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Full text of "Monatshefte für Musikgeschichte 29 Jg 1897"

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MONATSHEFTE 

FttR 

USIK-G-ESCHICHTE 

HERAUSGEGEBEN 
VON DER 

GESELLSCHAFT FflR MUSIKFORSCHUNG 

29. JAHRGANG. 

1897. 

REDIGIERT 
VON 

ROBERT EITNER. 



LEIPZIG, 

BREITKOPF & HiRTEL. 

Nettopreis dea Jahrgangea 9 Mark. 



Inhaltsyerzeichnis. 

SeJte 

Adrian Petit Coclicns, von 0. Kade ............... 1 

Eine alte Sapphische Melodie, B. von IMienoron ......... 29 

Bine Trierer Liederhds. 15.— 16. Jh., von P, Ubftn, mit Tonsatzen ... 37 
Die Oreanistenfamilie Mors, von 0. Kade ............ 43 

Adam JLrieger, Biogr. and 7 Lieder mit Begkitung, von Bob. Eitner 

45. 48. 61. 64. 65. 78. 81. 112 
Zar Biograpbie Joh. Staden's mud seiner Sfthne, von Dr. IF. Nagel . . 53 
Miscellanea, von Dr. IF. Nagel ................ 69 

Totenliste des Jab res 1896, von K Liistner ........... 85 

Zar Lebens- and Familiengeschichte Fr. W. Marpurg's, von Dr. Tkamhayn 105 
Jobn. Philipp Krieger, Biogr. and Tonsfttze in besond. Beil., von Eitner 114 

Ein Dialog John Hilton's, von Dr. IF. Nagel 121 ff. 

Die Weimarer Hofkapelle im 16. Jb., von Ernst PasquS ...... 137 

Anonymi fntroductorium Masicae (c. 1500), nea brsgg. v. Dr. Hugo Biemann 147 ff. 

Rechnungslegung fiber die Monatsbefte pro 1896 165 

Sach- und Namenregister .................. 168 

Mitteilungen: Henry PurcelFs The dake of Gloucester's Ode, Mea- 
ning. 13. 7 Lieder von Lassus, Neuausg. 14. Masikgescb. an Musik- 
schulen v. Benndorf 14. Eaabe & Plothow's Musiker-Kal. 16. Job. 
Eccard's Neae geistl. a. weltl. Lieder za 5/4 Stim. Neuaasg. 16. Pur- 
cell's 12 Sonatas 1683, Neuaasg. 33. Karl Nefs Collegia musioa in 
der Scbweiz 34. Hans Kennedy; Die Zither, bistoriscb 1896, 35. Ed. 
Hanslick, Am d. Konzert-Saal 1897, 35. Breitkopf & H&rtel's Mit- 
teilg. 35. 52. 68. 156. Seb. de Brossard's Biogr. u. Bibiiogr. v. Brenet 50. 
Claude Goudimel's Neuausg. seiner 4stim. Psalm. 50.. Charles Gounod's 
Selbstbiogr. deutseh 50. Briefe von Rich. Wagner, chronologisch g©« 
ordnet 51. Kgl. Musikalien-Samlg. Dresden 52. Kircbenmusikal. Jabrb. 
f. 1897 von Haberl 66. Tijdschrift 5, 3. St. 67. Denkmaler der Ton- 
kunst in Osterreich 67. Niederheitmann's italien. Geigenbauer, 3.Aufl. 83. 
Beethoven's Missa solemnis 83. Jabrb. d. Musikbibl. Peters 84. Emil 
Bonn's und Vollhardt's bistor. Konzerte 84. Friedr. Zelle, Eine feste 
Burg til. 102. Wiel's Teatri-musicali Veneziani 102. Verzeichn. der 
noch vorband. Drucke der Publikation 103. Wiel, Taddeo: I teatri 
musical Veneziani, Catalogo 119. Fr. Consolo's Cenni suil' origine . . 
liturgica 118. Procbazka's Arpeggien lb. Prag 119. Babich's musik- 
ztg. 120. Berliner Verlagsgeselischaft Uarmonie , Musikerbiogr. 128. 
Zeitscbrift f. Bucherfreunde 128. Tabulae Codicum Manu Soriptorum, 
Musikkat der Hofb. Wien 135. Colmarer u. Donaueschinger Lieder- 
hds. 144. J. S. Shedlock, Klavier - Sonate 145. Hans Loewenfeld, 
Leonb. Kleber's bds. Tabulaturbuch 145. Jahresbericbt d. Akad. der 
Tonk. in Mftnchen 146. Erwiderung auf van Duyse's Bebauptg. 146. 
Dr. W. Nagel's Gesch. d. Mus. in England 155. Dr. Hugo Biemann 
flber Trio-Sonaten 156. Dresdener Tonkunstlerverein 156. Prof. Em. 
Kmue's musikhistor. Vorlesungen 156,, Katalog des Conservatorium 
zu Mailand 165. Julius Fuchs, Kritik der Tonwerke 166. Michel 

Brenet, die Oratorien von Carisaimi lf$6. Konzert-Buoh 167 

Beilagen: 

1. Nachriobten dber die Musikpfiege am Hofe zu Innsbruck, von Dr. Frate 

Waldner. Bog. 1—6, Schluss im 30. Jahrg. 
% Joh. Phil. Krieger, Musikbeilagen. Bog. 1—5, Schluss im 30. Jahrgang. 



deselsolfift fir MnsMorsoliiiig. 



Hitgliederverseiohnis. 



J. Aigereteln, Rostock. 
Br. Wilh. Bfamker, Pfarrer, Ranch. 
U. Benrath, Redakteur, Hambarg. 
IioDel Benson, Esq., London 
Rich. Bertling, Dresden. 
Rev. H. Bewerunge, Maynooih (Irland). 
Ed. Birnbaum, Oberkantor, Konigsberg 
i. Pr. 

Grofsherzogl. Hofbibliothek in Darmstadt 
Stadtbibliothek in Frankfurt a. M. 
Universit&ts-Bibl. in Heidelberg. 
Universit&ts-Bibl. iu Stra&burg. 
Fttrstl. Stolbergische Bibliothek in 

Wernigerode. 
H. Bockeler, Domchordir., Aachen. 
Dr. £. Bonn, Breslau 
P. Bohn in Trier 

Dr. W. Braune, Prof., Heidelberg. 

Breitkopf & Hartel in Leipzig. 

Hugo Conrat, Wien. 

€. Dangler in Colmar. 

Dr. Alfr. DSrffel, Leipzig. 

Dr. Herm.Eichborn, Assessor a.D., Gries. 

Prof. Eickhoff in Wandsbeck. 

Prof. Ludwig FSkovi, Szegedin. 

Dr. Hugo Goldschmidt, Berlin. 

Dr. Franz Xaver Haberl, Regensburg. 

S. A. £. Hagen, Kopenhagen. 

Dr. Haym in Elberfeld. 

Dr. Rob. Hirschfeld, Wien. 

Dr. 0. Hostiisky, Prag. 

Prof. W. P. H. Jansen in Voorhout 

Pro£ Dr. Eade, Musikdir., Schwerin. 

W. Eaerner, Freiburg i. Br. 

Kirchenchor an St Marien in Zwickau. 

0. A. Klemm, Dresden. 

Prof. Dr. H. A. KSstlin, Giefsen. 

Oswald Eoller, Prof, in Wien. 

0. Eornm&iler, Prior, Kl. Metten. 

Dr. Richard Kralik, Wien. 

Alex. Eraus, Baron, Florenz. 

Prof. Emil Erause, Hamburg. 

Leo Iiepmannssohn, Berlin. 

Frhr. von Liliencron, ExcelL, Schleswig. 

O.S.L L6hr, Esq. Soathsea (England). 



Dr. J. Lfirken in Edln a/Rh. 
Earl Listner, Wiesbaden. 
Georg Maske, Oppeln. 
Rev. J. R. Milne in Swaffham, 
Freiin Therese von Miltitz, Bonn. 
Anna Morsch, Berlin. 
Dr. W. Nagel, Darmstadt. 
Dr. Earl Nef in St Gallen. 
Prof. Fr. Niecks, Edinburgh. 

F. Curtius Nohl, Duisburg. 

G. Odencrants, Vice Haradshofchingen 
Ealmar (Schweden). 

Paulus Museum in Worms. 

Bischdfl. Proskesche Bibliothek in 
Regensburg. 

Prof. Ad. Prosniz, Wien. 

Dr. Arth. Prfifer, Leipzig. 

M. Raskai in Arad (Ungarn). 

A. Reinbrecht in Verden. 

Bernhardt Friedrich Richter in Leipzig. 

Ernst Julius Richter, Pastor in Amerika. 

Dr. Hugo Riemann, Leipzig. 

L. Riemann, Essen. 

Paul Runge, Colmar i. Els. 

Prof. Dr. Wilh. Schell, Hofrat, Karls- 
ruhe. 

D. F. Scheurleer im Haag. 
Rich. Schumacher, Berlin. 

F. Schweikert Earlsruhe (Baden). 

F. Simrock, Berlin. 

Prof. Jos. Sittard, Hamburg. 

Dr. Hans Sommer, Prof., Weimar. 

Wm. Barclay Squire, Esq., London. 

Prof. C. Stiehl, Lttbeck. 

Prof. Rein hold Sucoo, Berlin. 

Wilbelm Tappert, Berlin. 

Pfr. Leop. Unterkreuter, Klagenfurt 

Joaq. de Vasconcellos, Porto (Portugal). 

G. Voigt, Halle. 

Dr. Frz. Waldner, Innsbruck. 

E. Walter, Seminarlehrer, Montabaar. 
Wilh. Weber, Augsburg. 

Ernst von Werra, Cbordir., Eonstanz LB. 
Zaar, Poeteekretir in Dansig. 
Prof. Dr. F. Zelle, Berlin, Rektor. 



Rob. Eitner in Templin (U./M.), Sekret&r und Easaierer der GesellschafL 



iur 

MUSIK- GESCHICHTE 

herausgegeben 

¥011 



der Ge8ell8chaft filr Mnsikforsohnng. 





Preis dee Jahrgmgei 9 Mk. Monatlioh ereeheint 




IHI. JaHr£. 


tine Hummer tou 1 Ms S Bogen. Ineertiontgebohren 




ftlir die Zelle 80 PC 




1897. 


Kra^uloiUTttlag 


Ton Breitkopf A HErtel in Leipiig. 
Beetellangen 
nimmt jede Buoh- mid MniOthiwdlung •mtgeges. 





Adrian petit CtcMcms. 

(1500—1555/56.) 
Ein Beitrag zur Musikgeschichte im XVI. JahrhhndttftC 
Von 0. Xade. 

Die Lebensschicksale des ebenso begabten als leichtfertigen Kom- 
ponisten Adrian petit Coclicus sind nun scbon von so verschiedenen 
Seiten darzulegen versucht worden, raid stehen an so versteckten oder 
vergessenen Stellen, dass es geboten erscheint, sie endlich einmal zu 
einem erechopfenden Gesamtbilde zu vereinigen. Dazu kommt, dass 
wir wohl aus dem einen der beiden nns von Coclicus hinterlassenen 
Druckwerken, aus dem Compendium musices von 1552 ziemlich voll- 
gt&ndige Ausziige in alteren Lehrbtichern besitzen, wie in Forkels 
Musikgeschichte, in Ambros Musikgeschichte, so wie in der Hartelschen 
Vierteljahrsschrift von Spitta und abnlichen Arbeiten der Art, aber 
fiber das zweite ungleich bedeutendere praktische Tonwerk, das er 
unter dem Titel „Musica reservata" in gleicbem Jahre herausgab, 
bis jetzt ohne jeglicben Nachweis gelassen sind. Dazu kommt aber 
noch au&erdem der gltickliche Umstand, dass sich auch ein bisher 
ganz unbekanntes grofeeres Aktensttick im Grofeherzogl. Mecklen- 
burgischen Hauptstaatsarchiv zu Schwerin vor nicht gar langor Zeit 
hat finden lassen, das tiberaus wertvolle Erganzungen iiber seine 
merkwtirdigen Lebensschicksale beibringt 

ItMtlk £ MntlkgtMh. I mammas XXIX. Ho. 1. 1 



2 



Adrian petit Coclicus. 



Adrian petit Coclicus*) ward im Jahre 180(1**) in Flandern 
(Hennegau) geboren.***) Die Vermutung E. PasquS'st) Cond6 sei 
dieser Ort gewesen, weil hier Coclicus' Lehrer Josquin des PrSs eine 
Pfriinde befalls, die ihm Kaiser Maximilian I. etwa urn 1500 verliehen 
hatte, um seine letzten Lebensjahre in Ruhe verbringen za konnen, 
bat sich nicht begriinden lassen. Er widmete sicb fcih dem geist- 
licben Stande und lernte die Musik bei Josquin des Prds bis m deesen 
Tode im Jahre 1515. Ihm, seinem Lehrmeister, hat er in seinem 
Compendium musices, 1552, ein ehrenvollee Andenken bewahrt Er 
habe seine Schuler, sagt er, nicht mit langen und vielen Vorschriften 
hingehalten, sondern im Gesange mit wenigen Worten die Kegel durch 
deren Ausubung unmittelbar kennen gelehrt Sein Grundsatz sei ge- 
wesen, nur solche in der Tonkunst auszubilden, die ein beeonderer 
innerer Drang hinzog; denn er pflegte zu sagen, es giebt so viele 
anmutige Werke dieser Kunst, dass Ihnliches oder besseree kaum 
einer unter Tausenden hervorbringen wird. Wer sich fiir einen Kom- 
ponisten Melt, bios weil er die Begeln der Eomposition kannte, den 
verachtete und verspottete er, indem er sagte, er wolle fliegen ohne 
Pliigel: — „hos Dominus Josquinus vilipendit ac ludibrio habuit^ 
dicens eos velle volar© sine alis". — Coclicus verdankte einem solchen 
Lehrer ebensosehr ein leichtes Eompositionsgeschick, als auch die 
Fahigkeit, musikalische Schuler leicht zu begeistern und schnell vor- 
warts zu bringen. Dies gelang ihm wenigetens sofort in seinem 
Wittenberger Aufenthalte 1545. So bildete er sich unter ihm zum 
ttichtigen Musiker, Sanger und Eontrapunktisten aus. Nachdem er 
die Weihen empfangen hatte, leitete er die Musik und den XJnterricht 
in der Elosterkirche zu Cond6. Aber der mit unwiderstehlicher Os- 
walt alle Ktinstler- und Gelehrtenkreise damaliger Zeit erfassende 
Wissens- und Bildungsdrang und die Sehnsucht nach fremden Lfin- 
dern, in deren Beschreibung einzelne, wie Michaelis Keinspeck in 
seinem Lilium musice, 1491, WoUick de SeruiUa im Opus aureum, 

*) Die Lesart Coclicus ist entschieden falsch. Der Name bedeutet soviel 
•Is Gockel-Hahn-Kogel (1© coq). Er unterzeichnet selbst ein Aktenstuck mit 
„gefangener Kogel" wohl eine Anspielung anf seinen Namen. 

**) Vgl. aein Portrat vor seinem Compendium musices etc 1552, welches 
inn als 52jfthrigen Mann darstellt. Ein andres in der Eais. KOuigL Fidei- 
commissbi bliothek zu Wien. 

***) Er nennt sich selbst Often „Flandrus", so z. B. in dem Brief© aus 
Stettin vom 4. Juli 1547. 

t) Vgl. Niederrheinische Musikzeitting, herausgegeben von L. BischofF, 
1861. IX, Nr. 3, S. 17-21. 



Adrian petit Coclicus. 



3 



1601, Ornitaparch in seinem Microlog von 1617, Caspar Brmchim 
zwischen 1618—1567 durch halb Europa iiber mehr als 400 Stadte, 
so viel zu erzahlen wissen, hatte auch unsern Coclicus mit ergriffen 
and in die Weite gelockt. Er gelangte memt nach Lodi in Ober- 
italien zum Bischofe Octavia/iw*, wurde dessen Kapellsanger und mit 
der Zeit sein Freund, dem er sp&ter einen wichtigen Ereundschafts- 
dienst in banger Not verdanken sollte. Der Ruf seiner Kompositionen 
und seines Gesanges verbreitete sich und oShete ihm den Weg nach 
Bom, wo er unter Papst Alexander Farneee, Paul M. (1534 — 1549) 
mis Sanger in die Kapelle eintrat und sich neben den bedeutendsten 
Komponisten, wie Goudimel, Gostanzo Festa und andern ehrenvoll 
hervorthat und behauptete. Schnell erwarb er sich die Gunst des 
Fapstes in so aufserordentlichem MaGse, dass dieser ihn nach kuizer 
Zeit nicht nur zu seinem Beichtvater, sondern auch zum Bischofe 
von Duiatum (?) „einer Stadt in der Nihe von Rom" ernannte. Hier 
sammelte er nicht unbedeutende Reichtumer und lebte in Gliick und 
Freuden bei einem Jahresgehalte von 1000 Dukaten und den Ein- 
ktinften mebrerer Bischoferitze.*) Doch unvorsichtige Aufserungen, 
die seine Neigung zur neuen Lehre der Protestanten verrieton, machten 
seine Stellung bald unmoglich. Der Papst leitete selbst die angestellte 
Untersuchung und verurteilte ihn zu lebenslanglicher Haft und zum 
Verluste aller seiner Habe. Erst nach drei schrecklichen Jahren, 
grfangen gehalten in der Engelsburg, gelangte er durch seines friiheren 
Gonners Octavianus, Bischofe von Lodi fufefalliges Bittgesuch beim 
Papste seine Freiheit wieder, jedoch nur unter der Bedingung, Italien 
ewig zu meiden. Wohl um 30 Jahre gealtert, mit einem Barte, der 
bis auf die Knie herabhing, verliefe er 1538 Rom und. kam unter 
langen Irrfahrten, die ihn sogar bis nach Spanien gefiihrt haben sollen, 
wo er ttberall ein ketzerisches, unklares, halh unverst&ndliches Zeug 
predigte,**) endlich nach Wittenberg, dem Sitze des Luthertums. Wir 
wissen, dass er hier im Sommer 1545 anlangte.***) Da er 1534 nach 
Rom kam, hier einige Zeit wohl glicMich verlebte (also bis ca. 1535), 

*) Vgl. das Schweriner Aktenstiok, i. u. 

**) Vgi Joh. Voigt, die dentsche Masik im XVI. Jahrh. am Hofe Herzogs 
Albrecht von Preofsen, in der Germania IT, 3 u. 4. 

**•) Vgl. das Gesach s&mtlicher Professoren mit dem Rektor an der Spike 
mil von der gesamten StadenteDsehafb unterschrieben an den Kurfursten Joh. 
Friedrioh von Sachsen, wo es a. a. heifst: Es ist den vergangenen Sommer 
ein furnehmer Musicas hierhergekommen mit Namen Adrianns Petit aus Flan- 
dern a. s. w. Datum, Wittenbergk, Mittwoch nach Panli Bekehnmg d. h. 26. 
Jannar 1546. (Siehe Niederrheinische Mosikzeitung 1861, Nr. 3.) 

1* 



4 



Adrian petit Coclicus. 



dann aber drei Jahre gefangen safe (ca. 1535—1538), so muss er sich 
(von ca. 1538—1545) ungef&hr sieben Jahre stellenlos in der Welt 
herumgetrieben haben,*) die wir mit Belegen nicht auszuftillen wussten. 
Das sind die Jahre seines wiisten Wanderlebens, von denen wir nur 
durch Andeutungen Kunde haben. Schon die Verse auf dem Titel- 
blatte seines Compendium musices 1552, geben uns einige Anhalts- 
punkte: Frankreich sah dich: Gallia te vidit, te vidit et Ausonis 
ora u etc. Das besagt auch das Schweriner Aktenstiick aufis genaueste, 
wo es heifSst: „Vom Eonig von Frankreich seligen Andenkens habe 
ich j&hrlich 500 Kronen erhalten". Gemeint sein kann nur Franz L, 
der von 1617 — 1547 regierte. Coclicus muss also urn 1540 in Paris 
eine Anstellung besessen oder wenigstens eine Schenkung erhalten 
haben. 

In Wittenberg fand nun Coclicus wohl fur seine Eunst dankbares 
Gehor und regen Zulauf, aber wenig Gew&hr fir ein sicberes Aus- 
kommen. Auf den Grunds&tzen Josquin's fuisend, sammelte er bald 
einen regen Zuhorerkreis um sich. Mit voller tJberzeugung legte er 
der Jugend ans Herz, dass sie nicht zu lange**) an den Schriften der 
Theoretiker und den mathematischen Vorschriften klebe, sondern dass 
sie alle Eraft des Geistes dahin wende, zierlich singen und die Wort© 
gehdrig unterlegen zu lernen. Dazu hat Gott uns die Tonkunst ge- 
geben, um die Tone auf anmutige Weise zu verbinden. Hr einen 
rechten Tonkiinstler darf nicht derjenige gelten, welcher von Zahlen, 
Proportionen, Prolationen und sonstigen Eunsteleien vieles zu schw&tzen 
weifs, sondern wer jedem Tone die gebtihrende Silbe zuteilt Er muss 
schon damab zu den bedeutendsten Musikem Deutschlands gehort 
haben, denn Conrad Oessner nabm ihn 1545 in seine Bibliothek mit 
einem kurzen Hinweis auf seinen kiinstlerischen Wert au£ Da mag 
denn allerdings wieder neuer Lebensmut ihn durchdrungen haben, 
und iiberhaupt zu einem leichten Lebensgenuss hinneigend, ging er 
eine nachmals so ungltickliche Ehe mit einer jungen Wittenbei^erin 
ein. Dann, Ende Januar 1546, wandte er sich direkt an den Eur- 



*) Dies© Berechnung bestfttigt auoh im Schweriner Aktoastick. Es sagt: 
„ferme per 20 annos exulor 44 . Da das Aktenstuck in die Jahre 1555/56 Mit, 
80 verliefs er also auch hiernach Bom ongefahr im Jahre 1538. 

**) In docendis enim proeoeptis et fpecolatione nimis din manent, et mol- 
titndine (ignorum et aliis rebus accumulandis multas difnoultates afferunt et diu 
atque multum disceptantes, nunqwm ad veram canmdi rationem peryenionl 
Gum autem yideret, mm utcunque in cantu Irmos, bdle pronunciare, ornate 
canere et textum fm loco applicare: ©to. siehe Compendium 1552. 



Adrian petit Ooclicns. 



5 



ffixsten Johann Friedrich den Groferaiitigen in einem langen lateini- 
schen Berichte*) und bat ihn um ein Hemes Amt an der Hochschule 
zu Wittenberg mit festem Einkommen. Denn — so begriindet er den- 
selben — die Jiinglinge Magen, kaum eine Stelle bekommen zu konnen, 
wenn sie von hier weggehen, aber die Tonkunst nicht verstehen, und 
belSstigen daher den Ftirsten mit h&ufigen Bitten, dass er einen dffent- 
lichen Professor der Tonkunst bestelle. Beigefiigt war eine Kompo- 
sition nach Worten seines Gonners und Freundes Melanchthon**) 
und untersttttzt war das Gesuch durch ©in deutsches Schreiben des 
Bettors und der Professoren der Universit&t und samtlicher Schiller 
des Coclicus, das die bezeichnenden Wort© enthalt: „Es 1st den ver- 
gangenen Sommer (1545) ein fiirnehmer Musicus hierher gekommen 
mit Namen Adrianus Petit aus Flandern, der eine Zeit lang allhie 
Musicam proficiret (vorgetragen) und wie wir berieht durch diejenigen, 
so der Eunst erfahren, dass er vor andern Musicis im Singen und 
Lehren ein sonderliche Art und Geschicklichkeit haben sole. Dieweil 
aber seine Auditores mehrenteils arme Gesellen, die ihme nicht so 
viel geben kSnnen, damit er rich in die Ling© bei der schweren und 
theuern Zehrung, die itzo allhier ist, mochte erhalten, zuvorderst weil 
er rich vor wenig Wochen beweibet — dero wegen denn gedachte 
sane Auditores an uns suppliciret und gebeten , ihme mit einem 
Stipendio zu versehen." Wittenbergk Mittwoch nach Pauli Bekehrung 
(den 25. Januar) 1546. Trotz so trefflicher Fiirsprache und gewich- 
tiger Verwendung gelang es unserm Meister doch nicht die ge- 
wttnschte Stellung zu gewinnen. Schon am Sonntage darauf beschied 
der Kurftirst das Gesuch abschlSglich: „Dieweil es bis anhero der 
Brauch nicht gewesen, dass zu dieser Lection ein sonderiich Stipen- 
dium verordnet" Ein Zehr- und Trinkgeld jedoch billigte er ihm zu. 

So in seinen Hoffhungen arg get&uscht, sah er sich damals ge- 
ndtigt den Wanderstab zu ergreifen, um sein Gliick anderwarts zu 
suchen. Dass ihm dabei seine junge Gattin davonlief, war der An- 
fang neuen Unglticks.***) 



*) Aussugsweise in ttbersetzung mitgeteilt von Pasque* a. a. 0., als Fund- 
ort das Gesamtarchiv der eachsiechen Lande (in Weimar?) angegeben. 
**) Leider nicht mehr vorhanden. 

*•*) VgL M. f . M. XII, 1875, 8. 176. Zwei Brief© des Coclicus aus dem 
K6nigsberger Archiv, mitgeteilt in mangelhafter tTbersetznng von Ffirstenau. 
„Denn wenn die, welch© ich in Wittenberg ills Gattin heimffthrte, mir nioht 
davon gehrafen, sondern mir gefolgt wire, so ware ich niemals in solcherlei 
Unglflck gerathen." Nornberg, 16. Januar, 1652. 



if— 

6 



Adrian petit Coclicus. 



Er wandte sich nun nach Frankfurt a. d. 0. und schrieb von 
hier sus an den Markgrafen von Brandenburg.*) d. d. 24, Sept 1646, 
dem er schon Mher einmal bei einem Aufenthalte des Fursten m 
Wittenberg (zwischen Januar und September 1546) ©in Gesangstfick 
durch Philipp Melanchthon hatte Uberreichen lassea und von dem er 
dafiir belohnt worden war. So bot er ihra denn jetzt drei neue Kom- 
positionen dar, mm der bittersten lot und zunehmendem Alter ge- 
plagt. Bern wenn er auch la Frankfurt wieder das Ami eines Pro- 
fessors an der Umversittt bekleidete, so war es doch m gering 
dotiert, diss er davon nicht leben konnte, ohne die tJiterstttemag 
anderer anzugehen. Allerdings lSnft auch hierin wieder die Bitte um 
Wein mil unter, dessen er stats wegen SchwSche des Magens — „ubi 
nequeo vino carere ob ftomachi debilitatem" — wie das Schweriner 
Aktenstiick g&gt — dringend bedurft zu haben scheint Und wieder 
gilickte es ihm. Der Fttrat zeigte sich anf&ngiich durch Geschenke 
erkenntlich, dann nahm er ihn auch nach KSnigsberg in seine Dienste.**) 
Seine Ges&nge erfreuten Albrecht, der ihn dm Kunstreichen nannte. 
Aber das lockere Leben des Kftnstlers bereitete ihm fortw&hrend Un~ 
annehmlichkeiten. Zuerst predigte er wieder seine wirren religidsen 
Irrtttmer, Ms Albrecht offentlich Widerruf veriangte. Das wollte der 
die Pr&lat nicht und versuchte allerlei Ansf icfefe und mifleid- 
erregende Entschuldigungen : er habe nur vor drei, vier Lenten ge- 
sprochen und zwar lateinisch, wie k5nne er da deutsch widerrufean, 
er kenne diese niedere Sprache wenig und wftrde sich vor dem Volke 
nur l&cherlieh machen, m set ein schwacher Greis, stehe allein in der 
Welt da, und wolle gern dea letzten lest seines Lebens beim Herzoge 
bleiben, wenn man gelinder mit ihm verftihre und einen Soli gebe^ 
man moge ihn jetzt zur Winterszeit nicht fortgehen heifeen und 
unterzeichnet das Bittgesuch demtitigst mit: „Musikus und gefangener 
Kogel" (Coq = Hahn) nicht Yogel, wie Voigt schreibt 

Der Herzog scheint ihm audi wirklich fir dieses Mai noch ver- 
Ziehen zu haben, und wohl hatte der Iieblingswunsch des Bittstellers, 
seine Tage in dieser Stellung beschliefeen zu diirfen, in Erflillung 
gehen kdnnen, wenn es nicht kurze Zeit darauf einen noch Srgeren 
Skandal gegeben hltte. Den schwachen Greis verflihrte die Sinnen- 
last, sich roil eiaer armen Wittwe von hOchst zweifelhaftem Rufe 
abermals zu verheiraten, obgleich er von seiner ersten Fan aus 



*) Vgl. M. f. M. a. a. 0, & 169. 
•*) Vgl. Voigt a. a. O. 



Adrian petit Coolica*. 



7 



Wittenberg keineewegs rechtlioh geschieden war, so dass er sogar der 
Bigamie bezichtigt wurde.*) Vergeblich verschwendete Coclicus alle 
seine Wort©; die Verhandlungen zogen sich beinahe ein Jahr hin, 
als ihn der Burggraf schlieMich aus dem Lande weisen liefs. Im 
strengen Winter musste der ungltickliche Greis seine Wandering an- 
treten. Bevor er dem protestantischen Norddeutschland gfcnzlich den 
Kicken wandte, glaubte er noeb einen Versuch machen zu miissen, 
an dem wenige Jahre vorher 1542 neu begriindeten P&dagogium in 
Stettin eine gleiche Stellnng als Musiklebrer der Jugend zu ge- 
winnen. Ein lingeres herzerweichendes Gesuch noch dazu in deatscher 
Sprache**) an „den Fiirsten von Preufsen" vom 4 Juli 1647, in 
welchem m mit grellen Farben seme traurige Lage unumwiiiideE 
schildert, bittet flehentlicb um die Gunst, den Lehrstuhl „fur die freie 
und lobliche Eunst auf rechte Art zu singen und andern zu lehren", 
ibm iibertragen zu wollen. Auch unter&ttitzte er sein Geeuch durch 
„einen gesang mit vier ftymmen vf den Text: ,vigilate quia nescitis 
qua hora dominus nofter venturus lit".***) — Ob das Gesuch tiber- 
haupt nur beantwortet wurde, ob die leidigen UmstSnde seines Vor- 
lebens oder Yerleumdungen einer festen Anstellung allzu hinderlich 
waren,t) ob ihm eine Unterstiitzung zu teil ward, um die er in 
zweiter Linie gebeten hatte, da er „eine lange reise ghen preussen 
habe und die zerung, davon er zeren miisse, sehr gering sei:" davon 
geben die bis jetzt vorliegenden Aktenstucke keine Auskunft. Das 
traurige Endergebnis fur ihn war abermaliges Abbrechen des Wohn- 
ortes und weitere Wanderung. Er wandte sich nach einer traurigen 
Irrfahrt durch den gr5fsten Teil Deutschlands schliefelich nach Frank- 
furt a. 1L, wie er selbst in dem Vorworte zu seiner „Musica reser- 



*) Vgl. den Brief M. £ M. 1875, S. 166, von Nflrnberg, d. 16. Jan. 1562. 
**) Vgl. EOnigL Staatsarchiv, Stettin, Signator P. I. Tit. 92. Nr. 9. Ab- 
gedruokt auch in Vierteljahmohrift Spitta, Jahrg. X, 1894, S. 471 von Endolph 

Schwartz. 

***) Da den Herausgebern des Aktenstuckes in den Monatsblftttern far 
Pommersche Geschichte 1898, sowie in der Viertelj ahrsschrift von Spitta, 1894, 
nioht hat gl&cken wollen, den Tonsats auffindig m machen, so lasse ich ihn 
outer den Beilagen mit hier folgen. 

t) Wie er.geradezu dies in dem Brief© vom 16. Januar 1582 aus Mttm- 
berg mit den Worten behauptet: „und wenn mir Stellungen angeboten werden 
nm meiner Knnst willen, die ich dnrch Gottes Gnade verstehe, and Vielen an- 
genehm sein m&chte, so fehlen doch nioht lugnerisohe nnd giftige Zungen, 
welche lant behaupten, dass ich in Deiner Hoheit (Herzog Albert von Preufsen) 
Yaterland die schimpfliphste Todesart verdient hatte". 



8 



Adrian petit Cocliotu. 



vata" von 1552 ausdriicklich mit den Worten bekennt: ,.Peragrata 
igitur maxima Gerraaniae part© tandem perveni Francofardiimi ad 
Menum." Wahrseheinlich zog ihn in diese Stadt mit ihren berfihmten 
BuchhSndlermessen die Aussicht auf Lebensunterhalt, da „ihm nun 
die Musik allein aus dem Schiffbruche iibrig geblieben sei, sein Leben 
mit dieser Eunst fristen zu konnen : „me conferrem — sagt er in der 
oben erwiihnten Vorrede — ad Musicam, quae mihi sola adhuc ex 
naufragio (ut ita dicam) relicta erat" Sei es nun, dass dieeen Plan 
zum Vollzug zu bringen ibm aus Mangel an Ausdauer nicht gelingen 
wollte und dass dringende Not wieder an seine Tfair klopfte, sei es 
dass unbezahmbare Wanderlust ihn abermals von dannen trieb, kurz 
er verliefs die fiir ihn so giinstige Stadt mit ihrem Verkehre an 
Etinstlern, Verlegern, Buchh&ndlern und Fremden aller Art, um sich 
(nach dem 4. Juli 1547) nach England zu begeben, wie er selbst 
an obiger Stelle der Vorrede erz&hlt: „me in Angliam conferre fta- 
tuebam". Wahrseheinlich lockte ihn dahin der am diese Zeit daselbst 
eingetretene Thronwechsel durch den Tod Heinrichs VJ1L, 28. Januar 
1547, des heftigsten Gegners Luthers wie des Protestantismus ttber- 
haupt. Der jugendliche zehnj&hrige Nachfolger Eduard VL (1547 Ms 
1553) war dagegen als warmer Verehrer der Eunst wie der protestan- 
tischen Bichtung schon bekannt. Wirklich gltickte es unserm Heister 
und seiner Eunst, sich rasch Bahn und Stellung zu verschaffen, so 
dass, wie unser Schweriner Aktenstiick besagt: er vom Eonige von 
England 200 anglicos (wohl Goldstucke) erhalten hatte. Trotz dieser 
eintrfiglichen und geachteten Stellung trieben ihn aber Eriegsgettimmel 
und allerlei andre Hindernisse , die er nicht n&her bezeichnet, von 
diesem Aufenthalte wieder zuriick, wie dies die an den Niirnberger 
Senat gerichtete Widmung zu seiner „ Musica reservata" mit den 
Worten besagt: Jf M bellorum ramoribus et impediment!! aUs m m 
peragrinatione revocatus", worauf ich mich — wie er weiter daselbst 
erzihlt — mit dem Notendrucker Joannes Montanus in eure Stadt 
(soil. Ntirnberg) begeben habe — „cum Montano typographo ad vestram 
urbem appuli". Von hier aus sandte er einen uns noch erhaltenen 
lateinischen Brief*) an den Herzog, in welchem der alte Mann nicht 
nur sein trauriges Schicksal darlegt, sondern auch nochmals flehent- 
lich bittet, ihn wieder zu Gnaden aufnehmen zu wollen: „ach Gott, 
was habe ich nicht fiir Elend ausgestanden; nachdem ich viele Tage- 
reisen zurtickgelegt, kam ich nach Niirnberg und trug meine Eom- 



*) Vom 16. Januar 1552, vgl. M. f. M. VII, 1875, S. 166. 



Adrian petit Coclious. 



9 



poeitionen den Bachdruckern zum Brack an, von denen ich einen Teil 
an Ewr. Hoheit schicke , n&mlich die TrSstungen aus den Fsalmen 
vierstimmig,*) weil dieselben noch nicht gedruckt sind, die ich bei 
Deiner Hoheit und anderw&rts componirt habe". — AJlein ales war 
diesmal vergeblich! In Niirnberg scheint er an der gelehrten Schule 
Stellung fur den Musikunterricht der Jugend gefunden zu haben, 
wenigstens sind die beiden von ihm verSffentlichten Druckwerke so- 
wohl dem Niirnberger Senat, wie der studierenden Jugend gewidmei 
Wie lange er bei seinem unsteten Lebenswandel daselbst gewirkt 
habe, dartiber giebt es nur schwankende Vermutungen; nach einigen 
habe er lange und gliicklich bis an sein Ende gelebt, nach andern 
soli er sehr bald gestorben oder doch verschollen sein. Beides ist irr- 
tiimlich. Das mehrfach erwahnte Schweriner Aktensttick beweist 
wenigstens das zur Geniige, dass er noch die Jahre 1555/56 freilich 
in gro&er Bedrangnis erlebt habe. Denn er erw&hnt in diesem 
Schreiben an den Herzog von Mecklenburg die Arbeit, die er bei der 
Hochzeit des Eerzogs durch Komponieren , Singen , Eintiben der 
Knaben gehabt Es konnen hier nor zwei Hochzeitsfeierlichkeiten in 
Betracht kommen. Die eine bei der Verm&hlung Herzogs Johann 
Albrecht I. (1625- 1576) mit Anna Sophia Prinzessin von Prenfsen zu 
Wismar am 24 Februar 1555, oder die andre bei der Hochzeit seines 
Binders des Herzogs Ulrich (1527 — 1603) mit Elisabeth, verw. Magnus, 
die ebenf&Es zu Wismar am 16. Februar 1556 stattfand.**) Zu letzterer 
ward auch Kurf&rst August von Sachsen,***) de dato: Gtistrow 31. 
December 1555 mit der Bitte eingeladen „einige gute Zinken- und 
TrompetbMser seiner Kapelle leihen oder mitbringen zu wollen". — 
Es ware nicht unmoglich, dass damit auf Antonius Scandellus, auf 
die Qebriider Thola, Besutius und Zacharias hingewiesen ist.t) Viel- 

*) CocIicub meint die „Musica reservata; Consolationes ex Psalmis" etc. 1552. 
**) Vgl. Mecklenb. Jahrbuch, A. XX. 70. 

***) Das OriginalBohreiben im Konigl. Sftchs. Geheimstaatearohiv : Mecklenb. 
Herzog Johann Albreoht's Schreiben an Kurfirst August zu Sachsen 1553 bis 
1583, Loc. 8504. 

t) Das Verzeichnis der sachsiechen Kapelle vom 3. Oki 1553 weist fol- 
gende Instrumentisten auf: 

1. Anthonio Scandellus (nachheriger Kapellmeister). 

2. Zerbario Besutius. 
8. Matthias Besutius. 

4. Benedicts Thola. 

5. Gabriel Thola. 

6. Quirinus Thola, und 

7. Zacharia, der neue Zinkenblftser. 



10 



Adrian petit Codicils. 



leicht sind eben damit die Instrumentisten gemeint, auf die des 
Coclicu8 Sohreiben niit einer gewissen Scheelsucht hinweist, dass auoh 
die Vokalmusik : „musica loquens vocalis" nicht vergessen werden 
raige, weim mail die Instrumentalmiisik: „musica oonsonans inftra- 
mentis" so reich mit Geschenken bedacht habe. Es empfiehlt sich 
daher aus diesen Ricksichten mehr an die zweite Hochzeit von 1556 
zu denken, als an die erstere. 

Coclicus befand sich also in diesen Jahren offenbar in Mecklen- 
burg, denn er iibte selbst die Enaben ein und trat in solche nahe 
Verbindung mit dem Mecklenborgischen Hofe, dass dieser ihn nicht 
nur beschenkte, sondern ihm auch eine Stellnng dorch seinen Orga- 
nisten Hieronymus (Mors)*) fir 50 Thaler j&hrlichen Gehalt, freie 
Wohnung und Eleidung anbieten liefs. Ob es zur Verwirklichung 
ftihrte, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Jedenfalls verging nach 
der Hochzeitsfeier ein Vierteljahr ohne genauere Weisung. Coclicus 
lebte im Oasthause von seinem Gelde, war in der groftten Not und 
richtete aus einer leider nicht genannten Stadt das erwahnte Akten- 
stick in regellosem Latein an den Herzog. Es moge nun hier ori- 
ginalgetreu folgen. Die Interpunktion wie tJbertragung rihrt von 
mir her: 

Sereniss. ac Clementiss. Prin- AUer Durchlauchtigster, Al- 

eeps. Betalit mill Bom. Jheroni- lagnMigBter First Ewr. Hdheit 
mus T. 0. argamita conditioner 0t P^ f« Aerooto (Mors) 
m m -u- m • j i* x h*t mw Bedmgungen mitge- 

qum T. CL nuk offert, videlicet ^ ^ ^ ^ 

60 taleros, Habitationem Cantoris ngmlidl g0 Thalflrj die Wohnmmg 

(qui poft pasche ducet uxorem des Kantors (der nach Ostern eine 

et ei adherebit) veetes annuatim Irau heimfuhrt und ihr anh&ngen 

Honeftas, quod si fructum effe- will) dazu j&hrlich eine anstfindige 

cero pueros docendo (quemadmo- Kleidung und wenn in der Unter- 

dum fpero me factaram, Dummo^ weisil « de f Kll<lben » B *)f 

, , A v haben wirde ( — wie ich nicht 
do fuennt dociles et obedientes) .„ , . , . , 

7 zweifle, dass mir das gelmgen wird, 

T. C micM potent gmMaiii clam 8ofem gie n „ mmt gehMg umi 

muneribus, Si deficeret mihi fa- gehorsan sind) mich Ew. Hoheit 
larium meum vel anno finite unter der Hand mit Geschenken 
illud augmentari, qui vix me begnaden werde, falls meine Be- 



*) tTber die weitverzweigte OrganiBtenfamilie Mori w Antwerpen werde 
ich in einera der n&ehsten Monatshefbe berichten. 



Adrian petit Coclicus. 



11 



potero fuftentari tali ffipeniio, 
ubi nequeo vino carer© ob fto- 
maci debilitatem. Habui A rege 
galliae (pie memorie) 500 anua- 
tim coronatos , A rege angliae 
200 anglicos (?), A papa paulo 
qoatuor praebendas episcopatum 
et alia officia valoris annuatim • |» 
milia ducatorum ; ac pro evan- 
gel! confession© omnibus bonis 
praemiis et acquisitis, mea arte 
fum fpoliatus et privatus et fer- 
ine per 20 annos exulor et pere- 
grinor per mundum quaerens pa- 
cem et requiem , nec reperire 
possum, quod ubique sathan fus- 
citat adversarios et calumniato- 
tm adverauni me. Nunc autem 
Humiliter ac inftanter T. C. 
fupplico, ut possim cum bona 
pace et quiete cum veftra de- 
mentia finire dies meos, qui fa- 
ils perluftravi mundum et fenio 
confectus fum ac mihi velit T. 
CL litems Hgillatas dare mee fta- 
bilitatis et conditionis, atque ego 
vitissim promittam were et mo- 
ri Cum tua excellentia. Dum- 
modo recipiam meum Jalarium 
omni quartali (ut valeam vivere) 
et fciam a quo poftulare fint T. 
C. moleftus (?) etiam T. C. Jusse- 
rat per T. C. fatellem Danielem, 



soldung nicbt reichen sollte, die- 
selbe nach Ablauf eines Jahres 
erhoben zu wollen, da ich kaum 
mit einem solchen Gehalte werde 
auskommen konnen , zumal ich 
wegen Schw&che des Magens des 
Weines nicht entbehren kann. Vom 
E5nige von Frankreich seligen An- 
denkens erhielt ich jlhriich 500 
Kronen, vom Eonige von England 
EduardYL[1647 —1653] 200 engL 
Kronen, von Papst Paul (M., 1534 
bis 1549) die Einkiinfte von 4 Bis- 
ttimern, sowie andere Dienstleistun- 
gen im Werte von jahrlich tausend 
Dukaten. Wegen meines Bekennt- 
nisses zum Evangelium bin ich 
nun aller dieser schonen Einktinfte 
und Erwerbsquellen und meiner 
Kunst beraubt, ge&chtet und dee 
Landes verwiesen irre ich nun bei- 
nahe 20 Jahre schon in der Welt 
umher, Buhe und Frieden suchend, 
die ich nirgends finden kann, weil 
iiberall der Satan Gegner und Ver- 
leumder gegen mich erweckt. Nun 
aber bitte ich demiitigst und in- 
standigst Ew. Hoheit , dass ich 
meine Tage in guter Buhe und 
Frieden durch Ew. Gnade endigen 
moge, • der ich genugsam die Welt 
durchirrt habe und durch Greisen- 
alter hinfSUig geworden bin, Ew 
Hoheit wolle mir durch einen 
schriftlichen Anstellungsbrief zu 
meiner Bestallung meine Verpflich- 
tungen ausfertigen , wogegpn ich 
wiederum verspreche nur bei Ewr. 



*) Us kann nnr Franz 1. 1515 — 1547 gemeint sein. 



12 



Adrian petit Coolicus. 



ut mihi darent thoracem et cali- 
gm mom recepi nisi 6 vlnas 
panni fimpliciter; pariter veil em 
T. C. deprecari, ut aliquam re- 
compensationem reciperem pro 
meis laboribus, quos feci in 
nuptiis T. C. componendo , ca- 
nendo pueros inftruendo; quod 
fi pro aliqno nobili in Prancia 
aut in Italia tot oomposuissem 
et laborassem ad minus centum 
ducatos recepissem, ideo fcio T. 
C. fore beguinam (? vielleicht : 
benignam) quod etiam possis mi- 
hi aliquid Tribuere et dare; quod 
fi musica consonans inftrumentis 
fuerit muneribu8 dotata, precor 
T. C. quod musica loquens vo- 
cals et naturalis non oblisvisca- 
tur (?), quia nunc fum in Hospi- 
cio ac meo fiapendio vino et 
jam sunt tree menses affnisse 
ap 1 (?)T. 0. itaque precor T. 0. 
sis memor mei. ita agendo, fum 
ut fpero, obligates pro T. C. apt 
(? apud?) deum opt depre- 
cari, vt ipso det nobis foelicem 
vitam et exitum. Amen. 

Tuae dementia© 
(Ohne Deditissimus 
Datum.) Humilis fupplex 

Adrianus petit Coclicus 
Musicus. 



Hoheit leben und sterben zu wol- 
len, Sobald ich meine Besoldung 
in jedem Quartale (damit ich leben 
kann) erhalten und wissen werde 
vpn wem Ewr. Hoheit Bewilligun- 
gen zu erheben sein mochten. Da 
nun auch Ew. Hoheit befohlen hat- 
ten, dass mir durch Ew. Hoheit 
Diener Daniel ein Brustharnisch 
und Soldatenstiefeln verabreicht 
werden sollten, ich gleichwohl ein- 
fach nur sechs Ellen Tuch erhalten 
habe, so wollte ich Ew. Hoheit 
zugleich gebeten haben, mir irgend 
eine Remuneration fiir meine Ar- 
beiten zukommen lassen zu wollen, 
die ich bei den Hochzeitsfeierlich- 
keiten Ewr. Hoheit durch Eompo- 
sition, Gesang und Unterweisung 
der Enaben geleistet habe, far die 
ich, wenn ich soviel fur einen 
Edlen in Prankreich oder Italien 
komponiert und gearbeitet hltte, 
zum mindesten hundert Dukaten 
erhalten haben wiirde, und da ich 
nun weifs, dass Ew. Hoheit uber- 
haupt freigebig sind, so konnte 
auch mir ©twas ausgesetzt werden 
insbesondere weil die Imtrumm- 
tcdmtmk mitGeschenken therhluft 
worden ist, so bitte ich Ew. Hoheit, 
dass auch die sprechende Vokal- 
und Nriwmuaik nicht gaiz ver- 
gessen werde. Auch wohne ich im 
Gasthofe, wo ich auf meine Eosten 
lebe und schon sind drei llonate 
an Ewr. Hoheit Hofe vergangen. 
Daher bitte ich Ew. Hoheit wolle 
meiner eingedenk sein. Durch 
solche Handlung bin ich, wie ich 



Adrian petit Coolicus. 



13 



hoffe verbunden fir Ew. Hoheit 
bei dem allm&chtigen Gott zu bit- 
ten, dass er mis ein gltickliches 
Leben mid Ende geben moge. 

Amen. 

Ew. Hoheit 
Ohne aller ergebenster 

Datum. demltigst bittender 

AdrianmB petit Oociicus 
Musicus. 

So client das Aktenstiick zur Berichtigung einiger Irrttimer, zur 
Erganzung mehrerer wunschenswerten Daten und als Schlussstein 
seines so bewegten Kiinstlerlebens. Wirklich konnten liber dem 
Lebensgange dieses Mannes als Motto die Wort© stehen, die er sicb 
selbst als Spruchleiste oberhalb seines Portrftts seitw&rts am den 
Kopf herab auf dem Titelblatte seines Lehrbuches: Compendium mu- 
sices: Nurnberg, 1552 angebracht hat: 





p ^ 




1 0 ~ Q£ & ~ 0£ m 1 





Be - §pe - ran - do fpe - - ro. 

Weiteres wissen wir liber ihn nicht Sein Tod ist unbekannt. 
(Schluss folgt) 



Mlttellnngen. 

* Henry Pur cell: The Duke of Gloucester's birthday Ode, composed by 
. . . Neue Partiturausgabe von William H. Cammings in der Parcell-Gesell- 
schaft. London and New York, Novell©, Ewer and Oo. 1891. gr. foL 10 VorbU., 
46 S. Partit. Die Ode schrieb P. mm 24. Jnli 1695. Sie besteht aus 8 Satzen 
fflr 5 Solostimmen, die sich erst im 8. Satze yereinen and kleinem Orchestor 
(2 Violinen, Viola, 1 Trompete, 2 Oboen and Bass, die rich aber nor selten 
vereinen) , welches dem Bach'schen and H&ndeTschen Orchester entsprioht 
Dberhaapt ist man aberrascht von der oft sprechenden Ahnlichkeit der Bach'- 
schen and Hftndersohen Aasdraoksweise. Parcell beginnt die Ode mit einer 
Ouvertare, die aos einer prftchtigen Einleitung, gleichsam einem Praeludiam, 
der eine Fage mit rhythmisoh soharfem Thema folgt, welches mehrfaeli lurch 
ein sanftes Motiv onterbrochen wird. Den Schluss bildet ein kurzes langsameres 
Sfttzchen mit breiten Akkorden. Der Eindrnck der Oavertore ist in jeder Hin- 
sicht bedeatend und fiberraschend. Dieser schliefeen sich mehrere Solosfttze an, die 
nur vorabergehend von wenigen Takten von einem Choreinsatze onterbrochen 



14 



Mitteilnngen. 



werden. Pur cell's Melodiebildung 1st nicht bedentend, sie besteht mehr mm 
oilier A neinanderreihnng worn kurzen Motiven, die mebr instrumental als ge- 
sanglicb gedacbt sind. Nach Nr. 8, ein Altsolo, welches sicb durch das strong 
dnrchgefnhrte Bass-Motiv vorteilhaft auszeiobnet, folgt ein iftngeres Jtitomell anf 
demselben Bass - Motiv mit teilweiaer Bentttumng des vorhergehenden Solo*. 
Der Sate 1st aufserordentlich ansprechend. Nr. 6 1st ein Altsolo mit conoer- 
tierender Trompete. Ancb hier tritt wieder die Motivbildnng in instrumen- 
taler Weise recbt eigenartig anf nnd ist anf eine tfichtige Koloratnrbildnng 
des Sangers gerechnet. Diesem folgt wieder ein Instrnmentalsatz, Cbacone be- 
nannt, die ersten beiden Teile fir Streicbinstrnmente nnd der 8. nnd letzte 
Teil far Bl agin strum en te, der sioh dnreb seine joviale Lnstigkeit besonders ans- 
zeiohnet. Der beste, anmntendste nnd reizendste Satz ist der letzte, der 8. Er 
beginnt mit einem Dnett nnd entwickelt hier znm erstenmale eine ansprecbende 
liebliche Melodie, wie sie etwa Handel ancb scbreiben konnte nnd in ahnlicher 
Weise gescbrieben bat. Ein Mittelsatz in derselben Tonart, Cdur, bringt in 
derselben Stimmnng andere Motive, die er aber dnrcb Wiederholimg nnd An- 
dentnng der ersten Melodie weit ansspinnt (es ist der nmfangreicbste Satz). 
Scblielslicb vereinen sicb alle 5 Solostimmen nnd bringen teils in genaner 
Wiederbolnng des Vorbergebenden, teils mit kleinen Abweiohnngen den Satz 
znm Abschlnsse. Die Wiedergabe in moderner Partitnr ist bis anf den Brat- 
scbenschl&ssel in nnseren bente gebr&uohlichen Scblnsseln gegeben. Der Bassos 
continnus, der oft nur die Singstimme begleitet, ist vom Heransgeber mit gro- 
fsem Gesobiek ausgearbeitet , wenn er anch einige Male zn moderne Akkord- 
folgen verwendet hat Ubrigens sei noob bemerkt, dass P. vollkommen im 
modernen Bar- nnd Moilsysteme scbreibt nnd nnr die eigenartige liter© Akkord- 
.verbindnng an seine Zeit erinnert. Die Ausstattnng des Werkes ist ansgezeiobnet. 
Seite 88 Takt 1 moss die Oberstimrae a d g nnd die zweite Stimme chh 
beusen. Trotzdem die Stelle zweimal mit falsoben Noten vorkommt, also wohl 
im Originale so heilst, lehrt nns die nocb mehrmalige Wiederbolnng, besonders 
Seite 41, 1. Takt nnd Seite 42, 2. Z. 8. Takt, dass die Stelle nur nach obiger 
Korrektur so heifsen ksnn. Dem Heransgeber ist die Stelle trotz ihrem Miss- 
klange vollstftndig entgangen. Oder glanbte er wirklich, dass P. so scbreiben 
konnte? 

• WUhehn Widmann, Domkapellmeister in Eicbstaett bat bei Jos. Seiling 
in Munchen 4 geistlicbe Lieder nnd 8 heitere Lieder von Orl. di Lasso in 
Part, herausgegeben, die dnrob gute Answabl, richtig gestellte Tonh&he fer 
nnsere bentigen Obors&nger nnd Yortragszeichen ein treffliches Material fur 
Gesangvereine bilden. Partitnr jedes Heftes 1 Ml, jede Stimme 25 Pf. 

* Die Musikgeschichte an den Musikschulen. Unter diesem Titel bat Hr. 
Dr. phil. Kurt Benndorf im letzten Jahresberichte der Dresdener Mnsikscbnle 
eine knrze Abhandlung verOffentlicbt, die boffentlich den Erfolg bat, dass die 
wicbtige Frage einmal grundlich Offentlich besprooben wird. Ich will dnrcb- 
ans keine erschftpfende Darstellnng meiner Ansicbt Clber das Tbema an dieser 
Stelle geben, sondern mOcbte nnr einige Punkte berrorheben, an denen mir 
der Herr Kolleg© anf falscbem Wege zn sein scbeint. Unter Beiseitelassnng 
der allgemeinen philosophiscben S&tze will icb nnr bei dem ersten: „es giebt 
Kunstwerke, die — wie das Naturschone — zn alien Zeiten mit derselben be- 
glttckenden Gewalt wirken" — einen Aogenblick steben bleiben: diese bestimmt 



Mitteilangen. 



15 



ausgesprochene Thatsache M, wie die Gesehiohte auf alien ihren Blftttern lehrt 
im g&nstigsten Falle die Ausnahme ; die Regel 1st von jeher gewesen, iaes die 
vorragende Bedeatung gro&er Menschen erst naeh ihrem Tode erkannt, ihren 
Werken erst dann der voile Zoll der Dankharkeit entrichtet wurde, wenn sie 
aelbst zur Ruhe gegangen waren. Und dies war merkwurdigerweise von dem 
Augenblicke an mehr and mebr der Fall, da sich das asthetische Gefuhl, die 
F&higkeit, die innere Gestaltang einer Kunstschftpfang zu erfassen, zu ent- 
wickebi begann. Der Vergleioh, den Herr B. in dem Naturschftnen zieht, ist 
schief, wie jeder, der sich mit Literaturgeschicbte besohftftigt hat, ohne weiteres 
zngeben wird: wie lange brauchte es, ehe die Menschheit die Augen fur die 
sie nmgebende Natur fiffnen lernte, wie verhaltxrismalsig knrz liegt die Zeit 
awrf ck, da Albrecht von EaUer sein berOhmtes Wort spraoh, dass niemand ins 
Innere der Natar dringe — and fortfahr: „Za glficklich, wenn sie nar die 
ftoIiY© Sohale weist," ein Wort, das Goethe Gelegenheit gab, eine flberaus 
treffende Antwort za sagen. — Doch imr Hauptsaohe Ganz richtig bemerkt 
Herr B., dass es daraof ankomme , das, was die Musikwissensohaft gewonnen 
habe, (wir Betzen hinzo: zum Teil) fur die Praxis anserer Tage zu verwerten. 
Dass die Mosiksohulen hier wesentlioh in Betraoht kommen, liegt aof der Hand. 
Aber wie soil dies gesohehen? „Der Schiller soil mit der eigentfimlichen Geistes- 
anlage der Meister bekannt gemajmt, ihm die Einzelerscheinung als Glied einer 
hftheren Gesamtheit erkenntlioh gemacht werden ; er soil die Entwickelung der 
Kunstformen kennen lemen and die Organe seines Geistes fur das SohOne (wir 
«ag©n beasex: fttr das Charakteristische) der einselnen Kvnstepochen s©Mrfwi 
lernen." Gat! Aber weiter: ,,Der masikgesohiohtliche Unterrieht hat anch zur 
allgemeinen Bildnng des Masikers beigetragen." Sehr gat, aber — wie das be- 
ginnen? Wenn Herr Dr. B. sagt, dass mit dem musik- der literargesohicht- 
liche Unterrieht Hand in Hand zu gehen habe und dabei besonderes Gewieht 
auf die asthetische Seite zu legen sei, so vergisst er, aus welohem Material sioh 
zumeist die Schiller der Mosiksohulen zusammensetzen; er vergisst, dass den 
meisten jungen Musikern, die nur zum Teil eine derartige Vorbildung haben, 
tun eolchen Auseinandersetzungen folgen zu k6nnen, die Asthetik vollstandig 
Nebensache, und eine bald zu erhaltende S telle die Hauptsache ist. Soli asthe- 
tische Belehrung fruchtbringend sein, so erfordert sie ein grofoes Mais von po- 
sitivem Wissen und Urteilsffehigkeit — andernfalls zfichtet sie noch mehr von 
der Sorte Kritikaster, die sich neuerdiugs in manchen Blftttern breit maoht, 
and heute in Beethoven „der Begeisterung helllodernde Feuerstrahlenglut," 
morgen irgendwo bei Brahms „hellbraune Rehaugen, 44 sonst aber nichts bemerkt. 
Solche Irgisse verhindert aber auch die eventuelle Kenntnis der Form, der 
musikalischen Syntax nicht: jenes „zieht" beim Publikum, dies langweilt — 
Den Satz: „die Kunstgeschichte ist ein Teil der Kulturgeschichte" wird man 
mit Freuden gelten lassen, und Vortrftge, die in diesem Sinne gehalten werden, 
nur begrufsen kOnnen, da sie in der That ungemein zur Belehrung beitragen 
k5nnen , d. h. wenn man es nicht so maoht, wie Herr Schletterer oder Herr 
Naumann, welch letzterer an den Professor erinnert, der fiber preuTsische Ge- 
schichte lesen wollte und am Ende des ersten Semesters schon bis zu Ramses ILL 
gekommen war! Ich persOnlich habe einmal ein althochdeutsches Repetitorium 
mitgemacht, dass auch in den endlosen Sfimpfen der Sprachvergleichung stecken 
blieb! Wenn Herr Dr. B. ferner sagt, dass die Biographie der Kompositions. 



16 



Mitteilongen. 



formen wichtiger mi far den Schiller als die Lebeasbeachreibangen der Ton- 
tetzer, so gebe ich das za, wenn der Schtiler in der That „das entschwundene 
SchOnheiteideal wieder kennen and lieben lernen" kann! Das aber bexweifle 
ioh bei den meisten: der n&ehstliegenden Arbeit ist fur dieae za yiele anf dem 
Lehrplan, die allgemeinen Vorbedingongen zur Fahigkeit, historisch denken and 
begreifen, das Reaultat asthetisoh verwerten m lernen, sind nur in den seltenaten 
Fallen erfillt. Daran scheitert aach die praktisehe Verwertong des Satzes: die 
Methode der Asthetik mass jedoch empirisch sein, nieht spekalativ. — Wie ich 
den Unterricht denke? In zwei Klassen gegeben: die eine onge&hr in dem 
Sinne geleitet, wie es Herr Dr. B. meint Das sind die Aaagewfthlten, die nicht 
nnr Last and Liebe, Bondern aach die Fahigkeit, aaf historischem Gebiete za 
arbeiten, besitzen ; die zweite Basse nmfasst die grOfsere Mehrzahl der Schiller, 
die sich begnugen, in groftea Umrissen ein Bild der Entwickelong der Konst 
za erhalten; hier wird gerade das biographische in den Vordergrand za rtcken, 
das formelle »ber mmr in weiten Zagen darzastellen sein. — Im Intewsse der 
Sache wire es za begrHfiaji, wenn ©im weiteror MeinangBaastanaoli nrfolgte; tun 
meiner eigenen Erfahrang kdnnte ich dann eyentaell einmal darstellen, wie man 
an der Moaikschule za — sagen wir Seldwyla mosikgesohiohtlichen Unterricht 
betrieb. Dr. WUibald Nagel. 

* Baabe & Plothow's AUgemeiner deatacher Musiker-Kalender for 1807. 
kl. 8P. 432 and Anhang 60 8. Der InhaH ist au&erordentlich reiohhaltig and 
amfasst fast den ganzen Continent, mit Aasschlass von Frankreich, Belgien 
mud Italian. Der Anhmg bringt em Vereeiohjiis der im der J£oniert-Saiaoii 
1895/96 aofgefohrten Werke, gmrdnet nach den JCompomntoiL 

* Leo Licpmannssohn, Antiqoariat in Berlin S.W. BernborgerBtr. 14, Kat 
124 enth. Mosikliterator, Vokal- and Instramentalwerke, 339 Nrn., dabei Selten- 
heiten aas ftlterer Zeit, so wie moderne historische Werke, hieranter aach ein 
komplettes Exemplar der Monatshefte, Preis 180 M. 

* Der MitgMelbcitrig for die Gesellsohaft fur Miisikforichiiiig betrlgt 
inld. Monatshefte 6 M and ist im Laafe des Janaars an den Unteneichneten 
einzosenden. Bestierende werden dorch Postaaftrag eingezogen. Ebenso ist 
der Sabskriptionspreis fttr 1897 fur die Pablikation von 9 M einzosenden. 

Templin (U.-M.), Ende Dezember 189$. Bob. Eitner. 

* Hierbei 1 Beilage: Katalog der Brieger Musikalien- Sammlung in der 
Kftnigl. and Universitftts - Bibliothek za Breslaa, Bog. 8. 



Als 21. Band, Jahrg. 25 der Publikation alterer praktischer umd 
tbeoretischer Musikwerke fir 1897 ist soeben erschienen: ■ 

JoMann Bceard 

Neue getetllche nl weitliche Lleder zu Hif und vlar Stiimmii 

Kdnigsberg 1589. 
In Partitur gesetzt nebst einer Elavierpartitor 
von Bob. Eltner. 
Leipzig, Breitkopf & HftrteL 

Preis 15 M. 



Vmtntwortliohtr B«d*kUur Kobert Bltn«r, finiflki (TJokamAxk). 
Druok Ton Hermans B «ytr A SOhan in TiMigfmlif, 



fflr 



MUSIK - 6E8 

herau8g ege^^^r. , r 

von * "" - 

der Geeellschaft fttr Mueikforechuiig. 




ini. Jabri. 

1897. 



WwMm det Jahigangw 9 Ml. Monaftlleh mmhmin 
«in* Nummtr von 1 bii t Bogen. Intertlonegebllbren 

fir die 2Mb Si Ft 



KommiMlMUVMlAf 

von Breitkopf A BItltl In Leipsig. 

BMtaDimgfflft 

imssjmA mhIs "Bmsm- sat MmikluHidlnng «ntf 



Ho. 2. 



Adrian petit Ctcllcms. 

(1600— 1555/56.) 
Bin Beitrag mr Mnsikgesehichie im XVI. Jahrhondart. 
Von O. Xade. 
(Schlnss.) 

Es eribrigt noch im Zusammenhange einen Blick m thun auf 
seine Werke, von denen uns die Gelegenheitskompositionen ja moist 
verloren sind. Sein Niirnberger Aufenthalt aber hat zwei Werke ge- 
zeitigt, die sich in verschiedenen Bibliotheken Deutschlands finden. 
JBrstems das soeben erwahnte theoretische Werk, das er miter dem 
Titel verSffentlichte : Compendium musices, descriptum ab Adriano 
Petit Coclico discipulo Josquini de Prfcs, in quo praetor caetera 
tractantar haec: 1. de modo ornato canendi : 2. de regula contra- 
pancti: 3. de compositione. Impressum Norimbergae in officina 
Joannis Montani et Uftici Neuberi, 1552, 4°, 15 Bogen. (Die Zu- 
Bchrift ist an die Niinbeiger Jugend; vgl. Forkel, Lit. d. Musik.) 

Es ist offenbar ein musikalisches Lehrbuch, wie wir deren seit 
dem Ende des 15. Jahrhanderts eine ergiebige Anzahi besitzen, so 
von Adamus de Fulda 1490, Simon de Quercu 1491, Michael Kein- 
speck 1497, Wollick de Servilla 1501, Andr. Ornitoparch 1517, Midi. 
Koewick 1511, 1518, Johannes Galliculus 1520, Mart. Agricola 1528, 
Lnsdnios 1536, Iisthenius 1537, Seb. Heyden 1537, H. Faber 1148, 
sp&terer nicht zu gedenken. Nur die direkte Wiedergabe der Kunst- 
lehre wunittdbar aus dem Mnnde seines berihrnten Lehrew Josqnin 

MmmxA, £ Xuflflcgweh. Jalvgang XXIX. Ho. 1. 2 



18 



Adrian petit OimiMoiis. 



des Prfis verleiht dem Werkchen seinen besondern Wert. Diesen 
haben toe neuern Musikschriftstellern schon richtig erkannt Forkel, 
Gteschichte der Musik B. II, S. 516, 551, 554 und anderw&rts, und 
Ambros, Geschichte der Musik, B. HI, S. 137. Es gentigen daher 
hier nur kurze Andeutungen. Coclicus teilt darin nach seiner etwas 
willktirlichen Weise die Musiker in vier Gattungen ein, in deren 
erster sich diejenigen Musiker befinden, die musikalische Dinge ei> 
funden haben, als Orpheus, Boethius, Guido (von Arezzo) Ockeghem, 
Jacob Obrecht, Alexander (Agricola). Diese seien nur Theoretiker 
gewesen, „Hi antem tantum Theoretici fiierunt" 

Die xtoeite Klasse umfasst die mathematischen Musiker, weil sie 
bei der Spekulation, und der Masse von Zeiehen und Schwierigkeiten 
niemals zur wahren Art zu singen gelangt seien: „nunquam ad veram 
canendi rationem perveniunt." Unter diese rechnet er Jo. Geyslin 
(Ghiselin), J. Tinctoris, Franchinus (Gafor), Dufoy, Busnoi, Binchois, 
Garon und viele andere. 

Zu der dritten Gattung rechnet er die aUervortrefflichsten 
Musiker, gleichsam die Konige, die Theorie und Praxis am besten 
verbinden, und alle SeelenzustSnde auszudrdcken vermflgen, so dass 
ihre Ges&nge allein der Bewunderung wert sind. Unter diesen sei 
Josquin der First, den er alien iibrigen vorziehen mochte. (Inter 
hos facile princeps fuit Josquinus de Prds, cui ego tantum tribuo, 
ut eum omnibus caeteris praeferam.) Derartige erfahrn© Fiirsten der 
Musik und kuustbegabte Tonsetzer seien noch gewesen: Petrus de 
la Hue, Brumel, Morales, Henricus Isaac, Ludw. Senfl, und viele 
andere. 

In die vierte Klasse endiich verweiBt er alle diejenigeo Efinstler, 
welche in der dritten gebildet worden, die aber ihre Eunstfertigkeit 
bios dazu anwenden, um zum Veignugen der Menschen recht jriarldi 
und schon zu singen. Diese ubertreffen in der Austibung der Eunst 
alle Iibrigen, haben den wahren Zweck deftelben erreicht und sind 
unter alien die beliebtesten. Solche sind vorzugsweise die Belgier, 
die Picardier und die Gallier, die daher auch fast allein in den 
Eapellen des Papstes, des Kaisers, des Eonigs von Frankreich und 
anderer Fiirsten angenommen werden. Eine besondere Vorschrift der- 
selben geht dahin, der Singer soli den Sate, den der Eomponist als 
w oantus simplex" betrachtet, durch Eolorieren zum: „cantus elegant 
umstellen. (VgL die Beispiele dazu im Ambros EI, 137.) 

Ungleich bedeutender als dies Compendium ist aber nun das 
zweite Werk seines Niirnbeiger Aufenthaltes, die : 



Adrian petit Coclicue. 



19 



Musica reservata, | Consolationes 1 piae ex Psaimis Davidicis | 
ornatae suavissimis concentibus | Mvsicis a peritissimo Musico | 
Adriano Petit Coclico, | Discipulo Josquini de Pratis : | TENOR, 
Cantionvm quatuor vocum | Norimbergae in officina Joannis Montani 
el Vlrioi Neiberi. MJD.LU 

(Vorhanden: E5nigl. Bibl. Mttochen, Gymnasialbibl. Hailbronn.) 

Das Werk enth&it zunachst in der Diskantstimme eine Widmung 
des Magisteis Ooco, in 4 Distichen, „Jur© unum Coclico nomen 
Germania jactat" : and in der Bassftimme eine von Joannes StwmeMm 
mit dem merkwttrdigen Anfange : „Scargo, Gfodinfluo, Guinguerlo, 
qnoque Coclico parvus" in 6 Distichen. Sodann folgt die lateinische, 
undatierte Vorrede des Verfasseis, mit der Dedikation an den Bat zu 
Niirnbeig mit den schon oben benutzten Bemerkungen aus dem be- 
w^gten Leben des Autors. 

Das Werk selbst nun enth&lt 41 meist kurze Tons&tze zu 4 Stimmen 
samtlich auf lateinische Texte. So bunt, wechselhaft und regellos sein 
Leben, so auch sein Eunsterzeugnis. Schon der Titel giebt nicht 
ein ganz richtiges Bild von der Wiiil der Texte; denn wenn auch 
31 Stick aus dem Psalter entlehnt sind, so hat er doch auch aus 
der Genesis, dem Buch der K5nige, dem Evangelium Johannis und 
Matthaus seine Worte genommen, ja sogar eine Stelle Ovufs (de 
Ponto IV. Eleg. 3), sodann auch ein eigenes auf seine Lebenslage 
beztigliche8 l&ngeres Gedicht in 11 Distichen (Nr. 24) verwendet, und 
seltsamerweise auch eine katholische Antiphon (Nr. XVII) und einen 
Hymnus (Nr. XXVIII) zu Grunde gelegt Ftir Nr. 2, 11, 26 und 
27 ist der Ursprung des Textes nicht nachweisbar, wenigstens nicht 
in der lateinischen Bibelconcordanz von 1546, nicht in DcmieV* 
Thesaurus hymnologicus, endlich auch nicht in Baumker's kath. 
Eirchenliede. Unter Nr. 31 findet sich auch die Nummer: „Vigilate 
et orate" : (Matth. cap. 24 v. 42) die er fir besonders gelungen ge- 
halten zu haben scheint, und deshalb seinem Bittgesuche um eine 
Profe8sur an dem neu 1543 gegrtindeten Padagogium in Stettin an 
den Markgrafen Albrecht von Brandenburg vom 4. Juli 1547 bei- 
legte, die der Herausgeber des Aktensttickes Budolf Schwartz nicht 
hat auftreiben kdnnen. 

In der Verwertung des eigenilichen Tonmaterials herrscht die- 
selbe IJngebundenheit der Behandlung. Gleich seinem gro&en Lehrer 
Josquin setzt er sich kiihn ttber Begeln und Vorschriften hinweg, die 
nicht bios zu seiner Zeit t sondem noch lange nachher als unum- 
8t5Mch anerkannt mid gelehrt wurden, so unter andern tiber das 

2* 



20 



Adrian petit Coclicms. 



Verbot der gro&en Sexte and zwar nicht bios aufw&rts, sondern 
aach abw&rts. Eine ahnliche Oleicbgiltigkeit zeigt er auch in Bezog 
auf Quint- und Oktavparallelen, rind zwar nicht bios scheinbare, 
sondern thatsScbliche, d. h. in Form von Grundton und Quinte, gleich- 
viel auoh ob auf ieichten unbetonten Nebennoten oder auf schweren, 
auf dem guten Taktteile stohenden Noten. Auch in der rhythmischen 
Gliederung zeigt er groise Freiheiten, wie z. B. in Nr. 29 Takt 30 
bis 35 Alt und Bass in Triolenbewegung mit einander gehen, wfthrend 
der Tenor und Diskant die 4 / t Einteilung festhalten : 









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Ganz fthnlich ist auch eine Stelle in Nr. 26 formuliert, wo auf 
die Triolenbewegung im Bass eine Viertelgliederung im Diskant und 
Alt gestellt ist, wahrend der Tenor den Cantus firmus in Semibreves 
m ) zum Austrag bringt. Am gewagtesten in dieser Beziehung 
muss freilich eine Gruppierung in Nr. 21 bezeichnet werden, die 
allerdings den Verdacht eines Druekfehlers nicht ganz auszuschlie&en 
scbeint, weswegen sie hier eine Stelle finden m5ge. Die ratselhafte 
Tonverbindung durch andere SchlQssel, andere Notengliederung kl&ren 
zu wollen hat mir nicht gelingen wollen. 





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Adrian petit Coclicus. 



21 



In der Textunterlage y auf die er in seinem Compendium die 
grd&te Soxgfalt gelegt wissen will, verleitet ihn der Wortausdruck 
zu besondern EigentUmlichkeiten. Rticksichtslos trennt or bisweilen 
die verechiedenen Silben eines Wortes durch Pausen, und zwar mitten 
in der Zeile, nicht wie es frtther nur bei der Schlusssilbe des letzten 
Wortes gestattet war, so z. B. Isaac in seinem schonen 6stimmigen 
Tonsatz za : Christ ist erstanden : die einzelnen Silben von : „eleison w 
zauberiscb verhallen Utet So formuliert Coclicus in Nr. 32 das 
Wort: spiritnm : mitten in der Zeile, dass er alle vier Stimmen gleich- 
zeitig nach je einer Minimapause die drei Silben : „spi-ri-tum", oder 
in Nr. 11 das Wort „respiro u in drei durch Pausen getrennten Drei- 
klfingen zur Aussprache bringen lisst, um das beabsichtigte Schluchzen 
m versinnlichen. Die Nr. 9 scheint geradezu auf diesen Kunsteffekt 
berechnet zu sein, wie die oft wiederkehrenden Silbenbrechungen 
bei den Worten : a ge | mi-tu cordis mei: anzudeuten scheinen, um 
das Oestihn des geangstigten Herzens drastisch auszudriicken. Diese 
Tonmalerei im einzelnen, nebst dem Sngstlichen Bestreben, jeder 
Silbe, jedem Worte einen besondern Ausdruck zu geben, ist auch der 
haupts&chlichste Qrund, warum ihm die klassische Formbildung der 
so tiberau8 schon geschwungenen melodischen Tonreihe seines Lehrers 
Josquin nicht im entferntesten gelingen will. Dies ist am deutlichsten 
an dem Psalme 30: „In te Domine speravi" zu erkennen, den beide, 
Josquin sowohl wie sein Sch tiler Coclicus als eine Art Konkurrenz- 
arbeit mehrstimmig gesetzt haben, der eine in einem sechsstimmigen, 
der andere in einem vierstimmigen Satze. [vgl. Nr. 32 dieser Samm- 
lung.] SchQn der ganze Plan und Aufbau Josquin's zeugt von ttber- 
w&ltigender M&chtigkeit der Tonreihen, in der ihn keiner seiner Zeit- 
nnd Kunstgenoesen nur annahemd erreicht, geschweige denn wohl 
gar ftbertroffen hat Schon Luther, von der gewaltigen Sprache dieses 
Meisters michtig ergrifiFen, brach nach dem AnhSren einer Motette von 
Josquin — die Vermutung, dass es eben vorliegendes Stick gewesen 
sei, da es sich im Handexemplar Luthers von 1530 befindet, liegt 
nngemein nahe — unwillkfirlich in die hochst charakteristischen 
Worte aus: josquin ist derNoten Meister, die haben's machen mtissen, 
wie er wollt, die andem Sangmeister mtissen's machen, wie die Noten 
wollen." So teilt Josquin hier das ganze Stimmmaterial in zwei 
gleiche Qruppen, Hbergiebt den drei Oberstimmen das kostliche un- 
aufhaltsam aufwarts dringend© Motiv zur Einfiihrung, denen sich 
vom vierten Takte an die tiefern Unterstimmen anschlieJsen. Damit 
nicht genug; im zweiten Teile: „Quoniam fortitudo" beginnen die 



28- 



Adrian petit Ooolicns. 



drei Oberstimmen zwar ebenfidls wieder die tbematisehe Einffthrung, 
jedoch in der Gkgenbewegung, denmach nicht aufwarts, sondem mb- 
w&rts in alien Stimmen, so da» beide Teiie zwar in innigster Ver- 
wandt8chaft zu einander bleiben, aber ein g&nzlich ver&ndertes Biid 
aofweisen. 



Prima pars. 











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Weder ein so tief angelegter Plan, noch eine derartige mit ver- 
sehwenderischer Pracbt aufgebaute melodische Tonreihe, lassen sich 
in dem ganzen Werke seines Schtilers Coclicus nachweisen. Solch 
hohe Kunstmittei stehen ihm nicht zu Gebote. Er mass sich mit 
geringeren begniigen und auf minderwertige beechrtaken. Am wenig- 
sten vollends kann sich mit diesem reichen Kunstgebilde das (Jegen- 
stfick zu demselben Psalm 30: „In te Domine speravi" messen, das 
er ate Nr. 32 seiner Sammlung eiuverleibte. Zwar gehdrt es dem 
Umfange nach zu der grofsten der Sammlung (104 Takte), aber bei 
weitem nicht zu den bedeutendsten in Bezug auf Bildung, Oliederung 
und Verarbeitung der Tonreihen, die aber gerade als Orundlage bei 
Beurteilung des litem Tonsatzes angesehen werden mtissen, an denen 
die Meisterschaft des Kdnstlers sich eben vorzugsweise am besten er- 
kenuen ifisst 

Unter seinen Kunstmitteln steht in ereter linie die enge Imi- 
tation einzeiner kleiner Motive, die er allerdings meisterhaft zusammen- 
zu8tellen und zu verwerten weifs, wie unter andern folgende Stall* 



Adrian petit Coolicne. 28 



bewem% die mehnnals in Nr. 7, 12 und 34 ganz gleich oder fihnlioh 
wiederkehrt: 



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Bisweilen greift er auch ein kleines thematisches Imitationsspiel 
mit der sogenannten „Cambzata" auf, wie in Nr. 22 bei folgender Stelle: 



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Dies ist zagleich eine jener fraglichon Steiien, bei der es nicht 
klar ist, ob Coclicus mehr die melodische Tonreihe der einzelnen 
Stimme oder den akkordlichen Zusammenklang hat ins Auge gefasst 
wissen wollen. Ist ersteres der Fall, so wird die Formulierung mit 
dem b rotundutn nicht statt haben diirfen wegen der Fortschreitung 
im Tenor von e nach b. Ohne b rotundnm ergiebt der Tonsatz den 
Tritonus [h D F] in ereter Lage, wie ihn Coclicus freilich bisweilen 
verwertet, wenngleich ihn die Lehre unausgesetzt bestritt. Eine ganz 
gleiche ebenfells durch thematische Weiterfiihrung des Themas ent- 
standene Zusammenstellung, bei der sich die Frage ob mit b rotun- 
dnm oder ohne dasselbe zu konstruieren in erhohtem Mafse auf- 
dr&ngt, befindet sich in Nr. 33, wo die Imitation des Motive zu fol- 
gender Tonverschlingung gefuhrt hat: 



24 



Adrian petit Coclioug. 







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Welch Gesciick er ia der Verwendung ganz kurzer, hdchst ein- 
facher Motive besaJs, die sich nur wenig von einander unterscheiden, 
m5gen folgende zehn Themata darthun, die er zur thematischen Mn- 
fiihrung der vier Stimmen benutzte: 

m Nr. 2. Redenti cordis: . ~ - 1 

zu Nr. 3. Lucerna. .... 



2C 



zn Nr. 4. Apud Dominum . . 
(gleich auch mit Nr. 39). 

zu Nr. 6 Ne projicias .... 
zn Nr. 8. Educes ..... 



zu Nr. 10. Castigans: .... o m 

zu Nr. 12. Nolite 

zu Nr. 13. Dominus . . « 
zu Nr. 14. Non salvatur . . . 



zu Nr. 39. Non auferetur 



Adrian petit Coclicns. 



26 



Aber er versteht auch voller in die Saiten zu greifen und die 
Stimmen oicbt in langsamen gemessenen Eintritten, sondern in schneller 
Folge zusammenzubringen. Als ein Beispiel solch lebhafter Ent- 
wickelung ist namentlich Nr. 5: „Cum ceciderit", anzufiihren, wo nicht 
nur die Stimmen Schlag urn 3chlag zur Einfihraog gelangen, son- 
dern auch in der engen Imitation mit einander wetteifern : 





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Um zum Schluss nun das Bild des Haines aucb nach seiner 
kiinstlerischen Leistungskraft zn vervollstandigen, habe ich einen Ton- 
satz aus dieser Sammlung ausgew&hlt, der nicht etwa mit besonderen 
harmoDischen oder kontrapunktischen Eigentumlichkeiten schwer be- 
lastet ist, sondern sich im Gegenteil durch bobe Einfachheit, stro- 
phische Gliederung, klare Harmoniefuhrung vor alien anderen aus- 
zeichnet, und dem protestantischen Choralsatze nota contra notam 
dieser Zeit unbedingt am n&chsten steht Es ist dieselbe Nummer, 
die er wohl selbst unstreitig fur seine beste Arbeit gehalten haben 
muss, da er sie seinem Bewerbungsschreiben um die Professor am 
Stettiner P&dagogium vom 4. Juli 1547 beigefiigt hat, n&mlich die 
Nummer 31 seiner Sammlung: „Vigilate et orate u , die der Heraus- 
geber des Aktensttickes Rudolph Schwartz leider nicht beizubringen 
vermochte. Eine einzige Stelle darin bleibt zweifelhaft, wo Diskant 
und Bass in Oktaveuparallelen mit einander fortschreiten. Da sie 
sich wiederholt, ist der Verdacht eines Druckfehlers wohl ausgeschlossen. 
Auch "dttrfte sie jedem Versuche einer etwaigen Verbesserung von 
vornherein spotten, da die eigenttimliche Stimmenftihrung zu eng mit 
der Anlage verwachsen ist. Im Iibrigen kann der Satz wohl als 
Musterbeispiel fiir die einfache Schreibweise nota contra notam an- 
gesehen werden, wie deren um die Mitte des 16. Jahrhunderts nicht 
eben viele von solcher Schdnheit an die Seite gestellt werden k5nnten. 

Wenn ich so dem Sammelwerke des geistreichen Tonsetzers, dem 



26 



Adrian petit Coclicus. 



einzigen, das er una Mnteriassen, itch 8©iaen Vorfigwi nnd Schwfcchen 
gerecht zu werden versucht habe, wird m nStig gem, ©In Gesamt- 
urteil fiber dessen fhl%Mt im allgemeinen mit wenig Worten bei- 
zufQgen. Im hohen erhabenen Eunststile erreicht Codicils die 
Hdhe seines gewaltigen Lehrers Joaquin in keiner Weise und ein 
Stick, wie dessen gioibartiger FBalm: „De profandis" zu sechs Stunmen 
uberragt alles, was s&mtliche Zeitgenossen Josquin's urn diese Zeit 
geschrieben haben. Dagegen hat die kleine ge&llige Eomposition im 
Eleinmeisters zur damaligen Zeit nicht leicht einen wilrdigeren Ver> 
treter als unseren Meister gefiinden. Darum auch die vielen Freunde 
und GK>nner, die der begabte Mistier trotz seiner Leichtfertigkait 
ttberaU, wohin er kam: in Italien, Frankreich, England, Deutschland 
fand. Is darf daher nicht als besondere Lobhudelei aufgefasst werden, 
wenn die Umschrift fiber seinem Portr&t besagte: 

Denn du siegst tiberall durch Stifee und Eunst deiner Stimme, 
Philomele sogar singt nicht bessern Ton! 

CocUcus, Vigilate et orate: 
Husica reservata etc. 1552. Nr. 31, vom 4. Juli, 1547. 





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Adrian petit OooHcub. 



37 



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qui-a mi - sol - tis qui-a ne - soi - tis di - em ne- 

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qui-a ne • sci - tis qui-a ne - soi - tis di - em ne- 



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qui-a ne - sci • tis qni-a ne - sci - tis di - em ne- 

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que ho - rain, qua 1-M-ms ho - mi - mis 



qne ho - ram, qua fi - li - us ho - mi - nis 



que ho - ram, qua fi - li • us ho -mi - nis ve 

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Adrian petit Ooclicut. 



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qui-a ne - serf - tie qui-a ne • soi - tis di - em ne - - qae 









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qni-a ne - soi - tis qui-a ne - sol • tis di - em ne • qae 



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qni-a ne - soi - tes qai-a ne - soi • tis it - em ne - - qae 



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ho - run, qua 1 - li - ms ho - mi - nis 



^ | r rr rn r r r ^ 



ho - ram, qaa 1 - H - ms ho - mi - nis 



ho - rum, qaa i - li - us ho - mi - nis ve 

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ho - rum, qua I - M - me ho - mi - mis ... ve 



. ve - ni - et qai-a me - sei - tis 



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di-em n©- 



m - et qui-a ne - soi - tis 



di-em ne* 



- ni - et qua fi-li-usho-mi-nis ve - ni- 



\ j r j j m 1 -!" r r rTT"^ 

- ni ^ et qui-a ne - soi - tis 



di-em ne- 



Bine alte Sapphisohe Melodie. 



2'9 



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que ho - mm, qm fi - li - ns ho • mi • nii ve - ni - et 



3 



que ho - rum, qua 1-1 - us ho - mi - sis ye - ni - et 



et 



\ ■ — a>- 



que ho - iam, qua fi • li - ns ho • mi - nis ye - ni - et 



Mie tit© Sap f ilsel© Melodie. 

Dr. Paul Eickhoff hat in der kleinen 8chrift: „Der Horaziscbe 
Doppelbau der Sapphischen Strophe" (1895. Selbstverlag. Wandsbeck) 
die merkwiirdige Thatsache ans Iicht gezogen, dass Horaz in den 
3 ersten Bttchern seiner Oden der Sapphischen Strophe einen Doppel- 
bau giebt, indem neben der metrischen Versmessung nach L&ngen 
and EHrzen ein rhythmischer Ban nach den Wortaccenten geht: 

rhythmisch: / / / \ / / / \ 
Jim satis terms mwm atqme dirt© 
metriseh: — H~* — |— ^^| — — 
£r schleJM daraus, dass Horaz Mr seine Sapphische Strophe 
much zwei yerschiedene Melodieen gebraucht haben mtisse, die eine 
nach dem antiken Metrum der Verszeilen, die andere nach ihrem 
Wortrhythmus gebaut. Die lateinischen Hymnendichter des frttheren 
MitteMtera haben sich, wie Eickhoff weiter nachweist, diesem eigen- 
tumliehen zugleich nach Metrum und Wortaccent gestalteten Bau der 
Sapphischen Strophe angeschlossen, w&hrend die Humanisten sp&ter 
den Bau nach Wortaccenten bald wieder fallen liefsen, bald auch 
ihrerseits beibehielten. Seit dem 16. Jahrhundert indem sich nun 
wirklich 2 verschiedene Artel von Melodieen fur die Oden, Hymnen 
und Iieder Sapphischen Baues. Mb urn den Anfang des 16. Jahrh. 
IHtonkUi vermutlich von Kowrad CeUis dazu angewgt, auf den Ge- 
danken kam, die Horazischen Oden in Musik zu setzen, baute er 



30 



lint alte Sapphisohe Melodie. 



seine Melodieen rieMchtelos Mich dem antiken Metrum, so wie man 
m damals Teratoid, indem mini einfach jede Ling© zu 2 Kflnen 
reebnete. Er schrieb also: 

























eg? * 







Jam sa - tis tar - rii ni - vis at - que di - xae u. s. w. 

und darin folgten ihm Senfl und alle andern in orthodoxer Recht- 
glaubigkeit an das antike Metrum, obgleich dabei musikalisch that- 
sfichlich unrhythmische Reihen herauskamen. Bekanntlich sind nun 
einige dieser Odenmelodieen in den evangelischen Eirchengesang 
UbergegaDgen und auch hier wirklich anfangs in ihrer rhythmischen 
Unform gesungen worden. So sang man z. B. das bertihmte, wahr- 
scheinlich von Oeorg Thym gedichtete Gebet in Sapphischer Strophe 
„Aufer immen8am u , die sog. kleine Litanei im Eingang des Haupt- 
gottesdienstes auf folgende metrische Melodie (s. Zahn, Melodieen d. 
deutsch. evang. Kirchenliedes, Nr. 967): 

4 J j * J i J J J «l J j P^ 

Au - for im - men-sam, dens, an - fer i - ram. u. i. w. 

Man stellte aber dann bald dergleiohen metrisch gemessene 
Notenreihen musikalisch richtig, wozu z. B. gerade bei dem Sapph. 
Metrum eine geringe rbytbmische Andernng geniigt. So findet sich 
z. B. in Schein'B Cantional von 1627 eine Melodie zu Melanchthon's 
Sapphischem Hymnus : Dieimus grates, die zwar metrisch gebaut aber 
gleich musikalisch berichtigt ist (Zahn, Nr. 974). Sie beginnt: 

Bi - ei - milt gra - tee ti - bi, famine pb - rum m» •. w. 

Der Wortaccent freilich wird auch hier, wie bei jeder dieser 
metrisch gebauten Melodieen auf grausame Weise mifehandelt 

Ganz anders in den Melodieen, welche nach dem 2. Schema 
des Horaz'schen Boppelbaues gebildet sind: natiirlich, denn das Schema 
beruht ja eben auf dem Wortaccent Is ist musikalisch eben so 
korrekt wie schon bewegt und l&sst sich melodisch, selbstverst&ndlich 
in unbeschrankter Mannigfaltigkeit ausflillen und ausfdhren: 

c -j j j i j j i / j ) j i j j 

Jam-sa - tis ter - ria ni - vis at que di - rae. 



Eine alte Sapphische Melodie. 



31 



Melodieen dieses Banes begegnen gleichzeitig mit jenen anderen im 
evang. Kirchengesange des 16. Jahrhunderts und zwar mehrfach aus- 
drucklich als Sapphische Melodieen bezeichnet Zu dem Aufer 
immensain findet sich in Schein's eben erwahnten Cantional eine 
solche, wohl von Schein selbst heiruhrende rhythm. Melodie (Zahn 5 
Nr. 970): 



Am - far im - men-sain, de - n§ am - fer i - mm m. s. w. 



Eine deutsche tfbersetzung dieses Hymnus lt Herr deinen Zorn" 
ward von Oriiger mit einer rhythmischen Melodie versehen (Zahn, 
Nr. 996), m der dann wieder Paul Oerhardt sein Lied, „Lobet den 
Herren" dichtete: 



Aufer imm.: Herr, dei-nen Zorn wend ab von nns in Gna-den 
P. Gerhardt: Lo - bet den Her - ren, al-le die ihn eh - mm n. 6. w. 

Auch herzliebster Jesu und seine schone Crtiger'sche Melodie 
tragen dieeen Sapphischen Bhythmns (Zahn, Nr. 983): 



3 



Herzliebster Je - su, was hast du ver-bro-chen n,i.w.;4.ZL: bist da ge • ra - ten. 

Ohne Zweifel wire es von Interesse, zu erfahren, wie friihe sich 
Melodieen dieses sapphisch -rhythmischen Baues nachweisen lassen. 
In der Hat sdmnt ©me solche Melodie in frflhe Zeit zurttckzuweisen. 

In seinem Essai sur la Musique ancienne et moderne Vol. I, 
S. 43 und Vol. II, S. 127 teilt n&mlich de la Barde als Probe 
antiker griechischer Musik, wie er etwas phantasiereich meint, eine 
Melodie mit, von der er sagt: es scheme gewiss, dass Horaz manche 
seiner Oden auf griechische Melodieen gedichtet habe. Sachkenner 
h&tten ihm versichert: qu' il nous en restent quelques una, dont on 
se sort encore pour nos hymnes, et entr' autres un, qui a 6t6 fait dm 
terns de Sapho, et sur lequel Horace parodia plusieurs de ses odes. 
On Pa adopts depuis pour chanter Phymne „Ut queant laxisH appe!6 
rhymne de S. Jean. Also die berfihmte Hymne des Paulus Diaconus, 
die in der kathoL Kirche noch heute in der Vesper des 24. Juni ge- 



32 



Bine alte Sapphische Melodic. 



8ungen wird. Forkel teilt in seiner AUg. Musikgesch. I, S. 265 die 
Melodie aus de la Borde mit*) Si© lautet : 



3 



Ut que -ant b - xis re-so-na-re 1- bris mi-ra go- 



4r 



ato - rmm fa - ma- M - ta - o - rum ml - ve pol - la - ti 



la - bi - i re - a - ta, sancte Jo - han - nes. 

Das ist ateo eine Melodie eben jenes rhythmisch nach Accentee 
gebauten Sapphischen Mafees. Sie findet sich nun, wie ich zunachst 
bemerken will, im 16. Jahrhundert wirklich schon vor. TriUer 
n&mlich giebt sie, fast gleichlautend mit obiger Form, in seinem Qe- 
sangbuch („Singebuchlein w ) von 1555 za dem Iiede „Wir wollen 
singen bent vor alien Bingen u und bezeichnet sie als die „Noten 
Anna coelestis". Er fand sie also jedenfalls im kirchlicben Oebrauche 
fiir einen Hymnus aaf die hL Anna vor. Bass aber dies nicht die 
urspriinglicbe Melodie zn Ut queant laxis ist, das ergiebt sich schon 
aus dem Umstande, dass ihr das in der Musikgeschichte durch die 
Solmisationssylben so bertihmt gewordene Ut re mi fa sol la fehlt 
Biese ecbte Melodie findet man in ihrer heutigen gregorianischen 
Gestalt im rom. Antiphonar zum f est Johannis des Taufers (24. Juni) 
in prirais vesperis. Trotzdem aber ist unsere Melodie eben&lls alt, 
denn eben da wird auch sie in gregorianischer Form gegeben, weil 
sie an manchen Orten statt der andern Melodie fur den Johannes- 
hymnus gebrauchlich sei. Leider liegt mir keine Uter© Aufzeichnung 
der Melodie vor (die evangel. Cantionale's des 16. Jahrh. haben sie 
meines Wissens nicht). Aber auch in der Gestalt des heutigen 
romischen Antiphonars, die bekanntlich auf der durch das Tridentinum 
angeordneten Eedaktion der Ritualgesange beruht, stellt sie sich als 
die gregorianische Form der obigen mensurierten Melodie dar: 



Ut queant la-xia m-m-mrm n-bris mi-ra ge-ato-rnm fc-ma-li ta-o-ran, 



* Eine Abschrift aus de la Borde danke ich Herrn Prof. Oakar Fleischer 
in Berlin. Die von de la Borde eingeaetzten Kreuze lasse ich, Ms auf das be- 
rechtigte letzte fort, weil sie der Dorischen Tonart der Melodie widerspreohen. 



Mitteilungen. 



33 



fan 



sol 



¥© pol-lu- ti la - bi - i - re - a - turn, sancte Jo - han - nes. 



f ttr die des gregorianischen Gesanges nicht Kundigen bemerke 
ich, dass hier die Notenstriche mit der L&nge oder Ktirze der Noten 
nichts zu thun haben. Fur den Vortrag der Melodie ist abgesehen 
von den fiir den Gesang der Neumen eigenttimlichen musikalischen 
Regeln der Text mafsgebend. Siigt man nun hier die Worte Ut 
queant nach ibren Accenten und dem darauf beruhenden Rhythmus, 
dann ergiebt sich eben ganz von selbst unsere obige Sapphische 
Melodie. 

Man kanh natiirlich auch die Hauptmelodie des Hymnus ebenso 
nach den Wortaccenten singen. Da es vielleicht manchen Leser in- 
teressieren wird, das beriihmte Ut re mi an seinem Platz zu sehen, 
will ich si© so mensuriert hersetzen : 



Ut quo-ami la - xis re - so-na-re i - bris Hi 



ra ge- 



f-h-z rr 



eto - ram fa - ma - li tu - o - ram, sol - ve pol- 



r r\rt 



3?E 



lu - ti la - bi - i - re - a - turn, sano - te Jo - han -nes. 

II* v. Liliencrom 



Mlttelmigei. 

• Die PurceU - Gesdlschaft in London gab 1893 PurcelV* Twelve Sonatas 
of three parts von 1683 in Part, mit ausgesetztem Generalbass von J. A. Fuller 
MaiUand heraas. London, Novello, Ewer & Co. Die Sonaten sind fir 
2 Violinen, einen Bass (Gambe oder Violoncell) and den Be. geschrieben. 
Die Form ist vorwiegend die der Fage, grofstenteils im strengen Stile, oft 
in Doppel- und Trippelfuge mit grofser Gewandtheit hingeworfen. In einem 
Satze bringt er das Them a in der Engfiihrnng zu gleicher Zeit in drei ver- 
schiedenen Werten and hat seine Freude daran die Stimmen mit einander zu 
vertauschen. Man kOnnte Pnrcell den englischen Bach nennen. Seine Motive 

Nonfttelk f. NvslkftMli. Jahrgang XXTY. No. 1. 3 



34 



Mitteflnngen. 



sind charakteristisch nnd gr&fetenteils smell melodisch. Wo in letztere feHt, 
wird der Fugensatz trocken and langw«ilig. Die Sonatea sind state »is 
mehreren Satzen zusammengeftlgt, die sich in willkurlicher Weise in den ver- 
schiedensten Tempi zusammensetzen. Z. B. Maestoso, Vivace, Adagio, Presto, 
Largo, Schlusssatz. Die langsamen Sfttze aind im einfacben Kontrapunkte ge- 
echrieben, gravitatisch and schwerwiegend, dabei melodito and ein Motiv fest- 
baltend. Oder: Andante, Largo, Presto, ein knrzes Adagio, dem ein Vivace 
folgt, den Schluss bildet ein Allegro im leicbten f /§ Takt nnd strengen Fugen- 
•til mit alien Kunstmitteln gescbrieben, dabei fliegt der Site leicbt nnd grazios 
dabin (Seite 15 der Part.). Die Tonart bleibt in einer Sonate stets dieselbe, 
die eine stebt in Bdar, die n&cbste in Dmoll, eine aadere in Fd. u. so fort 
Die Tonalitftt ist die moderne Dur- nnd Molltonleiter in vOlliger Vollendung. 
— Die englisohen Herausgeber alterer Musikwerke sobeinen sicb m scbenen 
an Drnck- oder Scbreibfehler des Originals die bessernde Hand zn legen. Wer 
sicb so eingebend mit einem Werke bescbaftigt bat, m kopiert, geprftft, den 
Generalbass ansgesetzt, der ist docb for alien bereobtigt, sogar verpfiicbtet 
Febler zu verbessern. Das Original kann ja immerhin darch irgend eine Be- 
merkung gewahrt bleiben, damit jeder selbst prufen kann. So steben S. 4 
Mi 5 im Adagio sebr bedenkliche unschOne Noten, die jedenfalls Drackfebler 
sind. Die leicbteste and sicherste Verbesserang gesobiebt stets darch Ver- 
gleicbang von aaalogen Stellen, oder Wiederholungen. So ware S. 4, Z. 3, 
T. 3 letztes Viertel, 1. Violine es. es | es a in es. es | e a za verbessenL Der- 
selbe cbromatische Schritt kommt S. 5, T. 3, 2. Violine tot. Ferner S. 5, 
Takt 4, 1. Viertel wfirdo icb unbedingt g setzen, oder nocb besser die 1. Violine 
gleicb mit g statt f einsetzen lassen. Im ttbrigen bat sicb der Heraasgeber 
aus der beikelen Aafgabe den Generalbass aaszasetzen in den moisten Fallen 
mit grofsem Gescbicke gezogen and wo er nicbts za sagen wasste, hat er kl&g- 
lich geschwiegen. Die Bezifferung ist nur mager, docb dort wo sie vorkommt, 
hatte Herr Maitland genaaer sein mussen. Wenn die Pablikationen der 
Purcell - Gesellscbaft nicbt so tener wareo, 21 M der Band, so wird© ich jedem 
Mosikbistoriker diese Sonaten zor Anschaffung empfeblen. Das mir vorliegende 
Exemplar ist aacb nar geborgt. 

♦ Karl Nef ans St. Gallon. (Dissertation) Die Collegia mnsica in der 
deatscben reformierten Schweiz von ibrer Entstebang bis zum Beginn des 
19. Jbs. Mit einer Einleitang uber den reformierten Kirchengesang and die 
Pflege der Profanmasik in der Schweiz in den fruhern Zeiten ... St. .Gallen 
1896, Zollikofer. 8°. VIII a. 161 S. Eine sehr interessante Scbrift aof Doku- 
mente gestatzt. Die Einleitang bescbaftigt sicb mit der Thatsache, dass die 
Goadimer8cben vierstimmigen Psalmen in den reformierten Gemeinden den 
einzigen Gesangsstoff gebildet haben, and dass es Gemeinden gab, die mit 
wunderbarer Sicberbeit den vierstimmigen Gesang zu GehOr bracbten. Die 
weltlicbe Mnsik warde dagegen von den Braderschaften (SpieUeaten) gepflegt, 
die sicb bis ins 14 Jh. hinein verfolgen lassen. 1613 warde in Zurich das erste 
Collegium masicam in der Schweiz gegrfindet. Der Verfasser geht sebr aus- 
fuhrlicb anf diese Masikgesellschaft ein und aaf die sich daselbst bildenden 
neaen Gesellscbaften , denen dann die ubrigen schweizerischen Stadte, die 
weniger reicbes Material liefern, folgen. Noch sei erwahnt, dass die Befonmmticm 
durch Zwingli den Gesang and die Orgeln jabrzebntelang aus der Kirche 



Mitteilungen. 



88 



rerbannte mud erst gani nach und nach sich der Getang wieder einschbch, 
bis er sich uberall Bahn gebroohen batte. Die Scbrift bietet historisch and 
biographisch reichen Stoff. 

* Mam Kennedy : Die Zither in der Vergangenheit, Gegenwart and Zu- 
knmft. Bine bistoriscb • kritische Studie fiber das Instrument and seine rausi- 
kalischen Verh&ltnisse von . . . Mit Federzeicbnungen. T6lz 1896, F. Fiedler. 
8°. 207 S. Pr. 2,40 M. Die Einleitung, Vorgeschicbte der Zither, bietet 
mancbe nicht allbekannte bistorische Thatsache, die der Verfasser unit Beweisen 
an belegen sucbt. Wenn sich derselbe dabei eines weniger borschikosen Stils 
bed lent hatte, wurde seine Beweisfahrung nicbt den Eindrack eines Spafi- 
machers hervorrufen and seinen Grilnden mebr Gewicht geben. Der Verfasser 
l&sst die moderne Zither von dem alten Volksinstrument, dem sogenannten 
Scheitholt abstaramen, ein langgestrecktes schmales Instrument mit Wirbelkasten 
und 3 Saiten bezogen. So bildet es Praetorias Tafel 21 ab and beschreibt es 
S. 57 (67). Virdung and Agricola haben es keiner Erwahnung fir wert ge- 
halten. Es hat mit dem Monocbord die grdtste Ahnlichkeit. Der Verfasser 
giebt nun 6 Abbildungen nebst Beschreibung, in denen er die nach and nach 
fortschreitende Ver vollkom m nung zeigt, bis sie die heutige Form erlangt hat 
Wir erfahren ferner die versohiedenen Stimmungen, ihren Seitenbezag und ge- 
langen £L 23 rar moderxien Zither. Dem baurischen Zitherspieler Johann 
Fetzmayer, 1803 geb., der sogar von Ffirsten ausgezeichnet wurde, wird ein 
breiter Raum gewidmet und ihm das Verdienst zugeschrieben, dass hauptsach- 
lich daroh ihm das Instrument so in Aufnahme gekommen ist. Das Folgende 
beschaftigt sich mit dom Ban der Zither, der verscbiedenen Schulen und ihrer Ver- 
treter. Wenn es auch nur ein verachtetes Instrument ist, so zeichnet sich die 
Scbrift dadurcb aus t dass sie alles zusammenfasst, was uberhaupt fiber dieselbe 
zu sagen ist, selbst der Literatur, ihrer Verfasser und Verleger wird umstand- 
licb gedacbt. 

* Eduard Hanslick. A us dem Concert -Saal. Kritiken und Schilderungen 
aus 20 Jabren des Wiener Musiklebens 1848—1868. Nebst einem Anhange: 
Mosikalische Reisebriefe aus England, Frankreich und der Schweiz von . . . 
2. durchgesehene and verbesserte Auflage. Wien u. Lpz. 1897 W. Braumfiller. 
Pr. 8 M, XVI m. 604 S. Dass H. ein vortrefflicher Feuilletonist ist, wird 
niemand bestreiten, ebenso dass er ein guter asthetisch und kritisch veranlagter 
Mosiker ist. Betrachtet man diese alten aus Zeitungen gezogenen Konzert- 
bcrichte fiber Virtaosen, Sanger, . Orohester- and Gesangvereine vom historiscben 
Standpunkte, so sind sie eine sehr willkommene Gabe fur denjenigen, der sioh 
biographisch oder kulturhistorisch beschaftigt, denn sie geben nicht nur ein 
Bild der Zeit, sondern auch der mebr oder weniger hervorragenden K&nstler 
and ihrer Leistungen. Sie greifen in eine Zeit zuruok , die der heutigen 
Generation zum grCfsten Teil ein unbekanntes Feld ist und fur diejenigen, 
welche die Perir de mit erlebt haben, bieten die fEritiken eine anregende Auf- 
friscbang alter Erinnerungen. Die neudeuteche Schule ist dem Herrn Ver- 
fasser nur ein Gegenstand von Verirrungen, und dass er beute noch dieselbe 
Ansicht hegt t beweist die Aufnahme alter Glaubensbekenntnisse, die uns beute 
recbt wunderlich und engherzig ansohauen. Von Seite 528 ab beginnt der 
Anhang, der den Verfasser von seiner brill antesten Erzablerseite zeigt. 

* Mitteilungen der Musikalienhandlung Breitkopf S H&rtel in Leipzig, 



36 Mitteilangen. 

Brfissel, London, New York. 1896. Nr. 47. Aulser Anzeigen von neuen 
Verlags-Artikeln, bringen sie das wohlgetroffene Portr&t Johannes Ev. Hubert, 
des jfingst verstorbenen Meisters in der Kirohenmusik, ferner dm von Xaver 
Scharwenka nebst einer launig geschriebenen Selbstbiographie, dann eine Bio- 
graphic fiber Lina Ramann. An nenen musikhistorischen Unternehmungen 
werden eine Gesamtausgabe von J. -Ph. Rameau'B Werken, ediert von C. Saint- 
Saens and das Ersoheinen des Colmarer IAederbuches von Paul Range an- 
gezeigt. Uber letzteres werden die Monatsh. nftchstens bericbten. 

* Herr . R. Hoffmann and Frl. Lucky veranstalteten in dieser Saison 
3 huttoritche Konzerte. Sie tragen am ersten Abend Gesftnge aas Opern dee 
XVII. and XVIII. Jahrhunderts, italienischen , deutscben and franzosischen 
Ur8prangs vor. Wenn sie den Rahmen nicbt so grofs wahlten, and siob aal 
eine bestimmte Entwickelaogspbase beschr&nkten, so warden ibre Dargebangen 
von grSfserem Natzen far die Hftrer sein. Denn „die historiscben Konzerte" 
haben nan einmal die Bestimmnng der Belebrong in erster Linie. Da diese 
Sanger fiber ein ansebnlicbes Konnen verffigen, so sollten sie bedacbt sein, ibr 
Programm mSglicbst sorgfaltig za gestalten , damit ibr Konnen aacb an einer 
wfirdigen Aufgabe siob bethatige. Jedenfalls in Anbetracbt der nnerhOrten 
Flat von Konzertveranstaltangen, die sicb darcbweg aaf den aasgetretenen Bahnen 
der fiblichen Mosikmacherei bewegen , ist jeder Versnch aacb einmal aelten 
geh&rte Werke za reprodazieren, lobend za erwfthnen. Dr. H. Goldschmidt. 

* Jakob Rosenthal, Antiqaar in Mfiuchen, Karlstr. 10. Eat. 7. Litter- 
rarische Seltenheiten. Bibliothekwerke. Darunter auoh 42 Musikwerke zum 
Teil der grSfsten Seltenheit, wie theoretiscbe Werke and Gesangswerke in 
kompletten Stimmbfichern des 16. Jhs., Gerle's Laatenbacb von 1533. Es 
scheint dasselbe Exemplar za sein , welches schon vor Jahren aaftrat. Das 
erste Exemplar ohne Titel erwarb das british Museam. Ferner Gerbert's and 
Coussemaker's Scriptores u. s. f. 

* Dr. Emil Bohn's historische Konzerte fanden am 30. November and 
14. Dez. ibre 65. and 66. Fortsetzang. Das erstere brachte Vokalkompositionen 
von Job. Karl Gottfried Loewe and das letztere „Frische deatsche Lieder" 
aas dem 16. and der ersten Hftlfte des 17. Jhs. 

* Qaittang fiber gezahlte Jahresbeitrage fir die Monatshefte von den 
Herren: Dr. Baumker, Dr. Dftrffel, Dr. Haberl, Dr. flaym, Prof. Jansen, Prof. 
Eickhoff, Prof. Kade, Prof. Kostlin, Krans figlio, Prof. E. Krause, G. S. L. Lohr, 
Georg Maske, Fr. v. Miltitz, Dr. W. Nagel, Cartius Nohl, G. Odenorantz, 
Dr. K. Nef, A. Reinbrecht, E. J. Riehter, L. Riemann, Prof. Schell, Rick 
Schumacher, Prof. H. Sommer, Barclay Squire, Pfarrer Unterkreater, Masikdir. 
Vollhardt, f Dr. Waldner, K. Walter, Dr. Weckerling, E. v. Werra, Nord-Needer- 
landsche Verein, Seminar in Zchoppau, Kgl. Univ.- u. Landesbibl. Strabburg, 
Ffirstl. Bibl. Wernigerode. ■ 

Templin, den 29. Januar 1897. Rob. Eitner. 

* Hierbei 1 Beilage: Katalog der Brieger Musikalien - Sammlung in der 
Konigl. and Universitftts - Bibliothek za Breslaa, Bog. 9. 



Venntwortlioher &ed*ktenr Robert Bltner, Tempi is (Uoktmuvk). 
Druefc too Hitmins Beyer 4 SOhne in Langenealsa. 



ffk 



MUSIK- GESCHICHTE 

herausgegeben rtJp y^z-—. 

der Gesellsohaft fiir Mnsikforschuiig. 



im. Janrs. 

1897. 



PreJi det Jmhrgmgm • Mk. Mon*tlieh erioheint 
•fait Nqmrnir ▼on 1 Ml 1 Bogen. Intertlonsgsbttbren 
ftte die Zeile Si PI 



KoannlirfomTiriag 
▼on Breitkopf A HIrtel in Lelpiig. 
Beitellungen 
nimmi jed© Buoh- nnd Mtuikhandlong •atgogtn. 



Ifo. 3. 7 



Mne Trlerer MederMmdselrfft ams ten 1ml© de§ 
16. Ms Anfang des 16. Jatotonderts. 

Ein Manuskriptenkatalog der Trier'schen Stadtbiblioihek war bis- 
her nur bandschriftlich in Trier, Berlin und Koblenz vorhanden; der- 
selbe war im Laufe der ersten Halfte dieses Jahrhanderts von den 
damaligen Bibliothekaren angefertigt worden. Es ist begreiflich, dass 
to jener Zeit, in welcher die Bediirfnisse der einzelnen Forechungs- 
zweige noch keineswegs so klar zutage getreten waren, bei der An- 
fertigung des Kataloges manches Wichtige als unwichtig beiseite ge*- 
lassen und Nebens&chliches mit dem Wichtigen verwechselt wurde. 
Der jetzige Bibliothekar , Hr. Dr. Keuffer, hat sich der verdienst- 
vollen Arbeit unterzogen , einen den heutigen Verh&ltnissen der 
wiseenschaftlichen Forschung entsprechenden Katalog anzufertigen, 
jedoch miter Beibehaltang der alten Katalogsnnmmem , da diese 
schon in die Literatur tibergegangen sind. Von dieser Arbeit sind 
im Verlanfe der letzten Jahre drei Fascikel im Verlage von Friedrich 
Iintz hierselbst erschienen, welche nach den giinstigen Beorteilongen 
berufener Autoritfiten darthun, dass Hr. Dr. Keufifer dieser schwierigen 
Aufgabe gewachsen ist und dieselbe mit Sorgfalt und Gewissenhaftig- 
keit lQsen wird. Das 1. Heft enth&lt Bibeltexte und Kommentare, 
das 2. Kirchenv&ter, das 3. Predigten; das noch in diesem Jahre er- 
scheinende 4. Heft wird Iiturgisches enthalten. Den in diese einzelnen 
Abteilungen fallenden Hauptwerken sind jedoch vielfaeb kleinere 

XonAtoh. f. Mnsikgetoh. Jahrgaag XXIX. No. 8. 4 



38 Eine Trierer Liederhandachrift a. d. Ende d. 15. bis m Anf. dL 16. Jk 

Werke anderer Disziplinen beigebunden, ja vielfach finden sich auf 
einzelnen als Trennung zwischen den verschiedenen in solchen Sammel- 
bSnden enthaltenen Abhandlungen eingefiigten Blattern Aufeeichnungen 
der verschiedensten Art, die bei der alten Katalogisierong zu wenig 
beriicksichtigt worden waren. So enth&lt Nr. 322 (cf. Beschreibendes 
Yerzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier von Dr. 
Max Keuffer, 3. Heft, Predigten, S. 140—141) eine Beihe kirchlicher 
Iieder, ein-, zwei- und dreistixnmig; die meisten Texte sind lateinisch, 
einige deatsch, z. B. Nu bidden wi den beiligen Geist, mil anderer 
als der bekannten Melodie; Der spiegel der drifaltighet mit der be- 
kannten Melodie, aber im dreiteiligen Takte; Christus ist erstanden 
in der bekannten Melodie; Also heilig ist der dag. — Die Notation 
ist die mensurierte Qoadratnotenschrif t ; die Mensurbezeichnung am 
Anfange der Iieder fehlt; ScMttsseln sind c uni j, audi c and p. 
Bei den mehrstimmigen Idedern ist jede Stimme fir sich, oft mehrere 
Stticke von einander entfernt, notiert Der Text zeigt ein Gemisch 
von niederl&ndischem und Moselanerdialekt Die zur Anwendung ge- 
brachten Schltissei (bei einigen Iiedern fehlen sie) und die Sohreibart 
des Textee lassen vermuten, dass der Schreiber verschiedenen Vor- 
lagen die Gesange entnommen hat Auf die Schreibweise des Textes 
mag auch der Ort der Entstehung dieser Handschrift von Eiiliss 
gewesen sein. Sie stammt n&mlich aus Eberhards - Clausen , einem 
noch jetzt sehr besuchten Wallfahrtsorte in der hiesigen Didzeee, in 
der Nit© der Mosel gelegen. Dort bestand zu jener Zeit von der 
Mitte des 15. Jahrhuiderts an ein Augustiiier Kloster der Wini»- 
heimer - Congregation ; in das Kloster waren gegen den Anting des 
16. Jahrhunderts schon viele Priester der Moseigegend eingetreten. 
Diese Handschrift ist ein neuer Beweis, dass die Monche befliss^i 
waren, ihren Gottesdienst recht feierlich zu gestalten, und die Ges&nge 
ihren Wallfahrern mundgerecht zu machen. So hatten sie auch 1653 
fir die Wallfahrer ein besonderes, ziemlich umfaogreiches Gesangbuch 
drucken lassen. (cf. B&umker, Das kath. deutsche Eirchenlied, L 109.) 
Auch eine Marienklage, von mir in den Monatsheften Jahrg. IX ver- 
5ffentlicht, entstammt demselben Eloster. 

Von einigen Iiedern folgt hier nur der Anfang; andere gebe ich 
jedoch vollst&ndig mit kurzer Bemerkung. 

1. Das lied Nr. 1, Also heilig, fiihrt P. Dreves in dem w Kirchen- 
musikalischen Jahrbuch 1889 nach einer Handschrift der Lyceums- 
bibliothek in Konstanz mit guidonischer Neumenschrift auf, w&hrend 
unser© Handschrift dieselbe Melodie mit einigen Ktrzungen in men- 



Bine Trierer Liederhandschrift a. d. Bade d. 15. Ms m Ant <L 16. Jh. 



39 



aurierter Qaadratnotenschrift notiert Ich habe die beiden Melodieen 
susammengeBtellt und entare mit I und raiser© mit II bezeichnet 
Welche tonale Verfcnderung und welchen rhythmischen Zwang muss 
die Melodie ertragen, bis sie in den Rahmen des modernen Taktes 
gelangt 1st I Es zeigt sich aucb hier, wie die ursprtinglich gleich- 
dauernden Choralnoten zu Noten von verschiedener Burner geworden 
sind Die Mensuralisten batten fiir ihre Zwecke eben keine anderea 
Notei. 

2. Die beiden Melodieen Nr. 3 werden bisher als selbstfindige 
Melodieen aufgefQbrt (cf. bei B&umker 1. c. S. 712 u, 715). Ich balte 
die erstere fir einen Diskantus zu der letzteren. 

3. Bei Nr. 2 wurde der Text ^Jube domine" eta liber den aus~ 
znhaltenden Ton recitierL 



D(iskant). 



(Tenor.) 



B(am). 



8iehe Nr. 1 auf der beQiegenden TafeL 

Nr. 2. 



♦ ♦ 



Jube domlM , ohonitt prtMntmi 
OontolMBiiil oonsolamlni, 
Oonwttmliii. ownrttiafnl ad m« 



40 Bin© Trierer Liederhandschrift a. d. Ende i. 15. bis zu Anf. cL IS. Jh. 

t ■ i ♦ i . 



benedioare 

populo a.is.1 
Domta* *•«■ nottor 



♦ ♦ 



-♦ ♦ 



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Von hier fibernimmt der Diskant den Cantos, Tenor and Bass diskan- 
tieren dazu. 



Nr. 3. 



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re - ola - mat om - nis mil - 



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•) Die ScMisnel fehlen. 



Eine Trierer Liederhandschrift a. d. End© d. 15. bis m Anf. 1. 16. Jh. 41 



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Nr. 4. 



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Nr. 8. 



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42 Eine Trterer Iiederbandsebrift a. d. £nde d. 16. bis hi Anf. dee If, Jk 





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Nr. 6. 











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fe-atmn re -co 


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Omni - ma aan-oto - nun * fe-atam re-oo-l© - mm. 



♦) Die Soblossel feblen im Orig. 



Die Organistenfamilie Mors im XVI. Jahrh. 43 

Nr. 7. 

Ka-tha-ri - na oo - ro-na-ta an - re-o-la et an - re -a. 



(itcs.) 




Ka-tha-ri - na co - ro-na-ta au - re - © - la et an - re -a. 



P. Bonn. 



lie ii^airiitoMfo Mors Iiii Xf 1. JahrlL 

naoh urkundkchen Aktenstacken der Geh. Haupt - Staatsarchive m Dresden 

nii Schwerin. 

Mors, Jacob, senior, Orgelbauer zu Antwerpen, hatte 3 Sohne 
and 20 Tochter von einer Fran. Die Sohne sind: 

1. Hieronymus Mors. Organist am Dome zu Schwerin 1662, 
f 1697 etc 

2. Anionius Mors, Orgelbauer, baut 1555 — 1560 die gro&e 
Orgel im Dome zu Schwerin etc. 

3. Jacob Mors, junior, Hoforganist des Kurfiirsten August von 
Sachsen 1654, f 1579 etc. 

Mws, Hm-mymm, Sohn von Jacob Mors, senior, in Antwerpen 
(Orgelspieler), wird von Johann Albrecht, Herzog von Mecklenburg, 
sin Organist am Dome zu Schwerin 1552 angestellt (Meckl. Jahrb. 

A. Y. S. 84) 

M. J. quittiert: Doberan d. 18. Pebr. anno 1574 iiber 50 Thaler 
Osterbesoldung fir 1573. (Schweriner Kapellakten.) 

J£ J. stirbt als Domorganist in Schwerin 1597. (Meckl. Jahrb. 

A. T. S. 54.) 

M. J. war unter den 53 versohiedenen Organisten, welche das 
anno 1596 erbaute Orgelwerk in der Schlosskirche zu Grtlningen zu 
prtifen hatten, der dritte. (Vgl. Werckmeisters Organ. Qruning. 
xediT. § 11.) 

Jf. J. fQhrte die Unterhandlungen mit Adrian petit (hdicm, 
der bei der Vennahlung des Herzogs XJlrich von Mecklenburg 16. Febr. 



*) Die Schlussal fehlen im Orig. 



44 



Die Organiutenfamilie Mors im XVI. Jahrh. 



1556 die musikalische Feier zu leiten hatte behufe einer Anstellung 
dieses Tonsetzers, die jedoch nicht zu stande kam. 

Antonius Mors, Sohn im Jacob Mors senior m Antwerpen. 
Orgelbauer zu Antwerpen, bei dem die grofee Orgel im Dome zu 
Schwerin, inter dem 30. Okt 1555 bestellt wurde, die mit dem 
Meister selbst aus den Niederlanden iiber Boitzenburg 1557 anlangte. 
Der Herzog Johann Albreeht nahm nun Antonius Mors als Orgel- 
bauer in seine Dienste, nachdem er den Bruder desselben Hierony- 
mm Mors 1552 schon zum Organisten am Dome zu Schwerin an- 
gestellt hatte. (Siehe diesen.) Ende des Jabres 1559 bat der Kur- 
fiirst Joachim von Brandenburg den Herzog Johann Albreeht, ihm 
den Antonius Mors zur Aufstellung einer Orgel, die er bei ihm 
bestellt hatte, nach Berlin zu schicken, und als beide Bruder Mors 
um Michaelis 1560 zur Hochzeit des ftirsti. Mecklenb. Sekretar 
Egidius Ferber nach Berlin gereist waren, behielt sie der Kurfflxst 
zur Vollendung der Aufetellung dieser Orgel einige Zeit bei sick 
(MeokL Jahrb. A. V. 8. 54.) 

War unter den 53 verschriebenen Organisten, die das Oigelwerk 
in der Schlosskirche zu Gruningen 1596 zu priifen hatten, der 39ste. 
(VgL Werckmeister: Org. § 11.) 

Jacob Mors junior, Sohn von Jacob Mors senior in Antwerpen. 
Wird in der Kurf. sachs. Cantoreiordnung von 1555 an zweiter Stele 
nach Philipp Oall genannt „Wir haben Jacob Mors an Stelle dee 
ersten Hoforganisten Joachim Keller auff 6 Jahr zu vnserm Diener und 
Organisten bestallt vnd angenommen, dagegen ihm jahrlich 60 Thaler 
zur Besoldung, wdchentlich 1 01. Eostgeld, oder die Kost zu Koffe 
vnd jihrlich zwai Hoffklaider raichen vnd geben lassen. Aipist, 
Kurfiirst von Sachsen, Dresden, am Neujahrstage, anno 1554." (G^l 
Staatsarchiv Dresden.) 

Der Kurfiirst von Brandenburg Johann Oeorg (1571 — 1598) 
bittet den Kurfiirsten August von Sachsen unter d. 14. Mai 1674: 
Jf Die Execution an besagtem Jacob Mors, seinem Hofoiganisten mus- 
iiben lassen zu wollen , da ein gewisser Georg Blancke zu Waren 
ihn Schulden halber belangt habe : w Der Schdsser von Leipzig erfa&lt 
darauf vom Kurfiirst August den Befehl: „die allbereit bevohlene 
Execution gebtihrlich vnd wirklich zu vollstrecken, damit Supplicant 
seiner richtigen Schulden halber endlich befriedigt werde: 44 Datum 
Toigau, d. 14. Mai 1574. 

Jacob Mors muss vor 1579 gestorben sein, da an seine St$Ue 



Die Organietenfarailie Mora im XVI. Jahrh. 



45 



Joachim Mors mm Hoforganisten ernannt wurde: Annaburg, d. 8. 
October 1579. (Vgl. Joachim Mors.) Bass aber Joachim der Sohn 
von Jacob Mors war, beweist die Verftigung des Kurfiirsten August 
vom 8. Mlrz 1580, in der es heifet: „Nachdem vns vnser Organist 
Jmckim Mors zwei Instrument©, so seinem Vater Jamb Morsm zu- 
st&ndig — deren eins auf 140 Thaler, das andre auf 70 Thaler ge- 
halten wird, fiirbracht vnd wir dasselbe zu behalten gedacht: Datum, 
8. M&rz, 1580." (Qeh. Staatsarchiv Dresden.) 

Joachim Mors, Sohn von Jacob Mors (f 1579) junior. „Wir 
haben Joachim Mors zu unserm Hoforganisten bestallet vnd an- 
genommen, ihm jihriich 80 01. vor Ales zu Unterhalt gn&digst be- 
willigt Kurfurst August von Sachsen, Datum, Annaburg, d. 8. Oct. 
1579." (Geh. Staatsarchiv Dresden.) 

Joachim Mors verl&sst diesen Dienst wieder 1581, wie aus fol- 
gendem Aktenstiick hervorgeht. „Nachdem wir Joachim Morssen 
Organisten, vft sein vnterth&nigst Bitten von seinem Dienste mit 
Gnaden erleubt, als haben wir Augustus Ndringer an seine Stelle 
angenommen. Kurfurst August von Sachsen. Datum , Dresden , d. 
12. Dec. 1581." (Geh. Staatsarchiv Dresden.) 

Muss in die Dienste des Kurfiirsten Johann Georg zu Branden- 
burg (1571 — 1598) getreten sein, denn er findet sich in der Can- 
torey-Ordnung daselbst noch im Jahre 1603 mit 142 Th. Besoldung 
angefuhrt. (Vgl. Schneider, Geschichte der Oper in Berlin, Beilage 
S. 20.) 

Dass Joachim Mors der Sohn von Jacob Mors, f 1579, war, 
beweist die unter Jacob Mors schon angefiihrte Verftigung des Kur- 
fiirsten August von Sachsen liber die beiden von Jacob hinterlassenen 
Instrumente vom 8. Mlrz 1580. (Staatsarchiv Dresden.) 

O. Hade. 



Ham Krleger 

(von Bob. Eitner) 

geboren den 7. Januar 1634 zu Driesen im Begierungsbezirke Frank- 
fart a/0., gestorben am 30. Juni 1666 zu Dresden, erst 32 Jahre 
alt Man weife fiber sein Leben nur wenig zu berichten. Seine 
Lehrer sollen Samuel Scheidt und dann Heinrich Schitz gewesen 
sein, also zwei der damals bedeutendsten Komponisten. In Dresden 



46 



Ainu Krieger. 



erhielt er schon vor dem Jabre 1687 den Posten eines kurfttrstL 
Kammeroi^piiisteii , denn die Akten dee aloha, Staatsarehivs maiden, 
dan act der kurf. Kammerorganist Adam Krieger 1657 zu der an 
der Thomasschule in Leipzig erledigten Eantorstelle gemeldet habe, 
auch erf&hrt man aus derselben Quelle, dass er Lehrer der kurfurstL 
Prinzessui auf dem Clavichord war. Im Jahre 1663 wurde ©r unci 
Bayreuth geliehen, d. b. in Bayreuth war iigend eine Festlichkeit, 
die durch Musikauffiihrungen verschdnt werden sollte und da man 
an dem kleinen nor schwach dotierten Hofe sich die nStigen Krfifte 
fiir gewdhnlich nicht balten konnte, so boigte man sich dieselben 
von reicheren NaohbareiL 

Krieger hat sich als Dichter wie Komponist ausgezeichnet und 
erregl unser besonderes Interesse noch dadurch, diss er der Erst© ist, 
der eine fliefsende formgewandte Iied-Melodie za erfinden im stand© 
ist. Leider sind seine Druokwerke so selten und dabei noch so defekt, 
dass man nur von wenigen einen Oesamteindruck erhfilt Er nannte 
seine Iieder Arien, wie es damals Gebrauch war, schrieb sie fur eine, 
zwei und drei Stimmen, gab aber den einstimmigen den Vorzug, be- 
gleitete sie mit einem reichlich bezifferten Bass und fUgte den meisten 
Arien ein Bitornell am Ende bei, bestehend aus 2 Violinen, 2 Violen 
(Bratschen), einem Violone (Gambe oder Contrabass) und dem General- 
bass, der auf einem Clavicimbel ausgefiihrt wurde. So belehren una 
die Titel seiner Druokwerke, von denen er aber nur das erete erlebt 
bat, wfihrend die zweite Sammlung von seinen Freunden ein- Jahr 
much seinem Tode herausgegeben wurde und eine neue Auiag© mit 
Vermehrung von 10 Liedern der sfichs. kurfUrstl. Bibliothekar David 
Schirmer 1676 in Dresden besorgte. In dieser letzten Auflage findet 
man auch Erieger's Portr&t mit den Angaben „Nat Ao. 1634, denat 
ao. 1666. Poeta et Musicus, Noribg. Dies „Noribergae a ist fiir im 
ersten Augenblick Uberraschend, doch gelangt man bald zu der Ein- 
sicht, dass damit nur der Herstellungsort des Portrlts gemeint sein 
kann, denm obige Daten sind so verbtirgt, dass kein Zweifel entstehen 
kann. Auch best&tigt die Ausgabe, dass er ein Sehiiler Samuel 
Scheldt's war. Heinrich Schtttz wird nur von Ftirstenau erw&hnt 
Von der ersten Sammlung Arien, die 1657 erschien und 50 Nm. 
enth&t, ist nur das Stimmbuch des Violone bekannt (Konigl. Biblio- 
thek in Berlin), doch befinden sich einige Iieder in der Studenten- 
Iiedenammliing von Christian CkcHm von 1669 (Manuscript german. 
Octavo 231 der kgl. Bibl Berlin, beschrieben von Wilh. Niessen in 
der Vieilayahrssohrift von Spitta, Bd. 7, S. 67% von denen die 



Adam Krieger. 



4? 



Vierteljahrssehrift S. 640 vier Iieder abdruckt, zwei einstimmige, em 
zweistimmiges raid ein dreistimmiges, jedoch ohne Kitornelle. Letz- 
teree Lied bat sich 1680 sogar als Choralraelodie auf den Text „Eins 
ist Noth tt eingebtlrgert. Unsere Kenntnis fiber die erste Sammlung 
ist demnach sebr gering. Etwas besser ist die nichste Sammlung 
„Noue Arien in 5 Zehen eingetheilet, von einer, zwo, drey und flinf 
Vocal-Stimmen, benebenst ihren Ritornellen auf zwey Violinen, zwey 
Violen und einem Violon, sammt dem Bassus continuus . . . Dreisden 
1667 tt vertreten und zwar ist die Prima voce komplet in Leipzig, 
defekt in Berlin, die 2. voce kompl. in Berlin, wie sich dort auch 
die 2 Violenstimmen und der Violone befindet Den Besitzstand in 
Litaeburg kenne ich nicht, auch fehlt es mir an einer Verbindung 
mit der dortigen Bibliothek. Am vollst&ndigsten erlangt man eine 
Einsieht in Krieger's K6nnen bei der zweiten Ausgabe der „Neuen 
Arien" von 1676, deren Titel bereits in M. f. M. 20, 140 ausfiihrlich 
mitgeteilt ist, denn hier finden sich 8 Stb. in Darmstadt, 5 Stb. in 
der Bibl. Berlin, 8 Stb. wie in Darmstadt in der Stadtbibl zu Leipzig 
und in Zittau 7 Stb. Durchweg fehlen aber die Singstimmen der 3., 
4. und 5. Stimme, wShrend die Stb. zur 1. 2. Stimme, zur 1. 2. 
Violine, 1. 2. Viole, des Violone und dem Generalbass mehrfach vor- 
handen sind. Aus letzterer Sammlung habe ich mir eine Mem© 
Anzahl der besten Eompositionen kopiert und in Partitur gebracht, 
von denen ich unten einige mitteilen werde. Als Dichter steht Krieger 
weit tlber seiner Zeit. Sein Stil ist flie&end und ungeklinstelt und 
sein Gedankengang, wenn ihm auch der poetische Duft fehlt, ist ein- 
fach und natiirlich. Er verfSllt nie in die haarstr&ubenden iiber- 
schwenglichen Reimereien seiner Zeitgenossen , die in ihrer Geistes- 
armut zu den wunderlichsten Gleiclmissen greifen und des lieben 
Beimes halber die schrecklichsten Sprachsiinden begehen. Eine ge- 
wisse Hausbackenheit ist auch Krieger nicht abzusprechen, doch gerfit 
er nie in solche ungeheuerliche Verirrungen. Die Foina seiner Ided- 
komposition ist fast durchweg dieselbe und besteht grSDstenteils aus 
Vorder- und Nachsatz; seltener bertihrt er die Dominanten-Tonart 
Dagegen deklamiert er stets wortgemfife und erreicht dadurch schon 
die schone Einheit zwischen Wort und Ton, die seinen liedern eine 
gewisse Prische und nattirliche Lebendigkeit verleihen. Die Ritomelle 
haben nach unseren heutigen Begriffen keinen rechten Sinn. Nur 
ein einziges Mai nimmt das Kitornell den Anfang der Idedmelodie 
auf und beh&lt es einige wenige Taktteile bei, bei den ibrigem litest 
sich eine Zusammengeh5rigkeit in keiner Weise als der gleichen Ton- 



48 



Adam Krieger. 



art erkennen. Zum Gesange selbst wird er auch nie eines der In- 
gtrumente als begleitend oder imitierend verwenden, sondern erst nach 
dem Abschlusse des Gesanges setzt das fiinfetimmige Nachspiel ein. 
Man kdnnte glauben, dass dasselbe nur deshalb vorhanden ist am 
dem Sfinger Zeit zur Erholung zu geben, ahnlich wie es die dar 
maligen DeutBchen in der Oper, im Singspiele machten, ja selbst oft 
genug in ihren Eirchenkompositionen. 



Das erst© Zehn. Aria 1. 



Cantos* 



(ravge- 

setzter 
Bass.) 



mnt. 



§1 



1. Wer reoht ver-gntl-get le-ben will, al-hier auf die - ser Erden, 
der hal - te Gott al - lei - ne still, da- fern e§ ihm soli werden ; 




was ihm der Ho-hest auf-er-legt, soil er ge-dul-dig tra-gen, and 



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am ein Un-fall sich er-regt, gar 


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nichts dar - wie - der m - gen. 


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Adam Krieger. 



49 



Violinol.2. 





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5 J_p 




1 1 
















(ohne Taktttriohe) 

















5. c. 



RitorneUo. 




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*) Der Weitgrifflgkeit halber bleibt der untere Basston fort. 

2. Sein bester Grand woraaf er bant, sey ihm ein gat Gewissen, wean 
Er demselbigen vertraut, hat Er sich wohl befliefsen. Das Heucheln, so die 
toll© Welt itzand im Schwange fflhret, ist gegen ihm wie falsches Geld, das 
kein Geprage zieret. 

3. Yerrioht Er das was ihm gehftrt, and worza Er berafen, so bleibet Er 
wohl anversehrt and baat sich selbst die Stufen, daraaf Er in die gr&lste Fread 
aas diesem Leben steiget, indem er nach der Eitelkeit gar wenig sich geneiget. 

(Folgen noch 3 Strophen.) Forts, folgt gelegtL als Follg. v. Lacken. 



so 



Mftteiloiigeii. 



Mltteilnngeii. 

* Sebastien de Brmsmdj prStre, compositeur, ecrivain ©t bibliophile 
(166..— 1780) d'iprti ses papiers in^dita par Michel Brenet. Pane 1896. Ex trait 
dee Mgmoires de la Boctete de FHstoiro de Paris, i. 23. gr. 8°. 53 S. Daa 
biograpbische Material, wis bisber bekannt war, bescbrftnkte siob nur auf 
wenige Notizen, die nicht eiximal erwiesen waren; gleich sein Geburtsjahr mit 
1660 angenommen, wird vom Yerfasser als falscb bezeicbnet, aowie sein bisber 
angeblicb erreichtes Alter mm 70 Jabren. Dokamente aus Kircbenbficbera 
waren zwar nieht mehr vorbanden, dennoch beweist der Yerfasser an den you 
Br. binterlassenen Papier en, dass sich nur das Jabr 1654 als sein Geburtsjahr 
annebmen laast. Schritt vor Scbritt ffibrt nns nan der Yerfasser darch das 
Leben Br.'s, teils aus den binterlassenen Scbriften schdpfend, teils anf alter© 
and neaere bistoriscbe and biograpbisobe Werke fiber andere Antoren bezug 
nehmend, so dass er fiber jede Periode seines Lebens Klarheit verscbafft, sogar 
mm Teil bis aof die Baton genane Naobricbten giebt. Hierbei la of en nebenbei 
allerlei Notizen uber andere gleiobzeitig wirkende Manner muter, denen er in 
gleicber Weise seine Aufmerksamkeit widmet und die ibm zu Gebote stehenden 
Quellen in trefflicher Weise verwertet. Besonders anerkennend sind die fort- 
laufenden genauen Quellenangaben, teils in Manuscripton , teils in gedruokten 
Werken , stets mit dem Fundorte verzeicbnet, die seinen Beweisgrfinden erst 
die reebte Unterlage geben. Bin Yerfahren , was von den moisten neueren 
Sobriftstellern nocb viel m wenig angewendet wird mud ibren Angaben daher 
die reebte Glaubwfirdigkeit benimmt Der Leser erbftlt aueb dadurcb fiber 
mancbes neuere Werk Kunde , welches nicbt fiber einen kleinen Xreis von 
Kennern hinausgekomm en ist. Ben Besebluss bildet ein cbronologiscb geord- 
netes Yerzeicbnis der Werke Br.'s , sowobl im Ms., wie im Brack mit stater 
Angabe des Fundortes. In der Weise wird das Bucb zu einer Quelle der Be- 
lebrung und Gescbichtsforsohung von bedeatender Tragweite und gereicbt dem 
Yerfasser zu bober Ebre und Anerkennung. 

* Claude Ooudimel, 2e* Fasc. des 160 Psaumes (Id. de 1580), in M. Henry 
Bxperfn hm maftres musiciens de la Benaiisiinc© franchise. Parit 1896. Alph. 
Leduo. foL Partitur. Enthalt die Psalmen 51—100 in den Originalscblfissem 
mit einer Klavierpartitur. Pr. 12 frcs. Ber Herausgeber fugt der Partitur 
ein Blatt in 8°. bei mit Notizen fiber Goudimers Leben nnd seine Werke. IM© 
scion mebrfaob widerlegte Grfindung einer Musiksebule in Bom, wird Butch 
bier wieder aufgew&rmt und dabei Namen seiner Sobfiler genannt , die bisber 
niemand gekannt bat, wie E. Bottini und A. Merlo. Ferner soli er nacb 1667 
von Paris nacb Metz gegangen sein, eine bisher ganz unbekannte Naohrioht, 
denn bis jetzt wurde stets Lyon genannt, wo er aucb in der Nacbt vom 27. 
sum 28. Augwit eeinen Tod fand. Ob Goudimel Hugenot war M nock im 
Bunkel gebillt, dass er die Psalmen Marot's und Beze's vierstimmig setste, 1st 
nocb kein Beweis daffir, denn sie wurdeo anfangliob von Katholiken wie Srmn- 
g©lii»hen gesungen und erst in spateren Jnhren mi Wabweicbeii der Oalvi- 
nisten erboben. Was der Herausgeber fiber die Psalmen selbst sagt, kann mam 
wobl unterscbreiben, denn jeder Psalm giebt Gelegenbeit die kontrapunktische 
Gewandtbeit G.'s zu bewmndem nnd sicb an dem WoMHang© zu erfreoen. 

* Aufzeicbnungen eines Kans tiers von Charles Gounod, Autoriaierte 
OberBetBung mi 1cm Franzdsischen von E. BrUuer. BresL, Leips^ Wien 1896. 



Mitteilungen. 



51 



L. FrwkenBtein. 8°. 280 S. nit Gounod's woMgetroffenem PortrttL line 
Selbstbiographie Gounod's, die ein anziehendes Bild seines Denkens und Bm- 
pfindens bietet Man kftnnte fast glauben ein deutscher Gelehrter entwirft 
seinen Lebenalauf, der fest fiberzeugt von der Lfickenhaftigkeit unseres Wissens 
iat, so bescheiden und vorsiohtig aulsert er sich fiber seine Leistungen. Gounod 
war eine reichbegabte Natur und alles Schdne und Herrliche zog ihn in ihre 
Kxeiae, bo dass er mehrfach in der Wahl seines Lebensberufes achwankend 
wurde. Diese Vielseitigkeit kann auoh nur der Grand sein, warum er in der 
Musik verhaltnismafsig so wenig erreichte. Anfanglich wandte er rich der 
Kirohenmusik zu, was er darin leistete kann unmoglioh so bedeutend gewesen 
aein, dass es naoh wenigen Aufffihrungen wieder versohwand. Darauf fuhlte 
er den Drang zum Opernkomponisten. Die ersten Versuche misslangen,' bis 
ihn die Oper Margarethe (Faust) auf den Gipfel des Ruhmes erhob. Ware es 
ein deutsohes Produkt gewesen, so hfttte die Oper schwerlich ihr Glfick ge- 
maoht, denn trotz einiger gelungenen Scenen, bleibt es ein Gemisoh von allerlei 
Stilen; und was ist aus dem deutschen Gretehen geworden? dooh nur eine 
Grisette. Als Sohriftstelier, Kunstrichter und Asthetiker steht er unbedenklich 
hoher, wie als Komponist , das beweist das vorliegende Buch, das mit Recht 
eine Perle der Literatur genannt werden kann. Als Anhang werden eine 
Reihe Briefe Gounod's an seine Freunde und Verwandte mitgeteilt (auch ein 
Brief Berlioz an G.) Die ersten Briefe sind ohne Interesse, erst vom Jahre 
1870 nehmen sie als Briefe eines Franzosen fiber die damaligen Ereignisse unsere 
voile Aufmerksamkeit in Anspruch. Leider lernen wir hier G. von der 
aohw&ohsten Seite seines sonst so vortrefflichen Gharakters kennen. Er prahlt 
gewaltig mit seiner Vaterlandsliebe, verlftsst aber als Hasenfufe sein Vaterland 
in der Not und retiriert bis nach England. Sohimpft weidlieh auf die Barbaren, 
die Deutschen, besonders auf die Preufsen, bettelt aber bei Bismarck seine Villa 
zu schonen, als er h5rte, dass unbewohnte Hauser von den Deutschen als gute 
Beute benfitzt werden, und die Barbaren gewfthrten seine Bitte und verschonten 
ee mit Einquartierung. Er geht in seiner man mdchte sagen krankhaften Ein- 
bildang so weit, die rone Gewalt der Deutschen der franzosisohen Verfeinerung 
gegenfiber zu stellen, vergisst aber ganz, dass die Franzosen weit morderische 
Geschosse besalsen als die Deutschen, nur verstand der Deutsche , kraft seiner 
Intelligent den besseren Gebrauoh seiner Waff© als das franzfisische Soldner- 
heer, oder spftter die ungefibte Volkstruppe. Wer von dem Buche den rechten 
Genuss haben will, der fiberschlage die Briefe. 

• Briefe von Mwkatd Wagner m seine Zeitgenoasen. 1880—1888. Zu- 
aammengestellt; chronologisch geordnet, mit biographischen Notizen fiber die 
Adrenftteii von Emwwk Mmtmer. Berlin 1897, Leo LiepmannaBohn. 8°. ¥1 m. 
138 S. Der Herr Verfaaser ist bereits bekannt als eifriger Wagnerforscher, 
als Verfasser des Rich. W.-Kaialoge und Rich. W.-Kalenders. Das neue vor- 
liegende Zeugnis seiner Sammelfreude giebt abermals JLunde von seinem wahren 
Bienenfleifse. Das Vorwort berichtet fiber seine* frfiheren oben bereits an- 
gefuhrten Werke und dann fiber das EntBtehen und die Beihfilfe, die er bei 
dem neuen Unternehmen genossen hat; darauf folgt das Quellen -Verzeichnis. 
Oberraschend und nicht recht erklarlich ist in einem im fibrigen in deutscher 
Sprache, von einem Deutschen (in Wien) abgefasste Arbeit fiber einen deutschen 
Meister die in Hammer gesetzte franzosische Gbersetzung des Wortes Quellen- 
Yerzeichnis mit „Ouvrages oonsultes". Was soil das bedeuten? Warum fehlt 



m 



Mitteilangen. 



bei den anderen tTberaohriften die franzoaaohe Oberaetzong? Hat vohl Herr 
JL aohon etwas Ahnlichea in einem franz&aiaehen Werke geaehen? — Auf daa 
Qaellenverzeichnia folgt dann die chronologiach geordnete Anzeige der Briefe, 
die in Angabe dea Adreaaaten , Ort und Datum des Abaenders , Anfangaworte 
dea Briefea and Angabe wo deraelbe bereiti verdffentlioht, resp. Angabe des 
jetzigen Beaitzere. Mit der atattlichen Zahl von 1470 Briefen achlielat daa 
Yerzeichnia. Daranf folgt eim Namen-Eogister der Adreaaaten mit knnen bio- 
graphiachen Notizen, aoweit aie dem Verfaaaer bekannt sind nnd all Schloas 
ein Register fiber die Textanfftnge der Briefe. Man mils den Sammelfleifo dea 
Yerfatseri bewimdeni nnd es mfiaten w©M zwingende Umatlnds ©bgswtltei 
haben , daaa deraelbe das im Jahre 1889 begonnene Tonkonatler - Lexikon mm 
bit znm Buehstaben A gebracht hat £ine Forteetznng iat wenigatena nicht 
bekannt geworden. 

• Die Breitkopf & Hartel'ache Yerlagahandhmg hat neuerdinga zwei Pro- 
apekte anagegeben , die ein Yerzeichnia ihrea grofeartigen Yerlagea enthalten. 
Die „erate Reihe' 4 entbftlt BiogmpMem, Mmsikerbriefe and Maaikerachrifteii, 
Bibliographiache Literator and ein Yerz. der Samlg. Moaikaliaoher Yortrige, 
d. h. nicht Vortrftge von praktiacher Muaik, wie man aaa dem Wortiaute glaaben 
kSnnte, aondern die vom Graf en von Walderaee heraoagegebenen Abhandlungen 
von verachiedenen Autoren. Jedem Abachnitte sind eine Asawahl von Beoen- 
aionen ana Zeitachriften beifeegeben. Die „Zweite Reihe" enthalt Monographien, 
Kleinere mnaikaliache Sohriften (bestehend ana Einzeldraoken aaa Zeitachriften, 
kttrzeren hiatoriachen Abhandlongen, gesammelte Aufaatas einea Aatora a. a,), 
Handachriften Werke, d. h. alte Aatographe in Photolithographie hergeatellt 
(Bach, die Palaeographie der Benediktiner m Soleamea and die Maaical No- 
tation of the Middle Agea der GeBellachaft „Plain8ong and Mediaeval 11 in Lon- 
don), Liederaammlongen, Zeitachriften. Bin dritter Katalog in kleinerem Format 
enthalt ein Vera, ailer biaher verGffentlichten Geaamtaoagaben von P&leatrina, 
Orlando di Laaao (noch im Eraoheinen begriffen), Jan Pieter Sweelinck (ebenao), 
Heinrich Schfitz, Handel, Seb. Bach, Glack'a Haaptwerken, Mozart, Beethoven, 
Schubert, Josef Lanner, Joh. Stranfe, Mendelaaohn, Chopin, Bob. Schumann and 
Richard Wagner (reap, derjenigen Werke, die in obigem Yerlage enchienen 
aind). Sehr dankenawert iat daa aoaffihrliche Yerzeichnia jedea einzelnen Bandea. 
Die jedem Antor beigegebenen Bildniaae haben verachiedenen Wert, je naeh 
ihrem Uraprange. Die eraten beiden Verz. skd gratia an btnahcn, b©im Mttan 
fehlt eine dieabezfigliche Bemerkong. 

♦ Die kgl. Privatmoaikalien-Samnilang in Dresden, der Ffiratenaa m lings 
vorotand, iat aaf Allerhftchste Entaohliefaang der kgl. Often tL Bibliothek im 
Japaniachen Palaia (ibergeben worden and hat in einem beaonderen Banms 
daaelbat Anfatellang gefanden. Die Benatzang iet dadaroh sehr erleichtert, in- 
dent aie jeden Wochonttg von 9 — 1 Uhr gsoftnst iat. Mftndliche Auksafb- 
erteilongen finden jedoch nor von 12—1 Uhr atatt 

• Berichtigang. Die aaf S. 2 Zeile 8 von oben ala Todeajahr Josquhrfs 
angefohrte Jahreazahl 1515 soil 1521 heifsen. Kade, 

* Qoittong fiber gezahlte Jahreabeitrage far die Monatahefte von dsn 
Herren: Bertling, Birnbaum, Prof. Branne, C. Dangler, W. Kaerner, Pro£ O. 
Koller, J. Boaaell Milne, Fr. Niecka, B. Fr. Bichter, W. Tappert Am 15. Mira 
werden die reatierenden Betrftge darch Poataaftrag eingezogen. 

Templin, den 21. Febroar 1897. Bab. Eitoer. 

* Hierbei 1 Beilage: Katalog der Brieger Maaikalien - Sammlong in dar 
Hfln%i and Univeraitata- Bibliothek za Brealaa, Bog. 10. 

V«imatwortUoh«r lUdaktaur Robert Bltn«r, TtapMa (Ucksrmftrk). 



MUSIK-GESCHICHTE 



Znr Blographle Joh. St»Ieii f § und seller SQhne. 



Im An8chlu88e an meinen Aufsatz „die Ntirnberger Musik- 
gesellschaft" (M. t M. 27, 1) teile ich im nachfolgenden eine Reihe 
von Dokumenten mit, welch© sich auf den kgl. Kreisarchiven zu 
Ntirnberg und Augsburg befioden. Der Inhalt dieser Zeilen ist, wie 
ich gerne zugebe, nicht ganz der gewShlten Cberschrift entsprechend ; 
allein ich wollte das Wenige, was ich liber die Kollegen des alteren 
Jbhann Staden und deren Vorganger im Dienste der genannten Ge- 
sellschaft erfahren konnte, nicht in einen besondern Artikel hinein- 
bringen, der iiberdies kaum mehr als ein Schnitzel geworden wlm 

Man erinnert sich, dass die ersten von der Gesellschaft an- 
gestellten Musiker die folgenden waren : Friedrich Lindtner, Caspar 
Mmshr, Jacob van der Mmven mud Martin Pauniann. Mndtner 
war in Iiegnitz um 1640 geboren und hatte in seiner Jugend in 
der kurfftrstlich - s&chsischen Kapelle gedient Er hatte auf Eosten 
dee Kurfttrsten, der ihn auf die hohe Schule zu Pforta und auf die 
Univereit&t Leipzig geschickt hatte, eine vorziigliche Erziehung er- 
halten, war dann in die Dienste des Landgrafen Georg Friedrich zu 
Anspach getreten und 1674 nach Nurnberg gegangen, wo er noch 

*) Den Herren Ereisarohiyaren Dr. Petz in Nflrnberg and Dr. Buff in 
Augsburg, sowie meinem yerehrten Freande Herrn Rob. Eitner epreche ich fur 
Hire Mitteilangen meinen besten Dank aus. Mit Bezag aaf meinen Aufsatz in 
Hir. It Jahrg. 95 dieser Zeitschr. bitte ich die falsche Angabe, Joh. Staden's 
*• Todesjahr betreffend, zu berichtigen. 

Monateh. f. Muiikgegoh. Jahrgang XXIX. No. 4. 5 




XonunlMloiiSTtrlag 

▼on Breilkopf A Hftrtel in Leipiig. 

limtmiMimmM 
ntauil jede Buoh- mud amsmhmmdMiis tntgtgui. 



Von Dr. Wilibald NageL*) 



54 



Zur Biographie Joh. Staden's nml seiner SOhne. 



23 Jahre lang als Kantor bei St Egidien eine fruchtbringende Th&tig- 
keit entfaltete. Die Angabe des Totenbuches tiber sein Hinscheiden 
lautet : Pfarr. Sebaldi 1597 am 15. Sept f der erbar und wohl- 
gelehrt Fridrich Lindner, cantor bei St Egidien im Stopffelgefslein. 

Auf Caspar Hassler'z Witwe beziehen sich mehrere Dokumente, 
welche unter den Aktenstticken zur Biographie Joh. Staden's mit- 
geteilt werden sollen, da auch sein Name in ihnen erscheint Jacob 
von der Hoeven war StadtpfeiSer zu Ntirnberg von 1600—1619. 
(N. Stadtrechnungen.) Ob Marti\i Paumann aus Niirnberg geburtig 
war, oder ob er etwa aus Augsburg stamnite, woselbst ein andrer 
Paumann (oder Baumann) lebte, der, wie wir sehen werden, ein ge- 
achteter Musikus war, scheint unbekannt zu sein. Auf jeden Fall be- 
standen auch in Dingen der Musik recht lebhafte Beziehungen 
zwischen Ntirnberg und Augsburg; auch von diesen wird noch mit 
einem Worte zu sprechen sein. Martin Paumann wurde am 
2. Februar 1571 vom Niirnberger Rat als Stadtpfeifer gegen eine 
jahrliche Entlohnung von 52 fL angestellt [Perg. Urk. S. 5 u / 2 r, 
Nr. 620, Bund 12.] Er starb nach Ausweis der Totenbiicher der 
Sebald's Pfarrei am 29. November 1598 in seiner Wohnung in der 
Zisselgasse. Ein andrer Martin Paumann erscheint in den nur lucken- 
haft erhaltenen Niirnberger Stadtrechnungen von 1610 — 20 als Stadt- 
pfeifer. 

Nachdem die Musikgesellschaft der angesehenen Niirnberger 
Burger sich im Jahre 1626 wieder vollig rekonstruiert hatte, wurden 
Joh. Staden, sein Sohn Siegm. Theophil, Bieronymus Lang und 
Mathias Cuntz als Musiker angestellt. t)ber den zuletzt genannten 
habe ich nichts in Erfahrung bringen konnen. Hieronymus Lang 
wird in den Stadtrechnungen von 1617—27 au%efihrt und zwar mit 
Wartegeld bis 1621, als Stadtpfeifer von 1620 ab 7 Jahre hindurch. 

Die Familie Staden hat uns hier ausfuhrlicher zu beschaftigen. 

Joh. Staden d. a. (vergl. Eitner's Biographie in der Allg. Deutsch. 
Biogr.) ist um 1579 zu Ntirnberg geboren. Vom Jahre 1606 ab war 
er furstlich brandenburgischer Hoforganist am Hofe des Markgrafen 
Christian von Bayreuth. Die Stadt Bayreuth muss er schon fruh- 
zeitig im Jahre 1616 verlassen haben ; aus dem folgenden Dokumente 
folgt ohne weiteres, dass er jede Beziehung zum markgraflichen Hofe 
gelost hatte und sich in Ntirnberg bereits persdnlich um eine Stelle 
bewarb. Das betreflFende Aktensttick findet sich unter den ^Rate- 
verlassen u No. 80 Fol. 105 und lautet: „Nachdem Johann Stolen meinen 
herrn etliche harmonias sacras tedicirt (!), soli man dieselbe von ihme 



Zur Biographie Joh. Stadei's und seiner Sfihne. 



55 



annehmen mit gelegenheit iibersingen lassen und den bericht wieter- 
bringen, unte weil er ein gueter musicus und organist unt ein- 
gezogenen lebens ist, seiner befdrterung eingetenck zu sein. Actum 24 
May anno 1616." Da gar keine Berufung auf Staden's frtihere 
Thatigkeit am Bayreuthor Hofe erfolgt, so konnte man aus diesem 
Umstand vielleicht folgern, dass sein Abschied von der markgr&flichen 
Residenz ein nicht ganz friedlicher gewesen ist. In Niirnberg wusste 
Staden sich durch sein gleichmafsiges, solides und gefalliges Wesen 
sehr beliebt zu machen ; besonders Q. Chr. Volckamer scheint ihm 
wohlgewogen gewesen zu sein. Schon kurze Zeit nach den zuerst 
dem Rat dedizierten Musikstucken uberreichte er diesem wiederum 
einige „gesanger", wofur der Rat ihm laut beschluss vom Mittwoch 
den 5. Juny desselben Jahres „2 Duzet thaler oder 36 fl. mttnz 11 
verehrte. Mit einer Anstellung wollte es aber immer noch nicht 
gliicken ; im folgenden Jahre am 21. November billigte ihm der Rat 
w ffir seine praesentirte jubelgesang 6 fl. groschen" zu. 

Tor dem 26. August 1618 muss Staden bereits Organist zu St 
Lorenz geworden sein, wie aus den folgenden Dokumenten hervor- 
geht, in deren erstem ausdrticklich sein Recht auf eine Dienstwohnung 
anerkannt wird. 

Rathsverlass de 1618 Aug. 26, Nr. 5, fol. 90: „Obwohl Christoff 
Bofflich cantzlist und Niclas Kriieger cantzlei substitut beede umb 
Caspar Hafslers seeligen wonbehausung supplicirt, so ist doch be- 
fohlen, weil in dieser behausung die organisten bei S. Lorentzen lange 
Zeit gewohnet und dieselbe Johann Staden billig auch geburt, den 
supplicanten ihr begern abzulaiien, des Halslers wittib aber noch ein 
halb jar drinnen wonen zu lassen." Rathsverlass de 1618, Nr. 7, 
fol. 18b. ^Hester, Caspar Hasslers wittib, welche gebeten, sie in 
ihrer wonbehausung noch bis auf necbstkiinftig Walburgis (1. Mai) 
wohnen zu lassen, ihr auch nochmals eine andre wonung anzuweisen^ 
oder ihr das beneficium, so Johann Staden seines bestandhauses halb 
gehabt, widerfahien zu lassen, soil man solche begern alle ablainen, 
weil Johann Staden seine Zinsswonung alberait au%ekiindiget, ihr 
aber zur abfertigung 60 fl. schencken/' 

Der Oehalt der Organisten betrug die nicht eben hoch zu be- 
nennende Summe von 75 fl. ; schon im Jahre nach seinem Amts- 
antritt petitionierte Staden und mit ihm Valentin Dretzel um Auf- 
besserung, worauf ihnen der Bescheid wurde : w Johann Staden und 
Valentin Dretzel, beeden organisten in den pfarrkirchen, soli man auf 
ihr bitt, ihre besoldungen 75 fl. auf 100 erhohen und diese addition 

6* 



1 



86 Zur Biographie Job. Staden's mud seiner Sdhne. y 

von des Eatharinen closters einkummen nemen." Aus dem Jahre 1621 
liegt folgender Erlass vor: „Joh. Staden und VaL Dretzel, . . . soil 
man fur ihre praesentirte gesannger mm neuen jar iedem 6 fL ver- 
ehren. Actum 12. Jan. 1621." Staden war unermtidlich, seine 
Gonner zu beMedigen ; es musste ihm daran liegen, sie sioh gilbstig 
gesinnt zu erhalten, da er sicb mit der Absicht trig, seinem Sohne 
Siegm. Theophil aufser dem Hanse eine griindliche mnsikalische 
Schulung zu teil werden zu lassen. Am 20. April 1620 dekretierte 
der Rat: Nachdem Johan Staden . . . den eltern horrn seiner neur 
getruckten ges&nnger jedem ein exemplar prfisentirt, ist uf die berni 
losunger gestellt ihme dafiir 24 fl. zu verehren." Gleich daranf muss 
er die Ratsherren mit seinen den Sohn betreffenden Planen bekannt 
gemacht haben, denn schon am 11. Juli desselben Jahres beech] oes 
der Rat: „Johan Staden, organisten bei St Sebaldt, welcher seinen 
Sohn Sigmund TheopJiiltim Jacoben Pauman zu Augsburg, umb 
bei der music bei ibme etwas zu lernen, zuschicken will und dahero 
bittet, weil er, Paumann, fiir cost und lehrgelt uf ein jar ISO fl. b#- 
gert, das meine herrn solch gelt auslegen wdlln, soli man wiilfahren, 
doch gegen einen revers oder obligation, wie mit andern dergleichen 
geschehen und deswegen in der losungsstuben nachsehen lassen." 

Siegmund Theophil mag damals etwm 15 Jahro alt geweean sein, 
sicherlich nioht filter. Sein neuer Lebrmeister, geboren 1571 (& u.) 
war schon im Jahre 1600 in Augsburg thltig; in den Stadtrechnungen 
(Baumeisterbuch) von 1600 auf 1601, pag. 168a erscheint unter der 
Rubrik Stadtpfeifer an erster Stelle der Name Hans Leo Hosier's 
mit vierteljahrlioh 37 y, fl. Gehalt, an zweiter deijenige J. Baumann's 
(er selbst schreibt sich mit B, nicht mit P) als auf 10 Jahre von 
quattember Pfingsten a 1600 an angestellt mit viertelj&hrliobem Ge- 
halte von 25 fl. Wie aus seiner am 14 Juli 1601 dem Rate Augs- 
burg eingereichten Supplikation urn Gehaltaufbesserung hervoi^eht, 
war Baumann frtiher in den Diensten der Wrm Anna Fuggerin, 
weyland Herrn Jacob Fuggers wittib gewesen. Die ^aumeister", denen 
das Vermittiungsamt oblag, urteilten : „Dass Ime In seinem begern 
zu willfahren & umb fl. 50 jars gebeJsert werde, In mnsebmng jetziger 
theuren & schweren Zeit, dass er der Music dennocbt also gefibt 4 
bericht, dass man mit Ime nach notturft versehen & er neben andern 
beriimbten musicis wol pa&iern kann." Das Gesuch um Gehalte- 
aufbesserung ist in Verbindung mit H. L. Hosier's Weggang van 
Augsburg zu bringen. Hasler wendete sich nach Ntrnberg, woaelbst 
ihm eine ftbnliohe Stellung aber unter gtinstigeren Bedingungen ge- 



Znr Biographie Joh. Staden'8 und seiner SOhne. 



67 



geben wurde. Unter den Urkunden des Ntirnberger Archives wird 
sein Bestallang8brief mit 200 ft j&hrlichem Lohne aufbewahrt. Der 

Brief (Pap. Urt S. 6 44/21, Nr. 681, Bd. 9) enthUt Hasler's eigen- 
UndigB Untanchiift (Siehe it. t H. 26, 12. 13 Abdruck der lin- 
gaben.) Im Musterbuch von 1616 lit er folgenderma&en verzeiehnet 
(pag. 162): Jacob Baumann, ait 44 Jahre, Orgelist in heil. Kreutze- 

FitrteL 14 

Am 26. Okt 1632 reichte Baumann eine Supplik beim Geheimen 
Bate ein : „Wol Edle . . . . es ist mir nach der Jiingst vergangen 
qnattember mein von gemainer Statt vil Jarlang gehabter prouission 
auffgeklindet worden, welches ich vngeren vnnd mit schmerzen ver- 
nomen , damach ich aber in kainerley weg nachlessig schadlich 
oder vnverantwortlich gehandlett, sonder so wol auff die Instrumenta 
aLD3 auff die bicher ieder Zeit gnete Obacht gehaltenn, mit vnder- 
weisnng viller Jungen kain vleis vnnd mtihe gespart, der Musichen 
in der Enangelisohen Kirchen zu sandt Anna Ordenlich beygewohnt 
mnd za ieden eraigenden gelegenhaiten in meiner profession alle 
MdgHchhaitt gelaistett auch dahero noch in hoflhung stehe, es werde 
die beschehene Abkiindung auflF kain gentzliches oder v511iges Yrlaub 
nit gemaint sein, AMs hab ich mit vmbgehn sollenn E. gestreng vnnd 
berlichkhait vnnd gunsten hiemitt in vnderthenigen gehorsamb zu- 
uerbitten, sie geruehen mir mit vorigen gnaden zu verbleiben mit 
Baichung meiner prouision zu Gonstinairen vnnd mich derjenigen 
sachen daran ich gantz kain schuld nit trag, nichts entgelten zu 
lassenn, Mir auch khain anderer der sich auff die Instrumenten 
nichts versthet vorzuziehen, dargegen bin ich gehorsames vleife er- 
bietig allem dem wafe mir mag auffgetragen werden, getreulich 
nachzusetzenn, an vnderweisung der knaben nichts zu sparren, der 
Kirchen Musicieren wie zuvor abzuwarten, vnnd endtlichen zu alien 
begebenhaitten mich in meiner profeMon gantz willig vnnd sorgfeltig 
gebrauchen zu lassenn, hieriiber gnedigen willferigenn bschaid er- 
wartenndt etc. etc. 

Dieser beweglichen Bitte des alternden Mannes — er war jetzt 
61 Jahre alt — , ihn nicht von seinem Amte, das er lange Jahre zur 
voUsten ZuMedenheit versehen hatte, zu vertreiben, lagen eigen- 
tflmliche Verhftltnisse zu Grande. Is wurden in dieser Zeit, wie 
mir Dr. Buff mitteilt, s&mtliche katholischen Angestellten der Stadt 
ihrer Dienste entlassen; was jahrelang die Wirkung der evan- 
gelischen Gottesdienste nicht beeintr&chtigt hatte, das wurde jetzt auf 
cdnmal als der protestantischen Bewegung hinderlich erachtet: dass 



58 



Zur Biographie Job. Staden's mud seiner Sobne, 



n&mlich der Organist der protest Kirche, der, wie die das Gesuch 
begutachtenden Baameister ausdrtickiich hervorhoben, sein Amt „ohn- 
clagbar*' versehen babe, ein Eatholik war. Bern Mamie balf alles 
nichts; er mid die andern st&dtischen Diener „p&pstlicher Religion 44 
mussten fort, wie der Rat am 26. Okt. 1632 beechloss. Nach drei 
Jahren befolgten — die Stadt war wiederum katholisiert worden — 
die Katholiken dasselbe Recept : die Evangelischen mussten wandern 
and die damals Yertriebenen, and unter ihnen aach Baumann, bekamen 
ihre alten Stellen zuriick. Noch 1653 war er als Organist thl%. 
Seine Stelle versah im folgenden Jahre _ Wilhelm Liechtlein, Organist 
Bei Baumann 1st Sigmund Theophil Staden, welcher die aller- 
ersten Grundbegriffe seiner Kunst wohl ohne alien Zweifel bei seinem 
Vater erlernt hatte, nicht allza lange gewesen ; aach sagt der Urn- 
stand, dass Jobann bald darauf schon daran dachte, den begabten 
Enaben einem andern beriihmten Lehrer anzuvertrauen, dass Sigm. 
Theophil's Ausbildung bei Paumann eine noch nicht genttgende ge- 
wesen sein kann. Genug, im Jahre 1623 stand Sigm. Theophil and 
mit ihm sein Bruder Johann schon in Diensten der Stadt Ntirnberg; 
so darf man wohl sagen, wenn aach beide noch nicht fest angestellt 
waren, sondern nur je 25 fl. Wartegeld bezogen, welche dem Vater 
aasgehandigt warden. Der betr. Erlass lautet : Uf den widerbrachten 
bericht, was etlicben musicanten fiir expectanden gelt geraicht werde, 
ist bevohlen, Johan Staden, organisten bei S. Sebaldt uf seine zwen 
sohne uf jeden 25 fl. als ein wartgelt raichen lassen, damit es nicht 
das ansehen hab, als hette man uf einen so viel gewendet und 
kiinftiger Zeit nicht in conseqaentz gezogen werde. Actum 30. 
Sept 1623." 

tJber den jiingeren Johann (a. u.) Staden enthalten die Rats- 
verlasse nichts, was uns uber den Gang seiner Studien u. a. Auf- 
8chluss gfibe. In den Stadtrechnungen ist er zwischen 1624 und 28 
mit Wartegeld aufgefiihrt, und im folgenden Dokumente wird seines 
redlichen Bemtihens lobend erw&hnt : (R V. Nr. 77, Fol. 79 r n. 80) 
w Ai stat Friederich Langen und Lorentzen Behaimbs, beeder statt- 
pfeifer, soil man Gorg Clement Stain und Wilhelm Lanngen (ge- 
dachtes Friederich Lanngen sohn) zu stattpfeifern annehmen, doch mit 
ofFener hand und uf versuchen, wie sie sich werden anlassen, und 
weiln auch Patdus Sperber, ein leonischer drotzieher, umb solchen 
dienst wie auch Balthasar Kohler umb ein jarlich expectanzgelt ge- 
beten, ist uf die herrn losunger gestellt, ob sie der abgedachten 
pensiones auf sie wenden und was gestallt sie Johan Staden, organisten 



Zur Biographie Joh. Staden's and seiner Sdhne. 



59 



sohn, der sich auch wol anlest, bedenken wdllen ; darbei ist auch be- 
vohlen, meiner herrn musicalische instrumenta, so den stattpfeifem 
vertrauet, zu visitirn, ob die alle noch vorhanden sein, und weiln 
vor jabren gebreucblich gewest, das die stattpfeifer bisweilen am den 
faiertSgen uf dem rathhaafs zasammen kummen und sich exercirt 
faaben, ist ferner bevohlen solche gewohnheit wider in gang zubringen 
und dahin zu richten, das sie alle monat ein mal zusammen kummen, 
uni sich in der music iiben, dazu man ibnen jedesmals 2 oder 
3 viertel wein soli raichen lassen. Actum 15 Oct 1624." 

Dies Dokument enthalt des Bemerkenswerten mancherlei. Je 
mehr die Instrumentalmusik sich ihrem Gehalte nach ausdehnte, je 
mehr neue Instruments in Mode kamen, urn so grofeer wurden die 
Anforderungen, welche an den einzelnen Instrumentisten gestellt 
wurden. Es liegt auf der Hand, dass die armen, recht scblecht ge- 
steilten Leute sich nicht alle mftglichen Instrument© anschaffen konnten; 
so erwarben die Rfite der Stadte dieselben und ibergaben sie den 
Stadtmusikern. Auf diese Weise ist auch nur das meist anstandslose 
Bewilligen von Untersttitzungsgeldern zu erklaren. Auf der andern 
Seite ist ebenso klar, dass bei der Erlernung von so mancherlei In- 
strumenten die Ausbildung im einzelnen viel zu wiinschen tibrig 
lassen musste (man weifs, was der alte Quante iiber die Schulung 
der Instrumentisten seiner Jugendzeit urteilte !) ; darum war auch 
eine lingere Probezeit der Kandidaten fur etwaige bald frei werdende 
Stellungen erwttischt Die Ausbildung der jungen Musiker war auch, 
wie im Fall© der beiden Staden, darum eine besonders schwierige, 
weil es bei alien derartigen Leuten mCgiichst frtih heifsen musste : 
Geld verdienen. Dass hierdurch ein ernstliches Studium allerlei unlieb- 
same Unterbrechungen erfahren musste, liegt auf der Hand. 

Aus demselben Jahre 1624 (Dat. 13. Novbr.) liegt noch folgender 
Rats-Erlass vor: „Paulo Sperber, musico, soli man anstatt gesuchter 
auction seiner bishero gehabten 30 fl. expectanz gelt fur dismal tacite 
zum bibal. 10 fl. raichen. Und soli Balthasar Eoler dem Clement 
Stain im expectanzgelt der jarlichen 20 fl. succedirn ; den beeden 
jungen Staden sollen zu den vorigen 50 fl. noch 30 fl. jarlich addirt 
werden.' 4 

In der Zeit von 1624—26 ist in den Erlassen von den Stadens 
nicht mehr die Rede; die Stadtrechnungen verzeichnen nur neben 
d. j. Johann den Namen des S. Theophil mit Wartegeld ; dann wird 
dieser von 1627 — 48 als Stadtpfeifer daselbst aufgefiihrt. Leider 
9cheint das Datum, an welchem er 1627 die Stadtmusikerstelle an- 



80 



Zur Biographic Job. Staden's and seiner S5hne. 



trat, nicht angegeben zu sein; wir waren dann in der Lag©, genau 
die Zeit bestinimen zu konnen, wann S. Tbeophil an den Branden- 
burger Hof reiste, um bei einem dort angestellten bertihmten englischen 
Musiker Dnterricht zu nehmen. Ami Johann's Ansuchen hatte der 
Bat dem Sohne eine nicht unbetr&chtliche Unteretiitzung zu teil werden 
lassen. Am 5. Dezember 1626 bestimmte derselbe n&mlich: „Nach- 
dem Johann Staden, organist bei S. Sebald, supplicirt, seinem sohn 
Sigmundt Theophilo nicht allein zuerlauben, dafs er zu mehrer er- 
lernung der music, sonderlich uf der viol bastarda an dem churf. 
Brandenb. hof bei einem berttmbten Engelender, namens Walter Roy 
(Bowe), sich ungefehr ein halb jahr ufhalten mflge, sondern auch ihm 
zu soichem ende sein j&hrliches gnadengeld zu erhdhen, soil man ibme 
in dem ersten petite willfahren, jedoch darbei anzaigen, das er sich 
anderer orthen nicht versprechen noch in Dienst einlasse, die er- 
h5hung aber seiner j&hrlichen 40 i. ablainen, sondern es noch dar- 
bei verbleiben und ihm zu einem viatico 50 fl. raichen lassen." 

Es war sicherlich nicht nur ein materielles Interesse, welches 
den Bat zu diesem Entschlusse, des jungen Mannes sich Mr die Zu- 
kunft zu versichern, bewog; hatten auch die Stadtv&ter schon manch- 
mal in den Seckel gegriffen, auf alle File versprach Sigm. Theophil's 
Talent noch mancherlei Frtichte, welche die Ntirnberger selbst zu ge- 
niefeen dachten. Dass ein gewisser Eigennutz im Spiel war, als 
man des alten Staden Bitte bescbnitt, 1st wohl anzunehmen; dass 
man aber andrerseits trotz der Ungunst der Kriegszeiten tiberhaupt 
noch einen derartig entgegenkommenden Beschluss falste, 1st besonderer 
Beachtung wert. In Louis Schneider's Geschichte der Oper etc. zu 
Berlin, (Berlin 1852) ist in den Dokumenten von W. Roy oder, wie 
der Name wohl richtiger lauten wird: Rowe {Roe oder Rotven) die 
Bede. Er war 1614 in Berlin angestellt und, wie es seheint, mit 
einer Unterbrechung bis 1647 oder noch linger im Dienst HeinricK 
Albert nennt ihn in der Ktirbis-Hiitte einen bedeutenden Musiker. 

Sigmund Theophil kehrte im gleichen Jahre wieder heim; noch 
7 Jahre ungef&hr durfte er sich des Verkehrs mit seinem treu besorgten 
Vater erfreuen, der, was in seinen Eraften lag, gethan hatte, dem 
Sohne eine gute Erziehung zu teil werden zu lassen. Die Angaben 
des Totenbuches, Johann Staden betreffend, lauten : „Pfarr Laurentii 
15. November 1634 f der erbar Johan Stood vornehmer Musikus 
und Organist der Pfarrkircben S. Sebaldi in der Katharinengafsen." 

Er hatte noch die Bltitezeit seiner herrlichen Vaterstadt gesehen 
und war Zeuge ihres jahen Failes gewesen. Etwas mehr als von 



Zur Biograpbie Joh. Staden's und seiner Sfthne. 



61 



seiiei Kompositionen kflnnen wir una ein Bild seines Wesens ent- 
werfea: rastlos thltig, pflichtgetreu und gediegen, entbehrte er nicht 
eines gewissen schlauen diplomatischen Zuges; aber nicht far sich 
selbst suchte er materielle Vorteile : sein Schaffen gait seiner Familie. 
Er war ein treuer Deutscher, der sich nicht darin gefiel, den das 
Ausltadische plump nachahmenden Narren zu spieien, ein Mann, der 
sich seiner Wiirde als deutscher Kiinstler bewusst war. — Bis zum 
Jahre 1648 war Sigm. Theophil Staden der Stadt Nirnberg als 
Stadtpfeiffer verpflichtet, wenigstens fiihren ihn die (allerdings lticken- 
haften) Stadtrechnungen dann nicht mehr auf. Er lebte in regem 
Verkehr mit seinen Standesgenossen, unter welchen auch (vgl. Nr. 1, 
1895 dieser Zeitachrift) seines Yaters Kollege Val Dretzel noch 
weilte. Neben seiner kompositorischen ThStigkeit yersah er noch das 
Amt eines Organisten an ' der Pfarrkirche St Laurentius. Seinen 
Heimgang meldet das Totenbuch mit den Worten : 

„30. Jul 1665 f der ehrbar Sigmund Theoph. Staden, vornehmer 
Organist der Pfarrkirch St. Laurentii in der Neuengasse am Spittal- 
KiroMioff. 11 



Adam Krleger 

(yon Bob. Eitner). 
Das zweite Zehen. Aria 10. 
(Ohne Taktstriche.) 



1. Cant. 



1. Der ed-le Wein ist doch der be -ate Schiefer-de - cker, sein 




Der ed-le Wein ist doch der be-ste ScMefer-d© - cker, sein 



(Awige- 
■etitar 
Bass.) 



B. c. 



62 



Adam Krieger. 









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wnn-dre mich, diss Er so klettern kan end stei - gen nnd 

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macht, dass sich die gro - fsen Hfiupter fir ihm nei - gen. 

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macht, dass sick die gro - fsen H&upter fur ihm nei - gem. 



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Adam Krieger. 



63 



Ritornello, 



Violino I 2. 



Viola 1. 2. 



Violon. 



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f. Der mnntre Tranck, kann ohne Letter welter kommen, wann Er so blanck 
die Stirnenburg hat eingenominen, ate raancher, der mit Hilfe sioh hinan will 
bringen, and obngefehr die Helfte noch weifs m erzwingen. 

3. Drum bleibt darbey, Ir begt ein recht verg&ttert Leben, weil Ir so 



84 



Adam Krieger. 



frey kann in der leeren Laft hinschweben, and wenn wit ihn in nmwe hohlen 
Hftlser lassen mit Pracht einziehn, empfinden wir es gleicher mafsen. 

4. Denn raanohes Htm, so schwer es sonst anf Sealen stehet, fthrt mit 
hinaus; er mercket, dass es leiohter gehet, sobald der Wein dnroh seine Pfort 
ist eingezogen, so stimmt es ein and meint, m sej sohon hooh gefiogen, 

5. Wann difs geschicht, so kOnte dooh kein Haas bestehen, wenn Mor- 
pheas nioht der Ban-Kunst an die Hand in gehen fir andern wir erfahren 
and so weit gekommen, dass ihm die Ehr von Sterblichen noch nie genommen. 

6. Denn, wann der Wein aufleget gar za schwere Dficher, so mass es seyn, 
data rick beaohweren die Gemftoher, and macht ¥erdrmsi. Er mag xmw Sohiefer- 
Deoker bleiben, doch Morpheus moss den Baa erhalten and fort treiben. 

Das dritte Zehen. Aria 1. Ihr bleibet nicht Bestand verpflicht 



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l. Mein Lieb ist weifs wie Schnee, sch&n wie das Fir - ma - ment: wie 



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a - her in der Hoh als - bald sich das Yer-wend in - dam as s©i-me 



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65 













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aach mein Lieb V< 


srdrass. 


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2. Weils wie der Schnee ist Sie, wie aber der vergeht and nach gefallner 
Mill aach nirgend nicht besteht: bo ist sie von Gemiithe, das aufserwehlte Kind. 
Aoh! dass man ihre Blithe doch nicht vollkommen sind. 

3. Wie sich der Himmel schmflckt mit Farben vmb and an, so steht sie 
sonat entaickt von SchOnheit angethan. Das schOne Himmelsblaae fflhrt ihrer 
Aagen Schein, wann ich dieselben schaue, so bin ich nicht mehr mein. 

(Folgezi noch 3 Strophen.) Kein Ritornell. 

Das sechste Zehen. Aria Nr. 4. 



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1. Kus-sen kan ons reoht ver-binden, kOs-sen rah-ret Mond and 




Bruit, ktts-sen, ktU-sen ma-obet Last, kfla-sen kan uni a - b«r- 



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66 



Mitteilungen. 



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win-den, kits-sen macht die be -ate Treu, kus-sen ma-chet al - lei neu. 




2. Solohes merkt ioh neolioh eben, da ich mit Betrng mud list eine 
schone Nymphe kflsst, ey! wie st&rket sioh mein Leben , als ich sie so wokl 
beraokt nnd an meinen Mand gedrackt 

8. Sie that zornig and ich lachte, weil mein nngewaschen Maul sioh er- 
wiese gar nicht fail, sondern so behende machte, dass ihr znokersufser Mand 
gleioh anf meinen Lippen stand. 

(Folgen nooh 7 Strophen and ein Ritorneil.) 



Mttelmiigeii. 

* Kirchenmasikalisches Jahrbach fur das Jahr 1897. Heraosgegetien 
von Dr. Fr. Xav. Haberl zam fiesten der Kirohenmnsikschale in Regensburg. 
22. Jahrg. des Cficilienkalendere. Regensborg, Fr. Fostet gr. 8°. 72 S. 
Musik, 141 S. Text, 8 Seit Register za den ersten 10 Jahrg. Preis 1,50 M. 
Der vorliegende Jahrgang ist besonders reioh an historischen Aof sateen. 
Thoma Ludovico de Victoria's Officium hebdomadae sanctae za 4 Stim. mis 
Fortsetzang wm 1896 erftffnet den Reigen, dem folgt von Dr. Hago Riemann 
eine aosfahrliche Besohreibang des schon S. 188 der Monatah. 1896 erwahnten 
Leipziger Chorbaohes aas dem 15. Jh. (Man verbessere dort die beiden Autor- 
namen C. Kupsch in 0. Rupsch and Raaleqain de Mol in Ranlequin de Mol). 
Es hat sich heraasgestellt, dass das Berliner Chorbuch des 15. Jhs. (Z 21, be- 
schrieben in M. f. M. 21, 93) ein Schwestercodex ist, 2 Seiten Facsimile aas 
beiden Codices and die Feststellang der Obereinstimmang von 18 Tonsfttsen 
geben hinreichende Beweise ; es hat sogar den Ansohein dass einige Tonsfttse 
von derselben Hand geschrieben sind. Der Berliner Codex hat einst in Halber- 
stadt gelegen and kam von da aas in des Antiqaar Batach' H&nde } von wo 
aas ihn die Kgh Bibl. erwarb, der Leipziger Codex dagegen worde im Jahre 
1504 in Leipzig gebonden and gehftrte dem Magister Nikolaus Apel; seine 
froheren Schicksale sind nnbekannt, doch glanbt Dr. Riemann aaf mehrfaohe 
Beweise gestutzt seine Niederschrift in die Gegend von Fulda and Henneberg 



Mitteilungen. 



67 



yerlegen m iirfeii. Er enih&lt 186 Tonsfttze in gegenfiberstebenden Stimmen 
Dotiert; davon tragen 34 Nrn. Autornamen, die iibrigen rind anonym. Einige 
Male tritt der Berliner Codex aushelfend ©in, sowie der Leipziger Codex dem 
Berliner ausbilft. Bis Stadium beider 1st von h&cbstem Interesse. Icb mochte 
nocb darauf aufmerksam machen, dass sicb im Jabrg. 16 der Monateb. als 
Beilage zu Nr. 1 auf S. 8 zablreicbe Facsimile ms dem Berliner Codex be- 
finden. Dort ist auch Zeile 6 von nnten der von Dr. Riemann mir vor- 
geworfene als falscb gelesene Name W. F. m finden, der nacb dem Leipziger 
Codex allerdings A. F. beilsen soli, das sobeinbare W also nur Verzierung 
sein soli, wabrend das eigentlicbe A sehr nnklar zur Geltang kommt. 
Dr. Baberl giebt darauf ein Verzeiebnis der Autoren nebst den Anfangen der 
Texte von den 6 Cborbucbern, die er einst in Trient entdeckte end bedanert, 
dass die Codices scbeinbar in "Wien versehwunden sind. Schon im Jabre 1893 
teilte man mir aos Wien mit, dass von denselben eine Ansgabe vorbereitet 
wird and znm bebnfe dessen Herr Prof. Osw. Roller vom Ministeriam nacb 
Italieo gesandt ist, am die dort anf den Bibliotbeken nocb vorbandenen alten 
Chorbflcber mit mebrstimmigen Gesangen des 15. Jhs. zum Vergleicbe beran- 
znzieben. Die Trienter Codioes befanden sicb dam als im Ministeriam „unter 
Sperre". Heate sind darcb Herrn Prof. Oswald Holler ein grolser Teil in 
Partitor gesetzt and barren der VerOfFentlicbung dnrcb die Denkmftler dster- 
reichiscber Tonkanst. — Herr Ernst von Werra giebt darauf Nacbricbt von 
Orgelkomponisten des 18. Jbs. and bringt wertvolle biograpbiscbe und biblio- 
graphiscbe Beitrage. Diesen folgt ein Artikel von Dr. Haberl fiber das traditionelle 
Masikprogramm der sixtiniscben Eapelle nacb den Aafzeichnungen des Andrea 
Adami da Bolsena, nebst Portrftt and kurzer Biograpbie des letzteren. Karl 
Walter giebt darauf eine Gescbicbte der Singknaben - Institute aus dem 16. und 
17. Jh. bis zu Hirer Aufbebung. — Joseph Victor von Scheffel fiber Erhart 
Oeglm's Liederbucb von 1512 nebst Bemerkungen fiber die neue Ausgabe in 
der Pablikation der Gesellscbaft ffir Musikforscbnng, Bd. 9. — tJber Abraham 
Megerk, Kapellmeister in AlWtting t biograpbisch und bibliograpbisch, nebst 
Abdruck eines Tonsatzes von Dr. HaberL Den Schluss bilden Recensionen, 
Alter und neuer Choral und Kircbenmusikaliscbe Jahreschronik. 

* Tydscbrift der Vereeniging voor Noord -Nederlands Muziekgescbiedenis. 
Deel 5 f 3de Stuk. Amst. 1897. Fr. Muller & Co. 8°. Entbalt v Het Wilbel- 
muslied uit een muzikaal oogpunt beschuwd u . Eine Untersucbung der Melodie 
von der friibesten bis zur Neuzeit. Bei der Einteilung in Takte ergiebt sicb 
aucb bier vieder, dass bei den alteren Erzeugnissen der Wortaocent dem mu- 
iikaHschen Taktrbytbmus vorberrschte. Man sehe S. 164 und weiter bin in 
wa§ fir Ungebeuerlicbkeiten man gerat, wenn man die Melodie in den modemen 
Takt zwangen will: 6 / 8 */* */ 4 wecbseln Takt um Takt. — Der n&cbste Artikel 
betrifft eine Biograpbie Cornells Verdonek's von Dr. Max Seiffert in deutsober 
Spracbe nebst einem Verzeiebnis seiner Eompositionen mit einem Register der 
Textanfange. Es ist eine fieifsige und gewissenbafte Arbeit auf Dokumente 
gestfitzt. Eine Wfirdigung seiner Eompositionen ist ausgescblossen. Den Scbluss 
bilden die Nekrologe fiber die jfingst veretorbenen Joh. Conradus Boers und 
Joh. Qerhardus Eijk Acquoy. 

* Denkmftler der Tonkunst in Osterreich. 4. Bd. Wien 1897. Artaria & 
Co, Entbalt den 2. und 4. Akt der bereits im 8. Bande begounenen Oper 



68 



Mitteilangen. 



Marc Antonio Cesti's „Ii pomo d'oro", vom 8. m. 5. Akt 1st imr der Text mit- 
geteilt, die Mosik fehlt. Nicht mm freiwilligem Entsohlosse sind die beiden 
Akte fortgebiieben, sondern dem einzig bekannten handsohriftlichen JSxamplare 
der Hofbibl. in Wiem fehlen dieselben. fiei weiteren OpernverOffenthchnngen 
mdehten wir aber dock vorschlagen dies© endlosen and meist gum mnnkalucli 
werUoeen Recitative mit einem Bassus continaos (Generalbass) begleitet «mf 
das Mnesto Mafs n beschr&nken and den Text vollstftndig vor der Partitar 
wiederzogeben. Herr Dr. GmMo JJfer hat diesmal dorchweg der Partttor oinsn 
ausgesetzten Generalbass gegeben nnd ein Revisionsbericht am Ende der 
Partitur giebt Naehricht uber notwendige Verbesserangen. Pr&chtige Ab- 
bildungen von Dekorationen schmuoken den Band. — Der 2. Teil des 4. Bandet 
enthalt die erste Abteilnng einer beabBiohtigten Neoaasgabe von Jokann Jakob 
Froberg'8 Instrnmentalwerken (Orgel and Xlavier) ; sie amfasst die Wiedergabe 
der in der Hofbibl. in Wien befindlichen Aatographe nnd iwar 12 Toccaten, 
6 Fantasien, 6 Ganzonen, 8 Gap riccios tmd 6 Biceremr© fir Oigel and (oder) 
Glavier. 2 Beprodaotionen aas den Aatograpben zeigen ons die Handacluift 
Froberger's, doch der erste Zierbachstabe ist so konstreieh gemacht, data man 
kaam glaaben kann, dass dies eine Arbeit des Komponisten gewesen sein kann, 
der doch Besseres m than hatte als Zierbaohstaben za malen. Am Ende jedet 

Saties versichert oiis «wmr der III. i; ■ : .i. 'I, dtw es seine eigene Handeolirifl 

sei. Am Sohluss der nenen Aasgabe giebt der Heraosgeber Dr. Guido Adlar 
einen Revisionsbericht : 1. uber die Vorlagen, daranter sind site Dracke nnd 
zahlreiohe alte Eopien aaf Offentliehen und privaten Bibliotheken im linden. 
2. Kritischer Gommentar. Derselbe bezieht sioh aaf die redaktionelle "Wieder- 
gabe des Originals. Die technische flerstellong der beiden Bande ist in der 
bekannten prachtigen Manier geschehen and bilden einen Schmaek in der 
Typographic. 

* In den Mitteilongen der Mosikalienhandlang von Breitkopf S JEZ&rial, 
Janaar 1897, befindet sioh aach die Anzeige einer nenen Aasgabe dee von 
Verovio 1591 heraosgegebenen Sammelwerkes : Ganzonette a 4 voci, ooxnpoete 
da dinersi eccell. mosici, con l'intanolatara del Gimbalo et del lioto. Der 
Titel der nenen Aasgabe litest schwerlioh den Originaltitel erraten, denn der 
Heraasgeber Alfred Wotquenne - Plaited schreibt: Ghansons italiennes de la fin 
da 16 siecle pour quatre voix mixtes avec accompagnement de Glaveoin et da 
Lath. Das Sammelwerk enth&lt 20 Gesange, die in die hente gebr&ochlichen 
Sohlttssel amgesetzt sind. Preis 4 M. Noch findet man in den Mitteilungen 
S. 1685 eine Biographie Hans HubeSn and das wohlgetroffene Portrit ISdgar 
Tinel'n. 

* Richard Bertling in Dread. -A., Viktoriastr. 6. Katalog Nr. 31 ent- 
halt neben allerlei literarischen Werken aaoh einige wertvolle Masikwerke, sum 
Teil aas der Borghese'schen Bibliothek. Wir machen aaf Wm. Boyce, Joh. 
Cruger, Doles, Frezza dalle Grotte, H. Hartmann, Marenzio, Merolo, Scheldt, 
Sohfltz and Ugolini*s Motecta 1616 aofmerksam, letzteres Werk ist im 4r Sib. 
komplet and fehlt nicht der Tenor, wie der Kat. angiebt 

* Hierbei 1 Beilage: Katmlog der Brieger Masikalien - Sammlong in dar 
KOnigl. and Universitftts • Bibliothek za Breslaa, Bog. 11. 

Vtraitwortlich*r Bedaktvur Bobirt Bitntr, T swp l l i (Uokwrmark}. 
Hrwsk Ton Hirmino Bijir A Sonne in IingnwU—. 



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■ •'■xJiC LIBRARY 



!" '.3TGR, l_£NOX AND 
J Tit *eN FOUNDATIONS. 



MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegeben 
von 

der Ge8ell8chaft filr Musikforsohimg. 



IEI Jaliri. 

1897. 



Plate Jalugaiig m 9 Hk. Xonatlloh wtelitiat 

=lo# Hwimaw Ton 1 bis I Bog en. IiiMrtioiitgtbgbMB 

ills' die Ziiis SO PC 



KoBlintesiOttSTttlftg 

▼on Breitkopf A Hlrltl in Leipaig. 
BtxttJliuigmi 
nlmnit Jede Itaoh- ml Moitkhandhmg «nlg agin. 



.5. 



Mteeellsnea. 

Von Br. Wilibald NageL 

Bus urkundliche Material , welches die folgenden Zeilen ent- 
halten, ist bei dem Versuche, eine Biographie von Hans Joachim 
Qtmntz zu schreiben, gesammelt worden. Ich habe den Plan auf- 
geben mttssen, nachdem mich mehrere Archive, auf die ich Hoff- 
nungen gesetzt hatte, im Stiche gelassen hatten. Dass wir eine 
Biographie Quantzen's haben mtissten , ist bei der Bedeutung des 
Mannes, den man als Lehrmeister stets neben C. Ph. Em. Bach, Leap. 
Mozart, Joh. Friedr. Agricola nennen, als Tonsetzer nicht defer denn 
diese stellen wird, einleuchtend; ebenso, dass Alb. Quantzen's Bio- 
graphie des Mannes als blofee Wiederholung der Angaben der Seibst- 
biographie mit Hinzufiigung einer wenig erschopfenden Erzahlung der 
letzten Lebenqahre nicht gentigend ist. Oerade die Zeit der Wander- 
mud Lehrjahre des Meisters ist die interessanteste, denn auch er hat 
vieler Menschen Stfidte nnd ihr Treiben gesehen , und hat zuweilen 
wharf beobaohtet 

Vielleioht ist ein Zweiter glticklicher als ich im Finden nener 
Notizen; diesem und manchem anderen noch werden, so hoffe ich, 
iiese wenigen Notizen nicht unlieb sein. 

I. Die Familie Quantz. Bans Joachim Quantz*) wurde, wie 
er in seiner Selbstbiographie bemerkt, am 30. Januar 1697 abends 



*) So nennt ihn die Taufarkimde im 0. Kirchenbuoh. Der Name wird 
daselbst stets mit tz geschrieben. 

Monaten. f. Mnelkgeeoh. Jahrgang XXIX Ko. 5. 6 



70 



Miscellanea. 



zwischen 6 und 7 Uhr zu Oberscheden im Hannoverschen geboren. 
Nach der Sitte der Zeit wurde im Kirchenbuche nur die Zeit der 
Taufe angegeben; dies© fand gewohnlich schon am ersten Tage naoh 
der Geburt statt; in unserem Falle am 6. Februar.*) Es ist nioht 
ausgeschlossen, dass Quantz selbst sich tiber seinen Geburtstag im 
ungewissen befand; was im andern Falle die ungewohnliche Hinaus- 
schiebung der Taufe verursachte, lasst sich nicht sagen. Die Eltern 
waren e vangelisch - lutherisch ; der Titer, Andreas, betrieb in Ober- 
scheden dag Hand werk ernes Hufeehmiedee : seme Fran war eine geboiaie 
Elisabeth Beurman**) 8ie hatten sich am 3. Juli 1684 verheiratet***) 
Die Ehe wax mit 6 Kindernt) g«egnet, von denen Hans Joachim der 
fiinfte war. Es lasst sich kaum annehmen , dass die Vermogens- 
umstande der Leute sehr gtinstige waren; Quantz selbst sagt zwar 
dariiber nichts, wie denn tiberhaupt sein selbstgeschriebener and von 
Marpurg in den histor.-kritischen BeitrSgen abgedruckter Lebensabriss 
sich tiber die Eltern in ziemlich auffallender Weise ausschweigt 
Doch l&sst sich aus der Thatsache, dass der junge Quantz seinen 
altesten Bruder Jost Matthies, wenn derselbe auf den umliegenden 
Ddrfern den Bauern bei Kirchweihen und anderen festlichen Ge- 
legenheiten zum Tanze aufspielte, auf der deutschen Bassgeige be- 
gleitete, immerhin schliefsen, dass der Vater in bescheidener, wenn 
auch wohl verh&tnismafsig sorgenfreier Lage lebte. Sein Handwork 
mag ihn genahrt, er mag auch wohl etwas Ackerland besessen haben; 
von der Musik verstand er auf jeden Fall nichts und hielt auch nichts 
davon; denn noch auf dem Totenbette erkl&rte er, Jochen mPe sein 
eigenes Gewerbe, zu welchem er ihn schon vom 9. Jahre absjm- 
gehalten , ergreifen. Auch von seinem alteren Bruder wurde iff 
Knabe nicht in die ersten Geheimnisse der Tonkunst eingeweiht: e\ 
strich seinen Bass, ohne eine Note zu kennen, was den Bauern, die 
nach seines Instrumentes Grundgewalt sich in Reigen drehten, wohl 
auch gleichgiltig gewesen sein wird. 

*) Ami© 1697. Hans Joachim, Andres QuanM* 8ohn, ist getanft den 
6. February von HI Pastor Faukta Kkfs von Btihren; Gsvsttor wmr Joekim 
Oppermarm, itziger Baurmeister. 

**) So im Kirchenbuche za O., Quantz nennt sie Anna Use Burmarmin\ 
der Name Beurmann ist noch jetzt in der Pfarrei vielfach vertreten. 

***) Ebenda Anno 1684, Andrefs Quantx ist mit seiner J(ungfer) Braut 
Eiuabdh Beurman, Seel. CW Beurman'* 111 oop mleret iea 3, Juny. 

t) Jost Matthies geb. 1686; Andres Matthies geb. 1. Mai 1689; Anna 
Maria geb. 23. Novbr. 1691; Maria Elisabeth geb. 27. Januar 1696; Anna 
Uatharina geb. 21. Marz 1701. 

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t 



Miscellanea. 



71 



Der sorgenden Hand der Mutter sollte der Knabe sich nicht 
lange erfreuen; am 19. Mai 1702 trugen sie Meister Andres' Lebens- 
geHhrtin za Grabe.*) 

Es kann nicht Wonder nehmen, dass der Vater sich moglichst 
mscli inch einer neueii Htiterin seiner Kinder nmsah: sdion am 
8. Mai des folgenden Jahres ftthrte er die Jungfer Dmme Catherine 
Peterssen aus Hameln mm Altar.**) Auch tiber die Stiefinutter weife 
Jochen nichts za sagei, ja er nennt nicht einmal ihren Namen: die 
Ekdricke der Kindheit Tendschten ateh bei ihm ttberaus nhneU, was 
freilich nicht gmh Wunder nehmon kann, da er, nachdem im Jahre 
1707, am Tage vor Ostein, sein Vater gestorben war,***) das Mtern- 
hras sehr frih verliefe. 

Der Sielimtter — ihr Vater, Christophen Peterssen hatte schon 
Tor ihrer Verheiratnng das Zeitliche gesegnet — war mit den beiden 
eigenen und den sechs Kindern aus ihres Mannes erster £he eine 
•chwere List aufgebtirdet; ob noch wadere Kinder das v&terliche Ham 
verlassen, ist unbekannt aber wahrscheinlich, den elfphrigen Jochim 
im erziehen erboten sich zwei seiner Onkel, von denen der eine 
Schneider, der andere, Justus Quantz, Hof- und Stadtmusikus zu 
Merseburg war; ebenso erbot sich der evangelische Prediger in 
Lautereckt) in der Pfalz, der Gatte von des verstorbenen Andreas 
Scti wester, tt) Vaterstelle an den Verwaisten zu iiberaehmen. 

Quantz war fest entschlossen, Musiker zu werden: im August 
1708 war er auf dem Wege nach Merseburg, woselbst er denn beim 
Stadtmusikus Justus Quantz, einem Verwandten, tiber den sich nichts 

*) Ebda. Anno 1702. llsabeth Beurman, Meister Andrefs Qoantzens Ehe- 
frau wird begraben den 19. Majus, alt 41 Jahr 2 Mot, Text 1st Timotheum 
2 vers 15. 

m ) Ebda. Mit ihr hatte er noch 2 Kinder: Johann David, geb. 15. Pebr. 
, 1704 and Oatharina Elisabeth, getauft 26. Febr. 1705. 

***) Ebda. Anno 1707. Meister Andreafs Qnantz ist begraben den 27. April, 

, ! Text Johan. 14 vers 28, alt 49 Jahr. Ich verdanke die MitteiL ans dem 

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■ Kirchenbuche Herrn Pastor Oroscurth m Dankelshansen bei Oberscheden. 

t) Jetzt Lauterecken in der Rh.-Pf. Quantx nennt den Namen nioht; es 
war wahrscheinlioh Johann Philipp Oberheim Wiesbadensis, der von 1706 bis 
1746 amtaerte. Keben der lather. Pfarrei bestand ein lather. Diakonat, wo- 
selbst amen der series pastoram 1706 — 10 Joh. Pfefer Lwmmt angestellt wmr. 

tt) Vielleioht eine Orthea Elisabeth Qoantz, welohe 1695 als Gevatterin 
bei der Maria Elisabeth Qoantz* Taafe fangierte. — Die Geburts-, Taaf- and 
Sterbearknnden der Laaterecker Gemeinde warden zar Zeit der franz. Herr- 
tchalt an die Mairies abgegeben ; die Bargermeisterftmter besitzen nichts mehr 
veil ihnen. Gefi. Mitt, des Pfarramts Laatereoken. 

6* 



72 



Miscellanea. 



bat ermitteln lassen, in die Lehre trat. Nach drei Monaten, als dieser 
gestorben war, wurde Joti. Adr. Fleischkack, sein (sp&terer) Schwieger- 
sobn, Just. Quantzens Nachfolger. Bei diesem blieb Hans Jochen 7 1 /, 
Jabre. tJber ibn vgl. die Biographie. Der dort von Quantz als sein 
Klavierlehrer rttbmend genannte Onanist Kiesewetter, den er semen 
Verwandten nennt, Mefe Johann triedrich Kiesewetter und war, wie 
mir Prof. Martius, Dompfarrer za Merseburg, giitigst mitteilte, im 
Juni 1708 an der Domkirche zu Merseburg aufgeboten worden und 
spater Organist an der Stadtkirche St. Maximi geworden. Von seinen 
Arbeiten ist nicbts auf uns gekommen. 

tTber die Merseburger Stadtpfeiferbande, sowie die herzogL Hof- 
musik habe ich nicbts in Erfahrung bringen konnen. [Anfragen an 
das st&dtische (Bats-)Arehiv zu Merseburg und das kgL sfichs. Archiv 
Dresden.] 

II. Oeorg Schalle. Infolge der Hoftrauer (Juni 1714) am herzogL 
Hofe hart© Quantz Zeit genug, sich die Welt etwas anzusehen; in 
Dresden erreicbte er zunachst seinen Zweck, vorttbergehend Be- 
sch&ftigung zu finden, nicht; er reiste daher iiber Bischof&werda nach 
Radeberg, wo der Stadtmusikus Knoll einen Gesellen brauchte. Allein 
am 13. Juli ascherte ein schrecklicher Brand die Stadt zum grd&ten 
Teile ein; in der inneren Stadt blieben nur das Pastorat, so wie einige 
Hauser in der Pirnaer- und Dresdener Strafee verschont. Die Bate- 
und Kirchenarchive wurden vernichtet (Vgi. Chronik von Badeberg 
von Dr. H. von Martius-Bmtzen. 1828 bei C. F. A. Weller.) Dasg 
der Brand auch literarisch von theologischer Seite ausgenutzt wurde, 
lisst sich schon bei der Lektiire der Autobiographie denken. Man 
vgl. hierttber die angefuhrte Chronik. 

Auf den Bat des armen Knoll ging Quantz nun nach Mrtm, 
wo er beim St.-Mus. Schalle fur den Best seiner freien Zeit Be- 
scMfldgung fand. 

TJber Schalle verdanke ich der Liebenswurdigkeit des Oberlehrers 
und Stadtarchivars 0. Speck in Pirna die folgenden Mitteilungen. 

Oeorg Schalle wurde am 29. Marz 1670 geboren, wie sein aufsen 
an der Pirnaer Stadtkirche angebrachter Grabstein meldet; der Ge- 
burt8ort ist nicht zu entziffern. 1706 hatte er sich mit Anna Maria 
Wagnerin verheiratet und erlangte am 12. Juni 1708 gegen Erlegnig 
von 6 Gulden das Pirnaer Burgerrecht. Tom Marz 1707, wo er dem 
in grofstor Armut gestorbenen Christian Flade nachfolgte, bis zu 
seinem Tode (21. Juni 1720) war er Pirnaer Stadtmusikus. Er bezo$j 
wochentlich 2 Gulden festes Einkommen , sowie jahrlich 2 Scheffei 



/ 



MisotUanea. 



73 



Korn, 1 Schragen Kurz tannen Holz und Stein Lichte. Ferner 
wir ihm der Neujahrsumgang gestattet. Er musste neben sich 
„1 Zinkenisten und 2 andere gate GeseUen" halten. Schalle scheint 
in leidlichen flkonomischen Verh&ltnissen gelebt za haben. Nach der 
Pfeifer-Ordnung versah der Stadtmusikant in Pirna zugleich den 
Tfirmerdienst, hatte also Tag and Nacht die Wache za stelien, stiind- 
Met den Seiger fein ordentlich zu schlagen und mit der Trompete 
abmelden zu lassen, bei Feuersbriinsten das Alarmzeichen zu geben 
nd drei Mai tfgb'ch (frtih nach 4, zu Mittag nach 10 und auf den 
Abend nach 6 Uhr) mit seiner Musica zu blasen. . „Mit seinem Ver- 
dienst war er auf die Hochzeiten in Stadt and Land, sowie auf die 
Quartale- and Meisteressen and andre Festlichkeiten der Ziinfte an- 
gewiesen. Wenn er diesem Verdienste nacbging, litt natiirlicb manch- 
mal sein Dienst auf dem Turme. Da gab es h&ufig Elagen tiber ihn, 
and nicht selten wurde er in Strafe genommen." [Das Piruaer Rats- 
archiv bewahrt die Artikel iiber die Anstellung des Stadtmusikus von 
1630—1846. Darin die Stadtpfeifer-Artikel von 1631, welche 1667 
and 1730 etwas abgeMndert wurden.] 

Der Dreedener Stadtmusikus Heine batte mit andern auch Quantz 
dfter zur Verst&rkung seiner Leute nach der Hauptstadt kommen 
lassen and lebhaftes Interesse an ihm genommen. Nachdem Quantz 
die I 1 I 2 Jahre, die noch in Mersebuig abzadienen blieben, hinter 
sich hatte, bot ihm Heine eine Stelle in seinem Chor an, welche der 
junge Mann freudig annahm. Dass in seiner Erinnerung das Bild 
Am in bescheidenen Grenzen wirkenden Mannes gegentiber der 
miichtigen Einwirkung, die er von der s&chsischen Hofinusik empfing, 
stark verblassen musste, liegt auf der Hand. 

HL Gottfried Heyne. Ober Heyne bin ich durch das ttberaus 
lieben8wtirdige Entgegenkomraen der Verwaltung des Dresdener Bats- 
Archives in der Lage, eine Beihe von sehr interessanten Aktenstiicken 
mitteilen zu kQnnen. Am 2. August 1698 war der bisherige Stadt- 
Pfeifer, Daniel Weber, Heyne's Sch wager gestorben; am folgenden 
Tag richtete Gottfr. Heyne, als Mus. Instr. zu Meiisen bestallt, der 
inmate in Dresden anwesend war, ein Gesuch an den Bat, ihm die 
Stele zu tibertragen . . . „Wann Sie denn sein erledigtes Dienst mit 
nfichst zu ersetzen bedacht seyn werden ; and ich des Vertrauens, 
Sie werden, in Ansehung ich dieser Kunst geraume Zeit hero, sonder 
Buhm, mit allem Fleifse, obgelegen and vordessen eine Zeit lang in 
der Kayserl. Capelle zu Vien,*) und Briinn in M&hren, in des Herzogs 

•) In Rachel's Buch: Die K. Hofmueik-Kapelle in Wien (1869) 1st Heyne 



74 



Misoelkuiea. 



von Braunschweig in WolfenbfLtel Capelle, in Schlesien, in der First. 
Residenz Briigk, mich gebrauchen lassen, auch biy meinen seligen 
Schwager selbet 7 Jabr gewesen, mir vor andern darzu gtithigst tsa 
verhelf en ; Alls gelangt . . . bin auch der Erbiethung, ein paar von 
denen hinterlassenen Weberischen unmfindigen Eindern, m deren 
besserer Aufferziehang za mir za nehmen . . . (Akten Am Rates 
A. X1L 14. Bl. 2.) Auf dieses Gesuch beschlees der Rat am 14. Sept 
1698, Heyne als Stadtpfeifer anzustellen. Die dartiber ausge«tellte 
Urkunde ist der Mitteilung wert: 

„Wir Biirgermeister . . . Bemnach Unfe Gottfried Hayne, Stadt- 
Pfeiffer za Mei&en . . . nach der nebst andern abgelegten Probe dami 
am ttlchtigsten erachtet worden ; Aifs haben wir Unfe folgender Be- 
stallung mit Ihm verglichen, Nehmlichen : Es soli gedachter Gottfried 
Hayne . . . sich guter tiichtiger und wo mSglich . . . unbeweibter 
Gesellen und Jungen beflei&igen , nnd dadurch diese Residenz-Stadt 
und Kirchen allhier, mit allerhand zur Music gehSrigen Instrumenten 
versehen, des Cantoris Anordnung, was die Eirchen Music betriflt, 
nachkommen, und sich bey denen Auffwartungen, sowohl bey iem 
Gottesdienst, als andorer Orthen, willig und bescheiden erwei9en. u Es 
folgen Anweisungen, die Dienstwohnung auf dem Ereuzturme in rein- 
lichem Zustande zu halten, die Stunden, falls er nicht durch Hoch- 
leiten etc. daran verhindert wttrde, ordentlich abzublasen, auf etwaige 
Feuerausbrtiche zu achten und diese durch Glockenschkg u. s. w. zu 
melden u. a. m. 

w Die Hochzdten in und vor der Stadt, soil er nebenst seinen 
Gesellen, mit Fleis versehen, und das auffwarten, dass sich dartiber 
Niemand zubeschwehren, und selbsten Ehre und Rohm davon haben 
mdge, verrichten; Wann auch mehr als eine, oder deren etliche zu- 
sammen kommen mdchten, solche vor sich oder durch andere be- 
stellen, inmafeen er nicht unbillig vor alien andern Musicanten, dem 
Herkommen nach, den Vorzug haben und behalten soli; Jedoch, 
weiln sich auch andere der Music zugethane alhier befinden, so soil 
er diejenigen, welche alhier in der Eirche mit auffwarten, wann Er 
Adjuvanten benSthiget, vor andern frembden darzu nehmen und ate 
dessen genti&en lassen; Es sollen aber auch dieeelben sich darbey 
also bezeign, dass Er und die interefeirende Hochzeit Leute darxnit 
zufrieden mjm kdnnen ; 

. ■ Und weiln man bifehero wahrgenommen , dass die Btirger mid 

nioht aufgeffihrt. Wabrscheinlich Ist er also nur guz vorflbergehend dort ge- 
wesen; ion er geflunfcert habe, ist nicht awnnehmen. 



andere Einwohner bey Ihren Ehren.Tagen andere Musicos lieber als 
die ordentlich bestellten, gebraucht, So hat Er sich so zu bezeigen, 
dan hierzu Niemand Ursach habe. 

Er soli auch hinf&hro, wie vor diesem br&uchlich gewesen, an 
denen boben Festen, frfthe ehe das Lfcuten angehet, eine balbe Stunde 
tiff dem untatstan Gang© miricijwi, darzu Ihm© aus der Schole die 
bendtbigten Enaben gefolget werden sollen. 

So ©fit der Herr Superintended in der Sopbien Eirchen des Mon- 
tags prediget, soil er, wie br&uchlich, in derselben, so wohl in der 
Frauen Eirche, mit seinen Instrnmentis sich finden, auch zu Alt 
Dre&den in Sachs Wochen einmahl, wann Er hierinnen abkommen 
kann, rich Uxen lassei. 

Wamn die Herrschaft watt den ScMitten fihret, ranis Er das 
abblasen aaff dem Bath Hause verrichten, auch, wann die Birger- 
schafft ganz oder zum Theil auffeiehet, zwey Trommelschlager und 
zwey Pfeiffer ohne Entgeld verschafien und vorstellen. Hingegen soil 
Ihme, von Zeit seines Anzugs zur Besoldung gereichet werden, 
wdohentlich anderthalben Gulden an Gelde, zwey und zwanzig Glilden 
Eleyder Geld, Sechs Gtilden die Er soist an Eorn wegen der Lichte 
aas dem Ambte St Materni bekommen, Vier Giilden, vom Weiser zu 
ttelen, aus dem Briicken Ambte, ingleichen zwey Scheflfel Korn aus 
dem Leubnizer Ambte. 

Ferner haben Wir Ihme zu seinen befsern Aufekommen, aus an- 
gefBhrten beweglichen Ursachen , W6chentlich noch zehen Groschen 
6 P%. aus Unser Gammer, bis auft wiederruffen, so Unfs frey stehen 
•oil, zu reichen gewilliget; Und hat er hierttber das Neue Jahr, so- 
wohl in der Veetung als zu Alt Drefeden, und vor dem WiUsdorffer 
There von den Innwohnera und Bfiigerochalft, dem Herkommen nach, 
zusamblen und einrafordern. 

So hat Er auff den Hochzeiten das gewdhnliche Lohn, als von 
jeder Stimme, Ein Thaler, und was die Giste aus guten Willen auff- 
legen, zu gewarten, hiertiber aber Eeinem was abzufordern, viel 
weniger einem oder dem anderen, ohne sonderbahrer Verehrung einen 
Tanz zu rersagen." 

Ein Sohn von . Heyne's Amtsvorg&nger, seines Schwagers, war 
gegen 13 Jahre sein Geselle gewesen. Nachdem Heyne schon 34 
Jahre Dienste gethan und das Alter herannahen fiihlte, bat er den 
Bat am 23. Sept 1732, ihm einen Adjunkten in der Person seines 
„Vetter's w , Daniel Oottfr. Weber zu geben. Unter demselben Datum 
reichte dieser eine fthnlich gehaltene Bittschrift ein, worin er be- 



76 



Misocillwicia. 



sonders hervorhob, iass schon sein Vater der Stadt Dresden 28 Jahre 
gedient habe. Das Geeuch schlie&t: „. . . mich, mit besagfcen meines 
Tetter Heynens Genehmhaltung, demselben zu adjungiren, und nacfa 
dessen todti. Hintritt, mir die Stelle des hiesigeii Stadt-Musici zu 
conferiren, da, umb mich hierza za habilitiren, in die 13. Jahre in 
der Frembde, und beeonders m Erankforth, Berlin, Bre&lau, Badissin, 
und anderer Orthen, der Eunst nachgegangen, sowohl hieogen Orths 
bey dem EdnigL Cammer-Musico Bichtern, einige Zeit Lectiones ge- 
nommen, auch nunmehro bereits 13. Jahre bey mentionirten hiesigeii 
Stadt-Musico in Condition gestanden ; 

Als ergehet an Ew. Hoch- und Wohl-Edl auch Hoch- und 
Wohlw. mein unterth&nig - gehorsames Bitten Selbte wollen hoch- 
geneigt belieben, mich, meinem Tetter, dem hiesigen Stadt-Musico 
Heynen, nicht nur zu adjungiren, sondern mir auch nach dessen 
dereinst erfolgenden Ableben, dessen Dienst, nebst alien Emoluments, 
wie solches derselbe, und dessen Torfahren besessen, giitigst zu con- 
feriren . . Am 4. Okt 1732 legt© Weber in Gegemwart des Oiganfetan 
Pexold u. a. eine Probe seines Eonnens ab ; wir erstaunen, wenn wir 
h5ren, welche Instrumente die Stadtmusiker zu spielen verstehen 
mussten — begreifen aber auch Quantzen's und anderer Elagen tiber 
die mangelhafte Ausfiihrung guter Musik durch diese Leute. Eg liegt 
fiber die Probe folgendes Protokoll vor: 

(Akten A. XEL 49.) Dre&den, am 4 October 1732. 

Beferirt der H. Bgmstr. Togler in Sen. consessu, dab geetern 
nach mittags Daniel Gottfried Weber in dem grofeen Schul auditorio 
seine Probe auf der violino, Hautbois, Eleute traverstere, Eleute a 
vec (!), violoncello, Posaune und Zinken, gemacht, die ihme yorgelegten 
Stticken auf obigen Instrumenten theils alleine, ohne Zustimmung 
des Clavicimbels, theils aber mit demselben, wohl, fertig und hurtig 
gespielet, und also sey er wohl bestanden. u . . . 

Das n&chste Dokument soil ganz mitgeteilt werden, da ee fiir 
die sozialen TerhSltnisse der Musiker vom hochsten Interesse 1st 
Es findet sich in den Akten A. XIL 50. 

pr. d. 13. Aug. 1733. 
Hoch- und Wohl Edle, Teste, Hoch- und 
Wohlgelahrte, wie auch Hoch- 
und Wohlweise, 
Hochgeehrteste Herren! 
Ewr. Hoch und Wohl Edle Hoch und Wohlw. ruhet sonder 
Zweiffel in Hochgeneigten Andenken, we&geetalt ich mich zum 



Miscellanea. 



77 



Mtuen beschwehren mtteen, dais man auf denen Hocbzeiten andere 
fianden zum Auffwartten mad Mafic zumacben nimmet, und micb, 
dem es mit denen Meinigen ordentlich geh5ret, iibergehe. 

Nun babe ich bib anbero die wahre Ursache niemahls so eigent- 
lich erfehren kflnnen, mufs aber nanmebro mit Erstaunen erfahren, 
iafe einige derer Hochzeit-Bitter: daran die grofste Schuld, indem 
m ihree Genufsbalber nicht nur andere Banden daizn vorschlagen, 
loidem auch mieh und die Meinigen noch darzu aufe hSrteste ver- 
iiglimpffen ; Wie denn der HochzeitrBitter Stthle nur dieser Tage 
in Gegenwarth unterschiedener Personam gesprochen: 

Heyne hat gleich das Vogelschiefeen und da sohickt er uns 
gewils nur einen von seinen Leuthen und ein Paar Bier- 
Fiedler! 

Nacbdem nun dadurch von solchen Hochzeit-Bittern mir die 
Hochzeite, so docb Pars Salarii sind, nicht nur entzogen warden, 
sondern auch unterschiedliche von denenselben wider das Herkommen 
and bifeherige gate Gewohnheit auf denen Hochzeiten Unordnung 
anfangen, dem ersten Hochzeittag bunte Reyhen machen, welches 
nicht alleine denen Hochzeit GSsten sehr verdrlifslich, sondern auch 
mir und denen Meinigen hochst prejudicirlich, immafeen das Auff- 
legen bey dem Frauenzimmer auff solche Arth allemahl vorbeygehet; 
Hiern&chst tanzen auch einige von denen Hochzeit-Bittern gemeinig- 
lich selber mit unter die G&ste hinein, und verlangen Vor-Reigen, 
welches ihnen aber, weil die Gfisten das Nachsehen haben mttosen, 
nicht wohl zu verstatten, es miifste denn ein solcber Hochzeit-Bitter 
ein Freond vom Br&utigam oder der Braut, seyn, da es ihm denn 
nicht versaget wird. Ja es unterstehen sich einige auch so gar Zeit 
wehrenden Essens Sch&mzer-Lieder abzusingen und pretendiren von 
mir und meinen Leuthen ihnen mit denen Instrumenten zu respon- 
diren, andere Binge e. g. wenn sie sich also verkleideri, als ob sie 
eine aite Frau in einem Trage-Korbe trtige, und dabey aufflegen 
lassen — zu geschweigen. 

Nachdem nun aber auch ein solches alles sowohl denen Hochzeit 
Gfisten meistentheils hochst mifefillig als auch mir und denen Meinigen 
sehr nachtheilig; Alfs habe es Iw. Hoch- und Wohl EdL, Hoch- und 
Wohlw. hiermit geborsamst hinterbringen wollen nicht zweiffelnde 
Dieselben werden besonders Rlihlen sein ibles Bezeigen ernstlich ver- 
weisen, ihn zum Ersatz derer Unkosten anhalten und denen andern 
Hochzeit-Bittern insgesamt bey Straff© verbiethen, dais sie mir keine 
Hochzeit entwenden und absp&nstig machen, auch sonst keine Un- 



78 



Adam Xrieger. 



ordnung auf imm Hochzeiten anfaiigen sQlIen. Ich #a tfrimt dto- 
gegen albtetB Bwr. Hoch- mil Wohl EdL « • 

DreJMem, Hoch- und Wohlw. ^d 

den i. Aug. 1733. gehorsamer ^ 

oonc.: Jobann Benja- Gottfried Heyne. ;x - 

min if inch. Bestalter Stadt-Muaiciis. 

Der in seiner kiinstlerischen Ehre gefoKnkte und material gp» 
sohldigte Mann sah seine Anzeige von Erfolg gekrdnt: Durch ITrtheil des 
Baths vom 22. August 1733 wnrfl© Btthle wegen der Beloidignngen wur 
Abbitte vor Gericht, znr Tragang der Kosten und za 4 alten Schock 
oder 8 Tagen Gef&ngnis verurtheilt, eine Strafe, welche jedoch auf 
Btlhle's Bitten auf die HMfte erm&feigt wurde. 

Schon zii Ende dee Jahres 32 oder Anfangs des folgenden war 
Weber gestorben; am 17. Januar 35 bat Heyne, ihm semen Gesellen 
Johann Andreas Sander beizugeben, der bereits an die 6 Jahre bet 
ihm gewesen und sich w&fcrend dieser Zeit „framm und christr 
lich aufgeflihrt" habe. Bei der zur Wahl tines Adjunkten ana- 
geschriebenen Probe fiei jedoch die Stimmenmehrheit auf Joh. Paul 
Weifs, „bifeherigen Hautboisten bey der adlichen Compagnie des 
Cadets." Am 19. August 1738 meldete WeUfe den Tod des alten 
Heyne, der am 7. deeselben MonatB erfolgt war, dem Bathe. In der 
Erauenkirche hatte man ihm die Leiohenrede gehalten. Er hinterlieis 
seine Wittwe offenbar in schleohten Verh&ltnissen ; das halbe Jahree- 
gehalt, welches sie „pretendire", wollte ihr Weifs nicht auazahlen, 
doch wandte er sich an seine Vorgesetzten, ihn mit der Iran „m 
Bichtigkeit zu setzen. 44 Was aus der Angelegenheit wurde, weib 
ich nicht 



Mam Krleger 

(von Bob. Bitner). 
Das sechste Zehen. Aria 8. Der beste Wein kflmmt yon dem Rhein. 



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fiein-Wein, Bein-Wein muss ©s seyn, der hftlt d«m Ma-gen rein, der 



Adam £rleg«r. 







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lii - stig In der Teutaoben Welt, die dev Beinscbe Wein er - bilk 



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So! ibr BrA-der ! singt and spielt die be -item Lie-der aaf den ed - len 

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Adam Kriager* 



Reinaohen Wain, din der E©im h5 - ret wi© wir fr* - lich 'sejn. 



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Hol-1a ! schenkt die Rft-mer ein. Hol-la 1 HoMa 1 sckenkt die B& - mer ein. 



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Ritornetto. 

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Adam Erieger. 



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2. Necker-Wein ist aaoh wohl gut doch macht er schlechten Mat; or mt 
m achwach and nicht mhr toll and macht nur die Kaldaunen voll. Dieser aber 
star nit die Stirn und belagert das Gehirn in erwilnschter Frdhligkeit wenn man 
ihn recht that besoheid. 

3. Franken-Wein geht aueh mmh mit aaf manohen Hitt and Tritt, zamalen 
wenn er pflegt za seyn and kOmmt von Wtlrzbarg an der Stein. Aber Moeler 
giH docb mihr, Bacheracher hat mehr Ehr and Binekaaer machet gut wie Hooh- 
heimer Math and Blnth. 

4 Andre Weine, wie tie seyn, die schmecken nicht so fein, sie schmecken 
swar, doch aber nicht -so lange wie bei dem geschicht. Dieser bleibt in besten 
Tsasch, ob er schon macht einen Baosch, trinkt man doch dec andern Tag 
wiftderomb to viel mam mag. 

5. Seht anch Teutschland wie es lijjffc and sich so wohl gefigt, dass bei 
ana so viel Eichen sein zu Ehren unsern Keinschen Wein. Difs Gefefe ist ihm 
beetellt, wo er sich am besten halt, dass er so alt werden kann als ein ehrlich 
Teotscher Mann. 

6. Also bleibt es nan darbei, dass aber ihn nichts sei; dm lieber Rein-Wein 
bleibest wohl, fur dir ist meine Gurgel hohl; solche wird alsdann gestillt, wann da 
sie wohl angefullt Erstlich Wein, hernach kein Bier, dieses Sprichwort lieben wir. 

Much jeder Strophe folgt der Befrain: So, ihr Bruderl singt and spielt etc 

Das sechste Zehen. Aria 2. 

(Wert am die Halfte gekflrzt.) 



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Nan hab fob ge - fan -den, was mich ent - at - ket 



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Adam Krieger. 



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inI - Iiifsi Herti! licli kom and 



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dir mil fle- hen-den Seh-nen, luse diah ge - weh-ren mich sm be- 



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ichtt - men mad in er - ge- tzen dnreh dei - ne Zier. 




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Mtt©iiiig«L 



83 



2. Mum bleibet gar eben mein Than rail Leben dir gmnte ergeben , o 
•chines Kind! aoh dempffe wm dm m sehr entsondt, benimm mir die Pein! 
ich fflhle yon Berien flammende Schmerzen, brennende Kenen, welche nooh 
glimmen von deinem Scbein. 

3. Man, weil ioh gefanden was mich entzttcket and reobt erqaioket, nob 
•Usee Hers! so komm and utile den Liebes Schmerz! Hier knie ioh fir dir 
nut flehenden Sehnen, lass dioh gewehnen mioh in beschdnen and in ergetzen 
darch deine Zier. 

(Folgt naoh jeder Strophe ein fiitornelL) 



Mttelmigen. 

• Cremona. Bine CharakteriBtik der italienischen Geigenbaaer and ihrer 
Instramente yon Friedrieh Niederheitrnatm. 3. yermehrte Aafl. Leipzig 1897, 
0«rl Mtwtbmrgcr. 8P, ¥HI a. 104 8. Der Verfasser iat Beit oa. 1884 tot and 
warde die 2. Aafl. nar ein Abdrack der era ten, wahrend die yorliegende daroh 
Dr. BmU Vogel m betreff des historisch-biographiscben Teils eine y&IHge Urn- 
arbentong erfahren hat, betonders wm den Anteil Eaapar Twffmbrmekets be- 
trifft. Ungewiu ist immer noch, wer aos den Violen die Violine zaerst gemaoht 
hat, and da die eingeklebten Firmen grftfstenteils doroh spatere Instromenten* 
maoher gefalseht mud, wird ©s rich wohl nie mehr festetellen lassen. Die neae 
Awing© letcbiiet sioh noch dadaroh mm, dass eine Ansahl alte Firmensettel in 
aatographisoher Manier hergestellt sind. Im flbrigen stimmt die Aoflage mit 
iiir enten fibereiii. 

• Beethoven's Ikfimm solemnis. Eine Stadie yon Wilhelm Weber. Augs- 
burg 189? J. A. Schlosser (P. Schott). 8°. 184 8. a. 7 Tafeln mit Beispielen. 
Obiger Verfasser ftthrte die Hesse in Augsburg am 22. Mftrs mit dem Ora- 
torien-Yereine auf, dessen Diligent er ist and yerfasste zam Behafe besseren 
Verst&ndnisses obige Stadie. Der Herr Verfasser nimmt es mit seiner Aafgabe 
•ehr emit iiitci macht den Leser scent bekannt mit dem Oharakter d« Jtompo* 
nisten, seinen eigenen Bekenntnissen aos firiefen and Tagebdohern and sohafflk 
dnrch den Weohsel yon Erklarungen and eigenen Aasspruchen ein lebenivolles 
BilcL Bekanntlich beabsiohtigte Beethoyen die Mess© zor Intronisation als 
JSrzbisohof yon Olmfltz (1820) seines GOnners and Schiltrs Eriherzog Radolf 
▼on Osterreioh in schreiben. Der Verfasser widmet diesem Out frewdidhaft- 
lichen Verh&ltnisse ein eigenes Kapitel. Die Messe warde erst 1828 fertig and 
ging weit fiber die Grenien eines Hoehamtes hinaus. In weiteren Abschnitten 
wird Beethoven's 8eelenstimmang and sem Glaabensbekenntnis behandelt, dem 
aohKe&t sioh ein Kapitel fiber das Hoohamt selbst an, Beethoven's Stellong sa 
0Umn^Xhtm anA m fort, demem sioh dann Seite 81 die BrUlrang der Messe nit 
Amgmbe dor Themen uschUafst. Sehr belebend wirken die vielfaoh ©fegettr«ii« 
Terse aos Gediohten, welche den Eindrack, den der Verfasser ersielen will, 
in poetiiolter Form sasramenmssen. Die Gesamtdarstellong ist von hoher Be- 
geisterang getragen und hinterlasst einen erhebenden Eindraok. Der Yerfasser 
kommt anch mehrfach aaf die Taabheit B.'s za sprechen, so z. B. 8. 88, wo 
er das 2. Kyrie bespricht Bier bringt n&mlich B. Yorhalt and Aafldsangston 



84 



Mitteilongen. 



za gleicher leit, wenn aach der erstere gebonden ist. Herr Weber schiebt 
die Anwendnng dieser Dissonanz B.'s Taubheit za. Mir liegen gerade deatsche 
Gesange von Soandello am dem 16. Jh. vor. Soandello konnte bekanntlich 
sehr gut hdren and als Kapellmeister der sachsischen Hofkapelle hatte er 
reichlicb Gelegenbeit seine Kompositionen zur Aufffthrang za bringen and 
doch schreibt er dieselben Bissonanzen wie B. ; Seandello, Neae geistl. deatsche 
Lieder mit 5 and 6 Stimmen, Dresden 1575\ Nr. 8, Takt 2, Alt and Bass: 




and daza singt der Discant c, so daas 
II I t an gleicher Zeit erklingen and 
doch, wenn der Dirigent dm H descreac. 
nimmt, wird der HOrer bei dem schnellen 

Vortbergang© k«ME die Diaaonan* em- 



pfinden. Soandello bringt dieselbe Stelle and fthnliche noch mehrfach. Ich er- 
w&hne sie nar, am za beweisen , dass damit B.'s Taabheit gar niohts za than 
hat, denn sein inneres Ohr war feiner aasgebildet als bei je einem Moniker. Nor 
Unaehtsamkeit and Nachlassigkeit kann hier schold sein. 

* Jahrbuch der Masikbibliothek Peters fir 1896. Drifter Jahrgang. Har- 
aasgegeben von Emil VogeL Leipzig 1897, 0. F. Peters, gr. 8°. 102 S. mit 
Handel's Portrat. Preis 3 M. Der Inhalt besteht aos einem beschreibenden 
Verzeichnisse Bach- and Handel'scher Portrats, denen 9 Xritiken liber meiat 
masikhistorische neae Werke folgen. Hermann Kretzsckmar beriohtet daraaf 
iber Konzerte im grofcen Stile, Max FriedUmder uber Mozart's Wiegenlied, 
welches sich endlich dorch Aaffindung eines Originaldrnckes und einer alien 
Handschrift als ein Lied von Flies (Bernhard, Gerber muter Flieaa) ergeben hat. 
Weniger glncklioh ist derselbe Verfasser mit der Zosammenstellang zweier 
melodischer Phrasen, die eine von Gluck, die andere von Mozart, die beweiaen 
sollen, dass Mozart von Glack beeinflu&t warde. Der Eindrack and der Rhyth- 
mas ist bei beiden Phrasen so verschieden, dass ein anderer kaam daraaf verf alien 
kftnnte. Dr. Vogel spricht daraaf von der einstigen Borgheseschen Bibliottiek, 
die in alle Winde zentreut ist and fuhrt daraaf 8 Bibliotheken in London, 
Paris and Rom an, die eine Anzahl Werke erworben haben. Den Sohloaa 
bildet wieder ein Verzeiohnis der 1896 ersohienenen Litterator aber Masik mit 
Emschluss dot Aaslandes. Herr Dr. Vogel wtrde der Naohwelt einen grotaa 
Dienst erweisen, wenn er Nekrologe iber verstorbene • Mosiker, geetfitzt awf 
tiohere Qaellen, allj&hrlich dem Jahrbnche einfugen wollte. 

* Dr. EmU Bokn'8 masikhistorische Koiuserte in Breslaa fanden. daa 67. 
und 68. im Febrwir mud Mira statt, nor Yokalkompoaitionen Frans Sbhubaste 
geweiht. 

* Moaikdirektor Vollhardt in Zwiokaa gab vergangenen Winter mit dean 
Kirehenchore mi St Marifin nebet Unterstutzang von Sotokrttftun und ctar 
Stadtkapelie 5 Aaffthrtmgen in der Marienkirche, danm Programme nr Halite 
stets aos alien Tonsfttzen bestehen, w&hrend die andere Halfte neaeren Kom- 
ponisten gewidmet iit. Dm 8. Xomeert brachte das Oratorinm : Die Unhurt 
Christi von Herzogenberg, op. 90.. 

* Die Beilage kann erst mit der nachsten Mummer geliefert werden. Sie 
enthalt den Schloss des Kataloges. 

V«nuitwortlloh«r Badakttiur Bobert Eitner, ftnipli (Ucktrm*rk). 

Drmok Yon Huminn B«j«r A SOhne im Lft&gMMMtUa. 



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MUSIK-6ESCHICHTE 

herroisgegebeii 



der detelsohaft fir Miisikfoiiiohiiiig. 





Pnli dei Janrgangt* 9 Mk. Monattleh mriolMiiii 




Illl. Janri 


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lo. 6. 


1897. 


KommiitioniTerlag 


tou Breitkopf A Hftrtel in Leipsfg. 
Boatolliiiigtii 
ntant jade Bach- und Mngfthandlnng •nigegen. 





Totenllste des Jslr©§ 1896 9 

die Masik betreffend. 

(Karl Lftstnar.) 

Abkttrmng fir die citierten Mosikzeitschriften : 
Bftbgem. a Deutsche Bahnen-Genossenschaft Berlin. 
Guide = le Guide mus. Bruxelles, Schott 

K. u. Muss. = Deutsche Kunst- m. Musiksta. Wien, Robitschek. 
Lessm. = Allgem. Deutsche Musikztg. Charlottenburg. 
Menestrel «= le Menestrel. Journal du monde music. Paris, HeugeL 
M. Tim. — Musical Times. London, Novello. 

Mus. sac. = Musica sacra Monatsschrift fir kath, Ejnim:mmB : ik Bagemsburg, 
Haberl. 

N. Z. £ M. «= Neue Zeiteohr. f. Mus. Leipzig, Kahnt. 
Bicordi = Gazetta music, di Milano, Bicordi 
8ig. = Signal© £ d. mus. Welt Leipzig, Senff. 
Ludw. « Neue Berliner Musikztff. Ludwig. 
"Wbt = MusikaL Wochenblatt. Leipzig, JMtzsch» 

Es wird gebeten falsche Daten der Redaktion gefalligst anzuzeigen. 

AUftdla, iMigm, Prunadonna, Meeamopraii 9 Donizetti sohrisb for aie die 

Maria Padilla, st im Jan. in Bom; geb. 1821 in Genua.- Menestrel 

48. Leaam. 128. Bicordi 80. 
AMcy, Html I., ImpreflBario, Grinder der Firma Abbey, Schoffel mi Gran, 

it 17. Okt in New-York. M. Tim. 344. Sig. 841. 
4'AffUttt, Bfcttit Arabella, Komponist in Neapel,- st dm. im April 

Lessm. 245. 

Alwtw, Ghirid, Fianirt tmd LAW, st. 5. Mini in Ckwiiait, geb. 1824 

in Baiern. M. Tim. 268. 
Artwgli, (ItovMil, Balletmeister in IVankfart a.M^ vorher in Darmstadt 

nnd Dresden, st 20. April in New-York. M. Tim. 411. Sig. 403. 
Ami, Altai, popnlarer Wiener Volkss&nger, st in Wien 25. August. 

Lessm. 493. 

Mulsh, t MsMmmmm. smmsm JDHX. No. 6. 6 



86 



Totenliste des Jahres 1896. 



Aadrews, Joseph King, Orgelbauer der Firms Forster and Andrews in Hull, 

st. das. 5. Okt. M. Tim. 833. 
Aatoa, Hfflpp Gottlieb, Komponist in St Louis, seit 1847 dort aimftwig, 

st. im Sept.; geb. 1831 in Darmstadt Sig. 856. 

Irllirg » Fritz, einer der bedeutendsten Opcmsinger mid QeBanglehrer Skan* 

dinavienff, Komponist and Cbersetwr von Operafaxten in die Sprmii© 

seines Landes, st 21. Febr. in Christiania, geb. 1830 in Dalekarlien. 

Imul 128. mi. 147. 
Ambrist, Karl Friedrich, Orgmnist an der St Petrikirche m Hkabtirg und 

Musik-Beferent dee Hamburger IVemdenbliittei, st aof einer Beiae in 

Hannover am 7. Juli; geb. 30. M&rz m Hamborg. Nekr. a. Todes- 

Anzeige im Hamburger Fremdenblatt vom 14. Joli. 
Arroyo, JoKe EniHft, Solofldtist and Prof, am KoiiigL Kaniermter^ m 

Lissabon, st das. 4. Den., 64 Jahr alt M. Tim. 1897, 124. 
Aierbaeh, liilpi, ehemaiiger Heldentenor, st im Jan. in Frankfort a. 11, 

geb. 1826 in Karlsruhe. WbL 91. Lessm. 84. 
Af eaariis, Richard, Naff© Bich. Wagner's, Pro£ an der Uuvorritit Zfirid^ 

st das. im Sept M. Tim. 687. 
Azaar, Jaaa Baatista Ptaseatia, Kirchenkomponist and Organist in Valencia, 

st in Tortosa 18. Sept WbL 579. M. Tim. 762. 
Bagge, Selnar, Komponis^ MaaikiclMiftiteler and seit 1868 Birmktor der 

Masiksehale za Basel, st. das. 16. zam 17. Joli; geb. 30. Jani 1823 

za Kobarg. Nekr. Scbweizerische Masikzeitang 140. 
Baker, Alfro4 Stills, Organist an der St Jaines-Kirehe in New- York, st 

das. 13. Okt, 28 Jahr alt M. Tim. 762. WW. 639. 
Ballard -Bittnarsch, Frau Liaa, Pianistin in Dresden, st das. 6. BUn. 

Dresdn. Journal 

Barbot, Jtsaph-lhMan- Wsirl, ehemaiiger Operntenor, Pro! am Ken- 

nenratoriaiii zm Paris, st dm. 24. Dea^ geb. 12. April 1824 lit Turn- 
louse. MSnestrel 1897, 7. Guide 1897, 18. 
Barilli, Nleela, ehemaiiger Opernsanger, HaJbbruder- der Fran Patfl, at 

70 Jahr alt im Nov. za New- York. Mgnestrel 399. WbL 687. 
Baraby, Joseph, Organist, Komponist and Direktor der Guildhall School 

of Music zu London, st das. 28. Jan.; geb. 12. Aug. 1838 m York 

Nekr. M. Tim. 81. Lessm. 84. 
Battaiile, Leais-Mcolas, Geaangkonipoiiist in Paris, st daa. 29. Nov., 56 Jahr 

alt M. Tim. 1897, 50. 
Beer, Julius, Hornvirtuos, Prof, am Eonservatoriam za Prag, st das. 29. Aug, 

59 Jahr alt WbL 483. 
Bergnaaa, Aatta, Kdnigl. Musikdirektor am kath. Seminar an Barton, 

Komponist von Kirohensachen, st das. 9. Joni; geb. 15. Dea. 1833 m 

Granati bei Ostritz in Sachsen. Mus. toe. 156. 
Beria, Aloys, (eigentlich 8eheicM), Sanger and Textdiehter in Wien, at daa 

17. Febr.; geb. ebenda 1826. Sig, 295. Lessm. 128. 
■araaicoil, Aknaaifo, Pianist, frflher m Montevideo, st in Boifavo 

1. Sept; geb. urn 1855. Lessm. 576. Nekrolog im Bicordi 628* 



Toteniiste des Jahres 1896. 



87 



•oftnat, Ilka, OeHu^lafarerin in Puis, st dm Ende dee Jabrea. Leasm. 
1897, 28. 

BetyeMaa, Gilbert I., Eonzertmeister mud Gesangkomponist in London, 

wmgltokfe auf d«m Wetterhoni in dor Schwab 9. Sept, 31 Jahr alt 
M. Tim. 685. 

Mil, Alfred, Librettist and Musikkritiker in Paris, st 23. Febr. in BrfisseL 
if. Tim. 268. 

Bhneasteagel, Albreeat AemaHger Kosnrtaeiilw am Hoftheater m Braun- 
schweig, st. das. 7. Juni; geb. m Helmstedt Big. 652. Buhgen. 230. 
BkHM-8uter, Bianea> fruhere Priinadoiiiia der Berliner Hofoper, st im 

Okt m Buenos-Ayres. Mtaestrd 383. WbL 687. 
Beers, Joseph Carol, Prof, an der kath. MusikBchule in Nymwegan, Kom- 

poniBt nnd Musikschriffcateller, a. A. einer Bibliographie der Werke der 

atten und m©d«rneii niederl&ndischen Musikerj st mi Delft 1. Nov.; 

geb. m Nymwegen 1812. Guide 738. WbL 639. Todesanaeige. 
Beora, Edaard Jeaa Joseph vaa im, Harmonium - Virtuose, Musikkritiker 

der Lutticber j^feuse", Eomponist und Diohter, st. 16. Aug. m Luttioh; 

geb. 1828 au Gronsveld. Gkiide 578. Lessm. 479. 
Berdter, Jilts, Eomponist und Musikverleger in Paris, st das. 29. Jan., 

49 Jahr alt M&iestrel 40. 
Bonraai, titer JUessnifii, EjrAoik#iB|»iiM mud MusikdiTCkfaH' mi d«r 

K*tb©drmle S. Ibranoeaoo in Aaaai, st das. 5. Woo, 77 Jahr alt 

Mtaestrel 104. Lessm. 220. 
BoflMttS, Heart, h«rv©iriig«ider Violincellist in Airwtodam, st daa. 40 Jahr 

alt den 19. Aug. Lessm. 520. 
Bawl, Pieiro, Organist an der Hauptkirche zu Morbegno (Veltlin), Vater 

dea Direktaro am Lice© Marcel© in Venedig, st in erstgenannter Stadt 

30. Dea. It Tim. 1897, 124. 
BeMtam, HtaJM^ Verfuser aMrriiiier Opem-Libwitti, st im Nov. in 

Paris. Guide 758. 
BfUsUa, frail, Orgfttnit an der St &tliariiieflkiTChe za Hensogenbusch 

in Holland, st das. 10. Dez., 30 Jahr alt. M. Tim. 1897, 49. 

WbL 1897, 55. 

litmus, Earl, tagjfihriger Ldtar ekee Cjiorgctaajfyqwina in Berlin, st 

daa. 1. April; geb. 1826 in Potsdam. Lessm. 220. 
lift, Dr. Aagast, Violoncellist, Mitglied daa Comit6 dis Koniarf atorimna 

mud der SjmphcMiio-Eoiizerte in Genf, st das. mi Aug., 74 Jahr alt 
Leasm. 552. 

Brackaer, Aataa, Hoforganist und bedeutender Eomponist in Wien, st. 

das. 11. Okt; geb. 4. Sept 1824 zu Ansfelden, Obeedsterreioh. Neue 

fr. Presse v. 13. Okt 
Barchari, Bail, durch sek© vierhaiidigen Klaviei>ArraDgemeiitB bekannter 

Musiklehrer in Dresden, st das. 12. Febr.; geb. 1820 daa. Lessm. 128. 

WbL 132. 

Bwhtf, Jales- Aagaste • Galllauae, belgischer Eomponist, st 10. Febr. in 
Brugge, geb. 10. Sept 1810 au Paris. Guide 138. Lessm. 128. 

6* . 



88 



Totenliste des Jahres 1896. 



Cagnoai, Anttalt, Opernkomponist, Kapdlmaijiter an der Kathedxale m 

Novara, at 30. April in Bergamo; geb. 8. Pebr. 1828 in Godiasco. 

Nekr. MSnestrel 152. 
Caapaalai, ttala, Operntenor auf italienischen and amerikanischen Bohneo, 

it in Vigatto bei Parma 13./14. Okt.; geb. das. 1845. M&iestrel 

383. WM. 687. Nekr. Bicordi 792. 
Caselia, Carlo, Violoncell-Virtuos, Komponist and Prof, am Lieeo mosicale 

zu Turin, st das. 3. Sept., 62 Jahr alt M. Tim. 687. Bicordi 612. 
Cavaaa, Alessaadro, wahrend 40 Jahr. Organist a. d. Kathedrale m Brescia, 

st. 11. Juni za Ganneto mil Oglio. M. Tim. 483. NekroL Bicordi 434. 
Cerfbeer, Asatole, Mosikkritiker and Heraasgeber des Journals fl l© tbiHaMf 

in Paris, st. das. 22. Aug., 72 Jahr alt M. Tim. 687. 
Cerveaf, V. P., Chef and Grander der Mefall- Biasing in 

Kdniggratz, st. das. 19. Jan.; geb. 1819 za Dabec in Bohmen. Lessm. 84. 
Cbalmet, Bartbeleay, Komponist und Organist in Brest, st das. im JonL 

Menestrel 200. 

Cbarles, Aagaste, FlStenvirtuos and Prof, am Konservatoriom in Bruaaal, 

st. im Seebade Knoeke im Him. Lessm. 220. WM. 344. 
Otis, Paul, siehe Coatagne. 

Coaradi, Jobaa G., Verfasser einer Schrift uber Masik and Masiker in Nor- 

wegen und Komponist in Christiania, st. das. 28. Nov., 76 Jahr ait 

M. Tim. 1897, 50. WbL 594. 
Courjoa, Eigtaa-JaMfh, Bajah von Chandernayor, Komponist, st 15. Jao> 

in Paris, 53 Jahr alt M. Tim. 195. 
Cootagae, Dr. Heary, Mosikforscher and Musikschrifteteller, anter dem 

Pseudonym Paul Claes aach Komponist, st in Lyon im Pebr. M6- 

nestrel 63. Gaide 138. 
Cras, Jtsepi, Koratur a. d. Kirohe Notre Dame da Sablon, Autorit&t a. 4 

Geb. der kath. Kirchenmnsik in Brussel, st. das. 7. Nov. M. Tim. 833. 
Croieb, Frederick Williaa Niebolls, Komponist des sjnerikanisohen Volkaliedes: 

^Kathleen Mavourneen" st. 19. Aug. in New-York;^geb. 1808 in London. 

M. Tim. 611. 

Datbs, Joseph, langjahr. Klavier-Professor am Konservat in Wien, st das. 

6. Juni; geb. 30. Sept. 1825 za Begensbarg. Nekr. K. a. Masz. 15S- 
DaabaQ8er, Adolf Leopold, Yerfaeser theoretischer Schriften mad Qcmang. 

Professor am Konservatoriom za Paris, st das. 9. Juni; geb. 26. Febr. 

1835 ebd. MSnestrel 190. 
David, Samel, Komponist von Opera, Operetten and Hymnen, st in Paris 

30. Okt; geb. das. 12. Nov. 1838. Lessm. 583. 
Degeahardt, Heftaricb, wahrend 30 Jahren Organist an der St Katharinen- 

kirche zu Hamburg, st das. 9. Dez.; geb. ebenda 20. Okt 1829. 

WM. 1897, 12. 

Delabaye, Mm, Komponist, Klavier-Prof. and Chordirektor an der grolsen 
Oper zu Paris, st zu V6sinet im Juni, 52 Jahr alt. M6nestrel 200. 

Deuel, Fraiftls, Komponist, Kapellmeister und Organist in Brianl, st 
das. im Jan., 34 Jahr alt M6nestrel 7. 



Totenliste des Jahres 1896. 



89 



Madnai, Cltrlil-Clstr, langjahriger Gesanglehrer an der Kantonschule zu 

Lausanne, urn das gesangkche Leben des Waadtlandes sehr verdient, st. 

58 Jahr alt m Bex am 12. Juni. M. Tim. 555. Lessm. 363. 
lipft, A.-J., ausgezeichneter Tubaist des Monnaie - Orehesters In Brussels 

it im Aug. das.; geb. 1825. Guide 558. Wbl. 460. 
lerheimr, Willi, geb. Messie, seiner Zeit beacbtenswerte Singerin mud 

Somponistin, starb in Paris im Juli. Guide 558. Wbl, 460. 
le Swert, Jeaa - Caspar-Isidore, Violonoell-Prof. am Konservat zu Brussel, 

Bruder von Mm I., st. das. im Sept.; geb. 6. Jan. 1830. Guide 618. 
lentsch, Willy, Pianist in Budapest, st. das. im Anfang des Jahres, 67 Jahr 

alt Lessm. 55. 

Diemr, Jahaaass, einer der hervorragendsten Mitglieder der Passions-Auf- 
fohrungen in Oberammergau. Er sang von 1860 — 80 den Prolog als 
Nachfblger seines Vaters, st. das. 8. Mai; geb. 1830 ebenda. Nekr.: 
Munchener Neueste Nacbrichten Nr. 236. 

Htwartk, Allen, Orcbesterdirigent in Californien, st das. im Febr.; geb. 
1822 in Sheffield. M. Tim. 267. 

Darell, Wllltli, Klavierprofessor an der Royal Academy of Music in London, 
Grander der Bach-Gesellschaft, st das. 13. Dez.; geb. 5. Sept 1810. 
M. Tim. 1897, 49. 

•tnif-CiUS, Jille-Aimta-Josephe, eigenU. mm Steeakisto, Sang, an franz. Opern- 
buhnen, st. in Paris 14. Pebr.; geb. 1807 zu Valenciennes. MSnestrel 56. 

Html, f laceaUMeph, eigentlich van SteeiMsto, Bruder der Sangerin lures- 
6ns, Flotist und Professor am Konservatorium zu Paris, st. im Juni zu 
Etretat; geb. zu Valenciennes 1. Marz 1812. Menestrel 190. Lessm. 352. 

lliei, Eraaaiel-Oreatll, Geistlicher zu Paris, Verfasser des Werkes: Cle- 
ment Marot et le Psautier huguenot, Paris 1878, st. das. im Aug.; 
geb. 2. Juni 1830 zu Templeux-le-Gu6rard (Somme). MSnestrel 264. 

•■frisie, Eni, geb. Denay, Harmonie - Professorin am National - Konser- 
vatorium zu Paris, st das. 14. Juni; geb. das. 29. Juli 1822. M6- 
nestrel 200. Lesm. 363. 

DilMrei8, Charles, Operntenor in Paris, st. das. Ende Mai, 68 Jahr alt. 
M&iestrel 184. Wbl. 344. 

•iffil, Laiis-Gllbert, ehemaliger Tenorist an der grofsen Oper zu Paris, st. 
das. 23. Sept zu Pansy b. Paris; geb. 6. Dez. 1806. Nekr. MSnestrel 
307. Guide 617. NekroL Bicordi 675. 

Eettard, Heraaaa, Professor, Komponist und Musikdirektor, ging 1848 
mit einem Bread. Orchester auf Konzertreisen nach Amerika, st. 15. Nov. 
in Columbus (Ohio); geb. 1823 in Stolpen. Ludw. 412. Lessm. 728. 

Eieakofer, Aloys, Konigl. Seminarmusiklehrer in Straubing, st. das. 29. Marz; 
geb. 30. Jan. 1820 zu Deggendorf. Mus. sac. 119. 

liriiiwg, Alexandra Leah, Konzerts&ng. und Lehr. an der Guildhall School 
of Music in London, st das. 2. Sept., 34 Jahr alt M. Tim. 686. Lessm. 576. 

Ehreaberg, Jenny, siehe Mauthner. 

Hfiii, Berahard vaa der, Pianist, st. 58 Jahr alt, 18. Okt. in Amster- 
dam. WbL 608. 



Totenliste des I Arm 1896. 



EIliH, Albert, GroUmogl. Hessinclier Kainmeraifigaff, audi KompoBui tou 

Opera nnd Kirchenmusik, ft 4. Sept. Darmstadt; geb. 21. Dez. 1830 

an Kdthen. Nekr. in der Darmst Ztg. vom 6. Sept Lessm. 520. 
licaleif Jtlif Fldtist und Komponist, st 26. Aug. in Barodcow. M6n#- 

strd 287. Lessm. 506. 
EsebMUM» Hearletta, gmmmimm IQavierletaerin Ztirieha, at das. 66 Jafcr 

•It, 4. Juni. Lessm. 363. 
Fahreabaek, lipp art, K^pomist und DMgmt im deatsolMD Vareiiia m 

Si Louis, et das. 13. Jan.; geb. in Baden. M. Tim. 195. 
Faaiaiya, Aleiaader Sersjewitaab* Komponist und MudkBcbriilsteUer, at 

24. Juni in Ligowo bei St Petersburg ; geb. 24. Okt alten St (5. Nov.) 

1841 m Kaluga in Biiidaad. Mteaafard 256. Wbi 412. 
Fargaeil, Aials, ebemalige Operns&ngerin in Paris, st das. 8. April; geb. 

21. Marz 1819 zu Toulouse. M6nestrd 119. 
Faalbaber, Pail, Pianist 'und Komponist, st 7. Juni in Bio Grande do 

Sul (Brasilien); geb. 1836 in Dresden. M. Tim. 555. Lesna. 413. 
Felebaer, GisU? Aiflpi, Um>erdtats-Musikdirektor in Gielsen, st das. 10. Mai; 

geb. 22. Jan. 1832 zu Kuhmenen bei Kdnigsberg. Lessm. 285. 
Ftli 9 Lea, Kapdlmeiater von versohiedenen dautaohen Hettem, uktat an 

Covent Garden in London, st das. 23. Juli; geb. 10. Febr. an Poseo. 

Todesanzeige in der Breelauer Ztg., Nr. 520. 
Tfllppe, Geaaare ii, OperneHnger, st. auf der tlbarfabt von gongtaiiaMoipd 

naoh Sioilien im Sept M. Tim. 762. 
Fiseker-Aebtea, Kareliae, HerzogL Briniii»liw. Hofimeniaaj^priiiy at 11. Sept 

in Friedenabdm bd Ghm; geb. 29. Jan. 1806 zu Wien. Buhgea. 335. 

Lessm. 576. 

ftmt, linrl-iltiis, KomponM und Kkvierprof. am Konaenmt im Paris, at 

das. 29. Jan.; geb. 24. Okt 1843 zu Airaines (Somme). Mtoestxd 40. 
Fleiscbbtier, Friedktld, Hofkonzertmeister in Mdmngea, st das. 12. Bus.; 

geb. 24. Juli 1834 zu Weimar. Todesanz. im Mdning. TagebL, Nr. 297. 
Freae, Sag ftie-Haari, Komponist und Kapellmdster an Hiemiwr an Gufaniii, 

st 35 Jahr alt 5. Dez. zu Paris. M6nestrd 399. 
Frleae, Friedrieb, Hoforgdbauer in Schwerin i. M., st daa. 13. Jan.; geb. 

18. April 1827 ebenda, Zeitscbr. fur Instrumentenbau 329. 
Falter, Levi I* Orgelbauer, Haupt der Firma Estey It Cfia, st 10. Okt 

in Brattleboro (Vet. St). M. Tim. 762. 
Garcia, Jiles, Komponiit und Direktor der . Konaervtto^JCeiaMrte m Facia, 

st. das. 10. Okt; geb. 11. Juli 1830 zu Bourges. Nekr. Mtaestrel. 336. 
Garti, Friedrieb, Komp. von zahlr. Mannerquart, st 28. Jan. in Sakwedd; 

geb. 28. Nov. 1819 zu Perver bd SalzwedeL Lessm. 220. WbL 107. 
Gussl, ftau, Tanoriat an der KonigL Hofoper m Pent, it daa. 45 Jab 

alt, 25. April K. u. Muse. 131. 
Gall, Hapeleeae, Kompontioiis- und Pianofortelehrer in Neapd, st daa. in 

Marz. Sig. 443. 

Unit, FWey, Komponiit popmliwir Mnarikaniaeher loader, st 44 Jab ait, 
5. Sept in Catskills. M. Tim. 686. 



Totenlst© des Jaliret 1896. 



91 



GftYliitft, Lrfgi, Klavierprofeesor in Neapel, st. das. 20. April, 73 Jahr 

alt; Franzose von Geburt M6nestrel 144. 
GaveMX-8abatier, Konzerts. in Paris, st das. 76 J. alt, 12. Oil Men. 336. 
Gftzzageil, Luigi Guerre, Organist in Fori bei Bom, st das. 7. Jan., 

80 Jahr alt M. Tim. 195. 
fieyef, liflfl, Professor and Oesanglehrer in Berlin, st 67 Jahr alt, am 

18. Juli, im Seebade Prerow. Ludw. 259. 
CUese, Fritz, Violoncell- Virtuose, st 5. Aug. in Boston; geb. 1859 im 

Haag. Wbl. 506. Berliner Sig. 267. 
flemi, Aetonit Caito, Ofwrnkompoiiist mid vonnab Birektor im MM- 

Under Konservatorinms, st in Para; geb. 11. Jul 1839 m Osmipiiioi 

in Bracdlien. Menesixel 312. Biographie im Bioordi 653. 
flflltti, Felipe, Organ, mid fruohtb. JGreheakoinp. in Tolosa, st. dag. 2. Mfaa; 

geb. 23. Aug. 1833 zn Huarte (Navarra). Menestrel 119. Bicordi 312. 
Grattgia, AekJlle, Opernkomponist, st. 19. Juli in Padua; geb. 5. Mai 

1816 .iii. San Martino dall f Argine. Wbl. 460. Nekr. Bioordi 516. 
Grtldaar, Br. Fraaz, kdnigl. baier. Hofopernregisseur a. B., Musiksohrift- 

steller, Textdichter und Cberseteer, st 7. Mai in Munchen; geb. 7. Marz 

1822 irei SjffMiidt in Unterfrk. Todesans. in im Munch. N. Nachr. 
Graaajeaa, Elbe, ehemalige IQavier-VirfooBiii, st 7. Jan. in Varviera, 72 

Jahr alt Lessm. 1897, 55. 
§!§•§■» J., Org. an der Kathedr. zu Beims, st das. im Juli. Menestrel 224. 
Grtenefflt, Sfftee, Violinistin, jfingere Schwester der Pianistin Celeste G. in 

New-Orleans, st. das. 10. Juli im Alter von 19 Jahr. Berliner Sig. 217. 
tfftttD, Itnls-IMf 1« it, Komponist und Musikdirektor in Paris, st das. 

im Marz, 76 Jahr alt, Hollander von Geburt Menestrel 80. 
Crasser, F., Musikdir. und Bratechist in Zurich, st das. im Febr. Wbl. 132. 
ffeiitoger, tiiwig, Komponist in Prag, st das. 12. Bez., 57 Jahr alt. 

Nekr. Neue Musikalische Bundschau 148. 
fltempfiaBiB mi f Ltigi, Org. zu Forli, st. das. im Anf. d. Jahr. Bicordi 80. 
iialtrt, Perdilftld, Iiederkomponist omd Mnsikreferent der TrngL Mmmimmmi 

in Berlin, st das. 6. April; geb. 21. April 1818 ebenda. Lessm. 220. 
■ikert, Jefcaiues If mg ellst, Ohorregent mid Stadtorganist in Gmunden am 

Traueneee, Kkcheakomponiet uni Herftttigeber der Zeitschr. fir kath. 

Kirohenmusik, st das. 1. Sept; geb. 18. Okt 1833 zu Oberplan in 

Bdhnten. Wbl. 496. Mus. sacr. 227. 
Htekefl, Aitlpke, Gesangsprofessor am Konservatorium zu L&ttioh, st. das. 

63 Jahr alt, 28 Bez. Guide 1897, 18. 
IftjMzier-Bafre'ioy, H.-O.-Heari, ehemaliger Birektor der grofsen Oper in Paris. 

st das. 27. Bez.; geb. ebenda 11. Bez. 1819. Guide 1897, 18. 
Hllll, A. W. P., Ghordirektor an der Kirche zu St. Bominique zu Utrecht, 

st. das. 15. April, 63 Jahr alt. WbL 344. 
■•like, Gettlkfc, Kdnigl. Musikdirektor in Breslau, st das. 72 Jahr alt, 

18. Mftrz. Beutsche Musiker-Ztg. 164. 
Harper, Joseph Wesley, Musikverleger in New- York, st das. im Juli, 66 

Jahr alt Guide 558. 



92 



Totenliste des Jahres 1896. 



Harris, Aagastas, Direkt des Convent Garden and des Drury Lane Theaters 
in London, st 22. Joni zu Folkestone; geb. 1852 in Paris. M. Tim. 461. 

Harteasteia, P., Theaterkapelbneister und Musiklehrer in Halle, st. das. in 
Marz. 8ig. 382. 

Hartnaaa, Albert, pensionierter konigl. preuisischer Kammermusiker, st 

18. Dez. zu Qrunberg LScM., 79 Jahr alt Lessm. 1897, 14 
■irtlipr, Dr. Martia, Tenorist, Hof- nnd Kammers&nger, Professor an der 

Mnsikschule m Munohen, st. das. 6. Sept.; geb. 6. Febr. 1815 m Ingol- 

stadt Toden-Anz. und Nekr. in den Munchener N. Nachr., Nr. 416. 
■l»l«f f C. I.» fruher Kantor an der Marktkirche nnd Musikdirektor der 

Francke'schen Stiftung in Halle a. S., st 18. Juli, 71 Jahr alt m 

Oranienstein a. d. Lahn. Wbl. 425. 
Haaser, Leopold, Ghormeister an der Gumpendorfer P&rrkirche St Aegidi, 

st. zu Wien 15. Mire, 40 Jahr alt Lessm. 220. 
Heeluaaaa, Heary J. 1., Organist in Meriden (Conn.), st. das. 21. Juni, 

62 Jahr alt Wbl. 388. 
■•toil, Edaard, geschfttzler FlStist, st 17. Marz in Boston, 58 Jahr alt 
M. Tim. 338. 

Hef attach, A., kftnigi. Musikdirektor nnd Organist an der Marienkircbe 

za Flensbarg, st. das. 6 Nov., 53 Jahr alt Wbl. 654. 
Heltzmaaa, Joseph, Chef der Pianofortefabrik gleichen Namens in Wien, at 

das. 7. Jell, 42 Jahr alt M. Tim. 555. 
Heifer, Leaader, groikherzogl. Musikdirektor in Weimar, st das. im Juli; 

geb. 11. April 1828 zu Mattstedt Bubgen. 246. 
■•rlst-Ji«l#, Adele, einst beruhmte Sangerin, in Marschner's Biographies 

viel genannt, st. 21. Dez. in Hamburg; geb. 18. Febr. 1816 in Jaaay. 

Nekr. Hamburger Fremdenblatt Nr. 302. Buhgen. 1897, 4. 
Hersee, Heary, Musikkritiker, Textdichter und Obersetzer in London, at 

das. 21. Mai. M. Tim. 411. 
HUler, Aatolka, geb. Hogd, Sangerin, Witwe des Komponisten Ferdinand XL, 

st in Koln 26. April, 76 Jahr alt Todesanzeige der Kdln. Ztg. Lessm. 259. 
Hilpert, Friediiek, Eammervirtuos , Mitglied des ehemaligen Florentiner 

Quartette, zuletzt Soloviolinoellist der Hofkapele in Mfinehaii, et iaa 

6. Febr.; geb. 4. Marz 1841 zu Nurnberg. Wbl. 107. 
Htitalili-Sclllltopflfst, Prinz Coastaatla, oberster Chef der General -In- 

tendanz der k. k. Hofbuhnen in Wien, st das. 14. Febr., 67 Jahr 

alt Lessm. 220. 

Hiihli, Gista? , Chef der Pianofortefabrik gleiohen Namens in Barmen, at 

das. 26. Jan. Zeitschr. fur Instrumentenbau 355. 
Heldich, George Mali will, Orgelbauer in London, Erhnder eines Oktar- 

Kopplers, st das. 30. Juli; geb. 1816 zu Maidwell in Nordhamptonshire. 

M. Tim. 611. 

Haakea, flit, Violinist, Professor an der Musik-Akademie zu Antwerpen, 

st das. im April. Wbl. 344. 
Hreaatka, Joseph, Orgelbauer in Temesvar, st das. 17. Juni, 70 Jahr 

alt. M. Tim. 555. 



Totenliflte des Jahres 1896 



§3 



latordoaata, Stefaao, Advokai Verfasser zahlreicher Opernlibretti, si 11. April 

in Mailand; geb. am 1844 in Messina. M. Tim. 411. Bioordi 276. 
Issaarat, Claire, Operns&ngerin in Paris, si. das. im M&rz; geb. 30. Okt. 

1869 hi. €annee. Menestrel 88. 
Jardlae, Edward find Joseph, zwei der bedeixtendsten Orgelbauer in den 

Vereinigten Staaten Amerika's, starben 14. und 15. M&rz in New- York. 

M. Tim. 337. 
Jiteii, siehe Herhst-JaieM. 

Jewsaa, Fran, Pianistin in London, si das. 24. Dez. WbL 1897, 163. 
Haaksheil, Christian, Kontrabassist, EonigL Kammermnsiker in Berlin, st. 

das. 31. Jan. Lessm 115. 
RaariaskI, Weazeslaas Mieeula? ¥#■, ehemals berfihmter Tenorlist, st. 65 Jahr 

alt in seiner Yaterstadt Lemberg am 20. Okt. Menestrel 360. 
lesaaer, Friedrlei, erster Klarinettist des Gewandhaiisorcheeters in Leipzig 

st. das. 11. Febr., 37 Jahr alt WbL 121. 
Ketteaas, Aloys, fruchtbarer Eomponist in London, si das. 3. Okt.; geb. 

22. Febr. 1823 m Verviers. M. Tim. 762. 
liesgea,. Aagiste, ehemaiger Kapelnieigter an d«r Eathedrale von Paris, 

st. 20. Sepi hi Beuzeval. Guide 698. 
Klafsky-Lehse, Kathariaa, Opernsangerin, si 22. Sepi in Hamburg; geb. 

19. Sepi 1855 zu St. Jobann in Ungarn. Nekr. Hamburger Fremden- 

blatt Nr. 224. WbL 535. 
lepff, Frederlk, Direktor des Liederkranzes in Seranton <Ter. Si); si das 

34 Jahr alt, 15. Mai. M. Tim. 483. 
Ural, Jehaaa Nepomk, osterr. Militarkapellmeister, Komponist zahlreicher 

Tanze und Marsche. si 2. Jan. zu Tulln bei Wien, 56 Jahr ali 

WbL 65. Lessm. 55. 
lafferath, Haaert Ferdiaaad, Eompositionsprofessor am Konservatorium zu 

Brfissel, si ebdas. 23. Juni; geb. 10. Juni 1818 zu Muhlheim a. 4 Buhr 

Todesanzeige der Koln. Ztg. Ghiide 498. 
IlMerle, Salanoa, Professor, Organist und kirchenmusikalischer Schrift- 

steller, st. 28. Aug. zu Samaden (Schweiz); geb. 8. Febr. 1838 in 

Malmsheim bei Stuttgart. Lessm. 552. 
lira a, Rudolph Wflhetaa, Pianofortefabrikant in Wien, Yerfasser einer An- 

aahl fammannischer Broschireii und Opembicher, si das. 17. Juni; 

geb. das. 15. April 1852. K. u. Musz. 182. 
Laoetcetta, DoBealee, Komponist und intimer Freund Meyerbeer's, si 

73 Jahr alt im Aug. in Neapel. Lessm. 478. 
Laaaert Charles Laelea, Komponist und Klavierprofessor in Bio de Janeiro, 

st. das. im Mai. Menestrel 175. 
Laaelea, . . . kngjahriger Orchesterchef an der gro&en Oper zu Paris, st. 

das. 30. Sept. Ghiide 638. 
Lang, Arnold, ehemaliger BedmJcfwnr dar Schweiwr Sangerzeitiing, Verfaaiwr 

einer Anzahl Yolksstficke mit Gesang, si 12. April in Zurich, 58 Jahr 

ali Lessm. 259. 



96 



Totenlirte ctes Jabres 1896. 



Oberstelaer, Jekaaaes, Cborregent in Kufstein, si das. 24. Man; geb* 

8. OH 1824 an Zell am Ziller. Mas. sacr. 119. 
••Sir, Karl EbII, Kontrabassist, 37 Jahre Mitglied dee Gewandbaus* 

orcbesters, si 18. Aug. m Leipzig; geb. 14. Jani zu Jdbstadt im 

sachs. Erzgebirge. Lessm. 576. 
Oray, AatM-Marla, Violinist nnd Ofmd^«K0MpeImt ^ st im Mai m 

Belleville bei Paris, 81 Jabr alt M&iestrel 168. 
Pagaaiai, Aekllle, Sobn des berfibmten CWgers, st Anfcng des Jabres in 

Parma. Sig. 73. 

Faaeaal, Ferdlaaade, Violoncellist in Elorenz, st. das. Anfang d« Jafaree. 

Lessm. 128. Bicordi 80. 
Fapet, Marie Gtsangrielirgrin mm Pariser Ifonservatoriiim si 2. Sept 

in Garenne- Colombes, 42 Jabr ali M6nestrel 287. 
Parravielai, Rafael e, Komponist, Librettist und Mnsikkritiker des: „il 

Secolo", si im Jnli in Mailand. Menestrel 232. 
Paaagartaer, Br. Haas, IQavier- Virtuose and Miisikkritiker der Wtener 

Zatang, Gbtto der Ofienis&Dgerin itsa Papier, si in Wian 23. Mai; 

geb. 1843 zu Eircbberg in Oberosterreicb. Nekr. Wiener Tagebl. Nr. 143. 
Peiase, Miekele, eh«ma%©r Profoior mud enter FJGtist in Tbanter Bellini 

zn Neapel, si das. 21 April, 80 Jabr ali M. Tim. 411. 
Pill y (fill, Aatoaio, Komponist (a. a. der baskiscben Nationalbymne 

„Viva Hernani"), Musikschriftsteller in Madrid, beireundet mit Gounod 

nnd B. Wagner, st. das. 13. Nov.; geb. in San Sebastian 1846. M. 
' Tim. 1897, 49. WbL 671. 
Pirelli, siebe Vaizaa. 

Pesslaek, Aaaa, geb. Edle von Scbmerling, Komponistin von Klavier- 
stdcken, Liedern, Messen a. a., fruher Gesanglebrerin am Konservatoriam 
zn Wien, si das. 14. Marz; geb. ebenda 15. Jnli 1834. Lessm. 220. 

WW. 188. 

Peters, Henaaaa, G*sangdirektor und Musiklebrer in Philadelphia, si das. 

10. Mai M. Tim. 483. 
Pierpoit, Marie #«, Komponistin und Organistin, st. im Febr. zu Paris. 

Minedwi 63. 

Pieagretk, Metriek, frfiberer Kapellmeister am fStadttbeater an Elberfeld, 

M&nnergesang - Komponist , st. 12. Sepi zu Elberfeld, 68 Jabr ali 

Todes-Anzeige in der Elberfelder Ztg. 
Pletkow, 1., Musiklebrer in Berlin, si das. im Jan. Lessm. 83. 
Pill, Dr. Blekard, Musikschriftsteller, si in Baden-Baden 17. Dez.; geb. 

zu Leipzig 12. Sepi 1826. Nekr. Wbl. 1897, 25. 
Petri -Peoaa, Giaseppe, Bruder des Alessandro, Konzertmeister, si Ende 

April zu Mailand. Bioordi 312. 
PerUkaaly ECieaae, Violinist und Direktor des Clcilen- Vermis an Bordeanx, 

si das. Ende Sept.; geb. 1827 ebenda. Menestrel 303. 
frtl, siebe Ittiti. 

Preass, Mtari, Musiklebrer in Wien, si das. 21. April, 54 Jabr aft. 
Lessm. 245. 



Totenliste des Jahres 1896. 



97 



Frillfta, Joha, popularer Komponist, st im Aug. 78 Jahr alt, in Taunton. 
M. Tim. 611. 

Pruckaer, Maays, Professor rail KonigL Hofpianist in Stuttgart, st 1. Dez. 

nach einer Operation in Heidelberg ; geb. 12. Mai 1834 zu Munchen. 

Todesanzeige und Nekr. im 8chwab. Merkur Nr. 283. 
ficligpr. August, Baritonist, st in Dortmund im Pebr. Lessm. 128. 
lanilMil, Aehille, Kirchenkomponist und Organist in Morona in Italien, 

st das. Ende des Jahres. M. Tim. 1897, 124. 
Rayaoadl - Bioadneei , Marlaaaa, Violoncellistin, Schulerin ihres Vaters 

Filippo Baymondi in Bom, st. in Alexandria im Sept. M. Tim. 762. 
Mglfca, AM, Komponist, OrgdYirtaos raid Birektor der Muaikscbiile za 

Benaiz, st. das. 24. Nov.; geb. ebenda 1835. Menestrel 383. 
Eeiehel, Altipl, Komponist, ehemaliger Direktor der Drei&ig'schen Sing- 

akadeniie in Dresden, spiter des OiciMen¥«reiiiB in Bern, it in leteterer 

Stadt 5. Marz; geb. 1817 zu Tursnitz in Westpreufsen. Lessm. 220. 

Wbl. 160. Schweizerische Musikztg. 
Relatkaler, Karl Martia, Prof., Komp. u. Domorganist in Bremen, st das. 

13. Pebr. : geb. 13. Okt 1822 zu Erfurt Todesanz. in der Weser Ztg. 
BeBaaefcaBps, Mrari, Sanger, Violinist und Virtuose auf der Tuba, st 

19. Sept. in Hasselt (Belgien); geb. 3. Jan. 1835 zu Lfittich. Lessm. 639. 
lleppl, Karl, Orgelbauer in Bied in Osterreich, st. das. 26. Okt, 60 Jahr 

, alt M. Tim. 833. 
Miiniie, Rebert, Oberamtmann in Sonderaliaiiiax, Komponist ©iner Oper, 

Vater des Musikschriftatellers Dr. Hugo B., st das. 6. Aug., 73 Jahr 

alt Lessm. 506. 

Utter, Aleiaader, Komponist Wagner'scher Bichtung, stin Munchen 12. April, 

geb. 15. Juni 1833 zu Narwa in BnfalancL Todesanzeige in den 

Munohener N. Nachrichten Nr. 173. 
ftaidai, Castile it, Teztdichter und Kunstkritiker, st 5. Juni in Houlbeo 

(Eure), 51 Jahr alt Guide 478. 
Rate, Jtaellii, KonigL Kammermusiker in Berlin, st. in soman Heirnat- 

orte ftadebusch, 2. Juni. Vossische Ztg. 
Ralrftaasky, Viktor, Freiherr von, Sanger und Liederkomponist, Professor 

am KoBiewatorimm zu Wien, st dan. 17. Jul, 60 Jahr alt Lessm. 

440. WbL 421. 

ftaacagli, Fmicewt, zeitweise Organist an ▼ersohiedoiai IGrchen, JGrcheii- 

komponist, Prasident der philharmonischen Akademie in Bologna, st. 

das. 15. Okt, 84 Jahr alt Menestrel 360. Bioordi 723. 
Roqaette, Dr. Otto, Diohter und Teztdichter, st 18. Marz in Darmstadt; 

geb. 19. April 1824 zu Krotoschin, Lessm. 220. 
RasaU, Yiaeeaze, Musiklehrer in Bom, st. das. 16. Juni. M. Tim. 555. 

Bicordi 468. 

!•§§!, Eriesta, geb. 1829 zu Livorno, gest 4. Juni zu Pescard. Nekrol. 
Bioordi 417. 

lata, Hiehele, Komponist, Theoretiker und Musikschriftsteller, st 24. Jan. 
m Neapel; geb. 1827 an Gaaerta. Mineftrel 48. 



98 



Totenllnte dee Jaime 1896. 



Saiat-Fey, geb. Clarieee Henry, ehamalige Siagwiii an i§r kflMwehen Opr 

in Paris, it. m Barbizon im Jan., 79 Jahr alt M6neatrel 24. 
Salmi, Ilteitrt*Cisir 9 Komponist iiiicl Organist an der ESrahe la TrinM 

m Paris, st das. 20. Jul; geb. ©tenia 20. Jan. 1834. M6nsstrel 240. 
Until -lilt, I. fjm, Musikschriftefcallar in Berlin, it 29. Nov. das.; geb. 

1848 in Rotterdam. Nekr. WiL 701. 
8avHla, all Faaay mmmmm Frimadoniia auf It .11. : ..i I : : ■ ■ and mmkMnmiim 

Bfihnen, st 61 Jahr alt in Okt m MeUbomrne. M. Tim. 833. 
tewyar, fnak E, aamikaniaelMr Kompomit, at 24 Jahr utt in New-Yttk 

in Jan. Leesm. 128. 
lehiehaar, Balelpli Jeeapb, Kompniiit und Pianist, et 15. Aug. in Rmdbim* 

hall; geb. in Mdnehen 81. Dez. 1821. Nekr. AUgemebe Ztg. Nr. Iff, 
Mini, Igaaz, at 7. Dez., 76 Jahr alt Mini. sac. 119. 
Sekeik, lugt, ©hamuli Ijipelliiieistar cicii Theaters an dar Wien, wsA Kom- 

ponist> it 11. Febr. in Wien, 48 Jahr alt Leeem. 128. 
Sefcetfer, Richard, Violoncellist, enter Lthrar an im Muailnichqle si 

KlingenthaJ, it das. 19. Mai; geb. 18S9 in Halle, Ludw. 203 u. 337. 
8elltmba*h, liMitsiir, Orgelbaiur in Wtnboigf st. dm 90 Jahr alt, 

30. Aug. if. Tim. S87. 
Seklittig, C.| ljuitor in Bofarem, ran das MiiiJw«iatt dieter Stadt aehr 

verdient, st daa. 8. Deo. Leesm. 1897, 14. 
Seaoltz, Leiis P., Violinist, Hauptforderer deatscher Mnaik in Amerika, at 

Ende dee Jahres in Detroit; geb. 1856 in Buffalo. Letptdger TagebL 

Nr. 23, 1897. Leasm. 1897, 55. 
ScbuMM, Itsif Mm Klara, geb. Wieck, Oattin Robert Sch.'s, Komponiatin 

nnd ^viir-Virtnoiik, st 20. Mai in IVankfort a. If* geb. 13. Sept 

1819 m Leipzig. Nekr. in aim Zeitongen. 
Sdwiiekt, Medrlek GttUiefc, der letsto ans im bekannten MuaikarfumKe, 

Organist an St Nikolai in Hamburg, st das. 11. Juni; geb. 15. Dm 

1823 ebenda. Todeeanzeige nnd Nekr. m im Hambvgw Nachrichtep. 
Serai*, Aalroa, st 5. Man tm Gaatel-franoo-VaiMto. Moordi Iff. 
8ekwledtai, lari Friedrleh, Professor, Lehwr am dar Kftnig). Mochfinhiik Hr 

Mnsik in Berlin, st 16. Sept im LufUrarort Otaatdor^ 67 Jahr nit. 

Voss. Ztg. Nr. 444. Leesm. 552. 
Serpeitii, Iiltlpk, Bassbufio und Iiederkomponist, st 15. Aug. in Hunan ; 

geb. 6. Mm. 1839 zu Berlin. Buhgeo. 368. 
Saaaa, flit*, starb Anfazig August Ek Nekrolog in Moordi 532 dime 

Angabe von Datut nnd Amt 
Siykflk, WMktlii, Violinist, nit 95 Jahran MtglM der Slal%wter Hof- 

kapelle, endete dnrch Selbatmord in Mtnchan um Dea. Naua freie 

Prease von* 17. Dez. Leasm. 1897, 13. 
?•■ Seyfried, Helariea Bitter, Musikreferent in Wien, st daa. 8. Nov., 

77 Jahr alt Leesm. 728. 
Slikr, Gastav, Konigl. bairischer KAmmeraangor, st in Munehen 18. Mm ; 

geb. 17. Sept 1837 m Amsfatrg in Weat&len. Todasanseige in in 

Mttnchen. Neueaten Nachr. 



Totenliste des Jahres 1896. 



Stumili, Inst Wllkels, Kantor n SI Petri und Organist an der Mt«en- 
und Marthenkirche an Bautzen, si das. 14. Juii, 59 Jabr alt. Ladw. 
275. WbL 483. 

Statu, frail, Musiklehrer mid Veremsdirigeiit in Leavenworth (Kansas), si 
das. 28. Oki; geb. 1826 in Hessen- Nassau. Sig. 953. Lessm. 673. 
Shiiisai, fany, siehe Saville. 

SmMm, F. 1., Ekvierbooer nnd Er£ndcr «ina§ Mechanismus, weloher com 
Glockenspiel mit dem Wkmm verbindet, si in Maastricbt im Aug. 
M. Tim. 687. 

8toe*kiste, siebe ions. 

itef BalMna, einst berfihmte Opqrnslngerin, si im Doe. in Neapel; 

geb. 1823 am Turin. Menestrel 1897, 7. 
Steili, E4iard, Organist and Obordirigent an dor katb. Minim, Lehrw m 

der Btadtisdien Musikscbule zu Winterttiiir (Sohn des Domkapefliwiiiwr 

B. F. Steble), si 11. April in jugendliobem Alter im elterliohen Hause 

in Si Galen. Lessm. 259. Mms. aaer. Hi. 
SteliMtl* Mayer, Gearg, langjfihriger Ekviertehrer an der Emricbof Musik- 

scbule, si das. 17. Jan.; geb. in Eassel. Lessm. 200. 
Steiiway, Willi AM, Chef und Mitbegrunder der Pianoforte- Firma 8i & Sons 

in New- York und Hamburg, si in New- York 30. Nov.; geb. 5. M&rz 

1836 zu Seesen. Nekr. Sig. 1025. 
Steraieh, siebe It Valereeiata. 

8tMtr, Tfcetfor, ahemals angesehoier Mnsiklebrer in Berlin, si das* 

17. Oki, 75 Jabr ali Lessm. 623. 
MeHa, Milpi, Violin -Virtuose und Direktor der pbilbarmonisoben Ge- 

sellschaft zu Muhlhausen i. l. f si das, 6. Juli; geb. 19. Aug. 1850 in 

Frankfurt a. M. Lessm. 412. NekroL Bicordi 516. 
Strttftil, Al? art, EhyierproftBsor am Eonservatorium zu Palermo, si das. 

im Febr. Menestrel 96. 
8ta4eWBid, Inpst, Pianist und Eomponist in Schwerin, st. das. 18. Nov. 

M. Tim. 1897, 50. 
iMbuMli, !■§§!•, Bassist, Opera- und lirdiensiiiger, si 24. Mira in 

Venedig, 43 Jabr ali Menestrel 112. Bicordi 228. 
laawii, Jtllu, frther Theaterkiipelnisister, wit 30 Jabren in Posm ali 

Diligent und Lebrer thatig, aucb ak Eomponist bekannt, st. das. 7. Mai, 

70 Jahr ali WbL 273 und 360. Big. 539. Lwul 28§. (Wurde 

in einigen Zeitangen wid«rrttfem.) 
lelctaHMii, CfisttiH), Grinderui und Dirigentin des Gbiwigvireiiii ^ames 

de charitl" in Aniwerpen, tun die Verbreitting deutscher Mnsik in ikrar 

Vaterstadt bocbverd. Dame si das. 14. Dez., 72 Jabr ali WbL 1897, 25. 
Teige, Dr. larl, Professor am Oynmaaimi am Maudnitsi in Bilmen, schrieb 

mmm thenmtiscA-kritischen EaWog der Werke Smetaita'i und eke Bio- 

grapbie der bdbmiscben Musiker, welcbe unvollendet bleb, si das. 

20. Mint. 

TeiiysM, Latfy, Gattin des Dichters, als Liederkomponistin bekannt, st. 
10. Aug. zu Aldworth (Haslemere). If. Tim. 612. 



100 



Totenliste des Jahres 1897. 



Termiil, Rtsftrio, Opemtenor in Palermo, ut das. 5. Jtuii, 29 Jahr alt 
M. Tim. 483. 

f •■€!■«, Hip, Ghordirektor m der Stadtpfarrkirche zu St. Jakob in 
Innsbruck, si da& 30. Mai, geb. 1810 in Netschettin in Bohmen. 
Eirchenchor 61. 

flints, Charles - Laiis - Asbralse , Opemkomponist, Direktor dee Konser- 

vatoriums zu Paris, st das. 12. Febr.; geb. 5. Aug. 1811 m Mete. 

Nekr. Menestrel 49. Biogr. Bicordi 121. 140. 269. 
RovM, Liwls, Oratorienbaasist and Masikkritiker des Musical World, si 

in London 14. Juni; geb. 1826 zu Bath. M. Tim. 482. 
TkYSsea, Jesepi, Theaterkapellmeister, si 9. Juli in Aachen; geb. das. 

2. Dez. 1816. Nekr. Buhgen. 273. 
Till*, Benhard, Orgelbauer in Bheinberg, si das. 29. Mam M. Tim. 338. 
TtltttaalftW, . . . ., Komponist und Kapellmeister an den Opern zu Warschau 

und Tiflis, si 18. Sepi zu Petersburg. Menestrel 320. 
Triaaen, Henry, BrmimaMkcr mud OpeniHbrettist, it zu Paris 1 7. Oki Quide 718. 
Trotebas, . . Pianist, si wihrend emm Koi»art¥oiiriig« am Elavier An- 
ting Dez. in Paris. Menestrel 399. 
TurlMf Alfred, Violinprofessor am Konwrratorimii m Paris, si zu Si Qbmd 

im Marz; geb. in Stralsburg. Menestrel 88. 
Tirpii, lints, Organist und Elavierpadagoge in London, si das. 29. Juli, 

55 Jahr alt. M. Tim. 612. 
Tut&ehka, A., Dirigent einer osterreichischen Musikkapelle in Melbourne, 

st. 16. Juni in Auckland (Austr.) N. Z. £ M. 344. 
Intersti liar, Aataaietta, Pianistin und Eomponistin, si in Mailand 28. Mai ; 

geb. am 1846 in Konstantinopel von italienischen Hterm. M. Tim. 483. 

Nekrol. Bicordi 397. 
Urbaa, F. W ., Musikdirektor, Eantor und Lehrer am Seminar zu Greiz, at. 

das. 9. Juli. WbL 399. Lessm. 412. 
it YaleroeiatA, Graf Itleolt ii Stemttei, Eomponist-Dilettant von zwet 

Opern, si im April in Zara (Dahnatien). M&nestrel 144. Bicordi 366. 
Yftizan-Perelli, tilfl» f ehemalige Primadonna, st. 17. Dez. in Padua. ML 

Tim. 1897, 124. Bicordi 823 schreibt si in Mailand. 
Yibuiaio dall' Acfia, Prof, des Pianoforte am kgl Eollegium zu Mailand, 

starb daselbst im Nov. Bicordi 776. 
Yleutesjpg, Jilii-JiStpl-lniist (jungerer Bruder des Violin -Virtuoeen 

Henry ¥.), Yioloncell- Virtuose, st. in Belfast 20. Marz; geb. 18 Marz; 

1832 zu BrusseL Guide 258. 
Yieweg, larl, Pianofortefabrikant in Breslau, si das. 28. Juni. Breslauer Ztg. 
Ylllaret, FrMfais, TenorM an der gro&ai Oper zu Paris, si 27. April 

zu Suresnes bei Paris; geb. 29. April 1830 in Milhaud (Dep. Qard). 

Nekr. Mtowtwi 144. 
Yltali, Raffaele, Opernbariton, si 7. Sepi in Bom. MSnestrel 303. 
YiUumii, Wllhela, Mtbetttswr der Verkphandlmiig Breitkopf & Hftrtd, 

st. in Leipzig 24. Dez.; geb. ebenda 12. Juni 1837. Sig. 1897, 25. 

WbL 1897, 25. 



Totenliste des Jahres 1896. 



101 



Wapiti, lipst, Eomgl. Musikdirektor in Greifswald, Koroponist der 

Zumpt'schen Gtenusregeln, st. das. im Marz. Sig. 882. 
Walltisteia, Until, Konigl. Musikdirektor und Groisherzogl. Hessischer 

EammenrirtaoB in Frankfurt a. if., st das. 29. Nov.; geb. ebenda 

22. JnK 1843. Todesnachridit der Frankf. Ztg. 
WftUier, Algwt, Chorregent an der kath. Kirche m Baden-Baden, st das. 

30. Mai, 23 Jahr alt. Todesanzeige im Baden -Badener Badebl. 
Walter, Dr. Altoi, erzbischdflich- geistlicher But, Mitglied dee Beferenten- 

kolleginms fur den Cacilien-Yerein, st. 1. Okt. zu Beichenhall; geb. 

1845 in Haimhansen (Oberbaiern). Mus. saor. 236. 
Walter -Strftife, August, Komponist, Musikdirektor in Basel, st. das. 22. Jan.; 

geb. 12. Jan. 1821 zu Stuttgart Nekr. Baseler National -Ztg. und 

Deutscbe Musiker-Ztg. 66. 
Waltzer, Mb, ehemaliger Opernsanger, st 4. Sept in Berlin ; geb. 2 Dez. 

1821 zu Hannover. Bfihgen. 326. 
mm WiipilclB, Friedrieh, Intendant des Grofsherzoglichen Hoftheaters in 

Oldenburg, st das. 3. Marz, 51 Jahr alt. Sig. 328. 
mm WtsliliwsM, Wilhela Joseph, Musikschriftsteller und Konigl. Musik- 
direktor, st 13. Dez. in Sondersbausen ; geb. 17. Juni 1822 zu Grofs- 

leeeen bei Danzig. Wbl. 1897, 12. Lessm. 1897, 14. Sig. 1081. 

Nekr. in den Sig. 

Welter, Bafcort, Militarkapellmeister, Erinder eincr in der detituchen Armee 

eingefuhrten Schalitrommel, st. 29. Juli in Bingsbeim. Wbl. 483. 
WtieMver, frftftZ, MusLkdirigent, Vorsitzender der Amsterdamer Tonkunstler- 

Yereinigung, st. das. 27. Sept, 58 Jahr alt. Lessm. 608. 
Weseidoick, iftt, Grofskaufmann, Bich. Wagners opferwilligster Freund, 

st Mitte Nov. in Berlin, 82 Jahr alt Lessm. 710. Im Lessmann 1897 

Nr. 7 ft Brief© von Wagner an W. mitgeteilt 
Wiisilg, Robert Guide, ehemaliger Sanger, Musikdirektor und Scbrifteteller, 

gt 26. Dez. in Leipzig -Gohlis; geb. 10. Mai 1818 in Breslau. 

Buhgen. 1897, 23. 
Wlesberg, Wilielv , beliebter Volkssanger und Dicbter in Wien, st das. 

25. Aug., 46 Jahr alt Sig. 698. 
WIezek, Sophie, geb. Witt, Qrofsherzogl. Badische Hofopernsangerin , st 

13. Jan. in Wien; geb. 13. Febr. 1823 zu Neapel. Lessm. 83. 
Wuderlkh, Johain, Musiklehrer in Stuttgart, st das. 11. Nov., 62 Jahr 

alt. Schwabische Chronik Nr. 265. 
Xyitffts, SpirMioi, Yolkslieder- und Singspielkomponist, st. 25. Nov. in 

Athen; geb. 1812 zu Korfo. Wbl. 1897, 25. 
Ztliaii f Befttdette, Opernkomponist, st. 23. Aug. in Ancona, 65 Jahr alt 

M. Tim. 687. Wbl 523. Bicordi 612 schreibt Zaban. 
laagf, LiigiA, geb. ffttl, Opemsangerin, st in Padua im Dez. Sig. 

1897, 25. 

Mfler, Gharittto, Kkvier- Virtaosm und MmriMehrcriii, ScMtarin L. Berger's, 
st in Berlin 7. Aug., 82 Jahr alt Lessm. 493. Nekr. Voss. Ztg. 

Nr. $80. 

Monatslt. £ Matlkfeieh. Mirgaatf XXIX. No. 6. 7 



102 



Mitteilangen. 



Herfaas, lip, Mpsikalienhandler in Number g, si. dan. If. Him M. 
Tim. 338. 

Uner, Ott«, Konigl. Muaikdirektor, aeit 1869 Organist an der Schloea- 

kirche an Oeb in Schleaieii, Bedakteor der fiegmdmi Butter fir evang. 

Eirchenmnaiky li ins. 31. Mini, geb. 1827 an Priakoraine bet Herrn- 

stadt in Schlea, BreeL Ztg. vom 6. April. 
Zipperle, Hftas, Komponiat, Pfarrchorregent in Boeen, at daa. 29. Juni, 

65 Jahr alt. Leasm. 390. Nekr. Minciiaiir Nooeite NacMAten 

Nr. 301. 

Ifiti, Alenaiflft, Bafsbuflb, st in Neapel; geb. 1817 in Bologna. Kg. 
220. Leasm. 128. 



JQttoflungeii. 

* Friedrieh ZeUe, Prof, and Direktor der 10. Bealsehule zu Berlin: Sine 
feste Burg ist onser Gott III. Die splteren Bearbeitongen. Osterprogramm. 
Berlin 1897 E. Gaertnert Verlagsbaehhandlong H. Heyfelder. Der Herr Ver- 
faauer giebt in der Einleitnng eine tlbersioht fiber die Behandlang dea Chormla 
flberhaupt nnd fiber die nach nnd naoh sich einbfirgernde Art der Wiedergabe, 
die sich zum Teil aaf Melodie and bezifferten Bass beechr&nkt, ferner giebt er 
Beispiele wie die herrschende Sfifslichkeit dee Pietismus in der Mitte dea 
18. Jha, auf die Harmonisierang des Chorals von wesentlichem Einflosse war. 
Angeffthrt werden Graupner, Telemann, Job. Dan. Miller and beaonders Doles. 
Erst Jok Chrstph. Kt|nmm sohlag wieder kraftvoUere Tone an, doob blieb 
seine Behandlung nor vereinzeli Erst im 19. Jb. worde ea dorob Fischer's Be- 
strebangen besser. Daraaf folgen von Nr. 41 — 70 Bearbeitangen obigen Chorals 
and zwar von A. W. Bach 67, Joh. Seb. Bach 50—52, G. Bronner 46, Clur. 
Bnchwalder 41, Joh. Crfiger 42, Joh. IV. Doles 57, 0. H. Dretzel 54, Mick. 
Gottl. Fischer 64, Chr. Granpner 49, Joh. Heinr. Grosse 60, Joh. Ad. Hiller 59, 
H. Kaweraa 69, Joh. Chr. Kittel 61, Joh. Balth. K6nig 55, Joh. Chr. Ktthmw 58, 
Joh. Dan. Mailer 56, Joh. Mich. Mailer 48, C. H. Einck 66, Fried. Schneider 65, 
J. G. Ch. Storl 44, Reinh. Sacco 70, G. Ph. Telemann 53 n. 63, K. G. Um- 
breit 62, Dan. Tetter 45, W. Volkmar 68, Chr. Friedr. Witt 47. 

* Die Verleger Fratelli Visentini in Venedig zeigen dorch Circolar ein 
im Drack befindbches Werk von dem Bibliothekar der Marcos - Bibliothek in 
Venedig, Berrn Taddeo Wiel an, betitelt: I teatri mosioali Veneziani del 
settecento, Catalogo delle opere in musica, rappresentate nel aeoolo XVIII in 
Venezia (1701—1800), con Prefazione dell* antore. 1 vol in 8° von 602 8. 
Preis 20 lire; die Einleitong allein 2,50 lire. Es werden nor 125 Exemplar* 
abgezogen and ist daher eine Vorherbestellong notwendig. 

* Leo Liepmannssokn, Antiqaariat, Berlin S. "WV Bernborgerstr. 14. Kavfca>» 
log 126. Enthalt 550 Nrn. altere and neaere Werke. Unter den ftlteren be* 
finden sich Seltenheiten, wie Hugo von RentUngen's Flores masioae, 5 Sainlgen. 
von Corelli in Original - Aosg. Seb. Bach's Clavier - Uebong in Kopie, Hitter's 
W&chentl. Nachrichten, das Sammelwerk : Motetti de la Corona, lib. 1—4 



Mitteilungen. 



103 



Boma 1526 Junta. Tenor, and manches andere. Unter lea neneren Schriften 
ist die Literator fiber Berlioz and Eieh. Wagner besonders zahlreioh vertreten. 

* Die DirekHon dee Baal College of Mfmw in Imdm wird daraaf aaf- 
merksam gemacht» dans tie in betreff der Benatzong ihrer so reichhaltigen and 
koatbaren Mosik - Bibilothek ei ne liberalere Einrichtung treffen mOge, damit es 
aach einem Aaslftnder mdgb'ch gemaobt wird dieselbe obne vergebliohen Zeit- 
verlost za benatzen. 

* Hierbei eine Beilage: Titel and Vorwort nebst Register (Bog. 12) mm 
Brieger Kataloge. Schloss. 

* Qoittang fiber gezahlten Beitrag Mr 1897 von der Gesellschaft der 
Musikfreonde in Wien and der Universitftts-Bibliothek za Heidelberg. 



Vanetehais im lii initk eradrieMMi mmi mmk 'vmhimimimm PoMI* 

kmimmm iler CtoteDsefcaft Ay ■mlMtrschiuf . 

Sabsoriptionspreis : Die ertten 2 Jahre je 15 M, die n&chsten 2 Jahre 
je 12 and dann je 9 M. Alio Jahre Anfang Jannar erscheint ein Band von 
ciroa 90 Bogen. Anmeldangen bei Rob. Eitner in Templin, oder bachhftnd- 
lerisch bei Breitkopf & Hfirtel in Leipzig. Die Aaswahl der B&nde steht im 
Belieben das Sabscribeaten. Einzelne Bftnde zam Preise von e. 15 M. 

Jahrg. 1—3. Job. Ott's mehrstimmiges dentsohes Liederbach von 1544. 
Part, von 115 Gesgn. unit Kl.-Aasz. , 42 M im Einzelverkaaf. 

Jahrg* 4, 1. Hilfte za Ott's Liederbaoh die Einleitang, Biographien, 
Texte and Melodien in alien Lesearten, 8°. ' Preis 8 M. 

Jahrg. 4, 2. Hilfte: Pater Anselm Sohabiger, Masikalisohe Spicilegien 
fiber das litorgische Drama, Orgelbaa and Orgelspiel, das aufser • litargische 
Lied and die Inatmrnental • Mnsik dea Mfttelalten. Hit zahlreichen Musik- 
beilagen, 8°. Preis 6 M. 

Jahrg. 5. Josqoin Depres. Eine Samlg. aasgewfthlter Kompositionen za 
4—6 Stim. (1 Hesse, Motetten, Psalmen n. .Ohansoiis) Part m. Klaviennuig. 
nebst Portrat. . Preis 15 M. 

Jahrg. 6. Johann Wanker's Wittenbergisoh Gesaogbaoh von 1524 za 3, 
4 and 5 Stimmen. Pint nebit JDavieraiisjnig. 

Preis 15 and billige Aasg. 6 M. 

Jahrg. 7. Heinrich Finch. Eine Samlg. aasgewfthlter Kompositionen za 
4 and 5 Stim. (geistl. a. weltL deatsehe Lieder, Hymnen a. Motetten). Nebst 
6 lonsltien von seinem Groisneffen Hermann Mnek. Part m. Klavier.-Ann. 

Preis 15 M. 

Jukrg. 9. Die Oper ran ihren ertten Anftagen bis Mr ifitte des 18. Jhs. 
1. Teil: Einleitang (Marienklage a. a.), Cacdni's Euridice, Qagliano's Dafhe, 
Monteverdi's Orfeo. P. m. aosgesetzter Generalbass. Mit 3 Original titeln. 

Preis 20 M. 

Jahrg. 10. Sebast. Vir dung's Mosica gedeatscht. Basel 1511. Facsimi- 
Herter Umdrnck, handelt fiber Theorie and Instramente mit vielen Abbildangen 
and Beispielen. Preis 10 M. 

Jahrg. 11. Die Oper, 2. Teil, enthftlt Franc. Gamin's D Giasone 1649. 
Mm? Ant Cesti's La Don 1668. Hit ausgesetitem Generalb. Preis 20 M. 



104 



Mitteilongen. 



Jahrg. 12. Midh. I^mitmm^ Syntagmata masioit Tomih 2 de Qrgaao- 
grapkia (fiber die Instrument©). Wolfenb. 1618. Neodraok, lie Abbildg. £ao- 
similiert Preis 10 M. 

Jahrg. 13. Jean BapiwU LuUy'g Oper Armide in Part, mit wgetetiteaii 
Generalb. Pr«s 10 M. 

Jahrg. 14. Aleaetadro Scarlatti's La Bostuini, Opera. Part, mit ausge- 
setEtem (Oeneralb. Pr«s 10 M. 

Jahrg. 15. Hans Leo Hostler's Lustgarien. 50 deatsche Lieder m 4 — 8 
Stim. mebst einigen Instnunentalpiecen. Ndrnberg 1601. In kleiner Parti tor. 

Preis 10 M. 

Jahrg. 16, 17, 18. Qlareon's IMkmekm-d m deatscher Obersetmng mail 
alien Tons&tzen in Partitur. Preis 36 M. 

Jahrg. 19, 20. Bd. 17. Georg Caspar SchOrmann's Oper Lndovicos Pins 
odet Ludflwig to JtamM 1726. PasrL ait KL-Aamg. Putin 18 M. 

Jahrg. 20, 21, 22. Bcfahard noser's Oper: Da* luiiiidiolie Prim Jodelet- 
1726. Part mit KL-Answg. Preis 25 M~ 

Jahrg. 28. Jacob Regnart's dreistimnuge deatsohe Lieder (Villanellen) 
1576—79, nebst Leonh. Leehner's funfstim. Bearbtg. and 4 eigeaen £om- 
positionen. Part Preis 15 M» 

Jahrg. 24. Martin Agricola's Mnsica instramentalis deatsch in 1. and 
4. Ami. 1529 nod 1545 in diploroatisch genauem Abdracke mit zahlreichen 
Instrumenten - Abbildungen im Facsimile. XI. 8°. Preis 10 M. 

Jahrg. 25. Johann Eocard's Neue geistliche and weltliche Lieder m 5 
and 4 Stim. Kftnigsberg 1589. 25 deatsche, lat, franz. and ital. Gesge. in 
Part, nebst Kl.-Aoszag. Preis 15 M. 



T w atwiMlchOT XMkUmr Bob*** Bitntfr, I m pU (Uoktmark). 

Unok toa Btvpnaii B«j«r A Soap* iia l+ntnm&m. 



MUSIK-GESCHICHTE 

herausgegeben 
ron 

der Ge8ell8ehaft fiir Mnsikforsohnng. 



IHI. Jalirg. 

1897. 



PreJi dm Jahrgftnget 9 Mk. Monatlioh eraoheint 
eine Nnmmw ▼on 1 bii 1 Bogen. Iiuertionagebtlhren 
fttr die Z«Ue 80 PI 



Komniittloiiii'wlAg 
▼on Breltkopf A H*rt«l in Leipsig. 
Bettellungen 
nfaimt jeda Baoh- tmd MnalkliMidhiiig «ntg«geiL 



No. 7. 



Znr Lebens- ml FamllleigescMclt© Fr. Will. 

Marfmrg's. 

Von Dr. WiMy Thamhayn. 

Schon einmal hat der Verfasser dieser Zeilen versucht die Auf- 
merksamkeit der Freunde heimatkundlicher Forschung auf die Lebens- 
uiid Familiengeschichte eines der grofsten, freilich auch am wenigsten 
bekannten Sohne der Altmark, des Musikschriftstellers FHedrich 
Wilhelm Marpurg zu lenken. Is geschah dies in einem Artikel des 
Seehauser Wochenblattes vom 5. Sept 1895. Siehe M. f. M. 27. Jalirg. 
Nr. 11 S. 162. "Wenn ich heute von neuem auf den Oegenstand 
zurtickkomme, veranlasst mich dazu der Umstand, dass ich durch 
nmm Material in den Stand gesetzt bin, wesentliche Berichtigungen 
und Erganzungen des frtiher Gebotenen bringen zu konnen. 

Unzweifelhafte Thatsache bleibt es, dass Marpurg — entgegen 
den Angaben der Musik- und Konversationslexika alterer und neuerer 
Zeit — nicht in Seehausen i d. Altm. geboren ist, sondem auf dem 
Seehof in Wendemark, einem ostwarts von Seehausen, vor Werben 
gelegenen Dorfe. Die betreffende Eintragung im Wendemarker Kirchen- 
bucbe lautet: 

Den 21. Novembr: ist Herrn Friderich Wilhelm Marpurgm 
auf dem Seeboff ein Sohnlein gebohren, welches d. 23*- ejsd. ge- 
taufit und genannt worden Friderich Wilhelm, Testes fuerunt 
Thomas Christoph Matthaei Past: et pater ipse. 

Danach ist also auch das Datum der Geburt, als welches vielfach der 

1. Oktober angegeben wird, zu berichtigen. 

Monfttah. f. Mosikgetoh. Jabrgang XXH. Ho. 7. 8 



106 



Zur Lebens- and Familiengeschichte Fr. Wilb. Marpurg's. 



Nun aber fragt es sich: Welches von den Giitern, die zu Wade- 
mark gehoren, fiihrte frtiher den Namen Seehof? Wir haben daranter 
nicht, wie ich fruher angenommen hatte, das jetzige BuschendorfFsche 
Rittergut II m verstehen, sondern das den Namen Neugoldbeck 
tragende, welches etwa drei Kilometer nordwestlich von Werben in 
der Nahe des linksseitigen Elbdeiches gelegen ist 

Darauf weist zunachst eine Notiz hin, welche sich in dem 1800 
bis 1802 in Stendal anonym gedrnckten Werke des Pastors Stein- 
hart „Uber die Altmark" findet Hier heilst es im zweiten Teile, 
S. 73: „Neu-Goldbeck oder der Seehof, nahe bei Werben, gehort dem 
Grofs-Kanzler v. Ooldbeck." Dem hier genannten Besitzer ist der 
erste Teil des Steinhartschen Werkes gewidmet 

Ein weiterer. und zwar urkundlicher Beweis aber ergiebt sich 
aus einem Aktenheft, auf welches mich Herr Pastor Wollesen in 
Werben aufmerksam gemacht hat und das mir durch den der- 
zeitigen Besitzer des Gates, Herrn Giesecke, freundlichst zur Ver- 
fugung gestellt ist Darin befindet sich abschriftlich u. a. ein in 
wahrhaft ergotzlichem Lateindeutsch abgefasstes Protokoll iiber die 
am 5. Sept 1776 stattfindende Versteigerung des Seehofes. Ich teUe 
daraus zunachst den Anfang mit: 

Es erscheint der Zoll Einnehmer Dole p.*) Niepagen, und lalst 
vortragen, wie sein Hof zu Wendemarck mit Pertinentien auf sein 
Ansuchen, voluntaria**) subhastirt und dazu hodier. T. licit***) 
anstehen (sic!), welcher p. publica Proclamatat) und durch die 
Intelligentz - Blatter bekandt gemacht worden, producendott) das 
allhier und zu Werben affigirt gewesene Proclama, affirmandottt) 
das von Berlin noch nicht zuriickgekommene gleichfals wie audi 
die Intelligentz-Bl&tter ad acta zu beschaffen, exspectando Licitan- 
tes,*t) dabey er aber annoch bekandt machen mufs, dais da so- 
thaner Hof voijetzt verpachtet, die Tradition **t) fiiglich wohl nicht 



*) p. = per, d. h. „vertreten durch". 

**) Erg&nze subhastatione, d. h. miter freiwilliger Subhastation. 
***) = hodieraas (vielleicht irrtumlich fir hodie) Terminus licitationiB. 
t) = per publica Proclamata, d, h. durch Offentliche Anschlfige; das zweite 
Wort ist im Original abgekiirzt. 

ft) = unter Vorzeigung des etc.; der dritte Buchstabe scheint verschrieben 
zu sein. 

ttt) = unter der Versicherung. 
*t) = Er erwartet die Bieter. 
**t) TJbergabe. 



Zur Lebens- and Familiengesehichte Fr. Willi. Marpurg's. 107 



tier als auf Trinitatis anni faturi geschehen konnen (sic!), accu- 
sando ©vent, contum.*) des adcitati, K M. Marpurg wegen seines 
juris proiimiseo8**) (sic I). 

Hiernach beginnt das Bieten. Von 4600 Thalern steigt man aaf 
bis 7310. Nach Erledigung einiger Formalit&ten heifst es weiter: 

Hierauf meldet sich auch der Krieges-Rath Marpurg per 
Meinecke cum mandato producto und saget, dais ibm zwar Inn- 
halts Recefsus vom 17!?? Jan. 1753 das jus protemiseos (sic!) com- 
petire,***) er aber nicht convenable finde sich dessen nunmehro 
zu bedienen, wolle sich dessen begeben und gleichfalls in adjudi- 
cation consentiren. t) 

In dem angehangten, ebenfalls vom 5. Sept datierten „Bescheid" 
heifet es m Anfang: 

Auf ergangene Tax und Subhastation des zu Wendemarck im 
Seehausen'schen Kreyse belegenen , dem Zoll Einnehmer Dollett) 
gehorigen Hofes Seehoff Wendemarck genannt, wird nunmehr so- 
thaner Hof nebst Pertinentien dem Oeheimten Rath Goldbeck . . . 
erb und eigenthtimlich zugeschlagen etc. 

Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der in dem Protokoll 
erw&hnte Marpurg identisch mit dem Musikschriftsteller ist, der zu 
jener Zeit als Kriegsrat und Lotteriedirektor in Berlin lebte. Daraus, 
dass er im Laufe der Verhandlung auf das Vorkauferecht verzichtete, 
eigiebt sich von selbst, dass seine Familie ehemals im Besitze des 
Hofes war. An Dolle wurde er wohl 1753 verkauft, d. h. 22 Jahre, 
nachdem Marpurgn Vater, welcher ebenfalls die Vornamen Friedrich 
Wilhelm hatte, gestorben war. Fur das Jahr 1727 lasst sich dieser, 
wie wir gleich sehen werden, aus unserm Aktenheft urkundlich als 
Besitzer nachweisen. 

Kurze Zeit nach der Subhastation verpachtete der neue Besitzer 
den Hof an einen Lieutenant von Scherer. Am 19. Juni 1777 iiber- 
nimmt dieser das Inventar. In der Urkunde, welche sich darauf 
bezieht, fiihrt das Gut noch den Namen „Seehof Wendemarck". Da- 



*) =- aocusando eventualiter contumaciam, <L h. er rtgt das allem An- 
achein nach eintretende Niohtersoheinen des vorgeladenen Kriegsrates Marpurg. 
♦*) Far protime8608 (Vorkauferecht). 
*•*) = zustehe. 
t) » in die Zuerkennung einstimmen. 
ft) Aach Delle geaohrieben. 

8* 



108 Zur Lebens- and Fami liengeschichte Fr. Wilh. Marpurg's. 

gegen wird es in einem am 18. Dezember desselben Jahres aus- 
gefertigten Vertrag, in welchem sich von Scherer mit seiner Nach- 
barin Witwe Dahmsen iiber eine Qrenzregulierung einigt, bereits als 
Neugoldbeck bezeichnet Gelegentlich dieses Termines bringt Witwe 
Dahmsen ein Dokument bei, laut dessen Herr Friderich Wilhelm 
Marpurg am 11. Dez. 1727 einen Vergleich mit seinem Nachbar 
Miller uber denselben Streitpunkt einging. 

Dies zur Feststellung der Geburtsstatte Marpurgs. Sehen wir 
uns nun weiter im Kreise seiner Fami lie urn. Der Vater hatte sich 
in dem verhaltnism&fsig jungen Alter von 24 Jahren anno 1712 zum 
erstenmal vermahlt. Die Gattin war eine geborene Margarethe Kruse- 
mark. (SUieder ihrer Familie finden wir im 17. und 18. Jahrhundert 
in Seehausen , Pritzwalk and Perleberg als Biirgermeister und In- 
spektoren, d. i. Superintendenten. *) Aus letzterer Stadt staramte ae 
selbst. Sie schenkte dem Gatten 1713 einen Sohn, der 11 Jabre 
alt in Seehausen starb. 1715 starb den Eltern „ein Sdhnlein," in 
demselben Jahre aber auch, wie sich aus dem Wendemarker Kirchen- 
buche ergiebt, die Mutter. 

Diese letztere Tbatsache war mir bei Abfassung des ersten Ar- 
tikels unbekannt, so dass ich dort irrtumlich Margarethe Krusemark 
als Mutter des Musikschriftstellers annahm. 

Wohl die Rticksicht auf die Wirtschaft veranlasste den Vater 
sehr bald wieder zu heiraten. Wie mir Herr Pastor Wolleeen mitteilt, 
wurden nach Ausweis des Werbener Kirchenbuches am 4. Trinitatis 
des Jahres 1716 zum erstenmal aufgeboten: 

H. Friedrieh Wilhelm Marpurg Erbgesessen auf dem Seehof \ 
in Wendemark, Wittwer und Jungf. Maria Magdalena Hupen, HI i 
Johann Christian Hupen wollverdienten Burgermeisters, und auch | 
Einnehmers allhier ehel Tochter. 

Die in vorstehendem zweimal gebrauchte Form „Hupen" ist Genetiv; 
der eigentliche Name lautet „Hupe". 

Aus der Ehe ging als Al tester unser Friedrieh Wilhelm horror. 
Ihm folgten 1720 eine Sch wester, welche jedoch schon im nachsten 
Jahre starb, und 1725 ein Bruder, welcher dem Grofsvater mutter- 
licherseits zu Ehren Johann Christian getauft wurde. 

Was in der fruheren Arbeit Uber den Grofs- und UrgrolSsvater 



*) Vgl. Bekmsans M&rkische Chronik, Artikel Perleberg Spalte 59, Prit«* 
walk 123 ff., Seehausen 18 f. 



Zvlt Lebens- mid Famfliengeoehichte IV. Will. Marpurg's. 109 

unseres Marpurg gesagt wurde, bring© ich hier der Vollstandigkeit 
halber noch einmal, wenngieich in etwas veranderter Gestalt 

Der Urgrofevater, Johannes Marpurg, war zur Zeit des dreifsig- 
j&hrigen Krieges Biirgermeister in Seehausen, and zwar wird er als 
solcher im Kirchenbuche inter dem 7. II. 1644 bei der Taufe seines 
dritten Kindes bezeichnet. Bass dies in der Notiz iiber die beiden 
ersten (1638 und 1641) nicht geschehen , beruht wohl lediglich auf 
Zufall. Jedenfalls nennt ibn der m&rkische Chronist Bekmann (Artikel 
Seehausen, Spalte 42) bereits fiir das Jahr 1636 als einen der Biirger- 
meister der Stadt Er gedenkt seiner gelegentlich der Pliinderungen, 
von welchen Seehausen in diesem Jahre beimgesucbt wurde. Als die 
Feinde kein Geld mehr finden, werfen sie die Urkunden, welche auf 
dem Batbause liegen und z. T. von Privatleuten daselbst niedergelegt 
sind, auf die Strafse, darunter einen Marpurg gehorigen Schuldschein, 
welchen derselbe voller Schmutz wiederfindet; obwohl obendrein ein 
Blatt davon abgerissen ist, gelingt es ihm doch dem Schuldner gegen- 
iber vor dem Richter seine Anspriiche aufrecht zu erhalten und ihn 
zur Zahlung zu zwingen. 

Naeh erster kinderloser Ehe verheiratete . er sich 1637 zum 
zweitenroale — und zwar mit Dorothea Schreiber, Tochter des 
Biirgermeisters Schreiber in Seehausen. Aus dieser Ehe gingen vier 
Sohne und zwei Tochter hervor. Im Sterberegister wird dieser altere 
Johannes Marpurg unter dem 27. Juni 1652 als verstorben be- 
; ; zeichnei 

Als erstes Kind war ihm eine Tochter geboren, als zweites sein 
Sohn Johannes, der Grofsvater des grolsen Musikkenners, welcher im 
s ' Hause Christoph Sasses, dem sich die Mutter 1654 vermahlt hatte, 
^ aufwuchs. Im Alter von 31 Jab^n vermahlte er sich mit Emerentia 
Gleim zu Werben. Im Trauregister dieser Stadt wird er als „Nota- 
rius publicus wie auch Secretarius" aufgefiihrt (23. Sept. 1672). 
& Seine Ernennung zum Biirgermeister erfolgte 7 Jahre spater. Nach 
Bekmann, der ihn (Artikel Seehausen, Spalte 14) als Mitverwalter 
!••' eines Stipendiums erwfihnt, ist er noch 1711 im Amte gewesen. Da- 
0 nach h&tte der Grofsvater des beruhmten Marpurg der Stadt See- 
%: hausen mindestens 39 Jahre, darunter 32 als Biirgermeister gedient. 
Man darf annehmen, dass er nicht nur in den Kreisen seiner Biirger- 
schaft, sondern auch bei dem Adel der Umgegend in Ansehen stand. 
Bei der Taufe seines vierten Kindes Godula Magdalena(16.IV. 1685) tritt 
eine Frau von Jagow-Criiden als Patin auf; an der Wiege des jungsten, 
& ' des uns schon bekannten alteren Friedrich Wilkelm (Taufregister, 6. Jan. 



110 Zur Lebens- und Familiengeschichte Fr. Willi. Marpurg^s. 

1688) standen „Herr Friderich Wilhelm, Herr von Kannenbergk" und 
„Herr Hans Friderich von Bareewisch". Ereterer gab also dem Sohne 
und indirekt damit anch dem Enkel den Namen. 

Zum Schlusse mochte ich noch auf ©in interessantee Dentinal 
der Familie Marpurg aufmerksam machen. Is 1st ein Holzepitaph, 
welches der Seeh&nser Petrikirche gehort, seit einigen Jahren aber 
der historischen Sammlnng des Gymnasiums iiberwiesen ist 

Das Orabdenkmal, welches etwa B / 4 m breit ist und in seiner 
urspriinglichen Oestalt (gegenwartig ist die Verzierung oben nnd an 
beiden Seiten nicht mehr vollst&ndig) eine Hohe von fast 2 l / 2 m ge- 
habt haben mag, trigt in goldenen Buchstaben auf schwarzem Unter- 
grund die tJberschrift: 

„Epitaphium Mum Marpragi&diim praematur© demortno- 
rum." (Orabdenkmal dreier friihzeitig verstorbener Kinder Mar- 
purgs.) . 

Der Mittelraum, welcher etwa zwei Drittel des Qanzen ausmacht, 
zeigt in seinem oberen Teil ein allegorisches Bild. Im Hintergrunde 
desselben sieht man die Stadt Seehausen, wie sie sich im Ausgango 
des 17. Jahrhunderts dem Beschauer von Westen her darbot Im 
Vordergrunde rechts steht in einem Gartengehege ein Baum, an 
welchem drei abgeknickte Zweige herabh&ngen. Links ist Jehovah, 
in einer Wolke schwebend dargestellt Seine Rechte hUt ein B&um- 
chen, auf welches drei Aste aufgepfropft sind; den Wurzelteii des- 
selben birgt die Wolke, in die es gleichsam eingepflanzt ist Cber 
ihm liest man die Worte: „Hic nobis maior honos" („Hier wird ans 
grolsere Ehre zu teil"). Die Deutung des Bildes ergiebt sich aus der 
tTberschrift und den lateinischen Versen , welche darunter gesetzt 
sind. Sie lauten in deutscher tJbertragung folgendermafsen : 

„ Wanderer, wer dn muck seist, scfcau her, betrachte dies Bildnis. 

Welche Bedeutung es birgt, lass mich verkflnden sogleich, 
Bass in anderen Boden versetzt die Pflanze gedeihe 

Krfiftiger als zuvor, weifs, wer yerstSndigen Sinns. 
Pfropfst Dm auf saftigen Stamm den Zweig, vom Baome gesohnittan, 

Herrlicher bluht er heran, prachtiger steigt er empor. 
Marporgs SprQsslinge, die den heimischen Boden verliefsen, 

Zweigen vergleicht sie mit Recht wohl der betrachtende Geist 
Ja, drei Zweige, vereint auf einem Stamm© im Himmel, 

Nfihret sie edlerer Saft, als er hienieden sich bent. 
Tor des Wnrmes nagendem Biss, vor der Kftlte geschutzet, 

Tragen sie himmlische Frucht, jetzt und in ewige Zeit. • 
"Wer dies ttberirdische Gluck im Herzen erwogen, 

Sehnt sich za sterben sogleioh, dass ibn der Himmel empfangt." 



Zur Lebens- and Familiengeacluohte IV. WOh. Marpurg'g. m 

Unter leu Distichen, welche ebenfalls in Goldschrift auf schwarzem 
Untergrunde stehen, befiaden sich die Initialen : „J. B. S. S. C. u 

Den unteren Teil endlich bildet ein Familienbild. AIs Hinter- 
gnind desselben ist ein dunkler, in der Mitte gardinenartig ausein- 
andeigehender Vorhang gemalt. links der Offhung sieht man das 
Familienoberhaupt in burgermeisterlicher Tracht, rechts die 6attin t 
zwischen beiden zwei im Eindeealter stehende Toehter, zur rechten 
Hand des Vaters drei Sprofslinge, deren mittelster sich durch seine 
Eleidong als Enabe verr&t, wahrend die beiden andern sozusagen a 
la baby gekleidet erscheinen (weilses, mit schwarzen Schleifen ge- 
ziertee Kleid und weifee Haubchen). 

Was die Entstehungszeit des Denkmals angeht, so eigiebt sich 
zunacbst aus dem Umstande, dass in der Abbildung Seehausens beide 
Ttirme der Petrikirche mit sogenannten welschen Hauben vereehen 
sind, mit voller Gewissheit, dass es erst nach 1676 entstanden sein 
kann. Bis mm 30. Aogast dieses Jahres hatte der nordlicbe Turm 
(wie ureprunglich aucb der stidliche) eine schlanke^ pyramidenformige 
Spitze, welche auf der Abbildung in Marians Topographia electoratus 
Brandenburgensis noch zu sehen ist An dem genannten Tage aber 
wiirde dieselbe durch einen Blitzschlag zerstort 

Daraus folgt zun^chst, dass das Epitaph nicht in Beziehung zu 
der Familie des obengenannten alteren Johannes Marpurg steht. 
Wie aber verh&lt es sich mit der des jiingeren? Aus den Tauf- und 
Begr&bnislisten der Petrikirche lasst sich folgendes feststellen. 

Der jiingere Johannes Marpurg liefs beerdigen : 

1. 1674 einen Sohn Johann Jakob. Da sich die Eltern 1672 
vermfihlt hatten, dttrite er 1673 geboren sein. Im Taufregister fehlen 
die Eintragungen vom 3. Mai 1671 bis 26. Okt. 1675. 

2. 1681 einen Sohn Johann Gottfried, getauft am 19. Sept. 
1678. 

3. 1685 „ein T6chterlein. w Dies kann nur die 1683 geborene 
Emerentia Sophie sein. Denn die vor ihr — 1676 — geborene 
Dorothea Elisabeth tritt 1689 unter dem 30. Okt als Taufzeugin auf. 

Ein 1681 „todtgebohrnes Sohnlein" ist hier ohne Bedeutung. 

Aufser den genannten drei Sterbefallen verzeichnet die Begrabnis- 
liste keine weiteren , welche fiir uns in Betracht kommen kSnnten. 
Erhalten blieben den Eltern : 

1. Die bereits erwfihnte Dorothea Elisabeth (geb. 1676). 

2. Gtidula Magdalena, geb. 1685, Rogate 1704 zum erstenmal 
au%eboten. 



Adam Krieger. 



3. JMedrich Wilkelm, der Vater des Musikschriftstellers, geb. 

1688. 

Ba nun der dritte Sterbefall 1685 eintrat, 1st es natiirlich, an- 
zunehmen , dass das Denkmal 1686 oder spltesteng 1687 entstand, 
so dass also Friedrich Wilhelm noch nicht darauf figurieren konnta 
Die Gruppierung des Familienbildes passt hierzu vortrefflich: zwischen 
den litem die beiden zur Zeit lebenden Tochter, zur rechten Hand 
des Vaters die drei verstorbenen Kinder. 

Aber auch die Initialen unter den lateinischen Versen deuten, 
wie ich meine, daraaf hin, dass sich das Denkmal auf den jiigerei 
Johannes Marpurg bezieht Sie dirften zu lesen sein: Johannes 
Berends 8enatus Seehusani Consul." — Berends wird flir das Jahr 
1674 als Biirgermeister erwahnt. Zwei Jahre splter tritt er als Pate 
bei der Taufe Dorothea Elisabeth Marpurgs auf, ein Umstand, der 
gewiss auf freundschaftliche Beziehungen des damaligen Herrn Secre- 
tarius zu seinem Vorgesetzten hinweist. Berends stirbt 1697. 

Danach w&ren wir denn in der glticklichen Lage ein Bild der 
gro&elterlichen Familie Marpurg* nachweisen zu konnen, an dem 
nur eins zu bedauern ist: es fehlt ihm der jiingste Sprofe, der Vater 
des grofsen Sohnes. "Obrigens ist das Grabdenkmal auch in allgemein 
kulturgeschichtlicher Beziehung nicht ohne Interesse. 



Alsm Krieger 

(von Bob. Bitner). 

Das vierte Zehen. Aria Nr. 8. 







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Frei-licb, frei-lich ist die Glut, so da hier in ea-ren Mat 

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Adam Krieger. 



113 



und in al-len A-dern bren-net_ 



von der Ve - nus an - gezundt, 



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weii sie gar sa lie - bea Kind gleich nach en - ren An -gen ren - net 



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Riiornello. 



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1. 2. 



Viola 
1. 2. 



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114 



Johann Philipp Krieger. 




Johann Plllpf Krieger 

(von Bob. Eitner). 

Der liter© Bruder des Johann , von dem im Jahrg. 1896 die 
Klavierpiecen veroffentlicht wurden. Er wurde am 26. Febr. 1649 
zu Niirnberg geboren und starb zu Weifsenfels den 6. febr. 1725. 
Qerber im neuen Lexikon giebt eine ausfiihrliche Lebensbeschreibung, 
m der nur einige archivalische Auffindungen erganzend einzufiigen 
sind. Er war in Niirnberg Schiller von Joh. Drechsler und Gabriel 
Schlitz, ging dann nach Eopenhagen und nahm bei Schroder noch 
Unterricht, dessen Vertreter er splter an der deutschen Kirche am St 
Peter wurde. Gegen 1670 kehrte er nach Deutschland zurfiek. Gerber 
sagt nach Niirnberg. Er mag wohl voriibergehend Niirnberg beriihrt 
haben, da aber sein Bruder Johann ihn in Zeitz aufeuchte, um sich 
unter ihm auszubilden, so muss Philipp dort gelebt haben. 1672 wurde 
er in Bayreuth Eammerorganist und bald darauf Kapellmeister. Da 
aber die Herrschaft abwesend war, nahm er Urlaub und ging nach 
Italien, studierte in Venedig unter Rosenmiiller, reiste dann nach 
Rom und machte unter Abbatini einen Kursus durcb, besuchte auch 
Neapel, ging nach Venedig zurtick und erwartete die Befehle seines 
Herren. Als derselbe eintraf reiste er iiber Wien, spielte vor dem 
Kaiser and erhielt von ihm don Adelsbrief, dessen Bildnis und 25 



Johann Phflipp Krieger. 1J 

Dukaten. In Bayreuth die Amtspflichten wieder iibernehmend, fand 
er munches, was ihm nicht gefiel und nicht andern konnte und kurz 
entschlossen, forderte er seinen Abschied, ging nach Frankfurt a. M., 
dann nach Kassel und hier erreichte ihn die Aufforderung des Her- 
zogs August von Sachsen- Weifsenfels, eine Nebenlinie des Eurhauses 
Sachsen, der auch gleichzeitig Administrator des Erzstiftes Magdeburg 
mit dem Sitze in Halle war, die Hoforganistenstelle zu iibernehmen. 
Gerber glaubt nun, dass der Administrator und der Herzog von 
Sachsen-Weiisenfels zwei verschiedene H&user sind und lasst Philipp 
zuerst nach Halle, dann nach Weifeenfels gehen. Allerdings befand 
er sich nach einem Briefe vom 6. Dez. 1677 in Halle, besuchte in 
Bqgleitung des Herzogs den Hof in Dresden und liels sich vor dera 
Kurftirsten hOren, der ihm einen kostbaren Ring verehrte (La Mara's 
Briefeamlg. 1, 124 und Fiirstenau 2. Bd. S. 9 zur Geschichte der 
Musik in Sachsen). In den Akten wird der 12. Dez. 1677 als An- 
steliung8datum verzeichnet, wahrend der Brief schon vom 6. datiert 
Das Schreiben ist an den Herzog August gerichtet, bei dem er sich 
fur die Anstellung als Kammeroiganisten bedankt, mochte aber nicht 
als Untergebener des Kapellmeister David Pohlen stehen, sondern 
direkt unter dem Herzoge, dem er alles Gute verspricht was er 
leisten wird. Da er mit der Erfiillung der Bitte die Annahme ab- 
hingig macht, wird sie ihm wohl gewahrt sein. Sein Gehalt be- 
trug 230 Thlr. Am 12. Febr. 1679 ernannte ihn der Herzog zum 
Yicekapellmeister mit 500 Thlr. Gehalt Zugleich erfahren wir auch 
aus den Akten des s&cbs. Staatsarchivs, dass sein Sohn Johann Qott- 
Mlf daselbst Eammermusiker und Kammerorganist wurde. Herzog 
August starb am 4. Juni 1680 zu Halle und fiel damit das Stift 
Magdeburg an Brandenburg (Preufsen). Sein Sohn, Johann Adolf I. 
folgte ihm in Weifeenfels, wo er auch residierte und scheint die 
Kapelle nach Weifsenfels gezogen zu haben, wie man aus dem Um- 
stande vermuten kann, dass Krieger nun in Weifsenfels seine Funktion 
fibemahm und dort am 18. Marz 1712 zum Kapellmeister befordert 
wurde. Aufserdem nahm ihn noch der Herzog Christian von Sachsen- 
Eisenberg „von Haus aus" als Kapellmeister bei besonderen Gelegen- 
heiten in Anspruch. 

Von seinen geistlichen Gesangswerken fur Chor und kleines 
Orchester hat sich sehr viel in Hds. erhalten und besonders in der 
Kgl. Bibl. zu Berlin in den Manuskripten 12150. 12151 bis 53, 
nebst 2 Autographen. Bei den Hds., wo der Vorname fehlt, ist es 
schlechterdings unmoglich festzustellen, ob sie Philipp oder seinem 



116 



Johann Philipp Krieger. 



Bruder Johann angehoren, und ist man bei der einen Stelle geneigt 
PMMpp's Schreibweise zu erkennen, so wird man gleich darauf wieder 
an Johann erinnert An Bach und Handel reichen sie beide aller- 
dings nicht heran, doch ist es immerhin von Wert die Mittelglieder 
kennen zu lernen, welche dem Fassungsvermogen ihrer Zeitgenossen 
gerecht wurden und in der Achtung derselben hoher standen als die 
Heroen der Eunst 

Sie haben beide eine sogenannte gefallige Musik in der Aus- 
drucksweise ihrer Zeit geschrieben und hin und wieder blickt auch 
einmal ein wirklich hiibscher Gedanke durch. Einen sehr umfang- 
reichen Satz in Form einer Eantate hat Philipp im Ms. 12152 fiber 
die Choralmelodie „Ein feste Burg ist unser Gott 44 fur Chor, 2 Violinen, 
2 Violen, Fagott and Bassus continuus geschrieben, dessen Instru- 
mentaleinleitung das Hauptmotiv des Chorals kontrapunktisch verwertet 
und darauf die Choralmelodie in ihrem ganzen Umfange den vier 
Singstimmen abwechselnd giebt und zwar in der Weise, daw sie 
zuerst der Sopran fuhrt, dann singt sie der Alt ganz durch, darauf 
Tenor und Bass. Der Satz ist wenig ansprechend; die schwachen 
Ansitze von einer kontrapunktischen Behandlung der Stimmen sind 
zu geringwertig, als dass sie Ersatz fur die harmonische und melo- 
dische Eintonigkeit bieten konnten. Nach sorgsamer Auswabl teile 
ich folgenden Gesangssatz mit, den ich wieder, wie im Jahrg. 1896 
die Klavierpiecen von Johann Krieger, als Beilage zum Hauptblatte 
geben werde. Ich halt© die Monatshefte ganz besonders geeignet auch 
die kleineren Geister zum Worte zu lassen, wahrend die Publikationen 
nur das Beste bringen sollen. 

Cantata i 2 Cantus et Bassus cont (Ms. 12152 Nr. 9 in der 
KgL BibL Berlin) *) 



Cantos 1. 



(Ausge- 
setzter 

General-} 
bass.) 

Bassv-s 



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Ich bin ei - ne 

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Bin -me zu Sa-ron 


und ei-ne Ro - 






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\$fi — j-p — , 

• 7 



*) Kleine Schreibfehler und fehlende Kremze sind ohne Anzeige verbessert. 
Die Tonart ist entschieden das modem© Gd. and Daur. 



Johann Philipp Krieger. 1 17 









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86, und ei - ne 




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._i L_ 





86, nnd ei - ne Ho - se, und ei - ne 
(Forts. Mr. 8 Befl.) 



118 



Mitteilungen. 



IQttoflungeii. 

* Cenni mU* origine e md progresso deMa Mmim litnrgica em oppemdim 
iniomo all' origine deW organo di Federico Consolo, (Winke fiber den Urapnmg 
und fiber das Fortschreiten der liturgischen Musik nebst einem Anhange fiber 
den Ursprung der Orgel von Friedrich Consolo). Florenz bei Monnier's Nach- 
folger. XXIV und 104 S. #. 

Auch die Synagoge empfindet das Bedfirfnis einer Reform des Kultus und 
besonders des liturgischen Gesanges und man 1st bestrebt, diesen in seiner ur- 
spriinglichen Form wieder herzustellen. Jedoch der gftnzliche Mangel an alten 
liturgischen Monumenten, die durch die mehrmalige Vertreibung des jfidischen 
Volkes aus seinem Lande unterbrochene Tradition, wie auch die Verschieden- 
heit der Ausspraobe des Hebraischen in den yerscbiedenen Landern machen 
das Untemehmen aufeerst schwierig, wenn nicbt unm&glich. Der Autor unseres 
Baches, ein geborner Israelite, musikalisob und bamoristiscb gebildet, hat den 
Weg der Forschung auf diesem Gebiete betreten und schon im Jahre 1891 
eine nach dem Rituale der israelitischen Gemeinde zu Livorno eingeriehtete 
Sammlung von Gestagen unter dem Titel Libro dei Canti d f Israele verCffentlicht, 
welches Werk wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes far die Geschichte der 
Musik von namhaften Musik-Gelehrten Anerkennung gefunden, andrerseits aber 
Bedenken erregt hat, ob die dargebotenen Melodien wirklich alt und traditionell 
seiem. Wie der Titel des uns beschftfbigenden Werkchens angiebt, will der 
Yerfasser zur Ldsung sehr wichtiger Fragen nur Andeutungen geben, welche 
nach meiner Meinung noch einer sehr eingehenden Begrfindung und Ausfuhrung 
reap. Erklarung bedttrfen, urn in denselben eine Ldsung dieser Fragen auch 
nur erwarten zu kftnnen. 

Zuerst behandelt der Verfasser die fir die Lesung der Bibel in der 
Synagoge bestimmte musikalische Notation t die Neghinoth — Taamim oder 
Tropen. Diese aus den grammatikalischen Accenten entstandenen Zeichen sind 
aramaischen und syrischchaldfiischen Ursprungs, und ihre richtige Notation findet 
sich in der Masora, einer von den alten Rabinern hergestellten Sammlung 
kritischer, grammatikalischer und palaographischer Beobachtungen und Be- 
merkungen fiber das, was in dem Bibeltezte enthalten ist. Eine Erklarung und 
Ubertragung dieser Accente in die moderne Notation ist mehrfach geliefert 
worden ; der Verfasser schenkt der des Johannes Reuchlin , eines Humanisten 
des 16. Jahrhunderts voiles Vertrauen. Die nach Reuchlin und Naumburg bei- 
gefugte t/bertragung dieser Accente in die moderne Notenschrift und deren 
Anwendung auf den Anfang des I. Kap. Genesis bieten jedoch keineswegs 
etwas Neues. (Vergl. Dn. Dom. Mettenleiter, Archiv etc. I. Heft S. 198 u. s. w.) 
Die in der Cbertragung angewandte moderne Mensur wie auch die accidentiellen 
Veranderungen der Tone war doch wohl den alten Israeliten unbekannt! 

Der zweite Wink gilt der Lesung der Neumen in den gregorianischen 
Codices. Ausgehend von dem mathematischen Grundsatze „Fortschreiten von 
dem Bekannten zum Unbekannten" will der Autor aus der Nebeneinander- 
stellung mehrerer mit und ohne Linien neumierter Notationen desselben Stfickes 
die Neumen entziffern. Ob er jedoch auf diese Weise zu einem aichererea 
Resultate gelangt, als man bisher durch dieses Verfahren kommen konnte, hat 



Mitteilangen. 



119 



er nicht gezeigt. Auch will er das Geheimnis entdeckt haben, in einer ohne 
Linien and ohne Schlisse! notierten Choralmelodie deren Tonalitat bestimmen 
zu kdnmeii. Die Tone fa and at sollen ihm als Ausgangspunkte dienen. 

Der folgende Abschnitt handelt fiber das liturgische Recitativ. Hiernach 
hat die allgemeine liturgische Musik ihren Ursprnng in der hebr&ischen Melodie, 
aua welcher das Chris tentam einen Schatz entwickelt hat, in welchem die 
christliche Kirche heutzatage die wahre Tradition besitzt. Die rich hieran- 
schliefsenden Kompositionen desVerfassers sind in mehrfaoher Hinsichtinteressant. 
Den Schluss bildet seine Meinung Iber den Ursprnng der Orgel, welche, wie 
das Monochord, ans der Anfstellung der Tetraohorde (vergl. Boetius, mosioa, 
L Buck Kap. XX.) entstanden sei. 

Der Verfasser meint (S. V), die Accent© Taamim entsprftchen den grego- 
rianisohen Neomen, wahrend zwischen beiden doch ein wesentlicher Unterschied 
beateht. Die Jjeumenfiguren sind aofldsbar ; es sind Zusammensetzungen mm 
Virga nnd Punktnm und sie geben, wenn aueh nicht naoh bestimmten Inter- 
val len, die Modulation der Stimme an; beides ist bei den Acoenten Taamim 
nicht der Fall. 

Die Bestrebungen des Verfassers verdienen alle Anerkennnng, zumal er 
darch seine Kezmtnis der hebr&ischen Sprache zu diesen Arbeiten besonders 
befeMgt ist. Im Anschlasse an die mustergultigen Arbeiten der Benediktiner 
von Solesmea, die {fem nicht anbekannt sind, durfte er manches fir die Mosik- 
geaohichte Wertvolle za Tage fordern. P. B. 

* Taddeo Wiel. I teatri musicali Veneziani del Bettecento. Prefazione 
al Catalogo delle opere in masica rappresentate nel secoio XVIII in Venezia. 
Venezia 1897 fratelli Visentini. gr. 8°. 79 S. m. Appendice 8 Taf. Preis 2,50 M. 
Die Verleger versenden die eben im Druck vollendete Vorrede , die in ge- 
schichtlichem Rah men and in freier Behandlang das ganze Feld der europai- 
soben Opernprodoktion bis zor Neuzeit enthalt; diesem schliefst sich dann eine 
Aufzahlung mit historischen Notizen der 14 venezianischen Theater des 17, 
lbs. an, denen dann Einzelheiten, Dokumente n. a. folgen. Die angeh&ngten 
Tafeln scheinen die Platze im Theater anzazeigen, so verstehe ich wenigstens 
die Aafzfthlang der Procenj, Pargoletto and wieder Proceni der ersten and 
zweiten Ordnung, wohl gleichbedeatend mit unserer Bezeichnung 1. a. 2. Rang. 
Der Katalog soil dann fthnlich eingeriohtet sein wie Lajarte's Bibliotheque 
musicale da Theatre de l'Opera a Paris 1878, nor leider mit dem Unterschiede, 
dass in Venedig grofstenteils die Partituren fehlen , wahrend gerade Lajarte's 
Katalog so wertvoll dnrch das Vorhandensein derselben wird. 

* Rudolph Freikerr Prochdxka. Arpeggien. Masikalisches aas alten and 
netien Tagen von . . . Dresden 1897, Oskar Damm. gr. 8°. 12 and 149 S. 
Preis 3 M. Eine mit lebhaften Farben geschilderte Mozart verehr an g in Prag 
in 4 Abschnitten: Don Juan, ZanberflOte, Allgemeines, Titus , mit manchem 
netten Moment versehen. Darauf folgen die bohmischen Musikschulen , Das 
musikalische Prag der Gegenwart, Prager Glockenstimmen (Gelaute) , Haydn, 
Mozart and Beethoven mit dem hiibschen Motto: „ Haydn ist der Weg zam 
Himmel, | Mozart ist der Himmel selbst, | Beethoven der Gott in demselben." 
Ferner: Mosiker and Dichter (von Operntexten), Ernestine von Frioken, Schu- 
mann's erste Brant, ram ersten Male nach Familien - Nachrichten aosfuhrlich 
dargestellt. Kttnstlerbilder aus der Werkstatt, der Buhne and dem Konzert- 



120 



Mitteilungen. 



saal. Streiflicbter uber Robert Fftuiz and sein Lied, enth&lt moistens Selbet- 
erlebtes, da er mit Franz befreundet war. Eine modem© Masikgeschichte, be- 
trifiTt Dr. Svoboda?* Illustrierte Musikgeschichte. 8tuttgart 1894, Karl Gruninger, 
die in den Augen des Verfassers vortrefflieb 1st and Ambros mm die Seite ge- 
setzt werden kann. Bern Scbreiber dieser Zeilen ist sie bis jetzt unbekannt, 
docb muss dieselbe nach dem Urteile obigen Verfassers ein wahres Wunder- 
werk sein. Noch sei erwahnt, dass der Abschnitt ,,bdhmische Masikschalen w 
aus einem kieinen biograpbiscben Lexikon besteht, welches manches Neae and 
wie es scheint aacb Verburgte entbftlt 

* Die von Prof. Ernst Rabich y flerzogl. sacks. Masikdirektor and Hof- 
kantor in diesem Jabre nea gegriindete Musikzeitung: Bl&tter fur Haas- and 
Kirchenmusik, Langensalza 1897, Hermann Beyer & Sonne, in gr. 4°, monat- 
lich eine Nummer, mit modernen Mus?kbeilagen, entbftlt aach einig© historische 
Artikel, die der Erwahnung wert sind. In Nr. 1/2 vou Jos. Sittard: Zur Ge- 
schicbte des Eircbengesangs in Hamburg in der altesten Zeit mit Dokumenten- 
Die Nacbricbten beginnen mit dem 11. Jb. and schliefsen mit Emanuel Back 
In Nr. 3/4 befindet sicb von Hugo Rienuinn ein Artikel fiber die Sbkne Seb. 
Bach's mit der Mitteilung eines Streicbqaartetts von Em. Bach als Beilage. 
Der Artikel beschftftigt sich nicht mit der Lebensgeschichte derselben, sondern 
aosschliefslich mit ihren Leistnngen and ihrer Stellung als Komponist za den 
Zeitgenossen. Hierbei sei die Gelegenheit beniitzt aaf die Neaaasgaben obigen 
Verfassers der Sonne Seb. Bach's bei Steingr&ber in Leipzig aufmerksam zn 
machen. Es sind dies Johann Bemhard Back: Fnge in Fd., JoK Ckrstn. B. % . 
Konzerte in Gd. Ed. Dd. mit untergelegtem 2. Pfte. and eine Sonate in Cm. 
Joh. Chrstph. B.: Sarabande mit Variationen , JoK Ckrstph. Friedr. B. ein 
Allegretto mit Variationen, Karl Phil. Em. Back: Ausgewahlte Klavierwerke, 
Konzerte in Cm. Gd. Dd. Dd. (Nr. 2), Esdar mit untergelegtem 2. Pfte. WUh. 
Friedemann Bach: Konzerte in Em. Dd. Amoll, Fd. mit antergelegtem 2. Pfte., 
Suite in GmolK Sonaten and kleinere Klavierpiecen. 

* Die Antiquariat8 • Bucbhdlg. von J. St. Qoar in Frankfurt a. M. bietet 
eine Sammlg. von 14 Konzerten von Mendelssohn, Beethoven, Seb. Bach, Rob. 
Schumann, Mozart und Weber, aus dem Nachlasse der Fran KJara Schumann 
in meist alteren, zum Teil Original- Ausgaben mit den Orchesterstimmen and 
mit zahlreichen Korrekturen and Vortragszeichen der ehemaligen Be&itzerin 
versehen, zum Preise von 120 M aus. 

* Kirchhoff S Wigand in Leipzig. Katalog Nr. 998 , enth. 1809 Nrn. 
Geschicbte der Musik, theoretische Schriften, praktische Musik, Eine wert- 
yolle Sammlung, deren letztere Abteilung auch liter© Werke enthalt, als litor- 
gische Werke, Gesangbttcher, Opera, Oratorien u. a. 

* Hierbei eine Beilage : Nachrichten iber die Musikpnege am Hofe zu 
Innsbruck nach archivalischen Aufzeichnungen von Dr. Franz Waldner. Bog. 1- 



Verantwortlicber Sedakteur Bobert Bitner, Ttmplhi (Uok«nn*rk). 
Drnok tou Hermann B ey«r * Sibil* in Tmng—aalBit, 




MU8IK- GESCHICHT 



herausgegeben 



der Gesellschaft Iflr Musikforschung. 



IHI. Jabri 



Preii del Jahrgangei 9 Mk. Monatlich erioheint 
eine Kmmuw ion 1 Mi S Bogen. IniertlomgebObren 
fttr die Zelle M Ft 



la 8. 



1807. 



KoMmfarfonivwlitg 
too, Breitkopf * H&rtel in Leipsig. 
Bestellangen 
ntmmt Jede Buoh- und MusiMiiiiidliiBg entgegen. 



Bin Dialog John Milton's. 



Von Dr. Wilibald NageL 



. Der Mann, von dessen Schopfungen ©in© hier besprochen und 
mitgeteilt werden soil, kann in der Musikgeschichte keinen besonders 
hervorragenden Platz beanspruchen. Doch sind der Grtinde, welche 
mich zur Mitteilung des Dialoges Hilton's veranlassen, mancherlei, 
Grinde, von denen ich hoffe, dass sie auch von den Lesern dieser Zeit- 
s schrift anerkannt werden mogen. Man wird sie im einzelnen aus den 
folgenden Angaben entnehmen konnen. 

Mit dem Wirken Palestrina's war der H6hepunkt der Entwicke- 
long der alteren Eontrapunktistenschule erreicht, die Formen der 
Messe, der Motette waren bis za dem Grade ausgebiidet, dass jeder 
Schritt daruber hinaus ein Schritt abwarts werden musste, Form and 
Inbalt deckten sich in ihnen vollkommen. Wollten die Tonsetzer 
nicht auf jede kiinstlerisch-selbstandige JLufeerung verzichten, so war 
es geboten, nach nenen Formen, nach neuen Mitteln des musikalischen 
Ausdruckes zu sachen. Dieser notwendigen Forderung kamen ge- 
wichtige Umst&nde zu Hilfe: die strenge Satzweise, welche in Italien 
ihren vorlaufigen Abschlass fand, war kein origin&res italienisches 
Produkt, niederl&ndische Ktinstler hatten sie im iachenden Siiden ein- 
gebiirgert Aber wenn auch der nordiscbe Ernst die ieichter ge- 
knftpfte Kunst, welche der heitere Himmel Italiens geboren, in den 
Hintergrund drangte, sie vernichten, jede Spur von ihr verwischen 

M«n*tsh. f. MaitkgtMli. Jftbrgaag XXUL No. 8. 9 



122 



Sis Dialog John Hilton's. 



konnte er nicht. In den „Frottole tt lebte im auf den homophonen 
Ban der Satze gerichtete italienische Prinzip der Komposition mehr- 
stimmiger Tonstiicke fort, mad diese Form erwies sich sogar so 
lebenskraftig, iass f als nach dem hauptsachlich durch mancherlei ao- 
ziale Griinde bedingten massenhaften Anwachsen der Madrigak sich 
das Interesse der Musikliebhaber mehr und mehr von der kirchlichen 
Kunst entfernte, in eben dieeer neuen Form gesellschaftlicher Musik 
zwei Komposition8typen auf lange Zeit nebeneinander her gingen, 
deren einer sich der nordischen Satztechnik vorwiegend anschloss, 
wahrend der andere grofsere Hinneigung zur Weise der Frottole be- 
kundete. Wie sich beide Arten dann mehr und mehr mischten, ist 
bekannt. Der zweite Punkt, welcher die allmahliche Auflosung der 
Kontrapunktik bedingte, war das Aufkommen der Monodie und der 
Oper; von vorneherein war die Tendenz dieser neuen Kunstrichtung 
der kontrapunktisch-kombinierenden Satzweise entgegengesetzt geweeeo. 
Glueklicherweise erfolgte die Entwickelung der Kunst nicht im Sione 
der erzaristokratischen Gruppe der (damaligen) Neuplatoniker, wenn 
auch die Musiker, vorab Cactini, den Lehrsatz des griechischen Philo- 
sophen (theoretisch !) adoptierten, dass Musik nichts als Sprache und 
Rhythmus und erst zuletzt Ton sei. Naturlich nicht, denn zu alien 
Zeiten hat der Satz des alten Horaz gegolten, den man an dieeer 
Stelle wohl am besten dahin variiert: Naturam expellas penna, tamen 
usque recurret Das Madrigal und die Anfange der Oper stehen nur 
insofern in innerem Zusammenhange, als in diesen dank dem g€^ 
sunden Sinne und der natiirlichen Begabung der Tonsetzer durehaus 
nicht alles auf die theoretisch beabsichtigte trockene tonale Dekla- 
mation hinauslief; vielmehr zeigten sich da und dort melodische 
Keime von zuweilen grofser Schonheit, imitatorische Einsatze bei mehr- 
stimmigen Parti een — Ausdrucksweisen also, welche dem Madrigale 
durchaus nicht fremd waren. Die spezifische Art von Gaccini's Xolo- 
raturen fehlt den Madrigalen ; wohl begegnet man ihr in italieniachen 
„Dialogen", wenn auch mehr oder weniger raodifizieri 

Das Madrigal gelangte, soviel wir wissen, Ende der 80er Jab re 
des 16. Jahrhunderts zuerst nach England. AJs Cactini seine „]Sruove 
Musiche" veroffentlichte (1802), war im Norden schon eine Samm- 
lung von n Ayres" publiziert, welche die Bekanntschaft mit im Ita~ 
lieners ^Riehtung" voraussetzt. Wir durfen diesen Satz unbedingt 
in der Form aussprechen; einmal gingen den „Nuove Musiche u larag- 
jiihrige Erorterungen der Kunst- Art, welche sie reprasentierten, vor- 
auf, und England war, wie aus N. Yonge's, Th. Morley's u. a. Lebewaa- 



Era Dialog John Hilton's. 



123 



geschichten bekannt ist, seit Jahren gewohnt, italienische Musik zu 
importieren, ©in englischer Eiinstler konnte andererseits damals un- 
moglich auf dieselbe Idee wie die gleicbzeitigen Italiener kommen, 
namlich rein deklamatorische Musik zu schreiben, ohne dass zu dieser 
neuen Stilart eine zwingende inner© Notwendigkeit vorlag. Bass dem 
so war, dass gar kein dem englischen Musikleben entkeimter Grand 
vorhanden war, der die englischen Tonsetzer von ihrer gewohnten 
Aasdrucksweise sich hltte entfernen und ganz neue, der bisherigen 
Musikart diametral gegeniiberstehenden Bahnen Mtte aufeuchen lassen 
konnen, lehrt ein Blick auf die englische Musikgeschichte des 16. Jahr- 
hunderts. Ich leugne durchaus nicht, dass im allgemeinenzwei Menscben, 
die weder sich noch etwas von sich gegenseitig kennen, gleichzeitig 
dieselbe Idee haben konnen. Aber mit den „Erfindungen" auf kiinst- 
leriscbem Gebiete sollte man uns verechonen, da geht die Entwickelung 
Schritt fiir Schritt, koine Erscheinung ist ohne eine voraufgegangene 
andere zu erklaren. Dass die Englander im 16. Jahrfiundert und 
ran dessen Wende keine Lust an theoretischen Spekulationen batten, 
wie sie dem Ereise der Italiener, dem wir die Monodie verdanken, 
eigen war, darf man scMankweg sagen: man lese, wie Mwhy ©s be- 
jammert, dass er einen Traktat schreiben soli, wie Dowland ein aus- 
fuhrliches Werk — verspricht, wie Elway Bevin statt einer Kompo- 
sitions- und Musiklehre eine Sammlung von Kanons in die Welt 
schickt u. s. w. 

Die Oper fand in England keinen giinstigen Boden. (Es ist hier 
nicht der Ort, urn auf die Grande fiir diese auffallende Erscheinung 
einzugehen.) H5fische Festlichkeiten mit einem gewissen dramatischen 
Zuschnitt, bei welchen die Musik oft reichlich zu thun hatte, waren 
in England seit langer Zeit bekannt und beliebt. Aber ihr Publikum 
beschrankte sich in den meisten, wenn nicht alien Fallen auf den 
Ereis des Hofes, das Volk hatte nichts von all dem Glanz und der 
Eunst, die da entfaltet wurden. Aber das Bedurfhis nach dramatisch- 
musikalischen Forraen war in den weitesten Ereisen vorhanden. Man 
war von alters her gewohnt, Instrumentalmusik bei den ofifentlichen 
dramatischen Spielen zu horen. Chore waren in dieselben eingefiigt 
worden, um die Zwischenakte des Drama's auszufiillen, oder seine 
Moral in knapper Form zu bieten; gewisse, allerdings zum Teil un- 
scheinbare Eeime lagen in der Art, wie sich in geistlichen und dann 
auch in weltlichen Werken ganze Chortruppen gegen einander auf- 
stellten, und wie in den Quodlibets — in einem englischen Manu- 
skripte fand ich den bezeichnenden Ausdruck j^edley* 4 daftir, iiber 

9* 



124 



Ein Dialog John Hilton's. 



welchen Orove keine Auskunft giebt — direkter Bezug auf das dem 
Oesang lauschende Publikum genommen wird u. s. w. Das, was 
liber die hofischen Feste in die Offentlichkeit drang, musste die gro&e 
Menge mit Neugierde und dem Sehnen, Ahnlichem beizuwohnen, wo- 
moglich Gleiches oder Enteprechendes zu besitzen, erfffiUen. In den 
Tagen Elisabeth's hatte sich ein ganz gewaltiger XJmsebwung im 
Mnsikleben Englands vollzogen: war unter ihree Tatars Herrschaft 
die kiin8tlerische Beth&tigung im wesentlichen auf die Kirchen und 
vor allem auf den Hof beschr&nkt geblieben, so war die Musikbildung 
im England der Queen Befs eine allgemeine. (Ich darf die Aufzahlung 
der Faktoren, welche dieselbe bedingten, hier ftbergehen und auf den 2. 
Teii meiner Geschichte der Musik in England, — Strafeburg, Trfibner 
— welcher im Drucke 1st, verweisen.) Das mehr und mehr erkaltende 
Interesse an den Werken kirchJicher Kunst, die Freude an den neuen 
Formen des Madrigals, der Canzonetten, Balletten, die Last am Instru- 
mentakpiel, am gemeinsamen, geselligen Musizieren, die mit dem urn- 
ablfesigen, trier in gewissem Sinne: planlosen Musizieren verbundene 
Sucht nach Neuem musste die Tonsetzer veranlassen, die neue Art 
des deklamatorischen Musikstiles, welche im Grunde genommen nor 
im dramatiscben Werke Existenzberechtigung hatte, auf das einfache 
lied zu ubertragen. Der im Volke vorhandene Wunsch nach einer 
Art von Aquivalent fur die ihm verschlossene „Oper", das Yorbild, 
welches diese in einzelnen Teilen hierfur abgab, ftihrte dann zu der 
recht ausgedehnten Pflege der „Dialoge". 

Wir haben zun&chst die Form der englischen „Dialoge^ mmm 
kurzen Betrachtung m unteraehen. Was die Tonsetzer und Theo- 
retiker unter diesem Namen begreifen, 1st durchaus nicht immer das 
gleiche, wie ein Blick auf das letzte Stick von Morley's BaUetten 
von 1597 und auf die letzte zweistimmige Ayre in Dowland's 3. Bach 
von 1603 u. a. m. lehri In der Dowtotufschen Komposition macht 
ein Sstimmiger Chor den Schluss, Morley's genanntes Werk ist f&r 
7 Stimmen gearbeitet In jenem wirken 2 Lauten mit; Hiltoris 
Dialoge haben als Fundament einen (nicht bezifferten) Bass. Mit der 
fortschreitenden Pflege des Sologesanges entwickelte sich die Form 
dahin, dass der Dialog — nicht ausschliefslich — aus Frage und 
Antwort bestand; am Schlusse vereinigten sich die beiden Stimmen 
zum „Chorus". Vielfach wurde eine bestimmte szenische Voraus- 
setzung flir den Inhalt des Dialoges angenommen, spite sogar direkt 
angegeben. So schrieb George Herbert ein Anthem in Form eines 
Dialoges zwischen einem Christen und dem Tod, Ford setzte ein 



Bin Dialog John Hilton's. 125 

Anthem zum Gebrauch fiir die Weihnachtszeit (Davey) und in „The 
Treasury of Musick, cont Ayres . . . Comp. by Mr. Henry Lawes, 
late Servant etc. London 1669" (3 Bticher) findet sich niter Nr. 1 
folgende szenische Angabe: „A Storm, Cloris at Sea, near the Land, 
is surprized by a Storm: Amintor on the Shore, expecting her Ar- 
rival." In diesen Stiicken ist von iigendwelcher dekorativer Ver- 
wendung der Musik, wie sie die Englander schon friiher versucht 
hatten (vergl. einzelnes im Fitzwilliam Virginal Book edd. Squire uhd 
Fuller-Maitland) nicht die Rede. Der Stil ist meist trocken dekla- 
matorisch, hin und wieder findet sich in den Dialogen einmal ein 
einzelnes Wort verziert. tJberaus charakteristisch ist es, wenn in 
einzelnen Handschriften, z. B. der Nr. 11608 der Add. MSS. des 
British Museum, sich eine dem Schreiber derselben nicht gehorende 
Hand den Spafc gemacht hat, einzelne Takte, z. B. Schlusscadenzen 
durch arg gedehnte Schnorkel zu erweitern. Davon blieben auch 
geistliche Sltze nicht verschont, wie das „Ardens est cor meum" 
Dealing's in derselben Handschrift lehrt HiUon ist in dem gleichen 
Manuskript mit Dialogen vertreten; er setzte das Urteil des Paris 
mit, natiirlich 4stimmigem, Chor, das Urteil Salomos fiber das Kind 
und die um dessen Besitz streitenden Mtitter und den Dialog „Job", 
der hier mitgeteilt werden soli. 

Wir missen vorher jedoch noch ein Wort iiber das YerhUlnis 
des „Dialogs" zur Cantate, speziell zur Eammercantate sagen. Man 
kann dasselbe dahin fixieren, dass jener die Keime aufweist fiir die 
durch Carissimi's Wirksamkeit in Aufhahme gekommene erste typische 
Form der Eammercantate, welche man im allgemeinen als aus dem 
Wechsel von Recitativen, Arien und Solos&tzen bestehend bezeichnen 
kann. Ton der Uteren Form der Dialoge behielt Hilton die Ge- 
wohnheit bei, die Stimmen sich am Schlusse zum „Chor" vereinen 
zu lassen. Auch in seinen Dialogen findet der Wechsel zwisohen 
recitativischen und mehr arios gehaltenen Stellen — , welche sich 
allerdings in bescheidenen Grenzen halten — statt. Wie in der 
Kammercantate ist in den Dialogen eine intensive, farbenreiche Mit- 
wirkung von Instrumentalmusik ausgeschlossen — im „Dialog t< war 
schon durch seinen geringen Umfang daran nicht zu denken. Die 
Begleitung bildet der, wie schon gesagt, unbeziflferte Bass. 

tJberaus bemerkenswert sind weniger bei Lawes u. a. als bei 
Milton die Ansatze zu dramatisch wirksamer Abgrenzung der ein- 
zelnen Verse, resp. Sltze. Wir kommen darauf zuriick 

Biographisches tiber den Komponisten an dieser Stelle mitzuteilen, 



126 



Sin Dialog John Hilton's. 



erscheint uberflflssig; man findet das einzelne in Davey's Back*)' Es 
genuge, dass Hilton 1599 geboren wurde and 1657 starb. Einen 
bestimmten Zeitpunkt der Abfassung jener Dialoge vermag ich nicht 
anzugeben. 

Nach einigen einleitenden, freien Worten, welche sogleich mitten 
in die Situation fiihren, folgt Hilton's Text im wesentiichen den cha- 
rakteristischen Versen des 1. und 2. Eapitels aus dem Buche Hiob. 
Die singenden Personen sind: Gott, Satan, die 4 Boten (von einer 
Stimme gesangen), Hiob und dessen f ran, deren Partie der (Sopran-) 
Sanger der Boten ausfiihrte. Hiob singt Alt, Gott Tenor und Satan, 
nicht mehr als recht und billig, den Grundbass. 

Das Stuck hebt ganz im konventionellen Tone des deklamatorischen 
Stiles an; die Worte Satan's „up and downe" werden selbstredend 
zu einer wiederholten passenden Tonverbindung (ebenso das „wandring tt ) 
benutzt Solchen kleinen ausschmiickenden Ziigen begegnen wir schon 
in den Madrigalen. Bis zu dem 2. Gesange Satan's bleibt jedoch der 
Ton im allgemeinen gleichm&fsig trocken. Satan wird jedoch gleich 
seinem beriihmten Vetter Mephisto dieses Tones satt: Die Modulation 
wird reicher, die melodische Linie bewegter. Ganz trefflich im engen 
Rahmen ist die Steigerung in den Berichten der 4 Botschafter musi- 
kalisch illustriert Fir die aufeteigende chromatische Linie im Be- 
richte des vierten Boten finden sich bei anderen Tonsetzern mancherlei 
Parallelstellen. [Ich verzichte hier darauf, die Stellung der englischen 
Musiker des 16. und 17. Jahrhunderts zur Cbromatik darzulegen; 
man wird erschopfende Angaben dartiber in meinem Buche finden.] 
Die Mittelstimme zu bilden, wie in der von mir vorgeschlagenen 
Ausfiihrung des Basses geschehen, wird kaum einem Widerspruche 
begegnen. In dem folgenden Sitzchen Satans ist die Siegesgewissheit 
und die h&mische Freude des Beherrschers aller Verdammten recht 
charakteristisch wiedergegeben ; dass Se. hollische Mqjesttt nicht chro- 

*) Trotzdem Davey mit Recht daraaf aafmerksam macht, daas 2 J. Hilton* 
existiert haben mflssen, — der liter© lieferte einen Beitrag zn der grofaen 
Madrigalsammlung : The Triumphs of Oriana — findet sich im Index seines 
Baches keinerlei Hindeatang daraaf. Derselbe ist aberhaapt im ganzen 
unbrauchbar, da Davey das Bestreben hat, an jeder Stelle, wo er einen Ton- 
setzer nennt, alles mftgliche ttber den Mann zu sagen, dann nochmals zosammen- 
fasst, einzelnes auslfisst, am einige Seiten weiter wiederam aaf ihn zurfickzii- 
kommen, and nan — voilig zwecklos — jede Seite im Index verzeichnet, wo 
der betr. Komponist, wenn auch ohne weitere Hinzafdgung eines charakteristisohen 
Zugee vorkommt Aaf die „Dialogues u geht "Davey nicht elm, wie ihm flbev- 
haupt die formelie Seite der Konst a. m, a. gleichgiltig ist. 



Bin Dialog John Hilton's. 



127 



matisch grunzt und knurrt, sondern als „zielbewusster" Teufel sich 
in klaren tonalen Grenzen halt and voll Behagen sich an dem „downe" 
freut, ist nur der Situation entsprechend. Sehr ausdrucksvoll und 
bezeichnend ist auch Hiob's Gesang. Das Kunstmittel, eine Phrase 
in hoherer Lage zu wiederholen, ura den Eindruck zu verstarken, hat 
Hilton auch in dem Salomonischen Urteil angewendet: 



Oh mercy Sir, Oh mercy Sir. 
Die Haupttonart ist Gdur, eine Vorzeichnung ist nicht angegeben. 
Ich lass© nach diesen Bemerkungen den Dialog folgen. 

The Dialogue of Job. (God, Satan, Job's wife, the Messengers.) 
Ood. (Die Bezifferung ist hinzugesetzt.) 



m 



Among'et my Children dares the feind appears, Sa - tan, 



3E 



Satan. 



where hast thou beene, how cam'st thoa heere? I haue been 



i 



T c t 



J* 9 



walking© restless too and free, up and downe, up and downe, 



3 r j 



Ood. 









IT 


up and downe, wain 


1 - ring in the Earth be 


" — i— ^ 

• low. Hast thou my 


I i 




L<g 1* m ^ ' 



128 



Afitteilungen. 



servant Job ob - ser - Ted then? Un-par - ra - lel'd among'st the 



sunns of men, how perfect and how upright in my sight he doth be- 

— h 



H II 



I 



1 



haue himselfe both day and night 



(Fortsetzung folgt) 



3 



MtMlingen. 

* Die neu gegrundete Berliner Verlags-Gesellschaft „Harmonie u beginnt 
demn&chst ein grdTseres wertvolles Unternehmen, das die weitesten Kreise, be- 
sonders aber das musikliebende Publikum interessieren wird. Bs 1st eine von 
Prof. Br. H. Reimann (Berlin) herauszugebende Sammlung von Lebens- mni 
Gharakterbildern aller grofsen Tonmeister, nebst Einfuhrung in deren Werke. 
Die Sammlung ersoheint in einzelnen , vornehm ausgestatteten , illustrierten 
Prachtbanden (a M 3,—). Die hervorragendsten Musikforscher haben ihre Mit- 
arbeitersehaft in Anssicht gestellt, z. B.: Dr. H. Welti, Prof. Jedliczka, Otto 
Lessmann, Prof. Dr. S. Jadassohn, Hoftbeaterdirektor Wittmann, Dr. Gehrnmnn, 
A. Niggli, Prof. Gernsheim, Priv.-Doz. Dr. Sternfeld, La Mara, Kapellmeister 
Volbach, Prof. L. Auer, Prof. Dr. Heinr. Bulthaupt, und viele andere. 

* Zeitschrift fir Bficherfreunde, Verlag von Yelbagen & Klasing in Biele- 
feld und Leipzig, 1. Jahrg. 1897. Erscheint in monatlichen Heften in hooh 4° 
von je 9 Bogen und Beilagen fur Anzeigen. Der Inhalt umfasst alles dasjenige 
was Buchersammler interessieren kann: Historisches, Praktischcs, Winke bei 
Anlage von Sammlungen jeder Art. Z. B. enthalt Heft 4 einen Artikel fiber 
,,moderne Plakatkunst," ferner „Vom Autographensammeln,'' dann eine Encyklo- 
padie der Wissenschaft von A. L. Jellinek in Wien. Ganz besonders wertvoll 
sind die zahlreich eingestreuten Abbildungen in Buntdruck, die luxurios aus~ 
geftLhrt sind. Der Preis des Jahrganges von 12 Heften betragt 24 M. 

* Hierbei zwei Beilagen: 1. Job. Phil. Krieger. Bog. 1. 2. Nachriehten 
fiber die Musikpflege am Hofe zu Innsbruck nach archivalischen Aufzeichnungen 
von Dr. Franz Waldner. Bog. 2. 

Vcrastwortliohar iledaktour Robert Kitner, Twplia (TTekermArk). 
Brack tob HiraiBo B ejrer A 8ohn« in f »»T>g»nt»U« 



fir 



MUSIK-GESCHICHTE 



der CfeMlbehaft fir M msikf onebnng. 



III. Jift 

18S7. 



fwii ii= JtfeiftflSjM § JUL MmmmA wrthtJnt 
tins Hmumt tsfi tMil Bogm. Insortlonsf ebfllirai 
m die Mte 80 PI 



XomritiloBSTeilaff 

▼on Brtiikof f A Haitcl in Lcipsig. 



■h— I J«de Bati- mil UmiMiaailimg tntgofMi. 



Bo. 9. 



Saian. 
(Fortsetz.) 



11m W«l#f J©lm HUton'B. 

Von Br. Wilibald Nagel. 



5 



Doth Job sera© God fir nought, loves hee not 



2 



3= 



• u 



more thy psifii then thee 



wh© - rof thou send'st Mm 



4= 



stare, hastfhov not test hm peMon mid his stmt©, Enoreas't Ms 



5= 



* r j 1 J. J' j 



3= 



substance, made him fbr-tn - mte, Touch but Ms bones, torment 



It 



nt i I 

Menatth. f. Moafkgwah. Jahzgaag XXDL. Ho. 9. 



10 



130 



Bin Dialog Johp Hilton's. 



=f==i 






Ms flesh a 


Hf-^-jH 

Whit, and 


to thy face^iee'l 


j r r* £r«dl 

straight his got re -vile. 

i j .ii 




■ ig - i 
4, J ' 


~J — J 





(?od. 



3£ 



Doe what thorn wilt 1 gin© Mm o're to the© thyne is his bo - dy 













P— 








rr r i 













I Mesdmger* 







P r i r 1 




bat his life 


bo free. Where is 


-V_i- L— 

my Lord? Aye 


moel Thy 




1 A 


( SL 1 





Gattell are by 


the Sn-bo-MM 


tane,*) and they thy servants 

II* If , . p 


T f f J' 

i by the sword have 


" ' i 1 1 F — 

• | • ( ) • it 



*) Bus I ist von mir hinzngefBgt, trotidem d«m1%8 Qaerstinde in engl 
and andern Werken der Zeit nichts Seltenes sind. Bird pflegte sie als eine Art 
Spezialitftt Die gleiche Erscheinung im folgenden Takt hat weniger Amf- 
fallendes; amgehen liefs sie sich hier nicht: die Fortschritte weisen des ent- 
sehiedensten anf 18 als das Ziel. 

*) fiei Shaketpear© kommt die form ta'en vor ■» taken. 



8 ) Etwa so aoszofohren : 




Ein Dialog John Hilton's. 



131 



II Messing er. 



3E 



nr r r 



slayn. 



Thy sheep and servants are consumed by lyre. Three 



H2= 



U=22= 



I 

JJJ Messinger. 



bands of feiroe Caldeans Armed with Ire haul driven away thy Camells 1 ) 



I 

IT Mesdnger. 



J J -J-X^; 



kil'd thy men. Prom forth the fiowellt of the Earth's black Den 



3 



a fearfull Whirlwind did a • rise and teare thy house a sunder 



*) Die Rucksiehtnahme auf den Wortaocent lit wie hier, so an mehreren 
aaleren Stellen zm hmmMikaiL 

s ) Ich denke mir eine Ausffihrung etwa so: 



J J J 



AIM 



, r 



3= 



10* 



133 



Ein Dialog John Hilton's. 



where thy Children were. There, thy beloued Sons and Bang Mew 



t i 



3^ 



feU 



I onely 1 m - oaped the newt to telL 



m 



With Boy le8 and botches, ev'n from Kilo to Crowne, Job shall be 



•Oh- 



amytten, that will bring him downe, that will bring him downe, that 



3t 



f 



Job. 



3= 



will bring him downe. Aye nee I my beamtyei gone, 



my flesh decayes, yet whi© I line my maker will 1 praym 



PS 



i 4} (tola p 



Ein Dialog John Hilton's. 



138 



Job's wife. 



1 



3E 



Still patient Job, t'U that prolongs thy payne, Curse God and dye. 

3=1= 



Jo6 


" a 


• 




Womi 


a thou prat'st in vaynt 


i; thou foole 


>, shall good things 


r rrn 

to - us welcome 










1 • nJ" 







[ r r J rl 






lit* p 
bee 


and 
={2= 


shall wee 

" r 


then repine at 

i r r i 


Mi - ser 


- y 



T 



4 S 



(?) 



IE 



*) Na - led i from my Mother's wombe was tane,*) and 

9* Jl J i 



= j-*- j g i- 



j i r i r 



i r f 



na - ked thither must re - tor - ne agayne t'was God that 



r rip f^=± 



gave them me, and t'was the same 



that took them 



') Die nftchsten Takte sind in der Handschrift nicht klar. 

*) Die Handschrift hat offenbar irrtumlich hier sane. *) Seite 134. 



134 



Ein Dialog John Hilton's. 



3^ 



r rr 



from mee. Bios 



sed 



bee Ms name. 



9E 



Chorus 4 ph. 



Meanwhile no waywardness in Job appear'd; 



nor Mut&ringe 



=t=f= 



#s» rJ f- 



.5 



< 9 *- ■ I ,~ 



to 



i 



speech a - gaynst his 



God was heard. 



•3" 



*) Vielleicht 



3t 



i 



f 



-~ ' gJi j ' Jzsf^ 



-J j j 
r r f 



Mitteilungen. 135 



MltteflmigeB. 

* Tabvlae Codicvm Many Scriptorvm praeter graecos et orientates in 
Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorvm , edidit Academia Caesarea 
Vindobonensis. Volvmen IX. (Codicvm musicorvm pars I.) Cod. 15501 — 
17600. Vindobonae 1897 venvm dat Carol Geroldi filivs bibliopola Academiae. 
gr. 8°. 10 S. Vorwort, 420 S. Text Pr. 7 M. 

Auf got deutsch heifst das obige; Katalog der Musikhandschriften der 
JL K. Hofbibliothek in Wien. Wenn ein Katalog je ein Vorwort bedurft hat, 
so 1st es der vorliegende. Wir baben in betreff der Musikkataloge scbon 
Manches erlebt, aber der vorliegende setzt alien die Krone auf. Doch ebe wir 
nns in das Vorwort vertiefen , wollen wir der K. K. Akademie der Wissen- 
schaften in Wien, der Direktion der Bofbibl. and vor allem dem Verfasser des 
Kataloges selbst, Herrn Dr. Joseph Mantuani unsern Dank abstatten fur die 
Herstellung eines gedruckten Kataloges der Musikalien der so uberaus reich- 
haltigen Hofbibliothek and hoffen , disi die Ksl. Akademie nicht aaf halbem 
Wege wird stehen bleiben, sondern Herrn Dr. Mantuani die Vollendang des 
Kataloges bis aaf die Drackwerke ubertragen. So wie der Titel des Kataloges 
ist aoch der Katalog selbst in lateinischer Sprache abgefasst , dooh hat Herr 
Dr. Mantuani die Original-Titel and jede Bemerkung aaf der Handschrift in 
der Originalsprache wiedergegeben. Das Wunderlichste ist aber die Reihen- 
folge der Werke. Die Hofbibl. hat das Ungluck gehabt nach einer Reihe be- 
gabter Bibliographen und Ma sikverstftndiger nur Pflichtbeamte m erhalten, 
denen Bibliographie and Masik Nebensache war. Anton Schmid starb 3. Juli 
1857. Br hinterliefe einen wohlgeordneten ausfuhrlichen Zettelkatalog, der 
aber von den Nachfolgern missachtet und verworfen, zum Teil vernichtet 
wurde. Die Bibliothek wurde nun von Menem geordnet und signiert und 
ohne auch nur irgendwie Rucksicht auf den Inhalt der "Werke m nehmen, 
blindlings naeh dem Format eingereiht and mit der laafenden Nummer ver- 
eehen } zam Teil auch in andere Pftcher eingeordnet, so daw neben einem 
liturgischen Werke z. B. eine Oper, eine Mess©, eine Sinfonie, ein Liederwerk, 
ein Klavierwerk in wilder Beihe aufeinander folgen und in dieser gewiss einzig 
dastehenden Unordnung musste der Katalog nolens volens angefertigt werden. 
Nicht einmal die Werke eines Komponisten stehen zusammen. Andere Biblio- 
theken ordnen ja auch ihre Werke nach dem Format und nehmen fortlaafende 
Nummern, doch die Kataloge werden alphabetisch oder wissenschaftlich geordnet 
ond die Signatur nebst Standort hinzagefagt. In der Weise sind die gedruckten 
Kataloge der Liegnitzer, KOnigsberger, Freiburger, Heilbronner, Joachim- 
thal } schen } Briegschen u. a. Bibliotheken hergestellt. Die alphabetische Ordnung 
ist immer die best©, da sie dem Suchenden die wenigste Zeit kostet und nie 
Irrtumer durch Angabe falscher Seiten oder Mm. im Register entstehen kOnnen. 
Auf diese sehr einfache Idee scheint man aber in Wien gar nicht gekommen 
zu sein und hat sich nar auf die Ordnung der laufenden Nr. gesteift, trotzdem 
dieselbe die absonderlichste in ihrer Art ist. — Was nun die Beschreibung 
der Mss. selbst betrifft, so verdient Herr Dr. Mantuani unser ungeteiltes Lob. 
Schon dass er eine bestimmte Art feBtgesetzt hat, wie jedes Ms. zu beschreiben 
ist und dies durch den ganzen Katalog streng durchfuhrt ? ist ein nicht gering 



136 



MftteQniigeii. 



in sch&tzender Vorzug, der nur von wenigen BibUographen mit dieser Gte- 
wissenhaftigkeit befolgt wird. Ferner giebt die Bescbreibung der Mm. aaf 
jede Frage Antwort and der Sachende kommt nirgends in Zweifel. Bei Sammel- 
werken ist der Inhalt genau yerzeichnet. Selbst diejenigen, denen das Latein 
nicbt mehr gelftufig 1st, werden sicb sehr bald einarbeiten. — Die HofbibL 
steht allerdings unter der Verwaltung des Oberhofmeisteramtes, wird aber von 
der KbL Akademie der Wissenschaften in Wien mmterstitzt, die auch den 
Katalog drucken litest, nnd da die Verfasser, Verleger and Dracker des fitter- 
reiohischen Staates die Verpflichtung haben von jedem Werke, welches eracheint, 
ein Exemplar der Hofbibl. abzuliefern, so bat aaeh der Staatsbfirger ein ge- 
wisses Eeeht die Bibl. za bentttzen, was aacb in jeder Hinsicbt gewfthrt wird, 
— Am dem Vorworte erfehrt man, dass erst dnrch die Bemfihungen des (Jrafen 
Moritx von Dietrichstein der Bestand der Masikalien ein so bedeatender ge- 
worden ist Bis dahin besafs die Bibl nnr Werke die aos Klostern stammten and 
bei der Aufhebung derselben der Hofb. eingereiht warden, docb teilte man sie 
teilweise niobt der Musik, sondern der Theologie za. Der bf>reits erschienene Bd. 
der theologischen Abteilang ist aber in betreff der Musik-Codices, sehr ongenan and 
fast onbraachbar and doch befinden sicb daranter sehr wertvolle Codioes die einer 
neaen Bescbreibang bedarfen. Daranter sind Lieder der Minnesftnger and Trou- 
badours, Aatographe von Lassos u. a. Graf von Dietrichstein's Verdienst bestand 
nan darin im Jahre 1827 aos dem Archive der Ksl. Hofkapelle 47 Bde. mit 
polyphoner Musik des 16. and 17. Jbs. der Hofb. einzuverleiben, 1828 legte 
er eine Autographen-Samlg. an. 1829 schaffte er noch das Oblige aus dem 
Hofkapellarchive in die Hofb., worunter sicb aach die reichhaltige historisch 
wicbtige Privatbibl. des Ks. Leopold I. befand. In dieser Samlg. befanden 
sioh zahlreiche Opern, Serenaden, Kantaten a. a. aos der Zeit za and nach 
Leopold L, unter den Eaisern Joseph I., Karl VI. and Maria Theresia ge- 
sammelt. Auch der Hofkapellmeister Joseph von Eybler hat die Hofb. am 
Vieles vermehrt, besonders darch Partitaren von A. Salieri aos dem Archive 
der „Witwen- and "Waisen-Pensionfonds-Gesellschaft der Wiener Tonkfinstler". 
Aaf diese Weise wachs der Bestand der Masikalien bis aaf 8000 Mm., die von 
Anton Schmid geordnet and alphabetisch katalogisiert warden. Erst 1850 warf 
man diese Ordnung um and schaf das jetzige Chaos. — In der Hoffnung, daaa 
Herr Mantuani mit seinen Vorschlfigen zur Vollendung des Kataloges durch- 
dringt, sei der Ks. Akademie nochmals nnser Dank dargebracht fur die Ven- 
Cffentlichung des kostbaren Bestandes der Hofbibliothek* 

* Fehlerverbesserong. Seite 118 Z. 14 v. o. lies bomanistisch statt 
huiBoristisch. 

* Hierbei zwei Beilagen: 1. Job. Phil. Briefer, Bog. 2. 2. Naehrichten. 
fiber die Mosikpflege am Hofe za Innsbruck naob arehivalischen Aufzeichnangen 
von Dr. Franz Waldner, Bog. 3. 



VanuitwortUchar Badaktcur Bobart Eitnar, Templis (Uckarmark). 
Druok ron Hermann B ajar A SOhna in Iumgensals*. 



fQr 

MUSIK- GESCHICHTE 

herausgegeben 



¥011 



der Ge8ell8chaft ffbr Miuikforsohiuig. 



UU. Jalirg. 

1897. 



Preii dei Jahrganges 9 Mk. M onatlieh erieheint 
«bi« Nummw Ton 1 bit 1 Bogra. IniertiontgebOhren 
fftr die Z«ile 80 Ft 



Koramiuiomrerlag 
ron Breitkopf A Hftrtel in Leipslg. 
Be«tellang«n 
nimmt Bneh- and Musikhandlung •ntgegen. 



I o. 10. 



11© Welnuurer Mofkap elle 1m XTi. Jalriimlert 

bis zum dreifsigjahrigen Kriege. 
Von Ernst Paaqu* (f 20./3. 1892). 
Manuskript in der Grofsherzogl. Bibl. zu Weimar. *) 
Wenn auch mil dem Einzuge Johann Friedrich des Qrofs- 
miiiigen in Weimar (1552) die Stadt wieder eine wirkliche Residenz 
geworden, so war doch die dortige furstliche Hofhaltung noch immer 
mm einfache, deren musikaliscber Bestandteil nur durch den Organisten 
und wenige .Trompeter reprasentiert wurde. 1554 starb der ent- 
thronte Kurfurst und sein zweiter Sobn Johann Withelm erhielt 
Weimar (der altera, Johann Frkdrkh der Mittlere zog nach Gotha 
und starb als Gefangener fern der Heimat 1595). Der junge Herzog, 
weleher oft mit dem franzosisohen Hofe in Beriibrung kam, war ein 
pracbtliebender First und sein Hofstaat zu Weimar wurde nach und 
nach ein ebenso bunter als zahlreieher. Er hielt Musiker, Geiger und 
Lautenisten, die bald eine vollstimmige Kapellmusik bildeten ; in einer 
eigenen Kapellschule wurden die „8ingeknaben u unterrichtet, um den 
Dien8t bei Hofe wie in der Hofkirche zu verrichten. An der Spitze 
dieser „Cantorey" oder Hofkapelle stand David Kohler, vordem 
Kantor zu Altenburg (starb als solcher zu Zwickau), und unter den 
ScbOlern der Kapellschule erscheint ein Mann, der bald als hell- 
leuchtender Stern am musikalischen Horizont strahlen sollte. Es war 



*) Mit Erlaubnis der Direktion obiger Bibliothek zum Abdruck ge- 
braoht. 

Mon»Uh. f. Matikgeich. Jfthrgang XXIX. No. 10. U 



138 Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrhundert 

dies Johannes Eccard. 1553 zu Muhlhausen in Thuringen geboren, 
war er etwa 14 Jahre alt als Singeknabe in die Weimarer Kapell- 
schule getreten (1567 wird er urkundlich daselbst erw&hnt), dann 
als „Hofmusicist" angestellt worden. Er blieb bis 1571 in Weimar; 
in letzterem Jahre erhielt er 3 Old. „zu endlicher Abfertigung", weil 
er sich „an ein aider Orth begeben". Johannes Eccard starb als 
hochberiihmter Komponist und Kapellmeister am Brandenburgischen 
Hofe 1611 zu Berlin.*) Yon 1567—1569 war Johannes Hermannus 
aus Arnstadt Kapellmeister. 

1570 sah sich Johann Wilhelm genotigt seinen Hofhalt ein- 
zuschranken und der grofste Teil der Hofkapelle wurde entlassen. 
Daftir erscheint ein neuer Kantor Namens Paulus Kohler, der j.edoch 
schon im folgenden Jahre 1571 wieder abging. 1569 waren vor- 
handen : 14 Sangerknaben, 5 welsche Geiger,**) 5 musikalische 
Trompeter, 1 Heerpauker und 2 Zinkenbl&ser. 

Die fiirstUchen Hofkapellisten trugen eine „Iivrey 44 . Dieselbe 
bestand nach einer gleichzeitigen in Farben ausgefiihrten Zeichnung 
(ein Modebild des XVL Jahrhunderts !) aus schwarzen Striimpfen und 
Schuhen, weiten Spangenhosen und kurzer Jacke von gleicher Farbe. 
Letztere war seitwarts zugenestelt, hatte einen hohen Stehkragen, der 
den ganzen Hals umschloss, aus dem ein weifser enggeh&kelter Kragen 
hervorschaute. Jacke und Armel waren mit schwarz- und weifs- 
gestreiftem Zeug eingefasst***) Dazu trugen si© einen iiberhohen, obeii 
abgerundeten Hut mit ganz schmaler Krempe und einem kleinen 
gemsbartartigen Federchen. Auf der rechten Schulter am Ajmel 
fand sich von Goldfaden eingestickt : V(erbura) D(omini) M(anet) I(n) 
Ae(ternum) und ein Zeichen bestehend aus zwei Querstrichen, die 
sich kreuzten und einen Bogen, der sie verband. Dies war die 
einzige Zierrat ihrer ebensowenig schdnen als bequemen Kleidung. 
Dennoch muss bemerkt werden, dass sie einen franzosischen Korb- 
degen an der Seite und einen Dolch im Gttrtel trugen. 

Johann Wilhelm starb 1573 und nun wurde diese lUteste 
Weimarer Hofkapelle vollends aufgelost Jede Musik verstummte im 



*) Muss m KonigBberg heilsen, ein alter Irrtum. Die Bedakiion. 
**) Zwei dieser welschen Klnstler heilsen: Antftonio Andriel and Hans Pdx,. 
***) Z\k dieser Kleidung war erforderlich pro Mann: ?7i oder 8 8 / 4 EUen 
„lundisch" (londoner) Tuch zum Rock und zu 2 Paar Hosen, 6 Ellen Barchent 
zum Wamms, l 1 /, Ellen Euttertuch „mnter die Hosen", 3 EUen Leinwand als 
Futter fir das Wamms. 



Die W©imtrer Hbfkapelle im XTL Jahrhnndert 139 

Schlo8se und die welschen Geiger zogen mit ihren Instrumenten von 
dannen. Nur ein einziges „kieiaes Geiglein" fand sich in dem Nach- 
iasse des Herzogs vor, dafur aber eine groJse Menge yerschiedener 
niusikalischer Blasinstrumente. *) 

Eine Zeit der Kuhe folgte and so gut wie unbewohnt blieben 
die verschiedenen furstlichen Wohnsitze in Weimar. Die beiden 
Sdhne Johann Wilhelms, die Herzoge Friedrich Wilhelm I. (n. 1562 
m. 1602) und Johannes (n. 1590, m. 1605) lebten nach ihres Vaters 
Tode yon 1573 bis 1586 unter Vormundschaft des Kurfursten August 
von Sachsen anf dem Schlosse zu Altenburg, woselbst sie ihren 
Stodien oblagen und sich viel mit Kunst beschtftigten. Beide unter- 
hielten auf dem Altenburger Schlosse einen kleinen Verein von 
S&ngern und Instrumentisten, der zuerst von einem jungen Mosiker 
Namens Rosthius, friiher Kapellschtiler in Torgau, dann aber von 
einem tiichtigen, als Komponist bekannt gewordenen Kapellmeister, 
Johannes Heroldt geleitet wurde. Diese Eapelle und ihr Vorstand 
folgten den Herzdgen nach Weimar, als letztere 1586 daselbst wieder 
ihren Wohnsitz nahmen. 

Friedrich Wilhem I. (Stifter der Mteren, 1672 erloschenen Linie 
Altenburg) hatte die Prachtliebe seines Vaters geerbt und rasch 
wurde der junge Weimarer Hof einer der glfinzendsten Fiirstensitze 
der sfichsischen Lande. Der Herzog unterhielt Musiker und Sanger, 
Maler, Kunstdrechsler und Baumeister und alle sonstigen zu einer 
Hofhaltung notigen — oder auch sehr unnotigen Personen. Doch 
nicht lange dauerte dies rauschende kostspielige Leben und Treiben. 
1591 iibernahm Friedrich Wilhelm I. die Tormundschaft der Sohne 
Christians I. von Kur- Sachsen und veriegte seine Besidenz nach 
Torgau. Sein Bruder Johann blieb in Weimar, doch veriegte er oft- 
mals seine Besidenz nach dem liebgewonnenen Altenburger Schlosse. 

Unter Herzog Johann gestaltete sich die Weimarer Hofhaltung 
zwar einfacher wie unter seinera Slteren Bruder, doch wurde Musik 
und Gesang mit Vorliebe gepflegt und fur die abgedankten oder nach 
Torgau gezogenen Musiker traten nach und nach neue ein. Nicht 
lange dauerte es und eine fBrmUche Eapelle war wiederum bei- 



•) Das Inventar der nach dem Tode Johann Wilhelms vorgefandenen 
masikalischen Instmmente lautet: „5 sthille (gerade) Zinken t 4 krnmme neue 
Zinken, 8 krnmme alte Zinjceii, 2 voyandt Zinken, 2 alte Pohssaunen, 1 grofse 
quart ta Possann, 1 Fatter alte FlGtthen, 1 grofee Flfttthen, 1 Bafs Pumhardt, 
8 KrumphBrner, 1 Fatter Schreipfeiffen , I Fatter alte Schweitzer - pfeiffen, 
1 kleines Geiglein." — Das Wort gutter" ist gleichbedeatend mit FatteraL 

11* 



140 



Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrh under! 



sammen, die diesmal ein langeres Leben firisten sollte als ihre Vor- 
gangerin. Ibm, dem Stifter der neuen fiirstlichen Weimarer Iinie, 
wire demnach auch die vollst&ndige Einbtirgerung der Masik am 
Weimarer Hofe und ihr dortiges rasches Aufbltihen zu danken. 

Herzog Johann vermahlte sich 1593 mit Dorothea Maria von 
Anhalt und feierte 1594 die Geburt seines Mtesten Prinzen Johann 
Ernst (Er hinterliefs, wie bekannt, zwolf Kinder, unter denen Herzog 
Bernhardt einer der Helden des drei&igj&hrigen Krieges ganz be- 
sonders hervorragte.) Vermahlung und Taufe gaben Anlass zu 
grofeen Festlichkeiten, bei denen Musik und Gesang naturlich nicht 
fehlten. So sehen wir denn auch in jenen Jahren (1693 und 1594) 
am Weimarer Hofe einen Verein von etwa vierzehn Musikern; in 
Betracht des damaligen Musikzustandes iiberhaupt ein recht voll- 
st&ndiges und vollstimmiges Konzert Die meisten dieser Musiker 
waren samt dem Kapellmeister, wie schon erwahnt, mit den beiden 
Herzogen von Altenburg gen Weimar gezogen und hier ihre Ver- 
haltnisse geregelt (verbessert) and endgiltig festgesteilt worden. Sie 
bildeten einen Teil des fiirstlichen Hofhaltes unter der Bezeichnung 
^Hofkapelle" und zugleich auch das erste und llteste tairkUche der- 
artige Institut am Hofe zu Weimar. 

Der Bestand dieser Weimarer Hofkapelle vom Jahr 1594 war 
folgender : 

Johannes Heroldt, Kapellmeister, Walter Strobel, Lautenist, 
Zachariss Seufs, Fidelist, Maroldus Campius, Conrad Giinther und 
Johann Link©, Bassisten, Johann Richter, Peter Timme und Heinrich 
der Kellerschreiber, Tenoristen, Tobias Kiichler und Petrus Templin, 
Altisten, Walter Stepher, Christianus Johannes Agricola und Johann 
Caspar Nicolaus Rosthius, Diskantisten. 

Der Kapellmeister Johannes Heroldt bezog einen jahrlichen Ge- 
halt von 57 Old. 3 Groschen; pro Woche 1 Gld. Kostgeld; 9 Old. 

3 Gr. fur die Sommer-, 5 Gld. 12 Gr. fir die Winterkleidung und 
10 Gld. fir den Hauszins. Sodann erhielt er noch, auf dais er die 
Diskantisten und andere Musikanten urn ein leidliches speisen konne, 
6 Scheffel Weimarisch Korn, 3 Fass Bier, I Tonne Wildpret und 

4 Klafter Holz. Die iibrigen Musiker empfingen jahrliche Gehalte 
von 20—40 Gld., der Altist Kiichler aber 52 Gld. Die vier Erst- 
genannten erhielten dazu noch ein Jeder pro Woche 1 Gld. Kost- 
geld und Johann Linke als Pagenlehrer noch 16 Gld. fur ein Kleid. 

Von mehreren dieser Musiker vennag ich Naheres mitzuteilen. 
Johannes Heroldt war seiner Zeit ein bekannter Komponist. 



Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrhunderi 141 

Zi Jena geboren und dort in der Masik ausgebildet, zog er als 
juger Bursche hinaus in die Welt, ran es in seiner schOnen Kunst 
weiter za bringen ued zugleich sein Gliick m versuchen. Nach 
l&ngerem Aufenthalt in 6sterreichischen Landen, trat er zu Altenburg 
in die Dienste der beiden HerzSge und zog dann mit ihnen nach 
Weimar, woselbst er bis an seinen Tod, der um 1610 erfolgte, blieb. 
Er lieferte f&r die Kirchen- und Kammermusiken seines Fiirsten 
mancheriei Eompositionen, wovon mehrere durch den Brack bekannt 
geworden. So erscbienen von ibm: 1694 zu Gratz ein 6stimmiges 
Passional©, 1601 zu Nurnberg „Teutsche Liedlein 41 in 4 Stimmen 
und ebendaselbst 1606 „Sch6ne weltliche Liedlein mit 4 Stimmen, 
auf allerley Instrumenten zu gebrauchen." 

Von Christian Johann Agricola, der spater seine Stellung in 
Weimar mit der ernes Eantors an der Schule zu Erfurt vertauschte, 
besitzen wir ebenfalls mehrere gedruckte Werke, u. a. eine Partie 
Motetten mit 4, 5, 6, 8 und mehr Stimmen, und eine Anzahl 5-, 6- 
und mehrstimmiger Ges&nge auf alle Feste des Kirchenjahrs, beide 
Sammlungen von Kompositionen zu Niirnberg bei Conrad Bauer zu 
Anfang des XVII. Jahrhunderts gedruckt und erschienen. 

Nicolaus Rosthius war zu Weimar geboren, dann als Musiker 
in die Dienste des Hofes zu Altenburg getreten. Von dort zog er 
nach Heidelberg, woselbst er 1580 bei der kurplalzischen Hofkapelle 
als Diskantist angestellt wurde. Hier komponierte er „dreifsig welt- 
liche und geistliche teutsche Lieder von 4, 5 und 6 Stimmen", welche 
er seinem damaligem Herrn, dem Kurfiirsten Ludwig von der Pfalz, 
widmete und 1683 zu Frankfurt am Main im Brack erscheinen liefs. 
1693 sehen wir ihn wieder als Mitglied der Weimarer Hofkapelle 
und in demselben Jahre lasst er in Altenburg drucken : „dreifsig newe 
liebliche Galliarden mit schonen lustigen Texten und mit 4 Stimmen 
componirt." Biese Lieder wurden ein Jahr spater (1694) zu Jena 
aufs neue aufgelegt, ein Zeichen, dass die lustigen Text© und Kom- 
positionen viele Liebhaber gefunden. 1614 treffen wir Rosth als 
Pastor zu Cosmenz, im Altenburgischen , doch ist er auch noch 
immer als Musiker th&tig, denn in demselben Jahre erscheinen von 
ibm zu Gera 17 Motetten fur 6 und 8 Stimmen. 

Noch ware Konrad Giinther zu erwahnen , der ein tiichtiger 
Musiker — Bassist — gewesen sein muss, da wir ihn bald an der 
Spitze der Weimarer Hofkapelle sehen werden. 

Die Aufgabe der Hofkapelle bestand in der musikalischen Aus- 
scbmiickung des Gottesdienstes, Ausfiihrung der Tafelmusiken und 



142 Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrbundert. 

Mitwirkung bei den verschiedeneu Hof- und Familienfesten, welch© 
damals meistens durch Inventionen, Karussels und balletartigen Bar- 
stellungen im Reithause, dann im Tanzsaale gefeiert wurden. Zu 
diesen letzteren Musikern wurden meistens noch die Trompeter und 
Pinker herangezogen, desgleichen auch, nach Bedurfuis, die „Thurn- 
manner mit ihren Gesellen 44 von Weimar und Erfurt Da mussten 
denn die „Singer und Instrumentisten, Lautenisten und Fiedler", als 
„wilde Manner 44 , oder „alte Teutsche 44 verkleidet mit dem bunten 
Aufzuge der Fiirsten und Herren durch die Gassen Ziehen, fiedelnd 
und blasend , um dann splter wieder im Tanz- und Bankettsaale 
lustige Trinkliedlein oder zierliche galante Galliarden nach den mehr 
oder minder kunstreichen Kompositionen ihres Kapellmeisters zu 
singen und zu spielen. 

Herzog Friedrich Wilhelm I. war 1602 mit Tode abgegangen ; 
sein fiirstlicher Bruder Johann iiberlebte ihn nur wenige Jahre: er 
starb 1605 und hinterliefs seinen acht Sdhnen die Regierung, uber 
welche der Kurfurst von Sachsen nun seinerseits die Vormundschaft 
fuhrte, bis 1613 der llteste der Prinzen, Johann Ernst (n. 1594, 
m. 1626), die Regierung tibernahm. 

Wahrend dieses Zeitraums waren mancherlei Ver&nderungen in 
der Hofkapelle vorgegangen. 

Nach dem Tode des Kapellmeisters Johann Heroldt wurde ein 
Musiker des Namens Johannes SMI dessen Nachfoiger. Er war vor- 
dem Kan tor zu Reichenbach, 1591 in Zwickau, schrieb manche 
geistliche und weltliche Iieder und starb zu Weimar 1613. Nun 
wurden die Funktionen eines Kapellmeisters provisorisch dem Mher 
genannten Bassisten Konrad Oilnther iibertragen. Nach erfolgter 
Grofsjahrigkeit und dem Regierungsantritte des Herzogs Johann Ernst, 
berief dieser Furst, welcher der Musik ganz besonders zugethan ge- 
wesen sein muss, einen der bedeutendsten Musiker damaliger Zeit an 
seinen Hof und an die Spitze der Hofkapelle. Es war dies der 
wohlbekannte 

Johann Hermann Schein, 
einer der bertihmten grofsen S, worunter man damals den kur- 
sachsischen Hofkapellraeister Heinrich Schutz, den Organisten und 
Kapellmeister zu Halle, Samuel Scheldt, und unsern Schein verstand, 
als drei der bedeutendsten Meister des XVI. und des beginnenden 
XVII. Jahrhunderts. 

Hermann Schein, Sohn des Pastors Hieronymus Schein zu 
Grtinheim bei Meifsen, ward in letzterer Stadt am 20. Januar 1586 



Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrhundert. 143 

geboren. Nach seines Vaters Tode brachte die Mutter ihn nach 
Dresden, wo der dortige Hofprediger Polykarpus Leyser den Knaben 
als Diskantist in die Hofkapelle aufnahm. Hier blieb Schein vier 
Jahre und tbte sich ieiiMg in der Musik, besonders im kunstreichen 
Gesange. 1603 am 18. Mai bezog der junge siebzehnjahrige Mann 
die Schule zu Schulpforta und hierauf die Leipziger Universitat In 
letzter Stadt blieb er nun, in manigfacber Weise, besonders aber als 
Musiker, zuletzt sogar als Director musices thatig, bis Herzog Ernst 
im bereits Wohlrenommierten 1613 an seinen Hof nach Weimar zog. *) 

Schein muss ein ebenso talentvoller, als seinem Bilde nach zu 
urteilen, origineller Mensch gewesen sein ; er mochte sich wohl als 
Eiinstler, als Meister einer der schonsten der freien Kiinste fuhlen 
und demgemafs auftreten, denken und handeln. Dies musste von 
Einfluss auf die Kapellmusiker sein, an deren Spitze er stand. Es 
mag von nun an wohl lustig in den Musiks&len des Weimarer 
Schlosses geklungen haben. Geubte Stimmen sangen die wohlgesetzten 
weltlichen Liedlein ihres Kapellmeisters, ernste und sinodge sowohl, 
als lustige und sogar recht schelmische, unter den Klangen der 
damals tiblichen Instrumente, zur Freude des Fiirsten, seiner Gist© 
und seines Hofes. Auch die Kirchenmusiken erhielten neue Gestalt 
Schein muss deren manche komponiert haben (wovon aber nichts 
aufzufinden gewesen,**) denn es heifst, dass in der Schlosskirche „mit 
Zinken, Drumeten und Heerpauken, mit Fideln und Lauten gar 
kunstlich rausiciret" worden seL Das Wirken Schein 's in Weimar, 
sein Ruf und Buhm verbreiteten sich bald Tiber die thiiringischen 
Lande hinaus, so dass, als 1617 am 23. November der beruhmte 
Kantor der Thomasschule in Leipzig, Sethus Calvisius mit Tode ab- 
ging, der Magistrat letzterer Stadt dem Weimarer Hofkapellmeister 
diese wichtige aber wenig eintragliche Stelle antrug, welche Schein 
denn auch, mit Bewilligung seines ihn ungera scheiden sehenden 
Fiirsten, annahm. Er siedelte wieder nach Leipzig tiber und blieb 
daselbst, fortwahrend schaffend und lehrend, bis an seinen Tod, der 
ihn am 19. November 1630 im 45sten Jahre seines Alters ereilte. 

Vor den 1621 erschienenen „Waldliederlein u befindet sich sein 
Bildnis im Holzschnitte. Es stellt ihn dar in seinem 35. Jahre: eine 
kraftige gedrungene Gestalt mit einem originellen Kopfe, der einen 

*) Siehe die Biographie von A. Prafer, Lpz. 1895, Breitkopf & H&rtel, 

**) Man kennt hente aufser den zahlreichen geistliohen Gelegenheitsgesangen 
von 1615—1627 acht Sammlnngen mit geistlichen Gesangen. 



144 



Mitteilangen. 



ganz ungewohnlichen zu beiden Seiten weit wegstehenden Haarpute 
zeigt; ein Schwert an der Seite und die Linke kraftig auf die HUfte 
gesteramt, wahrend die Rechte eine beschriebehe Noteorolie h&li. Das 
Blattchen gehort heute zu den Seltenheiten. 

Nach Schein's Abgange von Weimar , iibernahm der Bassist 
Konrad Oiinther wiederum provisorisch die Funktionen eines Director 
niusices, bis er splter Vicekapellmeister und endlich wirklicher Kapell- 
meister wurde, in der Beihe der Vierte. Doch die Olanzepocbe der 
Weimarer Hofkapelle war voruber. Der beginnende und auch 
Weimar hart heimsuchende dreifsigjahrige Krieg bemmte die heitere 
Entwickelung musikaiischer Kunst an dortiger S telle und erst nach 
Beendigung jenes furchtbaren Kampfes gewinnt sie wieder ein neues 
und fruchtbringendes Leben. 



MltteUnngen. 

* Die Sangesweisen der Colmarer Handschrift and die Liederhandschrifl 
Donaueschingen. Herausgegeben von Paul Range. Leipzig 1896, Breitkopf A 
Hartel, fol. 14 Vorbll. mit 2 autographierten Umdrucken und Vorwort, 199 Seiten 
rait 132 Liedern. Im ganzen 6 Facsimile. Preis 20 M. 

Die Colmarer Bds. befindet sich aof der Kgi. Hof- and Staatsbibl. in 
Miinchen, die Donaueschinger 1st der Colmarer fast gleich, die wenigen AH- 
weichungen sind vom Verfasser aufgenommen. Die Melodien Bind mit der 
deutschen Choralnote, die mit der Neume noch die meiste Ahnlichkeit hat, 
notiert. Der Verfasser hat sie verst&ndigerweise mit der rOmischen Choralnote 
wiedergegeben. Einen absolaten Wert haben beide Notengattungen nicht, da- 
her der Taktstrich wegfellt und an die Stelle der Bhythmus des Textet tritt. 
In betreff der Anwendung der Plica ascendens und Plica deseendens, die 
Dr. Hugo Rieniann dem Verfasser zur 'Anwendung empfahl, gehen die An- 
sichten auseinander : Dr. Baumker beweist im literarischen Handweiser 1896, 
Nr. 662, S. 754, dass ihre Anwendung hier nicht stattfinden kann und ver- 
weist auf den Artikel von P. Bohn im 27. Jahrg. der M. £ M. S. 47, der 
speziell fiber die Plica handelt. Man lese dort besonders den Abschnitt 8. 47 
unten, der in klarer und einfacber Weise die Plica erkl&rt. Da jedoch ihre 
Anwendung auf den Melodieschritt keinen Einfluss aueibt, m ist die Ver- 
wendung derselben ohne Schaden und braucht man nur die schiefe Stellung in 
eine grade und den kurzen Strich sich wegzudenken. Der Verfasser macht im 
Vorworte sehr richtig darauf aufmerksam, dass der Inhalt beider Handschriften 
keine Meisterlieder, sondern Minnelieder sind und sucht der altesten Nieder- 
schrift nachzugehen, die aber heute nur schwer mehr feststellbar ist Die 
Melodien sind aulserordentltch gesangreich und zeigen sogar hin und wieder 
durch die Wiederholung des Anfanges am Schlusse der Melodie das Bestrebea 
nach Form. Man muss sich nur totem irgend eine Taktart der Melodie aof- 
draugen zu wollen, wie es der Verfasser im Vorworte gethan hat, sondern nor 



Mitteilungen. 



14S 



dem Text ansdruoksvoll deklamieren, wie m noch beute im Recitativ Gebrauch 
itt, was freilioh Rich* Wagner ram Tempel hinausgejagt und dafur das rhythmisch 
takiisoh begleitete Recitativ eingefihrt hat. Dem Freunde alten Minnegesanges 
wird die prachtig ausgestattete Sammlnng zu einem Quelle hohen Genusses 
warden. 

* Die Klavier - Sonate , ihr Ursprung und ihre Entwickelung von «X & 
Shedlock B. A. Ans dem Engliscben ibersetzt von Olga Steglitz. Berlin 1897, 
Karl Habel. kl. 8°. VI u. 185 S. mit Reg. Pr. 4 M. Eine sehr verdienst- 
Icbe, gewi88enbafte and mf Qnellen gestatzte Arbeit. Fir die frihere Zeit 
h&tte man allerdingB eine nmfangreicbere Quellenkenntnis gewinscM, doch be- 
trifft dies nur die Einleitnng, denn von dem Momente ab, wo sich der Verfaaser 
der Klaviersonate nahert, sind seine Quellennachweise ausgiebig nnd den That- 
sachen entsprecbend. Der Herr Verfasser 1st einer der wenigen Engender, 
die des Deutschen vollkommen mftcbtig sind, nnd da die Klaviersonate ganz 
eigentlich ein deutscbes Produkt 1st, so kommt ibm diese Spracbkenntnis sebr 
m statten. Es erregt in der Tbat nnsere Bewunderung, wie gut der Herr 
Verfasser in der alteren bis zur ueuesten Literatur der deatscben Musik- 
forschung bewandert ist and wie er sie fir sein Tbema zu verwerten verstebt. 
Ebenso mtissen wir seinem astbetischen Urteile nnsere Anerkennnng zollen. 
Von Knbnan bis Liszt nnd Brahms treffen wir uberall die genaneste Kenntnis 
der einschlagigen Werke and ein richtiges fein abgewogenes Urteil, verbunden 
mit einer treff lichen Aasdrncksweise. Die tfbersetzerin scheint manchmal mit 
der Musiktheorie nicht ganz vertraut zn sein nnd wftblt Ausdrttcke, die in der 
Theorie nicht Gebrauch sind, ancb -Iftsst sie sich hin nnd wieder von der 
engliscben Satzkonstrnktion zu sebr beeinfiussen nnd stBrt dadurcb den im 
tlbrigen gescbickten Flnss der Rede. Das Thema ist fir uns Deutsche nicht 
nen, doch ist immerhin die Darstellung eine po vorzigtiche und so in die 
einzelnen Leistnngen eingehende, dass Jeder mit Vorteil das Bucb benfltzen wird. 

* Ham Loewmfeld mm Berlin. Dissertation : Lemthard EMmr und sein 
Orgeltabulaturbuch als Beitrag zur Geschiohte der Orgelmusik im beginnenden 
XVI Jahrhundert . , . Berlin 1897, Druck von R. Boll. 8°. 81 Seiten. Eine 
sehr fleifsige und gewissenhafte Arbeit, die leider in der breitspurigen Spitta'schen 
Art, wie derselbe das Liederbuch „Sperontes Singende Muse an der Pleifse" 
bebandelt hat, abgefasst ist und des Lesers Geduld auf eine stark© Probe stellt 
Grfindlichkeit ist fir den Historiker die erste Bedingung, dooh alles bat seine 
Grenzen. Lasst er sich auf Hypothesen _ ein, die nicht lflsbar sind, weil die 
Qnellen and Beweise fehlen und beeoitrankt sich nicht auf eine gedrangte 
Darstellung, so verfallt er philologisehen Spitzfindigkeiten, die schliefslich in 
Nichts zerfallen and wie eine Seifenblase sind. Ebenso haben bibliographische 
Beschreibnngen von Handschriften und Druckwerken ihre Grenze ; iberschreitet 
man dieselbe and kommt nicht fiber das Itippelcben hinweg, so wird man lang- 
wtilig. In letasteren Fehler ist der Herr Verfasser verfallen, indem er die dem 
Historikar wohlbekannte Handsohrift auf 21 Druckseiten besehreibt Der 
wkMagste und teste Abschnitt ist der auf Seite 22: Das Leben Kleber's. 
Hier giebt der Herr Verfasser zum grofsen Teil wohl beglaubigte Nachrichten, 
die ihren poeitiven Wert -haben und wo die Ausfihrlichkeit selbst bei auf- 
gestellten Mutmafsungen ihren Wert behalten, oder Fingerweise fir sp&tere 
Nachforschungen geben. Ebenso anerkennenswert sind die folgenden Ab- 



146 



Mitteilangen. 



schnitte: Dai mnsikalische Leben, Lebrer nmi Einflfisse, lie aaf Kleber wirkteo. 
Die Orgel in der Eirobe. Die Orgelpraxis Kleberg and der Inhalt der be- 
treffenden Handschrift. Sehr gut simi die Nachweise fiber aonst vorkoramende 
Tonsltee, docb batte der Herr Verfasser nooh Mmmfttgen kftnnen, welobe van 
den Tonsatzen bereits nea verCffentlicht sind : Isaac's Frater Conradas (Bl. 142 
befrodet sicb im 2. Teile des deatscben Liedes des 15. and 16. Jbs. (M. f. U, 
Beilage, Jahrg. 12 ff. 8. 171). 17 Praeladien and 1 Fantasie als Anhasg mm 
Buxheimer Orgelbuohe (M. f. U. f Jabrg. 19 ff. S. 96 n. £). 

* 23. Jabresbericht der Kgl Akademie der Tonhmst in Mimchen tQr das 
Stodienjabr 1896/97. Muncben 1897, Hofbacbdrackerei Kastner ft Lossen. 8?. 
82 S. Aufeer den ublicben Beriohten iber Lebrer- and Schulerbestand nebst 
Aafzahlang der Lebrfacber and ibre Schalerbeteiligang (Muaikgeechichte trigt 
Berthold KeUermann in 40 Stunden mit einer Zuhorerschar von 48 weiblichen 
and 48 mftnnlicben vor) werden die Werke nambafb gemacht, die einstodiert 
and vorgetragen warden, daraaf folgen 12 Konzerte and tTbungsabende in 
denen aaeb altere Meister zum Worte gelassen werden, Als HcMons folgen 
6 Nekrologe uber verstorbene Lehrer des Institats: Otto Hieber, Ludw. Muggen~ 
thaler, Heinr. Richter, Martin Hartinger, Aug. Skerle and Karl BruUiot, die «a- 
gleicb einen wertvollen Kaohtrag zur Toienliste in Nr. 6 der MonaUb. bildem 

* Erwiderung. Aaf 8. 67 des 29. Jabrg. der Monatsb. babe iob Herrn 
F. van Duyse aafmerksam gemacbt, dass mittelalterliche Melodien nicbt in den 
Taktrbytbmus einzazwftngen sind, sonst erbftlt man solobe Wunderlichkeiten, 
wie er auf Seite 164 der Tijdscbrifl 5, 3 zum Beaten giebt. Der genannte 
Herr will mich nan in einem zweiten Artikel belebren, dass dies beim nieder- 
lftndiscben Yolksliede niobt der Fall war, da Text and Masik gleioben Rhythmus 
batten (bekanntlicb ist dies bei alien YUlkem der Fall). Da das Mittelalter 
aber mit der Neume, oder der Cboralnote notierte, die keinen absoluten Wett 
baben, da sie niobt Mensaralnoten sind, so ist obiger Einworf hinfallig. Aller- 
dings batte die Melodie den Rhythmus des Textes, docb Itat sicb der Rhyth- 
mos nicbt in den modernen Takt zwangen. Lange genng hat es gewlbrt, ©he 
der Mosikbistoriker za der Erkenntnis gelangt ist, docb beate kftnnen mir 
Dilettanten dagegen sandigen. Der rflmisch katboliscbe Oboralgesang berobt 
heate nocb aaf denselben mittelalterlicben Gesetzen. Rob. Eitner. 

* Hierbei zwei Beilagen : 1. Job. Phil. Krieger, Bog. 3. 2. Nacbrichten 
fiber die Musikpflege am Hofe zn Innsbruck nach arcbivaliscben Aufeeichnungen 
von Dr. Franz Waldner, Bog. 4. 



Bei Breitkopf & Hftrtel in Leipzig ist erschienen and daroh mile 
Buchhandlangen za bezieben: 

Quellen- nnd Hllfswerle 

siebe die Annonce im Jahrg. 1891 S. 144. 



\ 

V6i*ntwortUehti Bedakteur B*fe«rt Biinir, Ttmplii (Uektmailc). 
\ Drnok you Hiraino B •ft A 80bn« im Immfupuliia. 



PUBLIC LIBRARY 



fOr 



MUSIK - GESCHICH 

beransgogeben 
von 

der Gesellechaft fUr MusikforschuEg. 



nil Janrc 

1897. 



Prtii dftt JahrgangM 9 Mk. Monttlioh ertcheiat 
«fn« Nmnwwr ▼om 1 Mm • Bogva. IiuartlontgvbfUirw 
ftr die Zeile 80 Pt 



KomwriialoniTt«iag 

▼on Breitkopf A Hftrtal in Leipsig. 
BostelliiiigMk 
nfnrnit jede Biioh- nnd Mnijkhaadlnag migaftB. 



Io.ll 



Anonymi 
Introdaetorlmn Miisieae. 

(c. 1600.) 

Nach dem Unicum der Leipziger Universitatebibliothek 
mem herausgegeben von Br. Hugo Blemann. 

Die anscheinend an Musikalien so arme Leipziger Universitfits- 
bibliothek birgt doch bei genauerer Untersuchung mancherlei wert- 
rolle Barittten. Zu diesen gehort aucb ein musiktheoretisches Kom- 
pendium, ein dttnnes Bandchen von nur 35 Druckseiten klein 4 § t 
eigentlioh 8°, aber nit breitem fortlaufend mit Stichworten and kleinen 
Notenbei8pielen versehenem Bande, in drei Ternionen legend, deren 
Vorderblitter mit A (I), H, HI, B I, H, HI, C 1, H III foiiert and. 
Das Werkchen 1st vollst&ndig, da das (nicht foliierte) erst© Vorder- 
blatt von A auf der ersten Seite den kurzen Titel „Mu£ica w zeigt 
and das dritte Biickblatt der Lage C nur auf der oberen Halfte der 
Vorderseite bedruckt, soist aber leer ist Aucb erweist die Ab- 
geschlossenheit des Inhalts die Vollst&ndigkeit Trotz aller Bem&hungen 
gelang es mir nicbt, den seltenen Brack zu identifizieren, der s&mtr 
Hchen Bibliographen unbekannt ist Dass derselbe sp&testens im An- 
fange des 16. Jabrhunderts hergestellt ist, geht mit Bestimmtheit aus 
dem datierten Acquisitionsvermerk auf der leeren Bfickseite des 
letzten Biickblattes (C nib v.) hervor: 

„Dono dedit quidam baccalaureus tunc temporis magiftrandus 
MDVII". 



MouaUh. 1 Mntlkgwolft. Immg^m 1X11, No. 11. 



12 



148 



Anonymi Introductorium Masicae (c. 1500). 



Das Schriftchen ist also seit 1507 llgentum der Bibliothek — viel- 
leicht ist der „baccalaureus t t. magiftrandus u selbst der Verfasser? 
Die hochst merkwtirdigen Typen wollen aber zu denen keines der 
Leipziger Drucker dieser Zeit passen, auch wiirde doch wohl der Ver- 
fasser nicbt unterlassen haben , ein Dedikationsexemplar mit den 
farbigen Initialeii versehen zu lassen, fir deren Eintragung bei sarat- 
lichen Kapitelanfangen der Raum frei gelassen ist Cberhaupt habe 
ich aber aus der Vergleichung einer sehr grofsen Zahl alter Drucke 
den Eindruck gewonnen, als sei das Kompendium vor 1500 gedruckt*) 

Das gaDze lateinisch abgefasste Schriftchen ist mit gothischen 
Lettern einer mittleren Grofse gedruckt, aber fiir die Anf&nge der 
einzelnen Absatze sind stets romanisierende Typen einer hochst sel- 
tenen und vollig ubereinstimmend mir nicht nachweisbaren Form 
gewahlt (vgl. das Facsimile, das ich beifuge, urn mit seiner Hilfe den 
Drucker vielleicht doch noch ausfindig zu machen). Die Abbreviaturen sind 
zum Teil bis an die Grenze der Lesbarkeit gehauft z. B. drna fur differen- 
tia, roe fur robore, fm fir secundum, pts fiir partis. Zufolge dieser 
Haufiing der Abkiirzungen und einer sehr knappen Darstellung ist der 
Inhalt des Eompendiums reicher als sein TJmfang vermuten l&sst. 
tJbrigens ist die Ausdrucksweise gewahlt und von einer an Pedanterie 
grenzenden Vermeidung von Wiederholungen derselben Worte. Durch 
Ausscheidung alles irgend Entbehrlichen ist die Darstellung zu einer 
besondere ibersichtlichen und wirklich bestimmt orientierenden ge- 
worden (vgl. z. B. die Erklarung der Taktzeichen und Proportionen). 
Jedenfalls nimmt das Kompendium einen Plate unter den besten Ar- 
beiten gleicher Tendenz in Anspruch, sodass die Vervielf&ltigung dee 
vielleicht einzigen erhaltenen Exemplars den Freunden der Musik- 
geschichte willkommen sein wird. 

Die Notenbeispiele sind ziemlich ungeschickt in Eolzschnitt aus- 
gefiihrt,**) was einer Datierung des Drucks vor ISOO.wenigstens nicht 

*) Aufiallig ist die wortliche TJbereinstimmung einer grolkm Zahl von 
Sfttzen mit der „Musica l < des Adam von Fulda (1490); von diesen S&tzen enUtammen 
einige den Traktaten des Johannes Ttnctoris, aus denen sie i. B. aaeh in des 
Oafurius Praetica masicae fibergingen, andere aber finden sick nor bei Adam. Da 
Adam's Traktat zum ersten Male 1784 durch Gerbert veroffentlicht wurde (nach 
der einzigen vielleicht autographen 1870 verbrannten Strafsburger Handschrift), 
so liegt der Gedanke nahe, dass das Introductorium wenn nicht von Adam 
selbst, so doch von einem Schiller desselben herriihrt Dadurch gewinnt aber 
die Vermutung, dass der Leipziger Mensuralkodex 1494 zu Adam von Fulda 
selbst in engerer Beziehung stehen kdnnte, neue Nahrung. 

*•) S&mtliche Holzstocke sind, wie ich nachtragiich bemerke, in der 1514 
von Priedrich Peypus in Nilrnberg gedruckten 3. Auflage des Musiktraktatea 
des Johannes Cochkmm wieder benutzt, welche Schrift ftberhaopt in naher Fcr- 



Anonymi Jntroductorium Musicae (c. 1500). 



149 



widerspricht. Das Wasserzeichen des Druckpapiers ist ein halb- 
gefiillter schlanker Henkelkrug mit einem kleinen Kreuze iiber der 
engen Mtindung, das des (jedenfalls jtogeren) Vorsetzblattes ein 
Tannenzapfen. 



(fol. 1 r.) 
(fol. 1 v.) 



Wifl (ft 
htreiieterim muslce. 



EzoeUentes 



Superacute 



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fa 

-mi- 
re 

-ut— I 



| tonorum 
ooufinales 



tonorum 
finales 



Vocabuli 

allmw. 



(fol. 2 r.) ' Be deflaitleie Masiee Basque italsltie. 

(M)usica est recte modulandi scientia. It deducitur a musa 
vocabulo greco quod cantum significat, pro quo et Uergilius musam 
po8uit dicendo: 

Pastorura musam Damonis et Alphesibei. Uergilius, 
Est autem quantum ad presens sufficit duplex musica Choralis wii^ Mmim P^^ 1 ' 
licet vel plana que uno accentu prolationeque existit Mensuralis Mensuralt8 - 



uxmdtschaft zu unserem Anonyraus stebt. Bass aber in demselben nicht etwa 
die Kttiner Ausgabe des Cochlaeus von 1507 vortiegt, beweist FeW Beschreibung 
der letzteren. Vielleicbt ist aber der Anonymus eine bisber ganzlich unbekarmte 
allererste Ausgabe des Cochlaeus (?) oder aber — Cochlaeus entpuppt sicb als 
Plagiator. Bass die beiden Cochlaeus, der Biograpb Theodoricbs una der Kantor 
(vgl. Fttii), schwerliob eine Person sini, sei beiliulg angemerkt. 

12* 



ISO 



Anonymi Introductoriara Muaicae (c. 150Q). 



vero que vario modo yariaque vooum harmonia modulator: de qua 
poBterittS dicetur. 

§• claiikis Misice. 

Gkmu. (CJlauis est Keseratio cantos. Tot autem constat esse claues quot 

in manu dictiones: que omnes comprehenduntur sub septem Utteris 

Septem sunt bis terue in scala repetitis: videlicet A. tj. C. D. E. F. G. quo autem 

Mere voce e*f ac to discernantur inter se claues, precedens descriptio sufficienter 

' , " informat verum si vox vel notula sese obtulerit extra introductorii 
rentes. , 

claues: non secus ac ejus octaua est modulanda. Clauium autem 
Clowes quedam signantur : hee profecto potissime sc. F. f. c. g. d. que 
omnes in linea ponuntur. barum quedam sunt magis familiaree sicut 
£ c. et g. G vero greco rarius vtimur, dd la sol rarissime. 

Be Untllis. 

Um. (U)ox est aer spiritu verberatus. Uoces autem siue syllabus quas 

ad musk© opus assumimus sex constat esse: sciMces VT BE MI FA 
Tres sunt SOL LA: sumpte (vt ajunt) ex hirano „vt queant laxis". Quarum due 
puta VT et FA molles exiftunt: RE SOL naturales: et MI LA dure. 
Sex sunt tw- itaque syllabis pleraque cantica cujuscunque generis depromuntur 



It iteni prtp rietailbis. 



Proprietas. (P)roprietas est singularis sex syllabarum deductio. Deductio 
Deductio. au t em m ^ sex ipgarum syllabarum progressio: ut ascendendo hoc 
oidine: VT 11 MI FA SOL LA. descendeado vero: LA SOL FA MI 
Septem deduc-JiB VT. quarum VT caput et principium existit Hee autem voces 
ttmm: septies repetuntur in manu. hinc septem dicimus esse deductions 
in scala musicali. et has septem deductiones vocamus proprietates; 
Tres proprie- quarum tres I) dure; due || (fol 2 v.) natura: ac due b molli adscribuntur. 

tj d urates autem in g, b mollares in f: ac naturales in c litterulis 
exordia sumunt. versus: 

In c natura f b mol gque dura 
quod ex ordine introductorij precedentis liquido percipitur. 

•• veeu mtatlone. 

Uoeum m- (M)utatio est consona vocis in vocem perversio. Uoces autem ipeas 
tacio. deductionum syllabas intelligo. non enim vox in vocem mutatur: sed 
syllaba in syllabam et proprietas seu qualitas in qualitatem: quod 
vulgo dicimus cantum in cantum verti. In clavibus item unam tan- 
Prima turn vocem habentibus nulla fit mutacio: quod quum fieri necessitate 
Regula. contingeret: pristinum deductionum ordinem iterabia. In clauibus 



Anonymi Introdactorimm Muaicae (o. 1500). 181 

duarum vocum due alternatim eueniunt mutationes. - Prima fit mu- Secunda 
tmdo priorem syllabam in sequentem aseendendi gratia. Secunda fit Ryufe 
e conuerso desoendendo qaam vertimus seqaentem syllabam in pre- 
cedentem: quod in sequenti notularum descriptione potest facile com- 
prehendi. In clauibus autem tribns vocibus preditis sex prodeunt Tercia 
mutationes. primo enim mutatur syllaba prima in secundam. Se- Reguia. 
oundo vertitur syllaba prima in terciam. Et tercio mutatur secunda 
in terciam : et hm g ascensum respiciunt Quarto e oonnerso mute* 
mug syllabam terciam in secundam. Quinto variamus syllabam 
tertiam in primam. Et sexto mutamus secundam in primam: 
descensus gratia: vt his sequentibus percipitur exemplis. 
a) 1. 2. b) 1. 2. o) 1. 2. d) 1. 2. 

t ^ ^fr > ylFrf^^ I I * * fUt ***** fc Jl 

0 fa at (at fa) D sol re (re sol) £ la mi (mi la) F fa at (at fa) 

e) 1. 0. 2. 5. 3. 4. f) h 6. 2. 5. •' 3. 

Q* sol re at (sol re, sol at, re at, at re, a la mi re (la mi, la re, mi re, 
at sol, re sol) 

(fcL 3 r.) 

4. J g) 1. 6. 2. 5. ^ 3. 4. 

re mi, re la, mi la) e sol fa at (sol fa, sol at, fa at, at fa, at sol, fa sol) 
h) 1. 6. 2. 5. 3. 4. i) 1. 2. 

d la sol re (la sol, la re, sol re, re sol, re la, sol la) e la mi (mi la) 
1. 2. k) 1. 6. 2. 5. 3. 4. 

f fa at (at fa) g sol re at (sol re, sol at, re at, at re, at sol, re sol) 

1) 1. 6. 2. 5. 3. 4. m) 1. 2. 

aa la mi re (la mi la re, mi re, re mi, re la, mi la) ce lol fa (fa sol) 
dd la sol (sol la) 



162 Anonymi Introduotorium Musice (c 1500). 

Jit b fa tj mi In b FA ^ MI autem qunm ambe syllabe non sint vnisone i. e. 

non fit mu- e j ug( j em soni, nullam posse fieri mutationem nemo est qui nesciat: 
tmm * apotomes enim intervallo hoc est majore semitonio ab inuioem sunt 
disjuncte. Mutacionum insuper pluralitatem asserunt fugiendam nec 
ocius tardiusve ac necesse fuerit mutationem prosequendam esse ferunt 
Et si euenit transitus notularum ultra ordinem deductionis alicujus 
sine interuallo: puta per septem aut octo voces vel etiam per plures 
quod in mensuratis cantilenis frequentius observatur: fiat saltus sine 
mutatione de notula in notulam : dicendo mimi: fafa: et sic deinceps. 

it Hills mi litontUb mniet. 
Quidsitinter- (E)st enim interuallum soni acuti grauisque distantia. Sunt 
uallum. au tem 15 vocum interualla discreta et essentialia sc. | (fol. 3 v.) vni- 
sonus: semitonium : tonus: semiditonus: ditonus: diatessaron : tritonus: 
semidiapente: diapente: semitonium cum diapente: tonus cum diapente: 
semiditonus cum diapente: ditonus cum diapente: semidiapason : dia- 
pason: Ex quibus septem consone: relique vero dissone exaudiuntur. 
de quibus postering dicetur. nunc hoc tantum nosse sufficiat quibus 
quantisve intercapedinibus seu interuallis cantilena texatur. 
a ) Unisonus igitur dicitur quasi unus sonus quoniamquidem fit 

^-^+»»+* quando eadem vox crebre repetitur ut Mo a). 

Tonus secunda perfecta: dictus a tonando i. e. perfecte et integre 
sonando: fit quando graditur in proximam notulam ut ex VT in EE 
vel e conuerso descendendo de RE in VT. hoc modo b). sicque de 
"reliquis syllabis: MI et FA demptis. que tamen cum aliis syllabis 
sursum et deorsum juncte tonum constituunt 
Toni diuisio. Dividitur autem tonus in Apotomen i e. semitonium majus et 
Diesis. die8in i. e. semitonium minus. Est autem diesis spacium quo major 
D ^^tom^ m ^ Bm ^ m ^ m ^ proportio i. e. diatessaron duobus tonis. Et diui- 
Comma. ^ m * n ^ uo diaschismata. Etenim diaschisma est dimidium dieseos 
i. e. semitonii minoris. Apotome vero partitur in diesin et comma, 
quod eat spatium quo major est sesquioctava proportio i. e. tonus 
duabus diesibus i. e. semitoniis minoribus. Comma consequenter 
Semitonium secatur in duo schismata. Et est schisma dimidium commatis. Majas 
mapm. ei ^g 0 semitonium vincit minus uno commate: quod ultimum com- 
prehendere potest auditus. Semitonium. insuper majus symphoniam 
non intrat: sed dumtaxat minus quod passim inter MI et FA conci- 
pitur. Ex dictis liquet MI et FA voces in b FA lj MI semitonio 
majore ab inuicem esse disjunctas. 

Semitonium secunda imperfecta: fit quoque quum progreditur in 



Anonym! Introductorium Musicae (c 1500). 



163 



proximam vocem: sed dumtaxat de MI in FA et e conuerso ut c) 
hie c). 

It dicitur a semi quod est imperfectum vel incompletum vel 
non integrum et tonus quasi imperfectus et non integer tonus, non 
autem quod dimidius sit tonus ut quidam imperiti autumant: siquidem 
tonus in equa diuidi non potest: sed vt predixi in majus et minus 
semitonium: vel in duo minora et unum comma vel in quatuor dia- 
schismata et unum comma. Una autem diesis est major 3 comma- 
tibu8 ac minor 4: apotome vero vna est major 4 commatibus et 
minor 5. igitur to- || (fol. 4 r.) nus est major 8 commatibus et minor 
quidem nouem. 

Ditonus tercia dura: est duorum tonorum aceruus. dictus a dia 
L e. duo et tonus: quia ex duobus jungatur tonis. Et fit duobus 
modis: primo ascendendo de UT in MI: secundo de FA in LA et e 
conuerso descendendo hoc modo d). mirvuitur autem ditonus semi 





tonii majww sf^traetwm. 

Semi(di)tonu8 tercia mollis: est toni ac semitonii commixtio a 
8emum dictus quasi imperfectus ditonus. habet species duas scilicet ^ 
BE FA et MI SOL ut hie e). Fitque major per semitonii majoris ^ ^ 
additionem. jw 

Diatessaron quarta naturalis: constat ex duobus tonis et serai- 
tonio minore. dicta a dia quod est de et tessaron quatuor quasi ex 
quatuor vocibus facta, habet tres figuras diuersas: quum omnis pro- 
portio vnam semper minus habeat figuram quam sint ejus voces, 
prima pertransit ex RE in SOL secunda procedit ex MI in LA. tercia 
tendit ex UT in FA hoc modo f). differunt tamen inuicem diatessa- 
ron figure hoc pacto: nam prima que inter RE et SOL deducta est 
semitonium in secundo intervallo habet secunda retinet duos tonos 
semitonio acutiores. tercia autem semitonium duobus tonis acutius 
habet 

Tritonus quarta durior. dictus a tris et tonus: quia tres tonos 
sustineat excluso semitonio : quum non habeat tantum dulcedinis sicut 
diatessaron a paucis curatur. fitque ab F gravi ad \ Ml in acutum: 9) 
ac etiam a (b) fa sursum ad e superacutum ut hie g). -f-iP-c-for^ 

Diapente quinta integra: tres tonos et unum semitonium com- 
plectitur. dicta a dia quod . est de et penta quinque: quia ab vna 
iitdpiens voce ad quintam transiliat Atque quatuor habet species, prima 
procedit de RE in LA: secunda de MI in MI. tercia de FA in FA: ^ ^ 
quarta de VT in SOL: hoc modo h). : ^ J^V i 

Semidiapente quinta ne integra: duos tantum tonos ac totidem 



154 



Anonymi Introductoriara Musicae (e. 1500). 



semitonia sestinet a semi dicta quasi imperfecta et diminuta diapente. 
i) Fitque ab \ Ml In F grave: et plerisque aliis locis: ponendo MI 

contra FA ut hie i). Et reperitur tantum in menmratis cantilenis 
™ phnmiqm in figuris diminutioribus. 

Tonus cum diapente sexta major: a sex vocibus dicta: con- ( 
k) (((A. 4 v.) stat ex tono et diapente hoc est ex quatuor tonis et semi- 

-c — =-h*— itonio minore. Fitque duobus modis: primo de UT*) ad LA: se- 




'^—l i m — cundo de RE ad MI hoc modo k). 

Semitonium cum diapente sexta minor: constat ex semitonio et 
c g w diapente: hoc est ex tribus tonis et duobus semitoniis minoribus. 
^ w r r^ = Et fit ab E gravi ad c acutum: et plerisque aliis: ut hie 1). 

m ) Ditonus cum diapente septima perfecta: constat et ditono et 

-« w diapente: continet enim tonos quinque et unum semitonium. Et fit 
~f~"~E' l ^ a c gravi ad || durum, ut hie m) 

Semiditonu8 cum diapente septima imperfecta: constat ex semidi* 
tono et diapente: confectus quatuor tonis ac semitoniis duobus. Fit- 
que ab E gravi ad d acutum: ac aliis plerisque locis. hoc modo n). 

Diapason octaua integra: constat ex quinque tonis ac duobus 
semitoniis minoribus. Dicta a dia quod est de et pason omne: quasi 
o) ex omnibus vocibus consistens. Sunt autem septem differentes di&- 

:?=jfH^= pason species, prima fit ab A graui ad a acutum. Secunda a t) graai 
E^^^ptzzad tj acutum. Terek a C graui ad c acutum. Quarto a D gmui 
M M ^ad d acutum. Quinta ab E graui ad e superacutum. Sexta ab F 
zE^^Sp graui ad f superacutum. Septima a G graui ad g superacutum: ut 
.wS=Jhio o). 

p) Semidiapason octaua non integra: constat ex quatuor tonis et 

\m % - tribus semitoniis minoribus. Fitque quemadmodum diapason de 

EE. ^ '^E iittera ad proximam sibi parem: ponendo mi centra fa: hoc modo p). 

que eMam mm nisi in fmemsumth mmUkwh et plarumque in figu- 
ris diminutwribm inuenitur quern ad modum et semidiapente. Et 
si tibi alie clausulae preter dictas oocurrant: quod m wwfmw&th can- 
tilems nmnmtquam usu venit eas ad pwdictts reducito: sunt enim 
equisone precedentibus. Nam quemadmodum diapason equisonat 
unison© ita tonus cum diapason tono: et ditonus cum diapason di- 
tono. sicque de reliquis clausulis quas omnes quis in predictia usl- 
tatus: facile et ratione et usu apprehendere potest 

*) Re ist natttrlich Dnxckfehler. 

(Porto, folgt) 



Mitteilungen. 



155 



MitMMigen. 

* Nagel, Dr. Wilibald: Geschichte der Musik in England. Zweiter TeiL 
Strafsburg 1897. K. J. Trubner. 8°. V und 304 S. mit Register. Pr. 8 M. 
Hit diesem 2. Bmmie, der bis zu PurcelFs Tode reicht und Handel auf den 
Plan tritt, schliefst das Werk ab. England wurde von da ab (im 18. Jh.) in 
einer Weise von Ausl&ndern uberschwemmt, dass die eigene Prodnktivitftt anf 
ein Minimum zusammenschrnm pfte und sich erst in jflngster Zeit zu einer an- 
erkannten Selbstfindigkeit wieder erhob. Der erste Band umfasste bekanntlich 
das Mittelalter mit seinen Theoretikern , wthrend die praktische Mnsik dnrcb 
Dunstable den Beginn der nenen Zeit verkfiodet. Der ursprfingliche Plan dea 
Herrn Yerfassers erlitt durch das inzwiscben ersohienene Geschicbtswerk von 
dem Engl&nder Henry Davey insoweit eine Einscbrftnkung , als derselbe das- 
bibliograpbiscbe Material , welcbes durch Davey besonders berucksichtigt war, 
anf das knappste Mafs beschrankte nnd nur soweit erwftbnte, als es ziir Kritik 
des betreffenden Komponisten unbedingt notwendig wurde. Hierdurch bat aber 
der Floss der Darstellungsweise ungemein gewonnen und wirkt auf den Leser 
in fesselnder Weise. Neben Ambros' Musikgeschicbte kann man oboe TTber- 
treibung Nagel's Werk als das bedeutendste musikgescbichtlicbe Werk der 
Gegenwart betrachten. Die ernstesten , umfassendsten und ge wissenb af tes ten 
Quellenstudien versteht der Verfasser unit gewandter Feder in ein interessante* 
Gewand su hfillen und die File des Stoffes ist in einer so gescbickten Tren- 
nung dargestellt , dass man nirgends den Sprung bemerkt, der bei der "Ver- 
schieden artigkeit des Materials nicht zu vermeiden ist. Neben der Entwickelung 
der Musikformen und ibres stetigen Wechsels, in Verbindung mit den politi- 
schen und reb'giOsen jeweiligen Zust&nden Englands, dem Anteil den die breite 
Volkascbicbt an der Mnsik nimmt, ist der Kritik der Werke der grofsen und 
kleinen Meister ein breiter Raum gewidmet und man bewundert die uner- 
sohftpfliche Darstellungskraft bei den oft wiederkebrenden gleichartigen Er- 
scheinungen. W&hrend den kleinen Meistern nur wenige Sfitze gewidmet sind, 
oft nur der Name genannt wird, ist den bedeutendsten Komponisten , wie 
Dunstable, Fairfax, Tye, White, Byrd, Orlando Gibbons, Henry Purcell und 
manchem anderen ein breiter Raum gew&hrt und mit scbarfer Kritik ibr Ver- 
dientt und ibre Schwaohen abgewogen. Die engliscben Musiker, Musikgelebrten 
und Musikliebhaber baben von jeher fir Neuausgaben ibrer ftlteren Komponisten 
gesorgt und in keinem anderen Lande sind soviel Sammelwerke ftlterer Meister 
gedruckt worden. Dies kommt dem Historiker beute sehr zu statten und er- 
leiohtert seine Vorarbeiten um ein Betrftcbtlicbes , dennocb ist es keine kleine 
Aufgabe das umfangreiobe Material kennen zu lernen , zu sich ten, zu prufen t 
von Jedem das Beste auszusondern, seinen Leistungen gerecht zu word en und 
den Tadel wohl abzuwagen. Dr. Nigel ist ein stronger Richter, dem nicbt so 
leicbt eine schwa cbe Leistung irgend eines Komponisten entgeht , doch ist er 
ebeaso bereit Anerkennung denjenigen zu zollen, die ihr Talent ihren Kraftea 
gem&fs zu verwerten verstanden. Es wird sich manche Stimme in England er- 
heben, die Einspruch gegen das strenge Urteil Dr. Nagel*s erbeben wird und 
doch muss man ibm vollstftndig recht geben. Selbst ihr gefeiertester Kompo- 
nist, Henry Purcell, ein aufterordentlich begabter Mann, der aber unter den 
Verhaltnissen der Zeit viel gelitten hat und zeitweise den Lebensunterhalt 
MooAtoh. f. Mntikgeioh. Jahrgang XXIX No. 11. , 12 



166- 



Mitteilungeit. 



sogar mit Eopieren erringen masste, hat neben bedeatenden and hervorragen- 
den Leistangen soviel Minderwertiges gesohaffen, Gelegenheitsarbeiten des Ver- 
dienstes halber, dass seine Werke nor teilweise das bieten, was man bei to 
era in enter Yeranlagung erwarten kftnmte. Untere deutsohen Meister, Monrt 
oben an, sind in ihren Leistangen ebenfalls den menschlichen Schwftcben unter- 
worien, doch 1st die Zahl ihrer bedeatenden Werke so fiberwiegend grofa, 
dass man von den minderwertigen ganz absehen kann, wftbrend bei Parcel! dm 
Verhftltnis zwischen bedeatenden and minderwertigen Arbeiten sicb wohl gegen- 
seitig bebt Der Herr Yerfasser kann mit Qenagthaong aaf seine jahrelaitgen 
Stndien in England blieken and der Erfolg seiner Leistangen wird nicht an* 
bleiben. — Chrysander's Handel - Biograpbie bildet die Fortsetzang von Dr. 
Nagel's Arbeit fi&ndel betrat im Jahre 1710 Englands Boden. 

* In Rabich's Blatter fir Haas- and Kirchenmasik (Langensalza bei 
Hermann Beyer & Sohne) 1897, p. 153 befindet sich ein historiscber Artakel 
von Dr. Hugo Eiemann fiber die Trio - Sonaten der tleneralbass • Epoche t der 
sehr lesen8wert ist and am Ende eine Sonate fir zwei Violinen and bez. Bast 
von Salamone Rossi Ebreo aas 1613 bringt, deren Bass aber der Herr Ver- 
fawer nicht ausgesetzt bat, trotzdem ex vorher dies als erste Notwendigkeit 
bei der alten Instrumentalmasik erkl&rt Im Verlaafe des Artikels komrat er 
much aaf die Aasfahrang &lterer Zeit za sprecben and weist aas Fraetoriis 
nach, dass die Trio-Sonaten nicht nor von drei Spieiern, sondern aneb in viel- 
facher Besetznng vorgetragen, sogar noch andere Instramente zar Veretirkuiig 
herangezogen wurden am einen ges&ttigten Klang za erzielen. 

* Herr Michel Brenet ver6ffentlicht in der italienischen Zeitsohrift „Rivi*ta 
musicale italiana." Torino, fratelli Bocca, torn. 4, fasc. 3, 1897 eine Abhandluag 
uber die Oratorien Carissimi's and deren Yorhandensein in franzostschen 
Bibliotheken nebst interessanten Abschweifangen. 24 Seiten. 

* Mitteilangen der Masikalienhandlung Breitkopf & HaerteL September 
1897. Nr. 50. Eugen d' Albert* Portrat schmfickt die Titelseite. An mimk- 
historischen Untemehm angen sind hervorzuheben : Neue Publikation der 
Plainsong and Mediaeval Music Society za London. Englische Musik mm dew 
10.— 15. Jh. darch Lichtdrack hergestellt and in moderner tTbertragung. — 
Rameau'n Sftmtliche Werke ediert von C. Sk-Saen* ©nth. bis jetzt 2 Binds 
Klaviermusik and 1 Bd. Kantaten. — Giov. Tebaldini in Padaa knndigt em© 
Ansgabe alter Yenezianischer Meister an. Seite 1737 ist das Portr&t J. Aibcma, 
nebst Bespreohang seiner Oper Pepita Jimenez za finden. 

* Der Drmdbmr fonkwmtkr - Verein versendet den Bericht fiber dat 
43. Yereinsjahr, der ein states Wachsen desselben bekundet, nicht mm an Mii- 
gliederzahl, sondern anch in der Bibliothek. 

* Herr Prof. Emil Mrmme in Hamburg kundigt wieder aeine muni- 
historischen Yorlesungen nebst Auffuhrung von Tons&tzen der besprochenen 
Periode an. 

* Hierbei zwei Beilagen: 1. Job. Phii Krieger, Bog. 4 2. Nachrichtes 
fiber die Musikpflege am Hole za Innsbruck nach archivaliachen Aafxeiohnungen 
von Dr. Franz Waldner, Bog. 5. 



V*r*ntwortlicher B*d*ktra Bob«rt Eitner, ftntplta (UcKr— rfc). 
Draok ▼on Harnano B ejer A 80 hue in l*m§*m»i&9», 



mm 



fflr 



MUSIK- GESCHICHTE 

heraiisgegeben 



der Gesellachaft ftlr Musikforsohang. 



IHI Jatirs. 

1897. 



Fwmm 4m JfthrgMftgM § Mk. Monatlieh msmskmul 
•ine Nnmmar iron lbii t Bogon. Intertiontgtbflbrto 

fit die Z»tl= Si P£ 



Koaunlnloiftivcrlag 

▼on Breitkopf A H&rtel in Leipiig. 

B«ttoUug«ii 
■tilt jede Boob- ana Mn»ikh»ndhuig entgtgen. 



Ho. 12. 



Anonymi 
Introdnetorlmn Musteae. • 

(c. 1800.) 

Nach dem Unicum der Leipziger Universit&tsbibliothek 
nea herausgegeben von Dr. Hugo Biemann. 
(Forteetzung.) 

(fol.gr.) it ■eettli lien ■■tattoae. 

(I)8tis igitur clausulis bene inhibitis de mentali vocum mutatioDe 
disserendum est quum sc. vna syllaba in mente seruatar altera in 
quam sc. fit mutatio exprimitur. que quidem mutatio est arnica 
caniilems mensuratis: ubi non permittitur precipne in diminutioribus 
figuris quin ambae syllabae exprimantur . quandoquidem ista mora 
geniinando syllabas gigneret dissonanciam : totusque concentas con- 
fanderetur. at quisque ex se ipso facile considerare potest 

In cantu igitur duro ascendentes in d et a RE sumamus: descen- Regula 
dentes vera in a et e litterulis LA capiamus. In cantu autem molli mutactonum - 
ascendentes in d et g BE sumamus: descendentes vero in a et d litte- 
rulis LA capiamus. Verum in cantu ficto quemadmodum etiam in 
vero cantu dumtaxat observandum est FA . quo habito relique syl- 
lable sua sponte se efferent 

Ex his liquet omnem solmisandi vim in eo exiftere: ut sciamus 
quando MI quandove FA maxime in b clave modulandum sit: quo 
scito omnia solmisandi modus evidenter baberi poterit 

M«patrtt t MntikgMoh. Jahrgaiig XXIX. Ho. U. 13 



158 



Anonymi Introductorium Musicae (c. 1500). 



Cantus cogno- Aduertendum est igitur Quandoquidem in principio cantilene b 
setter ex ro t un( j um ponitur in b claue: tunc ibi dicendum esse FA. alias enini 
ngnatura. cum jjj Q sem p er esse MI. 

Ex tone. Preterea cantilena tercii et quart! tonorum exiens in E la mi: 

cant usque septimi et octaui tonorum occidens in 6 sol re ut: exigit 
Ex melodia, MI in b fa 8] mi. si non sit ibi specialiter signatum b rotundum: 
quod ut predixi FA innuit. 

In primo autem tono et secundo desiienti(bus) in D sol m 

^ ^ si post LA sola nottiia conscenderit puta ad b fa IS) mi: turn ibi 
~ ? ^ ♦# ^ DQn ^ sec * ^ leniter jubilandum ferunt. hoc modo q). alias vero 

QaukLmuB. m ^ fa t] mi ut plurimura (quod dico ob paucas cantilenas pos- 
centes in prefato loco FA) in primo tono et secundo MI dicimus. 
At quintus tonus et sextos exiens in F fa ut: postulat FA in b claue. 
si non mutetur b mollis qualitas in duram. Quod potissinie fit, 
quum post LA sola notula conscenderit ad e superacutum : mox iterum 
per descensum tangendo b f a fcj mi. quia tunc ad deuitandum tritoii 
duriciem: ibidem MI dici quadrat : quousque cantus iterum ad saam 
naturam recurrent. 

_ Sin autem dictus cantus terminetur per transpositionem in c sol 

fa ut tunc habebit MI in b fa t) mi || (fol. 5 v.) demptis certis 
clausulis in quibus ante transpositionem coactus tono et necessitate in 
e la mi FA habuit. gratia cujus ecclesiastici nostri ejus modi canti- 
lenas: ad deuitandum musimm fictam in confinalibus finiunt. 

§• muslca Acta. 

(M)usica ficta est que per fictas voces modulatur: hoc est per 
syllabas, que essencialiter in eisdem clauibus non continentur. Nommm- 
quam enim ob . cantus asperitatem ad b molie (sine quo nulla in 
musica est suauitas) nos convertimus: dicentes FA in eo loco m qao 
tamen nullum FA continetur: quod frequentius in e et a fieri vide- 
mus. mox tamen ad priorem reuertendo solfam. Interdum etiam quum 
voluerimus niniiam cantus molliciem subterfugere ad tj durum nos 
conuertimu8. dicentes MI in ea claue ubi FA essencialiter locator, 
quod potissime in c et f fieri conspicimus. Nam in singulis clauibus 
in quibus FA localiter ponitur potest dici ML Et in quibus FA 
localiter non continetur poterit modulari FA per musicam fictam: 
quemadmodum in precedenti introductorio perluceseit. quando autem 
raodulandum sit pro MI FA signature b mollis indicabit: et si pro 
FA MI dicendum sit t| durum manifestabit. 



ft) In canto duro. 



Anonymi Introdnctorurm Mnricae (o. 1500). 
¥•€■■ ■■tattera.*) 



169 



(Milt) 




(fol. 6 r.) 

b) in canto molli. 



Im T«nor bel KB. falsobe SohltlMol (J itatt J) 




DjsMntmi. 




Tenor. 




Baasms. 



*) Kit© drei Satze sind Musterstticke dreistimmigen Kontrapunkti Mote 
gegen Note. Jeder Versnch, der Notierung einen menanralen Sinn in impu- 
tieren, scbeitert an der sich sofort einstellenden Zerstorang der Reinheit des 
Satses. Ich stele die Tone zur beqaemen tlbersicht einfacb in gleichen Acbteln 
Qber einander: 



1. 




160 Anonymi Introdaotoriam Music© (o. 1500). 



c\ in rjinfn fi<f*fn 




jL# J| OV 11.1.1 illPi 


M li!_i^_^.JL^ 


Jl T— 1 

Tenor. 


X*] « 


.j-f 1 v: i ■ „ rfl #.f W ^ 

Batfiit. 





(fol. 6 v.) •• fills. 

ta. fTJonus est Regula per aacensum et descensum quemuis cantum 

in fine dijadicans. Quorum apud grecos tan turn quatuor fuisse 
conftat : videlicet Prothus Deuterus Tritus et Tetrardus : vnde et 
quatuor tan turn finales habemus. Poster! altera hoe videntee non 
sufficere ob eorum discordiam quam in altum et profundum habuere: 
quemuis ton am in duos partiti sunt: vtputa Prothum in primum et 
secundum: Deuterum in tercium et quartum, Tritum in quintum et 
sextum Tfctrardum in septimum et octauum. atque iccirco nunc 
octo habemus modos j. tonos in duas partes partitos. Uni de numero 
Autentici. ~ impari constantes sc. primus tercius quintus Septimus autentici sine 
principales nuncupantur. Alteri vero de numero pari constantes puta 



Anonymi Introductoriom Masicae (o. 1500); 



161 



secindus quartos sextos octauus plagales Bern collatermles vocantur. Plagales. 
Quorum tenores subjectis notulis pernoscuntur : 




Adam primus Noe secundus. Tereim Abraam. Qwdwot eYtnge- 
homo. listae. 



Quinque libri Sex hydriae positae. Septem scholae Sed octo sunt partes. 
Mofli. sunt artes. 



.PYnafo. 



Dc ttntntn laalilu. 

(F)inis est teste philosopho uniuscujusque rei perfectio. 

Tonorum autem clauee finales in quibus ©ranis cantos solito 
more desinit esse sunt quatuor secundum octo tonorum conbinationem: 
videlicet D E F G graues. Sunt insuper tres confinaies magis fami- Qmfinales. 
litres sc. a fcj c acute, quas sibi cantus in proprio cureu deficientes 
vsurpant Namque primus tonus et secundus terminantes in D sol re: 
nonnumquam in a la mi re. tertius et quartus in E la mi: quan- 
doque in tf acuto. Quintus et sextus in f fa ut: interdum in c 
acuto : vel etiam || (fol. 7 r.) in C graui dicendo MI in h mi. Septimus 
et octauus in & sol re ut terminantes : perraro in d la sol re vel in 
C graui modulando in t| mi PA. Verum qui mensurabiles cantilenas 
describunt ad nutum sili confinaies vendicent . dum modo eadem con- 
sonantia cantus persistere potent Iccirco primus tonus et secundus 
condecenter terminantur in G sol re ut Tercius et quartus in a la 
mi re. Quintus et sextus in b fa t) mi. Septimus et octauus in c sol 
fa ut modulando bmolliter. quamquam ecclesiasticis pernotationibus 
raro consesserint has quatuor confinaies. dicunt enim quamlibet con- 
finalem diapentes intervallo debere distari a voce finali. 



Alie eon" 
finales* 



§• cirsi tditraa. 

(C)ur8U8 sine ambitus in proposito est spatium quod regula Oursus. 
vnicuique tonorum in scala musicali indulget quantum sc. quisque a 
finali suo ascendere vel descendere debeat. Omnes itaque autentici a 
finali suo ad octauam regulariter ascendunt: licenter ad nonam vel P™™* regula 
decimam. Descenduntque ab eodem ad proximam : derapto qpmki woa%dmtww * 
qui propter evilare semidiapcnte in finali manebit: aut per semi- 
ditonum ac etiam per diatessaron descendit Plagales autem omnes a Seeunda re- 
finali ad quintam regulariter ascendunt: et licenter sextam assumunt 9**l* pro 
Descenduntque a finali ad quartam et licenter ad quintam : dempto 



Anonymi Iatrodtictoriura Mosicae (e. 1500). 



BeguUmm sexto qui propter evitare semidiapente lion desoendit Qood autem 
intellect™. diciraus autenticos ad octaoas et ad quintas collaterales ascender© sic 
accipiendum est: quod tarn alte ascendant .i ascendendi potestatem 
habeant. neque enim omnis cantus autenticorum ad octauas neque 
Regula. omnis plagalium canor ad quintas pertingit Si igitur cantos ascen- 
dat ad quintam supra voccm finalem ibique aliquamdiu versetur: 
nit sepius remigret certum est euni de autenticorum mm nnmero. 
Sin autem sub ejus finali plus perseruet etsi sal turn in quintam vel 
sextam faciat mox itcrum precipitando nullam ibi faciens moram est 
Permixtitoni. ton* plagalis. Sed hoc quoque animadvertendum cantus nonnumquam 
permixtos habere tonos: quos ecclesiastici autentico ascibunt tono si 
equaliter mixti sint. nam quum inequaliter duobns tonis miscentur: 
Imperfecti 8unt cujus naturum magis participant. Similiter antiphonas 

toni. breviore8 quarum notale a finali voce ditono tan turn ascendant 
autentico ascribunt 

(fol. 7 v.) i« itra lit infallilili tmmm ipritbM. 

Tonus cogno- (M)elodia insuper ducit in cuiusuis toni agnitionem vsque adeo 
scitur ex u t solum audita harmonia alicuius modulationis mox cuius toni sit 
melodia ' ftcillime poterit agnosci. Cantus igitur qui versatur in RE pluries 
Prima regula. repetens in acutiun LA repercuciendo sursum ad FA est primi toni 
Si vero versetur in RE sepius sursum FA ejus terciam reuerberans est 
Seeunda. toni secundi. Uerum si in MI versetur: et sepe visat sursum FA ejus 
sextan est tercij toni. Sin autem sepius repetat a MI sursum LA est 
Tbreia. quarti toni. Quum autem sepius FA occupauerit arripiens sursum SOL 
et si frequenting decidat ad ejus terciam sc. MI: iterum verberando 
Quarto est quinti toni. Si vero frequentius a FA sursum LA repercuciat est 
8exti toni. Quod si in UT moram fecerit: pluries repetens in acutum 
SOL: reuerberando sursum ad LA est septimi toni. Sin autem sepius 
ab DT FA reuerberet decidens per quintam ad FA est toni octavl quod 
his duobus versiculis perlucescit: 

PRI re la; SI re fa; TER mi fa; QUART quoque mi la; 
QUINT fa sol; SEXT fa la\ SEPT vt sol; OCT tenet vt fa. 
Quod etiam presentibus exemplaribus notissime percipi potest 



formula primi toni. 



Pogressio secundi. 



Anonymi Introdacioriam Musicae (c. 1500). 



163 



Formal* qainii toni. Progressio sextt. 

(M 8 r.) 



_w m f 



Formula septimi toni. 



Progresiio octavi 



Tommmm 
inicia. 



Tonorum 
differencie. 



Be flailing tonorua bidalibis. 

(I)nicia primi toni sunt CDF graues et a acuta. At secundi 
toni principia sunt ACDI graues. Inieia tercij toni sunt E F G 
graues et (a?) acuta. At quarti toni principia sunt 0 D E F G graues. 
Inicia quinti toni sunt F gravis, a et c acute. At sexti toni prin- 
cipia sunt D F graues. Inicia septimi toni sunt G grauis et a fc| c d 
acuta At octaui toni principia sunt C D E F G graues et a c 
acute. Que vera sunt: si toni in propriis finalibus exierint sin autem 
in confinalibus terminentur ipsi sua inicia secundum proporcionem 
dictarum distanciarum variant. Et quia eiusdem toni antiphone 
diuersa habeant inicia iccirco diuerse sunt tonorum differencie. Nan- 
que primus tonus quinque habet differencias : secundus nullam : 
tercius quatuor: quartus quatuor: quintus vnam: sextus vnam: septa- 
mas quatuor: et octauus quatuor: vt in subjectis notulis peruidetur 
que quidem differencie solum ornatus gratia peritorum cantorum placito Om- uiamur 
sunt inuentae: quo facilior et suauior fiat antipbonarum inceptio ^ erew ^ 1 * a - 
super psalmos: atque introituum super gloria patri. nam sicut se 
habet principium secuiorum amen ad finem antiphone ita principium 
version! ad precedentem sui cantos terminacionem Quocirca in 
diuersis locis alias et alias tonorum differencias offendimus: .quae 
tamen passim in Antiphonarijs comperies pernotatas. Et quanquam 
toni vt supra dictum est in fine discernantur : differontie tamen eorum 
non nisi in fine valent dijudicari. Verum Gradualis atque Respon- 
sorij finale ante uersum comprobatur. et cui tono gradualium et alleluia 
atque responsoriorum cantica attribuuntur: eidem et eorum versus sunt 
ascribendi. Sequuntur tonorum differencie. 

(fol.8T.) , 



Primi toni 
drna prla 



scd'a drna 



3a drna 



4ta drna 5ta drna 



164 



Anonymi Introductoriam Masicae (c. 1500). 



Tercy tol 

drum prla 



2a dma 



3a drum 



44m drna 



dma f rima 



2ft draa 



3a drna 



4ta drna 



Qulti toni 
drna 



Stexti toni 
dim 



Septl toni 
drna prima 



2a drna 



3a drna 



4ta drna 



r 

Quarti toni 
drna prla 



2a dim 3a drna 4a dnm q et (t» aoiehcr wds« fat iar g— — 

peregrins d'r (dioitor) T«»im.Abbi«Tia*»ie»dawieeiBi| 

§« psalMrm luff ■•€§•■•. 
Ffltmii Forma intonandi est duplex quedam fit in pausis productis : 

product* vbi non ponuntur dictiones monosyllabe vel hebraice aut apud nog 
indeclinabiles : ut me te se fac Syon Hierusalem etc. Quedam fit im 
Corrupte. pausis corruptis ubi ponuntur dictiones jam dicte et consimiies que 
omnes contra toni naturam debent elevari vt his exemplaribus com- 
probatur. 



4ftt 



=1= 



3 



Dixit 4m 

(fol 9 p.) 



dno meo sede s dex. m. Credidi ppt' qd* locates nil. 



-w-w- 



Magnificat anima mea dnm. Benedictus ins deus itraeL 



Dixit dominms domino meo sede a dextris meis. Gredidi propter quod looutusi 



1-1 



Magnificat anime mea dnm. Benedictas dis 



dens israel. 
(Porte, folgt) 



Mitteflaiigeii. 



18S 



Eeclimiigslogmig 

fiber die 

leiittltfte fir Iitiigetellclta 



fir das Jahr 1896. 

Emaahme . . 1093,48 M. 

Ansgabe ..................... 1094,40 III, 

Specialisierung: 

a) Einnahme: Mitgliederbeitrage nebst den Extrabeitragen der 
Herren Dr. Eichhorn 50 M and S. A. 1. Hagen 26 M, sowie 
tTberschoss mm 1895 ............... 881,98 fif. 

Dorch die Breitkopf & HaerteFsohe MnsikaKenhandlong . . 211,50 M. 

b) Ansgabe fir Bachdrnck ............. 696,25 M. 

Papier .................... 110,25 M. 

Yerwaltung, Post, Fenerversicherung, Annonoen etc. . . . 287,90 M. 

o) Mindereinnahme ........ ....... -—,92 M. 

Templin (U./M.) im Nov. 1897. 

Btfcfrt Ettier, 



Sekretftr wad Ksasierer der Gesellschaft fir Musikfbnchung. 



MltMMigeii. 

* Indioe Generale dell' Arohivio mosicale Noseda, compilato dal Prof. 
Eugmio de? Quarinoni, bibliotecario del R. Conservatorio di masica di Milano 
. . . Milano 1897, tipogr. Eur. Beggiani. gr. 8°. XIV m. 420 Seiten, mit der 
Photograph, des Begrfinders der Bibliothek Gustavo Adolfo Noseda, geb. 24. 11. 
1837 xn Mailand, gest. 27. Jan. 1866 ebd. Das Vorwort bringt eine Biographie 
fiber denselben. Trotz des knapp zugemessenen Lebenspfades brachte derselbe seine 
Musikbibliothek bis anf 10253 Nrn. tJber die erste Halfte des Kataloges worde 
bereits im Jahrg. 1894 p. 23 berichtet. Hente liegt der Katalog vollendet vor 
nnd zeichnet sioh durch seine pracise Kurze and dabei dooh grtlste Genaaig- 
keit ans. Herr Quarinoni hat wahrhaft ein Kanststfick vollbracht , indem er 
durch dasjenige was er nicht sagt, das Werk beschreibt So knrios dies klingt, 
so wahr ist es. Namlioh: Draokwerke tragen den Drackort , Verleger and 
Jahreszahl, fehlt diese Anieige, dann ist das Werk ein Manuskript. Ist das 
Werk in Stimmbfichern vorhanden, so zeigt der Katalog „in parte' 4 an, fehlt 
diese Angabe, dann ist es eine Partitur. Bei alteren Masikern befindet sich 
gleich hinter dem Aatornamen das Jahr der Geburt and des Todes, fehlen die 
Daten, dann ist es ein neuerer Komponist. Ist das nioht aofserordeDtlich prak- 
tisch? Seiten nimmt ein Titel mehr wie zwei Zeilen ein, nar wenn bei Samm- 
lungen der Inhalt nebst den Tonarten angezeigt wird, nimmt er einen grftfseren 
Ranm ein. Nor einen Vorwurf mussen wir dem Herrn Verfasser machen, and 
zwar, dass er bei der Anzeige „V. diversi autori" nicht aach die laafende Nr. 
▼erzeichnet Es sind 30 Werke , die man dann jedesmal darchsehen mass bis 
man den betreffenden Aator findet. Den Schluss bilden zwei Verzeichnisse, 
daa eine nennt diejenigen Aatoren von denen Aatographe vorhanden sind and 
das andere verzeichnet die vorhandlenen Opera nacn dem Titel. Daa Konser- 



166 



Mftteflungen. 



vatorium besitzt tbrigems nocb eine Bibliotbek ftlteren Bestandes, die manches 
seltene alte Werk enthftlt. Vielleioht entschliefet sich die Direktion aaeb daraber 
einen Katalog m verftffentlichen. 

* Julius Fuchs: Kritik der Tonwerke. Ein Nachschlagebach far Freande 
der Tonkanst, von ... In Kommission bei Pr. Hofmeister in Leipzig. 1897. 
gr. 8°. 2 Vorbll. 152 nnd 400 Seiten. Der Verfasser beabsichtigt ein Nach- 
schlagewerk, welches den Wert von gegen 50000 Musikwerken (Kompoaitionen) 
bestiramt, eingeteilt nach Klassen, vom Besten znm Minderwertigen herabgehend. 
Ein kuhnes Wagstick 50000 Fiecen naeh ibrem Werte «m bestimmen. Um die 
Masse des Stoffes anf einen annfihernd kleinen Kaum za drfingen, werden 
Zeicben der verschiedensten Art angewendet, am den Wert anzazeigen nnd sind 
sehr oft nar die Opaszahlen verzeicbnet. Wer sich Her dorcharbeitet, mass so 
vertraut wie der Verfasser mit der Arbeit sein. Wir erkennen den Fleifs dea 
Verfassers an, balten aber Idee and Aasfdbrang fur verfeblt. . Die Whistling- 
Hofmeister'schen Handbucber der mnsikaliseben Literatur, die jetzt 8 starke 
B&nde bilden, baben dem Verfasser jeden falls znr Grundlage gedient and er 
bfttte sicb ein gro&es Verdienst erworben ein Gesamtregister fiber dieselben an 
geben. Dies ware dem praktiscben Musiker, dem Historiker, Masikalienhftndler 
and Dilettanten ein sch&tzenswertes Handbncb gewesen, wfthrend sich das vor> 
liegende wohl nar wenige Freande erwerben wird. 

* Herr Mekd Hr«i€f bat, wie sebum erwfthnt, in der Rivista mnaicale 
italiana (Torino 1897, fratelli Bocca, Bd. 4, Fasc. 3) fiber die Oratorien von 
Carissimi sehr ausfflhriiche Nachrichten fiber die aaf Gffentlichen Bibliotbeken 
befindlichen Exemplare gebracht Er geht von dem Artikel Chrysander's in 
der Ailgem. mnsikaliseben Zeitung, Leipzig 1876, S. 67 Cans, der eine fieihe 
Oratorien aos der Bibliotbek Farrenc's erworben batte and dieselben der 
Stadtbibl. in Hamburg tibergab. Mich. Brenet erw&hnt nan die Oratorien, die 
sich in der Nationalbibl. za Paris, zam Teil in der Kopie von Brossard befinden, 
ferner im Conservatoire za Paris and einem Manaskript za Versailles, im Ganzen 
10 Oratorien , von denen aber die ,,Historia Davidis et Jonathae u (Paris, 
Nationalbibl. Vm 1, 1474) zweifelbafb ist. Ein anderea von F6tis erwihntea 
Oratoriam „Jugement dernier 4 ', fehlt beute in der Nationalbibl. Andere Biblio- 
theken, die noch im Besitze von Oratorien sind, crwahnt der Herr Verfasser 
nicht, so besitzt das Real College of Masik in London vier Oratorien, daruriter 
ein nicht erwahntes r Daniel© 44 im Ms. P. Weiter weist deroelbe nach, dass 
das ^Oratorio di Salomone" nicht von Carissimi, sondern von Cesti ist and die 
Oratorien „Historia Davidis" and „Jonatha" von einem anbekannten franzdsi- 
schen Komponisten herruhren. Eine sehr merkwurdige Entdeckung hat der 
Verfasser in dem zweiten Teile von Samuel Caprieornus Theatrnm musicam 
sea sacrae cantiones von 1669 gemacht, dort befindet sich nftmlich als Kompo- 
sition Caprieornus' das Carissimische Oratoriam „Jugement de Salomon". Die 
Ausgabe erschien nach des Komponisten Tode; die Sammlang warde daher 
aus dem Nachlasse desselben zusammengestellt und lftsst sich die Aofhahme 
obigen Oratoriums nur in der Weise erklaren, dass sich Caprieornus das Orm- 
torium kopierte ohne den Nam en des Komponisten hinzuzuftigen and dies 
tftuschte die Erben und hielten es fir eine Komposition Caprieornus'. Bisher 
kennt man von obigem Drucke Capricorn us* nur ein Exemplar in der Nationalbibl. 
zu Paris, wfthrend der erste Teil in Deutschland mehrfach vertreten ist 



Mitteilungen. 



1S7 



* Katalog Nr. 292 leg Antiqnariats von List A Francke in Leipzig, 
Thalstr. 2. Enth. 1902 Werk©: Theorie, Gescbiobte, geistlicbe and weltliche 
Masik im Brock and Manaskript, Hymnologie, Orgelmasik a. a. in 15 Ab- 
teilongen zerlegt , die aber oft der Abteilung anter der sie steben so wenig 
entsprechen, dass die Ordnang in ein Alphabet bei weitem vorzazieben 1st. 

* Konzert Handbook. Lager deutscben and aasl&ndischen Verlages. 
ILL Chorwerke ohne Begleitong. Breitkopf & Haertel in Leipzig, Brftssel 
London, NewYork 1897. kL 8°. 148 S. in 19 Abteilungen. Das Vorwort ist 
fiberschrieben „Allgemeine Konzertbibliotbek" and bidet die Fortsetzang 
frftherer Yerzeichnisse. Das Verz. bestebt nioht nar aas VerlagBartikeln der 
Firma Breitkopf & Haertel, sondern aaoh aas anderen Verlagsanstalten, die ein 
Lager bei ersterem halten. Be bietet den Konzert-Institaten and dem Publi- 
kam ein willkommenes Hilfsmittel, sioh in der einscblftgigen Literatar za 
orientieren and seine Einkfiafe danacb einzorichten. Das 1. Verz. entbielt 
Orohestermasik, das 2. Gesangmasik xnit Orch ester and das 3., das vorliegende 
enth&lt Lieder and Gesftnge far gemiscbten Chor, far Mftnnerchor and fir 
Fraaencbor obne Begleitang. _ Die Freise sind stets yerzeicbnet. — Ein 2. Ver- 
zeichnis, anabbftngig von obigem, enthalt aaf 219 S. in kl. 8° ein Verz. von 
Klaviermasik, eingeteilt in Scbulwerke, Vortragsstacke and Bearbeitangen von 
Opera, Sinfonien a. a. far Klavier. 

* Mit diesem fiefte sohlielst der 29. Jabrg. der Monatsbefte and ist der 
nene Jabrg. bei buchh&ndlerisch bezogenen Exemplaren von neaem za be- 
stellen. — Der 26. Jabrg. der Publikation ftlterer Masikwerke entb&lt von 
Joachim von Burck: Zwanzig deatscbe (geistlicbe) Liedlein mit 4 Stim. Erfart 
1575 and 2 deatsebe Passionen za 4 Stim. von 1568 and 1574 in Partitur mit 
Klavieraoszag, Preis 15 M, fir die alteren Sabskribenten 9 M. Die Versendang 
erfolgt am 2. Jan. 1898. 

* Hierbei drei Beilagen : 1. Titel and Register zum 29. Jabrg. 2. Job. 
Phil. ELrieger, Bog. 5. 3. Nachrichten fiber die Musikpflege am Hofe za inns- 
brack nach arcbivalisoben Aafzeiobnongen von Dr. Franz Waldner, Bog. 6. 
Die Beilagen 2 and 3 werden im 30. Jabrg. fortgesetzt. 



Vwra&twortlloh«r Bedaktaur Rob«rt Bllm«r t Immmm (Uokenn*rk). 
Draek ron Hermann B eyr A BOhne la TrfrngwralML 



Namen- mid 



Sachregister. 



Abbadia, Luigia, f 85. 

Abbey, Henri B. f f 85. 

Acquoy, Job. Garb. Rijk, Nekrolog 67. 

Adami da Bolsena, Biogr. 67. 

Affiitto, Bicardo Arabella d\ f 85. 

Agrioola, Ghrstn. Job., Diakant in 

Weimar 140. 141. 
Also beilig ist dec tag, Melodie, Beilage 

to a 39. 

A)ven8, Charles, f 85. 

Ambrogio, GKot., t 85. 

Amon, Anton, f 85. 

Andrews, Jos. King, f 86. 

Andriel, Ant, Geiger 138. 

Anonymus, Neudruck, 147 ff. 

Anton, Pbil. Gottl., f 86. 

Axlberg, Fritz, f 86. 

Armbrust, Earl Friedr. ? t 86. 

Arroyo, Jofio Emilio f f 86. 

Auerbaob, Adolph, f 86. 

AVenarius, Richard, f 86. 

Azuar, Juan Bantista Plasentia, f 86. 

Bach's Sohne und ibre Neuausgab., 120. 

Bach, Emmanuel, ein Streichquart. 120. 

Bach- and Hftnderscbe Portr. 84. 

Bagge, Selmar, f 86. 

Baker, Alfred Stubbs, f 86. 

Ballard - Dittmarsch, Fran Lina, f 86. 

Barbot, Jo8.-Theod.-Desire\ f 86. 

Barilli, Nicola, f 86. 

Barnby, Joseph, f 86. 

Battaille, Louis -Nic, f 86. 

Baumann, Jakob, Organ. 56 ff. 

Beer, Julius, f 86. 

Behaimb, Lorenz, Stadtmusik. 58. 

Besutius, Matthias, 1553, 9. 

Berindorf, Kurt, die Musikgeschichte 

a. d. Musikschulen 14. 
Bergmann, Anton, f 86. 
Berla, Aloys (Soheiohl), f 86. 
Bernwiooiii, AUeasandro, f 86. 



Bertucat, BHsa, t 87. 
Besutins, Zerbario, 1553, 9. 
Betjemann, Gilbert R., f 87. 
Blau, Alfred, f 87. 
Blumenstengel, AlbrecM, t 37. 
Blume-Santer, Bianco, t 87. 
Bdhlig, Wilh., f 17./10. 96 in Dmntoi 

(fehlt in der Liste). 
Boers, Job. Conr., Nekroiog 67. 
Boers, Joseph Carol, f 87. 
Bohm'e historische JLons. in Breda* 36. 
Bohn, P., Iiederhds. in Trier 37. 
Boom, Binmmi Jean Jusnph iniii inn, 

t 87. 

Bordier, Jules, f 87. 

Borroni, Pater Aleasandro, f 87. 

Bosnians, Henri, t 87. 

Boesi, Pietro, f 87. 

Bonoheron, Maxime, f 87. 

Boumann, Franz, f 87. 

Brauns, Karl, f 87. 

Breitkopf & HaertePs Mitteflungen 3Q, 

52, 68, 167. 
Brenet, Michel : Seb. de Broasard 50. 
— Oratorien Carissimft 166. 
Brossard, Seb. de, Biogr. v.M. Brenet 50. 
Brot, Dr. August, f 87. 
Bruckner, Anton, f 87. 
Burohard, Karl, f 87. 
Busshop, Jules - Aug. - Guillaume, f 87. 
Gagnoni, Antonio, f 88. 
Campanini, Italo, f 88. 
Campius, Marold, Bass, in Weimar 140. 
Oarissimi'i Oratorien 166. 
Casella, Carlo, f 88. 
Cavana, Allessandro, f 88. 
Cerfbeer, Anatole, t 88* 
Cervenf, V. F., f 88. 
Cesti, Ant, H porno d* oro, Neuausfg. 68. 
Chalmet, Bartheleray, f 88. 
Charles, Auguste, f 88. 



0koflNiA ins 15. 



Jh». — GondimeL 



OMrnhmii cliii 15. Jhs. In Itapng tli:: 

Chorbucher 6, einst in Trient 6?. 

Claet, Paul, ileht Ooutagne. 

Cochlaeus, Joh., 148 Anmkg. 

Coclicus* Adrian Pet, Biogr. m. Bibliogr. 
nebst 1 Tonsats, von O. Kade, 1. 

Colmarer, Liederhds. Neuausg. 144. 

Conradi, Johann G., f 88. 

Gonsolot Federioo: Oenni ml origiBe . . 
liturg. 118. 

Courjon, Eugene -Jos., f 88. 

Coutagne, Dr. Henry, f 88. 

Craa, Joseph, f 88. 

Crouch, Frederik William Niohols, f 88. 

Cummings, Nenansg. v. PuroelTs Glou- 
cester Ode 13. 

Cuntz, Matthias, 54. 

Dacha, Joseph, f 88. 

Danhantei^ Adolf Leopold, f 88. 

Bavey's Gesohiohte der Mus. Englands, 
126 Anmkg. 

David, Samuel, f 88. 

Degenhardt, Heinrich, f 88. 

Delahaye, Leon, f 88. 

Demol, Francois, f 88. 

Denereaz, Charles -Cesar, t 89. • 

Penkmiter der Tonk. in Osterreich 67. 

Deppe, A.-J M t 89. 

Derheimer, Gecile, f 89. 

De Swert, J ean - Caspar - Isidore, f 89. 

Etoutsoh, Willy, t 89. 

I>ialoge in England 124. 

Diemtf, Johann, f 89. 

Dorell, William, t 89. 

IMworih, Allen, f 88. 

Horni-Gnis, J ules- Aimee- Josephe, +89. 

Horns, Vincent-Joseph, + 89. 

I^nen, Emmaii.-Oreiittii, + 89. 

Dresden, Egl PrivatmusikaKen 
Samlg. 52. 

JDretael, Valentin, 55. 

Dnfrene, Emma, + 89. 

Unlnuwii, Ghariaa, + 89. 

Unprei, Looia- Gilbert* + 89. 

Socard,. Joh. y Ohorschuler 137/88. 

— Jfoue gaistL m. weltl Lieder zu 5/4 
St Partitur-Ausg. 16. 

JScMmrd, Hermann, f 89. 



Edenhofer, Aloys, + 89. 
Ehrenberg, Alexandra Leah, f 89. 

— Jenny, siehe Mauthner. 
Eijken, Bernhard van der, f 89. 
Eilers, Albert, + 90. 

Eine feste Burg 3. 102. 
Eitner, Eob. 

— Adam Krieger, Biogr. und Ton- 
s&tze 45. 

— Joh. Phil. Krieger, Biogr. u. Ton- 
sfttze 114. 

Englands Musikentwickelung 121. 155. 
Eaoafee, Juan, + 90. 
Eschmann, Henrietta, + 90. 
Expert, Henry, Claude Goudimel, 

150 Pi. 50. 
Fahrenbaoh, Ruppert, f 90. 
Faminzyn, Alexander Sergjewitsoh, + 90. 
Fargueil, Anatt, + 90. 
Faulhaber, Paul, + 90. 
Felchner, Gustav Adolph, + 90 
Feld, Leo, + 90. 
Filippo, Gennaro de, f 90. 
Fischer -Achten, Xaroline, t 90. 
Fissot, Henri- Alexis, f 90. 
Fleischhauer, Friedhold, f 90. 
Flies, Eomponist des Wiegenliedes 84. 
Frene, Eugene -Henri, f 90. 
Friese, Friedrich, f 90. 
Froberger, Joh. Jak., Neuausgab. 68. 
Pucks, Julius, Kritik der Tonwerke 166. 
Fulda, Adam von, 148 Anmkg. 
Fuller, Levi K . . ., + 90. 
Garcin, Jules, + 90. 
Gartz, Friedrich, f 90. 
Gassi, Franz, f 90. 
Gatti, Napoleone, + 90. 
Gaunt, Percy, + 90. 
Gavaudan, Luigi, + 91. 
Geveaux - Sabstier, + 91. 
Gazzagoni, Luigi Guerra, t 91, siehe 

auch Guerra. 
Geyer, Adolph, t 91. 
Giese, Frits, t 91. 
Gomes, Ant. Carlo, f 91. 
Gorriti, Felipe, t 91. 
Goudimel, Claude, 150 Psalmen a 4 

Neuausg. 50. 



170 



Goonod, Charles. — Eopff, Frederik. 



Gonnod,Charles,Selb8tbiogr.,dentsoh 60. 
Gnffigna, Achille, t 91. 
Grandaur, Dr. Franz, f 91. 
Grandjean, lis©, f 91. 
Grison, J . . f 91. 
Groenevelt, Grace, f M. 
Groote, Lonis- Adolphe de, f 91. 
Grosser, F . . f 91. 
Grfinberger, Lndwig, f 91. 
GaarinonifEugen. dUndice generalel65. 
Gfinther, Eonrad, Bans, in Weimar 

140, 141, 144. 
Guerra - Gazzagoni , siehe Gazzagoni. 
Gnmbert, Ferdinand, f 91. 
Haberl's Jahrb. 1897, 66. 
Habert, Job. Ev., sein Portrfit u. s. 

Werke 36, t 91. 
Hacken, Adolf be, f 91. 
Hftrtinger, Dr. Martin, f 92. 
Halanzier-Dufrenoy, H.-O.-Henri, f 91. 
Hanao, A. W. P., f 91. 
Handke, Gottlieb, f 91. 
Hanslick, Ed., Am dem Eonsert- 

Saal 36. 
HarmoDie, Mnsiker- Biogr. 128. 
Harper, Joseph Wesley, t 91. 
Harris, Angostas, f 92. 
Hartenstein, F ...» f 92. 
Hartmann, Albert, f 92. 
Hassler, C. A., f 92. 

— H. Leo, 56, 

— Easpar, 53. 54. 55. 
Manser, Leopold, f 92. 
Hayne, siehe Heyne. 
Heokmann, Henry J. E., f 92. 
Heifer, Leander, f 92. 
Heindl, Eduard, f 92. 
Heinebuch, A., f 92. 

Heinrioh der Eellersohreiber, Tenor. 

in Weimar 140. 
Heitzmann, Joseph, f 92. 
Herbst-Jazede\ Adele, f 92. 
Hermannns, Job., Eapellm. 138. 
Heroldt, Job., Eapellm. 139, 140 ff. 
Hersee, Henry, f 92. 
Heyne, Gottfried, Biogr. 73 ff. 
Hiller, Antolka, geb. Hog*, f 92. 
Hilpert, Friedrich, f 92. 



Hilton, Join, Bin Dialog mit Ton- 
satz 121. 

Historische Eonzerte : Bohn i. Breslaa 36. 

— Vollhardt in Zwiekan 84. 
Hoeven, Jakob von der f 53. 54. 
Hoffmann, R., historiaahe Eomerte in 

Berlin 36. 
Hog6, siehe Hiller. 

Hohenlohe- Schillingsftlrst, Prinz Con- 
stant, f 92. 

Hoehle, Gnstav, f 92. 

Holdich, George Maidwell, f 92. 

Honben, Met, f 92. 

Hromaikit Joseph, f 92. 

Hnber, Hans, Biogr. 68. 

I nstrnmenten verz. 139 Anmkg. 

Interdonato, Stefano, f 93. 

Issanrat, Claire, f 93. 

Jahrbnch, siehe Haberl a. Bm. VogeL 

Jardine, Edward and Joseph, t 93. 

Jazede*, siehe Herbst 

Jetms cristas nostra, 2stim. 40. 

JewBon, Fran, f 93. 

Josquin's Tod 1521, 52. 

Jabe domine, 3stim« 39. 

Eaaksheim, Christian, f 93. 

Eade, Otto, Adrian Pet CocHons, Biogr. 
n. Bibliogr. 1. 

Eaminski. Wenzeslans Mieoislav von 
t 93. 

Eastner, Em., Briefe Rich. Wagner's 51. 
Eatalog des Eonservat. zn Mailand 166. 

— der Hds. der Hofb. in Wien 135. 
Eatharina coronafta 2 stain. 43. 
Eennedy, Hans, Die Zither, historiseh 36. 
Eessner, Friedrich, f 93. 
Eettenus, Aloys, f 93. 

Eieegen, Augusta, t 93. 
Elafsky-Lohse, l^thitfjii% f 93. 
Elavier Sonate, historiseh 145. 
Eleber, Leonhd., Tabulator, Ma. in 

Bibl. Berlin 145. 
Eleidtmg der Weimarer Hofmusici 138. 
Eohler, David, Eapellm. 137. 
Eohler, Panl, Kantor in Weimar 13a 
Eohler, Balth., Stadtmuaik. 58, 59. 
Eonzert-Bnch v.Breitkopf* Haertel 167. 
Eopff, Frederik, f 93. 



Krai, Joh. — Mors, Joaohim. 171 



Krai, J oil. Nepomuk, f 93. 
Krieger, Adam, Biogr. 45. 

— Wer reoht vergnuget leben will, 
Lieder mit m. ohne Ritorn. 48. 

— Dcr edle Wein ist doeh der teste, 
61. 

— Mein Lieb Ist weils wie Schnee, 64. 

— Kiisem kan mm recht verbinden, 65. 

— Reinwein, R, moss es soym, Lied 
78. 

— Nun hab ich gefunden, was, Lied 
81. 

— Freitich, freiL ist die Glut, Lied 
112. 

Krieger, Johiwim. 

— Weynacht-Andaoht f. Sopr. 2 Schalm. 
m. Be. Beilage S. 29. 

— Begr&bniss-Andacht, ib. 34. 

— Joh. Philipp, Biogr. nebst Tons&tzen 
in beeonderer Beilage 114. 

— Ich bin eine Blame m Saron, Can- 
taie far C. a. Bo. 116, Forts, in der 
Beilage S. 1. 

— Qoam admirabilis, Ten. solo 2 V. 
Be 15 Beilage. 

— Lobe, lebe da, us e. Singspiele, 
Beilage S. 37. 

Kfichler, Tob., Altist in Weimar 140. 
Kflmmerle, Salamon, f 93. 
Kufferath, Hubert Ferdinand, f 93. 
Kurka, Radolph Wilhelm, t 93. 
Xiaboccetta, Domenico, f 93. 
JLmmbert, Charles Lacien, f 93. 
Jjancien, f 93. 
I*ang, Arnold, f 93. 
Lang, Hieronym., 54. 
L»angen, Friedr., Stadtmusik. 58. 
.Lassus, Orl. de, 7 Lieder in P. 14. 
liane, Friedrich, f 94. 
L#ee, Louis, f 94. 

Xieonowa, Bapya Michailowna, f 94. 
Xrerminiaux, Achille, t 94. 
Xieslie, Henry David, f 94. 
Xiessmano, Earl, t 94. 
IjomsMr, Ignas, t 94. 
Ijewandowski, Leopold, t 94. 
Xiiobtenstein, Leopold, f 94. 
Xiiechtlein, Wilhelm, Organ. 58. 



Liederhds. in Trier v. Peter Bohn mit 

Tonsfttzen 37. 
Liliencron, R. von, Eine alte Sapphi- 

sche Melodie 29. 
Lindtner (Lindner), Friedr. 53 ff. 
Lionel, Anatole, f 94. 
Lipowski, F. ., f 94. 
Literatur (Musik-) des Jahres 1896, 84 
Liturgisch von Consolo 118. 
Llanover, Lady, f 94. 
Loewenfeld, Hans, Leonhard Klebert 

Tabulat. 145. 
Lostner, Karl, Totenliste f. 1896, 85 ft 
Lukan, Edaard, f 94. 
Lather, Johann Friedrich, f 94. 
Machts, August, f 94. 
Maiani, Ernesto, f 94. 
Mailftnder Musikkatalog des Konservat. 

165. 

Maitland, J. A. Fuller: PmreelFi 12 

Sonatas 33. 
Makepeace, William M . ., t 94. 
Mantuani's Kat. der Hofb. in Wien 135. 
Marpurg, Fr. Wilh., Lebens- u. Fami- 

lienverhftltn. 105. 
Martin, Abbi, t 94. 
Martin, Alfred f 94. 
Mas, Louis-Joseph-Marie, f 94. 
Maschek, Friedrich, f 94. 
Mason, Luther Whiting, f 94. 
Maurice, Che>i, f 95. 
Mauthner, Jenny, f 95. 
Mazzucchelli, Eugenio t 95, 
Megerle, Abraham, Biogr. u. 1 Tons. 67. 
Meinardus, Ludwig, f 95. 
Menozzi, Giuseppe, f 95. 
Mousing, Hermann, f 95. 
Miohot, . ., f 95. 
Milano, Giuseppe, f 95. 
Modi may er, Joseph, f 95. 
Mohr, Hermann, f 95. 
Mors, Anton 43, 44. 

— Hieronymus 10. 43 (Zeile 2, 6, 8 
u. 10 von unten muss M. H. hei/sen 
statt M. J.). 

— Jacob, senior 43. 

— Jacob, junior 43. 44. 

— Joachim 45. 



172 



Mortimer, A. — Bonn, Ernesto. 



Mortimer, A. Wyatt t 95. 

Mosemzza, Vincenzo f 96. 

Mozart in Frag 119. 

Mozart's Wiegenlied von H. Kretzsch- 

mm 84. 
Mfthl, Earl, f 96. 

Mfinohen, Akademie der Tonk. 148. 
Nagel, Dr. Wilib., Gesohichte d. Mnsik 
in England 2. Teil 155. 

— Zur Biogr. Job. Stadens n. s. SOhne 
63. 

— Miscellanea 69. 

— Mm Dialog John Hilton's mit Tons. 
121. 

— K.Benndorf s Musikgesch. an Mnsik* 
schulen 14. 

Nautet, Francis, f 95. 
Nedved Anton, t 95. 
Nef, Karl, Die Collegia mnsica in d. 

Schweiz 34. 
Nicolai, Willem Frederik Gerard, f 95, 
Niederheittaann, Friedr., italien. Geigen- 

bauer, 3. Aufl. 83. 
Noorden, P. £. van, f 95. 
Novello, Jos. Alfred, t 95. 
Narnberger Organist n. Stadtmas. 53 ff. 
Obersteiner, Johannes, f 96. 
Oeser, Earl Emil, f 96. 
Omnium sanctorum 2stim. 42. 
Opernverz. in Venedig 119. 
Oray, Andre Maria, f 96. 
Orgelkomponisten des 18. Jhs. 67. 
Paganini, Achille f 96. 
Pancani, Ferdinando, f 96. 
Papot, Marie-Anne f 96. 
Paraclitus egrediens 2s<am. 41. 
Parravicini, Eaffiele t 96. 
Pasqug, Ernst* d. Weimarer Hofkap. 137. 
Patrem omnipotentem 2stim. 41. 
Paumann, Martin 53. 54. 
Panmgarten, Dr. Hans, f 96. 
Peluso, Michele, f 96. 
Pelz, Hans, Geiger 138. 
Pefia f Goni, Antdnio, f 96. 
Perelli, siehe Vanzan, f 96. 
Pessiak, Anna, f 96. 
Peters, Hermann, f 96. 
Pierpont, Marie de, | 96. 



Plengroth, Friedrich, f 96. 

Plica ascend, a. descend. 144. 

Plothow, L . f 96. 

Pohl, Dr. Kichard, f 96. 

Pome-Penna, Ginseppe f 96. 

Portehaut, Etienne, f 96. 

Prag*s Masiker im ia Jk 119. 

Prati, siehe Zanzan. 

Prextss, Eduard, f 96. 

Pridham, John, f 97. 

Prochazka, Bud. Freih., Arpeggien ub. 
Prag 119. 

Pruekner, Dionys, f 97. 

Psalmen von Goudimel, Neuausg. 50. 

Pablikation der GeseUscnaft f. Mnsik- 
forschg. 108. 

Pnchegger, August, f 97. 

Purcell, Henry, Gloucester Ode, Men- 
Ming. 13. 

— 12 8<mfttM of 3 patto 1683, Nen- 
ausg. 33. 

Quantz, Job. Joaoh. Biogr. 69 ff. 

— Joe. Matthias 70. 

Baabe & Plothow's Musiker-KaL 16. 
Babich's Musikzeitschrift 120. 
Bamann, Lina, Biogr. 36. 
Bameau's Gesamtausg. seiner Werke 36. 
Bamellini, Achille, f 97. 
Baymondi-Bionducci, Marianna, f 97. 
Begibo, Abel, t 97. 
Beichei, Adolph, f 97. 
Beinthaler, Karl Murttti, t 97. 
Bemonchamps, Gerard, f 97. 
Beppl, Earl, f 97. 

Biohter, Job., Tenor, in Weimar 140. 
Biemann, Dr. Hugo, Leipziger Ohorb. 
des 15. Jhs. 66. 

— die Sfthne Bach's 120. 

— Anonymi introduct. musiotfe 147 HL 
Biemann, Robert, f 97. 

Bitter, Alexander, f 97. 
Boddaz, Camille de, f 97. 
Bode, Joachim, f 97. 
Bokitansky, Viktor, f 97. 
Boncagli, Francesco, f 97. 
Boquette, Dr. Otto, f 97. 
Bosati, Vincenzo, f 97. 
Bossi. Ernesto, f 97. 



Rosthius. — Untersteiner, Antonietta. 



173 



Rosthius in Altenburg 139. 

loitMms, Joh. Kasp. Nikol., Diskant. 

in Weimar 140, 141. 
Range, Paul, Colmarer n. Donau- 

eschinger Liederhds. 144. 
Rata, Micbcle, t 97. 
Saint- Foy, f 98. 
Salome 1 , Bi6odor©-C«tr, f 98. 
Santen-Kolff, J. van, f 98. 
Sappbisohe Melodie, R. v. Liliencron 29. 
Saville, Fanny Simonaen, f 98. 
Sawyer, Frank E . . f 98. 
Scandellus, Ant., 1553, 9. 
Sohachner, Rudolph Joseph, f 98. 
Sohalle, Georg, Biogr. 72. 
Scharwenka, Xav., Selbstbiogr. 36. 
Scheel. Ignaz, t 98. 
Soheffel Job. Vict, von, fiber Otglin's 

Liederb. 67. 
Schein, . Joh. Herm., Kapellmeister in 

Weimar 142. 
Schenk, Hugo, f 98. 
Scheufler, Richard, f 9a 
Sohlimbach, Balthasar, t 98. 
Schlattig, C. . . ., t 98. 
Schultz, Louis F . . ., f 98. 
Schumann, Josephine Klara, geb. 

Wieck, t 98. 
Schweizer Collegia musica 34 
Schwencke, Friedrich Gottlieb, f 98. 
Schwiedam, Earl Friedrich, f 98. 
Serato, Andrea, f 98. 
Serpentin, Rudolph, f 98. 
Sessa, Gino, t 88. 

Seals, Zaohar., Geiger in Weimar 140. 
Seyboth, Wilhelm, t 98. 
Seyfried, Heinrich Bitter rtm, f 96. 
Shedlock, J. S., Die Klavier-Sonate 145. 
Siehr, Guatav, f 98. 
Simmuik, Ernst Wilhelm, f 99. 
Simon, Franz, t 99. 
Simonsen, Fanny, siehe Saville. 
Singknaben-Institute im 16.(17. Jh. 67. 
Sittard, Jos., zur Gesoh. des Kirchen* 

gesg. in Hambg. 120. 
Sixtinische Kapelle u. ihre Geego. 67. 
Smulders, F. H., f 99. 
Sperber, Paul, Stadtmusik. 58, 59. 



8taden f Johann sen., Dokumente 53 ff. 

— Johann junior, 58 ff. 

— 8igm. Theophil 54. 56. 58. 60. 61. 
Stadtmusikanten 58. 59. 

Stain, Clement, Stadtmusik. 59. 

Steenkiste, siehe Dorus. 

Steffenone, Balbina, f 99. 

Stehle, Eduard, t 99. 

Steinmetz-Mayer, Georg, f 99. 

Steinway, William, f 99. 

Stepher, Walter, Disk, in Weimar 140. 

Stermich, siehe Valcrociata. 

Stieber, Theodor, f 99. 

Stiehle, Adolph, f 99. 

Stoll, Joh., Xapellm. in Weimar 142. 

Strobel, Walter, in Weimar 140. 

Stronconi, Alvaro, f 99. 

Studemund, August, f 99. 

Swert, siehe De SwerL 

Tamburlini, Angelo, f 99. 

Tauwitz, Julius, f 99. 

Teichmann, Constanze, f 99. 

Teige, Dr. Karl, f 99. 

Templin, Peter, AHist in Weimar 140. 

Tennyson, Lady, f 99. 

Termini, Rosario, f 100. 

Teuchner, Aloys, f 100. 

Thamhayn, Dr. Willy, Zur Lebens- u. 

Famiiiengesch. Marpurg's 105. 
Thola, Benedictus, 1553, 9. . . 
Thola, Gabriel, 1553, 9. 
Thola, Quirinus, 1553, 9. 
Thomas, Charles-Louis. Ambroise, f 100* 
Thomas, Lewis, f 100. 
Thyssen, Joseph, f 100. 
Tibus, Bernhard, f 100. 
Tijdschrift 5, 3. Stuk. 67. 
Timme, Peter, Tenor, in Weimar 140. 
Tinctoris, Joh., 148 Anmkg. 
Tinel's, Edgar, Portr. 68. 
Totealiste far 1896, 85 ff. 
Tousohmalow, . .., f 100. 
Trianon, Henry, f 100. 
Trotebas, . . f 100. 
Turban, Alfred, f 100. 
Tropin, Jamei, f 100. 
Tutschka, A . . ., f 100. 
Untersteiner, Antonietta, f 100. 



174 



Urban, f . W. — Zoboli, AlMMudro, 



Urban, P. W., f 100. 

Ut queant laxis, Melodie 31 IP. 

Yalcrociata, Graf Nioolo di Stermioh 

de, f 100. 
Yanzan-Perelli, Luigia, f 100. 
Yerdonck,CorneHs, Biogr. u. Bibliogr. €?. 
Verovio's Canzonette a 4 v. Neuausg. 68. 
Yen. der Pablikation 103. 
Vibmlmno dall' Acqua, f 100. 
Victoria, Th. Ludov. da t Offioium 

4 tog. 66. 
Yieutemps, J ules- Jos.-Eraeet, f 100. 
Yieweg, Karl, f 100. 
Villaret, Francois, f 100. 
YitaU y Baffaele, t 100. 
Yogel, Dr. Emil, Jahrb. der Mntik- 

bibL Peters 84. 
Volkmann, Wilhelm, f 100. 
Wagner, August, f 101. • 
Wagner, Kick Briefs, chronolog. 

Verz. 51. 
Wallenstein, Martin, f 101. 
Wallner, August, t 101. 
Walter, Dr. Anton, t 101. 
Walter-Strauls, August, f 101. 
Waltzer, John, f 101. 
Wangenheim, Friedrich von, t 101. 
Waaielewtki, Wilhelm Joseph von, f 101. 
Weber, Daniel Gottfried, Stadtnnsik. 

75 ft 



Weber, Robert, f 101. 

Weber, Wilh., Beethoven's Missa 

solemnis 83. 
Wedemeyer, Franz, f 101. 
Weimar's Hofkapelle kn 16. Jh. 137. 
Weils, Joh. Paul, Stadtmusik. 78. 
Wesendonck, Otto, f 101. 
Wessnig, Robert Guido, t 101. 
Widmann, Wilh., 7 Lieder von Lassos 14. 
Wiel, Taddeo, I teatri mus.Yeneziani 1 19. 
Wiener Konzerte 1848—68, 35. 
Wien's JL K. HofbibL, Musikkat. 135. 
Wiesberg, Wilhelm, t 101. 
Wilhelmuslied 67 (lies Mr beschnwd, 

beschouwd). 
Wlozek, Sophie, geb. Witt, f 101. 
Wunderlich, Johann, f 101. 
Xyndas, Spiridion, f 101. 
Zabban, Benedetto, f 101. 
Zacharia, Zinkenblas. 1553, 9. 
Zanzan, Luigia, geb. Prati, f 101. 
Zeidler, Charlotte, f 101. 
Zeitschrift fur Bf cherfrenalo 128. 
Zelle, Friedrich, Eine ieste Burg 

3. Abtlg. 102. 
Zierfuls, Hugo, f 102. 
Zimmer, Otto, f 102. 
Zipperle, Hans, f 102. 
Zither, historisoh etc. 35. 
Zoboli, Alessandro, f 102. 



IrattfeUerlcrifiitlpiBf. 

8. 118 Z. M Mm timmfitfutli utiitt huMMlstlMh.