cantate, 5) ro- 
gate unb 6) exaudi. 

■ §.74. , . - 

^er Sonntag nad^ ^ftngjlen l^eift ber Sonntag tri- 
nitatis. ^r iji bem SSefenntni^ unfrei ©taubenö an tu 
@runbte|)rc be6 ß^riftent^umö öon ber l^eil. ^reieinigfeit 
gen)ibmet. 5ltte nun folgenben ©onntage bi6 j^um erften 
5lbi)ent, beren eö 23— 27 gicbt, n)erben al§ ©dnntage 
nad^ 5£rinttati,g bejeid^net. (5BgI. §. 70.) 

-§. 75. ■ 

?luferbem n)erben in ber eoangelif^en ^ird^e (iebod£| 
nid^t in aüen Sanbegfird^eu/ unb 5 um 5S^ eil aud& nx^t an 
ein unb bcnfelben Sagen) nod^ folgenbe gefte gefeiert: 
1) ^in Bußtag (ober me^rere)^ 2) maxiä SSerfünbi= 
gung (Suf. 1, 26—38) am 25. TOrj, 3) ba^^e1l-So^ 



®aä t)ktte 6ebot. "37 

Iböttint^ bcö Säuferg öttt 24. Sunt, 4) baö SKtc^aetig» 
flcj! jum ©cböd^tnif ber Enget C^aö §ejl ber tnum:p^iren= . 
ben ^tr(|e) öm 29. ^tpUmUx, 5) baö erntcfeji am 
er|ten ©onntage nad^ S)?tc|oel{ö, 6) baö 3f{cformationg = 
fefl: dm 31. SDctobcr, unb 7) baö Sobtenfejl am legten 
(Sonntage im Äird^enja^r. 



^aa merte (^ebot 



^u fottft bcincn ^attt unb bcinc SKwttcr e^rcit, auf 
ba^ bit§ »o^gclpc iwib bu lattge Uhz^ auf ®tbcnV 

SBBas'tft bag? 

SBir füllen ©Ott fürd^tcn unb Heben, baf wir 

unfere (Eltc-tn unb ^erren nic^t öcrad^ten nod^ er = 

jürnenj fonbern fte in ^l^ren t)alten, i^nen bie = 

nen, get)ovcl^en, fie Heb unb wert^ t)aben. 

§. 76. ■ 

T>a^ \>UxU ®ebot gebietet, ®ott aud^ in feinen ir= 
bifd^en unb menfd^lid^en ©telioertretern §u e^ren. 
©6 geprt bal^er njefentlidt) nod) jur erften Safel, bilbet 
aUt ben Uebergang jur ^weiten. 

- §. 77. ■ 

^ag t)ierte ®e6ot t)anbelt junad^jl »on ben ^fK(|tCtt 
bet: ^inbct gegen t$re ©Itcrn, bur^ n)el(|c ®ott ben= 
felben nid^t nur bao tetblid^c Seben unb alle S^Jot^burft bef= 
felben, fonbern au d^ dfle geiftlid^e W^9^' 3üd^t unb @r= 
jiel^ung »ertiel^en l^at unb bte 6'r barum aud^ mit bem 3lb= 
glanj ©eine^ ?tnfct)eng unb ©einer E^re. befleibct l^at. 

§. 78. : 

T>a6 tjicrte ©ebot \>nhuüt, SSater ober SWuttcr im 
^erjen ju üerad^ten^), ober burd^ Unget)orfam , Sro^, 
Unban! ober Stebloftgfeit in SS orten 2) ober SBerfeti^) ^u 
erzürnen. 



38 SSom göttTtci^ett ©cfe^e. 

') @pr. 30, .17: ©n Sluge, baS ben SSatct üerfpottct, unb oerf 
achtet, betSKutter ju ge^or^en, baS müjfcn bie Slla'ben am a5a^ 
auSl^aoEen unb btc jungen Slblcr fcejfen. 

-) 5. 9Rof. 27, 16: SSerjludöt fei, tt)cr, feinem SSatcc ober SRut= 
tec flu(^et,-unb aUcS SBotf fott fagen: 2lmen! — ?Sftatti). 15, 4. 

@pr. 19, 26: SBer SSatcr oecjtort ober 'üJtuttcr oerjagt, bcr 
iP; ein fd^dnbltc^ unb öerfluc^t Äinb. — 2. SKof. 21,. 15: jBer 
feinen SJoter ober ÜRutter fc^töigt, ber foH beS SobeS flerben. — 
1. SSim.; 5, 8: «So Scmanb tie ©einen, fonberlid^ feine ^auS^e=' 
noffen md&t öcrforgct, bcr l^at ben ©(auben üerteugnet unb ijl or= 
ger als ein .g)eibe.i 

§• 79.1 

Sagegen gcBietct c§, ba^ wir utiferc,@ltem in @|iV 
rcn 1^ alten, tl^nen btencn, gel^ord^'en, fie. lieb unb 
n>ertl^ l^aben. 

3. 9Äof. 19, 3: @in Scgli^er ifürc^te feinen Später unb feinc- 
ajtutter. — ®^3r. 1,' 8. 9: fOlein Äinb, ge^ord^c ber Sud^t beineS 
SSaterS unb Pcrlaf ni^t ba§ ®eBot betner SWutter. ®enri fotd^eg: 
ijl ein f(j§öner @(|mucf beinern |)auj)te unb eine Äette an beinern 
^alfe. — Äol. 3, 20: S'^r Ätnber, feib gc'^orfam euren @(tcrn in 
alleh; Singen, benn bag ijl bem |)@rrn gefdUig. — 1. Zim. 5, 4: 
3)en ^ittxn ©teic^eg üergcTten, baS ift njol^tget^an unb angcne'^m 
öor ©Ott. — @ir. 7, 29. 30. 



Sag »ierte @ebot bejie^t jtd^ äUt nid^f blog auf bie 
Altern, fonbern in i^nen jugleid^ ,au(!^ auf alle Bieienigen, 
ujelc|e @ltcrn||ellc öcrtreten in ®taat, Äirc^e, ©d^ulc 
unb ^auS, alfo auf bie DBrigfcit^), btc Btclfot^n, 
btc ge^rcr^) unb bie S)iettjlöemri ^), benn biefe 5lllc jtnb 
gleid^ ben Altern (nur in anbern ober grö^erntoifen) öon 
@ptt gcorbnet, in feinem Flamen unb ol§ feine irbifd^en 
@tclloertreter @r§iel^ung, Pflege, Bucbt, SBo^tt^at unb ©träfe 
p l^onbl^abcn (bai^er audb bie. Benennungen :Sanbcöoat er, 
S5eic^tüatcr, ^au§oatcr u. f. xo.). 

') 9i6m. 13, 1. 2: Scbermann fei üntert^an ber Dbrigfeit, bie 

©eltalt über i^n l^at. Senn eS tjl feine Dbrigfeit o^ne oon ©ptt^ 

roo aber Dbrigfeit ijl, bie ijl oon ©Ott oerorbnet. SBer ftc^ nun 

.roiber bie Dbrigfeit fc|et, ber wiberftrebt ©otteg ör'bnung, bie 

aber nxberflreben , werben über jtd& ein Urtl^eit em))fangen. — 



2)a§ ötte @e6ot. 39 

matt^.'22, 21: ©ebet bem Äaifer, roaö be§ Äaiferfi ijt,. unb 
-Oottc; was ©otteS tjl. — 1. ^etc. 2, 13. 14. — Zit. 3, 1, — 
1. S£tm, 2, 1—3. 

^ ^cbr. 13, 17: ©e^ord^et euren gestern unb folget t^nen, 
benn fxe wa^tn über eure Seelen, als bie ia Slec^enfc^aft geBcn 
fottcn, auf t>a^ ffe bag mit greuben t^un unb nid^t mit ©eufjen, 
benn- t>ai ift cuc§ nic^t gut. — 1. Ä^ejf. 5, 12. 13. — ®al 6, 6. 

^) (gp^. 6, 5—7: S^r .S:nec^te, fetb gel^orfam euren letöltd^en 
Ferren mit gurc^t unb Sittern, in ©infdttigf eit eure§ ^erjenS, aU 
€^rtjlo, nid^t mit Sicnft allein oor Qlugen, als ben ÜÄenfc^en gu 
gefallen, fonbern alö bie Änec^te 6^rijli, i>a^ t^r fold^en SBillen 
©otteg t^ut oon^^erjen, mit gutem SBillen. Saffet euc^ bünfen, 
ba^ i^r bem ^®rrn bienet unb nic^t ben SDlenfc^en. — 1. ^Jetr. 2, 
18: Si^r ^nii)t^, fcib untert:^an mit aUer §urc^t ben Ferren, nid^t 
allein, ben gütig'en unb gelinben, fonbern aud^ ben wunberlid^en. — 
Äol. 3, 21—24. — mt 2, 9. 10. 

21 nm.. aUe «jefentliÄc fittlic^c ©emeinfc^aft unter ben ÜJlcnf^en 
mit ber ju i^rem 23ejtanbe not^igen Ueber^ unb Unterorbnung 
tfl au§ ber ^amilic organifc^ ^eroorgeräad^fen, unb '^at barum 
bajfelbe gottlid^e ^nfel^en, biefelfeen '^eiligen '^Pflic^ten unb Siedete, 
mte bte ^amiiie. 

§. 81. 

Die Äraft unb ©ettung t)e§ ötcrtcn ©ebotcö greift 
überhaupt in otte SSerl^ältniffe l^inübcr, bie öl^nti^e S5e= 
5te^ungen barbieten, n)ie fie jwifd^en Altern unb Äbem 
obwalten, ©atum ift ^. S5. a\xä) bie ^flid^t ber ©anfbar» 
hit gegen tu Sßö^It^äter*) unb befönbcrö tu^^i^t ber 
@^rfurc^t unb ?l^tung t)or bem Slltcr*) in biefem ®t\>ot 
mit eingefd^lolfcn. 

')@pr. 17, 13. — 1. S^ejf. 5, 18. — 8uf. 6, 32—35. 

^ @pr. 16, 31: ©rauc ^oare ftnb eine .Krone ber @^ren, bte 
auf bem SBege ber ©ere^tigfeit gefunben »erben. — 3. SKof. 19, 
32: «Bor einem grauen Raupte foHjl bu aufjle'^en unb bie Sttten 
e^ren. — 1. S£im. 5, 1. 

§. 82. 

SWit ber Siebe ju ben gemeinfamcn ©ttcrn ijl au^ 
bie Siebe unter ©cf^toiftern^) in biefem ©ebote geforbert. 
Dtej"e§ fetbe «Ber^altni^ fe^t ftd^ oud^ in weitem Greifen 
unter ben ©faubettSr^cttoffctt^), Wtitbnt^tm, SSolfögc^ 
noffen u. f. xo. ^) fort. , 



40 SSom äöttltd^cn ®efe:^e. 

') ^f. 133, 1. 3: ®iel)c, n?ie fein unb iietli^ ift eg, baf ■SSrö- 
ber eintcacfjtig Bei einanber tüol^nen, ... benn. bofetBjt üer|)eifet ber 
^@rr ©egen unb SeBen immer unb cmQÜd). 

2) ©ol. 6, 10: Saffet unS @ute§ t^un an Sebermonn, aKermeift 
äbet an be§ ©tauBenS ©enofen.,— 5lpgfc^..2, 44. 45. ' 

3) ^f. 37, 3. — Ser. 29, 7. ' - 



§. 83. 

@taöt, Jtitd^e, <B^vilz, %am\ik unb ^auö finb bte- 
©runbfagen öKcr trbtfd^en Drbnung, afleö irbifd^en ©lütf^ 
unb SBol^Iergel^cnö. ©arum l)ot btc §Be|o(gung btefeö 
®cbotc^ outi() bic SSer'^eifung irbif^en ©egcnS- unb 
SSol^lctgel^cnöi) unb bic SSeracfetung beffelbcn btc Dro= 
f)ung irbif^Ctt f5Itt($§ unb Unfegcn^^), — unb t>a^ 
SScrJeifung unb X5rot)ung ntd^t ausbleibt; jetgt bic tägtid^c 
<5rfaf)tung. 

J) (gpl^. 6, 2. 3: e^re 23ater unb 2Rutt£r, baö tjt baS erfte @e- 
Bot, ba$ SSer^etfung ^ot, auf baf birg wol^t geBe unb 
bu lange teBc^l auf @rben (2. SOflcf. 20, 1-2). — 1. Sim. 2,. 
1. 2: ©c ermal^ne id^ nun, haf man cor aßen Singen guerjl f^ue 
SSitfe, ©eBet, ^urBitte unb £>anf fagung für aUe IDJenJ^en, für bte 
Äönigc unb für alle DBrigfeit, auf ba^ wir ein ru^i = 
geö unb fliüeg 8eBen,füf)ren mögen in alter ©ottfelig- 
feit unb ©l^rBarfeit. 

'0 '^pt. 20, 20: SBec feinem SSater ober feiner fOiutter fluchet, 
i>e^ fieuc^te wirb bertöfd^en mitten in ber ^inftcrnif. — ®ir. 3, 
11: ®eg BaterS ®egen Baut ben .Kinbcrn <§aufer, aBer ber SKut^ 
1er ^in^ reifet fte nieber. 



§. 84. . 

T>u ^flicf)t ber 6^rfurd)t (gegen (Eltern, Seigrer unb^ 
SSorgcfe^te grünbct ftc^, barauf, bö§ ^c aB ®otteö @teß= 
»crtretcr in ©otteö 5Romen unb naä) (BotU^ SBittcn cr= 
^iet)en, Ui)ven, jlrofen, ermaE)nen unb regieren; T)a^ öierte 
®cbot tcgt alfo au(| ben ^Itcin ^), ge^rctn ^) unb- S5or= 
öcfe^tctl^) bt^^fttd^t auf, biefem SSeruf mit ©rnt, ßifcr 
unb- Siebe nöd^gufottimen. 



:©a§ »tcrte @ebot 4-1 

'),ep]^. 6, 4. - Äot. 3, 21. 

^) 0J6m. 12, 7. 8. — 1. Sim. 4, 12. 13. 16. — Sit. 2, 7. 8. 

3) @p^. 6, 9. — Äot. 4,1. 



®tc ^fUd^tcn gegen ben 9lä4)tien. 

§• 85. 

2??it bem nun folgcnbcn (fünften) ©ebotc beginnt bte 
SRei^e bcr «PfH^tcn gegen ben Sftä^ften. 3n)ar finb 
Altern, Se!)rer unb Ferren aud^ SJZenf^icn n)ic mix, aber 
ba^ öiertc ©ebot betrac|)tet |ie ni^t aB foId>e, fonbcrn 
aB ®ötteö ©teUöertveter, unb leiert unö, ba^ wir ftc, 
infofern fie bieg jinb unb boju mit bem ?lbglan§ göttli= 
d)cr SKad^t unb ß()re angctl^an finb, tt)ic ®ott e^ren fot= 
Icn. ©ie nun folgenben (Gebote bagcgen lehren uri§, bo^ 
Jüir unfere SRebenmenfd^en, infofern ^e mit unö gteid^en Ur= 
fiprung unb gleid^e ^lufgobc, ©teüung unb SBürbe l^abcn, 
öud) njie ung fctbj!^) lieben foUen. 

mattf). 22, 39: ®u foafl ©ott beinen .5>errn Heben üon 
ganzem, K.(§. 19.) 

§. 86. 

e§ »crflel^t fi^ olfo oon fclbjl, ba^ n?ir Meö, voa^ 
' unö in biefen ©eboten jur ^flid)t im SSer^atten gegen ben 
S^äd^j^cn gemaci^t i% aud^ im aSerl^alten gcgctt unö fclbft 
ju beobad^ten fd^ulbig finb. 

§.87. 

^urd^ bie Siebe jum 5?äd^ftcn unb bic it)r gleid^e Siebe 
p ung felbjt borf nöfürti^ ni(|t ber Siebe ju ©ott Slbbrucb 
gefd^ci)en,^ »ielmcf)t mu§ jene in bicfer murseln unb barauö 
|erüorn)ocl)fen. 5lud^ in bem S^lad^jlcn, unb wie in i^m 
fo oud^ in unö felbj!, fpüen »ir bo6 göttUd^c ®bcttMlb 
(§. i79).refpectireni), fo ba^ bic ^flid)t'en gegen ben S^Jä^^ 



42 sßom gotttid^ctt ® efc^c. 

Ilcn unb gegen unS felbft bod^ in i^rcm innetjieh ©runbe 
^flid^ten gegen ©Ott ftnb^), 

») 1. sjJtof. 9, 6 (§. 88, 2). — SaE. 3, 9 (§. 45). 

*) matt^. 22, 39 (®aS anbre tfi; bem Qitiä): ü)« foUjt 
deinen SJad^jlcn u. f. nj,)- 



^ae fönfte (Bebot. 
^tt foirfl nm tmtn. 

SBtr foUen ©Ott fürchten unb ttebcn, bap wir un= 

ferm SflSd^flen an feinem &ei6e leinen ©fl^abett 

nod^ ©efol^r t^un, fonbern i^m j^elfen unb for» 

bem in ollen Seibe^nöt^en. 

§.88. 

©a§ fünfte ©ebot l^anbelt öon ben ^flid^ten gegen 
haö geben beö SfJä duften, ©iei befielet in bcr @infeit 
unb SBerbinbung üon Scib, «Seele unb ©eijt (§. 179). Sebe 
(Störung biefcr ©ini^eit erfd^n)crt ober benimmt bem ^ci\= 
fc^en bie SJJögiid^fcit, bem Beruf unb ^wcd feineö irbifc^en 
Sebenö gel^örig nad^jufommen. Sag ijl ber eine ©efid^t§= 
pwnft, au6 welchem ber 9)?orb aB ein fo fc^werer ^reoet 
erfd^etnt; ber j weite ifl ber ber SSIut^ocrmanbtfcl^aft aller 
SÄenfd^en mit cinanber^) unb ber britte unb gen)ic|)tigfte 
tft, ha^ jeber 2Wenfd^ baö S3itb ©otteö on fid^ trägt urib 
fomit ieber SJforb bie 2??aiejlät ©otte§ felbji antdjlet^). 

') 1. 2Rof. 9, 5: Sc5 wtH be§ SWcnfd^en ßcBen rad^en an einem 
iegKc^enSDlenfd^en, als ber fein JBruber ift. 

2) i sgjof. 9, 6: SBer 3Äen[c^en6tuf oec^ieft, bc^ SBlut fott aut^ 
bwd) SWenfi^en oergoffen werben, bcnn ®ott \}at bcn 55Äen = 
f^cn noc^ )eittcm a5i(be gcmod^t. 

§.89. 

Meg Sebenif! ein ©efc^enf ©ottel ©r allein ifl 
au(^ |>err über Scben unb Sob. ^Zur bie Dbrigfeit 



( , . ®a§ fünfte ®ehot 43 

i% weit fte ®ottߧ ©tcllüertretcnn ijl, au(!^ gottltt^ bcted^» 
ttgt, bcn SWiffctl^äter am Seben ju fttafcn. 

«Rom. .13, 4: ®cnn fte tfl: @otte§ Stenedn btr ju c^ut. S^ucjl 
bu aber JBofeS, fo furchte btd^, bcnn fic trogt ba's @^wert 
tttd^t umfonjl/ fte tft @otte§ Sienerm, ciite Sfla^eritt jur Strafe 
üßei: ben, ber S36feg t^ut. — 1. gjlof. 9,6 (§. 8S, 2).] 



§.90. 

©a§ fünfte ®e6ot tJ erbietet nic^t nur ben groben 
SWorb, fonbern auc^ 5ltteg, waö baj^u führen fann, ülfo 
aEe Sicbloftgfeit im ^erjcn (3orn, 0leib, ^a§, SRaci^fut^t 
n. f. n).) ^); unb leben 5lu§brucl^ berfelben in SBorten^) unb 
in Sßerfcn unb überl^aupt 5ltteä , morauS bem Seben ober 
bcr ©efunb^eit beö Sf^m^en trgcnbnjte @c^aben unb ©efal^c 
erwad^fen fönnten. . 

^) Sol^. 3, 15:-.SBer fctnctt Srubetr -Raffet, ber ijl ein Äobtfd^ta- 
ger, unb it;r roiffet, i>a% ein Sobtft^täger ni^t ^at ba6 ewige geBen 
bei i^m Keibcnb. — ®p^. 4, 31. 32, 

~ 2) sjRatt^. 5, 21., 22: S'^r ^abt gel^ort^ bap ju ben ?aten Qt-- 
facit tfl u. f. tv. — W. 57, 5. 

Slnm. 1. ®aö SueH »Iberficebt aQcr gottKc^en unb menfc^tid^en 
Drbnuitg, ftc^t in grettem @egenfa| gegen bie oom (S^rijlent^um 
gebotene ©elbjtoerteugnung unb ^cinbeSKeBe, opfert einem un= 
^riflUd^en SScgriff üon ®|>re bie ^eiligjlen '3)fKd^ten gegen gttern, 
©ätten, Äinbcr u. f. w. auf unb beru'^t bei allem Schein be§ 
äKut^eS bo^ in SBal^rl^eit oft auf einer ^arafterlofen ^ctgl^cit, 
bie fic^, oft gegen bcjfere Ueberjeugung, unter ben Srrroa'^n einer 
3eit ober eines ©tanbeS fned^tet. Senn eS gc'|>6rt in ber S^at 
oft mel^r SKutl^ unb ß^arafterftorfe bo3U, ein ®ueE abguweifen, 
ol§ ftc^ bemfetben jju ftetlen. — SSei aUer SSerwerfli^feit beS 
SüettS muf aber anerfannt »erben, ba^ bemfelben itroai SB5o'^= 
rc§ ju ©runbe liege, namticö bie ©eftnnung, bie lieber bo# 2c= 
ben felbft al§ bie g^rcn'^aftigfeit beffelben oertiert (ögl. 1. Äor. 
9, 15 in §. 120, 2). Sa§ galfj^e aber ifl bieS, baf beim 
SueÄ 1) berffiegriff bcr @§re loiKfürlid^ unb falfd) gefap wirb, 
2) bie 3Rittet gur 5lufrcc&ter:^altttng ober SBiebererlangung ber 
(if^tt üotlig oerfe'^lte finb, unb barum aud^ 3) ber SwccO nic^t 
ttJirHid^ errcid^t tt)irb. 35er toaste ©runbfot ei'teS e^ren'^aften 
£eben§ ifl ber: 2ieber flerben, al§ ctroaS @|rto[eg tl^un, unb 
baburc^ ben Seuten gerechten ?lnla^ geben, unS für e^rloß gu 
galten, — ntd^t aber ber: lieber fterben, ot§ bei einem (flei= 
nen) Steile unferer SKitmenf^en für e^rtoö gelten, au^ wenn fte 



44 S5om göttltc^ett ®efc^e.' 

gor feinen flerec^ten @runb bagu ^aBen, Sa «so bcr gute 3?ome ' 
unb bte @|)re ctneö 'fötenföien ocrbdc^tiö geworben ijt/ ba bebarf 
berfelBe gerabe am meijlen be§ ßcBenö, um burd^ fein ßeBen bie 
oerlorne Sl^re mteber git genjtnnen jober bte Bcbro'^te aufredet ju 
■ erstatten. ' 

Slnm. 2. S)ie ^off^x&t^x, gletc^üietgot) gum ®(^u|e beö eignen 
ober cineg fremben SeBenS, ijl; im S'iot^faU, mo röirftid^ burd^oug 
fein anberer Slueroeg offen jte'^t, fierec^tigt. Wan pte fid^ aBer, 
burc^ SobeSfuv(J)t, Mangel an ©ottocrtrauen unb ?eibcnfd()afttic^= 
feit irregeführt, aut^ folc^e .gaße bai)in gu gießen, wo mon ber 
bro^enben SeBcnägefa'^r burc^ ©ntfc^lofTen'^eit, Ätugi^eit unb qc 
ringere Qlufopferung tt)urbe entgc'()en fönnen. ®aS ©eBot be§ 
^errn: 50lattt>. 5, 38—45 i|l ^m njo^^I ju Be^ergigen. 

2lrtm. 3. Unter i>ie JRuBrif ber Berechtigten ^ot^wc^t gehört auö) 
ber i^ricg, wenn er nic^t SroBerungS=, fonbern 2Jert|etbigung6= 
frieg ijl, woBci freiltd| bem <2olbatcn ein Urtl^eit uBer 31e(^tmd= 
ftgfcit ober Unrec^tmdfigf eit beg ^riegeg nid^t •gufletjt, unb er 
jomtt auc^ jebcr SJerantmorttid^feit babei uBerfjoBen tjl;. 9iament= 
Hc^ t|l ber Äampf für ben angcflammten '^errfd^er xmb ba§ 
SBo^l beg SSaterlanbcS ein ^eiliger, ®ott roo^IgefdUiger ^ampf, 
bem deiner fttj^ eigenn5iKig entsiet)en barf. UeBerl^aupt ijl ber 
Ärteg ein göttlic^eg @traf= unb gu^tmittel für gange SSoIfcr 
unb ^taattn, unb ein c^rijlltc^eg ÄriegSl^eer f)at bie @^re feines 
SSerufeg barin gu fuc^en, haf eö ein Sluiridöter unb SSonjlrecEer 
göttlicher @eric|te ijl. 

§. 91. 

Sn bem SJfa^c, in bem iia^ öcij^ü^c Seben t)5l^_er ijl 
oB baö leibliche, unb ber cjeij|:Iid)e unb em^e Sob fürd^» 
tzx\\6)tt dö ber Ieiblid)e unb jctfliie^), in bemfeiben 2J?af e 
ijl Qud() jcber SWorb unb jebe (Störung beö geijllid^ett 
ßebenö jlrafbarer unb öerbammung^würbiger oB ber S)?orb 
be^ leiblid^en ßcbcnö. ^in fold^er S)?orb fi'nbet aber oUe= 
mal \>a jlaft, wo burd^ SSerfütjrung jur @ünbe ober §um 
Unglauben eine (Seele bem endigen SSerberben iprciögegeben 
wirb^). • 

SOi atf^. 16, 26: ,2Bag ^ütfe eS bem SJienfc^en, wenn er bte 
gonge SBelt geiuonne unb no^me boc& ©droben an feiner' @eele? 
bber «JOS. fonn ber 3Jlenf4> geBen, bof er feine ®eele »ieber lofe? 

^) hlatfi). 18, 6: SBer ärgert biefcr ©erin^jlcn-^inen, ber 
on midö glouBt, bem wdre Bcjfer, bof ein 50lii^ljtein on feinen 
^al§ gcl^onget unb er erfdufet würbe im SDleere, n?o c§ am tief= 
jlen ijl. 



-^a§; fünfte:^ebot 45- 

: :; ,-'.■/^■ §.-92. 

T>a^ fünfte ®cbot (gebietet, gegen bcn Sfläcpften, fet 
er nun §reunb ober geinb^), nal^e= ober fernj!ej)enb, eine 
Siebe ju liegen, „bte, fo t)tel an i^rift, einerfeitö %Ut^ 
ahwc^xt unb n)egraitmt, xva^ beffen Teibüc^eöf) ober 
geiftlt^eö^) Seben gefä^rben fann, unb anbrerfeitö 5ll=~ 
leö aufbietet unb barreic^t, n)a6 jur ©id^erung ober 
^örberung feiner leibtid^en^) unb geifttid^en ^) SBo^^lfal^rt 
^txoa^ beigutragen oermagj'/ — eine Siebe, t)U in iebcm 
5Rot^leibehben iV eigen ^leifc^*), ja aud^ ben ^@rrn felblt, 
ber um unfertn)itten arm geworben^), unb überhaupt in je- 
bem S>?enfcien einen SJJit^ilger unb SJfiterben beö en?igen 
Seben^ erblid^t. 

') S)tattt> 5, 44—47: Sc^ aber fage eu^: Siebet eure geinbe: 
fegnet, bte euc^ fluten? tt;ut Jüo'^t benen, bie euc^ Raffen i bittet 
für bie, bie eu^ beleibigen unb oerfotgen u. f. ro. — 9iöm. 12, 20: 
®o nun b einen ^einb l^ungerf, fo fpeife i^n? bürjlet ii^n, fo tranfe 
i'^n. 3Benn b« baö t{)ü|t, fo wirft bu feurige ^o'^ten auf fein. 
^aupt fammeln. ' ■ 

2) 1. ^etrt 3, 8. 9.— 1. S^cjf. 5, 14. 15. — Saf. 2, 15. 16. 
— ^ebr. 13, 16. 

*) Saf. 5, 19. 20: Sieben SSrüber, fo Semanb unter cud^ irren 
ttjurbe oon ber SBai^rfieit unb Semanb befeljrete i^n, ber foÄ wiffen, 
baf, wer ben ®ünber befe!)rt 'i)at oon bem Strtt)um feines SBegeS, 
b,er "^at einer (Seele üom Sobe ge'^olfen unb wirb bebecfen ber @ün= 
ben ajtenge. " ' 

^) Sef. 58, 7: SSric^ bem hungrigen bein S3rot, unb bie fo im 
^lenb finb, fü^re in taä ^a\x&; fo bu ©nen nacfenb fie:^^:/ fo Jleibe 
i^n unb entgiel)-e bic^ nxc^t oon beinern gleifd). 

") ?Statt^. 25, 34—40. SSg. 40: SBa^rli^ Sc& fage ©uc^, »ag 
i^t\Qeti)axi i)abt ©nem unter biefen meinen geringp:en Sröbern, 
öaS '^abt i|r Sölir getl^an.. 



- §. 93: 

©iefelbe @d^onung unb (Sorgfalt, bie un^ §ur ^fli^t 
^egen ta^ (leibliche unb geif!(id)eX Seben .beö D^äc^jlcn ge= 
mad)t ift, Jinb wir au d) uhferm eignen Seben fc^ulbig. 
©er leibliche ^elöftmorb „umfaßt i)k «Summe aßer 
©ottlofigfeit, |)erjIojtgfeit unb ^rafttoftgfeit". @elbftmorb 



46 fSom ^ötm^zn ®cfc|e. , 

ijl cö aber aü^, wenn man auö Äeid^tftnn ober SScrwegen« 
l^cit, burc^ 5luöfc^n)eifungen ober Unmäftgfctt ober burd^ 
3orn unb Setbenfd^aft feine ©efunbl^ett untergräbt. — @o 
ifl aud^ Sebcr ein ©elbjlmörber feinet getftttcf)en Sebenö, 
bcr, unbekümmert um baö ..|) eil feiner eignen @eele, auf bem 
SBege pm ewigen SSerberben wanbelt 

®pr. 24, 8: SBcr jtc^ fetbjl ©c^aben t^ixt, ben ^ä^d-xnan M-- 
Uq einen ©rgbofcwid^t. — . Slom. 14, 7. 8: Senn unfer feiner leW 
ft^ feiBer unb feiner jltvbt ftc^ fetber. ?eBen tt)tr, fo tcBen tt)ir bcm 
:&@rrn, flecben wir, fo jlerBen wir bem ^@rrn. Saruth wir leben 
ober sterben, fo ftnb wir be§ .^®rrn. — 1. Äor. 6, 19. 20. 

§. 94. 

I5agegen foUen wir burrf) feine Sobeöfurd^t unb 
Sobeögefal^r unö öon ber gewiffcnl^aftcn unb treuen @r» 
füHung unfereö S5erufe§ abf) alten lalfen^), unb jletg mit 
§reuben bereit fein, 2eib unb Seben,. ®ut unb S3,lut für 
t)<i^ S3efenntnift unfereö ©laubenö unb unferer .^ofnung^), 
für Sßaj^rl^eit unb !Recl|t,.für Äönig unb SSaterlanb, wie 
überl^au^t für ha^ 2eibeS= unb @eelenwol^l ber SSrüber 
auf§ @:piel ^u fe^en unb wo e6 not^ t^ut aufjuoipfern ; 
benn ba^ forbert G^rifii 8Sorbilb unb ©ebot^). 

') SlpÄ 20, 22—24. 

^) ?lp9fd). 21, 13; S^ bin bereit, nic^t allein mic^ binben ju 
lafl"en, fonbcrn au^ ju jterben um beS^5Ranien§ willen beS ^@rrn 
Sefu. — 9l6m. 8, 35. 36. 

^) Sö^. 15, 12. 13: ®ag iilmein ©ebot, i}a^ \f)x eu^ unter 
einanber liebet, ßleic^ wie S^ euc^ liebe. Stiemanb l^ot ßroferc 
Siebe benn bie, ha^ er fein Sebentd^t für feine greunbc. — I.So ^. 
3, 16: Saran^aben wir erfannt i)U ZieU, ba| @r fein 8eben für 
uns gelajfen ^aU «nb »ir foUen auc^ baö geben für bie SSrüber 
laffen. 



§.95. 

®ott l^ot ben SÄenfd^en jum ^errn über bie S'Zatur 
gefegt (l.sWof. 1, 28 j 9, 2) unb i^m ^flanjen unb Spiere 
jur gfJa^rung angewiefen (l.SJJof. 1, 29; 9, 3). @r fann 
^e bemj^ufolge ju feinem ^ienjle jwingen unb ju feinet 
2cbenö Sflotl^burft öcrwenbehj aber ebenfo fe^r ijl er auc§ 
»erpflii^tet, bicfe ^errfc^oft in ©otteö S^amen, alfo nod^ 



3)aa fed)§te @ebot. 47 

®ottc^ SBiacn un& mfi^t, forok naö) (^otU§ S5cifptel 
ju üben, ©örum ijl icbc mut^mUtge unb «nnöt^igeStö* 
rung ober 3ci^ffDfii"9^^ö fict^^ttö in bcr Slatut, icbc 
S5oumfd^önberci., St)icrqüä(crci ^) u. bgl. ein abfd^euUc^cr 
^reiöcr gegen ben @d^ö^fcr alleö ßebenö. 

^) @pr. 12, 10: Ser ©erec^te erBarmt jt^ [eine§ Siemes, ala 
- bog ^erj bcS ©ottlofcn ijt unBarmtiergiö. 

SCnm. SBic foQcn eg nicpt oergcffen, ba^ bic Äreotur unter bem 
®(u(^ unfecer ©linbe mitfeibet, unb mit «n§ einer Srlofung uom 
gluc&e entgegen^arrt (1. 2Rof. 3, 17, I85 Sßöm. 8, 19—22. SSgl. 
§. 203. 204), unb barum au^ für i^re 2eiben unb i§re.9?otl> 

- ein füIjlenbeS ^erj ^aben. 



SBaS ijt ba§? 

Sßir foilen ®ott fürchten unb lieben, t>a^ wiv 

feufc^ unb jüc^tig teben in Sßorten unb SBerfen, 

unb ein^egüc^er fein ©ema^l Hebe unb ei^re. 

§.96. 

SBie baö fünfte ®ebot forbert, baö Seben unb bie 
§3erf on beö Sf^äd^jlen, fo forbcrt ha^ fed^^te, feine ®5c 
unb fein ©^cgenittP ^eilig ju galten. SBie t>a^ Seben 
bie. inniglte SSerbinbung be§ Seibeö mit ber «Seele im ein= 
jetnen Snbiöibuum ifl, fo ijl bie (E^e bie innigf!e SScr= 
binbung jweiei; Snbipibuen oerf^iebenen ®efc^Iedt)teö nad^ ^ 
2eib unb ©ecte^). fSftcxb unb ß^ebrud) ^aben ^a^ mit* 
etnanber gemein, böp jte hdU eine »on ®ott gegrünbete 
unb in ber inncrftcn^erfönlid^feit ber menfti^lit^en 9latur 
gewurjclte SSerbinbung^j jerftören, njeö{)alb baö göttlid^e 
®efei fte beibe otö tobeönjürbige ?ßerbrerf)en begeic^net^). 

^^Mattf). 19, 5: Sarum wirb ein SRenfc^ SSäter unb SlRutter 
oerlaffen unb an feinem SBeifee fangen unb werben bie jroei ®tn 
Steife^ Jcin (1. 3Jfof. 2, 24). — ®pf). 5, 28.. 29: Sltfo foHen aud) 
t)ie SÄanner i^re SBeiber lieben aU i^re eignen Seiber. SBer fein 



48* S>om göttlichen @cfe|e. 

SBciB liebt, ber Utbt jt^ fetbft. Senn S'liemanb. '^at jemals [citt 
«ißen %um geMet. — 1. «Kor. 7, 4. — (0pr. 24, 8. §. 93.) 
- . . ^) SOlattlE). 19, 6; ^o ftnb fte nun ni^t jioet, fonbern @in. 
^leifd^. aSaä nun ©Ott jufammengefugt^at, foU bei; SDtenfd^: nid)t 
fc[)etberi. 

3) 1. 2Kof. 9, '6, »gl. §. S8, 2. — 3. mol.20, 10. ' 

§. 97. ^ ^ . 

Sie ®l^e tji öon ©oft geiroHt unb etngefe^t ju ^p= 
<5enfeitiger «^ülföletftung unb prberung in alten Bejte^un^ 
gen tit$ Sebenö i) , §ur ^ort^ftangung unb ©r^dttung beö 
ntenfc^lt^jen ®efc^Ied)te6^) unb jur ©rjte^ung bcr ben ®aU 
ten »on @ott gefc^enften (^[. 12.7, 3) Äinber^). 

1. fOlof. 2; 18: ©Ott ber ^err fprac|: @§ ijl nicöt gut, iia^ 
ber aRenfcö aßetn fei, Sd) Witt i'^m eine ©e^ütftn maclien, iiit um 
if)n fei. — ^reb. 4, 10. — 1. .Kor. 7, 14. 16. 

^) 1. SÄof. 1, 28: ©Ott fegnete jie unb fprad) gu i:^nen: <^eib 
fru^tbar unb meljret euc^ unb futtet bie @rbe unb mai^et fte euc^ 
untert^an unb :^crrf4et u. f. xv. — 5lpgfc^. 17, 26: Unb ^at gc= 
mac^t, ba§ üon ©nem Stute aller SJlenft^en ©efd)lcc^ter auf bem 
gangen ©rbboben njo^nen. 

: ^) ^p^. 6, 4: Qiei^tt eure .Kinber auf in ber guc^t unb 2Ser= 
mal^nung jum .^Srrn. . 

?(nm. Sur ©rreid^ung biefeS ^njecEeg ifl bie freie fOiitmirfung be§ 
SBeiBee ebenfo raefentlid^ wie bie bee !Dlanneg5 aber biefe beibcr= 
feitige,?9titn)irEung ijl buri^ bk 2Serf(^ieben^ett ber -Statur, beö 
©■^arafterö unb ber Stellung ber ©efi^tei^ter eine eigcnf^üm: 
Itc^e, jt(§ gegenfeitig bebingenbe unb.ergdngenbe. 

§. 98. 

^te gUt4)e Bered^tigung beöSöeibeö neben bem 
UWanne liegt im Sßefen ber @^e, aber biefe SBürbe unb 
Stellung be§ Söeibeö i^ erfl im (5^rijlent0um wteber §ur 
'»otten .Anerkennung gebrad^t^). — t>k d^rifilid^e ß^e^at 
il^re i)'öd)ftc Sßürbe, d^xe unb JBoUenbung bartn, baf fte 
ein treue§ ^bbilb beö SSer^ältniffeö ß^rijli jur ©emeinbe. 
barjteUt^). Die Unterorbnung beg .SBeibe^ unter ben be= 
jtimmenben ^Bitten beö 2)?anne§> bk in ^olgc ber 0ünbe: 
jum ©efe^ n?urbe'^), mup aber nac^ gottti§er , Drbnung 
unb ber ^eilfamenSud&t n)illen, wie a;tte ahbere,Ue6cr= unb 
Unterorbnung in b t ef er .Söelt, auc^ . in ber (|rtflti4 en 
<il)c nod^ fortbewegen. • ■ '-^ 



®a^ fe#te ®ebot. 49 

®al- 3, 28: ^icr i|t fem Sube tioc^ ©riet&c, i)iet ift fein 
^ttcc^t nöd^^rcier, licr tfl f ein SKönn n.oi^ SBciB, benji il^r 
fcib dagumat ginectn e^rtjlo; — 1, Äor. 11, II. 12. 

2j gp^-5^ 22—33. 2J§. 23—25: Scr ÜRann ift beS^SBeibeS 
:J^aupt5 otet^ircie ouc^ (5()riflu§ ba§ ^aupt ijt ber .^emeinbe unb 
^c tjl; jeineS 2eiber^eitattb. Slber tüte nun bie ©emcinbc tft 
€|np untertban> alfo äuc^ bie SBeiber i'^ren SRannem in aUeit 
Singen. .S'^rSKanner, liebet eure SBcibcr, gteicbraie g^riftüS aut^ 
gctiebetjiat bie'@emeinbe unb t;at jtc^ felbJV.fiir jte gegeb^ 

, ^^) i. SOlof.. 3/ 16 : 35ein- SBitte fott beinern SDlanne untemocfcn 
fein unb er fötl bein J^err fein:—- L^^etr. 3, 65 1. Sim. 2, 12. — 

•epV5,'22. : ■ ■. ^ . . • . 

21 nm. *)te S9?ottOödiiitc tjl ber gottli^cn ©fiftung (5JÄatt:^. 19, 4) 
imb bem 3»e(f ber (j^e genmfi bit eingig bere^tigte ^orm ber 
®^e. ®a§ erfte "SSeifpict ber ^otlE)gamie gab Samec^ quS bem 
. ain^eitüonen ©efc^tcc^te ber Äainiten (1. SDiof. 4, 19). Ser ©ciffc 
beS-,6b«(tcnt§umS l)at bie ^oltjgamle, auä) oi^ne ouabru^Ii(§eS 
bibXifci)eS -SSerbot, üottig berbrangt. >. 

§. 99. 

?lu§ bct SSebcutuncj ber ^^e crgtebt c§ ftd^, baf fie 
«ne lebenSIttUcilif^e uiib unouflbölid^e SScrMnbung 
ift, bie ®ott äufornmengcfügt J^at ^) unb bie nur ber Zoh 
fd^eibcn fpa,2). ^urd^ bie freinjittige (g^efc^ciburtg laben 
ttieijl: t>eibc hatten, immerbar ober @inert)on beiben, ben 
^reoct unb bie @c^ulb beS ©^ebrud^ö auf jic|) 2). 

2J?at0,?19, eVtjgt. §. 96, 2. 

2) JRpm. 7, 2. 3.^: • 

3) ajiatt^. '5, 325 19,. 9. 

Ittnm. SWofeg ^attt bie ©l^efd^eibung um ber mcnfdöUd&cn „^cr= 
gcnS^drtigEeit" .roiCen erlaubt, ober „üon Enbcginn ifl e§ nic^t 
atfo. gett)efen"(aRatt^, 19, 8). Saö 3?eue Äcjlament erfennt 
nur ben groben ß^ebruc^ ot§ giittigen @t)e[i^eibung§grunb on 
(SJlatt^. 5, ,32), weil baburd^ bie 6^e in i^rem innerjten SSSefen 
faftif^ gerftort ift. Sn allen anbern fallen 'ift nur eine geitiüei= 
lige @(j()cibung üon .^auS unb Eifc^ geflattet, weil eine 25erfö^= 
nung unb SBieb ctüercinigung nod) mogti^ ijt (1. j^or. 7, 11). 
(Streifig ij!, ob aurf) böölic^e SJertaffung nad& 1. ^ov. 7, 15 jur 
©^efc^eibung unb SBieberüev^eiratliung berechtigen bürfe. 

; ■■§. 99 a.- \ "" ' ^ ■ 

S5ei ber unermeftid^cn SBic^fic^feit, njetd&e bie (5t)e für 
S)0§ gan^e Seben i)at,. fann fte mcf)t bcbac^tfam unb übcr= 

^ u r fe , S^r . 3iriigion8le^r e. 6. Stufl. 4 



50 SSom göttttd^cn ©cfe^e. 

legt genug eingegangen werben, "^ttc^ oorjctttge unt) ün- 
Berfeäbttgte @t)egelöbni§, lebe leid^tferttge unb unbcfonttene 
©l^cfd^liepung iji eine SScrod^tung ber ^eiligfeit ber @^c, 
bte fic^ njeijl 'au(^ fef)r balb fc^ön, unb ,oft fürc^teriic^ 
genug, räc^t: S5et ber SBal^t beö ®atten ifl einzig barauf 
|u fetjen, ob bic @^cn im^^rrn gefd^lofjen roerben, ob ber 
^■@rr ber Stritte im S5 unb e fein !5nne. .£)a tl^ut benn t>or 
€ßcm bie forgfamfie unb äufri^tigjle *33rüfung feiner felbjl 
unb beö 5U S^äl^lenben, fo mc oufrt^tigeö unb l^er§lid^e§ 
®zhct um ©ötteö Seitung, SBeijtanb unb @egen notl^. 2Ber 
aber ftatt ouf ^römmigfeit unb Süd^ttgfeit beö Sebenö, a\xß-- 
fc^Ucftiö^ ober öorjugöweife auf 04)önl^eit unb Sugenb, auf 
®etö unb @uV auf @tanb unb (Sonne;:ion ü.f. w.%% wer 
fit^ öon finnlid^em Sßol^tgefaUen ober üon unl^eiliger ^tug^ 
J^cit unb SSered^nung, ftdtt üon ©otteöfurc^t, ®ottegIiebe 
unb ® Otto ertrauen, leiten laft/ ber forbert bie @traf=- 
unb Sud^tgerid^te ®ottcö freoentlic^ auf fi^ unb feine d^e 
l^erob. 

Slnm. 1. Sag @J5ric^roort fagt: „S'^en »erben im ^immetge^^ 
f^lojfen", — ja mo^l im ^tmmet, oBer oft a\xä) ju @traf= 
gerieften für ben ietd^tferttgcn SJeroc^ter ber ^eiÜQteit ber @i^e. 
SBer ben ©egen unb bof ©litcl einer in ©ott gef^Ioffenen unb 
gel^eittgten @|e ntc^t wiÜ, bcm gieBt @ott gu gerechter ©trafc^ 
ben %ludf einer ungel^etltgfen &)s, wie er fte in feinem unl^ei- 
Itgen Sinne Mt (^[.-109, 17). 

5S[nm. 2. 3um ©nge'^en einer gottgefälligen @]^e ijt bie ©inroit^ 
tigung unb ber ®egen ber Sltern fo wi^tig unb »efentlid^ wie 
bei feinem anbern Sebenäentfc^luf, welches 3lec^t bie gltern ober 
auc^ nic^t gu unbegrünbeter SBeigerüng, in ©genfinn unb ^drtc 
mifbroud^en follen. @in fofllid^eS unb lieHio^eS -SSorbilb'fur bie 
befprocbenen SSerbdltniffe ijl bie SSrautiDerbung ©ieferS um JRe- 
. beffo 1. SKof. 24. SSgl. aJS. 12. 33. 57. 58. 

§.100. 

S)ie l^eiKgen 3n)ecfe ber ß^c, bie ©teUung beö ®at* 
tcn gu einanber, il^re gcgenfeitigen iRecbte unb ^flicl^tcn 
ftnb burc^ bie @ünbe fo »ielfacb auf ungbttlicbe, Unnatur^ 
Itd^e unb freöel^aftc SBeifc »erfannt, gemi^^braud^t unb »cr= 
fe^rt, wie eö faum bei einer anbern S5e5icl^ung beS SebenS 
ber ^ött ift. Sti ber c^rx|l(tcöen @l^e foU il^re urf^rüng=- 
lid^c ^eiligleit unb Utiöerleillic^feit wicbcrl^ergefieÜt unt^ 



®a§ fec^öte ®e6ot. 51 

wneuert yott^tn, weö^alb aud^ Mc Ätrc^e ben ^^cbunb 
einfcänct unt> l^ciUgt 



§.101. 

@^e^tu^ im weiteren @tnnc iit SlUeö, «jobutc^ Öte 
eigene ober bie frembe, bie gegenwärtige *obcr jufünftige 
@^e in i|rcm Sßefen ober i|rer SSettimmung trgenbwic ge= 
fiört, beeintra4)tigt ober gefäl^rbet wirb. 

§. 102. 

Sog fec^^te ®c6ot \)ttUiUt ni^t nur t>a$ tobegwür= 
bige (3. 2Wof. 20, 10) SSerbrec^en beö groben e^ebru^§, 
woburd^ eine fd^on bejlel^enbe @^e jerprt wirb, ^on= 
bern auc^ jebe Unfeufd^^eit auf er ber @l^e, a(ö woburd) 
gegen bie jufünftigc ^^e gewiffenloö gefreoelt wirb, not| 
el)e jtc gef^toffen ijl (^ebr. 13, 4). 

§. 103. 

Sie duetle biefer, wk aller ©ünbc, ifl bie Wfc Sufc 
bc§ §erjettS» .^ier tjl ber eigentlid^e @t| ber ©itnbe, 
unb üon ha ijl nur ein furjer SBeg biö jum unjittlic^cn 
SBorte (2»attl). 12, 34. 35) unb big jur fc^amtoferi 2:i)ot 
(SWattl^.15, 19. 20). ©arum gilt auc^ ba§ SSerbot ebenfo 
Mr, ja juerjl unb »orjugöweife atten unreinen ©cbanfen unb 
S5egtcrben *) unb nic^t ntinber aUen jweibeütigen, fc^mujigcn 
unb untüchtigen SGBortcn unb ©d^erjen*). 

2) sßiatt^. 5, 27. 28:. S^c ^^oBt geptf, baf gu ben SWtcn ge- 
faßt tfl;: ®u [oHit m(^t e'^cBred^en. S4 «^er fage eud^: SBer ein 
aSScib anftel^et, t^ter ju öegel^ren, bct l^at fc^on mit il^t bie @]^c 
gebrocj^en in feinem ^ei;3en. 

*) ep]^. 5, 4: 5lud^ fc^ttnbbore SBortc unb SÄattent^eibingc 
laffet nt^t oon ewt^ Qefogt locrben, ober ©d^erge, weld^c eud^ ni^t 
jiemen. 

§.104. 

©amit ift benn iVLQkiiS) aud^ ^Uc$ »erboten, wag baö 
i^erj ober bie ^l^antajte vergiften ober bie böfeSujl we(fcn, 
reijen unb nähren fann, namentlid^ 9??üfiggang, Unmäfig= 
feit (sftöm. 13, 13. Mj @p^. 5, 18), lüberlic^e ©efellfd^aft 

4* 



52 SSom gottlid^ctt ®efe|e. 

(@^r. 1, 10), U^tftxti^t Äleibutig; #^ige Äättjc, unfitt* 
Ud^e SSud^er, ©d^oufpiclc, Skbcr unt) SBilber u. f. w. i-l 

§.105. 

©U @ünbcn gegen boS fed&gte ®ebot jtnb bie abfd&cu» 
Uc^jlen »on allen (1. Äor. 6, 13—20), weil bcr SWenfd^ 
ftd^ felbjl burd^ biefclben auf baö ©emetriftc njcgmrft; fcin^^ 
burd^ bag göttlid^e dbenbilb i^m anerft^affene ^errlidbfcit 
unb ferne l^ol^e d^rifttit^e Söeftimmung auf baö. <S(^onblidbfte 
»erunel^rt (SSö. 15. 16); jTe finb pgleid^ bie gcfcibrtid^jitett 
unb fürd^tertid^ften, iüeit fie Seib unb @eelc ^ugleid^ »er* 
giften unb »erberben, unb ntd^t nur biefen fid^tbaren trbi= 
fd^en Scib, bec »erwefen wirb, fonbern (i\x6) ben unftd&t» 
baren Äcim beö jufünftigen 5luferjtebung§leibeö (330. 18— • 
20, »gl. mit SSö. 13, 14). Sarum bro^ct auc^ ©ottcS 
SBort bcnen, bte in fold^eii @änben leben, ©btteö bcfon« 
bercö unb unauöbleiblic^eö ©ericbt (^ebr. 13, 4) unb \jer= 
fünbigt i^nen, baf jie burd^auö feinen Zf)ni am fRzi^t 
©otteg ^aben werben (1. Äor. 6, 9. lOj ®at. 5, 20. 21j 
e^b- 5, 5; DP. 21, 8; 22, 15). 

§. 106. 

(Snblid^ öcrbietet bicfcö (^etot aud^ ?lffe§, woburd^ bie 
redete «Stellung ber ©allen ju cinanber »crtebrt, t^r gegen« 
feitigeS SSertrauen untergraben, bie ©emütber cinanber cnt= 
frembet unb überbauet ©leid^gültigfeit, SJlif trauen, 3 »ie= 
fpatt unb Uneinigfeit unter bicfclbcn gebrad^t werben, weil 
babur^ bie b?tligcn 3n)ecfe ber ^i)t thtn^aH Qt\l'6xt unb 
»ereitelt werben. 



§• 107. 

©aö fed^Ste ®ebot gebietet allen 0fcnfd^en „S^teinig« 
feit im ^erjen^), ©cbafnbaftigfeit unb 3ud^t in SBorten, 
tofd^l^eit unb ©ittfamfeit inSBerfen", ben SSerebelicbten 
aber noc^ tnfonberbcit, in Siebe unb ©intrad^t mit einanber 
5U leben, ©cbulb unb Sfiad^ficbt mit einanber gu l^abcn unb 
fid^ gegenfeitig ju förbcrn in atten leiblichen unb getjilid^en 
S5ejiel^ungen beö Sebenö*). . ^ 



25a§ fed^Stc (Bzbot 53 

3Rott]^. 5, 8: .©clig finb, btc reincß ^ergenS pnb, benn fic, 
werben ®ott fe^auen. 

*) 1. ?>etr. 3, 1— 7 (SSS. 3. 4. 7). — 1. Kim. 2, 9—15. — 
Cp^. 5; 22—26. 

i§. 108. 

löhgt «nb &en?öl(irt fi4> bcr (5j()rtfi burd^ bo§ flctö lebcnbtgc 
S5cn)uftfdn bcr ^lUgcgcnwart bc0;l)cUigen ®ofte6^), bürt^ 
fleißigen ©cbraud^ bcr ©nobcnmittct, befonbcrö bcö ®ebc= 
fcö^), burd^ crnjlen SBtllcn unb . niönnltd^e ©ntfci^toffcnlieit, 
bic im SScrtrauen auf ®otte6 Bdj!anb nsurjclt^) unb bte 
aud^ bog Erlaubte ftc^ ö«fo9t, n>o cö 5lnlaf jur @ünbc 
geben tonnte^). 

®tr. 23, 24— 27: ©n SRann, ber feine (Sf)e bricht unb 
benft Bei 1t^ fclbil: S35cr jTe^et mid^? @S ifl pnjler um mid^/ unb 
bie SBanbe ocrBcrgen mi(J6, b.af mid^ Siiemanb fiel^etv wen foQtc 
id^ fc^euen? Ser ^ner^O(|{lc a(|tet meiner ©önbe nid^t? — fold^er 
freuet oCein ber ajienfcbcn Stugen unb bcnfet nid^t, ba| bic Slugen 
be§^@rrn oiet taufenbmot ^leöer ftnb benn bie (Sonne, unb fe|cn 
5llle6, roaS bie SKenf^en t^ufi, unb fc^auen auc^ in;'bic ^eimlid^en 
SBinfel. 

2) SBeil^. 8, 20. 21: Sa id^ aUt wo^l ex^oQen toaxr »ud^g 
id^ 2U einem unteflecEtett Seibe. ®a i(§ aber erfuhr, i)a^ id^ nic^t 
anbcrS fonnte Kud^tig fein, eS gdbe mir'§ benn ©ott, trat i^ gum- 
.^(grrn unb bat Sbn unb fpra^ üon meinem gangen -^crgen-U. f. tt). 
— ^f. 51, 12: <S^aff in mir, ©ott, ein-reineö^^erg, unb gteb 
mir einen neuen . gereiffen ©eifl:. 

3) 1^ ^QT-^ 16, 13: SBtt^et, fte^ct im ©tauben, feib männti^ 
unb feib^arf. ^— Jg)iob 31, 1: Sd^ I)abe einen SSunb gemocht 
mit meinen Slugen, bof td^ nic^t aä)UU auf eine Sungfrau.— 
@ol. 5, 16: SBanbett im ©eift, fo werbet i^r nid)t bie Süjtc be§ 
glfifd^eg opUbringen. 

. ■') ÜRattl^. 5, 29. 30: STergert bic^ aber bein rec§te§ Sluge, fo 
tei^ es aus unb wirf e§ üon^ bir. ©S iffc bir bejfer, baf einS bct= 
ner ©lieber üerberbc unb ni^t ber gonge 2ci6 in bie ^oOc geworfen 
werbe. Slergcrt bid^ beine redete ^anb u. f. w. 



54 sßo,„ ^dttli^m ®cfc|e. 

®aö ftcbcnte @ebot 
©it foaft nW Wien» 

SBaS iftbaS? 

3Bir foUcn ®ott fürd^tcn unb lieben, bof wir un= 
ferm 0ld duften fein ®clb ober ®ut nid^t nehmen, 
no4 Witt fatfd^er SBoare ober ^anbel an un3 
bringen; fonbern i^m fein ® ut unb Stal^rung 
l^clfen beffern unb bel^ütcn. 

§. 109. 

S)a§ fiebente ®cbot ftd^crt bcm SRäd^ftcn fein ©3en= 
t^um ober fein tl^m »on @ott »erticl^cncg Stecht ön geit= 
lid^en ©iitern. 

§. 110. 

„©ie erbe ifi üott üon bcr ®ute beg ^errn" M. 33, 5) 
unb ber SÄenf^ ifl jum ©rben unb SSeft^er aller irbif^cn 
©itter eingcfe^t SBie er nun aller ®üte unb Srcunblid^» 
Mi be§ |)@rrn fiö) ju freuen f)at, fo foli er auc^ bie ir= 
bifd^en ®üter nicbt oerad^ten ober geringfd^il^en 
(l. kot. 10, 26)/ fonbern fte mit freitbigem S5anf gegen 
bcn ®eber aller guten @abcn (Saf. 1, 1-7) ju feinet eignen 
Sebenö ^lotl^burft unb Pflege, ju feineö sRöd^jlcn ^ülfe 
unb ^örberung unb ju ©ott'eg^reig unb ©l^re gebraud^en. 
5lber er foU fie aud^ ntd^t überf^ä^en, nod^ fein 
^erj boran J^ängen (^iob 31, 24), fonbern alg ©otteö 
©gentl^um anfe^en, bejfen 9?u|ntepung unb IBernjaltung 
il^m übertragen unb onöertraut iji:, barum aud^ immerbar 
ber fünftigen !Rcd^cnfc^aft gebenfen, unb »or Gittern nid^t 
oergeffen, t>af bie l^immlifd^en ®üter ber 0cele unenblic^ 
j^errltd^er unb f öjllid^er finb ^). 

^) 2Ä attl^. 6, 19— 21: S^r foHt e\x^ ntc^t ®c§d|e fammeln 
auf dtben, t>a fte btc SOlotten unb berSiojl: freffen unb ha bie 
35iebe naä)Qtaben unb flel^tcn. bammelt cu^ aBer @d)o|c im .|)tm= 
mct, ba fte roeber ÜRoften nod^ SUofl fcejfen unb ba bie ®teBe nid^t 
nad^graben unb \te^Un. Senn wo euer ®^a| ifl, bo tft axx^ 
euer J^erj. — Äop. 6, 33: Zva^td am erjlen na^ bem Sfletd^e 
®otte§ unb noc^ feiner ©ered^figfett, fo wirb euc^ fol^c§ Sltteß 3U= 
fottcn. — sjstatt^. 16, 26: SBaS '^ölfe es bcm SJlenf^en u. f. ro. 
ogt. §. 91, 2. 



5Daö ftcbente ^ebot ^ 55: 

§111. 

©Ott ^dt nac^ bcm SWofc feiner SßcBl^cit bte irbifc^ctt 
<$\xUt ücrfd^teben oett^ettt, bcm 6tnen Sletcfit^um unb 
Uebcrflup, bem 5lnbern ^rmut^ unb SJJongel bef(^teben. 
@r gtcbt c§ »on bem ©einen, unb ba^ ^r'g Qieht, ift nid^t 
5Red^t unb ©d^utb, fonbern ®nabe unb SSarm^erjigfcit*). 
!£5arum tttuf ber ä^eid^c ben Ucberfluf unb ber 5lrmc ha$ 
Geringe alö unoerbienteS ^efd^enf banfbor entgegennel^mcn 
unb ein Seber bie 2Bci6^eit ©otteö freubig preisen, ber am 
beflcn weif, n)a6 i^m frommt. 

>) SKattl^. 20, 15: ^aBc td^ ntc^t SWac^t ju t^un, rooS tc& wia, 
mit bem aRemen? ©tel^ejt bu barum fc^eet, baf toö fo gitttg fim? 

§. 112. 

SSoHEommene ®(cid>J^eit unb ©cmetnfd^aft 

ber irbifd^cn ©üter wörc jmar eine überauö l^errlid^e 

unb f(^ö)ie @ad^e, benn fie wäre eine öottfommcne unb 

allgemeine ©ariiettung beö ®cbotc§: „Siebe beinen §Ra(^ftcn 

n)ie bic^ fetbfl/' Slber man oergcffe nid^t, baf ScneS bie 

^rud^t unb Siefeö bie SBurjel ifl:. SBat)re unb fcgenäreid^e 

^ütergemeinfc^aft ift nur ba mögfidö, wo öoKfommenc S:iehe 

alle ©lieber ber menfd^lid^en ©efellfd^aft befectt. 5lber in 

einer SBelt, n>o no(^ immerbar ©elbjlfud^t, SBollujl, ^aul= 

^cit, Bequemlic^feit, Ungeted^tigfeit u. f. w.^crrfd^en, tft 

bie re^tc ©ütergemeinfd^aft auf tu Sauer nid^t niBglicb. 

SC hm. Sie frettüiUtge unb t^eitroeife ©ötergemeinf^aft ber erfteti 

c^rijtUd)en ©emeinbc ju Serufatem wav auS ber rechten SLuellc 

cnffprungen (Slpgfdö. 4, 32 ff.), unb infofern ein SSorbitb guEunf= 

tiger SSoQenbung. SlBer bennoc^ geigten ftc^ oud^ l^ier fd^on Slugs 

»u^fe (^op. 5, 1 ff.). SSei ber ©rroeiterung ber ©emeinbe 

mufte jTe olne^tn oufgegeben werben. — SBo ober bie @uter= 

gemeinfd^aft mit bem gewattfamen Urnfturj ber Befle'^enben Drb= 

nung erzwungen »erben foK (roie ber ©ommunigmuS mifl), tft 

fte ein^reüel an aßem menf^U^en unb ^ottti^en 9ted^te unb 

ein ©eroäc^S ber ^otte, ba^ audb nur l^bnifc^e ^riit^te tragen 

fann? eine 8üge,, bie um fo gefährlicher ifl, je me^r SBal^r^eit 

fie aug bem Jgjeittgt^um gefiof)len unb fatonifc^ üerbrel^t l^ot. 

§. 113. 

Sie ungleid^e SSert^cilung ber ©ütcr l^alt btc 
menfd^lid^e ®efellf(^aft in i^ren Sugen, ta^ dimx bem 
Slnbern wUlig biene, wenn nid^t bur<| Siebe, fo bod^ burd^ 



56 SSom göttli^en ©efe^c. 

5?ot^, ©cburfni^ unb ^u^ffÖ^t auf 9Sörtt)eU top getrie- 
ben^),— fie ifl ferner ein SWitfel gottlt^cr ßrstcldunfl uhb 
ein |)rüf^ein für SReidöc unb ?lrme, benn IRcid^t^'um wie 
5lrmutb t)abcn lebe i^re befcnfcern SSerfud^ungen unb ®e= 
fQ^Örrn*), Scf(^n)erbcn, ^flicl^tcn unb SSorgüge, — jte w.eijt 
enbltddi bcn 2J?cnfd^cn auf ben ®cber «ücr guten ®aben 
l^in , bcr geben unb nel^men fann , unb on bejfcn ©egen 
SlßeS gctcgcn ijl 3). . 

®Pi^. 22, 2: JRctclöe unb Slrntc " mxijycn unter einanberfeinf 
ber ^©rr ][)at fte SlUc gemacht. 

^) ©^r. 30, 8. 9: Stvmut]^ unb JRei(I)t{)um gieb mir tüc^t, (a^ 
mi^ abet mein befc^ctbencg zi)eii Speife boI)tn nc]()nien. ^^ mod)tc 
fonjj, wo id) 3u fatt würbe, üerlcugnen unb fagcn: SBcr tfl ber ^@rr? 
Dbcr xoö iä) 3U arm wiirbe, mc^te iö) jtcl^lcn. — SOiött^. 13, 22. 

2) g)f. 12t,, 1 : SBo bcr ^^rr nid)t ba§ J^auS Bauet, ba arbeiten, 
umfonft, bte baran bauen. 5Öo ber ^@rr nic^it bie, «Stabt befjütct, 
wod^ct ber SBüd)ter umfdnfl. — Sef. 26, 16: ^drr, wenn Slrübfal ba 
t|l, fo fu(^t man Sic^5 wenn S)u jie iü6)tiQc^, \o rufen fte önßjilicö'. 



§.114. 

Sog fiebcnte ©ebot ünhUUt nid^t nur ben ofenbaren 
unb groben S)icbMl, fonbcrn aud^ leben feinen ©icbftabt 
im ^erjen unb im SBerfc, wenn man bem S^ä^jJen bag^ 
©eine nid^t gönnt ober i^m auf irgenb eineSBcife entsie'^t 
fiber öorentl)ciIt, waö ii()m jufommt 

S^nm. ®cr feine Stebflal^t erfd^cmt in taufenbfad^en ©cjlaU 
tungcn, im ©ewanbe bcr Ätugljeit, ber Snbuftrie, be§ SRed>te§ u.f. w. 
®tc S3Sctt ijl üoU üon feinen Sieben, bte mit pljarifdif^em Su= 
genbbönfel (8uf. 18, 11) bie groben ®icbe ücrad)ten unb bod^ 
mit i^nen üor ©ott in gleicher SSerbdmmnif {tnb. Sie gen)obn= 
lid^ften unb l()erüor|le^enbj1:cn @rfc()einungen beS feinen ®iebflai;{§ 
finb: Ucbcrüort!>ei(un0 im *&anbel unb SBanbet (1. Ä^eff. 4, 65 
®pr. .11, 1)5 aüeruntrcuung, SSerwal^rlofunq unb Sßernad^ldffi= 
gung onücrtrautcn ©uteg, SlmteS ober ®efc{)afte§ (Sit. 2, 9. 19? 
aUom. 12, 7. 8)5 Slncignung be'S ©efunbenen, SSorentl^ottung ober 
SScrfürgung beS üerbtenten 2oI)nc§ (Ser. 22, 23^ Saf- 5> 4)5 
leic^tftnnigeg Sorgen (^f. 37, 21)5 SBuc^er (2. ?Siß{. 22,:^ 25) 5 
^roceffut^t (Sa!. 2, 65 1. Ä^or. 6, 5-7)r 23cjte(^lic{)feit (^m.f 
% 63 S3U^. 3, 11)5 Umgcl^ung ber Slbgaben, ©cfroübation unb- 
St^muggetei (JRom. 13, 7^ 2Kattt;. 17, "24 ffö 22, 17 ff.) u. 0. u. 



S)a6 fiebente ©cbot. ^ 57 

§.115. 

SWit bem S^icbWl {jl i^ugleidb mttcg, waö baju fü^= 
Ten ober »erlieitfn fann, üor ^Ilcm ® eij unb ,^abfu^t*), 
ferner 3}iü§tggang,9Scrfd^.n3cnbung, Sfletb unb 2Jftp= 
gunft u. f. n). öerboten. 

^) 1. Sim. 6, 9. 10: 25enn bieba tei(^ »erben njottcn/ bie 
fallen in SJcrfud^unö unb ©tticic unb »tele t^ortc^te unb \6)äUx^e 
2uflc, »elcbc oerfenfen bie aRcnfd)en inS SScrberben unb SSerbamm^ 
nif/ bcnn ©eij ijl eine SBurjet aUeS Üe6el6. 



§. 116. 

©aö ftebente ®cbot gcBictct, ba^ n5ir bcm S^äd^flen, 
fei ef §rcunb ober ^einb^), fein ©ut unb S'lotirung 
gönnen, unb i^m bojfelbc |elfen beffern unb bel^ü = 
ten 2), ta€ Unfere aber red[)tma§tg crmerben ^), wctöUd^ 
p Slät^c l)alten unb jufrieben jinb mit Sem, tt)oö ®ott 
befc^eert*). 

2. SRO f. 23, 4. 5: SSJenn bu beincS ^etnbeg Seifen ober 
@fel Begcgnefl, baf er irret, fo fottjl bu il^m bcnfelBen wieber gu^ 
fufjrcnj ttJcnn bu bef, ber btdb l^affet/ @fcl iftei^eft unter [einer ?afl 
liegen, '^üte bic^, lai i^n nid|t, [onbern oerfäume gern ba§ 
Seine um fetnetwillen. 

2) 1. Äor. 10, 24: Sf^iemanb fu(^e, raaS fein ift, fonbem ein 
Scglic^er, baS be§ Slnbern ijt. — Sltatfi). 7, 12: SltteS nun> 
ttjaS ii)r ttJoUt, i)a^ euc^ bie 2eute tf)un-foUen, baS t^ut i^r i^nen. 

^) 2. S^cff. 3, 11. 12: 8Bir l)6ren, bof : Sttic^; unter euct> 
wanbcin unorbentlic^ unb orBeitcn ^Wic^tS, fonbem treiben SSorKoig. 
@otc{)ch aBer gebieten roir unb erma|)nen fic" burc^ unfern ^@rrn 
Sefum 6:^rijlum, bap fie mit \tiUem SBefen arbeiten unb i^r SSrot 
,e(fett. — 1. Sl^eff. 4, 11: SRinget bornac^, i>a^ i^r fliUe feib u. 
(§. 37). — 5. 3Kof. 15, 4: ®§ foU aUerbingc ,f ein SBettter unter 
euc^ fein. 

^) ®pr. 30, 8. .— 1. S£im. 6, 6—8: @§ t|l aber ein grofer 

:®en)inn, wer gottfetig ift unb tä^t i^m genügen. ®enn wir |abcn 

nichts in i>it ^dt gebracht, barunt anä) offenbar i\t, mt werben 

nichts I)inau6bringen. SBenn wir aber Sia^rung unb Äleiber ^aben, 

fo laffet uns begnügen. — ^]^t(. 4, 11—13. 



58 S^om göttlichen ®efe|c. 

©tt foHft tti^t falf^ S^ugtiif tcben ttibct ttmm 

aD5o§ tffc ba§? 

SGBtr foHcn @ott fürd^tcn unb Heben, böf wir 
unfern Sfldc^jlcn nid^t fälfd^li^ belügen, »errat^cn, 
afterrebcn ober böfen Seumunb mad^cn, fonbern 
i^n entfd^utbtgen/ ®vitt^ üon x^m reben unb 
5incö jum ©eflen feieren. 

§. 117. 

Saö ad^te @ebot itzUt beg 0?cicl^ilcn @^ce unb (|U= 
tett. fJf am Ctt fic^cr. SBie im fiebentcn ®e6ot bie Siebe junt 
0läd^flen fid^ otg ©erec^tigfeit gejtoltct, fo l^icr aB 
SBa^rl^eit. ^a6 öd^fe ®ebot ifl alfo im Slttgemetnen 
gegen aUt Sungenfünben in Bestellung auf bcn 9?ä^= 
jlen (n)ic ba^ jweite in Bestellung auf ®ott) gerid^tet. 

§118. 

^k^pta^t tjl ta^ ©ce^ter ber 2Wenfd^^ett (1. «Wof. 
2, 19. 20) ; fie ijl unter ollen irbifc^en «Kreaturen aUein 
bem 3)?enfd^en, atö bem ^errfd^er ber @rbe, »erUetjen. Sc 
p^er bemnad^ biefer SSorjug beö SWcnfd^en s" fd&a^en i% 
um fo freöcll^after ijl aud^ ber 9J?ifbraud^ beffctben, .unb 
je großer ber @egen beö guten SBorte^i), um fo größer 
if! aud^ ber ^luc^ beg böfen SSorteö^). ©oö Sßort ift 
nid^t bto6 ein ^aud^, ber in ber Suft verfallt, eö liegt »ict= 
mel^r eine geijligc SJJad^t barin, bte, wenn wir aud^ i^re 
SBtrfung nit^t in iljrem ganzen SSerlaufc üerfolgcn fönnen, 
bcnnod^ förbernb ober serftörenb in ha^ leiblid^e ober g'ciji:= 
lid^e ßebcn unb SBol^tergc'^cn einzelner SRcnfd^en unb ganzer 
®emeinfd^aften, ja ganger Sßölfer unb 3eiten eingreift. Sa, 
t>a^ gefprod^ene SBort ijl fo wenig ein oer^attenber^auc^, 
ba§ cf , ft^etne cö aud^ nod^ fo , geringfügig , bi^ , in bie 
(Swigf eit bleibt unb nod^ auf ha^ iüngfte ®erid^t cntfd^ei» 
benben ©influ^ übt ^). 

^) <Bpv. 25, 11: ©n UBoct gerebet su feiner 3cit, tjt wie qoU 
bcnc SIepfcI in ftt&ecnen Scalen. 



2)aö ad^tc ®ebot. 59 

») Saf. 3, 2 — 9? aSS. 5. 6. 8: Sltfo ijt aut^ btc Sunge ein 
, Hernes ©tteb unb richtet gro^c ©tnge on. ©ie^^c ein ficineg ^eu«, 
wetc^ einen SBalb günbet es on? Unb bie 3unge ijl au(^ ein §cuer, 
eine S35ett ooll Ungere^tigfcif. Stifo ijl bie gungc unter unfern 
®titbetn unb Beredet ben gangen 8eib, unb günbet an ott unfern 
SBonbet, wenn fie oon ber |)6tte entjänbet ijt.... ®ie 3unge fann 
fein SDlenfi^ ga^nteu/ i>(i^ ünrul^tge Uebct oott tobtlic^en ©ifteS.j 

*) Sftatf^. 12, 36. 37: Sc^ fagc euc^ aBer/'^baf bie SKenf^en 
miijfcn Sücc^enfc^aft geBen am jüngilen ©eric^t oon einem jegü^en 
unnü_|en SBorte, taS jte gerebct l^aBen. 2luö bctncn SBortcn wirft 
bü gere(|>tfertigt »erben unb auS beinen SBorten ujirjt bu t)erbom= 
met werben. 

§. 119. 

^ic 2Ba|^t^cit tjl tag ©öttltc^c, benn (Bott tfl bie 
cmgc S!Bat)rl^cit fclbfl unb bte SHucKe alter SBal^r^ett au^cr 
S^m (3o^. 14, 6)5 btc gügc aber tft ba^ Seuflifd^c, benn 
ber Seufet tft ni^t beflanben in bcr Söobr^ett unb burc^ 
tl^n ijt bte Süge in bie SBett gcf omntcn. 2Ber barum lüc^t, 
ijl ein Älnb bcö Seufelö unb t^ut naä) feineö SSoterö Sufl 
uttb SBiUcn (Soj^. 8, 44). Durd^ tk @unbe ift aber tk 
Süge fo aUgcntein geworben unb fo fel^r in bte inncrftc 
^atixt beg SWenfd^en eingebrungen, ba^ bk 0cl^rift bejeu= 
gen mu^: „Sitte S»enf(l)en ftnb Siigner" (gjf. 116, 11} 
SRiJm. 3, 4). 

§. 120. 

SGBic bie Siebe ^um fRäd^ften forbert, ba^ wir gegen 
i^n wai^r ftnb, fo auc^, ba^ von ühn tl^tt wal^r finb unb 
»ornel^mUdp , ba^ wir feine @^re unb feinen guten Si^anten 
ot§ ein l^eiligcg unb unantajtbareö ®ut anfe^cn. Sehn ber 
gute «yjamc ift ein föülid^eg ®ut, föftlid^cr alg SReit^t^um i), 
ja, ebenfo föftlid^ alö bog Scben felbft^), weil er unferm 
SBirfen allenf^alben eine offene unb fegcnöreid^e Statte 
bereifet. 

' ©pr. 22, 1: Sag ©erüc^t ift foftlid^er benn grofer 9leid^= 
tl^um, unb ©unjt Bcjfer, benn ©ilber unb ®otb. 

2) 1. ^or. 9, 15: @S wdre mir Beffer, i^ jiörBe, benn baf 
mir Semanb meinen Sßu^m fottte ju nii^tc mad^en. 

§121. 

©er rcd&te gute dlamt ifl aber nur ber, ber aud^ cor 
®ott gilt-, nid^t aber, wenn unö aüe SBclt wo^lrcbet, weil 



60 sßom göttUc&en ®efe|c. 

»it % in 5incm jii ©cfoücn tcbcn. 2Bcr ®ott in atten 
Siingcn gefallen n)iU, biet fonn tö oft md[>t »crmcibcn> ber 
SBclt ju miffaUcn. 

8uf. 6; 26: SBe^e eu^, wenn eu^ Scberntonn wo'^Ircbct. — 
SKottl^. 5/ 11 : (selig feib t^r, »enn cudb bie SKenfc&cn um meinet= 
wiDcn f^nttt^en «nb ocrfoigeri, unb rebcn allerlei UcBelS retbcr eu^/ 
fo ttc bttran lügen. — aRatt^. 10, 24. 25. — Sof. 4, 4: SBer 
ber 9Bett ^rcunb fein JctQ, ber mup ©otteS ^etnb fein. 



§.122. 

Sog öd^tc ®cbot ücrbtctet im ^allgemeinen olle Söge 
unb Unmol^rl^eif ^) unb im S5efonbern aöeö falfd^e 3cugni§ 
»iber ben 9?ci^1icn, b. l^., oHe Unnjo^r^eit im Urt^eit über 
Slnbre unb in iebcr ^a^fage nid^t nur öor ©erid^t, fonbern 
oud^ im gcn>öt)nlic|en ßeben. ©a^in gehört böfcr 5(rg= 
wol^n^), SÖcrba^tigungcn, falfd^e ober unnötl^ige ?(ngcBcrii, 
?luSpIoubern öon @el)c{mnif[en (<g^)r. 11, 13), ©o^pcJjiin» 
gigfeit, @t|)me{^clci, SBortbrüc^igfeit, licblofe^ fRit^tcn ^), 
St)ci(nol^me unb Sßol^igefatten an'Älatfd^ereien, gefliffent= 
lid)t SSerleumbungcn ?c. 

@P^- 4, 25: gcflet bie Sügen ab unb rebct bie SBa'^r^cit ein 
Segltdjer mit feinem S'fdd^ift-cn, ftntcmal mir unter einanber 
©lieber ftnb. — @ ir. 20, 25 : @tn S^icb ifl nid)t fo bofc, alg ein. 
SKenfd^/ ber ^6) gu lugen gemo'^nt, aber jute^t fommen fic teibe 
in« SSerberljen. — Sffb. 21, 18. 

*) 3ac^. 7, 10: Unb bcnfe deiner mib er feinen Sruber ctmaS 
; flrgeS in feinem ^crgen. , 

') aHom. 14, 4: 9Ber bift bu, \ia^ bu einen fremben Äne(§t 
rt^teft? ®r ftcl^t ober faHt feinem ^©rrn. — 3Äattl).-7, 1— 5: 
Suchtet nic()t, auf baf i^r nicbt gerichtet merbet. 3)enn mit mel^erlei 
®eri(^t {"^r richtet, »erbet i^r ßeri^tct merben, unb mit mcld^erlet 
SKaß tl^r mcffet, mirb eud^ gemeffcn werben. 2Ba§ ftef)ejl bu aber 
beri «Splitter in beineS 25ruberS Slugc unb mirjl ntd)t gema'^jr beg 
23alfen§ in beinern ?luge?l 

Slnm. ®ie Stof^luge i^ mie jebc Siiot^fünbc ein Unbing. l'Ji^tS 
in ber SBelt füH mic^ notl^igen, ©iinbe gu tl^uh (9J6m. 8, 
35—39, §.34). ©ünbe Bleibt allenjege unb unter ollen Umfldn= 
bcn ®ünbe unb fann bur^ ^ot\) unb ©cfa^r cbenfo wenig/ mic 
burd) einen angeblich guten ßmeiJ gercd^tfertigt m.erbcn. ®6 ifl 
gottlofcr j^reoet gu fagen: „?ttft ung UeBelS t^un/ auf H^^ ©iite« 
batau§ fomme" (Slom. 3, 8), Sie 9?otl)löge infonber^^eit (iinb 



S)a§ ad^tc ®cbot 61 

fcttju flc'^Brm öu4 leere unb üntöa^rc SluSf^üd^tc, SSöWanbc, @nt= 
f^utbtgungen) Utüpt in eiqeneti ®a^cn auf fa{fd)cr @^om ober 
einem unBuf fettigen ®inn, unb au^ in fremben auf SOlattQet 
an SBefonnenl^eit, ^roft unb ©ottoertrrauen. Sn rairfU^ fc^roie» 
rtgcn ^aßctt mki) bte gu ccDtttcnbe SBcte^eit oon oben f4>on ben 
rechten Sffieg geilen (SaE. 1, 5). , 

§.123. 

©ö§ aä)U ®c6ot (gebietet SBal^rl^eitgUebe, »lufrtd^ftg* 
fcttunb 8Sorfi4)ti3fcit*) in ottem Sieben, infonbcrbeit aber, 
ben 9?ä^flcn ju cntfc^ulbigcn, ©iitcö »on tbm ju 
rcben unb 5lllcö jum SSejlcn gu feieren 2), fo weit 
cg gcfdjc^en lann, o^ne ber ^ßobr^eit 5lbbruc^ 5U t^un ^). 
Sie boju n5tt)i(\e SBciö^cit i)on oben gicbt ®ott ©em, ber 
ba bittet (Saf. 1, 5). 

^) Saf. 1^ 19: ©arum, lieben SSrübcr, ein jeglicher SJlcnf^ 
fei fc^nett ju Igoren, tangfam aber gu reben. — @pr. 10, 19; SBo 
oicle.lESorte finb, i>a geljt eS o^he @ünbe nid^t ab 5 wer aber feine 
Sippen ^alt, ber ijl f(ug. — .^rcb. 3, 7: ©c^wcigen ^)at feine 
2citf Sieben l^ot feine Seit. 

2) ®pr. 31, 8: E^ue beinen 5Kunb auf für bie ©tummen unb 
für bie ®ac^e Slttev, bie üerlaffen ftnb. — 1. Äor. 13,-6. 7: ®ie 
Siebe freuet ftc^ ni^t ber Ungcrcd()ttgFeit, fie freuet ftü& aber ber 
aßa^r^eit. ®ie üertragt 9iac§, fte glaubt SlCeS, tte^etaaeS, 
fte butbet mc&. — ®ir. 4, 32. 33. : 

^ Sef. 5, 20: SBc^e Sencn, bie ffiofeS gut, unb ©utcg bofe 
s)e\^cn, bie auö ^inftevni^ 2iä)t, unb auS 8i^t ginjtemip mo^cn, 
bie ouS @auer fü^, unb au8 @ü^ fauer machen. 



§.124. 

SDiefclbe ^lufrid^tigfeit unb SBo^rbaftigfeit, bie t>a^ 
ö4)te ®ebot »on unö in SBej^ie^ung öiif ben ^ä6)^m for- 
bert, ttiad^t eö unö aud^ in SScjie^ung auf un§ felbffc jur 
^flid^t. SÖSir fottcn aud^ nid^t »on unö felbfl (mebcr im 
^crjcn nod^ »or ben Seüten) ein falfc^ Beugni^ oblegen, 
©obin ge'bört aber: ^eucbclei, SSerjTcIIung, $rablerei, ^i» 
genlob (@^)r. 27, 2j 2.^or. 10, 18), eigenbünfet> Ueber= 
f^äiung unfcrcr Gräfte unb ßeiftungen ,(9töm. 12, 3. 17) 
u. b. m. ßbenfo follen mir ou(b unfern eignen guten 9lJa= 
men bcitig l)aUen, „aUcn böfen ©c^ein meiben" (1. SlbeJT- 
5, 22) unb bur^ unfern guten Söanbct, §u ®ottc6 0^re 



62 SSom göttlid^cn ®cfe|e. 

ttnb -Sorbcrung feinet Stetc^eS , Seugm^ ablegen »on ber 
©iiabe ©ottcs, bte in unö möc^tta ijl (2Wätt^. 5, 16 5 
1. ^ctr. 2, 12} 3, 1. 2). 



^aö neunte un^ §e|)nte ^ebot 
Stt follft ni^t begehren beittcö 9läi|ftctt ^auS* 

aSaS ijt bog ? 

SBir füllen ®ott fürcl^ten unb Heben, \>a^ 4Dir 
unferm S^^äd^lien ntd^t mit Sijlnad^ feinem @rbe 
ober ^aufe jlcl^en, nod^ mit einem @(i^ ein bc§ 
Sffed^teö an unö bringen, fonbernil^m baffelbe 
ju bel^alten förbertid^ unb bienflUd^ fein. 

S)u follft ni^t begehren beineS ^ä$#en SSeib, ^m^t, 
^a^t>r S'ie^ ober 2l«c6, »tt§ fein ijl* 

SBag tjt bag? 

SBir foUen ®ott fürd^ten unb Heben/ bof »ir 
«nferm 9'latl^flcn nicbt fein SBeib, ©efinbe ober 
S8ie^ abf:pannen, abbringen ober abmenbig ma' 
ä)cn, fonbern biefelben anl^attcn/ baf fie bleiben 
unb tl^un, waö fie fd^ulbtg finb. 

51 nm. Sag neunte unb jcljntc ®e6ot falten in aKcm 83Bc[entlt(^en 
unter einen unö benfelben ©efic^tgpunf t ,unb »erben barum awö) 
füglic^er Bei il^rer grfldrung jufammengcfaft. Saju Bered^tigt 
m|>t nur ba§ it. Z., n)o Beibc ®eBote alg ein ein jigeg Bejet^net 
werben (3Äarf. 10, 19 unb üi'öm. 1, 7 5 13, 9), fonbern oud^ bag 
S(. Z., in bem 5. 2Ä. 5, 21 Me ©egenjlcinbe beg oerBötenen SSe* 
gel^reng in anbrcr Srbnung aufgefü'^rt »erben. ~ 



§. 125. 

S)o§ neunte unb je^rtite ®ebot will ben S'Jäc^jicn 
gegen jeglic^eg frembe ©clüfle ficber ftellen, woburd^ i^m 
ber ru|ige unb ungefc^imälerte S5eft§ unb ®enu^ aUeö S)ef= 
fen, xoai er nad^ göttlichem unb menfd^lit^em IRet^te f ein 
eigen nennt, oerfummert ober gcfa^rbet »erben fonnt«. 



1Da8 neunte unb je^nte ©ebot. 63 

Bbgletc^ btc frü^iern ©ebofe (oorne!)mlic^ baö fc(^ötc unb 
ftcbcnte) in i^xm ticfcrn ©runbc bicö ?lttcg fc^on mit um= 
faxten, fo n)irb cö ^ter bod^ jum ©c^tug Der ©ebote noc^= 
maU unb jwar au^brütflid^ eingefc^ärft, um aud^ bcn 
ungetftUd^en @tnn, ber t>a meint, ben frühem ©eboten 
mit äufcrm 2Ber! genug getl^an i^u l^aben, unb gteidö Dem 
reichen Süngring fragt (matti). 19, 20): „SBaö fc^{t mir 
not^?" in bie^eiligen Siefcn be'ö göttlid^en ©efe^eS unb 
in bie unt) eiligen Siefen beö eignen ^ergen^ l^ineinjufül^ren. 

§126. 

SBie ta^ erjte ®ebot bie £lueUe atter Sugenb unb 
©itttid^feit, nämlid^ bije Siebe §ü ®ott, fo le^rt boö le^te 
unö bie Sluette aUer @unbe unb aUz^ ungöttlid)en SBefcnö 
fennen, nämlic|) bie ungotttid^c Siebe jur SBBelt unD t^rer 
ßujl (1. So^. % 15—17, §.28), bie ungejügette SSegicrbc 
narf) irbirtem S5efi^ unb ©enuf, Ut fünbiid^e ©elbjifuc^t, 
bie 3lttcg für ftd^ allein bejtl^en, 5ltteg allein genießen möd^te, 
bie gern auf beö S'iäd^ften SRecbt, ®ut unb @igen= 
t^um, wo eä nur ungejtraft ober unbemerft gefci^e^en 
fönnte, an ftd^ bräd^te, unb über Diefem unruhigen, nie 
befriebigtcn ©elüjfen unb S5eget)ren ®ott unb fein ®ebot 
oöttig »ergip unb oerdc^tet. 

§. 127. 

@ö(c^ böfcö ©elüj^en unb iBege^ren, baö feinen @t^ 
im ^erjen f^at, ift nid^t nur bie SlueUe iebcr fünbigen 
%\)at,^ fonbern oud^ on fic^ fc^on @iinbe, ja, bie Z\)at ijt 
nur infofern <Sünbe, alo fie auö ber fünbigen Sujl ^er= 
vorgegangen unb bur^ fie beflimmt ift. fßor ®ott ijl 
borüm bie böfe Suft nid^t minber flud^» unb öerbammungö= 
njürbig alö bie böfe Zi^aU ber Unterfd^ieb ijl nur ber, ta^ 
hie £ujl, t>k ni^t §ur Zi)at mirb, weniger fräftig unb 
gcfteigcrt erfd^eint, aH bie Sujl, bie n)ir!li(^ jur Ä^at 
wirb. 5lud^ labet biefe infofern mel^r Stud^ unb SSerant» 
»Ortung auffiel, alö fie bie befte^enbe fittlic^e SBeltorbnung 
tl^atfäc^lic^ prt unb »erlebt unb ju t>zm grevel gegen 
©Ott aiid^ npd^ ben Sreoel gegen ben dlä^^tn f)ä\xft. 

Sal. 1, 14. 15: ©n SegUdöcr wirb öcrfuc^t, wenn er öon feU 
ner tighen fiuft gecetgt unb gelodet wirb. 2)arnac^, wenn bie 2u\i 



64 SSöm gpttti(3^en ®efc^e 

empfatiflen l^at, gcBiert fic bic (SunbC/ btc ©ünbe aB er, wenn ftc 
oottenbet ijt, gebiert Tte bm Sob. — «Sgl..!: SDlof. 3, 6. 

'".■■§.' 128/ ■ /■ ■ 

j)aö neunte unb j^elinfe ®cbot i)nhkUt unb »erbammt 
bemnac^ ie9Uc{)e böfe Sujl beö ^erjenö, junäd^jl infofcm 
baburd^ trgenb ein S3efti|, ®ut ober Stcö^t beö S'l.Qti^jlen 
trgenbwte. geirctnft/ beeinträchtigt ober gefäf)rbet wirb ober 
»erben fonn. @otd^ fünblicfieö SBege^ren ifl aber aud^ ba, 
wo c§ burd) §ur0t oor ©träfe unb ©ntbcduhg, ober bur^ 
äußere Bu^t unb @^am im öerborgenen ©runbe beö .|)er='^ 
jenö gurücPgel^alten wirb, unb älfo bcn 0?äd;f!cn in feinen 
SUe^ten äuferlid^' ungefränft unb unioerlel^t läpt, bennod^ 
immerbar ein fd^wcrer greöel gegen Hz gebotene ^adi^^zn' 
liebe unb n)irb aud^.äu^evlid) bie ju einem gebeil^lid^enSu' 
fammenleben nöt^igc Sauterfeit unb 5lufri(|)tigf eit in unferm 
SSerl^ältnif pm 9idd^fl:en j^ören unb '^emmen. — Bann 
aber »erbietet e^ au^ nic|)t :minber jebe ungöttlid&e-Sujl 
unb ©ejtnnunö be§ ^erjenö an ftd^, aud^ wenn fie nic^t 
5ur Ä^at wirb, unb bcm 0iöt!^jlen aud^ ga fein (Sd^abcn 
barauö erwäd^jl. 

§.129. 

Sagegen gcBictet cö in S5ejiel^ung auf bcnS'Jäc^« 
^en, ii^n üon ganzem ^erjeri, mit red)ter Süft unb 
Srcubigfcit auf aUc JSBeife in atten feinen Oled^ten ju 
fd^ül^en unb oor jebcr SBecinträ^tigung ober ©törung im 
ru'^igen SSeft^c beö ©einigen pbel^öten. — Sn Sßejie» 
^ung auf un^ felbjl: aber gebietet cg, mit Söad^en unb 
S5efen immerbar auf unferer ^ut ju fein (I. SD^of. 4, 7), 
jebe ©etcgenl^eit unb SSeranlapng gur ßujt ernjliid^ unb 
forgfältig ju meiben Wtattl). 5, 29. 30; §. 108/ 4), unfcr 
gleifd^ mit feinen Süllen unb J8 cgierben p freuj^igcn (®at. 
5, 24) unb männlid^ unb entfd^Ioffen in ber SBöf cnrüftung 
beö ^eil. ©eiffeg (^^1^. 6, 10-173 »gl. §. 257, 2) gegen 
iegli^e aufjlteigenbe Sujl anjufäm^fen. 



§. 130. 

2Benn wir nun nadb bem 9)?a5ftabe be§ göttlid^en 
©efe^eö unfcr ^er^ unb Sebcn aufrichtig prüfen, unb cö 



S)aö neunte unb jel^nte ®cbot. 65, 

tnit beh ©eboten ©ötteg fo genau ricl^mcn^ wie ®ott, ber 
®ef;ej^9cber unb Sltd^ter, cf bamit nimmt, unb n)itt, 
t)ap njtr eö fbUen — bann tt)erben njtr unö ntc^t oer^el^ten 
fonncn, bdf wir fcinö ber ®ebotc ®otteg unb' am atter= 
wenigsten baö er1le> baö . aßc in fi^ faft unb bic @eclc 
attcr ift, öollfommcn gehalten ^ ab en^) no^ auä) tiatten 
fönnm^j. Unb menh n>tr aud^ nur cin6 berfelben übcr= , 
treten. pttcn,fo wären wir boc^ beö gongen ^efe^eg .f§u(= 
big ^)/ bcnn bog ®cbpt ber Siebe ju /®j)tt ift bo§ ganje 
®efe^;(§. 19.41), barum ift bie Uebertrctung Jebeg ein= 
gelnen ©cboteg jugteid^ eine Ucbcrtretung be§ ganzen @e= 
"fel^eg. 5(ud^ ift nid^t ju überfelien, ba§ bie Ün ter taf = 
füngöfünben, bie fo ja^lioö fint), bo§ wir jte felbjl 
unmögtid^, alle merfen unb cinfe^en fönnen^), cbenfo jlraf= 
würbtg finb, wie bic JBcgel^ungöfünben^). 'Ba^ wir ^äuftg 
auö ©clwacl^l^eit, Uebereitung unb Srrtbum fünbigen, ^ebt 
<tu(| bie^ünbe nid^t auf, benn babei ijt eben bie @d^wad^« 
beit, ^ie tlebereitung unb ber Srrt^Um bie »erbammungg» 
würbige @ünbe (ogl. 3. s^of. 4, 2-, 4. gWof. 15, 27. 28). 

1) Sfiom. 3, 23: ®enn eö ift ^ier fein Unterfc^iebi fie ftnb 
aUjumat iSünber unb mangeln beg fRui)mä, ben fie an'©ott l^aben 
■foaten. — P[. 130, 3: @o Su tt)i#/ ^@rr, ®ünbe gifre^nen, 
.J^grr, wer rotrb '6cjfe^en? — ' ^Jf. 143, 2. 

- -y Sflom. 7/ 14-24. 2Jg. 14: SBtr tüiffen, ha^ baä ®efe| getfttti^ 
tjl;. S# a6cr bin f[etf^Itc^ unb untet; bie^ @ünbe oerfauft, SSg, 18. 19: 
Senn id^^ n)et|t, baf in mir, ba§ tjl in meinem ^^eifc^, njo^netni^ts 

- ©uteg. SBbßen f)abt iö) roo'^t, aBer öottBrtng'en iaS @ute finbe ic^ 
-nic^t. Senn baö @ute, ia& i<S) mU, baS t:^uc ic^ nic^t, fonbern ba§ 
SSiJfe, bog. iä) nic^t toiü, öag t^ue tc^. SSg. 22—24: ®enn i^ tjaBe 
gufi on ©otteg @efe| nad^ bem inwenbigcn ÜJlenfc^en. Sc^ fe^e aber 
tin anber @efe| in meinen ©Kebern, ha$ ba tt)ib er jlreitet bem @efe| 
in meinem ©emotive, unb nimmt mic^ gefangen in ber (Siinbe ©efeg, 
itoetd&eg ijl in meinen ©ttebern. Sä) eteriber !9ienf^, wer röirb mi^ 
.«rlofen'oon bem 2eibe biefeg Slobeg? - ' 

') Sa f. ,2, 10: Senn fo Semanb bag ganje ®efe| ^ält unb fun= 
tiigt an ©inern, ber ijt bcg gongen ©efcfeeg fc^utbig. . 

^y^f. 19, 13: SBer fann mcrfcn, roie oft er fegtet? SJer3et{)e 
wir t>k oerborgenen §el^ter. , 

^) Saf. 4, 17: SBer ba »eif ©uteg ju tbun ic. (§. 21). — 
2uf. 12, 47. . 



^'ur|, S^t. gieltgtoirsre^re. 6. mfi. 



66 SSom 9Ött(tdS)cn @efc|c. . 

^er (B^iu^ ber Gebote. 

SBoS fogt nun ©oft oon tiefen ©cSoten allen? 

effögct alfo: ^c^, bcr fi^tr, bein ©Ott, Mn eitt 
jiatier unfe ctfri(^er @ott, t>er über ^k, fo inicö ^af= 
fctt, bic^Sünbc bcr SSatet: l^cimfu^et an ben^inbertt' 
Bis ttt§ bntte unb tJiertc ©lieb. Slbet bencn, fo tnic^ 
lieben nnb meine ©ebotc :^attctt,,tl)ue ic^ «jo^l bi§^ 
in# taufenbfle ©lieb* 

2lnm. gfiic^ttgcr l^etff cä in ber 2utl^erifd)en ffitbelübcrfegungr 

„ uttbti^ue JSarml^crjigf eit an oielcn SSaufenbcn: 

(b, ^. an ganjen ?fomilien mtb @ej"cf)led)tern)/ bic mi^ tic6' 
l^aben utib meine ©ebotei^alten." 

SBag ift baS? 

(Sott brauet 5U ftrafen 3inc, btc feine ®ebote 
übertreten: borum foUen wir unö fur<$fett üor 
feinem 3orn unb nid^t tt)iber fold^e ®ebote tl^un^ 
(Sr oerl^eif et aber (Snabe unb alteö ®ute ^lUen^. 
bie fold^e ®ebote booten: borum foHen wir Sb« 
aud^ lieben unb tjertraucn unb gerne tt)un nöc^ 

feinen geboten. 

31 nm. Siefe SBorte ber Sro^ung wnb SSerl^eifung jlel^en in ber ffiibel 
I)inter beni er jlcn ©ebote^ aber barum gelten jie toä) nic^tSbeflo- 
weniger fdmmtliä)cn@ebotcn, benn ba§ erjlc ©e6ot fc^lieft aUc- 
anbere ©eBote in jic^, iinb.Jebe Uebertretung eincg ber folgenben ©e= 
böte i|l au^ üugletä) eine Uebcrtretung beg erj^en (§. 41). 8ut|icr 
voat borum öoQfommen bercd)tigt, jte be§ grofcrn 3?ad[)bru(fg ttjc= 
gen an ben @^tuf fdmmtttc^er ©ebote gu ftcöen, gumal er bcn 
innigen 3ufammenl)ang beg erjlen ©eboteg mit biefem 35röl;ungg= 
unb SSer'^eifunggttJorte in feiner ©rfldrung beiber aiigbrüdli^ 
I)croorge!^oben ^at (©ott fürc[)ten, lieben unb öertrauen), Unb 
inbem er bit ©rfldrung lebeg ber bagiDifc[icn liegenben ©ebbte 
mit ben SBörten: „SBir fotlen ©ott fordeten unb lieben,, baf 
mir" u. J. m. beginnt, miH er biefc ©ebote nic^t nur auf bag 
crjle gurutffii'^ren, fonbern fie au^ unter ben ^lud) unb (Segen; 
tiefer Sro]^ungg= unb SSerl^eifunggmorte. fegen. 



§. 131. 

Ser (e^te ©runb beg (Sefe^eg ift bie vf)eili9!eit 
^otU§. Sßeil unb wie ©ott {)ei(i9 t|!, foff aud) ber 



£)er ®dS)tttf ber @ebote. 67 

SKcnfc^, bcr ju ®otte§ SBUbc gefc^offcn tji (§. 180), ^ctlig 
fein^). 

• 1) 3. 9Rof. 19, 2: St^rfoHt liettig fein, benn Sd^ bin })tiixQ, 
ber ^(gn;, euer ©ort. — matti. 5, 48: ®arum foltt i^r mU- 
fommen fein, gteid^wie euer SSater-im^immet ooUfommen tfl. 

§132. 

Scbe Ucberfrctung te^ ®efc^cg ijl eine SJerlc^ung unb 
©törung ber ftttUc^cn SSeltorbnunfl , «jcl^e ®ott burc^ 
baö ®cfei^ gcorbnet ^Qt, unb bte dr burd^ @cgcn unb 
©träfe oufred^t erl^äit 

Sef. 48, 18; S ^a^ bu auf meine @e6ote merffcft, fo rourbc 
bein triebe fein njic ein SSafferjlrom unb betne @ere(i)ti9feit wie 
üÄeereSttJeßen. — 9t 6 m. 1, 18: Senn ®otfe§ ßorn oom ^^immet 
wirb geoffenOarct über altcS gottlofe SBefen unb Üngerei^tigfcit ber 
2Rcnf(^en, — Slöm. 2, Ö. 10: Ungnabe unb 3orn, Ärübfal unb 
Slngji über üUe «Seelen ber SDienfc^en, bic ba SSofeö tt)un . . ., ?^teig 
aber unb @I>re unb i^riebe aßen ®enen, bie ba ©uteg tl^un! 

§. 133. 

T>k ©ftafc tfl in f einerlei SSejie^ung SBiUfür, »ebcr 
bte ©träfe an fidb; nöd^ bo^ SJ?ai ber @trofc, fonbern 
nad^ ieber S5e§ic]^ung l)in ^f^oti^wenbigfeit. S)enn hie [liW 
\\d)t SBeltorbnung, weld^e hmä) bic @ünbe »erlebt roixt, 
iJ! nid^t träge unb toht, fonbern, weil f[e üon Der ^eiUg= 
feit ®otteg befcelt unb getragen ijt, pt^ft lebenbig unb 
fräfttg. 0enn fo lange @ott |ct(ig, alfo ©ott iji, mu^ ^r 
bie (tttlic^c Söeltorbnung aufredet erl)alten, unb wo fie gc= 
prt iji, n)ieberl^cr|leÖen} bo^ fann aber nidt)t anberö 
gefd^el)en, aU t>a^ bie Sßerlel^ung, init welker 
ber'@ünber Die Sßeltorbnüng geftört l^at, auf il^n 
ferbjt ^urücffäUt, unb bag ifl bie ©träfe. 

®al. 6, 7. 8: Srref euct) nic^t, ©ott laft ftö^ nic^t fpotten. 
35enn \mi\ ber" SOJenfc^ faet, ba^ wirb er ernten. SBer auf fein 
??tetfcl^ faet, ber inirb oom %Ui\ä)e baS SSerberben ernten. SBer 
ober auf ben ©eifl faet, ber wirb t»on bem ©eifle i>a$ ewige ?eben 
ernten. 

Slnm. Sie @unbe ift bie S^egation beS SiecijteS, tie Strafe ijt 
bie 9?egotion ber Sfeßation, atfo SBiebertjerflellung. Sie ®ünbe 
ijl ein Srucf beS ©ünberö gegen ba6 ®efe|, bie ©träfe ijl ber 
©egenbruci beg elaflifi^en (weil teben§frdftigen) ©efc^eS, ber ben 
Sönber trifft. 

5* 



68 sßom göttltd^ctt @efc|e, 

§ 134. 

Ber oberfle ©runbfa^ aUer göttlid^cn unb mcnfc^fit^cn 
©trafgercci^ttgfctt ifi ba|cr bte SSiebcröctöeWttng ^), b. 1^. 
bte ©tötung, wetd^e bie ©träfe in boöSebcn bc^ 
@ünbet^ bringt, mut bcr ©törüng, totl^e hex 
@ünber h\xt^ feine @^ünbe in bic ftttli(]^e 2Belt = 
or.bttung j^incingcbrad^t ^at;, gleid^njtcgenb fcin^ 

1) 2. 5Dlof.,21> 24:. ,®eete um ®ectc, .Slüöc um Sluge, 3«'^" «nt 
Sal^tt/ <^an.b um ^^anb, ^uf um i?uf, SSronb um SSranb, SBunbe 
um SBunbe, Seule um SßeuU. 

51 nm. Saß SÖStebcrücrgeltunggred^t al§ 2Jaft6 aUcS Siec^feg tote 
a^i-t 3uc^t unb Srbttutt9,\i|t öbm ^(gtrn, SJlatf^. 5, 38 u. f. tp. 
feineöttJcgS aufgehoben. §ör bie g 6 tt lic^ c ünb o6r t g f eitiic^ e 
Strafgered^figf eit Bejliel^^ eS nad^ wie üor. Ser |)err fbrbett hur 
t>om ©^»tijten, ba^ crfür feine -^erfon bie,ert)armenbe 

. unb oetgebenbe 8iet>e, tii il^m al§ ©ünb'er öpn ®ott ju Ä^cil 
geworben, auc^ in feinem SSerl^attnif ju feinen fitnbigen SJlit- 
merifi^en walten la|fe. - 

§. 135>L 

©te @ünbe aber tjl- ein ^reöel nid^t fnur gegen bie 
-beflel^enbe irbtfd^e SBeltorbnung, fonbern aud^ gegen bcn 
j^ctltgen SBiUen ^otte^, ber fte geörbnet l|ot/ unb 
forbert barum topptitt ©ttttfc/ etne jeitli^e unb 
eine cwigc* 9Zur bie ©törung ber irbifc^en Prbnung fann 
burd^SeitU^e, irbif(^e ©trafen aufgenjogen werben, nld^t 
aber ber ^reoet gegen ben ewigen unb unenblid^en ®ott. 
^ier faftn e^ nid^t,' n?ie bei einer SSgle^ung be^ 9f?dd^jlen, 
Reiften: „@eele um @eele, 3luge um Sluge," weit ber 
SSeleibiger eine armfelige unb enbUd^e Kreatur, ber IBe(ci= 
bigtc aber bie ewige unb unenblic^e TOjept beg «Sd^öpferf 
felbjl iil. SBeil nun bie, ©ünbe nad^ biefer @eite 
ijin Mom ©ünber felbft nie aufgewogen unb ge= 
fü^nt werben fann, ia^ct notl^ wenbig cioigc ©träfe 
auf i^r. 

§. 136. 

©ie Stuörid^tung ber jeitlid^ctt «Strafe ^at ®ott, 

' fo weit 3Wcnfc|)en bie ©ünbe aU ©ünbe fid&er beurt^ei= 

ien fönnen, ber £)brtgfeit übertragen (§. 89).. SSo ha^ 

^uge unb ber §lrm ber irbifd^en Dbrigfeit aber nic^t l^in= 



©er ©d^luf ber ©cbote. 69 

tcic^en fonn,, ba übt ®ott l^äüfig aud^ fctbfl bic jcttUd^c 
©träfe au6 unb oerfolgt bcn @ünbcr mit Unfcgen unb Un= 
fricben, ®cn?tffcnäquöt uhb S3crjn>etfl[ung, (enbet tl^m ®tl^a= 
ben unb ^(ogc an ®ut unb Seib unb enbfid^ einen böfen 
fcbnetten Sob, ber bic @umme unb @pil^e aller 
trbifd^en ©träfe in fid^ faf t SScrborgen oft unb 
njunberbar jtnb*' fotd^e ©erteilte ®otteö, oft nad^ ©einer 
unerforfd^lid^ctt 2Beigl)ett lange jögernb, aber bo^ unaug= 
bleiblid^, unb fti^er treffenb. 

§. 137. 

®er eigentliche 3wc(l ber ®t?afc ijl ©ü^nc bcö 
IRed^teö ober 5iufrec|tl^altung ber SBeltorbnung. @ö ift 
ööUtg oerfe^rt, wenn man al^ einjigcn ßxocd ber ©träfe 
Sud^t unb SSefferung anjiel)t. ^ie ©ünbe muf ge= 
flraft werben, au^ wo gar feine SSefferung me^r möglid^ 
ift. ?)a§ aber bcnnod^bie ©träfe oud^ alg|3ud)t erftfeeint 
unb.fomit aUerbingö auc^ Befferung bejwcd^t, liegt nid^t 
in ibrem SBefen, fonbern ift barin begrünbct, txi^ ®ott 
na^ feiner unenbti4)en S5armbergigfeit nid^t ben ©ünber 
ficb fetbj! überlöft, fonbern i^n erjiebt, um ibn gu er= 
iöfen. ©obalb bie ferjiebung gu ©nbe ift, \)bxt au^ biefcr 
3n?ecf ber ©träfe auf-, unb bie ©träfe bot wieberum i^ren 
2xotd nur in fid) felbfl. 

§. 138. 

©er f^toerjtc i^ln^ ber ©ünbe ijl ber, baf jie Je 
länger je mebr ben SöiUen fned^tet ^) unb bie ^rfenntnif 
ijcrblenbet, fo ha^ ber ^tn\(i) enblid^ mit ber ©ebnfud)t 
nacb einer drlöfung aucb bie ^mpfänglid^feit für biefelbe 
unb bic ^äbigf eit, ta^ in ßb^ifto bargebotene ^eil ftd^ an= 
guetgnen, »crliert, — unb bönn rettungöloö bem ewigen 
SScrberben anbeimfäUt. 

Sol). 8, 34: 2Ber @ünbe f^ut, ber ijl ber @ünbe Änet^t. — 
«Rom. 6, 16. 20. ^ 2. Sim. 3, 13. 

3tnm. SlUe ^^otgen unb ©trafen ber @unbe, innerliche unb dufer= 

• lit^e, teiBH^e unb geijlli^e, geitlic^e unb ettJige, faft bie |eit. 

©d^rift in bem einem SBorte „Zot" gufammen. 31 6 m^ 6, 23: 

Ser Sob ijt ber ©ünbe ®olb («gl. 1. ÜRof. 2, 17: — 9l6m. 5, 

. 12. §. 198, 2). 



70 SSom öötttt^ctt ® efc^e. 

§. 139. 

, SWit bcm «Scgctt, welchen (Bott auf btc erfüttüng be§ 
®cfe|eö gelegt l^at, öer^alt e§ fid^ nic^t fo, tote mtf bcm 
^lud^, bet bcn Ucbertretcr trifft: ieiiet ift geftl^ßnft, biefcr 
»erbtcnt SScrbtent wäre ber @egen nur bö, tt)0 man 
me^r tl^ate, aB man ju t^un fc^ulbig ift. <^ \ 

8uf. 17, 10: SScnn t^c 5tIIe§ gctl^an l^aBt, roaS cuc^ Befolgten 
ift, fo fptet^et: 8Bir; finb unnü^e Äned^tc; ioir '^aben get^an, toaB 
tt)tr ju tl^un fc^utbtg worcn. 

§. 140. 

Scr @cgen, n)e(d)er bem ®efe^e beigegeben if!, um= 
[d^Ucpt jeitUi^cö uttb cttiigcö -^cin)» ^ür biefeg 2c = 
ben üer^eip ®otte§ SBort bcm treuen unb gcmffenl^aftcn 
SScobad^tcr beä ®efc|cg @egen unb ®ebei|)en in feinem 
5Btr!ett (^f. 127), ^eit unb ^rieben in feinem ^aufe OPf. 
128), ein sufriebencg ^erj, ha^ fid^ an ber ®nabe ©ottcö 
genügen laft (2. ^or, 12, 9) unb einen freubtgen ®eifl, 
ber tia mei^, baf „£)etten, bie ®ott tieben, äße Singe jum 
Beften biencn muffen" (St'öm. 8, 28)3 für baö ju!ünf= 
ttge ßebcn aber ewige @eligfeit unb ^errltc|ifeit ^). 

J) 1. Stm. 4, 8: Sie , ©ottfcttgEett {jl ju allen fingen nuge 
unb ^at tii SSerl^eifung tk^ii unb beS jufünfttgen 8e6en§. 

2) 3. aÄof. 18, 5: SBet^ei; 3Renfc^ biefetBtgen ^dtt, bec rotrb ba= 
bur(^ tcben. SÄatt^. 19, 16. 17: SBa§ fott ic^ ®ute§ f:^un, ba§ 

id^ iiaS ewige 2e6en möge Jiaben? SBiUjl bu gum geben cin= 

ge^en, fo ))aUt bte ©cbote. — Sffb. 2, 10: ©et getreu Bt§ in 
ben Sob, fo Witt Si| bir bie \^rone beg ewigen SebenS geben. 

§.141. 

Sa wir aber (§. 130) attgumal ©unber ftnb unb oor 
®ott beö ganj^en ®cfe|cö fd^utbig, fo fönncn wir, fo lange 
wir nur auf eigne Äraft unb Sugcnb angewiefen jtnb, 
ni^t iic§ ewigen @cgcnö be^ ®efe|c§ t^eil^afttg wer* 
ben, oiebiel^r laftet au^ beim ernfieften 0trebcn nad^ (Sr= 
füttung bcö ®efe^e6 tmmerbar nod^ ber %l\x<S) beffelben {b\^ 
SSerbammung^wiirbigfeit »or ®otte§ ©ertd^t) auf uriö ^). 
Senn aud^ baö reblid^j^c unb aufrid^tigjle «Streben nad^ 
»ottfommncr unb ;pönftUd^er ^efe^eöerfüttung — o^ne biefe 



^er (S^Iuf bet ©eeote. 71 

felbfl — ^^ fannben una6anbcrltc|en unb emtgen ^orberungcn 
:beö ®efc|eö unb ber göttU^en .^etttgfctt nid^t genügen. 

©al. 3, 10. 11: S)enn t>ic mit bcg @efe|e§-25Ser0 umgeben tc 
(ö9(. ,§. 15, 2). 

§.142. 

©enno^ aber ifl ein fotd(>c6 treueö unb rebli^eS (Strc= 
Ben nad^ gcn?i)Ten^ öfter ®efel^e§erfüttung nie o^ne reichen 
^egen unb Erfolg für bie SSorbtlbung j^um ewigen Scben, 
'benn rccnn cö ben SJfJenfd^en aud^ nic!^t bur^ jid| felbffc 
■geregt unb feiig wa^en fann, fo bereitet eg bod^ fein .^erj 
jur @c()nfud^t nad^ ber göttlichen ®nabe unb jur @mpfdng= 
lict)feit für biefelbe. 

§. 143. 

atroa^ anberg oer||ält e§ fic^ mit bcm jcitli^en ^t= 
gcit be§ ©efc|eö (§. 140), ber wenigjicnö jum S^eit 
<iüö) einem na^ .Gräften aufrichtigen unb treuen ©treben 
beö natürlichen 2}?enfc^en ju Sbeil njerben fann, tnbem 
biefer @cgen wie baö gan^e irbifd^e Seben felbjt unter ben 
®ejtc^töpun!t ber (grjie^ung für baö ewige Seben tritt. 
3lu^erbem bient biefer jeitli^e @egen beö ®efe|eö ebenfo 
wie beu seitlid^e ^tud^ bejfelben aber au^ nod^ §ur ?(uf= 
rec^tl)altung unb Kräftigung ber irbif^en, , ^eitltd^cn 3Be(t= 
orbnung. 

§. 144. 

5lud^ ta^ gel^Ört [§um (Segen ber ©ottfeligfeit wie 
jum-^lu^c ber ©ottlojtgfeit, t>a^ heihe nädb i^rem ntt= 
ifttrli^en SSerlaufe oermöge eineö innern unb nott)wen= 
bigen, wenn aud^ »erborgenen, Sufammen^angeö (burd^ 3eu= 
^ung, SSeifpiel unb %^iel)ung) itdt) über ganje Familien 
unb ©enerationen erjlreden (§. S5. ^amilienfünben, ^ami= 
licnleiben u. f. w.). ©arum örol^et ®ott: über^ie, fo 
3l^n Raffen, bic @ünbe ber fßäter ^eim^ufud^en bH 
inö britte unb tjierte ®lteb, unb oer^ei^et: S5arm= 
^crjigfeit §u üben an üteten S^aufenben, t>ie S^n 
lieben Unb feine ©ebote^altcn. Snbem biefe Dro« 
^ung unl) SSer^ei^uug einerfeit^ unö anrei,^cn mu^, ni(i)t 
allein um'unferer felbjl willen, fonbern audj um ber Unfern 



72 SBom göttlij^en @ efe^e. , 3)ei: © ci;luf ber ® cbote. 

willen, bie unfer ^leifd^ unb S3lut jinb, bie .©ünbe ju meiben; 
fott iie anbrcrfdtg unö Qud^ ®otteg S3atmöerjtgfeit; pffcn= 
boren, bie bem naturUc|ien SBertauf be^ Uni^etU eine fo 
enge ®rcn§e ftedt, ober ben @ec^en mit boßen ^änöen 
fpcnbct unb i^n fi^ in t>k Breite (auf bie SJJititDclt) unb in 
bie Sänge (auf bie ^a^tütlt) unbegrenj^t ergießen Icift. 

Slnm. 2lu(^ ta^ ifl eine, (auf ben Statl^fiä^tuf bev- (grlpfunQ {i^ 
flrünbenbe) SSarm^erjtgf eit ©otteg, bof ber SDlenf^ ntcfit.una6= 
änberlt^ in ben notürtic^en SScrIauf beS Unl^eilS lineingeBannt 
ijt, fonbern burÄ SSuf e unb ©tauben aug bemfelben l^erauStrct'en 
fonn, fo baf Ä'eincr fi(|) bamit entfc^utbtgen unb no(§ oielttJeniger 
fi^ baruber beflagen fann, bof baS Unl^eil fd^on üonben.SSdtera 
^er auf ii)m lafie (ogl. 5. Wo f. 24, 16 unb .^ef. .18, 20). 



§. 145. 

T>a i>a^ (^efe^ n)egcn unferer ©ünb^aftigfeit (§, 130> 
nn^ burd^ ben i^m betgegebenen @egen ni(3)i en^ige^ Sefceh 
unb ©eligfeit geujäl^ren !anh (§. 142)/fo fott eö na% ®ott,eö 
gnäbtgem SBittcn bogu bienen, unö burc| ben i^m beigegc=^ 
Benen f lucf) ben 2Beg gut @eltgfeit orijubo^nen, inbem eS 
unö gur lebenbigert (Srf enntnif unferer natürlichen @ünb- 
l^oftigf eit unb S3crbommung6h?ürt)igfeit fül^rt^), auf böfn^ir 
ünö no(|) einer ©rlbfungfebnen lernen 2), unb bie ^rlö- 
fung, bie allen SWenfd^en im ©lauben an Scfum (S^riftum 
bargeboten, ia nod^ ütelmei^r, bie un6 ©b^ificnfinbetn 
bereite in ber Saufe mifgetbeitt ijt, willig unb freubig 
ergreifen unb jur @eclen ©eligfcit benu^en ^). 

^) SR 6 m. 3, 20: £)urd& bag ®efe|,fpmmt ©rfenntnif ber ®ünbe. 

*) @at. 3, 24: Sltfo tft ba§ @efe| junfer Su^tmeijter getüefctt 
auf 6I)riflum, b<xf wix burd^ ben @tou ben geregt njurben. 

^) 91 om. 10, 4: 6^ri|l:uS ift beg ®efe|eg @nbe, rcer anben: 
gtaubt, ber ifl gerecht.. < 

3lnm. , ^at ber ^luc^ beä ©efe^eö feiner" er,^ie:^enben SBefttm= 
mung gemäf unö gur Stnrtai^me ber ©rlöfung geful^rt, fo janh 
bann enblic^ auc^ ber (Segen beS @efe|eS, ju beflfen rechter 
^rfiiQung wir eben bur^ bie neuen .^rdfte ber ©rtofung getan.= 
gen, feine gonje T^uEe, ^raft unb SBai^rl^eit in Qeit unb ^ig= 
feit an unS bewähren (§., 281). . - 



SSont c^tipd&en .teuben. SSom SBefen ®otte§. 7B 
Sweiter ^^etL 

SSom c^rtj^tt^en ©tauben. 

^§. 146. 

Tia baö crftc ^au:pt|!üdE uiig, »cU vok aU^umai @ün= 
ber jtnb,. nur ^tud^ unb ©träfe oerfünbigen fann uhb üon 
einer ©rlöfung S^td^tö n)et^, fo bliebe unl §)Zid^t§ übrig olö- 
gu Derjweifcin, n>enn t>af crf!e .^auptftüd^ oud^ *baö ein=^ 
gige Ware. ®oft aber witt ni4)t> baf ber ©ünber j^eitlid) 
unb ejüig »erberbe^), fonbern |at au6 unenbltd^er Sßarm^ 
^erjigfeit eine üoUfomniene ^rtöfung bcfcblofen unb ouö=- 
gefüt)rt. ^arüm folgt nun auf t>a$ erfle ^auptftüä, n>ej= 
%eö un§ Sob unb S^erbammnif öerfünbigt, ta^ ^rotiie^ 
njetd^eö utt§ (ebrt, wie n)ir burd^ bßn ©lauben an ben bret= 
einigen ®ott biefer 8Serbammni| entgelten unb @rben ber 
ewigen ©eügfeit werben fönnen. 

^)^^e\. 33, ,11: ®o Joaljr Sc^ lebe, fpri(|t ber ^®rr, ^(ixv^ 
Sc^ |)aBe fein. ©cfaÄett an bem Sobe be§ ©ottlöfen, fonbern ta^ 
jit^ ber ©ottlofe befe^re üott feinem SBefen unb lebe. 

5lnm. Sie ©runblage be§ jweitcn ^auptflöcJcg ift baö fogcnannte 
apojlotif^e ©Iditbengbefenntnif (§. 7. Srnm.), reetcpcö in. 
brei Slrtifetn tk ©umme beg c^ril^lic^en ©taubenö bartcgt, tnbem 
e§ unö Xe{)rt, wag ber breieinige ©ott, SJater, @o^n unb ©eijt, 
an unö unb für ung ju unferer Sefetigung unb ©rtöfung get^an 
i)at unb no^ f^un lüifl. 5luguflin [agt üon ii)m: Symboium est 
reguiä fidei brevis et grandis, brevis numero verborum, grau- 
dis pondere sententiarum. 



^ 147. 



„Sin ®ott glauben" i|i etmaä 5lnbre6, alö /,glöu= 
ben, ba^ ©Ott fei." S)aö t^un bie Seufet auc^ unb ^iU 
tcrn(Saf.2, 19). Sin ®ott glauben ^ci^t, fi^ S^m un- 
bebingt unb mit Slufo!pfcrung alleä digenwillenä 
unb Sigenwefenö t)ingeben mit ber feften unb 
frcubigcn Ueberjeugung, ba^ @r unö in allen 
i^ingeni Reifen fönnc unb wolle i). 5lber an ®ott 
glauben fönnen wir nid^t, o^ne ju glauben, einerfeitö ba^^ 
wa^ unb toiz ®ptt ift (üom SBefen ®ottc6) unb anbrer» 
f eiif f, wag . @r für unö unb an un§ gctbon ^at unb 



74 SSöm c^npc^en ^rauben. 

tf)\xn XDXÜ (öom SBirfm ®oWcö)2). 3u SSdbem gicbt unö 
l)aö opofiolifc^c ©taubcnöbcfenntnif Einleitung. 

«^eBr. 11, 1: es ijl aber bcr @(au6e eine gewiffc Suoerfii^t 
Sef, boS man l^offet unb ni^t jroeifelt an Sem, baS man nic^t fiel^et. 

2) ^c6r. 11, 6: %Ut o^nt ©tauben ijl eS unmöglich ©ott gu 
gefotlen, benn wei ^rx ©ott fommen will, muß glauben/ bap @r 
fei unb 2)enen, bic S'^n fud^en, ein SJecgclter fein werbe. 



L S^^om SÖefen ©ottea. 

Sc^ glouöe an ®ott bcn SJatcr ♦♦♦ unb an fcinett ein« 
gebornctt ®o^tt,»»*uttb an ttn ^eiligen ©cifl^wvi 

§. 148. 

s«ic^t§ tjt genjtffer alö bie ®j:iftenj (baö S)afctn) 
«tne6 ööd^jlten unb öottfommentlcn SBcfcnä, baö n?ir ®ott 
nennen, etne^ Url^eber^ allec ©tnge, ber fcinei» eignen Sa= 
fctn§ ®runb,ntcfet in einem ^nbern, fonbern in jtd^ fctbfl 
i)at Senn obgleich biefe ßicijlenj nid^t mit ben ©innen 
njal^rne^mbar ift, fo ijl fte bod^ bie ©runboorauöfe^ung 
jeber anbern ftnnlid)en unb überjtnnCid^en ©jcijlenä. ©aö 
25afein ®otteö bebarf alfo feineö Bcweifcö, weit eö über 
öUen S3en)eiö ergaben ijl. 

^ebr. 3, 4: ©n jegtic^eS §auS wirb oon Semanb bereitet^ ber 
aber %üe& bereitet, taS ijt ©ott. 

§.149. 

©aö ®otte§&ei»uPfein ift alö urfprunglid^e Einlage 
im menfcblid^en (Seijlc öor^anben unb beruht barauf, ha^ 
ber menf4)Itc|e ®eijl felbjl göttlichen Urf^jrungö ift^). ©ocj 
bebarf aud^ biefe Eintage n)ie jebe anbere ber Entfaltung 
unb Pflege burd^ ©rjiel^ung unb Unterrid^t. ®en?erft unb 
genarrt njtrb au^erbem ha^ ©otte^benju^tfein bur^ bie 
S3etrad&tung ber SBcrfe ®otte§ in ber 0Zatur unb beö 3Bal= 
ten6 (gotteö in ber (^cfd^ic^te^). Bie Einerfennung ®(rtte§ 
alö beö einigen unb perfönlid;en @^ö:pferö, ©rl^alterö unb 



IBom Sefen @ötte§. 75 

^tnht& atter Singe bcjcic^net man aU S^eiömuS» 8Sottcn= 
tctcunb, bewußte SScrlcugnung ober -5lbieugriung beg ur= 
fprungfic^cn ©ottegbcmuftfcinö (Stt^ciSmuS) ifl gar ntcöt 
ober ' nur at§ . «Selbjlbdügung »or^anben 3). sjgo^i^ ab« tjl 
bas! urfprüngltd^e ©otteöbemupfetn burd^ Srrf^um unb &ü|le 
metfa^ ocrbunfelt unb oerfe'^rt *). 

1) Slpgl^. 17, 17. 28: Unb jwar ©r tfl nic^t fern oon einem 
Scgli^en unter unS. .Denn in S^m leben, »eben unb jxnb wir, 
als au(^ etüd^e ^gjocten bei eud^ Qcfagt ^aben: SBir jtnb feineS 
©efd^le^tcö. SJgt. 1. 2Kof. 2, 7. 

2) JRom. 1, 19. 20: Senn baf @ott fei, tfl i^nen u. f. ». 
SSgl. §. 24. 5tnm. 1. , 

') ^f. 14, 1: Sie Sporen fpre^en in ii)xen |>ec5en: @S ift 
fein ©Ott. Sie taugen 9?ic^tg unb jtnb ein ©rduel mit i:^rem 
SBefen. 

*) 91 6 m. 1, 21—23: Sieroeit |te wußten, u. [. ro. SSgt. §. 24. 
mm. h 

3t nm.' ®ie oornel^mlic&jlen Entartungen beö ©otteöberouftfctnS 
jtnb: b er ©ci§mtt§, welcher nur einen bloä jenfcitigen, über bic 
.Kreatur unenblii^ erhabenen @ott fcnnt, ber, nac^bem er bie 
crcigcn Sfaturgefcge in bie SBcIt gelegt l^abe, fiä; um i>ie SBBett 
nid^t rceiter flimmere, bat;er ßeugnung ber 2RögU4)feit oon Dffcn= 
barung, S35unber, SBeisfagung, ©ebctöeri^ßrung u. b. m. — Ser 
^ant^ei§mu§f ber nur Don einem btoS bieSfeitigen ©otte wijyen 
XDiU, unb ®otte§ '9)eri'6nli(i)5eit, feine ©r^oben^eit über bie SBett 
unb feine ^erfc^ieben^ieit üon ber SBeft teügnet; bie SBelt felbjl 
fei ©Ott unb aUci Scben in ber SBelt nur ©rf^einungSformen 
ber ©ott^eit; bie perfönlic^e j^ortbauer unb Unflerbli^feit beS 
ajtenfcöcn, Sluferjlei^ung , ®eri(^t unb SBieberüergeltung werben 
geleugnet unb ber Unterfc^ieb jiöifc^en @ut unb SSÖfe oertiert 
alle jtttlic^e Scbeutung. — 3)er ©uaft§ntu§ (eine @'egentDir= 
Jung gegen ben ftttlid^en. Seic^tfinn beg pont^eiSmuö) glaubt fic^ 
bie @ntftel;ung be§ S3öfen nic^t anberg al§ burc^ bie' Slnna^me 
eincö guten unb eine6 böfen ©otteö, bie fic^ oon Emigfcit :^cr 
, einanber'feinbli(| gegenüberjtel^en, erfldren ju fonnen. — ®cj; 
^ol^t^ciBmuö , ber ben ein^eitlii^en SSegriff ©otteS gerfptittert 

, unb ben oerfc&icbenen ©rft^einungen unb S|>atigfetten beä gebenS 
in ber SBelt ebenfo oiele befonbere ©ott^eiten oorfe|t. — ®er 
0abdi§mu§ ober ©ejlirnbicnp:, welcher bie ©eftirnc, mit i^rer 
unmanbetbar fejlen Drbniing unb mit il^ren fegen= unb oerberbcn^ 
bringenben ©inflüjfen auf bie'^rbe, als bic ewigen Srager ber 
©ottl^eit anfielt. — ®er ^ettf^BmuS, metd&er, auf ber nie= 
brigften «Stufe be§ ©ottegbewuBtfeing jlel)enb, gang roiUfürtit^ unb 
ibeenloS in einzelnen Sidtur: ober Äunjlgegenjldnben (©erlangen, 
>!^ol2= unb ©tetngögcn u. f. w.) feine ©otter jie'^t unb anbetet. , 



76 ^om ^njlli^en ©tauben. 

.,,.;.. §..150. :- 

S)a baö nötüirttd^ß ©ottcöbewüftfcm auf btcfe SBeifc 
fo otelfacl) entartet :tffc> fann eg burd^auö nic^t me^c afö 
Xi'öUiQ suoerläfjtge tlueUe ber ©otte^erfenntnif angefel^cn wer» 
len. SHed^tc unb ftc^erc ©ottegerfenntnif fönnen wir meU 
me^v nur auö ber b eilige ri ©dbrift fd^ö:pfen,' in roelcl^cr 
©Ott ftd^ felbjl üon S'Jeuem ben ^bfc^en offenbartl^at. 



§.151. 

©ie ^eil. ©d^rtft bcjeit^net ba« 2Scfett ®otteö aU 
®etfl, Sebcn, Siebe, üi^tunb SBa^rl^eit unb fomit; 
oB bic pcrfönltc|c unb fcXbjli^änbigc^üUe unb DucUe 
atleö ßeben^ unb aller 2Ba^r^eit ( bic Kreatur l^at 
®eifl, geben, Üiebc u. f. n)., ®ott aber i^i ©et^!/ 2ebcn, 
^khz u. f. xo.). 

So"^. 4, 24; ©Ott ijl'ein ©etfl:, unb bie i|)n anbeten, muffen 
S^n.tm @ctfl unb in ber SBa'^r'^eit anbeten. — ^o% 5, 26: 2Bte 
ber Sßater bßg gcJjcn I)at in St)m [elb^, a(fo,i^at er aui^ bcm 
. @o:^ne gegeBen, baS SeBen guJ^aBen inS^m felbjl. — 1. Söj^. 4, 8; 
©Ott ift bie SicBe. — l.So^. 1, 5: Unb boö ip; bte SJerfunbigung, 
bie wir üon S^m ge^rt l^aBen unb euc^ üerEunbigen, M^ @ott ein 
gtc^t i^ unb in S^OT ijl feine ginjlernif. — So^^. 14, 6: Sil Bin 
ber Sßeg, iie SBa^t^cit unb bag ScBen, . 



§.152. ^ \^ ^ 

;Der 0tttttte ©otteö ijl bie S5ejeic^nung feincg SBefen^, 
fowcit e§ in feiner 1fi>irffamfeit erfennbar tji; unb t>(i boö 
®Met feiner SBirffamfeit ein jwiefacbeö ifl (baö; 9?eic^ ber 
9Zatur unb ha§ ütziä) ber ®nabe) , fo ift aucb fein Si^amc 
ein i^wtefad^er: im 51. 3^. ^lobim unb Sebo^af) (2.: 
©Ott unb ^err), benenim «R. S. bie 5iugbrücfe^s6c 
unb xuptoi; entfpre^en. ^tobim bcift @r, fofern bie ewige 
Äraft unb glitte feiner ©ottbeit an ber @cbö:pfung> (SrbaU 
tung unb ^Regierung ber Sßelt wabrgenommen, wirb (SRöm. 
1, 20), Seboöob bingegen (2. gjfof. 3, 14; 6, 2— 4) be» 
gcicbnet tbn dtö bcn einigen unb wabrbaftig'en ©Ott, ber 
feine ©nabe unb Streue in ber ©rünbung, IBefeftigung unb 



. Jßom- SSefen @ottc§, 77 

'ßrnjetterung fciticö ©nabenrcid^eö jur ©rlöfung ber 3Ren= 
fd^cn offenbaret. 



"„§."■153. ■ .^' ' ' 

©Ott ift feinem SBefen nod^ ein cinigei:^). S)enn baS 
I^Bd^fle wnb üoUfommenfte Söefen f ann nur Sin ö fein. 

;■) ,5. lötof. 6, 4: «^ore, Sfracl, ber ^©rr unfer @ott ifl ein 
einiger ®ott,— S"ef. 45, 5: Sc^ Bin ber ^®rr unb fonjt Ä einer 
mel^r. Äetri ©ott ift o^ne Sc^. — matfi). 19, 17: 3^iemanb ijt gut, 
benn ber einige ©Ott. 

§.154. , '. 

5lberbie ©int) eit beö SÖSefenö in ®ott fc^lic|t nic^t 
bie SWe^rl^eit ber ^erfonen in ®ott auö. SSielme^r 
Ic^rt bie Offenbarung in ber t)eit. ©d^rift unö brei^er= 
fönen — SSater, @o^n unb ®etfl — inncr'^alb beö 
einigen göfttid^en 3öefen§ crfennen; unb bic Äir^e i>at bieö, 
SSet^älthi^ burc^ ben tlu^brucf SJteicinigfeU (S^rtnität) 
be§eid^net.1 

sinnt. 1. Unter einer ''Perfon üerjlel^t man ein Sc^, i>a$ ftc^ feiner 
fel6fl unb feiner Unterfcötebenl^eit öon Slnbern dewu^t ijl. 

Slnm. 2. 9lUe§ tiefere ®enfen fül^rt mit Sfot^wenbtgfett auf eine 
me^rfad^ «nb gwar breifac^ entfaltete^erfontic^feit in ©ott, benn 
baf ©Ott in einer ftarren ©n'^eit 'Begriffen fein f onne, ift ebenfo 
unbehfBar, at§ wir genofl^tgt ftnb, unS ©otteö SBefen öon droig^ 
feit^er in, einer ■ lebenSooUen, ; in fid^ felBft "ße^iebigten unb in 
ftt^ aBgef^Iojfenen S^dtigfeit, bie eine breifad^e 9)erfönli^leit 
(®uBjeft unb Dh^itU unb ein Sritte§, wetc^eS biefe ©uolitat lie- 
ber, gur teBenSöoffen ©tnl^ett oermiftett unb abfc^Kepf) üorauSfe|t, 
gu benfen. SBd'^renb aber bie @^5efuIation Bei biefem ©e'^eimnif 
beg göttlichen SBefenö im ginftern um'^ertap:pt unb auf üielfa^e 
Srr'ttJege geraf^en fann, 'i)at tu :^eitige (Sdörift un§ bajfelbe in 
oBfeftiöer ©id^erl^eit unb Älarl^eit gcoffenBart. Unfer ©lauBe 
an bie Srinitdt Beruht niä)t auf bem fd^ttJonfenben ©runbc ber 
©peBulation, fonbern auf ber ewig feflen Ä^atfad)e ber grlöfung 
burc^ ben breieinigen ©ott. 

§. 155. 

®tltt ber SSatcr ifl nac| feiner ;|)erfön(id^en Unter= 
f(|iebeni)eit gwar an fid^ für bie teatur «nftd^tbar, uner= 
forfd^lid| unb unjugängliä^.i), offenbart fid^ aber im @ö^ne 
unb ' ®eiffe *), in bcnen au^ ber Kreatur ber Zugang §ü 



78 Mom 4nfiHd)cn ^tauben. 

3^m geöffnet i^ ^). ©r ifi bcr miQt Urcjrunb aUti Äcbcnf 
«nbattcr SPa^rl^dt, »on bcm ade jtd^tbdrcn uiib; unttd^t» 
boren ©ütcr^erfommcn*), aber njtcberum hur bur(f) SSer^ 
ntittclung bc§ ©ol^neS unb ©eijicf. 

1. Äim. 6,. 15. 16: ©er ©eltge unb oHein ©eroalttgc, ber 
Äontg aiffer Äontge unb :^@rr aUa Ferren, bet allein Unflcrtltd^^ 
fett ^at, bet bo »ol^net in- einem fiid&te, bo JKiemanb jwfommeri 
fonnj weld^en fein SKcnfc^ gefeiten Jiat, nod& feigen Jonn.. 

-) Sol^. 1, 18: 3?temanb 1^at @ott je gefeiten. Ser einaebornc- 
©o'^n, ber in beg SJofcrS ©c^oof ijt, ber I;at e6 uns ucrffini 
bigt — i. ^or. 2, 10: Ütt§ l^at eg @ott aeoffcnBaret bur^ ien 
@eijl. S)enn ber ©eijt efforfd^cf oHe Binge/ au^ bic 2£iefen ber 
(Sott^eit. 

') ®p{>. 2, 18: Senn burc^ S"^« (©^vtjtunt) l)aben wir ben 
äugßttg oQe SSeibe (Subcn unb 4>eiben) in @inem ©eifle gum 
aSatct.. ,/ 

eip^. 4, 6: ©n ©Ott unb SSater unfer «tttter/ ber ba ifl 
über eud^ Sitte unb burc^ eu^ SlQe unb in euc^ SlUcn. — Sa f. 1,. 
17: SlUc gute ®aBc unb aUc boHfommcne ßabe fommt t)on oben 
l^erab üom JBater beS 2id^tg. 

31 nm. fSattt l;ei^t @r junod^jl im eigenflid^en ©inne als SSater 
SefU' 6:^rtfli, ber oom SSater gcgeugt unb glcid^en SBefenS mit 
S^m ift. @r |etft aber aud^ unfer SSafer, njeif @r unS in. 
g|rijlp Scfu gu ^Ktnbern unb grbcn feiner .^errfic^f eit anne]^=' 
men ttiiC. " 

§.156. 

©Ott bcr ^o^n ift oom SSöter in (Smigfeit gezeugt 
(»gl. §. 170. Slnm.), ber eingeborne @ol^n oom SSater 
»oEer ®nabe unb SSa^r^eit (^o^- 1, 14), bag ©benbilb 
beä unji!d)tbareri ®ottei§, bcr ©tanj feiner .|)errlid)fett,bem 
ber SSatcr gegeben l^at/ baö Scben pj^dben in Sl^m felbjt 
(Sol). 5, 26). «Ro(| feinem iperfönnd^en Ünterfciiebe 
öom 58oter unb ©eift ifl: @r ber erfd[)einenbe unb offen^^ 
bare Bett, ha^ ^tngefid^t ®otte§, burd^ ben ber SSöter 
alle ©inge erfd^affen l^at, trogt unb erl^ält 

So^. 1, 1—3: Sm Slnfange war ta^ SBort unb baS, SBort 
n)or Ui ©ott unb ®ott mat baS SBort. ©affelbigc ro.ar im Sln-- 
fange hei @ott. SlUe S)tnge finb burd^ baffelbige %ema6)t, unb ol)ne 
baffelbige i\t^itf)U gemacht, »aS gemalt ijt. — :Kol. 1; 15. 16: 
; SBcl(f>er ijl bo§.@benbilb bcS unfidtbaren ©otteS, ber grjlgebornc 
por allen %eaturen, benn burci^ S^n ifl SlfleS gef(i)ttffen, bag.im 



SSpm SSefcn ©ottel 79 

^tmmcl unb auf ©rbcn fft, baS ©tdötbarc unb Unftc^tBare u. f. n, 
'— ^ebr. 1, 2: 3: SBridtjen.gr öcfe|t ^at jum ©rBen über SllleS;. 
burc^ reeldicn ©r auc^ bie SBelt gemalt ^at^ lüel^cr, jintemat Sr 
tjl bet ©lang fetner ^t>crrKd^fcrt unb baS ©BenBtlb fctneg SBefcnfi, 
tragt oHc Singe mit fcthcm kräftigen- 2Botte. 

91 nm. i; @o5n ©ottcg j)ci|t @r, infofern (Sr, Dom SSater ge^ 
äicugt, mit bemfelBen tioQfommen gteid^en SBcfen§ tft (benn 3«"= 
gung ift «Kttti^etlung be§ eignen SBefenS)^ SBort (8bgo§) ®ot= 
teg.bagegen, infofern b er jßater in-S^m erfi^eint, burd^ S^n 
pc^ offenbart (gteic^ttjie ber menf(f)tic^.e @eiflT_im 2B ort erfc^ eint 

, unb offenbar rcirb). . , 

9lnm. 2. Sieicnige Strle^re, njcld&c leugnet, baf ber ©o'^n pon 
©wigfeit ]^er »om SSater gegeugt mit bemfelben gleichen SBcfeng 
fei, unb bagegen be'^duiptet , 'iaf @r ein ©efd^opf be§ SSaterg 
(aDferbingö bas erjte, oornci^mftc unb' l^ot^flc afler ©cfcbopfe), 
_ unb fomit ni^t ewig unb nid^t tt)efen§glei(J) mit bem SSater fei, 
^z^eiä^ntt man al§ Slriani§mug, nieil Slriug, f 336, i^t Ur- 
heber roar. Saö erfle aQgcmeine Soncil j^u SZicoa 325 perbommte 
bicfe 2lnf[dE)t als 3rrtet>W 

§.157. 

®ott, ^er ^etliflc ®eif!:, ift mä)t Uoä eine Jroft 
©otteg ober ß^rifii, fonberii üom fßatex unb @ol^ne in 
©irigfcit au%clbenb (Sol^. 15, 26), tjl @r öon SBeiben 
pcrfönlidb unterfd)tebcn (Sol). 14, 16 j ®al. 4, 6) unb mit 
SBeiben ööUig gleid)en Sßeffnö, benn bic l^eiL @^rift legt 
t|m (jöttltc^c. sjZamcn (Sr^gfcB. 5, 3. 4; 1. ^or. 3, 16), 
göttltcöe etqcnfcl^öften (1. .Sor. 2, 10; 2. ^efr. 1, 21; ^f. 
139, 7),. göttliche SBerfe (M- 33, 6; 4biob 33, 4) unb 
cjöttUd^c d^rc (9)?attl^. 28, 19) bei. ©einem perfön liefen 
%arofter nad^ ijl: @r ber mitt^eilenbe ®Dtf, burcfc 
ben ber SSater unb ber @Dl^n göttridh-e Scbenö- 
unb (Segen^fräfte, Si^t, Söof)r^eit unb ,@clig = 
feit ouöt^cilcn unb onetgnen (1. SKof. 1, 2; Sot). 
16, 13. 14; 2,.^etr. 1, 21; l,.^or. 2, 9. 10), tmä) ben 
dfo iebc göttlidöc S^^atigfcit (jum 5lbfd)Iuf unb jür SSoOen= 
bung getongt. 

Slnm.; ®ctft (-rriveüfjLa) bei ffiüterg unb beS @ol^ne§ Ipetft bte 
britte ^crfon in ber ©ott^eit, »eil Sr,; oon SSeibcn auSgeljenb, 
alg ein göttlicher üiebenSobem allenthalben in ber S^opfung 
göttliches geben wirft unb mitt^tUL . • 



80 SSom: $np(^en ^©rauben. 

%m' .©ßgmfa^ gegen ^etbnifc^en ^ott)%Bmii5: unb 
^ant^etöttm^ tH im C S:. bic @inf cit ®bW äiip s)ila^= 
brücfUc^ii:e J^eroorge^bben. S)o^ ftnben jid^ -aud^ j)icr f d^on 
btev^nfängc unb ^eime ber ;:l5rctemig?^ @d^on 

in ber,@c^öpfung§.gcfd^td)fe' tritt bici: ^eröor (®6tt> 
bag poffcnbc SBort unb ber " befebenbe ®eijl^ ,; noc| 6e- 
fttmmfer in^ bcm ?laronitif rf) en @egcn f). 5lu(i^ bd§: 
dreimal 1^ eilig ber <Serap]^im,^) beutet bdrauf '^in, v® Ott 
fljricl^t t3on ' fi# alö üonj cinei; 9y?e|irl^eit ( j- S5. 1. ,3)'?of. 

1, 26) j eg wirb ein göttlid^eg ^i^ ünb ein gbttlicleä ©u 
(@ubie!t unb Dbjeft) unte^fc^iebcn ^). Der @ri g e t b e ä 
^'@rrn erfc^eiht öB bcr fici) ofenbarenbe (Sott, bcnn er 
nennt ftd^ fclbj! ® Ott, legt jtd^ felbil göttlid)e 2Kd(|t, €^re 
ünb 9^ömen~ bei , nimmt Sbnifer uhb 5tnbettihg an ü. f. ra. 
(1. SOloi 16, 10. 13; (S. 22, 11. 12; (5. 48, 15. 16; 

2. 2Wof. 3, 2. 6; «Rid^t. 6, 12. 16; 3Ral. 3„ 1). S)em 
SJJcffiaö wirb loon ben ~^ro!p^eten -göttlid^e ?Jlätur i^uge» 
fd^rieben;(i^. B. Sef: 7, U; 9; 6; 4,. 2; -%h.: 23, 5. 6; 
Wii^.b, 1), m'ti bürd^ bog gänje C S- |tnbur(i| tjl ,uri= 
ga^ligemal oon einem erreu^tenberi unb belcbehben @ eijte 
©btte^g bte gffebe. ^ ' - -■ : 

/~ ') 4, fKo[. 6, 24—26: 2t(fo|"foat t|»r fagen gu b.en Ämbcrrt 
Sfcact, roenn i^r fle fcgnet; 35er *i^@n: fegne ,t»tc^. uitb 6e|utc 
bid^! — Ser^Srr laffefeitt 3lnf|eft|>t leuchten über bir 'unb [et 
bir gnabigjf — ®er j^®rr f)eBe fein Jttngeft^t über bti^iinb gebe 

. bir gtieben! ' ■, ' ••■'-';'"■' ; V 

Slfim. Sit biefem (Segen ttegt fc^on boä ganje ©el^etmmf ber |ett. 
©reieinigfeit unb.ber bur^ ^e auSjuri^tenberi ©rtöfung'oerlp^uUt 
"unb -feimartig befc^loffett/ bai^er er benn auc^'in ber^njitiÄcn 
Äird^e fortoa^renb bei aßen gotteöbienjlltd^en .^anblungen 9e= 
braucht jmrb. S)telma.t wirb ber . 3fame beS; ^@rrn auf bie 
©emcinbe gelegt,— ferner ttjirb jiierf!: ber i>®i:i aßein genannt, 
(§. 155), bann ^TOciftial ba§ Slngeftc^t beg |)erm .(;§. 156. 157).. 
Stn crflen ©liebe riJirb (Segen unb (Sc^ii| erfie^t (öom SSoter, 
bem Urqueß aßeg ©uten), im vgweiten, fiic^t. unb , ©habe (ooni' 
@Oi^tte), im britten ^riebc, (ben ber ^eil. ©eijt wirft); . 

'-) Sef. 6, 3: ; Zeitig, 0^c{tig,'^^eiKg|tft: ber ^grr 3 eBaot^, aßc 
2anbe ftnb' feiner^e^re t)oß.' > 

^) ^f. 110, 1: ®er|^@rr fprac^ ju|meincm ^^rn: ®ei|e[®id^ 
^u meiner 9ied^ten. ; ' 



§ßom »fett (Sotte§. ^81 

§.159. 

-- ., ' ^ - ■ . ■ ■ ■■ . , 

^tho(!^ crft im 9f?euen S^cffcamcnt, öfö t)ßr ©ol^n 
in (Sl^rtjlo- SJfcnfd^ geworben unb ber ®etjl au^gcgoffcn 
toat über oUe§ feei^, tritt bic ^reieinigfctt (BotU^ flor 
unb bejlimmt l^etüor; inbem bem @o^ne n)ie bcm ©eifle 
cincrfettö öotte Sßefcnögleiti^l^eit mit bem SSater (§. 160. 
231) unb anbrerfeiti au§ ^erfönlid^feit/ ©e'lbftjicinbigfcit 
unb Unterfd^ieben^cit i)on einanber unb t)om SSater^) ^u= 
gefc^rieben mth. Sn ber Saufformet (3Jtött^. 28, 19) cr= 
fd^eint bie ©reieinigfeitöte^re öfö ®runbtage tc^ t^xi%i<S)cn 
©taub enö unb in ben apoftolif(|en <Segcnön)ünfd^en (j. S5. 
2. ^or. 13, 13) aU ©runblage be^ e^rtj!ttci^en gebend. 
SSgt. no^ 1. So^. 5, 7. 

1) Sol^. 14, 16: 3c^ tüitt öen Sßatec Htten unb @r fott euc^ 
einen anbern Ätoftec gefeen, baf @c 6ei eu^ feteibe ewigtit^-. 

§. 160.*) 

©iefen geoffenbarten SBal^rl^eiten (§.155—159) §u= 
folge unb auf ®runb ber 5£^atfad^cn beö in iik Sßelt ein= 
getretenen ,^ei(ö (el^rt bie gan§e ^riftlid^e <%trd^e ein= 
iltmmig, txif ba^ einzige, ungetl^eittc unb un= 
tlt)eitbare götttid^e Sßcfen üon (^tt)ig!cit l^er in 
brci^erfonen: ISater, @o^n unb ^eiliger ®ei|l, 
beileibe, bie bur^ öoUfommene SBefcn6gUi^l^e-it 
mit einanber geeint unb burd^ ^erfönli^feit unb 
@e(bjlben)uftfein üon einanber unterfd^ieben finb. 

21 nm. 35te ©egner ber ftrc^Uc^en Srciemigfeifetel^rc Begei^net man 
im Stttgemetnen als Stntttrinitai-tcr. 25e|iaupten btefelben 
eine jlarre ©n^ieit ber ^erfon ©otteg, fo :^eifen jte Unitarier 
(auo^ hJol^I ajtottarc^taner)5 benfen fiie ^0. unter bem ©oi^ne 
unb bcm ]^eit,®ei|le jwei öon ber ©ottl^eit auöjlra^tenbe Ärafte, 
p'^ne per[6nlic^e Setbjtjidnbigfcit, burd^ iretc^c ©ott fic^ offenbare 
unb wirfc, fo nennt man fte (SaBetlianer (na(§ ©abettiug, 
i 260), unb te'^ren fle, M^ SSater, <So^n unb ©eiit nur brei 
©riflenj^ ober Sleuperungö formen ber ©ottl^eit (modi exi- 
stendi et manifestandi) feien, fo nennt man fte SÄobaliftcn, 



*) Wanaftattif^eS ®^mBol: „®ieS {jt ber rechte c^ripc^e 
©taube, ba^ wir einen einigen @ott in breien gjerfonen unb brei ^er-- 

J?uc^, S^r. giettgionäte^re. 6. 9tuff. 6 



82 SSom c^rijtlicjen ^lavibzn. 

eine noc^ bcftej^cnbc Be[onberc Äirc^enpartei "i^nt btc ontitrinito=^ 
rifi^c Slic^tung in ben ©oriniancrn geSitbet/ beren ©tiftcr bie- 
Beiben ©ocinuS (Steint unb SJeffe) im . Sflcformationf jcitalter 
njoren. 

§. 161. 

Ucbcr bie SBcsic^ungen ber txcif^txU ^crfencn; 
ju ein an b er Ic^rt bie Äird^c auf ®runb ber ^eiligen 
<S(^rift, ha^ ©Ott ber SSater ben ©ol^n- oon ©»igfctt '^cr 
jeuge (nid^t fd^affe)*) unb baf ber 1^ eil. ®eiflöom SSoter 
unb »om ©öl^ne »on ©irigfeit ^er auögel^e^). 



fönen in einiger ©ottlieit etjren. — Unb nid^t bie ^erfonen in einan^ 
ber mengen, not^ baS gottUt^c SBefen gertrennen. — ©ne anbre 95er=^^ 
fon iil ber Sßater, eine onbre ber <S>oi)n, eine onbre ber '^eil. ®ei|t. 
— aiBer ber SSater unb ®opn unb |eU. ®eijl ijl ein einiger @ott, 
gteidö in ber ^errli(|)feit, gteic^ in ewiger £Olajejldt. — 2Beli|erlei ber 
SSater ijl, fol(J)erlei ifl ber ®o'^n, folc^crlei ijl auä) ber '^eil. ©eijl. — 
2)cr SSater i|t nid^t gefc^affen, ber ®o^n ijt ni(^t gefc^affen, ber- I)eit. 
®eijl ifl nid^t gcfd^affen. — 35er SSotcr ijt unermeßlich, ber @o]^n i'jt 
uncrmefti^, ber |icil. ©etjl ijl unermcfti^. — 35er SSater ijl enjig, 
ber ®o^n ijl ewig, ber ]^ eil. @eijl ijl ewig.^^ Unb jtnb bo(^ ni^t 
brei ©roigc, fonbecn e§ i|t ein ©wigcr. — ©tei^wie arxä) mä)t brei 
Unerft^ajfene, noc^ brei Unermeflit^e, fonbern eS ijl ein Unerfd)af encr 
unb ein Unermeßlicher. — Sllfo ber SSater ijl aHmod^tig, ber @o^n ijl 
anma4)tig, ber |eil. @eijl ijt allmächtig. — Unb jtnb bo(]& nic^t brei 
SlUmäd^tige, fonbern eS ijl ein Slllmäd^,tig£r. — 5llfo ber SSater ift 
©Ott, ber ©otin ijl @ott, ber ^eil. ©eijl ifl @ott. — Unb ftnb bo^ 
ni^t brei ©ötter, fonbern e§ ijl ein ®ott. — Sllfo ber SSater ijl 
S^^t, ber ®o^n ijl S^^tv, ber l^eil..@eijl ifl ^^r. — Unb ftnb 
bo^ ni^t brei |)®rren, fonbern eö ijl nur ein ^^. — ®enn gleic^= 
mie mir muffen nad^ ^riftlid^er SBaljr^eit eine jeglid^e^^erfon für fi^ 
@ott unb ^@rm bcfennen: — Sllfo fonnen wir im c^rijllic^en ©lou- 
Ben nid^t brei ©ötter ober brei ^Srrcn nennen. — 35er SSater ijl' 
öoh SJiemonb Weber gcmad^t, nod^ gefc^ajfen, nod^ geboren. — 35er- 
iSo^n ijl allein Dorn SSater, nid[)t gemocht, nod^ gcfd^affen, fonbern 
geboren. >— 35er ^txl. ©eijl ijl.üom SSater unb <So^n, nic^t ge= 
mod^t, nid^t geft^affen, nid&t geboren, fonbern auSgel^enb.— ®o 
ijl nun ein ^ater, nid^t brei SSater, ein ®o^n, ni(6t brei ®6]|)ne,. 
ein l()eiligcr ©eift, nid^t brei ^leilige ©eiftcr. — Unb unter biefen breien. 
^erfonen ift feine bie erfle, feine bie le^te unb feine bie fleinfte, fon^ 
bern aöe brei ^crfonen finb mit einanber ewig glei^, gleid^ grof . — 
2luf bol alfo, wie gefagt, brei. ^crfonen in giner ©ott^eit, unb ©n- 
©Ott in btcicn.^erfonen gcelirt werben. 



S3om Sßefen ©otteö. , 83 

^f. 2/ 7: ©er Jg)®« l^at gu mir Qe^aQt: 3)u I>ifl mein <Bii^n, 
'^eiite ^abe S^ ®ii^ 9e3e«9ct (öfll. Jg)ebr. 1, 5? 5, 5). — So^. 1, 
1. 25 Siol 1, 15 unt) ^ebr. 1, 2. 3 o^l. bei §. 156. 

="), Spl^. 15/ 26: 2Benn aber ber Ärojlcr fommen wirb, »eichen 
^6) iM6) fcnben werbe oom SSater, ber ©eijl ber 2Ba§r^eit/ ber 
»om SSater ouSßeljet, ber wirb geugen oon mir. — SRom. 8, 9: 
aSer ben @eift ßl>riftt ni^f f^at, ber ift tiic^t fein. 



§. 162. 

£)öö SBcfcn ®0ttc§ in feiner ©tcllung, SBirfung unb 
£)ffenbarun3 na(!^ 5lufcn ^in erfc^eint ber mcnfd^lt(^cn 
5luffaffung (bic nid^t aUe fßerl^cilfmtTe unb ISejicl^ungen 
etne6 ©cgenjlanbc^ in ii^rer ungcfd^tebcnen ßin'^eit, fj>nbcrn 
nur in i^rcr SScrcinjctung überfeinen unb begreifen fann) 
q16 eine ^üCe einzelner gottU^cr ®igcttfc^af(en> Sie 
SWel^rl^eit unb SScrfd^iebenl^ett biefer ©igenfd^aften ift bcbingt 
bur^ bie §8erfd^iebent)eit ber SDbjefte, gu bencn ®oft in ein 
burcl fein göttlid^eö SBefen bejiimmteö SSerl^ältni^ tritt. 

^nm. ®a aSöter, @o:^n unb @eijl tJÖCig gleiten SBcfeng finb, 
fo fornnieh aUe gottliclen ©genfc^aften jeber ber gottli^en ^cr= 
fönen gleirftmafig j«. 

§. 163. 

©af 25er]^älttti| ©otteö jur SBelt tft'ein gwiefa^eö. 
5ltg ®eijl unb atö Urheber atter ^inge ifl @r »on ber 
Söcit »erfd^iebcn, unenbli^ über fic er^oben/burjj^ 9fjt(!ntf 
in i^r bebingt ober bef^ranft (Sranöccnbcns) , aB Scben 
unb Siebe ober otö ßri^alter oUer ©inge ijl, lebt unb n?ir!t 
Sr in ber SSett, burd^briiigt, trögt, belebt unb bel^errfd^t 
bie SBett m^ allen ©eiten unb fRid^tungen ^in (Smnio= 
nenj). Surd^ bieg boppelte aSerl^ältmf gur SBelt iji aud^ 
eine boppelte fReil^e »on ßigenfc^aften gegeben (ti;att§ccn= 
bcnte unb immanente digcnfd^aften). 

§■ Iß'*- 

S3on btefen bctbcn SRei^en göttlid^er @igenfd|aftcn 5cr= 
fällt ober jebe wieber in^wei ßlaffen: fold^e, bic fic^ ouf 

6* 



84 _ SSom d^rtj^Kd^en Glauben. 

tJte SBclt im ^Ittgcmemcn (obet auf Staunt uttt>'3eit), unb 
fot^e, btc ftd^ a\xf hk %m\)dt , ^ittii^Uii \xnhjßtxant'' 
jüortltd^fctt ber pctfönlt^cn \^rcatur tnS Befonbcre (ögt. 
§. 173 ff.) 6c5te^cn (fo§mif($c unb et^if^e eigcnfd^aftcn). 

: _ §. 165.; '■'-':'.■ 

©te auf ble SSeÜ im ?lUgcmeinen ht^vi^Üä)tn 
(Sigenfd^aftcn ®otteS befd^rciben ein crfeitö feine un= 
cnblid)e ^rl^abenl^eit übet icglid^c @^ranfe beö Sdaumeö 
unb bec ^tit (foömifd|=tratt§ccttbettte ©igcnf^aften): 
en)ig!eit^) unb Unräumlid^feit (Unermcpd^feit unb 
Ünleibtic^fett, ©eijügfeit) 2), unb anbrerfeitg feine leben= 
bigc unb wirffame tiurd^bringung, SSetebung unb iBel^ert= 
fd^üng üott Seit unb IRaum (foömif^nmmattctttc ^igctt^ 
fd^aftctt): ^Ugeäennjarts), ^tlmad^t*) unb smn)if= 
fen^ ei t^), insofern @r IRaum unb Seit i mit feinem 3Be* 
fen, feinem SiBiUen unb feinem Sßiffen burd^bringt. 

1) ^f. 90, 2— 4:\|>eri:@ott, Su Btfl unfere gufluc^t für, unb 
für. @^e bctttt bie SSergc iDurben unb bie ©rbe unb btc SBelt ge^ 
fc^affen würbe, Btfl Su (Sott oon ©roigfeit ju ßmgfeit. Saufenb 
Saläre ftnb oor 2?tr, tüte ber Sag, ber gejlern pergangen t|l. — 
2. ^etr. 3, 8: @tn Sag ift oor bem |)@rrn tt)te taufenb Solare 
unb taulenb Sa^re wie ein Sag.— ^f. 102, 25— 28: Seine Saläre 
rod'^rett für unb für. Su l^afl öorl^in bte ^rbe gegrünbet unb bte 
.^tmmel ftnb Seiner ^dnbe SBcrS. ®tc werben öerge'^en, aber Su 
bleißeft^ fte werben aöe üeratten, wie ein ©ewanb, jte werben öer= 
wanbett mit ein .Klctb, wenn 35u fte üerwanbeCtt wir^, Su abex 
Heibeft, wie Su bifl, unb, Seine Sa^re nel^men fein @nbe. -^ 
1. Sint. 6, 16: Ser aUein UnfterWid^feft '^at. 

^) 1. Äön. 8, 27: SJÄeinefl tu äu^, bap @ott auf ©rbcn wo^ne? 
«Sie'^e ber Fimmel unb aUiv: ^immet <|>tmmel mögen Sii^ nic&t 
oerforgen. — Sef. 66, 1: <So fprid^t ber ^^err: Scr ^immet tft 
mein @tu^r unb^ bie erbe meine ^ufbanf. («ölattl^. 5. 34.'35.) . 

') Ser. 23, 23.24: SSin Sc^ niä)t eitx ®otf, ber naijeift? fpri^t 
ber J&@rr, unb nid^t "it ©ott, ber ferne fei? iDleineft bü, ba| ftd) 
Semanb fo l^eimlic^ f onne oerbergen, i>a^ Sc^ il^n nic^t f^op? t^ricöt 
ber ^®rr. SSin- Sd^ eS ntd^t, ber 4>immeruttb @rbe füllet? fpric^t 
ber |)@rr. — '3)f. 139, .7—10: SBo foH iö) l^ingel^en üor Seinem 
©eifle? unb wo fott t^ ^^tnfCie^en öor Seinem 5lngef[(!&t? ^ü|>re 
ic^ gen ^immel, fo Bift Su bai hetUU i^ mvc^ in bte ^oöe, fo 
bift Su auä) ba-^ ndl^me id^ i^l.ügel ber SRorg.enrot^e uttb WieBe 
am du^erften SJfeere, fo Würbe mt^ bod^ Seine ^onbbafclßfl fü^= 
ren unb Seine Sfted^te midb Ratten. — Stpgfc|. 17, 27.28 (§.149, 1). 



SSom »fett ®ctk^. 85 

^) ^f. 38, 9: So (gr. fpri^t, fo 9efc^{el>t§5 [o ©r geBeut/ fo jteljt 
e§ ha. — ?)|. 115, 3: Unfer ©ott iji .im^immer, , @r f ann f^Qf= 
fen, tt5a§ @r rotU. — 8uf. 1, '37: 93et @ott ift fein S^ing unmog^ 
Uä). — g).f. 135, 6, - ®p^. 3, 20. , 

^) Stpgfc^. 15; 18: @ott jtnt» aUe feine SBcrfe Berouft oon ber 
Sßelt ]^er. — ^e6r. 4, 13: Unb ift feine-^eatur oor Si^mun^ 
fic^tBar, eö ifl SlHeS Blo^ unb entbecft öor feinen 5Iugen. — ^Pf. 
94, ,9: 23er i)aS D^v gepflanget l^at, ifotlte ber nic^t |6ren? 3)cr 
bag Sluge gemalt I)at,follte ber ni^t fe^en? — ^f. 139, 1—4: 
^grr, £)u etforfü^eft mi^ unb fennefl mic§5 t^ ft^e ober jte'^e auf, 
fo »ei'pt Su eSi Su oerjlel^ejt. meine ©ebanfen oon ferne. Sd^ 
g'ei^e ober liege, fo Bifl Su um mic^ unb fte^efl aUe meine SBege. 
Senn fiel^e, eä ift lein SQSort auf meiner Sunge, bog Su, ^^rr-, 
nid^t 5iaeö reiffeft. 

§166. 

^ie auf prcifteit unb ©ittlt^fett ber pcrfönU(^en 
Kreatur besüglid^en ©tgenfd^af.ten ©ottcö befd^ret= 
Ben etneEfeitö feine unenblid^e ^rt)abenl^eit über aUt 
menf(|)ltd^e ®tbxe^lx^Mt, UnöoUfonimen^ett, @ünbl^affcig= 
fett unb §lrmfeltgleit (et^tf#=tmn§cettbettte @igcnf(^af= 
ien): nämtid^ feine Sßei^lcit^), Mait^ät {^ixxlx<i)ftit% 
^eiligfeit^) unb @eltg!ett*) — unb onbrerfeitö 
fein tebenbigeö unb «jirffameö SSerl^otten jur freatürlt(|en 
^reil^eit unb Bxttiyä)Mt (eti^tf(^= immanente ®igettfc^af= 
tett): nämlid^ feine .®cre4)ti3feit^), ®ute (mit f^c= 
cießer SScjiel^ung öuf nienf(|li(^c ©ünbl^aftigfeit: S5ann= 
l^erjtgfeit, ®nabe, ®ebulb, Sangmutl^) ^), Streue unb SBaJ^r» 
^oftigfeit^). 

^) Sef. 54, 8. 9: 50leine ©ebanfen ftnb nic^t eure ©ebanfen unb 
eure SScge ftnb ni^t meine SBege^ fonbem fo üiel ber ^immel 
1)cif)eic ijt aU t>k @rbe, fo ftnb auc^ meine SBege ^o^er, benn eure 
SBege, unb meine ©ebanfen benn eure ©ebanfen, — ^f. 147, 5: 
Unb ijt unBegreifU(^ , roie er regiert. — Sef 28, 29: «sein Siat^ 
ift wunberBartic^ unb führet egjierrlid^ '^inauB. — Sfiöm. 11, 33. 
34: D wtW eine Siefe- beg SÜeic^tl^umS , BeibeS ber SÖBeiS^eit unb 
©rfenntnif ©otteS! SBie gar unBegreiflic^ finb feine ©erid^tc unb 
unerforft^lii^ feine SDBege! Senn wer Ijat be§ .§@rm (Sinn er* 
iannt? Dber mev iji fein SRat^Qebev gen>efen? 

2) 5. gjlof. 7, 21: Scr ^^rr, bein ©Ott, ifl unter bir, ber 
gro|e unb.f^reätic^e ©Ott. — g)f 33, 8: Sitte SBett fürchte i>tn 
|>Srrn, unb cor S^m fi^eue ficö SlHeg, was auf bem ^bBoben 
wo'^nt. — 2. SKof. 24, 10^ 33, 22; S«f 6, 1 ff.i 1- Äim. 6, 15. 
16 (§. 155, 1) u. 0. a. 



86 S5om ^rpi^cn (BiauUxt. 

3) ^f_ 5^ 5. 35u bijl ntc^t ein ®ott, bcm gotttofeg aßefen 96= 
fdttt, wec 66fc ift,' ö^r Btclbct ni^t 00c Sir. — 1. ^ett. 1, 15. 
16. - Sef. 6, 3. 

^) 2lp9fd^. 17, 25: ®etn wirb ni^t mit fWetift^en^anben 96= 
jjfleget, aU ber Semanbee Bebürftc, fo ®r felber Scbermann ßcben 
unb Dbcm aUentl^alBen giebt.— 1. Stm. 6, 15. 

^) 3t6m. 2, 6—10: SBetd^er geBett wirb einem Sestt^en na^ 
feinen SBerfen u. f. ro. — @at. 6, 7— 9 (§. 133). — .|)iob 34, 
10— 12. g)f. 103, 6: Ser^grr fc^äjfet ©erec^tigfeit unb ©eric^t 
oUcn Sencn, bie Ünrcci^t leiben. — ^f. 34, 16. 17.- 

^) ^f. 145, 9: ®er v&Srr tfl Stttcn gutig unb erbarmet ftc^ aU 
üt feiner SBerfc. — ^f. 118, 1: Saufet bem .^^rrn, bcnn ©r 
ifl; freunbfid^ unb feine ©ßte roöl^ret creiglic^. — ^f. 103, 4—14: 
©nabig unb Barml;er5ig ijt ber .^err, gebUtbig unb öon großer 
®üte u. f. ro. — Sef. 49, 15: .Kann auc^ ein aSeib i^reg Äinb-- 
tcinö Dcrgeffen^ bai fie ft^ nid&t erbarme über ben @o^n i'^reö 2ei= 
be§? Unb ob ftc ' beffetbigen öergöpe, fo «itt Sd^ bod^ beiner nic^t 
ocrgcffen. — Ser. 31, 20: Sft ni^t ®p!^raim mein t^eurer <®o^n 
unb mein trautes .Kinb? Senn S(ä^ gebenfe boran, »aS Sc^ i^nx 
gerebet '^abcj barum bricht SDiir mein A&erj gegen i^n, ba^ S^ 
mi^ feiner erbormen muf, fpri^t ber ^^. — ^of. 11, 8: SBaö 
fott Sd^ aus bir machen, Spi^roim u. f. m. — SiÖm. 2, 4: a5er= 
a^tejl bu ben 3ietc$t:^um feiner ©lite, ©ebulb unb Sangmöt^igfeit? 
aSei^t bu nic^t, baf bic^ ©otteS ©ute jur SSu^e leitete u. 0. a. 

7) 4. 2Rof. 23, 19: ©ott ift nic^t cinüJJenfc^, bof ©r lüge, noc^ 
ein aRcnf^enfinb, baf S^n ctroaS gereue. @oltte @r ©tnjaS fagen 
unb ni^t tl^un? ©ottte ®r ®troa$ reben unb nid^t l^alten? — ^f. 
33, 4: Seg .^Srrn SBort ift roa^rl^aftig, unb waS Sr jufagt, i)a& 
^dlt @r geroil. - 



n. l8om miiM ©otteö. 

§. 167. 

©tc Sc^re üon ber l^eiL ©reictntgEett l^at unö btc 
SSejte^ungcn t>e6 göttttd^cn SBefenö ju fi(^ fetbft, — btc 
Seigre tton ben gbttU^cn ©tgenft^aft.en aber btc S8c= 
jielungcn beffclben^ur SBelt, b.^. ju allem^afetn, \>a^ 
ntd^t ®ott ifl, fcnnen geleiert @ö folgt nun bte Sc^re 
»om Sötrfcn ©otteö, alö worin jtd^ feine ©igenfc^a^en 
bet^ätigen unb offenbaren. 



aSon ber ©d^öpfung. 87 

§.168. 

3lttc göttliche S^ottgfeit (nomÜ^ nad^ §(ufeu ^^in) ift 
eine brcifdc^e: ©4öi>fung, ©rlöfung unb ^eUtgung, 
itrib bei icb'cr bcrfclben ijl jcbe ber bret.' göttlichen ^erfonen 
bet^eiligt. SDenno^ wirb in unfcrm ©laubiJnöbefenntni^ , 
mit fftc^t bie @(l^b|)fung öorjug^wcife auf ben SSater 
bejogen, benn @r ifi ber Urgrunb atteö Sajein^v bic @r= 
tofurtg t)orjugän)6ife auf ben @o^n, benn dt i% um fie 
auöjufü^ren, 2Wenf(i) geworben unb wirb, um fte ju x>otten= 
'ben, ewig SWenf^ bleiben; enblid^ bte Heiligung üorjugö* 
roeife auf ben ^exl. ®eift, benn @r ijl oom SSater unb 
-«om @o^ne baju gcfanbt, ben SJZenfc^en ta^ ^eif anzueignen. 



(Sroetteö ^aixpt^M.) ' 

®er erfle 3CrtifeL*) 

S5 n ber @c^öpfung. 

^^ glaube att ®ott ben SSatcr, atttnä^tigctt ®^ö^fet 
f^immelö unb ber ^tben» 

SBäS ifl ba§? 

S(§ glaubcr baf mi(| @ott gefd^affen l^at fammt 
•allen^reäturen, mir Selb unb @eele, ?lugen, 
"Dl^ren unb alle ©lieber, SScrnunft unb alte @innc 
gegeben l^af unb nod^ erl^alt, ba^ix Kleiber unb 
@$«bCf ßffen unb Srinfen, SQaixä unb »^of, SBSeib 
unb \^tnb, 5lcfer, SSiel^ unb alle ©iiter, mit aller 
SRot^burft «nb S^Zal^rung bcö ßeibcö unb Scbenö 
Teicblici^ unb tdglid^ perforget, wiber alle ^ä^^r^ 
lic^fcit befc^irmet unb üor allem Uebel hti^ixUt 
unb bewd^retv unb baö 5lllef duö lauter t)äter = 



*) Sm Sttcdttif^en ©ijmßot lautet er alfo: „SÄ Qiaüit an 
bitten ©Ott» dUmdÄttgen ©c^öpfer ^immeU «n& ber Sr&en, aller 
ttc^tbaren Singe unb unfi^tbaren." 



88 SSom ^xm^znMUxiUn. 

Itd^et, göttHd^cr ®ütc unb JBörml^fr^igfeit, o^ne 
oü mein SScrbtenfl unb SBiirbtäfeit, — ha^ Ml' 
leg ic|) tl^tn p bonf eil unb \n tob cn unb böf üt ju 
btenen unb gei^otfam ju fein f^ulbig bin. ©a^ 
ifl 9CÄJi^li4> nJoiJr. 

©er erjle ?lttifet lanbelt üpn b'er ©ö^öipfuhg im n)ei= 
tcrn ©innc, wojuaud^ bte drtjaltürig iinb SRcgieruhg ber 
SBelt geprt. ; - 



A. 8Son ber ©d^öpfung. 
" §. 170. 

:Die ®d^d;jjfuttg tji bicicnige Sf)ätt9?eit. ®oftc§, bur0 
n)cld^e atteö @etn unb Seben au§er S^m froft feinet SB it = 
(eng ouö 9fli(i)t§ entjlanben tft. 

^ehx. 11, 3: S^urd^ ben (Slauften merfen Jütr, baf bte 2Belt 
burc^ ©otteS SBort fertig i^, baf Slßeg, waöman fief)et, aug s«icE)te 
geworben ift. , . 

2lnm. Unterfd&ieb oon ©c^öfff« '««ö beugen- ®et So&n 
©orteS ijl g e g e u gt, " bie SB e 1 1 tjt g e f d^ df f cn, b. 1^. ber ® o^it 
ijl: auä bem SBcfen beg SSater.S unb bal^er.mit bcm SSater glei= 
d^en SBefenS, bte SBelt ift aug Sti^U, unb ba'^er »on ®ott üer= 
fd^iebeni bie Beugung ijt ein.Slct ber Sfof^menbigfeit in @ott 
(b. ]^. o|)nc @o]^n fann ®otte§ geben ni^t t>ep;e|)en), bie ©^6= 

■ pfung aber i|t ein 31 et feiner freien ©nabe? bie ^eugwng Hegt 

auf er ber Seit (i^ eine ewige, auf Welche bie SSegriffe be§ 9ln= 

fttngeS unb ,beg ^nbe§, 'bcg* fertigen ober Unfertigen burc^au8 

-feine Sinn) enbung finben), bie ©^bpfutig gef(^oI) in.' ber Seit ««b 

mit ber. Seit, " - 

/ §vl71., ^ - 

Der SSatcr fc^uf bie SBelt burdÖ ben @dl^n/i^um 
®ei#e. J!)ag iji im 9'1. S. flar auggef!ptod)en^) unb ft^^on 
1. SJJöf. 1 (tt)enn aud^ no^ oi^ne flarcS JBewuftfein oon 
ber iperföntid^cn Unterf^iebenl^eit) angebeutet^). 

^) 1. Äor. 8, 6: SBir^aBeri nur einen ®ott, ben SSoter, oon 
welchem aHe ®inge fmb, unb wir in-S'^m, unb einen J&Srm Sefum 
®^rijtum, burc^ weit^en oHe ®inge jtnb unb wir bur4 S^fjn. -r — 
SS 6m, 11, 36: 25on S'^m, unb but$ SK«"'^ ^^ ^^^ f""^ '^^^ 



Jßott; ber @c^ö|)fun9. 89 

©inge. — ^of). 1, 1—3: Sm Slnfatige tvat ba^ Sßott ic (§.156). 
— Äol. 1, 15—16: Sßfl^er ijt ba§ eBenBilb.ic. (§. 156). — 
;&ebr. 1, 2. 3: aBelc^cn ®r gefegt :^at jum grften :c.. (§. 156). 

2) i.soiof, 1, 2. ;3: Ser ©eift ©otteg |c^n)eBetc auf bem 
SOSaffer «nb @otf f:!Jra(ä^: ©S werbe ... «nb eS ttsarb ... SSgl. 
ff; 33, 6. ' 

_ §..172. . 

. ®ütt bcburftc ber SBett md^t (fr, fc^uf fie öiclmcl^r 
öuö freier ®nabe, «m tt)rer mVieti, ntd^t um fcmetwtllch. 
@r njpittte, baf .©efilöpfe böfctcn, bte in ber ^üttc bcö 
i^jicn ou6 feiner ®nabc unb Sie6e gufitefenben ßebenö 
feltg feien. ' 



B. SSon ben ®ef^ö:pfen. 

'.:"_§. 173. : ', /■ 

Meö Seben in ber ©d^oipfung t^cilt fi(| junad^it in 
gwet ßlajfenj perfbnlid^e^ unb uniperfönli^)^'^ ^tbin 
ober ©eifl unb Statur, je nat^bem feine Sebenötl^ätigfeit 
burd^ freien, felbflbcnjuf ten ^ntfd^luf ober nur burd^ Sn= 
ftinct unb Sfläturnotl^wenbigfeit l^eröorgerufen «jirb. ©er 
(gcfc^affene) ®ei|i ift ft(^ feiner felbft unb feinet JBert)ölt= 
nijfeö 5ur SBelt unb ju ^ott ben)u|t. ßr bewegt fid^ im 
©tUzU ber ©ittlid^feit unb SfJeligion unb ift für feine 
^anblungen t)erontttjort(idt) , »on bem 5lUen Ui ber iRötur 
nid^t bie !Rebe fein fann. 

§. 174:' , • 

£)er gcfd^ offene ©eijü; tjl aber, n>ie fd^on ouö biefem 
^räbifot jtd^ »on felbjl öerftet)t, nid^t — wie nur ©oft 
— ein abfoluter, fonbern ein enbtid^er ®ei|l, ber burd^ 
0Jaum unb 3eit bcf darauf t unb b'ebingt ijl. Sarum 
ij! er öud^ nie. unt>' 5l?ic^tg o1^ n e b t e S"? a t U r , in ber unb, 
on ber er fein'Sebch ben)öt)rtj ja, er geprt felbll: mit fei= 
nem. (il^m unentbejrlic|)cn) leiblichen fieben ber 9Zotur 
on. Sn boö ©creid^.beö enblid^en ®eifte§ gel^Bren übri= 
gcnö nur zweierlei ©efd^ö^fe: ©ngel unb SJ?enfdE)en. 



90 SSom x^tip^en ©tauben. 



Sic ^ttget fint) ber 3cit noc^ bie crjicn ©efc^ö^fc 
(Sotteö, benn fte waren f(^on Beugen ber, @#pfun9 bcr 
erbe (im «Sct^ötagenjerf c) unb freuten jid^ bcrfcl&cn *). Sl^re 
Statur njirb mit SSBinben unb ^euerflammen (S5ti^cn) öer= 
gtid^en (^f. 104, 4). ^uf bcr @rbe erf4tenen fic meifl 
mit einem ät^erif(]^en, lic^täl^nlic^en unb teuc^tcnbcn Scibe 
{Wlatt^i. 28, 3). S^re 2ßot)riungen ttnb üicacic^t nad^ ben 
5(nbeutungen in S^ioh 38, 7 tixt Sic^tmclten "üt^ ^immel^. 
S^rc 5lnja^l ifl unga^lbar Cl.sWof.32, 1. 2; San. 7, 101 
^f.68, 18 j gut 2, 13 j SWatt^. 26, 53), unb \ia bei i^ncn 
feine ®e|"cl^lec|)tlici^fett unb gortpflanjung f!attfinbet i^ai% 
22, 30), ftnb ftc glcit^ anfangt in fo großer 3al)l gcfc^af» 
fen. Saf unter i^nen ocrfd^tebene (Stufen bcr SBürbe ftatt= 
ftnben, f^eint in mehreren ©teilen ber l^cil. ©d^rift au^gc» 
f^roc^en j^u fein (S^erubim unb @crap^im 1. SDffof. 3, 24j 
Sef. 6, 2. 6j ersengel 1. S^ejT. 4, 16j Sub. 9; Stjronen 
unb ^errfc^often, ^ürftcnt^ümcr unb Dbrigfeiten koi. 1, 
16). Sn ber @c|rtft werben einjctnc ber oornc^mften nam= 
boft o,ma6it (SWid^ael San. 10, 13} Sub. 9; ©obriet 
Suf. 1, 19. 36} in ben 5t^ofr. no^: 0to:p^oet %d\>. 3, 
25} Uriel 4} €fr. 4, 1). 

') ^ tob 38, 7: Sa SKt^ bte SOlorgenflerne mit einattbec tobten 
unb jauc^gcten äße Äinbcr ©ottee. 

§. 176. 

Sic ©ngcl jtnb freie, ^jcrfönlit^e unb fclbjlbewu^tc 
SBefen. S^re grei^ eit fdjlie^t aud^ \>xi SfJot^m.enbigfcit bcr 
©elbjlbcfiimmung unb — »üenigjtenö im lÄnfangc i^rcr 
@ntn)icfelung — bie SJJögtid^feit bcg ©ünbigcnö ein. @ic 
fonnten ftc^ aud^ für ttxoa^ 5lnbcreg bejiimmcn, alö wofür 
®ott tic bcjlimmt t)atte, unb ein S^eil üon 4l^ncn t^at tio 
wirfKc^ (§. 185). Sic 2We^rso^( aber bc^immtc ficö bem 
göttlichen SBitten gemä^ unb gelangte bobiirc^ jur böd^flen 
unb freiejien ,^cilig!eit, in wetti^er fte nidöt mel^r fünbigen 
fönnen, weif i§r ^ittc mit bem .göttlid^en üöttig @inö ge= 
Würben ijl. 



SSott bcu ©d^o^^rtg. 91 

§. 177. 

SScrmBge bufcr ^cUtgfcit legen fic m bct UmgeSunc^ 
unb in beflanbtgcm 5lnft^auen (iWatt^. 18, lOj Sef.6, 23) 
unb IJreife ®ofteö(|)tob 38, 7; ^f. 103, 20-22} Dfb. 
5, 11. 12), beffen S5oten (»775X01) unb S^iericr fe — ou^ 
unb üornd^mlid^ für bte @rbe — jtnb. @te waren j. S5. 
tfiättg feet ber ©efe^gcbunfl (%9f4 7, 53} ®al. 3, 19), 
Dcrfunbigten bie Geburt ßl^rtflt (Suf. 2 , 13) , bicnten i^m 
na{| feiner SSerfud^ung in ber SBüfle (S??ott|. 4, 11) unb 
in (Set^femane (Suf. 22, 43), »erfunbtgten feine ^lufer^ 
ffcel^ung («J^att^. 28, 3 ff.) unb feine ^immelfa^rt (STtjgfc^. 
1, 10) unb n)erben il^n bcreinfi bei feiner SBieberfunft 6e= 
gleiten unb feine ©eric^te auöfübren (SJfattb. 13, 41; 24, 
31} 25, 31} 1. ZM' 4, 16} %ZM- 1, 7). @ie freuen 
ft^ über leben ©iinber, ber Bupc t^ut, unb befd^ü^en im 
göttlic^cttvSluftragc bic frommen*). @o ncl^mcn jte atfo. 
allenthalben ben' (ebbafteflen 5lntbeit an ber ?luöfitbrung 
ber ©rlöfung, bocb fc^eint ibnen' bie ootte unb flarc @in= 
jtc^t in ta^ SBefen berfetben abjugel^en (5l^)gfc^. 10, 3 ff.} 
1. ^etr. 1, 12). 

Suf. 15, 10: 2«fo tDtrb 9^iui)e fein M ben gngeln ©otteö 
«ber einen ©linber, ber ^u^t ii)ut — ^e6r. 1, 14: ©inb ftc 
nic^t aßjumat btenflbare ©etjler, auggefonbt jum Sienfl ®erer, bie 
erecBen foUen bie ©ettgfeit? ~ 'g)f, 34, 8: Ser enget be§ ,&grrn 
lagert {tc^ um ®ic l^er, fo il;n fürj^ten, unb '^itft i^nen aug. — 
^f. 91, 11. 12: er !^at feinen ©ngetn Befohlen über btr, ba§ fie 
bi(i& bel^uten auf aÖen beinen SBegen, ba^ fie bi^ auf ben .^ätvben 
trogen unb bu beinen ?u|t ni(j^t an einen ©tein jlo^ejl.— SEÜatt^. 
18, 10: ©e'^et ju, ha^ i^r nid^t Scmanb üon biefen steinen oer= 
achtet, benn Sc& fage eud^: i^rc gnget im ^immel fe^en atte^ett 
ba§ 3tngcji(j^t meines SSaterS im ^immef. 

§. 178. 

S)cr jc^igen Srfcbeinung nacb j!eben bie @ngel 
olö ©eijler, bie i^re göttli^c ^effcimmung erreicht unb 
barum in (relati») »ottfbmmener .^eitigfeit unb ©etigfeit in 
ber unmittelbaren 9Zäbe ®otteö leben, über bcm SJten- 
fcben, ber feine ©eflimmung »erfebtt bot, burcb bie @ünbe 
»on ©Ott getrennt uub babur<^ in @lcnb unb Sob gcfotten 
ijl. S)ennotb fd^eint bie urfprüngli^e S5effimmung 



92 ^ ^om 4«pd^m ©lauBctt. 

beö §)lenfc^cn eine f)öl^ere ^u fein, aU bte ber @ttäel, mt 
Um o«4 "ö^ Hören 3lu^f^rücl^en bcr f)ct(. @d^rift^) btc 
^nfünftiQZ SQctviiä)feit beö crliJftcn 2Renfd^cn (aB (Sot= 
teö erben unb Mterben 6^rijit, Sf^öm. 8, 17) -bic \|)crr= 
Ud^feit ber Sngel überragen foU. ^ 

^ebv. 1, 4-S. 13..14v(£ap. 2, 5— 9. 14—16. 

iahm. SScim jiingjlen ©ertd^te 3, ©.. erfcöemen bie @ngel at§ 
Wiener mi> %yi§vi^tev ber ©eric^te (S^rtftt (Sölatt^. 13, 49. 50^ 
§.-251), bte -Slpojtel unb ^eiligen t)W9e9en ali^ei)ül^en unb 
Söittrid&ter 6^rijii {SÄottl). 19, 285 1. ^or. 6, 2. 3:§. 251, 3), 
bte 01x6) u6er bie (gefaUeneti) ©itgei richten foKen (1. Äor. 6, 3). 

■ §. 179.' ^: ■■': 

©er Sytenf^ beftel^t ouö Seib, ©eele unb ©etjl (1. %M. 
5, 23 i ^ebr. 4, 12). ® oft bitbcte bcn crjtett 3J?enfci^en 
auö einem ©rbenftof, ^auc^tc i^m feinen tebehbigcn Dbem 
'ein, unb' fo njarb ber SRenfd^ jur leben big en (b. 1^. »om 
göttlichen Sbem belebten) @cele (1. sjjjof. 2, 7). ^er 
STtenf^ iji ölfo j^wteföd^er ,^erfunft ^ad) Seib unb ©ecle, 
bte er mit hem kniete gemein l^at, gel^ört er ber Statur 
an unb tft bie i)ö^fte fßlütf^e be§ 9[?äturlebcnä. 5lber burd^ 
ben il^m innenjol^nehben SDbem ©otteö (ober ben ®ei^) ifl: 
er „göttlichen ©efd^led^tc^" (3l^gfd^.l7, 28) unb über 
bie fRatur erl)oben. 

9lnm. Sie <&ttie, bie t^ren !at| im a5lutei)ot (3. iölof. 17, 11), 
i^ baS 9Ktttcl= uitb JBtttbeglieb jttjifc^eti Seife «nb ©eift. -®ie 
heUht ben Seife, ber i^r wieberutn <xU unentfee'^rUc^e§ Drgan 
aQer Ä^dtigf eit bient. Dl^tte ®eete ijt ber Seife tobt (niä)t MS 
D'pTC l)6rt unb ntc^t baß Sluge fielet, fonbern bit ®eefe fielet unb 
l)Dvt burc^ Sluge unb Sl^r). 9?a^ ber anbcrn «Seite ^in.fött bie 
®eete al$ @i| beö naturltd^en ScfeenS, ber @mpfinbungv ber 
8uit unb Unlufl ft(§ t)urc5.t>en @ci_ft ju aUer i^^rer Ä^otigfeit 
feefttmmen- taffen. 

§.180. 

Sßermöge biefer bop^elten Stellung ifl ber ÜKenfd^ bä§ 
2??ittelglteb j^mtfd^en ®ott unb ber «Flatur, ber ^riefter unb 
.^önig ber sRaturj unb feine ?lufgabe ijl, alf ©teUüertreter 
®ottc^ bie gange irbifd^e ^Zatur ju bcl^errf^en unb i^rer 
SSoUenbung gujufül^ren. 3u biefem Swed würbe i^m ba^ 



. SSott bet ©(ä^öpfung. 93 

göttliche ®0ettHlbänerfd^affcni), ha^ im ®etftc »urjcft, 
akrüon ba auf oud^ @ccte unb Setb burd^brtrigt unb gci= 
fttg iitttläxt. t>vix6^ baffetbc tüürbe er mit gättUcJer 
■Sßeigöeit unb s^Jad^t, -geiligfcit unb ©etigfeit auö= 
gcrüjlct unb baburd^ jur Sluörid^tung feiner ?lufgabe befcil^igt 

^) 1. 3Kof. 1, 26. 27: Unö @btt fprac^: Saffet un§ URenfc^en 
ma(|ett, ein S5Ub, baS unö .gtetc^ fei/ bie ba l^errf^en üSer ixt gifc^c 
im S!Keer,_unb über bie. SSöger unter bem -^immel unb uBer iia& 
aSie'^ unb über bie ganje @rbe unb über otteg @ett)ürm, M^ auf 
(grben friedet, Unb ®otfc fc^uf benlOlenfc^en S'^m jum S3ttbe, jum 
ißitbe ©ötteö fc^uf ©r t^n. 

JCnm. Stte.crften 9So$npta§ Baute @ott i^m einen ©arten im 
2anbe gbenCboö '35arabte6). ~ Sie Stufgaße, biefen ©arten 5 u 
IßeBauett unb ju benia:^ren (1. gjlof.2, 15), ijt, nii^t pon ber 
StufgciBc/ bie ganjc (grbe.^u be|)errfc^en, oerfd^ieben, fonbern ift 
i^r erjler SIhfang; @r foUtc oon l^ier aug feine S^ätigleit in 
immer weitern 'Greifen über bie gange Srbc au§bel)nen, i.1). bie 
ganje 6rbe. jum ^arabiefe augbifben.- - 

■ §. 181." . 

'Bzv SJfenfd^ war gut unb üottfommen a\x^ (BotU^ 
©d^opfcr^anb- l^eroorgegangeh. 5l6cr biefe SSottfommenl^eit 
feineö Urflanbeg fd^Keft md^t^clBPeftimmung unb freie 
^ntwid^elung auö. S)a er bem @c6iete be^ freien ®ei= 
fteö angel^örte, f onnte il^m bie ©ntn)i(f elung nid^t bloö an= 
get^an werben, xt>k etwa ber ^flanjej er fottte melmel^r 
burd^ freien ©ntfc^tuf unb freie ^^ätigfeit firf) fclbjt 
baju beftimmen unb entjritfetn, woju ^ott i^n b.ejiimmt 
unb J&efä'^igt ^atte, wobei er bann frciUd^ au^ fid^ für 
etwaö ^Inbereö bejümmen unb einen anbern, urigöttlid^en 
tewicfetungögang einfditagen lonnte. ^ 

\ . ,§. 182. : 

SBaö junäd^ft feine anerf^affeneflelttgfcit betrifft, 
fo bcjlanb biefe nid^t in ber Unmögli(|feit ju fünbigen 
(non posse peccare), -^ bie§ war ioietme|r ha^ »on 
®ott ^^ewollte 3tel feiner freien ©ntwitfelung. @ie bcjlänb 
aber aud^ nid&t btoö in ber (inbifferenten) SJJbgli^fcit, nic^t 
p fünbigen (posse non peccare), fo ha^ bei; Urjlanb be§ 
3?lenfc^e.n' eigenttidö Weber gut nod^ bofe gewefen wäre, 



94 SSont x!^ti9ii^tti ©tauben. 

benn bann würbe er butd^ ben ©ünbcnfatt 0Zi(^tö »crloten, 
fonbcrn nur ctmaö il^m Sugcba^teö ni^t erlangt l^obcn, — 
eine 5(nit(|t, bcr bie ganje SSibel uhb atteg rcligiöfe ©e= 
wufiffetri n)ibcrf^)rtd()t. @ie bcjlanb ictelmel^r in, ber (^of[= 
tioen) Slntage unb Bcfltnimt^ctt gu attcm ®uten, nur bä| 
btefe ntd^t fic^ »on felbfl unb mit «Raturnot^njcnbigfeit (n>ic 
bte Einlage unb btc-S5e|limmtl^eit einer .^flanje ober cineö 
Ä^iercö), fonbern burd^ freie äuIHmmung unb eigne geijitge 
SWitwirfung entwicfcrn foHte. SSgt. §. 196. 197. 

§. 183. 

^üä) bie onerfd^af ctie SBeiöpcit unb ©rfenntnif war 
nur aU Einlage unb ^«^igfeit »or^anben unb beburfte barum 
ber ßntn)i(felung. ©er 5lnfong baju gefd^a^ burd^ Daö 
aSorfütiren unb 1«ontengeben ber 3:^ierc (1. SWof. 2, 19.20). 
S)aburc^ würbe bic it)m unbewußt unb unentwidfclt inne= 
njol^nenbc @r!enntmf ber S'latur ~$ax bewußten unb entfot= 
teten unb bie @^ra^fä^ig!cit jur @:pra(3^fertig!eit. ; 

§. 184. .■ 

Sieö fclbe SSorfül^ren ber S^l^iere gob auc^ feiner an= 
erfd^afcnen ^errfdpcrmadpt i^jre erfie €ntn>i(f etung. d^ 
wax gleid^fam ber ^ulbtgung^aft bcr^l^iernjelt, bie jc^t 
in i^m il&ren ©ebietcr, unb in weld^er er feine SSafaUen 
erf annte. 

§. 185. 

3ur weiteren ?Iu§bUbung unb ^uöbei^nung feiner Wla^t 
über bie gange @rbc (§. 180) mu^te er juöörberjl bie ganjc 
@rbe erfüUcn, unb ft^ auö ber &l^eit ju einer SSiell^eit 
von Snbiöibuen entfalten. 3u bem 3n)edfe fd^uf ®ott öuö 
ber 0Jip^e beg SKanneg ta^. SBetb, unb fe^te bic ®§c, mit 
bem (Segen ber grud^fbarfeit^), ein. £)iefe würbe nun baö 
SWittel, burd() weld^eg „tjon (Sinem S3lute aßer 9?fenfd^en 
©ef^led^ter auf erben wohnen" (SC^jgfc^. 17, 26) unb ber 
S)?enf^ in ©tonb gefe|t werben foUte/ bie gan^e ©rbe ju 
crfüHen unb ju bel^errfd^en. 

^) 1. SWof. 1, 28: Unb ©Ott fegnctc ite unb fprad^ gu tl^ncn: 
©ctt> fruäjttar unb me^vet eu^ unb fußet bie @rbe unb ma^'tt 
fie cu^ untert^an. 



ßon tit ©d^opfiing. 95 

tünm. 1. Set aKcnf(^ war ntc&t (töte fctc gngel) ßlcid^ anfange 
olg eine SSictl^ett ßef^ted^tStofcr Snbiotbüen gefijöaffen. Sie 
gange 3Renf(]^t>eit foHtc eine burcb bie @in;^cit bcS, SStuteS 
Ottpöfd). 17, 2Ö) oerbunberie @cmeinf(^aft Bilbcn. Somit rbav 
nun freiließ — wenn ber erfle «Kenft^ pel — a\xä) bie ßr'6li^= 
feit ber ®ünbe, bie ®(^utb unb SSerbammunflSwurbigfeit beS 
ganzen ©efc^tec^tg (§. 198), — aber auä) tie SWoglid^fcit ber 
^rlofung, bie auf bem Eintritt beg @rt6fer6 in biefer 
aSlutSgemeinfc^aft. beruht, gcfe|t (§. 226). 

Sinnt. 2. ©tatt bof bie @:pe i>\xx6) «Sd^utb beg Söienfc^en gur Un= 
tettage beg gatteg reutbe, foHte ftc ,na^ @ottc§ aSBitten ein aRit= 
tel nic^t nut bet pj^^fifd^en, fonbern au^ ber fittli^en unb 
t-eUgi6fen,gnttt)i(felung beg SKenfd^en fein (bgt. §. 97) — eine 
23eftimmung," gu bet fte etft im 6l^rijlentl)um burd() bie ©rlofung 

, »ieber et^oBcn werben ijt. 



§.186. 

©te 9latur crmöhgctt ber ^crfönlit^feit unb. ©elb|t= 
flanbigf eit Bit l^at ül^rc SScfiintmung nid^t in Itc^ felbjl, 
fonbern in bem frcatürli^cn ©efammtcjeifle, bem fie gut 
Sßol^n» unb Uebuncjöftätte ongcnjicfen t^, ber ffe bel^errfd^en 
unb i^ret-J^öd^jlcnaSoKenbung gufü^rcn foH. 3n>if4>en bei= 
ben bcftel^t bal()er ber innigjle un^ tebcnbigfte 3ufamnten= - 
l^ong unb gcgenfcitigc 3lngemeffcnl^eit. Sebc ^örberung unb 
Hemmung in ber ©nttüirfelung beö einen ijt au^ B^Ö^f^^ 
eine f^orberung ober Hemmung ber anbern. 

§. 187. 

Sie ^atm unb nomentlid^ auc|> bie irbif(^e SHotur 
ill flttt gefc^affcn^), ober oud^ entwiäelungöfäl^ig 
unb bcbürftig, benn ber SWenfi^ fottte an i^r feinc^rei|eit 
unb feinen SBiKcn üben. %üc^, waö in i^rem ie^igen äw= 
flanbc nid^t gut ift, ifi atfo entn^eberolö ein SS erb erben, 
bog burt^ SWifbroutl^ unb Sßcrnad^läffigung beg SWenfc^en 
über fte gefomihen ijl, ober aU ein Slud^, ber burÄ fie 
ben SWen^en treffen foU^)^ j« betrad^ten (§. 203). 

^) 1. 9Rof. 1, 31: Unb ©Ott fa^e an «aßcS, roag (St gemotzt 
^atte, unb ffe^e ba, eB toat fe^r gut. 

2) 1. üÄof. 3, 17-19 (§. 203)5 giom. 8, 20 (§. 205, Slnm.) 



96 SSomd^tiflli^ett Glauben. , 

C. fBon ber @r|aftun3 uttb'fRegtcrungbcr SßBctt' 

'■■§.a88.- :■:'':::: - ■ ...^: 

Siäte t)tc MzU % 6 n t jl c 1^ en^ fo l^at fie a\x<^ i^t S5 e = 
ftcl^cn auö bcm SSatcr, butd^ bcn @ol^n, im ©eijlei). 
@ott rul^cte am itebenten Sage (1. SKof. 2, 2. 3) »on aßen 
fernen SBerfcn, b.^. @r 1^ orte auf, neue Sßelten jü fc^affen, 
oberer l^örte nid^t auf, in ben gefciaffenen SSetten ^u n)ir= 
fen^) 'unb bte tl^ncn »erHelenen Sebenöfräfte fortwäl^renb 
5U erhalten unb gu erneuern, ßux 2Bertfc^B:pfun3 gel^ört au^ 
bte SSBcIter^altung, bte eine xj! bte ^ortfeiung ber anbetu. 

1) SRöm. 11, 36: Bon S'^m unb bur,t^ S^n unb in S^m ftnb 
aße Singe. — ^eür. 1, 3: — unb tragt atte Singe mit feinem 
frafttgen SGSort. 

2) Sot). 5, 17: ajlein aSatec roicf et Wölket: unb S^ wirfe au^). 

§. ,18a 

SSon ber SBcltcrl^dltttttg t|l aber nod^ hkW&tltu^it= 
ruttg (ober SSorfel^unöi) ^u unter fd^etbeni Siefe bejle^t 
bartn,,baf ®ott bte ©ntnJtcfelung ber Äreatitr, im ©anjen 
ttJte tm ©ngetnen, ntd^t ficl^ fetbjl attetn\uberlaft, fonbern 
fte unter ferne f:j)ecieU|le 5tuf|tc^t nimmt unb bie 0Jtd^titng 
fott)o|l aU ben (f rfotg ber f r e i e n freaturKc^ien S^atioßdt 
fo ienft, baf tro^ atter ibrer SSerfel^rt^eit bie. fttttid^e ^tit- 
orbnung bennod^ aufrecht ert^atten unb ber Swed ber iEBe(t= 
fd^Bpfung (§. 172) erreicht njerbe. 

1. SiJtof. 50, 20: S^t- gebac^tet eg böfc mit mir gu matten, aber 
©Ott gebuchte eg gut"^ ju machen, ta^ ^t t^ate, tvk eg je^t am 
5£age ifl, ju erl^alten melJBoiU. — Slpgfc^. 4, 27. 28: SBa]^r= 
lii^ ia, fte "^aben ftc^ üerfammett über Sein l^etligce.Äinb Sefum, 
n)cC(^en ;Su gefalbet ^afl, ^erobeö unb ^ontiiiö, ^iiatuö mit ben 
«Reiben unb bem SSotSe Sfracl, ju t'^un, »aS Seine -^ an b 
unb Sein 3iatl^ juüoi; 6ebad&t 'i)ai, i>ai gefi^ef/en foUtc. 
s»gt. Sol^. 11, 49—52. — ^f. 2, 4. ; , 

§. 190. 

©te SBeltregterung fie^t bafier im innigjlen 3ufam= 
men'^ang mit bem 0lat^fd^lu§ ber ©rlöfung. Dbfd^on ber 
SJienfd^ fid^ öon ©Ott abgewenbet . I^at, wenbet fid^ bod^ 
©Ott fraft btefeS 9latMd^tu|te§ ntc^t öom SWenfd^en ob,>ie 
er eö wol^t öcrbtent ^atte, fonbern tragt t^n mit ©ebulb, 



feättct if)n mit kihli^m vinb gctjUtd^cn ©ütcrtt^), uttb Mt 
nad^ feiner SBetö| cit unb ©habe burc^rttanci^erlet Bud^tunb 
® Ute t^tt öon bcn - felbfigerDÖl^lten SBegen bc§ - §Bcrberbcnö 
öbjutenfen utib gu ^em, rpa§ ju feiner @eeten ^eil unb 
^rieben bient, ^iriplenfen^). Baö pt fowol^l 'öoii ber 
SWenfci^^eit im fangen, mie »on icbem Stnjetnen in il^r 
tnö S5efonbere. 

■ 1) 1. 2Jlof. 8, 225 mati^. 5, M\ Sljpgfc^. 14, 7. 

2)\^cbr. 12, 11: 5iae Büc^ttguhg aBcr, ttjcnn fic^ ba tft, 
iDÜnfet fte un§ niä)t ^reube, fonbern Sraurigfett ju fettt/ aber. bat' 
nad^ wirb fte ae&en eine frtebfame grui^t ber ©erec&tigf eit Seiten, ' 
bte baburd^ geübt jtttb. — Sftönt. 2, 4:,.Sber oera^tefl bu beru 
gteid^t^um ferner ©üte, ©cbulb uitb Sangntut^tgf eit? SBctft bu 
Tttcpt, ba^ bi^ ®ottä ®üte ^ur SSugc rettet? — IRöm. 8, ^8: 
SBtr JüiJTett aber, baf Senett, bic ®ott liebert, alle Singe jum 
SSejien bicneit. ^ 

D. ^cr rechte ®(öube an biefen ^rtiM. 

■■■ ";. ■ . ;;•.■ §.^191. ■ ; . ' /' 

S)a§u gcprt öpr 5lUem, ta^ mir rec^t (ebenbig, nid^t 
btoö mit bem SSerftonbe unb bcn Äit>pen, fonbern auöööllem 
unb freubigem Viersen erfenncn unb befennen, ba§ 5(tteö, 
roa^ »ir ©uteöj^ ab en> finb unb fonnen, ein ®naben= 
gcf^enf ^otteö ijl, unb mit unferm ^atct^iömuö fpred^cn: 
„td^ gtaube, baf mir ©öttSeib unb @cele, unb alle ©lie» 
ber, fenunft unb alle @inne gegeben l^at unb nodpi er^attj 
baju Kleiber unb @d^ube, @|fcn unb ^rinfen, ^ouö unb 
^of/ SBcib ünb Ab, 5l(!er; SSieb unb atte ©üter, mit 
aller Sf^otbburft unb Sflabtung beö Seibeö iinb bc§ SebenS 
reid^licb unb täglicb üerforget, wiber alle ^äbrtid^feit be= 
fd^irmet, cor attem Uebet bebütet unb beroa^ret, unb bai 
^llcö auö lauter tjäterlid^er, göftlicber ®üte unb S5armber= 
gigfeit, obne all mein JBerbienft unb 2ßürbig!eit." 

■ • ' ■■" ■ ;■ ■-•' .-'": -'■§•■ 192. ;■■ -. \ ' 

S)a§u gebort ferner, ba^n>ir bem ®ebcr aller guten 
@aben für fbtcbe gapllofe unb unoerbicnte Sfßobltbaten öon 
gangem ^ergen auf bie : redete, Mott tDDli)lQtfaüiQt SBcife 
banfen unb loben,: Sbw^ bicnen unb gcborfam 
finb, inbcm wir Seib unb «Seele, 5lugen, Sbren unb aUc 

- JJut|, S^v/aieltgiottäte^re. 6. 2r«{r. 7 



98 «8om d^ripd^en Maüben. 

©lieber, 9Scrnunft unt) aUt @innc, \f)auö unb .^of unb oöe 
löblid^en unb gcifitgen @ütcr, trcil §r fte unö Segcben^ 
auc^ nur na^ feinem SßiOlca, ju feinem ©icnft unb ju fci^ 
ncr @^re gebrauchen uhb tjcrnjcnben. ^- ^aju gehört cnb- 
ii^, baf n)ir »Ott finbli(^en SSertraueriö unö bcr göttlichen 
©nobenful^rung überlaffen, bei St)m in aUcr 5Rotl^ ht^^d' 
beö unb ber 0cele \^ülfe fud^en, unb un§ burc^ ^tteö; 
roaö dt unö jufc|ic!t/ fei eö Seib oberV^reub, Suc^t ober 
SBol^ltl^ö^, gu S^m jicl)en lajfen. 



^er zweite 2CrtiM.*) 

18 n b e r @ r I ö f u n g 
ober öon bcr 5lufrid^tung be^ ^^eiI^. 

Sc^ (glaube an Sefum ^^tiftum , ® otte§ cjui^ebornen 
®o$tt, unfern ^erttt, bcr em:|ifangcn ifl öom j^eiltgcn 
Ocijt, geboren »on ber Jungfrau SSRarta, geliften 
unter ^ohtib ^ilato, gefreujtgt, geworben, begrabcnr 
»tebergefo^ren pr ^oltc, am itittsn S^age »ieber äMf= 
er^ttttbeu öott ben^obten, aufgefahren gen ^imuiel^, 
ft;|et pr regten ^anb ©ottcS, beS attmä^ttgm 5Sa= 
tn$r fou bahnen ®r fömnten wirb, ju richten Mt 
Sebenbtgcn unb lobten/ 

Sd^ glaube, baf Sefuö ß^rtfluö, n>al^rt)oftiger 
©Ott »om SSatcr in @n)igfeit geboren, unb au(f) 

. *) Sm Sttcatttf^cit.iSgmBot ijt biefcr Slrttfcl atfo cmeitett; „3^ 
cilauBe an ben einigen -§^rn SefHm ß^riftum, cingeftocnen So^n 
@otte§, Bon bcm SSater »or aller Seit geboren, @ott oon @ott, 2t(|t 
t?om 8t(|te, wol^rcn ©Ott oom «)al;rcn ©ott, geboren, nicöt gef^affen, 
(SincS 2BefenS mit bcm SSatcr, burd^ roeli^en alle Singe gemocht ftnb, 
bcr um uns Slcnfci)cn unb um unferer ©etigfeit willeh com »^immel 
ö er ab gefttcgen unb ^leifrf) geworben ifl eom ^eiligen ©cijlaug SRaria 
ber Sungfraü unb ijl 2Jienf^ gercorben, aud^ gefrcujigt für ung unter 
''^ontio ^ilato, gcjtorbcn unb begraben, aufcrjlanben am britten Za^c 
r,ci<ij ber ®c[)rtft, aufgefärbten gen .^immet, ftfeet gur Sichten be§ SJa- 
tcrä, unb njirb wiebcrEommen mit «öcrclidjf citV ju ricl)ten bie Seben= 
ticicn i;nb bie Sobtcn. Sctnrö 9?cid}fs jrärb fein @nbe fein." . 



«jal^rj^afticjcr 2Wenf(i^ oon bcr Sungfrau SKaria 
geboren, fci mein ,f)crr, ber mid^ »erioreneh ünl) 
ücrbdmntten~SWenf4en ertöfet i)at, c^cnjörinen unb 
erworben »on oUen ©iinben, »om Sobc unb »pn 
ber @en)alt beö Seufelö/ ntd)t mit ®olb ober 
@tlber,foiibern mit feinem {fettigen, treuem S5 tute 
unb iriit feinem unfc^ulbigen Seiben unb @terbeh: 
ouf baf i(| fein eigen fei Unb in feinem 0tei<^c 
unter S^m lebe unb S^m bicne in ewiger ®ercc^ = 
tigfett, Unf4)ulb unb ©eUgfeit: g(eic|)n)ie dt ift 
auferjlanben oon ben lobten, Uhit unb regieret 
, in ©ipigfeit. ©aö ijl gewinn (^wa^r. 



A. SSoh ter ^rlöfunglbebürftigfeit unb @rlöfungöfdf)igfeit. 

■■§• ^ 

Snbcm unfer Äated^iSmuö boö d^rililicl^e S5en)uftfein 
auöfprt(^t : bap ß^riftuö mi^ periorenen unb Per» 
bammten S??enf<|en erlöfet l^at, gewonnen unb 
erworben POnoHen ©ünben, pon t)em Sobe unb 
ber ©ewalt be§ Seufetö, ^ tel^rter, bafi bie- galije 
S)?enf(^l^eit unb jeber ^injelne au§ t^r fld^ don SfJatur 
unter bem ^lu^ unb ber aSerbommni|i ber @ünbe be= 
finbe üiib in biefem ßtenb einer ©rlöfung ^ö^ft be = 
bürftig fei. 

Me^ SSöfe unb Ungöttlit^e in ber SBelt bilbet eine 
§ufammenpiängenbe\Äette. S)er 5Ibfatt in ber ©d^öpfung 
begann, in ber ßngeiwelt unb t^eilte fii^ pon t>a auö 
burc^ SScrfit^rung au^ ber SJ^enfc^entpel^ mit. 

'';"^ ■':■:■§. 195. . ■ ', 

ßiner ber tornel^m|len @nget (Sucifer Sef. 14, 12) 
beftanb nic^t bie ^robe ber ©etbjibeftimmung (§. 176), 
mif brandete feine §reil^cit jum 5lbfaU: unb @mj)5rung gc= 
gen ®otteö SBiUen unb Slbft^t, unb jog Piele anbere 

7* 



100 Born d^ri^K^en @laubcn. 

@nact mit in fein ^Bcrbctjbcn l^mettt, bte nun unter tl^m 
ein fReiä) UtWin^ptni^Miiim im<^tt\). 12, 25. 26). ßr 
Uh]J ^cift (Satan (2Biberfad^er)/Scufct (StaßoXos = 
sßerRacicr. fßgt ^iob l,, 9 ff.v 2, 4 f.; Su!. 22, 31; 
SffB. 12, 10)/S5criat (Sttd^tgÄbigfeit); feine ©nget 
l^etfcn S>dmoncn._^cr Sufianb Beiber feit i|rcm ^alle 
ifl ein pd^ft unfeltgcr. S^rer urfjjtänglid^eh ^errlid^feit 
»erlujlig , au§ i^rcm: ^üritcntl(ium tjcrtrieben , öon ©otteö 
^ngcji^t öer|!pf en unb fd^on jc^t gcbunben mit J^etten bcr 
f^nflernt^ *), ioaxtm fte bod^ riod^ eineö njeit fd^tecflid&crcn 
®cri^te§ am iüngflcn ^agc.^). 

31 nm. 1. Sutl^er l^at in fetner SSiBeluberfe^üng bcn Unterf^teb, 
ben bte i^d^rift jttJtfc^en bem Seufet xrnb feinen ^geln maä)t', 
gang oeriüifd^f, inbem er SaCixwv ebenfo wie StaßoXoi; burd^ ba$ 
SBort „Seufel" wiebcrgiebt. 

1) Su>. 6'- 3lu(^ bie ©xget; bie- i'^r;^üritent'^um ni(i^t '6e'^tet= 
ten, fohbcrn oertiefen t'^re.JBe'^aufuttg, l^at-Sr Bel^alten jum ®e= 
ri(^t bee grofen SageS mii , ekoigen SSanben in ^inflermf. — 
2. KJett. 2, 4: .®ott '^at ber ®([Qti, iic gefünbigt .ijaBen, ntcftt 
öcrfc^ont, foribern i^ot jte mit 'Äctten ber ^tnjlernif ^ui; ^ößc^oer^ 
. flofen unb ufeergeBen, ba^ fte^ jurti ©ertd^t Bel^atten merb^n. -r 
So'^. 8,-44:. ©crfelBige (ber Äeufel) ift ein. SOlorbcr (avSrpwTCox- 
ToVo?) bort Slnfang an/ unb iffc nid^t Beflanben in bcr SBa'^r'^eit, 
benn bie SBa^rl^eit ifl nid^tin i^mi SBenn er bie Sugenrebet, fo 
rcbet er ooti feinem ®gncn, benn er ijt ein üJügrter uttb ein Später 
berfel&en. < r ■ : " ^ ^ 

'^) mattf}.2b, 41: ©e^et J^in- öon Mir, i^r SSerfluc^ten, in baö 
eroige ^euer,ba§ bereitet ifl' bem ffieufel unb feinen ©ngeln. — 
Sffb. 20, 10: Unb ber Seufel, ber jie öerfii|)rte, roürb geworfen 
in ben feurigen ^ful^l unb ©d^roefel ... iinb wirb, gcquatet roerbcn 
Sag unb S^ad^t, üon ©roigfett ju ©roigfeit. 

Stnm. 2. SBann unb wie unb tüo ber gaU beg ÄeufelS unb feiner' 
ghget gefc^a:^, offenbart' uns bie .@^rift nic^t aUSbtü(f lid^ *), 
'- oicUeic^t barum ni#, wiii ;eS ung (berien aUe grfal^ritng unb 
jcbe genauere^^Kenntnif be§ jnnern SBefenS itnb ber ,cigentpm= 
li^en guftänbe ber ©ngel : fel^lt), auc^ wenn es .uti§ offenbart 
rodrc, bodö , nid&t bcgreiftic^ fein njurbe. ®cnnod^ möd^tc e§ 
nt^t üu be^weifem fein, bäf ber ^|>od^mut^, ber bl^ne @ott 
fein.tt)iU, wie @ott, "au^ bei bem/^att ber ©ngel im @piele 



*) SBoS jtd; aus ben ba^in ge'^örigen Stnbeutungen unb iBejie^ 
l^ungen ber ^eit, ©d^rift crmitteth Ia§t, ijt dUSfu^rlid^ entrotcfelt in 
meiner Schrift: 93ibet unb 3ljlt;onomie. 3. Stufl. S5erlin 1853. Äop. 4. 



/ SSort ber grlöfimg. 101 

mar, t^iiU wtW ^U^tt Jgo^muü) hit 2Bursel attcr @ünbe ijl/ 
t^tiU (xut^ tocil bcr/S£eufet rco^^l bofclBe Mittet gur SSerfud^ung 
:be§ aWettpen (1 SOlof. 3, 5) anroenbete, baS jl^rt fclBJt wnb 
feine '©ngetjum^afl geBrac^t '^attc. 



§. 196. 

' 3u biefcm in tcr ßngclroeit fc^on üor^anöcncn SSöfcn 
tt)urbc ber SJtcnf^ in SScjicliüng gcjlcEt. @r foUtc eg 
»on jtc^ obnjctfen unb überwtnben. ^arin bejlqnb btc ^robe 
feiner @e(6jl6ej!imnmng. :Der ^aum ber @rfcnntntf @uteö 
unb Böfe.ö (1. 2»of. 2, 9), bie göftlic^e 2Barnung,i) unb bie 
tcuflifd^e Socfung^) Bilbeten ben ©egenjiant) unb bie SKittel 
ber ^rü^ng. 

1) LÜRof. 2, 17: SBel^cS SageS bu baoon iJTejt, »wjt bu beg 
ÄobeS flcrBcn. 

2) 1. üRof. 3, 4. 5: S'^r »erbet mit nieten bei S£obe§ jtcrBen? 
fonbern, ©ott weif, baf/ wett^eg iSageä il^r baeon cfl"et, fo »erben 
eure Stugen aufget'^an unb »erbet fein n>ie @ott unb »iffen, 
»a§ gut unb t>6fe ijt. - 

3lnm. 1, Sgt. bie Slnbeutung eine§ eorl^anbenen Bofen S33iQen§ in 
bem ©ebot: ben @artcn/ju 6^».a]^ren (1. 2Rof. 2, 15).' — 
3luc^ ber Umflanb, bttf bie gorm ber ^Pröbe nit^t eine pofitioc 
(S^r :fottt ®ieg ober SeneS t^un), fonbern eine negatiüe 
(S^r foUt e§ nic^t t^un) »ar, ijt nid&t jufdUig ober »tUfurlidEj. 
35ie§ »eiffc barauf l^in, iaf fc^on ein SöfeS'ba war, gu mrfc^em 
ber SKerifc^ in ein beilimmte§ SSerIjattnif treten mUfte. 

Sinnt. 2. ©Ott lief bie SSerfuc^ung be§ Scufel§ gu, »eil fle für bcn 
ÜRenf^en als 5lnläf gu feiner igelbilbeftimmung unb @nt»icEe' 
lung not,i^»cnbig »or unb l^eitfam fein foßte. Sa @ott 
felbjl üerfuc^te ben'SOlenf^en, aber ®r üerfuc^et nic^t %\xm S5o= 
fen (Saf. 1/ 13),, fonbern, »o 6r oerfud^et, ba gef(^ie:^t e6 bloS, 
um bem SJlenf^cn ©elegen^eit gu geben, in ber .|)ciligung gu 
»ac^f^n^ SBo @r öerfu^f, gtebt ®r au^ oUc SWttcl unb Gräfte 
gum @iege (1. Äor. 10, 13). SerSTeu fei ober öcrfuc^et gum 
33 Öfen; — SBo^l fal^ ©Ott nac^ feiner 5lll»iffenl^eit ben %aU 
.öoraug, ober ©r l^otte ouc^ fc^on oor ©runblegung ber SBelt 
ben 3iatl)fc^tuf ber; ©rlofung gefaft (§. 206). 

§. 197. 

SBürbe ber SJtcnfc^ in biefer SSerfüd^ung gcjtegt.'^aben, 
wie er fonnte unb foUte, unb würbe er bann ouf bic= 



102 «Born 4viP<ä^% ®lö"'^.e«- 

fem cingcfd^Iagcncn SBcge bcr gottgemotttcii ^ntwicffrung 
fottgcftjirtttcn fdnV fo würbe er (wie btc guten ^ngel) §u 
b er ^etligfett gelangt fein, bte nid^t .t^el^r funbigen f ann. 
5l6er eö gelang bem 8Serfuiä^er, bic feÖfe Sujl bcm S^enfd^en 
ittö^|)er5 p ipflanjen, unb nun war ber SSerlaUf ber crjlen 
@ünbe wie ber icber folgenben @änbe (SäB. 1, 1^. 15. 
§. 127): S)ag SBeib f^aut ben S5aum an, hafi er gut 
ju effen ijl unb lieblich an jufel^en unb ein lüftiger SSaum, 
weil er ftug mad^t (^lugcnluft, fleifd^eöluft unb .i>offart 
1, Sol^. 2^ 16 ögl. bei §. 28), bie Suj! gebicrf bann t>it 
@ünbc unt> bie @iinbe ben Spb. 

Sie SBtr!ung unb bie folgen biefererften @ünbe er* 
ftrctftcn ftc^ aber nic^t blo§ auf bcn erften SRenfd^cn, fön= 
bem in i^m unb burd^ il^n auc^ auf alle feine 9[ta^foni= 
nten (®rl>fünbe)» Sie @ünbe l^afte 5lbam6 ganje 0latur 
ergriffen unb üergiftet. 2Bie bie burd^ leiblid^c>wranfl)cit 
angegriffene mehf§tic^e SRdtur ftc^ burd^ J>ie 3eugung fort= 
jupflanjen :pflegt, fo ^jflanjte ftd^ au^ bie bur(^ bie geifl= 
lic^e Äranf^eit ber @unbe innerlid^ft »ergiftete Jiatur 
5lbam§ auf atte feine. S'Jad^fommcn fort, fo ba| Sitten fd^ön 
bie ©ünbl^aftigfeit unb fittlid^e SScrberbni^ angeboren ijl*) 
unb in Sitten bicfelbc SSerbammnif wirft, wie in Slbdm^). 

?)[. 51,* 7: <&ie^t, id^ Bin auS f.ünbtic5cm ©amen gegeugt 
unb meine 'SRütttc l^at mid^ in (Sünbcn empfangen. —4. SÖiof. 
8, 21: 35a6 ©id&ten'beS menfc&Uc^en •^ecjenS ifl &6fe üon Sugenb 
auf. — So^. 3, 6: 2Ba§ öonj^^teif^ geBorentjt, 1)a§ ijt ^tctfd^. 

getauter. 1. Unter §lctf(§ ^occftel^t bie |^eii;. ®^rifr ote ganjc 
fünb^aftc Statur. beS SKenf^en, ben SnBcgriff aller Steigungen 
unb -Kräfte, bie nic^t oon ©Ott in ben lOtenfc^en gelegt finb/ 
fonbcrn jt^ aus ber @unbe , cntwidelt l^oBen. Unter ®ctfl bo= 
gegen/ infofern eg einen ©egenfalj^um glcif^cBitbet, attcg @6tt=. 
lic^e im 2Renfd^en, fowo'^t baS urfprungUd^c,- als ba^ butä^ ik 
©rtöfung erneuerte ©ottli^c in il^m. - 

2) gp]^. 2,. 3: SBir waten Ätnbcr be§ 3orneS oon Statur. 
— SÜom. 5, 12:r3)urd& ®tnen SKcnfj^en ifl bie @unbc'ge!om= 
men in bie SBett unb ber Sob burd| bie ©ünbe unb ijt alfo ber 
Sob 3u allen SOlcnfd^en burd^gebrungen, bicnjctl fte Slllc gcfönbigt 
I)a6en. 

@rtauter. 2. 2)ie Seigre öon ber ©rBfünbc ijl nid^t oereinjclt ~ju 
Bctrad^ten, fonbern in SJerBinbung . mit ber Se^re t)on ber ®rl6= 



fung, bann erläutern |tc^ beibe gegenfeittg. ß^riftuS ijt bcr gwcttc 
tlbam (§. 220—222). SBie nun STbamS @ünbc unb gluc^, bur(^ 
bte teibti^e ©cBurt, fo ge^t ouc^ 6^riflt ajerbienjl unb ^»cUtgv 
Icit buri^ bte geistige Beugung ober bic 5lBtebergcBurt auf un6. 
über;, 91 6m. .5^ 18.19: HSie Durc^ ®ttte§ ©ünbe bte fSet? 
bamini|tf über atte fDlenfc^en gefommen ift, ulfotfl 
aud^ burc^ @tite§ ©crcd^tigfcit bte Sle^tferfigujig beg 
SebcnS iibcr affc 9)lcnf(^en gefommeh/ bettn gtcf^ rote 
bur^ ©tttcö SÄenfc^en Uttgc^orfam SStetc ©ünbct gc = 
ttjorbcn finb, atfo aut^ bur^ ®tttc§ ©clporfam werben 
SStclc ßewi^t. SSgl. §. 275. 3lnm. 

?tnm. 3. ©n'^eit unb Kontinuität ber gamilie im einjelnen'unb 
i>e$ SDlenf^engefc^le^teS im ©anjen. gomitienfcanf Reiten. ^ami= 
Uenfünben. ^amiUene'^rc unb ^Sc^anbe. JRic^tigereg unb ttefercg 
Scwuftfcin bec atten SSBett.-^ SBerüon feinen gltern bic ®^roinb= 
\viiiit,tvi>tf ber erbt ou^ aUe folgen berfctbenj fo au^ mit ber 
©ünb^aftigfeit %UtB, was bamit not^wenbig gufammen^angt. 

Ülxim. 4/ Sie Srrtel^re, roetc^e baS erbtic|e SSerberben ber menfc&= 
ii^ih SiJatur unb bie natürliche Unfa^igfeit beS SRenfd^en jum 
roo'^r'^aft ©Uten leugnet, unb bagcgen be'^auptet, jeber SRenfc^ 
werbe nod^ je|t ebenfo gut unb heilig geboren, wie @ott ben 
erften a)lcnf(|icn gef^affcn l^abc, unb fonnc bal^cc ouc^ burd^ 
eigne Äraft unb Äug enb bie «Sunbc meibcn unb bie ©eligfcit 
ft(^ crttjcrben, nennt matt ^^clagiantSmug. S^r Urheber roor 
^clagiug, ein britifd^er föton^ um 411. @cgen i^n üert^ci= 
bigte linb "entroitfeltc ik fird^lic^e Se'^re ?lugujtinuö, SSifi^of 
ju ^ippo in ^fJorbafrifa. ®ie f^rojfen, abflogcnben unb unbibti^ 
f^en ßonfequengcn/ rocld^c 3luguflitt'6 ©ipcculation auS biefcr 
«e'^re gog (ügl. §. 269: 5tnm.), oerf&ulbeten t&, ba^ man m'tt 
iehen aud^ biefe bcflritt. Sie ^ortei ber ©emipctogioncr 
fuc^fe ndmlid^ jtoifcl cn Sluguftin'S unb ^elagiuS' ße^re gu -oer= 
mittein, oerirrte fi(iö babei aber felbft in unbibtifc^e gay^eit. ®ie 
ge{lanben ^ ju, ba^ butä) ^bam8 ^aU eine Steigung jur ©ünbe 
liber baS gange ®efc[)le4f gefomnien fei, biefe aber^abe ben 
SDienfd^en nid^t üon ^ijotur untiid^tig ju aUem ©uten gemalt, 
bciS ^r auc^ je|t noc^ in eigner Äraft unb ^rei^eit ergreifen 
fonne unb muffe. Sagegen rei^e aber wegen bcr angebornen 
aSerberbniß feine eigne Äraft ni^t auS, jid^ fclbft auö eignen 
SfJiittcln ^eil unb ©etigfeit gu erwerben, bagu beburfc er beg 
förtwd^renben SeiftanbeS bcr ©nabe ©otteg in ß^riflo. — Stcfc 
Ee'^rc t)erfd)aff£e^ fi(ib-atlmatig unb unoermerft in bcr fat^olifcpen 
Äird^c ollgcmeine ©cltung. Sie Sieformatton erneuerte bagegen 
bte alte fir^lic^c.ge^re, unb flellte jte in ben SSorbergrunb beg 
cöangclif^en Sefcnntniffeg (§.8). 



104 Jßpitt:d^tijili§en ©lauben. V 

•■. ■.§..199.. •,:/ • ■ ;. '■ 

"511^ j)ofittöc SBirfungcn un& gotge ' tiefer öttgemciticn 
©iinb^afttgfelt) benen aUe SWcnfd^cn Dt)ne ^u^m^m «ntet= 
liegen., bejci(^net unfer^^otec^i^muö: \^errf^aft ber 
@ünbe, bcö Sobcö itnb be^ Seufeli. @tfe ftnb be^ 
grönbct in bet »öUisen Unfäpgfeit beS 9)[fcnf(l^en gum 
Wöl^rl^aft^uten, in bem SWönget beö maleren Sebenö unb 
ber tt50t)ren, ^reil^eit. 

§ 200. 

©ic ^nti^aft ber ©iinbe bejle^t borih, baf ber 
^öng gur @ünbe fo tief genjurjett unb fo jlarf iijl) t>a% 
feine ßrgiel^ung, unb fei fte aud^ nod^ fo forgfättig, nic|)t 
^rwal^nung unb SBarnuhg, ni^t 3ü4)t unb ©träfe > nic|t 
ber aufrid^tigjle SBille unb bte ernftlt^ftcn Olnfirengungcn, 
il^n auöprotten unb alle feine 5Iuöbrüd^e in ©iebanfen, 
Sßorten unb Sl^aten j^urüdgu^alten' ücrmögen [non posse 
non peccare] 1), unb bof mit jeber neuen @ünbe bie Wllad)t 
bei: ©ünbe no(| immerbar n5äc!^ft(§. 138). , 

') ÜSergtetc^e t>ie SBcttJetgjleaen ju §. 142. 

■ ~;§. 201.-;/"'- 

@Benfo oUgemcin unb unübernjinblid^ ifl t>k f>ct:r= 
fi^aft beS^obc§* Sob ifi Trennung unb (Sc^eibung 
beö 3ufommenge|örigen. S5a§ Srennenbe unb ©d^eibenbe 
ift bie @ünbe. 2Bo @ünbe ift, ba ift oud^ Sob *). S5ie 
@ünbe fcbeibet junäc^ji bcn menfc^lid^en ©eifi oom- gött» 
Ud^en ©eifie, bcm ewigen SÜuett aUeö Sebenö unb aller Be= 
ligfcit, unb ba§ ijl ber geijilic^e Sob, ber, wenn er in 
ber äeitlid^lcit nid^t oufgel^oben wirb, gum ewigen ober 
önbern Sobe wirb. 5iber bie ©ünbefd^cibet aud^ Seib 
unb ©eclc, unb bewirft ben leiblid^cn Sob. Senn tk 
@eele beg SÄenftl^en tfi burd^ W ©d^eibun'g »on ®ott fo 
ol^nmäd^tig geworben, ba^ fiebie SSerbinbung mit ibrem 
Seibe auf hk Sauer nid^t me^t fejljubalten, vermag. 

1) Sa f. 1, 15: Sie ©ünbe, wenn jtc oottenbet i^, ge'bicrt fie 
ben 3Loh. — fRöm. 6, 23: Ser Äob ifi ber ©unb e @olb. — 
1. Äor.'lS, 56: Ser ©ta^et be§ Äobeg, tjl btc-(Sunbc. — Sdom. 
5, 12: 2Bie burd^ ©nen SKenft^en ik (©«nbe tc. (§. 198, 2). 



SSon bei ©rlöfung. 105, 

Slnm. Suro i eis ticken Sob gebort au^ baö ganje gal^Uofc^ecr 
tion i^rantl^etten unb @c^mergen, beneii bic ßeibti^fett bcg !Dicn= 
fd^en unterworfen \% Sebe ^anf^eit, jeber ©c^merj tjt ein 
Sinfong unb Sln[a| beS ÄobeS, ja unfer geben felbft ijt ein fort= 
rodlrenbeS ©terBen, benn gtetc^ wie ba^ gtd^f ft'c^ felBjl t)er= 
geirrt, tnbem e§ brennt, fo t)erje:^rt fid^ unfer 8eben mit iebem 
SltfjcmjuQ. 

§.202. 

Unferc ©ünb^äfttgfcit l^öt unö enbltdäi aud^ unter bic 
^etrfc^aft bcS S^eufeB gcfne^ltct ©urd^ btc @ünbe tfl 
btc SBcIt, öon ©Ott abgefattcn unb bcm Seufcl zugefallen 
(®:p^, 2, 2), benn ieber Ungcl^orfam gegen ©otteö SBiUen 
iji ein ©el^orfant gegen beö SeufeB SBttten. S)orum ^ti%t 
er aud ber ^ürjl btefcr SKelt (Sol^. 14, 30j ep^. 6, 
12), ja öud^ bcr ®ott biefer SBelt (2. Äor. 4, 4), unb 
n)er ©ünbe tput, tft ein ^inb beö Sleufelf^)., Sie ®twalt 
beö SeufeU über unö beftel^t barin, baf er einerfeitö unß 
jitr <Sünbe reibet unb todtt, inbem er öermitteljr 
eineö gel^eimen getfligen (Sinfluff'eö bte. gottgefäötgen 9te= 
gungen, ©innjirfungen unb tof^fflc in unö crjlicft unb 
Semnlt^), bagegen aber fünbti(!^c ©ebanfen unb S5egterbcn 
in unö oufregt unb fieigert ^), ol^ne baf wiv in uriö felber 
bie nöt^ige SBetöl^cit unb \^raft- gum jtegreit^en 2Biber= 
ftonbe fänbenj — unb onbererfeifö barin, haf er unö oor 
^®ott ob unterer @ünben üerllagt*) unb oon bcr 
göttHc^en ® ered^tigf eit für unö eine SSerbammnif forbett, 
n)ie fie i^n fd^on getroffen ^at. 

*) So^. 8, 44: S|)r fetb üom SSater, bem Seufet, unb nat^ 
eurcg SSater§ Suft rootlt ii}t t^un. Serfelbtge tjt ein Suoner 

i unb ein SSater berfelbigen (§. 195). — 1. So§. 3, 8: 2Ber @unbe 
ff)\xt-, bcr i|t oom Äeufel, benn ber Teufel fünbiget oon 3ln= 

; fange u. f. .«?. — Sffb.^ 12, 9: . . . . ber i>u gange SESelt t)er= 
filieret 'f)at.\ ■ ^ 

^) SBlatf^. 13, 19: .... fo fommt Der 5lrge unb reifet eS 
:^tn, tt)a§ ba gefaet ift in fein ^erj. — 2. Äor. 4, 4: ®er @ott 
biefer aOSctt l^at- ber Ungläubigen Sinne oerbienbet, t>a^ fie ni^t 
feigen baS I)elle Sic^t beS ©oangeKumS oon ber ^lorl^eit 6^rijli. ' 

3) aS&tfpiete: 1. 2Rof. 3, 4—6? 1. 6^ron. 22, U SKatt^. 
16, 235 So'^. 13, 2? 3lpgfd^. 5, 3. — ÜRatti 13, 39: ®er ^einb, 
ber fie fäet.(boS Unfraut unter ben SBeijen, b. i. bie Äinber ber 
S3oS|)eit), ijl ber Seufel. -^ @p^. 2, 2: .... ber fein'Sßerf '^at 
in ben .Kinbern beS UngtaubenS. ; 



106 S5om (i^cip^cn ©lauten. 

*) »eifpielc: ^töb 1, 2? 3ac§. 3, li 8uf. 22, 31. — Dff^. 
12, 10: 7... bec SSecHdger unfccec Stübct,, bec fie t)«f(«äete 

5£a9 unb Sfoid^t cor @ptt. ^ 



§.203. 

aSermbge beö innigen äufommen^Qngeö 5wtf(^cn S^lütur 
itnb ®etjl (§. 186) mu^te eine fo gewaltfame unb burd^= 
greifcnbe ©törung, roie bie @unbe fie in baö 2Wenfd^en= 
Qt\d)U^t hvaä)U, oud^ »on bcn ücrbcrbltd^ftcn folgen für 
bie irbifc^c ^flatüv fein. Sieg ^tthtthen in Ut titatnt, 
baö für ben tiefern iBUc^ offen ju Sage liegt, famtl^cilS 
burd^ pojTfiüen göttliti^en ^iixi^, burd^ ben jwar ni^t bie 
unperfonlid^c sjZatur, njo'^l ober ber SKenfc^/ ber fte bewol^nt, 
gefiraft würbe ^), tl^eiB burd^ SSermilberung unb SSeröbitng 
über jie, inbcm ber SJfenfd^, ber fte bel^errf^en unb aug^ 
bilben fottte (§. 180, 186) , burd^ bie ©üube unfäi>ig «jurbc, 
biefer ?tufgabe »oUfommen ju genügen. 

0' 1. aÄof. 3, 17— 19: SSerfluc^t fei ber Stcfec um beinefcroiaen. 
S8lit Äummer folijl; bu btd^ barauf narren bein ßebentanö- Sotnen 
unb ©ifletn foll er btr trafen unb fcllft ba§ Äraut beS gctbcg efTen. 
Sm ©d^roetpc beincg 2Inge[icf)tö fotljl: bubein Srot cffen. — JRöm. 
S, 19—22 (§. 205. anm.). 



§. 204 a. 

©a ®ott öttc feine Kreaturen pt @elig!cit erfc^affen 
"i^atf unb nic^t n>itt, ba^ Semanb »erloren werbe (2. §5etr. 
3, 9), fonbern ha^ fiä) Sebcrmann pr S5u^e fc^re, fo 
würbe @r aud^ für bie gcfaffcttcn ®nger eine ^rtofung 
juüor oerfel^en ^aben, wenn fie nod^ erlofungöfal^ig wa» 
ren. Siefe crfd^cinen aber attent^al6cn in ber @d^rift aU 
ber ewigen SSerbammnip rettungörog anl^eimgefalien (§. 195)/ 
folglid^ finb fte aud^ erlofungäunfa^ig. S^r %aU m\xf alfo 
ber 5lrt gewefen fein, ta^ er aug einer äbfoiuten SScrjlotfung 
i^reö SBittenö ^eroorging, unb eine unwiberbringüd^e @nt= 
artung i^rer ^latur nad^ fid^ gog. ©ie§ ijt meUeid^t barin 
begrünbet, ha^ jie nid^t jum SÖöfen »erführt würben, fonbern 
«ö felbftitänbig unb auS freien @tücf en in fid^ erzeugten. 



S5on ber (Srlofung. 107 

, §. 204 b. 

5Inbcr§ öcr^öft cg ffc^ jcbod) mit bem SJlcttfc^ctt. @o 
tief er o.u^ burö^ bie ©ünbe gefallen i% fo ifl er bo(^ noc^ 
«rtbfungöfa^ig. ©iefe ©rloftttigöftt^tgleit bcrul^t barauf, 
haf ha^ göttlid^e ©benbUb in t^m bur'^ bte ©ünbe, ju ber 
«r.ftd^^at ücrfül^ren laffen, gwar gefc^tüäc^t, getrübt unb 
»crbunMt, ober ntd^t. ganjlic|) ocrttlgt unb »erloren tfl^). 

») 1. gjiof. 9, 6 (§. 88, 1). - Saf. 3, 9 (§. 45). — Slpöfc^. 
17, 28. 29: 2ßir itnö gofttic^en ' (äe\ä)käiteS. 

5Cnm. 1. ®er SKcnfd^. l^attc bte @ünbc m^t, wie @atan> auS 
freien ©tüclett in fic§ felbfi: ergeugt, fonbcrn jic tft i^m 
otS cin;pcmbe§ burd^ SSerfit|>t:ung oon Slufen (ber er freiließ 
^atte wibcrfle'^en fotten unb fönnen) aufgcbrungen roorben: 
©ein ganjeg SBefen tjt bon ber ©unbe burd^brungcn unb 
ocrgtftet, ober nic^t fetbjt ©itttbe gcttjorbcn. @8in:noc& 
(StwaS in t^ni, bog ber ©ünbe roibcrfprt^t unb feinen ©efatten 
an i^r pnbet (Oiom. 7, 15 ff.), ba§ oon ber @ünbe abma'^rit unb 
ot ber ©üttbe jlraft, unb baö ift ba§ ©ewiffen (§. 12 — 14). 
Unb Bei aller Untuft an ®ott unb ©otteSbienji, bit in beS gc= 
faUenen SlÄcnf^cn ^et^en fic[) funb gicBt, roo^nt .bo,(^ auc^ barin 
no^ eine tief itjurjelnbe, n)enn aud) unöerftanbene «SC^nfu^t 
nacl ©Ott, unb fein |)erj finbet nic^t el^erOlul^e, 6i§ eö in @ott 
rul^et. Ser Soben, in weld^cm SSetbeg rourjelt, i{i baß göttliche 
@&enbtlb in unö, bo§ fiä) aU ©ewiffen abftopenb gegen bie 
@ünbe, unb atö unbcfriebigtcg SSebürfnif nac^ ber ®cmein= 
fc^aft mit feinem Urbitbe fe^nenb unb üertangenb gegen @ott 
t)erl|a(t. Sicfe ©timme ber ©cl^nfuc^t ijl ein Scugni^ für bie 
(grlöfungSfo'^igfcit bes 59lenfc^cn, benn fo lange no^ ^^uttS^i^ 
ba iji, ift auc^ ^dtjigEeit gu cjfen ba. 

Sl|nm. 2. i®amit, b.a^ bera ÜÄenf^en 6tl6fung§fd^igfeit jugc= 
fd^ricben wirb, ift aber nic^t gefagt, ba^ er ft^ aud^ erlofen 
läffen werbe ober miiffe.-- ®r fann ftd^ oud^ gegen bte barge= 
bptene grlöfung üerjlocEctt (§. 285), unb ücrfegt ^6) babutc^ in 
ben 3ujtanb ber .©rlofungSünfd^igfeit, in rodeten @atan ftd^ 
flleidl anfangs burd^ feine ^m^jorung gegen ®ott Dcrfc^t ^at 

i§ 205. 

SB« bet SWeufd^ auc^ nad^ bem ^aUe no(J bie ©puren 
fetner el^ematigen «^errlid^f eit on fiel) trägt (09I. 1. SWof. 9/ 
1. 2), fo tjl aud^ bie irbifc^^e ^atnt nic^t alter. i^rcr 
önerfd^.affenen.^errli^ieit beraubt. 5lud^ ic^t noc^ 
tjl fic elne^rebigerin üon ®otteö SBeiS^eit, ®üte unb 



108 SSom c^riftttc^en ©lauben. , 

SKac^t^) unt eine uncerficgbärc Sluette göttlichen ^e^enö 
für alle SWcnfcJ^en/^). •: 

1) ^f, 19, 2. 3: ®ie J^immel erga^tcn btc e^re ©otteg' unb 
bte aSc^le owfünbigct feiner ^dnbe SBerf. ßin Sag fagifS bem an= 
t)em unb eine 3ta(]öt tl^ut'S funb ber onbern, — SU öm. 1/20: ©eine 
ewige Äraft unb ©ott^eit roirb crfel^en, fo man bef wal^rnimmt :c. 
(§.,24. 3lnm. 1). 

^) 1. 581 f. 8, 22:'@o lange bie grbe fle^t, fott nic^t aufboren 
©amen «nb ©rnte, ^ofl unb ^i^e, ©ommet unb SBSinter, Sag 
unb sftaä)t — ?BtaUl). 5, 45. — Slpgfä^. 14, 17. 

51 nm. Sieielfee ©timme ber @e§nfuc&t, bie im !JJlenf^en|)ergen 
tt)o$nt, tönt auc^ unBewuft burd^ bie ganje ^Dfafur l^inburc^. 
®enn tt)ie bie 5Ratur um be§ SKenfc^en »tiUen in %lvi^ unb 2Jer= 
berBen fiel, fo- fott fie, au^ oom ^lu^ unb SSerberteh um be§ 
SKenfdöen roiUen roieber frei wetbcn unb . an; feiner gufünftigen 
^errli^feit S^eit net)men. — aflöm. 8, 19—22: „Sehn ta^ angjl= 
lic^e .^arren ber Äreatur wartet auf bie Dfenb^arung ber Äinber 
©otteg. ©infemial bie Äreatur unterworfen ijl ber ©ttelfeit o^^nc 
, i:^ren aSiflen um Se^wiUen, ber fie unterworfen l^ot auf .t>off= 
nungj benn auc^ bie Äreatür frei werben wirb obn bem Sienjt 
beS oergdngli(j^en SBSfefenS gu ber. Iierrlid^en^reil^eit ber Äinber 
©ottei. SDcnn wir wiffen, ba^ alle Äreatur fel^n'et ftc^ mit un§ 
unb dngftiget fid^ no^ immerbor." 



B. sßon t>en »orberdtcnben 5lnj!olten ber ©rlöfung. 

§.206. 

®otf ^atti nad^ feiner freien ®nobe unb nad^ feiner 
uncrgrünbli^en Barmlierjigfcit oon @n)igfeit l^er be= 
fd^Iöffen^), bte 9??enfcl)en burc^ feinen eingebornen @ö^n 
ju erlöfen, unb traf .barun? Qldi^ nod^ bem ©ünbenfatt 
5lnilolfen baju, bie jtd^ in fortlöufenber, Äette bur^ ia^ 
gange 51. S. Ijinburd^sie^en. 

■ 1) ep§. 1, 3—6: ©eto6t fei ©ott unb ber «Bater unferö ^errn 
Sefu ©^rijli, ber uns gefegnet ^at mit allerlei geijlli^em (Segen in 
l^immlifc^en ©ütern in 6:^rij1:o5 wie ®r.un§ benn er w dielet J)at 
in SemfelJbigen, e^e ber SBelt ©runb gelegt worb; ba§ 
wir follten fein heilig unb unjlrdflicj^ oor Sl)nt in ber 2ie6e, unl^ 
!^at uns oerorbnet sur Äinbf(j^aft gegen S^n felbjlburc^ 
Sefum 6l)rifium, na^ bem SOSo^lgcfaflen feines SB.illenS, 



V SSott bcp ©rtöfung. 109 

ju 80&C feiner -l^erritd^ctt ©nabc, »omtt @r unö angenc'^m gemacht 
tat in bem ©ctieWen: ; - 

äCnm. 35a§ J^dt fetfifl fonntc crjl nac^ 4000i%t9er Sorfeereitung 
eintreten^ benn ber !9lcnfd& muf te für baS v^eit, unb taS SQtil 
für ben SKenfd^en juBcreitet werben. — SBie aQe§ geben tttner= 
^alb ber^Rreatur, fo -müf tc ou^ haS ^eit fü^ änmäUg a\x$ bem 
Äeim jur fSlüt^t unb.gruc&t entfalten. — Unb wie ber SKenfc^ 
burc^ ^ete SBal^t fid^- ber @ünbe ergeBen l^atte, fo mufte er auc^ 
bag ^etl, ta$ i^m ni6)t aufgejnjungen werben f onnte, ous freiet 
SBal^l, ergreifen. ; Somit er bieg fönne unb wolle, mupe bte @r= 
fenntnif ber ©ütibe , «nb bic ©e^nfud^t nad^ ©rlöfung grünbliöö 
geweift werben. ^^ie& 3ict würbe üSrigenS auf onberm SBcge 
■~ feei ben Suben unb auf anberm Bei ben Reiben errcid^t. 

§. 207. 

SBal^renb ®ott bte ^eibeniJOlfcr il^re eignen SSBege 
wonbcttt ik^% bamit fte jur (Srfcnntni^ fämcn, ba^ ber 
SWcnfd^ bur^ eigne SBetö^ctt unbtoft m^t ^eil unb 
©eligfeit erlangen fanh, unb fo.tnbtrect fiefur bie^rlöfung 
MoxUmtcU, -- cvthäf)lk er ft(^ in SlBra^ai» «nb feinem 
©amen ein SSolf, in bem @r ba§ ^eil birect anBal|nte 
unb auörid^tete. £)te§ SSoIf foÖte ber Sröger oHer feiner 
Dffeubarungen für bie 3eit ber SSorberettung unb (atö ein 
;prie|lerlicl^eö SSoÜf) ber SSermittler beö jur Steife gebtel^enen 
^eiB für alle SSölfer fein 2). T>k mittd ber J8orberei= 
tung waren ®efe^ unb Jßer^eifung. 

Slpgfd^. 14, 16: Ser in' »ergangenen Seiten ^at loffen ade 
Reiben i^re eignen 3Bege wonbetn. — St^>gf^. 17, 26. 27: Unb 
^<xt gema(^t, ba| oon ©inem S3lute aller SÄenfc&en ©efc^le^tec 
auf bem gangen @rb6pben wol^nen, unb f}at 3tel gcfe§t, juoor= 
. öerfel^en, wie lange unb^ tok toiit fte wol^nen foÄten, — baf.ftc 
ben |)@rrn fuc^en foHten, o6 fte S'^n finben motzten. 

=') .1. -SKof. 22, 18: ®ur(^ beinen ©amen follen aUe SSolfer auf 
erben gcfegnet werben. -- 2. fKof. 19, 6: st>r foUt mir ein prie= 
iterlic^eS Äönigreid^ unb ein l^eiligeg SJolf fein. — So^. 4, 22: Sag 
i§|eil .jommt oon ben" Suben. 



§.208. 

Sie Scr^ci^Uttg beS §u!ünftigen ^eifö begann fc^on 
im, ^arobtefe mit bem^rotettangeliumi), ging -bann, jtc^ 



1 10 sßom d^ripc^crt ©raupen. 

trtimcr nä^cr bcjlimmcnb, über ouf 5lbrol^am'ö @amcn^), 
S ubo'ö «Stamm ?) unb ©aötb'ö 2f«mUic *). 

1. SRO f. 3, 15:- Sc^ »iU getnbfc^aft .fe|en jK>i[^en Dir unb 
i»em aBetbe, unb gwifc^en beinern Samen, unb. t'^tem ©omen. 35ec= 
fetbigc foCt btr ben Äopf jertceten unb bu wirft i'^n in bie gerfe jlet^cn. 

^) 1. SWof. 12, 3: Sn i^r foöen gefegnet metbcn atte @efd^teci)t«r 
auf grbcnj ogl. 22, I85 26, 4? 28, 14. • , 

^) 1. ajtof. 49, 8— 10:. Subo, bu bifl cg,bi(^, werben beinc 
aSrüb er loben . . . Suba ijl ein junger ßijroe .'.,. (gS wirb' ba§ 
©ccpter üon Suba ntd^t entroenbet werben, nod^ ein.SKeifler (b. i. 
©efeggeber) üon feinen giipen, bis bot ber^elb (^cbr. ©c^ilot; = 
Siul^ebringer) fömme, unb bcmfelben werben bie SBolfer onl^angcn. 

, *)^2. ©am. 1, 16: Slbcr' bein ^auS unb bein i^öntgreicf) fott 
befldnbig fein, ewigliö» oor btr, unb bein <^t;af)l foÄ ewfgti^ befletjen. 

§. 209. 

Sn S5e5tct)ung auf btc ©eburt bcö jutünfttgcn 
\!^eilanbcö wirb ocrl^ct^cn, ba^ er geboren njcrben foCe 
ju S5ct^(e^em ^), üon einer Jungfrau *) au6 Satib'ö 
»crarmtem ©efc^fed^fe^). 

2Rt^. 5, 1: Unb bu a3et^tc^em=ep^rata, bie bu. Hein biffc 
unter ben iSaufenben (iStdbten) in Suba, a\xi bir fott mir ®cr fom= 
men, ber in Sfrae^ ^6rr fei 5 welches Sluggang oon ^[nfang unb 
öon ©iutgfeit "^er gewefen ijt. 

/) Sef. 7, 14: ®iel;c, eine Sungfrau wirb einen @o^n ge= 
bdren , ben wirb fic l^eif en Smmanuel (b. i. ®ott mit unS): 

^) Sef. 11, 1. 2: ®g wirb eine Eflutl^c aufgeben oon bem 
Stamme Sfai unb ein 3tt)eig üu§ feiner SBurget ^ru^t bringen, 
auf welchem wirb ru^en ber ©eijl beg .6@rrn tc. 

§.210. 

lieber bte 3cit feiner ©rfd^etnuiig «jeiöfagt ber 
liferbenbe Safob: @r foße lommcri, fo lange no4) ba^ 
©cepter bei Suba fei (1. mo]. 49, 8—10), ber ^rop^et 
Daniel: ftebjig (.Sa^r=) SBod^en (b. i. 490 Saläre) na^ 
ber 3ctt, wo ber SScfel^r ausging/ Scrufalem ju bauen 
(San. 9, 24), SJfaleac^i unb |)aggai: noc^ jur ßiit 
beö 5tocifen Zcmptii ^). 

') 2Äol. 3, 1: Sielte, ic() Witt meinen^ ^ngclfenben, ber oor 
3Äir l^er ben aSeg. bereiten fott. Unb balb wirb fommen 3U fei = 



SSon Der ^rlöfung. 111 

nem SSempel ber J^Str, ben tl)r fuc^et, unb bcr ©ngct beS SSun- 
..be«, b.e|, i^r ■Bege'^ret. — ^agg. 2, 8. 10: Sa alle Reiben wiUiä} 
Benjegen, ba fflU bann fommen aller J^eibcn Srojt unb t(^ voiü 
bieS ^auS ootl^§errliä)fctt mad^en . , ,\@g [oll bie J^errli^fcit 
biefel legten >!g)ayfcö grofer «Jerben, bcnn ieS erjlcn gcwcfen ijl. 

§. 211. 

Sn S5c5tcl^unpi auf bie IRotur beö @rlöfcr§ wirb 
oerfunbtgt, baf er wö^rl^öfttgcr Wcn^ä) fein werbe 
(1. ÜJ?of. 3, 15^1. «Kof. 12/ 3-, 1. 2)?of. 49, 8r 2. @om. 
7, 16i Sef. 7, 1-4 u. f.'«?.) mt> iUC^Uiö) n>a^rf)ofti9cr 
®ptt.;ßr ^ci§t Smntanucl = ®ott mit unf, h. i. ®ott 
unb ^en^d) (Sef. 7, 14); (^wigoater unb ftarfer ®ott 
(Sef. 9, 6)5 Se^ooob ätbtenu, b. i. ^J^^rr, ber unfere 
©ercd^tigfeit ijl (Scr. 23, 6); beffen ^luögang oongwig» 
fett l^er ift mid). 5, 1) u. f. n>. 

Sn S5e§ie^un3 öuf tk ämtli^c S^ötigfett be& 
SKefftaö trtrb gewei^fägt, bof igr ein $ropl^ et wie 
2??ofe *), ein ^riefler irie SWelc^ifebcf^) unb ein Äönig 
n)ic S)aöib ^) fein., unb baf ein SSorläufer n?te (füa^ 
S^m tm 3öeg bereiten werbe*). 

') 5. ÜÄof. 18, 18. 19: Sc^ Jüill il^nen einen ^proptjeten, roie 
® u (SWofe) hi% erioecEen au§ i^ren ffirubcrn unb meine SBorte in 
feinen ÜRunb geten, ber [oU gu iljncn reben 5ltle§, waS S^ i^m 
gebieten werbe. Unb wer meine SBorte nic^t I;6rcn ttjirb, bie er in 
■meinem 3Jamen reben wirb, oon bem niitt S^ eg forbem. 

2) '35 f. 110, 4: Ser J^grr })at gcfc^rooren unb loirb S^n ni^t 
gereuen: ®u ßijt ein ^rteftcr ejüigfid) nad) bcr Sßcife SReldjifcbef'ö. 
SSgl, ^ebr. 7. , ■' 

^) ^f. 110, 1 — 3: ^et ■^^(&tt ^pvad) ^u meinem ^crrn: ®e§c 
bic^ gu meiner Siedeten, 6i§ Sd^ bcinfe ^einbe gum ®^emcl beiner 
güfe lege :c. 

■*) Sef. 40, 3: @§ iji bie Stimme eine§ ^^rebigerö in ber SBüjle: 
^Bereitet bem ^@rin ben SBeg, machet ouf bem ©efi(be eine ebene 
aSo^n unfcrm @ottc. — «Kai. 3, 1 (§. 210). 

§. 213. 

Sn SSejietiung auf bie @(^icffole feinet £cben§ 
wirb oerfünbigt, H'^ er burd^ ^Irmut^ unb 9?icbrigfett, 



112 §ßom d^njlKa^ctt ©löubett. 

<Bpott unb SSerad^tung, Setben unb Sob (3öd^. 9, 9; 11, 
12. 135 Scf. 53; M,- 225 Sef; 50, 6 u. f.tt),) gür: Slufer=. 
jlcl^ung (^f. 16, 10) ünbjur etDigen Äerrltci^feit (Sef. 53, 
125 ^f. UOj ^f. 2) ^tnburc^gel^cn ntujTc. : ■ 



' §. 214, ; -. , ,-: : 

sieben biefen SBet^fagungcn in SBort unb Seilte 
gel^t eine anbete Slrtopn ^eiöfagungcnv t)ic in ©ilö.ern 
(©pmbolen) unb S^l^atfad^en ausgeprägt finb, burc^ bie 
gange ©ef^id^te - SfraeB l^tnburt!^. .: S^ic6 finb bie .SSor= 
bUber ober ^^^jen: ©nridptungen, 3(njlalten, ^ecfoncn 
ober SSegeben^eitcn, in weld^en ftd^ 'ha$ ^ett nac^ feiner 
jebeömaltgen ©ntwl^elungöflufe barjieUt unb bie SSottenbung 
ber ^cilSgüter ftd^ abbilbet. 

Stnm. ©a baä öor'fterettcttbc unb ba§ öoUenberibc |)cU ein unb 
boffetbc Tjl;, . nur auf oerfd^tebener ®tufc ber ©nttüt^elung; öon 
bemfelBen fRatf)\^l\xf auSgel^enb linb öoh bemfeißen @etjle ge^ 
fragen unb geleitet, fo muf au^ auf ber niebcrn Stufe -ber ^t= 
rotc^elung bie l^ol^cre f[d& abbUbHc^ unb oorBitbKd^ au§:prd9en. 
' SDer Swedf ber-SBorBUber tjl, einerfett§ auf bie jufünfttge 2Jotten= 
bung J^injuwctfen unb burd^ i^rc-^UnooMomraenleif bie^<3el^nfu^t 
nac^ ber oonfommcnen Sarflettung gu erwecgen (raoBei SßerBat 
unb SdeatociSfagüngcn fiic^ gegenfeitig ertautern unb förbern)/ 
anbererfeit§ aber auc^ 6i§ ba^in einen: @rfa| für ben SOtanget ber 
öoUen ^Jeifögüter, tie jte abbitben, ju geroo'^ren. 

§• 215. 

SSBo im ^. Z. irgenb ein fStann ©ottcö , mit ber 
.^raft @otteg auögetüjiet, in bie ©ntwicfclung beö Sdeid^eö 
®otteS förbernb eingriff, ba mar er für feine Seit, auf 
feinem @tanD:punfte unb nad^ feinen Gräften e&ehfattS 
ein S5ilb ©effen, in^etd^em bie ganje ^üUe ber ®ott^tit 
leibl^aftig wol^nfe (Äo(. 2, 9), mcld^cr ^Ittc^ ber ^öd^flen 
unb legten SSoIIenbung jufül^rt. — Sn berfelben SBeife ftnb 
aud^ atte |i#orifd^cn ^egcBcn^ctteit, bie üon entfd^eibenber 
SBid^ttgfeit für bie ®nttt)i(felung beö 0ieid^e6 ®offeg waren, 
SSorbilbcr ber entf^red^enben IBegcbenl^eif cn, in meldten fid^ 
haä ^ett üoUenbet. 



iBött bet ^clöfung. IIB 

ttttm. 5lte t^jJtf^e ^ctfottli^fciten treten feefonbcrS l^etüor: 
abttm (9JBm, 5,14), ber olg Slnfanaer beS SRenfd&engefd^ted^teg 
ein SJörBUb (©cgenBUb) ©^rijlt, be§ jwetten Slbamg, beg anfatt= 
gerg eines erneuerten SDtenfd^cngefd^ted^teS (§. 19S. Slnm. 2. unb 
^§. 220 ff.) ijti — 3Äetcl^ifcbef ^f. 110, 4; ^'eBr. 1 äU SSor= 
Wb beg in G^rijlo üercinißten ^^onigf^umg unb ^rieftertl^umgi 
— Sofep^, bcr iöie e^riilug burd^ Sliebrigfeit unb 2etben,jur 
Sgo^eit üitb /^errtid^feit gelangte unb ^^eilbrtnger ni^t nur für 
feine SSrüber, fonbern au^ für bie SSolfer vourbe? ber wie (Sf)vU 
|tug oon feinen Srübern (\e^a^t unb »erfolgt, fte boc^ 3ule|t ju 
fid& gog.unb fte, errettete. unb Begnabigtc? — 3Äofeg (5. SÄof. 
18,. 18. 19) atg grtöfer beg SSolfeg unb aU ©rünber beg atten 
S5unbeg5 — Sofua (^ebr. 4, 8—10) atg SSorBilb feineg gleich- 
namigen Urbitbeg, ber ung in bag gelobte 2anb ber ewigen SRui^e 
einfü|rt5 — ^a\yii) (^f.2 unb 110) alg SSorBilb beg ftegrei^en 
Äonigt^umg e^rifti^ — ©alomo (2. @am. 7, 12—15) olg aJor= 
bitb beg ewigen ^riebefitrj1:cn, ber ben eroigen Scmpcl beg @ci= 
ftcg (Sot).- 2, 195 4, 23) erbaute V— ^Sonag (ÜRattt;. 12, 40) 
alg SSorbitb ber Sluferfte:^ung G^rifti unb ber barauf fotgenbeh 
^rebigt unter ben «Reiben, unb o. C — Unter ben t^ptfc^cn 
S5cgc6cn5citcn-ftnb,befonberg SU nennen: SfaaJ'g Dpferun'g 
(^ebr. 11, 19) alg aSorbilb ber Dpferung beg eingebornen @o|>= 
ncg t)oni.-;5ßatcr5 — bie Sr'^öJ^ung ber (Solange in ber 
SBüffce (Sb^. 3, 14) alg JSorbitb ber :^eilbringenbeh ©r^ö^ung 
ßl^rifli am Äreujcj — bk SJtiebrigfett unb bie ^crrlid^fett, bie 
geiben, ^am^)fe unb @iegc beg erwählten SJolfeg u. f. w. / 

:,-/■' §-'-216. ' . ■ ; .' 

ßbctifo finb alle ^itttl^tungctt unb Slnftaltcit ber 
<ifttejlamentnd^ßn S^cofratic, burd^ toeld^e bö§ 9{etc| ®ot= 
te§ aufredet erhalten unb geförbert «jurbe, üorbtlbUc|. 3u 
jenen gcj()ört namentlid^ baö tl^eofrattfd^e SfJegiment imtt 
feinem ipro:p1^ettfcl^en>ptejtcrUd^en unb föntgftt^^ 
^mte unb ju bicfen ber ganje ®otteöbten|t. 

§.217. 

©er ^.Zl ®o«c§biettji tj! burc^ unb bmä^ wrUib-- 
ttc^ ^), unb am meijlen ber 2Ktttel^unf t bef elben, ha^ £)|)fer, 
toel^eä htm D^jfernbch bte SSergebung ferner ©ünbcn ju» 
ftd^erte (3, mof. 17, llj ^ebr. 9, 22), aber ntc^t burd^ 
eigne ^roft (§ebr. 10^ 4), fonbern nur aU ©d^attcn unb 
SSorbtlb \)c^ D^ferg (E^rij!t, auf n>el^eö e§ burd^ ferne SÄan= 
geli^dfttgfett (^ebr. 10,' 1—4) ^tnmteg unb bte ©e^nfud^t 
nacl bemfelben erwecfte. 



1 14 ißom ^xipi^tn ©taube«. 

=) Äol. 2J,. 16. 17: ®o laffet' euc^JRiemanb Oeroijfen mac^crt 
5B_er ©peifc ober über Sronf ober uBer Befttninitfe ^eiertqge ober 
Steumonbe ober @a"bBat^C/ welches i^ ber @d$dttcn öon Sem, 
baS gufühftiQ raor,; aber bcr^Körper felfeftifl; in 6;]^riitd, 
— Jg)eBr. lÖ, li Sag @efe^ l^at ben'@4atten ber jufünfttscn 
@üter<, nit^t baS SBefen bcr ©üter fetbft. 

Slnni. Sag gotteSbienfllt^e @efe| beS 51. Ä. oerlor feine SScbeu^ 
tung unb ©eltung, [obalb ^a^, ma§ eg oorbilbete unb aBf^at- 
tete , im S^riflent^um toefenttici^ unb roa'^r'^aftig batgejleUt »ar. 
@S ijl aufgel^oBen', aBer eben baburö^, baf eg erfuUt tjl, 
@o tfl; bie ^lütl)c oufge^oBen in ber-^rud^t, aber bie ^ru(^t 
tritt ni(ä^t in SBiberjipru^ mit t>er fßlvdf)^, fonbern ijl i^re hotur= 

. gemofe grfiiUung unb iBollenbung. 



§. 218. 

Swif^cn bic SScrl^cifiung unb il^re @rfüUunc| tjl ba^ 
®efe^ gwiftl^cn cmgcfontmcn (!Rbm. 5', 20) alö ein 3uc^t= 
metjler ouf a^rijlum (®at. 3, 24). 2)cö ©efe^eö Sirece 
ift, @rf cnntntf bcr notürli^cn ©ünb^afttgf cit unb SSerbam- 
mungönjürbigfcit unb baburd^ (Se^nfu^t na6) 6i:löfunc| ^u 
töecfcn.' £»ieö gut ntd^t nur »om ©ittcngefc^ (»gl- §• 144), 
fonbern cbcnfo fel^r öpm gbtteöbienjIUd^cn unb bür- 
gcrltc^eh ©efe^c. S)oö ganje^efctprcbigte in allen 
feinen ©inrid^tungen unb ?lnbrbnungen (3öof(§ungen, Sid' 
nigungen, 5lbfönberungen, Opferungen u. f. n?.) ©ofteö ^l^ei» 
tigfeit unb be§ 2Äcnft|en ©ünb^aftigfeit, lief ollentl^alben 
bie ©(Reibung, njelt^e btc (Sünbe jn)if(I)en ®otf unb bcn 
SRcnf^en gebrad^t '^at, rct^t gcfliffcntli^ ^cröbrtreten, jtnb 
ftcUtc ia^ ganje Sebcn mit aUen feinen. jBe^iel^ungen: ©e- 
burt, Ärahf^ett unb Sob/ (Sffen unb Srinfen, :5lrbeiten unb 
SRul^cn, Schlafen unb SBad^en u. f. ». unter ben^luc^ ber 
@önbe unb bie |)opung ber ©rlöfung. 



C. 9Son ber 5lufgabc be6 erlBfcrl 

©ie 5lufgobc beö ©rtöferö wor: uni »erlprene ujib 
loerbammfe SKenfd^cn »on allen ©üiiben, oom^obe 
unb öon ber ©eroolt teö £eufcU ju eriöfeny auf 




^on bcr ©rlpfung. 11 

bofiptr fein eigen feien unb in feinem SfJeid^ unfet 
Si^ni teJbeteh unb S^m bieneten in ewiger ®cre(^ = 
tigleit, Unft^utb unb ©cligfeit. 

§.;220..- , ■ 

Sßte bur(^ ben erjlcn 5lbam ©ünbe, Zot) unb Ißer» 
bammni| über aUe SWenfd^en gcfommen n)ar, fo muftc burd^ 
ben @rlöfer, aU ben ^weiten Stbant (9löm. 5, 143 1. ^or. 
15, 45), ;@ere(]^tt9feit, Sebeii unb enjige ©eltgfcit über bog 
gonje sKcnfc^engcfci^letlt fommcn (!Röm. 5, 18. 19: §.198. 
•änm. 2). 

©er erfle 5ibam l^atteurfprünglid^ nur eine 5luf= 
^abt, namlid^ eine > f itio e. IBgt §. 180 — 185. S5ie 
^nfgaBe beö 5 Vp e i t e n ?l.b äm€ aber war eine ^miefoc^e, 
eine negatiöe unb eine ipofitiöe. (Sr mupte bie @ünbe 
unb olleö SSerberben, wctd^eö burd^ ben erjlen 5lbam in 
btc Sßclt gefommen war, wegfcl^affen unb ivt^Ulä) aUeö 
©Ute, baö burd^ Seneg @d()ulb unterblieben war, bar= 
ficUen. S)ie cingefclilagene falfc^e ©ntwidfelung, bie ju 
Sob unb SSerbammni^ gefübrt l^atte,, ntufte aufgeboben 
unb bic unterbliebene, ^ottgewottte^ntwidfelung, bie gu 
ewiger un^örborer ^eiligfeit unb ©eligfcit fubren foUte, 
wieber angefnüyft unb i^rer fd^licflid^en SSoUenbung pgc= 
fü^rt werben. 

; §, 222..- 

Um bie eingefd^lagene f a tf d^ e Cntwidf elung a u f g u =■ 
beben, m,upc bcr @rlöfer wirflid^ unb wefentli^ an un = 
fcrc ©teile treten, Ünb Sob imb SSerbammnif für und 
crbulben, bantit wir frei ba» on würben ^)i — unb um bie 
unterbliebene, gottgewollte @ntwi(felung barjufteUen, mufte 
er unf in bie ©emeinfd^aft feinet Sebenö aufne^men,~um 
auc^ Und ju berfetben SSollenbung ju ful^ren/ Ut er in fei = 
n er menfcblid^en 0latur entfaltet unb -bargefleUt j^at^). @o 
t)atte aTfo ß^riflud feine negatiöe ?lufgabe burcb Seiben unb 
©terben; feine pofttioe aber burd^ Seben, ?(uferjle^ung unb 
|>immelfa^rt audjuföbren. 

8* 




^om (^njtltc^en ©tauben. 



*) 2. Äoc. 5, 21: ©Ott l^at Sen, -ber bon feiner Oünbe iwupfcc, 
für uns juc ©itttbc ^tma^t, auf ba| »tr würben in S^m bte 
©crcd^ftgfctt, bie öor ©Ott gilt, - 

2) gp^. 2/ 5. 6: 3)a wir tobt waren in UeBertretungen, l^at 
er uns mit ß^riflo UUnViq Qema(l^t unb l^at uns mit Sl^m 
auferwetfet unb mit S^^m in jDag^immKfd^e SBefen öcrfe|t in 
e^rijto Scfu. 



D. SSon bcr ^crfon bcö @rtöfcr§. 

■■'■ §.223. ■':■,/':■' 

Um btefer 5lufga6e 6 ottfottimeti genügen gu fpnncn, 
mu^te ber ©rlöfer wal^rl^aftiger @'6tt unb jugletc!^ 
n)a^r|aftt9er 2JJenf^ fein j «nb fo leiert bennaud^ ber 
Äated^iöinu^, baf nnfcr ^eitanb Sefu6 6l^rtjluf . //tt)a]^r= 
l^oftig^cr ©Ott fet, oom §Bater in 0n)tgfett äe6o = 
ten unb attd^ wal^rl^afttger SÖJenfcl^, üon b^er Sutt3= 
frau SÄarta geboren." 

^ ^^ ■ §.,224.- ,_ .;_■. 

©er ^rlöfcr mufte ioal^rjdftifler @ott fetn, bamtt 
ein e rf eit)§ bd^ SSerbten^ fetneö ilellüertrctenben Selben^ 
unb <Stcr6enö (burci^ S^eitnol^me feiner ©ott^eit on bem= 
felben) uncnblid^en Sßertl^ unb endige ©eftung l^abe unb fo» 
mit bte unenblicj^e ©ünbenfd^ulb unb ewige SSerbammniJ 
beö gangen SKenfd^engefd^led^teö aufwiege ^)j — unb bamtt 
6r anbrerfeitö bur^ bie glitte ber tnwo^nenbcn ©ott^eit 
bie SRad^t beft^e, @ünbe, Sob unb Seufet §u übernjätttgen 
unb bie {e|te unb ewige SSoHenbung olter Singe betbei5U= 
fübreni (SSgl. §. 221. 222.) 

^) §)f. 49, 8. 9: .Kann boc^ ein Sruber 0iiemanb' erlBfen, noc^ 
®ott Semanb ocrfol^ncn, benn eg f ojlet Ju öiet> 4"^« (Seele ju er= 
lofen, bafer eg mu^ laffen anfte'^en enjigliij^. — Sef. 45, 17. -^ 
^cBr. 9, 12: €r ijt burd| fein ei^en Slut einmol in bo§ .^eilige 
gegongen unb .l^at eine ttoi^t ©r.lQfung erfunben. ^- SS§. 14: 
Ser ^(^ felBjl ol^ne aUen SBanbel burc^ ben cUJigen (2,: ^eiligen) 
©eijt ©ottc geopfert l^at. " , 

9lnm. 35dg Seiben eineg friog menfi^litj^en ^loferS, unb «j^rc 
er auc^ noc^ fo l^ eilig mi fle^enlo§ gewcfen, l^itte bo'c^ ^b^= 
ffccnS l^ingereiij^t, bie ®^ulb eines einjelnen ©ünberg dufju= 
wiegen, unb aud^ bag nid^t etnmol, Weil bte oerbiente ©träfe 



SSon ber. (gtlöfung. 



■-*:?S%'>'*' 



eine ewige, unb bie erbutbete eine jeitttc^e gewcfen wäre. — 
©^riflüSjrbuIbete fceilid^ awc^ nur jcitlid^cn 5£ob unb gett» 
Hc^e IBeibammnif, aBer bennot^ ^atte i>ie& eBenfo oiel unb 
unen.bH^ mel^r ^etii), als .ber ewige So b unb bie ewige 
SScrbammnif, bie wir oerbient ]^aBen, weil bie mit feiner Ieiben= 
ben menfc^l{(|en Statur perjonlid^ geeinte göftti^e Statur ntit= 
titt unb mitbutbetc, iöobutä) fein Seiben unen blicken 
aOSert:^ unb ewige ©citung erlangte. " ' 

§• 225. 

S5of in bem SJJenfd^en ^cfu bie uncnblit^c güUe 
bcr ©oifi^eit beö enjtgen SBorfeö njo^ntc, ha^ bcjcugen 
1) bie meffianif^cn 9Set:^ci^ungen be6 51. S. (§. 211) 
unb baS 3eugni|:^Sol^anntö beg ^äufcrö^); 2) feine 
eignen Haren unb unobnjei6baren 5luöfogen über fi^ felbji, 
in xotl^zn ^x ftd^ dxoi^Mt, Wima^^t, Sültgegenwört, 9Ötf= 
lid^e SWdjejlQt unb öotte JSBefenäglei^'leit mit bem SSater 
5uf^reibt^)5 3) boö Seugnii beö ?8atcrö »om ^imntel, 
ber bei ber Xaixft (matt^. o, 17) unb ber SScrflärung 
(Wtatti). 17, 5) feine ©o^nfc^aft bezeugte, burd^ SBunbet 
unb Seid^en feine göftlid^c @enbung begtoubigte unb burd^ 
Slufernjedung unb ^immelfabrt feine 2ebre unb fciit SGBir= 
fen beftcgelte3)j 4) ha^ 3eugntf fetner STpoflct, hk 
auö eigner @rfä|rung unb 5(nfd^auung, fowie auö ber ^r= 
leud^tung be6 t)eiUgen ®eif!eö »on ibnt ^engten*); unb enb= 
lic^ 5) baö 3 eugntfbeö b^iligen ^eifteö in ben bie 
SBelt umgeftaltenöen SBirfungen beö (Sbrifientbumö unb in 
ber tebcnbigen unb befeligenbcn ^rfobrung ber ©löubigen 
aUer Sabi^bwnberte^). 

') Söl^. 1, 27:*^ 2)er tft'S, ber nac^ mir fommen wirb, welcher 
oor mir gewefcn ijl, bef i(^ nic^t wert^ Bin, baf ic^ feine @c^uf>= 
riemen auftofe. .;—JB§. 29. 30:,(aie]^e, ba^ ijt @otte§ Samm, wet 
d^eS ber SBett @ünbe tragt. ®iffer ijl e6, oon bem i(^ gefogt ^aBc : 
^ ^,aä) mir fbmmt ein SÖtann, welker oor mir gewefen^^ifl, benn ®r 
wor e'^er, benn ic^. >, , 

2) ^ol). 8, 58: W)i benn StBra^am war, Bin Sc&. — So ^.17, 
5: SSerflore üÄic^, IBater, Bei ®ir felBft, mit ber Älar^eit, tk Sc^ 
Bei Sir l^atte, e|c bie SBett war. — SJtatt^. 28, 18: 2Rir ijt 
gegeBen atte Gewalt im |)immel unb auf ©rben. — SKatt"^. 18, 
20: ißjfo 3tt)ei ober 33rei üerfammelt finb in meinem Dtamen, ba 
Bin Si^ mitten unter i^nen. — ÜRatt:^. 28, 20: ©iel^e, S(^ Bin 
Bei euc^ oDe Sage Bi6 Ion' ber SBelt @nbe. — So^. 5, 22. 23: 
3!)cr aSater ^at bem @o^n aßeö ©eric^t gegeBen, auf ba^ ftc ^Ue 



18 SSom cjtijlttc^ett ©I^tuben. 

bcn ©ol^tt c^rcn,. ttJtc fie ben SSatcr cj^ccn. — Sö§. 5, ''So!: 
9Bte ber aJatcr.baS ScBch ^at tc. (§. 151). — So.^. U,. 9: W' 
Itppc, njcr aR% |te§ct, bec ftel^ef iien ^atccf wie fpctc^fl bu bcnn: 
3ei9c uns ben SSater? (^. 12, 45). — Sol^. 10, 30: Sd^ unb ber 
äjatcr jtnb ©nS. — — ©; nonnte jic^ »tebcr'^olt ben e.tn9e6or= 
ncn @ol^n ©otteS unb Bctl^euerte c§ ci bli^üor bem :^o^en= 
prtejler, SÄattl^. 26, 63. ®tc3Suben hJottten S|in mC^tmaf fteini« 
gen, baf @.r fid^ ©otteS ©oi^n nannfe unb fi(^ baburÄ 
©Ott gleich mad^c (So^. 5, I85 10, äl). ; 

2) So^. 14, 11: ©louBct mir, baf Sd^ im SSoter, unb ber 2ia= 
ter in SOlir ijt, »o nit^t, fo glauBct mir bod^ um ber SBierfc n)tt= 
len. — S 01^.5, 36. 37 : Sd^ '^abc ein großer Seugnif, benn Su^an? 
ntg ^eugnifr benn Uc sißerEe, bie SWir ber aSöter gegeBen 1)at, ha^ 
Sdö jtc oottehbc, biefelBcn SBerfc,. bie Stä^. tl^ue, geugen oon SKit, 
i>a^ SWid^'ber SSater gefaiibt l^aBc. Unb i»cr SSater^ ber 2Rid| gc= 
fanbt ]^at, berfclbe l^at oon SKir gejeugt. " 

^) So]^. 1, 14: Unb baS S35ort warb^Ieifci^ unb ipol^nte un= 
tcr uns unb roir fallen feine .^crrtid^feit, eine >|)crrU(i^feit ;at§ beg 
eingeBorncn (So'^neSoom SSater, ooUer ©nabe unb aBa^r^eit. — 
.2. g)etr. 1, 16. 17. — 1. So'^. 1, 1— 3. — SHoim. 9, 5: Ser ba 
ift ©Ott über %Ue§, gelobet in ©wigfeit. — Äot. 2/''9:;3n-S^m 
wohnet' bie ganjc^üKc ber ©ott^eit ieiB^aftig. — 2, ^or. 5/ 19: 
©Ott mar in ©^riflo unb üerfol^ntc bii?ßelt mit S!^m felBer. — 
1. Sol^. 5, 20: Siefcr ift ber real^rl^aftigc ©ott unb boe ewige 
SeBen, U. 0. a. @t. ' 

^) SHöm. 1, 4: Unb tjl fraftigtic^ erliefen: ein @o§n 
©ottee, nad^ bem ©ciffc, ber ba Zeitiget, feit ber 3ett @r 
auferjlonben i|l oon ben äobtcn, namU(^ Sefug 61^riftü§, unfer 
^@rr. V 



§. 226: 

S)cc @rl5[er muftc, aber äuc^ ^uglctd^ ttia$i;|aftiger 
Mtnf^ fein , bdmtt ©r t>urc^ bte ftn|ctt tii)e§ ^tetft^cS 
unb Btutcö in wefentltc^er ©cmctnfcl^aft mit jung -flel^e unb 
fo geeignet fet, aB unfec Ste^jräfentant unb' @teHüer(reter 
für unl gu leiben unb ju fterben^) unb aU unfer <öau))t 
unb ^etm (^V^- 1/ 22j 4, 10; ^c6r. 2, 10) auc§ unö 
(bie ©lieber feineö Äeibeö) mit ft% jut SSoUenbUng ju 
führen (tjgl. §.222). — Unb par mupte @r etnerfcitö 
o'^ne eigne ©iinbe fein*), bamitßr unfcre @ünben fü^= 
nen !önne, unb anbrctfeitö bod^ in ber ©eflalt bei fünb= 
tid^en %Ui^6)e^ (m'öm. 8, 3) (b. . ^. angct^an mit aM 



§Bon i)er @rtöfung. lia 

@d^K)Äd^^cU unb D^nmöc^t, mit aUtt Äronf^afttgfcit ber 
mcnfti^ltcl^en SfJatur, »tc fte in ^otge bcr ©ünbc gcmotben 
ijl) crCd^cinen^), bamtt @r btc neue ©nfrotcfefurig ba an= 
fange, irJo^tn bte alte fic^ ücrtrrt l^afte. 

1), Ijcbr. 2, 14. 15; fWoc^bcm nun btc mnitv gtcifc^- unb »tut 

J^aten, ijt @r cS 'gleic^ermafen t^cU^afttg geworben, auf baf 6r 

bu¥$ ben S^ob btc SSÄati^t na^mc Sem, bei: beS ÄobeS ©ewalt 

|)at, b, t. . bem Seufct/ unb ertofetc Sie, fo burd^ gur^t beS SSobcS 

im gonjen Seöen ^hed^te fein muftcn. 

'') ^eBr. 7, 26,27: ©ncn fotc^en J^o^enpriefler fottten njir ]^a= 
6en, ber ba toäre, l^etlig, unftä^ulbig, unbefCedt, oon ben ®ünbem 
abgcfonbert unbj^ol^er bcrtn ber^immettp:, bem nic^t täQÜö) notl^ 
bd«, tüte jenen ^o^fenpriejtetn, »uerjt für eigne ©iinben Spfer ju 
tl^ün, barnad^ für beg:SSotfcS ©ünbe. ' 

') ^cbr. 2, 17. IS: So^^er mufte (§t aller Singe feinen S5rü= 
bem gieit^ werben , auf bof @r feqrml^erjig würbe unb ein treuer 
^o^crprie^cr oor,@ott, gu oerföl^nen bic ©itnbe be§ SSolfeg. ®cnn 
. fearin er gelitten fjat unb öerfut^t ift,. fonn ®t "Reifen Senen, bic 
öerfud^t werben. — ^e6r, 4, 15: ®cnn wir ^aheti ntc^t einen 
^o'^enpriefter, ber ni^t f önnte SDlittcib '^afeen mit unferer <2d&wad&= 
"^eit, fonbern ber berfüc^t tjl allenthalben gleid^ mk wir, boc^ oi^ne 
(Sünbe. ' 

§..227. . 

S)dft ß^rilluö tt)irflt(^ wal^r^afttger SJlenfc^ -mar, 
glei^ wie wir, bebarf fctneö SSewetfeö. @r war »on einem 
IBttbe geboren alö ein fleineö tob, mu(i^ö unb nal^m ju 
n)ie:iebcr onbre SD^enfd^, litt v^ungec unb ©urjt, @4»if^5f 
.^ranf^cit unb ^ob u. f. m.^). ©of @r aber, obfd^on au= 
^nlii^ nid^t Uön ben übrigen funbigen SD^enfd^en unterf#ie= 
beri, bcnnod^ ofittc ttffc ®ünbe war, bezeugt @r felbjl unb 
fein ganzer J^eitiger SBanbel auf @rben^). 

1)13^11.2, 7: grentou^erte ftc^ fclbft unb no^m Jettet^tSgeftatt 
an, warb gieid^ wie ein anbrer SOlenfc^ unb an ©ererben wie ein 
, S(Rettf(§ erfunben. 

2) So^. 8, 46: ' SQäielc^er uitter eud^ fann SKic^ einer @ünbc 
geilten?— 1. 'gpetr. 2, 21: ©^riftug 'f)at ung ein 2Jor6ilb gelaffen, 
baf il^r foHet nad^fotgen feinen ^ufftaipfen, weld^er feine @unbe ge^ 
t^ön l^ot, tffc auc^ fein ^Betrug in feinem SOlUnbe erfunben ic. 



§..228.*) ;, ^ 

^tc feetöen 0latutcn in G^nflo, Uc ntcnfd^licl^e un^ 
J)k göftltd^e, finb aufö Snntgftc unb SBcfcritltd^jte ju eitter 
^etfoti öcrbunbctt; u n g e t r cn n t «hb u n tx c n n b ar. 5lbcr 
Jcbe ber bcibcn Slaturcn iff in bfcfer SSemnigung «nöcr= 
mtf^t «nb unöeränbcrt S5o6, tt)öö fte öor bcr jßeteim= 
gung wat;, pbec ol^ne bie Ißereinigung fein würbe. 3)ö^e=- 
gen finbet ober jtrif^en beiben 0?aturen, eben weit fte gu 
einer ^erfon »ereint ftnb, ttjeil in beiben nur ein unb 
bajTetbc Sti^ (@clbjlbewufffein) n)ol^nt/ bie innigfle unb le=^ 
benbigfle ®emelnf4öft unb ®egenfeitigfeit jiatt. . Sebc »on 
beiben 9?aturen nimmt tjermtttclil ber :pcrfbnli(^en ©inj^eit 
%^i\{ on aÜen @igenf(!^aften unb SMjtonben ber onbern 
(communicatio idiomatum). 

5lnni. ®inc SSermtfi^unö Beibei: ^JJaturen (rote bic 59Jonop!^t)ft= 
tctt fie le'^rten) würbe eine britte IjcroorBringen, btc webcr >üal^r= 
^aft' göttlich, no(^ wa|)r|>aft menfd^fic^ wäre, unb" fomtt rx<x6) 
§.224. 226 bie ^rlofung unmoöUc^ machen. 516«; aüd^ eine- 
Wo§ äußerliche SSerbtnbunQoi^ne feljenbigc ©emeinfc^aft unb ®e= 
genfeitigfeit (rote bie SJcflotiancr jte tel^rten), roiirbe baffelSc 
bcroirfeni liit mcnfd^Uc^e SJatur rourbc bann, nur für fii^:lei= 
ben, unb il^r geiben nur geitliiö^cn, menf^li^en SBertl^ l^oBen, 
atfo nad^ §. 224. 3tnm. gur ©rlofung ungureit^enb fein. 

§.229. 

25ic SSereinigung ber beiben 9laturert^u einer 
gottmettfd&licbctt.^crfon ijl eine jpefenflit|e unb bWrüm 



*) Sltl^anaf. ®t)mB.: . . . /,@g ijl aber au^ nbf^ gur croigen 
(geHgfcit, bafi man treulich gtauBe, bof SefuS 6^rijlu§, unfer^@rr, 
' fei roal^r^^aftiger SDlenfc^. — ®o tjl nun bie§ ber re^te ©toube, fo 
roir glauben unb befennen, bof unfer ^@rr 3efu§ 6^riftu5, ©otteß 
@o^n, ©Ott unb fKettfc^ ijt.' — ©ott ijl: er aüä beS SJatcrS^atur, 
oor ber SBett geboren 5 SWenfcö ift er ou« ber SWutter 3?atur, in ber 
SSScKt geboren. — @in üoUfommener ©ott, ein oottfontmener SOlenfii^, 
mit üerniinftiger ©eete unb menfd^tic^em ßeibe. — ©leid) ifl: (gr bem 
SSafer nad^ ber ©otttieitj fleiner ijt @r benn: bcr SSoter nac^ ber 
2Renfd|]^cit. — Unb roieroo^l @r ©ott unb SKenfc^ ift, fo ijl @r boc^ 
nic^t groeen, fonbern ein ß^rijlus^ — @iner, ni^t t)Oi^ bie ©ottl^eit 
in bie 9Äenf(j^|>eit . oerroonbett fei, fonbern M^ bie ©ottl^eit l^at.bic 
*^SKenf(i^!^eit an fic^ genommen. — S«,. einer i|t er, nid^t, ixx^ bie groo 
^ Staturen öermenget finb, fonbern ba§ @r eine einige ^erfoh ijl. — 
2)cnn gteid^ roie Zt\l unb Seele ein SWenfd^ ijl, fo' ijl ©ott unb 
3Renfc^ ein ßl^riftua." ... 






— • . ^SSott ber Mofung. 121 

ewig hUibente, unavifiöUiä^t. ® o6ülb btcfc SScrbinbung 
öuffören würbe, würbe auc^ unfere, burc^ ftc wtebcr^er^es 
Iteßte üttb üermitteftc ®emein\^aft mit ©otit ouf^ören «nb 
€Kcö, wdö ßi^njluß für m€. gctt)an itnb gelitten J^ät, 
würbe ünnü§ unb »ergebltd^ fein. 

S(nm. Sie ©ememfc^aft ber- SWmfcö^eit mit bec (Sottl^ett Bejlcl^t 
barih, ba^ 6|njlu§ gunoc^jt in feiner ^erfon bic ©emeinftj^aft 
bargeftellt unb bann aud^ un§ in &tefel6e aufgenommen l(>at. .®ie 
©ottmenfc^ticöfeit beg gttoferS ijt bag SWittelgtieb jwifc^en unS 
unb ©Ott. SBürbe nun bie giJttKd&e unb menfc^li^e 3?atur in 
ßl^rijlb aus einanber foHen, fo würbe bamit au^ @ottI;eit unb 
Sienfc^l^eit »ieber ouS einanber fallen; ta^ ganje unenblit^e ®e= 
wid^t unferer,®d^ulb unb unfercS (Slcnbeig, baS ß^^riftus uns 06= 
genommen unb 'als unfer <§aupt unb ©telloertreter auf ffd^ ge= 
nommen l^at, würbe wieber auf unS jurütJfaHen unb unS cr= 
brüceert. (23gl. §. 225.) 



E. 9Som breifoc^en ^mte €^rijit. 

§.230. 

S33tc bte SSoranjlalten ber ßrlöfung im 5t. Z. unter 
bcr SSerwoftung ber brei tj^cofratif^cn Slcmter (§. 216) 
gejlanbcn i^attcn, fo mu^te oud^ bie SSottehbung ber (Irtö= 
funf^ unter biefclben 5lcmter gcjlcUt werben. SSaö bie ^ro= 
ij'^eten, .^riejter unb Könige be§ ^. %. in menfcfelic^cr 
©c^wad^j^eit unb. UnooUfomntenl^eit öorgebilbet unb ange* 
bül^nt l^atten, t>a^ mu^te ber SJf effiof in ooUf ommener Sülle 
bar^ettenj barum ntuf te @r biefe brei Slemtcr übernei^men 
unb biö jur:8Sottenbung aUer ©inge öerwatten. 

Slnm. 25ic Slufgafec ber^ro^l^eten im alten S3unbe war bie, 
bal aSolf im Siamen unb «auftrage ©otteS p Belehren (ju er= 
mahnen, gu Bebro'^en, j^u pafen unb %\x trojlen). Sagegen war 
bic 2lufga6e beS ^rie^erS bte SSerfo^nung beS aJolfeS; — 
er war ber SWittlcr gwif^en ®ott unb bem SWenfd^en : als @tett= 
ocrtreter beS fOfenfd^en Braute er gu @ott Spfer unb ^üvhitte 
(SJaud^crn) unb als ©tellüertretcr ©otteS Brachte er oon @ott " 
. ©nabe, SSergeBung unb @cgen (§. 158, 1). ®er Äonig enb= 
Itd^.foHte baS SSolf ©otteS Be'^errf^en unb Bef^ö|en, bic §einbc 
beS SRei^eS ©otteS aBer Befiegen unb jlrafen. 



WvjiTf , 



322 aSom^tipt^cn ®t<iuBm 

: ■ ' §.-231. ■ .-■ •' ■" 

©äö ^co^^etifdpie Stint tt% Srtpfcrf umfaf t feine 
Se^rt^atigf cit, bur0 njcld^c dt unö ben fangen 9tatl^ 
uni) gnöbigen SBtHcn ®pttcf ' ünb uttfcrcr ©cjigfcit aufS 
SSpttf ommenjlc aufgefd^f offen unt berfünbtgt \)tA (fo weit 
ndmttc^, aB n)it J^tcr, «jo wir nod^ im ©lauben ünb iiid^t 
im <S4<*w^n n)ant)cln, i^n faffen fßnncn)^). S)a baö ®e= 
fc^ unb bte ^ro^l^eten beg 51. %. biefen ^eil^ratt) ©ottcä 
nur »orbemtcnb unb barüm nur unvottfonirhen tel^ren fonn= 
ten^ fo \joX @r oud^ in bicfcr SBcjic^ung ®cfe§ iinb ^ro= 
:pl^etie crfüttct*). Unb waö (gr mit Sßöirten leierte, l)at (5r, 
burc^ fein Scben aB baö pd^fte Sßorbitb d^rif!li(]^en ^an= 
befö anfd^auUd^ unb einbringlid^ gemod^t^). 

2uf. 4, 18. 19: ®ct; ©eijl beö |)@mi ijt Bei mir 5 berl^alfem 
(Sr mid^ gcfatbet l^at unb gcfanbt, 5U uerfunbigen b cn Slrntcn baS 
©öangetium, ju tjeitcn bic gerftofcnen ^erjen, ju prcbtgcn ben ©e* 
fattgenen, ba^ fte to§ fein fottcn, unb ben SBUnben ba§ ©eftc^t, unb 
ben' Becfd^tagenen, baf jie frei unb lebig fein follen, unb gu prcbi= 
gen bae angencl^mc Sal^r be§ ^,@rrn. 

^) üRoft^. 5, 17. 18: S^r fottt nic^t warnen, -(i^^^ ic&.gefom= 
men hm, ba| @cfe| unb bie ^ropl^eten aufjutofen. S^ Bin nic^t 
gekommen aufjuiofen, fonbern gu crfutteii. Senn Sd^ fagc eut& 
wol^irtt^, Bis bog .^tmmel unb @rbe jctge^e], «jirb ni^t. jerg el^cn 
öer ffeinile SSu^^abe, nod^ ein %\iti Dom ®efei|, Bis bo^ eS SlUeS 
gefd^el^c. 

- ') 1. ^etr, % 21: @t: ^oA. unS ein SJorBilb gekjfen, ba| i^c 
foHt nachfolgen feinen ^Ufftapfen. 

Slnm. äurSel^rf^atigfcit ©^rifti gebort oBcr ntd^t BlbSSaS, tottS 
@t felBjt «jö^rcnb feines ©rbenwanbetS geteert \oX, fonbern äuc^ 
Stttes, »aS ©r bur^ feine Sipojlcl :^ttt oerfünbigen" laffen (^ol^. 
16, 12. 13; — 14, 26; 8uf. 10, 16; 2. Äor. 5, 20), uttb fer- 
ner alle ^teuc^tüng, bte igr ber gl^rttlenl^cit fortreol^renb burci^ 
fein. SBort unb feinen ®etft gu S^ett werben Ictft (§. 270). , Sa= 
%tx benn feine propl^etifd^c Äl^attgfeit f etneSwcgS mit feiner ^im= 
melfa^rt Beenbet ijl, fonbern oielmcl^r fo lange fortbaucrt. Bis 
•9?tcmanb mel^r ber Seigre Beburftig ober fd^ig iftl (SJgl. §. 252.) 



§. 232. 

^aö ]^olpe|>mflerHd^e 2tittt ß^rifii umfaft feine 
öerfo^nenbe S^igfett (^ebr. 2, 17$ 4, 14. 15; 10, 



w-;»; 



" SSon ber ^rtofung. 123 

21). TO aWitttcr ^»ifc^cn ®oft un& unö na^m er l^ttt= 
jDcg, was uns »Ott ©Ott trennte*), l^ejöyte Jelbft unfere 
@^utb unt> lub bte Strafe, bte roir üerbten|^|ia6cn, auf 
ft($: SBaS ber 51. St.\^o^|prtcfler einmal in'icbem SaJ^rc 
(^e6r. 9, U, 12) am grofcn SScrfö^nungstage oerrt(^= 
tcte, unb ixoat, weil er fclbjl nur ein fd^n>ad^er, fünbtger 
SWenfc^ war (^ebr. 5, 1—3; 7, 27. 28), auf un5uret= 
ci^enbe Sßeife unb nur im ^^attm unb SSorbilb, nSmliÄ 
bic Särbringung; ctncö (ebenfalls an fid^ unsurctd^enben) 
D^jferS (.^cbr. 10 , 4) für bic @ünben beS ganjen Sßot= 
feS, -r- ha€ tl^at ß^rijluS tn ber güHe Der 3ett auf bte 
»ottfornmcnite SGBeife (^ebr. 9, 11. 12), tnbem (Sr ft^ 
felbf!: jum ewig gültigen Spfer für bie @ünbcn ber gan= 
gen SEBelt (1. Sob- 2, 1. 2: §/ 234) ein für alle mal bar= 
bracbte. 

^) Äol. 2, 14: @r I;at auSgctttgct bte ^anbf^nft, fo löiber unS 
war, toetc^e bxxtä^ ©alungen entfiattb unb ung entgegen roat, unb 
l^at jie aus bent fölittet getrau unb on baS Ärcuj gcl^cftet. — 
1. f)ettr. 2, 24: e^rtfluS l^at unfere ©iinben fclbfl geopfert an 
feinem 2ei6c auf bcm \|>ot3e, auf ba§ tt)tr ber @ünbe afegeflorfeen, 
ber ©ercc^tigfctt leben, bur^ welches 3Bunben il^r fetb '^eil geicorben. 

§. 233. 

^aS SSerföbnungSwer! 6^rij!i bejeic^net man alS jlett= 
ticrtwtcttbc ®cttugtbttttttg (satisfactio vicaria), weil ©r 
bur$ - bajfelbe bcn ^orberungen beS gBttticbcn ®efe|eS an 
unfer er. @t Ott ©enugtl^uung leiftete. Sie ^orberung beS 
©efc^eS an ben @ünbcr ift aber eine jwiefa^e, bal^er bcnn 
bie ®enugtbuung aud& jwiefad^ fein mufte. Sn feinem 
J^eiligeh Seben unb SGBanbet teiftete @r bcm ©efe^c, t>a^ 
nitl^t Sbnt/ fonbern ünS gegeben war, tJoEfommenen @e= 
l^orfam unb tböt fo für unS, waS wir Ratten t^un föl= 
len, aber in unferer fittlid^cn Dbnmad^t unb @ünbbaftig= 
Mt nid^t tbun fonnten*) (obedientia activa)j — unb 
in, feinem Sobe nabm; dt, ber @ünblofe, ben ^iu^, ben 
bdS ®efe| auf bcn Uebertreter beffelben legt, auf ftcb, unb 
litt alfo für unS bte ©träfe, bie wir um unferer @ünbe 
willen Ib^ttcn leiben fotlen, unb ni(!bt anberS als in ewt=> 
gcrSSerbammnifi bitten abbüf cn unb bejablen fönnen (obe- 
dientia passiva). 9Sgl. §. 135^). 



124 SSom (^tipc^en ©tauben. 

©al. 4, 4, 5: ®a aber tte 2dt erfuttet war, fanbtc ®ott 
■feinen 0o1)n, geboren üon einem SBeibe ünb unter ba^ @efe| 
get^^an, auf baf (St ®ic,fo unter bem @efe| waren, erlofcte, baf 
wir bie Äinb'[(^aft empfingen. — ^l^il; 2, 8:, @r ernicbrigte ftd^ 
fctüjt unb Warb gc'^orfa^m hvB^^xim SLok, ja US gum S£ob om 
^euge. — 9l6m. 5, 18. 19: iBic burd^ ©rie§ üRenftfien Sünbc 
bk SSerbammnt^ tc. (§; 198, 3tttm. 2).~ gjiott^, 5, 17.18: S^r 
foUt ni^t warnen, baf i^ gefommen Bin tc. (§. 231, 1). 

^ Sef. 53, 4. 5: ^itrwal^r Sr trug u.nfere ^ranf^eit unbiub 
auf ftd& unf er e ©c^mcrjen.- SBir aber hielten S^n für Sen, ber 
geplaget unb oon @ott gcfd&lagcn unb gemartert wdre. 3lber^r 
tjl; umunferer SÄiffcfl^at wiKen üerwunbet Unb um unfier er @un= 
btn wiflctt gerfc^lagen. Sie ©träfe liegt auf S^m, auf ba^ wir 
^rieben l^ätten, unb burc^ feine lüBunbcn ftnb wir gel^eitet. ^- 
1. ^etr. 2, 24 (§. 232). — ®a.t. 3, 13: e^rijluS aberO^at un§ 
ertofet öon bem §tuc^ öcg@cfe|eg, ba @r warb einglut^ für 
uns. — 1. ?3etr. 3, 18: ©internal au(^ ß'^rijlug einmal für un= 
fere ©ünben gelitten !^at, ber ©erec^te für bie Ungercd^ten. 

§. 234. 

S>of ()ot)c^rtcflernc^c 5lmt 6^nj!i ijt feinc^njcgö mit 
feinem üerfö^nenben Sobe beenbet, fonbern baucrt ebenfalls 
fo lange fort, aU nod^ @ünber ba.finb, bie ber SSerfÖ^nung 
bebürfttg unb fa^ig ftnb. @eit ^l^riflu^ jur IReti^ten ber 
enjtgen maiz^ät ertiö^et tfi;, öcrtritt kx unö burd^ feine ^o^c= 
prtefterK(|e ^ürMtte beim Jßater^) unb fenbet bcn Zeitigen 
®eiil auö, tia^ @r un§ in bcn l^eiligcn ©afromcnten 'i>a^ 
SScrbicnjl feinet Scibcnö unb @terben§ mittl^cile unb ön= 
eigne (§. 262). 

^)S^cit.l, 24. 255 — 8, 1. 2j — 9, 24? — Slöra. 8/ 3i 
(§. 256, 1). — 1. So^. 2, 1. .2: Sb Smanb funbiget, fov ^aben 
wir einen ^ürfpred^er 'bei bcm SJater, Sefum ß^riflum, ber ge= 
re^t i^, unb berfelbige ift bie SSerfo^nung für unfere ®ünben, ni^t 
allein ober für bie unferigen, fonbern au0 für bie ber ganjen SBelt 



§. 235. 

S)ö^ fdttiglicbc Mmi beö dtVöUt^ HW fit^ öuf 
bie ©tunbung, SSefejligung, SScfd^u^ung, ^(uöbrcitung unb 
Sßoßenbung feinet 0fcic^eg^). ^in ,Köntg war ^r au^ 
in ber .Äned^tögejlaft unb 0?iebrigfeit fctneö Sebenö, wie 
in ber Siefe feineö Seiben^ unb in ber @d^ma^ feine§ 
Sobeö^)^ unb feine f ömgUd^c SÖiajept bewährte fitl^ in 



sßon bcc ^rlöfung. 125 

feiner SWad^t übet Me ^erjen bet SÄcnfd^en unb über bte 
S.xaftt ber ^atm. ?lber in feiner §Cuferjlel^ung unb J^tm= 
tttrffal^rt legte er bie bunfle |)üKe bcr Äncd^llgcfiatt. oJb, 
unb nun, pr 0Jed^ten ber^^raft fi^enb, iftlfr, rote im 
©d^attcn unb S5orbilb ber C Sl. ^önig (namentlich ^amb 
unb BaXomo), ein SSefieger oHer feiner ^einbe, ein ^egenö« 
unb ^riebenöfpenber für otte ©lieber feineö S^eid^eö, ein 
Stid^ter über olle ßebenbigen unb 3!obten, bcr burd^ feine 
5lllmöd^t^) Slttcö ber ewigen SSoßenbung jufü^rt. 

1) ^f. 110, 1—3: :Dcr ^&tt fproc& ju meinem ic. (§.212). — 
g)f. 2, 1 ff.i — Suf. 1, 32. 33. — ^p% 1, 20—23: (@ott ^at 
O^riftum) gcfelet ju fetner Siechten tm J^tmmet übet ätte ^iirflem 
t^ümet, (Bmalt, SOtat^t, ^ercfd&aft unb SCUee, was genannt werben 
mag, ntd^t allein. in bief er Sßelt, fonbern oud^ tn ber gufunftigen, 
unb ^at olle Siinge unter feine Sü^e get^an unb l^at S'^n gefegt 
gum ^oupt bcr ©emeinbe über SlUeS, »cl^c b(x ijl fein 8eib, nom= 
lt(§ btepHc Sef , ber SlÖeg in Sillem erfüße.t. 

2) 5o]^. 18, 37:-Su fageft eö, Sc& 6in ein Äonig. 

*) matfi). 28, 18: SKir ijl: r gegeben alle @ert)alt im S^immd 
unb auf ®rben. ^ 



3ufa^. 

9Jad^bem ß^riftuS tn feirter ^erfon i)a& ^eit erttjorben unb bar= 
geffcellt ]^atte,muftc ®r' au^ Slnjtolten treffen, burd^ welt^e wir in 
bte ' ©emetnf^aft feinet SSobe§ unb feine§ Sebenö eingepflanzt, unb 
barin erhalten würben, bamit baS ^eit unö oud^ wirfti^ unb tt)efent= 
fehtltc^ juStl^eit werbe, ©olc^e Stnjtalten oerorbnete ber @rlpfer bcnn 
aud^ furj oor feinem Heimgänge jum SSater in ben ©aframenten 
(Saufe unb Slbenbma'^l). Surd^ bit Saufe foHen wir in feine @c^ 
meinfd^aft aufgenommen unb burc^ ba& Slbenbmo'^l in berfc'lben 
erl^alten unb befejtigt werben. 2Jgt. §. 322 ff. 



F. SSon ben bciben (Stauben- beö ©rlöfcrö. 

■ ■' / ■ , - .§. 236. ;:'. 

Sie J^cil. @d^rift ' jeigt unö ßl^riflum in einem bep- 
:jjcltcn @tanbe: im ©toribe ber erntebrigung unb im 
<Stanbe ber @r^bl^ung. 



126 fBem ^xi^li^m ©XauUn. 

^^n. % 6— 11: aaSetd&er, ob er wol^t in gottKc^er ©eflart mx, 
l^ielt 6r eS ntd^t füt einen Süoub, ^ott gteic^ fein, fonbern auferte 
jic^ fclbjt uni) nal^m Äncd^fSgeilatt dn utib^warb gteid^ wie «in an= 
. berer aRcnfiö^; unb on ©eBerbcn als ein SKenfd^ erfuribc'n. @r ct= 
niebtigte iii!^ felBfl ;unb worbgel^orfom big jum Äob/ ja HS gum 
Äob om ^eug. Sarum ^at S^h dud^ @ott eti6$et unb ^at'S^m 
einen Sfomen gegeben, ber über aßc 3?amen i^, baf in t)m 9?a= 
men Sefu jic^ beugen foHen alle Äniee Serer, bie im J^immel unb 
auf (irb'en unb unter bcr @rbe finb,: unb oHe 3ungm benennen, fol= 
len, i>a^ Sefu6 ß^rifluS ber^^grr fei, gur @^re ©ötteS beS SSaterS. 



■ §..237. -■ 

Ser ©taub bcr ©rttiebtiöUttg beginnt mit t)et2Kenf(^= 
tt)crt)ung bcg ^rlöfcrö unb umfc^Kept baö ganjc itbifcöe 
8ebcn, SBtrFcn unb Sctbcn bcf[ctben. — ©eine cwtac .SWo= 
jejlät unb ®ottl^ctt bcfcötof unb »erbarg @r in btc bunttc 
.f)üßc bcr mcnmic^cn Statur, wobei er ftd^ nic^t bcö S5c= 
fi^cö ber 9Öttli(^cn ©igenfd^oftcn cntöuferte, wol^l aber 
t^reö unbcfc^ränftctt unb unbcbingten ® c b r au c^ e ö. M^6^t 
tid^ SScfen feiner ©ott^ett legte @r ab, fonbern nur tl^re 
übermelrtic^c ibafetnöfornti W ^Ut\x<iit ©cflalt (ogi. 
§. 163) c^ab dt auf unb na^m^ned^tögejlalt an (^^il. 
2, 6). Unb obtrol^l @r feiner SWenf^^ eit nad) heilig unb 
fünbloS xoox, fb erfd^ien @r bennod^ in ber ©cjlalt beö 
fünbüc^en ^leifci^eS (§.226) unb lie§ oEcn ^luc^ unferer 
©ünbc über jfd^ ergeben, unb jwar fo, \i<i.% feine göttlic!^e 
^Ratur, weil mit ber menf(^tidf)en perfönlid^ geeint (§. 228), 
S^eil na^m an ber 9?iebrigfeit, ber @d^niad^ unb bem:2ei= 
ben, mel^^g wä^renb fcineö @rbehn)anbel§ über feine menfc^= 
lid^e 5Ratur erging. - 

■ §.238. ' ■;-■'■ 

„®m|)fangctt tJom ^eiligen ©eijlc"^), ift baö @riic, 
njaö unfer ©la'ubenöbefenntnif com @tanbe ber @rniebri= 
gung au^fagt. Ser grlöfer burfte. nit^t fo, n>ic «Jir 9lÖe 
(|>f. 51, 7), öon SSater unb 2]fzutter gejeügt unb geboren 
fein, benn fonff würbe aud^ auf S^n bie erblid^e @ünb^af= 
tigfeit beö SKenfd^engcfci^le^teS übergegangen fein (§.198), 
unb @r boburd^ jum SSerfe ber^rtöfung unfd^if gen5or= 
ben fein. @eine menfd^lid^e i^^ätur mufte oielmc^r auf cin= 



SSon ber erlöfung. 127 

iiQt unt),n>untJcr6arc SBcifc burd^ bic Äraft ber 5lttma(^t 

ins Safein treten. 

^) 8uf, 1, 35: ©er ^eUtQe @et^ wirb ü6cr bt^ fommcn, unö 
bie .^aft beS ^öc^^cn wirb bic!^ üBerfc^.atteni borum auä) tai 
^eilige, baS öon bir geboren wirb, wirb ©ottcS @ol^n genannt 
werben. 

§,239. 

Sonn wirb weiter geteert: „®cborctt t)Ott bct 3unfl= 
frou ISÄotia*'' SBie ber ^rlofer einerfeitS frei fein mu^'te 
Bon ber erblid^en ©unbl^aftigfeit bei menfd^lid^en ®efd)led^^ 
teö, fo mufte^r dber au$ oribererfettS mit tem gangen 
SWenfd^iengef^Ie^t in einem wefenttid^cn unb notl^njenbigcn 
3ufammcnl^anc|e fte^en (§. 226), unb in Willem gleic3^ ttjer= 
t>m^ — nur ol^ne @ünbe, unb in biefclberi üebenöbebingun» 
gen eintreten wie wir; ^ unb t>a^ gefcliai), inbcm @r »om 
SBeibe geboren würbe, wie alle anbcre SJJenfd^enfinber. 

Stnm. -SBic 6]^rtftug burc^ bie ©eBurt üon einem SBeibe in bie 
altgetttein=menf(^tidöen ßeBenSbcbingungen unb =3ujtanbc 
eingetreten unb ben allgemein =menfc^lic(>en £cBenSgefe|en untcr= 
tl)on geworben war, fo mufte @r auc^ burc^ bie SSef^neibung 
in bie fpeciell-jitbifc^en Suftonbe eintreten unb bem fpecieH' 
iübifc^en ©efe^e untert^an werben (@at. 4, 4: §. 233, 1) wie 
jeber anbere Sfraelit. ^icr, wo iaS J^eil fc^on 2000 Sß^re lang 
oorbereitet worben war, mufte @r eintreten, um oon |ier aus 
bie ©ntwitfelung weiter gu fiil^ren unb jju üotlenben. 

§.240. 

5111 eine wefentli^e ©tufe im ©tanbe ber (Srniebri= 
gung ijl auc^ bte SBcrfu^ung ©$riftt burt^ ben Seu» 
f er bei bem eintritt feineö mefjtantfd^en ?lmteS anj^ufcl^en. 
@ie entfprid^t ber 1Bcrfu(J^ung beö erjien 5lbamö. 3Bie biefc 
eine notl^Wenbige unb unertä^lid^e gewefen war (§.196), 
fo oud^ bie aSerfud^ung (5^rtj!ij weit ber crflc 3lbom bicfe 
aSerfuj^ung nid^t beflanben i)otte, mu^te ber zweite 5lbam 
i|r »on feuern unterzogen werben, unb mupe in i^r 
fiegen, foÜte anberS bie ©rlöfung »on ber ©ewalt bcS 
SeufelS bewerfjleUigt werben. Sie Wlö^lid^hit ber SSer= 
fud^ung lag barin; bap er wtrfli^ unb wal^r^oftig iWenfc^ 
war wie wir, bie 02otl^wenbtg!eit bei @iegeö aber in ber 
iperfönlid^en SSereinigung feiner menfd()(id^en Statur mit ber 
göttlid^en. 



128 SSom #tpd^ett^(aute. 

^cBr. 4, 15: . . . bet oerfU(§t i|t attcnt^atöctt/ gtei^ tote wir, 
bol o^ne ©ünbc. (Sigl. §. 2-26.) 

' §."241. 

B«m iStanbe bcr ©rntebngüng gel^brt ferner (S^rtftt 
Mtmnt^ ttttb 9licbngfeif ^). «Rtci^t im ^alafte cineS Ä5= 
ntgö, fonbern in ber armen ^riipipc ju 85et^tel^cm muf te ber 
9}?efjtaö geboren werbenf nid^t in ber ^üUc irbifd^er ®üter, 
fonbern in SJfangel unb Dürftigfeit muftc @r teben. Mt= 
mixt}), SJJangel unb ^oti) ftnb autS) dm ^oXge ber burd^ 
bie @ünbe in olle irbifd^en SSerl^ältnijfe eingetretenen @tö= 
rungen (§.110—113). SBenn nun aud^ mand^en SJfenfd^en 
nad^ bem fRatl^fd^lup ber götttid^cn SSorfcl^ung bie S^lot^ 
unb bie @ntbe|rungen ber §lrmutl^ erf^art werben fönnen 
unb foßen, fo bod^ ntd^t Sem,; ber gekommen ttjar, aße 
folgen ber @ürtbcöufitd^ju nehmen unb ben Äcld^ irbi= 
fc^er S'lot^ big öuf ben legten S£ro:pfen ^n leeren. @r mufte 
orm «jerben, um unö rcid^ mad^cup fönnen^); (Er mupte 
alle ^Qt^ beö 2c6en§ an jtd^ erfalren, bamit n)ir auf 
bem SScltl^crrfd^ertl^rone einen ^^enipriejter l^ätten, ber 
S??itletb l^atte mit unferer ©d^wad^lpeit (.l^ebr. 4, 15: §.226, 
3), gu bem n)ir in aller 9?ot^ beö Sebenö ein rcd^teö ,^crj 
fajfen fönntcn. 

^) SÄatt^. 5, 20: ^ie p^fc ^aUn ©ruBett linb bie SJoflel 
untet bem ^immct l;aben Stefler, o'&er be§ SDlenf^en iSo^n '^at 
ni^t, wo ^ fein ^aupt l^inlege. 

2) 2. Äor. 8, 9: Sl^r wijfct bie ©nabe m^a& ^©ctn Sefu 
^Brijli, baf, oB 6r wol^l reid& war, worb (Et bod^ ttrm um euret= 
Witten, auf ba| il>r burd^ feine Slrmuf^ rei^ würbet. 

§. 242. 

„©eltttett untet ^ontiol)ildto, c^cf ccujigt, gc= 
ftor^ctt, begraBeit,'' l^eip.eg weiter im ®lauben^befennt= 
niffe. ^oö Seiben iß^rijli burd^jiel^t fein ganjc^ irbifd^eö 
Äeben. @r litt bur0 ben ^o^n, bie @ftmad^ urib bie 
aSerfolgungcn feiner §cinbej @r litt burd^ ben Unglauben 
beg SSolEeö, burd^ ben Älcinglauben feiner Söngcr u. f. «?. 
Slud^ att' bieg Selben mufte ©r tragen, um attentl^alben 
t)erfud^t ju fein, gleid^ wie wir, um alle unfere Saficn ge= 
tragen §u §aben. ^ber bk Bpi^z feinet fleUüertretenben 



■■*:.: 



,«ht>: töftfo^nchbctt ßcibcnö ftnb bod^ immer: bcr £etbc«:§famj^f 
< in ©ct^fcmdnc Ünb bcr bittere Sob eines SWiffet^aterö am 
^orje beö ^ruc^er(®al. .3v 13)v unb bie @>ii^e feiner 
^c^mad^ jDor/ taf bergürjt beö SebcnS eine S3eute be§ 
■ SobeS mürbe , iaf fem cntfeelter 2eicl^näm \ in bie ©ruft, 
: feine dbäefc^ieberie @ee(e tn beh ^abeö mupte (§.- 246). 



'-;■.;:;-,::,,,.,-; ;;; §. 243. ■ • ;;; 

; ®ie gütte ber p^^^^ oWon burc^ bie 

Äned^tögie^Qtt: feiner irbif^en ^rfd^einung »erfüllt/ burc^= 
Icud^tefe beiinp^ qUc^ mä'^renb feiheö ©rbenmanbclö bk 
bunf te ^ütteyfp ba^ bag 5luge t>t^ ©taubenS oud^ fd^on 
bamaK bie ^o§cit in Ht Mktti^tnt erfannte i). 0enn 
hie ©ottegfroft, burd^ »et^e er bie ®ej!att be§ fünblid^en 
^leifd^eö in fid^ unb für unö übermanb, traroon ^n= 
feeginn in S^m. 5luf htm Berge ber SSerKÖrung, mo fein 
.^ngeftd^t kü^tetz mie bie ©ohne ünb fein ©emonb glänzte 
mie ein Sid^t; trat feine fonft »erborgene ^errtid^feit aud^ 
für bai (ctblic^e STuge feiner Süngcr itd;t6dr l^eröor — 'aU 
^ngelb unb fßprbilb ber jufünftigen tjotten SSerftärüng. 

"§.,244.,, ■ _ ,' . ■ 

@in anbereö Seugnif für tie in ber Sliebrigfeit »er= 

bbrgene ^^ol^eit mareh feine SSBunber. 5lU(^ ^top^eitn 

unb 5lpo5ef üor unb nad^ S^m ^ab^n SSunber öerrid^tet, 

aber bie JBunberfraft bar il^ncn dtö ein^rembcS »erliefen 

itnb trat bärüm nur momentan unb borübergt^enb -l^eröpr. 

55ei''ßl^riftP !l^ingcgcn mar fte ein ^lugflup fetncf eigcnf!en 

JGBefehö/ unb ba^erftetig unb ünuntcrbrp^cn. ©te SBunber 

fingen ^mar ~mie fein ganjeS drlpfungämerf öpn feiner 

'menfd&lid^en S'Zatur 'au§> bie aber — an fid^ fc^mad^ mie 

bie ünfrige (§. 226) — burd^ bie i^r inncmo^nenbe-^utte 

ber ©Ptt^eit baju gefräftigt unb befäl^igt mürbe. Sn biefcr 

:perfpnUc^en (Einigung beö mettf^p^ferif(|en Sßprteg mit bcm 

^^weiten ^bdm (bem lOtetifd^ert Scfu) ift bie bem ©Jenfd^en 

■örfjjrängUd^ befiimmte, aber bürci^ tk ©ünbe t)erlprene 

Äutfe, S^r. 5RetigtonSTe6i-e. 6. ?r«ir. ' 9 



1^0' §Bom $nftlt(^en ^(auben. 

ionbern ju i|rcr ^öc^flen, aHe §tnb«niffc übcrn)tnbchben>. 
alle Berrüttung crncücrnbcn ' Äraftj crpl^t. 

;. 21 nm. Sic SBunjber btehtcn ntc^t Uo& bcigu, Sefum als ben jSiefjiag- 
2U Beglauttgeh, fonbern geleerten feti&jl ünb an jtd^ ju feiner §B5ü= 
berl^er|tcllun9§= unb ertofungfSt^dtigfeit. ©ürö^i bie ©iitibe ijl 
®enb/ Äranf|>eit unb (Sob in boS 2e6en ber'SWenfd^^eit unb 
mannigfache «Störung in baS SeBenber^tatur eingetreten. 3)e6- 
@rl6fer§ SttufgaBe war nun, wie aüt folgen ber ®ünbe, fo auc^- 
biefe^^^aufgul^e&en. Saö fonn in feiner gongen 5lu§bel^nung unb 
SSoHjldnbigleit erjt am @nbe biefeS IBclttoufeS errei^t »erben,, 
wenn ba§ nieue SeBen, ba§ ßl^rifliuS. in bie SDTenfd^^eit gepftangt 
l^at, fieoöllig unb ganj bur4>brungen liat. 2lBer- bie erftcn •ain= 
fange bicfer göttlichen (grlofung^iljre SJorBilber ünb Unterpfdnber 
fonnten unb mußten fd^on bamalf ;^erDortreten. 



§. 245.- ' 

• 15cr Stanb bcr ©tp^ung umfd^ltc^t haf ißeben un^ 
SBitfcn be§ SrtÖferö tjon feiner ^öttcnfa^rt. an Möjuir 
SBoßcnbung attcr Singe. — SnS5e§ie|ttn9 auf feine 
menf^tt^ e Matuv bejlanb bie- ©rp^ung barin, ta^ 
@r bie ©epalt beg fünblic^en ^r^ifc^eö ablegte unb feine 
ntenfd^Udie SfJatur jur 1^öc|jliert ^errlid^fcit, unb ;KIar^cit 
er^ob (§. 247), bie i^r aU einer fünbtofen unb l()ciligen^ 
burc^ .^ampf unb @ieg bewäl^rten gebührte. — ©te gött» 
li^e SRatur, Möller burt^ bie Äne(^tggejlalt menftl)li^er 
SSefc^ränf ung unb 9?iebrigf eit oerpttt, f e|rte jurücf p i^rer 
ewigen, übernjeltlid^en ©afeingförm, jum »ollen ©e^rduc^ 
i^rer gottii^en @igenf^aften, jur ewigen SWajetiät un)> 
Ärl^eit, bie ffe bcini SBater ^atte/ efe bie SBett war 
( §. 249). — Unb oermöge ber :p e r f ö n l i^ e n di n ^ ei t 
beiber Staturen nal^m nun bie mcnfd^lit^e 9?atMr 6&rij!i, 
mxttt^of)t jur IRed^ten ber ^raft unb |)crrli^feit, aud^ S^eil 
an otter toft, ©cKgfeit, unb SÄajellöt feiner göttlichen 
SRatur (§. 250). 

§.■"246. ■■ -■ 

„S'liebjerficfa^rctt jut ^oUtn/' 2Bä^rcnb ber ^eilige 
2eib beö ©rlöferö im ®rabe rul^te, ging feine abgefc^iebcnc- 



SSotr bet (grröfuttQ. 13^ 

@eele*) in ben M^abcö (^cbr.: *@c^co(, &.: ^öUt), t). t. an 
im Drt, n)o aßcr Mmj^m abgcfd^iebenc ^cclen, bcr 
Jtuferjlcj^Mng unb beö ®crtc|t§ l^arrcnb, aufi^el^attcn n>er' 
bcn. plviä) btefcn Srtbut ntuf te ß^rijluö nod^ bct ®e= 
flalt bcö füttbltd^cn ^Ictfd^jeö goUcn, unb öuc^ barin »nö 
gtcid^ .merjbcn. @o tjl bte .^öEenfa^rt bie leiste ©tufe 
feiner ^rmcbrigung, — aber ouij gugrcid^ bie erjie @fufe 
feiner dx^'o^vinc^, bcnn |ier fd^tug baö Unterliegen in§ 
@iegcn> bic Sfltebrigfeit in bie .^errlid^feit um. ©enn 
nt^t> n>ie. n)ir SlÖe,; um bort be^aften ju werben, biö ein 
§lnberer unö erlöfe, ging er in bie Unternjett, fonbernyoB 
@ieger über <Sünbe ünb Sob, an be;n t)ic SSerwefung fein 
^ed^t iinb über ben ber ^abeö feine ®cn>olt ^atte^), um 
aud^ bort feine ^errlid^f eit gu ofenbaren, um bort ben 
Unglöubigen oon ?l(tcr§ l^er, befonbcrg ben Seitgcnoffen 
^Roal^'S, nod^malö gu iprebigen^), um ben biö bal^in im 
©laubcn SSerjlorbenen, nad^ langem SBarten, bie SBotfti^aft 
ber üollbräd^ten ^rtöfung ju bringend), unb au§ i^nen 
bie ^rfifinge ber -^luferff e^ung mit ffd^ in t>k SSerffö'rung 
l^iniiber gu nehmen *). 

^T. 16, 10: 35u wirft meine ®eele nidjt in ber 4>öne laffen 
unb ni4t jugeben, baf £)ein ^eiÜQev oernjefc. SJgl. STpgfd^. 2, 
29— 32 unb 13, 36. 37. 

^) 1. ^etr. 3, 19. 20: Sm ©eijlc tjl ®r auc^ ^Eingegangen 
unb J^at geprebigt bcn ©eiftem im ©efängniß, bie etroa-ni^t 
glaubten, ba @ott einftmatS ^arrete unb ©ebulb ^atte gu ben 
Seiten 5«oaVö. SSgl. Ä. 4, 6. 

3) 8 u f. 23, 43: SBal^tli^, i^ fage bir, l^eutc wirft bu. mit SWir 
im JS^arabiefe fein.. 

^) SWatt^, 27, 52. 53: Sie ©roBer traten fic^ ouf unb ftanben 
ouf picte Seiber ber ^eiligen, bie ba f($Hefen,imb. gingen aul ben 
©rabern ha c^ feiner Slitferftei^ung unb fomen in bie l^eiligc 
®tabt unb erf(^ienen SSieten. 



*) Snt Äobe iöft ft^ bie <SeeU Dom 8eibe, aber tk SSerbinbüng 
oon. (Seele unb ©eift, burc^ »eli^e bie menf^Ud^e «Seele eben ^ur 
mettfdölid^en geworben ift, ol^nc weld&e fie eine blo§ t^ierifc^c bore, 
li^t^jit untrcnnbat fort. @o oerfte^^en wir benn l^ier unter ®celc 
bte begciftetc j@celev — unb, wie ftj^nac^ §. 229 oon felbft berfte^t, 
bie mit ber gottli^eti 9iotur perfönli^ oerbunbene ®ecle. 

9* 



,132 SSom ^riftli^en ©fäubctt. 

§.m. ./■■ • V 

,;^m bnttctt ^öge Mcbcr aitferftanfeen öoii teti 
Sobtett» " ^urd^ bic pttc ber @otf egfraft/ i>« i« i»"^»" 
©rtöfcr war, fonntc @r, wa^ mx ni^tjönnen: im Sobe 
bcn Sob äbieni)tnbcn/ bte SScrnjefunätJon feinem ^eiligen 
Selbe fem l^olten unb il^n ju einer neiien, iierrlid^en unb 
feiigen ^el^oufung feiner ^eiligen öottenbetenSRenfc^l^eit 
»erftaren. ^urc^ feine 5luferjle^ung ^at @r bie ©eflatt 
beö fünblid^en Steif^e^ übernjunben, burd^täufert unb mit 
ewiger ^errlid^feit überfreibet^ ©öö ©terbli^e war öer= 
f^tungen öom Unfierbli^ßn (1. Äpr. 15/53 ff., »gt. mit 
^l^ir. 3, 21) unb aufgegangen in W unenbtid^e ^ülle fei= 
ne§ 8cb^nö. 

SR 6m. 6, 9: SBir »iffen, baf 6&riflu§ oon Den ffiobtcn auf= 
ettt)c(fet, j^ittf ort nic^t ^iv'bty bcr Sob »»irbO^infott ntd^t u&er 
3m^ertf(|ett. 

, Stnni. S5erf(!^ieben'^eit ber Sluferlte^iing ß^rifli oon ber 5lufer= 
roecEunQ be§ EajaruS u. 9t. — ®te üerfidrte SeiH^fett ßl^rijlt 
WM fo fein unb otl^ertfd^, baf fte erl^aBen xoav über bie man* 
d^ertet Beengcnben Scbingungen unb 3ujlanbe> benen-unfere jeltge 
geiBttd^fett unterworfen tfl (j. S3. 8uf. 24, 31, 36; So'^. ,20, 26). 
UebrigcnS war c§ ntj^t ein anbcrer, fpnbcrn bcrfctbe 2eiB 
mit Sffogetmaalen unb ©eitenrounbe, (Sol^. 20, 25). Srbtfd^e 
©peife genoi (§x, ni^t weit er beren Bcburfte, fonbern um feine 
Sungcr gu üBerjeugen, baf er feine gcfpenftige, teiBtofc @eijler= 
erfÄeihung fei (2uf. 24, 37. 39. 41). SSgt. uBrigenS 'noc^ Matt^. 
26, '295 2Äarf. 14, 265 Dp. 22, IV 1. 3Kof. 18, 8.j 

■ §.,'248; \ 

2Bie ber S^o b ßl^rijlti bie SSollenbung feiner n eg a = 
tit)en (t)öl. §. 221), fo ifl feine ?luferfte^ung bie SSoUen= 
bung feiner :pofiti»en ?lufgabe. ©er Spb mar bie ZiU 
gung ber @änbenfd^utb unb »@trafe beö SWerifc^erigefc^Icd&tö, 
— bte 5luferfiel^ung ijt bie SSemä^rüng unb SartJettung 
beö neuen Seben^, bog nun oen i|m auö erheuernb unb 
l^eiUgenb bie ganje in feine ®emetnf(^aft eintretenbe S&fenfd)= 
l^cit bur(l^firi)mt, gleichwie »om ^er^en auö baö bort neu 
bereitete Äeben^btut bur# bie 5lbern in aKe ©lieber beö 
Seibcö, fte neu betebenb, gcfül^rt wirb, ©aö SScrbienfl 
feincö •S:obeg mo# unö gerecht (§.275), bie ..traft 
f e i n e r % u f e r fl e ^ u n g mad^t unö J) e i U g (,§. 281) unb 



' -y; 



SSon bcr grtöfuttg. 133: 

ücrbütgt unö V"9^^^^ aud^-btc ©cwtf^ett unfcrcr eignen 
betetniltgen ^lufetjtc^üng (§. 300). 

Sioml 4/ 25:^ SBclc^er ijl um unfcrer <2«nbe tciUen öo^tn Qt= 
gcBcri, unbiUm unferer ©erec^ttgfcif willen auferweät. — ^ 9l6m. 
5/10:. Senn fo n)tr ©Ott öerf6:^net ftnb burc^ ben 5£ob, fei= 
ne§ ®o!^neg, iia tt)« nod^ geinbe njaren, öielme|r metben toit 
feltQ bur^ fein 8c6en,_ fo wir nun oerfo^et fmb. — 2. Si'm. 
l, 10: & i)at bcm Sobc.bie SRac&t genommen unb Scfecn whb 
«noerganötic^eS 2Befenan§ 8i^t gebracht. ■ 

Slnm. .Sie Äandle, burd^joclcöe bieg neue 2eBen oon ©^tifto ouS 
uns guilromt, finb bie ©afram'ente unb bog SBort ®bttti. SSgt. 
§. 308 ff. 

§249. 

„^ufgcfd^rctt gen ^immcl." — Sie ^immelfal^rt 
ifi bie oolle Sßicberönno^mc feiner gbttlid^en SJfojcjlot unb 
tu 9lu(ffei^r5U feiner ewigen, übern? eltttd^en @]ciften§form, 
iu weld^cr nun feine ntenfd^Itd^e Sfjatur miterpl^t würbe 
(§. 245). — ©Ott ijl cbenfowol^l ein Senf eitiger/ber über 
alle Kreatur erl^oben if!, aU au^ ein Sie^feitiger, ber aii= 
gegenwärtig ottc teatur erfüUt, trägt unb erhalt (§. 163). 
©arum ift bie \f)immetfa]^rt ebenfo fel^r ein SBcggel^en, 
woburd^ Ö,i)xi^vi^ cx)^oUn würbe über aUt Kreatur, aU ein 
5Hleg erfüttenbeö unb 5lUc§ burc^bringenbeö ^o m m e n ^). 

') matt^. 28, 20: ®ie|)c, Sc^ Bin Bei euä) aUe jf. (§. 225). — 
SRott:^. 18, 20: SBo j^weiober brei %c. (§. 225). 

§. 250. 

Saö ®i^cn ^^ttfti pt redeten fianb ©ottcS^) 

ifl bilblidde: SSejcic^nung beö 3«ftanbeö unö ber Sj^ätigfeit, 
in wetd^e (5^rij!uö aU ©ottmenjfd^ iurd^ tie ^immctfal^rt 
eingegangen tf!. ©ö bc§eid^net otfo bie ^immtlf^e, göttlid^» 
fräftigc fortfült)rüng uhbiBoUenbung feiiteö irbif^en SBerfe^ 
burd^ fein breifad^eg tlmt (§§. 232 Ulnm.; 234; 235). 

') ^f. 110, 1—3^ 5Watt^. 26, 64^ 5lpgfc^; 7, 55; ßp^. 1, 
20 u, f. ». 

. ■';■■§. 251. ' 

, „aSon bannen ©r totebetf ommett ttiirb, ^uti^ten 
bie getienbigcn unb bie Sobtcn/' Sicfe 3u!unft ai^rijit 
wtrbivorjuggwcifc atS eine äufunft be§ S)?enfd^enfo:^neö 



134 sßom d^rip^ctt ©taukn. 

6cict(!^nct (j. S5. SWatt^. 16, 27-, 24, 44} 25, 13. 31} 
26, 64 u. 0. a. @t.), weil bcr i)err, i)cr atö SWmft^ 
ba§ erlBfungöwcr! Quögertd^tct l^ot, c§ auc^ alö 2Rcnfc| 
»ottcnbctt unb baju in bei: ganzen ©Iprtc uhb SKaicjlat 
feiner öcrHärten unb er^öl^ten SWenf^l^eit fi#tl&ar auf 
ßrbcn erfd^eincn mtbj — unb jtpär plp|lid^ unb uner= 
wartet; wie ein ^tieb in ber fftat^t (1. Sl^cf. 5, 2), wie 
ber S5li^, ber aufgellet üom ^lufgang unb fd^ einet MS ^um 
^Ziebergang (2Äatt^. 24, 27)} präd^tig unb^crrlicl^ in ben 
SSBotfen beg ^tittmeB mit ben Engeln ®ö,ttcg(aKatt^. 16, 
27} 24, 30. 31} Sr^gft^.l, 11} h ZM- 4,. 16). Der 
3 tt) e cf bicfer legten 3uf unft (J^rifH ifl baö i ü n g jh ® e = 
rid&t, burd^ weti^eS .^immel uhb drbe, bie ©ngel ^) unb 
SKenfd^en ber teilten ewig bteibenben IBottenbung, fei eS jur 
©etigfcit ober jur SSerbammnif, jugeful^rt werben. ©Irifü 
^ener unb S5oten . bei biefem ®eri(d^t finb bie ( guten ) 
©ngel^)/ feine ©eptfen unb 2)?itricl^ter bie Slpo|lct unb 
überhaupt bie^^eitigen 3). - SSgt. §. 296 f. 

Dff6- 20/ 10: Unb ber Seufet, ber ftc oerfül^rete, warb qc-- 
worfen tc. (§. 195); — 1. Äer. 6/ 3: SBtffet 4r nid^t, ia^ toit 
über btc ©ngel rieten werben? — Sub. 6. 

=*) SKttttl^. 13, 49. 50: Sie ^tiQd werben ausgeben unb bte 
S5ofcn oon ben ©ered^ten fd^eiben unb werben jte in ben ^euerofen 
werfen, ba wirb Reuten unb Ba^nHappen fein. 

3) ajlatt^. 19, 28: S^r -Werbet ft|en auf jjwötf Stühlen, ju 
ri(j^ten bie jwötf @ef(|Uc^ter Sfraetö. — 1. Äor. 6, 2: SBijfet 
i'^r nid^t, baf bk ^eiligen bie SBclt rid^tcn werben? 

§. 252. 

S5amit ifl benn ha^ breifad^e m e ff tan i f £§ e Mmt t>t^ 
ßrlöferö ö o 11 c n b e t unb b e e n b e t *) , bchn bann giebt eö 
92iemanb. mcl^r, ber ber jBetcl^run^ unb ©rteud^tung be» 
bürftig ober fällig wäre, feine @ünber, bie »erföl^nt werben 
fonnten, unb feine ^cunbe, bie ju bcfd^ü^en, feine ^einbe, 
bie ju bcficgett wären. 

1. ^or. 15, 24—28: 35anac& bo6 @nbc, wenn (Sr baS iReic^ 
©Ott unb bem SSafer vtBerantworteh wirb, wenn ^ aufl^eBen wirb 
aUe ^errfc^oft unb alle Dbrigf eit unb ©ewalt. Mt muf a6er'^err= 
ft^en, bis bof 6r aUe feine ^^cinbc unter feine ^ö^e lege. Ser 
legte ^einb, ber auf^el^eben wirb, ijt ber Sob. ®enn ®r |at S^m 
5ltte§ unter feine ^üfe getl;an. SScnn^Sr aber fogt, ,ba| eS SltleS 



:mtnt1)an:iietf ift es offenBar, baf auggenommen fei/ bcr SW.McS 
untecgetfton |ot. SBenn a'btt Sltteg s|nt untect^on fein rottb, ote= 
bann wirb au(^ Der ©o^n feltft untert^an fein Scni/ bcr S^m Stttes 

' -unter(]jet|>anifat, ouf baf ®ott fet 5lttcg in 5lltcnt. . 



G. 8Son t)cm @rfotg bcö @rtöfungö«jcrfcö. 

§. 253.- 

Sei: ©rfolg beö^rlbfungöircrfcö bßjte^t bann, baf 
<E^rtfluß ^,ttnö crtof et, gewonnen anb ern)ör6cn ^at 
«on alten; @üriben" ju öollfommener ©ered^ttgfeit unb 
^eiligfeit „vom Sobe" jum en)igen Seben, „unb t)ön 
t)er ©ewiatt be§ Seufetö" jur ©emeinfc^aft mit ®ott ^ 
unb jur S^eilna^me an allec feiner ^errttd^fcit unb SWad^tj 
»etd^cö Sltteö wir in biefem Seben nur erjl untjottfommcn, 
nämltt^ im ©tauben (§. 312) unb in ber\f)offnung befi^en, 
t>ovt aber »ottfommen unb im @c!^auen ertangen werben. 

1. ^or. 1, 30: d^tiftui Sefuö ijl uns gemoti^t Don @ott jur 
SBeiSJ^cit unb jur ©erec^tigf cit unb ^ur «Heiligung unb guc 
©rlofung. '■''/, 

Mnm. 3ut 2Be{S]^cit bücd^ feine Seigre: (§. 231), jur ®erec&^ 
ti gf eitburc^ feinen SSerfol^nungstob (§. 233), gut ^ettigung 
burö^ feine tebcnbarjlellcnbc Sluferfte'^ung (§. 248), ?ur(üott= 
fommencn) ®rl6fung burc^ feine ^CeS öottenbenbe SBieber^ 
fünft (§. 251). 

§. 254. 

e^rijluö ^at uns crtöfet „öon aßen ©ttttbeti" (tjgt. 
§. 200), b. ^. fowol^t üon ben ©trafen bcr ©ünbe, inbem 
ünö um beö SScrbicnjleS feineö §8erf5i^nungStobe§ Witten bic 
begongcnen ©ünben loergebcn werben ^) (®erecf)tig!eit), — 
atö auci^ oon ber ^errftl^aft ber @unbe, tnbem wir burd^ 
ite .^räft bcS SebenS, bag dt in fetner ^uferftel^ung anS 
Std^t gebratJ^t l^at (§. 248) unb un§ mitt^eitt, ber @ünbe 
gu jüiberfiel^cn üermögen^) (^eiligfeit). — @r l^at unS 
atfo ettöfet fowbl^t obn ben ©ünben/ bie wir bl^ne S^n 
fd^on begangen tia ben (b. ^. üon ber ©träfe), at§ ciud^ 
üon ben ©ünben, bic wir ol^nc Si^n npc^. begangen l&aben 
würben (b. ^. von ber ^crrfc^aft ber ©ünbe). 



/^Ä öl. 1, 14: an weld&em nh |a6en' bte grtöfungr.butd^ fd» 
33tut, nanilt4 öie SJergcSung bcr ®ünben. 

2) Mom. 6, 14: ®ie ®önbe ttJtrb. nidjt^^errfc^eri fohnen Ü6^ 
c«(|/ ftntemal il^r m^t unter bem ®cfe|e feib, föribern untej: bec 
©nabc. - ■ 

§.255. 

ßi^riftug \)at un6 ferner erlöfet>,t)0tn S:o^e'^ fon)o|t 
»om ^eitlid^cn, n)tc »om eirtgcn, »om letbU(|cn n)te 
»pm gciillid^cu Sobc (§.201). ©er letbli^c Sob ijl 
jwar gcMieben, «nö jur SJemütl^igi;«^ unb Büd^ttguh^, > 
aber aud| jum ^cU, tnbem roix mit tiefem clentcn Xeibc 
ntd^t 5um cTOtc^en ßeben cingel^cn fönnen *) — obct tcnno(|) 
l^at «ng Gl^rifluö oon bcmfclben erlpfct^ benn:>^^e S^n 
iDiirbe bte Trennung be)§ ßeibeö oon ber Abgef^icbenen 
@.eele eine ewig fortbauernbe geblieben fein, nun aber wirb , 
@r froft feiner 5lufer|!e]^ung ben Seib am iüngtten .Stage 
oufcrnjcdfen (§.300) unb lieber o er einigen mit ber @eele^). 
— SSom geifin4>en ^)unb ewigen*) Sobe aber ^at €r 
un6 erlöfet, inbem ^t bic Urfad^e biefeö Sobcg, bie @ünbe, 
l)ittnjeggenommen l^ot. 

3- <^or. 15, 50: gteifd^ unb »tut fonncn nic^t baS. Sflcic!|> 
©otteS ererben, aud^ «'i'^b ba§ Jßernjeelt^e ni^t «Ben biag Unoer= 

=*) 1. Äor. 15, 20—23: ^un tjl aßer e^rtilu§ aufer jtanben 
unb ber erjtttnß gettjorben unter ®encn, bie ba fd^Iaferi. ©internal 
burd^ einen ÜRenfc^cn ber Sob, unb burc^ ©ncn SKenfd^cn bie 
SCuferjlcijung ber SSobtcn fommt. Senn gleid^wic jte in Slbam SlUe 
fterBcn, alfo werben fic in, ßfyrijlo SlUe lebenbig gemalt nscrben. — 
1. Äor. 15> 55: S)er Sob ijt öerfc^lungen in ben ©ieg. Stob, tocii% 
bein ©ta^el, ^oßc, n)o ift bcin.@ieg? 3[6cr ber ^tad^elbeS ÄobeS" 
■ ijt bie @ünbe. 

,*) epJ^. 2, 5. 6: .®a wir tobt waren in ©ünben, ^ot er 
uns fommt ß^rijlo leBenbig gemocht «nb l^at un§ fommt S^m 
auferwediet unb fammt S'^m in boS l)inimlifc&e SBefen üerfegt in, 
e^rifto Sefu. 

^) So.^. 8, 51: SEBa^rUi^, i(^ fage eui!^, fo Scmanb mein SBort 
wirb galten, ber wirb ben Äob ni^t fe^cn cwigli^. — ^9^::% 
24: — Öff6. 2, 11: 2Bcr üBcrwinbet,bcmfoir fein Seib ö<f^#^ 
boni anbern Äobe (Ä, 20,- 145 21,';8). 



SSon ber @rlofuttg; - vm 

§.256. 

e^rijluö ^ot unö cnblid^ crlofct „t»ott bcr ®e»aJt 
tcö Sieufelö'' (09I. §. 202), fo t)a^ bcrfdbc unö md)t 
jDeitct um unferer @änt)en »iUcn öerftagcn Um, — mii 
fie gcfül^nt finö ^)/ noc^ «n^ unter feinen SGBttten fned^ten 
fonn, weil ei^rtfluö für unö unb mit unö fäm^ft^) (®e= 
red^ttgfcit unb ^dligfeit). 

O-SffB- 12, 10: 5fun tffc baS^eil unb btc Äraft unb ba& 
Stiiä) unb bie.sKod^t unfereg @ottc8 fetneg ß^rtftuS geworben, weil 
ber'SJerftägec unferer SSrubcr oerroorfen tjt, ber fic oerflaßte 
Saß unb sRa^t öor ®ott. — «Rom. 8, 33.34: SBer »tö bie Slug= 
erwd^lten Befc^ulbigen? @ott ijt;^ier, bct ba geregt mac^t. SBBer 
Witt oerbammen? 4l^vij1:ug ifl ^ier, ber ba gejlorben ifl, [ja oicU 
mt^v, ber arxü) auferwed^et i% welcher tft gut 3icä)ten ®otte§ unb. 
üetttitt xxnS. 

2) 1. So|^. 3, 8: Söju ip: erfc^ienen ber ©o'^n ©otteg, bof €r 
bie SBerfc beS SeufclS gerjtore. 

§. 257. 

S^ogcgen bauern bie SScrfud^Uttgcii be^ Seufcfö nod> 
fort/ biö er am @nbe ber Soge feinen großen ^roce§ 
gän^(i(j^ öerloren l^ot unb Meö ^um ©erlebte reif ifl^). 
5lbcr aud^ biefc SSerfud^ungen fönnen unö nid()t fd^aben, 
wenn tt)ir anbcrö njod^en unb beten unb ftctö gcrüftetfinb 
mit ben; SBoffen, bie ßl^riftuö un§ jum ,^ampf unb @teg 
barreid^t^), 

^) 1. ^etr. 5, 8: @eib nö^tern unb wachet, benn euer 2Bibcr= 
fa^er, ber Äeufei, ge^et uml^er wie ein Bruttenber Sowe unb fud^ef^ 
wen er öerfc^Iinge. ®em wiberjle^et fejl. im ©lauten. — ©pl?. 
6, 12: SiBir^oBen nic^t mit glcif^ unb Slut gu fam^^fen, fonbern 
mit ^ürjlen unb ©ewoltigen, ndmltd^ mit ben J^erren ber SSett^ 
bie in ber ^injlernif biefer SBclt |>errfd^en/ mit ben Bofen ©eifern 
tmter bem |)immet. , 

^) Sof. 4, 7: SBiberjtel^et bem Seufel/ fo flieget er oon eu^. — 
ep'^, 6, 10. 11: 3ule|t, meine Sruber, feib ftarf in bem .^6rrn 
unb in ber fDiod^t feiner ®tarfe. Sieget an ben ^arnif(^ ©otteg, 
bof il^r Befielen fonnet gegen bie lijligen 5änläufc be§ ÄeufelS . . , 
SSS. 16. 17: SSor ollen Singen ergreifet aBer ben @^ilb beg ®tau= 
Bens, mit weld^em i^r augtofd^en fonnf alle feurige Pfeile bcg S3ö= 
fewid&tg> unb ncl^jmt ben ^eim beg ^eilg unb ba« @^wert beS ©eifteg^ 
weld^eg ijl boS SBSort @otte§. 



1^8 SSom d^cipd^ctt. ©faüte. 

9Cnm. Se cntjtttd^ec bec fStenf^ tta(^ bcm ^eil feine«; (Seele rin^t, 
um fo fui^lftawc unb ftärfcr werben gerabe bic SJcrfuc^ungen unb 
Slttjlrengungen bcS S£<iufel6 fcin> i^n oon bet So^n beS %eüg 
a^ü^it^m. 2Bo l^tngegen ber SSci^ef jtc^ in [einer ^ewfd^aft 
ttt(|t Bcbrol^t unb gefa^rbet weif , ftnbet er- feine SSeranlaffung 
ju ernjtlt(^en unb auffattenbcn ^[nflrengungen. _ 

.' ■ §. 258.' 

Slltcg, njü§ (S^rtfluö für un§ unb an un§ qctl^an l^at 
«nb nod^ tl^un n?ttt, gcfcl^tcl^t/ ,,ouf baf wir fcitt cigctt 
feten^) unb in feinem S^ctt^e unterSi^nt leben itnb 
Sl^m btencn^) in ewiger ©ered^ttgfcit, Unfd^ulb 
unb ©eligfeit^), gleld^Wie 6r ijl auferjlanben »ön 
ben Sobten, tc6et unb regieret in ©löigf cif*). 
^aö ifl gewifttd^ waH" (SSsl- §. 305.) 

') 1. Ä r. 6 , 20 : S^r fclb treuer . crf auft. Sorum fo. ^)retfet 
©Ott an eurem 2eibe unb in eurem- @eijle, toetij^c jinb @otte§. 

:'2) 2. >Kor. 5, 15: 6t)rijlu§ ijl bar um für SWe geftorben, ouf 
bap Sie, fo ba leben, ^infort nid^t i^nen fetbjt Icten/^ fonbern S)em, 
ber für jte gejtorBen unb aüferjtanben tft. CR 6m. 14, 8. 9: 8e6en 
wir, fo leBen wir bem ^®rrn, jterBen mir, fo {lerben mir bem 
-|)@rrn. ®orUm mir leßen ober jterBen, -fo finb mir beß ^@rrn. 
®entt baju ijt lE^riJtuS aud^ ^ejlorten unb ouferjlanben unb mieber 
Xebettbig geworben, baf @r über Sobte unb Scbenbige^err fei. 

3) Sol^. 17, 21— 24: Stuf bof fie 2iac'©nS feien, grei^wie 35u 
Batcr in mir, unb S(i&Jn ®tr, bof au^ fic in un§ ©in s' feien, 
«auf baf bie 2Bett glaube, Su l^abejl mii^ gefanbt. Unb St& ,^abe 
il^nen gegeben bie Jg>errli(^f eit, bie Su SOlir gegeben '^a^, i>a^ 
ftc ©n§ feien, gletd^ wie wir ©inS'jtnb. S^ in tl^nen unb 
,S)u in mir, auf baf fte üollfominen feien in @inS ,unb bic SBelt 
■crfennc, baf 2)u mic^ gefonbt'l^ajt unb Itebeft ftc, gleid^wte'Su 
aRi(^ liebefl. SSatcr, S^ will, baf wo S^ bin,^au^ bic bei 
lÖJtr feien, bie ^u SKtr gegeben ^affc, ba^ fie meine ^^errlit^feit 
feigen, bic Su SWir gegeben |ajl. — Siöm. 8, 17; 2. ^etr. 1,3. 4 
unb 1. So^. 3, 2 (ogl. M §. 305). 

") @p4 2, 5. 6. S5gl. bei §..255, 3. 



^erbritte 2Crtife(.*) 

§8on bei 5tneignung bc§\^e-iH. 

S<l glaube an bcti ipcUtgen ®cift, eine ^eilige ci^tifl= 
liäitMitd^t, bie ©emetnbebet ^eiligen, ^erge^ung 
bcr ©ttttben, Hufctftepng beS ^leifc^cf unb ein 

ettJigeS ScBen* 

Sc^ gUubc, ba§ tc^ ntd^t au§ eigner SScrnunft 
nptl^ Mxdft an Scfum ©i^rtftum/ meinen ^@rrn, 
glüuben ober ju S^m fommcn fann, fonbetrn ber 
^eilige ®ctjl f^at miö) hnxä) taö ©oangeUum be = 
rufen, mit feinen ®aben erteud^tet, im rechten 
©löuben gcl^eiligt unb erl^alten: gleid^.wie er t>it 
ganje 6l(>ri^enbcit auf drben beruft, fammett, 
erleuchtet, beiliget unb bei Sefu &\)n^o et^ält im 
redeten, einigen ©Ihuben; in wzi^tt Q^riitenf)eit 
(kt mir ünb allen ©laubigen täglid^ allev^unben 
reid^lid^ »ergibt unb am jüngften Sage mid^ unb 
alte Sobtcn aufermecfen, unb mir fammt allen 
©laubigen in @bicifto ^i" emigeg Seben geben 
wirb. I)aö ift gctt)ifli§ »abr. 



A. SSon ber 3Bir!fam!eit beS b^iHgen ®eijleg. 

§• 259. 

Surd^ bie in ^b^ifto »ottbracbte @rlöfung ifl icbem 
SJlenf(^en bie SB'iöglid^fcit gegeben, frei ju »erben „ton 

*) ®r lautet im SWcdnif^en ©inttbole alfo ; „Sc^ staube au^ 
an ben l^etUgen ®cifl, bei; bo ijt ^@rr unb mac^t tebenbig, ber oon 
bcm ajöter (unb bem ®o^ne) augge'^t, ber mit bcm SSater unb bcm 
®o]^ne juglcic^ ongcBetet unb geefrt ttjirb, ber burd) bie ^rop'^eten 
gerebet l^at. — Sti^ glauBe ®ne, l^eitige, allgemeine unb apojtblifd&c 
^ird&e. --: Sd& befennc ©ine SEoufc jur SSergcbung ber «Sünben, unb 
Warte ottf bie^uferftc^wng ber Sobtcn unb ein geben ber jufünftigen 
2Be(t... 3lmcn!" - 



@ünbe, %ot> unb Seufcl" unb ju ,/en)i3cr ©eret^* 
tigfeit, Unfd^ulb unb @elt9!dt''ju gelangen} — 
aber roix ttiüjfen auc^ „an S^n glauben unb ju Sl)m 
fpmmcn", unb in bte ©ememf^aft fetneö 3!obeö unb 
fetneö gebend aufgenommen unb eingeipflanjt werben, um 
burd^ bö§ SBerbtenfl fetnef Sobei g^erecl^t unb' bur(| bte: 
^raft feinet Äeben§ l^eilig gu werben. 

§. m 

„5ln Sl)n glouben ober ju ^f)m fommen" fön- 
nen wir aber „ntd^t burd^ eigne SSernunft", bennol^ne 
göttfid^e Offenbarung unb ^rleud^tung fönnen wir ßferi» 
jtum, bcn ®efrcu5igfen unb ?luferflanbe"nen, nid^t al§ un» 
fern »^ßrrn unb «f)eilanb erfennen, wclc^e^ ttielmel^r ber 
menf^lid^en SSernunft eine Sl^orl^eit ober ein 5(ergernif iil 
(l..Äor. 1, 18. 23)1), aud^ „ni^t burd^ et^ne Äraft", 
ta wir öon Sf^atur geijllid^ tobt unb untüd^tig ftnb ju aüem 
wal^r'^oft ©Uten*). SBp.'^l aber »ermbgen wir cg burd^ baö 
Äid^t unb biC;Kraft bcöj) eilt gen ® et ftei 3). 

- SJlottl). 11, 27: iRiemonblennet ben @o]^n, benn nur b« 
SJttter, unb SZtemattb fennet ben SSatcr, benn nur bcr @o!^n, unb 
tt)ent ber ©Oi^n eS Witt offenBaren. 

^) 2. Äor. 3, 5: ^td^t i)a^ wir tüchtig ftnb üon un§ felBer, 
ettvaS gtt benfcn, als öon un§ felBcr,; fonbcrn ba^ wir tüchtig finb, 
ifi oon ©Ott. 

^) 1. Äor. 12, 3: 9?iemanb fann (S!)rtilum einen J?>@rrn nennen, 
ol)ne burdö bcn l^eiligen ©eijl. — 0lom. 8, 9: SBer oBcr ben 
®eifl e^rijli nic^t l>at, ber tji ni^t fein. - Sol^. 6, 29: SoS ijt 
©otteS 8Berf, baf t^r an Sett gtauBct, ben ®r gefonbt l^at. — 
So^. 6, 25: 3?iemanb fann gu mir fommen, eg fei il^m benn öon 
meinem SSater gegeben. — pi^il. 2, 13: ©Ott i^ eS, ber in eui^ 
58eibe§ wirft, baS SBotten unb baS SSoEbringen. 



§. 261. 



Sie la^ttf fawf eit beS J^etligen ®ei|te§ im ^ßc- 
weinen bettelet barin (§. 157), aUentl^alben nad^ bem SSBiwn 
bc0 aSoter§ göttliche geben§= unb ©egenöfräfte au^gut^eilen. 
Sicfe^^ätigfeit übt er nid^t nur bei ber ©t^o^fung (§/17i> 
unb ßrl^attung (§. 188), fonbern aud^ bei ber ^rlöfung. 



SSonKbet Aneignung be§ |j«il§. ; 141 

3(iif b« »orticreitenbm ©tufe bc§ 51; S. fonnte ferne erlo= 
fettbc S^ätigfeit ebenföß^ nur eine »orbetettenbc fein. 
SmiS'l. ^.rober, nad^bem \)a^ 2Bct! (5§rijlt öottenbet n)ar> 
tttuf tc ftc eine crfüttenbe unb/Oltteö ttotjtcnbcnbe fem. 

?• §.-262. -. • 

S)te 91. Sl. Sßtrffamf elt beg ^ctl. ®etfteg, bie fc^on 
tm §1. S. gettJet^fagt ^) mib aud^ üon ß^rifto felbjl auf boö 
S5e|ltmmtefle üerl^etfen war*), begonn nacl^ (S^rifti ^etm= 
gange §um SSater ^) mit Um erjlen ^fingjlfcjlc (^Ipgf^. 2), 
unb befleißt barin, ba| er ba§ »om 85ater öerorbnete 
unb com ©ol^ne auggerid^tcte ^etl ben 2)fcnfc|en 
mitti^etlt unb aneignet*), unb baburd^ bie ewige 
SSotlenbung l^erbeifül^rt. 

SoeC 3, 1. 2: Unb na(ö bie[em Witt t^ meinen (Seijl oug= 
.gießen Ü6er alle g^teifc^ u. f. W. — Sef. 32, IS^ 44, 3. 4? — 
^cf. 36, 26. 27. ' 

=^) So^. 15, 26: aSerin afecr ber Srojler (=l)araHet) fommen 
tt5trb, itjerci^en ^ä) eUc^ fenben »ücrbe üom SSatcr, ber ©etfl' bet 
SBal^r^cit, bet oom SSater ouögel^et, ber ttJtrb; jeugen öon SDlir. — 
So^. 14, 26: ; . . . berfclBtge wirb cS cuc^ SlQeg lehren, unb m^ 
erinnern atteg Se^, .bag S^ cud^ gcfagtl^aBe. — Sol^. 16, 13: 

ber wirb cuc^ in ötte SBa'^r^eit leitert (§. 6, 3). — 8uf. 24, 

49: Unb fte^e, S^ Witt auf euc^ fenben bie SSer'^ei^ung meines 
SSoterS. — Slpg[c&. 1, 8: S^r werbet bie Äroft beg.l^eil. ©eijleg 
empfangen, welcher auf cuc^ fommen wirb jc. 

3) So]^. 16,. 7: ®S tft cud^ gut, baf Sc^ l^tnge^e, benn fo S(^ 
nid^tj^ingcl^e, fo fommt ber Srojter ni^t ju eu^. So^. 7, 39: 
©erjteiltgc ®eijt war no(^ ni^t ta, benn Sefu§ war no^ nt^t 
üerflaret. 

*) Sol^. 16, 14: SerfelBige wirb 2JJi(^ oerf taten, benn oon bem 
aReinen wirb »gr'S nel^men unb eud^ oerfönbigen. 

3[ttm. a5etrot^tcn wir bie ®unbe aU ÄranF^eit unb bie griofung 
afö Reifung, fo tft cS ber SJater, ber bie Slrjnei oerorbnefc, ber 
@o^n, ber fte Bereitet, unb ber ^eit. @eift, ber als ,Kranfen= 
Pfleger fic bem Äranfen cingieW. 



S)te\SR. St. SBirffamfcit beö ^eil. ©cijleg ijl aber eine 
ßokfa^t, eine auf etotbentli#eV bie im allgemeinen jid^ 



142 SBom (^rijtli(^en ®(tt#cttV^ 

auf bte öpoftolifc^e 3ctt b^fc^ranft, uiib eine örbentttdp'c, 
W l)ur# alle Sa^rT^unbcrte big gut testen SSoKenbung gtcid^* 
möftg fortbaucrt Scne bcjlattb in bcr unmitteihaun 
QtUix^tunQ bcr 5lpo|teI jur ©arfleÜung be^ 9^; SU 
©ottcömortcö — unb in ber SBcrlcil^ung übernatärltd^et 
SBunbcrfroftc on btcfclben gur ©runbtcgung ber Äir^c. 

S)te crjle unb notl^njenbtgfte IBcbingung ber ^Inctgnung 
beö ^ettö »on ©etfen ber SWenfc^cn tjl ber ©taube, ober 
bte freuijtge unb öertrauungiöotle ^ingabe be$ 
gangen SKcnft^en an baö bürti^ (Sl^rtftum ertt>or= 
bene §etl. ^a aber eine ^ingobe an ba^J^ifto rifd^ 
gegebene ^etl pl^ne SSefanntfcbafi mit bemfetbcn unb o^ne 
@rf ennfnif bc§ |)ei(€n)c^ej5 ni(i)t/rnögltd^ ijl, fo beburfte e& 
ber ^rcbtgt be6 ^^etll; ©te ^rebigt aber Jommt au§ 
bcm SBorte ®otteS^), n)eil nur ®ott bte »unberbaren 
©e^eimntjfe bcr ®nabe ®otteö gtaubwürbig unb guocrtäfftg 
üerfiinbtgen fann. S^arum beburftcn bie3lj)0^el einer 
mmitUlHvm gottliäimMtUn^tnn^ (Snf^jirafion §. 6), 
burd^ welcl^c aller Srrtl^um t)on ibrcr Seigre fern gcJ^altcn 
unb bie »olie ©rfcnntntf ber ^^eil^wabrl^citcn in il^rcm 
©cifie ergeugt würbe. 9Sgl. §. 231 Sinnt. 

Slotn. 10/ 17: @o fcmmtbei;, ©taube öuS t»er ^rebigt/ bie 
g)rebi9t ober burc^ baS 'SBort ©otteS. 

3lnni. ©nc bloß münblic^e ^rebigtoon. Seiten ber ^pojlet 
fonnte aber nic^t einmal für bie bamatige 3eit/ unb noc& oiet 
weniger für bie fommenben Sa^rl^unberte genügen/ fonbcrn bie 
©rfenntnif ber .)^eit6tt)al[)r^eit beburftc eineg feften, gef (abrie- 
be nen 9w(fl^a(teS, boniit jte oor aUer SSerfurjung unb Berfdl= 
f(^ung gefid^ert fei. ©neh folc^en l^aben »ir burc^ bte ^örforge 
; beS 1)dl (SeijleS in ben (gd^riften ber Slpojlel, fo ba^ mx feiner 
unmittelboren (Erleuchtung rceiterbebürfem 

§.265. 

©benfo beburften bie Slpöj!er giir crjlen ©riinbung 
bcr Äird^e unb gur Beglaubigung i^rer ^rcbigt bcr auf er* 
orbentlid^en ®abc, IBunbet unb 3ei#^n gu t^un. @ett^ 
J)em aber bie Äir^e fejl gegrünbet ifl auf ben gclö bc^ 
\^etlö,. bebarf fie gu i^rer »eitern Sluöbreifung bcr SBiinbcr 
ni^t nte^r, benn jte felbfi unb bie lltttge|lattung ber 22Be][t,^ 



tu fjc lieriöorgerufcn, tft ein 2Bimt)er> tag grö§cr tft, al^ 
alle jene jufamitien. 

2fnm. D!)ne,aiButtber lann fmttc^ ba^ 6f>ttjlenf]^um, eben loeit 
cS i)a6 grofte SBunber tjl/ ntc&t unb nie fein, aber tai SBunber 
^öt fic^ oug ber ntebern S^l^are ber Slotur in bie l^o'^ere ©p^dre 
bc§ inriern ®et{lc§Ic6en§/ welc&eS fein eigentUc&jleS unb an9e= 

" mcjfenjleS ©eBiet ijl, gwrüdgcgo^en: bie fliUen unb oertorgenen 
SBunber ber ffiefel^rung beS ®ünber6, bic mannigfachen: gu][>= 
rungen unb ©nobenjüge ,be§ ©eijle§, bie ©eBctäer'^orungen unb 
,bie Umgestaltung urib ©rhcuctung. ber aBett burc^ ben ©CauBen 
on, ben ©efreugigten, baS finb SBunber, bie bem ^uge be§ ®tau= 
Bens grÖfer erfd>einen muffen, als Äranfen^cilungen unb Sobten= 
erroetfungen. 



§. 266. 

©IC otbentU^e SBirffamfcit beö l^cil. ©ciftcö- 
bcfte^t in ber ^Incignüng bcö <§ciB bur^ bie ©nobcnmiftet 
(SBort unb @aframcnt). ©ie 5(rt unb SBetfe btcfer 5ln=^ 
eignung l^eift bie f>eiT§otbttttttC| ober Der fleilÖWcg» @ie 
gef^iel^t baburd^V baf ,,bcrl)ei(. ®eift unö bur'd^ bag 
@öangetium beruft, mit feinen ®a6en erleu^tet; 
im redeten ©Tauben l^ettigt unb erl^ält." 

§.267: 

©ie JÖeruftttig ifl bie Älabung, ffc^ burc^ ^l^rijium 
mit ©Ott »erfb^nen iu lajfen unb Ä^ eil ju nei^men an ber 
^crrlic^feit beS burd^i^n gejli^eten ©otteörcid^eö ^). 0ie 
gcft^iel^t „burc^ bag-^oangetium" (b. i. bie fro^e S5pt= 
f(^aft in ©otteö 2Bort, baf in (S^rifto eine öoHfommene 
@rlöfung für bcn @ünbcr bereitet ijl) , fei eö nun, baf e^ 
gclcfen^) ober geprcbigt^) n)erbe. ^^ Ser birecten iBerufung 
burd^ bag ©üängclium ge^t bie öorlaufenbe SBirffamfeit 
beö ©eifleö t)orau§, bie baö^^erj willig unb em:pfängtid^ 
mad^t für bie SBerufung. Siefe geft^iel^t- burc^ mannigfache 
Sü^rungen unb ©^icfungen beö Sebenö*), öorneljmlic^ ober 
burc^ baö göttliche ® efe^, burc!^ njelc^eö ber ^eil. ®eift in 
unö ^rfenntnif ber @ünbe unb ©ebnfuc^t na(^ ^rtöfuna 
wirft (§. 144). 

0^sBgt.;bic Beiben ®lei£^ntjTe £uf. 14, 16 ff. unb fWatt^, 22, 
1 — 14. 3ÄottI;.: 11, 28—30: Äommt ^er ju SKir 5tae', bie i^r 



144 vSJom ^i^iffß^f« ®^tt^«ti i 

mö^fctig unb Ma&cn,fctb, Sj3^ Witt cU(§ e^qufd^en u. f. tp. — Sef. 
55, 1: SQSo'^lan^^Uc, btc t^r bwjltg feib, kommet J^eru. f. w... 

2) 3o]^. 5^ 39: @u0et in bec ®#tft/ b«ntti§t memeV.t§t,^abt 
baS erotge SeBen bot:innen, unb ftc ijit'cS, bte oon ÜÄir seügct. 

; 3) 2. Jeor. 5, 19, 20: @ott i^aVuntct unS aufgerichtet boS 

SBort üon bcr SSetfoönung.. @o (tnb wir berin nun.SBotf^^^ an 

e^rijli <Biatt, benn @ott ocrmal^ncf burd^-ttnSifo Bitten toic -nun 

an e^rifli Statt: gafifet euci^ üecfo^nen mit ©ott. — Sftom. 10, 

-17 (§.264). 

^) fRom.% 4: SBeift bu n'ic^t, baf bid5 @ottc§v®üte juc SBu^e 
Xfiitct^ — Sef. 2S, 19: £)ie Slnfed^tuna lelref auf baö SBort mer= 
fen. — Scf. 26, I6:>|)@rc, wenn Srubfäi ba ijt tc. (§. 113, 3). 

§•268. 

Sa ®ott will, t>a^ alle ÜRcnfc^cn fcitg werben^), unb 
tl^rijlug aud^ jur SSerfo^nung ber gönnen SBctt geworben 
x^% fo ^at #r geboten/ baS@üarigrtiumoltcr\^reotur 
jii prcbtgcn ^). Sßenn benno^ bie Berufung öh fo üiele 
Reiben nic&t gelangt tjj ,^ fo tft bteö bec ß^rijlenl^ctt fd^wece 
@^ulb unb ©erfäumntfl gegen bU '^dtxn auöbrüiJlicJ^en 
Befehl, namltd^ SWangel on SWifItonöeifer unb SKtfjton^= 
gebet*), dagegen mögen tütt t)on bec ®nabe unb, 2öetö= 
|ett ®otte§ l^ofen, baf @c alle Steiemgen, ju roel^en bte 
Berufung in biefem Sebcn ol)nc i|re ©d^ulb nic^t ge= 
langt t|t, aud^ auf anbete SBeife jum ©erid^t (fei e6 nun 
ber @eligfett ober ber ^erbammntf nac^ tl^rer eignen SBa^l) 
reif ju mad^en njiffe unb reif ntad^en werbe; bef(|etben 
un6 aber, feine ©nabenwege jenfeit^ biefer Seitttd^feit nicjt 
^u fennen, unb fd^ulbtgen utt§ fetbft nid^tSbe|ioweftiger un= 
ferer ©Icic^gültigfeit unb ^al^rläfftgfeit: am ^eiligen Sßerf e 
ber SWifftott. 

^) ^ef. 33, 11: (So rool^r ic^ leBe, fprid^t ber /§@rr ic. 

(§. 145). — 2.^etr. 3, 9: 35er |)@rr l^ttt ©ebulb mit ung unb 

ttJttt ni^t, ,ba^ Semanb oertoren nierbe, fonbern baf jtd&;Seber= 

mann gurSBu^e fe'^re. — 1. SSim: 2, 4:-SBeti^er »ttI,:bo^ aUcn 

, SKenfd^cn gel^otfctt werbe unb. SlUc jur ©cfenntmp ber SBa^r&eit 

■fornmen. ■'.:^- "-," -.-:;'.'.■- ■.'.'-:■■"'''■ 

^) 1. So'^. 2, 2: SerfetBige ifi bie iBerf6|^hun9 für unfere Sun= 

ben, nic^t öttein aBer für bie unferigcn, fonbern au d^'.für ber 

ganzen SBclt. 

^) 5Äarf. 16, 15: ©el^et O^in m dtte- IBelt unb prebiget bag 
SoangcUum aller J?reatur. — Ttatt^. 28, 19; 



SSon bet ^n^tgnung bc§ ^dX$. 145 

' *) Mati^. 9, 37. 38: Sie gcnte {jt gtof, aUv toentge finb ber 
^rBetfer. ®ai:um bittet ben ^@rm ber ®:nfe, baf Sr StrBettet in 
feine @rntc fenbc. — ^attf). 5, 10: Sein Sfteid^ fommel 

§. 269. 

5lber nic^t 3ltte, bie berufen ftnb, folgen bem SRufe^), 
fonbern SStcle ocrat^tcn benfclben (»gt; Suf. 14, 18—20), 
Derl^ärtcn jtd^ gegen bie ®nabc, bte t^nen bargeboten wirb, 
unb fallen bem geredeten ©erteilt ber SSerbammmf anf^tim^). 
£lie Urfac^c t|rer SScrttierfuttg ift alfo nid^t ein unbe= 
btngter Stat^fc^luf ©otteg^), fonbern attetn ber Unglaube 
beä'SWenfc^cn, ber ben Siatl) (Botte^ §u feiner @eligfelt oer= 
njirft*). S)agegen ift ober aud^ bte Urfad^e unferer ®r= 
Wallung nidpfunfer SSerbtenfl ober unfere größere SBär= 
bigfeit, fonbgn allein ©otteö ®nabe in e^rijlo^). SBir 
tnüjfen freili^ bie bargebotenc ®nabe annehmen unb ju 
unferm ^eil benu^en, aber ta^ tjl ebenfo wenig ein §8er= 
bienft, alf «jenn ber töbtlid^ ^ranfe bie bargebotene ?(rj= 
nel nimmt, bie it)n gefunb mad^t, ober wenn ber SSer^un= 
gernbe bog S5rot, ta^ i^n t)om ^ungertobe errettet, nimmt 
unb if t. 

^)'\sstatt^. 20,. 16: 2«ere finb Berufen, SBentge ftnb auöerroa^tt. 

'^) So^. 3, 36: SBer an ben ®of>n glauBet, ber ^at i)a& ewige 
SeBen? wer bem ©o^n nii^t ^ilavhet, ber wirb baS SeBen ni^t 
feigen, fonbern ber 3orn @ottc§ BleiBet üBer i^m. 

3) ^ef. 33, 11 3 2.^etr. 3, 9^ l.Äim. 3, 4? ügt. Bei §. 268, 1. 

^) ajlatt^. 23, 37: Serufatem! Serufateml bit bu tobtejl bie 
^vop^eün, i>k ju bir gefanbt jinb, — wie oft ^oBe Sc^ beine Äin= 
ber ocrfämmetn rooUen, wie eine ^enne oerfammett i^re Äuglein 
«nter i'^re flöget, unb i^r l^aBt ni^t gewoUt. 

^), So'^. 15, 16: S^r ^aBt m<^ nic^t erwartet, fonbern Sc^ 
l^aBe cud^ erwartet. — (gp^. 1, 4. 5: SBie (gr unS benn erwartet 
'i)at burt^ ßl^rijlum, el^e ber SBett ©runb gelegt wor, \>a^ wir fotl= 
ten fein 'Zeitig unb un|traf(ic^ üor i^m in ber 8ieBe unb 1)at un§ 
oerorbnet jur Äinbfc^aft gegen 3^n burd^ Sefum ß^rijlum, na^ 
bem SKo^tgefaffen feineS SSSittenS. — 0i6m. 9, 16: ®o liegt cö 
nun ni^t an Semanbe§ SBollen ober Saufen, fonbern an ®otte§ 
SrBarmen. — ^p'p. 2, 8: Senn au§ ©naben feib i^r felig wor= 
tien unb baffelBe nic^t auö eut^, @otteg @aBe ijl eS. 

^ttm. Sm Kampfe gegen bie Srrte^rc bei g)etagiu6 (§. 189, 
^nm. 4) cntwi^elte juerjt SluguftinuS bie Ztf)tc oon ber aB = 
folutcn^^rdbejtination. @r meinte, ba otte SOlenfc^en oon 

JJur#, <5^t. 9ieKgion«re^i:e. 6. STufl. 10 



146 SSömd[)riftU(^cn ©laufen. 

', 5Ratut gleiii^ untüchtig jum ©utcn feien, unb.bie @rfa"^run9 lel^re^ 
b ofi einige SKenfc^en ftd& Bef ehrten, unb ' anbete nic^t/foföttttc 
ber ©runb ber ßrwäl^Iung ober SSetiüerfung nid^t im SKenfc^en 
felBjt, fonbern er möjfe in einem ewigen JRatl^fd^lujfc @otteS lie= 
gen (decretum absolutuni). Qlße !lKcn[c|en bcfänben fi^ oon 
9Jatur in oöHig gleichem SSerberBen unb in . gleitet SJerbammnif. 
3Jun |)aBe ©Ott öon ©wigfcit ]^er, o^nc aUe SiucEftc^t-auf ben 
eignen SBtttcn ber SÖlcnf^en (ber ja Bei ^Hem gteii^ untüd^tig 
iura ©Uten fei), — juc SSer]^crrK{3^ung feiner freien ©nabc einige 
SWenfd^en jur ©eligf eit in ©l^rijlo. erwd^tt (gratia irresistibilis), 
' bic anbern oBer Sitte jur SSer^errlic^ung feiner ©ere^tigfeit in 
ber il^nen geBul^renbenv geredeten ißerbammnifjulaffen Bef^tof- 
fen. SBf^on biefe ßcl^re- eine ^dt lang burd^ ^ugü|lin'§ Slnfel^en- 
iird^Ii^e ©eltung Be|)au:ptete, njurbe fte boc^ aUmdtig unb un= 
ocrmerf t burc^ ben ©cmipclagianiSmuS üerbrangt. Sm Äam^jfc 
gegen ben ju feiner Seit in ber r6mif(j^en Äirc^e augfc^Ue^ticJ^ 
^errfc^enbcn ©emipetagtaniSmugoert^eibigtc Sutl^ er anfangs auc^ 
: bic Sluguftinifc^e Se'^re öon ber aBfoIuten ^rdbcjtination, fam 
oBer fpdter baoön gurucB. ®ie 2ut^erif<|e Äirc^ie oertoiarf 
biefe ie|tBegeic5netc Seigre ganj entfd^ieben. 6atoin bagegen 
;. üert^eibigte fic in i^rer ganjen «Schroffheit, ja fleigerte'fie noc^,, 
unb bur^ feinen ©nfCu^ ijt fiejurref ormirten Äitd^ entehre 
geworben. Slucb inner^alB be§ Äat^oUciSmuS erneuerte ft(j& ^xt 
5luguftinifd^e^rdbejlination§le]^re im SanfeniSmuS (6orneliu& 
Sonfen f 1638), ber f\^ ein Sa^rlfjunbett lang mit grofer J;raft 
BefonbetS in ^ranfreic^ l^iclt 



§.270. 

SBcnn ber SJlerifd^ bcm Sflufc ht^ \)z\\. ©ciftcö Squ^^ 
unb Ü^ren md^t öcrft^ltc^t, fo n)trb er „mit ben ® ab c.n 
ttf) l^etl. ©etficö crlcud^tet" ju einer lebenbigcn @r- 
fcnntnif beö eignen @tenbe§ unb ber ®nabe %hiit^ in 
@l^rijlo Scfu^). Sic Erleuchtung 9efd)icl^t burd^ baö 
SBort ®otteö^), fei cö, bö^ eö gelefen, getel^rt ober ge» 
prebigt, werbe; aber bo^ ba§. 3Bort ©otteö fid^ fräftig cr= 
xüeij! on bem .^crjen beö @ünber§, unb auMd^tet, n>05U 
eö gefanbt x% ^<^i i|t bie Äraft unb ®abe beö ^eil. ©ei- 
ltet. Jßgt. §. 309. 

^) e^^. 5/ 14: ^<x^t auf, ber bu f^ldfjt, unb ftel^e auf oon. 
ben 5£obten, fo [wirb Vv^ ©^riftug erleud^ten. — ®p]^. 5, 8: 
S^r wäret weilanb ginjlernif, nun aBer feib il^r ein 2tc§t in bem 
|>errn. — ep:^. 1, .17, 18: ©ott geBe eud^ ben ©eift öer SBeiö- 
'i^txt unb ber SffenBarung ju feiner fetBft grfcnntnif unb erUut|)=- 



aSott ber ^Ineigttuttä be§ ,^ett§. 147 

tcte klugen eures aScrjtanbntffe§, baf tl^r crfcnnen moget, 
weltä^eS ba fetbic>g)offnun9 eures SSerufeS unb weicher ba fei ber 
Sfletd^tl^um feines 'lierrltc^cn ^BeS an feinen <!& eiligen, unb wel^c 
ba fei bte u&erfc^tt)ttn9licöe@röfe fetner ^ra^ an uns. 

2) Pf. 119, 105: ^m SBort ijt meines ^ufeS fieuc^te unb ein 
Sic^t auf meinem SQSege. 

§.271. 

SBcnn n)tr bie burd^ btc ©rleut^tung UroitUt @rfcnnt= 
nig unfcreö @(enbeö unb bcc ®nabc ®ottc§ ntd^t Hoö al§ 
tobtet SBtffcn tn bcn SScrftanb ober ba^ ©ebäd^tmfl, fon= 
t>em mlmzi)x aU UUnh'iQt dtUnntni^ |tn unfcr ^erj auf= 
tic^^mcn^), fo wirft bcr ^eU. ®ctft burd^ ftc bte fSth^tnnq* 
3ur IBefcl^rung gehört aber jwcterlet: ?lbfe^r »on ber 
©önbe ober S5u|e unb 3ufe|r §u ®ott ober ©lauBe; 

^) Saf. 1, 22: @eib aBer Später beS SOSorteS unb ni^t J^brer 
allein, bamit i^r eu(§ felttjt Betrüget. SJgt. no^ SSS. 23—25. — 
fUlatt^. 7, 24—28. 2uf. 11, 28: ©elig jtnb, bit ©otteS S35ort 
l^ören unb Bertja|)ren. 

§.272. 

^tc SStt#c bewirft ber ^eil ®etjl »orjugö«)eife|»cr= 
mitteljl be§ ©efe^eö, inbem baJTetbc un6 fowol^l unfcr c 
©ünbl^aftigfßtt unb Untüd^tigfcit, öB aut^ ®ottc^ ®ercd^= 
tigfctt unb \f)etK9fett tjorl^alt} baneben ober, aud^ öcrmit» 
teljl bcö ©oangettumg bur^) bie Sßerfünbtgung ber- Siebe 
@ottcö in 6l^ri|lo, bie \>a^ ®en)id^t unb bie Siefe unterer 
©ünbe unb unfereö ©lenbeö erji red^t betöortreten lap^). 
3ur redeten SSufe geprt ober breierlei: 1) iSrfenntnif 
unb S5e!cnntnif ber @ünbe aU @ünbe, b. ^. at6 flu^wür« 
bige Empörung gegen ®ott^); 2) l^er^tid^e SReue über tie= 
felbtge, tie aber nic^t barin befielet, ha^ man fid^ bie un= 
ongenel^men folgen ber @ünbe leib fein lä^t, fonbem 
barin, baf man Seib trägt über bie @ünbe fetbft, jte 
an ftd^ f)a^t unb »erabfd^eut^), unb 3) ©el^nfud^t nad^ 
©nobe unb SSergebung ber ©ünbe*) (ni^t gotttofe §Ber= 
jweiflung). ©iefe @el^nfud^t ijl gugleid^ bie S5rüdfe gnji= 
f^en S5uf e unb ©lauben. 

^) Sftom. 2, 4: SBeift t)U nic^t, baf bid^ ©otteS ©iite jur S3uf c 
leitet? 

10* 



148 SJöm ^njlU^ctt ©Tauben. 

*) S«r. 3, 13: erfenne betitc SKiffcf^at, ba^ bu h)iber ben 
^^rti, bcinen @ott, gcfönbißt ^a^.— f\: 51, 5. 6: SdÖ erfenne 
tnctne SlRtffet^at un& meine @ünbc tjt immer oor mir. Mn S)ir 
ottcttt l^abe id^ gefühbigt unb übet obr Sir getl^an. 

')2. Äor. 7, 10: Sic gottttii^e Sraurigfcit roirfet gur 
©eligfeit eine 9lcuc, bic ^Ricmanb gereuet: "bie Sraurigfeit ber 
lädt aBcr wirfet ben Sob. 

"*) ^Pq\^- 16a 30: ,8ieBe Ferren, »aS fott i^ t^un, ba^ ic^ 
fclig werbe? — ^f. 51, 3. 4: ®ott, fei mir gnobig nac^ beiner 
@üte unb tilge meine ©iinben naä) beiner großen JBarml^erjigfett. 
SSBofc^e mid^ ro6f)l üon meiner aRiffet^aty unb reinige mi^ oon 
meiner @unbc. as§. 11 — 14; SJerbirg bein 5tnttt|. oon meinen 
@ünbcn unb titge aUe meine fOliffet^at. ©d^affe in mir, @ott, ein 
reine^ ^crj unb gieb mir einen 'neuen geiüiffen @eijl. SJerwirf mic& 
ttic^t üott beinern SCngeftd^t unb nimm betnen "^eit, ®eijl ni^t oon 
mir; - SSröjte mid^ roieber mit beiner J&ötfe unb ber freubige @etft 
enf^atte mid^.. , 

•2lnm, Sögt, bk gottlid^c Sraurigfeit beö^etruä unb bu ung6tt= 
lii^e ffiraurigfeit beö Subag (SRott]^. 26, 75? 27, 5). 

§.273. 

©en ®Unhtn (§..264) Utohtt ber |eU. ®etjl »er- 
mtttcljl bcö ©öangcUumö, tnbem baffclbe ünö auf ben 
©rlöfet aüi allem @lcnb ber ©ünbe l)tnn)ettt. 5lud^ jum 
redeten, leBenbtgen ©tauben Qc^ört breterlct:, 1) ©rfenntmf 
ber ®nabc ©otteö in ß^rijto, bie, n>enn jtc red^ter to t|l, 
ni^t oj^nc 25etfatt unb 3ut)erjtcl^f tfl^)i 2) ha^ üertrauungö» 
»oiffe ^inge^en ju 6^rif£o, um ®nabe ^u Idolen (alfo flet= 
figcr ©cbrauci^ ber »on il^m »crorbneten '^nabenmtttcl: 
SBort unb ©aframent)^), unb enbttd^ 3) n^tHtge unb bani» 
bare Slnnal^me ber bargebotenen, fott)te gewDtfenl^after ®e= 
braud^ ber empfangenen ®nabe ju einem frommen d^rijiti= 
c^en Scben^). 

-^ebr. 11, 1: gs ijl aber ber ^iauhe eine gewiffe 3uöer= 
ftd^t tc. (§. 147, 1.) — üRatt^. 8, 2: ^grr, fo Su »ittjt, fannjl 
Su mid^ njol^t reinigen. 

^) ^ebr. 4, 16: Saffet ung l^injutreten mit greubigfeit ju bem 
©nabenjtul^t, auf ba^ wir SSarm^erjigfeit empfangen unb ®nabe 
ftnben, auf bie 3eit, wenn uns ^ittfc not^ fein wirb. 

*) Saf. 2, 17: Sltfo auc^ ber mav.'be, menn er ni(§t SBerfe l^at, 
ijt er tobt in i^m fetber. — SWatt^. 7, 16: Sin i^rcn ^ritd^ten 
fottt t^r fte erfennen. — SSgt. ba& ©teid^nif t>on ben anoertröuten 
^funben. SRatt^. 25, 44 ff. ' 



SBon ber ^tteignung bcö ^iiU. 149 

Sfnm. S)cr ©iauBe cmpföngt bie @nabe öont '^eil. Mti^ in 
ben ©nabenmütetn. ©urc^ jte wirb ber ©loubtgc in btc ®e= 
■ mctnfd^aft be§ SobeS unb ics JJeBeng ©^rijlt dnßcpfiatiät 'unb 
barin jtettg er]^attcn unb feefe^ltgt. Sie ©npftanjung fel^b^ ge^ 
fc^iei^t burdö bie SBiebergeburt in bet S£aufcj bie ^etigc (Stf^aU 
tung unb Erneuerung ber boburd^ gewonnenen ©emeinfd^oft ge= 
fd^ie'^t bur^ bie übrigen (Snabenmittet: SBort ©otteS, ©ebet unb 
Slßenbma!|)l (t)g(. ben 5l6f^nitt oon ben ©nabenmitteln). 



§.274. 

SBcnn fid^ ber @änber ^cttößcgtertg ^u @ott wen» 
bct, fo mcnbct fic^ quc^ @ott ^ellf^jcnbcnb gu il^m. S)cr 
S5efc^run.q burc^ S3u^c unb ®,Uube »on @citcn bcö 
@ünDcrö folgt bie S5egnabi(jung burrf) Stc^tfertigwtig 
unb -ficUi^Miig i)on ©citeh ©otteö. ^ S)tc SfJcditfcrttaung 
tf! btc Wretf:prc4)ung ton ber ©träfe, bie Heiligung tft bie 
(irncuerung bcö ganzen Sebcnö, — jene iffc ouf d^riftt &ei= 
ben unb @f erben, biefe auf feine ^luferjlel^ung unb @rt)o= 
i^ung prücf§ufüt)'ren. 

§.275. 

Sie Slc^tferttguna bejle^t bortn, ba| ber l^eil. ®ti^ 
„allen ©laubigen in ber ^l^rijlenl^eit tägli(|) alle 
@unbe reit^Ud^ öcrgiebt", weil ®ott i^nen 6^riftt 
sßerbienfl unb ©erct^tigfctt gured^net, fie um beönjiUtn 
t)on oller @d^ulb unb ©träfe ber @ünbe frcif:prt^t unb 
für geredet unb S^m angenel^m erflärt^). S>ieiRc4t= 
fertigung gefd^iel^t alfo ol^ne all unfcr guttun unb 
ol^neatXeö §ß erbten ft ber Söcrfe, aud^ nic^t umunfer«^ 
©lauben^ n>;illen, fonbcrn allein au6 ©naben um 
(E^riili »illen, aber wt^l burd^ ben ©lauben, ber 
ba§ bargebotene 9Serbienil ß^rijli ergreift unb fid^ ^n= 
eignet*). 

') fücm. 8, 33. 34 (§. 256). — Epl^. 1, 6: Bu 2obc feiner 
l^errlic^ch ©nabe, burd^ wel^e @r uns angenehm gemalt 1i)at 
in bem ©etiebten. — Stbm. 5, 1: Sinn wir bmn ftnb gerecht 
geworben burd^ ben ©laufen, fo l^afecn wir ^rieben mit ©ott, buri^ 
unfern^grrn Sefum e^rift. — @al. 3, 26: ®cnn i^r feib «ttlle 
Äinbcr ©otteS, burc^ ben ©laufen an ß^rijlumSefum. 

^) Sdom. 3, 23: 2Bir werben ol>ne SSerbicnit geregt, ou§ 
feiner ©nabe, burd^ bie grtofung, fo in Si^riilo Sefu gcfc^c^^en 



150 ^ont; d^rtjlK(^ett (StauJ)en. 

tjl. as§.28: @o l^atten w'ir e§ nun/ baf b et SÄcnft^ gerecht iüerÖc 
ol^ne beS'@cfe|cS SBcrf c. >-^ 31 6m. 4, 5: ®cm afeet/ bct ni(^t 
mit SBerfen umgel^ct/ gtaufcet afeer on S)cn, ber bte ©ottlofen Qt= 
veä)t ma^tf itm wirb fein ©tauBe gerechnet jur @crc^ = 
ttgf eit. -r ®at. 3, 11: ©af aBer burd^'g @efe| SJiemanb geregt 
wirb oor ©Ott, ijt offenBör, bcnn b'er ©eced^te löirb feines 
©tauBenS tcbcn. 

21 nm. SWit bicfer Surec^nung bcs SJccbienfleö 6^njli .oerl^ott eS 
ftd^, wie mit bei: ^ured^nung ber ©c^ulb SlbamS. St 6 m. 5, 18. 
19 (§. 198 3lnm.2); 2Bie bk ©t^ulb Slbamö oermittetjl bcr na- 
turli^ctt Beugung auf uns übergegangen ift, fo ge'^t auc^ auf 
%tte, bie ba glauben, ocrmittctjl einer geijlUd^en Beugung (So|>. 
1, 13 j Saf. 1, 18? 1. ^etr. 1, 23'^ ogl. §.331) ß^riili '@erc(|= 
tigfett über. SBebcr SlbamS !@c^utb, no^ ©frijli ©ered^tigfeit 
ift für uns eine frembe, fonbern unS roirfli.c^ ju eigen ge= 
njorben, jene in ber leibUd^en ©eburt,' biefe in ber SBiebergeburt, 
unb jttjar beibeS o'^ne unfer^ut^un? erjtereSaud^ ol^ne un= 
fern SQSt den, XegtereS aber nur mit unferm SBiUen, weit §ier 
fd^on unfer fetbjljiänbiger, perfontid^er IBiUe tJor'^anben war, bort 
aber nod^ nid^t, fonbern erft borgefleHt würbe. 

§■ 276. 

@ö ift fctnc ©unbe fo gering unb unbebcutenb, 
ba§ fie m§t ber SSergebung bebürfite} c6 ift aber a\xä) 
fctne @önbe fo grof unb fd^wer, bo^ jte ntd^t; um 
ß^rtftt Witten (natürKc^ unter ber S3ebtngung ber JBufc 
unb ht$ @Iaubcn^) üergeben werben f önnte ^). SQBer aber 
bte frofirctd^e Seigre öon ber 0lcd^tfertigung auf S]iJutl^ = 
wtUcn jtel^en n>ottte, ber forbert freöe(|aft ®otteS gere^= 
fe§ ©ertd^t ber SSerbammmf j^erauö r^) unb mad^t ftd^fetbft 
burd^ SSerl^ärtung feinet @tnne§ unfä|tg, ber IRed^tferttgung 
t]^ctt|afttg ^u werben^). \ ' 

*) Sef.l, 18: SBenn eure «Sünbc gleich blutrot^ ift, foC ftc bbc^ 
fd^nceweif werben^ wenn f[e gteic^ ijl, wie Sfiojtnfarbc, fo fott fte 
bod^ toit SBolle Werben. 

=0 @al. 6, 7: Srret eud^ nid^t, ©Ott lapt jtd^ nic^t fpotten. 
(§.133.) , , - 

3) ^ebr. 10, 26. 27: Senn fo wir mutl^witUg funbigen, 
nad|bem wir bie ©rfenntnif ber SBal^rl^eit empfangen ]^abcrt> i^aben 
wir f6rber fein onbereS Spfer mel^r für bie @önbe, fonbern ein 
fc^reätic^eS SBarten beS ©erid^teS unb beS ^euereiferS, ber bie 2Bi= 
berwdrtigen öerje'^ren wirb. 



SSott bcr Sttteiättung be§ ^eU§. 151 

■■, ;_§.;277.-- 

Dl^nc unfern Sßittcn fönnen wir ntd^t in ten @tanb 
\>tx Sftcd^tfertigung gelöngen, ol^ne unfern SBittcn fönnen 
wir au (| nid^t darinnen bleiben. 61 iffc nid^t unfer 
§ßerbicnjt, , wenn n)ir im ©tanbe ber SRcd^tfcrtiäung brei= 
bcttj aber eö ijl unfer c @|)ulb, njenn mt bcjfelben öer= 
luftig werben. 3Bir gelten aber burc^ eigne @(^ulb ber 
%(i^tfertigung öerlujiig, voenn »ir, in n)eltlitl|e Suft ober 
iSprge öcrfurifen^), , in ber SBufe nod^lafen, im ©tauben 
«rfalten unb ben ©ebraudp ber ©nabenmtttel öernod^läf= 
ftgen^). ©er Stttdweg %nm ©nabcittlpron ftel^t ^toat fo 
lange ofen^), aU ber SJienfd^ nocl^ ju ^erjlid^er Bupe unb 
erneuertem ©lauben fä^ig i|l, njirb aber mit iebem neuen 
tlbfall fd^n)ieriger*) unb i^ unmöglid^,, wenn bie ganje 
^üllc ber gbttU^en ®nabe i^m ju S^eil geworben ijl unb 
er fic^ bo(!^ baburtj^ üom 5lbfatt nid^t ^at jurücf^alten 
laffcn^). 

') Mattf). 13, 22: 25er abit unter bk ©ornen gefaet ifl, bit' 
fer tjl, ber baS SBort i^öret', unb bte ©orge btefer SBcIt unb 
bex betrug beg Sici^f^umS evfti^et i>a$ SKort unb bleibet 
ol^ne ^ruc^t. 

2) So"^. 15, 6: aSer ntd^t in mir Bleibt, ber ttJtrb njeggetoorfen 
ioie eine Sftebe unb oerborret. 

') Dffb. 2, 4. 5: S^ l^a6e wiber bi(^, ba^ bu bie erjle SieBe 
üerläifejl. ©ebenCe, raooon b\x gefatten btjit, unb f^ue SBufe unb 
tbue bie erjten SBerfe. — .|)eBr. 4, 16: 2affet unS binswtreten 
mit tc. (§. 273.) 

*) 2. gJetr. 2, 20: Senn fo |tc entfloben jtnb bem Unflatb ber 
SBelt bur(b bie ©rfenntnif beg .^®crn unb ^eitanbcg Sefu 6^rifti, 
toerben aBer wieberum in benfelBigen geflotbten unb überrounben, 
iil mit ibnen ba§ 8e§te ärger geworben ak ba§ Srfte. 

^) <^eBr.' 6, 4— 6: Senn-eö ift unmogli(^, baf 35ie, fo einmat 
erleuclitet finb unb gefc^me^t baBen bie bimmlifc^e ©aBe unb tbeit= 
baftig geworben ftnb be§ ^tHxQiti (3ti^c§ unb gefcbmecft ^aUn bci€ 
gutige SBort ©otteg unb bte Ärofte ber ju^ünftigen SBeft, wo fie 
aB fallen unb ra'ieberum ibnen fetBftben <Sobn ©otteö freudigen unb 
für (Spott bellten, baf fie füllten Wieber erneuert werben gur SSufc. 

: §.278. 

Bie ©cwipcit linfercr Slc^tfctttgung grünbet M 
auf ba§ t^eitre sßcrbienjl e^rijli, auf baö flare SBort ®ot= 



152 SSom d^tipd|en ©rauben. 

teg in l^ciUgcr @tl^ttft, bog fold^eö SScrbürifl un6. gufprtd^t, 
unb auf baö 3 eu gnif b,cö l^dltgcn ©ctfteö inunfetm^cr» 
gcn^), Öet: eö in «n§ »erjiecjclt, ba^ baö ^erbicnfl 6^rijii 
un§ nJtrflid) ju «gen geworben ift, baburd^ .ba| @r pt)cr= 
ftcJ^tttd^e^teubigMt bc§ ©toübcn^^), finblid^eS SScrttouen 
5ur ®nabe ®otte§^) «nb feltge ©creifl^cit ber ^Bctföl^nun^ 
«nb ©emeinfd^öft mit ® Ott*) in «nö ibtrft. Sn foI(^er 
®cn?if l^eit fönnen mv aUcn ^Infec^tungen bc6 Bweifelö nnt 
beö ScufeB getrojl unb beö ©iegeg gewif entgegentreten^ 
unb bie äxaft bc§ SSefenntniffcS: „?s^ ^taüht an eine 
SSergebung ber @unben"^), wirb ^d& oB eine ®öfte§= 
fraft 6en)äl^rcii. 

1. Äor. 3, 12: SBir l^aBen nt^t empfongen ben (Setil ber 
SSett, fonbern bcn ©eifl an& ®ott, ba| iDtrwtjfett fönnen, wa^ 
" un§ oon @ßtt gegeben tjl. — JRont. 8, 16: SDerfclBige @cijl gieU 
Seugnif «nfermöctftc, baf rott ®otte§ ^Rtnber ftnb. 

^) 2. S£tm. 1/ 12: Sc| iceif, an tt)en i^ QimU linb Bin ge^ 
ttjif, baf ®r mit fann meine Seitogc Bewa'^ren WS on jenen Sag. 

^) JRoiri. 8/ 15: Sl^r l^abt nt(3^t einen fnec^tif^en ©cifl empfan- 
gen, bttf il^r eud^ aBermat formten mußtet, fonbern t^r |oBt einen 
finblid^cn ©eift empfongcn, burc^ wellten wir rufen: SlBBa, KcBer 
f8atnl 

*) Sdom. 4, 7: ©cUg finb £)ie, wetd^en i^re Ungered^tigfeitcn 
öcrgcBen finb, feiig ifl ber 9Ronn,/tt)'el(Jöem ©oft feine (©unbe ju= 
rennet.— JRöm. 5, 1: 9?un wir benn jtnb gerecht werben bür6rc. 
(f 275, 1.) . 

^) Sflom. 8, 35.37—39: SBer wiU un6 fcbeiben oon ber 2icBe tc. 
(§. 34.) 



§.279. 

@tn burd^ bie Sted^tfertigung öuö Öcm ©laufen an 
ßl^riftum mit ®ott ücrfol^ntcö ^erj ifl ber SSoben, au^ 
tt)cld^em afletn/^) bie Heiligung ober bie Erneuerung beö 
gangen fiebenö unb SBanbelö jüm Sßo^^lgefonen ©otteö, be§ 
SSoterö, nod^ bem SSorbilbe 6l^rtt!i unb burc^ ben 93ei= 
ilanb beö l^eil. ©eifleg j^eröorwöd^jfen fann^). ^enn el^e 
ein neueg ©eböube oufgefü^rt n?erben !ann, mu^ »orerfl 
ber ©d^utt unb 2Buft beö ölten ^inweggcfd^öfft fein. 5lber 
mt bie SRed^tfertigung bie notl^wenbige SScbingung unb 



SSon bpr ^tnetgnunö bc§ -Ijetlö. 153 

SSorauöfc^ung bcr ^eUtgung ifl> fo tji btc ^ciUöung aud() 
feie not^wcnbtgc^rud^t ber Stcd^tferttgung, beren SEBol|r= 
l^afttgf cit unb ^ ^a^^atü^ldt 1i§ in i encr bewährt ^). 

1) Sftöm. 14, 23: SQSai.m^t auS bem ©UuBen Qtf)et, ta^ tjl 
(©iinbe._ 

2) 2;'Äor. 5, 17.18: Sit Semanb in &)xi^ß, fo ijl er eine neue 
^rcatÜt; ba§ Sitte tft »ergangen, ficl^e, eö ijj StHeö neu geworben. 
3l6cr ba§ .5ltle§ üon ©Ott, ber unS mit S^m felber oerföljnet 
1)at burd& Scfum ßl^rtflum. 

^) SKattl). 7, 16: 2ln i^ren ^ritc^ten foflt i^r fte ernennen u. 

5lnni. Saraug ergteBt ftc^ aucp baS rechte SSerf)altnif öon ©lau= 
Ben iinb SBBcrfcn. SJic^t bic 5IBerfe maÄen fcUg, au^ nit^t 
b'er ©lauBe. unb bte 5Berfe, fonbern attctit ber ©laube, 
aBer nur ber leBenbige ©lauBe, ber nic^t ot)ne SSettid'^rung in 
SBerfen fein fann. Saf. 2, 17: Sllfo auä) ber ©lauBe jc. 
(§. 273, 3.) 

§. 280. 

3Bie bie IRcditfcrtigung ^rf) auf boöißcrbicnft bcö Sp= 
be§ ßl^rifti, fo grünbcf fic^ bte Heiligung auf bic 
Äraft tu ScbenS (S^rifii; beffen ftegenbe püe ftd^ 
»ornel^mlid^ in feiner 5lufcrjlel^ung Bemä^rtc. S5te ^e= 
bingung ber 3lneignung öon @etten be§ SWenfdyen fijl 
i^icr n)ie i)ort ber ©laube. ©er l^cit. ®ei^ bcttJttft näm» 
lid^ bie «l^ciligung babur0, ha^ ^r bem glöubigen 6l^ri= 
ften, ber Durd^. Die SBicbergeburt in bie inniofte Scbcnö» 
gemeirifd^aft mit 6l^rij!o eingetreten ift, t>k ^vajt be^ neuen 
Sebenö, wcld^eö (Ibi^ijluS in feiner 5luferjleta9 erfun= 
bcn unb anö Sic^t gebrad^t J^at (§. 248), mittbeilt unb p 
eigen giebt. 

^of). 15, 5: S^ bin. ber aBeinjtocf, i^v feib bie JReBen. SBer in 
ÜJlir Bleibet unb Sö^ in i^m, ber Bringet »iete §ruc^t, bcnn oi^ne 
3Jli(3^ f önnt i^r nichts f^un. 

3lnni. S)en notptoenbiigett «nb njcfentlt^en Sttfamitten^attg 

unfeter ^eitigung mit ber 3luferile^,ung gl^rijli fann 
man fic^. auf fotgenbe 2Bcife gur Slnfi^auung Bringen: SJieweit 
ber gange DrganiSmuS bes SRenfc^cngefc^Iec^teg in alten feinen 
©Hebern bom Äranf^eitSftoff ber ©finbe ganj unb gar buxä)- 
brungen unb »ergiftet njar, fo fonnte i>k Teilung nic^t oon i^m 
felBjl auSgel^en. Sarum trat Sl^rijtug als ein neues, gcfunbeS 
unb leBenSfroftigeS ©lieb in ben tobtlic^ erfranftcn Src^aniSmuS 
ein uttb lief bie gonge töbtli^e SBirfung beS gefammten ^ranfl^eits= 



154 §ßom ^ti^li^in ßlaubcn. 

ftoffeg übet jtc^ crgc'^cn; Sa aBct- bie ganjc ^üttc ber ©ottleit 
mit btcfem neuen ©liebe bcrbunben war, fo unter tag eS nicbt 
bcm furt^t&aren ©ewid^t beö ^ranf]^eitSfloffe8,-.fonbern bro(j& utib 
üBerwanb i^n in fi^. S5ie Sarjlettung biefeS ©iegeS {|l hie 
Stu f et jle^un 9 ß^rifli. ©urd^ biefen (Steg ijl aBer bo§ 
@>tieb gum Raupte beS SeiBeö geiüorbcn, unb wie frül^er alle 
^on&^eit be§ ganjen ßetbeS Seiben crcegenb auf S^n gewirft 
^atte, fo wirft nun umgefel^rt bie ^raft [eines ©iegeS fraftigehb 
auf ben gangen STrganiSmuS, unb bie unenblic^e^üHe [cineS 
SeBenö burd^jlromt |eilcnb unb neuBetcBenb alle eihjet^nen ®lie= 
ber beS MbeS, fofern fte burd^ wefentli^e SSanbe ber ®emein= 
fd^aft mit Sl^m- äufommen'^angen (nomli'^ bur^ ben ®lauBen)5 
atte öBrigen ©lieber aBer, bk ni^t in i>ie ©emeinfc^aft beg 
; .^oupteS eintreten woUen^ erjlerBen unb fallen aB.— So^. 15, 
4. 6: ©leid^wie ber SüeBe fann feine j^rud^t Bringen 
tion fi(^ felBer, er BleiBe benn am SBeinfto(f, alfb aud& 

il^r nid^t, il^r BleiBct benn in mir SBer nid^t in 

mir BleiBet, ber wirb weggeworfen, wie bieSfleBe, unb 
oerborret unb man fommlct fie unb wirft fie ins 
geuer unb muf Brennen, 

§. 281. 

2BcU bie wo^re iRcd^tfcrttgung ol^ne nad^folgenbc .^ei= 
%ung nid)t bcnfbar ijl, fo wirb bur^ bie ©rlpfung ha% 
©cfel^ nid^t aufgel^ot^en, fonbern üietmel^r aufgertd^ = 
ttV). ^enn ba§ SBcfen ber f^eiliguttg befiehlt barih, 
ha'^ bie Siebe, bie in unfer ^crj aüggegojTcn tft h\xx6^ bcn 
l^eil. ®eijl ou§ freiem triebe in ber teft (Si^rijü ha^ @c= 
fe| erfüllet^). S^laci^bem burc^ bie SfJed^ffertigung ber ^i\x^ 
beö ®efe^c^ getilgt x% gelangt nun in ber \^ciltgung bo§ 
(Sefcl^ enblid^ aud^ baju, bcn @cgen,'ber il^m beigegeben 
ifl (§. 15. 145), au^t^eilcn unb beircil^ren ju fönnen^). 

^) matt1). 5, 17. 18: S^r foHt ni^t warnen, ba^ S^ tc. 
ogl. §. 231. — Sflom. 3, 31; ^t>eBen wir benn i>a& @efe| auf 
burd^ ben ©lauBen? ®a6 fei ferne! (Sonbern wir richten ba§ (3e- 
fe| ouf. 

2) Ser. 31, 33: ^ä) voiü mein ©efeg ini^r >^erj geBen unb'in 
i^ren «Sinn fd^reiBen. — ©jec^. 36, 26. 27: Sc^ will e\xä) ein 
neues ^erj unb einen neuen ©eijt geBenj urtb will baS fteinernc 
^^crJ aus eurem gleifd^ wegne'^men unb eud^ ein fleifd^erneS -|)crj 
geBen. Sd^ tüiH meinen ©eift in eud^ geBen unb will fold^e 8eutc 
aus eudö mad&en, bit in meinen ©eBoten wanbeln unb meine Siedete 
l^alten unb barnad^ tl^un, — St 6 m. 5, 5: Sie SieBe ©otteS ijt 
auggegoffen in unfer |>erä burdö ben l^eil. ©eift, Weld^er unS gegc= 
Ben ift. — «Rom. 13, 10: Sie ßieBe ift be6 @efe|eg «rfuttUng. 



SSott bet ^Ittctgnung beS ^cUS. 155 

=>) 1. Ätm. 4, 8 (§. 140)5 Sffb. 2, 10 (§. 140)5 Sp. 14, 13 
(§.299, 5)5 fOiatt^. 24, 34— 40. . 

§..282. , * 

<So lange ober ha^ alte Scben ber ^atuv in unö noc^ 
ttiä)t obtttg übcrmunben tjl burd^ baö neue Men bcr ®nabe, 
geigt unb bcn)%t fid^ bie >f)eiti9ung in bem crnfltid^en, 
unobläfjigen unb ftcgreid^cn Äam^fc t>t€ SReucn gegen ta^ 
^tte, bcö ©eifleö ttJtbet ba6 ^letfd^ i). ©ie gdnjltd^e Ueber= 
Xüältigung unb Sluöf^eibung üßcö Ungbttlid^en in unö unb 
bie oottfontmenc ^^ineinbitbung in baö JBilb ß^rijli ift bo= 
l^er tai ^itl bct f^etUguitg ^). ^dö 3tel fann aber jerfl 
öpllftänbig erreid)t unb bargcfleUt werben in ber SSoHenbung 
aller 3!)inge am @nbe ber 55!age, weil taufenbfad^e ^äben 
beö Sufammenl^angeg un^|>ier no(]^ mit einer SBelt, in bcr 
ha^ Unfraut noä) neben bem SSBeijen »ad^fen mu^ (ßSflatt^. 
13, 29. 30), öcrfnüpfen^). Sa felbjl bie aUmälige unb 
ftd)cre.5lnnä^erung p jenem Siele, worin bcr Fortgang 
bcr Heiligung ftd^ barjlcttt, ijl, weit cö geijilid^ gerid^tet fein 
niuf (1. Äor. 2, 13. 14), mcijl üor bcn 5lugen bcg glei= 
fd^eö »erborgen *). 

*) ®al. 5, 17: aßanbett im ©etjle, fo »erbet i^x bit Svifte beö 
^teif^eS ni^t öottBringctt. Saß gtetfc^ gelujlet rotbcc ben ©etft 
uttb ben ©ctjt Jvtber baä ^tetfc^. ©tefelbtgen finb »iber einanber, 
baf i^r nic^t tf)\xt, »aö i^t woUt. — SR 6 m. 7, 18—25, SS6. 22. 
23. Si| '^a'Be Sujt an ©otteS @efc| nac^ bem inwenbigen SWen= 
fd^cn5 td^ fe|ie aBet ein anbcr @efc| in meinen ©nebern, t>a$ ha 
.ttjiberjlreitet bem ®cfe§ in meinem ©emöt^e- unb nimmt mid^ Qt- 
fangen in ber ®ünben @efe|, weites ijt in meinen ©Hebern. — 
@p|. 4, 22 — 24: @o teget nun a6 oon cud^;nad^ bem tsortgen 
5Bonbel ben alten ÜJtenfc^en, ber bur(§ 8ufle unb Srrtl^um fic^ oer= 
bcr6ct5 erneuert eud^. aber im ©eijle eureS ©emüt^eg unb ^ie^et 
ben neuen SOlenfc^en an, ber na(§ ©ott gefc^offen ijl in rec^tfc^af= 
fcner ©ered^tigfeit unb ^eitigfeit. — Äol. 3, 9. ' 

2) ©■p'^. 4, 13: SSiö n)ir SlUe l^inanfommen ju einerlei ©tauBen 
unb ©rfenntnif beö ©ol^neö ©otteS utib ein DoHfornmencr 
2Äann »erben, bcr ba fei in ber !0lafe be§ üoUfomme^ 
nen Slltcrg ß'&rijli. 

?) SU 6 m. 7, 25: S^ elenber üJienf^, wer wirb mic^ ertofen öon 
bem ßeiBe biefe6 SobeS? 

. . ^)^S;oI. 3, 3. 4: ®enn il^r feib geftorSen unb euer 2cben iit 
oerfcorgen mit e^rijlo in ©ott. SBenn aßer e^rijluS, euer 
Sc'6cn,-fid^ offen'&aren wirb, bann werbet i^r aud^ offenbar werben 



156 §ßöm (^nptd^en ©lauben. 

mit S^m in bet ^errKd^fcit. — / l.>^etr. 3, 4: ®et oer6or= 
gene SÖJenf^ be§^:^erjen§ unoerräcEt, mit fonftem unb fKlHcm 
. ©ciit, bag ijl fofltid^ oor ©Ott. 

•§,283. " : - • '. -■. 

S)orum ftnbct im @tanbe bcr ^etltpng aud^ not^ 
feine uoUfomtnene Citntloftgfeit ^<itti)v »ielmc^r n)cr= 
t)cn wir noc| mönnigfod^, jo tägtid^, fo (öitgc wir mit 
tcm ficibe bicfcö ^obeö (0?öm. 7, 24) an Ötcfc SSclt ter 
@unbc gcbunben finbV oon ber angcbörncn ©ünbl^ofttgf cit 
fottgcriffen, unb fünbigen männigfa^, aber nie mit 9Sor = 
f a |/ 2Ö t f ie n u n b US i U e n (benn baburti^ würbe tk ®t= 
meinfd^aft mit ßl^rijlo — unb ötcttcid^t unwicberbringli^ 
[§. 277] , frcöcntttci^ unb gcwaltfdm aufgel^oben) , f o n b < rn 
nur ouö Ueberctiung {®al6, 1) unb Strtl^uw (Söf. 
5, 19). dtaiS) bem inwenbigen SÖJcnft^en, ber üu§ @ott 
geboren ijl , ! 5 n n e n wir fretlid^ nicbt fünbigen ^) , aber 
n)ol^lIaffen wir unö, wenn wir, waö leiber no^ fp oft ge« 
fc^tet)t, nttbt i!etö mit SBad^cn unb SSeten, gewa!p:pnct unb 
gcrüftet (@i)i^. 6, 10— 17, §.257, 2) auf unferer :!g)ut ftnb, 
burd^ SBclt, ^(etfcl^ unb Seufel jur @änbe öertocfen. ©arum 
fotten wir aber nic^t gteid^ ben SKütl^ »erliercn, fonbern fo» 
fort pm S^ron ber ®nabe eilen ^), um bort IBergcbung 
unb ^raft jum erneuten ^amipfe §u erflcl^en. 

1. So'^. 1/ 8: ®o rt)tr fagen, wir l^aBen feine ©iinbc, \o xtex- 
fu!)ren wir ung felfcfl unb bte SBal^r^ett ift nid^t in un6. 

2) 1. Sol). 3, 9: Sßer: auS ©ott geBoren ift, ber t^ut mc^t 
@ünbe, benn fein ©aame Bleibet Bei i^m, unb fann nid^t fünbigen, 
benn er ijl aug ®ott geBoren. — Ä. 5, 18. 

^) 1. Sol^. 2, 1.2: £5B Semanb fwnbiget, fo BaBen wir -einen jc. 
(§.234.) 



§. 284. . . , 

.^einc ber genannten ©nabenwirfungen be^ l^^tl. @ct« 
fte§ ift aber mit einem SRaleabgctl^an unb fertig, ötelmel^r 
bcbürfen wir, — foUen wir anberö in ber ®nabe unb Äb= 
fd^aft ©ptteö bleiben unb wad^fen, einer tägtid^en ^rneue* 
rung, ^rcifttgung unb Erweiterung bcrfelbcn^), unb bog 
gef^iel)t burd^ bie ®rlpaituttg* 25iefe tl^ut aber paxüm fo 



' S5on ber ' ^tnetgnung be§ ^tiU. 157 

fc|r ttotl^, ttcit unfcr getffcUc^cö Mcn rtnä^um oon ®cfa'^= 
rcn bcbtb^t; ijl, linb namcntlid^ btct grctnbc fottpSl^tenb 
ünö »ort 6|i:lfiö al&jujiel^cn trachten:. S^ieSufl'unfereö et9= 
nen^teifd^cö*), bie So^üngcn ber SGBett^) unb btc SScrfu= 
(jungen bc§ Scufel§*). ' 

i)^]^tt. 1, 6: Uttb tc^ Bin bejfelben in guter Suoerjit^t, baf 
bet'in eu^ angefangen i^at ba§ gute SS5«rf, bec wirb e§ ouc^ ooU- 
fui^ccn-BtS an ben Sag ßi^rijlt. . 

2) Saf. 1, 14: ©n jegttc^cr tt)trb tiecfuc^t, wenn et üoti ic. 
(§.127.) — «Rom.' 7, 14— 24 (§. 142, 2). 

*) 1. So]^. 2, 15—17: ;&abt ntc^t UeB bie SBett tc. (§. 28.) 

") @p^. 6, 12: SBSir^aBeri nic^t mit ^leifc^ unb IBtut ju fdm- 
pfen, fonbern tc (§. 257, 2.) , ' 



§.285. 

, SBöl^renb bet bicö[cttigcn @ntnji(fclurig bcö -Slläc^cö 
®otteö gicbt cö jtt)tf(|ßn cntfc^tebcnem ©kubcn unb cnt= 
fd^tcbencm Unglauben unjä^ltge SKittclftufctt» €ö tfl aber 
bie 5lufgabc beö bcU- ®^t1^^^/ bur^ baö ^Inbieten unb 
S^artcid^cn feiner ©naberiwirfungen legltd^e Unentfd^iebcnl^ctt 
jur oottften unb unbebingten @ntfd^ieben^ctt na^ ber einen 
ober anbcrn @eite l^in ju nötbigcn, bcnn c^er fann ia^ 
©ericbt ünb bie SSoUenbung aller S)inge nitbt eintreten. @ö 
l^ängt aber üon einem jeben S??enft|)en felbfl ah, ob er bie= 
fen ©nabentoirfungcn [ein \§er^ öffniet utib baburd^ bßi% 
unb fetig n)irb, ober ob er biefetben, fo oft fie aud^ er^ 
neucrt werben/ bcborrtijj^ unb bartnäcfig dbraeift, unb ,ba= 
bur(^ über fid^ felbji ha^ ©ericbt ber ewigen SSerbammnif 
auöfprtd^t. Ser BujlanD beö 2Wenfcben, wo f einerlei ®na= 
bentoirf ung beö b^il- ®eijteg me^r über ibn etwaö^ öcrmag, 
ift bie SSer^otfung ober 8Serbärtung, unb bie bafiir 
cntfcl^eibenbe @ünbe iji bie ©üttbc (ober Säjlerung) tt>i= 
ber beti |ctl* ©eift, btc allein unter allen @ünben ibrer 
^atm m^ n>eber in biefem, notb in jenem Seben »ergeben 
joerbcn fann. SBeil fte ben SWenftben unwieberbringlid^ htm 
ewigen Sobe in bie §lrme wirft, b^ift jte aud^ eine@ünbe 
5um Sobc^). 

') SR att'^. 12) 31: Sc^ fagc eut^, alle ©itnbe unb gafterung 
iDtrb bem aRcnfd^cn ocrgeBen, oBcr btc gdftetung wihtv ben @et^ 



158 . aSom d^njittd^ett ©(auW. 

wirb bem SJlenfd&en nic^t ü^rgebeti; ;— . 1. Sol^. 5, 16: @g tft eine 
©önbe gum SEobe, bafur fage id^ ntc^t, bo^ Semanb Bitte.— |>eBr, 
10, 26. 27: ®entt fo wir ntütl^wiHiß fünbigien, nad^bem :c. (SJgl. 
§. 276, 3.) — sl&eBr. 6, 4—6: ®enn eS ijt «hm69H(]^, baf t)ie, 
fo cinmat tc. (§. 277, 4.) 

griouter. Sm weitem ®inne ijl jebe ©ünbe, für bie nic^t in 
SSufc unb ©lauBen SSergeButtß gefugt unb crtangt wirb, eine 
@ünbe jumÄobCi Sttfecr in bicfeni' weitern ©inne fann ber 
l^eit. So^anneS ba§ 8Bort nic^t gcmeintJ^aBen, weit er jwarnic^t 
oerBietet, gBec boc^ nic^t gemietet, für einen fotc^en@ÖÄber ju 
beten, waS bod^ bei einem «Sünber, ber nod^ bei el^rungSfaliilg ifl, 
^jKc^t wdre. 



B. SSon berJ^cÜtgen c^rtftltci[)cn Äirt^c. 

§. 286. 

Sic Äir($c tft ber Seib ß^rtftt^)^ b. 1^. tic orga« 
nifd^ gcglicbcrte (1. Äor. 12, 12— 27)-etn^ctt aKcr ©crcr, 
bic butft bie SBicbcrgcbutt in ber Saufe in bie ©emcin» 
fd^aft beö Sebcnö ß^rifti eingepflanzt finb, @ic ift »om 
letl. @ei|l auf baö übn (Sl^rijlö auögerit^tete ^i^eit »ermit= 
telfi SBort unb @a0rament gegrünbet unb wirb »on bem= 
felbigen ©eijle burd^ 2iBort unb @aframent fortwiä^rcnb 
nac^ fluten erweitert unb nad^ Snrten erbaut unb gefraftigt^). 

@p^. 1, 22. 23: (3ott1)at ß^rtflum gcfc|et jum <|>auptc ber 
©emeinbe über SlttcS, weld^e ba ijt fein 8eib, namlid^ bie ^üUe 3)ef,^^ 
ber Siae§ in pem erfüllet. 

2) @p]^. 2, 19—22: @o feib i^r (nun nic^t mel^r ©dfte unb 
^emblinge, fonbern SSürger mit ben -|)eiligen unb ©etteS Jg>auS= 
genoffen, erbauet auf ben @runb ber ^poftel unb ^rbpl^eten, ba 
Sefu8 ß^rijluS ber ©cljlein ijt, auf Wellen ber gange Sau in 
etnonber gefüget, wad^fct gu einem l^eiligen Äem|)el in bem Jg)Srrn, 
auf welchem au(| il^r mit erbauet werbet, ju einer Sel^dufung @ot= 
teg im ®eijle. 

51 nm. SerSSegrif ber Äird^e l^at übrigens genau genommen eine 
boppeltc «Seite, formal bejieid&net fte bie ^ Sin flalt ober bie 
SBerf<lttttc, in weld^er, — unb material ben ®otte§bau, on 
weld^em ber ^eit. ©eift burc^ SBSort unb ©aframent fein Slnit 
unb SBcrf auSrid^tet unb öoUenbet. 

' §• 287. 
Stt ber Ätrd^e ilel^en alle ©lieber 4n unmittelbarer öe» 
jiel^ung pm Raupte, unb Tillen ol^ne 5lu6nal^me ijl ber 



SSon ber ^Incignung be^ ^nU. 1 59 

3utrittgum®nobcnt^orc geöffnet (,^c6r. 4, 16, §.273. 
^. 0tatt^. 27, 51)5 benn fte finb Sitte ^um gciJU^Ctt 
^ttcftctt^um berufen i) unb bebütf cn f eincö anbern SJHtt= 
ier§ unb J^nefet^, bcrfiLitjte eintrete, alö öttetn beö eint» 
gen. unb ewigen ^ol^en:prieflcrg, bcr jur Siebten ®otte§ jt^t 
unb unf vertritt (§.226). 

^) 1., ^ctr. 2, 5. 9: Unb aucE) it)r atS bie leBenbtgen Söu^lemc 
Bauet , euc^ "jum get^lli^cn |>aufe unb gum 1^ eiligen 9>ttejlertt>uni,. 
gu opfern gcijlUc^e ©afeen, bie ®ptt angene'^m ftnb burt^ Sefum 
S:^rijium,. . .': . S^r aBcr fcib ba§ augewcil^lte ©efd^tet^t, ba§ f6nt9= 
li^e ^Jriejlertl^um, ba§ ^eilige SSolf, ba§ SSolf be6 ßigenf^umS. 

§. 288. 

SBBol^t aber bebarf btc Äird^e md) göttlid^er Drbnung 
(1. Äor. 12, 28) unb menfc^Itc^em SBebürfnil Mer auf 
^rben ju t^rem gebcipd^en ©ejlel^en unb Fortgänge au^er 
ber tinfid^tbarcn Seitung, i5lHffid|t unb Pflege bc^ l^ei(. 
®eifte§nodö einer fid^tbaren^ Pflege unb Seitung burd^ 
»erorbnete :l5tener beö SBorteö, btc in (Sl^riftt Spanien 
«nb 5luftrag (2. mr. 5, 19. 20. §.267 3) unb mit apo= 
ftolift^er JBottmdd^t bie ^rebigt bc§ 2Öorte§, bie @penbung 
bcr ©aframente unb btc Pflege beö geijlilic^ett Sebenö in 
ber ® c^meinbe ( @ e e l f o r g e ) oerwaften (Slpgfd^. 20 , 28). 
@ie bebarf ferner ou§ bemfelben ©runbe auf er bcr ©inl^eit 
in bcm gentcinfamcn .^auiptc ßl^riilo äud^ nod^ eineö fejien 
äufern ^erbanbeö unb auf er bem SSBorte ®otU^ alö ber 
Duette unb 9li(|>tfcl^nur attcr d^rijilid^en (fr!enntni§, auc^ 
nod) cinef bcfonberh S5efenntniffe6 , aU eineö Seugniffeg 
iijve^ gemeinfamen ©Idubcnö unb SSer#anbe6 am SBortc 
®ottc§, alö nötl^iger SRid^tfd^nur ber Se^rc für tl^re Wiener 
unb jur, fiebern Slbwel^r atter SBittfür unb fatfd^en ßcl^rc 
(fpmbolift^e SBüd^er); SSgl. §.7. 

; 31 nm. Scripturä sacra imprimit nobis credenda, libri symbolici 
exprimunt a nobis credita. — Senc tjt irorma credendornm, 
biefc jtnb norma docendofutn. 

' ■ ; ." ' §.'289. ". . ! 

^Wftate Äit($c J^eip tk äufere grfd^einung utib 
©Ueberung bcr tJ^ritilid^en ^rd^e in btefer SBelt ber @änbc 
unb Untjottfommeni^eit. S5ie fd^tbare ^ird&e umfaft attc 
^ieicnigen, welche auf bcnSflamenßi^rilli getauft jtnb, unb 



160 SSom^rifllt^cn ©laufen. 

ft(]^ ^u feinem 0Jortien bef cnnen j barunter ftnb bcnn äut^ 
tnön§e ©tl^emi uhb 9Zdmch(!^rijlcn, bie beri Sflowen blatte 
bte Äroft, ben ©d^ctn ol^ne bte SBal^rl^ett l^obcn]*), benrt 
auti^ bic ungläubigen unb untreuen ©lieber ä^t^öreh. nö(|i 
immer pr Äird^e unb jtnb npd^ immer ©lieber am Seibc 
ß^rijli; in ben fie bur^ bie Saitfe eingieipflan^t^nb. S^arum 
ober ouc^ il^rc SSerbammnif um fa großer ijl, n>enn jte in 
ber ©etneinfd^aft be6 Sebenö tobt b leiben^). @o lange 
fie aber nod^ am Seibc finb, tonnen fte nod^ immer beg 
Seibeglebenö tl^eilljaftig unb ju lebenbiger ©emeinfd^aft 
mit bem \^au:pte erneuert werben. 

') s:p. 3, li — 3, iS— 18. — 2. Sim. 3, 5. 

^) Sol^. 15, 6: SBer nic&t tn SDlir Bleibet, ber voitb wcQQetvot- 
fen, me eine SRebe unb öei:borret.j . 

§.290. 

Die uttft^ttarc^ir^e hingegen ift hu ©emeinfd^aft 
aller »al^rl^aft lebenbtgen ©lieber ber äufern Äird^e, bie 
nid^t nur burd^ bie Saufe in bie ©emeinfd^aft be6 Sebenä 
0^rijii aufgenommen ftnb, fonbern aud^. im lebettbigen ©lau« 
ben fid| barin erbalten l^aben. ^ie unfid^tbare Äird^e ijl 
aber nie unb nid^tö o^ne bie jic|tbare, fte bejlel^t ni(bt 
au^er il^r ober über t^r, fonbern in i^r unb nur in t^r. 
©enn bie ©nabenmittel finb nid^t ber unfid^tbaren/ fonbern 
ber fid^tbaren Äird^e gegeben, unb ber ©täubige fann an 
ber ©nabe ©otteg nur baburd^ unb nur tnfofern S^eil 
cmipfangen, al§ er ein ©lieb ber fidbtbaren Äird^e ift. 
Sa^er febe «Separation oon ber fic^tbaren Äird^e au^ eine 
Reparation üon S^rij!o ift. 

§. 291. 

2Bie bie gefunben ©lieber mit bem franfen mitleiben, 
unb balfelbe um fo mel^r ^^flegen- ie Iränfcr eö ijt, alfo 
aud^ fül()len ftd^ alle «jal^rl^oft ©laubigen in ber Äirt^e jum 
innigjien SWitleiben, §ur forgfamften Pflege unb gur eifrig= 
ften %\xxhxttt für bie Ungläubigen unb untreuen ©lieber 
ber Äird^e »er^flid^tet^. Unter fid^ fle^^n bie ©laubigen 
aber, aud^ ol^ne ftd^ einanber :pcrfönlt^ ju fennen, ober 
<iud^ nur üon einanber ju wiffen, in ber inrtigflen ©emetn= 
f^aft, weil fie burt^ ©inen ©eifl be§ ©loitbenö unb ber 



S5ott ber Slnctgnung be§ |)eU6. 161 

^mbfd^ap unter @inem Raupte ju @tncm l^ctttgcn Äebctt 
in bcr fitefec unb ju/ ©incr «^offnung bcö ewigen Scbenö 
üerbunben ftnb*)! Siefe SSerbinbung, §u bec übrtgcnö" ntd^t 
nur bie nod^ leb enbcn ©laubigen; fonbern »ornc^mtit^ 
aut^ bie 5lbgef(^tebenen, bie ben^am^f bc§ ®lauben§ 
fiegreicl| burc^gefom^ft mh bie Ärone beg Sebenö (Op.-2, 
10) bei bem |)errn (^bi^- 1/ 23) bereits erlangt böben, ge= 
boren, — tfl tu ©emcinf^aft ber -^eiligen* 

1) 1. Äor. 12, 26: @ö ein ©Heb Idbtt, fo leiben alle ©lieber 
mit, unb fo ein ©lieb roirb ^»crrlic^ gehalten, fo fceuen fld^ alle 
©lieber mit. S^r aBer fetb ber 8ei6 ®^rt|li, dn Segltd^er nad^ 
feinem Ä^eil. — ©al. 6, 1. 2: Sieben SSriiber, fo ein SWenf^ 
etwa -oon einem ge'^ler üBeretlet würbe, fo l^elfet ü^m wteber gu^ 
ve^t mit fanftmufi^igera ©etjl,, btc il^r getftltd^ fetb.... ®ner 
trage be§ Stnbern üJajl, fo werbet i^r ba§ ©efeg ©^rijti erfüHett. — 
Saf. 5, 19. 20: Sieben SSrüber, fo Semanb unter euc^ irren 
raarbc tc. (§. 92, 3). 

2) aipcifd^. 4, 32: Sie aÄenge aBer ber ©lauBigen war ©in 
S^exi «"ö' ®i«£ ®eete. — @p^. 4^ 3—6: @eib f[eifig gu Italien 
bie ©nigfeit im ©eifie, burd^ i)d^ ffianb beS ^rtebenS. ©n Ztib 
unb ©in ©eijl, wie ii^r aud^ Berufen feib ju einerlei Hoffnung eures 
Serufeö. ©n ^®rr, ®n ©lauBe, ®ne SSaufe, ©n ©ott unb 
SJater unfer Silier, ber ba t{5: uBer euc§ ^üe unb but^ euä) kUe 
unb in eui| Stilen. 

§• 292. 

^ie cbriftticbe^^ir^e ifl eine attgemcinc (fatbotif^e), 
weit alle SSölfer unb jungen auf bem ganjen ©rbfreife in 
fte aufgenommen werben foUenj ftc ift aud^ eine einige, 
\reil ibr ^auipt ein einiget iji. Seiber f)at ficb aber bie 
eine unb allgemeine d^riflltd^e ^ird^e in mebrere 5^ortifutor= 
fircben gefipatten, bie j[ebod^ alle nocb eine gemeinfame fatbo= 
lifd^e ©runblagejaben. (8Sgl. §. 7. ?lnm.) ©icfe @pal= 
fung ift burcb pit @£butb ber S??enfcben berbeigefü^rt worben 
unb ijt barum nicbt genug ju beflagen. €ber unter ber 
Seitung hti 1)di. ©eifieg muf aucb fte bem 9leicbe ©otteg, 
fo binberli^ fte ber fröblttben ^ntwi^elung beffelben aud^ 
in üielen anbern S5e§iebungen iffc, bod) in m andrer ^in= 
ftd^t felbfl förberlid^ fein. @ie gewährt nämlid^ ®elc= 
genbeit §ur üietfeitigfleh 5luSbilbung ber mancberlei üerftbie= 
benen religiöfen ©igentbümlid^feiten itnb SSebürfnijfe, unb 
sxtozät einen bei^f^wtcn SBetteifer, t>af eine {ebe mit bem 

Ättt§, S^r. gfteKgiongte^rc, 6. 9ru(T. 11 



162 Ißöm- ^tptd^ctt ©tauBctt. 

tl^r anvertrauten ^funbc bcr tecnntni^ unt> bc^ ©laufe cnö 
tnöglid^jl ötcte grud^t fd^affe (SWatt^.' 25, 14—30). Selt^ct 
mel gegeben ifl/ pon ber wirb oud^ gcforbert njcrben (Suf. 
12, 48), unb njcld^c md(>t treu bcfunben n)irb, ber«n SeUd^ter 
n)trb njegaeliofen n)cröenr(Dffb. 2, 53 3/ 16). 

2lnm. Scr ©prac^gebrauc^ l^at bie SSejetd^nuhg „fdt^oHf^c 
^ Ätrc^e" groar ber romifc^ 'papftU^en auSfc^lie^it^ angeetflnet. 
Snbem aBer bie eöangelifcle Ätrd^e fid^ btcfem einmal ]^errf^en= 
ben ©pra^geBrauc^c fügt, l^at jic fetneStocgS auf ben ß^ordftcr, 
ben baS «Bort „lai^oi\\^" bem SBortfinne noc^ Jejeiij^net, 
SSergtc^t gelctjl:et. 

§.293. 

Obfd^on bie d^rijitid^c ©cfammtlird^c in. tl^rcr auf ern 
^rfd^einung gef:paltcn tit, fo tjl fie ntd^tS bejio njentger tl^rcm 
inncrn SQ5e[en nac^ eine einige* JBScnn bie ^artifular= 
Ürd^cn aud^ auf @rben nod^ »on einanbcr gcfd^ieben ftnb, 
fo jinb fie boc^ «jenigjlenf mittelbar burtj bag- eine ge= 
meinfame ;^au^t im ^immel geeint, ^iefc jur Seit nod^ 
»erborgenc, unb bur^ mmfd^tid^en Srrtl^um, @d^n)ac^l^eit 
unb Seibcnfd^aft getrübte unb gejiörte @inl^eit muf bereinjl 
dud^ ftd^tbar J)er»örtreten^) unb n)irb immer me^r an = 
gebai()nt, je mel^r bie einzelnen Äird^en in fic^ 
»ac^fcn unb b<iburd^ il^rSGBa^reö jleigern unb läu= 
tern, il^r ^alfd^e^ aber auöf Reiben. 

Solf». 10, 16: Unb »irb ©ne JQenbe unb ®n^it;tc fein. 

§. 294a. 

S)ie. wallte Äird^eijl ^a, n>o ,,nad^ reinem ?ßcr«^ 
ftonbe bag ©odngelium geprebigt, unb t>ujBa= 
framcnte/ bem gbttlid^en SBorte gemäf, gereid^ct 
n? erben"*). £)iefen 5lnforbcrUngen entf|)rid^f »dUfommen 
unfere e»angelifd^=tutl^erifd^e \Äird^e. ©enn fre ijl bie 
Äird^e ber reinen Äe|re, «jcld^e bie \^eilön)al^r^cit im 
SBorte ©otteg üoE unb tief, ftar unb. wal^r erfennt unb 
bcfennt, ^)rebigt, tel^rt unb übt Sariim i^ fie düc^ bie 
.^ird^e bcö reinen @,afrdmentc§, »eld^e bie SSebeütung 
ber @a!ramente in i^rer ganzen Äiefe unb'^ülle erfennt 



*) aSgl. SlugS-^. eonfe^fion, 5JrK.VII. 



ißon bri ^(netgnuhg be§ ^tiU. 163 

mt> fic> i)er ©tnfc^ung »öEig getrcir, ol^ne SBBcgfott unb 
3üt^ot fpcnöct Sn S5c%m ilettt itc jtd^ tieg|a(6 aüd^ bor 
oB bic Ätrtlie bcr rechten, njo^rcn ÜWttte iWifd^en bcn 
ftrd^Uc^cn @jftcemch> tnbcm ftc ben Srtt^üm no^ ber cmch, 
xü'ie nad) ber anbern ©ctfe l[)in ncgirt «nb bte SGBo^rl^dt, 
bte Quf Jbeibcn ©etten iil, »oll» unb öUfettig fc#|aft. 

§. 294b. 

(Sine gcraöcju falf^c Äirc^c würbe ba fein, wo »on 
ber redeten 2e^rc unb bem redeten ©ebraud^ ber @ä!ra= , 
mente gor-9?id^t^ mef)t übrig wärej eine fold^c ejn|tirt 
aber, ©Ott Sob, unter benbefiel^enben d^riftlid^en ^artifu» 
tarfird^cn nid^t. ©er ©egcnfa^ jaifd^en bcnfelben, fo grell 
unb f(|arf er aud^in mon^en einzelnen fünften l^cr»or= 
treten mag, x\t älfo immer nid^t ber gwifd^en-walir unb 
falfd^ gerabejUy fonbcrn nur ber jwifd^en größerer unb 
geringerer lRein|cit,3^iefc unb Umfang ber ^rfenntnif unb 
jwifc^cn mel^r ober minber rcd^tcm ®thxa\x^ ber @af ra= 
mente. Sebe ^irc^e ^at ^Infprucli barauf, bie njal^re gu 
fein, infofern unb iriföweit fie jenen beiben ^ennjeid^en 
cnffprid^t; in jcber Äird^e, n)o nod^ SBort unb ©aframent 
öorl^anben ifl,fann ber ©laubige, ber baö SBa^re, n)aö 
fic bietet, gewijfcn^aftgebraud^t, feiig werben, aber freili^ 
fann er in ber einen Äird^e fidlerer unb ungefä^rbeter baju 
gelangen, atg in ber anbern. 

^ §. 295a. 

Sie d^riftlicbe Äird()e ijl in biefem 2Bettlaufe nod^ im= 
mer eine ftreitettbc, bie mit bem Unglauben unb ber -^einb» 
fd^aft ber S^ett unb .mit ben liftigen einlaufen beö ^ür» 
ilen ber ^injlerni^ fortmabrenb ju lämpfen l^at, ju ibre,r 
Uebung unb p ibrem @egen, Hrtiit ftc nid^t emfc^lafe 
unb nie »ergeffe, ftcb toft unb JBetftanb »on oben ju er= 
hittin^). 5lber aud^ unter aßen ©türmen, 5lnfetnbungen 
unb SSerfolgungen b«t bie Äird^e, weil fie auf ben ewigen. 
Sel§ beö ^eilö gegrünbet ift, ben wahren ©otteöfrieben in 
fid^ unb bie (Bem^nt, t>a^ an^ \>k t^forten ber ^öUe fie 
nid^t überwältigen fönnen ^). SBie ©b^ftuö burd^ Äam^jf 
gum @ieg, burd^ Sflicbrigfeit jur ^errlid^feit binburd^gc^en 

11* 



1^4 : Born ^npli^m ßlmUn. -, 

muf tc, fo au§ Üic Mt^i, btc fem S«t6 tjt> unb etnft, wenn 
^ünH Sot> punt Seufei nt<3^t Mo§ ber J^raft natj/ fom 
bettt aud^ bcr ^tf cl^ etnuncj naö^. gäitjlit^ ütjcrxüunbcn jinb, 
wirb auö ber . ftrettcnbcn ^ir^e bie ti;milHJlpi?;enbe ^)* 

/ OSo^- 16^ 33: Sn ber SBeft ^a6t:a^r singjt, afecr fcib getroft, 
S(§;^aBß bie SBclt.üfcerWttttben. — SÄattl^-lO, 22: Sl^s muffet 
gcl^affct ibcrben, um meines SfamenS Witten. 2Bcr aBer Bis an§ 
@nbe he^anet, ber wirb feiig. — 2. .Äor. 7, 5: Slttentl^olben in 
SrüBfal, auswenbig «Streit, ittttjcnbtgr^urd^t. 

2) sol^. 14, 27: 35,ett Rieben laffe.S^ eud^,; meinen' ^rieben 
gebe Sd& ,eu(|». JKtti^t gete Sd& eud^, wie bie SBett gieBt ^uer 
^erj erfd^rcife nic^t unb füriö^tc,jt4 njd&t. — :2Ratt]^. 16, 1Q.;,18: 
Sa antwortete Simon' ^etrUS unbfprcic^: 35u tift ©^rifluS, beS 
teßenbigen @ötte§@ o]^n...uttbSe[üS antwortete: ®uBift g)etru^, 
unb auf biefen^ctfen Witt tc^' Bauen meine ©emcinbeunb bie f)fbrtett 
bcr J^ötte fptten jte ni^t üBerwaltigen. 

^ Dp. 7, 9— 14. : ':\ 

§. 295b. 

©tc ;Kirti^Cv bet n)it «ngcl^örctt,, unb bie toirats bie 
Vi>af)n^\x^t txUnnt l^äben, tfi urifere gcifilic^c SWttfter^), 
bie. uriö burd^JBort unb ©äffönient geifitid^ geboren ||0t,. 
näl^rt, :pfl|e9t ünb für baö ewige Seben ergieji S>arum 
l^dben wir au(i^ ^^inbe6j)flici^tem gegen fte ju üben. SBir 
föUen t^r,. bie jici^ unö aü eine treue unb liebenbe SRutter 
bewö^rt J^at, mit unnjonbelbarer. Siebe unb ißerel^rung, 
©anfbarfeit/ Sreue unb @rgeben|eit^) ^ugctban fcin,-fotten 
iie geijllit|en ®aben, bie fte uni batbietet unb fpenbct, ^ot|= 
l^alten, fteifig fud^en unb getreutici^ benu^en, foUen j!et§ mit 
eifer ibr ju bienen, fte ju^cben,, ju förbern, ju befejligen 
unb auszubreiten bemä|t fein, beflönbtg für fte beten unb 
ju jeber ?lufo)jfcrung für fte bereit fein; 

^),®al. 4,'26. '■ : , ■ '. ; 

2) 2. S£iin. 3, 14; ®U aBer, BteiBe in Sem, baS bu gelernt ^oft 
/unb bir oertrouet ijl? ftntemat bxt xod% ooh wem bu geternet ^afl:. 



G. aSon ber fd^tieftid^cn iBoßenbung beö ^eiK.. 
.'■'^'" ■§.-':29i5; v /.'; 

©ie gftuc^t unb ta^: 3iel ber 2Birffömfett beö b«!- 
©elftes iji bie SSoUenbung ber^trt^eunb mit ii^t 



aSon ber Ineighiing bea |)eil§. 165 

■ ' - . ■ ■ 

Mc^löbUcnbühg dlltt ©Inge biirc^ bie SEBtebcrfunft be§ 
mm^(^m^m(§. 251). 

;'•./-.; ': ■" : -■i.,297; ^ 

3^it ttwb ^tiinte bicfcr Sufünft ^u bciiimmen, 
^at ber Sßatcr feiner SWaclptöorbcl)altcn X^^cjfcl^. 1, 7), 
aber gugletd^ aud^ an SSebtngungen gefnüpft, beren ©rfiil» 
lung in bcr SWenfd^cn «^änbe gelegt ij!, nontentUd^ on 
bie ^rebigt be§ @t)öngeliumö in oller SBelt , fo ha^ alfo 
bie SScfd^Teunigung . ober 9SerjBgerung ber leisten Sw^unft/ 
n)cmgftcni§ jum S^tjeil »on bem SWifjton^eifer bcr ß^riflen 
abl^ängtj wobei ober nid^t ju »ergeffen iji, bof ou^ ber 
@egcn unb ^ortgong unfercr SKif^on^orbeit oHein in t>et 
^onb beö ^@rrn fielet, unb bof @r 2Buttbern)egc t)Ot, in 
«wenigen So|ren ober Sogen eine; @rnte jur Steife p brin= 
gen, beren Seitigung wir foüm »on Sol^rl^unbertcn p cr= 
Worten wogen, ^iemonb olö bcr S5oter (unb notürli^ 
QU(|) ber @ol^n nod^ feiner @rpl)ung) weif botier 3«t unb 
@tunbe> ob^r wie bie m^softel (l.^ctr. 4, 75 Sot 5, 83 
^^it. 4/ 5} l.^^or. 10, 11; Sp. 1, 3; 22, 10), fo 
foUen oud^ bie 6l^rijien oller Beiten ben Sog ol§ no^e be= 
»orfiel^enb onfcl^en, bomit fie ieberjeit fgerüjlet feien, ibm 
p begegnen. 

SWarf. 13, 32. 33: SSon bem SSage aber unb ber ©tunbe icei^ 
Siiemonb, oüc^ bie ©nget nic^t im ^immel, auc^ bcr (So'&n hitj^t, 
. fonbern allem bcr SJatcr^ feilet ju, »»ocj^et unb Betet, benn ii^t 
»ifet nic^t, wann eS 3eit iit. ■ 

Slnm. ®te ©d^rift ^at un§ aber, bamit reir bie 3et<^en bet ßcit 
beurt|[)eiten fonnen (2}latt^.l6, 3^ 34, 32. 33), bie allgemeinen 
asebingungen, fott)ie bie SSorBotett unb fSotjci^en beS jüttg= 
■jlctt S^ageS geoffenbaref: ®a§ ©oangetium muf aller Srten ge= 
prebtgt njerben (50latt:^. 24, 14), bie %Me ber «Reiben eingel)en 
unb bann auc^' gang Sfrael feiig »erben (9t6m. 11, 25. 26). 
SaS boburc^ gur attgemeinjlen «!&errfc^aft gelangte C^riflentljum 
foll bann feine reic^ilen . «Segnungen ausgießen (Sffb. 20), ober 
barnoc^ aud& nod^ eine furjc 2iit bet^ä)rDeT^en :®rangfale ^exdn= 
brechen. (Sp. 20, 3. 8 ff. 5 SOtatt^; 24, 22), wo falf^c ^rop'^e^ 
ten unb fatf^e ß^rijli mit oicl S0la§t unb Sln|>ong auftreten 
(SWatt!^. 24, 5. 11), »00 baS Sflcic^ ber ^injlemif aUe feine 3er= 
jireuten Ärdfte unter ©n f[^tbare§ Dber^^aupt, bcn 2lnti(|)riÄ:en 
(2. SS'^eff. 2, 1—10), fammelt, too atteS Unheil unb Sßerberbcn 
ftc^ ^ouft: Ungere^tigfeit, ©mporung unb Ärieg im Seben fcer 



166 JSpm d&riilti(i^en ©Imii^en. V 

Sptfer, f)cjtUenj/ ajiifwa^g unb erbBebm im ZiUnbev Statut; 
(SWaftl^,. 24, 7). 'Sonn werben aBcr 3ctd^ch an J&tmmct ünb 
©rbc (SÄott^. 24, 29.^30) bte no^enbe «ttnfunft bc§ SWertfd^en^ 
fol^ncS oerfunben uni) ber 2aQ bcS ©cct^teS unb. bcc ©clofung 
pl6|ltd& l^ereinBred^en. — . Site cingeltnen SKomente jenes; gwf cn 
iSaßeS -fettjt tdffen jid^ nid^t genau ber 3eit,na^fd^eiben unb in 
eine Bcjliramtc, im ©tngclnen genau aBgegrenjtcJRei^ 
l^cttfotge otbncnr . ®he fold^e, wirb ubcr'^aupt ou^ f^h)ertti^ 
- . ftottfinben, otelmel^r.gefd^tel^t gcWtf SlffeS gumat. . @rf(^cinung beS: 
^@trn, Sluferfte^ung bet Sobten, Umwanbtung ber no^ . Sebenben, 
. Souterung ber Statur, ©ertd^t,. Urt]^'cU6fpruc^;unb ©cecuttön tfl bte 
'®Q.ä)c eines einzigen, ünBefclirettKc^ ^el^reh unb ,1^ eiligen S[ugen= 
bticfs, bec boS SBö^l unb SBef c ber ganjen ©wigfeiftn ft^ f(^ltef t. 



1. Sie 5lufcrjlcl^urtä t)c^ ^Ictf^cö. 

■ §..298. ■;''- •;■;■■" 

©et tetbtt(^e Sob ober bte Trennung beö &etbeö ooti 
ber @eele tjl ber @ünbe @olb (§.201). Sie leibliche 
Stufcrflcl^ung (5luferjlel^ung beö^^ ^teifc^cö) ober bie 2Bte= 
berücreimgun^ ber ©eete mit bem »erflörten Äeibe ijl bie 
Wi:ud&t ber ertöfun3;(§. 255). f^ ©er leiWi^e Sob ijl 
allen S)?enfd^cn geroif, bieweit jTe ^tte ©iinber finb ^); aber 
bie 51 rt unb Seit beg S^obeö ifl allen S)^enfc|en ungcwif, 
barum foUen wir burd^ unäefäumte SSefe^rung"^) bem Sobe 
feine @tad^el nel^men^^), el^e benn er ba ijl> bamit er, 
rbenn er fommt, un^ ein liebenifreunb fei, ber unö »on 
attem @lenb biefe^ irbifd^cn Sebenö §u (S^rifto unferm ^@rrn 
abruft*). 

3l6m..5, 12: SBic bur(^ @inen SDlenfd&cn bk @öhbc tc. 
(§.198, 2): ) ■ ■: : .: y' : ■ 

^) ^f. 90, 12: Seigre uns feebenfeh, buf »ir fterßen muffen, ouf 
H% ftjtr flug ttjerben. . ' 

') 1. Äor. 15, 56: 35er ®ta^ti beS ÄobeS tfl btc ®ünbe. 

*) Stbm.. 14, 8: 8cj6en toit, fo teBen »ir bem ,^errn, . jlcrben 
tt)ir, fo fterben n)ir bem $@rrn. Sarum roir leBen ober wir jler= 
Ben, fo finb wir bcs \5@rrn. — ^^iC. 1,.23: S(^:^abe ßujt oB= 
jufd^eiben unb bei ©^riflo ju fein. — 2. Äor. 5, 6— 9:,9Bir ftnb 
aber getrojt alle 3.eit unb wiffen, baf, biewctl wir im.Seibc wo'^= 
neri, fp wallen wir bem ^errn, benn Wir wanbeln im ©lauben 
unb nid^t im ©d^auen. SBir ftnb aber getro|l unb '^aben oictme'^r 



SSott tuet ^Ineignung be§ ^eilö. 167 

£uft auger bem tdU ju mtlen unb ba^etm gu fem 6et bem J^Stm. 
SJarum fleiftgen wir uns au^, roir jtnb ba|etm ober wallen, ba^ 
rote S^^iit RJo^tgefaUcn. 

§. 299. 

Stati^ bem 3!obc ocrwcft t)ec irbifd^e Sab, aber bte 
@ectc baucrt fort ^) unb fommt ai\ohaü> pm^ ctn ©erid^t 
(baö aber no(| ni^tbaö. jünäfte ®crt§t ijj) ^) an einen 
tl^rcm irbtfd^en Sebcn angcmelfenen Drt ^), too fte hi€ jur 
^luferjlc^ung am iüngjlen S^age öerbletbt*): bie ©taubigen 
an einen Drt ber @clig!cit beim ^@rrn^), bie Ungläubigen 
«nb ©ottlofen an einen Drt ber tluat®). 

1. SfÄof. 3, 19: Su bift ©rbc unb foUjt ju gebe roccben. — 
9)reb. 12, 7: S)ec ©taut» muf'rotebcc gu ©rben fommen, roic er 
gcroefen tji, unb ber.@eijt roieber ju ®ott, ber t^n gegeben '^at 

*) ^ebr. 9, 27: Sem ÜÄenfd^en tjt gefegt einmol ju jlerben, 
tiarna^ ein (boS) ©erid^t. 

') 8|uf. 16, 19— 31 (ber reiche SJlanu unb ber arme/'gajarus) . 

*) 2.\Kor. 5, 1 — 5. 

s) 8uf. 23, 43 (ber @^0(6er)5 Slpgfc^. 7, 58: ^grr Sefu, 
■nimm meinen ©eijl auf (@tep|>anug). — §)^il. 1, 23 unb 2. Äor. 
5, 8 (§. 298, 4); — Dffb. 14, 13: ©eltg pnb hie Sobten, bte 
in beni <&®rrn jtcrben oon nun an. Sa ber ©eijt fpric^t, baß fte 
ru^en bon t^rcr 3lrbeit, benn i^re SIBerfe folgen i^nen nad^. 

«) apgf^. 1, 25 (SuboS). — Suf. 16, 23. 24 (ber reiche 
SÄantt). 



§.300. 

5lber ber jur @rbe beflaftete &eib ift ein @amen« 
?orn, \ia^ auf «Hoffnung gefäet wirb ^). SBie auf bem 
©amenforn, bao in bie @rbe gelegt wirb unb üerwcjl, eine 
neue ^flonje l^cröorgel^t burd^ bie belebenbe ^raft ber 
@onnc, fo njirb a\x§ bem oern)efenben irbifd^en Seibc burc^ 
bie Äraft be§ auferflahbenen ß^rijluö ein neuer un»crn)e§= 
(id^er Seib J^eroorgefjcn 2). g^riftuö ^at bcn Xot> über» 
wunben in fic^ unb für unö (§. 222). ©r l^at bie Bal^n 
gcbrdd^en unb jie^t nun un§, bie wir ©lieber fcincö Seibeö 
ftnb, ^ad^ ftd^ ^). SBä^renb unfer6 ©rbcnwanbefö l^at un§ 
ß^riftuö in ber Saufe (§. 331) mit feinem ®etfte ange= 
t^ah *), «nb im ^etl. ^benbma^l bur^ beö @eifteö ^anb= 



168 aSornJ^njUic^e« Glauben. 

teid^ung (§. 343. 344) mit feinem öetftattcn &cib »nt 
IBlutc gef^ciil, nun t)er!lätt er »oUenbf anfern nid^ftgcn 
geib äur ?le]^nUci^feit feinet »erflärtcn SeibeS'^). ^©o6 ifj: 
Mc mufctffcei^mtg bc§ ^Icif^cö* 

,^) 1. Mov. 15/42—44: @§ Witt) Qe\giCt vemeüi^ unb wirb 
aufer|tc|)en unoerwe^Itcj^. @§ luirb gefact in Uncl^re unb »trb .auf= 
erftel^en in SQevtiiä)tdt g§ wirb gefaet tn ©c^wac^leit unb wirb 
ouferjle'^en tn«Äraft. (g§ wirb gefaet ein natürlid^er 8ct6 unb wirb 
auferfte'^en ein g?ifl;^t^er SeiB. J?)at man. einen natörlid^en 2eib, 
fo l^at tnan auc^ einen geiflKc^en Seit». 

=^) 1. Äor. 15, 36—38: ®u 5Äarr, baS bu foefl/wtrb ni^t 
IcBenbig, eS fterBc benn. Unb i>a& bu faeffc, ijl ja niö&t ber SeiB, 
bcr »erben foK, fonbern ein Blopeg JJorn, nomlic^ SBeigen ober ber 
anbern J@in§. ©oft al&er gteBt i'^m einen 8eiB, wie @r rviU, unb 
einem Segli^en öon bem ®qmen feinen eignen fieiB. 

^) 1. Äor. 15, 23: (Sin^eQli^ev aBcr in feiner Srbnung; ber 
(grilUng ß'^riftuS. S)orno(^ Si,e (Si^rijlo angel^orcn, wenn @r fom= 
men wirb. 

^) Siöm. 8> 11: ®o nun ber ©eifi Sef, ber ßl^riflum Don ten 
Äobten ouferweifet l^at, in eud& wol^net, fo wirb ouc^ berfctBige, 
ber ©^rijlum oon ben lobten ouferwecfctl^at, eure jler&li4)en 8ei= 
Ber leBenbig machen, um bef willen, baf fein ©eijt in eud^. wol^net. 

*) ^'^il 3, 20. 21: ttnfer SBanbel iji im J&immet, oen bannen 
wir au^ warten be§ J^eilanbeS Sefu ©^rifli, wcld^er unfern ntc^= 
tigen 2ciB oerfloren wirb, baf er al^nlid^ werbe feinem ocrfldrten ßeiBe. 

§.301. 

S)te 5luferjie^ung bcö §letfc^c§ ifl eine allgemeine, 
1tc erjlredt ftc|) über alte SoWen, ober fte ifi nid^t hd 
Wim biefelbe; für bie .©inen ifi fie eine 5lufertiel^ung 
t)e§ fieben^ gur ©eUgfcit, für bic Slnbern eine 5luf= 
erfiei^ung beg ©eri^teö jur SSerbammnif^). ©enn bic 
Seiber ber ©otttofen, bte ^i^t^ mit ßl^rijlo gemein l^öben, 
fiJnnen aud^ nid^t — rou tu frommen — gur 5lel6nlic^?eit 
be§ Scibeö ßl^rifti mxtiäxt werben^) , fpnbern muffen loiet» 
me^r einen Seib crl^atten, ber il^rcm innern Suiiönbe (^nt= 
fpri<^t, unb für fie baf Organ ber STlüat unb SSerbammni^ 
ifts), tt)ie ber »erflarte Äeib für bie ©laubigen boö Drgan 
ii^rer @eligfeit 

^) Sol^. 5, 28, 29: m fommt bte ©funbe, iti welcher «ITe, bie 
in ben ©roBern finb, werben feine ®timme .Igoren unb werben ^ec= 



' SSon ber Slneignunö be§ ^äU. 169 

DotQe^en, hie, ba ®ute§. getrau i^obcn/ jur Sluf crjtefjung b c§ 
ßcBenS, bie a^et'Ue^cB gef^an '^aBen, pit ^äufcrftei^üng bes 
®eric^tc§. — 5)ün. 12, 2: SStcle, fo unter ber erbe f^Iafen 
liegen, werben auftuad^en, etlid&e jum ewigen geben, etti^ ejur 
ewigen @c^mad& unb ©d^anbe. 

2) gj^ij, 3/20. 21, ogt. §. 300, 5. — mati^. 13, 43: 5)ann 
Werben bte®erecöfen leuchten, wie bie @onne in i'dreg aSaterS 
3tci4 — ®an. 12, 3. 

^) aRarf. 9, 44: ®a t^r SBumimcötflitbt unb t^r geuer nit^t 
' oerltfc^t. — S ef. 66, ,24. — mattf). 8, 12: ®a wirb fein ^trxUn 
unb äd'^nflappen. ^ 



§302. 

©k SetbcrDerjemgcn, welche am jüngjten S^agc nod^ 
leben, «Jcrben m(|t erft burd^ bie SSerttJcfurig jur SSerfta= 
rung l^tnburc^öel^cn, wol^l abct iplÖ^Ud^ in ben aSerftämng^» 
jujlanb Uerttiattbelt werben. 

1. Äor. 15, 50: f^letfc^ unb SSlut fonnen nic^t ic. (§, 255, 1). — 
SSS. 51.52: ©ielfie, id^ foge c\x^ ein ©el^eimnif : SBir werben ni^t 
3ine,entf(^tafcn, wir werben aber 3lffc oerwonbett werben, unb ba^eU 
hiQtplo^iii^ in einem SlugenBltife gur Seit ber legten ?)ofaune. Senn 
es wirb bie ^ofaune fc^atlen, unb bie Sobten werben auferjlel^en 
unoerwegUd^, unb wir hJerbeh oerwanbclt werben. 

21 nm. ®o ober ber Sob ber «Sunbe ®oIb unb burd^ bie ©unbe gu 
aUen aRenf(^en bur^gebrungcn ijt, fo wirb axi^ biefc SScr= 
w an b lun g wol^tnic^t 0^ nebte ®cöre(fen unb ©d^auer, btc 
ber alte SKenfc^ fonjt im Äobe erf%t, abgelten. ®te ©d^retfen 
be§ Sobe§, bie (Schauer ber SSerwcfung unb ba§ ©ttjudEen ber 
SJerfldrung wcrben;l^icr in ben einen 2Äöment ber SSerwanblung 
jufammengcbrangt unb in i^m oerfc^moljen fein. 



§. 303. 

9Wif ber Sluferjtcl^ung beö gleift^eö wirb au^_ per» 
bunben fein bie SScrflarung unb SSerncucrung be^ 
^immcIS unb ber ®i;bc> Sßic bie SKenfd^enfeiber burt^ 
^crwcfung, fo »erben .^immel unb @rbc burt^ Breuer 9c= 
Idutcrf njerbcn. 

2. ^etr. 3, 10. 13: g§ wirb aber ber Sag be§ ^©rrn forn^ 
-mcn als ein 3)ieb in ber Süad^t, an Welchem bie ^immel gergel^en 



170 SSomd^n)ll%tt ©rauben. 

Werben mit gcofcm Ärad^en, bie ©demente aber tperben öor |>t|e 
^ccfc^meljen,, unb bte ©cbe unb bie SBerfe, bte bärinnen ftnb/ werben 
ecrBrcnnen I . . . 2Btr töartett aBer etrieS neuen ^tmmetS unb einer 
neuen @rbe ho^ feiner SScri^etfung, in roetd^en ©crei^figfeit »o^net. 
SSgt. Scf. 65, 17. — Dp. 21, 1.= 

^nm. @nbU^ erreicht ätfo auc^ „bog ongjltid^e Darren ber Area» 
tur", 'iiQ.% fo oieleSal^rtaufenbe lang „geroartet l^at auf bte Sffeh= 
fiarung.ber Äinber ©ottes", tioA Siet feineg tongen unb fel^hfud^= 
tigen^arrenS (§. 205). 35cr SKenft^ "^at bie Statur, flatt ftc 
ii^rer SSottenbung jujufit^ren (§. 180), mit in fein SSerberBen 
^^ineingegogen (§.203). SBaS bcr erftc Slbam unterlief unb öer= 
barb, erneuert unb oottenbet ie|t ber jwcite Slbam (ber f^on 
«jal^rcnb feines ©rbenwanbelö burd^ feine SBunber oietfad^ il^^e 
Ärompjt geftiat unb i^re SBunben gel^eitt ^oXit, §. 244, SInm.) 
burci^ W SerEtdrung beg ^immet§ unb ber ©rbe^ — unb jn»ar 
fonnte bieg nic^t me^r,. wie eg ürfprungtid^ i^atte gefd&e^en 
foUen, auf bem SBcgc jtiiffer organifc^er Sntwicfelung gefd^el^en 
(benn biefer ,^eg ijl burd^ bie ®ünbe äerjtort), fonbern nur 
burt^ "iÄt Slnfnüpfung einer neuen ßntwicEelung, 'iixt oerBorgen 
je|t f(^on i^r 2Berf %<xt unb ftd^ ju(c|t bur(| bie gewaltfamc 
^atajlroip^e eineg oerje'^renbcn @d^melj= unb ßautcrunggfeuerg 
burc^bric&t unb oottenbet. — 2Jg(.,bag ©rbeben ber ganzen 3^otur 
beim Sobeß^rifli. (ÜÄatt^. 27, 52 ff.) 



2. Saö enjtge 2cbcn unb ber errtgc h£oI>. 

§. 304. 

©urd^ txx^ iftttgfic ©ert^t (§. 251) werben tit 
frommen bem enjtgen &eßen, bte ©ottlofen aber \>vca cn)t= 
gen Sobe überantwortet »erben^). ©a wäörenb ber bieg» 
fettigen (EntttJicfctung beö iftcid^cö ®otteS ^tte Mon. fit^ 
öoßfommen für btc- 5lnnal^me ober bte SSerwerfung bcö 
^etf^ cntfcl^ leben l^dben muffen (§. 285), fo braud^t burt^ 
\iQ.% jungfte ©erlebt ntd^t erjl entf Rieben %\x werben, wer 
feiig unb »crbommt fein fott. §ßon SSer^^br unb llnter= 
fud^ung fann üottenbä bei einem aUwiffcnbcnSlid^ter 
ntd^t bie 9lebe fein, ebenfo wenig aber aud^ üon einer ^b= 
wägung bcr guten .^anblungen gegen bie böfen, benn -^ 
abgefel^en baöon, baf 10,000 gute^onbtungen aud&nid^t 
eine einzige bbfe aufwiegen fonnen (Suf. 17, 10, §. 139) — 
bie @i n e n l^abert burd^ bie JRed^tfertigung Sitgung unb 
SSergebung aller i^rer ©önben erlangt (§. 275) unb jtnb 



, S5otr; bcc ^Ineignung bca ^eiU. 171 

ivx^ btc ^cttiäung mit ©Ott wol^täcfättigcm SBccfc ge* 
fd^müift (§: 279), unb bei Den ?lnöern ijt burd^ bte cin= 
getretene SSecflo^ung alleö üom ©ünbcnfatt i)ct no# übrige 
©Ute (§. 204) ööttig jcrflört (§. 285) a). ©o§ iühgfte ®e= 
tic^t ijl, alfo njeitcir S^it^tö alö SSerbffentlid^uhg beö 
©erid^tcö, baö ein Seber bereite über ftd^ felbjl auögef^ro> 
c^en bat/ «nb Sluörtd^tung bcfclben, b. b- ©Reibung 
bcr dtlofttn »on ben SBerjlorften unb Uebcrantnjortung ber 
©nenjum ewigen geben, ber 5lnbern jttr crotgen SSer« 
bammni^^). 

2. Äor. 5, .10 i, ®entt tt)tr Imüffett SlQe offCttBat werben oor 
bem SHt^terjlu^t 6'^rijtt, auf baf einSegtic^er em^^fange/ nad^ bem 
ei; gei^anbelt !^at 6ei gctbeö geben, e§ fei gut, ober, bofe. 

^)So]^. 3, 17— 19;, ©Ott l^at feinen ©o'^n nic^t gefanbt in bie 
SBelt, baf:®r bie 3Bett rid&te, fonbern baf bk SBett burc^ i^n feiig 
njerbe. SBer an S^n glaubt, bcr wirb niij^t gerichtet, benn er gloubt 
an ben 3tomen be§ ieingebomen ©o'^ncS ®otte§. S a§ tfc ab e r 
ba§ ®cric&t,baf beS SJRenfd^en ©o'^n in bk SBett gefommen ijt, 
unb bie SOlenfd^en liebten bie ^injtcrnif me^r, benn bag Sic^t. 

*) gjlartt^. 25, 31—46: SBBenn aber beö SPlenfcöen @o^n rom= 
men wirb in feiner ^errli^feit unb oHe i^ eiligen ©ngel mit S'^m,- 
bann »öirb @r |t|cn auf bem ©tul^l feiner ^errtic^Eeit, unb werben 
öor Si^m alle SSölfer ocrfammclt werben. Unb (Sr wirb fic Don 
einanber fc^ciben, gleich at§ : ein .^irtc bie ©d^afe oon bexi 
SocEenfd^eibet. Unb @r wirb bte ©c^afe ju fetner 9ie(^ten flellen 
ünb bk aSocEe p feiner Sinfen. 25ä wirb benn ber Äonig fagen 
ju Sencn gu feiner Süchten: kommet l^er, i^r ©efegnefen meines 
SSaterg, ererbet ba§ SReic^, bas euc() bereitet ift üon Slnbeginn ber 
3elt .... .®ann wirb ®r ou^ fagen ju ®enen gur Sinfen: 
©ci^et ^in oon Mit, i^r SJerflu^tcn, in baS ewige §euer, baS ht- 
reitet ift bem Äeufel unb feinen Engeln ..... Unb fte werben in 
bie ewige ^ein gelten, aber bie ©cred^ten in ba^ ema^c Zeben. 

§. 305. 

©aö ewige Scbcribejlebt in ber emigen, öoU= 
fommnen,®emeinfd^aft mit ®ött in ^^ti^o burdb 
b en betttgcn ® ctfi: ©ie |)errttd^!eit unb ..©etigfeit be§ 
eteigen gebend üermag feine menfcblicbe @prad^e irürbig §u 
fcbitbern unb feine menffbUd^e ^i^anta^K au§juben!en ^). 
©ic bbcbjte @tufe ber SSottcnbung nid^t nur beS 2Äen= 
fd^ctt unb ber @rbe, fonbern be6 ganzen SBcttattö ijl er« 
rclcbt. ©ic ^u unbcfcbreibiicber |)errli(|fcit »erftortevSrbe 
tft bie SBobnptte ber @e(igcn, n)0 aucb (Sb"!*"^/ ®ott 



172 sßom d^rtjltid^cn ®TaUb«n.^ 

unb Wlznf^ in ßnoigfett, ben S;^ron feiner ujtmtobärjlen 
©egcnwcrt aufgcf (plagen l^at — unter beh ©einend), bie 
@r S5rübcr ju nennen jtc^ md^t fd^ämt (^ebr. 2, 11), bie 
burd^ Si^n fleil^aftig geworben itnb göttlid^er 5Ratür unb 
|)crrli^fcit3), Vu aU Äinbcr ®ütte§ aud^ ©rben ®otte§ 
unb SKiterben e^rijlt jtnb*). ©ort ifl ber ©toube »ernärt 
inö @d§ouen 5) (2. Äor. 5, 7), aUcS ©tötfnjerf biefeg ge= 
bcnö im ©rfcnnen, SSBoUcn unb ^ü^Ien l^at aiifgeprt, unb 
bie Siebe, bie nimmer aufhört, ijl pr l^öd^licn ^üUe unb 
Äraft gcüeigert (1. Äor. 13, 8— 10): S>ic ©eligcn Itnb 
gur ewigen Stulpe @otte§ eingegangen C^ebr. 4, 9. 10), 
»gl §. 57> ober biefe SHul^e ifi feifie Untljätigfett, @intönig= 
fett unb Sdngenjeile -^ ebenfo wenig, wie ©otte^.Sdu^e 
nad^ ber ©d^5pfung (§.188) bieg ift — fonbern »ielmel^r 
boö gcrobc ©egentfeit »on bem 5lKen. .£)ie ewige SRu^e 
ber ©eligen fd^ticft nicj^t bie Sl^dtigfeit, wol^l. aber otte 
Unruhe au€. ©ie S^^ätigfcit ber ©etigen ift »ielme^r bie 
l^öd^iic , feligfte unb mannigf altigile , bie ft d^ benf en läft ; 
11e bejiel)t ftd^ namlid^ einerfeitö auf bie unenblid^e güttc 
bcö göttti^en SBefen^, bejfcn ^errUd^feit unb SWaicflät ort» 
^i^ufc^auen, p ernennen unb ju greifen eine gange ^wigfeit 
er^eifc^t (Sffb. 5, ll-Mj 7, 9— 12), unb anbercrfeitö 
auf hu »erfiärte unb üollenbete SRatur, bcrcri Äönig unb 
SRittler ber 2J?enfd^ erfl le^t in »oßfommenjter SBeife ge= 
worben ifl. SSgl. §. 180. 

^) 1. Äor. 2, 9: Sa§ fein Slugc gefeiten l^at unb fein £>^ip 
gel^ört l^at, unb in feincg SOlcnf^en^ctj gefommcn ifl, baS 
|ot ®ott 'betdtet Scnen/ bie S^n Keben. 

^) SffB, 21, 1 — 4: Unb i^ fo'^c einen neuen .|>immel unb eine 
ncue'gtbe unb bie crjle @fbc »erging unb bo§ SKeet: ifl nid^t mc^r. 
Unb id^ fa^c bie J^eiUge ©tttbt, i>a$ neue Serufalem, öön @ott a\x§ 
bem ■Fimmel "^crabffllren/ jubereitet als eine gef^mucEte SSraut 
il^rem SWanne. Unb ^örte eine grofe ©ttrnme oon bem ©tul^t, bie 
fpra(^: ©ic'^e ba, bie ^ütte ©otteS Bei ben ÜÄenfc^en, unb 
(kv wirb Bei il^nen wol^nen unb ftc werben fein SSotJ fein, 
unb er feIBj]fc, @ott mit if)ncn, wirb il^r @ott fein. Unb 
©Ott wirb aBwi[c|en aöe Sl^rdncn oon i'^ren 5lugen, unb ber S£ob 
wirb nid^t niel^r fein , no(§ ßeib , no(3^ ©efij^rei, noc^ ©ü^mergen 
wirb me|r fein. — SSS.22. 23: Unb i^ fa'^c feierten Sempel barin= 
nen, bcnn ber ^©rr, ber ttUmd^tige ©ott, ijt it>r S^em= 
pel unb i)Ci.s 2ammj unb t>ic ®tabt Beborf feiner @onne, noc^ 
bei SRonbcg, baf ffe i^r f^cinen, benn bie J&crrli^fcit @o't= 
teS erleu(^tet fie, unb i^re Äeu^te ijl baS ?omm. 



S5on ber Aneignung be§ §eU§. 173 

') Sol^. 17, 21—24: §. 358, 3. :- 2; ,^ett. 1, 4: 9tac^bent 
StUerlet feiner gottlid^en ^raft (tt)a§ jum SeBen unb gSttltd^en ,SBatt= 
: bei btent) uns gef^cnfct i^ burd^ bte 'ßrfenntntf S>ef, ber uns 
Berufen "^at burc^ feine ^errlic^fett unb ffiugenb i burd^ - ro e l d& c 
uns bie:t]^euerften unb altergrof eftcn SBerl^ctfungen 
gcfd^enft ftnb, nämliä), ia^ i'^t burd^ baffetBc tl^ctt^ 
fafttg werbet ber göttlichen Statur, fo i^r flie'^et bie üer= 
gängtt^e 2ujl ber SBett. 1. Äor. 15, 49: SBie wir getragen l^aBen 
baS SBitb bes Scbtfcöcn, alfo werben wir auc^ tragen ba§S5tib 
beS ^immtifd^en. — 1. So^. 3, 2: ÜReine SteBen, wir ftnb 
nun ©otteS^inber, unb ijt,nöd& nic^t erfd^ienen, wa^ toit fein 
werben, wir wiffen aBcr, wenn eg erfc^einen wirb, ba^ wir 
S'^m gicicö fein Werben, benn wir werben S^n feigen, wie 
erMft. 

*) Süom. 8, 17: ®inb wir benn Äinber, fo ftnb wir au^ ^t- 
Ben, namlid^ ©Ott e§ ©rBen unb SKitcrBen ß^rifti. 

?!) 1. ^etx. 1, 7—9: SSSenn.nun geoffenBöret wirb SefuS ©^ri= 
fluS, welchen ti^r nic^t gefeiten unb bod& lieB l^oBt, unb nun an 
i'^n glauBet, wiewj)'^t i^r i^jn nii^t fe'^et, fo werbet il^r eud^ freuen 
mit unauSfpred^iid^er unb l^errliij^er §reubc unb bai, (Snbt eures 
©lauBenS baöon Bringen, nomlic^ ber @eelen @eligf eit. 

§. 306. 

©er eioi^c Sob befielt in ber eroigen SSerftof ung 
auö aller ®cmetnfc|)aft unb ©eltgfett ®otteö. 
S^tefer negattücn SSerbammnif get)t aber aud^ eine po = 
ftftüc jur «Seite: nämtt^ grcnjenlofe ®en)tffenöpein, 
bte burd^ ntd^tö übertäubt, burd^ ntd^tö gefl:tttt unb gemtt= 
bcrt werben fann, — ferner namenlog =unfefige ©cm ein = 
fd^aft, S^ä^e unb Umgang mit allem 5luön>urf ber @nget= 
unb SJtenfd^enroelt, — unb enbltd^ ein ^lufentl^att^ort, 
ber aöcö ßid^te^ unb Sebenö, aller ^reube unb. aUe€ ®c= 
nufe§ oöilig unb gönjüd^ entbehrt — ^nx burd^ einen 
bunfeln @(||leier ,tä§t bie SSeiöfagung un§ auf ben äujtanb 
unb Sßol^nort ber SSerbammten blieben, ßl^rifluö f:prtc^t 
SKarf. 9,. 44. 45: t)on „einem emigen gcucr, ta i^v SBurm 
nid^t jiirbt unb il^r ^euer ntd^t berlif^t", unb 2Jfatt|^. 8, 
12: üon ,, einer äuferften Sintlernif , ba ^eulcn, unb 3ä^nc= 
fla^ipen fein wirb^'j ^etruö: 2. ^etr. 2, 17: »on einer 
„bunfeln ginjlernif in @n)igfeit"r ^ouluö fagt 2. S^eff. 
i, 9: „®ie »erben ^ein leiben, t>a^ ewige SSerberben 
«om ^Ingefid^t beS ^@rrn unb üon feiner l^eiligen 2Kad^t", 



174 SSon Un ^xißi^m Mm\>tnmittdn, 

unt> Sol^anncg fal&e Dffb. 20,10. 14 im ®^|td^t: einen 
„feurigen ^ful^l/ n>p fic gcquälet werben Sag.unb 9?ac^t, 
»pn ewigfeit gu ßwigfeit'V u«b Ä. 14. 11: „ben Sfiouc^ 
ibrer D.Uöt, bcr aufftctgcri wirb ton @n)igfett xu ^wig" 
feit" 



.■ - §. 307.' 

Sa unö nun auf bcr einen @eitc fol^c überfd^wäng« 
lid^e ©eligfeit «nb auf ber anbern fotc^e unö auöbenfbare 
SSerbommnif »orgel^alten wirb, fo tl^ut e§ notl^, ba^ n>it 
ntit oEem (Srnfi baS bargebotene .^cir ergreifen unb mit 
Surc^t unb Stttern ünferc ©eligfeit ft^affen*). t>k Wtit = 
tel, weidet tu ®nabe ©otteö ung boju gegeben l^at, 
leieren bie nun folgenbcn .^ou^jtfiücfe (oon ben ©naben» 
mittein). 

1) ^]^il. 2, 12: ®(]^affet, Hfi^v feiig ttjcrbet mit ^rc^t unb 
gittern. — S^ehv. 4> 1: @o lalfct un§ nun furd^ten/ baf wir bie 
■ SSerl^eifung, einjufommcn gu feiner SRv^t, nid^t »erfaumen unb 
unfet .Reiner bol^inten BleiBe. * 



dritter X^eiL 

SSon ben (ä^riftlii^cn ©nabenmittctn. 

§• 308. 

S)ic ©nabenmittel jtnb SGBort unb ©aframent. Sn 
beiben wirb un§ bie ®nabc bargeboten, mitget^eilt unb an= 
geeignet. S)cm SBorte ®otte0 an be_n S??enf^en in ber 
|eil. @(§rift, in welchem bie S5ereitn)inigfeit®otteö 
auggefpro(|en ij^, bie ®nabe mitjut^eilen, entf^ric^t baö 
S33ort beö 2}?enfd^en an ® Ott im ©ebete, in welchem bie 
Bercitwißigfeit unb ©el^nfu(^t beö SOfenfd^en, bie @nabe 
ju em:pfangen unb nac| ©otteö SSBittcn gu benu^en, auö» 
gefproc^en ijJ. 



Sßom Sorte (Botm. 175 

äSom 2Bortc @ottc6. 
§. 309C 

©aö SBott ©ottcö in bcr ^eit. ©c^rift (§. 264) ifl 
ttc lebendige tlucHc unb SSur^el aKcr ^njlUd^cn @rfcnnt= 
mfi für aUc SJtcnfcl^cn, SSötfer unb Seiten. Sie liefen bcr 
göttttc^cn SBciö^cit unb ©rfcnnfriif, bie cö umfd^lteft, fonn 
bcr ©eiftreid^fte unb ©elel^rtejlc nict)t crgrünben unb ouö= 
f^ö:pfen, unb ber 5lcrmftc an ®cijl, SSUbung unb @rfennt= 
nif finbet barin, waö i^n jum Sftctc^e ©ottcö gclctjrt mact)t, 
unb fo oft c§ aud^ gclefcn unb erwogen xoith, filiert e§ 
immer neue \^röfte ber S5clel^rung unb (Erbauung ouf. 
S)enn bcr ®ctft ®ptte§, bcr c§ im ®ctttc ber Qlpoflcl 
unb ^roip^eten erzeugt l^at (§. 6), bezeugt cö aud^ im 
®cij!c eincö ieben oufrid^ttgen Seferg unb ^örerö, ba§ cS 
auörid^te^), räop cö gegeben ijl^). S)ur% baffelbe wirb 
bcr ©ünber jur SSufie gcrufeu; ber 95uf fertige jum ®tau= 
ben erleud^tet, bem ©laubigen bie IRcd^tferttgun^ »crfün= 
bigt, unb ber ©ered^tfcrtigtc ben 2ßeg ber Heiligung ge= 
füi)rt (§. 267. 270. 272. 273. 278). ©orum ijl e§ ^fltc^t 
eincö jeben 6^rij!en, fon)o^l felb^ eifrig unb fleifig im 
SBorte ®ottcg ju forfd^en unb eö aU eine taglid^e ©pcife 
ber @eclc n)crtl^ ju l^altcn unb ju gebroud^en^), unb jwar 
unter innigem ®ebet um ßrlcud^tung, mit bemüttji^cm 
©lauben unb mit beflänbigcr ?lnn)enbung auf ha^ eigne 
^er§ unb Scbcn*), aB auc^ bie ^rcbigt unb ?luötegung 
be§ Sßorteg in ber Äird^c, urib in ben ©d^riften frommer, 
erleuchteter Seigrer fleifig p fud^cn unb ju nu^en. 

S.ef. 55, 10. 11: Senn gleich reie &cr Sflegen unb ©d^nec 
oom -^immel fäUt unb ni^t meiev ia^in lommt, fonbern feu^tet 
bie @rbe unb ma^t jte frud^tbar unb raaij^fenb, ta^ jte gieBt @o= 
men gu fden unb SSrot ju effen, — alfo foH baS SBort, fo aus 
meinem SKunbe ge^t, auc^ feini eS [off nic^t roieber §u 2Rir teer 
fommcn, fonbern 4un, ta$ aRir gefallt unb foH t^m gelingen, 
baju S^ eö fenöe. — Sol^. 6, 33: Sie SBorte, i}k tc^ rebe, finb 
©eifl; unb SeBen. — |)ebr. 4, 12: SaS SSSort ©otteg ift lebenbig 
unb Irdftig unb fc^drfet/ benn fein jroeifd^neibig ©c^roert unb 
bur(j^bringet, Bis bof eS fd^eibet Seele unb ©eijl, aud^ SWotf unb 
aSein, unb ijt ein Sitc^ter bet ©ebanfen unb ®inne beS J&ergcnS. — 
Ser. 23, 29: Sji mein SBort nic^f wie ein §euer, fpric^t ber 
'^©rr, unb wie ein -Jammer, ber Reifen gerfc^meift? 



176 SSon bctt ^tijtlt^ett ©nabenmittfXtt. 

•2) 2. Zim. 3, 15—17: iffieit bu öott Äinb auf bic ^etl. ©t^rifi 
vccift, fann bi(^ btefelfee untetroctfett jur «Scligfett butii^ 
ben ©tauben an G^rtjlum Sefum, benn äße «Sd^rtft oon (Sott ein« 
gegcBett/ ijt nu|e jur ße^re, jur ©träfe, gut 25efferung/ 
jut Sud^ttciUttg in ber ©ere^tiQfeit? ba^.etn Sölenf^ ®ot» 
te§ fei üoHfonimen unb gu aUcm guten fffierfgefc^i^t, 

^) So^. 5, 39: @u^et in ber @^rift, benn ic. (§. 267, 2). — 
Sof. 1, 8: Unb laf t>a§ S3u^ btefeS @efc|cS ni^t oon beinern 
ÜRunbe fommen, fonbcrn Betröc^te e§ ZaQ unb Stacht, auf baf SJu 
'^oltcjt unb t^ueft aUcrbinge nat^ Sem, wäi barinnen gefc^rteften 
ftel^ct. 

^) gjf. 119, 18: Deffne mir bie Slugen, U^ ic^ fe^e bie 2Bun= 
ber an beinern @efe§e. — g>f. 119, 36: Steige mein ^erj ju ,bei= 
nen Seugniffen. — 1, <Sam. 3, 10: Siebe, <&err, benn bein Äned^f; 
l^oret — 2. üÄof. 3, 5 (Sof. 5, 6): Sielie beine ©c^ul^e au§ öon 
beittcn gü^en, benn ber Drt, ba bu auffle^Jt, ijt ein ^etUgeS Sanb. 
2. @am. 12, 7: Su Bifl ber SKann tc. ' ^- 

Slnm. ®ie ^eilige (Sd^rift fott ja frcitid^ bie offcitttge duettc 
unb 9torm aüer ^rifllic^cn ©rfenntnif fein unb Bteißen, aiber 
eS, ijt eine eng^erjige unb falfc^e 3lnfic^t, wenn man jebe weitere 
enttt)i(fetung unb Slu§btlbung ber @^riftle!^rc für uertt)erf(i(|, 
unb Sltteö, »aS ni(^t in ber ©c^rift gerabeju gete'^rt ijt, fiir 
unc^rijtlid) unb fc^rtftreibrig 'i)äit Sie SBorte ber ©c^rift 
finb ®etjt unb 2eBen, teBenbige ©amenforner ber (Srfenntnif, 
bk unter ber 5lufftc^t bejfelfcen ©eijteS, ber jte gefaet, ju einer 
immer l^errli^er ft^ entfaltenben @aat entwickelt werben fonnen 
unb foUen. i:)ic Äirc^c, ber bie Pflege biefer @aat anüertraut 
tft, wirb auc^ oom ©etjte belebt unb geleitet. SBa§ bal^er in 
per ftr(^Uc^en ©ntwidelung ni^t gegen iiie ®c^rtft ijt, fon= 
httn üietmet;r aU otganifj^e (Entfaltung ber ©d^riftte^re 
nad^geWiefen werben fann, i^ ebenfö aU Seigre be6 ©eijteS ju 
betrad^ten, wie jene fclbjt. Slßeg bagegen, wa$ in b'er fpatern 
©ntwicfclung be§ firc()ltc^en 8eben§ unb ber fir^lid^en Seigre ber 
©d^rift wib er fpric^t, ijt nit^t ©eijteöwerf, fonbern ung6tt= 
li^eS IDlenfc^enwerf unb irrige SiJtenfc^enfa|ung, unb barum o'^ne 
SBeitereg oerwerfltd^. (SJgl. 5!Äatt^. 15, 9.) — 1. SS^eff. 5, 21-: 
prüfet Stiles unb ba^ ®ute bel^altet. 



SSom ©ebete. 
§. 310. 

©aS ®cbet tjl ba^ gläubige ®ef^tä(^ t>c§ ^erjcnS 
mit ©Ott. Sn feinem SBorte rebet (Sott mit unö, tjet= 
fönbigt unö feinen SBittcn unb 9?ötl^f(l^(u^ ju unferet @eUg= 



- .'JBom ©e^ete. 177 

f cit unb tahit nn$ ein, in benfcl&en cin^uge^cn (§. 267). 
©IC ^erf iynltd^f ctt urib ^ui^dt beö SKcnf^icn f orbcrt, baf 
er ba§< bargebotene ^til fctbflftönbtg ergreife/ baf ' er mit 
^unfd^ unb @ej)nfücf)t bcr^ ®nabe ©otteö entgegenfomme, 
unb feinen Söitten mit bem SÖStllen ®otteö einige; ©ag 
®ebet t|t nun i)k entgegenfommenbe urib antn)ortent)e 0lebe 
beö SRenfd^en ju @ott, ober bte ©intgung b'eö menfc^= 
Itd^enSiBtHenf mit bem göttltd^cn. 

SCnm. SOitt bem ©ebetc prigt wefentttd^. jufammen bic Setrad^^ 
tung ober sotebitatton (3o[. 1, 85 2uf. 2, 19. 51), burd^ 
toetd^e man ftc^ baö'SBort ©otteS innerKd^ einprägt, eö [orgfal= 
ttg erwogt, unb ouf ba§ eigne ^erj unb SeBen anwenbet. 

§.311. 

Sag ®ebet ift aber nic^t btog Bebtngung, fonbern 
aud^ Mittel ber 5lneignung be§ ^eiB^). Seneä ift eö 
<in unb burd^ fiü) felbft, bicfe§ aber nur attein burd^ bie 
^nabe ©ottcö, ber cä burd^ ^tn^ut^un feiner SScrl^eifung 
unb feineg @egenö §um ©nabemnittcl cr{)ob en l^at. SBtr 
muffen beten, um tc^ ^dl^ t|eill^aftig werben jufönnenj 
aber barum, ba^ n)ir beten, em:pfangen wir eö nod^ nid^t, 
fonbern bar um, ba^ ®ott »erj^eifen f)at, ta^ (Bebet p er= 
prcn. '^d^^^ebet ift atfo biirc^auS nid^t öerbienflUd^, 
— ebenfo, wenig wie bcr @Iaube '(§. 275), beffen Sebenö= 
äu^erung eö i% 

' ;■) SRom: 10, 13: Senn wer bcn Stamen be§ ^errn wirb anru? 
fen, fott fetig werben. 

5tuf bcn SfJamcn unb ben öotten ©egcn eine§ ®nabcn= 
miitcB !ann jebod^ nur ba6 cpriftli^c (Behet ober ba§ 
^ehetf Hp tnr 9f?amen Sefu unb in ber 'itraft beö 
t)eitigeu ©ctffceö gefd^ie^t, 5lnfprud^ mad^cn., Snt ^la^ 
tttCtt ^cftt beten l)eip, nitl^f in unferm eignen 9?amen, 
ntd^t auf eigne Äraft unb eignet SSerbicnjl^)^ fonbern auf 
®runb ber üpnbra^ten gribfung, in (5|rtjit Stuftrag unb 
•alö ©lieber feinet Äcibeö beten,, fp ta^ unf er - ßehet at§ 
6t)ri|ii®ebct erfc^etnt unb gilt. @in fold^eg ®ebet ijl unö 
4ber nur möglid^ burd^ bie\^raft b eö ^eilige« ®et = 
|!eö, ber ung ju beten (el^rt unb beten ^Ift^). 9ßo i)^^^. 

Ä ur ^ , (S^t. aieftgionSle^re. 6. SCufT. 12 



178 Bon ben ä)xi^U^m ©nabcnmittctn, 

@c6ct aUv QCQtmhct ifl auf baö 93 erbten jlbeö@ö]^' 
neö unb getrogen ifl tjon bcr Äraft beö ©eiftcö, b* 
fänn aiiti) bic @rl^örung bei SSaterö nit^f fe^len^); 
benn fotc^eg ®cbet iji recjt im »öUen @tnne ©aö> maö 
iebcS ®ebet fein fott, »oUfommenc Einigung beö menf^li^ 
c^cn SBiUcnö mit bem göttti^en aSittcn (§. 310); bo^cr 
e$ nit^t jn öern)unbern i^, wenn bic ^cil. @^rift bem 
^riftlid^en lebete u n b e bin Qtt (Erl^örung unb htm ® Iau=^ 
ben, ber ji^ bartn auöfpnd^t, St)eiInobme an ber SSBunber- 
froft bcr göttlichen SlUmac^t gufpric^t'*). 

San.. 9, 18: SBir Hegen öor Sir mit unfecm ®e!6etc, nic^t 
auf unfere ©crcc^tigfeit, fon&ern auf :^eine grofe S5armi^ergigfeit. 

. -) anöm. 8, 15: S^r ^aU niä)t einen fnec^tifti^en @eijt ic..- 
(§. 32.) — JRöm. S> 26: SepSen gleichen äud^ ber ®ei|t ^ft 
unferer ©c^woc^l^eit auf. Senn wir »iffcn hid^t, nja§ njir^ Beten. 
foUen,. wie, fid^'g gebühret, fonbern ber ©eijljetbjl oertritt ünS aufS- 
Sejle, mit unaüöJprec^Uc^em ©eufgen. 

^) Sot). 16, 23: <So it|r ben SSater etwag bitten werbet in mei= 
nem tarnen, fo wirb @r :e§ euc^ geben. aSgt. So^. 14; 13, 14. 

^)'S!Rarf. 11, 23. 24: SBal^rli^, .^ä) fage eud^, wer gu bicfem 
S3erge fprac^e: ^ehe bid^i unb wirf, bid^ inS SDfeer, •— unb gweifelte 
nid^t in feinem ^|>erjcn/ fonbern gtaubte, baf e§ gefd)e!)en würbe,- 
toaS er fagt, fö wirb eS gcfd^e^en, wqö er fagt, ^Scirum fage ^4 
euc^: SlHeS, wa§, i^r bittet in eitrcm ©ebet, glaubet Itur, ,bof i^r 
eS empfangen Werbet, fo wirb eS euc^ Werben.— Wdtt^. 17, 20: 
SBal^rtic^, fo i^r (äJlauben ^aht aU ein igenfforn (ügC. fDlattl^. 13, 
32), fo möget i^r fagen ju biefem Serge u. f. w. SSÄatt^. 11, 22, 
— sßlorf. 9, 23: 3lÄe Singe ftnb.müglid^ Sem, b er ba glaubt. 

^nm. Samit fofl aber bem oorcfirijltid^en (Bebcte, infofern ftd^ 
barin ba§ SSebürfnif unb bic ®e^nfud^t nac^ Srlofung au§fprid)t, 
feineSwegS ber ®egen ber ©rl^oriing abgcfprod^en werben. Sag 
oord)rijlli(]&c ©ebet »crl^att ffc^ jum d^rijlKä^cn wie i)ie oorlou^ 
fehbc Wtrlfämfeit beg'^eiligen ®eii*eS (§v 267) gur erfüllenben 
SBirEfamfeit beffelbcn: 

§. 313. 

Sa baö d^Hflit^e ®ebet ein ©nabenmittet ijl, fo 
^ot eö aücrbiftgö löorsugöjp^ife vin!t>. junäd^jl geiftlid^c @a- 
bcn unb®üter ju feinem ©egehjltttibe*). Samit i^ aber 
bog S5eten um (eiblid^e. unb irbifd^c SBcbilirfniffe Unl^ ^Tti» 
liegen nic^t auögefi^Ioffcn, fonbern oietmet)ir »ermögc bc§ 
trinigen unb weferitlit^en 3itfammen|ang«§ beö 8eibli(^en 



SSom lebete. 179 

unb^ciiÜi^cn, t>t$ Srbifii^cn unb J^immltfd^cn mit cm= 
begriffen^). SBBtr mögen barum allcrbtngö bic leiblichen 
anliegen cbcnfo fel^r wie bic geitlli^en ^um ©egenjlonbc 
beS ©ebctcö m<id)cn, -- nur bof fctc^ ®thtt um gcitli^e 
®Qbe unb ^üife nie ol^ne bie oufri^tigffe Unterorbnung beö 
eigenen 3Bunf(^e§ unb ber eigenen @infi4>t unter 
ben gottlid^en SBitlcn unb bic göttlid^c SBcifljeit 
gcft^c^e^). 

SKattl^. 6, 33: SLxadjtet am etften tc. (§. HO.) — g.uf. 11, 
13: ©0 tenn iiv, öie tl)r arg feib/ fÖnnet euern Äinbcrn gute @a^ 
Ben . geben , wie t)telnie|r wirb bcr iSater im ^immel ben l^ettigen 
Oeijl geBen ®enen, bie S'^n bitten? 

^) Äot. 3, 17: 5iae§, iDa§ i^r t^ut, mit SBorten ober SBerfen, 
öaS tt)ut SlOeS in bem ^tarnen be§ ^ßrrn Sefu unb banfet @ott 
unb bem SSater burc^ S^n. — 1. Äor. 10, 31: S^r ejfet nun ober 
trinfet> ober xoa& i^r t^yxt, fo tt)ut eö SlUeS ju ©otteS Sfjrc. 

*) 2uf. 22, 42: SSater, roiUft Du, fo nimm biefen Äeld^ üon 
mir, bod^ ni(|t mein, fonbern Sein SBitle gcfc^e'^e. r- 2. Äor. 
12, 8. 9. 

3lnm. ©inerfeitS foll bag -0"^ i« ßl^riilo fi^ nic|t MoS auf 
bie Erneuerung be§ innern, geijligen ßebeng befc^rdnfen, fon= 
' bern auc^ umgeftottenb unb erneuernb inS auf cre, gemeine 8e= 
Ben eingreifen, ber gange 9Äcnf(^ foff gel^eiligt, alle, au^ iiit 
niebrigjlen S3ejie^urigen beS Sebehl foßeit geläutert unb bie 920= 
tur in jeber aSegiel^itrtg burc^ bie ®nabe oertidtt ftjerben. Darum 
fott au^ aU unfer S^irfen unb ®d^ äffen, aUc unfere geiben unb 
greuberi oom ©Hjte beS ©ebeteö getragen urtb burd^lautert njer= 
ben, ja baS @c6ef fann unb fott ber ^rüfjlein atteS ßfirijlK^ci^ 
unb UncfetiftHi^en im geben fein: atte Slrbciten unb SBeftrebun= 
gen, JSBunfd&c unb Hoffnungen, ©eniiffe unb SSeburfniffc, t>ie niä)t 

. bic Feuerprobe be§ (3ebeUS bejie^en fonnen, für bie mir' ni^t 
pon <|)erjcn ©otteg Seijlanb ober Segen erflehen mögen, jTnb 
oom Uebel. — 2lnbcrerfeitS rairft aber aud^ baS ouferc geben 
mit feinen geiben unb greuben md^tig ouf baS geijlKc^e geben 
ein. SBie Denen, bic ®ott lieben, otte Dinge (äei^t^um unb 
?lrmut^, e^re unb (Spott, QJefunb^eit unb .Kranfljcit, longeS ge= 
ben unb frül^eS Sterben u. f. m.) jum Seffch bienen möfen 
(Sflöm. 8, 28), fo Denen, bie o^tte ©ott tebeh n^otten, jum Un= 
leil unfc geijHic^eh iBetberben. 

©Ott fcnnt atte unfere SScbürfhife unb 5lnliegcn, aitcl^ 
oi^he ttrtfer ®ebet^), abet hatim i^ boö ©cbet nit^t zttba 
n\jit^n\^§^ tftm mv beten ja nit^t, bamit ®ott er = 

12* 



180 S5ött ben c^inftUcJ^en ®ttat?enmitteTn, , 

fal^re/tüaö wir auf bcm ^et^cn ^abcn, »iclmcl^t ifl baö 
®cbct bie natürliÄc unb not^xpcnbigc Slcuferung un= 
fcreg getflltd^en Sebenö. 2Bo nur immer Ubenbtgc #cl^n= 
fu4t, ©m^fängltd^fcit unb 3ßttttg!eit für bo§ gbttUd^c |)eit 
tft, ba tjl a\x^ notl^ircnbig ®ebct.- @o wemg boö letbltd^c 
Sebcn o^ne Sli^men fein fattn, fo n)cnig baö getftlid^e ol^ne 
©ebeti, 

SDtattl^. 6, 8: ©uer SJater Jüeif, iüa§ t^r Beburfet, .ti)t benti 
it;r S^n ■bittet. 

§.315. 

©Ott will unb fann t)ie geiltlitl^en ®üter feiner 
@nabe unö nid^t ol^ne unfern Söitten unb unferc 3ujiim= 
mung (b. 1^. alfo ni^t ol)ne unfcr ©cbet) fc^enfen; ober 
oud^ in SScjiel^ung ouf bie teiblid^en ®ütcr biefeö S^ben^ 
t^ut @r gebeten SBiele^, ttjaö @r ungebeten nic^t gctl^an 
Iiabcn njürbe (üu!. 11, 5—8-, 18, 1—7), mii t>a^ ^ehct 
unb bie (Er'^brung unfere «^erjen in feiner Siebe unb ®e= 
meinfd^aft befefltgen. 

Slnm. (gs tjl eine unöerflanbicie unb tl^oric^te ©nrebe, ju fagen, 
wenn ©ott ©e'bete eti)ote unb in g'otge bei ©eBeteS anberS. 
■^anbte, atS (St obnc ©e&et gej^anbctt l^aben xvütbe, fo mujje ©i: 
ja feinen Sfiat^^fc^lup dnbern unb fei nic^t me|r ber Unöccattbet:= 
U(^e. ®enn unfere ®ebete, bie @ott oon ©njtgfeit l^ec weif, ftnb 
jafc^on in bem JRotl^fc^luf @otte§ Berucf jtd^tigt, . ba|er benn au^ 
@e6ete oft erl^ört werben, nocf) el^e |te auSgefproc^en finb? j. 35. 
San. 9, 235 Sef. 65, 24: Unb foU gefd^e^en, c.l^e.fie ru= 
fen, Win 3<Ä antworten? wenn fie noc^ rebcn," wiU S^ 
i)bvevi. 

§. 316. ' 

SSBenn bie unbebingte ©ri^örung, bie bem redeten 
®ebete gugefagt tft (§. 312), ausbleibt, fo iff entweber 
ha^ ^thtt ein fatfd^eg, b. i. glaubenätpfeö, gewefen^) ober 
boö ^u.öbleiben ber^rprung ij! nur fc^cinbar. ©enn 
oft gögert ®ott mit bem fic^tbaren &treten ber @rp» 
rung nad^ ber unerforfd^tid^cn Sßei^^eit fetner Sßege, etroa 
um unfern ©kuben 5U :prüfen ober aud^ ju onbern ßrocdcm, 
bie in un^ ober aufer unö liegen fönnen (2. ^etr. 3, 9)i 
ofi aud^ erprt er unfere (BtUU mxtli^ fogleid^, ol^ne baf 
«jir in unferer Äur^fr d^tigf eit ober Ungeifllid^fett eö feigen 



Bern (BiUU. 181 

utib ntcrfcn> «JcW @r un^ auf ganj anbcrc SBetfe, atö njtr- 
cö ermattet ober gemunfd^t ^aben, ert)ört ^at 

^^) Saf. 1/ 6. 7: @r Biffe aßer im ©tauben «nb jwetfle nic^t? 
beim tt) er ba jjöeifelt, ber ifl gtetc^ tt)ic bie SöleercSwogc, btc oom 
2Bmbe getnefien ünb geweBet wirb, ©otc^er SDlenfc^ benfe nt(^t, 
ta^ it etmai oon bem .^@rrn empfangen njerbc. . — Saf. 4, 3: 
S^r bittet unb frieget nic^t, barum, ia^ i^r üBel Bittet, nomtid^ 
baf)in, baf iljr eS mit euren SSSoUüjlen ocrje^ret. 

§. 317. 

Saö ©ebet ifl entmeber S3itte (um ^Ibiücnbung be6 
SS.öfcn unb äuwcnbung beö @utcn) ober SJanffagititg unb 
2o6:pretfun3 (für bereite em^jfangene SBo^U^ateri).' S5eiber= 
let ®ebet fott fici^ aber ntd^t Mo^ auf bic perfönltd^en 5ln= 
liegenl^eitcn be§ SSetenben, fonbern ebenfo fc^r aud^ auf baö 
SQtxl unb SBo^lerflc^en ber SSrüber begießen, t^eiB tnfbfern 
fie fd^on öon ?Ra'tur unfcr^ ^(eifd^ finb *) , »orne^mlic^ aber 
infofern fie, mz voiv, ©lieber am Selbe ß^rtfit ftnb, ober 
eö §u werben berufen finb^). ^te %nthitU ift ein fo rvz" 
fentUd^er S5ejJonbtbeiI beö c|)riftlid^en ®cbzU^^ bap ein 
®ebctöleben o^ne Fürbitte gar nid^t benfbar ift. Snfonber= 
l^eit fott bie Fürbitte ftd^ aber auf atte ©iefcnigen begiel^cn, 
meiere i)a^ vierte ®ebot unö ju e^rcn befiehlt (§. 80), 
unb jmar um fo ernftUd^er unb anl^altenber, je mi^tXQCt 
unb cinftupreid^er x\)xc Stellung unb Slufgobe für teiblid^eö 
unb geiflUc|)e§ SSol^lerge^en ber SJ?enfc^|eit ijl. ©at)tn ge» 
prt alfo \)ornel)mUc^ bo§ ®ebet für bie Dbrigfeit^) unb 
bte Wiener beö ©oangeiiumö^). SKit bem (entern 
tätigt benn aud^ ba^ (^tUt um prberung unb 5luöbret= 
tung beö fRdd)e^ (3otte§ in ber dtat^e unb^eme (S)?if= 
fionögcbete, fomoi)! für bie innere nsie für bie äufere 
SJJJtffiion) jufammen^). 

^) 1, Sim'. 2, 1: «So ermahne i6) nun, baf mon oör allen Sin= 
gen guerft tl)ue SBttte, ®chet, gürWtte unb ©anffagung für atte 
SDlenfc^en, für bie\^6nige unb für atte D&rigfeit, ouf 
ta.^ mv ein ru'^igeS unb flitteS Seben füt)ren mögen, in aller ®ott= 
fetigfeit unb g^rbatfeit, benn fot(^eS ift gut, bagu auc^ angene'^m 
öor @ott, unferm >^citanbc.!— Ser. 29> 7: <Sucf)et ber ©tabt Sßc 
fteS, ba|in S^ euc^ fjabc taffen tt)egfü:^ren, unb hetct für fie 
jum ^errn, benn iüenn e§ it;r n;ol)t gel)et, fo ge!)et eS eUd^ oui^ 
njoI;l. 



182 SSon ben d^rijlltd^eri ©ttöibcnmittetn. 

") ®p^. 6, 18—20: S5ctet fletS in allen Slnliegm mitlitten 
unb ^tcl^en im ©eiftc unb xoa^tt bagu mit aUem Jün^aUen unb 
gleiten für alle ^^eiligcn unb füt miÄ/ auf baf mir gegeben 
-werbe bo§ SBort mit freubigcm Sluft^un meines Sptunbeg, baf icfe 
möge funb mad^en tia& ©el^cimnif bc&^vatiQtlii, rocld^eS S5ote i^ 
bin in.ber Mette, auf baf id^ borinnen freubig l^anbetn möge unb 
rcbc, wie jtt^ gebühret. Äot. 4, 3. 4. — «Rom. 15, 29. 30. -^ 
2. a^. 3, 1. " 

^) aÄatt^. 9/ 37. 38: Sie grnte ifl gro^/ aber wenige ic. 
(§. 268.) — ÜJtatt^. 5, 10: Sein «Reic^ fomme! 

§. 318. 

t>a^ redete, ctl^örttc^e ®cbct bebarf nid^t »iclct^) unb 
aud^ ntd^t fc^öngcfc^ter SSpttc, — bai ©eufjcn unb @tam= 
mein be§ öerjcnö ijt »or @ott bcrebtcr alö btc fünflUci^fle 
unb fd^önftc IRebc; aber cö fott bcmütjtg^), ernfllt^^), 
anl^aftcnb*), frcubtg^) unb bringttd^®) fein. Sßergl. befon= 
öerS no(!& bie betben ©Icid^ntjfe Sut 11, 5— 13 unb Auf. 
18, 1-8. 

') 2Jtatt^. 6, 7: 3Benn i^r betet, foUt i^r nid^t oiel iptap^ern 
Jüie bie v^ciben, benn fie meinen, fte werben erl^oret, wenn jtc üielc 
SBorte machen. 

' 2) 1. fKof. 18, 27: 31^ ficl^c, id& "i^ahe mid^, unterwuhben, ju 
reben mit bem ^errn, wiewol^t id& @rb unb Slfd^c bin. 

^) Saf. 5, 16: Se§ ©ere^ten ®ebet oermag oiet, wenn eS ern|l= 
lic^ ijl. 

^) i. 5Kof. 32, 26: M) laffe Sic^ nid^t, Su fegneft mid^ benn. 

*) 1. So^. 5, 14. 15: llnb ba§ ifl bie ^eubigfett, bie wir f)a^ 
ben gu S^m, ba^, fo wir etwas bitten nac^ feinem SBiöen, fo f)'6' 
ret ®r un§5 unb fo wir wiffen, ba^ ®r uns prct, waS wir bitten, 
fo wiffen wir, baf wir bie Sitte ^abcn, bie wir oon S^m gebeten 
l^aben. 

6) ^f. 27, 8: 2Rcin ^erj ^ätt ®ir oor ®cin SBort: S^rtottt 
mein Slntli| fuc^en. Sarum fud^e iä) aud^, ^crr, ®cin Slntli|. 

21 nm. 1. 3erjlreuter ©inn, Untujl unb SSrdgl^eit ^ixm ®e'bet barf 
uns nie öon bemfelben ab:^olten, oielmel^r beburfen wir bann ge= 
rabe am anermeijlen beS @ebeteS. SBer nid^t beten fann, ber 
bitte eben um bie ® ab e beS ©ebeteS, unb um bcn @eijt, ber uns 
beten le^rt unb beten Pft (SRöm. 8, 15. 26: §. 312, 2). Unb 
wenn ber^leinglaubc unS bie freubige ßuüerfid^t jum .®ebete 
unb %vi feiner ©rl^orung rauben Witt, fo fotlen wir rufen: ^@rr, 
iä) glaube, l^itf meinem Ungtaubcn! (?[Rarf. 9, 24.) 



Born ©ebete. ^ IS^ 

'Stnm. 2. SBaS bie dufcre Gattung, ©eberbc u. f. to. beim @e6ete 
betrifft, fpgUt'jwaraud^^ter bog SBort: „S)er @cifl ijl es, bec 
ba tebenbigi ma^t, bag ^teif^ ift fein nü|c" (Sq'^. 6, 63), unb 
i)a§ anberc: „®ie »eal^tloftigen 2lnbeter rcerbfn ben SJater an= 
Beten im ©eijl unb in bcr SBa'^rt>eit, benri ber SSatet. will aud^ 
^aben, bie S^n alfo. anbeten" (So§. 4, 23), — aber jcbcr Sn^ait 
forbert aud) feine if)m angemeffene §orm, unb bet®etf^ feine 
entfprec^enbe Seibtid^feit. "35aS (StUt, obf^on^BetE beg ©eijteS, 
forbert aud^, unb je frdfttger unb an|o(tenber eg ift, um, fo 
.«iet)r — eine entfpredjenbe ^leuferung im ®ebiet beg 8eibti(^en. 
^dnbefaltcn, Äniccn u. bgt. ijt nid^t nur eine feine, aufere3«d^t/ 
fonbern forbert, oermöge ber innigen @egenn>irfung greiften 
teW unb @et{t, oud^ bte innere Slnbad^t, Semuti^ u. f. tt). hiim 

§. 319. 

Saö ganjc Scben bcö 6t)riflcn fott "ein Sebiju im 
*®ebetc^) fein, womit ober natürlid) nid^t gemeint ift, baf 
ter 6f)rifl übet bem Beten bic SBerFc fcineö irbift&en S5e= 
tufeS »erfäumen ober gcrihgf^Q^en foUe (§. 56. 2. S^eff. 
5, 11. 12 unb l.%M. 4, 11 in §. 116), metme^r foE 
ieglitl^e 5lr6eit burd^ baö ®cbct geheiligt werben, unb üom 
^ebtU bur^brungcn felbfl jum ®ebetc werben, '^ebzä I8c= 
ginnen o^ne ®tbet ijl eine ©ntfagung unb fBcrad^tung beö 
göttlichen SSeiflanbeö unb ©egenö^). Sieö gilt aud^ na= 
-inentlid^ »on tem Unterlaffen be§ 2Worgen=, 5lbcnb= unb 
3:if%cbete§3). 

^)\Ko(..4, 2: hattet an am ®ebet unb machet in bemfelben mit 
Sanffagung. — 1. JXl^eff. 5, 17; 25etct o^nc Untcrtap. 

?) 93f. 127, 1. 2 (§. 113, 3). 

3) 5. SRO f. 8, 10: aSenn i)u gegeffen l^afl unb fatt bift, ba§ 
bu ben J^gtrn beinen ©ott lobcfl. — ^f. 63, 7: SBenn i^ mid> 
gU-ffiette lege, fo benfc id^ an Si^, wenn id^ etroad^e, fo rebe ic^ 
.:t»pn ,?)ir. 

§. 320. 

©n befonbercr @egen liegt auf bem gemcittfamen 
©cbet, fei t^ la^ ®ibk einer ganjen ©emeinbe üon ®ldu= 
bigen^) ober eineö ganj^en ^aufcö mit Altern unb ^inbern, 
mit ^erren unb^ienflboten, ober audb nur einiger wenigen 
enger im ,|)ßrrn »erbunbenen @eeten^). 5lber fo ^ßx c§ 
'öut^ S5ebwrfni§ if!, im gemeinfamen ®ebzU ftcb in ber 



184 ?• SSon t)en ^njilitjen ®nabenmitte(tt. 

Siebe ju dmntev unb §um gemcinfd^oftlid^cn ,|)ou:pte afier 
bliebet SU befeftigcn , cbehfp f e{)t tli autl& baö SSebürfnif , 
in ber (ginfamfeit beö Äöramerlcm^^) mit bem ^^rrn im 
©ebetc ju ocrfel^ren, Berechtigt unb gefegnet. 

:^)^|)e6r. 10^ 24. 25: Sajfet unS unter, emanbecunfet felbft k. 
(§. 61.) — <Sp'^. 5, 19: sffiertet »oU ©eift.eg ynb rebet unt<r ein» 
önber u. (§. 61.) . ' 

2) gjlatt^. 18, 19. 20: 2Bo ßtüei unter e«c^ eing werben auf 

. Srben, ttJorum eS tft,baf{ie Bitten woUen) baö fott i^nen toiebcr' 

fahren ücn meinem SSater ini ^immel. S)enn njo ^wei ober ®ret 

oerfamtnelt jTnb in meinem 3?amen, i>a Bin i^ mitten unter i^nen, 

') ^att^. 6, 6: SBenn bu oBer Betejl, fo ge^e in bein Äam= 
merlein unb fi^liefe bie S^iire gu unb Bete gu beinern SSater in? 
SScrBorgenen. 



SSom (Bebet t)ea .g)etrm 

(SJritteg ^ou^tpcf.) ' 

§. 321. 

^k üottfommenjic 5lnn)eifung über ^orm unb Sni^ölt 
be6 c^rifificl^en ©ebetcö liat uhö ber ^@rr felbjl in einem 
SWufiergebete gegeben (2J?att^. 6/ 9— ISj Suf. li;'2-4), 
baö gteid^fam bie ©runbtöne ju ollen ben öerfd^iebenen unb 
mannigfaltigen ©ebetSoariationen, wie Seit unb Itmjidnbe,. 
fpecieHe SSeDürfnip unb @m:pfinbungen beö «^er^enö fie 
forbern, entl)ält. — ©aö (Scöct beS ^®ri;tt serfäUt in 
brei Steile: bie ?lnrebe, bie fteben SSitten unb hie S)oyo- 
togie ober ßobipreifung. SSoh bcri itebcn SSitten gelten bie 
tjier erften auf bie 3un)enbung be6 ®uten, bie brei testen 
auf bie ^bnjenbung beö S5öfen. @e^ö ^Bitten beä^ic^en 
Itc^ ouf geiftlic^e ®'üter, nur eine (bie oierte) auf leibliche 
SSebürfntjfe. 

©ie §lnrebe. 

Sater Unfer, bcr S)u ^ift im fü^imel^ 

SBag ijt boS? 
©Ott min unö bamit (oien, ba^ mir glauben f,ot== 
len, (5r fei unfer rechter SSater unb mir feine 



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. aSom @cbete bcö |)errn. "^^ 185 

tcd^tcn Äinbcr, xiuf ba^ n)ir getrof! unb mit alTer 

äüoerftd^t fl()n bitten foHcn, wie bie Heben ,^in:: 

ber i^ren'tiebcn 3Satcr bitten. 

©ie erjfe SSitte. 
©e^dltget werbe S)eitt Stame* 

SBBa§ ijt ba§? 
©"otteö 9flQme ift^war an if)m felbft {jcilig, aber 
wir bitten in biefem ®thet, ha^ er auc^ bzi unö 

1^ eilig m erbe. 

SSie gefc&ie^t t>o§? 
2Ö0 baä SBort ®otteö lauter unb rein gete^ret 
n)irb unb roir aud^ t) eilig aU bie Äinber ®otte-l8 
barnad) leben, — i>a€ f)iif unö, lieber SSater im 
^immcil 2ßer aber anberö it^tzt unb lebet, bcnn 
baö SBort ©ottcä let)ret, bcr entheiliget unter 
unö ben SRamen ®otteö, bafür btf^ixtt unö, lieber 
l)immlifc^er SSater! 

T>k jnjcite SBitte. 
Sein tUn^ fomme> 

2Ba§ tfl bag? 
©otteö 3fleid) fommt wo^l aucf) o^ne unferi®ebet, 
aber njir bitten in biefem ®ebet, bafeö au(^ gu 

- unö f omme. 

2Bte gefc^te^t baS? 

SBenn ber l^immtifdie Sßater unö feinen'^eif} giebt, 
t>a^ n?ir feinem SB orte burd^ feine ®nabe glauben 
unb göttlid^ leben, l)ier jeitlic^ unb bort ewiglic^. 

Sie britte Sitte. 

Seilt SStÄe gef^epe, wie im §immel, alfo an^ auf 

®rbett* 

SBBaS ijt baö? 

©ötteä guter, gnäbiger Sßille gefc^ie^t wol^l o^ne 

unfer ®ebet, aber wir bitten in biefem ®ebct, 

ba^ er auc^ bei unö gef^e^e. 



186 SJon ben ö^xi\tlit^en ^nabennttttcln. . 

Sßenn ®ott oflen böfcn Siat^ u.nt aSBiUen Jbrt(|^;t 
utib tjtnbert 2)ic, fo unö bcn SfJomen ®otte§ ni(|t 
^ctttgen unb fein !Rci.c^ nid^t, fommch laffen n)ot= 
len, aB Da ifl bcö S^eufctö, ber 2Bc(t unb unfcrö 
^Ictfd^cö SBtUe, fonbcrn ftärfet unb bcl^ätt-unö 
fefl in feinem SBort unb ©tauben b\% an unfer 
©nbe, baö tfl fein gnabiger unb guter JBiUe. 

Sie ttierte SSitte. 
Unfct iütili^ S5rot gieb «nS ^cute, 

SBa§ ijl baS? 

<®ott giebt baö tägliche S5tot aud^ »ol^l ol^ne utt= 
fcre Bitte allen biJfen SWcnfc^en, aber rcir bitten 
in biefem ®ebet, ha$ dx e§ unö erfennen tdffe, 
unb wir mit^anffagung empfa^en unfer täglid^ 

S5rot. 

SBaö ^ti^t bcnn tagtic^ 33rot? 
^lleö waö jur ßcibeö, S'Za^rüng unb ^Zot^burft 
geprt, aBßffen, Srinfcn, .Kleiber, ©c^u^, ^an^, 
|)of, Mdzv, 9Sie^, ®elb, ®ut, fromm ©cma^l, 
fromme Äinbcr, fromm ®efinbe, fromme unb ge= 
treue Sberl^errcn, gut SJcgiment, gut Sßetter, 
triebe, ©efunb^eit, 3ud)t, (5^re, gute ^reunbe, 
getreue SÜJad^barn unb beögleid^en. 

S)ie fünfte Bitte. 

Unb tjergieb unö unfcrc <S»(6ulb , tiik toit tJcrgcBcn 
uttfettt <S4ulbigern* 

SBas tfl baö? 

SBir hitUn in biefem ®ebet, t>a^ ber SSater im 
^immcl nid^t anfeilen molle unfere ©ütibe, um 
bermillen unö fold^e Sitte nid^t »erfagen, benn 
mir finb ber Äcineö mert^, baö wir bitten, ^a = 
benö aud^ nid^tioerbicnt, fonbern @r motte cö 
unö ?llte§ auö ©nöben geben, benn »pirtägti# 
üiel fünbigen unb mobt eitü «Strafe 't?erbicnen. 



§ßpm #ebcte beö |>ei:rii. ■ 137 

fo »ottcn n)ir ^mar wiebcrum auc^ ^crjücö t5er = 
^cl&cn unt) gcyne woi^tt^unScnen, Me ft^ an unö 

üerfünbxgcn. 

Sie fct|§tc S3ittc. 
Uttb fitere mi ni^t in Serfucöuttg. 

^ott üerfü'd^t jwar Stiem anb, ober wir bitten in 
btefem ®e6et, baf unö® ott wolle hef^nten unb 
crl^atten> baf un6 ber Äeufel, bte SBelt unb un = 
fer gfUtifc^ rtic^t betrüge nod^ »erfülirc in S??t§^ 
glauben, SSerjnjctflung unb dnbere grof e ©^anb 
unb ßajter, unb ob n)ir bamtt angefotfyten tt)ür=^^ 
ten, ^a^ wir bo(]^ enbli^ gewinnen unb ben @teg 

bei) alten. 

Sie jtcbentc Jöittc. 
^ohbetn etlöfe uns tion bem Uebel. 

2Ba§ ift baö? 

lEBtr bitten in biefcm ^thct, al6 in bcr ©umrna, 
^a| unö ber JBater im «^tmmel ooh allerlei Uebcl, 
12eibe§ unb ©eelen, ®uteö unb ©^re erlöfe/ unb 
julc^t, wenn unfer ©tünbletn fommt, ein feligeö 
<Snbe befd^ere unb unö auö ®naben t)on bicfem 
Sammertbal §u fi(§ nebme in ben ^immcl. 

Sie Soicotogie. 

^etttt ©ein ift tia^ Stcic^ unb bic Äraft «nb bte ^err= 
Itcbf eit in ©»igfett* ^men. 

SBag ^eift Slmen? 

Saf td| foll geroif fein, fol(^c Bitten finfc t>em 
IBater im ^tmmel angfenel^m unb erbÖrct, benn 
^i Uihft f^at unö geboten, alfo §u beten unb üer=' 
;l^etfen, ta^ dt un§ wolle erbörcn. Slmen, 5tmen, 
ta^ l^cift: Sa, ja, eö foll olfo gefdie^en. 



188 S^on ben d^rtjIRd^cn ©nabenfnitteltt. 



SSon t)en i^eiltgen ®aframenten im Mgemeinett» 

§.322. 

Unter bcmSQBorte^aframetttöcrjle^en wir im fird^' 
Itc^m @!prac^ge6raud^ eine {jetttgc, firc^Uäe ^Jdnblung, bur(]^ 
weld^e un§ in, mit unb unter ftnnti^cn/ trbtf4)cn 
3ci.(^en eine Ü6erfinntid^e, ^tmmUfc^c ©nabcngabc 
ttiitget^eUt wirb, ©tc ©cwipeit unb 3u»crftd^t, bap im 
@a!romentc mit bem fic^tbaten Elemente mttliä) hk un= 
firf)tbare l^nabengabc oerrbunben ij!, berul^t auf ber ^tn= 
fc^ung, (5f)riflt unb auf bcm IBorte feinet Jßerl^ei^ung. tiit 
©aframentß jinb aber ba§u öon G^rijlo cingefc^t, hamit 
n?ir, no^ njäfircnb wir in biefem- ftnnlid^en Seben wanbctn, 
jKrmittelft berfelben in bic tnmgfte unb ttjcfentlid^jle Seben^= 
gemeinfc^aft mit S^m eintreten unb in biefer ©cmeinf^aft 
be^tänbig erhalten unb befejiigt «werben fönnen. 

21 nm. Sag @tjmBor t{l öom ©ofroment wefentUc^ unter[^ie= 
ben. SaS (S^mBot t(l Bloß ftnnttd^eg Säilb unb Seichen 
einer uBerjinnlid^en Sbee, unb fein SroecJ i\t, burd^ baS gegen^ 
njartige, pc^tBarc Seichen an bic entfernte unb unftc^tBare 
©a^e, bie e§ aBBitbet, gu erinnern. Swifc^cn Beiben finbet aBer 
feine wefentti^e einigung ftatt.' Sm ®afrdttient ijl bag (Sinn= 
li(^e i^nsar au^ S3ilb unb 3ei(^en be§ UeBerfinnlid^en, aBer ba§ 
UeBerf[nnU(^e i^ ntd)t entfernt unb getrennt üom ©innlid^en, fpn= 
bern mit bemfelBen innigjl oerBunben unb geeinigt, 
alfo baf , ttjer baß finnUd)e Seilten '^at, in, mit unb unter bem= 
fclBen auc^ gugfcic^ öie üBerfinnU^e ®aBe 'i)at ®a8 0^mBol 
ttjirb a(fo gum ®aframent, foBalb ba§, wag eg Bejeic^net, gu bem= 
felBen l^ingufommt unb ftc^ mit i^m oerBinbet. i 

§. 323. 

©ie unsichtbare überfinnlid^c ®nabengabc, um bcrcn 
Aneignung eö jtc^ beim ©aframente ^anbclt, ^at hex ^^xt] 
ii(^ in 2Bci^f)cit unb ©habe gu ber (Sc^mac^tjeit unb JBe= 
bürftigfeit unferer finnlid^en 9?atur ^erablajfenb, in fi^t=^ 
hau unb ftitnli(|c Seichen eingel^üttt, hamit mir fic 
üermitteljl berfelben burc^ unfere @inhe äufncl^= 
men unb beö mirftic^en ^mpfangeö äurf) ftnnlit^ 
gcwif merbcn mod)tm. 



J8om ©cbete beö |)ertn. 189 

5lnm. Sticht bcr empfang bcr l^immUf^en ©nabengabe tffc 
burc^ unfern ©touBen Bebingt/Wo'^t aber ber «Segen 
berfetben. SJur ®cm, ber fte im ©lauten empfongt unb ge= 
Braud^t, fann fte gum JQeil gereichen. Sem Ungläubigen unb 
SSerdd^ter aBer muf fte jur SSerbammnif gereid^en. 

§. 324. 

£)aö auf ere 3etd^en n)trb gum <Bahamtnt bm6) bte 
ß^ottfecratiott, b. 1^. wenn btc SBortc ber ©infc^ung unb 
SSerl^eifung unöerfürjt unb unüerfälfd^t barü6cr gefprod^en 
«jcrbcn. SfJtd^t ber Steuer be^ §lltarS madpt t>a^ ©lem'cnt 
jum ©aframcnt, fonbern baö Sßort (5t)rtjit, ba§ jener in 
(S^rijlt Sflamen unb Auftrag ba§u fpric|)t, üerbtnbet bte »or» 
l^anbcne J^tnimtifd^c @nabenga6e mit bem oortjanbencn trbt» 
frfjen ©temenf, fo bap »)eber fein ©laübe unb [cine^röm= 
migfett ©tiuaö an. bem (Segen unb ber Sßtrfung beö @a= 
framentö meieren, nod^ öud^ fein Unglaube ol)er feine Un= 
n)ürbtgfcit etwa^ baxan mtnbern fann. 

3(nm. Accedit verbuin ad elementum et fit sacramentum. 

§. 325. 

^tteg Men bebarf gtt) eiertet p feinem S5ej!el^en: ®.c = 
6urt unb 9'?at)riing. @o aud^ baö neue geiftlid^e Seben, 
n)etd^e6 burc^ bie ©aframente ü ermittelt njirl). ©arum 
muf eö ixoti — aber aud^ nur gnjei — ©aframehte ge» 
beri, einö, burd^ meld^eö toit in ba§ neue Äeben eintreten, 
. unb ba§ gef(^iebt burd^ bie Eaufe, unb eing, burd^ n)cl= 
d^eö M neue Seben ^f^al^rung unb SBac^ötl^um emipfängt, 
unb t>a^ gefd^iel^t burd^ ha^ 5lbenbmal^l. ©arauö ergiebt 
jid^ oud^ fion fofort bie ©inmatigfeit ber Saufe unb 
bte 9(^ofi^njenbig!eit einer bftern SBieber^otung beö 
?lbenbma|B. 



190 SSon ben ^rijitid^cn ©nabenmitteln. 

Born ©afräancrtt ber l^cUigett A^aufe* 

3uTn ©rfic«. 

SBaS iil bie 5£aufe? 

S>ic Zauft tjl ntc^t oUetn fc^ted^t SBaffer, fon> 

htm fic tjl boö SBöffer in ©ottcö ®ebot gcfaffct 

unt> mit ©ottcö Sßort ocrbunben. 

SBel^cg ifl benn folc^ JBort ©ottei? 

^0 unfcr ^.Srr ej^rifiu^ f^jrtcl&t, SJJattl^ät am 

gelten (28; 29): „©c^ct ^in in ftttc SBelt, legtet Me 

§etbett uttb taufet ftc im tarnen beS 25atet# utib bei 

^o^ttcS uttb bcö ^eiUgen ®eiftcS>" 

21 nm. ©enauer ftnb biefe ®infe|uncjStt)orte alfo ju tfiterfe^cn: 
„®cl)et l)tn unb machet alle SJölf er guSungern (fjia3Tt)T£uaaTe) 
bobur^, bafiil^r fte taufet (ßaicrC^ovTe?) in ben SJamen (th 
t6 ovofjia) beS SJ./ b. ®. u. b. 1^. ®., ünb baburc^, bd^ il^r fte 
lcf>rrt (StSaaxovTs?) l^alten SlHeg, njaS S^ eud^ fiefol^ten l^afee. 

§.326. 

Sit bch ^tarnen (§.42) bc§ SSatferg, bc§ ©o^nc^ 
unb bef l^cil. ® cijlcö , getauft werben, 'l^etft burd^ 
öt« ^äufc eingepflanät njcrbcn in bic #cmeinf^oft beS brei= 
einigen ® ötfeg unb beö ^cileö tl^eit^aftig »erben , hai ber 
SSoter befc^Coficn, ber @o^n aüögerii^tet unb ber ^eilige 
®eljl ougt^cilt unb aneignet. 

21 nm. Sie uralte c^rijll. ßitte üerBanb mit ber ilaufe iJie feicr- 
li^c ©ntfacjung (abrenunciatio diaboli) unb 8oSfpre4>ung 
(exorcismus) üon aller @ctt)olt unb allen S35erfen beS Seufelg. 
©rjlereS toat jund^fk eine bei ber 2lufna!^me in i)a& 6|rijtcnt|>um 
not^rcenbige feierliche Sogfagung öom "^eibnifc^en ®6|cnbienjle, 
rtjel^e mitlRe^t aU eine ©ntfagung beS ÄeufclSongcfel^en würbe, 
weil ber ^eibnif^e ®6|enbienjl äffen bdmonifd^cn @inflüfl"en preig^ 
gegeBen unb oon benfetben 6e^errfd&t war (1. Äor. 10, 20 5 @p§. 
2, 2). Saran fnüpfte fi^ bann ettoag fpdter bie goSfprec^ung 
bei ffiauflingS üon aller ©ewatt beS ©atdns burd^ ben Sdufer 
üermittelfl einer befonbcin SSannungSformel. Sie eoangelif^c 
Äirc^e Behielt ben ßrorciSmug bei, um bie SBdl^rl^eit ju Bezeugen, 
ba^ ber natürlit^e, mit ber ©rBfunbe Be'^aftcte SJJenf^ gerjlig 



Vaspit bix J^eUtgen Saufe. 191 

unter ber ©ewalt beg ®atanS flielje (§. 202), ou§ welcher i^n 
fcie Stufna^mc in i>a$ fRei^ (Sf)rtfli bur^ bie Äouj;e ctreftet. Stft: 
in ber ncucrn 3"t ifl ber @%orctSmu§ auS (unnotfjiger) aScforg- 
nif bor einem jtc^ baran fnupfenben StScrßlaußen jiemfid^ aßgc- 
mein tefeittgt worbcn. 

§. 327. 

S)tc(3^rtftÜc^e Saufe ijl ein ©aframent, weil fraft 
^er ©nfc^ung unb 9Serf)ei^ung 6t)rij!{ mit bcm ftnnlid^cn 
Elemente t>eö SBafferö fi^ t)ie boburi^ bcjeit^ncte übcriinn» 
a^e ®äbe (ogt.. §. 328. 331) burcf ^in§ut^un bcö 2Bor= 
U^ wixfiif^ oerbinbet. @ie ifl barüm unenblt^ »crfd^icbcn 
t)on ben bloö ft)nibolifd^en 2Baf(^ungen unb Sujtrationen: 
aller übrigen SRfligionen. ?lud[) bie Saufe Sol^anni^ 
»ar nur eine ftjmboltfc|)e, feine faframentlid^e <|)onblung, 
weil fic baö <^etl ni^t »irftid^ mittl^ctlen, fonbcrn nur bar^ 
auf l^innjcifen utib bie ©e^rifuc^t na(^ bemfelben ernjccfen 
forinfe unb fößte. ©ennoi^ unterfi^eibet fie ft^ itefentlic^ 
tton dttcn fonfligcn religiöfen SBaf^ungen, »eil fie, »on 
©Ott gcDrbnet, mit götttid^er ©crcif^eit ouf ba§ ftd^er unb 
bolb eintretenbe ^eil ^inwieö, 

2lnm. 1. Sen Unterfc^ieb ber ^olpanniStaufe üon ber 
^riftltc^en Saufe giefetSol^anneS felbjl an, SRatti). 3, 11: 
/,S^ taufe euc^ , mit SBajfer jur SSuf e, ber aber nac^ mir fommt, 
ijl itdrfer benn t^, ... ber wirb eu^ mit bem ^eiligen @eijl unb 
mit ^euer taufen." (SSgt. 2lpgf(^. 19, 4.) ©eine 3lufgobe war 
nic^t, baS |)eit fetbjt auSjutl^eilen, fonbern bie ©emittier für 
I bajfeibe burd^ bie ^rebigt ber S5ufe unb beren f\)m'&ofifc^e SSer=^ 
itegelung burc^ bie SBaffertaufe empfangti^ ju matten. ®'a& 
^eit mar ja au^ nod^. nic^t auögeri^tet, unb ber I)eiti9e ©eijl 
no(^ ;ni(^t auggegoffen. Sarum muften au^ bie So^anniSjunger 
in @p^efu§, obJd)on fie bie So^anniStaufe bereits empfangen ^at= 
ten, nö^ einifnat getauft merben (3lpgfc^. 19, 3. 5). 

»Jlnm. 2. S)ie ISBalpfbeS SSBoffccS gum ftnnlic&en eiementc iei. 
S£öuffaframehte§ i|l nict)t gleid^gültig ober äüfaHig. ®a§ SBoffer 
ijt oietme^r barum jüm Srdgct ber Saufgnabe unter aßen irbi= 
feiert ©ementen am mcijten geeignet, meit bie natürtiti^e SBirEun^ 
beffetbcn ber übematürli^en iSBirfung ber Saufgnabc entfpric^t 
I unb fie abbitbet. ©aS SBajfer bei ber äaufe fommt nun nic|t 
blof atS reinig eh beS, fonbern aud^ unb gmar »omel^mtic^ aU 
geugenbeS,' befruc^tenbcS, belebenbeS, miebergebären= 
beg ©entent in ^etröd^t. Siefe le|tere ülnftfouuhg iag (»?= 
nigjlenS beim teligiöfcn ®ebrau(^ beg SBafT«§) bem ganjen %i- 
tett^um nd^er atS bie erjter>, unb !)at ifjre ftare JBere^tigung in 



192 §8on bctt t(injllt(^en @Kabenmttteln. ' 

ber.ffiiBel, wie in .ber IRatur. (SSgt. 2. g)etr. 3, Sj 1. S)lof. 
1, 2^ 1, 20 3 2, 5i ^io6 14, 9.) SSgf. ^inbar'g aptarov 
(jiev uSöp. 



3 um wintern. 

SBas giefet ober nü|et bie Saufe? 

@tc wirf et SScrge^ung bcr ©unben, crlöfet üon 
Sob unbScttfcl unb giebt bie ewige Seltgfeit eilten, 
btc cö glauben, jt»tß' bte SBortc unb SSerl^ei^ung 

©otfeö tauten. 

2tnm.. SSgt. ßut^er'ö ©rHarung be§ gleiten Strtifels: „ß^riflug 
l^at niid^ ertofet oon aUen ®unbcn, oom S£obe itnb oon ber 
©etoalt bcg Scufclg, auf baf i^ le." 

Sßel^eS pnb fot^e SBorte unb SJer^eifungen ©otteS? 

©a unfer^&rr ß^rtjlug f:prtd^t SJlarct am Seiten 

(16, 16): „UÖer ba glaubet «nb gctau^ wirb, bct wirb 

felifi, toer aber itl^t glaubet, ber juirb »erbammf 

§.328. 

Sttbec Saufe" gelangen n)ir burd^ ^anbret= 
d^ung be§ j>cingen #etjieg jum Söeft.^ alter ^ettö = 
guter, bie (Sl^rijtuöungburd^ fctriSeben, Seiben, 
Sterben, 5luferitel^en unb fein @i^en jur Sfted^tcn 
@otteö ernjörben unb' bereitet l^at ®otteö n)eife 
unb l^eilfame Orbnung l)at bte 3^l)eilnal)me an btefen ©ü» 
tern an bie Saufe gcbunben, unb in biefem Seben gtebt 
eä burd^au^ fein anbereS Mittd unb feinen anbern SSeg, 
baju §u gelangen, al6 attcin bie S^aufe. JSSer fic »erad^tet, 
mad^t fid^ babur(| felbjl ber für alle SJJenfd^en befitmmten 
©rlöfung unb beö endigen Sebenö oerlufitg. . 

2lnm. 1. §ür uns tfl bit SJlot^hJCttbtQfctt ber Saufe eine 
unBebingtc. SarauS folgt aBer nic^t, ba^ SlUe, bte.o^nc 
i^te ©c^ulb ungetauft ge^ot'Ben ftnb, nun unn3{ebcr6ring= 
liä) Oerloren feien. (Contemtus, non defectus sacramenti dam- 
nat.) ©urt^ bie ©nfe^ung ber Saufe ftnb wir geBunbcn, aBcr 
nid^t ©Ott. ©eine SBeiS'^eit unb ©nabe, bie bie Sl^eitna^me am 
^eitför bicfeg SeBen an' baS SBajfer ber Saufe geßunben 
"i^at, mag ja an^ wo^l ^ittd unb äBcge^iaBen, ol^ne Sermitte= 
lung be§ SBajfcrS ber Saufe bie Saufgnabc Syenenmttsuf^eiten, bie 



aSon ber ^eitigeit S/Oufe. 193' 

/bct^dUri o^m i^re «Schutt ni^t t^eili^aftig werben fonntcn. SBit 

' bitrfen otfo ntt^t bicoielen SÄiHionen -|)etben unb no0 »eniget 

.(1. Äor. 7, 14) bie e^riftenfittblein/ bie "ungctauft geflörben. pnb, . 

■ft^bn barum für üecloren a^ten; — too^I aber mü|j'en wir 

uns anf lagen, tnfofern itnfere Sau^eit unb ©tei^gutttgfett 

baran @^utb ift, ba^ fte ber Äaufgnäbe nt^t f^on in btcfem 

geben auf bem bon ®ott georbncten SBege t^eit^afttg geworben 

, ftnb. SSer aber ber SSaufe auä eigner ^c^ulb (fei eS au§ 

Unglauben ober 9tac^taf|tgfeit) ermangelt, jfbemj gereicht ibiefcr 

SfJlangel jur SSerbammni^.f 

"^nm. 2. ®aS 2Befen ber Saufe, als eines wa'^r^aftigen ©afra* 

menteS, fowie ber ©e'^orfam gegen bk göttliche ©nfe|ung, welche 

bie Saufe für biefeS geben üerorbnet ^at, forbern gleicp fe^r 

bic DtotPaufc (Sac^taufc), bie für unfere SBeri^altniffe in ber 

Siegel nur 'bti neugeborenen .Ätnbern Slnwenbung finbet. SBenn' 

ndmlid^ baS geben beS noc^ ungetauffcen ^inbeS burc^ einen fo 

jÄnetten ffiob bebro^t wirb, pa^. ju fürd)ten. fle^t, baS JXinb 

werbe noc^ oor Slnfunft eines :^erbeisuf)oleüben ©eijlli^en Jlcr= 

Ben, fo jinb bie grtcrn ober Pfleger beS ÄinbeS jur fofortigen 

Slnwenbung b^r Stot^taufe, welche jeber münbige S^rijl (in ^b= 

4t)efen'^eit eines SötanneS auc^ jcbe c^rijlli^e ^rau) »errieten 

fann, berechtigt unb in i^rem ©cwijfen oerpflic^tet ®ie 

3tot]^taufe gefd^ie|t unter ^inweglaffung aller Zeremonien, ' dma 

fo, t)a^ nac^ einem paffenben furgcn ®ebete (5. fS. beS 2Jater= 

■unferS) ber Saufcnbe baS ^Kinb breimal mit äSaffer befprengt, 

unb babei bie SBorte: „Sd^ taufe bic^ (9t. ^.) im Siamen 

beSSJaterS, unb beS<3o|)neS unb beS l^eiligen ©eijleS. 

5tmen!" fprid^t, unb fd^lieflid^ auf baffelbe ben ©egen beS brei= 

•einigen ©otteS (etwa mit 2. Äpr. 13, 13 ober 4. 2Äof. 6, 24—26) 

legt, ©ne fol^e Saufe ift, auc^ Wenn baS .Äinb am geben. bleibt, 

-t>ollgültig unb bebarf bann burc^auS feiner SBieberl^olung, wo'^t 

ober na$. guter Drbnung einer firi^lic^en 95ejldtigung burt^ btn 

üerorbneten Siener beS SBorteS. — Sreffenb fagt ein neuerer 

©otteSgele^ttcr über bie Stotl^taufe: „®S wirb in i^r bie'an» 

erfennung ber ewigen .Kraft göttlicher ©nabe auSgefprod&cn, beten 

wir SlUe, 1|)ier wie bort, beburfen, bie ein unftd^tbareS l^eiligeS 

, Bdnb um uns Stile fc^lingt, ob wir auc^ früher ober fpater oon 

■«inanber fc^eiben, ber wir alfo aud^ baS .Kinb in Semutl^) uxib 

mit gldubiger^^offnung übergeben, ©ie c&rijilid^ erfaftc jRot^» 

taufe ift ber einjig wal^rl^aft ^eilenbe SSalfam für baS blutenbe 

eitcrn^erj beim aSerluft beS ÄinbeS? wer ober Ui i^r nur bie 

leiblid&e, jeitliij^e ©r^oltung beS 4inbcS "erreichen jwiU, treibt 

und^riftlid^en Slberglauben." 

§. 32a 

MUt o^tte ©lauBctt nü^t aiit^ bic Saufe sRic^tö, 
t)tcnt oielmc^t boju, bic nofitrUd^c SScrbammungömürbigfcit 

Äur|, S^r. JReßgionSle^re. 6. Srufl. 13 



194 Son t?cn c^rtjttid^cn ©nabcnmittcln. 

ju ct'^öl^cn. SB« ouf ben SfJomcn bcö brcictniäcn @ötte^ 
lia^ <5l^r{jlt ^mfcl^ung getauft ij!, bcr l^ot bk^^cil^giitcr 
mppyiQtn, tt mag glauben ober nid^t. aScr aber 
niti^t glaubt, t>a^ er jie \)at, unb fie nt(|t im ©tauben 
gebraust; ber gebt babei bennod^ »erloren, cbenfo njic ein 
?lrmer, bcr einen großen ©d^a^ beft^t, bennoc^, wenn er 
e8 ntd^t «Jetf unb glaubt, tn bcr ^üllc fetner SRcitbtbümer 
einc6 etenben |>ungertpbeS fKrbt. 

§. 330. 

SiBer glaubt Mttb getauft ifl, wirb felig; wer 
ahev ntc^t glaubt, er mag getauft fein ober nid^t, wirb' 
öcrbammt (SKarf. 16, 16). T>n MtauU, ber jur 
Saufe binjufommen muf, ijl aber ein jwicfacber, ein 
Uötatigc^cnbcr, al^ S5cbingung bc6 rechten ©mpfan» 
gel ber Saufe, unb ein iift^folftcnbcr, alö SBirlung ber 
rec^t empfangenen Saufe. 0?i4t Srf enntnif , fonbcrn 
nur.^cnntnif bcö v|)cil§3 nic^t »oller, in einem cbrift= 
liefen Seben ficb btxöcif)xt b<ibenber ©laube, fon=^ 
bern nur äu^limmung, SBunf^ unb ©ebnfu^t ift 
SBebingung ber Saufe. T)ieA fann in bem natürlitbcu 
SWcnfc|en, aud^ oor ber wirf lieben JKittbeilung ber ^cil^= 
guter, erwcdPt werben, unb muf crwedt fein, wenn fic mit 
rechtem, üoUem @egcn empfangen werben fptten (inwiefern 
biefe ^cbingung aud; bei ber Äinb er taufe gilt unb be= 
friebigt wirb, »gl. §. 336. 3lnm.)i — iencö fann erfl in 
§pige unb a 16 SßirEung ber red^t empfangeneu unb re(!^t 
gcbraud^ten <^eilögüter (nämlid^ in ber @rleud^tung, 0Jc(bt- 
fertigung unb «Heiligung) gewonnen werben. S)er voran =^^ 
g?benbe ©taube ifl ber frudbtbarc S5dben für bic^aat 
ber Saufe, ber nad^folgenbe (ober feligmad^cnbe) ®taube 
ifl bie ^^ud^t, bie auö biefer ^aat ber»orwäd^|t; (SßgL 
^pgftb. 8, 29 ff.) 

Sl.n.m. 1. 3)ie^flid^t, ia$ biirc^ öie 5£aufc in &#n ildup.mg neu=- 
Qepfiamtc 2ebm ju pflfegcn, 3u Beroal^rcn, au fprbein, ubcrnci^==^ 
men na^ft unb mit ben eitern t>ie ^rifW. S^ttUfpat^Wi J5tefc 
ftnb bic SRittetSperfoncn jroifc^en bem SSdufting unb öer ®e- 
meinbe. «Sie finb bie ©tettDcrtreter: bcr gangen ^rifltic&en ®e- 
meinbe, in weld^tn bie aUgemeine 25erpfli4>tun9 ber ©emeinbe 
gießen ben 5£aufling \iä) jur befonbern a3fet;)jlid&tung geiflli^er 
giirforgc fleigert? — jtc fürtb aber aüd^ b«e ®teÖ6ertreter bei 



SSott t>n l^ciligcn Saufe.. 195 

Säuftingi, »el^e U$ ju bejfen d^rijlKc&er SWünbigfeit bic ^np 
tiij^en Siebte unö ^f^ti^ten befl'elben toasten uni) aufrecht ermatten 
foffen. - 

tanm. 2. aSebeutungSoott fnüpft bte (^ctflKc()e @ittc an bie Saufe 
bic SHamengeBung beS SauftmgS. 35cr Äaufname, bcffen S5ei= 
tcgung ben ©ntritt in ein neues 8eBen begeid&net, ijt ein fort' 
bauembeg 3e«9nif' ber perfÖntic^en üRitgliebfc^oft berÄir^e, 
aber au^ eine fortradl^renbe SWatjnung an t>k barin fiegenbe 
SSerpflid^tung. 



3um ©ritten. 

SBie fann SBajfer fotd^c grofe ®ingc tl^un? 

äBaffer t{)ut'ö frctttc^ ntt^t, fonbcrn baö SBort 
©ottcö, fo mit unb bei bem SBaffcr i^, unb ber 
©taube, fo folc^em 2Bort ©otteg im Sßaffcr 
trauet. 2)cnn o^ne ©otteö Sßort iji: ta^ SBaffer 
fc^led^t SGBttffer unb feine Saufej aber mit b cm 
SBprtc ©otteö ijl'ö eine Saufe, b. i. ein 9naben = 
retd^ SBaffcr be^ Sebenö unb ein S5ab ber neuen 
©eburt im i)til ©eifl, n)ie @t. ^aulu^ fagt jum 
Sito om 3. Map. («Bö. 5): „®itrd^ ba$ fSah ber 
SBiebergel&tttt unb ©rtteuetrung be§ $eiK ^eifreS, »cl- 
$en @r auSgegoffen ^at übet unS reic^IicJb burä^ ^e= 
fum ©^riftttmuttfettt ^eilanb, auf baf »ir bw^ 
beffelben ©nabe geregt unb @rben feien be$ mic^tn 
SebenS/ nac^ ber fioffnung", baö ift gemifh'c^ nja'l^r. 

§. 331. 

Bte Saufe ifl „ha€ S5ab b er SBiebergeburt unb 
Erneuerung bcö l^eiligen ®cifteS/' SBie »ir burd^ 
bie tetbitd^e ©eburt in ba^ alte, natürlid^e unb fünblici(>e 
geben eintreten, fo hmd) bie SBiebcrgeburt au^ SBajfer unb 
©etjl in ta^ neue, gcijlUd^e unb ^eilige &cben ber ®ottcö= 
finbfc^aft^), in welcher wir ©otte^ @rben unb SWitcrben 
ßl^rijli jtnb (dtm. 8, 17). Burc^ bie Xeibritl^e ©eburt pnb 
n>ir auf 5lbam geboren, burd^ bie SBiebergeburt au6 ßl^rifto, 
unb firib aufgenommen in bie ©cmcinf(|aft feinet Sobe^ 
njie feineg gebend (fR'dm. 6> 3. 4j So^. 15, 1—5) ju i>oU= 
f ommenir ©ered^tigfcit unb ^eingfeit ^). Sn btn äJten 

13* 



196 SSott ben ^tt|lUc^Ctt ©nabenmitteln. 

iWenfci^cn,.t)er^lcifc^ »om Slcifd^ au§ 2Wutter(ct6e geboten 
tft, wirb ber neue SÖJcnftl^ au§ bem SBöffer ber Saufe burc^ 
bte SBirfung t>t^ ©etfleö, ®ei|l »om ©elfte, fraft'®ötteg 
SBort unb SSerJ^et^ung geboren ^). 

®al. 3, 26. 27: Senn i^r feib atte ©otteS Ätnber, bucd^ 
bctt ©lauBcn an ßl^rtjlum Sefum? benn rote ötete ©urcr 9e= 
tauft ftttb/ bte ^oBenßl^rtJlumangejogcn. 

2) @p]^. 5, 25— 27: ©tcid^wic g^riftu§ l^at gelicBet • bie @e= 
mcittbe unb ^at ftc^ fctbjl für ftc gegeben, auf i)a^ 6r ftc '^tiÜQU, 
unb !^at jtc öeretntQt bur4 baS SBaffetBab im SBortC/ auf 
baf @r jte i|m fetbjl barjlettte eine ©emctnbe, bte l^errUd^ fei, bie 
niilt l^alje einen %U£tn ober SHunjel, ober beß etn)a§/ fonbem 
, baf fte Zeitig fei unb unftra^ici^. — 1. 'gjetr. 3, 21: 25aS SBaf= 
fcr mat|t nun ou^ uns feiig in ber Siaufe, niä^t ha^ SlBf^un 
beS Unf^atl^eS am ^leifd^e, fonbem ber S3unb eineg guten ©ewiffenS 
mit ©Ott. 

^) Sol^. 3, 5. 6: aSBal^rtid^, real^rtic^, Sc^ fage bir: @6 fei benn, 
iio.^ Semanb geboren »erbe arx^ bem Sßaffer unb ©eijt, fo fann er 
.- ni^t in baS 0teic^ ©otteS fommen. 3Ba§ oom ®leif^ geboren i% 
i)a& ijl §leifd^, unb roaS öom ©eijt geBoren ijt, baS ifl ©eijt. 

5lnm. ®af bie 3Bic berget urt tt)irftic^ f^on in ber Saufe 
eintrete, unb i>a^ ftc ttu"r burc| bu Saufe ertangt werben fonne, 
ijl, fo oiclfa^ es auc^ aus aRi^oerjtaitb unb 2Jertt>ec^fetung ber 
SJBiebergeBurt mit ber Srnjedung (§. 335) geleugnet »irb, 
flarc unb unzweifelhafte 2e]^re ber l^eil. ©c^rift. (Sol^. 3, 5 5 
%it 3, 55 Sflom. 6, 3. 45 ©al. 3, 26. 27j ©pl^. 5, 25—275 

I. ^ctr. 3, 21). SBirb bagegen eingewanbt, ba^ ja aud^ rool^l, 
xoit Bei ÄorneliuS (Slpgfd^. 10,' 47), ber l^eilige ©eifl oor ber 
Saufe, unb wie Bei jenen ©amaritern (Slpgfij^. 8, 15 — 17) erfl 
nad^ ber Saufe burd^ Befonberc ^anbauftegung mitgetl^eilt toot- 
ben fei, fo Berul^t baS wieberum auf einem SOli^oerftanbntffe ber 
angefitl^rtcn ©teilen, benn ^ctruS l^dlt bit Saufe ja tro| ber 
ft|on oorangegangenen 3Rittl;eilung beS ©eifleS für unBebingt 

. nof^ig. @6 ijl in Beiben fallen nid^t oon ber wicbergcBorenben 
(jlia unb oerBorgen wirfenben) SKittficilung beS ©eijleS bie Siebe, 
fonbem nur oon ber SDlitf^eilung auf erorbcntli(i^cr, Sluf= 
feigen unb (Staunen erregenber, ©eifteSgaBen (namentli^ oom 
Bungenreben 10, 46} 8, 18), bie, oBwo'^l jte üiel auffaUenber, 
bod^ wefcntlid^ oiel geringerer 5lrt jinb, als bie ©oBe ber 
SBiebcrgeBurt. (SBgl. 1. ©am. 10, IO5 19, 20. 21. 23? 4. 3Rof. 

II, 25. 26.) — SlHerbingS Wirb bie SBicbergcBurt in bcr^eil. 
©i^rift a\x6) auf baS SBbrt jurücEgefu^rt (Saf. 1, 18: ©r.l^at 
uns geBoren bttrc^ baS SBort ber SBa^r^eit.— 1. fctr. 1, 23: 
als bk ba wiebergcBorcn pnb, ni(j^t aus oergonglid&em, fonbem 
aus unoergangliciöem ©amen,' nomlid^ burd^ baSleBenbige SBort 
©otteS, ba$ ba ewiglid^-BleiBet). 3l.llctrt auc^ bie Saufe wirft 



^■^ 



§8bn ber l^ciligen 5£aufe. 197 

boS aSttTibcc ber ©nabe ntc^t bwrc^ bai SBoffet/ fonbernbur^ 
bal ^injufommenbe SScvt unb ben ®etft, , ber in bem SBortc 
ttjaltet. Unb nac^bem ba§ SBort im SBaJTe»: wiebergeBoren. ^at, 
ttJirft öU(i5 bog SBort o:^ne SBoffer (nomli^ baS SBort ber ^re= 
bigt «nb 2e!^rc) öewifcrmaf en noc^ wiebergeBarmb, inbem eS baS 
bur^ bie Saufe gefegte neue SeBm fortwdljrenb erneuert, neu 6e= 
lebt, n%t unb fraftigt. 

/ §. 332. 

@o ifl alfo jeber ©cfauftc wiebcrgcborcn unb trägt 
ein jwtefac^cg S5cfcn in M: ^Ibarn^ S5ttb ober bcn 
alten SKenfd^cn {dp^. ^, 22), insofern er üon JBater unb 
2J?utter gcjeucit unb geboren ijl, unb ß^rifti S5ilb ober 
ben neuen SWenfd^en, infofern er oug bem SBajfer unb 
^eift »on9f?euem geboren x% SSetbe Staturen, bie alte unb 
hk mm, bUben nur eine ^erfon, beren SD?ittcI= unb @tn= 
l^eit^^unft t>a^ @elbpen)u|tfein, t>a^ ^erfi)nlic|)e S^ \% 

5Inni. 25ie ©nigung btefer Beiben Staturen ifl: in mannet a3c= 

' giefiung a'^nlic^ ber ©emeinft^aft ber Beiben Ü^Jaturen in etjrijio 

(§. 234), nur mit bem großen Unterfdjicbe, baf in 6|)rijlo lletS 

bie ooQfommenlle ©nl^eit beS SBiUenS Beiber Staturen war, »0^= 

renb eine fotd)e (Sinl^eit l^ier erfl unter oielen longraierigen unb 

fc^weren Ädmpfen ergielt werben foU (ugt. §. 333). Sie abamifc^e 

'• SJatur id^ct ber gcijllitj^en 3?atür beS neuen 2Renf(j&en 5lugcn, 

V SI)ren, SSernunft unb aUe ®inne unb gd^igfciten, unb umgefe^rt 

öerfldrt unb »erneuert bie geijlli^e S^fatur burd^ bie i^r'inne= 

Wo^nenbe ©otteSfroft aUe ®^e^er unb Ärdftc i>e§ alten SWenfc^en. 



3uni 83ierte[n. 

SBaS Bebeutet benn folc^ SÖSaffertaufen? 

@6 bebeutet, \>a^ ber aitt 5lbam in unö burt^ tög= 
li^t SReue uub tdu^e foU erfäuft werben unb jler» 
ben mit alten @ünben unb böfen Suiten, unb rote» 
berum tägltd) ^eraugfommen unb auferftcl^en ein 
neuer SWenfd^, ber in ©erec^tigfeit unb SReinig» 
feit öor ©Ott en)iglid& lebe. 

SBo fte:^t bo6 gefcörieBen? ?i 

©t.^autuö ju ben 9?ömern am 6. fprid^t (9Sö. 4): 
„SBtt ftttb fantmt ^^rijlo burc^ bie^^attfe ht^tahtn 



198 SJott bcn d)rijlU^en ©nabertruittetn. 

in ben $ob, baf gleicbtoie C^tiftuS i|t ))on beti^obtett 

aitfetwerfet bur(ä^ bic ^ntliöfMt bcS SSaterS > alfo 

foffeit wir m^ in einem neuen geben panhtln*" 

§ 333. 

Dutd^ btc Saufe ifl ber 3)tenfcl^ in hai neue Sebcn 
auö ß^riflo eingetreten, aber er niu^ auc^ bartn b(etben 
unb »adjfen* ©cnn e§ ift bie 5lufgabe Dtefeö ^rüfungg= 
unb (Srätebungölebcnö, bte burti^ tu Zäüfc au§ ®ött ge= 
bome neue Äredtur in unö jum öottfommcncn SWanneMtcr 
in e^riflo ^cranwad^fen ^u laffen (6^)^. 4, 13: §. 282, 2), 
bamtt iie über ben alten SKenf eben b^^rrfcbe unb i^n immer 
mebr betKöenb unb lauternb burtibbringe, big er in' fte üöl» 
Itg eingcgongen unb aufgegangen ifl. 3n)ar foftet b^^ 
einen barten unb fangwierigen ^ampf ht^ ®eijle§ mit bem 
^(eifcbe*), aber ber enbUcbe @ieg lann nt(bt jmeifelbaft fein, 
wenn wir nur recbt, b. b- mit SBacben unb S5eten unb an« 
getban mit ber SBaffenrüftung be§ ©eifleS (^pb- 6/ 10—17;: 
§. 257, 2) fam^fert^). 

@al. 5, 16. 17: SBanbelt im ©etfle, fo »erbet i^c tc. jaSgC. 
§.282,1. 5R5m, 7, 14— 24 (§. 142). 

^) Dffb. 3, 11: S^aiU, raaS bu Jjafl, ba§ ^Ätcmanb betne Äronc 
ne'^mc. — ^cfer. 3, 14: SBir ftn6 6|rijit tl^eil^afttg geworben, 
fo wir anberg ba& angefangene SBefen 6tS ans @nöe fc,j| 6e=^' 
|>attett. — 2. Stm. 2, 5: @o Scmanb auii^ fompfct, fo »irb er 
bod^ ntd|t geEronet, er fdnu^fc btrm tt^t. — 91 om. 8, 37—39: 
SBer Witt vmi f^etben üon ber StcBc ©ottcS jc. (§. 34). — ^^H 
1, 6: Unb it§ Bin bcffelben in guter 3ut)er|t(]^t :c. (§. 284, 1). 

§334. 

6ben weit biefer Äampf ein fo i)<xxUv unb fcbwerer 
ijl, unb wir auö Uebereituttg, Srrtbum unb @d^watbb«t 
notl^ gar oft aud^ beim beflen SBttten unterliegen (§; 283), 
fo bcbürfen wir öon unferer @eite einer tdgli^ett ®r= 
neuetttttg beg Saufbunbeö in S3upc unb ®ebet ^), unb 
»Ott ©etten be§ ^eiligen ßdftt^ einer täglicben Sfleubclebung 
ber empfangenen Saufgnobc burcb baS SBort ®ottc$ unb 
einer oftem ©pcifung unb S^^abrung beö in ber Saufe ge= 
borenen neuen Syfcnf^en bur(b ba^ bctligc 3lbenbmal^l. 

') @i>^. 4/22 — 24: ®o teget nun ab oon cu^ . /. . erneuert 
cud^ aber tc. (§. 282, 1). — Äot. 3, 9. 



'—■ '■'}':"'■ ■■ : .;■' ■■§.■335. 

laSo nid^t in forUaufenbcc Äctte bic burd^ btc Saufe 
^epflanjte ©emeinfc^aft mit bem §errn burc^ bie n^ttjige 
•geifiliä^c^^flcge unb iRa^rung ermatten unb ßcjtanbig er^ 
iteuctt röirb , ba tritt ein geijittic^er 3ufldnb ein , bcht auf 
teibtiö^cm f ®ebictc ber «Schlaf, bie Ö^nmac^t, bcc ©d^eintob 
»cntfptid^t, unb bcr, wenn er nid^t bei 3eitcn <je^obcn wirb, 
tn ben »irflid^cn (gcijlltc^en unb etttigen) Sob übergctjt. 
©af 5lufn)ac^cn auS btefcm SobeSfc^taf i|! bic @ctt>C(S&mg, 
bie nic^t intt ber Sßiebcrgeburt »erroec^fett werben barf 
(§.331). S)ie ^rtoecfung wirb auc^ burc^ bie;®naben= 
tüirfung bcö ^eiligen ®eifle§ in ber (erncuertert) Seritfung 
unb ßrTeui^tung bewirft, gegen welche ber SJfeiifd^ fic^ aber 
*«u(^ »erwarten fann. 

3tnm. Sebe ©rwetfung ijt eine Sefe^rung (§. 271), a&ei- 
ni^t um9efef>rt. 35ie Srrce^ung fe§t bic f^on früher gef^e^ 
t)ene SBtcbcrg'eburt oorauS, bte Sefe^rung fann aUc^ unmit= 
tdhat an ben natürti^en 3ujlont) anfnüpfcn unb f^Ke^fbann 
bie aStebergeBurt (in ber Saufe) in jtcfi. 



§336. 

©ie d^rijttid^e^irdje l^at einfltmntig fraft bes ©eifieö, 
lier fte in oUe Sßa^r^cit leitet, bie Ätttbcrtaitfc eingeführt, 
iic ^at i^re iRot^wenbigfeit gegen <©eftirer unb @epa= 
ratiften ftanb^aft unb ficgreid^ be^au^jtet, unb wirb nimmer 
iöon i^r laffcn fönnen. Unb wenn auc^ bie l^eil. ©d^rift 
ni^t auöbrütfU^ unb \)tm S5ud^ftaben nad^ bie ^inbertaufc 
forbert, fo ijl bie fird^li^e Se^re üpn ber Sutaffigfeit unb 
sjlbt^wenbigfeit berfelbeii boc^ organifc^c ©ntfattung ber btb= 
eiferen Sc^re, unb aB folc^e göttlid^ autoriftrt (§. 3Ö9. ^nm.). 

%nm. SIlIc ©iniDurfc gegen bie Äinbcrtaufc Berufen auf Un= 
ocrilanb ober SJlilberjlanb. Sap bie Saufformet («Olcittt;. 2S, 19) 
gegen; fte s^euge, fanrt nur bie Sgrioranj Bet)a«>ten (ogf. tit oben 
niitgct^etftert ästige Ueüerfe^ung ber ©teile). £>af bie ^»oftel 
nii^t ^inber getauft Ratten, jtc^t.nöct) erft ju erweifen, unb 
. ttjcitn cS au^ je crwtcfcn »erben fonnte, fo mürbe bamit ^ngd) 
ttt^tg gegen Ut ie|tgc firifitic^e Orariß Benjicfen fein, bcnn'^te 
Äir<^e ifl terufen, ^ixt apoflolift^e 2ct)rc (§. .309 ?lnm.) unb 
'?)rdriS auö i^r felbjt '^erauä weiter ju bitben unb i^rer tjo^ften 
unb foRftanbigflen Sntroi^efung entgegcnsufübren. Scbeutehber 



200 SSon bcri d^rijlltd^cn ©nabcnmitteln. 

fd^emen bic ©nwurfc oitg iem SBefen ber Soufe fctBft.- üRoit 
fogt/- boS Äinb fonne nid^t getauft ttjerben, neil cS nqc^ fetne- 
. grfcnntmf uhb fcttien ©laüBttt T^aBen fonnc;^ ju bcmfc^le ja. 
ouÄ bte nptl^wcnbigc dgne (SinnjiUtgung beS Sduf^ingS. — r'Sincc» 
bingS fatin bo§-^eU unb ülfoouc^ bic Saufe IRtemanbem auf» 
gcgwungen werbctt. SlBcr bcm Äinbe gef^ie^t burCbteSJlit» 
tl^ettuttg ber Souffe eBenfo icentg ©eicalt, wie bur(§_ btc S!Hitti)d 
lung meHf^ltc^er Äenntniffe unb JBtlbung, bie tl^m ja aud^- o^ne 
feinen SBiCen unb. feine Sui^immung/ ja oft gegen biefelfccn ge« 
Qeben werben. Senn ber ©tternJBinc ift ol^ne SBeitereS- 
and) ber SBiUe be§ unmönbtßen^^inbe^.. — Unb fo ifl (infb= 
fern ber ©louBe SSebingung beS rechten ©nH^fangcg ber SSaufe ift 
§. 330) ber ©tern ©laub e auc^ beg nod^ nt^tjur felBpettJuften: 
fclBflflonbigen §)erf6nlid^fett gebiel^enen ^inbes ©KauBe (1. ^or. 
7, 14). 2Bie ia§ leiBli^e 2eBcn i>e^ Äinbe§ »pr ber ©eBurt ©inS- 
i^ mit bem leiBlid^en 2eBen ber aRutter, unb ■ crjl burd^ bic ©e- 
6urt fclBflftanbig h)irb, fo ijt baS geijltgc 2cBen beS .^{nbc§ quc^ 
nac^ ber ©eBurt noö) ©nS mit tem geijtigen SeBen ber 6Itern, 
fo lange aB fein eignes ©eijlegleBen nod) nid^t jur freien ©elB^^^ 
flanbjgfcit gereift ijt unb fti^ noc^ nic^t gum Ilaren unb löoHen 
®cIB^Ben)u|tfcin erf^loffen '[)at. — ©rfcnntnif ober »ielmeljv 
Äenntni^ »cm ^eite (§. 330) muf atterbingS öom erTO.ad^fc= 
n en Äoufling geforbert werben, aB er nur, bomit er ©el^nfu^jt^ 
SBunf(| unb Suflimmung ^aBcn ober geipinnen fönne. SBo aBer, 
wie Bei ber Äinbertaufe, burc^ ben SSitten unb bie güflim- 
mung ber ©ttern ber mangelnbe eigne 2Btlle beS ÄinbeS erfe|t 
unb ocrtreten wirb, ia fäHt naturli^ oud^ jene ^orberung oom 
.Kinbc weg auf bie Altern. Unb wenn bie Altern etwa in geijl- 
lic^er Unwijfen;^ eit ober in unglüuBigem @inne biefer ^orberung 
nid&t genügen foHtcn, fo flel^en neBen il^nen bic .^atl^en unb l^inttt 
biefen bie gange Äir^c, bie ol§ gei^li^e SKutter aud^ 6ltertired)te- 
unb @lternpf[id^ten an jebem il^rer .Kinber gu iiBen I)ot. 

§.337. 

S)te Suläfftgfcit unb jy^ot^weiitigfeit ber Äinbcr- 
toufe öu§ ber @d[)rtft ernjctjl nton bur^ föTgehbe 
®rünbe: ©ö^ SBebürfnif ber \^inbcr md) eincm^cWänb 
(Sol^. 3, 6)-, boö ®eBot e^riflt, jie 5U t^m gu bringen 
l^axt 10, 14)5 bte aScrl^ci^ung, bie aud^ fic ongcl^t 
(^ipgfd^. 2, 39)-, t)Q€ SSorbilb ber Söefd^rieibung am a^ten 
STöge (Äor. 2, 11. 12)j bie gefd^td^trid^e ^Tngobe, t>a^ bie 
^poj!el .qonjc Familien gcföuft |)aben (5lpgfd^. 16, 15.' 
335 1. Mov. 1, 16) unb bie SBeifjpiele »on einer SBtrfung, 
beS l^eiligen (Seif!cg on Unmünbigen (^f. 8, 3m22, IO5 
SWatt^. 18, 6-, ?uf. 1, 15). 



■■'■%.■ 

/ ftn.m. SWon muf ütt)ot gugejlclien, bof btefe ©rünbe nic^t aUe^Q(etd> 

,: f^Iagenb finb,..unb baf mel^rcrc berfelBcn aud) [o gefoft werbcttL 

■ fönnen, ba^ fe in feiner birecten SSegic'^ung jur Äinb ertauf e 

^el^en^ ater wenn qua nur boS (Stile unb Se|te unftejlritten 

bleibt — unb boS muffen fte nac^ ®^rift unb Srfal^rung — fo 

reid^en bicfe ooUfommen :^in, ik gulofftgfeit unb SJot^wenbigfeit 

ber Äinlcitaufe oon bibKfdö=fircölt^em ®tanb»unfte au6 — t^eo= 

retif^ unb jJtaftift^ — gu crweifen. ,— Sm SBcfen unb SSegriff 

ber Saufe (al§ einel SSabeS ber SBiebergebutt) liegt aber ntc^t 

baS gRtnbcjle, baS if)t wtberpritte, oielme^r ijl alte Saufe, auc^ 

. bie Saufe ber grttjac^fenen, wefentlic^ Ätnbertaufe, »gl. SKatt]^» 

18, 3: aBa:^rltc^> Sc^ fage eu^: @S fei benn, ta^ i^t 

umfel^rct unb hjerbet tt)ic bie Äinber, fo »erbet t^r 

ni^t in ba§ ^ittimelreiÄ fommen. 

§. 338. 

t)k ftrd^lid^c ©onftttttation ber ticrangetüad^fcnen 
t]^rif!Itcl3cn Sugenb cntbcl^rt jjror ber göttlichen Stnfe^ung 
irnb beö faframentlt^en ßl^orafterö, i^ aber beffcnungca(3^tct 
eine überaus löbltd^e unb t)cUfamc !ird)Itd^c @ttte unb SDrb= 
nung, burd^ n)eld)e bie ^ird^eftd), fo ötel jtc oermQg> ber 
rechten ©rfenntnif unb be§ redeten ©cfenntmjfeg i^rcr ®Ite^ 
ber üerfid^ert. 25urd^ bie 6onf rmation erflärt bie kix^z ben 
jungen (S^riften für geiflUc| münbig, unb nämcntlid^ für 
reif, §um ®enuf beö ^eil. ^Ibenbmal^Iö jugeUffen 
j^u njerben. 

31 nm. SSönig öerfe^rt (un!ir(^li(| unb unbibtif(^ gugleid)) ijl eS^ 
wenn mon bie- Konfirmation als eine not^wenbige ®j:gdn = 
jung ber^inbertaufc anfie'^t. Sie Saufe als ©otteS S^at 
im 2Äenf^en bebarf bur^auS feiner ©rgonjung burc|> menfc^tic^c 
guthat ober SRad^ljilfe, unb bie Konfirmation ijit bur(|au& 
nid)t gur ®eligf eit notl^wenbig, roie bie Saufe e§ ift. Sic ift 
ni^t ein ^a^ttaQ jur Saufe, fonbem eine SSorberei^ 
tung jum crjlmaligcn ©enuffe beS beif. ^Ibenbmaj^tS,. 
ju bem fte ganj in bemfetben SSerl^altnif fielet, »ie bie S5 eichte 
(§. 339. 340) ju jebem folgenbcn Slbenbmal^lSgenuffe. Ser Son= 
firmationS Unterricht entfprid^t ber SSeic^trebe (Seid^toermab= 
nung), baS JBefenntnif be& Konftrmanben bem a3ei(^tbcfennt= 
nif unb bie ßonfirmotionSl^anblung (burc^ Jg)anbauf(egung) ber 
Slbfolution bei ber SSeic^tei • — nur mit bem Unterf^iebe, ba^ 
, bie$ SlHeS bei ber Konfirmation, ben Umjlanben angemcffen, oiel 
auSfü'^rli^er unb feierlii^er gcfd^ie^t, als eS bei jeber nad&foU 
genben SSeid^te t^unlid) unb nöt]^ig ijl. — Sebe Krl^ebung ber 
Konfirmation üb er ® ebül)r fc^liept eine ^erabfelung ber Saufe 
in fte^5 unb baS ift leiber in unfcrer Seit nur gar j(u ^oufig. 



^2 . aSon bcn ^xipiö^m ©nabenmtttcln. 

SRan legt l^ouftQ bet ßonftrmatton eine fol^e übittüebetii^i^f 
tiQfdt unb SBebcutung Bei, baf für bte Soufe fäum eine anbete 
Scbeutung übrig Ucibt, al6 bte bet Sfamengeftuttg, bte ttitr f9m= 
totifc^c, nic^t [aftamentlid)e Sebeutung '^ot. 



I. SBaS ift bie Seid^te? 

3)tc ©cit^tc begreift ^wet ©türfe tn ft(^: ^itieö, 
Dap man t)ic@ünt>e befennej baö anbete, bd| man 
bte ?lbfolutton ober SBergebung üon bem S3et(^= 
tiger empfange, aH 'oon ®ott fetbft, unb \a ntc^t 
taten jn>etf(e, fonbern feft glaube, bte <Sünbc fei 
baburd^ »ergeben oor ®ott im ^tmmef. 

SBelc^e ®ünbc foQ man benn beizten? 

SSor ®ott foU man aller @unben fic^ f(^utbig ge= 
bcn, aud^ bte wir nid^t erfenneu, wie wir tmißöi= 
tetunfer tl^un; aber oor bem ©ei^tiger follen wir 
altein bie @ünbe befennen, bie wir wiffen unb 
ful^lcn im ^erjen. 

2BeId^c ftnb bk'i 

iöa fiel^e beinen @tanb an nad^ ben je^n ®ebo- 
te'n, ob bu SSater, Wtnttzv, @ol^n, Softer, ^err, 
^rau, Änec^t feicflj ob bu ungel^orfam, untreu, 
itnflei^ig gewefcn feiejl, ob bu Scmanb Seibe ge= 
t^an l^a^ mit SBorten ober iSSerfen, ob bu gefto^ = 
len, »erfäumet, oerwa^rlofct, @d^qbcn getl^an 
l^afl u. f. w. SBenn aber Setnanb fid^ nid^t btfinbzt 
befd^weret mit fold^en ober gröfern @ünben, ber 
folt niö)t forgen, ober weiter 0ünbe fuc^en, noc^ 



*) S)tc ©teßung bicfeg Se^tflücfeS groifd^en bcn beiben ®afra= 
TOcnten rc^tfertigt ftc^ babur^, ba^ biefelbe no^ '^cilfamer fitc^li^et 
Drbnung bem I)eil. Slbenbmo^t oIS beffen SJorbcteitung üotangel^ctt 
foU. »gl. §. 350 (u. 338). Uebrigeng ifl biefeS Sc^rftücf ntc^t oon 
£ut^etfelbjl abgefaft, fonbern ein fpdteter, aber fird^Ud^ bcgtaubigtcr, 
an ©eifi unb ©e^att tjottig ebenbürtiger, 3ufa§ ju feinem Äatfec^iSmuS. 



«rt)t(|)ten unb bamit eine Spartet auöber S5ei(^te 
matten, fotibern erjäl^te eine ober jxoei, bie btt 
n?et|ejl. SBeift bu aber gar feine (welt^e^ bo(]^ 
nt(^t.n)ölÖl folltc möglich fein), fo Tage auc^ feine 
infpnber^eit, fonbern nimm bte SJergebung auf 
bte gemeine ^cifi^tc, fo bu t)or ®ott tt)ufl gegen 

ben S5eid^figer. 

§. 339. 

SSelc^tCtt ^cift, in äufci(fetiger, ernjüid^er SBufe 
<§. 272) feine ©ünb^aftigfeitunb ^erbammungöwürbigfeit 
t)or ©Ott unb bem oerorbnetcn Wiener ber \Äird^e 6efen= 
iten, unb in juoerftd^tUc^em ©lauben (§. 273) Srojl unb 
IBergebung betfelben »on ®ott bur^ bie ^anbrci» 
i^ung feineö ©ienerö fud^en unb annehmen. — Unfer Äa= 
tetJ^iömuö unterfd^eibet eine jn)iefat^e 5lrt ber S3ei(^te,: 
^rioatbei^te unb „gemeine'^ SSeid^tc. Sene tjl baö 
tjertrauungöüollc Befcnntnlfi ber einjclncn unb nam'^aften 
fünblid^en ©cbanfen, 2ßorte unb SBcrfe^), bereu man nad^ 
aufrichtiger @elbfl<)rüfungfi^ bewupt ifl} — biefe aber ift 
baö gufammenfaffenbc^ unb öffentlii^e S5efenntni§ ber er= 
fannten unb nid^t crfannten ©ünben, o^ne hk crjlcrn nam= 
^aft ju machen. 

Saf. 5/ 16: fSeUnm Sinei* bem ^nbcrn feine @ünfccn. 

Slnm. ?9tit ber '3)riüatt>ei4>te ijl biß Dl^rcnöcii^te nic^t gu 
oernjcd^fcln. Sene ijl @ac^e beä SJertrauenö, tüoju oUein bte 
Scfummernif um bag_ eigne ©eefett'^eit tretfet. Stefe aber tjt 
©eröijfenSjttJang unb SDleni^enfne^tfc^aft. — Sie ^citfamfcit bet 
, ^rtbcfbcii^tc, bie auc^ in ber ^eil. ©c^rift empfohlen ift (Saf. 
5, 16), grünbct ft^ auf bie ©rfal^rung, t)d^ in bem nam;= 
l^aftcn aScEcnnen ber @ünben eine BefonberS fe^enSreid^e Äcaft, ben 
: redeten ©rnjt ber SBufe ju raecOen unb ju jldrfen, tiegt, unb auf 
baäJBebürfnif be§ bußfertigen ^crjcn^, burc^ Jold^eS Sefennt= 
nif feine SSufe gleic^fam gu oerflegeln. äugtci^ Udd jtc bem 
Seetforger ©elegcn'^eit unb Slnlaf , mit gtfer, ©njic^t unb ©rfotg 
für ba§ ^eit ber feiner ?)|Cege anüertrauten ©eelen gu forgen. — 
UcBrigenS oerftc^t eg fi^ oon fclbfl, unb ift auc^ oon. alten 
@taatg=@efc|gcbungen anerfannt, ba^ ber JBeid^toatcr ^eilig oer= 

. isjiic^tet ift/ SlUeS, »aS i^m gebeichtet wirb, aufS Siefjle gu oer= 
f^weigen, unb e§ fo angufe^en-, baf cS nic^f i'^m, fonbern 
@ott, bem^^Srrn, gcbei(||tet roorbcn ijl. Seber Sßerrot^ eineö 
aSeid^tge^eimniffeS ijl ein mcineibiger SSerrat^ an ber ^»etttgfett 
tes getfHid^cn .^irtenamteg. 



204 Jßorlbcife^ipd^ctt ©nabenmittetn. 

IL SBaS ift big 5lint ber ©[^llö-ffel? 

@§ ijl bte fontcrbarc ^Kird^cngcwort, tte ßldrtftü;^ 
feiner ^irc^e auf @rbcn ^at gegeben; tcn buffcr» 
ttgcn ©untern bte @ünbe ju »ergeben, ben Un = 
bu'f fertigen aber bie @ünbe ju bebalten, fo lange 
ftc nic^t SSu^e t^un. 

©0 f(^retbt ber b^^l. 6oan|geltjl iSobannc^ om 
20. Äa^ (Sßö. 22. 23): „£)ei: f ®ii: Sefuö bUe§ feilte 
SÄngcr tttt «ttb fiitttd^: Sle^wet $ttt ben: b^ilv ©cif^r 
SBelllett i^t bie ©unben crlaffct, benen ^nb jte et= 
lafctt, mib welt^ctt [ibt fte beb öltet , betten fnb fte 

bcbalten. 

S(b glaube, ba^ bie berufenen S)tcnc[r ßbif^ftt <ii\xi 
feinem gottlitiben SBcfcbt ntit unö bö!"^^'^"/ fo"' 
berlid^, mcnn fte bie öffentlid^en unb unbuffer= 
tigen ©ünber »on ber d^riftli4en ©emeinbe auö = 
fd^Iiefenj unb bie, fo ibre @ünbe bereuen unb ftd^ 
beffern njollen, n)ieberum entbtnben, baf eö. alfo 
fräftig unb gewi^ fei, aurf) im^^intniel, aU bön= 
, belte eö unfer lieber ^ßrr 6brifiu6 mit un^ felber. 

§. 340. 

3luf boö ©ünbenbefenntnif beö ©ctcbtcnben folgt bann 
bie ^bfolutton ober \i\t SSerfünbigung ber ©ütibcntjerge» 
bung burtb ben SSetd^toater, ber natürlicb nid^t_ in feinem 
9lamcn, — xoaA ©otteölafterung wäre (SWarf. 2, 7), — 
fonbern alö SSotfcbaftcr an 6b#i @taft (2. Äor. 5, 20; 
§. 267), in Gb^ifti 0?amcn unb 5luftrag, bie ©ünbcn »er= 
giebt, — aber autb bcm Unbufifertigen, ben nid^t immer er, 
aber wpbl ®ott unterfd^etben fonn, feine ©ünbe ht%oXi unb 
pr SSe'rbammnif üerftcgeft. ©iefe 2J?acbt, im SRamcn ^brifti 
@ünben ju '^tk^oSXiXi unb @ünbcn gu öcrgebcn, bie man nad^ 
einem bilblitben Slu^brutf ber \v!i. ©d^rift baö 5lmt ber 
@d)lüffel nennt ^), %qX ßbrij^«^ fclbjl junäd^ft feinen 5lpo» 
fteln, aber in ibnen aud^ ibren IRad^folgern, b. i. aßen »«= 
, orbneten ©icnern ber Ä{vd>e, jur SBcrnjaltung anoertraut. 



'■■;■. /Srj'-" ''■■;, 

yfßom. @a!ramettt beä Äolk : 205 

^^ymati^. 16, 19: Sc^ Witt btt (^etruS) beS -Öimmetrett^g 
©^tüjj'etöeben. SittcS, roaS bu auf erben .Bmben wirft, fott auti^ 

-im^^immet getonbcn fein? unbStUeS/ roaS bu auf ©;bett I6[en 
wirft, -fott ou^ im .Jg)tmmcr log fein. — SSgl. Ä. 18, 18: SQ3;a'^r= 

■Kö&, S^ fage eu(^; 2Ba8 il^r auf @rben binben werbet u. f. ro. 

§. 341. 

SBctd^cr @ünbe unb SS.uffcrttgfcit aber offenbar iffc ^) 
unb . ber gangen ©emeinbe jum ^ergcrmf gereicht, benen 
mufl bteÄIrd^e, wenn jte »orl^er mel^rfad^ »ergeblid^ ,cr= 
ma^^nt jtnb, burd^ il^re 2!)tener unb 0Jepräfentanten 5lbfo= 
lutton unb @a|rament öffentlich üernjetgern unb fie na^ 
göttltd^em ©ebote unb apo^oli^^m Braud^e ou§ ber ®e= 
mcinbc tl^un (®j;communication), 5lnbcrn jur SBarnung, 
t^nen felbjl jur S5efferunq^),— bann ober aud^ ntd^t na$= 
loffen, mit l^erjltc^er ^kbz unb ©rbarmung fte ju ücrma^= 
nen unb für fte beten ^), — unb wenn fte fic^ beffern, jte 
»ieber entbinben unb gur ®emeinf(^aft be§ @a!rament§ 
aufnel^men ^). 

^) 1. aint. 5, 24: etlicher SÖtenfc&en @unben ftnb offenbar, 
(Daf man fte oorl^in rid^ten fann. 

2) fDlatt^. 18, 15—171 Zit. 3, 10? 1. Äor. 5, 11 — 13? — 
2..S'^ eff. 3, 14: SCuf bo^ er fti^aamrotl^ werbe. — 1. Äor. 5, 3—5. 

') 2. Ä^eff. 3, 15: Soc^ 'galtet t^n nic^t als einen geinb, fom 
öern öerma'^nt t^n als einen Sruber. 

*) 2. Äor. 2, 5— 11. 



S5om ©aframent beö 2C(tar6* 

(Sün?ftleö ^auj)tftü]dr.) 

I. aSag tft bog Saframent bcg Stltarg? 

@6 ift ber nja^re Setbunb SSlut unferö^^ßrrn 
Sefu 61^rtf!t, unter bcm Sorot unb SBctn unö 6l^ri= 
ftcrt p effen unb §u trinfen, »on (Sl^riflo felbft 

etn'gefe^tO 

SBo fte^t baS .gefti^rieben? . 

@ofd^,reiben bie J^eili gen ^öangenftcn, S^att^äuö 
(26/26—28), 2Äarfu6 (14, 22-24), Sufag (22, 19, 20) 



206 SSon ben' d^ripdöcn @nat>cnmittelti. 

unb iSt ^ouluö (l.^or. 11, 23-25): „ttttfet-g^ttr 
Sefuö ®^tiiiu§ in bcr 9la($t, ba^t tiettat^en )ii((tbr 
napm ^t baS Stot, bdttfte tittb bra^'ö unb gdb'i 
feinen Sttitacrn nnb fpta^: Stt^mct l^tn, efet, H^ 
ift mein Selb, ber für euc6 gegeben ttiitb* @oI<|c§ 
t^ut p meinem ^M^tni^*'' 

„S)efretb«n gleichen na^m@r audb ben ^el^ na^ 
bem^benbmal^l, banfte un^^abi^nm ben nnb fi^t ad r 
f^t^mit ^n nnb trinfet 2lire Htaui, bicfcr Äer^ ili^ 
ba$^tm Scftament in meinem S3lnte, baöfnrenA 
t^etgoffen tnitb, ^ut ^etgeBnng bet Sünben. Bel^t^ 
t^ui, fo oft iW^ trinfet, jn meinem ®ebtt#tnif ." 

§. 342. 

I>a^ ^eilige ^benbma^l ift ein Saframentr t»(il e& 
un§ in, mit unb unter ben ftt^tbarcn, jinnliden 3ei#en: 
bcg SBroteö unb SGBeineö bie unfid^tbarcn, übetfJnnlic|ett 
©nabengüter beö Scibeö unb SSluteö Sl^tifti mittbcilt 

ment naÖ) ber 3 "t ferner @tnfe|ung: Kommunion ober ®e- 
mctnft&ttft tiaä) bretfac^er ffiejicfung: ©cmemfdöaft beS Seißee 
unb a5twte§ 6^njK.mtt Sßvot unb 2Bctn; bcS grl6fer§ mit bcn. 
©eniefenbcn, ber ©cmefenbeu unter einanber ju einem Setbc 
unb einem geben in ber Siebe (1. Äor. 10, 16. 17. »gl. §. 347)> 
5£tf^ beg ^errn i^eift eS mit SSegiei^ung auf bie oom .^®trtt 
uns bereitete unb im ©aframent bargereic^tc (©peifc (Dg(. S^attl^. 
22, 1—14), unb ©aframcnt beS ^[ItarS mit SBejiel^ung auf 
ben Dpfertob ß^rifti, beffen gruc^te un6 in biefem ©afroment 
jugeeignet werben. SBon i>em in ber atten Äird^e beim 2lbenb=^ 
ma^l üblichen 8ob= unb ®anf gebet befam eS auc^ ben 9famen 
„guc^ariflic", 

§. 343. 

ü^eib nnb SBlnt ®bi^ifH, boö unö im ^Ibenbmal^^ 
burt^ bcö beil. ©ciftcg ^ermittetung mitgetbctit wirb, iji 
eine ubcrfinntic^c, unficbtborc unb biwmüfcbe ®na* 
bcngabc, bcnn c§ ijl nic^t mcl^r ba^ Slctfcb unb Blut, 
wie ß^tijluö c^ glci«^ un^ »ä^renb feincö (Srbenwdnbelö 
in bcr ©ejlaft bcS fünblitbcn ^teift^cö trug, fonbern t>a^ 
^Iciftb unb Stut, mit bem @r ic§t unb in oUe ^wigfeit 
jur S^ec^tcn ©ottcö ji^f, na ^b cm e§ im Sobe für un# 



«Born ©aframcnt beS 5Wtat§. 207 

gcbtod^en, in bcr Slufcrfiel^ung ocrftcirt unb in bcr ^im^ 
ntetfo^rt jur oollcn S^cilna^me on ber ewigen ^errli^fcit 
feiner göttlicl^cri ^atm cr^ö^t ift. ^ 

§. 344. 

*)aö ^Ibenbmabt fe^t bic Saufe oorauö. ©er in bcr 
Saufe geborene neue ÜWenfc^ in unö bcbarf cbenfowo^l einer 
l)immiif(^en S'Ja^rung, al§ unfev natiirlid^er 2Wenft^ 
ber irbift^en S'la^rung. @olc^e ^Za^rung gewäl^rt baö^ 
5lbcnbmal^r. ©teid^wie bte SWuttcr i^r Äinb in bcr 2Äut=^ 
termti^ mit i^rem eignen ?fleifc^unbS5Iute nö^rt, 
fo nä^rt bie ewige Siebe bcö ^rloferö, bic prfer ijl alö- 
SWuttcrlicbe (Scf. 49, 15), feine ©täubigen, alö bie auö 
Sßaffer unb ®eijl (Sob- 3, 5) neugeborenen Äinblein 
(l.^etr. 2, 2), mit feinem eignen glcifd^ unb S5lutc, 
tiamxt fte jum öollcn 2J?onne^altcr in ßbi^iflo bewnwa(]&fcn 
fönncn (@pb- 4., 13). 2Bie 6brijtuö unfer burdb @ünbc 
unb Sob tjcrbcrbtcö ^tcifd^ unb S5tut angenommen \)at, 
um unö in 5inem gXcid^ ju werben, fo fotten wir oud^ 
fein ^leifdö unb ^lut, natbbem @r an bemfelbcn bit 
©eflalt beö fünbUcbcn ^Icifcbeö übcrwunbcn unb eö ju ewiger 
,^errlid^fcit tjcrflärt bat, an= unb oufnebmen, bamit wir 
3^m in Einern g l ei cb werben fönnen. 

§.345. 

£iamit wir aber biefe übcrfinnlicbe ©pcife in unferc 
ie^^ige finnlid^e S^latur alö Sf^abrung für ben in fte binein= 
gelegten neuen SWcnfdbcn ft^cr unb juoerläffig oufnebmen 
fönnen, b^t @r nad^ feiner SBei^b"* «nb ®nabc fie in 
SJcot unb SSBeitt, bic 5Repräfcntanttn unb SSlütb cn aller 
irbif(^en ^fJa^rung^fraft, eingebaut. S3rot unb SBein wir^ 
bur^ biefc wunberbarc SSereinigung be^^|)immlifcben mit 
bem Srbif^cn ni(bt in Scib unb ötut »erwanbelt (Srang = 
fubjantiation), fo bof «om ©rot unb SSBcin Slicbtö ol^ 
bie auf erc trugerif(|e ©ejlalt, ^arbe, ©cfd^macf u. f. w.. 
bttcbe;fonbernba^S5rot bleibt wefentlicb unb wabr^aftig. 
SBrpt linb ber SBcin bleibt natb aUen auf cm unb innern 
^igcnf^oftcn 3Bein. 



208 Sott bett (^nftlt4)ctt @itabenmtttetn. 

1. Äor. 10, 16: See gefegnete >^elt^ ,"] wetti^en tüic fegnen, ift 

bcr md^t.bie ©emctnfc^aft bc§ SBtutes'e^nJlt? ®aS Särot, baS 

mir Brechen, t{t baS ni^t bie ©cmeinfc^aft beS Seife eejE^rijli? 

Sttim. Ueöer baS SJer^dtttiif beä 8et6c§ unb SSluteS is|>rt^i ju bem 
SSrot unb SBein beg Slbenbmal^teiS j^afien f^d^ pier oecf^iebcne 
Slnftd^ten gettenb gemad^t. Sie fat^otifcpe Äir^c'tel^rt: SSrot 
unb SQSein oecioanble fi(| burc^ bie ßonfecraftön in 2ei6 unb SStut 
©l^ritli, fo ba^ nad^ berfcij&en nut"®nS,' numtid^ Seife unb f&lixt, 
ba fei. Sm fo^roffjlen ©egenfole, gegen biefe Slnftd^f tel^rte 
Stoittgti: SBrot unb 2Betn fei nur @^mfeot unb 3eic^en beS 
8cifee§.unb SBluteS 6^rijti, SSrot unb SBein fei Urib,feteifee SSrot 
uttbSBein unb weiter ^iic^tö, eg fotte Seife unb Stut e^rijti nur 
afefeilben unb baran erinnern? in biefer burc^ bie feferiic^c unb 
. feebeutunggooUc ^anblung gefteigerten unb ben ©laufe enfroftig 

, feelefecnben ©cinnerung feejtefee graecl unb @cgcn beg ©aframents. 
SSeibe Stnfii^ten, iie faf^oUfi^e unb bie Sroingti'fcöe/ werben afeer 

.. o^he SBcitereg bur^ bie ofeen angeführte ®teße 1. .Kor. 10, 16 
alg unfeibtifc^ afegebiefen, benn wo eine ©emeinfd^aft ^wi? 

- fd^cn SSröt unb Seife, SBein unb SStut/jlatt^nben fott, ba mujfen 
au^ feeibe oorfeanben unb mit einanber bereinigt fein. @egen 
bie Swingti-.fc^c 3tnfid)t fpri^t no^' infonber^eit 1. Äor. 11, 27. 
- 29, tt)ona^ ber unmörbig ©ehiepenbe beg Seife.eg unb JBtu = 
tcg (Sferijli fc^utbig i^, unb fic^ felfeer.bag ©cric&t 
i$tf rocii er ntd^t unterfd^eibet ben Seife beg ^errn, 
ber otfo i>oä) njofet gegenwärtig fein mu^i unb ferner, bop feci 
biefer auffajfung bag Stfeenbmafet ien ß^arafter ber 9fot|>wen= 
bigfeit gonjlii^ oerliert. ©ine fold^e Erinnerung unb .Kräftigung 
beg ©laufeeng fann d\x<^ auper iem «Saframent bur^ oiele an= 
bere fKittcl auf gleich fraftige jSBeife gcfd^el^en. Sie redete, wa'^re 
unb feifetifd^e ajlitte ^wifd^en beibcn ©ctremen fee^uptet ßut^ct'S 
Seigre, wona^ feeibeg wefenttic^ unb waferl^aftig, bag |>tmmlifd^e 
ivi, mit unb unter htxti Srbif^en oor^anben ijl unb genoffen 
wirb. 3wifc§en Sut^er'g unb gwingli'g Sefere fud^t ©ötöitt'S 
Se^^re ju oermittetn. Sanad^ wäre bie öerflorte SeifeUd^Ieit beg 
M^grrn aUerbingg fecim Slfeenbmafel frdftig unb wirf fam gegen= 
wortig, afeer nid^t in, mit unb' unter bem SJrot unb SBein, 
fonbern nur feei unb nefeen bemfelfeen: SBrot unb SBein wdre 
nur SBal^r^ei^en unb Unterpfanb, nid^t SDtittel beg-@e= 
nujfeg ber itfeerjlnnttd^en, l^immlif d^en ©peife, ' SBdi^renb. ber 
tctfelid^c SÄunb SSrotunbSBeingenicft, geniest ber geijlttd^e 
ajtunb, ober ber ©taufee, bie l^immlif^e ©peifc, ba^^er benn ber 
Ungldufeige nur SSrot unb SBeingenieft.'— ©egen biefe %n- 
fid^t fprc(|ett folgenbe ,©rünbe: 1) Ser^pojlet nennt: lÄor. 
10, 16 nid^t ben ©taufeen (wie er bod^ feei bcr ©aloin'fc^en 

- Slnjtd^t '^dtte tl^un muffen), fonbern bag SSrot bie. ©emein= 
fd^uft beg Setfecg ßl^rtftij 2) wenn had^ 1. Äor. 11, 27. 
29 (§. 348) ber unwürbig Sffenbc unb 5£ririfenbe ftd^' am Seife c 
unb SSlute e^rijli öerf^ulbet unb ftd^ baburd^ bag ©cri^t iffefc 



SSom ©aframent bca Wax&. $09 

unb trtnfet, fo mup bo(3^ auÄ wo^t üom UngtduBiijm 2ei6 unb 
SBlüt im ©äframente "genoffen »erben 5 3) ein folc^er geifligev 
@enup l)lo§ burc^ ben ©lauten fann auä) aufcr bcm ®a?i-a= 
mentc jlattfinbcn, S3rot unb 2Bein finb ba^vi ni^t ab\olnt not^ig 
unb ba§ ©aframcnt oertievt ben Q.^avaftcv ber ^JJof^njcnbigfeit. 



n. SBa6^nü|et benn folc^ ®ffen unb ffirinfen? 

S)aö i^eigcn un6 btc SBortc: „^ür cuc^ gcgcbett unb 
tjctgoffen jur SBcrgcftung bct ^unbeit»" gfJämlic^, baf 
unö im (üoframcnt Vergebung htt <Sünben, £e= 
ben unb ©ettgfcit burd^ iol^e Sßortc gegeben 
n?irbj benn wo SSergebung ber ©ünbcn xft, ba tft 
aiid^ Seben «nb ©eligfett. 

§.346. 

Snbem unö im ^tbenbma'^t rcirfli^ unb »Q^rl^afttg 
G^rifjt fürun'ö im Sobe gebrod^ene, in ber 5luferfle^ung 
»crflärte unb in ber \^immelfal^rt erp^te ßeiblid^feit (bie 
olfo bic ^rud^t unb t>a$ ©tegef ber ganjen ßrlöfung in 
unb an fi^ trägt) pr@:peife fiir unfern inmenbtgeri §Ken= 
fd[)en bargeretd^t n)irb, bicnt c€ unö jur faftif^en (nit^t 
bloö finnbitbtid^en) SSergegenwärtigung^) unb Sln= 
eignung^) ottcr SSerbicnjle unb .Gräfte feinet Sebeng imb 
Seibenf, feineö DjpfertobeS unb fetner 5(uferftel^ung , feiner 
^immelfol^rt unb feineö @i^enö jur IRed^ten ber ^raft, 
ber wir of)m ben öftern ®enup feineö Scibe^ unb S5(uteg 
nid[)ftl^eill^oftig werben unb bleiben fönnen 3). 

. ') 8uf. 22, 19: Sa§ t^ut gu meinem ©ebac^tnif. — 1. Äor. 
11/ 26: S)cnn fo oft ü}v oon bicfcm S3rote effet unb oon biefem 
Äelcöe trinfct, follt i!)r be§ ^grrn Sob, üerliinbigen, Big baf er 
fommt. 

■ 2) gjjaft^. 26, 26-28: Stemmet, effet, baS ift mein 2ei6.... 
Srinfet Sitte barau§, ba§ i\t mein ffilut beg -SJeuen Sejtamenteö, 
welcf^eS üergoffen wirb für SSiele jur SSergetung ber ©unben. 

^)So^. 6, 53—55: SBa^rlicf), wot^rtic^, Sd^ fage cu^: SBerbet 
it)r~ nii^t effen bQ§ ?;leifd^ beg SKcnfc^en ©o'^neS unb trinfen fein 
SBlüt, fo f)Oibt il)r fein SeBen in eu(|>. SDBer mein ^leifc^ iffet unb 
trinfet mein 25lut,' ber ^at baS ewige SeBen, unb s4 wexi)t i!)n 
. am^iüngften Sage ouferloeifen. . ®enn mein ^leifc^ ift bie redete 
@peifc unb mein S3lut ijl ber re^tc Sranf. 

Ä n r 1 , 6^r. Sieltgiongtei^re. 6. 5lutl. 14 



210 ^on bm ^ti^li^.^n (BnabcmniMi\. 

Sttnm. Sarüüer, ttiie oft bct <St>njt gum l^eUi'gcn Slfcenbiria'^l 
" gelten 'fpn, loft jttä^ feine iDejlimmte, gcfeltid^c SJorjd)tift aebcn. 
-@g iiiu§ bieg bem SSebürfnif eines ^eben ^ttb^ jxbttU^tn hki-- 
Bcn. Sod^ foU man ntd)t öergeffen, t)a^ e§ immer ein fel^r bc= 
DenfHc^eS 3eic[)en üon Äronfi^eit iji, ttJo gar fein obet nur fc!)r 
(jerinfleg SSebürfni^ nadb -SJalrunQ i|l. ®ie eriten 6I;ti{len ge^ 
noffen bag ©oframent tdgttd^, ft)dter fonntaglid). — Sebcnfaltä 
ijl eg ein arger unb gefdl^rlic^er (Sel6jlBetrug/ ioenn man Bc= 
fürd&tet, burii) ^duftgern ©enug, alg eg bie @itte einer un5{rd^= 
iidjen Seit forbert, teibe bie ffiSürbe uttb .^eitigfeit beg ®afra= 
mcntg, cg JDcrbe .baburc() etroag ©eroö^nlid^eg unb SlUtdglic^cg. 

Snbcm . baS 0afra.mcnt be^ ^iUx^ unö. in bte innigflc 
unb ttjefentlid^ilc ßcbcniggcmcinfcl^oft mit bcm (Srlbfcr fe^t, 
ift eö natürli^) out^ ein SÄittel, Me ©emeinfd^aft bcr 
©laubigen unter cinonber. §u befefiigen unb ^u be=. 
leben ^); unb nid^t nur ber ©laubigen, bie ju gleid^er 3eit 
unb an gleichem Drte baö i^eiligc SKoi^l gemefen, fonbern 
aller ©lieber- am fieibe ^^rijtt, bie nal^e unb fem tinb. 
Saj^er ijl eö aud) m üoUfommeneä ©afroment, eine voä^X' 
öaftc (Sommuntpu, menn im S^tt ber StJpt^ (etwa auf bem 
^canfenbette) nur ein ^injelner baS ^bcnbma^l empfangt. 

1. Äor. 10; 17: 3)enn ®n S3rot ijt cg, fo jtnb wir SSiclc ein 
8eiB, bieraeit rcir Stile ßtneg IBroteg f^eii^a^ÜQ jtnb. - 

III. SBiefann UiUi^ Sffen unb SjSrinfen fpl^e grofr ©ingc f^im? 

€fjen unb Srinfcn tl^ut'ö fretltcj^ ^^^t, fbribern 
bie SBorte, fo ha jtelien: „^nt tnify gcgeficit «tib iJcr= 
goffctt jwt SSergebuttg bcr ^itttben", wctd)c SSortc 
finb neben bcm leiblid^en @ffen unb Srinlcn alö 
ha^ ^au^pt^ixä im (Saframent, unb wer bcnfelbcn 
SBorten glaubet, ber l^at, wie fic fagen, unb wie 
fie läuten, nämlid^ SSergebung bcr (Sünbcn. 

§. 348. ' 

^er ^laufte beö 2??enf(i^en ijl. bie SSebingung cincö 
gefcgneten ^m:pf(inge&- bce JJeibe^ unb SBlutef ^j)rijji; 
aber dud^- bcr Ungläubige unb 93cräd)ter cm:pfängt mirfli^)- 
Seib unb S3lüt, aber fi^ felbft jum ©cri^t unb gur SScr= 
banimnif ^). :£)enn ni d)t ber ©laubc be^ SWenfd)en 



vSSom ©aframent be§ 5lftar&. 211. 

mad^t baö ^attahcnt} fonbern aKein bie Äroft Mot' 
ith,: bie burc^ baö Sßort ber .ßinfe^ung unb SSerl^etfurig 

rüirffam ij^. 

- _ ,5 ■ 

') l.iÄor. 11/ 27: SBelc^cr nun unwürbtg oon bicfem 23rot iffet, 
ob et Don bcm;^el(^ bc§^®rrn trinfct, bcr ifl: fc^ulbtg an bcm 
Scib unb ffilut be§ ^@rrn, --236. 29: ®enn weld)cr untt)ür= 

. bii^ iffet ynb trinket, bcr tffet unb trinfet ft^ fclBcr b'aS 
©'evic^t, bamtt, baf er niä)t unterfc^cibct ben 8ei6 be§ 

' '^'©rrn. _ 



IV, SScr cmpfancit benn folc^ ®aframcat mürbigtic^? 

Sofien unb lciblic|)fid^ bereiten ifl n)ol)tctne feine, 
äüterlict)e Bucj^tj aber ©er ijl rctl^t mürbig unb 
njobl gefcj^idft, wer ben ©Uuben l^at an bicfe 
2Bortc: „^ixx euc^. gegeben «nb tjcrgplfen, gur SScr= 
gebung ber ©wnbenV^ SBer aber biefeu SBortcn 
nid^t glaubt, ober jwcifelt, ber ifl unwürbtg unb 
ungef'iii^t, benn ta^ SBort „^ür enc^" erforbert 
eitel gläubige ^erjen. 

§. 349. 

Sleuferer Slnflanb, Sud^t unb ©itfe ifl ja wobt 
eine öortreffU^c (Sa^e unb fann md ba§u beitragen, 3er» 
ftrcuung unb Störung ber ?lnbacbt abjubalten unb tit in= 
nerc 5lnbad)t beö ^crjeng gu beleben, »irb aud^, voo ba^ 
^erj inncrlid() red^t gefaffet unb gcfd^müdfet ifl, auf erljd^ 
beroortreten muffen j — aber xüo allein bie äufcre §Be= 
reitung o^ne bie innere ifl, ha bilft aUer ^eud^elfd^cin 
^i<S)U, fonbern fübrt üielmebr jur geredeten SSerbammnif. 

§. 350. 

SDic tnnetlid^e S5ereitung ^um ©aframent U= 
^z'i^t in ber aufrid^tigen unb berjltd^en Prüfung be§ gan= 
i^en @inneö unb SBanbelö nad^ ©ottcö billigem SBorte^). 
^ic Prüfung aber hziuU fid^ oornebmlitf) auf brei ©tüdfc : 
1) ob bie SSuf c aufrtcbtig unb tief fei (§. 272), 2) ob 
ber ®taube freubig unb juöerfid^tlid^ (§. 273) unb enblidt) 
3) ob bcr SSorfa^ beö neuen ©eborfamö crnfl unb willig 
fei, unb ftd) nicbt auf eigne Äraft, fonbcrn auf bie ^ra^ 



2J2 55on bctt^njlltd^en ©nabenmtttcTn. 

bc§ %\x cmpfangcnben ©afrötttcntö grünbc. Sabct ttcri!cl)t 
ficfe üon felbil, ha% mv Mov^n öUcö begangene Unrecht/ fo 
weit cö mögiid^ ift, wtebcr gut ma(i)t^ unb oUcö unterlaf= 
fene ®ute, fo weit n)ir eg »ermögen, nad^l^oten. Snfonber= 
l^eit ober l^abcn wir nod^, — weit ba§ • ©aframent feinem 
eigcntlid^llen Söefen nac| ein SWäl^l ber Jßeretnigung unb 
©emeinfd^aft mit bem ^@rrn unb mit allen ©Itebern fei= 
ncg SeibeS (§. 286) ijl, — barauf befonbern St«^ unb 
§lufm er !f amf eit ju wenben, bof wir allen unfern S5elctbi= 
gern »on ^erjcn »ergeben, unb atte »on unö SSeIcibigtcn 
aufrid&tig unb bcmüt^ig um ÜSergcbung bitten^). — Uebri«' 
genö h'uUt bie Äird^e unö in ber ^riöat» unb öffent= 
iid^en 95eid^te ©elegenl^eit, ,^ülfc.unb SBciftanb gur recl^= 
ten @elbft^rüfung unb «Borbercitung. (SSgt. §. 339. 40.) 

^) 1. Äor. 11, 28: Scr £Kcnfc^ aber :prüfe jtd^ fetüjt unb olfo 
ejfc er oon btefem SSrote unb trinfc bon btefem ^elä)c. 

~) sstatfi). 5, 23. 24: SBenn bu beinc (Ba'bt auf bem Slttar 
opferjl, unb njirfl aUta einiiebenf, txx^ betn SSruber etn)a§ irtber 
i>id) l^obe, fo Ia§ aUi>a cor bem Slitar beinc ©abe, unb flel^c guDor 
l^in unb üetfoi^ne ii^ mit beinern S3ruber,- unb olSbann fomm unb 
opfere beine @abe. 



SrucE wn ^. ?t. S5rocE(;aug in Seipjii]. 



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