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Full text of "Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst Vol. 16-18 (1902-1904)"

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Potmtöblrittcr. 



herausgegeben 
Don bei 



(RefeUfrfcaft für tfommerfrfcc <Sef<Mte 
rntb lltertljnmöknnöf. 



1902. 



$>rud Don $crr<fc & Sebeting. 
1902. 



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^uuq-2-Z.X.T 



A'JG 7 l?\" 



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jfnfjalf « 10«f ttdjmß. 



i. 6efm$m$t$. «„ 

Die Offupatton unb Äoiontftrung be3 Sanum ...... 24 

Urfunbe Barnims I. für 3afmife (1263) 120 

«erbrennung eines ©eifte*franfen in (Stettin (1410) .... 1 

fymbfäriften bcr ©tettiner Äartfymfe 129 

2Ritt$eiIungen au3 bctn 2tr#toe bcr ©tabtj©targarb . . . 162. 177 

öanbjdjofj unb SMuleinfteuer jur *$eit $ogi$Iato$ X. . . . 3 

£)ie ©eburtöftunben oon fe<$3 pommerfd&en ßerjögen ... 56 

©in Slutograpb Daniel (SramerS 59 

Sur Oefdjicfcte be* ©d&aufptel3 in Sommern 171 

9Serid)t über bie (Srmorbung SBoIIenftetn« 150 

3o$ann Slugufi Äriebel, toeplanb ^räpofttuS oon SBolgaft 66. 82. 97. 

113. 

$>er abtftu^I oon ©ee*33ucfoto 165 

5Die ©ntfte&ung be$ tfod&altarS in ber 3afobiftr<$e in Stettin 17 

III. 3Fo*geC<$t<$tK<$e$. 

SHe nrid&ttgften (Srgebniff e ber geologif #en <5rf orfäung ^otnmernS 83 

$ommerf*e Eurgen 49. 74. 88. 106. 135. 153. 181 

©teinfiffcngräber in 3*ttn (Ar- »ublife) 138 

IV. Jiitezatnx. 

Sßbum spommerfd&er Sau« unb ItunftbenfmcUer 62 

2$. 8 e 9 e r. $ie SIteften ©Aüler be« SReuftettiner ©pmnaftumS 92 

S. »oe^nter. SSeiträge jur ©efdtfcfcte ber ©targarb I . . . 125 
«. Saulfti*. 3ur ©ef#i*te ©tralfunb* in ber 3eit ber 

©rafenfebbe 110 

<g. ßange. #ehtric& Jtrufe* pommerföe Dramen 63 

$ fiütfemann. D. 3oa*im ßütfemann 158 

Jßommerfäe 3a$rbüd&er III 156 



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6eüe 

SR. SRetnfcarb. $)ie nntötigften beutföen See&anbelSftäbte . 174 
21. ftubloff. ©efäid&te SRecTlenburg« oom £obe SRiclotS bis 

jur Scfclacbt bei Sorntyroeb 126 

3. S*ulfc. Beiträge jur X^ötigfett beS 3o$anniter*Orben8 79 

(5fr. Xefcner. $)ic Slawen in 3)eutfdjlanb 165 

H. Ucfeleo. <Reformation8geföt($te ber ©tobt ®reif3walb 91 

®. »oft. <S$rtftop& Stummel 92 

2R. SBe&rmann. HuS spommernS Vergangenheit .... 111 

V. ^erwifötes. 

Beriete über bie »erfammlungen . . 11. 30. 44. 59. 90. 178. 183 
Butoa^d ber Sammlungen 15. 81. 47. 64. 79. 94. 112. 127. 144. 159 
Hotten . . 18. 3t 47. 68. 79. 93. 111. 127. 143. 15a 175. 187 
amttyeitungen 15. 32. 48. 64. 80. 96. 112. 128. 144. 160. 176. 188 

!Ra*ruf 145 

Hnjeigen 65. 81 

(Srfter Staatsanwalt Dr. Senebij in $alberftabt, 2anb* 
gericfctsbireftor g. 23oe&mer in Stargarb i. $., Oberlehrer Dr. £aa3 
in Stettin, Ingenieur 8. Äürfen in 93erlin, Lic. Dr. *. Oraebert 
in ^afle a. S., SRealgnmnaftalbireftor Dr. ße&mann in Stettin, 
©nmnafialbireftor Sßrof. Dr. ßemrfe in Stettin, Oberlehrer 
Dr. »an Steffen in Stettin, Oberbibliot&efar $rof. Dr. $erl* 
badj in #alle a. S., $aftor Dr. Ä. Scipio in Stettin, Äon* 
fenwtor ». Stubenraudfc in Stettin, ^rofeffor Dr. SR. 2B e&r • 
mann in Stettin. 



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JÜLL 1902, 

Ponntöbltfficv. 



#erau$gegeben 

oon ber 



©cfcflfdjaft ffit ^omnicrfrtjc ©efdjtdjte uub 
Htetljumsfimto. 



»et Kafttrutf trf 3*ftalte* liefet Stoitatf Mftttt« fft trntet CMe1Irtta«gft»e 

t geftattet. 



Die Verbrennung eines (btifUsktanktn ja Stettin 
im 3o|)re 1410 alö Äefcer. 

3)ie mit bcr Utmtffenljctt unb bcm barbarifdjen Aber? 
glauben gufammenljängenbe graufame SBeljanblung ber ©eifteS* 
franfen im ^Mittelalter ift befannt. SBegolb fagt in feiner 
©efdjidjte ber beutfdjen Deformation ©. 96 barüber: „SWeben 
bcm toärmften Qntereffe für SJettler, Ärüppel, SluSfäfcige unb 
gefallene SBeiber begegnet uns eine erbarmungSlofe Qbrtt 
gegen ©eifteSfranfe; man glaubte fdjon Diel gettyan gu l>aben, 
roenn man ftc irgenbnne in feften ©etoaljrfam brachte, unb 
unterwarf gelegentlich fotc^e Unglücftidjen ber ^eitfdje, ber 
golter unb bem SRidjtfdjtoert". ©inen tragifd)en 33eto>ei£ ba* 
für liefert fotgcnber SBeridjt, ber ben SRanuffripten ber ©efett* 
f^aftfür^Jommerf^e ®cfd)icf)te unb 9tttertl)um«funbe (Sbperfdje 
(Sammlung Stör. 204) entnommen ift. SBefonberS intereffant 
ift in biefem gfatte, baß ber offenbar ©eifteSfranfe feierlid) 
als Äefcer Derbrannt mürbe. 

9iad) bem angeführten SBeridjte behauptete ein SWann 
in Stettin, „©otteS ©o^nn offenba^r" gu fein. Die DoftoreS 
unb SWagiftri ber ^eiligen ©d>rtft fetten il>n Anfang* für 



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2 3)ie ©erbrennung eine« ©eifieStranten au Stettin 

„foH", fanben iljn iebodj bei näherer Unterfudjung „öernunfftig 
genügt", ©ie bermodjten tyn nic^t Don feiner SBafjnibee ab? 
jubringen, audj nic^t burdj Slnbroljung be« geuertobe«; benn 
er behauptete, fie tonnten if)n nidjt brennen. 

©& würbe nun jur ©jefution eine „tuffe" juredjt ge? 
madjt unb ber Ungtficfüdje herbeigeholt. Sludj Ängefidjt« biefer 
Vorbereitungen blieb er bei feiner SBeljauptung. (Jr mürbe 
be«Ijalb in bie Äufe geftedft, unb ringsherum würbe geuer an* 
gejünbet. aber fte^e ba, fo erjagt ber SBeridjt, ba« $>otj 
unb bie Äufe verbrannten, ber 9Wann iebodj blieb unöerfefjrt! 
S)a würbe ba« SSotf fdjon „mifctroßtig", unb bie SKeifter ber 
^eiligen ©äjrift würben „jagtyafftig". Diefe erttörten aber 
jur SBeruljigung be« Solle«, ba« ffiunber wäre mit ber fdjwarjen 
Äunft unb be« 5£eufel« $>ülfe juftanbe gebraut worben. ©ie 
nahmen ben Unglüdtlidjen in ©ewaljrfam unb begannen am 
nftäjften SRorgen ein neues Verfahren. 

Um eine neue Äufe würben jWblf SHtäre errietet, «n 
iljnen fingen bie ^riefter an SKeffe ju tefen, fobalb ber „Äefcer" 
in bie Äufe geftedt war. Sl« jie bis ju „gleidjer ftilmefcen 
ünb öffljeben be« waljrenn ©otte« ©otjnn«" gelommen waren, 
ba foradjen fie: ,,3)a« ift be« waljrenn ©otte« ©ofjn unb Du 
nidjt, atfe war al§ ba« ift, atfo mufetu brennen". 35a Der* 
brannten ba« #ota, bie ßufe unb audj ber „Äefeer" ju 9lfdje. 
SRur „ein beinn Don feinen tnoäjcn" war nidjt meljr ju finben! 

Der natoe ©rjäljler biefer abergläubifdjen ©efdjidjte 
preift jum ©djluffe für biefe ©jetution, burdj bie ba« erregte 
S3olt wieber beruhigt würbe, bie Äraft ©otte« unb wünfdjt, 
baß alle 9Wenfd)en biefe« ©unber feljen tonnten. 

©« ift Ijier ber ju ©runbe (iegenbe Jljatbeftanb mit 
allen gfeinljeiten be« ©unberglauben« au«gefdjmüdt unb au«? 
gematt, wie bie t>tet einfachere (Srjäljlung eben biefer ftefeer* 
Verbrennung in ber 3Kagbeburger ©djöppendirottit 
(©jronifen ber bmt. ©täbte VII ©. 330) jeigt. #ier Der? 
brennt ber Ungtüdlidje gleid) bei ber erften feierlichen öjetution, 



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im Softe 1410 at* ftefcer. 3 

bie „ein SWetftcr ber tilgen ©d&rift, ber of bcr Äettermefter 
toa$", nadf> bcm SScr^Sre aufteilen lieg. Die ©efdjidjte fpielt 
übrigen* l)ier im Qfa^re 1411. fflo «Borte be* ÄefcerS ober 
ber (Ejefutoren angeführt »erben, berühren ftd) beibe SBeridjte 
eng. Der in ber ©djäppendjronif enthaltene ift ber einfachere 
unb fommt beSljalb getoijj ber «Jadeit nä^er. Der erfte 
SBeridjt ift eben meljr ein ^eugnifc f ür &* c tenbenjtöfe 8fo$* 
fdjmüdfung beS traurigen Vorganges burd) ein ©unber. 

Lic. Dr. St. ©raebert. 



ftuibftyofi unb /tSuleinfteuet jut Mi 

9Son 9W. ©ermann. 

21$ SBogiSlato X. 1474 bie Regierung antrat, fanb er 
bie ©teueraerfaffung beS SanbeS im fdjlimmften ^uftanbc oor. 
„Der toeitauS größte 2^eil ber fürfttidjen (Einnahmen toax an 
bie flirdje, bie Sanbfaffen unb ©tobte oerfdjenft" 1 ) ober ber* 
pf&nbet. (Er begann bal)er, fobalb nur bie erften unruhigen 
3Mre ba^in toaren, energtfdj bamit, bie verlorenen föedjte 
unb (Einfünfte toieberjugeioinnen unb Ijielt mit großer (Energie 
feft, toa& er nur befommen fonnte. Dag er babei nidjt oor 
Unredjt unb ©etoalt gurücffdjeute, geigt j. SB. fein SSorge^en 
gegen feine 9Wuttcr, bie |>erjogin ©opfjia.*) Dod) balb er* 
lannte er, bafc alles bie« nidjt genügte, um bie SBcbürfniffc 
be« $>ofe$ unb be$ SanbeS ju befriebigen. ^nrnr tw^te bie 
neu geregelte SSerioaltung ber fürftlidjen Remter, bie unter 
ftrenger äuffidjt oon Sagten geführt nmrbe, erf)eb(id) ijötjtxt 
(Erträge ate früher, aber biefe (Erdung ber (Einnahmen trat 
bodj erft atlmftljlid) ein. (ES mußte beSljalb 33ogi$lato jur 



f ) 2R. ©pafcn, 93erfaffung3 u. 9Birt&fdjaft$gef4 be£ $ersog- 
tljutnS Sommern üon 1478—1625, ©. 10. 

') 8gl »alt. ©tub. ». S. V, ©. 133 ff. 



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4 Sanbfäofc unb Srrftuteinfteuer gur 3"t 8ogt$lan>& X. 

(Erhebung bireftet Steuern fdjretten unb in Anlehnung an bie 
alte SBebeberfaffung bie ©teuerpflidjt neu begrfinben. Die 
©ebe toax audi) in Sommern eine 5ffent(id)*red)ttid)e unb 
lanbe$f)errlidje Abgabe, bie urfprüngtid) nadj SBetonttigung ber 
Sanbftftnbe für {eben 3fafl au$gefdjrieben, aflmäljüd) gu einer 
regelmäßigen 8anbe$fteuer toarb. ©ie mürbe Dom ©runb unb 
Stoben erhoben. !$m ßaufe ber Qtxt toar bie SBcbe oon ben 
8anbeSl)erren bertieljen, öerpfönbet ober öerfauft toorben, fo baß 
jte fd)(ie&(idj faum ettoaS baöon behielten. 1 ) Sludj bie ©tftbtc 
brauten bie (Erhebung berfelben burdj ßa^tung einer feften 
©umme an fidj, bie aber nur unregelmäßig geleiftet mürbe. 
(Stettin gaffte 1450 eine Drbar, toie biefe abgäbe genannt 
toarb, üon 350 SKarf. 1 ) 1478 bagegen quittirt SBogiSfaro 
nur über 100 üttarf. 8 ) 

Der # er 4°8 fud^te natürlich gunädjft bie berpfftnbete ober 
berfdjenfte SBebe, to>o er nur fonnte, toieber eingutöfen unb 
gurfiefgugetorinnen. 4 ) Dagu aber beburfte er erft redjt ©etb, 
unb fd)on beäfjatb bemühte er fiel), birefte Abgaben Dom ®runb* 
befifee burdj 8 anbf d^öff e gu erlangen. $ur C^ebung ber* 
felben mar bie 3ttftimmung ber ©tänbe foto>ol)t üon $>inter* 
pommeru als audj Dom Sanbe (Stettin nätfjig. JBann SBogiäfoto 
guerft ben Serfudj machte, bie SBeroifligung eine« SanbfdjoffeS 
gu erlangen, ift ebenfo unbefannt wie ba$ l^aljr, in bem iljm 
ein fotdjer guerft tfyatfftdjlidj gugeftanben tomrbe. SSermut^tc^ 



') Sergl. D. 2Rerfting1)au8, Die »ebcüerfaffung ber 3ttarf 
93ranbenburg. Öorfdj. gur SBranbenb. unb <ßrcu§. ©efdjidjte VID, 
©. 86—95, unb «. Srennede, Die orbenttidjen bireften ©taatS* 
fteuern SReflenburgS im SKtttelalter. SKeflenb. 3a^rbü*er 65, ©. 1 
bid 122. 

a ) Ä. ©t..«. ©tettin: Dep. ©t. ©tettin, 2tt. XIII, sect 3, 
ad 9fr. 3. — 2ludj ade fotgenben ©itate Don Urfunben unb Elften 
begießen ftd) auf ba$ Äöniglidje ©taatSardjto gu ©tetttn, wenn nidjtS 
anbered angegeben ift. 

') Original in ber Sibliotljef ber ©efeUfä. f. pomm. ©efdjidjtc. 

4 ) Sgl. 8. 8. Älempin, Diplom. Seiträge, ©. 547 ff. 



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Sanbfdjofc unb fjräulcinftcuer gut 3cit 99ogi8lan>8 X. 5 

aber begießt ftdj auf bie erfte Srljebung, bie nadj bem $rengtauer 
^rieben (1479) erfolgte, bte Sttottg aus bem Qfa^re 1481: 
„De pamerschen mannen nnd stede hebben m. g. h. to- 
gesecht up dit jar van der klenen hoven 8 Schill, unde 
van der groten hoven 1 mark unde up dat andere jar ock 
so vele; de vorbranden hoven hebben dach (Qfrift) beth 
deme anderen jare und schalen denne up 2 jar geven, wo 
vorsteit Die ©täube be$ 8anbe$ Stettin fdjeinen ntc^t fo 
bereit gu ber SBenriüigung gett>efen gu fein, „sie hebben hüten 
sundach na Michael (September 30) ene frist genamen aver 
14 dage, nemlik des sondages na Dionisii (Dftober 14) 
to Ukermunde to wesende unde dar en fdlkamene ant- 
worde sunder ruggesprake m. gn. heren togevende. 1 ) SEBaS 
bamate befdjtoffen tomrbe, ift unbefannt, aber fett biefer Qtit 
tft ber 8anbfd)o6 faft regetmä&tg nadj SBetmlligung ber ©täube 
erhoben. 1482 tourbe auf einer SSerfammiung ber Prälaten, 
üßannen unb ©täbte beS ©tetttner SanbeS gu Uedermünbe 
toieber eine ©teuer auf 2 ^aljre (üon ber großen $>ufe 1, öon 
ber Heinen V« ©ulben) benritttgt. 3)odj erfd)n>crten bie treueren 
fetten unb #rieg$befdjtoerben bte öingieljung, fo ba& bie 9lb* 
gäbe erft 1484 gur (Erhebung fam.*) 

(Ktne bon alter ßeit gebräudjlidje, aber audj feit Dielen 
3faljren nidjt meljr geleiftete ©teuer tourbe 1485 bem #ergoge 
üom gangen 8anbe betorittigt, bie fogenannte „fträuteinfteuer", 
bie gur SfoSfteuer Don ^ringeffinnen gentfljnlidj gegast tomrbe. 
©& öermäfjtten ftdj 1484 unb 1486 bie beiben ©djtoeftern 
©ogistatoä SWargaretlja unb Äatljarina mit ben #ergogen 
SBaltljafar bon üßeflenburg unb #etnrtd) Don SBraunfdjtoeig. 
9Wan fefcte feft, ba$ auf bem Sanbe öon ber #äger* unb 
Sanbljufe Vi ©ulben, üom ßatljen 8 ©djillmge, öon ber 
Sftfiljle unb oom Äruge Vi ®ulben gegast toerben fotlten. 8 ) 



f ) ©t. «r*. P. I, Sit 100, SSh. 1, gol. 43v. 
') Dep. ©t Stettin: £it. IV, sect 2, Sfh. 1. 
•) 3)ie $ttgerf>ufe (= 60 SWorgen) = 2 Sanb^ufen = 4 $afenljufen. 



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6 ftmbfäofc uttb tJräulcinftcuer jur 3eit 2}ogt8latt>8 X. 

3fn ben ©tobten ertjob man Dom $au\t 1 ©ulben, Don ber 
SBubc l lt ©ulben, Dom Äelter, dar lüde wanden, 1 Ort, 
(S$ famen im gangen 18640 ©ulben ein. Dagu wirb bemerft, 
bafc ber ffirtrag l)öljer gcn>efen toäre, toenn ba$ 8anb ftd) fd)on 
Don bem branbenburgifdjen Äriege erholt Ijätte. ?lud> ftiefc 
bie ^Beitreibung ber ©teuer auf nidjt geringen SBiberftanb. 1 ) 
©o warb SBeif)nad)ten 1485 gu SBartl) Don fürftlidjen föätyen 
unb Äbgefanbten ber ©täbte über btefe abgäbe beraten unb 
befdjloffen, bafc ber |)erjog de jenen, de ene nicht utrichtet 
hebben und de sine gnaden dar unhorsam an werden, 
panden schoL 1 ) 

$n ben nädjften ^afjren ift Don einem fianbfd)offe nidjt* 
überliefert, bagegen liegen Don 1490 an in nur btetocilen 
unterbrochener ftolge *> ie fargoglidjen Quittungen über bie 
3at)lung ber Drbare feiten« ©tettin Dor. 8 ) S)ie ©tabt ent* 
richtete jäfjrlid) 1250 SKar! ober 416—417 ©ulben, batb 
am @nbe beS $aljre$, für ben ber SBetrag fällig toar, batb 
am anfange beS nädjften. ©aß bisweilen es erft einer ÜKaljmmg 
feiten« ber fürftlidjen Regierung beburfte, ift erflärtid). ftür 
bie anberen ©täbte feljlt e$ bisher an SWad)rid)ten über bie 
$>öl)e ber gegasten Drbare. Die ©tralfunber töfte SBogiSlato X. 
am 5. Dftober 1486 für 1000 SKarf Don ber Unioerfität 
unb bem Qomtapitet gu ©retfstoalb toieber ein, „dat wy de 
wedder to unser camere alle jar heven und boren scholen."*) 
Uedermünbe gafjtte iä^rli^ 50 Wart, erhielt aber 1496 (frlaj? 
gegen abtreten beS 3)orfeS ßiepgarten. 5 ) SSon ber ^ri^er 
Orbare Derpfänbete ber #ergog 1522 bie ©umme Don 
18 ©ulben.*) 



*) Ä lernen, Diplomat, ©eiträge, ©. 480. 
a ) ©t Ar*. P. L, Xxt 100, 5Rr. 1, gol. 69v. 
•) Dep. ©t. ©tettin, 2it. Xm, sect 3b, 9fc. 3. 
4 ) «ofegarten, ©efdjicfcte ber UniDerfüdt ©reifStoalb ü, 
©. 113 ff. 

•) Ducalia d. d. 1496 2>ec. 12. 

•) 2Bolg. «r* v Sit. 32, 9fc. 14a, 5Rt. 6. 



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ttmbfäof? unb SMulemfieuer gut Seit SogiSfoto* X. 7 

Am 24. 3fum 1492 toarb öon bcn ©tftnben ju Stettin ein 
neuer 8anbfd)o& auf jtoei ^afjre bewilligt. 3)ie ©tobte Ratten 
banad) üon iebem #aufe Jäljrtidj Vi ©utben, bon ber SBube 
1 Ort, Dom «euer V» Ort ju jagten. %n einem ©rtaffe 
öom 21. Oftober forbert ©ogistato t>on ber ©tabt Stettin, 
bag Mefe Abgabe bi« SWartint an bie Kammer entrichtet werbe. 1 ) 
«uf biefen ©<f)o§ begießt ftd) tooljt bie angäbe, baß 1493 ein 
fotdjer Dom #erjoge erforbert fei. 1 ) 

auf bem 9teid)3tage ju ffiorm« (1495) nmrbe befannttid) 
bie (Erhebung eine« gemeinen Pfennig« befötoffen. 8 ) am 
2. ©eptember beauftragte SKajimitian ben Äurfürften Don 
SBranbenburg, bem #crjoge Don Sommern biefen SBefd)tu& mit* 
jutljeUen unb öon il)m bie ©teuer einjujicljen. 4 ) @$ tourbc 
ber #ergog üeranfd&Iagt auf 3126 ©utben 40 Jh. 6 ) lieber 
bie (Sr^ebung btefeS gemeinen Pfennig*, bie für 4 $al)re t>or* 
genommen toarb, ift ein ausführliche« föegifter t>orl)attben, 
baS bereit« öon Ätempin (Diplomat. ^Beiträge ©. 536 ff.) 
veröffentlicht ift. Da jäfjrtid) 3642 ©utben einfamcu, toar 
für ba« 8anb ein Heiner Ueberfdjufc oor^anben. ffi« toar biefe 
abgäbe eine (Kinfommen* unb Äopffteuer. ©ie nmrbe burd) 
bie ©eiftlidjen eingefammelt. 

Qm 3fa^re 1496 tomrbe eine aufcerorbenttidje abgäbe 
geforbert unb am 25. :$uti betoifligt „zu keiser Maximilianus 
kronunge, darzu hertzog Bugslaff mit 300 pferden bis 
Rome zu reiten erfordert, eine halbe pacht von allen gutern 
der lande, geistlich eder weltlich, an pfennigen, körn und 
sust. Das drömt weizen, roggen und geraten auf 1 gülden 
angeschlagen, das drömt haber auf Vi gülden angeschlagen. 
Was nun hirzu ein ider stant gegeben, des ist Hinrici 

*) Dep. ©t. (Stettin: lit. IV sect. 2, 9tr. 1. 
a ) ©tett. 8r* v P. I, 2it. 12, SRr. 5, 8fol. 88. 
s ) Sgl. 6. Ootfcetn, 2)er gemeine Pfennig auf bem 9tei$«* 
tage au 2Borm3. 8re*lau 1877. 

4 ) ®e&. ©t.-a. »erlin: Rep. 80, la, gol. 184. 

§ ) 91. u. üoUft&nb. ©ammlung ber SReiefy&abföiebe, II, ©. 21. 



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8 Sanbföof? unb 8frftuteinffeuer jur 3cit 93ogi8tan>* X. 

Levins damals lantrentmeister register vorhanden, und ide 
Stadt hat dasmal sich mit s. g. vertragen und ein genante 
gegeben, aber von den lantgudern haben sie gegeben wie 
die von adel. Die ©tabt Stettin jaulte ju biefem ßtoecfe 
am 13. Oftober 1496 1400 ©ulben, ba$ Gambier Dom* 
fapitel 667 SKarf unb 4 ©d)iflinge. Dqju bemiUigten it>m 
ber SBifd^of unb bie ©tiftSftftnbe ene gutlike irkantnisse üon 
2000 ©utben. 1 ) SSon ber Untoerfttftt ©rcif«n>alb tooHte 
SBogiSlato bie $fttfte ber ©tnfünfte eingießen, begnügte fidj 
aber bann auf toieberljolte bringenbe 93orftellungen mit einer 
3al)tung bon 30 ©ulben.*) 

Sine neue ©teuer tourbe 1499 bem |)erjoge lieber auf 
2 3>a^re bewilligt, iftfjrtidj üon ber großen $>ufe Vi ©ulben, 
Don ber Keinen 1 Ort, üon ber $>atenl)ufe 9 1 '!, üom Äattjen 
6 Schillinge, üom Äruge, SWüljle unb ©djmiebe */i ®ulben. 
3in ben ©tobten toarb öon Jebem $>aufe l l* ©ulben gejagt. 
Worzu aber diese steur gegeben, ist nit angezegt 8 ) £ier* 
bei jaulte ba$ Eaminer Domfapitel 209 1 /» 2Rarf unb Stettin 
404 ©utben. 4 ) 

ÜKeljrere 3al)re tjinburdj mürbe ein fianbfdjofc, toie e« 
fdjeint, nid)t erhoben, ba tootjl bie ffiintünfte ber tyergoglidjen 
äemter erljebtidj ^ot^cr geworben waren, fo ba§ ©ogislato nidjt 
auf ben guten SBiüen ber ©tftnbe angewiefen war. 1507 
aber am 21. Degember bewilligten Prälaten, #errn, SKannen 
unb ©t&bte tom Romtage romischer konig. maiestat, to 
erlangen de keiserlike crone, in maten und wo dat uppen 
negest geholdenen rikesdaghe tho Costenitze dorch de 
romische koniglike maiestat, chorforsten, forsten und ander 
stende des rikes beslaten, bem ^ergoge für ben nftdjften 

l ) t>. Soften* «Ractfafj, üRffr. 44, »oL 80 unb üRffr. 16 h. 
Dep. ©t. Colberg 1496, $ec. 7. 

a ) Äofegarten, a. a. D., I, ©. 140. 

•) ©t «r*., P. L, Sit. 12, 9tr. 5, »ol. 84. 

4 ) Don Soften« 9tocfta&, SWffr. 4. - Dep. ©t. Stettin: lit. 
XIII, sect. 3 b, 3h. 8. 



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2cmbf$of? unb gräuteinfteuer jur 3eit 99ogt8lato8 X. 9 

#erbft eine Abgabe. SSon Jeher #ufe faH V« ©ulben, in 
ben ©tobten oon Jebem #aufe 1 ©utben, oon ber JBube 
V» «tib Dom Äeöer */* ©utben gega^It »erben. 1 ) #ier toirb 
alfo üon ben ©täuben eine SReidjSfieuer bcmtlKöt, 1 ) toftfyrenb 
bei ber ©rljebung be$ gemeinen Pfennigs oon einer 2Rit* 
nrirfung berfetben leine Siebe ift. 

ffitn Sanbfdjof? mirb nrieber 1512 erhoben nnb gtoar gur 
SluSftattung beS |>ergog$ ©eorg, be$ alteften ©o!jne$ 33ogi$latoS, 
ber fid) 1513 mit «matia oon ber $fatg oermäftte. ©8 flnb 
bieämat in ben ©tobten oom $aufe 1 ÜÄarf, oon ber SBube 
8 unb oom ftetter 4 ©djUIinge, auf bem Sanbe oon jeber 
#ufe 8 unb oom Äatljen 4 ©djiüinge gu galten. 8 ) (Sine 
anbere ©teuer fdjeint im Anfange be$ ^ rcg 1513 S u 
Xreptoto a. SR. bennfligt gu fein. Das Domlapitel gal)lt ba* 
nad) im gfcbruar 52 ©utben, 2 SWarf ©unb. unb 3 ©djiöinge.*) 

(Sine 3ftäuWnfteuer gur 2lu$rid)tung ber ^ringefftn Slnna 
tourbe 1515 erhoben unb gnmr nad) auSbrücflidjer SBettuÜigung 
ber ©tänbe. Die SBemerlung ©pal)n$, ba§ biefe ©teuerart 
oon ber ^uftimmung ber Sanbtage unabhängig mar, fdjeint 
nidjt rtdjtig gu fein. ©8 toirb ebenfo nrie beim 8anbfd)offe 
immer nadjbrücflidj bie Setoiöigung ber ©tönbe tyeroorgeljoben, 
unb fte begog fid) »ol)t nidjt nur auf bie geftfefeung ber |>öl)e. 
©o Ijeifjt e$ aud) in einem oon @ra$mu$ $ufen oerfaßten 
SBeridjt über bie 8anbfd)öffe: Anno dorn. 1515 hat dielant- 
schaft hertzog ßugslaff gewiiget und entrichtet zu aus- 
steuerunge s. g. tochter freulein Annen, so hertzog Jürgen 
in Schlesien bekomen, ein steure auf 2 jar zuentrichten. 
Die ©tobte geben oom #aufe 1 ©ulben, oon ber ©übe 
V« ©ulben, oom fletter 12 ©djittinge, 9 Pfennige. Dagu 
fommen nod) einige ©djillinge äufgelb. Stuf bem Sanbe ftnb 
oon ber ^öger^ufe 2 ©utben, oon ber Sanbljufe 1, oon ber 

') oon Soften* 5Rad&la&, SWffr. 12, gol. 252. 
a ) »gl. ©»a$n, a. a. £)., ©. 11. 
») ©t. «r*., P. I., Sit. 12, 5Rr. 5, 8oL 86. 
4 ) oon Sohlend 5Ra*lafc SWftr, 15h. 



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10 Sanbföofc unb gräuleinfteuer gut 3eit 99ogi8latt>8 X. 

#afenl)ufe, 2Wül)le, förug unb ©djmiebe V» ®utben unb oom 
Äatljen 12 ©djiflinge für 2 $ai)xt ju entridjten. 1 ) £)a$ Dom* 
fapttel jaulte für 1516 einen ©djofe oon 291 ÜHarf unb 

10 ©^Mingen.*) 

3für bie SReidjSfteuer betvidtgten 1517 bie ©tftnbe oom 
#aufe 1 ®ulben, oon ber SBube 1 Ort, Dom Äetter Vi Ort, 
oon ber #agerl)ufe 1 SWarf, ber 8anbl)ufe 8, ber ^afen^ufe 4, 
oom föruge, SWüfyle unb ©djmiebe 8 unb oom flauen 2 ©d)ü* 
linge. 8 ) am 23. September gab ber «bei im 8anbe SBetgarb 
ba$ SBerfpredjen, biefe fällige ©teuer am 25. Sftooember ju 
jaljten.*) 

3um britten SWale tourbe 1518 bem $erjoge SogiSla» 
eine gftäuteinfteuer öon ben ©täuben jur 2lu$rid}tung feiner 
£od)ter ©opljia betoittigt, bie 1518 ben |)erjog 3friebri$ ju 
©djleStoig tyeiratfyete. ffiieber follten bie ©täbte jwetmal oom 
|>aufe Vi ©ulben, oon ber SBube 1 Ort unb oom Äefler 
6 ©djiHinge jaulen. Die |)ägerl)ufe toirb für 2 Qfa^re mit 
2, bie ßanbljufe mit 1, bie £>a!enJ)ufe mit Vi Oulben, ber 
Äatfyen, 2Wüf)le, Ärug unb ©djmiebe mit 1 Ort befteuert. 5 ) 
Das ffiaminer Dom!apitet jaulte bieSmal 47 1 /» ®ulben, 

11 ©dringe, 7 Pfennige. 6 ) 

©djtiejftid) erljob SBogiSlato nod) einmal 1523 „aus 
Ursachen, das 8. £ g. derselben lant und leuten zu ehren 
und besten merklige geltspildunge zu keys. Mt und in 
andere orter gethan" mit guftimmung ber ©tftnbe eine 8b* 
gäbe in ber §tyt ber grftuleinfteuer. 7 ) Die« fmb bie 9tad)* 
rieten über bie ©djöffe jur ßett SBogiSfotoS. Seiber fehlen 



') ©tett. «r*., P. I, lit. 12, Mr. 5, gol. 36. - Dep. ©tobt 
Stettin, lit 4, sect. 2, 5Wr. 1. 

a ) o. »otfen« 9tad>lafr SWffr. 5, goL 94. 
8 ) ©tett. «r$., P. I, lit. 12, Mr. 5, gol 36. 
4 j o. S3oWen« 5Rad>lag, SRflr. 12, &ol. 327. 
§ ) Dep. ©tobt Stettin, lit. IV, sect. 2, SRr. 1. 
•) 0. »o&lenS 5Ra*la§, Mr. 5, §ol. 92. 
7 J ©tett. «r*., P. I, £tt. 12, 9h. 5, Sol. 36. 



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Sanbföofj unb fjfräuleinffcuer gut 3eit Sogidlaio« X. 11 

Angaben über bie Art ber 93eranfd)lagung unb (Erhebung ber 
©teuer im (Singeinen. (Eingebogen tourbe baS ®elb in ben 
©tobten oom SRatlje, ber baS gefammette (Selb mit ben SRe* 
giftern an bie Ijerjogtidje Äanjlei ju fenben l)atte, in ben 
fürftlidjen äemtern unb auf bem Sanbe oon ben SRentmetfiern. 
Qu biefen äemtern befteöte ber #erjog faft ftets ©eiftfidje, 
toeld)e bie 2lntoartfd)aft auf eine erlebigte ^rftbenbe ober 
Stirbt erhielten. %n ben einzelnen Dörfern fdjeinen bie 
©eiftttdjen bie abgaben eingefammelt ju ljaben gegen rinen 
gegriffen änt^etl an ber (Summe. SRatürüd) tourben au$* 
fü^rüdje SRegifter geführt, oon benen leiber feinS ermaßen ift. 
Die JRentmeifter lieferten baS ®etb an bie ljerjogtidje Kammer 
ab, in tvtltyx ber Sanbrentmeifter bie ©ummen empfing unb 
bie SRegifter prüfte. Sü£ foldje toerben genannt 1496 #etnrid} 
Setoin, 1508 #ippotyt ©teintoeljr, 1509—1520 SRifofouS 
JBrun, 1523 SWidjet oon fltempjen. 

SBei ber grftuleinfteuer tourbe bie (Srljebung, toie e$ 
fdjetnt, oon Deputirten ber ©tftnbe übernommen unb be* 
auffidjtigt. ©o wirb j. 95. berietet, bafc 1515 ber ©raf 
oon SRaugarb, (Eljrtfttan oon Sorte, ÜReldjior oon ffiebel, 
3padjim oon ^lemming unb (Stoalb oon ber Dften iljre fRc^ 
giper eingereiht Rotten. 



tieridjt fibet bie Derfatttmlmigeti« 

Dritte SBerfammtung am 13. Degember 1901. 

1. #err ^rofeffor Dr. grommf)olb au« ©reif8toalb: 

(Sin Äapitel an» ber ©efd)id)te ber Unioerfitftt 

©reifSioatb. 

®& Rubelte fld) babei um bie toftljrenb ber ^aljre 
1628—1705 »ieber^olt geplante Verlegung ber Unioerfit&t 
oon ©reifSioalb nad| Stettin. Diefer $lan taufte juerft 
im 3af>re 1628 auf, als bie ba« 8anb befefct Ijattenben 



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12 Seridjt über bie Serfammtungen. 

Äaiferlidjen oon bcn ÜRitgtiebern be$ ©reifäwafber Sonftfto* 
riurn* »erlangten, baß fie lünftig in bem allgemeinen ßirdjen* 
gebete nidjt meljr um ^Befreiung oom ^apfttfjum bitten foöten. 
Die ^Jrofcfforen ber Ünioerfttät, weldje burdj befonbere ©aloe* 
garbien oon ben föriegStaften befreit waren, toanbten ftd) an 
ben ^erjog 5)ogi$lato XIV. unb baten um SBerfefeung an 
einen fixeren Ort. SBogiSlato fdjrieb an ben faiferlidjen 
Oberbefehlshaber unb fdjeint eine gurüdfaaljme beS ftrengen 
33efef)l3 ertoirft ju Ijaben. Salb barauf oerfdjtoanb bie ®e* 
faljr gänjtid), at$ ©uftao Stbotf in Sommern erfdjien nnb 
bie ®reif8toalber Ünioerfttät in feinen befonberen ©djufc naljm. 
SRadjbem im %afyxt 1648 Sommern toeftlid) ber Ober an 
bie ßrone ©djtoeben gefallen mar, ertoirfte ber ^Jrof. $omme* 
refdje eine Verfügung ber Königin ÜKarie (Eleonore oom 
25. 3Rai 1661, monad) bie Unioerfitat reoibirt unb bie gänjlid) 
barnieber tiegenben gfinanjoerljättmffe berfelben aufgebeffert 
»erben foflten. $n ben hierüber abgefaßter SReoifionSbefdfjeiben 
taudjt ber ^Jlan ber Verlegung ber Ünioerfttät nad) ©tetttn 
oon neuem auf. Dod) tauten bie SBefdjeibe nidjt aüe gteidj: 
Der eine fpradb fidj für eine ^Bereinigung ber Ünioerfttät mit bem 
^Jdbagogium in ©tettin au«, ein jtoeiter wollte bie Unioer* 
fttät gana aufgehoben wiffen, u. f. w. Der $rof. SWeoiuS 
l)atte redjttidje SBebenfen gegen bie Verlegung ber Unioerfitat 
aus ©reifswalb. ©djließlid) mürbe ber alte $uftanb bei« 
behalten, aber bie ginanjoerljältniffe würben nidjt beffer, 
benn baS 2lmt (Slbena war außer ftanbe, ben ^rofefforen iljre 
$a!)reSgel)älter oon je 200 Jätern ju sagten* Deshalb 
fdjwanb bie ftrage »egen Verlegung ber Ünioerfttät aud) nie« 
mals odöig oon ber XageSorbnung, unb als im anfange 
beS adjtjeljnten ftaljrljunberts bie Ijinterpommerfdjen 8anb* 
ftftnbe bei ber preußtfdjen Regierung wegen (Erridjtung einer 
Ünioerfttät in ©targarb petttionirten, fugten bie ©reifswalber 
$rofefforen ber äJerwirttidjung biefeS ^rojelts burd) Verlegung 
ber Unioerfitat nadj ©tettin oorjubeugen. Der SBorfämpfer 
in biefer gfrage war ber belannte $rofeffor ber Ideologie unb 



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Berieft über bic Berfammlungen. 13 

üorpommerfdje ©eneral*©uperintenbent 3<>f)ann ftrtebridi 
SRe^er, ein Ijifeiger unb Ijartnätfiger 2Rann, ber im ^aljre 
1705 ben ?Ian ber l)interj)ommerfd)en ©tänbe ju burd&freujen 
fachte. $n einem gegen SRetyer »erfaßten ®egenentmurf würbe 
angezweifelt, bog bie (Erridjtung einer Untoerfitftt in ©targarb 
überhaupt ernftlid) beabfid&tigt fei. Unb biefer (Entwurf be* 
f)iett SRedfyt. Als (Stettin bann im ^rieben t)on ©todfljolm 
an $reu£en gefallen war, mäljrenb ®reif$walb nod) für faft 
100 ^aljre unter fdjwebifdjer #errfd(}aft blieb, fonnte Don 
einer Verlegung ber Untoerfität tum OreifSwatb nad) (Stettin 
nidjt meljr bie {Rebe fein; bod| ift bie ftrage nod) einmal im 
^aljre 1810 — wenn audj nur öorübergef)enb — berührt 
worben. 

2. #err Srd&iöaffiftent Dr. ^einemann: SJon ben 
älteften ©tettiner Leitungen. 
(Eine ausführliche Äbljanblung über biefen ©egenftanb 
ift in bem 5. SBanbe ber SBaltifdjen ©tubien SR. ft. ent* 
galten. 



» o 1 i i t v. 

Von ber ©ammlung ber Acta Borussica ifi ber 2. SSanb 
ber ®etreibebanbel«politif erfäienen. (©erlitt, SB. $are$ 1901.) 
3n bemfelben ift bebanbelt bie ®etreibebanbel8j>olitif unb 
Äriegdmagasinöerwaltung 99ranbenburg*$reu§en8 bis 
1740. S)ie 3)arfteflung unb bie ftatijüfdjen Seilagen flammen Don 
333. 5Raube, bie «ften ftnb üon ®. ©tbmoller unb SB. 5Raub6 
bearbeitet. 3n üier Süd&ern ift bie ©etreibebanbelSpolitif Dom 2Rittel* 
alter an bis jum Sudgange ber {Regierung Srriebri^ SBtlbelm* I. 
bebanbelt. SEBir erbalten babei aueb aufierorbentlicb wichtiges unb 
intereffanteS ÜRaterial &ur ©anbelSgefcbidjte Sommern«, namentlich 
©tetrinS unb ÄolbergS, fowie sur SSMrtbföaftSgeföic&te beS fontbeS. 
3)ie Semübungen be8 Äurfürfien tjriebricb SBUbelm unb be« ÄömgS 
fjriebricb SEBilbelm I. um bie ©ebung Sommern« erfebeinen in tyütm 
Siebte. 3n Segug auf bie ©. 610—614 abgebruefte Tabelle ber ©e« 
treibepreife au ©tettin in ben 3abren 1600—1740 mag barauf bin* 



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14 Motten. 

getoiefen werben, ba§ btc Sufammenftellung ftd) audj in ben 99eiträgen 
SU bcr ausführlichen Sefdjreibung <ßommern8 uon 8. SB. 99rttgge» 
mann (Stettin 1800) 93b. I, ©. 440-444 finbet. fjür bie 3a$re 
1600—1726 liegt beiben Tabellen biefelbe Duelle &u ©runbe, für bie 
3afcre 1727 giebt aber Srüggemann anbere ©ftfce als 9faub6. 



@8 ift erfdjienen: ®. »ärf*, gerbinonb üon ©djiflS 3ug 
unb lob im 3afcre 1809. 8ur ©rinnerung an ben gelben unb bie Äampf • 
genoffen. 2Rit ©djitl« Silbnifj (in ©tafclftid)), einer Äarte unb 
4 Plänen, (fteue StuSgobe). Berlin, »offtfdje »w&fanblung 1901. 
(VII, 343 ©.) 8°. 

Sefpredmngen ber Sugen&agen-ÄuSgabe #einemann$ 
finben ftd) in ben ©bttingifdjen gelehrten Steigen Oatjrgang 1901. 
©. 826—832 üon 2R. ^erlbadj) unb in ber ©iftorifäen 3eitfd>rift 
(SR. g. 52, ©. 121 f. üonü». äBefcrmann). Söbmer« ®efaid)te 
ber ©tabt SRttgentoatbe ift angejeigt in ber ©iftoriföen Siertelia&r* 
förift (IV. 3afcrgang. ©• 574 f. üon ©. Sänge) unb in ber 
©iftor. 3eitf*rift (5R. % 52, ©. 122 f. üon ÜK. 2Be$rmann). 



3n ber altpreu&ifäen UKonatSfärift (XXXVIII, ©. 499 f.) 
befpridjt 2R. ^erlbadj bie «bbanblung ©. ÄtajeS über ÄrodfotoS 
©infafl in $interpommern. 



3m 66. 3afcrgange ber Safcrbüdjer unb 3afcre8berid)te 
bed SereinS für meflenburgifdfre ®efcfcid)te unb Älter» 
t&umdfunbe giebt $. ©rotefenb in einem Meinen Äuffafce über 
bie ©rengen be$ Sidt^umd Äammin bie im 43. 99anbe ber 
Salt ©tubien üon 2Bief ener üeröffentlidjte Sefdjreibung ber 3)iöcefan- 
grengen üon ©cfctoerin unb (Eamin ttrieber, inbem er bie 93ett>ei$ftellen 
er&eblid) üerme&rt. SBefentlicfc 9teue8 ift babei nidfrt gewonnen. 

3n bemfelben Sanbe giebt D. ©rotefenb eine flare unb über- 
ftd&tltdje Darfteflung über SBallenftein« Regierung in heften- 
bürg unb bie SBiebereroberung be$ Sanbed burd? bie ©er- 
löge. Die Arbeit bietet au<& für Sommern mandjeS Sntereffante. 



3m 38. $efte ber ©cöriften beö Sereind für bie ®e* 
fcfcidjte Serlin« werben üon ©. gtieblftnber Serliner ge- 
triebene 3eitungen and ben Sauren 1713—1717 unb 1735 
herausgegeben (S3erlin 1902). ©8 fymbelt fufc um eine faft üoll- 
ftttnbige SRet&e oon Äorrefoonbensen, bie in ben 3a$ren 1713—1717 



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8uwad&8 bcr Sammlungen. — SDKttfceitungen. 15 

au8 Berlin an ben Surften ©eorg «Ibred&t Don JDfifrie8tanb gefanbt 
mürben. ®aju fommen nodj einige au£ bem 3a&re 1735. Sie 
Seridjterflatter waren 3<"&öria3 ©rubel (1713) unb tJranj ©ermann 
JDrtgied (feit 1714). ©inb folcfce Äorrefponbensen aud) nidjt al$ 
eigentliche ©eföidjtSquellen ju betrauten, fo finb fte in mancherlei 
©esie&ungen bodj wichtig unb intereffant, namentlich aud} in einer 
folgen 3«t> »ie fie bie erften 3afcre ber Regierung eines burdjauS 
eigenartigen Surften barfteflen. Sür Sommern bringen bie 3«üungen 
triet, ba fte wenn aud) nidjt gerabe feljr triel neue, fo boefy manche 
nidjt unwichtige Scadjridjt über bie Sefefcung ©tettinS unb ben 
pomtnerfdjen Selb§ug (1715) enthalten. S)eSijalb mag fter befonberS 
hierauf aufmerffam gemalt werben. 



SBibliot^ef. 

1. äBodjenblatt für ^apierfabrifation. 32. 3a$rgang, 
9tr. 35. 46. 47. 49. (entfalten 9tod)rid>ten sur ©efdfricfcte ber 
^apiermadjerfunft in Sommern), ©efd&en! be$ *ßrofeffor8 
@. Äirdjner in Eljemnifc. 

2. (Sine größere 3«W öon SBerfen jur pommerfdjen ©efdjidjte unb 
3eitung8au§Wnitten. StuS bem ftadfrlaffe be3 $rofeffor$ Dr. 
Slafenborff, gefcfcenft üon ftrau ^rofeffor ©lafenborff 
in Stettin. 

9titt|eil«M|iei. 

SReftor unb ©enat ber Unioerfttüt ©reifgwalb machen folgenbe 
*ßrei3aufgaben ber 9tubenow*©tiftung befannt: 1. Srnft 
9Korifc Slrnbt in ben 3afcren 1806—1815. @§ wirb gewünfdjt 
nähere Sufflärung ber äußeren SebenSumftdnbe be8 2KanneS, tnd* 
befonbere feiner Sejieljungen §u beftintmten politifdjen ffreifen, s- 33. 
mftljrenb feinet berliner Aufenthalts 1810, fowie feiner patriotifäen 
©djriftfteüerei na$ $lan unb SEBirfung wä&renb ber franaöftfdjen 
©errfdjaft in 3)eutfd)lanb. SBorauSgefefct wirb Sluffoürung unb ©er* 
Werbung neuer SRaterialien. 2. ©ine fritifdje SluSgabe ber 
beutfcfcen <ßomerania im 2lnfd)lu§ an bie ©bition ber 
*ßommerfd)en E&ronifen Äanfeow'8 üon ©.©aebel. (©tettin 
1897/98.) 3. (Sntwicflung ber Sanbwirtfcfcfcaft in Sommern 
nad} ber ^Bauernbefreiung. 63 finb bie wirt&föaftlid&en Solgen 
ber üerfäiebenen SWaajjregeln ber Sauernbefreiung üon 1811 big 1867, 
inSbefonbeve ber oerünberten ©runbbefifcüertljeilung, für bie lanb* 
wirtM^aftlic^e ^robuttion, Serföulbung, Arbeiterfrage ic in ber 



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16 2Rittljeilungen. - %nf>aü. 

$rotring Sommern an einer genügenben Slngaljl einzelner ©fiter unb 
Saucrn&bfe eingefcenb gu unterfingen unb babei namentlich bie 2Bir- 
hingen für bie bäuerlichen Sßirtljfdjaften einer« unb bie gro§en ©fiter 
anbererfeitd auSeinanberguljalten. 3Me vorhergegangene ©ntttridflung 
auf ben Domänen fofl n>enigften$ einleitungStoeife beijanbelt unb bie 
gange Unterfudjung geitlidj fo toeit audgebefcnt toerben, ba§ aud} bie 
SBirfungen ber legten äWaagregeln von 1850—1857 erfenntlid) »erben, 
atfo ungefähr bi« gum ®nbe ber fedjgiger 3a§re, btö gum SSegtnn 
ber mobernen SlgrarfriftS. S)ie Vetren, toelcfce fid) für (entere etwa 
au8 ber betrachteten ©nttmcflung ergeben, toürben bann ben natur« 
gemäßen @$lu§ bitten. 

S)ie ©infenbung ber VetterbungSfdjriften mufj foäteftenS 6td 
gum 1. SWärg 1906 an un8 gefdjefan. S)ie Suerfennung ber greife 
erfolgt am 17. Dttober 1906. »18 $rei8 für iebe ber brei Aufgaben 
fmb 1800 2R. feftgefefct. 



$ie JBifrliotfte* ift am $tenft*a uut> Freitag »on 
12-1 XU>t ftetffnet. 

%** SRufe um bitibt trttytenfr U$ »intet* (je* 
f*l*ffen. 

Sie monniltyen &e*f*mmlntwen flucti in Stettin 
au<t) in liefern f&lutet in ber Siegel au jetem tritten 
Sonn**en*e *e$ SRouat* im JBtMiotftef 8 • 3immet *e* 
8eteiu*ftanfe* flott» 

^iwft HStofammlung am JBonnaßtnö, öem 
18. Januar 1902, 8 Vfc: 

#*rr (Sijmmtjialtiiwbtar Dr. Jeljmatttt; 



| n tj ö J t 

Die Verbrennung eine« ©eifteSfranfen in Stettin. — Sanb* 
fäoji unb Sräuleinfteuer gur 3eit »ogiSlantf X. - ©eridfrt über bie 
SSerfammlungen. — Zotigen. — 3un)ad)8 ber Sammlungen. — SKit* 
tbeilungen. 

8rür bie SRebattion toeranttoortlid): ^rofeffor Dr. ÜR. Sßeljrmann in 
(Stettin. Drucf unb Verlag oon $errcfe & Sebeling in Stettin. 



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PonntöMnttct\ 



herausgegeben 
mm bcr 



©efcflfdjaft für ^ommerfdje ©cfdjidjtc mtb 



Set ftaftttmf tri 3ttftalte* liefet aftonatlblttttet ift nutet OneSeitatigake 

geftattet. 



Die (Etitpeljung bes flodjaüarB in ber 
3t. 3akobikird)e in Stettin. 

®leid)fam als 3feftbegrü§ung jur beüorfieI>enben ffiieber* 
eintoeiljung unfcrcr fo fd)dn reftaurtrten ©t. ftafobtftrdje in 
Stettin fei J)ier ein fur^er SRfidMid auf bie Qüt öerfiattet, in 
melier bie Dotierte ffiieberljerfteflung beSfelben ®otte$f)aufeS 
ftd) ooüjog: bie ßeit jtoifdjen 1677 unb tttoa 1734. Sin 
genauer 3^"°** ä toar fl** ben enbgültigen 9tbfd)tu& jener 
opferfreubigen ärbeitsleiftungen unferer 33orfaJ)ren toirb fid) 
tootyl ebenfo wenig feftftetten taffen, als wir jefct ben Slnfprud? 
ergeben fdnnten, ba§ nun mit bem 4. gebruar b. 3. unfer 
SBieberljerftellungSbau bis in bie Ileinften ffiinjel^eiten 
ljinein als ooüenbet anjufeljen wäre, ffiir toasten jenen 
©d)lu&termin nur beSljalb, weil mit il)m einer ber #aupt* 
gegenftänbe beS fünftlcrifdjcn ^nnenfämucfeS ber tfirdje, ber 
£od)altar in feiner jefcigen ®eftalt, fertiggefteHt toorben ift. 
ES ift aud) tool)i ber lefcte bebeutenbe ©egenftanb biefer Art 
getoefen. Unter welken SWtljen, mit welkem 2Wutl) unb Opfer* 
finn bie SBftter biefen #odjattar feiner Qüt gefäaffen Ijaben, 



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18 $ie ©ntfh&ung bed ©odjaltar« 

baoon jeugen bic JBauaften, bic burd) einen 3ufafl 1897 
nrieber an« Stdjt famen, unb benen ba« folgenbe grogentf)etIö 
entnommen ift. 1 ) 

ffiäljrenb am 17. «ugufi 1677 oon ber «irdfje faft 
nur nocf) bie raudjgefdjtoärjten Umfaffung«mauern unb bie 
inneren ber ©emtlbe beraubten ©äulen ftanbcn, mar ba« 
©otte«l)au« bereit« ju Dftern 1679 toieber fotoeit ^ergeftettt, 
ba§ ber 3frftgotte«bienft barin gehalten merben fonnte! Stehen 
geblieben toaren aber t>on ben ©etoötben nur geringe Steile 
im 2Wagtftrat$ftanbe, im jtoeiten SWorbfdjiffe unb einige ©tüde 
über ber norböftltdjen ©eite be$ Umgange«. Diefe ©emölbe 
lagen ju feitlidtj ober ju entfernt oon ber Stiftung be« Xfyüxrm 
fturje«, fo baß fie ermatten geblieben finb unb nod) jefct neben 
bem neuen Xonnengetoölbe ber übrigen Äirdje iljre älteren 
formen (tljeil« gotljifdje ©jrifebJgen, tljeil« fyollänbifdje Wappen) 
jeigen. 

1684 toaren fd^on toieber fämmtfid|e ©lodfen auf iljren 
©tütyen, unb 1693 mar ber ganje ardtjiteftonifdje Huftan ber 
ßtrdje bereit« in berfelben ®eftalt oollenbet tote er bi« 1893, 
alfo genau 200 ^aljre, geftanben Ijat, Dielen ©tettinern nod? 
genau in ber (Erinnerung! 

2Ba« aber oon ba ab bur<$ bie nädjften jtoei 3al)r* 
je^nte an innerem fünftlerifdjem ©djmudfe, an (Sljorftüljleu, 
©djilbereien, Täfelungen, portalen burdf) Stiftungen oon 
©eiten ber Sürger, be« 9tatl)« unb mannigfadjer Korporationen 
ber Äirdfce oertietyen ift, ba« jeigt ein ©ang burdj bie Äird&e 
mit bem SBIidf auf bie reiben Äunftwerfe mannigfadjer Art 
unb bie barunter oerjeidjneten ffiibmungen. 3»n biefem Sinne 
ift unfere ftalobifirdje eine 9tul)me«f)a(le für ben !ird|lidjen 
©inn jener fdjtoerbebrängten $eiten! 

Der $odt)altar im Sefonberen lägt un« burd) bie ©efd)id)te 
feiner (Entftefyung einen tiefen SBlidf in jener Stiftung tljun. 



*) «uSfüfcrlid) ift barüber berietet im geuifleton t>on 9?r. 842 
unb 844 ber „9fouen ©tett. 3tg." öon 1898. 



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in ber ©t. 3atobifir*e in Stettin. 19 

giaä) ben Wttu unterf Reiben mir babei jtoei Venoben: ben 
«ufbau (1709—1711) unb bie »emalung (1727—1734). 

1. D er SB au. ffiir Ijaben und über ÜWangel an 33au* 
fommiffion$fiftungen toftljrenb be£ Jefet ooflenbeten SReftauration** 
baue« ttaf)rüd) nic^t ju beflagen gehabt, ober gegenüber ben 
entfpredjenben Tagungen ber fttrdjenprotriforen unb be$ SRatf)eS 
in Jener geit Ratten toir e$ bod^ nod| bequem. 3$om Januar 
1709 ab fanben täglich ober bod) alle paar läge bie öor* 
bereitenben ©iftungen ftatt. gunftdjft urirb ein einljeimifdjer 
{unger $otgbttbfytiser Sljrljarb SJffler, ber an feinem 
©djttriegeroater Stofenberger, toit e$ föeint einem SRatljS* 
jimmermeifter, eine getoiffe gölte f)atte, aufgeforbert, einige 
$läne oorjulegen. ©r reicht oier „Sttffe" ein: jtoei mit einem 
«ufdjlage ju je 800 9ttl)lr v jtoei beSgleidjen ju bloS 600 
JEljaler. Cr toiü ber ©tabt ffiljre machen, ba£ ©er! „I5blid> 
unb gut 14 ju DoBenben. 

Der SBorfifeenbe ber JBaufommiffion, ftttx griebrid) oon 
Sangen, tooljl ber ©oljn jene« ljod)angefef)enen JBürgerS, beffen 
ffipitapt) ftd) prächtig unb fjod) oon ber 5ftü<ftoanb beS #od)* 
altar8 abgebt, fnüpft inbeffen nod) »eitere oorlftufige SJcr* 
Ijanblungen mit bem marfgräflidjen #ofbilbf)auer ®eorg 
2ßattarnoto$ in ©djtoebt an. 3lud) biefer liefert einige 
(Entwürfe unb legt fie in münblid)er SBerljanblung öor, bie 
Ausführung in ®ty$ ober #otj antjcimfteüenb. Der $rei$ foÜ 
1000 Styaler betragen neben freier Sieferung ber SWaterialien. 

Die ftolge ift ein an bie $rootforen gerateter fdjrift* 
lieber ffioncunenjlampf ber beiben ©djtoftger (al* meldte fie 
fid) nadjträgtid) ermeifen). Diefer Äampf toirb oon SJffler 
letbenfd^aftli^ unb unoornefym, oon SKattarnonty nid|t weniger 
felbftbeumfct aber feiner geführt. 

Die ^rebiger unb ^rooiforen geben immer oon neuem 
bem Snttourf beS marlgrftftidjen SBtlbljauerS ben SSorjug, 
ttä^renb ber SRatl) me^r unb mefyr auf SöfflerS ©eite neigt. 
SKaio mutzet e$ und an, »enn gelegentlich biefer 33erf)anblungen 
bem Säffler einmal oorgefölagen toirb, er foüe bodj feinerfeit« 



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20 



$ie ffintfte&una be$ ©odjaltarS 




$er Jpodjaltar in ber ©t. ^afobifivdje in Stettin. 



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in bcr ©t. 3afo&tfttdje in Stettin. 21 

ben ffintnmrf SWattarnoto^« fidj aneignen, tyn aber fflr nur 
900 Iljaler ausführen! Offenbar f)iett aud> ber SRatl) biefen 
SRiß eigentlich für ben IjJljer ftetjenben. ßnblid) totrb bodj nad) 
manchem #anbeln Söffter« eigener {Riß „Litt. A.«, ber 800 SRt^tr. 
loften fottte, für 700 angenommen, berart, baß ber flünftter 
eine oon feinem ©djt&iegeroater unb bem ©djtoßpfarrer 
gfabriciuö oerbürgte Äaution ftetten unb ba* SBerf binnen 
:$aljre$frift fertigftelfen foHe. Die Äoften foflen in brei {Raten 
an iljn begabt »erben: 200 {Rtljtr. ju Slnfang, 200 ju 
ffieiljnadjten unb ber SReft nad) SSottenbung beS SBJerfeS. ®od) 
l)at e$ ätoifdjenburä) bem Statt) tool)l getegenttid) am nötljigften 
gefehlt; benn im fjebruar 1710 muß gabriciu« mit QuxM* 
jie^ung feiner JBürgfdjaft broljen, toenn Siffler nidjt fdjleunigft 
feine fällige ffieil)nad)t$*{Rate erhält! ©obann lommt nod) 
ein übrigen^ nadjljer in ©üte oergtidjener SRed^töftrctt be$ 
ÄftmmererS Jfrafft bajnrifdjen, ber nid^t bulben nnü, baß fein 
bem S5au l)inbertid)e$ fjamilienbegrabniß Darlegt »erbe, ©o 
fann enbtid) erft am 11. Januar 1711 85ffler feine Dentfdjrift 
über bie SBottenbung beS JBaue* bem {Ratlj einreiben. 

&£ ift nun funftgefdjidjttid} feljr intereffant, bie beiben 
großen (Eoncurrenjenttoürfe, toie fie farbig bei ben Stften liegen, 
untereinanber unb mit bem ooüenbeten Aufbau, jugteid} aber 
aud) mit ben tljeoretifdjen (Erörterungen, bie beibe Äünftler Ijinju* 
gefügt l>aben, gu oergleidjen. Da ber {Raum Ijier bie weite 
Ausführung verbietet, mag nur folgenbe ©Kjje jur Strafte* 
riftit gegeben »erben: 

SBeibe ftünftler (eben in unb oon bem Seitalter, ba in 
ber bilbenben Jhmft bie gönnen ber SRenaiffance übergeben 
in bie be£ JBarodfttl*. SBeibe finb oon biefer ^eitbemegung 
beeinflußt aWattarnotity'« (Sntomrf ift faft burdj unb bur<f> 
getragen oon bem oorneljmen Wohlgefallen an reiner gform 
in gerabtinigem Kufbau, antififirenber ©äulenbilbung, gerab* 
Knig^orijontalen ®eftmfen, gefdjloffenen ©iebefa. Dod) finb 
bie ©forfen fäon unoerljältnißmäßig lang, ber mittlere ©iebel 
oerliert fdjon feine ruhige 3rorinenflar!jeit gu Ounften baroder 



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22 Die ®ntfte$ung be« ©od&altor« 

©d)nör!e( unb in ber Umrahmung ber oberften (Etage ljerrfdfjt 
bereit« bie Unruhe ber unregelmäßigen 9tunbung unb lieber* 
labenljeit oor. ©ein erfter SRiß, üon bem man aber balb 
<*falj, 5^igt aud(} in ber ©loria ruhigere SRenaiffanceform, 
bagegen im Unterbau bereits gemunbene (Säulen. 

Söffter« ffierl bagegen, in Softem unb Detail triel 
unfeiner, bejeid&net, obwohl ganj au« berfelben $eit »ie jene«, 
bodf) bereit« im fünftterifd&en ftnbtoibuum einen bebeutenben 
gfortfdjritt in bie Decabenj be« jefuitifd)*ftrd>Kd>en SBarod. 
SWattarnotity ift fonferoattoer, flafftfd&er, unb fein ffierl madjt 
in feiner ftrengeren fjorm einen ttnrftid) befreienben unb 
erljebenben ©nbrud. Siffler ift „barodfer", romantifdjer, 
„moberner" für feine Qtit; er Ijat weniger ftunft unb Kare 
Äraft, aber metjr ftmiml« unb ©ubje!ttot«mu« al« fein ©egner. 

6« mag eine offene grage bleiben, ob bie ©t. ^afobi* 
firdje, wie fte jefct au« tljrer eigenen Vergangenheit fo nmnberüott 
neuerftanben ift mit bem ÜKattamoto^fdjen Jtttar im ®efammt* 
einbrudfe iljrer Qnnenau^rüftung Ijarmonifd^er Wirten würbe al« 
mit unferem Sdfflerfdjen SHtar. :$$ebenfaö« flnb wir au$ fo 
ben SBätern banfbar, bie in iljrer Art ein rüljmlidf)e« ffierf 
ju ©tanbe gebraut Ijaben. 

2. Die »emalung (1727—34). SRadfjbem ber neue 
«Itar 16 3atjre im JRo^bau geftanben Ijatte, begannen im 
ÜWai 1727 bie SBerljanbtungen über eine in 8lu«ftd|t genommene 
SBemalung. Die beiben einljetmifdben „ÄunfaSTOaler" ßidjner 
unb @faia« ©d>umad)er finb bereit, ba« ffierf auf Wed)nung 
unb @efaljr be« Stotlje« ju übernehmen unb liefern jwei QtnU 
würfe ju 1800 SRtljtr. bjm. 1500 SRtljtr. «ber ©d>umad)er 
„fteflet üor, bafc e« eine btfficile ©ad>e fei, biefer Arbeit wegen 
einen genauen SJorfdjlag ju madjen, »eil fold(>e« nidjt eine« 
Äünfrter« Jljun in ©tettin wäre, inbem baju Diele gute Seute 
gebraucht werben muffen unb bei unferem gegenwärtigen 3u* 
ftanbe wegen beforgtidfjer gewattfamer SBerbung wenig tüd&tige 
Seute fld> allster fetyen liegen!" Der fflatlj fief)t bie Dringlich 
feit ber Arbeit ein, ba ber Slltar bereit« „®efatyr läuft, wurm* 



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in ber ©t. 3afobtttrd&e in Stettin. 23 

ftfd)ig ju »erben" ; aber es mar fein ©elb ba. 1729 muffen 
bie ^rebiger Don ber Äanjel ju einer Äoflefte aufforbern. 
Die amttidjen Darlegungen über bie burdj bie £rieg«geiten 
herbeigeführte atigemeine SBerarutung feit 1711 finb ergreif enb. 
gür ben gefammten Slltarbau, fotoeit er bisher geraden mar, 
l>atte bie ÄömmereilafTe 1730 bereit« 1000 SRtljtr. 8orfd)uß 
gegeben,- unb 2000 SRt^tr. fehlen nod) jur SBoflenbung. (Ein 
®efud) an ben ffönig, „ostiatim colligiren" gu bürfen, toirb 
lurj unb runb abgelehnt. Sttfo ©etbftyülfe! 9hm toirb lieber 
bie Äird)enfottefte empfohlen unb befd|loffen, erft einmal 
anzufangen. 1731 conferirt ber SBürgermeifier Siebef)err mit 
ben beiben genannten ÜKalern, ferner mit ben gadjleuten 
SBolffram, (Eneberg, SBalfcer, SWartini. Sefcterer befürwortet 
bie #erfteHung in ©lan^golb unb toei&em SWarmor mit äbern, 
ffiolffram befteljt barauf, o^ne bunte färben nur burd) ©otb, 
SRarmor unb SKabafter ba« SBerf „auf« magnificefte" ju malen. 
Aber alle 3fleifd)tf)eile ber Äirper muffen toeifc fein, 
ba« toirb au«brüdlid? betont! (Eigner beantragt einen 
bunleln Ion be« ©efammtbübe«. Die JBegrünbungen ber 33or* 
fd)läge im (Singeinen ju Dergleichen, bietet Diel $ntereffante«. 

SRad) langen SSer^anblungen totrb im Sfaguft 1731 mit 
ffiolffram ein Äontraft gemalt, bie SBemalung für 1800 SRtljlr. 
tyerjufteüen unb jtoar in edjter SBergolbung unb guten gfarben, 
foioie unter eigener Sieferung ber SRüftung. Aber im Dftober 
entbedt eine oereibigte gfadjfommiffion, ba§ ffiolffram« 93er* 
golbung an ben (Engeln unb ben „©traljlen" unedjt ift. Diefer 
muß betrftd)ttid}e SBu&e jaulen, unb für iljn tritt (Eigner ein. 

©o tourbe ba« ©er! benn enbtid) am 1. äboent 1734 
burd| einen ©otte«bienft eingetoeiljt; ?aftor änbreae Ijiett bie 
entfefetidi lange $rebigt, bie fid) gufammen mit ber ad hoc 
gefegten „Cantata" im Drudejemplar bei ben Stttcn befinbet. 

(Ein bide«, bem Äftenftüd angeheftete« (Eont>olut ber 
gefammten JBauredjnungen Don 1709 bi« 1734 bürfte manche« 
fc^ftftcttfttert^e ftotiftifd)e SWateriat für unfere #eit enthalten. 



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24 3)ic Dffupatton unb ftoloniftrung bc$ Sanum. 

SBir aber reiben bett SSötcrti im ©elfte bie $anb in 
gemeinfamer arbeit unb Siebe, Diefe finb fid) glei^geblteben 
in beränberter Sage. Unb ben 33orfaljren banfen toir für 
baS 93orbiIb, ba« unferer Qtit feine Sßaljnung jurief, bis 
audj mir jefct anno 1902 bon neuem ba$ JBort unfereS Sitten* 
ftüdeS onioenben bürfen: „Die ganje Äirdje ift burd) bie ©nabe 
@otte$ unb mit Dieter guten £erjen beigetragenen milben Sei* 
fteuern Döütg tmeberum erbauet unb mit meiern ©uten aufr 
gegieret toorben." Unb „alfo fann au$ biefcö ffierf auf gleite 
SCBcifc jur bdHtgen $erfeftion gebraut toerben." 

K. Scipio. 



Die Okkupation unb Äoloniftrimg ht* Barnim. 

(©. ben gleichnamigen Sluffafc t>. ©. $affom 
in ben fjorf*. 3. br. u. pr. ©efä. XIV, 1-43.) 

©0 oft unb fo eingeljenb bie früljeften ftaatlidtjen 33e* 
jieljungen jttif^en Sommern unb SBranbenburg befprodjen 
toorben ftnb, fo finbet fid) bodi) immer toieber, baß burd) bie 
Sftefultate nidjt aüe Streitfragen geföft ftnb, baß alfo für ben, 
ber in bie Dinge einigermaßen einzubringen fidj bemüht, 
notljtoenbig eine getoiffe 9Wd)tbefriebigung jurücfbletbt. ©erabe 
bie Qtit um ba$ Qaljr 120 ° seigt außerorbentlid) betoegte 
33erl)ftltniffe; auf ber einen (Seite ftrebt nad) bem ©turje 
£)einrid)$ be$ 8ön>en bie < Dftnenmad)t banad), bte Oftfee ju 
einem bänifdjen SSinnenfee ju madjen, bem ftarfen Äönige 
Änub folgt ber gewaltigere SBruber ffialbemar ber ©ieger; 
auf ber anberen ©eite fte^t ber SReid)$anfprud), baß ba$ ßanb 
biö gur Äüfte ju Deutfdjlanb gehöre, berfod)ten burd) bie 
ÜRarfgrafen öon JBranbenburg, Otto I. unb feine ©dljne, 
Otto II. unb fpftter 8llbred)t II. UeberbieS aber ift aud) ber 
tlnfprud) ber $olen auf bie 8eljn3ljerrlid)feit in Sommern nidjt 
erlofd}en. SWit bem 9Serfaüe ber polnifdjen 8teid)Seinl)eit ift 
er auf ba$ gro&polnifdje 9teidf> übergegangen, 93erfd>n>Ägerung 



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®ic DFfupation unb Jfoloniftrung bed Sanum. 25 

bcr beiberfeitigen f^ärftcn l)at jeittoeitig bcm SBerljftltmffe bic 
fdjarfe ©pifce genommen. 

3toifdjen biefen Änfprttdtjen fteljt nun Sommern in ber 
SRitte, ein ^ufferftaat Wnnte man fagen, beffen SBefifc feiner 
bem anbeten gönnt, in bem aber bod) ba$ beutfdje 8teid}, ju 
bem Sommern feit 1181 gehört, fid^ nidbt behaupten tarnt, 
toeil im ©egenfafc ju ber folgerichtigen ^olitif ber Dänen 
jeittoeilige Unterfirömungen, bie ^ntereffen ber ©egenfönige, 
erft be$ SBcIfcn Otto, fpftter gegen iljn, ben Äaifer, bie be$ 
jungen ©taufen ftriebridf) ben Dänen in bie #ftnbe arbeiten. 
Qtvfi ate and) ber ©taufer fid) jur $)öl)e be$ faiferttdjen 
©ebaufenS erhoben ljat, fiegt ba£ Deutfdjtljum aber ba$ 
Dftnentljum, Sommern toirb beutfdj; nidjt nur ein beutfd}e$ 
JReidjöleljen, fonbem ein metyr unb tnefjr fid) berbeutfdfienbeS 
8anb. Qn ber ^toifd&engeit öon 1181 bi$ 1228 fluttet unb 
ebbt e£ l)ier ffta unb l)er, bie (Erfolge fommen unb oerfdjtoinben, 
je nadtjbem bie ©ruppirung ber Parteien ober gufättige 93er* 
Ijfittniffe baS ©tärtemaf? beftimmen. 3$ meine, ba§ man 
bie$ in attererfter 8inie im Äuge behalten muß, wenn man 
ergrünben toiü, toie fidf) neben ben großen umfaffenben (£nt* 
fd&eibungen bejügtidj ber ftaatäred&tlidjen ©tettang Sommern« 
bie fleinen Vorgänge t)infidt}tlid) ber ©renjregulirung geftaltet 
$aben. $affoto$ oben citirter äuffafe, ber fid} bie Unterfudjung 
ber 83erl)ftttniffe im JBarnim um ba$ Qfa^r 1200 jur Aufgabe 
mad}t, fdjeint mir eben hierauf bod} nid)t fo feljr, toie er fetbft 
glaubt, SRücffidjt ju nehmen, ffiaS toaren bie STOarfgrafen Don 
SBranbenburg um jene 3 C ^/ & a t* ft e fi$> to * c ^affoto annimmt, 
bauemb ber bftnifd}en ©rofcmadjt gegenüber Rotten behaupten 
foUen? ffioljl toirb man feiner 2lnftd)t juftimmen, baß fd}on 
öor 1200 bie ÜRarfgrafen öerfudjt ljaben, bis an bie Ober 
borjubringen, baf? fie jeittoeiüg ben Barnim in SJefifc genommen 
ljaben, unb getotß tooljl nod) in ber $eit ber (Einheit be$ 
9ietd)e$ unter SSarbaroffa bjto. $einridj VI. Slber ebenfo 
toirb man audj einen Sftficffdjtag jugefte^en mäffeu. Die $tage, 
mtm ber Sarnim (unb ber leltoto) gehört ljaben, beöor 



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26 Die Dffupation unb ftotoniftrung be$ 93armm. 

fid) bie ÜRarfgrafen ijitt feftfefeten, eine fcfjr intereffonte 
fjrage, Ijat ^affoto nid^t angefdjnitten, er fdjeint es als felbft* 
berftftnblidj ju betrauten, baß bie Komment l)ier £err toaren, 
toftljrenb e$ m. ffi. nidjt unmJglid) ift, baß bor ber märfifdjen 
(Eroberung bort nod} eine Heine eingeborene Dtynaftie bielleid}t 
unter pommerfdjer Dberljoljeit fyerrfdtjte. Die fjrage ift aber 
gerabe für $affoto$ Sluffaffung, bie hierin audt) bie meinige 
ift, nidjt ganj gleichgültig. Der große ftampf jtoifdtjen ben 
SWftrtern unb ben Dänen, ber 1198 on ber Ober auSgefodtjten 
toirb, ift veranlaßt baburdj, baß ftd) bie ÜRartgrafen unter- 
toorfen Ratten quosdam Slavos, quos rex suae dicionis 
esse dicebat (Entgegen jener änfidjt ÄlempinS unb Sftad}fal)l$, 
baß biefe ©lairi als bie Sommern anjufe^en ftnb, bärften 
toir pe al$ bie SBetooljner be$ Sarnim unb be$ Seitoto 
angufeljen l)aben. ffiir fönnen l)ier titelt nod) einmal and« 
ffiljrlid} bie gange Unterfudjung toieberljolen, ob jtoifd}en 1198 
unb 1211 Sommern öon ber ÜRarf leljn$abl)ftngig toar ober 
nidi)t. Älempin unb Sftadjfaljl, bie e$ behaupten, f)aben 
m. ffi. ntdtjt genug $ofitit>e£ bafür erbradjt, baß bie bäniföe 
Suprematie ber mftrftfdjen $lafe gemalt Ijabe, biejenige 
SWJgltdjteit ber Deutung be« äuSbrudte ©daöt, toetd^e mir 
annehmen, ift iljnen nidjt ljinreid}enb flar getoorben, unb loa« 
anbererfeits bie SBanblungen in bem SSer^&ltniffe beS SBiStljum* 
ftammin toftljrenb jener ßeit aiyjeljt, fo ftnb aud) fie nid)t fo 
über allen $toeifel fadjlid} unb redjtltd} Rar gefteüt, baß man 
barauS SRfidfdjlüffe auf ba8 fonftige 2Jerl)ftltniß Sommern« ju 
Deutfd}lanb mit ©id)erf)eit jieljen tann. 

SBenn nun aber aud) toatyrfdjeinltd) ber ©treit be$ 
3Mre$ 1198 ftd} um ben Sefifc im JBarnim unb Seitoto 
breljt, fo ift unb bleibt eins bod) unflar, bie Haltung ber 
Sommern felbfi, bie in bem S3eridt)te HrnolbS öon 8übe<f feine 
ffirtoäljnung finben. 3$ frage l)ier nidjt ju entfd&eiben. 
DurdjauS anfpredfjenb ift aber {ebenfalls $affotoS Snfidjt, baß 
ber entfdjetbenbe ftampf be£ ^aljreS 1198, in toeldjem bie 
bftntfdje glottenejpebition fd)eitert, nidjt an ber SDtünbung ber 



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$ie Dffupation unb Äolonifirung beS Sanum. 27 

Ober ftattgtfuttbctt l>at, fonbcm bafc bic Dftnen au ©dtfff M« 
in baS mftrfifd&e ®ebiet be$ Sarnim öorgebrungen unb Ijier 
gelanbet ftnb, bann aber bnrd} SWartgraf Otto eine 3urü<fc 
toeifung erfahren tyaben. SRidjtS fagt ber ßfjronift Don einer 
<5eefd}ladf>t, tooljl aber baoon, bafc ber Äampf int Sanbe beS 
SWarfgrafen ftattgefunben Ijabe. 

ffiemt nur in bcm 83orfieIjenben nnn ben Jfafidjten 
$affott>S toefentlid) beistimmen tonnten, fo fe^tt bodj Diel, baß 
nrir feiner STOeinung beipfltd^tctcn, toonad) in ben folgenben 
^rje^nten bie eroberten ©ebiete feiten« ber üRartgrafen anä) 
bauemb behauptet unb fogar fdjon — toenigftenä tljeitoeifc^- 
beftebelt toorben toftren. ^affo» fagt jum ®d}luffe feiner 
Arbeit: Auf ©mnb unanfechtbarer Ijtftorifd&er 3eugniffe unt > 
urfunbltd&er Äeufjerungen, bie längft befannt, aber niemals 
auägiebig unb au«reid)enb benufct ftnb, auf ®mnb ber Daten 
beS 8anbbud)e3, beffen ©df>Äfee ju Ijeben taunt ein Anfang 
gemalt loorben ift, — auf ©runb ber Topographie, bie nid)t 
ungeftraft ignorirt trnrb, ergiebt fid}, bafc bie Offupation beS 
JBarnim burd^ Otto II. öor 1198 in ber ffieife erfolgt ift, 
baß nad) ©djieffting ber SRorbgrenje unb nad& Anlegung einer 
ftarf befestigten Strafe oon ©panbau nad) ginom bie ödflige 
Unterwerfung be£ im 8anbe oertretenen SBenbentljumS ooQ* 
jagen unb baS 8anb bauemb behauptet ift. 

(Bntfpredjen ber ©id&ertyeit, mit ber fid) $affon> $ier 
Äußert, audj feine JBemeife? 

9htr jtoei poftttoe SRad^rid^ten aus bem fraglichen 
ßeitraume fielen und jnr Serfügung, bie Anlage ber fttfte 
Oberberg 1215 unb bie Abtretung beS »arnim unb beS 
ZtUono ettoa 1228 burdf) #erjog JBarnim I. 5Die erftere flc^t 
tyiffoto nur als ben ©d&lujfttein ber öorljerigen tJeftungS* 
grünbungen in ber Stiftung auf bie Ober an, bie jtoeite als 
bie red&tltd&e Änerfennung eine« faftifd) fdjon feit 30 ^a^ren 
bcfteljenben ^uftanbeS. 3ft beibeS benfbar? $affon>, ber 
bodf) bie JBebeutfamfett beS JBaueS t)on Oberberg Ijerborljebt, 
rafi&te bodf> erft red&t anerfcnnen, baß bie fonft fo menig 



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28 Xxt DWupatton unb Äotoniftrung be* Sarnim. 

Hftueüe* bringenbe mftrfifdje gfürftendjronit biefett SJorgftngen 
feine Sead&tung gefdjenft Ijaben toürbe, trenn fte in fernem 
(Sinne aufaufaffen toftren. (Er oerfennt m. (E. bie gewaltige 
ÜRadjtfteflung ffialbemar*, be* ©ieger*, bie nodj burd) fein 
Qufammengeljen erft mit Otto IV., bann mit ftriebrid} EL 
ben 8ted)t*boben gegen SBranbenburg getotnnt, toenn er meint, 
ftnub unb fpftter SBalbemar fjätten ftd) bie 3u*ü<Jtorifung be* 
bftnifdjen angriffe« fo oljne toeitere* gefallen taffen. (E$ tft 
bod) fefjr bejeid>nenb, bog felbft ber ben Dänen fernbliebe 
JBcrid^t über bie ^noafton be* 3faf)re$ 1198 nidjts oon einer 
bireften Sftieberlage ber Dänen fagt, fonbern nur Don einer 
ÄufUfung ber Unternehmung infolge ber ®efangennaljme be* 
bifd)5fltd)en ftütyrer*, bog bagegen bie bftnifdjen Quellen 
ben üJtortgrafen fei e$ bireft bei biefer, fei e$ bei einer eüoa* 
fpftteren ©elegenljett bie 3flud|t ergreifen taffen. 

(Erft al$ Otto IV. im SBetomßtfetn feiner faiferlidjen 
$fttd)ten toie feiner bljnaftifdjen Qfntereffen mit ben Dänen 
brad), erft ba baben bie STOartgrafen, jefct Sllbred}t IL, al$ 
feine Parteigänger ben Äampf gegen Sommern oon neuem 
aufgenommen unb Ijaben m. (S. oon neuem bie Sanbfd&aften 
bi* jur Ober gewonnen; bamatt erbauen fte Oberberg, 
«ber ebenfo u>af)rfdjeuittd) $aben fie fte audj infolge be$ 
ftegljaften Vorbringen* be* jungen fjriebrid} unb ber gt&ngenben 
Ärieg*tl)aten SBalbemar* jum jtoeiten Wale lieber oerloren. 
Da* 8el)n*inftrument be* 3fa$re* 1214 lägt und ba* für 
getoriß annehmen, baß e* fo tommen mußte, befonber* trenn 
toir mit il>m ben Vertrag be* 3Mre* 1223 dergleichen 
(jtoifdpn griebrid} IL unb ©raf #einrid) oon ©d>n>ertn), 
toorin beftimmt toirb, baß aud) bie Jungen SWarfgrafen nad) 
Veftegung be* Ddnenreidje* jurücferljalten foflen, u>a* iljnen 
ffialbemar abgenommen Ijat. (Erft bie ®d>lad)t bei SBornlj&oeb 
1227 bringt bie (Entf Reibung, unb balb barauf tritt $ergog 
JBarmm ben JBarnim unb ben £eltott> an bie STOartgrafen ab. 
1232 ip ber JBarnim für bie üttarf eine terra nova. Da« 
ift m. & ba* Crgebniß ber großen Ijiftorifdjen Kombinationen. 



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Die Dffujxrtton unb Äolomftrung bed Sanum. 29 

Senn nun $affon> fo gang befonberen ©ertlj legt auf 
bie (Srgebniffe feiner grorfdjung Aber bie ftolonifation, fo 
ttirb man btefen gern Qfntereffe entgegen bringen, otyne bo$ 
gngugefteljen, baß fid) trgenb tt>el$e SBctocifc über bie Qtxt, in 
bie bie DrtSgrünbungen faden, erbringen laffen. Die Anlage 
feiner oppida fann ebenfo tooljl nad) 1230 toie um 1200 
erfolgt fein, unb erftere« ift tuet toatyrföeinlidjer. Da« eingige 
pofitioe 3*"8™6 für eine geittoeilige #errfd)aft ber üttartgrafen 
im JBarnim ift bie fpfttere ffirtoö^nung oon einer früheren 
S^fttigfeit älterer ÜRartgrafen in Dberberg. Aber Oberberg, 
ba£ übrigens möglicher ffieife ibentifd) ift mit bem 1214 Don 
©albemar eroberten STOuten ober STOuco», benn an jener ©teile 
l)at nad)tt>ei$lid} fdjon frül) eine flaoifdje Surg gelegen, Ober* 
berg unb feine Umgebung Wunen gern einige 3*tt gur SWarf 
gehört Ijaben, baS beftreitet SRiemanb, aber ebenfo toenig tann 
man mit einigem ftetye bie STOdgftdjfeit beftreiten, baß ber 
SWarlgraf, ber in Dberberg eine Surg baute, in ber SKälje ein 
©pitat gebaut t|abe; er meinte eben, ftd) bort gu behaupten. 

Die ©djlüffe, toeldje $affoto au« feiner ^Betrachtung 
über bie oon ben SWarfgrafen gum ©djufte be$ neu eroberten 
8anbeS angelegte geftungötinie gieljt, ftab m. <£. nidjt genügenb 
funbirt; bie Unterfudjung über ben SJegriff oppidum (©. 15 ff.)/ 
fo einge^enb fte ift, erfdjeiht mir bod) ba$ fonftige SWatertal 
nidjt genügenb gu berüdfidjtigen; es toirb fid) nid)t ertoeifen 
laffen, baß ein oppidum meljr als ein STOarltfleden mar, unb 
nur in ber SorauSfefcung, baß biefer im ©djufce einer SBurg lag, 
fonnte ein oppidum bem Qtotdt einer ®rengbefeftigung bienen; 
ber SSetoeiS aber, baß bei einem beftimmten oppidum audi) ein 
fefteS $>auS lag, muß im (Einzelfalle erft erbracht »erben. 

ffinblid) ift audi) bie oon ^affoto angeftetlte Unterfudjung 
über bie Reihenfolge, in ber bie neuen beutfdjen DJrfer 
gegrünbet toorben finb, in ber Ityat oon ^ntereffe; er behauptet 
nftmlid}, bie gang großen Ddrfer mit 70 unb me^r £ufen 
feien getoJtynlid} guerft angelegt, als $orte beS neuen Deutfdj* 
ttjumS feien fie reidjlid) auSgeftattet toorben; erft fpftter fei man 



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30 $ie Dffupation unb Äoloniftrung be« Sanum. 

auf bie möglidjft gleichmäßige 2luSftattung oerfaflen. ®d}liej$lid} 
feien audj Heine übrtgbteibenbe ©tüdfe befiebett toorben. 

Qnbeffen toirb ftd) bod} audj ba& nidf)t betoeifen laffen^ aber 
fetbft »enn e$ möglich toäre, toürbe ftdt) für bie fo frütye ßeit 
ber SBeftebetung be£ SBarnim burd) ©eutfdje, tote fte ^affoto an« 
nimmt, nod) nidjtä barauä ergeben. Ober aber angenommen 
e$ toftre fo, lote $affon> annimmt, bann muffte er folgerichtig 
bie Snlage ber Dörfer mit 64 #ufen, bem 9tormalma&, Diel 
fpftter anfefcen, als er geneigt ift. SRad} feiner 3toftd)t ift Ja 
bie SSefiebelung be$ ßanbe« um 1230 im ffiefentlid&en oottenbet. 
SRad} ber meinigen fängt fte um eben biefe $ett bort erft 
eigentlich an; e$ tann unb toirb bort nid}t anber« getoefen 
fein als in ben angrenjenben ©ebieten Don Sommern unb 
SRieberfdjleften; nur toentg früher als jene ßanbe ift baS 
fragliche ©ebiet an bie Steige gefommen. 

ÄBenn toir fo in einer SnjaJ)! toidfjtiger fünfte tyinftd&tltd) 
ber Uroerljältniffe bes SBarntm (unb beS leltoto) anberer 
«nfid^t fein muffen, als ber gelehrte Pfarrer oon #oljenfinoto, 
fo motten toir bod) gern jugeben, baß über biefe Dinge bei 
ber Dürftigteit beS ÜRateriafö ftd) fixere (Srgebntffe ntdjt 
gewinnen laffen. Qfebe arbeit bringt neue ©efid}t3pun!te, neue 
SBaufteine, unb jebe Ijat iljr befonbereS föedtjt, fofern fie nur 
mit toiffenfd&afttidiem (Ernft unternommen ift, unb Med toirb 
aud> #errn ^aftor $affoto$ Arbeit SRiemanb abftreiten. 

P. van Niessen. 



Beruht über Me tferfammlwtgetu 

SSierte SSerfammtung am 18. Januar 1902. 

#err ©tjmnafialbireftor Dr. Seemann: 

5Die toid}tigften Srgebniffe ber geologifdjen 

ffirforfdjung Sommern«. 

Sin ausführliches {Referat »erben mir in ber n&dtften 

Stummer bringen. 



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9lottsen. — %ixxoaüfi ber Sammlungen. 31 

» o t \ 3 e »• 

Ute @rgänsung$$eft 136 Don $eterntann8 SWitt^eilungen 
(©otfca. 3. $ert$e£ 1901) iß erfdnenen: Setträge *ur ÄenntniS 
ber fcommerfc&en ©een. ©onDr. SB. $albfa§. 2>ie umfang» 
reiche Äb^anblung bringt bie (Srgebniffe öon mehrjährigen Unter« 
fucfcungen. 

3m 12. $efte ber ©Triften be«S3erein8 berWeumarl 
iß eine Heine Äbfanbtung t)on 2R. SB e$r mann über einen neu» 
märfif$*i)ommerfdjen ©treit au8 bem^afjre 14% entfalten. 
(£3 $anbelt fidj babei um einen UeberfaQ £an§iger Äaufleute, ber toon 
neumärfifäen $erren unb Seuten auf pommerfc^cm ®ebiete unter» 
nommen toax unb §u langen, s^ntlt(f> erregten Unter^anblungen führte. 

StaSfelbe $eft bringt einen ausführlichen äuffafc t>on SR. SR ei* e, 
ber betitelt ift: Unb bennocfc Äenifc»Äin*c»Äönig8berg. SBir 
»erben auf benfelben jurücffornmen. 



3>aÄ 4. $eft be* 22. Sanbed ber 3eitfcfrrift für Äircfren' 
gefc&ic&te bringt bat Anfang einer Äb&anbtung Don $. SBater» 
flraat über ben Caminer 83i3t$um$ftreit imSReformationS» 
Seitalter. 

$*W*iß ket SttttthMfteiu 

I. Stbliotljef. 

1. ?. Dbermetyer. 93au» unb SRedjenfdjaftSberidjt über bie bem 
©tettiner lurnöerein gehörige, in ben 3a^ren 1898—1900 erbaute 
Sturnfalle. (Stettin 1901. ©efdjenf beS SSerfaffer«. 

2. Urfunben unb Senkungen w ®efd)id)te be$ ©efdjtedjtS 33e$r, 
»b. V, VI, 1. unb 2. SRegiffcr. 

3. ®. C. 8f. 2if*. SWarquarb 33e$r. ©cfctoerin 1862. 2. unb 
3. ©eföenfe be* ÄgL SBirtticfcen ©efceimratljS ©rafen 99e$r» 
Wegenbanf ©je. 

* IL üWufeum. 

1. gin fötoebifdjed Derftücf be8 17. 3aWJunbert8, gefunben in 
$(atye beim fjunbamentgraben au einem Neubau, ©efdjenf be$ 
SRittergut$befifcer8 Älettner in $(atl>e in $omm., überreizt 
bur$ ben $aftor 2R. $a$n in (Stettin. 

2. Sie Hltert$um8«©atnmlung be$ $affor£ Ärüger in ©d&lön» 
tmfc, befte^enb au$ 89 toerfdjiebenen fcräfciftortfc&en ©egenftänöen, 



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32 ftutoaty ber ©ommlumjen. — aBittfceilumjen. — Snfalt. 

öcfommclt in bcr Umöegenb toon ©cfctoelbein. 3.-91. 4981—5070. 
Ääuflid? erworben. 
3. ©in 44 cm fcofced, 19 cm breite« DrnamentfHhf ber Sarwfaeit 
au$ buntem fd^Ieftfc^em SRarmor, ßefunben in ber Stega bei 
Ireptoro. ©efdjent be$ $crrn ©. SKofeS in £reptoro a. SR. 
3.»5Rr. 5071. 

aRittf eilttitfteii. 

2Ratermeifta SWifctaff lebenslängliche« SKitölieb. 

3u orbentlidjen SWitßliebern ernannt: Seljrer Uecfer, 
Eonftftoriatratl) Wournety, 99etrieb8inßenieur I&ränenborf in 
Stettin, ©tub. jur. £). $enf djel au8 »nflam, ©an« SRenamann 
in SBilmerSborf bei SBerlin, SRitterßutöbefifcer $olsfamm in ©äffen- 
den bei ©affenburg i. <ßomm. 

©eftorbe«: ®el). (Eommeraienratlj SBäd&ter in ©tettin, 
Dberftleutnant a. 2). SerßfcauS in Seidig. 

«uSgefcfcieben: ämt$ßerid)t$rat& 3unfif, Serlin. 



$ie fBibliomtt ifl am Stmftag tut» ftteitng »*tt 
13-1 tlftt gt*fftt*t. 

$a# 3»ufeum bleibt tttyrettb bt* fBittttr* gc* 
f«l*ffctt. 

$ie monaüiQtn 8trfamittfttngett flttbett iti Ctettitt 
atuft in Mefem fBittter in ber fltcgcl an jebtttt brüten 
e*ttttabtttbt bt* Wtouat* im tBMlotint* » 3imttur bc* 
8treitt*$attfe* ftatt. 

Jfünpt 10wfammhmg am £onna&*n&> 5tm 
15. fftBraa* 1982, 8 »ftr: 

§enr ©ijmttaJialMrekior tytoftftov Dr. 



I tt ij ä 1 1 

2)ie Sntfte&ung be$ $odjaltar$ in ber ©t. 3afobi1irc^e in 
Stettin. — S)ie Dffupation unb Äolonifirung beS 93arnim. — SBcrtc^t 
über bie Sevfammlungen. — Stotigen. — 3uroac&8 ber Sammlungen. 
— SRittbeilunflen. 

?$ür bie Stebaftion Derantroortlicfc: ^Jrofcffor Dr. ÜK. SB e Ermann in 
©tettin. $rurf unb ©erlaß tum fcerrrfe & Sebelina in ©tettin. 



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Ml 1902. 

ponttteblfittcr, 

herausgegeben 
tum ber 

©cfcflfdjaft für $ommcrfd)c ©cföidjtc uub 
8ltertljiii!i$fim&e. 



*« 9U*fcrtttf tri dntyOttf liefet VttiutiMtttter ift mtfef Oxe8e«t«t**t 



Die tuid)tijjfan drgebnifle ber geologifdpn 
(Erforf^muj Jtommenw* 

Script über ben am 18. Januar b. Q$. .gehaltenen SSortrag 
öom ©ijmnaftolbireftor Dr. ?el>mann. 

3n Sommern flnben toir ate anfteljenben ftete toeber 
maffige ©efteine nodj ©<J)idt)ten mit SSerftetnerungen aus ben 
ätteften (Spodjen ber (Srbgef^i^te. Diefe beginnt für unfer 
$>eimatljfanb erft mit bem geologtfdjen SKittelalter. Über ber 
Stätte unferer ^Jroütn} toogte in ber Äreibeepod&e ein tiefet 
Sßeer. ©eine Ablagerungen reiben öom Äanal über ftütfanb 
bi$ nadj Dftpreufeen, toie anfteljenbe nnb burdtj biete SBoljmngen 
erfd^loffcnc ©d&id&ten bartljun. Qn ettoaS meljr als 100 m 
unter ber Dberflädje brangen im ffieid^bitbe ber ©tabt Stettin 
bie SBoljrer bei ber ©rünen ©<J)anje, ber 93ictoria*2lugufta* 
©djule, ber Äaferne in bie Äreibe; bei Jtalborg in Qütlanb 
toarb fte bei 37 m liefe erreicht unb toar bei 399 m liefe 
no$ nid^t burdtfunfen. Die toei&e ©djreibfreibe allein ertoieö 
fidf) als Ablagerung bon 303 m 5)i<fe. SJereingett ragten au$ 
bem Äreibemeere juraffifdje SBilbungen, über beren fjunbfteüen 
in Sommern ber „©eotog. güljrer burdj Sommern" bon 



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34 Die hritfcttgften grgebniffe 

$rof. Dr. SB. Deede »uSfunft giebt. Da$ STOeer 90b biefe« 
©ebiet in ber älteren lertiärjeit frei, lagerte aber in ber 
Jüngeren Sxrtiftrjeit auf$ neue feine ©ebimente ab. Der be* 
fannte ©eptarientljon ift ein ©ebilbe beS SßeereägrunbeS, 
©anb* nnb SBraunfoljlenlager beuten auf ftadjeS ßüften* 
lanb. SBie ba$ tertiäre ßanbfdjaftsbilb Sommern« geftaltet 
mar mit £öf)en nnb Jätern, Äüften unb Qfnfeln läßt ftd) 
im (Einzelnen oljne füljne anleiten beim Kapital ber ^Ijantafte 
fdjmerlid) bartljun. 2)urd) ©enfungen unb SBermerfungen fd&eint 
ein jerbrod&ene« ©dtjottenlanb entftanben ju fein, ba$ bann 
Dielfad) jerftört unb faft gftnjlid) oon bem üRantel ber quar* 
tftren SSilbungen, ber Decfe au« 33lodlel)m, ©ranb unb ©anb 
begraben mürbe. 

SSor ber Sntmidelung ber 3nlanbei$tl)eorie mußten bie 
©eologen bon Sommern menig ju fagen. $n bem trefflidjeu 
SBudje bon ffiotta „2)eutfd)lanb$ ©oben" 2. «ufL 1858 mirb 
bie pommerf<i}*preußifd)e ©eenplatte auf IV« ©eiten befprodtjen 
als ein „ungemein fladjer Sanbrüden", ber im Sollen bei 
ÄöSlin mit 450 3faß fane größte #ölje erreiche. Da« „ ©dfimemm* 
lanb" erfdjien al$ eine ungeorbnete, be$ mtffenfdjaftlidtjen Qn* 
tereffeä entbeljrenbe 2)ede, bie bem ©eologen neibifd) ben dixu 
bltd in bie intereffanten ©Übungen beS ffirbgerüfte« bewußte. 
3)aS auftreten ber großen ginblingSblöde, burd) meldte bie 
^antafie mannigfad) angeregt morben mar, festen burdtj ÖjellS 
$)rifttf)eorie genägenb erflärt. SBo^l fielen bem äuge be« natura 
hinbigen ^Beobachters Srnft Soll in SWeu*93ranbenburg unb 
bem SRineralogen ©irarb in $alle bie fpäter bon ©einifc nftljcr 
erforfdjten @efdf)iebeftreifen mit borl)errfd}enber 9tid)tung bon 
NW- SO in STOedlenburg auf, moljl fpridjt ffiotta bon 
gruppenmeifer Slnorbnung ber ®efd>iebebtöde in #inter* 
pommern, aber ju einigermaßen befriebigenben Vermutungen 
famen biefe aljnungSboll an einem großen Problem taftenben 
SWönner nid)t. Da« ertöfenbe ©ort fiel im SWobember 1875 
in ber ©tfcung ber beutfd^en geologifd&en ©efedfd^aft, als ber 
fdjmebifdje gorfdfcer loreH für baS norbbeutfdje SMlubium 



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ber geologifcfcen (grforföung ^ommernS. 35 

bcn glacialen Urfprung oerfünbete. lorette Seljre erregte 
anfftnglid) bei öieten Jorfc^crn ffiiberfprud) unb Sebenlen, 
bradfc fidj aber batb fiegreid} SBaljn. Die genauere Unter* 
fud&ung beS DifaöiumS führte tagtäglich jur Beobachtung öon 
örfdjeinungen, bie burd} bie Drifttljeorte ganj unerflftrftdf) 
blieben unb burd} bie ©tubien in nod) l>eute öergletfd&erten 
Säubern bem 33erftftnbniß nftljer gebraut mürben. ©& giebt 
fftvdt tooljt feinen mit ben <Erfd}etnungen be$ norbeuropftifd&en 
unb norbameritanifdjen DifaoiumS einigermaßen betannten 
gadjmann, ber an ber ehemaligen SSereifung ber Sänber um 
ba« heutige Oftfeebedfen unb bie #ubfonSbai Qtotiftl $egte. 
3Reinung£Derfd)iebenf)eiten befielen nur über ben ftntyeil, ben 
im einjelnen %aU bie oerfdjieben ttirfenben Ärftfte an ber 
Silbung ber einzelnen ©rfdjeinungen gehabt Ijaben. Die 
baltifd^e SBereifung erftrecfte fid) bei iljrer größten «uäbeljnwig 
bis in« £irf$berger £t)al am guße beS bamats oergletfd&erten 
SRiefengebirgeS unb bis nad) ämfterbam. 

Die ©efefce ber ©fernere Ijaben natürlich in ber (Eis* 
Seit fo gut gegolten tote ijeute. Damit ift nod} md&t auSge* 
fdjloffen, baß ftd) baS ffiis nirgenbS auf anfteigenbem ©runbe 
öortoftrts betoegen, baß es nidjt an Riefen fttftdjen hinauf* 
gepreßt werben fonnte. Da« QntanbeiS als gange«, bie mehrere 
^unberte öon SWetern mftdjtige SWaffe „floß" bergab, aber 
toie, fo fragen ßaien oft, tonnte baS ©is als gefd^toffene üttaffe 
über bie Oftfee fommen? ftür bie (EiSmaffen ©übgrbnfonbS 
unb bie tiefe DaoiSftraße toftre eine foldje ffirfdjeinung oller* 
bingS unmbglid}. ffienn aber über ber flauen Oftfee eine 
met)r als 500 m tiefe ©iSbede liegt, bann ift bie Oftfee eben 
oerbrftngt. Ueber ben SSoben beS battifd&en 9ReereS l)tn fd&ob 
ftd) mit feiner aus ben 93erttritterung$probutten ©d&toebenS 
unb ftinnlanbS gebilbeten ©runbmorftne baS SiS. üttir ift 
fogar gar nidjt jtoeifetyaft, baß bie baltifdtje SBergletfd&erung 
burd) Äbfdjleifung unb äbfdjeuerung umgeftaltenb auf ben 
Soben ber Oftfee gettrirtt l>aben muß, ebenfo mie baS amen* 
tanifd^e ^nlanbeis auf ben ©oben ber $ubfonSbai. SBeibe 



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36 $ie nric&tigffen örgebniffe 

SWeerc bebeden centrale ©eprefftonen ber großen SereifungS* 
gebiete. (Sin oerfyftltnijjmäiiig fpftteS ©tabium ber SSereifung, 
bei bem ©abtönen eisfrei blieb, jetgt und bie öftnber um 
bie tübifdf>e unb pommerfdje JBudjt nodf> unter ben meit nad} 
Sßefien nnb ©übtoeften au«tabenben (Stemaffen. SDWtten in ber 
SBatyn be£ unteren ©tetfdjer« tag SBornljolm, bie fefte ©ranit* 
maffe tonnte nid^t ganj »eggefd&euert unb toeggeljobett »erben. 
Die #dt)en umrben abgerunbet, bie üon ffieft na$ Often (fficfo- 
baten) laufenben S^ftter metter ausgefeilt. Auf ber ©toßfeite 
beS ©tetfdjerä im Sorben unb Often festen bie febtmentftren 
©efteine, auf ber gefaxten ©übmeftfeite tagern fte fid) (nid}t 
otjne S5ermerfungen) bem ©ranitfern an unb fefcen ftd) jttufdf)en 
9Weere$tiefen, bie 40 unb- 60 m übertreffen, in ber 9Wnne* 
banf unb bem 8lbter$grunbe bid tjatb nad} SRfigen hinüber 
fort (oergt. ©id^mann £iefenlarte ber Oftfee in Sart 3Wer* 
mann$ „JBeitrftge jur pl$fifd)en ©eograpljie ber Oftfee" unb 
geolog. ©üjje Don SSornljotm in Uffing „DanmartS ©eotogt"). 
|>ier fdf>einen, nad) ben Sernfteinfunben ber laudier ju ur* 
feilen, nod) tertiäre ©d)id}ten ermatten ju fein, Die SBirfung 
be$ ©ranitfern« bon Sornljotm auf bem ©oben beS ®letfd)erö 
gleist bis ju einem gegriffen ©rabe ber ffiirfung eine« Pfeiler« 
ober getSbtodeS im ©trombett. 

©urd) biete ^Beobachtungen ift feftgeftettt, ba§ bie 83er* 
gtetfdjerung be$ ^ntanbeife« anfteljenbeS ©eftetn in beträft* 
lieber SWaffe feiner ©runbmoräne einberleibt l)at (totale ©runb* 
moräne). $n meinem üRafce fidf) berartige Vorgänge auf bem 
SBoben ber unteren Oftfee abgefpiett ljaben, laßt fid) ferner fagen. 
^ebenfaüd ift ba$ tjftuftge auftreten oon großen ©Rotten im 
3)itubium bead)tenStoertl). (S$ möge au$ unferer nftdjften 
Umgebung auf bie $urafd)oüe Don Sr^om, bie JJreibefdjotten 
bei gintentoatbe unb bie bter Heineren bei ^ribbernom l)in< 
getoiefen »erben. 8ud) tertiäre ©djidjten muffen bor ber 
heutigen Oftfeefüfte ber ^erftdrung unterlegen fein, toie baS 
j. 58. baS SSortommen einer fogenannten ©tettiner Äuget in 
einer ÄieSgrube bei SföiSbroi) barjutljun fd&eiut. 



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bcr geologifdjen ©rforföung Sommern«. 37 

Die (Steint ift feine einljeittidje getoefen. SRodj Ijeute 
befd}ftftigt fid} bie $orfd)ung angelegentlich mit ben (Epodpn 
be« 83orrücfen$ unb Quxü&totiäjtxa ffanbinaoifdjer ©letfd&er, 
öerljftltnifimftjjtg toingiger UeberMeibfet beS großen ^nlanbeifeS. 
Atbred&t ytnd, ber guerft in ben Alpen feinfinnig unb über* 
geugenb eine breimolige SBergletfdtjerung nadjtoie*, l)at guerft 
t)on einer burd} gtoei Qntergtacialgeiten geglieberten SBUbung 
bed batttfdjen DilubiumS gefprodjen unb für bie Alpen {e|t 
fogar eine bierfadje ©Keberung erfannt. auf einen ffiedjfet 
ber (Srfdjeinungen beuten Dor allem bie SBedjfettager Don SBlod* 
tetyrn unb ©ranben, ben Ablagerungen ber ©d&metgtoaffer, 
ipie fie g. SB. bie großen ©ruben an ber $afet»atfer ffiljauffee 
unb oiele Uferprofile un$ offenbaren, am beuttidtften ift für 
Sommern unb bie umliegenben Sanbe bie ©lieberung in einen 
oberen unb unteren #origont Don SBfocfteljm unb ©efdtjiebe* 
mergel. Die gtmfd}en beiben tageraben ©anbe enthalten in 
Torflagern unb ©infdtjlüffen t)on fangen unb gieren Der* 
fd&tebentlidt} bie Qtu$tn einer toörmeren ftnterglacialgeit. Daß 
f$on Dor ber Ablagerung beS unteren ©efdjiebemergelä, b. I). ber 
©runbmor&ne ber größten ^Bereifung eine ©Sgeit unb eine 
ftntergtacialgeit Don geringerem Umfange ftattgefunben Ijaben, 
ift burd) SBoljrungSergebniffe (g. JB. bei Hamburg) betoiefen 
toorben, für bie Dberftöd&engeftattung Sommern* fyaben biefe 
©Übungen feine Sebeutung erlangt, für biefe finb bie Ablagerungen 
ber legten (EiSgeit, ber obere ©efdjiebemergel, Dor ädern bie 
feenreid&e 9Rorftnenfonbfd)aft mit tyren ©efd&tebetoftflen unb 
bie bor bem ©alle nrie ein ©laciä ausgebreiteten mit liefern* 
tofttbern bebeeften @anb* ober $>aibeftöd)en bie toi^tigften 
3faftoren. 

Die geotogifdje (Erforfd&ung beS Ijeimifd&en ©oben« ift 
bie Aufgabe ber preußifd&en geologtfdien ÖanbeSanftatt, an ber 
50 8anbe$geologen, JBegirtegeologen unb $ilf*geotogen be* 
fdjftftigt finb. Auf ©runbtage ber 2Keßttfd)Matter (SOJafeftab 
1 : 25,000, 4 cm = 1 km) »erben bie geofogifd&en Äarten 
geget^net Auf jebe* JBlatt tommen etnm 2000 agronomifdje 



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38 £ie nric&ttgjfcn (Ergebniffe 

SBoljrungen. Qnx 33eranfdf)autid)ung finb bie geologischen Äarten 
unb bte SBoIjrfarten ber Sieferung 67 (Umgegenb oon ©tettin) 
aufgelegt, gür gang Preußen toirb bte geologifdje Aufnahme 
oon faft 4000 Stottern nöt^ig fein, loa« bei einer 9fo«gabe 
oon 3—4000 üttart für ba« SSlatt einen Äoftenauftoanb oon 
ettoa 14 SWiüionen SWart oerurfadjen toirb. 2)a« erfdjeint 
oielen ate ein übergroße« „Opfer für bie ffiiffenfdjaft", no$ 
immer feljlt im ^ublifum otelfadf) bie ffirfenntniß, baß bie 
geotogifdf)en ©pegialfarten Don Ijoljer SBebeutung finb für ägri* 
futtur, ftnbuftrie, SBrunnenanlagen unb 83erfel)r«tt>efen. $)ie 
tanbe«geologifd)e Slnftalt ift im ©taube, t>or toftfpieltgen äu«* 
gaben gu betoaljren unb auf anlagen, g. SB. in näc^fter Sttälje 
©tettin«, Jjingutoeifen, bte bei ffiinljofong iljrer föatljfdjföge 
biet ®etb unb «ergerniß gefpart Ratten. ÜWit ftreube ift e« 
gu begrüßen, baß bie ©efaljr, bie ^rooing Sommern toerbe 
feine fjortfefcung ber geologtfdjen ©pegiataufnaljmen erfahren, 
befeitigt toorben ift. Sftaljegu ein fünftel ber $rooing, ettoa 
50 Statt oon 250, ift geologifdf) fartirt. 

Unter ben ÜRftnnern, bie an ber ©pegiataufnatyme 
Sommern« unb ber Umgegenb ©tettin« beteiligt nmren, Der« 
banlen nrir ©aljnfd&affe ba« bereit« in gtoeiter Auflage er* 
fd}ienene ©er! über bie Dberftödjengeftaltung be« norbbeutfdjen 
gtad&tanbe«, Jfeilljadf bie geologifdf>*morpljotogifd{)e Ueberfid}t«* 
(arte ber ^Jrooinj Sommern (JBerttn, SBureau ber preußifd}en 
geologtfdjen 8anbe«anftalt. ftnoalibenftr. 44. ?rei« 2 ÜJtt.), 
bie (befonber« für bie SRadjbargebtete) unter JBenufeung ber 
Aufnahmen ber geologifd&en 8anbe«anftalt entworfen ift, in 
ifjrem ttridfctigften Steile, bem eigentlichen #interpommern unb 
ber Umgebung be« ©tettiner #aff« eine aSeranfd^auIid^ung 
bietet oon ben (Sntbedungen, bie bem 8anbe«geotogen Äeityad 
auf pommerfdf>em ©oben gu machen belieben mar. Die gu* 
fammenfaffenbe Arbeit, toeldje gum erften SRat auf einer 
geologtfd&en Ueberfidf>t«farte gefdjtdtt au«getoftl)tte #dl>enangaben 
bringt, ift bie fd^öne ftrud&t fünfgel>njftf)riger, gum S^eil ent* 
fagungdooDer Arbeit. Ueber ben fpegiftfdjen ffiertt) ber Äeit* 



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bcr geologtfdjen Srforfdjung Sommern«. 39 

lja<f fdjen ©pejiataufnaljmen maßgebenbe Urteile ju ffiflen, 
bin idj als Oeograpf) nid)t berechtigt unb als banfbarer ©djüler 
nid)t befugt. S)a& er ©lud gefjabt ljabe, fjirte id) gern oon 
iljm unb weniger gern aud) tt»ot)I oon anbeten, (genug, wo* 
l)in t^n aud) feine fpejieöe Aufgabe geftettt Ijat, fte führte H>n 
ju ffintbedungen, bereu SBebeutung für allgemeine plftftfdje 
©eograpfjie oft überrafdjenb war. Dauemb ©lud, fagt 
SWottfe, l)at nur ber SEüdjtige. %n Keityad fterft ber SCrieb, 
für jebe gfrage einen m5glidrft weiten £orijont ju gewinnen; 
nad) fauren ffiodjen auf bem engeren Slufna^megebiet triebt 
if>n ju ben froren geften flotter Ausflüge in bie Umgebung. 
3Wit ber ©abe fdjarfer JBeobad)tung oerbinbet er glüdlidj bie 
ber Kombination, ©o fam'S, ba§ fid) bie ©efdjidjte ber 
jefcigen Dberflädjengeftalt ^ommernS juerft flar in bem Kopfe 
fpiegelte, ber auf Konrab KeilljadS ©djultern fifct. ©r ju* 
erft ljat, um beim 8lufmarfd> bie leidjten Irnppen öorauS* 
jufdjiden, bie fogenannte $)rumlinlanbfd)aft (für je, an ©djweine* 
budel ertnnernbe £ügel ^ in ber Umgegenb oon ©targarb, 
ÜIRaffow unb Daber) in Slorbbeutfdflanb nadjgewiefen unb in 
ben mehrere Kilometer langen ©anbrüden, bie fid) in ber 
Umgebung oon ^acobsljagen finben, Slfar erlannt, b. I). 
JBilbungen flie&enben ©letfdjerwafferS, bie entweber in alten 
©Stunneln ober jwifdjen ffiiswfinben abgelagert würben, ©iß 
man baS widjtigfte wiffenfd)afttid)e Sftefultat ber ftorfdjungen 
ÄeiUjadS furj fennjei^nen, fo mufc man iljn ben (Entbeder 
be« pommerfdjen UrftromtljaleS unb beS #affftaufeeS nennen. 
3Son Urfhromtljfitern fpridjt bie beutle SanbeSfunbe feit 
geraumer ßeit. @S finb bie Don SBerenbt mefjrfad) literarifd) 
be^anbelten unb fdjon Don ©irarb mit Qntereffe verfolgten 
Jtyalgüge, beren fanbige Talwege bie Kanafoerbinbungen ber 
Ober mit ber ffilbe unb ber ffieidjfel ermöglichten unb bie 
#anbelsbejieljungen SBerltnS burd) (Erweiterung beS ffiaffer* 
ftrafcennefceS über ein grofceS ©ebiet ausbeuten, ©ie ftnb in 
ber Literatur unb aud) in ^anbbüdjern fifjon meljrfad) bar- 
gefteüt unb befprodjen. äßer fld) für bie in (EinjeUjeiten oon 



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40 Die ttricfctigffcn ffirgebniffe 

SBerenbt abweid)enben 3lnfd)auungen Äeifyad« interefftrt, muß 
feine «rbeit über bie „©tittftanbtagen be« legten ftntanbeife«" 
im $at|rbud> ber fönigl. preuß. geologifdfyen 8anbe«anftalt 1898 
gur £anb nehmen. Die für un« wid)ttgfte ©tiQftanb«(age 
wirb begeidjnet burd) ben auf ÄetHjad« Äarte in einem bieten 
rotten SBanbe erfdjeinenben ©efdjtebewaö, ber ein ftarf fyügelige«, 
an abffoßlofen ©een unb SWoorgrünben reid>e« ©ebiet trennt 
t>on ben füblid) öon tym ausgebreiteten £aibefanbfläd)en, bie 
fid), oft bis 20 m mfid)tig, aüma^ltd) ljtnabfenfen gu ber 
SWeberung, meiere öon £l)orn über SBromberg, ßüftrin unb 
<£ber«walbe gur (Slbe fütyrt. Da« untere Iljat ber Ober unb 
ber ©eid)fel mar nod) üöttig Dom ffiife bebedt. Die au« bem 
oberen ©eid)fet* unb Dbergebiet fommenben ©affer, bie ©d)melg* 
waffer, weld)e bem SRanbe be« ^nlanbeife« ftellenweife mit ge* 
wattigem ©d)Watt entftrömten, mürben ber Sftorbfee gugefüfyrt. 
8uf bem ©oben be« großen tljeilweife gu ©een (Dberbrud)) 
erweiterten Saales, ba« bei JBromberg naljegu 80, bei Äreug 
etwa 55, unterhalb ffiber«walbe faft 40 m 2Weere«l)51)e f)atte, 
lagerten fid) bie feinen ©anbe ab, bie feineren ©iefftoffe ber 
trüben ©Ictfd^crtoaffcr mürben gum größten Xfyeil bi« in bie 
Sftorbfee getragen. Äeitljad fdjließt feinen Vortrag über 2$al 
unb ©eebilbung im ©ebiet be« Saltifdjen #51jenrüden« 
(SSerljanbl. b. ®ef. für ffirbfunbe gu JBerlin 1899) unter einem 
#inwei« auf bie fulturgefd}td)tttd)e SBebeutung btcfcö fctyalguge« 
mit ben ©orten: ,,frifd)e« geben fprießt au« ben {Ruinen einer 
altersgrauen SBcrgangen^eit". $d) motzte für tiefe« ©ort 
nod) eine anbere Deutung in änfprud) nehmen. Die frud)t* 
baren 2Karfd)en ber Sftorbfeefüfte ftnb ein %au, gu bem ba« 
Üßeer ba« üWaterial gum guten Sljeil au« ben feinften 33e* 
ftanbttjetlen ber baltifdjen ©runbmorfine erhalten Ijat. 

9(1« bei weiterem JRüdgange be« ftnlanbeife« bie Um* 
gegenb ©tettin« ei«frei geworben war, ergoffen ftd) bie üer* 
einigten ©affer ber ©eidjfel unb Ober burd) ba« Sftanbow* 
brud) unb ba« untere Dbertfyal in ein große« et«geitltd)e« 
$aff, ba« öon griebfanb bi« ©ottnow reichte unb in einer 



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bcr geotogifdjen (grforfdjung <ßommern$. 41 

fübdftlidjen JBu^t bi* über baS ©übufer be« aWabitefcc«. 
$aS SWorbufer biefe$ £aff$ war öom @ife gebilbet, feine 33er* 
binbung mit bem ÜWeere öottjog fid) in meljrfadjem 2Bedf)fel 
burd) bie üorpommerfd)en Später, in benen ljeute ber 8anb* 
graben bei ftrieblanb, bie £oflenfe, bie JRecfnifc, bie $eene, 
$iefe unb ber ©unb bei ©tralfunb $tafc gefunben fjaben. 
©inen wafferreid)en Qnfta% erhielt baS £aff im SWorboften 
(SotfoowS burd) baS pommerfdfoe Urftromttyat. ©8 nafjm 
feinen Urfprung in 150 m 2WeereSlj5!)e ungefähr 15 km 
füblidf) üon Neuenbürg, um fi^ quer über ben Antigen ?auf 
öon ©tolpe, SBipper, ^erfante unb SRega aßmäfjtidf) gu 
bem 25 m !)od) gelegenen £afffpiegel ju fenfen. Zweimal 
nörblid) Don Sftummettburg in etwa 120 m unb füblid) Don 
SJelgarb in 60 m 2ßeere$l)51je bilbeten fidf) grofce ©een. £ier 
liegen bie £fyalfanbfd}id)ten ^orijontal. Sitten biefen ©Übungen 
feljlt nad(> Sorben ba$ ffiieberlager, ber !EljaIranb, ftc fenfen 
ftd(> fdfjnett ju bem JBoben ber ©runbmorfine, bie fyier unb 
ba änfftfce ju Keinen ©efdf)iebeftreifen jeigt. #ier lag einft 
als red)te$ Xljalufer ba« @i$. S)a$ pommerfdfoe Urftrom* 
tljal ift alfo ljeute nur ftettenweife ein £l)al, es ift eine Steige 
Don fanbigen ^erraffen, bie ftdf) am abfange be$ ljinter* 
pommerfdjen 8anbrücfen$ in einer öon Dft nadf) SBeft ab* 
neipnenben $>% Ijinjieljen. 3)a$ erftärt und aud), warum 
biefe« Urftromtljal üiel länger als alle anberen auf feinen 
(Entbeder ljat Karten muffen, augleid) aber audf), warum mir 
erft burdf) biefe (Entbedfang ben ©df)lüffel jum 33erftftnbni§ ber 
#ljbrograpljie #interpommemS erhielten, ©er fid) gelegentlich 
öergeblidf) bemühte, au« eigener Äraft ju einer befriebigenben 
Srliarnng gu fommen, barf fid) berufen galten, barauf nadf)* 
brücflidf) tyinjuweifen. S)ie einjetnen $l)afen ber ffintwtdfelung 
Don |)interpommemÄ £tybrograpl)te, wie fie burdf) ben all* 
m&fjlid) weiter unb weiter nadf) SWorboften jurüdtweidfjenben 
GHSranb bebingt würben, ljat Aeityadt auf ber oorliegenben 
Serie oon 20 Safetn (geotog. SanbeSanftalt 1898) gnr 
Slnfdfjauung gebraut, ©B ift fef>r wol)l möglich, baj* ftd) bei 



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42 Die ttridtfißfhn ©rgebmffe 

weiterer Unterfudjung ^ier unb ba Determinationen als mögltd) 
ober au^ als notljwenbig erweifen werben, baS änbert nichts an 
bem SBertlje beS lange unb wol)l erwogenen foliben SBaueS. S)ie 
2lnfdf)auung g. 83., bafc Sßeidtfel unb Ober einmal über ben 
großen £>afffee einem gweiten £afffee bei Sftoftod unb Sübedt 
gugefloffen unb bann burd) baS Dom Sübecfer Aanal benufcte 
£f)al bei Sauenburg gur @lbe gefloffen fei, ift Don ber Sofal* 
forfdfyung befämpft worben unb Don ffiaijnfd)affe, nad) meiner 
Sßeinung mit titttyt, mdf)t in bie gwette Auflage feines SBerfeS 
aufgenommen, @ang Sommern war fdf)on Dom ©ife befreit, 
als bei SRi$öft unb in ber Dangiger SBudfot nod) ©is lagerte. 
Waä) ÄeilljadfS annähme wäre bie Söeid)fel für einige Qtxt 
burdb baS Sauenburger Iljal bei 8eba in bie Dftfee gefloffen. 

211S fidf) baS @iS gurüdtgegogen t)atte, begann baS ÜWeer 
feine umgeftaltenbe Jljätigfeit burd) bie Unterfpülung Dor* 
fpringenber Ufer unb bie äbbfimmung etnfpringenber Suiten 
burdb Silbung Don Sarren unb Sprüngen, auf benen ber 
©inb ben ©anb gu S)ünen aufljäuftj. 

(ES würbe weiter oben erwähnt, bafc bie Silbungen ber 
(SiSgeit waf)rfd)eintid) ein mannigfad) gerbrodfjeneS ©djoßentanb 
bebedften, wir fjaben aber bann alle Umgeftaltungen glacialer 
unb poftglacialer Qtittn (abgefefjen Dom #inweis auf baS 
ßauenburger £l)al) befprodjen ofjne Annahme etwaiger teftonifdjer 
Vorgänge, wie Hebungen, ©enfungen unb Verwerfungen. An 
bem Äretbeljorft Don ftaSmunb l)at Srebner nadjgewiefen, ba§ 
©d&otlen beS ßreibegebirgeS fid) wäljrenb ber legten Qnter* 
gladalgeit gegeneinanber Derfd)oben Ijaben muffen. Vielleicht 
fyanbelt es fidf) um ©adfangSerfifjeinungen, in bem Don ber 
VranbungSwelle mef)r unb meljr benagten Sftanbgebiet; bie 
Don Srebner auf teftomfd&e Vorgänge gurüdfgefüfjrten Un* 
ebensten auf ber bem Vobben zugeneigten ©eite JJaSmunbS 
galten ©eifie unb Vatfecr für S)rumlinS. äbgefefjen Don $aS* 
munb ift mir im Äüftengebiet feine glaciale ober poftglaciale Ver* 
werfung als geologif dj nadfjgewief en belannt ; ©teitränber biluDialer 
$üget im Äüftengebiet finb an unb für ftdfj nodfj fein VeweiS 



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bcr geotogifdjen ©rforfdjung *ßommern8. 43 

für 33crwcrfungen. Sßit ber cingigen 8foSnaljme be« Sauen* 
burger Ityateö operirt Äeilfiacl überhaupt nid)t mit teftonifdjen 
SSeränbcrungcn, unb l)ält fic fogar für fcljr unwaljrfdjcinlid). 

33on #cbung unb ©enfung bcr balttfd>ett lüften ift feit 
Qaljrgcljntcn Diel gefprodjen unb gefdjrieben. SWatärUc^ finb 
fic an unb für ftd) mdglid), bewiefen aber »erben ©enfungen 
ber flüftc, tote id) fcfjon 1884 (£. f. (Srbfunbe) auScinanber* 
fefcte, nod) fcineSwegS burdj jebeS unterfecifdje Torfmoor ober 
unterfeetfdje SBaumftobben. äud) bie Siefe ber SroftonSrinnen 
im Äüftcngebiet !ann nur (wie unter beftimmten Umftänben 
Jorf unb ©tubben) auf eine ©enfung Anbeuten, fie aber nodj 
nidjt fid)er beweifen. Äeifljacl fjtbt bie JBebeutung ber fub* 
glaciaten (Srofion Ijeroor, bie oom (SiSranbc gegen baS 8anb 
ljin gerietet war. SBBic frftftig fie wirfen fonnte, beweift bie 
tiefe SRinne beS ÜKabuefecS, bie an ber tiefften ©tefle nadj 
meinen ÜWeffungen 30 m unter ben 2ßccre$ftnegel ljinabreidjt. 
@$ giebt übrigens nodj tyutt im SKünbungSgebiet unferer 
gtüffe beim »nfteigen beS DftfceftriegclS eine fcfyr frfiftige, 
wenn id) fo fagen barf, wibcrftnnige, b. lj. in« SBinnenlanb 
gerichtete (Srofion. Dort, wo bei ©winemünbe ljeutc ber @id)* 
ftaben auf eingerammten $ffif)Ien ftctyt, erreichte bie (SroftonS* 
furche bie SBeforgniß erregenbe £icfe üon 17 m, fübttd) ber 
$oadjim$flfid)c oertiefte fid) bie ©wine bi$ auf 20 m unb 
machte DccfungSarbeit gur ©idjerung ber Dftmole nötig. 

(Eine 33erfdjtcbung ber Ufertinien mit fog. ©enfungS* 
erfd)einungcn wäre übrigen« oljne teftomföe Vorgänge fcljr 
woljl benfbar. JBeim 3ufammenfd)metgen ber riefigen ftntanb* 
eiSmaffen an beiben #emifpl)fircn muß ba£ ÜWeer einen 3u* 
fd)uß erhalten unb überall ba anfteigen, wo nid)t tcftomfdje 
ober ÄttraftionSöerljcIltniffc in entgegengefefctem ©inne wirfen. 
Unter JBcrü(ffid)tigung be$ DidjtigfeitScocfficienten fann man 
bei roljer ©d)fifcung fagen: Da« (Sinfdjmeljen einer (SiSlage 
öon 500 m Diele auf 5 ^rojent ber ffirboberftäd)e liefert eine 
ffiaffermenge, bie für ben üWcereSfpiegel, b. $. 70 ^rogent ber 
<£rboberftöd)e, ein anfteigen oon meljr al$ 25 m bebingt. 



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44 Script über bie Scrfammtungen. 

tieridit über We flerfttmmlnitgeit. 

fünfte Serfammlung am 15. gebruar 1902. 

£err ©tymnafialbireftor ^Srof. Dr. gemde: 

©djlofc ©itbenbrud). 

Unfere ^roüinj, weldje eittft an feften Surgen, SRitter* 
ftfcen unb ©puffern aller 2lrt feljr reid) war, fjat jefct nur 
nod) wenig üon folgen Sauwerfen aufjuweifen. (Sin« ber 
intereffanteften unb wertljöotlftcn mittelalterlichen Saubenfmäler 
ift baS ©d)lo& ©ilbenbrud) im Ärcife ©reifenljagen. Da« 
©d)lo& liegt in rcigooller Umgebung auf einer faft quabratifd) 
gebilbeten Qnfel, mltyt einft ein wenbifd)er Surgwatl gewefen 
ju fein fdjeint. Der SWame ©itbenbrudj, ber urfunbltd) 
erft gegen ©nbe beS 14. $af)rf)unbert$ genannt wirb, ift oon 
„wilbe" b. i. ÜRutterftute abzuleiten; SBilbenbrud) bebeutet alfo 
fo üiel wie „©tuterei, wetifje im Srud) gelegen ift". 

»m 28. Dezember 1234 fäenfte #erjog Sanum I. 
Don Sommern „ba$ fianb Salin", in weldjeS baS fpäter an« 
gelegte ©ilbenbrud) mit eingefd)Ioffen war, betn Jemplerorben. 
Die Templer bauten fid) barauf einen feften ©otynfifc am 
SRorifebadj unb legten baburd) ben ®runb jur ®ntftef)ung be« 
Orte« {Rirdjen, beffen ehemalige Kapelle Qe^tge Srennerei) 
mit iljren romanifd)en Sauformen auf jene Anlage in ber 
erften #älfte beS 13. $al)rl}unberts l)tnweift. Um ba« 8anb 
ju folomftren, riefen bie Templer beutfdje Sürger unb beutfdje 
Sauern Ijerbei unb erhoben Salin ju einer beutfd)en ©tobt. 

SllS ber SCemplerorben im gjaljre 1311 burd) $apft 
©lernenS aufgetöft würbe, fdjenfte ber #crjog Don Sommern 
ba$ Öanb Salin bem ftofjanniterorben, beffen #erremneifter 
ober Sommenbator feinen SBoljnftfe junfidjfi audj in 5Hörd)cn 
auffd)lug. Sei einer 3fel)be, weldje bie ^ofjanntter Dor 
1380 mit ber ©tabt Äönigdberg in ber SWeumarf auäjufedjten 
Ratten, gelang es ben Sttrgern ber ©tabt, bie {Ritterburg 
in 5R5rd>en ju erftürmen unb nieberjubrennen. Darauf 
befdjloffen bie Qo^anniter, tyren fflo^nfife nad) ©Üben« 



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SScrtcfct über bte Cerfammlungen. 45 

btrxä) ju verlegen, unb erbauten fjitx nun baS nodj jefct bort 
ftefjenbe ©d)lofj, welches mithin aus bem @nbe beS 14. ftatyr* 
fyunbertS ftammt. 

$n ber golgegeit Ratten bte ftoljanniter läufige Äämpfe 
mit ben SBatynern auSjufed()ten, bte als flreitbare, aber audf) 
als gewalttätige ÜWftnner galten, ©o erfdf)lugen fie im ftaljre 
1399 ben £errenmeifter Detlof Don SBatmoben auf offener 
Sanbfftaße, was Ujnen aflerbtngS treuer gu fteljen fam. $n 
ber SReformationSgeit foßte ffiilbenbrudf) gu ben Ijergoglidjen 
Domänen eingegogen werben; bodf) einigten fid) bie $ergoge 
mit bem Drben burd) einen gütlidfjen SJergleidf). SluS biefer 
ßeit ftnb uns mehrere $m>entarien*S3ergeid)niffe ermatten, meldte 
in ben »altifdjen ©tubien (XXIX, ©. 1—32) oerdffentfid^t 
finb unb uns einen öorgüglidjen ffiinblidf in bie bamaligen 
aScr^SItniffc beS ©dt)loffeS gewähren. 

$m brei&igi&ljrigen Äriege nahmen bie ©djweben SBcfife 
Don ©ilbenbrudj. Die Königin E^riftine fdjenfte bie 93e* 
fifcung tyrem Äangler ©afoiuS; fpfiter gehörte biefelbe einem 
#errn Don SSibat. Sei ber (Eroberung Pommerns burdf) ben 
©rofcen Jhjrfürften fam Sßilbenbrud) öorübergefyenb in ben 
SBeftfc beS alten Derfflinger, bod) fiel bie SJeftfcung nad) 33e* 
enbigung beS ÄriegeS 1679 an ben #ernt Don 33iba( gurüdf. 
S8on bem lederen faufte bann bie Äurfürftin Dorothea, bie 
gweite ©emaljlin beS ®roßen Äurfürften, baS ©djlofc ©üben? 
brudf) nebft 15 Ddrfern für bie in 9fobetrad)t jener Qtxttn 
refpeetabte ©umme Don 125,000 S^alern. Sftad) bem £obe 
beS ©ro&en Äurfürften fam ffiilbenbrud) als Xtjtil ber £err- 
fd^aft ©darnebt an bie ljofyengoHernfd&e Nebenlinie, beren 9Wit* 
glieber etwa ljunbert Qafjre als ÜWarfgrafen in ©cfywebt reftbirten. 
Dtefe ÜKarfgrafen fjeifeen 1) W^P $einridj, f 1710, 2) 
fjricbrid^ ffitfyelm, genannt ber tolle SKarfgraf, ein ©ofyn 
beS erftgenannten, unb 3) 3rriebridf} ©einriß, ber luftige ÜJiarf* 
graf, ein Jüngerer JBruber beS gweiten SRarfgrafen. SWit bem 
lefcteren ftarb bie fiinie im ftaljre 1788 aus, worauf ©df)webt 
nebft ffiilbenbrudf) an baS tömgltdje #auS jurücffiel. Stuf 



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46 Script über bie SJcrfammlungen. 

©runb einer ffintfdjeibung Dom :$aljre 1872 warb ffiilbenbrud) 
al« ^rfoatbeftfc be« I5niglidf)en #aufe« anerfannt unb fteljt 
feitbem unter ber S3erwattung ber #offammer ber fdnig* 
liefen ©üter. 

Da« ©d&lofcgebftube beftetyt au« gwei feilen, einem 
33orfdf)loj* unb bem eigentlichen ©d&lofc. Da« (entere ljat 
brei ^(ügel, üon benen ber $auptflügel brei ©todwerfe, 
bie beiben Seitenflügel Je gwei ©todtwerfe enthalten, ©er 
eine Seitenflügel ift burd) einen SD)urm, ben fogenannten SBerg* 
frieb, flanfirt, welker baugefd)i(I)tttdf) feljr intereffant ift unb im 
%at)Tt 1899 einer umfaffenben SReftaurirung unter jogen würbe. 
Die 9fo§enmauern be« ©df)loffe«, weldfje in ber urfprünglidf)en 
Anlage bi« gum feiten ©todwerf oljne jegltctjc genfterdffnung 
waren, ftnb 2,50 bis 2,80 ÜKeter ftar!. Da« ©ebftube, beffen 
SBänbe jefet mit Äalfpufc beworfen ftnb; war urfprünglidf) 
8h>l)bau; bie großen 2Kauerflädf}en aber waren, um nid)t tobt 
unb öbe gu erf^einen, burdf} SRufterung glaftrter ©teine belebt. 
Qm Innern be« ©d&lofföofe« ftanben e^emal« ®trtfd)aft«* 
gebftube, ©djeune, ©tälle unb ber l)ftuftg erwähnte ÜKarftaü. 
^m £auptflügel befanb ftd) ba« $omtl)ur«gimmer unb bie 
burdf) gwei ©todwerte reidfoenbe Äapelle; in bem burdf) ben 
S^urm geberften Seitenflügel befanben pdf) ba« Srfenal unb 
bie Sftüftfammer. $n ber marfgrftffidf)en 3«* gingen mit bem 
©ebftube gatylretdje Seränberungen oor, e« Ijörte auf „SBurg" 
gu fein, unb würbe faft au«fdf}tie&tidj al« 3agbfd)tofj benufct, 
wie benn bie gu ffiilbenbrud} gehörigen Salbungen nodj iefct 
21,000 ÜKorgen ffialblanb umf äffen, «u« ber marfgrftflidjen 
$eit ftammen audf) bie ©tudbeden, welche ftdE> in ben $aupt* 
gimmern be« ©djloffe« befinben. Sludf) bie gal)lreid)en Alleen, 
meiere in fönurgeraber Stiftung bie gange Umgegenb Don 
ffitlbenbrudj burdjgietyen, öerbanfen berfelben £eit it^re ffint* 
ftefyung. 



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Sfcrtiaen. — 3utoad)s ber Sammlungen. 47 

9t o t i 3 e it. 

3m „fceutfdjen $erotb" (1901. ©. 178 f.) öerbffenttidjt 
$etnrid) ®raf9teid)enbad)-©ofd>üfc einige Zotigen gur®efd)id)te 
ber erlofdjenen t>on SRetlin in Sommern, ©rgftngungen bagu 
finben fufc cbenbott auf ©. 200 f. 



Sin Sfoffafc t>on 9f. *ßriebatf# über „bic $o$engollern 
unb ben «bei ber 2Karf (fciftor. 3«tf*r. 5R. fj. 95anb52, ©eite 
193—246) iffc au* für bie pommcrföen SJerfcältniffe t>on lehrreichem 
3ntereffe. 

Äurt$Wergiebtinben„$eutfc&en®efc&ic$t3btättern'' 
Ob. III. ©. 1-18. 49-60) einige 9toc&träge ju feinem 1899 er« 
föienenen 33udje: ^olitifdje unb fogiale 99ett>egungen im 
beutfcfcen Sürgertljum $u 99eginn*be8XVI. 3ö$*&unbert8. 
(Stuttgart. 2B. Äobtyammer), inbem er meljr ttrie bort audj bie 
Bewegungen be3 15. 3a^r^unbert« fcerangieljt. ©eine Angaben über 
©tralfunb bebürfen jebodj im eingehen einer 93erid)tigung unb 6r- 
g&ngung burcfc Vorgänge in anberen pommerfdjen ©täbten. 



3n ber 3eitf*rift „fciefcentmalpftege" (1902©. 11-16) 
befanbett D. $of?felb bie Safobifirdje unb i$re SBteber&er* 
fieltun g in ausführlicher SBeife. 



$. ©djumann befpridjt in benSRadjridjten über beutfdje 
«ttertfcumdfunbe (1901. ©. 52-54) bie ©tierfigur (99ronje) 
t>on Söcfnifc, toeldje auf ber ®enerafoerfammtung unferer ©efcö* 
fdjaft am 17. äKai 1901 bereit« Dorgetegt tt)urbe. 



3u berfelben 3citf*rift (1901. ©. 49-52) brucft «. 8o§ 
al$ ein Statt ber ©rinnerung au$ ben Sagen bor ber ®rünbung ber 
ant&ropologifdjen ©cfcüfc^aften in 2>eutfd)lanb (SRub. SJircfcott) ge* 
toibmet) einen Bericht ab über eine Unterfudjung be8 ©arger 2BaH= 
berge« im (Eamminer Areife, bie im Oftober 1868 Don $rof. öirdjoto 
unb ibm vorgenommen tt)urbc. 



3ft*t4}8 Her €***i*»gm. 

ÜW u f e u m. 

1. Sine Ängafcl berfdjieben gebrannter Urnenföerben aud einem in 
9teu-2Befienb bei (Stettin bei §erfietlung t>on ^arlantagen, un- 



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48 3uto a cW ber Sammlungtn. — STOittljeUungen. — Snljatt. 

mittelbar ffiblid) neben ber Sfalfentoatber ©fcauffee aufgebetften, 
au$ ©ranttbtöden erbauten, borgefdjidjtlidjen STöpferofen, fottrie 
eine größere unb eine Heinere Urne auS einem (Sräberfelbe bidjt 
baneben in ber SRartinjhafje in 5Reu»2Beftenb. ®eföenl be$ ©errn 
Duiftorp in Stettin. fr-SRr. 5086-88. 
2. (Sine «n$afjl Urnenfdjerben, aufgelefen im Steinpflaffer eine« 
breieefigen 8anggrabe3 im fjorftreüier 3)oetifc, Ar. <P&rifc. Äu3- 
Grabungen be$ ffionfer&atorS Stubenraud). 3.»9fc. 5091. 



3u orbenttidjenSRitgliebern ernannt: Kaufmann Otto 
©raf unb $räfibent ber @ifenba^n«3)irettion Sombart in Stettin, 
®eneral»9Kajor D. Sdjmeling in (Eljarfottenburg. 



Sie Sifriiotftefifiam ^tenftafl mib Freitag »ott 
13-1 ttfcr gedfftut. 

Sä* Vtttfettm &leiW trttyrettfc *e* »ittter* ge* 
f*loffe». ___ 

Sie m*tt*tti4Ktt »erfammltwflett ftate« in etrttiti 
auä) in tiefem föinter itt ber Siegel an jetem »ritten 
®otttta*ett*e U* XHonat* tat ®i*ttotftef* • Simmer bei 
$ereiit*ft<mfe* Jlatt. 

gttfjfte ^trfammlunö am JKonnaßtntr, fom 
15. mävi 1982, 8 %U?t?: 

§ttv ^UdjitiMrebtor §Jraf* Dr.ftricfectt*- 
linrg: tyommtvu traft feit* JjanftfitHjoJtättMfilie 
gätttatift tnitt 1616. 



Ittlralt 

3)ie ttrid&tigften ©rgebniffe ber geotogifdjen ©rforfäung ^Jom- 
mern3. — Seridjt über bte Serfammtungen. — Zotigen. — 3un>ad)8 
ber (Sammlungen. — SRittbeitungen. 

fjür bie Stebaftion uerantttjortlid): ^rofeffor Dr. 9M. 2Bcl>rmann in 
Stettin. 2)ru<f unb Sertag uon $errcfe & Sebeting in Stettin. 



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M 4. 1901 

Ponntöblntter. 

$eran*gegebett 

©cfcflföaft für $<raunerMt ©cföidjfe Mb 
fftttrt^tim^fttiibe* 



•tt fttttos« »et 3«|ttttf tiefe? ttenttf Hättet ift «utet Os*JUs«»f *tf 
feftattet» 



JlommerC^t Burgen. 

Con 8. «ütfen. 
I. 3fttttg $if|*». 

Der SRame, Wtymifd): golizna = Stöße, polnifd): golec, 
golca = fahler, natfter gled, toaljrfdieinlid) nad) ber freien 
Sage ber jtotf^en ©ceen unb JBru^fW^en getollten Dertlid)feit. 

Sage unb (Entfernung Don Äammin SO, 21,5 km, 
©offin 0, 23,o km, $latl»e W, 19,s km, «lemmen NNO, 
Iß km, SBübeniiagen OSO, 3,* km, »M NNO, 5,8 km. 
Orte ber näheren Umgebung: Dorf Winj, Dorf Dretoifc, 
b. i. SBaumborf, (Eretlott, SBafcfoff, b. i. Ijauäberfiljmt, Dorf 
Sonnebuljr, b. t. liefljeibe, Dorf ^emUn, Dorf Steinig, b. i. 
beutföe* Dorf, ber Ättnfenberg, b. t. ber Heine (Edberg. 

Urfunblid) btö 1305 toenbifdje gfefte 1 ) im ®efifce ber 
t>. ©djmettng unb ber ©ebelftebt; Don Ijter ab ben SBtfödfen 
oon ftammin gefjdrig unb 'ausgebaut !Wad)ri<I}ien finben ft<$ 
bei ©utftracf, Schreibung oon Sommern (1793), oon 

l ) 1889 SBatter, $r&$iftortföe Srunbe in Sommern tagt: 248 
©ülaoto. — Corgeföid&tttdje (alfo audfr »enbtfdje) gfunbc auS ben 
©djlofntiiten, «ergrau« n, 6, 288 unb 298, fmb nufct befamtt 



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50 <ßommerfd>e Surgen. 

gflemming, 58altifd)e ©tubtenl, Angler, $ommerfd)e Äunfc 
gefönte @. 141, (Sfyirm 1840), 8. «fi<f en, @efä. b. ©t. 
«ammin, ©. 65, 69 unb 245. 

Ungefähr brei 2Keilen fübiftlid) öon Äammin, in t)ert>or* 
ragenb anmutiger, toed)felreid)er 8anbfd)aft, inmitten einer 
SBru^nieberung, treibe ben ^ttnfdjenraum ber beiben großen 
©eeen, beS Ober* unb Unterfee«, ausfüllt, ergebt ftdj am füb* 




toeftlid)en (Snbe beS freunblidjen üttarftfledenS ©üljoto, fdjarf 
abgegrenat Don ben umgebenben SBiefen, ein üppig grüner, 
bomartig ljod) aufftetgenber SBalbfompfej, melier bie früher 
feljr fefte Surg ©üläoto einfd&liefct. ©elbft toenn ber ftolje, 
bie fyoljen Saubfronen überragenbe alte ÜKauertljurm als ein* 
famer ßeuge nid)t auSbrüdtlid) bie alte fjefte befunbete, fo 
mürbe bie (Stgenartigfett ber Hmponirenben ffialbgruppe fdjon 
an fid) eine befonbere ©tfitte oermutfien laffen. 

©üljoto mufc fomof)l urfunblidj als aud) ber örtlichen 
Sage unb Stouart nad) als eine urfprüngttd) menbifäe SBurg 
angefe^en merben, meldje fp&ter burd} ben Äamminer SBifd^of 
£einrid) 3Ba^t}olj, in beffen SBeftfc biefelbe 1305 überging, 
ausgebaut unb ber jur 3 cit mafjgebenben gfeftungStedjmf an* 



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©uro ©ftlgoto. 51 

gesagt tourbe, oljne bafc aber her (Eljarafter ber toenbifd>en 
®runbanlage toefentlic^e Sfcnberung erfuhr. 

3GBie bei einer großen Änjaljl toenbifdjer heften, bcftanb 
neben ber £auptburg nod) eine 33orburg, oon berfelben burd> 
©all unb ®raben getrennt. Den ©runbfiod ber $anptburg 
bittet eine öierfeitige 15 bis 20 m ljolje abgepumpte 6rb* 
jtyramibe, mlty oben jtoifd>en ben 935f djungSf anten 65 Stritte 
in ber Sänge unb 53 Stritte in ber ©reite mi§t. Die 
(Eden ber $tyramibe fxnb unten ftarf, oben geringer abgerunbet. 
Site (Sitten unb Suchen, oermifd)t mit (Sepräud), beden 
fftmmtltd)e gut erhaltene 335fd)ung$flftd)en bis an bie an; 
f$Uef?enben SBiefen, nid)t aber baS Plateau, welkes aufcer 
einigen jungen Dbftbäumcn nur ettoaS ©artengetoädrfe trägt; 
lefctereS t)at barin feinen ®runb, bag bie obere 33urgflfid)e, 
bis baljin ein toüfteS ffiljaoS Don 2Kauertrummern, (Erhebungen 
unb Vertiefungen, erft in neuerer Qtxt eingeebnet ift. Durd) 
bie UebeDoße Pflege beS jefcigen SJefifcerS, beS #errn fflejirfs* 
oorfteljerS Steffen, ip bie gefanimte Storganlage ju einem 
Sdjmucfylafc umgefdjaffen unb gtoar unter forgf&ltiger SBa^rung 
beS gefdjidjtlidjen (EfyarafterS, bie toeber eine SJertoilberung 
nod) 2Koberniftrung $tafc greifen lieg, Sd)male gujfaege 
burd) Heine §olgtrepp(^en »erbunben laufen mefirfad} um ben 
SBcrgfegel unb gepatten üon allen Seiten unb in allen £5l)en 
einen frönen äuSblid burd> bie Süden ber Stoumtotyfel auf 
bie reijöoüe Umgebung. Der ermähnte Ausbau ber 33urg 
bepanb außer ber öoflpftnbigen Unterfeüerung beS ^lateauS, 
toetd^e ben $üget toafjrfdjeinlid) um ein SBebeutenbeS erl)51)te, 
namentlich in ber Aufführung einer SBetoaljrungSmauer an 
Stelle beS alten ^JaliffabengauneS, fotoie in bem 33cm ber 
SRauertyürme an Stelle alter #oljtl)ürme. »Kern 3lnfd>ein 
na$ toaren jtoei Stürme öorljanben, ber fd)öne nod) erhaltene 
$aupttljurm unb nad( Ueberlieferung ein jtoeiter Sljortljurm 
in ber STOitte ber Storbmauer jum Stufte ber Auffahrt. Die 
2Kauem, £ofgetträlbe unb aud) ber £l)ortf)urm fxnb öoßpftnbig 
öerfd)trmnben. Der eingeebnete unburd)bringltd)e äßauerfdjutt, 



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52 $ommerf$e SJurgen. 

melier bem Plateau nur mit SRfilje etwas SJoben jum 8ln* 
bau öon ®ewäd)fen abgewinnen lägt, jeugt Don ber SRaffen* 
tyaftigfeit ber öerfd)Wunbenen JBauwerfe. Derfelbe ift burdifefct 
mit runblidjen gclbfteincn, SRauer* unb Stadategeltrümmern. 
Der t>om Staate erhaltene Hjurm, ein fd)öneS Stoubentotat, 
wirb öon Äugler, Äunftgeföidjte Sommern«, als „fet|r jierttd)" 
lobenb erwähnt; berfelbe l)at einen in unbearbeiteten gelb* 
fteinen aufgeführten quabratiföen Unterbau bis jur $Mje ber 
früheren UmfaffungSmauern, Don Ijier ab beginnt bie JRunbung 
in Ziegelrohbau unb fteigt in planier %otm bis gur ab* 
fdjließenben ^innenbefrönung. Die äußere l)armonifd)e ffltrfung 
wirb teiber burd) eine unangenehm wirfenbe fdjwarje 3rärbung 
ber gemauerten Äegetfpifce geftört. Sine 3tegelrol)baufarbe 
märe l>ter wotyl beffer am ?lafee gewefen. Der Hjurm tyat 
äet|nlid)feit mit bem in biefelbe ®ntfteljungS§eit ju fefcenben 
Äommtner Stoutljor; jeboc^ fte^t ber ®üljower I^urm jenem 
in ben Dimenfionen unb in fäöner ©irlung etwas nad), aud) 
fehlen Ijier bie bort angelegten großen ©d)ießfd)arten, fo bog 
man bie toaf)rfd)eintid)e SBeftimmung Ijier als ffiarttljurm 
annehmen tann; er ftetyt im ©djnittpunfte ber früheren öftlidjen 
unb weftlid)en 2Kauern, fdjarf in ber fübli$en (Sät, fo bat 
bie äußeren £l)urm« unb 2WauerfIäd)en in einer Suite fteljen. 

Die SBorburg, jiemlid) quabratifd) angelegt, liegt NNO 
neben ber $auptburg, ift ein wenig Heiner unb bebeutenb 
niebriger als biefe. 33ci nur 2 bis 3 m |)ö^e über ben 
ffiiefenflädjen bietet fie bei Leitern nidjt ben großartigen Sin* 
bltcf wie bie $auptburg. ffio^I ju alten Reiten ift fte wie 
aud) nod) Jefct als S5Mrtl>fd)aftSl>of benufet. SSier ältere, t^eitö 
jweiftötfige #oljfad)WerfSs©ebäube, längs ber öier Störungen, 
fc^tiefen ben fel)r geräumigen gepflafterten #of ein. 

Die $auptburg ift oon ber 93orburg, gwiföen ben 
oberen S9öfd)ungSfanten geregnet, runb 70 Stritte entfernt 
Offne ^weifet war bie Sude jwifdjen beiben früher mit 
minbeftenS einem 3wifd)enwaß unJ) 5 toei ©räben aufgefüllt, 
©inb aber bie bei ben meiften pommerfdjen Surgen üblidjen 



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8urg ®Mgoto. 53 

ffiafl* unb ®rabenbreiten Don 12 btö 15 ©djritt audj #er 
ju ©runbe gelegt, fo mürbe bted auf jtoei 3WitteImftöe unb 
brei ®rftben fließen laffen, loa« bann jtoei mittlere Srüden* 
aufläget Don ettoa 26 ©djritt ©ntfernung ergiebt. Qfn Dor* 
fleljenber Äbbitbung (©. 50) mit bem mutljma&lid) früheren 
®runbrifc berSBurg ifißefctere« angenommen, baörtttdje?lnjeid)en 
für frühere {RingtoäOe fpredjen, toetdje Jeben Surgtljeil für fidj 
einfäloffen unb Don benen bie eben ertoftljnten 3nrifd)emDfiCle 
Hjeilftretfen ber JRinge toaren. Durd) ein ^ufammenlaufen 
beiber SRinge jtoifdjen ben Surgen ift eine gemeinfame ©aü* 
ftreefe für ba« Srüdenauftager benfbar. Die umfdjließenbe 
Srutynieberung Ijat überall eine fo bebeutenbe Sreite, baf? ein 
SRingtoaH mit jtoei ®rftben, tooljl aud) jtoei ©äße mit ben 
entfpredjenben ®räben (toie ffi&irt), angebracht »erben fonnten. 
©ne mftdjtige, ftarf geneigte (Erbrampe Derbinbet Jefct beibe 
Surgen. Da« üWaterial ju berfelben ift waljrfifjeinlidji ben 
oerfdpDunbenen Wingtoftflen entnommen. Die Sbfdjungen 
ber Wampe finb ebenfaU« mft alten Saubbftumen beftanben, 
au« beren Älter ein @<$lu§ auf bie <£ntfieljung«aeit ber 
{Rampe gemalt »erben fann. SRadj Ueberlieferung toaren 
Dor Anlage ber {Rampe gtori 3ugbrü<fen Dorljanben, »eld)e 
mttteljt jtoeier iEfjortljürme, in ber #auptburg unb Sorburg, 
bebten! nmrben. 3luf beiben ©eiten ber Wampe Ijat fid) am 
3f*j$c berfelben ein tief gelegene«, ebene« Sotlanb gebilbet, 
toetdje«, ebenfalls mit feljr alten Laubbäumen beftanben, ben 
3nrifd)enraum ber Surgen au«füüenb, je|t pariartig gepflegt wirb, 
an ber norbmeftfidpn (Ecfe ber Sorburg münbet ber »aljr* 
fdjeinlid) alte 8toffal)rt«tt>eg, eine gepufferte ©trafce mit pradjt* 
üoüen Laubbäumen gefdpnücft. Die reigootle ®eftettung ber 
®efammt* Surganlage toirb ganj befonber« bur$ bie in 
$ommtrn fo feljr fettenen, pari flie&enben, tljeiltoeife laut 
plfttfdjeroben, ring« um bie Surg Dertljeitten ©pringqueDen 
Don frt>ftoffltarem, trtnfbarem ©affer in anjie^enber ©eife 
er^tyt 

Sfofier ber foeben betriebenen SSorburg muß ft$ nodj 



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54 $ommerföe Surgen. 

eine »eitere Cor* ober ffiartburg bei ®fitgo» befunben ljaben 
unb gtoar jmtf^cn ber #auptburg unb bem Unterfee, ljart 
am SRanbe beS teueren, bon berfelben ©ru^nieberung um* 
fdf)loffen. Die Uebertteferung begännet biefen Ort genau ate 
ben ^fofe einer früheren SBurg. Die örtlid&e SBefdfiaffenljett 
beftfttigt biefe Annahme. (Sin fladjeS, freterunbeS, mft&ig 
fjolje* (1 bis lVt m über bem ©eefpiegel liegenbeS) Stöer* 
ftücf fenngeidfcnet fd&arf ben Stanb ber SBurg, ben gang »er* 
tuad&fenen Kinggraben, einen früheren 9Kng»aß fotoie einen 
ftufceren {Ringgraben, beten SSerbinbung mit bem ®ee mtttelft 
®rftben unoerfennbar ift. 



IL Sfoitg $tJU|0tt. 

SRame gtoetfetyaft, ob: „Ort ber ©tonen, 3fefien" 
(SBftume), nad& bdljmifd&: tuhy, stuha, ztuha, b. i. ftorr, fteif, 
feft, ober „bumpfer Ort" nad) fcolnifd) unb böljmifd): tuchly, 
stuchly bumpftg. gür ffirftereö fprid)t bie nod) jefet in ber 
Umgebung befinbli^e «iefernljeibe, für 8efctere8 bie Sage im 
tiefen SBrudfc. 

Sage unb (Entfernung oon ftammin O, 15,6 km, ©oHin 
ONO, 28,i km, $tatlje SO, 23,o km, Ireptoto SW, 20,7 
km. Orte ber näheren Umgebung: Dorf ©taarfc, b. i. baS 
«Ite, Dorf ffiittenfelbe, Dorf SWebetoifc, b. i. 3toifd)en* ober 
©rengborf, Dorf SWubbelmoto, Dorf ftaljlen, b. i. ®d)lamm, 
©umpf, Dorf Cambg = «am*bifc, b. i. ®teinl>au$, Dorf 
®d)toirfen, b. i. ©übort. 

SÄad^rid^ten: ffilgo», »beteftnegel, ungebrudt. 8.ftüdten, 
@efdf)id)te ber ®tabt «ammin, @. 258. 

3»ei SWeilen öftfid& Don ftammin fd&neibet bie «ammin* 
©reifenberger Cljauffee, ca. 400 ©dritte bor bem ®tudf)Otoer 
®d)loffe, ben 8ad& gleiten SRamen* unb ba$ Ijter ettoa 750 
©d&ritt breite Srud). Didf)t hinter ber Cljauffeebrüdte, fd&arf 
in ber ddt be« füblid&en ©rudjgttridtet*, beftnbct fid) ba« 
©tud&otuer SWüljlenetabltffement, beffcn (Sorten auf bem früheren 
Storgterrain, ben ©rfiben unb ben geebneten ©tttten, liegen. 



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8itrg ©tud&oto. 



55 



Uebcr bie Sage ber SBurg fonn fein 3»eifel obwalten, ba eine 
eto>a 60 3al>re alte glurfarte ben „©djloßberg" fd^arf marfirt 
burd) 2Jergftrid>e geigt. Ueber bte 2torg treibt 8. ftücfen 
1880: „3u eiiOto'* 3eiten (1697) befanben fid) in ©tu<f)oto 
no$ bie Ueberrefte einer feljr alten Surg, befteljenb au£ 
gunbamenten öon ©ebäuben, »eld)e auf einem $üget gelegen 
unb mit jtoeifadjen ©äßen unb @räben umgeben toaren." 




Jwia-Ucw-rnti^rl . 



***% s^w. j8$zz 



©iefe SBurgüberrefte finb jrfet boflftänbig berfd&tounben, felbft 
bie £ö!)e be« genannten #figel$ muß (Einbuße im Saufe ber 
3eiten erlitten ljaben, ba berfelbe {efct taum meljr tote l 1 /« m 
über ben umgebenben ffiiefen ljerbortritt. Derfelbe liegt frei, 
rings umgeljbar neben ber üDHtyte unb ift mit mäßig tyoljem 
Saubljolj beftanben, in bem jebod) alte Säume fehlen. Die 
äußeren 85egrenjung«linien be« SBurgplafeeS finb no$ gut er* 
fennbar, er Ijatte eine quabratifdje ©runbrißform t>on 25 
Stritt Seitenlange mit wenig abgerunbeten (Eden. 93on ben 
erwähnten boppelten ©räben unb ©äßen ift teine ©pur meljr ju 
entbecfen, aße Anlagen, aud) bie 93erbinbung8gräben mit bem 
33ad>e, ftnb plantrt unb bertoadtfen. 3fn obenfteljenber Ab* 



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56 Die ®eburtgftunben t*ft fecfcS jwminerfd&en fcersögen. 

bübung tft bor frühere mutljmafjtt^e ©runbrifc ber SBurg ein* 
getragen, bte Umgebung aber in beut jefcigen 3 u ftonb fft^irt. 
DerSBurgljfiget befielt toaljrfdjeinlul) aus getoadrfenem Stoben, tote 
aud) anbere infelarttge (Erhebungen be* SBrudjeö in ber Stiftung 
na$ ®ui unb Dorf ©tut^om gu. Die SBurg Studio» mit 
einem Plateau öon 25 m (Seitenlange tft uerlj&tou&in&gig 
gegen anbere pommerfdje Surgen nur Hein gu nennen; ©iegetto» 
Ijatte 31 refe. 30, »ö(f A 24 refp. 34, @filgoto 53 refp. 
65 Stritte Seitenlänge. 

©tud)o» ift langj&ljriger SBefife ber gfamitie t>on ?U>fe; 
öor 1318 ©gentium ber Familie öon SBftljr. 



Die (ßebttrtsfhtniien oon fedjs potmnerftyen 
4)erjögett. 

3fn bem au« Daniel Subolplj ö. Dandtelmann , 3 (f 1709) 
$efife ftammenben 8ud)e ber ÄdnigL Untoerfttftt«*39ibliotljef 
gu #atte: 

Ephemeridum opus Joannis Stoefleri Iustingensis 

mathematici a capite anni redemptoris Christi 1532 

in alios XX proxime subsequentes . . Tubingae 

Huld. Morhart 1533 kl. Febr. (Pd 1900. 8 [K 22. 4]) 

beflnben ßd) auf bem SJorfafcblatt bie folgenben Stetigen öon 

einer ber erften $älfte beS 16. $aljr$unbert$ ange^firenben 

$anb: 

Dux Bernimus senior nascitur anno 1501 2 die De- 

cembris hora 8 1 ) ante meridiem. 
Duz Philippus nasoitur anno 1515 decima quarta 

Julii hora 13 minuta 30. 
Dux Joannes Fridericus nascitur anno 1542 Augusti 

27 hora 5 minuta 16. 
Dux Bugslaus nascitur anno 1544 Augusti 9 hora 
7 minuta 30. 



l ) $oc|er auSgeftricfcra 6. 

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Die ©eburtafhmben t>on fed# pommerfcfcn $eraögen. 57 

Duz Ernestug Ludovicus naacitur anno 1545 Novem- 

bri8 l 1 ) hora 15 minuta 30. 
Duz Barnimus junior na&citur anno 1549 hora 13 

minuta 45 (ber lag, ftebr. 14, feljtt!) 
3u 1547 «pril 24 ifi am SRanbe bemerft: Pius et 
iußtus princeps Joan. Frid. elector Saxoniae captus est 
a coniuratis papae. 

Qu 1548 Sfaguft 25: Elisabetha filia mea nascitur 
die 25 Augusti hora 16 minuta 45. 

Da in ber SReüje ber pommerfdien #erjdge bie 1551 
unb 1557 geborenen ©rid| HI unb Äaftmir IX fehlen, ift 
bte ^ufammenftelfong 1549 ober 1550 gemadjt; bte ®eburt8* 
ftunben toaren für aftrologtfd)e $mdt (#oroffop, (Eonfteflation 
ber ®efftrne) angemerft. Ueber ben SBeftfcer be8 SBanbeS, ber 
bte Ctaigeitytungen bornaljm, (jabe id) letber md)t£ ©idjereS in 
(Erfahrung bringen tonnen. 33ermuti)en lägt ftdj aüerbing«, bafe 
ber JBanb au$ bem Sftadjlaffe be$ 2Watf)emattf er$ unb äftronomen 
(Era$mu$ 5Reinl)olb (1511—1553) ljerrityrt, beffen jüngerer 
»ruber Cannes 8ftetnf)olb (1541 SBaccalaureuS, 1543 
3Hagtper in ffiittenberg) 1549—1550 in ®reif8tt>alb ^Jrofcffor 
ber 2Rat!jematiI toar unb fdjon im ^afftt 1550 in Wittenberg 
ftarb (Äofeg arten, ®efd)id)te ber Untoerfttftt ®reif8tt>alb I. 
6. 199; ftrieblönber, ®reif«toalber 3Ratrifel I. <5. 226 bis 
230). (SraSmu* Wetnljolb ljat ftd) üielfad^ mit afirologifdjen 8e* 
red&nungen befäafttgt, toie au$ feinem Srieftue^fel mit #erjog 
«lbred)t öon tyreufeen (93oigt, ^olj., SBrieftue^fel ber be* 
ritymteften ®eleljrten be$ Qütalttti ber Deformation mit 
$erjog 3Hbre<I)t üon ^reufcen, ©. 541) tyeröorgeljt. $n 
unferem JBanbe fielen auf bem üorberen unb Hinteren ©djufc 
blatte «ntoetfungen ju aftrologifdjen «uffteöungen. äud) bie 
£od)ter ffilifabetl), geboren 25. «uguft 1548, mürbe auf 
(EraSmuS Steinljolb paffen föoljanneS St., ber erft 1541 ben 
erffcn aldbemif^en ®rab erreichte, »ar »oljl faum t>eri)eiratf)et), 



') Älempin, ©tammiafel IV fcai ton 2. Sfaüember. 

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58 (Ein Äutogrort Daniel Gramer*. 

bernt feine @attin SWargaretlja SBonerin ftarb im ©pfttfommer 
1548 „in partu", »ie ber Steftor Catyar Sruciger ben «Bitten* 
berger Kommilitonen unter bem 7. Dftober 1548 befannt gab 
(Scripta publice propo8itaaprofe88.Witeberg. Tom. 1 [1560] 
fol. 224 b). <8ra«muS töeinljolb unterlieg bei feinem 1553 
in feiner äJaterftebt ©aalfelb erfolgten lobe (gebr. 19) brei 
unmflnbige Äinber 1 ), einen ©oljn (Sraämu* unb jtoei Softer, 
beren SWamen nic^t genannt »erben. Da« ^ntereffe be« 
äftronomcn (Sra£mu£ 8ftetnf)olb in Wittenberg für bie ©eburtS* 
baten ber pommerf^cn $erjöge begreift ftd) leitet, toenn man 
ftd) bergegentoftrtigt, bafc fein ©ruber QoljanneS an ber 
pommerfdjen $o$fd)ule bt$ 1550, »o ba$ SJerjeidjnifc ab* 
bricht, lehrte unb bafc bie ©d)»efter be« Äurfürften ^foljann 
gfriebrid) Don ©a^fen bie ©emaljlin #erjog ^^tlipp^ I. 
oon Sommern mar. sr. $erlbad&. 

diu Äntograj^ Daniel Gramers. 

^n bem (Sjemplare berUntoerfttfttSsSibliotljef ju$aHeber 
„$ommerif<I)en £ird)en Chronica . . $urd) Danielem Cramerum 
. . ifco jum anbern maljl Dom Autore felbft überfein ... 
Alten Stettin, in Verlegung Qfo^im Kneten Anno 1603. 
4S (Sud) 1—3)*) fltety auf ber {Rflcffeite be« «orfafebtatte* 
bie folgenbe ©ibmung: 

Der »olgebomen (Sblen ftrato 
8gne8, gebome ©raffln ju ffiber* 
fitein tmb SWeugarten, gram 
©(^encfin ju lautenburg, 2Wei* 
ner gnebigen Tratten. 
©cremtet biefe* 
#iftorten 33ud) 
Sntertyenig 
Autor mp. 

*) ©ie (oben nodj 5 3a$re na* bem lobe be$ öaterö Cor- 
mftnber, Soigt, 1. c 545, Änm. 5. 

*) »ibliot^ete-Signatur: Jk 792. 8 (Og 50. 4.) 



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Sin Sfotogrort Stomel Gramer«. 59 

©ie »efifeerin beS JBudie« aar 8gne$, ©rftfin t>on 
Sberftcin^augarb, Softer ®raf SubtoigS, geboren 1576, 
in erfter (Elje Dermalst mit (Srnft VII., bem legten ®rafen 
mm #ol>enftein (t 1593), in jtoeiter feit 1598 Dct. 22 mit 
öurfarb ©d)enf »on lantenburg, geboren 1566 3uni 19, 
gefiorben 1605 Sept. 2. ©ie felbft ftarb 1636 in Sera, 
üon tyren trier Äinbem jtoeiter (Slje (au$ erfter Qfyt mar nur 
eine Softer (Erbmutlje Juliane entfpr offen, bie ben legten 
©rafen oon (Steigen, ^oljann 8ubtt>ig [t 1631] l)eiratl)ete) 
ftarben @eorg 1613 unb «nna ÜWagbalena 1620; bie ältere 
£od)ter ©opljia bermftljlte fid) 1618 Dct. 18 mit bem ©rafen 
ffiolf m. Don 2Ban3fetb (#interort, 1615—1638), ber ftttefte 
©oljn Cljriftian, 1599 Dec. 18 in DreSben geboren, ftarb 
1640 ?fag. 3 al« lefeter feine« ©tammeS. ©o toar Ägne* 
bon (Sberftein bie ©emaljlin be£ legten ©rafen üon #oljenfiein, 
bie ®d)ttnegermutter be$ testen ©rafen öon ©leiten unb bie 
SWutter be$ legten ©Genien toon Jautenburg (bei %tna). 
3ftre (Energie unb Umftty aud) ate SSormflnberin itjrer ©dljne 
rfiljmt meine Quelle, Joh. Christophilus Priderici, Historia 
pincernarum Varila-Tautenburgicorum Jena 1722, ©eite 
89—92. #opf, #iftor. geneal. «tla« £lj. 1. Auf meiere 
©eife ba$ (Ejemplar ber ®r&fta 8gne$ nad) #aHe getommen 
ift, I56t fty nid)t meljr feftfteöen. 3R. $trlba* 



fieridjt übet Me IterfamtnUragen, 

©ed&fte SSerfammlung am 15. 2Wftrj 1902. 

1. #err 8rd)it>bireftor ^rofeffor Dr. ^^i^^^nöburg: 

Sommern unb ba$ ljanfifd)*ljoUftnbifd)e SBfinbnifc 

öom ^aljre 1616. 

©ie »lüt^e ber #anfa »ar tftngft vorüber; bie 2tttffton 
beS einft fo gewaltigen SBfinbniffeS ber norbiffyn ©tftbte festen 
erfüllt, feitbem in ben angrenjenben Äüpengebteten felbftftftnbige 
unb feftgefügte ©taatengebilbe entftanben waren, unb bei ben 



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60 Sendet Aber bie Serfaistiitlitngen. 

meiften SDMtgliebern be« £anfabunbeö Ijatte ba$ ©emetngefüljl 
aßmftljltd) nad&gelaffen. Do fdjien bie alte JBebeutung beö 
norbifdjen ©tftbtebunbeS nodj einmal toieber aufleben gu foßen 
burd} ben 3ufammenf<I)lufc ber #anfa mit ben ^rovingcn ber 
nirbltd^en SRteberlanbe, bie feit f urgent burd) bie fiegreidj 
burd&geffiljrte ©elbftbefrciung von fpanifd&er ®etoaltf)errfd)aft 
bie Surfe ber gangen ffielt auf fid) geteuft Ratten, ßiüar 
maren in ffiirfttdjfeit beibe Kontrahenten in mandjer SBegieljung, 
g. SB. bem Dftfeeljanbel, Nebenbuhler; nid)t«beftotoeniger 
braute bie beiben gemeinfd&aftlid) von Dftnemarf Ijer broljenbe 
(Sinf^r&nlung beS #anbels unb bie ben SRieberlftnbern brotyenbe 
(Erneuerung beS fpanifd&en Äriege* bie $anfa unb bie SKeber* 
tanbe einanber nftljer. ®o fc^log fd&on im $a!)re 1613 Sübed 
mit ber SRieberlanbe ein ©onberbünbntfc, meinem balb barauf 
8raunfd)iveig unb in ber gfolge aud) anbere #anfaftöbte bei* 
traten. Die Haltung be« bftmfd&en Äönig« (Eljrifttan IV. 
veranlagte aud) bie in Sommern gelegenen STOitglieber ber 
#anfa, unter melden ©tralfunb, @reif«n>alb, (Stettin, SUtflam 
bie nridjtigften waren, bie grage eine« eventuellen 3fafd)luffeS 
an ba« ^anftf^^oüänbtf^c SBünbnifc gu erwägen, Steffen 
gelten fid) bie gum $>ergogtl}um Sommern * Stettin gehörigen 
#anfaftftbte fotooljl jefet als aud) foftter von bem Sünbniffe 
fern, ©tralfunb, tveld)e8 in jener Qtit an inneren Ätonpfen 
laborirte unb fid) beSljalb an ben SJerljanblungen jener ijjaljre 
nid)t beteiligte, trat fd)liefclid) bennod) nebft ®retf«tvalb ber 
Conföberatton bei. Sefetere tourbe fomtt im April 1616 von 
jefjn SDKtgliebern ber #anfa, ettoa« fpftter von ben Vertretern 
ber Sftieberlanbe untergeid^net. Die Kontrahenten verpflichteten 
fid) gur Äufred&terfjaltung ber $anbel£begie1)ungen in ber Storb* 
unb Oftfee unb verfprad)en ftd) gegenfettige #ülfeleiftung, fall« 
ein STOitglieb hierin gefd&ftbigt »erben fottte; bie Regierungen 
gu ftranfreid), GSnglanb, Äaifer unb 8fteid) unb gur evangeltfd)en 
Union foöten befielen bleiben; mit einem eventuellen Äriege ber 
SKeberlanbe gegen Spanien tooöte bie $anfa aber nidjt* gu tijun 
ljaben. %m Ärie^fifaBe fottte bie $anfa 17 1 /! (Sudeten ber 



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Seric&t über bie ©erfammfongen. 61 

aufjubringenben Kontingente gegen 100 (Einheiten ber ©enerat* 
ftaaten fteflen. — 3fn ©tralfunb fjatte junftdtft nnt ber SRatlj 
bie 83erf}anbfongcn toegen be« ?lnfd)luffe$ ber ©tobt an baS 
SBünbnifc geführt. Die barttber unwilligen Vertreter ber 
Sürgerföaft toenbeten ftdf) befdf)toerbefül)renb an ben $ergog 
^ljilipp Julius oon $ommern;2BoIgaft, unb biefer, bereitttriüigft 
auf bie $Befd)tt>erbe eingeljenb, gog ben Stotlj gur SSerantwortung. 
Der Sftatlj, ber ftd) fe^r unfid^er füllte, erflftrte, es ljanble 
fid) gar m$t um neue Vortrage, fonbem um bie (Erneuerung 
eine* alten JBünbniffeS, toeld&eS nur burdfc ben legten Ärieg 
ber Sßieberlanbe gegen Spanien unterbrochen toorben fei. Die 
(Entfärbung würbe bann ljinauSgefd&oben, bis ba£ SJfinbnifr 
inftrument gur ©teile fei. am 4. Sfaguft 1616 fd&idte bann 
ber Matt) bie ingtoifäen ooöjogene JBünbnifcurlunbe an ben 
#ergog ab; bod^ Ijatte er bie 83orjid)t begangen, bie (Einnrittigung 
ber Sfirgerfd&aft bor ber (Sinfenbung ber Urtunbe nadf>jufud)en. 
3U$ nun ?l)üipp Julius, im Vertrauen auf ben früheren 
3»ift jtoifd&en Stotij unb SBfirgerfdfjaft, oon neuem (Einfprudj 
gegen ben JBünbnifcoertrag erljob, fanb er bie ©tobt einmütig 
entfdjloffen, bei biefem ju bleiben, unb fein ffiiberfprud) fiel 
toirfungSloS ju ©oben. 3toar *) a * er no $ «nmal, oerantafct 
burd) eine (Einfpradje be£ Statthalter« ber fpanifd&en Sftieber* 
lanbe, (Erjljerjog älbredjt, einen SSerfud^ gemacht, ©tralfunb 
unb @reif«»alb jum {Rüdtritt oon bem SBünbniffe ju bewegen, 
aber ate ber ^rofeffor @erfon oon ber ®reifs»alber guriften* 
facultftt als Sbgefanbter be« #erjog« bie ©täbte ju einer 
barauf bejüglid&en (SrH&rung aufforberte, betonten bie ©t&bte 
normal«, ba§ ba« SBünbmfc nur l}anbelSpolitifd)er Sttatur fei, 
unb gaben iljrem SBefremben barüber SluSbrudt, baj? fie nodfc 
mal* mit biefer Angelegenheit beteiligt mürben. Da« folgenbe 
Qa^rje^nt braute für Deutfdjlanb, ja für gang (Europa neue 
SSertoidelungen, infolge beren baS $anfifdH<>ttänbifd)e SBünbnifc 
oon felbft auSeinanber ging, ftür bie #anfaftabte, inSbefonbere 
aud) für bie poramerfd&en, Ratten bie SSer^anblungen jebod) 
bie eine, nid&t ju unterfdjftfcenbe SBebeutung, ba§ ba$ SBürger* 



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62 Sendet über bte öerfammlungen. 

tljum aufcerorbentlidj erftarfte, unb bte ©tabt ©tralfunb 
foecieö ijattt fd)on am Snbe be« nftd)ften galjr jeljnt« ©elegenljeit, 
in ber «btoeljr ber »Menftemfdjen Belagerung eine Ijarte, 
aber glfidftidi überftonbene ?robc iljrer neugeftörften Äraft 
abzulegen. 

2. #crr Dr. ©d)umann*8ö(fntfc: SBronjefunb oon 
SRaffenljeibe. 

$n einem au«gebeljnten ffiiefencomplej, toeldier ju 
Sßaffenljeibe gehört, liegt ein toenbifdjer SBurgtoafl, ber im 
83ott«munbe ben tarnen „Stöuberberg" füljrt. 3n feiner 
5M)e finb ^faljlbauanlagen au« älterer ßeit gefunben toorben, 
unb ettoa 400 m oon bem SBurgtoaü entfernt ift aud) öor 
längerer Qtit bereit« ein großer Sronjefunb in einer fleinen 
«nf^toellung be« ©oben« jutage geförbert »orten. Die 
einzelnen Srongeftücfe lagen in einer Urne, toeld)e jebod) niijt 
meljr borljanben ift. Der 3funb befteljt au« Arm«, #al«*, 
Fingerringen, lutuli, ©ürtelbled&en, Anhängern, ^lattenftbeln 
oljne Ornamente, einer fleinen SBronjefpirale u. a. Sei ben 
$at«ringen ift befonber« bie oerfdjiebene Art ber ©nrid)tung be« 
33erfdjluffe« ju beachten; fte jeigt, ba§ biefe ©er&t^e in ben 
3formenfrei« ber norbifd^en SBronjefultur gehören. (Bbenbort* 
l)tn gehört eine fd)ön erlittene Srongefi^el. Dagegen (äffen 
bie in getriebener Arbeit au« SBronjebled) ljergefteüten ©erfttlje, 
lote bie ©ürtelbledje, auf ^mport au« bem ©üben fd)(ief?en. 
Der $unb entftammt bem geinten ober neunten $aljrljunbert 
bor (Efjrifti ©eburt unb gehört ju berjenigen ärt oon Depot« 
funben, meldte tebiglid) au« @d)mucfgegenft&nben befielen unb 
al« ©^afcfunbe anjufe^en ftnb. (Er ift im Sefifee be« #errn 
©rafen »rntm*SRaffenljeibe. 



Cüecatur. 



Album $ommerfd)er Sau« unb Äunftbenfmäler. #er* 
au«gegeben oon ben „©tettiner Sßeueften SWafy 



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SHteratur. — 9hrtijen. 63 

rieten". Drucföon 3rtf^er & ©d)tntbt, Stettin 
1899. 

ÜDad grofje 2Bert ber 3nt>entoriftrung aller i>ommerfd)en Sau* 
ttnb Äimftbenhnölet breitet naturgemäß nur langfam fort ÜDeS&alb 
ift eS ein guter (Sebanfe, getüiffermafra ote Vorläufer ein SBert fcer* 
ausgeben, in bem bie bebeutenbften 3)enfmäler ^ommernS bar« 
gefieHt unb betrieben ftnb. ©o ftnb in bem öorliegenben SUbum 
190 Jlbbtlbungen, bie bereit« nad> unb na<$ in ben „©tettiner 
SReueflen SRadjritfcten" veröffentlicht timrben, getot§ jur Sfreube aller 
Httert^umdfreunbe bereinigt. %u£ ber Art ber Cntltojung ber 
©ammlung erflärt e$ ftd), ba§ eine f^flematifc^e Drbnung ber 
Silber fe&lt. 3n bunter, abtoedrfelungSreidier SReifce führen und bie 
meift fe&r wo&lgelungenen 3ei<fcnungen t>on ber prft&iftorif djen 3eit bis 
in bie ©egentoart. 3)er ju benfelben gebotene lejt enthält aumeift 
gute unb angemeffene (Srltärungen. 2)aÄ 2Ber! tonn toarm empfohlen 
»erben, e$ ift leijrreid) unb unter&altenb augleitfc für ieben Srreunb 
unferer ^roöina. M. W. 

(Sbmunb Sänge, #einrid} ÄntfeS pommerfd)e Dramen. 
(Ein (grinnerungSbtatt. @reif$toalb, fr «bei. 1902. 

8m 12. 3anuar b. 3$. ift im älter öon 86 3afaen unfer 
fceimiföer 3)td)ter ©einriß ftrufe (1815 in ©tralfunb geboren) ba* 
Eingegangen. Irofcbem er allein 16 grofce fciftorifd&e Dramen ge* 
fcfcrieben fcat, in benen er einen bettmnbernSttertyen SReid&t&um in ber 
Sprache unb ein grofceä ®efd)i(f in ber (E&arafterbarffcflung enttoicfelt, 
tft er im allgemeinen aud) in feiner pommerf^en $eimatl) toentg be* 
tonnt getoorben. Unb bod) $at er gerabe aud> au/ifcrer ©efc^td^te 
ben ©toff su gtoci Jragöbien genommen, in benen er befonberS Sor* 
g&nge au$ ber Vergangenheit feiner Saterftabt barfteflt. ÜDie SSor- 
jflge biefer beiben SBerte „2Bifclat> öon Äugen" unb „SRaöen 
Saraefow fcebt @. Sänge in feinem fäönen ®rinnerung$blatte beutlid) 
$ert>or unb giebt aud) fonft feine 99emerfungen, bie §u richtiger 9e* 
urt&eilung bc« 3)id)ter8 beitragen. ©3 ift fe&r au tottnföen, ba§ 
burd) bie fleine pietdtooHe ©djrift ©einriß Ärufe, ber trofc frfifc 
zeitiger (Entfernung au3 ber §eimatlj mit »armem $eraen an i&r ge- 
gangen fcat, feinen SanbSleuten bekannter toerbe. An ber regten 
SBürbigung ttrirb ed bann ni$t festen. M. W. 

Kotigen, 

3m „SBraunfd&toeigiföen 2Ragaam" (1901 ©. 69—71) »erben 
unter ben ©rabjUtten ber helfen (ögl. SWonatSblätter 1900 



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64 3u»acfc« ber ©antmlimgen. — ättittbeilungen. — 3nbolt. 

©. 159) aud) bie Segräbnifföätten braunfätoeigifd&er ^rinaeffhmen 
in ©tettin, Setzen, SBolgaft unb granaburg bc&anbelt. 

8»*ti|B *e? 6*wmlmgeii. 

»ibttotf)e!. 

1. Cbm. Sänge, ©einriß ÄrufeS pommerföe Dramen. Sin (Er- 
innerung$blatt. ©retfönmlb 1902. ©efcfcen! be« SerfaffcrS. 

2. SRogafener gfamilienblatt. Safcrgaug V. ©eföen! be3 $erau$« 
geberS $rof. Änoop in SRogafen. 

3. Srranffurter Oberleitung 1902. SR. 5. 6. «gnty&tt einen «uffafc 
t>on $. 3*nfcf$ über ben $lan einer f ftc^ftf ^ « lauft^if d^en 
SanbeSuntoerfttät in ©üben), ©efd&en! be£ $rof. Dr. 3enfcf<& 
in ©üben. 

4. SKittbeilungen über bie ©efd&id&te ber gamilien Äofenoto 9h. 15. 
©efcfcent be« $erau8geber8, ^rebigerS 8. Äofenoro in Äti£, 
£)..$r. 

5. öeri^t über bie Sertoaltung ber ©emeinbe« Angelegenheiten ber 
©tobt ©tcttin 1900/1. I. ©efäen! be* 2Ragtffcat3. 

6. $. ©toben ott). Die ©dtfadjt bei ©oor. J^augural-Differtation. 
«Berlin 1901. ©efäent beS Serfaffer*. 

SKitt)eiUn(|eK. 

©eftorben: ©u&erintenbent Söget ht SBoKin unb@ebeimer 
Sauratb Süden in (Stettin. 

%u£gef$teben: ©ut>erintenbent Sranbin in Serlin, 
Äansleiratb $aa8 in Sergen a. SRüg., Rentier geller, Kaufmann 



) $aa8 u 
:. ©etbt i 



3ob. $einr. ©eibt in ©tettin 



Sie »iftliotfte* if* # am SRittfertft tum S-4 tt*r 
u»b am Sien(la0 ttnfc Qrreitag t>ou 12—1 ttftr ae£ftttt. 

$a* SRttfettm ift eottniag »oti 11—1 Utr ttafc 
aftittttw* »ou »—8 ttftr *t*fft»et. 

äuÄtoärtige erbalten na<$ Dorberiger SKelbung beim (Eonfertator 
©tubenraud), Sßreugif^e ©träfe 22, au$ *u anberer 3«t (Eintritt. 



Inhalt 

'Bommerfdie Surgen. — 3>ie ©eburtSfhtnben bon fe$6 
gpmmerföen $erjögen. — ©in Äutograj>b Daniel (EramerS. — 
Seritty über« bie Serfammlungen. — öteratur — SRotigen. — 3u« 
ttwd)8 ber Sammlungen. — 9Jcittbeilungen. 

8für bie iRebaftion Deranttoortlid): <ßrofeffor Dr. 9W. SBebrmann in 
©tettin. Drucf unb ©erlag tum $err<fe & Sebeling in ©tettin. 



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Pottttteblnttcr» 

$erau*gegcben 

©cfcflfdiaft für $omnterfdje ©efdjidjtc unb 
HttcrfljitraSfimto, 

»et *•**«* »et 3»**ftef Mffnr W**n*t*kUtttt t* «atr C«tltMtt|«fte 

ftftotttt« 

#0nwaI^wfammIunö 

fvettag, *<» 9* P«l 1902, 
3lbe»N JTillir im $<rtel te große* 

^age^orönung: 

1. 3al>re*beri<f)t. 

2. ©aljt be£ Sorftanbe« unb be* SBeiratlje*. 

3. Vortrag beS #errn <Stymnaftal*!DireftorS ^rofeffor 
Dr. 8em<fe: lieber bie SBaugefd}id)te ber Iftatobi* 
Krdje in Stettin. 

(9m ©onnabenb, ben 10. SWai, ftüljrung burd) 
bie Äirdje unb (Brfftutcrung.) 



SKadj ber 33erfammfong finbet ein gettteiuföaftftifle* 
JtfeitbefJVti ftott. Stametbungen »erben bt« jum 6. ÜWai 
im SBureau be« #otel be prüfte erbeten. Die ©nfüljrung 
oon (Säften ift ttuülommen. 



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66 3ofymn «uguft Äriebel, wetfanb ^räpofttu« in SBolgaft: 

Johann änguß Äriebel, wnjlairt >)räpofttn0 
in Wolgaft 

(Ein feinem £agebud)e nad&erjftljtteS SebenSbüb. 

Son Dr. jur. «jel »enebij, ftömgttdjem (grjtem ©taatÄantoatt 
in $atberjiabt 

Die ältefte Urhmbe Aber meine 93orfaljren mütterlt^cr^ 
feit«, toetd&e fid) in unferm 3familienard)to beftabet, ift ein in 
ber ©tabt SlugSburg am 12. 3uli 1559 oon ftoifer 2ferbinanb 
in überaus ljutböotlen ©orten ben Arabern Äntonij unb 
£I)oma«g Cljribfa erteilter ffiappenbrtcf. $ n no$ tootjU 
tooöenberer gorm mirb 1565 ber SBrief bem £I)oma$j als 
„©efretari unnfre« Dberoeftereid)if<I)en Regiment« unb bei 
unnfrer <5d)afebrief*{Regiftratur ju ^nnfprud " beftatigt ©ann 
bie Familie jum $roteftanti$muS übergetreten unb wann fte 
nad) Sommern übergeftebelt ift, l)at fid) «|$ nid)t feftfteflen 
laffen. Ebenfalls ift aber nadfouioeifen, %6 mein Ururgrofc 
Dater 1727 ftelbprebiger bei bem {Regiment be« dürften 
Cljriftian Staguft oon Anwalt *3erbft mürbe, baS bamal« in 
(Stettin ftanb. 

Dort ift am 3. 3fuli 1735 mein Urgroffoater ^oljann 
Kuguft triebet, toie bie SRamenSfd&reibtoeife nunmehr lautet, 
geboren. (Er fjat über fein Seben eine Steige Don tagebud)* 
artigen (Säuberungen Ijinterlaffen. (Einzelne ©fijjen aus 
biefem SBüdjlein ftnb bereit« anbermftrts oerdffentlidjt. 1 ) 
SRandjeS barin aber wirb gutereffe gerabe für meine liebe 
$eimatlj, Sommern mit {Rügen, beauftragen bürfen unb fott 
beSl)alb mit fpejiett lofal*pommerfd)er Färbung in SRad)ftel)enbem 
bargeboten »erben. 



l ) 5Reue ^reufHföe (Äreua»)8eitung t>om 3. 8. 1901, 9?r. 869 
unb ÜKonatSfärift für ©tobt unb Sanb (fcerauSgeber <ßrofeffor 
Dr. ÜK. o. SRatfaftuS-öreifStoalb unb DberfHeutnant a. 3). fc fcaffcll* 
fjriebenau), $eft 4, «pril 1902, ©. 379-387. 



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So&amt «ufluft Äriebet, wetfanb $rft»wfttu« in SBolgafl 67 

Die Ururgroßtnutter, geb. t). ©laljn, mar in erfiter Gtye 
ebenfalls mit einem ^rebiger, Ramend $\itx mann, Der* 
tyeiratljet gewefen. Ueber iljn Reifet e« im £agebud&e: (Er ift al« 
©d)riftfteüer in ber pommerfd&en £ird)cngefd(>id)te juwetten 
angeführt, @efd)riebene ^rebigten Ijabe td) Don i§m getefen, 
bie öoü eigentlicher ©knurren waren. ©8 fott ju ber 3 cit 
eine ^eriobe gegeben ljaben, worin bergleid&en 2Wobe gewefen ift. 

1736 würbe ber Ururgrojfoater al« ^aftor nnb $rfyo* 
fttu« ©tjnobi nad) ©reifenljagen berfefet. SSon ljier beginnen 
Urgro&oater« Äinbljeit« Erinnerungen. „SBie junge« 
frifd&e« SBad)«", fo tjetßt e« in ber «itfbrudteweife be« Sage* 
bud)«, „leidster al« alte«, wetd&e« burd) bie 8Snge ber 3ett 
härter geworben ift, bie ©nbrüdte annimmt, fo ljaben fid) audj 
bety ber jugenblid)en ffiftrme be« ©eifte« biefe frülj erlebten 
Gegebenheiten tiefer eingeprägt. Die erfte Kare S3orfteHung 
rüljrt oom fünften $aljre meine« 8eben« ljer. Damal« bradj 
ber erfte fdjlefifdje Ärieg jwifd)en Defterreidj unb $reufcen 
au«, unb td) fann mir nodj bie ©teile au« meine« Sater« 
©arten erinnern, öon weldjer id> ben STOarfdj ber Regimenter 
anfalj, weldje burd) bie ©tabt jogen. Da« auffaöenb ©inn* 
tidje unb gfrierttdje Ijängt fid) oermutljtid} in ber ©eele eine« 
ftinbe« feft. Daljer ba« SBleiben biefer Sorfteüung in mir. 
3$ fdjließe bie« nodj au« einem anbem SSorfaü, ber gleich 
barauf mir begegnete. SKeine (Sltern reiften öfter mit mir 
nadj (Stettin, wo tdj gewdljnltdj am #ofe be« dürften ffiljriftian 
äuguft t)on än^alt^erbft, ber midj jur laufe gehalten Ijatte, 
gebraut würbe. Die fjürftin unb beren lodjter, bie nad); 
malige Äaiferin Don {Rußtanb, bie große Äatljarina, nahmen 
midj einft mit jum ©djaufpiel. ffi« würbe Doftor gauft 
gegeben. 9t« aber betjm Äufeuge be« Solange« gtctdj bie 
fdfcwarjen Stufet baftunben, bie fidj um einen SKenfdjen ber* 
famme(ten, ber in einem Sttadjen auf ba^ Sweater ljereinfuljr, 
ba erfdjrat idj, unb mein ©efdfpety oerurfadjte, baß man mid) 
au« ber 8oge entfernen mußte. 



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68 3ofymn Äuguft Äriebel, »etjlonb ^r&jwfttu« in SBolgafi. 

Sei) ber <Ermel)nung ber Äoiferin Catljarina 1 ) 
fällt mir etma« ein, meldfje« be« (Srmeljnen« t>ietleid)t mertlj 
ift. Sttad) bctn lobe berfelben la« id), id) toct§ nic^t meljr, 
ob in einem Journale ober in einem anbern Sud)e, bat man 
nid)t mit ©emi&ljett au«mad)en lönne, mo fte gebogen unb 
getauft fei). 3$ mar erft SEBiüen«, barüber Äuöfunft gu 
geben. allein id) unterlieg e« au« ber Urfad)e, »eil man 
mir blofc auf mein ©ort ljfttte glauben mfifcen. $i) ljatte 
e« nfttymlid) oft öon meinem Sater gehört, baj? er fte getauft 
ljatte. Dag er gelbprebtger betym {Regiment iljre« fürftlid^en 
Sater« gemefen, madjt freiließ bie ©ad)e glaubmfirbig. 81« 
bie ÜWutter mit iljrer Softer ffiatljarina, bie bem ©ro&ffirften 
$eter als ®emaljlm beftimmt mar, buref) £oenig«berg in ber 
SBeumarf ging, reifte mein Sater baljin ab, um ü)t feine 
Untertl)ftnigfett gu begeugen. Die Äinber be« dürften maren 
gemofjnt, tyn immer „Jtbba" gu nennen. 2Rit biefem Sttamen 
ljatte iljn Katharina aud) bamal« nodj beehrt unb iljm bie 
grage vorgelegt, »ad eine gfürfün gu tljun Ijabe, menn man 
Don tyr verlangte, bafc fie au« ©taat«*Urfad)en if>r ®lauben«* 

betenntnife ftnbern foüe 6« erbeut barau«, ba& man 

einiget Sertrauen auf iljn am ffirftltdjen #ofe mödjte gefegt 
ljaben. %m fiebenjftljrigen Äriege würbe er üon einem 
rufftfdjen Dbriften al« ©eifal mitgenommen unb mit iljm in 
einem Dorfe feine« ©tynobu« eine« Sttadjt« einlogirt. Der 
Obrift frug ü)n, ob e« maljr fetj, ba§ er bie Äaiferin getauft 
ljabe? SEBeldje« iljm oermutljlidj oon Ruberen gefagt mar. 
Sluf meine« Sater« Serftdfyerung, baß e« mal)r fety, marb ber 
Dbrift ftiller, mfinfdjte iljm eine gute Siadjt unb ging gu Sett. 
9Un anbern SKorgen mar er fd)on gang frütye mit feinem 
Detadjement abgegogen unb fjatte meinen Sater allein gurücfc 
gelaffen, oermutljlidj au« 3furd)t, e« mödE)te etma« t)on feiner 
milben Aufführung in bem SBoljnort meine« Sater« oerlauten. 

l ) Äaiferin Äatljarma tft am 2. ÜRai 1729 in Stettin geboren, 
1745 mit <ßeter III., 3ar oon SRufjlanb, berm&ljtt unb am 17. 5Rooember 
17% geftorben. 



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3oftann »uguft Äriebcl, metjlanb $rtyofiht8 in äBolgafl 69 

Cr ^atte neljmlid) eine große Angabt Don Äontfdjeunen hinter 
ftd) in Sranb geftedft, oljne irgenb eine ÄriegSraifon baju 
ju Ijaben. 

ÜReinen Unt erriet erhielt id) in bem erften ftaljre, 
ba idj be$ UnterridjtS fällig mar, t^eite Don meinem Sater, 
tfyeils Don einem #au$lel)rer 8Smamt in ber 3familie Don Dfien, 
bie in ©reifenljagen fid) auffielt. 311S id) etmaS meiter in 
meinen Äenntnißen gefommen mar, behielt jmar mein Sater 
meinen Unterridjt bei), aber etma nur f)öd)ftenS eine ©tunbe 
beS lag«, meldte entmeber ber Religion ober ©eb&djtnifc 
Übungen gemibmet mar. 8lud) mußte idf) {eben SWorgen ju 
if)tn tommen unb ein 2Worgen*®ebetl) au$ bem Sugenljagenfdjen 
®efangbud)e nebft einem ftapitel au« ber Sibel lefen. Die« 
mar freüidj für mid) ein unnüfceS ©erf, benn id) Derftanb 
menig Don ben ©ebenen, meiere an Sater, ©oljn unb ®eift 
gerietet maren. ^eber Don tynen befam einen befonberen 
Slbfdjnitt im ®ebetl), ber an ifyn gerietet mar, bis fic gulefet 
alle Drei) jufammengenommen unb als Dreieinigleit begrüßt 
mürben. 3$ ljatte freiließ meine eigenen ®ebanfen barüber, 
burfte mir aber bei) ber bamaligen DenfungSart ber @otte$* 
gelehrten gegen meinen Sater hierüber nidfjtS merten laßen. 
$n meinen ^ünglüigSiafyren fd^toebte er meinetmegen fd)on 
immer in Seforgniß ber ^etcrobojtc. Sei bem Unterricht, 
ben id) Don meinem Sater genoß, mußte id) jugleidj bie 
große ©djule in ber ©tabt befugen. ÜKan !ann fidf) 
leidet benfen, mie eine fold)e ©df)ule in einer Keinen ©tabt, 
bie fidf) nid)t Diel, ob fic gleid) an bem Oberfluß (ag, über 
eine Öanbftabt ertyob, befd&affen mar. (Es maren in berfetben 
fünf lange S&nfe gefegt, Dor meldten ebenfoDiel £ifdf)e ftunben. 
Die beiben erften Sanfen maren für bie ©djüler, meldte 
Unterricht im ßateinifdjen, jur SRotl) aud) in ber gried)ifd)en 
Sprache nahmen, bie bre^ anbern Sanfen maren für foldje, 
meldte bloß im ©djreiben, 8efen, Meinen unb in ber Religion 
Unterridjt erretten. Die 3al)l ber ©d)üler belief fld) auf 
einige über $unbert, meldte Don jme$ Sehern unterrichtet 



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70 3o&amt 9faguft Äriebel, wetfanb $räpofttu« in SBolgafi 

mürben, bcm JRrftor unb Äonreftor. SWodj wunbert e£ midj, 
wie biefe gwet) üttdnner eine fotd^e Angabt Änaben foweit 
brauten, wie fte fte bradjten. 8ber freiließ Ratten fte aud) 
Ijarte arbeit, weldjc fie faft nur medjanifdj übten. %&) fjatte 
ba« ®lüdf, gleidj auf ber erften SBanf ber britte in ber Drbnung 
ju werben, unb ba ba« fogenannte „certiren" bort eingeführt 
war, fo Ijatte idj jumeilen audj ba« ®lüdf, ber erfte ju werben, 
guweilen aber aud) bie JBetrübnifc, Ijeruntergerüdt ju werben, 
big idj enblidj nadj ein ?aar ffiodjen ben erften $lafc feft 
behauptete. Den ljauptfddjlid)ften Unterridjt erhielt idj oon 
beut bamafjtigen SRettor ©ut«borff, ber nadjfjer Diafonu« an 
ber Äird&e würbe unb jutefct nad) meines 95ater« £obe in 
feine ©tefle fam. Diefem STOanne Ijabe idj oiet ju banfen. 
®ing bi« ju meinem fünfzehnten ftaljre fein Unterridjt an 
mir gleidj nid)t über ben Cornelius unb ©urtiu« unb einige 
©teilen au« Düib« libris tristium, fo braute er midj in ber 
lateinifd&en ©pradje bodj foweit, baf id) mir nur fetten einen 
grammatilalifdjen fytytx ju ©Bulben lommen lieg. (Sine 
SWenge oon trafen befam idj in ben ftopf, bie id) mir in 
ein eigene« SBudj fammelte, um fie be^m aufarbeiten ber 
lateinifdjen (Sjercitien anzubringen, 3rreitidj fag ba oft ein 
Sappen oon ©djarladj bei einem Sappen oon Seinwanb. Da« 
fd)abet aber md)t. STOan merfte bodj, baf idj bie ©prad&e, 
wie man e« nannte, mit 9pp(i!ation trieb. $m ®ried)ifdjen 
ging mein Unterridjt nidjt über bie ©rammati! unb ba« neue 
Xeftamcnt. — STOein SSater unterrid^tete midj fp&ter babeij in 
ber ®eograpljie unb lieg midj in ber ®efd)idjte freier'« (£om* 
penbium unb $übner'« ®efd)idjte lefen. STOeine SRotlj aber 
Ijatte idj befonber« bamit bei) üjm, baß idj fogar gried|ifd)e 
(Sjercitien madjen mußte, wobei) mir Schrevelii Sejcicon unb 
ber Änoöiu« tüdjtig beiftunben. ©ie erbautid) bie« gegenfeitig 
war, läßt pdf) benten. JBet ber ©orreftion ber ffij ercitien würbe 
auf nid)t« Slnbere« al« auf ba« ®rammatifalifdf)e gefefjen. 
Denn ©rammatif unb abermal« ®rammatil war in ben 
bamaljtigen QÄttn bie #auptfadje be« ©pradjenunterridfjt«. 



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3ofonm 9foguft Äriebel, metfonb <ßrapofitu« in SBolgaft. 71 

Da« $ebrftifdje lernte idj nur lefen. Dag bcr Unterridjt 
in ber beutfdjen ©prad>e gfingtid) befettigt mürbe, tft leidet ju 
glauben, ©orauf man faf), mar btog bie {Redjtfdjreibung in 
ber 9J?utterfprad)e. Huf bie Steinzeit mürbe garnidjt geartet, 
©idj einen correften ©tyl ju bilben, überlieg man ber 3ufunft 
unb ber Umfidjt ber Änaben. 

SDWr tarnen barnal)!« einige Stomanc in bie #änbe. 
Stobinfon Krufö 1 ) mar ber erfte, ben id) lad. $$ öerfdjlang 
iljn mit SJegierbe unb mieberljolte bie Seitüre. 3J?ein Sater 
faf) ba« unb lieg e« gefdjefyen, mamte mid) aber oor bem 
Sefen fotdjer SBüdjer. Die« 35ud), fagte er, mdre unfdjulbig; 
bie übrigen aber enthielten ©ift, ofyne mir äugleid) gu fagen, 
morin e« beftftnbe. Cupimus negata. 3<Jj marb um befto 
begieriger banad), la« ba« abentl)euerlid)fte unb bummfte #eug, 
üerftc^t fidj, feljr oerfto^ten. (Enbtid) mürbe id) ertappt unb 
mugte bie Quelle meiner Seitüre angeben, meldte mir fogteidj 
oerftopft mürbe. 3$ grämte midj feljr, bag mir biefe Sielt ber 
gabelet) t>erfd)loffen mürbe. 3um ©lücf fielen mir ©etlert« 
fabeln in bie $ftnbe. 3$ machte einen SSerfud), felbft einige 
balb in $rofa, balb in Werfen ju erbieten. Die« mar mein 
erfter SSerfuc^ im beutfdjen ©tyle, ben idj nadj unb nad) burdj 
mehrere Seitüre unter ber Seitung meine« Cater« meiter bitbete. 
Da idj bod) fo grogc Suft Ijdtte, ein beutfdjer ©tylifi ju 
merben, meinte er, fo foöe id) SDtatyrim'0 Ijeilige Sieben lefen. 
Cr gab ftc mir in bie $änbe. Da merlte idj benn ben grogen 
Untertrieb jmtfd^en ber ©pradje 2R.'« unb ben anberen 
©Triften, bie idj fonft gclefen Ijatte. ©eine mortreidje 
JBerebfamleit rig midj fjin, unb id) fing fogar an, au« eigenem 
Iriebe ^Jrcbigtcn nadj feinem SWufter aufoufefcen." 

Der SSater ift bamit aber nid)t jufrieben. Cr lad)t ben 
jungen über bie Dürftigleit ber ®ebanfen au« unb »erlangt 
oon iljm, immer nur neue Abarbeitungen in ber ©ljrieform. 



*) SJerfagt befomttlidj Don bem (Sngläuber Daniel Defoe, 
geb. 1661, Sonbon, gejl bafettft 24. 4. 1781, 



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72 %cfyaxm «ugaft Ärtebel, »e^lotib $rapofttud in SBolgafL 

Diefer audf) jefet nod) unbeliebten ©d)filerjmang«*3rorm meiß 
ber Änabe fid^ gmar ju entjteljen, betn SSater aber gefdCt 
fein formlofeS Oefdjreibfel nod) meniger. ©r Ijat gmar bie 
„®üte, am Snbe tyin gu färeiben" ut desint vires, tarnen 
laudanda voluntas; ber nad) „^rdfait ber ©ebanfen" Der* 
langenbe ©djüler ertennt aber erft fefyr attmMtfidf), baß man 
„nidjts ®efdf)eibteS fd&reiben fann, menn man feine ©ad)en 
im Stopft fyat". 

üßit ooflenbetem 15. fiebenSjaljre überfiebelt ber Ur* 
großoater na$ (Stettin auf ba$ (S^mnafium. $ier bünftc 
id) mid), ein ganger ftert geworben gu [ein. Denn id) trug 
nunmehr einen Degen, Diefer mar gmar fd^on bamals ben 
©tubenten auf ben preußifd&en Slcabemien genommen. ÜÄan 
^atte aber oergeßen, ben JBefel)l gum Ablegen bem ©tettiner 
©ijmnafto gugufdf)i<fen. SUfo erlieft er ftdj iu>$ einige ftafyre 
an ber #üfte beS (ätymnaftaftat, bis er bei Gelegenheit eine« 
bummen ©treibe« — ein ©tytnnafiafi ftadj bem Portrait 
grtebricfys n v metd)e$ im großen 8ubitorium aufgeteilt mar, 
in ber Irunfenfjett mit bem Degen bie äugen au«. Stx mürbe 
re(egirt — aud) iljnen auf 39cfef>t ber Kuratoren genommen 
mürbe. — $ter mar id) aber nun aud) in eine gang anbere 
ffielt getreten. ©& mürbe l)ier alles afabemifd) getrieben. 
$n ben öffentlichen ©tunben trugen bie ^rofefforen atte 
©ißenfd)aften in einem gufammenfy&ngenben Vortrag oor. Da 
mar feine Unterrebung gmifd)en 8el)rer unb #ul)örer. ffiir 
burften nur työren. Ob mir ba$ ©etyörte faßten ober oer* 
ftünbcn, ba« ging alles ben Seljrer nidjts an. ^um Unglücf 
traf eS fidf), baß id) in mannen ©tunben ein Kollegium über 
©ißenfd&aften t)örte, in benen ber Seljrer fd)on meit l)ineingerü<ft 
mar unb oon benen id) meiter feinen Segriff l)atte, als baß es 
fyieß, fie mftren einem ©tubirenben notfymenbig. ©o tjörte id) 
g. ffi. ßogif unb ÜKetap^ftf nad) HepinuS be$ bem märbigen 
{Reftor Dr. Quabe unb fing bie lefetere in ber üWitte an. $ä) 
blieb in it)r gftnglid) im Dunfeln, ba id) nodf) bagu foüiel 
abftrafted unb fdf)olaftifdf)e$ £eug öerfd^lucfen mußte, meldjeS 



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3of>ann »uguft Äriebel, metfanb $rtyofrtu8 in SBolgaft 73 

mir tote ein Stein im 9Wagen tag. 2ttein @lüdf mar e$, 
bafj mein SSater mir bie (£rtaubni& gegeben fyatte, bie not^ 
menbigften SJüdjer aus bem 93ud)laben auf feine töed&nung 
nehmen ju bürfen. 3$ taufte mir atfo SBotffS Sogil unb 
äßetap^ftt. Da ging mir erft ein 8idf)t anf unb in ber 3rotge 
lernte idf) beijbe ffiifjenfd&aften nodj be$fer tennen, als id) in 
prtoat ©tunben bei bem $rofe$for Denfom, ber tum ©targarb 
nad) Stettin berufen mürbe unb fp&ter nad) fiübedt ging, über 
fte ein Coöegium Ijörte. $rit>at ©tunben gaben bie menigjien 
Seljrer. Hu$er in ber lateiniföen Spraye, morin id), ba id) 
ja einen §iemlid)en ©runb gelegt Ijatte, immer metter rüdtte 
unb fogar anfing, ein SSerfifej ju »erben. Qn ben jä^rUc^en 
JBetanntmad&ungen über ÄoUegien ber Seljrer unb über bie 
gortf dritte ber (S^mnafiaften mürbe idj aud) immer als einer 
ber erften genannt, meiere fidf) in ber lateinifd&en Spraye 
auSjeid&neten, ja e« mürben fogar einige groben baoon gegeben. 

Qtofy ©tunben in ber 85odf)e ljörte id) bie bogmatifdje 
Ideologie bei) bem $rofe8for £itiu$, ber für bie bamaljligen 
3eiten ein auSgegeidjneter Äanjelrebner mar, unb jme$ ©tunben 
über ba$ $ebrftifd)e bei bem $rofe$for ©djroeber. Der SWann 
mar aber fel>r fdjmadf) in ber ©i>rad)e, fobag mandjer (Stymnafiaft, 
befonberS au$ ber ^renjlau'er ©d&ule, moran ber Dr. SBenfcft) 
ftanb, ityn in ber ftenntnij? ber Spraye überholte. %ä) blieb 
alfo aud) fefyr barin jurüd unb Ijabe nie mittommen tonnen. 

®efd)idt)te la$ ber ^rofeSfor ©tiffert in einem irrtfjüm* 
liefen, buntein unb unangenehmen Vortrag. @r erftärte in 
4V1 Qfa^ren Xenophons ©Triften. Der ÜKann befaß biet 
®eleljrfamteit, mar aber Irin Docent für Anfänger, ba^er aud) 
bie jungen Seute teinen ßeljrfd&mieb an il)m fanben. 

ÜRatljematil trug ber $rofe£for 2Waa« tmr. 3$ befugte 
fleißig feine ©tunben. SSermut^lid^ l)atte idf) aber teinen 
fonberlid^en matf)ematifdf(en Äopf, fonft l)ätte id) nadj meinem 
2rlei& mefyr baoon begreifen tonnen. 9Hd^tö gefiel mir metyr 
unter feiner Seitung als bie Sjpertmental^^fit, t>on ber id) 
leidet bie junt ffifperimentiren gehörigen $anbgriffe lernte. 



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74 <ßommerfd>e Curgen. 

Selten mißlangen mir bic SBerfudje. dagegen »urbe e£ mir 
ferner, bic Hjeorie ber ?^|if ju lernen. Star burd) $ülfe 
ber (Sjperimente begriff td) fte. @ie tonnte nie ein t>orjfigtid)e$ 
©tubium für midt) »erben, »eil td) nidf)t jum Siefbenfer 
gemacht mar. 

SWefyme id) gu biefem äffen baS (Erlernen ber franjöfifdf)en 
Spraye unb ©tylübungen in beutfd&er unb lateinifdjer ©pradje, 
fo ift bic« baS, ipomit idf) fünf ^re lang meinen Aufenthalt 
auf bem ©^mnafium jubrad)te. 9m ®d)luffe einer jeben 
©od&e muf te id) meinem SBater einen lateinifd&en Sluffafc über 
ba« ©pcjteüe überfd&idfen, fco* id) bie ©od&e über getrieben 
Ijatte unb id) befam jutoeilen foöttifd&e unb Ijarte Stattoorten, 
toenn id) barin 3fel)ler gemalt Ijatte, aber aud) mandf)e$ 
liebreiche 8ob, toenn idf) feinen JBeifaff fanb. 
(Sfortfefcung folgt.) 



J)ommtrfd)t Burgen. 

8on 8. Äüdten. 
III a. jSnrg 3MA A. 

SWame mdglid&ertoeife nadf) böljmifd) bojicky, friegerifd); 
tneffeidfit aud) nad) bok, Seite ober bog, ®ott. 

Sage unb (Entfernung Don Äamin SSO 25,« km, 
©offin OSO 24,o km, ©üljoto SSW 6,o km, $latl>e WSW 
21,o km, ©iegeüoto NNO 6,t km. 

SRad)ridf)tcn ftnben fid) bei ü. glemming, Sanbratlj, 
8altifdf)C ©tubien ^rgang I, 8. Äüdten, ®efdf)id)te ber 
©tabt Äammin. 

JBödt fyat jtoei, rdumlid) unb gefdf)id)tlid& üoflftdnbig 
getrennte Surgen, t>on benen bie 250 ©djritt öftltc^ öon 
ber SBödter Dorfftrafce, in tiefem SBrudf) belegene JBurg A, bie 
größere unb ftftrfere, tool)l bie ältere ift. Der ©afferftanb be* 
8rudf)e« ift in früheren Betten ein leerer getoefen; bieS mad&t 



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8urg 8ikf A 75 

es erflärltd), bajj bie 83urg Dor 50 ftaljren als in einem ©ee 
tiegcnb gefäilbert tmrb. 

Sie JBurganlage A jetgt ftd) Don ber ©orfftrafce als 
ein, aus bem umgebenben SBrudj bidjt gefdjtoffener, infelartig 
auffleigenber ©albfomplej, tt>etd)er ftd) auf einem Don Sorben 
nad) ©üben gefhredten ooalen ®runbj>tan auSbefynt. Sitte 
SBudjen unb (Eidjen, Heine« Saubljolg unb ©eftrdudj, balb 
unburd)bringlid), balb ben ©urdjblid gcftattenb, beden baS 
ganje JBurgterrain, Don ber liefe ber ®r&ben an bis ju ben 
ljöd)fien ©allfronen. Die SBftfle finb nod) gut ermatten, bie 
©rftben Dertoadrfen, aber nidjt Derfdjüttet unb {ebenfalls nod) 
Dollfommen erfennbar. $n ber SWitte ber ganjen Hntagc 
befinbet fidj bie SBurg, ein fteil anjieigenber, jtyramibaler, ettoaS 
länglid) Dierediger, abgeplatteter ©rbtörper Don 12 MS 15 STOctcr 
$ölje mit ein toenig abgerunbeten (Sden. Die obem Äanten 
beS SBurgplateauS finb mit einem etwa 1,5 ÜKeter Ijoljen 
©au eingefaßt, tocldjer früher tooljl mit ^olgpaQiffaben 
gefrönt, jebodj in fpftterer Qtit ml* *inw STOauer aus 3^ e 8 e ^ n 
unb ^elbfteinen Derfeljen mürbe; audj ©puren Don ÜTOauer* 
fyürmen im Verlauf ber üRauern als audj in bem SBurgljof 
finb erfennbar, aber nid)t ganj fidler, ©oljl beS üRatcrialS 
toegen ftnb bie SWauern unb Stürme bis auf ben ®runb 
abgebrochen unb bie Junbamentftetne bis 1,5 ÜKeter ausgetollt, 
oljne ba| man ftd) ^ e ÜRülje gab, bie entftanbenen Vertiefungen 
»ieber einzuebnen. 2)enft man ju bem jermü^lten bie un* 
regelmäßig in bie Ställe eingebrochenen gfujjfteigöffnungen unb 
ben urioalbdljnlidjen SBaumttmdjS, fo fyat man ein annäfyernbeS 
JBüb Don bem KljaoS, toetd&eS ber $lafc geigt. 

Der redjtnrinftidj angelegte JBurgfyof Ijat — auf ben 
©allfronen gemeffen — eine Sänge Don 34 unb eine breite 
Don 24 ©dritten. Die SBurg »ar Don einem 15 ©djritt 
breiten ©raben rings umgeben, ffiftljrenb im Often unb 
ffieften baS tiefe ©rudj mit fliejjenben ©rfiben genügenb ©d)ufc 
bot, fo beburfte ia» nad) Sterben unb ©üben fid) erfhredenbe 
Sorlanb weiterer ©dranlagen. Diefe finb im Sterben in 



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76 



^ommerfdje Curgcn. 



2rorm Don jttei Dorgelagerten, graben, infelartigen, burd) einen 
15 ©djritt breiten (Kraben getrennten Ouermäüen unb im 
©üben burdj einen toaffrfdjeinlidj tnittelft ^aliffaben gefdjüfcten, 
Don ber SBurg burd) einen ebenfalls 15 ©djritt breiten ®raben 
getrennten SBorplafc gefdjaffen. ffiie bie eigentliche JBurg, fo 
mar baS ©anje ebenfalls Don einem ©raben in oDaler 3rorm 
eingefdjloffen, beffen fiangfeiten burdj bie Ouergrdben redjt* 
tmnflig Derbunben toaren. Die beiben nörbtid)en Oueroälle, 




3*X*<j«v^*ctm rti üja£ 



&truj>«*apn^ e^m . 



je 40 ©djritt lang unb 3 bis 4 SWeter Ijodj, finb abgeben 
Don leicht erflftrlid)en Slbrunbungen gut ermatten. 8ludj bie 
ca. 50 ©djritt im Quabrat ljaltenbe SSorburg ift beutlid) 
abgegrenzt, jeigt aber feine ffiaöfouren, Ijat aud) bei ©eitern 
nidjt bie $ölje ber $auptburg. 3ufuljrtDege jur SBürg tonnten 
nid)t conftatirt »erben, ffiaffrfdjeinlidj Derbanben ^oljbrücten 
mit $ugm>rrid)tungett & ie etajrfnen Anlagen. Der S3er* 
gänglidjfeit beS $oljeS falber ift nun alles Derfdjtounben. 
©teilt man ftd) bie SRing* unb Ouergrdben bis oben an mit 
{Baffer gefüllt Dor, fo erholt man Don ber Surganlage einen 
©runbplan, tüte bie obenfte^enbe Slbbilbung geigt (bie »eitere 



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Surg 8ö(f B. 77 

Umgebung tft ber Drienttrung falber in bem j^tgen 3uftanb 
bargefteüt). SBW A tft eine ber behaltenen SBurgen be« 
Äamminer Äreife« unb in jeber ©ejieljung mertl), befud&t ju 
»erben, fie toirb al« ©tammtyau« ber 3ramilie ftlemming 
angeben. Die jtoeite JBurg JBödf B, bi« 1308 im JBefty 
ber fjamilie $töfc, ging fpäter ebenfalls an bie gflemming 
über, ffia« audf) fiber bie nieberbeutfd&e äbhinft ber 3rlemming 
verlautet, fo ift bodj bie ÜRöglid&feit toenbifd&en Urfprung« 
berfelben nid&t ganj auger 2M)t ju laffen. Da« polnifdje 
wielebny, böfymifdje welebny bebeutet beutfd) „prei«tt>ürbig, 
et)rtt>ürbig, fjerrlidf), rütymlid)". Slud) finben ftd) Dertlid&feiten, 
tt>el<i>e auf biefen (ginn jurücf ju führen mären, j. SB. ber 
mftd)tige JBerg „ber Sßtäuung" bei Wittenberg, nodj int ©ebiet 
toenbifd&er Ortsnamen. 

IUb. #nr<$ 3S3A B. 

Drtfd&aften ber näheren Umgebung : Dorf SBautftgarten, 
£. ©retoifc b. i. Saumbor f; Älofcin b. i. ©aumftammort; 
3X Sangenborf; D. Iredfcel, D. ©$tt>ante«l)agen; D. 3arngtaff 
b. i. ©d)tt>aräfoj>f; ®. ÜRorafc; ber ®el)feberg b. i. toeige SJerg. 
Die bid)t neben SBöcf liegenben £ül)nerberge, oermutljlidj toegen 
ber ljftufig bort fidj finbenben Hünengräber „#ünenbergc". 

ffiäljrenb JBurg JBö<f A linte neben ber Dorfftrage liegt, 
»eldje in ben ffieg nad) Sarnglaff übergebt, fo bepnbet fid) 
JBurg S3öd B red)t« neben berfelben, bid)t an bem £ird)l)of, 
400 m toeftlidj t>on SBurg A, fo bog bie Dorfftrage unb bie 
ffiegabjtoeigung nadt) 2red)el unb ©iegettott) jtmfdjen beiben 
Surgen fyinburd) füljrt. SSon ber ©trage au« madjt bie 
JBurgftätte ben (Einbrudt eine« öermilberten partes, toie audE) 
biefetbe nörblidt) um ben Äirdjljof fyerum in bie $arfanlage 
be« ©d&loggute« SBödt unmittelbar übergebt. Da« ganje Dorf 
SBöd mit ben beiben SBurgen ift inmitten eine« grogen SBrucfye« 
belegen, fo bog jebe ber Anlagen für fidt) üon bemfelben um* 
fdjloffen ift. «Ja« junöd&ft bei öurg B in« «uge fdüt, ift 
ber Umftanb, bag biefe in ber Sauart oodftänbig oon A ab* 



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78 ^ßommerfdje Surften. 

toeid&t. ffiäljrenb tue lefctere, aud) bie SWad)barSburg ©iegelfo», 
einer gang befonberen ©ruppe Don menbifdf)en geften angehört, 
bie infolge tyrer langgeftredtten ®runbflädf)e einzelne getrennte 
Ouerto&tte unb @räben erhielten, ift Surg Söd B ben oier* 
eefig angelegten Surgen mit SHngtoftflen unb ©räben jujujäljlen. 

Der äußere SRinggraben biefer jtoeiten Surg ftößt ün 
©üben bidjt an bie ©orfftraße, im Dften an ben Äird)l)of. 
©er quabratifd) angelegte, nodj gut erhaltene äußere ?Baü Don 
2Vt bis 3 SWeter #öl)e tyat auf ber ringsum nod) gangbaren 
ffiatürone 70 ©$ritt Seitenlange, ©er innere unb äußere 
Sftinggraben ift nid)t ausgefüllt, fonbern etmaS Dertoad^fen, baß 
man bie ©oljle ebenfalls ringsum abgeben !ann. Central in 
beut Wingtoatt liegt bie Surg, ein mäßig f)of)er, tttoa 2*/i 
bis 3 SWeter, im allgemeinen horizontaler #ügel mit nieberer 
©alleinfaffung, meldje in foäterer geit mit einer ÜKauer 
gefrönt mar unb nur 3ieget» unb SKauerfdjutt tyinterlaffen fyat. 

©ad SÖurgterrain ift in allen ^)ö^enlagen mit alten 
Säumen, 8aubl)olj unb tl)eilmeife bi$tem ©efträud) beftanben, 
jeboc^ ftnb bie ©alle unb ©räben nod) feljr genau in iljren 
Umriffen erfennbar. ©ie SBaHfronen finb im Saufe ber $eit 
abgerunbet, l)aben aber erfid)tlid) an iljrer #öl)e wenig ein* 
gebüßt, ©ie ftarfe Ausfüllung ber ®räben ift erflärlidj burdf) 
bie Dietljunbertmalige Abführung beS 8aubeS ber Säume unb 
©trauter in biefclben. 5Wad) ber Jftr$l)offeite ju ift in bem 
SRingmaö, maljrfdbeinlidf) erft in neuerer Qtit, eine in ben 
Söfdjungen mit flehten gelbfteinen abgepflafterte ©urdjgangS* 
Öffnung eingebrochen, meiere aber faum ttroa» mit bem 3 u 9 an 9 
jur Surg früherer 3eiten gemein Ijat. 8luS bem gänjlidjen 
geilen Don ßufaljrtSöffnungen in Dielen Surgen ju fließen, 
bürfte aud) Ijier ber Serfetjr mittelft leidjt abbredjbarer #olj* 
brüden über bie SBäUe tyinmeg erfolgt fein, fo baß bie (Erb« 
merfe nidjt in 9Kitleibenfd)aft gebogen mürben. ©öS Surg« 
ptateau ift fefjr uneben, jeigt außer ben bereits ermähnten 
Krümmern ber in 9ttörtel ausgeführten 9Kauern k. jerftreut 
liegenbe größere unb Heinere unbearbeitete gelbfteine, beren 
frühere Sefttmmung jefct fdjroer feftjuftellen ift. 



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Siteratur. — 9loti§en. — 3uww&$ ber ©ammlunßen. 79 

Ctteratar. 

fr ®d)ult}. JBeitrdge jur Iljdtigfeit be« ^oljanmtersDrbenS 
in Komment. JBeilage jum Programm be$ ftgl. JBi$mar<fc 
(Stymnaftam« jit qfyrit}. 1902. 

- 3« bet bortiegenben Arbeit mit bcm etwas tnerftoürbig gefaxten 
Xitel werben ofoie 3nf amntenfcang bie im $ommerf$en ttrfunbenbuc&e 
enthaltenen 9?adjric&ten über ben Zempter* unb 3o$amriter-£>rben 
aufamntengeftellt. Sorne&mltd) tfl bobei ba$ Sanb Safcn in$ Stege 
gefafct fjür bie 3eit na$ 1800 ifl nic&t Diel me&r gegeben, al$ 
Ärafc in feinem Sudje über bie ©täbte ber ^roüins Sommern mitteilt, 
liefer einge$enbe fjorfeforag läfft bie an ft$ fleißige arbeit Dermiffen. 
©telleicfct giebt fic ober bie Anregung gu eingefcenberen ©tobten sur 
©efäic&te be* So&anniter - DrbenS, für bie o. $lugf - $arttung 
mancherlei neues üRaterial nnb neue ®eftd)t$t>unfte beigebracht $at. 



ftotijeit» 

3n ben fciftorifcfcen 2Ronat$blftttern für bie $rot>in§ 
$of en (III, 3fr. 4) ifl ber »ertrag abßebrucft, ben am 21. ^Ipril 1512 
9t&tbe ber ©erjoge ®eorg bon Saufen unb 8ogi$taw X. t>on Sommern, 
fowie be£ ÄönigS ©igiSmuub Don $olen wegen ber neu errichteten 
Sföeberlage gu Breslau abfdjloffen. 

3)ie wiffenfdjaftlidje Seilage §um ftafaeSberidjt ber 3»«ten 
©täbtifc^en Äealf^ule ju Berlin (Dftern 1902) enthält eine 9b* 
Ijanblung ton $. <ßieper über ben märfifdjen Eljroniften 
änbreaö ffingel (Angelas) au8 ©traufcberg. 3n bem bot* 
liegenben 1. Steile wirb fein 2eben be&anbelt. ©$ fann ljin$ugefügt 
werben, bafc (Enget aud) baS $äbagogium in (Stettin befugt bat. 3m 
ältejlen Älbum beSfelben fte^t unter bem Safcre 1577 eingetragen: 
Andreas Angelas Strausberg. 



»ibliotlje!. 

1. % Se^er. 2>ie ältejten ©cfcfiler beS <Sh)mnafium8 in 
Weuftettin. 5. leiL 3a$reSberici&t be« Äönißl. gürfHn *$ebwig * 
(StymnaftumS au 9?eußettin. 1902. ®efd>enf be« 93erfaffer8. 

2. ®. Sojj. Efaiftort ©tummel (Stymmelius). 2 leile. 
3a$re*beridbt beS ÄönigL Ämfer^BityelmfciStymnaftumS gu Varizen. 
1899. 1902. 



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80 SWittyriinngen. - 3ttfatt. 

WittietUttfleit. 

8rür bie ÜRitglieber, welche mit ber 3ö^u«Ö bc* 3a$re3« 
beitraget im SRfidftanbe finb, tfi ein ^oftantorifungS-fJormular 
beigefügt. SGBit bitten, ba&felbe ptr ©infenbung beS Seitrage* gu 
benufeen. 

3Bir bemetten herbei, ba§ ©elbfenbungen für bie ®efcHf*aft 
nic^t an fcerrn ®e&eimrat& 2enj, fonbern an Qtttn Mft*** 
SotfUftet «ÄtttlKi in etettitt, £in*ettftrafte 99, au rieten ftnb. 

$e* »arfUn*. 

fBttanntmadinn%. 
föegett einet notytoentige" 9te*ifUm bet 
8t»li*t*ef Wtte» ttrtr, f&mttttlifte an» fetfeltt« 
entfiele*** 8ö4k? tH# tum 10. 3«tii b. 9* t****' 
lugetot. 

$e* Stofftott*. 



3u orbentlidjen SWitgltebern ernannt: Dfecfafcer 
3uliuÄ @4ult in Sforifc, ^rftpiranbenlefeer 2R. ßorn unb 
Setter gri$ SReecf in yiatty in $omm., SReferenbar 8Uo$be, 
Äonftfiorial-affeffor Dr. ®ebfer, ^ortraitmaler «Ib. $abfi unb 
^rebiger £. 3afcnfe in Stettin, ©eridjtSaMor Dr. fcaube in 
©winemfinbe. 

©eftorben: ©tabtrat& 2Rue$ell in Stettin. 

Sie »iftliotftef ift am mitttoo* »*tt *-4 ttftt 
unb am fctettftog ttn* Freitag *>ott 12—1 übt gedfttet. 

$a# 9tttfttt«i ift Zonuta* »ou U-— 1 ttftf im* 
SWitttoo* »ott «— 3 mt geöffnet. 

auswärtige erhalten na# öor&erigcr SKelbung beim (Eonfertoator 
©tubenraudj, 'ißreujHfc&e ©träfe 22, audj ju anberer 3*it (Eintritt 



Inhalt 

Sodann Sfoguft Äriebel, wetjlanb 9$rftl>ofttu$ in SBolgaji — 
^ommerfie Surgen. — Literatur. — 9totijen. — 3uwadj$ ^ 
©ammtungen. — ÜBitt&eilungen. 

gür bie SRebaftton öeranttoortlicfc: ^rofeffor Dr. üR.SBe&rmann in 
Stettin, 3)ru(f unb ©erlag Don $errde & Sebeling in Stettin. 



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plottcitöblnttpr, 

$er«it*gegebcii 

©tfcflMjoft für fmmmt ®W®t ititb 

9c« 9U*»rm« tri 3»|altrt Mtfts 9t*«atil(ttt*r ff» «»*? 0»fftf»a»frtf 
feftottet. 

Jluftfittg imrfj pilheitbrnd) 

^omrfag, bat 8. §mti 1902. 

7. M 3tbfal>rt com ^erfonenbaljnljof nad| ®reifenl|agen. 

8." Hbfaljrt oon ©retfenljagen mit ber Äleinbaljn. 

10." Hnfanft in SBilbenbru$. 

©abel s gftüb,ftü(f bofelbft. 

11.» ®eft$tigwtg be« ©Joffes. 

I. 80 Sefud) be« StodjmalbeS unb ber #ünenberge. 

4. 00 «bfaljrt mit ©onberjag na<f> @retfenb,agen. 

5.*> »eft^tigung ber 3Mereien in ber £irä)e bafelbft. 

6. 00 ©emeinfdjaftliäje« offen. 

8. 00 föudfaljrt mit bem Dampfer (EraUena i>on ©tepljan. 



j>ie SSetyctfigitttfl ber jtomeit »beb ertefett, bie 
«ittfi|twi0 »#n gifte« ift etwßnftt. 

«nmelbnng bis gnm 6. ^uni an $errn «onferoator 
©tubenrand), fyreufifdje ©träfe 22. 



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82 3ofymn Suguft Äriebel, metjlanb ^räpofttu« in SBolgaft. 

Johann Ättpfl Äriebel, mcijlani J)röpo(fiu6 
in IDolgo^ 

Sin feinem £agebud)e nadOerjäljlte« 2eben«büb. 

Son Dr. jur. Sjel Senebij, Äömfllufrm (grflem (Staatsanwalt 
in $alberftabt. 

föortfetymg.) 

Um feine« gleiße« unb fetner Sluffüljrung mitten bei 
feinen 8efjrern moljl gelitten, entgeht ^ofjann Sluguft fd)ließlid) 
nod) einer „moljfoerbienten" Earcerftrafe wegen Iljetlnaljme 
an einer großen ^olserei jnrifd)en ©tjmnaftaften unb ©tabt* 
fd)ülern. Severe Ratten bei bem ®ouoerneur, #ergog oon 
JBeoern, ffirlaubniß ju einer gacfelmufi! für iljren Eonreftor 
Pfenning nad)gefud)t. ffaum Porten bie« bie @tymnaftaften, 
fo befeuerten fie fid) bei bem rector perpetuus Dr. Ouabe, 
ba foldje Srlaubntß al« ein alte« prorogatio Üjnen attein 
gufomme. Dr. Quabe tourbe beim ®ouoerneur oorftettig, 
unb Öfterer änberte feine bereit« erteilte ßrlaubniß, eine 
üRufif j»ar ju geftatten, bie gfacfeln aber ju inljibiren. ©tatt 
baß bie (ätymnafiaften ftd) hierbei beruhigten, berebeten fie ftd) 
in«geljeim, bem äufjug jujufeljen unb iljn ju ftören, wenn 
„babelj irgenb etwa« oeranftaltet mürbe, wetdje« einen folennen 
änfdijein fyätte". ©ie festen babei einen „Sxumpf barauf", 
baß SWiemanb ftd) au«fd)töffe. Äunbfdjafter werben au«geftettt, 
unb al« ber 3 U 8 na ^/ wioartcn fte iljn in jwei Raufen 
geseilt redjt« unb linf« ber ©trafje. Die üßufif pafftrt. 
Hl« nun aber bie ©tabtfdjüler tommen unb paarwetfe ftatt 
ber Radeln ©tangenlatemen tragen, feigen fie bie« al« ein 
Umgeben ber ffirlaubntßeinfdiränfung an unb brechen mit 
fräftigen ©flögen oon beiben ©eiten in ben 3«g «n. Anfang« 
ftnb fte ©ieger, jumal bie ©tabtfdjüler oon einem ©einkaufe 
ausgesogen waren unb md)t feft auf iljren güßen gingen. 
Da bie ©tabtfd)üler aber faft alle eingeborne JBürgerftnber 
ftnb, fo fommen iljnen balb bie Änedjte unb ©efetten i^rcr 



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3otjcmn Suguft Äriebel, weijlanb $rtyofttu$ in SSolgaffc 83 

SSäter ju #ülfe, unb bie ©^mnafiaften jietyen, 6i£ hie SWaty 
bem ©djaufpiel ein ffinbe bereitet, ben förderen. 93erfdjiebene 
Don beiben feilen werben auf bte ^ritfdje gefdjleppt unb 
anbem SWorgenS ifjren SBeljörben ausgeliefert. Das ©traf* 
geriet bricht herein. 9tatlj unb Auratoren beS ©tymnafiumS 
fefcen eine befonbere (Jommifjton ein, unb biefe citirt burd) 
ben Sieltor alte ©tymnaftaften oor fid). Der Urgroffoater 
mufc als ffirfter Siebe fielen. Stuf bie Ofrage, ob er bei) bem 
lumult jugegen gewefen fei, erwibert er fed mit ber ®egen* 
frage, ob bie $erren benn autoriftret fetyen, fold)e $rage an 
il)n ju rieten, bie er nidijt el)er beantworten mürbe, bis il)m 
baS ffiommiffarium betannt gemalt fei. Gebeutet, um 5Wid)tS 
unb wieber nidjts fei bie ©ommiffion nidijt jufammengetreten, 
bleibt ber Jüngling bei feiner Steigerung, unb Dr. Ouabe 
wirb gerufen, il)n jur SRaifon ju bringen, (Es fefct einen 
tüdjtigen SBerweiS über bie Äed^eit, aber ber alte etyrwfirbige 
2Wann erflärt ben (Jommiffarien, Äriebel'S gforberung fei nid)t 
unbillig, ©o entfd)lo6 man fid), alle ®t)tnnajiaften eintreten 
ju laffen unb il)nen baS Sommifforium oorjulefen. Dann 
treten ade ab, nur triebet bleibt unb wirb fdjarf inquirirt. 
bereitwillig erjä^lt er ben gangen Hergang, aber er weigert 
fid), einen Sameraben namentlid) ju nennen. 9ftan läd)elt — 
bie Ferren waren fo fd)on gut unterrichtet. SBinnen einigen 
lagen ergebt baS Urteil, gür ben Urgrogüater lautet eS 
auf jwei Xage ßarcer. (Es legt ftdj nun aber baS Sonctüum 
fetner ^rofefforen in'S SKittet. $$m unb einem 3Kitfd)üler 
©d)üfc, ber nadfytx als ©efyetmerratfy in $reufcifd)en Dienften 
belannt geworben ift, wirb bie ©träfe erlaffen. 35er Urgrofc 
Dater benufct bie ®efd)id)te jebod) als eine 8eljre, ftd) nie 
wieber bei) folgen öffentlichen Auftritten finben ju laffen. 
Unb trofc erneuerter Gelegenheiten auf ber älabemie l)at er 
fein fid) felbft gegebenes 35erfpred)en treulid) gehalten. 35urd) 
Umgang in einigen guten Familien bilbete idi}, fo l)ei§t eS 
weiter im Xagebud>e, meine äußeren ©itten. Sßeil id) ein 
einfd)tneid)elnbeS, munteres, freies unb lebhaftes 93enel)men 



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84 3ofo*mt Suouft Äriebel, toetfanb $rtyofttu6 in SBolgafl 

befag, fo u>ar idj beliebt, befonberS bei ben 23djtern ber 
ftamilien. SWidjt teidjt fiel eine gfrierlidtfeit in ben Käufern 
bor, baj$ idj trifft boju gebogen mürbe. 

Unter ben ®t}tnnafiaften erfreut ftdj Äriebet allgemeiner 
«djtung. (Eng fdjliefct er fid> an jmei SDKtfdjüler an. Die 
3ugenbfreunbfd)aften erteiben aber baS fo f)&ufige ®efd)i<f. 
(Seinen ftreunb Ungnabe, ber fpäter al$ $ltoftfu$ in 3üüid>au 
ftonb, tjat Äriebet niemals toiebergefeljen, unb ber Änbere, feines 
SeljrerS £itiu$ ©oljn, Ijat tyn nur einmal als Lieutenant 
unter ben £leiftfd>en fmfaren in ®reif$toalb, al$ ©riebet bort 
f>auSlel)rer mar, befugt. 

$Rad> fünf, auf bem ®t}mnaftum in Stettin jugebradjten 
$at)ren foüte ber Urgroffoater auf bie Uniüerfitftt jteljen. 
„ffiaS ber Sater ift, glaubt ber ©oljn aud> »erben ju müfcen. 
ÜReta Sater toar ^rebiger, fo tourbe id> e$ aud>." JBeinalje 
aber toäre er in ein ganj anbere* Seben geflogen, afe tooju 
er beftimmt toar. f>ören toir tyn toieber felbft: $d> §atte 
nodj nid>t baS 20. Qfaljr erteilt, att id> fd>on faß bie 
Äörperlfinge Ijatte, bie id) nad^in betam. ffienn idj einen 
Qoü Ijöljer gemadrfen bin, als id> bamaljte toar, fo ift e$ diel, 
©eil id> baju meinen ftörper gut trug, fo toarf baS SRilitfir 
fd)on bie äugen auf mid), morauS id> bennodj tein ÄrgeS 
Ijatte, fonbern e$ at$ eine ©ad>e be$ esprit du corps anfalj. 
(SineS Xage£ fdjicfte ein 2ßajor oon ftagoto öon bem Regiment, 
bet} toeld>em mein Sater al$ ^rebiger geftanben Ijatte, ju mir 
unb lieg mid) ju ftd> rufen. $d> folgte oljne JBebenfen. 81$ 
idj oor iljn trat, erflarte er mir: ffir Ijatte oon bem Dragoner* 
Obriften au« ©darnebt bie Orbred erhalten, mid> ju meffen 
unb tfjm ba8 2ßaf? jujufd^icfen. ©o feljr biefe 3lnfünbigung 
mtd> audj fiberrafdjte, fo behielt id) bod> fooiel SBefinnung, iljm 
ju antworten, ba§ idj md>t abfegen fdnne, toa$ ber Obrift mit 
meinem ÜRafce tooUe, unb aufcerbem glaube id> audj, bafc f>err 
2ßajor teine Orbred oon iljm empfangen bürfe. „junger 
äRann", ertoiberte er mir, „nrifcen ©ie nid>t, bafc ©ie, ber 
©ie aus ®reifenfjagen gebürtig finb, unter bem ftanton beS 



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Sofcum Huguft Ärtebel, toetfanb ^rtyofttuS in äßolgafl 85 

$ragoner*SRegimentS flehen? Unb toenn tdj gleich leine eigene 
lidfye Orbred t>on bem Dbriften erhalten fjabe, fo erzeigt ein 
ftreunb bem anbem bod^ feoljl eine ©cfätjigfeit." rr Um 33er* 
geiljung, #err SMajor, idj bin mdf>t in ©reifenljagen, fonbern 
unter bem {Regiment, »obe^ ©ie fielen, Ijier in Stettin 
gebogen, als mein SSater nodfy be^ bemfetben fjetbprebtger fear." 
„6ty, e^, ift ber ehemalige 3fe(bprcbiger Äriebel iljr SSater? S)aS 
mar ein guter, braoer ÜKann. <£r Ijiett ftdf> bie Subalternen 
tum ber SRafe, unb ber Surft fdjafcte iljn. Die ©adje, feie 
idf) felje, befommt nun eine anbere ffienbung. $$ »erbe bem 
Dbriften borüber Sefäeib geben." „Aber feljen ©te", ferad) 
er ju einem Lieutenant/ ber gegenwärtig fear, „ber junge 
3Benfd) ift größer als tdf>." ©o jog er bie ©Butter gegen 
mir an bie #ölje, benn er fear toirflidfy nur ein fleinerer SWann. 
„©eljen ©ie nun in ©otteS tarnen." ©er fear froher als 
idf>, ba& i$ ungemeffen babon tarn. 3$ fdjrieb meinem Sater 
biefen SSorfaB. ©r tourbe betreten barüber, ba& fidf> nunmehr 
jtoety {Regimenter um midf) janlen toürben. 2Wit bem Stettin* 
fdjen {Regiment tourbe er toofjl fertig »erben, meinte er, wie 
er es aber mit bem Dragoner^SRegiment madjen foBte, toobon 
felbft 2 (SScabronS in ©reifenljagen ftünben, baS bebürfe ber 
Ueberlegung. ©o gingen einige ffiodjen ftiü ljin. 9llö idf> 
bann aber eines läge« bei bem ^rofeffor SWaaS in ber 
geometrifdjen Seftion fear, trat eine Drbonnance ins Äubitorium 
unb forberte midf) ju bem Dbriften Äaldreut mit bem ^Beifügen, 
baf? fie Drbre Ijfitte, midf) mitzubringen. „ffiaS ift baS?" 
frag nun mein 8el)rer unb tourbe blaß. 3$ erjagte ü)m 
ins ©e^eim, toaS idf) befürchtete. „®ut", fagte er, „geljen 
©ie. gdj »erbe SBorleljrungen treffen/' 3ttS idj jum Dbriften 
fam, erflärte er mir oljne weiteres, baß er midj unter baS 
ÜÄafc ftetten »erbe, $dfj erfdf»raf unb falj tooljt, bat Unter* 
feerfung baS einjige fear, feaS idj tljun fönnte. !Jnjtoifdjen 
feoUte mir baS Ausgießen ber ©djulje nidf(t fdjnett bon ftatten 
gelten. „Qitft iljm bie ©df>ulje aus!" tourbe ber Drbonnance 
befohlen, ©ie tourbe fdjnefler bamit fertig als idj, unb fo 



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86 gofamt «ugufi Ärtebcl, wetfanb ^rtyofttu« in SBolgüfl 

mugte idf) unter ba« 2Rag treten. Der Obrift toar grabe 
bamit befdf)fifttgt, ba« 2Wag felbft nadfoufeljen, al« ber SRcftor 
Ouabe, in pontificalibus, ein ÜRann mit eljrtoürbigen »eigen 
paaren, ljereintrat unb mir oljne toeitere« Kompliment nur 
jurief: „SWonfieur ffriebel, ©ie treten Dom 2Wag toeg." 3$ 
lieg mir ba« nidf)t jweimal fagen. Der Obrift ttmrbe betreten 
unb fdf)ien bie ©ttrn ju rungeln. 311« aber Dr. Quabe it)n 
anrebete: „8Bie, #err Obrift, tüie Bnnen fie fidf) bergleidf)en 
unterfangen, ba fie toiffen muffen, »ie bie jungen 8eute, fo 
lange fie im Oijmnafium ftnb, bon allem ©nrollement frei) 
finb," ndtyigte ber Obrift iljn oon ber Diele in'« ßimmer. 
3$, ^te§ e«, fönne toieber in'« Sollegium geljen. Die ©tunbe 
mar aber fdf)on gefd)loffen, unb meine ffameraben, bie über 
ben Vorfall faft ebenfo betreten toaren »ie idf), berfammelten 
fidf) um midj, um ifynen meine ©efd)id)te ju erjagen, ©ie 
freuten fidf) unb brauten am Slbenb bem Dr. Quabe ein 33toat. 

SRodj tröftlidjer aber toar e« mir, als mir ber etjrmürbige 
Ottann erll&rte, toie Obrift bon Äaltfreutlj üjn berfidjert Ijabe, bag 
ba« um meiner ©idjertyeit toitten gegen ba« Dragoner-Regiment 
gefdf)ef)en märe. ®r tenne meinen Sater bon alten fetten Ijer 
redf)t gut. $$ foQe iljm nur fdfjreiben, bag er nadf) ©tettin 
!omme unb bie ©adje arrangire. Salb barauf fam audf) mein 
Sater. (Sr ging jum ©eneral bon Staffel, ber ba« Regiment 
bamal« inne f)atte, unb fo belam idf) nun al« (Snrollirter bei) 
bemfelben einen ßaufoag, ju geljen, tootjin idj toollte. $d) 
glaubte nunmehr botöfommen ruljig unb fidler ju fe^n. aber 
fo gut foüte e« mir md)t »erben. 

©eil bie Qtxt meiner SCbretfc jur Slcabemie beborftanb, 
fo reifte td) ju meinen (Eltern mit meinem $ag in f>finben. 
Of)ngefäljr motzte idj ein $aar ©tunben betj iljnen getoefen 
fe^n, al« meinem Sater burdj ftemanb — id) Ijabe nie erfahren 
burdf) toen — bie ©arnung gegeben tourbe, meine SRudreife 
ju befdjleunigen. Sei einem ®«cabrond)ef liege bie Orbre, 
mtdj, fo torie idf) midj ju $aufe bliefen liege, nadj ©darnebt ju 
fdf)kfen. Qn einer ©tunbe fag id) alfo fd>on »ieber in einem 



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Sodann Sfogufi Äriebel, metfanb *ßrtyofttu8 in SBolgafl 87 

Soot unb fufjr auf her Ober nadf) (Stettin gurüd. Do<$ 
fonnte idf) auf bem fjtuffc bie Dragoner am SBottoerf mit 
ifjren Karabinern fefjen, Me mir nad)famen, mid) gu fudf>en, 
mid) aber fd)on toeit entfernt faf)en. ffiie gefagt, nie Ijabe id) 
erfahren, »er ber mamenbe greunb geioefen; bteüeid)t fyat e« 
unter ber #anb ber G&cabrondjef felbft getljan. Denn mein 
SSotcr Ijatte oielen Umgang mit ben Dffigieren ber ©arnifon. 
Cr fei) ingnnfdjen getoefen, toer e« »olle, fo fegne id) ben 
2ßann, ber midf) rettete. 

©igentlid) Ijatte idf) öor bem ©olbatenftanbe leinen gäng* 
ticken 2lbfdf)eu. Da« aber mar mir fdfjredlidf), immer unb 
immer gemeiner ©otbat, ober n>enn idf)'« fjodf(brad)te, Untere 
offigier gu fetjn, toeldfje« bodf) nur ba« glängenbe 800« eine« 
bürgerlichen mar. Hm (Enbe meine« afabemifdjen Sehens, 
alö e« mic^ graute oon |>aüe nadf) #aufe gu gelten, au« 
©eforgnifc, bafc mir fold) 800« bodj nodj »erben toürbe, toäre 
id) unter ben $ufaren gegangen, toetdje bamat« in $atte 
errietet nmrben, tt>enn id) ein Dfftgier«gebot fjfitte betommen 
Kinnen. 2lber man löberte mid) nur mit bem SBad)tmeifter 
unb ber ftanb mir nid)t an. 

ÜKein Aufenthalt in Stettin bauerte nur einige Jage. 
ÜÄan lieg mir nidjt einmal Qtit, bie gehörigen ft(eibung£ftü<fe 
verfertigen gu (äffen. 3$) naipn ba« 3eug mit nad) £)aüe 
unb lieg mid) bort erft einHeiben. Um Oftern 1755 ging 
id) nadf) #atle. Die Steife geljt über ^ßrengtau unb ^Berlin. 
§ier toar id), »eil id) feine äbbreffe l)atte, nur breij Jage. 
Dodf) tyatte id) bafelbft ein angenehme« JBegegnifc. $d) legte mid) 
am ©onntag frülje im Qfenfter, um bie 33orfibergel)enben gu 
behauen. Unoermutf)et ging ein SWenfd) mit einem grauen* 
gimmer oorüber. ftd) ertannte in it)tn fogleid) ben, mit toeld)em 
id) in Stettin bie äbrebe getroffen fyatte, bog mir in fwlle 
©tubenburfdje »erben »oDten. ®r Ijtefc SBadjner unb mar 
au« ©d)toebt gebärtig, 3$ Ijielt e« für unfd)idltd), il)n, 
ber mit einem gepufcten ^rauengimmer ging, Don ber inerten 
®tage gugurufen, befonber« ba id) nodj im SWad&tjeuge mar. 



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88 ^ommerfäe Surgen. 

(Segen bie $eit, boß bie Ätrdje gu (Snbe, mar, fefcte id) mid) 
in SIngug unb ftefite mid) bor ber £l)ür. (Snblic^ !am er. 
3$ trat bor iljn, unb ba mürbe grofce greube. ©o befam 
id) benn aud) SBefanntfdjaft in bem £aufe feine« ffitrtljeS, 
eine« 2Wal)ter$ ffiotgemutl), gu meinem id) auf ben SRad)* 
mittag fjin gebeten mürbe, ffiir gingen gufammen in ben 
Styergarten. ©eil aber mein lünftiger ©tubenburfdje fdjon 
auf ben folgenben Jag für ftd) bie $ofttutfd)e befteüt ijatte, 
fo tfjat id) ein @teid)e8, unb mir gingen in ®efettfd)aft bon nodj 
anbern 14 neuen ©tubenten (vulgo ftüdjfen) über Deffau 
nad) $afle. 3H$ mir Ijier anlamen, fanben mir gteid) eine 
3lngal)l Don SanbSleuten bor, me($e und ein 2ogi$ anmiefen. 
Set) bem $rof. ättberti fjotte id) mir ba$ signum depositionis 
unb toon bem ^rofeffor Earrad) mürbe icf) immatriculirt 
Die $eit *> er STOeßfcricn mar nod) nid)t gu (Enbe. ©o ljatte 
td) ÜRufje, mid) eingurid)ten unb meinen ©tubienplan gu 
reguftren für baS beborftetyenbe tyalbe ^r. 
(gortfefcung folgt) 



Son 33. hülfen. 
IV. SJwrg $itgeffo». 

Der ©tamm beS SWamen* ift poln.: zielny grün, zielen 
grüne gfarbe (enthalten in ben 3iegek, ©iegel*5Brüd>en, ben 
©ilberbergen u. f. m.). Die ffinbung *fom geigt fid) in dielen 
tarnen, benen eine garbe gu Orunbe Hegt, mie Salbdom, 
(bial meifc), 3arnefom (fd)marg), 3olbeIom (zolty gelb), 
©d)miebefom (schmiedy braun) u. f. m. 

Sage unb (Entfernung oon Äammin SSO 30,o km, 
©oüin SO 24,o km, ©ülgom SSW 13,s km, SSM SSW 
7,o km, Difäenljagen NO 6,o km, Quacfenburg SW 8,i km. 

Umliegenbe Ortf haften: Dorf Äantred b. i. ffiefe beS 
2rtuff cö ; D. ©d>mante3l>agen; D. £red>et; ber ©ubenbad» 
b. i. ©d)mufcbad); Hünengräber N üon ©iegettom. 



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99urg ©tegelton>. 



89 



SWo^ri^tcn: 1793 2Butftra<f, Sefdjreibung toon 
Sommern, ©.565; 1880 8. Äüden, ®efd)id)te ber Statt 
Äammtn, ©. 251. 

©iegetto» tiegt in einer, root)t ju allen Reiten fefyr 
toalbreidjen ®egenb, ein toenig S einer geraben Sinie oon 
ffioöin nadj SRaugarb, auf .einer ©tefle, bie ungefähr ein 
©rittet biefer ©trede Don teuerem Orte entfernt ift. J)er bis 
©iegelfoto nötblid^ fliejjenbe ©ubenbad) »erläuft Ijier toeftfid), 




B*i^ \tce i\f XüuAt 



juwufyvwyivwYr. 



bann fübtoefttid), madjt alfo einen feljr ftorfen Sogen, auf 
beffen äußerer nirbtidjer ©eite ©iegettoto unb füblic^tr innerer 
©rite ba£ Dorf Äantred angelegt ift. Der SRame be« legten 
Orte* „Scfe beS fjtuffcö" ift bemnad) ber Sage nad) fc^r 
paffenb getoäljtt. $n ber SSerlängerung be$ testen n5rbli(^en 
Hjeüe* öom ®ubenbad)e öerläuft ein jiemtid) breite« JBrud) bis 
ju einem neben bem Dorfe ©iegettoto befinbftd>en Xtity unb 
barüber tynauS. Qn biefem SBrudje ift bie SBurg gerabe toie 
bei JBurg SBöcf A auf einer tanggeftreeften, bem Dorfe parallelen 
infelartigen (Erdung erbaut. öurg ©iegeltoto Ijat eine fo 
überrafdjenbe $f)nlid)!eit betreff« ber SBauart mit ©urg Socf A, 



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90 'ißotmnerfdje Surgen. 

ba§ man tooljt nid)t fefjt gel)t, ben SBau beiber in eine $eit 
burd) benfelben ffirbauer anjundjinen. ^>icr tote in 33ö<f ift bic 
fjodjragenbe SBurg in ber ÜWitte von nörbüd)en unb fübtidjen 
@d)ufcanlagen erbaut, nur baß Ijier bie jtoei vorgelagerten 
geraben Quertoäöe nid^t N fonbern S liegen unb bafe ftatt ber 
bort S liegenben 33orburg fjier N ebenfalls ein Quertoaü 
angeorbnet ift. Ob ba$ bann nod) verbleibenbe SSorlanb beö 
lang geftredten «planes ebenfalls befeftigt toar, fonnte in 3fotgc 
von g^len irgenb melier SBall* unb ©rabenfpuren nid)t 
feftgefteüt toorben. SBäljrenb aber in 93öd ba$ SBurgptateau 
in ber SBallfrone 24 refp. 34 (Stritte mtfet, ergiebt ba$ 2Waa§ 
f)ier ein Quabrat von ettoa 31 (Stritt Seitenlange, toorauS 
eine um 7 ©djritt größere Sreite ber ©efammtanlage refultirt. 
3fn Sfolge beffen Ijaben audj bie Quertoäüc eine größere Sänge; 
jebe mißt ettoa 47 ©d)ritt. 2lüe übrigen 93erf)ältniffe finb 
genau fo toie in 93öct A, namentlich in 93ejug auf bie 
Seforftung, bie #öl)enverljftltniffe, ben ©rtyaltungSgrab, baä 
SJortyanbenfein von SKörtelfdjutt, bie ©rabenanfagen u. f. to., 
fo bafc Ijier nur eine SBieberfjolung beS bort ©efagten nötljig 
toäre. SWur eine Heine SIbtoeidjung geigt fu$ l)ier in bem 
Umftanbe, bafc bie SBöfdjungen be$ Surglegetö nidjt ununter* 
brodjen bis gur ßrone be8 oberen SBaüeS gtatt verlaufen, 
fonbern f)ier ber testete ©all nad) bem f>ofplafce gurücftritt, 
bafc ein fdjmaler Sauf gang von ! /i bis */* m SBreite ring« 
um bie SBurg verbleibt. 

©utftrad treibt 1793 über ba« ©tytffal biefer Surg: 
„(Sbenfattö von SBalbemar 1170 vertoüftet toie ©ifdjenljagen." 
©ie ift ba8 ©tammfyauS ber von Äötter, Äantreder Sinie. 



jßerid^t übet Me torfotmnhmgem 

>eneral*33crfammlung am 9. 2Rai 1902, 
$>err Oberpräfibent Dr. ftretyerr t>°" 3»alfeaf)n er* 



öffnet bie ©ifeung. 



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Seridjt über bic SJerfammlungen. — Siteratur. 91 

Qn ben SSorftanb merben burd) 3 uru f »iebergemaljlt 
bie Ferren ®9tnnaftat*3Mreftor ^rofeffor Dr. 8 cm de, 8anb* 
geri^tdrat^ a. $). Äußer, $rofeffor Dr. 83 entmann, 
^rofeffor Dr. ©alter, ®elj. eommerjienrart} 8enj (Berlin), 
SBaumeifier <£. U. ftifdjer unb Slräjfobireftor ^rofcffor 
Dr. griebenSburg. Qu SKitgliebern beS SBcirat^cö 
merben ebenfalls miebergemäljlt bte £erren Sommerjienratl) 
31 bei, Oberlehrer Dr. #aaS, ^Jrofcffor Dr. #anncfe in 
SoSlin, Sonful ÄiSfer, 3 c ^ cn ^ rer 2W*ter in ©otberg, 
SKaurermeifter 31. ©gröber, praft. 3lrjt Schümann in 
Socfnifc unb $aftor Dr. ©tepfjani. 

Den $al)reSberid)t über baS ^aljr 1901/1902 er* 
ftattet $err ^rofeffor Dr. Söeljrmann, ben 58erid)t über 
SluSgrabungen unb 3Utertl)ümer £err ^rofeffor Dr. ©alter. 

#err ©ijmnafiakSDireftor Dr. 8emcfe tfjtilt mit, ba§ 
für ben bieSjfil)rigen 3luSfIug als ßiel ©ilbenbrud) in 3luSfid)t 
genommen ift. 

#err ©t)ntnafial*3Mreftor Dr. Bernde t)ält ben Vortrag 
über bie S3augefd)id)te ber ^afobifirdje in Stettin. 
3<xl)Ireid)e $lane unb 3lbbilbungen ftnb auSgeftellt. 



£tteratar. 

31. Udelel). 9fteformationSgefd)id)te ber ©tabt ©reifStoalb. 
^naugurat^iffertation. ©reifSttwlb 1902. 

5Wur bie beiben erften Äafcitel ber Arbeit, bte im 4. Sanbe 
ber »/JJommerfd&en Safcrbüdjcr" veröffentlicht »erben fofl, liegt in ber 
ÜDiffertation öor. 3lber fdjon biefer 3lnfang, in bem „©reifSttmlb im 
Ausgange beS SKtttetaltcrd" unb „^Reformen in ber ©tabtoertoaltung" 
be^anbelt »erben, legt ein 3eugmfc ab uon ber gefdjidften 3lrbettS* 
meife beS SSerfafferS, wenn au* naturgemäß baS (Srgebnijj nidjt 
gerabe reidj ift. 3n bem erften Äapttel ftüfct er ftd), hrie eS 
felbftöerftänblid) ift, gumeift auf bte Dortrefflidjen unb grünblid&cn 
Arbeiten ^IS. 3)ie Se^anblung ber Stellung beS Bifc^öflt*cn 
DfftäialS in ©reifSfoalb (nidjt intra, fonbem citra Suinam et 
Oderam) Bebarf no$ einer SRa^rüfung. ©benfo ftnb bie 3lngaben 



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92 Literatur. 

über bcn Sptgfopat be8 SKarinuÄ (1479—1482) in ffimael&eiten nicty 
genau. 3utreffcnb bagegen pnb bie 93emerfungen über ben fitttidjen 
3uftanb be8 ÄleruS unb baS religiöfe Seben in ©reifSwatb. 3)a8 
gwette Äapitel enthält eine gute DarfhUung ber ftäbtifdjen {Reformen, 
bie für baS 93erftänbmjj ber SReformationSgeföid&te burdjauS notfc 
wenbtg ifl M. W. 

£f). 33 ei) er. Die älteften ©djfiler beS SReuftettiner (Stym* 
naftumS. £f)eit V. 3aljreSberiä)t beS Äönigt. gfürftin* 
£ebwig*®l)tnnaftMn« gu SReuftcttin. 1902. 

3)ie fcöd&ft üerbienfbofle SufammenfteHung ber ätteften ©dfcüler 
beS fteuftettiner ©tynnaftumS, auf bie in bicfen blättern föon 
wieberfcolt aufmerffam gemalt ift (2Ronat3bl. 1898 ©. 138, 1894 
e. 126, 1896 ©. 94, 1898 ©. 127), wirb l)ier gutn «bf d&tuffe gebraut. 
39t« gum 3a^re 1769 ftnb bie ©dfcüter mit fefor ausführlichen, forg* 
fältig gufammengebradjten Kotigen über tyre $erfunft, Seben u. f. w. 
angeführt. Qrüt bie Sramiliengefdjid&tc ift in ben fünf Steilen ber 
Arbeit ein reid&eS Material geboten, baS burd) ein bem lefcten Steile 
beigefügtes $erf onenregifter no$ brauchbarer gemalt ift. 3)er Serfaffer 
öerbicnt für feine langjährigen mutanten Arbeiten aufrichtigen Danf. 

3)aS üorliegenbe $eft ift aud) im ©ejkxratabbrucfe ütm 
S. 9. ©cfftein in Steuftettin gu begießen, ber aud& nod) ©jentytare 
ber früheren Steile ber Arbeit abzugeben f)at M. W. 

©. Sofc. ©jriftoplj ©tummel (©tymmeliuS). ©ein Seben 
unb feine ffierfe. Je« 2. ftaljreSberidit beS Äönigl. 
Äaifer*ffiin)etmS*@^mnafiumS gu Äadjen. 1902. 

3m 3a$re 1899 fort ®. 93ofc baS tateinifäe $rama Studentes 
beS (E&riftopl) ©tummel neu herausgegeben unb baS Seben beS Dieters 
bid gum 3a^re 1549, in bem baS 3Ber! guerft in ftranffurt a. D. 
gebrueft mürbe, eingeljenb beljanbelt (Sgl. 2RonatSbl. 1899 ©. 158). 
3n bem Dorliegenben aweiten Seite ber Arbeit wirb nun ausführlich 
unb forgfättig baS weitere Seben ©tummelS ergäbt. Da er Don 
1556—1588 *ßaftor an ber ÜRartenfird&e unb $rof eff or am $äbagogium 
gu Stettin mar, f o bringt biefe ÜDarftettung, bie auf fe&r grünbltcfcem 
DueQenftubium beruht, für bie pommerfd&e ©efäidjte einen mcfct 
unwichtigen Seitrag. 2)a3 Seben eine« ernften, wiffenfdjaftticl) 
arbeitenben ©eiftlid&en, ber aller bingS in ben einf eiligen unb engen 
3nfd)auungen feiner 3«* befangen ift, wirb und uorgefüljrt. 9?id)t 
burdb feine tfceologtfdjen SEBerfe, in benen fid^ baS ftrengfte Sutljert&um 
funbgiebt, &at ©tummel irgenb weitere Sebeutung gewonnen, fonbern 



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ftteratur. — Kotigen. 93 

nur burd) feine eigenartige btcfterifdK 2$&ttgleit. ©eine oomoedia de 
vita BtudioBomm bat fW&, fo geringen poetiföen äBert fte and) feat, 
grofer Beliebtheit unb Verbreitung erfreut, wäferenb feine fonfttgen 
Didjtungen niefet Diel mefjr als ©elegenljeitdwerfe unb !aum weiter 
befannt geworben finb. 3)od& ba8 Seben ©tummelt wie eS und oon 
@. Vof ergäbt wirb, ift ein Veifptel Don bem Seben eine« lutberifäen 
©eifttitfeen im 16. 3abrfeunbert unb aud) beSfealb lefenöwertfe. 

M.W. 

Kotige«* 

3n ben SRittbeilungen au$ bem ©ermanifefcen 
SRationalmufeum (1901. ©.178-206) fteOt Dtto Souffer 
nadj ©äbete Äanfcow*»u$gabe (93b. I) unb Äofegartend ^ommerania 
(nid)t „^ommeriana", wie eS ftctS fceift) 2R at er t alten gur 
SSotlö- unb SUtertbumSlunbe Sommern« nad) einzelnen 
©efitfctStninften gufammen. £)b bie fleifHge 3ufantmenfteHung oon 
ben Derföiebenften 9tad)ritl)ten, bie auÄ fefcr öerfdjtebenen 3^ten 
{lammen, wtrflid) nüfclidb tft, mag bo$ gweifel&aft fein. 

3n ber 3ettf$rtft ber $tftortfd)en ©efellfc&af* 
für bie $ro*ing $ofen (XVI. ©. 146-188) oeröffentlity 
Otto $einemann ben SSericbt be$ pommerfd&en #ofratb8 
©eorg Stcfctfuf? über feine ©enbung nad& ©rof^olen im 
Safere 1633. ©3 banbelte fidf) babei, in ©roffoolen burdjgufefcen, 
bajj bie laiferlid&en Strumen oom Uebergange über bie SBartbe unb 
SRefce abgehalten unb Sommern t>or einem (Einfalle berfetbett gefdjttfct 
würbe. 3)ie ÜRiffion war in biefer 33egiebung erfolglos. 

3n ber 3citf d&rif t be8 $arg*eretn3 für ®ef*i*te 
unb »Itert&umSfunbe (XXXIV. ©.473-498) be&anbelt öon 
äRülfcerfiebt ein me<flenburgifd)*rügif(&e8 $erren* 
gefdfelecfet im ©arggebiete. CS banbelt ftefe um bie $erren 
SBerner unb $einrid& Don Soifc, be$ (Sblen 3)etlet> Dott ©abebufö 
©5fene. 3fere SRutter flammte, wie au8 einer Urtunbe t)on 1266 
abzuleiten ift, au£ bem $aufe ber Sbetycrren Don ©efewauebed auf 
©djwanebetf. 

2)ie $au*>töerfammlung beS 9ftfigtfd)*$om merfdjen 
©efdjidjtSDereineS bat am 19. Styrü in ©tralfunb ftattgefunben. 
3)en Vortrag feielt $err ©^mnafialbireftor Dr. Steuter-ÜDemmtn 
über bie ©rünbung ©tralfunb«. (Vgl. ©tralfunber «njetger uom 
22. «pril 1902.) 



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94 Stotiaen. — 3uft<*$$ to Sammlungen. 

3m Sertage öon 2. ©aunicrS Suc&ljanblung in ©tetttn ift 
erfd&ienen: 8u$ Sommern« ©efdnd&te. ©ed&8 Vorträge im 
©tettiner grauenberein gehalten Don ^5rof. Dr. ÜJi. SB c Jrntann. 

3m 2)emminer £ageblatte (gebruar bi$9lpril 1902) fmb 
nntcr bem Xitel „äRänner au« 3)emminS Sergangenbett" 
12 Sluffä&e erfd&ienen, in benen in anregenber SBcife &on ®emmineru 
au§ alter 3«t ersäht unb Diel intereffanteS ÜJiaterial &ur ®eifte8= 
unb ©ittengefd&id&te namentlich be8 17. Saljr&unbertS beigebracht roirb. 



3m Programm beS ©tjmnaftumS &u grieblanb i. 2Kecfl. (1902) 
befpric^t 2B. ©aloto bie neuefte Bearbeitung ber metflen* 
bur giften ©efd&id&te. (SKecflenburgifd&e ©efdjidjte m ©injel* 
barfteflungen. $. 1—3). ^______ 

ätö 4. Abteilung feiner Beiträge *ur ©efd&id&te ber 
©tettiner 9tatf)$fd)ute giebt §. Semtfe im Programm be$ 
©tabtgtjmnafiumS gu Stettin (1902) 9?ad&rid)ten über ben chorus 
syraphoniacus ber Schule unb tfceilt namentlich gmet Drbnungen 
beSfelben au8 bem 18. 3aW?unbert mit. 



3«*a#8 »et &m*(Mgex. 

I. 9Wufeum. 

1. SRejfr eineS sufammengebrürften ©djilbbudelS, gragmente 
eineS eifernen ©d&toerteS unb stoei eifeme Sanjenfpi&en, gefunben in 
einem Sranbgrubengrabe in Sreptoro a. Zoll in ben ©artenanlagen 
bc$ $errn 9»a* SBalter in £reptott> a. Soll, ©efdjenf beSfelben. 
3- 5091. 

2. gfünf ©djaftenben bon Äalfftein, brei ©äulenbafen, $e$n 
©äulentopitefle mit berfd&iebenartigen Ornamenten, barunter jfoei 
Äapitefle mit figürlichen 3)arfiellungen; auf einem berfelben ift bar* 
geffcflt, toie ber Xeufcl ben Pfaffen fcolt, auf bem anberen, toie oier 
Pfaffen tyre SRotljburft Dementen. SRoutanifd&e Uebcrrefte au3 bem 
älteren ©aut&eil beS $lofter$ Äolbafc. 8on ber Ägl. Regierung bem 
ÜRufeum übernriefen. 3. 5093-5103. 

3. 93erfd&iebene Urnenfdjerben, eine ©teinfugel, ein ©d&teifftein, 
Fragment eine« geuerfieinbcileS, sn>ei unburdjbotjrte ©teinbeile, 
Fragment etneS burdjboljrten Steinbeiles, ein burdjboljrteS ©teinbeil, 
ein unüottenbet burdjboljrteS ©teinbeil, eine eiferne ©peerfpifte, ein 
eiferneS 2}orIjängefd)ü>&, gefunben im ©ebiete ber Dberförftereien 
Stielt) unb @ggeftn. ©efdjenf beS Sgl. tjörfter« Seefcfc in Alein* 
2Rüfcclburg, ihr. Uedtermünbe. 3. 5104-5115. 



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3utt>ad&8 ber Sammlungen. 95 

4. Sin ©Jrinnroirtel au$ 2$omnaffe, beim ©dtfofberg bei 
©tolsenburg, #r. Uedtermünbe, gefunben unb gefdjenft Dom SauerljofS* 
SUtftfeer 3o^anne8 Saß sen. in ©tolgenburg. 3- 5117. 

5. ©n eiferne« Seil, ein einfdmeibtgeS, fpifted 2Reffer, ein $uf* 
etfen, SRefle eine« ©ted)fö(ofTe8,^ier*äfcie, Anoden, fpätratttelalterlic&e 
©ererben, Aorten Dom Surgtoafl in ©ternin, fit. golberg-dEörltn 
(ehemalige 2Kanteuffelfäe ®urg). ©efäenf be$ *ßafior Robert 
Äro&n in Zobern*. 3- 5118-5122. 

6. (Ein Sronae-fcoijlcelt, 7 1 /* cm lang, 3 1 /* cm ©djneibenbreite, 
gefunben in Daber i. ^om. im £orffrid& be$ SürgerS Sofyn, gcföenft 
Dom @traßenbal)tt*©4>affner SSoIjm in Stettin. 3* 5166. 

7. ©gerben Don einer fd>toar$en, ornamentirten Urne, mittel* 
alterlitfce ©cfäfjf ererben, ein eiferneS, einfd^neibiged äWeffer mit 
SJefdjlagfrücfen, gefunben in einem freiSrunben ©rabe mit Stein* 
paefungen Dom ©lafermeifler 93ölfer in 3<*<$an, überfanbt Don 
Dr. med. ©djmet&er in 3ad&an. 3.*5Rr. 5167/8. 

8. 6ine 3)e<fe au3 2)ammafta!einen, blau unb foeifj, 140 cm 
lang, 76 cm breit mit ft$ wieberljolenben bilblicfcen Storfteflungen unb 
biblifd&en 3nWriften. 3<*d)<*ner ©eroebe. ©efdjenf be3 Dr. med. 
©d& meiner in 3^o«- 3- 5170. 

9. @ine befecte, atoetljenflig getDefene Urne mit ©tridjornamcnt, 
26 cm Ijod), 10 cm ®urdjmeffer ber $at3öffnung, 9 1 /* cm ©oben* 
buretymeffer, gefunben in SRoggoro bei SBangerin, 1 m tief in einer 
oon gelbfieinen eingefaßten, feffelförmigen Vertiefung, ©efäenf be8 
Stud. theol. %xi$ ^rec&el, *. 3- in @retf8h>alb. 3. 5171. 

10. ©ed>8 auf Stammen gefpannte lebensgroße IDelbtlber Don 
Slb. $abji, ÜDarfteflungen ber ^ommerfd&en SolfStradjten au$ bem 
SBeigacfer bei ^rifc, auä bem 3)orfe 3amunb bei Äitölin unb Don ber 
©albinfel 3a8munb auf SRügen. ©efdjenf ber Sanbtotrtljfc&aftS* 
!ammer für Sommern. 3-5174—9. 

11. 3>a8 SBeibblatt eine« <Pommerfd&en ©ergog«, 3agbmeffer 
gum Siegen beS SBilbeö; auf breiter Seberfäeibe, in welker nod) 
gtoei ©fdjmeffer, eine ©abel unb eine SRabel oon funftoofler ©erfleßung 
flecfen, ift ba$ ^ßommerfc^e $eraog$»appen unb ein 3<*ßbfrü(f in 
getriebener ©ifenarbeit angebracht. 3- 5180. 

12. 3)er «btfru^l Don ©ee*33u<fon>. ©otbifäeS ©efrü^l be$ 
15. 3<*frfanbert$ Don ber fiirdje in ©ee*33ucfotD, ÄreiS ©djlaioe, 
angefauft. 3.*SRr. 5181. 

13. üDrei 3nfd&riften= unb SRelteftafeln au« 93lei Dom Denfmale 
flönig tfttebrid) 2Bil&elm$ I. in fiitölin. «on ber Ägl. Regierung 
in ÄöSlin bem SWufeum übereignet. 3.5182—4. 



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96 QvLtoaifi ber Sammlungen. — 9Bittljeilungen. — 3n$alt. 

14. Sin braun geaberteä polirteS geuerfteinbeil, gefunben beim 
pflügen , ©«gerben, eine grojje unb eine fleinere ©eftcfctSurne mit 
SRüfcenbecfel, ein einzelner Urnenbedtel, and bem größten Don meuteren 
Äiftengräbern auf ber b^fien 2l(ferfiefle in ©nettrinfe bei ©newin, 
Ar. Sauenburg i. % ©efäenf beS 9ttttergut8p(W&ter$ 2B. STOenfc in 
©nenrinte. 3.5185-9. 

IL »ibltotljef. 

1. t>. SKülüerftcbt. gin metlenburgifö*rügifdje3 $erren* 
gefdjletfct im $aragebtete. ©onberab$ug auS ber 3«tfönft bed $ara* 
toereinS für ©eföictye unb SlltertljumSfunbe. 3abrgang 34. ©eföen! 
beS »erfaffer«. 

2. 9Kittbetlungen über bie ®efd)td)te ber gramilie Slofenoto. 
9?r. 16. ©efdjenf be3 Herausgeber«, ^rebiger« ?. Stofenoto in 
«rljS, D.-$r. 

a»ttt|eiI«nBe«. 



&etauutma$uu&. 

&t$tu einet ttotytoctttigctt ttttrifUm btt 

»Wiotftcf bitUn tri*, f&tttmtti** *tt# tafelten 

entliehenen tßüd)tt W# mm 10. Sunt *. 3» %utü&* 

Ittgeften» 

Ott fBotfianb. 



3u orbentlid&en 3Kitgltebern ernannt: ©tobt* 
bibliotyelar Dr. äRunfler, Leutnant &on Äöt&en unb Oberlehrer 
Dr. SWitft in Stettin. 

$ie 8i*Ii*tftef iß am 9titt**4 »mt 3-4 tt*t 
unb am Stenftag ntt» 9t eiiag »on 12—1 ttfrr gedffnet. 

$«# aWttfeuw ift emtntaa fron 11—1 tty* tut* 
9titt»*4 »on 3—9 ttft* gedffnet. 

Auswärtige ermatten nad& toorfceriger 2Mbung beim (Eonfertator 
©tubenraud), <Preufjiföe ©trage 22, audj gu anberer 3ctt (Eintritt. 



Inhalt 

Sodann Äugufl Äriebel, tuetfanb ^rdpofttuS in SBolgaft. — 
<Pommerfd)e Surgen. — Seridjt über bie ©erfammlungen. — Siteratur. 
— Stotijen. — 3ufoad)8 ber ©ammlungen. — ÜRittbeilungen. 

tjür bie Stebaftion öeranttoortltdj: ^rofeffor Dr. 2R. äBebrmann in 
(Stettin. < Drud unb Sertag Don $errcte & Sebeling in ©tettin. 



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$erau*gegebett 

©cfcflfftaft für ^ommcrfdjc ©cfdjWjtc uub 
Httertjurasfanbc* 



»er lt*4t«a« tef 3»|tltef tfeftr Stutttf Mtttte« in ««itt QueBauaflafr* 

gefettet. 

Johann Äugtip Ätwbel, wetjlanb JJrapofttuö 
in Wohjap. 

Sin feinem lagebudje nadjerjäljtteö 8eben8bitb. 

SJwt Dr. jur. Hjel 39enebi$, Aihttgluftem <5rftem (Staatsanwalt 

in fcalberftabt. 

(fjortfefcung.) 

„Da« #öd)fte waren bre^ ftaljre, bie mir mein SSater 
für bie äcabemie jugeftanben Ijatte. 3$ fonnte babety nur 
IjödjftenS auf biefe ^aljre auf 400 SRtljlr. rennen. SKein 
Sater Ijatte nod) diel weniger gehabt, unb er naf)tn nid)t 
fonberlid) 9tü<fftdjt auf bie SSerftnberung ber gelten. 

Die erften gweij ftaljre fam id> fc^on nid)t ooü mit bem 
beftimmten ®elbe au«, obwohl id) in ber Qtit ben ^ommerfäjen 
ftreirtfd) genog unb teine Kollegien begaste. Die tljeotogtfd>en 
ttoüegien würben bamaljtS fefyr feiten bejaht. Die ^rofefforen 
nahmen nur ein Honorar Don Denen, bie e$ felbft gaben unb 
nodf> baju mit ber ftrage, ob fte audj fomel Rotten, bafc fie 
begaben Wnnten? SKeine ©Bulben waren nid)t betrfid)tltd>. 
@o lange id> aud> Sfaftanb nat)tn, fie meinem SSater ju 



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98 3ofouui «uguft Äriebel, wetfanb $räj>ofttu$ in SEBotgafi. 

entbccfen, fo mußte idj e« am <£nbe be« jweiten :j$al)re« boc^ 
tljun, um mid) nidjt außer Srebit ju fefeen. $df> erhielt ba« 
(Selb. Denn für midf> rebeten bie Ärieg«umftfinbe, ba ber 
fiebenjä^rige Ärieg au«gebrodf)en war, bie 8eben«mittet au$ 
fdjon anfingen teurer ju werben unb aud) nad> unb nadj 
ba« ®elb fd>tedjter würbe. 

Der Ärieg fd)(ug bei* bem (ginrüden ber granjofen im 
©aattreife unb in ©adjfen feinen ©djauplafe auf, unb idj 
weiß eine 3*it Don 8 ffiodjen, wo man um ba« üßotljbürftigfte, 
ben £ifd), ben id) im britten %a\)Tt nidjt meljr fre^ Ijatte, 
mitetngered)net, 18 ®rofd)en täglid) beburfte. 3 U bem 9fotl|* 
bürfttgften redjne td) freitid) Äoffee, ÜKerfeburger SBier unb 
Xobad, wetäje« tein SRotljbürftigfte« mar. aber wa« mad)t 
fid> ber SWenfd) mdjt jum SJebürfniß! 

3um ®tüdf öffnete mir bie SSorfeljung einen ffieg, 
woburd) id) metyr beftreiten tonnte. SKein SWutterbruber, ber 
Ärieg«ratf) Don ®(at)n, ber bamal)t« ba« Departement auf ben 
9Ke<ffenburg - ©d)Wertnfd)en Ämtern, bie bem Äönige oon 
Preußen öerpffinbet waren, oerwaltete, üerf Raffte mir ein 
©ttyenbium au« 2übe<f auf 3 ftaljre. Da« 1. 3fat)r erhielt 
id) 200 Styr., ba« 2. 250 unb ba« 3. ^a^r 300 2tyr. 
fnerju fdjoß mein Sater juweiten tttoaS ju, foüiel er eben 
be^ ben bama^Ugen Ärieg«unruljen tonnte. Denn bie SRuffen 
Rauften bamaljt« in #interpommern, oon benen er audj ein* 
ma^l geplünbert würbe. 35iel tonnte e« atfo ntdjt werben, 
wa« er mir reiben tonnte. Da« Sorjügftdrfte, wa« id> gewann, 
war, baß meine acabemifdje 8aufbat)n verlängert würbe. ÜRein 
SSater unb id) fürdjteten SJeibe un« bafür, baß id) ju f>aufe 
lommen müßte. Da würbe mir woljt ber ©olbatenftanb gewiß 
gewefen fe^n, unb icf) erhielt ba^er öfter« von meinem Sater 
bie SBeifung, außer Sanbe« ju gef)en. 2Iudf) bie« fdjicfte ®ott 
mir fpatcr auf eine wunberbare ffietfe, bod) otyne ffiunber. 

f>inju ju meinen (Einnahmen fam nod) ein größerer 
Grwerb, ber mir in ber lefeten 3 C ^ wandten gfriebrtdjSb'or 



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3ofomn «Ußufl Artetet, toetjlanb 'JJräpofttuS in SBolgafl 99 

einbrad&te. Sin greunb üon mir, ber nad&maljlige Sonfiftoriat* 
SRatf) Stiebe in ©(fjtoeibnife, »erlieg bie äcabemie. (5r toar 
bisher, toenn idf> fo reben barf, acabemifdjer 3)id)ter getoefen. 
3$ trat an feine ©teile. $riöat* unb öffentlidje @ebi<$te, 
fogar im SWamen ber Slcabemie mufjte id) matten fotooljl, al« 
für ba« collegium musicum, »enn ©olennitftten öorftelen. 3$ 
mufcte ben %t$ gur üttufic auffefcen. gür einen Dieter Ijabe 
iäj mit^ nie gehalten, aber ein leiblicher SSerfipfateur mar id). 

Stuf bie Art ljalf id> midf> bis jum ®nbe meiner 
acabemifd&en %Qfyxt bur(J )- Slufjer ber überljanbneljmenben 
Steuerung tag bie Urfadje meiner ©Bulben audf> barin, baj? 
mein ffiedfjfet beinahe über ein ljatbeS 3M r über bie ßeit 
ausblieb. Daran »ar bie Hemmung ber Soften fd&utb, bie 
auf ber einen ©eite öon ben ©djtoeben unb auf ber anbern 
oon ben Stoffen nidfjt burd&gelafjen nmrben. Unter ber Qtit 
Ratten bie (Staubiger Gelegenheit genug, fooiel anjufdjreiben, 
al$ tljnen beliebte. Der einzige, ber mid) nid&t prellte, mar 
ber ©peifettrirtl) unb biefer üielleid&t aud& nur barum, toeit er 
mid) nidjt prellen fonnte, ba id) ben SCifd) oeraccorbirt ljatte." 

©0 fam ber SWobember 1759 Ijeran. ^mmer fdjon 
Ratten SSater unb ©oljn in ber ftänbigen 33efürdf>tung, toenn 
Sefcterer nad) #aufe fomme, toerbe iljm ber ©otbatenftanb 
bod) nodf> getoif feien, barüber öerljanbelt, bajj es fidf> empfehle, 
er „getye au&er 8anbe$", unb ljierju bot ftd) jefet Gelegenheit. 
Gin ©tubienfreunb, ©oljn eine« #atlenfer gabrifanten ÜÄeifter, 
Ijatte burrf) S5ermittelung eine« Hamburger« ben Auftrag 
ermatten, für ba« #auS beS ^rofefforS änbreaS SKetyer in 
©reifätoalb einen Ideologen als #auSleljrer ju beforgen. Der 
junge ÜWeifter bot bie ©teile bem Urgrojftater an. ©reifStoalb 
mar grabe ein Ort nad} beffen 835ünfdf>en. Dort lebte jubem 
ein SSaterbruber, ber ^oftmeifter Äriebel. $n bem naljen 
ffiolgaft mar eine ÜÄutterfdf>»efter an ben ärdjtbiaconuS Berlin 
berljeiratljet, unb nod) anbere S3ern>anbte tooljnten in ©tralfunb. 
3)ennod> urnrbe ber ©cftritt feljr forgfftttig überlegt, Sunftdtft 
trug Äriebel feinem #allenfer Seljrer SWeijer bie ängelegenljett 



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100 gofamt «ugufi Äriebel, toetf anb 'JJräpofrtu« in SOßolgafl. 

öor. Diefer fdt)itberte iljm jutreffenb bic ©rcif^ioatbcr 83er* 
ljältniffe: „Die äcabemie bort fei in j»el> Parteien geseilt. 
SBety ber einen fte^e eben ber ^rofeffor ÜÄeijer, ber ben fyaufr 
teurer für feinen ©oljn fudje, an ber ©pifce; bei) ber anbem 
ber ©eneralfuperintenbent ü. SBattljafar. ©leitf} anfangt »aren 
bie ^rofefforen nic^t jufrieben, ba§ SReljer als ein ÄuSl&nber 
— er »ar au$ Augsburg geburtig — üon Wittenberg bafyin 
berufen »urbe. ÜÄeijer toax ^rofeffor ber äftronomie. Um 
feinem 3fad)e tüd&tig üorfteljen ju fönnen, Ijatte er burd& #ülfe 
beS bamaljligen beftänbigen JhiratorS, nadjljerigen ÄanjlerS, 
ö. #orn eS baljin gebraut, ba& bie Äcabemie Diele tyeure 
aftronomifdje Qnftrumente aufraffen mu&te. ©otdje «umgaben 
toaren bie $rofefforen nidjt getooljnt, unb baS legte ben erften 
©runb jum XBibertoritfen. Qnbtm toax SRetyer ein befonberer 
Siebüng betym Äurator, in feinem gad>e ein gef<f}i<fter Wann, 
brillant toifcig, nur ettoaS übereilt. Den oorjügüdjften Umritten 
ber ©egenpartljei) Ijabe üWc^cr fidf) baburdf) jugejogen, bafj er 
burdjfefcte, baS alte acabemifd)e ©ebftube fotte ntebergeriffen unb 
iljm fetbft bie Direftion beS neuen SBaueS übertragen toerben. 
#ier möge er tooljt ettoaS Ijerrifd) »erfahren Ijaben unb 
feinen eigenen $been ju feljr gefolgt feijn. Den übrigen 
#erren ^rofefforen to&ren bie Äoften beS SBaueS übertrieben 
oorgefommen. SWetyer t)abe fidf> an nidf>ts gefeljrt, immer 
geantwortet, bergteid^en Dinge öerftünben bie #erren nidf>t, 
unb fo fd)tieß(i<i) bodf) immer ben ©ieg baoongetragen. Der 
#attenfer SReljer rtctfj jur annähme ber (SreifStoalber ©teile, 
bie freiließ ben Urgrojfrater jtrifd&en Jt)ür unb ängel, jtrifdf>en 
bie äntipoben SRetyer unb o. SBaltljafar fefce, n>eldf> ßefcteren 
triebet bod) wegen feinet vetteren gfortfommenS and) jum 
greunbe fyaben muffe. (5$ feij einem jungen SRanne gut, 
menn er gleich in eine Sage lomme, too er beljutfam fetyn, 
oljne bie ÜÄoralitftt ju oerlefeen, bodf> fidt) immer beterminirt 
ju benehmen unb fidb ttug ju betragen lerne, 8fad) tonne 
SD?eijer*#atte ben Urgrofjoater an feinen alten juüerläffigen 
greunb, ben SReftor 8afiuS, empfehlen." 



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Sofrmn «ußuft Äriebel, toetfanb 'JJräpofttu« in SBolgafL 101 

@o entfdjlofe fid) bcr Urgroffrater, bieStefle anjuneljmen — 
toenn er nur mit feinen 250 3ftl)lr. ©Bulben au« #atfe 
fortföme. 2fod) baju fanb fid) föati). 50 fRt^Ir. borgte ein 
©d)ulfreunb, ber ju Setyjig in einem #anbtung«*(£onttoir 
arbeitete, unb ben SReft übernahm SSater SKeifter gegen einen 
ffiedjfel. „2lber »ie folfte nun bie SWad&rid&t, baß id> bie 
©tefle annehme, nadf> @reif«toatb gelangen? Ueber SJerfin 
tonnte id) nidjt fdjreiben, »eil bie Muffen bie Soften nidjt 
burdjtiefjen, im SRettenburgifdjen unb jenfeit Stettin ftanben 
bie ©djtoeben, ba toar e« unfidjer, ob ein SBrief au« bem 
^reufeifdjen nad) ®reif«toatb gelange. Der alte SReifter toeifc 
toieber fRat^. ffir berietet feinem Hamburger ®efd)äft«freunbe 
unter Seifügung eine« ©riefe« be« Urgrofftater« an beffen 
Onlet ^oftmeifter, ber bie Sitte entölt, ft$ in ®reif«toalb 
mit ^rofeffor SRetyer ju befpredjen. ©ed)« ffiodjen toäl)rte 
e«, et)e id& änüoort erhielt, (Enblid) lam fte nebft einem 
©rief be« ^rofeffor« üWetjer, ber mir bie ©rfefeung ber Weife* 
foften jufid^erte. Der Onfel ^oftmeifter fdjrieb bie SReiferoute 
öor. 3$ fottte über SKagbeburg unb oon ba mit ber 
3We<flenburgifd)en $oft über $ard)im unb SRoftorf nad) ©reif«* 
malb lommen. SWunmeljr braute id) bie Angelegenheit meiner 
Steife in Orbnung unb oerfal) midi) mit einem acabemifdjen 
$affe. SKeine ©Bulben »urben bejaht. ^nnerljalb 8 £age 
lief aud) ein Stljeü meine« Sübeder ©tipenbium« mit 30 Dufaten 
ein. $>ierburd) tonnte idf> fd)on einen beträd^tltdjcn 3H)ci( 
meiner ©edjfelfdjutb töfen. Denn ba« ©ilbergetb, toorauf fie 
gefteQt mar, toar betrftdjtlid) fd)led)ter geworben, fobag biefe 
30 Dufaten fd&on 127 SRtljtr. matten. Den SRcft bejahte 
id) nod) au« ®retf«toalb. 3$ Ijatte nod) fooiel ®etb, bafc 
idj meine Weife beftreiten tonnte, ©nige greunbe gaben mir 
ba« ©efeite bi« Salbe. Dort fefete id) mid) auf bie $oft 
unb fuljr auf ÜÄagbeburg mit einer franjdfifdjen Demotfette 
®alfofr&, bie nad) SSoijenburg ging. ®teid) in ber erften 
SWad)t aber Ratten toir ba« Unglücf, bafc un« ber ^oftitfon 
in einen tiefen ©raben toarf. SBir nmrben Ijier frefcjltd) bei 



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102 3ofann Stofluft Stxitbtl, weijlonb ^rtyofttuö in SBolgafi. 

ben im SRooember fc^on tiefen Siegen arg befd&mufct, aber ba$ 
war für mid) nod) ber geringfte Unfall. %ty ^otte bety bem 
Umwerfen eine Düte mit ®olb au« ber Stafdje oerloren unb 
motzte im Äotl) nod) fooiel l)erum greifen, fo fonnte i$ fte 
in ber finftem SWadf)t bod) nid^t wieber pnben. #ier !)atf 
weiter nidjts, als bog id) midf) gebutbig wieber auf ben $oft* 
wagen fegte unb auf SWagbeburg jufuljr. $n ©alje fyattt id) 
mid) einigermaßen oom ©d)tnufe gereinigt unb traf in ber 
folgenben Sflaä^t in SWagbeburg ein. 33et) ber ffiadje fyattt td) 
nod) einen fonberbaren SBorfafl, ber mid) tttoa$ bange machte. 
$d) nannte meinen Sttamen unb wie« meinen ?aß üor. 
„33rüberdf)en! bift Du es, «riebet? ffio roiflft Du Ijin?" 
Dfjne weitere ffijpectorationen nafym td) ben SKann für bcfannt 
an, benn eS war finfter. $d) antwortete: ,,id) gefye mit btr 
$oft weiter unb al$ Äöniglidjer ©ecretariu« nad) $ard)im." 
„SWun, fo reife glücflid)," fagte ber Unterofftjier. $d) war 
frol), bag *$ &«i 9Wenfd)en 00m #alfe Ijatte. ©ei& ©Ott, 
wer e$ war. 23ermutt)tid) war er einer Don ben $allefd)en 
©tubenten, bie burd) bie bamafyligen Umftftnbe genötigt waren, 
unter ein greibataitfon ober unter bie #ufaren ju gelten. 
811$ idt) auä SKagbeburg wieber Ijerauä war, würbe idj oergnügt, 
bafc id) leine preufeifdje ©arnifon metjr ju befürd)ten !)atte. 
Die Steife ging über Surg, bis wir in Sengen anfamen. Die 
3Weflenburgifdt)e $oft war fdjon abgegangen. (Einige Später 
fyatte id) nod) in ber £afd)e. 3$ frug, wie weit es oon ba 
bi* $ardf)im fei? „SRur 5 ütteiten." $d> blieb alfo jur 
SRad)t unb fut)r tag« barauf mit einem gemieteten ^u^rwer! 
nadj $ard)im. Dort fam id) bei meinem Onfel ÄriegSratl) in'« 
£ro<fene. 33et> ber alten ©emaljlm meine« SKutterbruberS 
fd)tneid)elte id) mid) fo ein, baß fie mid) unter einer ffiodje 
nidjt fortliegen. Dann füllte mein Dnlel meine SSdrfe wieber, 
unb id) fuljr auf ©üftrow. #ier blieb id) eine SWad)t. Dann 
reifte id) nad) Jriebfee*. #ier traf idf) bie erften ©djweben 
unb fam nad) einer in biefer Heinen ©tabt in einem engen 
ßimmer unter 4 fd)webifdjen Meutern be$ einer ftrau m ^ 



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Sodann Äugufi Äriebel, n>e#anb 'JJräpofttuS in SBolgaft. 103 

einem fftugenben ftinbe gugebradjten SRadjt ben barauffolgenben 
äbenb in ©reifdtoalb bety meinem SSaterbruber an."*) 

Der Urgrofjoater xft nun in bem gefegneten Sattbe 9leu* 
üorpommern, bamats mar es no$ fdjmebifd&eS 8anb, gelanbet, 
baS iljm jur lieben #eimatl) nmrbe unb ifyn, au<fj nadf>bem 
es gu <($reufjen gelommen mar, feftyielt als treuen ©oljn ber 
©djotte, bis er am 3. Degember 1818 gur ewigen SRutye 
einging. Eon (Snbe 1759 bis ffinbe 1767 blieb er in 
©reifStoalb, erft als #auslel)rer, bann als Seiter ber ©djule 
an ©teüe feine« alten, nadj SRoftod überftebelten ©önnerS 
SaftuS. Danadfc gog er um bie ^aljreStoenbe 1768 mit 
feinem geliebten Jungen ffieibe Charlotte, jüngften Sodjter 
beS ©eneratfuperintenbenten ©tengler, in bie Pfarre ber Keinen 
Sanbftabt ©üfcfoto ein, »o er blieb, bis iljn fein Ädnig 1782 
als $ripofttu£ nadj ffiolgaft berief, um f)ier gu feinem SebenS* 
enbe auSgureifen als ein treuer, frdljltdjer, in aßen ©d&icffaten 
mutfjtg beto&ljrter ©otteSmann. Sludf) bie Säuberungen feines 
fpäteren SebenS in feinem Stagebudje finb ausnahmslos f<f}li<f}te 
©ertöte einfacher, felbfterlebter Gegebenheiten. „Die gange 
©pljftre, morin idj lebte, mar nidjt banadt) beftfjaffen, mid} 
gu einem mistigen üWenfdjen gu madjen, gefdjtoeige benn midt) 
gu einer äuSgeid&mmg Ijingufüljren. Bene vixit, qui bene 
latuit. Da idj midE) frülje bem gelehrten ©tanbe ttibmete, 
fo tooUte id) mid) blojj im SKittelftanbe galten, aber mir au<J) 
bie ®eft^tcflid)feit ermerben, bie mid) jur güljrung beSfelben 
tüd)tig machte/' 33on biefen (Srlebniffen feien in SRadjfotgenbem 
nodj einige lofe SBWtter ttriebergegeben. 

SHSbalb tritt er feine gunftion als $>auSleljrer beS 
Qoljann änbreaS SWe^er, nad&mals SRebici unb ©eljeimen 



*) Angenommen, ber Urgrofjoater tft mit feinem (Eomitat flott 
oon $aHe bis Calbe am erften Sage geritten, fo ergeben fidj immer 
nod& 8 läge eigentltd&e Steife mit 6 SRad&tquartieren (baS ©raben- 
unglüd gnrifd&en (Eatbc unb ©atge, SRagbeburg, Sengen, 'JJardjim, 
©üffcoto, SxiebfeeS.) 2Ber Ijeute 5« 93. in $atle mit bem D*3uge 
abf&frt, ift über »erlin um 11 8. in ©reifStoalb. 



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104 3ofomn «uguft Ärtebel, toetfanb $räpofttu$ in SBotgafl 

3totl)« in JBerlin, an. Anfang« ^atte er e« nid^t leidet, unb 
e« fehlte au<J) ntc^t an fräntenben ßurüdffefcungen. @o fudfjt 
iljn gtetc^ beim erften 2Wittag«ma!)Ie ber ©oljn be« Äangler« 
al« ©aft im SWetjerfdjen #aufe baburdf> gu blamiren, baß er 
mitten in bie beutfd) geführte Unterhaltung eine frangJfifd&e 
änrebe einfüd&t, unb bei einer anberen „©olennitat" bittet fein 
SBirtl), ba er nur gtoei SJoutetflen ©ljampagner fyabe, möge 
triebet fi<f| mit bem anbern ©eine begnügen, $n aß folgen 
Keinen f^Ä^rttiffcn fyitft iljm aber feine frifdje, unoerfrorene 
gr5l)li<f}fett, immer bie 8ad)er auf feine ©eite gu bringen. 
Den ©ol)n be« Äangter« füfyrt er burd) eine lateinifdf)e änttoort 
ab, unb Don ben gtoei SBouteitten trinft er fd&liefctidf} mit 
(Sjcefleng oon $>orn bie eine allein felbanber au«. Daß 
(£rgieljung«toerf, na<J) ftr engen, päbagogifd&en ©runbfäfcen 
foftematifd) geregelt, ift ntd^t einfach, toirb aber gu gutem 
(Snbe geführt, ^meiertet ift babei gu beachten, einmal leljnt 
ber ^raegeptor e« ab, jeben SKorgen mit bem Änaben gu 
beten. „3$ enoiberte, bafc id) für rntdt) felbft ba« ntdjt 
immer t^ue, fonbern nur bann, toenn id& mein ©emütl) bagu 
gefttmmt ftnbe. Aber i<J) naljm öfter ©elegenljeit, oor bem 
Sortrage unb bem ©efpr&dje über bie 9teligton«*8B5al)rl)eiten 
ein lurje« ©ebet felbft gu fpred&en. Den Anaben ließ idj 
ni<J)t beten, weil e« faft nid^tö al« ©etoftfdje umrbe. Dann 
nur oerbrettete i<J) mid) länger unb frftftiger in meinen 
SBünfd&en gu ©ott, wenn bie Seljren, bie wir beljanbelten, auf 
feine moralifd&en ©eftnnungen wirf en tonnten." Unb gum anbern, 
fo oft er aud) mit feinem 35gling xn 5 Iur uni) 3r*to geljt, 
Qnfeften unb <ßflangen fammetn, ba« ©piel, W03U er foöiele 
Neigung Ijatte, fdjfog id) iljm gftnglidj ab unb überlieg bie« 
bem SSater. $$ Ijatte fd&on bamal« bemerlt, baß ba« ©piel 
mit jüngeren Seuten fic gu breift mad)t unb gur gfantiliaritftt 
95eranlaffung giebt. Da« wollte i<fj mit meinem ffileoen 
oermeiben. 

SReben ber $>au«lel)rerarbeit bietet fidt( ©elegenljeit gur 
93efrf)ftftigung mit ber frönen Sttteratur, gum ^rebigen unb 
gu ernften tf)eologifdjen ©tubien. ßefetere« füljrt 1760 gum 



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3o&atm Slußuft Äriebel, wetjlanb ^räpofttu« in SBolgafl 105 

£anbibaten*(5:$amen. ?lu<f} beffen ©djitberung c^araftcrifirt 
bie bamatige 3eit. 

„Salb barauf lieg midj ber £err ©eneralfuperintenbent 
auf eine Stoffe Äaffee ju fidt) bitten, ja, i<J) mußte fogar, 
meldte« bamat« eine große ©jre fd^on für einen wirflid&en 
Äanbibaten war, eine pfeife lobarf mit ü)m raudjen. ©leidfj 
erfdjien audf) #err <ß. SBrocfmann, ber at« Deputirter be$ 
ÜHinifterium« meine ^rebigten angehört Ijatte. Unb nun 
erflärte ber #err ©eralfuperintenbent, gewillt ju fein, mit 
mir ba« tentamen candidatorum oorjunefymen. alle« geljt 
gut, unb wie ber ffijaminanbe allen flreug* unb Querfragen 
gegenüber fdf>lidf)t aber feft, bei ber Seljre ber ^eiligen ©djrift 
beljarrt, Sljrifiu« fei oljne ©ünbe gewefen, ba fd)lägt iljn ber 
©eneralfuperintenbent juftimmenb unb ba« Sjamen abfdfjtießenb 
auf bie ©dfjulter: „Dabeij bleib er!" Denn bamal« nannte 
nod) ber ©eneralfuperintenbent alle Seute ®r! — ©o war id& 
benn nunmehr Sanbibat be« <ßrebigtamte« geworben, bamit 
aber aud) unter bie gfmfjtel be« ©eneralfuperintenbent ge* 
fommen unb wie SKe^er^aöe üorau«gefagt — bie Spannung 
btieb nidjt aud. Der ©eneralfuperintenbent wollte, baß ber 
Urgroßoater afle 14 Sage für i^n prebigen fotte. Die« fd&lug 
er ab, unb ber atte $>err naljm e« ü)m fo übet, baß er iljn 
nun überhaupt ni<J)t barum erfud^te. ©rft jwei Monate oor 
feinem 5Eobe tenfte er ein. ffir fd&icfte bem Urgroßoater fogar 
bei ber erften ^rebigt auf ber Äanjel ben Auftrag ju, bie 
©emeinbe ju einer gürbitte für il)n al« einen fd&wad&en 
SKann, ber feine« ffinbe« Ijarre, aufeuforbern, unb erflärte, 
baß er Billig au«gef51jnt fei/' 

©nfhoeilen behielt Äricbel feine #au«lel)rerftelle no<fj 
bei, trieb fleißige SRebenftubien unb erwarb fid) auf Anregung 
be« Äanjter« o. §orn aud) ben afabemifdjen Doftorgrab ober 
„richtiger ben ©rab eine« SWagifter« ber ^Jljitofopljte. Qtoax 
Ijteß e« in bem SRagifterbiplom creo, renuntio te N. et in 
Philoßophiae doctorem et artium liberalium magistrum, 
aber man Ijieß nidjt Doftor, fonbern 3Wagifter. $d) weiß 
nid)t, ob bie STOeifterfdjaft meljr galt, al« bie Dottorfdjaft, 



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106 3o$ann Hugufi Äriebel, wetfanb $räpofttu£ in SBolgafi. 

oljneradt(tet e« bei Dielen um jene fetyr winbig au«fal). Qfdf) tyabe 
nad&ljer aud) mannen meine« ©leiten gefragt, wa« für Singe bie 
artes liberales wären — wie mancher toufytt e« nidjt, obfcfjon er 
ÜWeifter brin war! Die fpätere Senberung biefer Titulatur 
ftammte, fooiel id) ber ©ad&e jugefeljen Ijabe, Don ©öttingen Ijer. 
Sil« i<J) ben ©rab be« SKagifter« annahm, mutete nodj ber fteben* 
l&ljrige Ärieg unb bie Slnjaljl berer, weld&e wäljrenb ber ßeit 
promooirt Ratten, belief fitf) über 50. Die meiften waren ©d^weben. 
Äfein einiger war öffentlich proclamirt unb an ber Promotion 
gegenwärtig, at« id) allein. Der ^rofeffor Donnert ftellte 
eine ©olennität f&mmtlidjer unter feinem Detanat ernannten 
2Hagifter an, unb id) la« bei biefer Gelegenheit mein ®ebid)t 
über bie 2Rad)t ber Didfjtfunft oor, welche« naäjfytt Don ber 
äteabemie jum Drud befdrbert würbe. Da§ mein ©ebid)t einiger* 
maßen gefd)&fct würbe, tarn baljer, bafc fonft Sttiemanb bamal« 
in Sommern ber Did)tfunft fidf) tjingab . . . $d) er & a * unt > 
erhielt Don ber ptjilofoptjifdjen ^afuttftt licentiam legendi, 
eröffnete SSorlefungen über ^oefte unb JBerebfamfeit unb Ijatte 
Diel greube bran, ba id) merfte, baß id) unter ben ©tubenten 
auf itjren @efd)ma<f einwirfte, ju welkem (Snbe auf ber 
«cabemie ttid^tö gefdjaty." 

Unter anberen litterarifdjen (Srgeugniffen wirb nod) 
befonber« eine« ©ebidjte« erwähnt ju ffiljren unb auf ben 
@eburt«tag be« Ädnig« Slbotyl) griebrid) nad) wteberljergefteötem 
^rieben, ba« aud) in ©tocfyolm gebrueft erfdjien. 
(©djluf folgt.) 



J)ommcrfd)t flurgen. 

8on ». Äücfen. 
V. ?4ttrg $<*}. 

Gard, garz bebeutet „SJurg". 

Jage unb Entfernung: Don Äfammin SO 10,o km, 
ffioKin NO 16,o km, SRecfow 3,7 km, ©a^nj W 1,7 km, 
©üljow NW 11,9 km, SRartentin NO 12,o km. 



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'•ßommerfdje Surgen. 107 

SWQ^rid^tcn:*) 1876 »altifäe ©tubien, 26. ^rjang 
©. 178; 1880 85. Äärf en, ©efäidjte ber ©tobt Äammin, ©.5. 

©neinbrittet SKeile füböfttidf} oon Äfammin jnrifdjen bcm 
SWemifcer unb bem SSdljer JBadfje befinbet fiel) cht WNW 
oerfoufenbeä, tief eingefc^nittened , tljeitmeife mit Ijoljen ©teil* 
ufern etngefafted Iljal, angefüllt ungefähr jur #ätfte oon 
bem ©djnatotoer ©ee unb gur anberen #ftlfte oon einem 
JBrud), toeldjer als oertaffene« SJett beS SWemifcer SBad&eS ju 
betrauten ift. Diefer 93ad) bog ju einer 3eit, als an 
menfd)licl)e Setuoljner no<f} ni<f}t ju benfen toar, in geringer 
Entfernung oon ber Sage üflemifc tinte in bieS £ljal ab, 
burd)ffo& eS unb münbete jttnfdjen SSötjcrbad) unb Sage 
SBuffent^in in ba$ #onigba<f}tl)al unb bann in bie 9Äabe 
bei ©riftom. 

(Sine Hebung be« OelänbeS jtoif^en Wtdotü unb 
SJuffentljin in SSerbinbung mit einer allgemeinen ©enfung be« 
lerrainS na<J) ber Oftfee ju, fperrte fpäter biefen ©afferlauf 
unb oeranlafjte ben SWemifeer SBad) NNW bem Äammin* 
Jreptomer SBrud) ausfließen. 93erfdf>iebene änjeid^en, namens 
lidt( bie ettoa 10 m betragenbe (Einfenfung ber SSru^oberfläd^e, 
fpred)en bafür, bafc ber ©afferftanb in bem Xfyale in nidfjt 
ferner Qtxt ein entfpredjenb leerer toar, ba§ audj ber 



*) Slnmerfung ber jRebaetion: SBalter, ^Jrae^iflortfd&e ftunbe 
in Sommern, ©tettin 1889. Senktet unter 234. (Sara: 

SBurgtooD, burd) $lanfen, $af d&inen unb $f äljle erweitert, mit 
Dielen taufenb flannfd&en ©gerben unb retd&en ÄnfteblungSftniren, 
8er&. (ber »erüner ©efellfd&aft für «nt&ropologie jc.) 1870, 3uli, 473; 
1876, ÜKai, 8; 1876, 3uli, 16; »e&la, 140. gtoei Änod&ettyfrieme 
im B. 2R., 36. 3. 39., 52; Serl. «at., 328. Gearbeitete (gldrftficfe, 
SBerL Äat., 367. grabet unb Pfriem au8 $irfdtöorn, (glenßetoeilj mit 
SearbeitungSfour, Änod&en t>on $au8t&ieren, Agraffe au8 Sernflein, 
eiferne SKeffer, ©pinntoirtel, 2 ÜWü&lfhine, SRefie bon S3u*- unb 
$afelnfiffen, Fragmente t>on Se&mbewurf, Urnenfdjetben mit SBeÜen« 
linien unb 2eiffcnornament im 39erL ÜRuf. II, 9936—70 unb 1,4505—10. 
SSenbife&e ®efä&fd>erben im äRärf. äRuf. 2709-30. - Hbb. ö. flato. 
Sopfböben ©erfc. 1870, 2>eg., laf. VI. 



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108 



^ontmerfd&e Surften. 



©d&nototoer ©ee eine bebeutenb grJ&ere SftngenauSbefynung 
^atte. 2lu« tt>irtt)f4aftUtyen ©rünben ift ber ©afferabffofc 
beS Saales mittelft eine« tiefeingefd^nittenen ÄanaleS bei 
$tafti<f}ott> nadf> bem tiefertiegenben SSMjerbad) bewirft, an 
ben Ufern beS tanggeftrecften Iljate« liegen bie Drte ©atyng 
(bie frühere SSurg Äanfee) b. I). Stfe, biefem gegenüber ©Anatom 
b. t). gegenüberliegenber Ort (in SJejug <mf Äanfce), D. ©ieSfoto 
b. i. Ort ber ©remfen, 3). ©arj b. I). 33urg, ©. ©orte 
b. i. #ügel, $laftid)onr b. t. flauer Ort. 




J**J*fW 2lIl(«M<l. 



«SUirvvL^ Hrwi«|. 



AjJY*04Tif0i 



SRörbticJ) oon Dorf ©arg, ganj in ber SRftlje beSfelben, 
liegen in bem Iljalbrud) brei SBobenertySljungen, Don benen 
bie mittetfte (A ber Äarte) meljrfadf) unterfud)t unb befd&rieben 
ift, u. q. audj oon $>erm $rof. 93ird)Oto>. ©ie Ijat bie Stuf* 
merffomleit baburdfj erregt, bafc Ijier üerfd&iebene übereinanber* 
gelagerte SRefte menfdjlidjer ©o^nftätten nad&gemiefen »erben 
tonnten. Unter 93erü<ffi<J)tigung be$ tarnen« beS bidjt 
banebenliegenben Dorfes „®arj" „bie SBurg" ift »ol)l lein 
3to>etfet, baß biefe JBejeid&nung mit ber bertoffenen ©oljnftftttc 



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8urg ©or*. 109 

eine toenbifdje toax. Der jefetge &efunb if* berfelbe, tote iljn 
8. Äutfen erläutert, nur ftnb fett 1880 fettere äbgrabungen 
an ben Ufern vorgenommen, toeldje immer baSfelbe S5Ub ber 
abmed&felnben äfdt)enlagen jeigen. Diefe äbgrabungen erfolgten 
ftetsS nur bis jur §dl)e ber umgebenben ffiiefen, fo baj? rings 
um ben #ügel nadf> unb nadf> ein ebene« fefteS SSorlanb 
gefd&affen ttmrbe, baS in ber äußeren Sinic genau bie frühere 
3form unb bie urfprüngltdje @rößen*8luSbeijnung ber SSurg 
jrigt. SSon SBaK unb ©raben feljlt jebe ©pur, nur ber dftlidje, 
bie beiben #figet A unb B trennenbe ffiiefenftreifen ift rooljl 
als SReft eine« früheren ©rabenS anjufetyen. Der neben legerem 
füljrenbe ©eg muß ber Sage nadt) fdjjon ju allen Reiten an 
berfelben ©teile getoefen fein. 

Jtußer bem SWamen ber SJurg, ©arg, fyaben »tr nidfjt 
bie geringfte SWad)rid>t oon biefer gefte. ©ie ift aber als 
eine ber älteften in Sommern anjufeljen, au<f| n>ol)t in biefelbe 
©ntfteljungSjett ju fegen tote ber ©djloßtoatt bei ÜKcbcttJt^ 
mit beffen ©eftaltung unb ärt ber ©arger 93urgl)ügel große 
Slef)nlidf>feit geigt. SJribe Surgen finb fdjeinbar ntd)t burdfj 
einen ffirbtoaü, fonbem burd) ^atiffaben, gtedjttoerf ober 
SSer^au gefdjüfct, ba fonfi oon ben ffiäöen bod) eine ©pur 
ju ftnben toäre. SS giebt in Sommern eine gange SReilje 
oon „Stergtoäßen", bie rool)i bie gefdf)ü&te Sage im 93rud), 
aber feinen äfoljalt gur annähme oon SBäßen geigen, ©iefer 
Umftanb ift tooljl nicfjt immer burdfj ein 3$erf<f}toinben beS 
SßatteS gu erftären, namentlidf} nid)t bort, too burdf) bie 
Sbgefd)iebenl)eit ber Sage in einem 93rud) fein genügenber 
©runb gur SluSffiljrung einer fold> bebeutenben arbeit oorlag, 
»ie baS SSefeitigen eines ©atteS erforberte. änbrerfeits 
aber geben uns mehrere SRamen Äunbe oon geften, beren 
SBetoeljrung mittelft 3fted>ttoerf, SSer^au u. f. tu. ^ergeftettt 
toar. Diefe SBefeftigungSart tourbe oon ben ffienben Ijaupt* 
fä$lid& n>ol)t in ben erften Reiten angetoenbet, fo bei ^Jlat^e, 
$tote, ^tetfenifc u. f. ». (gled&ttoerf), fobann bei SRdtoentyagen, 
$Rübenf>agen, SRübeno», föubfo» u. f. to. (3$erf>au, ©er^ad). 



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HO 'JJommerfd&e Surgen. — Stteratur. 

ftm Uebrigen tp es ja bcfamit, bog üor bett ©enben fdjon 
bic ©ermanen ju r5mtf(^en Reiten für iljre #auptytftfce eine 
Sefeftigung burdf> gled&twerf, ein SSer^au mittelft #otaftÄmme 
benufeten. gür biefe Conftruttion giebt benn aud) ba$ Doli* 
ftftnbige S5erf^»inben berfelben bur^ geuer, 33erwefen u. f. ». 
(Erft&rung. 

Sie JBurgftätte bei ©arj liegt in ber gfelbmarf beS 
Dorfes, Ijart an ber nörblidjen ©renje berfelben, weldf>e burdf) 
ben au$ bem ©d&natoroer See fliefcenben SBadfc gebitbet wirb, 
mit 2lu3fdt)lu6 t>on jroei SBauerljJfen mar 1464 ©arj ein Seljn 
ber o. 2Min, 8eljn$nad)fotger ber 3familie SCrotye. 



liteattor. 

(£. gaulfii$. 3nr @efd)id)te ©tralfunb« in ber 3eit ber 
©rafenfel)be. 3al)reSberid)t be« ©^mnafiumS ju ©tral* 
funb 1902. 

Sornebmlicb auf ©runb üon ©innabmerefliftern auS ben 
$abren 1584 unb 1535, bie im ©tralfunber SRatbSarcbtoe aufbewahrt 
werben unb eine eingebenbe {Rechnungslegung über &wei in biefen 
Sauren erhobene ftriegSjieuern unb anbete ju Äriefl^wecfen t>erwenbete 
©nfünfte enthalten, unterfudjt ber Serfaffer bie Slntbeilnabme ©trat« 
funb« an ber fogenannten ©rafenfebbe öon 1534—36. äefanntlidj 
fud&te bamalS Sübecf im 39unbe mit brei anberen wenbifd&en Dftfee« 
ftäbten ba8 einft bef eff ene $erfÜQung$re$t ber ©täbte über ben bänif eben 
föjron wieber §u gewinnen. %vä wetzen ©rünben unb mit welchen 
2Ritteln ©tralfunb an biefem Serfutbe ftd) beteiligte, wirb in ber 
üorliegenben ÄMjanblung fefcr forgfältig unb einge^enb bargeffcüt. 
2)abei bleibt ber Serfaffer nid>t an ber Dberflätbe, fonbern fudjt in 
bie tieferen SRottoe einjubringen unb ben 3nfammenbanß mit ben 
inneren 3uftönben barjulegen. Staburdj werben aud& febr beadjtenS« 
wertbe ©rßebniffe für bie «uffaffung ber ftöbtifd&en Umwälgungen in 
ber bamaligen 3eit gewonnen. 3Rit üoüem Siedete betont ber Cerfaffer 
ben 3ufammenbang ber {Resolution unb ber ÄtfegSpolitif ber 3a$re 
1534 unb 35, bie auf bemfelben wirtbf djaftSpolitifd&en ©oben erwadrfen 
finb unb in ber aufcerbalb ber SRatbSoerwanbtfdjaft ftebenben beeren 
SSürßerfdjaft ibre Urbeber unb Seiter gebabt baben. SBeiter Werben 
bie (Einnabmeregifter audj au einer 99erecbnung ber bamaligen ©e- 
oölferunfl»sabl ber ©tabt benufct, bie auf etwa 11—12000 an$ufefcen ift 



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giteratur. - Wotisen. 111 

S)ie ganje Arbeit jeugt oon forgfäßigem ©tubium be$ oor- 
fcanbenen DueQenmateriald unb tiefem (Einbringen in bie bamaligen 
Serfc&ltniffe. 3u toünfd&en wäre, baf? bie firdjlicfce Umtoälaung 
©tralfunbS, bie mit ber fosiat-ttrirtijfdbaftUc&cn in engem 3ufammen- 
fange fte&t, eine ebenfo oortrefflidje Sefcanblung fänbe. 

M.W. 

üft. ©etyrmann. 3fo$ Sommern« SBergangentjeit. ©edfjS 
Vorträge, im ©tettiner grauenöeretn gehalten. (Stettin, 
8. Saunier, 1902. 103 © v 8. Srofd). 1,60 2». 
3n bem oortiegenben SBerfe fcat ber Serfaffer fed&8 Vorträge 
bereinigt, totldjt er im Saufe be$ Übergangenen SBinterS im ©tettiner 
fjrauenoereine unter lebhaftem Seifafl gehalten fcat. 3)ie einseinen 
Äapitel enthalten in ftd& abgerunbete, lebenSooUe Silber au£ ^omntemd 
Vergangenheit; fte fcanbeln 1. oon ber (E&riftanifirung be£ &mbe$, 
2. oon ber ©ermanifirung be$ SanbeS, 3. oon ber #anfa unb bem 
mittetatterlid&en ©täbtetoefen, 4. oon $ersog 93ogi$tan> X. unb ber 
{Reformation, 5. oom breifngi&^rigen Äriege unb bem (Srofjen Äfur» 
fürten unb 6. oon ben 3*iten ber brei preufHfd&en Äönige griebrid) 
2Bil$etm8 L, 8rriebrid&8 IL unb griebri* SBü&elm« in. Staburcfc, 
baf? bie 2$emata ber einzelnen Äapitel fid& an bie fcaujrtfftdrtidjften 
©nttoicfelungSepodjen ber (Sefd&idjte $ommern£ anlehnen, erreicht e3 
ber Serfaffer, bafi bie Scfer einen Ueberblicf über bie gefammte 
®eföid&te unterer pommerfdjen $eimatlj gewinnen, unb §toar nidjt 
Mofj für bie 3*ü, *o Sommern feine ©onbergefd&idjte Ijatte, fonbern 
auefc für bie 3«t, wo e$ bereite bem preufnfefeen ©taatSförper ate 
©lieb eingefügt mar. Dag babei bie ®efd&id>te ©tettinS eine befonberS 
eingefcenbe SJerütfftd&tigung gefunben fcat, ifl bei bem 3»ed, ber §ur 
(Entfieljung be8 SBerfeS Serantaffung gegeben &at, natürlich. — S)er 
Serfaffer fööpft überall auS bem Sofien; bei feiner umfaffenben 
ÄenntniS ber fceimiföen (Sefäidjte ifl er in ber Sage, nidjt nur bie 
neueflen gforföungen auf bem ©ebiete ber pommerfdjen ©efdjidjte, 
fonbern fefcr häufig aud& bie ©rgebniffe eigener Queflenforfdjung be* 
nufcen 311 fönnen. ©o fort ber Serfaffer ein 2Berf gefäaffen, toeldjeS 
ftd& aud> o&ne befonbere (Empfehlung ga&lreid&e Sreunbe ertoerben unb 
Sur Ww ber fceimif d&en ®ef d&td&te nid&t unroefentlidj beitragen toirb. 
Dr. A. Haas. 

Kotigen. 

3n bem «rdjio ber „Sranbenburgia" (IX ©. 58-69) 
befcanbelt ®. ©djufter bie toedrfelooHen ©djicffale ber SKarfgräfin 
2Rargarete oon ©ranbenburg, ber Softer be$ flurfüvften 



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112 9toti§en. — 3utt>ad>8 bcr Sammlungen :c. 

3oad&im L, bie ft$ im Januar 1530 mit bem §ersoge (Seorg I. Don 
Sommern oermäpe, bereit« am 9./10. SKai 1531 SBitttoe unb 1534 in 
Stoeiter ©je bie ©cmafelin beS Surften $oljann II. t>on Anwalt würbe. 

(grfdjienen ift: äu8 fdjtoerer 3*i*- (Erinnerungen an bie 
Srangfale unb Seiben ber ©tabt unb ffrjhtng 9lltbamm au8 ber 
Seit ber tJrangofen^errföaft in ben Sauren 1806—1813. «uS alten 
Sitten unb nad> amtlichen Duellen gefdjifoert oon @. gr ifc, äRagiftratS» 
föegiffrator in «Itbamm. 3m ©elbftoertag be8 »erfaffer«. 1902. 
— Sud ber gut gemeinten Reinen ©djrift erfahren ttrir manche 
ffiinsetyeiten über bie Sransofenseit ÄltbamraS. 2Befentlid> neues 
ÜRaterial ttrirb nidjt geboten. 



8»tett^8 to ©ftmmiimjcB. 
SBtbltot^cf. 

1. $. Sütfemann. 3). 3oa$im Sütfemann. ©ein 8eben 
unb fein Sßirfen. 2. Aufl. Sraunfd&toeig u. Seidig 1902. ®ef djenf 
beS »erfaffer*. 

2. 8f. Soe&mer. Seiträge §ur ®efd&ic$te ber ©tobt ©targarb 
in Sommern. $. 1. ©targarb 1902. ©efd&enf beS »erfaffer«. 



3Ritt|eiInnßen. 

3u orbentlidjen SRitgliebern ernannt: Ober- 
lehrer Dr. JL Äraufe, {Regierung^ unb Sauratlj Slöfener in 
©tettin, <3eridjt8*«ffeffor Äolbe in ©afot. 

©eftorben: $a{ior gabriciuS in $ro(n bei ©tralfunb. 



$a# Stufen* ift ZonutoQ tum U— 1 tty* ttttfc 
Witt»** tun 3—5 tt&r geöffnet 

auswärtige erhalten nadj borfceriger äMbung beim (Eonfer&ator 
©tubenraudj, ^reugiWe ©trafce 22, aud> au anberer 3*ü Eintritt 



Sodann Slugufi Äriebel, toetfanb 'JJräiJofttuS in SBolgafi — 
^ommerfdje Surgen. — Siteratur. — SRoti$en. — 3utoad&8 ber 
©ammlungen. — ÜRitt&eilungen. 

güv bie Stebaftion oerantroortlidj: ^ßrofeffor Dr. 2K. SBeljrmann in 
©tettin. 3)rucf unb ©erlag Don $errcte & Sebeltng in ©tettin. 



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m 8. jgqg^ 

pmtatgWntter, 

$cratt*gegebctt 

©cfeflfdjaft ffir ^ramcrfdje ©efdjidjtc unb 
attertjjiirasfimbc. 



»ff ftt4»f»« *el 3»|tttff Mffff WUuütMbi&tttx i* sxtt* Cmrgnmwjtte 

0tfUltttt« 



Johann Äupfi f tiebel, toetjlanb flräpofttofi 
in Utolgaft 

(Sin feinem lagebudje nadjerjäljlteä fiebenSbilb. 

»on Dr. jur. «jcel SBenebij, Äömglid&em (grffcm Staatsanwalt 

in $atbcrftabt. 

(@*tu§.) 

Dann töft fid^ baS ^auSleljreröerljältmfj, aud) fyier nid^t 
otyne Ictfcn SRijftfong. Der SWagifter jieljt ju feinem SBater* 
bruber unb fefct Jefet „frety unb unabhängig" feine SJorlefungen 
fort. „Qn ben afabemifdjen Serien madjte id) auf 6 ©o<f)en 
eine Steife nadj ©tettin unb ju meinem Sater nad) ©reiffen* 
ljagen, ben id) in 8 ^aljren nidjt gefeljen Ijatte. SWeine gute 
SWutter fanb id) nid)t meljr üor, n>cit fie über mandje fd)led)te 
SJefyanblung öon ben Stoffen im Äriege ben Job genommen 
tyatte. Sßetn SSater lote« mir nodj einen jiemftd) großen 
Äoffer: ,,<5iel), fagte er, ben Ijatte Deine SKutter für Did) 
oott gefammelt. aber fein ^nljatt ift ein Staub ber Äofafen 
geworben". 



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114 3ofymn fcugufi Äriebel, »etfonb $rtyofrtu8 in SBolgaft. 

®em Ijfttte mtd) mein SSoter in ^reujjen angepeilt ge* 
feljen, allein boju mar leint 8u$jtd)t. «ud) ^atte id), fo 
biet (EntyuftoSmuS t$ für ben großen ÜBann füllte, ber e$ 
regierte, feine 8uft baju, jumal mein nad)l>eriger ©djnrieger* 
bater D. ©tenjler unb ber (Domprobft in Sinbföping D. 9D?oeöer 
mid) berpflidjtet Ratten, jurürfjufommcn. 3ßein 93ater lieg 
miti) bon ftdf). @r gab mir [einen ©egen. 3$ Ijabe il>n nie 
uriebergefeljen!" 

Die ©reifSwafter ©önner meinen e$ gut mit bem 
jungen Sßagifter. <£r ift jum 9Ibjunften beim 9ßinifterium 
auSgefeljen. (Sine glftnjenbe Saufbaljn eröffnet fidf) üjm. ^n 
feinem „freien, felbftftnbigen" ©inn aber fdjlägt er aus, 
,,9fat!)fnedjt" ju »erben unb befdjeibet ftdj lieber mit einem 
ftiöen SBerufe, juerfi als 8el>rer an ©teile feine« alten 
©önnerS SajtuS an ber ©tabtfdfjule in ©reifstoatb, bie 
bamal« „fo beföaffen toar, als ade anberen ©djulen" unb 
fpftter in ber Pfarre bon (Süfcfoto. 

SBie fpiegeln ftdf) aud) bie heutigen ©df)utberl)attmffe in 
jenen Reiten eigenartig wieber! (SS ging alles nadf) bem 
alten ßufd^nitt unb burfte bon ber einmaligen Orbnung oljne 
3uftimmung beS ^atronats unb beS ©eneratfuperintenbenten 
nid)ts geanbert »erben. „SRod) baju mujjte tdj mid} erft bety 
meinen ©djütern erfunbigen, ober bety meinem Uoüegen, bem 
Sonreftor ©otemann, toaS in jeber ©tunbe getrieben »ar. 
3$ fanb leine 3$orfd)riften bor. SBetdje 3Külje madjte es 
mir, ein anbereS Sompenbtum einzuführen, als id) borfanb, 
unb wie erging es mir bfy meiner liberalen ßeljrart! 9Son 
ber Umoiffenljeit meiner Sd)üler nur ein Gjempel. 3$ frug, 
toaS fte in ber morgigen ©d)ule ju traftiren gewohnt wären? 
XBir muffen, Ijieg es, memorirte SJofabetn nadf) bem Detifont 
auffagen. „Delifont?" XBaS ift baS für ein Äerl, ber 
Delifont? (Einer bon ben 3 in ber oberen Älaffe bor* 
gefunbenen ©d)ülern wufjte eS enblid), ba§ eS Delii fontes 
lat grammat wären; bie anberen Seiben Ratten eS nidjt 



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3ofcmt Stoßuft Äriebel, mdjlanb ?t5pofttu8 in ffiolgafl 115 

einmal bcr ÜÄfl^e wertlj gehalten, aud) nur ben Xitel beS 
Sudje« nad)gufet)en." 

UrgrojjöaterS Sefyrtljatigfeit tft erfolgreich, ©eine ©djule 
Ijebt fUJ>, bcr ©<f)üler 3<rfjl fteigt öon 3 auf 18; nur 
mit einer Ausnahme, wo ein Stoenturier au& ber Urt 
Ic^tdgt, erlebt er bie fjreube, iljnen 8uft unb Siebe gum 
Semen beizubringen unb fle ju brauchbaren dementen ju 
ergießen. Sieben beut mit Rafften betriebenen föeftorate, 
fnüpft Äriebel galjlreid)e literarifäe Serbinbungen an, ljftlt 
aud) acabemifd^e SJorlefungen ab, turg er f^eint bem Seljr* 
fadje Eingegeben bleiben ju foflen. 

Da tritt au$ in fein Seben als SBenbepunft bie Siebe. 
Unb bod) — tft es ein 3eid)en ber Qtxt? ift es djarafteriftifd) 
für beS UrgrojfraterS flare, befonnene (Eigenart? — wie 
jtettewufct unb bebftdjtig get)t er aud) Ijter bor. „®ety meiner 
Vtütoxat&fttUt tyttte id) nie getjeiratljet. 3$ ljatte für mid) 
ein reidjltdpS unb gutes (Sintommen. Aber mit einer 
tjrau unb gfamilie glaubte id), bamit nidjt ausreißen ju 
ttnnen. SßaljrungSforgen finb für einen ©djuüeljrer, beffen 
arbeiten mit ber Qtit bodj l&ftig »erben, etwas feljr 
brüdenbeS. ©oll ber SWenfd) ot)ne SWotfj feine Saften nod) 
größer machen? ©o feljr td) bie Demoifefle (Eattjarine 
Charlotte ©tengler, beS #crrn ®eneralfuperintenbenten 
D. ©t. jüngfte Stodjter, fdjon lange geliebt ^atte, fo ljatte 
id) iljr bod) nie meine Siebe erflärt, nod) Diel weniger Ujren 
eljrwürbigen SSater baöon etwa« merfen laffen." — Qeftt, im 
©pfttljerbft 1767, wirb bie Pfarre in ©üfcfow frei. «riebe! 
bewirbt fld) mit ßrfolg um bie ©teile unb tritt bann mit 
feinem ©erben an bie ©erjenSgeliebte. Der ©djwtegeroater 
fegnet am 30. Dejember 1767 ben ©jebunb unb füljrt am 
©onntag (Epiphanias 1768 ben ^rebiger in [ein Amt ein. 

„ÜRein Seben, welkes id) in ©. geführt Ijabe, war fo 
begaffen, wie es oon einem ^rebiger fid) in einer flehten 
©tobt benfcn läjjt %n ber ©tabt Ijatte id) wenig Umgang 
tiefte mit ben balb auf einanber folgenben SBürgermeiftern, 



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116 3ofamt «uguft Äriebet, »ctjlanb $tfyofttu8 in ffiolgafl 

tyeilä mit meinem ©oöegen. Seiber ift biefer bem £run!e 
ergeben unb beträgt ftd> fdf)tie6Ud> fo, bo§ nur, um ben 
©d>ein öor ber ©emeinbe ju magren, ber SSerfc^r norf) auf* 
redf)t erhalten bleibt. Sluc^ ber Umgang mit ben tänbtidjen 
(Singepfarrten bietet nid^tö für Kopf unb $erg, fobafc audf) 
er auf ein @la$ ©ein, eine pfeife Xobad unb ein ©piel 
balb in ber Sparte balb im SöretI eingefdjrftnlt bleibt." Sftur 
in jtoei 9iad)baren, einem ^aftor 3Kööer gu Süffoto unb 
einem ©utsbefifeer t>. Ärufe finbet er ttrirflidf)e greunbe. 
©anj anberS, wie baS ©reifätoatber äubitorium, ift aud) bie 
©üfcfoio'er ^farrgemeinbe, aufcer ber ©tabtgemeinbe nod) eilf 
eingepfarrte Dörfer. Der Pfarrer mug ftd) mit feinen 
$rebtgtett gu bem großen Raufen Ijerabftimmen, »eil in 
beffen Uöpfen nodf) foöiel ginftermfc fear. 33or allem bie 
©deuten auf bem Sanbe toaren mit erbarmungätoürbigen 
Sehern befefct. Da$ fd)»erfte im ganjen ^rebigtamt ift ba$ 
ffiatedjifiren. Denn ber Sauer unb feine Äinber benlen 
nidjt, unb tooijt am toenigften aber föetigionSwaljrljeiten. Die 
Äinber ber Sanbleute Ijaben für eine ©ad&e nur ein einziges 
©ort. Die« mujj man erft auäfinbig machen unb fldf) 
Ijüten, ein anbereS an beffen ©teile ju fefcen. Der un* 
angeneljmfte SSorfafl in biefer ^eriobe ift ein $rojej$ um 
bie #ebung be$ ^farrgeljnten mit ber ©tabtgemeinbe, ber 
mehrere Qaljre bauert, bann aber burd) alle ^nftangen, f° 
gewonnen wirb, bag triebet meljr erhält al« feine Abfielt 
mar. Da£ ®egengetoidf)t bilben fleißige ©tubien unb gtüdttidje 
#&u3lid)feit. „$(j) ftubirte tüd)tig, unb bie« mar öorjüglid) 
bie Qtit, wo id) ba£ ©etyattlofe mancher Dogmen einfe^en 
unb mid^ in meinen 'paftoralfenntniffen feftjufefcen lernte." 
(Sine größere Aufgabe ertoädjft bem Urgrojfaater baburd), 
bag er gemeinfam mit ©d)tt>iegert>ater unb ©dEjttmger, htm 
SWagifter ©tenjler, ^rebiger in ©arg a. 8t., mit ben 3$or* 
arbeiten eine« neuen 8anbe£gefangbwi)£ für Sommern unb 
SRügen betraut toirb. Da bie Äöniglid) ©df)toebifdf)e Äe* 
gierung in biefer ftrage aber felbftftnbig vorgegangen toar, 



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3ofamt «uguft Äriebel, toetfanb ^rtyofttuS in SBotgafi 117 

^eitert bie Arbeit fd)lie§tid) am fffirntifdjen ffiiberftanbe ber 
ganbftänbe. ®e$ UrgroffaaterS Sieberfammlung toirb fufpenbtrt. 
8ücm, aud) bem SBtbermftrtigen, meig bie fonnige 8eben$* 
freubigfeit be« UrgrojfraterS aber bie gute Seite abju* 
geminnen. $>ier freut er ßd), all bie öergeblidje 3Rülje unb 
arbeit öergeffenb, ba§ bie {Regierung, bie al$ ©eneral* 
gouterneur bereit Dom dürften ö. $>effenftein geleitet mirb, 
tfjrn als ©enugtljuung eine beträchtliche Zulage bon Deputat* 
t|oIj aus königlichen #oljungen unb eine ©elbjulage bis 
an'S SebenSenbe jufidjert. „Äein Ding ift fo fdjlimm, ba§ 
eS nid)t tooju gut fe^n fönne." 

35or allem aber ift e$ bie „öergnügte, jufriebene unb 
glüdlidje ©je", bie nidjt nur in ©üfcfoto, fonbern aud) 
foftter in ben ferneren ffied)felfätlen ber napoleonifd)en Qtit 
ben 8eben$ljalt unb ben „freubigen religidfen üttutf}" belebt 
8 Äinber merben geboren, ©ie alle gebetfjen. SRur ein«, 
ber Heine StimotljeuS, bereitet ben (Eltern Äummer, unb aud) 
ben nur barin, ba§ er nad) laum üotlenbetem 6. Qfaljre 
ftirbt. 3fn ben ©d)ilberungen feine« 3f a roiK e *d e &*K$ m* 
*glü<feS fyat ber Urgrofjoater ein tyerjgeurinnenbeS, liebend 
mürbigeS 33ermäd)tm§ Ijinterlaffen. @S atljmet barin eine 
Siebe, eine fjürforge unb ein griebe, ber fyineintoeljt bis in 
bie fdjnetltebige ©egenmart unb fid) meiter öererben möge 
„bis in'« taufenbffc ©lieb".*) 



*) 3)ie 6 Zödjter t>ermä$tten ftdj: ©fcartotte mit $aftor 
8öttger4Roga i. ÜW.; S^riftiane mit Eonftftoriatratfc 39arfow»2oifc; 
$ippolt)ta mit ^rofeffor SRül>8*®reif3tt)alb; garoline (mein Uretter* 
mfitting müttcrlidjerfettS) mit Äommergienraft $omtfjer«2Bolgaft; 
9Raria mit Äammerratl), SRitter ©djubert-Sßolgaft; Suife mit Haupt- 
mann, fpäter ©utSpädjter ©c&tt)ing*$Rectabe a. SR. ®cr eine ©o&n 
Suguft 2$eobor würbe ärjt, ljeiratljete feine iftidjte E&arlotte 
fcomtycr. (Er lebte in SBotgaft unb ift bort als ®eijeimerrat& 1860 
geftorben. 3)ie emsige nodj lebenbe Trägerin beS SRamenS Äriebel 
in biefem Stamme ift fein jfingfteS Äinb gräulein SRofa Äriebel« 
Berlin (geb. 13. 5Rot>cmbcr 1820). SWit i&r ttrirb bereinft in btefem 
gamilienaweige ber 9tome ertöfdjen. 



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118 gofomn «uguft Äriebel, metfonb $rtyofttuS in ffiolgafl 

„1781 eröffnete mir ber bamalige ©eneralfuperintenbent 
D.Quiftorp, bo§ ber ^räpofitu« Durand gu 9Bolgafi münfd(je 
»egen feine« Ijoljen Älter« unb megen feiner juneljmenben 
©djmftd&e einen Äbjunftu« ju fjaben, ob id) 8uft ljfttte, bie 
©teöe cum spe succedendi ju übernehmen?" ©o ermünfd)t 
nun aud) bem Urgrojfrater ein ©teöenmedOfel nnb weitere* 
ftortfommen ift, audf) Ijier öerlftfjt iljn feine atte« überlegenbe, 
bebftdf)tige fjürforgtid^fett nidjt. Die SSerljanblungen jtet)en 
ftd) länger Ijin, D. grond ftirbt borüber nnb, obgleich fd)on 
1782 jum ^räpofttu« ernannt, überfiebelt Äriebel bod), um 
bie grandfdjen Srben oofl ba« (Snabenjaljr geniefcen ju laffen, 
erfi 1783 in bie ^rtyofttur öon ffiolgaft. #ier Ijat mein 
Urgrofcbater 36 Qo^re gemirft — ein ftifle«, mol)l öon ben 
3eitWufen l>art mitgenommene«, innerttdj reid) gefegnete« 
Seben. 9Son äußeren morfonten Vorgingen im »mt«leben 
merben nur 2 Ü^otfod^en ermähnt. (Sin coriventus Prae- 
positorum, ben bie Regierung unter bem 33orfifce be« 
@eneralfuperintenbenten Ouiftorp jur JBerot^ung eine« neuen 
<£ated)i«mu« jufammentreten lägt, „babety id) ol« ber Qfüygfte 
ba« ^rotofofl führen muffte, ©o mistig bie ©adfje aud) 
fear, ber Consent mürbe in einigen ©tunben gef ^loffen. 
Da« gange ffiefultat be«felben beftanb barin, bag ber Heine 
(£ated)i«mu« gutfjer'« oljne »eitere (Srtt&rung oorangefefct 
merben fodte unb baf? fonft neue fragen unb Antworten 
mit beigefügten ©etoei«fprüdf)en abgearbeitet »erben foflten, 
in benen bie ©laubcro&leljre ber Sittenlehre öorau«gel}e. Da« 
mar Hfle«. Der $crr Oeneralfuperintenbent übernahm bie 
Äbfaffung be« <Sated)i«mu«; aber feine Arbeit tft nie in'« 
$ubtitum gelommen. ®rft fein SRadfjfotger $). ©eneral* 
fuperintenbent D. ©Riegel, Ijat ben ganbedfatedjtemu«, ein« 
ber befiten 93ofl«büdf)er in biefem gadf)e, ba« mir ju ©efidf)te 
gelommen ift, ooflenbet". 

Der jtoeite Vorgang ift bie Jljeifaaljme am Sanbtage, 
ber bei «nmefen!jeit be« fdjmebifdjen Äinig« ©uftao IV. 
Slbolpf) gmed« Änberung ber 8anbe«oerfaffung 1806 ein* 



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3ol>amt «ugufi Äriebel, met)tanb ^rtyofftnS in äBolgaft. 119 

berufen wirb. SRad) fd)tt>ebifd)er SJerfaffung bcftanb er $u* 
fammen aus bem SRitter*, ^riefter*, SJürger* unb Säuern* 
ftanbe. „3$ unb #err $aftor Xitel ju SBottenljagen würben 
Don ber SBolgaftfdjen ©^nobe als Deputirte bafjin geföidt. 
Die (SriffnungSprebigt Ijielt #err ©uperuttenbent OfabriciuS 
über 5. Wuä) 3Kofe 29, v 9 unb 10. 3JHr trug ber 
Äönig bie $rebigt am ©djluffe beS SanbtagS auf über 
?falm 5, ▼ 13. auf Sitten meiner Äinber unb auf 33er* 
langen einiger SKitglieber beS EleruS fyabe id) meine $rebtgt 
brucfen taffen. ©ie geljt gewiß ben ffieg aüer Sßaculatur. 
SRad) meiner innerften Ueberjeugung ift mir mandje anbere 
^rebigt beffer geraüjen. allein eS mar S3efef)l, nidjt länger 
als 25 SDKnuten unb bloß für baS ^ublifum ju reben. ©o 
burfte \i) mir ben ©djmud ber Siebe nid)t erlauben, ber 
einer folgen SBerfammlung angemeffen. als Deputirter 
ljabe idj aud) ber Irauung ber Königin beigewohnt, bte 
ju ©tralfunb per procuratorem burd) $>. ©en.*©up. 
D. ©djlegel öoflgogen würbe. " 

Seiber ftnb im £agebud)e bte großen (Sreigniffe, fo bte 
gfranjofenjeit, bie (Entthronung ©uftab IV. SKboIf, ber JBedtfel 
ber ßanbeSljerrfdjaft unb Uebergang ber ©ebiete an Preußen 
nur wenig berührt. Da« 9?tebergefd)riebene intereffirt woljl 
ausnahmslos nur und nadjgelaffene ^amitie. 9Sor allem ift 
es bie BuSreifung glaubenSfreubigen SJeftnnenS, bie immer 
reiner unb gleidtfam öerflftrter ben fd)lidjten unb treuen 
©otteSmamt ftiücr unb gebulbiger werben lägt, als aud) 
über üjn bie ©d)Wad)ljeit unb bie ©ebredjen beS SlterS 
fommen. „Das muß td)", fo fließt am 3. ftuli 1816, 
bem Sage, ba ber Urgroßvater fein 81. ßebenSjafyr oott* 
enbete, mit jitternben ©djriftjügen ba« 83ud), „nun leiben. 
Die rechte $>anb aber beS ^>öc^ftcn fann »üeS wenben!" 



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120 $ic Urfuttbc »ornimS I. für 3afenife 

Die llrlmnbe flarmrn« I. für 3a(enty oom 
Joljre 1263 betreffs Jtoritt 

9S(m $. t)an Stiegen. 

(Knc Urfunbe, bie für ben ftorfdjcr über bie Ältere neu* 
mftrfif<f)*pommerfd)e ©efcf)id)te öon jeljer öon ber grd&ten 
SBebeutung mar, toetl fle einen ber tiridjtigften SBaufteine in ber 
fRcfonfhruftion ber erften fjortfd^rittc ber aStanifd)en SWarfc 
9rofen auf bem regten Dberufer, b. I). auf bisher pommerfdjem 
»oben bilbete, ift bie im $omm. Urf.*SBud) U, 103 unb 
{Riebet XIX, 65 gum Qa^re 1263 abgebrwfte Seftimmung 
SJarnimS I., laut toeldjer ba8 ^atronat ber £trd)e gu Worin 
bem Älofter Uedermünbe (Safenife) in «uöftty gefteUt toirb. 
^nbem man biefe Verfügung SBarnimö über einen SBeftfc in 
9ßorin, ber iefcigen ©tabt gleiten SRamenS im Areife &5mg$* 
berg, bereinigte mit bem Umftanbe, baf? in bem 8anbbud)e 
ber SReumor! Don 1337 bie 33ogtetgrengen ljinftd)tlid) SWorinS 
eine befonbere (Sigentljümtidjfeit auftoeifen, ba§ aud) ftfcon 
öor^er 3Rorin nidf)t gu ber SBogtei 33ftrn>albe gehörte, gurifdjen 
bereu Steilen es liegt, fonbern gur 35ogtei ÄdnigSberg, tarn 
man gu ber 9faft<f)t, bag ©ergog SBarnim in bem um 1255 
mit ben 3Rar!grafen au$gefod)tenen ©treite um ben SBefifc 
öon (Eljing gttmr Qtfjbtn unb ba£ fpäterc Särmatbe verloren, 
üRorin aber unb fomit aud) Äönigäberg behalten Ijabe. 

üßorin ift öor 1263 nie ertoftfjnt unb toirb erft 1306 
toieber genannt, abgefetyen öon einer gleid) gu erörternben 
ffirtoäljnung im %af)xt 1265. SRan naljm an, Worin als 
ftarfe fjefte f)abe bem Angriffe ber 3Rärfer getrost unb fo 
l)abe ber gfrieben$f<f)lu§ nid^t nur fic felbft, fonbern auty tyx 
JBurggebiet bei Sommern gelaffen. Diefe üon mir felbft 
früher für richtig gehaltene annähme erlernt mir inbeffen 
tjeute unhaltbar, bie Folgerungen, bie fid) au« üjr für bie 
@eftaltung ber territorialen SBefifcöertjftltniffe ergeben, tooHen 
fid) mit ben fonftigen £ljatfa<f)en nur gtoangStoeife Derein« 
baren laffen. 



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bom 3a$re 1263 betreff» 2Rorin. 121 

$m 3<al)re 1265 nämli^ überWfct ber Jftittcr Otto bon 
Stormenftebe aü fein Slnred)t am $atronat in üRorin au$ 
freiem ffiiflen bem-Ätoffcr Uedermünbe. ($. U. 89. II, 127). 
©er ift biefer SRann unb tirie fommt er in ben SBeftfc ber 
bon i^m beräugerten {Redete? Sr toar ein Ijotfieimfdjer Sbler, 
einer ber bornel)mften #ofteute @raf ftoljannS II. bon ©djaum* 
bürg, unb bei biefem ift er bi$ jum ^afjtt 1262 feljr Ijftufig 
ertoäljnt; er lonn alfo in ben beregten iBefifc in STOorin 
früljejtatS (Snbe 1262 gelangt fein, b. I). nur toenige SRonate 
bor ber angebtidj am 11. SRftrj 1263 erfolgten ©d&enfung 
S3arnim$. JBar aber Sorntm bamalS £err bon Sftorin, fo 
!ann aud) Otto Don SBarmenftebe nur burdf) iljn in ben SBefifc 
beS $atronate$ gelangt fein. Sarntm mu&te alfo ffinbe 1262 
bem SBarmfteber ba$ ^atronat uberlaffen unb fd)on wenige 
2Bod)en nad)ljer barfiber in eventum weiter berffigt l}aben. 
DaS ift fefyr untoaljrfd&etntid). 

Aber nod) biet weniger toaljrfdjeinüdf) ift, bog ^Barnim 
einem fremben Gbelmann ein <ßatronat$red)t unb toeiter nidjts 
uberlaffen Ijaben foDte. $atronatSred)te ate fotd&e tourben in 
jener Qtit »o^I an Stifter, aber nid)t an Witter berfdjenft. 
Otto tonn alfo ba£ $atronat nur ate einen ST^eiC feine» 
©efammtbefifcredjteS in 9Korin befeffen t)aben. Stud) biefeS 
mußte er jtoifd&en (Snbe 1262 unb üßftrj 1263 bon Sanum 
erhalten Ijaben. gft *><& aber mdgtid)? Der SRitter wirb in 
pommerfd>en Urfunben nidf)t ernannt; er erfd&eint freilid) erft 
feit 1271 toieber in #olftein, fjat alfo wo^l feine $>eimatf) 
einige Qfa^re berlaffen, fönnte audf) fefyr wol)t injtoifdjen in 
Sommern getoefen fein. Aber es fe^lt in biefer 3eit an 
einer näheren SBegieljung jtt>ifd)en #erjog Sanum unb ©raf 
Qfo^ann II. bon #olftein. 

Dagegen Ijat nun aber um biefe fttxt ber festere bie 
freunbfd^afttid^ften SBejieljungen jur 9ßarf unterhalten, er Ijat 
im 3Kärj 1262 feine SToc^ter ©ticia an 3fol)amtS I. ©oljn 
Otto (mit bem Pfeile) bermftljlt. (SS ift alfo burdjauS toaljr* 
fd)eintidf), bog Otto bon SBarmenftebe mit biefer gufammen 



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122 $ie Urfunbe SarnimS L für 3afenife 

in bie ÜJtorf übergefiebelt tft, unb fomit aud) nid)t anguneljmen, 
ba§ er mm einem ^ommernljerjoge 3Korin erhalten tyaben 
fann, öielmeJjr torirb ber gütige ©penber eben ÜJtorfgraf 
^oljann I. getoefen fein. 

33on biefem ©tanbpunfte avß gewinnt aud) ein Dorfs 
name ein befonbereS ^ntereffe, ©Naumburg o. D. »IS bie 
3ßarfgrafen 1261—62 bie Dörfer um Äüftrin öon ben 
Templern jurüdtaufdjten bejto. bem Orben beließen, ba fanb 
©Naumburg, obwohl innerhalb beS betreffenben 99ereid)S ge* 
legen, feine (Srtoftljnung. Sftad) unferer gefammten Äenntnig t>on 
ber S3efteblungSgefd)td)te muß es aber fd)on in ben nädjften 
3faljren gegrünbet fein; liegt ba nid)t bie SBejieijung auf bie 
Ijolfteinfdjen ©djauenburger unb fomit auf ben SJarmenfteber 
feljr nalje? 

ffienn nun aber Otto öon SBarmenftebe burdf) bie 9ßarf* 
grafen nad) ÜRorin gelangt ift, bann fann bie Urfunbe üon 
1263 in ber öorfyanbenen 3form ntd^t ed)t fein, fte torirb aü 
3fätfd)ung berbftdjtig. Unb fie fdjctnt in ber ST^at eine 
3fStfd)ung ju fein. 

$erjog SBarnim nennt fid) in biefer Urfunbe dux 
Slauorum ac Pomeranie. Diefen Stitel füfyrt er fonft nidjt; 
jeitmeitig begegnet er fid) woljl als dux Pomeranorum, 
unb jtoar ju Anfang ber Diergiger unb in ber 9ßitte ber 
fünfetfler 3faljre. 

3u Shtfang ber fünfziger %at)Tt nennt er ftd) dux de 
Stetyn, nur feiten, j. 33. 1241, begegnet er als dux Pome- 
ranie, aber ftetS oljne ben Qu\a% dux Slavorum; üon 1256 
bis 1266 nennt er fid) auSfd)lie§lid) dux Slavorum, nur 
gmeimal mit bem 3ufa$e de S tetin; einmal Reifet er aud) 
dux Slavie. 

(SS epftirt aber eine Urfunbe Barnims eben für 
unfer Älofter 3fafenifc*Ue<fermünbe Dom Qfa^re 1260 Cßomm. 
Urt.*33ud) n, 75 SRr. 694) unb in biefer erföeint er eben* 
fattS als dux Slauorum ac Pomeranie. (ES ift baS l)dd)ft 



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t>om 3a$rc 1263 betreff» SKorin. 123 

9hm ift jene frühere Urfunbe oon 1260 bem Spalte 
nad) uttüerbäd^tig, bie bort bem Älofter gefd&enfte gfelbmarf 
erfdjetnt »irflid) batb nadf)l}er in feinem SJefifce. SJorntm 
f)at ftdf) alfo in ber SC^at 1260 einmal als #erjog öon 
©labien unb Sommern bejeidjnet. ©omtt tturb eS nun 
n>al)rf$etntiti), bo§ bie Urfunbe öon 1260 ber wm 1263 
als Vorlage gebient Ijat; baS ergiebt aud) ber @leid)laut ber 
Srenga: Quia oportet diem extremum bonis operibus 
prevenire u. f. tu., eS bleibt ober immer not) bie $rage 
offen, toer ber Äbfdjreiber mar. ®S fönnte ber oon Barnim 
mit Ausfertigung ber Urfunbe beauftragte ©djreiber gemefen 
fein, eS fann aber audl) ein fälföenber ÜÄönd) getoefen fein. 
Das tefctere ift mir toaljrfd&einlid). (Sin Äanjleibeamter l)ätte 
fd()toerlid) SBamimS Xitel gebantenloS abgetrieben; aber 
freilid) fönnte ja aud) ein 9ßöndf), bem bie Titulatur nid)t 
geläufig mar, in SJarnimS auftrage bie SWieberfdjrift beforgt 
ljaben. ^yttbeffen erregt ferner baS 3fel)len ber Ortsangabe, 
baS $el)len jegfidjer 3eugen in beiben Urfunben baS §öd)fte 
SBebenfen. ®s fommt ja bei SBarnim bor, ba§ ber Ort fet)lt 
unb bafc bie ^eugen fehlen; aber eS ift feiten, ©ne Urfunbe, in 
ber Ort unb 3eugen sugleid^ fehlen, l)abe idf) fonft nidf)t 
gefunben, unb nun fümmen gerabe in biefem fünfte bie 
beiben ^afenifcer Urfunben SBarnimS überein!! $Ridf)t jebeS 
ber angeführten Momente für ftd) öerbftdf)tigt bie Urfunbe 
oon 1263, »oljl aber alle juf ammengenommen. 

$aju fommt nun ber SBortlaut ber Urfunbe felbft, bie 
uerfdjroben unb fdjtoülftig bie 33ejief}ungStoorte unnötig 
ttriebertyolt, bie ferner oon einem ius personatus fpridjt, baS 
in pommerfdjen Urfunben nirgenb ffirtofi^nung finbet, unb 
nur in ben Dom Äarbinallegaten für SKagbeburg unb Kammin 
1266 erlaffenen Statuten ermähnt ttrirb, obenein in ettooS 
abmeid^enbem ©inne, oljne SSerbinbung mit bem ^atronat; 
enbtidf) »erben in ganj ungetoöf}nlid)er ©eife bie ju bem 
<ßatronat gehörigen Slecfer unb SBiefen als mit »erliefen er* 
wäfjnt unb betont, baS alles fotle baS Älofter quiete et 



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124 Die Urfunbe »arnim« L für Safenifc 

pacifice in perpetuum beftyen. Do« ift Äampfgetfi, ber ftd) 
nur erfört, toenn bcm Ätofter jemanb einen bi«ljerigen SBeftfc 
beftreiten totfl, ober nun unb nimmer in einer Urfunbe, bie 
ba« 83erfpredf)en einer fünftigen ©d&enfung bei eintretenber 
Satana enthält. 

Die Urfunbe ift im Original nidf)t ermatten, fte ift 
überhaupt nur befannt au& einem £ran«fumpt in ber ftafenifcer 
üttatrifel öon 1323. Qn biefem $af}re atfo ift fte jur 33e* 
ftätigung burd) $>erjog 3Barti«tatt> IV. präfentirt roorben. 

Der 3ufammenljang ift meine« (grasten« Hat. Durd) 
bie ©djenfung Otto« öon SBarmenftebe fam ba« Ätofter 1265 in 
ben SBefifc toenigften« eine« Xijeitö Dom ^atronat in ÜRorin, ober 
e« mar oiefleidjt fdjon früher baju gelangt, fo baf? bie Urfunbe 
be« Witter« Otto toeiter nid^tö befagt, al« feinen S3erjid)t auf 
ettoaige Hnfprüdje. 3fm ©erlaufe ber Qtit, t>iefleid>t in ben 
©irren nadf) bem SluSfterben ber 8«famer, mürbe ba& Älofter 
in feinem SBefifce beeinträdjtigt. Da man eine Urfunbe über 
bie erfte SSerteifjung nidjt befag, fo fertigte man eine fold^e 
an unb lieg fte burd) ^erjog SBarti«laiD, bamal« nodf) #erren 
ber SReumarf, betätigen. 

Da« Datum, ba« Qa^r 1263, wftfjlte man toiOfürfid), 
e« galt, bie ffiüentualfdjenfung nur t>or 1265 ju fefecn. 

3Ber nun aber ba« Älofter tmrflidf) in ben SBeftfc be« 
$atronat« gebraut ijat, ba« entjieljt fid) unferer Äenntni&; 
4>erjog S5arnim fann e« nad^ bem 3ufammenl}ange ber Dinge 
nidf)t getoefen fein. (Eben mit ber ©rfenntnifc, ba& bie Ur* 
funbe be« Qaljre« 1263 eine fpätere 3r<Uf$ung ift, fdjnrinbet 
für un« jebe ^Berechtigung gu ber annähme, ba§ SJarnim ftdf) 
in bem Kriege um S^inj im SBeftfce bon 9ßorin behauptet 
$abe. ®r fyat 9ßorin atfo fd)on bor bem Termin ber nmljrs 
fdf)einttdf)en ®rünbung be« Älofter« in Uedfermünbe öerloren. 

Darau« ergiebt ftd) bann aber audf) bie fjödjft bemerfen«* 
toertlje fjolge, ba§ mir aud) eine SBeljauptung be« Ä5nig«berger 
Sejhrf« burd) SBarnim in jenen ftatyren nidjt »erben annehmen 
bürfen. Die bi«^er fo unftare grage, oon mem ber SJifdjof 



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oom 3a$re 1263 betreff« STOorin. 125 

oon SJranbenburg ben JBeftfc ber terra Ä5nig«berg erholten 
Ijabe, fottrie Me Äombination biefer 9Ser^S(tniffe mit ber 
hoppelten ©jeftyiefcung be« ^aljre« 1266 unb man$e« onbere 
tritt in eine ganj neue SBeteud)tung. 

Äud) bie eigentljfimlid)e ©eftaltung ber 33ogteigrenjen 
3»if$en ben SBejirfen 3el)ben uni) Ädnigöberg ftnbet moljt 
eine einleutyenbe (Srftftrung. Da bie SDiarfgrafen ba& ganje 
Territorium 3e^ben^Sf|inj balb nadf) 1265 unter ftd) feilten, 
fo mar t& natfirtid), bafc jeber ber beiben Steile mit einer ber 
#auptburgen be« 8anbeS au«geftattet mürbe, unb ba Äönig«* 
berg bamal« an ben SBifdjof öon Sranbenburg vergeben mar, 
blieb bloß SRorin jur 3lu«ftattung ber Älteren 8inie übrig. 



Ctteratar, 

3f. So c^mer. Setträge jur ©efdfiidfjte ber ©tobt ©targarb 
in Sommern. 1. $>eft. 2ftit einem ©tabtplan unb 
einer Äarte be« 8anbe« ©targarb au« bem 13. $fal)r* 
f)unbcrt unb äbbilbungen ber erften Anlage ber üßarien* 
lirdje. ©targarb i. $omm. ©ebrudtt bei 3f. $enbe$ 
($nl). SR. Ärumm^euer). 1902. 

Sine neue 3)arffettung ber ®ef djtdjte ber ©tabt ©targarb, Me 
bodj eine nidjt unbebeutenbe tftotte gefptelt bat, ift unstoeifelbaft ein 
oft empfunbene« Sebfirfnifj. Irofe ber aablreid&en etnjelnen arbeiten, 
bie ttrir in neuerer 3*it 6. ©djmibt, 91. Srenbel, SReblin u. a. Der« 
banfen, tft feit Xt&U eine sufammenfaffenbe ©tabtgefd>id&te nid&t 
erfdjtenen. 6« ift be«balb mit Öreube §u begrüben, bog ber SJerfaff er 
ber ©efdjidjte t>on SRfigentoalbe feine gorfd&ungen iefct auf ©targarb« 
Vergangenheit gerietet bat 3)a« erfie $eft ber ©eitrige, ba« bie 
©efdjicbte ber ©tabt bi« jur SanbeStbeilung oon 1295 in 4 Kapiteln 
umfa§t, legt 3*ugnif* ab oon ber forgfältigen unb grfinblicben 
Sebanblung be« fdjtoierigften Steile« ber gangen Slrbeit. 9Wag man 
audj in mannen fünften mit bem Serfaffer nid&t fiberetnfttmmen, 
immerhin ift ein erfreulicher Anfang $u einer neuen pommerfdjen 
©tabtgefdjidjte gelegt. Sßir boffen, bafj bie gortfefcung nid>t su lange 
au«bleiben toirb. 



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126 gtterotnr. 

81 ffiubloff. @efd)ul)te STOecßenburg« Dom Stöbe 9Kclot* 
bis aur ©d)lad)t bei 8ornl)4Deb. (3eit ber (tyrifftmi* 
flerung unb ©ermaniflerung.) Sfcrlin. ©il^clm 
©fifferott. 1901. 

3n ber ©ammlung, bic unter bem £itel: w 2Recflenburgifc&e 
®efd&id&te in ginaetbarftettungen 11 erfdjetnt unb Don ber 3 $efte bereit« 
in biefen SJtöttem lobenb angezeigt ftnb, beljanbett 0. Äubloff bie 
3eit Dom Xobe 9Ketot$ (1160) MS gur ©ifclatft bei »ornb&Deb (1227). 
tiefer Derbältntfmäjng furje 3eitrautn ift für bie ©nttmcfelung beS 
SanbeS Don großer SBidjttgleit. $anbelte e$ ftd& boc$ um bte ftrage, 
ob SRecflenburg ein flakoifd^ed, bftnifc$e$ ober beutfc$e$ 8anb fein, 
ob e$ beibnifdje ober djriftltdje Setoofrter (oben foQte. Unb mit 
2Re<flenburg$ ©efdjidf ift ba$ ^ommernS in tiefer 3ett eng Der« 
htityft, erft f^äter tritt eine größere ©Reibung attrifd&en beiben ©latoen* 
tönbern ein. 3>ie Sebanbtung btefed 3eitraume$ bietet bei ber 
aWcmgetyaftigfeit ber Ueberlieferung ntc^t geringe ©d&tmerigfeiten, ba 
einfceimifdje 9?adjrid&ten faft gang festen. 

SDWt großer ©orgfoü unb Umftd&t $at ber SSerfaffer bad 
gefammte DneOenmateriat unb bie ffirgebniffe früherer ftorfäungen 
benufct unb eine vortreffliche ÜDarfteflimg ber (Spocbe gegeben, in ber 
bie ßnttmdfelung be$ 8anbe$ im Sufammenbange mit ben anberen 
flanrifdjen (Gebieten flor beroortritt. 2Rag man in mannen ©nael» 
Reiten, auf bie bier nidjt etnsugeben ift, audj anberer änftibt, al$ ber 
Serfaffer fein, im allgemeinen muf? man bie aufammenfajfenben ®r« 
gebniffe anertennen. 9htr bie im Untertitel angebeutete ©ermaniftrung 
»irb ettoaS au für) bebonbelt, ba ber SSerfaffer meint, biefe ftrage 
bleibe beff er einer bef onberen, an beftimmte Settgrenaen nidjt gebunbenen 
Starftettung Dorbebalten. ©ie ftnbet bann aber in bem ©efammttoerfc 
faum ben tyr gebübrenben $tafe. 

gfftr Sommern« Oefdjicbte bietet \>a& 2Ber! retten ©toff. ÜRit 
Stecht fdjlieft ber Serfaffer fub Dorncbmlidj an bie SRefultate ber 
Sforfcbung ÄlempinS an, bie ftcb immer mebr als ridjtig ergeben. 
3n jablreicben, toertbDotten Änmerfungen toirb ein reitbe* Material 
geboten. 

3u ber Sorgfalt ber 3)arfteflung ftebt teiber bie Srudlegung 
in fd^arfem ©egenfafce. 3Me 3<*bl ber 3)ru<ffebler ift febr groj? . 

M. W. 



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Stetigen. — Qmaifi ber Sammlungen. 127 

Kotigem 

3n bcr Sammlung „2Ronograpl>ienaur 3Beltgefdjid&te" 
ift als 16. Sanb erfd&ienen: 3)cr ©rofje Äurffirfl üon ^rofeffor 
Dr. <gb. fcetjcf. (Sietefelb unb Seidig 1^02). 3)ie anforedjenbe 
2)arflettung ift naturgem&fj fftr Sommern öon befonberem Sntereffe. 
Unter ben Setlagen unb äbbilbungen besiegen fid> audj 4 auf bie 
Belagerung t)on ©tettin, 

(Srfdjienen ift im Serlage tum ©. ©ufenbctfc, ©tettin, ein 
güfcrer burdj bie ©t. 3acobi*Äirdje in ©tettin, Serfa§t öon 
9. ©tubenraudj. SBir empfehlen angelegentlich, baS Sfidjlein 
bei einer Seftdjtigung bcr alten, efrtofirbigen Äirdje gu gebrauten. 



©rfdjienen ift als ©onberauSgabc auS bem „SertoaltungS* 
ardjto": §. (Selpfe, 3Me gefdjidjtlidje ffinttoidfelung beS SanbratyS« 
amteS bcr jjrcufnfdjen 2Ronardjie unter befonberer Serücfftdjtigung 
bcr $rot>insen Sranbenburg, Sommern unb ©adtfen. (Serlin, 
©ermann. 122 ©. 2 2Jtt.) 



3i*t$8 »et «tnwütunei. 

I. ÜBufeum. 

1. Sine mit ©ilberbanb benähte Srrauenfoppe unb eine gleich- 
artige Stoppt aus fdjtoarjcm ©ammet. (Sefdjenf einer ungenannten 
©tettiner ®ame. 3.»SRr. 5190/1. 

2. ©djerben t)on t>erfd>iebenen Urnen, fefcr flac^ # im Äcfer auf 
bem fötoarsen Serge, 1 km t>on SRegenpalbe, gefunben. %.J!h. 5192. 
Sine befefte Urne, rotbraun, nebfi Stafeljificf, nod) 28 cm ljod), mit 
aufgelegten erhabenen Ornamenten an unb unter bem $alfe, ©oben* 
ftücf einer gleichartigen Urne, Fragment eine« ornamentirten 3)ccfcl3, 
©gerben üon einem Urnenboben, Srudjfificf einer flauen, freiSrunben 
Stabelfdjcibe auS @ifen, ein flauer auS Hjon gebrannter ©pinn- 
toirtcl, gefunben in einem ©räbcrfelbe in ®rünl>of, ÄreiS Siegen« 
malbe. 3.-SRr. 5193. Sine öon einem SRcgcntoalber Sfltfcr auS* 
gebefferte, ein&enflige Urne, 12 cm $od&, 11 cm Sobenburdjmeffer, 
unb ein ©enfclftücf einer anberen Urne, ©gerben Don einer ornamen- 
tirten fdjtoar$cn Urne, auf einem Stöerftficf ca. */« m tief in ©aef 
bei SRcgentoalbc unb beim (Singraben einer Selegrartenftange in 
©targorb, ÄreiS SRegentoalbe, gefunben. 3- s 9ft- 5194/5. ®efammelt 
uttb gefäentt Dorn Äaufmann ®. ©djut* in SRcgentoalbe. 



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128 3uto<M$S ber Sammlungen. — SDKttbetlungen ic. 

3. (Sin braun geaberteä, polirted fjeuerfteinbeil; bie ca. 5 cm 
breit gemefene ©djneibe ift abgebrochen, Sänge be8 feilförmigen SeileS 
nodj 9Vj cm, aufgepflügt in ©neroinfe, ÄreiS Sauenburg. 3.*9fr. 5185. 
©ro§e ©gerben öon ber SSaudjung einer Urne. 3.-9tr. 5186. Sine 
bobentofe ©efidjtSurne, welker SRafe unb Äugen be$ ©eftdjtS au$* 
gebrochen finb, wogegen bie Öftren erhalten blieben, 30 cm botfc, 
11 cm ©urdjmeffer be$ oberen 9tanbe$. 3.»9?r. 5187. Cine färoarae 
©eftcfjtSurne mit3)e(fel, 28 cm bodj, unb ein2Rüfcenbe<fel. 3.*%r.5188/9. 
©efunben in bem gröfjten t)on mehreren Äiftengräbcm in ©nerointe, 
ftreiS Sauenburg, ©efdjent be8 SRittergutStficbter« 2B. 2Kenfc in 
©netointe. 

DL »ibliotfjef. 

1. Sine größere angabt öon älteren SGBerfen. ©efdjent be$ 
UbrmadjerS ©tjfeläe in Stettin. 

2. Seri^t über Stettin» ©anbei, 3nbuftrie unb ©cbiffabrt 
im 3abre 1901. ©efd&enf ber SSorfleber ber Äaufmannfäaft. 



Wittljeilunßeu. 

3u orbentlidjen SWttgliebern ernannt: Dr. med. 
$. ©d&ulfe in (Stettin; Äönigl. ©eologe Dr. ©oenberop in 
Serlin; Sudföänbler @. Semcfe in 9?ero*?)or!. 



Sit »i&UotMf WetW »orl&ttfl* *tf*l*ffttt* 
$** «tttfettt» t# eotttti** *ott 11—1 ttftr unb 
SPtitt**4 »ott 3—9 ttftr geöffnet. 

Auswärtige erhalten n<$ t>orberiger SKelbung beim (EonfcrDator 
©tubenraudj, ^reußifebe ©träfe 22, audj §u anberer 3«t ©tntritt. 



Inhalt 



3obann «uguft Äriebel, roetfanb $räpofttu$ in ffiolgafr — 
$ie Urlunbe SöarnimS L für Safenife Dom 3a$re 1263 betreff» 
2Korin. — Siteratur. — Kotigen. — 3uroadJ$ ber ©ammlungen. — 
SKittbeilungen. 



tJür bie SRebaftion öcrantn>ortlid&: ^rofeffor Dr. 3R. SBebrmann in 
©tettin. 3>ntd unb ©erlag Don $errde & Sebeling in (Stettin. 



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Mk 9. 1902. 



pmwtöblattcr. 

gerattfgegeftett 

©efeflfdjaft ffir ^otamerfdje ©efdjidite uub 



»et 9U4bts« bei 9»|*ttef tiefe* 9t*«fttfifttttr? ift umUx 0«eIt»a«Qa** 
qtftttttU 



tyrntofänfttn Der Siettmer ÄarHjaufe. 

«Jon SR. $ertba$. 

3$on bem großen #anbfd(jriften*Äatalog ber Äöniglid&en 
JBibKotyef ju SBerlin ift im 3)ecember 1901 nrieber ein SBanb 
ausgegeben morben, melier 389 lateinische #anbjd&riften aus* 
föliefelicij tljeologifcijen SnljalteS in musterhafter SBefd&reibung 
öon SBalentin SRoje, bem gegenwärtigen 3)irector ber #anb* 
f^riften^äbt^eilung ber berliner SBibliotljef, enthalt. SRoje 
ift nid&t nur ben einzelnen SBerjtoeigungen ber jpatriftifd^en 
ßiteratur big in bie fetnften SSeräftelungen nachgegangen, 
fonbera f)at and), mie Med ja Deute in allen $anbfc$riften« 
Äatalogen gefegt, bie #erfunft ber öon xf)ta betriebenen 
(SobiceS genau beamtet unb alle jufäQigen ^Beigaben, bie ftc^ 
auf SBorjafc* unb ©aufblättern erhalten Ijaben, auf baS 
Sorgfältigste bejd&rieben. 3)aburd& toirb (ein Statalog aucij 
für ben #iftorifer üon ber Ijödjften SBid&tigfeit. SSon ben 
389 Ijier bejd&riebenen |>anbfdjriften ftammen 16 aus Sommern, 
aus ber ©tettiner Äartljauje. 3laä) ©djtoenfe'3 8lbre&bud& 
ber beutjd&en Sibliotyefen, Seidig 1893 (Sentralbtatt für 



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130 Sanbfd&riften bcr ©tettiner Äartljaufe. 

SBibliotljef$toefen, SBeiljefte 83anb 3) beträgt ber in Sßommern 
beftnbltd^e |>anbjdjriften*3Sorratlj tunb 2800 , bcr ftdj wie 
folgt bertljeilt: 

©reifStoalb: UntoerfttätS-Sibliotyef 1076 

SRicolaifirdje 93 

Obebredjt'jdjc »ibtiotyef ca. 300 

©tralfunb: ©tabt4Bibliotljef ca. 600 

9iegicrung$*8ibtiotljef 15 

Stettin: 9tatIj34BibUot!>ef 7 

2Äarienftift3'@tymnafium 104 

@eneral=ßanbföaft ca. 200 

©ef. f. Sßotnm. ©efdj. 300 

©targarb: ©tjmnafiaWBtbliotljef 53 

33arty: ftirdjen-Sibliotlje! 23 

Äammin: 3)om*SBibliotljef 2 

ÄoeSttn : ©^mnaftal^tbliot^el 2 

Äotberg: 2)om4Bibliotyef 11 

Keuftettin : ©ijmnaftaWBibUotyef 5^ 

2791 
Sejdjriebcn ift babon ein Jljeil ber ©rcifäroalber #anb* 
fdjriften ber Uniöerfttät3*83ibliotljef öon ^ermann Sttüöer 
(beffer: Äarl Sßerfc) in ber ßeüjdjrift für beutjdje Philologie 6 
(1875), «Reuen Sfojeiger für »ibliogra}>l)ie 1875, 3eitförift 
für preu&ifäe ©ejdjid&te unb SanbeSfunbe 1876, 33altij$e 
©tubien 27 (1877), SKagajin für bie ßiteratur be3 «u3* 
lanbeS 1876, ©. 376—77; bie £anbfäriften ber Sßicotai* 
fird&e in ©reifStoatb *on %fy W* 93altifd^e ©tubien 20 u. 21 
(1865, audj jeparat). l ) lieber 16 Sobiceä ber 3tafy34Bib(iotl>ef 
ju ©traljunb finbet man furje SRotijen üon SB. Sßattcnbadj 
im Streit) ber ©efeK fd^aft für ältere beutföe ©ejdjid&tsfunbe XI 



') Uebcr eine üon 'Jtyl nidjt befd&riebene, n>eil crfl foätcr ent* 
betfte fcanbfövift biefer SBibliotljef fcanbelt 2Battenbad> ausführt** 
in ben ©ifcunflSbevidjten ber berliner Slfabemie 1887, ©t. 29 unb 
in ben ^b^anblungen berfelben 1888 (Uebcr ba8 §anbbud& eines 
3nquiftior3 in ber Äir#en*»ibliot$ef ©t. Nicolai in @reif8roalb). 



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Zdbgle 



$attbfd&uften bcr ©tettiner Äortfymfe. 131 

(1858), ©. 690, 41 au3 bcr Äamminer 3)om»SBibItot^ef 
[tammcnbe #anbfdjriften be$ Üttarienftift$*®^aftum3 in 
Stettin befd&rieb £. Semcfe im Programm bcr Änftalt öon 
1879, übet bie ©targarber |>anbfd&riften Ijanbetn jtoei ©tym* 
nafiateßrogramme öon 1822 unb 1877, eine ÄoeSliner #anb* 
fdjrift nrirb befdjrieben im Programm öon 1876, ') SBei 
biefem nidjt getobe glängenben ©tanbe bürfte eine 3ufammen* 
fteüung ber 16 aus ber ©tcttiner Äartyaufe 1682 nad) ^Berlin 
gebrauten SobiceS ben fiefern biefer SBlätter nid&t rnmrill* 
tommen fein. 

1. Rose n. 344. Theol. quarto 65. Rapier 239 »II. 
Omeliariu8, gefdjrieben 1458 (fol. 192b). S)ie #erfunft ergab 
ftdj aud bem Sinbanb unb ber alten Signatur I LXX1X. 

2. Rose n. 364. Theol. qu. 53. $ergam. 288 93H. 
Libri dyalogorum beati Gregorii, Guigo, Hugo, Anselmus. 
Sermones quadragesimales. 14/15. 3aljrlj. „Auf ber 
Smtenfeite beS SSorberbeiefe (14. 3aljrlj.) SRamenSüerjeidjmffe 
(SKänner unb Qfrauen, j. 83. Mechtildis de Brunswic, 
Conr. de cinnowe, bor einer Steige fteljt: sepulti apud nos). 
Auf einem eingehen JBorbt. f. 93 ju II DrtStoerjeidjniffe 
(14. Suljrlj.) mit ber toieberljolten Ueberfdjrift: Item alii 
termini (nbb. flau. ®egenb, j. 35. Lubechowe, Wobisere, 
Camin, Wiztoc, Dobercin u. f. tu.). Auf f. 148 b ©puren 
einer SBleiftiftfdjrift . . . Cartusie Stetinensis." 

3. Rose n. 399. Theol. fol. 163. $ergam. 168 SBQ. 
Joannes de Villa abbatis summa sermonum (pars 1) de 
dominicis. 13. 3uljrlj. auf bem inneren toorberen 3)e<fel: 
Carth. prope Stetyn emptus (15. 3a^r^.). 

4. Rose n. 407. Theol. qu. 54. ^ergarn. 258 »H. 
Guilelmus Lugdunensis, Summa vitiorum (1). 14. Suljrlj. 
Stuf bem inneren borberen 2)ecfel: Liber fratrum Carthusie 
prope Stetyn domus Gratie Dei; ebenfo fol. 256: Liber 
fratrum Carthusie prope Stetyn. 



*) ©iefa audj üRonatSM. 6 (1892), ©. 71 ff. 



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132 fconbfdjriften ber ©tettiner Äartfaufe. 

5. Böse n. 410. Theol. qu. 59. Sßergam., julefct Sßajrier, 
310 33H. Guil. Lugdunensis, Sermones de epistolis domini- 
calibus. 13., 14., 15. 3aljr$. Sllte SBibtiotyelS* Signatur 
N XL VIII auf bem 3)ecfet, fol. 1: Liber Carthus. prope 
Stetyn (ebenfo f. 98, 133). «uf einem gitteren ©djufcblatt 
Äbfc^rift eines Ijanjijdjen ©djreibenä, Ijier oljne 3)atum, ber 
in fittbed öerfammelten SRatlj$fenbeboten an ©nglanb, »örtlich 
gleid&tautenb mit einem ©^reiben ber ^anjeftäbte an bie 
englifdjen ©tobte öom 17. 2ttärj 1394 bei Äoppmann, 
|)anfereceffe IV n. 196. x ) ©3 folgt ein anjdjeinenb nidjt be* 
famtteS ItolänbijdjeS ©d&riftftü<f, eine SeljnSöerjdjreibung be$ 
SanbmeifterS SBennemar öon SBruggenotye (1389—1401) über 
bie bona Wassylen*) (eine Snjel, genannt Dy miathen 
holm, nrirb ernannt). 

6. Rose n. 421. Theol. Oct 31. *ßergam. 133 »IL 
Pseudo Bonaventura, sermones de sanetis. 14. 3aljrlj. 2)ie 
alte ©ignatur N XXXIX bient jur gefifteOung ber £erhmft. 

7. Rose n. 425. Theol. Oct 12. $ergam. 88 830. 
David de Augusta, speculum monachorum. 15. 3atyrlj. 
1682 au3 ©tratfunb, ba^er öermnt^et SRofe ©tettiner ^erfunft. 

8. Rose n. 440. Theol. Fol. 111, 112. Pergament 
170+316 9511. Thomas de Aquino, glosp super quatuor 
evangelia (catena aurea), 14. Saljrfj., au3 Stalten. Auf 

bem SSorjafcblatt (15. 3aljrlj.): quondam . . . 

huius ecclesie ... et prius decanus ecclesie collegiate 



*) Äleine Varianten finb: 

Rose: Äowrniann: 

amici sinceri dilecti sicut amici et dilecti! Scitis 

vestras huiusmodi conquerentes vestras pluribus vieibus habui- 

mus conquerentes 

offialibus officiariis 

costumaciones kostnmas 

prineipi principe 

durativa duratura 

sicut sie 

a ) »ei SReottl. 



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$mtbfd)riften bcr ©tettiner Äartfymfe. 133 

sancti . . . anno domini M. CCCC. XLV ante carni- 
8privium in civitate Stetin: ligator ftiit dominus Martinus 
Beteke vicarius ecclesie beate Marie virginis ibidem. 

9. Böse n. 456. Theol. qu. 62. $ergam. 166 JBH. 
Jacobus de Voragine, Sennones dominicales pars 2. 
15. 3a$rljunbert, 2. £alfte. «uf bcm SBorf afebtatt: Liber 
Carthusien. prope Stettin. Am gufj bcr crftcn Seite in 
rotlj: Oretis deum, karissimi patres, pro fratre Johanne 
de Westfalia, qui hunc librum scripsit domui Carthusien-. 
sium prope Stetyn. „S)ie Sßergament*S)e(fbtätter ftnb Ijalb 
abgeriebene ©tfiefe einer Urfunbe, &orn ®nbe unb Unterschrift 
beS Notarius imperialis, hinten redete Seite beS Anfangs 
(barin ecclesie Gustrowensis Camyn. dyoc erwähnt unb 
ein »rief beS öerftorbenen $apf*eS Snnocenj VI. t 1362)/ 
ßinfs auf bem 3)ecfel unter uerjd&iebenen tateinijd&en SSerfen 
aud) bie folgenben, in ©uSburg'S chronica terre Prussie II 
c. 7 (Script rer. Pruss. I 39) borfommenben: 

Nobile vincendi genus est paciencia, vincit 
Qui patitur; si vis vincere, disce pati. 

10. Rose n. 459. Theol. qu. 81. $ergam. 320 SBH. 
Guido Ebroicensis, Sennones dominicales, 14. Satyrl}. 
„SIS Sedbtätter bienen bie jerfdjnittenen |>älften eines breiten 
SßergamentblatteS, baS eine fd)öne aber unauSgefttHte «uS* 
fertigung eines SßapftbriefeS bon 1445 enthält pontificatus 
nostri anno quinto, alfo üom @egenj>a£ft Selig V. betr. 
W)t unb Soitoent, monasterii de Hilda (ßlbena bei ®reif3* 
toalb) dyoc. Camin/ (fyrjl, SIbena femtt leine berartige 
Urfunbe.) 

11. Rose n. 510. Theol. qu. 69. Rapier 131 »EL 
H. Suso, horologium eterne sapientie, 1426 geschrieben, 
alte Signatur CCCCIX H 9. über Carthusi .... «uf 
bem Hinteren 3)e<fel: Librum hunc reHquit dominus C. 
monachus Frankf (ordensis) *) in Stetyn pro nocturnali sibi 

■) S9et fjranffurt a. £). laß ebenfalls ein Äart&äufer-Ätofter 
Misericordia Dei. t>. ©rote, Älofterlejtfon ©. 154. 



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134 ©anbfäriften bcr ©tetttner Äartbtrofe. 

concesso loco pignoris cum alio libro oracionum eiusdem 
formati, in quo continentur oraciones ex revelacionibus 
beate Byrgitte. 

12. Rose n. 529. Theol. qu. 50. $ergam. 102 SBU. 
Hinricus de Ribbenitz, meditationes super salve regina. 
15. %df)xi). alte Signatur N LXXI. Auf betn inneren borberen 
2)e<fel: Liber fratrum Carthus. domus Gracie Dei prope 
Stetyn, quem composuit excepto finali s. Sepcies in die 
•venerabilis pater dominus Hinricus Ribbenitz prior domus 
Legis Marie ord. Carthus. prope Rostock, qui fuit magister 
arcium et in studio Pragensi rector universitatis. *) Qui 
seculum cum sua pompa et gloria relinquens et ordinem 
nostrum ingrediens cum indutus ad cellam conventualiter 
ducitur, venienti ad celle hostium prior dixit ei: magisterium 
et scienciam vestram foras relinquite, sed si quid habetis 
humilitatis vobiscum introducite. Que vox in tantum in 
eo convaluit, quod multum simplex et humilis apparuit 
ita, quod per longum tempus horas beate Marie solus 
legere neseivit et multum servilis eciam in prioratu fuit 
ita, quod si cantori vel lectori absconsa*) cecidit, ipse 
eam ante omnes festinans eciam cum esset prior accendit 
Contigit autem tempore suo notabile factum et terribile 
quodammodo factum. Nam cum ipse in Carthusia, bamit 
brid&t ber Schreiber ab. 

13. Rose n. 543. Theol. qu. 30. $ergam. 89 SBH. 
Johannes de Dobergest, 8 ) explanatio evangeliorum per 
anni circulum. 15. $df)tf). fol. 89b: Liber domini Johannis 



') 1392, Rose. 

a ) = caeca laterna Rose. 

*) Slofe im 3nfatt8toeraeid}m§ ©. IX nennt tyn nad) ber lieber- 
fdjrift einer 93ranbenburger §anbfd&rtft (n. 542) Joh. de Dobergoz, 
tfcbrictuä Bibl. lat. med. aet. ed. Mansi IV, 70 füljrt eine $am* 
burger $anbfd&rift Johannis de Dobergos plebani an. 3)obergefi 
tfl rooljl 3)obergafl bei ©oljenmölfen, Ar. SBeifjenfdS. 



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$cmbfd)riften ber Statiner Äartljaufc 135 

Sassen, Liber Carthusien. prope Stetin, quem dedit eis 
dominus Johannes Szasse. 1 ) 

14. Rose n. 581. Theol. qu. 77. *ßergam. 176 93H. 
Peregrinus de sanctis. 15. Saljtlj. foL 1 unb 176b: Iste 
liber pertinet fratribus Cartusiensibus prope Stetyn „wie 
e3 Steint tion ber |>anb be3 bortigen $artt)äujer$ Joh. de 
WestfaHa" (»gl. oben n. 9). 

15. Rose n. 599. Theol. foL 189. $ergam. 179 »0. 
Liber sermocinalis de tempore. 1376. 331. 1. Liber 
Carthusien. prope Stetyn. fol. 179: Anno Domini 
M. CCC. LXXVI in yigilia beati Mathie apostoli. Liber 
Carthusiensium prope Stetyn. 

16. Rose n. 602. Theol. qu. 111. $ergam. 132 33H. 
Glosa super epistolas Dominieales. Alte Signatur A VII. 
1362. fol. 127b: Expliciunt epistole dominicales per totum 
annum Domini Henrici Popponis presbiteri de Roneberg. 
Anno Domini M. CCC. LXII infra oetavas Ascensionis 
Domini. conpletus est gratia Dei omnipotentis adiuvante 
liber iste. 

Hoc opus oroatum studenti sit rogo gratum. 
»erfefte SBerS audj in 15 (599) fol. 174b. 



JNmmerft&e Uurgen. 

SSon 99. Äücfen. 
VI. $4(oß6erg •• 3Brte»i|. 

SWame für ÜRebetoifc, Ärete ©retfenberg, bebeutet tDatyr* 
fdjetnlid) 3n>ifd)en* ober ©renjborf. (Äud) ber flau, ©tamm 
med = £ontg märe in (Ertoftgung ju gießen.) 

Sage unb (Entfernung: tum Äanttmn O 19,3 km, 
©retfenberg NW 10,3 km, £reptott> SW 12,e km, fötng* 

*) Joh. Sasse tfi ©djöffe in 3)cmatg feit 1453, ermähnt nod& 
1480 Ss. rer. Prnss. IV 327-330, $anf ereceff e III 1, ©. 372, «nm. 6. 



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136 



$ommerfd)e 39urgen. 



mau jenfett« be£ ©tudf)oti>er 5Badf)eS S l,o km, SBurg ©tudf)on> 
O 4,o km, Storg ©anfcfen^ribbernoto W 6,6 km. 

9M)ri<*)ten: 1876 »alt. ©tubien XXVI, ©. 178/179. 

©eitere Orte ber Umgebung: SD. ffiittenfelbe; D. ©tarj 
b. i. bie Alte; jenfeitS beS ©tudfjotoer 33ad)eS 35. SRubbetmoto. 

Der öon @et)ridf) (»alt. ©tub. XXVI) befdfjriebene 
©dfjtofcberg bei 3Webetmfc an ber meftlidjen ©renje beS ©reifen* 
berger ÄreifeS tiegt in ber gfelbmarf ©ittenfelbe unmeit beffen 
ndrblid&er Äante, toetd&e burdf) ben ©tud&otoer SBadf) gebilbet toirb. 




jrit^n&ru«* 



Sc^ lox* t*u^ ttt MjU+ivvO*,. 



f:iZSO. 



Die Seföreibung ©eljrid&S leibet an einem SWangel betreffs ber 
Orientirung. Die Unftd&erljeit beginnt mit ber Schreibung 
ber „ffiiefen* unb brudjartigen SRieberung, V2 ÜWeile lang 
unb Vs Stteile breit, burdf) ein urinjtgeS 3rtüf?df)en in einen 
Heineren toeftlid^en (?) unb grö&eren öftlidfjen (?) S^eit getrennt", 
©p&ter toirb ermähnt, ba§ ber ©djtoßberg t>on bem betreffenben 
3flü&d)en 1000 ©dritte entfernt liegt. 8uS Unterer angäbe 
ift nun junftdjft ofyne ©eitere« feftguftetten, ba{$ mit bem 
toinjigen fjlü&djen ber ©tudjotoer SBadf) gemeint ift unb nidf)t 
etma, mie au« ber angegebenen Orientirung ju folgern märe, 



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<Pommerfdje Burgen. 137 

baS Heine Stieß, toeldfjeä Don ffiittenfetbe fommenb, neben 
bent ©df)loßberge öorbeiläuft nnb in ben ©tud&ofoer Sact) 
münbet. ©& ift fooljl gtoeifetloS, baß baS ermähnte SBrud) 
baS beS ©tudf)on>er SBad^eS ift toeld&e« §ier tooljl */s 2ßeite 
breit, aber nidf)t nur V» SWeite lang, fonbern redf)t$ unb linfs 
ben SBerg öerfolgenb ftd) in ber Sänge btefem anstiegt. |>&tte 
ber SSerfaffer bie Orientirung um 90° ge&nbert, fo ftimmte 
bie ganje äufftcüung einigermaßen. -Wun toirb aber ©eite 179 
»eiter ertoäljnt: „Öftlid) t>on biefem ©djtoßberge auf ber 
redeten ©eite be« gtuffeS unb unmittelbar an bemfelben liegt 
ber fogenannte „©djtogtoatt", ein regelrecht quabratfdrmiger 
$lafc, ber ringsum t>on einem tttoa 4 guß Ijoljen ©all um* 
geben ift". — SWun liegt aber ein ütingtoafl nad& bem SWefc 
tifd&blatt „©tudjoto" genau ndrblid), ljart an ber regten 
©eite be$ ©tudjotoer 33ad)eS. ffienn man ©etyridjS ©d&loß* 
toaü nrirflidf) öftlidf) ju fudfjen Ijfttte, fo mürben atfo auf einem 
Umfretö Don Vi ÜWeilen brei Surgen öorljanben fein, toaS bodf) 
faum anjuneljmen ift. Stuf ber ermahnten Harte ift öftlid) 
beS ®df)loßberge$ nic^tö ju finben, toa$ einen anmalt gum 
SSorljanbenfein ber britten SBurg böte, (hierbei ift ju be* 
merlen, baß auf ber nebenfteljenben Sftbilbung toeber ber 
©tudfjotoer 93a$ nodf> ber ©d&loßtoall (StingtoaH) bejeid&net ift). 
Sei bem ©djloßberge öerbient bie (Ertoäljnung einer 
©teinbetoetyrung ein befonbereS ftntereffe; oon berfelben »urbe 
jefet allerbingS trofc genauer Unterfud&ung feine ©pur mefjr 
gefunben. äud^ bie oberen SBJfd&ungStanten, bi$ ju benen 
bie SBeacferung be$ SBergeS unb bie Äbgrabung bemfelben nirf)t 
ljeranreidf)t, (äffen jebe ©pur einer Auflagerung ober ÄuS* 
toütylung ber ©teine öermiffen. ©enn bie Steinmauer nidjt 
auf eine Art dtainbefriebigung ber in Sommern üblichen 8rt, 
burd) fpätere SBetooljner angelegt, jurücf jufütyren ift, fo mürbe 
eine genflgenbe Burgmauer minbeftenä jmeU bis breitaufenb 
Äubifmeter ©teine erforbert Ijaben. $ m Äömininer Äreife ift 
fein weiterer SBurgtoaQ mit biefer ©idjerung conftatirt. $aS 
Plateau ift nidjt gerabe fetjr eben, namentlich jie^t ftd) eine 



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138 ©teinfiftengräber mit 39rongebetgaben in 3eblin, Ar. 93ublife. 

bogenförmig niebrige ©teile berart Don Dften nad) SBeften, ba§ 
baburdf) auf ber füblidf)en Seite ein felbftftänbtger SBerglopf 
abgetrennt ift, ber einft oieüeidjt für bie #auptburg unb bie 
Vertiefung ber abtrennenben Surggraben beftinimt toar. 
Suger ©djerbenftücfen unb einem Styerjaljn tourbe jefct 
ttid^tö gefunben. 

35a« Dorf ©ittenfelbe ift für einen Sljeil 1665 als 
©ittenlef)n, für einen jtoeiten SE^cil als @belingfd)eS Seljn 
befunbet. 

^teinhipengröber mit ßnmjebetgabeit in 3eMin, 
IreiB Mlit 

%m £erbft 1898 folgte idf) einer (Einlabung beS oerftor* 
benen Oberstleutnants unb SanbtagSabgeorbneten oon geller? 
mann, eines langjährigen SKitgliebeS unferer ©efettfdjaft, 
nadf) QMin, um bafelbft bie Unterfudptng einer oorgefdjidjt* 
lidjen ©räberftelte oorjune^men. $aS oon ^peUermann'f^e 
Wittergut ^eblin bei Äuroto liegt im Äreife Sublifc; es ift 
befannt als £etmatl) beS Dieters (Etoalb Don Äleift, ber im 
#errenljaufe ju 3eblin am 7 - SDtörj 1715 geboren toorben 
ift. 3)iefeS £auS ift im Qa^re 1806 bis auf baS Ipfje 
Crbgefdfjof* niebergebrannt. Äleift, ber in ber ©df)lad)t bei 
ÄunerSborf am 12. äuguft 1759 bie XobeStounbe erhielt, 
ftarb jtoötf läge fpäter in ftranffurt a. ©• unb ift bort 
begraben. Ueber feiner Stuljeftätte in ben Ängerpromenaben, 
einem ehemaligen Äirdjljofe, jefct jiemlidf) mitten in ber ©tobt, 
ergebt fid) ein fdf)lidf)teS, nidf)t unanfeljntidjeS barocfeS (Srafc 
benfmal. Sin ben oieljäl)rigen SBefifc ber ^amtltc Don Äleift 
erinnert in ^eblin nodf) bie laut Qnfdjrift 1662 oon E^riftiane 
oon Äleift errichtete adfjtecfige SBergfapetle, beren SEljurm oon 
betoalbeter £ölje mett ins 2^al l)ineinf<f)aut. Ueberrafdjenb 
ift bie lanbfdjaftlidje ©d^önljeit beS DrteS, ben man oon 
SBublifc aus über einem flauen ^od^rüden errettet. SRadf) 
Sorben fällt baS Jenain unoermittelt unb [teil ab, eS ift 



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©teinfiffcngrftber mit 99ronjebeigaben in 3eblin, Ar. 99ublifc. 1 39 

t)icr betoalbet utib t>tetfad> burd)fd)tud)tet. 33om tyerrfdjaftlidjen 
ffioljnljaufe au$, toeldjeS ifolirt auf einem Serge liegt unb 
Don ^arfanfogen unb fd)5ner »u^enmotbung umgeben nrirb, 
eröffnet fid) ein »eiter SBlid über bie am gfu&e be$ SBergeS 
unb am ©aume ber ^arfanlagen gelegenen Dorfljäufer 1)0$ 
tyinfort, über bie in$ £f)a( Ijinabgteitenbe ffljauffee Don Sublifc 
nad) ÄöSlin unb über ba$ tiefe unb breite JRabüntljal bis 
hinauf auf bie t)of)en r gebirgä&ljnlidjen ©Hebungen be$ 
ienfeitigen IljaluferS in ber gerne. 

Unmittelbar loeftlid) neben bem ju ^eblin gehörigen 
gforfKjaufe Saubfrug, baS, mie man mir fagte, erft oor 
25 $$al)ren aufgebaut 
toorben ift, mar man 
beim auswerfen oon 
Kartoffelmieten auf fe$$ 
©teinfiftengräber ge* 
flogen. Die ©rftber 
Ijaben immer nur toenige 
2Weter ooneinanber ge* 
legen unb finb reiben* 
toeife angelegt geioefen. 
$err oon jedermann 
mar bei ber Sufbedung 
eine« biefer ©r&ber per* 
fftntid) jugegen geioefen unb berichtete, ba& in biefer, aus 
gettdbten (Steinplatten (bie nod) am Orte lagen) Ijergeridjteten 
unterirbifdjen Äifte eine feijr fauber geglättete unb gut erhalten 
getoefene, omamentirte Urne geftonben ljabe, bie leiber beim 
Sfofljeben jerbrodjen fei. Den $alä, grofce ©tüde ber au& 
gebautsten unteren Steile unb ben giemlidj fyoljen Dedel über* 
gab mir #err oon jedermann für« SJiufeum, too biefetben 
unter fr*$W. 4608 regiftrirt finb. Die Urne ift 26 cm l>od) 
geioefen, ber glatte $ate 11 cm. Die edigen Ornamente ftnb 
mit einem föarfen ©egenftanbe tief eingefto^en. Oben ba$ 
reconftruirte Silb biefer Urne. 




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140 ©teinfiftengräber mit 99ronaebeigoben in 3eblin, Ar. 99ublifc. 

SBcüor an bie ©rabung auf bcr ©teinfiften*3funbftelle 
gefdjritten tourbe, unterste id) eine ©teile im gelbe, bie 
100 ©djritte norböftlid) hinter bem ftorftljaufe unb ebenfo 
toeit Don ber Dorüberfütyrenben Sanbftrafce entfernt liegt. £ier 
tourbe mir ein ju SCagc liegenbe« über* unb burdjadferteS 
^ffofter fopf* unb fauftgrofcer ftelbfieine gegeigt, ba$ nur eine 
©djidf)t tief tag unb in bem fidf) bei oberfl&djlidjem ©udjen 
einige Umenfdjerben fanben. Diefe ©teile, meldte idj für bie 
SBaftörefte eine« fd)led)t fortgeräumten ÄegelgrabeS l)ielt, lieg 
idf), »eil fie fd^on gu Denoüljlt mar, unberührt, bagegen aber 
ein gleichartiges ^flafter, ettoa 200 ©dritte toefttid) Dom ßaub* 
fruge unb 50 bi$ 60 ©dritte nörblidij ber ©trage ausgeben. 
3)a$ runb angelegte ^ftaftcr tyatte 3 m im Durdjmeffer unb 
enthielt gttrifdfjen ben ©teinen in feinem SDWttelpunfte eine 
md)t unbeträdf)tlidf)e ÜRenge Don gebranntem menfdjlidf)em 
©ebein, oljne Urne gttnfdfjen ©teine gepaeft. an Derfd&iebenen 
©teilen gtoifd&en ber ©teinpadung fanben fid) oereingelte 
Urnenfd&erben, unter biefen einige Don ausgeladenem 
ßauftfter SDjpuS. 

3)a« ©udfjen mittelft einer ©onbe nadf) nodf) toeiter 
Dorljanbenen ©teinfiftengrftbern an ber ©teile ber Äartoffet* 
mieten, unmittelbar »efttidj Dom gorftljaufe Saubfrug, blieb 
jun&djft oljne eigentlichen ©rfolg. fi$a$ aufgebeeft tourbe, 
toaren SRefte Don ©teinüften, bie fdfjon bei ber Anlage ber Sßieten 
jerftört toorben toaren. Ate am anberen läge bie Unter* 
fudfjungen fortgefefet mürben, fanben ftdj balb mehrere ©teilen, 
an benen ©teine unter ber ®rbe tagen. Die ©teilen tourben 
aufgebe*; eine berfetben ergab in einer SBranberbemaffe Don 
2 m Durd&meffer eine einfdf}idf)tige Ladung teibgrofcer ©teine, 
in benen fidf) bie SRefte einer größeren unb einer Heineren 
Urnenbeftattung fanben. SSieHeidjt . ba$ ®rab einer ÜWutter 
mit tyrem Äinbe. Sn mehreren ©teHen fanben fidj ferner 
SBranbgruben, bie mit geflibten ©teinen umpadt toaren. Die 
|>auptbeftonbtljeile ber SBegrftbnifcft&tte maren burdt| baS SfaS* 
toerfen ber SWietengräben fdjon bemolirt. (Ss mar beSljatb 



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©teinfiftengräber mit Sronaebetgaben in 3*1111, Ar. Sublifc. 141 

erfreulich, unter bem 9iaine, ber baS meftfidf) be8 ©otynljaufeS 
Dom Saubfrug gelegene ©artenlanb Don bem banebenliegenben 
3felbe fdjeibet, nodf) auf eine ©teinfifte ju ftofeen , mol)l bie 
lefcte, bie nod) Dorljanben mar. DiefeS ffiftengrab befanb fid^ 
unmittelbar neben bem erften Äaftanienbaum Dom ffiege aus auf 
bem Staute, auf bem brei fotdt|e SBöume ftetyen. Der Deck 
ftein ber ftifte mar fettfidj abgerutfdf)t, fo baß fie nadf) oben 
l)in offen mar; bie geflöbten platten, aus betten fie aufgebaut 
mar, maren alle Don bemfetben ©teine genommen; bie eine 
trug an ber äugenfeite, atfo ber nid&t geltdbten gtödje, brei 
Don 9ßenfd)enl)anb gefd&affene Vertiefungen, 9löpf^en Don 
runber $orm. 9ttan Ijat atfo jur geit ber Ijier Dorliegenben 
©teinfiftengr&ber mit ©efäfcen be$ ©efidjtSurnentypuS ben 
au« älteren Venoben ftammenben SWpfäenftein nidjt meljr 
geartet ober ber (Ermattung für mertlj gehalten, fonbern ger* 
flöbt, um i^n jutn Aufbau be8 ©rabeS ju Dermenben. Der 
©tein, Don rotier ftarbe, mar fanbtg unb Derfjftltni&m&fig 
meid}. $fy empfahl feine äufbemaljrung in ben $arfan(agen 
Don ^eblin. Die ©teinfifte mar Don ben ©urgefa beS faß 
aber iljr fleljenben ÄaftanienbaumeS burdf) unb burd) umfoonnen 
unb burdt|toadjfen, aud) maren bie ©eitenmänbe burdj bie 
©urgeln Derfdjoben, fie mar nadf) ben $immetSrid()tungen 
orientirt. Die SftngSptatte ber SWorbfeite, biefelbe, meld&e bie 
brei Sftftpfd&en an ber äugenfeite Ijatte, mürbe abgehoben unb 
bann ber ^nfyalt Don tofem ©anbe aus ber Äifte entfernt. 
CS geigte fid^ feljr balb, baß bie Dielen feinen unb ftarfen 
ffiurgeln, meldte burdf> baS ®rab gemäßen maren, allen 
Qfn^att an Urnen gerfprengt Ratten. %ä) fanb im ^nnern, 
mie umfteljenb ffiggirt, Dier 9ttüfcenurnen beS ©efidfitSurnen* 
StypuS. ©in©eftdjt atterbingS tyatte feine Don iljnen. Seiber 
maren alle biefe ©efäfce fo vergangen, baß man fie nidjt meljr 
bergen fonnte, bodf) maren fie, nad) forgfamer Beilegung in 
ber gönn unb iljrer gefammten SBefdjaffenljeit nad) nodf) 
genau gu ertennen. 



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142 ©teinfiflengräber mit Sronaebeigaben in 3*&tm, Ar. Sublifc. 

Die Ätfte fear bis oben l)in mit eingeliefertem ©anbe 
angefüllt, ebenfo bie Urnen, Don benen a unb d ornamentirt, 
b unb c rötylid) in ber ftärbung unb oljne Ornamente toaren. 

Die erfteren 
toaren fdjtoarj, 
befonberS a geify 
nete fid) burd) 
gfarbentiefe unb 
cmd) burd) fd^öne 
(Stöttung qu£. 
Die Urne b toor 
mit einer rJtlj* 
liefen ©djate JU* 
gebeeft, bie 18 cm 
im Durdjmeffer 
tyatte unb mit 
leidjt eingerifctem 
Ornament gefdjmficft toar. innere Sänge ber ©teinfifte 90 cm, 
©reite 52 cm, £ölje 45 cm. Der SBoben ber Äifte toar mit 
(Steinen bon ber ©röfce einer Aartoffel gepflaftert. alle oier 
Urnen toaren mit gebrannten &nod)enreften gefüllt. Urne a 

enthielt ein im fjeuer getoefeneS 
©tücfdjen SBronjebled). Urne b 
enthielt feine ^Beigaben, bagegen 
fanb fid) in ben ftnotynreften 
ber Urne c eine 3tnjal)l burdf) 
gfeuer unfenntlid) geworbene 
SBronjebratytrefte Don oerfdjiebenem 
Durdjmeffer unb ©tftrfe. Urne d 
enthielt oben auf ber 2lfd)e unb 
ben Anoden eine gfibel unb einen 
9ting mit oier Oefen, oon benen eine ausgebrochen ift. Diefe 
©ad)en, l)ier in Ijalber natürlicher ©röge abgebilbet, Ijaben 
ben Seidjenbranb nid)t mitgemacht, toenigftens jeigt fid) an 
iljnen feine ©pur oon ©erglühen. 





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©teinfiftengräber mit 39rongebeigaben in &tbün, Ar. Subtifc. 143 

Die ©pirate ber ftibel fyat auf ber einen ©ehe be$ 
SBügetS, ber nidjt aus ifyr fjeröorgeljt, fonbern ein ©tüd für 
ftd) ift, eine, auf ber anberen ©eitt üier Umtoinbungen unb 
ftfct auf einer 2lje, bie aud) burd) ben oberften Streit be$ 
35üget$ gefüfjrt ift; aud) bie SWabet ift ein ©tücf für fid) unb 
toirb in gteidjer ärt toie ber SBüget t>on ber burd) bie ©pirate 
laufenben »je gehalten. Der Änopf am SBügelfufc ift pfannen* 
förmig. Der burd) breimattge Draf)tumti>inbung gebitbete 
SRing barüber ift üerfd)iebbar unb baju beftimmt, bie SWabel* 
fpifce im Sager feftjufyatten. 

Die gibel gehört bei un$ ju ben fitteften formen ber 
fogenannten La Tfcne-$criobe, if)r SSorlommen in einem ©tein* 
fiftengrabe mit ©efftfcen beS ©eftd}t$urnen*2:i)pua, nrie Ijier, 
ift fetten unb fetjr bemerfenStoertl). 

SL ©tubenraudj. 

«otijen. 

3n ber ©mtabungSfd&rtft, bie üon ber Untoerfttät Äopen&agen 
pm 9teformation$feft 1900 erfdjicncn ift, ift eine Slbljanbtung öon 
Joh. Steenstrup Vendeme og de Danske f0rValdemar 
den Stores Tid bcröffenttidjt. Diefe fe$r intereffante unb tetyr* 
reiche «rbeit enthält manche neue ©efidjtSpunfte für ba« 8erl>&ltni§ 
ber toenbifd&en SSölfer an ber Dftfee gu Dänemarf. Die SRefultate 
ber öon unferer ©efettfäaft üeranftatteten Ausgrabungen bei SBotHn 
finb bertoertljet. Die §anbelSt$ätigfeit unb ©eefdjifffaljrt ber äöenben 
fdjäfct ©teenftrup n>oljl mit SRedjt als wenig ausgebest. Die Eroberung 
«rfonaS fefct er in baS 3a$r 1169. 

3n ber öon $aul SangljanS neu begrünbeten 3eitfd&rift 
„Deutfdjeerbe" (I, ©.4-7) fteat $. 2ottin bie franaöfifd&en 
Äotonien im Deutfd&en 8teid&e nadj ber 3eit ber ©rtinbung 
sufammen. 3" Sommern fmb entftanben bie Äotonien ©targarb 
1687, Äolbexi 1698, ^Jafewalf 1720, ©tettin 1721. »efonberS ia^U 
reidj aber finb Srranaofen in ber Ufermar! angeftebelt: SSattin 1685, 
©ramjott), Stein* unb ®rofj*3ietljen, SraunSberg, ©d&n>ebt a. £)., 
SJierrabcn, SergW* 1686, ^renstau 1687, Slngermünbe, Strasburg 
1691, fyiarftein 1699, ©ammelfpring, Sammfpring (?), ^ofctoto 1701. 



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144 9?oti&en. — 3utoac&8 ber ©ommluugen k. 

3m Vertage oon 3)ietri# 5Reimer, Statin (1901) ifi erföienen 
eine im amtlichen Auftrage Don ©. Weltmann bearbeitete Stegen« 
tarte ber ^roöingen Sranbenburg unb Sommern, fomie 
Der ©rofj&eraogtfcümer 2Re<flenburg»©<$werin unb 9Red« 
lenburg*©tretifc. (1,20 2Rf.) 



3***48 fct? fc*«*i*»|c*. 

9ttufeum. 

1. 93ronge=3)ei>otfunb dorn fogenaratten S9urgn>aDe auf einer 
$atbinfel im ©ctjwennenser ©ee in einem bronaegeittigen ©räberfclbc 
bei ©cjjloennena, ÄreiS 5Ranbom, gefunben in eine Urne. 3)er Sfunb 
befielt au8 einem ©ufjfucfcen, einem 2Reffer, jttjei Fragmenten Don 
Sansenfpifcen, einem 9?abelfnopf, S9ron$ebra$t, 100 größeren unb 65 
Heineren, freiSrunben, fnopfM>nlicl>en 2RetaItylatten unb einer Ansagt 
«ronjeblec^ftreifen. 3.«5Rr. 5196. «nfauf. 

2. 26 Sfeuerftein* unb ©teingerätfo jumeift au£ bem Äreife 
Uerfermünbe öon toerföiebenen gunbfieflen gefammelt. 3.-9lr. 5197 
bid 5222. «nfauf. 

3um orbentlicfcen SRitgliebe ernannt: $aftor Sottfe 
in ©tolp i. % 

©eftorben: SRedmungSratl) ÄotoaleioSfi in Stettin unb 
Dberforfhneifter Ääfter in «ertin. 



Vit »itUotfttt bUW »otlAufo ttfftfoffttt. 
$a* Wtultum ift e<mtU*0 »ott 11—1 ttft* tut* 
9tttt**6 *•* 8—9 ttft* *t*fftitt. 

Auswärtige erhalten nactj öor^eriger SKetbung beim Confertmtor 
©tubenraucfc, $reuf?iföe ©trafje 22, aud) §u anberer 3«t (Eintritt. 



$anbf<$riften ber ©tettiner flartyaufe. — 'JJommhfö* Surgen. 

— ©tetnfiftengr&ber mit Srongebeigaben in 3 e btin, ÄreiS SJublifc. 

— Sttotisen. — 3iitt>ad)8 ber ©ammlungen. — SKitt^etlungen. 



tJfir bieÄebaftüm öerantn>ortti<$: $rofeffor Dr. aK.2Be$rmann in 
Stettin, fcrud unb Sertag Don $errd e & Sebeling in ©tettin. 



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Pontttöblrtttcr» 

herausgegeben 
Don ber 

©efellfdjaft für $ommerf<ljc ©cfdjidjte unb 
SMerfljiimsfunbt 



9c* Rftftfctit« tri 3n|*Itei tiefe* Wenatf Mattet I* tmttt CL*tUt**n%&* 
leftettet. 



I 



$tad)tuf* 



Der abgelaufene ÜRonat ljat unferer ®efeöfd)aft 
in furjer fjolge fernere SSerlufte gebraut burd) ben 
lob jtoeier ©jrenmitglieber, bie, Sommern bon ®eburt, 
beibe in gleichem ÜRaajje, ieber in feiner ärt um unfere 
®efeflfd)aft unb bie fjörberung iljrer Qxotdt ftd^ tyty 
Derbient gemalt tyaben. 

8m 5. September öerfd)ieb in SBerlin ^rofeffor 
Dr. 9t*bo(f #tr<$oit> im 81. 8eben8ia!)re, am 
7. September ber frühere Dber^röftbent unferer 
«proüinj, ber SBirfli^e ©etjeitne föatl) ©raf 3lfrt<$ 
3Se9?-3ttgeitb*ttft auf feinem ©iammfifce ©cmloro 
in SReuüorpommern. 

^tuboff ^ir^oip mürbe am 13. Dftober 1821 
in ©djfoetbein geboren als ©ofyn be$ bortigen ©tabt* 
t&mmerer$ unb Seigeorbneten unb erhielt feine ©d)ul* 
bilbung auf beut (Stymnaftum in ÄöStin, an beffen 



I 



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146 5Ro*ruf. 

Jubelfeier er oor einigen Jahren als ber gefeiertfte feiner alten 
©df)üler tl)eilnal)m. 3m 15. Juni .1874 bei ber günfoig* 
jaljrfeier unferer ©efeöfdjaft jum ©jrenmitgliebe ernannt, mar 
er lange $eit in ber SReilje ber Gtyrenmitglieber ber erfte, ber 
erftc aud) an SRufym unb SSebentung ber tmffenfdf)aftlidf)en 
grorfdjung. 3)aß biefe ifym einen ffieltruf eingetragen ljat, 
jetgte ftdf) in glänjenbfter ffieife bei ber freier feine« 80. @c* 
burtStageS, ju ber bie ©dfjüler unb 9Ritforfdf)er, bie 2tnl)Snger 
unb greunbe beS großen ©eleljrten aus allen Steilen ber 
{Bett in foldfjer ßaljt nadf) Serlin geftrömt toaren, baß bie 
weiten 9taume beS 3lbgeorbneten*|)aufeS nidf)t ausreisten, bie 
©öfte su faffen. ftür unfere ©efeHfdfjaft lag feine Sebeutung 
üornefymlid) in feinen arbeiten auf bent ©ebiete ber 3lntl)ro* 
pologie unb SBorgeföidjte, bie auf ben fixeren ©oben ruhiger, 
oon allen |typotf)efen freier, metyobtfdjer grorfdjung geftettt 
unb für fte unoerrüdbare ©runblagen gefd&affen ju Ijaben, 
fein unfterblidjeS 3Serbtenft ift. ©aS if)n auf anberen ©c* 
bieten auSjeidjnete, f)at er aud) auf biefem betört; ftetS ging 
er oon großen ©efidfjtspunften au«, erfaßte bie ©ad)e mit 
»eitern, umfaffenbem 93li<f unb führte bie Unterfudjung bis 
an baS Snbe in tyren äußerften Sonfequenjen mit fotdfjer 
©rünblidjfeit burd), baß eine SWadfjtefe bort, too er gearbeitet, 
laum jemals übrig blieb. Dabei aber mar er Don Sußerfter 
SSorfidjt unb ßurüdfyaltung beS Urteil«, fo lange in bem 
ÄreiS feiner ^Beobachtungen iljm nodf) eine Sude oorljanben 
fd&ten. ©o ljat er j. SB. feinen 3 wci f e ^ an ber Daroinfd^en 
SEljeorte unb an bem #aecfelfdf)en äffenmenfdfjen feftgefyalten, 
audf) bem „^MtfyelantljropoS", als man beffen SRefte nadfjtoetfen 
ju fönnen oermeinte, fidf) ftetS »erfaßt; fo mahnte audt) er 
juerft, als baS luberlulin mit fo großem Jriumpl) begrüßt 
»urbe, ju öorftdjttger 3wrätf) aI tong. Jn iebem Qmw & cr 
83iffenfd)aft, bem er fidf) ttibmete, war er ein Äönig; ein 
©tern erfter ©röße tfi mit il)m erlofdjen. 

©ern erinnern mir uns baran, baß 93irdf)oto uns gegen* 
über »ieber^olt betont Ijat, baß er bie Anregung ju oor* 



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9to«rttf. 147 

gefd)id)tlidjen arbeiten fdjon in frü^eftcr Quflcnb empfangen 
Ijat burd) bie „95attifd|en ©tubien" unferer @efelifd)aft, 
bie er als Änobe auf bem Itfdje feine« SSaterS fanb nnb 
ftets mit Cifer las ; toenig belannt bürfte es fein, ba§ ber in 
fo Dielen ©ätteln gerechte ©eteljrte in jüngeren Qa^ren fid) 
audj als $iftorifer Derfud)t, inbem er bie @efd)id)te feiner 
gSaterftabt ©djiDelbein beljanbelte, unb in ben 95alttfd)en 
©tubien brei Staffftfce ,/DaS ÄartJjauS Don ©djiDelbein" 
(1843. 95b. IX, 2, ©. 51—94), „£ur ©ef$i$te Don 
©$iDelbein" (1847. 95b. XIIT, 2, ©. 1—33) unb 
,,©d)iDelbeiner«ltertl)ümer" (1866. 95b. XXI, 1, 
©. 179—196) Deriffentlid)t f)at «udj einige feiner erften Dor* 
gefd)id)tlid)en 95eobad)tungen f)at er in Sommern gemalt unb 
jte in unferer geitfdjrift Deröffentlidjt, »ie „$atl)otogtfd)e 
«nod|en aus einem #ünengrabe" (1868. 95b. XXII, 
©. 348—351) unb „Ueber pommerf^e ©rftberfelber, 
befonberS bei©torfon>, SWufentin unb ®ro6*83ad)lin 
(1869. 95b. XXm. ©. 103—113). 

(Sin ungemein fd>arfer 95licf, ber iljn ftetS baS ffiefent* 
lidje in ben (Erfd)einungen erlennen lieg, eine unglaubliche 
ÄrbeitSfraft, ein faum DerfagenbeS ©ebäd&tnifc, bie iljm aud) 
btö in baS f)Jd)fte älter blieben, fjaben tyn ju einem 3Keiftcr 
gemalt, ber ben größten aller fetten beijuj&ljlen ift unb auf 
ben au$ mir als feine ÖanbSleute mit befonberm ©totge ju 
bliden ljaben. 



$z*f $l(*i<9 3St$*-3tegeitbaitft gehört einem ber 
ftlteften SbelSgefd)led)ter Komments an, beffen anfange fid) 
bis in bie erften fetten ber ©ermanijtrung nnfereS QanbeS 
Derfolgen laffen unb baS feit bem erften ^aljrjefynte beS 
13. ^r^unbertS nneberJjolt im Statte ber dürften gefeffen 
unb ftets eine angefeljene Stellung unb reiben 95efife im 
Sanbe behauptet Ijat. ®raf Ulrtd) 95el)r*9 f iegenbant ift auf 



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148 Wa$ntf. 

feinem ©tammgute ©emloto am 9. 2Bai 1826 geboren. (Er 
fjat in bem Don iljm herausgegebenen 6. SBanbe ber „Ur* 
funben unb gforfdjungen jur @efd)id)te be$ ®efd)led>t$ 
oon SBc^r" (1897) feinen 8eben$gang felbfl betrieben, ava 
bem ljier baS 85id)tigfte im ÄuSjuge toiebergegeben toirb. 

(Er beftanb 2ßid)aeli$ 1844 bie {Reifeprüfung in ©trat 
funb unb ftubirte in SSerlin nnb $>eibetberg. 1849 trat er 
beim ®arbe*£üraffier* {Regiment ju SBerlin auf JBeförberung 
ein unb nmrbe 1850 Offner. Bereit« im folgenben ftaljre 
na^m er ben äbfdjieb, um bie SBetoirtf)fd)aftung feiner ©üter 
ju übernehmen. SRad) einer Weife oon ettta jtoei ^fa^ren, 
bie i^n nad) granfreid), Italien, ©riedjenlanb unb in ben 
Orient führte, oerm&ljlte er tfd> am 20. ÜKai 1853 mit 
©räfin (Etma ju $nn* unb Ankaufen unb lebte bann auf 
©emloto. Sei (Gelegenheit ber ÄönigSfrönung 1861 tourbe 
er in ben ©rafenftanb erhoben, 1867 jum Sanbratf) be« 
tjranjburger Äreifeä getofiljlt unb 1869 jum ^r&ftbenten ber 
Ägl. Regierung ernannt. 1883 nmrbe er Dber^rSftbent 
ber ^rooinj Sommern unb befteibete biefeS 8mt bis 1891. 
® r 209 fid) bann auf fein <8ut ©emlo» jurüd. 

$Jn biefer (Eigenfdjaft als Dber^rSfibent l)at er adjt 
Qa^re lang baS (Eljren^r&fibium unferer ©efellfdjaft 
geführt unb baS lebhafte ^ntereffe, baS er |iftorifd)en ©tubien 
im allgemeinen, fotoie ber pommerfdjen ®efd>id)te unb Kiter« 
tljumSlunbe im Sefonberen entgegenbrachte, auf baS lebljaftefte 
betätigt. SRie l>at bie ©efellfdjaft, oon ber 3eit iljrer erften 
Segrünbung burd) ben Dber^röfibenten Dr. ©aef abgefefyen, 
ein fo fdjnelleS 3 une ^ men ^ ei « f° fröl)lid)e$ ©ebetyen ju oer* 
jeid)nen gehabt, als in biefen Qa^rtn. Die ftetige 5Bott>eiligung 
an ben SBerfammlungen, ba« JJntereffe für iljre Serfyanblungen 
toirtten nid^t nur auf bie mit ber gefd)äftlid)en Leitung be* 
trauten unb bie mit ftorfdjungen befähigten SKitgtieber, 
fonbern aud) auf bie ferner fteljenben fo anregenb ein, bafc bie 
3a^t ber SWitglieber foiooljt toie iljre ^Beteiligung an ben 
arbeiten unb SBerfammlungen eine ftetig peigenbe ^una^me 



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Stocfatf. 149 

erfuljr. Sil* er auf feinen ffiunfdj au« feinem Amte fd^teb, 
mdt ba^cr ba* SBebauern barfiber allgemein, am lebljafteften 
aber tourbe e* in unferer ©efeflfdfjaft empfunben. 

©eine ftetö gleite 8ieben*tt>ürbtgfeit fyatte tym überall 
greunbe gewonnen, ©ie Üßufje, bie iljm feine gurücfgejogen* 
tyeit in ©enrfott) gemährte, Ijat et benufct, um in eifriger unb 
forgfftltigfter gforfd&ung bie feiner 3eit t>on ©. <E. g. 8ifdf) 
begonnene, aber nur bis jum 4. JBanbe geführte ®efd)id&te 
bet gamttte ffletyr bis auf unfere Sage weiter ju füfpren 
unb ab§üfd)lie6en. (Er ffat bamit nid&t nur feiner Familie, 
fonbeni aud) ßdf) felbft ein bauernbe* ©enfmal gefegt unb 
jur pommerfäien ©efd&icfyte einen mert^oQen Seitrag geliefert. 
3för bie Aufgaben unferer ©efeüfdjaft Ijatte er ntdjt nur ein 
offene* Sluge, fonbern aud) eine offene #anb unb ljat ba* 
nw!> in legtet £eit in fflejug auf bie äu*ftottung be* $rt* 
üentar* ber Söaubenfmäler betoftljrt. ©einen feinen ®efdf)ma<f 
unb fein öu*gebilbete* Äunftöerftanbntg legte er nidfjt minber 
al* feinen Ififtorifd&en ©inn an ben Sag, al* er bie ffioljn* 
tOnme be* ©tettiner ©ddloffe* mit (Erinnerungen an bie 
$omtnerfd}e ^erjog^jett gieren lieg, ffiemt er aud) au* ber 
ßurüdgejogen^cit feine* Sanbfifce* nidjt mefjr l)etau*trat, Ijat 
er bodf| an dttem, toa* unfere ©efettfdjaft betraf, ftet* lebhafte 
Sljetlnaljme befunbet unb bie (Ernennung jum (Styrenmitglteb, 
bie nadjj feinem 5lu*fd(>eiben au* beut State erfolgte, mit 
ftä|tUdjer gfreube entgegengenommen. 

9n feiner Sufceren (Srfdjeinung, toie in feinem inneren 
©efen ebenfo öornefjm toie leutfelig, toar er ein (Ebetmann 
im toaljrften ©inne be* ©orte*, eine 3ierbe be* pommerfdjen 
?anbe*. Unfere ©efeüfd&aft tohrb ftet* mit ©tolj unb Dan!* 
barfett auf ben treutn fjfftrberer unb greunb jurücfbliden. 

H. L. 



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150 jDteitjHtdjer Seridjt ber furbranbenburg. SMtfy an bte 

DiettfUUber Beriet brt kurbratibenburgi^ett 

Äätye an bie tjcr^oglit^ -pommcrfdjcn übet Me 

(fcrmorlmng DDaUenßeina. 

9Witgeti>eitt Don Lic. Dr. Ä. ©raebert, aBtlmer«borf49erlin. 
©er folgenbe Script an bte fürftlid)*pommerfdjen SRfttlje, 
ber ben ÜRanuflripten ber <SefeHfd)aft für $ommerfd)e ©efc^td^tc 
unb 3Utertl>um«funbe ju (Stettin (8öperfd&e Sammlung Str. 204) 
entnommen ift, ift felunbär unb bringt betreff« ber (Srmorbung 
ffiaüenftein« unb ber bamit Derfnüpften Umft&nbe gerabe leine 
neuen «uffdjlüffe, fonbern beftfitigt nur bie fdjon au« töanfe, 
#attoidj unb görfter belannten Xljatfadfen. Da« Saturn ber 
(Srmorbung ift fogar fatfö angegeben. Aber ber JBeridjt 
lennjeidjnet bocfy ein menig bie Spannung, mit ber bie eDange* 
tilgen Staaten 9iorbbeutfd)lanb« ben ®ang ber (Sreigntffe 
»erfolgten, unb jugteid) bie JBeforgniffe, bie bie SBranbenburger 
infolge ber ffirmorbung SßaHenftein« für iljr 8anb Regten. 

„De« (Eblen, geftr. S^urf. l)od)geb. grofcg. Ijodjgeeljrte 
£ern toetyrte greunbe. Denfetben fein onfere bereit*», u. 
ftet« gefl. Dtenfte mit antoünfcfyung alle« ieberjeit juoor, unb 
mögen toir jtynen hierbei »olmeinenb nid^t oerljalten, me** 
mafcen ©)urfad)ftfd)e ®eneraüleutenant #(emt) $an£ 
(Seorg Don SIrnimb au& Qtoidato, ba^in er omb metter 
[\ij nad) (Egern ju bem #erjog oon grieblanb ju* 
Derfugen, angelanget Dom 20 biefe« 1 ) einen (Sbelman mit 
^reiben an ©. Gljurf. Durdjl. ju fflranbeburg Dnf. gn. #. 
in aller eil abgefertigt, nad) brei X. berfelbe in biefer SWadjt*) 
afyer anlommp, fjaben mir bie fd)reiben aujj Ijinterlagenen 
Ijol). $. ©jurf. 3)urd)l. gneb. ic befetyl erbrodjen unb barau* 
mit l)öd)fter oernmnberung oemommen, toie ba«föen v fo toofl 
au« (Sgern al« anbern Orten beftenbig unb glaub^aftig be* 
rietet totrb, mie nemblid) ben Slbenb jtoif^en ben 17. unb 

') 2. SWärs n. ©t. 

*) 23.-24. fjebruar a. St.; 5.-6. 2R&ra n. ©t 



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$eraogl.»pommerfd)en über bie grmorbung 2BalIenftan$. 151 

18. biefeS 1 ) ba ju ©gern in bcr SBurg Don bcm Obr. 
Icutcnant be$ SBobbelerifdjen Regiments ein banquet an* 
gefteflet 1 ) u. baljin ber #ergog Don fjriebtanb, bcr graff 
£in$I$ (fo jWj etliche $eit 3 U ©regbin aufgehalten), b. 
graff £irjty, b. fetbmarfdjall 3 Ioto nebenft anbern 
Obriften inoitieret n. gebeten morben. Der #erjog öon 
fjfrieblanb aber oon bem jipperlein Dertyinbert unb bem 
banquet felbft nit betjgetooljnet, burd) eingeführte unb be* 
mehrte Dragoner obertoeljnte #. unb Obriften aüe bei bem 
banquet erf plagen unb ermorbet 8 ); folgenbS als mel)rgebad)ter 
Don grieblanb ben Sümult gehöret unb ftd) aus feinem 
3immer begeben motten, auä) in bemfelben überfatten unb 
mit einer partifanen burdtftofctn unb au$ maffacrieret 
morben. — Den 24. Qanuarii 4 ) jUDorljer fyaben ber Äeifer 
ju $rag burd) offentl. £rumetfdjlag ein patent publicieren 
lagen, in meinem er bem #erjoge ju grieblanb ba$ 
©eneratat nimmt, atte officiere u. Obriften, mie aud) ber 
©oltateäque feinem commanb'o jugeljorfamen weiter abmahnet, 
benen aud), fo jfjme anhängig gemefen unb jugepffid)tet, 
Dottfommen parton aufjerljalb jweljen 6 ) angelobet, ben ©alias 
aber jum ©eneralleutenampt ber Strmee bis ju »eiterer Der* 
orbnung angeftelt. ©onft fein anä) bie gfriebl&nbifdjen gueter, 
tyerfdjaft, aflerbhtgS Don benen bei ©alias gebliebenen 
Regimentern auSgeplünbert morben, was ban foldjeS atte« 
wie jngleid)en ba« #erjog granj Stbrec^t Don ©ad)Sen, 

') 27.-28. a. ©t 3n ffitrflid^feit nmrbe ffiattenftein in ber 
Stockt beS 25. fjfebruar ermorbet. 

a ) ©orbon tub in 2Birflic&feit 8« fi* ein. SRanfe, ®efcl>id)te 
SBaflenfieinS, ©. 446. 

•) Kerfcfy, 31ott), ÄinSfy unb ber SRittmeifter Steumann. 

4 ) $ie$ ift baS fogenannte erfte patent. 5Ra<$ 2- »on JRanfe, 
©efäidjte SBattenftein*, ©. 415, flammt eS au* fpäterer Bett unb 
würbe auf ben 24. Januar surücfbatirt, and) würbe e$ „unter bem 
ftrengften ©efceimnif?" mitgeteilt. Am 18. Sfebruar tourbe ein aweiteS 
patent erlaffen. 

■) 3fa>w unb Xerfcfi. 



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152 $tenfHi$er SJericfct übet bie (Srmorbung SBoEenfieinS. 

nadjbeme er Don SBer^orbten ju ©eimar in geljeimb 
gemietet toorben, unb uneber jurücle ju 6 gern fommen, 
Dntoiffent be&en, »öS Dorgangen, aufgefangen unb nad) ©ien 
ju bem Äeifer gefuljret Korben, tote mit meiern in oban* 
geregttem beS #(errn) ®eneralleutenanbe$ ©djreiben u. ben 
beilagen auggefuljret, baoon mir bann jtoar gar eine Äbfdjrift 
nehmen unb Dnfere gro&gttnfttgen #(erru) ju befferer infor* 
matiori, gugletdj mitfdiiden motten, aber naetybeme mir 
ben ffibelman fo lange aufzuhalten Dnratljfam befunben, 
fonbern in betrad)tung, ba$ ^oc^nötig es fety, ba« biefe fachen 
auf$ (Stiften an Dnfern gn. (Sljurf. u. $>(crrn) btt) jebjiger 
nod) meljrenb. conferenbj mit %fyr f. gn. bem #(erm) Meid)** 
lanbgrafen (?) (Äanjler) gebraut »erbe, jljn atebalb fort« 
reifen lagen, fo Ijaben mir in fold)er tt)U bagu nit gelangen 
lonnen. Qnmittelft aber fjaben mir eine SWoturft eradjtet, bie« 
felbe Ijierbe^ fummarie biefe« gratofaraen actus u. tounberbarL 
fcuftonbeS bienftli^ juberidjten, unb bietoeil mol juertoarten, 
ba$ b. feinb auf ein fo notabile factum etoa an einem ob. 
anberen Orte einen ffiinbrud) in ben (EDangelifdjen lanben 
unb gegen berfelben Armeen Dorneljmen möge, geftalt ban b. 
mc^rertoc^nte ©enerattteutenant folcfye* in feinem f$reiben au 
©. (£f). D. audj angereget u. biefetbe jre reftbenj u. anbere 
Orter fleißig in ad)t ju nehmen Dntertl). erinnert, infonber^eit 
be$ ermahnet, b. feinb ettta burdj granlfurt ober SanbÄ* 
berg an ber ffiartlje eine intpreg tyun mochte. Hte mottet 
mir nit jmeifeln, Dnfere gro&g. tyodjg. #(errn) »erben $. 3f. 
®. 3^«n gn. Surftet D. #(crrn) biefe« alle« berieten u. 
barauf gegen alle beforgli^e gefaljr ber Hrt^ fiä| in ad)t au 
nehmen unb baju atte forberlidje anfteüunge ju ttjun miffen. 
(gegeben ffioün an b. ©prem am 24. ftebr. 1 ) ao. 1634. 

#interla&ene ttljurf. branb. SR&tlje Saljer Don SBrune, 
SBernljarb SRomittan d. ©tirpe, Don CalStyun, genanb leudjt« 
mar M. M." 



l ) 6. 2R&ra n. ©t. 



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$onunerfdp Surften. 153 

fommtrfdfe Burgen. 

$on 99. flücfen. 
YII. &onntbut$. 

SWame btut\ä) „Sfagenburg", öom poln. imb böljm. 
won, wen, IjinauS, aufcerljalb. (f. ffienenlang = äufcenbudjt 
im Dammfdjen ©ee.) 85on ben Umtooljnern „©djlofcberg" 
genannt 

Sage unb (Entfernung: oon ftammin S 9,6 km, 
ffioffin ONO 10,o km, jRibberto» SO 1,» km, töedoto W 
3/i km. 

Orte ber näheren Umgebung: Deftl. be« #onig* (Raulen) 
»aäje$ Dorf SRedoto, b. i. Oftufeort; D. Dobberpfjut, b. i. 
©djitafelb; ^laftidjo», b. i. flauer Ort; SBüff entmin, b. i. 
©tnbort; jenfett« be* 93ad)e$ JRibbertoto, b. i. gifdjerort; 
Drammin, b. i. ^oljblodort. 

Sfaä|rid)ten: 1793 ffiutftrad, SBef^reibung oon Sommern 
©. 565; 1880 8. flutten, ®efd)i<l)te ber ©tabt ffiammin 
©. 249/250. 

Die gro&e, Vk 9ßeilen fttblid) bon flammin liegenbe 
JBrudjede, gebilbet burd) ben gufammenflufc beS #onig* unb 
beS S3öljerbad)eS, Ijat brei fdjtoad) tyeroortretenbe infelartige 
öobener^ebungen, bereu mittelfte in einfamer Sage bie 
ffionneburg trug. Stuf ber Jfttidjen, ber größeren, Hegt ba$ 
SSormerl gleiten Ramend, auf ber füblidjen, Heineren, baS 
fogenannte ffiidf)l}ol}. 2tfle brei ftnb untereinanber unb mit 
bem iftlidjen gefHanbe burd) einen, bei l>of)em ffiafferftanbe 
fettet ober garnid)t pafftrbaren 93rudf)tt>eg oerbunben. 9fa* 
Ijaltenbe nirbüd)e, Don ber Oftfee ofjne 3lbfd)toäd)ung über 
ffadjeS ©etftnbe ftreidjenbe parte ffiinbe Derurfa^en häufige 
Ueberfd)toemmungen, toeldje bie ernannten (Errungen ju 
^nfetn machen, ©onneburg ^at mit ben nirblid) in berfelben 
SKeberung liegenben Orten eine feljr »inbige Sage, totlty 
fdjon bie {Benben ü er anfaßte, biefe barnad) ju benennen. 
Die SSeeinfluffung beginnt fd)on auf ber 3»nfet ®rifto» 



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154 



^ommerfdje SJurgen. 



(bötym. ehrest, ©eräufdj) mit beut t>erfd)ttmnbenen Dorf 
Sarrentin (böljm. burny, poln. burza, ftörmifd)), Dorf 
Duffin (poln. dyszec, böl)m. dusneti, fd>nauben, lernten), 
SBuffenttn (böljm. bziti / bziceti, fummen, fdjnurren), ©djardjo» 
(potn. szarga, scaruga, ©eeflurm, Ungetoitter). Die SBe* 
geidinung „Slu&enburg" ift ber einfamen Sage nad) gut 
getieft. 

Der »urgtoafl, t>or ijunbert ^fa^ren nod) mit einem 
©raben umfdjloffen, ift jefet öerfdjtimnben. Das ©anje ift 




Jycm^&tX^^ 



planirt, iebod) in ben Umriffen nod) gut erfennbar. Das 
Grbmaterial ju bem SBaü, offenbar ben ©räben entnommen, 
ift jum £ljeil »teber in Öefctere gefdjüttet, jum Ü^eil jur 
Srfyöljung be8 ^lafceS oermenbet. Die äbgrabung be8 SßafleS 
jeigt nod) bie SaftS beffetben an ben meiften ©teöen. Die 
#il)e beS jefcigen regulirten ^lateauS nrirb laum 1,5 m über 
bem SBrud) betragen. Die nic^t fetyr breiten, einfädln ©räben 
jeidjnen fid) jefct als leiste (Sinfenlungen, mertoürbigertoeife 
mit bunflerer fjärbung beS $ftonjenöMd)feS fdjarf oon bem 
umgebenben örud) ab. 



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- A 



'ißommerfdje SSurgen. 155 

Die 93urg tft Iftngtidf), fdljtef oieredfig angelegt mit ber 
gro§en Sldfjfe in ber SWorbrid&tung. Die JBattecfen ftnb 
fdjarf, bagegen bie beS ©rabenä abgerunbet. Die Dirnen* 
menfioncn ber genau ju öerfolgenben äußeren unteren Stall? 
fanten maren an ber SWorbfeite 97 ©d>ritt, ber Dftfette 
120 ©d&ritt, ber ©übfeite 50 ©$ritt unb ber ettoa* au«* 
märt* gefrümmten SBeftfeite 150 ©df)ritt. Die SBurgftödje, 
mit niebrigem Äraut bewarfen, trögt jefct eine ^eufdfjeune. 
Da ber ©raben ber tiefen Sage Ijalber früher DoUft&nbig mit 
SBaffer gefüllt mar, fo mufj bie SBurg trofe be« einfachen 
©alles unb ©rabenS als feljr ftdjer bejeidfjnet »erben. Un* 
ftretttg waren bie Wallgraben burdf) Quergräben mit bem 
$onigbad) in 33erbinbung; Sftefte öon lederen laffen fidf) nid)t 
meljr erlennen. 

Die alte 3 u f a ^ rt erfolgte ber Ueberlieferung na<J) an 
ber SWorboffcffide. $efct fdfjneibet ber ffieg bie Sflorbfeite unb 
öerläuft gefrümmt nadf) ber ©übtoeftfeite bem @Hd)f)ol3 jh. 
SSon befonberen gunben ift niif)t$ belannt. 

ffionneburg mirb Don ffiutftradf ate ©tammljauS ber 
alten menbifdfjen gamilie bon flotter angeführt. 



£tteratnr. 

gr. Jefcner. Die ©lamen in Deutfdfjlanb. ^Beiträge jur 
Solföfunbe ber Preußen, Sitauer unb Letten, ber 
ÜKafuren unb $!)ilipponen, ber £fdf)ed)en, ÜRäfjrer unb 
©orben, $otaben unb ©tominaen, ftafdfjuben unb $oten. 
SWit 215 Stbbitbungen, harten unb planen, ©pradfc 
proben unb 15 SWelobien. Sraunfd&meig. 3friebridf) Stetoeg 
& ©oljn. 1902. ©et). 15,00 2ßf., geb. 16,50 ÜJ». 

Der befannte iJorfdjer auf bem ©ebiete ber 33olf8funbe, ber 
fdjon toor einigen 3aljren ein gröf ereS 2Berf über bie pommerfdjen 
(Slawen am Sebafee, bie ©lottrinsen unb Sebafafcfjuben beröffentUdjt 
$at, legt in bem uortiegenben, ftottlic^en, gut auSgeftatteten 33anbe 
eine aufammenfaffenbe 33e$anbtung ber in Deutfd&tanb wo&nenben 



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156 Siterotur. 

©lawen, unter befonberer Serücfficfctigung ifcrer ©Uten, ©ebrftud&e, 
ffiotynungen, Sefdjäftigung, Sagen, SolfSbicfctung u. f. w. bor. Sr 
befanbelt sunädjft bie baltifäen ($reuf?en, Sitauer unb Auren Retten]), 
bann bie weftflawifd&enSolfSftömme (SDtofuren^iliplJonen, Jfdjed&etf, 
SDWtyrer, Sorben, *ßolaben, ©lowin^en, Safäubm unb $olen). Sie 
Storffeflung ifi frifdj unb tebenbig, man merft iljr metfi an, ba§ ber 
Serfaffer auf ®runb eigener Snföauung fdjreibt. 3>ie Ungleichheit, 
bie in ben eingehen Steilen bisweilen hervortritt, ifi bei ber Sülle 
be8 ©toffcö unb ber muffeligen ©ammeiarbeit §u erflären unb *u 
entfdjulbigen. 

Und intereffiren an biefer ©teile namentlich bie Äajritel übet 
bie in $interpomtnern wo&nenben ©lowingen unb Jfaföuben. SßaS 
ber Scrfajfer Ijier an tooltefunblidjem SKaterial bringt, ift $ödjfi 
intereffant unb lebrreidj. ©agegen fönnen wir mc^t berfdjweigen, 
baf? bie gefcljidjtlic&en Angaben sunt großen Steile falfä ober un- 
genau ftnb. 5Ramentlic$ »ad er über bie ttlteffc 3«t berietet, bebarf 
faft überall ber Sertd&tigung. ®3 würbe $u weit führen, frier bie 
geiler im einzelnen nacfeuweifen, aber e8 mag bem Serfaffer 
empfohlen Werben, bei einer neuen Auflage, bie wir bem reichhaltigen 
SBerfe wünfdjen, feine Angaben nacfouprüfen unb bie Srgebniffe 
neuerer ftorfdjung nicfct unberücfftdjtigt s« foffen. 

Scf onberS wertvoll ftnb bie safrlreidjen Äbbilbungen unb $läne. 
M. W. 

^ommerfdje Qfa^rbü^er. herausgegeben Dom SRügifd)* 
^ommerfdjen ®efd)td)t$berettt ju (Sretfswalb unb ©tral* 
funb. 3. SBanb. (SretfSwalb. 3. «bei. 1902. 

©in erfreuliches 3**$*« öon ber S&ättgfeit auf bem ©ebiete 
ber pommerf$en ®cfdjid)t$forfd&ung legt aud) ber 3. 89anb ber t>on 
bem Sfigifd)*?ommerfdjen ®efcl>id)tSt>eretn herausgegebenen 3«t- 
färift ab. ^rofeffor Dr. ©. 8fromm$olb, ber öerbiente Sorfifcenbe 
beS SereinS, berichtet au« ber ©reifSwalber UniberfittttS» 
gefdjidjte über bie Sefhebungen unb Serfudje, welche einft bie 
Verlegung ber Uniberfität nadj (Stettin §um ©egenflanb Ratten. 
3)er 3n^alt beS interelfanten ÄuffafceS ift ben SRitgliebern unferer 
©efeOfc^aft betonnt aus bem Sortrage, ben $err $rof. grommfrotb 
im vergangenen SBinter in ©tettin gehalten fort (öergl. 2Ronat3bl 
1902, ©. 11—13). ©leicfefattd auS einem Sortrage entftanben ftnb 
bie frifö unb lebenbig gezeichneten Silber, bie Sürgermeifter 
2R. 3frael auS bem fr&uSlidjen unb gefelligenjSeben 
©tralfunbS in ber nac^reformatorifeften 3^it (2. $Älfte 



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Siteratur. 157 

be3 XVI. 3a(r(unbert8) entwirft Sluf ®runb ber toong-Sober 
(erauSgegebenen 2JKtt(eiluugen au« bem Jagebucfce be« SJürgermeifter« 
WeolauS ©enfcfow werben wir in Da« Seben unb treiben jener 3«t 
fo eingeführt, baf? mir mit Oenfcfow einen an mannigfachen 9b» 
wedrfelungen reiben Sag Derieben. ®erabe burd) biefe ÜRitt(eilungen 
aber wirb wieber ba3 SJebauern in unS erweeft, baf? 8°ber nur Hufr 
aüge and bem lagebudje (erauSgegeben unb baburefc eine t>ollftftnbige 
<ßublifation beSfelben für lange 3*ü faft unmöglich gemad&t (at 

@e(r erfreulich ift e8, bafj bie öon ber SRubenow-Stiftung ge* 
frönte $rei8färift be« $rof. ©. (Saebel über bie $anbfc(riften 
ber beutfdjen $omerania alSbatb veröffentlicht ift. 2Rit ber 
größten Sorgfalt $at ber Serfaffer alle nur irgenb erreichbaren 
$anbfd>riften eingefe(en unb geprüft @8 ftnb im gansen 40 $anb* 
fünften, bie entweber bag gan$e SBer? ober Steile beSfelben ent* 
(alten. 8rür biefe fieOt ber Serfaffer eine Genealogie (er unb ent* 
wiefett bie ©runbfä&e für bie JetfeSreeenfum. Sine au8fü(rlidje 
8arianten*©ammlung giebt im einzelnen bie Selege für bie S3c- 
urt(eilung ber $anbfc(rtften. @3 ift fe&r *u (offen, bat ber 8er« 
faffer nun an$ bie frittfdje Aufgabe ber $omerania bef orgt, bie 
burc( ba£ neue $reiSauSfcf>reiben ber SRubenow*©tiftung geforbert 
ift ©einen Serbienften um bie pommerfdje C(roniftit wirb er ba* 
burd) ein neues (inaufügen, unb bie ^omerania toirb, Wie wir 
glauben, noc( in weiteren Areifen ber ®efd)icf>t3freunbe Sntereffe 
erweefen als bie eigentliche flanfcowföe Styronif in i(ren berföiebenen 
Bearbeitungen. 

Sic. £). Sogt t(eilt Sebenflerinnerungen be« 2Raler8 
2Bil(elm Üitel mit, ber (geb. 1784, geft 1862) al$ 3eid&enle(rer 
an ber (SretfSwalber Untoerfität 36 3a(re t(fttig gewefen ift, unb 
eine grofie 3<>(t öon Portrait« ton <ßrofefforen gemalt (at 3>ie 
fcfjlicfcte SebenSfftase au8 bem 3a(re 1851 enthält manche intereffante 
9todjridjt jur Äunftgefdjicfcte. 

3n ben Heineren 9Ritt(eilungen giebt 91. (Sbeling einen 
forgfältigen Äbbrucf be3 ©tatutS ber ©tralfunber ©cfjiffer* 
fompagnie Dom 3a(re 1488 unb bamit einen wertvollen Settrag 
jur Srfenntnif? be$ fosialen SebenS ber pommerfd&en §anfeftabt im 
15. 3a(r(unbert. $rof. Dr. ©cljulfce t(eilt eine SRotis mit, bie 
ftc( auf ben ©rwerb be$ öon ber Unioerfttät Wittenberg SRartin 
8ut(er gur ©oefoeitsfeier gefefcenften SedjerS bejte(t, ber befanntlid) 
im 8eftfce ber (SreifSwalber §od)fcf>ule ift. Dr. ®. Sänge madjt 
fur& auf eine neuerbingS erfolgte SBürbigung be8 faft terfdjoUenen 
pommerfcf>en 2>ic(ter8 Äarl Sappe (1773—1843) aufmertfam. 



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158 Siterotur. — Kotigen. 

2)ie öon #erm. 9tunge gufammengeftellte gefcfcidjtlidje 
unb lanbeSfunblidje Literatur $ommern8 1901 ift fe&r 
banfenSwertlj, bo jefct au$ bie in pommerfdjen lageSgeitungen Der« 
öffentlichen «uffäfce berücfftd^tigt ftnb. Sine abfolute »oaft&nbigfett 
in biefer Stiftung §u ergielen, ift wo&l faum möglich. SD3tr wiffcn 
felbft, wie föwer e$ ift, Don foldjen, bisweilen nic^t unbebeutenben 
unb wert&lofen Seiträgen gur pommerföen ©eföidjte £enntni§ 
p erhalten. 

3)aS 3Küglieber«33ergeicf>nif? beS SJereinS fü&rt neben bem 
Styrenöorftfcenben, bem Surften öon $utbuS, 7 (Styrenmitglieber, 
3 Patrone unb 304 SWitglieber auf. M. W. 



$. Sütfemann. D. ^oa^tm Sütfemamt. ©ein geben unb 
©irten. 9iad) älteren Ouetten bargeftedt. Zweite, um* 
gearbeitete aufläge. Sraunfdjmcig unb Setpjig 1902. 
3m 3a$re 1899 gab ber Serfaffer beS t>orliegenben SudjeS 
eine SebenSbeföreibung beS 1606 gu ©entmin geborenen Xfjeotogen 
3oac^im Sütfemann IjerauS, ber 1639—49 $aftor unb ^Jrofeffor in 
5Rofto<f unb 1649-1656 ^aftor unb @eneralfuj>erintenbent in SBolfen* 
büttel mar. SBeitere Sforfdjungen unb ©tubien fjaben i&n toeranlafct, 
biefe Siograpljie umzuarbeiten unb ofcne bie ber erften Auflage bei« 
gefügten Slnmerfungen eine auf breiterer ©runblage beruljenbe 3>ar- 
fteüung gu geben. Sicher Ijat baburcö baS 2Berf erfeebtid) gedornten, 
menn audj bie ausführlichen tfcologifdpn Erörterungen, bie einge^enben 
Inhaltsangaben ber SBerfe ber ^rebigten für einen weiteren ÄretS 
o&ne gröfereS 3ntereffe fein werben, 3mmerljin oerbient jefct baS 
mit Siebe gefdjriebene 93udj Slnerfennung. M. W. 



»otijem 

SllS 3nauguralbiffertation öon 3fawfc ift erfdjienen: Sfricbo 
©allati, „ber Äöniglidj ©cljWebifdje in Üeutfd&lanb ge» 
führte Ärieg" beS SogiSlaw ?biliW Don C&emnifc unb 
feine Duellen (fjrauenfelb 1902). Sieben einer furgen SSiograpfcie 
beS am 9. 2Rai 1605 in Stettin geborenen fdjwebifdjen ©efdjidjtS* 
fdjreiberS wirb eine eingeljenbe Unterfudjung ber Duellen beS für bie 
©efdjufye beS bretfjigiä&rigen Kriege« wichtigen SSJerfeS gegeben. 

2luf bie oon ber ÄgL 'JJreuf?. geologiföen SanbeSanftalt heraus- 
gegebene, ton #. Äeil&ad bearbeitete geologifdj-morpljologifdje 
UeberfidjtSfarte ber $roöing Sommern, 1:50000 (Serlin 
1901), machen wir aud) an biefer ©teile aufmerffam. (Sgl. oben ©. 38.) 



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tRotigen. — 3utoad)8 ber Sammlungen. 159 

S)a8 oon ÜW. Sauber 1897 gur 50iä$rigen Stiftungsfeier 
be8 Slnflamer ©tymnafmmS herausgegebene ©tammbud) ift jefet Don 
bemfelben Searbeiter ergänzt unb fortgeführt als Album gymnasi 
Tanglimensis 1847—1902 (8nflam 1902. 3)rucf öon SRtdj. 
$oettcfe SRadtf. 3m ©elbftoerlage) herausgegeben. Die ausführlichen 
SebenSnadjricfcten ftnb fter toeggelaffen, fo bafj baS ©tammbud) feinen 
SBerty neben bem Älbum behält. 2Bo$l faum ein anbereS ©tymnaftum 
mirb fid) eine« fo forgf&ltig $ergefteflten ScraeicfcniffeS ber ©Etiler 
erfreuen. 

8*toadj8 He? emmüwitn. 

L SWufeum. 

1. S^ierfnodjen, ©efftfjfdjerben, Äadjeln unb SerföiebeneS, bei 
Anlage ber lerraffe auf gort Seopolb in ©tettin gefunben. 
©eföent beS Kaufmann SL Äaf etoto in ©tettin. 3.«9?r. 5223. 

2. Unterer 2$eil einer Urne (mit SRftanber), hellgrau, 11 cm 
Sobenburdjmeffer, gefunben in ber ©emeinbefieSgrube in SBilbcn* 
brud), ÄreiS ©reifen&agen. ©efäen! eine« Safcnbeamten in 
SBUbenbrud). 3.*5Rr. 5224. 

8. (Sin $albe8, im ©djaftlocf) abgebrochenes ©teinbeil, bunfelgrau, 
baS gragment ift nodj 8 1 /* cm lang, gefunben in 2Jfyron>, ÄreiS 
©reifenljagen, auf bem SWer beS Sauern 2B. Hufnagel im 
3a$re 1901. ©eföenf beS Obertertianer $. ©tein&öfel burcfc 
ben Oberlehrer greiftforn, eingefanbt burdj $aftor£amratl)* 
©minemünbe. 3.»9ir. 5225. 

4. ©gerben üon oerföiebenen Urnen auS einem menbiföen Urnen» 
gräberfelbe in ©rofcSena bei 3)aber, ÄreiS SRaugarb, neben ber 
3iegelei, beim Ujongraben aufgebecft, gefammelt oon 91. ©t üben» 
rau*. 3.*5Rr.5226. 

5. ©djerben oon oerföiebenen Urnen in Scnüjagen bei $aber, 
ÄreiS SKaugarb, an ber garbeginer ©renge in einem oon ben 
©eologen Dr. ©toller unb Dr. $om aufgefunbenen, ger« 
ftörten gladröügetgrabe auS ©teinpadfungen gefammelt oon 
». ©taubenraudj. 3.*5Rr.' 5227. 

6. ©ine fcenfellofe Urne, '17 Vi cm $od), 11 cm Sobenburdjmeffer. 
(Sine Ijenfellofe Urne, befeet, 21 cm $odj, 10 cm Sobenburdj* 
meffer in ©rumbforo bei Darfin, ÄreiS ©tolp, nebft 20 big 23 
folgen Urnen gefunben auf einem unbestellten ©anb&ügel, in 
toeldjem nodj 4 tfteifcen oon beigefegten Urnen fufctlidj erfennbar 
ftnb. ©efdjenf beS $errn oon SiooniuS auf aBenb.*£arfinifc/ 
ttberfanbt burdj ben ©utSoertoalter Sooft in ©rumbfow. 
3-*5Rr. 5228 unb 5229. 



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160 3uttadß ber ©ammtanßeu. — 9Rit$ettmtQen. 

H. »tbttotlje!. 

G. PioltL I manufatti litici del ȧiparo SottoRoccia* 
di Vayes. — Pirosseniti, glancofanite, eclogiti ed Anflboliti dei 
Dintorni di Mocchie. Estr. dagli Atti della R. Academia delle 
Scienze di Torino voL XXXVII. (Seföente be* ©erfafferS. 



SRitt|eiH»8tii. 

3u orbentlidjen ÜÄitßliebern ernannt: Kaufmann 
(Suftot) So&nenftänßel in gfiOitoiv, Kaufmann $ußo 2af mann 
in SüHdptD, «tnt8ßerid)t8ratl> $erm8 unb 9te$tftmtt>att Äufrfe in 
Sempclburß. 

SU 8i*li*tfttt ift Sit«*t** tttt» ftrtit«t tum 
U— 1 ttftt ttfffttet. 

$4* 3»ufeum Wtitt *A*?en» N* tbiuUt* %f 
fftltfftn* 

Confertmtor ©tubenraud) toofrtt iefct $o$en3olIernfh:a§e 5. 



$ie mouatlidKo Sttfatttmltmaeti finden in Ctttti» 
auQ in Mefent »tut** in bet Äegei *tt jtbet» brüten 
€ounalHUb€ bt* Wotuttf im SiMiotlxt* * 3itntnt? MI 
8min*ft*nft* Patt. 



<£*ffe #wfammfang am jBonnafimft, 5tra 
18. fcftfoßw 1962, 8 »fa: 

#err Urof*fli>r Dr. gtftljrtttiitttt: #*« 
**» Crjttlptttg einigt* ytmmtvfätt $ütfttu. 



Inhalt 

Sffodjruf. — Seridjt über bie grmorbunß SBaflenftein«. — 
'pommerfdje Burgen. — Siteratur. — Zotigen. — 8«»^« ber 
©ammlunßen. — 9Ritt$eilunßen. 



gür bie SRebattion üerantttortlidj: ^rofeffor Dr. 2R. SBc^rmann in 
©tettin. 'fcruef unb ©erlaß tum Jperrcfc & Scbelinß in Stettin. 



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ponntöblnttcr, 

herausgegeben 
toon ber 

©cfcflfWt für ^ommcrfdje ©cföidjtc uub 
SWerfljmnSfiiitbe. 



■ Warntet HS 3»!)atte6 Mefe? WonamidtUt ift unter Ottellettattgafce 
gefkttttet. 



JMtyjrttmup» aus bem ^lrd)toe ber Stobt 
Stargnrfc 

©on g. 83oe$mer. 
S)a$ atr^tu ber ©tabt ©targarb ift jtoar im ftaljre 1635 
mit bem SRatljljaufe unb bem grämten Iljeile ber ©tabt ein 
föaub ber flammen geworben, eS ftab bamats aber Diele Ur* 
fonben, oornriegenb fird)lid)en $nljatteS, bie anfdjeinenb in 
ber SWarienlir^e aufbewahrt würben, gerettet toorben. ©tefer 
Urfunbenfäafc ift bann aber im 18. Qfftfyrfysnbert nod) jwei* 
mal ftar! beraubt toorben, juerft anfäeinenb oon bem Steftor 
Gtyriftian ©d)5ttgen, ber 1729—37 bem ©rdningfäen Äotte* 
gium unb ber ©tabtfdjule ju ©targarb Dorftanb unb für ben 
Jljeil III ber Diplomataria et scriptores historiae Germa- 
nicae medii aeyi (ältenburg 1760) öiete ©targarbifd)e Ur* 
tunben benufct, einen Ztjtil baöon bei feinem Abgänge mit 
nad) Bresben genommen unb nid)t toieber jurüderftattet Ijat; 
bann lurge £eit barauf oon bem SBürgermeifter unb Sanbratl) 
Dieclljoff, ber in mertrottrbiger äuffaffung feiner 'Pflidjten unb 
9ted)te ba$ ftäbtifd)e 2lrd)io als IjerrentoS angefefyen ju Ijaben 
fd>eint unb fid) einen nidf)t unbebeutenben Ifyetf ber Urtunben 
jtoecfö Anlegung einer ©ammlung angeeignet Ijat. (Er Hebte 



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162 2Rttt!jeilungen au8 bem ärdjive bcr ©tabt (^targarb. 

fic in jtoet SBänbe jufammen, verfaf) pc mit red)t fragtvürbigen 
Abdriften unb Ijinterliefj ftc feinen (Erben. Offenbar beab* 
[tätigte er nod) meljr SBänbe ju bttben, benn Diele ber fonft 
vorljanbenen Urfunben finb für baS ©infteben unb gufammen* 
binben vorbereitet, unb es finben ftd) aud) ©puren bafür, baß 
burd) I)ie<ft)off Urfunben in SBerluft geraden finb. ©iedljoff'S 
Snfet, ber ©tabtfefretftr ©iecffjoff, fc^enfte ber ©tabt bie beiben 
Urfunbenbänbe in ben breißiger 3Mren beS 19. Qafjrljitttbertft 
toieber. Sie ©ammlung tft Don bem ©dfjreiber biefer feilen 
jefct aufgetdft, unb ifyre Urfunben finb ben übrigen Urfunben 
toieber eingeorbnet tvorben. 3 unt ®lücfe ift bie änja^l ber 
verlorenen ©tücfe nid)t fo grofj, nrie ©d)mtbt (®efd)id)te ber 
Äinfyen unb mtfben Stiftungen ©targarbs) annimmt. 

®S foöen nun au« ben vorfyanbenen Urfunben für bie 
vorreformatorifd)e Qtxt üRittljeitungen gemalt tverben, unb 
gwar nur fotttye, bie fid) nid)t auf bie ©tabt ©targarb bejie^cn. 

1. 1373, Dec. 31. (1374 ipso die Silv. pap. et conf.) 
©targarb. #aff o, #inricuS unb tfobenricuS, ©ebrüber v. SB e b e l , 
gu Jhemjotv, belehnen baS Jluguftinerffofter ju ©targarb mit 
bem vierten ZtjtiU von ©alotv, ben es von ben SBrübern 
©egenarb unb $afob ©conenbef ju Ireptotv gefauft Ijat. 
#affo v. ffiebel übergiebt bem ^rior als geidjen ber SBc^ 
leljnung feine Aopfbebedung (capucio meo in manibus suis 
posito tamquam visibili predicte collacionis signo). Der 
«ft finbet in bem #aufe eine« ©targarbifdjen SBürgerS ftatt. 
#eugen: bie «plebane SUbert von 3 ar ätB unJ > Henning 
von flremjotv, ber ffiebefföe Äapeöan föubolf, ftafob ©ufoto, 
Subefin v. Senden, SWifolauS v. 93orftenvelt, Dufer Stoben, 
ftoljanneS Woben, ^einri^ SBorcfe, bie tefctgenannten 8aien 
anfdjeinenb SeljnSleute ber SBebel ($afob ©ufoiv gehörte ieben* 
falls ber gamilie an, bxt 1339 von ben ffiebel bie ÜRityle 
ju ^egelotv ju Seljn erhielt, ffiebelfdf>eS Urf.*». n äbtlj. 2, 
©. 63). 

1375, ©ept. 29. (die s. Mich, arch.) Äremjom. #affo 
v. ffiebel (v. 3Men) ju flremjotv unb Subefin (lüttefe Subefe) 



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äßittfcetlungen ou8 bem Slrcfctoe bcr ©tabt ©tatgarb. 163 

D. ffiebel ju SKellen genehmigen obige Selefjmmg. (Subefin 
ö. 83. ift berfetbe, toetdjer 1370 mit #eino ©djöning gu 
Sübtoto gufammen einige Dörfer beS Domfttfte« Äammin aus* 
plünberte. Ädnigt. ©taatSard)to Stettin: SiStl). Äammin 
Sttr. 151). 

Die Urlunbe ift gebrueft bei ©d)öttgen n. ßreijfig III, 
©. 58 unb im ffiebelföen Urf.*S. IV. 

2, 1380, 5»ot>. 16. (greit. n. 3Kart.) Damm. %n 
einer 1401 tranSfumirten ©d)ulburlunbe beS 8ftatt)eS t)on 
Damm, in n>etd)er er 20 3K. Sin!. SRente aus bem Äämmerei* 
vermögen (ex pizide) an einen ©targarbifdjen ©eiftlidjen Der* 
lauft, »erben als SKitgtieber genannt: 

SunrabuS^ale, ftoljanneS SWotyfer, 3ot)anneS, Sürgermeifter, 
SernarbuS 9)orben, SllarbuS Srud)tborp, #ermannuS #o#en* 
borp, Äämmerer. 

Die Urfunbe ift gebrudt bei ©djdttgen u. flretyftg III, 
©. 61. 

$• 1389, SWoü. 3. ©targarb. Die #ergoge ©toanti* 
bor III. unb SogiSlaü VII. üon ©tettin »erlaufen bem 
Henning ©tolp gu ©targarb 4 #ufen mit einem ^ofe unb 
3 ÄoffätyenfteUen in SuSlar (Sauer #eljno ©obbin). Site 
in SuSlar begütert »erben genannt: $oljann o. #agljen, 
Saite t). #agl)en, SiboriuS Sebenbal, ffiitttoe beS Sobmig 
ö. #agljen. 3>m ©efolge ber #ergoge: SBerner Äatte, $ro* 
tonotariuS, Sglarb ü. ©tyboto, SibericuS ü. ©merin, $inrid) 
Ufyorp. 

4. 1399, 5Kai 11. (Sonnt, üor ^fingften). Sobetoid), 
#affe, $anS unb Henning, Settern ö. ffiebel gu Äremgoto, 
fdjenlen bem 2luguftinerftofter gu ©targarb unter ber Se*. 
bingung ber Spaltung oon ©eelenmeffen für iljre Familie 
ben 2Rüljlentt>erber bei Äremgom (fpätcr üRöndjenfrang, nid)t 
SKdndjenfrang, genannt). ^eugen: Supolb Suchte, ©d)toan 
8ud)te, olbe Sorgljarb Sorcfe, Henning Sorftenoelb. 

äbfdjrift mit $anbgeid)nung aus bem 18. $af)rl). 

DaS Original fd)eint Derloren. 

©ebrurft im ffiebelfäen Urf.*S. IV. 



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164 aRtttfceilungen au8 bcm Jfa&toe ber ©tabt ©targarb. 

5. 1413, 3Wfirä 12. (die Gregor, p. conf.) ©uarbian 
SWicolau« Stytbe, SKttefemeifter SfabreaS ©otbin, ^unglefe* 
meifter Sonrab ©toffem, Siceguarbian (EgibiuS ?)gc, SBruber 
#einrid) ©oerfpacf, ©ruber ®(au$ Seboutoe, SBruber ßerften 
Stak unb ade ©ruber bcS granjisfanerflofterö ju Stettin 
betennen, bat ^einrit^ SBogette eine (Stemofone in ber Äfofter* 
tirc^c geftiftet ljabe, unb verpflichten fid), bafür titfdjentlid) 
eine SWcffc üon ber ljcil. Dreifaltigfeit in ber ßapeüe ber 
SBruberfäaft ber Äaufleute Don Drafdr ju fingen, bei ©träfe 
üon 2 ^Jfunb ffiad)S, bie t>on beren Ätterleuten, benen nad) 
93ogelfe$ lobe baS ^atronat ber ©tiftung aufftflt, einju* 
forbem finb. 

(SBie biefe Urfunbe in baö ©targarbifdje 8rd)iö ge* 
fontmen ift, ift unerflftrlid)). 

6. 1420, 3Kärs 15. ©reit, ju SÜHttfaft.) Die ©ebrüber 
(JlatoeS, #inrid unb Otto ü. Wammen verlaufen ben 83ilaren 
eine« «ItareS in ber SWarienfir^e ju ©targarb für 125 3ß. 
SSinf. eine |)ufe unb einen fjatben #of in 33erd)lanb (Sauer 
Senfce ©erholt). 

7. 1421, ÜRärj 25. ©tetttn. 3toei ©targarbifd)e 
«priefter, §tinxi$ Sabbert unb SWifofauS ©trenoto, laufen 
Renten für einen 2Htar ber 3Karienfird)e auf ben #öfen beS 
SftifofauS ffiebego ju 33er$(anb unb be« $eter Öincfe ju 
Jhafoto. Dabei bie bifd)öflid)e SBeftätigung. 

Die Urfunbe ift gebrudt bei ©djöttgen u. flretjfig III, 
©. 84. 

8. 1422, 3^n. 8. Die #erjoge Otto II. unb Äafimir VI. 
üon ©tettin beurfunben, ba& bie ©ebrüber (Slawe«, §'mxid 

' unb Dtto ö. Wammen &or iljnen anbertljalb #ufen mit bem 
#ofe beö Senfce SBerfyott in 93erd)lanb an j»ei «priefter ju 
©targarb aufgelaffen Ijaben unb belehnen bie Sedieren bamit. 
83ergl. SWr. 6, too nur üon einer $ufe unb einem 
falben #ofe bie Siebe ift unb ber Sauer ©erholt tjeifct. Die 
Urfunbe ift gebrudt bei ©d)ättgen, alte« u. SWeueS «pommer* 
tanb, ©. 399. (Srortfefcung folgt.) 



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3)er «btftu&l üon ©cc-Sudfo». 165 

Der 3Lbtßnt)l oon SeeHBwfeow. 

JBucfom ober ©ee*S5u<fom, ein Dorf am SBucfom'fdfien 
©ee, toeldjer fid) cttoa 17* SWcilc unmittelbar neben ber Oftfee 
ausbreitet unb üon biefer nur burd) einen fdjmalen Dünen* 
ftreifen getrennt mirb, mar einft ber ©ife eine« berühmten 
SiftercienfertlofterS. # er S°9 ©mantopolf übermieS im 3fat)re 
1252 bem ßloftet Dargun in 3Wecftenburg biefeS Dorf, in 
bem bie toon bort f)er gefommenen Siftercienfer ftd) nieberliefjen 
unb ein neues Ätofter anlegten, tum bem aus fie bie be* 
nadjbarte, fruchtbare ©egenb bei Sftügenmalbe jum größeren 
Steile ermarben, beßebelten unb bebauten, ©djon ein 93iertel* 
jaljrljunbert fpäter befaß baS Älofter in ber Umgebung 
jtoanjig Dörfer. 

9Son ben Älofterbaulidjfeiten 93wfoms ift fcute nur nod) 
bie aus SJacffteinen errichtete breifdjiffige $>atlenfird)e mit 
bauer^aften Äreujgemölben, einem ffiefttyurm unb fünffeitiger 
2tyfiS erhalten geblieben. Unter ben SluSftattungSftücfen ber 
Äirdje ftammt jefct nur nod) ber foätgotljifdje ftlappaltar, ein 
fd)öneS ©c^nifetüerf mit bematten ©eitentfyeilen, aus ber Qtxt 
beS ÄlofterS. Der tefcte 3lbt, #enricuS treffe, fat if>n furj 
toor ber Deformation, nad) melier SJudom Ijerjoglidier Do« 
mänenbefife mürbe, nod) geftiftet. ©ein 93ifb befinbet fidf) 
aud) an bem Altäre. «IS ©tifter ift er mit bem SM* 
fdjofs* ober SbtSftabe Dor ber tjeiligen Jungfrau anbetenb 
bargeftellt; auf einem ©prud)banbe, mefdjeS er tjält, ftetjt in 
gotljifdjen 3Wtnus!eln : „frater • l)*n?icM kref fe orate pro to." 

(Sin toeitereS, nod) ältere« 2IuSftattungSftücf aus gotl)tfd)er 
3eit, meines bie £ird)e bisher nod) befeffen fyat, ift ber fdjon 
Don SBöttger in feinen S5au* unb Äunftbenfmälern beS SftegierungS* 
SBejirfS ßöSlin 1 ) als nodf) mert^DolIer mie ber Wtar bejeidjnete, 
fogenannte äbtftut)!, „ein reidjeS, funftooll burdf)brod)eneS #olj* 
fd>nifcmer! in gotf)ifd)er 3form." SBöttger befdjreibt bort ben 
Stbtftu^I in feiner ®runbform fatfdf), toaS baburd) erftärlid) 

>) 8anb I, ©eite 1-2/13. 



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166 3)er «btftu&t üon ©ee»93ucfoto. 

ift, bafc er U)n nur im traurigen 3 u f* anbe & e * SerfaflÄ, 
bemolirt unb überftfymiert gefefyen Ijat. ©a« fd)öne ©tücf 
Ijatte man in feinem unteren Steile burd) 2lu«fägen faft ber 
fyatben einen ©eitenwanb ftarf oerftümmett. 21t« fpötcre ßu* 
tljat fd)lo6 ein funftfofer SBretteroerfcfytag biefe ©anb unb ben 
Durchgang burä) biefelbe, fo ba§ au« bem überbauten ©tuljle 
mit groei Zugängen gewiffermafcen ein eintourige« ©pinb 
geworben war, weldje« mit £l)ür unb gfenfterflügen oerfeljen, 
öon bem ©eiftlidjen ju ©ee*93ucfow bi« in bie neuefte Qtxt 
at« ©afriftei benufct worben ift. Dicfc Umgeftaltung mußte be* 
wirft werben, um ba« ©djnifcwerf hinter bem TOare an bie 
ÜWittetiüanb ber Slpfi«, an« wetdjer ba« ^»nbament weit (jerüor 
ftefjt, ber Sänge nad) auffteflen ju fönnen; l)ier Ijat e« aud) 
bi« jefct feinen $(ag gehabt. Urfprüngtid) ^at ber Slbtftuljl 
jebenfafl« frei unb mitten in ber Äirdje einen Sljrenptafe üor 
bem SUtar, etwa unter bem Triumphbogen, eingenommen. 
SBöttger bemerft weiter: „Seiber ift ber au« ffiidjenfyotj meifter* 
Ijaft gefämfcte ©tul)( ftarf befd)äbigt. ®« ift im Ijofyen ©rabe 
bebauerlid), bafj ftd) bie SWittel jur ©ieberljerfteflung be« Äunft* 
werfe« nod) nicfyt tjaben finben taffen unb bringenb wünfdjen«* 
wert, bie nicfyt ju tjotjen Äoften, fowie eine funftoerftänbige 
$anb rec^t bafb bafür ju gewinnen, ©in weitere« l^ntereffe 
bietet ber 2lbtftuf)l burd) bie auf bie ftnnenfeite geflebten $otj* 
fdjnittbtfttter, üon benen ein«, im aftittelttjeü bie ßrtnung ber 
SKaria barfteflenb, nod) jiemtid) gut erhalten ift. ©iefetben 
gehören ber 3 e ^ um 1500 ober ben erften $af)rjel)nten be« 
16. $al)rf)unbert« an." SRefte biefe« #oljfd)nittMatte« (e« 
fc^eint übrigen« nur ein« in ©röße tum 30X50 cm öor* 
fyanben gewefen ju fein) Ijabe id) im $afjre 1898 nod) gefefyen; 
fie hafteten über bem ©ifce an ber inneren Sftücfwanb be« 
@eftüf)l« unb waren nur nod) in unjufammenljängenben Reiten 
toortjanben. ^eute ift nid)t« mefyr oon ifynen ju finben, nur 
bie Steöe fann man nod) erfennen, an ber fie aufgeflebt waren. 
Qu «nfang biefe« ^atyre« ift ber «btftu^I mit ®e* 
neljmigung ber SBefyörben fftuflid) in ben SBeftfc unferer 



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$er Hbtftu&l üon ©ee-99udott). 167 

©efcHfc^aft übergegangen unb nad) (Stettin gebraut toorben, 
too er unter 2lufftd)t ber 2Wufeum$t>ertoaltung ber notljtoenbigen 
ffitebertjerftellung burd) $>oläbilbf)auer unbüKater in ber lifdjler* 
toerfftatt t>on 3tid)arb ftanfe unterzogen »orben ift, fo ba% er 
gur bieSjäfyrigen ®eneral4Berfammlung ber ©efeflfdjaft, am 
9. ÜWai, im Hotel do Prusse, in üoflftänbig reno&irtem ßu* 
ftanbe auSgefteüt »erben fonnte unb barauf im SDhifeum 
(unter 3M$Wr. 5181) bauernb 9luffteflung gefunben fyat. ©etbft* 
gefertigte geidinungen 5 C $ äbtftuljleS, nad) feiner SRenoöirung, 
t>on ber 93orber* »ie üon ber SRüdfeite füge id) Ijier bei. 

(Srft toäljrenb ber 3tenot>irungSarbeiten fanb fid), bafj 
JRefte ber alten unb urfprünglidfyen SBemalung unter bem 
meljrfadf)en Defanftridf), ber baS gange ©djnifetoerf gleichmäßig 
unb monoton überbedte, nod) in bem SDtofje toorljanben toaren, 
bafc eine ffiieberljerfteflung audf) ber SBemalung in ursprünglicher 
ffieife fid) ermöglichen lieg. Diefelbe ift benn aud) burd) 
ben Äunftmaler ftetj aus SBerlin, ber gur Qtit nod) mit ben 
testen SRenoDirungSarbeiten in ber $acobifird)e in Stettin 
befdjäftigt toax, in ber einfädln ffieife in toeifcer, rotier unb 
grüner SBemalung mit Eafein*3farben nur an ben gefdjnifcten 
Steilen ausgeführt morben. ®S ergab fid), ba§ ade ebenen 
ftlädjen, bie ©ttele, roie bie ffiftnbe urfprünglid) nid)t bemalt 
gemefen ftnb, fonbern nur einen 2lnftrid) Ratten, ber fpäteren 
Reiten angehörte unb jefet entfernt toorben ift. Die ftnfdjriften* 
tafel auf ber Sftüdtoanb ift rotl) grunbirt, bie flad) ausgeflogenen 
SBudtftaben felbft o^ne SBemalung. Die abgefaften Äanten 
ber ©tiele finb in ffieig gehalten. Der «btftuljl ift ein 
balbad)inartig überbedteS ©eftüljl mit einem umflappbaren 
©ifce für ben «prälatcn, nad) Art einer ©änfte, inbeffen nid)t 
transportabel !jergerid)tet. Die »reite biefeS ©eftütjlaufbaue* 
beträgt 75, bie Sänge 247 cm. Die §bl)t mit ben bie üier 
(Sdpfeiler befrönenben ftialen beträgt 190 cm. Die flad)* 
gemölbte Ueberbad)ung beS ©tuf)le$ mirb oon fed)S lantigen 
Stielen getragen, burd) toeld)e ber tfofbau in brei Iljetle 
gefdjieben toirb, t>on benen ber IljeU, melier ben ©ift enthält, 



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168 



Der Slbtfhdjl öon See-Cudtow. 




Sorberfeite bed «&tfax$le«. 



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3>er Hbtfhiljl üon ©cc-SJucfow. 



169 




ftfidfeite beS «btfto&le«. 



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170 Der Slbtftuljl üon 6ee*93ucfott>. 

nadj ben Seiten unbnad) hinten burd) SBrettermftnbe gefc^Ioffen ift. 
1)er9Wittett^eU enthält na^betben Seiten offene Spüren, toäljrenb 
bie gleichartige vorbere Slbtfyeilung burd) ©elänber Dorn unb 
nad) ben Seiten abgefdjloffen ift. 3nrifd)en ben Stielen finb Ijolj* 
gefänifete fjlac^bögcn mit reifem SWaaßtoerfe nnter betn 1)ad)e 
eingefäaltet, ättrifdjen benen bie Oberseite ber Stiele mit Keinen 
ßtoifäenfialen belegt finb. ^ebeS einjelne Stücf beS Sdjnifc* 
toerfeS, Jeber SBogen, jebe SRofette, jebe fjiatc finb üerfd)ieben 
in ffintnmrf unb SfaSfüljrung, ein ber ©otljif eigentümlicher 
Umftanb, ber aud) unferem Slbtftu^tc einen großen ^oxmtn^ 
reid)tf)um ber Ornamente oerletljt. Sin ber Sdjnifcerei finb, 
außer einem Itjeile ber Jhabben, tt>eld)e bie I)ad)firft unb bie 
©eftmfe in üerfdjtebenen Sttuftem beleben, nur bie eine SRofette, 
toeldje auf bem fjier beigegebenen jroeiten SBilbe befonberS fic^tbar 
hervortritt unb ber 3flad)bogen mit ber buntybrodjenenftnfdjrift: 
„$tnot>atum 1902" neben biefer Sftofette bei ber JRenoöirung 
ergönjt toorben, alle anberen Steile beS SlbtftuljleS, bis auf 
ffiieber^erfteüungen am Unterbau, finb alt. SBemerft fei nod), 
ba§ bie ^erfteüung be$ ganjen JBerfeS nur mit bem üfteffer 
unb ber Säge erfolgt ift, fo baß bie ebenen 3flftd)cn be$ fern* 
feften #oIje8 ungeglftttet unb rot) erfdjeinen unb jebeu Slnfafc 
unb Sdjnitt be$ $>anbtoertejeugeS beutttd) erlennen laffen. 
Stußer bem üDadje unb ben ornamentirten feilen beS Slbt* 
ftuljleS ift nod) bie toeiß grunbirte Decfe innen mit fdjmung* 
üoüem SRanfemoerfe in ©rün, SRot unb Sdnoarj bematt. 

Ueber ben 9Serfertiger be8 ffierle« belehrt uns bie 2Rt* 
nuSfelinfdjrift auf ber Sftüdmanb, meiere in fid) immer met)r 
oerfleinernben SBudtftaben mit vielen ffiortabfürjungen nrie 
folgt lautet: 

$ nno bnt P° cccc Irt tri conp Uta est ^oc febüe prtlator' 
p man 1 borrfjarbi et mod)i et facebot quTbns nr il)5 t 1 miferef 
nt oibtts frlbus amT. f rate pro facto* unü pFnr rt . . . . 

r,3f«t 3af>re 1476 ift biefer $rfilatenftfc burd) bie #ftnbe 
be$ ÜRönd)$ unb ^riefterS Sor^arb angefertigt toorben, beffen 



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Der Slbtfhrfjl öon 6ee*93udott>. 171 

fid) unfer ^erc^efuS SljriftuS mit allen feinen SBrübern er* 
barmen mödjte. Amen! SBetet für ben SBerfertiger ein 33ater* 
unfer" n. f. id. 

SWeben feinem Ijoljen Äunft- unb Slltertf)um$tDertt) ift ber 
Hbtfhtljt aud) be^alb Don befonberer ffiid)ttgfeit, rnetl er ein 
SBetoeiS bafür ift, bafj bie gotf)ifd)e Äunft in ifyren reinften 
^formen aud) in Sommern Doltetbümlid) xoax unb bafc biefe 
Äunft nid)t nur im frühen SWittefalter, fonbern nod) gegen 
ba« @nbe be« 15. QafyrljunbertS Don ben ^fnfaffen ber Älöfter 
befonberS gepflegt unb ausgeübt mürbe. 

31. ©tubenraudj. 



3ur (5f(*d)td)tc hts 5d)aufpiflB in Sommern. 

3fnt ^afjrbudje ber beutfdjen ©ljafefpeare*©efell* 
f^aft (33b. XXXVHI 1—16) be^anbelt ®. ft. 2Ke^er 
(Snglifdje ßomibianten am £ofe be$ #erjogS $l)ilit>t> 
Julius Don ^ommern^fflolgaft. ©8 ftnb baju eine SWotij 
in 3<><ui)im Don ffiebels $>au$bud) unb mehrere ©d)riftftücfe 
au« bem #gl. ©taatSardjioe in ©tettin benufct. 23on biefen 
ftnb einige toenigften« tljeiftoeife fdjon in unferen SKonatS* 
blättern (1899 ©. 113—124: Der £oforebiger ©regoriuS 
#agiuS unb bie engltfdjen Äomöbianten in fioife) mitgeteilt. 
J)ie (Eingabe ber ©reifStoalber ©tubenten an ben $>erjog um 
Unterftüfcung bei ^nfeenirung einer Iragdbie ift aud) bereit« 
»alt. ©tub. XXXII ©. 103 gebrudt, unb jioar mit ber 
ridjtigen 3al)re$äal)t 1614, mätyrenb bie Don SWetyer angegebene 
(1619) falfä ift. 

ftflr bie Petition be* SfyriftoplioruS Gaben, ber Kantor 
in ffiolgaft toar, mag Ijingetoiefen werben auf bie SWottj bei 
»ieberftebt (»eiträge m ©. 59), ba§ „(Stift. Gaben bie 



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172 3w ©efäicfcte be$ ©djaufoield in Sommern. 

comoediam oon Josepho mit 100 unb meljr ^tefonen nidjt 
nur jum ©djloffe, fonbern auty in ber ©tabtfird)en mit großem 
Sttufeen prftfentirte." JBefonberS intereffant erf deinen bie 
©^reiben ber englifdjen ßomdbianten oon 1623 unb 1624. 

ßur ©rgänjung ber üon SKetyer gegebenen SWotijen mag 
ein unbatirteS ©^reiben bienen (St. ©taat$*2lrd)to ©tettin: 
ffiolg Strato lit. 63 SWr. 167). ©S Ijanbett ftd) um eine 
Sluffütjrung ber ©olgafter ©dfjüler bei ©elegenljett ber laufe 
eines pommerfdjen ^rinjen. 2Ran toirb oermutljen tonnen, 
bafj e8 ber am 27. Dezember 1584 geborene tyilipp ftuliuS 
toar. Da« ©efutf) fautet, wie folgt: 

„ffibler ffifyrnoefter geftrenger $unfer, nadjbem ©obe ber 
SUmedfjtige unferen gnebigen durften unbt #ernn, 3. ft. ®- 
unb ba$ ganfce tanbt mit einem jungen SanbeSfurften erfrotoet 
unb begäbet, fo ift efc ja audf) billig unbt löblid), ba$ ein iber 
barumb ftd) Don ^er^en erfroumet. 2116 traben nur aud) 
unferen gnebigen SanbeSfurften unbt $ern ju untertänigen 
fdfjufbigen geljorfam unbt unferen nemgebornen 8anbe$furften 
unbt $>ern ju efyren eine action mm bem Infanticidio 
Herodis unbt Offenbarung beS ©ong ©otteS, burd) eine un* 
gemenüdje ©terne im Oriente ben toeifen gefdjen, auf $. ft. ®- 
taufe ju elfteren uns furgenommen. ©eil wir aber beforgen, 
ba& alßban mtjr nit fonnen «^ugelaffen »erben, berljalben 
gerne mußten oon unfern gnebigen fturften unb $>ern gnebigen 
befreit tmffen, ob« 3. 3f. ®. biefelbige action bortjufefcenbe 
gefellid), alfc gelanget an ffi. ffi. ©. unfere IjodrfieS pitten, 
<£. <£. ©. unfer bei unfern gnebigen SanbeSfurften unb $ern 
jubenden unb, ob« 3. $• ®- biefelbige action ju continueren 
gnebid) gefefli$, 3. $. ©. abtragen, bamit totjr 3. g. ©. 
gnebigen (JonfenS unb roiöen toiffen unb in fene öorgeblidf)e 
unloften tommen mugen. Stoffelbige fein totyr umb ffi. ö. ©. 
nad) unfern armen unbt geringen üormugen ju oorbienen 
aljeit toillid), fdjulbig unb pflidjtid). ffi. 6. ©. to. 

©d&ulgefeüen 3U ffiolgaft." 



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Script über bie Serfammlungen. 173 

©d)Uef(td) fann nod) barauf Dertoiefen werben, bafc 
1607 einige „Sngelfäe" eine comoedia auf bem Jftatljfjaufe 
$u SRügentoalbe aufgeführt Ijaben (t>gl. 3f. SBoefymer, @efd)id)te 
ber ©tobt SRügemoalbe ©. 213). M. W. 



ßn\ty\ über Me Derfamtnlungen. 

ffirfte »erfammtung am 18. Dftober 1902. 

#err ^rofeffor Dr. ffietyrmann: 23on ber <Erjief)ung 

einiger pommerfä)er dürften. 

Ueber bie Srjieljung unb HuSbilbung ber pommerfdjen 
dürften toiffen toir aus Dorreformatorifäer ßeit faft nichts. 
©8 läßt ftd) nur toermutljen, ba§ je nad) ber potitiföen Sage 
unb aud) tootjl nad) ber Äbftammung t)on mütterlicher (Seite 
bänifäe, flatoifäe ober beutfäe ffiinnrirfungeu gettenb gemalt 
finb. #erjog Sanum I. l>at tooljl beutfdjer SBilbung nidjt 
fem geftanben. 5 ör P SBiaCa» HI, ber Sieber unb ©prüd)e 
»erfaßt Ijat, fc^eint eine gelehrte (Srjieljung erhalten ju fyaben. 
1387 ift in ber SKatrifel ber Unfoerfität $rag illustris dominus 
Barnym dux Stetinensis üerjeidjnet; e$ toar toermutljtid) 
SBarnim V. $n beut ätteften SUbum ber 1456 begrünbeten 
Untoerfitftt ©reifstoalb ftet)t an erfter ©tefle eingetragen $)erjog 
SBartiSlato IX., ber bie neue $od)fd)ufe mit mannen Hebungen 
unb Sinfünften benribmete. 1462 ift bort ber junge ©man* 
tibor V. immatrifulirt, ber bereits 1464 ftarb. Die befannte 
ffirjätyrntg oon ber Qfugenb SBogiStatoS X. fteljt mit ben be* 
glaubigten 9ta$rid)ten ntdtH in ffiinflang. SBogiSlato ift einige 
£eit am polnif^en Äönigöljofe erjogen (83gl. SBaft. ©tub. 
SW. ft. V. Stt. 143—150). ©r lieg feinen fitteften ©o^n 
©eorg in $>eibelberg am #ofe be« Äurfürften ßubnrig Don ber 
<Pfala eine Qtxt lang jur SluSbilbung üertoeiten. ©ein ©oljn 
SBarnim XI. toarb am 15. ©eptember 1518 in Wittenberg 
immatrifulirt. ©eorg fanbte feinen ©oljn ftyttipp toieber naä) 



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174 Script über bie SJerfammtungett. 

$eibe(bcrg. 3Me für xtjn feftgefefcte ©tubienorbnung ift er* 
galten (©rojföerjogl. Sab. ©enerakßanbeSardjto ju Äarförulje). 
$l)tttt>P I. Ijat bann ber ©rjicftung feiner fünf ©öl)ne 
große 2lufmerffam!eit gugetoanbt. QatyTtifyt UnterridjtSplftne, 
^nftruttionen, Orbnungen u. a. m. ftnb erhalten (Ägl. Staats* 
ärd)to Stettin). W^P 3Mand)tt)on felbft tjat eine Stubien* 
orbnung für ^oljann Sfrie&nä) verfaßt (Corp. Reform. VII 
S. 382—387). Die ^rofefforen änbreaS 2Wageriu$, »att^afar 
9H)au, ©erwarb t>on SBetott) u. a. finb bei betn Unterrichte ber 
^ringen t^ätig getoefen, bie gang im ©inne ber Qtxt unter 
ftrengfter 3ud)t ergogen unb Dorneljmlid) in ber <£l)riftenlel)re unb 
ber lateinifdjen Spraye, bod) aud) im gfrangöftfdjen unterrichtet 
nmrben. 1557 mürben ^o^ann griebri^, SBogiSlato unb Srnft 
fiubtoig auf bie Untoerfttät ©reifStoalb gefanbt. SWad) ^itipps 
SCobe begogen (Srnft fiubtoig unb JBarnim 1563 bie ffiitten* 
berger ^od^f^ule unb oertneUten bort bi$ gum 3uni 1565. 
(SSgl. t>on ÜRebem, bie UntoerfttfttSjaljre ber £ergoge Crnft 
Subtoig unb SBarnim t>on Sommern. Inflam 1867.) Später 
unternahmen fie eine große SReife, nrie e$ bie ©itte ber $eit 
gebot. äuefy bie fpftteren pommerfdjen dürften, f ör & cren 
®rgiel)ung8gefd)id)te mancherlei SNatcriat oorttegt, ftnb in iljren 
^ünglingöja^ren ins äuStanb gegogen. 



Citeratar, 

SR. SReinfjarb. Die toidjtigften beutfd>en SeeljanbelSftäbte. 
(Sin JBeitrag gur @eograpf)ie beutfcfyer Stftbte. 3flit 
8 ^Beilagen. Stuttgart. $. ©ngelmann. 1901. 5 SKI. 
(21. u. b. £. : 3?orfd|ungen gur beutfcfyen ÜanbeS* unb 
33otfSfunbe. 83anb XIII. 6.) 

S)er JBerfaffer be&anbett bie fteben größten beutföen SeeljanbelS- 
fläbte, Sremen, Hamburg, $iet, Sübecf, Stettin, $>anaig unb ÄönigÄ* 
berg, nad} iljrer Sage, iljren #äfen unb Saljrrinnen sunt 9Weere, ber 
räumlichen ©ntttridtunß ber eigentlichen Änftebelung, djarafterifttfdjen 
©traßen$ügen, geograp&ifd) intereffanten Straßennamen, ber Sauart 



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giteratur. - Srtotijen. 175 

unb bem Saumaterial ber Käufer unb ber 39eoölferung. äu8 bcm 
ßcfc^tcft burd}gefü$rten, auf reichem ftatiftifdfem SRaterial beruljenben 
SJergleicfce ber ©tobte ergeben ft$ biete intereffante unb le&rreidK 
©dflüffe, wenn man aud) bem Urtyeil be8 SSerfafferS nicfct immer 
auftimmen ttrirb. tJür Stettin ift bie au$ einer ©tatiftif Don 1893 
fu& ergebenbe Sljatfacfce toenig befannt, bafj e3 unter ben 7 ©täbten 
biejenige ift, toetdje bie metßen trier* ober fünfflöcfigen ©ebäube fcat 
(39,68 °/o mit 4, 10,49 °/o mit 5 unb mefr ©totfroerfen.) 3u ber 
Betrachtung über geoflrapljifdHntereffante Straßennamen maß an» 
gemerft »erben, baß bie „^ü&nerbeingaffe" feineStoegS oon bem Um* 
ftonbe, ba§ fic früher nadj Art eine« 33ogelbein3 gwetmal gebrochen 
toar, fonbern t>on ber gamitie §one3been ben 9?amen Ijat (bgl. ÜJemcf e, 
bie älteren (Stettiner ©trafjennamen ©. 24.) 

S)ie äbljanblung ift mit guten äbbilbungen unb Keinen planen 
auSgeftattet unb Derbient tooljl einen »eiteren &ferfrei8, als i&n leiber 
bie gorfäungen $ur beutfcfcen SanbeS* unb SolfSfunbe fonft p 
finben pflegen. M. W. 



» o 1 1 3 e »♦ 

3n ben „3>eutfc&en ©efäic&tSblättern" (III, 5Rr. 10 u. 11) 
berietet ®eorg SBtnter (DSnabrüdt) „au8 pommerfcfcen ©tabt- 
arcfciben." S)ie Ijödjft tntereffanten SWittljeilungen geigen beutlidj, 
bafj in ben Slrcfctoen jaljlreidjer ©täbte nod} ein fe&r reid^altigeS, 
toicfctigeS SKaterial enthalten ift, baS bisher toenig ober gar nidft be= 
nufct tourbe. 2>ie meiflen ©täbte faben iefct iljre älteren Beftänbe 
im Ägl. ©taatSardjiue in ©tettin beponirt, fo bafj bie Senufcbarfeit 
fe&r erleichtert iß. SBinterS Ausführungen »erben hoffentlich 8n» 
regung bagu geben, ba§ biefe ©djäfce meljr als biSljer gehoben unb 
ouSgenufct »erben. 



bem 1. Steile be8 3nbentar8 ber Saubenfmäler 
$ommern8 ift #eft 6 erf dienen. @8 enthält in Bearbeitung t)on 
@. öon Tafelberg bie Betreibung ber 2)enhnäler ber ©tabt 
©tralfunb. 3)a8 §eft ift im SommiffionSbertag öon 8. ©aunierS 
Bud^anblung p ©tettin erfdjienen unb foftet 6 SKarl. SWitgtieber 
erhalten e$ ju ermäßigtem greife. 



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176 ÜRitt&eitungen. 

9tittietlix|et. 

3u orbentlidjen 9Ritgtiebern ernannt: 8ttttergut$« 
Däcfcter fjr. ©lo(f in »attinSttjat bei ^enfun, »anfafftftent ®eorg 
3cmc(fc in Stettin, 9Waurermeifter 6. lt. ©djmibt in Sörfnifc, 
3Ked>t$antt)ait @rid> $aget« in ?afett>alf, SRegierungSaffeffa: #etmut& 
grrei^err bon SWalfcaljn in 95 erlin. 

SibUotftcr* 

Die Sibliot&ef ber ®efettfd)aft ift in ba« 3)ienflgebäube 
be$ Äönigl. ©taat8ard>iöe8 (Äarfutfcfcftrafje 13) uerlegt. 3)ie 
Sermattung fcat §err ärdjtoafftftent Dr; ©eine mann übernommen. 
3)ie SKbtiotljef mirb t>om 15. 9?ot>ember an SKontag« Don 3—4 U&r 
unb S)onnerftag8 t>on 12—1 Uljr geöffnet fein. äufjerbem ttrirbber 
»ibliotljefar toä&renb ber «Dienftfhmben be8 ärc&toe« (t>on 9—1 Uljr 
SormittagS) aBünfc&en betreffenb 99enufcung ber Sibüotljef nacf> 
SRögtidjfeit entfpredjen. SluStoärtige mögen ettoatge Sitten um lieber* 
fenbung tum »ücfcern an bie »ibliot&ef ber ®efettfc$aft für 
pomm. ®efd)id)te unb SlttertljumSfunbe in Stettin &gl. 
©taatSardjto (Äarfutfcfcffc. 13) rieten. 

Stettin, 6. 9?ot>ember 1902. 

$er Sorftanb. 

$a# SRufeum bUM to&ferett» U* Wintert %€• 
fdMoffett. 

(Eonferbator ©tubenraud) moljnt jefct §oljenaoflernffraf?e 5. 



3totilt #wfammfonß am JBonnaßfnö, 5em 
15. ffototm&ro 1982, 8 Vfo: 

$evr Dr. Jdjtttttatttt-gadutHj: Jfri- 

| n 1) a i t. 

SKitt^eitungen au8 bem Ärdfibe ber ©tabt ©targarb. — Der 
«btjhifjl Don ©ee-9u(fott). — 3ur ®efd)icfcte be8 ©c&aufoielS in 
Sommern. — Sericfct über bie 3$erfammlungen. — Literatur. — 
Siotigen. — SWitti&eilungen. 

tjür bie SRebaftion ueranttoortlicfc: ^rofeffor Dr. ÜR. 3Be Ermann in 
Stettin. 2>ru<f unb Verlag Don §err<fe & i'ebeling in Stettin. 



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m 12. J£2L 

ptotmtöblnttcr, 

herausgegeben 
t>ott ber 

©cfcltfdjQft für Sßommerfdje ©efdjidjte mtfa 
^ItertQitm^funbe. 



Set «adjbru* beS 3nt|a(tel tiefer 9t*nat*Mfttter ifl mutet CLtteUenottgatt 

geftattet. 



ÜKtiü^eUnngett aus htm Är^tot tor Stobt 
Stotgatb. 

8<ra g. S3oc$mer. 
(tjortfefcung.) 

3u SRr. 5. Die Urlunbe ift gebrudt bei ©djöttgen u, 
Äre^ftg III, ©. 94, jebodj mit ber unnötigen 3aljreSjal)t 
1430. 3>m Original fteljt ganj beutlid) „brietegeften", nid)t 
„bruttegeften". 

9. 1423, SBoüin. Die ffiitttoe SKargaret^e «Sngette, 
geb. Sro^anc ju SBoütn übergiebt bem SRotar #einrid) 
©uftroto if)r Stftament. 

33ertoanbtfdjaft3t>erl)ältnifje ber Srbtafferin : Verstorbener 
ffiljemann ^oljanneS Sngctte, Bürger ju SSBoUin; ®efd)toifter 
5Wicolau$ Sro^anc, Äanjter ber #erjogin ©opl)ie oon ^om* 
mern, unb ©d)ijre (tobt), SEibele, #an« unb Otto Styenborgl); 
©tieftmter Otto Slpenborgb; (Sttern #anS unb SEale SBro^ 
Ijane; ©rofceltern (Slawe« unb SSfybbel JBroijIjane; (Eltern 
ifjreS SKanneS #anS unb SCale ffingelte; SSertoanbte t^rcö 
aWanne« SCibefe (Sngelfe unb ätbert ©ubbcnborp; SEödjter 
£atefe unb Ägatlje, tefctere oer^eirat^et mit @rid) Stufte 
ju ffiotlin. 



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178 ÜRittfceilungen au8 bem Ärcfctoe bcr ©tabt ©targarb. 

Sefctwilüge JBeftimmungen : 
Die (Srblafferin legirt 

1. ben Äartfjftufern ju föügenmatbe 500 SD?. SStnf. mit 
ber aufläge, t>on ben 3* rt f cn 8witn$olj ju laufen unb jebem 
Älofterbruber baüon abzugeben ; oon bem Segat fielen 300 ÜR. 
als SReftfaufgetb auf bem 2l<fer, ben ffiler unb #agl)emeljfter 
t>on iljrem ©djtoiegerfoljn fftufd^c gefauft l)aben, 200 SD?, auf 
SRufdjeS £auS beim ©Stoffe (blj ber I)erfd)op tjoue); bie 
£artl)äufer joden bafür tftglid) für fie unb bie irrigen beten 
unb einmal im Jaljre eine SSigilie unb ©eelmeffe galten. 

2. ben ftartljftufern ju ©tettin 300 9W. SBtnf. mit ber 
Auflage, t>on ben 3* n f en Äleiber unb ©djulje für bie 9Wit* 
glieber tyre« ÄtofterS ju laufen; ba$ ©elb fte^t bei tttaweS 
Äolre (t>. ÄöIIer) auf 9?ecfott> (9?ecaw); bie Äartljftufer foßen 
bafür baSfetbe tfjun, wie bie in SRügenwatbe. 

3. i^rer Softer SCalclc 100 ÜR. SBinf. für ben ftaO, 
bafe fie in ein Älofter gel)t; ba$ ©etb fte^t auf SRijemanS 
#ofe in £onnin (Dnljn); nad) bem £obe ber £od|ter fällt 
ba£ ßegat an bie Jungfrauen beS ÄlofterS, weldje ftd) bie 
3infen einleiten unb für bie Srblafferin beten foflen. 

4. 60 ÜR. 3Sinf. „to ener $Romef<f)en reljfe"; bat>on 
ftetyen 50 20?. bei £einrid) 3ad)er, 10 ÜR. bei DremeS, „be 
Drome (Slawe« bod&ter Ijeft". 

5. 60 SD?. 33inf., um bat>on 60 $aar ©d)ul)c unb 
3eug ju laufen unb bieS an arme Seute ju t>ertf)eilen; bat>on 
fteljen 50 2R. auf ©tenfrofeS #au«, 10 SR. bei bem ge* 
nannten DreroeS. 

6. 50 SD?. 3SinI. an arme Jungfrauen; fie fielen bei 
©abete (l)er ©abefe) im £>agen. 

7. 30 SR. SSinl. ben Jungfrauen be$ ÄtofterS gu SSMin 
für ifyren Sau, rr bar teil if mtjne graft anebefyolben". 

8. ben Äirdjen unb Äapetten ju JBollin: ©t. ©eorg 
20 3R., ©t. SRifolauS 10 2R., £eil. ©eift 5 2R., ©t. 2Rid)ael 
5 SR. »inf. 

9. 30 9R. SBinf. einem SManne, na$ ©t. Joft ju gelten. 



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SDKtt^etlunflcn au« beut ärcfctoe ber ©tabt ©targarb. 179 

10. 1 ÜR. Sin!. JRcntc bem Äatanb au« beut ®etbe, 
ba« auf bem £opfenl)ofe be« SEud)fd)eerer« <£fotoe« ©utefe fteljt. 

©eitere SBeftimmungen betreffen ba« SBegrftbni§, Äu«* 
Teilungen an arme Seute, ettoa nötige ffirgöngung ber Segate 
au« bem fonftigen SWadjlaffe unb Ernennung ber leftament«* 
toollftretfer; biefe ftnb bie 8anbell)errfd)aft, ber 8ftatl) ju ffioüin, 
„mefter" ^ofjann ©tarfee (tool)t ber $Ieban), (Sriif) SRufdje 
unb beffen grau unb ber leftatorin SBrüber. Die 8efct* 
genannten genehmigen ba« SCcftament. beugen: ber Rangier 
©roljljane, ber SBürgermeifter libericu« SBarnoto, Weimar 
Djeborn, ber Äömmerer SRa«lau«, Itbefe unb £an« Slpen* 
borgl) unb (Srid^ ühifdje. 

Die Urlunbe ift gebrueft bei ©djöttgen u. Äre^ftg DI, 
©. 87. 

Der Äanjter ©ro^ane (JBrugeljane) biente JBogi«* 
lato VDI. unb JBogiSlato IX. unb toar $leban oon SBetgarb, 
fpftter t>on SRügentoalbe. Der liber beneficiorum be« Älofter« 
SKarienfron enthält diele SWadjrityen über iljn; barau« geljt 
aud) ^eroor, baß 2Wargaretl)e ffingelfe 1435 nodj) lebte. 

10. 1425, ©ept. 13. (prof. exalt cruc.), ©tettin. 
»tyeljbi«, ffiitttoe be« ©ürger« Saurentiu« be SWonte, ftiftet 
mit SBetoifligung be« •prior« ^erbeg^en £>ippottftener unb be« 
Sifar« Eonrab £>ogl)enfternften an bem t>on iljrem SWanne 
unb iljr errichteten 2tttar be« Ijeü. SBartljotomäu« unb aller 
^eiligen in ber ^afobtftrcfye eine 25ifarie mit einem Kapital 
t>on 500 üß. SSin!. unb trifft SBeftimmungen über bie 2lu«* 
füljrung, SBert^cilung ber ©infünfte, 25er(eil)ung ber ©tiftung 
unb Art be« ®otte«bienfte«. $n ber Urfunbe genannt: 
£inricu« S3ernl)agl)en, £>an« Dan Dolgl)en, Sürgermeifter. 
£an« Dan Äffen, Äarften SSorrat, 2Battf)ia« Stoffom, SRatf)* 

mannen, 
3fa«per SiHienDot, ^riefter; Storno« ©tuter. 
©oljn ber £%, ©attin be« Deterb Dan ben Sippen. 

Die Urfunbe ift gebrueft bei ©djöttgen u. Äre^fig DI, 
©. 91. »gl. »alt. ©tub. XXXVH, ©. 453. 



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180 SDKtt&etlungen au8 bcm Slrdjiw ber ©tabt ©targarb. 

(3lu$ tote bie Str. 9 unb 10 nad) ©targarb gefommen 
finb, ift unerflftrttd).) 

11. 1426, 3fan. 30. (£ag nadj Constant pap.). 
3unge 5D)be t>. b. (Egijnne gu Uferfjof Derfauft 20 ÜÄ. SStnf. 
SRente au« bem $ofe unb 2 1 /* $ufen beS $eter SBilfe gu 
®r. Äüffoto an bic SSorftc^er eine« SUtareS ber 9ttarienfird|e. 
Bürgen : übe t>. b. Spinne gu ©d)(ötenife, £>an$ Euffoto unb 
Subefe t). ©(^entng^e gu 8übtott>, ©unter SBürebefe gu ffiarnifc, 
Jhirt Euffoto gu ©abeS. 

äbfdjrift au« fpäterer $tit; ba« Original fdjeint oertoren. 

12. 1435, ©ept. 14. $n ber Urfunbe ber ©rünbung 
einer SBifarie in ber 9ttartenfird)e gu ©targarb toerben biefer 
Kapitalien übertoiefen. Daoon fdjulbcn ©raf Sllbert t>. SWaugarb 
unb 3<>na$ t>. Äüffoto je 100 3K. 93inf. 

13. 1436, %an. 6. (DreitönigStag). Sabril t>. b. 
ttjtnne üerfauft ber SBrüberfdjaft Corporis Christi an ber 
3of)amri£fird)e gu ©targarb 4 SM. SSint. $ad)t au$ bem $ofe 
unb ber $ufe ber Debetefelin'fdjen gu ©arnifc. SBürgen: 
Ztfbt t>. b. Sginne gu Ufer^of unb £>einrid| t>. b. (Jginne 
gu 8)u$lar. 

14. 1436, Qan. 8. (©onnt. n. Dreifön.) #inrif 
t>. b. ffiginne gu 99u$(ar üerfauft ber gu 13. genannten 
39rüberfd)aft eine SRente *>on 8 3ß. SSinf. • SBürgen : 2tybe t>. 
b. Sjinne gu Uferl)of, Äerften t>. b. SBufe gu ©allentljin, 
STtjbe Äüffoto ju AI. Äüffom, Stybrif t>. b. <£ginne gu ©djtötenifc. 

15. 1442, 2lug. 22. (SWittto. na tmf. teuen öromen 
bagfye ber frubtoijgtynglje). #einrid) ©tuegefe gu Ätojin (Slüfctn) 
als SBürge für Sippolb Sudjte gu ©targarb. 

16. 1448, Dec. 25. (©etyn. 1449). Sijbe »reberloto 
gu ©arfc üerfauft ben SBorftefjem ber #eiligenleid)nam$* 
SBrüberfdjaft an ber 3of)anniSfird)e i" ©targarb eine SRcnte 
oon 4 3ß. 33inl. au$ feinem £>ofe unb feinen $)ufen in bem 
genannten S)orfe ; t>erfprid)t, bie ©täubiger fdjabloS gu galten, 
toenn fie in golge nidjt redjtgeitiger ä^fang ©^aben nähmen 
fr to criften ebber to ^oben". (Sortfe&ung folgt.) 



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tyraunerfdje SHtrgen. 



181 



J)ommtrfd)f ßurgetu 

8on 35. fiücfcn. 
Till, ^ttrg $te<ftoti>. 

SWame „grlufeort", poln. u. böljm. rzeka, reka gtufc, 
33ad) (aud) in Äantretf = @<fflu&). 

Sage unb ©ntfernung ber 39urg: tum Äammin 
NNW 9,5 km, ©oüin WSW 12,7 km, ®arj 3,6 km, 
föibbertom W 4,2 km, ©onneburg W 2,7 km. 

$»ad»ricf»ten: 1793. SButftracf ©. 565. 8. ftücfcn, 
®efd)id)te ber ©tabt Äammtn, ©. 250. 




, u e oimIiCuaI- 



T^UACft c^eC&OW'. 



Orte ber näheren Umgebung: Dorf SBuffentin, b. i. 
©umm<S5Mnb*)Ort; @örfe, b. i. Heiner Serg; ^taftifoto, 
b. i. fladjer Ort; Dobberpljul, b. i. ©djfinfelb; Drammin, 
b. i. ^oljblotfort; ©eljölj Äufaljn, b. i. 3?id)tong; ber SSutter* 
berg, b. i. Unterberg. 

Die 99urg SRecfow lag auf einer Keinen 3>nfel in ber 
Gabelung beS ©tätoener 33ad)eS ba, »0 berfelbe mitten in 
bem Dorfe föecfom in ben SBöljerbad) einmünbet. Der toeft* 
lidje tlrm ber ©abel ift no$ oor^anben, ber öftlidje bagegen 



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182 ^Pommerfdje Surften. 

nur nod) an einer fdjtoadjen Sinfenfung gu erfennen. Die 
Eljauffee oon Äammin natf) ^artotoer Ärug fütyrt über baS 
Sorterrain ber SBurg unb überfdjreitet fotooljl ben ©tätoener, 
alö aud) ben 93öljerbad) ; bie beiben SBadjbrütfen begrenjen 
alfo im N unb im S baS SBurggebiet. 

üftod) *>or 100 ^ten toerbcn Ueberbleibfel ber SBurg, 
©djtofemauem unb ein boppetter ©raben, t>or 20 ^a^ren nur 
nod) ©puren be$ ©rabenS ermähnt. 9n ©teile ber früheren 
SBurg fte^t jefct ein Meiner unanfeljntidjer 93auernl)of. $of 
unb ©arten überragen bie umfdjliefeenben ffiiefen unb bie 
fließenben ©etoäffer um faum meljr als 1,50 ÜWeter. ffiä^renb 
bie meiften SBurgftätten burd) befonbere SWerfmale ber Sage, 
ffiäöe, üppigen S3aumtoud)8 auffällig ftnb, bietet SRetfoto nidjt«, 
maS an eine ttofjt befeftigte anläge erinnert; nur bie tljeil* 
lüctfc ben SBauerljof umgebenben SWieberungen laffcn frühere 
©räben oermutl)en. Die ©puren einer großen ©rabenbreite 
betätigen bie SRadjrtdit t>on einem boppelten SRinggraben mit 
bem oon ifjm umfdjloffenen StingtoaHe; taum bemerlbare 
®rl)öljungen in ben ffitefen finb ate SReftc biefeä ©alle* an« 
jufe^en. (Sin innerer, tootjl mit ©idjerljeit anjuneljmenber 
SBurgtoaU ift öollftänbig oerfdjtounben. Die SBegrenjungSlinic 
be$ SBurgterrainS ift jebodi) nod) genügenb crfennbar, um 
barnad) bie ©röfce unb ftorm beö ©runbriffeS feftjuftetten. 
lieber bie ©eftaltung beS toeftlidjen SBorterrainS jtoifdjen ben 
beiben Srürfen fjerrfdjt fcbod) eine gemiffe Unfidjerljeit. Die 
Annahme l)at oiel für ftd), ba§ bem ©türf ©jauffee innerhalb 
be$ SBurgterrainS ein infelartiger geraber SSortoaÜ analog tote 
bei ben JBurgen Sßbd A unb ©icgelfom als Unterlage biente. 
Der Dorfanlage nad) ju fliegen, führte bie frühere Sanbftrage 
tool)l fdjon £>unberte oon Sßfyren über biefen QnfeltoaU; ob aber 
bereit« jur Qtit beS SntfteljenS ber SBurg, ift fdjtoer ju fagen. 

Die ®efd)id)te fennt SRetfoto als eine ber ©tammburgen 
ber oon Äößer, früher Äoler, Äolre. Die lefcte SWamenS* 
form giebt bie aöerbingS unfidjere ÜRögltdjfeit ju ber «nnaljme, 



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SJeridjt über bie Serfamntfongen. 183 

baß ba$ ®efd)le<i)t na<i) ber fflurg benannt tourbe. Kol-re, 
Kol-rek bebeutet beutfd) „ringäumffoffen" unb paßt auf 
SRetfoto, ba biefeS bon bem fließenben ffiaffer ber beiben JBftdje 
boüftänbig eingefc^loffen mar. 



ßerfdit über Me torfatmnlnngen. 

3»eite SBerfammlung am 15. SRobember 1902. 
#err Dr. ©djumann * Södtnifc: ?rft$iftorif d)e 
Sljronologie. 
Die ®efd)tdf)te unferer pommerfdjen $eimatl) beginnt 
nic^t früher als mit bem 12. 3fa^r^unbert nad) (grifft 
®eburt; alles, toaS Dörfer liegt, gehört ber ^rä^iftorie an; 
biefe gerfäüt in mehrere Slbfdjnitte. Der jüngfte «bfdjnitt, 
bie fogenannte toenbtfd)e Qtxt, ift mit am Iftngften in DunW 
genäßt getoefen, bis SBirdjoto in ber ben toenbifdjen JBurg* 
toäüen eigent^ümli^en Äeramil ein beftimmteS unb fidjereS 
Äriterium für bie SBeftimmung öon gunben ber ffienbengeit 
erfannte. ©eiteren anmalt getoft^rten bie #adffttberfunbe; 
toetdje Ijäufig mit beutfdjen Äaifermfingen be8 10. ^aljr* 
ljunberts unb mit arabifdjen STOüngen beS 9.— 11. ^a^r* 
f)unbert£ oermifd^t unb baburdf) leidet bestimmbar jinb. ßnblid) 
entbedfte Siffauer eigenartige Steiljengräber mit Seidjcnbeftottung, 
in benen fid) ©djläfenringe mit S-förmig gebogener ©djteife 
fanben; biefe erfannte ©opljuS 2Wüüer in Äopenljagen als 
attftabifd)e ®rftber, inbem er bie ©djtäfenringe als National* 
fdjmudt ber ©laben nadjtorieS. $n Sommern »erben bie 
SBenben ober ©laoen im 6. $Ja^unbert ober bod) balb 
nadjljer eingetoanbert fein; inbeffen ift es bisher nid&t gelungen, 
in Sommern früljtoenbifdje ftunbe aus bem 6.-8. $fal)r* 
ljunbert nadjgutoeifen; bie bisher gemalten ftunbe gehören 
bielmeljr ade erft bem 9.— 12. 3faf)rl}unbcrt an. ÄuS ber 
gleiten $eit Ijaben mir aud) (Sinftüffe norbifdjer ffiultur, ber 
fogenannten SSilingergeit (10. Qaljrljunbert), gu bergeid)nen. 
$ierl)er gehören galjtreidje ©djtoerter, meldje feljr forgfättig 



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184 S3ericf)t über bic Scrfammlungen. 

gearbeitet finb unb in ©über taufdfjirte ©riffe unb Änftufe 
ljaben, ferner ber #ibbenfeer ©olbfdjmucf, ber burd) bie ©türm* 
flutten bon 1872 unb 1874 gu Sage geförbert nmrbe, unb 
ber Äaften ber ^eiligen (Sorbuta im Eamminer Dom. 

SBor ben ffienben tooljnten in unferen ©egenben ger* 
manifdje SBötfer, bie erft in ber SSölfertoanberungöjeit ben 
©lauen ?lafc matten, gür bie jüngften gfunbe ber ger* 
manifd)en ^Jeriobe toaren bie ^genannten ©olbbrafteaten, ein- 
fettig geprägte golbene Anhänger, beftimmenb. Diefe SBrafteaten, 
toetdje barbarifirte Äöpfe mit unleferlidjer ^nfcijrift geigen, 
ertoeifen ftd| al$ norbifdje $Wad|bilbungen fpätrömifdfjer ©olb* 
münjen; fte gehören bem 4.-6. ^aljrljunbert an unb toerben 
babuxä) für bie gleichzeitig gefunbenen gibein, ©djtoerter unb 
Sanjenfpifcen geitbeftimmenb. 

<£$ folgt, inbem toir toeiter rücto>ärt$ geljen, bie eigentliche 
römifdje ^Jeriobe, tocldje oom 1. bis 4. nad)d)riftltcl)en $al)r* 
tyunbert reicht. SWaci) £acitu$ faßen bamatS in Sommern bie 
8emot>ier unb SRugier. Die römtfd)en #ftnbler brauten tiefen 
Woltern mannigfache ©cgenftftnbe be8 täglichen @ebraud|e8, 
toit ©emanbnabeln, Jfjongefäfje, SBroncegefäfje, ©läfer u. f. w. 
gür biefe ältertljümer bieten und bie gleichartigen gunbe in 
ben SRljeingegenben ganj genaue d)ronologifcf)e SnfjaltSpunfte. 
SBefonberS mistig finb für uns bie gibeln (©etoanbnabeln), 
bie am SRIjein fe^r häufig mit römifdjen Äaifermüngen ju* 
fammen gefunben toerben, baburd^ jeitlidj genau in iljren 
eingelnen formen feftgelegt finb, audf) uns genriffermafjen als 
Seitfofftlien bienen tönnen. 

Die 3eiten bom 4. ^afjrljunbert bor GT^rifti ©eburt 
bis in« erfte $al)rl)unbcrt nadj S^rifti ©eburt »erben bef}errfd)t 
burd} ben 8a £ene*£l)puS. Dicfe Benennung ftammt t)er 
bon einer öoealttät am SWorbufer beS SWeufdjateller ©eeS, too 
laufenbe bon gibeln, ©djtoertem, Sanjenfpifcen u. a. gefunben 
tourben — maljrfdjetntid) ein militärifd)eS Depot ber alten 
$elt>etier. Die bon Napoleon III. beranftalteten Ausgrabungen 
bon »lefta, einer galltfctyen fteftung, meldte ffiäfar i. Q. 52 



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Script über bic Serfammlungen. 185 

*>or (£f)r. @eb. eroberte, ergaben anologe gfunbe unb bestimmten 
bie Qtit für bie jüngeren @tü<fe ber 8a lene^ertobe, be* 
fonberS für bie ftibeln mit gefnidtem Bügel. (Sine ältere 
3form ber 3fibel fjat einen jurürfgebogenen Bügel, unb in 
nod) älterer 3 e ^ finben fid) gibeln mit freifte^enbem gfufc. 
Sefctere gehören bem 4. $al)rf)unbert bor ®l)r. ®eb. an, für 
beren jeitlidje Beftimmung einerfeitS bie gleichzeitig gefunbenen 
SWadjprägungen t>on SWünjen $l)ilipps t>on 2Wacebonien, an* 
bererfeitö ©räberfunbe *>on Bologna maßgebenb mürben. 

SBeiter rücfroftrtS folgt bie £aüftätter ^Jeriobe, fo benannt 
nad) bem ftunborte $aßftatt im ©aljlammergut, mo ein großes 
©rftbcrfelb t>on über 1000 ©rftbern mit reiben Beigaben au« 
(Sifen unb Bronje entbedt mürbe. Die jüngere QaüftatU 
periobe, meldje fid) burdj) gerippte Bronjeeimer unb fdjnabel* 
förmige Bronjelannen djarafterifirt, reifte t>om 6. — 4. ftaljr* 
tyunbert t>or (grifft ©eburt. Diefe Qüt läßt ftd) beftimmen 
burd) bie gleichzeitig gefunbenen gried)ifd)en Bafen, beren 
Chronologie und gut betanut ift, fotnie burd) it)r Borfommen 
in ben etruSftfdfyen ©d)id)ten bon Bologna; ba mir genau 
miffen, baß bie ©truSfer im 6. 3(al)rl)unbert ö. £l)r. Bologna 
erobert, im 4. bagegen bon letttfcfyen Stammen untermorfen 
mürben, muß biefe ©djidjt gmif^en bem 6. unb 4. Qal)r* 
fjunbert liegen. Die mittlere #aüftattjeit gei^net fidj aus 
burd) eiferne SWeißel unb burd) etferne ©djmerter mit Bronze* 
griff, mie foldje aud) in ben etruSfifd)en ©d)id|ten 9Wittel* 
italienS au« bem 8.-7. 3fa^unbert borfommen. 2)ie 
ältefte £>allftattperiobe jeigt reine Bronjefdjmerter, bie jugletd) 
mit alten gried)ifd|en, attitalifd)en Bafen beS 10. bis 
11. 3fal)rl)unbertS öorfommen. 1)iefe Bronaefdjmerter finb 
burd) jmei ©piralfdjeiben am ©riffe auSgejeidinet; ad)t 
(Sjemptare finb in Sommern gefunben morben. 

$njmifd|en fyatte fidf) im Sorben, in ©fanbinaoien, 
©d)leSmig*£olftein, SWecftenburg, Branbenburg, Sommern, 
Oft* unb ffieftpreußen, eine befonbere Bronjefultur entmidelt, 
bie man als bie norbifdje Bronjelultur ju bejeidjnen pflegt. 



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186 Seridjt über bic Serfammlungen. 

Die ©leictyartigfett tiefer ffintmtcflung fprid^t bafür, bog bie 
bamats um baS SBetfen bcr Oftfee l)erum rooljnenben SSölfer 
et^nologifd^ in SBegietjungen gu einanber ftanben. 9iad) ÜÄon* 
tetiuö 5 er fällt bie norbifdje SBrongegeit in fedjS beutlid) t>on 
einanber gu trennenbe Venoben. Die fedjfte ober iüngfte 
biefer Venoben, (fyaraftcrifirt burd) #ol)fa>ülfte unb ffienbet* 
ringe, geljört bem 8.-7. I^aljrljunbert an. $ierf)er gehört 
ber ftunb bon SBriefcig, melier u. a. nod) einen eifernen 
SKeißel bon bem vorgenannten ^aflftatttijpuS enthält. Die 
fünfte ^eriobe umfaßt ba$ 9.-8. ftaljrljunbert, bie oierte 
«ißeriobe baS 11.— 10. ^a^unbert; ledere djarafterifirt ftdj 
burd) $ängegefftf?e mit freteförmigen Ornamenten unb burd) 
auffaflenb große ©ctoanbnabetn, fogenannte Srittenftbetn mit 
unbergierten platten, bie ftetö mit bem ätteften £>aöftatt* 
tijpu* gufammen borfommen. Die britte ^eriobe geigt Heine 
£ängcgefäße mit ^origontalem 39oben, große SWabctn mit Äopf* 
fdjeibcn, £>anbbergen, ©djtoerter mit einer flauen ©riffanget, 
bie umgebogene SRftnber geigt. (Sin fotd)eS ©djtoert fanb 
©d)liemann in ben jüngeren ©djtdf)ten ber SlfropoltS bon 
ÜJtyfenft, mof)in e8 offenbar bom 9fa>rben l)ier, unb gnmr 
tt>aljrfd)eintid) auf bem „SBernfteimoege" importirt morbcn 
mar. 3>n benfelben ©df)id&ten bon SDtyfenä pnben fid) nun 
eigentümliche Pannen mit girnißmalerei unb gtoci büget- 
förmigen #enfeln; man f)at fte als mtyfenifdje SBügeltannen 
begeicfynet. Sine foldje aber Ijat fi$ in Slegljpten im ©rabe 
be« ÄönigS SRamfeS III. gefunben, unb baburd) ergiebt fidf) 
als 3eit tyrer ^robuction baS 13. ^Ja^r^unbert bor (Eljr. ®eb. 
— Die erfte ober frütyefte ^eriobe ber norbifdjen ©rongegeit, 
meiere bei uns nidt)t in ©rabfunben, fonbern nur in ffiingel* 
funben vertreten ift, djarafterifirt pdf) burd) rof} gearbeitete, 
breiedige Dotdje mit 9iietlöd)ern unb fäbclförmig gebogene 
SWabeln. ©ol$e ©erätfje Ijabcn fidf) in £ljüringen unb Stämmen 
in ©räbern mit üegenben $otferffeletten, bie aud) nodf) 
häufige ©teingeröt^e enthalten, gefunben unb in SDtyfenä in 
ben fogenannten ©d)ad)tgräbern, beren Junbe auf ägty)tifdf)en 



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Script über bic ©erfammlungen. — iRotisen. 187 

Sinflufc Ijintoeifen. $n 2Iegt#ten aber ift ein fold)er Dotd) 
in bem ©rab einer Äönigin aus ber XVII. Itynaftie ge* 
funben; als $eit ergiebt fid) bemnad) ba8 18.— 17. Qaljrljunbert. 
Sine SBeftfttigung für btefe ©Pönologie ergeben Keine, 
au« tner Steinplatten errichtete ©teinfiften mit liegenben 
^octern, benen nid)t8 auger einem Keinen einljenHigen ©efftß 
oljne Ornament beigegeben ift. Diefe aüem Slnfdjeine naef) 
ber au$gef)enben ©tein$eit jujumeifenben ©räber pnben fid) 
audi) in £Ijüringen, aber f)ier in SSerbinbung mit bem trian* 
gufören $old|e. ©ie muffen alfo bort ber frityeften SBronje* 
jeit angehören, fo baß für ben JRorben ba$ 18. bis 17. ftaljjr* 
tyunbert als ba£ ®nbe ber ©teinjeit bejeidjnet Kerben muß. 



9t o 1 1 j c ». 

3nbem2Rilitär»2Boc$enblatt (1901. 5Rr.74f.) t>eröffentli*t 
ö. 9ogu$latt>8fi einen äuffafc über ba8 treffen in unb um 
Äefcer-Ängermünbe 27.-28. SKärg 1420, a(3 ein ©tü(f geuer* 
taftif aud bem Mittelalter. $a£felbe ©efeefct betjanbelt % Weimer 
in ber 3eitfcfcrift für fciftorifcfce SBaffenfunbe (II, 
©. 343-48). 

3n bem 67. Sanbe ber 9Weflenburgifd>en l^aljrbüc&er 
(©. 1—73) be&anbelt t$. lecfcen im Snfätufj unb gum 3#eil im 
©egenfafce *u ber früher (SWonatSbl. 1901, ©. 15) eriuäfaten Arbeit 
öon 2t. Srennerfe t>on neuem bie Sebe in SKeflenburg bid jum 
3aljre 1385. 3)ie fefr forgfättige Unterfudjung ift auefc für 
Sommern öon Sebeutung. 

3n ber 3eitfcfcrift be8 &iftorifd)en Serein« für ben 
5Reg.«35eairf 2Karientoerber ($. 41, ©. 65-92) befymbelt 
91. o. Slan§ bie pommereUifcfcfouenburgifdje Samilic öon ©reite. 



3n ber $iftorif*en 3eitf#rift tfK. g. 52, ©. 1-55) 
befpri^t äBilljelm 5Raub6 bie merfantiliftifc&e 8Birt&* 
fdjaftSpolitü griebrid) SBilljelmS I. unb ben Äüftriner 
Äammerbireftor §ille. $er Sluffafc ift für bie §anbel8» 
gefdjtcfcte Stettin« oon SSebeutung. 



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188 ÜRitt&eilungen. - 3m?alt. 

Ritt|eil«t|et. 

3u orbentlic&en SKitgliebern ernannt: Oberlehrer 
Dr. Slltenburg in Stettin, cand. min. £). ßarom in ©ortete* 
liegen Bei Summeron) i. $., Dr. med. $o$at in ©ttrinemünbe. 



»iUtotftcf* 

5)ie S3ibliot$ef ber ®ef etlfcfcaft ift in baS 3)ienftgebäube 
be8 Äönigl. ©taat8ard)ioe$($arfutfd)ftrafje 13) verlegt. 2)ie 
Sermaltung Ijat #err Ärdfioafftffcnt Dr. ©einemann übernommen. 
Sie ©ibliotljef wirb im SBinter SKontagS oon 3—4 U&r unb 
$>onnerftag« oon 12—1 Uljr geöffnet fein, Slufjerbem nrirb ber 
Sibtiot&efar roffl&renb ber 3)ienftftunben be8 «rc&ioeS (t>on 9—1 Ufo: 
93ormittag$) Sßünföen betreffenb Senufcung ber Siblioti&ef na$ 
SWöglidtfeit entfpredjen. SluSroärtige mögen etwaige Sitten um lieber* 
fenbung bon Supern an bie Sibliotljef ber Oefellfdjaft für 
pomm. ®efcf)id)te unb ÄltertljumSfunbe in ©tettin &gl. 
©taatSarcfcfo (Äarfutfäffc. 13) rieten. 

©tettin, 6.9toöember 1902. 

5)er SSorßanb. 

$a# SRufeum fcUiW »Öftren* bt§ »ititet# %t* 
f«l*ffe»* 

Eonferbator ©tubenraud) moljnt jefct #oljenaolIernffra§e 5. 



Pvittt #wfammfonß am JBonnaßtnö, 6rm 
18. ©tfrmßw i992 t e Wfo im $oh?ftc$mfäin 
Stallt öts ßoiurrfßaufts: 

§*rr (SijmttaftalMrrbtar jfrafeflor Dr. 
{«tu**: günfttr falba^ (mit giirfttyntttg 
tum gidftliUfcttrtt)* 

Ittlföli 

SÄittyeilungen au8 bem Ärdjtoe ber ©tabt ©targarb. — 
$ommerfd)e Surgen. — Seridtf über bie Serfammlungen. — Siteratur. 
— ^Kotigen. — äftittfteilun gen. Titelblatt unb 3n$alt&>eraeid)nifj. 

?Jür bie SRebaftion t>erantmortlid>: ^ßrofcffor Dr. SW. SBeljrmann in 
Stettin. 3)rucf unb »erlag oon §errtfe & Sebeling in ©tettin. 



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Jtlonntelilnttcv. 



^ c r a u § ß c ö c b c n 
Don bcr 



(föefellfdiaft für J)ommer|'d)e #efd)td)te 
traft lltcrtntnöknnöc. 



1903. 



$rudt oon £errcfe & ßcbelinß. 
1903. 



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5nßalfs*1Btr?nditus* 



I. $eföi<$tff<$e*. Mte 

33om Ärieße 8ranbenburß3 unb ^Pommern« in ben Sauren 1283 

bis 1284 129. 14Ö. 161 

3ur (Sbronofoflie ber'' (£aminer 33tfcftöfc 14& 

2tteAttfbe, Sodjter be3 fterjoaS Otto 1. von Sommern . . 4. 31 

£erjoß 3ReIcbtor üon 93raunfdjroeiß5®rubenl)agen 89 

.ftenna t>on ßittaucn, tfaftmtrS V. ©ema&Itn 73 

$at e§ in £>emmin ein Älofter gcßcbcn? 54 

SRttteilunßen auä bem 2lrcf)it>e ber ©tobt ©tarßarb 19. 86. 49. 66 

$ie ©eburtStaße ber Jöcftter 33arnim3 XI 51 

@in Beitrag aur föeformation§ßefd)id)te Sommern« 81 

3a!ob dbxxiQt, SBorpommernS aroeiter ©eneralfupermtenbent . . 97 

©inißeS im ®efd)id)te ber Sßapiermadjerfunft 71. 85 

Slnorbnunß SßfcilippS I. betr. baö ftäbttfd&c Hrd&to in Treptow 

a. fteßa 17 

Su3 ben Za^tn ber ferneren 9tot ÄolberßS 162. 177 

Samuel ©abebufc&S Miscellanea civitatis Treptoae ... 186 
<5tßen&änbiße flabinettäorbre Sriebri* 2Bil&elm3 L (1714) . . 88 

(Stammväter ber Söuren auä Sommern 121 

(5rfd&lie&unß unb 2lu$beutunß ber fleineren Slrc&toe 89 

tJamilienforfdMnö 122 

©in giadjßrab mit Urne unb (Sifenmeffer in 3a$an .... 1 

©teinfiftenßräber in ßa^iß 33 

(Sin ©teinfiftenßrab in ©truffoto 68 

III. 3Po(&»ftititfcft<9&. 

$fe ©tetne im 9Woor 76 

IT. J^itetatut. 

m. $aier. ©tralfunbtf*e ®ef#l#ten 14 

3f. 93oe&mer. ©riträße aur ©efälc&te ©tarßarb« .... 46 
g. »oe^mer. ©efd&id&te ber ©tobt ©tarßarb, I 172 



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SBofcm unb £ofd). Scfmlroanbfarte oon Sommern .... 45 

Ä. @oefce. 3ut Oefd&idjte ber Stabt Semmin 44 

#. ©oefce. ©efcf)id)te bcr Stabt $>emmin 61 

21. £aa8. Sftüflenfcbe Sagen unb äflärcben 141 

$ommcrfd)e 3abrbüd&er, $b. IV 170 

£. 2Roberoro. $)ie eüangettfdjen ©eiftiidjen $ommern3, I . 141 

% üfloerife. SBalbemar bcv @ro&e 26. 46 

%. 3ttüller. SBetträöe jur tfulturßefdjtdrte 2)emminö ... 8 

X$. spreufe. ®raf ßeraberg 79 

@. Sello. ®efd)td)t3que[Ien be§ ©efd)le#i$ uon 53orcfe, II, 1 60 

Tl. t>on ©tojentin. 2lu§ ^ommernä fteraofiStagen . ... 28 

$ommerfäe3 Urfunbenbutf, IV, 1. IV, 2. V, 1. . . 151. 178 

$. SBaterftraat. 2>er ©aminer SöiStumSftreit 13 

*R. 2Bimarfon. Sveriges krig i Tyskland, II 78 

g. SBorm. Ut be mflnc&ßauber Spinnftauio 26 

V. TpeztnifQtes. 

Söeric&t über bie SBerfammhmgen ... 5. 22. 40. 57. 92. 167. IS* 

SKotijen 15. 29. 47. 79. 93. 124. 143. 158. 173. 186 

amttethmflen . . 16. 32. 48. 64. 80. 95. 127. 144. 159 175. 187 

3utoad>3 bcr Sammlungen 30. 47. 64. 80 125. 159 

Slnjeiöe 65 

yHitatbeiiex. 

ßanbgeridjtöbtreftor g. «Boeljmer in Stargarb i. $., ^aftor 
9i 2)iecfmann in Söeßfleroro, (Staatsrat a. 2). Dr. Q. ©irßenf ofcn 
in Sreptoro a. fR., Oberlehrer Dr. 21. $aa$ in Stettin, ßönifllidfcer 
Slrcfctoar Dr. O. # e i n e m a n n in Stettin, Oberftabtf efretär 2B. St a n n * 
Ö i e 6 e r in Äolberg, Wealßomnafialbtreftor Dr. $. ß e b m a n n in Stettin, 
Oberlehrer Dr. $. r> a n 91 i e f f e n in Stettin, ßonf ercator 21. S t u b e n * 
rau<& in Stettin, Sßrofeffor Dr. 9W. 2Bebrmann in Stettin, ßebrer 
3abbac^ in Strufforo. 



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|tloimtr.bl«ttci\ 

herausgegeben 
t>on ber 

©efettf d)af t für ^ommcr jd)e ©ef djtdjte 
uttb StttertumSfmibe. 



Det ftafttottt bei 3n4alte6 Mefet SRanatiftlittttr ift unter CUtelleitattgaftt 

geftattet. 



(ftn -flttdjgrab mit Urne traft di|emnef|er 
in 3ad)<ra, ÄreiB Scc#0, 

3fm vergangenen grüljialjre bedte ber ©fofermeifter 
335 Her nebft feinem fiefyrburfdjen in Qaifan beim ©raben 
nadj fjelbfteinen auf bem fogenannten 8d)ter!jof hinter ber 
ndrbüdjen $&uferreil)e beS ©tftbtdjenS ein öorgefdjid)tlid)eS ©rab 
mit ©teinpadungen auf, beffen ©runbform in untenftefyenber 
©figge (Abb. 1) »iebergegeben ift. 'Der ©teinfrang, »eldjer 
ba$ innere ber ©rabanlage umgrengte, mar nad) äugen nad} 
ber einen ©eite f)tn mit ausbauten üon centralen ©tein* 
padungen umgeben. #err Dr. ©djmeifcer in 3adjan, ber 
über ben JBefunb beS ©rabeS berichtete, ift teiber erft an ba$* 
felbe gefommen, nad)bem bie eine mit Anoden unb Slfdje an* 
gefüllte Urne im 9ftittelpunfte ber Anlage, »eil man fie für 
»erttoS fytelt, fd)on gerftört »orben mar. Die oon üjm uns 
eingefanbten ©gerben laffen eine SRelonftruierung ber gorm gu, 
fobafc biefelbe in beifte^enber3^nung(8bb.2)bargeftettt »erben 
!ann. ffiine ©djerbe biefeS tyart gebrannten, fd)»arggrauen @e* 
fä&e« fei fyier gleidjfatt« (äbb. 2) abgebilbet, »eil bie Drnamen* 
tierung auf berfelben befonberS d)arafteriftifd) crfc^cint; fie ift 
gum Seil in ©tridjen, gum Seil in feinen, fd)arf unb tief 



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2 ©in Sfladjgrab mit Urne unb gtfenmeffer in S^cm. 

eingeritten Ijorijontat breiceftg fc^rafflcrtcn Sinien ausgeführt. 
SWad) Herausnahme beS ©cfö^eö fanb ftd) unter il)m baS tyier ab* 
gebübete einfdfjneibige ©ifenmeffer (2lbb. 2) oon einer in Sommern 
bisher nod) nidjt beobachteten 3form. 2)a8 9Reffer felbft, 
meines etwa« öerbogen ift, l)at einen geraben {Rüden, ber 
einen beiberfeitigen ©rat fyat, welker eine ©tftrle öon 6 mm 
erreicht; unterhalb beSfelben laufen gtoei fd^ma^e Doppellinien 



¥. 




«ff. 



«bbitbung 1. 

faft parallel nebeneinanber I)er, [\fy nad& ber abgerofteten 
©pifce gu nur wenig üerjüngenb. Da« SWcffcr mad)te, als 
i$ es juerft fal), auf mW) ben ©inbrud, als ob es au« bem 
oberen {Raube eine« eifernen ÄeffelS IjerauSgefdjnitten »dre unb 
als ob ber SWefferrüden einft ben Äeffelranb gebilbet Ijaben tftnnte. 
3<J) lütll biefe ^rooenienj inbeffen burdjauS nidjt behaupten 
unb ermähne biefen ©nbrud nur jur $eranf$au(id)ung beS 
feltenen ftunbftüdeS. Die SBefätagftüde an bem üReffer hafteten 
bei ber Sfoffhtbung an benfelben ©teilen, toie bie ßeicijnung 



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Um gtacfcötab mit Urne unb (Sifemneffer in Saftm. 3 

jeigt. £)a£ an btr 3uft>ifcung ber Getieften ©c^neibenftefle 
ijaftenbe, 12 mm breite (Eifenbanb, toeldjeS oben offen tft, 
nidjt bis gum 3Befferrücfen l)inaufreid)t unb unten fyerum* 
gebogen ift, toirb burd) jtoet Gftfennieten, bie burd) baS Keffer 
J)inburd(gefd)lagen finb, mit biefem feft oerbunben, toäfyrenb 
baS anbere gteic^ breite SBanb erftd^tlic^ ein SBefdjlagftfid ber 
vergangenen ©treibe ift, in bem baS SKeffer ftedte. S)iefeS 
SBefd)iagftücf tonnte fdjon oom ginber abgeftreift tterben. 
Das öor bem SWcffcr in entfpredjenber (Entfernung aufregt* 
ftefyenb abgebübete eiferne 8efd)lagftüd oon föngtid) ooaler 




Stobilbung 2. 



ftorm, 6 1 /» cm fyod) (bejto. lang) unb in ber 3Bitte 15 mm 
breit, ift äugen abgeflaut, mit einer um ben SRanb tjerum* 
laufenben ^mtle unb einer öon oben nad) unten in ber 
9Kitte burdjlaufenben DrnamentierungSUnie oerfefjen, Ijat nad) 
ber ftunenfeite fy* thwn überftefjenben, 6 mm breiten SRanb 
unb, nrie auf ber 3etd)nung aud) angebeutet, jtoei (Eifennieten, 
öermittelS berer biefeS (Enbftüd an bem vergangenen SKeffer* 
griff befeftigt gemefen fein mu§, in bem bie ©treibe, bie im 
gangen 28 cm lang ift, mit bem fdjarf jugeftrifcten Seile beS 
{Rüden« geftedt fjat. Dbfdjon id) ein gleichartige« SWeffer nie 
gefeljen ljabe, aud) nirgenbS nadjmeifen fann, fo ftelje id) bod) 



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4 3Redjttlbe, Jodjter be« $ergog8 Otto I. toon Sommern. 

nid^t an, baSfelbe unb mit il)m ben gangen ©rabfunb ber 
öorrömifdjen ffiifengeit gugutoeifen. 

Sflod) gu ermähnen ift, bafc fid^ baS JBefd)lagftü<t be$ 
einftmaligen, n>ol)l l)ölgernen ©riffeö fpftter beim ffiettergraben 
gang feitwärtä bon ber 3Refferflinge in ber geloderten (Erbe 
gefunben fyat unb bog ftdj innerhalb be$ ©teinfreifeä närblid) 
aud) mittelalterliche, rote, gebrannte ©gerben gefunben Ijaben, 
bie fpftter an iljre ©teile gelommen fein muffen. Sßie |>err 
Dr. ©djmeifcer beridjtet, fyat fidi) aud) nodi) ein gtoeiteä ®rab, 
ungefähr 2 SWeter oon bem erften entfernt, gefunben. $n 
i!jm geigten ftdj lofe ©djerben oljne Drnamentierung. 

21. ©tubenraud). 



JKe^ttlbe, Softer bes fierjogs Otto L tion 
JJommera- 

SluS ber ©)e be8 §ergog$ Otto I. öon Sommern (f 1344) 
mit ffilifabetl) (f 1320), Softer be« ®rafen SRifolau* I. oon 
©d)»erin, war auger einem ©oljne, §ergog JBarnim JH. 
(t 1368), nod) eine SCod^ter aßedjtübe entforoffen, bie mit 
bem fjürften Qofyann HI. oon ffierle bermäfjlt war. 1 ) Über 
iljren £ob war btö^er nidjts SWftljereS belannt. ftlempin 
(Stammtafeln ©. 7) gibt al$ fcobeSiafjr 1332 an, aud) 
SBigger (2Hefl. $al)rb. 50, ©. 235) begießt fid) nur auf 
ÄlempinS Angabe. Unb bod) ift baS Saturn ifyreS £obe3 
genau überliefert. $n bem im ftgl. ©taat«ard)toe gu «Stettin 
oertoatyrten SWeuenfamper fialenbare finbet ftd) auf bem erften 
Statte eine (Eintragung, bie im $ommer[d)en Ur!unbenbud)e I, 

•) «gl. ÜKefl. Urf.«93u« VI, ©. 251, 9ir. 3874. »eiläufig 
fei Ijter bemerft, ba{? ©d&mibtd 9tadjrid&t öon einem (gljebtSpcnS für 
Sofann üon SBerte unb 2Redjtüb (®efdjidjt«quellen b. $rot>. ©adjfen 
XXI, ©. 255, 9ft. 440) irrig ift ba bie betr. (Eintragung im päpfr 
ttdjen Stegifler nidjt einen ffiljebiSpend, fonbern bie (Erlaubnis, an 
gebannten Orten SKeffe galten au bürfen, entölt. 



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Seridjt über bie Serfatmntungen. 5 

©. 504 feljtt, ba bcr #erau«geber nad) feiner angäbe nur 
einzelne SBorte lefen tonnte, ©erabe biefe SWotij enthält aber 
bie £obe«baten ber gürftin (Elifabetl); fie lautet: 

Anno domini M°CCC°XXXI°, vigilia Margarete, 
obiit domina Mechthildis, uxor Johannis, domicelli de 
Werle, filia ducis Stetinensis, pie memorie. 
3Ritl)in ftarb bte ftürftin (Sltfabet^ am 12. $uti 1331. 

Otto #einemann. 



fieridjt über Me Derfattttttluttgen. 

Dritte SBerfammlung am 13. Dejember 1902. 

§err ©tymnaftalbireftor $rof. Dr. 8em<fe: 
fttofter Äolbafc. 

Der Eiftercienferorben \)<xt ftd) um bie Etyriftianifterung 
unb ©ermanifterung £)ftbeutfd)lanb« ganj befonbere SJcrbicnftc 
erworben. Die SWdndje fiebelten Äolonifien, bie an» bem 
norbweftfidjen Deutfd)lanb herbeigerufen würben, auf iljren 
JMofterbeftfcungen an unb matten mit beren #ttfe ba« un* 
fultiöierte 8anb urbar unb pflegten namentlich aud) ben 
©artenbau unb bie £)bftjud)t. Da« Älofter Äolbafc würbe oor 
1174 öon #ergog SBarti«taw, einem ©ofjne ©wanttbor«, ge* 
grünbet, ber bem Eiftercienferorben fünf Dörfer in ber 9WI)e 
ber 9Rabüe jur Anlage eine« Älofter« überwie«. Der erfie 
Äonöent beftanb au« 9Jtönd)en, weldje 1174 au« bem bftnifdjen 
Älofter ffi«rom ^erüberlaraen. ©ie nahmen bie ifjnen juteit 
geworbene Aufgabe aber mit folget Energie in bie #anb, 
bafc ba« Älofter Äotbafc nad) fünfjigiftljrigem JBefteljen bereit« 
50 Dörfer in feinem »efifc Jjatte. Über ba« geben ber SDWndje 
innerhalb ber Äloftermauern ift un« wenig befannt. 3 war 
gibt e« Slnnalen be« Älofter« Äolbafc, aber fie enthalten über 
bte @efd)id)te be« Älofter« nur wenige angaben. $m «pril 
be« 3af>re« 1210 begann ber Slbt »htbolf mit bem »au ber 



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6 Sendet Wer bic SSerfomtnhmgen. 

nod) jefct erhaltenen Älofterfird)e. $m %at>xt 1307, alfo 
nad) faft ljunbertjäl)riger Sautfttigfeit, fear bic #ird)e öollenbet. 
©te würbe ober erft am 8. ftuli 1347 Dorn JBiföof ^o^ann I. 
oon (Jamin feierlid) eingeroeifjt. ftux ©id)erfjeit umgab man 
gleichzeitig bie ganzen Äloftergebäube mit einer SRauer, bie 
im ftafjre 1349 öollenbet toax. $m 15. unb 16. ftafjrljunbert 
umrbe ber SReidjtum be$ ÄlofterS aujjerorbentlid) grofc teils 
burd) ©djenlungen, teil« burd) SRentenfäufe unb burd) 
ben (Srtoerb immer neuer ©üter. jQfnfotflcbcffen. fal) man öon 
ber urfprünglidjen ftöfterlidjen (Einfachheit be8 Sebenö unb ber 
©inridjtung ab. üDie Sbte verlegten i^ren SBofjnfife mit 33or* 
Hebe nad) bem benachbarten £olon>, too fie bem Vergnügen 
ber ftagb obliegen fonnten. $n ber Äolotoer Jtirdje beftnbet 
fid) aud) ber einjige erhaltene ©rabftein eines Äolbafcer 2lbte£, 
be$ am 22. ^ult 1395 öerftorbenen ftofjanne« ftorbam 
(ögl. 2HonatSbl. 1890, ©. 163 f.). ^m $al)re 1302 erwarb 
ba$ Älofter in Stettin einen $(ag jur Anlage eines abfteige* 
quartier«, beS fogen. 2tbt8l)ofe$; biefer lag an ber ©teile, »o 
jefct ba8 neue SSermaltungögebäube erbaut ift. 'Der lefcte Slbt, 
Bartholomäus ©d)obbe, erhielt bei ber ffiinffiljrung ber SRu 
formatton 1535 auSreidjenbe SSerforgung in Aolott (ogt. 
SDionatSbl. 1900, ©. 134 ff.). Der JBefifc beS ÄlofterS aber 
fiel an bie pommerfdjen §erjoge. Diefe öerlauften, toaS an 
SBertfad)en im Älofter öor^anben n>ar, richteten baS 8angI)auS 
ber förd)e ju einem Äorn* unb Futterraufe «n unb liegen 
bie ©üter burd) Wentmeifter öeraalten. Qm 16. unb Anfang 
beS 17. $al)rf)unbertS gelten bie |>erjoge nidjt feiten #of in 
Äolbafc, unb in biefer Qtit mürben einige neue ©ebftube als 
Sogier^äufer aufgeführt. $m %atjxt 1617 befugte ber 8lugS* 
burger ^atrijier tytyttyp #ainI)ofer baS alte Älofter. ©r be* 
fdjreibt und einige ber bamals nod) öorfyanbenen ©e!)enS* 
toürbigfeiten. $m breigigjäfyrigen Äriege !am flolbafc in ben 
SBefifc ber ©djweben. Die ftftnigin Gfyrtftine berfdjenlte baS 
Slmt an ben ©enerat ffirangel, ber bie SSertoaltung ber um* 
[angreifen ®uts»irtfd)aft oöllig bernadjtftffigte. 31« Äolbafc 



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Serid&t über Jbie Cerfatmnlungen. 7 

bann in bcn JBeftfc be« ®rogen Äurfürften gelangte, mar 
überhaupt lein 25ief) borljanben, um ben Slcfcr gu beftetlen. 
3ur 3eit bcr crftcn ?reußen!önige, namentlidj unter ftriebrid) 
SBilfyelm L, mürben jaljlreidje Äloftergebäube, bte baufällig 
geworben waren, au« ©parfam!eit«rüctftd)ten einfad) ab* 
gebrochen. Die Äirdje, meldje in ben älteften Stilen bie 
gönnen be« romanifdjen JBaufttle«, in ben fpäteren leiten 
bie formen be« Übergang«ftile« unb enblid) biejenigen be« 
gotifc^en ©tile« geigt, mürbe auf SBefeljl be« Ädnig« ftriebrid) 
SBttyelm IV. in ben ^aljren 1851—52 repaurier^— fet)r 
fauber unb folibe, aber md)t mit berjenigen ©Tönung, meiere 
mir jefet fo mistigen JBaumerfen gegenüber, mie e« bie Äol* 
bafcer Älofterfirdje ift, beobadjten. 23on Ijeroorragenber ©djdn* 
l>eit ift bie große SRofe am SBeftgiebel ber £ird>e. ©ie ruft 
mit einfachen formen eine augerorbentlidje SBirfung Ijeroor. 
SWeben ber Äir$e ftel)t ba« fog. 3fifd)erl)au«, an beffen ©teile 
fid) einmal« ba« SQBoIjnljau« ber Äonoerfen befanb; bie Äeüer* 
räume biefe« ®ebäube«, meldje jefct im 93otf«munbe „ber 
Jriglamfaal" feigen, ftammen nodj au« atter Qtit unb feigen 
romanifdje formen, ©om alten 3lbt«l)aufe, ti>elc^ed foäter 
ba« ©erid)t«l)au« genannt mürbe, ftefyt nur nod) ein Heiner 
Seil, ber jefct al« Ärbeitermofynung bient. SSon ben alten 
JBefefttgungen, bie au« bem ©runbrifc auf ber 8ubinfd)en Äarte 
öom ^aljre 1612 nod) gum Seil erfennbar finb, ift nur ein 
Heiner £urm erhalten. Die ßapelfe be« ^eiligen ©abtnu« 
ift ödllig öerfdjmunben; bod) fyaftet ber SWame nod} an einem 
©djeunengebäube. Den fpred^enbften JBemei« für ben alten 
©djmud ber Äloftergebäube bieten und aber bie aus fdjmebifdjem 
©anbftein Ijergeftellten ©ftutentapitäle, auf melden teil« Silber 
au« bem Älofterleben, teil« ftilifierte JBlatt* unb SBlumen* 
omamente bargefteüt finb. Der eingig erhaltene SReft ber 
alten Äirdjengeräte ift ein gotifdjer 3lbenbma!)l«feld). 9lu« 
Ijergoglidjer Qtit ftammt eine ©lutytur, auf ber #ergog 
JBaroim XI. unb feine ©emaljün bargefteüt finb. 

Der Vortrag mürbe burd) galjlreidje, mofclgeüutgene 
^roidftionÄbilber erläutert 



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8 SKterotur. 

Citenttar. 

ft. SKüIIcr. ^Beiträge jur aulturgefd)id)te ber ©tobt 
©entmin. Dcmntin. SB. ©efetliu*. 1902. 1,80 3fl. 

8u$ ben bereits in ben 2Ronat8blättent (1902, ©. 94) er- 
wähnten, im Demminer lageblatte erfcbienenen Stoff äfcen über 
9Wänner au8 ®emmin8 33ergangenbeit ift ba8 öortiegenbe Surf) ent* 
ftonben. 68 serfdüt in 2 Seile; im erfien nrirb tum alten ®emminer 
SDtönnern eraö^lt, im feiten ftnb ©tubenten au8 ®emmin8 ©er- 
gangenbeit au8 gebrutften Untoerfüät8matrifetn sufammengefieflt. 3n 
bunter SReibenfolge fü^rt un8 ber SSerfaffer Seben8bitber au8 ben 
üerfcbiebeifften 3*üen oor ober gibt, n>o bie erhaltenen 9?acbricbten 
nidjt &u einer au8ftibrticberen Siograpbie au8reidjen, »enigftend einige 
9?otijen, fo über bie toorreformatorifdjen «JJrfyoftti unb Ärcbibiaeoni, 
bie £)ffkiale8, <ptebani unb anberen Oeiftlicben, Sefcm u. f. n>. 
Überall wirb üerfudjt, nirf)t nur leere 9hmen aufsujäblen, fonbern 
audj narf) 2Röglidtfeit burrf) ebarafterifttfebe (ginjelbeiten bie 2>ar- 
fteßung ju beleben, Allgemein intereffanter ftnb natürlicb bie 2eben8« 
bilber, bie ber Serfaffer öon alten ©emminern namentlich au8 bem 17. unb 
18. 3abrbunbert entwirft. 68 ftnb jumeift (SeifHitbe, bie er bebanbelt, 
aber SKänner, bie, fo fölicbt unb ftiU ibr Seben8gang mar, e8 in 
ibrer treuen ^ßflicbterfüflung, ibrer innigen grömmigfeit, ibrem nriffen* 
fd&afttitben 6ifer toobl berbienen, ber beutigen ©eneratton al8 Cor* 
Silber btngeftedt au »erben. 3)en foröben ©toff bot ber Serfaffer, 
ber febr forgfäftige unb grünblicbe ©tubien gemalt b<*t, vortrefflich 
bebanbelt. 6t öerfhbt e8, und für bie oft unferem Oefcbmatfe aiemlicb 
fern liegenben ©tubien unb Arbeiten jener SDWnner 3totereffe abju» 
gewinnen. Sieben mebreren lutberifeben Oeiftlicben nrirb und ba8 Seben 
be8 ©einrieb Äarl ©cbimmelmann (1724—1782), ber e8 t>om ein« 
fatben üaufmanne jum Seiter be8 bänifd&en 8rinanan>efen8 braute, 
unb feine« 93ruber8 be8 gelebrten ©onberlingd 3afob ©tbtmmetmann 
(1712-1778) üorgefübrt. 

®ie Snfammenfteflung ber alten 2>emminer ©tubenten ift 
berbienftttcb, ba eine folebe bidber nodj für feine pommerföe ©tobt 
gemalt tft. 68 tftjjt ftcb barau8 ein ©cblu§ auf ba8 5Klbung8- 
bebürfnid unb bie 33ilbung£fftbigtett ber 93en>obner sieben. 

2>ie ©efcbidjte ber alten ©tobt 2>emmin ifi feit längerer 
3eit feiten ©egenftanb ber Öorfcbung getoefen, unb ba8 3ntereffe 
namentlicb aueb ber 2>emminer an ber Sergangenbeit ibrer ©tabt 
febien faft gang gefcbnmnben. 2ta8 ift in lefcter 3ctt anber8 geworben, 
unb SWüflerS S9ucb ift febr »obl geeignet, ba8 neu ertoacbenbe Sntereffe 



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giterotur. 9 

au erhalten unb ju oerftörten. 2>ie Sfrtfd^c unb Sebljaftigfeit, mit 
ber er ergäfclt, laffen Sangetoeile nie auflommen unb machen baS 
fdjön auSgefiattete 93ud) au$ für Seftürc in weiteren Greifen red&t 
geeignet. M. W. 



^ommerfdjeS Urlunbenbud). herausgegeben öom &dnig* 
liefen ©taatSardjto ju Stettin. IV. JBanb. ©rfte 
Abteilung, 1301—1306. Gearbeitet Don «rd)torat 
Dr. ffiinter, Mnigl. ©taatSardjtoar ju DSnabrihf. 
Stettin 1902. SBertag öon ?aul Sttiefammer. 

2>aS ffirfd&einen eine« leileS unfereS pommerfd&en Urfunben* 
bucfceS ift für bie pommerfd&e ®efd)id&tSforfd|>ung ein ©reigniS be« 
fonberer 2Bid&tigfeit. 2eiber ifl t>on foldjen ©reigniffen red&t feiten 
SU berieten. 35or meljr als elf ftaljren tonnten mir in biefen 
»lättern (1891, ©. 60 f.) über bie jtoeite Abteilung beS IILSanbeS 
berieten. Sänge 3«* f)at bie Arbeit ganj ßeruljt, bis fte enblid) 
nrieber aufgenommen ifL $aben mir iefct aud) bie fidlere ÄuSfid&t, 
baj? fte o&ne größere ©tocfungen fortgeführt »erben wirb unb bie 
Urfunben junäd&ft bis §um 3o$re 1325 in abfe&barer 3*ü gebrucft 
fein »erben, fo Ijat bod& aud) über bem IV. 33anbe infofem ein 
Unftern gewaltet, als ber Bearbeiter auS Sommern gef Rieben i% 
e&e er feine Arbeit ooflenben tonnte. Um fo meljr muffen wir ifem 
S)anf wiffen, baj? er trofcbem baS Sßerf weitergeführt unb unter 
erfd&werenben Umftönben iefct ju einem vorläufigen 2Ibfd&luffe ge* 
brad&t Ijat. ©r bat ftd^ baburd) ein SSerbienp um bie pommerfcfce 
®efd&id&te oermorben, baS ibm t>on Dielen Srorfdjern S)anf ein- 
bringen wirb. 

2)ie 2Bid)tigfeit ber Seröffentlic^ung mag eS erflären, wenn 
im folgenben etwas ausführlicher, als eS fonft in biefen Blättern 
üblidb ift, auf ben oorliegenben $albbanb eingegangen wirb. 3)ie 
ergänjenben ober berid&tigenben Bemerfungen foflen aber feineSmegS 
bie Bcbeutung ber Arbeit Ijerabfefcen, fonbern einerfeitS oon bem 3n« 
tereffe, baS wir an berfelben naturgemäß nehmen, 3«*gniS ablegen, 
anbererfeitS oiefleid)t bier unb ba au nachträglichen ffirgänaungen unb 
Berichtigungen anzuregen. 

Um sunädifi eine Überfielt über ben Snljalt ber oorltegenben 
Abteilung ju geben, fo mag Ijer&orge&oben »erben, baf* in berfelben 
bie Urfunben com anfange beS SaljreS 1301 bis §um 2. April 1307 
enthalten. ®S finb bie Kümmern 1970 bis 2346 beS gefamten 
SEBerfeS. ©on biefen 376 ©tücfen ftnb etwa 120 bier jum erften 



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10 Sitetotur. 

SWale gebrutft. SMe« grgebni« erfäeint nic^t fc^r gro§, aber trofcbem 
bietet aud) bie 3ufammenfteflung ^ 0ana jerftreut tcilfi ooüftftnbig, 
teil« au«aüglid) gebrutften Urfunben ein reidje« 9Waterial sur ©e* 
fd^td^te Sommern« im Anfange be« 14. Safcrljunbert«. gfir bie 
äu§ere ©efd&id&te tft öon befonberent SBerte ber bisher nur au« einem 
fttempQenfdjen SRegefte unb einer tlnfübrung bei üanfcow befannte 
Vertrag ber branbenburgifd&en SKarfgrafen mit $eraog IDtto I. oon 
©tettin Dom 14. gebruar 1302 (5Rr. 2018). ®arnad) fdfceint bie 
gre^be, Don ber pommerfdje (B&roniften ersähen , bodb nid&t fo un- 
bebingt, wie Sart&olb (HI, ©. 77) unb 3wfermann (gorfäungen 
gur branbenb. unb preuf?. ©efd&id&te IV, @. 69) behaupten, in ba« 
©ebiet ber Sage ju gehören, SBeiter ift oon grogem 3>ntereffe bie 
SuUe be« Zapfte« »onifaciu« VIII. öom 28. 3anuar 1302, in 
welcher bie (Sntfd&eibung über bie ftreitige 95tfd)of«wabl getroffen 
wirb (SRr. 2016). @« ift mit greube au begrüben, baj? aud) ba« 
SSatifanifdje Slrd&to benufct ift, benn au« biefetn entftammt bie ge- 
nannte Urfunbe, meiere neue« ?id&t auf bie Eaminer 2Hfd)of«9 
gefd&tdjte wirft, gür bie ©efd&tdjte ber beutfdjen Sefiebelung be« 
Sanbe« wirb gerabe nt$t öiel Watertal gewonnen, aber manche 
SRotigen ftnb aud& hierfür au benufcen (t>gl a- ®. 5Rr. 2279). 

3n ber ganzen Anlage fd&liegt Rd) ber Bearbeiter an feinen 
Sorgftnger SR. Trümer« an. ffodj beffen ©runbfäfce über bie (Ebition 
Weint er ft<$ angeeignet *u Ijaben. 6« wirb aber über biefe erft 
geljanbelt werben tonnen, wenn bie *u bem aweiten $atbbanbe au 
erwartenbe SJorrebe be« Bearbeiter« vorliegt. S)er Äbbrucf ber 
Urfunben fd&eint, foweit ba« ofjne weitered au beurteilen ift, forg« 
fältig unb genau erfolgt au fein. 

2)a« SDtoterial ift, fo weit e8 vorliegt ober erreichbar ift, faft 
ooflftänbig verwertet. 2Bir Dermiffen nur brei Urfunben, bie anber* 
wärt« gebrutft flnb unb in ba« pommerfc^e Urfunbenbucfc geboren, 
ffi« ftnb bie Urfunben Dom 15. gebruar 1303 (SRiebel Cod. dipl. 
Brand. A. VIII, ©. 193 f.), Dom 15. 3anuar 1304 (SRiebel B. I, 
©. 253, STOefl. Urf.*39. V, 5Rr. 2903) unb Dom 14. «uguft 1306 
(SRiebel A. XXI, ©. 106 f.). dagegen ift bie unter 9?r. 2011 un« 
Doflftftnbig abgebrutfte Urfunbe bereit« im HI. Sanbe unter 9fr. 1916 
Doflftänbig gebrurft. (gbenfo tann ba« SRegeft Dom 5. gebruar 1301 
(übe. 1981) wegbleiben. 2>ie au« Äe&rberg« ©efd&idjte Don Äönig«« 
berg (I, ©. 131) entnommene Angabe begießt ft<$ unaweifelfaft auf 
bie fcier jum erften 3Me abgebrudte Urfunbe Dom 5. gebruar 1303 
(SRr. 2077). 5Rr. 1979 brauste ntd&t gana abgebrurft au werben; fte 
gehört bo$ nur wegen ber Sefiegelung burd) ben Sftt oon 9leuen« 
tamp in bo« pornmerfc^e Urfunbenbuc^. Sine furae (Erwähnung 



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Literatur. 11 

Ij&tte genügt. Unter her Anführung üon Äbföriften benniffen mir 
bei 9h. 2122 unb 2165 bie im über S. Jacobi (in her 3afobi« 
Äirdjenbibliotfcef $u Stettin) entgoltenen (fol. 7 unb fol. 21). (Sben- 
fo fmb bei ben 9ieuenfam*>er Urfnnben 9h. 1975, 2208 unb 2213 
nid&t bte «bfd&riften be8 Keuenfamper Äopiar« (Äönigl. ©taat$- 
areftit) SBefclar) erwftljnt, wa&renb e8 bei 9h. 2226 gefdjeljen ift. Sei 
ben für bte Krdjlidje SBerwaltung ber Siögefe Kamin feljr mistigen 
Urfunben 9h. 2082 unb 2089 Ijätte, ebenfo wie bei 9h. 2190, auf 
bte Äudjüge unb SSefpred&ungcn ÄtemjrinS (Diplomat. SeitrÄge, 
©. 419 f.) berwiefen »erben muffen. Son ber päpftlia^tn Sülle mm 
1804 3nni 5. (9h. 2165) beftnbet fi* ein SRegeft au* bei Grand- 
jean, registre de Benoit XI., 9h. 1828, ©. 828. 

9Kit ber Saffung ber SRegeften tonnen wir und reefct oft niefct 
eiiwerftanben erfläreu. (£$ ift gugugeben, bog bie $erfteflung ber- 
fetben toielfad) Dom fubjeftiöen ©mpftnben abfangt; aud) Ijat ber 
Bearbeiter ba8 beutlidje Seftreben gehabt, ftcfc möglid&ft fur$ #t 
faffen. Aber oft ift bie Äürje entfd&ieben au mißbilligen, ba fte ju 
Irrtümern unb 9Kif*i>erftänbniffen ftiljrt Auf eine befonberS im 
anfange be8 39anbe8 Ijerbortretenbe Snfonfequens in ber Ditelangabe 
ber ^luöftcllcr wollen wir fein grogeS (Sewidbt legen, aber einige 
Segler unb Sflüdjtigfeiten muffen oerbeffert werben. Die Schwierig« 
feit, bie bur$ bie Entfernung be$ Bearbeiters oom Drudort unb 
com SRittelpunfte ber pommerfdjen ©efdjid&tSforfd&ung entftanben ift, 
entfdjulbigt mancherlei 3n 9h. 1973 iß bie Segeid&nung beS Sud« 
fteüungSorteS „Eamin" falfö. 3n ber Urfunbe ift nur bie Angabe 
in capitulo nostro generali entfalten; e$ war in Stettin. 3)a8 
SRegeft au 9h. 1976 (äfft nidfct erfennen, ba§ au* ber Slrcfcibiafon 
©einriß ju ben Srübern üon SBadtöolfc gehört. galfä iß im SRegeft 
*u 9h. 1984 bie Angabe, ba§ SogiSlaw IV. ber ©tabt Treptow a.SR. 
ba$ Sübifd&e SRedjt Derleifct. Die überlieferten ®üter werben cum 
iure Lubicensi übereignet (ogL gang ä&nlid) j. 93. in 9h. 1977, 
1991, 2248). »ei 9h. 2003 fe&lt ein furjer £tnwei8, für wen bie 
tranSfumierte Urfunbe auSgefteÜt ift, wie e« bei 9h. 2074 gefäieljt. 
ffiieberfalt (9h. 2004, 2302, 2344) ift in SRegeften üon „bem ßlofter 
oor ^rifc" bie SRebe; beutltdjer Ijätte ba8 9lonnenflofter genannt 
werben muffen, ba bort au* ein gransiSfanerfloffcr, aflerbtngS nüfy 
oor, fonbern in ber ©tabt beftanb. Db bie Ausführungen %. üon 
ÄamefeS $u 9h. 2006 an üjrem <ptafce fmb, erfd&eint gweifelfaft 
3n ber Urfunbe felbft ifi wofct %Alt 5 tabernis ein Drucffeljler für 
taberni? 3m »tegeft oon 9h. 2023 ift bie «ngabe „fd&wÄbifd&en" 
Äaufleuten ftd&er ein Irrtum für „fämebifdben". «flerbwgS ift bie 
lateinifdje Seaeidjnung Suevis bafür jiemlid) fingul&r. Sbenfo ift 



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12 giteratur. 

in 9fr. 2025 bic villa antiqua Grapow fatfd& mit Sllten*®raboW 
toiebergegeben, e8 ifi «lten*®rape (ögl. 9fr. 2095). Sei 9fr. 2053 
ift nur ba8 Datum ber StoSfteflung angegeben, nid&t ba8 ber 8er- 
fymblung, Wäfcenb ba$ bei 9fr. 2049 richtig gefdjefcen ifl »ei 
9fr. 2054 fefclt in ber Überfarift ber SuSffcllungSort Sreptow a. 8t. 
Sollte nidjt für 9fr. 2073 ba8 im Dregerfcfcen Äober enthaltene 
Datum (in die b. Agate virginis) richtig fein unb ba8 in ber Ab* 
fd&rift ber ©erdjener 9Katrifel falfö? 9Kan fommt au ber Ver- 
mutung, wenn man bic anberen am 5. fjfebruar auSgefteflten Urfunben 
(9fr. 2075—2077) lieft. Drutffefter ftn& u. a. im föegeft 8» 
9fr. 2061 (üon ftott bor), 9fr. 2113 (1303 ftott 1302) unb au 
9h. 2122 (9fr. 1934 flott 1935). SBenn im 9legefte au 9fr. 2139 
bie fjfifdjerei in ber SRabue erwähnt wirb, fo bätte ba$ bei 9fr. 2146 
ebenfalls gefdjeljen muffen; fonft ift bie Angabe leidet irreffibrenb. 
Daf? bie Äirdje au Sebefcow neuerbaut war, ftebt in ber Urfunbe 
9fr. 2164 nidjt. Die 9fr. 2167 erwähnte Südjfe (pixis) ber ©tabt 
©tralfunb ifi bod) beffer als ©tabtfaffe au beaeidjnen. Die SBiefe 
9toff (9fr. 2183) ifi bie beute nod) SRoof genannte SBiefentanbaunge 
ftiblidj bon ber ©tabt SBolIin (togl. »alt. ©tub. 91. §. II, ©. 84). 
3m fliegefi au 9fr. 2206 feblt entfdneben bie «ngabe über bie Sage 
ber üon Otto I. an ben SHfdjof berfauften 300 $ufen, wie fte in 
ber Urfunbe enthalten tfi (intra Ynam et Plonam). SBobon 
banbelt bie am 8. «pril 1305 (9fr. 2215) tranSfumierte Urfunbe be« 
Zapfte« «leranber IV.? Da« 9tegefi au 9fr. 2280 ifl falf*; gerabe 
bie $auptfa$e, baf? ber SHttter Subo ©lafenapp ba8 $m überwiefene 
Dorf innerhalb awet 3abre beftebeln foU, ifl ntdjt angegeben. DaS 
9tegeft öon 9fr. 2286 gehört wofjl au 9fr. 2332 unb umgefebrt? 
So« foO bei 9fr. 1289 Ijeifjen: 1« Pforten in ben SBebren? Die 
clausurae, quae vnlgariter dieuntur porten, ftnb bod) wobl rtid&tö 
anbereS als gifdjwebre. 2U8 ungenau ober unüoOftänbig mögen noefc 
etwa bie 9tegeften au 9fr. 1992, 2052, 2092, 2175, 2257, 2292, 
2308 beaetdjnet werben, fjür bie leiste Senufcbarfeit ber Urfunben, 
ber bie SRegeffen bienen foflen, ift e« bod) febr wichtig, baf? fte bei 
aller Äflrae genau ftnb unb ben wtdjtigfien Snbalt präeife bertoor- 
beben. DaS bermtffen wir ^ier redjt oft. 

Diefe Semerfungen mögen oft fleinlidj unb unbebeutenb er« 
f feinen; fte f ollen aber baau bienen, bie Sraudjbarfett be$ wichtigen 
SBerfeS au erbten. Siedetet tft audj eine ober bie anbere 33e- 
merfung für bie gortfefcung nod& au verwerten. 2Btr wünfdjen aber 
bor allem, baf? ber Bearbeiter un8 biefe re^t balb liefert, bamit ber 
Don ibm veröffentlichte ©djafc burd) ba8 SRegifier leidster unb all» 
gemeiner gehoben werben fann. SBenn burd) bie Sortfefcung beS 



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giteratur. 13 

Urfunbenbud&eS bic gorf djung auf bcm Oebiete ber älteren pommerföen 
©efdjtdjte belebt unb vertieft wirb, fo toirb baö gewif? ber wo$l Der» 
biente Soljn für ben fjleif? be8 Bearbeiters fein, über ben er sumat 
fidj freuen loirb. #at er bod> nod) Dor furjem burdj feinen Script 
aud pommerfdjen ©tabtard&iDen (3)eutfd)e OefdjidjtSbl. III, ©. 249 
bi« 261 unb 295-806. »gl. 2Konat8bl. 1902, ©. 175) gana be- 
fonber* baau angeregt. ^ 2Be$rmann. 



#. ffiaterftraat. SDer Kaminer SBiStumSftreit im fftcfor^ 
mationSjettalter. geitfdjrift für Ätrdjengefdjidjte, XXII, 
©. 587—602, XXIH, S. 223—262. 

3)ie ftaatSrecfctlidje ©teflung be8 ©amtner SSifd^ofd gegenüber 
ben pommerfdjen ©ergogen ift btSljer nod> nie grünblid) unterfudjt, 
obgleich bie grrage nadj bem 33er&ältniffe, in bem ber Äirdjenfürft p 
beni SanbeSljerrn au Derfdjiebenen 3*iten ftonb, wteberbolt aufgeworfen 
ift unb Dan i&rer ^Beantwortung bie Suff äff ung Don mancherlei ©treittg* 
feiten abfängt. Am meiften fommt ba$ in SBetrad&t für bie SRe« 
fortnation$aeit, in ber 93tfd^of ©raSmuS mit ©nergie bie SReid&S* 
unmittelbarfeit au bebauten ober au erftreiten fudjte. 3)ie lang- 
anbauernben ©trettigfeiten, bie eigentlich erft mit bem 3>aijre 1556, 
in bem ba8 StStum in ben Seftfe be8 pommerföen $eraog8$aufe3 
fam, ein enbgültigeS ©nbe fanben, fteüt ber SJerfaffer ber Dorliegenben 
wertDoflen Slbfanblung bar. ©r f)at aber, tute e8 föeint, felbft ntdjt 
Doflfommen flare Sluffaffung über bie ©runbfrage gewonnen, aud) ift 
ba$ SKaterial, ba3 er baau beibringt, burdjauS nidjt auSreidjenb. ©8 
fdjeinen bie Sifdjöfe Don ©amin, ä&nlid) wie bie Don Sranbenburg 
unb Don #aDelberg, t&eoretifdj reid)$unmittelbare Surften gewefen §u 
feiu, tatfädjlid) aber gerieten fte feljr balb in bie ©teUung fceraoglidjer 
SBafaflen ober Untertanen. 2Ba$ ber SBerfaffer über ben &mbtag au 
Treptow Dom Sofyxt 1534 in $ür§e fagt, bebarf ber SJeridjtigung unb 
©rgängung namentlich nad) SBeintferS fjforfdjungen. ©onft gibt er 
eine 3)arfteflung ber lefeten 3aljre be8 ©piffopatS be8 Sifdjof ©ra$mu$ 
(t 1544), bie awar nidtf erfööpfenb ift, aber bie widjtigften 3Romente 
flar IjerDorbebt. 3>ie Serbanblungen, bie mit Sugenbagen über beffen 
SBabl aum ©aminer 99ifd)ofe gepflogen würben, werben wo^l mit 
äbftdjt nidjt Doflftftnbig bargefteßt, ba fte aumeift föon befannt fmb. 
S)ie 3eit, in ber SartfjolomäuS ©uaDe Stfcfcof war (1545—1549), 
fcfttte DieHeidjt etwa« eingefcenber be&anbelt werben fönnen, bamit ba8 
Silb be8 intereffanten 2Ranne8 flarer IjerDortrftte. ©0 ift 3. 99. md)t 
beutltdj au erfennen, ba§ ©uaDe felbft feine SReftgnation Dorfdjlug, 



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14 Sttcrotur. 

um bie ©c&mierigfetten %u befeitigen. Slud) bie ©ijitation, bie er 1546 
unternahm, Gärte eine ©rmftljnung berbient ättit befonberer &ebe 
uub ©orgfalt Ijat ber SSerfaffer ben legten Sifäof SKartin äBetyer 
(1549-1556) be&anbelt. @r bringt für bie ©efäidjte feine« ©jriftopatS 
eine fe&r intereffante 2)arftellung. 

SBon ben Seilagen ifi ber ©rief Dorn 20. Dttober 1544 aud) 
bei ©räbert (ber tfanbtag gu Zxtptoto, ©. 43) gebrucft. 3>ie 93e* 
redjnung ber Äoftet für bie päpjttidje Äonftrmation 2Rartin 2BeiIjer3 
tarnt in ber Aufteilung ber ausgaben für bie 93eftätigung ber Eoob* 
iutorie be8 @ra$mu3 t)on SKanteufel 1519 (©taatSardjib (Stettin: 
SSolg. «rdj. SCtt. 25, 9fr. 36) eine lefcrreicfce parallele finben. 

2Rag man auefc in mannen ©ingelljeiten mit bem Serfaffer 
nidjt überetnftimmen, im ganzen ifl feine arbeit ein feljr banfenS* 
werter Seitrag jur SReformationSgefd&idjte 'ißommerna, für bie in 
lefcter Seit mehrere toertoofle arbeiten erfd&tenen ftnb. 8eiber ift bie 
fefcon öor 2 3^ren in SluSftdjt gefteflte ©efamtbarfteflung und immer 
noefc rncfct befeuert. M. W. 

SRub. Saier. ©tratfmtbtfdje @efd)icf)ten. 3»it gmet Hb* 
bilbungen im £ejte. ©tralfunb, SftegterungSbu^bruderei. 
1902. 

<££ ifl und eine befonbere Srreube, auf baS öorliegenbe 39ud) 
unfereS $oc&öerbienten @&renmitgliebe$, be$ altbetoäljrten fjorfc^erö 
auf bem ©ebiete ber ©tralfunbiföen unb Stügenföen ©efdjidjte, $tn« 
gutoeifen. 9Kd)t nur bie ©tralfunber werben iljm banfbar fein, bajj 
er ftd) entf Stoffen &at, eine Steige ber öon i&m früher beröffentlic&ten 
Äuffäfce in tiefer Sammlung gu vereinigen unb allgemeiner gugänglid) 
gu machen. ©S ftnb befonberd tultur« unb ftttengefdjtdjtlicfce Silber, 
bie unS fter au£ fünf ^a^unberten üorgefüfat werben. 2)er ©d^au* 
plafc ber eilten ©reigniffe ifi meift ©tralfunb felbft, ober bie ©figgen 
lehnen ftdj an bie alte ©anfeftabt an. Unb ttrie be&aglid) unb gemüt* 
Doli meif? ber $erfaffer gu ergäben öon bem ^Jferbefo^fe im SRatljaufe 
unb bem ©tralfunber ©tabtfutföer, öon einem ©odjftapler be$ 16. 3aljr« 
fcunbertS, Don Äarl XIL, öon ber Einrichtung ber ÄinbeSmörberin 
SRaria glatt, öon ber ©ntfüljrung einer ©tralfunber 3ungfrau im 
1& 3afa$unbert, öon ber Hubieng eine« ©tralfunber ©efanbten bei 
9taj>oleon I. u. a. m. Alle ©efdjidjten laffen un3 einen tiefen ©lief 
in bie toecfcfelöoflen ©retgniffe unb bie oft eigenartigen 3uftänbe ber 
alten ©tobt tun. ©tet$ ifi bie Segiefjung gu ben allgemeinen Ser* 
fcftltniffen unb ben großen Gegebenheiten im &uge behalten unb flar* 
gelegt g. 3). in ber ©rgäfjlung öon bem fcerrifdjen unb gemalttätigen 



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Siterohtr. 15 

Prälaten unb «rdjibiafonu« 3ütfelb Sarbenberg, über beffen 2)e- 
jungen sunt römifdjen $ofe, wie $ier ergän§enb bemerft »erben 
mag, fl^ mancherlei SWadjridjten in $ergenroet&er8 SRegeften 8eo8 X. 
ftnben. Die ®efd)td)te öon ber geljeimniöbollen $inrid)tung fü&rt und 
in bie 3*ü be$ ®rof?en Äurfürften. ©inen »eiteren Setoetö Don ber 
Un&aÜbarfeit ber ©age t>on Äarl ®uftao SBrangetS Einrichtung gibt 
übrigen« Ä. $aa$ in feinen Stügenfdjen ©fiaaen (©. 39 f.). ©teran 
fäliejjt ft* feljr gut bie @raäf>lung, »ie ber ®rofje Äurfürft ©trat* 
funb in Sranb föojj unb toie er bie ©tabt toieber aufbauen fcalf. 
Son befonberem Öntereffe finb bie „Silber auS bem a^tje^nten 3afa» 
Gunbert", bie nad) bem lagebudje eines ©tralfunber ®eiftlid)en ge« 
aeidjnet »erben. 3n tfcnen treten und lebenSboH unb anfdjaulid) bie 
gefeUfdjaftlidjen, fircfclidjen unb audj politiföen gufi&nbe Steuöor» 
pommernS oon 1720 ettoa bid 1772 entgegen. 

3)a$ alle ®efd)icl}ten mit genauerer ÄenntniS ber &eimatlid)en 
Cer^ftltniffe unb nad) »ertoollen, oft nod) nidjt benufcten Duetten er* 
Säljlt finb, bebarf »o&l faum einer @r»ft$mmg. SRetdjeS SKaterial 
für ©tralfunber gfamiliengeföidjte toirb namentlich aud) in ben An- 
merfungen geboten, ©o ift ba8 Ijübfd) auSgeftattete 9u$ nidjt nur 
für unter&altenbe unb bele&renbe Seftüre allen Sreunben ^eimtfc&er 
®efd)id)te ju empfehlen, fonbem bietet auc^ für bie tmffenföaftltdje 
Sforfdjung eine feijr fdjftfcenSmerte Bereicherung. Dem SSerfaffer ge- 
bührt ber aufrichtige Dan! für feine ®abe. M. W. 



ftotijeth 

Der streite Seit ber früher (2RonatSbtttter 1900, ©. 10) an- 
gezeigten, oon $aul ©djmarfc öerfajften Arbeit Die Steumar! 
toftljrenb be8 breifHgjftljrigen ÄriegeS ift unter ben ©Triften 
be8 Serein« für ®efcfctd)te ber 9teumar! erfötenen (SanbSberg 
a. SB. 1902). 3n benfelben fmb bie 3^re 1631-1663 anforec&enb 
bargefiellt. SWatürlidj fommen pommerföe SJerbältniffe oft in 33c- 
trac&t. fjür biefelben fdjeinen aber nidjt immer bie ©rgebmffe neuefter 
Sforfdjungen benufct $u fein. 3>n einem feljr umfangreichen tUt^ange 
finb jaljlreidje tt>id)tige ©djriftftücfe abgebrucft, oon benen md)t »enige 
ebenfalls für Sommern öon Sebeutung fmb. 

3n ber geitfc^rift ber ®efellf*aft für ©djle8tt>ig- 
$olfieinifd)e ®ef$i*te (XXXII, ©. 271-450) ift eine «b- 
Ijanblung öon ©. Daenell über bie #anfeftftbte unb ben Ärieg 
t>on©d)le$ttng enthalten. Die arbeit fommt aud) für pommerfc&e 
SJer&ältniffe in Setradjt. 



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16 ÜRitteilungen. - Snfalt. 

SRitteilHitseii. 

3u orbentltdjen SWitgliebern ernannt: Dr. med.3)rteft 
unb 3)ireftor be8 3 e ntratgefän0tiiffed ffteiljerr t>on SRalfeabn in 
®oflnon>, ©uperintenbent ©djabott) in 2BolIin, ©^mnaftalbireftor 
Dr. SReuter in 2)emmin, Sttid. jur. (£rtd& SWo§, Cand. jur. ®eorg 
aWüllcr in ©reifSwalb, Äaufmann $. 99ü§on>, Sefjrer (gwalb 
©enfdjel in Slnflam, SWaler Srana ©djmibt in Serlin, $ro- 
fcffor Dr. 8fr. SWüller in Queblinburg, ^rebiger (Srnft 
Ätenaft, Kaufmann ®eorg 2Beifj, 3)irettor ®. fiu^lo unb 
SWaurermciftcr Ä fi $ n e tn Stettin. 



3)ie SBtbliotljef (Äönigl. ©taatSardjto, Äarfutfdjflrage 13) 
ift geöffnet 2Kontag3 bon 3—4 unb 3)onner$tag8 öon 12 bis 
lUH äufjerbem toirb ber SMbltot&etar toä&renb ber 3)tenfrfhmben 
be8 Slrdnt>8 (öon 9—1 Ufyr Dorm.) äBttnföen betreffenb Senufcung 
ber »ibliotljef na* 2Köglid&frit entforeefcen. 

Die neu eingegangenen 3citfd^riftcn liegen im ©iblürt&ete» 
aimmer $«* ©infidjt aud. 

$<*# SRttfcum bltibt totyttn* Ui SBittter* fle» 

Äonferbator ©tubenraud) toofrtt jeftt $ofcenaonernflra§e 5. 



IBiwft 10wfammlunß am JBonnaßtnft, 5*m 
1?« Januar 1908, 8 W]r im BißHofötftsiimmw 
ftta 10ewinsl|aufta: 

1« Ö«rr ^rdjitmOtpetrt Dr. gjeittemann; 
9*« ji<jmmerfd)ett jjrbttttfcettbädjertt* 

2* g*rt ^rdfiintr Dr. null jjeter*barff: 
Inbittattb tum $d)UU 



Indult* 

@in grladjgrab mit Urne unb ©ifenmeffer in 8o*an, ÄreiS 
©aafcig. — 9Wed)tilbe, lodjter be8 #eraog8 Otto I. üon Sommern. 
— Söeridjt über bie SSerfammlungen. — Literatur. — 9?oti$en. — 
ÜRitteilungen. 

tSfür bie SRcbaftion beranü&ortlid): ^Jrofeffor Dr. 2R. 2Be Ermann in 
Stettin. 3)ru(f unb ©erlag t>on §errcfe & Sebcltng in Stettin. 



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M 2. 1908. 

ponntöblnttcv. 

£erau$gegeben 
Don bet 

©cfeHf^aft für ^ommetf^e ©ef dtfdjte 
uttb 3UtertumSfmibe* 



$er 9ta4*ns« Ut SnbalU* Ziffer SWonotWltttter tf» unlet CuteBttumgftfte 

geftattet. 



(Eine Aitmftmtitg öeö 4)erjogß $)l)iltpp L wm 

Komment tum 1609 in Betreff beö ßaMiftyen 

3lrd)foe0 jtt Treptow u. tt. 

SKitgeteüt bon Dr. ®irgenfo$n &u Jreptoto o. SR. 

5Dcr £erjog qtyttiw, beffen ^ntereffe für Äunft unb 
SB3iffenfd)aft befannt ift, J)at im 3fa^re 1609 eine änorbnung 
in Setreff ber ftöbtifdjen Hrdjiöe getroffen, bie betoeift, bafc 
er ein für jene Qtit IjeröorragenbeS S3erftänbni$ für auf* 
benwljrung unb Drbnung öon Urfunben unb Slften befeffen 
t)at. ffir befahl nämlirf), tote au« bem unten abgebrwften 
©djreiben Ijeröorgeljt, baß bie ft&btifdjen Urfunben £reptoto$ 
georbnet unb in beglaubigter Slbförift an fein $ofgerid)t ge* 
fenbet »erben foflten, bamit fie bort bei geri<$tlid)en 93er* 
Ijanbtungen benufct »erben Knuten. 3)a§ biefe änorbnung 
aud) für anbere ©täbte be$ ftürftentumä ©eltung tyaben foüte, 
ift fetbftoerftänblid) unb wirb in bem ©djreiben angebeutet. 
9tterf»ürbig ift bie ©djneüigteit, mit ber ber S3efeJ)I au$* 
geführt »erben fott, in brei SKonaten. SljntidjeS »ürbe 
mannen ÜKagiftrat öon Ijeute in S3erlegenf)ett fefcen. 2)a$ 
Driginat*©d}reiben, ba$ augenblicflid) im Seftfce be$ ^erm 
Äaufmannä £errtinger in Irepto» a. s Jt. ift, lautet: 



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18 gine ^norbnung be$ §craog3 ^^ilipp I. öon Sommern 

35on @otte$ gnaben ^ilippuä #erfcogt 
gu Stettin Sommern, gürft gu SRugen :c. 

Unfern gru$ guoor. ffirfame liebe getreue, es fallen, 
wie iljr otyne ba& gueradjten ijabt, öfter« pa[r]tljeienfad)en in 
unferm Ijofgeridjte für, in wetdjen unfer ©tatt SEreptow fun* 
bation unb uf waä red)t biefelbe bewiebemet, aud) bie Surger* 
fprarfje unb anbere orbenungen über erbfelle, öereufjerung unb 
oerpfenbung unbeweglicher guljter, aud) praelation im taufe, 
aüenirter guljter, öormunbtfdjaften, unb was beggleidjen meljr 
fein, angezogen, bie adegirenbe ^artfyeien auty mit glaubhafter 
probuetion unb befdjeinigung berfelben im gerid)tlid)en ^roce§ 
guweilen nid)t meinig ufgeljalten werben, wie wir foldjeS aud) 
im netyeften Sxeptowifdjen lanbtage ben gemeinen lanbtftenben 
Ijaben anbeuten lagen. Qmgleidjen im** über ber $unfte, 
©üben unb gewerfe SlmbtSbeliebung, Motten unb ertangeten 
Privilegien oielmate ftreit erreget. 3)aJ)er wir nufclid) unb 
nötig! erad)ten, bafc alle fotd^e unb bergteidjen gunbationeä, 
orbenungen, betiebungen, S(mbt$*9ftoflen unb ^rioitegia gufamen* 
gebraut, öerftentlid} abgetrieben unb unter euer ©tatt Qn* 
fiegel in einem 33ud}e unferm Ijofgeridjt gu ftetiger nadj* 
rid)tung eingefdjidtt werben. 

Sefeljlen aud) barauf gnebig unb ernftlid), befdjaffung 
gu tfjun, bafj ade foldje funbationeö, orbenungen, gebraute, 
beliebungen, 2lmbt$rotlen, ^rimlegia unb Konfirmationen mit 
öleifc ufgefudjt, in guljte orbenung gebraut, fein oerftenttid) 
abgetrieben, in ein bud) gebunben, euer ©tatt ^nfieget 
barafyn gegangen ober angebrudet, folgenbs unferm $ofgerid)t 
jegen erlangeter recognition eingeanbtwortet unb oon Qtxt 
infinuation biefeS unferö manbatö folgen in brei Monaten 
öerridjtet werbe. SBofern aud) funftig in einem ober anberm 
mit gemeinem SRaljte metyr bergleidjen orbenungen unb be* 
liebungen erfolgen, wollen wir, bajj biefelben jebeSmal gleidjer 
geftalt unferm l)ofgerid)t inftnuiret werben, nid)t gweifelenb, 
3ftr eud) in biefem, fo gu eurer 33urgerfdjaf[t] gemeinem nufe 



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toon 1609 in »etreff be8 fiäbtifdjen 8rd)toe3 gu £reptoU) a. 91. 19 

gerettet, unbertfjenigen gefyorfameS in angefaßter Qtxt »ermatten 
werbet. Sfyr motten audi} in unferm tjofgeridjt üerorbenung 
ttjun, bafc, toa$ $f)r unb anbere unfere geljorfame ©tette alfo 
einfdjiden, fott getreulich ufgeljoben, unb ber ^ofteritet un* 
öemuft Unterlagen »erben, ©inb eudi} fonften mit gnaben 
gugettjan. Datum alten Stettin ben 9 SWoöemb. anno 1609 

^iltypuS manu propr. 

Slbreffe: Den ©rfamen unfern lieben ©etreuen SBurgermeifter 

unb SftatJ) in unfer ©tatt Xnptoto jc. 
(Darunter: Exhib. 2 DecembriS. 



Ültttetlnngett aus htm ärd>foe ber Stobt 
Storgurb. 

8on fj. »t)e^iner. 
(Sortfefeung.) 

17. 1452, ©q. 11. (3»ont. n. »arb.). Die ©ebräber 
$einrid) unb 8übfe t>. b. Sjinne öerfaufen ben SBorfteljern 
be8 SlenbS ju ©targarb für 1000 3». 33inf. 9 £ufen in 
93i'fd)of3cunoh> (Eunott) a. b. ©trage) mit ben SBauerljöfen 
öon 8übe!e ßanbriber, SlameS SBrun, ZttotS ÜKilgeS, ffitoert 
ÜWarten, #an$ Äercfoto, ^anö Daniele, $enti! Äüffom, ben 
Äofcenljöfen öon Srufefelbe, Sias Dtte, ©d)önfelb unb einigen 
teuften XBurtlänbern, bie ^ermann ftrüger unb Sßeter ^Jandc 
in «padjt l)aben. ^ebe #ufe giebt */• Sßispel Joggen, 9 ©d). 
Jpafer unb 2 @^iü v jeber £>of ein 9laud)l)ul)n, jeber Äoffätl) 
nur ein Jpuljn. 

Ältere Sbfdjrift; ba$ Original fdjetnt öerloren. 

18. 1453, Sttoo. 19. (am Sage ®lif. b. Ijctt. 2Btttt>e), 
®oünom. ^ennigt) 8ud)te, erbfeffen ju £>ermel8borf (£ermen$* 
torpp), belennt ben Hier Oemerfen ju ©targarb als Patronen 
ber aStfarie @t. Meters unb $aute im ©tenb bafelbft 200 3». 
aSinf. fäulbig ju fein unb berfpridjt, fie mit 16 3)?. su t>er* 



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20 SWitteilungen cw8 bem Slrdjtoe bcr ©tobt ©targarb. 

renten. Urfprünglidjer ©täubiger toar £einrid) SKolner, an* 
fdjeinenb ju ©ottno». Sürgen : Dtybertyf Sudjte ju £ermel$* 
borf, SDlber #an$ Sudjte, $ungl)e #<*nS 8ud)te ju ©afentljin, 
Dtybertyf 8ud)te ju ©oünoto, £tynri! Äotre (ü. Äöüer) gu 
flantred (Äantyerefe), Dame «peterftorpp ju QalobSborf. 

Seile ber ©iegel beS $an$ 8ud)te unb Dame ^eteräborff 
anljfingenb. 

19. 1456, SWoö. 16. Sauer SKartin £eljnpape ju 
SRepplin präfentirt tarnen« feiner ftrau, toeldjer ba$ /patronat 
jufteljt, einen neuen 95itar für einen Slltar in ber SMarien* 
tirdje ju ©targarb. 

Die Urfunbe ift gebrudt bei ©d)öttgen u. Äretyftg HI, 
©. 135; ba$ bort ermähnte ©iegel be£ SDfficialatS ju ©targarb 
ift nid)t meljr öortyanben. 

20. 1459, Januar 11. ©d)ulje ©imon Denete ju 
3arjig »erlauft eine {Rente üon 4 9Ä. SSint. für einen SHtar 
ber $ol)anni$fird)e ju ©targarb. Die Sperren öon Sarjig, 
bie ©ruber XBebego unb Jasper t>. Raufen, übernehmen 
©ürgfäaft. 

21. 1460, SRob. 24. Die Säuern StttfotauS SBubbermijn 
unb ^Bartholomäus Xarelate ju ©attention »erlaufen {Rente 
an ben 6fy>r ber 2Warienfird)e ju ©targarb. JBürgen: £ein* 
rid) «pegelo» unb Äerften ©gröber, anfdjeinenb au« ©attention. 

22. 1463, $an. 31 (2»ont. bor <ßurif.). ffilatoe* Doffe 
ju ©arnimScuno» öerfauft {Rente an eine ©itarie in ©targarb 
au$ bem $ofe be$ £tnrit Ärnb ju Älemmen. ©ürgen: {Ro* 
(äff flüffoto ju flt. Äüffoto, £an$ ©iüerbecf ju SBarnifc, 
©art1jotomäu$ ©orftentoett ju ©lumberg. 

23. 1472, »ug. 25. Die ©ebrüber Soreng, ©ernljarb, 
SttttotauS unb Qoljann SBitd)Oto treten auf ber Dorfftrafce in 
Äannenberg iljrem ©ruber, bem ^riefter Henning 8Bitd)oto, 
a(£ bem älteften unb flügften (astuciori) unter iljnen, ba$ 
^atronat über eine ffilemofone in ber ÜWarienfir^e gu ©tar* 
garb ab. 3eugen: J^ei ^rieftet au$ ©targarb unb ttaSpar 
©urman, anfdjeinenb an» ffannenberg. 



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SWitteilungen au8 beut Hrdjfoe ber ©tabt ©targarb. 21 

24. 1475, Dtj. 28 (am £age ber unfäulb. Stxnb. 1476). 
greberit Sinbenbord) ju JBtumberg öerfauft bcn SBorfteljern 
ber ©t. ®eorgenfird)e unb ber Älaufe oor ©targarb eine 
{Rente oon 8 ÜR. 93in!. Särgen: mehrere in ber ©tobt an* 
gefeffene (Ebelleute. 

25. 1478, gebr. 4. Hlbre^t ffieger ju ÜRuffentljin 
üerfauft {Rente an bie ^robiforen be$ (EljoreS ber SKarienfirdje 
ju ©targarb an» bem £ofe feine« Sauern $an£ 9Retoe$. 
JBürgen: DretoeS Quifcte ju 3)amerfifc, ftanfe unb SJtatffc 
^eterSborf ju ©rofcenljagen, grifc ©eger ju 9Ruttentl)in. 

26. 1483, ^uni 10. gormularmä&ige Sabung im 
lanonifdjen ^rojeffe gegen ©d)ulbner ber SBautaffe ber SKarien* 
Krd^c ju ©targarb auf Antrag ber ^roöiforen. {Rid)ter ift 
ber (Domherr be$ ©t. DttoftifteS ju ©tettin Lic. decr. 2fa* 
toniuS ^ribberno»; ber ^rojefc ge^t gegen ben {Ritter Sljrifrtan 
t>. glemming ju 93öcf unb grau, ^ofjann Don Denrifc ju 
Daber unb grau, Qanele SWilbenifc ju ^lantüoto unb grau, 
ÜRartin JBiUerbecf ju ©arnifc unb grau, ©enter t>. SBotc ju 
SarnimSfunoto. £ran$fumiert finb ber Huftrag be£ Zapfte« 
©ijtu« IV. Dom 20. «tpril 1482 an ben W>t ^oljann oon 
Äotbafc unb beffen Unterauftrag t>om 9. gebr. 1483 an 
^ribbemo». 

27. 1484, Dct. 18. ©maofjner ®orge* 8lutf) unb 
feine grau ju ©erben oerfaufen {Rente. Unter ben JBürgen: 
ÜRartin unb Henning ©ofc ju ©erben, »etdje« „oppidum" 
genannt nrirb. 

28. 1491, gebruar 17, ©targarb. ©ionijftuS t>on 
©ebet ju Storg Äremjo» öerfauft ben ^rooiforen be$ 
®eorgJ)ofpttal$ eine {Rente t>on 1 rljein. ©ulben. (Bürgen: 
3oad)tm t>. ©ebet ju Äremjom unb jtoei {Rat£t>ertt>anbte t>on 
©targarb. 

29. 1492, SWärj 22. (©onnerft. bor 2»ar. ®erf.), 
gattenburg. Wlalflt ü. «Bebet ju £üfc (tljome SEucje) be* 
tenttt t>on bem ©eifrtidjen $einrtd) ^ammijn ju ©targarb 
20 rtyein. ©ulben unb 5 @ulben in beerten erhalten ju 



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22 Script über bte Serfammlungcn. 

tyaben unb oerpfftnbet für biefc ©d)u(b bie ^ad)t au$ brei 
£öfen in ©djutjenborf (©djultenborp) ; bie Säumt l)ei§en 
2Rarten ©metf), üßarten i*ubefe, 2Ka(d)ar; bic $ad)t betrögt 
im ©anjen 10 2K. «in!, Sürgen: SBaüentyn SBlatoto, erb* 
feffen ju SBlatom (n>ol)l ^tatfjc bei £üfc) unb ^acob Sftecje, 
erbfeffen ju ©djutjenborf. 

(gortfefcung folgt.) 



ßeridjt über Die tyerfammhmgen. 

SBierte SJerfammtung am 17. Januar 1903. 

£>err 9lrd)iöar Dr. oon ^eterSborff: 

fterbinanb ton ©d)ill. 

Die SCat ©djiüä ift fetyr oerfdjiebenartig beurteilt morben. 
Die Qeitgenoffen ©d)ill$ fallen mit SBemunberung unb SBe* 
geifterung auf ben fitynen gfretyeitstyelben, unb biefe 83e* 
geifterung blieb lange trabitionett. @rft in neuerer Qtit 
mürbe baö Urteil ein anbereS. Xreitfd)fe oerurteilt ben 
©djiüfdjen $ug Ö^abeju als einen Xreubnuf), unb in 
militärifdjen Greifen gebaute man Don jet/cr ©d)iü$ mit 
fe^r gemixten ©cfü^Icn, bis ßaifer XBilljelm II. im %atyt 
1891 einem fd)leftfd)en SRegimente ben tarnen oon ©d)iH 
üertiel) unb baburd) biefen SKann unb feine Xat gemiffer* 
maßen rehabilitierte, ©o tonnte neuerbiugS eine SJiograptyie 
©d)itt$ aus ber fteber eine« jüngeren ©eneralftabSoffyierS, 
be$ gfretljerrn Sinber o. Ärieglftein, erfdjeinen. 

Die eitern ©djilte ftammen aus ©dornen, ©ein SSater 
toar eine unruhige SWatur; er ftanb juerft in fädjfifd)en, fpftter 
in preufjifdjen, julefct in öfterreid)ifd)en Dienften. ffir befaß 
im ^atyre 1776 ba$ ®ut SBilmSborf bei DreSben, fco tym 
fein ©ofjn fterbinanb geboren würbe; foäter faufte er fid) in 
©Rieften an. Qu ljol|em Sitter oertyeiratete er fid) jum gleiten 
Wate, unb fo fommt e$, ba§ eine ©tieffdjroefter be$ turnen 
ftreiljeitStcimpferS nod) jefct am Seben ift. 



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Script über bie SSerfammtungen. 23 

SWit 14 ^atyren trat fterbinanb oon ©d)i(t in preufcifdje 
Dienfte, unb jtoar nmrbe er sunäd^ft in ein fd)lefif<i)e$ 
{Regiment eingeteilt. Salb baranf nmrbe er junt {Regiment 
ber SBatjreutljer Dragoner — jefct ^afetoalter Äürafftere — 
oerfefct. %m Qatyre 1806 nmrbe er bei Sfaerftftbt öernmnbet 
unb flol) junädfjft nad) üßagbeburg unb Stettin, bann nad) 
Äotberg, too er im #aufe be« Senator« SB3eftpl)al 2fafnal>me 
fanb. SRadf) feiner ©enefung bot er ftdf) bem JJommanbanten 
tum Äolberg atö Reifer an unb erhielt oon biefem eine 216* 
teitung öon jeljn ^nfantcriften unb jeljn {Reitern, um Streif* 
jüge in bie Umgegenb ju unternehmen. 2Rit biefer Keinen 
©d)ar lieferte er ben granjofen im Dezember 1806 ba& 
fiegreidije ©efed^t bei ©üIjoid, toorauf er eine grdfcere Iruppen* 
3Q^( unb bie (Erlaubnis jur SMtbung eine« greiforp« erhielt. 
Die folgenben Operationen führte er in ber ©reifenberger 
©egenb au&, bod) toar er nid)t immer oom ©lud begünftigt 
unb erlitt mehrere SWale ©floppen, fo bei ©targarb unb 
Sftaugarb. £rofcbem oergrögerte fidf) feine ©df)ar, unb ber 
ftönig beförberte i^n jum {Rittmeifter. §Rad)bem ©d)ill bann 
am 12. Slprif 1807 in glü<flid)em Äampfe bie SKaifu^te bei 
Äolberg gegen einen angriff ber granjofen öerteibigt l)atte, 
trat er mit ben ©dfjtoeben in Unterljanbtung, um biefe für 
ben Äampf gegen Napoleon gu begeiftern. (Er begab fid) 
nad) Stnflam, ©tralfunb unb nad) SKalmö, too er aud) mit 
bem öon Äönig 3ft* el)r td) ©illjclm m. als Unterljftnbler 
abgefanbten Oberften bon ^ünerbetn jufammentraf. $n 
Äolberg nmrbe injtoifdjen ber bamal« 45 ^aljre alte SKajor 
©netfenau ftommanbant, unb biefer reformierte aud) ba£ 
©djtflfdje florp«, in welkem fid) Diele gud)tlofe (Elemente be* 
fanben. $m übrigen urteilte ©neifenau nidf)t aüju günftig 
über ©d)ill. (Er f)ielt tf)n für einen mutigen unb fd)netl ent* 
fd)loffenen SKann, ber aber feine ftfttyigfeit befaß, um ein 
groger fjelb^err ju fein. Da« ©eljeimni«, auf loeldjem ©d)itt8 
groger perfönlid)er (Einflufc auf feine Umgebung beruhte, mar 
bie tym angeborene ©abe ber {Rebe. 



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24 Serid&t über bie Serfammlungen. 

%laü) bem Stttfttcr ^rieben würbe ber ingwifd&en gum 
SKajor beförberte ©djitl mit SBlüdjer befannt, melier als 
©ouberneur t>on Sommern feinen SBotynftfc in Xreptoto a. SR. 
Ijatte. 3m ^re 1808 war ©$in in Königsberg unb 
würbe t)ier Dom JJönig unb Don ber Königin empfangen. 
Der Äönig war i^m fortgefefct günftig geftnnt unb gewährte 
ifym, baß er narf) bem äbguge ber ^rangofen au& Serlin am 
10. Degember 1808 ate erfter Dffigier in JBerlin eingog. 
Die aufnähme, bie ©d)iü bei biefer Gelegenheit in ber £aupt* 
ftabt fanb, war eine überaus begeiferte unb tyiett mehrere 
läge an. aber gerabe biefe über (Erwarten große SSolfSgunft 
in 23erbinbung mit ber tfiniglidjen #ulb wirlte auf @d)ifl 
in einer SBeife, baß fein ©elbftgefütyt bie gewöfynlidjen Orengen 
berließ. 

HnfangS hoffte ©d)iü auf ©neifenau, baß biefer etwa* 
gur Befreiung be$ S3aterlanbe$ unternehmen werbe. %n 
Sommern wirlte eine „©efettfdjaft ber S3aterlanb$freunbe" in 
fttynftdjer SBeife, wie im übrigen Deutfdjlanb ber lugenbbunb. 
Der äfofftanb ber Öfterreidjer im ^afjre 1809, ber SBiber* 
ftanb ber ©panier gegen bie granjofen unb ber üon Dörnberg 
organifterte Hbfaß be£ ÄfinigreidjS SBeftfaten braute aud) 
©d)iü* «plane gur Steife, »m 28. «pril 1809 gog er mit 
feinem #ufaren*9?egimente au$ JBerlin gum £aüefd)en lore 
l)inau$ unb begann nun feinen für aQe Reiten benlwflrbigen 
3 U 6 9*0™ M* fnmgöftfdjen Unterbrücfer. Wittenberg, ftaüt, 
SBernburg ftnb bie erften ©tationen feine« ßugeä. Waä) bem 
©efedjt oon Dobenborf am 5. SKai wanbte er fid) norbwftrt«, 
ba bie günftigen 93orau$fefcungen, unter welken er ben $ug 
unternommen l>atte, ingwifcfyen ade fel)Igefd)tagen waren. (Er 
mochte fdjon jefct einfefyen, baß ba« gange Unternehmen ein 
^ßgriff gewefen war, unb fu$te fid) ba^er uad) Sorben 
fyin an bie Äüfte gu retten, um ftd) ben (Englänbern in bie 
rettenben Slrme gu werfen. 9iad)bem er am 24. 2Wai baä 
glüdlidje @efed)t bei Damgarten geliefert Ijatte, fyielt er am 
folgenben Sage feinen ffiingug in Stralfunb. (Er fjatte bamal* 



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Script über bic Cerfammlungen. 25 

1290 3Äawt bei ftd) unb fudjte in ber Site bie SefeftigungS* 
teerte Don ©tratfunb mieberfyerjufteflen, um biefe ©tabt ju 
einem jmeiten ©aragoffa ju matten. Der 93erfud) fd)lug 
fe^t. Sit« bie gfranjofen, ^oll&nber unb Dänen am 31. SKat 
bor ber ©tobt erfdjienen, marb biefetbe oon ifynen genommen, 
unb ©d)ill ftarb in ber ftftljrftrage ju ©tratfunb ben ©olbatentob. 
Der größere £eil feiner 9Äannf$aft geriet in ©efangenfcfyaft; 
11 gefangene Offiziere mürben in ffiefet erhoffen. Qtotx 
Äommanbo« entfamen; bie Dffijiere berfetben mürben fpftter 
bor ein flriegSgeridjt unter SBlüd&er« ©orfifc gefteüt unb teitö 
jur Äaffation, teil« ju 3feftung3ftrafen öerurteift. Dod) tft 
jjerüorjuljeben, ba% faum einer ber ©djiflfdjen Offiziere, bie 
mit bem geben baoontamen, bauernben ©djaben burrf) [eine 
leilna^me an bem £uge wßtt- %Mn 14 öon 52 Dabon* 
gefommenen mürben ©enerate. 

Äfinig $riebri(^ SBityelm HI. mar öon Anfang an 
überaus ungehalten über ©djitt« eigenmädjtige« ©orgeln. 
$n bem Armeebefehl t>om 8. 9Äai fanb er nid)t ©orte 
genug, um feine SWißbifligung über ©djill« Unternehmen 
auSjubrücfen, unb biefetbe Meinung liegte bie Äönigin Suife, 
bie ©d)ia im Qaljre 1808 eine üon if)r fetbft geftiefte Srief* 
tafrfje gefdjenft tyatte, in ber bie ©orte getrieben maren: 
3für ben braoen #errn mm @^iß. Suife. 

Da« Urteil, meines mir jefct über ©d)itt fußen, tagt 
fid) etma fo jufammenfaffen: ©djifl mar ein SKann oon 
lömentü^nem auftreten mätjrenb ber ^aljre 1806 unb 1807; 
bie 33olfSgunft unb bie !önigltd)e Jpulb ber ftolgejeit brauten 
tt)n au« bem inneren ©teidjgemidjt, mie aud) bie ßeitlaufe 
im Anfange beS $al)re$ 1 8 ^9 iljn bermirrten. ©o unternahm 
er ben $ug öom ^P x ^ uttt) 2M 1809, ber auf einem 
ferneren Qrrtum, einem £reubrud), beruhte. SSBir merben aber 
ben ^rrtum begreif(id) unb barum auä) in gemiffem ©inne 
berjeifylid) finben. 



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26 Siteratur. 

tfttenitor. 

3f. ffiorm. Ut bc möndjgauber ©pinnftuw. »Herljanb ©agen 
imb Serielles in ptattbütfäer 5Ü?unbort. ©rcifswalb, 
fr »arwolff, 0. fr 32 ©. 8°. 

£)er in 2Ut*3tebbebifc auf SWöndjgut wotjnenbe SJerfaffer, bcr 
fid) als plattbeutfdjer ©djriftftefler bereits einen 9?amen gemacht tjat 
unb bor fünf Sauren feine „Sttöncbguter Silber" unb batb barauf 
bie „SDWndjgauber ©paufgefdjtdjten" erf feinen lief?, liefert unS in 
bem borftetjenb genannten 2öerfe „Ut be mönebgauber ©pinnftuw" 
einen neuen ^Beitrag $ur (SrtenntniS ber öolfStümlicben Sefonber* 
Reiten, an welken bie §albinfel 3Köncbgut reifer ift als anbere 
leite StügenS unb Sommern«. ®S ift tauter gutes, alteS 3Katerial, 
WelcbeS 2Borm unS in biefen ©rgö^lungen Dom ^uf unb wilben 
Säger, in ben ©djafcfagen, ©jmfgefdjidjten u. f. w. mitteilt. 8m 
rotdjtigften btirften bie „tmei ©efcbidjten öon ben SWacbtjäger", ©. 22 ff., 
fein, in freieren ber wilbe Säger beactebnenberweife noeb unter bem 
altertümlichen 9?amcn „be 2Baub" auftritt. Slucb bie am ©cbluffe 
beS ffierfeS überlieferten ©eemannSersätjlungen finb öon SBicbtigfeit. 
^ebenfalls bürfen wir bem Serfaffer unferen Dan! auSforetben für 
baS neue 2Berf, weld&eS gewif? aud) unter ben fremben 93abegäften, 
bie im ©ommer in ben SWbndjguter Sabeorten ©obren, $bie§ow 
unb SSaabe au weilen pflegen, manchen i'ieb&aber finben wirb. 

Dr. 8. §aa&. 



yaul 2)2 c r i d c. SBalbemar ber ©ro&e, SWarfgraf t>on 
Sranbenburg. I. £eil. 33ranbenburgS auswärtige $otitif 
Don 1303 bis 1308 bis jum Stöbe beS SWarfgrafen 
Otto IV. Differtation #a(le a. ©. 1902. 

@S ift notb ntcrjt lange ber, bafj in ber allgemeinen 2>eutfd)en 
93iograpbic öon ©ommerfelb feinen äbrifj ber ?ebenSgefcbicbte beS 
legten SlSfanierS oeröffentltcbte, eine Arbeit, bie awar auf wiffenfdjaft- 
licbe SBürbigung Slnfprucb bot, aber boeb au fürs ift, um bie oor* 
tjanbene gro&e ?ücfe auSaufütten. SWoericfe oerfuebt nun aud& bieS; 
baS ift erfreulich, unb boffentlicb bleibt er nidjt, wie eS bei fo mancher 
berartigen arbeit gefdjiebt, in ben Anfängen fteefen. 9?atürlidt) t)at 
SBalbemarS Seben aud) für bie pommerfdje ©efdjicbte bob* Sebeutung 
gebabt, bireft unb inbireft. 2>aS tritt fdjon in biefem erften Slbfcbnttt, 



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Literatur. 27 

bcr bic 3cit bor bcr Slfleinljerrfdjaft be8 2Rarfgrafcn beforicfct, bcutlid) 
gu Sage. 3nbcffcn tmrb c8 bod) nidjt gang leidjt fein, überall ben 
3ufammenljang oljne tiefere ©tubien gu erfennen. ÜDie ^Begleitungen 
gnrifdjen 93ogi8latt), 2Blabt)3latt> Softief, betn Sifdjof ©einriß öon 
SBadjljols, ben öerfdjiebenen mecflenburgifdjen ©erren unb ben 2Rarf= 
grafen ftnb fo öcrtöicfelt unb fo mannigfaltig, baf? e8 int SRa&men 
einer furgen SMffertation taum möglich ift, fie grttnblidj unb flar 
bargulegen, o&ne babei fcier unb ba fehlzugreifen. ®en>if? Ijat äRoericfe 
unfere Äenntntö tüefentttd) bereichert, namentlich burdj Suftoeifung 
be8 Sufammen^angeS ber pommerfdjen mit ben mectlenburgifdjen 
$änbeln, aber namentlich bic fcfyttrierigcn oftyommerfdjen fjragcn ftnb 
bod) nur in großen 3ügen bargelegt. 2Benn au$ ber angeblich öon 
1300 batierten Urfunbe beä »ifdjofS ©einriß betreff« ber SBifdjofS* 
Pfennige ber ©tabt SKoerenberg, auf eine SSorliebe be8 SBifd&ofÄ 
$einri$ für ben Knaben SBalbemar geföloffen wirb, fo erlebigt fiefe 
ba$ qui pro quo burd) ben §inttei$, baf? jene Urfunbe tljatfäd)lic$ 
erft öon 1312 ftammt. 

(gbenfo öerunglücft ift bic Se&auptung einer grofjen 2lu8- 
beljnung ber aSfamfdjen §errfd>aft bi3 nadj SRafel; bie Ortsangaben 
ber betreffenben Urfunbe beS Cod. dipl. m. Pol. II, 261 finb — 
nidjt o&ne glfidjtigfeit — gang falfd> gebeutet. ($ermann8borf = 
$crmann8fjof liegt toeftlidj öon SabeS unb niefct bei SRafel.) 3n* 
beffen finb ba8 Äteinigfetten, bie fdjon mal mit unterlaufen. äBefent- 
lieber erfdjeint mir, baf? boefc bie neuefte Literatur nidjt in bem 
rofinföen8tt>erten 2Wafje benufct ift, trofc beS SobeS, ba» ber Referent 
in ben gorfdjungen gur branb.^preug. ©efc^ic^te XVI, 279, ^ßriebatfd) 
gcrabe in biefer $inftd)t bem SSerfaffer guertennt. SBeljrmannS auf- 
fafc über ben branbenburgif djen Angriff auf Äamin 1308 unb mandjeS 
anbere, nw8 er au§ ben ÜRonatSblättern ljätte erfeljen fönnen, ift 
nidjt berüdfidjtigt. $>aljer Ijat SWoericfe audb nidjt genügenb geflärte 
SSorfteUungen über bie SJer^ältniffe an ber neumftrfifd^ommerfdjen 
®renge. Seiber ift bad 33ud) audj öon öorn&erein auf ben paneg^* 
rifdjen Ion geftimmt; toenn 3Roerirfe erft im Slnfang feiner 83er» 
öffentlidjung fte&t, ift er bann fd>on gang fieser, baf? er berechtigt ift, 
feinen gelben als „®ro§en w gu begeidjnen? 3d& erlaube mir einige 
gelinbe 3ttmH Äucfc eine Steigung gum geuiüetonftil fällt un- 
angenehm auf, fo <5. 67: 2>a8 ®nbe biefed SRonatS brachten bie 
ÜRarfgrafen bann auf i&rem 3oßbfd)loffe SBerbeflin gu, um ftd& fcier 
öon ben ©trapagen beS ÄriegSgugeS gu erholen! SRad&tüciSbar finb 
fie bort am 21. unb 30. SRoöember. 

©enriffenljaftertüeife fcaben wir bem jungen $iftoriter unfere 
©ebenfen rtic^t öorent&alten »ollen; btö aber fjtnbert un8 nic^t, un« 



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28 Sitcrotur. 

be8 8üd>tein8 gu freuen unb bie Hoffnung gu fcegen, baß e« fid& gu 
einem tüchtigen 95ud&e unb ehtcr toertDoHcn ©erefd&erung unferer 
Siteratur über bie fo intereffante $eriobc auStoadtfen toirb. 

Don biegen. 



ÜK. Don Stojentin. SluS Sommern« #erjogStagen. Äultur^ 
gefdjtdjtlidje SBitber au$ ben legten 100 ftaljren pom* 
merfdjer Selbftftnbigfeit. 2Wit fünf »bbilbungen. Stettin. 
#err<fe & Sebelmg, o. Q. 

3)iefe bem Sorfifcenben unferer ®efeflWaft genribmcte Samm- 
lung enthält \tdfi bereit« früher, gum leil in unferen 3«tfdjriften 
veröffentlichte, gum leil erweiterte ober umgearbeitete Sluffäfce fultur* 
gefdjicfctlid&en 3nljalt$, bie und in bie lefcten 3afcre ber pommerfdjen 
$ergog8geit führen. Sie fhtb alle au8 forgfftltigem Stubium ber 
Elften ertoad&fen unb legen oon neuem Don bem gleite unb ber 
®rünblid&feit be8 Serfaffer* 3*ugni8 ab. Slud& Derftc&t er angieljenb 
unb lebenbtg gu ergäben Don ben Suftänben auf firdjtidiem, fogialem 
unb gefeUfd&aftlid&em ®ebietc. ©inen tiefen SBlirf in bie geiftigen 
3uftdnbe be$ 8anbe8 läßt un$ feine StarfteHung be$ $ejen* unb 
3aubertoefen§ in Sommern big gum 3a&re 1637 tun. So toenig 
9?eue$ audj (Srgäljtungen Don $eyenprogeffen nod& gu bieten Dermögen, 
fo ifi eine me&r gufammenfaffenbe SBcfcanblung biefer traurigen Ser- 
irrung be« menfd&tid&en ®eiffc3 immer tcfareid). §ür bie ®efd>id&te 
be« $ergog«fymfe$ ift Don 3ntereffe bie (Srgä&tung Don ber Der#tagni8» 
Dollen Shrautfdiau, bie gu bem tragifd&en ©nbe be$ ÄangterS 3a?ob 
Don 3i6cttife führte. 8e&rrcid&c Äulturbitber au« bem gnbe be$ 
16. 3fa^unbertÄ bieten un§ bie ®arfleflung Don einem &mbfriebenS- 
brücke in $interpommern um 1582 unb Don einem SRed)t8ftreite 
gtoifd&cn Ätrdjeupatron unb Äonfiftorium, ber aUerbingS Don toeniger 
allgemeinem 3ntereffe ifl Stogegen werben unfere Sefer gern bie 
ffirgft&tung Don ben abenteuern be8 itatienifdjen ®rafen Stroggi in 
ber Sammlung toieberfhtben. 9?amenttid& aud& für bie ®efdjid&te 
pommerfäer gamitien finb Don SBidjtigfeit bie SKitteilungen über 
bie (grb&ulbigung ber ^interpommerfdjen Stänbe bei bem SRegierungS* 
antritte 99ogi«tato8 XIII. 3n größerem Umfange finb fie in ben 
Saltifd&en Stubien (5R. g. V, S. 29-97) abgebrucft. 

<£ine3ierbe be8 fäön au$gefiatteten©ud&e$ finb bie betgegebenen 
Slbbitbungen, bie ein Stegettoappen ber pommcrföen $ergoge unb 
Porträt« ber fcergoge »arnimS XI., $$itipp« I., Sofcann Sriebric&S, 
(Brnft SubtoigS unb ©ogidlatoSXUl. bieten. 3)ie Silber ber Dier guerft 



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Zotigen. - föefotution. 29 

genannten Surften flammen au§ bem Berühmten 8$ifterung8budie 
$$iliw& IL unb fmb biS&er nidjt üeröffentlidjt. SBoljer ba$ »Hb 
SoßiStatüS XIII. flammt, fagt ber SSerfaffet beS »ucfceS leiber nidjt. 
©einem SBunfdje, burd> biefe Sammlung bagu beizutragen, 
ba% bie (Erinnerung an bie alten $ergoge ^ßommernS neu belebt unb 
erhalten »erbe, fdjliefcen mir und gern an unb hoffen, ba$ ba8 Sud) 
gafclreidje Sefer finben wirb. M. W. 



»otiftett* 

3n ben üon 3. SWenabier betriebenen mdrfiföen 2>enar» 
funben t>on Säffiß unb üon $irfd>felbe (3eitfd&rift für 9?umi8mati? 
XXIII, ©. 222—272) fmb aud) niefct toenige *>ommerfd>e ©türfe ber 
§ergoge 99ogi8latt>3 II. unb 89arnim8 L, fotnie ber ©tobte Inflam, 
©entmin, ®oHnow, Äolberg, ^afewalf, Sfyrifc, ©targarb, ©tettin, 
©tralfunb, Ufebom neben unbeflimmbaren enthalten. S9eibe fJunbe 
flammen au$ ber 3*ü balb nadj 1300. 



9tefofttttott 

sur Pflege unb gur 6rfd>liefrong ber Heineren beutfdjen Slrdjtoe, 

befdjloffen auf ber 3aljre8berfammtung 

be8 ®efamtt>erein8 ber beutfdjen ©efdjidjtS« unb 8lltertum$t>ereine. 

fcfiffelborf, 24. September 1902. 

S)ie 3a$reSt>erfammlung beS ©efamtoerein« ber beutfdjen ®e* 
fdjidjtS* unb SUtertum8t>eretne foridjt allen ben Äörperfdjaften, meiere 
e8 unternommen fcaben, bie einer fadjmftnnifd>en Seitung entbe^renben 
Slrdjtoe i&reS SegirfeS foflematifä auf ifcren 3nljalt unterfudjen gu 
laffen, i&ren toftrmflen 3)anf für bie baburdj ber ©efdjicfctSforfdjung 
geleifleten ®ienfle au8 unb bittet augleid), ba$ begonnene SQSert fort« 
gufefcen unb womöglich bie ©rgebniffe üoHftönbig gu beröffentlidjen. 

Srerner gibt fic ber Hoffnung unb bem SBunfd^e SluSbrud, ba§ 
au$ in ben SanbeSteilen, tuo eine Unterfudjung ber fleineren ärdjtoe 
notfc nidjt in Singriff genommen tuorben ifl, bie berufenen Vertreter 
ftdj balb ernfllidj mit ber fjrage befdjdftigen, ttrie eine foldje in bie 
SBege geleitet werben fann. 

Site geeignete feiten« ber ©eföidjtSüereine gu ergreifenbe SDtafc 
nahmen bürften etwa folgenbe ©dritte gu betrauten fein: 

a) in ben SJerfammlungen ber ®efd>id)t$t>ereine immer toieber 
auf bie 2Bid&tigfeit ber fleineren Srcfctoe unb i&rer (Srföliefmng l>tn* 
guweifen unb gur Bearbeitung iljrer 3ft&entare aufguforbern, 



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30 9tefolution. — 3un?adj8 bcr Sammlungen. 

b) in ben 35eretn3aeitfc6riften unter bcn iüiiägeUen regelmä&ig 
über bett 3nljalt einzelner Slrcfjtoe Stfitteilungen $u öeröffentlidjen, 

c) bie fiaatlidjen unb firdjlid&en Oberbeljörben gu entfpredjenben 
Slnorbnungen (Drbnung, Sergeidjnung, fotoie feuerftdjere unb troefene 
^ufbettmljrung) in i&rem Slmt$bereid)e anguregen, 

d) ©ergeidntiffe ber im ^rtüatbeftfe beftnblidjen ärdjtoe an* 
gulegen unb namentlich ben Slbel gu öeranlaffen, bie 9lrd)it)e, bie gu* 
gleich ba8 ÜRaterial für bie ©efdjidtfe ber eingehen ©efdjledjter liefern, 
burdtforfdjen unb inDentarifteren gu taffen. SSenn bie ©efdjidjte* 
Dereine babei bie für eine foldje Sätigfeit geeigneten ^Jcrf onen namhaft 
madjen, werben fte ber <Baty felbft bett größten 3)ienft ertoeifen. 



I. aWufcunt. 

1. ©ine gtoeiljenflige Urne, ca. 22 cm $odj, toeitbaudjig, nebft 3)etfet* 
rcflen gu berfelben, gtoei ©pinnttrirtel, Fragmente einer eifernen 
Wobei, ein Srongebraljtring unb Srudjjrücfe eines foldjen, ge= 
funben in einem ©rabe (©teinfifte) füblid) be8 Dorfes ®ro§* 
©d&önfelb, ÄreiS ©reifenljagen, auf bem SWer be8 Sauerljof* 
bcftftcrö ©an Ott) in ®rofh©cf)önfelb. ®efd)enf beSfelben. 
3.*9h. 5233. 

2. ©ine gro§c, grünliche ©laSperle (römifd&), 3 cm im IDurdjmeffer, 
gefunben im Surgtüafl an ber $erfante gu 3w)«lipp, Äretö 
Äolberg*J?örlin. ©efdjenf be« ®tynnaftal*3eidjenlei)rer8 SKeier 
in ßolberg. 3.*9fc. 5233. 

3. @ine ginneme 2>ecfelfanne, 18 ! /> cm Ijodj; im ©oben iftber 2lb* 
bruef einer ÄreugigungSgruppe mit 9Waju§felinfd)rift angebracht, 
©efäenf be« 2Kagiftrat8 gu ©tettin. 3.-9?r. 5235. 

4. (Sin fceflgraueS, poliertes fjeuerfteinbeil, 14 1 /» cm lang, 6 8 /i cm 
©djneibenbrctte, fteuerfteinfplitter, gtoei Srongebraljtringe, 93ronge* 
fragmente unb tiefte einer eifernen 5Rabel, ein einljenfligeS 93ei* 
gefäf?, 5 1 /» cm Ijocf), gefunben, begru. ausgegraben in ©djönenberg 
bei 8angig, SfreiS ©djlatoe, t>om ?eljrer 2B. SRüncfcott) bafelbfi 
3.«9?r. 5237. 

5. ©ine ©ronge«©peerfpifce, &1 X \* cm lang unb eine 95ronge*©peer« 
fpifce, 23 cm lang, beibe mit ac&tfantiger SRittelrippe, neben* 
einanber im (Srbreid) flecfenb, auf ehemaligem ©eegrunbe in 
SJarningSfcof bei SKanbelfoto (Stettin), ©efd&enf be3 ®ut8* 
beftfcer« fjrang be la 33arre in SBamingSfjof. 3.«9tr. 5230/1. 



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3utt>ad>$ her Sammlungen. — Sieridjtigung. 31 

6. (Sitte 16 cm lange, &oflänbtfd&e SabafSbofe au3 ÜÄefftng, mit 
Slbbilbungen Don Jieren unb eingeritten Snfdjriften. 18. 3a&r* 
fcunbert. ®efd>enf be8 ^aftor Sottfe in Stolp t>om Sdjloffer* 
meifter £>. »ö&nfe bafelbft. 3=^- 5232. 

7. ffitn üierfclbigeS äBawenfäilb, 17 1 /* cm &od&, 14 cm breit, au8 
3inn. ©efdjent be8 U&rmacfcerS £. @tofelee in Stettin. 
&*Wr. 5237. 

IL »tbtiottjef. 

1. 3)rei§igfter 3a$re8berid)t be£ roeftfeitiföen <Promnaial=93erein8 für 
Sßtffenfc&aft unb Äunft. ®eföenf beS ®ef>. SRegierungSratS 
Sutfd) in Sertin. 

2. ^ßommerfdjeS Urfunbenbud) IV, 1. ®efd>enf be« Äöniglidjen 
Staat3arc$iöe8 ^u (Stettin. 

3. ÜRitteilungen über bic ®efdn'djte ber fjamitien Stofenoro, 9k. 17. 
®efdjenf be8 $erau3geber3 ^rebiger ?. SRof enoro in ftttfi D.^r. 

4. 2)er Stettinev ^ferbemarft 1873-1902. 3ubi(äum§ * SUbum, 
herausgegeben öon bem Komitee be8 Stetttner ^5ferbemarfte§. 
©efdbenf be$ ÄonfulS §. ©gröber in Stettin. 

5. 3. ÜKeftorf. tluS ber norbifd&en Literatur. Referate. S.*«. 
au« bem Srdube für «ntfroDologie XXVIH. ®efäenf ber 
Serfafferin. 

6. geftfäriften gur ®enerafoerfammlung be3 ®efamtt>erein$ ber 
beutfäen ®efdjid)t8= unb SlltertumSoereine gu ÜDüffelborf. 1902. 
®efdjenf beS ®tynnaftalbirertor8 $rof. Dr. Semcfe. 

7. Seftgabe sur Seier ber HOOjäljrigen ®rünbung SBerbenS unb 
feiner lOOjä&rigen 3ugc$örigfeit $u $reuf?en. 1902. ®efäenf 
beS fciftor. 2$erein3 für baS ®ebiet be3 ehemaligen ©tifte« SBerben. 

8. Safcrfetbt unb SWiecf. SDer ©atfftlberfunb üon SUejanberljof. 
^renglau 1902. ®efd>enf ber SJerfaffer. 

9. 3acob üon ÄönigS^oöen. Chronicon universale et Al- 
saticum, ed. a Johanne Schiltero. Strasburg 1698. 

10. 3olj. 2)?id). #einecciu§. Antiquitatum Goslariensium et 
vicinarum regionum libri VI. Francof. ad Moen. 1707. 
9 unb 10 ®cfdjenfe be8 SlmtSborfteljerS 2Befte in Stettin. 

11. 5. 33oe^mer. Seiträge gur ©efdn'djte ber Stabt Stargarb 
i. ^ßomm. 2. $eft. Stargarb 1902. ®efd>enf be8 »erfafferS. 



öeri^tiftunft 

$n ber SKitteüung über ben SEobeStag ber 2RedjtUbe ift 
auf S. 5 öerfeljentlid) groeimal ber s Jtame ©tifabetlj gebrueft roorben. 
63 mufc natürlich 2Red>tilbe fceifjen. Sie ftarb am 12. 3uli 1331. 



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32 2Rittettungen. .- Snfeatt. 

W 1 1 1 c i I u a ß e n. 

3u orbcntlidjen äRitgltebern ernannt: (Earl $iper, 
Direftor ber SReuen Dampfer «(Eompagnie, Direftor g. 89lume, 
Direftor glo^r, Direftor 3immermann, Direftor Äarl ©raffe 
in (Stettin, Scljrer ©ermann 8o|m in ©toty i. $om., ©teuer« 
Snfoeftor SBaUmutfe in ©nrinemfinbe. 

©eftorben: Sudjbrucfereibeftfcer Dunfer in ©tettin, Direftor 
8L Surfet er in Stettin, Sfyotfeefenbefifcer §a&n in $ornburgam 
£arj, ©tabtbibliot&efar Dr. SWünfter, ®e&. 3uftisrat ©djmibt unb 
^rofeffor $itfd) in ©tettin. 

Die »ibtiot&ef (Äönigt. ©taatäardjto, flarfutföftaafje 13) 
ift geöffnet ÜRontagS t>on 3—4 unb Donnerstag« öon 12 bis 
lil(r, Anwerbern tuirb ber Sibliotbefar tuä&renb ber Dienftfhmben 
be8 Slrd&it>8 (öon 9—1 U&r Dorm.) äBünfäen betreffenb Senufcung 
ber Sibliot&ef nadj ÜWögtidjfeit entforedjen. 

Die neu eingegangenen 3*itfc&riften liegen im SibliotljefS* 
simmer $ur ffiinfidjt au8. 



$a# Vtufeutn MeiW to&lptit* **# »toter* *t« 
fftl*fft»< 

Äonferfcator ©tubenraudj wo&nt ©o^enjoflemfhage 5. 

JTünflt IBrofammlung am 8onnaßtn&, 5tm 
21* fltßtma» 1988, 8 Ufa im BtßUotfafoiimmw 
5ts löminsfjaufts: 

1* §ttv ^rdjhwflipetrt Dr. Heinemann: 
Unit jtommerfdjett Itrbtwbettbödjertt* 

2« $evr Urofrffor Dr. Wehrmann: $ttt 
rljrinifdjer gttttrattiß in $ommttn> 

Inhalt 

Sine Snorbnung be$ £erjog8 $I)iliW I. Dom Safere 1609. — 
Mitteilungen au« bem ärdjiöe ber ©tabt ©targarb. — Seridjt über 
bie SSerfammlungen. — Literatur. — SRotiaen. — SRefolution. — 
3utoad)$ ber ©ammtungen. — 33eridjtigung. — ÜKittcitungen. 

tjür bie SRebaftion öerantmortlicfc: $rofefforDr. ÜR. SEBefermann in 
©tettin. Drudf unb Sertag Don $errdfe & Sebeting in ©tettin. 



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M 3. 1903. 

pionotöblättcr. 



herausgegeben 
&on ber 

©efeüfönft für ^ommetf^e ©eföidjte 
uttb $ütertttm$funbe» 

Dft 9t**tnuf MI 3»tftftef Mefe? Wonttiaitttttr in wttet Dtte!Un*»ga*e 

geflttttet. 

YYYYTYYYrrYYY N nr^rnnnnrnnni — rYYY^YyYY^YYYYYYYYYTr^~ • ^ 

ÄtdnMflengrftber in £a$g, trete Beigarb. 

Huf SScranloffung beS $aftor3 SB cd mann ge^t und 
öom Oberprimaner ©alter Älar unb beffen SBrübern burd) 
ben SSater berfetben, ben ©uperintenbenten ©. Ätar in 
SBelgarb a. ^erf., nac^fte^enber SBertd^t ju: 

»m 2. unb 4. Dftober 1902 bedten wir in ber SWäljc 
öon Saftig, ÄreiS SBelgarb, oier ©teingrftber auf. 3fn ber 
92ft^e biefer ©teüc mar ein funftooü gearbeiteter unb ge- 
glätteter ®ranitftein gefunben worben, ber ju ben ©rftbern 
toofyi in feiner SBejieljung ftanb. Sr mar freiSförmig mit 
einem 2)urd)mcffcr toon 7 cm. 3)urd) bie SKitte beS ©teinc« 
ging ein runbeS 8od), ba$ einen $urd)mef[er an einer ©eitc 
oon 2,6 cm, an ber anberen öon 2 cm tyatte. 3fos Keinen 
lonjentrifcfyen SRingen an ben ©anbungen beS 8od)e3 läßt 
fid) fliegen, bafc in iljm ein anberer ©egenftanb gebre^t 
würbe. 9ttd)t weit tum ber gunbftfitte &"(*$ ©teineS ent* 
fernt befanb ftd) am SWorboftabfyange eine« jiemtidj tfoltcrt 
bafteJ>cnben ©anb^ügete eine ÄieSgrubc, in ber man auf 
Urnen geftofjen war. ffiir fanben bortfetbft nod) oereingette 
Urnenfdjerbcn. 



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34 ©temfiftengraber m 8ofcig, ÄreiS Selgorb. 

Die eigentlichen ©teingräber tagen auf ber #öl>e be« 
#üget« unb jum Seit aud) auf ber Neigung nad) Dften. 
SBei bem ©rabe, ba« wir gunädtft aufbedten, ftießen mir 
guerft auf etwa fopfgroße ©teine. Diefelben umgaben bie 
Dedplatte ber ©teintifte, bie aus einem wof)l eigen« gu 
biefem Qxotdt guredjt gehauenen ©teine beftanb, ber etwa 
20 cm tyod), 50 cm breit unb 70 cm lang war. ©eine 
Oberfläche lag einen guß unter ber (Erbe. Unter biefem 
©teine fafjen wir gunftdtft nur ©anb. SBatb bemertten wir 
jebod), baß biefer ©tein auf toter anberen rutyte, bie il>m 
äljntid) waren unb fenfredjt ftanben. ©ie bilbeten mit* 
einanber ein Quabrat. SWad&bem wir ungefähr 15 cm tief 
in ben ©anb gebrungen waren, ber bie ©teintifte unb ben 
oberen Seil ber Urnen au«füöte, ftießen wir auf ben einen 
Urnenbedel, ber gerbrodjen unb gum Seit in bie Urne gebrüdt 
war. $n bem ©anbe, ber ba« ©effiß umgab, fanb fid) ein 
üoüftftnbig oerroftete« ffiifengerät oon 5,i cm Sänge. Der 
Stiel unb ber obere Seit, ber au« gwei bid)t nebenetnanber 
laufenben breiedigen platten mit je gwei SBudetn beftetyt, ftnb 
burd) einen SBrongering ooneinanber getrennt. Die Urne 
war etwa 30 cm Ijod); ber größte Durd&meffer in ber 9ftitte 
betrug ebenfaß« 30 cm. Der ©oben war fdjief unb würbe 
außen burd) eine runbe, ebene ©djeibe angebeutet. Der 
föanb ber Öffnung, bie im Durdjmeffcr etwa 15 cm maß, 
war narf) außen gebogen. Der in ber SWttte gewölbte Dedel 
ragte mit feinem biden föanbe über ben ber Urne l)erau$. 
Der Durd)meffer be« Dedel« war etwa« Heiner al« ber 
be« Soben«. Der Dedel unb bie ftnnenfeite ber Urne 
waren geglättet, bie Slußenfeite nur an bem oberen Seile. 
Die Urne geigte Weber £entel nodj SSergierungen. ©ie ftanb 
auf einem flauen ©teine, ber etwa« größer al« ber SBoben 
war. Oben in ber Urne befanb fid) ©anb, barunter lagen 
Änodjen, bie ben größeren Seil be« Staunte« einnahmen. 
Diefe Anoden waren weiß, gum Seil aud) angeföro&rgt. 
©d&mudfadjen ober ©eräte fanben fid) nidjt oor. Die 



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©teinfifiengr&ber in üafcig, ÄrciS ©elgacb. 35 

freigelegte ©tctnfiftc tyatte feinen befonberen ©oben; ftc maß 
in ber ©reite, Sänge unb #öl>e etwa 50 cm. 

Sei beut ^weiten ©rabe, ba$ fid) öon bent erften nur 
baburd) unterfdjieb, baß bie fenfredjten Steine ein fonglidje* 
flfted)te<f bilbeten unb ber ©oben mit Keinen Steinen ge* 
pffaftert war, (ag ber Dectftcin jutn SCeü an ber <5rb* 
oberflftdje. 5Da$ ©rab lag an ber Steigung be$ £>ügete, 
unb fo ift wol)l mit ber grit ba* ffirbreid) t>on beut De* 
fteine abgefault worben. ^n biefer Äifte ftanben jwei Urnen. 
Die Urnen waren nidjt fo breit wie bie erfte, unb tyre 
größte ©reite lag etwa« über ber SWitte tyrer fybty, fonft ent* 
foradjen fie ber erften. Der eine ffianbftein I)atte ßd) etwa« 
auf bie ©eite gelegt unb bie eine Urne breit gebrüdtt, fo baß 
fte beim ©loßtegen fofort jerfiel. Q[n beiben Urnen lagen 
auf ben Änodjen Keine ©tüddjen oon ©ronje mit ^latina* 
äberjug. ffiimge trumme bral)täl)nlid)e ©tüddjen fdjienen 
oon einem {Ringe Ijerjurütyren. an ben anberen ©tüden 
war nid)t« befonbere« ju ertennen. Unter ben Anoden ber 
einen Urne fanb fid) ein auffadenb Keiner ©adenja^n mit 
jwei SBurjeln. 

Die beiben anberen ©teinfiften Ratten feine Dedplatten. 
Q[n ber einen befanb fid) eine, in ber anberen brei Urnen. 
$n beiben gäüen waren bie Urnen fdjon ftart befd)ftbigt unb 
jerbrfidt, fobaß man bie Urnenmaffe Don ber (Srbe bi$* 
weilen taum untertreiben tonnte, (SS ließ ftdf) fjier alfo nid)t 
oiel feftfteüen. SDtetaögerftte fanben fid) nid)t oor. 

9Ue oier Äiften waren etwa 5 m boneinanber ent* 
femt. Die ©eitenwftnbe aller waren in gleicher Stiftung 
aufgeführt. 

Seiber tonnten wir nur größere unb Heinere Urnen* 
fdjerben bergen. 



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36 2JKttetlmtgen avß bem Jln&toe bcr ©tobt ©tatdarb. 

MtteUmtgeit ans bem Tlt^ioe ber StaM 
Stargorb. 

Sott 8- Soe^mer. 

(8fortfefcung.) 

80. 1492, Deg. 15. ^afob SRMe unb fein ©oljn $eter, 

anfd&einenb au« Dato», berfaufen bettt Hugufiinerflofter gu 

©targarb eine {Rente. SJürgen: JJoljann 5Ra«laf, 2Wartin 

©anbete, Cfowe« fttynt au« Daloro. 

31. 1493, $Juni 26. Der «pleban ©regor ©crober ju 
{Repplin oertauft eine {Rente. 

32. 1493, äug. 10. Der SBürger Storno« SSofj au« 
©erben Derfauft eine {Rente. 

33. 1494, ftebruar 7. DerSBauer (villanus) Simon 
©djonenbefe Derfauft bem Suguftinerffofter gu ©targarb eine 
{Rente Don 24 ©d)ifl. {Bürgen: {Balte« ©djonenbefe unb 
$eter 3eijnefe au« ©torfo». 

34. 1494, {RoDbr. 7. <£in»ol)ner ÜRartin ©ulf gu 
©erben »erlauft {Rente an ben (Jtyor ber 2Rarienfird)e ju 
©targarb. SBürgen: 2Ridjael ©annemafcr, SRifolau« S5o«, 
ÜRatljeu« ife«mer, $eter £e«mer gu ©erben. 

35. 1494, {Roobr. 18. ffiurt $eter«borf gu ©rofjen* 
Ijagen (in villa Majori haghen) oerfauft {Rente an eine 
©emofone in ber 9Rarienfird)e gu ©targarb. {Bürgen: SDtafcfe 
$eter«borf gu $afob«borf unb ©regor ©e^er gu üttutfentyin. 

36. 1495, ^an. 12. (3Ront. n. Dreifdn.). £an« Dorn 
unb ^etru« ©eljljer, erbfeffen gu SWulfentljut, geftatten tyrem 
Jreifdjutgen (tmfeme Drigtyen faulten) $an« ©d)onenbef in 
il)rem Dorfe ©torfo» auf fein ©djulgengut unb 4 £ufen 
50 9R. SSint. Don bem äuguftinerftofter gu ©targarb auf* 
gunetymen. 

37. 1495, Qan. 22. {Bauer 2Reme« ©mite gu JBttftar 
oerfauft {Rente. {Bürgen: Henning Äoppe unb $einri$ 
©eulte, {Bauern in SBu«tar. 



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SRttteihmgen au8 bem Ärt^iüc bcr Stobt ©targarb. 37 

88. 1496, 3fatt. 4., ©targarb. Düm^ftuS ö. «Bebet ju 
ÄrenijOtt) uerfauft ben ^roöiforen bcr ©eorgenfird&e eine {Rente 
öon 1 rljein. ®u(ben unb fefct feine SJauern (laboriosos viros) 
Sartyolomäu« £ele unb ^oljann SJuman ju ©djöneberg als 
{Bürgen. 

89. 1496, gebr. 27. (©onnab. n. 3TOattl)iS). Der W)t 
3ol>anne$ öon Äolbafc erlaubt bem „befd)eibenen 9Wanne" 
harten ffiulf ju ©erben, Don ben Sperren ber SWarien* 
fird)e ju ©targarb gegen SSerpfftnbung fetner ©ruubftfidfe 
100 3TO. SSinf. ju borgen, mit ber JBebingung, ba§ bie an 
ba« Äloftcr ju jafjtenben ^ftd&te ben 3Sorrang tyaben unb bei 
einer ettoaigen 3 wa ttgSöoflftrecfung gegen ben ©djutbner bie 
Sermittelung be3 „©ptferme^fter*" be* ÄlofterS ju ©erben 
nad)3ufud)en ift. 

Die Urfunbe ift gebrudt bei ©djöttgen u. ftretjftg 
HI, ©. 206. 

40. 1498, 3an. 24. (5ttmotl).) Derfelbe «bt erlaubt 
(Simpotynern be8 ©tftbt^en« ©erben oon ben eben genannten 
<E!jorf)erren auf tyre ©runbftftde ®elb ju leiten (bem ClaroeS 
SJtome 50, Sparten ©ulf, Iljetoe* ©crober, $afob ©djulte 
je 25 rtyein. ©ulben) unter benfelben SBebingungen nrie in 
ber Dortgen 9hr. Die SBenriHigung ift aud) ,,ju ber ©d^epenn 
bod binnen ©erbenn" beurlunbet. 

41. 1498, ÜWörj 23. SuttDofyier SWarten ©ulf unb 
ÜWatyeuS Jejjmer gu ©erben öertaufen {Rente an bie ge* 
nannten ffi^or^erren. 3 cu 9 cn: 2Jtortin, ^Bartholomäus unb 
£einrid) ö. $inbenburg. 

42. 1498, Sfloo. 17. «rent unb $eter Gtyfeman ju 
SJerdjlanb öertaufen SRente an eine SMfarie ber 9Rarienfinl)e 
ju ©targarb. ©argen: $an£ unb £einrid) SBodtyolt ju 
2Jerd)lanb. 3 cu Ö e: u - a * Storno!, o. #inbenburg. 

43. 1499, $uli 21. (Sonntag o. 2Rar. 2Ragbal.). 
(Hifabetl) d. grlemming als 'priorin, SRargaretye ö. 8onfe 
als Unterpriorin beS ÄlofterS SWarienfliefc genannt. 

Die Urfunbe ift gebrudt bei ©d)4ttgen u.«reifigIH,©.214. 



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38 {Mitteilungen au§ bem Slrdfetoe ber ©tobt ©targarb. 

44. 1501, ^att. 24. Sauer Simon {Raget ju «Button* 
ücrfouft {Rente au« feinem $ofe. Sürgen: Sauer $eter 
{Raget bafelbfi unb Sauer ?aul ©rote ju 2Rarienflie&. 
3eugen: $eter $$or6 unb Satentin Senebict, anfdjemenb 
aud) Säuern. 

45. 1501, gebr. 2. Die »Quem ÜKortin #artorid> 
unb $etnri$ Sudjolt ju Serdjlanb »erlaufen {Rente. Sürgen: 
u. a. Hrnolb Gtyfeman unb fein ©ot)n $eter, §an& Sudjott, 
aöe ju Serdjlanb, ftoljann ßuben au flt.*Äüffow. 

($n btefer Urtunbe ttrirb bie Sejeidjnung „laborioeus 
vir" aud) Don ©targarbifdjen Sfirgern gebraust.) 

46. 1501, SIRftra 21. Sauer (Jtaufi Battenbergs ju 
Damnifc »erlauft {Rente. Ort ber Serfjanbtung: #au$ beS 
Säuern $eter Sog bafelbft. Sürgen: ©ot)n be« ©djulbner* 
!$ol)ann Sattenbergt) , ©d)ulje Simon ©ofccfe unb Sauer 
HnbreaS Äoloto. 3 eu Ö en: ^tiefter ©rcgor Sobbder unb 
8aie ^afob ^lantefom, anföeinenb aud) aud Damnifc. 

(5Die Säuern »erben burdjeinanber „providi" unb 
„laboriosi yiri" genannt). 

47. 1501, SRot>. 1. Die Sauern ©ebrüber Dretoe« 
unb SRarcuS {Rofenoto ju Ätfcero» »erlaufen {Rente. Sürgen: 
Säuern Salentin Streut ju {Reu*5Dameroro, Satentin {Rofenoto 
ju ^egeloto, (ItatoeS ©crober ju ffiuttoto. 

48. 1501, 5Dej. 18. (©onnab. o. 2^om.). #enning 
ü. b. ffijinne, erbfeffen au ®r.*£üffoto, ertaubt „feinen armen 
Seuten" ffilatoe« $e^er, $eter (Etfeman (muß »ol)l Ötyfeman 
feigen) unb Herten #arttx>id) gu Serdjlanb an bie Sorfteljer 
be« ölenbS ju ©targarb {Rente au »erlaufen. 

Ältere Slbfdjrift; ba$ Original fdjeint toerloren. 

49. 1502, ÜWtea 2. Sei (Stiftung einer (Blemofone in 
ber (SraSmuÄfopefle ber STOartenfirdje au ©targarb roerben iljr 
Kapitalien übemiefen, bie auf ben $öfen ber Sauern #an$ 
ftonnidtop unb $an* Säbele au Sa(fym, «erften {Rebete, an* 



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§ergog Sffetdjtor toon 33raunfdjtoeig«@ruben$agen. 39 

fdjeinenb cbcnbort (auf. 50 rtyein. ®ulben), ©ebrfiber ^eter, 
#einrid) unb ©eorg Warnete ju ßubdjoto (100 2tt. SJmt.) 
unb beS ©djutgen t>on $)al)loto (50 3W. SSinf.) haften. 

Die Urfunbe ift gebrwft bei ©d)öttgen unb Äretyftg 
HI, ©. 230. (fjortfefcung folgt) 



4)erjog Jteldjtor oon ßraunCdimcig-^rubcnljagc^ 
Dotnljerr tum 3t. (Duo ju Stettin. 

Um bie SKtttc be* 14. IftaljrfjunbertS ftanb, tote bie 
l)anbfd)rifttid)e ^omerania berietet, ba£ ©ttft ffiamin in 
l)ol)em Änfefyen, „das sich auch grosser fürsten kinder nicht 
geschemet, thumbherren daselbst zu werden." Dan umb'die 
zeit ist hertzog Ludewig von Lüneburgk, hertzog Barnim 
yon Stettin gemahls bruder, daselbst thumbherr gewest. 1 ) 
aber nid)t nur bem (Eamifter üDomtapttet, fonbern audj bem erft 
1346 üon #ergog SBarmm m. gegrünbeten Domftifte t>on 
©t. Otto ju ©tettin mürbe bie (Sfjre auteil, einen Angehörigen 
beS mit bem ©reifengefdjledjte fo oft berfd)toägerten ffielfen* 
IjaufeS ju feinen SWitgliebem gälten gu tdnnen. Slm 30. ©ep* 
tember 1358 probibierte fytyft ftnnoceng VI. ben Jugenbltäjen 
$ergog ÜMdjior öon ©raunfd)toeig*@rubenl)agen mit einem 
Äanonifate gu SDtaing, obwohl er bereits Äanonitat unb 
$frfinbe gu ©t. Otto in ©tettin befaß unb erft 17 ftaljre 
alt mar.*) ©otoeit id) fel>e, iß bteö bis fefct ba$ eitrige 
2M, bag SDleWjior at$ Domherr . öon ©t. Otto ermähnt 
toirb. 8 ) ffiie !am er gu biefer SBfirbe? Die (Srtlftrung gibt 

') flanfcoto (ed. Äofegarten) I, ©. 353. 

') ©efäid&tSqueOen ber $roüins Saufen XXII, ©. 82, SRr. 281. 
8gt. au* ©. 91, SRr. 317. 

*) 3)a§ bte praebenda dacis Brunswicensis in ber Urfunbe 
üom 26. 3Rai 1373 (öon (gtefftebt, Urf..©ammt. I, ©. 253) ft<& 
auf tfrt unb nidjt auf Subtoig (Salt. ©tub. 5R. fj. VI, ©. 140, 
Amnerf. 6) begießen foflte, tfi mir untoa$rfdjemlid), ba er 1373 att 
©ifäof Don DSnabrfirf wo&t faum eine ^ßfrttnbe in ©tettin befaf? 
ober bo<& getmf? feiner bifööflidjen SEBürbe ffirtoä^nung getan toftre. 



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40 Seridjt über bte SSerfammlmtgen. 

bie latfadje, bafj er ber Stiefbruber ber #erjogtn ÄgneS, 
®emal)lin #erjog SBarnimS HI., mar. 1 ) ffiie üermutlidf) 
burd) fic üjt 93ruber Subroig ÜDom^crr toon ffiamin ttmrbe, 
fo l)at fic tooljl audf) il)rem Stiefbruber bie üDom^crmtüürbc 
toon St Otto t>erfdf)afft. 3tteid)ior ttmrbe 1368 SBifdjof üon 
DSnabrüdt, 1375 öon Sdjtoerin. 2H« foldjer ftarb er 1381 
im Älter üon nur 40 Qfa^ren unb mürbe am 6. Qfuni im 
Dome ju »fifeoto beigefe^t. *) Dtto ©einemann. 



Bericht über Me torfbmmhtnijeit. 

fünfte 93erfammlung am 21. ftebruar 1903. 
1. #err 8lrd)iüaffiftent Dr. #etnemann: 

Son pommerfdfjen Urtunbenbfidjern. 
Die erfte Anregung jur Sammlung ber auf bte pom* 
merfd&e ©efdjidjte bejfigltdjen Urtunben tft auf albert ©eorg 
Sdjmarfc unb grtebrid) öon ÜDreger jurüdjufü^ren. $m 
Qatyre 1727 manbte fid) Scfytoarfc an üDreger mit einem be* 
ftimmten 'plane, nad) meinem fidfj bie 8iebJ>aber pommerfdfjer 
@efdjid)te gegenfeitig mit il)ren Sammlungen aushelfen foöten. 
3faf ©runb biefer Anregung mürbe 1730 ber Apparates 
diplomatico-historicus öon 33altl)afar, JBoltenftern unb Sdjmarfc 
veröffentlicht, bem fpftter nod) jmet gortfefcungen folgten, ^m 
$al)re 1742 entftanb in ©reifämalb bie pommerfd&e ©efetU 
fdjaft collectorum historiae et iuris patrii, meldte 1747 unb 
1756 „HuSerlefene Sammlung Derfd)iebener Urtunben :c." 
Verausgab. Darauf erfd)ien DätynertS in großem Stile an* 
gelegte „Sammlung ^ommerfdjer unb flftügifdjer 8anbeS* 
Urtunben, ©efefce, Privilegien :c." in brei SBönben unb oier 



*) ©gl. »alt. ©tub. SR. %. VI, ©. 140 f. «gneS toar bie 
lodjter $ergog $einrid)8 II. de Graecia t>on 93raunfdjtt>eig*®ruben« 
fcogen ou8 feiner @%e mit Sutta Don ©ranbenburg, mä&renb 9Weld)ior 
beffen stoeiter (£kt mit $eiln>ig entflammte. 

>) »gl. SWefL 3afrbfi*er XXIII, 6. 145. 



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SBeridjt über bic Serfantmlungen. 41 

©upplementbftnben, 1765—1802, ein Kerf, toettyS nod) jefct 
uon großer SBebeutung ift. — ©er ©ebanfe, alte pommerfdjen 
Urfunben in einem großen ©ammetmerf ju vereinigen, geljt 
auf griebrid) ö0lt ® reger (geb. 1699 in ©reifenberg unb 
geft. 1750 in ©erlin) gurüd. (Er l>atte toft^renb feiner amt* 
lidjen Ifttigteit in Sommern ©elegenljeit, jaljtretdje ÜRatrifeln 
unb Diplomatarien abzutreiben, unb legte banad) eine 
12 SBftnbe umfoffenbe Urfunbenfammlung an, toeldje bie Qtxt 
bis 1590 umfaßte. ÜDiefe Sammlung befinbet fid) jefct im 
SBeftfce ber SBtbliotljef beS ^iefigen ÜRarienftiftS*@ljmnafiumS, 
toä^renb ber übrige, jum Teil fel>r toidjtigc tyanbfdjriftlidje 
9ßa$lajj ©reger« in ben SBeftfc unferer @efeflfd)aftSbibliotl)ef 
übergegangen ift. ©ebrwft ift öon !CregerS Sammlungen 
nur ber erfte SBanb beS Codex diplomaticus Pomeraniae, 
toeldjer 1748 erfdjien unb 1768 nod) einmal üon Delrid)S 
in einer fogen. Jitelauflage herausgegeben würbe. SRadj 
längerer $aufe erfdjien bann 1843 baS erfte #eft beS öon 
#affelbad), Äofegarten unb anfangt aud) Dom ^Jrotrinjial* 
ard)toar bon SWebem herausgegebenen Codex Pomeraniae 
diplomaticus. ®a baS ©er! mit üielen gelehrten ?fa* 
merfungen teils fprad^ltc^er, teils fadjtidjer Art auSgeftattet 
tourbe, fo erfdjien es fel)r langfam, unb über ben erften, im 
9fa^re 1862 beenbigten SBanb ift eS überhaupt nid)t IjinauS* 
gefommen; ber SBanb umfaßt 502 Urfunben unb reicht bis 
jum $al)re 1253. 9?ad)bem barauf bie pommerfdjen ©tftnbe 
eine pefuniftre Unterftüfcung jur Verausgabe beS pommerfdjen 
UrtunbentoerfeS jugefagt Ratten, erfdjien im $al)rc 1868 ber 
erfte #albbanb beS „pommerfdjen UrfunbenbudjeS" SBanb I, 
herausgegeben toon Dr. Älempin unb 1877 ber bon Dr. ^rümerS 
herausgegebene jtoette #albbanb nebft SRegiftern. SDcr jtoeite 
SJanb biefeS ffierfes, welker bie £eit öon 1254—1287 um* 
fa&t, erftyen 1881—1885; ber brüte SBanb, ber bis 1300 
reidjt, mürbe 1888—1891 üeröffenttidjt. S5om üierten bis 
1310 reidjenben SBanbe, ben Dr. ffiinter bearbeitet, ift im 
#erbfte 1902 ber erfte #albbanb erf dienen; bie jtoeite $älfte 



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42 ©erid&t über bie Serfaramlungen. 

wirb im Saufe be* Qa^re« 1903 erfreuten. Die ftortfefeung 
l>at ber {Referent Dr. #einemann felbft übernommen. Die 
erfte #fttfte beS fünften 33anbe* (1311—20), beffen Drud 
bereits begonnen Ijat, wirb im Saufe MefeS ©ommerS, [bie 
gleite im grültfaljre 1904 erf feinen. Der fedjfte S3anb 
(1321—25), ber au<f> etwa 100 SWadjtrftge ju ben früheren 
SJftnben bringen wirb, ift im 3Ranuffripte naljeju* fertig ge* 
ftttü, fobafc beffen Drud fid£> bem beS fünften S3anbe* un* 
mittelbar anstiegen fann, unb baS ©ange öorauSfidjtlid) bis 
ffinbe 1904 fertig vorliegen wirb, gür bie folgenbe Qtit 
foflen bann nur bie triftigeren Urlunben im ooüftänbigen 
©ortlaute, bie übrigen nur in JRegeftenform mitgeteilt »erben. 
— SSon pommerfdjen Urfunbenbüd)era, wetdje ftd} auf einzelne 
SanbeSteile begießen, gibt e$ bisher, abgefefyen oon Urfunben* 
büdjern }U 3familiengefdf)tdf)ten, nur bie mistige Sammlung 
ber Urlunben jur ©efdjtdjte be* ftürftentumS {Rügen, S3anb I 
bis IV, herausgegeben oon gabrictuS. ©efyr mistig unb 
intereffant würben ein Urfunbenbudf) jur ©efdf)idf)te beS JBiö* 
tum« ffiamin unb Urlunbenbfidjer ber ©tobte (Stettin, 
©tralfunb, ©reifswatb u. a. fein. 



2. $err $rofeffor Dr. ©etyrmann: 
(Sin rljeinifdjer $umanift in Sommern. 

Die ^been beS Humanismus, meldte baS übrige 
Deutfd&lanb oorneljmlidj in ben ftafjren 1450—1520 be* 
wegten, matten ftd) in Sommern, wie überhaupt im Dften 
DeutfdjlanbS erft etwa« fpftter geltenb. Die erften #umaniften, 
meldte nadj Sommern lamen, waren $etru$ unb SBincenttuS 
oon JRaoenna, Sater unb ©oljn, bie JBogiSlaw X 1498 
aus galten mitbrachte, bamit fte in ©retfswalb als {Rechts* 
teurer wirlten; aber fie öerlie&en balb wieber ben ungaftlidjen 
©oben. Darauf erfdjienen in ©reifswalb nur auf furje 3eit 
1503 ^ermann oan bem Sufd&e, 1509 Ulrich oon $utten, 



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39eri$t über bte Qerfammlungen. 43 

1514 ^ofjanneS #abuS au« bem Sanbe fabeln, 1619 $etru$ 
ftyrtiuS, ber gum crften SKale ©riedjifä an ber Untoerjttftt 
gelehrt gu Ijaben fdjeint. $n Xreptom a. 9t. mar Qofyann 
Stogenfyagen für bte neue ©eifteSridftung tatig. SSon einem 
biöf>cr nur bem SRamen na$ befannten $umaniften erfahren 
mir au* feiner tum D. ©untrer oerSffentlidjten ©elbfc 
biograptyie (ßeitf^rift b. meftyreufc. ®efd£}i$tSt>ereinS $. 44, 
®. 243 ff.), bafc er aud) befonberS in ©toty, Aolberg unb 
©targarb gemirft Ijat. (SljriftopljoruS $etyl war 1499 
in ©ieSbaben geboren, mibmete fidt} auf gal)lreidE}en ©d&ulen 
unb Untoerfttftten ljumaniftifdf)en unb mebiginifdf)en ©tubien 
unb lam, nadf)bem er gum doctor medicinae promooiert 
mar, 1531 nadj Aolberg, mo er bis 1633 blieb, um ftd) 
atebann nadE> Dangig gu begeben. Huf bem ©ege borten 
metlte er in ©tolp, mo fdjon feit längerer 3eit „bie studia 
emftg betrieben unb bie beften ©deuten im fianbe gu ftnben 
maren". Sluf bie ffiinlabung einiger gelehrter SDtönner blieb 
$fyl in ©toty, um fte bie griedjifdje ©pradje gu lehren, 
©eine Sßtigleit iß nidjt o^ne ^rud^t geblieben. Die ©d&ule, 
bie er in ©toty einrichtete, fjat lange Qa^re trefflidje Se^rer 
gehabt; bie crflcn pommerfdjen ©djulbüd&er finb ijier oerfafjt. 
§tt)l oermeilte bort bis gum $erbft 1534 unb gog bann nadt) 
AdnigSberg meiter. 1537 lehrte er nad) Aolberg gurücl, um 
ftd) bort mit ©alpurgis t>on Damtfc gu verheiraten. HlSbann 
meilte er geljn $Qfyn in Slbing unb oier ftaljre in Dangig; 
1561 feffrte er nad) Aolberg gurücl. Da gu biefer Qtxt in 
ÄdSltn eine anftedenbe Ärantyeit tyerrf d)te, mürbe er oom 
SRate ber ©tabt borten berufen; aber er oerlieg bie ©tabt 
balb mieber, meil ber SRat bie oerabrebeten SBebingungen nidE)t 
tyelt. SWadjbem #et)l bann oon 1556—1558 als ©tabt* 
p^pfuS in Dangig gemirft tyatte, trat er im $erbfte 1558 
in ©targarb auf unb mar fyter oier Qa^re als Slrgt tätig, 
©ftfyrenb biefer Qtit mürbe er an baS Arantenlager beS 
$ergogS Barnim XI. nadj ©tettin gerufen, unb es gelang 
üjm, ben $ergog gu feilen. Darauf mürbe er audj gu bem 



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44 Literatur. 

fdjwer barnieberfiegenben .ftergog $l)itipp I. na$ ©olgaft 
geholt, ben feine flunft jcbod) nidjt gu retten öermodjte; bemt 
$tyßty> I. ftarb am 14. ftebruar 1560. $m Qfa^re 1562 
feierte #e# nad) Äotberg gurücf, wo er nod) minbeften« fieben 
!$aljre »eilte, ffir war jugleidj #ofarjt SBarnimS XI.; 
1570 war er nodj am ßeben. ©ner unfidjeren SRadjridjt 
jufotge foü er im $aljre 1585 geworben fein. — $Qt war 
aud) in mannigfacher ffieife titerarifdj tätig, $n ©tolp Der* 
faßte er eine mebijinifd)e ©djrtft (arüficalis medicatio), 
weldje er ben pommerfdjen $erjogen wibmete. Q n ®W«B 
öerSffentttdjte er eine Überfefcung öon SucianS fcraum, unb 
in ©targarb Ijielt er eine {Rebe de litterarum stndiis ab 
omnibus tum colendis, tum promovendis, welche in Sßitten* 
berg gebrueft würbe. — Da« rufplofe unb bunt bewegte 
Seben $et)l$ ift typifd) fär bie ©eletyrtenlaufbaljn jener 3eit 
3)urd) feine lätigfeit in ben pommerfdjen unb preufcifdjen 
©tobten ftef)t er mit in ben öorberften Steigen jener Männer, 
melden ber Offen bie Übermittelung ber neuen JBilbung &u 
öerbanfen Ijat. ©puren batton, wie biefe ftd) aflmftljlid) JBaljn 
brad), laffen fid> an üerfdjtebenen Orten ftnben. 



£iteratur. 

©oefee. 3 ur ®efd)id)te ber ©tabt ©entmin. Vortrag ge* 
galten auf bem pommerfdjeu ©tftbtetage gu Demmtn am 
14. $um 1902. ©ebrudft bei SB. ©efeüiuS in Demmin. 

3n bem Sortrage wirb eine furge Überfielt über bie ©efd)id>te 
ber ©tabt ©entmin gegeben, babei aber baö §auptgewid>t auf ÜRit* 
tetlungen au$ ber Verwaltung bet ©tabt gelegt. Die 9lad?rid?ten 
au8 ber älteften 3^tt bebürfen in mannen (Einzelheiten ber 9?ad&» 
Prüfung unb (Ergänzung, ©o tritt $. 33. bie Sebeutung be* Orte« 
$emmisi, an ben ftd? wichtige (Ereigntffe beS 12. 3a$r&unbert$ 
fnüpfen, nid&t beutlid? bertoor. 8ud? in einzelnen 3a$re$sablen ftnben 
fid^ Ungenauigfetten. 



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giterotur. 45 

©djulwanbfarte ber ^rooing Sommern. 2Ba|jftab 
1 : 200000. Sott $of)m unb 5Eofd). »erlag öon 
C. ©Araber, ©tolp i. fymtnt. $rei$ 8 3*»., auf 
Setnwanb mit ©toben 16 3Kf. 

Die Äarte wirb nidjt nur beim Unterrichte in ©$ulen ieber 
Art febr brauchbar fein; fte ift niebt überlaben unb bringt bie SSoben- 
geftaltung unferer ^rooinj wirffam gum HuSbrud. Die Cerfaffer 
baben unter forgfftltiger Senufcung ber ÜWefjtifdjbtätter gearbeitet unb 
unterfebetben folgenbe ©öbenftufen: 20, 80, 120, 160, 200 m unb mebr. 
DaS Sanb unter 80 m ÜReereSb&be ift in grünen, über 80 m in 
braunen Sfarbentitoen angelegt 3* oermiffe bie ©ötyenftufe 40. 3nner- 
balb ber 40 m bätte bann immer noeb ba8 niebrige Sanb um ©äff unb 
Äüfte ausgetrieben »erben fönnen, 3. S3. burd? leiste ©ebraffterung 
beS bunflen ©rün, wenn e8 ber ©erftettungSfoften wegen niebt anging, 
eine britte Srarbenabteilung in ©rün bin§usufügen. 

3n ber Dflfee werben mit SRedfjt bie liefenlinien öon 10 m 
unb 20 m jum HuSbrud gebraut, id) bermiffe inbeffen jebe (Srfl&rung 
ber übrigend reebt Wirffamen fjarbentöne. ©ier bätte allenfalls eine 
Sfarbe genügt, bie 10 m unb 20 m i'inie bätte burd? gan§ leiste 
Önienfübrung mit beigebruefter 3iffer bejeiebnet werben fönnen. 

Die Hnbeutung ber Seucbttünne unb SRettunggftationen fd&eint 
mir burebau« ju billigen ju fein; oon ben 3eicben für bie ®rö§c ber 
©tftbte nad? ©. ©arm« waren wobt einige entbebrtieb. 

Daß aur ©eroorbebung einzelner ©oben bie ©ebraffterung für 
©ergfegel gewäbtt würbe, ift niebt ganj unbebenflieb. 

Sine SRebenfarte, 1 : 50000, geigt ©tettin unb bie ©ttgel ju 
beiben ©eiten ber breiten ©tromnieberung. Die „Erläuterungen", 
welcbe bie fleißigen unb forgfältigen ßeiebner ber Äarte beigegeben 
baben, tuen ibrer Sraucbbarfeit in feiner SBeife Äbbrucb, obwobl ed 
in Äbfcbititt 6 unb 7 oon unflaren unb boebtrabenben ^Beübungen 
wimmelt. 

Da beißt e£: „Die reiben weife Änorbnung unb bie cbarafterifltfcbe 
gorm ber Seen tftft und einen ©<btu§ tun auf bie ©ntjfcbung bed 
8anbe$ in ber (Streit. 8u$ ftbuücben ©rünben baben wir in ber 
Oftfee bie Siefenlinien bargeftettt. & wirb babureb bie glatbffifte 
^ommernS gejeigt unb ben ©djütern ber ©ebluf? auf bie Sebeutung 
ber Äüfte für ©anbei unb Cerfebr unb für £rieg«aeiten bebeutenb 
erleichtert. Durdj bie Darfteflung beS ÄblergrunbeS stotfeben Com- 
bolm unb Äugen ift ein weitered ÜRoment auS ber ffiifyeit erw&bnt, 
nftmlicb bie Ablagerung ber wm ber Dftfeite SJornbotmS berftammenben 
febimentären ©ejteine." 



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4b 2tttrotur. 

9Rid) jwcft ein ©rau«, wenn i$ fo etwa« lefe, unb babei 
mufj icfe nocfc Dermuten, baf? bie lefcte Blüte gemadtfen ift auf meinem 
eigenen ®runb unb ©oben, nftmlid) auf bem in ben 2Ronat«btättern 
abgebrucften Referate meine« Vortrage« über $ommern£ geologifäe 
Sergangenfceit. $ir. Dr. Seemann. 



5- Soe^mer. JBetträge jur (Sefdjidjte ber ©tabt ©targarb 
t. $omm. 2. #eft. 9Rit einer Äarte oon Sommern 
nadj ber $anbe$teitung t>on 1372 unb äbbtlbungen ber 
jweiten anläge be« SRatljaufe«. ©targarb i. $omm. 
SSeriag unb Drud öon g. #enbe§ fönl). 5R. Ärumrn* 
^euer). 1902. 

Da« stowte $eft ber Settrftge gur Oeföiefcte ber ©tabt 
©targarb if» bem erfien balb gefolgt (ogL 2Ronat«bl. 1902, ©. 125). 
3n i&m ift bie 3«* ww 1295 bi« gegen ba« ffinbe be« 14. 3afcr- 
bunbert« be&anbett auf ®runb forgfftltiger Unterfudjungen ber bot- 
fymbenen SRadjricfcten. 3)ie ®efdji<fcte ber ©tabt wirb ftet« unter 
eingebenber Serücfft^tigung ber Sanbe«gefd?id)te bargeftettt. 3n- 
tereffant ift ber Cerfudfj, bie ©erfunft ber beutfdjen (Einroanberer au« 
ben beutfdfjen Drt«namen ber ©targarber ©egenb abzuleiten. 2Rag 
man au$ trietteiefct manche Sebenfen gegen (Einzelheiten baben, fo 
wirb fic^ im allgemeinen niefct Diel gegen bie ©dfjlüffe, bie ber ©er- 
faffer giefct, fagen laffen. ©iebt er ja felbjt gu, bajj e« ficb nur um 
2Ba&rfcteinlid)feiten banbelt, für welche ein SBewei« unmöglich ift. 
9Kit befonberer Siebe unb (Sorgfalt be&anbelt er bie Anteilnahme 
©targarb« an ben beiben bftnifcben Kriegen ber §anfa. 

3>ie gange Storfteöung ift niefct nur für bie ©targarber 
intereffant unb le&rreidj, fonbern audj für weitere Äreife, ba audj bie 
©efefcide be« gangen Sanbe« ftct« mitbe&anbett werben. Die bei- 
gegebene ftarte Don Sommern na* ber Zeitung Don 1372 ift ein 
fe&r banfen«werter S3erfud). Ob alle ffiingel&eiten richtig angegeben 
fmb, mujj weitere Unterfudpmg geigen, ©onfl mag nur nodj er* 
w&ljnt werben, bajj bie S)arfiettung ber Saminer 5Bifdjof«gefdbid)te 
au« ben Sauren 1385—1394, bie ber öerfaffer na* Älempin gibt, 
falfdj ift. 3n ben „Beitragen gur ®efdjidjte unb ältertuntffunbe 
Komment«" (1898) ift oerfudjt, Älarfceit in bie oerwidelte $eriobe gu 
bringen, M. W. 



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Berichtigung. — 3utoad>8 bcr ©ommlungen. — Wortgcn. 47 

»eridjtignj, 

«uf ©. 27 ift in ber »eforedjung oon 2Roeride8 2lrbeit 
über SBolbemor Don SJranbenburg gebrucft, bo§ $ernmnn$&of mefUtc^ 
oon $ab& liege. (£3 muf? (eigen: toefllid) oon 8ebu*. 



Sintis ket Catamliitjei. 
©tbttotfjef. 

1. SJericfct über bie Verwaltung unb ben ©tanb ber ®emeinbe* 
Angelegenheiten ber ©tobt Stettin. 1901/2. I. Seit. ®ef*en! 
be« STOagifhatS. 

2. «. Ibiebe. ©n $e*enproaef? geführt su ©bena i. 3. 1652. 
®reif3walb 1901. @efd?enf be« «erfaffer«. 

3. £). 8. Sßennerften. OnTförhistoriska gardar och vägar pa 
Gotland. Visby 1902. ©efäen! be« ©erfoffer«. 

4. @b. Slntbe«. Ärd&äologifdbe ÜRiScellen ou8 ©effen. Stormftobt 
1902. ©efcfcenf be« CerfafferS. 

5. ©oufton ©teioarb Chamber lain. Die ©runblagen bed 19. 3a$r- 
bunbert«. 4. Hufl. 2 »änbe. 1908. Sud ber Stiftung eine« 
<ßriöatmanne8 überwiefen burdj bie ©erlagSanftalt 8f. SJrudmann 
«..®. ÜRün^en. 

Rottjeit. 

3n ber „Sranbenburgia" (XI, 9, ©. 306 ff.) ift ein 
Vortrag Don ÜR. SRunse über Sari Soetted Regierungen *u 
Serlin unb ben märüfd&en Sallabenbidjtem abgebrucft. 



3m ärd&ioe für Äulturgefebidjte (berauägegeben Don Dr. ®g. 
©teinbaufen Sonb I, ©. 112 f.) beforiefct ®ri($ Sbfiein in fefa 
anerfennenber SBeife ffo. SRüller« Seiträge aur £ulturgefd&i$te ber 
©tobt Demmin. 

(Sin $e;enpro*ef? geführt au ©Ibena i. 3- 1652 ift 
na$ bem ^rototofl berauSgegeben oon ab. Ifciebe. ®reif«»alb. 
8f. SB. Äunite. 1901. 

81* Stfffertation Don ©reifStoalb ift 1902 erfäienen: 
©. ©ermann, 3>aS eftelicfte ©fiterrecbt bed rügifäen Sanbretft*. 



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48 SDWtteilungen. - 3nfalt. 

JR i 1 1 e i 1 1 n j e ». 

3u orbentlidjen SWitgliebern ernannt: ÜRajor a. 3). 
Don »onin in Sefow bei 9Benb.*I^ow f Stöerbttrger SBilbetm 
Hantel in Äntlarn, $aftor gantet in @rof?-Sfin*onj, Är.®reifS* 
toalb, Cand. med. Sofyume* Sir* in ©reifSnralb, Dberfi a. 3). 
Don 91 or mann in ©teglifc bei ^Berlin. 

ÄuÄgefdjieben: £)berlanbeagerid&tS*SRat Srofe, Kaufmann 
Sfreefe, SRentier 8felladjer, Äonful ^itfcbty in Stettin. 



Die »ibliot&ef (Äönigl. ©taat«ardjiD, Jtorfutfdrttaajje 18) 
ift geöffnet SKontagö Don 3—4 unb Donnerstag« Don 12 bi« 
1 Übt. Äuferbem wirb ber SBibliotfcefar »äbrenb ber Dienfljhmben 
beS ÄrdjioS (oon 9—1 Ufa Dorm.) äBünföen betreffenb Senufcung 
ber Sibliotbef nad(> aWöglidfjfeit entfpre^en. 

Die neu eingegangenen 3"tfd)riften liegen im SibliotbeÖ» 
Simmer *ur (Einfielt atö. 

$a# BtuUnm bleibt tf&ftttn* u§ »toter* ge- 
f«l»ffeit< 

Äonfenmtor ©tubenraud) mobnt ©obenaoflernjhaße 5. 



Äedjfte ^erfammluug am gonnaBmfc, 6rm 
2L Släq 1968, 8 Vftv im Bi&Uotfcfojimm« 
5» IBrottiuftaufift: 

$ert ©berleljrer Dr. Haas: gibt* bU 
galbittfel Pand)gttt. 



Inhalt 

©teinfiftengräber in Saftig (Ar. SSelgarb). — SRitteilungen 
au$ bem Hrdjioe ber ©tabt ©targarb. — $er$og 9Re($ior oon 
2)raunfd?roeig. — Serid&t au« ben öerfammlungen. — Literatur. — 
©eridjtigung. — 3utoad)3 ber Sammlungen. — Wotijen. — SKit« 
te ilungen. 

gttr bte Webaftion Deranttoortlidj: Sßrofeffor Dr. 2R. SBe&rmann in 
©tettin. Drurf unb ©erlag Don $errcfe & Sebeling in (Stettin. 



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M 4. 1903. 

Pourttöblrtttrv. 



herausgegeben 
Don her 



©efettfdjaft für Sßommetf dje ©efdjtdjte 
imb SütertinnSfuttbe. 



Der ftaftfcnttf *ei dntaltct Mefc? SWöttatiblttttar ifl unter Dttettenangoie 

leflottrt. 



JUittcUangen aus km Ärdjiw kr StaM 
j&tarijarfc 

Con g. Soe&raer. 

(8fortfe&wtfl.) 

60. 1502, 92ot). 11. (Hau« $t>nbenbord>, erbfeffen gu 

©djlötenifc, verlauft {Rente an bie üHarien*©d)ute gu ©targarb. 

Sürgen: Martin $tynbenbord) gu ©dftötenifc unb Henning 

ö. b. ttgtnne gu @r.*£üffott>. 

51. 1503, gebr. 24. Sauer $aui ©ofeeman gu SBc^ 
Geringen »erlauft {Rente an ben großen (Efjor ber üBarien* 
Itrdje gu ©targarb. Sürgen: Smutje #einridj ©tretet unb 
Sauer ftafob Äerften gu ©djdnebect 

52. 1503, 3»firg 9. Sauer 3»id)aet Äerf gu ©d)eltm 
öcrlauft {Rente an benfelben ©laubiger. Sürgen: Sfirger Don 
©targarb. 

53. 1503, 3Rftrg 15. Sauer $ol)ann Subbredjt gu 
©abeS oerlauft {Rente an bie Sorftetjer ber ^afobsfapefle gu 
©targarb. Sflrgen: bie Sauern änbreaS ©crober, ©tymon 
Äonefe, ftoljann {Rabbafc, 2Rid)aeI ber fttynbere gu ©abeS. 

54. 1504, $an. 5. Sauer ^oadjim Jhtyff gu Seng 
oerfauft bem Slugufrtnerttofter gu ©targarb {Rente. Sürgen: 
Sflrger öon ©targarb unb $eter ©crober gu Seng. 



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50 {Mitteilungen au« bcm Änfctoe bcr ©tabt ©targarb. 

55. 1505, ftan. 1. Sauer SRatttyaS ^arttoid) gu 
©trefen oerfauft {Rente an ben großen S^or ber 2Rarien* 
firdfe gu ©targarb. Sürgen: Sürger oon ©targarb. 

56. 1507, SRoö. 13. ^oadjim ©egtyer, erbfeffen gu 
3Rulfentl)in, oerfauft an bie Sorfteljer ber IftafobSfapeße gu 
©targarb {Rente aus bem $ofe unb ben $ufen, bie er (eiber 
bewohnt unb baut. Sürgen: $anS oom ßenfce gu SRfiggen* 
t)aü (S)tüggenf)ö(e) unb junge GlameS ffiegfjer ju 3Rulfentl)in. 

57. 1508, ^an. 13. %u einer fonft nur Sürger oon 
©targarb betreffenben Urfunbe »erben bie öon Sitterbecf als 
mit $öfen unb $ufen im Dorfe Sißerbecf angefeffen er* 
toftfynt; 500 SDtarf Stnf., bie auf tyrem ©gentume haften, 
»erben abgetreten. 

58. 1508, UM J3. (©onnab. oor Qubtl.). 3)iont)fiuS 
o. ffiebet gu Äremgo» öerfauft ben $rootforen ber ©eorgen* 
fapefle oor ©targarb als SeljnSljerren einer Sifarie eine {Rente 
öon 2 rfyein. ©ulben. Sorgen: ftunge ftoadjim ö. ffiebel 
gu Äremgoto unb ftafob o. ©ünterSberg gu $efenict. 

59. 1509, $an. 20. (gab. ©ebaft.). #anS #inben* 
bordj gu ©Lettin oerfauft an bie Sorftefyer ber fraternitas 
corporis Christi an ber $ol)anniSfird)e gu ©targarb eine 
{Rente tum 2 ©ulben aus bem $ofe feines Sauern (JtaweS 
©atben>t>B. Sürgen: SartfyotomfiuS $inbenbord) gu ©djeüin, 
Henning o. b. (Jgjjnne gu ®r.*Äüffoto, ^oa^tm ©temoer gu 
I)obberpl)ul, ftoadjim o. b. Sote gu SarnimScunoto. 

60. 1510, gebr. 1. 3oad)im ©eg^er, erbfeffen gu 
2ttutt entmin, »erlauft {Rente an bie ^ßrooiforen beS großen 
Stores ber üHarienfirdje gu ©targarb aus bem $ofe feines 
Sauern Salentin Suber gu ^arlin. Sürgen: IljeweS ©tettyn 
gu ©arg unb SlatoeS ffiegfyer gu ÜÄulfentytn, Sruber beS 
3oad)im. 

61. 1511, gebr. 1. Sauer HnbreaS ©ot^ener gu 
©trebeloto öerfauft {Rente an benfelben Gfjor. Sürgen: 
©djulge SBartin Stoppt unb Sauer $anS Stoppt gu 
©trebeloto. 



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3Ritteifongen au« bem Ärc&toe ber ©tabt ©targarb. 51 

62. 1511, gebr. 8. Ate ©d>ulbner einer «ifarie 
ber 2Rarientird)e ju ©targarb ber aWfltter Qalob Sufoeram 
„t>or ©ottnom" genannt. 

63. 1511, ©ept. 10. ftoadjtm ©egljer, erbfeffen ju 
9Jhtrtentl)in, oertauft {Rente an eine Filarie ber 2Rarien!irdje 
ju ©targarb aus bem #ofe feine« Sauern #an« ^lantfoö) 
ju Martin. Bürgen: SWidjael ©egljer, erbfeffen unb moljn* 
l&aft ju 3Raffom, unb Jürgen $anfin ju 3arjig. — S)ie 
©djutb mirb 1553 tum drifte ©egfjer übernommen. 

64. 1512, aKftrj 12. Sauer Qfalob ©pringenbarle ju 
©trefen oerlauft {Rente an eine Filarie in ©targarb. Sürgen: 
Säuern $an£ ©ntybt unb $aul ^apefe }u ©trefen. 

65. 1513, gebr. 11. Sauer (Hau* $ertmid> ju 
©ittidjom öerfauft {Rente an ben großen (Stjor ber SWarien* 
tirdje gu ©targarb. Sürgen: Säuern SRidjel #ertnridj unb 
(Hau* Cjegen^agen ju ffiittidjom. (®#u$ folgt.) 



Die töebitrtetage ber ftödjter ijerjog Barnims XL 
wm Sommern. 

ffiftljrenb mir über bie ©eburtstage ber Äinber $erjog 
©eorg« I. Don Sommern (f 1531) mit Ausnahme be* 
feiner Softer SDtargarete genau unterrichtet finb, mar bisher 
öon feine« Sruber* Sarnim XL (f 1573) Äinbern nidjt 
ein einjiger belannt. SRadj SBotfgang Qobft toaren ber Gtye 
#er$og Sarnim« XI. mit äfona oon Sraunfd)foeig*8üneburg 
(t 1568) fieben Äinber entfproffen, ein ©ol)n Sogi$tam unb 
fedj« £5d)ter: Hlejanbra, 3Raria, Dorothea, (Slifabetl), änna 
unb ©tybiüa 1 ). 8lud) $oigtet*(Sof)n unb fftempin galten 
fteben Äinber, matten aber au« ber lodjter ätejanbra 
einen ©ol)n älejanber 1 ). Darin ftimmen alle überein, bafc 

*) ©enealogia (1573) SL 59. 

') ©tammtafebt $. ©eföid&te ber europ. Staaten, ©. 147; 
Stammtafeln be« $omm.-9lüg. 8rttrften&aufe* (1876), ©. 11. 



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52 Stfe ©eburt*tage ber löstet ©er$og 8arnim$ XL 

«Icjanbro (Htejanber), 8ogi$iato XII. unb <Elifabett> jung 
ftorben. SWifolauS Don Ätemptjen unb $aul ftriebeborn er* 
wftljnen nur einen jung geworbenen ©ofyn 8ogi$latt> unb 
trier Tbfyttx: 9Jtoria, Dorothea, Slnna unb ©ijbilfo 1 ), unb 
3oad)im öon Sßebel fü^rt gar feinen ©ot>n, nur bie oicr 
obengenannten Xödfter auf 1 ), ^ebenfalls ift foöiel fidjer, ba§ 
einige öon 8arnim$ Äinbern in jartefter Qugenb geftorben 
fein muffen. SWftljere Daten ftnb toeber über beren ®eburt 
nodj lob befannt geworben. Dagegen finbet fid) in einem 
Sttenftücte be$ ftönigtid)en ©taatSardjioeS ju Stettin 8 ) eine 
Äufeeidjnung, aus ber bie ©eburtstage ber oier emad^fenen 
Softer genau Verborgenen, ©ie lautet: 

Der freulein hertzog Barnims alter. 

Itemm me heffth gescrevenn MD ende XXV jarr, 
denn de hertzoginn inth lanth kwam. 

Denn sondach na lichtmissen isz idt IXX jarr ge- 
weseth, dath de hertzoginne inth lanth kwam. 

Proichenn Maria isz up lichtmissenn dach XVII 
jarr olth geweseth. 

Froichenn Dortea isz denn donnerdach na licht- 
missenn XVI jarr olth geweseth. 

Proichenn Anna isz III wekenn vor vastelavende 
XIII jarr olth geweseth. 

Froichenn Sybilla isz up sunte Markesz dach III 
jarr olth. 

S)a feit ber 8ermftl)lung #erjog 8arntm$ mit Hnna 
öon SBraunfdjtoeig 19 3af)re öerfloffen toaren 4 ), fo mufc bie 
«ufeeidjnung au* bem $af)re 1544 ftammen. 8eftfttigt toirb 



*) Com alten $ommerlanbe (1771), ©. 71; ©ift. Betreibung 
ber ©tabt «lten«@tetttn (1613) II, ©. 101. 

') ©auSbwfc (ed. oon Sohlen), ©. 259. 

•) ©tett. 8rd>., % l, Xxt 75, 5Rr. 61, 81. 43. 

4 ) 9tad> Ätemjrin, ©tammtafeln ©. 11 unb o. 2Bebel3 $auÄ« 
budj ©. 81 fanb bie ©ermftblung am 2. Öebruar, nadj obiger Huf* 
aeidjnung am 10. Februar ftatt. 



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3>ie ®eburt*tage ber IBcfcter ©ergoß Sanum« XI. 53 

baS burdj ben Umftanb, ba§ fte ftd) bei ber Gtyeberebung 
jWifdien ©raf Otto oon ©Naumburg unb SBarnimS ättcftcr 
£od>ter 3ttaria befinbet, beren ^odfoeit am 16. Quti 1544 
ftattfanb. 

Dtefe 3Raria ift bemnad) am 2. gebruar 1527 ge* 
boren, ©ie ftarb am 19. gebruar 1554 als ©attin be$ er* 
wftfynten ©rafen öon ©Naumburg (f 1576). 

Dorothea erbUcfte am 7. gebruar 1528 ba$ 8id)t ber 
ffielt. ©ie würbe am 8. 3ult 1554 mit bem ©rafen 
^oljann öon SWanSfelb (f 1567) Dermalst unb ftarb am 
4. Quui 1558 ju {Rotenburg 1 ). 

»nna ift am 5. ftebruar 1 ) 1531 geboren, »m 16. ü»at 
1557») Dermale fie fid) mit fjürft «arl öon «nljalt (t 1561), 
nad> beffen lobe am 27. »uguft 1566 4 ) mit $einrid> VII. 
oon flauen, SBurggrafen t>on SWei&en (f 1572) unb enblid) 
am 23. ©eptember 1576 mit ©raf ^oft ju »arbt) (t 1609), 
al* beffen ©attin. fte am 13. Oftober 1592 ftarb. 

De« ©pftttingS ©$biüa ©eburtstag enbttd) ift ber 
25. Slprit 1541. ©te ftarb, nadjbem oerfdjiebene ©jeprojefte 
gevettert waren 5 ), unöermftljlt am 21. ©eptember 1564 ju 
Äolbafc. Otto $einemann. 



*) 3obft a. a. D. »L 59; r>. SBebel a. a. D. ©. 188. 

*) SBir muffen tyer atö vastelavend wo&l ben Dienstag nadj 
Gftomibi annehmen, wä&renb fonft bie Zage oon 2)onner«tag oor btd 
Dienstag nadj @ftomi$i al3 vastelavend beseitetet werben. 

») Sedfatann, ©iftortc b. gütftentum« «n&alt V, ©. 177. 

4 ) o. Sßebet a. a. D. ©. 212. 

*) 1560 würben SJer&anblungen mit ©raf $oj>j>o oon ©ernte» 
berg, 1562 mit ftürft »ernfarb VIII. oon «nfcalt (t 1570) geführt. 
SJäfjrenb ber 33er$anblungen mit bem SBilb- unb Stbetngrafen Otto 
oon ©atm (t 1607) ftarb ©tjbifla. Sgl. ©tett. «rd&. $. I, lit. 75, 
5»r. 18, 19; Itt. 19 b, 5Wr. 1. 

•) o. aiJebel a. a. D. ©. 205. 



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54 $at eÄ in Demmin ein Älöfter gegeben? 

Ijiit es in Demmitt ein Äloper gegeben? 

93. S. Stolle behauptet in feiner altbefannten ©efdjidjte 
oon ©entmin (©reifswatb 1772) ©. 380 ff., bafc es in biefer 
©tabt brei Äldfter gegeben t)abe, nnb glaubt beren 93or* 
Ijanbenfein aus bem alten „9b(af;bud)e" ber ©tabt nadjtuetfen 
ju lönnen. ff* Ratten in ber ©tabt ein ©omtnifanerflofter 
unb jwei Sßonnenftöfter oon ©t. Knnen unb ©t. Äatyarinen 
beftanben. »u* ©tolle l)at ©teinbrüd (®efd>id)te ber Älöfter 
in Sommern. 1796) ©. 71 bie $Wad}rid}t übernommen. $em 
neueften Bearbeiter ber ©efdjidjte ©entmin* , Ä. ©oefce 
(t>ßl. unten ©. 61) erfdjeint c* jwar bebenflid), ob überhaupt 
Ätöfter in ber ©tabt ejiftiert l)aben, er füljrt aber bte angaben 
©tollet lieber an unb lommt ju feiner fixeren ffntfdjeibung. 
Dal>er ift e£ wol)t angebracht, bie fjrage furj ju betyanbeln: 
$aben in Demmin Älöfter beftanben? 

3un&d)ft mag Ijeroorgeljoben werben, ba& ber bereit* 
1215 in Demmin erwähnte praepositus ober tropft (% U.* 
3hi$ I ©. 125) nidjts mit einem Älöfter ju tun l>atte, wie 
©tofle meint. ffr mar Vertreter be« JBifd^ofS oon ffiamtn, 
wie bie fpftteren Ärdjibtafoni. 

«m 19. Hpril 1304 beurfunbet ba$ Dominifanerflofter 
in ©tralfunb, bag tljm ber {Rat oon Demmin bie Anlage 
eine* $ofpije$ fär feine ©ruber erlaubt fyabe, in quo possint 
noctis quietem habere et commodo ordinäre memoratum 
hospitium ex donis vel emptionibus vel modis aliis quibus- 
cunque ($. U.'S. IV SRr. 2157). 3)a*felbe «toper oer* 
pflichtet ftdE» am 28. 9Bai 1341, ba« Orbend^ofpij in Demmin 
o^ne (Erlaubnis be« bortigen 8tate$ nidjt ju erweitern, unb 
gefleht ber ©tabt bafi 9tü{Rauf«red>t ju (Ägl. ©taat«ard)io 
Stettin: Dep. ©t. ©entmin SWr. 47). 

ffs ift Ijinreidjenb betannt, ba& bie Älöfter ber SBettel* 
orben für tyre l>erumwanbernben ©ruber oft in anberen 
©tobten fold>e $ofpige anlegten, in benen bie bettetnben 
SBöndfe Unterfunft fanben. SRan nannte fie Xerminarien, 



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$at e« in Demmin ein Älofter gegeben? 55 

toie bie ©anberbrüber terminarii Riegen, ©tr »iffen, bot 
j. 89. bie Saminer Dominifaner foldje |)äufer in ©targarb 
(ogl. ©djdttgen unb Areqfig III 9fr. 125) unb aud) tootyl 
in Äolberg (ogl. 9t ie mann ®efd)itf)te oon Äolberg ©. 264) 
Ratten, 8fad) bie ©targarber äuguftincr unterhielten in 
©reifenberg eine £ermtnarie (ogl. C. ©djmibt, @efd)id>te 
ber ©targarber Äirdjen I ©. 33). (Sin fotd^ed $au« Ratten 
bie ©tralfunber Qomimfaner in Demmin; in if)tn Konnte 
üießeid)t ein üWdnd) al« Cleemoftjnariu« ftftnbig, toäljrenb bie 
im Sanbe Ijerumtoanbernben unb bettelnben ©ruber f)ier eine 
Unterfunft fanben. 2fo« biefer Iatfad>e ift in fpftterer £eit 
bie Meinung entftanben, e« fyabe bort ein eigene« Dominifaner* 
floftcr beftattben. 1467 maren bie ©tralfunber ÜRöndje noäf 
in Demmin bettelnb tatig, benn mir erfahren au« einer 
Urfunbe (Ägl. ©taat«ard>to Stettin: ©tabt SDemmin 9fr. 19), 
bafc einige ffiiefen an ba« ffatfjarincnfloftcr in ©tralfunb 
oerpadjtet finb. ©p&ter fdjeint e« für Demmin ba« 9fcd)t 
be« (Einfammeln« milber ©oben (ius mendicandi) oerloren 
}u ljoben. ©tr tennen einen 93ergleid), ber am 27. $uli 1472 
jmifdjen ben DominilanerHÄpern t>on @reif«toalb unb ©trat* 
funb aber bie beiberfeitigen JBettelbejirfe abgesoffen ift. 
Danadj gehörte ba« ©ebiet, ba« dfMid) tum ber t>on Derfefot» 
über Öotfc unb Demmin bi« ÜRatöjin geljenben ©renjfdjeibe 
mit ben ©tobten Demmtn, 2Ratd)in unb gtieblanb liegt, na$ 
@reif«»alb (ügt. tyjl, ©efd). ber ©reif «»alber ftirdpn III 
©. 1160). 3lud) ermarb ba« bortige Älofter bei Demmin 
©runbbefifc, wie es 1495 oon ftoadjim ffittte jtoei ©runb* 
ftfide auf bem Demmincr ©tabtfelbe gefd>enft erhielt (^^1 
a. a. D. ©. 1191 ff.). ©emnad) mag bie Strminarie 
DitUetdjt in ber testen ßett tum @reif«toalber Gräbern befefet 
gemefen fein. <£in eigene« Dominifanerflofier aber f>at e« in 
Demmin nie gegeben. 

gür bie beiben oon ©tolle genannten 9ionnenH5fter 
Uft fid> bet Öemei«, bat fte nidfct ejiftiert fjaben, nidjt fo 
beutlid) bringen, toie für ba« Dominifanerflofter. ©af fie 



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56 $at e$ in Dcmmin ein Ätofter gegeben? 

aber nie beftanben fjaben, ift tooljl ßd>er. SWiemal« »erben 
fte irgenb too unb toie urfunbltd} ermähnt, unb ber SRame 
eine« „Äattyarinenader«" fdjemt für ©tolle ber einzige anlag 
getoefen gu fein, ein Sttonnenflofter biefe« Ramend angunetymen. 
SWun fyiefc aber ba« Dominifanertloffer in ©tralfunb Äattyarinen* 
Kofier. Da e«, toie nur toiffen, ©runbbefifc ober ^adjtungen 
bei ber ©tabt Ijatte, fo erflärt ftd^ ber SWame Jene« «der« 
frotyl fe^r teid>t, unb ba« angebliche Äatljarinentlofter in 
©entmin ift au« bem ^rrtum über ba« anbere Äloftcr 
ertoad)fen. 

Sttad) ©tralfunb fd>eint aud) ber Sttame be« Don Stolle 
angegebenen ©t. Hnnenflofter« gu »eifen, um fo metyr al« 
©oefee aud) einen fogenannten ©t. JBrigittenader nad&toeifi. 
%n ©tralfunb ift um 1470 ein ber ^eiligen Slnna geweifte« 
äuguftmerinnentlofter geftiftet, beffen SBefifc in ber {Reformation«* 
gett mit bem be« ehemaligen Dor ber ©tabt gelegenen ÄlofterS 
3Rarienfron Dereinigt toarb. Die« ©t. Sinnen* unb JBrigitten* 
tlofter f}at genrifc au$ Sefifc in unb um ©entmin gehabt, 
unb baDon rühren fotootyl bie Ort«begeid)nungen SRonnenberg, 
SRonnenftetg u. a v al« aud> bie annähme Don bem Borijanben* 
fein eine« eigenen Älofter« $er. $dj begtoetfle nidjt, bat 
genauere Unterfudjungen über ben ©runbbefifc be« ©tralfunber 
Älofter« biefe Vermutung betätigen »erben. ftür bo« 9Sor* 
Ijanbenfein eine« SWonnentlofter« in ©entmin fdjien gu fpred>en 
bie angäbe in bem $erfef$en SBergeidjmffe ber Manuscripta 
Pomeranica in ber UniDerfitftt«**Bibliotl)ef gu ®reif«toalb, 
toeldje« unter STOfcr. $om. got. 112 Hbfdjriften oon „Urtunben 
gur ©efdjidjte ber Älöfter ©t. Hnna in ©emmut" aufführt 
(Salt. ©tub. XXVII ©. 44). £atfä$ti$ fjanbett e« ftdj 
bort aber um SBergeidjmffe Don (Einnahmen ober Äu«gaben, 
Don SBefifcungen unb Hebungen be« ©tralfunber ©t. ännen* 
tlofter«; Don ©entmin ift nirgenb« bie Webe. 

SRadj aUebem muffen toir bie im anfange gefreute 
grage entfliehen Derneinen. (£« l>at in ©entmin niemal« 
aud) nur ein Älofter beftanben. i£. W. 



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Script über bie ©erfammlungen. 57 

Uertyt über Hie Iterfammtangen. 

©ed&fte SBerfammiung am 21. 9Rftrj 1903. 

#err Oberlehrer Dr. $aaS: 

Über bie $albinfet 2Rönd)gut. 

Die an bie ©üboftof e ber $nfel {Rügen angegtieberte |>albs 
infel 9Röndf)gut fjat eine reiche Äüftenenttmcfelung, namentlidf) 
nadj ber SBBcftfeitc ju. SBon ben fünf, nidf)t mit einanber in 
SBerbinbung ftctjcnben Stoßen ift bie umfangreiche ber 
#öljenjug 9tebbedifc*®öljren, melier ben nörbli^en Seil ber 
$atbinfe( don ©eften nad) Dften burdjquert; fübtid) badon 
liegt ber Sobber Ort, ber JBalenberg auf ®ro&*3icfer (66 m), 
biefem gegenüber bie (Erhebung don £lein*3i<fer, meldte ebenfo 
mie baS Vorgebirge ©übperb eine $öt>e don 38 m erreicht. 
Da« jtmfdjen biefen |)ö()en liegenbe lerrain befielt au£ 
©umpf*, ffiiefen* unb ©eibelanb, tt>etd)e$ dorn Slufjenfiranbe 
burd) einen fdf)maten, ca. 3 m tyoljen Sanbpreifen gefdf)ieben 
ift. SWttten in ben ffiiefen liegt ber ®rof$e unb ber Äleine 
Sobber See unb bie Qi&tmib ein ffofcartigeS ®etoftffer, ba$ 
bie $albinfet auf eine Sänge don 2V« km burdföieljt unb in 
bie $agenfdje ©ie! einmünbet. 

Sil jum 14. ^r^unbert toarb bie $albinfel als 
„baS 8anb töebbedifc" im Sorben unb als „bie ^albinfel 
3tcfer" im ©üben bejeicfynet. Sediere reifte eljemals diel 
toeiter fübtoärts als tyeutjutage; erft bie Sturmflut dorn 
1. SRodember 1304 jerftörte bie Sanbderbinbung jtoifd&en 
©übperb unb Stoben unb bilbete „bat nige Deep", toeldjeS 
urfunblid) fdf)on im Qaljre 1360 dorfommt. 1)aS 8anb 
SRebbedifc gehörte in ber älteften gefdjidjtlidjen Qdt bem $aufe 
yutbu*, toarb aber im 3fof>rc 1252 don gürft ftaromar II. 
bem ffiifterjienferflofter ©bena gefd)en!t. $m Qa^re 1295 
derjid)tete baS #auS $utbuS auf baS 8anb ju gunften beS 
ÄlofterS unb empfing für biefen 8Serjid)t 1100 2Karl. «IS 
SRorbgrenje beS ?anbeS ftebbedife mtrb im 13. $$aljrljunbert 
ein vetus fossatum ober Öanbmere genannt, b. i. ber nod) 



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58 Stricht über btt Serfammtungen. 

jefct erhaltene fogen. SRöndjSgraben. $m $aljre 1360 ermarb 
ba« Älofter (SIbena aud) bie #albinfel 3idcr burd) Äauf 
oon bem ©efdjledjte oon SBonoto, unb nadjbem fo bie gange 
#albinfel in ben JBefifc ber 9Röndf)e gelangt mar, ^teg fic 
fortan „2Rönd)gut". 

Um bie Äulttoierung be« ßanbe* ljaben ftdj bie Älofter« 
(eute unjtoeifelljafte SSerbienfte erworben. Unter ber Ober* 
auffielt eine« fogen. #ofmeifterS, bem SWöndje unb Sonderten 
jur Seite ftanben, mürben in Älterer 3eit beutfd^e Äoloniften 
nadj ber |>albinfel gebogen, befonberS jur Slnftebelung in ben 
brei unmittelbar neben einanber liegenben $agenbörfern. Die 
Älofterbauerit mußten ba* «efertoerf beftellen unb bie gforft* 
mirtfd^aft beforgen. $opfenbau, @arten* unb Obftbau mürben 
gepflegt unb ba« ©atj auf eigenartige, allerbingS feljr primitioe 
©eife gewonnen. 

Sei ber (Einführung ber {Reformation toarb baS Älofter 
ffilbena fäfntariftert unb bie £albinfe( ber SBermaltung be« 
tyerjoglidjen Statte* (Hbena unterteilt. Um 1610 nmrben 
bie JBauenttmrtfd>aften oon ©roten^agen gelegt unb in ein 
Domanialgut oertoanbelt, meines fortan nadj bem $erjog 
^Ijiltpp Quliud ^IjilippSljagen genannt mürbe, ftönig ©uftao 
Hbolf Don ©d)tocben oerpfftnbete im 3al>re 1631 bie $alb* 
infel an bie ©tabt ©tratfunb, aber burd) bie oon Äönig 
Äarl XI. eingelegte JRebuftionStommiffton mürbe fte 1692 
mteber an bie Ärone gebraut. Die Aufhebung ber 8cib* 
etgenfd>aft im anfange beS 19. I$aljrl)unbertS fdjuf auf äßönfy 
gut feljr lomplijierte $erf)&(tniffe. Ungefähr ju berfelben 3eit 
roarb bie Qnfel {Rügen oon ben Iruppen SRapoleonS I. 
»äljrenb ber ^aljre 1807—1813 befefct, unb bei biefer 
Gelegenheit marb 2Wönd>gut mit einer befonber* ftarlen 3Je* 
fafeung bebaut, toeil man eine Öanbung ber Sngl&nber an 
ber ftüfte oon 2Rönd>gut befürd>tete. 

Die ©ol>nl|äufer ber 9ttönd>guter toaren bi$ oor ljunbert 
$aljren faft au*fd>tie6lid) fogen. 9tau$f)ftufer mit ljol>etn 
©troljbad) unb niebrigen ©oljnrftumen. ©cfym balb naty 



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Script über bie Serfantmtungen. 59 

ben gfrci^eiWfriegcn fingen fie an, meljr unb mefyr ju oer* 
fdjtoinben, unb je|t gehören fie fd)on ju ben größten ©elten* 
Reiten. Die am #aufe ljaftenbe #auSmarfe ift nodf) allgemein 
gebrfiucfylid). 

Das, tooburd) fid) bie 2R5nd|guter am augenfälligen 
oon ben übrigen 9f ügianern unterfdjeiben, ift bie Äleibertradjt, 
toeldje in bejug auf Schnitt unb garbe auf alten Xrabtttonen 
beruht. Die toefenttidtften JBeftanbteile ber 9Jcfinnertrad>t finb: 
bie fd&toarje $ade, bie quergeftreifte ffiefte unb bie toeiten 
SBeinfleiber aus toei§er Seinetoanb, toeldje bis jur ffiabe t)crab= 
reiben. Daju fommt bei ber 9benbmaf)l£feier unb bei 
Stauungen ein langfööfciger fd^tnarger Über r od; in Irauer* 
faden »erben SBeinfleiber oon fd&toarjer garbe getragen. 

Die 9Rdnd>guterinnen tragen auf bem Äopfe eine toeifr 
leinene üRüfce unb barüber eine bitf mit ffioöe mattierte, 
fd)toarje $H*ube. Der SBruftlafc befielt au* buntgeftreiftem 
ffioHenjeuge unb rotrb mit einem bunten JBanbe im Qxdiad 
jugefdjnürt; nad) bem $alfe ju rotrb ber SBruftlafc burd) ein 
bunte« SBufentud) abgefd>loffen. Die faltenreid>en fflfcfe finb 
oon fdjmarger garbe unb am unteren SRanbe mit blauen ober 
grünen Äanten befefct. Seim Äirdjgang, bei ber 3lbenbmal>lS* 
feter, bei $od>$eiten unb ä^nltc^cn Gelegenheiten treten 
befrtmmte SRuanjierungen ber getoöljnlid>en £rad)t ein. SBräute 
tragen in ber SRegel blaue ©djürjen mit ebenfoldjen SBftnbern. 
Die ©toffe, au« benen bie ÄleibungSftüde gearbeitet finb, ftnb 
biß auf ben heutigen lag faft ausnahmslos (Srjeugniffe ber 
#auSinbufftie, obgleid) bie 3aljl ber ffiebftüljle, toeldje ftd) 
i. 3- 1817 auf meljr als 100 belief, in ben legten Qfa^ren 
erljeblid) jurüdgegangen ift. 

ffiaS bie SRationalit&t unb #erfunft ber SRöndjguter 
betrifft, fo f)at man bis in bie neuefte Qtxt Ijinein angenommen, 
bog fie unoermtfd>te, nur ftufjerlid) germanifierte SWadjfommen 
ber ehemaligen toenbifdjen SBeoölferung {Rügens feien. Diefe 
Meinung ift jebod) mit aller (Sntfd)iebenf)eit öon ber $anb 
ju toeifen; wir ljaben in ben SJcdndjgutern oielmeljr eine 



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60 Siteratur. 

im öffentlichen au$ beutfäem SBlute entfproffene ©eöötferung 
gu fefjen, meldte üieHeid)t au$ ber Umgegenb oon ?aber* 
born flammt. 

fitrratur. 

@. ©ello. ©efd)id)tSqueflen be$ bürg* unb fc^Ioggefeffenen 
®efd)fed)tf öon Storde. $m auftrage be$ gfamilien* 
33orftanbeS herausgegeben. II. Sanb, 1. #eft. Urfunben 
be« 15. QaljrljunbertS. 1903. Serltn, $. 81. ©targarbt. 

Unter benUrfunbenbüd&ern jur ©ef d&icfcte altpommerfcberöfamilien 
nimmt ba8 groß angelegte 933er! für bie ©efebitfte be8 ©efd&led&tS 
Don SBorde eine Ijertoorragenbe ©teile ein nid&t nur infolge ber 93c- 
beutung, bie biefe Öamilie für Sommern gehabt bat, fonbem audj 
wegen ber $erfon be8 SJearbeiterS. S)a§ tym feine Arbeit bunb bie 
weite (Entfernung feine« SBobnorteS Don ber $eimat ber 33orde febr 
erfd&wert ift, baben wir fd&on früher (SWonatSbl. 1898 ©. 77) bei 
ber Anzeige be$ erften 33anbe8 ber ®efd>icbt8quellen bemerft. Um 
fo mebr ift e8 rübmenb bert>orjubeben, ba§ er für ba$ 15. 3abr« 
bunbert eine fo große 3abl öon Urfunben unb SRadjricbten — ber 
Dorliegenbe 99anb enthält 514 9htmmern — jufammengebraebt unb 
teitö öofljWnbig, teil« in gorm Don SRegefien mitgeteilt bat. 8für 
bie fcommerfebe ©efd&icbte, namentlich für bie erfte Hälfte ber 
8tegierung$jeit beS $er&og8 99ogi$law X. bringt ba8 2Berf aufjer- 
orbentlidb Diel, bisher niebt gebrudte« Material. ®8 ift fclbft- 
öerjtönblicb, ba§ wir oft gerne ausführlichere SKitteilungen bitten, 
aber im SRabmen beS üorliegenben 2Berfe8 lie§ ftcb ba$ natürlich 
niebt ermöglteben. 

SJoüjtönbig ift aber trofcbem ba8 SKaterial feineSwegS gebrad&t, 
unb e8 ift bem Herausgeber fogar mancbeS in bem fonft fo eifrig 
benufcten ©taatdardjtoe ju (Stettin entgangen. 8fo(b einzelne 
^ublifationen bat er merfwürbigerweife nidjt benufct, fo für bie 
Hummern 77, 89 unb 96 SlltmannS Urfunben Äaifer ©igmunbS 
(Regesta imperii XI.), für Kummer 121 bo$ Repertorium 
Germanicum, in bem änbreaS Sorfow bereit« 1431 (t>gl. 5Rr. 331, 
1755) erwft&nt wirb, unb üor aüem 'JJriebatfcb« ^olitifcbe 
Äorrefoonbenj be« ßurfürften Sllbrecbt «cbifleS. ferner ftnb bie 
$ubttfationen jur $anftfcben <&ef$i$te niebt berangesogen, obgleich 
bier aüerbingS baS Crgebni« für bie öorliegenbe Arbeit nid&t febr 
bebeutenb fein wirb (»gl. aber 5. S3. fcanfe-SReceffe m. S3anb 2 
©. 231 f.). 



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Siterotur. 61 

Hudd bie 3o^l ber nicfct benufcten ungebrucften ttrfunben, in boten 
SWitglieber ber gamilie als StuQtn genannt »erben, ifl nid&t gang 
gering. 2Bir Dermöd&ten etwa 20 fcinauauftigen, ofcne behaupten gu 
wollen, bajj bamit ber SSorrat crfc^öpft fei. SJon befonberer SBid&tigfeit 
aber ftnb biefe woljl faum. 

(Einiger ©rgänsungen unb $3erbefferungen bebürfen bie gelegent- 
lichen, im allgemeinen nur fettenen Änmerfungen beS Herausgebers, 
ber bisweilen bie neueren arbeiten jur pommerföen ©efd&idjte nid^t 
gefannt Ijat. 3)er offene Ärieg gwif d&en Sommern unb SBranbenburg 
brad& im April 1478 auS unb toctyrte mit Unterbrechung big gum 
3uni 1479 (au 9?r. 208-209). "Jfyrifc würbe am 26. unb 27. §uli 
1478 belagert (gu Sftx. 213), ©afcig am 17. «ugujl erobert (gu 
9?r. 235, 236). 3)iefe 3)aten ge&en auS ben Don ^riebatfd) Deiöffent- 
listen SRacfcrid&ten IjerDor. 3)ie Datierung Don 9tr. 210 ifl falfö; 
im Januar 1475 war ©ergog @rid& fdjon tot, bie Urfunbe {lammt 
Dom 3. 3anuar 1474. 3u &w Änmerlung auf ©eite 118 fei bemerft, 
ba§ Henning 3foen bereit» 1446 sunt 39ifd&ofe gewählt ifl. 9ct. 164 
ifl gebrucft in Ratend brittem beitrage §ur ©tolper ©tabtgefd&id&te 
©. 127 f., 9?r. 418 im «nfcange ju SRiemannS ©efdjicfcte Don Aolberg 
3u 5Rr. 232 fei bemerft, baS Serabt »orcfe nod) am 24. 2Wai 1475 
a(8 Sogt Don ©afcig genannt wirb unb ©einriß 99. auerfl am 
22. 3uni 1477 als foldjer erfd&eint. 5Rr. 248 gehört waW*einlid& 
inS 3a^r 1480. £)b eS nötig war, in ben Hummern 466—471 bie 
Zotigen über SogiSlawS X. Steife nacfc ^aläftina aufzuführen, obgleich 
an i&r, wie ber Herausgeber felbft bemerft, fein SJorcfe teilnahm, ifl 
bog f e$r sweifel^aft. 3)aS Don Älempin (Diplom. Seiträge ©. 544 f.) 
Deröffentligte SJeraeicfcniS ber mit bem ©ergoge inS ^eilige Sanb 
reifenben Pilger fäeint bem Herausgeber entgangen &u fein. 

@S mag genug fein mit biefen einzelnen Semerfungen, bie ftd& 
no<$ Denne&ren liegen. S)ie äuSfleUungen tun im gangen bem 
SBerfe nur geringen Slbbrudj. 2>er Herausgeber Derbient für feine 
mütfame Arbeit nid&t nur ben 2)anf ber Öfamilie Don Sorcte, fonbem 
aller pommerfd&en ©efd&id&töforfd^er. M. W. 



Ä. ©oefce. ©efdjtdjte ber ©tabi Dcmmin auf ©runb be$ 
©emminer SRat$ard)iDS, ber ©toüefd^en ßfjrontf unb 
anberer Queüen unb mit 2 planen unb 29 HbbUbungen 
herausgegeben. Ü)emmin. f^ran^fc^e $Bud)l)anblung. 1903. 
gr. 8°. XII u. 520 ©. 6,50 3Rarf. 

Sor wenigen SBotfcen erfl ifl in biefen blättern (©. 8) barüber 
geflagt, ba§ bie ©efäid&te ber alten ©tabt Demmin feit längerer 3*ü 



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62 «teratur. 

fetten (Begenfianb ber gforfdjung gewefen fei, unb iefct liegt ein fe&r 
ftattlid&er 99anb oor, in bem fie in einer HuSfübrlicfcfeit be&anbelt 
wirb, wie e£ für feine anbere ©tabt Sommern« gefd&e&en ift. 
5)aS SBcrl be3 9$erfaffer3 a«ißt »on jahrelanger, fleijHgjler Arbeit 
unb großer Eingabe an feine Aufgabe. <££ wirb gewi§ baju bei« 
tragen, Siebe gur Heimat neu au entfachen, unb bie ÜDemminer werben 
ibm banfbar fein unb gerne in bem SJud&e toon ben böfen unb guten 
lagen ibrer ©tabt lefen. 

%u$ für bie weitere pommerfdje ®eföid&te bringt bie Hrbeit 
gewiß mandjeä Stteue, aber trofebem muß id> bad 99ud* im gangen 
at8 oerfeljlt begei^nen. Kor aflem ift e3 biet au umfangreich unb in 
einzelnen Partien ju ungleich, ©djon ba§ e8 in feiner Snlage 
(I. »efd&reibung ber ©tabt. IL ©efd&id&te ber ©tabt) ft* fo fefrr 
an bie alte C&ronif öon <E. 2B. ©tolle (1772) anfcfclie§t, fann ni*t 
gebilligt werben. (Einerfeitd ftnb babureb ga^llofe SBieberljolungen 
toerurfaefct unb &eitlid> aufautmengeljörige ©toffe auSeinanber geriffen, 
anbererfeitS ift gar feine wirflid&e aufammenljängenbe ©efdn'dbte ber 
©tobt gegeben. Der aweite Seil enthält eigentlich nur einzelne 
Silber ober Äbfdjnitte auS ber ®efd&id&te, bie djronologifdj aneinanber 
gereibt ftnb. Deutlich wirb bad s- 8- burefc bie latfadje, ba§ eine 
Storftellung ber Deformation fcier ganj fefclt. Um barübet etwa« au 
erfahren, mu§ man in einaelnen Äbfd&nitten be$ erften Seile« na$* 
fud&en. SBenn auf bem falben Staunte, ben bie 3)arftellung beS 
CerfafferS beanfpruefct, eine Wirflid) innerlich aufammenljängenbe 
(Sractylung ber ©ntwitfetung ber ©tabt gegeben wäre, fo w&re bie 
Arbeit weit brauchbarer, aud>, wie tdj glauben möchte, für einen 
größeren SeferfreiS. 

©eine Duellen gibt ©oefce aum Seit fd>on auf bem Xitel, 
aum Zeil in einem öeraeid&niffe auf ©. 519 an. Sorne^mticfi fcat 
er mit Stecht au« bem ©tabtarefctoe gefdjöpft, aber für bie fpfttere 
3eit in au ausgebeutet SBeife auS bem reid&baltigen Äften-SKaterial 
Mitteilungen gemacht. 3)a3 Don ifcm ©. 509—518 abgebruefte 
SSeraeid&nid mit 3nljalt$gabc ber Demminev ©tabturfunben fcat bei 
mancherlei geblern audj fd&on barum faum SBert, weil bie im &gl. 
©taatfttrcbito au ©tettin beponierten £)riginalurfunben neu georbnet 
unb repertorifiert ftnb. aber im ©taatSardjtoe befinben fed^ außer 
biefen ber ©tabt get)örigen Urfunben notb wblxtity anbere auf 
3)emmin beaüglidje; bie Urfunben «Abteilung ©tabt Demmin be8 
StrdtfoS aäblt allein 42 SRummern. Diefe ebenfo wie bie bort öor- 
banbenen äften bat ber ©erfaffer nid&t benufct, obgleich e$ boeb leicht 
gewefen wäre, fie einaufe&en. SSon gebrueften Oueüenfd&riften ftnb u. a. 
niefy fcerangeaogen bie großen tjanftfcfcen ^ublifationen ($anfe-SReaeffe 



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Literatur. 68 

unb $anf. Urtunbenbucfc), 83ugenbagen8 $omerama, in bcr j. 8. 
auf ©. 159 (ed. $einemann) eine 9?otij über einen Sranb ber ©tobt 
im Safcre 1407 enthalten ift, StungeS brevis desi&natio (jefct Salt. 
©tub. 9?. f$. VI), wo auÄ ber 8teformation«gef*ic&te Demmin« etwa* 
ersäht wirb. Unter ber Literatur, bie aufgeführt wirb, toermiffe idb 
oor allem f$<xf$ 3tttgif($«$ommerfc&e Oefäidjten, weiter oon SRebetn* 
®ef(fcid)te ber 6infübrung ber ewmgelifd&en Sebre in Sommern, 
D&bnert8 Sammlung pommerfdjer 8anbe$urfunben u. a. m. Äu<$ in 
mannen (Sinselbeiten futb neuere Sorfd&ungen ntdjt genügenb be- 
amtet. Süperbem tritt W8»eilen eine UnfenntniS allgemeiner ©er- 
bältniffe fcerbor, bie 8nftoß erregen muß, j. 83. im Anfange über ben 
Untertrieb flawifdjer Surgen unb beutföer ©tftbte ober über bie 
Urfunben (auf ©. 5 werben s- ©• (fcroniflifdbe SRacfricbten atf fold&e 
beseidjnet, auf ©. 7 wirb baöon geforodjen, baß 1193 ft<$ einer 
unterfdjreibt, auf ©. 63 wirb eine bentfcfce Urfunbe au£ bem 
3a$re 1284 erwähnt, bie ieber, ber nur einigermaßen mit Urfunben 
93efd>etb weiß, ganj offenbar ald falfcb batiert erfennt; fie gehört Der* 
mutlicb in« Safer 1484) u. a. m. $u tabeln ifl e$ aucb, baß bie 
mittelalterlichen Daten nid>t aufgelöft finb. 

3m einzelnen baS 9u$ bunfougebcn unb auf gebier, Süden unb 
Srrtümer (»gl. oben ©. 54 ff.) binsuwetfen, muß id> unterlaffen, ba ber 
Saum nicfct ausreißen unb bie Arbeit s« groß fein würbe. Äudb fofl 
au$ bief en einseinen SRSngeln bem ©erfaffer fein bef onberer Vorwurf ge» 
mad&t werben, fic ftnb bei einer fold&en Arbeit *u leidet m5gli<$ unb tun 
ibr im allgemeinen wenig Äbbrucfc. 2Ba$ t<b au meinem SSebauern an 
bem SBerfe au$aufefcen babe, iji, wie gefagt, t>or allem bie gange %t« 
läge unb ber Umfang be8 Sucfeed. BeibeS wirb gar mannen toon 
feiner Settüre abfc&reden. 3n unferen Sagen finben foldje umft&nb- 
liefen ©tabtbefd&reibungen, wie fte im 18. Saferfeunbert üblich waren, 
feinen SBeifafl mefer. 2Wan verlangt in einer wirtlichen ©efefeiefete 
einer ©tobt eine Darstellung, wie fte ftefe na$ Snnen unb Außen im 
Bufammenfeange mit ben aügemeinen 3uffönben unb ©erbftltniffen 
entmidelt bat. SSon einer folgen ©tabtgefäidjte, wie wir fie für 
anbete pommerfdje ©täbte, j. 8. ©retfenberg, Äolberg, Dramburg, 
SRügenwalbe, befifcen, ift bie oorliegenbe weit entfernt. Webt atteS, 
wa8 jemals in ber ©tabt gefefeefeen iji, öerbient thtfoeiebnung, f onbem 
e3 gilt ein Oefamtbilb 311 entwerfen, bad und bie einseinen $erioben 
ber ffintwidelung beutlicb öor bie Äugen fieflt. 

M. W. 



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64 3tttowW ber Sammlungen. — SWitteilungen. — 3n^alt. 

3**t#8 fce? CtttMlttitge*. 

»ibltot^ef. 

Der beutf**fransöfif*e Ärieg 1870/71. SHebigiert oon her 
frieg*gef*i*tli*en Abteilung beS großen ®eneralftab$. $. 1—15. 
®ef*en! beS Oberfileutnant 0. 3). SRat&ieu. 



« i 1 1 e i U n g e *. 

3u orbentli*en SKitglicbern ernannt: Äaufmann 
Arthur SJrunn in ©oUnonj, Äaufmann 6. ©effingbauS in 
Stettin, ber Ärei8-8u8f*u§ be$ SRegenttjalber ÄreifeS in 8abeS 
unb Dberft a. D. Don 9? a fcm er in ©teglifc (auf ©. 48 ift Der- 
febentli* Don SRormann gebrudt). 

0^11 btn Bau» unb ftttttfttatfm&ttni frei 9Uilttun§** 
Nlitt* Cttttiti ifl *tft VI (*ret# «reif myogen) ctf «**»*»* 
(** elf 10 9t«tt .) 

Die »ibliotbet (Ägl. ©taatSardjiD, Äartutföffe. 13) ift ge- 
bffnetSKontagS Don 5— 6 nadjm. unb Donnerstags Don 12 bis 
1 Ufcr. Süperbem toirb ber ©ibliotbefar toäbrenb ber $ienffihmben 
beS Ärc&iDS (Don 9—1 Ubr Dorm.) 2Bttnf*en betreffenb Senufcung 
ber »ibliotbe! na* äHöglidtfeit entft>re*en. 

3>ie neu eingegangenen 3"tfdjriften liegen im SibliotbeK* 
Simmer gur (Stnfi*t au8. 



$*# Vluleum ifl Gönnt** *on 11—1 Ufer tut* 
&titt»#* \>*n «-§ ftft* *t*fftt*t 

Auswärtige erhalten na* Dorberiger SKelbung beim Äonfer« 
Dator ©tubenrau* ($obenaoflernfh:a§e 5) au* )u anberer 3*ü 
(Eintritt. 

Indult 

SWitteilungen au8 bem Ärdn'De ber ©tabt ©targarb. — Die 
®eburt8tage ber lödjter ©erjog 99arnim$ XL Don Sommern. — 
$at e8 in Demmin ein Älofter gegeben? — 39eri*t über bie 83er« 
fammlungen. — Sitcratur. — 3uioa*8 ber Sammlungen. — SRit« 
teilungen. 

8rür bie SRebaftion Deranttoortli*: ^rofeffor Dr. SR. 335 ebr mann in 
Stettin. $nuf unb ©erlag Don Jperrcfc & Sebeling in ©tettin. 



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A& 5. Wffa 

ittonnteblnttcr. 

$erau$gegeben 
Don bec 

©efettföaft für ^ummcrfd)c ©efdjidjte 
uttb SUtertumSfunbe. 



»nr ftafttattf ¥et $ul|altel liefet »•»atfbWttct ifl mite* Cttelleiiftitftftfce 
gefUttet. 



»1^04, Uu 20. «at 1908, **«*• 7 ftft*, 



lageSorbnung: 
1. 3a$re8berid&t. - 2. 2BaW be« ©orftanbeS unb beS Sei« 
rate«. — 3. Vortrag be$ ©erat SnfciDbireftorS $rof. Dr. SJriebenS« 
bürg: Der Anfall Don Vorpommern an ^reufjen unb bie 
fculbigung in Stettin (1720-21). 



9fa$ ber SJerfammlung ftnbet ein fttttteitif «afttt*K* flfteti** 
tffe* ftatt Slnmelbungen werben bis sum 19. Wal im öureau 
be* „fcotel be $ruffe M erbeten. Die (Sinffi&rung Don ®ftjhn ift 
toiMommen. 

Cttutta*, be» 24. VUi 1903. 

«bfafat 1,m U&r SKittag*. «nfunft 3^ U&r. ftaffee. 39e« 
futyigung ber Äird&e. (Spaziergang sum &eibnifc$en Surgwafl (1 km) 
unb jur Äeflerbeder SWfiljle (4 km) an ber $löne ober bunfc ben 
SBalb. Dafelbft Sbenbeffen ober, na* 2Ba$l, «benbeffen in Äolbafc 
unb birette 9tüdfa^rt mit ber Äleinbafa 7,n tt&r. Änfunft in 
Stettin 8,m Ufa. 



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66 üWitteilungra au« betn Änfctoe ber ©tabt ©targarb. 

ÜKtttfüttttgen an htm Ärd)foe ber Stobt 
Stargari). 

©on 8. »oe^mer. 
(©tflufr) 

66. 1514, SWärj 15. gformutartnäfcige Sabung im 
fanonifäen ^rojcffc gegen ©djutbner ber SBauIaffe ber SWarien* 
!ird)e ju ©targarb auf Älage ber tyrooiforen. Stifter ift ber 
Domherr Qo^onn don {Ramin, »oljnljaft ju ©targarb; ber 
^rojeg getyt gegen ben SRitter Otto don XBebel, SSidigenj unb 
^oljanne*, ©öljne beS 2M$ior don «Bebet, »ruber« bc* Otto, 
ffiebego don ffiebel ju U^tenljagen, ben {Ritter Qoa^im Don 
Detoifc ju ©aber, bie ©targarbifd&en SRatSoertoanbten $>an$ 
Dorre unb (Hjriftian grenlel als beffen Sürgen, Qoad^im unb 
^ofjann JBiöerbecf ju ffiarnifc unb $ol)ann$ grau, bie (Erben 
be£ SWartin §tnbenburg ju ©d>tötenifc unb SRifolauS $inben* 
bürg bafelbft, 3Rattl)euS ©jaffe gu ©targarb, SBürgertneifter 
®eorg »iüerbecf ju ^rife, 2Rartin »iüerbed ju XBarnifc, 
Stomas Sreberlow ju @arj, SWIolauS Siücrbccf ju ffiarnifc 
unb feine SBürgen, bie Crben be$ $oljann ©mibt ju ©targarb. 
IranSfumiert ftnb ber Auftrag be$ Zapfte« ©ijtuS IV. dorn 
20. «pril 1482 an ben Hbt ^oljann don Äolbafe unb ber Untere 
auftrag be$ äbteS Valentin dorn 24. gebruar 1513 an SRamin. 

67. 1514, 5Karj 18. Die »auern £anS SreMjfc 
ju ©uttoto a. b. $löne unb $afob $tynfce ju Ucferljof der« 
laufen {Rente an eine (Etemofone in ©targarb. Bürgen: 
Sauern ftafob Äerer unb ^eter ©gaffe ju ©utfo». 3 eu Ö en: 
Säuern #einri$ ©gaffe unb 9Rattl)iaS #erttmd>, anfäetnenb 
ebenbort. 

68. 1515, Januar 15 (2Rontag dor SKarceD.), 8abe$. 
Sfc&muS SBorde, erbfeffen ju JRegentoalbe, ©ol)n bei (EfauS, 
derlauft feiner grau ©opljia don Dewife eine {Rente don 
4 2R. SSinl. au« ben #öfen ber Sauern #anS ©enfe unb 
3RattljiaS $efcfe ju (SfoerSljagen. ©ürge: #enning JBorcfe, 
erbfeffen ju Sabbun, ©otyn beS Slaud. 



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SKittethmgen au3 bem Ifaftw bcr ©tobt ©targarb. 67 

69. 1515, 3»ftra 31. Äüfter Sorens ©mebt ju ®x.> 
©djönfelb oerlauft bem Äalanb ju ©targarb {Rente. Särgen: 
Otto Sporne ju @r. * ®d)önf elb unb ©Jjmon {Rabede ju 
tyrielip. 3euge: validus vir SWattljeu* Stettin. 

70. 1516, aWftrj 13. $>an« Seoenoto, erbfeffen auf 
8iebetu>to, oerfauft {Rente an ben großen (Etyor ber SKarien- 
tirdf)e ju ©targarb. 

71. 1516, Dejember 6. $afob don ^ünterSberd), 
ju $efeni<f erbfeffen, oerfauft {Rente an bie Sermefer ber ÜWeffc 
Borate coeli in ber SKarienfircfye ju ©targarb. 

72. 1517, «prit 10. 2Rartin #inbenburg ju ©d)tötenife 
öerfauft au$ bem $ofe feinet Sauern $einrid) {Roggeman 
{Rente an bie 3Rarien*©df)ule ju ©targarb. Särgen: #an$ 
Äüffom ju Ser^lanb unb Jürgen |>inbenburg ju ©c^lötenife. 

73. 1518, Januar 20. Sauer Salentin Serner ju 
^Jrielip üertauft {Rente an eine (Etemofone ju ©targarb. 
Särgen: Sauern Qafob ©pilerman unb ©imon {Rabele gu 
$rieiip. 

74. 1521, Januar 19. Sauer ^ofty #ennele ju «oDin 
derlauft mit 3uftimtnung beS bortigen DrbenS*#auptmannS 
(de consensu prefecti in Collyn Frantz Trampe) {Rente an 
ben großen Sijor ber 3Rartenfir$e ju ©targarb. Sürgen: 
SKerten ©trebelo» unb Statue* Ärogljer, Säuern in Äolfyn. 

75. 1522, Januar 12. Sauer $aul (Joppe ju Strebe* 
to» ©erlauft {Rente an ben (Eljor ber 2Rarien!apeöe ber $oljanm$* 
fird)e ju ©targarb. Sorgen: ^eter Itjbe jun. unb $eter (Joppe, 
Säuern in ©trebeloto. 

(Über bie ©nnaljmen be$ (EI)or$ „SRarien ttben" ber 

QoljanniSfird&e tjat fid) ein {Re$nung$bud> für bie 3eit oon 

1520—1545 erhalten; barin ftnb aud) bie 3al)lungen beS 
$aul Coppe oerjeidjnet.) 

(Einige Stertytfgtwgett mögen nodj folgen: 
Qn SRr. 15 (3Ronat$bl. 1902, ©. 180) muß es ftatt 
„Älojin ((Hfifcin)" $ei&en „ «lüden". 



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68 (gm ©teinfiftatgrob in ©truffoto. 

$tt Str. 24 (2Ronattbl. 1903, @. 2X) ifk ftatt „Stabes 
bord>" gu lefen ,,#inbenbord)" 

3fn SRr. 36 (©. 36) tieS ftatt „Dorn" „Dorre". 



(Ein jfteinkifiengrob in Stntflbw bei Bortttni^en. 

gunbberid&t beß 2e$rer8 3abbad& in ©truffoto. 
ffianbert man Dom ©d&ulljaufe ju ©truffoto nad) Offen, 
fo tommt man in 5 Minuten nad) bem gur Drtfdjaft ge* 
adrigen «u$bau „©ftnfelrug". «u<8 bem ffiiefental ergebt 
ftd) mit oerijftltniSmftfjig ftcilem {Ranbe eine magere, aber be* 
äderte $o$fläd>e. Stuf biefer angelangt, trifft man ungefähr 
300 ©dritte toeiter öftlid) auf eine taugliche Stoppt, toetdp 
üon ©üben nadf) SRorben au$ ber #odf)ftö$e fatift anftetgt. 
Die Dffc unb Sßorbljftnge faflen giemlid) fteil ab. 9iid)t atU 
juiücit nörbltd^ Don ber Stoppt füljrt bie 3oübrfid*33ütotoer 
Sa^nftrcctc oorbei. SWad) Often Ijin fliegt fid> an ben grug 
ber Stoppt eine unbebeutenbe SBrudf)* unb 8B5iefenlanbfd>aft. 
Von ljier fefet ßd) bie fyofyfl&ty in minimalen ©eilen* 
erljebungen bis an baS Damerlotoer ffiiefentat fort, »uf be* 
fagter Äuppe entbedte ber ©utsbefifcer ©efeel am 18. ©eptember 
1902 beim SWern ein Äiftengrab, beffen Dede fo natje an 
ber Dberftödje lag, baß eine gerftörung ber anläge burd) 
ben $flug unoermeibli^ fear. Das ©rab mar am ©abfange 
erbaut, genau oon ©üben nad> Sorben fituiert unb Don 
regelmäßig gettöbten platten au& rotem ©ranit hergerichtet. 
Die Dede bilbete eine platte, bie ©eitenmftnbe bilbeten fieben 
platten Don oerfdjiebener @rö§e. Die »efttidje ©eitemoanb 
mar 75, bie nörblidje unb öftlid>e 50 cm lang, fftmtlid)c 
geigten eine #dlje Don 45 cm. Die fübli^e ©djmalfeite be* 
ftanb aus brei ©teinföotten Don Heineren äuSmeffungen. 
Der ®runb beS ©rabeS geigte eine $flafterung au« Keinen 
flauen ©teinen. Die ©teinfifte tt>ar mit ©anb angefüllt, 
na$ beffen S3egfd>affung oier Dedelurnen ju Zage traten. Drei 
ftanben in einer Steige an ber u>eftltd)en ffianb; rtd)t$ neben 



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(Ein ©teinfiftengrab in ©truffoto. 



69 



bie mittlere Urne toar bie öiertc gcftcüt Sie ©cfä§e toaren 
IjinjM&tüd) ber gorm, garbe, ©röfce unb #erfteöung oerföieben. 
ßctber tonnte nur eine Urne geborgen »erben, bie übrigen 
toaren fo jermürbt, bat fie jerfielen, trofebem fie einen gangen 
lag ber 8uft auSgefefet blieben. SRur einjelne ©gerben ftnb 
aufgehoben. 

No. 1. No. 2. 




V*0 



Urne Sftr. 1 fjatte eine §bty don 25 cm unb einen 
mittleren Umfang oon 1,11 m. ©ie toar mit einem Seiet 
oerfdjloffen, geigte einen furgen, fdjarf abgefegten #als mit 
fentretyer ©eitentoanb, toar befonberS toeitbaudjig unb aufcen 
unb innen oon tieffd&toarger fjarbe. ©edel unb ©eitentoanb 
Ratten tief eingeftoctyenes ©trtd&ornament. Um ba$ 3entrum 
be$ ©edete lag ein {Ring oon eingefrorenen fünften. SBon 
bem ^unftring gingen oier ©trollen genau ben ^auptijimmefe* 



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70 ©in ©teinfiftengrab in ©trujfom. 

rid>tungen entfpred&enb nad) bem Dedelranbe. 9fa biefe oier 
SWittelrippen legten fid) feitlidfj mit fpifcminfltgem 2lnfafc oer* 
tieft kippen, beren Hnorbnung eine gemiffe Symmetrie auf« 
mte£. (©. 2lbbtlbung 9ir. 1 a.) anlief) mar bie ©ettenmanb 
öergiert. Unterhalb beS #ategrunbe$ befanb ftdfj ein ^Junft* 
ring; oon bemfelben fingen öicr ©trauten fjtxab, gleichfalls ben 
$>immelSgegenben entfpre<$enb. $m SBergteidfj ju berjenigen 
be$ DedetS lieg bie ©eitenornatnentierung eine befttmmte 5Regek 
mäfcigleit oermtffen. (©. äbbilb. Sßr. Ib.) Die Urne war 
mit &no$enreften unb burcfygejtdertem ©anbe angefüOt. 
ßiemtid) am ®runbe berfelben (ag nad) ber JBeftfette l)in 
gmif^en ben Äno^enreften öon einer roftroten Waffe um« 
geben eine eiferne ^tnjette (abgebitbet unter lc). 

Sftr. 2 mar oon fd&lanferer gorm unb Ijatte einen längeren 
$mte, ber ftd& bom ©runbe aus nad} oben f)in ein menig 
oerjüngte. Die ganje Urne jetgte rote fjärbung, mar forg* 
faltig geglättet unb tyatte auf Dccfcl unb ©eiten $un!t* 
Ornamente. $n ber SWitte beS Dedet* befanb ftdj eine SBer* 
tiefung, anfdfjeinenb burd) gfingeretnbrud tyeroorgebradfjt. 9Jon 
biefem gingen oier^unf treiben ben$immet£gegenben entfpredfjenb 
nad> bem Dedelranbe l)in. 8ln biefe oter 2ßittelreil)en legten 
ftd& feitlidf) fdfjräg gleidifoufenb meitere $un!tretl)en. (©. SHi6ilb. 
SRr. 2 a.) Unterhalb be$ $atfe£ befanb ftdf) ein aus jmet $unlt* 
reiben gebübeter ©ürtel, oon bem oier $unftreil)en abmärts 
gingen, gleichfalls nad} ben #immel3gegenben orientiert. 8to 
bie ^auptftra^len legten jtd) bie Siebenfiraljlen, mte bei ber 
SJerjierung be$ Dedete. (©. «bbtlb. 9?r. 2 b.) 3mifd)en ben 
ftnod}enrcften lagen jiemttdf) obenauf 9tefte oon jufammen* 
gefdfjmotsenen Dra^tringen. 

Urne 3*) mar rot, mit einem Dedel oerfd)loffen, otyne 
Ornament, oben glatt unb unten geraupt. Setgaben fehlen, 
mte in Sftr. 4. 

*) Änmerfung ber SRebaftion. Urne 3 beftnbet ftd^ mo&l* 
erhalten nebft ©gerben oon ben anberen Urnen, ben ffiifen* unb 
99ron$ebetgaben, als eine ©djenfung beS $errn 3&bbac& unter 
3-9tr. 5240a-c im SRufeum ber ©efeDföaft in Stettin. 



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(gütiges gut ©efäictye ber <Papierma<$ertunft in Komment. 71 

(Einiges jnr (SeJ'djidjte Her tyapitmttyttknnft 
in flommeni. 

Sott 2R. 2Be$rmann. 

3m 2. fjebruar 1528 erteilten bie #ergoge @eorg I. 
unb SBarnim XI. bem ^oft Älopffer bte (Erlaubnis, in Damm 
auf ber <ßlöne eine Papiermühle gu erbauen unb oerlieljen 
tytn baS tyrtoileg gum ^apiermacfycn. Die Urlunbe, bte ab* 
fd&riftlid) im flgl. ©taatSard)toe gu Stettin (©tett. 2lrd). 
P. I, SCit- 100, ad SWr. 8, 3foI. 31 t.) vorliegt, ifi ab* 
gebrueft im SBod)enblatt fär $apierfabri!ation (XXXI, 
SRr. 46). Dort wirb audj nadf)gewiefen, bafc biefe Rapier* 
müljle auf einem bamals ber ©tabt Damm gehörigen 
©ebiete unweit beS heutigen DrteS ^otyentrug erbaut würbe, 
mithin eine Vorgängerin ber bortigen ^opierfabrt! ift. 

Über biefe $apiermäf)le finben fidf) in ben Alten beS 
3lmteS Äolbafc («gl. ©taatSardjto: ©tett. «rd). P. II, 
SEtt. 18, S»r. 177) nod) einige SRadjridjten. «m 22. SWai 
1574 berieten Qafob ffiobefer unb #anS ^eterSborf an ben 
$^°9 ftoljann ffriebrid) wegen ber beabftd&tigten Äbmadiung 
mit bem $apiermadf)er unb forbern, baf$ audj wegen ber 
$olgung unb ber fjifd&erei SBefümmung getroffen werbe. Dies 
begießt fid) woljl auf ben $lan, neben ber alten, gewifc oer* 
faöenen ^Papiermühle eine neue auf ber $(öne gu errieten. 
Am 17. ©eptember 1579 erteilte wirflidf) ber $ergog bem 
#anS ©et) er bie (Erlaubnis, eine Papiermühle auf ber 
^löne, „ba guüor bie Jhtpfermül)le gelegen auf feine Äoften 
gu erbauen, aud) oor unb oor im wefentlidjen ©ebftu gu er* 
galten". (Es wirb il)m bagu 9auf)olg gewährt, au<$ t>er* 
fprodjen, bafj in 15 $aljren teinem geftattet werben foö, eine 
Papiermühle im Sanbe gu erbauen unb £abern unb Sumpen 
gu fammeln. SWad) gwei gfreijaljren foU er jftljrlid) 50 laier 
galjlen unb gwei töieS „ÜRafeltyur" abliefern, (»bfdjrift beS 
^rürilegS au$: ©tett. «r$. P. I, SCit. 79, Sßr. 69.) 



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72 (Einiges jurj©ef($t($te her ^opiermadjerhraft in $otntnern. 

$anS SBeljer Ijat aud) bie alte STCüljle in Setrieb ge* 
Ijabt unb für beibe an baS Ijerjoglidje {Rentamt in Äolbafc 
200 ®ulben $a<f)t unb jtoei SRieS „aßafcltur Rapier" ge* 
liefert. $)od) Ijatte er 3Rüf)e, biefe abgäbe aufzubringen. 
DeSljalb fefcte ber $erjog ^ofjann fjriebrid) nad) SetyerS £obe 
(etoa 1585) auf Sitten ber ffiittoe unb tyrer ©öljne 
ÄleopljaS unb ©antuet am 20. Januar 1588 bie $ad)t ffir 
beibe Sßfiljlen auf 100 laier l)erab unb erließ iljnen einen 
£eil ber refiierenben ©djulbfumme. 

2lm 20. Ottober 1590 erging ein fjerjoglidjer (Ertafc 
an bie 3lmt$leute ju Äolbafc, bie ffiittoe Slnna Se^er unb 
iljren ©oljn oorjuforbern unb ju ermahnen, beffereä Rapier 
ju oerfertigen. „ffiir befinben, bafc unfer $apiermad)er bei 
ber SBudföoltifdjen SBrfitfe fein gut $apier madjet". 3)ie 
aßfl^Ie muß re$t baufällig getoefen fein; toieberljolt (1592 
unb 1593) bittet SKeiper ©amuel Se^er um »au^olj. De«* 
ffülb tourbe ben #auptleuten ju ftolbafe unb 3friebridj$tt>atbe 
am 4. 2ßftrj 1593 befohlen, bie Papiermühle ju unterfudjen. 

2lm 5. September 1611 ertjiett #an8 SBetyer üon #erjog 
^ilipp eine (Erneuerung ber Äonjeffion für bie Papiermühle 
bei ber SBudjljolfcifdjen ©rüde mit ben 33cftimmungen oon 
1588. Dod) fdjeint bie alte SWfiljle gang eingegangen ju 
fein. Über bie gfabritate biefe* $apiermad)er£ beflagte ftd) 
1619 ber betannte SRoftoder ©eleljrte «ifljarb 8ubinu*. Da« 
Rapier, ba$ Se^er ju bem ffiert ber pommerfdjen Sanbtafeln 
(b. I). ju ber belannten großen Äarte) geliefert Ijabe, fei ganj 
grob, fd)tt>arj unb unrein. 6* erljob fld| über biefe Siefcntng 
ein ©treit, beffen 2lu$gang und unbefannt ift. 

pr bie folgenben Qftljre fe^lt e$ an 9la$rid)tcn. Gfc 
ift aber tt>ol)l ftd>er, baß bie ÜRü^le 1659 bei ber Belagerung 
(Stettin« jerftört koarb. SSer^anblungen toegen Aufbaue« ber« 
felben begannen 1673, als «urffirji gfriebrid) ffiilljelm befahl, 
im Amte Äolbafc an einem geeigneten Drt eine Papiermühle 
ju errieten, ffir bestimmte bafür bie 1000 laier, bie ®eneral* 
toadjtmeifter Don ©djtoerin für bie beiben Bauern in ®d>ettut 



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3)ie erfte ©emaljlin ©ersog Äafimir« V. üon Sommern. 73 

jaulen »erbe. S« fanben barauf Unterfudjungen burd) bcn 
turfürfitidjen SJaumeifter SStltor be Porten unb bcn ©tolper 
^apiermadjer Slnbrea« ^raft ftatt; e« mürbe au$ ein 2tnfdf)lag 
aufgefaßt, nod^ bem fidf) bie Äoftcn auf 456 bi« 501 £aler 
beliefen. $od) bie Ärieg«jeiten liegen ba« ^rojeft ntd)t gut 
3fa«fül)rung tommcn. ffirft 1692 ift bie neue ^apiermfi^le 
errietet. Über biefelbe bringt ba« SBodjenbtatt für ^aptcr^ 
fabrifation (SWr. 47) einige »eitere SRotijen. 
(©#u§ folgt.) 



Äemta oon littmten, Me er^e töema^Un 
IJerjog ÄafrarttB V. oott Jlommcrn, 

3n feinem leftamente Ijatte Äönig Äafimir Ed. mm 
$olen (t 1370), ber lefete polnifd&e $iaft, feinem (Kniet flaftmir, 
oon ben. ?olen aud) ÄaSfo genannt, bem ©oljne #erjog 
33ogi«latt>« V. üon Sommern *©olgaft unb ber polniföen 
^rinjefjUi Clifabetfi, einen nidjt unbebeutenben Jett be« 
nörbli^en $olen«, bie Sanbe Dobrj^n, Sencj^ce unb ©ierabj, 
fotoie bie ©d)töffer Ärufätoifc, SBromberg, glototo unb Deutfdj* 
ftrone »ermaßt. De« £5nig« Sßadjfolger, 8ubtt>ig öon Ungarn, 
machte iebod) bem jungen Äaftmir bie (Erbfc^aft preitig. 5Wad^ 
langen JBer^anblungen erhielt Äafimir, nad&bem er ba« iljm 
jucrft angebotene ®ebiet üon£uiaüien*®nieti>foti>o au«gefd)lagen 
jjatte, ba« #erjogtum Dobrjtyn unb bie ©d)15ffer SJromberg, 
ftlatott) unb J)eutf^^Ärone al« polniföe« Sefjn unb entfagte 
aßen Stnfprüdjen auf 8enc#ce unb ©ierabj. 1 ) 

Die über Äafimir V. oor^anbenen SWadjridjten l)at 
M. W(ef)rmann) gefammelt unb gu einem jiemlid) erfäöpfenben 
äbriffe feine« Seben« »erarbeitet.*) (Sine (Ergänzung !&§t ftd) 
iebodfc ju feinen ÜRittcilungen über Äafimir« crftc 2$er* 
mftl)lung geben. 



*) Coro, ®efäid>te $olen« n, ©. 369 ff. 
*) äRonatfblfttter X (1896), ©. 129 ff. 



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74 DU erfte ®ento$lin fcerjog Äaftmttf V. Don Sommern. 

©entmann erwftljnt, baß nad) ÄtempinS ©tammtafetn 
be$ $ommerfd)*9ftügifd)en ftürfienijaufeS (1876), ©. 8 «a* 
fimir in erfter ©je mit einer £od)ter be8 @roßfürften Äiejfhit 
Don Sittauen oerm&^tt fear. ÄlempinS Quelle tennt ffieljr* 
mann nidjt Unzweifelhaft ober beruht beffen Angabe auf 
be$ Qo^ann Don ffjarntowo Chronicon Polonorum. 1 ) Daß 
bie 9tad)rid)t Don ÄaftmirS erfter S3ermäl)lung mit einer 
littauifdjen «prinjefftn richtig ift, ermeifen D. SBatjerS 
ftorfdjungen, beffen Darlegungen id) im gfotgenben in 
beutfdjer Überfefcung wörttid) wiebergebe: „2lu8 $ol)ann Don 
ffijarntowo ift belannt, baß ÄaSto in erfter Qfyt mit einer 
Sittauerin »ermaßt mar, wie ber Sfyronift Ijinjuffigt, einer 
Softer ÄiejftutS. Da« Ärafauer Aalenbar Derjeidjnet unter 
bem 27. April: Obiit Kcnna, uxor Kazimiri, ducis Saxonie, 
filia Olgerti, ducis Lithuanie, anno MCCCLXVIII*) Die 
SBejeid&nung be8 ©entarte ber Äenna ift unjmeifeU)aft irrig, 
benn e$ gab Weber bamatö nod) fonft einen fäd)ftfd)efi #erjog 
namens Äafimiü; außerbem würbe man es nid^t erflftren 
tonnen, wie bie Äunbe Dom lobe einer nad) (Saufen Der* 
heirateten littauifd)en fjürftin in baS Äralauer Aalenbar Ijätte 
gelangen fotten. Dem ©Treiber ift alfo ein offenbare« JBer* 
fe^en untergelaufen, unb e8 ift unfämer ju Dermuten, worauf 
eS beruht: ba$ ©ort Saxonie ift bort ftatt Stetinie gefefct, 
woraus ^eroorge^t, baß bie erwähnte SWotij be8 SftefrotogS 
ben lob ber erften ©attin AafimirS Don (Stettin betrifft 
Da« fetjr nalje SBerljftltniS, ba8 Äapmir ben @roßen mit 
ÄaSto Derbanb, erflftrt aud) ljinreid)enb, weshalb bie fRadpidjt 
Aber biefeS (Ereignis in baS Äratauer Äalenbar eingetragen 

*) Moil Pol. hißt II ©. 679: Hie primo filiam Keystuti, 
ducis Litwanorum, et postremo Semovithi, ducis Mazovie, filiam, 
prima mortua, habuit in uxorem. Diefe 9tod)rid)t fanb ÄlemjMt 
in ber Don ©ontmerSberg als Anonymi »rchidiaconi Gneznensis 
brevior chronica Cracoviae herausgegebenen (Efrronit. Sgl. Scrip- 
tores reram Silesiacarura (ed. ©omuierSberg) II, ®. 119. 

a ) Mon. Pol bist, ü, ©. 920. 



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3>te erfte ©emaljltn $erjog ÄaftmirS V. Don Sommern. 75 

würbe. Obige Sintragung beftätigt bic SWad)rid)t beS ^oljann 
oon (Sjarnlowo, bo§ ÄafimirS erfte ©attin eine Sittauerin 
war; fte untertreibet ftdf) oon iljr nur barin, bog fie biefelbe 
eine £od)ter DlgerbS, nid)t ÄiejftutS nennt. (Sine ber Quellen 
enthielt mithin eine Ungenauigteit, wie i$ annehme, ^oljann 
öon Sjarnlowo. Die Ungenauigleit lägt ß<f) übrigen« leidet 
erttaren, wenn wir beachten, bog Olgerb unb ftiejftut SBrfiber 
waren, ffiie bem übrigen« au<f) fei, fooiel ip ftdjer, bafc 
leine 93eranlaffung ift, beäwegen bie obige annähme, baß 
Äenna bie erfte ©attin ÄaSfoS war, in 3»eifel ju gießen." *) 

SRi<f)t allzulange nadf) bem am 27. Styril 1368 erfolgten 
Vobe ber Äenna heiratete $aftmir be$ #erjog$ giemourit HL 
oon ÜRafooien lotetet Margarete. 1 ) Da nadf) be8 I^oljann 
oon ffjarntowo SBeri<f)t 8 ) 3Rargarete iljren 1366 geborenen 4 ) 
wegen ber angeblidf)en Untreue feiner üWutter oom SSatcr Der* 
fto&enen unb oon einer ffiitwe in ber SRalje oon flftawa er* 
jogenen ©tiefbruber §einridf) im britten tfebenSjaljre Ijeimlidf) 
an i^ren #of tyolen lieg, fo muß fie <£nbe 1368 ober änfang 
1369 f<f)on ÄaftmirS ©attin gewefen fein, ffiir werben alfo 
faum feljigetjen, wenn wir ÄafimirS gweite SSermä^Iung in 
bie jWeite $ätfte be« $al)re* 1368 fefeen. 

Äafimir V. ftarb, bei ber ^Belagerung ber SBurg 3 Iotor ^ a 
burdf) einen ©teinwurf töblid) oerwunbet, am 2. Januar 
1377 finberloS unb würbe im ffifterjienferflofter Sfyffowo 
(Ärone an ber Sralje) beigefefct. 5 ) ©eine ffiitwe verwaltete 



*) £>. Salier, Genealogia Piastöw (1896), ©. 471. 

*) SRicfct ©alome, wie fte üon beutfäen unb polnifäen ©c^rift- 
fteflern früher genannt ift 

*) Mon. Pol. hist. II, ©. 693. 

*) Salger a. a. D. ©. 477 f. 

*) Mon. Pol. hist. II, ©. 679: Anno itaqae domini 
MCCCLXXVII Kazimirus dictus Kasko, prineeps preclarus, 
Dobrinensis, Bidgostiensis, Pomoraniensis et Kaschubie ac 
Stetineneis dux et dominus, Boguslai filius, dueiß Stetinensis 
et Kaszubiortim, ex illustri domina Elisabeth, filia regia Polonie 



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76 Die ©tetne im SDtoor. 

baS @ebiet ifjre« @atten nod^ bis jum (Knbe be« ^aljreS 
1379. Dann beleijnte JWnig Subtoig mit bem #erjogtume 
Dobrgljn SKargareteS ©dötoager, 1 ) #erjog ffilabiStau« öon 
Dppeln (t 1401).*) STCargarete aber heiratete in ber jtoeiten 
#&lfte be« 3uli 1379 ben #erjog #einri<l) VIII. oon 
©d>lefien*8rieg (t 1399) unb ftorb nad& bem 14. «ugufl 
1409. 8 ) 

©ringen bie öorftetyenben Ausführungen aud() nid&tS 
trtHig SReueS, fo bfirften fte bod^ nid&t ganj überfläffig fein, 
ba SBaljerS ©er! bem beS ^olmfd&en Unfunbigen nur ferner 
jugänglicl} ift. Otto ©einemann. 



Wc Steine im Mm. 

(Wad) j>ommerfd>er Überlieferung.) 

«in ftifd&er fafc mit bem Teufel im «rüg. 
©ie Ratten gefoielt unb getrunfen genug, 
als fte fid& jufammen nad) #aufe begaben - 
Da tooöte ber leufel bie ©eele tyaben. 

@rab gingen fle über ein tiefe« STCoor, 
in bem fd&on monier ba« Seben öerlor — 
Da fprad& ber SJ5fe: „idj totW mit bir, 
idj bau bir ein fefteS «ird&lein Ijier!" 



Kazimiri, genitus, die secunda mensis Ianuarii in Castro suo 
Bidgostia diem clausit extremum, nulla ex filia Semovithi prole 

procreata. Hains corpus in Bisszowiensi monasterio, 

ordinis Cisterciensis, conditum requiescit 

*) ®r »or mit2Rargarete3 ©d>n>effcr (gupbemia (Df!a) Dermä^tt. 

») SBe&rtnann föeint anaunebmen, bafj 2BlabtSlait3 ber 2Bei&e, 
bei beffen »etämtfung Äafimir ben lob fanb, baS 2anb erhielt. (Er 
ertönt ben «ufftanb 2BtabiSlau8' unb fagt natifttx (©. 137), ba$ 
2anb fei „an ben $er$og SBlabiSlaw" übertragen, obne bcrt>or|ubeben, 
ba§ bie» ein anberer SBlabiSlauS tft, als ber toorber üon ibm ertoäbnte. 

») »aleer a.a.O. ©.472 f. 



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Die Steine im 2Roor. 77 

Der ftlfd&er ladete: „prtoaljr, td> toettM" — 
lr ©o bift bu mein auf bem (Sterbebett, 
toenn mir« bis gum $al)nenfd)rei gelingt, — 
unb morgen frity baS ©Wcfletn Hingt!" 

<£$ mar um bie ©tunbe nadj äftttternad&t, 
ba tft öom ©epotter ber fjifd&er ermaßt, 
ein Saufen unb ©Zwingen ging burdf) bie 8uft, 
als fämen bie ©elfter aus ©rab unb ©ruft. 

Unb mit (Entfefeen fteljt er im ÜRoor 
ein Äirdfjlein toadftfen eilig empor: 
oom Ufer fliegen ©allen unb Stein, 
unßdjtbare #ftnbe fügen jte ein. 

Sang mar eS nod) Ijin bis jum $al)nenfdf)rei . . . 
2Rit ber etoigen ©eligfeit ift eS borbei! . . . 
Den ftifdjer $™M &> tt fte^t ftdf) verloren, 
baS ftegfeuer brennt tym fd&on in ben Dljren . . . 

Dod& Äinber unb fromme lägt ©oft nidfjt allein — 
eine 8ift f«Ht pWfctidf) bem 3fiföer ein — 
auf einmal fräf)t er tyefl in bie Sftadjt, 
als fei ber erfte $af)n ertoadjt. 

«ntmortenb Hingt ein luft'geS ©efrS^ 
batb aus ber 3f*rne, batb in ber 9i8^. 
Der leufei toarf grimmig bie SKauern ein, — 
baüon liegt im 9Koore nod) mancher ©tein. 

Das Dorftefjenbc ©ebid&t ift mit Erlaubnis beS SBerfafferS, 
unfereS pommerfdjen SanbSmanneS $anS SBenjmann (geb. 
1869 tn&olberg),auS beffen neueftem @ebidf)tsbu<f)e entnommen, 
baS unter bem litel „9Keine$etbe" in ber SJolfSbibüotljef 
oon ÜWaj #effe (Öeipgig 1903) foeben erfd&ienen ift. Das 
#eft, baS brofäter* nur 20 Pfennige foftet, entölt (©. 79 
bis 85) au$ fünf nadf) pommerfd)er Überlieferung gebidf)tete 
SMaben. ffiir mad)en unfere Scfcr gerne auf bie ©ammlung 
aufmerffam. 



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78 Xtterotur. 

£üerafor. 

Nils Wimarson. Sveriges krig i Tyskland 1675 — 1679. 
IL 8imb (1903). 

3)er aweite Seil bcS grof? angelegten SBerfeS umfaft in brci 
«bfönitten bic 3)arffcflung ber Äämpfe um ©tabe 1676, ber Ädmtfe 
um Sommern 1676 unb be« gelbsugeS Don 1676/77. ®ie Überfielt 
über bie Duellen nidjt allein, fonbern bie ßanje Arbeit geigt, wie 
forgfftltig ber SSerfaffcr in fd&webifd&en, bänifäen, fransöftfd&en unb 
beutfdjen Ärdjtoen alles Ijier&er gehörige Material aufammengefud&t 
unb burdjgearbcitct, fomie bie iDnuffdjrtften älterer unb neuerer 3*t* 
audgenufct &at. 3)aburd& tft eine StorffcHung juftanbe gefommen, 
bie alle früheren übertrifft. 8rür Sommern tft biefer 93anb Don 
bef onberem 3fntereffe, ba bie Äämjjfe um biefcS Sanb unb in ifcm ben 
Hauptinhalt auSmad&cn. ?U8 bie leitenben ®cftc^t§punfte für bie 
Unterfudjung be$eidjnet ber Serfaffer felbfl biefe fragen: 2öa$ &at 
©djweben getan, um feinen bebroljten beutfäen ^rotjingen bei« 
auflegen? äBeld&e ÜKittel befafjen biefe, um ftd) felbfl $u Derteibigen/ 
unb wie würben fie auSgenufct? äBelcfce Äräfte tonnten bie Der* 
bünbeten 2Räd&te jur 93eawiugung ber ©d&weben anwenben? 3)cr 
Beantwortung biefer tJtagen unterjie^t ftd^ ber SSerfaffcr mit ©org* 
fall unb (Sefäitf, inbem er natürlich aud) bie politifdjen unb biplo- 
matifdjen Serljältniffe erörtert, bie Don größtem ©influffe auf bie 
Äämpfe waren. Dabei werben auf ®runb neuerfdjloffener, nament- 
lich fdjwebifäer Duellen gar mandje neue (Seftdjtdjmnfte gewonnen 
unb für bie ganje DarjleHung aa&lreid&e (Sinjelfyetten aufgetlärt. ©o 
tritt s- 33. Äönigdmardtö Sätigfcit in weit beutlidjere« 8id&t unb 
audfc bie ÄriegSfüljrung be8 (Srofjen Äurfürften in Sommern, feine 
Operationen gegen ©tettin, SRügen, Inflam unb 3)emmin werben in 
Dieter fcinftd&t tlar geffcellt, inbem befonberS gegeigt wirb, wie auf fte 
baS ©erhalten ber Serbünbeten unb bie gange jjolitifdje Sage Don 
(ginfluf? waren, auf bie Sfeftfiettung ber an bem Äampfe bcibcrfeitS 
beteiligten Xxupptn (für Sommern g. 93. ift Don Sntereffe bie Dar- 
fteilung ber ©arnifonSftärfe in ben einjetnen ©täbteu, ©. 153 ff., 
190 f.) wirb befonbere ÜDtülje Derwanbt. Sinige Äarten finb bem 
Sanbe beigegeben. 

Dem ffirföcinen be8 nftcfcften 93anbeS, in bem bie Belagerung 
Don ©tettin i. 3. 1677 befcanbelt werben wirb, fcfcen wir mit @r* 
Wartung entgegen. 3ugleid& aber geben wir bem Sßunfdjc SluSbrucf, 
baf? ba§ 338er! audfc in beutfdjer Überfefcung erfdjeinen möge, ba e$ 
gerabe in jDeutfd&lanb Beachtung unb Verbreitung Derbicnt. 

M. W. 



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»terotur. - Slotiacn. 79 

Xf). $reufe. @rof #erjberg als ©clc^rter wtb ©djrift* 

pcBer. Sertm, #. Softenoble. 1903. «. u. b. X. 

Stoufteine jur ^reufctfdjen ®efd)id)te. herausgegeben 

üon 2». ölumentyat. 2. 3al>rgang. #. 2. 

3n furjer, berftönblicfcer Storfieltong befrmbelt ber ©erfaffer 

ben befannten 2Himfter ©raf ©toalb 8friebrid& üon fcersberg, ber faft 

bie gonge gtoeite $älfte be« 18. 3cdjr$unbert3 binburdj eine fcerüor« 

ragenbe Stellung eingenommen Ijat, al8 @ele$rten unb bebt feine 

Sebeutung für bie gelehrten ©tubien bercor. 3nbe$ug auf feine 

Sugenb ift gu Dergleichen, toaS in biefen blättern (1894, ©. 71-75) 

über feine ©djulaeit mitgeteilt ifi 



Kotige*. 



3n ber Sranbenburgia (XI, ©. 351-365) veröffentlicht 
2K. Äunse einen äuffafc über 8oe»e als $obenaollern* 
fänger unb feine Sesiebungen &u griebridj SBilbclm IV. 
(S$ ftnb bort manche febr intereffante Stoc&ridjten über fjriebridj 
SBi^elmd IV. Sefut&e in Stettin entfalten. 



3n bem SSraunfd&toeigifcben Sabrbucbe (1902) teilt 
2R. SBebtmann ba$3nüentar über bie ÄuSjhuer ber $er$ogin 
Anna ju Sraunfcbtoeig unb Lüneburg bei ibrer 55er- 
mäblung mit ©erjog SarnimXI. ton Sommern (1525) mit. 



3m fcanfifdjen ©efdjicbtäüerein bat an ©teile be8£errn 
©enatorS Dr. Srebmer, ber au£ ©efunbbeitSrücfftcbten üon feiner 
tangiä^rigen Leitung beS SSercinS surücfgetreten iß, $err ©enator 
Dr. gfc^ling ben SSorftfc übernommen. 



3n ben Seiträgen gur Sütberfunbe unb ^^tlologie 
außufl SBilmann« jum 25. 2Rär& 1903 getoibmet (Seidig, 
Otto fcarraffotmfc, 1903) bebanbelt 2R. $erlba* bie berliner 
2)oubletten oon 1697 in ber UniüerfitätS-Sibliotbef *u 
©alle. 3u biefen gehören au$ 36 SBerfe, bie au$ ber »ibliotbef 
bc« fcersog« <£rnft 33ogi8lato üon 6ro^ (t 1684) flammen, unb 
10 »eitere, bie audj einfi in jjommerf cbem Sefifcc toaren (ügl. 2Ronat8bt 
1892, ©. 23-26). 



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80 SmhhW ber Sammlungen. — 9)Ktteilungen. — JJnljatt. 

3«»t#8 Itt 6t*«lttitieit. 

»tbliot^ef. 

1. S. Soefcmer. »eitrftge gur ©efd>id&te ber ©tobt Stargarb i.$o. 
$eft 3. 4. Stargarb 1903. ©eföent be* »erfaffer«. 

2. $. öan Steffen. Sur entjWjung be$ (MterunbbeftfceS unb 
ber ®ut$$errfäaft in ber Steumarf. Programm beS Sdjifler« 
föealgtynnaftum* gu Stettin 1903. ©efdjenf be* öerfafferS. 

3. N. Wimarson. Sveriges kri& i TyBkland 1675-1679. II. 
S?unb 1903. ®efd&enf beS öerfoffer«. 



MitteilMSf es. 

»Ott tat ©au« tm» Jhwfttettfstftlertt »e* tteftierttttti« 
*e|i*f * euüin 4H #eft VI (tftrei* «reif entwen) etf ftietiett. 
(Vre« 10 9t*tf .) 

3)ie Sibliot&ef (&gl. Staat8ard>to, Äarfutfd&fh. 13) ift ge- 
öffnet Stent*** tum 5-6 ttftr tt**m. «ti» $*mie**ta6* 
tum 13—1 ttftr. Äufjerbem toirb ber SMbliotfcefar toäfcrenb ber 
®ienffihinben be« ardjibS (üon 9—1 Uljr toorm.) SBünfäen betreffenb 
Senkung ber Sibliot&ef na$ äRögltd&fett entforedjen. 

2)ie neu eingegangenen 3"tfd)riften liegen im Sibltotljete* 
gtmmer gur ©nftdjt au$. 



$a* Stufet*** ift e**t**t*6 tum 11—1 tu* ***** 
9tttt**4 tum 8-5 Ute <|e*ff**et 

Auswärtige erhalten nadj öorljeriger ÜRelbung beim Äonfer- 
Dator Stubenraudfc ($o$engoflernftra§e 5) aud& gu anberer 3^t 
eintritt. 



Indult 

SWitteilungen auS bem ärdjtoe ber ©tobt ©targorb. — 
Sin ©teinfifiengrab in ©truffott. — @inige$ gur ©efdjidjte ber 
*ßajriennadjertunfi in Sommern. — 3)ie erfte ®ema&lin $ergog 
ÄafimirS V. üon Sommern. — 3)ie Steine im SWoor. — Siteratur. 
— Kotigen. — 3u»ad>$ ber Sammlungen. — SPfttteilungen. 

5ür bic SRebaftion berantroortlidj: ^rofeffor Dr. 2R. SBeijrmann in 
Stettin. 3)ru(! unb Sertag öon fcerrde & Sebeling in Stettin. 



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M 6. 1903. 

Ponntöblnttcv 

herausgegeben 
üon her 

Gtefettfdjaft für ^ommerfdje ©efd)id)te 
ttttb 9Utertum$funbe* 



tott ftaftbntd bei Onftolte« btefer Wtnamidtttt ift unter OueUenatteafce 

geftattet. 



(Ein Beitrag jur fteformatwn0gefd)id)te 

2Ritgeteilt Don & Soefcmer. 

ÜRit »eichen ©d)toierigfeiten bie erften ebangelifdjen 
©eifttidjen unfere« SanbeS ju fämpfen Ratten unb tote ferner 
e$ toar, bie ^farrftetten in angemeffener SEBeife ju befefcen, 
ergiebt ftd) u. a. au« einem fjfatte, über toeldjen mehrere 
©djreiben in ben 3ßten beS ^ieftgen ©taat«ard)toe$ (©tett. 
«rd). P. I, %\t. 87, iWr. 1, üol. 2) tjanbeln. 

Qu ben SBeftfcungen beS ^oljanniterorbenS in Sommern 
gehörten bie 3)örfer Äoflin unb ©trebeloto, beibe im ©üben 
üon ©targarb im frud)tbaren JBeijader an ber faulen ^na 
belegen, ©ie unterftanben ber SBertoaltung eine« Hauptmannes 
ober Ämtmanne« be8 DrbenS, ber bem ffomtur Don ©üben* 
brud) unb toeiter bem $errenmeifter üon ©onnenburg untere 
geben toar, unb beibe toaren jur Äirdje t>on Äoflin ein* 
gepfarrt. 83er ffitt ber erfte ebangelifdje Pfarrer toar, ift 
unbetannt. (Einige ftatyre nad) (Einführung ber Deformation 
toar bie ©teile neu ju befefcen, unb ber Äomtur bon ©üben* 
brud), ©ottfd)afl t>. 83eltl)eim, berief baju einen ©eiftlidjen* 



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82 ©in Seitrag gut SReformationSgcfd&idjte <ßommern$. 

ber angeblid), Dort bcm Ijerjoglid&en $auptmanne mm Äolbafc, 
^oa^im b. aRalfeafjn, au« ber ^farrftelle be« Älofterborfe« 
•ißrielty fortgejagt toar. Er fd)eint iljn junädjft nur auf ein 
%jät}x unb oljne Erteilung einer fcfyriftlidjen Solation an? 
geftetlt ju Ijaben. Diefer Pfarrer öon ÄoHin, beffen SWame 
nidjt mitgeteilt toirb, Ijatte — n>aljrfci)einli<f) feljr berechtigte — 
äuSftetlungen an feiner ^farrfooljnung ju machen; er Der* 
langte, bafc iljm in ber SBebem eine neue fyeijbare <5tübt 
gebaut, ein Äetler gegraben unb ber $of mit einem ©traud)* 
jaune bewehrt mürbe, unb toanbte fid) belegen an ben 
£anbe$f)errn, £erjog Sarnim XI. Der £erjog übermittelte 
burd) ©^reiben oom 2. Sftärj (9Kittm. n. Einerum) 1547 
bie Sefdjtoerbe an ben ^errenmeifter Stomas SRunge, ber 
bamit Sbgefanbte nad) Äollin fd)i<fte unb e« burd) biefe ben 
Sauern ber beiben ^ßfarrbörfer borlefen ließ. Die ab* 
gefanbten fyabcn offenbar aud) mit bem Pfarrer oer^anbelt 
unb finb mit U)tn in unfreunblidjer SBeife jufammengeraten. 
Da« Ergebnis toar, t><x% bie Sauern oon Äollin unb 
©trebeloto eine Eingabe an ben £>errcnmeifter richteten, beren 
ffiortlaut unten mitgeteilt toirb; fie bitten barin, ifynen einen 
anberen ©eelforger ju beftellen, unb machen ifjrem Pfarrer 
öerfd)iebenc, jum Seile offenbar ganj ungereimte Sormürfe 
wegen fdjledjter Amtsführung. SSon ^ntereffe ift bie Se* 
fdjroerbe ber Sauern, bag jener ifjnen ba& äbenbma^l oljne 
oor^crige ^riüatbetdjte (anfje alle oorljoeringe) reiche. 

Der £errenmeifter ging fofort auf bie Älagen feiner 
Sauern ein. ©d)on am 13. 3Rära (©onnt. Dfuli) 1547 
überfanbte er beren Eingabe bem ^erjoge unb bat, inbem er 
ofjne »eitere« bie Sefd)merben für bemiefen anfaf), ü)m gu 
geftatten, ba% er bie Pfarre mit „einem Eriftenlidjen Eoan* 
gelifdjen ^aftor" wieber oerforgen laffe. Der $>erjog fteflte 
in fetner Antwort bem $errenmeifter weitere üftafenafymen 
anfjeim, unb fo wirb benn wof)l ber Pfarrer aud) <m& Äolliu 
fortgejagt worben fein. 



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(Ein Schräg jur SReformottonSßcfdjtdjtc $ommern$. 83 

Die Sefdjtoerbe ber Sauern lautet: 

£}odftoerbtger 3" ®ott Paber, (Bnebiger fyerr, na 
onfeeren plidftfdjulbigen gefyorfeamen benjten erbebinge, 
(Beuen n>Y 3» ®« flegelifen tfyo erfennen, Wo onfeer pfyarre 
ttjo CoÜm ons erteget trefft eyne oormente fdjrift anfye 
feegell, oef anfye up onbe onberfdjrift, alfee fdjolbe em be 
lanbesforfte benfulfftigen feebel ebber Breif tfyogefeant tybben 
(bes o>y nidjt gelouen foenen), barinne entfyolben, Dat u>y, 
3. <B. armfye luebe, beme oormeinten pfyarren f3Yne toebeme 
nie Butoen, eYne nie borren3e mit eYner nien ludjt, mit 
eYnem Sdjorjtein, eYnen Keller grauen rmb bm fyoff mit 
tijunen betDefyeren, Pnangefeijen, bat nein jtruef op onfeern 
felben toaffet onb be fyoff n>Ytfy vnb Breit begrepen ift. 
Dennod? <5. £}., [30 u>y toetent broegen, ^at ibt otfy 3» <ß« 
fyetfy onnbe befelidj gefdjeen tofyer (wo wy nidjt geloeuen 
fönen), toolben alfee bennc onfeern ffttfy onb arbeit bavan 
oortoenben. Detoile ouerjt 3* ®* gefeanten, beme cor* 
meinten parren 3» ®» gemoetfye onb befelidj anfunbigen 
latfyen I^ebben, anfye tioifefl beffuluigen genanten 3« ®« «>ol 
berichtet, ntYt beme, ^at be feuluige oormeinte pfyarre ganfc 
fdjtmpflicf, fpottefd), fcoenefdj (3c gebuefet onb oorunefyeret 
I^ebben etc. (Dcf nidjt lenger ben eYn jar 00m fyern 
Comptor feeliger gebedjtniffe (Bottfdjalcf oan Otiten an* 
genamet, nodj feegell ebber breue barouer empfangen. Des 
alles onangefefyen ooretfy fye iegen (ßott onb ber toelt ein 
ondjrißlicf leuent, 3" beme bat fye trefft mit feinem toife 
gefabet onb tfyogelaten Stuprum onb junefferen fdjenbent, 
oef geftoengert feint geworben, bat fye bifliefer n>Yfee, feo 
einem euangelifdjen prebiger egent, ßraffen fdjolbe, ^en 
beber Y" feinem fyufee nodf entfyolt, Dat fynt oan beme 
n>Yfe genamen onnbe bordj fein onb feYnes reifes oor« 
feumeniffe oorbrunefen, T>at toijf ouerjt tfyo eYneme anbren 
feief gef lagen, barutfy (too tljobefeorgenbe) mortui onb boet- 
fladi, oef 3» ®» guebere fc^aben baruan nemen moc^te^ 



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84 (Ein Seitrag §ur WeformattonSflefäidftc <ßommernS. 

tfyo beforgenbe ift. Sarbord? 3* <B. ©ororfafet em bordf, 
3« <B. geßanten tfyo ©orfyonenbe vnrib wito angeteget 
fd?mee unb fdjantroort en gegeuen. tOfo bem od, (5. £j., 
tr>ete n>y 3« ®« nici?t tfyo uorbergen, bat beffuluige oor« 
meinte parre nidjt aüene vns jm bele, be n>y *> ns oor 
arme fcunbers erfennen, ^n od ©ngern armen finbern bat 
n>erbige billige Sacramente anije alle ©or^oeringe oef 
pnbertDtginge mytbeUet, Seggenbe, fye erfent ©nfce ©nb ber 
3ogent Eierte tooü, 2nfjo (ßabe gefyonflaget, Crfent oef 
nidft 3- ®» °^r fcynen Ferren, ben ben Bifcfyop, n>o er- 
tx>ifcli& 530 od, (B. £}., ©an ons ebber ben tmfjern mit 
franftjeiben befaflen ebber finbern boepen n>iHen latfyen, 
motten n>y em nidjt eyn maeH, ^en offte befcofen laten. 
Vnb trefft ftcf, (ß. £}., jn n>ar^et tfyogebragen, bat einer van 
vns tijo bren malen tfyo efym gefdjift onb forberen latfyen, 
^en franfen mit gabes n>ortfy tfjo trojtenbe, Vnb ijt nidft 
gefamen, Sarouer jn oortarifelinge gefallen Vnb jtcf oor* 
fcopet. 31* &* m * a *6° na *>"&* ©nberbentge, jlitige vrib 
benjUife Bebe, 3» ®* »tflen Dtfy oorngefdjreuenen artifelen 
Vrib ber nodj ©ele portfjobringenbe meieren, Beliebigen 
Siffe grotfye gabes lafteringe, Scftanbe, 3« ®« ©oradjtingen 
onb vns gnebicfyüfen myt einem anbren pijarner, 2)eir>ile 
biffe ßuluige oormeinte parre oan prilup bordj 3 0C M m 
Zttolsan, ijouetman tijo (Colbafe, van roegen fcyner mis« 
fyanbelinge oef ©orjaget, porfcorgen, Pnb fcobant tfjo fdjenbe 
onb int w&cd tfyo ßettenbe 3« ®« fyouetman tfyo CoHin 
fdjriftlicf befeltdj geuen. Dat aride n>y ©mme 3* <ß» *nit 
barßettinge liues onnbe leuenbes tfyo oorbenen ©ngefpartes 
flites nriüidf befunben tr>erben. De wy 3- ®« Y nn <ß«lucf- 
fceligenn Hegimente gäbe 3efet^elen 

3. <ß. tCrume vnnbe (ßet|or§ame 

(Semeine 3* ®« Dorpern Coüin cnb Streuelo. 



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(gtnigeS §ur ©efdjidjte ber ^ßapiermadjerfunft in Sommern. 85 

(Einiges jnr <l>e(ri)id)te hn papiermodjerlmnj! 
in Sommern« 

«Jon Tl. 2Be$rmann. 
(®#lu§.) 

3m 16. ^atjrijunbert cntftonb notJ) eine jtoeite Rapier* 
müljle, Adder ifc Benannt, ©ie lag im ©tepentfcer ämte, 
toot)( am ©ubenbadje bei bem Orte $o!jenbrud (S3gt. JBcrg* 
IjauS, fianbbud) bon Sommern II, 6, ©. 341). Über biefe 
tonn folgenbeS berietet »erben. 

Hm 19. «pril 1569 oertief) #erjog Samim XI. mm 
Sommern bem SBudfjbruder $ol)ann ffiidfjljorn ein ^rtoileg für 
(Srridfjtung einer 33ud)bruderei ju (Stettin, (©ebrudt bei 
ffi. #. 9Re$er, @efd)idf)te ber SJudjbruderei öon ft. Reffen* 
lonb. ©tettin 1877.) $n biefer Urtunbe Ijeigt e$ unter 
anberem: 

„1)a audf) er (näml. %oi}. ffitd)l)orn) fünftiglidf) in 
unfern Sanbeu Ortlj unb ©teile antreffen unb finben lonte, 
ba^in eineSBapiermtyfile oljne unferm ©<f)aben unb Abgang 
anberer Sinfommen unb ©efelle modf)te geleget unb an* 
gerietet »erben, motten toir tyme fold&eS ju tl)un unb auf 
feine Untoften angurid&ten umb gebürtige ffiafferpadjt ober 
$infe nad&geben unb »ollen iljme baju nad) Gelegenheit beS 
Drtl)$ unb ©teile aud) 33a»* unb 33rennl)olfc barju JU* 
fommen unb folgen laffen, jebodf) mit biefem 93orbeI)alt, ba 
bie tünfttgtid) folte oerenbert ober auf? gebad&teS Si^ornö 
ober feiner Äinber unb redeten Erben $anbt gebraut »erben, 
ba« und ober unfern ©rben baran ber gürtritt für anberen 
umb gebürüd)$ unb Ieibtlid)$ ©elbt unb Unloften ber 
©truetur unb 9farid)tung folgen unb julommen foüe, alles 
oljne ©eföar." 

SBereitS am 22. Januar 1570 befahl ber ©erjog bem 
$auptmanne unb bem Stentmeifter ju ftolbafe, ju unterfudjen, 
ob ein Ort bei ber ©tobt ©reifenden für bie Anlage einer 
Papiermühle beS Qo^ann (Rd^orn geeignet fei. S)ie Prüfung 



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86 (SitugeS jur ©efdjidjte bcr ^ßapiermadjerfunft in Komment. 

fdjeint ju einem negativen Srgebniffe geführt gu tyaben. (Einige 
SKonate fpäter ftnbet eine äljnli<f)e Unterfudjung an einem 
anberen Drte ftatt. Slber fd)lie§lid) ift bann an bem 
SJflü&lein „3ecfertfe" ober „Sedertfc" bei ber fjofjen »rüde bie 
Papiermühle angelegt. Qu n>eld)er Qtit unb burdj toen, ift 
unbefannt. aber am 22. ftebruar 1619 erneuert $erjog 
ftrang bie Äonjeffion feine« 83orgänger$, $l)ilipp$ IL, für 
ben 33ud)bru<Jer Qo^ann (Sljrtftopf) 8anbtrad)ttnger unb 
feine (Ehefrau ©Ufabett) Ärabel, eine Papiermühle, auf bem 
glüfclein 3 ec * er *fe bti ber fyoljen SBrüde belegen, ju erbauen. 
(ES fyanbelte fid) bamafe nid)t um bie neue ©rünbung einer 
SKüljle, fonbern um einen äufbau ber älteren, bie, tote an* 
juneljmen ift, aus (Etd)I)ornS SJefifc in ben ber fltyetefdjen 
Drucferei lam. Denn 8anbtrad)tinger fear Qn^aber ber öon 
©eorg 9H)ete 1577 errichteten Dffijin. $n biefem Sefifec 
ift bie «öferifeer 2flül)te aud) geblieben, «m 26. 3Kürj 1626 
fdjlofc 8anbtrad)tinger mit feinem ©tteffotyne $)abib flftyete 
toegen berfelben einen Vertrag, ©eitere Sßadjridjten über 
biefe Papiermühle fehlen bisher. 

(Eine »eitere ©tfttte ber ^apienna^erlunft befanb jtd> 
bei ©retfStoalb. Diefe 3Rül>le fear im JBeftfce ber Untoerfttät. 
ffiann fie begrünbet mürbe, ift nod) unbetannt. ©ie mürbe 
im branbenburgiföen Kriege jerftört. Über bie neue (Ein* 
ridjtung ift in ber Sßatrifel ber Unfoerfitftt (herausgegeben 
oon (£. ftrieblänber II, ©. 223, 226) folgenbeS bemerlt: 

1697: Quae superiori tempore belli a ftmdamentis 
disieeta ac devastata erat officina chartaria Kamtzer- 
hagensis, eius instauratio benigno com deo mense 
Septembri decreta atque suseepta est, cum quidem se ad 
contractum offerret Tielemann Jürgen Schmid, Lunae- 
burgensis, qui et, complanatis circa id negotium diffi- 
cultatibus maximis, contractum est consequutus. Speramus 
ergo Deo dante officinam illam propediem resuscitatum 
iri nee parum academicis doctoribus et studiosis commo- 
daturam esse. 



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@intßc8 gur ©efdjidjte bcr ^apiermadjerfunft in Sommern. 87 

1698: Quod de mola chartae conficiendae destinata 
priore rectoratu deliberatum erat, nunc in rem abiit et 
eo fine a praenobihssimo dno. Francisco von Essen, 
consiliario dicasterii, sors mille florenorum annuatim 50 
florenorum usura pensanda accepta est Non videbantur 
impensae ad illam usque summam perventurae; eventus 
tarnen docuit longe plus sumtuum operi consummando 
commodandum fuisse. Cura struendi ac negotium pro- 
movendi domino generali superintendenti ac coeterarum 
facultatum decanis commissa est Cassa autem et ratio 
expendendorum domino structuario credita est. 

Stttdjt o^nc $ntereffe fdjlieglid) ift es, bag 1736 bcr 
ßgt. Sagbrat unb ^Jrofeffor am Ägl. ©tymnafium in Stettin 
Dr. ^oljann ©amuel gering eine ©djrift ueröffentlidjte mit 
bem redjt langen litel: „Unuorgreiflidfje ©ebanfen über bie 
Ofrage: ffienn baS heutige Rapier, fo au$ jerfto&enen unb 
geftampften SeintoanbS* Sappen uerferttget nnrb, erfunben 
toorben? Unb toie lange es toof)l in Sommern fcfyon mag 
im ©ebraudt) getoefen fein? SluS Siebe bem ^Jublico gu 
bienen unb entworfen unb jum 2)ru<f beforbert." ffir ftellt 
e$ als feljr toaljrfdjeinlidj bar, baß Rapier, „fo aus jer* 
ftofcenen #aber*8umpen gemattet, fdjon im 13. unb 
14, ©äculo in Sommern in ©ebraudf) getoefen fein muffe". 
3n ber ©djrift brueft er audj ein ©djreiben beS Rapier* 
mad&erS auf ber Ägl. Papiermühle jum f|ol)en Ärug, 
G. SOS. 2Wündf), ab, ber berietet, fein Glterüater Ijabe im 
%<ti)xt 1500 ju ©tolp in #interpommern 9e»ol)nt, unb 
fdjon oor beffen ßeit f ci & ort ^pier gemalt »orben. Über 
biefe ©tolper Papiermühle finb bisher Sflad)rtd)ten ntd)t auf* 
gefunben. 

gering lieg nod) einen ansang ju feiner Meinen ©djrift 
bruden als „fernere (Erläuterung unb SJetoeifj, baß ber @e* 
braudf) beS heutigen Rapiers fdjon mit SuSgang beS 13. unb 
Anfang beS 14. saeculi in Sommern befannt unb üblidf) 
genoefen fei". 



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88 ©igenfcänbtge ÄabinettSorbre Äönig gricbridj SMfyclm« I. 

(Eigenhändige ÄaMnettBorbre Äönig Jtiebrid) 
UKUjrliitB L an bte ^tntcrpommerfdje Regierung 

(1714)- 

3(m 12. Dezember 1713 toor bcr Äonftftorialrat unb 
^Jrdpofttuö an bcr ©t. 9Waricnfir<f)e ju ©targarb, Sodann 
©eorg ©elb, gcftorbcn. Die fyierburd) eröffnete ©teile eine« 
Slffcfforö bei bem #interpommerfd)en Äonfiftorium ttmrbe 
burd} SBeftallung d. d. SBerlin, ben 29. Dejember 1713 bem 
^Jrofeffor am ©targarber ©tymnafium, SReftor Dr. Ijoadjim 
gfriebrid) ©djmibt, übertragen. Dagegen er^ob ber ^rofeffor 
Primarius unb ^Joftor an ber ©t. ftofjanniSfirdjc, $ol)ann 
8Bilf)elm ^ierolb, am 16. Januar 1714 ^roteft, ba eS nad) 
einem Don ber jpinterpommerfdjen Regierung in einem äf|n* 
litten ftaüe tr^tatttttn 5Berid)te „loiebcr bie Observance unb 
alle statuta provinciae lauffe, ©d)ul*Rectores ins Collegium 
gu fefccn, alfc Assessores Consistorii, toeil eS ber ©<f)ule 
jum ©djaben, ben Pastoribus, barauS alle Qtit Assessores 
finb genommen toorben, gum Praejudiz, bcr Äirdjen* 
Orbnung ufro. jumiber unb jum allgemeinen SBerberben 
gereidje", unb er fdjon früher im Äonftftorium gefeffen Ijabe. 
Die $>interpommerfdje {Regierung führte in ifyrem an ben 
Äönig erftatteten Seridjte d. d. ©targarb, ben 19. Januar 
1714 bie gegen bie (Ernennung eines ©djulmanneS unb für 
bie Berufung ftitrotbi, bem öom SWagiftrat bie Sofation an 
bie ©t. 2Warienfird)e in 3fa$ftd)t gefteüt toar, fpred)enben 
©rünbe beS Sängeren unb breiteren au« unb bat ben ftönig, 
©djmibtS (Ernennung rüdgängig ju madjen unb ßterolb jum 
ftonftporial^Slffeffor ju beftellen. Die angeführten ®rünbe 
traten burdjfdjlagenb, benn fdjon brei Sage fpäter erging an 
bie ^Regierung in ©targarb bie oom Äönige eigenljänbig*) 
getriebene ÄabinettSorbre, bie f)ier toort* unb budjftabengetreu 
»iebergegeben fei: 



*) Äud& bie Äbreffe ifi Don bcS Äönig* $anb gcfd&riebcn. 



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©tgen&änbige ÄabinettSorbre flönig gricbri* SBil^clm« I. 89 

td) befehle Ijiemit an bic Pommerfdje Regirung, bcn 
fdjirljolbt gum Consistoriall Assessorat im Pomerfcen 
Consistorio öorjuftetten. ßegckter Schmit fott in 
baS gimena8io bleiben unb nit bie naljfe im Con- 
sistorio ju ftefycfen. @egel)ben Postdam fonber 
Remonstracion ben 22. JanuariuS 1714. 

3fr(iebrid)) ffiitfjefou 
«breffe: 

Ordre an bie hinter Pommerfäe Regirung a 
Stargart Citto, citto. 

£)iefe Drbre traf burd) ©taffette am 26. Januar, 
morgen« 7 Ufyr, in ©targarb ein. SWod) am gleiten £age 
ttmrbe gierolb öereibigt unb eingeführt, unb bie lönigüdje 
Drbre im Originale bem Dr. ©djmibt üorgejeigt, ber barauf 
nur jur Snttoort gab, „xva$ ©. Ä. 9W. üerorbnetcn, ba$ 
toäre gutfi 1 '. Die SBeftattung ^ierotbS unb bie amtfidje SBe* 
nadjridjtigung an bie Regierung d. d. SBerlin, ben 31. Januar 
1714 gelangten erft am 13. SWärj nadj ©targarb. Der fidj 
meiter baran anfdjtiefjenbe Äonflift jtpifc^en ber Regierung 
unb bem Sflagiftrat, ber anftatt Dr. gierotb ben Srdji* 
biafonuS an ber ©t. SWarienfirdje, 3°^ ann ©erbeS, jum 
.$aftor prim. getollt tyatte, unb beffen Sntfdjeibung burd) 
ben tfönig gehören nid)t ^ier^er.*) Otto ©einemann. 



drfdjlirlittttg ttttb ^«fibeuinng ber kleiner™ 
3lrd)tt>e. 

2luf ber ®eneral*93erfammlung be8 ©cfamtüereinS ber 
beutfdjen ®efd)idjt$* unb 3HtertumS*93ereine ju Düffelborf 
(Sept. 1902) l)at Dr. «rmin Eilte einen Vortrag über bie 
(Erfdjliefjung unb Ausbeutung ber Heineren ärdjtoe gehalten. 

*) 3)ie öorfte^enben Ausführungen fmb bem SHtenftüde be« 
Ägl. Staatsarchiv au Stettin: ©tett. «rcfc. % I, Sit. 104, 9?r. 127 
entnommen. 



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90 (grfdjltefmng unb Ausbeutung bcr Heineren Ävdjtoe. 

®r berietet barin auSfüljrlid) über baS, toa$ in biefer 
#infid)t bisher gefd^e^en ift. 3 n Sommern l)at bereit« 
1882 «. Trümer« bie Slrdjtoe ber linfS öon ber Ober 
gelegenen ©tobte betrieben (Satt. ©tub. XXXII, ©. 73 
bis 99), unb oon ©. SB int er ftnb neuerbingS in ben 
beutfdjen ©ef Amtsblättern (in, ©. 249—261, 295—306) 
fel)r banfenStoerte SWittcitungen au« pommerfdjen ©tabt* 
ardjtoen gemadjt toorben. Irofebem bleibt nod) biet ju tun, 
namenttidj, toie aud) ©inter Ijerüorljebt, für bie ärdjfoe ber 
alten äbelsfamilien unb ber ßirdjengemeinben beS SanbeS. 
Diefe (inb nod) faft ganj öerfdjloffen unb oft in einem Qu* 
ftanbe grengenlofer SBeraafyrlofung. @S ift be£t)atb feljr gu 
toünfdjen, bafj ein Anfang mit einer 2)urdjforfdjung biefer 
Heineren Slrdjtoe gemalt toirb. Unjtoeifelljaft toerben baburd) 
nodj oiele toertoolle Quellen jur ©efdjidjte unfereS SanbeS 
aufgefunben merben. ©o ift eS, um nur ein Söcifptct an* 
jufüljren, für eine pommerfdje ©$ulgefd)id)te burdjquS not* 
toenbig, bog in ben Äirdjenardjfoen nad) älteren Sttad)rid)ten 
über 3)orffd)ulen geforfd^t »irb. ffiir toiffen, toie fdjon oor 
Sauren o. SJüloto mit 9led)t f)ert>orgel)oben Ijat (Söangel. 
SWonatSbl. für bie beutfdje ©djule Vn, ©. 225 ff.), 
öon bem 8anbfd)uln>efen in unferer ^roöinj aus älterer 
£eit überaus toentg, unb bod) toäre eS öon allge* 
meinem Qntereffe, gerabe feine anfange genauer lernten 
ju lernen. 

ffitr motten aud) an biefer ©teile toieber einmal an* 
regen, ben Heineren Slrdjioen, bie im 8anbe jerftreut finb, 
größere 3lufmerffam!eif jujumenben. $)aS #gl. ©taatSard)to 
in ©tettin, fotoie unfere ©efellfdjaft »erben bei einer 
beabfidjtigten Drbnung unb $)urd)forfd)ung auf Sßunfd) gern 
mit SRat unb lat befyülflid) fein. 

3fm Slnfdjluffe an ben ernannten Vortrag oon 
51. £ille f)at bie ©enerat*33erfammlung folgenbe SRefolution 
angenommen : 



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©rfdjltefjmtÄ unb Ausbeutung ber Heineren Slrdjtoe. 91 

„Die 3af)reSsS3erfammfong be$ ©efamtoereinS ber 
beutfd)en @efdjid)tö* unb 2Utertum$*33ereine fprtd^t aüeu 
ben körperhaften, metcfje e$ unternommen Ijaben, bie 
einer fad)männifd)en Seitung entbeljrenben 2trdjtoe ifyreS 
SBegirfeS f^ftemattfd^ auf iljren $nf)a(t unterfudjen gu 
taffen, t^ren toärmften 35anf für bie baburd) ber 
©efd)idjt$forfd)ung geleifteten Dienfte au$ unb bittet 
gugleid), ba$ begonnene ffierf fortgufefeen unb mo* 
möglid) bie ffirgebniffe ooUftanbig gu veröffentlichen. 

ferner giebt fie ber Hoffnung unb bem ffiunfdje 
Sluäbrucf, bajj aud) in ben SanbeSteilen, in benen eine 
Unterfud)ung ber Heineren 9lrd)toe nod) nic^t in Angriff 
genommen toorben ift, bie berufenen Vertreter ftd) batb 
trnftlid) mit ber grage &ef<$fiftigen, toie eine foldje in 
bie Siege geleitet »erben tann. 

9US geeignete feiten« ber @efdt>id)tSbereine gu er* 
greifenbe SWajmafymen bärften ettoa folgenbe ©dritte gu 
betrauten fein: 

a) in ben SSerfammlungen ber @efd)idf)t$öereine 
immer toieber auf bie SBidjtigfeit ber Heineren ärdjtoe 
unb iljrer ffirfdjliejjung fyingutoeifen unb gur Bearbeitung 
ifyrer 3 nüen * are aufguforbern, 

b) in ben SSeretnS^ettfdjriften unter ben SWiSgeßen 
regelmäßig über ben Snfyatt eingelner 2lrdf)foe 2Wit* 
teilungen gu veröffentlichen, 

c) bie ftaatlid&en unb fird)lidf)en Dberbefyörben gu 
entfpredjenben «norbnungen (Drbnung, SJergeid&nung, 
fourie feuerftd)ere unb trodene Slufbetoa^rung) in ifyrent 
«mt$bereid)e anguregen, 

d) SBergeidjniffe ber im $rtoatbefifee befinblidjen 
Srdjfoe angulegen unb namentlid) ben 3Ibel gu üer* 
anlaffen, bie Srd)ioe, bie gugleid) ba$ 5Katerial für bie 
©efd&id&te ber eingelnen ©efdjled&ter liefern, burd)forfdt>en 



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92 Seridjt über bte Serfammlungen. 

unb inöentarifieren ju (äffen, ©enn bte ®efd)id)tä* 

25ereine babei bte für eine fold)e Xättgleit geeigneten 

$erfonen namhaft madjen, toerben fte ber ©ad)e fctbft 

ben größten Dienft ertoeifen." 

Sßir toürben uns feljr freuen, toenn toir redjt oft in 

bie Sage öerfefct würben, beut unter b au$gefprod)enen 

2Bunfd)e nadjjufommen. M. W. 



Ueridjt über Me tterfammlmigen. 

©enerat*SSerfammlung am 20. aflai 1903. 

$>err Oberpräftbent Dr. gfretyerr t>onaflalfcaf)n eröffnet 
bie ©ifeung. 

$n ben SSorftanb »erben burd) 3 uru f tütcberflcmä^It 
bie Ferren ©tymnafiakDireftor ^rofeffor Dr. 8em<fe, 8anb* 
gerid)t$rat a. D. Äüfter, ^rofeffor Dr. 8Bef)rmann, 
^rofeffor Dr. Sßalter, ©ef). ßomuterjienrat 8enj (Stalin), 
JBaumeifter ®. U. fjtf^cr unb Ardjtobireftor ^rofeffor 
Dr. fjrtcbcnöburg. Qu 3ttttgliebern beS SBeirateS »erben 
getollt bie #erren Äommerjienrat 81 bei, (Generalagent 
39ef|m, Oberlehrer Dr. #aaS, ^Jrofeffor Dr. #ann<fe in 
ÄöSlin, Äonful ÄiSfer, ßeidjenleljrer 2Wei*t in Äolberg, 
SWaurermeifter 21. ©djröber unb praft. Ar$t ©djumann 
in Söcfntfe. 

S)en 3fal)reSberid)t über ba$ %at)x 1902/1903 er* 
ftattet #err $rofeffor Dr. ffie^rmann, ben 33erid)t über 
Ausgrabungen unb Altertümer im ftaljre 1902 #err $rofeffor 
Dr. SBalter. 

$>crr Ard)tobireftor ^rofeffor Dr. ^riebendburg 
tyält ben Vortrag über ben Anfall SBorpommernS an 
$reufjen unb bie #ulbigung in ©tettin (1720—21). 
ffiir hoffen bemnäd)ft auSfüf|rlid)e Mitteilungen über ben 
3nf|alt bringen ju fönnen. 



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Wottgcn. 93 

» o t i % e it. 

Über SanbeS- unb DrtSgefdjid&tc, i$rcn 2Bcrt unb 
t^rc Aufgaben fcanbelt ein Dorn afabemifdjen herein beutfdjer 
©iflorifcr in äBicn herausgegebener Vortrag be8 Dr. 2Raj Sancfa 
(SBicn 1902. 3nt ©elbftoerlag beS »crcin«). 



3ur (grinnerung an bic bor 250 3a$rcn am 16. Sunt 1653 
erfolgte Scfifcna&mc ÄolbergS burdj bie branöenburgifdje Stegierung 
unb an ben bamit enblidj beenbigten Streit ©djtuebenS unb Sranben* 
bürg« um bie Abtretung §interpommernS Ijat £. Älaie einen 
intereffanten Slrtifel (@in Äolberger ©ebenftag) in ber 3«tung 
für Sommern (5Rr. 113, Äotberg, 15. üttai 1903) toeröffenttiefct. 



Die 32. 3a$res*93erfammlung be$ ©anfifdjen ®efd&id&t8* 
SScrcinS unb 28. 3a$re$*93erfammtung beS SereinS für nieber» 
beutfdje ©pracfcforfcfcung fanben am 2. unb 3. %ym\ b. 3$. in 
SKagbeburg ftatt. 



Die Mitteilungen beS 93Bcfipreu§ifd&cn ®cfd&idjt8* 
93 er ein8 (3a$rgang 2, 5Rr. 1, ©. 3-11) berieten ausführlich über 
einen Vortrag be8 $errn Slrdjiörat Dr. 33 är in Dangig, in bem er 
benUrhmbenfälföer6$riftop& ©taniSlau8 3anifom8tt (tl647) 
be&anbelt. Die DarfteHung ift audj für Sommern öon 3ntereffe, 
ba ber Setrüger einen flotten ©anbei mit gefälfd&ten pommerfäcn 
Urfunbcn, namentlich ©er^og ^ßljtlippS L, betrieb. 



3tn Programm bc8 <5d&iHer4Realgtjmnafium3 gu Stettin (1903) 
veröffentlicht % 3. Dan SRieffen eine Äbfcanblung über ©nt« 
ftefcung beS ®ro§grunbbefifce3 unb ber ©utSljerrfdjaft in 
ber Wen mar f, bie auf grünblidtfkr gforfcfcung beruht unb sur 
Vföfung biefer fännerigen tjrage audj für bie pontmerfdjen 93erljält« 
niffe erljeblid) beiträgt. 



Die ®eneral»93erfammlung beS (SefamttoereinS ber 
beutfdjen ®efd&id)t8* unb ältertumSöereine wirb in biefem 
3af>re t>om 28. bi« 30. September in ©rfurt ftottfinben. 



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94 SRrtijen. 

$on §. SJoebmer« Seitr&gen jur ®efdjidjte bet ©tobt 
©targorb i. <ßomm. finb $eft 3 unb 4 erfäienen. 2Bir »erben 
fo&ter im 3ufammen$ang auf baS oerbtenfteofle Sßerf jurücHommen. 



Sine Seforedjung ber literarifdjen lätigfeit unferer (Sefeflfdjaft 
im 3aftre 1902 ifl im Äorrefponbengblatte beS ®efamtt>erein8 ber 
beutfcfcen ®efd&id)t8* unb 8ltertum3r>ereine (1903, @. 83-85) 
enthalten. 



$3om SRügifdj^ommerfdjen ©efdjidjtSöerein ifl baS zweite 
©tralfunbifcfce ©tabtbucfc (1316-1342) iefct tooflflänbig berauS« 
gegeben. 3)em bereit» früher erfcbienenen 1. Seile (ögL SKonatSbl. 
1896, @. 89 ff.) ifl ber 2. £eil in ber ^Bearbeitung t>on 
SU. Sbeling angefügt, ausführliche SRegifler erleichtern bie Se- 
nkung be$ namentlich für ©tratfunbS ®efdjid)te febr tmcbtigen 
SBerfeS, ba$ eine toertöofle (Ergänzung pm ^ßommerfc^en Urfunben- 
bud&e bilbet. ©ine ausführliche SSeforedjunö behalten mir und oor. 



grfdjienen ifl Saforgang XXIV (1901) ber 3a$reSberidjte 
ber ©efdjid&tSttnffenfd&aft (herausgegeben t>on S. Serner, 
Serlin 1903). 3>er fefcr auSfü&rlid&e SSericft (II, 284-318) 
über ©d)leSnrig-$olflein, SKetftenburg, Sommern ifl toieber oon 
Dr. 8. $of meiner in SRoflocf üerfafjt. 



S5om ©anfifdjen Urfunbenbudje ifl S3anb IX in ber 
Bearbeitung oon SB. Stein erfd&ienen (Seidig 1903). <£r umfaßt 
bie 3a$re 1463 bis 1470. 



3)er 21. SJanb beS ÜWeflenburgifd&en Urfunbenbucfce« 
(1386-1390) ifl erfdjienen (Schwerin 1903). 



3n ber 3eitf*rift be« SereinS für 93o»Sfunbe in 
»erlin (1903 $eft 2. ©. 179-192) ifl ein «uffafc oon «. 93r unf 
über ben ttilben Säger im ©tauben be£ pommerfd&en 
SolteS enthalten. 



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SRotijen. - ÜKitteilungen. 95 

(Sine feljr eingeljenbe, toon SR. ^erlbadj Dcrfa^tc Seforedjung 
beS ^ommerfd&en Ur?unbenbud&e3 (33b. IV, 1) ift in bcn 
©ötttnßif4cn geteerten «n*eigen (1903, 9?r. 5, ©.398-410) 
enthalten. S8 werben aaljtreidje intereffante Semerfungen geboten. 



SÄ i tt ei lu u c\en. 

S5om SJerein für ©efdjidjte ber 9Warf SBranbenburg 
if* bie 5)oppelf eftion ©arfe a. D. Königsberg i. *Rm. (©eftionen 
218 unb 246 ber beutfdjen ©eneralftabSfarte) ber ©runbfarte öon 
3)eutfdjtanb, bie als ©runblage für Ijiftorifdje unb fiatiflifd&e 
tjorf jungen beftimmt ift, foeben herausgegeben. 2Bir Ijaben 
60 ©jemplare biefer ©eftion erworben unb fleflen fte unferen W\U 
gliebern unb anbeven Sntereffenten gur Verfügung. 3um greife 
oon 40 $fg. fann baS ©remplar oon unferer üöibliotljef (Sarfutfcfc 
ffrafce 13) belogen werben. 

3Bir bewerfen bagu, ba§ audj wir bie ^Bearbeitung einer 
©eftion ber ©runbfarte (Eempelburg*EaflieS, 9tr. 158/190 ber 
©eneralftabSfarte) in Singriff Ijaben nehmen laffen. 

$er Storftanb, 



2Bir machen unferen 9Witgliebern befannt, ba§ foeben im 
SJerlage toon 8. Alfter & (So. in ^Berlin erfdjienen ifl: 3ur ®* s 
innerung an Stubolf 93ird)OW. $>rei fciftorifdje arbeiten 
SJirdjowS sur ©efdjtd^te feiner Saterfiabt ©djitoelbein. 
S3on neuem herausgegeben oon ber ©efellfd&aft für 
^ßommerfdje ©efdjidjte unb SÜtertumSfunbe. 3)aS mit 
6 Slbbilbungen auSgeftottete SBudj enthält einen 9teubru(f ber in ben 
»altifdjen ©tubien (IX, XIII, XXI) toeröffentlicfcten «uffäfce, bie 
SRubolf 93ir$ow in ben Sauren 1843 unb 1844 über baS ÄartljauS 
toor ©djioelbein, sur ©efdjtdjte toon ©djiüelbein unb über ©dtjiücl- 
beiner Altertümer toerfafjt &at. 

3)aS 93udj ifl sunt greife toon 2,— 9Karf burefc jebe 33ud>- 
Ijanbtung au begießen. 

%tt ttotftou*. 



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96 SWitteUungen. - 3n$att 

3u orbenttid&en 9Ritgliebern ernannt: ®ut& 
abminiftrator SJottfe in ©djwemmin bei «örlin a.<ßerf., «aufmann 
<ßaul @mil ©Bring, ©uperintenbent ©tenget, Sranbinfoeftor 
Dlbenburg unb «aufmann SBalter ©taljlberg in ©tettin. 



Die Stbliot&ef («öl. ©taatSarc&to, «arfuifdjftr. 13) if» ge- 
öffnet 9toutat$ tum 5—6 Ityr u*$m. uu* Sotmttitagi 
ton 12—1 ttfrr. «ufjerbem wirb ber Sibliotljefar wft&renb bar 
3)ienf*ftunben be8 «rdjioS (tion 9—1 U$r Dorm.) SBünfcfcen betreffenb 
Senufcung ber Sibliotfaf nad) SWöglidtfeit entforeefcen. 

3ufd*riften unb ©enbungen an bic Sibliotljef finb an bic 
oben angegebene Slbreffe $u rieten. 

Die neu eingegangenen 3eitfd)riften Hegen im SJibliot&eÖ» 
simmer jur ffiinftdjt au$. 



$a# Stuf t ttt» ift Ctam*** tum 11—1 ttfcr w$* 
Witt»»* »*tt 9-5 llftr dtfffnet. 

Auswärtige erhalten nad) borberiger SDtelbung beim «onfer- 
bator ©tubenraud) (©oljenaoHernffca&e 5) aud) ju anberer 3*it 
eintritt. 



I tt 1) H 1 1 

(Sin Seitrag jur SteformationSgefäidjte Sommern«. — ®inige$ 
gur ©efdjtdjte ber ^ßapiermadjerfunft in Sommern. — Sigenljänbige 
«abinettSorbre «önig tJriebrid? 2Btll)elm$ I. — ©rföliefjung unb 
Ausbeutung ber Heineren Urdjtoe. — Seridjt über bie 53er* 
fammlungen. — 9?otijen. — STOitteilungen. 



8rür bie Stebaftion verantwortlich: <ßrofeffor Dr. 2R. Sßebrmann in 
©tettin. 2>rud unb Serlag oon ©errde & Jebeling in ©tettin. 



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M7/8. J90& 

Ponntebltittcv. 

herausgegeben 
bon her 

©efeflfdjaft für ^ommcrfdjc ©efdjidjte 
unb 2ütertmn$futtbe, 



$er ftafttttuf bei 3ttfjafte8 biffer SRonatmatttt ift unter OuettenanBabe 

gemattet. 



Jakob Itatige, 
Dorpommenw jwetter (Seneralfttpenntendettt 

©in 3eitbilb. 
Vortrag öon 9t. SHecfmann, <ßaftor in Seggeroto. 

Auf bem Sanbtage ju £repton> a. 5». im Dejember 1534 
toar mit $>ilfe oon 3ol). SSugenfjagen bie {Reformation in 
Sommern eingeführt. Die #erjoge ^Barnim XI. unb Wlipp *• 
Ratten ben Seitritt if)re$ 8anbe$ jur ebangetifdjen Seljre be* 
fci^loffen unb tyr 8anb für ein eüangetifdjeS erftärt. 

216er toa£ »ottte baS fagen? ffiar nrirflid) ber Oeift 
Sutl)er$ bereit« f)errfrf)cnb im Sanbe unb bie Ätrdje Sommern« 
eine etwngelifdje? ©S toäre ein groger 3f rr * um / ^>oütt man 
annehmen, bafj biefer JBefdjtuß bem ÄatyolijiSmuS fofort in 
bem ganjen ©ebiete oon Damgarten bis an bie Dftgrenje 
beS ©reifentanbeS ein für attemat ein ffinbe bereitet unb baS 
(Eoangelium überall lauter unb rein aufgepflanjt fjabc. 3freilid) 
fjeifjt e£ in bem 8anbtagSabfd)iebe, „in Sommern fei faft 
in allen ©tabten unb l)in unb t)er auf bem Sanbe baS tenan* 
gelium öffentlich unb mit SBiffen unb ffiiüen ber Dbrigfett ge* 
prebigt." 316er bie Qai)i ber eoaugelif^en ^rebiger n>ar bod) 



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98 3afo6 «unge, 

nodf) überaus gering; nur mit ftufjerfter SDlülje toirb eS 
gelingen, ifyrer fünfjig namhaft gu machen; bor allem auf bem 
8anbe toirb bie 3al)l eine öerfd&toinbenbe getoefen fein. 1 ) Die 
grofje SÄenge ber ©eiftlidjen ring« im Sanbe mar alt geworben 
in ben Slnfdjauungen unb Übungen be£ ftatl)oligi$mu$ unb 
mit bemfelben in tiefen ftttlid&en SScrfatt geraten, aus meinem 
bie Umfeljr trofe ber treibenben Äraft beS (SoangeltumS nic^t 
fo fd&neß möglid) mar. 

ffiie tief ber SBcrfatt felbft an ^eiliger ©tfttte, baoon 
nur ein SBeifpiel. grang ©effel, SBürgermeifter in ©tralfunb, 
giebt uns um 1570 eine auöfüljrlid&e SBefd)reibung be$ gotteS* 
bienftlidjen ÄultuS an ben gefttagen gu ©tralfunb furg öor 
ber Deformation. SWan traut faum feinen Äugen. £reten 
nrir in ber 2Beil)nad)tSgeit in eine ber ©tralfunber Äird&en. 
Um bie 2Kitternad)tSfiunbe ftrömt ba$ SSolf in bie feftlidf) er* 
leuchteten 8tftume; bie ffi^riftmeffe beginnt unb bauert 4—5 
©tunben. Aber ftatt einer ernften religiöfen unb er^ebenben 
geierlidjfeit toirb unter ©ingen unb Älingen ein toller ©pef* 
tatet aufgeführt. (Eine Slngaf|l jungen ift burd& bie Äirdje 
»erteilt, einige auf ber Orgel, anbere auf ber Äangel, anbere 
im Xurm, nodf) anbere hinter bem £t)or. Einige oon ben 
größeren ^aben pdf) in grauenfteiber geftedt, liegen unb fifcen 
gnnfdfjeu ben ^rauengimmern, anbere fyaben pdf) als Ritten 
IjerauSftafPert, ber eine mit einem großen $>unb am ©trief, 
ber anbere mit einem ©djafbod, ber britte mit einem 3* c 9 ens 
bod, ber inerte mit einer ©adpfeife. Sin ber einen ffide lagern 
pe unb effen, an ber anbern ttrirb gegedjt. 2Ue bie oerfd^iebenen 
Parteien fd&reien toäfyrenb ber ÜKcffc gegeneinanber unb rennen 
mit iljren Xieren bie flird)e auf unb nieber in alle (Seien. 
Unb als ob es mit bem ©ingen unb ©freien ber 2Wenfdf)en 
unb bem Seilen unb SBlifen beS 33icl)S beS 8ftrmS nodtj nidfjt 



*) Auf ber erften ©reifSroalber ©tytobe 29. ©ept. 1541 »erben 
tljrer 18 namhaft gemalt — 11 antoefenb, 7 abtoefenb — , barunter 
feiner Dom Sanbe. Sgl. 33 a 1 1 $ a f a r , I. ©ammlung einiger $ur «jßom» 
merföen Äircfcen&iftorie gehörigen ©Triften je ©reifStoalb 1723. ©. 13. 



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©orpomtnernS stoeiter (Seneratfuperintenbent. 99 

genug tobet, raffeln flc mit aufgeblafcnen, mit (Erbfen gefügten 
SRinb«* unb ©d)tt>einebfofen unb jerfprengen fie fdjliefclid) auf 
ben 2etd)enftetnen beS grufjbobenS, fobafc es fnaüt, als feuerte 
man ein SRofyr ab. Daju roarb getankt unb gefprungen, unb 
»er fid) am tollften anfteQte unb ben toitbeften Sftrm madjte, 
ber toarb am meiften benmnbert. — Unb n>aS, toirb man fragen, 
foßte benn biefer toüfte SWummenföanj, ber e^er in eine gfoft* 
nad)t$bube niebrigfter ©orte ju gehören festen, in einer d^rift^ 
liefen £ir$e? (Er follte eine fombolifdje Darftettung ber (Er* 
fdjeinung ber (Engel unb ber Anbetung ber $irten in ber 
(Ef|riftnad)t fein. Daju mußten alle $riefter, ein jeber in 
biefer Sttadjt unb am SWorgen, brei Steffen lefen, unb toenn 
fie berer gn>ei fyintereinanber ju galten Ratten, fo tarn e£ öor, 
ba% fie nur bie gemeinte |)oftie genoffen, ben ©ein aber, öiel* 
leitet um nidjt burd) ju Dielen ungewohnten ffieingenujj in 
ber $rüf)e beS lageS beraubt ju »erben, hinter ben Altar 
goffen. „Dabt be Duoel nidjt ben Sud enta>etytad)ebe, »aS 
nidjt nmnber" fügt gnuy ffieffel in feinem !ernigen Sßieber* 
beutfd) ber Säuberung be$ tollen ©puls Ijinju. 1 ) Unb toenn 
foldje Dinge — ätynlidj toie ©eüjnadjten mürben ade ^efttage 
unb geftjeiten gefeiert — fdjon in ben Äird)en unter ©anftion 
ber getftlidjeu Autoritäten vorgingen, fo barf es nidjt ffiunber 
nehmen, »enn fid) brausen nod) tollere (Ejjeffe ber AuSgelaffenfjeit 
ober beS Aberglaubens Ijeroortaten, toenn bie f|. Sttad)t oon 
Abenteurern als eine befonberS glü<ftid)e für baS SBürfelfpiel 
ober gar für SJünbniffe mit bem Xeufel benufct toirb. Auf 
bem Sanbe mifd&ten ftd^ nod) uralte Überlieferungen ljeibmf<I)er 
Sttaturreligton mit djriftlicfyem Aberglauben. Die Sauern 
fafteten am Sfyrtftabenb, bis fie bie ©terne am $immet fa^en. 
Dann trugen fie Korngarben au« ben ©djeunen in baS grete, 
ba§ fie bem ffiinb, ©$nee, Weif, überhaupt ber freien Suft 
auSgefefct toaren. SSon biefem fo geweiften ©etreibe, — man 



! ) Sßt. Sober, fjrang SBeffelS ©tfctlberung be« totfcolifäen 
©otteSbienftcS in ©tralfunb. ©tralfunb 1837. © 4. 



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100 3ofo6 «unge, 

l)ie& e« „ÄinbSfutter" — teilte man am SDlorgen aüem mit, 
felbft ba« Sief), Äfilje, ©djtoeine, ©ftnfe, (Enten, befam banon 
feine ffietynadjtsbefdjerung. 1 ) ©djon nad) btefer furgen $robe 
nrirb man ben geiftigen gonb nnb Sübungägrab infonberljeit 
ber ©etftüc^en ermeffen fönnen. %n ftttlidjer Sejieljung fal) 
e$ eljer nod) trauriger au«, 

{Rosetten, Laufereien nidjt blofj mit bürgern unb 
Säuern, fonbern aud) mit HmtSbrfibern unb befonberä mit 
ben Äüftern, Laufereien, bie mit abgebiffenen gingern ober 
gar £obfd)lag enbeten, finb toäfyrenb be$ ganzen 16. 3 a, J r * 
Ijunbertä an ber 5Eage«orbnung. ffiie mancher ©eiftlidje nmrbe 
nod) in fpftterer Qüt öon ben Sauern ber $auberei toegen 
angetlagt unb verurteilt ! Unb nun erft gar bie ©ünben 
contra sextum! Die Sifttation oerfd)iebener ©tftbte l)at er? 
fdjredenbe Dinge an« 8id)t geförbert.') Die fttöfter unb öor 
aüem ba8 Sölibat toaren ein fttud) für bie ©eiftlidf)fett. 93er? 
flältntemftfcig nod) am beften ttaren bie ©eiftlidjen auf bem 
Sanbe baran. ©d)on um ber 8anb»irtfd)aft ttrillen, bie fie 
faft ausnahmslos felber betrieben, mußten fie eine #auSl)älterin 
galten, mit ber fie bann meift in einem Äonfubinat lebten, 
n>eldf)e$, rnenn aud) ftittfd)tt>eigenb, boc^ fotoeit legatiftert mar, 
bajj bie barauS entforoffenen Äinber audj öffentlich als Äinber 
beS ^riefterS anerfannt nmrben unb feinen SWamen führten. 8 ) 

©old) Material mar natürlich bem ©eifte beS ©oangelii 
ntc^t gerabe förberlid). Dod> n>aS toax ba anzufangen? Die 
^rtefter einfach tyreS ämteS ju entfefcen unb au« ben Pfarren 
ju entfernen, fear nidjt möglid). Unb mo toollte man aud) fofort 



') Sgl. fterju aud) 5 od, Sfcügifd&.^ommerfäe ©efäidjten V. 
©. 84 ff. 

*) Sgl. »od, a. a. D. V. ©. 117 ff. 

8 ) ©o befennt in einem 3eugentoerl)ör oom 3aljre 1529 So&ann 
©agemeifter, Siefrer an ber ttntoerfttftt (SreifStoalb, fpäter ^ßaftor gu 
Inflam, bann $raepof. in £vcj>tott> a. 9t., enblidj tyxatp. in Äörlin, 
1 1569 : „syn vader heft geheten Albrecht Hagemester, ein priester 
gewesen, wähnende to Barthe." 



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*ßommernd gtocitcr ©eneralfuperintenbent. 101 

ntut bcffcrc ^rebißcr unb $aftoren l)ernel)men? Da$ geiftlidje 
3lmt f)atte ftc^ bi$ baljin jum großen Xeile au« bcn Älöftern 
refrutiert.. Die ftlöfter aber toaren burdj bcn SEreptotoer 8anb* 
tag«*8bfd)ieb aufgehoben unb menigften« bie längeren SWöndje 
äße entlaffen. Die UniDerfttftten aber, obtvoty einzelne, rnie 
Sßittenberg, einen bebeutenben Slnbrang Don ©tubierenben Ratten, 
reiften bei »eitern nic^t aus, aüe Satanjen auSjufüüen. ©elbft 
in SBittenberg fmb bis 1560 ca. 1027 2Rftnner orbiniert, bie 
ben öerfc^tebenften ©tftnben angehörten, otyne befonberS fhtbiert 
ju tyaben. 1 ) Die pommerfdje UniDerfität ®reif$malb mar ba* 
gegen auf ba$ fdjmftdjfte befugt, tute benn überhaupt bie 
Sommern bamal« toot>t menig Steigung Ratten für bie ffiiffen* 
fdjaft. Der alte (Efjronift Äanfcom Gilbert menigftenS ben 
»oltedjaratter be$ 16. ^a^r^unber« alfo: Da« Sott f>at 
„nodj Diele grobfyeit an inte. Dan e« tyelt meinig ober nichts 
öon ben ftubü$ unb freien fünften, barum ljat$ aud) nic^t 
Dieter gelerter lernte, miemol e$ fe^r feine ingenia tyat, mie 
man an Dielen fpfiret, man fie ntyur baju gehalten mürben; 



*) Sgl. Sudjtoalb, SBittenberger Drbiniertenbud&. II, Soroort: 
„Der SKangel an mtffenfäaftlid) gebilbeten Äräften Ijatte in ben 
früheren (ben erften nad) ber SReformation) 3a&rae$ntcn (bid 1560) 
Dielen ^ßerfonen au$ ben Derfdtfebenften ©tänben ben 3ugang sunt 
fieifUic^en Amte geöffnet. 44 »nmerfung: „Die folgenbe Überfielt möge 
ba$ Deranfdjaulidjen. Der I. Sanb be« DrbmiertenbudjcS ffi$rt auf : 
©djulmeifter, Äantoren, <ßräaeptorcn 679. Äfifter 209, Bürger ofrte 
Angabe ber <ßrofeffton 44, ©tabtföreiber (mefjrfad) sugleidj ©djul- 
meifter) 33, ^rebiger 31, ludjmad&er 22, ©efcer unb Drucfer 18, 
©<$ufter 8, »udjbinber 8, ©Treiber 8, geinmeber 6, Diener abliger 
ober geifHidjer <ßerfonen 6, ^ßrofefforen 6, ©djneiber 4, SerggefeHen 3, 
lifdjler 3, fjfleifäer 3, ©tufclfdjreiber 3, Äürfdjner 2, Sürgermeifler 2, 
£au$$alter 2, SKöndje 2, Drganifien 2; mit je einer ^erfon fmb 
folgenbe ©täube Dertreten: Süttner, §fenftermad&er, DredjSler, Seutler, 
2»efferfdjmieb, (Efcoralid (?), «mtSfd&reiber, JHofierfd&retber, Ärempel* 
fefcer, Söttdjer, ftornfcfcretber, Silbfdjnifcer, ftaufmann, Sarbierer, 
Äpot&eler unb 3ucferma$er, ©eibenflicfer, ludtfdjerer, ©d&ultljeifj, 
SKaler, SauDogt; ba§ ein Drbinanb „etman ein %\\tbt gemefen 44 , wirb 
befonberS IjerDorgeljoben. 



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102 3o!ob SRunge, 

aber jre gemüte fteljet nljur nad) ettoa$ gu werben 

baS foü aber ift burdjauä fre&ig unb gerifd)" ....*) ©o 
blieb nid)t$ anberS übrig, als gunftdtft bie alten fatt}ottf$en 
Pfarrer auf iljren Pfarren ftfcen gu laffen. ®ern oerwanbelten 
fte baS ßonfubinat in eine red)tmft&ige Stye unb fügten fid) 
äugerlicf) ber neuen burd) SBugentyagen aufgearbeiteten Ätrdjen* 
orbnung unb oerrid&teten ben ®otte$bienfi fd)ematifdt) nad) ber 
öon ^Jaul t>. SRljoba 1542 aufgearbeiteten ägenbe. $ür ben 
äußeren SBeftanb ber ßirdje mar bie« gunftdtft {ebenfalls aud) 
baS SBefte; fo mürbe wenigstens ein Stil t^rcö SBefifcftanbeS 
gerettet. Die Deformation geigte nftmlid) in Sommern burdjauS 
(ein geiftlidjeS ®eftd)t. Sie gefdjal) in giemlid) tumultuarifd&er 
SBeife unb glid) meljr einer SReoolution als Deformation. 
Die #ergoge, tief oerfd^ulbet burd) bie fortwfttyrenben ftetyben 
unb bie unaufhörlichen, oft alles üWafc überfd&reitenben ®elage, 
waren fd&on (ange nadt) ben reiben Ätrdjen* unb ©tiftSgütern 
begierig, Qefet bot fttf) tynen bie befie Gelegenheit, auf am 
fdjetnenb legalem ©ege gu etntrftglid)em S3cfife gu (ommen. 
Dfjne ©d)eu griffen fte gu, wo fie es fanben unb tote es if)nen 
gerabe pagte. Die reiben JMofiergüter würben bis auf wenige 
eingegogen unb gu Ijergogltd&en Domänen gemalt.*) Die 



! ) Sgl Äofegarten, $omerania öon Äanfcow n, ©. 404. 
AnberS aflerbing« lautet baS Urteil äWelandjtonS: „non facile alibi 
posse reperiri tot homines nobiles, multa et eleganti eruditione 
expolitos, ut in Pomerania." Sgl. Äofegarten, ®efd)id)te ber 
Unioerfttät ®reif$walb I. ©. 205. 

2 ) SBie grünblid) bieS gefd&ab, b. b. tote wenig ber Äirdje unb 
tfjren Dienern übrig blieb, baöon ein öeiftriet Da3 reidje Tonnen« 
Hofier Serben würbe ebenfalls eingesogen, bie Tonnen entlaffen. 9?ur 
wenige alte Jungfrauen würben big an tyren lob belaffen. 1543 fanb 
bie erfte ©ifüation flott. 3n berfelben Wirb baS ®e$alt be* $aflorS 
aufgegärt, baS ifcm oerblieb. (Er bat barnad) öon jeber ÄXafler- 
iungfrau 4 2Rf. SJeidjtgelb gu begießen, unb bann bei&t e$ weiter: 
„nodj befft be frie SJe&ufung (in beut Älofterbof), fcoltung, eten, brinfen 
(am fcifdje be* Serwalter*) unb fdjaH bebben twölf eOe Dodt to 
enetn SRodte iarlicf". ©djweb. «rdjto Zit. IIL 9fr. 8. 



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*ßomntern£ gmeiter ©eneralfuperintenbent. 103 

auSfteljenben „#auptftül)le", b. I). Kapitalien, nebft ben $Bar* 
beftftnben ber Atrien unb Älöfter oerfdjmanben, ja es fo(I 
öorgefommen fein, baß bie ,§erren oor biefe unb jene Pfarre 
ritten, fid) bie ^eiligen ©erftte bis auf bie jum ©otteSbienft 
unbebingt nötigen geben liegen unb bann bie {Reformation 
für eingeführt erttärten. Die ©tftbte matten e$ nid)t anberS. 
Unb nun erft gar bie SRitter unb Patrone! DaS öon iljren 
33orfal>ren ber Ätrdje gefdjenfte ®ut betrachteten fie als ifjncn 
jefet jurücf gefallen — es mar ja nur „Äirdjen leiten" — unb maS 
bie Äirdje im Saufe ber ^aljrljunberte ermorben, als il>r 
patronatlidjeS (Eigentum. 3$ fjabe biele Ätrdjenredjnungen 
beS 16. unb 17. ftaljrljunberts burdjfeljen bürfen, in allen 
ift baS fteljenb, baß bie #auptftül)le, alfo bie erwarten ©eiber, 
oon ben Patronen aufgeborgt finb junftdtft auf einen ©$ulb* 
fd^ein gegen 5—10 ^rojent Qm\tn, aber bie 3 in f en P nb 3 °/ 
40 ftaljre ni$t bejaht, unb fdjließlidj finb Qin\tn unb Kapital 
gftnjlidj oerfdjmunben. Die Ij. ©erftte, loftbaren ÜReßgemftnber 
unb alten Pergamente nahmen fie in vorläufige 33ermaljrung, 
aber nidjt an allen Orten mürben fie jum SBeften ber £ird)e 
oerlauft. Die liegenben ©rünbe, bie Kirnen unb ^farrljufen — 
faft jebe Pfarre befaß in fatyolifdjer fttü als ftunbation 2—4 
Sanbljufen, baS finb ca. 300 SKagbeburger ÜKorgen 8anb — 
mürben auf ben griliaten ol>ne »eitere« an bie SeljnSbauern 
t>erpad)tet, bie $ad)t aber nid)t ober nur jum geringften Seile 
beut Pfarrer ober ber £ird)e, fonbern bem Patrone entrichtet. 
$n ben ^farrbdrfern lonnte man allerbingS nidjt fo fdjnell 
bamit vorgehen, man mußte menigfienS fo lange matten, bis 
ber alte $afior, ber bie #ufen bebauete, geftorben mar, bann aber 
gefdjalj'S aud) l)ier. STOeift lonnte bie ©teile nidjt fofort mieber 
feft befefet merben, ba es an ©eiftltdjen gebradj ober bie fidj 
Semerbenben balb mieber entmeber als untauglich erfunben 
mürben ober, meil an oafanten ©teilen große SluSmaljl, iljren $uß 
fdjnell mieber meiter festen. 1 ) Die »derljufen fonnten aber 

') SS ift eine mo&l }u beadjtenbe, meil faft burtfcge&enbe Cr- 
fdjetnung, baß jmifdjen ben Saften 1540—1570 ber 2Be#fet in ben 
Pfarren ein ungemein fdjneller ifl 



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104 %alob SRunge, 

baruntcr nid)t leiben, fo mürben fic SBauern übergeben, unb 
metl baburd) baS ©mfommen fo gefdjmälert mürbe, ba& bie 
Pfarre nid)t lebenäfrftftig blieb, mürbe fic aufgehoben unb bie 
^arodjie mürbe meift befifelofe gilia einer benachbarten Pfarre. 
Die ^farraften finb ooü t>on ßlagen unb ^rogeffen über foldje 
entmenbeten ®runbftü(fe, unb foldjer t»on 1530 bis gum breifcig* 
jäljrigen Äriege eingegangenen Pfarren ift eine groge ftcfyl. 
$n ber ©tynobe Demmin laffen ftd) allein 10 nad&meifcn: 
1. ©d^oenfelb, 2. Äenglin, 3. £oerpin, 4. ©arom, 5. ©lenbelin, 
6. Seiftenom, 7. Ufeebel, 8. ©ittenoerber, 9. SBengin, 10. Älefein, 
öon ber SWarienfirdje unb Pfarrei in Demmin felbft gu 
fdjmetgen. 

©enn nun bie dürften unb ©tftnbe ftd) alfo gur SRe* 
formation fteUten, ma$ lonnte man ba erft tum bem SBürger 
unb JBauern ermarten! Die Säuern infonberljett maren 
bamals in gar fernerer Sage. Die abgaben, fomoljl in 
Naturalien als aud) barem ®elbe, unb bie Dienfte, meldje fte 
bem Abel beg. bem ^ergoge leiften mußten, maren bis gu 
einer faft unerträglichen #öf)e angemadjfen. SRatürlid), bafc 
iljnen bie ®ebüljren, meldje fic ber Äirdje unb bem ÄleruS 
gu leiften Ratten, läftig maren. ©ie meinten, bie lutljerifdjen 
©eiftlidjen müßten alle« umfonft berridjten unb gelten barum 
baS SKegforn unb bie Skcibentien einfach gurüd, fobag bie 
©eiftlidjen mit bitterer SRot gu fftmpfen Ratten unb ein nimmer 
enbenbeS Älagelieb anftimmten. Dag bei fold^er ©efinnung 
unb folgern £anbeln bie Äirdt)lidt)fcit nidjt gerabe ein freunblidjeS 
®efid)t entfaltete, ift felbftoerftftnblidf). Äanfeom fdjilbert fie 
alfo: „Unb ift fieber ber geit eine große oerenberunge aller 
fachen, mie ban pfleget, gemorben, gegen öljorige anbedjtigfeit 
rudjlojtgfeit, gegen miltigfeit berambung ber gotteStyem&er, gegen 
almofen farfljett, gegen faften frag unb fdjmaldj, gegen feljren 
arbeit, gegen bie feine gud)t ber linber motmiQen unb 
unergogfenljett, gegen efjr ber prtefter grofce t>erad)tung ber 
prebiger unb firdjenbiener. Unb baSfelbige ift leiber gemeinlid), 
unb man finbt jefct in ben ftetten bie firdf)enbiener feljr übel 



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Pommerns gtocitcr ©eneratfuperintenbent. 105 

oerforgert, beßgleidjen bie faulen übel befteflet, barneben feint 
aud) auffn lanbe triel borffpfarren ȟfte, btc feinen Pfarrern 
ober prebiger t)aben, alfo ba« man billig fagen möchte, baß 
fid) bie lernte am eoangelium melpr geflimmert ben gebeert 
fetten." Unb er fügt finnenb Ijinju: „aber e« mu« fo 
fein, ben eS ift ber menfdjen artlj fo in gotte« fachen, ba« 
fie attetoege ba« toibberfpijl galten; bo fie ben alten mißpratodj 
oerftunben, begerten fie ben regten gepratodj ju ljaben, nl>un 
meinen fie; e« fei} jnen fre^ ju tljunbe, toa« jnen bebünft be* 
queme fetyn, unb fljeren alfo bie djriftlidje fretytyeit ju jren 
motttritten unb geifcV) 

©o toar benn bie (Einführung ber {Reformation für bie 
Äirdje Sommern« gunäctyft burdjau« lein ©egen. Qm ©egen* 
teil, an ben {Ranb be« ©rabe« nmrbe fie geführt, unb fidler 
märe fie fyineingefunfen ober märe »enigften« lange tobe«matt 
unb fiectyenb au« ber Ärifi« tyeroorgegangen, »enn ntd^t ©ott 
jur regten %t\t if)r einen ÜKann ertoedt Ijfttte, ber au«gerüftet 
mit ber liefe unb 3&I)igfeit eine« 8utf)er unb bem organifa* 
torifäen latente eine« SBugenfyagen an bie ©pifce toenigften« 
eine« leite ber pommerfdjen JKrdje trat, fie tyob, feftigte unb 
iljr ba« ©iege( einer toirflid) ebangelifdjen aufbrüdte. ©8 
»ar bie« ber ©eneralfuperintenbent D. Qafob {Runge, oon 
meldjem t>. ÜRebem in feiner ©efdjidjte ber Deformation in 
Sommern ©. 70 fagt: „S)er mit großer Ifttigfett unb ernfter 
©trenge in ber Äirdje haltete unb au« ber {Reformation praf* 
tifdje %tüd)t für ba« Seben ju gießen nmßte. Da« ©irfen 
biefe« merftoürbigen ÜKanne« ift ju menig gelaunt, unb fein 
SJerbienft jebenfatl« größer al« fein {Ruf in ber ®efd)id)te, 
toeldje genrtljnlid) nur bie 33orfedjter im ©treit, nid^t bie 
tapferen STOitfämpfenben au«jeid)nenb nennt. {Runge oerbient 
neben SBugenljagen genannt ju »erben." 

35on SBeginn ber {Reformation Ratten bie #erjoge ba« 
beftimmte ©efütyl, baß biefe(be nur jum $t\U be« Sanbe« ge* 



*) Äanfcoto a. a. £). IL ©. 410. 



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106 3a!ob SRunge, 

reiben tonne, tocnn iljrc ®urd)füljrung eine einheitliche, Don 
einer ftarfen $anb geleitete fein mürbe. Der bamalige 33tfd)of 
Don Äammin, ©raSmuS äflanteufel, ttmrbe bemnad) als baS 
bisherige #aupt ber Äirdje aufgeforbert, ber neuen Drbnung 
beizutreten, (Er foflte bie nottoenbtgen £ird)en*25ifttationen 
übernehmen, unb iljm foUte bann bie ©eridjtSgemalt über 
fftmtlid^e Pfarreien unb ^Jrebiger »ie guoor übertaffen »erben. 
SraSmuS nriberftanb bis gu feinem lobe 1544. ©o nmrbe 
benn bie Leitung ber Äirdje in bie #5nbe Don ©eneral* 
fuperintenbenten gelegt, beren gunftctyft gtt>ei, für jeben 8anbeS* 
teil ©olgaft unb Stettin je einer, Derorbnet nmrben. ©eil 
aber ber ©tettiner Anteil gu toeit ausgebest mar, mürbe ein 
brttter gu ©tolp, fp&ter gu Äolberg hinzugefügt. alle brei 
ftanben paritfttifd) neben einanber, bo$ gemann ber ©reifs* 
toalbcr f$on megen ber UniDerfit&t, an ber er jugteid) toirlen 
mußte, balb ein getoiffeS Übergenug. Der erfte ber fyiefigen 
©eneralfuperintenbenten toar QotyanneS Änipftro, einer ber 
treueften ^rebiger beS lauteren (Soangelii in Sommern, ber 
fein Statt als ©eneralfuperinbentent 21 ^fa^rc mit groger 
Eingebung Dertoaltet Ijat. ©eine Aufgabe toar bie (Sin« 
fütjrung beS (EDangeliumS in Sommern. Unb er tjat fic 
in treuer arbeit bur$ Diel Äampf unb ©treit tyinburd) burdj* 
geführt, bis er am 4. Dltober 1556 ftarb. 3u ber bei 
toeitem f gierigeren aufgäbe, ber Durchführung ber SRe* 
formatton, b. tj. ber £urd)bringung ber pommerfdjcn Äirdje 
mit unb ber Ausgestaltung berfelben in bem ©eifte beS 
ffioangeliumS, reiften feine Ärftfte nid^t aus. ÜKit Harem 
©liefe aber ijattt er in bem jungen ÜKagifter $acob SftungiuS 
bie Äraft erfannt, bie erforberlid) »ar. 2Wit felbfttofer 5)e* 
mut tyatte er bemfelben an feiner ©eite in ben legten ^ren 
bereits eine einflußreiche Sfltigfeit eingeräumt unb Dor feinem 
lobe ben #ergog erfudjt, tyn gu feinem SWadtfolger gu er« 
liefen. öS ift ma^r, eine tüchtigere Kraft Ijfttte nic^t leidet 
gefunben toerben fdnnen. 



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^ommernS stoeitcr ©eneralfupermtenbent. 107 

Qacob {Runge toar am 15. $uni 1527 ju ©targarb 
in Sommern geboren als erfter ©ol)n beS bortigen {Rats? 
fftmmererS Petrus {Runge, ©eine gamilie, eine attabltge, toar 
einft aus $olftein in Sommern eingetoanbert, unb Stngeljdrige 
fa&en fpftter a(S ^atrijier unb 35afaflen in unb um ©reifen? 
berg unb ©targarb, toofelbft bie Dörfer ©djdno» unb S)t<Iott> 
lange no$ in tyren $&nben Maren. Die öltern Ratten fid) 
frülje bem Gtoangelium gugetoanbt unb erjogen iljre Äinber 
treu in ber fturdjt ©otteS. ^acob, trefflidj bcanlagt, ging 
bereits 1542 na$ ©tettin, junädjft tool)l in baS ftageteufelfdje 
Aolleg, bann auf baS 1543 neu errichtete fürftlidje ^fibagogium. 
aber fd)on 1544 berliefc er baSfelbe, um in ©ittenberg, bem 
Zentrum ber {Reformation, Geologie gu ftubieren. Sutfyer 
lebte nodj, unb ÜReland)ton ftanb in feiner ooHen Äraft. 3ln 
beibe fd^to§ er fid) mit ganger Eingebung an; ja ber Umgang 
mit 9Weland)ton toarb gu einem vertrauten 3freunbfd)aftSbunbe. 
Unb fo tief naljm er ben ©eifi Sut^erS unb ÜMandjtonS in 
fid) auf, fo um>erbrüd)lid) tyielt er an i^m feft in allen fiteren 
©treitigleiten um bie ftonforbienformel unb gegen ben 
DftanbriSmuS unb SaloiniSmuS, bafc tooljl laum eine ^robinj 
S)eutfd)tanbS ju finben ift, mo baS e$t lutljerifdje JBelenntniS fo 
rein unb unoerfftlfdjt jur ©eltung gelommen ift, toie in 
Sommern. 1 ) 2)od) Sutljer fiarb balb, unb ©adtfen burdjtobte 
ber Krieg. Die fremben ©tubenten flüchteten aus ©ittenberg. 
2fod) {Runge begab ft$ fort, ©r ging nad) ©reifStoalb, tpo 
er fid) um ©etynadjten 1546 auf ber UnioerfttSt inflribieren 
lieg, ffir ift mit üjr oon jefet bis an fein SebenSenbe aufs 
engfte oerbunben. SBereitS ©eptember 1547 tourbe er, faum 
20 ^a^re alt, öffentlicher Se^rer unb im ÜRai 1548 naljm 
er ben STOagiftergrab an. aber balb nafym man tym bie un* 
bebeutenberen SSorlefungen ab unb befdrberte il>n „oljne 



') Sgl. SBiefeler, ©efätdjte beS »etemttmSftanbeS ber 
lut&erifäen Äirdje $ommemS bis jur ©infityrung ber Union. 
(Stettin 1870. 



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108 3a?ob 9tunge, 

QmtftV, — tvxt SBaltljafar fagt 1 ) — „toeil man an tym 
eine ©efd)i<flid)feit ju mistigeren Dingen gemerfet, al« er 
bi«l)er treiben muffen", ©o toarb er in bie Steige ber orbent* 
liefen ^rofefforen eingereiht unb befleibete bie oerfetyiebenften 
Untoerfitftt«*$mter ju toieberljolten ÜRalen, ba« SReftorat ju- 
erft 1551 (oom 5. 3Wai 1551 bi« Dftober 1551). ffite treu 
er jur UnfoerfUät tyielt, toie tief er in ben ®eift be« Gtoange* 
lium« eingegangen unb Sutljer« SBeifpiel folgte, betoieS er be* 
reit« 1550. Die $eft toar in ®reif«toalb auSgebrodjen unb 
raffte oom $uli 1549 bis 2Wai 1550 über 1000 ÜRenföen 
baljin. $m ^fittit toarb fic nod) ft&rfer. 8Üe« flol), nur 
Munge mit nod) einem ^rofeffor — aud) fein Sttame fei ge* 
nannt: ©d)orfeliu« — ljielt au« unb ftftrfte Diele. 

Sei feiner Änfunft in ©reif«toalb ljatte er fid) fofort 
unb mit groger ©ftrme, nrie taum anber« ju erwarten toar, 
an ftnipftro angefdjloffen, unb biefer 30g xijxi mit mel)r al« 
oäterlidjer Siebe immer enger an fid). ©d)on Dftober 1551 
lieg er iljn, obwohl er nod) lein geiftlidje« Statt befleibete, 
teilnehmen an einer »tätigen ©ijnobe, ber fünften ju ©reif«* 
toalb, bamit er, lote ftd) Sfhinge au«brü<ft, l)öre unb lerne, 
loa« jur Seitung ber £ird)e nottoenbig*), unb jum Qtifytn, 
toeldj' Vertrauen er in bie Äraft unb gftljigfeit SRunge« fefce, 
lieg er tl>n, ben 24 jährigen, 1552 al« Vertreter ber pom* 
merken Geologen über ©ittenberg mit 9Weland)ton auf ba« 
groge Sxtbentiner Äonjil reifen, ftreilid) enbete bie Steife 
fdjon oor bem Qxtl in Nürnberg, toetl toegen be« plöfelicf) 
au«bred>enben Äriege« jtoifdjen 9ftorife oon ©adjfen unb bem 
Äaifer ba« Äongil au«einanberflog. $a, in ben legten ^ren 
feine« geben«, bie tfjm, bem friebliebenben ÜWanne, nod) 



*) »alt^afar a. a. D. IL ©. 390. 

') „Ego etiam Jacobus Rnngius, etiamsi non in Ministerio, 
sed Professor artium in Schola essem, huic Synodo interfni, 
adhibitus a reverendo Patre Doctore Johanne Knipstrovio, ut, 
qnae ad ecclesiae gnbernationem spectent, audirem et cogno- 
scerem" ogl. SJalt&afar a. a. £). L ©. 88. 



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$otmnmtd jmetter ©eneralfu^erintenbent. 109 

mannen bitteren Stampf in feinem Statte brauten, warb {Runge, 
ein fdjarfer unb glaubenäfefter St&mpt, immer metyr feine redete 
#anb, oljne bie er ntd^tö unternahm, Auf allen {Reifen, ju 
allen ©ijnoben begleitete er ü)n unb fdjrieb unb untertrieb 
aüc 8Jefd)tfiffe, bis er iljm am 4. Ottober 1556 ben legten 
SiebeSbienfi ermied unb tym bie Äugen jubrfldte. 

Die ®eneralfuperintenbentur mar nun Dafant. aber 
ein Sjmeifel aber ben SRadjfolger mar ni$t mdglidj. ©<J)on 
am 7. ÜRärj 1557 mürbe 3[acob {Runge, no$ nid^t 30 iä^rig, 
ju ©olgaft mit Dielen ©olennitftten inftituieret. 2ßit Söc^ 
geiperung unb apofiofifdjer Siebe gur Äirdjc %t\u Cljrifti über* 
naljm er baS bamalS nod) Diel einffofcreid)erc, aber aud) Der« 
antmortungSDotlere Amt. SRit (Energie, jftljer Ireue unb ftets 
moljl überlegenber ©eisljeit fftebte er bem iljm Har Dor Slugcn 
fteljenben Qitlt ju. (ES galt tym ein 3)reifad)eS: Sommern« 
Äirdje ju lieben, ju feftigen unb iljr baS ©iegel einer mal>r* 
fjaft eDangelifdjen Äinfye aufjubrüden. Unb baS 3eugniS *>h* 
man if)m ebenfalls nidjt jurücfljalten bürfen : SRie unb ju leiner 
3eit, felbft ntdjt in bem langmierigen unb oft überaus heftigen 
Streite mit ben ©tralfunbern unb tyrem ©uperintenbenten 
Srufe, in meinem es fid) um bie alleinige Autorität feiner 
©eneralfuperintenbentur Rubelte, Ijat er feine eigene Sf)re 
gefugt, (Er lannte nur bie ffiljre ber einen pommerföen 
Ätrdje. ©$on 1558 erging an tyn ber eljrenDofle Auftrag, 
an ©teile beS eben oerftorbenen SBugenljagen bie ©eneral* 
fuperintenbentur in Wittenberg anjuneljmen. SBte beneibenS* 
mert! ©eine pommerfetyc Äirdje, iljm Don Jhttyffto im ©ter* 
ben nod) auf bie ©eele gebunben, galt iljm meljr. 1 ) ©ein 

f ) »attbafar a. a. D. ©. 408 fnüj>ft baran folgenbe Se- 
merfung: „Oemifc, märe {RungtuS gen SBtttenberg getomtnen, er 
möchte nodj mobt manchen aurücfgebatten baben, baj? ber EafoiniSmuS 
bafelbfi fo nidbt fiberbanb nehmen fönnen, mie bernadj gefdjabe. 3)odj 
möchte auf folgen groll in unferm Sanbe bie Äiribe uon ben Eal* 
Diniften SRotb gelitten baben. Starumb bat man billig atS eine 2Bobt* 
tbat ®otte$ an^ufeben, baß biefer Wann fein Sebtage in Sommern 
bat bleiben muffen. 11 



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110 gafob SRunge, 

©aljlfprud) aber fear: si hominibus placerem, dei minister 
non essem. 

©eine erfte Strbeit mar jugleid) bie grunblegenbe. ÜRit 
bcr ®infül)rung ber {Reformation mar eine Äird&enorbnung ein 
SBebürfniS, ja eine SRotmenbigfeit geworben. SBugenljagen tyatte 
fte fclfaft 1535 angefertigt. 1 ) ©iefelbe, in 8apibarfd)rift ge* 
fdjrieben, genügte ben öerftnberten ,3eitoerl>ältmffen nid^t mel)r, 
fic mar ju Hein gemorben. (Sine öermetyrte unb öerbefferte 
Äirdjenorbnung mar bringenbeS SBebürfniS. S)ie brei ©eneral* 
fuperintenbenten vereinigten ftd) 1558 barüber. SRunge führte 
bie geber babei. ©ein Sntmurf mürbe t>erfd)iebenen ©ijnoben 
vorgelegt, biefelben approbierten ifyn, unb als er aud) bie 33c- 
ftfttigung ber dürften erhalten, marb er 1563 in Wittenberg 
gebrudt. S)a fid) aber beim Drude oerfdjiebene Irrtümer ein* 
gefd)lid)en, fo mürbe SRunge mit einer nochmaligen Überarbeitung 
betraut, unb 1569 tarn enblid) bie neue berbefferte Äirdjen* 
orbnung fyerauS. ©ie befteljt aud jmei leiten, ber Ätrd&en* 
orbnung, meldte ben SBefenntniSftanb ber Ätrdje feftfefet unb 
für ade äußeren Angelegenheiten eine fefte Sftorm giebt, unb 
ber Slgenbe, meldte bie ®otteSbienftorbnung bis in$ tteinfte 
hinein regelt unb feftfteüt. ÜWit i^r Ijat fid) SRunge ein bleibenbeS 
Denfmal gefegt. ÄJnig griebrid^ SBilf)elm I. nennt fte in 
bem ©tocfyolmer griebenS^nftrument Dom 21. fjebr. 1721 be$ 
Sanbeä gunbamental*©afcung. Sßafjrltd), ba$ tft ein SBud), 
ba$ t)on allen, bie in ber ftir$e mit raten unb taten follen, 
üon ben @emeinbe*£trd)enrftten, ben ÜKitgliebern ber Ärete* 
unb ^robinjialfonoben meniger genannt ate gefannt fein fotlte. 

9Rit biefem 3)ud)e Ijatte er nun aud() feinem eigenen 
Zun unb arbeiten bie SRorm gegeben. S$ lam alles barauf 
an, biefe Äirdjenorbmmg öom Rapiere meg in« Seben ju 
bringen, nad) if)r bie Äird&e ju bilben. SRunge ertannte mit 
nötigem @efüf)l, ba&, menn bie &ir$e mirflid) cöangelifcl) 



l ) Sgl. „'Die pommerfdje Jtirdjenorbmmg üon 1535". $erau8« 
gegeben toon 3«. äBe&rmann. »alt. ©tub. XLIU. 



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$ommern£ gweiter ©eneralfuperintenbent. 111 

gehoben »erben foflte, er bem an ©Übung fo tief barnieber 
liegenben ©tanbe ber @eiftlid)en, befonberS aud) bem auf 
bem Sanbe, öor allem unb gumeift feine gange Slufmerffamfeit 
wibmen muffe. ©r ging barum fofort baran, feinen SBegirf 
in feft abgegrengte ©ijnoben gu teilen, Je 9 — 27 $arod)ten, 
bie er einem tropfte unterteilte, ©ir befifeen gwei 33er geittyniffe 
bon iljm, ein« Dorn ftaljre 1560, baS anbere öon 1570, 1 ) 
au£ melden Kar Ijeroorgetyt, wie genau unb forgf&ltig er ade, 
aud) bie Ijiftorifdjen, 33erl)ftltniffe berüdfldjtigte. Unfere heutige 
©ijnobeneinteifang ift mit wenigen unbebeutenben Sföftnberungen 
nod) immer bie feine, gfir biefe ©ijnoben arbeitete er bann 
©tatuten au£, meiere alle Ser^&Itniffe innerhalb ber ©tynoben 
orbnen. ©ie würben auf ber ©tynobe gu ©reifenljagen 1574 
angenommen, mit ber Äirdjenorbnung fpater^in bereinigt unb 
fielen nod) tyeute im großen unb gangen in ©eltung. 1 ) 3>tefe 
©ijnoben waren nun redjt eigentlich fein ShrbeitSfelb. £ter 
trieb er fein (ShrgieljungSwerl an ben eingelnen ©eiftüdjen mit 
einer Ireue unb ©orgfalt, bafc man fagen mu§, biefe aHer* 
bingS fiifle unb verborgene Arbeit ift feine Hauptarbeit gewefen 
unb für bie pommerfd^e Äirdje bie gefegnetfie. ßnipftro tyatte 
aud) ©ijnoben gehalten, aber gu iljnen waren nur bie fjeroor* 
ragenbften ©etftlidjen au£ ben ©tftbten berufen, um über 
eingelne fünfte ber Selpre unb ber Verwaltung gu beraten unb 
SBefdjlüffe gu faffen. fRunge tat baS aud), befonberS wenn 
e£ fid) um Äefcereien unb Qrrle^ren Ijanbefte, aber biefe aud) 
fogenannten ©eneralfonoben waren üjm bod) nid)t bie £aupt* 
fadje. (Er woQte f&mtltd^t ©eiftlidje beeinfluffen unb bilben. 
©& waren ja meift leine auf Unioerfitaten oorgebilbete Ideologen, 
fonbern öielfad) Seute gweifetyafter £erlunft. Qu bem Qmdt 
orbnete er, baß jcbe ©tynobe jäljrUd) minbeftenS einen ©tynobat* 
lonoent gu galten tjabe, gu welkem f&mttidje ©eiftlidje unb 

l ) ©ie ftnb abgebrudt in SJaltljafar a. a. £). I. Snfeang 
699 ff. 

a ) Sgl. D. Stoguftiu ü. Salt&afar, Jus ecclesiasticum 
pastorale L p. 101. 



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112 3o!ob Sftuitße, 

Lüfter bei ©träfe erfdjeinen mußten. Diefe Äonöente l)ielt 
er faft alle allein ab, wie er fie aud) fetber au8fd)rieb, ober 
im SBetyinberungSfalle mußte fie ber ^räpofttu^ genau nad) 
feiner S3orfd)rift ausführen, auf iljncn nmrbe nun gunftdjft 
ein nriffenfdjaftlid) ttyeologifdjeS (Sjramen oeranftaltet. Den 
©eiftfictyen mar bei 8fa$fd)reibung ber ©tjnobe ein beftimmteä 
£l)ema gum ©tubium unb fd&riftlidjer ^Bearbeitung gegeben, 1 ) 
unb nun mußte jeber {Rebe unb Antwort geben. Unb welje 
iljm, wenn er feine ©d)ulbigleit nidtjt getan ljatte; {Runge war 
ftreng, einige ÜÄarf ©träfe »anberten bann fidjer in bie 
©Ijnobalfaffe. ©obann fanb ba$ exaraen rigorosum ftott. 
SWit ^eiligem (Srnfte erfunbigte fid) {Runge nad) bem Scben 
unb ben ©itten ber einjelnen ©eiftlidjen, unb ade klagen, 
weldje au$ t>on ^riöatperfonen gegen biefelben eingereiht waren, 
fanben tyter ityre Ghrlebigung. Die ©ijnobe tyatte fclber ju 
entfdjeiben, e$ mußten oft fjarte ©trafen oer^ngt werben. 
<E$ bünlt und fjeute utctlctct)t etwas fleinlid), aber »er ben 
fittltd)en ©taub ber bamaligen Qtit tttoi%t, »er nur einmal 
einen flüdjtigen SBlid in foldje 93erljanblung geworfen unb 
gefetjen, um wetdje Dinge e£ ftd) ba oft geljanbelt, ber wirb 
baS ungemein ©egenäreidje an SRungeS ffirjiel)ung$metl)obe 
anerfennen muffen. Cr führte bie ©eiftltdjen jufammen, 
ljaud&te bem ©tanbe (S^rgefü^l ein, f)ob tyn miffenf^aftUd^ 
unb fittlidt), fobaß er aud) bei ben ©emeinben ju ffiljren 
tommen fonnte. Den ©djluß eine« foldjen Äonöent« bilbete 
bann ein einfadjeS ÜRaljl, bei weitem {Runge aus feinem 
©d&afee SllteS unb SReueS ^eroor^otte unb bie ©eiftlidjen in 
gemütlid&er, mit reidjem $umor gewürgter Unterhaltung mit 
ben Sreigniffen im SReidje ©otteS befannt madjte. Die fefc 
gefefcten ©trafen bilbeten eigentlich nadj uraltem £erfommen 
unb {Redete einen Seil feines ©eljaltS; aber niemals Ijat er, 
um feinem SSJirlen aud) nidtjt burdf) ben ©d^ein oon (Eigen* 



') ©gl. ben f oftbaren Srief, fontraftgmert oon^ersogöogiSlaw 
d. d. »art 2Ö./28. 3uni 1585 an bie ©tyiobe Sartfc, in »alt&afar 
a. a. D. II. p. 558. 



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Pommerns aweiter ©eneralfuperintenbent. 113 

nü^igfett bie Äraft ju bredjen, btefelben für fid) genommen, 
ja menn tfym, mie e« öfter üorgefommen, eine ©tynobe in 
Slnerfenmmg fetner aufopfernben Ireue ein ©efd&enf, 3. SB. 
einmal 4 £aler, anbot, fo nafym er'« feiten an, meift gab er'« 
ber forgfamen £au$frau für bie SBetoirtung. 

SBäfjrenb er auf biefe SBeife ben öortyanbenen SBeftanb 
ber ®eiftlid)en f)ob unb erjog, forgte er nictyt minber bafür, 
ba§ in bie öafanten ©teilen ftet« tüchtige Äräfte einrüden 
fonnten. Die iljm oon Patronen gur Prüfung nnb Drbination 
jugefanbten, für tljre Pfarren Dotierten ^erfonen naljm er f<f)arf 
auf« Äorn, unb gar mancher l>at nid)t beftanben. S5or allem 
aber foüten bie Äräfte tyerangebilbet »erben. $u bem 3tt>e<Je 
naf)m er fidt) befonber« ber Untoerfität an. $n bem fümmer* 
lidtften 3"ftonbe befanb fie fidj, al« er nad) ®reif«roalb fam: 
1 tl>eologifd)er, 2 iuriftifdje unb 5 pl>ilofopl)ifdje Dojenten, 
unb bementfpred)enb bie Qcfyl *> er ©tubierenben. 3 u ^ em bt* 
lamen bie ^Jrofefforen lein fefte« ®el>alt, fobafc fie fid) nid)t 
galten lonnten. Die Untoerfität ijatte leine ÜRittel, bie 
Untoerfitftt«geb&ube toaren oöQig unjureid)enb unb babei in 
einem gar bürftigen 3 u ft an & e - Stonge lieg feine Gelegenheit 
l)ingel>en, bei ben ^ergogen um Stufbefferung unb fcftc Dotierung 
ber Untoerfität anhalten, unb ba« nid)t bloß bei ben #er* 
jogen ©otgafter Ort«, fonbern aud) bei bem alten #erjoge 
JBarnim unb ben ©tänben ©tettiner änteil«. ©djritt für 
©djritt ift'« il)m gelungen. Die ^erjoge botierten bie Untoerfität 
immer reid)lidjer. Der fromme £erjog $f)itipp tuar boran* 
gegangen, feine ©dfyne, befonber« #erjog Srnft Subttrig, folgten, 
unb begüterte «blige taten be«glei$en. {Runge falj neue ®e* 
bäube emporfteigen. Sftun lonnten tüchtige Sefyrfräfte fyeran* 
gebogen »erben, unb bie ©dtjar ber ©tubenten mehrte fid). 
töunge aber blieb ber ÜKittelpunft unb bie bebeutenbfte firaft 
ber Untoerfität. (Er üerftanb e«, bie Jungen Seute an fid) ju 
gießen unb fie ju tüchtigen ®eiftlidjen Ijeranjubilben. 911« er 
nad) 38jäljriger unermüblidjer Arbeit fein SDagetoerf abfdjlofe, 
ba fal> e« toefentlid) anber« in feiner £erbe au«, benn ba 



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114 3a!ob Sfhmge, 

er anfing. $ommern£ ©eiftlictyleit mar aud) innerlid) refor- 
miert, oon bem (Seifte beS ©DangeliumS getragen, momit allere 
btngS nid)t gefagt fein foll, baß fte bereit« ade roljen 9(u£ttmd)fe 
übermunben. 2ßit bem ÜÄaßftabe tyrer Qtit fann aud) fie 
nur gemeffen »erben. 

3Wit gleid)er Sorgfalt naf)m er fid) aud) beS äußeren 
SBoljleS ber Äirdje unb iljrer Wiener an. ®S galt ttrieber gut 
ju machen, ma$ bei ber (Einführung ber Deformation burd) 
ftfirften, ©labte, Patrone unb dauern fdjled)t gemalt mar. ©8 
galt ber ftirdje, menn aud) ntd)t mieber ju bem einft SBefeffenen 
ju Derljelfen, baS mar unmöglich, fo bod) menigftenS fie mieber 
fo ju ftellen, baß fie oljne Diele ©orgen tyre Slufgabe töfen 
fonnte, unb meiter galt es, i^re rechtlichen 33erl)ftltniffe tlar 
ju ftellen unb fie Don fremben Sinflüffen möglid)ft frei ju 
machen. 5)aS aflerbingS mar (ein leiste« Unternehmen. 
©ieDiel SBitterleiten mußte e$ babei geben! Unb maljrlid), 
SRunge, obmof)l er gerabe Ijier feine größte Snergie entfaltete 
unb eine fteftigfeit unb 3äl)tgfeit jeigte, bie mirftid) bemunbernS* 
mert ift, ijfttte mol)l nie foDiel erreicht, menn nid)t #erjog ©ruft 
Submig, ber ein |)erj fär bie £trd)e tyate, if)m feinen arm geliehen 
unb felbft oft mit fürftlidjer ftreigebigfeit Dorangegangen märe. 
SBugentyagen l>atte bereit« 1535 mit ben ftir$en*93ifitationen 
begonnen, unb fie maren Don ber 3eit *n immer in gluß. 
©ie Ratten fid) junädtft auf bie ftlöfter, Äomtureien unb bie 
£auptfirdjen in ben ©tftbten erftredt. 3um billigen Äbfdjluß 
maren fie mol)l fautn an irgenb einem Orte gefommen; c$ maren 
überall ber ftreitigen fünfte nod) gar Diele. 8luf bie JKrd)en 
unb Pfarren beS 8anbe$ mar fte nod) nidjt ausgebest, ftd) 
tyabe menigftenS bisher nod) fein 33ifitationSprotofoll einer 8anb* 
Pfarre Don Dor 1560 eingefeljen. Unb bod) maren fie Ijier faft 
nötiger als bort. Unter SRunge mürben bie SBifitationen nun 
auf« 8anb geführt. SS mürben ftommiffionen gebilbet, meiftenS 
beftef)enb aus bem 2lmtSf)auptmann beS betreff enbenJBejirfS, einem 
fürftlidjen {Rate unb SRunge an ber ©pifce. S5or biefe mürben 
bie Patrone, bie einzelnen in ber $aro$ie gefeffenen Äbligen, 



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<ßommcrn$ awetter ©eneratfuperintenbent. 115 

Pfarrer, flüfter unb SSorftc^cr gelaben; in ben meiften, befonber« 
ben fd)tt>ierigeren gälten begab ftd^ bic ßommiffion an Ort 
unb ©teile. Unb nun würben olle 33erl)ältniffe auf« genauefte 
untcrfudjt; guerft bie $atronat«>S3erl)ftltniffe. Dann mürben 
bie ©ebftube befidjtigt: „unb an ber Äirdje — 33erd)en 1570 — 
finb biefe ÜRängel befunben, totxl ber ©oben gar unfertig, unb 
über bem SHtar 3 SBinbe toeg, bafc berfelbe mufc umgelegt unb 
t>on neuem mu§ aufgemalt »erben, bie Äirdje ift fonften gar 
fdjtoarj unb n>oH nötig, ba& biefelbe au«gett>ittet, bie ?ödjer, 
fo in ber ÜWauer, au«gefüllet, unb toeil fie gar finfter, an ber 
einen Seite ber ÜKauer fjenftertäufte brinnen gemalt merben" :c, 
ja felbft bie ©pinnetoeben über Äanjet unb «ttar al« An* 
geilen ftfylimmer 33ernad)läffigung blieben nidjt unberüd* 
fidjtigt. Sßun fam ber »unbefte unb fdjmerfte $unft, ber 
SBefifcftanb ber £ird)e, ber Pfarre, ber ßüfterei unb aller etwaigen 
geifttidjen $nftitute 3* ®- bcr armen* unb Äranfenljftufer. 
£ier fanb man oielfad) nid)t« metyr oor, unb über bem oor* 
maligen SBefifc ljerrfäte tiefe« Dunfel. 35a mürbe nun 
über ba« borljanbenc ein genaue« 3m>entar*33erjeid)ni« auf« 
gefegt, über ba« oerbunfette ein oft fetyr umfangreiche« beugen* 
öerljör angeftellt. ©o ©treitigfeiten bortyanben, nmrben fie 
gefd)lid)tet ober jur Sntfdjeibung be« #erjog« gefteüt. Sitte« 
ttmrbe genau protofofliert unb bann au« bem $rotofoll eine 
forgfältig au«gearbeitete SWatrifet mit allen Metten unb ^JfKc^ten 
ber Ätrdje unb tyrer Diener angefertigt, bie allen ferneren 
Errungen oorbeugen fottte. SBie fd^tmerig biefe «rbeit, baoon 
tyaben mir, bie nrir in georbneten 93erl)ftltniffen leben, laum 
eine Ahnung. Dag fte mit bem erften Termine meifi nid)t 
beenbet toerben lonnte, fonbern einen jtoeiten, ja toofyl britten 
unb oierten erforberte, mar nod) ba« Heinere Übel. 35iel 
fdjtoierifler toar e«, ben SBiberftanb ber Patrone ju brechen 
unb fie für bie ©ad)e genrinnen. Qn Sommern galt nidjt 
ber ©runbfafc cuius regio, eius religio. Der £erjog fyatte 
ni$t ba« SRect)t, für fid) allein öffentliche ©efefee be« Sanbe« 
ju erlaffen, aud) feine firetylidjen SJerorbnungen unb Qfnftttu^ 



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116 3a!ob »hinge, 

tionen bcburftcn einer 3uftimmung unb ©anftion ber ©tänbe, 
wie ba« aud) in ber ftirdjenorbnung auf bem litelblatte unb 
©eite 109 au«brü<Jlid) anerfannt tptrb. SRod) aber waren bie 
Reiten eine« ©ernb Sttaltjan, ber ba glaubte, wie ein foube* 
räner #err feine öermeintlicfyen {Rechte felbft gegen ben $erjog 
mit bewaffneter #anb jur ©eltung bringen ju muffen, 1 ) nid)t 
gang vorüber, ©djon auf bem Sanbtage ju Treptow 1534 
tonnte leine ©inmütigfeit erjeugt werben. Die 3Kel)rjaf)l be« 
?lbel« unb ber „anljangenben ©tebe" t>er(ief? t»or bem ffinbc 
ben Canbtag. Die Äird)enorbnung unb t)or aQem ba« 1563 
ju @reif«walb errichtete „©eiftlicfye ßonfiftorium" war iljnen 
juwiber. Diefe«, befteljenb au« gwei Seljrern ber Ideologie 
unb gwet fünften unter bem SJorfifc be« ©eneralfuperintenbenten, 
foütc entfdjetben in allen ftirfyn* unb Sf)efactyen unb in 
ben bürgerlichen ©adjen ber ©eiftticfien unb $ir$enbiener. 
Die« erachteten bie Patrone al« einen unberechtigten Singriff 
in tfjre fRed^te ; mit ber Deformation Ratten fie ftd) bie {Rechte 
über alle 33erJ)ä(tniffe ber Pfarren unb ©eiftüdjen angeeignet. 
Etau« $reen ju ©o(be*®ülfe erflärt in einem intereffanten 
©treite mit bem $aftor Qalob ftanow ju ©ülfe 1574, „er 
wolle bie $f äffen galten unb rieten, wie feine Sauern". Die 
@erid)t«bar!eit be« #erjog« unb be« Äonfiftorii öerwirft er, 
benn bie „potestas ecclesiastica est remitiere peccata, non 
in causis criminalibus personarum ecclesiasticarum exercere 
iudicium, unb über ba« Äonfiftorium urteilt er: „|o bar ljefft 
ÜW. g. I). bejeunigen fitten, be finer f. g. fyoljeit befctyermen, 
if aöerft tyebbe bar Sttemanbe, be mine f)o^ett benennet, be 
Wide fe mi nemen, unb wenn ibt fdjone eine Sanborbenunge 
were, fo i« fe bod) öor minen tiben unb anfunft gemalet — er 
ftammte au« SfteHenburg — i! f)ebbe nod) nid) barin consenteret — 
mir, mir, mir geljort o! barin ju consenteren". 1 ) Dod) 
Munge gelang aud) biefe« ffierf. Die Äird>en*23ifitationen würben 



*) 33gl. Stfd), Uvfunben*©ammlung sur ©efd^ic^te be« @e* 
fölec&t« üon 3Mfcan IV, ©. 167 ff. 

a ) SJgl. Sveptow a. b. Üollenfe, Supermtenbenturardjto. Sgl. 
2Konat«blätter 1900, ©. 82 ff. 



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$ommem8 aweiter ©eneralfuperintenbent. 117 

burdjgefüfyrt, bie Äirdje mieber auf pdj felber gefteUt. ffienn 
bic Äirdje unb ifyre Diener fjeute im ruften SBcfife ifyrer ©in* 
fünfte if)re$ SlmteS warten fönnen, fo foöen fie bodf) nidjt beS 
ÜWanneS Dergeffen, ber xfjx burd) Diele ©orgen unb 9Rüf)en, 
ja Äampf unb ©treit wieber baju t>erf)oIfen f)at. Sfadj ber 
©ttmen unb ffiaifen, fowie ber Iran! unb alt geworbenen 
©eiftlidjen Dergafc er md)t. |)ergog ffirnft Shibwig ging audf) 
t>icr auf feine ffiüufd&e treuforgenb ein; fo fttftete er j. 93. 
ba$ beneficium senioris für ba$ äntt Sinbenberg, eine für 
bamalige $eit nidf)t unbebeutenbe Stiftung unb Derorbnete 
burd) eine Verfügung d. d. ©otgaft 28. ÜWärj 1586, ba& 
für bie alten, „bie armen, in ministerio abgemergelte, alte, 
fdjwadje Diener göttlichen ©ort«" in jebem »tute ein #äu$lein 
erbauet würbe unb tfjnen bie Derfdjiebenften Naturalien per* 
abreißt würben, bamit fie ntd)t »erhungern ober ju unef)rlidf)er 
Hantierung greifen bürften. <£r fpridjt bie Hoffnung aus, 
bafc „bie üom abel unb ftebe" feinem ©eiftriel folgen werben. 1 ) 
SWod) in einer anbern SBejicljung ift 9tunge3 Sebeutung 
ju würbigen. <£$ Ijanbelt ftdf) um bie Steinzeit ber 8ef)re unb 
geftlegung beS 33efenntniffe8 ber lutljerifdjen Äirdje in Sommern. 
SWad) 8utf)erS lobe traten ©eftierer unb Qrrlc^rcr in großer 
ÜWenge Ijeroor unb erregten bie ©emüter gewaltig. SutfyerS 
ftarfer, freubiger ©eift Ijatte fte mef)r ober weniger nieber ge* 
galten. ÜWelandjtf)on öcr motzte e8 nid)t in gleichem ÜWafee; 
er war ju fanft unb fyatte mit ßutljerS lobe bie fidjere ©tüfce 
Derloren. Unb als nun aud) er unb SBugcnljagen nidjt mtijt 
waren, ba erfyob ber 3 rr 9 ei P f ei " |wupt um fo fiegeägewtffer. 
Wittenberg felbft war re$t eigentlid) ein #erb für frembcS 
geuer. 3Sor allem Rubelte e$ pdf) um ben großen ©egeufafc 
jWifd^en Sutljertum unb ÄafoiniömuS, groifdjen Iut^crifd^er 



l ) 2)ie SSerfügung in einem in meinem Seftfce befinblid&en, 
einji aud einem Ääfelaben geretteten, 274 befd&riebene ©eiten ent- 
haltenen 95ud>e, weld&e8 SevroaltungSfac&en be« SlmteS unb $aufe$ 
SBolgaft Don 1574 an im Criginal enthält, meijl uon ber $anb be« 
Valentin Don ©ifftebt, aber au$ „Ernestas Ludovicus manu propria". 



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118 galob Stunge, 

unb reformierter Slbenbmaf)l$lef)re, meldjer im tiefften ©runbc 
bie ßeljre oon ber ^Jerfon unb bem ©erfe (Jljrifti auf baS 
aöerempfinbli^fte alteriert. £)ie btoergterenben Seljrer Ijftttc 
man ja nun, wie fjeutgutage, ruljig gemäßen (äffen fönnen, 
menn nid}t fo Diele« babei auf bem ©piele geftanben Ijätte. 
©& mar bamate bie $eit ber (Sntmidetung ber 8efjre jum 
fixierten SBetenntniS ber Äircfye. Die ^rrleljren traten nidjt 
auf als ^$rtoat*2lnfdjauungen eingelner, bietleidjt fefjr bebeutenber 
ÜWänner, fonbern mit bem fid) bon felbft oerfteljenben 9fofprud)e 
in baS SBefenntniS als allein rid)tig unb geltenb aufgenommen 
gu werben unb fo ben SBefenntniSftanb ber tfirdje gu änbern. 
ffiie folgenreidj, ja gefäljrlid) aber für gange 8änber foldj 
©djmanfen »erben fonnte, mirb ber ermeffen fönnen, ber be* 
benft, ba§ bamalS ber ©runbfafe cuius regio, eius religio 
allgemein Ijerrfdjenb mar. ftür Sommern allerbingS mar 
nad) biefer Seite fjin nicfyt fo oiel gu fünften, benn Ijier galt 
ber ©runbfafe nid)!, mie fcfyon oben gefagt, unb in ber ftirdjcn* 
orbnung ©. 109 belennen bie gürffcn feiertid): „DeSgleidjen 
behalten mir uns oor, biefe tfirdjenorbnung" — unb bie fefcte 
ja eben ben lutljerifäen SBefenntniSftanb für Sommern feft — 
„famt ber Qnftruftion beS Sonpftorii nad) angehörten 83e* 
benfen unferer ©uperintenbenten unb Ideologen mit borgeljenbem 
reifem 9tat unferer Sanbft&nbe, ^errn, ^r&laten, SRitterfdjaft 
unb ©table gu änbern unb gu oerbeffern, jebod) oljne ber* 
felben 9tat unb ©emilligung, btemeil es djriftlid)e Seelen* 
fachen ftnb, nichts barin gu öeränbern." Irofebem maren 
bergleid)en ftrrteljren aud) für Sommern gef&ljrlidj, gum 
memgften oermirrenb unb bie rufjige (Entmufetung ber Äird)e 
Ijemmenb. Stettin infonberljeit mit feinem 1543 neu errichteten 
Wagogium mar ein $erb für bie fogenannten Äafoiniften; 
Ijier traten nad) einanber auf ©ergiuS, ©tygiuS, grifiuS unb 
anbere unb fanben oorneljmlid) burd) bie gfürfpracfK btx 
l)ergoglid)en Seib&rgte ntd)t feiten 5Rücft)alt am #ofe. @S fann 
^ier unfere Aufgabe nid)t fein, biefe ©treitigfeiten bis in« 
ffiingelne tlargulegen. Stange mar guerft ftiü unb »artete 



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<Pomntern8 ameiter ©eneratfuperintenbent. 119 

ab, um md)t etma Öl in$ gfeuer gu gießen, ©enn er aber 
fafj, baß bie ftird)c Schaben leiben mürbe unb Dieler ©inne 
bermtrrt mürben, trat er mutig auf, gunäd)ft mit ber fteber. 
3;n oerfdjtebenen ©djreiben unb ©Triften, meift bon munber* 
barer ©djtidjtljeit unb tflarljeit, mied er bie ©efftljrlidjteit ber 
^vrle^re nad) unb [teilte bann baS allein 9tid)tige Kar aus 
ber l). ©$rift, SutljerS ©Triften unb bem corpus doctrinae 
ber pommerfd)en ßird)en*Drbmmg feft. SutljerS ©Triften 
gegen bie ©atramentierer waren 1573 Don ben $er$ogen neu 
im Drud herausgegeben unb für alle flirren angegafft, 
ebenfo mie bie Äirdjenorbnung, unb SRunge erflärte es für 
„eine große ©ünbe, bie in unfer djrifttidjen {Religion großen 
©djaben unb ©efaljr bringen wirb", baß bie ^Jrebiger fie fo 
menig Icfcn. 1 ) S)ann aber bat er bie £erjoge um ßufammen* 
berufung einer ©gnobe, bamit ber gange ©treit dffenttid) 
beigelegt »erbe, ber im ©eifte ber $eit mit großer $>eftigteit 
unb bitteren ^noeftioen geführt mürbe. SRunge Ijat barunter 
oft ferner leiben muffen, benn feine ©röße mar für bie Keinen 
©ctftcr unerträglich Weift mürben biefe ©tynoben in ©tettin 
abgehalten, mo {Runge nid)t ©eneraifuperintenbent mar. 
5lber immer beljerrfdjte er bie SSerfammlung bdUig burd) feine 
{Rutye, Äfar^cit unb unerfdjütterlidje geftigleit, fobaß fefbfi 
feine ©egner hominis singularem astutiam veneranda cum 
maiestate coniunetam bemunberten. S)ie ^frrteljrer beugten 
fid) überjeugt ober verließen baS 8anb. £)aS SBetenntniS ber 
Äirdje aber blieb intalt, unb fie felbft tonnte burd) reine Seljrc 
unb unoerfalfdjten ©ebraud) ber \). ©aframente mefyr unb 
mefjr i^re ©egensftrfme in baS SBottSleben unferer ^rooinj 
ergießen. 

£)a$ $af)r 1595 fam fyeran. {Runge mar ein alter 
üKann gemorben. 67 ^aljre angeftrengtefter Arbeit, Reißer @e* 
bete unb bitterer Iränen lagen ljinter iljm, ein bcmegteS 
Seben. ©eit 5 öftren ftanb er einfam ba. ©eine treue 



') »altfcafar a. a. D. U. ©. 557. 

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120 galob SRunge, ^omtnernS aweiter ©eneralfufcerintenbent. 

#auSfrau Satfjarina ©erfdfjow, mit bcr er 42 Qa^rc in trauter 
<£f)e gelebt, mar bereits 1591 heimgegangen, ©eine Äinber, 
5 ©öfyne unb 3 £dd)ter, waren alle aus bem $aufe. @r 
mar mübe unb füllte fein (Enbe. ÜDod) bie Arbeit wollte er 
nid)t ruf)en laffen, bis ©ott fie il)m au« ben Rauben naljm. 
©r befugte nod) immer bie ©tynoben, aber nur um Slbfdjieb 
uon ifjnen ju nehmen unb fie ber ©nabe ©otteS ju befehlen. 
2ludf) feine geber ruf)te nid)t bis 3um lefcten SlugenblidE. 
8lm 11. Qanuar 1595, nadjbem er nur wenige läge frant 
gewefen, naljm ©ott feinen ©eift ju ftdf). ©einen 8eib Ijaben 
fie gebettet neben feiner ©attin unter bem Xauffteine ber 
9Wfolat*Äirdje ju ©reifSwalb, bereu erfter ©eiftlidjcr er 47 
Qa^re gewefen war. liefe Srauer ging burdj baS ganje 8anb; 
man füllte, eS fei ein ©ro&cr im Steige ©otteS gerieben. 
Die dürften fdjienen am meiften feinen SBerluft ju fällen, 
©ie foütcn fie feine ©teile wieber ausfüllen! Sänger als jwei 
3af)re fonnten fte nid)t fd&lüffig werben. 5)ie ©uperintenbentur 
mußte oafant ftef)en, bis enblidf), wie um ben SSater ju eljren, 
bem ©ofjne ftriebrid) SRunge bieS Amt übertragen würbe. 
#eute ift ber SRame SRunge faft oergeffen. ffaum einige 
Geologen tennen, nennen üjn. aber audf) $ommernS Äirdjen* 
gefdf)idjte ift ja leiber ein berfcfyleierteS ©üb, tum wenigen nur 
betrachtet. Unb bod), wer bie Äirdje lutljcrifcfyen JBelenntniffeS 
ftubieren will, wirb an Sommern nidjt borbeifommen, benn 
Sommern ift burdf) SRungeS arbeit jum #ort beS ÖutfjertumS 
geworben unb aud) geblieben bis in bie neuefte $eit ©er 
bie ffiurjeln ber wunberfamen, in iljrer ärt einjig bafteljenben 
tirdf)lid)en ^Bewegungen in ber erften #&tfte beS oer* 
gangenen ftaljrfiunberts w Sommern bis in ifjre äu&erfteu 
©pifeen Verfölgen, ja wer bie ^auptoerljanblungen ber erften 
gewifferma&en grunblegenben ^rotrinjiakStynobcn in Sommern 
t>erftef)en will, ber wirb immer wieber auf fftungeS SWameu 
unb SSerbienft geführt, ©ein ©ebäd&tnis bleibe im ©egen! 



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©tantmtoäter ber 93uren au8 Sommern. 121 

Stamtmtöter kr fluten ms Jtommerm 

teuere 83eröffentli<f)ungen öon Urfunben aus bcr erften 
SBeftebefangSjeit be$ ÄaptanbcS ermöglichen enbtid) eine jiemlid) 
jUüerläffige Überfielt über ben Anteil, welken bie SSöIfer 
@uropa$ an ber SBilbung be$ 93urent>olfeS gehabt fjaben. $n 
ber „$eutf<l)en @rbe" (2. ^afjrgang, #eft 1, ©otfja, $uftu$ 
$ertf)e$) beröff entließt ^aut SangljanS eine Äarte ÜWittel* 
curopaS, toeldje bie ©ebnrtäorte ber ©tammöäter ber SJureu 
angiebt. ®3 Ijat ftd) fycrauSgeftettt, baj* aus beut heutigen 
beutfd^en Steige fefyr utet meljr Suren ftammen, als man 
bisher annehmen fomtte. SBefonberS ja^lretc^ ftnb außer ben 
großen ©tobten ^Berlin, Hamburg, SRagbeburg, $annoöer, 
Sraunföroeig, ©reuten, Äöln, granffurt a - 9Ä-* Seipjig u. a. 
bie norbtoeftlidjen preu&ifdjen ^roüinjen unb ba$ mittlere 
3)eutfd)lanb vertreten, ftebod) weifen auefy ©übbeutfdjlanb 
unb bie öftlidjen ^roüinjen nod) galjlreidje burif^e Stamme 
öfiter auf. ffiir geben nadjfolgenb ein SBerjeidjniS ber aus 
Sommern ftammenben Suren in ber Slnnafjme, baß e$ mit; 
unter mögtidj fein bürfte, nod) tjeute OfamitienjufammenljÄnge 
jWif^en btn 9Ut3toanberern unb ber #eimat nad)jun>eifen. 
SSJtr bitten etmaige ffirgebniffe berartiger SWad)forfd)ungen bem 
Herausgeber ber „©eutfdjen <£rbe", ^Jrofeffor 8angf)anS in 
©otlja, mitjuteilen, ber audj ju jeber weiteren 2fa$tonft gern 
bereit ift. 3lu$ Sommern gebürtig fmb fotgenbe ©tammbater 
ber Suren (bie uorgefefcte ßaljl bejeidjnet baS $af)r iljrer erften 
urfunblid)en ©rtüäfjnung) : 1699 $of)anne$ 93o<felenberg 
(Äolberg), 1701 Gt)riftiaan SWaaSborp («pafetoa«), 1721 
Daniel ©obfrieb Äarnfoef (©rcifsroalb), 1735 ftoljan #enbrif 
(Ehlers (©tralfunb), 1735 ffirnft ffiepener («nKam), 1738 
$an 5)irf #eijneman (= £einemann) (Äammin), 1740 
San «Bit (Stettin), 1741 Qfan St)riftoffel $)ietlof (Stettin), 
1744 $an SBeruarb #offman (©tralfunb), 1749 SlnbrieS 
3a!ob SBciicr (©reifStoalb), 1751 SWaarten ärcnbS (©tratfunb), 
1757 (£t)riftiaan Daniel ^erfoon (Ufebom), 1763 ftranS 



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122 tfamtlienforföung. 

ÜWid)iel ßilian (Stettin), 1765 2lbral)am Dubenage (Stettin), 
1771 SogiSlauS Liberi? ©tott (©olgaft), 1774 Cannes 
^orbifeucr (Stettin), 1774 3<an ^afob 3arling (Saffan), 1777 
^an ßruger (f)otl. u = ü) (Stralfunb), 1782 Gljriftiaau 
Samuel ftreberif Otto (Stettin), 1793 $of)an Sljriftiaan 
ffirenfd) (?latl)e), 1794 ^an (Soblieb SCfjeuniffen (SRummelS* 
bürg), 1802 Wlip fjrcbcrtf 8obetoijf ffiill)elmj (Ufebom). 



JFamiltcitforfdjung. 

golgenber Aufruf, ber öon breiunbbreißig ^erfonen Der* 
fd)iebener 33eruf$ftelluugcn unterjeidjnet ift, geljt uns jur 
33eröffentlid)ung ju. SBir teilen iljn gerne mit unb toünfdjen 
ben SBeftrebungen günftigen Erfolg, wenn wir aud) an ber 
2lu$füf)rbarfeit nidjt geringen Qtotxfti ^ben. 

„ffiieberfyolt ift in ben lefcten Qaljren in ben Äreifen ber 
Genealogen unb ftamiliengefätdjtäforfdjer ber ©ebanfe an? 
geregt toorben, bie großen Sdjttuerigfciten, miift bie ungeheure 
3erfplitterung be$ 2ttaterial$ ifjren arbeiten in ben ffieg legt, 
baburd) ju übertoinben, baß bie in Urfunbenbüdjern, UntoerfitätS* 
matrifein, JBürgerliften unb anberen gebrudten unb ungebrueften 
Quellen jerftreuten angaben planmäßig gefammelt unb an 
einer Stelle ber Senufcung weiterer Äreife gug&nglid) gemalt 
»erben. @& ift babei meift au$fdjlie§lid) an freiwillige 33e* 
tötigung ber jafylreidjen ftntereffentcn gebaut toorben, unb 
wenn aud) freute fdjon eine 5Reif)e Don Bereinigungen befte^t, 
bie iljrcn SRitgliebern fote^e gorföungen ju erteiltem fudjen, 
fo fe^tt e$ boc^ nod) immer an einem 9Jttttel, um jebem 
ftragenben über alle tatffid)lid) angepeilten (Ermittelungen 9üt3* 
fünft ju geben. 

1)ie Unterzeichneten finb ber Überzeugung, baß ba$ er? 
ftrebte 3***/ bie Segrünbung einer 3*ntralftelle für beutf^e 
^erfonen* unb 3familiengefd)id)te nur erreicht werben tann, 



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fjamilienforfd&ung. 123 

wenn gu bcr freiwilligen «rbeit ber $ntereffenten, auf bie ge* 
rabc in einem folgen gafle garnidf)t bergidf)tet »erben fann, 
bie aWitarbcit tyiftorifdf) gefd&utter Arbeitskräfte tritt, beren es 
bor allem bebarf gur foftematifdjcn ©urdjarbeitung beS fd&on 
gebrudt borliegenben Quellenmaterials, um baS Material gu 
ergangen unb auSgubauen, baS ber eingelne freiwillige 2ttit* 
arbeiter feiner SWeigung ober feinem Berufe gemäß bearbeitet. 
£ur Sefd&affung ber Mittel für bie gunädf)ft ndtigen »üdjer, 
Schreibmaterialien unb gettetfäften, fowie für bie nötigen 
Arbeitskräfte, Ijaben bie Untergeidjneten befdjtoffen, einen herein 
gur JBegrünbung unb (Spaltung einer folgen ^entralftetle ins 
Seben gu rufen, beffen SRitglieber burdf) einen regelmäßigen 
3<il)reSbettrag unb uad) Gräften burdf) Sinfenbung torreft aus* 
gefüllter Qttttl in bem begeidjneten gweefe mttwirfen fotlen. 
©te rieten beSl)alb an ade ftreunbe fanutiengefd}td)tUd)cr 
gforfdjung bie Sitte, baS 3uftanbefommen beS Unternehmens 
burdf) ben ^Beitritt gu biefem SSerein gu unterftüfeen. 

311S ©runbtage einer foldjen 3entralftclle foll bann ein 
afyfjabetifd) georbneter 3 cttc ^ atalo 9 gefdjaffen werben, beffen 
eingelne 3ettel enthalten follen: ©eburts* begw. Üaufgeit unb 
Ort, lobeSgeit unb Ort, Angaben über ffioljnort unb SebenS* 
ftellung, Verheiratung, ©Item unb ßinber unter genauen Sin* 
gaben ber Quellen unb bei Qtttün, bie öon 2ttitgliebern ein* 
gefanbt finb, bie Angabe beS ©infenberS. 3luSgefd)loffen follen 
alle bie ^Jerfonen fein, über welche bereits genaue biograpf)ifdje 
Angaben in allgemein gugängtidjen gebrudten ffierfen bor* 
tyanben finb, bie 3 entrö 'f tc ß c toürbe aber für foldfye ^erfonen 
bie gebrudte fiiteratur nadjweifen, auf anfragen SluSfunft er* 
teilen unb gegen geringe« $onorar äbfd^riften beS in iljren 
betteln borljanbenen SWaterialS liefern. ©S ift nid)t gu leugnen, 
baß eine fo ausgestattete 3*ntralfielle nid)t nur für bie Familien* 
unb ^erfonengefdjidjte, fonbern audf) für bie Orts* unb SWamenS* 
forfdfjung, bie ©efdf)id)te ber inneren ©anberungen unb ber 
©tämme bon größter ffiidjtigteit fein würbe. 3)ie ©d^wierig* 
leiten, bie bem Unternehmen entgegenftefjen, Bereit man fid^ 



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124 fjamilienforfcbung. 

burdjauS ntdjt. <£$ mag aber barauf fjingetoiefen »erben, baß eine 
äfjnlidje ©tnridjtung Heineren üMafcftabeS befte^t bei ber „Com- 
mission de l'histoire des eglises wallonnes" in Serben 
(#ottanb), bie ÄirdjenbudjauSgüge franjöfiffyreformierter ®e* 
meiuben in ^Belgien, #oflanb, $)eutfd)tanb it. f. to. beftfct nnb 
baDon gegen geringe ®ebüljr Slbfcfyriften liefert. 

3ln bie 33erttnrfttd)ung beS planes, eine ^entralftette 
für beutfdje ^Jerfonen* wnb gatnftiengefdjidjte ju fdjaffen, tann 
nur gegangen trerben, mcnn bie 3ugefagten Schräge eine ge* 
nügenbe Qbtjt erreichen, unb bie Qtityntx Don Jahresbeiträgen 
fotten beStyalb bis gum 1. Januar 1904 an tyre 3 u f a 9 e 8 C * 
bunben bleiben. 33iS baf)in nrirb iljncn, menn ba$ 3 u P an ^ Cs 
lommen ber 3^ tr ^tfteöe gefiebert ift, eine entfpredjenbe 2Wit* 
teilung juge^en unb ber ^Beitrag Don iljnen erhoben »erben. 

2H$ jöljrti^er ÜWinbefcSBeitrag finb fünf SKarf feft* 
gefefct morbcn. 

3uf^riften nnb ©enbungen werben junftdjft erbeten an 
3ted)t$antt)att Dr. SJreljmann, Seipjig, Sfteutnarft 29." 



ftdtijett. 

3m ärd&iD für ®efd&icbte unb Sütertum8funbe Don 
Dberfranfen (XXII. ©. 92-110) mad&t äBilbelm Sreifcerr 
D. SBalbenfeU äWitteilungen au8 ber 3fteife-9tecbnung beSffirb» 
pringen griebricb Don Saljreutb bei §eimfübrung feiner 
©ema^tin SBitftel mitte. $U8 ber ffirbpring gur Verlobung mit ber 
<ßringeffm SBilbelmine, ber Softer be8 ÄönigS griebricb SBilbetmS L, im 
ÜRai 1731 nacbSJerlin gefommen war, untevnabm er im September baupt» 
fäd&licb gur Seftcbtigung be8 iljm Dom Äönige Dertiebenen 3)ragoner* 
Regiments (be$ heutigen Äüraffier-SRegimentS Sftr. 2, Äöntgin) eine Steife 
bureb Sommern. 8tm 8. (September beftd&tigte er gloei in Ireptoto a. lofl. 
tiegenbe, am 10. fed)8 in ^afetoalt gufammengegogene Sdfabrond feineö 
-.^Regiments. 9?ad> ber SJorftetlung erhielt jebe ©Äfabron 18 fl. gur 
^SrQÖfcltcbfeit, ba ber in ber ©uite bepnbttcbe Dberfileutnant Don 
©fcenf oerfteberte, ba§ bied ©ebraueb fei. 9m 11. unb 12. (September 
toarber $ring in ©tettin. Dann lieg er fub gtoei in ®oUnon> liegenbe 



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SRotigen. — 3utoG#8 ber ©ammlunßen. 125 

(SSfabronS Dorfteflen. S)aS Nachtquartier nafrn er beim £)berfhoad&t* 
meijter Don SiSmarcf. 9luf ber Sftücfreife befugte er nod& ®arfc, wo 
bie SeikßSfabron in Duartier lag, unb fe^rte am 15. naefc Serlin gurüd. 

©in Seitraß gur ®efd>id&te be« $Rettunß8n>efen3 an 
ber beutf djen Äüfte Don Subtoiß Hemmer ift in ben ©rengboten 
(1903. ©. 628—639) enthalten. ©8 ttrirb im toefentli^en badfelbe 
berietet, wa8 SB. Äannßiefcer in ben 2WonatSblättern (1901. ©eite 
48-54) über bie ©rfmbunß be$ ßolberßer 2BotIfabrifanten @. fr ©d&äfer 
mitgeteilt Ijat. 

SmärdjiD für ßulturßefd&icfcte (fcerauSßeß. Don@.©tein* 
Raufen. Sb. I. ©. 265-283) ift ein «uffafc Don 3«. äBeljrmann 
über ffirgiefcunß unb Suäbilbunß pommerfdjer Surften im 
3fteformation8*3eitalter abßebrucft. 



Srfdjienen ifi: 3)ie et>anßeiifd)en@etjHid)en?ommern3 
Don ber Deformation bi« gur ©eßenwart. auf ©runb be8 
©teinbrüd*93erßfcfyen ÜRanuffripteS bearbeitet Don ©an« 
2Roberon>. I.Seil: 3)er SReßierunßSbegirf Stettin. Stettin. 
% SKiefammer 1903. $rei8 12 SWf. — 2Bir werben auf ba& für bie 
fcommerfäe ©efdjidjte feljr wertDofle SBerf in ber näd$en SRummcr 
ber 2Ronat8btätter ausführlicher gurfieffommen. 



S)ie fjorfd&unßen gur Sranbenburßifd&en unb $reu* 
fHfc&en ©ef d&idjte (XVI. ©. 1-162) entfalten eine fefr intereffante 
unb lefjrreidje »b&anblunß oon % Dan Stiegen über ftäbtifc&eS 
unb territoriale« 2Birtfd&aft8leben im märfifd&en Ober- 
ßebiet bid gum ®nbe be8 XIV. 3aljrljunbert$- 



$m*$i *er @t*mttt»8eit. 

I. SWufeum. 

1. ©Reiben oon Urnen unb Urnenbecfeln, eine Urne mit ©ecfel, 
tJraßmente Don Srongebraljt unb einer eifernen Ringelte, ausgehoben 
au8 einer ©teinfifte Dom Selber 3<*bbad&, auf bem ©elänbe be8 
@ut8beftfcer3 Sßefcel in ©trufjoiü bei Sorntud&en. ©efd&enf ber 
SJorßenannten. %.*ytt. 5240 a-c. 



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126 3utocufy& bcr Sammlungen. 

2. Sine Urnenföale unb großmcntc uon jtoei flcincn Urnen au« 
einem ©teinfiftengrabe in 33attin«tl)al bei §oljenl)ola, Ar. SRanboro. 
®efd&enf beS 3iittergut«päd&ter« gr. »loci in33attin«t1)al. 3.-9*r. 
5241. 

3. 2)rei geuerfteinbeile unb jnjei geuerfteinfägen Don gleic&er gelb- 
brauner garbe au« ©uccoro a. b. *ßlöne, eine fd&toaragraue ©peer» 
fpifce au« Ücferbof, ein bellgrauer Seuerfteinmeifjet au« $utnptoto, 
Stt>ei fceflgraue fjfeuerfteinbeile au« g&rfienfee unb ein IjeHgelb- 
graue« fjeuerffcinbeil au« SHönjig, Ärei«?tyrifc. 3*5Wr. 5242-51. 

4. (Sin geriefelter, unten runber, oben merfantiger ©iefjtotf, 13 1 /» cm 
1)0$, au« Ion gebrannt, beim Sauen in SUt^rilipp, Ar. $ljrifc, 
mit fteben gleiten ©efä&en gefunben. ©efd&enf be« Setter« 
(S. (Eonrab in «It-^riliW. 3;-9?r. 5251a. 

5. Sin bur$bofr:te$ ©teinbeil, an ber einen ©eite glatt, an 
ber anberen ftarf abgettrittert, ll 8 /i cm lang, ein Ijcflgtau 
satinierte« geuerfieinbeil unb ein ©teinmeifjel, gefunben in 
$5cfenborf t>on ben ©Gütern 2Rajr Miltner, Dtto SRünger 
unb einem ©c&äfer. ©efc^enl be« Äantor« ?artid, ©auptle&rer 
in $5cfenborf. 3.*9?r. 5253-55. 

6. ©n$etfd&aft au«8ernftein,3.»5Rr.5255, eine®olbtoage(19.3a&rlj.), 
ein gernroljr, eine *ßbotograt>&ie be« §aufe« Äo&lmarft 8 in 
Stettin, eingerahmt, ein Sljrenbtylom, gleidrfafl« in Stammen, 
mehrere gro&e unb Reinere Silber, *ßl)otograpl)ieen unb ©tic&e, 
ein S3iergla« mit Decfel (Stubingla«), reidb Dergolbet, brei SBein« 
gläfer bon ber Ärönung«tafel ffönig SBil&elm« I. (1861 Äönig«» 
berg), eine Sammlung ftlberner, futferner unb ginnerner SRebaillen 
unb Dfenfacfceln mit figürlichen atorftettongen. 3.4Rr. 5287 bi« 
5289. ©efäenf be« $errn g. «.Dtto in ©tettin. 

7. Fragmente toon fialjlgrauen Sronjetutuli«, SRejte einer SSronje» 
brabtfpirale, Snbe einer Sronae«8rmberge, ein Singerring, Sronje* 
Sledjfragmente, Seic&enbranbrefie. ©efd&enf be« ärdjiteften 
Älö&n in Ireptoro a. SRega, gefunben bafelbft auf ber Ufer&ölje 
am SRega-äbljange in einem gerfiörten $ügelgrabe. 3-*9fa- 52&6 
unb 5260. 

8. Sin graue« burcfyboljrte« ©teinbeit, 11 cm lang, 5 1 /* cm ©c&neiben» 
breite, gefunben in Srudjbaufen bei ©injenborf, Ar. ©aafeig. Auf 
SSeranlaffung oe« Sauf mann« Dtto 93ogel in ©targarb i. $. 
betoniert Dom ©emeinbetoorffcljer ©djumann in Srudtäaufen. 
3--5Rr. 5258. 

9. Sine fcenfellofe, im SKittelteil geraupte Urne, ein becherförmige« 
longefäfj, eine Sronsefibel mit 5Rabel (römifdj), Fragment einer 
äljnlidjen {Jibel, buntelblaue aufammengefc&molaene ®la«maffe, 



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3utoarfj$ bcr Sammlungen. — SDfrittetlungen. 127 

gefämotsene SSronje, atuei geriefelte loderten, ein Derfteinerter 
©eeiget, freugweife mit siüci Sronsebänbd&en umlegt unb mit einer 
fcfe gum anhängen (33reloque) öerfe&en, gefunben in ^ßubbengiß 
bei ©oflnoto beim Sau ber (gifenbaljn ©oflnotü— 2Raffoto in 
einem ©räberfelbe, in n>e($em neben üeid&enbranb audj ©felett* 
gräber ftc^ befanben, vermittelt burdj ben Sefcrer ® e&m in ©oflnoto. 
©efäenf be« ?anbfd&aft$bireftor$ oon "ißeterSborff auf ©rofjen* 
fragen. %.*<)lt. 5262-64. 

10. Sin 3)egen mit $irft%ornbelag am ©riff. 3)ie atoeifefrneibige 
Älinge ift an ber einen (Seite gegähnt unb trägt auf beiben 
Seiten bie 3nf$rift: „ • VIM • VI • REPELLERE- LICET \ 
VIM- VI- REPELLERE- LICETjBONIS- BONVS- MALIS 
MALVS- NEC BONIS- NEC- MALIS i6i 4 - " 3.*$Rr.5265. 

11. ffiin Seuerfteinbeit au$ Äaufcenberg bei Äolberg, gwei unburc&bofrrtc 
©teinbeile auS einem Torfmoore bei ©eflnonj, Ar. Äolberg, ein 
färoarsgraueS, burdjbofrrteS ©teinbeit au8 £rejrtott> a. SRega. 
3.*9tr. 5266-69. 

n. »ibltotfrel. 

1. Seridjte cm8 ber SSerwattung ber ©tabtgemeinbe Äolberg 
inSbefonbere au3 1901/02. ©efdbenf be$ STOagiftrat« in Äolberg. 

2. £). &u\>\>. ©utenberg« erfle Drucfe. 1902. 

3. £). $u*>l>. 935a^en unb ©iegel ber beutfd&en ©täbte. 
$eft 3 tfßroD. ©adtfen unb ©d)le8n>ig*$otitein). fjrantfurt a. ÜR. 
1903. 2. unb 3. ©eföenfe be« 93erfaffer8. 

4. ÜR. 935 e^r mann. SSon ber ©rjie^ung unb ÄuSbitbung 
pommerfd&er Surften im 9ieformation8»3«tatttt- ©onberabbruef au3 
bem «refcto für Äulturgeföidjte 33b. L ©efäenf be$ 93erfaffer3. 



Witteiluttßett. 

«om herein für ©efdnc&te ber STOarf »ranbert- 
burg ift bie Doppelfeftion ©arfc a. D.*$önig3berg i. 9tm. 
(©eftionen 218 unb 246 ber beutfdjen ©eneralftabSfarte) ber ©runb« 
farte uon 3)eutfd)lanb, bie als ©runblage für frtftorifdje unb ftatifitfd&e 
ftorföungen beftimmt ifi, foeben herausgegeben. 2Bu* f>aben 
60 ©jremplare biefer ©eftion erworben unb fteflen fie unferen ÜRit» 
gliebern unb anberen Sntereffenten gur SSerfügung. 3um greife 
oon 40 ^fg. Fann ba8 ©jemplar oon unferer 33ibliotljef (Äarfutfdj* 
ftrafje 13) belogen »erben. . * 



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128 2Rittetlungcn. - 3nljalt. 

SEBir machen unteren SRitgliebern befannt, baf? im Serlage Don 
8. Sfljer & Eo. in ©erlin erfdjienen ift: 3ur (Erinnerung an 
SRubolf ©irdjoto. Drei fciftorifcfce arbeiten SircfcotDS 
gur ®efd)id)te feiner Saterftabt ©d&iDelbein. SJon 
neuem herausgegeben Don ber ©efellfdjaft für $om» 
merfd&e ©efdjicfcte unb SlltertumSfunbe. Da$ mit 
7 Äbbilbungen auSgeftattete Surf) enthält einen SReubrud ber in ben 
Saltifcfcn ©tubien (IX, XIII, XXI) Deröffentlic&ten «uffäfce, bie 
SRubolf SMrd&otD in ben Sauren 1843 unb 1844 über ba§ «arfl&auS 
Dor ©cfyiDelbein, gur ®efd&id)te Don ©dtfDelbein unb über ©drittel* 
beiner Altertümer Derfafjt i>at 

Da8 Sud) ijt gum greife Don 2 2Rarf burd) jebe Sud)* 
Ijanblung gu begießen. &tt ©orftan*. 

3u orbentlidjen ÜRitgliebern ernannt: Da« 
(ätymnafmm gu £repton> a. b. SRega, ba$ ©tjmnaftum gu 
Demmin. 

Die Sibliotfcef («gl. ©taatSard&iD, «arfutfd&ftr. 13) ift ge* 
öffnet SBottta** tum 3-6 ttftr ttadHtt. tttt* ^otttttrttaa* 
tum 12 -1 tt&r» äußerbem nrirb ber SSibliotljefar lüäljrenb ber 
Dienflftunben be8 SlrdbioS (Don 9—1 Uljr Dorm.) äßünfdjen betreffenb 
SSenufcung ber SSibliotljef nad) SWöglidjfeit entfpredben. 

3ufd)riften unb ©enbungen an bie Sibliotfjef ftnb an bie 
oben angegebene äbreffe gu rieten. 

Die neu eingegangenen 3*itfcfcriften liegen im SibUot&efö* 
gimmer gur @inftd)t au3. 

$a* 9Wufeum ifl Gönnt** t>on 11—1 W>t nn* 
9titti»oä> tum 8-5 W)t gedffuet. 

Auswärtige erhalten nad) Dorljeriger SWelbung beim «onfer- 
Dator ©tubenraud) (#o&engoflernftraf?e 5) audj gu anberer Stit 
©intritt. 

| tt Jj a l t 

3afob Stunge. — ©tammDäter ber Suren au§ Sommern. — 
Qfamilienforfdjung. — SRotigen. — 3uroad# ber ©ammlungen. — 
SWitteilungen. 

t$ür bie SRebaftion Derantiüortlicfc: ^Jrofeffor Dr. 9K. SBe Ermann in 
©tettin. Drurf unb ©erlag Don §errtfe & ?ebeling in ©tettin. 



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plonntelilnttcv. 

herausgegeben 
Don ber 

©efettföaft für Sßmmnerfdje Gtefdjidjte 
«üb SütertumSfmtbe* 



2et WftUbmrf bei Onljaltei liefet SRöttutiHätter ift nutet CuuHmimgft&r 

geftettet. 



Dom Äriege flranbenbttrg« ttnb JDommcrnö 
in bett Jahren 1283-84. 

8on ÜR. SBefcrmann. 

$n allen Darftetiungen be$ 33erl)ftttniffe$, baS nad) 
£erjog JBarnimS I. lobe (13. SßoDember 1278) gwifd^en 
Sranbenburg unb Sommern beftanb, Riefen eine große SRotte 
jwei ©^reiben ol)ne Tagesangabe, & ie an & en Sübeder 9tat 
Don ©üfttott) aus gerietet flnb. 3)aS eine ber beiben im 
©taatSardjtDe Don Sübed erhaltenen ©djriftftücle ftammt Dom 
©tettiner State l)er, baS anbere ift fo befdjäbigt, baß ber 
SWame beS ©djreiberS ntc^t mttjt erhalten ift SBfoS einem 
93ergteid)e ber beiben im Wortlaute fel)r äljnlidjen Urfunben 
geljt l)erDor, baß es nur Dom $erjoge SBogiftatD IV. Don 
Sommern Ijerrüljren lann. 3)ieS ©treiben ift batiert: 
dominica proxima post Petri et Pauli, baS anbere: dominica 
Respice. SBeibe flnb ft^er Don bemfelben läge, es gilt alfo 
ffftäufteüen , in toeldjen ftafjren biefe lageSbejeidjnungen 
ibentifö pnb. SWad) ©rotefenbS „Zeitrechnung beS beutf^en 
2JKttetatterS unb ber Sßeujeit" (I. ©. 156) getjört ber %n* 
troituS respice in me jum 3. ©onntage nad) IrinitatiS 



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130 $om Äriege SranbenburgS unb ^ommernS 

(4. nad) «pfingften). «ud| im (Eaminer ÜWiffate ift für 
dominica III. post trinitatis ber ÜWefjeingang respice in me 
fefigefefet. Diefer ©onntag ift am (Enbe be« 13. 3al)r* 
IjunbertS, in ba$ bie ©djreiben fidler gebären, gugleid) ber 
nä^ftc nad) ^Jcter $aut in ben %at)rtn 1283, 1286 nnb 
1299. $n a ttcn Urfunbenbüdjern bagegen, in benen bic 
beiben ©djrtftftücfe gang ober im SRegeft gebrudt finb (Sab. 
Urf.*®. I. ©. 372, IL ©. 37, ütteft. Ur!.*». II. ©. 635 f., 
SRicbcf, Cod. dipl. Brand. B. VI, @. 17, £anf. Urf.*®. I. 
©. 292 f., $omm. Urt.*©. II. ©. 424 f.), f>at man fic in 
ba$ ^aljr 1280 gefefet, offenbar, weil man nad) ffieibenbad) 
(Calendarium) atS ben ©onntag Respice ben 3. post Pente- 
costen annahm. Danad) tonnte atterbingS nur ba« ^fjr 
1280 unb bemnadj ber 30. ^uni in 8Jetrad)t fommen (ögl. 
^tdermann, gorfd)ungen gur JBranb. u. $reug. ©efd). IV. 
©. 61, 2lnm. 5). 5)iefe 2lnfefeung be« ©onntag* Respice ift 
aber fidler falfd). Die Verteilung ber ÜJtefcanfänge auf bie 
©onntage nad) $fingften ift bei ffieibenbadj nad) bem missale 
Romanum angegeben, ba$ aber in £)eutfd)lanb erft feit bem 
fötbe beS 16. $al)rl)unberts (Eingang fanb. $m SWtttelaUer 
gftl)Ite man bie ©onntage post oetavam pentecostes (ogl. 
©rotefenb, a. a. D. ©. 97). SSon btn obengenannten 
Qatjreii, in benen ber ©onntag Respice als ber 3. nad) 
£rinitati$ ibentifd) ift mit dominica proxima post Petri 
Pauli tann, toit gang beuttid) ift unb tote toeiter gegeigt mirb, 
nur 1283 in ©etradjt fommen. S)emnad) finb beibe ©djreiben 
abgefaßt am 4. ^uti btefeS ^a^re«. 

Dann wirb aflerbingä bie Darftettung oon ben friegerifd)en 
©ernuefefangen gnnfdjen SBranbenburg unb Sommern eine 
gang anbere fein muffen, at$ fie bteljer, g. 85. öon 3i(fermann, 
öan SWießen (ftorfdjungen gur SBranb. u. $reug. ©efd). IV. 
©. 361 ff.) ober »oeljmer (Beiträge gur ©efd). ber ©tabt 
©targarb, ©. 46 ff.), gegeben ift. SSon gfembfeligfeiten fetten« 
ber SWarfgrafen im %at}tt 1280 geigt fid) leine ©pur. ©djon 
ba& Sogtfla» IV. am 3. ^utt ruljtg in Stettin »eilt 



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in ben 3<^ten 1283-84. 131 

($. U.*93. n. 5«r. 1167), »mfr nic^t red&t ju ber SebrÄngniS, 
in ber er pdf) angebtid) am 30. ^uni befinben fofl. 8tter* 
bütg* fteüt ÜRarfgraf «lbred)t am 13. Quli eine Urfunbe 
„in castro nostro Stargart" au« ($. U.*®. II. SRr. 1168). 
Hber ift es notwenbig, bafc bamit ©targarb in $omm. ge* 
meint ift? Äönnen wir nid)t bielmeljr an ba$ in branben* 
burgifd)em JBefifc befinblic^e ©targarb in ÜWeflenburg benfen, 
wo j. 85. 1303 $uni 23 eine Urfunbe mit berfelben 93e* 
jeid)nung in nostro castro Stargardia auSgefteUt ift? S5?a^ 
in jenem ©ertrage über bie eoentueüe SRücfgabe be$ 8anbe$ 
SJernfiein an ben ^erjog Sogiftaw gefagt wirb, weift burdf)* 
aus ntd^t notwenbig auf eine furj dotier erfolgte gewaltfame 
(Erwerbung be$ 8anbe$ burd) ben ÜRarfgrafen f)in. 2lm 
28. «uguft 1280 fieljt ber #erjog im beften ©tnoernefymcn 
mit bem Sifd&of ^ermann bon (Eamin ($. U.4B. II. SWr. 1175), 
unb am 7. ©eptember flberweift er feiner Stiefmutter ÜWed)ttfbe 
eine ©djenfung (a. a. O. SWr. 1178). ffibenfo erwähnt er in 
brei Urfunben Dom 19. unb 25. Sprit unb Dom 18. 3luguft 
bie ßuftimmung feiner jüngeren ©ruber (a. a. D. SWr. 1159, 
1160, 1174). «He« bie« weift barauf l)in, ba% bamate feine«* 
weg«, wie oft angenommen wirb, feine ÜWutter unb JBrüber 
£ülfe bei ben ifjnen oerwanbten 2Warfgrafen gegen eine am 
geb(id)e 93eeintrfidf)tigung i^rer 9tedf)te gefugt Ijaben tdnnen. 
^m folgenben 3al)re ift JBogiflaw am 15. Sluguft bei bem 
SWarfgrafen «Ibred&t in grieblanb ($. U.*S. IL 5«r. 1210), 
unb ba$ GHnberft&nbni* mit feinen SBrübern wirb in Urfunben 
Dom 6. $uli, 8. SWooember unb 3. Dejember 1281 erwähnt 
(a. a. D. SRr. 1206, 1218, 1220). 

3facf| im 3aljre 1282 finben wir in ben Urfunben 
feine «nbeutungen oon geinbfeligfeiten. Daß bie SWarfgrafen 
am 14. gebruar 1282 ber ©tabt Wjrifc jeljn früher gef^enfte 
#ufen beftätigen (a. a. D. SKr. 1228), bie jefct ju iljrer 
$errfdf)aft getreu, fprid)t el)er für frieblid)e £uftänbe als für 
friegerifdjie. Sind) bie Seftfttigung ber ®üter beS Älofterö 
Äolbafc, bie am 25. Styrit 1282 bon ©eiten ber SWarfgrafen 



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132 Som Äriege SBranbenburgS unb $ommern$ 

erfolgt (a. a. D. SWr. 1232), ftnbet i^rc (Erflärung in tyrer 
{eljnSljerrfidjen ©teflung. ©otool)f am 29. 2Rai tute am 
31. Qejember ermähnt SBogifTato bie ßuftimmung fetner 
»ruber (Rr. 1234, 1247). 

$m Qfa^re 1283 aber tarn ber Stonb guftanbe, ber 
eine große Qctijl oon dürften unb ©tfibten gegen bie SRarl* 
grafen gufammenfüljrte. Die treibenbe Äraft hierbei mar 
tooty Öübecf, ba bie Söranbenburger gegen ben auSbrücfttdjen 
(Sntfdjeib be$ ÄJnigS föubotf bie ©djirmtjerrfdjaft ber ©tabt 
nid)t aufgeben »Otiten. Sogiflam trat bem am 13. ^uni 
1283 erridjteten Sanbfrieben oon {Roftod unb bem im Hn* 
fdjluffe baran am 6. Qfuli gefdjloffenen JBünbniffe bei (a. a. D. 
9for. 1266, 1269). ©eine jüngeren »ruber, bie nod) am 
26. SWai (a. a. D. SWr. 1261) mit tym im Cinoernetjmen 
ftanben, feinen bem SBunbe fern geblieben gu fein. Die 
ÜWarfgrafen oerfangten, als ber Ärieg iljnen broljie, auf 
©runb beS »ertrage* oom 1. 3funi 1278 (a. a. D. SRr. 1096) 
Dom #ergoge oon Sommern ÄriegSIjülfe. 2ÜS biefer fle oer* 
weigerte, bemächtigten ftd} bie SSranbenburger ber oier ©täbte, 
bie bamals bie SBürgfdjaft übernommen Ratten, ©arfc, ©reifen* 
Ijagen, $i>rifc unb ©targarb. S)ie $erjogin ajfedjtilbe unb 
bie #ergoge SBarnim U. unb Otto I. traten auf tyre ©eite. 
3fn biefer Sttot richtete Sogifla» am 4. ^uli baS #ü(fegefud> 
an bie ©tabt Sübed unb fdjrieb, um Üjm Sftadjbrud gu Der- 
leiten, gugleid) im tarnen ber ©tabt (Stettin. (Er erinnert 
an ben oerferod>enen JBeiftanb unb beruft ftd) auf ben ©unb, 
ben bie prineipes et communes civitates confederatae ab* 
gefdjfoffen fjaben. Sfod) biefer Umftanb geigt beutlid}, bag 
bie ©^reiben erft nad) bem 13. ^uni 1283 abgefaßt fein 
Wnnen. Sübecf (eiftete aud) bie $ü(fe (og(. Urtunbe Dom 
14. Styrit 1284, $. U.*S. H. SRr. 1299), unb eS gelang 
SBogiffato, balb bie ©tobte ©targarb, ©arfc unb ®reifenl)agen 
miebergugetoinnen (ogt. a. a. D. 5Wr. 1274, 1277, 1286). 
hierbei mag iljm aud) änllam bie guten Dienfte geleistet 
Ijaben, für meiere bie ©tabt fofiter oon ü)m belohnt nmrbc 



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in ben Saften 1283—84. 133 

(»gl. a. a. D. SRr. 1341). $o$ im ffiedtfel be« ÄriegSgtüde« 
ging ©targarb wteber verloren, am 28. Oftober mürbe es Don 
ben SJranbenburgern erobert ($. U.48. I. ©. 492) unb bie 
gange Umgegenb mm tynen befefet (ogt. $. U.*33. n. SRr. 1394). 
3Rit feinen SJrübern aber föeint 93ogiflaw fid) wieber au& 
gefö^nt ju fjaben. 2lm 19. 3)ejember geben fte gemeinfam 
ber ©tabt Stettin ba£ mistige {Redjt ber SWieberlage unb 
anbere $rtoitegien (?. U.*SB. n. SRr. 1282). SBeftimmte 
SWadjridjten über ben ftrieg erhalten wir au& bem ^afyre 
1284 nidjt. (Sr ift oieflei^t aud) nic^t mit befonberem %lafy 
brud geführt, ba bamals SKarfgraf Otto feinem ©ruber, bem 
oor furjem jum (Srgbif^ofe oon SKagbeburg erhobenen @rid>, 
im Kampfe gegen wiberfoenflige ÜWimfteriafen #ütfe leiften 
mugte (®. ©eflo, ®efdf)id)t3bt. fär ©tabt u. 8anb üttagbe* 
bürg 1888. ©. 182 f.). ©o fefcn wir Sogiffaw unb 
ffiijlaw II. im Januar in flftoftod weilen, wo fle ®elb oon 
ßübeef aufnehmen (a. a.D. SRr. 1288—1291), unb am 23. Styril 
unb 8. %uti erwähnt ber #erjog in jwei Urfunben ba« ©n* 
oerftftnbni* feiner »ruber (a. a. JD. Sttr. 1300, 1308). ^m^uni 
griff Ädnig SRubolf in bie norbbeutfd&en Ser^ftttniffe unb oerfudjte 
einen ^rieben ftrauftetten (a. a. JD. SRr. 1303, 1304), ber 
bann enbtidf) am 13. Sfogufl apud ßotas juftanbe tarn. 
Slu$ bem 3frieben$üertrage, auf ben wir Ijier im einzelnen 
nidf)t eingeben, erfe^en wir, ba| bie SKartgrafen beiber Sinicn, 
ber 3ol)anneifdf)en unb Ottonifd^en, in 3wift mit Söogiftaw 
unb feinen SSerbünbeten gewefen finb, unb jWar !)aben bie 
©*l)ne Otto« HE. audE) Sfaferüctye für iljre @df)Wefier, bie 
#ctjogin üttedjtilbe unb iljre ©dljne, erhoben, ffiorin biefe 
beftanben ljaben, ift nidjt ganj Kar, wie überhaupt baS 83er* 
galten ber ©ruber SJogiflawS in bem Äampfe für un$ nidf)t 
beuttidE) ju erfennen ift. SKan mag in ber (Erwähnung ber* 
felben in Urfunben be8 #erjog$ and) nod) fo fel)r rein formet 
fjafte ffienbungen erblicteu, fo ift e£ bod) faum bentbar, baf? 
SJogiftaw fle auSbrüdlidf) nennt, gerabe wenn fte im heftigen 
Kampfe gegen iljn finb. (SS fdjetnt bemnad) bie £eifaal)me 



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134 Som Äriege Sronbenburg« unb Sommern« 

SBarnim« II. unb Otto« I. an bem ffampfe fc^r unfidjer. 
SSon ÜWedf)ttlbe erfahren wir atlerbing« in ben £rieg«ial)ren 
1283—84 nidjt«. Dagegen erfennen wir au« bem ^rieben«* 
»ertrage, ba% bie Stmpler in SWrdjen, bie 3fo^anniter in 
Sopan, ba« Älofter in Äolbafc unb SWonnen*£Wfter (wol>l 
^rife unb ÜWarienfließ?), ebenfo wie ©targarb unb ^rift 
auf Seiten ber SKarfgrafen geftanben §aben. 3)a wir wiffen, 
baß ©targarb mit ©ewalt genommen ifi, fo werben wir aud) 
bei ben Stiftern unb ÄlJftem nidjt an einen freiwilligen Ab* 
fall ju benten Ijaben; fie fdjloffen fld), at« bie ©rauben* 
burger bie ©egenb um ©targarb einnahmen, an biefe an. 
$tyrife war übrigen« beim äbfdjtuffe be« Sertrage« nidjt in 
ber ©ewalt ber üttartgrafen, fonbern §ielt ftd) gegen beibe 
Parteien unabhängig, ffiie ba« getommen war, ift unftar. 
görmltd) Don Sommern abgefallen ju fein fdjemen Subwig 
Don ffiebel unb feine ©ruber; fte $at JBogiflaw infolgebeffen 
au« i^ren SJeßfcungen vertrieben. 

$)a« 8el)n«Derl)filtni« Sommern« wirb in ber fjrieben«* 
urtunbe nidf)t ermahnt, weil e« fidf) um biefe« in bem Äriege 
gar nidf)t geljanbelt fyat. ffi« ift Don pommerfdjer Seite über« 
l)aupt nid^t beftritten worben. Sei ber ^Beurteilung biefer 
wichtigen fjrage flehen wir, wie e« fdjeint, immer nod> Diel 
ju fel>r unter bem ffiinffaffe ber festeren pommerfdjen 
ffifjroniflen, bie in ber &I)n«oberI)oIjeit SBranbenburg« eine 
©d&anbe Sommern« erblicfen. fjür bie Qtxt ber »«fanter 
paßt bie« gang unb gar nidjt. Sicher ift un« fein einziger 
SBerfuc^ ber ^ommernffirften, fld) Don ber 8el)n«untertfinigfeit 
frei ju machen, überliefert. Audi) baß fie biefe fdjwer 
unb brüdenb empfunben Ijaben, ift unbetannt unb ntd&t 
gtaubli^. Da« SBerljfiltni« bot bem jungen Staat«wefen, 
ba« im ^nnern große Umfinberungen erfuhr, trofc aller 
einzelnen gelben, eine gewiffe ©idEjerljeit unb gab tljm 
»nfd&tuß an eine größere ÜWad)t. änber« ift bie ©ad>e erft 
in fp&terer 3eit geworben, al« nadf) bem SluSfterben ber 
S«fanier Sommern unabhängig geworben war. 



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in bett 3o^ren 1283-84. 135 

®o ljat aud) ber Ärieg Don 1283—84 mit bent Sefyn«* 
Derfjfittniffe bircft nidjt« gu tun. 9Ran tonn aber, wenn bic 
annähme ridjtig ift, bafc bcr Ärieg mit Sommern Dorneljmlid) 
au«brad), »eil SBogiflaw IV. bic auf ®runb be« ©ertrage« 
bom 1. l^uni 1278 geforberte #filfe Derweigerte, bie grage 
aufwerfen: ffiar bic gforberung bcr ÜWarfgrafcn berechtigt? 
Die äbmadjung Dom 1. Qfuni 1278 ift nur für ben Ärieg 
gegen üßagbeburg gefdjloffen; quando predieta gwerra sopita 
fuerit vel finita et premissa servicia adimpleta contra 
eccle8iam Magdeburgensem et eins adiutores, nostre civi- 
tates predicte ab obligacione hie inscripta erunt libere et 
sohlte. Äugerbem tyat fld} SBarnim nur für fid), nityt für 
feine ffirben verpflichtet. $)e«l)atb war eine fjorberung, wenn 
fte auf ©runb biefe« »ertrage« geftettt mürbe, 1283 un* 
berechtigt, faß« ni$t etwa SBogiflaw bei feinem {Regierung** 
antritt bie gleite ober eine filjnttdje SBerpflidjtung eingegangen 
ift; baoon ift und atlerbing« md)t« befannt. ffiar nun aber 
SBogtflaw at« 8eljn«mann be« ÜWartgrafcn gur #eere«fotge 
verpflichtet ? Da« fdjeint bo$ nidf)t oljne »eitere« ber gaü 
gu fein, benn warum fdjtofc fonft SKarfgraf ffionrab mit bem 
$erjoge SBarnim ben Diel genannten ©ertrag Dorn 1. $uni 
1278 ab unb forberte nidjt otjne weitere« (Entgelt Don tym 
£ülfe? 

ffiir fe^en alfo, ba$ bei ber mangelhaften Äenntni«, 
bie wir Don ben Vorgängen unb Don bem ftaat«redf)tlid)cn 
©er^ftltniffe gwifd&en SBranbenburg unb Sommern ljaben, nod) 
Diele Undar^eiten unb offene fjragen Derbleiben. Aber bie 
Dorfteljenbe 3)arfteüung geigt bo$ Diefleidf)t, bafc bei erneuter 
Nachprüfung manche (Einzelheiten anber« erfdjeinen, at« fte 
gewJljnlidf) ergäbt werben. 



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136 ©amuet ©abebuW« 

Samuel fltobebnfd)'* Miscellanea civitatis 
Treptoae. 

Unter ben SBürgermeiftern ber ©tobt Srepto» a. SR. 
Ijat »egen feine« gefd)id)tlid)en ©inneS ©amuel ©abebufd) 
fid) einen befannteren SWamen gemacht, ©eboren 1627 als 
©ofjn bc5§ Ireptotoer {Ratsherrn SartfjolomäuS ©., auf ber 
bortigen unb ber ©tolper ©djule öorgebübet, ftubierte er feit 
SCprtt 1647 in ©reifsmalb, 1 ) feit SRoöember 1651 in töoftod *) 
unb mürbe bann Jhtrfürftlidj SBranbenburgifdjer #ofgerid)t$* 
«böofat, 1660 {Ratsherr, 1672 5Rat$*Ä&mmerer, 1676 
JBürgermeifter 8 ) feiner SSoterftabt unb ftarb atö foldjer 1697. 
©ein #auptfoerf ift feine „Historia et topographia civitatis 
Treptoae ad Regam ex patriae annalibus ac civitatis 
docuraentis originalibus conscripta", beren Original (eiber 
aus bem ©tabtardjtoe ju Ireptoto *>erfd)tounben ju fein 
fdjeint, in bem es fid) 1870 nod) befanb. 4 ) «18 eine «rt 
Don ÜWaterialfammlung fyierju bürfen wir moljl bie Miscellanea 
civitatis Treptoae anfeljen. 8fod) biefe #anbfd)rift mußte 
einige Qtit als öerfdjoHen gelten, ffienigftenS mürbe im 

l ) ftrteblaenber, 2RatrifeI ber Unto. ©reifStoalb, n, ©. 6. 
6r ttrirb ^ier als civis academiae Francofartanae bejetc^net, ift 
aber in ber grantfurter SRatrifel mcfct %u ftnben. 

a ) ©ofmetfter, äKatrifel ber Unto. SRofhxf, HI, ©. 169. 

8 ) Stxati, $ie ©täbte Komment«, ©. 519, fü&rt t&n 1656 als 
SJürgermetfhr auf. 3)od) fommt er in Äften beS ©taatSarcfctoS *u 
Stettin nod) 1675 als Äämmerer bor. ©S ift bafcer beu obigen auS 
bem ©emfce'föen 5Racfclaffe an Ireptoto ftammenben btograpfyifd&en 
SRotiaen ber SSorgug au geben, für beren freunbltcfce 9Rtttetlung, lote 
für fonftige Unterftüfcung fcerrn ©taatSrat Dr. 3. ©trgenfo&n a« 
Jreptoto a. 91. auefc feter öerbinblidjft gebanft fei. 

4 ) »gl. Serg&auS, Sanbbu* öon Sommern, II, ©. 839 unb 
tjeftfdjrift beS Sugen&agen'fäen ©tjmnafiumS au Ireptoto a. SR., 
(1881), ©. 35, »nm. 12. »bföriften ftnben ft* in ber »tbliot&ef 
ber ©efeflföaft für ^ommerfdje ©efötcfcte unb «ItertumShmbe (Soeper 
2Rfcr. 192) unb in ber Sibliot&ef ber ©eneral-Sanbföaft au Stettin 



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Miscellanea civitatis Treptoae. 137 

^aljrc 1900 auf eine bieSbejüglidje Anfrage Dorn ÜRagiftrate 
ju Treptow bte »uSfunft erteilt, fle fei im ©tabtardf)toe nic^t 
meljr twrfranben. 1 ) ^m twrigen ^a^re braute baS Ägl. Staate 
ardf)to ju Stettin in ßrfafrrung, baß fie ftdf) in $rtoatbeftfc 
gu Treptow beftnbe. ©ie war im Qfa^re 1895 mit wert* 
fofen (?) Sßten beS ©tabtardjtoS a(S ÜHafufotur an ben 
Kaufmann ^ermann Slrnbt »erlauft, aus beffen JBeftfce fie 
öor etwa fünf $al)ren mit anbeten ©ad)en in ben beS 
ÄaufmannS (Srnft #errlinger überging. Die SBemüljungen 
beS Ägf. ©taatSard)h>S, ben Äobejc ju erwerben, waren Don 
Erfolg gefrtnt. %n ber ridjtigen (BrfenntniS, bafc berartige 
©tüde am beften im ©taatSardjtoe aufgehoben ßnb, ent&ugerte 
fid^ #err #errlinger feine« SBefi^cö unb überwies il)n im 
Qfanuar 1903 bem ©taatSardjtoe als ©efdjenf,*) wofür tym 
aud) an biefer ©teile öffentlich ber S)anf ber 2lrd)toöerwaltung 
auSgefprod>en werbe. 

Der Äobejc umfaßt 537 ©eiten in Ofolioformat unb 
trftgt ben SCitel: Miscellanea civitatis Treptoae in sui usum 
conscripta et collecta a Samuele ©abebufdjen, dicasterii 
electoralis advocato et senatore Treptoviensi. 8uS ber 
JBegei^nung als SRatSljerr Don Treptow a. SR. täfct fld) ungefähr 
bie 3eit ber SWieberfdjrift beS Äobejc ermitteln. (Er muß gwifdjen 
1660 unb 1672 gefdfjrieben fein, ba ©abebufd) in biefen 
^afrren {Ratsherr gu Treptow war. Der Äobej in feiner 
heutigen ©eftatt ift ein ©ammetbanb. SWur bie erften 308 
©eiten rühren Don ©abebufdj f)er, bann folgt bis ©eite 537 



(Xni. Treptow a. SR. SRr. 3). ®ine brüte «bfd&rift öon $altfren$ 
©anb im »eftfce ÜRoforifeS wirb Salt. ©tub. m 2, ©. 248 erwähnt 
(Sin in ber ©^mnafialbibliot&ef §u Treptow a. SR. beftnbltd&eS SIRanu- 
ffript mit gleichem litel enthält na$ Dr. ©trgenfolmS Angaben nur 
hirse Urfunben-tftegeften öon 1170—1774 in beutfd&er Sprache. 

l ) Sgl. 3o&. Sugen&agen, $omerania (ed. ©einemann), 
©. I, «nm. 4. 

a ) (Er wirb frier in ber $anbf$riften-2lbteUung als SRfcr. 
I, 63 öerwafrrt. 



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138 (Samuel ©abebufä'8 

ein bunte« ©emifd) oon Originalen unb Hbfdjriften Der* 
ftyebenften ^ntjatts aus bem 16. bis 18. Satyrljunbert. 

Den Anfang madjt eine Überfefcung ber im Sommer* 
fetyen Urhmbenbuctye II, ©. 445 SRr. 1197 abgebrueften 
Urfunbe #ergog JBogiflatoS IV. oon 1281 «prit 2. Die 
meiften ber oon @abebufd) überfefcten ober abgetriebenen 
Urfunben flnb aud} in ben „Privilegia unb Documenta ber 
©tabt Zxtptoto a. SR." im Ägl. ©taatSardf)ioe au Stettin 
(ÜWfcr. I, 41), bie toenigften aüerbingS unter ben im Staats* 
arctyioe betonierten Original *Urtunben ber ©tabt überliefert. 
3Son ben übrigen ©tücfen feien einige befonberS ertt&^nt. 
©o ftnben fld) u. a. unter ben liteln „©onberbaljreS ©tabt* 
red)t, ffiitffityr unb gute @etoof)nf)eiten ®. ©)rb. 9tott)S ber 
©tabt Xrepton», fo bety unb neben ben Sfibifdjen ©tatuten 
unb JBürgerfaradjen eingefügt unb üerorbnet, aud) in ob- 
servantia hergebracht 11 (©. 92—112) unb „Der ©tabt 
SBeuen SEreptoto ©tabtred)t ober ius municipale vulgariter 
bie »ürgerferadj" (©. 120—142), «ufeeid&nungen beS in 
SEreptoto a. 9t. neben bem Sübift^en JRedjte geltenben ®e* 
tooljnljeitSrecIjteS. Die alten ©tabtbüdjer oon Irepto» ftnb 
(eiber in ben ©türmen ber Qtxt oerloren gegangen. Um fo 
toertooller ift es, baß und burd) ©abebufd) toenigften« einige 
»uSjüge erhalten ftnb. «uS ben ftatjren 1452—72 ftnben 
toir fotdje auf ©. 205 f., auf ©. 203 f. unb 215—230 einen 
„ffijtract auf? <S. <S. SRatljS ju Ireptoto ©tabtbud), fo anno 
1483 angefangen feria sexta post Martini episcopi (= 9fa>* 
oember 14)" mit «uSjügen au« ben ^aljren 1485—1571. 
2luS ben gleichfalls oerlorenen alten JRatSprotoIoüen ift uns 
auf ©. 245—253 ein „(Sjtract ex antiquo civitatis proto- 
collo super transactione cum abbate" oon 1466 überliefert. 
©. 209 bietet und einen ÄuSjug aus ber Äirdjenmatrifel 
oon 1547 unb ©. 211 ff. einen „(Ejtract au« etlichen bei 
ber Äirdje oor^anbenen 93erfdf)reibungen" aus ben Sauren 
1456—1506. Den SJefälufc beS oon ®abebufd> ^errü^renben 
SEeileS bilbet auf ©. 305 ein $rioiteg «5nig SljrifiianS IL 



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Miscellanea civitatis Treptoae. 139 

oon Jtänemarf Don 1516 Ottober 14 für bie pommerfdjen 
^anfeftöbte. 1 ) 

«uf ©. 311 folgen bann junädjft „83efld)tigungS*Proto- 
colla bon ber ©tabt*©renfce oor bem Solbergfdjen Styore 
de annis 1670 et 1710". fcaran fdjlie&t fld) auf ©. 323 
bte 360 eine, toie bte SBtattjal)ten 66—85 ertoeifen, einem 
grifceren 3lftenftücfe entnommene Slbfdjrift ber „SBürgerforadje", 
foofyt nod) au& bem 16. ^a^unbert. ©ie ift ibentifd) mit 
ber ®abebufd>'fd)en «bfd)rift auf ©. 120—142, bod) fc^tt 
SEitet 32. «uf ©. 361—368 ftnben toir einen S$orfd)tag 
jur {Regulierung ber SRega oon 1694 üttfira 27. S)eS ©eiteren 
roedjfeln mit äbfdjriften Originalfd)reiben ber pommerfd)en 
#tfjoge, pommerfd)er ©tfibte ufto. «m intereffanteften ift 
tool)t unjtoeifelljaft ein bisljer unbelannt gebliebener Original* 
brief $ol)ann SBugenfjagenS an ben {Rat ju SErepto» a. 9t. 
d. d. Äopenfjagen 1538 Oftober 7 über bte £reptott>er SSitte 
in DragJr (©. 415).*) Huf bie #anbel3oerbinbungen 
SEreptotoS mit Ddnemar! bejie^en fid) aud) „Copiae aliquot 
privilegiorum, quae Daniae reges Ericus, Iohannes, 
Christiernus super negotiatione et piscatione in Drakör 
exercenda Treptoviensibus Pomeraniae donarunt" (©. 417 
bis 432), Äbfdjriften oon teitttmfe aud) im Originale er* 
tyaltenen Urfunben unb ©riefen oon 1436—1560, barunter 
u. a. and) nod) eine Slbfd)rift beS erwähnten SBugentyagen* 
SJriefeS. @S folgen bann au« bem Anfange beS 16. $$al)r* 
IjunbertS ftammenbe 8lbfd)riften oon fünf Urfunben oon 1419 
bis 1440 (©. 433—439), bie ffimtli<$ aud) im Originale 
erhalten flnb. ©eiteren finben mir »ieber Hbfdjriften oon 
Urfunben beS 15. unb 16. 3aJ)rf)unbertS, barunter aud) j. 58. 
beS fonft ni$t erhaltenen $riottegS #erjog SJogiSlatoS X. 



') Cine gleite «bfd&rift ftnbet fid& auf ©. 477-480. 

*) liefen 33ugen&agen-93rief nebft einigen anberen Urfunben 
unb Briefen aus unferem Äobej nrirb 3- (Sirgenfo&n bemnäd&ft in 
ben $anf. ©efc&tcfctSblättern, 3Mrg. 1902 oeröffentlicfcn. 



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140 ©antuet ©abebufd&'S Miscellanea civitatis Treptoae. 

für Sreptoto oon 1475 «uguft 11 (©. 465) unb einer oon 
SBugentyagen als SWotar ausgefertigten Urfunbe oon 1505 
Degember 14/19 (©. 469). 1 ) 3fm Originale erhalten ift 
u. a. toieber ein ©djreiben #ergog ©rnft SubtoigS Don 1577 
»uguft 26, toorin er ju feiner am 20. Dftober in ffiolgaft 
ftattfinbenben #od)jeit mit ©opfye #ebroig oon ©raun- 
fd)toeig*SBolfenbüttet aud) bie ©tabt SEreptoto eintabet, bie 
er wenige Sage barauf um Überfenbung oon etlichen 
©d)od lebenber ober gebratener Neunaugen für bie #odjjeit 
erfuty (©. 491, 493). «uf ©. 511 fhtbet fld) eine „SKa<^ 
ridjt ber aufgejagten unb angemanbten 3infen au * öem 
SWetmnanfdjen SEeftament oon 1000 9ttf)lr. 8üb. Kapital a 
anno 1646 bis anno 1671", eine Sfofgeufynung ^oljann 
SRicotai'S, $aftorS an ©t. $etri gu Sübed, über bie »er* 
toenbung ber 3infen eines 8egatS beS 1526 oerftorbenen 
^o^ann bemann, S)efanS ju töafceburg. Den ©d>tu§ bittet 
eine auf <grfud>en beS SEreptomer {Rats gegebene JBefdjeinigung 
(Original) beS ©reifenberger töats oon 1651 3funi 20, baß 
bie ©reifenberger ©gentumSgfiter unb *bdrfer auf ben 
bortigen 93ief)mftrften niemals ,,©unft*©e(bt" gejault l)aben 
(©. 537). 

©inb fle im allgemeinen aud) nidjt oon groger 89c* 
beutung, für bie (otale ®efd)id>tSforfd)ung beftfeen ©abebufdj'S 
Miscellanea einen getoiffen ffiert, ba in tynen einige fonft 
oerlorene ©tüde erhalten finb. Um fo erfreulicher ift es, bafc 
fie fld) jefct an einer ©teile beftnben, too fie oor »euerer 
93erfd)(eM)ung betoaljrt unb ber SBenufeung allgemein jugäng* 
lidj finb. Otto #einemann. 



l ) 83gl. Sogt, 3<4 Sugen&agen, ©. 7 unb 3o&. Sugenfcagen, 
^omerama (ed. $einemann), ©. 1, Änm. 4. @tne abfc&rift ber 
Urfunbe finbet ftdj im übrigen nod) im ÄgL ©taatSardjtoe gu ©tettin: 
©tett. »refc. $. I, Sit. 113, 9h. 7, »I. 87. 



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Sitcratur. 141 

Ctterotnr, 

31. #aa$. {Rügende ©agen unb ÜRärdjcn. Dritte Auflage, 
©tettin, ^ot). SBurmeifter, 1903. ©ebunben 2,50 SDH. 
9Bir freuen unS, baf? bie Dortrefflicbe Sammlung, bie 1896 
in stoetter aufläge erfd&ien (DgL SRonatSbl. 1896, ©. 125), jefct Don 
neuem Dermebrt unb Derbeffert pxm britten SKale aufgelegt iji Der 
unermüblicbe Herausgeber $at ben retten ©cbafc öon ©agen unb 
2Wärd)en ber $nfel noeb beträd&tlicb Dergröfcert. fjaft fein« ber 21 
Äapitel ift unDeränbert geblieben. SS ftnb baburdj wieber neue unb 
intereffante Überlieferungen beS SJolfSmunbeS augänglicb gemalt unb 
für bie 3ufunft gerettet. Dafür ftnb einige 9himmern auSgef Rieben, 
weil fic in bie 1899 erfdjienene ©ammlung „©djnurren, ©cbwänfe 
unb graäWungen öon ber Snfet SRügen" aufgenommen ftnb. 8uS 
fetner umfaffenben Kenntnis ber pommerföen SolSfunbe giebt ber 
©erauSgeber bei Dielen ©agen furae, febr tebrreidbe Slnmerhtngen. 
@S ift fein SSerbienfi, bie Äufmerffamfeit aueb ber sa^lretc&en Sefucber 
ber Snfet auf tyren reiben ©agenfdjafc ßelenft §u b<*ben, unb eS ift 
mit Sfreube au begrüben, baj? feine SJemübungen niebt obne Srfolg 
gewefen ftnb, benn bie wieberbotten auflagen beS SucbeS beweifen, 
ba§ eS ft<b Diele tJreunbe erworben bat. Daau trägt aueb bie oor- 
trefflicbe äuSflattung beS Sucres bei, baS in gefdbmadfoollem Sin« 
banbe vorliegt unb iefet aueb mit 16 Slbbilbungen auS SRügen auS* 
gemattet ifl Diefe »erben, wenn fic aueb niebt alle gleich gut geraten 
ftnb, allen Sfreunben ber Snfet willfommen fein. ©0 fofl baS 93ucb 
aueb ljier warm empfohlen fein. 5Rur bie eine grase mag noeb gefteüt 
werben: SBarum febreibt ber Herausgeber „rüßenfeb" unb niebt 
„rügifcb"? DaS ledere ift boefe wobl nacb ber Silbung Don babifcb, 
preufHfcb u. a. m. Dorauaieben. M. W. 

Die ffiDangelifdjen @cifilic!)ett ^JommernS Don ber 3Re= 
formation bis jur ©egenwart. Stuf ©runb beS 
©teinbrü^Söerg'fdien SKanuffripteS bearbeitet Don #an$ 
SDioberom. I. £eil: Der StegterungSbejirf Stettin. 
Stettin, $. Smetammer, 1903. 

Die beiben ©tettiner ©eifUicben Soaebim 93ernbarb unb 3obcmn 
3oacbim ©tetnbrücf, bie Don 1750—1837 an ber *ßeter-$aulSftrcbe 
tätig waren, ftnb ben pommerfäen ©efcbicbtSforfebern wobl befannt, 
niebt nur wegen ibrer mannigfachen tofalgefcbicbtlieben äbbanbtungen, 
fonbern aueb wegen ibrer banbfebrtftlieb binterlaffenen ©ammlungen 
aur ©efebiebte einaelner $erfönliebfeiten. 3br „«belfpiegel" ober „93e* 
amtenfpiegel", in benen SRotiaen über pommerfebe Slblige ober SSeamte 



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142 Siterotttr. 

aufammengefteflt ftnb, »erben nod) &ättftg, namentlich Don Familien« 
forfdjern eingefe&en. Am mertöoflften aber ifi eine ©ammlung Don 
9lac$ricf)ten über bie eDangelifd&en OetfUidjen $ommern$ fett ber SRe» 
formation, bie Don beiben ©teinbrücf angelegt ifi. 3)a* umfangreiche 
SKanuffript, baS bie attpreujnfc&en SRegierungäbeairfe Stettin unb 
StMin umfa&t, ifi in ben Seft& beS Äönigl. Äonftfiorium« in Stettin 
gefommen unb Dielfadj benufct. ©djon ber jüngere ©teinbrücf fcatte 
e$ für ben Srucf befiimmt, aber große ©c&mierigfeiten, namentlich 
bie erheblichen Äofien, machten c8 niefct möglich, bie mertDofle 
Sammlung allgemein augänglidj $u machen, bis ber emeritierte Ober- 
prebtger 3t. SJerg in ben Sauren Don 1895—1901 eine Bearbeitung 
unb gortfefcung be« SBerfeS übernahm. 3)od) bor ber Sferttgfieflung 
jiarb er. ©8 gelang aber bem Äbnigt. ©taat$ard)iDe ju (Stettin, baS 
bie Arbeit 93erg3 anlaufte, ntdjt nur in bem ^ßrebigtamtSfanbibaten 
$an$ äRoberom einen neuen Bearbeiter *u gewinnen, fonbern audj 
Don Se&örben, ©täbten unb Korporationen bie SRittel aur Drucf* 
legung gu erhalten, ©o liegt iefet ber erjie S3anb Dor; er enthält niefct 
ba8 unDeränberte ©teinbrücf fdje äRanuffript, fonbern bie« ifi in Dielen 
Zeilen gefürgt unb bt3 auf bie ©cgenmart fortgeführt- Staburcfc ifi 
ein SBerf entjianben, ba$ für bie ®cfd>ic&te ber eoangelifc&en Kirche 
$ommern$ 7>on groger Sebeutung iji. SRacfc ben 27 ©Ijnoben beS 
SRegierungSbegirfeS ftnb bie einzelnen baau gehörigen ^ßarodn'en mit 
allen ©ctjilidjen be&anbett, bie in iljnen tätig waren, unb mebr ober 
minber ausführliche SRadjrid&ten ftnb über iljre SebenSfdn'cffale gegeben. 

3Kan fann bie grage aufmerfen, ob bie Don ben beiben ©tein« 
brücf gemachten Angaben auucrläfftfl Ftnb. (Sine Prüfung fort ergeben, 
ba§ ba£ fall regelmäßig ber tJaQ iji; fie fcaben amtliche« äRaterial, 
9Watrifeln, ©tynobalaften, Äirc&enbüdjer, ©etegenljeitSfd&riften u. a. m. 
in au$gebe&ntem Umfange benufct. Staf? in (Sinsetyeiten Irrtümer Dor* 
fommen, ifi erflärlid), auefc »erben ftcfc bei »eiteren fjorf cfcungen nod) t>iele 
Srgängungen anbringen laffen. SBenn man aber ben gangen unge- 
heueren ©toff nodj einmal fcätte burdjarbeiten moflen, fo märe bie 
Drucflegung beS Sudjcö auf Diele 3a^rc fnnauSgefdjobcn. Sbenfo 
mar e$ niefct möglich, bie au$ ber Dorreformatorifdjen 3«* betonnten 
®eiftlidjen ljinauaufügen, fo münfdjenSmert e$ aud) gemefen märe; 
triellei$t bringt und aber eine fpätere Seit eine f old&e (Ergänzung beS 
SBerfeS nad) rücftoärtS. 3)ie Fortführung bis aur ©egenmart fcaben 
bie beiben Bearbeiter auf ©runb Don amtlichem äRaterial fertig ge» 
fteflt, ebenfo ftnb Don i&nen %u einaelnen ©eijilidjen unb au ben 
$aro$ien einige Siteraturangaben gemacht 

2>er SBert ber 3ufümmenfieflung ber eDangeltfcfcen ©eifilic&en 
ift für bie Sofal» unb Samiliengefdjidjte gana Har unb beutlitfc. aber 



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Sitcrotur. - 5Rotiaen. 143 

au$ betrübet $inou$ enthält ba$ 93ud) reid&eS SKaterial gut Äultur* 
unb ©ittengefd&ic&te unfere* l'anbeS unb ift für eine »eitere @h> 
forfc&ung ber etmngelifcijen Äirc&engefc&idjte oon grunblegenber $3e* 
beutung. Die Sraudjbarf eit ift burdj ein $erf onen* unb ein DrtSregiffer, 
ba$ forgfätttg angelegt &u fein Weint (auf ©. 732 feljlt ber SRame 
©preer, ©. 608), gana er^cblicfe erleichtert, ©ie ftnb ebenfo toie bie 
(Einleitung, bie über bie ©efcfcic&te be3 SBerfeS belehrt, bem legten 
Bearbeiter ju berbanfen, ber aud> bie Drurftegung be$ vortrefflich 
au$gejktteten 33ud>e$ geleitet fcat. 3^m unb feinem beworbenen 
Sorgänger gebührt ebenfo toie ben tJörberern biefeS Mistigen SBerfeS 
ber Dan! aller greunbe ber pommerfefcen ©efdjidjte in ijo&eut ©rabe. 
2Bir wollen hoffen, bag ber sioeite Sanb (SRegierungäbejirf ÄöSUn) 
balb nachfolgt unb audj ber britte Seil (Stegterungdbegtrf ©tralfunb), 
ber gana neu bearbeitet »erben muf?, in abfe&barer 3*ü ooUenbet 
toirb. S)ann toirb für Sommern ein SBerf gefdjaffen fein, toie e* 
wenige beutföe Sanbfdjaften beftfcen. 1£. W. 



Kotigen. 

3n ber „Sranbenburgia" (XU. 5Rr. 3, ©. 72-91) ift ein 
Vortrag Dom <ßaftor <ßaffoto abgebnuft über öevgeffene märfifdje 
©renslinien in i&rer gefc&td>tlidjen SSebeutung. ©r toenbet 
ftd) befonberS gegen bie SRadjrid&ten ber märftfc&en Sürftenc^ronif 
über bie Ausbeutung ber aSfantfc&en Söiac&t unb betont bie topogra* 
p&ifdjcn ©tubien unb bie Sebeutung ber märfifefcen Sefeftigungen. 
%uf Sommern ljat namentlich SJegug fein Serfudj, bie grtoerbung 
ber Sänber Seitoto unb SSarnim bereit« in bie 3eit beS SKarfgrafen 
Dtto II. su öerlegen. 

SJom ^Jommerfc^enUrfunbenbud^e finb foeben biejtoeite 
Abteilung be3 öierten 33anbe8 (1307—1310), bearbeitet tum 
Dr. ©eorg SBinter, unb bie erfte Abteilung beS fünften 
Sanbe« (1311—1316), bearbeitet bon Dr. Dtto $einemann, 
erföienen (Stettin, $aul SRiefammer. 7 3Rarf unb 7/50 äKarf). 



Der britte Seil tum SWartin $&ilippfon, ©er große 
Äurfürft 3rriebrid>2Bit$elm öonSranbenburg ift erfefctenen. 
(»erlin, ©iegfr. (Eronba*. 1903.) 



SWit bem 5. $efte ber Seiträge gur ®ef ^id^te ber ©tabt 
©targarb in $omm., öon 8f. ©oeljmer, ift ber erfte Sanb ber 
©eföic&te biefer ©tabt üollenbet. 



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144 SRottaen. - 2Ritteitungcn. - Snfalt. 

3n bcr Sammlung bcr SKonogrartien sur SBeltgeföid&te 
(Sel&agen & Atafing) ift eine üortrefflic&e Storfteflung ber $anfe 
Don Stettin ©c&äfer erfdfrienen, (Sielefetb unb Seifttg 1903). 
2>a$ 33ud) ift öüen tfteunben gefötc&tlic&er Itarfteüungen »arm *u 
empfehlen. 



3»itteiUÄ|tÄ. 

Sunt f orref ponbierenben ÜRitgltebc ernannt: Ärc&torat 
Dr. SB int er in £)3nabrü<f. 

3u orbenttidjen SRitglicbern ernannt: Dr. SKartin 
33 et fce in Stettin, «mtSöorMer & ©öfcne unb «potljefer Sut& 
in SRaugarb, ®ut$befifcer ©. SRengel in £tein*©abon>. 



$ie Sibliot&ef (Ägl ©taatSard&to, Äarfutföfir. 13) ift ge- 
öffnet 9Routa$* *><m 9—6 tt&* ttadfttti* im* 2>ountt*ta$* 
*pu 13-1 !*$*♦ äufjerbem ttrirb ber SSibliotfcefar toä&renb bcr 
3)ienftfhmben be$ «rd)to$ (öon 9—1 Ufa Dorm.) äBünföen betreffenb 
Senkung ber SSibliot&ef nad> 9Wögtidjfett entfpredjen. 

3ufcfcriften unb ©enbungen an bie 33ibliotfcef ftnb an bie 
oben angegebene Äbreffe au ric&ten. 

3m ÜRonat Df tober »erben bie orbenttic&cn Sibliot&eK- 
fhtnben ausfallen. 

&** WuUnm ift eonntag von 11—1 ttftr tttt» 
SKitttto* »*tt 3-9 ttft* fttfffnet 

auswärtige erhalten nacfc öor^eriger äRetbung beim Äonfer» 
toator ©tubenraucfc (©o&enaoßernfira&e 5) audj au anberer 3"* 
©intritt. 



I tt lr a l u 

3$om Äriege 33ranbenburg$ unb Sommern«. — ©amurf ®abe» 
bufdj'8 liiscellanea civitatis Treptoae. — Siteratur. — Kotigen. 
— ÜWitteilungen. 

3für bie SRebaftion berantttiortlid): <ßrofcffor Dr. ÜR. 2Be$rmann in 
©tettin. 'Drucf unb ©erlag Don $errde & Sebeling in ©tettin. 



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M 10. 1903. 

Ponntöblrittcv. 

herausgegeben 
fcon ber 

©efellfdjaf t für ^ommerfcfte Gtefdjidjte 
unk SUtertumSfuttbe. 



»er 9ta*fcntcr M 9nHaIteS Wefer 3«oittttlbWttet ift nntet DtteDenangabe 

geftattet. 



3mn brairi}enbnt$i|$-))ommer|tyeit Jttfege 
wn 1283-84. 

©on $. öon SRtefjen. 

3fn meiner fd)on 1892 erfdjienenen Sirbett über bie 
„©ntfleljung ber SReumarf" ^atte id> erhärten ttnnen, bafc 
bie Slnnafjme JBartyotbS öon einem gewaltigen, Don 1280 bid 
1284 bauernben Äriege gttnfdjen SJranbenburg unb Sommern 
begto. ifjren SSerbünbeten nid)t faltbar fei; idj mar ju ber 
Überzeugung gelangt, ber Ärieg ljabe mit Unterbrechungen 
nur 1280/81 unb 1283/84 angebauert. 3fn einem Sluffafce 
ber S»r. 9 biefer SBlfttter geigt ÜK. ffiefjrmann, bafj bie 83e* 
redjtigung gur Annahme eine« ÄriegSjuftanbeS 1280/81 feljtt, 
»eil bie nridjtigften in grage fommenben Quellen, jtoei ©riefe, 
nic^t, »ie irrtümlidj, ju 1280, fonbern ju 1283 gehören. 
$)afc er barin red)t l)at, !ann feinem «ßtoeifet unterliegen. 
?(ber toir »erben fo einfad) nidjt Ijintoeggeljen lönncn über 
eine anbere ju 1280 batierte Urfunbe ($. VUS3. n, 429, 
9for. 1168) öom 13. Qfuti. ©ermann $at gegeigt, bat biefe 
Urfunbe be$ SKartgrafen 2ltbred)t III., bie in castro nostro 
Stargard batiert ift, jtdjerlid) nadj ©targarb in üttedlenburg 



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146 3um branben&utfitfcfcpommerfd&en Äriege 

gehöre, üßan fönntc nod) fyinweifen barauf, ba§ SWarfgraf 
2Ubredjt eben nadj jenem feinem #auptbeftfc ber „©targarber" 
fjei&t, unb bag ferner ber a(« 3euge erf^einenbe S8ifd)of Don 
39ranbenburg wol)t !anm nadfj #interpommern, ba« man an* 
geblidf) eben erft erobert fjatte, gejogen fein wirb, aber 
ffiefyrmann nimmt bodf) oiefleidjt nidjt genug {Rüdfftdjt auf 
ben ^nljatt ber Urfunbe, in ber unter anberem über Jöernftein 
derfägt wirb, ein pommerfdf)e« SBefifetum, ba« l)ier bie ÜWarf* 
grafen atö ba$ irrige anfpredjen; eine foldje ©abläge ift aber 
abfolut nidjt oljne ©oraufgeljen eine« Äriege« ju benfen. 
Unb ebenfo fann bie bort befprodjene £eibigung jwifdfjen 
ben 2Karfgrafen unb ^ermann Don Kamin über ba« ju 
Äotberg gehörige 8anb ©df)toetbein burdjau« nid)t o^ne friegerifdje 
3lu«einanberfefeung erfolgt fein. S)a§ Weber 2Ilbred>t nod> 
^ermann bamat« auf ©ogiflaw 3tücffidf)t genommen ljaben, 
Jeudjtet au$ jeber einzelnen ©eftimmung be« ©ertrage« Ijeröor, 
Dor allem aber au« bem ?affu«, bafc ^ermann ftd) bie üttarf* 
grafen ju Tutoren genommen fyat. $)afc man e« für mdgtid) 
anfielt, man werbe genötigt fein, ©ernftein an #erjog SBogiflaw 
jurüdjugeben, geigt aber mit ©idjerfycit, ba& man pdf) jur 
3eit be« ©ertrage« nodf) mitten im Äriege befanb. 

#at atfo bod) 1280 im ©ommer dn flrieg ftattgefunben? 
9)iit nid)ten. SBcljrmann« SBewei« bafür, baß um biefe 3 C ^ 
allgemeiner triebe Jjerrfdjte, lägt fid) unfdf)Wer au«bet)nen auf 
ba^ ©erljftltnt« jwifdjen ©ogiflaw uub |)ermann unb ba^ ©er* 
fyältni« gwifd^en JBogiflaw mib feinen ©tiefbrübern, ba« aüein 
ober boä) in erfter Stnie für bie ©ejteljungcn jwifdjen SUbredjt 
(ifjrcm Dljut) unb ©ogiffow maggebenb war. Der ©djtufe, 
ben wir ju gießen ljaben, ift ein anberer, audj biefe Urtunbe 
gehört nidf)t in« %cfyx 1280, fonbern ju 1283. ©ie ift un« 
befannt au« ber Saminer ÜWatritel unb einem ^Berliner 
Äopialbudj, atfo retatio gut bejeugt, enthält aber in Singet 
fjeitcn aud? fouft ©erfeljen. Qm übrigen weift eine genaue 
3fcftftettung ber ©rwäljnung ber im ©ertrage genannten $er* 
föulidjfeiteu, ©oveo uub SRometo, auf einen erft fpäter erfolgteu 



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t)on 1283-84. 147 

äbfafl öon bcr ljeraogtidjen ©adje Ijin. ©oöiet über bie 3eit 
beS ÄriegeS. 

(£S fei bann gleid) ber auffaüenbe Umftanb ermähnt, 
bafc in gtoei angebli^ am 19. Dezember 1283 ausgepellten 
#erjogSurfunben SJifdjof ^ermann ats ßeuge erf^cittt, obtooljl 
er fdjon fpäteftenS feit bem ©ommer unb bann bis jum Snbe 
feines 8ebenS mit SJogiffoto Ijeftig öerfeinbet toar. SBeibe Ur* 
funben enthalten ^rtoitegien für ©tettin; bie $. U.*33. II, 
Sttr. 1282 abgebruefte fteflt baS große #anbelsj)rit>ileg bar, 
auf toeldjeS ©tettin fpätcr feine ^auptanfprüdje im Ober* 
Ijanbel grünbete, ©er bieS ^Jrtüileg fad)tidj genau prüft, 
muß ju ber Überzeugung gelangen, baß eS ein breifteS 2Wad)* 
werf einer fefyr fpäten Qtit ift, fjergefteüt, um im Äampfe 
©tettinS gegen granffurt als SBaffe ju bienen. gfrettidj 
trägt bie Urlunbe ben 93ermerf, fte fei Ijergeftetlt burd) ben 
Ijerjoglidjen Sttotar unb Äaplan SSern^arb, unb eben biefer 
Ijat angeblidj aud) bie Urfunbe Dörfer 1281 gefdjrieben. aber, 
obwohl beibe Urfunben im Original ermatten finb, fo ftnb fte 
bod) fatfd). Daß fie SBernljarb nidjt gefdjrieben fyat, geljt 
aus bem 33ergleid) ber #anbfdjrift mit anberen Don tym Der* 
faßten Urlunben beS ÄlofterS ©Ibena ljeröor; aber er fonnte 
fie fongijriert Ijaben; inbeffen ift audj baS auSgef Stoffen, benn 
bie ©djrift biefer beiben Urfunben ift gar nid)t bie beS 
XIII. ^a^r^unbertS, aud) feine $riefterfd)rift, eS ift eine 
fdjledjt gelungene SHadjafymung. 

Slber audj innertid) erroeifen fid) biefe Urfunben als 
galfdjung, nidjt bloß baburd), baß fie jum SEeit anbere 3eugen 
unb einen anberen Sttotar unb enblid) anbere StuSftefler jeigen 
als bie am fetben läge unb am felben Orte ausgefertigte britte 
Urfunbe für ©tettin (eS fehlen bie SSrüber beS $)erjogS unb 
ber Kammer SJifdjof, ber 3euge &• ©agenS fyeißt in a unb b 
Heinricus, in c Henricus, ber üon ©piegetberg in a unb b 
Nicholaus, in c Nicolaus, ber üon Stfoebe in a unb b 
Gerardus, in c Gerhardus). am auffattenbften aber unb 
entfdjeibenb ift, baß Sftr. 1281 unb 1282 ausgefertigt fein 
fotten Don Bogicszlaus, Barnim et Otto dei gracia duces 



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148 ßum branbmburgifdHJommerfdjett Kriege toon 1283—84. 

Slavorum; bie jüngeren SBrüber ftnb Dörfer wotyl neben 
SJogiflaw genannt, aber ntäjt als ^erjoge, unb nod) fpftter, 
j. SB. 8. l^uli 1284, erf feinen fie immer nur als fotdje, bie 
tytt 3 u f timmun 9 9 c & cn - a6er ü) re Hainen brauste (Stettin 
gerabe, Otto mürbe Ijernad) #erjog Don Stettin, beSljatb 
war feine üßitanfüljrung wtdjtig, um feinem Dberprtoileg für 
bie SRarf *>on 1308 entgegentreten ju fönnen. SBären jene 
Urfunben ed)t, bann fyätte jWifdjen SJogiflaw einer*, ben 
SSrübern unb bem SBifdjofe anbererfeitS im Dezember 1283 
griebe gewaltet, aber es war firieg! 

Über bie Slntejebenjien beS ÄriegeS belehrt uns ber 
»ertrag ($. U.*93. Sttr. 1274), burdj ben fi* »ogiflaw mit 
Stargarb am 6. September 1283 au£föfjnt. öS fei babei 
nur auf eine Stelle tyngewiefen, bie im #anf. Urf.4Bud) 
grünblid) miffaerftanben ift: Caeterum dil. consules .... 
excipiemus a promisso, quod fecerunt fratribus nostris 
Barnimb et Ottoni et iuramento praestito coram Roma- 
norum rege vel ipsius iudice delegato et coram prineipibus, 
nobilibus, vasallis ac civitatibus confoederatis .... Da 
fte^t flar: es beftanb ein SBunb üon dürften, SSafatten, 
Stöbten; biefer SBunb jaulte Stargarb ju feinen gefrorenen 
SWitgliebem. Der betreffenbe (gib ift geleiftet worben in 
Sfawefentyeit eines Delegaten beS ÄönigS (SRubolf öon #ab$* 
bürg) im ^utereffe ber (jur 3eit nodj mit SJogiflaw nic^t 
auSgeföljnten, nid)t dilecti genannten) SBrüber beS #erjogS. 
Da liegt bie Quelle beS ÄriegeS; SJogiflawS SBrüber Ijaben 
beim Äaifer über SRedjtSöerweigerung geflagt, prineipes (älbredjt 
unb ^ermann allein fönnen gemeint fein) unb bie pommerfd)en 
Stänbe Ijaben fid) ber Keinen Änaben — SBarnim war nad) 
ÄlempinS Stammtafeln postumus — angenommen. 

©ine genaue Erörterung ber eiufdjlfigigen 33erljältniffe 
Ijabe idj nidjt bejwecft, fte wirb in SBälbe an anberer Stelle 
erfolgen; idj wollte nur, ba einmal bie Urfunben biefer Qtit 
ber fritifdjen ^Betrachtung unterworfen würben, gleid) einige 
wifyige fünfte jur Spraye bringen, et>. jur Debatte ftellen. 



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3ut Chronologie bcr Eamincr Sifdjöfe. 149 



3ur Chronologie bcr Caminer töifdjöfe. 

ftrüljer (2Konat3btätter 1901, ©. 104) ift bic Hoffnung 
auSgefprodjen, baß uns bic ftortfefcung be$ <ßommerfd)en 
UrfunbenbudjeS 2tuffd)lu6 über ba$ @nbe be« SBifdjofS $etruS 
Don CSamin unb ben Amtsantritt feines SttadjfolgerS $)ctnri^ 
*>on SBadjljotä geben werbe. Diefe Sroartung ift toenigftenS 
teittoetfe in ©rfüüung gegangen. Über baS @nbe beS Petrus 
bringt uns ber üierte SJanb aüerbingS nidjtS, er nnrb nad) 
bem 7. Januar 1299 als perfönftc^ antoefenb nid)t meljr 
genannt; wann aber nnb too er geftorben ift, bleibt nod) un* 
flar. Dagegen gibt uns eine aus bem SBatifanifdjen 9lrd)to 
mitgeteilte SBuüe beS Zapfte« SJonifatiuS VIII. t>om 28. Januar 
1302 ausführliche Sftadjridjt über bie nene »ifdjofsmafjl 
fl». U.<93. IV, STCr. 2016). 

Sftad) bem Eobe beS SJifäofS ^etruS trat baS Dom* 
fapitel öon Kamin nnter bem SBorfifce beS ^ropfteö QoljanneS 
(feit 1297 als foldjer genannt) jur 2Bal)l jufammen. üßan 
fam aber nadj längeren 23erljanblungen ju feiner (Sinigung 
unb befdjlog baljer, auf bem SBege eines ÄompromiffeS eine 
Äommiffion jur Snoäljlung eines 2BitgliebeS beS DomfapitelS 
jum SJifäofe einjufefcen. SWitglieber biefeS 3Bat)lauSfd)uffeS 
loaren ber ^ropft Cannes, &* r Ärdjibiafon öon Ufebom 
ftriebrid) (öiefleidjt öon ©^»arjtofe, feit 1288 ertottynt), 
ber Äantor Cannes (feit 1297 genannt), ber SEfyefaurar 
griebrid) üon ©totberg (t>gl. 3cttf(^r. beS #arjüerein$ für 
©efd)id)te, XXIX, ©. 189 ff.) unb ber Domherr SKüolauS 
(1297 ermähnt). 2tudj ftc oermodjten ftd) nidjt ju einigen, 
ber Ufebomer Slrdjibiafon, ber Äantor unb ber £I)efaurar 
nmljlten ben Demminer Srdjibiafon $)einri^ öon SBadjljolä 
(1300 juerft urfunbtid) genannt), ber aud) bie SBaljl annahm. 
Der tropft bagegen, ber Defan unb bie Domherren SWifolauS 
unb SBern^arb öon ©berftein poftulierten fpöter ben SDtogbe* 
burger Domherrn ©unter t>on SBerle j«m 33ifd)ofe. Diefer 



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150 3u* Sljronologie ber Satniner Sifdjöfe. 

toar bcr brittc @ol)n be« gürften Qofyann I. t>on SBerle unb 
toirb feit 1284 toieberljolt genannt, Seit 1296 fear er Dom* 
fyerr t>on ©üftroro, fpäter aud) öon SDJagbeburg (*>gl. SWefl. 
$al)rb. 50, @. 232 f.). Sflad) ber gnriefpftltigen 2Baf)( begab 
fid) #einrid) mit SSertretern be« Äapitel« naef) Sftom 1 ) unb 
überreizte bort ba« SBaljlbefret; aud) ©unter fanbte einen 
Vertreter. Der ^Ja^ft beauftragte einige Äarbinäle mit ber 
Prüfung ber SBaljl. Um bie Saminer Äirdje oor ben ©e* 
fahren eine« Streite« um ben 33ifd)offifc ju bewahren, refig* 
nierte £einrid) unb überlief bie Srnennung bem Zapfte. 
Diefer beftetlte barauf i^n aum SBifcfjofc, ba er de litterarum, 
scientia, nobilitate generis, morum honestate, conversatione 
vitae laudabilis, prudentia spiritualium et temporalium 
Providentia trietfältig empfohlen mar, unb lieg if)n burd) ben 
SBifd^of ^o^ann öon £u«fulum toetyen. Die« teilte ber $apft 
bann in Sutten t>om 28. Januar 1302 bem Äapitel, bem 
Äleru«, bem SSotfe ber Saminer Dtöjefe, fotoie ben SSafatlen 
ber Äird)e mit. 

Der neue SBifdjof fytinxid) war im Sluguft 1302 nrieber 
in ber £eimat (% U.*33. IV, 5Wr. 2040). Sr fd>eint balb 
bem bisherigen Dompropfte üon Stettin |)ilbebranb, ber bie 
Stellvertretung be« SJifdjof« geführt Ijatte, bie Saminer ^ropftei 
öertieljen ju Ijaben Cp. U.*33. IV, S. 80), toenn er aud) feine 
Stellung in Stettin nod) einige Qtit behielt (a. a. D. S. 92, 
95). 2lud) fonft erfolgte anfdjeinenb mand)e SJeränberung in 
ber SJefefeung ber Smter im Domfapitel. ©unter t>on SBerle 
Ijielt feinen Sfofprudj nur furje Qtit aufregt. 2lm 9. Dftober 

1302 nennt er ftdj nod) Caminensis ecclesiae postulatus 
($. U.*93. IV, Sttr. 2048); bagegen erfennt er am 23. ftebruar 

1303 #einrid) bereit« a(« Sifdjof an (a. a. D. 5Wr. 2081). 
Die Urfunben, nad) benen man bi«ljcr annahm, #einrid) 

fei bereit« 1300 ober 1301 Sifdjof getoefen, gehören, wie au« 



*) am 26. Januar 1301 ifi er nod) in Sommern al« Slrdji* 
biafon nadjtoeiSbar, % U.-33. IV, 9fo. 1976. 



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3ur Eftronologie ber ©aminer 93ifdjöfe. 151 

bcm Urhmbenbudje jefct beutltdj Ijeröorgeljt, in fpätcrc ^eit. 
Die im brittcn 93anb fdjon üon *ßrümer£ mit Sebeufen unter 
bem 18. 3Körj 1300 eingereihte Urfunbe (Sßr. 1931) ift in 
bie ßeit Don 1303 bis 1307 ju t>erfefcen, tnetleidjt am Ieid)teften 
auf ben 11. 9Kärj 1306, wenn mir annehmen, bafc in ber 
gammer SWatrifel im Datum MCCCVT, VI feria ante 
Letare bie eine VI t>erfeljcntlid) meggelaffen ift. Stm 6. 3Warj 
biefeS 3al)re8 toar ber 33ifd)of in Stettin (SWr. 2285), er 
fonnte atfo leitet einige läge fpäter in ©erben fein. Die 
anberc angeblid) üom 5. gebruar 1301 ftammenbe Urfunbe, 
in ber ^einrid^ als SMfdjof öorfommen follte, gehört jum 
5. gebruar 1303 (t>gl. 5Wr. 1981 unb 2077. «gl. 9ßouat** 
Matter 1903, ©. 10). M. W. 



fiterotur. 

^ommerfcfieS Urfunbenbud). herausgegeben Dorn Äönig* 
ttdjen ©taatSardjto ju (Stettin. IV. 83anb. . Zweite 
Abteilung, 1307—1310. Bearbeitet mm 2lrd)iDrat 
Dr. ®eorg SB int er, Ägl. ©taatSardjtoar ju Dsnabrücf. 
V. SBanb. ©rfte Abteilung, 1311—1316. Gearbeitet 
Don Dr. Dtto feinem ann, ÄgI. 2trd)toaffiftenten gu 
©tettin. <&ttU'm 1903. Berlag üon $aul SWiefammer. 
7 2D?arf unb 7,50 2Rarf. 

68 ift fe&r erfreulieft, ba§ ba$ ^ßommerfdje Urfunbenbud?, üon 
bem innerhalb 11 Sdjren nidjtö erfdjienen war, je$t einen raffen 
Fortgang nimmt; nadjbem nod) nid)t üor 3aljre§frift bie erfte Ab* 
teitung be$ IV. BanbeS ljerauägefommen ift (ugt. 9ftonat3bl. 1903. 
©. 9 ff.), liegen jefct fdjon ttrieber jtüei Abteilungen toor, bie baS 
SBerf bi8 in ba8 3aftr 1317 führen. Borneljmlid> ift ba§ ben beiben 
Bearbeitern gu banfen, bie mit rüftigem Stet&e unb unermüblidjem 
@ifer bie Drucflegung geförbert Ijaben; aber audj bie BerlagSbud)* 
ftanblung toerbient ben Dan! aller ©efdjidjtSforfdjer. 

Der gleiten Abteilung be$ IV. BanbeS ift ba$ Bortuort beS 
Bearbeiter« beigegeben, in ber er fidj über bie Borgefdjid)te ber Arbeit, 
über bie Gfcunbfäfce, nad) benen bie Bcröffentlid&ung erfolgt ift, äußert 



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152 Siterotur. 

unb ba& Ergebnis beS 33anbe$ furg gufammenfafct. (£8 iß nur gu 
billigen, bafi man ftdj in ber gangen Anlage eng an bie früheren 
Sänbe angefdjloffen ijat; fo tt)irb bie feljr toünf djenSttierte Einljeitlid&feit 
beS 2Berfe8 getoaljrt. ©ie ift aud) faum baburd) geftört, ba§ man in 
ben neuen 33änben mit Stedjt für ben äbbrucf ber Urfunben bie 2ln» 
toenbung ber öon äBeigfäcfer aufgehellten ©runbfäfce ber öon $rümer8 
angettjanbten „budjftabengetreuen Sßiebergabe ber Ijanbfdjriftlid&en 9Sor- 
lagen" öorgegogen ijat. 3m gangen 4. 23anbe liegen 678 Urfunben gebrucft 
bor, t)on benen faft genau bie ©älfte, 335, bid^er ungebrucft ober nur in 
gang furgen äu$gttgen ober Stegeften veröffentlicht toaren. 8u8 ben 
©tabtbüdjem finb nur bie (Eintragungen berücfftdjtigt, ttieldje bie Re- 
gierungen ber ©täbte nadj aufjen, inSbefonbere gu bem benachbarten 
Abel, unb bie firdjlidjen 93er&ältniffe angeben. SS fann baS aber 
nur al$ ein SWotbeljelf angefeljen werben, unb eS ift burd&auS gu 
toünfdjen, bag nun balb aud) bie älteften ©tabtbüdjer namentlich öon 
©reifStoalb unb ©tettin, beffen Eintragungen für biefen 33anb Der» 
fetjentlid) nidjt berücfftdjttgt finb, ä^nlid^ toie bie ©tralfunber im 
3ufammen^ange üerBffentlidjt toerben. gür baS 14. Saljrtjunbert tjaben 
bie Angaben ber ©tabtbüc&er metjr als lofalcd ^ntcrcffe. 

3)ie gtoeite Abteilung beS IV. 33anbeS bringt nicfct gerabe 
f onberlid) titele tmdjtige unb intereffante ©tücf e. ffiS maren bie 3aljre 
1307—1310 äufjerlicfc aud) bertjältniSmäfng ruljig für Sommern, erft 
gegen baS (Snbe biefeS 3eitraume$ mürbe baS 2anb meljr in bie 
bänifdjen unb branbenburgifdjen Ääntyfe unb SBirren fcincingegogen. 
3)agegen ift mancherlei SWaterial für bie fird&lidje Drganifation beS 
SanbeS öorfcanben, um bie ft$ SBifdjof $einrid) befonberS toerbient 
madjte, aud) toerfen Ijier unb ba einige Urfunben neueS tfidjt auf bie 
innere Äolonifation. SuffaHenb ga&lreid) finb bie IranSfumte (%c. 
2420-2435 unb 2521-2538 für bie ©tabt Stettin, SRr. 2463-2501 
für ba« Ätofter Äolbafc, 5Rr. 2580-2599 für baS Älofter 33elbuf). 
3>afj bei biefen nid&t alle äbtoeidjungen genau angegeben ftnb, ift gu 
billigen; eS toürbe ben SBanb nur unnötig befd&toert &aben. 

3)aS SWaterial fd&eint, abgefeljen toon ben Eintragungen beS 
©tettiner ©tabtbudjeS, toollftänbig gefammelt gu fein, fotocit ba« 
möglich ift. ©rgängungen vermag idj njenigftenS &ier nid&t angugeben. 
8ud) fonfi madjt biefe gtoeite Abteilung ben ©inbruef gleid&mäfngerer 
Verarbeitung, als bie erfte; ber SSearbeiter ift entf Rieben trofc ber 
ungünfttgen Umftänbe, unter benen er feine arbeit gu ooflenoen ^atte, 
in fte me^r ^ineingetoaeftfen. Iroftbem möchte ieft im 3ntereffe bed gangen 
SBerfeö auf einige Heine gebier ober Irrtümer aufmerffam machen, bie 
mir bei ber 3)urd)fid)t aufgefallen finb. äBeitered fann fic^ erft bei 
längerem (gebrauche ergeben. $on 9fc. 2350, bie bem 2)atum na$ 



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Siteratur. 153 

bor bie öorljerßeljenbe 9?ummer ßeljört, finbct ftd) ein SReßeft im 
fcanftfäen Urfunbenbud&e II, 9?r. 104, ©. 44. Da« SReßeft öon 9?r. 
2355 ift unöoflftänbiß; e3 feilt audj bte «nßabe, bat bieUrfunbeim 
Urfunbenbuc&e be3 ©efctfecftS ton SBcbel (II, 1, ©. 49) im SReßeft 
enthalten ift 3u SRr. 2362 ift ber $inwei8 auf ©djmibt*Äel>r, $ctyft* 
lid&e Urfunben unb SReßeften II, ©. 436 nadjgutraßen. Poitou ift wotjl 
(©. 274 unb 312) ein Drucffetjler für Poitiers? Do<$ fteljt audj im 
SReßifter, bafj poitou eine ©tabt fjranfrei** fein foU! Da3 SReßeft 
gu 5Rr. 2366 ift untooUftänbiß, im SReßeft öon 2386 unb 2399 ftnb 
Drucffeljler (3 Drömt $afer ftatt 6, fowie 5Rr. 2409 ftatt 0000) gu 
berbeffern. Die fjorm beS SReßefteS toon SRr. 2406 pafH niefct gu ber 
fonftißen Slrt, wie bie SReßeften abgefaßt ftnb, auefc ijier würbe id) 
einen wijrflidjen ©afc toorgiefcen. 9?r. 2413 ift nadj bem IranSfumt 
bon 1321 in ber Eaminer SRatrifel ßebrueft, wäljrenb biefeS bod& im 
Originale im Äßl. ©taatSarc^iöe Stettin üortjanben ift. S3ei SRr. 2446 
feljlt ber $inwei8 auf ®efterbinß8 SSeitraß gur ©efdjidjte ber ©tabt 
©reifSwalb SRr. 61, unb bei SRr. 2550 ber $inwei8 auf Ißerlbad^ 
^ommereU. Urfunbenbucfc 9tr. 676. SRr. 2606 ift auSgüßlicfc audj im 
Diplomatarium eccl. S. Mariae (9?r. 51) enthalten, ba$ fonft mit» 
angeführt wirb. 3ft SRr. 2618 tüirfli* in Treptow a. SR. auSßeftellt ober 
begießt ftd) ba3 ibidem nid&t DieUeicfct auf baS öortjerßefjenbe in Beibuk? 

Den ©dtfuf? be8 4. 33anbe8 bitbet ein £)rt8*, ^erfonen* unb 
©acfcSReßifter, unb e8 ift fetjr banfenäwert, bafi ber Bearbeiter ftd) 
ber nidjt ßerinßen SDWtye untergoßen fcat, fofort ein fotd^ed bem 33anbe 
beigußeben. 9luc& ßeßen bie 3ufammengie!junß ^ Gegiftet in ein3 
ift nicfetS einguwenben, aflerbingö ift baS ©ad&lid&e übermäßig furg 
abgefommen, fobaf? man fragen fann, ob e8 überhaupt ratfam war, 
ein ©aefcregifter aufgune^men. Die wenigen, aud) intjaltlidj fe&r 
bürftigen Zotigen werben nidjt biet nttfcen unb bie wirflidje äu&» 
nufcung be$ gebotenen UrfunbenmatcrialS faum erleichtern, fie Ratten 
rufjiß fortbleiben föraien. 

Die Sraucfcbarfeit unb 3uberläfftßfeit fc e 8 SReßifterS fann fiefy 
ßang erft nad) länßerem ©ebraudj geißen. 2etber erweeften fdjon 
einiße Stichproben fei^ ßünfttßeS Vorurteil, unb bei ßenauerer, aber 
immer nod) oberflädjlidjer Unterfudjunß fteflte fid) eine erfdjredenb 
lanße Sifte bon gestern, Irrtümern unb SluSlaffwtßen IjerauS, bie 
feincSweßS, fo fürchte id), öoUftänbiß ift. ®ewi§ ^at ber ^Bearbeiter, 
wie fc^on me^rfac^ ^eruorße^oben ift, unter feljr unßünftißen Umftänben 
fein SBerf abfd&ließen muffen, aber ßröfiere ©orßfalt ^ätte er unbebinßt 
auf bie $erfteUunß unb bie Äorreftur beS SReßifter« üerwenben muffen. 
Daß ein foldjeS burc^ Unt)oUftänbiß!eit unb Segler unßemeiu an S93ert 
verliert, ja faft unbrauchbar werben fann, ift gur ©enüße befannt. 



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154 Siteratur. 

Um ben Üabd gu begrttnben, wirb eS nötig fein, WenigftenS einige 
ftebler aufauffiljren; eS ift aber unmbglid), afleS au Derbeffern. 3u* 
nädjft mögen einige Slu&taffungen unb Drucffeljler angemeift werben: 
©. 458 fefctt bei ^einrieb Potain in Inflam bie 3aljre§aaljt 1308. 
©benbort finb unter ben bürgern Don Inflam nidjt aufgellt 
«ernbarb Don Surg unb SRtfolauS 5DWen (ngt. ©. 294). «uf 
©. 459 ift bei Salbcwin ©. 25 flatt 28, fowie Barthusevitz ftatt 
Barthuseritz ju lefen. ©. 461 febtt bei 33ernbarb Don 6berftein bie 
©eite 35 unb bei 33iaifer ©. 289. «uf ©. 463 fefjtt Otto Borentyn 
(©. 190) unb ber 9?ame Bonssowe (©. 313), bogegen ftebt bort unb 
auf ©. 465 bei 93üffow Bonssowe; im SRegifter be8 3. 33anbe§ iß 
auf ©. 602 Bonsowe gebrueft. Srenbefe ift auf ©. 464 falfcb al8 
SSürger in ©reifSwatb beaeiebnet, er wohnte in ©reifenberg. ©eite 465 
Dermif?t man ben Tanten Bnkemann mit ©intüctS auf 33öfe. 2luf 
©. 466 ift bie ^Reihenfolge ber ©aminer 33ifd&öfe falfcb unb irrefüljrenb; 
fic bätte an biefer ©teile lauten muffen: «balbert, Sßilbelm, Hermann 
3aromar (1289—1293), ©unter Don SBerle (fcoftuliert), ^einrieb. 
Unter ben Domprö&ften fefjlt ftofjanneS 1302 (Dgl. ©. 35), bei bem 
SJicebominuS tjriebrid), ber übrigens niebt au einer Sfamilie SSBiefel* 
berg (wie eS audj ©. 519 Ijeifjt), fonbern Sinaelberg (Winselberghe 
Dgl. 93b. III, ©. 583) gehörte, ift bie SabreSadtf 1308 Ijinauaufefcen ; 
e8 feljlt bei i&m auf ©. 519 aueb ber $inwei8 auf ©. 298. Unter 
ben Domberren Don ffiamin ftnb nidjt aufgeführt ber Ufebomer Slrcfci* 
bialon Öriebricb (Dgl. ©.515) unb ber vicedominus Weimar Don SBacMa 
(©. 305, 393). ©3 mag hierbei gleich gefagt werben, ba§ bei ber 
«ufaä^tung ber 2Bacbola auf ©. 517 (bier SBacbbola, fonft SBacbotfc 
gebrueft!) gro&e 93erwirrung fcerrfdbt; e$ mürbe aber au weit führen, 
bier Drbnung au f Raffen; aueb Ijier festen einige ©erweif e (©. 264, 
283 f. bei ^aribam). Sluf ©. 467 fuebt man Dergeblid) bie in ber 
Urfunbe 5Rr. 2364 Dorfommenbe SRamenSform ©ebelin, erft auf ©. 472 
finben wir ©aebelin. Unter ben Äarbinälen (©. 467) feblt Landulphus 
saneti Angeli diaconus (©. 35), ber a\\$ auf ©. 489 nicfyt Der* 
aeidjnet ift. ©benfo Dermiffen wir ©. 470 unter ben ffotberger 2>om= 
berren ©onrab Don Treptow (©. 448); er ift im SRegifter (©. 466 u. 
514) falfcb al$ ©aminer Domherr beaeidjnet. Der ©. 275 erwäbnte 
Kudam ift im SRegifter nic^t aufgefübrt. Sei ©rummin (©. 472) 
feblen bie 3abkn 335 f. unb 338. Damgnr (in terra Colbergensi 
©. 393) ift natürlich uiebt bie ©tabt Damgarten, aueb nid&t ein Dorf 
gleiten SRamenS, wie eS im SRegeft Don 9?r. 2566 beifjt, fonbern Dam* 
garbt (ÄreiS Äolberg*Äörlin) unb baSfclbc wie Damgor (©. 89, Dgl. 
33b. II, ©. 448). Sei ©oflnow ift ftatt 313 au lefen 303. «uf 
©. 480 feljlt unter ben ©reifenberger 33ürgern Srenbefe, ber unter 



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Sitcratur. 155 

bat ©reifSwatbern (©. 481) su ftreic&en ift. Sei ©reifSwalb (©. 482) 
ift bie tropftet (©. 329) nidjt flcnannt. «uf ©. 483 IjeijH e8 „Guritz 
fielje ©örife" ; biefcr Warne feljtt aber auf ©. 479. 2)a8 fo benannte 
2)orf (©. 375) ifl unter ©örfe Don Ufebom aufgeführt, wäfjrenb 
bamit ©örfe (ÄreiS ©reifenberg) gemeint ift; bagu wäre aud) ©. 40 
SU fteflen. 2>er ©ompropft üon @amin 3o&anne3 (©. 35) ift auf 
©. 487 nid^t aufgeführt ebenfo wenig 3oe8, Stfar in Siepe (©. 280), 
ber au* auf ©. 489 bei ?iepe feljlt. SBo fommt bte gorm Deszen 
für SubwigSburg bor? «uf ©. 498 ift bei $eter, Sifdjof Don Samin, 
132 toerbrucft ftatt 133. 68 fe&lt ©. 500 $reefc, Dorf S uon Stügen* 
walbe 313. Unter $utbu8 (©. 501) fe&lt bei SWtfolauS unb 
bei S^ege bie 3a§l 268. Sluf ©. 505 wäre unter de Salice ein 
#inwci8 auf SEBiba nötig; ebenbort !jeif?t ber Sauer in ©aldjow 
Bute, in ber Urfunbe SRr. 2559 unb ©. 465 bagegen Bule. Sei Sellin 
(©. 507) ift aufgefallen ber Warne beS DrteS, Don bem a\\8 baS Dorf 
na* liegt; au* fe&lt SeOin (Ar. Ufebom*2Boüin), ba§ 445 als 
©elbtjn erwähnt wirb. ®8 wirb gwar unter biefer fjorm auf ©eflin 
öerwiefen, aber man fudjt bort ben Drt »ergebend. SeiSibotho (©.508) 
fe&lt bie 3a# 295. Salbewin, Defan üon ©t. SWarien in Stettin, 
fommt nidjt, wie ©. 510 gefagt wirb 1301, fonbern erft 1303 üor; 
in jenem JJafjre war Sertram (©. 461) 3)efan. 3luf ©. 511 fehlen 
bei fjriebridj öon ©tolberg bie 3ö^len 298 unb 306, beim 9lrd)ibiafonat 
©tolp 303 unb 329 unb enblid) unter ben SRatmannen öon ©tralfunb 
ftoljanneS Don ©noien (ugt. ©. 479). Sei «rnotb Sifcen (©. 516) 
feljlt bie ©eite 427 unb auf ©. 519 äBierow, Ar. ©retfenljagen 433. 
Unter ben SRatmannen uon SBoUin (©. 520) finbe i* nid&t Subwig 
äBofemunt unb WifotauS Sßitte (Albus) (©. 392). 2)iefer ift ©. 519 
als SRatmann öon fiolberg beseitet, wa3 für ©. 84 richtig, für 
©. 392 aber falf* ift. Sluf ©. 522 fetjlt bei 3emin bie ©eite 353. 
Sludfr eine gange &af)l tjon falfdjen Ortsbestimmungen ift mir 
aufgefallen. 3)a8 ©. 308 genannte Borintin ift ftdjer nidjt Sorrentin 
bei 3)emmin (©. 463), fonbern Sorntin bei ©reifenberg, ebenfo wenig 
wie baS cbenbort genannte Bussentin Soffin bei Ufebom (©. 463) 
ift, fonbern Sttffentljin (Ar. ©amin). 2lud) mehrere anbere in ber« 
felben Urfunbe (Wr. 2411) genannte Orte finb falf* beftimmt, fo ift 
©oltin natürlich nidjt bie ©tabt ©olbin (©. 508), fonbern ©oltin 
(Ar. ©amin), ©rabow nid&t 2llt*®rabow (?) bei ©tettin (©. 480), 
fonbern ©rabow (Ar. ©amin), Äalant ni*t «It^alen in SNecflenburg 
(©. 466), öielmeljr Äaljlen bei Gamin, ^Juftecowe nidjt $uft*ow bei 
Selgarb (©. 501), fonbern ber gleichnamige Drt bei ©reifenberg, 
Wo8tentinni*taßuffent^in(©.521), fonbern äBoiftentljin (Ar. Samin); 
Koselitz ift ni*t ba$ bei ^fyrifc (©. 469), fonbern ba$ im Ar. (£amin 



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156 Sitcrotur. 

gelegene ®orf, mit ^oldjott) ift nicfct ba8 ®orf bei ©tcttin (©. 499) 
gemeint, eS ift toafjrfdjeinlicfc ein bei ©amin untergegangener Drt 
(tgl. Älempin, Diplomat. SBeitr. ©. 332). 9?od) öerhnmberlidjer ift, 
bat baS bem ©aminer DomFapitel gehörige ©riftoro bei ©reifStoalb 
liegen foü (©. 482), mäljrenb natürlich an ben befannten, auf ber 
gleichnamigen 3nfel gelegenen Drt bei ©amin au benfen ift. ÄHe 
biefe fte&ler Ratten ftdj bei forgfältiger Benufcung ber Stegifter im 
3. Banbe unb in ÄlemfcinS btylomatifdjen Beiträgen leicht öermeiben 
laffen. 3)a3 in ber Urfunbe SRr. 2462 genannte Symytze ift nid&t 
©imöfcel bei ßörtin (©. 508 mit Sragejeidjen), fonbern 3ieroifc öuf 
Ufebom. Dobercow (©. 303) liegt im ÄreiS !Demmin, nidjt bei 
9?egentt>albe, SBelgin N *>on Ireptom a. %., nidjt SO Don Ufebom. 
©benfo fmb mehrere Angaben für Orte in 9?r. 2631 falfdj (Äamtfe 
= ßamminfe, 3^cnin = ©eüin im Äreife Ufebom*2Bollin); bie 
beiben Drte Bens unb Bangin merben unter Bens (©. 460) auf- 
geführt, ©in SDorf Benifc bei ©ilom in 9ftecflenburg (©. 460) ift 
auf bem 2Reßtifd)blatte ber ©eneralftabSfarte nidjt &u ftnben, nur ein 
SBalb „bie Ben^. ©djliefjtid) mag noefc ermähnt werben, ba§ bie 
auf ©. 506 unter ©djönlinbe untergebenen tropft 3)ietric$, 3)om« 
fyxx $u ©t. aKarien in ©tettin, unb ber Äanonifer 3)ietrid) natürlich 
eine unb biefelbe <ßerfou finb, bie audj too&l ibentifd) mit bem 1301- 
ertoäljnten dominus Thidericus de Lynda ift, au§ bem im Stegifter 
(©. 490 unb 510) ein £)ietrid) Don Sinbom gemacht ift. 

©8 iji feine greube, ade biefe geiler unb Irrtümer aufeuaä&len, 
ja idj bebaure aufs Ijöcfcfte, ba§ baS SRegifter fo galjlreic&e unb gemi§ 
nodj Diel meljr enthält. ©8 erfdjien mir aber burdjauS nottoenbig, 
auf biefe Satfad&e Ijinaumeifen, ba DieHeid&t im SRegifter pin 5. Banbe 
nodj Berichtigungen angebracht werben tonnen. Irotj biefeS feljr 
bebenflidjen 9Rangel8 möchte id& aber bodj bem Bearbeiter ben 3)anf 
ber pommerfdjen ©efdjidjtSforfdjung auSfpredjen, baß er bie t>er&ältni$* 
mäßig turse 3«t feiner lätigfeit am ©tettiner ©taatSarcfctoe &u ber 
muffeligen Arbeit benufct $at, unb ber Hoffnung «uabruef geben, baß 
er feine Äraft nidjt gän^lid? biefem Arbeitsgebiete entjie&en wirb. 

2)er Bearbeiter beS V. BanbeS mar infofern ertjebtidj günftiger 
baran, als er feine arbeit ungeftört in ©tettin fortfefcen tonnte unb 
hoffentlich balb Doflenben fann. @o ift eS tein SSBunber, baß bie 
Dortiegenbe evftc Abteilung ben ©inbrucl größerer ©leidjmäßigfeit unb 
©inljeitlid&feit madjt; baS fommt unter anberem auefc in ber Raffung 
ber SRegeften sunt AuSbrucf, ebenfo ift bie ©orgfalt, bie bei ber 3)rucf* 
legung angetoanbt ift, retfy erfreulich. 3BaS ben 3"^lt beS $alb» 
banbeS angebt, fo enthält er gatjlreidje febr intereffante Urfunben, 
Stoar loeniger w äußeren ©efc^ic^te, ba aud) ^ier eine Doüflänbige 



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Siteratur. 157 

Slufflärung über ba8 ©erhalten ber pommerfd&en $erjoge in ben 
Äämtfen um ©tralfunb nidfjt erfolgt, äudj erfahren wir nid&tS über 
bie Abtretung ber Sänber ©tolp, 9tügenwalbe unb ©djlawe an 
$er$og äBartiflaw IV. (1316). Stogegen ftnb für bie inneren SJcr- 
Ijältniffc nidfct wenige ©tüde bon befonberem !$ntereffe, fo 3. 8. 
9h. 2675 für bie SSefteblung unb Anlegung eine« beutfdjen 3)orfe3, 
toa$ im SRegeft nidjt beuttteft genug fjevtoortrttt. ©benfo bringen bie 
$ier }um erftenmal öollftänbig abgebrudften Stollen ber Änod&en« 
iouer (1312) unb ber ©d&miebe (1313) in Stettin (9h. 2762 unb 
2864) wichtiges ÜWateriat für bie ©tabtgefd&idjte. hierfür ift au* 
Don großer SSebeutung ba$ SJerseidjniS ber ®üter beS ©tettiner 
SRonnenflofterS (9h. 2764), auS bem ftd), trofcbem eS redjt oerftümmelt 
ermatten ift, Diele ©djlüffe auf bie 33efteblung ber Umgegenb bon 
©tettin sieben laffen. 2)ie 3cti)l ber IjiSljer weber gana nodfj auSgugS* 
weife gebrueften Urfunben beträgt etwa 140. ®aj? ber ^Bearbeiter 
au* 3nfd&riften Don ©rabfteinen (9h. 2966, 2984, 3037) aufgenommen, 
ift burdfcauS &u billigen, ba in Sommern fold&e au$ älterer 3*it überaus 
feiten fmb. ®odb für ben ©rabftein in Stauen tjätte üon#afelberg3 
Snbentar ber Saubenfmäler beS SRegierungSbesirfS ©tralfunb (©. 164) 
eingefe&en werben muffen, bann wären bie 3nförift unb bie ^Datierung 
richtiger gegeben. 

®S feljlt bie Urfunbc Dom 22. «uguft 1315, bie 3Bar?graf 
äBalbemar toon Sranbenburg in lantow für ©ofgimtr ©wencja au$* 
ftellte (gebrueft in ber «Itpreufc. 9Konat3fd&rift XXX, ©. 274 f.). 
39ei 9h. 2660 unb 2684 ift ber §inwei£ auf bie SluSgabe beS aweiten 
©tralfunber ©tabtbudjeS öon (Jbeling (©. 15, 16) nadfoutragen. 
3)a3 SRegeft gu 9h. 2682 ift ungenau, benn ber <ßlafc $ix ©rricljtung 
eine« neuen ÄtoftergebäubeS würbe nidfot ben beiben ßlbftern in 93elbu? 
unb ©toty, f onbem nur bem lefcteren gefdjenft. 3113 baS 2)atum ber 
tranSfumierten Urfunbe (9h. 2690) Ijätte baS in itjr felbft angegebene 
mitgeteilt werben muffen, nidjt \>c& öon Älemjnn öermutungSweife 
angenommene 3<*ljr; toir erfahren fo nid&t, ob fte bie SaljreSaaljl 1243 
trägt, unb boS ift öon Sebeutung für bie ^Datierung biefeS erft neuer» 
bingS wieber öon 33oeljmer (®effr ber ©tabt ©targarb I, ©. 27 ff.) 
eingeljenb bcljanbelten ©d&riftftüdfeS, ba baS IranSfumt oon 1311 
Weber Älempin nod& SSoeljmer befannt gewefen ift. 2>er 3)rudf ber 
äBorte apud Stangevolen im 9tegeft gu 9h. 2715 toerfüljrt au ber 
annähme, eS Ijonble ftdj um eine nid&t meljr ejiftierenbe JDrtSbegeid&nung, 
wä&renb ©tangetoole ein SBürger ©tettinS war (ügl. 9h. 2781). 3m 
SRegeft gu 9h. 2750 genügt bie «ngabe „beS ÄlofterS «Jfyrifc" nid&t, 
e« Ijanbelt ftd& um baS bortige SWonnenflofter (ögl. 9?r. 2763). 3ft 
mit ber in 9h. 2800 erwähnten villa Konowe wirfli* SSarnimS- 



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158 Siterotur. — 9?otiaen. 

funow gemeint? Ob in 9fa. 2822 ber setarius richtig als Seber* 
fjänbler wiebergegeben tft, erfdjeint mir trofc $# (®efd&. ber ©retfö» 
ttmlber Sirenen I, ©. 104) minbeflenS aweifelfjaft. 3m SRegefi au 
5Rr. 2892 ift ein ad strueturam ecclesie St Marie gegebenes ®e« 
fäenf wiebergegeben al§ sunt Sau ber SKarienfirdje, wä&renb ba8 
in 9fr. 2879 nid&t gefdjeljen ift. Die testes alii in littera priori 
nominati (in Übe. 3032) Ratten wenigflenS in einer Slnmerfung 
genannt werben muffen. 

äud) Ijier ftnb lieber einige unbebeutenbe Berichtigungen ge* 
geben, bie mausern fleinlidj erfdjeinen werben, aber für bie 9?ad)träge 
unb Berbefferungen, bie inSgefamt für ben 6. Banb gurütfgefteHt 
ftnb, mögen fie bod) Beachtung finben. SS liegt in ber Statur ber 
Urfunbenbüdjer, baf? bei ber Befpredjung foldje fäeinbar unbebeutenben 
SluSffeUungen ijeroorgeljoben werben muffen. SBirflidje SluSnufcung 
be8 gebotenen ©toffeS fann erft mit ber 3*it erfolgen, hoffen wir, 
ba§ fie nid&t ausbleibt, ba8 wirb and) ben Bearbeitern ber am meiften 
erwünfdjte i'oljn fein. M. W. 



»otijeit. 



3wei Briefe BugenbagenS (1532 Des. 22 an ben 9tat 
oon ©oeft, 1547 ÜRai 27 an ben branbenbuvgifdjen banaler 3oljanne8 
SBeinlöb) oeröffentlidjt S. ©raebert in ben Ifjeologifdjen ©tubien 
unb Äritifen, Sa&rgang 1903, ©. 640-643. 



3n ber Historisk Tidskrift (1903, ©. 61-71) teilt 
gart ©rienberg einen ^lan ©uflaöS IV. SlbotfS mit, ba8 
fcfcwebifdje Sommern ju öeräufiern. 3m %abxt 1798 richtete ber 
fdjwebifdje Äönig in einem eigenljänbigen ©d&reiben an Srriebrid) 
SBilbelnt III. bie anfrage, ob er geneigt fei, Sommern burd) Äauf 
gu erwerben. ©8 würben Berljanblungen eingeleitet, fte aerfälugen 
fid) aber wegen ber fjorberung ber ©Sweben, bie nur öon einer 
Berpfänbung auf 25 3^re wiffen wollten. Preußen l)at fpäter nod) 
wieberljolt ein Angebot gemalt, bod) iefct lehnte ©ufiab %bolf ein 
gingeljen auf Berfcanblungen ab. 



3n ber3eitfd&rift für 9ftiffion8funbe unb SleligionS* 
wiffenfcfcaft (XVII, ©.269 ff.) öeröffentlicfct Dr. Dttolßlantifo 
eine DarfteUung öon beg bänifdjen 33if d^of ö äbfalon oonSloeS* 
Filbe Seben, laten unb Berbienften um bie Befeljmng 
SRügenS jum ©^rifientum. Die arbeit beruht auf ben älteren 
gorfdjungen, neue$ SKaterial ifi niefct benufct. 



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Zotigen. — 3utood>8 ber ©ammlungen. — SWtttetlungen. 159 

Son $eincmann8 ÄuSgabe ber 'JJomerania SBugenljagenS 
finben fi# ©efored&ungen im Sitcrarifc^cn ©entralblatt 1903 (SRr. 30, 
©p. 1004 f.) unb im £ljeologif c&en 3al>re$beric&t (33b. 21, 1902, ©. 550). 



8«tot$8 fett ©ammltttgeii- 

I. 2Bufeum. 

1. (Sine Sammlung öon ©teingeräten au$ ält*(£oferott> unb 
©udjerott), Ar. Inflam, Siepe unb SorfljauS, Ar. Ücfermünbe, 
unb StrnimSttalbe, Ar. SRanbott). 3.*9fc. 5270-5283. 

2. @in borbeauyroter, feibener großer Stegenfdjirm mit Siföbein* 
geftefl au8 bem Anfange be8 19. 3at>rt>unbert8. ©eföenf be§ 
#oforgelbaner3 Barnim ©rüneberg in ©tettin. 3.-9h. 5284. 

H. 8ib(iot$ef. 

1. 333. §rrieben8burg. ®a8 Äöniglidj ^ßrcu§tfd^c $if!orifdje 
3nflitut in Stom in ben breije^n erften 3aljren feine« S3efte^end 
1888-1901. Berlin 1903. ©efd&enf be« BerfafferS. 

2. g. Boetjmer. ©efäidjte ber ©tobt ©targarb i. <ßomm. 
I. 33anb. ©targarb i. $omm. 1903. ®ef*enf be8 3ftagiftrat8 in 
©targarb. 

3. $. Sentfd). Beiträge gur ©efäidite ber älteften SRed&tS* 
pflege in ©üben. ©.*2L au3 ben SRiebcrlaufifcer SWitteilungen VIL 
©eföenf be« BerfafferS. 

4. SRitteitungen über bie ©efdjidjte ber Samilien Stofenoto 
9?o. 18. ®efd>enf be8 #erau8geber8, $rebiger§ & SRofenoro in «rt)8. 

5. SB. Älein u. 9K. $e&emann. ftriebrid) «Ifreb Ärupp! 
(Sine ©ebädjtniSfdjrift. £eil 1. gffen 1903. ®efdjenf be8 Herrn 
SRoberidj ©runonj in ©tettin. 

6. ^ommerföer $au8fatenber für ©tabt unb Sanb 1904. 
®efdjenf be8 djrifUidjen 3eitfdjriftenöerein3. 

7. $. 8utf 4 SRegifhr gum 9Scracic6mffe ber Äunfibenhnäler 
©gierten«. Breslau 1903. ©efdjen? be3 BerfafferS. 

8. ®. 'JJiotti. J basalti deir isola del principe Rodolfi. 
Milano 1903. ©eföcnf be8 BerfaffcrS. 



SKitteilvKiet« 

3um orbentlidjen 2Witgliebe ernannt: Bud^änbler 
SBilljelm ^roeller in ©tettin. 

©ejlorben: Sntiquitätenfjänbler ©. Brodtoro in Berlin. 



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160 amttetlmtöcn. - 3n$alt 

3nftn*tttm*n fft* feie 8alttf4>en CttsMen unh Me 
aRonatöM&tter bitten ttrt* ttt *er 3ei* »0m 1. ©ftofrer 
1908 M* mm 1. nptii 1904 an Qtttu 3tr*>t»AffM*enictt 
Dr. £eituttumu (Cttttta, $t*fflitmeiilrafce 90) }U rieten, 
*e* »Öftren* *e* SBinterfc*(*J*ftre* *ie ttetaftion in etea- 
toertretntm f fttyren Urtrfc» 

$er ftorfton*. 



3)ie orbentlidjen SHbliotljefSftunben fallen im 
SKonat Dftober auS. Stagegcn toirb ettoaigen äBünfdjen betreffenb 
Senufcung ber SMbliottjef toäljrenb ber SMenffihmben be3 Staats* 
ardjtoeS (t>on 9 bis 1 U&r Dorm.) nad) 3W5ßlid^fctt entfprodjen »erben. 



$a* SRnfenm bleibt mtyren* *e# SBinter* ge» 
f4M*ffe». 

Äonfer&ator ©tubenraudj tooljnt $o&ensoHernfha|?e 5. 

$te monattidpn 8erfamtnfnngen finfcen in Ctettin 
au4 in tiefem SBinter in fcer ttegel an Jefcem dritten 
eonnabenbe te* Wonni* im »tbUot&et* • Simmer M 
8erein*fcanfe* fkatt. 



(ttrflte ^wfammlunß am j8onna6tn&, 5em 
!?♦ fcftfoßw 1988, 8 Ufa: 

§tvv ^rrfjitmr Dr. van U*t«r«fr**ff: 
giftttatik in $*tntn«rn+ 



I n l| n 1 1. 



3um branbenburgifdj*pommerfd)en Äricge. — £ur K&ronologic 
ber ©amtner Sifööfe. — Siteratur. — 3utoad)8 ber Sammlungen. 
— 9Ritteilungen. 



tSttr bie Stebaftion öeranttoortlid): ^rofeffor Dr. 2W. SBeljrmann in 
Stettin. 3)mrf unb Verlag Don §errcfe & Jebeling in ©tettin. 



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M 11. 1903. 

|ttotmteblättci\ 

herausgegeben 
Don ber 

(^cjcUiri)aft für ^ommcrfrfjc ©efdjtdjte 
uttb SUterfturtSfunbe, 



%tx ftadjfcvtuf bei 3ttl>alteS liefet äRottatibtftte? ift unter CXaeOenangafte 

gemattet. 



3um broHbenburgiCdj-pommcrCdjcn fliege 
wm 1283-81 

SBei Äufjeidjnung ber Sttotijen in Sfo. 9 Ijatte idj nic^t 
borauf geartet, bafc bie t>on mir als gefällt bezeichneten 
Urfunben $. U.*93. SWr. 1281 unb 1282 im vierten »anbe 
unter SWr. 2431/2 beftätigt feien. Dag foldje angeblichen ®e* 
ftötigungen vorlagen, fonnte ja üon öornljerein als felbft* 
öerftänblid) gelten; oljne öerbinbenbe SWtttelglieber berart tyätte 
ja bie gälfcijung iljren Qmd öerfefylt. Daß nun aud) bie 
Sttr. 2431 unb 2432 3rftl[d)ungen finb, !ann nad) bem früher 
gefagten faum gtoeifelljaft fein, #erjog Otto I. Ijat am 
21. September 1308 in ©tettin (öergi. $. U.*S3. IV, 2419 
bis 2435) eine große üßenge ber ftöbtifdjen ^rioilegien beftftttgt, 
barunter aud) bie britte jener Urfunben Dorn 19. Dejember 1283 
(SWr. 1283); fie alle finb in ber tranSfumierten gorm ein* 
toanbSfrei, nur nidjt unfere beiben. ©8 ift nämlid) in tynen 
bejeidjnenbertoeife ber SWame eben beS ^erjog« Otto, ber 
1283 als britter 2foSfteüer erfdjeint, in bem SEranSfumpte 
fortgelaffen; torie fottte ber #erjog, wenn er toirftid) btefe 
SranSfumpte ausfertigte, auf ben ©ebanfen gefommen fein, 
fid) felbft ju eliminieren. Die ©adje liegt eben fo, ba% man 



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162 8um brcmbcnburötf^pommcrf^tn Stutzt Don 1288—84. 

ba$ angebliche Original Don 1283 nidjt gut brausen tonnte, 
»eil es burdj bie (Srmftljnung Otto* ftd) gar ju leitet als 
tjälfdjung barfteütc, ba{* man bat)er aud) SEranSfumpte in 
einer an ftd) betrachtet eintoanbsfreien fjorm tyerffetten mufcte. 
üDafc an ben beiben angeblichen XranSfumpten SReiterfiegel 
DttoS ^fingen, tft unter biefen Umftönben otyne SBebeutung. 
Um fo toertDotter erfdjeint bann bie fd>on Don Ärafc 
betonte, Don <($rümer$ unb nun aud) Don SBinter als unmafc 
geblid) bejeidjnete SEatfadje, bafc unter ben Dielen 1309 oon 
$erjog SBartiflato IV. ber ©tobt betätigten ^rioilegien fid} 
unfere beiben nid)t finben, mtc ßd| jefct au* bem 2>ru<f ber 
SWummern $. U.4B. IV, 2521 bis 2538 ergibt, too toteber 
jene britte Dom 19. Dezember 1283 (9h. 1283) rite erfdpint 
Der 3r&(f$er l)at augenfdjeinlid) auf eine SJeftätigung burdj 
ffiartiffa», ber Ja nidjt #erjog oon Stettin mar, leinen ffiert 
gelegt. — Die SBenribmung ber üRftrfer mit ber freien Ober* 
fafpt, Don mir irrtümlich auf ©. 148 ju 1308 batiert, ge* 
$ört ju 1311. ©ie$e $. U.*SB. V, 14 SRr. 2671. 

v. N. 

M& ben Sagen ber fd)toeren ttot Mbttp. 

83on SB. £anngte§er in Äolberg. 

©djtoere Reiten für Sommern unb Äolberg prophezeite 
man, als Ijierfelbft am 28. üKai 1625 morgen« jttrifäen 8 
unb 9 Uf>r eine große unb brei Heine SRebenfonnen beobachtet 
mürben, bie erftere ber mirUtc^cn ©onne gegenüber, bie teueren 
mitten über beiben. 

SEatfätyidj rücfte ber bis ba^in in 9Wittelbeutfd)lanb 
geführte Ärieg langfam gegen 9torbbeutfd)lanb Dor, unb 
Sommern« Reiben begannen, feit ber ftönig ®uftaD äbolf Don 
©djtueben Preußen unb <ßolen befriegte, Zittau, Dirfdjau, 
SWarienburg, (Slbtng u. a. ©tftbte eroberte, Danjig ade Qu* 
ful)r ju SBaffcr unb ju Sanbe abfdjnitt unb bie Dberften 
©treiff unb leuffel im ©ommer 1626 mit jtuei in üRedtenburg 
geworbenen Regimentern Infanterie unb einigen ©djftabronen 



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Äu$ bat lagen ber fdjtoeren 9fart £olberg$. 163 

fdjmebifdjer Strumen ba£ 8anb burdjjogen unb auf fdjauerlidje 
©eife oernmfteten. Sei ü)rem SSorbeimarfdje erhielten biefe 
Gruppen aud) SebenSunterljalt au$ Aolberg, Sommern toar 
öottftänbtQ n>el}rlo$. ©8 beftanb nod) bie alte Ödjnöfolge, 
»oju außerbem bie &orjug8n>eife au« 2ru§truppen befteljenben 
Kontingente ber ©täbte tarnen. SWadj langem .ßögero & e fafj* 
4>erjos Sogifla» XIV. bie (Stellung biefer Eroten, ju benen 
Äolberg 100 SWann ju fjug unb 13. SWann ju ^ferbe au$* 
jurüften unb ju unterhalten I)atte. 

91m 4. gebruar 1627 fanbte ber Äönig oon <ßolen ben 
#errn Äbolf oon Ärfc nad) Aolberg unb ben übrigen pommerfdjen 
©eeftäbten unb verlangte bie Aufhebung JebeS §anbtüt>ttttt)t& 
mit ©djmeben unter ber Drohung, baß er fonft ade ©d)tffe 
unb ©aren taptxn (äffen mürbe. Salb barauf liefen aud| 
fünf polnifdje ßriegSfdjiffe au« fjurdjt oor ben ©djmeben, 
bie fid) bis auf 100 ©d)iffe üerftärft Ratten, in ben ijieftgen 
$afen ein, verließen iljtt iebod) toieber nad) brei Sagen, als 
100 pommerfd)e Weiter unter ©iegfrieb Don Damifc unb ein 
gfäljulein Äolberger unb ÄöSliner guffootts fid) öor ber 
ÜKünbe einquartierten unb bie #afentette fdjloffen. (8$ glücfte 
ben $olen mit #ülfe günftigen ffiinbeS oljne SSerluft an ben 
©darneben oorbeijufegeln unb lieber nad) Danjig ju gelangen. 
?lm 3. Quli 1627 würbe bie pommerfdje Sanbbefafcung 
nrieber entlaffen, »eil bereu Unterhaltung ben ©täbten unb 
Sanbbewo^nern ju läftig war. Die ©tabt Äolberg Ijatte für 
bie ju berfelben geftellte SWannftfyaft folgenbe ausgaben gehabt: 
für bie 13 {Reiter 746 fL 26 gr. 

„ „ Äleibung ber 100 SWann geölte 

„ „ Unterhaltung berfelben . . 

„ eingefaufteS $ufoer unb SBtei . 

„ (Erbauung eine« SBlocfljaufeS auf ber 
SWünbe 

„ bie fommanbierenben Dffijiere . 



i 293 „ 


12 „ 


. 2683 „ 


19 „ 


, 681 „ 


20 „ 


38 „ 


— It 


68 „ 


3 „ 


4509 fl. 


so «t. 



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164 fht* bat Xagm ber fdjweren Slot ftofoergS. 

4509 fL 80 gr. 
für 900 üKamt Ijolfteinfdjer JReiter, welche 
bei ifjrem $urd)marfd) auf fürftbifd)6f* 
lidjem JBcfc^t jwei 9W$te in ©r. Qfcftin 
gelegen einfdjliefclid) 200 fL, weldje bie 
Äommanbeur« bafür empfangen, bog 
fte nidjt Ijaben plünbern laffen ... 622 „ 22 „ 
$terju traten nodj bie Äoften für bie 
im Sßooember erfolgte taiferli^e ©n* 

quartierung mit 3561 „ 29 „ 

unb bie an bie fürftlitfyen ßommiffare 

SButgrin unb Damifc gejagten . . . 1500 „ — „ 



fo bog im %af)Tt 1627 jufammen . . 10196 fL 3 gr. 

für bie ©arnifon berauägabt worben finb. 
Durd) bie ßntlaffung ber Stanbbefafcung würbe baS 
(Einrüden ber faiferlid&en Gruppen in Aolberg nur befdrbert. 
«m 30. Sttooember 1627 befefcte infolge beS jwifdjen bem 
pommerfdjen #erjoge unb bem Oberft oon Arnim ju granj* 
bürg abgetroffenen SSergleidje oom 10. SWooember 1627 ber 
Dberftwad)tmeifter SBaron $an« S^riftop^ bon 3rünffird)en 
Äolberg mit fünf Kompagnien, jebe 300 Wann ftarf, weld)e 
3 3al)re, 3 ÜRonate unb 3 läge bie ©tabt branbfdjafcten, 
ftirfyn, Käufer unb ©Neunen teil« abbrannten, teil« ger* 
ftörten. ß« würbe öon if>m gefagt: „Diefer üKajor, ein 
junger SWann Don 27 ^afyren, öerftanb fid) meifterlid) barauf, 
©elb ol)ne Jammer ju fd)tnieben". 

Sit« Setbfompagnien be$ ©eneralifftmu« ffiaüenftein Ijielt 
fldj biefe ©olbateSfa wäljrenb ber erften fed|$ ©od)en ber Aon» 
oention nod) fo giemlidf). 8U« eS aber weiter in ben ffiinter 
lam, ba ging e« bei SRadjt oon ben au« aüen Sänbcrn an« 
geworbenen Inippen an ein ©teilen, ba« jeber SBefdjreibung 
fpottet. Der flagenbe SBürger erhielt nur 95erweife, wenn er 
bie Zattx nid)t nennen fonnte. kleine Cjjeffe würben nur 
mit {Retten auf bem fernen (Sfet beftraft. Die Dffijiere 
waren nid)t metyr mit Äommifcfleifd) unb SJrob jufrieben, 



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9fa8 ben Sagen ber fäweren SRot Äolbergd. 165 

fonbern forberten Don ben Sanbftönben beS ©tifts SEafelgelber. 
Die ©tftnbe fanbten am 11. Januar 1628 ben Dberftleutnant 
Don Damifc unb ben Sanbrat Don ÜWündjow fjierljer, bie Don 
bem ßommanbanten unter 2lnbroljung Don SIrreft, nad)bem 
juDor ©äße unb £ore mit Zxnpptn befefct waren, jur 9tö* 
fäließung einer neuen ÄonDention aufgeforbert würben, ©ie 
entfd)ulbigten ftd) mit bem üftangel einer SSoüma^t unb er* 
Rieften ad)t läge SBebenTjett. ^njwifdjen forberte ÜWajor günf* 
firdjen für bie $äute be£ abgeplatteten 2SieI)e$ unb jum 
»eften feiner ßeibfd)üfcen 900 £lr. «13 fein ©elb in ©üte 
auf jutreiben war, mußte ein Derfiegelter bei bem Sürgermeifter 
Döpfe Derwafjrter Äaften mit bem fRatöftlbcr jum ^fanbe 
bcfteöt unb Derfpro^en werben, binnen 8 Jagen 3 a ^ un 9 3 U 
leiften. Da abermals hiermit getigert würbe, brauste ber 
Äommanbant, ber ftd) auf bie Dom Oberfit Don Arnim er* 
Ijaltenen SBefeljle berief, ©ewalt, lieg am 24. Januar beä 
SBürgermeifterS Stube öffnen unb ben Äaften mit bem ©Über 
herausnehmen; e$ würbe im ®efamtgewid)t Don 753 Öot 
3 Qtd). nur für 499 fl. in ^Ijfang genommen. Den ©olbaten 
würbe gleichzeitig befohlen, fein ßommißfleifd) mefjr anjuneljmen, 
fonbern ftd) Don ben bürgern Reifen ju (äffen. 2lud) würben am 
16. Februar jebem töatSljerrn jeljn Xribulierfolbaten ins #auS 
gelegt, auf biefe ffieife mußte bie ©tabt unb bie 8anbfd)aft 
eine ©umme ©elbe« nad) ber anbem jufammenbringen, weil 
jeber feinen ©elbbeutet gefüttert wiffen wollte. 

Sfot 6. SKdrj 1628 traf ber ©eneral §ebron mit 
mehreren Ingenieuren fyier ein, teil« um bie Dielen entftanbenen 
©treitigfeiten ju fdjlidjten, teil« um Äolberg nod) metjr ju 
befeftigen. Sr ließ audj bie Dor ber STOünbe angefangene 
©djanje Dergrößern. Qux Seftreitung ber ÄriegSfoften mußten 
im 3faf}re 1628 500 ©renj #olj in ©r. $eftin, ©emmerow, 
©imöfcet, SBüffow unb ©pie gef$lagen, nad) bem ©aljberge 
geflößt unb bort für 8 fl. für bie ©renj Derfauft werben. 
Der ©efamterlto betrug 4000 fl., außerbem mußten 12000 fl. 
aufgenommen unb 16652 fl. 26 gr. 12 $fg. Don ben 



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166 %vß ben Sagen ber fäweren SRot ÄolbergÄ. 

(Einwohnern ber ©tabt unb beS platten SanbeS aufgebraßt 
werben, äußer ben Dielen Sonnen SBier Ijat bie faifertiße 
©arnifon in biefem ^afjre 27837 fl. 24 gr. 6 $fg. gefoftet. 
Äeiner &on ben ÜWagiftratSs$erfonen fjatte ®el)att erhalten. 

Sßaß ©enerat #ebron tommanbierte l)ier ber Dberft* 
Ieutnant SBinbljof, unb als biefer 1629 Don Arnim abberufen 
mürbe, traf als ©ou&erneur ^erjog $ranj ätbreßt Don 
SRieberfaßfen ein, ber befonberS bie SBdüc am blauen Xurm 
(bem bamattgen ©teintor) befeftigen lieg. 

©roße (Erregung rief in Äolberg wie im ganjen 33iS* 
tum Äammin baS faifertiße 9teftitutionS*(Ebift üom 6. STOärj 
1629 ljeroor, naß bem ade naß bem *ßaffauifßen ©ertrage 
unb SWetigionSfrieben oon ben e&angeüfßen ©täuben unb 
©tobten eingebogenen geiftlißen ©üter ben Äatljotifen jurüd* 
gegeben »erben fottten. Dem eoangetifßen granj «Ibreßt 
traute man nißt, unb er mürbe bal)er abgerufen. 

©ein SWaßfotger würbe anfangs Quli 1629 3)on 
gernanbo bei Sapua, ber bie Sürme unb baS ^fannfßmieben* 
tor ganj abtragen, bie SSorftäbte nieberreißen unb noß mehrere 
©ßanjen anlegen lieg, woju Arbeiter 12 ÜWeiten weit fjer* 
fommen mußten, am 7. Sluguft befahl er, baß alle ©traßen* 
cefen mit SReitem befefct unb aüe SBürger entwaffnet würben. 
Die auf baS SRatljauS gebraßten ©eweljre würben fobann 
unter baS SWUitÄr verteilt, »m 7. ©eptember traf ber 
faifertiße Oberbefehlshaber in ^interpommern Torquato Conti 
mit bem ©eneral Don ©aflfelb ein, beftßtigte fogleiß ben SaßS* 
fang, baS ©atjwerf, ben #afen unb ben ©tabtwalb. Durß 
ben ffießfet ber toerfßiebenen Gruppen litt ber Sanbmann un* 
befßreibliße Slot; für bie ©tabt würbe fie um fo grdßer, Je mefyr 
#eerl)auf en fiß l)ier fammetten. Stuf eine beSljatb öon ben ©tifts* 
ftanben unb ©tftbten geführte Sefßwerbe äußerte Torquato, 
man muffe bie ©tänbe nur Hopfen wie bie Siußbftume, fo 
würben bie SRüffe fßon faüen unb breite mit ffroaten unb 
Sxibutierfotbaten, fo baß man Torquato ben JBeutel foulte, 
um baburß Stoße ju erlangen. 



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«u« bat Sagen ber fetten SRot ftolberg«. 167 

(Sine Heine ©djrift, weldje bamalS unter bem Site! 
„$anftfd|er SEBccfcr" erfdjien unb bie #anfeftftbte jum 8fof* 
ftanbc aufforberte, machte grofjeä auffegen, »eil fie bie Sttot 
in ebenfo frftftigen wie jeitgemÄgen 3 ö Ö cn f^i^bert. Darin 
mar u. a. ju lefen: ©a$ Ijeigt (Einquartierung? „Eingeben 
alte«, wa$ ber SBürger l>at, oerjeljren unb nehmen, ffieiber 
fd|Änben, fdjtagen unb plagen, bie ©djtüffel ju Ätrdjen unb 
Xoren wegnehmen, in ©umma: bie SBürger beäarmieren, fie 
bem Zapfte ju ©flauen offerieren unb ber fdjndben Suftfeudje 
ber babtylonifdjen $ure unterwerfen, ober mit ffieib unb Äinb, 
»enn es nod> fo gut werben fann, in* (Kenb babon jieljen". 
Dies geföal) benn aud), triele oorneljme unb geringe Äolberger 
liegen #auS unb #of fteljen unb jogen baoon. Dagegen 
lebte Torquato mit feiner 2flätreffe wie ein ftürfc lieg oiele 
filberne ©Rüffeln unb Seiler umfömetjen unb mit feinem 
ffiappen oerfeljen. üKit aller Smftgfeit mufjte an ben äußeren 
großen ffierfen gefdjanjt werben, auf feinen SBefeljl würbe ba$ 
«ütertor unweit ber Sörferei abgeriffen unb öerfdjüttet. ®r 
lieg aud), wie e« fdjongünffird|en getan, fünf lebeme Äanonen 
fertigen unb mit feinem ©appen oerfeljen; allein man fanb 
fie balb unbrauchbar, ba fie fd)on bei bem erften ober jweiten 
©djuffe {prangen ober riffen. Torquato oerfftumte nidjt, fidj 
bei bem faiferlifyn #ofe beliebt ju madjen, fo fd)icfte er ber 
Äaiferin jwei ungeftalte, in Sommern aufgetriebene ^werge 
nad) ©ien; aud) gelang es iljm, in Sommern nod> fünf 
Äompagnien ©olbaten, freiließ mit pommerfdjem ©elbe, an* 
guwerben. (Schlug folgt.) 



fierld)t über bie Derfammtottgett. 

ffirfte SSerfammlung am 17. SRooember 1903. 

#err Slr^ioar Dr. oon <ßeter*borff: SBiSmarcf in 

Sommern. 

Obwohl Otto b. JBidmard nidjt $ommer ton @eburt 

ift, fo oerfnfipfen tljn bod> mannigfadje SBejieljungen mit 



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168 »erid&t übet bic Cerfammlwtgen. 

unfercr ^rotring. 2Siefleid)t fjat er nädjft SBertin bie Idngfte 
3cit feines ßebenS in Sommern geweilt; aus Sommern 
flammte aud| feine ©attin, unb auf pommerfd&er Ghrbe Ijat er 
immer neue ffraft ju feinem ferneren, DerantwortungSDoüen 
Stmte geköpft, gür feinen Aufenthalt in Sommern laffen 
ftd) Dier #auptabfd|nitte untertreiben: 1. bie %at)xt ber ftinb? 
Ijeit; 2. bie Sunggefeöenialjre, bie er in Äniepljof (ffr. SRau* 
garb) verlebte; 3. bie Qtit, bie er im #aufe feiner ©dj wieger* 
eitern jubra<I)te, unb 4. baS ©oljnen auf bem eigenen 
4>errcn|i^c ju SSarjin. ßtoiWKn ben er P e ^ unb jweiten 
8bfd)nitt fällt ber Aufenthalt StSmarcfS in ©reifswalb, unb 
jwiftyn ben britten unb merten äbfdjnitt ber Aufenthalt in 
'JJutbuS. Qu ©djöntyaufen in ber SUtmarf geboren, fam Dtto 
Don SBiSmanf in feinem 3Weiten ßebenSjaljre nad) Sommern, 
wo fein SSater ba« feit 1726 im JBefife ber ftamilie befinb* 
lidje @ut ffniepljof mit ^ertinenjien übernahm. $ier fyrt 
Dtto t>. SBiSmarcf bie ^afjre ber Äinbljeit bis ju feinem 
ftebenten 8eben$ial)re Deriebt; barauf würbe er in bie 
$Iamamtf$e GrjieljungSanftalt nad) Serlin gebraut, ©eit 
Jenen erften Äinberjaljren erfüllte iljn ftetS bie ©el>nfud)t nad) 
bem Sanbteben, unb als fein Sater im #erbft 1838 feinen 
©öJjnen bie SBewirtftfyaftung feiner potnmerfdjen ®üter ju 
übertragen befd)to§, lieg ftd) Otto t>. JBiSmarcf Don ben 
©arbejÄgem ju ben ©reifswalber QÄgern Derfefcen, um fid| 
l)ier beffer mit lanbwirtfd)afttid)en ©tubien befd)&ftigen ju 
tönnen. Qu ©reifswalb wotjnte er in ber Südjftrafce unb 
»erfetyrte Diel in ber ftamilie beS ©rafen t>. 33iSmanfc33ol)tett 
auf (JarlSburg. «IS er bann im «nfang beS Saures 1839 
feine SWutter burd) ben lob Derlor unb ber SSater balb barauf 
nad) ©djönljaufen überftebelte, übernahmen bie beiben ©6l)ne 
bie pommerftfyen ©fiter, anfangs in gemeinfd)aftlid)er, fpäter 
in getrennter SSerwaltung. ©eit 1841 wohnte Otto t>. SBiS* 
mard allein auf ffniepljof ; bamit beginnt bie „Qtit beS tollen 
^unferS". Seiber fliegen bie 9tad)rid)ten über biefe £eit nod) 
immer red)t foürlid). (Es fte^t ju troffen, bafc ftd) einzelne 



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Script über bie SJerfatnmlungen. 169 

gamitien, btc JBejieljungen gu 33i«mar<f fjatten, entfd)liefcen, 
etwa öorljanbene« SBriefmaterial, ba« über 33i«mar<f nähere 
Äunbe gibt, ju oeröffentlid)en. S35äl)renb biefer Qtit mad&te 
er al« Leutnant ber Sanbwetjr mefjrmal« Übungen mit; in 
ben ^afjren 1842 unb 1844 Der trat er feinen SBruber, ber 
Sanbrat be« SRaugarber Äreife« geworben war. SQBie er felbft 
ergäbt, fjat er bamal« einige flehte Äonflifte mit ber SRe* 
gierung ju Stettin gehabt. Damal« trat er aud) bem {Regen* 
walber lanbwirtfdjaftüdjen SSerein bei, ber feit 1831 überaus 
fegen«reid) wirfte; baneben trieb er gefd)i(f)tli(f)e unb geo* 
grapl)ifd)e ©tubien; wenig S5efriebigung gewährten if)tn bie Werfe 
religiöfer ftreibenfer, bie er mit ffiifer las. $n biefer 3eit 
be« inneren Äämpfen« warb er oon feinem alten ©dfjulfreunbe 
ÜWorifc öon SBfancfenburg in bem Srieglaffer <$reunbe«freife, 
einem üflittetyunfte religiöfen geben« in ber borttgen ®egenb, 
eingeführt, unb bamit trat ein ffienbepunft im Seben 33i«* 
mardte ein; er begann, einen 2lu«weg au« ber ©aef gaffe be« 
Zweifel« ju finben. 3 m 3> a *) re 1844 lernte er im £f)abbenfd)en 
£aufe feine fünftige ©emafjlin $ol)anna ö. <ßuttfamcr tennen; 
aber erft im Dejember 1846 richtete er an beren SSater jenen 
befannten XBerbebrief, ber ba« fdfjönfte $cugm0 öon f e * ner 
inneren Läuterung ablegt. Diefer 33rief ift in (Stettin im 
$>otel be ?ruffe gefdjrieben. am 12. Qanuar 1847 Verlobte 
er ftdf) in fRctnfctfa (Ar. $Rummel«burg), bem ®utt feine« 
©djwiegeroater«, unb feitbem bilbet fRctnfcIb für lange Qafyxt 
ben 9Kittetyunft feine« Aufenthalte« in Sommern. Äniepljof . 
warb öerpad)tet. ffiinigemale weilte er in ben ©ommer* 
monaten aud) in ©tofymünbe. $n SReinfelb, in ber <Knfam* 
feit be« ?anbteben«, ftnb mandje große arbeiten entftanben, 
fo befonber« bie S5enffdf)rift an ben Äönig über bie jufünftige 
©eftattung SDeutfdjlanb« t>om Dftober 1861. ftünf Saljre 
fpftter, im £erbfte be« ^a^re« 1866, weilte S3i«mar<f in 
$utbu«, wo ifjm ber ftürft ju $utbu« ein ring« t>on ben 
Säumen be« ^arfe« eingefdjloffene« ©artentyau« a(« ffio^nung 
einräumte; f)ier entftanb ber (Entwurf ber norbbeutfd&en 



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170 Script übet bic Cerfarmnlungen. 

$Bunbe«t>erfaffung. — $m 3al)re 1867 laufte S3t$mar<f bie 
Saliner ©üter, wo er balb große wirtfdjaftlidje SBerbefferungen, 
namentlid) in ben ftorften t>ontaf}m. ©o oft er in SJarjin 
weilte, Ijielt fld) ber gürft mit SSorliebe in ben au$gebel)nten 
ffialbungen auf; auf einfamen Spaziergängen ober ©pajier* 
ritten in Begleitung weniger auSerwäfjlter greunbe to^dj* 
preifte er ben gorft Ireuj unb quer. %m ^afjre 1872 warb 
ba£ Carjiner ffiofjnljau« ausgebaut, fpäter legte er Gabrilen 
an. ©enn aud) bie ^Jolitif für gewöl)nlid) in SSarjin ruljen 
mußte, fo famen bod) in Iritifd)en Sfogenblicfen oiele große 
Staatsmänner unb Diplomaten in SSarjin ju JBefud); ju ben 
häufigeren (Säften gehörten SBlancfenburg (in ber 9tofang«jett), 
Äeubett, ©raf Äetyferting unb 8otf)ar JBudjer. $n ben fpäteren 
8ebenSiaf}ren jog ber greife Äanjler 3rriebrid)Srul) als ftänbigen 
ffiofjnfifc bor. ^n SSarjin weilte er julefct im %a\)tt 1894 
auf längere Qtit; bamals feierte er mit feinen ßeuten baS 
ffirntefep in ed)t patriard)alifd)er ffieife. ffienige SBodjen 
fpäter warb ifym feine geliebte ©attin burd) ben SEob ent* 
riffen. Da« finb bie SBejietyungen, bie ben großen SWann, 
ben eifernen ßanjler, mit unferer ^eimatprotrinj üerfnüpfen. 
©S ift leine grage, Sommern« SBoben l)at burd) tyn eine 
befonbere ©eifje erhalten. 

Der Sortrag wirb öoflftänbig in ben 33altifd)tn ©tubien, 
5«. $. »b. VII, jum «bbrud gelangen. 



Literatur. 

<ßommerfd|e ^aljrbüdjer. herausgegeben Dom Sftügifdj* 

^ommerf^en ®efd|id)ts&ereitt ju ©reifswalb 

unb ©tralfunb. 4. JBanb. ©reifswalb 1903. 

Der 4. 93anb ber ^ommerfdjen 3a$rbüd>cr enthält jtoei größere, 

toertoofle Äb^anblungen. Die erfte Arbeit üon 8. Utf elety befymbelt 

bieSReforntationSgefdjid&te ber ©tabt ©reifswalb; bieerffen 

Kapitel, bie bereit« 1902 als ©reifSwalber Differtation erföienen 

fmb, fcaben bereit« früher (SKonatSblätter 1902, ©eite 91 f.) eine 

95efpred&ung erfahren, gür bie folgenben, in benen bie DarfhDung 



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Jfiterotur. 171 

ber eigentlichen SReformationSgefd&idjte entfalten ifl, $at ber SJerfaffer 
foröfälttßc ard&iDalifdjc ©tubien gemacht unb bringt mandjed neue 
ÜWatcrial, ba8 für bie ©ntnricflung ber SReformation in (SreifStoalb 
Don Sebeutung ifl. 3n banfenStoerter SBeifc Deröffentlidjt er audj 
einige ©d&riftfttttfe, wie ben Srief ber £er&oge ®eorg unb Barnim 
an ben ©reif$tt>albcr 5Rat, ber too&l au$ bent 3nli 1525 flammt, au8 
berfelben 3«t, in ber bie beiben Surften ben allgemeinen ©rla§ gegen 
bie tutfcerifäe $rebigt erliefen (Dgl SKonatSblfttter 1901, ©. 168 ff.), 
unb ben 8ifttation8rcae§ Dom 9. 3uni 1535. 3ft mannen ©injel* 
Reiten, bie ftdj auf bie ©reigniffe in anberen ©tobten unb bie 6nt- 
ttridttung im ganzen Sanbe besiegen, bebürfen bie Angaben beS 8er- 
faffcrö einer 9tad)j>rüfung, ba er nidjt aberall ba8 bafür Dorliegenbe 
Material benufct. gür bie Sreigniffe in ©tolp fei Dor allem auf bie 
©riefe beS 3of>anne£ SlmanbuS unb beS StateS Don ©toty auf- 
merffam gemalt, bie bereits Ifd&atfert im Urfunbenbucfce jur SRcfor- 
mationSgefd&icfcte be$ £eraogtum8 $reuf?en (II, ©. 96—99, ©. 112) 
Deröffentlid&t %(A, bie aber für Sommern bisher nodj nid&t benufct 
ftnb. Die Anfänge beS ©tubiumS ber griedjifdjen ©pradje unb 
Literatur in ®reif8toalb $at ©. Saud* in ben äRitteilungen ber 
©efcllfäaft für beutfdje Sraieljung«- unb ©d&ulgeföidjtc (VI, ©eite 
189 f.) Iura befanbelt; er ermahnt audj $au(u8 4tyrtiu8 unb gaujtinu« 
©lenno, bie Don Ucfetety nidjt genannt werben. Sludj bie angaben 
über <ßeter ©uaüe ftnb ntd^t genau, fo ift biefer bei ber getoalt- 
famen SEBegfüljrung t'utfcerS auf bie SBartburg niefct zugegen getoefen 
(Dgl ®. @geUjaaf, Deutföc ®ef*. im 3eitalter ber SReformation, I, 
©. 853). «uefc feine lätigfeit in »elbucf ift minbeficnS nod) atoeifel« 
fcaft; eS todre toünfdjenStoert, toenn ba$ SBirlen btefeS ÜRanneS in 
Sommern, baS für bie Ausbreitung ber lutljerifeljen üefcre nidjt ofote 
Sebeutung ift, einmal eine etngefcenbere SSebanblung f&nbe, jumal ba 
gerat* jefct ftcb ein fe&r erfreulicher Sifer für bie (Jrforfdjung ber 
fcommerfefcen SReformationSgefäidjte funbtut £iersu bringt au$ 
Uefelc^S Arbeit einen toertDoHen Seitrag, unb nrir toünfdjen, ba§ er 
feine ©tubien in biefer Stiftung fortfefct 

3n eine fpätere 3eit füfrt und bie Arbeit Don 2B. trieben«, 
burg über bie $er*oge doiT Sommern unb bie $anfif<$- 
nteberlänbifcfce Äonföberation Don 1616. Da« öilb, ba« un« 
fcier au« ber Seit beS SRiebergangeö ber fcanfa entworfen toirb, ift 
jjötffi lefcrreid&. Der 8erfud&, bie ©täbte no# einmal au gemeinfamem 
fcanbeln sufammcnaubrtngen, fd&eiterte trofc beS »bfdjluffeö beS 
»finbniffe« mit ben JRiebertänbern (im 8*>ril 1616) ftflieglidj bo4 
flüglidj, aber ba« »firgertum au$ in ben pommerföen ©tftbten er- 
fiarfte ni*t unerbebli* gegenüber ber §ürfienma$t. ^erjog Wüpp 



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172 Sitcratur. 

3ultu8 üermodjte feinen ©infprudj gegen ben 99ünbniSt>ertraß bei 
©tralfunb nidjt burd&sufefcen. 3ta 3)arfteHunß, bie um fo intereffanter 
ift, als biefe 3eit biSber fc^r weniß befanbelt ift, fttib als Seilaßen 
fünf ©djriftftütf e beißeßeben, Don benen ba8 ©djreiben ber ©tobt ©traU 
funb öom 19. Dftober 1616 befonbere 93ead)tunß üerbient. 

2)ie SufammenfteHunß ber ßefcbidjtlidjen unb lanbeSfunblidjen 
Siteratur $ommern8 1902 ift lieber #. SRunße gu toerbanfen; fte ift, 
Wie e8 fd^etnt öollftftnbiß unb erfeböpfenb. 3>a$ 2Ritßlieber-33cr3eid&niS 
(öom 1. 3uni 1903) fübrt 308 ÜHitßlieber auf, ein »eweiS, ba§ ber 
Serein weiter blübt unb ßebeüjt. 2ßir wünfd&en, ba§ er feine ber- 
t>ienftt>oHe Sfltißfeit audj in 3ufa«ft fortfefcen möße. M. W. 

ft. SBoeljmer. ®ef$id)te ber ©tabt ©tarßarb in Sommern. 

I. Sanb. ®efäid)te ber ©tabt im SWittelalter. 2Kit «arten, 

©tabtplänen unb Slbbilbmtßen üon ftäbttfdjen SBetyr* 

bauten, firdjlid&en SBauten, beS SRatyaufe«, beS ©tabt* 

fiegel« unb ftäbtifctyen SKünjen. ©targarb i. Sommern. 

ft. #enbe6 (SR. ffrummljeuer), 1903. 

2Rit bem 5. $efte ber Seiträße gur ©efebiebte ber ©tabt 

©tarßarb, auf bie Wir fd&on wieberbolt (ÜWonatSblätter 1902, ©eite 

125. 1903, ©. 46) fcinßewiefen baben, ift ber erfte Sanb ber ©tabt- 

ßefd&icbte öoUenbet. @S ift ein febr ßrünblicbeS, auf forßfältißften 

©tubien berubenbeS 2Berf, mit bem un$ ber SSerfaffer einen über bie 

enßeren Iofalen 3ntereffen weit binauSreidjenben SBeitraß $ur pommer- 

fd&en Oefdjicbte liefert. Sluf breitefter ©runblaße ift bie mittetalter- 

lidje Sntwtdtunß ber ©tabt ©tarßarb ßefdjilbert, bie immerhin eine 

nid&t unbebeutenbe Stolle ßefpielt $at, unb e$ werben für nid&t meniße 

Äbfdjnitte ber heimatlichen ©cfdjic^tc neue ®eftcbt$punfte ßewonnen. 

©8 ift bei foldjer umfaffenben StorfteHunß erflftrlidj, ba§ e$ l)ier unb 

bort nidjt an Weinen Irrtümern unb SSerfe&en fefclt, aber Re ftnb, 

wie ber Serfaffer fclbft erfannt b<*t, gum Seil au8 ber ©ntftefcunßS« 

weife be8 93anbe8, ber in einzelnen $eften erfebien, leidet $u erflftren 

unb au entfdjulbißen. @8 würbe judfe ÄlcinißfeitSfrämerei fein, fte 

ßeßcnüber ber tiefbrinßenben fjorfdmnß, bie ber SSerfaffer faft überall 

seißt, ^eröorsu^eben. Slufmerffam möchte idj an biefer ©teile üor 

allem auf bie Starfteflunß ber $anbel$fe&be gwifc^cn ©tarßarb unb 

(Stettin (1458), bie sunt Seil in ßan$ neuem Sichte erfd&eint, auf bie 

intereffante Äarte üon Sommern nad& ber SanbeSteitunß Don 1372 unb 

bie mannißfad&en urfunblicben SScilaßen macben. $on befonberem 

3ntereffe erfdjemt mir aueb öaS Äapitel, ba« bie inneren Suftänbe im 

aRittelalter bcljanbelt. 



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Siterotur. - SRotiaen. 173 

©o fteflt ber S5onb, ber mit Aorten, planen unb Slbbilbungen 
mand&erlei Art gut auSgefiattet ifi, einen üortrefflid&en Anfang jur 
©tabtgefdjicfcte bar. @twa3 anbereS aber ifi eS mit ber Sfrage, ob 
er auefc in ©targarb fetbft Diele Sefer finben unb 3ntereffe an ber 
Vergangenheit erwetfen wirb, gür biefen Rtotd fdjeint bie StarfieUung 
)U weit ausgeführte oft aud& in ifcrer Älarfcett ju troefen unb nüchtern 
*u fein. SBeitere Äreife, benen erfi bie Sugen barüber geöffnet werben 
foflen, roaS tynen bie Heimat mit i&rer reidj bewegten Sergangen« 
&eit fein fann unb fofl, werben bei ber Seftfire ermüben unb nidjt 
immer imfianbe fein, bem Cerfajfer w folgen. ®ewi§ ifi e8 nid&t 
leicht, auf wiffenföaftlicfcer ©runblage eine allgemein intereffterenbe 
©efd&id&te )u färeiben, aber möglich ifi e8, unb cd wirb audj wo&l 
nid&t ausbleiben, baf? auf ©runb ber SBoe&merfcfcen ©eföidjte eine 
fürgete populäre StorffcUung ber ©tabtgefd&i*te oerfafjt wirb. 2)a8 
SSerbienfi, ba8 ft<$ Soefcmer nun au<$ um ©targarb erworben fat, 
Wirb baburefc niefct gefömälert. M. W. 



3u ber ©efpredjung beS Sommerfellen Urfunbenbu<$e8 
»b. IV, »bt. 2 (oben ©. 151 ff.) fei bemerft, bafc Seldyn (©. 445) 
ein fcrucffeljler für Geldyn (= ©ellent&in) ifi (bgt ©. 478 unb 
523), bie richtige Sage öon 2)aber!oW (Dobercow) auf ©. 523 an« 
gegeben wirb unb enblid) ^ßotd&ow (©. 499) nid&t ein bei Äammin 
untergegangenen Ort ift, fonbern nodfr Ijeute befielt. 

» o t i j e «• 

3)er ©djriftfü&rer unferer ©efcUfdjaft unb Herausgeber ber 
»altifdjen ©tubien unb ÜRonatSblätter, ^rofeffor Dr. ÜRartin 
3Bel>rmann in ©tettin, ifi für ba$ 2Binter$albjai>r auS bem ©d&ul- 
bienfie beurlaubt unb Ijftlt ftcfc ju ©tubienaweefen in 9tom auf. 2Bir 
bürfen hoffen, bajj feine gorfd&ungen im 33atifanif$en Slrdjtoe ber 
©efdjid&te ^ßommernS unb inSbefonbere beS SiStumS Jtammin in 
erheblichem SKafje jugute fommen werben. 

Der4.3a^rgangbeS®ot^aifd6en®enealogifc^enIafc6en- 
butfeS ber Slbeligen $äufer (©otfca, 3ufto$ ^ertfceS, 1903) enthält 
folgenbeSommerfäen@efd)led&ter: 33anbemer, 33elow, *93lancfenburg, 
SJonin, *93orcfe, 93rüfewifc, 93uggenfcagen, Dewifc, ©Sbetf* flöten, 
Stemming, ©aubeefer, @lafenapp,@rie81)eim, Hdjbebretf, Herben, *3a3* 
munb, flamefe, Äoetljen, * Sandten (naefc bem Vorworte bearbeitet oon 
Dr. Heinemann in ©tettin), Sepel, Settow-SJorbecf, *ÜRanteuffel, 
ÜRüncfcow, SRormann, ^laten (auS SRügen), *©toientin, ©tranfc, 
Ufebom, »erfen, 83ofj, SBebel, SBobcfer, *2Buffow, *3i*tt% ®« 



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174 Motiven. 

mit * bezeichneten fhtb neu aufgenommen unb enthalten außer bem 
gegenwärtigen ^erfonalbeftonbe aud& bie ältere (Seneatogie, b. fc. 
fämttidje ermittelten Öfamilienmitgtieber feit 1800. 



3m 10. SSanbe be8 © enealogif cfcen £anbbudje8 SSürger- 
lid&er fjömilien, herausgegeben Don 8. Äoerner (Berlin, 
SB. X. SJruer, 1908) finb aud& Stammbäume ber pommerföen 
Sfamilien ©attfcafar, $agemetfier unb 8oej>er. 



3n ber Seitfdjrift für »autoefen (3<*rg. 68, 387-410) 
befrmbett flurb SBrebe ba8 ©<$lo§ ber ©erjoge Don Som- 
mern in SRügcnwatbc. Sieben einigen fciftorifd&en SRotigen, bie 
ficfc aber letdjt erweitern liegen (t>gt. ©oebmer, ©efd&idjte ber ©tabt 
SWgentoalbe, ©. 326 ff.), teilt er öorne^mli* baS w 3nöentarien- 
t>er§ei<$ni8 bed fürflli^en SBittljumb Stügenwatbe de anno 1648" 
mit. S)a§ aud& ein foldjed au8 bem 3abrc 1507 uorbanben ifi 
(ögl. 3«tfd6rift für Äulturgefdjid&te 1901, ©. 282 ff.), ifi bem 35er- 
faffer unbefannt geblieben. Sogiflato X. $at audj in ber stoeiten 
$älftc feiner ^Regierung nod* oft in SRügenmalbe $of gehalten, unb 
ein SBrief, ben er Don SRom au$ an feine ©emabtin richtete, $eigt, 
ba§ er mit ©djnfud&t an bie ©tabt benft 2»e$rere 8ti*nungen 
bienen nidjt untoef entlidj jur ©rflärung be8 rcdjt intereff anten SuffafceS. 



3n ben fcanfifdjen ©efd&idjtSblättern 3afcrg. 1902 
ftreifen <E. S)aenell, Der £)ftfeeber!e$r unb bie fcanfefiäbte 
Don ber SKittc be« 14. bis *ur 2Hitte be$ 16. 3a$rl?unbert$ 
(©. 3-47), unb SB. ©tein, Über bie ältefhn Privilegien 
ber beutf^en $anfe in Urlaubern unb bie ältere $anbel$» 
politif SübccfS (©. 51—162) au* bie »esie&ungen ber £anfe au 
Sommern. 3- ©irgenfobn beröffentlid&t in feiner äbfjanblung 
„(Ein SSricf Sofcann 33ugenbagen8 unb bie £re*>tott>er 
Sitte in ©ragör" (©. 165-180) ben früher (oben ©. 139) er- 
toäbnten Driginalbrief SSugenbagenS an bie ©tabt Sre^tott) a. 9t. 
nebft 7 anberen Urhmben unb Briefen an& ben 3ö^en 1436—1560, 
bie ftdj auf SreptotoS $anbet8t>erbinbungen mit 2>änemarf besiegen. 
Der ©rief 93ugenl>agen$ ifi jebod& üom 7. Dftober (montags vor 
Dionysii) 1538 batiert, nidjt Dom 14. Dftober, ttrie ©irgenfofjn 
©. 165 unb 168 angibt. @. 2>ragenborff, fcanfifdfee Qfinb- 
linge im 9tat8arcbit>e ju SRofiocf (©. 216—222), brutft u. a. 
fttoei auf OretfSwalb besügtidje SBriefe öon 1360 ÜJtoi 13 unb 
(1361-64) ©eptembet 21 ab. 



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»Ott*«. - aWittttlungen. 175 

3n bcr 8ltpreutnf*en 2Ronat$f*rift (XXXX. ©.257 
bi* 303) teilt 2R. $erlba* Materialien jur ©ef*i*te 
<ßommerellcn8 $auptfä*li* »äbrenb ber DrbenSjett II 
mit (ügl. 2Ronat8blätter, 3<*rg. 14, ©. 143). (Er gibt ben 3i*alt 
beö Codex Olivensis (227 SRummern) unb be$ (EopiariumS üon 
©arnottrifc (25 Stummern), bcibe jefct im ©taat$ar*iüe *u S)an§ig, 
ferner 48 Urfunben auS ben So^en 1312—1494, teil» in SRegeßen, 
teils im SBortlaute. 3)ie Materialien enthalten au* einiges, baS 
ft* auf ba$ ößli*e $interj>ommern besiegt. 2)a8 Original ber 
Urhmbe Don 1315 «uguß 22 (©. 274, 9fr. 4) befmbet ft* im ©taatS- 
ar*iüe ju Königsberg; fte totrb na* biefem im 6. SJanbe be$ 
$ommerf*en Urtunbenbu*eS gebrucft »erben. 



«I« 15. $eft ber ©Triften be3 »erein« für ®ef*i*te 
ber JRcumarf üeröffentli*t <E. S9arbe$ bie ©riefe eine« 9?eu« 
märferS, beS freiwilligen 3ftger$ Sluguß 83ur*arbt auS 
SanbSberg an ber äBartlje, über feine (Erlcbniffe in ben 
SfreiljeitSfrtegen üon 1813—1815. 2>a bie 3&ger-(E$fabron, ber 
93ur*arbt angehörte, ft* in ber üfteumart unb in Sommern (in ber 
©targarber ©egenb) bilbete, fo iß bie $ublitation au* für Sommern 
ni*t oljne 3ntercffe. 



WitteiUngcit. 

Sunt forref^onbierenben SKitg liebe ernannt: Ägl 
3lr*tübirettor ©efceimer 3lr*iürat <ßrofeffor Dr. SRobgero 
Trümer« in <ßofen. 

3u orbentli*en SRitgliebern ernannt: SRittergutS- 
beftfcer $oa*im Dtto üon ber $agen auf ©djmiebeberg bei 
©reifenberg i. U.-9R., Kaufmann <E. äBellnifc unb Kaufmann 
(Srnß ftöfclau in ©tettin. 

Cerjogen: cand. min. £). Äarott) üon SartelSfcagen bei 
Äummerow i. $. na* Slrnim bei ©tenbal. 

8u8gef*icben:Dber£räftbialrat Albert §agen,Äaufmann 
Otto ftü&nemann unb 9tegierung8*93aumeißer <E.2Be*felmann 
in ©tettin. 



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176 SKitteUungett. - 3n$alt. 

3ttf*tt*tttt<|ftt fftt bie JBtfttfdKtt CfctWett ttttb bit 
Vtouatmtotet bitUu tüit fri# tum 1. nptil 1904 an 
Qtttn 9ltty»a1fitkmtm Dr. Ctto Qtlntmanu (Ctttttti* 
•tftttftof» £etffttti0e*<lrafte 30) $tt rieten, btt **J>rett» 
bt§ mintttt)<dt>lat)Tt§ bit dltbattiou in €UU*trttttuu* 
führen toitb. txt ttorftan*. 



Die SHbliot&e? (ßgl. ©taatSard&to, ßarfutfäftr. 13) ifi ge- 
öffnet Wtonta&l bon 3—4 It^r tta$ttt< uttb $0tmt**ta0# 
tum 12-1 1S1>*. «ugerbem toirb ber SSibliot^efar toäljrenb ber 
Dienfrfhmben be8 Staatsarchiv (bon 9—1 Uljr üorm.) 2Bttnfd&en be* 
treffenb Senufcung ber 23iMiotljef naefc 2Wöglid&fctt entfprecfcen. 

3uföriften unb ©enbungen an bie ©ibliotljef ftnb an bie 
oben angegebene Slbreffe au rieten. 

Die neu eingegangenen 8*itfcfcrtften liegen im 
Sibliot^etejimnter jur (Einfielt auS. 



$a# SRufeum *Uitt **J>rett» MI »intet* *e» 
f*loffett, 

ffonferöator ©tubenrauefc toofcnt #o$enaoUernjrra§e 5. 



Stamte #wfammlun8 am !8onnaßen5 t 5en 
21. Hoöttnßer 1983, 8 Wfa im BiBKotfafts* 
fimmw 5es 10wttnsßaufes: 

$err Dr. $djtttttatttt-p&nUf: Die 
ganbrl*bej tdjttttgen Jßommnu* mit htm $iifc*tt 
in ttorgefdjtdjtlidjer Jeit 



Inhalt* 

3um branbenburgifefc-potttmerfdjen Äriege. — 9lu$ ben Zagen 
ber fd&toercn 5Rot ÄolbergS. — Seridjt über bie SJerfammlungen. — 
Literatur. — 5Roti$en. 

fjür bie Webaftion oerantwortlidr. Dr. Dtto$etnemann in Stettin. 
Drucf unb Sertag tum §errcfe & Sebeling in Stettin. 



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M 12. 1903. 

|tloimtölilftttci\ 

herausgegeben 
üon bcr 

©ejeEjdjaft für ^mninerfdje ®efd)id)te 
unb 5Utertnm£fnttbe* 



$er ftaftfcnttf fcei 3nt)alte§ liefet 9R<m*t§bliMer ift unter CHunentnflabe 

gemattet. 



3luß ben tagen ber fditoerett Itot ÄolbergB. 

8on 935. Äanngiefjer in Äolberg. 

(@<Wu§.) 
SWadjbem bie ©djmeben mit $o(en im 9Wai 1629 
^rieben gcfd)Ioffcn Ratten, !am bie ftriegSnot bem armen 
Äolberg immer näljer. ffiie ftfyredlid) e8 fyier in jener Qtxt 
juging, baoon nur groei Seifpiele: Slm 2. ^uni 1629 nmrbe 
ein SRittmeifter Äafeinger aus Streng, ein -öerroegener 2lben* 
teurer, ber früher bei ben ©djmeben unb Dänen, bei ben 
SSenctianern unb Äaiferltdjen gebient fyatte, auf Torquato« 
Scfel)t im blofeeu |)embe unb mit Letten gcfc^Ioffcn in ber 
©tabt jnrifäen ben beiben erften Xördjen hingerietet unb 
gwar in ber ffieife, ba§ iljm ein eiferner ©piejj long« burd) 
ben 2eib getrieben unb er an einem ^faljl aufgerichtet, an* 
genagelt mar. Der arme ©ünber Ijatte einft, in fdjmebifdjen 
Dienften befinblid), an be« ateidjSfanjlerS DjenftiernaS £afel 
über ffiaflenfteinS £itel: „Dberfjerrfdjer über baS balttfäe 
SKeer unb ben Djean" gemottet unb fynjugefefct: „er motte, 
wenn JBattenftein fid) felbft ju ©djiffe mage, tf^n in ben 
SDJaftbaum ber größten ©aleere fefcen laffen". Über Torquato 
Ijatte er fid) oerlauten laffen: „Da« fei ein guter Äaualier 
für bie Damen, aber fd)led)t oor bem gfeinbe im gelbe." 



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178 Hu8 bat Sagen ber ferneren 5Kot ßolberg«. 

•Dem bamaligen ©ouöerneur oon Äolberg mar e$ lieb, einen 
folgen ©pötter ermißt jn fyaben unb an iljm SRadje üben 
ju lönnen. SHebcn bem ^tnßcrtrfjtctcn befanb fiel) aud) ein 
Deferteur, bem beibe 'Daumen abgehauen unb brei ©algen 
auf« ©efidjt gebrannt mürben, ©ol^e ©raufamfeiten er* 
meeften große Unjufrieben^eit unb waren mol)l neben ben 
ftarlen Lüftungen be« ©djmebenfönig« bie 93eranlaffung, baß 
Torquato nad) Vorpommern abberufen mürbe. 3)aS $om* 
manbo erhielt ber Dberftleutnant granji«fu$ & c SWoeur« 
au« Srüffel, ber aud) große« Mißtrauen in bie ©eftnnungen 
ber $of berger gegen bie ^äpfttid^en fefctc, benn auf itjre 
Älage, baß fie gefyn, jmölf, aud) fed)«jel)n unb mefyr SDtonn 
Einquartierung Ratten unb bie Saft ntdfjt mefyr tragen Unnttn, 
ermiberte er: ,,@« mären mele ^uba^erjen unter ben @in* 
mofynern, er mollte unb müßte fie lieber nod) meljr unb beffer 
mit ©olbaten öerfeljen, ba er fid) nid)t auf fte öerfaffen fönne, 
ja, menn er nur einigen bie Säudje auffdjttfcen ließe, fo mürbe 
man einen ©djmeben in ifyren £>erjen ftfccn feljen." 

©uftat) 9lbotf lanbete im 3>uui 1630 in Sommern, 
befefcte am 16. Quli Stettin, balb barauf ©targarb unb ju 
ffieitjnadjten audf) ©arfc unb ©reifenfjagen. infolge beffen 
mürben alle umliegenben faiferlid)en ©arnifonen nad) Äolberg 
beorbert. ©a« Reiben Sommern« oeranlaßte bie Sanbftänbe 
be« ©tift«, ben fdf)mebifd)cn Dberften ©perreuter unb Soettu« 
bie 5Wotmenbigfeit einer Belagerung Äolberg« öorjuftellen, bie 
benn aud) im ©eptember 1 630 erfolgte. Die ©dfymeben Der* 
legten ü)r Hauptquartier nad) 9ioffentl)in, fd)lugen bort eine 
SBrüdte über bk ^erfantc, um in bie ©dfjanjeu auf bem fjofyen 
93erge unb nadj Slltftabt, Sßobrom, gernin unb SftecEnin ge- 
langen 5U fönnen. Oft ließen fie fid) ganj nafje bei ber 
©tabt feljen unb begannen Heine ©djarmüfcel. 2lud) brausten 
fie einigemale bie Sift, bei Sftadjt einige lange ©eile, an 
benen brennenbe Sunten befeftigt maren, nalje an bie ©tabt 
5U bringen, um baburdf) bie Äaiferlidjen ju allarmieren, bie 
bann in SBeforgni« eine« ©türme« auf bie f^eftung ftunben* 



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2tu« bcn Xagen bcr fdjioeren 9tot Äolberg«. 179 

lang tyre SMunition »erhoffen, am 29. SWooember ging 
bie ©ellnotofd)e unb ^ofyenbergfdjanje oerloren. 8lu« 9ftad)e 
ftetften bic belagerten bie bis bafyin fielen gebliebenen |)&ufer 
unb ©Neunen ber SSorftäbtc in SBranb, riffen ba« ©aftfjau«, 
ba« ©t. @eorg«*#ofpital unb bie Äirdje, aud) bie ©t. Stifolai* 
Stix&jt unb bie ©t. ®ertrub«*$ird)e, ferner bie 3iegelfd)eune 
unb atte Äaiföfen nieber, jünbeten bie umliegenben Dörfer 
33uöentt>in!el, ©eOnom, SHecfnin, ba« ßloftermerf ju Sltftabt 
unb bie bortigen ffirftftdjen ©ebäube, ba« Dorf ffiobroto, ba« 
große gemauerte ©aljljau«, ben $rug unb bie ganje ÜÄünbe 
mit allen ftifdjerljäufern an. Dorf) nod) eine größere £>eim* 
fudjung ftanb bem bebauern«toerten Äolberg beoor. 3lm 
11. ©eptember 1630 fdjoß ein {Reiter mit einer «piftole in« 
^ferbefutter, tooburd) am fetten Mittage im £reberfd>en 
#aufe in ber $lau«ftraße, natje ber SBoljnung be« Ober* 
Pfarrer«, eine 3fcuer«brunft entftaub, bie faft ben britten Xeil 
ber ©tabt in 2lfd)e legte. Die in btefer ©traße moljnljaften 
oier ©tabtprebiger verloren ifjre ganje #abe, ebenfo aud) bie 
Älofter*Äont>entualinnen. Da« Älofter, ba« ©iedjenfjan«, ba« 
©djlieffen* unb 93ulgrin(|)olfe)^ofpital brannten ab. ©eit 
biefem Sranbe f)atte biefe« ©tabttricrtel, ba$ früher mit großen 
gemauerten Käufern üerfetjen mar, nur Keine unanfefynlidje 
$äufcr unb ift bi« auf ben heutigen lag nod) ntdjt ttrieber 
ju bem früheren ffioljlftanbe gelangt. — 3Ran vermutete, 
baß ba« fjfeuer, ba e« infolge bc« einen, meüeid)t nur jur 
Sofung bienenben ^iftofenfdjuffe« nid)t fo fd>ncM fyätte um 
ftd) greifen fönnen, an brei ©teilen angelegt roorben fei, ent* 
meber, um bei biefer (Setegenfjett ju ftctjlen, ober au« Stacke, 
loeil ber Dberpfarrer ^oadjtm 3af$e ben Sorben in feinen 
^rebigten oljne fjurc^t bie 2Bal)rf)eit gefagt, bie ©träfe ©otte« 
für Untugenb unb greoel angebroljt unb bie reine eoangelifdje 
Seljre gegen bie bei ber ©arnifon befinblidjen 9flönd)e unb 
^efuiten toerteibigt l)atte. 211« er am f)ei(. Dreifönig«tage auf 
ber Äanjel ftanb, rourbe nad) H)m gesoffen, oljne baß er 
beriefet tourbe. Qfafdje fagt in bem barüber gefertigten Denk 



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180 ffo* ben lagen ber föweren 9fcot Äolberg«. 

oerfe: „@rljebe Deine ©timme redjt wofyt, färbte Did) nidf)t, 
prebige eifrig bie ffialjrljeit unb ba« göttliche ©ort." Qum 
©d)ein, jo fagt ein bamaliger ßeitgenoffe, trieb ber oberfte 
8täbel«füljrer, ein eifriger foanifd&er SBabtytonier, mit Joben 
unb ©freien bie ©olbaten jum üöfdfjen an, bie« ben ©urgent 
nid)t geftattenb, um befto beffere 93eute 3U mad&en, warf aud) 
bem ^Jrebiger !$afd)e üor, baß ba« fjeuer bei iljm, wftfjrenb 
er fooiel gebetet, auSgefommen fei. aber ber Äapitftn Sau* 
wart, früher £rommelfdf)täger unb SBaberfnedjt, ber bie ^Bürger 
unb Sauern bei bem 9lufwerfen ber ffiätle treffltdf) ju prügeln 
unb fdjinben mußte unb batjer ein großer $txx bei Torquato 
würbe, tat nad) bem 3fcuer bie merf würbige Äußerung: rr nun 
werbe Äolberg eine redjt beoote faiferlid&e geftung werben, 
wenn nur erft bie Qefuiten Verlornen, bie ba« ©elb Ijätten, 
foldje abgebrannten ©teilen wieber aufzubauen; biefe $atre« 
würben ein fd)öne« Äottegium bilben, ba« ber großen Ätrdfte 
beffer al« ba« bisherige aufteilen werbe." SSiele waren ber 
ÜHeinung, baß bie ^efuiten ba« geuer angelegt Rotten, um 
ftd) jur ffirbauung eine« Äoüegienfjaufe« einen $lafc ju fdjaffen. 

SMeoiel ben £aiferltd)en an ber SBeljauptung Äolberg« 
gelegen war, beweift, baß SEtHty oon ffii«mar au« öfter er* 
mahnte, bie ©tabt gegen bie ©d)Wcben ftanbfjaft ju üer* 
teibigen, audf) $ülfe unb (Sntfafc jufagte. ffiirflid} rücfte aud) 
ber Dberft (Jottorebo mit oielen Kroaten eiligft über ©djtoel* 
bein in bie 9!&f)e oon Aolberg, um beffen Slocfterung ju 
oer^inbern, allein ber fdjwebifdje Dberft JBaubiffin traf mit 
feinen Dragonern au« Preußen jur redeten 3ett ein / "**> 
lieferte ben Äaiferlidjen bei ©toljenburg ein ftegreidje« treffen, 
verfolgte fie bi« auf Damifc, verfolgte unb oertrieb fie au« 
Sommern. Die« Ijatte jur golge, baß Äolberg oon ben 
©djweben unter bem Äommanbo be« 3Ra}or« Äniepfjaufen 
im Sttooember 1630 ftärfer unb forgfältiger al« bi«^er ein* 
gefdjloffen würbe. 

infolge ber Äälte, be« junger«, befonber« aud) be« 
genoffenen 5äfyen ^ferbefleifdje« würben oiele ©olbaten ber 



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8u$ bot Saßen bcr ferneren SRot ÄolbergS. 181 

SBefafeung ba^tngcrafft. 3Me SWot mar fo groß, bafc arme 
ßeute 83rot mit ©preu, Ätiofpcn, SBurjetn, ÄaH unb (Srbe 
t>ermifd)t, genoffen, um baS ßeben ju friften. 3mei ©djmeben, 
bie pdf), mie man oermutete, mit gleiß Ijatten gefangen nehmen 
faffen, ersten bem Äommanbanten, Oberleutnant üßoeurs, 
baß ©uftat) »botf fdf>on bie midjtigften pfiffe ©arfc unb 
©reifenljagen befefct l)ättc unb bog ftdf) jmifdjen ©targarb 
unb Äotberg an 18000 ©djmeben befftnben, bie Äotberg be* 
ftörmen foflten. S)a ber Äommanbant einen 2lufruljr ber 
SBefafcung, bie fetyon über 1000 ^Jferbe unb oiele Äafcen in 
ber allgemeinen Sftot tyatte oerjeljren muffen, befürchtete unb 
auf (Entfafe üergeb(id) mattete, fo übergab er am 2. SKarj 1631 
bie geftung ben ©darneben. Die ©arnifon burfte in ber 
©tärfe t>on fed)S ©d&mabronen unb neun fjäfynlein, jufammen 
1500 ÜHann unb mit jmet @efd)üfcen, abgießen, uon bem 
fdjmebifdfjen Dberft ©pörd mit einigen ©d&mabronen {Reiterei 
begleitet. 

SSon nun an mürbe ber lange auägefefct gemefene ©otteS* 
bienft mieber gehalten. Slurf) fanb jftfjrlid) am 2. SJJtörj ein 
8ob* unb Danffeft ftatt. ^fafd^e f)tett bie Danlprebigt über 
ben 91. ^Jfalm. SSiele SSürger Ratten fdjon öorfjer bie ©tabt 
üertaffen unb t>om 23. ^uni bis 22. Dejember 1630 
ftarben an einer feudjeartigen Äranfljeit 3500 ©olbaten unb 
ffiinmoljner. 

©rei Tage nad) ber Übergabe trafen brei ®<J)iffe mit 
faiferlid&en ^ülf^truppen, SKunition unb ^roöiant t>or bem 
#afen ein, fegelten jebod) na<J) einigen ©djüffen mteber ab, 
nadjbem fte bie Übergabe ber ©tabt erfahren Ratten. Sin 
Qfletfd) mar in ber ©tabt jmar großer SKangel, bennod) 
mürben triel ©ein, JBier, 9fte!)l unb Äorn borgefunben unb 
außerbem 118 Tonnen «pufoer im SBafferturme, 106 Tonnen 
im Äütertore, 200 Sunten, 91 Tonnen ©alpeter, 7 Tonnen 
©djmefel, 115 Äiften SWuSfetenfugeln, 151 metallene Äanonen, 
SWörfer unb ^aubtfeen, 19 Doppelraten. 



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182 äu8 ben laßen ber f eueren 9?ot ÄolbergS. 

SoettuS fyielt feine Xruppen in befter Drbnung, aud) 
ließ er oon feiner auf ÄriegSgebraudj geftüfcten $orberung, 
Ablieferung ber jroei beften ©efdfjüfce unb ber größten ©tode, 
nad), mofür i!)m ber SRat SRamenS ber ©tabt ein neues mit 
feinem ffiappen gejierteS füberneg ©ie&beden nebft Äanne 
öerefjrte. ffir ttmrbe batb oou feinem Äönige abgerufen, als 
ber Dberft Sftamfat), jett^eriger ©ouoerneur tum SWemel, mit 
feinem Regiment auf t>icr ©Riffen l)ier eintraf. 35iefe 
600 SWann, fornie bie Xruppen beS DberfommanbeurS, beS 
äbmirats £an« (Srid^ Ulfffparre, bettelten ftdj l)icr ftitl unb 
eingebogen; ber ©otteäbtenft mürbe unter Seitung be$ gfelb* 
prebiger« auf SBcfcfil be£ ßöntgS ©uftao 2lbo(f tägtidj auf 
bem ffiaße gehalten. ®r mirfte fo fegenSretd), ba$ bie Sürger 
fagten, ifjre jefeigen ©äfte mftren im SJergteidj ju ben Äaifer* 
lid)en ma^re ffinget. Huf be$ $erjog$ SBogiflam Sefeljt mürbe 
am 16. September 1631 für be$ 83aterlanbe$ ffirtöfung in 
allen Äird&en Sommern« ein Danffeft gehalten. 

Sftodf) 22 ftafjre toeüten bie ©d^meben in Äotberg auf 
Äoften ber ©tabt. @rft am 6. ftuni 1653 morgen« jtoifdjen 
9 unb 10 Ul)r öerließ bie fdf)toebifäe SSefafeung bie ©tabt 
unb mürbe öon 400 3Rann branbenburgifdfjer Gruppen unter 
bem ©eneral^elbgeugmeifter oon ©parr erfefct. 



ficrid)t übet Me tterfmnmlmtgeit. 

3»ette SSerfammlung am 21. 9iot>ember 1903. 

$err Dr. med. ©cf)umann*8ödfnij}: 

Die ^anbelööerbinbungen Sommern« mit bem ©üben 

in üorgefd)id)tttd)er Qtxt 

Um bie t>orgefd)id)tU<J)en ^anbetöftraßen in Deutfdjlanb 
gu erfunben, gibt es gmei SWittel: einmal bie Sftad&rid&ten ber 
alten ©djriftfteHer, bie leiber feJ)r fpärtid^ unb oft feJ)r mel* 
beutig ftnb, unb fobann bie SUtertumSfunbe, bie, menn fte 
grfinbltd) unb fadjlid) aufgenommen unb nad) typologifdjer 



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Script übet bie SJerfamtnlungen. 183 

Stiftung t)in genau erforfd^t »erben, eine beuttidje ©pradje 
reben. ©d)on in ber ©tehtjett waren |)anbetsbejiel)ungen 
oorljanbcn, meldte nidjt feiten über einen weiten SRaum f)in* 
weggingen, ©o finben \\d) in ©übbeutfdjtanb fteinjeitlidje 
©räber mit Scalen t>on SWufdjeln (©ponbljluS), beren £eimat 
ber inbtfdje Djcan ift; ein foIc^eS ©rab ift aud) in $tnter* 
pommern aufgebedt worben. $n ber Udermarf ift ein ftein* 
jeitlidjeS ©felett gefunben, wetdjeS jwei 3lrmringe au« ÜRarmor 
trug; äfyntidjc gunbc finb in Springen unb Söhnten gemalt 
worben. Unter ben ©teingeräten finben ftd) häufig fotdje, 
bie bem norbifrfjen £typenfreife fremb finb, fo j. SB. ein 
ft!)ul)leiftenförmiger 3Keij$el aus ©rünftein, ber in ©injtow 
gefunben ift; ctynltdje ©eräte finben fid) in ber fübbeutfd)en 
Sanbferamif unb lontmen bis nadj Siebenbürgen fjin oor. 
ferner finb in Sommern fd)lanf geformte SBedjer mit ©djnur* 
ornament gefunben, als beren $eimat Springen gelten mu§. 
2lucfy ©efäße mit ber typifdjen Äeramif ©djtefienS lommen 
bei uns bor. — ffienn un« alle biefe gunbe <wf einen Smport 
aus bem ©üben unb ©übweften oerweifen, fo fefjlt es aueft 
md)t an (Sjport Don ben Äüftengebieten beS battifdjen Speeres 
jur ©teinjeit. #ierljer gehören öor allem bie ffirjeugniffe ber 
rügenfdjen 3feuerftein*3Ranufaltur, wetd)e fid) baS ganje Styeintat 
abwärts bis SBafct herunter finben, jebenfattS in ©egenben, 
in benen ber fjeuerftein überhaupt nid)t öorfommt. (Sin jweiter 
#anbetSartifel war ber SBernftein, ber Ijäufig in ber 3form 
größerer ©Reiben, als SRöljren ober enbüd) in ber ftorm eines 
boppelten Jammers in ben ©räbern oorgefunben wirb, fo in 
ben fteinjeitlid)en ©räbern ber Ucfermarf, S^üringenS unb in 
ben Pfahlbauten ber ©djwetj. Durd) d)emifd)e Unterfud)ungen 
fann man bie $erfunft beS SSernfteinS genau beftimmen: aller 
an ben Äüften ber Sftorb* unb Oftfcc gefunbene SBemftein 
enthält 4—5 ^rogent 93ernfteinfaure. — QnjWtfdjen war im 
Äüftengebiete ber ÜHittelmeerlänber bie SSronje erfunben worben, 
unb um ben ^Beginn beS ^weiten ftafyrtaufenbs t>or ©tjrtftt 
©eburt trat biefeS üWetatt feine ffieltreifc na$ bem Starben 



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184 SBctid&t über bic Serfaittmlungen. 

an. Die älteften Qformen, in betten bie SBronje in Sommern 
üorfommt, finb bie triangulären Dold&e, bie fidj audt) in 
Söhnten ftnben. ferner finb als ältefte (Erjeugniffe ber 
SBronje^nbuftrie eigentümliche ©dfyeibennabetn anjufeljen, bie 
aud) in SWedflenburg, in ber Udfermarf unb toeiter in Springen 
unb in ber ©dtjtoeij gutage geförbert finb. SIucJ) eine Sngaljt 
golbener (Scalen, bie ftdf) aud) in ftüttanb ftnben, mag auf 
biefem toeftlidjen ffiege (SR^ein^ÜC^ürtngen^Ibetal) ju und 
gefommen fein. Daneben aber jetgt ftdj in ber frühen SBronje* 
§eit aud) ein öftlidfjer £anbels»eg, bcffcn ßinie bie Ober auf* 
toftrts nad) ©djfefien unb üon ba tueiter nad) Ungarn unb 
Siebenbürgen führte, auf biefem ffiege tyaben nur bie ©otb* 
fpiralen, bie SBronjeäjte unb anbere ©egenftänbe erhalten, als 
bereu $eimat fid) Ungarn mit ©idfjerfjett nadjmeifen lagt, 
ffiie bie aus bem ©üben bis an bie Äüfte ber Oftfec t>or* 
bringenben $änbter ifyre ffiaren im £aufd$anbel abgefegt 
tyaben, jeigen bie fogenannten $änblerfunbe. Salb enttmcfelte 
ftd) bei un« im SRorbett aud) eine eigene 8ronje*3fnbuftrie, 
beren ergeugmffe toeitljin nad) bem ©üben gingen, ©o ift 
auf ber JBurg oon SDtyfenft ein SBronjefd^iucrt mit flauer ©riff* 
angel gefunben, toie es für unfere ©egenben djarafterißifdj 
ift. — $n ber jüngeren SBronjegeit toerben bie Qfunbe gafjlreidjer. 
Huf bem roeftlidjen ffiege lommen SBronjemeffer, JBronjefdjmerter 
mit ftriralförmtgen SOBinbungen am ©riffe unb anbere ©egen* 
ftftnbe ju uns, »ie fie ben Pfahlbauten ber ©dfjtoeij eigen* 
tümlid^ finb. 5luf ben öftlidjen ffieg toeifen bie getriebenen 
fflronjegefftge, toie fold)€ in Dberitalien ^ergefteüt tourben unb 
toie fldj ein fotdjeS j. 39. in Sftoffin gefunben Ijat; bie einljeimifd)en 
SBronjegefftfje mürben bagegen burd) ©uß ^ergeftettt. ©otdje 
fröngegefftße oon norbifdjem StypuS finben fid) in ber Httmart, 
im Styeintale, in ber »eftlid)en ©djtoeij unb öereinjelt im 
Styonetale im fübltdjen granfreidj. 9hm berietet Styoptyraft 
(um 300 t>or Ctyr. @eb.), baß ber fflernftein in ßigurien unb 
im ©ebiete ber Wljonetnünbung öorfomme, unb bamit gewinnen 
mir baS (Snbe ber »eftlitfyen $anbetsftraf?e, »etdje mithin Don 



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©eridjt über bic Serfatnmtwtgen. 185 

ber (Elbe burdf) £l)üringen unb Reffen jum Sftljeintale, biefed 
aufwärts bis SBafct unb üon bort jum SRljonetale hinüber unb 
bann enblicJ) bic SRIjone abtoärts führte. (Ein jmeiter (Stapel* 
plafe für ben 33ernfteinl)anbel toar aber nadty bem Scripte ber 
alten baS $ogebiet; hierauf oertoeift uns fd^on bie ^aeton* 
fage. Sftad) ^JlmiuS fear einige ^aljrfyunberte oor £l)rifti ©eburt 
f}ier ein magrer Überflug oon SBernftein oorljanben, unb es ift 
tuoljl fein ßmeifet, baß bie $omünbung ben (Snbpunft beS 
öftlidjen £anbelSmegeS bejeid)net, ber Dom Obertale fübmärts 
jum Donautale unb bann toetter bis gum innerften leite 
be« Hbriatifd&en ÜHeereS führte. 2118 bie toeftlid&e #anbels* 
ftragc im 4. ^afyrtjunbert oor (Eljrifti ©eburt eine ßettlang 
öerftegte, unternahm ^fytljeaS oon SWaffilta, ein ,3eitgenoffe &** 
SlriftoteleS, feine fü^ne ©eefa^rt na<$ bem fernen Sorben, um 
neue Duellen für ben Sejug beS SBernfteinS gu erfdjließen. 
(Er tarn an bie bcutfdjen lüften ber Sftorbfee unb nadf) ©fanbU 
naoien. Da aber feine SBcric^te über baS JBernfteinlanb feinen 
©fauben fanben, fo blieb fein SBorftofc in ben unbefannten 
Sorben oljne praftifdje folgen. — 2luS ber Äultur ber nun 
fotgenben 8a Xfcnesgeit lommen bei uns jafylreid&e ©egenftänbe 
oor, fo befonberS eiferne ©djwcrter, Äeffel unb gibein, teuere 
häufig mit ber roten SWittelmeerloralle ober aud) mit einer 
Imitation berfelben aus rotem ©lasfluffe gefdjmüdt. DaS 
meift auf ben »eftlicfyen 9Beg. — $n ber römtfd&en Qdt 
lourben tmeberum beibe #anbelSroege benufct; ber öftltdje ffieg 
läßt fid) in biefer geit, ben erften nadjdjriftlidjen ^aljrljunberten, 
bis nad) ßolberg unb oon l)ier aus über SBornljolm bis nad) 
bem füblidjen ©darneben oerfolgen. ^liniuS erjagt, ba§ ein 
römifdjer SRitter im auftrage Julians, beS ©labiatorenljalterS 
beS ßatferS 5ftero, oon Earnuntum an ber Donau (bei ffiien) 
bis an bie ßüfte beS baltifdjen SKeercS gereift fei unb oon 
bort eine ungeheure SJÄaffe Sernftein, barunter ein ©tücf oon 
13 'ißfunb, mitgebracht Ijabe. Die (Entfernung oon ©arnuntum 
bis gur Dftfeefüfte nrirb äiemltd) genau auf 600 römifd)e 
üKiltien (= 900 Kilometer) angegeben. — %n ber S3ölfer* 



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186 SBeridjt übet bic Serfammlungen. — SRotisen. 

»onbcrung^cit finbct ftc^ bei uns im Sorben auffallenb Diel 
©olb, beffen ^roueniettj nidjt ganj flar ift. ©aljrfäetntid) 
ftamtnt eS üon ben Tributen ^cr, toeldje bie fd)tt>ad)en oft* 
römifd)en Äaifer an bie ©ermanen galten, um fic bon iljren 
©rettjen fernhalten. Oftit ber ©iuroanberung ber ©laroen 
im 6. ^afyrfyunbert fyört ber roefttidje ^anbefsmeg ganä auf, 
toie benn j. 33. $aifer $arl ber ©rofce ben 3Serfaitf t>on ©äffen 
an bie ©latoen öftlid) ber @lbe gänjlid) üerbot, befto lebhafter 
mürbe ber |)anbet jefct auf einem öftfid^en $anbel$mege be* 
trieben, melier uon ber Oftfcc füboftroärtS bis in baS ©ebiet 
ber SQBolgabulgareu führte; biö fyierfjer fameu arabtfdjc $änbfer, 
bie iljre orientalifcfyen ^robuftc, nament(id) filberne ©djmutf- 
gcgenftänbe, gegen bie £)anbel$artifet beS Sorben«, namentlich 
Sernftein, |>onig unb meifce ©flaüinnen, eintasteten. 35ie 
fjunbe öon arabifdjem ^aeffitber verteilen fid), Dorn ©ebiete 
ber ffiolgabulgaren auSgefyenb, ftrafytenförmig über 'ißreufeen, 
Sommern unb angrenjenbe ©ebiete. $n Sommern finb allein 
fiebjig folcfyer gunbe gemacht. Den SWittetpunft beS £>anbels 
bilbete bamate in Sommern bie ©tabt Qutin (SBoUin), mo 
fid) nad) bem Scripte 2lbamS uon Sremen bie £mnbel$feute 
beS Sorbens mit ©riedjen unb ^Barbaren ein ©teflbidjcin 
gaben. 9lber Qfulin bilbete nod) uidjt ben (Snbpunft biefer 
üon ber ©olga fyerfommcnben Äuttur, fonbern ber ^panbete- 
weg läßt ftd) nod) weiter bis nad) ©d)toebcn hinauf üerfolgen. 
— üttit bem beginne ber ®efd)id)te im 12. 3>af)rf)unbert 
fdjlug bie Äultur anbere unb neue 2Begc ein, ba bie im 12. 
bis 13. 3faf)rl)unbert in Sommern angefiebelten beutfdjen 
Äoloniften aus bem norbmcftlidjen $)eut[d)lanb Ijerüberfamen. 



9t o 1 1 j e n. 



3m auftrage ber3nnimg tyat Hermann 2Baterfh-aat eine 
Etyronif ber Innung ber 33 augetuerfe ju Stettin öom $al)re 
1380 bi8 1903 (Stettin 1903) bearbeitet. 



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Zotigen. — SMitteilungen. 187 

©oeben erfdjien als fünftel SBcr! ber toon Armin Zxilt 
herausgegebenen 3)eutfd)en ?anbe3gefd)id*ten (III. Abteilung bcr 3tö* 
gemeinen ©taatengefdndjte) Martin SBeljrmann, ®efrf)id)te toon 
Sommern. 1. Banb: Bi3 gur Deformation (1523). ©otlja, 
8. «. «JJertljeg 1904 (XII, 258 ©.). $rei3 5 2WI. SBir wollen md)t 
unterlaffen, unfere SWitglieber fdjon iefct auf baS SBerf aufmerffam 
gu machen unb e3 ilmen gur ^lufcftaffung gu empfehlen. 3n einer 
ber nädjften Stummem werben wir eingefyenber barauf gurüdfommen. 



am 19. 92ooember Ijielt ber neuerbingS burdj fein auf umfaffenben 
ardjiöalifdjen ©tubien beruljenbeS SBcrf „Sveriges krig i Tyskland 
1675—79" befannt geworbene 3)ogent für ©efdjidjte an ber Unioerfität 
Sunb Dr. 5Rild SBimarfon in ber ©ifcung be8 Ijiftorifdjen Sereind 
ber genannten Unioerfttät einen intereffanten Vortrag über „3)er 
©tettiner Bürger $ampf für bie Ärone ©djweben 1677". ®r Ijat 
auf grunb ber wä&renb ber Belagerung geführten ^rotofotte, fowte 
wieberljolter unb beftimmter Berftdjerungen be3 fdjwebtfdjen Äomman* 
banten in ©tettin, ©eneralS oon föulffen, ben rüljmUdjen Anteil ber 
aWct>rr)cit ber ©tettiner Bürgerfdjaft, im ©egenfafce gu ben fräbtifeften 
Beworben, an ber faft halbjährigen Berteibtgung gegen ben ©rofjen 
Äurfürften feftgefieUt. 0. H. 

3n $ftar Sefjmann, greifen* Dom ©tein, Banb II, 
(&ipgig, ©. $irgel 1903) fallen wieberljoU ©treiflidjter auf bie Sage 
unb ba3 Behalten ^ommernS in ben 3a$ren ber SRefortn (1807 u. 
1808), fo auf bie DpferwiQigfeit ber Beoölferung (©. 234 u. 235), 
bie 5Rot ber ^robing (243), bie beifällige Slufnafjme be3 @bift8 öom 
9. Dftober 1807 bei bem bovtigen Slbel (305), bie tyäte Berffinbigung 
be§ gbiftS in ber iJrornng (338), bie Seilna&mloftgfeit ber Sauern für 
bie ilmen gugebadjte 2BoJjltat (345). Seemann fieljt fid) babei gu ber 
freunblidjen Bemerfung oeranlafjt : „3)ie 5Ratur fyatte i$n (ben Bauer) 
Ijier (b. % in Sommern) mit einem 'jßljlcgma auSgeftattet, ba$ nur 
fdjwer in Bewegung gu bringen mar". H. v. P. 



SR i 1 1 e i l u u g e it. 

3u orbentlidjen SWitgliebem ernannt: Rentier 
@mil 2Bellnife (auf ©. 175 ift berfe&entlid) Kaufmann 6. äßethtifc 
gebrueft) unb ©eneralmajor §einrid> Don 2)ieft in ©tettin. 



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188 üRitteilunßen. 

Sttfm^Httgen füt Me »Ättif#ett etttMro tmfc Me 
*t»nat*l>l*ttt* Mttttt ttrtt M# Sttttt 1* ttyril 1901 an 
^etrtt flrd)!»** Dr. jDtto^eittematttt (etettin^rün^of , 
$tffflitt<je*|lrafte 30) gtt rieten, *er tobten* *e* ©intet* 
ftal*i*ft*e# Mt ftefcaftion in ZUUt>tvtvttun$ fftfcett mit*. 

®ic »ibtiotljef (Äßl. Staatsarchiv, «orhitfdtfrr. 13) ift ßc- 
öffnet Stotitaft* Pon 8—4 tll>* tmdjm. unb $oimt**taft# 
Pon 12-1 Hb?. #ugerbem wirb bcr 93ibtiotbefor roäljrenb ber 
®ienfrfhmben beS ©taat8ard)it>8 (Don 9—1 Uljr Dorm.) Söünföen be* 
treffenb Senufemtß bcr 93ibliotbef nadj 2Nößlid)fett entfpredjen. 

8ufd)riften unb ©enbwtßen an bic öibliotfycf finb an btc 
oben angegebene Slbrcffe gu richten. 

3)ie neu einßeßanßenen 8^itf^rtften liegen im 
8ibliot^e!^tmmcr jur ©inftdjt au$. 



$** aRttfettttt bltibt *&$**** *e* »itttet* gei 
f*loffen. 

Äonferoator ©tubenraudj too&nt $o&engoHernftra§e 5. 



Pvittt löerfammlung am £onna6tti&, btn 
12. fc*|tm6w 1963, 8 üf)r im Bißliofftefts« 
{immer 5« IBminsliaufes: 

#err (itymnaßfilbiwlttar Uroftflor Dr. 
getwfae: |He <$tttß*fyttttg ber lötttilietummen 
ttttb tyre $eb*ttttt«0 für bie fytßartfd)* $*r- 
fjty»ti0* 

I it I) <t 1 1 

2Iu$ ben laßen ber fdjweren 5Rot $olberß8. — öeridjt über 
bie SJerfammlunßen. — Wotiaen. — STOitteilunßen. — Titelblatt unb 
3n&alt8oeraeidmi$. 



gtirbtcSRebaftionoerantroortlidj: Dr. Otto $eincmann in Stettin. 
jDrutf unb $erlaa oon fterrcfe & tfebelinß in Stettin. 



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Itlonntsblhttcr. 



$)cr ausgegeben 
üon ber 

«tfellftftttft für yommerföe töefdMte 
mtb 3Utertam*limtbe* 



1004. 



Stettin. 

®ru<f üon ©errdtc & Xebeliitfi. 
1904. 



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3nl)alte-tferjetd)!ite. 



6eüe 

I. $ef<fit<fiffi<fie*. 

35on bcr @ltfabetl)fird&e in fcricgtaff 182 

Urfuttben über bic SBeifjung öon Altären in pomm. Äirdjen 133 

StuS bem Älofter Äolbafe (1327) 6 

@inige Zotigen über ba8 ©efdjtecfct berer t)on SJemern . . 49. 77 

3um ^Regierungsantritte beS SMföofS ^oljann I. öon ©amin 75 

SJerorbnung Äönig ©ridj« wegen be« SRaubtüefen« (ca. 1457) 71 

©in rfjeinifd&er #umanift in Sommern 177 

Saurentiu« Ärinfce 17. 157 

3ur ©efd&icfcte pommerfefcer ©orffd&ulen 139 

3rrfafjrten einer pomm. Äirdjengcmeinbe öon 1566—1904 103. 121 

Alte tJamtlienaufeeid&nungen (1583—1642) 129 

Son einem Hofnarren be8 $er$og8 Sodann griebridf) ... 90 

Ireptotoer ©tyu>bal-«ften 1597—1730 unb anbere «ften H8 1808 36 

©ine ©d&ulorbnung öon ®aber (1598) 136 

UnterridjtSplan für ben §crsog Ulrich t>on Sommern ... 113 

8ur ©eneatogie ber gamilte SKarftofler 8 

(Sin »rief bc« SWifraeliu« (1639) 34 

(Sin Älageruf au« Sommern ö. 3. 1737 101 

8ur <8efd)id)te be8 SlmanbuS ©arolu« Canfeloto .... 66 

©inige« öon ©toalb 3ürgen öon Äleifl 169 

Die Äolonie griebenSburg 145 

3)ie Stoffen im 7jäljrigen Äriege in bcr Umgegenb öon ©ammin 87 

Son einer lateinifc&en Bettung in Stettin 38 

®ie erften Suftbaflonöerfudje in Sommern 41 

SWeine ©rinnerungen an Äarl Soetoe 81 

SSiSmarcf in Sommern 56 

SBiSmarcf auf bem SBege sunt Sanbrat Jn Sommern ... 161 

II. ^orgeftytytßtQe*. 

Seidjenbranbgräber bei ber ftörfterei Sudföola 1 

©rabung auf einem $ügelgrabe ju 3)eöin bei ©tralfunb . . 164 

3>cr SWoorfunb öon S)umain 124 

3>te ©d&läfenringe öon Settnin 98 



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III. JiiUzatUt. Ceite 

2Ut-Stettin 1625 . 93 

SB. 9Umi8, Umfanß unb (Sntmitf hing ber inneren Äolonifation 

in Komment 141 

SB. 93lumcnt$al, 3)ic Stänbe SSorpommern« üon 1648-1720 173 

®. 93runncr, Äefcer unb^nquifttion in ber SWarf Söranbenburß 142 

Ä. ®raebert, graSmuS üon 2Kanteuffet 30 

8. #aa8, ©aßen unb (grftäfjlungen üon ben 3nfe(n Ufebom 

unb SBoüin 93 

S3r. $enbel, «u$ ßärenber 3eit 92 

$ommerfdje Saljrbücfcer V 105 

®. Sello, ®ef*id)t$queHen be« ®efälcdjtS üon Sorrfe 11,2 106 

SJ. Uccfer, Sommern in SBort unb S3i(b 108 

$$. SB e en er , 3ur ®efd)idjte bcS ®ljmnaftum8 $u ®reif$tt>alb 92 

9W. SBefcrmann, ©efäidjtc üon Sommern 1 10 

IV. Tßexmiföte*. 

95eridjte über bie »erfammtungen . . 9. 26. 43. 58. 91. 172. 185 
3umadjS ber Sammlutißen .... 46. 62. 79. 109. 127. 175 
SRotiaen .... 15. 31. 46. 61. 78. 94. 109. 125. 143. 159. 174 
9»itteilungen au« ber ®efeHfdjaft 15. 31. 47. 63 79. 96. 112. 128. 

144. 160. 175. 188 

SRadjruf 33 

©ntabunß 65. 97 



Mitarbeitet. 

SReßierunflSaffeffor S3ordjert in Stettin, Dr. 3. ®irgenfo^n 
in Ircptom a. SR., Oberlehrer Dr. 8. $aa8 in Stettin, ^Jrofcffor 
Dr. SR. $anntfe (t) in ÄöSlin, ärcfciüar Dr. ID. $einemann in 
Stettin, ®tynnaftalbireftor Dr. $. Semtf e in Stettin, Äonreftor em. 
®. Delgarte in fjrieblanb i. SRett., «rdjiüar Dr. #. ü. $eter8borf f 
in Stettin, ®tynnaftalbireftor a. 3>. ®. Sieüert in Stettin, $affor 
®. 8. 31. Strecfer in tftifcott), Äonferüator Ä. Stubenraudj in 
Stettin, SR. Spuljrmann in Eammin, Dr. D. SSanfelow in 
Gketftoatb, ^rofeffor Dr. 2R. SB ermann in Stettin. 



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M 1. 1904. 

litonnteülnttcv. 

|>erauSgegeben 
üon ber 

©efeUfäaft für $mnmerfd)e ®efd)id)te 
tmb 2Utertunt£fmtbe* 



SDet 9Ud)brtttf bei 3nt|a(te* biefer 9»<mot*blättet ift unter Cuiellenangabe 

ItftatttU 



£eid)enbranbgraber mit ßeinjeitltdien Betgaben 
bei ber iförßerei 4tod)ljolj, fireiß <8>reifenl)agen. 

Stuf einem ^öljenrütfen am regten Dberufer, gegen* 
über toon Stettin unb toon biefem 15 km füböfttid), (icgt in 
ber fogenonnten 93ud)f)eibe, im ©reifenfjagener Ärcifc unb 
jur Dberförfterei ÜJJüljlenbecf gehörig, bie Äöniglidje fjörftcrci 
SBudjfjolj, weit unb breit ifjrer frönen Sage unb ifjrer 
weiten fjfernfufjt wegen befannt unb befonberS für bie 
©tettiner ein gern befugter SluSflugSpunft. $m 3f° r fc 
biftrift 163, an ber füböft liefen @<fe beS aus bem SBatbe 
auSgefdjnittenen ©artentanbcS, in beffen üftitte baS gorftljauS 
liegt, fyat ber fiönig(td)e ftörfttv SBclö eine ©anbgrube an* 
legen laffen, aus welker im guni ü. $. (1903) SBalbwege 
aufgebt unb gebeffert würben. SBeim Slbftürjen ber ®ruben* 
wanb traten l)ier jwei gleichartig angelegte Sranbgruben* 
gröber jutage, beren eines jur £ätfte in bie liefe ab* 
rutfdjte unb bie auf beigegebener £afel gezeichneten reiben 
^Beigaben 1 bis 6 unb fünf Xongefäjje, I bis V, enthielt, 
weldje £err SOBelS aus ber abgeftürjten Sranberbe auSgelefen 
unb mir am 2f un & ortc fpäter übergeben fyat, wo idj in ber 



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2 Seidjenbranbgräber mit fteingcitttcften beigaben 

Srbmanb nod) einen £eil ber SBranbgrubenfonturen gefeljen 
Ijabe. Das jmeite ®rab, jeljn ©d)ritte üon bem erften ent* 
fernt, mürbe in meinem SBeifein ausgehoben unb mar nadj 
SluSfage beS ftörfterS ©eis genau fo angelegt, mie baS erfte. 
(ES mar eine ®rube oon VI 2 m liefe unb 2 m 3?läd)eiu 
burdjmeffer, bie nad) ftattge^abter Verbrennung mit ben ge* 
famten töeften beS ©Weiterlaufen« angefüllt morben mar. 
Diefe Wefte fennjeidjneten fid) als fettige, fdjmarje, mit 
Äofjlen unb Slfdje gemixte (Erbe, in melier Heine fällige 
^arttfcl gebrannter Anoden nod) fonftattert mürben. Die 
gan^e 3Äaffe, meld)e bie ®rube ausfüllte, mar bann mit 
größeren unb Heineren gelbfteincu übermölbt. SS fdjien, 
als ob biefe Steine juerft baS ®rab an ber Srboberflädje 
überbeett Ijaben. Qefct lagerte allerbingS eine über x /t m 
l)ol)e <Erbfd)id)t über il)nen, bie ftd) in einigen ^afjrtaufenben 
moljl gebilbet fyaben fann. 3fu bem forgfam burd)fud)ten 
^nnern ber öranbgrube, bie in fenfred)tem 9lbftid)e mit ber 
etma 3 m fjofyen SBanb ber ©anbgrube abgegraben mürbe, 
fanb id), leiber tum ben ©urjeln junger 93ud)en burdjmadjfen, 
3crfprengt unb umHainmert, eine ein5elne Urne (Abb. VI), 
beren eigentümlicher $eufelftufcen bem ®cfä{$ einen aus* 
gebrochenen fteingettlid)en Gtyarafter üerleifjt. Die |)öf)e 
btefeS lougefäfeeS beträgt 12 cm, ber Durdjmeffer beS flauen 
SJobenS 6 1 /* cm, beS oberen SRanbeS 14 cm. Seiber ift bie 
eine, bem |>enfelaufafee gegenüber gehörige ©ette oermürbt 
unb md)t meljr Dorljanben, fo ba§ fid^ nid)t fagen lägt, ob 
es nur ben einen nod) toorljanbeuen, ober ob eS, ü)tn gegen* 
über, nod) einen £enfelanfafc gehabt l)at. (SS fd)eint inbeffen, 
als ob nur ein |)enfefftufccn borfjanben gemefen ift. Die 
Sänge bicfeS fifd)fdjmaujäl)nlidj eingeferbten, magerest an bie 
Urne angefefcten ©tufcenS beträgt 2 l 'i cm, feine SBreite ebenfo* 
uiel. Sine fteinaeittid)e Urne aus Äafefom, 3.*9ir. 1306, 
betrieben in ben 93alttfd)en ©tubien XXVIII, 567, f>at 
einen gleichartigen |)enfelftufceu, fie befinbet fid) mit anberen 
Urnen aus bemfelbeu ©räbcrfclbc feit ftaljrjefjnten in unferem 
■sDhifeum. 



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bei ber görfterei Sud^ola, ÄreiS ©reifenfjagen. 3 

Die in geidinung ^tB^fügten ^Beigaben beS erften 
OrabeS ftnb folgenbe: 1. ©ine gfeuerftein * ©peerfpifce, 
19V* cm lang, bis 4 8 /* cm breit, gemuffelt, grau mit 
eingefprenfelten weißen ftUdtn. SBeibe ©nben ber SBaffe üer* 
laufen gleidj fpife unb fdjarf, fie erreicht an feiner ©teile 
eine ©tärfe üon 1 cm. 2. ©ine ©peerfpifce au« berfetben 
©efteinSart, 20 1 /* cm lang, bis 3 8 /4 cm breit, in ber 
garbe etwas fetter. Da« untere, nid)t jugefd)ärfte ©nbe 
berbteft fid) big auf l l /4 cm, wäfprenb fonft bie feljr fauber 
gemufdtjelte Sßaffe ebenfo fladj gearbeitet ift, wie bie erfte 
©peerfpifce. 3. Sine ©ci)mucffdf)eibe aus 93ernfteiu t)ou freiS* 
runber 5 orm > m ^ e ' uem Durtfymeffer üon 9 cm, gteic^- 
mäßig ftarf fruftiert. $n ber ÜWitte, wo bie ©dtjeibe eine 
etwa 2 cm große, jiemlid) freiSrunbe Durchbohrung Ijat, ift 
fie bis ju l 8 /4 cm ftarf, wäfjrenb fie nad) bent Wanbe ju 
fcijwädjer wirb unb biefer felbft abgefantet runblid) üerläuft. 
Sn einer ©teile gwifdfjen ber Durchbohrung unb bent äußeren 
{Ranbe ift bie Oberfläche auf beiben ©etten in einer ©reite 
bon 1 bis l 1 /» cm burd) baS SBanb, an bem baS ©cfymucf* 
ftücf Ijängenb getragen würbe, abgefdtjeuert. 4. (Sin offener 
töing mit oerjüngten ©nben (3trmring), öon bem ein ©nbe 
abgebrochen ift. Der SRing ift aus feljr fupf er faltiger Sronje 
gegoffen, in ber ftaxbt an ber 93rud)ftelle mefyr rot als gelb 
unb an ber Oberfläche meift abgefcfyalbert, anjdjeinenb infolge 
ber ©inwirfung beS geuerS beim &id)enbranbe. 5. ©in 
SBefrfjlag- ober ©djmucfftücf aus SBronje, in Äern unb 
Äruftierung in Patina übergegangen unb fe^r mürbe. Das 
5 1 /* cm lange, 3 cm breite, 4 mm ftarf e ©türf fefet ftdt) 
jufammen aus 13 aueinanbergereiljten SBledjröljrdjen üon 
einem faum 3 mm großen inneren Durdjmeffer; eS erinnert 
in ber gorm an eine SReilje oon gellen aus einer Honig- 
wabe, ©in äfjnlicfyeS ©tücf ift, fooicl ict) weiß, nod) nidjt 
üorgefommen, id) glaube faum, baß eS einen praftifdtjeu, ba^ 
gegen eljer, baß eS nur einen beforatioeu Qmd als Seftanb* 
teil eines ©djmurfftücfeS gehabt f)at. 6. ©in offener ®olb* 



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Scidjoibranbßraber mit fleingcitU^m »eiflaben 




©rabfuube oon 93u^ola. 



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bei her görfterci 93udföolg, ÄveiS ©reifenfmgen. 5 

ring, 8 gr fd)Wer, glatt, oon fantigem 1)urdjf<I)uitt, bis 
4 mm breit, 1 mm ftarf, an ben übereinanbergreifenben 
unb abgerunbeten ffinben fi$ berjfingenb. ©owoljl auf ber 
inneren, wie auf ber äußeren SBreitfeite Ijat ber 9ttng fd&arf* 
grabige Tanten, aufgerollt Ijat er eine ßänge üon 22 cm. 
£>bfd)on er bie SBeite eine« ärmreifenS ^at, fo würbe er in 
einer, t>ieüeid)t nur burdf) 3 u f ammeni)rä( *en * n ber ® rt)e cnt * 
ftanbenen, oüaten gform gefunben, in melier id& iljn amij 
belaffen Jjabe, benn bei feiner Dünnljeit ift eS woljl möglid), 
ba& er amij ju anberen Qtotdtn wie 3U benen eines 2lrm* 
ringeS gebient Ijaben fann, obgleid^ bieS baS ffialjr* 
fd)einlid)fte ift. 

Die in bemfetben ©rabe gefunbenen Urnen finb alle 
metyr ober weniger befdjäbigt, teilweife burd& SBurjetn ^er* 
fprengt unb oermürbet. 

I. (Eine birfwanbige ©d^ale, rot gebrannt mit flauem 
SBoben, 11 cm Ijodf), 10 cm SBobenburdfjmeffer, 22Vi cm 
Durd&meffer beS oberen SRanbeS. 

n. ©ine mel)r runblitfye ©d&ale mit leidet umgefnifftem 
SRanbe unb einem fenfred)t länglichen Keinen #enfetanfafc. 
Der SBoben ift fta$ unb Ijat 9 cm 5Durdf)meffer. 35aS 
jiemtid& bidwanbige ©efftß ift 7 cm Ijoti) unb Ijat einen 
SRanbburd^meffer bon 16 cm. garbe: rotgrau. 

m. 35er SReft eines äljntidjen ©efftfceS, öon bem 
außer bem flauen ©oben oon 7 cm nur nod& leite bis ju 
6V2 cm |>5lje borljanben finb. garbe: grau. 

IV. SBeitbaud&igeS, fdjwarjeS, einljenfligeS löpfd^en 
mit eingebrürftem ©oben oon 3V2 cm Durd&meffer. $bfjt 
beS ©efäßeS 6 cm, SRanbburd)meffer 7 cm. Um bie (Eigen* 
artigfeit beS um ben unteren Xeil gelegten OrnamentbanbeS, 
baS unter bem #enfel äbereinanber gelegen ift, beutlid&er ju 
öeranfdf)aulidf)en, ift baS Zbpfätn unter IV üon ber ©ette 
unb unter IV a in feiner Sobenanfi^t abgebilbet. 

V. Sedier mit jwei Keinen bur<J)ftod)enen £enfeln, 
HVs cm l)od&, 4Vi cm ©oben*, 8 cm töanbburdjjmeffer. 



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fi Setdjenbranbgräber bei ber görfterci Sudftotft. 

2llle bicfc ©cfäße waren angefüllt mit bemfelben 
branbigcn ^fn^att, bcn bie SBranbgruben überhaupt enthielten, 
fo bafe bie ©cfä^e ttidjt ben ©inbruef matten, al$ feien biefe 
allein mit ben SReften ber 2etd)ent)erbrennung angefüllt, bie 
fid) in ber gangen Sranbgrube in fd)Wad)en Änodjenpartifeln 
öorfanben. 3lm S3oben im $nnern ber oon ffinrjeln burd)* 
wad)fenen ©efäße mar bie affige SKaffe fd)id)tenweife am 
Ijärteften, fo bafc fie nnr mit einem SWeffer ljerauSgefdjabt 
werben fonnte. 9lud( bem $nf)alte nad) matten bie ©efäfce 
nnr ben Sinbrutf oon SBeigefft&en, bie etwa SWaljrungSmittel 
5ur SBeg3e^rnng für bie loten enthalten fjaben bürften. 

3)aS 93emerfcn$wertefte bei biefen ©röbern tft, baß fie 
im Seidjenbranbe 5 u "^ e *on au$gefprod)en ftchtjcitltdjem 
(Sfjarafter enthalten, fo bie ©peerfpifeen, bie 93ernftemfd)mucf* 
fdjeibe nnb and) bie Jongefäfce. Darf man bie SBranb* 
grubengröber oon Sn^olj fc^on .wegen ber ^Beigaben aus 
SBronje unb ®olb nun aud) nidjt mefor als allein gur Stein* 
jeit gehörig rennen, fo muffen fie bod) einer ÜbergangSpcrtobe 
ans ber fteingeitli^cn in bie brongejeitlidje Kultur entftammen, 
au£ ber bei uns bisfjer Icinerlet ftunbe befannt waren. Slud) 
Iftfjt fid) an biefen ©räberfunben erfeunen, baß ber Übergang 
oon ber Stein* jur SBronjefultur nid)t unvermittelt gewefen 
tft, benn bei ber 93eftattung$art ber SBronjejett finben wir 
Ijitx jum erften SWale neben ben ftlteften 2Kctallformcn bie 
jüngften dornten ber neolitl)ifd)en $eit, baju feramifdje ^ro* 
bufte gemiftyen ©IjarafterS aus beiben Venoben. 

St. ©tubenraudj. 



3it0 bem Älofler ßolbafc (1327). 

©inen wenig erfreulichen SSlid in baS innere Seben unb 
treiben be$ ÄlofterS Äolbafc lägt uns ein Srlag beS ^Ja^ftcö 
l^oljann XXTT. tun, ben er am 1. 3Jtörj 1327 (Kalendis 
Martii, anno undeeimo) an ben ^ropft oon ^cblanb 



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«u3 bem Älofter Äolbafc. 7 

(dioc. Havelbergensis) richtete. Die 2lbfd)rift ift im 33atU 
fanifd)en ärd)toe gu SRom (Reg. Ayüi. Iohann. XXII. tom. 
XXVI, fol. 171) erholten. 5Rad(> ber Darfteüung biefeS »riefe« 
mar in Äolbafc ber ^riefter unb SWönd) $ol)ann oon Inflam 
öon bem Äeßermeifter Sodann 83ud)f}olj befdjutbigt roorben, 
ifim einige ©ad)en geflogen ju tyaben. Darauf lieg ber 
W)t JBurfijarb tyn in eiferne fjeffetn legen unb ins ©e* 
fängnis werfen. Dort nmrbe er auf SBcfe^I bcS äbtcS oon 
bem SSogte ©ül)etm, bem SWeifter ber ©dbmtcbe 3llbert, bem 
ÜKcifter ber fttftyx ^ermann SRufuS, bem 2Keifter ber feiger 
(pellificum) Äonrab unb einigen Äouoerfeu beS ÄlofterS, 
unter benen Iohannes Meynborch, Heinrich Buneee et 
Iohannes Falkenhagen genannt roerben, auf baS jdjrecfs 
tiefte gemifftanbelt. ©ie fteeften il)m einen großen ©to<f in 
ben äßunb, bamit er nid^t fdjreicn fonnte, gelten tfjn an ben 
paaren unb ben ftfi&en feft unb ftadjen iljm mit einem 
ÜÄeffer bie Slugen aus. Dann ftiefeen fte ityn aus bem 
Älofter unb fd&toffen tjinter tljm bie Pforte, ja fte brofyten, 
iljm audj #änbe unb ftüße abjufd)neibcn, bod) f)in3ufommenbe 
8aien Ijinbertcn fte baran, iljr graufameS £un fortjufefeen. 1 ) 
Der unglüdflid&e ^ofiann öon Inflam toanbte fidf) fdjufe* 
fleljenb an ben apoftoüfd&en ©tul)l uttb bat ben $apft, i^m 
in einem anberen Älofter einen fidleren 2lufentf)alt ju ge* 
toätjren. Daraufhin befiehlt biefer, ben SDWnci) in baS Älofter 
Doberan aufzunehmen, unb trägt bem tropfte Don ftrieblanb 
auf, ntdjt nur bafür gu forgen, ba§ bem ^otjann iäfjrlid) 
aus ben ffiinfünften beS Äolbafeer ÄlofterS eine ©umme Don 
20 $funb Eournoifen auf SebenSjeit gejagt »erbe, fonbern 
aud& bie Unterfud&ung gegen bie Übeltäter im Älofter Äolbafc 
anjufteßen, ben Sbt ftoljann 1 ) oon ber Leitung ju fuSpenbieren 
unb öor ben päftttd&en ©tuljl ju jitieren. 



*) Da «bt Surtyarb am 15. «pril 1323 flarb ($omm. Urf.* 
Sud? I, ©. 487), fo tnuf? biefe ©reueltat bereits oor biefem Sage 
flattgefunben fcaben. Unerftnblidj ift, toeS^alb bie Angelegenheit erft 
öier 3aljre fpäter t>or ben apoftolifdjen ©tu&l fam. 

a ) SS ift ber oben ertoftfcnte ÄeUenneifter Sodann »ud^ola- 



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8 3ur ©cncalogie bev gamilie 2Karftaflcv. 

Ob bie Darfteflung, bie in bcm Söricf natürlich uaä) 
ber Eingabe beS gemijftanbclten 2Könd)eS gegeben ift, auf 
ffiaf)rt)eit beruht, öermdgen tt>ir nidjt j*u entfdjetben, roeil 
über bie ©adje fonft nid)ts befannt ift. ©otdje ©raufamfeiten 
unb ©emalttaten famen aber in ben Äldftern nid)t fetten 
bor, ba audj hinter ben füllen 2Kauern ^ntriguen unb 
3reinbfd)aften nid)t ausblieben unb bie menfd)lid)en Setben* 
fdjaften feineSmegS erlofdjen. M. W. 



3ur Genealogie ber Familie ÜlarflaUer. 

Um bie JBenbe be$ 16. $al)rf)unbert£ nahmen mehrere 
aus SBraunfdjmeig ftammenbe 9ftitglieber ber ftamitie 
9Karftatler ! ) in Sommern eine angefeljene ©teüung ein. Sm 
befannteften ift ber (Srjieljer ber ©öljne $>erjog SJogiftamS XIII., 
SWartin 9ftarftaller, beffen (Einfluß auf ben fpäteren #er$og 
Wltpp II. öon Sebeutung für beffen ganjeS ßeben gcn>efen 
ift. 1 ) «u$ bem SBricfmcd^fcI biefeä $>erjog$ lernen toir jroei 
©ruber SWartinS fennen, ©erüafiuS, l)erjoglid)en Seibargt in 
Stettin, unb ^rotaftuS, bon bem toenig befannt ift. 8 ) 8m 
23. ©eptember 1615 ftarb in ©tettin ber Dr. iur. unb 
fyerjoglidje SRat ffiilfjelm 2flarftatler 4 ), öon bem t>. ©üloto 
meint, er bürfte audj Ijiertyer gehören. 8 ) $)afj er in ber lat 
ein ©ruber beS $rotaftu$, alfo aud) be$ ©erbafiuS unb 
SKartin SWarftaHer mar, geljt au$ einem eigenljftnbigen ©riefe 



©ertoaftuS SWarftaller flammte atö Srreiburg im ©reiSgau, 
»ar fpätcr «rat in ©raunfefctoeig, 1570 $rofeffor in Sena unb ftarb 
1578 in (Seile als Seibargt be8 $eraog8 äBityelm b. fr üon »raun- 
fc$n>eig«Sfineburg (t 1592). 6r toar ber Sater ber üier ©ruber 
©erbaftu«, ^rotaftuS, ÜKartin unb äBityelm SKarftaller. 

') «Ogemeine SDeutfcfje ©iogrartte XX, ©. 446 f. 

•) DelridjS, $ift..bipl. ©ertrage j. ®efd&. b. ©ela&rt&eit in 
Sommern (1767), ©. 68 ff. 

4 ) Eramer, 2>a$ groffe ^ßomrifdje &ird&en*£&romcon (1628) 
IV, ©. 195. 



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3ur ©enealogic ber fjaittilte SKarftaücr. — 93erfammlungen. 9 

$f)iltypS II. an feinen SSater fyeroor, 1 ) ben iä) bafyer l)ier 
folgen laffe: 

©nebiger unb Ijerfclieber $err Sater. @. @. mifcen fid) 
oljn gtoeifet mol ju erinnern, welker ©efialt im Der* 
fd)ienen Ianuario Gulielmus SWarfiatler mifjr etlidje £f)efe3 
untertljeniglid) bebiciret. Sitte bertoegen ganfc gefjorfamlid), 
ffi. @. ifjn bofor bod) irgenbt mit einer Serefjrung be* 
benden wollen, bamtt e^r feine ©tubia befto beßer Dort* 
fefcen fonne, 8 ) waß nnn (£. @. gefiele, ettoan ein Iljaler 
8 ober 10, fönten @. @. bety biefer ©etegenljeibt feinem 
Sruber D. Protasio juftfyicfen, ber efj itym ben weiter n>ot 
ju $>onben fdjaffen mürbe. ©old)e$ wirbt eljr (ünftig mit 
untertänigen Dienfien umb (E. ©. 5U berfidjern fid^ be* 
fleißen unb ungelegen fein [laßen]. 

@. ©. ©eljorfamer 
©ol}n 
^itip. 
Slbreffe: Illustrissimo domino parenti ad manus 
proprias. 
Der #erjog Sogtflaw entfprad) ber Sitte feines ©ofyieS, 
wie ber Sermerf: „|>iruff 7. ÜRartü ime 6 Ung. fl. beim 
@ufhromifd)en Sotten jugefanbt anno 1600" auf ber SRütf* 
feite ergibt, nad) bem wir annehmen muffen, baß $l)iltpp$ 
unbatierter ©rief fpätcftenS Slnfang 2Kärj 1600 getrieben ift. 

IDtto $einemann. 

ßertdjt über Me *)er|ammlimgeit. 

Die für ben 12. Dezember angefefcte britte Serfamm* 
lung mußte ausfallen unb wirb am 16. Januar ftattfinben. 
©iet)e ©eite 16. 

l ) ©taatSarc&ib §u Stettin: ©tett. «rdj. $. I, Itt. 72, 9?r. 33. 

*) Guilelmus Marstallems Cellensis würbe im ©ommer* 
femefler 1600 in Stoftocf immotrifuliert. Sergl. ©ofmetfter, Die 
SWatrifel ber Uniberfttät SRofrxf n, ©. 267. 



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10 Siteratur. 

tfiteratur. 

ÜWarttn ©e brmann. @efcf)id)te von Sommern, ©rfter 
»anb. 33iS jur {Reformation (1523). @otl)a, g. 31. 
<Pcrtyc3, aifttcngcfcafc^aft 1904. XII., 258 Seiten, 
8°. 5ÜKI. (allgemeine ©taatengefc^id^te. herausgegeben 
von $?. 8ampreef)t. Dritte Abteilung: Deutle Sanbe«* 
gefaxten, herausgegeben von 31 r min £ille. fünftes 
ffierf.) 

$afc ein oft empfunbeneS SJebürfniS nacb einer ledbaren unb 
für alle Greife vcrftänblieben 3)arfteüung ber ©efebiebte $ommernS 
vorlag, unterliegt feinem 3n)eifel. Änberen beutfeben SanbeSteilen 
gegenüber war Sommern barin im SRüefftonbe. ©d&lefienS ©efebiebte 
batte 6. ©vünbagen, bie SraunfebweigS unb Hannovers D. v. $eine- 
mann, bie ber in ber $roving ©aebfen vereinigten ©ebiete @. 3aeob$ 
bearbeitet, bie Dft* unb äßeftpreufienS Ä. Sobmetyer wenigftenS be- 
gonnen. $ür Sommern fehlte etwa* #bnlicbe$. fj. 833. SartbolbS 
fleißige unb forgfättige ©efebiebte von Stügen unb Sommern (5 Sänbe, 
Hamburg 1839—45) ift bodj, gans abgefeben von feiner ftorf bervortreten 5 
ben Vorliebe für SBranbenburg, in vielen fünften veraltet. 3roar 
bat vor einigen 3abren Ä. äRaß eine populäre pommerfebe ®ef Siebte 
verfaßt, bie aber beSbalb niebt genügt, weil e£ Faum benfbar ifl, obne 
SBenufcung ber Duellen eine ben an fte ju fteOenben Snforberungen 
entfprcdjenbe ©efebiebte von Sommern gu fdjreiben. (£8 galt, mit 
ber feit Stomas JJanjow fajl trabitionefl geworbenen Darfhllung 
aufzuräumen, alle von ibm in bie pommerfdbe ©efebiebte eingeführten 
fagenbaften unb erfunbenen ©rjäblungen unb Seridjte au prüfen unb 
5U befeitigen unb unS ein ftareS Silb ber ©efebiebte unfereS SanbeS 
vor 3lugen su fübren, wie eS fteb au8 ben Duellen ergibt. Sine 
folebe ©efebiebte von Sommern burften wir von STOartin SBebrmann 
erwarten, ben man niebt mit Unreebt mebrfacb als ben 3. 3* beffcn 
Äenner ber pommerfeben ©efebiebte bejeiebnet bat. 8angi&brige 93e* 
febäftigung mit ber ©efebiebte feiner $eimat unb eingebenbfte ©tubien 
ber Duellen, beren ©rgebniffe er in jablreieben größeren unb Heineren 
Sinselunterfuebungen niebergetegt bat, liefen ibn, wie faum einen 
aweiten, als bie geeignetfle $erfönliebfeit erfebeinen, biefe ©efebiebte 
Pommerns su liefern, beren ©rfebeinen man wobl allgemein mit 
großer ©pannung entgegengefeben b<*t- 

3>er erfte 8anb liegt jefct vor und, unb man barf fagen, ber 
$erfaffer bat feine niebt gang leicbte unb aueb niebt immer gleicb 
banfbare Aufgabe mit anertennenSwertem ©efebirfe gelöfl. üWtt großem 



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Stterotur. 11 

Sfleiße unb ftdjtlidjer Siebe unter forgfältigftcr Senufcung ber Duellen 
unb ber ©rgebniffe ber gerabc in ben legten Sauren eifrig betriebenen 
pommerfdjen ©efdndjtSforfdjung ift baS S3ucr> gefdjrieben. Jflare 
Darfteflung, bie oielleidjt fjier unb ba etwas lebenbiger fein fönnte, 
objefttoeS Urteil unb ber weite 93litf, mit bem SBeljrmann bie Ijeimifdje 
wie bie allgemeine ©efdndjte in iljrem 3ufammenljange umfaßt, werben 
bem SBerfe audj über bie ©renaen ^ommernS IjinauS bie richtige 
äBürbtgung &u teil werben laffen. grcilidb fönnte eS fdjcinen, als fei 
ber Umfang beS unS auf fnaw fedjSacljn Sogen bis aum lobe 
SogiflawS X. (1523) füljrenben 93anbcS ein wenig ju farg bcmeffen. 
(£S Ijätte mandjeS ctmaS ausführlicher be^anbelt werben fönnen, wenn 
fäon bem Serfaffer eine gewiffe Söef d&ränfung auferlegt war. 2)aß bicfc 
nodj größer geworben tji, als SBeljrmann woljl felbft beabftdjtigt 
Ijatte, ifl auS bem bielleidjt aflau ängftlidjen Seftrebcn ju erflärcn, 
ben gebotenen Umfang ftreng innehalten gu woöen. 

3)ie ©inleitung (©. 1—14) bringt unS eine fritifdje Überfielt 
über bie Oucüen unb älteren 3)arfteüungen ber ©efcfyic&te ^ommernS. 
Der erffc «bfdjnitt (@. 15-25) befanbelt bie Urgeit. ®S ift wo&l 
baS einaige Äapitel beS SSudjeS, baS — man fann fagen, für ben 
#tftorifer naturgemäß — nidjt auf eigenen fjorfdmngen beruht, ©e- 
fttifet auf bie Unterf Übungen unferer *ßräl)iftorifer, namentlich 
$. ©rfmmannS (Salt, ©tubien 46, ©. 113 ff), entwirft 2Bcl>rmann 
in großen 3üflcn ein 93ilb beS 3uftonbeS unb ber Äultur ^ommernS 
in ber S3orgcit bis gur 33ölfermanberung, üon benen unS in erfter 
Sinie bie Sunbe auS ber Stein*, Sronae* unb älteren ©ifenaeit eine 
Sorfteüung geben. 2>er gweite «bfdjnitt, bie SBenbenaeit (©. 26—59) 
fti&rt unS bis in bie erjten Safoefate beS 12. Saln^unbertS. Slud) 
in biefer für Sommern nod) Dorgefdu'cljtlid&cn ^Jeriobe fmb, wenigftenS 
für ben Äulturaujtanb, bie Sunbe nodj unfere ^auptqueüe, bod) finben 
wir audj bei ben polnifdjen, bänifdjen unb beutf djen Sljronifhn fdjon 
einige SRacfcridjten. 3m britten Slbfdjnitte (©. 60—89) wirb im 
wcfcntlicfjen nadj ben 33iograj>ljicn beS ^ommembefeljrerS Otto oon 
Bamberg unb ben Senaten beS #elmolb unb ©ajro ©rammaticuS bie 
©jrifrianifterung beS 2anbeS bargeftellt. 2>er Slbfd&nitt fäliefjt mit 
ber ©rljebung $eraog 93ogtflawS I. aum SReidjSfürften (1181) unb 
ber Sefeftigung beS EljriffcntumS im ?anbe burdj Äloftergrünbungen 
(2>argun, Äolbafc, ©ramaow, Selbucf). ©e&r balb öerlor Sommern 
bie SReidjSunmittelbarfeit, unb ftanb abwedjfelnb balb unter bänifdjer, 
balb unter branbenburgifdjer Dberljoljeit, bis jene 1227 enbgültig auf* 
Ijörte. 3n biefer 3*ü begann bie beutfdje (ginwanberung unb bamit 
bie Verbreitung beutfefcer Äultur in Sommern, bie burdj Äloffer* 
grünbungen unb (Srridjtung neuer Stomfapitel in Äolberg unb 



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12 Literatur. 

Stettin feljr geförbert würbe. SMefc ^ßeriobe, bic ©ermaniflcrung be3 
Vanbeä, Gilbert unS ber trierte flbfc^nitt (©. 90-119). 2Be$rmann 
fityrt bic 2)arfteHung bid gum lobe SarnimS I. (1278), ber feit 
1264 baS gange Sanb in feiner $anb vereinte unb bei allen SWifc 
erfolgen in ber äu§ercn ^Jolitif ben ©taat im 3nnem aufjerorbentlid) 
feftigte. 3*t btt ©ermanifterungSarbeit untersten ifjn getrculidfc 
bie S3ifd)öfe üon ßammin. Sticht wenig Ijaben audfc bie ßlöjfcr, mit 
benen Sommern in iener 3*ü rcid& bebaut würbe, gur Srefttgung beö 
(£ljrifientum$ unb Verbreitung djriftlidjer unb beutfd&er Äultur im 
Sanbe beigetragen, benen bie SRitterorben gur ©eite traten. 5Rod> wirf- 
famer erfolgte bie ©ermanifierung burd) bie SBegrünbung üon Säuern- 
börfern feitenS weltlicher ©runb^erren, burdj (ginwanberung beutfd&er 
©bedeute unb enblidj burdj bie ©ntfteljung beutfdjer ©täbte, inbem 
teils alte Drte oeutfdjeS ©tabtredjt erhielten, anbere neu gegrünbet 
würben, gfür biefe§ $a$ritel fonnten aud& fdjon urfunblidje Duellen 
in reiferem 9Wa§e herangezogen werben. 3m fünften Äbfd&nitte 
(©. 120—141) wirb ber Äampf unb bie Unabfjängigfeit be$ Sanbe« 
(1278—1348) beljanbelt. Süßere unb innere fiämtfe füllen biefen 
3eitraum, unter benen bie erffc ©teile ber um bie SeljnSunabWngigfett 
üon SSranbenburg einnimmt, ber fdjliefjlicfj gugunften Sommern« 
enbete. Sommern in ber 3*it ber Slüte be$ ©tftbtewefenS, beren 
ftöfapunft ber ©tralfunber grieben t>on 1370 begetd&net, fd^itbert un$ 
ber fechte «bfdjnitt (©. 142—166). Von $anbel, $anbwerf, «efer- 
bau unb ftäbtifdjer Verwaltung gibt unS SBeljrmann in gebr&ngter 
Überfielt ein treffenbeS SSilb. 3m fiebenten äbfcfjnitte, Sommern um 
bie SBenbe be« üiergeljnten 3aWmnbert8 (©. 167—189), werben bie 
inneren unb äußeren SSerWltniffe, bie Regierungen gu ben norbifdjen 
Steigen, auf beren £l>rone feit 1412 ber pommerf$e $ergog Sridj 
faf?, gu $oten unb bem Deutfdjorben be&anbelt. ©treit unb Unfrieben 
auf politifdjem ©ebtete, #aber unb 3*üift auf fircfclidjem ©oben be- 
geidjnen biefen 3^traum. SMit bem Auftreten ber ©ofcengoflern in 
ber 2Rarf wirb audj bie fjrage nadj bem Ver&ältniffe $ommern$ gu 
©ranbenburg wieber aufgeworfen. Die ftd) baran fnütfenben Äämfcfe 
unb ©treitigfeiten füljrt un$ ber adjte Slbfdjnitt, <ßommern$ Äampf 
mit SBranbenburg unb innere ©treitigfeiten (©. 190—212) üor Äugen. 
Äaum war ber äu§ere Stiebe für einige 3*tt fcergeftcllt (1427), fo 
entftanben im 33i8tume Äammin ©treitigfeiten gwifdjen ben Sifdjöfen 
unb ben ©tiftSftftnben, in weldje bie $ergoge als ©djirm&errcn be$ 
©tiftS eingriffen, ©leidjgeitig Ratten biefe felbfl wieberljolt Äonflifte 
mit ben ©täbten, beren ©elbftberoufftfein mädjtig gewad&fen war. 
äudj ber äbel führte mit ben feinen SSeftfcungen benachbarten ©t&bten 
oft erbitterte Serben. Die SRadjt be$ SanbeSfcerrn würbe mefcr unb 



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Siteratur. 13 

meljr berringert, nicbt gum wenigften burd) bie wicberljolten Teilungen. 
3n bic legten Safjre bicfeS 3*itranmeS fäüt ber ©rwerb ber 8anbe 
Sauenburg unb Sütow als $fanbbeftfc burdj ©ri# IL (1466) unb 
bic ©rünbung ber Unfoerfttät (SreifSwalb (1456). $on neuem bradj 
ber Äamtf um bie SetjnSunabljängigfeit nadj bem £obe #ergog 
Otto« III. toon Stettin (t 1464) auS, ber ©tettiner ©rbfolgeftreit 
(©. 213— 226), ber 1472 burd) ben trieben öon ^renglau beenbet 
würbe, in bem bie ©erlöge baS 2anb Stettin Don SBranbenburg gu 
Seljn nahmen. 3lm ©djluffe biefer 'JJeriobc begann bie 3wfpKtterung 
beS 2anbeS aufgufcören. 9?ad) ©ridjS II. lobe (1474) war außer 
bem alten SBartiflaw X., beffen Söfjne jung geftorben waren, nur 
SJogiflaw X. übrig, beffen SRegierungSgeit ben lefcten Slbfdjnitt (©. 227 
bis 258) füllt. 3)ie ©agen, mit benen fein Seben, befonbcrS bie 
3ugenbgeit (§anS Sänge), namentlich burdj Äanfcow umfleibet ift, 
galten öor ber fritifd^en ©efdjidjtSforfdjung nidjt ftanb unb finb Ijier 
befeitigt. ®teidj bie erften SRegierungSjabre SöogiflaWS waren burd) 
flämpfe mit »ranbenburg aufgefüllt, bie ööflig gu feinen Ungunffcn 
enbeten, fo baß er 1479 feine gefamten Sanbe, audj SBolgaf* unb 
Sartb, oon ©ranbenburg gu Seljn nebmen mußte. S)aran reiben ftdj 
©treitigfeiten beS $ergogS mit feiner ÜRutter ©otfjie unb bie Äamminer 
©irren, in bie er öerwitfelt würbe, ©in großes SSerbienft erwarb 
ftdb Sogiflaw in biefer 3eit burd) feine inneren {Reformen. ©r fd&uf 
eine geregelte Verwaltung, richtete eine georbnetc ©teuerüerfaff ung ein, 
gewann bem <Btaatt bie öerpfänbeten unb uerlorenen 8&tlc gurücf, orbnete 
baS 2»üng* unb ®eridjtSwefcn. Sei biefem Streben nadf) Sefefligung 
unb (Erweiterung ber lanbeSljerrlidjen SSefugniffe unb Silbung einer 
wirflidjen Staatsgewalt flieg er naturgemäß auf ben heftigen SBiber* 
ftanb beS SlbelS unb ber ©täbte, ben gu brechen bie Aufgabe feine3 
SebenS war. ©inen ©rfolg nadj außen ergielte er 1493, wo gu 'Jfyvite 
ber fiurfürft 3obann Cicero ibn üon ber SebnSemtfängniS entbanb. 
^Dagegen würbe fein $lan, bie unmittelbare SReidjSbeleljnung gu er* 
langen, burd) ben Äurf ürften hintertrieben. 3)urd& feine große {Reife, 
(1497/98), bie ftd& bis inS ^eilige Sanb erjhetfte, gewann Sogiflaw 
Sfüblung mit gablreidjen gütfien unb würbe mit ben geiftigen Be- 
wegungen beS ^umanidmuS unb ber StedjtSwiffenfdjaft befannt. 
»erübmte SRedjtSgelefrte unb #umaniften gog er nadj (SreifSwalb. 
2)aS 93er$ältniS gu Sranbenburg würbe wiebcibolt getrübt. 1500 
mußte SSogiflaw bie SeljnSljobeit SranbenburgS anerfennen, erlangte 
aber 1521 einen faiferlidjen Seljnbrief, gegen ben SSranbenburg ©in« 
foruefc erljob. ©ine enbgültige ©ntfdjcibung war nidjt guflanbe ge* 
fommen, als Sogiflaw am 5. Dftober 1523 fkrb. 2Rit einer treffen* 
ben ©(jarafterifüf beS $ergogS, ben man oft ben (Großen genannt fw, 



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14 Literatur. 

unb ber aud) o^ne 3weifel ber bebeutenbfte unter ben pommerfdjen 
©ergogen ift, unb einem furgen Überblicfe über ben Äulturguftanb 
^ommernS bei ©ogiflawS Eobe fdjliefjt biefer 9lbfdmitt unb bamit 
ber erfte 33anb. 

(Sinige fleinc SJerfefjen unb Drucffebler, bie mir bei ber Settüre 
beS SJudjeS aufgcftojjen finb, mögen Ijier furg ©rwäljnung fmben. 
Sluf ©eite 11 ift unter ben bort aufgeführten SSeamten beS ©taatS« 
ardjiöS gu ©tettin 33 är nadjgutragen, bcffen „Ißolitif ^}ommernÄ 
wäljrenb beS Dreißigjährigen ÄriegeS" (Seipgig 1896) wo$l nur Der- 
feijentlid) nid&t erwähnt ift. »uf bcrfelben (Seite ift 1882 als erfteS 
(SrfcfceinungSialjr ber üon unferer ©efeUfdjaft herausgegebenen 9WonatS= 
blätter natürlich nur ein Drutffe&ler für 1887. 2luf ©eite 16, 3«fc 
3 üon oben ift ©djaber ftatt ©djaben gu lefen. 3n ber SKitte biefer 
©eite ift ber Safe : ,,$lud) Seilformen finb befannt, bie im ©üben 
öon SBöljmcn bid an ben 9tycin (93anbferamif) Ijeimifd) finb" in biefer 
etmaS gu lafonifdjen Äürgc nid&t gang öerftänblidj. ©emeint ift 
wobt, bafj biefe Seilformen ftdb gufammen mit ®efäf?cn ber 2öanb* 
feramif finben. ©eite 87 ift 1179 als Safcr ber äBeifce beS ©djwcriner 
2)omS öermutlidj nur ein 3)rudffel)ler für 1171. 3)af? baS fpätere 
«lofter 33er«en bei Ireptow a. SR. geftiftet fein fofl (©. 95), beruht 
woljl auf einem ©djreibfebler. (Elafcow, tt)o e£ gegrünbet würbe, 
liegt bei Treptow a. £oU. ftrrtümlid) begeid&net eS allerbingS aud) 
baS SRegifter gum erften 33anbe beS ^ßommerfdjen UrfunbenbudjeS 
(©. 590) als bei Treptow a. SR. gelegen. 1316 als 3aljr ber 3lb* 
tretung ber Sänber ©toty, SRügenwalbe unb ©djlawe (©. 131) ift 
urfunblidj nidjt belegt, beffer wäre öieUeid&t gefagt: gegen 1317. 
©eSbalb äBebnuann ©eite 148 als Datum ber ©d&lad)t bei Dam* 
garten nadj Detmar (Sbronifen ber beutfdjcn ©täbte XIX ©. 540) 
1368, um ben 11. 9tobember, angibt, ift ntdjt erfufetluft. %la$ ©trat* 
funbifefcen Sfjronifcn fanb fic in sunte Levinus (highe (12. 9?od.) 
ftatt. Sergl. Sugen^agen, ^Jornerania (ed. £). §einemann), ©. 139, 
Slnmerf. 3. 

Dicfe Semerfungen fönnen unb foüen bem äBerte beS Sucres 
natürlich nidjt ben geringften 2lbbrudb tun. ©S wirb feinen 3**^ 
ben Üefer über bie ©ntmicfelung *ßommernS gu belehren, unb fo baS 
3utereffe an feiner Vergangenheit gu beleben unb gu vertiefen, gu* 
gleich aber audj gu weiteren Sorfdjungen anguregen, ftdjer erfüllen. 
DaS ift bem um bit pommerfdje ©efdjidjtSforfdjung oerbienten gorfdjer 
gewi§ ber befte 8obn für feine Arbeit, für bie wir ifcm gu großem 
Danfe üerpflidjtet finb. Der gweite 33anb wirb hoffentlich balb nach- 
folgen. @r wirb mit nidjt geringerer Spannung erwartet werben als 
ber erfte, ba er bie ©efdjidjte beS SanbeS bis in bie 9ieugeit fort- 



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Sttcrotur. — Slotigen. — 9Ritteilungen. 15 

führen, alfo au* bie 3«t na* bem grtöf*en beS ®reifengef*te*t3 
befcanbeln foö, über bie wir eine auf wiffenf*aftli*er ©runblage be* 
ruljenbe ©arfleflung überbauet no* nt*t befifcen. 

■Keine 39efpre*ung will i* aber ni*t f*lief?en obne einen 
ÄuSbrucf be8 SebauernS, bafi eS na* bem $tane ber beutf*en 
2anbe$gef*i*ten au$gef*loffen ift, Qitatt unb SBetegftetten gu geben. 
2>er erfte S3anb bringt fo man*e3 5Reue, ba8 auf eigenen gorf*ungen 
beS »erfajferS beruht, für ba8 aber bie »elege fehlen. 9Zo* Diel 
mebr wirb ft* biefer 2Rangel bei bem gleiten SBanbe fühlbar ma*en, 
ba für man*e ber in biefem 99anbe gu bebanbelnben Venoben 93or* 
arbeiten garni*t Dorbanben ftnb. ©odte bter ni*t eine SuSnaljnie 
gemacht werben unb, wenn ni*t unter bem lejrte, fo in einem 
Anfange ber wiffenf*aftli*e 39ewei8 gegeben werben Ibnncn? Ober 
wirb ber Serfaffer na* biefer für weitere Äreife beftimmten unS 
no* eine rein wiffenf*aftli*e ®ef*i*te Don Sommern mit fritif*em 
Setwerfe f*enfen, bie SartbolbS 3öerf öoflftänbig erfefcte, ba« wir 
fo immer no* ni*t gang entbehren fönnen? 

Otto $einemann. 



91 o t i 3 e it. 

3)ie Don Sri* ©raf ÄietmanSegg berauSgegebenen 
„SBriefe be£ #ergog8 ©rnfl Äuguft gu Sraunf*weig» 
Lüneburg an 3obann Sfrang 3)iebri* Don äBenbt 
au8 ben $a&ren 1703 biä 1726" (§annoDer unb Seidig, 
#abnf*e ^öu*banbtung 1902) berühren mebrfa* anäi bie j>ommerf*en 
Serbftltniffe jener 3*ü- 



0titteU««|e«. 

S)ie erfte ©eftion ber ©runblarte $ommern§ (Sempel* 
burg*&allie3*, 5Rr. 158/190 ber ©eneraljkbSfarte) tft erf*ienen. 
©jcmplare ftnb gum greife Don je 40 5ßfg. in unferer Sibltotbef 
(Äarfutf*ftra§e 13) gu erbatten. 2Btr boffen, baf? bie harten gu 
btftorif*en ober fiattftif*en Sorf*ungen re*t Diel bennfct werben. 

&tt ©orflanD* 

3u orbentli*en SWitgtiebern ernannt: Stebafteur 2Büb. 
Elobe§ in Stettin, gabrifant grang ®loger in ©*webt a. D. 



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Iß attttteitungen. 

Sttftntotttfttn fft* W* JBalttfdKn etttMtn tut» »fe 
ato«*t#»iatter Wtteti *t* *i# sunt 1* Hptil 1904 an 
$etnt Slr^toa? Dr. GttoQtlntmann (ettttin«titoftn$of , 
fcerffUnöerftrafte 90) }U *i*ten, *et tdtyrtn» Ix* ©inte*. 
ft*J*jtaft*t* *te fttfcatttott in etettt**tretang fügten *!**• 
$e* »orftan*. 

2>ie Sibltot^cf (Ägl. ©taatSarcfcto, Äartutföftr. 18) ift ge- 
öffnet SRonta** »on S— 4 ttfcr ttadpn. unb $<mnt*#ta0# 
tum 12-1 ttftt* Mufjerbem toirb ber Stbtiot&efar roäljrenb ber 
2)ienftftunben be3 ©taatgardjtog (Don 9—1 Uljr Dorm.) äBfinföen be- 
trcffcnb Senufcung ber SBibltotljef nad) aRögtidjfeü entfprec&en. 

8ufdjriften unb ©enbungen an bie 33tbliot&e! ftnb an bie 
oben angegebene Hbreffe $u rieten. 

2)ie neu eingegangenen 3*itf#rtften tit&m i« 
SSibUot&cfSstmmev jur @infid)t auS. 



$<t* CTnfeutn WeiW *&fttm» *e# ©intet* fle* 
f*loff<n- 

Äonferuator (Stuben raud) tt>o$nt $ofcengoIIernftrafje 5. 



©ritt* lötrfammlung am £5onnaßm5, 6m 
16. Januar 1964, 8 Wjr im Bißliotfcft** 
jimmw öss 1Btciins(auft0 : 

§c*r (ö^mttoftalMrebtDr Urafeffar Dr. 
getwfee: Jlte <$tttft*lpntg ber lomtlietwottteit 
ttttfe tyr* $*feeittttitg für fcie tytftüviftyt #*r- 
fdjmiji- 

Inhalt- 

Seicfcenbranbgräber mit fieinaeitlidjen ^Beigaben bei ber Sförfterei 
Südpol*, ÄreiS ©reifen&agen. - «u3 bem Älofter flolbafe (1327). 
— 3ur ©enealogie ber gamilie 2Harftatter. — Seridjt über bie 
Serfammlungen. — Stteratur. — Wotigen. — 2Ritteüungen. 

tjür bie SRebaftion oeranttt>ortlic&: Dr. Dtto$einemannin Stettin. 
$>rucf unb Seriao von $errtfe & Sebeting in Stettin. 



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M 2. 1904. 

PonnteUlhtter. 

herausgegeben 
t>on ber 

©efeEfdjaft für ^ommcrfc^c ©efdjidjte 
uttb SUtertumSftmbe. 



3er Wadjbrurf bei Onljalie* btefer WonatM'dttet ift unter DweflenaitBabe 

gefaltet. 



f ourtnltuB trinke. 

Son Dr. H. $aa8. 

Unter ben fatljolifd)en ©eifHidjen, toetdje in ben bret 
legten Dezennien bor ©nfüljrung ber Deformation an ber 
Äirdje in Sergen auf SRfigen tatig toaren, fdjeint Saurenttuä 
Ärinfce einer ber bebeutenbften getoefen ju fein. 

(Sr gehörte einer eingefeffenen rügenden gamifte an: 
(£in Sauer $aul Ärinfce in (Earoto nrirb 1487 ertoäljnt. 3)e$ 
SaurentiuS (jüngerer) Sruber #an$ Ärinfce in Sergen wirb 
toieberljolt big jum ^aljre 1539 angeführt; er mar, wie fein 
©ruber SaurentiuS, <ßriefter unb bef afc in Sergen ein eigene« #auS, 
auf welkem eine jaf)rltd)e abgäbe Don 24 ©d)iöing taftete, bie 
jur Dotation ber SRoraten*2Keffe gehörte (»alt. ©tub. 43, 
©. 74). SBeiter begegnen uns einzelne 2MitgIieber ber fjamüte 
Ärinfce in Sergen bi* in bie jweite $älfte be$ ftebjeljnten 
3aljrf)unberta: $$m ftaljre 1613 war Daniel Ärinfee britter 
Sürgermeifter öon Sergen, 1625 begegnet ein #emrid) Ärinfce 
im Serger Xaufregtfter, unb 1660 woljnte ein Ärinfce al$ 
Sürger unb #au8befifcer im merten Quartier ber ©tabt Sergen 
(#aa$, Seiträge jur ®ef$td)te ber ©tabt Sergen, ©. 88). 
Der SKame Ärinfce wirb in ben Urlunben abtoedjfehtb mit Ä 



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18 Saurentiu* Stemmt. 

unb <J, mit i unb \), mit f [*], * unb 4 (tateinifd) Crincius) 
unb am ©djlufc balb mit c, balb ofyne e gefdjrieben. 

Ob Saurentiu« ßrinfce ba« Slmt eine« ber brei ftänbigen 
©eiftlidjen in Sergen befteibet tyat, lägt tfd) ntdjt erweifen 
unb ift aud) nidjt einmal waljrfdjeintid). @r wirb nur als 
„^riefter" bejeidjnet, unb jwar fdjon im $ai}xt 1510, au« 
meinem er gutn erftenmaleurfunblid) nachweisbar ift (d. Sorten, 
®efd)led)t Don «raffow II, ©. 158, 5Wr. 264). $n ben ^ren 
1511, 1513 unb 1514 wirb er neben SRaoen SBarnefow unb 
im I^aljre 1514 neben Steffen 3uljme a ** SSorftc^cr ber 
93rfiberfd)aft aller ^eiligen ®otteS in Sergen namhaft ge* 
madjt (#aaS a. a. O., ©. 106 f.). ©pftter begegnet er als 
aWitglieb ber ^riefterbrüberf^aft in Sergen, weldje um ba« 
ftafp: 1525 mit ber SBrüberfdjaft ber ^eiligen Dreifaltigteit 
unb ber SBrüberfäaft aller ^eiligen ®otteS Derfdjmolj ($aaS 
a. a. D., ©. 107). Der ^riefterbrüberföaft Derfdjrieb Sauren* 
tiu« Ärinfce in btn ^aljren 1514 unb 1516 einige Renten. 
$m Umgenannten ftaljre befannten bie 93orftef)er ber ^riefter* 
brüberfdjaft, bog fie Don (Srn «aurentio flriufce etlidje 
©ebbefdjattsbriefe, weldje auf 24 Wart jäljrlidjer Hebung 
lauteten, empfangen Ratten; biefe 24 3ßarf möge ber oor* 
benannte @r 8aurenfc bie $t\t feine« SebenS alle !$al)re „aus* 
mahnen unb Ijeben"; nad) feinem Xobe aber follten fie ber 
Srüberf^aft anheimfallen (Salt, ©tub. 43, ©. 97 unb 93). 
— 2luS ben ftaljren 1510—1517 finb uns fedjS Don Sauren* 
tiuS Ärinfee abgefdjloffene SRentenfäufe befannt: 1510 faufte 
er '/t Shilling SRente — biefe Slngabe fdjeiut unridjtig ju 
fein — für 19 üJiart Äapital Don IfyomaS ^ilaffe ju Iribbeoifc 
im £trd)fpiel Stteueuf treten; 1511 faufte er 2 üßart für 25 9Rarf 
Äapital Don flerften ÄoeS gu Öitpfom im #ird)fpiel ßirfow 1 ); 

') ©o Don 99o&lm, ®efdfeled)t Äraffow II, ©. 158 nadj ber 
(jefct nidjt me&r Dor&anbcnen) ÜWatrifel bev geiftlidjen Srüberfcfcaften 
SU bergen. 3fa bem 1543 aufgenommenen 3noentar ber Urhmbcn, 
welche im Seftfce ber $rtefhrbrüberföaft waren, ffr&t bagegen Carsten 
Kens (»alt. ©tub. 48, ©. 92). 



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üaurenttu« Ärinfce. 



19 



in bemfelben $al)re l 1 /* 2WarI föente für 19 9Mar! Don #an« 
Ätufee ju SWeltabe; unb ebenfad« 1511 nod) 2 2Karf {Rente 
für 25 2ßarf Don (Slawe« Sen«te gu Seifoifc; 1513 eine 
2ßart SRente für 12 1 /! 2Karf Don 2Karten Sobbefer, einem 
Sauern be« Sifdjof« Don SRoe«fübe; unb 1517 wieber eine 
3Harf für ba« gleite Äapital Don SRtdjel $id)t in Sergen 
(ogt. Don Sohlen, ©ef$fed)t Äraffow II, ©. 158 f. unb 
»alt. ©tub. 43, ©. 91—108). 

Salb barauf finben wir unferen ^riefter auf ber potn* 
merken #od)fd)ute gu ©retf«walb wieber. #ier würbe er 
nad) angäbe ber SKatrüel am 3. ftuli 1520 al« Laurentius 
Krins ex terra Rugie, Roschildensis d., immatrifuliert 
(^riebtaenber, ®reif«walber 2Katrifel I, ©. 188). 

$m ^aljre 1533 »ertrugen fid) Sauren« unb #an« 
be (Erinfce mit bem ^riefter $enrife Jibifcen in Sergen 
wegen eine« Äapitat« Don 50 2Rarf, weldje« für arme ©d)filer 
in Sergen gum Dienft beim ©aframent auSgefefct war. S)ie 
ber Urfunbe angehängten ©iegel ber beiben Srüber ftnb jwar 
nur fragmentarifd) erhalten, laffen aber bod) bie in ber SWitte 
ber ©iegel befhtblidjen $auSmarfen l ) beutltd) erfennen: 



</ 



%lad) bem Sifttatton«protofotte ber Serger Stirbt Dom 
SJaljre 1539 war biefe« Kapital Don 50 3RarI in bem ge* 
nannten $al)re im alleinigen Sefifce be« $an« Ärinfce, weldjer 
taut „fane« SReDerfe«, ben t)e betwegen Dan ftd gegeDen", 
iäljrtid) brei SWarf 3^ n f clt &aüon i^tte. 



l ) Stornad) fcfceint bie $auSmatle be« SSater« in einem Hnfer 
mit Querbalten beftanben §u Ijaben, ju wettern ieber ber ©bljne al« 
„Seimarfc" jwei ©triebe ^ingufügte. 



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20 ftmrentiu« Ärinfce. 

Darauf fdjetnt mit ©idjer^ett l)erDor§ugeljen, baß Sauren* 
tiu« Strinfce ftd) im 3fal)re 1539 nidjt mefjr in Sergen be* 
funben fjat, jumal ba er aud) unter ben bei Äuftöfung be« 
Äatf)oliji«mu« in Sergen (ebenben fieben ©eiftlidjen nid)t mit 
aufgeführt ift. 3$ fyabe infolge beffen in meinen „Beiträgen 
jur ©eftyfye ber ©tabt Sergen a. SR.", ©. 122, bie »er* 
mutung au«gefprod)en, ba§ er balb nad) 1533, jebenfall« 
wol)l Dor bem $aljre 1539 gcftorben fei. 1)iefe Vermutung 
tann id) fefct berichtigen. Saurentiu« Ärinfce fyat fid) t>ie(met)r 
ber eoangelifdjen Sefyre jugewenbet, ift etwa im 3Mre 1537 
ber erfte lutfyerifdje ©eiftlidje in ©ingft geworben unb ift fjier 
im 3<ri)re 1554 eine« gewaltfamen lobe« geftorben. 

#etnrid) ©adenrober füfyrt in feinem „Sllten unb Sfteuen 
SRügen", @. 292, unter ben lutfjerifdjen «JJaftoren unb $rft* 
pofitt Don ©ingft al« erften ^oftor unfern Ärinfee an, aller* 
bing« otyne Vornamen — in ber SBejeidjnung „91. Ärinfce" 
beutet ba« „91." [Äbfürjung Don nomen nescio?] an, ba§ er 
ben Vornamen nid)t gefannt fyat. Dag aber ber ©ingfter 
Ärinfce mit bem ehemaligen Verger ^riefter Saurentiu« ftrinfce 
ju ibentiftjiereu ift, folgt au« 3. ®- öufdjmann, ©d)lu§ 
ber legten <ßrebigt :c, ©tralfunb [1729], unb au« jwei SBc^ 
merfungen, meldte $utiu« Don Sohlen in feinem jefct im 
Äflniglidjen ©taat«ard)iDe ju (Stettin befinblidjen ffiyemplarc 
be« ©adenrober gu Ärinfce« tarnen ^injugefügt t)at unb 
weldje weiter unten im ©ortlaute mitgeteilt werben follen. 

©adenrober berietet Don Ärinfce: „(Sinige fjaben bafür 
gehalten, bafe er Dörfer fcfyon Pastor Pontificius gewefen unb, 
gleichwie ju 'JJoferifc unb anberen Örtern r gefd)el)en, bie päpft- 
liefen ©reuet oerlaffen unb ba« Soangeüum geprebigt Ijabe. 
(£« ift leicht ju gebenfen, baj$ bie erften $räpofiti unb ^aftore« 
Diel ffiiberfprud) unb Verfolgung erbulben muffen, elje unb 
beoor ber nod) feft tlebenbe päpftlidje Sauerteig au«gefegt 
worben." 

©ie lange Saurenttu« Ärtnfce in ©ingft feine« Amte« 
gewaltet I)at, weif* ©adenrober nid)t genau anzugeben. (Er 



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?aurentiu3 Ärinfce. 21 

f agt : „(£« ift biefer ^rdpofttuS gwar lange in officio geblieben; 
allein man weife wenige $Wad)rid)t Don tym . . . . ÜRan 
leget tym 17 %af)tt gu, barinnen er biefer ffiürbe unb ^eiligem 
ämte Dorgeftanben". SKit biefer lederen Angabe fdfjetnt ©ädern 
rober ungefähr ba$ SHdjtige getroffen ju Ijaben. ^m ^atjre 
1533 wirb öaurentiuä Ärinfce in Sergen jnm lefetenmate 
genannt, nnb 1539 ift er fidfjer nidfjt mefjr bort; im SJaljre 
1554 ift er, wie wir fefyen werben, erfdjlagen worben, unb 
fo fann er fein Amt in ®ingft fefyr wofyl im Qa^re 1537 
angetreten ijaben. 

3m %ai}xt 1548 wirb er un$ als „ßaffreng Ärtnfce, 
ferner tf)o ©ingft", genannt, unb im SJatyre 1551 wirb er 
unter ben Teilnehmern an ber ©reifswalber ©tynobe at$ 
D. Laurentius Crincius Gingestensis, angeführt (d. Sohlen, 
©efd}led)t Äraffow II, ©. 178 unb JBalttjafar, Sammlung I, 
©. 87). 

Über ba« gewaltfame öebenSenbe ÄrinfceS fyaben wir 
einen auSfityrtidjen JBeridfjt in ber fdjon angeführten ©djrift 
Don Stofdfjmann, welker fid) wieber auf eine unter ben Äirdjen* 
f Triften ju ©ingft Dorgefunbene Sufeeidfjnung beS ättagifter* 
Älejanber {Runge beruft; ber lefetere aber war jur 3^* & e * 
breifrgiätyrigen Äriege« ^aftor in ©ingft. SWadb biefem 93e* 
richte t)at fid) ber Vorgang etwa folgenbermafeen abgezielt. 

$n einem ^rmarltdtage war ber bei ber ©ingfter 
Äirdfje eingepfarrte ©belmann ©ambur ^reefc, welker einen 
Anteil Don ©ilenj befafe, Don i*aurentiu£ Ärinfce in bem an 
ber ffiefe be$ 2Rarfte8 gelegenen Äruge gemannt worben, bie 
rüdftftnbigen abgaben ju jaulen. Sil« ©ambur $reeg wegen 
biefer SWafymng „unnfifee geworben", oerltefc tyn ftrinfce, um 
fid) in feine SBotynung jurücfjubegeben. ^ener aber eilte 
tym nad), fjolte if)n unterwegs ein unb erfdjlug tyn mit einer 
jinnernen Äanne. ©er SKörber würbe tanbflüdjtig, unb ber 
gtetfen Derlor bie 3freiljeit, ^aljrmärfte abgalten. 2ln ber 
©teile, wo bie ättorbtat gcfd&eljen war, würbe ipätcr ein 
fleinerne* &reuj, ein fogenannteS 2ßorbfreuj, errietet. 



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22 ?aurentiu« Ärinfce. 

Über ba« Qaljr, in welkem Ärinfce ermorbet würbe, 
tyat bereit« 93ufd)tnann au«füt)rtid)e SBetradjtungen angeftettt, 
beren ©rgebni« ift: ffrinfce mu& 1552 ober 1553 ober työd)ften« 
1554 fein Seben eingebüßt faben. %m Df tober 1551 war 
er nod) auf ber @reif«walber ©ijnobe jugegen, unb im $af)re 
1556 wirb bereits Ärinfce« SWad)f olger, Sttagifter ^oadjim 
Ätemann, namhaft gemadjt. 1)a« £obe«ial)r ffrinfce« ergibt 
fid} au« ben beiben ©. 20 erwähnten SWotijen fr Don SBofjlen«: 1 ) 

1. am läge divisionis apostolorum (15. $uli) 1555 
Derorbnete #erjog Wlipp, baß bie SBitwe be« ßorenjj Ärmfce 
in SBetradjt be« jftmmerlidjen ftalle« unb auf SSorbitte ber 
SBittenberger <ßrofeffore« bie Pfarre Dom »ergangenen cathedra 
Petri (22. fjebruar) an nod) brei %afytt inne Ijaben möge, 
jebod) bafj fte einen tüdjtigen ^rftbifanten annehme, mit bem 
ba« Äirdjfpiel jufrieben ftellen unb tyren ©tieffotjn bei feinen 
©tubien unterftüfcen foH. 33gl. 3tfigenfd)e »mt«fad)en Don 
1549—1560 im $omm. $roD.*»rd)iD. 

2. Sorenj Ärinfce war Don einem Sauern $an& Setute 
im 3a^re 1554 erfdjtagen. SJgl. ©djreiben be« Sanboogte« 
SRattyäu« Tormann, ©onntag« na$ Saurentii (11. Sluguft) 1555. 

ffiie ftd) baS lobeöjaljr Ijierau« mit einiger ©idtjerljeit ergibt, 
fo weitet bie angäbe fr D. Sohlen« über bie ^erfönli^feit be« 
SWörber« Don ber angäbe SJufdjmann« ab. $er Don teuerem 
genannte ©ambur «preefc ift ein au« Urfunben audj fonft be* 
fannter SWann: im ftaljre 1538 Derlielj tym #erjog $f)ilipp I. 
ba« burdt) ben lob be« Henning Äaf eröffnete Sefjngut ©ilenj, 
unb 1568 würbe tym biefer Sefynbrief burdj bie ©ruber fr>l). 
ftriebrid), 93ogi«law XTTT., @rnft 8ubwig, Stornim unb 
(Jaftmir beftätigt. ©ein ©o^n ©Derb, ber jwiftyn 1586 unb 
1600 ftarb, war ber lefcte männtidje ©profe be« alten ®e* 
fdf)ledf)te«. ©eine Softer Margarete, bie 1511—1512 ßjfoef* 

l ) 3d) Derbanfe btefelben einer gütigen 5Ktttcilung be« §errn 
Ärdjtoar« Dr. ©einemann, ber miefc auclj auf bie 3bentität be« 
Serger ^riefte« & Ärtnfce mit bem ©ingfter tyaftox guerft aufmerffam 
gemacht bat. 



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?aurentiu3 Ärinfce. 23 

tantin ober $Wooi§e beS SBerger SftonnenflofterS mar, lebte bort 
als SWonne nod) im ftaljre 1578. S3gl. oon Sohlen, ©e* 
fd)led)t Äraffow II, ©. 174 f. unb ©rümbfe, SWonnenflofter, 
©. 24 unb 31. 

Über bie $erfAntid)teit beS ©ambor ^reeft lann alfo fein 
3»etfet obwalten, jumal ba SBufdjmann in fetner ^Jrebtgt f)in* 
jufügt: „Der Ifjäter ift lanbflüdjtig geworben unb baS @e* 
fd)led)t fyernad) ausgegangen." $ft nun biefer ©ambor 'preefe 
ber SKörber gewefen, fo fällt bie ÜBorbtat -jiemlid) genau in 
bie aRitte jmtfdjen (Srteilung unb SBeftfttigung beS SetynbriefeS; 
bie „8anbflud}t" müfjte alfo in ber ^wifdjenjeit (1554—1568) 
burd) eine 9Worbfül)ne beenbigt fein. 

Die oon Julius o. Sohlen an jweiter ©teile angegebene 
9 f lotij / nad) welker ber 3ßörber #anS Setute geheißen fyaben 
fofl, ift für uns junäd)ft untontrollierbar, ba wir nid)t wiffen, 
wo ftd) ber SBricf beS 9Rattl)äuS oon SWormann befinbet; unb 
fo lange biefeS Dofument nid)t wiebergefunbeu ift, wirb fid) 
fdjwer entfdjeiben (äffen, ob bie fonft burdjauS glaubwürbigen 
SRotijen JBufdjmannS auf Unrtdjttgfeit berufen. Slud) ©aden* 
rober, ber ©. 286 f. oon ber SKorbtat, allerbingS in fe^r all? 
gemeinen unb etwas untlaren ©orten, berietet, teilt mit, baf? 
ber 3Korb „burd) einen gewiffen oon äbel" begangen fei. Die 
fjamilie (Eecute finben wir aud) fonft auf Wägen angefeffen: 
1539 wohnte ein $eter ffiecute ju ©erefeutfc (»alt. ©tub. 43, 
©. 68), ein anberer ©ecute wohnte im XVII. $af)rf)unbert 
als JBürger unb #auSbefifeer in SBergen (#aaS, ^Beiträge gur 
©efd)id)te ber ©tobt »ergen a. 9»., ©. 88). 

DaS SWorbfreuj l>at nur etwa 150 Qa^re an ber ©teile 
ber 9ßorbtat geftanben. Unter bem ^aftorate beS äiuguftin 
tfemfe (1690—1703) aber würbe es nad) Sufdjmann „burd) 
rud)Iofe SBauernfnedjte", meiere ein fjuber ©traudjfyolj über 
ben ftird)i)of fahren wollten, umgeworfen unb „unten ab, 
aud) in ber 9Jtttte entjweij gebrochen". $n biefem ger* 
brodjenen 3uftanbe * a 9 & er ® te i n no $ im 3M re l 727 - 
Denn als 83ufd)mann im Oftober 1727 feine tefete ^rebigt 



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24 2aurcnttu8 Jhrinfce. 

auf öffentlichem SWarfte in ©tngft ljielt, fagte er: „%$ !ann 
nid)t untertaffen, eud) be«felben (sc. ber oerluftig gegangenen 
3ttarftgered)tigfeit) gu erinnern beim 3lnfd)auen unb änbenten 
beffen, fo auf flffentltdjem SWarfte bort gu fe^en. Da« ift 
ba« nun umgeworfene, fo oft Don aßen, bodj mof)l ton 
mausern — fo baß er nid^t baran gebadjt, loa« e« bebeute 
— angebaute fleinerne Äreuj, meldte« ba Dor bem ge* 
mauerten £ird)I)of«tore nod) lieget." ©eitbem ift ba« äflorb* 
frcu3 üerfd)otten. 9ßan t)at ba«felbe gwar neuerbing« in einem 
fjinter ber ältarwanb ber ©ingfter Äirdje, auf bem £ird)l)ofe 
fteljenben ©rabftein au« fd)webifd)em ©anbftein wteberfinben 
wollen, Don bem bie alte ^nfcfyrift abgemeißelt fei, um ben 
©tein Don neuem gu oerwenben. Die ^nfärift btefe« Steine« 
ift üom Qa^re 1728 unb befagt, baß an ber ©teile, wo ber 
©tein fteljt, ftd) ein ©rbbegrftbni« ber 3familie Don ber Dften 
befinbe. ftfir bie ^bentifijierung ber ©rabftele Don 1728 
mit bem alten SWorbfreuge fprid)t jebod) nur bie fjorm be« 
©teine«; bie unjmeibeuttge SWad)rid)t SJufämann«, baß ber 
©tein um 1700 unten abgebrochen unb in ber ÜRitte entjtoei 
gebrochen gewefen fei, [priest gegen bie fyer mitgeteilte 93er* 
mutung. JBufdjmann« $rebigt ift erft 1729 gebrudt, benn 
auf ber oortefeten ©eite fpridjt er „Dom abgewichenen #erbfte 
anni 1728"; Ijfttte nun ba« SWorbfreuj — felbft wenn e« 
beim Umfahren um 1700 fo weit intaft geblieben wäre, baß 
bie nod) Dorljanbene ©rabftele barau« gearbeitet werben 
fonnte — im Saufe be« ftaljre« 1728 bie angebeutete Um* 
arbeitung erfahren, fo würbe SBufdjmann ba« fidjer in ben 
fonft fo ausführlichen «nmerfungen ju feiner ^rebigt mit* 
geteilt tyaben. 

Unter ben JBewolinern be« ftlecfen« ©ingft l)at ftd) bie 
(Erinnerung an bie SKorbtat bi« auf ben heutigen Xag 
lebenbig erhalten; fie fnfipft an einen auf bem SWarftptafc 
oor ber «irdje liegenben ©tein an, welker eben bort liegen 
fod, wo Dorbem ba« SKorbfreuj geftanben fyat. SSgl. #aa«, 
Wfigenfdje ©agen, III. Auflage, @. 76. 



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Saurenttu* Ärinfce. 25 

Sflaä) bem oon d. Sohlen an erfter ©teile gitterten 
Dofoment mar 8aurentiu$ Ärinfce minbeften* gnmmal t>er* 
betratet unb hinterließ eine JBittoe unb einen ©otyn aus 
früherer @f)e; bie ffiittoe foflte für bie ifjr Dom pommerfdjen 
^ergoge gehörten ©nabenjaljre gehalten fein, Hjren ©tieffoljn 
bei feinen ©tubien gu unterftfifcen. Darnad) ift es työdjft 
toaljrfdjeinlid), baß ber Hinterbliebene ©ofyn jur Qtit, als ber 
SSater ftarb, bereit« feinen ©tubien oblag. SWun finben ttrir 
in ber ftranffurter SWatrifef (ed. grieblaenber I, @. 120), 
baß bort im $af)re 1552 ein Ioannes Crinitz Rhugiensis 
tmmatrifuliert nmrbe, 1 ) unb biefer bärfte mit bem hinter* 
bliebenen ©oljne unfereS SaurentiuS Ärinfce ju ibentiftjieren 
fein. Der junge Ärinfce fdjeint baS ©tubium feljr grünblid) 
betrieben ju fyaben; benn am 19. Januar 1566 würbe 
Ioannes Krintzius Rugianus in ©reifSttmlb immatrtfuliert 
(I, @. 286). ®r ^at alfo minbeftenS 14 bis 15 ^a^re 
lang ftubiert; bod) baS tarn in jener 3"* ni( ^ t e ^ en 
feiten üor. f ) 

SMefer QoljanneS Ärinfce nmrbe nad) einem Slftenpücfe 
beS ©tettiner ©taatSardjibS (ffiolg. «rd). SEit. 63, 5»r. 231) 
im %af)xt 1569 Äoabjutor in ©mgft unb 1574 $aftor in 
3ubar. 

3)arnad) finb jtoei Angaben SBadenroberS ju berichtigen, 
»uf ©. 292 ^ei^t es Don ?aurentiuS Ärinfce: „Ob ber 
Raffer ju DarenfiS fein ©oljn getoefen, ift nur eine 2Rutlj* 
maffung". £ier ift ju lefen: „$aftor 3ubarenfiS". Unter 
ben ^aftoren ju 3ubar ffifrrt ffiadenrober (©. 282) als erften 
ben Paulus Ärinfce an; bei biefer Angabe aber ift, mte After 
bei ©atfenrober, ber SSorname unnötig angegeben; es ift 



') ©leidjgetttg audj ein Daniel Crintz Snndensis. 

a ) S5on biefem 3ofranneS Jhinfce *u unterf^eiben ift ber 1608 
in Srranffurt a. £). immatrifulierte Ioannes Krins Regiomontanus 
BornssuB (I, ©. 530). Db ber 1794 in granffurt immatrifulierte Äarl 
©ottf. ÄrimS auS ©trieften (II, ©. 539) au berfelben fJamilie ge» 
frört, Mt bafrin. 



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26 JaurentiuS Jfcinfcc. — $Bertd>t über btc SJerfammlunflen. 

üielmc^r $ol)anne« Ärinfce, ber ®ol)n be« Saurentiu«, gemeint. 
Die 3eit, in toeldjer ber jüngere Ärinfce feine« 9Imte« in 
3ubar gemattet l>at, fott nad) SBadenrober 1580—1619 ge* 
toefen fein, bod) gibt er felbft ju, baß biefe Angabe auf &on« 
jeftur beruht. SSor Ärinfce mar ^oacfyim ©djtoefcmann ^aftor 
in 3ubar (».Sohlen, ©eftyedjt Sohlen n, ©. 85). 

ffia« ffiadenrober fonft Don bem 3wbarfd)en Ärinfce be* 
rietet, ift nur bürftig. „(Einige", fagt er, „Ijaben Dermutet, 
bafc Sergen a. SR. fein SSaterlanb gewefen fei." Da« ift oijne 
3toeifel rtdjtig. ffieiter berietet er, bog Ärinfce Don ber 
#errfd)aft $utbuS junt ^aftorat Dojiert toorben fei, wo« felbft* 
uerftönbtidj ift, unb bafc btc ©eneralfuperintenbenten ^a!ob 
SRunge unb SJartljolb Don ÄrafeDifc ju feiner Qtxt SSifttationen 
ber 3ubarfdjen Äirdje Dorgenommen Ratten. 3 um ©djtoffe grifft 
e«: „35on ber ftamilie ber Ärinfcen finb einige nod) lange Sfatyre 
übrig geblieben, bi« fte nunmehr (b. i. 1710) erfofdjen". 33tefleid)t 
ift ein 3 toe *9 & er Sömilie au«getoanbert, um fid) in $reufcen 
nieberjulaffen. Darauf toeift ber 1608 in fjranlfurt im* 
matrifutterte ftol). &rin«, beffen #eimat &flnig«berg in 
Preußen mar. 

Um bie 9ßitte be« 17. ^faljrljunbert« manberte bie gletd)* 
fall« in Sergen angefeffene gamitie 3*™*** na$ ?teu&en 
au«, um in Xtyorn eine neue |>eimat ju finben. 



fleriiW über bie torfammlmtgen. 

Dritte Serfammlung am 16. Januar 1904. 

#err ©tymnafialbireftor ^rofeffor Dr. Öemde: 

Die (Sntfte^ung ber Familiennamen unb ifyre 

SJebeutung für bie Ijiftorijdje gorfdjung. 

Die beutfdje $Wamenforfd)ung fjat lange 3 rit * m ^tgen 

gelegen; erft feit ^afob ©rimm ift aud) auf biefem ©ebiete 

ber beutfdjen ©pradje Älar^eit gefdjaffen. auf ©rimm fufcten 

bie Arbeiten Don Jdrftemann, ©teupp, änbrefen unb anberen. 



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©crtdjt über bie Serfammtungen. 27 

«uS Sommern ift baS ffierf Don bem ®tymnafialbtreftor 
31. $einfce in ©tolp ju nennen. 

Familiennamen werben erft in oertyftttniSmäfcig fpftter 
ßeit gebröue^ti^. ^n Sommern treten fie erft nad) bem 93e* 
ginne ber beutfdjen flolonifation auf, unb barum bietet und 
bie SWamenforfdjung nid)t feiten bie 9Röglid)feit, bie #erfunft 
ber beutfdjen ©inwanberer in Sommern ju erlennen. Die 
einjelnen beutfd)en ©tftmme Ratten urfprünglid) in ber ÜWamen* 
gebung iljre befonberen Sigentümlidjfeiten, bie fid) erft in 
fpftterer Qtit t>erwifd)ten. ©o waren in ©djwaben bie tarnen 
ftriebridj unb SRubolf, in SJatyern Arnulf unb Suitpolb, in 
©adjfen Otto unb $einridj unb bei beu granfen ßubwig, 
flonrab unb flarl befonberS beliebt. ®S tagt ftd) bei ben 
Sftamen beutltd) eine ältere unb eine jüngere ©djicfyt unter* 
fdjeiben. 3Me filteren SWamen, um beren ffirforfdjung fid) be* 
fonber* ftörftemann uerbient gemalt l)at, beftefjen ebenfo wie 
bie gried)ifd)en tarnen aus gwei ffiortftfimmen. ©ie würben 
bann ju Familiennamen, inbem ber ^erfonennamen be$ 
SBaterS entweber oljue »eitere« at« Familienname benufct ober 
burd) änljängung ber patrontjmtfdjen Qnbung „ing" ober 
„ung" abgeänbert ober in ben ©enitto gefefct ober fonft in 
ftfynlidjer SBBcifc abgewanbelt würbe. Donath erflftren fid) 
tarnen wie Slmelung, ^auli, ^etri, ytttv&, ^eterfen, ^eterfon. 
2Ran fefcte aud) wol)l jwei tarnen jufammen wie ^injpeter. 
Die biblifdjen SWamen, wie $etruS, $aulu«, 3ol)anne« ufw. 
finb erft feit bem 11. ^r^unbert unter bem Stufte ber 
Äirdje in ©cutfdjlanb eingebürgert worben. Sine jweite 
#auj>tgrupf>e umfaßt biejenigen SWamen, bie bem 2Kenfd)en 
nad) feinem Smte, ©tanbe, SBerufe, #anbwert, ©ürbe unb 
ftljnUdjem beigelegt würben, wie Ärüger, ©djulje, fjifdjer, 
©djmibt, ©djneiber, ©gröber, ober bie einer förpertidjen 
(Jftgenfdjaft entlehnt würben, wie ©eifc, ©djwarg, SRotl) 
unb ftljnltdje. $)<mad> ift auä) ber Sßame ÜÄanteuffet ju 
beuten, für ben gelegentlich bie gorm Dümelmann twrfommt, 
b. i. ein ÜWann, ber es mit bem Üeufel aufnimmt, alfo 



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28 ©ericfct über bie SJerfammlungen. 

inljalttidj äfjntid) bem Tanten ftageteufel, b. i. ftage btn 
Xeufel, eine tmperatfotfdje SBilbung wie ^iefbenwolf, ©fjafe* 
fpeore, b. i. [Rüttle ben Speer, unb ft^nß^em. Daju 
tommen Spottnamen wie Dörenbraf, b. i. Xürenbrefyr, 
(Etnbredjer. 

(Sine weitere Älaffe Don Familiennamen begei^net bie 
#eimat, #erlunft unb ben SBefifc be« ÜRanneS, wie ©eftfat, 
©ad)$, JBaier, Döring, b. i. S^üringer, ^Jofener, ©djteftnger, 
3freefe, b. i. fjrtcfc. $ur Verbreitung biefer Sftamen biente 
bie Sitte, bie #anbwertegefeHen nid)t mit bem Familien* 
namen, fonbern mit bem $eimatnamen ju begegnen. Die 
jaljlreidjen in Sommern Dorljanbenen flawifdjen $ami(ien« 
namen finb feineSweg« ein SBeweiS für bie ftawtfdje 8tb* 
ftammung tfjrer Iröger; biete Deutfdje finb nad) bem einen 
ftawifdjen dornen tragenben SBefifctum benannt worben, wie 
©obow, Demmin, ©rabow u. a. Die aus Süneburg ftammenbe 
Familie Dom Serge, wetdje etwa ben Dierten Seil beS SRanbower 
Ärcifc« erwarb, nannte fid) bann nad) ifjrem fmuptgute: Don 
Stamm. (Eine Urtunbe, wetdje $einrt$ Don {Ramin mit bem 
©ieget #einrid> Dom Serge unterfiegelt fjat, beweift beutlid) 
bie SKamenSDeränberung. 

Die altbeutfdjen, au* gwei Stammen jufammengefefeten 
tarnen gelten meift jurücf auf ftrieg, Äampf, ©treit, 3orn 
ober finb mit Üftamen Don Raubtieren jufammengefefct wie 
©olf, Stabe, »ftr, (Eber, ober mit SbjefttDen, bie ©t&rfe, 
Äraft, ©rimm, SWut unb äljnltd>e$ bebeuten. Seltener 
finb tarnen, welche ©etSljeit, Rat, ©alten unb ftfaltdje« 
bebeuten. Diefe SWamen treten bi$ jum $al)re 1000 in 
immer neuen ©Übungen auf. Dann f)ört bie $robuttiDitftt 
auf, unb man begnügt fid), bie Dor^anbenen tarnen umju* 
wanbeln. ©o entftonb ©immer au& ©inmar, b. i. berühmt 
burd) greunbf^aft, Kummer au* Äunimar, b. t. berühmt 
burd) fein (WnigtidjeS) ©efd)led)t, Semcfe unb fiampredjt au$ 
8anbberad)t, b. i. ber im Sanbe ©lünjenbe. ©eitere 33er* 
änberungen traten burd) (Einführung Don Äofeformen ein; 



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Scrtdjt über bie ©erfammlungen. 29 

bie jwciftämmigen dornen würben ju einfilMgen oerfürjt unb 
bann mit 33erttetnerung«ftlben erweitert, Hu« SBernljarb ent* 
ftanb SBernbt, SJefyrenb, Seljren*; au« ©ottyarb entftanben 
570 neue tarnen, unter ifjnen ©oetlje. I$n grie«fanb mürben 
bie einfilbigen Äürjungen am ©djluffe mit einem Doppel 
fonfonanten oerfeljen, fo £amm au« lanfmar, £imm au« 
Dietmar (berühmt im 93otf), 2Wuff au«' ÜBuotfrieb (frftftiger 
©d)trmt)err). 8nber«wo würben bie «urjungen mit „mann" 
erweitert, fo $etnemann, ^einjelmann, fwrtmann. 

SBefonber« ftarten 93erftnberungen waren bie ttrd>lid)en 
unb biblifdjen SWamen unterworfen, jumat man beren SBc^ 
beutung nid)t fannte. SBartljolomäu« warb gerriffen in 93artf)d 
unb SKewe«, Storno« in £l)om« unb 2Ra§, #terontymu« warb 
ju ©rolm«. £)äufig würben bann nod) ©üben wie „le, (ein, 
djen, fe" angehängt, Joanne« würbe junädjft ju Qpljann 
ober §anö; lefctere« würbe bann weiter abgewanbelt ju 
#än«djen, $ann<fe, erftere« ju $$al)n, QMnfc/ 3^nte ufw. 
SBerbinbungen mit „groß" unb „Hein" finben ftd> in ben 
tarnen ©rotjoljann, ßüttjoljann, JMcinpaut, ebenfo in 3ung? 
flau«, Qung^au« ufw. $m ©tettiner ©tabtbudje finbet ftd) 
im 14. ftaljrljunbert ein Änodjenljauer (@d)täd)ter) mit Flamen 
#an« #itbebranbt, ber fid) balb barauf #an« SBranb unb 
feinen ©of)n SWerten SBrenbefe nennt. 

Sluffaüenberweife waren bie grauennamen SSerftnberungen 
unb flürjungen unterworfen, bie wenig anmutig Hingen, 
«betreib warb ju «Ife ober £a«e, 2Bed)titbe (eifrig in ber 
91u«übung ber üWadjt) ju ÜRette, Äunigunbe (träftig im oor* 
nehmen ©efdjledjt) ju Äone ober Äünne, ©ertrub ju ©Ijefe, 
Itctburg ju libbe, ©atburgi« (bie frfiftig auf ber SBa^tftatt 
f^üfct) ju «Jobbe. 

$ur 3cit be« #umani«mu«, ber im 16. ^afprfyunbert 
einbringt, würben latinifterte unb gradierte tarnen beliebt, 
fo würbe au« ©djufy ein $r&toriu«, au« Süttfdjwager ein 
3Witraeliu«, au« ©toef, ©tab ober Änittel ein ©cipio; ein 



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30 Script über bie SJerfammlungen. 

2He<ftenburger mit SWamen 93lei nannte ftdj Plumbum, woraus 
bann ^fombom unb t>ert)od)beufct)t ^ffoumbaum warb. 

Der aSortragenbe gebenft, ben feiten £eil feiner 9lu$* 
füljrungen im ÜÄärj folgen ju laffen. 



Citeratur, 

Äarl©raebert. SraSmuS oon 3Äanteuffel, ber lefcte fatljo* 
lifc^c S9ifd)of üon Äamtnin (1521—1544). £iftorifd)e 
©tubien öeröffentlidjt oon <£. ©bering. #eft XXXVI. 
SBerlin <£. ffibering, 1903. 3)». 2,40. 
fjür bie pommerfd&e 9teformation$gefd&icbte ift bie [^Beurteilung 
be8 SJerbaltenS be8 Sifd&of« (SraSmuS öon befonberem Sntereffe unb 
großer SBicbtigfeit. @8 wirb erinnerlich fein, baß üor einigen Sauren 
oon fatbolifdjer Seite ber SJerfudj gemacht mürbe, ben legten fatbolifd&en 
Sifdjof üon Äammin als einen ®lauben$ljelben unb ÜWärtyrer ber 
alten #trd&e barjuflellen. 3)er SJcrfaffer ber burd&au$ unwiffenfd&aft* 
liefen Slbbanblung bat oerfuebt, feine Jiuffaffung gegenüber einer 8e- 
fpredjung feiner Arbeit, bie in ben ÜKonatSblättern (1899, ©. 154-157) 
erfdjien, au üerteibigen; boeb bat er in biefem Sluffafce, ber bem Unter* 
aeid&neten erft fpäter bureb 3ufafl befannt geworben ift, für feine 
3)arfteflung nidjt ba8 geringfie neue Material beigebracht, fo baß e$ 
üoflfommen überflüfftg ift, irgenb ein äBort barüber au öerlieren. @3 
ifl aber fet)r erfreulich, baß jefct eine sine ira et studio, auf wiffen* 
fdjaftlidjer Orunblage berubenbe DarfteKung ber Sfltigfeit be« Sifdjof« 
(SraSmuS erfebienen tft. 5)ie üerßänbige Beurteilung, bie ibm bier 
auteil wirb, !ann nur üofle 3uftimmung aller unbefangenen Äenner 
ber SteformationSgefd&id&te $ommern£ finben. „(SraSmuS tft, obwohl 
bi8 &u feinem lobe am alten bemgenb, fein #eroS unb äRärtyrer 
ber unterliegenben Äircbe gewefen", fo urteilt mit Stecht ©raebert, 
ebenfo wie ber Unterzeichnete febon früt)er (ÜRonatSbl. 1899, ©. 155) 
gefärieben bat. 2Bie er aßmäblicb »um Seil wiber feinen SBißen in 
bie Dwofttion gebrängt würbe, fleflt ber SSerfaffer ber öorliegenben 
Arbeit meift richtig unb überaeugenb bar, fo baß ein äBiberfprucb 
!aum erhoben werben fann. 

©ringt fo bie ©djrift einen febr banfenSwerten SSeitrag aur 
pommerfeben ©efebiebte, fo muß bod& leiber ber&orgeboben werben, baß 
fte in Sinaelbeiten an aablretd&en geblern unb Ungenauigfeiten leibet. 
(SS ift baS um fo bebauemdwerter, als gerabe baburdj ber gegnerifeben 
©eite leidet Anlaß gegeben werben tarnt, gegen bie ganae Sirbett (Sin* 
wenbungen au erbeben. Sfticbt nur enthält fte aabllofe 3)rucffebler 



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Sttcrotur. — 5Roti§en. — SWitteilungeu. 31 

faft auf icbcr Seite, üon benen nur ein Heiner leil in ben 8e- 
ridjtigungen üerbeffert wirb, fonbern aud) fonft finben ftdj Irrtümer 
in SWamen unb ÜDaten, bie geigen, bafj bei ber Aufarbeitung bie 
nötige Sorgfalt gefehlt ljat. Sludj befjerrfdjt ber SSerfaffcr ba8 oor* 
Ijanbene ÜRaterial nidjt ooflftänbig, unb bie Storßeflung ift nid&t 
immer flar unb beftimmt. @3 würbe $u weit führen, auf (SingeU 
Reiten einsugeljen; e8 ift aber notwenbig, biefe STOängel ber Schrift, 
bie fonft im ganzen Änerfennung oerbient, ljerüorsuljeben. 2Bir 
rottnfdjen, bafc bie üom SJcrfaffcr angetünbigte allgemeine ®efc^td)te 
ber pommerfdjen Äircfcenreformation, ber wir fdjon lange mit Cr« 
wartung entgegenfeljen, frei oon folgen geilem ift. M. W. 

W o t i j e m 

3n 9ft. 505 (Dorn 28. Oft. ü. 3.) ber „SReuen^reufcifdjen 
(Äreus^eitung" befpridjt gr. Är(opatfdjedt) in ®r(etfS* 
walb) eingeljenber baS SBerf „$)ie eüangelif^en ®eiftlidjen 
^ommernd w . 

3m Äorrefponbensblatt be$ ®efamtüerein8 ber 
Deutfdjen ®efd>i#t3* unb SUtertumSbereinc 1903 ©. 232 
wirb 2K. S>e$rmann, äuS ^ommernS ®ef*id&te, öon ÜW(aj) 
93(är), ebenba ©. 251 SWartin SBe&rmann, ®efd&i*te ton 
Sommern, 1. 93b., öon Otto $einemann furg befprodjen. 

3)a3 öon St. (Sbeling herausgegebene 3^cite ©traU 
funbifdje ©tabtbu* (1310-1342) befprid&t ©. (grmifdj in ber 
3)eutfd)en Siteraturaeitung 1903, ©p. 2491 f. 



3)er fünfte 3ö^*gang beS (Sotljaifdjen genealogtfd&en 
Safdjenbucfce« ber abeligen Käufer (®ot&a, 3uftu3 $ertf>e8 
1904) enthält folgenbe bem pommerfdjen Urabel ungehörige ober 
in Sommern begüterte ®efdjled)ter: Seljr unb S5e^r«9tegenbanf, 
»iSmanf, *33lü*er, SSoefcn, Sornftebt, ©rod^ufen, (Sidtftebt, @3bedf 
gen. üon diäten, §agen (a. b. .§. lUaulin), *§erfcberg, $eljben unb 
$el)ben«?inben, #ol&«iborff, 3^munb, Äleift, *ÄölIer, Süfce, 
3Kaffow, Dften, *£eter3borff, *}Juttfamer, ©cfcöning, ©omni*, 
SKadtöol* (SBac&ol*), *2Bilm$bovff, *28interfelbt, *2Mben, 3afhoro. 
Die mit * begeidjneten finb neu aufgenommen. 

SR i 1 1 c i I u u g e n. 

«8u ovbentfidjen STOitgüebevn ernannt: Oberlehrer Dr. 
Stöbert #olften unb (Sfjefrebatteur Äarl $eerbegen in ©tettin, 



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32 SKitteilungen. 

Rabbiner Dr. ginfei in $afetualt, 3ftecf)t«am»alt Xxapp in ©djtoeU 
bein, $rof. 2ubnng3aljn in Hamburg unb Oberleutnant $. ÜKol* 
benljauer in 99raunfd)toeig : 

3ufen^uttgen fft* Me &attifd)ctt CfttMett tut* tu 
SKouatiWÄtte? Wtim *i* W# ist* 1. fQ*U 1904 <m 
$tttnntd)U>*tI>r.C)tto$t\utm*uu(ZttttiU'*tüut)o1, 
&€tffllutttftta%t 20) in rieten, Ht WäbttuVM »luttt* 
t)*lb\at)tt§ tie ftetaftiott itt eteOterttettmg fftftnit *it». 

&tt ftorfUmfc. 

3)ie »ibliot^ef (Äarfutfdjffc. 13, Ägl. StaatSard&fo) tft ge- 
öffnet fPtotttegi *iw 3—4 mit uaQm. unb Sotttteritag* 
Mit 19-1 ttfp. flufjerbem »irb ber Sibliotfctar toäljrenb ber 
3)ienf!fhmben be8 Staatsarchivs (üon 9—1 U$r öonn.) SBünfd&en be« 
treffenb Senufcung ber Sibltotfcf nadj 2R&gltd>feit entfpred&cn. 

3ufdjriften unb ©enbungen an bie Stbliotljef ftnb nur an 
bie oben angegebene äbreffe )u rieten. 

3)ie neu eingegangenen 3«itf Triften Hegen im 
Stbliotfcf&aimmer §ur (Einfielt au$. 

%a* SKttfetti» Meitt »ftftttit* ht$ »intet* ge* 
fftlgfft«, 

Äonferoator ©tubenraudb too$nt $oljensotternftraf?e 5. 



Iditvtt #wfammhmg am jBonnaßtnft, tm 
20. fltßtua* 190*, 8 Wfr im Bißliotfafts« 
limmw tos IBwrinsljaufts: 

$m ©b*delj«r Dr. $«<i«: gfoftwmti 
um |»jam«*jerf4|*ti $etf*0«lpfe* 



Indult* 

8aurentiu$ Ärinfce. — % Serid&t über bie ©erfammlungen. 
Literatur. — SRotijen. — SKitteilungen. 



grtir bie SRebaftion berantwortlid& : Dr. £) 1 1 o $ e i n e in a n n in Stettin. 
Drucf unb ©erlag bon $err<fe & Sebeling in Stettin. 



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M 3. 1904. 

pioimtöblnttct. 

herausgegeben 
ton bcr 

©efeHföaft für Sßommerfdie (Bef^i^te 
ttitb 5Htertum§futtbe. 



$er Madjbrucf bei dttftatteS bicfer SR<mat«blätter ift unter Ottelleitaitgate 

geftattet. 



Jlrofeflfor Dr. IL flatmdte f* 

9lm 17. gfebruar üerfdjieb unerwartet am $txtfdfla$t 
£err Dr. SR. $anncfe, ^rofeffor am Äönigt. ©tymnafium 
ju ÄöSün, im 60. SebenSjaljre. Über 30 3fat)re l)at er 
mit unferer ©efettfdjaft in engfter JBejiefyung geftanben. 
©eit bem ftaljre 1886 ift er ununterbrochen SWitgtieb 
be« Seirate« gemefen unb Ijat un« feljr mefentlidje Dienfte 
geteiftet. Qatjjtttity Vorträge über ©egenftänbe au« 
ber pommerfdjen ©efd)id)te, bie meift in bem ffitffen* 
fdjaftlidjen Vereine Äö$Un« gehalten mürben, fyaben ba« 
^ntereffe für bie Qxtk ber ©efeüfdjaft audj in #tnter* 
pommern meljr ate früher belebt unb angeregt; er (jat 
[te fpäter gefammelt unb audj weiteren Greifen JU* 
gängltd) gemalt unb fidj namentlich auct) mit älterer 
Gtyroniftit eifrig beföäftigt. Den fef)nlid)en SBunfd), 
ben Slbenb feine« geben« an einem Orte ju öerleben, 
ber il>m reifere« Queüenmaterial für feine ftorfdjungen 
biete, fyat iljm gerate jefct, mo er ber Erfüllung naf)e 
ju fein glaubte, ein netbifcfye« ©efd)icf oerfagt. 



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34 ©in Sricf beS ÜWifraeliuS (1639). 

Unter feinen arbeiten ftnb ju nennen: 

SöSlin unb bie legten Samtner S3ifd)öfe au& Ijerjogltdjem 
Stamme. SBatt. ©tub. 30, ©. 1—56. — Stteue SWaterialien 
jur ©efdji^te ber 93ifd)ofl>ergoge ffiaftmtr nnb ftranj. JBatt. 
©tub. 35, ©. 11—25 unb 36, @. 365—380. — GoSmuS üon 
©tmmernS 8ebenSlauf. Salt. ©tub. 39, ©. 1—43. — GoSmuS 
oon ©immernS SBeridjt über bie oon Ujm miterlebten ©efd)id)t8s 
ereigniffe. Salt. ©tub. 40, ©. 17— 67.— 3lu8 #interpommern3 
©^mebenjeit. Satt. ©tub. 42, @. 31—48. 

911$ felbftäubige ©Triften ftnb erftfjiencn: 

1. ^ommerfd)e ©fijjen. Stettin 1881. 2. Stteue $om* 
merfäe ©fijjen. ©tettin 1887. 3. Göttin im 15. $al»rl)unbert. 
GöSlin 1893. 4. $ommerfd)e «utturbilber. ©tettin 1895, 
unb (als 3 u f ammcn f a ff un 8 öon h 2 unb 4) 5. ^ommerfdje 
©efdjidjtsbitber. ftmitt neu burdjgefeljene unb oermeljrte 
aufläge fämtlidjer bisher erfdjienener ©fijjen unb Äulturbilber 
beS SBerfafferS. ©tettin 1899. 

$)er na<f}fte(jenb abgebruefte oon #. eingefanbte JBrief 
beS SWifraeliuS war f$on für Sttr. 2 ber 3KonatSblätter be* 
ftimmt, aud) bereits gefegt, mußte aber toegen 'tßlafcmangete 
jurücfgefteüt werben. H. L. 

(Ein Brief De* MiktatWm (1639). 

$n bem ffiad)fenfct}en SWa^laß (f. SBaltiftfje ©tttbien 35, 
©. 388 f., 1885) finbet fid) ein eigenf)änbiger Sricf beS 
3KifraeliuS an ben ©tjnbifuS ©d)ioeber in Äolberg avß bem 
%ofyxt 1639. SBir laffen ben Slbbrucf be« intereffanten 
©Treibens f)ier folgen: 

S(alutem) et O(fficium). 

Nisi constaret, amplissime, consultissime et excellen- 
tissime domine doctor, domine et affinis honorande, hoc 
genio viros bonos impelli, et nunquam pium exuant 
affectum vel in extremis pueritiae annis virtute pararia 
haustum, multus essem in exponendo illo arnore, quo 
nos multum cum pueri tum iuvenes prosecuti sumus. Sed 
ne videar constantiae tuae, vir optime, düfidere, annos 



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©n »rief be$ ÜRtfraeliu* (1639). 35 

elapsos mitto et vel his literis contestor, quid adhuc dem 
partae in teneris amicitiae. Antiquitates patriae nostrae 
evolvere coepi, luctu publico induetus, quem mors Ultimi 
Pomeranorum ducis eius quidem familiae, quae nunquam 
hactenus in his terris defecit, mihi ineussit Et cum 
semel calamum arripuissem, viri patriae amantes eum 
non prius deponi voluerunt, quam ad haec usque tempora 
historiam Pomeranorum perduxissem. Scio quidem peri- 
culosum esse praesentia designare tempora, quin et prae- 
terita propter leges historiae, quae in parrhesia 1 ) et 
alethia potissimum niteseunt 8 ), sed apud bonos boni facile 
merentur excusationem. Interim patroni mihi quaerendi 
erant, quorum autoritate contra malevolos mihi tuerer. 
Et sie imprimi8 resp(ubhca) Colbergensis sua me in- 
vitavit autoritate inque illa certum mihi prostare asy- 
lum promisit Sed non accedere audeo nisi proxeneta 8 ) 
munitus. Hlum te eligo, Yir amplissime: tu yerba pro me 
facito. Tu causae orator, advocatus et patronus ad patronos 
esto. Et quodeumque in literis ad senatum rogasse me 
vides, id da quaeso impetratum. Et haec nunc te yolui, 
yir optime, longioribus usurus ambagibus, nisi tua id pro- 
hibeat facilitas. Vale, excellentissime domine doctor, et 
me tuis utilitatibus semper litaturum 4 ) eo, quo solitus es, 
amore complectere. Dab(am) Stetini prid(ie) Cal(endas) 
Nov(embris) anno 1639. 

Excellentiae Vestrae 

Obsequ(iosus) 
M. loh. Micraelius. 

(SKad&färtft.) 
In Belgio duae tabellae geographicae in aes incisae 
sunt, sed et temporum iniuria et nescio quorum ineuria 
nondum habere eas lieuit Mittam tibi propediem, quam 
primum aeeepero, ut suo loco inserantur videlicet inter 
pag. 110 et 111 libri primi et ad finem libri seeundi. 



l ) gfreimütiöfeit unb 2Ba$r$eit. a ) ßlängcn. ■) ÜWaltw, Unter- 
Wnblcr. *) ölüdli* opfern. 



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36 Xxtptotott ©^nobaUJHten 1597-1730 

Jöricfauffctjrift: 
Amplissimo, consultissimo ac excellentissimo domino 
Iohanni Schwedero, I. U. D. et reip(ublicae) Colbergensis 
syndico meiitissimo, domino et affini meo honorando. 

Colbergh 
R(eceptum) 16 Decemb(ris). 
ÄöStin. SR. $ann(fe t. 

Treptower Spobal-Ähten 1597—1730 
unb anbete Mitn bis 1808« 

SSon Dr. $. ©irgenfofjn in Ireptoto a. SR. 
$n bcr JBtbUotfyet be8 $errn ©uperintenbenten in 
%xtptoto a. SR. befinbet fitfj ein goliobanb, in Pergament gebunben, 
mit bcr Slufförift: „ACTA SYNODICA" jmif^cn 8inien, 
öon bem mir in bantenSroerter ©etfe geftattet morben tft, 
ffiinftdjt ju nehmen. Suf bem SRüden ift baS Pergament ab* 
gefallen, moburd) brei Querftreifen öon Pergament ftdjtbar 
geworben finb. 3tuf biefen finb einige ©orte unb SBort- 
fragmente au$ bem 13. $al)rljunbert ju erfennen. Der SBanb 
enthält 133 foft burdjtoeg befdjriebene Seiten unb 125 unbe* 
färiebene SÖIöttcr mit «uSnafjme üon Statt 121 unb 122, 
bie ein SBerjeicfymS ber nntfjtigften ©tjnobalbefdjlüffe enthalten 
unter ber Überfcfyrift (991. 121a): „Leges in synodis Treptow, 
sancitae et conscriptae Ao [16]94 a G[eorgio] Hfeinrico] de 
Lfettowen] iuniori", gefdjrieben oon ber $anb beS ^räpofttuS 
©. $. oon Settott), ber cmd) bie Seiten 81 — 1 11 betrieben 
l)at. $)iefe£ SBerjeidjniS Ijat n. a. beu ©ert, ba& e$ einen 
©tynobakSBef^lufe oom 3faf)re 1612 aufgenommen l)at, ber in 
bem SBanbe fep, ba ba$ SBlatt mit ben ^rotofoflen oon 
1611—1612 entfernt toorben ift. Da« ®efe& lautet: Quilibet 
alterius fratris vicem sustinens pretium pro labore solutum 
alteri, cuius vicem supplet, reddat sub muleta 2 Rh. Syn. 
29 Ao 1612. 



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unb anbere Bfren bi« 1808. 37 

5)ie Slnorbnung bcr Sintragungen ift folgenbe: ffiie 
auf ©cite 1 M. Joachimus Palen, fo melbct auf bcn ent» 
fpredjenben ©eiten ber jebeSmaltge ^rftpofituS feine ©rnennung 
unb feinen Eintritt in« ämt. S)ann folgt jebeSmal ein 33er* 
jeidjniS ber ^aftoren unb ber Jhiftoben beS ©tynobalfprengel* 
mit gelegentlichen Semerfungen über ben 9lmt$toed)fel. $n 
ben „Nomina pastorum" bon 1597 ift als pastor ecclesiae 
Tribucensis D. Andreas Brunsbergius angegeben. Daju 
Ijat ber jüngere bon i*etton>, ber baS SSerjeic^ni« ber Leges 
jufammengeftellt l)at, an ben SRanb getrieben: „Huius ante- 
cessores usque ad Reformationem vid. in Actibus Visitat 
anni 1708 sub Tit. Tribus.", 8luf bie Nomina pastorum 
folgen furje ^rotofolle ber ©tynoben bom $ai)xt 1597—1730 
mit ben Süden: 1611, 1612, 1628—30, 1654—1661. 

SRad) bem Qa^re 1730 ftnb nur bergetdjnet bie $n* 
trobuftion bon ^räpofttu« Dittmar 1734, ®. 113, ein Äatalog 
ber ^rebiger, ©. 116, ein ©tynobalprotofoü bon 1734, Seite 
118, bie ftntrobuttion bon GurtiuS als ^rftpofttu* 1758, 
©. 121, ein Äatalog ber ^aftoren, ©. 122 f., ©tjnobal* 
protofoUe bon 1759—1764, ©. 124 f., bie ©infü^rung Gar* 
meftn* ate ^rfyofituS 1773, ©. 127, ein Äatalog ber 
^rebiger, ©. 128, bie ©infüljrung bon $itfdj 1775, ©. 129, 
ber Äatalog, ©. 130 f., enbli$ bie ffinffltjruttg »enfctys 1808, 
©. 133. 

©ette 132 liegt ein »rief bon 1724 bei, beffen Slbbrucf 
l)ier folgen mag, ba er für bie bamalige ftirdjenberfaffung 
nic^t o^ne ftntereffe ift. @r ift Dom 9?eid|Sgrafen JBogifla» 
JBobo b. ^lemming an ben $r&pofttu£ bon fiettoib gerietet: 

Hochwolgebohrner, HochwolEhrwürdiger, Hochge- 
ehrter Herr Consistorialraht und Praepositus, 

Ew. HochwolEhrwürden habe ich hiemit dienstlich 
berichten wollen, wie mein bissheriger Prediger in Schwirsen 
H. Samuel Pfeffer eine anderweitige Pfarre gesuchet und 
auch erhalten. 1 ) Wan ich nun in dessen Stelle Vorzeigern 



*) (Sr würbe äbjunft in Sabufcn. 2lnm. b. Sieb. 

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38 Xxtptototv <Sijnob.*«ft. 1597-1730 u. anbete »ft. bi8 1808. 

dieses Herrn Christian Wilcken hinwieder vociret, und in 
Stargardt bereits ordiniren lassen, meine Kirche alhie 
in Schwirsen aber, wie bekandt, keine mater noch filia, 
und solcher gestalt keinem gewissen Synodo incorporiret, viel 
weniger verbunden, sondern insbesondere nur eigentlich 
eine Capelle ist, so ist mir frey und in meiner Disposition 
gelassen, welchen Praepositum ich zur Institution meines 
Predigers adhibiren wil, wie dann der H. General Super- 
intendens mir auch zu dem Ende eine generalem formulam 
ertheilet hat Bey solcher der Sachen Bewandniss habe 
mir vor dieses Mahl bey Ew. HochwolEhrwürden hiemit 
ausbitten wollen, sothane Mühwaltung ohnschwer über 
sich zu nehmen und gegenwärtigen Herrn Christian 
Wilcken als morgen über 8 Tagen am 18 ten Sontage 
nach Trinitatis alhie in Schwirsen zu instituiren, alss 
auch mit mir in meinem Hause gütig vorlieb zu nehmen. 
Ich wil sodann nechstkünStigen Sonnabend einen Wagen 
an Sie senden, der Sie anhero zu mir führen möge. Im 
übrigen bin ich allemahl etc. 

Hochwolgebohrnerj HochwolEhrwürdiger, 

HochgeEhrter Herr Consistorial Raht 

und Praepositus etc. 

Ew. HochwolEhrwürden 

Schwirsen, d. 30^° Sept. dienstergebenster 

1724. B. B. Gr. v. Fleming. 



$ou einer lateimfdjen Rettung in Stettin. 

©djon früher tft turj mitgeteilt, ba& ber ^rofeffor am 
©tymnafüim in Stettin, Qo^ann ®amel ®enfo (geb. 1708 
in Stteuftetttn, geft. 1795 in ©tSmar), eine lateiniföe Leitung 
herausgegeben Ijabe (»gl. 3W. ffieljrmann, SfoS Sommern« 
Vergangenheit ©. 70 f.) Qn ber «3ßommerfd)en JBibttotyef (II 
©. 70 f.) finbet fict} folgenbe SKotij: „<£$ l»aben in Stettin 
unter bem Xitel: Nova publica, n>öd)entUd)e tatetnifd)e 



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SSon einer lateittifdjen Scitung in (Stettin. 39 

Seridjte öon ben neueften SSorfötten in ber politifdtjen unb ge* 
teerten SBett iljren Anfang genommen, ©ie fommen aus ber 
gfeber be$ gefd&idten #errn ^rofeffor $)enfo. 9ßdd)entli<f) er* 
fd&eint mm biefer arbeit ein Sogen in nettem Quartformat, 
unb e$ wirb jur ©teile jebeS SStertelja^r mit 12 ©rofdjen 
begabt. 3> n Sommern finb biefe Slätter in iljrer 3lrt unb 
in tateinifdjer ©djrift bie erften. ©onft ttriffen wir, baß ein 
getiefter Sommer, #err Sljriftian SBeftyljal, in ben Novis 
Hamburgensibus bie fttbtx Qcfü^rct." 

8Iuf biefe Leitung ®enfo$ bejieljen ftdj einige ©dfjrift* 
ftüde, bie in einem Slttenftücte be$ Ägl. ©taat$ardjtoe$ in 
Stettin (Sorpomm. SRegtftratur % I SCit. 11, Sttr. 47) ent* 
galten ftnb. 

^rofeffor Denfo, ber im Sluguft 1752 fein «mt in 
Stettin angetreten Ijatte, ridtjtete am 16. SWoöember 1752 an 
ben Äönig folgenbe eingäbe: 

©m. Äönigl. ÜWatyt. Ijaben bie ©nabe gehabt, m\d) an 
bero Gymnasio in Stettin jum Professore eloquentiae ju 
beftätigen, in welcher ^rofeffton mir bann audj üornefymlid) 
bie lateinifdje Spraye ju treiben oblieget. 

Sei reifer Überlegung biefer meiner 'pflidfjt l)abe idj ge* 
funben, baß id) berfelben nid)t allein ein ent>ünfd)te$ ©enüge 
tljun, fonbern aud) ber 3 u 8 cn & oberer Orten gute Dienfte 
leiften tonnte, mann id) n>öc!)entlid) einen Sogen lateinifdjer 
3 ei tun gen bruefen ließe, ffis würbe bie 3 u 9 cnt) fyterburd) 
nicfyt allein in ber Satinitat auf eine ermunternbe 8lrt geübt, 
fonbern aud) jur Erlernung ber ^iftoric unüermerft leidjtlic!) 
gebraut werben. Diefe W>[xijt ift fo üiel billiger, ba ifct in 
ffitt). flönigl. 9Äat}t. Sanben bergleicfyen lateinifdje Leitungen 
gar md)t IjerauSfommen, beren Sttufcen bod) augenfdjeinlid) unb 
unleugbar ift. 2luS biefen ©rünben neunte mir allerunter* 
tpnigft bie fjrci^cit, ©tt>. Äönigl. 3Jta)t. ju bitten: ÜDiefelbe 
gerufen allergnäbigft mir oljnentgeltlidf) ein Privilegium pri- 
vativum über eine ju bruefenbe latetnifcfye Leitung M™ & u 
erteilen, baß idj 



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40 9$on einer loteinifdjen 3^""0 in Stettin. 

1.) foldjeS üor meine ^erfon at« eine aücrt)öc^fte Äönigl. 
©nabe erhalte unb mir nad) ftnljalt beSfetben beliebig einen 
Drucfer »fielen unb mit bemfelben contrafjiren fönne. 

2.) baß in @w. Äönigl. ÜWatyt. Sanben feine onbere 
lateinifdje 3 c ^ un 9 *ing*&™d)t ober gebmcfet »erbe. 

S5Me ity mir biefe JWnigl. ©nabe bei meinem geringen 
©etjatt ate ein allergnfibigfteS soulagement erbitte, fo werbe 
id) alle erfinnlidje Sorgfalt anwenben, biefelbe bergeftalt ein* 
Juristen, bog ber wafyrljafte fliufcen ber ©tubirenben unb ber 
Seifall ber ©adjüerftftnbigen baburd) erhalten werbe, aud) für 
biefe alferf)ö$fte lanbeSöäterlictye ©nabe in tieffter Donlbarfeit 

erfterben 

(Ew. Äönigl. ÜWa^tt. 

atteruntertt)<imgfter 
%o\). 5)antel 5)enfo, <ßrofeffor eloquentiae 
am ©tjmnafio in ©tettin. 
Stettin, ben 16. SWoüember 1752. 

Auf biefe (Eingabe tjtn würbe bon Serlin au$ bie 
$ommerfd)e Regierung am 5. ftebruar 1753 aufgeforbert, ju 
berieten, „ob unb wieweit biefem ©efudje beferiret unb wem 
allenfalls bie (Eenfur biefer Leitungen aufgetragen werben 
fönne". Die Regierung fc^tieb am 9. ÜWfirj: „Sftun würbe 
jwar biefe« SSor^aben, wenn (Ew. Äönigl. üftatyt. beS ^nn* 
petranten alleruntertl)ämgfte$ ©efud) allergnöbtgft gu beferiren 
gerufen wollten, nid)t ofjne Sttufcen fein, wir aud) babeg utdjt« 
JBebenflidje« finben, unb wa£ bie Senfur anlanget, foldje einem 
membro Regiminis aufgetragen wirb. SBtr muffen aber 
alleruntert^önigft berieten, baß gebauter ^rofeffor $)enfo bei 
benen Curatoribus ber Diepgen ©t. üWarien*©tiftS*Äird)e ben 
4. huius angezeigt, baß er nad) SSMSmar als SRector bei ber 
bortigen ©djule berufen, aud) feine SSocation probuciret Ijat, 
unb alfo baS S3orl)aben, eine lateinifdje 3 eitutl 9 bruden gu 
laffen, nunmehr üon felbft cefftret." 

fcrofcbem tft, wie au« ber Slnjeige in ber ^ommerfdjcn 
Sibliotyef f)en>orgel)t, bie lateutifdje 3eitung towtgftenS furje 



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Die erften Suftbattonberfudje in Komment. 41 

3eit erfdjienen. Dodf) fd&eint fid) eine Sttummer nid&t ermatten 
ju Ijaben. $m Sttooember 1753 bat Denfo bie Kuratoren 
ber SWarienfirdje um feine ©utlaffung, ba er jum SReftor ber 
©tabtfdfjule in SBiSmar berufen fei. M. W. 



Die erfien £uftballonoerfud)e in JOomment, 

^n ben erften ÜWonaten beS ftaljreS 1784, alfo öor 
nunmehr 120 Qa^ren, würben in Sommern bie erften pxaU 
tifeijen 33erfud()e mit bem ©teigenlaffen oon Luftballons ge* 
mad)t. QDiefc gingen aus oon bem ©rcifömatbcr ©tabt* 
d|irurguS #tlbebranbt. ©eine „aeroftatifdfje 3Äafdf)tne", weldje 
er in ©reifswalb am 19. Januar 1784 aufzeigen ließ, war 
aus ben inneren Rauten oon Jierblafen jufammengeleimt 
unb maß nur etwas über jwei 3ft6 * m Durdjmeffer. ffir 
füllte fte „in wenigen 3Winuten mit brennbarer 8uft aus 
SSitrtot unb ®ifenfeilfpänen". Die SBttterung war bem auf* 
ftieg wenig günftig, benn bie ßuft war trübe unb „mit 
©cijneematerie" erfüllt. Jrofcbem ftieg bie 2Rafdf)ine in 
ebener, langfamer 3faf)rt in bie $of)e unb flog, als ber aus 
SWorboft fommenbe Suftjug fie faffen fonnte, gen ©übweft 
unb erreichte über 150 3fa6 $öf) e > wie man aus ber ffier* 
gteid)ung mit ber #öf)e beS $irdf)turmeS fcfyliefcen fonnte. 
Dann ging ber ©allon fyorijontal weiter, unb einige Qu* 
flauer wollten tyn nod| je^n SKinuten nad^er gefeljen 
fyaben. Der SSerfertiger ber SWafcfyine fd^iefte einen 93oten 
hinter bem ^Ballon l)er; als ber Söotc aber eine fyalbe Weile 
weit gelaufen war unb ber 23aüon nod) immer weiter flog, 
feierte er unterrichteter ©acfye um, unb man ijat Ijinterljer 
audf) nid)t in (Erfahrung gebraut, wo ber Sallon etwa ge* 
lanbet fein mochte. „Dies war 1 ', fo wirb in bem SBerid^te 
über biefen erften SSerfud) auSbrücfltcf) Ijinjugefügt, „ber erfte 
„SuftbaU", ber in Sommern $ur ©jiftence gefommen ift." 

©eitere 33erfud)e folgten. 3lm 13. gfebruar beSfelben 
Q^reS lieg $tlbebranbt einen etwa brei ^ug großen Saiten 



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42 Die erften Suftbaflonberfudje in Sommern. 

in ©tralfunb bon ber borttgen ftfiljrbaftion auffteigen. Qu 
bem ©djaufpiel (jatte ftd) ber ©eneratgouberneur bon ©djwebtfd)* 
Sommern unb eine anfefynlidje Qafyl anberer ©tanbeSperfonen 
eingefunben. Der Saüon, welker ans ber £anb ber grau 
SRegterungSrat bon £f)un aufftieg, blieb etwa eine Viertel* 
ftunbe lang bem Sluge fid)tbar, bis er in ben SBotfen. 
berfdjwanb. 

JBalb barnad) ließ $tlbebranbt aud) in Inflam einen 
JBatton, unb am 25. gebruar 1784 in @reif$walb bon 
neuem einen SBaüon fteigen. Der tefctere ftieg trofc beS an 
bem Sage Ijerrfdjenben ©prüljregenS „majeftätifdj" in bie 
Stifte unb naljm bie Stiftung nad) Sttorboften; fein Slufftieg 
mar burd) bie $anb ber grau Äammerljerrin bon gerber 
. bewirft worben. 

ffiinen weiteren 33erfud) madjte $übebranbt am 22. 9tyrit 
1784, wteberum in ©reifswalb. ffir Ijatte au$ rotem, mit 
3firni£ überzogenem Saft einen Saflon fyergeftettt, weldjer 
fed)8 guß im Durdjmeffer maß, unb auf ber ©eite Jjatte er 
in golbenen SBudjftaben bie ^nfdjrift angebracht: „(£s leben 
©e. Durd)laud)ten ber fjürft bon #effenftein!" ^n ©egen* 
wart be$ Öefcteren unb jaJjlreidjer anberer Honoratioren würbe 
bie ÜWafdjine gefüllt, womit ungefähr jwei ©tunben ber* 
gingen. Dann würbe burd) einen Äanonenfdjuß ba$ Qtiijtn 
jum SCuffticg gegeben. ®$ we(jte ein jiemlidf) ftarfer SEBinb 
an bem Sage, unb fo fam e8, baß ber Saflon eine jiem* 
tidje ©treefe weit fyorijontal, aber bod) fteigenb, in norbweft* 
fidjer SHd)tung fortgeführt würbe. $e weiter er aber fam, 
befto pfjer ftieg er. Da ber Slufftieg um üttittag erfolgte, 
unb ber $immel flar unb burdjftdjtig war, fo fonnte man 
ben SBaKon lange $eit mit ben 9lugen berfolgen, bis er au* 
mäfylidj Heiner unb Heiner würbe unb julefct gänjltd) aus 
bem ©efidjtSfreife entfdjwanb. Hinterher fteflte e£ ftd) l)er* 
au«, baß ber SBaflon bei ©tewifc auf ber ^atbinfel Qubax, 
an ber ©übfüfte ber 3fnfet SRügen, gelanbet war. 



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Die erfkn SuftbaÜonüerfudje in Komment. 43 

ftnjwifdjen Ijatte man aud) in fjranffurt a. D. am 
7. 3Wärj 1784 mehrere acroftatifd^c üttafdjtnen aufzeigen 
taffen, barunter eine bon 22 ftuß &% unb 32 3fug Um* 
fang. Der Unternehmer btefer SMonoerfudje war ber ©reif«* 
walber ^rofeffor %ot). ®^r. »nbrea« SWaljer unb ber Qofc 
infpeftor ©eibel. ©tue SWengc bon einigen taufenb gufdjanern 
Ijatte ftd) im ©arten ber bortigen Freimaurerloge berfammelt, 
unb bon fyier au« fliegen bie Skllon«, bie teil« au« ©djweine* 
barmen, teil« au« ^oftyapter verfertigt waren, unter bem 
Donner bon flanonen in bie Süfte. Die größte ber ÜWafd)tnen 
legte fid) fdjon wäljrenb be« äufftiege« auf bie ©eite, erregte 
aber bod) eine #öl)e oon 350 <Ju& unb fiel, ba fie ifjren 
ffieg über bie ©tabt ljtn naljm, mitten in berfelben nieber. 1 ) 

«praftifdje ©r folge ^aben biefe bor 120 3 a ^) ren untcr ' 
nommenen ©erfudje nic^t erhielt. Qmmerljin a & cr f int) P e 
intereffant, weil fte jeigen, weldj' ein gewaltige« Sluffeljen 
biefe erften aeronautifdjen SBerfudje bei f)od) uub niebrig, bei 
©eletjrten unb Saien in bamaliger Qtit erregten. 

Dr. a. $aa«. 



fieridjt über bie Derfammlungen. 

SBierte SJerfammlung am 20. Februar 1904. 

#err Oberlehrer Dr. §aa$: 

Hofnarren am pommerfdjen $erjog«f)ofe. 

Der erfte pommerfdje f$firfit, öon bem wir wiffen, bafc 
er ftd) einen Hofnarren f)ielt, war $erjog SBartiflaw V. Da 
fein Hofnarr namen« ©djwant« ba« SSolltrinfen liebte, fo lieg 
U)m ber ^erjog oft einen SWaulforb auffefcen, fo ba% er ©ter 
unb SBein nur mit ber $unge leefen unb feine „ganfcen Gründe" 
tun fonnte. — (Sin anberer Hofnarr lebte am #ofe ber #erjogin 
©opfyia, ber ©emaljlin ffiridj« II., bie na<$ alter 93olf«* 

') 5Rad> ©efterbing, ^ommerfdje« SKufeum, ©. 286 ff. 

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44 SSeridjt über bic SSerfammlungen. 

Überlieferung eine fd)led)te 3Rutter getoefen fein foü. 9118 fic 
iljren älteften ©oljn, ben fpäteren $erjog SBogiftato X., ber* 
giften toollte, würbe biefer bon bem Hofnarren gewarnt, baS 
itjm bon ber üttutter gereifte JButterbrot ju effen. Die ge* 
fdf)id)tlid)e Äfritif ljat jtoar nadf)gett>iefen, bag ba$ germfirfm* 
jttiftyn 3Kutter unb ©oljn garniert ober n>enigften£ in gang 
anberer SBeife beftanben ljat, aber bie ffijiftenj be$ Hofnarren 
ift barum bod) nidfjt ju bejmeifetn. 

Site fid) #erjog SBogiflam X. im $al)re 1477 mit ÜWar* 
garete bon Sranbenburg bermäfylte, übermieS er feiner jungen 
©ematjlin auger anberem #ofgefinbe audf) eine ^roergin, &* c 
bie Stolle einer ^ofnürrin ju fpielen ljatte. (Sine anbere 
3»ergin »eilte am $ofe be$ £erjog$ ^ofyann fjticbrid^ bon 
^ommern-Stettin (1569—1600), in beffen Dienften aud) ber 
Hofnarr (£lau3 |)infee ftanb. 

#infee ftammte au$ Sutterborf, bem fpäteren #infeen* 
borf im Äreife Sftaugarb. Der #erjog entbedte üjn jufäHig, 
als er gelegentlich einer Weife burdf) #iuterpommern baS Dorf 
Damerfife paffterte. Die 8Irt, wie er iljn fanb, ift fagenljaft 
auSgefcijmüdt. $inge gewann balb bie Zuneigung be£ $er* 
jog£ unb erhielt bon biefem fein $eimat$borf gefdjenft, roeldjeä 
fortan #infcenborf Ijiefc. #infee ftarb am 17. 3Rär3 1599. 
Über bie 8Irt feine« JobeS gibt e$ eine alte Überlieferung: 
$inge ^atte ben $erjog, um iljn bon bem falten lieber ju 
furieren, unbermutet in« SBaffer geftoßen; ber ^erjog ließ tl)n 
barauf in« ®efängmS fefeen unb junt lobe berurtetlen. Sei 
ber ©trafbottjief)ung aber gebrauchte man auf Sefetjt be$ 
$erjog$ ftatt be$ ©djmerteS eine Stute ober, wie anbere meinen, 
eine Sratnmrft. Der Delinquent aber ftarb trofcbem bor Stngft 
ober ©d^rect. #erjog ^oljann fjriebric^ lieg feinen Hofnarren 
in #infcenborf beftatten unb gur ffirljaltung feines SInbentenä 
einen prftdtjtig aufgeführten fieidjenftein Ijerftelten, ber nodj er* 
galten unb jefct in ber JJirdje ju gfriebrid^toalbe aufgefteüt 
ift. ©äfyrenb §infce in ber Überlieferung meift fflauS mit 
Vornamen Reifet, finben ftdty audf) jtoei alte 9?ad)rid)ten, in 



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Seridjt über bie $3erfammlungen. 45 

bencn fein SSomame ®eorg genannt wirb. Diefer Xöiber* 
fprud) wirb burd) eine SWotij in ber Seidjenprebigt beS ?aftor$ 
ErabeliuS auf £an$ üRieffe erflärt, toonad) jur 3 eit be $ 
^o^ann gfriebrid) jtoei Hofnarren namens #infce am ©tettiner 
$ofc gelebt fyaben. 

(EttoaS jünger ift ber Hofnarr #anS üRiefle, ber, 1540 
in ©d)toiebu$ geboren, cttim 1607—1609 an ben ©tettiner 
#of tarn. (£r naljm bei #erjog Wltyp II. eine 33ertrauen8* 
fteflung ein; über ljunbertmal am läge ging er bei feinem 
$errn aus unb ein unb fpiette feine SRotte als „naturalis 
philosophus unb furfctoeiliger £ifd)ratl)" mit großem ®efd)icf. 
£rofebem er bei feiner Slnfunft in ©tettin fdjon ein fjol)er 
©ewiger war, lebte er fid) in bie Diepgen SSer^ättniffe fdjneü 
ein. @r war aber aud) nid)t frei oon $el)tern. $ainf}ofer 
erjagt oon tfym, er fei bem Jrinfen, fonberlid) bem SBrannt* 
»ein, feljr ergeben gemefen; er fyabe „jtemlid) geflutt" 
unb fei belegen oft in bie Äüdje geführt unb geftäubt worben. 
9laä) bem Xobe ^itipp« II. fiebelte SWicffc junädrft mit ber 
fürftlidjen SBittoe nad) Xreptoto a. SR. über, fefyrte bann aber 
balb nad) ©tettin jurücf, too er am 22. Dejember 1619 im 
SUter oon faft 80 $af)ren ftarb. 8lm folgenben Jage nmrbe 
er in ber ©t. $eter* unb *ßaul$Krd)e 3U ©tettin beerbigt. 

2Bie bie #erjoge, fo gelten fid) aufteilen aud) üornetyme 
Slblige tljre Hofnarren, ©o fjatte j. 93. SBerner oon ber 
©$ulenberg einen Darren, ber einmal einen branbenburgifdjen 
©efanbten auf polnifd) abfertigte. 

Slu&er bem Silbe be$ Hofnarren $infce ift in Sommern 
nod) eine jtoette bilblidje Darftellung eine« SWarren erhalten, 
©ie befinbet fid) in ber ©t. üftifolaifirdje in ©tralfunb, an 
bem ®eftüf)le ber bortigen $ramer*$ompagnie. @$ ift ber 
fogenannte ,,©d)nutenfd)läger", fo genannt megen ber braftifdjen 
3nf$rift, toeld)e fid) unterhalb beS SBtlbcö befinbet: 
Dat fen Äramer ift, be blif ba buten! 
Ober ict fdjla ein up be ©djnuten. 



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46 Siotijcn. — 3uu>adj$ bcr Sammlungen. 

91 o t i j e n. 

3m «rd)tb für Äulturgefd)id)te II, ©. 20-25 beröffent- 
lidjt Dtto#einemann tfoti ©riefe bcr adjtjäljrigen ftersogin $ebtmg 
SDtoria öon Sommern au3 bem 3a^rc 1586 unb ein Shittoortfdjreiben 
i&reS Saterg, ©erjoßÄ ©ruft Suburig, öon 1587. 



3m 68. Sa^rgange ber 3al*rbüdjer unb %af)tt&btx\d)tt 
be3 33eretn8 für meflenburgif dje ®ef c^id^te unb Altertums* 
htnbe(©. 219—266) gibt £. ©rotefenb als erflen £eil einer größeren 
Sirbett über bie geifilidjen ©rensen in SWecflenburg eine einge&enbere 
Unterfudjung über bie ©renje be3 SSUtumS ©djtoerin gegen 
Äammin. Stuf ©runb forgfältigen ©tubium« ber urfunbltdjen 
Duellen gibt er oon Ort gu Ort fortfdjreitenb, beginnenb am ©in« 
fluffc be8 SRiccf in bie Dftfee (bei ©reifSroalb), eine genaue 83e* 
fdjreibung ber ©renje. 3)en ©djlufc bilbet ein alp&abetifdjeÄ SRegtfier 
ber ermd&nten Drte. 

3m 42. #efte ber 3eitfd)rift be8 Ijiftorifdjen SeretnS 
für ben SReg^Sejir! äRartentoerber (©. 83-87) gibt 8t. 
ü. glanfc einen SRadjtrag ju ben bon ©reite in#eft 41, bie in 
ftinterpommern anfäfftg toaren. 



3n ber ©iftorifcfcen 3ettfdjrift, 33b. 91, ©.566 befpridjt 
M. W(e Ermann) fur$ bie Don neuem herausgegebenen brei ijifiorifdjen 
Arbeiten SRubolf 33irdjott)8. 

3n ben äRittcilungen auS ber ^iflorifd^en Sitteratur 
XXXI, ©. 447 beforiefct ©. ©acbel ba8 33ud> ÜR. ö. ©tojentin'S, 
2lu8 Sommern« §ersog$tagen. 



8uto*$8 ber Bmmlnntn. 

I. SKufeum. 

1. (Sine funftoofl gefifcmgte 3Beinrcbe, ©pagterftod. ©efdjenf be$ 
2Köbeltran3porteur8 33 e & m in ©tettin. 3- 5290. 

2. ©ine fcfyoarse Urne au8 einem ijcibnifdjen ©rabe in 3o^anni«bof 
bei ©rofcSefttn, ©efäenf be8 ©tabtratö §tnbenburg in 
Äolberg, überreicht burefc ben ®^mnaftaU3«ci)enle^ver ÜReier in 
Äolberg. 3- 5291. 

3. Der Slattfnocfcen eine« SBatlfifdjeS, ausgegraben in Äolberg, ge* 
Wenh Dom ®t)mnaftal«3ctd)enlel)rer ÜR e i e r bafelbft 3- 5292. 



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3utt)adj$ bcr Sammlungen. — 2Ritteilungen. 47 

4. (Sin burdjbo&rteS ©teinbeil, 15 cm lang, 4*'a cm ©djneibenbrette, 
bunfclgrau mit roci§cn ©infprengungen, 3—4 3fuj* tief beim 
trainieren gefunben in 3öt^agen bei 3)ramburg, ©efdjenf be$ 
«bminijrratorS fr 93 e r g a u bofelbfl 3. 5293. 



IL 93 i b I i o t f) e f. 

1. SWortin SBeljrmann, SanbeSf unbe ber ^romna Sommern. 
4. Auflage, »reglau, %. $irt 1904. «Sefäenf beS SerlcgerS). 

2. 2B. 2B i 1 1 , ßin Seitrog sur Äird>engefd)td)te ber ©imobe 2reptott) 
o. Xoü. (9to8fdmitte au8 bem Jreptotoer SBodjenblatt). ®e» 
fäenf beS SJcrfaffcrS. 

3. £>ftfee*3eitung, 3a&rg. 1903. ©efäenf be« $errn G. #ingft in 
Stettin. 

4. £>tto ^einemann, Äinberbriefe einer pommerf djen *ßrin* 
aeffm be3 16. $d)rl)unbert8. (©onberabbrudt au8 bem Slrdjib 
für Äulturgefdjidjte. 8b. II, £eft 1.) ©efäenf beS $erau8* 
geberS. 

SRitteilungen. 

3u orbentlidjen 2Ritgliebern ernannt: ©teinbrueferei* 
befifcer Äarl »ert&olbt unb Rentier Äarl ÜRüller in Stettin. 

$ er sogen: Dberfi o. 3). Stunge toon ©fjarlottenburg nadj 
Srriebenüu bei 33crlin. 

2lu8gef*ieben: ©Ziffer * »Itcrmann 3t. SWinfclaff in 
©trolfunb. 

©efiorben: ©erbereibefifcer SouiS Älemm in ©oflnoro 
unb ®tymnafial*$)ireftor Dr. Sßüljelm lagert in Siegen. 



Unf cre $ef ellf d>af t fteljt im SBegrtff, eine mpglicfcft am* 
faffenbe $>nblitattpn aller prätuftorifefcen SBronge* 
ed>tperter unb $öngegefä#e ber ©rpnjejeit, bie in 
Sommern gefunben finb, in Söort unb 35ilb beraub 
gugeben« 2öir bitten» Mitteilung Aber *a* föot* 
fcanbenfein fplcfcer, im $}rtoatbefi4 in ber Vrotnnj unb 
anberttpp beftnblicfeen »prgefcfcicbtlicfeen $unbftüde, beftuf* 
Stufnafcme tu bie beabfiefctigte Arbeit gefälligft mbgltcfcft 
balb an $errn $^mnafiai»:&ireftpr ^rofeffor Dr. kernet e, 
^ttttin, ftantftrage $lt. 9, gelangen laffen gu tpoüem 

J)er ^orftanb 

ber ^efeltf^aff für ?omm. $efi$ii$te 

unb Jtttertnms&nttbe. 



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48 üWttteilungen. - SttfaÜ. 

3ufen*nngen füt Me »aftifdK* etnMen nn* Me 
VtonatiMAtter bitten *i* Mi ium 10« *M>rii 1901 att 
$etrn ttr4>i*** Dr. Otto ^einemann (Stettin, Aar* 
fittf4H*rafte 13) in tiftten, *cr »jtyren» frei föinte?D*U» 
jatyrei Me ftefrattion in etettfttrteetnna fftfttcn ****♦ 

$e* f}*tft*n*« 

Die Stbliot&ef (Äarfutfdtfh. 13, Ägl. ©taat8ar#to) ift ge- 
öffnet SWontaaS »on 3—4 ttftr naifttm unb Sonneritagi 
t>on 12-1 Ubr, 2lu§erbem ttrirb ber SiMiotljefar toöljrenb bet 
Dienfrfhmben bc§ <5taat8ard)it)3 (öon 9—1 Uljr Dorm.) 2Bünfdjen be- 
treffet Senufcung ber SSibliotfcef nad) 2ftöglid)feit entfprecfcen. 

3uic&riften unb Senbungen an bie 93ibliot&ef ftnb nur an 
bie oben angegebene Slbreffe ju rieten. 

Die neu eingegangenen 8cttfd&riften liegen im 
Sibliotljefögtmineu $ur (Stnftd^t au3. 



*>*& SWufeum bleibt tp&ftren* frei SMntcri ae* 
f*loffen. 

Äonfemtor ©tubenraudj tuo&ut $o&en$oflernfrra§c 5. 

JTünftt SJwfammlung am ftranaßtuft, 5m 
19* mivi 1984, 8 «ffr im Bißtiotljtfts» 
jimmw öts lton|trtljaufss: 

gettr ©i|wniifiaHiircbtar yrofefftfr Dr. 
getttibe: $ie beutfdjett £fitttiliettttfitttett irr 
{weiten $rf)irf)t mit befonbmr gefttgttiilptte 
mtf $tettinev $erJ}«ltttifre+ 



I tt 1) * 1 t 

5Rad>ruf. - ®in ©rief be3 2Rifraeliu$ (1639). - Ireptotoer 
@t)nobaU«tten 1597-1730 unb anbere »ften bi8 1808. - SSon einer 
lateinifdjen 3*üung in Stettin. — Die erflen Suftbaflonüerfucfcc in 
Sommern. — Seridjt über bie SSerfammlungen. — 5Rotiaen. — 3uroadj$ 
ber Sammlungen. — SWitteilungen. 

güv bie Stcbaftion öerantroorttidj: Dr. Otto §etnemann in Stettin. 
Drutf unb Verlag üon Jperrrfe & ?ebeling in Stettin. 



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M 4. 1904. 

ptonittübliittcv. 

herausgegeben 
öon ber 

©efeUfdjaft für Sßommerfdje ©efdjtdjte 
unb SUtertumSfmtbe. 



$rr 9ta4fcnt<f *et ^nfjaftel Mefet WonatUbldtUx Ift unter CutllcnattQatie 

geftattet. 



dtmge Itottjen über )as G>efd)ied)t berer 
»♦ fernem 

Die jufammengeljörenben {Rittergüter $rigoto unb Mab* 
baef im Steife Äammin ftnb angeblid) fdjon im 12. ftaljr* 
ljunbert Don ben pommerfdjen ^erjogen an baS ©omftift 
Äammin gefdjenft toorben. SSom 6. Sfoguft 1321 finbet fid) 
eine ©eftfttigung ber #erjoge Otto L, ffiartiftato IV. unb 
SBarnim IIL (DriginakiEranSfumt üom 19. ftuli 1356 im 
©taat$ard)foe ju ©tettin s. r. SBiStum Äammin). ©djon oor 
biefer 3eit mag es getoefen fein, baß ba£ Jtomfajutel bie 
®üter (2 in ^rifeott), 1 in Sftabbacf) als ein öeljen an baS 
©ef$led)t berer tum SSemern gab, tooruber oom 3fal)re 1321 
93erl)anbtungen oor^anben fein fotten, über meldte öieüeidjt 
ba$ Ärdjfo beS JtomftifteS Äammin, Kenn e$ georbnet fein 
»irb, ÄuSfunft geben tann. 

J)aS ©efd)ted)t ber Semem, toie man glaubt, eine au£ 
|)olftein ftammenbe Familie, ljat bie ®üter unb baS $atronat 
über bie Äirdje ju gfrifcoto »afyrfdjeintid) länger als 300 $al)re 
befeffen, bis eS 1593 mit bem «bfterben beS 8ufaS ö. SSemern 
erlofd). 



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50 (gtnige Stottjen über ba$ ®eft^le^t betet ö. Semem. 

Über iljren ^atronatsbeftfc lautet ber ^affuS au$ ben 
Statutis capituli Camminensis (Slbfdjnitt de Decano eius- 
que officio) nad) ber töemfton Don 1578 fo: Ut itaque 
maior ratio divini muneris habeatur, constituat decanus 
una cum aliis, qui resident, quoties necessitas postulat, 
pastores et ministros ecclesiarum pietate, eruditione atque 

vitae honestate Primum in aede D. Iohannis 

intra muros collegii posita. Deinde in aede D. Nicolai 
in colle ad oppidum Caminense exstructa. Itemque in 
pagis Zirkwitze, Koselitze, Iarsow, Fritzow, Schellin prope 
Gryphenbergam et Damnitze prope Stargardiam sitis. 
Et quamquam in pago Schellin cantor et in Fritzow 
familia a Vehmern ius patronatus habent, et ideo Ulis 
liberum est, ut suo iure quatenus hac de re in eccle- 

siastica utantur. Tarnen ipse decanus sit vigi- 

lantissimus inspector iam dictarum ecclesiarum et 

pastorum, accuret, ut unusquisque diligenter, quod sui 
muneris est, perficiat. 

Über ba$ ©efdjledjt beret ü. SSemern ift toenig befannt. 
ffitmaige 9iadjrid)ten liegen otjne 3toeifel in htm 8lrd)to be$ 
©omftiftS Äammin begraben. 

als einer ber Slteffcbefannten mödjte ©erner o. SSemern 
gelten, ber in ber Urfunbe ©ifdjof griebrid)« oon Äammin 
oom 24. 3fuli 1331 (DrigtnaHranSfumt oom 21. ^uli 1344 
im ©taatSardjtoe ju (Stettin s. r. 2)ep. ©tabt Äammin SWr. 3) 
oorfommt. @S ift namlid) in ber jiemlid) langen SReilje Don 
ßeugen, bie fämtlid) oon «bei au« ber nädjften Sttifye oon 
Kamin am ©bluffe ber Äonfirmation aufgeführt finb, als 
Swantus de Stevene, Pribzlaus de Tribbessowe, milites, 
Henneke et Thidoricus fratres de Warnowe, Hinricus 
Zwanti, Conradus de Reno, Knud et Nycolaus de Zwentze, 
fratres, Ludekinus Pomeranus et ipsius filius Ludekinus, 
Duborzlaus et Darghezslaus fratres de Krethlowe, al$ ber 
üorberfte Wernerus de Vemeren genannt. SBie fid) in ber 
Konfirmation SMföof ftoljannS com 21. ftuli 1344 bie bie 



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Smige Sfarttjen über bo8 ©efdtfedjt berer ü. Seinern. 51 

3eugenfd)aft au$brü<fenben ©orte „praesentibus strenuis 

dominis Nevelingho in Fritzow" bamit uertragen, 

totrb Mar, toenn nur in ber Urlunbe 83ogiflan>$ IV. mtb be$ 
SlbtS Sfytbolb oon »elbud öom 14. 2Rai 1287 Oßomm. 
Urfunbenbud) HI, ©. 10, SWr. 1423) als £eugen aufgeführt 
finben Nevelinghus, Conradus Vemeren. Nevelinghus mufj 
bemnadj ein 33orname getoefen fein. (1715 unb 1731 tragen 
jtoei SBürgermetfter ju ©reifenberg in Sommern biefen Sßamen, 
2ttatl)ia$ unb ÜWartin SHeueling.) SBeibe Konfirmationen finb 
aud) in ber Eljronif ber ©tobt Äammin in Sommern, bem 
„Collegium curiosum ober Memorabilia Curiae et civitatis 
Camminensis" abfdjriftlid) enthalten. 

äufcer ben genannten fmb bem Referenten nur fotgenbe 
©lieber ber gamilte belannt: 

1. granj o. SSemern. $n ber fiird)e ju Ofrifcow fog 
oor bem JBranbe oon 1840 neben einem alten ganj ab* 
getretenen Seidjenfteine ein ^weiter, bem ftranj o. SSemern unb 
feiner ©emaljlin geftiftet, eine SRittergeftalt neben einer meto* 
lidjen gigur barftettenb. $n ber ©djrift, bie ba& SBilbwer! 
ringd umgab, mar bie ^aljreäjaljl 1388 beutlid) ju erfennen. 
©ei bem Sranbe ift ber ©tein jerftört. 1)a8 größte ©tüd 
beäfelbcn liegt feitbem oor bem füblidjen SSorbau be8 ©otteS* 
Ijaufe«, unb oon irgenbweld)en ©djriftjügen ift natürlidj 
ntc^td mefyr ju finben. 

2. Surb unb 2Berner o. 33emern. ©ie vereinigen 
fid) 1429 mit bem SRate ju Kammin über eine gemeinfdjaftlidje 
©renje. ©S ljanbelt fid) um ben Slnteil ber u. 33emern an 
ber ju Äammin ge^örenben SSJctbc auf „lütfen Dioeno" Qefct 
SBeftsDieüenom), wo audj in Diel fpftterer gett bie $errfdjaft 
oon grifeoio ein 2ttild)l)au$ Ijatte. Diefer Anteil ift fpätcr 
in SBeibefretyeit auf SBeft*SMeuenott) für 16—17 #aupt töinb* 
Die!) umgctoanbelt toorben. Site aber im 19. $af)rf)unbert 
jur 3eit be8 ©utSbefifcerS (Sljriftopl) 33o§ auf gfrifcoto ber 
Äamminer 9Äagiftrat oerlangte, ba& ®ut gfrifcoro fottc feine 
SBeibefreiljeit fdjtoarj auf meijj betoeifen, toaren feine SBeweiS* 



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52 (Einige ftotiften über ba8 ©efäledjt beret fc Semern. 

mittet bafür aufeuftnben, unb ba$ 3led)t ging öerloren. ÜDic 
anno 1429 gefegten ©djeibepfftljle ftanben in ber Stiftung 
Don ©üben nad) Sorben, fo ba§ oftto&rts baoon ^riftott), toefi* 
to&rts Äammin fein ©ebiet Ijatte. 

%n jenem am läge beati Georgii martyris (23. Slprit) 
1429 aufgefegten SBergteid) totrb aud) ber „©aftan" bei ffieft* 
SMeoenoto eraftljnt: „be ©aftan feal »efen ber ©tabt Cam* 
mtyu". Der „©aftan" ift ein feljr atter Sftame, ber nod) in 
ber üftitte be$ 19. ^aljrljunbert* ben älteren 8euten in SMeoe* 
noto erinnerlid) mar. ©djon in ber Urfunbe #erjog SBar* 
nim« I. Dom 5. $$an. 1274 (?omm. Urfunbenbud) II, ©. 264, 
Sftr. 981) toirb er toie folgt betrieben: „Dedimus insuper 
eidem civitati nostre Cammyn et burgensibus silvam, que 
vocatur Zastan, et prata et pascua cum omni usufruetu, 
que iacet inter Swantust et Dyvennow et salsum mare et 
stagnum Camynense", alfo genau bie heutige Dieoenotoer 
ffieibe, bie aud) nad) ber Xrabttion öorjetten teiltoeife mit 
Salbung, namcntUd) (Eichen beftanben toax, tooöon nod) tyeute 
©aumftfimpfe 3eugni$ ablegen. Der SBalb ift „öon anno 
1630 l)er jum Fortifications-SBaw an ber Divenowifdjen 
©djanfc" öertoenbet unb alfo ausgerottet toorben. 

Ob Äonrab SSemem, ber mit feinem ©oljne, mit 
#enning Änutl), (Stau£ Änutl) unb anberen ffibelleuten nad) 
einem SRatäprotofofle im ©tabtard)toe ju Xreptom a. SR. 
öom ftaljre 1459 * n bem SRegaftreite gwif^en Ireptow unb 
©reifenberg auf feiten ber ©reifenberger fteljt (f. töiemann, 
®efd). ber ©tabt ©reifenberg 1862, pag. 58), ob ferner 
Curb öon ferneren to SBrifcoto, ber in ber ©d)utboerfd)reibung 
be« Henning Änutl) öon ©ottyn oon 1452 al« 3euge ou f* 
tritt (f. Coli, cur.), unb ob gar ber Surb o. SSemem, toeldjer 
in ber SBeftättgung be$ #erjogg (Sridj Dom $al)re 1469 über 
einen Äaufwrtrag als $euge aufgeführt ift (f. Coli, cur.), ob 
alle biefe mit unferem Eurb oom 3al)re 1429 ibentifd) finb, 
ift öort&ufig nidjt nadjjMüeifen. 



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©inißc ftottgcn über ba8 ®efdjled)t bcrcr ö. dement. 53 

3. SWifotauS ö. 33emern. @d)on am 3. Des. 1468 
(®taat$ard)iö su Stettin s. r. 5Dcp. ©tabt flammin, 5Wr. 30) 
fommt Stauö üan ferneren „erfeeten to Vritzowe" afe 3euge 
eine« flauffontralteS oor, ber 1469 (f. eod. r. Sftr. 31) öon 
#erjog ®rid) IL beftatigt würbe. ©r ift öermutlid) berfetbe, öon 
toeldjem ber Kantor unb 33t$tum$öertt>efer ®eorg ^ßuttfamer 
(1488 — 1509) fagt in bem „Registrum administrationis 
episcopatus Camminensis" (ebiert in Ätempin, ®ij>lomatifd)e 
^Beiträge jur ®efd)id}te Sommern« aus ber fttit ©ogiffaiü X. 
»erttn 1859, ©. 70, Sttr. 660 unter bem ^afjre 1492): 
Eadem die (17. Novbr.) ad presentationem Nicolai de 
Vemeren ad vicariam in parrochiali villa Vritzow in 
honorem dei sueque matris Marie fandatam per obitum 
Ni(colai) Cruszen vacantem dominus M. Carith, decanuß Col- 
bergensis, fuit institutus. Unb ebenfo unter bemfelben ftafjre 
5Wr. 689 !>at Oeorg ^uttfamer eigenJjänbig getrieben : Die 
XXTTTT. mensis Novembris ad presentacionem Nicolai de 
Vemeren ad vicariam perpetuam in capella saneti Iacobi 
circa ecclesiam parrochialem ville Pritzouwe per obitum 
domini doctoris Ni(colai) Kruszen vacantem dominus 
Martinus Carith fuit institutus. 

SSon ^ntereffe gerbet tft bie (Ertöätynung einer ©t, 
ftafobisflopeUe bei ber $farrfird)e ju grifcoto unter bem 
fyrtronat ber öon SJemern. ®8 ift fonft öon einer Äapette 
im Äirdjfpiete fjrifcott) nid)t$ belannt, als bafc in bem SSifU 
tation$*2lbfd)iebe be« #erjog$ $ol)ann griebrtd) öom 12. ^uü 
1597 (f. $farrard)iö öon grifcoto, Sit. I, »ol. 1) ftel>t: 
„Sßadjbem aud) eine Äopeüe auf ber Surfen ©benote (ffieft* 
SMeöenoto f. oben) geftanben, toetdje SJurgermetfter unb JRatl) 
ju Eammin abgebrochen unb aüe$, n>a$ barin an ®to<fen unb 
Äir$engerftt!je getoefen, an ftd) genommen, unb biefelbe Äapcüe 

ber ^aftor oon grifcott) gewartet " ©inb btefe 

betben Äapetten öon 1492 unb 1597 eine unb biefelbe? SDton 
möd)te ba$ annehmen, toeil fonft nirgenbS öon einer feiten 
Staptüt bie SRcbc ift r obgleich es öernmnbertid) erf^eint, ba& 



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54 ©inige Zotigen über ba« (Sefdjtedjt berer t>. Semem. 

Sftif. &. aSemern ba« $rftfentation«red)t bei einer auf Äamminer 
3funbum belegenen ßapeüe gehabt t)atte, jumat ba ber ÜWagiftrat 
gu Äammin fo oottftänbig at« #err über biefelbe erfd&eint, ba§ 
er fic abbricht unb fämttidje« ©eräte ofyne »eitere« an ftd) 
nimmt. 

$n bem ärdjtoe ber ©tabt Äammin (©taat«ardjto ju 
©tettin s. r. Dep. ©tabt Äammin Sflr. 35) bepnbet fidfj ba« 
Original einer ^fanböerfdjreibung be« Stau« b. ©entern Dorn 
27. $an. 1489 auf Pergament mit anJj&ngenben 5 ©iegeln 
öon SBadj«, offenbar bem Stau« ü. SSemern unb feinen in 
ber SSerfcfjreibung genannten 4 33ürgen gefyörenb, unter benen 
#an« 53rocfljufen auf ®rofc$uftin unb $otte« 93rocff)ufen 
auf golbefoiü erfdjeinen. Da« ©iegel be« Stau« ö. SSemern 
ift teiber bi« auf toenige 83ud)ftaben ber Umfd&rift, bie audf) 
fetyr unbeuttid) finb, abgebröefett. Slnfang unb ffinbe ber in 
ptattbeutfdjer ©prad&e abgefaßten 93erfdjreibung lauten ttrie 
folgt: „33or afeioeme, bar biffe bref öorfumpt unbe be ene 
geen ijfte Ijoren lefen, bofenne id Statte« Dan ©enteren, erf* 
feten to SSrt^oto, bat icf mijt mtynen eroen fyebbe öorloft unb 
oorfettet, borfope unbe borfette tyeg!jentterbidj in mad)t unbe 
fraft biffe« breoe« bre erfamen mannen Statte« Dan dornen, 
i^oadjim ^ßanfmebe, $an« ©tutotten, borgljermefteren, unbe 
beme gljanfcen rabe to Sammln unbe bofunbergljen £er Sftico* 
tau« Sftigemanne, bicario in ber Sammtynfdjen ferfe, unbe 
fonen nalametingljen xii'/s mar! tjerlifer padjt toantifer munte 
gljenglje unbe gtyebe to Sammln up beme t)abe unbe fyaben 
mtyt foner tobofyoringtye, bar nu up ttanet SWtdjel Sefmer to 

33rifcott, bor i 1 /* marf vi marlunbe im ©df)itt. fjobeteftot« 

(Sieben unbe fereben to Sammln in ben jaren na ber borbt 
Srifti bufent berljunbert jar barna in beme negfyen unbe 
ad)tentigt)eften jare, an bem bingljcftaglje bor tidjtmiffen." 

4. £ufa« b. 33 entern, ber tefete feine« tarnen« in 
grifcott. gson it)m geben bie atteften Äird^enred^nungen ba^in 
2lu«funft, bafe er am 23. ^uli 1588 in ber ©df)utbberfdjreibung 
be« Dinnie« SBtife Don {Rabbad auftritt, fottie er audj in ber 



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(Einige 9?ottaen über ba« (Sefdjledjt berer D. Semem. 55 

©djulbDerfdjreibung be« Jürgen ärnbt ju @trcfott> Dom 
10. SRoDember 1588 ate 8ufa« d. SBemern genannt toirb. 
Die SRed&nungen be« $a!jre« *591 toeifen nad), ba§ ettoa 
im ftanuar öer $ er i°9 Qö^ann fjriebrid) ju Stettin eine 
©toefe au« ber Äirdje ju fjrifcoto getauft unb burd) feine 
Amtleute in SBoUin Ijat begasten (äffen an bie SBorfteljer 
Jürgen ©djerer Don ©treifotü unb #an« Äolern Dom 
SRammelSberge (©trefoto u. 3lam«berg), unb jtoar mit „100 fL 
ofyne 6 ortsfl.". $n bem alten #trd)enred}nung«bud)e ift ein 
^ßrotofoü beigefügt „au& 33efet)Hd) Dnb 83ege!jrenbt aud) in 
Äegetoarbt be« ffiblen Dnb (getieften 8uca« D. SS^emern ju 
grifcom Dnb SRabaufe gefeffen befenbt Jürgen ©euerer Don 
©treifoto onb #an« Äoler Dom 3ftammel«berge", baß fie 100 fL 
empfangen fjaben „baran n fl. gemangelbt." 

Der äbfdjieb aber Dom 26. SCprtl 1591 toegen ber oben 
genannten SBerfdjreibung be« D. SBtife ift foL 20 be« alten 
3led}nung«bud)e« au«brü<flid) Don bem „ftunelljer <£tau>« ?utt* 
famer gegeuen" bejeidjnet. 8uca« D. SSemern ift erft 1593 
Derftorben. Da§ neben i!jm fdjon bie ^ßuttfamer, bie nad) iljm 
aüein al« 8eljn«teute be« Domftift« auftreten, in ftrifeoto ge* 
feffen fyaben, erhellt aud bem Slnfdjreiben be« SRidjarb D. 
^uttfamer au« SWoifcoto, Qofua unb (Stau« o. ^uttfamer in 
gfrifcoto Dom 28. Sluguft 1593 (Acta toegen SBerpadjtung be« 
©ute« fjrifcort, Äömglidje« ©taat«ard)iD ju ©tettin tötyof. 2, 
lit. gr. Sflr. 15. Sßeue ©ejeid^nung: De« #ofe« grifeo» 
<£inrid)tung unb Elocation de 1594. Äamminer Domlajutel 
Sttr. 675) an ba« Domftift, in toeldfjem fie fidfj um bie Übet* 
tragung be« Sefyt« bewerben. #ter Reifet e«: „Dnfer fertiger 
SBatcr tyat ba« fyttbe gutl) grifeoto Dnb töabbafe Don gebautem 
8uca« mit toiffen be« ffiapitul« lauftoeife an fid) gebraut." 
Die« ift nadj bemfetben ©^reiben „etlidje unb breißig ftaljre" 
Dor bem äbfterben be« Suca« gefdjeljen. Demnad) tyaben bie 
3Semem unb bie ^uttlamer tttoa feit 1560 gemeinfam auf 
gfrifco» unb Wabbadl gefeffett, »ie benn aud) in ber 33afaflen* 
tabeüe be« ©tifte« Äammin Don 1572 nebeueinanber 8u!a« 



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56 gütige Kotigen über baS ©efdjledfct bercr ü. Semem. 

gfemern unb „alle $ut!amere to 8Srifcott> önb flftabaufe" er* 
[feinen. 8ufa« ftirbt als ber lefcte feine« ®efd)ted)t$ am 
14. ^auuar 1593 mit #intcrlaffung einer ffiiüoe. 

T)a& Domfttft beauftragt ben notarins unb struetuarius 
3od)tm Ärufen, bie äuSetnanberfefcung mit ber „ftefymerfdjen" 
öorguneljmen. (Er l)at im gangen 450 ©ulben 40 1 /» ©d)iö. ßüb. 
für ba8 Äajritel ausgelegt unb an bie ©ittoe gejagt, bie üjm 
„toieberumb gu erftatten" finb b. t). „bie Üjme au« bem gutte 
3frifeon> folgen fotlen, @r au$ gu bem enbe baS gutt fjrifco» big 
SWidjaetiS anno 1596 öff SRedjnunge eingaben ünb fid) barauS 
fo t)ie( mugltd) bejahtet madjen". 9laty {Regelung aller @elb* 
fadjen unb Xöieber^erfteüung ber giemlid) oerfattenen ®ebftube 
ift bann SRidjarb t>. ^uttfamer auf üRoifco» mit bem ®ute 
belehnt unb ber Äontraft am läge ÜWidjaetiS 1596 feftgefefct 
toorben. ©eitbem ift baS ®efd)led)t berer o. ^uttfamer im 
©eftfce ber ®üter ftrifcoto unb ftabbad. 

Da« ©appen ber SSemern (fernem, ferner, fteljmer), 
toie e$ auf einer Ijölgernen £afel in ber ftrifcomer stxxty bis 
gu beren Mbbranbe (1840) mit weißer garbe gemalt oor^anben 
toar, ift ein ©d)itb mit nadj ItnfS fpringenbem ffiibber. 
©erfelbe ©ibber fte^t auf htm oon ber #elmbecfe umgebennen 
#elm. Unter bem Sßappcn ftanb mit bergolbeten SJmtyftaben 
ber SWame SucaS »an gemer. 

3frifcott>. $aftor ©treder. 



Bismardi in flomment. 

fjärft Herbert SBiSmanf mad)t mid) auf einige Irrtümer 
in meinem Sluffafce „SBiSmanf in Sommern" im legten ^aJjr* 
gange ber ©altifdjen ©tubien (©. 191—222) aufmerffam, bie 
i$ an biefer ©teile berichtigen möd)te, bamit fie ftdj nidjt 
weiter verbreiten. 

©eite 194 fage tdj, einer Angabe bon SKaj Seng, ®t* 
fd^tc^te SSiSmardS, ©. 17, folgenb, ba§ bie ®üter Äniepljof, 



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95i«marcf in Sommern. 57 

Äülj unb ^ardjlin & en Cftcrn 33i«mar<f« ein paar ftaljre 
bor 1816 burdj ©rbfdjaft jugefaüen feien. SEatfftdfytidf) ftnb 
bie ®fiter erft 1816 in beren Sefife gelangt. 

©. 195 erjagte idf) nad) Sftobert fleubeH, ftürft unb 
gfirftin 33i«mard, ©. 160, bte Slnefbote Don ber Auf}, bte 
adfjtto« „mit bent #ufe in« Sluge trete", ftfirft #• 93i«mard 
bemerft baju: „Die Slnetbote lautete „mit bem #orn in« 
Sluge ftofjen" unb Hingt aud) n>al)rfd)einlid)er." 

©. 217 bemerfe id) nad) #aberlanb in Ueder« „'pom* 
mern in ©ort unb ®ilb", ©. 369, ba§ bie $>errfd)aft 93ar* 
jin ju „3»ei Dritteln" au« ffiatblanb beftänbe. ftd) erfahre 
jefct, ba& nur bie £ftlfte Sffiatbtanb ift. 

©. 219 erjagte idf>, geftüfet auf ÜWorifc Sufdf), wie nal>e 
bem ättretdiSfanjter ber 83rud> mit üRorifc Standenburg 
ging: „SBenn er bat>on fprad), bann liefen biefem eifernen 
SKanne, ber fo fetten ©puren Don ffieidjljeit jeigte, mot)( bie 
gellen Srftnen über bie ffiangen." S)aju äußert fidf} f^ürft 
§. JBiSmard: „2R. 93ufd) ljat, toie in ben meiften ftfttlen, 
»ieber pljantafiert, »enn er Don „gellen £ränen" meine« 
33ater« fprid)t; fo äußerte fid) niemal« fein innerer ©eeten* 
juftanb." 

©. 221 fage idfj: „^aljtreidf) fxnb bie 3fäüe, too er 
(ber 3leid)«fan3ter) Slrnim« toegen au« ber 2Balbeinfamfeit 
#interpommern« l)erau«trat unb nad) SBerlin eilte, um ben 
Äaifer toteber auf feine ©eite gu bringen." Daju bemerft 
ftfirft #. $8i«mard: „Sejügltdf) «rnirn« finb bte ©orte 
„jaljtretd) finb bie fjftüe" unjutreffenb. üRein Steter ift nidjt 
ein einjige« SKat Slrnim« wegen nad) SBerltn geeilt." Da* 
nadj ift jener ©oft in meiner ©tubie gu ftreidjen. SBeftetyen 
bleibt nur bie £atfadje, baß ber SlltretdjSfanjler gerabe in 
jener Qdt, in bie feine Differenjen mit bem ©rafen #arrt) 
ärnim fielen, oft feinen äufent^alt in SSarjin auf lurje 3eit 
unterbrochen f)at, um, toie er ftd) getegentltd) (13. 35ejbr. 1872) 
gu SRoon äußerte, „bie Situation mit ©r. SKajeftät unb mit 
ftljnen münblid) ju befpredjen." 



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58 Script über bic Serfantmlungen. 

©in weiterer ftrrtum ift mir nad)träglid) fctbft auf* 
gefallen, ©raf 3lrmm fudjte ben dürften SiSmarcf am 
1. ©eptember 1873 nidjt in 93arjin, toie td) ©. 221 angebe, 
fonbern in SBerttn auf. 

#. ö. $eter«borff. 



6ertd|t über Me tlerfammlungen« 

fünfte SSerfammlung am 19. üflärj 1904. 

#err ©tymnafialbireftor ^rof. Dr. Semcfe: 

Die beutfä)en ^ömiliennamen ber gleiten ©d)id)t 

mit befonberer Sejugna^me auf ©tettiner 33er* 

pltniffe. 

Die S3erfammtung nmrbe geleitet üon bem ^rftfibenten 
ber ®efe(lf$aft, ©r. ffijjeüenj bem #errn Dberpr&ftbenten 
ftreiljerrn uon SWaltjaljn. 

Der SSortragenbe entfä)ulbtgte ftd), baß er bie ©tettiner 
Familiennamen junäd)ft nod) auger 2ld)t laffen muffe, unb 
fnüpftc fobann an [einen im Januar gehaltenen Vortrag an, 
in bem er bie ältere ©ctjidjt ber SWamen befyanbelt Ijatte, bie 
Don ^erfonennamen abgeleitet finb. $n berfetben Qtxt, in ber 
fotd^e urfprünglid)en ^erfonennamen ju Familiennamen »urben, 
nämlid) im 12. unb 13. Qafyrljunbert, entftanb aud) bie 
Jüngere ©d)idjt üon Samtliemtainen, W* ai ^ ber JBegeidjnung 
oon ©tanb unb ®emerbe, $>erfunft, SluSfeljen, <£l)arafter ab%u* 
leiten finb. 

Die ättefte Eintragung be$ ©tettiner ©tabtbudje« au$ bem 
Anfange beS 14. $al)rf)imbert$ erwähnt einen Eustachius deBra- 
kele, ber im ©d)öffenbudje nur mit feinem SSornamen ©tatiuS 
(b. i. ®uftad)iu8) angeführt mirb; de Brakele bejeid)net 
urfprünglid) nur bie $>eimat beä 2Ranne$, toirb aber feit bem 
14. $al)rl)unbert Familienname. Die Eintragungen fmb bis 
gum ^aljre 1400 in lateinifdjer ©pradje abgejagt, unb erft 
oon biefer Qtit ab in beutfdjer ©pradje. 23on biefem Qtit* 



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Seridjt über bic SSerfammlungen. 59 

punfte an fällt aud) ba« de jur Seseidjnung ber $ertunft bei 
bürgerten SWamen fort unb bleibt unterfdjeibenbe« SRerhnat 
ber Slbligen. 

33on ben Familiennamen, bie auf ©tanb unb ©ei&erbe 
jurücfgeljen, finb bie befannteften: SRfitter, ©djutje, ©djmieb, 
Ärüger, ©gröber, ffieber, ^ofmann, ÜWeier u. a. ©tatt 
„©äjutje" fagt man in SBeftfaten „Spulte", „©djmieb" 
ober ,,©d)mibt" toirb mit ber ©iminuttoenbung „©djmibtletn" 
ober „©djmtebecfe" ; im flftyeintanbe ljeigt e$ „©djmtfc". ©er 
SRame „Ärüger" feljlt in ©d)tefien, »eil Ijier ber ffrug ge* 
toöfjnüd) „Äretfdjam" genannt toirb, batyer ber SWame „Ärefc* 
fdjmar". „ ©djröber" bebeutet fouiel toie „©djneiber". „Seemann" 
foü au« „Seemann" b. i. ber auf einem ßelinfifct, entftanben fein. 
Sieben einem „ffieber" begegnet aud) ein „ 3üd)ner" ober „3ied)ner" 
b. i. ßeintoebcr. ffiin „#ofmann" ift ber 33erroalter eine« fleinen 
#ofe«, im ©egenfafce jum maior domus ober üfleter, bem 
SSermalter eine« größeren ©Ute«, ©er SWame üReier in feinen 
verriebenen Schreibarten ift ungemein häufig unb be«l)alb 
burd) mannigfache 3ufäfce — man Ififß beren ön 10°° — 
bifferenjiert. „<ßid)elmeier" ift entftanben au« ©üdjelmeier 
b. i. SKeier am SBül)l (#ügel), fomie „Äuljtmeier" ber „SKrier 
oft ber flutte" ift. 

tarnen, bie Don (Geräten abgeleitet finb, j. JB. Älingebeil, 
3ubeil, #arnifdj, ©picß, ©peer, SRofenfranj, geller, Pfennig, 
Shilling ic. „@d)immetyfenmg" ift benannt nad) bem Pfennig 
ober ©rofdjen mit htm fpringenben «pferb (SBraunfdjtoeig). 
„SRebepenning" ift ber Pfennig, ber rede b. i. bereit ift, alfo 
baare« ©elb. 

Slu« ber Benennung ber Reibung ftammen bie Flamen 
#utl) (plattb. #ot), ßlappljut, ßebberljofe u. a. „#offenfelb" 
ift toaijrfdjeinlid) auf hoss (=$ferb) jurüdäuffiljren. 

Sßamen oon ©peifen unb ©eridjten ljaben Stolafc gegeben, 
ju folgen tarnen wie SBrataat, SBratljält, SRinbfleifdj, Koggen* 
brot, SBoljnenftengel, ©auerbier, 2Roft. Qanbtx ift tt>al>rf$einli$ 



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60 39erid)t über bie ©erfammlungen. 

öon Hlejanber unb nid)t Don bem gftfd) ßanber abjuWten, 
ber plattbeutfd) Rannet Tftrfßt. 

2fad) innere unb äußere ©igenfdjaften be$ 2Wenfd>en 
tjaben jur SBilbung ber Familiennamen änlafc gegeben, fo 
j. 83. SRot, SRotfopf, ©djtoarj, ffiitt, ©djmerbaud), £ager, 
Sftuljleben, Unöerfeljrt, b. i. einer, ber fid) nid^t öerfieljrt, md)t 
erf trieft; ein Imperterritus fomntt im ©tettiner ©tabtbud)e 
fd)on um 1350 öor. „Sferbuf" ober „SButifer" ift ein SWann 
mit einem eifernen 83aud>e. „Cid^tcfot" ein 8eid)tfu§. 

Unter ben Spottnamen finb befonberS d)arafteriftifd> bie 
imperatfoifdjen SBilbungen, toie Sageteufel, SBtetbentoulf, äiefin* 
^amen, (b. i. ©u<f in ben $immel; trielfad) forrumpiert in 
£ieff)ftfel), ©pringinSgut, üßanteuffel u. a. Früher $atte 
faß jebeS #au$ feinen eigenen Tanten, ber meift einem an 
bem #aufe angebrachten £iere ober fonftigen Silbe entlehnt 
toar; nad> bem $aufe aber tourben bann feine SBemotjner 
benannt, fo j. $B. Täubt, #al>n, Ärofjn (b. i. Äranid)), 
SJaarS u. f. to. 

als änfang gab ber SRebner einen furgen Überblitf fiber 
bie ffintftefjung ber jübifdjen Familiennamen in Preußen unb 
Öfterreid). 

3m Slnfd)luffe an ben inljaltreidjen unb mit lebhaftem 
JBeifaße aufgenommenen Vortrag mad)te ber #err Dberprftftbent 
barauf aufmerffam, tote tyäufig auf bem platten Sanbe in 
Sommern nod) bie #erfanftSnamen toftren, toie ©afj, ffieftfal, 
Freefe (b. i. Briefe), Däne, üWftrfer, #olft (trielfad) forrum* 
piert ju „|)olj"). Dagegen fei „Skier" toofjl nidjt tton ber 
£erfunft au« ©atyern, fonbem Dorn „SBeiern", b. i. bem 8n* 
fd)lagen ber Äird>englo<fen, abzuleiten, „©djrftber" fei ütettctdjt 
ber ©djrotmüüer unb enblid> „Seemann" öießeidjt ber 8ef)tn* 
mann b. t. SRaurer, ber bie Se^mtoanb aufmauert, gumal ba 
„SRaurer" al£ Familienname nid)t oorjulommen fdjeine. 



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ftotiaen. 61 

9t o t i 3 e it. 

818 Seftf djrif t gu ber am 6.-8. £)f tober 1903 in Äolberg 
tagenben 30. $onttn. 9}roüinaial*8el)rer«?$erfammlung ver- 
öffentlichte 8f. Äogtin int Auftrage beS 2e$rer«93erein8 eine ©fcronif 
ber Äolberger ©*ulen feit ©rfinbung ber ©tabt (107 ©., 8°). 
fjür bie ältere $t\t beruht bie Arbeit int wefentlicfcen auf SRiemannS 
©efd&icfcte ber ©tobt ßolberg, neben ber aud) 2Badrfen'8 ©efd&icfcte 
ber Ältftabt ßotberg unb Srüggentannd Sef^reibung Don Cor* unb 
$interpommern benufct finb. fjür bie neuere 3«t, befonberS feit bem 
(Snbe beS 18. 3afr&unbert8, ftnb «ften beS Äolberger ©tabtarcfctoS 
benufct. 

3)er 11. SBanb beS ©enealogifcfcenfcanbbud&eS Sfirger« 
lid&er gamilien, herausgegeben üon 33. Äoerner (SBerlin, SB. X. 
33ruer 1904) enthält t>on ©eneatogien pommerföer gamilten nur bie 
ber Quiftorp. 

S3om ÜJtogifirate &u Aolberg ttmrbe herausgegeben: Die 
äBeifcebeS 9?ettelbedf*@neifenau-3)enfmal8 in Aolberg am 
2. Suli 1903 (24 ©eiten, 2°). SMe ©c&rift enthält ben Serid&t über 
bie (Sintueiljung, fämtlicfce gehaltene SReben im SBortlaute unb eine 
Äbbilbung beS 2)enfmal$. 

(Sine burdjtueg fe&r anerfennenbe 33efpred>ung be$ und befonberö 
angebenben 2. SöanbeS oon 9?il3 SBintarfon, Sveriges krig i 
Tyskland 1675—79 liefert ft. Slrnbeim in ben gorfcfcungen 
gur Sranbenburg. u. ^reufc. ©efcfcidjte XVII, ©. 625 ff. 3>ie 
in «uSficfct gefteUte fritifäe ©tubie 2B.8 über $eter 9tubol*>bi8 
©bronif „3)er pommerfefce ©reif wirb iebod) öorauSfidjtlid) frübefienS 
in ben S3altifäen~©tubien für 1904 oeröffentlidtf werben. 



3n einer berliner 3Mffertation „Umfang unb ©nttoicfelung 
ber inneren Äolonifation in Sommern in ben 3afcren 1875 
bis 1902 unb bie ©eftaltung ber lanbtoirtfd&aftlidjen 85er« 
bältniffe in ben Äolonien (®retf8malb, 3- Abel 1903) betont 
2Balter88mi8 bie bringenbe 9?ottt>enbigfeit ber SBieberbefiebelung 
beS beutföen DftenS mit beutfdjen Säuern, um ber abnähme ber 
länblicfcen Seüölferung unb ifjrem (£rfafee burdj flaoifd&e Sanbarbeiter 
entgegensutreten. 



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62 3utoa<fc8 bcr Sammlungen. 

8*toa$8 ler ©tmwIiitBtit- 

I. SKufcum. 

1. @ine Stnjaljl 3«d)nungen, flcinc ®rucfc unb ©tidje, ein mit 
einem ©tra^tenfranje umrahmter ©piegel unb groei gefdjnifcte 
unb burdjbrodjen gearbeitete fpätbarodfe Seitenteile t>on einer 
Drgel in SBaubadj bei ffiroffen, ein ©porn au$ ÜBefftng gegoffen 
mit ©raöierungen unb eingefefcten ©lag* unb ÄoraUenfcerlen, 
eine auf ein 93rett getiefte Snfc&rift ^om %af)it 1810 mit s Jtocfc 
rieten über bie bamaligen 3eitereigniffe unb über ben 2tbbrud), 
bejto. SSMeberauf bau ber Drgel in ber ©ertraubenfirdje §u (Stettin, 
a»ei glambeauS unb gioet Äonfolen au$ $ola öon berf etben £)rgel. 
©efäent be$ $oforgelbauer8 Sarntm ©rüneberg in 
Stettin. 3. 5294-5301. 

2. <£ine Änsa^l Jhtod&en öom Bos primigenius, gefunben in ©parfee 
bei 9?euftettin, mo im Torfmoore ba8 öoüfiftnbige ©felett biefe* 
£tere$ gefunben nmrbe. 3- 5303. @ine bauchige, ornamentierte 
Urne unb sttjei Umenbecfet au§ bem Äreife Sfitoto (öon einer 
Slu$grabung8fieüe beS ÄonferöatorS Jfraufe*99erlin), eine Urne 
öon ber 53angerower SKü^Ie bei SRafceburg, ber untere £eil einer 
grauen Urne, eine im ©ranbe angefdjmolsene römifefce Sibel Dom 
Abbau 25riefenifc bei 8albenburg, ©d&erben einer ©eftcfctSurne 
unb eine braungraue Urne mit ÜBüfcenbeifel avß ©oltnifc bei 
5Reufiettin au$ einem ©räberfelbe mit öier* unb breterfigen 
Äifiengräbern, eine Urne mit flauem Dccfcl au$ ©ötyin bei 
SBärroalbe, ©d&erben öon gerfaüenen Urnen au$ ©treifcig bei 
9?euftettin, ein Ijatber 9?efcfenfer au& 9?euftettin, ein £opf, ber 
in ©ammerftein mit SWüngen au8 ber 3«t be$ 30jäl*rigen ÄriegeS 
gefunben ttjorben ift, unb brei grofje Dfenfad&eln mit aufgepreßtem 
©oppelabler, glafiert unb unglaftert, gefunben beim grunbamen* 
tieren eine« $aufe8 in ©ammerftein. ©efdjcnf be8 ^aftorS $ a u l 
3 a f f f e in Älein-Soltifow. 3- 5304-18. 

3. Sine 8tuerfhin«©peerft>i&e öon 19 l /a unb eine öon 20*/a cm 
Sänge, ein ffacfcrunbeS Sernfteinfdjmucffiütf, ein offener Sronge- 
armring, ein 33ronaebefd)tagftü<f, ein golbener ärmring nebft 
£ongefä§en öon fieingeitlic^er gorm, gefunben in einem Sranb* 
grubengrabe bei ber görfterei Sudftola bei SKüljlenbecf, Ärcid 
©reifenfcagen unb bem SKufeum übereignet öom Ägl. Sörfler 
333 et 8 in Südpol*. 3* 5342. 

4. ©in geuerfteinmeifjel, 8 cm lang, gefunben in 9?iwernriefe, ÄreiS 
©reifen&agen. ©efd&enf be« ÄaufmannS g. 2B. ©alt 8 in 
SRiWertoiefe. 3. 5343. 



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3utt>ad)$ ber Sammlungen. — 2Ritteitungen. 63 

5. 3to*i ©tfi&te mit Ijofjen gefdjnifcten Seinen unb SRoljrftfcen, alte 
©targarber Arbeit, ©efäenf be3 Äßl. @ifenbaljn*3}erfeljr8inft>eftor3 
@4aum in £arnottrifc, £).•©. 3- 5345—46. 

6. <£in 2,8 cm Ijoljer, 7*/4 cm langer, 4,e cm breiter, bearbeiteter 
Stein mit abgerunbeten Äanten, gefunben in einem toorgefdjidjt» 
Heben ©rabe in ©ingtotü, ÄreiS ©reifenfcagen. ©efefcenf beS 
Arbeiters SB o (1 e r t in ©mglora. 3. 5347. 

7. Sine Srongeftbel unb ein 4 cm fjoljeS, ^cnfcllofcö longefäfföen 
mit fladjem ©oben auS einem ©felettgrftberfelbe im ©teinfoppelS- 
berge bei ©inaloro, ÄreiS ©reifenden, ©efd&enf be8 SetyrerS 
2B. 3fti*ter bafelbfi. 3. 5348. 

IL »ibtiotftet. 

1. Serid&te au8 ber 93erttmltung ber ©tabtgemeinbe Äolberg, in8« 
befonbere au« 1902. ©efäenf be$ 2Ragijirat§ gu Äolberg. 

2. Seric^t über bie Sertoaltung unb ben ©tanb ber ©emeinbe- 
Slngelegenljeiten ber ©tobt ©tettin für ba8 SRedjnungSiafcr 1902/03. 
I. Seil, ©eföenf be8 SRagiffratS gu ©tettin. 

3. ÜKitteilungen über bie ©efd&idjte ber gamilien SRofeno» 9?r. 19. 
©efäen! beS $rebiger8 2. SRofenott) in Kitf, D.*$r. 

4. $. SBaterfiraat, G&ronif ber 3nnung ber Saugeroerfe gu 
©tettin. ©tettin 1903. ©efefcenf ber 3nnung. 



SR it ttiluugtn. 

3u orbentltcfcen SKitgliebern ernannt: aftittcrgutöbeflecr 
Äolbe in 3)a!)lott> bei Krämpfe, Dr. oon (Eftamiff o be 33oncourt, 
praft. Ärst in ©targarb in 'JJomm., Dr. (5 bei, praft. Srgt in 
©oßnottj, ÜKajor a. 3). öon Setoefcotü in ©tettin. 

2)er 9tec&t8anttmlt <ßieöfd) ift öon 9?augarb nad) ©c&lawe Der* 
jogen unb Ijat bie ^flegfc^aft für SRaugarb unb Umgegenb niebergelegt. 

©eftorben: 5Rumi3matifer SR ob. »alt in Serlin. 



Unfcre Qefeilf efeaft ftefct im SSeariff, eine mdgltcfef* am» 
faffettbe tyublitation aller präfciftorifcfceit SBrottje* 
Zd)wetttv ttttb J&änßegefäße ber äSroniegeU, fcte in 
Sommern gefunden finfr, in Söort atib »üb beraub* 



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64 ÜKitteilungen. - 3nfatt. 

Angeben. JBit bitten, SRttteilnng übet bat Soor* 
feanbenfein folget, im tyti*atbeH$ in fcer $ta>*ftt| nnb 
anber«tt>o beflnblicfeen *otgefd>i*tii*en $unbffö<fe, freftnf* 
Slufnafcme in bie beabffdjttgte Arbeit gefälligst mbglicfcf* 
balb an £errn @9tnnafial»£)itettot 4ta>feff*t Dr. tteutcf e, 
Stettin, £antfitta#e Sit. 9, gelangen laffen §n ftotlen. 

Per jporßattfr 

6er gefellftyaff ffir SPotm*. gefötyfe 

nnt> jttferf*itt$ftttttfre. 



Sttfetttttngett fftr bie &a(tif4m etttfciett ttttt Me 
IRtnatttiatter bitte» ttrtr Mut 10. 9tpt\i 1904 a* »Hebet an 
$erttt $t*feff*r Dr. SRattin föedrmann (etetttu, 
ftrietti« Jtatlfttafte 19) m riftten. 

$er ©otfUwb. 

$ie Sibliotfjef (Äartutfd&ftr. 13, ftgt. StaatSardjto) ift ge- 
öffnet SRontag* \>on 5-6 tt&t tta4>m. unb $*mter*tag* 
tum 12-1 llftt. 3lu§erbem tmrb ber Sibliotfcefar tuäljrenb ber 
3)ienftfhmben be8 StaatSardjibS (bon 9—1 U$r borm.) SBünföen be« 
trcffenb 33enufcung ber Stbltot^ef nad) üflöglidtfeit entfpredjen. 

3uf Triften unb ©enbungen an bie 33ibliotIjef finb nur an 
bie oben angegebene Stbreffe gu rieten. 

3)ie neu eingegangenen 3eitfd&riften liegen im 
Sibttot^etegimmer $ur (ginfidjt au$. 



$a* SHufeunt ifl eotmtag »im 11—1 ttftr litt* 
lRitt**4 Mit 3—5 ttftt geöffnet. 

auswärtige erhalten nadj borljeriger SWelbung beim Äonferbator 
©tubenraud) ($ofcenaoUernffr. 5) aud) au anberer 3*ü (gintritt. 



| tt Jj a 1 1 

©inige Siotijen über ba$ (Sefölecfct berer b. Semem. — 
SiSmarcf in Sommern. — SBcrid^t über bie Serfammtungen. — 
Siotijen. — 3utt>ad)$ ber Sammlungen. — SKitteilungen. 

gffir bie SRebaftion öeranttoortlid) : Dr. £) 1 1 o $ e i n e m a n n in (Stettin. 
2)rucf unb 83erlag bon $errcfe & Sebeling in Stettin. 



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|Noimtebl«ttci\ 

§erau$gegeben 
oon ber 

®ejeflfdjaft für Sßommerfdje ®efd)id)te 
imb 5tltertum§fttube» 



»et ftadjbntcr bei $itljaltel liefet Monatibliktttv if» tratet Ottellettaitgabe 

gemattet. 



©onnwsfaß, ftnt 19. Hat 1904, aßtnös ? W\v 
im Ifcoftl öt ftouflfc 



®«0*$0vfettttttg+ 

1. 3af)reSberid>t. 

2. 3Baf)i beS SSorftonbcö unb beS 99ciratcö. 

3. Vortrag be$ |>errn ^rofeffor Dr. SB e Ermann: 
3fommerf<$e* au* $tom. 



9la$ ber SBerfammhing finbet ein 0tttutttf4aftfi4K* fcfbenb« 
effen ftatt. ^nmelbungen roerben bid jum 18* IRai im 33ureau 
be§ „£otel be «gruffe" erbeten, $te eittfityrttttfi tum ®&ftro 



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66 3ur ©efätc&te be$ ämanbu« Earolug Sanfetom, 

3«t töe(tytd)te b(0 Ämantow CarolM Donfeloui, 
^ttcgermetfters ju JMatye. 

«Jon Dr. Dtto Sanfelott). 

Unter ben pommerfdjen ©djrtftftcllern beS 18. ^afjr* 
ljunbertä tDtrb aud) 2lmanbuS EaroluS 33anfeloro genannt, 
ber berfd)iebene ©ammetroerfe gur pommerfdjen ©efd)id)te 
berfaßt ljat. 

ftn ber SWgcmeinen 3)eutfd)en 93iograpf)ie XXXIX, 
©. 485 gibt öon öütoro einige Sftadjridjten über fein Seben 
unb feine 2Berfe, bie aber ber (Srgänjung bebürfen. äußer 
ben bort genannten Sßerfen I)at SSanfelom uod) jroei größere 
arbeiten öeröffenttid)t, eine ©djrift betitelt: ,,33erfudf) ju 
einem Promptuario Exemplorum Pomeraniae, Ober SBorratl) 
üon allerljanb merfroürbigen ®efd)id)ten, fo ftd) in Sommern 

3U alten unb neuen 3eiten abgetragen, " 33on A. 

C. V. C. C. P., ftranffurt an ber Ober 1736 bei $tyliw 
©djtoarfc gebrudt, 1 ) unb eine jtoeite betitelt: „?ommerifd)eS 

#elben*9f!egifter " öon A. C. V. (1745) in Solberg 

bei SCobiaS Sfjriftopl) SEittc gebrudt. 1 ) 

Über feine ?eben$oerf)ättniffe mar bisher fo roenig be* 
fannt, baß eine ©rgfinjung ber bürftigen §Wad)rid)ten über 
biefelben nid)t unangebracht fein bürfte, befonber« ba bie unten 
mitgeteilten ©^reiben gleichzeitig typifcfje Silber beS ÖebenS 
unb be$ SeibcnS eines SBürgermeifterS einer pommerfdjen 
ftleinftabt im anfange be$ 18. ftaljrljunbertS liefern. 
©$ ift jene Qtxt, in ber bie Sirmut, bie als ftotge be$ 
30 jährigen ÄriegeS in Sommern ljerrfdjte, nod) nidjt ge* 
fdjnmnben mar, obgleich fonft toieber einigermaßen gefunbe 



l ) am ©nbe ber SBtbmung ber 9tame Amandus Carolus 
Vanselow. 

a ) 9lm ©c&luffe ber (Sinleitunfl: ®ef trieben <ßlate ben 27t« 
fjebruar 1745 ber AVtor. 



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Sürgermeifta« ju ^latfce. 67 

93erl)ältmffe eingetreten toaren, e$ ift bie £eit nad) 1730, bie 
tyier in 2Jetrad)t fommt. 3 toar ^ atten M) & ic $ermögen$* 
öerfyftltniffe ber pommerfdjen ©tobte feit bent ^Regierungsantritte 
gfriebriä) 2Bill)elm$ I. gebeffert, bte ©inn>of)nerjal)l gehoben, 
aber bie ©efjälter ber 2Ragiftrat$perfonen toaren nod) nidjt 
erljöf)t, obgleich eine foldje Slufbefferung bringenb not tat. 
$n Patljc jutn SBcifpicl ^atte ber SBürgermeifter, ber augleid) 
bie ©efdjftfte beS ©tabtfefretar* erlebigen mußte, 4 9ttt)lr., 
ber Äftmmerer 3 SRtljlr., unb bie Senatoren gar nur 2 SRtljlr. 
©ctjalt. 1 ) Stauer ift e$ fein SBunber, roenn toir bittere Älagen 
über ba$ geringe ©efyatt öernetjmen muffen. ©elbft ber fpar* 
fame ffönig griebrid) 2BUl)elm I. fal) fid) genötigt, eine Stuf* 
befferung ber ©eljäUer ber Sürgermeifter in ben SDiebiat* 
ftöbten ju bewilligen, bie 1737 in ber Sßeife öerorbnet ttmrbe, 
baß jebeS SBürgerljauS ju bem ©ehalte be$ SBürgermeifterS 
unb beS ©tabtfefretärS 6 ®r. beitragen follte. Diefe Slbgabe 
fonnte natürlich bei ber Äleinfjeit ber ©tobte feine allju großen 
©ummen liefern, — ^tatfye fjatte jum Seifpiel nur 99 Sürger* 
Käufer, — aber in 3^"!* toflwn bie SBürgermeifter, falte 
biefe ©eiber eingingen, öor ber ftußerften SWot gefdjüfct. 

SJürgermeifter in ^lattje toax feit 1729 ämanbuS <£a* 
rofuS SBanfeloro (geboren am 27. Sluguft 1699 in Dobber* 
pf)ul bei SBollin (ÄreiS Sammin), geftorben 5. ^uli 1771 
in 'platte), 1 ) gleidjjeitig ^uftititiar ber Smter Sftaugarb, 
3ftaffon> unb ©ütjoto. 9Son biefem finb in ben 2lftenftüclen, 
bie mm ben SBürgermeiftergeljättern ber SWebiatftäbte fyanbeln, 3 ) 
folgenbe jroet ©djreiben erhalten, bie einige Sftadjridjten über 
feine Scbcnöücr^ftltmffc geben unb gteidjjeitig, n>ie oben er* 
to&ljnt, fulturgefdjidjtlidj intereffant finb. 



*) Sgl. ©taatSarc&ib Stettin: ©tettiner Ärieggard&to Sit. Vir, 
®en. 5Rr. 51. 

a ) Sgl. t>. 93ülow, a. a. £). unb ©taatSardjto Stettin: 2>ep. 
$lat$e, Stit. I, 9?r. 2. 

») ©taatSavcfciö (Stettin : ÄriegSard). 2it. VII, ©en. 9?r. 51 u. 54. 



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68 3ut (Sefdjidjte be$ ÄmanbuS ffiaroluS ©anfelow, 

I. 1 ) 
2löerburd)laud)tigfter, ©roßmädjttgfter Äönig, 
Slüergnäbigfter §err! 

$late, b. 26. Januar 1736. 

Magistrat übergtebt btc Tabelle üon benen 9tatf)$perfoljn 
mit tyrem ©c^ott unb bittet untgft. um SBerbeßerung be$ 
teueren. 

Slnbel) gcftcüet fid) bic unterm 7 ten hujus aufgegebene 
Zabtüt mm Diepgen Magistrats^erfoljnen unb beren ©eljatt. 
Unb roie lefttereS fo gar fdjledjt befdjaffen, baß aud) ber 
regierenbe Sürger^9Keifter, fo gugteid) bic ©tabt*@d)reiberel) 
bemalten muß, unb beute unter fo riefen ungefdjtadjteten 
Seuttjen Jag tägtid) unb ftünblid) immer mehrere Arbeit unb 
33erbruß jutoftdjfet, nid)t meljr atö be$ Jage« ettoa 3 $f. 
loco Salarii ju genießen ljat: 

@o ift jugleicf) an ßto. Äönigl. 2Raj. unfer atteruntgft. 
Sitten, ©ie gerufen bie gnäbige Verfügung ju tljun, baß baS 
geringe ©efyatt in fo toett üerbeßert toerbe, baß e3 mit ber 
2Rül(n>attung eine ettoanige Proportion belomme. Site fo Diel 
bie Diepgen ©ämmere^@infünfte nod) tooljl abtoerffen fönnen, 
juma^len bie bereit« bor 2 ^afjren barju gefommene unb fid) 
praeter propter auf 27 8ftl)fr. jäfjrlid) belauffenbe ©djüfcen* 
®ü(be ©tüde nunmefjro toaS beftanbigeS fetjn unb nod) einiger* 
maßen berget »erben fönnen. ©o bann nmrbe aud) ein 
^eber baS ifjm juftetjenbe mit fo großem Vergnügen unb 
Application berridjten, ate eS biö^cr mit bietem ©euffjen 
gefdjefyen. $a, es hmrbe Uns baburd) ber SDiutlj fo toadjfen, 
baß »ir auf nid)t$ begieriger gebenden ttmrben, ate »ie mir 



l ) ©taat3ard)ü> Stettin: ©tettiner ÄriegSar*. Xxt VII, 5Rr. 51. 
3nterpunftton mobernifiert. 



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«ürgermeifhrS *u «JJfot&e. 69 

in fdjulbiger unb accurater Seobad)tung atterf)dd)fter SBefefyte 
Reiften fönnten 

®tt). Äönigt. SKajeftät 

aUeruntertfjanigfte unb geljorfaljmfte 3Jürger*9fteifter unb 9tatf) 

bcr ©tabt $late. 

A. C. Vanselow, Dan. Rische, 

Consul et Secrei Iudicii. Cämmerer. 

Joh. Schultz, M. Ropert, 

Cämmerer. Senat 

IL*) 

atlerbitrdjlaudjtigfter, ©roßmädjtigfter Äönig, 
2lttergnabigfter $err! 

3$ f)abe nun fdjon einige Qafjr ljer wegen 33erbefcerung 
meinet gar jammertidjen ©etjalts üerfdjiebenttid) Stnfudjung 
getfjan, unb, obgteid) jutefct ber #. Ärieg&SRatf) Neubauer 
baS über meine SSorfteüung unterm 12. Oktober a. p. ge* 
forberte ©utadjten abgeftattet, fo f)at bod) aud) fotdjeS ju 
meinem Soulagement nidjtS effectuiren wollen. 

Sftun ift srnor nadjljero bie Äönigt. oüergn. Ordre de 
dato Berlin d. 5. April 1737, öermöge ber in benen unter 
gebauten Ärieg3rart)S Inspection fte^enben Mediafc©täbten 
bon jebem 33ürgerf)aufe bem Sürgermeifter unb ©tabt*Secretario 
jebem jftljrtid) 6 ©r. bejahtet werben foöen, aud) ljier ben 
26. August d. a. publiciret worben; unb l)at ber Magistrat 
fowoljl als bie 93ürgerfd)aft fid) biefer Ordre fäulbigft unter* 
worffen, nadjbem id) auf il)r Sitten mid) mit bem Consulat 
©efyalt begnügen unb bie anberen 6 ®r. pro Secretariat fahren 
lagen. SftidjtSbeftoweniger Ijab id) nod) bis dato nidjt metjr 
als üon 12 |>ftufern fold)eS erpre&en unb erhalten fönnen, 
unb, wenn id) mid) fdjon mit bem 2Wat)nen unb (Srinnern 
tagtäglid) continuire, fo richte id) bod) bamit weiter nid)tS 
aus, als ba% mid) wegen ber medisanten s JJebenS*9lrtf)en ben 
8eib öofl &rgerni& fc^affe. 

*) Ctyne 3eitangabe; flammt au$ bem 3afre 1739. ©taatS- 
atdjiö Stettin: ©tettiner ÄriegSardjiü Sit. VII, ®en. 5flr. 54. 



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70 3m ©efäicfcte beg «maubuS (SaroluS Sanfeloto. 

ällergnftbigfter Äönig unb #err, einem Raufen rüder 
unb ganfc indisscreter 8eutf|e als 9tid)ter unb ®erid)tSfd)reiber 
obligat ju fetyn, alle 33eranttoortung unb ®efaljr allein auf 
fid) gu fjaben, feine ®efunbl)eit, ja, fein Seben babei jujufefcen 
unb nidjtS als bie fre^c Suft baoor ju genießen, ift red)t waS 
erbftrmlid)eS, fliiglidjeS unb beiammernStoürbigeS; unb toürbe 
id) allerbingS feine Gelegenheit borbety laßen, und) tum 
biefem Poenitence Dienft loSjureißen, wenn nid)t toärenb 
ben 9 Sauren, *>a fy felben öerroaltet, mein toenigeS Vermögen 
sufefcen unb auf (Erbauung eines #aufeS anmenbeu müßen 
unb fonft burd) angebrungene unglütflidjc Processe barum 
gebraut, mithin mir auf biefer SBelt alle Patronen abgeftorben 
unb bie SBege, nad) einem eintr&glidjeren Dienft umjufe^en, 
gänfclid) »erbauen. %a, id) nun fotdjergeftalt an biefen Ort!) 
gebunben bin, bis mir göttliche ©d)i<fung anbere ffiege ober 
aber ben eroigen ©ienft amoeifet. Unb id) mid) benn *u biefem 
$mptgen niemals angebrungen, fonberu mm ber ©tabt ex 
Argumente, baß «Sie eines Literati benötiget, freiwillig unb 
foieber all mein ©enden ern>el)let unb barauf beftötiget bin: 
@o ift aud) nichts bifligerS, als baß bie ©tabt mid) tnttoeber 
mit einem erfledtidjen Salario oerfeljen ober aber ob allegirter 
allergnäb. SSerorbnung unb ifjrer fd)ulbigen Unterwerfung 
jufolge geloben unb mir jiifyrlid) 6 ®r. aus jebem SBürgerS* 
fjaufe geben muß. ftann es aud) nunmefjro fo toiDiger tt)un, 
als ©ie einer großen Saft, nemlid) baS jiiljrlid) k 36 unb 
meljr £l)aler gegebenen Serrices loSgetoorben, meines biefe 
6 ®r. nod) lange nid)t austragen. 

Unb nmfen biefeS, allen Slnfeljen nad), o^ne ä^ang 
nid)t in ®ang gu bringen unb enbtid), roenn es langer am 
ftetyet unb auffdjnrißet, ben ßeutyen su ferner fallen mödjte: 
fo bitte alleruntert^änigft, benen boSfjafttgen Resistenten junt 
©djreden, eüoa bem Sanbreuter SBernbten in ®reiffenberg, 
anjubefelilen, ba^ er ©clbige, nrie id) ©ie if)m anjrigen roerbe, 
nad) befd)el)ener SSertoarnung auf bie georbnete 6 ®r. exequire 
unb fein ®ebül)r habet) marnefyme, toobet) eine forgfame 23er= 



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Skrorbmmg Äönig @rid)3 wegen b. $aubtt)efen$ (ungef. 1457). 71 

meibung beö geringften Excesses ober SSebrütfung bon mir 
um fo fixerer ju f)offen, ate id) mit biefen Seutyen leben unb 
umgeben muß. 

(£n>. ÄJnigf. SWajeftat erljiren einmal baS geregte 
©euffeen, gießen unb Sitten be$, ber in aflergetreueften 
Devotion unb in menfdjmögttdjer ^Beobachtung feiner 2lmptS* 
$flid)t erfterben toirb 

®to. Äönigl. 2ftajeftftt 

aöeruntertljftnigfter Äncdjt 

Amanduß Carolus Vanselow, 

Consul Civii Plate. 



DerorDmmg Äönig (Eridjg 
wegen beß ttaubmefenß (ungef. 1457). 

SKitgeteilt toon 2». 2Be$rntann. 
3m $at}xt 1449 teerte ber norbifdic UnionSfönig (Erid) 
ber Sommer in feine #eimat äurüd, nadjbem feine ^olitif 
in ben brei SReidjen etenb gefcfjeitert unb er 10 %äf)tt Der- 
gebeng um bic S&iebercrlangung ber brei Äronen gefämpft 
fjatte. <£r nafym in SRügenwatbe feinen ffioljnftfe, lebte aber 
bort feine$toeg$ in fotd^cr befdjaulidjen SRulje, hrie Äanfcoto 
(fyerauSg. ö. ©aebet I. ©. 273) fagt, fonbern naljm fid> ber SRe* 
gierung be$ ljinterpommerfdjen SanbeS mit ©ifer an. 2lud) 
geriet er in mannigfache §änbel mit feinen Sfaüerroanbten, 
bie if)m bie §errfd^aft abjugennnnen fugten. SSon feinen 
eifrigen 33emül)ungen, in ben jerrütteten 3uftänben fö m $ 
Keinen ^erjogtumS Orbnung ju fdjaffen, Hegen mancherlei 
ßeugmffe oor. 3lm intereffanteften aber ift tt>ot)l eine 33er* 
orbnung beS ÄönigS fiber baQ SRaubtoefen, ba$ in furchtbarer 
SBeife jugenommen ljatte. ÜRit 3uftimmung ber ©tänbe beS 
?anbe$ fyat (Srid) bie SBeftimmungen erlaffen. ßeiber liegen 
fie nur in einer fpftteren fehlerhaften äbfcfyrift oor, ber aud> 
ba8 Datum feljlt. ©8 ift aber mo^l möglich, bajj biefe 33er* 
orbnung auf ber ©tänbeöerfammlung befdjloffen toarb, bie am 



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72 Serorbnung Äönig ©rieft« 

16. Januar 1457 eine (ginigung gtoifdjen bem ÄJnige Srid) 
unb bem 4>erjoge (Srid) n. herbeiführte. (33gl. SBeljrmann, 
®efd)id)te öon Sommern I, ©. 203 f.) Die in bem foge* 
nannten Codex Bogislai X. (Ägl. ©taat^^r^iü ju (Stettin: 
üttfer. ©t. «. n, 12, gol. 188—191) enthaltene «bfdjrtft 
ttrirb im folgenben toörtlid) toiebergegeben. (Einige Snbeutungen 
jur SBerbeffernng be$ SCcyted finb babei angegeben. 

Von wegen der roverie koninck Ereken 
ordenunge und gesette. 

Schinn, 1 ) rofi^ mordt, brandt und twedracht sint 
($u ergänjen: int) vorderf der lande beth nu her vele 
gesehen (sint) und geweset in dessem lande to Pammern. 
Hirumme de to vormidende, hebbe wie Erick, van gades 
gnaden tho Dennemarcken, Sweden, Norwegen, der Wende 
und Gothen koninck und hertoch to Pomeren, na rade 
vulbort und willen unser menen radmanne und stede, 
geistlik und werlik, vorramet 2 ) und uthgesettet disse na- 
schreven wise umme bestendicheit willen unses gemenen 
landes, also dat wi in unsen landen und vogedien richter 
van (nwljt ftatt und) vogede settet hebben, de einen je- 
weliken cleger na rechte sunder vortoch und vorlengent 
scholen richten ofte richten lathen, so dat dar nemant 
aver de richter und vogede darf klagen. Und were, dat 
jenich aver de vogede clage behof hadde, und noch were, 
dat de in der warde 8 ) de sake willen in erem rechte togen 
ofile leiten ofte leitet hadden sunder redelike entschuldinge, 
wat tagerunghe, schaden, koste, möge se darumme dan 
ofte namen hadden, de scholen de richtere ofte vogede 
den sake waldern 4 ) uprichten, 5 ) wederleggen 6 ) und vor- 
bothen, 7 ) also verne se bewislick szini Oft denne eÜik 
were, de sick an rechte nicht wolden nogen laten, men 
mit rave, morde, schinne, brande, gripende ofte jennige 

! ) ©trafjenraub. •) befd&toffen. *) in SßaWjeit. 4 ) 3>en 
Parteien. *) erfefcen. 6 ) üergttten. 7 ) entgelten. 



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ttJCgcn be$ SRaubmefenS (ungef. 1457). 73 

ander ungelimpe und unrecht dede, dath godt vorbede, an- 
grepen ofte anemen wolde, so schal de jene, dem schin, 
rof, mordt brandt gesehen is, an sinen schinre, raver, morder 
ofte berner ofte griper underboseten (?) sint (ftatt sin), 
an rechte nogen laten, und de richter und vageth schall 
deme boschededen sunder vorlengert van stunden an gudes 
rechten bohelpen, also dat de beschuldigede ane de lichtere 
und vogede nicht clagen darve. Men wes des behof were, 
so schal men darine varen, also vorschreven steit, und 
denne ock darsulvest delen ofte delen laten, wes de schinre, 
morder, rover, berner, griper in deme rechten geven uns 
und in de herschap von Pameren gebraken 1 ) hebben und 
den broke*) also vort vorderen, also des ehn getruwet wert. 
Und wen de richter ofte vaget den broke uttovorderende 
to swack were, so scholen wi und de herschop ehne dar 
to stareken mit den unsen. Weret denne ock, dat de jenen, 
de schinnet, rovet, brandt und grepen szint, sick sulven 
wolden wreken 8 ) und sick an rechte nicht nogen laten 
und de schinre, rover weder schinnede ofte brande, so dat 
de ock breken, also hoch also recht is, an uns und de 
herschop tho Pameren. Sunder idt qweme, dat de be- 
schinnede, rovede ofte brande sinen boschediger volgede 
und ehm sine rovede gudere ofte reisige have afjagede 
und grepe, den so schal he daranne nicht breken. Und 
wen de boschedegede up dem fluchtigen vothe also sinem 
boschediger volgen will, so schal he sine negesten näheren, 
se szin boslatet, bovestet ofte eine stadt ofte dorp, dar to 
esschen, de scholen ehm van staden (ftatt stunden) an 
volgen und darbi don dat beste, dat se konen. Und oft 
jemant esschet wurde und sunder redelike entschuldinge 
nicht volgen wolde, de schall ein hundert punt pamerscher 
munte an uns und de beschediger (roofyl ftatt beschedi- 
geden) to liken delen gefallen wesen, de richtere ofte vo- 
gede, de dat aldusz geeschet und bosethen is, utforderen 



*) in ©elbffarafe genommen. *) ©clbftrofc. ») räcfcen. 



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74 ikrorbnuncj Äönicj (Sric^Ä 

8cbolen ut sinen guderen, wer de bosethen szint Und 
oft sick de dar jegen setten wolden, so scholen de richter 
ofte vogede dar to esschen ere nabere, man und stede, 
und vorderen de hundert punth ut sinen guderen und ock 
de teringe, de alle don mothen. Weret ock dat dar jemant, 
slot ofte stadt edder dorp, schin, rofi^ mort, brant ofte 
gripent dede ofte don lethe, de na deme vorvolgende mit 
deme rechten nicht vragen und sick mit vrevele setten 
wolden darjegen, dar schole wie herschop mit den unsen 
uns vorlegen und so lange dar vorligen, dat de schinn, 
rof, mordt ofte brandt und was dar sehen is, vorboth, 
nederlecht ofte vorroget 1 ) sint, und wath teringen, kost, 
schade, möge und arbeidt dar sehen were ofte namen, vor 
de scholen uns de herschop und den unsen weder legen, 
de wile wi mit den unsen dar vor to velde ligen. Isset 
wie herschop dat slot, veste, dorp ofte stadt bokrigeden 
und wunnen, dat schal unse und der herschop wesen to 
ewigen tiden und anders nemandes wesen. Isset ock denne 
jenich, bovestet, eine stadt ofte dorp, etlike lose knechte 
bi sick hadde, de van ehm und weder to em schinneden, 
dat bowislick were und erem heren wiÜick were, und vert 
nach der witlicheit desulven bi sick behelden, de heren 
scholen also danne rovere toven, 1 ) toven lathen ofte richten 
lathen, also rovers recht is, und scholen se nicht husen, 
hoven ofte leiden, und isset so leidet wen, so scholen se 
nenes geleides neten. Und were dat se jemande husede 
havede ofte leidede, so schall de husheger, leider den 
boschodegeden erven schaden vorbothen, denn se bowisen 
konten mit eren genoten, also recht is, dar ock nene wehre 
jegen wesen schal. Und dat schall deme genoten und 
licken wetlick wesen, dat deme boschedegeden, also he 
secht, sehen is. Konde men aver den schinre, rover etc. 
dar to bringen, so schalme ehm denne nen unrecht don 
und wer de huser, heger ofte leider deme boschedegeden 

! ) »otjl wroget = gerichtlich unterfuefct. a J fefbtc&men. 

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3- 9Rcßterunfl8anttittc b. SBifäofS 3o$amt 1. 1). (Eamin (1343). 75 

sinen schaden nicht wolde wederlegen, also hir vorschreven 
steit, so schalme ehm don also deme handaghen. 1 ) 

Desse stucke und articule alle hebbe wie Er ick, 
Koninck van gades gnaden etc., mit unsen rederen, 
mannen und steden umme unser lande beste willen under- 
schreven und also geschlaten. Anno dni. 



3um Hegientngsantritte 

kB ßtfdjofö Johann L oon Camin (1343). 

Über ben JBifdjof Qo^ann I. öon Kamin, bcn #erjog 
öon ©ad)fen*8auenburg unb ben Setter ber $ommernl)eräoge 
(ügl. SRonatSbt. 1896, ©. 7 ff), l>abe i$ in ben JBaltifdjen ©tubien 
(XLVI, @. 1—44) ausführlicher gejubelt. Dort ift au$ 
fdjon mitgeteilt, baß er am 3. September 1343 ooin ^apfte 
Element VI. jum SMfdjofe ernannt nmrbe, nadjbem fein 33or* 
ganger gfriebrid) öon ©cfftebt öon feinem Amte jurüdgetreteu 
mar. Diefe SWadjridjt beruhte auf einem furjen Stegefte, baS 
©. ©djmibt in ben „©efdjidjtSquellen ber ^Jromng ©adjfen" 
(XXI, ©. 338) öon einer Urlunbe im S3atitanif$en ärd&ioe 
(Reg. Vatican. 157, 3fot. 47b, 185) mitgeteilt f)at. ©enauereS 
oermag id) jefct anjugeben, nadjbem id) (Sinfidjt t?on ben 
Sfoignonefifd)en Slegiftern genommen fyabe, bie ofyne ^loeifel 
älter finb als bie fogenannten SBatitanifdjen. $m 19. 
JBanbe ber fllegifter GlemenS' VI. (SWr. 74 ber ganzen fliege) 
finbet jid) ni$t nur bie JButle beS ^JapfteS Dom 3. September 
1343 (III. Non. Sept. anno II), fonbem nod) eine jtoeite, 
bie auf ben ©edjfel im SBifd^ofSamte SJejug f)at. Da aud) 
bie erfte bisher nur nad) ©djmibtS SRegeft betannt ift, mag 
au« if)r ebenfalls einiges mitgeteilt »erben. 

(ES geljt barauS fyeröor, bag SMfdjof ftriebrid) als feinen 
93eöotlmäd)tigten ben 8übecfer Domherrn SRarquarb öon Iraloto, 



l ) hantdader = flKiffetäter. 



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76 $\\m ^Regierungsantritte 

ber 1343 aud) in Kamin Sanonicat unb ^räbenbe erhielt 
(ogl. ©djmibt, a. a. £). ©. 418) unb 1354 Dejember 14. 
tropft in ©amin tmtrbe (Reg. Avin. 5Wr. 127, ftof. 268), 
nad) 5Rom fanbte, um bem oom Zapfte beauftragten SMfdjofe ^Jetru« 
oon ^ränefte bie SIbbanfung ftriebrid)« ju übergeben. Darauf 
ernannte ©lernen« auf ®runb be« 9fteferüation«red)te« ben bis* 
fjerigen Slrdjtbiafon öon Demmin ^o^ann jum SKfdpfe, 
„cui de literarum scientia, vitae mundicia, morum elegantia 
aliarumque virtutum meritis apud nos fidedigna testimonia 
perhibentur, licet patiaris (in ber Urfunbe hrirb ftoljann fetbft 
angerebet) in aetate defectum, cum in vicesimo sexto aetatis 
tuae anno vel circa constitutus esse dicaris. ipierau« er* 
fahren ttrir alfo, bafc ftofjamt tttoa 1317 geboren unb aller* 
bing« eine« 35ifpenfe« toegen feine« uncanonifcfyen Slltcrö be* 
burfte, aber feine«n>eg«, hrie ältere ©efd)id)t«fd)reiber fyerüorfjeben, 
erft 14 $af(re alt mar. ÜDaf* er fdjon früher jtoeimal (1337 
unb 1343) einen Difpen« de defectu natalium erhalten fyatte, 
beffen er toegen ber aSertnanbtfdjaft feine« 33ater« ©rtd) unb 
feiner 3ttutter ©lifabetl) beburfte, ift bereit« befannt (ogl. 
SSatifan. Sitten jur Deutfdien ®ef$id)te SWr. 1886 unb ©$mibt 
a. a. D., ©. 334 f.) Die päpftlicf)c @rnennung«buD(e »urbe 
aud) an ba« Äapitel Don ffamin, ben Äleru«, bie 93afaöen 
unb ba« 23olt ber Diöcefe ertaffen. 

9lm 9. September (Datum apud Villam novam Avi- 
nion. diocesis V. Idus Septembris anno III.) ttmrbe bem 
alten 33ifd)ofe 3f riebrief) öom Zapfte ©lernen« VI. eine 33er* 
forgung auf 8eben«jeit öerfdjrieben traft folgenber 93uüe (Reg. 
Avin. 9?r. 74, ftol. 240b): 

Dilecto filio Priderico Ecstede, episcopo olim Ca- 
minensi, salutem etc. Exigit Caritas et pietas persuadet, 
ut personam tuam illa gracia prosequamur, quam tuis 
conspieimus necessitatibus oportunam. Cum itaque dudum 
tu de nostra speciali licentia ex certis et legitimis causis 
per procuratorem tuum ad hoc legitime constitutum libere 
apud sedem apostolicam renuntiaveris et cesseris oneri et 



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be$ 93tfäof8 3o^onn I. üon gomin (1343). 77 

honori ecclesiae Caminensis, cui tunc preeras, in manibus 
venerabilis fratris nostri Petri episcopi Penestrini apud 
8edem eandem resignationem huiusmodi de raandato nostro 
sibi facto vivae vocis oraculo admittentis, nos tibi pio in 
hac parte compatientes affectu ac volentes tuis necessi- 
tatibus paternae provisionis remedio subvenire, tuis 
8upplicationibus inclinati pensionem annuam octingentorum 
florenorum auri pro victu et aliis necessitatibus tuis de 
fructibus, redditibus et proventibus mensae episcopalis Ca- 
minensis per te, quamdiu vitam duxeris in humanis, annis 
singulis percipiendorum apostolica tibi auctoritate conce- 
dimus et etiam assignamus, ita quod de ipsis pro dictis tuis 
necessitatibus disponas libere, prout tibi videbitur expedire. 
(E$ folgen bic formelhaften SJeftimmungen, bag bic Statuten 
unb 'priotlegien ber Ätrdje btefer SSerfc^rcibung ntdjt entgegen* 
ftefjen fotten. 9Jitt ber Ausführung btefer Vertreibung be- 
auftragt ber ^apft ben SBifd^of oon ©djtoerin, ben 2lbt oon 
©fyortn unb ben tropft oon ©rantjoiD. 

®8 tft betannt, baf* ftriebrid) biefe ^enfion ntdjt lange 
belogen fyat; bereit« am 6. Dejember 1343 ftarb er. 

M. W. 



Dom töefd)led)te beret t>. Fernern. 

3u bem Sluffafc über bie d. SSemern in 5Wr. 4 ber 
ÜWonatSbtätter Don 1904 tft no$ ju bemerfen, baß idj in bem 
©ette 55 angeführten 2lftenftücfe beS Äöntgltdjen ©taatSardjios 
gu Stettin nod) einen fünften ©proffen be$ ®efdjled)t$ ent* 
beeft l>abe. 9Ga<$ Slbftcrbcn be$ 2ucaS ö. SSemern nuteten 
unter bem 28. 9luguft 1593 ^ofua, SRtdjarb unb Klau« oon 
<ßuttfamer ein 2lnf ^reiben an ba8 Domfapitel ju ff ammin: 
„SSnfcr fertiger SSater l>at ba& tyatbe gutl) 3frtfeon> onb Sabbate 
(fo naä) abfterben Sorenj öon ferneren auff fernen oetter 
SucaS o. ferneren als fernen negften Agnaten onb 8el)nS* 
folger Dorfallen) Don gebautem SucaS mit nri&en be$ ffapituls 



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78 3Som ©efdjtedjte bcrcr d. Scntern. 

fauffmeife an fidj g^^d)!." ©ie beantragen, ba8 Domtapitel 
möge tynen nunmehr baS ganje ©ut ju Seljn übergeben. 
Darauf getyt, wenn aud) nidjt mtf)x, fo bod) ba$ eine fyerüor, 
baf* für 3frifcom nid^t öier, fonbern fünf ©lieber be$ ©efd)te(i)t8 
naäigemiefen finb : 1) granj, 2) ©urb unb SBerner, 3) SKifotattS, 
4) Sorenj, 5) beffen Setter 8uca$." Str. 

£err 8t. ©pufyrmann in ©ammin teilt freunblid)ft 
mit, bog ber bortige Dom einen Äetd) beftfct, ber am 3fufee 
bie 3nfd)rift trögt: ANO D MCCCLIX DIE NAT 
MARIE O. HILLE DE VEMEREN Q. DEDIT 
CALICEM ORATE PRO EA. Danad) ift #iüe öon 
ferneren am 8. ©eptember 1359 geftorben. 



2lu$ ben Stoignoneftfdjen Stegiftern be$ 33atifauifd)en 
2lrd)foS in Stom (Reg. Avin. Clementis VI. tom. 61 
(5Wr. 116) Pol. 175) fann i$ mitteilen, bafj ber $apft Siemens VI. 
am 13. Stuguft 1351 einem $einrid) öon ferneren ein (Jano- 
nicat in Sübed öerliel). M. W. 

»otijeit. 

am 4. Slprit ift in Socarno ber ©eb. 3ufti$rat Dr. ©uftaö 
Äircbboff au8 ®reif8n>alb im alter tum 75 Sauren geftorben. 2Bir 
oerbanfen feinem ftetS für bie pommerfäe ©efefciebte bennefenen 3n« 
tereffe au* ^Beiträge &u unferen ßeitf Triften (*. 93. »alt. ©tub. XX, 1, 
©. 274 ff, XXI, 1, ©. 225, Saufbecfen, Saufform, Saufftcin, 
©aböpe. - 2»onat$bl. 1892, ©. 145-149, 1893 ©. 113-118 über 
bie tJamitie Änipftro, 1893 ©. 97—101 über bie Slpotbefe in Sott}, 
1895 ©. 113—121 ÜRufter einer ©rbteilung na* pommerfebem Sebn* 
reebt Dom 3abre 1610.) 

5n ben ©ifcungSbericbten ber 9?umi8matifcben ©efell« 
fdjaft au aSerttn 1903 ©. 19 f (2lnbang gur 3eitWnft für 
9himi8matif, 39b. XXIV) ift ein furjer 95eri*t entfalten über einen 
Vortrag Dr. SSabrfetbtS, in bem bie fjrage bebanbelt wirb, ob 
SJricbricb äBilbelm Don Sranbenburg, ber ®roj?e ßurfürft, tträbrenb 
er (Stettin im Sefift batte, b. b- Dorn 27. ©ejember 1677 bis 29. 3uni 
1679, bafelbft $abt äRttngen fcblagen laffen. $iefe grage ttrirb auf 



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Zotigen. — 3«ttad# ber ©ammlunßcn. — üttitteilunßen. 79 

©runb ber in bat Äftcn icner 3«t enthaltenen Angaben oerneint. 
3)ie bisher für ©tettiner ©rseußniffe be$ ÜKüngmeiftcrS (Efjrifbplj 
©ucro anßcfefcenen ©epräße finb tjiclmeljr bem SSertiyer ©Ijriftopl} 
©triffer au$ufd)reiben. ©ucro fodtc übrißenS ber Seiter ber ftäbtiföen 
2Äün$e in Stettin werben, nadjbem ber Äöniß oon ©djmeben 1680 
biefer ©tabt bie ©enebmißunß jum 2Äünaenfdjlaßcn erteilt Ijatte. 
©ein £ob lief* ba8 Unternehmen nidjt &ur ?luSfti!jrunß fommen. 



©erne toeifen mir aud) fcier auf bie ÄuSroa&l t>on ©ebidjten 
Subtoiß ©icf ebred^tö §in, bie §ußo Äaefer in einem fleinen, 
rooljl auSgeftatteten 99änbdjen IjerauSßeßeben fcat (©tettin. Sertag 
oon Srrana 2Bittenljaßen$ 93ud)ljanblunß). SSermiffen wir audj unßern 
einige ber befannteften ©cbicfyte, bie für ben 2)td)ter reefct djarafteriftffdj 
fmb (3. 93. Irinffprudj auf ber §ofcengolIein Ärone) (SuSroaljl t>on 
Ä. Settmann ©. 58), ©tettin (JeQmann ©. 259J, bie ßute SKitte 
(©. 260), fo ift bie neue SluSßabe tt>o!jl ßeeißnet, bie (Srinnerunß an 
unfern (Stettiner jßidjter su beleben. 



3m 2ßorf)enblatt t>on 2repton> a. £. maefct SB. SBitt 
aWitteilungen $ur Äirdjenßefdjidjtc ber ©tytobe Sreptoto a. X. au8 
bem SRcßiftcr über bie ©^nobaljufammenfünfte in ben Sauren 1558 
bis 1644. 

SutoadjS her Sammlungen. 

»ibliot&e!. 

1. 3fcftfrf)rift iux geier bc$ fünfgißjä^rißen 23cf!c&cn3 be8 
römifcfcßcrmanifdjen 3tntralmufeum3 ju 9J?aina. 2Äaina 1902. 
©efdjenf ber 3)iveftion. 

2. £)tto §einemann, Die Saufe be§ ^erjoßS Wlipp 
3utiu§ oon Sommern* SBolßaft (1585). 93crlin 1904. (©.*$. au3 
bem Slrc&to für Äulturßefäidjtc II, 2). ©efäenf beS SerfafferS. 



»i 1 1 1 e i I u n 8 e n. 

§err Spotljcfenbeft&er ©. 93ut& in SRaußarb ftat ba8 (gfcren- 
amt be8 ^Jfleßerö unferer ©efeflfäaft für Waußarb unb Umßeßenb 
übernommen. 

3u orbentlicfcen ÜRitßliebern ernannt: Kaufmann 
SuliuS $übner unb ©eneral-Äßent $aul rJranf e in ©tettin, Äauf* 
mann @mtl.93rod)non) in ©nrinemünbe, ®eridjt3*2Iffeffor Äluß in 
5Waußarb unb ^Jaftor 8lotoro3fi in 93em8borf, ÄreiS »ütoro. 



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80 SKitteilungen. - 3nfatt. 

Unfere Ge f ellf *af t fteljt im Begriff, eine mfrglid>ft um* 
faffenbe Vublifation aller präI>tftorifd>en SBronje* 
ed)tpfrter unb $ängegefä#e frer SBronjejeit, frte ttt 
Sommern gefunden ftttft, in £öort unb »Hb betaut* 
jugeben* 2öir bitten, aPlttteilung über ba« ©or* 
banbenfein fold>er, im 9tei*atbefi$ in ber 9too*ht| unb 
anberttoo befinblidben *orgefd>td>tlicften ftunbftürfe, betytf* 
3lufnal)me in bte beabfldfrtigte Arbeit gefäUigft mbgitd>ft 
balb an £errn GtymnaflakQireftor 9ta>feffor Dr.Semcf e, 
Stettin, &atttftra#e 9tr. 9, gelangen iaffen \u »ollen* 

J)er tßotßattfr 

btt geftffftyaft für ÜPomnt. geftytyft 

mtfr Jtrfertttm$ftuttbe. 



$ie Sibliotljef (Äarfutfäffc. 13, Ägl. ©taat3ard>it>) ift qc* 
öffnet SKonto** fco» 5-6 ttftr na<f)tn< unb $omter#to6* 
»Ott 12-1 ttl>r, 2luj?erbem hrirb ber Sibliotbefar roäljrenb ber 
Itfcnfifrunben beS ©taatSardn'öS (oon 9—1 Ufyr Dorm.) SBünfdjen be* 
treffenb Senufcung ber 93ibliotfcef nad) 3Wöölicr>fett cntfprecfcen. 

8ufd)tiften unb ©enbungen an bie 33ibliotljef finb nur an 
bie oben angegebene treffe gu rieten. 

Die neu eingegangenen 3*itfc&riften liegen im 
SibltotyefSftimmev gur ffiinftdjt au8. 



$a* aPtttfettttt ift Zonntat bim 11—1 tlljr ttttb 
aWirtoo* »ott 8—5 ttftr gedfftwi. 

auswärtige erhalten nadj Dorfanger SWelbung beim Äonferoator 
©tubenraud) (^ofangoUernfh:. 5) aud> gu anberer 3*it ©tntritt. 



I tt lr a 1 t- 

3ur ©efcfcidjte be8 9hnanbu3 SaroluS 93anfcloro. — Cer* 
orbnung Äönig @rid)8 wegen beS SRaubrocfenS (ungef. 1547). — 3um 
^Regierungsantritte 93ifdjof ^ofannS I. Don Samin. — 93om ©efdjledjte 
berer Don Semern. — Zotigen. — 3uroacl)S ber (Sammlungen — 
Mitteilungen. 

Sür bie SRebaftion Deranttoortlidj: $rof. Dr. SBefyrmann in Stettin. 
3>ru<f unb SSerlag ton $errde & üebeling in Stettin. 



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potmtelilrittcv. 

herausgegeben 
oon her 

©efeKfdjaft für ^ommcrfri)c ©efdjtdjte 
uiib 2ütertttm£fmtbe* 



»e* 9U4**tiff »ei 3tttaftei Mef« Wonamiütttt ift unter Dttettenangafce 

Oeftattet. 



üttetne (Erimtenmgett an Äori f oetoe/) 

Son ©. Delgarte, Sonrector emerit 

UnftrcittQ ber berüfymtefte meiner Sefyrer, ber t>on ber 
atigemeinen $o$ad)tung getragen mürbe, mar ber ÜWufitbireftor 
Dr. Äart Soeme. ®r mar Drganift an ber ^afobifirdje, 
©efangtefyrer am ©tymnafium, fomic ©efang*, Äfaöier* unb 
Drgetfoiet*8el)rer am ©djuttetyrerfeminar. @r ftanb bei aßen 
feinen ©djülern in l)öä)fter Sldjtung, mar immer freunbtid) 
unb gemütlich im Umgange, fdjalt nie in ben 8el>rftunben, 
unb nie tyabe iä) e$ erlebt, bafj einer feiner ©fixier fiä) mtber? 
mitlig feinen 3lnorbnungen gefügt l)ätte. 3Benn er ins 
©eminar jur ©efangftunbe fam, fo empfingen mir iljn fdjon 
an ber Älaffentür. Qm ©inter tarn er fetyr öermummt an; 
er trug auf bem Äopfe eine ^eljmüfce, um bie ©futtern einen 
blauen, fdfjon etmaS fdfjäbigen SKantel mit Dielen Äragen 
(mir nannten il)n ben neunfragigen) unb an ben ftügen ein 
^aar mädfjtige, leberne Überfeine. (Einer naljm i^m bie ^elj* 
müfee ab unb fjängtc fte an ben SWaget, anbere micfelten il)n 
aus bem Sftantel unb jogen iljm bie ©alofd^en aus, maS er 



*) Sgl fcierju SKonatÄblätter 1898. ©. 114-125, 129-135. 



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82 ÜRetne (Erinnerungen an Äarl 8oeme. 

ftd) alle« lädfjetnb unb fäjtmmjetnb gefallen lieg. Der fdjmarge 
Überrocf mar nur mit bem unterften Änopfe jugefnipft, bamit 
ber 3 u 9 on 9 Ä ur K n * en S5tuftta[d^e bequem mar, benn tu biefer 
Jafdje ftedte bie geliebte, üielbenufcte filberne ©d>nupftabaf«* 
bofe. 9iad)bem er bann nad) gefdjefyener 8lu«fd)fttung und 
alle freunbtid) begrüß unb mfttyrenbbeffen eine ?rife genommen 
fjatte, griff er naä) ber auf bem Äatfyebcr bereitliegenben, in 
nötiger £onf)öf)e geftimmten (Seige, fnipfte bie ©aiten mit 
bem Ringer, um ju fel)en, ob bie Stimmung rein fei, ergriff 
bm Sogen unb fagte: ,,©o, nun »ollen mir anfangen", 
©emöfjntid) mürben au& ber „Oefangtefyre" Jreffübungen an* 
geftelit ober ©djullieber unb Choräle gefungen. Sil« mir einft 
ben Choral: „Äomm, o tomm, bu (Seift be« 8eben«" ein* 
geübt Ratten, fagte er: „Da« ift eine fefyr fd)öne ÜRetobie, 
aber id) tann fic nic^t leiben. 211« id) nämtidf) nod) ju ipaufe 
bei meinen eitern mar (er mar au« Söbejün bei ipatle, fein 
SSater mar bort Äantor), paffterte mir gfolgenbe«: SBenn im 
Orte eine ^odyeit gefeiert mürbe, fo ging mein SSater nad) 
ber SCrauung mit ben ötteften feiner ©d)üler nod() in« Qoty 
jeit«f)au«, um bem ^Bräutpaare unb ben (Säften aud) bort 
einige Sieber unb ©fyoräte ju fingen, mobei bie Sänger mit 
Äudjen traltiert mürben. Da id) eine gute ©timme Ijatte, 
fo mürbe id) oom SSater ju meiner großen ftreube fc^ou frül) 
ju tiefen 3fefttid)feiten mitgenommen. Sil« id) aber einft einen 
bummen Streif mad)te, ftrafte mid) mein SSater baburd), baß 
er fagte: „©iefrft bu, nun fommft bu tjtutt nachmittag nid^t 
mit jur £od)jeit". Sil« bie anbern ©änger bann alle in« 
$od^jeit«f)au« eingetreten maren, fonnte id) e« bot!) nid)t ju 
$aufe au«ijalten. $d) fd)lid) unter ba« genfter be« #od)jeit«* 
fyaufe«, unb ba ^örte id) tiefen Eljoral fingen. ©efjen ©te, 
feit ber Qtit tann id) ü)n nid)t leiben." @in anbere« 2Ral 
erjagte er: „Sil« id) ba^ 'ißäbagogium in #alle in meinen 
Änabenia^ren befugte, mußten mir ©djüter oft Äird&enmufifen 
in ber £ird)e unter Leitung be« ÜKufifbireftor« £ürf auffityreu. 
Sil« mir nun einft eine redtjt fdjmierige Motette ju fingen 



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SWcittc ffirinnetungcn an Äarl Soeme. 83 

Ratten, lief* mid) ber üHufifbireftor SEürf, beffcn aDtufttfd^üler 
ii) and) prfoatim mar, gu pdf) tommett nnb fagte: „$5re, Soeme, \ä) 
mill bir maS fagen, menn Ijeute bcr ©opran (bcffen 3fül)rer 
i$ toax) in bcr äirdje feinen fteljter madjt, bann friegft bu 
Don mir ad)t ©rofdfjen". SWun, mir matten feinen Segler, 
unb id) befam meine ad)t ©rofdfjen; bie fyaben mid) feljr gefreut." 

Soeme muß als Knabe einen feinen ©opran gehabt 
fyabcn, mie er benn als SWann einen auSgegcid)netcn £enor 
gehabt t>at. SWod) als alten SWann Ijabe ity iljn baS ©ebet 
bcS türfifdjen ftmam (in ber „©üfte" tum gfelicien $aoib), 
baS fonft fein ©ftnger übernehmen »oüte: „Allah! II 
Allah 11 k. in einer öffentlichen Sütfftttjnmg fingen frören fo 
fd)5n, baf* alles entjüdt mar. 3freilid), bie Qugenbfrifd^e ber 
Stimme mar nid)t metpr üorfyanbcn. 

©enn ßoeme im ©eminar auf bem ÜKuftffaal ÄlaDicr* 
unterrtd)t erteilte, fo erfdjien er in ber ^aufe gmifdjen ben 
beiben UnterridjtSftunbcn auf ber neben bem ÜWufiffaal ge* 
legenen ©eminariftenftube Sftr. 2, mo id) gmei $al>re gemotynt 
Ijabe, um ein ©lad frtfdjeS ©affer ju geniefjen. Qu biefem 
empfang mürben £ifä) unb ©djemel forgfältig gefäubert, btö 
©las auf« fauberfte gemafdjen unb gefpült unb baS frifdjefte 
unb flarfte JBrunnenmaffer fyerbeigefdjafft. ffir fefete fid) bann 
unb unterhielt fid^ auf's freunblidjfte mit uns. 2lb unb gu 
Ratten mir aud) ein anliegen an tyn. ©enn nftmtid) ber 
©eburtstag beS DireftorS (©rafemann) ober beS DberlefyrerS 
(©djutfc), benen mir ein ©efangftftnbdjcn gu bringen pflegten, 
Ijerannafyte unb mir fein paffenbeS Sieb Ratten, fo legten mir 
if)tn ein ©ebidfyt oor unb baten if)tt um eine Äompofitton. 
Diefe JBitte erfüllte er ftetS in liebenSmürbiger ©eife. ßinien- 
papier unb SBleiftift tagen fd)on bereit, ©o l>abe id) es mit 
angefel)en, mie er in ben gefyn SDttnuten 3mifdjenpaufe unig 
einen oiergeitigen 33er« für oierftimmigen ÜKännerdjor forn* 
poniertc, ber nodf) fyeute megen ber fügen SDtaobie gu meinen 
liebften Siebern gehört. Sie (Einübung oon größeren 3ttufif* 
merfen für ben gangen ©eminarifteudjor fanb meift auf bem 



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84 SReine (Erinnerungen cm Äarl 2o«tt>e. 

SRufttfaale ftatt. #icr befugte uns cinft audf) ber atlbetanntc 
unb üielgenannte ÜRinifteriatrat ©tiet)t, ber SSater ber preu* 
giften Stegulattoe, unb liefe fid) etmaS Dorftngen. ffitr fangen 
it)m unter 8oen>e8 Leitung ben tum 8oen>e fomponierten 23. 
^JJfalm „Der #err ift mein #irte" t>or. SWad) JBeenbigung 
be$ ©efangeS fpradf) ber #err äWiniftcrialrat, ber an Ädrper* 
lange unfern bo$ aud) nidjt Meinen „8oeme" bebeutenb über« 
ragte unb auf beffen Raupte grauet, ftruppigeS $aav aufregt 
ftanb, ju bem in ruhiger Haltung Dor xfjm ftefyenben Sftufif* 
bireftor tttoa fotgenbeä: „3$ fenne oon biefem $falm nur bie 
Äompofition oon SJernfyarb Stein, ftljre äuffaffung be$ JejteS 
unb bie feinige finb bod) toefent(id) ooneinanber üerfctjieben. 
ffiftljrenb bie ÜKufif bei JBernljarb Ätein ju ben ©orten: 
„Unb ob id) fdjon nmnberte im finftern Zal" ba$ buntle £at 
matt, aud meinem lein SluSgang Dorljanben fddeint, läßt $$vt 
Äompofüion fdjon ba$ Snbe beS £ate$ mit feinem fetten, 
fonnigen Ausgang afynen. SBeibe Sluffaffungen tjaben iljre 93e* 
redfjtigung". SBäfyrenb beS ganjen 33ortrageS ftanb Soetoe, 
oljne eine ©übe ju fagen, nur ab unb ju eine geringe Äopf* 
betoegung madjenb, mit ernften SWienen t>or bem bamatä att* 
gewaltigen Stat. 3>m Saufe be$ SSortrageS »d^renb einer 
Meinen ^Jaufe jog Soeme feine Dofe l)erDor, prftfentierte fie 
bem SWimfteriatrat unb nal)tn fetbft eine ^Jrife. Stiegt näherte 
feine Ringer mit ber ^rife jtoar feiner SWafe, aber er rod) nur 
baran. Dann t)telt er bie $anb hinter feinen Slücfen unb 
frümelte, toeß id) beobadfjten fonnte, bie $rife an bie (Erbe. 
Da [tiefe mid) mein SRadjbar teife an unb ftüfterte: „Du, fie!) 
nur, er frümett fie an bie (Erbe. Die fdjöne $rife!" 

Qntereffant tt>ar es, ju beobadfjten, mie ber ÜKufitbirettor 
mit feinen Meinen ©tymnafialfdjütern freunblid) unb gemütlidf) 
oerte^rte. 3 U Seftjeiten timrben nrir ©eminariften als SBafj 
unb STenor mandfymat jur (Einübung einer gefttantate nad) 
bem 2WarienftiftSs(ätymnafium beorbert. Qn einer gri&eren 
Ätaffc Derfammetten mir und bann, umfdfjfoärmt Don ben 



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SReine Srinnerungen an Äarl Soetoc. 85 

tobenben, lärmenben unb oft ftd) balgenben Quartanern unb 
Ouintancrn. Die Älaffentür öffnet fid), unb herein tritt ber 
ÜKufifbirettor. SBtctc ber hrilben £>orbe eilen freiließ gu iljren 
^läfcen, aber öiele aud) nidjt. 8oeti>e fagt fein ©ort. SWadjbem 
er $ut unb ©toef beifeite gelegt unb tädjelnb unb eine $rife 
nefjmenb bem treiben einen Slugenbticf jugefeljen l)at, ergreift 
er bie ©eige, ftimmt jle ein unb fpridjt, fomic ber Tumult 
einigermaßen nadjgelaffen l)at, ju ben nod) Umfjerftefyenben : 
„SWun fefet eud)!" ©er e$ bann nod) md)t tat, bem tippte 
er leife mit ber ©pifce beS ©eigenbogen« auf ben Äopf, inbem 
er freunblid) mahnte: „Üfan fefc' bid()!" SBalb mar 9?ul)e unb 
Drbnung Ijergeftcflt, fo baß er fagen fonnte: „SWun tooHen 
toir bran!" aber baS muß man fagen, mit (Sifer unb #in* 
gebung fang bie Heine ©djar bann aud). 

©ie ftarf unb treu bat ©ebä^tniS beS 2Kufttbirettor8 
für SBortommniffe »ar, ttjeläje ÜRujU betrafen, baoon mag ein 
©etfpiel folgen. Sei ber Aufnahmeprüfung in« Seminar 
Ijatte er bie ©eioerber in bejug auf mupfalifd)e$ @ef)ör unb 
©timme gu prüfen, ©ner ber Prüflinge mußte, nadfjbem er 
feinen SWamen genannt unb angegeben Ijatte, baß er ber ©o^n 
eine« SanblefyrerS in Vorpommern fei, ber oor ettoa 25 ftafjren 
aud) ba$ ©tettiner ©eminar befugt tyabe, bie Tonleiter oljnc 
^Begleitung aufwärts fingen. Site er geenbigt tyatte, fnipfte 
8oeh>e leife bie ©aite ber ©eige an unb fagte: „@ef>en ©ie, 
©ie finb einen falben Jon ju l>od) gefommen, grabe »ie 3ftr 
SSater Dor 25 3faljren aud). Da« ift eine feljr feltene <£r* 
f Meinung." 

$m Soetoefd^en ©efang&erein bin idf) STOitglieb geioefen, 
fo lange ©tettin mein ©ofynort blieb. Dort Ijabe idf) rnele 
große unb berühmte ©erte geiftftdjer unb melttidfjer SKufit 
tennen gelernt, Oratorien oon 8oen>e: Die 2lpoftel ju flippt, 
bie ©iebenfdfjläfer, bie eherne ©dfjtange ufh).; aber aud) öon 
anbern SWeiftern, »ie ben SWeffiaS, baS töequiem, bie „©üfte" 
ufn>., unb audf) bie %ai}n&it\tm öon £at)bn. 



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86 2Weine Erinnerungen an Äart Üoetoc. 

äBfttyrenb id) in Stettin an ber leeren £öd)terfd)ule 
Sefyrer toar, traf id) auf einer ^unbätag&gerienreife im ©eebab 
#ering$borf einmal mit öoetoe jufammen. Stuf einer SBoot* 
fafyrt, bie er mit bem iljm befreunbeten 93ud)l)ftnbler ©eiß 
nad) bem ©trecfelberge unternahm, begleitete id) il>n auf feinen 
SBunfd). 2luf ber ^infaljrt Ratten toir jiemlid) heftigen, 
frifdjen SBinb. SBeiß, ein großer SWaturfreunb, tooflte ben 
SDhififbireftor toftljrenb ber %af)xt auf atterljanb SWaturföön* 
Reiten aufmerffam mad)en, aber er toefyrte ab. „SWein, nein, 
liebes ffieißdjen, id) fel>e nidjt Ijin, id) felje in ben SBinb, 
fonft »irb mir fdjlimm", fagte er lädjelnb. 3Bir fliegen nad( 
unferer Sanbung ben Slbfjang be$ ©trecfelberge« hinauf unb 
erfreuten uns öon bort ber fyerrlidjen 2lu$fid(t bei fünftem 
SBcttcr. 2luf ber SRürffa^rt Ratten ttrir ertoünfdjte SBinbftifle, 
loenig jur ^reube be8 JBootSmanneS, ber nun tüdjtig ru* 
bem mußte. 

Wenige Sage fpäter gab Soetoe in ber £>ering£borfer 
Äirdje oor ben SBabegäften ein Drgetfonjert, in bem namentlich 
bie ©djlußpiece, baS große #attetujaf) Don ipänbel, großen 
Setfall fanb. 3luf baS Drgetdjor nafym er nur mid) allein 
mit hinauf. $d) follte i^m Reifen, ttrie er tädjelnb meinte. 
Unb toorin beftanb meine $ütfe? %i) nmrbe angenuefen, ben 
einen SRegifterjug (id) glaube Mixtur) fyerauSjujieljen, »enn er 
mit bem Äopfe niefte, unb \fjti mieber einjuftoßen, toenn er 
ttrieber niefte. ®etmß eine feljr n>ef entließe #ülfe! Site nur 
nad) beenbigtem ftonjert Dom Drgeldjor Ijinabftiegen, crmartete 
uns an ber Jreppe eine ganje 3lnja^l oorneljmer SBabegäfie, 
£erren unb Damen, um ftd) in ben Derbinblidtften 9luSbrücfen 
für ben Äunftgenuß ju bebanfen. Sftdjetnb unb bienernb nafym 
ber ÜRuftfbireftor bie $utbigungen entgegen. Äein ÜRenfd) 
aber backte an mid). 2ld), menn fie getoußt Ratten, melden 
loefentlidjen Anteil id) an bem ©elingen ber Aufführung I)atte! 



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2>ie SRuffcn im 7jäljriflen Äricßc 87 

Die Hülfen im 7|8t)rigen Ärtege in ber 
llmgegeni) tum Gommirn 

Dreimal finb bie Muffen toäljrenb beS 7iä^rtgcxt ÄriegeS 
in Sommern gcioefen. $m ^aljre 1758 gelten fte ftd) nitfyt 
allzulange bei uns auf. SWadjbem ftriebrid) ber ©ro&e fte in 
ber Mutigen ©djladfyt bei ßomborf am 25. Sluguft auf« #aupt 
gefdfjlagen tyatte, gog bie rufftfdje Slrmee über bie ©etdjfel 
jurüd. 3» m Häuften 3M re aber famen fie unter bem ©eneral 
©oltifoff toieber unb fyaben nod) manches UM bem alten 
3frifc unb feinen Sanben l>art jugefefct, bis enblidf) ber Job 
ber rufftfd)en Äaiferin (Etifabetl) bem Äinige biefen 3fcinb oom 
£alfe Raffte. 

3BaS idf) in ben Äirdjenbüdjern ber ©ijnobe über ben 
Aufenthalt ber Muffen in ber ©egenb oon ©ammtn ge* 
funben Ijabe, fei l)ier mitgeteilt, ßeiber ftnb bie 9?ad)rid)ten redjt 
fpärtidf). 

Da« äird&enbud) oon ^affoto fd&retbt: «m 7. Dftober 
1758 erfd)ienen bie Stoffen oor Sammin. 2lm läge barauf 
jogen fie toieber ab, unb obtoo^t fte iljre Patrouillen unb 
SSorpoften bis nad) ©djioirfen, Sftofrafc, ÜRarquarbSmül)l, 
®rabon> oerfdfyoben, fo getrauten fie ftd) jebodj nidjt, bie ©tabt 
anjugreifen, in n>eld&e injioifd^en SBefafcung gemorfen n>ar. 
©ie tarnen nur bis jur 3iegelei öor *> er ©tabt unb jogen fo 
lange ab unb ju, bis ein SCeit beS £)onal)fd)en ÄorpS fie aus 
©reifenberg oerjagte. ©ie fyaben fu$ jioifd^en Eammin unb 
Äotberg reetjt gut betragen, toäljrenb fte in anberen Seilen 
$>interpommernS mannen Unfug oerübten. 

©o fc^reibt ber ^aftor Steffen, ber 1746 bis 63 in 
Qaffom amtierte, »nberer SWeinung ift fidjerlidf) ^aftor ®erbeS 
in £off (1750—66) getoefen, ber bei biefem erften (SinfatI 
ber gfetnbe mit Lebensgefahr, baS eine Äinb an ber #anb, 
baS anbere, erft IV4 $af)r alt, auf bem Slrme tragenb, oon 
bem ljoljen Ufer an ber ©ee fyerunterfpringen mußte, um bem 
if)m bro^enben Unglüdf ju entgegen. ®ottel Sngel befd^üfetc 
iljn, fo baß er mtoerfeljrt unten anlangte. 



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88 Die Stoffen im 7 irrigen Äriege 

SSon bem jtoeiten (£infaH bcr {Ruften er jaulen bic Äirdjen* 
büd)cr folgenbeS: 

Sammin: 8m 11. Qum 1761 mußte bei bcr außer* 
orbentlidjen ©ijnobe ber ^ßaftoren in Eammin bic gen>d^nlic^e 
^rebigt toegen ber anljaltenben ÄricgSunruljcn auSgefefct werben. 

#off: «m 15. 3uni 1760 tourbe ber f^on erwähnte 
^Jaftor ©erbe« oon 8 ruffifc^cn £ufaren mit aufgefoannten 
gifteten gelungen ®elb ju Raffen, «m 24. Dftober 1761 
mußte er fid) mit feiner ^amitie auf bem Äirdjenboben Der* 
fteefen unb fanb bort aud) einen ©djufcort, obtooljt bic Äofafcn 
bie Äirdje ertragen, überall burd)fud)tcn unb auSplünberten. 

Quftin: Wtor ©dufter (1755— 78) treibt: „%m 
Sommer 1760 tourbe id) öon raubbegiertgen unb biebifdjen 
rufftfdjen Äofafen unb $mfarcn feljr mitgenommen. SKan 
fdjlug mid), baß id) Dom ^ferbe fiel, unb raubte mir eine 
filberne Ul)r, über 30 £aler eigene« unb über 66 fcaler 
Äirdjengetb an» ben Xaf$en. SWan fdjlug Äiften unb Äaften 
entjtoei unb nafym alles JBefte meg unb jerftreute ba$ Übrige 
über ben ganjen #of. 8lud) im Qaljrc 1761 betrübte mid) 
bie #anb ©otteS burd) bie Sftuffen, bie mir im üDejcmber 
meine beiben beften ^ferbe metyr als 200 Saler toert weg* 
nahmen, nidjt ju gebenlen ber Dielen SWot unb Stagft, fo id) 
mit anberen Stiften tiefes Dorfes auSgcftanben, unb meldte 
aud) ben SSerluft be$ ÄinbeS öerurfadjt." (Sein am 2. 2Wärj 
1761 geborene« ©dljnlcin ^oljann fttiebrid) Seopolb ftarb am 
2. SWoöcmber.) 

ÄönigSmülji (bamals ©eid>mül)i): ®cr $äftor Daöib 
^Jeter Ero^n (1751—62 im Statt) fjatte aud) mand)e$ öom 
geinbe auslüfteten. 1760 forberten einige Äofafen $ferbe 
Don ifjrn. Da fte in ben ©tauen feine fanben, verlangten fie 
®elb. ffir pflegte immer, toenn fold^c ftorberungen an tljn 
herantraten, gerne unb toitlig ju geben, ©o aud) bicämal, 
ba er aber toegen öfterer ^Jlünberungen ben Äofafen bieSmal 
bie $>änbe nid)t genügenb füllen fonnte, fo lub einer Don itynen 
öor feinen »ugen bie «piftote, Ijolte ©trol), ftreute $ufocr 



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in bcr Utnflegenb öon ©ammin. 89 

barauf, l)iett es ans Dadf( unb toottte baS $>auS in JBranb 
fefcen. ©lüdtidjertoeife fiel in biefem gefährlichen Moment 
fein Äuge auf einige ^ßferbe, bie eben Don ber SBeibe ins 
Dorf getrieben würben, (Er toarf baS (Strol) weg, bemächtigte 
fidfc ber «pferbe unb forberte für if)re Stücfgabe 30 Sater, lieg 
fid) aber, ba trofc ttrieberfplter Drohungen nid&t mefyr als 15 
Saler IjerauSjupreffen toaren, an biefen genügen unb »erließ 
mit feinen ©enoffen baS Dorf. $n biefem 3faf>re »urbe aud) 
im Äruge au Summin ein abgebienter ©otbat SWamenS SBorn 
t>on einem ruffifd^cn #ufaren erhoffen. 

SWemifc: SWod) traurigere folgen tjatte ber (Einfall ber 
Muffen für ben DrtSgeifttidjen in SWemife, :$acob Henning 
DubiStao ©djtoarfc, ber bort oon 1744—61 im Amte mar. 
1761 tarnen bie 3feinbe borten, ptünberten ba« Dorf, miß* 
Baubeiten bie (Ehuoofyner unb nahmen in ber SRadjt Dom 
2. bis 3. ftebruar bem ^aftor 30 Sater, tooju fpater oon 
100 ÜRarobeurS nod) einmal 10 Sater erpreßt nmrben. (Er 
üerlor aber nid^t nur fein ©elb, fonbern auä) fein #eben. 
Stm 19. Dejember »urbe baS ^farrtyauS oon 12 Äofafen er* 
bro^en unb geplünbert. Damit nid&t jufrieben, forberten 2 
#ufaren bie (Eröffnung ber Äirdjentüre unb eine« ©rabge* 
toilbeS. 9ttS ©<f)toarfe fid) entfcfyutbigte, baß ber ©$tüffet 
jum ©eioitbe nid^t in feinen Rauben fei, banben fie il)n 
jioifd^en 2 ^Jferbe unb fdfjteppten il)n fo unter SWifftanblungen 
mit ftdf) fort, bis i^n enbtid^ bie ©emeinbe mit 10 Satern 
Idftc. Durd) biefe graufame SJeljanblung ift „berfelbe teiber 
in tiblidEje Äranttjeit herfallen unb barauf am 28. Dejember 
im 41. Qfa^rc feines SebenS geftorben unb fyat eine ©ittoe 
mit 6 unmünbigen flinbern Ijinterlaffen. Quod dolendum." 
(b. % bieS ift ju betlagen.) 

Die (Styrontt oon Qaffo» referiert über biefen galt 
anberS. Sftad) berfetben tjaben bie Äofaten iljn gelungen, 
tynen auf bem Jftrd&enboben einen <3acf mit #afer ju füllen 
unb iljn bann aud) Ijerunterjutragen. Darauf ift er fofort 
bettlägerig geworben unb am 28. Dejember an einem SBtut* 
fturj geftorben. 



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00 in bcv Umßcöenb Don Sammtn. 

^affoto: ftrennblidjer feinen fid) bic ^cinbc nad) 
bcm 93erid)te be$ 'ßaftorS Steffen ju if)m unb bem $)orfe 
3faffom gcftcüt ju traben. 2lm 13. unb 14. »prit 1760 famen 
5 ßofafen batjin, erfunbigten ftdj nad) preufeifdjen £ufaren, 
aßen unb tranfen freunbfdjaftlid) auf ber Pfarre; ebenfo 
am 20. ftunt 10 äofalen, bie aber auf Sitten be$ ^aftorS 
ftd) Dor bem Dorfe bemirten liegen. am 25. $uni 1761 
fpradjen 3 ßofafen auf ber Pfarre oor. $f)re SBemirtung 
foftete bem «paftor 1 Safer 8 ®rofd)en, bie £)orffd)aft gab 
ifjm aber ba$ ©elb toieber. 9lm 21. September erf dienen 
3 ßofafen, benen bie Ortfd^aft 47 Saler geben mußte, ©ner 
Don itjnen lam in ba8 ^farrfjauS, führte fid) aber redjt gut 
auf. 23on SKitte $)ejember an tag toieber ein «ßifet Don 21 
ßofafen im Dorfe, beffen 93efef)tet)aber ftd) im ^farr^aufe ein* 
quartierte unb ftd) ju beffen 93etool)nern fefyr freunblid) fteöte, 
aud) bie flinber oft befdjenfte unb ein magrer ©djufcenget be$ 
#aufe$ nmrbe. 

Sfladjbem Äolberg gefaüen toar, ließ ber rufftfdje ©eneral 
o. SRomanjoff ein gebrucfteS patent Don ber fanget beriefen, 
bajj ein jeglidjer fidler unb unbehelligt feiner Arbeit nadjgefyen 
fönne. SXlIe« atmete aber erft bann auf, al$ enblid) 1763 
ber triebe gefdjloffen toar. 93ei bem DanfgotteSbienft am 
Sonntage Judica 1763 mürbe bie ©anfprebigt über $falm 
118, 19. 23. 24. gehalten. Strecker. 



Don einem Hofnarren 
beß ^er^ogs Johann JFriebrid). 

$u bem SBeridjte über ben Vortrag, in bem #err Ober* 
teurer Dr. |>aa$ Hofnarren am pommerfdjen #erjog$f}ofe befyan* 
belt fjat (©. 43—45), mag fyinjugefügt »erben, ba& ber #erjog 
ftofymn griebrid) Don ^ommermStettin am 12. Dftober 1592 
bem „faft 70 Qfa^re alten" 3»erge ^afob ÜJioljrifc auf 
fein ©efud) ein jäljrlidjeS Deputat oon 2 Sonnen SBier, einem 



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9Son einem Hofnarren beS ©er^ogS 3ol?ann iftiebrid). 91 

©djafe unb einer Seite ©ped benrilligte. 2tm 8. SWovember 
1592 mürbe bem Qtotx^t biefe Unterftüfeung t>on neuem gu* 
gefagt. («gl. ©taatöarc^it) Stettin: ©tetttner 8rd)to P. I. 
Sit. 79. SRr. 31). M. W. 



£eritf)t über bie Versammlungen« 

®eneral*23erfammlung am 19. 9Kai 1904. 

#err Dberprftfibent Dr. 3rreit)err von SKalfcaljn er* 
öffnet bie ©tfcung. 

$n ben 93orftanb »erben burd) 3uruf totebcrgemftfytt 
bie Ferren ©tymnafial*$)ireftor ^Jrofcffor Dr. gemde, ganb* 
geridjtSrat a. 35. äüfter, ^rofeffor Dr. SB et} r mann, 
<ßrofeffor Dr. SBalter, ®et). ßommerjienrat Seng (Sertin), 
93aumeifter <E. U. 3fifd)er unb 2lrd)tobireftor ^rofeffor 
Dr. griebenSburg. 3 U SWitgltebern beS Seirate« »erben 
gemäht bie #erren Äommerjienrat Slbet, (Generalagent 
Seljm, Oberlehrer Dr. #aa$, ßonful äisfer, ^rofcffor 
ÜWanfe in äntlam, Qtitynittfxtv SD? et er in ßolberg, SRaurer* 
meifter Ä. ©gröber unb praft. 3lrjt ©djumann in gddnife. 

Den 3fal)re$beri$t über baS $al)r 1903/1904 er* 
ftattet £err ^rofeffor Dr. SBeljrmann, ben SBeridjt über 
Ausgrabungen unb Altertümer im ^aljre 1903 §txx ^rofeffor 
Dr. ©alter. 

#err ^rofeffor Dr. SBetjrmann berietet in feinem 
Vortrage (^ommerfdjeS aus SRom) über einige (Srgebniffc 
feiner ©tubien, bie er im vergangenen SBinter im 33atifanifd)en 
ärdjtoe gu SRom vorgenommen fyat, inbem er neben ben all* 
gemeinen Sinbrüden aud) mSbefonbere mancherlei pommerfetyc 
Sejie^ungen gu SRom Ijervorljob. 



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92 Literatur. 

Citeratnr. 

SBruno £enbel. 2lu$ gärenber Qtit. ^olitifdje unb im* 
politifdje Sreigniffe auf ben ftnfetn Ufcbont unb ffiottin 
im ftatjrc 1848. ©minemünbe. SB. ftrifcfdje. 1903. 
56 ©. 1,50 2ßarf. 

$er SBerfaffer erjagt in bem »orltecjenben SBücblein einige <£r* 
eiflniffe be* 3abre« 1848 auf ben 3nfeln Ufebom unb SBoHin, obne 
babei ober ibven 3ufammenbang mit ben größeren ^Begebenheiten Aar 
baraufteilen. 9laä) bem ©onoorte fdjeint er felbft empfunben ju baben, 
ba& feine Arbeit an bebenflieben ßücfen leibet; er entftbulbigt fieb mit 
©oetbe* 2Bort: „©erotffe Mangel finb notmenbig jum tafeln be* 
(Sinjelnen." 2Ran fann aber Wer otele Mängel ntd&t gerabe al§ not* 
roenbig anfeben, benn eine ftare SluSeinanberfefcung ber ganzen S3c* 
meßuna, in ber bie fletneren lofalen (Sreigntffe tbre ©teile bitten finben 
fönnen, wäre nidjt fo überaus febroer geroefen unb fyättt ba* Stafein 
be§ 93üd)lein3 eber berechtigt al* bie einfache, oft jufammenbanglofe 
Gablung ber im ganzen boeb nur wenig intereffanten 93egebniffe auf 
ben beiben Oberinfern. 3?ür foldje, bie ba3 3abr 1848 bort erlebt 
baben, mag bie ©d&rift immerbin einige* 3ntereffe baben. 



tyf). ©egener. 3 ur ©*fä)id}te be$ ©ijmnafiumS 31t ®reif$* 
malb. Ztii I. (Sine Schulreform an ber großen ©tabt* 
fdjute in ©reifsmalb auf ®runb ber 35enffd)rift beS 
SRehor« 2Wag. SBarnefroS. 1784. 

Beilage jum QafjreSberidjt be$ ©tymnafiumS unb ber 
SRealfdjule ju ©reifsmalb, Dftem 1904. ©retfämalb. 
g. SB. Äunife. 1904. 

£>ie mitgeteilte Statffcbrift be§ föeftor« SBamefro* oom 19. 3uli 
1784 bietet, roie ber Herausgeber mit föecbt fagt, einen intereffanten 
Seitrag ju ben manntßfatbcn 35eftrebungen ber Reform beS böbeten 
©cbulmefen* am ©ebluffe beS 19. SfobrbunbertS. ®3 fpiegelt fieb in 
ibr bie SBeltanfcbauung be* Seitalter* ber SlufflSrung unb be* Mtu* 
bumantämu* beutlicb uneber. ($8 roäre oon 3ntereffe, ju erfabren, 
toelcbe 23orfcbläße be* SReftorS angenommen unb urirflitb burebgefübrt 
ftnb. 2)urcfo einen SSerßleicb mit ber ©cbulorbnung ber ©tabt ®rcif«* 
malb oom 26. 2Rärj 1790 ($>äbnert, ©ammlung. ©uppl.«8anb III. 
e. 116-126) lägt fieb ba* leiebt feftfteHen. $>aß bamal* ein neuer 
©eift in bie ©<bulen be* fdjmebifcben Sommern* einsog, jetgen aueb 



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Sitcrotur. 93 

btefaft gleidtoeütg erlaffenen ©<$ulorbnungen oon »artb (1789 SDtörj 30.), 
©üfcforo (1792 #oo. 21.), ßoife (1787), fttd&tenberg (1790 ©ept. 28.) 
unb SBolgaft (1792 2Rära 30.). 



8. $aa$. ©agen unb ©rjäljlungen oon bcn Qfnfeln Ufebom 
unb ffioüin. Stettin. $ol)$. ätorntetfter. 1904. 
©einer ttwa oor einem «Safcre in 8. Sluflage erföienenen @omm* 
lung 9fcügenfd(>er ©agen unb 2Rfc$en fcat ber um bie pommerfebe 
SBolfStunbe fcftr oerbiente Herausgeber jefet einen äljnlicben SBanb folgen 
laffen, ber bie ©agen unb (Srjafclungen ber beiben Oberinfein enthalt. 
2Bcu)renb oon Saugen befannt mar, bafj eS ungemein reic& an mancherlei 
©agen ift, mußte man von bem, roaS auf Ufebom unb SBottin in ber 
2trt erjd&lt wirb, bisher nur roenig. <$in jeber roirb beSbalb erfiaunt 
fein, ba& bie £abl ber oon £aa3 für biefe beiben «Snfeln gefammelten 
©agen größer ift als bie ber 9&ügenfd)en. ©einem unermübli$en 
©ammelflel& ift e* gelungen, biefen retc&en ©c^a^ jufammenjubringen, 
unb gar manches für bie ©olfSfunbe roertoolle ©tüdf ftnbet ftcb barin. 
(53 mag §ier nur auf bie ©agen oon ber Sßrinjeffin im (Stolm Ijim 
geroiefen werben. £)ie Orbnung beS ©toffeS ift nad) benfelben (5te 
ftd&tSpunften erfolgt, bie fidj für bie SRügenfcben ©agen als jroecfmä&ig 
ergeben baben. 3)a8 febr ijübfö, aueb mit einigen roo&Igelungenen 
Silbern auSgeftattete 33ucb wirb ftd) geroig unter ben 93abegäften, bie 
im ©ommer bie 3nfeln befueben, ja^Ireidde greunbe erwerben. 5ür 
bie pommerfebe SBolfSfunbe aber ift e$ eine befonberS roertoolle neue 
(Saht, für bie audj bie ©efcbic&tsforföer bem Herausgeber $)anf roiffen. 



2Uten*©tetttn. 1625. 93on ber 3lnfüf)t 3llten*©tctttn3, bie 
für griebebornS tyftortfdje SBefdjretbung oon aiten*©tetttn 
ber SWaler ^einrieb Ä o t e aeidnute unb bereu oon SpetruS 8fa>Ho8 
in Stalin geflogener Äupferftidf nur in einem (Sjemplar erbalten 
ift, fcat befanntlicfc £err ^rofeffor Dr. (Sari %x. äWeperoor 
einigen 3aijren eine mit groger Sreue unb unglaublicber ©orgfalt oon 
ü)m naä) biefem ©ti$e gezeichnete *Heu*2lufIage in ber lit&ograp&ifcben 
Slnftalt oon (S. Äempnp bterjelbft herausgegeben. Slud) biefe Auflage 
ift Ieiber ooüftänbig ©ergriffen, unb bie ©teine, auf bie fte gejeiebnet 
mar, fhtb längft abgeföliffen. $en greunben unferer $etmifcben <§te 
febiebte roirb e$ roiHfommen fein ju fcören, bog oon biefem fjödtft mxU 
ooüen 93ilbe $err Sßrofcffor Dr. &. %. SWeper abermals eine SReu* 
Auflage fcat erfd&einen iaffen, aUevbingS in roefentlicb oerfletnertem 
gormat (21 : 44,» cm), bie bei (Sari ©ellin fcierfelbft (»erliner £or 2) 
für ben fe$r geringen SpretS oon 60 $fg. ju fcaben ift. 



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94 Wotijen. 

81 o t i a e »• 

3m «r#iö für Äulturgefd&ic&te (II, 2, ©. 224—236) ift ein 
Sluffafc oon Otto $einemann über bic Saufe be8 ©erjogS 
$(UiM> 3uliu8 oon $ommern*2Bolgaft (1585) erfäienen. 
5)obei fmb bic SJcrsctc^niffc ber 'JJatengefd&enfe (mit Angabe i&re$ 
2Berte8) unb ber bei ©elegenljett ber fjfeftlidjfeiten öerbraud&ten 2eben& 
mittel unb ©etränfe oeröffentlidjt. 



3n ben Sorfdjungen jur ©ranbenburg. unb $veu§. (Befriste 
(39b. XVI, 2, e. 133-171) ift ein «uffa* Don <£. SRüfebecf über 
ben (Eintritt be£ Surften Sodann Oeorg IL oon Anwalt- 
Deffau in fd&toebifd&e, feinen Übertritt in branbenburgifdje 
Dienfte unb feine Vermählung mit Henriette Äat&arine 
DonDranien enthalten. Der gürft trat 1655 in fdjtuebifdje Dienfte, 
um am Äriege gegen ?oten teilzunehmen. (Sr ift babei aud& in 
Sommern tätig getuefen unb Ijat ben Vefebl über ba8 pommerfdje 
ÄorpS geführt. 

3nber©onntagäbetlagcjuraSoffif4)en3«itung 
(1904. 9fcr. 17 u. 18) ift ein Huffafc oon gSrofcffor Dr. 2B. $ r i e b e n 3 * 
bürg erfd&ienen über ben Unfall Vorpommerns an 
Preußen unb bie ßulbigung in ©tettin 1720-21. Die 
fel)r intereffante 2lb&anblung ift unfern ßefern sunt Seil burdj ben 
Vortrag befannt, ben ber $err Verfaffer am 20. 2M 1903 in ber 
©eneraloerfammlung ber ©efeUfc^aft gehalten $at. 



3nben®ef#icbtlic&en2lufffifcenoonaWas3ä&n3, 
bie oon St. St o e t f # a u herausgegeben fmb (Verlin, Sßaetel. 1903), 
finben wir aud> bie Sluffäfce: $>er gro&e fturfürfl bei Sfe&rbeflin, 
SBolgaft unb©tcttin 1675-1677; Der große Äurfürft auf ftügen unb 
oor ©tralfunb 1678. 

Die in ben Valt. ©tubien (dl. %. VII, ©. 89-161) erfd&icnene 
SHbbanblung oon DttoVanfeloro, jur © e f dj i d> t e ber p o m * 
m erfreu ©tobte unter ber Regierung griebriefc 
2B i i $ e l m 3 I. ift au$ als 3nauguraUDiffertation ber Unioerfttät 
£eibeiberg erfreuen (Stettin 1903). 



31. © ö % e berietet in ben SRadjridjten über bcutfdje SUtertumfr* 
{unbe (XV, 1, ©. 16) über ©laroifdje Hügelgräber bei 
dornen (Stx. ©tolp). 



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Zotigen. 95 

3n ben biftortföen SRonatSblättern für bie $rootnj Sßofen 
(IV. Solana, ©. lff.) ift ein fleiner Sluffafe oon (5. ©<bmibt 
über ben #ering8banbel in ©roßpolcn enthalten. (§r 
bat au* für (Stettin ^ntereffe. 



©rfebienen ift: ©uperintenbent Otto SBoIfgramm, f am 20. 
Oftober 1902. (Sin ©eben! blatt oon # e r m a u n 6 cb e 3 f e. 1904. 
SBolfgramm ift 1842 in SRummelSburg geboren unb lange 3abre in 
oerfdjiebenen ©emeinben SßommernS, julefct in Äolberg unb Sßaferoalf 
tätig getoefen. 

3n ber lefenSroerten, bureb felbftänbige unb flare Sluffaffung 
auSgejetcbneten ©ebrif t Dr. Ottmar $egemann3: $ r i e b r i cb 
ber©roße unb bie f atboltf cbe Äircbe in ben r eicb$* 
reddtlicben Territorien spreufeen* (2Rün<ben, 3- %. ßeb* 
mann 1904, #>, 144 ©eiten), intereffiert un8 befonber* ber Slbfcbnitt 111: 
^Pommern, Sauenburg, SBütoio, $>rabeim (©. 46—60). Slucb im 2lb* 
febnitt 1 (ba§ #cer) berübrt $egemann nrieberbolt pommerfebe 93er* 
bältniffe. ö. % 

3n ben gorfebungen gur branbenb. unb preugifeben ©efebiebte 
(»b. XVI, 2, S. 240-245) teUt &. ff o f e r einiges jur «eoölferung** 
ftatiftif be* preu&. ©taateS oon 1756—1786 mit. Sommern batte 
1756 . . . 869,634 (Sinroobner 
1762 . . . 297,418 



1763 . . 


. 314,511 (Sinuobner 


1764 . . 


. 325,254 


1765 . . 


. 331,775 



Abgang 72,216 

3m 3ab?c 1782 toirb bie 93eoölferung$jabl auf 462,970 (Smroobner 
angegeben. 

©rfebienen ift: fOl a t f cb e n *. $omm. £rain*ä3atatllon 9lx. 2. 
»erlin. Mittler. 289 & 7 2tt. 



2>er3abresberi<bt 1902/03 b er ©ef ellf cbaf tf ür^öirer^ 
unb (Srbfunbe ju Stettin enthält eine 3ufammenftettung ber 
Literatur über bie ßanbeS* unb SBoltSf unbe Sporn* 
m e r n 3 für bie 3ab?e 1900, 1901 unb 1902 von ® e o r g $uf<ban. 
2)iefe oerbienftoolle Arbeit ift, foroeit e3 ftcb bat nadjprüfen laffen, 
toobl oollftanbtg. SBermi&t werben bie in ben genannten Saferen er« 
febtenenen £efte ber 33au« unb ftunftbenfmäler beä SRegierungSbejirfä 
©tettin (1—6), bie Slbbanblung oon O. ßauffer, äWatertalien jur 
S3olf§* unb 2Utertum§funbe SßommemS (Mitteilungen aud bem ger* 
manifeben *Rational*9ftufeum 1901), fou>ie bie SluffS&e oon 33. Äücfen 



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96 2Rittei(ungen. - 3ttfalt 

über pommerfdje Burgen (2Ronat3blfttter 1902). Sie gebären, wenn 
oudd boS ©eföicfctlidje au$gefdj>Ioffen ift, unbebingt in bie Sufammen? 
fteHung. $offentltd(> wirb fic in bat folgenben 3abre*bertd)ten fortgefeit. 



Die bie*iä$rige #aupt»erf ammlung be$ ©efamt* 
oereinS ber Deutfc&en ®ef#icbt$* unb Altertum«« 
vereine wirb oom 9. bt* 11. ifoguft in Danaig ftattfinben. 



SR i 1 1 e i I n n i e n. 

3u orbentlid&en2JMtgIiebern ernannt: Dr. med. 
föatbmannin ®retfen$agen, $Regterung3*$Referenbar oonSSraun« 
f d) ro e i g in ©targarb i. Sßom., ©^emifer Dr. SB i m m e r in Stettin, 
ftrei&Sauinfpeftor © d) e 3 m e r in (Sammln in Sommern. 

8u«gefdHebcn: $aftor Dr. ©tepbant in Stettin. 

©eftorben: ©eminar*Dtreftor Dr. %utf) in grauaburg, 
Bmt3geri($t84Rat Äod&I in ©tettin. 



Die Sibliot&ef (ßarfutfd&fir. 13, Ägl. ©taat8ard&to) ift ge- 
öffnet Stotttag* t>o« 8—6 Ufrr tUMftm* unb toonuttMat* 
»Ott 12-1 ttl>r. äuferbem wirb ber »ibliotfcefar w&ljrenb ber 
Dienftfhmben be$ StaatSard&iöS (Don 9—1 Uljr Dornt.) SBünfdjen be* 
treffenb Senufcung ber SStbliotbef nad& STOögUdjfeit entforec&en. 

3ufäriften unb ©enbungen an bie 83ibliot$ef finb nur an 
bie oben angegebene Äbreffe §u ritzten. 

Die neu eingegangenen 3*itfd)riften liegen im 
SibltotljefSaimmev §ur (ginfid&t au8. 



$a* Stttftttttt ift e*ttttt*g »0« 11—1 ttfrt unb 
Stittfeoft »ott »—9 ttfrr fttfffttet* 

Auswärtige erhalten nadj oor&eriger SKelbung beim Äonferoator 
©tubenraudb ($o&ensoHernftr. 5) aucfc m anberer 3 e ü (Eintritt. 



Indult 

Erinnerungen an Äarl 2oewe. — Die SRuffen im 7iä&* 
rigen ftriege in ber Umgegenb oon Sammin. — S3on einem Hof- 
narren beS $erjog3 3o&ann ftriebriefc. — SBertd&t über bie S&erfamm* 
lungeu. — ßtteratur. — 9fcott|en. — SWitteilungen. 

gfür bie SRebaftion oerantwortlid): $rof. Dr. SBefcrmann in ©tettin. 
Drud unb Sertag oon $errcfe & Sebeting in ©tettin. 



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Ponnteblättcv, 

herausgegeben 
oott ber 

©efellfdjaft für ^ommerfdje Gtefdjidjte 
tinb $Utertum£ftmbe. 



Der ttafttauf fcef 3it|t(tcff fcitfer SRtttatf Miitter ift unter &utütn*ua*f>t 

Bcflattet. 



Pic XXXV. affgemetne ^crfammfung 

ber 

Pcuf ^cn^ttif ftxopofoöifcftcn §e(efffd)aff 

ftnbet 

am 4.-6. Jlttflitß te. 3*. in dreifwaft 

ftatt. 



Die lofate @ef$ftftsfüf)run8 f)at $err ^rofeffor 
Dr. §tebua in ®retf$n>atb übernommen. 

Hn bie aSerfammlunj fdjtiefjen fid) ein SCu^flug nad) 
$t*fttfttttfr nnb eine (Sjdfurfton nad) ^hanbinavien an. 

£* 6er ^erfammfnng fhtft <m<$ 6ie ^Ktfgfiefcet 
unfern gefeffftyafi eittgefobett. 



ftttfttor ettrtent att4> (Cfcttttt, goftettitftttttftr* 9) trogen 
tottttn. 



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98 Die ©dtfäfenringe bon üettnin. 



Die Sdjlafenrfoge oon fettmn. 

3fm gebruar b. $. teilte ber unferer ®cfcttfcf>aft be* 
freunbete ©utsbeftfcer ÜWidjaeliS in Settnin mit, baß man 
bort beim ÄieSgraben mehrere menfcfjtidje ©fetette unb tocfyv* 
fd^einlic^ ein f)etbmf<f)eS ©rftberfetb gefunben ljabe, unb empfahl 
eine Unterfudjung unb SBeftimmung ber gunbfteHe. Der 
©emetnbeöorfteljer Stple ^atte ein feit 9Wenfd)engebenfen be* 
ädertet ©tü<I 8onb unmittelbar ndrbltd) neben ber Sanbftraße 
nad) SBriefcig in ber ©emarlung be$ fruchtbaren ©etjader* 
borfeä Settnin feit jtoei Qaljren ni<f)t mtijt befiellt, um au« 
bemfelben Äie$ graben ju laffen. 35te$ ©tücf 8anb ift n>ol)l 
einen falben SWorgen groß, liegt ca. 400 m dfttief) Dom 35orfe 
entfernt unb fließt eine mäßige (Erhebung in fid), oon ber 
ba$ ©elftnbe in ber Stiftung nad) Settnin Ijm fanft jn einem 
Keinen SBaffertümpel abfällt. 

@in Arbeiter, melier Ijier Äie$ grub, tonnte mir, al$ 
id) bie ©tctlc unterfudjte, fogleid) mehrere fünfte nadjtoeifen, 
an benen er auf ©Wette geftoßen toar, bie fonft unberührt 
in ber ®rbe ftedten. 93on einem am läge juüor aufgehobenen 
©fetett falj id) nod) Seftanbteite im gaftlid)en 9Wtd)aeliSfd)en 
£aufe. 3Äit freunblit^er Unterftüfcung ber #erren Sipfe unb 
9ftid)aeli$ fonnte id) an Ort unb ©teöe feftftetlen, baß neben 
beut juerft aufgefunbenen ©lelett jtd) eine Ijetbnifdje JBegräbniS* 
ftätte ausbreitet, in ber ft$ Sranbgruben neben getdjen* 
beftattungen in beliebigem Durdjeinanber beftnben. ©8 nmrbe 
eine änjaljt SBranbgruben ausgehoben, bie eine ärmlid)e SBe* 
ftattungSart betunbeten unb in ber SBeife angelegt toorben 
finb, baß eine ettoa 2 m lange unb entfpred>enb breite ©rube 
gegraben unb in biefe ein ©Weiterlaufen ljtnemgebaut nmrbe, 
auf bem man bie ju beftattenbe 8eid)e verbrannte. 9ßad) ber 
SSerbrennung würbe bie ©rube mit allen {Reften beS Setzen* 
branbeS gugefdjüttet unb eingeebnet. Ob über btefen ©räbern 
unb über beseitigen baneben unb bajnnfdjeu, toetdje in bloßer 



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Die ©d&lftfenringe Don üettnin. 99 

(Srbe gebettete ©felette enthielten, etnftmats £üget angehäuft 
maren ober anbere ©rabmerfmale beftanben t)aben, laßt fid) 
nidjt mefyr nadjmeifen. $n ^ cr i nx SBittc l)tn feljr fdjmarjen 
unb fettigen Seidjenbranbmaffe ber ®rubengrftber liegen fid) 
bie falligen ^Jartifet gebrannter Anoden nadjmeifen, außerbem 
fanben fidj aber fon>o^t in ben SBranbgruben fetbft, mie aud) 
in betn überall burd)mül)tten ©rbreidje baneben, in bemerfenS* 
merter SWenge ungebrannte, meift gerfdjfagene Anoden Dorn 
$ferb, SRinb, ©djmein unb #irfd) Dor, bie fef)r ido^I SRefte 
oom 2eid)enfd)maufe fein lönnen. Sitte in bie (Srbe gebetteten 
ßeidjen, bie Ijeute, burdjfdjnittlidj IV2 m tief, al$ ©felette, 
gumeift feljr moljl erhalten aufgebedt mürben — e£ maren 
iljrer fieben — lagen auägeftreeft; fte maren ljödjftenS mittele 
groß big 170 cm unb lagen 
ftetS fo, baß ba3 ©efidjt 
ber aufgefyenbeu ©onne JU* 
gemanbtmar. 35a$ Srbreid) 
um bie ©felette tjerum mar, 
manchmal in jiemlid)em 
Umfange, öon abmeietyenber 
görbung, meift bunfler, fo baß angenommen merben muß, 
baß bie £oten urfprüngtid) nidjt in bloßer (£rbe, fonbern 
in irgenb einer Umhüllung ober 33erpadung gelegen tjabeu, 
bie Dergangen ift; beftimmte JBeftanbteile berfelben ließen ftd) 
nidjt fonftatieren. ©teinpadungen maren nidjt oorfjanben, 
obfdjon im (Srbreid) fid) mefyrfad) Heinere unb größere ©teine 
befanben, unter benen einige fidjtbare ©puren Don SBranb 
erfennen ließen. -Kur ein« ber Don mir aufgegrabenen ©felette, 
Don einem faft fdjon ja^nlofen alten SWenfdjen fyerftammenb, 
mar mit SWetallbeigaben auSgeftattet. Diefe beftanben au« 
jmei bronzenen ©djläfenringen, bie am ©trabet an beiben 
©eiten unmittelbar über ben ©djläfen hafteten, ©ie finb 
obenfteljenb in falber ©röße abgebilbet; im 3J?ufeum, bem 
#err Sipfe fie nebft einem Dorjüglid) erhaltenen ©djäbel unb 
©efäßfdjerben ofyne Drnamentterungen, meldje jerftreut im 





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100 Die ©c&täfeminge t>on 2ettnm. 

Srbreid) atlertocgen oorfamen, überliefen Ijat, ftnb fie unter 
3f.*5Rr. 5362 eingeorbnet. ©er eine tiefer {Ringe ift in ber 
Sänge aufgehalten, ein ©djaben, ben er, ber ^atinierung nadj 
ju urteilen, tooty fdjon t>or ber SSergrabung gehabt l)at. Der 
anbere ift befonberS beSljatb intereffant, weit er in einem ©tüde 
ßeinetoanb haftet. 

Sttod) Ijerrfdjt leine JMarljeit barfiber, toie biefe eigen* 
artigen, nur bei ber ehemaligen toenbifdjen SBeodllerung twr* 
fommenben ©d&mudringe getragen toorben ftnb. ©ie Ijaben 
ben tarnen „©djläfenringe" nur baljer befommen, roeil fie 
an ben ©pöbeln, meldte mit iljnen auSgeftattet waren, als 
man fie fanb, faft immer auf ben ©djläfen ober barüber 
tagen. ©cfjon in ber ©ifcung ber antl>ropotogifd)en ©efeüfdjaft 
in SJertin am 12. »prit 1878 fagt 33trd)on>, (nadfjbem furj 
gutjor ©opljus Wlüütx bie menbifdje ^erfunft biefer SRinge 
na<f)gett)iefen Ijatte), bei einer SBefpred&ung ber ©ilberfunbe im 
SWorben unb Dften (SuropaS unb eine« fttbernen ©djläfen* 
ringe«, toeld&er in ber SRälje ber ©tabt SRadtmfc gefunben 
mürbe, bafc biefe Meinen SRinge auf ben erften JBlid ben Sin* 
brud öon Ohrringen ober SRingen matten, bie irgenbtoo auf 
ÄteibungSftüden als ©djmud aufgenäht nmrben. %n einer 
©tfeung berfelben ©efeöf^aft oom 12. SWoöember 1881 aber 
tourbe an mehreren Sjcemplaren biefer SRinge bie in ©tobojetoo 
bei SRogitno, in Xiajenice an ber SBarfdjau Wiener Saljn 
unb in ftlein^Iinj gefunben morben ftnb, nadjgenuefen, bafc 
©ityläfenringe mittete gfaben burd) bie ifjnen eigentfimttd&e 
JRoüenöfe auf ßeinewanb ober Seber aufgeheftet ober auf Seber* 
ftreifen aufgejogen, ausgegraben »orben finb. Sßetter ift man 
meine« SßiffenS mit ber geftfteüung ber Qtotdt, benen bie 
©djläfenringe einft gebient Ijaben, bisher nidf)t gefommen. 
©o Ijat e$ midf) benn aud) frappiert, baj* auf bem fdjönen 
©ärtnerfdjen ffianbgemätbe SBifdjof DttoS t>on ^Bamberg, in 
ber SReü)e ber Silber auZ ber pommerföen ®efd)idf)te, burd) 
bie unfer 9Ritglieb, £err Styobor 93tefj, bie flaiferljallen am 
Äaifer SBtl^lm^Iafe ju ©tettin fd&müden lägt, bie jur Saufe 



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5)ie ©dWäfcnringe toon Settnin. 101 

gefommenen J)eibnifd)*tt)enbifd)en 9Wftnner mit langen geflochtenen 
ßöpfen an ben Äopffcitcn bargeftettt toorben finb, in bie 
jebeSmat eine gan^e SReilje öon ©cfjläfenringen eingebunben ift. 
Sßeiß man genau, ob SWanner ober grauen biefe {Ringe trugen? 
Der ßünftler foll, tote mir gefagt nmrbe, SRatfdjläge jur 
©arftellung ber ©d)tnu<ffad)en bei ben SBenben in ben berliner 
ÜWufeen geköpft fyaben. 3<f) toeiß tooljt, baß man aud) an* 
nimmt, biefe eigenartigen {Ringe feien im #aare getragen 
toorbeu. %ö) fyabe alle ©djläfenringe, bie i$ an ©Wetten 
gefunben t)abe, immer nur t>om ©d&ftbel über ben ©c^täfen 
abgehoben; baß bie {Ringe im $aare eingeflößten getoefen 
feien, Ijabe id) nie fonftatieren Knnen, fd)on meil ftd) bie 
#aare bei ber SeftattungSart ber 3Benben nid)t taufenb ^aljre 
lang erhalten ^aben ober nod) nad)tt)eifen (äffen. $d| Ijalte 
ben JBefunb ber ©djläfenringe oon Settnin toieber für einen 
SBeteg bafür, baß biefe {Ringe überhaupt lein #aarfd)mud ftnb, 
fonbern an ben floppen ober 9Rüfcen ber SBenben als ©djmud 
getragen würben ober nod) einen befonberen Qmd an ben* 
fetten ju erfüllen gehabt Ijabeu. A. Stubenrauch. 



(Ein Älageruf am JOommern oom 3atjre 1737. 

Die pommerfße ©eiftlidffeit n>ar bei gfriebrid) SBUfyelm I. 
roegen iljreä unorbenttidjen 8eben$ in 93erruf gefommen. SBer 
fie üerflagt Ijatte, ift nidjt befannt. 35er ergürnte ßönig orbnete 
im ^fatjre 1737 an, baß ber ©efceime {Rat t>. (Socceji bie ge* 
famten pommerfdjen ^Jaftoren öorforbern unb eine fdjarfe 
Unterfudjung wegen tyreS 8ebenStt>anbet$ anftellen folle. 2tm 
16. $uli ift ju flöStin bie ßamminer, SReuftettiner unb »ublifcer 
©tjnobe öifitiert morben. ÜDer Äommiffar teilte mit, n>ie 
©r. SWajeftät Dorgebradjt fei, baß bie pommcrfd)en pastores 
nid)t e^emptarifd) lebten, ^rojeffe führten u. a. 3 U f einer 
greube aber Ijabe er es bei feiner SSifitation anberS befunben 
unb »ädere 9tntt angetroffen. <£r »erbe bemgemäß bem 



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102 (gm Älageruf au8 Sommern öom Saljre 1737. 

Könige berichten. 35er ^Jaftor SBarnSljagen in ^foffott) fügt 
feinem 93erid)t über tiefe 3Jifitation bie SCBortc bei: „ffiaS 
ber Sftufcen öon biefen befd)toerli<f)en Steifen, bie bie <ßrebiger 
bejftalb tljun muffen, fyatt man bisher nitfjt erfahren. 2Rir 
tft öon @. $od)m. Dom*@apitut freie Juljre Begeben toorben." 
Über biefe ^Jrcbtgcr^9lcouc nnn !>at ber ^räpofttuS £otfc in 
Sublifc folgenbeS $oem Derfajjt: 

„DeS Auctoris Slnrebe an bie sperren Synodales. 

#err Sruber, too tjinanS? S5Mr reifen nadf) (£oe$lin. 

©j Sieber, toaS belegt @ud), biefen SBeg ju jiefyn? 
Der ganfce SteruS foü bort bie 8tetme pafftren, 
Unb auf bem #offgericf)t fid) in ^erfon fiftiren. 

Socceji, nnfer GHjeff, ber große ^raefibent, 

Den Preußens Oberhaupt ljieju fyatt ^öd^ft benennt, 

foü uns be$ ßönig« SEBort unb ffiitten8*3Reinung beuten, 
fo bei Saffation man nid)t barf überschreiten. 

SBer aber giebt bie Äoft gu biefer S93aüfal)rt f)er? 

2luf feinen eignen ©otb ju reifen ift jn ferner. l.(5or. 9, 14. 
Unb toer üerfte^t ba$ 2hnpt, wenn ftinber finb ju taufen, 
Die »egen ©d)toad)l)eit offt ©efaljr be$ £obe$ lauffen? 

3Benn bei ber ©iecfyen fyit eiu tränier £roft begehrt 
Unb feinen Sßriefter fjatt, ber il)m ba$ Slmpt gemährt? 

Dod) \va& bemüt)' id) mid), t)ier meinen SBife ju geigen! 

Die ßeiten ftnb ju fdjtimm, ber JMuge muß ifet fdjroetgen. 

3lmo3 5, 13. 

gtabtife, 1. ^u(i 1737. 

R S. 
grägt man, h)0 in GöSlin id) atSbann toerbe tjaufeu, 
fo gebe jum 93erid)t: bei) #err Surmeifter Saufen." 

Strecker. 



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3rrfa$rten einer pommerfdjen ßircfce. 103 



3crfoljrtcti einer pommerfdjen ftirdje 
unb Ätrdjengemeinbe mm 1565—1904. 

$on spaftor <5trecf er in ftrifcow. 

9lu$ ben &ird)enbüd)ern unb 'pfarrdfjronifen ber ©tjnobe 
Äammin ergeben fief) über bie ©djidffale ber Äirdje unb 
Äirdjengemeinbe ©djtoirfen, ©tjnobe flammin, fotgenbe tnter* 
effante Daten, bie id) im |)inbli(f auf ben in SWr. 3 ber 
SßonatSbtfttter öon 1904, ©. 36 ff. t>eröffenttid)ten «rtifel 
Ijier toiebergeben möchte. 

Die Äirdje in ©dfjtmrfen ift 8nno 1565 burd) ben 
SBefifcer beS ®uteS, #einrid) ü. glemmmg, erbaut toorben. 
©ie ift urfprfinglid) eine filia ber ßirdfje ju S^ty (M« 
'parodjie 3<^tioi4 f)at bis 1837 jur ©tynobe Äantntin gehört) 
unb tourbe aud) Don bort bebient. 3lu$ mdf)t meljr erfidjt* 
liefen ©rfinben ift fte eine mater vagans getoorben unb fyat 
burd) bie ftaljrljunberte toö(ter ^erumöagiert. SBir lönnen 
15 Venoben in iljrer ^Jaftorierung unterfdjeiben. 

1. 1565—1697 SBertoattung t>on ^irfmife au«. Der 
^Japor Sßartin Äriefen prebtgte alle 6 Sßod&en in ©djtmrfen, 
fein SRadjfolger »Ibert ^arpart (1571 t>on ^affoto bei 
ßammin nad) 3- meiert) alle 3 SBodjen. Sin ben 3 tt> U^^« s; 
fonntagen umrbe ber Äüfter t>on 3« 8 ur Spaltung ber ®otte$* 
bienfte nadf) ©d)tt>. gefdjidft. Der folgenbe ^aftor Daniel 
SBenbtanb, feit 1627 in Q. unb lange $at}re Vice- 
praepositus Synodi Neo-Camminensis, fotoie fein ©djnrieger* 
fol>n unb Adjunctus 3Äattf)aeuS 3Äülter festen bie Arbeit 
in berfelben SBeife fort. 1650 toirb bereits ein eigener ßufter 
in ©dj». ertoäljnt, namens Arien. ftür ^ re 3Äü^ett)attung 
nmrben ^aftor unb Äüfter burd) Naturalien entfdjäbigt. 
1683 fjaben beibe toegen btefer Hebungen gegen ben 8anb* 
marfdjall doApax ^oad). t>. gtemming unb ben ^oadf). 
£einrid) ü. gftemming einen ^rogefc führen muffen, ber ju* 
gunften ber SJeredjtigten ausfiel. 



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104 ^rrfo^rtcn einer pommerfdjen Jtirdje. 

2. 35on 1697—1706 »ertoaltung üon SBittenfelbe. 
$m ^faljre 1697 ift bie SBertoaltung beut ^aftor ©amuel 
$oppt in SBtttenfetbe (jc^t ©tynobe ©retffenberg) übertragen 
toorben. ©eit btefer Qtit ift ©djtotrfen mater vagans. 

3. 1706—1709 (1708?) »ertoattung t>on 3trfonfc 
au$. 93on 1706 bis gu feinem lobe 1709 ober nad) ber 
$farr$roniI üon ^affoto 3. (September 1708 Ijat ber ^opor 
HnbreaS ^eternid (<£l)ron. üon 3faffoto: ^ejernil) üon 
3irteifc bie £ird)e ©d)to. paftoriert. 

4. 1709—1712. 3m 3faljre 1709 toirb C^rtftian 
95 o igt au« ^ijrifc al$ $aftor nad) ©d)toirfen berufen. (Er 
blieb Jebod) nur 3 3fal)re Ijier unb ging 1712 nad) ©eeben 
in« 9Ragbeburgifd)e. Die #erren ü. gtemming „Ratten Irin 
red)te$ unb fufficierteä Salanum üermadfjt, unb aud) SBoigt 
ift nur auf geroiffe $af)re angenommen", metbet ber Sljronifi 
üon 3faffoto. 

5. 1712—1722. 3e^n ^aljre lang tourbe nun ©d)to. 
toieber t>on bem ^aftor Wlipp 9Külter in 3 ir toife mit * 
öcrmaltct. 9lu$ Ireptoto gebürtig, toirb er $ult 1709 „in 
Sirdeüife üoeirt, orbinirt unb inflttuirt". Hnno 1722 aber, 
nadjbem er ©d)to. 1712 übernommen Ijatte, üerjtd)tet er „beS 
toeiten ©egeS toillen" auf ba$ Nebenamt, gfreilid) gibt baS 
Äirdjenbud) üon ©d)to. einen anberen ©runb an: „Der ©raf 
ü. gtemming j n ©d^. fonnte mit bem ^apor ÜRüller in 3« 
nid)t länger überein fommen". 

6. 1722—1731. Hnno 1722 erhielt @d)to. nun toieber 
einen eigenen ^aftor in ©amuel Pfeffer. Diefer tyatte fdjon 
einige $aljre in $oten bem Seljramt üorgeftanben, mußte aber 
bei ber eingetretenen Verfolgung ber (Jüangelifdjen mit anberen 
©laubenägenoffen fliegen unb würbe Dom. Exaudi 1722 ljier 
eingeführt. (Er blieb aber nur 2 3faf)re, gog 1724 als «paffer 
nad) Sabuljn bei SRegentoatbe, tourbe im $irbft 1727 nadj Sob* 
feuS in "polen üoriert unb ift bort am ^fingftabenb 1729 üer* 
ftorben. (Er Ijatte für @d)to. ein neue« £aufbeäen angegafft, au« 
»eifern am 30. Jlprit 1723 baS erfte Äinb getauft morben ift. 

(©d)lu§ folgt.) 



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Stteratur. 105 



Literatur, 

Sommerfelle :$aljrbüel)er. ^ausgegeben öom Slügtfel)* 
^ommerfe^en ®efei)iel)t$öerein. 5. Sanb. ©rctf^malb 
1904. 

8u8fübrlt<be SJerbanblungen über eine Sd&uireform an 
ber ©reifSioalber Stabtfcbule im 18. 3abrbunbert, bie 
$b* SBegener in bem neueften 33anbe ber Sßommerfcben 3abrbücber 
mitteilt, aeigen, toie man befonberS 1771—1778 unb 1782 in ©reifStoalb 
bemüht toar, eine 33efferuncj ber in ber bortigen Stabtfebule berrfdjenben 
3ujiänbe berbeiaufübren. Jlber, toie an vielen Orten, blieben au* bier bie 
SBerfucbe, SJerbanblungen unb 33efeblüffe im wefentlicben auf bem Rapiere. 
£ro&bem finb biefe iReformbeftrebungen für uns febr intereffant, ba 
fte nicbt nur aeicjen, rote bie geiftigen Strömungen jener 3*it fieb aucb 
bier auf bem Gebiete beS Unterriebt* geltenb machen, fonbern wir aueb 
febr ebarafteriftifebe S"öe eniS bem Siteren Scbulbetrtebe fennen lernen. 
$)arum ift bie äRttteilunej biefer SSerbanblungen febr banfenäioert. 
(Sfoenfo ift oon ntebt geringem 3ntereffe bie Slbbanblung £b- $9 13 
über bie^nttoicflung ber f trdbltdben unbioeltHeben ERuftf 
in ®reif«toalb8$ergangenbeit. Sie tritt berfrüber tum ibm 
gegebenen, jufammenfaffenben Slbbanblung über ftunft unb Äünftler in 
©reifStoalb (Beiträge jur (Sfcfcbicbte unb 2tttertum*funbe Sommern*. 
18Ö8. S. 188—206) ergänjenb jur Seite unb legt oon neuem 3eucjni« 
ab oon ber umfaffenben Äenntni«, bie ber SBerfaff er oon ber Oefcbidjte 
feiner Saterftabt nacb jeber SRtcbtung bin befl&t. Rann er bier aueb 
gerabe nid&t oon großen, bebeutungSootten (Sreigniffen erjablen, fo ift 
bie ftleinmalerei bo<b febr emjiebenb. ©. ©aebel beneblet im 2ln? 
febluffe an feine frübere (?omm. 3abrb. in, S. 49 ff.) Sufammen* 
fleQung ber $anbfd)riften ber beutfeben $omerania oon sioei weiteren, 
bie fieb in Jtöftlin unb Stettin befinben. SQBtr bürfen toobl baffen, bafe 
bie neue Aufgabe ber $omerania und in einiger £eit befeuert fein 
wirb, ©inen intereff anten gunb bat O. # e i n e m a n n gemaebt, inbem 
er eine $en!fcbrift be3 SWattbäu* Tormann über bie 
»uf jeiebnung beS Wügif eben Sanbrecbtd im Stettiner Staat** 
arebioe entbeefte. 2Iu$ bem bier mitgeteilten Sebriftftütfe gebt beroor, 
bafc man 1554 barem baebte, bie prioaten SReebtÄaufjeiebnungen be$ ßanb* 
reebt* f örmlieb al* ©efefc anjuerf ennen. 33ei biefer ©elegenbeit möcbte ieb 
auf eine furje Sfofaetebmmg aufmerffam maeben, bie im StaatSarebtoe 
au Stettin (SBolg. Srcbio. ZM 72. 9fr. 5) oorbanben ift unb bie 



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106 giteratur. 

93ejetc$nung trägt: .©eraonlige ßanbtredjt up SRugen burd) Corenfc 
Jtfetfte fcliöer oortefent." 3n meinem SBerbältniffe ftebt bieS sunt 
9?ormannfcben 2Ber!e? £en (Schluß beS 33anbeS bilben eine 93c» 
fpredjung (SGBebrmann, ($efd)id)te oon Sommern. I ) von E. B. unb 
bie üblicbe Sufammcnfteüung ber gefdjid&tlidjen unb lanbeSfunblidjen 
fiiteratur SßommernS 1903, bie oon stud. iur. Otto $enfcbel getieft 
unb forgfältig bergefteUt ift. @S fällt nur auf, bog ein 11. $anb ber 
SMätter für pommerfebe SBolfSfunbe aufgeführt tft, nmbrenb biefe 3«t' 
fdjrift mit bem 10. Stonbe leiber aufgehört tyit au erflehten. 

M. W. 

©. ©cllo. ®efd)id)tSquctten beS bürg* unb fäfoßgefeffenen 
®efd)tedjt$ mm SBorcfe. %m auftrage beS gfamüten* 
SBorftanbeS herausgegeben. II. Stonb, 2. $eft. 1903. 
Scrfin. fr 81 ©targarbt. 

Sflit bem oorliegenben #efte tft ber 2. Sanb beS großen SBerfeS 
ooHenbet (ogl. SlttonatSbl. 1903, ©. 60 f.). @r umfaßt bie Duellen 
bis jum Ausgange beS 15. $abrbunbert$. 2)aS 2. $eft ent&ält aunäcbft 
eine Einleitung, in ber in auSgejeicbneter äBetfe bie allgemeinen $er; 
bältntffe bargefteUt unb einzelne SBtlber entworfen werben, Auf bie 
febr richtigen ©emerfungen über bie Auffaffung 00m ©taatSbienfte im 
15. 3afcrbunbert (©. 15 f.) möcbten mir ebenfo nacbbrücflid) aufmerffam 
machen, wie auf bie Iebenbige ©djilberung 00m ßeben unb treiben 
$einrtcbs beS febroarjen Gitters, ©ine cbronologifd&e Überfielt aller 
mitgeteilten Urfunben unb SKad&rtdjten erleichtert bie Benufcbarfeit. 
(Sin Sftadjtrag bringt in 69 Hummern roertootte Beiträge jur ®efd)i<bte 
beS ®efc&lecbtS aus ber 2. £älfte beS 15. ^abrbunbertS. $ie meiften 
finb ber oon Sßriebatfcb herausgegebenen politifd&en Äorrefponben* beS 
Äurfürften Albredjt AdjitteS entnommen. 3n einem Anbange erbalten 
mir ©emerfungen ju ben (Stamm* unb ©iegeltafeln, unb 5 febr forg* 
fältig bergefteCte SRegifter jeigen uns, roelcb reiben 3nbalt ber 2. 33anb 
bat. 3" ben Berichtigungen tragen mir nod) binju, baß ©. 437 in 
9lr. 538 ßaffan ftatt ßaffau ju lefen ifi 

9l\$t nur für bie Angehörigen beS alten ©efcbledjtS, fonbern 
für alle pommerfc^en ©efcbid&tSforfcber bilbet baS große, oortrcfflicfc 
auSgeftattete 2Berf eine fei^r roiütommene ©abe. <$S mag ber S)anf, 
ber bem Samtlienoorftanbe unb bem Herausgeber gebührt, AuSbrutf 
finben in ber Mitteilung einiger «Rad&rid&ten, bie im öatifanifcfcen 
Ardtfoe in SRom über Angehörige ber gamtlte aufgefunben finb. @e* 
boren fic aud) in baS 14. 3abrbunbert, fo mögen fie boeb bei biefer 
©elegenbeit für* mitgeteilt werben. 



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Literatur. 107 

1369, ©ept. 18 oerletyt SnnocenthiS VI. Borkoni de Lobeze, 
nato quondam Borkonis de Lobeze domicelli, in iure canonico 
studenti, auf bie Sitte bc§ 93tfd&of3 Sodann oon ©amin tfanonttat 
mit Slnroartfdjaft auf eine gröfcere Sßräbenbe in ber ©amtner Äird&e, 
obgleich er in biefe unb bie Äolberger Äirdje bereits M Äanonifufc 
aufgenommen ift, aber nod& feine Sßräbenbe befifct (Reg. Avin. 141, 
fol. 340). 

1389, dlov. 13. oerlri&t »onifatiuS IX. Jacobo Boreken, qui, 
ut asserit, de baronum genere proereatus et in artibus bacca- 
larius existit ac Vienne Patavien. dioc. studet, tfononifat mit 
Sfatoartfdjaft auf eine Sßräbenbe in ber ©aminer Äircfce, obgleich er 
ben Slltar be3 ^eiligen JfreuaeS in ber 2Jtorienfircbe ju ßabeS beftfct 
(Reg. Later. 7, fol. 221b). 2>erfelbe gtopft oerleii&t 1389/90 (anno 
primo) bem %atob Söorfe, clerico Camin. dioc., ein fird&licbeS Söene» 
fictum, ba3 jur ÄoHatur be3 ÄapitelS in ©amin gehört (un&ottftänbig 
unb burebgeftrteben in Reg. Later. 7, fol. 78). 

1397, Slpril 8. beauftragt SBonifattuS IX. ben 33ifdjof oon 2ln» 
fona, ben £ljefaurar uon ©t. üftarien in Stettin unb ben ©aminer 
$>omljerrn ^einrieb ßangbore, bem %atöb SBorfe, SReftor be$ ^eiligen 
flrcuj'2Iltar§ in ber Sttarienfircbe ju %ab&, qui, nt asseritur, de 
baronum genere proereatus existit, bie Sßrobenbe unb bie 3$e* 
faurarie in ©amin ju oerfdjaffen, bie bureb ben £ob be8 bisherigen 
3nbaber8 93ern$arb (Werfet (sie!) erlebigt ift unb auf bie er ba8 föedjt 
ber Slnroartfc^aft befi&t (Reg. Lat. 51, fol. 86). £ierau mu& bemerft 
werben, bajj bie ©aminer £l)efaurarie an bemfelben £age (8. Slprtl) 
oon «ßapft $onifatiu§ and) bem 5J)ictrtd& S^efeel (Reg. Lat. 51, fol. 
107) unb am 24. 3uni bem ftubolf ßangbalS (Reg. Lat 51, fol. 74) 
oertiefcen nrirb. Unb babei mar ber bisherige ibefaurar 33ernbarb 
33erfer (fo beißt er mirflieb) am 7. Slpril 1397 noeb am 2tbm. 2ln 
biefem Sage Ijat er fein £eftament aufgefegt, er ift roa^rfdjcinlid) balb 
barauf geftorben (ugl. 3ÄonatöbI. 1898, <5. 65). ©3 wirft biefe brei* 
fad^e SBerleibung einer no$ gar nidjt erlebigten $Pfrünbe ein bebend 
lid>e* ßi$t auf bie 3uftänbc an ber römifd&en Äurie. 

3n einer SBerletbungSurfunbe be3 Zapfte« 23onifatiu£ IX. d. d. 
1400, 3ftärj 17. roirb Borko de Lobeze, tone vicarius in spiritu- 
alibus bonae memoriae Johannis tnnc electi Caminen., ermähnt 
(Reg. Lat. 77, fol. 225). 

3n ber SRatrifel ber Unioerfität föoftocf ($erau3gegeben oon 
%. $ofmrifter. Söb. I. 6. 233 u. 240) ift am 23. 3uli 1482 Jacobus 
Borke de Pamerania (!) unb am 27. SDejember 1483 Johannes 
Borke de Stargardia eingetragen. M. W. 



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108 Siteratur. 

g. Ucdcr. Sommern in ©ort intb Sttb. $m auftrage 
be« ^ßcftatojjiöcrcin« ber ^roüinj Sommern, ©elbft* 
öerlag be$ ^eftalojjtocreinS ber ^rotoinj Sommern. 1904. 

$>er febr tätige unb oerbienftoolle ^cftalogaiDerdn fcat für mehrere 
beutfd&e ßanbfcbaften (u. a. Sßrooina ©aebfen, Sranbenburg, Springen) 
lanbeSgefdncbtlicbe ßefebüd&er herausgegeben, bte ou8 ^Beiträgen nament* 
lieb oon ßebrern, bte in oerfdjiebenen Orten beS bebanbelten ©ebiete« 
tätig flnb, jufammengefe&t ftnb. $terburcb ftnb lebenswahre 
©dnlberungen entftanben, wenn allerbingS eine gewtffe Ungleichheit 
nidjt oermteben tft. $)a§ ift aueb ber %aü bei bem oorliegenben 
SBerfe, ba3 in oortreffltcber ShtSftattung oor einiger 3*Ü erfebienen 
ift. ©3 madjt im allgemeinen einen guten (Sinbrucf, jumal bureb bie 
beutlicb erfennbare ßiebe, mit ber alle ERitarbetter an ibre Aufgabe 
herangegangen ftnb. Slber neben ganj vortrefflichen ^Beiträgen, unter 
benen namentlich $rofeffor SB. 2)eecfe3 geoloßifcbe Einleitung unb 
#. (Schümanns 33lidf in bie SBorjeit be3 SßommerlanbeS ^eroor« 
aubeben ftnb, ftnben ftdj bod) aueb mandje, bie inbaltlicb niebt befriebiejen 
fönnen. Selber werben niebt wenige gefcbicbtlicbe Unricbtigfeiten ober 
Sertürner mitgeteilt, bie bei bem für einen weiten ßeferfreiS beftimmten 
99wbe befonberS tabelnSroert ftnb. 2lucb fönnen wir niebt alle Seitrage 
als febr gefcbmacfooH in ber gorm bejeiebnen. (Sbenfo oermiffen wir 
ungern eine furac gefcbicbtlicbe Überftdjt über bie Entwicfelung beS 
ganzen ßanbeS, unb gerabeju SSerwunberung erreßt e§, baß a- &• 
©tralfunb, Slnflam, $)emmtn gar niebt bebanbelt ftnb. Ob e3 niebt 
awecfmä&ig gewefen wäre, neben ben meift anfpredjenben mobernen 
Stfcbtungcn aueb noeb mebr ältere, betannte ©ebiebte auf Sommern mit? 
juteilcn, mag babincjeftellt bleiben. 3n>ar wirb im Vorworte ein 
aweiter Stonb in SluSfWjt geftellt, aber wir glauben, baft eS praftifeber 
gewefen wäre, unter flüraung einiger aHau langer Beiträge ober 2lu8* 
febeibung unmiebtiger unb minberwertiger SEbbanblungen gana Sommern 
in einem Sanbe au bebanbeln. 3)urcb ben böberen $rei$ wirb bie 
weitefte SBerbreitung beö SBeifeS oerbtnbert. $a& wir ibm eine folebe 
oon ^eraen wünfeben, fofl auSbrücflicb b*n>orgeboben werben. $)enn 
baS S3ucb ift trofc feiner Mängel wobl geeignet, 3ntereffe an ber 
Heimat unb ßtebe an ib* ju erweefen unb au beleben. Sfcamentlicb 
wirb eö aueb bei bem beimatfunblicben Unterriebt, beffen S3ebeutung 
in neuerer 3<lt immer mebr b^oorgeboben wirb, gute $ienfte tun. 

M. W. 



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9lotigeit. — 3utoad)$ bcr Sammlungen. 109 

ftotise*. 

3n ber ©targarber 3«itung (3Gr. 79. 3. «pril 1904) 
teilt g. S3(oc^mcr) einen ©targarbif eben ©trafproaefc 
oon 1561 mit. 



StoS Programm beSStabtggmnafiumS in Stettin 
(Oftem 1904) enthält neue Beiträge jur ©efd&icbte ber 
©tettiner SftatSfcbule oom S)irettor Dr. #. ßemefe. 
«Ramentlicb wirb ba« ©cbullofal bebanbelt. ©ebr intereffante 2lb* 
bilbungen ber alten ©ebäube, fowie beS prächtigen Wtubauti in ber 
Sarnitnftrafse »erleiden bem Programm einen gcm$ befonberen ©djmutf. 



8on %. »oebmer« Beiträgen jur ©efcbtd&te ber 
©tabt ©targarb in $omm. tft baS 6. £eft erfd&tenen, in 
bem bo$ SReformattonSaettalter bis *um (Srboertrage oon 3>afentfc 
(1520-1669) bebanbelt ift. 

2>er VIII. 3o^r eöberic^t ber ©eograpbifcben 
©efellfdjaft au ©retfSmalb 1900-1903 enthalt folgenbe 
Huffäfte: dl. ©rebner: 2>a3 (5tSaeit*$ßroblem. — 3um 20j%tgen 
2*efteben ber geograpbtfcben ©jfurfionen ber ©eograpbifcben ©efeflfebaft 
3u ©reifSioalb. — flraufe: SBoffSbtcbte unb ©iebeiungSoerbältniffe 
ber 3nfel Saugen. — ©Ibert unb Älof e: «reibe unb Sßaläocän 
auf ber ©reifSmalber Die. — (Slbert: 2>ie (Sntioicflung beS ©oben« 
reitet oon Vorpommern unb Saugen, fotoie ben angrenaenben ©ebieten 
ber Ucfermarf unb SWecflenburgS roabrenb ber legten biluoialen *ta> 
eifung. I. — ERitteilungen aus ber ©efeßfd&aft: S)ie VereinSjabte 
»pril 1900 bis iWära 1908. 



8tt*tt<$8 fco? @tt*mlit«ßctt. 

I. SKufeum. 

©ine ©ronaenabel, 15 1 /« cm lang, bte ©pifce ift abgebrochen, ber 
3Vi cm lange Äopf ift mit 15 Zügelungen oerfeben, )toei ge* 
goffene ©ronacringe oon ca. 2 cm innerem £)urcbmeffer, gefunben 
auf bem spfarratfer in ©inaloro, Ar. ©retfenbagen, in einem 
©räberfelbe, aus bem oiele ©ererben auSgeacfert finb. ©efd&enf 
beS ^aftor« © 4 m i b t in ©inaloto. 3.4Rr. 5849. 



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110 3utt>ad>$ bcr Sammlungen. 

2. ©in ©djleifftein, burdrfodjt sunt Anfangen, gefunben auf bem 
SSurgroaHe am gaulens©riep*<5ee in ©injloro, Ar. ©reifenbagen, 
unb gefc^enft oom ^räparanben (Sari ©cger in ©arben. 
S-Scr. 5350. 

3. ©ine langöftge ©d&nalle, eine ftibel unb Fragmente oon jtoet 
geftielten frummen üfteffern aus ©ifen, au3 einem SBranbgruben« 
©räberfelbe auf beut Ätefernberge in ben $eibeparjellen an ber 
öftlidjcn ©renje ber ©emarfung oon ©injloto, £r. ©reifenbagen. 
©efaent be3 8auerbofSbeft&er3 ©icbborft in ©inslora. 3.*2&r.5351. 

4. ©ine Slnja^l fSfeucrftctnfplittcrc^cn oon einer (Stelle, an weiter otele 
berartige Seuerfteinrefie lagern, auf einer in Xorfiotefen oorfprtngen* 
ben ßanbjunge, 500 m norböftlidj oon 93ienenfubr bei Äaroltnenborft, 
Ar. 9tougarb. ©efdjenf be§ Geologen Dr. 2B. 2Bunftorf. 
3.*9fr. 5355. 

5. ©in 2Rammutbjabn, HVa cm Äaufladje, gefunben hn ©algen* 
berge bei SReuftettin. ©efcbenf beS 33augeioerf3meifter3 © r n fl 
9K e u b a u e r in SReuftettin. 3.#fc. 5356. 

6. ©in £afdjentudj für Klnber mit Silbern in ©raubrucf unb einem 
©ebidjte w 2Bie lieb unb gut bie ©Itern finb", unb eine alte 3fofi#t 
ber ©tettiner 2lftien*2Rafcbmens unb ©djiffbauiSlnftalt SBulfan, 
gefeben oon 2lrt&ur3berg. SBerlag oon ^ermann ©djmibt in 
Stettin, ©efd&en! be3 UbrmadjerS (5 p f e I c in (Stettin. 
S.^iRr. 5350a, 5351a. 

7. ©ine 7'/« cm lange ©ronjenabel mit runbfantigem Jtopf, ein 
19 cm langet Sronjemeffer mit ©riff unb gefdjumngener ©ebneibe, 
ein StangeututuluS au8 SBronje unb ein abgebrochener £utulu8, 
au8 jerftörten Kegelgräbern in £amerora bei SRaugarb, an ber 
©renje oon ©Heftig beim ©bauffeebau gefunben. 3-^r. 5353 a. 

8. ©in 51 cm bobeä ein&enfltgeS, rob gearbeitetes £oljgefäfc, gefunben 
im Torfmoor ju ERmtcn, Ar. SRaugarb, in beträchtlicher Siefe. 
©efd&enf beS Dr. med. EFcubolp^f obn in 9?augarb. JMttr. 5354a. 

9. ©in burdjbobrte«, graue« ©teinbeil, 14 cm lang, 7 1 /» cm ©djnetben* 
breite, ein graues ©teinbeil mit runblicber 8 1 /» cm breiter ©djneibe, 
18 cm lang, hinten oerjüngt jum ©inbinben in einen geflöbten 
©d&aft. S3eibe Seile finb gefunben auf ber gelbmarf be« ftitter* 
Witt* ©parrenfelbe, Ar. SRanboio, unb gefd&enft oom Xerttaner 
dl c u t e r aus ©parrenfelbe. 3 #*r. 5356a, 5357a. 

10. ©in graues, roeif? geflecf te§ gcuerfteinbeil, an ben Kanten bebauen, 
fonft gefebliffen, 7 cm ©ebneibenbreite, 18 cm lang, gefunben in 



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3utt>ad>$ bcr Sammlungen. 111 

2ttanoi&, Ar. ©reifenbagen, unb ein grauer $euerfteinmeifcel, bell 
mit bmtflen glecfen, gefunben bei spgrift. Oefcftenf be« Ökologen 
Dr. ©. ERüller in Berlin. 3.«SRr. 5357/58. 

11. ©in rob bearbeitetet, burd&bobrte« 27 ! /i cm langes, föioarje« 
©teinbeil mit 2Va cm breiter ©ebneibe, gefunben in ©tepenifc im 
bortigen öaebe oom ftotelbcftfcer gifd&er baf elbft unb gefebenft com 
93rauereibefifcer ©mtl ©oerfeliu« in Äammin i. $om. 
3.#fr. 5359a. 

12. (Sine fleine, araetbenfltge Urne, 9 ! /a cm boeb, 10 cm $urcbmeffer 
be« oberen Sfcanbe« unb ein sioetbenfligeS SBeigefäß, 6 1 /* cm I>od), 
6 cm $)urcbmeffer be« oberen SRanbe«, gefunben in ber 9ßäbe oon 
3oacbim«tal, $roo. SBranbenburg. ©efdjenf be« ©tfenbabn*Äaffen* 
ftontroUeur« 6. % b i e m a n n in (Stettin. 3.#*r. 5860a u. 5361a. 

13. (Sine Blnaabl ©djerben, ein menfeblicber ©djfibel unb jroei bronzene 
©cbläfenringc, oon benen ber eine in ßeimoanb baftet. &u«ge^ 
graben au« einem ©rftbcrfelbe in ßettnin, £r. ^tyrift. ©efebenf 
be« ©emetnbeoorfteber« ß i p f e in ßettin. 34Rr. 5362a. A. B. C. 

14. $)a« in brei ©tüdfe jerbrod&ene ©nbe eine« offenen, .bronzenen 
$al«rtnge« unb ein unburebbobrte« Steinbeil, grau, fein meüert, 
10Va cm (ang, mit 6 cm ©djneibenbreite, beibe« gefunben in 
©cbönfelb, Ar. 2lrn«toalbe. ©efebenf be« Primaner« fturt 
8 r a t r i n g au« ©d&önfeib. 3.*Rr. 5582/83. 

15. ©in graue«, polierte« (Jeuerfteinbeil, 18 1 /* cm lang, 5 1 /« cm 
©ebueibenbreite, gefunben unter bem „©reiten ©teine", einem 
riefenbaften ginblinge nabe beim 5)orfe SBirdfjoro, &r. Hamburg, 
auf bem Slcfer be« #auerbof«beflt>er« ©ebattfebneiber in 
SBird&oro unb oon bemfelben bem SRufeum gefebenft. 3.$JRr. 5581 

16. ©ine 2ln$abt roenbifeber ©gerben oon mebreren ©efäfcen unb eine 
Sabl oon ©ilbermünjen, altbeutfeben, ©aebfenpfennigen, 2Benben* 
Pfennigen, Spjantinern k. au« bem 9Wünjfunbe oon SRiebtft bei 
©roß<3uftin, Ar. Äammin. ©efebenf be« *Rittergut«befifcer« oon 
5 1 e m m i n g in 20to6borf, Ar. SRaugarb. 3>.#tr. 5586. 

17. ©in filberner ßeibgurt für Stamen, gute ©olbfebmiebearbeit in 
SRenatffanceformen, 85 cm lang. Slngefauft. 3.4Rr. 5586. 

18. ©ine Slnaabl @ip«abgüff e oon alten Urfunbenfiegeln be« 2Ragtftrat«* 
»rebio« au ©eblaioe, angefertigt unb gefebenft oom ^Regierung«« 
baumeifter ft u r t 2B r e b e in ftaff eL a.^gfhr. 5587. 

19. Bioei fcirfebbornftangen, ein alte« ©i«beil, ein 85 cm lange«, ein* 
fd&neibige«, mittelalterlicbe« 3Weffer mit ornamentiertem ©irfcb' 



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112 3un>a$d bec (Sammlungen. — SDKtteilungen. — Snbalt. 

umgriff unb oier #ufeifen älterer gönn, gefunben bei Regulierung 
beS DragefluffeS bei Hamburg jnrtfc$en ber ©tobt unb bent 
©urgioerber. (Steffen! be5 Kaufmanns ©erb. dl a b m a n n in 
Dramburg. 3.#hr. 5691—95. 
20. (Sin 8ronje*$oblcelt, gebenfeit, mit oicrecfigem ©<baftlo<$, 12 cm 
lang, bei S'/i cm ©cfcneibenbreite, gefunben in Daber, Ar. ftanbon». 
®efd&en! bed Rentier «mil Sfttc&ter in Stettin. 3#fr. 5506. 

IL SibUotftet. 

1. 3. eegebartbi De Darfcer ©muggler. ftefewalf 1884. 
<3ef$enf ber ©tabtbibliotbef )u »romberg. 

2. 2W. Söebrmann, spommerfdje* aus 9tom. Stettin 1904. 
©efcbenf be« Serfafferd. 



8litteilM«|f i. 

Die ©ibltot^cf (Äarfutftbffr. 13, Ägl. <StaatSard&io) ift ge- 
öffnet fftetita** w» 9—6 U*r tuMftt». unb £>at*n*r$ta## 
tum 12—1 ttftr. 9u§erbent nrirb ber »ibliotbefar toäbrenb ber 
Dienfflhmben be« <Staat$arcbio8 (oon 9—1 Ufa Dorm.) 2Bünfcben be- 
treffenb Senkung ber SJtbliotbef natb 2W5glid&feit entfpret&en. 

3uftbriften unb ©enbungen an bie Stbliotbef finb nur an 
bie oben angegebene Äbreffe )u rieten. 

Die neu eingegangenen 3citf$rtften liegen im 
Sibliotbcteiimmer gut (Einfielt au& 



$** 9tttftu«t tft C*«tita# »*« 11— 1 ttftt tut» 
9titt**4| **» 3—8 Uftr geöffnet. 

auswärtige erbalten nacb oorberiger SRelbung beim Äonferoator 
(Stubenrautb ($obensoHernfh. 5) aueb gu anbetet 3«t (Eintritt. 



Die ©djtöfenrtnge oon fiettnin. — ein Älageruf auS Sommern 
oom 3abre 1737. — 3>rrfabrten einer pommerfd>en Ätrcfce unb ffinben* 
gemeinbe. — fiiteratur. — ÜRotisen. — JBuioacbS ber (Sammlungen 
— aWitteilungen. 

grür bie SRebaftion oeranttoortlicb: $rof. Dr. äBebrmann in (Stettin. 
Drurf unb ©erlag oon $errcfe & 8ebeling in (Stettin. 



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M 8. JSJt, 

lHonntöUlhttcv; 

herausgegeben 
tum bcr 

©efeflföaft für ^ommcrjc^c ©efdjidjte 
unb SUtertumSfirobe* 



»et tt«tktwl M 3nt«ItH Mef« StanattHStter i(t tmttt Ontaemangabc 

gtft.tttt. 



Unter ri^tßplan für benj|c^ogWlri^t)Oufommertt 

(1602). 

SRttgeteUt Don SR. SBeljrmann. 

$crjog Sogiffato XIII. tyatte fed)$ ©öljne, mm benen 
fünf tyerantoudjfen. gür ityre ©rjietyung unb äfoäbifbung 
forgte ber üerftänbige fjürft mit üäterlidjer £reue. hierbei 
unterftüfcte iljn feine ©djtoägerin, bie ^ergogin ©opl)ia $ebn>ig, 
bie ffiittoe be$ $erjogS ©ruft Subnrig (f 17. ^uni 1592), 
namentttd) in ber $eit, in ber Sogiftato fefbji nad) bem £obe 
feiner erften ©emaljlin ftlara (f 26. Januar 1598) öertoittoet 
toar, bis er fid) am 31. 3Wai 1601 mit Slnna üon ©d)le$tMgs 
$olftein »ieber öermäljlte. 33cfonber$ ber iüngfte ©oljn Ulrtc^ 
(geb. 12. Sluguft 1589) fäetnt fid) bei ber $erjogin ©opljia 
#ebtmg in Soifc aufgehalten ju Ijaben. SBenigftenS bittet fte 
am 13. Februar 1602 in einem an ben #erjog Sogiftato 
geridjteten ©^reiben, 1 ) ben jungen ^ringen üjrer „freunb* 
unb mütterltdjen gürforge" ju belaffen unb nur für bie 3ett 



*) 3)tefe unb bie fotgenben ©d&riftfHWe im Äönigl. Staate 
arc&iö Stettin: ©tettiner »r*i* $. I, Sit. 74, 5Kr. 17. 



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114 Unterrid&tSptan für ben ©eraog Ulrich bon Sommern. 

einer furjen abtoefenljett jemanb bon ben Wienern ju fenben, 
um für Utric^ gu forgen. Diefer aber begab ftdj, tote es fäeint, 
bamatö oljne (Erlaubnis nad) SBotgaft, n>o er aud) fd)on früher 
längere Qtxt geseilt unb jufammen mit feinem 33etter ^ili^p 
Julius ben Unterricht bcS ftranjofen (KaubiuS SKagiruS gc* 
noffen Ijatte. Da befd&Iofc ber SBater, i^n auf btc Unfoerfität 
SRoftocf ju fenben, tooljin #crjog 3>°^ ann öon ©ätfeSirng* 
$>o!ftein, ber ©d&tmegerbater SogiflatoS, audf) feinen ©oljn 
WtiW (geb. 15. SWärj 1584) Riefen »oute. Diefer gab 
fein ®im>erftänbniS in einem ©djreiben üom 19. 3lpril 1602 
funb unb billigte aud) bie XBaljl beS ^o^ann Reffen jum 
#ofmeifter ber beiben ^rinjen. ®S fott aber jebem ein eigener 
^ßräceptor beigegeben »erben; Dr. EJjemmtmS Ijabe es über* 
nommen, bie ffiotynung für beibe einzurichten. Darauf begab 
fid) Ulridf) nad) Sloftocf unb tourbe im Sfyril 1602 mit 
2ßid)ael ©df)mafenfcc, einem pommerfd&en Sbefatann, in bie 
SWatrifel eingetragen unb nad) ber ©itte ber Qtxt bereits am 
15. «pril jum ffleftor ber Untoerfttät getüftelt. %m 3Äai 
folgte $crgog ^ütyp bon ©d)feStoig*#oIftein, ben ber genannte 
Sodann Reffen begleitete ($ofmeifter, SWatriW öon Sioftodf, 
H, ©. 272). 

Die $>erjogin ©opljia $ebimg fear anfänglid) fe^r un* 
nnüig, ba& man in iljrer 8lbtt>efenl)eit ben Jungen ^ringen 
it)rer gürforge entjogen ljabe, unb gab biefer ffimpfinbung in 
einem ©^reiben, baS ftc am 24. Sfyril an ben #erjog Sogiftato 
richtete, offenen SluSbrud. Diefcr antwortete fofort feljr freunb* 
fid) unb banfte ber ftürftin für alle bie £reue unb Siebe, bie 
fie feinem @ol>ne erliefen l>abe. Sftadf) Vereinbarung mit 
bem $erjoge I^oljann öon ©d)IeSttrig fei Ulridj nadf) Moftodt 
gefanbt. 

ftür ben jungen ©tubenten öerfqfcte auf 3Serantaffung 
beS ^erjoglid^en 33aterS ber ljerjoglid&e Mat unb ^rofeffor ber 
fturiäprubenj in {Roftocf Dr. STOartin EljcmnitiuS (geb. 
1561, geft. 1627. »gl. «. ©. ®. IV, ©. 118), ber feäter 
t)on Sogiffato XIII. als fianjler unb ®eljeimer 3lat nad) 



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Unterrid&tSplan für bcn ©eraog Utrid) toon $ommero. 1 15 

Stettin gejogen umrbe, eine :$nftruftion nnb einen Unterrid)t$* 
plan, ber nnter bem 28. :$uni 1602 Dorn $ergoge genehmigt 
itmrbe. ®S liegt ba£ öon (EljemnitiuS getriebene, mit 
mannigfadjen Äorrefturen berfefyene Äongept in ben Sitten 
(©tetttner ärd)ii> $. I, Sit. 74, Sttr. 17) öor. 

Unfere t>on ©otteS ©naben SBugflafen, #er* 
jogen ju Stettin, Sommern etc. ^nftruetion nnb 
Orbnung, fo toir bei ber ffirjiefjung nnb ^nftttntion 
unferS freunblidjen lieben ©ofyne«, ^erjogen Utric^d 
in ber Universität ju Moftod in SCc^t genommen Ijaben 
tpollen nnb banad) fid) fotool)! ©. 8. felbft als aud) 
ber $ofmeifter, «präeeptor nnb anbere 3 u fl eort)nete 
rieten follen., 

erftlid) »eil bie fturdjt ©ottc« ber ffiei^cit Anfang 
nnb alle« ©lücfs unb #eil$ einige SBurjel nnb Urforung ift, 
foü unfer freunblidjer lieber ©oljn für aßen fingen ber ©Ott* 
feligleit fid) befleißigen, bie ^rebigten göttlichen ©orte« auf 
bie ©onntage foiooljl, als SBerfcltage ftets befugen unb bte= 
felbige nid)t allein mit gleiße anhören, fonbem aud) bergeftalt 
barauf merfen, baß ©. 8. bie capita unb 8el)rftü(fe, fo in 
jeber ^Jrebigt gcljanbelt, fein behalte unb, toann fie ju #au$ 
fommen unb barum befragt »erben, baüon ©efe^eib unb 2tnt* 
»ort geben fönne. (£$ foll aud) ©. 8., toann biefelbige auf* 
geftanben unb elje benn fie fdjlafen geltet, baS üWorgen* unb 
Slbenbgebet mit d^riftltd^er 2lnbad)t berrid)ten, D. Avenarii 
precationes*) babei redtieren unb bann ein ober j»ei ©ajritcl 
in ber ^eiligen Sibel lefen unb summam, aud) bie fürncljmften 
©prüdje oermittelfi Anleitung be$ praeeeptoris *) fein an* 



l ) 3Me Orthographie ift geänbert. 

8 ) Sgl. «. S>. 39. I, ©. 699. Die erjte «uSgabe ber cfcrifl« 
liefen ®tbttt für allerlei s Jtot unb ©tänbe erföien SBittenberg 1567. 

*) Ulridfc« <Präce*>tor toax na* ber &i*en^rebtgt be« «nbrea« 
©djolaftfe (tgl. t>. S9e$r unb t>. Sohlen, bie ^ßcrfonalien ber 8n* 

8 eifrigen be8 pomm. $eraog8l>aufe8, ©. 367) SMfljelm SKarftafler. 
Iber tyn *>gt. üWonatSbl. 1904, ©. 8 f. 



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116 Unterri($t8pfan für bcn ©ergog Utrid) üon Komment. 

merfen unb behalten, ©o toirb audf) ber «präeeptor in fleißiger 
2ldf)t Ijaben, baß ©. 8. bcn Eatedjifmum, bcn ©. 8. fertig 
gelernet, nidjt üergeffe, fonbem benfelbigen oftmaln repetiere, 
aud) femer in capitibus pietatis et religionis christianae 
au« beut corpore doctrinae M. Ludicis, enchiridio D. Chem- 
nitii 1 ) ober anbern libellis compendiariis fleißig inftituiert 
unb unterliefen »erbe, boju bann be« üWittwodf)en$ ober 
©onnabcnbS etliche gewiffc ©tunben ju beputiere. gür allen 
Dingen aber foü ber <ßräceptor unb ber $ofmeifter barauf 
feljen, baß ©. 8. leine Ealöiniftif^e ober anbere irrige Meinung 
beigebracht, fonbem bielmcljr ©. 8. bafür treulidf) gewarnet 
unb bie reine 8eJ>re, burd) D. Lutherum repurgiert unb in 
ber 9fag$burgtfdf)cn Äonfcffion wiebertyolet, inmaßen biefelbigc 
in unfern $ird)en getrieben, ju lieben unb wert ju Ratten 
angereijt »erben möge, ©onberlid) aber »ollen wir ©. 8. 
ben ^eiligen ^falter bc$ fömglid&en ^ropljeten £>at>ibS befohlen 
tyabcn, ben ©. 8. fleißig lefen unb alle ffiodf)e ein ober metyr 
^falmen auäwenbig lernen fotten. 

3für$ anber »eil nidjt wenig baran gelegen, audf) jyr 
®efunbljcit feljr erfprießlidf), baß junge $>erm ju rechter 3eit 
fd)lafen gelten unb wieberum auffteljen, fo »ollen wir, baß 
©. 8. be£ SlbenbS um ®lo<f neun fid) nieberlege, be$ SNorgenS 
aber, too nidf)t elje, jumal bei ©ommergeiten bennod) auf« 
l)öd)ftc um 6 Utyren fid) wiebrum ergebe unb aufftelje. Unb 
weil audf) burd) bie grü^efuppen bie redete SKaljlgeit öerborben 
unb man baburdf) jum ©tubieren nur ungefdjidtt unb unluftig 
wirb, fo wirb aud& ©. 8. bie ftrüljefuppe fid) mit ber $eit 
fein abgewöhnen, unb tann bie aKittagmaljljeit ljergegen befto 
zeitiger gehalten werben. 

©an nun ©. 8. fid) angetan, baS ©ebet unb lectiones 
in sacris t>erri<f)tet, foü ber ^räceptor bie studia mit ©. 8. 
3U tractieren unb ju treiben anfangen, unb wirb berfelbige 
getreuen gleiß anwenben, baß ©. 8. burd) bie praeeepta 

') StaS enchiridion be8 TOartin <£&emnttiu8 erfdjicn suerft 1569. 



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Unterrie&t8j>tcm für bat $erjog Ulri($ üon Komment. 117 

grammatices et syntaxeos fein gebraut koerbe unb nidjt atiein 
bie bloßen praeeepta, fonbern audf) beren usurn unb ©ebraudf) 
bergeftalt lernen unb faffen möge, bamit ©. 8. Ijernädjft bie 
lateinifdje ©pradje im Sieben unb ©^reiben fertig unb 
expedite gebrauten fönne. Denn »ie ritymlidf) unb löblid) 
fold)« einem dürften anfiele, lüirb ©. 8., wann biefelbige 
mittelft göttlicher ©erletyung ju meljrem Sitter gelanget unb 
an anbere Örter fommt, felbft erfahren. Qu biefer Se^uf 
toirb ber ^rfteeptor bie exercitia styli fleißig treiben unb 
baran fein, baß ©. 8. alle Sage ein Argument madf)e unb 
umfdf)idf)tig au« bem Deutfäen in« Satein unb au« bem 8a* 
teinifcfyen in« ©eutfdje oertiere unb t>erfe^e. Unb wirb ber 
^räceptor ju ben argumentis ein dictum sententiosum ober 
turje historiolam ober feine nüfce fabellam ober ex ethicis 
eine bon ben virtutibus mit iljrcn extremis ober aud) ein 
fdjön apophtegma (!) ex Plutarcho ober Erasmo nehmen, 
©o fotl aud) ©. 8. baju geioöljnt unb gehalten derben, baß 
fte in bero ©emadje mit bem praeeeptore unb eblen Knaben 
latein ju reben anfange, ju melier Seljuf bie colloquia 
Corderi, dialogi Ludovici Vivis 1 ) unb anbere bergteid)cn 
libelli nüfclidf) ju gebrauten, ffiie bann audf) bie fleinen 
epistolae Ciceronis ©. 8. proponiert unb bon bcrfclbigcn 
au« bem 8ateinifdf)en in« 1)eutfd)c unb »icberum au« bem 
Deutfd&en in« Sateinifdf) transferiert »erben foflen, inmafcen 
bann ber ^räceptor mit 3tat be« $ofmeifter«, etlicher für* 
neunter professorum unb unfer« Slat« D. Martini Chemnitii, 
bem mir bie I^nfpection mit befohlen, biefe unb anbere lectiones 
unb exercitia auf genriffe ©tunben particulariis, koie c« am 



') 2>ie Seljrbücfcer be« Srangofen ÜKaturinu« Sorberiu« (t 1564), 
fonrie be« ©panier« Suboüicu« SJiDe« (t 1540) ttmrben nad) ber ©trat* 
funber ©^ulorbnung Don 1591 aueft im bortigen ©tymnaftum benufct 
(3ober, 3ur ©efäicfcte be« ©tralfunber (ätomnafium«, n, ©. 9). 
Corderii colloquia waren in ©tralfunb au# nodj 1617 (3 ober, III, 
©. 15) unb in 2Bolgaji 1601 in ©ebrauefc (»alt. ©tub. XXX, ©. 404). 



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118 UnterridjtSpton für bcn $eraog U(rid) oon Sommern. 

bequemften fein toirb, au« einer Qtit in bie anbere fann 
biftribuieren unb austeilen. 

511« aud) @. 8. eine gute memoriam fyat unb biefelbige 
bittig ejcoticrt toirb, fo fott ©. 8. alle Jage einen fd)önen 
nüfcen politischen ©prud) auSmenbig lernen, bagu man bie 
politica Lipsii, 1 ) aphorismos politicos Danaei unb anbere 
bcrgleid)cn iEractattem ju gebrauten, unb fott ©. 8. ftet« 
über ber Sßafjtjeit eine sententiam, fo fie be« Jag« gelernet, 
recitieren, unb »erben bie anbern Jifdjgenoffen aud) tljre« 
Seit« über ber SKatjIjeit mit feinen historiis, politifd)cn 
Difcurfen ober anbern nüfcen @eft>rad)en ju ©. 8. SBefferung 
unb ^Jrofect Urfad) geben. 

©onji foü ©. 8. mit gleiße gctoöljnet »erben, ju rein* 
lid)cr ljod)beutfd)er ©pradjc, aud) ju tangfamer, bernel)mUd)er 
unb lieblicher ^ronunciation unb 9tu«rebe, baneben aud) im 
©djreibcn fid) fleißig üben unb nid)t allein eine lcferlid)e, 
fonbern eine reinlidje, fd)öne #anb fd)reiben lernen, toie benn 
©. 8. baju einen jiemlidjen Anfang Ijat. 

3 um britten fott ©. 8. fid) befleißigen, baß fte aud) 
in guten moribus unb fürftlidjen ©itten juncljmen möge, über 
lifdje im (Sffen unb Jrinfen feine $öflid)feit gebrauten, atte 
^nctoilität unb Ungebärbigfeit bermeiben, mit jungen utt & 
anberm ©efinbe fid) nidjt ju gemein mad)cn, gegen bie pro- 
fessores aber, ©tubenten unb anbere fürneljme eljrtid)e Seute 
fid) ehrerbietig erjeigen. Denn toie fold)« jungen gürften 
fetyr tooljt anftänbig, al« pflegt man aud) baburd) bei jeber* 
männiglid) SRuljin, gaoor unb ©unft 5U erlangen. Unb toirb 
bic«fatt« fonberlid) ber #ofmcifter fleißige 8lufftd)t Ijabcn, ©. 
8. erinnern unb jum beften aniocifcn, n>etc^e (Erinnerungen 
©. 8. aud) für gut nehmen, bcnfelbigen folgen unb ftd) barau« 
beffern fotten. 

3um bterten. ©eil jungen Ferren aud) bittig iljre 
Srquicfung unb Mecreation ju gönnen, fo fann ©. 8., 



') Über Sipftu« tgl. «. SD. S3. XVI, ©. 741 ff. 



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Unterridjttytan für bcn $er$og Utrtc^ t>on Sommern. 119 

toenn Mefelbigen bte ju ben studiis bemutterte ©tunben ab* 
gekartet unb, toa$ fidf) barin gebühret, getan unb öcrridjtet, 
eine ©tunbe bor jebcr STOa^tjett toofyl erlaubet »erben, alfo 
unb bergeftatt, baß ©. 8. be$ 3Worgen$ ettoaS festen unb 
©alliarben, ^Jaffamegen unb anbere frembe Sänge lernen, unb 
tonnen 3 Sage jum 3fed)ten unb 3 Sage jum Sanken ge* 
nommen »erben. 3Sor ber äbcnbma^Ijctt aber fönnen ©. 8. 
mit deambulationibus, Sallfoiclen, ^ßetlfetafeln 1 ) ober in 
anbere ffiege fid) mobieren. 9laä) bem (Sffen tyaben ©. 8. 
ba$ exercitium musicae 3U continuieren, audf) im ©df)adf)fpiel 
fidf) au ergoßen, jebod) alfo, baß man hora seeunda tpieberum 
jum ©tubieren tomme. ®S ift uns aud) nid)t ttriberlidf), baß 
©. 8. 00m |>ofmeifter jmoeilen im ©gießen unterliefen »erbe; 
er toirb aber babei gute 33orfidf)tigfeit gebrauten unb fleißig 
in ?ld)t nehmen, baß ©. 8. nid)t irgenb ju ©djaben fommen 
möge, nrie er bann audf), toann ©. 8. im Jetten unb Sangen 
fid) ejerciern, ftetS gegenwärtig fein unb gute Slufftdjt Jjaben wirb. 

Sefclidf) nrirb aud) ber #ofmeifter bie eble Änaben im 
©cljorfam unb Difciplin galten unb baf)tn »eifen, baß fie 
ftitt unb eingegogen fein, im 8ofamcnt ober fonften leinen 
SKuttoiüen treiben, fleißig aufwarten, unfern ©o^n md)t allein 
geljen laffen, ftets bei unb um ©. 8. fein, auf biefelbige 
fleißige 2ld)tung geben, audf) ©. 8. Äleiber unb ©eräte fein 
reinlidj unb fauber galten unb foldf)$ trculidj bernjaljren unb 
aufgeben foüen. 

DiefeS tyaben mir für bieSmal gur 9ßad)rid()tung ©. 8. 
unb bero 3ugeorbneten j n ber flürge anbeuten wollen, unb 
ba unfer freunblid)er lieber ©oljn, wie wir benn gu ©. 8. 
baS öaterlidje Vertrauen fefccn, fidf) Ijiernad) fdfjicfen unb ad)ten 
wirb, gereift es oljne Zweifel ©. 8. gu SRuljm unb Seften, 

*) ®ie $eilfe* ober $ielfetafel gehört ju einer «rt Don »tHarb* 
ober Äegelftriet. «u8füijrlic& Ijanbelt barüber S. Sreicfcel in ber 
«Ityreuß. 2Ronat3färtft XXXIV, ©. 127-152. 5RtfotauS ©enfcf oto 
erwähnt bie tyjlefentafel in feinem Sagebudje (Salt ©tub. Xu, 2, 
©. 11). 



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120 Unterric&tStfan für bcn ©craog Ulrich t>on Sommern. 

unb foden uns bic fdjtoere Unlopen ntd^t bauern, fonbern 
©. 8. aud) Ijinfort aHeS bftterlidjen ffiillenS unb ferner SBe* 
förberung ftd) ju uns berfeljen. ©ottt aber bei ©. 8. in 
bem ÜÄangel erfdjeinen unb biefelbige beS #ofmeifterS, prae- 
ceptoris ober audj D. Chemnitü tooljlmeinlid)en (Erinnerungen 
nid^t folgen tootten, fo ift unfer gnabiger SJefeljl, fotöjeS uns 
alSbalb in Untertftnigleit ju notifteieren, bamit toir auetoritate 
paterna barin Änberung fdjaffen unb ©. 8. jur ©ebütjr an* 
toeifen ttnnen. 

Urfunblidj Ijaben mir biefeS mit eignen Rauben unter* 
fdjrieben unb mit unferm fürftlidjen I^nfiegel ^efrSftigt. 
Signatum »ort ben 28. Qunii ao. 1602. 

3Son bem Stufentljalt beS jungen #erjogS in SRoftorf 
erfahren toir toenig. Stadlern er für baS ©ommer*©emefter 
1602 baS SReftorat innegehabt Ijatte, befd^Iog baS concilium 
professorum am 9. Dftober, iljm audj für baS ©interfemefter 
biefe ffiürbe ju übertragen. EljemnitiuS fragte aber an bem* 
felben Sage erft bei bem #erjoge SJogifla» an, ob er feine 
Genehmigung gur annähme beS (SljrenamteS gebe, $>erjog 
Ulrid) Ijabe fid) „ben ©ommer über mit öffentlichen orationibus 
aud) nodj neulich in disputationibus mit Opponieren bermagen 
behalten, bafc es fr g. ©. bei männiglid) Sftufjm f)ätte. Sltler* 
bingS Ijabe ber #erjog fdjon jtoeimal „ftattlidje Ijerrlidje con- 
vivia" gegeben, am 13. Dftober gab SJogiffato bie ©rlaubniS, 
baß fein ©oljn audj ferner baS ämt behalte. 

SJiS in ben ©ommer 1603 blieb Ulrid) in flloftod. 
8(m 27. $uni jeigte ber SSater bem $rofeffor EfjemnttiuS an, 
er toerbe toegen ber tyerrfdjenben $eft ben ^ringen am nädjften 
SMenStag ober Sßitttoodj Ijolen laffen. 

3toei Qfaljre fpftter ging Ulridj nod) auf bie Untoerfttftt 
Tübingen. 



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3rrfal)tten einer pommerfefcen Äircfce. 121 

Jrrftytfeii einer pommerfdjen fiirdje 
itnb tintjengemeinbe tion 1565—1904. 

®on gtaftor © t r e c! e r in ^rlfcoro. 
(®*lug.) 

«uf Pfeffer folgt Gljriftian ffiiltfen, ©ofjn be« 
©djneiber« unb ©djulljalter« £an« ©tiefen au« Älemmen 
bei ©üljoto. ©eboren am 10. September 1696, befudjt er 
1711—14 bie ©djule in ©reiffenberg, bi« 1717 bie ju Äolberg, 
bann ba« ©tymnaftum ju ©örlife, too er einer ber erften Eljor* 
fänger toar. am 17. ftuli 1724 toirb er au« bem Drpljaneum 
gu #a(Ie berufen unb am 8. Dftober burd) ben ^rftpofttu« 
t>. SettotD au« £reptoto eingeführt. (33gl. ^icrju ben öon 
Dr. 3. ©irgenfoljnsSEreptoto a. SR. in SWr. 3 be« ÜÄonat«btatte« 
t>on 1904, ©. 37 u. 38 mitgeteilten ©rief be« SReid)«grafen 
SB. SB. t>on glemming.) »m 1. Dftober 1727 heiratet er bie 
Slara (Sleonora Deifjnertn, eine lodjter be« Kaufmann« Stomas 
Deiner in SJerlin, ber au« SfaljalkDeffan gebürtig toar. Die 
SBraut Ijatte eine Stellung bei ben $ö$tern be« ©rafen 
d. glemming in ©d)to., barum gefdjal) bie Kopulation bafelbft 
burd) ben $aftor SBaltljer au« ffieidjmüljl (Äönig«mü^). 
Slud) tourbe ba« #od)jeit«maljl im gräflichen £aufe bereitet. 
Die SBraut fear reformiert, ©eine ©attin ftarb übrigen« am 
2. «prü 1744. 

Dftern 1732 toolfte ffiitöen nad) ÜÄaffoto geljen, tootyn 
ber Sßagtftrat iljn ooetrt Ijatte, entflog fid) aber, einem 
anberen Stufe ju folgen, ber fdjon 1731 an iljn ergangen mar. 
8m 6. Sprit 1732 mad)t er gelegentlich einer (Eintragung 
in ba« Jaufregifter bie SWotij, bog er „Ijeute tooljl ba« (efete 
Äinb in ©djtoirfen taufe, ba er ju ber grauenborffäen unb 
ffiuffotofdjen ©emeinbe bei ©tettin jieljen fotte". 

%ä) bemerfe Ijier, bafc nad) einer Äirdjenbudjangabe 
t>on 1725 in ©d)to. ein £ofpital beftanben Ijat, in toeldjem 



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122 ^rrfaljrten einer pommerfefcen ßircfce. 

alte Seute aufnähme fanben, awl) aus anberen ©emeinben, 
fo j. 39. 1727 ein alter ÜJtonn au$ ^>off. 1727 n>trb bic 
£ird)e repariert unb ein ©rabgemölbe angelegt. Der ©ottcS* 
bienft mtrb »äfjrenb be$ 33aue$ im ©aale be« #errenljaufe$ 
gehalten, n>o audf) bie Trauungen dotljogen »erben. 

7. 1731—1762. SBon 1731 an tritt ^irlmife toieber 
in bie cura ein. Der ^aftor ^5 ^ i tipp üttüller, berfelbe 
n>ie sub Sftr. 5, übernimmt bie ^aftorierung. <£r ift toeber 
dociert nod) inftituiert, fonbern amtiert nur per contractum. 

1735 gibt er wegen june^menber, förperlidjer ©djtoadjljcit 
baS 3lmt an feinen äbJunctuS J^oljann ©ottlieb ^lantifoto, 
melier don bem beseitigen Söcfifecr beS ©uteS ©djnrirfen, 
©rafen ftxitbx. 8ubmig don SßartenSleben, einem ©djwieger* 
fotjii beS 9*ci(f>5grafcn SBogiftam SBobo d. glemming, am 
29. 3luguft dociert, aber erft am 8. Januar 1736 burd) ben 
^Jracpofituö Äraufe in Sammin eingeführt würbe. Site ©runb 
für bie derfpätete ©infüfjrung wirb angegeben, bafc bie für 
©djwirfen neu aufgefteHte ÜWatrifcI anfänglich don bem Ägl. 
ffonfiftorium ntdfjt genehmigt worben fei. 

^tantifow, ber mit Sodifa ÜWaria aWüttcr, wotjl einer 
SEodjter beS 93orgänger$, dermäfylt mar, ftarb am 4. «prit 
1762. ©ein 5ttad)folger, $ofjann Srnft ©tenger, ber am 
VI. p. Trin. 1763 eingeführt würbe, fdjeint bie cura für 
©djw. abgelehnt ju Ijaben; biefelbe gel)t dtelmeljr don 1762 
an wieber an ben pastor Wittenfeldensis über. 

8. 1762—1774. 3ot)ann ©ottlieb gfriebridf) 
@$ujiu$, für@d)W. Weber dociert nodf) eingeführt, Ijat bie 
Verwaltung nur per contractum bis gu feinem lobe, ©ein 
SWad)folger in SBittenfelbe, ^aul ©ottfrieb Süiundfel, 
arbeitet don 1772—1774 aud) in ©d)W. weiter, ffiegen 
fernerer ©rfranfung aber muß er im lefctgenannten ^aljre 
don ber cura jurüdtreten, unb ©dfywirfen wirb nun 

9. don 2Rid)aetiS 1774—1784 an Eribfow überliefen. 
Der Mtor Daniel $oad)im Urid) bafelbft tyat aber bie 
cura aud) nur per contractum übernommen unb 1784 barauf 
Beratet. 



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3rrfaljrten einer pomnterfcfcen Äird&e. 123 

10. 1784—1806. S)er ?apor ^oljann ©eorg 
©treder in Garnifc oermaltet ©dürfen bis ju feinem 
lobe, am 3. Januar 1806. 

11. 3. Januar 1806 bis üKidfjaetiS 1806. 2Jiit ®t* 
neljmigung beS ßirdjenpatronS, ©rafen b. ©artensieben, n>irb 
bie ©teile jnm SBcftcn ber (Srben beS oerfiorbenen •ißaftorS 
©treder teils Don bem ^aftor ©tenger in girfarife, teils tum 
bem ^Joftor galjtanb in ®r. $uftin bemaltet 

12. 1806—1837. Sßon ÜÄidfjaeliS 1806 an Ijat ber 
^aftor gafjlanb in ^tin bie ©teile übernommen nnb fie 
bis jn feinem am 14. SWobember 1837 erfolgten £obe behalten. 

13. »om 14. SWoüember 1837 bis 1. 2tyril 1839 ge* 
fjört bie arbeit in ©dfjm. ber gangen ©tynobe Jrepto» a. SRega. 
Die Äirdjenbfidjer »erben am 19. SWoüember 1837 in @ro&* 
Qnftin öon bem £reptoti>er ©nperintenbenten ©iefe (®r.*$uftin 
gehörte bis gu fjafylanbs lobe gu ber ©ijnobe Treptow a. Sftega) 
bem $aftor ©tepfyani in Earnifc gur 3ßeiterfüf)rnng ma^renb 
ber SSalanj übergeben. 

14. 1839—1877. Sllbert ftriebrid) $>cinrtc^ 
£aoib#ollafe, $aftor in Quftin, übernimmt aud) ©djttrirf en. 
SSociert am 9. Degember 1838, toirb er am 14. «pril 1839 
burd) ben ©nperintenbent ÜÄila aus Garnmin bort eingeführt, 
am 9. April toaren il>m bereits bie Äirdjenbüdjer oon bem 
^aftor ©teptyani übergeben toorben. 

Durd) ben austritt beS $afiorS £ollafe aus ber ?anbeS* 
firdje toirb mit ^uftin aU(J } ©^toirfen bafant SJeibe ©teilen 
»erben am 25. Oftober 1847 interimiftifd) bem ^afior ^otjann 
fjfricbrtc^ SRoeber übertragen, ber am 19. ÜDejember in Quftin 
eingeführt tourbe. ©einer ©infüljrung in ©etym. toiberfefete 
ftd) ber bortige Äirdjenpatron, ber bielmeljr ben früheren 
^aftor #otlafe berief, liefen aber tootlte n>eber ber ber SanbeS* 
firetye tren gebliebene £eil ber ©emeinbe, nodf) baS Äöniglidje 
Äonftftorium aner!ennen. (Srft nad) langen 93erf)anblungen 
tonnte SRoeber am 12. äuguft 1849 burd) ben ©uperintenbentur* 
SSertoefer Äunbler in ©etymirfen eingeführt »erben. Qn ber 



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124 3)er ÜRoorfunb t>on 3)umain, Stt. Äolberg*Äörltn. 

fjrolge Ijat er mit bem Äirdjenpatron don ©d)toirfen berfcfyiebenc 
(Streitigfetten n>egen Sßertoeigerung bon $oljgelb, Äatljengelb zc. 
gefjabt, bie aber ade gu feinen ©unften entfdjieben würben. 

1852 folgt tym ber $aftor «uguft ©illjelm Äarl 
©ieljle, melier am 17. ©eptember beSfelben %at)ttö mit ber 
intcrimtftifc^cn SBerforgung oon ©d)to. betrant tourbe. 1877 
legte 2Bief)te toegen juneljmenber Äränflidjfeit fein Statt nieber. 
©ein Sftadrfolger ^erteil lehnte ©dmnrfen ab, fo fam es 

15. 1877 an SCribfom in bie cura beS ?aftor« 
©illjelm Äetper, in ber e$ fid) bis fjeute beftnbet. 

Da$ $farrgel)öft in ©dürfen ift nod) toorljanben. 
SRod) 1880 ift auf bemfelben ein neuer 33ief)ftall errietet. 

2Rerfn>ürbige ©djidfale einer &ir$e unb ber zugehörigen 
©emeinbe, bie id) umfomefyr ber £)ffentlid)feit übergeben ju 
muffen glaubte, als ©djtoirfen in „3Me ffioangelifdjen ®etft* 
lidjen ^ommernS, bearbeitet oon £anS SRoberoto, ©tettin 
1903" redjt ftiefmütterlid) auf ©eite 68 (toergl. ©ehe 581) 
nur mit einigen nebenffid)lid)en Semerlungen abgetan wirb. 



Der Jtoorftmb tum Dtimjto, Ar* fiolbcrg - fiörlim 

£err {RittergutSbefifeer {Rübfam in fcumjin §at für*lid) 
bem ÜRufeum einen SJronjefunb überfanbt unb jum ©efdjenf 
gemalt, ber im Torfmoor ju fcumjin gefunben toorben ift 
unb aud einem 3Jronje*{Ranbbetl ober Äelt, einem glatten, 
nad) ben offenen (Snben fid) oerjüngenben {Ringe unb aud 
jtoei, burd) ©tridjornament an ber äugenfeite gefetymüdten, 
offenen {Ringen befielt. Diefer gunb, melier ber alteren 
SBronjejeit entftammt, ift befonberä ber beiben lefetgenannten, 
ornamentierten {Ringe toegen t>on ^ntereffe, benn {Ringe biefer 
gönn finb au£ Sommern bisher nidjt begannt geworben. Die 
beiben {Ringe ftnb Doli gegoffen, unb nur auf ben ^nnenfeiten, 



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©er ÜRoorfunb oon ©umjin, Ar. Äolberg*Äörtm. 125 

too fie ntd^t ornamentiert fmb, abgeflaut. Diefe Stöffadjung 
öerbrettert fid) nad) ben Snben, fonft ift ber 2Reta(Iburd)fd)mtt 
bcr SRinge aiemlid) freiSrunb. SJeibe Sftingenben flnb red)t* 



>■■■■■ I ■■■■»■■■■ 1 ■■ ■ »-J r.i 



m. 




toinllig in einen flad)fol)figen gufc umgebogen. Die ©trify 
omamente (inb tief unb fdjarf eingeftodjen. ©ne »bbilbung 
beS gunbeS ttirb Ijier beigegeben. A. Stubenrauch. 



91 1 i a e it. 

©er 35. allgemeinen SBerfammlung ber ©eutfdjen 
&nt$ropoloaif#en ©efellfc&aft, bie oom 4.-6. SCuauft in 
©reifSroalb tagt, $at unfere ®efeHfd)aft jn>ei Sdjriften getoibmet: 
1. ©te Sflaafjföe prä$iftorif#e Sammlung im 2lltertum*mufeum in 
Stettin. 93ef ^rieben oon 5MboIf ©tubenraud^. 2. Silber aus bem 
pommerföen SBeijacfer. £rad&ten, ©orfanlagen, 93auern$äufer, (5r* 
acugniffc beS #au*gewerb€8. 

3n ben SWittctlungen be$ Udermärfifc^en aflufeumS* 
unb ®efd&id&t3oerein3 ju sprenjlau 08b. II, ©. 89—111) be* 
fcanbelt $. Pieper unter forgfältiger gfemsfeung aller Sfau&ridjten 
bie ©d&la#t in unb bei Sngermünbe com 27. bis jum 
29. Wlavi 1420, in ber $erjog Otto oon Stettin mit feinen »er* 



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126 ftotiant. 

bünbeten eine empfinblid&e SRieberlage erlitt. $>te Sebeutung be§ 
ÄampfeS fcfceint aber überföäfct unb ba£ ©agen&afte au8 ber 3>ar- 
ftellung nid&t genügenb ausgetrieben ju fein. 



£an$ £efc »on 2Btd&borf befymbelt in ber 3citf d&rif t 
für (Senologie (1904, ©. 237—243) ©puren ehemaliger 
(Stfenerjgetoinnung unb alter ßifenfd&meljfcütten im 
Greife Üfcaugarb i. $omm. 68 wirb bort ein fctfenfd&meljofen 
bei spriemfywfen nadjgewiefen, ber fidler im SRtttelalter, trieHeicfct 
fc&on in weit früherer 3«t in betrieb mar. (53 mag hierbei ermahnt 
Kerben, ba& bereit« im 29. 3a^re§beri*t unferer ©efellfc&aft (Salt. 
©tub. XVII, 1, ©. 18) oon mutma&lidjen (Sifenfdjmeisftätten bei 
©tolp berietet wirb. 

O. ftübiger teilt in ben SRitteilungen be« herein« 
für £amburgifd&e ®efd)id&te (1908, ©. 339—846) ba* oom 
Äaifer geopoib L für D. 3o$ann tJ^iebric^ SWaper am 
6. Auguft 1701 auSgeftellte $faljgrafenbiplom mit. 
Sefanntltd) mar biefer eifrige Vertreter ber lutberiföen Drtyobojie oon 
1701-1712 al« Sßrofeffor unb ©eneralfupertntenbent in ©retfSmalb 
tätig (A. S). ». XXI, ©. 99-108). 



3m Ard&ioe für Anthropologie (1903, »b. XXVm, 
©. 289—338) oeröffentlicty g. Deuter S3elträge jur Anthropo- 
logie #interpommern$. (£3 banbelt ftd) um eine SWeffung oon 
189 Änoben unb 184 9Wäb($en be* ©täbt#en8 ^ollnoto. 



3m „$eutfd)en £erolb" (1908, ©. 70-78 unb 88—90) 
bringt $ubert oon Sßlaten Seiträge jur @ef c^ic^te be3 oon 
$latenfd)en SBappenS. (Sbenbort (©. 142) ift ein fleiner Artifel 
enthalten jur Erinnerung an ben oor 700 3afcren erfolgten Verlauf 
ber SBurg ©üljom an ben Sifcftof ©einriß oon <&amin 
($. U.*93. IV, Mr. 2193). 

$>ie 1898 erfdjtenene Sflora oon Sommern, bearbeitet oom 
Oberlehrer 2Bil$. SWü 11 er ift in ameiier Auflage erfreuen (©tetttn, 
3o$8. SSurmeifterS »ud&banblung 1904). gür bie $eimat*funbe ift, 
rote ber SBerfaffer im SBormort richtig bemerft, bie genaue fteuntnift 
ber $flan)enbecfe oon SBert, beSfcalb motten mir au$ an biefer ©teile 
auf baS Dorirefflid&e #anbbu$ fctnmeifen, ba8 in ber neuen Auflage 
nfd&t unmefentltcfce SSerbefferungen jeigt. 



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3?otiacn. — 3utoac$8 k* Sammlungen. 127 

». ©öfce befd&retbt in ben iRad&rld&ten über beutfd&e 
2lltertum§funbe (1904, ©. 17—22) ein Hügelgrab ber 
93ronjcscit bei 3eblin («reis ©tolp). 



3m 3abtbuc^ für ©efefcgebung, ©ermaltung unb 
a3ol!3n>irtfd&aft im 3)eutfd&en ftei$e (herausgegeben oon 
©. ©cbmoUer XX VII, 1903, 6. 1443-1499) be&anbelt Martin 
#a& ba3 branbenburgifebe 3olIn>efen im 16. 3abr^unbert. 
2Bieberft>lt fommt hierbei aud& Sommern in 33etracbt. 



£. £b. ©ab er 6 febtibert in ber (Sonntagsbeilage ber üRationali 
jeitung (1904, SRr.8 u. 9) 2>ör<bläu<bting3 2lufent$alt in 
©reif$n>alb. 

(g. Pfeiffer bringt in feinem ©ud^e über bie fteouereifen 
tJriebri^S be8 ©ro&en, befonberS bie fdjlefifd&en nad) 
1763 unb ben Suftanb ©djlefien« oon 1763—1786 (Berlin 
1904, ©bering) audj einige, aber leiber unoodftänbige SRacbrid&ten über 
bie Steifen be3 ßönigd ju ben pommerfeben Revuen. 



8«tot(|8 fcet St*«tUtitgeit. 

ÜWufeum. 

1. 2Her SRüfcenurnen mit 3)ecfel, eine grofce terrinenförmige Urne 
mit jtuei fräftigen #enfeln, ein flauer eifemer unb ein flad&er 
&ronjering, oerfcblacfte mllcbweifje unb blaue ©ladperlen, ftefte 
eine» 33ronjearmringe$. ©efunben in ©teinfiftengräbem in £o n> a l f 
bei 93ittnoro, ÄreiS SBelgarb. ©efd&en! be3 ©emeinbe«»orfteber§ 
$ommerening in Äoroalf, Ausgrabung beS ÄonfenmtorS 
©tubenraudj. 3 #lx. 6597-5603. 

2. ©ine b*flg*aue geuerfteinfäge, 12V» cm lang, gefunben im £orf* 
moor in ©injlow, ftrete ©reifenbagen unb gefebenft oom Arbeiter 
SBoller, überreizt m>m ßebrer 2B. Siebter in <5injlow. 3.4Rr.5604. 

8. ©in S3ronje*Wanbbeil unb brei 33ronjeringe, gefunben im Torfmoor 
in fcumjht bei fDlaUnow i. $om., ÄreiS Äolberg^örlin. ©efdjenf 
beä ftittergutabeftfeerS 9* üb f am in 2>umain. ^Mx. 5606. 

4. 2Benbif#e ©cberben oon einem ©räberfelbe bei ^üfcerlin, »reis 
©aafcig, geuerfteinfplittcr unb priSmatifcbe fteuerfteinmeffer oon 
t5feuerftein*©cbtagftellen in Sflorifcfelbe bei Äarolinenborft, ÄreiS 
©reifenbagen, unb 33uron> bei ©peef, ÄrciS üRaugarb. ©efammelt 
unb gefebenft com ©eologen Dr. SBunStorf aud Berlin. 
%.#lx. 5607-9. 



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128 3um<b& ber Sammlungen. — SWitteilungen. — Snfalt. 

5. Sin gelbe«, gemuffeltes §euerfieinbeil, gefunben auf ber geQmtarf 
oon SSoblin bei ©ramboro, Ärei« Bonbon), 3.*2Rr. 5610, eine 
befefte einbenflige, no<b 18 cm b*>b* Hnie, ein 7 cm bobe« jroeU 
benflige« ©efäfi unb ©gerben oon oerfebiebenen Urnen, gefunben 
in SSoblin beim SRajolen eine« ßanbftücfe«, in bem fieb bie 
gunbament* unb Sd&uttrefh eine« mittelalterltcben, mabrfcbrinltcfc 
firdjltcben ©ebftube« oorfanben. 3lu« biefen baulichen heften 
jnrifeben gelb», 93au* unb gormfleinen, Dachpfannen ufm. mürben 
auögefammelt: Seile oon »erfebiebenen Zorn unb ©la*gefft&en von 
©rapen unb feuern nebft einem länglichen SRefcfenfer. ©efdfcenf 
be« ©ut«beftfcer« ärielte in »oblin. 3.*9cr. 6611/12. 



SR i 1 1 e i l » n g e m. 

3u orbentlicben SJHtgltebern ernannt: (Sifenbabm 
Sefretär <£. tefelaff in äfraunföroeig, SBorfäullebrer Was ©achter 
in (Stettin. 

©eftorben: Äaffierer ber Äaufmannfcbaft ßubmig StarFe 
unb ©eb. 9>tegierung«rat Dr. SBeicf er in Stettin. 



Die orbentlidjenSibliotbetSftunben fallen wmt 8. Shtguf* 
MS sunt 10. September au«. Dagegen wirb etwaigen SEBünföen, be* 
treffenb »enufcung ber SSibltotbe!, mäbrenb ber Dtenftfhmben bed 
©taat«arcbiDe« (oon 9 bi« 1 Ubr Dorm.) nad> EWögltcbfeit entfproeben 
werben. 

$a* aptttfetttn tf* Gönnt** b<m 11—1 ttftt ttti» 
Vfitt*** »0« 3—5 mit geöffnet. 

?lu«toärtige erhalten nac$ öor&eriger ÜKetbung beim Äonferöator 
©tubenraueb ($ot)ensoHernfh. 5) aud) au anberer 3«t (Eintritt 



Sluf ben beiliegenben sprofpeft ber 3eitfcbrift „Setttftftt Crbe" 

macben mir unfere ßefer aufnterffam unb empfehlen ibn weiterer 
SSeacbtung. 

Inhalt 

Unterricbt«plan für ben #erjog Ulricb. — Srrfabrten einer 
pommerfeben Äircbe unb Äircbengemeinbe. — Der SRoorfunb oon 
Dumjin. — S^otiien. — 3un>acb8 ber Sammlungen. — SWitteilungen. 

gtir bie SRebaftion öcranttuortlid): $rof. Dr. SBeljrmann in Stettin. 
Drucf unb ©erlag tum $crrcfe & Sebeling in Stettin. 



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M 9. 1904. 

Ponntölilöttcr. 

$erau«gegeben 
t>on ber 

©efettWaft für Sßommerfdje ©efdjidjte 
ttttb 2ütertum£ftmbe* 



»et 9ta4fc?utf fcei 9nftattei liefet Sttnatiblttttet ift tratet OtteBenaitgafte 

gcfttttct. 



3Ute / omtUenattfjeidjnttnjjctt bes Äörlinm 

UtotfyfoB Ha^l unb feines 5oljne0, be* ftrejjtowerB 

(Ernfl «Hi|pL 1583—1642- 

3n bem ffiadjfenfdjen SWatyafc (ftelje Salt. ©tub. 35, 
©. 388 f. [1885]) finbet fi$ in ber ganbförifi be« 16. unb 
17. $af)rljunberts ein bünne« Äonüotut üon brei jufammen* 
gehefteten Quartblattern mit Slufäeidjnungen nad) 8lrt einer 
gamilien^ronü, »ie man e« bor Sibeln ju Ijeften pflegt. 
Die Sfofjeidjnungen betreffen bie gafttilienereigniffe be« Äör* 
liner« ÜWattljia$"33af)l unb bie feine« ©obneS, be« fcreptomer« 
Srnft 33aljl, 1583—1642. Die lefcte Angabe bridjt mitten 
im ©afee ab, ein trierte« Statt ift »o^l abljanben ge!ommen. 
SBir laffen ben »bbrud l)ier folgen: 

^m Qaljre nad) ber ©eburbtl) unfe« einigenn (Srlöfer« 
onnb ©eligmad)er« Qefu (E^rifti ba man gejeütt 1583 auff 
ben abenbt ©. ÜWartini ift meine (SRattljiae Sagten) fyoäfttitt 
celebrirett toorbenn. Da« folgenbe Qaljr aber barnad) al« 
ba« 84 *) ift meine dielgeliebte $au£fratt> burd) ®otk$ fegen 



l ) Späterer 3ufafc be« ffirnft »a$l : atoriföen 7 wib 8 aufn «bent. 



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1 30 Site gamitienauf aeic&mmgen be8 ÄörlmerS ÜRattlnaS 53a^( 

mitt einer jungenn Sodjter begabt ünnb ben 5. üftoüembrte burd> 
bie #. Saufe bem £>. Sfjrifto einüerleibtt *) toelctyer gefatternn 
gemefenn SlnbreaS Subbefe fertiger, ©opljia ÜWartenS, ®ljr 
Qeremiä ©ngelbredjts #auffrato tmnb ban Slnna 8ubbedjan>enn.*) 

Slnno 87 benn 2. gebruarii jtt)ifd)en 4 tmnb 5 auf 
morgen ift meine geliebte Sodjter Slnna jur ffieltlj geborenn, 
aud) am felben läge jur £. laufe gefurtt, toeldjer gfatternn 
getoefen be$ £>. ©tiftSüotgte Sßartini ÄletftS eilige £auffran> 
Slnna SBelamen, Saften 3)argafce tmnb ban #anS ^Jriggenn 
£au$fran>. 8 ) 

Slnno 90 ben 8. 2Waii anufetyen 1 ünb 2 legen ÜWorgenn 
ift meine geliebte Softer Barbara jur ©elt geborn tmb am 
©ontage Ijernad) jur £• Saufe gefurtlj, melier gfattern gc* 
»efen #an$ ^rigge feiiger, Sftegina Äleiftö ünb Saften ©ggerifdjc. 

Slnno 91 ben 12. ÜDecembriS jmif^en 7 önb 8 auf 
ben morgenn ift mein lieber ©ofjn $anfe!en jur ffieltl) ge* 
born önnb am ©ontage Ijernad) jur |). Saufe getragenn, 
toeldjeS gfattern getoefenn ©jr QoljanneS 3Jütot>iu$ P., Jürgen 
©ger oon alten Stettin tmnb Sflargaretlja genfcfenn. 

Slnno 93 ben 14. 3)ecembri$ jfoifdjen 7 tmb 8 auf benn 
Slbenbtlj ift meine geliebte Softer SlgneS jur ffielt geborn, 
önnb am ©ontage l)ernad) jur #. Saufe gebraut. 3Me fattern 
aber fein gemefen SRidjarbuS SMfean, $od}tm Äonrabefcfye 
önnb $od)im SReblinfdje. 

Slnno 1593 benn 12. StyriliS ift mein geliebter ©oljn 
#anfefenn bord) ben jeitlicfyenn Sobtt abgefurbertt. 

Slnno 94 benn 9. ÜRartii ift mein SJlautfreunbt $etruS 
9iefumme aud ®otteS SBorljenfnuS aud biefem mo^feligenn 
lebenn in ba$ Ijemmelfdje freubenfaelt genommen. SBeldjen 



*) ©benfo: önb ©merentia genemtet. 

■) Slnno 1605 auff ©. ÜRartini ©ad) ift 3re §od&tibt ge« 
galten toorben. 

8 ) Pie ac placide in Christo Corlini 27 Septembriß 1684 
obdormivit ibidemque in templo 80 Septembriß sepulta. 



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unb feines ©ofaeö, be« Xxtptototz* (gntft SSafcl 131 

täten b. Hebe @ott eine froltdje jum etmgen lebenn auferfteljung 
borfietm tooöe. 

anno 1595 benn 17. DecembriS ift meinn geliebter 
©otjn (ErneftuS Sßale auff biefe ffieltt geborenn steiften 9 
önnb 10 am läge tmnb folgenbeS fretytagS ben 19. ÜDecemb. 
in bie §. laufe getaufyt, bereS gfattern gemefen Cannes 
Sänge, g. JB. SRentmeifter, ^etruö Dopte, SftatSüoraanbter 
tmnb 3lnna Subbefenn, ©efjligernn anbreft ßubbelenn nad(* 
gelafcne Softer. 

anno 1605 ben 11. £agf SWooembriS ift anbreft 
Steinten mit ber elteften ©d^ipcfter (Bmerentia SBaljlen fyoty 
jeit jue ffiörlin celebriret »orben. 

anno 1606 ben 3. tag! ÜRartii ift ber SBattjer ÜRatttjiaS 
SBafjle fertiger umb 12 Uljr in ber SWad)t üon biefer ffielbt 
fertig abgerieben unb Ijernad) ben 5. ÜRartii jue Gorlin in 
ber flirren eljrlid) jur ©rben beftatiget »orben. 

Slnno 1609 ben 4. 2agf ©eptembris ift Rannte 
ÄrügerS, gfürftl. S3ifd)offlid)en amptfdjreiberS uff SBublifc 
nebft ber ©d^roefter Slnna Sagten $>od)jeit jue Eörlin ge* 
galten morben. 

anno 1612 ben 27. ÜRartii f>at ©ott ber aömed)tige 
Scannern Ärüger umb 3 bis 4 Uljr aufn ÜRorgen oon biefer 
ffielbt feljlig abgefobert, melier ben 30. Ijernad) in ber 
Äirdjen jue Sörlin aud) eljrlid) beigefefcet toorben. 

Slnno 1615 ben 28. augufti ift bie ©d)»efter »nna 
Sagten jur anbern ©je gefdjritten unb an biefem Sage mit 
3od)im Sonraben gue ffiorlin £odjjeit gehalten. 

anno 1617 ben 20. DctobriS ift bie ©d)»efter Sarbara 
SBaljlen $oad)imo ©d)mieben jue Sorltn efjeltd) beigelegt unb 
bie £od)jeit in ©ottlob frolidjcr Qtxt üotlfutjret toorben. 

[anno 1642 ben 3. augufti jtoifd)en 2 biß 3 U^r 
üRittagS ift bie ÜRutter fertige anna «peterftorffeS jue (Jorlin 
feiige unb fanfte iljreS alter« 85 %cit)t im £ern entf^lafen 
unb ben 7. fyernad) bafelbft d)riftrul>mblid) jur (Erben beftatet.] 



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132 Site gfamilienaufoeidmungen bc« Äörtincr« 3Ratt#a* ©a$t 

Snno 1631 ben 25. 2ßonat«tag! ©eptembri« ift meine 
©rnefti 93af)len mit ber t>iett tugenbtreictyen Jungfer Mx** 
Signet S3eggeron>cn #od)geit gue fcreptoto uftn JRatyljaufe $rift 
unbt e^rlid^ celebriret unbt gehalten toorben. 

3fono 1632 ben 17. «ugufti jttif^cn 12 unb 1 lUjr 
in ber nad)t I>at ber getreue ©ott meine öorgenant^e fjerjltebe 
#au«fratoe jtoar tyrer getrogenen fratoetidjen Surben aller* 
gnebigft entbunben aber tetyber eines tottjen jebod) ©otlo6 
moßgeftalten ©otjnelein« genefen taffen tt>eld)e« uf djrtftlidjeS 
©nratfyen ber lieben @ro«eltern unb ^Jaftorn alljie folgenbed 
Jage« al« ben 18. äuguft in ber ©tabtfirdjen afljie in £errn 
33. unbt Sicentiat Daüibt SBeggeromen fertigen JBater« <$rb* 
begrebni« uff feinen fförper unbt unter beffen ßeidjftein im 
Sfjore in ber ©title betygefefeet unb begraben toorben unb »eitt 
aljn beffelben ©eeligfeit toiljr nid)t jmeifeln, motte ber getreue 
©ott iljme fünftig eine froUdje aufferfteljung dortettjen unb 
un$ Ijinfurter« für bergleidjen SJetrübni« allergnebigft bemalen. 

»nno 1633 ben 25. äugufti al« üon ©ontagf uff 2ßon* 
tag gur Statut gtoifdjen 1 unbt 2 Uf)r Ijat ber liebe ©Ott 
mein Ijerfctiebe £au«fran> anberaeit« in gnaben afjngefeljen 
unbt fie eine« Jungen »oflgeftalten ©oljnelein« genefen taffen, 
meldje« folgenben Donnerftag! al« bcn 29. Sluguft umb 
10 Uljr ufm gurftl. 2Bibtumb«f)aufe altjie in $. f. ®. gemad) gur 
^eiligen tauff gebraut unb ^f)Uippu« genanbt »orben ift, 
©efattern fein geroefen unb in bf)ero fclbft eigen ^erfofjn ge* 
ftanben 3ftr fturftl. ®. bie alf)ie reftbirenbe ftürftl. ftraro 
ffiitbe fjrato ©optjia geborne au« fjürftt. ftam ©d)le«n>ig! 
£>ollftein, £ergogin gue ©tettin Sommern, ffiitbe, ütt. @. 
gürftin unb fjraro. Da« Ijodjmottgeborne« greulein, greulcin 
ÜÄaria $uliana fl^wne« grdflidje« grreulein ä ue Waffoto* 
ffiafcenelnbogen SSianben Diefc unb SBittftein, bei 3. f- ®- an ) ic 
a^nmefent. Der tootteble geftrenge unb üefte (Jggart t>. ©unter«* 
bergt furftt. #auptman unb Qegemeifter all)ie uf Siebenoro 
erbfeffen, ber toolleble geftrenge unb tiefte Sa«par üon 
Sarnifc uff (Sarnifc unb Xöiebe« erbfeffen, ber e^renoefte adjt* 



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unb feines ©oljne«, be« Xxtptototx* (Srnft öabt. 133 

bore unb toottoeife #. I^oljan ßubbefe Sftatl)« (Jammerer afljie 
unb oorneljme Äauffmann. Der üielgütigc getreue ©Ott, beljm 
totyr ljtrt>or piUtg 8ob (Sfjr $rei« unb Danf fagen, »olle 
gemelte« unfer ©ot)nfein pe feinen gottlidjen (Sljren unb 
unferm £rofte unb freube mit langem gefunben Seben gnebigft 
befriften unb ermatten unb 3ftm fo mol und fempt(id) oor* 
leiten toa« SJeibe« f)ie jeit unb bort emig nufe unb erfprie«lid) ift. 

NB NB NB 

Stadlern ber getreme ©ott mein fjerfcliebe #au«fratoe Stana 
Signet 33eggeron>en feinem gnebigen toitlen nad) anberaeit« 
mit teibe«früd)ten in gnaben gefegnet unb btyero geburt« 
©tunbelein ftc^ Ijeran genaset, at« fjat biefelbe jmar anno 
1636 ben 29. ^anuarii feiger« 10 Utjr sue ÜHittage jue 
fran!en angefangen aber leljber bi« folgenben läge« feiger« 
2 \Xtjt nactymittage »egen ber geburtlj einen garten ftant 
fempfen unb bie Äelter be« Heben ©otte« engftiglid) jebod) 
mit überaus d)riftüd)er gebult treten muffen. Da fie ban ber 
Hebe ©ott jroar n>ol gnebig erlofet aber leijber eine« totljen 
»oögeftalten lodjterlein« genefen laffen, toeld)e« Ijernad) ben 
2. gebruarii al« 9flariä 8id)tmiffen lag! in ber flirren atyie 
ju Ireptoro im £f)or unter be« £ern SBurgemeifter« Sicentiat 
Daüibt SJeggeroro 8eid)ftein bei mein oorige aud) Ietber totl) 

£ö«lin. 5». #ann<fe f. 



Wrtomben über Me ftetymtg tum Altären 
in pommerfdjcn Äirdjen. 

^m SWufeum unferer @efeüfd)aft (3.*9fr. 857) beftnben 
fid) jroci bifdjöflidje Urfunben ober 3 cu 9 n *ff c ä & er M* SSktyung 
oon Slltftren. Da« eine Heine ©djriftftüd oon Rapier ift fe^r 
fd)led)t ermatten, e« ift aber folgenbe« ju lefen: Anno dni 
M°CCC° decimo feria misericordia dni. presens 



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134 Urfunben über bie SBeiljung t>on SUtärcn in fcomm. Atrien. 

altare consecratum Marie virginis a venerabili in 

Christo patre domino en. ecclesie episcopo reliquüs 

sancte Iuliane virginis sanctorum .... sub sigillo eiusdem 
domini Heynrici episcopi solempniter actum et datum ut 
supra. Da biefe Urfunbe in ber Äinfye öon ©d)elltn bei 
©targarb im Slltare gefunben ift, fo erfahren mir, ba& SBifd^of 
#einrid) t>ou Kamin um ben 3. ÜÄai 1310 biefen ältar ge* 
toeit)t unb mit {Reliquien öerfeljen t)at. Da« Dorf ©d) eil in 
(viUa Scalin) trnrb bereit 1248 ermähnt ($.U.*93. I, SWr. 475). 
Die anbere Urfunbe ift ebenfo Rein, aber au« Pergament, 
mit einem ©iegel berfeljen unb jdo^I erhalten. Anno mil- 
lesimo quingentesimo septimo vicesima septima die mensis 
Augusti Nos Martinus dei et apostolice sedis gratia epi- 
scopus ecclesie Caminensis consecravimus altare summum 
ecclesie parochialis ville Damerow in honore Sancti 
Laurentii martiris una cum reliquüs in presenti Capsula 
lignea introclusis. In cuius fidem signetum nostrum pre- 
senti est appensum. Datum ut supra. (E$ Rubelt pdf) 
i)\tx um bie ßirdje üon Damerom (Ar. ©djlame), in 
bereu SUtar bie Urfunbe gefunben ift (ügl. 8. Söttger, Die 
S3au* unb Äunftbenfmäler be« 5Regierung«*39ejirte $58lin I, 
©. 22). Die einfad) gebref)te #oljfaj>fel mit ben Anoden* 
ftücfen be$ l>eil. 8aurentiu$, bem am 27. äuguft 1507 biefer 
$auptattar gemeint mürbe, toirb gleichfalls im 2Jhifeum auf* 
bemalt. 

(Sine britte berartige Urfunbe aber bie ffieiljung beS 
#od)altarS ber ^farrtirdje ju SWippertoiefe burd) ben SJifdjof 
<Pf)tltpp, auägeftettt am 9. Styrit (sabbato palmarum) 1373 
ift jtoar nid)t erhalten, aber fd)on bei 33 an feto xo, ^uberläffige 
yiafyxifyt oon benen ©eneralfuperintenbenten u. f. to. ©. 84 
unb im $omm. SWagajin II, ©. 76 gebrueft. M. W. 



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Sine ©djulovbmmg öon $)aber (1598). 135 

(Eine Sdmlorbmmg öon Daber (1598). 

@8 ift fdjon barauf aufmerlfam gemalt, ba& im 
16. 3[af)rljunbert in fef^r oiclcn fleinen ©täbten ba« giet, 
ba« fid) bie bort beftefjenben ©deuten geftedt fjatten, mit 
Scjug auf bie 33itbung$ftufe unb ben fpäteren SBcruf ber 
©Ritter ein Diel ju tjofjeS war (Satt. ©tub. XXX, ©. 352). 
©efjr oft Ratten bte Sefjrer ben ©jrgeij, aud) in ben fleinften 
äderftäbtdjen if)re ©djule al« eine tateinifd^e unb gelehrte 
einjurid|ten. Db aßerbing« alles baS, u>a$ nur in if)ren 
©djutorbnungen aufgezeichnet finben, rotrHict) gelehrt unb ge- 
trieben mürbe, mu§ fcör jtt>eifelf)aft erfdjeinen, {ebenfalls aber 
entfprad) oft nicf)t einmal ber 39itbung$grab ber 8ef)rer bem 
aufgehellten 8ef)rplane. (£in red)t typifdje« Seifpiel für eine 
foldje Sd)uleinrid)tung bietet un$ ein ordo lectionum in 
schola Daberensi. Sttacf) einer Sttotij auf bem ©cfyrift* 
ftücf (Äönigl. ©taatSardjio Stettin: ©tett. 8lr<f)to P. I, 
Sit. 120, STCr. 6) ift e$ am 14. gebruar 1598 im 
©ettnfcfdjen ©cfyloffe in ©aber übergeben, als eine Äircf)en* 
öifitation in ber ©tabt abgehalten mürbe. 

Die Lanae et Martis. 

Horis matutiniß. 

A septima ad oetavam pueri recitant Cantori prae- 

cepta etymologiae ex compendio Gorlicensi. 1 ) 

Primani recitant grammatticam (!) Philippi.') 

Ab oetava ad dimidiam nonam examinantur Alpha- 

betarii et puellulae. 
Deinde ad deeimam usque a Rectore interpretantur 
pueris sententiae ex proverbiis Salomonis a D. 



! ) $)a* compendium Gorlicense nmrbe 1698 au$ in ßobe* 
gebraust. 3*gl. »alt. ©tub. XXX, 6. 851 f. 

') ättelancfct&onS ©rammatif rourbe überaß gebraust. 



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136 (Sine ©djulorbmmß öon ©ober (1598). 

Coglero 1 ) iuxta ordinem decalogi collectae, et 
simul instituitur repetitio tarn etymologiae quam 
syntaxeos. 
Et simul exammantur Alphabetarii et puellulae. 

A meridie. 

A duodecima ad primam musica exercetur. 

A prima ad dimidiam secundam examinantur Alpha- 
betarii et puellulae. 

Deinde ad tertiam usque praelegitur Terentius. 

A tertia ad quartam quidam privatim instituuntur et 
aestivis diebus arithmetica exercetur aut pro- 
ßodiae praecepta proponuntur. 

Die Mercurii. 

Prima hora, septima usque ad octavam, recitant 

pueri catechismum Lutheri latinum et germanicum- 

Primanis aliquot definitiones iuxta ordinem locorum 

in catechesi D. Bungii*) ediscendae proponuntur. 

Ab octava ad nonam instituitur repetitio evangelii 

latini dominicae praeteritae. 
A nona ad decimam recitant vocabula latinogermanica 
collecta a d. Wegenero Gryphiswaldiae. •) 
A meridie habentur feriae. 



*) Sententiae insigniores ex proverbiis Salomonis selectae 
et iuxta seriem praeceptorum decalogi in usum scholae Ste- 
tinensis digestae. Studio et opera D. Iohannis Cogeleri. Dfyte 
Ort unb 3ofcr in ÄldmOftoo erfcfretnen. 

a ) Rungii catechesis doctrinae christianae erfdjien juerfl 
1582. ©öL HRo&nt! e, 3>a8 fedbfte tfauptftütf im Jtate$i3mut, 6.86. 
2>a8 2)u<$ nmr in trieten pommerfc&en Spulen im @ebrau$ (ogl. 
»alt. ©tub. XXX, ©. 845). 

•) S)Uä öu<$ (vocabula rerum in usum scholae Gryphis- 
waldanae collecta) roor 1594 au$ in SBoUin in ®cbrau<d. fyji 
33oIt. ©tub. XXX, ®. 849 ff. 



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(Eine ©c&ulorbnung oon S)ober (1598). 137 

Die IotIs. 

Mane a 7. ad 8. Cantori recitant praecepta syntaxeos 

ex supra notato compendio. 
Primani simul Rectori recitant praecepta graecae 

grammaticae. 
Ab 8. ad dimidiam 9. examinantur minores. 
A dimidia 9. usque ad 10r praeleguntur epistolae 

Ciceronis a Sturmio collectae. 1 ) 
A prandio. 
Ab 12. usque ad 1. praeleguntur praecepta musices, 

et minores recitant dialogos collectas a Sebaldo 

Heiden.*) 
Deinde examinantur minores Alphabetarii. 
A dimidia 2da usque ad tertiam praeleguntur Bucolica 

Virgilii. 
Ad quartam usque instituitur privata institutio. 

Die Saturni. 

A 7. usque 8. recitatur catechismus eodem modo ut die 
Mercurii. 

Ab 8. ad 9. interpretatur lectio eyangelii. 

A 9. usque ad 10. recitant pueri vocabula latino- 
germanica et proponitur aliquot pueris materia 
exercendi styli, quam exhibent die Mercurii, die 
autem Sabbathi aut alia commoda die corriguntur. 
Die Sabbathi hora vespertina 2 celebrantur vesper- 
tinae preces in templo, quibus finitis pueri recitant 
in schola lectionem evangelii. 



l ) $>fefe Vluimafjil oon ©riefen, bereits empfohlen in ber Ätrd&ens 
orbnung oon 1663, würbe audj in otelen pommerföen ©cfculen ge* 
brauet, ). ». 1573 unb 1596 in ber ©tettiner 3ftot*föule. 

■) ÄU(d burcfc bie £ir#enorbnung oon 1568 finb bie 1528 oon 
bem SReftor in Nürnberg, ©ebalb $egben (f 1561), herausgegebenen 
formulae pueriliam colloquiorum pro primis tyronibus empfohlen. 
3m ®ebrau<& waren fie u. a. in Treptow a. 8fc. unb ßabeS. 



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138 ginc ©djulorbnung &on Daber (1598). 

SBci bcr Äirc^cnöifitation erflärte bcr ©djulmeifter, er 
f)abe neben feinem ©djulamte bie ©teile beS ©tabtfäreiberS. 
3ufammen mit bem Äantor erhalte er freien £ifd) bei ben 
^unfern, ©er SRat gab an, baß bie tfnaben wegen beS 
©d)ulmeifterS ®ebrecf)li$feit wenig profitierten; aud) »erbe 
„ein groß ©efäufe getrieben auf ber ©d)ule". ©8 fei not* 
toenbig, baß ber ©djulmeifter allein bie ©djule l)alte; ber 
9tat fei bereit, einen eigenen ©tabtfdjreiber anjunefjmen. 
ferner flagt er barüber, baß ber ©djutmeifter ofjne Cr* 
laubnis oerretfe. 

Qn ber Äird)enmatrifel wirb angegeben, baß an ber 
©djule ein ©djulmeifter (feit 1582 ©regoriu« £ümet) unb 
ein Äantor (feit 1595 Qoa^im Qabtt) tätig finb. Der 
erftere erhält oom SRat jäfjrlicty 16 ©utben unb allerlei 
Slfjibentien, üon ben Patronen freien Jifd). fjür baS $ols 
jur ^eijung wirb fo geforgt, baß ber SRat bem ©djulmeifter 
einen guten S5aum anweift, ben er burd) etlidje ^erfonen 
jerfyauen laffen muß; babet fyat er biefe mit (Sffen unb 
Ürinfen ju toerforgen. Dagegen jaf)lt jeber ©djüler jmei 
©rofdjen £>oljgelb. $« einl)eimifd)en Änaben f)aben üiertet* 
jäfjrtid) je 2 ©rofdjen, bie auswärtigen je 4 ©rofdjen ju 
entrichten; für $rtoatunterrid)t ^a^len fie 4 ©rofdjen. SSom 
©djulgelb erhält ber ©djulmeifter gioci Drittel, ber Äantor 
ein Drittel. äußerbem f)at biefer an jäfjrlidjer Sefolbung 
2 ©ulben, 1 DrtStaler unb einige SKjibentien. 

^m 3Sifttation$abfd)iebe oom 16. ftebruar 1598 ifi 
nod) fotgenbeS über bie ©djule bemerlt: 

„Die Äinberfdjule biefe« ©täbtteinS anreidjenb, finb 
babei 2 ^erfonen gefunben, als ber ©d)utmeifter unb Äantor. 
Dabei ift nad) Gelegenheit unb SSermögen be« ©täbtleinS 
für bieg SKal gelaffen unb fie iljreS 2lmt$ erinnert, aud) 
iljnen hiermit eingebunben fein foll, ol)n SSorwiffen unb (Sr* 
laubnis beS ^aftorn nid)t gu oerreifen. ©o foUen aud) ber 
^aftor nebft ben Patronen unb etlichen SRatSperfonen alle 
Ijalbe Qaljre bie ©d)ule üifitieren, examina galten laffen 



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3ur ®ef d)id)te potnmcrf djer 3)orff djulen im 16. Safyd&unbert. 1 39 

unb, tote es um bic lectiones, DiSciplin, ber ©djulbiener 
Seben unb SBanbcl getoanbt fei, ©rfunbigung aufnehmen, 
bamit in allen nötigen Dingen SBefferung erfolgen möge. 
Unb foH SBürgermeifter unb Stat tfctgemetbeten ©cfjulbienern 
iljre SBefolbung jäljrlid) untoeigertief) reiben. 

JBetl aud) bie ifctge ©djule faft baufällig, aud) 3feuerS* 
gefaljr bei ftd) Ijat, foß SBürgermeifter unb SRat bebaut fein, 
eine neue ©d)ule aufjuridjten unb baju bte üon Dctoifeen 
um #ütfe anrufen." 

Die ©tabt ©aber toar Detoifcfd)e SWebiatftabt unb 
l)atte 1740 nur 670 ®tntoof)ner. @3 waren 1743 bort 
134 Käufer mit Qiegetbädjern, 7 mit ©trofjbftdjern unb 
71 1 /* ©Neunen oorljanben (»alt. ©tub. 9t. $. VII, ©. 96 
unb 141). M. W. 



3nr töefdjidjte pommerfdier Dorffdjulcn im 
16. 3at)rt)imbei± 

3fm ®öangelifd)en SKonatSblatt für bic beutfdje ©djule 
(VII, 1877, ©. 226—251) Ijat öon »ütoto fefjr rei^alttge 
unb banfenätoerte ^Beiträge jur ©efcf)i<i)te ber pommerfdjen 
Dorffdjule gegeben. Die meißen ber oon iljm mitgeteilten 
Sttadjridjten ftammen aus bem Anfange bcS 18. $af)rf)unberts. 
?lu$ ber früheren fttit liegen öerljältniSmäfjig nur fel)r toentge, 
meift ganj üeretnjelte unb abgeriffene SWottjen über ©djulen 
unb ©djulmeifter in Dörfern bor, am feltenften finb fte au$ 
bem 16. ^aljrljunbert. 3fod) au« biefem finben toir einige 
9iad)rid)ten in Don SBülotoS Slbljanbtung, bie ba$ 33orf)auben* 
fein öon Spulen in ®üljoto, in üerfdjiebenen Dörfern SRügenS, 
in ©tolpmünbc unb an anberen Orten betoeifen. SWatürlid) 
folgt barauS nidjt ettoa, baf? anberStoo ©cfjulen nirgenbö hu 
ftanben l)aben, nein eä fe^lt nur an ben urfunblidjen SBetoeifen 
für il>re Cfifteng. Da fold^e aber für bie ©efdjidjte beS ©d>ul* 



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140 3u* ©efdjidjte pommerfdjer Dorffdjulen im 16. 3abrljunbert 

toefen« immer fel)r ttndjtig ftnb, fo mögen l)ier gur (SrgftngunQ 
ber Angaben üon SBülotoS nod) einige toenige, bisher nid)t be* 
artete Sttotijen mitgeteilt »erben. 

1. ^m SSifttationSprotofolIe üon ©rofh^eftin (Strtte 
ffiolberg) Dom $al)re 1554 fte^t unter SWr. 26: „Der Äofiter 
fott gefdjicft fein ben ÄafpelSfinbern ben ffiatedjifmum fletgig 
üorjulefen, bie ^falmoS lehren unb, ba er fo gefd)i<ft, mit ber 
3eit prebigen." (Äönigt. ©taatSardjiü (Stettin: ©tett. «rdj. 
% III, Zit. 2, 3fr. 9.) 

2. Der 25ifitation8abfd)ieb üon ©arbe (Ar. ©tolp) 
Dom 28. Quli 1590 beftimmt: „<£« fotlen aud) bie ju ber 
Äüfterei üon SHterS gelegenen Dörfer bem Äüfter bei 35er* 
meibung ernfter ©träfe, toenn ba« ^farrljauS unb Äaplanet 
gebaut ttrirb, äugleid) eine ©oljnung üerfertigen. Slläbann 
foU er ©djulc galten unb bafür Don jebem Änaben aUe 
Quartal 4 ©rofdjen, aud) beS ©inter$ ein fjuber #olj ober 
8 ©djillinge nebenft feinen orbentlidjen (Sinfünften gewärtig 
fein." (©tett. »rd). % I, SCtt. 118, 9fr. 10.) 

3. aSifitation in ©ingft (Wügen) Dom 10. »prit 1581: 
„$n btefem Äafpel tooljnet ber Äüfter ober ©d)ulmeifter in 
ber ©djute unb ftnb bie ftürfteljer ber Äirdje, bie ©djule, 
barin er feine Se^aufung Ijat, ju bauen unb fertig ju untere 
galten, fd)ulbig. Die Äinber, fo gur ©djule geljen, geben ade 
Quartal in ©ingft jeber 6 ©d)ill., bie anbern außerhalb ©ingft 
geben ein jeber alle Quartal 7 ©d)itt. precium. Unb giebt 
nod) jeber jä^rlid^ gegen ben ©tnter 12 ®d)itl. ju $olje. 
SWod) giebt jeber t)on omnium sanetorum (1. SWoü.) bi£ auf 
Sid)tme§ (2. gebr.) alle ©od)e ein 8id>t. ©enn ber »aplan 
täglid) märtet 2 ©tunben, fo belommt er Don bem precio 
unb Sitten ben britten £eit. ©o er aber täglid) 3 ©tunben 
toartet, fo teilen fte beibe gleid)." (ü. SBoljtenfdje ©ammlung.) 

4. 3Sifttation8abfd)ieb für ©tanbemin (Jh. SBelgarb) 
oom 5. 3uli 1597: „(£$ foü eine Äüfterei, barin ber Äüfter 
©djule galten möge, üon gemeinen Äafpeteüeroanbten auf* 
gebauet werben." (©tett. 8lrd). $. III, 5Cit. 2, STfr. 10a,) 



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Siteratur. 141 

5. 9RatriW ber Äirdje ju ©trameljl (Jh. ©aafctg) 
ungefähr 1590: .„Der ©djolgefelle Ijat feine JBefolbung üon 
bem ^unferljofe, nur 12 ©utben beS ^aljrä, baju einen freien 
5Etfd) auf bem $ofe unb üon jebem Änaben V» £aler." (©tett. 
»r$. $. I, SCit. 120, 9fr. 1, fol. 132.) M. W. 



Literatur. 

SB. 91 dm id. Umfang unb Sntwicftung ber inneren ÄolonU 
fation in Sommern in ben Qfaljren 1875—1902 unb 
bie ©eftaltung ber lanbmirtfcfiaftlidjen SScr^ältniffe in 
ben ftotonien. ^naitgurol^iffertation.. Berlin, 1903. 

Die ^roöina Sommern gibt feit einem ÜRenfcfcenalter einen 
großen leil itjrer 93et>ölferung an ba§ SuSlanb, bie $Reid)8baupt» 
ftabt unb ben SBeften ab. SRodj wäfcrenb ber 3eit Don 1895 bid 
1900 ftnb burdrfdjnittlid) iä&rlid) 11000 ÜRenfdjen abgewanbert, 
wäbrenb ber Serluft in ben 3eiten ber ftärfften SuSwanberung an* 
näbernb boppelt fo grofj war. 3n ben meiften Sanbfreifen gebt bie 
©ebölferung aurücf. «13 ÜRittel gegen biefe (Sntoölferung ift feit 
langem ©efföaftmacbung ber Ärbeiterbebölferung bureb SWetjrung ber 
Kleinbetriebe empfohlen. 

Die «uSbebnung be3 ©rofjbetriebeS ift in Sommern füärfer 
atd in aOen anberen preujHfäen ^roüingen. Über 55p£t. ber lanb* 
wirtfdjaftlid) benufeten fjläd&e entfallen auf Setriebe über 100 ha. 
3m SRegicrung8beairf ©tralfunb umfaffen bie ÄleinbauerffcHen unter 
20 ha faum 10 pEt. ber lanbwirtf c^aftlidg benufcten fjläcbe. 

©eringe ©etreibepreife, ungünftige Brbeiteroerbältniffe, bie 
ftotwenbicjfeit, mit grofjem SetriebSfapital gu arbeiten, baben ba8 
frühere Übergewicht be8 lanbwirtfcbaftlidjen ©rogbetriebeö üernidjtet. 
Der immer ftärfer werbenbe ©elbftänbigfeitSbrang, ba8 ©treben 
nacb eigenem Seftfc unter ben Arbeitern baben bafcin geführt, bafj 
jablreidje Kittergüter in Kleinbetriebe aufgelöft unb in Sanbgcmeinben 
umgewanbelt ftnb. Sßäbrenb früher in Sommern faft auSfcbliefjlicb 
größere ^Bauerngüter parzelliert unb nur etliche Dorpommerfäe 
Domänen aufgeteilt würben, bat feit etwa 30 Sabren unb befonberS 
feit (£rla§ ber $Rentcngut8gefefce bie Aufteilung Don ©ütem einen 
beträchtlichen Umfang genommen. 



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142 Siteratur. 

Diefe innere Äotonifation in ben Sauren 1876—1902 Ijat ber 
SSerfaffer ber oben ßenannten 3)iffertation, ein iunger pommerfajer 
Sanbmirt, auf ©runb fleißiger ©tubien überftdjttid) ßefdjilbert. $n 
iener 3eit fmb 149 ©üter mit 84 976 ha aufgeteilt. Daoon finb 
108 föeftßüter mit 28 756 ha Derblieben. $er fRcft oon 56 220 ha 
ift in 2781 bäuerliche Setriebe aerteßt. Dr. 2l3mi8 Ijat bie meiften 
Kolonien beftc^tigt unb fommt ju bem ©cfctufj, bog bie neuen ©e* 
meinben mit menißen ausnahmen in moralifdjer, ttrirtfdjafttidjer unb 
politifdjer $inftcbt faß auSfdjliejjlid) werttootle ©temente aufweifen. 
1605 ber neuen ©teilen ftnb unter 33ermittluntj ber Äönißt. ©eneral* 
fommiffion cjecjrünbete SRentenßüter. 9?ur etwa IpSt biefer Renten* 
bauem jabtt nidjt oöüiß red)t&eitiß bie Renten an ben ©taat, ein 
febr ßünftißeS 93erbättni3. 

3)ie Seweßunß ber inneren Äotonifation Derbient bie forg* 
fältißflte Seadjtunß. 3urü(fbämmen be3 SlbmanberunßSffromeS, 
SKebrunß ber Seoölferunß wirb unfere 2tßrart>erbältnijfe beffern 
betfen. 2)a ßrojje ©üter in beönßftißcnb ßrofjer ftaty gum Serfauf 
auSßeboten werben, ba bie Sftadjfraße nacb Äleinbeftfc immer nod) 
ftarf ift, unb ba 2078 Sanbßemeinben immer nod) 2459 ©utSbe^irfe 
in Sommern ßeßenüberfteben, fo wirb ber Arbeit ber inneren Äoloni* 
fation nod) ein ßroj?e8 gelb freijfe&en. Deshalb wäre au wünfdjen, 
ba{? jktt ber planlofen Slufteilunß aueb in Sommern bureb eine 
ßaatlicfc 2lnftebetunß8fommtffton bie Äotonifation foffcmatifcb ße» 
förbert würbe. B. 

©ottfr. 39 runner. Äefcer unb Qnquifition in ber 9ftarf 
SJranbenburg im auSgeljenben 9Wittetatter. ^nauguraU 
Differtation. Sertin, 1904. 

3)ie oerbienftootle arbeit beruht in ber $auj>tfadje auf beut 
oon SB. SBattenbacb in ben Stbbanbtunßen ber Äßl. s JJreu§. Slfabemic 
ber äBiffenfcbaften au Sertin (1886) mitßetcitten unb auSfübrlid) be- 
banbelten DueHen*2Raterial über bie 3nquifttion ßeßen bie SBatbenfer 
in Sommern unb SSranbenburß. Siel SReueS ifi babei nidjt IjerauS- 
ßefommen, bod) bemübt ftcb ber Serfaffer bie 3nquifitionen oon 
1393/94 unb oon 1458 in 3ufantmenbanß mit ben 3citereißniffen 
ober anberen SRadjricbten über ^äretifc^e S3eftvebunßen ju bringen. 
Slucb ßibt er noeb einiße, mebr üereinaelte 9?acbricbten über fiefcerei 
in ber s JRarf Sranbenburß. Sieben ber 39eaeidjnunß oerfebiebener 
neumärftfeber 3)örfer al8 „Äefeerbörfer" enthält wobt aueb ber 9?ame 
ber bei 3)ramburß beteßenen „Äettenberße" eine ©rinnerunß an bie 
Äefeer (o. Wieffen, ©efdjid&te ber ©tabt 3)ramburß, ©. 66, 152). 



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Siteratur. — Wotiaen. 143 

Auf eine Dw>ofttion fiegett ben p&pftlidjen ©tuljt weift eine 
»ufle be3 $apfte$ Sonifatiu« IX. $in, bie er an mehrere <Srj. 
bifdjöfe unb 99ifd)öfe (barunter aud) Don Sremen unb äRagbeburg, 
fowie öon $aoelberg unb Kamin) am 19. SRooember 1390 erlieg. 
@r gebot i&nen, gegen bie ©eiftlidjen mit ©trafen oorgugeljen, bie 
ftdj unbidig über ben 3"ftanb ber römifdjen Äircfce ober ben $apft 
äuferten unb an iljnen Äritif übten.. (öatifan. 8rd)to: Reg. Vat. 
312, fol. 243 f. Sgl. 2R. Sanfen, $apft SonifatiuS IX. unb feine 
93e$iel)ungen aur beut. Äirdje, @. 74.) ©puren tefcerifdjer Steigungen 
finben fid) in Sommern 1403 (ögl. Corneri chron. ed. Schwalm, 
©. 100), ©tralfunb. (Ebronifen I, ©. 5 unb 168), 1411 (2Ragbe* 
burger ©d&öppenc&ronif, ©. 330 f.), um 1440 (ogl. ©ramer, $om. 
Äirdjencfcronif II, ©. 104). Durdj #eranaiebung biefer unb anberer 
9?otigen fann ber Serfaffer ber öorliegenben Arbeit üieüeiifct, wenn 
er, wie ju wünfifcen ift, bie %lbfid^t bat, feine fjorfdjungen in ber 
angefangenen SRidjtung fortgufefcen, bie Verbreitung ber $ärefte aud) 
in anberen norbbeutfdjen Territorien barfteüen unb fo ba3 33ilb 
ergangen. 



Kotigen. 

3n ber Seitfc^rift für $etmatfunbe „Der SRolanb" (2. 3abr- 
gang 3h. 40—45) bebanbclt Äonrab 9Wa§ in gan* anforedjenber 
SBeife ©tettin in alter unb neuer 3eit. 3n ber 9tr. 4243 ift 
audj ein furaeS SebenSbilb Don3oac%im5Rettelbe(f entworfen. 



3n ben ©bttingifc&en gelehrten 9iad>rid)ten (1904, 
$. 8, ©. 619-630) beforid&t ÜK. ^erlba* fefcr ausführlich ba8 
^ommerfc^e Urfunbenbu* 39b. IV,2 unb 33b. V,l. 



Hud> für Sommern nidjt obne Snterejfe ftnb bie SRüdblicfe 
unb SluSblicfe, bie ÜR. ^Jerlba* auf bie (grfdjliefjung ber @e* 
fd)id)t$quellen be8 preufHfdjen DrbenSftaateS in ber 3eit* 
färift be$ SBeftyreufjifdjen ©efdjidjtStoereinS ($eft XLVII) wirft. 



3n ben 5Radjriifcten ber ÄönigL ©efellfdjaft ber 
2Biffenfd>aften *u ©öttingen (^ilol^iftor. Älaffe 1904, $. 1, 
©. 94-138) berietet «. 33racf mann in gortfefcung feiner früheren 
ÜRitteilungen (a. a. D. 1902, $. 2, ©. 193—223) über ^ßapft- 
urtunben be« Sorben«, 9?orb» unb ÜRittelbeutfdjlanbS. 



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144 ftotijen. — SWitteilungen. - 3Matt. 

Dabei brucft er eine im 1. SSonbe bed $ommerfdjen UrhmbenbudjeS 
fe&lenbe Urtunbe Dom 29. Sunt 1180 nad) einer ftopie tum 1600 (im 
SReidjSardjto Äopenljagen) ab, in ber $apft Älqranber HL ba£ &om- 
fttft SRöSfilbe in ben ©djufc be8 apoftoliföen ©tuljte nimmt unb bie 
Sefifcungcn, t>or aOem bie 3nfel SRügcn (Roiana insula, de manibus 
paganorum et potestate, sicut ex literis venerabilium fratrum 
nostrornm £. qnondam Lundensis archiepiscopi et F. Estonum 
episcopi et aliorum religiosorum manifeste cognovimus, per 
ministerium carissimi in Christo filii nostri Waldemari, illustris 
Danorum regia, et venerabilis fratris nostri Absolonis, Lundensis 
archiepiscopi, apostolice sedis legati, tunc Roschildensis episcopi, 
exemta), betätigt. Unoollfiänbig ift bie Urtunbe bei Erslev, reper- 
toriam diplomaticam regni Danici mediaeyalis I (1894—1895), 
pag. 9, 9fr. 36 gebrucft. 

SRittcilnngen. 

Die SHbliotfcef (Äarfutfd&ftr. 13, Ägt. @taat8ard&to) ift ge- 
öffnet flRotttaa* t>on 5—6 llftr naäm* unb &onntr*t*Q§ 
*<w 12-1 Itft*. «ugerbem nrirb ber Sibliotljefar mä&renb ber 
Dienftfhmben be$ ©taatSardjtoS (Don 9—1 Uljr Dorm.) SBünfäen be- 
treffet Senufeung ber Sibliotyef nad) SWöglidjfeit entfpredjen. 

3uf Triften unb ©enbungen an bie Sibliotfcef ftnb nur an 
bie oben angegebene Slbreffe &u richten. 

Die neu eingegangenen 3cttf c^ri f tcn liegen im 
83ibliotl)ef8simmer $ur ©inftdjt au$. 



$a* Wttf euitt ift eonntag tum 11—1 Übt tut* 
aKitt»*« tum 3—3 ttljr *e*ff«tt. 

auswärtige erhalten nacfc öorljeriger SKelbung beim Äonferuator 
©tubenraud) ($ol?ensoHernffr. 5) aud) ju anberer 3«t (Eintritt. 



Inhalt 

Alte tJamilienaufsei^nungen be« ßftrlinerS 2Ratt#a$ Sa^L 
— Urfunben über bie SBei&ung oon Altären. — (Sine ©djulorbnung 
öon Daber. — 3"* @efd)td)te pommerfdjer Dorffd&ulen im 16. 3a$r- 
Ijunbert. — Literatur. — Zotigen. — -Mitteilungen. 

8für bie JRebaftion t>eranttt>ortlidj: $rof. Dr. äBe&rmann in Stettin. 
Drud unb Cerlag öon $errde & Sebeling in Stettin. 



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M 10. ÜÜÜL 

Ponntüblhttcv, 

herausgegeben 
öon ber 

®efellfd)aft für Sßommerfdje ©efd)id)te 
unb 5UtertumSfmtbe. 

$er Wadjbrurf beß 3itlja(teS biefer äRonatSblätter ift unter Duellenattgabe 

fieft rittet. 



Die Volonte JfriebenBtmrg. 

Son ®. ©ieöcrt in (Stettin. 

£u bem retten ©runbbeflfc ber ©tabt Stettin gehörte 
Dor Reiten ba£ Don ben Sienben an ber großen SReglife an* 
gelegte 2)orf ^objuef), ba$ Dom $erjog Otto L burd) eine 
©djenlungäurfunbe üom ^aljre 1328 sabbatho ante diem 
Nicolai episcopi (3. 35eg.) ber ©tabt ©tettin als freie« 
Sigentum überlaffen tourbe. Stat unb 33ürgerfcf)aft bon 
©tettin übernnefen nadj ber ^Reformation ^objud) bem {(eiligen 
®eift*£ofpttal. %n ber 2Batrifel Dom ^aljre 1557 Reifet cS 
auäbrücflid), 'ißobjud) fei bem ^eiligen ©eift*£>ofpital ^ereignet. 

Salb barauf würben, befjufä befferer 93ertt>altung be$ 
©tettiner 2IrmentoefenS, bie (Sinfünfte ber milben Stiftungen, 
©t. Jürgen, ©t. ©ertrub, ber brei (£lenbgaftf)äufer unb 
einiger Heineren Stiftungen, mit bem ©igentum be$ ehemaligen 
granjisf aner * (grauen) ÄloftcrS jufammengelegt. 5)ie Ijeuie 
nod) fteljenbe Äirdje biefeS Älofter« toar bem ©t. QofyanneS 
gemeint, unb oon iljr nafjm bie grofce 2lrmenpflege*2lnftalt, 
»eldje nod) jefct fegenSretd) ttrirft, ben tarnen ©t. Rannte* 
Älofter an. 



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146 3)ie Äolonie SfriebenSburg. 

Äönig fjriebrid) n. tyatte fdjon feit Slnfang feiner 
Regierung bie ©ad)e ber Äotoniften*2lnfteblung unb ^euplierung 
be« Sanbe« in« Sluge gefaßt. Dura) ein ©bift toom ^afyre 
1747 nmrbe befohlen, baß überall in föniglid,en f intern, auf 
bem ©ebiete frommer Stiftungen ober ber Erbaten, tior allem 
aber auf bem ©ebtete ber ©täbte neue Slnfteblungen entfielen 
foöten. 

Die ©egenb um ba« Äloftergut ^objiuä), toie ber ganje 
Sanbftricf) am regten Ufer ber großen Stegltfc erhielt in ber 
jtoeiten Hälfte be« ad)tjel)nten ^aljrljunbert« ein ganj anbere« 
2lu«fef)en gegen früher. SBo bi« baljin nmfteS 8anb ober 
ffialb getoefen toaren, nmrben in fdjneller golge jaljlreidje 
Slnfteblungen eingerichtet, ©o entftanben auf bem ©rtmb 
unb SBoben ber ©tabt 311t * Damm bie Kolonien Jfyotttötal 
(1747) unb etwa« fpätcr ©traußenSrul), unb üon «pobiudj 
tourben ftinfentoalbe mit Äatf)arinenf)of unb 3frieben$burg 
abgejtoeigt. Der Äönig gab nämlicf) bem ©tettiner üKagiftrat 
ben 33efcf)t im ^aljre I 755 / bxxxfy bie Slbminiftration beS 
^oljanni&Älofter« auf beffen $objucf)er ©runb unb SBoben 
eine 2llaun* unb ©alpeter*©ieberei anlegen ju laffen, 311 
toeldjer Slnlagc fid) ein ©ntrepreneur namen« Äarl ©ottfrieb 
©flippe bereit erftärt Ijatte. 

Der nad)ftel)enbe jtoif^en ben «protnforen be« Rannte* 
Älofter« unb ©djuppe abgesoffene Äontraft mag jum 33c* 
toeife bienen, mit toetdjer Umftänblicf)fett, jugleid) aber aud) 
mit welker 93orfid)t unb mit toie großer ©ad)fenntni« ein 
bal)ingef)enbcg ©djriftftücf abgefaßt tourbe. 

„SWa^bem ©eine Äönigl. aWajcftät in Preußen unfer 
aüergnäbigfter #err, vermöge aUergnäbigfter £abinet$*Drbre 
Dorn 5. 9Wartii c. a., üerorbnet, baß ber SKagiftrat ju ©tettiu, 
al« ^atronu« be« ©t. ^Mni&Älofter«, mit bem ju Sin* 
legung einer 2llaun* 93itriol* unb ©alpeter^©ieberei ftd) an* 
gegebenen ffintrepreneur #errn ffiarl ©ottfrieb ©d&uppe, toegen 
ber ju folgern 33el)uf, gegen ©riegung eine« jäljrlidjen EanoniS, 
verlangten Einräumung ber 300 borgen SKagbeburgifd) Don 



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Die Äolonie griebenSburg. 147 

bcr $objud)fd)en Älofterf)eibe einen ®ntreprtfe*(£ontract ber* 
geftalt gum ©tanbe bringen möge, bamit einesteils baS 
Älofter feine recf)tlid)e Urfacfje ftd) gu befdfyweren f)abe, anbern* 
tfyeits aber ber ©ntrepreneur gufrieben fein fönne unb nidf)t 
weiter barunter aufgehalten werbe, fo ift man mit bem 
©ntrepreneur ©cfjuppe in Eonfereng getreten, unb wirb aus 
ber üon ben beiben #errn ^räfibenten Don ÄfdjerSleben unb 
t)on 83adf)I)otfc auf Äönigl. allergnäbigfte SSeranlaffung an* 
geftellten Unterfudjung fiel) ergeben, baß biefe ©ntreprife, wenn 
ftc gum oöUigen ©tanbe gebraut wirb, gum SBoljl beS ßanbeS, 
aufnähme beS ©ommercii unb 3Serbefferung ber ©d)iffal)rt 
gereidje. |)öd)ft ©eine Äönigl. ÜWaieftät aud) burd) Sonftr^ 
mation tiefe« ©ontracts alfergnäbigft öerfidf)ern, bafc ber übrige 
fcljeil ber $eibe bem Älofter oerbleiben unb nid&t weiter oon 
ber ^objudjfdjen #eibe etwa« an (SntrepreneurS »ergeben 
werben folle. ©o ift nad) SKafjgebung üoraUegirter $oljen 
Äönigl. ffiabinets * Drbre gwifdjen ben ^roöiforen beS 
©t. 3ol)anniS*ÄlofterS unb bem ©ntrepreneur ©arl ©ottfrieb 
©d&uppe nadjfteljenber unwiberruf tiefer ©rbginS*©ontract, unter 
33oHgiel)ung ©r. Äönigl. SKajeftät #öd)ft eigen^anbiger 
Approbation üerabrebet, befdfyloffen unb twUgogen worben: 

1. Überläffet baS Älofter bem ©ntrepreneur #errn Karl 
©ottfrieb ©djuppe bie verlangten neben beS ©ntrepreneur 
ÜWattljiaS 1 ) ©ntreprife ginfenwalbe fübwärts anfdjliefcenben 
300 SKorgen SKagbeburgifdf) nad) bem Dom Sanbmeffer Älodtow 
aufgenommenen $lan, bergeftalt gu ©rbginS*afted)t, bafc er 
barauf eine bauerljafte Alaun* S3itriol* unb *©alpeter*©ieberei, 
feinem (Engagement gemäß, auf eigene Äoften anlegen unb bie 
bagu benötigten ©ebäube errieten, aud) fold&eS Xerrain gu 
gebautem SBeljuf nad) ©efaHen, wie er es am con&enabelften 
finbet, nebft bem barauf fteljenben $olg unb benen in ge* 
badjtem ftunbo fid) finbenben SKineralien unb goffilien, oljne 
bafc er fiel) weiter gu ejtenbiren Jemals in ben©inn fommen 

l ) Der Senator ÜRattljiaS *u Stettin fatte 1750 bie Äolonie 
Srintenwalbe angelegt. 



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148 Die Äotontc gfriebenäburg. 

laffcn, ju nufcen unb ju gebrauten, aud) an anbere ju oer* 
äußern, jebod) mit 33orbef}alt be« ftipulirten KanoniS unb ba| 
bem ©t. ^oljanni&iflofter bei allen öorfommenben 33er* 
äußerungen biefeS (£rbjin$gute8 ba$ 3SorfaufSred)t juftelje, 
aud) felbigeS fid) beffen ju aßen Reiten fcebfcticn fönne. 

2. Sßogcgen ber ©ntrepreneur #err Karl ©ottfrieb 
©flippe ftd) anfyeifdjig machet, i>a$ auf gebauten 300 borgen 
SWagbeburgifd) fteljenbe #oIj an SBudjen, Kidjen unb 3fid)ten 
nad) ber pon bem Sanbjäger STiolbfcn unb benen fjörftcr Werften 
unb ©eröborff gemalten Xaje mit 4258 Xljlr. 8 @r., fage 
öiertaufenb jtoei^unbert adjt unb fünfzig £f)aler 8 ©r. in 
ebictmäfciger 2ttünje, unb gtoar bei Irabition be$ gunbi $totv 
taufenb Später unb nad) SSerlauf üon jtoei ^afjren ben SReft 
mit jtoeitaufenb jtoeiljunbert ad)t unb fündig 9teid)$tljatern 
8 ®r. baar unb richtig ju bejahen, aud) injttufdjen fold>er* 
l)alb fixere fidejussorifd)e Kaution üor Irabition be$ gunbi 
ju beftetten unb oon foldjer $eit gebaute« Äapitat mit 
5 ^rocent atfjäljrttd) 3U toerjinfen. ©oute toiber 3Sermut^cn 
bie üon bem ©ntrepreneur Karl ©ottfrieb ©djuppe bieferljalb 
in 9$orfd)tag ju bringenbe fidejuseorifdje Kaution aber nid)t 
für acccptabcl gehalten merben, fo engagiret fid) berfelbe Ijier* 
burdj, jugleid) bei Jrabition be$ ftunbi ba$ ganje Quantum 
ber toiertaufenb jtoeifjunbert ad)t unb fünfäig Iljlr. 8 ©r. 
baar unb ridjtig ju erlegen. ^)iernö(^ft aber 

3. machet fidi) berfelbe anf)eifd)ig a dato IrabitioniS 
einen jä^rli^en Kanonem ä 9 ®r. pro Sftorgen, affo ein* 
^unbertätoölf £f)(r. 12 ©r. pro anno, ingteidjen üon 3ett 
be8 Umtriebe beS 2Berfe$ toegen be$ 3eljnten öon bcr ^ u5 ' 
beute, um bie jäljrlidjen ^Berechnungen ju öermeiben, in ben 
erften jefyn Qa^ren iäfyrlid) fünfjig £f)lr., nadjljer aber all* 
}ftl)rlid) in perpetuum in benen üicr Serminen: Crucis, 
Luciae, Reminiscere, Trinitatis, mithin quartaliter, in ben 
erften jeljn Qötjren pro canone et deeimis 40 £l)tr. 15 ®r. 
unb ^ternäd^ft quartatiter breiunbfünfjig £lj(r. 3 @r. prae- 
numerando prompt unb richtig, ol)ne einige SRemiffUm ju 



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IDic Äolomc fJricbenSburfl. 149 

prfttenbiren, ju bejahten ; auger toegen Ärieg, $eft, geuer t>om 
|>immel unb totaler ©inftürjung ber ©ruben, meiere fobann 
ju arbitriren. Äußer biefem Eanoni uub 3eljnten bejahtet 
ber Sntrepreneur an (Kontribution, 8el)npferbes@elber, SReutijer* 
Verpflegung unb tote bie onera fonften Tanten Ijaben motten 
— toenn ©eine Äönigl. SWajeftät fotd&e$ aüergnftbigft ap* 
probiren — nidjts, fonbern iß baoon gänslid) befreit. 

4. ©oüte aber biefer SrbjinSmann ober ber fänftige 
Qnfyaber biefeS fundi emphyteutici ben hierin ftipulirten 
Sanonem unb 3 c ^ ntcn n ^ jebergeit prompt abführen, fo 
läffet ftd) berfelbe, mie in bergteidjen ftätten gebräud&lidf), ge* 
fallen, baß er, feine Srben unb !Wad)fommen, »enn ber (Kanon 
unb Stritt über brei ^aljre öufgefdf)tt>olIen, be$ ganjen (Erb* 
jinSrecfytS unb aller baran geraubten Äoften ücrtuftig 
erfannt werbe; es fei benn, baß ratione be$ rüdtffänbigen 
SanoniS unb 3ef)nten j n t> cm Herten ^aljre für bie brei ber* 
floffenen baS Duplum erleget toerbe, maßen ü}tn nichts al8 
Ärieg, $eft ober geuer Dom $immel unb totale Sinftürjung 
ber ©ruben, toenn fie oljne fein unb ber ©einigen ©djulb 
gefdjeljen, baoon btepenfiret, tt>eil er fonft alle casus fortuitos 
übernimmt, ffiogegen 

5. iljm üerfprodjen ttrirb, baß foldjer Canon unb ^eljnte 
ju feiner geit unb unter feinerlei ^rätejt erfyöfyet »erben foll, 
es toäre benn, baß meljrgebad)ter (SrbjinSmann bei fidf) 
ereignenber reiben ausbeute ratione deeimarum bem 
©t. ^oljanni&Älofter aus gutem JBiUen nod) etttmS jufließen 
unb baburd) bic Sfteöenuen biefem ©tifts öerbeffern sollte. 
Unb »eil 

6. ber Sntrepreneur $err ffiarl ©ottfrieb ©djuppe nid)t 
gemeinet ift burd) Anlegung biefer ffintreprife ber bem Älofter 
gehörigen 3iegclei nadjtfjeilig, fonbern trielmeljr möglidjft be* 
förberlid} ju fein, fo läffet er ftei) gefallen, baß, foüiel oljne 
feinen !Wad)tf)eil gefdfjctjen fann, auf ben üttotljfall, menn fonft 
auf bem Äloftergrunbe feine giegelerbc meljr öorfjanben ift, 
Don ber ^iegelerbe in feiner ffintreprife an benen Orten, n>o 



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150 3)ic Äolonie SJriebenSburg. 

er bie älaunerbe grabet, gleichfalls genommen unb verbrauchet 
werbe, maßen er fold)e bem Äloßer oljnentgeltlicf) überladen 
wolle. %tboä) bleibe bem ©ntrepreneur bie gretJjeit, foötel 
Steine als er ju feinen ©ebäuben gebrauchet, felbft ju brennen, 
allein bei SJcrluft biefer ©erecfjtigfeit barf berfelbe unter biefem 
•ißrätejt fo wenig jum SJerfauf welche ftreid^en taffen, nod) 
auf anbre SBcifc beralieniren, inbem fotd)e$ ber ^obiudtfdjen 
ßiegelei jum offenbaren SWacfyeit gereichen mürbe. 

7. auf biefeS meljrerwäljnte Srbjinggut unb ju Äu£* 
füfjrung biefer 9Haun* 93itriot* unb ®alpeter*©ieberei machet 
fid) ber fytxr (Sntrepreneur ©d)uppe anl)eifd)ig, 24 auälänbifdje 
33ergwerf$*3familien, welche nebft iljm unb feiner gfamitte, 
fowoljl für fid) al$ iljre gamilien — wenn feine &önigl. 
9J?ajeftät foldje« aüergnäbigft bewilligen — mm aller ©n* 
rotlirung befreit finb, foba(b als möglich anjufefeen; aud) 
felbige auf feine Soften ju unterhalten, bergeftatt, baß, wenn 
feine fjoffilien merjr oorljanben, fold^e bem Älofter unb beffen 
Dorfe ^objud^, nod) fonft jemanb jur Saft fallen, fonberu 
ber ©ntrepreneur mit feinem it)m aecorbirten ftunbo Wl b & 
gnügen, unb nid)t weiter nebß benen ©einigen ejtenbiren, 
fonbern aisbann fo gut als mögltd), fid) lebiglid) feine« gunbi 
gegen ©riegung be£ einmal feftgefefcten ffianonte gebrauchen 
muffe. SBeldjen ftaüs, unb wenn feine froffilicn mefyr bor* 
tjanben, ber Q^ntt, als welcher öon ber ausbeute entrichtet 
wirb, öon ber 3 C ^ an toegfäflt. SB« ju bem Snbc 

8. auf gemeinfcfjaftlidje Äoften bie ®renjen nadj ber 
üon bem Sanbmeffer Älocfow angefertigten Äarte richtig ge* 
jogen unb öermarjlet, aud) benen 'ißrobiforibuS beS ÄlofterS 
baS Duplifat Dom aufgenommenen ^lan eingeliefert »erben 
foH, äumarjlen ber Sntrepreneur #err ©djuppe fid) ejpreffc 
üerbinblid) machet, bie älaun* SBitriol* aud) anbere ffirbe nidjt 
weiter als ber quöftionirte frunbuS ** r 300 SKorgen fid) er* 
ftreefet, ju graben, nod) jemarjlen freies SBaufyolj aus ben 
Äloftertjeiben ju forbern, fonbern nötigen gfatleS, wenn iljm 
bie $rotrifore$ etwa« überlaffen fdnnen unb wollen, foldjcS, 



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3)te Äolonie SJriebenSburg. 151 

ttrie bei piis corporibus getoöfjntid), praevia licitatione publica 
ju laufen. 

9. Sßirb bem (Sntrepreneur unb (SrbjinSmann bie SBrau* 
unb 33rannttt>ein*33rennerei, ingteid)en bie ÜJhiljlengered)ttgfeit, 
ferner bie Äruggered)tigfeit in fundo emphyteutico — menn 
#öd)ft ©eine Äönigt. 2Wajefiät fotd&eS aüergnftbigft genehmigen 
motten — aecorbiret; jebod) bergeftatt, baß fotd)eg ntd^t toeiter 
als auf bie im öorbefdjrtebenen fundo fuf) aufljaltenben ftamilien 
ejtenbiret »erben bürfte, außer baß bie im Äruge ftd) etma 
einpnbenben unb auftjattenben gremben, audf) fonftige SBier* 
gäfte, gugteidf) mit barunter öerftanben »erben. 

10. 8luf feinem fundo emphyteutico bie mittlere unb 
niebere $agb — toenn #öd)ft ©eine fiönigl. üKaJeftät fotdf)e$ 
aßergnäbigft bennttigen tooflen — tooljt gegönnet merben !ann. 
SRidjt meniger, baß er gtetd) ben anbern SntrepreneurS, fotooljl 
in Änfe^ung ber Effecten, als auet) be£ nad) biefem SBerf ju 
brtngenben unb mm ba mieber ju üerfaufenben Siemes, SSictualien 
unb *ißrobuIten ^oüfreiljeit Jjabe unb iljm gteid) benen Äönigl. 
^Beamten unb äbligen sub approbatione regia angebei^e. 

11. Die Jurisdiction anlangenb fo ttrirb folc^e bem 
(Sntrepreneur über feine eignen Seute, »enn unter iljnen 
Disput entfielet in prima instantia getaffen, jebod) getjen bie 
©adjen per appellationem an bie ^rooiforeS beS ©t. Rannte* 
ÄlofterS. ©obalb^aber gtoifdjen bem (Sntrcpreneur unb benen 
SoloniS ein Disput ermädjfet ober, baß ber ©ntrepreneur 
oon extraneis belanget ttrirb, fo üerbleibet baS ©t. ^otjannis* 
Älofter ba« forum ordinarium, unb getjet fobann bie 2lppelIation 
ad nobilem senatum Sedinensem, bie Steoifion aber an bie 
Äönigt. Regierung. 

12. ©ottte über furj unb (ang biefeS SrbjinSgut Dom 
(£rbjinSmann beräußert ober öon einem possessori auf ben 
anbern tranSferiret toerben, fo bebingt fid) baS Älofter, auger 
bem üorljer ftipulirten $ftäfierred)t, baß aüemal ber geinte ZijtH 
beS ja^rlid^ ftipulirten EanoniS als ein laudemium, auger 
ber jätjrttd) abjufüljrenben ©umme, annod) in recognitionem 



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152 3)ie Äolonte 8frieben8burg. 

domini directi oon bcm SrbjinSmann an ba£ Ätofter er* 
leget werbe. 

13. Die (Srbauung einer Äirdje imb baß ber £err 
(Sntrepreneur barüber bie jura patroni ejrercire, fann bem Gerrit 
(Sntrepreneur nidjt geftattet werben, juma^len er bie Äird)c in 
bem Dorfe ^objudj autt} fonft nalje bei Ijat, inbeffen fielet 
iljm frei, ftd) mit feinen ©oloniften ju einer ©emeinbe, meldte 
if)tn gefällig, ju galten; jebodf) Ijat er nebft feinen ©olonte 
benenjenigen Äirdjenbebienten, ju welcher Äirdje er ftd} tyftlt, 
baS ^riefter* unb Äüftergelb gu bejahten. 

14. Sftimmt ber ©ntrepreneur ejpreffe fyierburd) an, 
feinen gefottenen Sllaun nidjt an benenjenigen Orten, wo baS 
3freienwalbifdje 2Ilaun*95$erf feinen inneren Debit Ijin, ju 
öeralieniren, fonbern bebinget fttt} ba^ero nur ©tieften unb 
Preußen sub approbatione regia jum inlftnbifdjen Debit, JU* 
mahlen ber ©alpeter unb SJitriol nidjt ejportiret werben barf. 

15. SJerfpridjt ber ©ntrepreneur, fobatb ber 'ißlafc ber* 
geftalt geräumet, ba§ füglid) eine aWaulbeer^fantage angelegct 
»erben fann, jur SSerme^rung beS ©eibenbauS eine ^lantagc 
üon 300 Säumen auf eigene Soften anjulegen unb ju unter* 
galten, audj befliffen ju fein, bag ©einer ßönigl. ÜWajeftät 
aüergnäbigfte Intention hierunter erreicht »erbe. Unb bamit 

16. ba£ Älofter gefidjert fein möge, ba& baS ganje 
83er! ju einem ooflfommenen unb untabelljaften ©tanbe ge* 
bradjt, bie gefammten Käufer erbauet unb bie 24 SJergwertS* 
Familien angefefcet »erben, fo mattet ber $err ©ntrepreneur 
bis baf)in auf 600 £f)tr., fage fed)Sf)unbert Iljafer, ante 
traditionem fixere fidejussorifd)en Kaution, bamit um fo 
weniger in ifjm ein üßißtrauen gefefcet werben fönne. ©df)Uefc 
lid) entfagen fidj 

17. contraljirenbe Steile aller SRedjtSauSpdjte unb 
83ol)ltf)aten, fie Ijaben SWamen wie fie wollen, fie mögen 
bereite erbaut ober nod) ju erbenlen möglich fein, gteid) als 
waren fie wörttid) gerinnen auSgebrücft mtttelft SRemmciation 
ber SRedjtSregul, ba% ein allgemeiner 33erjid)t ntd)t gelte, wo 



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®ic Äolonie fJriebenSburg. 153 

fein befonberer uortjergegangen: alles getreultd) fonber Slrgltft 
unb ©cfd^rbc. 

Urhmbtid) ift & ie f er ©rbjinSsSontract gu mehrerer 
®cwtB^cit in quadruplo auSgeferttget unb fotooljl uon ^ro* 
mforibuä be$ ÄlofierS als bem Sntrepreneur $errn Sari 
©ottfrieb <Bä)vtppt, inglci^cm bem SDtogiftrat als $atrono beS 
ÄlofterS eigenljänbig untertrieben unb befiegelt; nne benn 
aud) ber Äönigl. $ommerfd)en Äriegs* unb 3)omänen*Äammer, 
beS Äönigl. Äonfiftorii unb ©einer Äönigl. SKajeftät aller* 
f)öd)fte Sonftrmatton nadjgefudjet »erben foü. 

©o gefdjeljen 2llten*©tettin ben 21. October 1755. 

Sander. (L. S.) Kistmacher. D. F. Matthens. 

Pott Probeck. Jädcke. Matthias. Köhler. Schmidt. 

Peters. Schröder. Buchner. Trendelenburg. (L. S.) 

Carl Gottfried Schuppe." 

Die @inrid)tung einer 8Uaun*©ieberei ift n>of)t über 
bie erften anfange nid)t tjinauSgefommen. (Sin Seit beS 
gefauften SßatbeS fd)eiut abgebt ju fein, einige ©ebftube 
finb aufgeführt, aud) ift an öerf^iebenen ©teilen nad) ber 
geeigneten Erbe gegraben, tirie üor 50 ^afjren nod) jroei 
umfangreiche ®ruben jeigten, Don benen bie größere im 
oberen Seile beö DrteS, bie Heinere neben bem ®ut$I)aufe 
gelegen mar; erftere ift erft sunt Seil gugefdjüttct, lefctere 
bereite eingeebnet, tirirb oon bem jefcigen SScfifecr als ©arten* 
lanb benufet. 

©d)uppe ge»ann an bem ©tettiner $anbelsl)errn ®eorg 
SBurow 1761 einen ®efe(lfdf)after, ber, ba es mit ber älaun* 
©ieberei nidjt rettjt oortoärts getjen toollte, ben 93orfd)lag 
madjte, bie oorljanbenen @ebäube gu einer Seinem unb 
SBollen*2J?anufaftur ju benufeen, eine äbftdjt, bie jebod) 
^rojeft geblieben ift, ba es nid)t gelang, bie nötige 2fojaljt 
au8länbifd)er 2RanufafturierS ju genrinnen. Daljer ftnbet fid) 
benn balb barauf bie Snfteblung, meldje nad) bem Hubertus* 
burger ^rieben, jum ®ebfid)tni$ an benfelben, tt}re heutige 



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154 S)ie Äolonte 8rrieben8burg. 

^Benennung erhielt, lanbmirtfdjaftlid) benufet. Qu bem Qmdt 
mürbe btc SBefifcung burd) bcn ©rmerb Don 30 2Worgcn 
JBiefen, in bem 33rinfenmerber gelegen, Dergrößert, fp&ter aud) 
ein ^lafc, bei ^obejud) an ber abläge neben bem ©reifem 
Rogener SBcgc, jur (Erbauung einer ^eufdjeune ermorben. 
griebenSburg ljatte im ^aljre 1776 P ebcn tjeuerftetten unb 
ungefähr fed^ig (Sinmoljner. 

Sine fommiffarifdje Unterfud^ung Ijatte injtoif^en er* 
geben, bog bie bei Urfprung ber ©ntreprife beabftdjtigte 2fa* 
legung einer 3ltaun * ©ieberei fld) als unmdglid) ermiefen 
fyatte, meil, mie e8 Reifet, bie (Srbe nic^t reichhaltig genug 
mar. ©in #ofreffript Dom 9. gebruar 1790 beftätigte baS 
Urteil ber Äommiffion unb entbanb ben SBcftfccr Don ber 
93erpflid)tung, eine foldje anzulegen, ©o fonnte benn nadj 
SuromS lobe gmifdjen ben ^roDiforen beS $ol)anni$flofter8 
unb bem gorftmetfter gronljöfer, bem ©d)miegerfol)n SBuromS, 
ein neuer Äontraft im Qfa^re 1791 abgefd)loffen »erben, bei 
wettern bie l)auptfäd)lid)ften fünfte beS früher mit ©djuppe 
abgefdjtoffenen Vertrages beibehalten mürben, ber jäljrlidjc 
©rbginö aber auf 70 £aler Ijerabgefefct mürbe. 3)er neue 
SBefifcer mußte futj Derpflidjten, 12 £agelöl)ner*3ramilien fort* 
bauernb angufefcen, Don benen jebe jäljrlid) 24 $funb ©ollen*, 
Seinen* ober SBaummot(en*®arn fpinnen follte, meines Quantum 
Don 288 <ßfunb auf ber ©ntreprife felbft Derarbettet »erben 
mußte. 9ln neuen ^ugeftänbniffen mürben bem gronljöfer 
freie abläge be£ auf feinem gunbuö gefdjlagenen #olje$ 
auf ber Älofter* abläge ju ^obejud), fomie baS 9?ed)t be$ 
ÄalfbrennenS gemährt gegen eine an bie Älofter*ftaffe ju 
jafytenbe SRelognition Don 25 laiern für jeben SBranb. SBe* 
jeid^nenb für bie bamalige 3eit ift, baß in bem neuen 
Äontraft bie fttjon ©d)uppe geftetlte SBebingung, baß ber 
SBefifcer 300 üßaulbeerbfiume ju pftanjen unb ju unterhalten 
l)abe, mieber auSbrücflid) Ijeroorgeljoben mürbe. SBon ben 
9ttaulbeerbäumen ftanben Dor 70 ^afyren no $ *i n W nc & en 
bem ®ut£f)aufe an ber 3)orfftraße. Damals, um 1791, 



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Die Äolonie griebenSburg. 155 

mirb aurf) ber ©alnugbaum gepflanzt fein, ber, nur burd) 
Ausmauerung nod) gehalten, in bem ©arten ber jefeigen 
SReftauration megen fetner ©röjje bie SBemunberung ber ©äfte 
erregt. 

SRad) bem lobe beS gorftmeifterS gron^öfer mürbe 
baS ©rbjinSgut eine ffteiJje oon ^ai)xtn öon f e * ner 5 rau & c * 
mirtfd)aftet, bis bie Äinber großjährig geworben unb betjufS 
SluSeinanberfefcung ber (Srben baS ®ut jur ©ubljaftotion ge* 
ftettt »erben mußte. Der Qfelbjäger, fpätere Dberförfter ju 
^refeig bei ©djmebt, griebrid) SBityetm gron^öfer, ber ©ol)n 
beS früheren SBeftfcerS, erftanb eS im ftafjre 1811. 

SSenige ^a^re Dörfer mar baS (Sbift Dom 9. Dftober 
1807 erf djienen, metöjeS befagt, baß bie Seräußerung einzelner 
SBeftanbteite eine« ©uteS, oljne SBiberfprud) ber #l#otl)efens 
©laubiger, miemol)l mit bem bafelbft bejeidjneten Attefte ber 
8anbeSpolijei*33eI)örbe, infofern juläffig fei, als bie 93er* 
Äußerung in @rbpad)t erfolgt. Daraufhin finb öon gron* 
tjöfer eine Anjaf)l ^ar^etten, meift in ©rtßc üon 2 bis 
6 3Worgen, teils oon ber SBalbflädje, teils öon bereits urbar 
gemalten Acferftücfen ben Ääufern in (Srbpadjt gegeben. 
Diefe SrbjinSleute aalten jäfyrlid) einen beftimmten Äanon 
unb im gatt ber Veräußerung beS ©runbftüds, außer an 
Defjenbenten, ein ßaubemium, beffen $öl)e fid) nad) bem 
©ert beS ©runbftücts richtete. Der jäl)rlid)e Äanon, ber an 
ben jebeSmaügen SBefifcer, bem baS nufebare Eigentum beS 
©rbjinSguteS gfriebenSburg juftanb, ju jaulen mar, betrug 
bamals 252 STaler 26 ®r. 3 $f. 

$n ben fotgenben $al)ren mürben nod) mehrere <ßar* 
jetlen Don ben fdjnett medjfelnben SBefifeern frriebenSburgS 
öerfauft. Das Obereigentum beS (SrbjinSguteS ging infolge 
eines jmifdjen ber $öniglid)en {Regierung, Abteilung für bie 
Domänen unb ftorften, unb ber ftoJjanniSflofter* Deputation 
abgesoffenen flauffontrafteS im 3Mre 1827 an bm giSfuS 
über, Aud) in ben SBeftfeberljältniffen beS ©utstjerrn unb ber 
floloniften trat burd) bie ©efefce Dom 2. üßärj 1850, bie 



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156 Die Äolonie ffriebenSburg. 

Slbtöfung ber SReatfaften unb bic (Srridjtung oon SRentem 
banten betreffend eine Itaberung ein. 

Der 0011 ben Äotoniften bem ©utstyerrn ju jaljlenbe 
jctyrlidje Äanon, ber bisher ein flaufobjelt gebitbet Ijatte, fiel 
fünftig fort. Der ®utsl)err, ber SBeredjtigte, foflte fortan 
oon ber SRentenbanf ein Äapital in ©eftalt oon jtnstragenben, 
allmätylid) ju omortifierenben SRentenbriefen ermatten, wäJjrenb 
bie S3erpflid)teten, fo lange als bieS jur 3°Wung ber 3' n f cn 
unb gur allmä^li^en ämortifation ber SRentenbriefe erforber* 
lidj war, eine jctyrlidje SRente ju jagten Ratten, 3für ben 
®ut£f)errn würbe ba$ Obereigentum be£ Srbjin^errn oljne 
©ntfdjäbigung aufgehoben; unb bie fioloniften gewannen iljren 
SBefife als freie* ©igentum. 3^re wirtfd&aftlidjen S3ert}ältnif[e 
waren baburd) nidjt gebeffert. Die Heine ^arjefle, meiere bie 
9tteljrjal)t oon ifjnen befaß, gewährte woljl 9taum für ein 
ItäuSdjen mit fyödjftenS gwei «Stuben, oon benen eine in ber 
Siegel wieber oermietet würbe, für ein Heine« ©taUgebftube 
unb etwas ©arten* ober Äartoffetlanb, genügte aber nidjt 
felbft für ben befd)eibenften Unterhalt einer Familie. Unten 
an ber Sanbftraßc, weldje oon Damm nad) ©retfenljagen 
füljrt, entftanben neue Slnfieblungen unb entwidelten fuf* 
weiter, wäljrenb oben auf bem Serge Dürftigfeit unb Slot 
fyerrfdjten. Ireffenb für bie Sage ber Keinen Sefifeer ift ber 
SluSfprud) einer Arbeiterfrau. 2Jor etma 40 3[a^ren ftanben 
jwei gfrembe w *> er Mtii)t e iner auf einem SBergoorfprung 
gelegenen feljr einfachen $ütte unb lobten bie fdjöne, weit 
umfaffenbe SluSfidjt, weld)e man oon biefer ©teile au$ Ijatte. 
Die SBewoljnerin fyatte ba$ ©efpräd) gehört: %a, mme$erren, 
warf fie ein, bie Utfidjten finb l)ier red)t goob un fdjön, wenn 
aber man bie ^nfidjten fo wären, ©ie beutete bamit auf 
bie bürftige ©inridjtung iljreS eigenen StawefenS l)in. 

©eitbem ift aud) in frriebenSburg manche« beffer ge* 
worben. ©djon oon ber Sanbftraße au* gewahrt man am 
Slbljange be$ SBergeS, wo früher fanbige gelber waren, eine 
Steige größerer #äufer mit fefter 3iegelbebadjung; in ben 



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3)ie Kolonie IJfriebenSburg. 157 

benachbarten Orten, in <ßobejud), gfinfentoalbe, Stttbamm, flnb 
Gabrilen mancher 2lrt entftanben, in welken ber Slrbeit 
©udjenbe regelmäßige 33efd)äftigung gegen feften 8o^n ftnbet. 
Sine gepflafterte ©traße fü^rt Don <ßobeiudj bis ju ben 
l)öd)ftge(egenen Käufern, faft bis an ben SRanb be« ffialbe« 
unb bient toefentlid) jur (Srleidjterung be« SJerfeljr«. 3)a« 
©runbftüd be« ehemaligen @rbgin$l)errn ift jefct in eine Diel* 
befugte ©aftmtrtfc^aft umgeroanbelt, tobjn es fttt} feiner Sage, 
feine« großen ©arten« unb feine« frifdjen Queflmaffer« »egen 
motjl eignet. $m 35orfc felbft finb öon fauffräftigen neuen 
Snfieblern mehrere Heinere ^Jarjeüen ju größeren ©runb* 
ftücten bereinigt, auf meldjen pdf) 8anbf)&ufer, üon freunb* 
liefen ©orten umgeben, ergeben. 

Die Ääufer erfreuten fid^ ber fdjönen Sage il)re« SBeftfc* 
tum«. SBentge ^unbert ©dritte führen auf ber einen ©eite 
in bm fdjattigen Sßalb, mäfjrenb auf ber anberen ©eite ber 
S3(icf hinüber fdjmeift über ba« fonnige Obertal ju ber üotf* 
reiben ®tabt mit ifyren toeit au«gebeljnten SSororten Doli 
gcmerblidjer Jätigfeit, aber aud) mit ifyrem $>aften unb %a$tn 
nadj ©ennnn. $n feinem neuen $eim finbet ber SBemoljner 
in länbltdf)er ©ttüe, in reiner 8uft, benn l)ierf)inauf bringt nid)t 
ber läftige ©taub ber Sanbftraße, SRulje unb Sr^olung. 

folgen ben erften balb »eitere bemittelte 3ujügler, fo nrirb 
aud) f$frieben«burg, ba« trofc feiner ljol)en unb gefunbenßage burd) 
ungünftige 93erf)ältniffe befyinbert, gegen feine gleidjaltertgen 
©djtoefterfolonien gurüctgeblieben ift, fxd^ toeiter entnncfeln unb 
mit ber fttit, tme jene, eine gefugte ©ommerfrifdje »erben. 



Ita^trarjüi^B fiber fattreniiuB Artige-*) 

S3on Dr. ». $aa«. 
$u ber SWatrifel ber Untoerfität Bologna finbet ftd) 
im %afyn 1516 eingetragen: dominus Joachimus Platte, 
prepositus Kulbergensis eclesie et notarius palatii, et 

') SJergl. 2Ronat«bl. 1904, ©. 17-27. 

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158 9ta$tr&gtt$e$ über ftmrentiuS Ärtnfce. 

Laurentius Brinz, servus suus Caminensis diocesis 
(3Wonat«bt. 1890, ©. 59). $df) bermute, ba& an bicfcr 
©teüe nid^t Brinz, fonbern Krinz gu Icfen ift, unb baß 
bcr Diener unb SRcifebegtciter beS flolberger tropfte« lein 
onberer als unfer <ßriefter unb fpäterer ebangeüfdje ©ciftltdje 
SaurentiuS ßrinfee gewefen ift. ffienn uns urfunblid) be* 
geugt wirb (ÜRonatSbl. 1904, ©. 18), ba§ Ärinfee im Qfaljrc 
1516 eine if)m gehörige $ebung öon iäljrtid) 24 Sßarf bcr 
^Jrtcftcvbrübcrfc^aft in Sergen unter bcr Sebingung Der* 
machte, ba§ er biefe 24 2Warf bie 3 e ^ f e * nci8 8eben$ „aus* 
mahnen unb fycben" mag, wäljrenb fte nad) feinem lobe ber 
33rüberfdf)aft anheimfallen foüen, — fo mag Ärinfee biefe 
Scrfdjreibung einer öerJjältniSmftfcig f)ol)en Summe bor 9ta* 
tritt feiner {Reife nad) Italien gemalt tyaben. Die 93c* 
jic^ung ÄrinfeeS gu tem tropft ^oadjim öon $laten erflärt 
bie gemeinfd)aft(icf)e #eimat beiber. Der Aufenthalt ÄrinfceS 
in Italien !ann ben 3 c ^ roum t™** ^afjrcS nid^t wefenttid) 
Übertritten fabelt, ba # er bereits 1517 in Sergen wieber 
einen SRentenfauf abfd)lo& (2KonatSbl. 1904, ©. 19). 

SBctter madjt mid) #err ^Jaftor Diedmann in Seggcrow 
barauf aufmerffam, baß SaurentiuS Ärinfce roäljrenb ber 3al>te 
1545—1552 ^robifor ber ©ijnobe Sergen gewefen ift, »ie 
fi$ aus bem äftenftüd ffiolg. «rdj., Sit. 63, Sttr. 231 er* 
gibt. ffiaS ben ©otjn bcS SaurentiuS Ärinfee, mit tarnen 
ftotjanneS, betrifft, fo ergänzt $err ^aftor Diedmann auf 
®runb beSfclbcn äftenftüdeS meine angaben burd) fofgenbe 
Daten: %m $af)re 1569 ja^tte ^anneS Ärinfee als 
novus coadjutor Gingstensis 2 2Rar! an bie ©ijnobe pro 
introitu. $m $aJjre 1573 naljm er nid)t an ber ©ijnobe 
teil propter suas nuptias excusatus. $m 3faf)rc 1574 ift 
er in baS ^aftorat gu 3ubar übergegangen unb wirb als 
fol^er adja^rlic^ bis jum ^re 1600 erwähnt; über boS 
3a^r 1600 reid)t baS «ftenftüd ni$t f)inauS. 



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5»otiam. 159 

©8 mag Ijierju barauf Jjingenriefen »erben, bog in ben 
©potttiebern, mit benen in ber Qtxt ber {Reformation bie 
©tralfunber, mlijt ber alten Äird)e anfingen, bie (£t>an* 
gelifdjen unb namentlich itjre <ßrebiger oerljöfjnten, aud) ein 
Ärinfee ertoftljnt wirb (©tralfunb. Strömten I, ©. 251 f.). 
Qn bem Siebe »erben neben tym Äurde, Äetetyot, ©df)lidjte* 
frull, SWiemann, ©apetin u. a. m. gar berb angegriffen. 
(SSergl. go<f, SRüg.^omm. ©efd). V, ©. 190.) Da biefe 
alle ®eifttid)e ©tralfunb« finb, fo ift aud) öon biefem Ärinfee 
anjunetjmen, bafe er bort als ^rebiger tätig mar. Ob er 
mit bem oben betjanbetten Saurentiuä ibentifd) ift, lögt \\d) 
faum bemeifen, man fann e8 aber moljl annehmen. M. W. 



» 1 1 i ) e «. 

2118 geftfd&riften gu ber 35. allgemeinen SJerfammlung ber 
3)eutfd)en ant&ropologifdjen ©cfctlfc^aft finb aufcer ben fdjon auf 
©. 125 genannten erf dienen: SR. 39aier, SJorgefcfcidjttidje (Sräber 
auf SRfigen unb in Sfteuüorpommern. 2Wit 6 £afeln unb 2 Sbbilb. 
©retfSwalb, 3. «bei. 34 ©eiten. SB. 3>ccd e, Säugetiere au8 bem 
SMlumum unb Äflubium ber ^Jrooing Sommern. Wlit 1 lafel. 
®reif8n>alb, fr SB. Äunite. 



»uf ben Suffafc öon ©an« 2Bitte über wenbifdje 93 e* 
bblferungSrefte im toefMidjen SWedtenburg (3)eutfd?e ®e* 
fcfcidjtSblätter V, ©. 219-236) wollen toir au* an biefer ©teile 
aufmerffam utadjen. 



3n ber 3eitf*rift „Deutfdje erbe" (III, 1904, ©. 65-69) 
regt $. tjifcfcer an, bie Söfung ber grage: 2Bo liegt in Dftelbien 
bie ©ren$e stmföen s JJieberbeutfd) unb SWittelbeutfd)? burd) eingeljenbere 
Unterfudjungen tjerbeigufübren. «jßaul 2angl>an$ gibt bagu eine na* 
$au$fcalter$ unb SremerS Srorfdjungen entworfene Äarte. 



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160 Zotigen. - ÜRitteiiungen. - 3MJatt. 

gronj SKtiUer fat gu feinen Seiträgen jur Äuttur* 
gefcfcic&te ber ©tabt S)emmin (üßl. SRonatSbt. 1903, ©.8) 
einen Slnljang erföchten taffcn (3)emmin 1904). 3)en ttricfctigften 
3nJjalt bilben Sftadjrtdjten über bie ©ei fUidje n unb bie preufnfdje 
®arnif on 2)emtnin8. 2lud) fter fhtbet fiel} tuertoofleS 2J?ateriat in 
anregenber SBeife mitgeteilt. 



RitteilviifK. 

3)ie 93ibliot^e! (Äarfutfäfh. 13, Ägl. ©taatearcfcto) ifi ge- 
öffnet SKotttagS »on 3—4 tt&r nagm« unb $<mtter*t*a* 
tum 12—1 !*(>*. Äujjerbem wirb ber Sibliot^efor tuäljrenb ber 
£)ienftftunben be$ ©taatöardjiüS (öon 9—1 U&r Dornt.) SBünfdjen be* 
treffenb Senufcung bev SBibliotljef nad) Stföglidjfeit entfpred&en. 

3uf Triften unb ©enbungen an bie SSibliotfjef ftnb nur an 
bie oben angegebene Slbreffe gu richten. 

3Me neu eingegangenen 3*itfcfcriften liegen im 
33ibliotljef8aimmer gur ©inftdjt au8. 



$a* SKufeum MeiM tobtet** *e# »ittttr* ge» 
f*lnffen. 

Äonferoator ©tubenraucfc toofjnt $o^engoHemfha§e 5. 



£>ie monatlichen SBerfammlungen ftnben ttt Stettin 
ancft in btefetn Bötttter in ber Siegel au iefcent Dritte« 
Sonnabettbe *e* 9Rouat* im Rtblfotfeet* * Stmmer be$ 
&eretn*fcatife6 fiatt. 

Ärffe löwfammlung am JSonnaßtnfc, 5*m 
22- mWtv 198*, 8 «1fr: 

gerr (Perlener «♦ JI+ Dr. tfivgettf*!}« 
in ®rept*tii * 4 §U: Jler gtampf he» $erf«g« 
©tt* mm Stettin um ha» ©rjbtetmtt $ig* 
attt 3ta*0«ttge he» 14. f «IpJptttfcert** 



I it k a 1 1. 

3Me Kolonie tJrieben8burg. — 9?ad)trägtid)e8 ju 8aurentitt8 
flrin fre. — iKotiaen. — aWitteilungcn. 

2rür bie Steboftion berantwortlid&: $rof. Dr. SBe&rmann in Stettin. 
2>rucf unb »erlag t>on $errcfe & Sebeling in Stettin. 



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s 



M 11. 1904.S 

* » - ' v ' 

ptonntöMnttcr. 

herausgegeben 
Don bcr 

©efellfdjaft für ^ommerfr^c (Befdjidjte 
unb 2Utertum§fmtbe. 



»er 9U4lrurf be« ^ndaltei liefer 9R#«atibItfttev ifl imter Dtteneuttttgabe 

QfftQttft. 



ßismartk auf bem Ktot%t}umtavibul\n JOommern. 

$n meinem Sluffafee „JBiömarcf in Sommern 11 (©alt. 
©tubien 5». $. VII, ©. 191—222) Ijatte id» aud) barüber 
ju fpredjen, bag ber gürft Deputierter be8 Sttaugarber ÄreifeS 
getoefen fei. Durd) bie greunbli^feit ber Äöniglidjen Regierung 
in ©tettin bin iä) in bie Sage gefommen, bie ?lften über feine 
(Ernennung baju einjufeljen. ©8 ergab fid) babei ein ganj 
neue« g^aftum, nämtid) bie £atfad)e, baß 33i$mar<f aud) ein* 
mal Äanbtbat für ben SanbratSpoften be$ Sftaugarbcr ÄreifeS 
gemefen ift unb gegen feinen ©ruber SBernljarb ben Äürjeren 
gebogen l)at. (Sr mürbe nämtid) am 19. SUJai 1841 Dom 
SWaugarber Kreistage neben bem ÄretSbeputterten Sernljarb 
ö. SBiSmard auf $ard)lin unb bem Äreisbeputierten ©teffen* 
Ijagen auf ©liefeig als brttter SanbratStanbibat gemäht, ©ein 
»ruber erhielt 31, ©teffen^agen 19 unb er felbft 18 ©timmen. 
SBei feiner SBatyl würben 41, bei ben beiben anberen ^2 ©timmen 
abgegeben. 3lu« änlafc biefer ©af)l l>atte er einen 8eben$lauf 
einzureiben. Diefer finbet fid^ öon feiner $anb getrieben 
bei ben äften unb fjat folgenben ffiorttaut: 



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162 SBiSmard auf bem Sßege gutn Sanbrat in Komment. 

Lebenslauf beö ©utSbefifcerS Seopolb ©buarb 

Otto öon 33i3mar<f auf Äülj 

aufgefefct auf Seranlaffung ber 2Ba&l beäfetben sunt britten (Eanbibaten 

für bic ertebtgte ttmbratfcStette SRaugarbter ÄreifeS. 

$dj bin am erften 8lprit 1815 ju ©djönljaufen in ber 
tlttmart, einem ®ute meine« S3ater£ beö SRittmeifterS a. D. 
gerbinanb üon SiSmarf [fo], geboren, unb bis ju meinem 
fed)ften i^aljre im älterlicfyen $aufe, fpäter in ber ^enfton 
beS ^rofeffor Hamann in Serlin erjogen toorben, bon bort 
auf baS 5^ e ^ r ^ 5 5Bi^ c tnt«g^mnafium, unb fp&ter auf baS 
jum grauen Älofter in ©erlin übergegangen. SluS ber erften 
Stoffe beS lefetern timrbe id) im grüljialjr 1832 mit bem 
Slbtturientenjeugnig SWr. 2 entlaffen, um bie Untoerfität ®öt* 
tingen ju bejieljen. Sluf biefer unb ber gu SBerlin tyabe id) 
3 ^aljr (ang 9ted)tSnuffenfd)aftlidje unb ?f)itofopf)ifd)e Soüegta 
gehört, bemnäd)ft im 2lpril 1835 in SBerlin mein erftcö 
juriftifdjeS ©jamen gemalt, unb ein 3 a *) r ^ au 9 & c * & em 
Äöniglicfyen ©tabtgertd)t in SBerlin als äufcultator gearbeitet, 
bis id) auf mein 2lnfud)en unb nad) abgelegter jweiter Prüfung, 
bei ber Regierung in Slawen als 9teferenbariuS angefteüt mürbe. 
SWad)bem id) in biefem Dienftoerijältnife l*/2 $aljr geftanben, 
unb barauf etroa ein fyalbeS Qfafjr auf Steifen gemefen mar, 
ging id) in gtetd^cr ©igenfdjaft jur Äönigl. Regierung in ^JotS* 
bam über, oon melier id) im Sluguft 1839 meinen Slbfdjieb 
aus bem ©taatSbienft erbeten unb erhalten l)abe, um bie SBc^ 
toirtfyfdjaftung beS meinem SSater gehörigen ©uteS Äniepljof ju 
übernehmen, n>eld)eS id) feitbem betooljnt f)abe. 

Äniep^of ben 22. SWai 1841 

SBtSmard. 

Da SBernljarb ö. SBiSmarcf ntdjt nur fdjon ffreiSbcputierter 
war, fonbern aud) bei weitem am meiften Stimmen er* 
galten, aufierbem baS britte juriftifdje ©{amen abgelegt t|atte, 
roäljrenb Otto nur auf jroei Prüfungen jurücfblufen fonnte, 
fo (ag eS nalje, ba& bie Regierung in ifyrem Scripte, obwohl 
fie alle brei Äanbibaten burdjauS für qualifiziert f)ielt, 
ben älteren SBruber ju betätigen empfahl. öernfyarb ü. 8iS* 



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Vtöntarc! auf bcm 2Bege sunt fombrat in Sommern. 163 

mard mürbe benn aud) am 31. ftult 1841 gum Sanbrat 
ernannt unb am 3. September beSfelben 3faf)reS in fein ämt 
eingeführt. 

Durdj SBernfyarbS ©rnennung mar bie jtoeite ÄreiS* 
beputiertenftelle ertebigt. %n biefe mürbe nunmehr am 19. £)U 
tober 1841 mit 10 öon 19 Stimmen „Otto ö. ViSmard auf 
$ülj" gemäht, bier ber ©egenftimmen fielen auf $)erm 
t>. $)emik*©eitenf)agen, bie fünf anberen auf fünf oerfdjiebene 
anbere $)erren. Diefe ©aljl mürbe aber Don ber ^Regierung 
unter bem 20. Sftooember 1841 für ungültig erflärt, meil bie 
SEBaf>l5ettcl nidjt eingefdjicft morben waren. 21m 2. Slpril 1842 
mürbe fie bal)er miebertjolt unb bicSmal mürbe „Otto ö. f 33i8* 
maref auf Äülj" mit 23 gegen eine ©timmc, bie auf ©djmibt* 
©d)önf)agen fiel, gcmäfjlt. Die eine ©timme mar natürtid) 
bie SiSmardS. Der ßettet mit Sigmare!« ©4>rift ift nod) 
bei ben Slften. ftn tiefer ©igenfdjaft als ÄrciSbeputierter $at 
ViSmard feinen ©ruber nad) SluSmeiS ber Sttten nur jmeimal 
Der treten, einmal oom 20. SRai bis 1. ^uni 1844, baS 
anbere 3Ral oom 8. ^rfKimr bis 10. Styril 1845 mäfjrenb 
beS ^ßromnjiaUanbtageS. Das erftemal jeigte er bie Über* 
nafjme ber Vertretung ber Regierung buret) ein oon ©djreiber* 
fjanb ausgefertigtes ©djreiben an: 

2In eine %1. §oä)lbbl Regierung 9lbtf)eilung beS Innern 

ju ©tettin. 
ßiner ftgt. fjodjlöblidjen Regierung jeige id) gefyorfamft 
an, ba| i$ in fjotge eingetretener Sefjinberung beS Sanbratt)S 
burd) Äranffyeit auf feine Slufforberung bie ®efd)äfte beSfelben 
einftmeiten übernommen fyabe unb bitte um geneigte ®e* 
nefymigung tiefer Vertretung für bie Dauer ber Vetjinberung. 
Sflaugarb, ben 20. 3Kai 1844. 

Der ÄreiSbeputirte 

SJiSmard. 

Die Vertretung mürbe am 25. 3ftai genehmigt. 3m 

1. ftuni melbete SBernfyarb feine 2Bieberf)erftettung unb SBieber* 

Übernahme ber ©efdjäfte. Die Qtit, in ber ViSmard feinen 



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164 »iSmorcf auf bcm SBegc §um Sanbrat in Sommern. 

»ruber auf bcm $robtnaiallanbtage bertreten l>at, get)t au« 
einer üon il)m eingereihten ßiqutbation Ijerbor, bie er feinem 
»ruber augleid) mit einem eigenf)änbigen SBegteitfdjreiben 
einreihte: 

an ben Ädn. Sanbratl) #errn ö. SJiSmanf, 
$od)U)oi)tgeboren 
@tt>. ^odjmoljtgeboren überreife id) anliegenb meine 
Siquibation ber ©täten für bie güJjrung ber lanbr5tljlid)en 
©efd)Sfte toftljrenb be$ SanbtageS mit bem ergebenden ©rfudjen 
bie ^eftfefcung unb bemnädtftige SluSjafytung ber* 
felben vermitteln ju tooöen. 
Änie^of, 14. 2tpril 1845. 

SBiSmard, ÄreiSbeputirter. 

am 3. 3Wai 1845 erfolgte bie ßaJjIungöantoeifung. 

Über bie Äonflifte, bie SBiSmard nad) feinen (Srj5f)lungen 
bamals mit ber ©tettiner {Regierung gehabt Ijat, lieg ftd> 
bisher md)t$ ermitteln. 

Sei feiner Überfiebelung nad) ©d)dnl)aufen im Anfang 
beS l^aljreS 1847 legte er feine ©teile als ÄreiSbeputierter 
nieber. Der Sanbrat SBemljarb geigte bieg unter bem 2. gftbruar 
be« $al)reS ber Regierung an. Damit f)atte bie Sfttigfeit 
33i8mar<f8 als SJermaltungSbeamter in Sommern if)r (Jnbe 
erreicht. §. b. ^eterSborff. 



Grabung auf einem Dürjelgrabe jtt Demn 
bei Siralfunb. 

$err 8anbgeridjt$rat Dr. ^fyilippi in ^ßrenjlau Ijatte 
bie ®üte, bem SWufeum aus 93rinff)of (bei SBranbSfjagen, ÄreiS 
®rimmen) eine änja^l Urnenfdjerben l ) ju überfenben. ffir 
f djreibt bagu unterm 10. Sluguft 1904: 

') SWufeum 3.*5Rr. 5619. 

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®rabung auf einem ^figelgrabe $u 2>e*in bei ©tralfunb. 165 

„$m $mb(icf auf unfere auf bem 3lntl)ropologen*£ongreß 
geutadjte perfönlic^c SBefannt|d)aft unb bie in Vorpommern 
beftnblic^en ftunbfteüen geftatte id) mir, ba$ (Ergebnis einer 
geftern, am 9. äuguft 1904, in ber ©emarfung Demn, un* 



mittelbar an ber ®renje ber ©utSgemartung ffififtenfelbe, ge* 
matten Ausgrabung bem SltertuinSmufeum in (Stettin *u 
ftiften. Die oorfteljenbe Keine ©ügje möge beri ftunbort 
nätyer bejeitijnen. 



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166 ©rabung auf einem $ügetgrabe gu Petrin bei ©tralfunb. 

$)a$ Hünengrab, ein isolierter, 6—7 ra fafjer, 80 Stritt 
an ber ©runbflädje, 30 auf ber §b\)t im Umfreife meffenber, 
na^e^u runber £ügel, liegt auf bem treibe beS Sauern ©gröber, 
J)et)iu 2lu£bau, 250 Stritt Dom ßilometerftein 8,9 ber ©trat* 
fuub*®reifsmalber ffiljauffec entfernt nad) ber @ifenbaf)n ju. 
$)er #ügel lüirb üon ief)er als Hünengrab 1 ) bejeidjnet. %n 
ber Sinie mit if)tn auf Sffiüftenfetber ©emarfung liegen nod) 
jmei anbere jebod) fd)on abgepflügte unb fid) nur nod) wenig 
unb atlmäfjlid) er^ebenbe 93obcner^öf)ungen, bie möglicher* 
weife früher ebenfalls ©raber enthalten fjaben. 9Äit Erlaubnis 




beS (Eigentümers t)abe i<f) auf bem #üget am geftrigen Jage 
5Wad)grabungen gehalten. 3unäd)ft lieg id) quer über baS 
planum beS mit altem ©infter beftanbenen #üge(8 jtüifc^en 
a unb b einen *!* m tiefen, 8 /* m breiten ©raben auswerfen, 
nad)bem ein SWadjgraben an ber mit d bejeidjneten ©teile, 
wo augenfdjeinlid) fdjon früher einmal gegraben war, feinen 
Srfolg toerfprodjen Ijatte. ©djon bei c ftiefc id) in bem ©anb* 
boben auf ©teine. ®S geigte fidf), ba& es fiefy um eine nod) 



l ) Slud) auf bem a»e&tif*Matte ©r.=gtmenf)orft 439 ift ber 
€>üßel als „#ünen*®v." beseitiget. 



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©rabung auf einem $ügelgiübe au Demn bei ©tralfunb. 167 

untoerfefjrte ©rabftätte fyanbelte, meiner Meinung nad) au« 
neolitfjifdjer Qtit. 

Da« ©rab fal) etma fo au$, im Durd)fdf)nitt gejetd^net: 

Sine Urne, gefüllt 
mit Seidfyenbranbreften , 
Anoden, £of)te, Slfdfje 
unb ©anb, ftanb auf 
©teinen, eingepaeft in 

©teine, bebeett mit 
einem Steine, im ©anbe, 
etwa Vi m unter ber 
Oberfläche. Die Urne 
mar bereit« gerbrücft, fie 
lie§ ftd), audf) in Üeilen, 
nidf)t ooUftfinbig ausgeben, fonbern !am nur brudtftücfroeife 
jum 93orfd)ein. $m SBrudf) erfdjeint ber Jon fd&märalidf) grau, 
mit Ouars üermifdf)t, bie Dberflftd&e brftunlid) rotgebrannt, 
©omett bie 5Brudf)ftücfe oorfjanben fmb, laffen fie auf bie in 
ber ©fi&e be« ®rabbur$fdf)nitt« erftdf)tli$e gorm f fliegen. 1 ) 
9Jhifterungen fanben ftdf) auf 
ben ©darben nid)t. 93on SBeU 
gaben jeigte ftd) nidf)t«, Kenn 
man nid)t ba& ebenfall« bei« 
fotgenbe ©tücf ftwerftein oon 
nebenfteljenber fjorm etwa al« 
eine breite ^feilfpifce anfe^en 
null. (£« lag in ber SWälje 
ber Urne; ob in berfetben, 
oermag idf) nidf}t anzugeben. 

JBietool)! no<I) bei e unb f bi« auf einen 9Äeter tief 

! ) Die in ber ©fiföe refonfhuierte gönn ber Urne fyrt ftd) 
au« ben im SRufeum beftnblicfcen ©gerben ergeben, t)on benen ba« 
toorljanbene SSobenftüd einen firei«burdjmeffer t>on 12 cm frrt unb 
bie SRanbfttide einen Durdjnteffer ber SRanböffnung oon 20 cm er- 
geben. Die $öl>e be« ©efä§e«, ba« oben geglättet, unten geraupt 
ift, wirb 20 bi« 22 cm betragen tyaben. 





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168 ©rabung auf einem $ttgetgrabe au Deoin bei ©tratfunb. 

gegraben tourbe unb mehrere große ffadje, unregelmäßig liegende 
(Steinplatten ausgehoben tourben, fanb fid) nidjts meljr, mebcr 
Urnenfdjerben, nod) fonft eüoaS auf eineSBeftattung $inbeutenbe«. 
SluSgefdjloffen ift eS immerhin tttc^t, baß ftc^ an ben nidjt 
berührten ©teilen ober in größerer liefe meljr finbet. ^d) 
bin Jebod) ber SWeinung, baß auf bem $ügel fid) nur baS 
eine oon mir ausgegrabene ©rab befunben l)at." 

2faf meinen (Simoanb, baß id) baS eben gefdjilbertc 
©rab oon Deotn nicty für neolttl)ifd), fonbern für bronje* 
jetttic^ galten muffe, fd&reibt #err Dr. $l)Uippi: „Die $feil* 
fpifec gehört meiner SKeinung nad) ju bem öon mir auf* 
gcbecften ©rabe, toeldfjeS id) nad) tote oor als neolitljifd) an« 
fpred&e. 3$ l)abe felbft in glietl) mit #errn ©anitfttSrat 
©df)umann*8ödfnife neolitljifd)e SBranbgräber ausgegraben, bie 
in ber 3lrt ber ©teinpadung unb Urne meinem ©rabc 
äljnelten. Die ftlietljer ©räber flnb ebenfo rote anbere 
neolttl)tfdf)e SBranbgräber in ©dfjumannS neuem ffierfe „Die 
©tentjeitgräber ber Udermarf" *) befdjrieben unb abgebilbet" 

äußer biefem Deoiner $ügelgrabe, meines man oon 
ber SBerltn*2lngermünbe*©tralfunber (Sifenbatyn fjer, im SJor* 
überfahren oom 3uge aus, am beften beim jtoeiten ffiftrtcr* 
Ijaufe in nörblid&er 9Kd)tung oon ber #alteftetle SBfiftenfelbc, 
in einer Entfernung oon 500 m, iefct mit bem frifd&en, 
toeitljin leudf)tenben ©anbauStourfe ber Dr. <JM)ilippi'fd)en 8tuf* 
grabung erbliden fann, gruppieren fid) nalje um ben SBaljn* 
firper Ijier nodf) einige anbere große Hügelgräber, oon benen 
ber JBefifcer beS ©uteS ffiüftenfelbe, #err 3llbredf)t, tote #err 
Dr. flippt mitteilt, ein auf ber ftelbmart oon ffiüftenfelbe 
toeftltd) ber SJaljn gelegenes ©rab bemnftdfjft ausgeben bc* 
abfidf)tigt. «. ©tubenrauefc. 



') Arbeiten beS Udermärfifdjen SRufeumS- unb ©efdjidjtS- 
9JeretnS. herausgegeben oom Sorflanb. 39anb VII. Die Steinzeit» 
gräber ber Ucfermarf oon Jpugo ©djumann. ÜRit 46 lafeln, 43 Xqrt« 
abbilbungen unb einer ÜberftdjtSfarte. «. 2Ried, $rett$lau 1904. 



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(Einige« oon (Ewalb Jürgen oon flleifl 169 

dintges nott dwalb Jürgen tum fileift 

Der SSatcr ber mobernen £elegrapl)te, ßwalb Jürgen 
Don JMeift, ^at bcfanntlic^ bic nad) iljm benannte eteftrifdje 
gScrftärfung^flafc^e in Samrain erfunben, wo et oon 1722 
bi« 1747 ba« ämt eine« Dombefanu« inne tjatte. Da oon 
feinen 3ramtlienDerl)ältniffen wenig betannt tft, fo bürften bie 
nadtfteljenben (Eintragungen be« ©amminer Domfird)enbud)e$ 
oon ^ntereffe fein, um fo mefjr, al$ fic aud) einige ©treif* 
lichter auf bie bamaligen Äulturjuftanbe werfen. Die SWotijcn 
erfolgen in ber ©djreibart be$ Original«: 

1740. Dej. 3. IWad^ SWtttag würben 3ftro §oty 
würben, Unfere« ©näbigften #©rren, Decani öon Kleisten 
iüngfter $® ©ofjn Ernst Heinrich ©eboljren, unb ben 
12. Dito barauff jur $eljligen tauffe ©efüljret, feine ©e* 
oattern wahren, 1. 3föro §oä) würben ber $®rr Praelath 
oon Wedeil ju Techendorff. 2. ©r. $od)Wottgeboljren ber 
£©rr üon Fleming ju Bentz 3. bie £od)geboljrne ©nftbige 
greulein oon Plathen. ©ott tage ben jungen $Sr*n ^uf 
ffiad)fen an Sßeijfteit alter ©nabe btt) ©ott, unb ben 
SKenfdjen: Amen. 

1741 May 18 3ft be« #ffirren Decanus #od)Würben 
iüngfter |>(Err ©oljn Ernst Heynrich ©eet. im $@rren 
entfälaffen Degen SRulje ©tobte ift Natzmer ©ewälfe alwo 
es betjgefefcet worben. (b. f). in bem Sftafcuterfdjen ©rab* 
gewdtbe.) 

1742. Juny Freytag äbenb« ben 8. Juny würben 
Sftro #od)Wfirben be$ $©rren Decanus oon Kleist fyoty 
gebotyrneS ©öljnlein auff biefe ffielt gebogen, unb ben 15. 
Dito in ber |>et)I tauffe Carl Kleist ©enanbt worben. 
begen £od)wertl)efte ^at^en feinb gewefen 1. bie #od)gebof)rne 
Willimina t>on Plathen 2. ©r. £od)Wol)lgebol)ren $(£rr 
#(S oon Mellin ju Milgow (ÜKitdjow bei Gammin). 3. ©r. 
$od)Wof)tgebof)ren |>(E |)S Don Fleming $u Rentz (SRönj) 



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170 (ginigeS üon ©toalb 3ürgen üon Äteifl 

in Dero ftcCtc ^fjro Jpofyoürben ber £@rr Decanus üon 
Kleist als 33ater vertreten. 

1743 Jan 11 ^ft beS |)ffirrn Decanus üon Kleisten 
£od)ttmrben Sieb geroefeneS £)od)gebol)rene$ ©öljnlein Carl 
Wilhelm burd) einen früf> jeitigen £obt ©eel. unb fanfft 
in bem £Srren üerfäjieben unb btn 12. Dito ttjme bie 
©eel (Slocfen üon 11 bis 12 eine ©tunbe in 3 ^ulfccn 
nad) geteutet. 

$an. 13. Dito aber matjt biefelbige ©tunbe in 3 ^utfeen. 

14. Dito (Sine ©tunbe in 3 $ulfjen. 

15. Dito eine ©tunbe in 3 ^ulfcen. 

1744. 5. April ftft beS £®rrn Decanus üon Kleisten 
#od)tt>ürben #odjgeboljrneS ©ö^nl in ber £etyl lauffe Ernst 
Ewald einüerletbet tuorben. feine ©eüattern feinb gewefen 
1. ber $@ ÄriegS SRatjt v. Plathen 2. ber Obriftl Massow 
au« Bartin 3. bie gr. SRittmftrin üon Boreken auf Bonin 
geb. üon Kleisten in bero abiuefenljeit geftanben 1. b. $<£ 
Decanus üon Kleist 2. ber £@rr üon Meilin auf SDKldjoto 
3. bie fjrcul Prijeurin (^riorin) üon Pirchen. 

1746. April 2 ift »ergeben 3ftro #od)n)firben beS 
$(£rrn Decanus üon Kleisten UebgetoefeneS unb £od)tt>ol)U 
geboljrneS ©öfynt Ernst Ewalt üon Kleist feelig tut $<£rrn 
ba eS nad) beS ^(Srren »illen ©ein leben auf 2 Qafjr in 
biefer ffiett jugebrad^t. ben 5. dito tourbe eS ju bero fltulje 
©tobte getragen. 

1746. July 17 $ft beS #@rren Decanus üon Kleisten 
!>od)n>ürben |>od)gebol)reneS ©öf)nt auff biefe ©elt gebogen, 
unb ben 21. Dito in ber £etyl SCauffc Johann Ludewig 
einoerteibet toorben, befcen ^at^en fein geroefen b. $©rr ßanbt 
SRatlj üon Putcainer au« Fritzow $od)tt>of}lgeboI)ren 2. b. fyQtvv 
Decanus üon Kleist, als ber |)@ Papa fetbft. 3. bie $>od>* 
rooljtgeboljrne greulein üon Petersdorffen allster üom Älofter. 
35. #@ laße ben jungen #® ju ©otteS ©f)re aufn>ad)fen. 

Sltle biefe (Eintragungen ftnb üon bem Domfüfter Sfü% 
gemalt. 



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(SinigeS toon ©luatb Jürgen &on Älcift. 171 

»m 10. Dezember 1898, bem 150. £obe«tage Äteift«, 
ttmrbe an bem [üblichen ©iebel ber DefanatSfurie eine @e* 
benftafel feierlid) enthüllt. Diefelbe beftefjt au« fdjmargem 
©ranit unb geigt auf mattem ©runbe folgenbe auSgefparte 
»nförift: 



3um Styrengebäcfctntf* 

be8 DombefanS, nachmaligen Äönigl. 

fcofgeridjtS^räfibenten 

©lualb Jürgen üon Äleift, 

geb. 10. 3uni 1700, geft. 10. 2)ecbr. 1748, 

lueldjer 25 Qafyre fynburd) in biefem $aufe 

(eljemal. DefanatSfurie) gewohnt unb im Dftober 

1745 bie eleftriföe 33erf»ärfung$fIafdK (Äleijtfdje 

Stoffe) erfunben ijat. 

©eftiftet (Eammin b. 10. 2>ecbr. 1898 

t)on ben banfbaren ^Bürgern (EamtninS im 

SSerein mit ber gamitie öon Älcift. 



Die gamilie ü. Äleift Ue6 ferner jum 200. ©eburts* 
tage be« (SrfmberS, am 10. $um 1900, über biefer SCafcl 
btö Äleiftmappen anbringen. ®S geigt auf meinem ©d)tlb 
gmei nad) ftnfs laufenbe rote güdrfe, burd) einen roten Quer* 
balfen getrennt. 2luf bem fytlm fielen brei fltofen, eine rote 
jmif^en jmei meinen, unb barauf brei gotbene ©d)toerter. Die 
©appenbeefen finb rot unb mei&. 

3Son ben bieten ©Triften über ÄleiftS Seben unb feine 
Srftnbung feien l)ier nur genannt: 

„|)enricu8 üom 33erge" (^Jaftor em. föjpfe in 
©djreiberfjau) : 3 um ©)rengebäd)tnis be$ DombefanS 
@. $. to. Äteift. ©d)reibert)au im SRiefengebirge, Drucferei 
be« 9teid)Sboten, SBertin SW., 1897. 

granj 9fl. ftetbljauS: Die Srfinbung ber eteftrifdjen 

93erftärfung$ftafdje burd) (Smalb Jürgen o. Äteift. Reibet* 

berg 1903, Karl Söinter« Uniüerfitätöbud)^anblung. 

SBefonberS bie tefctere ©d)rift ift fetyr intereffant. 

©ie enthält aud) Slbbilbungen, barunter bie be$ Sammtner 

ÄleiftfjaufeS. ©puljrmann. 



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172 Seridjt über bie Serfammlungen. 

ficrid)t aber bie torfammltmgen. 

ffirftc gScrfammlung am 22. Oftober 1904. 
|>err Oberlehrer a. S>. Dr. ®irgenfof)n*Ireptott> a. 9L: 
Der Äampf be« |>erjog« Otto öon (Stettin um ba$ 
(£rgbi«tum SRiga am 2lu«gange be« 14. ^aljrljunbert«. 

9?ad)bem ber SSortragenbe furg auf bie ^afjrljunberte 
fyinburd) bauemben ©treitigfeiten steiften ben örgbifdjöfen Don 
fRtga unb ben tiDlftnbifd)en Sanbmeiftern be« beutfdjen DrbenS 
Ijtngetotefen i)attf, ging er auf ba« 14. ^aljrljunbert nftl>er 
ein. ^m ^aljre 1393 Ijatte ber Orben einen großen ©ieg 
über feinen ®egner erfodjten, inbem er bei bem $apft 
SBonifatiu« IX. bie (Ernennung eines SBruber« be« fyoty 
metfter« Äonrab Don ffiallenrob gum ffirgbifdjof Don 5Rtga 
burd)fefcte. Diefer trat felbft in ben Orben unb fdjien bereit, 
ba« gange Grgftift bem Orben gu „incorporieren", ba« Ijei&t, 
ba« Srgftift bem Orben«metfter unter guorbnen , fo bafc bie 
(Einigung Siotanb« unter bem Drben«metfter fid) ^fttte Doli* 
gießen unb bie 3Serteibigung«fraft be« 8anbe« gegen Muffen 
unb Litauer Ijätte madjfen tonnen. Stber bie SKeljrgaljl ber 
Domherren, bie biefe Unterorbnung unter ben Orben für eine 
©djmad) gelten, [teilten einen ©egentonbibaten auf, ben 
14jftljrigen $ergog Otto Don Stettin, ben ©oljn ©man« 
tibor« ni. ©er 3Sortragenbe fdjitberte nun, wie es gu biefer 
merftoürbigen Sßafjt fam, toie ber flönig ffiengel, ber mit 
©toantibor Dermanbt unb befreunbet mar, biefe ffialjl unter« 
ftüfcte unb in feiner Seibenfdjaft unb feiner Abneigung gegen 
ben beutfd>en Orben fid) fogar in eine SSerbinbung mit bem 
$auptfeinbe be« Orben«, SBlabiSlam ^agieüo oon $oten, 
einlieg. $n Siolanb felbft mar ber midjtigfte unb gefftljrlidjfte 
©egner be« Orben« ber JBifdjof Dietrid) Damero» Don 
Dorpat, unter beffen SKitnrirfung ein große« SBünbni« für 
bie ©adje Otto« Don ©tettin guftanbe tarn, ba« ©itornt Don 
Sitauen, «polen, ^ommern^Stettin, ben jungen $>ergog Sllbredjt 



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Bericht über bic ©erfammlungen. — Literatur. 173 

Don SWecftcnburg unb auti) bic verrufenen SBttaltenbrüber t»er^ 
einigte. 9?ad)betn ber Drben mieberljolt fid) bemüht tyatte, in 
fricbttcftcr SBerfjanblung bie (Streitigfeiten beizulegen, griff er 
enblid) ßnbe 1396 ju ben ©äffen unb gmang ben 93tfd)of 
Don Dorpat mit ©ematt, bent Srgbifdjof (Johann Sßallenrob 
öon SRiga ben ©eljorfamSeib gu leiften. Damit fiet iebe 
Hoffnung Otto« Don Stettin, jum (Srgftift gu gelangen. %üt 
ben Üönig Sßengel Ijatte ber gange ©treit nod) ein Sfladtfpiel. 
©r mürbe Dom $oti)meifter Äonrab Don Qungingen bei bem 
Äurfürften oerflagt, »eil er fid) mit ben geinben beS djrifa 
liefen beutfdjen DrbenS üerbunben tyabe, unb bei feiner im 
3al)re 1400 erfolgenben Slbfefcung mürbe als einer ber ©rünbe 
bafür auti) biefe SSerbinbung als 93ernad)lftffigung beS ©djufceS 
ber K^riften^eit aufgeführt, ^nfofern Ijat biefe poutmerfd)* 
Itolänbifäe (Epifobe eine SBebeutung für bie allgemeine ©efd)id)te. 



£ttcrotur. 

©. 93(umentl)al. Die ©taube 33orpomuternS Don 1648 bis 
1720. (Erfter £eil. ^naugura^Differtation ©öttingen. 
Lüneburg 1903. 

Die Einrichtung ber fötoebifdjen SRegierung in Sommern ift 
SWar namentlich im 18. Saljrljunbcrt nidjt fetten beljanbelt unb er« 
örtert toorben, eS feblt aber an einer neueren, auf grünbttdjem 
©tubium ber Quellen beruljenben Storfieflung. Deshalb finb aüe 
Vorarbeiten mit Sreube gu begrüben. 3u i&nen gebort audj bie 
toorliegenbe 2>iffcrtation, in ber nadj einer (Einleitung über bie ©tänbe 
toon 1630—1648 bie 3ufammenfefcung unb bic SSerfammlungen ber 
©tänbe befprodjen toerben. 3m allgemeinen ifi ben Erörterungen 
beS SScrfafferS auguftimmen, oermifct wirb babei nur ein tieferes 
(Eingeben auf bie älteren 3uftänbe, o&ne bie mancherlei nidjt redjt 
öerftänblid) ifi. Hud) fonft tritt bie gefdjicfctlidjc (Entnricflung etniaS 
hinter ber fofiematifdjen Slnorbnung gurüd. (ES ift aber mögltd), ba§ 
ber Serfaffer in bem feiten leite feiner Arbeit nodj befonberS auf 
bie ®efdjid)te ber ©tänbe eingebt. 



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i 
174 Sitcratur. - Zotigen. 

Sin fi$ere3 Urteil über bie äbtyanblung ift ba&er crfl ob» 
aufleben, wenn bie tJortfefcung vorliegt. 2Bir tooflen nur hoffen, ba% 
fte und nic^t / wie e8 bei 2)tffertationen leiber nur gu oft geföieljt, 
gang oorentljatten bleibt. M. W. 



»otijen. 

(Erfdjienen ift: <£. 2Bafd)in3fi. ©efäicfcte ber 3ot>anniter= 
fomturei unb ©tabt ©djöned (SBeftpr.) mit einem änljang oon 
Urfunben. Dangig 1904. fjür bie ®efd)id)te <ßommereHenS bringt 
bie ©djrift faum 9?eue3. 

«18 «eipsifler Differtation ift erf dienen: SR. firaufe. SJolfS* 
bidjte unb ©iebetungSoer&ältniffe ber 3nfel SRügen. (74 ©eiten unb 
1 Äarte.) Seidig 1904. 

3m «rc&io für Äulturgefdndjte (S3b. II, ©. 404-410) 
teilt Otto $einemann einen neu aufgefunbenen Äatalog ber 
^ortraitfammtung Jpersog ^IjilippS IL oon Sommern 
mit. @r gibt eine ®rgän§ung ju bem fcfoon früher (Salt. ©tub. XX, 1, 
©. 108 ff., XXVIII, ©. 252 ff.) oon 3uliu8 2WueHer oeröffentlidjten 
Scraei^niffen. 

3n ber „»ran ben bürg ta", üWonatSblatt ber ©efeOtoaft für 
$eimatfunbe ber $rooina SSranbenburg (XIII, ©. 207, 208), finb 
abgebilbet bie SSauinfdjriften ber Äattyarinentirc&e unb be8 2Rüljtentor= 
turm$ in SSranbenburg a. #., bie oon ben Stettin er 2Weiftern 
©einriß 33run8berg unb 9iitolauS Äraft 1410 unb 1411 er* 
richtet fmb. 

S3on bem SBerfe, baS ber ®rojje ®eneralftab ($rieg8gefd>id)tlid>e 
Abteilung II) über bie Kriege ftriebrtdjS beS ®ro§en ^erauS* 
giebt, ift ber 6. 33anb be$ brttten £eile8 (Der ftebeniä^rige Ärieg) 
erfdjienen (Serlin, @. ©. SKittler & ©ofot, 1904). @r enthält 
tyauptfädjlid) bie Starftellung ber ©djladjt bei Seutljen, aber in aroei 
Äapiteln fmb aud) baS Äöniglid) ©djioebifcfa $eer (©. 92-107) unb 
bie (greigniffe in Sommern 1757 unb bis @nbe ÜHdra 1758 (©. 108 
bis 133) be^anbelt. 



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3uttwd)8 bcr Sammlungen. — 2Ritteilungen. 175 

3utoadj8 ker Sammlungen. 

SBibliot^cf. 

1. SKüllcr, grans. SSeiträge aur Äulturgefäic&tc bcr ©tabt 
Demmin. ansang. Demmin 1904. ®cfäcnf be3 SSerfaffcrö. 

2. See de, SB. Säugetiere au£ bem Dilutoium unb äflutrium ber 
^roöins Sommern. ®reif8toalb 1904. ®cfdjcnf be8 »erfaffer«. 

3. Deede, SB. Die bilobitenartigett Äonfretionen unb ba8 älter 
ber fog. Änoflenficmc öon SJinfeniualbe bei ©tettin (©.*?!. au3 
ben ©riefen ber SKonatSbcridjte Wr. 6, 3a&rg. 1904 ber Deutfcfcen 
geologifäen ©efeflfdjaft). ®efäcnf be3 S3erfaffer3. 

4. SSlätter gur ©tatiftif bcr tjö&eren Spulen in Sommern 1856 
bi8 1881. fcerauSgcgeben üon Dr. Subttrig ©treit. Äolberg 1882. 
®efd)cnf be8 $errn ^3rof. Dr. SBe&rmann in ©tettin. 

5. 3»ei Schiffsjournale be8 ©d)iffe$ „SSoruffta" Dorn 7. Dftobcr 
1843 big 11. Desember 1845 unb toom 12. Dcsember 1845 bi8 
17. «pril 1847. $anbfd)riften. ®efäenf bcr grau fcebtmg 
2ubenborff*9Betbner in ©tettin. 

6. Reglement wegen be8 ^olfciner ®efunbbrunnen$. 1794. ®cfdjenf 
be« $errn ®el). SReg.*3tat SanbeSfonbifuS Äraufc in ©tolp i. % 

7. SRcntengutSfolonie Steps in, Ar. ©reifStoalb. ©tettin 1904. 
©efdjenf be« $errn 3teg.*«fTeffor8 «ordert. 

8. #einemann, Otto. Die ^ßorträtfammlung $ersog ^ilippS IL 
Don Sommern. (©.-Ä. au« bem ärdjto für ihilturgefc&ic&te II.) 
®efäenf be$ SSerfafferS. 



iW i 1 1 e i l u n g e n. 

3u orbent liefen 2Rttglicbem ernannt: Seutnant 
üon SBufforo im Äolbcrger ®renabier*$ftegt. 9bc. 9, (Sraicfyer am 
Äabetten&aufe in ÄöSlin; Leutnant Don SKUigcmSfi im Äolbergcr 
®rcnabtcr4Rcgt. 5Rr. 9 in ©targarb i. $omm.; Cand. cam. §an8 
$ off mann in ©tettin; Dberpfarrer SSart^olb^in ©tolp i.^Jomm. 

äu$gefdncben: SRegierungSrat toon aßebel^arloto in 
Äaffel. 

®cflorben: 3fJat8*2Raurermeifier De der in ©tettin. 



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176 amtteiluttöen. 

Die »ibliot^c! (Äarfutföftr. 13, Ägl. ©taatSardjto) iß ge- 
öffnet Wotttagä »im 8—4 Itfrr n*$m. unb $0twe**t*t# 
t>ott 12—1 tWr. äujjerbem lüirb ber SBibliotljetar wäljrenb ber 
a)ienffihmben be$ Staatsarchiv (t>on 9—1 Uljr Dorm.) SBünfdjen be* 
tteffenb Senufcung ber SSibliotljef nad) 9J?öglid)feit entfprecfcen. 

Sufc^riftcn unb Senbungen an bie SBibüotfcef ftnb nur an 
bie oben angegebene Äbreffe au rieten. 

2)ie neu eingegangenen 3*itfd)riften liegen im 
93ibliotljef$aimmer gur @infid)t au$. 



$a* SRitfeitt» WeiW tt>Ä*tenb »e# ttintetf <je< 
f«l0ffttt. 

Äonfertoator Stubenraudj toofcnt $o^engoClcmftra§e 5. 



Die monatlichen SBerfammlnngeti fitsten in Sftettin 
oudfr in biefem SBinter in ber ftegel an jefcem dritten 
efonnabenbe be* SRonat* im tttbliptyet* * Rimmtv be* 
&erein*4aufe* flatt* 



^tarnte löttfammfatiö am 8onna6*n5, 5rm 
19. Uotemßw 1904: 

gm öbrrlrljrrr Dr. $««*: $!dk*Juwfe- 
Ity*» «an fc«r $«Uiitif*l pirodjgtrh 



I n i) a 1 1 

SiSmarcf auf bem 2Bege §um Sanbrat. — ©ügelgrab $u 
£>eöin. — (Einiget öon @wa(b Jürgen uon Äleift. — Sbcric&t über 
bie SSerfammlungen. — Siteratur. — SRotigen. — 3"Wad)$ ber Samm- 
lungen. — ^Mitteilungen. 

Sür bie SHebaftton ücrantroortlid): $rof. Dr. SBeljrmann in Stettin. 
3)rucf unb Verlag tum §errcfe & Sebcling in Stettin. 



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M. 12. 1904. 

Potmtöblnttcr» 

#erauSgegebeit 
toon ber 

©efeHf djnf t für *ßommerf d>e ©efdjtdjte 
uttb SUtertumSfunbe. 



Set Kaftbrwf bei dnftatte* btefe? SRonittfbltftte? Hl unter Duellen angäbe 

gemattet. 



(litt rt)eittifd)et 4)mttiittifl in pomment 

^n ber 3eitfd)rift be« tt>eftpreu§ijdf)en @ejdf)i<f)t3s 
Der ein« (#eft 44, 1902) teilt, ttue bereits früher in tiefen 
»tattern (1903, ©. 42 ff.) ermähnt ift, D. ©untrer eine 
©elbftbiograpljie beS Dr. SljrtftopljoruS $et}t mit, bie in 
einem fjotiobanbe ber Dangiger ©tabtbibliottjef enthalten ift. 
3)a einige leite berfetben für Sommern üon befonberem Qnttx* 
effe finb, fo werben biefe im fotgenben abgebrudft unb bagu 
einige SBemerfungen gegeben. 

e^riftop^ £eljt ift etwa 1499 in SBieSbaben geboren. 
9iadf)bem er als »anbernber ©df)otar üiele ^afjre auf Der* 
fd)iebenen ©tauten unb Untoerfttäten Ijumanifttfdje Stubien 
getrieben f)atte, audf) in Statten unb granfreid) gemefen mar 
unb ben {Rang eine« DoftorS erlangt tyatte, erhielt er im 
Qaljre 1531, als er pdf) in ßetyjig auffielt, einen Ruf na<J) 
Solberg: In Pomeraniam a Colbergensibus acceraor 
medicinae praeses, accersor autem per Hermannum 
Frehterum magistri Ioannis Frehteri patrem civem Col- 
bergensem 1 ) anno 1531. Illuc igitur seeundis avibus 

*) ©ermann Srreber war Sfirgermeifier in (EöSlin. 6r fdjeint 
fpäter nad) Colberg übergefiebelt ju fein. 3m Eolberger ©tabtbudje 



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178 (Sin rljeinifdjer $umanift in Komment. 

concedo exerceoque medicinam annos duos, nisi quod anno 
secundo Dantiscum abeo per Pomeraniam allectus clari- 
tate nominis Gedanensis civitatis. Sed in via Stolpium 
est, oppidum piis doctisque viris darum, quo cum venio, 
persuadeor a studiosis, potissimum docto theologo ibi prae- 
dicatore Iacobo Hogenseh 1 ), ut Graecas eis literas 
tradam, id quod me facturum esse promitto, simulatque 
reversus sim Dantisco. Dantiscum igitur sive Gedanum 
pergo indeque reversus Graecarum literarum eis gram- 
maticam declaro. Impetrant tunc vero mihi docti Stol- 
penses a senatu Stipendium, quamobrem Colbergae me 
expedio et anno proximo (postquam propinquos meos in 
Voitlandia visitavi Geraviae; donarunt enim Stolpenses me 
equo, donarunt Colbergenses, quibus inviso agnatos) ad 
Stolpenses transeo apud eosque tarn literas profiteor quam 
usum medendi autorque ludi literarii novi instituendi, unde 
non minus doctorum iuvenum, nobilium aeque ac civium, 
prodiit quam Graecorum ex equo Troiano. 8 ) At postquam 



(betoniert im ftqt. ©taat$ardjtoc (Stettin) toirb er toieber$olt nodj 
1632 erwähnt Über feinen am 29. äuguft 1510 Geborenen ©ofcn 
SotjanneS ogl. SKo^nüe« SKonograpfte (©tralfunb 1837) unb 8. 3>. 
8. VII, ©.327 ff. 

') 3a!ob $ogcnfee ift 1526 t)on Stansig nad) ©tolp gefommen. 
1535 toarb er 3nfpeftor ber Äirdjen beS ©tolper 33eairf8. ®r ftarb 
nad) 48jäljriger lätigfeit am 26. Januar 1573 (Angabe in bem 
3ftedjnung3bud)e ber ©tolper ^farrfirdje t>. 3. 1574). 3Bic er f&r ba$ 
©djulmefen ber ©tabt tätig fear, geigt ein toon ibm unb ben anberen 
$rebigern ©tolpS an bie $eraoge SSarnim XI. unb $l)ilipp I. gerichtetes 
©djreiben (etwa 1537). Ägl. ©taat*ard&it> ©tettin: ©tett. «rcfciü 
% I, lit. 118, 5Rr. 3. 

2 ) «n $etf 8 lätigfeit in ©tolp erinnert ber SReftor in $ilbc8« 
fcim SaurentiuS SKötler in einem ©^reiben an ben fRat feiner 
SSaterftabt ©tolp t>. 3« 1560: Semper animadverti etiam in mea 
pueritia vos amplecti doctrinam a Luthero traditam et ante 
omnia eam habuisse curam, ut vestrae scholae pios et doctos 
viroß praefeceritis. Ac quidem vocastis D. Doctorem Chri- 
stophorum Heyl et magistros, qui artes et linguas cum optimis 
autoribus tradebant et dibcentium mores et iudicia recte forma- 



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©in rfceinifdjer $uutanift in Sommern. 179 

sesquiannum id egissem Stolpii, ab ill. principe Prussiae 

Alberto Marchione Konigsbergam Prussiae evocor 

Cum vero ad matrimonium aspirarem liberetque 
ambire pro coniugio puellam Pomeranicam »nobilem Wal- 
purgimDametzen, Dametziorum e Schultenhagenn sororem, 1 ) 
ad quosdam Colbergae amicos do literas eius coniugium 
expetens, eam postea uxorem accipio in Bachanalibus 

anni 1537 *) ea causa ex aula Prutenica digressus 

Accersitus per literas Dantiscum venio in quadragesima 
anni 1547. Ubi cum egissem annos 4 et usus essem 
familiari88ime reverendissimo domino Paulo Sperato epi- 
scopo Pomeraniensi fuissemque a medicina annis plus octo, 
in Pomeraniam cogor redire propterea, quod reliquum quid 
esset uxori apud fratres suos, quod postulatum diutius 
frustra impetrari amanter non poterat Proinde uxorem 

bant. (Daeljnert, $omm. 93ibl. IV, @. 141.) — 3Me3 ttob fmbet 
feine SBefiätigung in mancherlei SWadjridjten toom ©djulwefen ©totpS 
au8 her erften ©ätftc be3 16. SaljrljunbertS. 2)anadj fanben gerabe 
bort bie ljumanifttfdjen Neuerungen eine gang befonberS gtinftige auf* 
na&me. ®ie ätteften, biS&er befannten ©djulbfidjer $ommern3 fmb 
1541 oon bem ©totper SReftor ©onrab ^ruftnuS üerfajjt. Sei anberer 
©elegenljeit werben biefe SRadjridjten sufammengefteflt werben. — 3n 
©totp veröffentlichte §?q[ eine ©djrift: Artificialis medicatio unb 
wibmete fit ben $eraogen Barnim XI. unb 'Jfyilipp I. Die SSorrebe 
ift batiert ©tolp 20. Hpril 1534 (SReubaur, «u8 ber ©efd^tc^te beS 
eibinger ©^mnaftumS. $rogr. be« SRealg^mn. ©Ibing 1897, ©. 8). 
3n einer anbeten ©djrtft (de liteiaram£studiis) ergäbt er felbft: 
operam dedi, nt Stolpii ludns literarius überaus aperiretnr. 

') SBalpurgiS bon Damifc war öemtutlidj eine Softer be8 
©einriß t)on 2)amifc auf ©djutaenljagen unb ber änna t)on SBoperfnow. 
3lu$ biefer @&e entflammten 7 ©ö&ne, üon benen ©iegfrieb 1589, 
Soadjim 1584, <ßaut 1593 ftorben. 3u ber 3cit, wo $etjl in (Eolberg 
ftd) auffielt, war aud) ein 2)amifc öon 1525—1547 Sürgermeifto 
biefer ©tabt. 

a ) am 27. SRärs 1537 wirb in einein «ftenfiütf (im ÄönigS* 
berger ©taatSardjio) Dr. ©jrifiof #e# inColberg erwähnt. 2f Rädert, 
Urfunbenbud) sur ®efd)td)te ber Sieformation in $reu§en II, ©. 359, 
9fr. 1090. 



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180 (gm r&einifdjer #umanift in Komment. 

cum liberis Colbergam in aedes meas, quas emi anno 
1537 *), cum uxorem duxissem, mitto (seviebat enim Coes- 
linii pestilentia) ipseque Coeslinii pereevero, expetiverant 
namque per Jiteras senatorias meam in medicina suae 
civitati operam. Sed cum pacto non starent Coeslinenses, 
post menses sex Colbergam meos sequor, ibi tum annos 
septem in aedibus propriis agens cum tota üamilia, interim 
annum unum gratificans episcopo Oaminensi Martino 
Weygero, ut Colbergensem scholam celebriorem reddam 
publice legendo Graeca Latinaque, nempe a paschate anni 
1554 ad pascham anni 55. Ubi cum episcopo displiceret 
me relicto ludo practica medica foris sequi neque ipse 
vellet conferre (ut eius erant sordes) mihi plus fl. 60, qui 
mihi sufficere non poterant ad sustentandam in annum 
familiam, commotus in me alium ludo praefecit, nempe 
praedicatorem tum suum magistrum Stephanum Bilau.*) 
Darauf geljt §fyl auf längere $eit nad) §eilsberg jum 
SBtfdiof ©tani$lau$ #ofiu«. Sm 1. 2ßat 1556 fommt er 
nad) Danjig unb übernimmt ba$ Slmt beä ©tabtplftfifuS, 
ruftljrenb feine gamilie in (Solberg bleibt. Drei ^afyre ift er 
bort tätig; in biefer Qtit befugt iljn einmal feine grau mit 
feinem füngften ©oljn Sljriftopf). SBalb barauf fommt fein 
Ättcftcr ©ot|n $>etjlmanbu$ öon Stettin, wo er baS ^ftbagogium 
befugte, 8 ) ju if)m, ut a febri, qua aliquamdiu laboraverat, 



') 3m Solbergcr ©tabtbudje ftnbct fidj folgenbe (Eintragung: 
1539 Donnerstag nadj Laetare (20. 9Kära): Hans Dametze heft 
vorlaten to truwer hand sin husz Peter Caritte, yolmechtigern 
Doctoris Christophori Heill, bolegen acuter der schole by Jacob 
Tesmer und Merten Groten. Die förmliche Äuflaffung an ©eil 
fyat bemnad) erfl 1539 ftottgefunben. 

*) Diefe Siadjridjten über bie Solbergcr ©djule finb biStjer 
unbefannt. 9tiemann (©efdjidjte ber ©tabt Kolberg, ©. 472) fennt 
für 1548—41 ben SReftor 3>oljann ©lenno unb bann nur no<$ einen 
8lle$iu8 5Reumann. 2Rag. ©tepljan 93üau war, wie D. ©üntber 
mitteilt, btö 1552 ^rebiger in Danjig unb 1557 ^rebiger in D&ora. 

3 ) 3n bem (Einnahme* unb ?lu8gabc«9tegifter ber ÜRaricnfircfce 
1556/57 ift unter ben Knaben, bie im ^Jäbagogium gefpeifi werben, 



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(Ein rfreiniföer $umanifi in Sommern. 181 

reficeretur, id quod consuluerat ei D. Georgius Curio, 1 ) 
medicus principis Bernimi. 

3m #erbfte be« %af)x& 1558 berfö&t fttyt tmeber 
Stanjig unb gef|t nad) Sommern, quo permoveor quorundam 
Dantisci et Stargardiensium pollicitationibus literisque 
vocatoriis. Quibus postea decipior; cum enim apud eos 
egißsem hyemem ab anni 1558 Michaelis die, accersit me 
princeps ill mu8 Pomeraniae Bernimus aegrotus et medico 
carens in quadragesima missis literis tarn ad me quam ad 
senatum Stargardiensem, unde per senatum e lecto ex- 
citor maneque apertis bora 2 portis emittor S tetin um 
versus, manens apud principem cum eius salute (eum 
scilicet curans) 4 hebdomadas, donec in sera Paschatis 
vigilia (nempe hora vespertina 8) princeps Wolgastensis 
Pomeraniae Philippus literas mittit ad patruum suum 
Bernimum, quibus meam (similiter et laborans et medico 
carens) 1 ) operam expetit 8 ) Quorum principum in me 

Dersetc^net Heilemanus Heil. (Er bat für 3 Quartale 6 fL Äofigelb 
gesagt. Sgl. baju §eilman $c#3 eigene angäbe im SBittenberger 
Drbiniertenbudj (berauÄg. ö. ®. SBucfctoalb) II, ©. 58: ftmdamenta 
artium in patria primum, deinde Stetini in ducali schola ieci. 

*) Georgius Curio, doctor medicinae, professor Wite- 
bergensis ifl al8 ©aft am 11. Desember 1542 in bie ©reifStoalber 
SRatritel eingetragen, grieblaenber, SWatrif el »on ®reif Sttmlb I, 
©. 205. 

') 3)er beraoglidje $ofarat §ier<Htymu8 Ober fear toobl t>or 
1558 bereits üerftorben. 6rft im SRoöember 1559 ttmrbe ©aedjtaS 
5Rci# medicus aulae Wolgastensis. Sgl Äofegarten, ©efd). 
ber Untoerfttät ©rctfdloalb I, ©. 197, 203. 

3 ) «m 20. 3uti 1559 fd&rcibt $e# au« 33artb an bcn jungen 
$ersog Sobann Sfriebricfc, ber bamatt in ®reif8tt>alb ftubierte, unb 
erhmbigt ftdj nadj bem 33efinben feines 33ruber8, be$ §eraogS 33ogtf lato. 
(£r gibt ben Slat, ut in ipsius conclavi foveatur perennis focus, 
etiamsi sit aestas, quia amissis iam corpore ac viribus mihi 
non est dubium a quovis eum ventulo male affici, id quod etiam 
Euripidis boc Cicerone approbante de suo Tirone testari videtur 
yvxoq i«rry #e«^ noUftuinvzw, nempe corpori extenuato frigus 
esse adver8i8ßimum. (Ä. ©taatSardjib Stettin: o. Sohlen, ÜRffr. 148). 



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182 (gin r^ctmföet ©umantft in Sommern. 

benevola gratia invidia accenduntur quidam Stargardienses 
senatores, fortunae enim invidia est immeritus miser 
miserrimaque est fortuna, quae caret aemulo, laborantque, 
donec resignetur conditio, donec remittant me in senatorio 
curru ac res meas curribus suorum rusticorum Colbergam 
(cum annos 4 eorum commodis inserviissem, remittant anno 
salvatoris nostri 1562, *) detenta annui stipendii quarta una, 
mansi enim Ulis invitis quartam anni usque ad tenninum 
anni quarti ex pacto nobis constituti). Maneo tum Col- 
bergae rursus annos 7, sed annos 4 physicus Colbergensis,*) 
principi etiam Bernimo interim a medicina, a quo et quot- 
annis babui honorarium cum aliud, tum vestem aulicam 
et thaleros 30, sed Stipendium Colbergense tarn exiguum 
erat, quod paterer resignari paschate anni 1569. 

Die Hoffnung, bte D. ©untrer ausformt, ba§ öielleidjt au« 
bem ©tettiner Slrdjtoe baS JobeSjafyr #e#8 ermittelt toerben fönne, 
Ijat ftd) trofc eifrigen @ud)enS nid)t erfüllt. M. W. 



ton ber (EUfobetli-Älr^t in fcrieglaff 
(Ar, tömfenberg.) 

9Wittelalterlid)e SWad)rid)ten über $>orffird)en in Sommern 
finb öerf)filtniSmä&tg feiten, ruenigftenS bisher nur in geringem 
Umfange befannt j getuorben. $Wod)][feltener fyat man fid) btc 
SWüfje gegeben, bte SWottjen, btc tttoa überliefert ftnb, jufammen^ 
aufteilen, um barauS einen ©d)lu§ auf bie Qtxt ber anläge 
ber ®otte$l)fiufer ju gießen. Unb bod) ift es für unferc 
Äenntntä md)t nur öon ber allmftljltdjen Sfjriftianifterung, 



l ) 3)te SJorrebe au ber (Schrift de literarum studiis Ijat $e$t 
batiert: Stargardiae Pomeranorum ad Iuum, quae alias nova 
dicitur, Calendis Ianuarii, anno . . . MDLXU OWeubaur a. a. D. 
©. 8, «mn. 23; ©. 12). 

a ) 1565 nennt tyn fein ©oljn §eilman artium et medicinae 
doctor et physicus in inelyta Colberga. (©. Sudjtoalb a. a. D.) 



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8on ber glifabetfc&irdje in Xrieglaff (Ar. ©reifenberg.) 183 

fonbcrn aud) öon bcr ßolonifterung beö SanbeS öon ©id)tigfeit 
ju wiffen, wann in einem Dorfe eine ßirdje errietet ift. Seiber 
flnb ©rünbungSurfunben, wenn fie überhaupt in älterer $eit 
auSgeftelft ftnb, ober urfunblidje SWottjen über bie ©eiljung 
ber «ttäre (t>gt. 2Wonat$bl. 1904, ©. 133 f.) fel)r feiten, fo 
baß wir beftimmte Angaben nur in wenigen fällen matten 
fönnen. Sinige £>ülfe für eine foldje ßeitbeftimmung fann 
es aber uns bisweiten geben, wenn wir erfahren, welkem 
^eiligen bie Äirdje gemeint ift, benn es ift betannt, baß fie 
mit iljren SSere^rern wanberten (ögl. faaud, $irdjengefd)id)te 
DeutfdjlanbS III, ©. 110). aber aud) bie« ift bei ben 
wenigften Äird)en befannt. 

SluS einer in ben Slöignoneftftfyen SRegifterbüdjern beS 
93atifanifd)en SlrdjiöeS (Reg. Avin. N. 69. fol. 465) erhaltenen 
Urhinbe, auf bie wir nod) 5urücffommen, getjt tjeröor, baß 
bie Äirdje in Irieglaff (ÄreiS ©reifenberg) ber Ijeit. 
Slifabetl? gemeint war. Der Ort fotf befannttid) öon bem 
wenbifd)en ®otte Irigtaf feinen SWamen fyaben. 95Mr Wollen 
baS f)ier baljingeftetlt fein taffen, ba bie fjragc nur auf ®runb 
einer forgfftttigen llnterfud)ung beS altftawifd)en ©öttergtaubenS 
öielteidjt beantwortet werben fönnte. Daß aber bort eine alte 
änßeblung beftanb, fd)eint ftdjer ju fein (t>gl. ©alter, *ßrogr. 
beS 2D?arienftiftSgijmnafiumS 1889, ©. 10), wenn aud) ber 
Ort erft red)t fpät urfunblid) öorfommt. <£r ift — unbefannt, 
ju weldjer $eit — in ben SBeftfc beS Saminer 33ifd)ofS ge* 
tommen, unb einer öon ifynen fyat bie villa in Trighelowe 
einem beutftfyen SRitter ©iegfrieb 8obe jur SBeftebetung aus* 
getan. Diefer einigte fid> am 9. Suguft 1297 mit bem SBifc3tjofc 
<ßetruS über ben $el)nten, ben er ifjm tiefern mußte Oßomm. 
U.*». m, Sflr. 1813). Söifc^of £einri$ überließ am 11. «prit 
1308 bie #ätfte biefeS ßeljnten t)em Domfapitel in ©amin 
(<ßomm. U.4B. IV, 5Hr. 2399), ba« aber biefe #ebung nid)t 
feljr lange befeffen ju Ijaben fdjeint. ^u t)cn um 1375 ab* 
gefaßten Statuten beS Kapitel« wirb fie nid)t mefyr erwähnt. 

Sine Slnbeutung, baß in Irieglaff eine Äirdje beftanb, 
finbet ftd) in tiefen beiben ätteften urfunblidjen SWadf)rid)ten 



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184 8on ber glifabetfc-ÄirdK in Iriegtaff (Ar. ©retfeufcogen). 

nidf)t, bagegen toirb 1337 Albertus vicarius in Trigelove 
genannt, unb in ber oben ermähnten päpftltdjen Urfunbe Der* 
letljt am 4. Januar 1343 Siemens VI. bem $re*biter Sern* 
Ijarb ©roning, ber mefyr als 5 %atyt baS fanonifdfce Wed&t 
ftubiert Ijat, ein Samtner Äanonifat mit Slntoartfd&aft auf 
eine ^rfibenbe, obgleid) er bie ©t. ffitifabetfjtirtfye in Triglove 
befifct. 

Die SSere^rung ber ^eiligen ßtifabetlj (geftorben 19. SWoö. 
1231 unb 1235 Zeitig gefprodjen) fd&etnt befonberS burd) bie 
granjisfaner verbreitet ju fein, ba bie ^eilige jn bem DrbenS* 
ftifter granj in perfönlid^e SBejiefyung getreten toar (ogl. $t|l, 
©efd). ber ©retfStoatber flirren I, ©. 106 f.). 3n Sommern 
flnben toir tird)lidje Stiftungen ju tyren ©jren nur fefyr toenige. 
(E* ift mir bisher feine iljr gemeinte Äinfye befannt, unb au$ 
ßüfabetljattäre fdjeinen fc^r fetten getoefen ju fein. $n ber 
SRifolaifird&e ju ©reifStoalb (W a. a. D. ©. 341, 364), in 
«Inflam unb 8affan (JMempin, Diplom. JBcitr. ©. 8, 68) 
Karen foldje Stiftungen. 

ffienn nun bie granjisfaner bie Screening ber ^eiligen 
ßltfabetl) mitgebracht fyaben, fo liegt bie Vermutung nal>e, bie 
iljr gemeinte ftird>e in £rieglaff mit bem ©rcifenberger JHofter 
in ©erbinbung ju bringen. SGBir miffen jmar nidf)t, mann es 
gegrünbet ift, aber bor 1264 ift e$ fid)er nidf)t gefd&eljen, 
urfunblid^ toirb e$ erft um 1290 ertoitynt (9Äonat$M. 1895, 
©. 123; SRiemann, ©efd). ber ©tabt ©reifenberg, ©. 82 ff.), 
können toir audf) eine SSerbinbung tljrerfeits mit Jriegtaff 
nidf)t nadfjtoeifen, fo ift bod) anjunefymen, bafc fie irgenbtvie 
Anregung ju ber ^Benennung ber £ir$e gegeben tyaben, bie 
bemnad) tt>al)rfd)einUd) nid)t öor 1300 errietet ift. 

Der mit einer ffiaminer ^rftbenbe prolabierte ©erwarb 
©roning ober öon ©röningen, ber als rector ecclesiae in 
Triglow 1349 audj in einer ffiaminer Urfunbe ernannt »irb 
(«gl. ©taatSardjiö (Stettin : SBiStum Samin, SRr. 91), erhielt 
burd) pftpftlid&e Verfügung Dom 3. ^uni 1354 bie burd> 
SReftgnation bcS ^ermann öon 9Geuenfird)en erlebigte ^r&benbe 



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SJon ber gltfabet^-Äirc^e in Xrieglaff (Ar. ©reifen&agen). 185 

in Samtn, aber nntcr bcr SBebingung, baß er iefct bie $farr* 
tird)e aufgebe (Reg. Avin. No. 126.". fol. 239). ®r befanb 
ßd) übrigen« gar nid)t bei feiner Pfarre, fonbern fyielt fid) 
bamal« ©tubium« falber in Sfoignon auf. 

©päter beabftd)tigte man fogar einmal bie JHrdje in 
Stieglaff mit einem Äanonitatftift ju öerfeljen, fie atfo ju 
einer JMegiatfirdje ju ergeben, ©ie au« einer Urtunbe Dom 
2. Januar 1390 (flgl. ©taat«ard)to Stettin: 2Watrifel be« 
Älofter« ©ollin, 9ir. 30) Ijeröorgeljt, toaren bie #erjoge ba* 
mit einoerftanben unb Ratten ber neuen ©tiftung f$on ba« 
Dorf 33ölfd)enl)agen übenoiefen, aber toegen be« £obe« ber 
©tifter tarn fie nid)t juftanbe. 

©eitere SWad)rid)ten au« bem 14. $al)rf)unbert über bie 
£ird)e ftnb bi«l)er nid)t befannt. @« l>at aud) menig aBU 
gemeine« Qfntercffc^ weiter banaäj gu fudjen. $>ier fam e« 
nur barauf an, auf bie Sebeutung ber SWamen ber ßirdfce 
^injutDeifen unb an einem galle ju seigen, toie fle nid^t un* 
wichtige 9luffd)lüffe über bie $eit ber Segrünbung geben 
fönnen. @« mag be«l?a(b ber ©unfd) au«geft>rod)en toerben, 
ba% meljr al« bi«fyer barauf geartet toirb, toeld)em ^eiligen 
bie einjetnen ®otte«l)&ufer getoeiljt maren. M. W. 



ßtütyt über bie Derfammlungen. 

3»eite 33erfammlung am 19. SWoöember 1904. 
$>err Oberlehrer Dr. #aa3: 23olf«Iunbli<i>e« Don ber 
$albinfel 2Wdndf>gut. 
Die an ber ©üboftedfe ber Qfnfcl {Rügen gelegene $>alb* 
infel ÜWdndt)gut l)at fotooljl in geograptyiföer, al« aud) in 
l)iftorifd)er SBejie^ung eigenartige 23erl)ftltniffe aufeuroeifen. 
S»ad)bem jie in ben ^a^ren 1295 unb 1360 in ben SBeftfe 
ber ©ifteräienfermönd)e t>on Slbena gelangt toar, ruurbe fie 
öon biefen germanifiert unb fultimert, unb babei liegen e« fid) 
bie 2D?önd)e angelegen fein, bie SBetooljner ber #albinfet mögltd)ft 



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1 86 Script über bic Serfamtnlungen. 

feibftftfinbig ju matten unb öon allem SSerfe^r mit ber Äufcen* 
n>elt abjufdjtiejjen. infolge btefer ^folierung Ijaben ftd) unter 
ben 3Könd)gutern außer ber fyödtft d)arafteriftifd)en 33ol!£trad)t 
nod) anbere altertümliche ©ciüo^n^cttcn, ©itten unb ©ebräucfye 
in reifer galjl ermatten. Die ©pradje ber üßöndjguter untere 
Reibet fid) — abgefeljen öon einigen Nuancen in ber 
33ofalifterung — jur Qtit in feiner ffieife öon bem platt* 
beutfdjen Dialett ber übrigen SRügtaner. 95iö öor jtoet ober 
brei (Generationen aber enthielt fie eine SRetfje öon ©orten, 
bie fonft im rügenden, wie aud) überhaupt im pommerfdjen 
^tattbeutfd) fehlen, unb baju mar ifyre SluSfpradje tangfam, 
breit unb gebefynt, ber JEonfall fingenb, beinahe leiernb; ein? 
fübige ©orte Hangen toie jmeifilbige. Da8 Sieb öom ©aal* 
ljunb, ein ©iegenlieb, ba8 Fragment e * ne 8 33olf£liebe$ unb 
baS altertümliche ©tordjlieb geben uns ßeugniS &on *** 
poetifdjen ©prad)e ber SJKöndjguter. ©eljr Diel altertümliches 
Ijat fid) auf ber §albinfel in bejug auf Aberglauben, SBefpredjung 
öon allerlei ftrauffjeiten, Slnmenbuug ftympatyetifdjer Auren 
unb a^nlic^e^ erhalten, ^eber ÜNöndjguter glaubt nod) an 
üftoarrieben (leiten ber 3Kal)rt, eines üttadjtgefpenfteö). Die 
Sftadjtnmnbler feigen SattenftigerS. Unter ben (Seftalten ber 
SJotfSfage ftetyt obenan ber toilbe ^äger, ber nod) unter bem 
alten tarnen „De SBaub" ober „©aube" betannt ift. 3Jon 
|>au$geiftern ejiftieren im ©lauben ber üttöud)guter ber Draf 
unb ber *»ßuf ; ber ©djufegeift ber ©djiffe ift ber Ätaubauter* 
mann. galjlreid) ß n & ** e ® a 9* n ö ^m £eufe(, ber eljebem 
„be oll Änedjt" l)ie&. Anbere ©agen Inüpfen an tjiftorifcfye 
Sreigniffe unb beftimmte Solalitäten an, fo bie ©agen öom 
SuSfam, öon ber ©inmanberung ber ©enben, öom SWonnenlod) 
im ©toantegarb, öon ber großen ©turmflut öom Qa^re 1304. 
Die toidjtigfte ©rfdjeinung ber äßöndjguter SSolfSfage bilben 
bie mitten ©itoer, bie balb in SSerbinbung mit bem toilben 
^fäger auftretet!, balb als (£rb* unb ©affergeifter gebadjt finb. 
@ie fommen fonft roeber in ber rügenfdjen, nod) in ber 
pommerfdjen ©age öor, finben fid) jebod) in ftl)nlidf)cm Qu* 



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39erid)t über bic SJerfammlungen. 187 

fammenfymge in ber toeftfälifdjen ©age triebet. SSon ben 
eigenartigen ©itten unb ©ebräudjen ftub am d)ara!teriftifd)ften 
biejenigen, bie fid> auf lob unb ^Begräbnis, fonrie auf 33er* 
tobung unb #odjgeit begießen, gär & en 9foSbru<f ber Xrauer 
laffen ftd) brei t>erfd)iebene ®rabe unter[d)eiben, je nadjbem 
ber SScrftorbene ein SWadjbar, ein nafyer ober entfernter 35er* 
toanbter gen>efen ift. Die SBefleibung ber SBetten mit bunflem 
$eug ift ein befonberS alter Qu$, um bie Irauer auSgubrüdfen. 
Die #od)geitSgebrfiud)e ljaben im Saufe ber lefcten 5—6 ftaljr* 
gcfynte öieteS öon ifyrer ehemaligen Urfprünglid)feit eingebüßt; 
nid)ts befto weniger enthalten fte nod) t>iel ^ntereffanteS. 
Die #od()geitSfeier ift ein l)öd)ft bebeutungSöoöeS Ereignis, 
rueld)eS roodjentang baS gange Dorf, nidjt feiten bie gange 
$albinfel in Erregung oerfefct. ^od^jetten mit 100—200 
®ftften gehören nid)t gu ben Seltenheiten; gang große $od)* 
jetten mit 300—400 ©ftften bitben nod) ^aljre* ja !$al)r* 
geljnte lang ben ®egenftanb ber Unterhaltung. Slm Donnerstag 
finbct gett)öl)nltd) ber ^ßolterabeub unb am fjrettag bie $od)geit 
ftatt. Die alten Sraudje in begug auf bie boppelten 25er* 
fammlungSorte, bie (Sinfeljr im SBarmbierfyaufe unb bie 3X6? 
Rötung ber SBraut finb je&t abhüben gelommen. 9laä} ber 
fird)(td)en Trauung beginnt baS 3Kal)l, bei meinem es 
getmtynlid) SfteiS mit Pflaumen unb ©djmeinebraten gibt. 
SWad) bem ÜJJaljle beginnt ber lang, ber mit furgen Unter* 
bredfjungen bis ©onnabenb 3lbenb ober ©onntag frül) fort* 
gefegt toirb. SBie überall auf bem Sanbe, fo geigen aud) bie 
2D?önd)guter beim langen eine gerabegu ftaunenerregenbe 2luS* 
bauer. Der befanntefte unter ben ÜWönctyguter SWationaltfingen 
ift ber ,,©d)übbelbüd)S", ein getretener lang nad) Slrt einer 
Quabriüe, bei bem ber @d)lußrefrain jebeSmal burd) r^t^ 
mifdjeS ©tampfen unb burd) ©Rütteln ber freiten SBeinfleiber 
marfiert toirb. Slm ©onntag pnbet ßircijgang ftatt, unb 
biejenigen, bie baS junge ^aar hierbei begleiten, bleiben mit 
iljm aud) ben Sag über gufammen; guroeiten mirb aud) nod) 
bie folgenbe 5Had)t bis ÜWontag frül) burd^getangt. Seiber 



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188 Seridjt über bie SSerfammlungen. — SWitteitungen. 

rüdt bic ©efaljr immer n&ljer, baß bie 9ttönd)guter 33olte* 
tratet unb bamit aud) bte 2Äönd)guter ©itten unb SBräudje 
einem fänetten Untergänge entgegengehen, ©djulb barem finb 
befonberS bie feit 1877 auf ber #albinfet entftanbenen ©abe* 
orte ©Jljren, SBaabe unb Stfjießoto. 



SR i 1 1 e i I u n ( e ». 

3u orbentlid)en2RitgUebernernannt: 2e&rer$iefcfc 
in DuiSbernott), ©tcuerrat Z e t d) l e r in ©d&iöelbein, SKaior tum § e tj b e - 
bretf in (Sljarlottenburg, Dberlefcrer Dr. ©anfcer in Stettin. 

©efiorben: ©enerakSeutnant (SjjeHena öon §etybebrecf 
in ©überberg, ^aftor ÜRobler in SJölföenborf, ©teinbrutfereibefi^er 
Sertljolt unb Äonful ©elmut ©gröber in Stettin. 



Die SHbtiotfcef (Äarfutfdtftr. 13, Ägl. ©taatSarcfcto) ift ge- 
öffnet aPtont*a# *ou 3—4 nt)t uad>m. unb Sotmctitagft 
»oii 12—1 VU*t. äufjerbcm ttrirb ber Sibüotfccfar toaljraib ber 
S)icnftftunben be8 ©taatöardjiüS (bon 9—1 Uljr öorm.) SBünfc&en be* 
treffenb Scnufcung ber ©ibliotljef nad) SKöglidjfeit entfprec&en. 



©ritte 10wfammlung am £onna&tn6, 6em 
!?♦ Ptitm&tv 190*: 

1* #err $<tttmeißer &♦ p* #ifd)er: |wei 
ältere gtotrteit in $tettitt+ 

2* §tvv (Sijmttafialbircbtar Dr. |emAe: 
Ha* angeblidje gilfe ber Jibauia tum #*r<ke* 



©in rfceinifdjer §umanift in Sommern. — Son ber ffitifabetfc 
Äirdjc in Srtcglaff. — SSeridjt über bie SSerfammlungen. — SKit« 
teilungen. — Xitelblatt unb 3nljalt8öeraeid)ni8. 

tJür bie SRebaftion berantnjorttid): *ßrof. Dr. SBeljrmann in ©tettin. 
üDrucf unb SSerlaß t>on $crrcfe & Sebeling in ©tettin. 



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