MONATSHEFTE
FttR
USIK-G-ESCHICHTE
HERAUSGEGEBEN
VON DER
GESELLSCHAFT FflR MUSIKFORSCHUNG
29. JAHRGANG.
1897.
REDIGIERT
VON
ROBERT EITNER.
LEIPZIG,
BREITKOPF & HiRTEL.
Nettopreis dea Jahrgangea 9 Mark.
Inhaltsyerzeichnis.
SeJte
Adrian Petit Coclicns, von 0. Kade ............... 1
Eine alte Sapphische Melodie, B. von IMienoron ......... 29
Bine Trierer Liederhds. 15.— 16. Jh., von P, Ubftn, mit Tonsatzen ... 37
Die Oreanistenfamilie Mors, von 0. Kade ............ 43
Adam JLrieger, Biogr. and 7 Lieder mit Begkitung, von Bob. Eitner
45. 48. 61. 64. 65. 78. 81. 112
Zar Biograpbie Joh. Staden's mud seiner Sfthne, von Dr. IF. Nagel . . 53
Miscellanea, von Dr. IF. Nagel ................ 69
Totenliste des Jab res 1896, von K Liistner ........... 85
Zar Lebens- and Familiengeschichte Fr. W. Marpurg's, von Dr. Tkamhayn 105
Jobn. Philipp Krieger, Biogr. and Tonsfttze in besond. Beil., von Eitner 114
Ein Dialog John Hilton's, von Dr. IF. Nagel 121 ff.
Die Weimarer Hofkapelle im 16. Jb., von Ernst PasquS ...... 137
Anonymi fntroductorium Masicae (c. 1500), nea brsgg. v. Dr. Hugo Biemann 147 ff.
Rechnungslegung fiber die Monatsbefte pro 1896 165
Sach- und Namenregister .................. 168
Mitteilungen: Henry PurcelFs The dake of Gloucester's Ode, Mea-
ning. 13. 7 Lieder von Lassus, Neuausg. 14. Masikgescb. an Musik-
schulen v. Benndorf 14. Eaabe & Plothow's Musiker-Kal. 16. Job.
Eccard's Neae geistl. a. weltl. Lieder za 5/4 Stim. Neuaasg. 16. Pur-
cell's 12 Sonatas 1683, Neuaasg. 33. Karl Nefs Collegia musioa in
der Scbweiz 34. Hans Kennedy; Die Zither, bistoriscb 1896, 35. Ed.
Hanslick, Am d. Konzert-Saal 1897, 35. Breitkopf & H&rtel's Mit-
teilg. 35. 52. 68. 156. Seb. de Brossard's Biogr. u. Bibiiogr. v. Brenet 50.
Claude Goudimel's Neuausg. seiner 4stim. Psalm. 50.. Charles Gounod's
Selbstbiogr. deutseh 50. Briefe von Rich. Wagner, chronologisch g©«
ordnet 51. Kgl. Musikalien-Samlg. Dresden 52. Kircbenmusikal. Jabrb.
f. 1897 von Haberl 66. Tijdschrift 5, 3. St. 67. Denkmaler der Ton-
kunst in Osterreich 67. Niederheitmann's italien. Geigenbauer, 3.Aufl. 83.
Beethoven's Missa solemnis 83. Jabrb. d. Musikbibl. Peters 84. Emil
Bonn's und Vollhardt's bistor. Konzerte 84. Friedr. Zelle, Eine feste
Burg til. 102. Wiel's Teatri-musicali Veneziani 102. Verzeichn. der
noch vorband. Drucke der Publikation 103. Wiel, Taddeo: I teatri
musical Veneziani, Catalogo 119. Fr. Consolo's Cenni suil' origine . .
liturgica 118. Procbazka's Arpeggien lb. Prag 119. Babich's musik-
ztg. 120. Berliner Verlagsgeselischaft Uarmonie , Musikerbiogr. 128.
Zeitscbrift f. Bucherfreunde 128. Tabulae Codicum Manu Soriptorum,
Musikkat der Hofb. Wien 135. Colmarer u. Donaueschinger Lieder-
hds. 144. J. S. Shedlock, Klavier - Sonate 145. Hans Loewenfeld,
Leonb. Kleber's bds. Tabulaturbuch 145. Jahresbericbt d. Akad. der
Tonk. in Mftnchen 146. Erwiderung auf van Duyse's Bebauptg. 146.
Dr. W. Nagel's Gesch. d. Mus. in England 155. Dr. Hugo Biemann
flber Trio-Sonaten 156. Dresdener Tonkunstlerverein 156. Prof. Em.
Kmue's musikhistor. Vorlesungen 156,, Katalog des Conservatorium
zu Mailand 165. Julius Fuchs, Kritik der Tonwerke 166. Michel
Brenet, die Oratorien von Carisaimi lf$6. Konzert-Buoh 167
Beilagen:
1. Nachriobten dber die Musikpfiege am Hofe zu Innsbruck, von Dr. Frate
Waldner. Bog. 1—6, Schluss im 30. Jahrg.
% Joh. Phil. Krieger, Musikbeilagen. Bog. 1—5, Schluss im 30. Jahrgang.
deselsolfift fir MnsMorsoliiiig.
Hitgliederverseiohnis.
J. Aigereteln, Rostock.
Br. Wilh. Bfamker, Pfarrer, Ranch.
U. Benrath, Redakteur, Hambarg.
IioDel Benson, Esq., London
Rich. Bertling, Dresden.
Rev. H. Bewerunge, Maynooih (Irland).
Ed. Birnbaum, Oberkantor, Konigsberg
i. Pr.
Grofsherzogl. Hofbibliothek in Darmstadt
Stadtbibliothek in Frankfurt a. M.
Universit&ts-Bibl. in Heidelberg.
Universit&ts-Bibl. iu Stra&burg.
Fttrstl. Stolbergische Bibliothek in
Wernigerode.
H. Bockeler, Domchordir., Aachen.
Dr. £. Bonn, Breslau
P. Bohn in Trier
Dr. W. Braune, Prof., Heidelberg.
Breitkopf & Hartel in Leipzig.
Hugo Conrat, Wien.
€. Dangler in Colmar.
Dr. Alfr. DSrffel, Leipzig.
Dr. Herm.Eichborn, Assessor a.D., Gries.
Prof. Eickhoff in Wandsbeck.
Prof. Ludwig FSkovi, Szegedin.
Dr. Hugo Goldschmidt, Berlin.
Dr. Franz Xaver Haberl, Regensburg.
S. A. £. Hagen, Kopenhagen.
Dr. Haym in Elberfeld.
Dr. Rob. Hirschfeld, Wien.
Dr. 0. Hostiisky, Prag.
Prof. W. P. H. Jansen in Voorhout
Pro£ Dr. Eade, Musikdir., Schwerin.
W. Eaerner, Freiburg i. Br.
Kirchenchor an St Marien in Zwickau.
0. A. Klemm, Dresden.
Prof. Dr. H. A. KSstlin, Giefsen.
Oswald Eoller, Prof, in Wien.
0. Eornm&iler, Prior, Kl. Metten.
Dr. Richard Kralik, Wien.
Alex. Eraus, Baron, Florenz.
Prof. Emil Erause, Hamburg.
Leo Iiepmannssohn, Berlin.
Frhr. von Liliencron, ExcelL, Schleswig.
O.S.L L6hr, Esq. Soathsea (England).
Dr. J. Lfirken in Edln a/Rh.
Earl Listner, Wiesbaden.
Georg Maske, Oppeln.
Rev. J. R. Milne in Swaffham,
Freiin Therese von Miltitz, Bonn.
Anna Morsch, Berlin.
Dr. W. Nagel, Darmstadt.
Dr. Earl Nef in St Gallen.
Prof. Fr. Niecks, Edinburgh.
F. Curtius Nohl, Duisburg.
G. Odencrants, Vice Haradshofchingen
Ealmar (Schweden).
Paulus Museum in Worms.
Bischdfl. Proskesche Bibliothek in
Regensburg.
Prof. Ad. Prosniz, Wien.
Dr. Arth. Prfifer, Leipzig.
M. Raskai in Arad (Ungarn).
A. Reinbrecht in Verden.
Bernhardt Friedrich Richter in Leipzig.
Ernst Julius Richter, Pastor in Amerika.
Dr. Hugo Riemann, Leipzig.
L. Riemann, Essen.
Paul Runge, Colmar i. Els.
Prof. Dr. Wilh. Schell, Hofrat, Karls-
ruhe.
D. F. Scheurleer im Haag.
Rich. Schumacher, Berlin.
F. Schweikert Earlsruhe (Baden).
F. Simrock, Berlin.
Prof. Jos. Sittard, Hamburg.
Dr. Hans Sommer, Prof., Weimar.
Wm. Barclay Squire, Esq., London.
Prof. C. Stiehl, Lttbeck.
Prof. Rein hold Sucoo, Berlin.
Wilbelm Tappert, Berlin.
Pfr. Leop. Unterkreuter, Klagenfurt
Joaq. de Vasconcellos, Porto (Portugal).
G. Voigt, Halle.
Dr. Frz. Waldner, Innsbruck.
E. Walter, Seminarlehrer, Montabaar.
Wilh. Weber, Augsburg.
Ernst von Werra, Cbordir., Eonstanz LB.
Zaar, Poeteekretir in Dansig.
Prof. Dr. F. Zelle, Berlin, Rektor.
Rob. Eitner in Templin (U./M.), Sekret&r und Easaierer der GesellschafL
iur
MUSIK- GESCHICHTE
herausgegeben
¥011
der Ge8ell8chaft filr Mnsikforsohnng.
Preis dee Jahrgmgei 9 Mk. Monatlioh ereeheint
IHI. JaHr£.
tine Hummer tou 1 Ms S Bogen. Ineertiontgebohren
ftlir die Zelle 80 PC
1897.
Kra^uloiUTttlag
Ton Breitkopf A HErtel in Leipiig.
Beetellangen
nimmt jede Buoh- mid MniOthiwdlung •mtgeges.
Adrian petit CtcMcms.
(1500—1555/56.)
Ein Beitrag zur Musikgeschichte im XVI. JahrhhndttftC
Von 0. Xade.
Die Lebensschicksale des ebenso begabten als leichtfertigen Kom-
ponisten Adrian petit Coclicus sind nun scbon von so verschiedenen
Seiten darzulegen versucht worden, raid stehen an so versteckten oder
vergessenen Stellen, dass es geboten erscheint, sie endlich einmal zu
einem erechopfenden Gesamtbilde zu vereinigen. Dazu kommt, dass
wir wohl aus dem einen der beiden nns von Coclicus hinterlassenen
Druckwerken, aus dem Compendium musices von 1552 ziemlich voll-
gt&ndige Ausziige in alteren Lehrbtichern besitzen, wie in Forkels
Musikgeschichte, in Ambros Musikgeschichte, so wie in der Hartelschen
Vierteljahrsschrift von Spitta und abnlichen Arbeiten der Art, aber
fiber das zweite ungleich bedeutendere praktische Tonwerk, das er
unter dem Titel „Musica reservata" in gleicbem Jahre herausgab,
bis jetzt ohne jeglicben Nachweis gelassen sind. Dazu kommt aber
noch au&erdem der gltickliche Umstand, dass sich auch ein bisher
ganz unbekanntes grofeeres Aktensttick im Grofeherzogl. Mecklen-
burgischen Hauptstaatsarchiv zu Schwerin vor nicht gar langor Zeit
hat finden lassen, das tiberaus wertvolle Erganzungen iiber seine
merkwtirdigen Lebensschicksale beibringt
ItMtlk £ MntlkgtMh. I mammas XXIX. Ho. 1. 1
2
Adrian petit Coclicus.
Adrian petit Coclicus*) ward im Jahre 180(1**) in Flandern
(Hennegau) geboren.***) Die Vermutung E. PasquS'st) Cond6 sei
dieser Ort gewesen, weil hier Coclicus' Lehrer Josquin des PrSs eine
Pfriinde befalls, die ihm Kaiser Maximilian I. etwa urn 1500 verliehen
hatte, um seine letzten Lebensjahre in Ruhe verbringen za konnen,
bat sich nicht begriinden lassen. Er widmete sicb fcih dem geist-
licben Stande und lernte die Musik bei Josquin des Prds bis m deesen
Tode im Jahre 1515. Ihm, seinem Lehrmeister, hat er in seinem
Compendium musices, 1552, ein ehrenvollee Andenken bewahrt Er
habe seine Schuler, sagt er, nicht mit langen und vielen Vorschriften
hingehalten, sondern im Gesange mit wenigen Worten die Kegel durch
deren Ausubung unmittelbar kennen gelehrt Sein Grundsatz sei ge-
wesen, nur solche in der Tonkunst auszubilden, die ein beeonderer
innerer Drang hinzog; denn er pflegte zu sagen, es giebt so viele
anmutige Werke dieser Kunst, dass Ihnliches oder besseree kaum
einer unter Tausenden hervorbringen wird. Wer sich fiir einen Kom-
ponisten Melt, bios weil er die Begeln der Eomposition kannte, den
verachtete und verspottete er, indem er sagte, er wolle fliegen ohne
Pliigel: — „hos Dominus Josquinus vilipendit ac ludibrio habuit^
dicens eos velle volar© sine alis". — Coclicus verdankte einem solchen
Lehrer ebensosehr ein leichtes Eompositionsgeschick, als auch die
Fahigkeit, musikalische Schuler leicht zu begeistern und schnell vor-
warts zu bringen. Dies gelang ihm wenigetens sofort in seinem
Wittenberger Aufenthalte 1545. So bildete er sich unter ihm zum
ttichtigen Musiker, Sanger und Eontrapunktisten aus. Nachdem er
die Weihen empfangen hatte, leitete er die Musik und den XJnterricht
in der Elosterkirche zu Cond6. Aber der mit unwiderstehlicher Os-
walt alle Ktinstler- und Gelehrtenkreise damaliger Zeit erfassende
Wissens- und Bildungsdrang und die Sehnsucht nach fremden Lfin-
dern, in deren Beschreibung einzelne, wie Michaelis Keinspeck in
seinem Lilium musice, 1491, WoUick de SeruiUa im Opus aureum,
*) Die Lesart Coclicus ist entschieden falsch. Der Name bedeutet soviel
•Is Gockel-Hahn-Kogel (1© coq). Er unterzeichnet selbst ein Aktenstuck mit
„gefangener Kogel" wohl eine Anspielung anf seinen Namen.
**) Vgl. aein Portrat vor seinem Compendium musices etc 1552, welches
inn als 52jfthrigen Mann darstellt. Ein andres in der Eais. KOuigL Fidei-
commissbi bliothek zu Wien.
***) Er nennt sich selbst Often „Flandrus", so z. B. in dem Brief© aus
Stettin vom 4. Juli 1547.
t) Vgl. Niederrheinische Musikzeitting, herausgegeben von L. BischofF,
1861. IX, Nr. 3, S. 17-21.
Adrian petit Coclicus.
3
1601, Ornitaparch in seinem Microlog von 1617, Caspar Brmchim
zwischen 1618—1567 durch halb Europa iiber mehr als 400 Stadte,
so viel zu erzahlen wissen, hatte auch unsern Coclicus mit ergriffen
and in die Weite gelockt. Er gelangte memt nach Lodi in Ober-
italien zum Bischofe Octavia/iw*, wurde dessen Kapellsanger und mit
der Zeit sein Freund, dem er sp&ter einen wichtigen Ereundschafts-
dienst in banger Not verdanken sollte. Der Ruf seiner Kompositionen
und seines Gesanges verbreitete sich und oShete ihm den Weg nach
Bom, wo er unter Papst Alexander Farneee, Paul M. (1534 — 1549)
mis Sanger in die Kapelle eintrat und sich neben den bedeutendsten
Komponisten, wie Goudimel, Gostanzo Festa und andern ehrenvoll
hervorthat und behauptete. Schnell erwarb er sich die Gunst des
Fapstes in so aufserordentlichem MaGse, dass dieser ihn nach kuizer
Zeit nicht nur zu seinem Beichtvater, sondern auch zum Bischofe
von Duiatum (?) „einer Stadt in der Nihe von Rom" ernannte. Hier
sammelte er nicht unbedeutende Reichtumer und lebte in Gliick und
Freuden bei einem Jahresgehalte von 1000 Dukaten und den Ein-
ktinften mebrerer Bischoferitze.*) Doch unvorsichtige Aufserungen,
die seine Neigung zur neuen Lehre der Protestanten verrieton, machten
seine Stellung bald unmoglich. Der Papst leitete selbst die angestellte
Untersuchung und verurteilte ihn zu lebenslanglicher Haft und zum
Verluste aller seiner Habe. Erst nach drei schrecklichen Jahren,
grfangen gehalten in der Engelsburg, gelangte er durch seines friiheren
Gonners Octavianus, Bischofe von Lodi fufefalliges Bittgesuch beim
Papste seine Freiheit wieder, jedoch nur unter der Bedingung, Italien
ewig zu meiden. Wohl um 30 Jahre gealtert, mit einem Barte, der
bis auf die Knie herabhing, verliefe er 1538 Rom und. kam unter
langen Irrfahrten, die ihn sogar bis nach Spanien gefiihrt haben sollen,
wo er ttberall ein ketzerisches, unklares, halh unverst&ndliches Zeug
predigte,**) endlich nach Wittenberg, dem Sitze des Luthertums. Wir
wissen, dass er hier im Sommer 1545 anlangte.***) Da er 1534 nach
Rom kam, hier einige Zeit wohl glicMich verlebte (also bis ca. 1535),
*) Vgl. das Schweriner Aktenstiok, i. u.
**) Vgi Joh. Voigt, die dentsche Masik im XVI. Jahrh. am Hofe Herzogs
Albrecht von Preofsen, in der Germania IT, 3 u. 4.
**•) Vgl. das Gesach s&mtlicher Professoren mit dem Rektor an der Spike
mil von der gesamten StadenteDsehafb unterschrieben an den Kurfursten Joh.
Friedrioh von Sachsen, wo es a. a. heifst: Es ist den vergangenen Sommer
ein furnehmer Musicas hierhergekommen mit Namen Adrianns Petit aus Flan-
dern a. s. w. Datum, Wittenbergk, Mittwoch nach Panli Bekehnmg d. h. 26.
Jannar 1546. (Siehe Niederrheinische Mosikzeitung 1861, Nr. 3.)
1*
4
Adrian petit Coclicus.
dann aber drei Jahre gefangen safe (ca. 1535—1538), so muss er sich
(von ca. 1538—1545) ungef&hr sieben Jahre stellenlos in der Welt
herumgetrieben haben,*) die wir mit Belegen nicht auszuftillen wussten.
Das sind die Jahre seines wiisten Wanderlebens, von denen wir nur
durch Andeutungen Kunde haben. Schon die Verse auf dem Titel-
blatte seines Compendium musices 1552, geben uns einige Anhalts-
punkte: Frankreich sah dich: Gallia te vidit, te vidit et Ausonis
ora u etc. Das besagt auch das Schweriner Aktenstiick aufis genaueste,
wo es heifSst: „Vom Eonig von Frankreich seligen Andenkens habe
ich j&hrlich 500 Kronen erhalten". Gemeint sein kann nur Franz L,
der von 1617 — 1547 regierte. Coclicus muss also urn 1540 in Paris
eine Anstellung besessen oder wenigstens eine Schenkung erhalten
haben.
In Wittenberg fand nun Coclicus wohl fur seine Eunst dankbares
Gehor und regen Zulauf, aber wenig Gew&hr fir ein sicberes Aus-
kommen. Auf den Grunds&tzen Josquin's fuisend, sammelte er bald
einen regen Zuhorerkreis um sich. Mit voller tJberzeugung legte er
der Jugend ans Herz, dass sie nicht zu lange**) an den Schriften der
Theoretiker und den mathematischen Vorschriften klebe, sondern dass
sie alle Eraft des Geistes dahin wende, zierlich singen und die Wort©
gehdrig unterlegen zu lernen. Dazu hat Gott uns die Tonkunst ge-
geben, um die Tone auf anmutige Weise zu verbinden. Hr einen
rechten Tonkiinstler darf nicht derjenige gelten, welcher von Zahlen,
Proportionen, Prolationen und sonstigen Eunsteleien vieles zu schw&tzen
weifs, sondern wer jedem Tone die gebtihrende Silbe zuteilt Er muss
schon damab zu den bedeutendsten Musikem Deutschlands gehort
haben, denn Conrad Oessner nabm ihn 1545 in seine Bibliothek mit
einem kurzen Hinweis auf seinen kiinstlerischen Wert au£ Da mag
denn allerdings wieder neuer Lebensmut ihn durchdrungen haben,
und iiberhaupt zu einem leichten Lebensgenuss hinneigend, ging er
eine nachmals so ungltickliche Ehe mit einer jungen Wittenbei^erin
ein. Dann, Ende Januar 1546, wandte er sich direkt an den Eur-
*) Dies© Berechnung bestfttigt auoh im Schweriner Aktoastick. Es sagt:
„ferme per 20 annos exulor 44 . Da das Aktenstuck in die Jahre 1555/56 Mit,
80 verliefs er also auch hiernach Bom ongefahr im Jahre 1538.
**) In docendis enim proeoeptis et fpecolatione nimis din manent, et mol-
titndine (ignorum et aliis rebus accumulandis multas difnoultates afferunt et diu
atque multum disceptantes, nunqwm ad veram canmdi rationem peryenionl
Gum autem yideret, mm utcunque in cantu Irmos, bdle pronunciare, ornate
canere et textum fm loco applicare: ©to. siehe Compendium 1552.
Adrian petit Ooclicns.
5
ffixsten Johann Friedrich den Groferaiitigen in einem langen lateini-
schen Berichte*) und bat ihn um ein Hemes Amt an der Hochschule
zu Wittenberg mit festem Einkommen. Denn — so begriindet er den-
selben — die Jiinglinge Magen, kaum eine Stelle bekommen zu konnen,
wenn sie von hier weggehen, aber die Tonkunst nicht verstehen, und
belSstigen daher den Ftirsten mit h&ufigen Bitten, dass er einen dffent-
lichen Professor der Tonkunst bestelle. Beigefiigt war eine Kompo-
sition nach Worten seines Gonners und Freundes Melanchthon**)
und untersttttzt war das Gesuch durch ©in deutsches Schreiben des
Bettors und der Professoren der Universit&t und samtlicher Schiller
des Coclicus, das die bezeichnenden Wort© enthalt: „Es 1st den ver-
gangenen Sommer (1545) ein fiirnehmer Musicus hierher gekommen
mit Namen Adrianus Petit aus Flandern, der eine Zeit lang allhie
Musicam proficiret (vorgetragen) und wie wir berieht durch diejenigen,
so der Eunst erfahren, dass er vor andern Musicis im Singen und
Lehren ein sonderliche Art und Geschicklichkeit haben sole. Dieweil
aber seine Auditores mehrenteils arme Gesellen, die ihme nicht so
viel geben kSnnen, damit er rich in die Ling© bei der schweren und
theuern Zehrung, die itzo allhier ist, mochte erhalten, zuvorderst weil
er rich vor wenig Wochen beweibet — dero wegen denn gedachte
sane Auditores an uns suppliciret und gebeten , ihme mit einem
Stipendio zu versehen." Wittenbergk Mittwoch nach Pauli Bekehrung
(den 25. Januar) 1546. Trotz so trefflicher Fiirsprache und gewich-
tiger Verwendung gelang es unserm Meister doch nicht die ge-
wttnschte Stellung zu gewinnen. Schon am Sonntage darauf beschied
der Kurftirst das Gesuch abschlSglich: „Dieweil es bis anhero der
Brauch nicht gewesen, dass zu dieser Lection ein sonderiich Stipen-
dium verordnet" Ein Zehr- und Trinkgeld jedoch billigte er ihm zu.
So in seinen Hoffhungen arg get&uscht, sah er sich damals ge-
ndtigt den Wanderstab zu ergreifen, um sein Gliick anderwarts zu
suchen. Dass ihm dabei seine junge Gattin davonlief, war der An-
fang neuen Unglticks.***)
*) Aussugsweise in ttbersetzung mitgeteilt von Pasque* a. a. 0., als Fund-
ort das Gesamtarchiv der eachsiechen Lande (in Weimar?) angegeben.
**) Leider nicht mehr vorhanden.
*•*) VgL M. f . M. XII, 1875, 8. 176. Zwei Brief© des Coclicus aus dem
K6nigsberger Archiv, mitgeteilt in mangelhafter tTbersetznng von Ffirstenau.
„Denn wenn die, welch© ich in Wittenberg ills Gattin heimffthrte, mir nioht
davon gehrafen, sondern mir gefolgt wire, so ware ich niemals in solcherlei
Unglflck gerathen." Nornberg, 16. Januar, 1652.
if—
6
Adrian petit Coclicus.
Er wandte sich nun nach Frankfurt a. d. 0. und schrieb von
hier sus an den Markgrafen von Brandenburg.*) d. d. 24, Sept 1646,
dem er schon Mher einmal bei einem Aufenthalte des Fursten m
Wittenberg (zwischen Januar und September 1546) ©in Gesangstfick
durch Philipp Melanchthon hatte Uberreichen lassea und von dem er
dafiir belohnt worden war. So bot er ihra denn jetzt drei neue Kom-
positionen dar, mm der bittersten lot und zunehmendem Alter ge-
plagt. Bern wenn er auch la Frankfurt wieder das Ami eines Pro-
fessors an der Umversittt bekleidete, so war es doch m gering
dotiert, diss er davon nicht leben konnte, ohne die tJiterstttemag
anderer anzugehen. Allerdings lSnft auch hierin wieder die Bitte um
Wein mil unter, dessen er stats wegen SchwSche des Magens — „ubi
nequeo vino carere ob ftomachi debilitatem" — wie das Schweriner
Aktenstiick g> — dringend bedurft zu haben scheint Und wieder
gilickte es ihm. Der Fttrat zeigte sich anf&ngiich durch Geschenke
erkenntlich, dann nahm er ihn auch nach KSnigsberg in seine Dienste.**)
Seine Ges&nge erfreuten Albrecht, der ihn dm Kunstreichen nannte.
Aber das lockere Leben des Kftnstlers bereitete ihm fortw&hrend Un~
annehmlichkeiten. Zuerst predigte er wieder seine wirren religidsen
Irrtttmer, Ms Albrecht offentlich Widerruf veriangte. Das wollte der
die Pr&lat nicht und versuchte allerlei Ansf icfefe und mifleid-
erregende Entschuldigungen : er habe nur vor drei, vier Lenten ge-
sprochen und zwar lateinisch, wie k5nne er da deutsch widerrufean,
er kenne diese niedere Sprache wenig und wftrde sich vor dem Volke
nur l&cherlieh machen, m set ein schwacher Greis, stehe allein in der
Welt da, und wolle gern dea letzten lest seines Lebens beim Herzoge
bleiben, wenn man gelinder mit ihm verftihre und einen Soli gebe^
man moge ihn jetzt zur Winterszeit nicht fortgehen heifeen und
unterzeichnet das Bittgesuch demtitigst mit: „Musikus und gefangener
Kogel" (Coq = Hahn) nicht Yogel, wie Voigt schreibt
Der Herzog scheint ihm audi wirklich fir dieses Mai noch ver-
Ziehen zu haben, und wohl hatte der Iieblingswunsch des Bittstellers,
seine Tage in dieser Stellung beschliefeen zu diirfen, in Erflillung
gehen kdnnen, wenn es nicht kurze Zeit darauf einen noch Srgeren
Skandal gegeben hltte. Den schwachen Greis verflihrte die Sinnen-
last, sich roil eiaer armen Wittwe von hOchst zweifelhaftem Rufe
abermals zu verheiraten, obgleich er von seiner ersten Fan aus
*) Vgl. M. f. M. a. a. 0, & 169.
•*) Vgl. Voigt a. a. O.
Adrian petit Coolica*.
7
Wittenberg keineewegs rechtlioh geschieden war, so dass er sogar der
Bigamie bezichtigt wurde.*) Vergeblich verschwendete Coclicus alle
seine Wort©; die Verhandlungen zogen sich beinahe ein Jahr hin,
als ihn der Burggraf schlieMich aus dem Lande weisen liefs. Im
strengen Winter musste der ungltickliche Greis seine Wandering an-
treten. Bevor er dem protestantischen Norddeutschland gfcnzlich den
Kicken wandte, glaubte er noeb einen Versuch machen zu miissen,
an dem wenige Jahre vorher 1542 neu begriindeten P&dagogium in
Stettin eine gleiche Stellnng als Musiklebrer der Jugend zu ge-
winnen. Ein lingeres herzerweichendes Gesuch noch dazu in deatscher
Sprache**) an „den Fiirsten von Preufsen" vom 4 Juli 1647, in
welchem m mit grellen Farben seme traurige Lage unumwiiiideE
schildert, bittet flehentlicb um die Gunst, den Lehrstuhl „fur die freie
und lobliche Eunst auf rechte Art zu singen und andern zu lehren",
ibm iibertragen zu wollen. Auch unter&ttitzte er sein Geeuch durch
„einen gesang mit vier ftymmen vf den Text: ,vigilate quia nescitis
qua hora dominus nofter venturus lit".***) — Ob das Gesuch tiber-
haupt nur beantwortet wurde, ob die leidigen UmstSnde seines Vor-
lebens oder Yerleumdungen einer festen Anstellung allzu hinderlich
waren,t) ob ihm eine Unterstiitzung zu teil ward, um die er in
zweiter Linie gebeten hatte, da er „eine lange reise ghen preussen
habe und die zerung, davon er zeren miisse, sehr gering sei:" davon
geben die bis jetzt vorliegenden Aktenstucke keine Auskunft. Das
traurige Endergebnis fur ihn war abermaliges Abbrechen des Wohn-
ortes und weitere Wanderung. Er wandte sich nach einer traurigen
Irrfahrt durch den gr5fsten Teil Deutschlands schliefelich nach Frank-
furt a. 1L, wie er selbst in dem Vorworte zu seiner „Musica reser-
*) Vgl. den Brief M. £ M. 1875, S. 166, von Nflrnberg, d. 16. Jan. 1562.
**) Vgl. EOnigL Staatsarchiv, Stettin, Signator P. I. Tit. 92. Nr. 9. Ab-
gedruokt auch in Vierteljahmohrift Spitta, Jahrg. X, 1894, S. 471 von Endolph
Schwartz.
***) Da den Herausgebern des Aktenstuckes in den Monatsblftttern far
Pommersche Geschichte 1898, sowie in der Viertelj ahrsschrift von Spitta, 1894,
nioht hat gl&cken wollen, den Tonsats auffindig m machen, so lasse ich ihn
outer den Beilagen mit hier folgen.
t) Wie er.geradezu dies in dem Brief© vom 16. Januar 1582 aus Mttm-
berg mit den Worten behauptet: „und wenn mir Stellungen angeboten werden
nm meiner Knnst willen, die ich dnrch Gottes Gnade verstehe, and Vielen an-
genehm sein m&chte, so fehlen doch nioht lugnerisohe nnd giftige Zungen,
welche lant behaupten, dass ich in Deiner Hoheit (Herzog Albert von Preufsen)
Yaterland die schimpfliphste Todesart verdient hatte".
8
Adrian petit Cocliotu.
vata" von 1552 ausdriicklich mit den Worten bekennt: ,.Peragrata
igitur maxima Gerraaniae part© tandem perveni Francofardiimi ad
Menum." Wahrseheinlich zog ihn in diese Stadt mit ihren berfihmten
BuchhSndlermessen die Aussicht auf Lebensunterhalt, da „ihm nun
die Musik allein aus dem Schiffbruche iibrig geblieben sei, sein Leben
mit dieser Eunst fristen zu konnen : „me conferrem — sagt er in der
oben erwiihnten Vorrede — ad Musicam, quae mihi sola adhuc ex
naufragio (ut ita dicam) relicta erat" Sei es nun, dass dieeen Plan
zum Vollzug zu bringen ibm aus Mangel an Ausdauer nicht gelingen
wollte und dass dringende Not wieder an seine Tfair klopfte, sei es
dass unbezahmbare Wanderlust ihn abermals von dannen trieb, kurz
er verliefs die fiir ihn so giinstige Stadt mit ihrem Verkehre an
Etinstlern, Verlegern, Buchh&ndlern und Fremden aller Art, um sich
(nach dem 4. Juli 1547) nach England zu begeben, wie er selbst
an obiger Stelle der Vorrede erz&hlt: „me in Angliam conferre fta-
tuebam". Wahrseheinlich lockte ihn dahin der am diese Zeit daselbst
eingetretene Thronwechsel durch den Tod Heinrichs VJ1L, 28. Januar
1547, des heftigsten Gegners Luthers wie des Protestantismus ttber-
haupt. Der jugendliche zehnj&hrige Nachfolger Eduard VL (1547 Ms
1553) war dagegen als warmer Verehrer der Eunst wie der protestan-
tischen Bichtung schon bekannt. Wirklich gltickte es unserm Heister
und seiner Eunst, sich rasch Bahn und Stellung zu verschaffen, so
dass, wie unser Schweriner Aktenstiick besagt: er vom Eonige von
England 200 anglicos (wohl Goldstucke) erhalten hatte. Trotz dieser
eintrfiglichen und geachteten Stellung trieben ihn aber Eriegsgettimmel
und allerlei andre Hindernisse , die er nicht n&her bezeichnet, von
diesem Aufenthalte wieder zuriick, wie dies die an den Niirnberger
Senat gerichtete Widmung zu seiner „ Musica reservata" mit den
Worten besagt: Jf M bellorum ramoribus et impediment!! aUs m m
peragrinatione revocatus", worauf ich mich — wie er weiter daselbst
erzihlt — mit dem Notendrucker Joannes Montanus in eure Stadt
(soil. Ntirnberg) begeben habe — „cum Montano typographo ad vestram
urbem appuli". Von hier aus sandte er einen uns noch erhaltenen
lateinischen Brief*) an den Herzog, in welchem der alte Mann nicht
nur sein trauriges Schicksal darlegt, sondern auch nochmals flehent-
lich bittet, ihn wieder zu Gnaden aufnehmen zu wollen: „ach Gott,
was habe ich nicht fiir Elend ausgestanden; nachdem ich viele Tage-
reisen zurtickgelegt, kam ich nach Niirnberg und trug meine Eom-
*) Vom 16. Januar 1552, vgl. M. f. M. VII, 1875, S. 166.
Adrian petit Coclious.
9
poeitionen den Bachdruckern zum Brack an, von denen ich einen Teil
an Ewr. Hoheit schicke , n&mlich die TrSstungen aus den Fsalmen
vierstimmig,*) weil dieselben noch nicht gedruckt sind, die ich bei
Deiner Hoheit und anderw&rts componirt habe". — AJlein ales war
diesmal vergeblich! In Niirnberg scheint er an der gelehrten Schule
Stellung fur den Musikunterricht der Jugend gefunden zu haben,
wenigstens sind die beiden von ihm verSffentlichten Druckwerke so-
wohl dem Niirnberger Senat, wie der studierenden Jugend gewidmei
Wie lange er bei seinem unsteten Lebenswandel daselbst gewirkt
habe, dartiber giebt es nur schwankende Vermutungen; nach einigen
habe er lange und gliicklich bis an sein Ende gelebt, nach andern
soli er sehr bald gestorben oder doch verschollen sein. Beides ist irr-
tiimlich. Das mehrfach erwahnte Schweriner Aktensttick beweist
wenigstens das zur Geniige, dass er noch die Jahre 1555/56 freilich
in gro&er Bedrangnis erlebt habe. Denn er erw&hnt in diesem
Schreiben an den Herzog von Mecklenburg die Arbeit, die er bei der
Hochzeit des Eerzogs durch Komponieren , Singen , Eintiben der
Knaben gehabt Es konnen hier nor zwei Hochzeitsfeierlichkeiten in
Betracht kommen. Die eine bei der Verm&hlung Herzogs Johann
Albrecht I. (1625- 1576) mit Anna Sophia Prinzessin von Prenfsen zu
Wismar am 24 Februar 1555, oder die andre bei der Hochzeit seines
Binders des Herzogs Ulrich (1527 — 1603) mit Elisabeth, verw. Magnus,
die ebenf&Es zu Wismar am 16. Februar 1556 stattfand.**) Zu letzterer
ward auch Kurf&rst August von Sachsen,***) de dato: Gtistrow 31.
December 1555 mit der Bitte eingeladen „einige gute Zinken- und
TrompetbMser seiner Kapelle leihen oder mitbringen zu wollen". —
Es ware nicht unmoglich, dass damit auf Antonius Scandellus, auf
die Qebriider Thola, Besutius und Zacharias hingewiesen ist.t) Viel-
*) CocIicub meint die „Musica reservata; Consolationes ex Psalmis" etc. 1552.
**) Vgl. Mecklenb. Jahrbuch, A. XX. 70.
***) Das OriginalBohreiben im Konigl. Sftchs. Geheimstaatearohiv : Mecklenb.
Herzog Johann Albreoht's Schreiben an Kurfirst August zu Sachsen 1553 bis
1583, Loc. 8504.
t) Das Verzeichnis der sachsiechen Kapelle vom 3. Oki 1553 weist fol-
gende Instrumentisten auf:
1. Anthonio Scandellus (nachheriger Kapellmeister).
2. Zerbario Besutius.
8. Matthias Besutius.
4. Benedicts Thola.
5. Gabriel Thola.
6. Quirinus Thola, und
7. Zacharia, der neue Zinkenblftser.
10
Adrian petit Codicils.
leicht sind eben damit die Instrumentisten gemeint, auf die des
Coclicu8 Sohreiben niit einer gewissen Scheelsucht hinweist, dass auoh
die Vokalmusik : „musica loquens vocalis" nicht vergessen werden
raige, weim mail die Instrumentalmiisik: „musica oonsonans inftra-
mentis" so reich mit Geschenken bedacht habe. Es empfiehlt sich
daher aus diesen Ricksichten mehr an die zweite Hochzeit von 1556
zu denken, als an die erstere.
Coclicus befand sich also in diesen Jahren offenbar in Mecklen-
burg, denn er iibte selbst die Enaben ein und trat in solche nahe
Verbindung mit dem Mecklenborgischen Hofe, dass dieser ihn nicht
nur beschenkte, sondern ihm auch eine Stellnng dorch seinen Orga-
nisten Hieronymus (Mors)*) fir 50 Thaler j&hrlichen Gehalt, freie
Wohnung und Eleidung anbieten liefs. Ob es zur Verwirklichung
ftihrte, geht aus dem Schreiben nicht hervor. Jedenfalls verging nach
der Hochzeitsfeier ein Vierteljahr ohne genauere Weisung. Coclicus
lebte im Oasthause von seinem Gelde, war in der groftten Not und
richtete aus einer leider nicht genannten Stadt das erwahnte Akten-
stick in regellosem Latein an den Herzog. Es moge nun hier ori-
ginalgetreu folgen. Die Interpunktion wie tJbertragung rihrt von
mir her:
Sereniss. ac Clementiss. Prin- AUer Durchlauchtigster, Al-
eeps. Betalit mill Bom. Jheroni- lagnMigBter First Ewr. Hdheit
mus T. 0. argamita conditioner 0t P^ f« Aerooto (Mors)
m m -u- m • j i* x h*t mw Bedmgungen mitge-
qum T. CL nuk offert, videlicet ^ ^ ^ ^
60 taleros, Habitationem Cantoris ngmlidl g0 Thalflrj die Wohnmmg
(qui poft pasche ducet uxorem des Kantors (der nach Ostern eine
et ei adherebit) veetes annuatim Irau heimfuhrt und ihr anh&ngen
Honeftas, quod si fructum effe- will) dazu j&hrlich eine anstfindige
cero pueros docendo (quemadmo- Kleidung und wenn in der Unter-
dum fpero me factaram, Dummo^ weisil « de f Kll<lben » B *)f
, , A v haben wirde ( — wie ich nicht
do fuennt dociles et obedientes) .„ , . , . ,
7 zweifle, dass mir das gelmgen wird,
T. C micM potent gmMaiii clam 8ofem gie n „ mmt gehMg umi
muneribus, Si deficeret mihi fa- gehorsan sind) mich Ew. Hoheit
larium meum vel anno finite unter der Hand mit Geschenken
illud augmentari, qui vix me begnaden werde, falls meine Be-
*) tTber die weitverzweigte OrganiBtenfamilie Mori w Antwerpen werde
ich in einera der n&ehsten Monatshefbe berichten.
Adrian petit Coclicus.
11
potero fuftentari tali ffipeniio,
ubi nequeo vino carer© ob fto-
maci debilitatem. Habui A rege
galliae (pie memorie) 500 anua-
tim coronatos , A rege angliae
200 anglicos (?), A papa paulo
qoatuor praebendas episcopatum
et alia officia valoris annuatim • |»
milia ducatorum ; ac pro evan-
gel! confession© omnibus bonis
praemiis et acquisitis, mea arte
fum fpoliatus et privatus et fer-
ine per 20 annos exulor et pere-
grinor per mundum quaerens pa-
cem et requiem , nec reperire
possum, quod ubique sathan fus-
citat adversarios et calumniato-
tm adverauni me. Nunc autem
Humiliter ac inftanter T. C.
fupplico, ut possim cum bona
pace et quiete cum veftra de-
mentia finire dies meos, qui fa-
ils perluftravi mundum et fenio
confectus fum ac mihi velit T.
CL litems Hgillatas dare mee fta-
bilitatis et conditionis, atque ego
vitissim promittam were et mo-
ri Cum tua excellentia. Dum-
modo recipiam meum Jalarium
omni quartali (ut valeam vivere)
et fciam a quo poftulare fint T.
C. moleftus (?) etiam T. C. Jusse-
rat per T. C. fatellem Danielem,
soldung nicbt reichen sollte, die-
selbe nach Ablauf eines Jahres
erhoben zu wollen, da ich kaum
mit einem solchen Gehalte werde
auskommen konnen , zumal ich
wegen Schw&che des Magens des
Weines nicht entbehren kann. Vom
E5nige von Frankreich seligen An-
denkens erhielt ich jlhriich 500
Kronen, vom Eonige von England
EduardYL[1647 —1653] 200 engL
Kronen, von Papst Paul (M., 1534
bis 1549) die Einkiinfte von 4 Bis-
ttimern, sowie andere Dienstleistun-
gen im Werte von jahrlich tausend
Dukaten. Wegen meines Bekennt-
nisses zum Evangelium bin ich
nun aller dieser schonen Einktinfte
und Erwerbsquellen und meiner
Kunst beraubt, ge&chtet und dee
Landes verwiesen irre ich nun bei-
nahe 20 Jahre schon in der Welt
umher, Buhe und Frieden suchend,
die ich nirgends finden kann, weil
iiberall der Satan Gegner und Ver-
leumder gegen mich erweckt. Nun
aber bitte ich demiitigst und in-
standigst Ew. Hoheit , dass ich
meine Tage in guter Buhe und
Frieden durch Ew. Gnade endigen
moge, • der ich genugsam die Welt
durchirrt habe und durch Greisen-
alter hinfSUig geworden bin, Ew
Hoheit wolle mir durch einen
schriftlichen Anstellungsbrief zu
meiner Bestallung meine Verpflich-
tungen ausfertigen , wogegpn ich
wiederum verspreche nur bei Ewr.
*) Us kann nnr Franz 1. 1515 — 1547 gemeint sein.
12
Adrian petit Coolicus.
ut mihi darent thoracem et cali-
gm mom recepi nisi 6 vlnas
panni fimpliciter; pariter veil em
T. C. deprecari, ut aliquam re-
compensationem reciperem pro
meis laboribus, quos feci in
nuptiis T. C. componendo , ca-
nendo pueros inftruendo; quod
fi pro aliqno nobili in Prancia
aut in Italia tot oomposuissem
et laborassem ad minus centum
ducatos recepissem, ideo fcio T.
C. fore beguinam (? vielleicht :
benignam) quod etiam possis mi-
hi aliquid Tribuere et dare; quod
fi musica consonans inftrumentis
fuerit muneribu8 dotata, precor
T. C. quod musica loquens vo-
cals et naturalis non oblisvisca-
tur (?), quia nunc fum in Hospi-
cio ac meo fiapendio vino et
jam sunt tree menses affnisse
ap 1 (?)T. 0. itaque precor T. 0.
sis memor mei. ita agendo, fum
ut fpero, obligates pro T. C. apt
(? apud?) deum opt depre-
cari, vt ipso det nobis foelicem
vitam et exitum. Amen.
Tuae dementia©
(Ohne Deditissimus
Datum.) Humilis fupplex
Adrianus petit Coclicus
Musicus.
Hoheit leben und sterben zu wol-
len, Sobald ich meine Besoldung
in jedem Quartale (damit ich leben
kann) erhalten und wissen werde
vpn wem Ewr. Hoheit Bewilligun-
gen zu erheben sein mochten. Da
nun auch Ew. Hoheit befohlen hat-
ten, dass mir durch Ew. Hoheit
Diener Daniel ein Brustharnisch
und Soldatenstiefeln verabreicht
werden sollten, ich gleichwohl ein-
fach nur sechs Ellen Tuch erhalten
habe, so wollte ich Ew. Hoheit
zugleich gebeten haben, mir irgend
eine Remuneration fiir meine Ar-
beiten zukommen lassen zu wollen,
die ich bei den Hochzeitsfeierlich-
keiten Ewr. Hoheit durch Eompo-
sition, Gesang und Unterweisung
der Enaben geleistet habe, far die
ich, wenn ich soviel fur einen
Edlen in Prankreich oder Italien
komponiert und gearbeitet hltte,
zum mindesten hundert Dukaten
erhalten haben wiirde, und da ich
nun weifs, dass Ew. Hoheit uber-
haupt freigebig sind, so konnte
auch mir ©twas ausgesetzt werden
insbesondere weil die Imtrumm-
tcdmtmk mitGeschenken therhluft
worden ist, so bitte ich Ew. Hoheit,
dass auch die sprechende Vokal-
und Nriwmuaik nicht gaiz ver-
gessen werde. Auch wohne ich im
Gasthofe, wo ich auf meine Eosten
lebe und schon sind drei llonate
an Ewr. Hoheit Hofe vergangen.
Daher bitte ich Ew. Hoheit wolle
meiner eingedenk sein. Durch
solche Handlung bin ich, wie ich
Adrian petit Coolicus.
13
hoffe verbunden fir Ew. Hoheit
bei dem allm&chtigen Gott zu bit-
ten, dass er mis ein gltickliches
Leben mid Ende geben moge.
Amen.
Ew. Hoheit
Ohne aller ergebenster
Datum. demltigst bittender
AdrianmB petit Oociicus
Musicus.
So client das Aktenstiick zur Berichtigung einiger Irrttimer, zur
Erganzung mehrerer wunschenswerten Daten und als Schlussstein
seines so bewegten Kiinstlerlebens. Wirklich konnten liber dem
Lebensgange dieses Mannes als Motto die Wort© stehen, die er sicb
selbst als Spruchleiste oberhalb seines Portrftts seitw&rts am den
Kopf herab auf dem Titelblatte seines Lehrbuches: Compendium mu-
sices: Nurnberg, 1552 angebracht hat:
p ^
1 0 ~ Q£ & ~ 0£ m 1
Be - §pe - ran - do fpe - - ro.
Weiteres wissen wir liber ihn nicht Sein Tod ist unbekannt.
(Schluss folgt)
Mlttellnngen.
* Henry Pur cell: The Duke of Gloucester's birthday Ode, composed by
. . . Neue Partiturausgabe von William H. Cammings in der Parcell-Gesell-
schaft. London and New York, Novell©, Ewer and Oo. 1891. gr. foL 10 VorbU.,
46 S. Partit. Die Ode schrieb P. mm 24. Jnli 1695. Sie besteht aus 8 Satzen
fflr 5 Solostimmen, die sich erst im 8. Satze yereinen and kleinem Orchestor
(2 Violinen, Viola, 1 Trompete, 2 Oboen and Bass, die rich aber nor selten
vereinen) , welches dem Bach'schen and H&ndeTschen Orchester entsprioht
Dberhaapt ist man aberrascht von der oft sprechenden Ahnlichkeit der Bach'-
schen and Hftndersohen Aasdraoksweise. Parcell beginnt die Ode mit einer
Ouvertare, die aos einer prftchtigen Einleitung, gleichsam einem Praeludiam,
der eine Fage mit rhythmisoh soharfem Thema folgt, welches mehrfaeli lurch
ein sanftes Motiv onterbrochen wird. Den Schluss bildet ein kurzes langsameres
Sfttzchen mit breiten Akkorden. Der Eindrnck der Oavertore ist in jeder Hin-
sicht bedeatend und fiberraschend. Dieser schliefeen sich mehrere Solosfttze an, die
nur vorabergehend von wenigen Takten von einem Choreinsatze onterbrochen
14
Mitteilnngen.
werden. Pur cell's Melodiebildung 1st nicht bedentend, sie besteht mehr mm
oilier A neinanderreihnng worn kurzen Motiven, die mebr instrumental als ge-
sanglicb gedacbt sind. Nach Nr. 8, ein Altsolo, welches sicb durch das strong
dnrchgefnhrte Bass-Motiv vorteilhaft auszeiobnet, folgt ein iftngeres Jtitomell anf
demselben Bass - Motiv mit teilweiaer Bentttumng des vorhergehenden Solo*.
Der Sate 1st aufserordentlich ansprechend. Nr. 6 1st ein Altsolo mit conoer-
tierender Trompete. Ancb hier tritt wieder die Motivbildnng in instrumen-
taler Weise recbt eigenartig anf nnd ist anf eine tfichtige Koloratnrbildnng
des Sangers gerechnet. Diesem folgt wieder ein Instrnmentalsatz, Cbacone be-
nannt, die ersten beiden Teile fir Streicbinstrnmente nnd der 8. nnd letzte
Teil far Bl agin strum en te, der sioh dnreb seine joviale Lnstigkeit besonders ans-
zeiohnet. Der beste, anmntendste nnd reizendste Satz ist der letzte, der 8. Er
beginnt mit einem Dnett nnd entwickelt hier znm erstenmale eine ansprecbende
liebliche Melodie, wie sie etwa Handel ancb scbreiben konnte nnd in ahnlicher
Weise gescbrieben bat. Ein Mittelsatz in derselben Tonart, Cdur, bringt in
derselben Stimmnng andere Motive, die er aber dnrcb Wiederholimg nnd An-
dentnng der ersten Melodie weit ansspinnt (es ist der nmfangreicbste Satz).
Scblielslicb vereinen sicb alle 5 Solostimmen nnd bringen teils in genaner
Wiederbolnng des Vorbergebenden, teils mit kleinen Abweiohnngen den Satz
znm Abschlnsse. Die Wiedergabe in moderner Partitnr ist bis anf den Brat-
scbenschl&ssel in nnseren bente gebr&uohlichen Scblnsseln gegeben. Der Bassos
continnus, der oft nur die Singstimme begleitet, ist vom Heransgeber mit gro-
fsem Gesobiek ausgearbeitet , wenn er anch einige Male zn moderne Akkord-
folgen verwendet hat Ubrigens sei noob bemerkt, dass P. vollkommen im
modernen Bar- nnd Moilsysteme scbreibt nnd nnr die eigenartige liter© Akkord-
.verbindnng an seine Zeit erinnert. Die Ausstattnng des Werkes ist ansgezeiobnet.
Seite 88 Takt 1 moss die Oberstimrae a d g nnd die zweite Stimme chh
beusen. Trotzdem die Stelle zweimal mit falsoben Noten vorkommt, also wohl
im Originale so heilst, lehrt nns die nocb mehrmalige Wiederbolnng, besonders
Seite 41, 1. Takt nnd Seite 42, 2. Z. 8. Takt, dass die Stelle nur nach obiger
Korrektur so heifsen ksnn. Dem Heransgeber ist die Stelle trotz ihrem Miss-
klange vollstftndig entgangen. Oder glanbte er wirklich, dass P. so scbreiben
konnte?
• WUhehn Widmann, Domkapellmeister in Eicbstaett bat bei Jos. Seiling
in Munchen 4 geistlicbe Lieder nnd 8 heitere Lieder von Orl. di Lasso in
Part, herausgegeben, die dnrob gute Answabl, richtig gestellte Tonh&he fer
nnsere bentigen Obors&nger nnd Yortragszeichen ein treffliches Material fur
Gesangvereine bilden. Partitnr jedes Heftes 1 Ml, jede Stimme 25 Pf.
* Die Musikgeschichte an den Musikschulen. Unter diesem Titel bat Hr.
Dr. phil. Kurt Benndorf im letzten Jahresberichte der Dresdener Mnsikscbnle
eine knrze Abhandlung verOffentlicbt, die boffentlich den Erfolg bat, dass die
wicbtige Frage einmal grundlich Offentlich besprooben wird. Ich will dnrcb-
ans keine erschftpfende Darstellnng meiner Ansicbt Clber das Tbema an dieser
Stelle geben, sondern mOcbte nnr einige Punkte berrorheben, an denen mir
der Herr Kolleg© anf falscbem Wege zn sein scbeint. Unter Beiseitelassnng
der allgemeinen philosophiscben S&tze will icb nnr bei dem ersten: „es giebt
Kunstwerke, die — wie das Naturschone — zn alien Zeiten mit derselben be-
glttckenden Gewalt wirken" — einen Aogenblick steben bleiben: diese bestimmt
Mitteilangen.
15
ausgesprochene Thatsache M, wie die Gesehiohte auf alien ihren Blftttern lehrt
im g&nstigsten Falle die Ausnahme ; die Regel 1st von jeher gewesen, iaes die
vorragende Bedeatung gro&er Menschen erst naeh ihrem Tode erkannt, ihren
Werken erst dann der voile Zoll der Dankharkeit entrichtet wurde, wenn sie
aelbst zur Ruhe gegangen waren. Und dies war merkwurdigerweise von dem
Augenblicke an mehr and mebr der Fall, da sich das asthetische Gefuhl, die
F&higkeit, die innere Gestaltang einer Kunstschftpfang zu erfassen, zu ent-
wickebi begann. Der Vergleioh, den Herr B. in dem Naturschftnen zieht, ist
schief, wie jeder, der sich mit Literaturgeschicbte besohftftigt hat, ohne weiteres
zngeben wird: wie lange brauchte es, ehe die Menschheit die Augen fur die
sie nmgebende Natur fiffnen lernte, wie verhaltxrismalsig knrz liegt die Zeit
awrf ck, da Albrecht von EaUer sein berOhmtes Wort spraoh, dass niemand ins
Innere der Natar dringe — and fortfahr: „Za glficklich, wenn sie nar die
ftoIiY© Sohale weist," ein Wort, das Goethe Gelegenheit gab, eine flberaus
treffende Antwort za sagen. — Doch imr Hauptsaohe Ganz richtig bemerkt
Herr B., dass es daraof ankomme , das, was die Musikwissensohaft gewonnen
habe, (wir Betzen hinzo: zum Teil) fur die Praxis anserer Tage zu verwerten.
Dass die Mosiksohulen hier wesentlioh in Betraoht kommen, liegt aof der Hand.
Aber wie soil dies gesohehen? „Der Schiller soil mit der eigentfimlichen Geistes-
anlage der Meister bekannt gemajmt, ihm die Einzelerscheinung als Glied einer
hftheren Gesamtheit erkenntlioh gemacht werden ; er soil die Entwickelung der
Kunstformen kennen lemen and die Organe seines Geistes fur das SohOne (wir
«ag©n beasex: fttr das Charakteristische) der einselnen Kvnstepochen s©Mrfwi
lernen." Gat! Aber weiter: ,,Der masikgesohiohtliche Unterrieht hat anch zur
allgemeinen Bildnng des Masikers beigetragen." Sehr gat, aber — wie das be-
ginnen? Wenn Herr Dr. B. sagt, dass mit dem musik- der literargesohicht-
liche Unterrieht Hand in Hand zu gehen habe und dabei besonderes Gewieht
auf die asthetische Seite zu legen sei, so vergisst er, aus welohem Material sioh
zumeist die Schiller der Mosiksohulen zusammensetzen; er vergisst, dass den
meisten jungen Musikern, die nur zum Teil eine derartige Vorbildung haben,
tun eolchen Auseinandersetzungen folgen zu k6nnen, die Asthetik vollstandig
Nebensache, und eine bald zu erhaltende S telle die Hauptsache ist. Soli asthe-
tische Belehrung fruchtbringend sein, so erfordert sie ein grofoes Mais von po-
sitivem Wissen und Urteilsffehigkeit — andernfalls zfichtet sie noch mehr von
der Sorte Kritikaster, die sich neuerdiugs in manchen Blftttern breit maoht,
and heute in Beethoven „der Begeisterung helllodernde Feuerstrahlenglut,"
morgen irgendwo bei Brahms „hellbraune Rehaugen, 44 sonst aber nichts bemerkt.
Solche Irgisse verhindert aber auch die eventuelle Kenntnis der Form, der
musikalischen Syntax nicht: jenes „zieht" beim Publikum, dies langweilt —
Den Satz: „die Kunstgeschichte ist ein Teil der Kulturgeschichte" wird man
mit Freuden gelten lassen, und Vortrftge, die in diesem Sinne gehalten werden,
nur begrufsen kOnnen, da sie in der That ungemein zur Belehrung beitragen
k5nnen , d. h. wenn man es nicht so maoht, wie Herr Schletterer oder Herr
Naumann, welch letzterer an den Professor erinnert, der fiber preuTsische Ge-
schichte lesen wollte und am Ende des ersten Semesters schon bis zu Ramses ILL
gekommen war! Ich persOnlich habe einmal ein althochdeutsches Repetitorium
mitgemacht, dass auch in den endlosen Sfimpfen der Sprachvergleichung stecken
blieb! Wenn Herr Dr. B. ferner sagt, dass die Biographie der Kompositions.
16
Mitteilongen.
formen wichtiger mi far den Schiller als die Lebeasbeachreibangen der Ton-
tetzer, so gebe ich das za, wenn der Schtiler in der That „das entschwundene
SchOnheiteideal wieder kennen and lieben lernen" kann! Das aber bexweifle
ioh bei den meisten: der n&ehstliegenden Arbeit ist fur dieae za yiele anf dem
Lehrplan, die allgemeinen Vorbedingongen zur Fahigkeit, historisch denken and
begreifen, das Reaultat asthetisoh verwerten m lernen, sind nur in den seltenaten
Fallen erfillt. Daran scheitert aach die praktisehe Verwertong des Satzes: die
Methode der Asthetik mass jedoch empirisch sein, nieht spekalativ. — Wie ich
den Unterricht denke? In zwei Klassen gegeben: die eine onge&hr in dem
Sinne geleitet, wie es Herr Dr. B. meint Das sind die Aaagewfthlten, die nicht
nnr Last and Liebe, Bondern aach die Fahigkeit, aaf historischem Gebiete za
arbeiten, besitzen ; die zweite Basse nmfasst die grOfsere Mehrzahl der Schiller,
die sich begnugen, in groftea Umrissen ein Bild der Entwickelong der Konst
za erhalten; hier wird gerade das biographische in den Vordergrand za rtcken,
das formelle »ber mmr in weiten Zagen darzastellen sein. — Im Intewsse der
Sache wire es za begrHfiaji, wenn ©im weiteror MeinangBaastanaoli nrfolgte; tun
meiner eigenen Erfahrang kdnnte ich dann eyentaell einmal darstellen, wie man
an der Moaikschule za — sagen wir Seldwyla mosikgesohiohtlichen Unterricht
betrieb. Dr. WUibald Nagel.
* Baabe & Plothow's AUgemeiner deatacher Musiker-Kalender for 1807.
kl. 8P. 432 and Anhang 60 8. Der InhaH ist au&erordentlich reiohhaltig and
amfasst fast den ganzen Continent, mit Aasschlass von Frankreich, Belgien
mud Italian. Der Anhmg bringt em Vereeiohjiis der im der J£oniert-Saiaoii
1895/96 aofgefohrten Werke, gmrdnet nach den JCompomntoiL
* Leo Licpmannssohn, Antiqoariat in Berlin S.W. BernborgerBtr. 14, Kat
124 enth. Mosikliterator, Vokal- and Instramentalwerke, 339 Nrn., dabei Selten-
heiten aas ftlterer Zeit, so wie moderne historische Werke, hieranter aach ein
komplettes Exemplar der Monatshefte, Preis 180 M.
* Der MitgMelbcitrig for die Gesellsohaft fur Miisikforichiiiig betrlgt
inld. Monatshefte 6 M and ist im Laafe des Janaars an den Unteneichneten
einzosenden. Bestierende werden dorch Postaaftrag eingezogen. Ebenso ist
der Sabskriptionspreis fttr 1897 fur die Pablikation von 9 M einzosenden.
Templin (U.-M.), Ende Dezember 189$. Bob. Eitner.
* Hierbei 1 Beilage: Katalog der Brieger Musikalien- Sammlung in der
Kftnigl. and Universitftts - Bibliothek za Breslaa, Bog. 8.
Als 21. Band, Jahrg. 25 der Publikation alterer praktischer umd
tbeoretischer Musikwerke fir 1897 ist soeben erschienen: ■
JoMann Bceard
Neue getetllche nl weitliche Lleder zu Hif und vlar Stiimmii
Kdnigsberg 1589.
In Partitur gesetzt nebst einer Elavierpartitor
von Bob. Eltner.
Leipzig, Breitkopf & HftrteL
Preis 15 M.
Vmtntwortliohtr B«d*kUur Kobert Bltn«r, finiflki (TJokamAxk).
Druok Ton Hermans B «ytr A SOhan in TiMigfmlif,
fflr
MUSIK - 6E8
herau8g ege^^^r. , r
von * "" -
der Geeellschaft fttr Mueikforechuiig.
ini. Jabri.
1897.
WwMm det Jahigangw 9 Ml. Monaftlleh mmhmin
«in* Nummtr von 1 bii t Bogen. Intertlonegebllbren
fir die 2Mb Si Ft
KommiMlMUVMlAf
von Breitkopf A BItltl In Leipsig.
BMtaDimgfflft
imssjmA mhIs "Bmsm- sat MmikluHidlnng «ntf
Ho. 2.
Adrian petit Ctcllcms.
(1600— 1555/56.)
Bin Beitrag mr Mnsikgesehichie im XVI. Jahrhondart.
Von O. Xade.
(Schlnss.)
Es eribrigt noch im Zusammenhange einen Blick m thun auf
seine Werke, von denen uns die Gelegenheitskompositionen ja moist
verloren sind. Sein Niirnberger Aufenthalt aber hat zwei Werke ge-
zeitigt, die sich in verschiedenen Bibliotheken Deutschlands finden.
JBrstems das soeben erwahnte theoretische Werk, das er miter dem
Titel verSffentlichte : Compendium musices, descriptum ab Adriano
Petit Coclico discipulo Josquini de Prfcs, in quo praetor caetera
tractantar haec: 1. de modo ornato canendi : 2. de regula contra-
pancti: 3. de compositione. Impressum Norimbergae in officina
Joannis Montani et Uftici Neuberi, 1552, 4°, 15 Bogen. (Die Zu-
Bchrift ist an die Niinbeiger Jugend; vgl. Forkel, Lit. d. Musik.)
Es ist offenbar ein musikalisches Lehrbuch, wie wir deren seit
dem Ende des 15. Jahrhanderts eine ergiebige Anzahi besitzen, so
von Adamus de Fulda 1490, Simon de Quercu 1491, Michael Kein-
speck 1497, Wollick de Servilla 1501, Andr. Ornitoparch 1517, Midi.
Koewick 1511, 1518, Johannes Galliculus 1520, Mart. Agricola 1528,
Lnsdnios 1536, Iisthenius 1537, Seb. Heyden 1537, H. Faber 1148,
sp&terer nicht zu gedenken. Nur die direkte Wiedergabe der Kunst-
lehre wunittdbar aus dem Mnnde seines berihrnten Lehrew Josqnin
MmmxA, £ Xuflflcgweh. Jalvgang XXIX. Ho. 1. 2
18
Adrian petit OimiMoiis.
des Prfis verleiht dem Werkchen seinen besondern Wert. Diesen
haben toe neuern Musikschriftstellern schon richtig erkannt Forkel,
Gteschichte der Musik B. II, S. 516, 551, 554 und anderw&rts, und
Ambros, Geschichte der Musik, B. HI, S. 137. Es gentigen daher
hier nur kurze Andeutungen. Coclicus teilt darin nach seiner etwas
willktirlichen Weise die Musiker in vier Gattungen ein, in deren
erster sich diejenigen Musiker befinden, die musikalische Dinge ei>
funden haben, als Orpheus, Boethius, Guido (von Arezzo) Ockeghem,
Jacob Obrecht, Alexander (Agricola). Diese seien nur Theoretiker
gewesen, „Hi antem tantum Theoretici fiierunt"
Die xtoeite Klasse umfasst die mathematischen Musiker, weil sie
bei der Spekulation, und der Masse von Zeiehen und Schwierigkeiten
niemals zur wahren Art zu singen gelangt seien: „nunquam ad veram
canendi rationem perveniunt." Unter diese rechnet er Jo. Geyslin
(Ghiselin), J. Tinctoris, Franchinus (Gafor), Dufoy, Busnoi, Binchois,
Garon und viele andere.
Zu der dritten Gattung rechnet er die aUervortrefflichsten
Musiker, gleichsam die Konige, die Theorie und Praxis am besten
verbinden, und alle SeelenzustSnde auszudrdcken vermflgen, so dass
ihre Ges&nge allein der Bewunderung wert sind. Unter diesen sei
Josquin der First, den er alien iibrigen vorziehen mochte. (Inter
hos facile princeps fuit Josquinus de Prds, cui ego tantum tribuo,
ut eum omnibus caeteris praeferam.) Derartige erfahrn© Fiirsten der
Musik und kuustbegabte Tonsetzer seien noch gewesen: Petrus de
la Hue, Brumel, Morales, Henricus Isaac, Ludw. Senfl, und viele
andere.
In die vierte Klasse endiich verweiBt er alle diejenigeo Efinstler,
welche in der dritten gebildet worden, die aber ihre Eunstfertigkeit
bios dazu anwenden, um zum Veignugen der Menschen recht jriarldi
und schon zu singen. Diese ubertreffen in der Austibung der Eunst
alle Iibrigen, haben den wahren Zweck deftelben erreicht und sind
unter alien die beliebtesten. Solche sind vorzugsweise die Belgier,
die Picardier und die Gallier, die daher auch fast allein in den
Eapellen des Papstes, des Kaisers, des Eonigs von Frankreich und
anderer Fiirsten angenommen werden. Eine besondere Vorschrift der-
selben geht dahin, der Singer soli den Sate, den der Eomponist als
w oantus simplex" betrachtet, durch Eolorieren zum: „cantus elegant
umstellen. (VgL die Beispiele dazu im Ambros EI, 137.)
Ungleich bedeutender als dies Compendium ist aber nun das
zweite Werk seines Niirnbeiger Aufenthaltes, die :
Adrian petit Coclicue.
19
Musica reservata, | Consolationes 1 piae ex Psaimis Davidicis |
ornatae suavissimis concentibus | Mvsicis a peritissimo Musico |
Adriano Petit Coclico, | Discipulo Josquini de Pratis : | TENOR,
Cantionvm quatuor vocum | Norimbergae in officina Joannis Montani
el Vlrioi Neiberi. MJD.LU
(Vorhanden: E5nigl. Bibl. Mttochen, Gymnasialbibl. Hailbronn.)
Das Werk enth&it zunachst in der Diskantstimme eine Widmung
des Magisteis Ooco, in 4 Distichen, „Jur© unum Coclico nomen
Germania jactat" : and in der Bassftimme eine von Joannes StwmeMm
mit dem merkwttrdigen Anfange : „Scargo, Gfodinfluo, Guinguerlo,
qnoque Coclico parvus" in 6 Distichen. Sodann folgt die lateinische,
undatierte Vorrede des Verfasseis, mit der Dedikation an den Bat zu
Niirnbeig mit den schon oben benutzten Bemerkungen aus dem be-
w^gten Leben des Autors.
Das Werk selbst nun enth< 41 meist kurze Tons&tze zu 4 Stimmen
samtlich auf lateinische Texte. So bunt, wechselhaft und regellos sein
Leben, so auch sein Eunsterzeugnis. Schon der Titel giebt nicht
ein ganz richtiges Bild von der Wiiil der Texte; denn wenn auch
31 Stick aus dem Psalter entlehnt sind, so hat er doch auch aus
der Genesis, dem Buch der K5nige, dem Evangelium Johannis und
Matthaus seine Worte genommen, ja sogar eine Stelle Ovufs (de
Ponto IV. Eleg. 3), sodann auch ein eigenes auf seine Lebenslage
beztigliche8 l&ngeres Gedicht in 11 Distichen (Nr. 24) verwendet, und
seltsamerweise auch eine katholische Antiphon (Nr. XVII) und einen
Hymnus (Nr. XXVIII) zu Grunde gelegt Ftir Nr. 2, 11, 26 und
27 ist der Ursprung des Textes nicht nachweisbar, wenigstens nicht
in der lateinischen Bibelconcordanz von 1546, nicht in DcmieV*
Thesaurus hymnologicus, endlich auch nicht in Baumker's kath.
Eirchenliede. Unter Nr. 31 findet sich auch die Nummer: „Vigilate
et orate" : (Matth. cap. 24 v. 42) die er fir besonders gelungen ge-
halten zu haben scheint, und deshalb seinem Bittgesuche um eine
Profe8sur an dem neu 1543 gegrtindeten Padagogium in Stettin an
den Markgrafen Albrecht von Brandenburg vom 4. Juli 1547 bei-
legte, die der Herausgeber des Aktensttickes Budolf Schwartz nicht
hat auftreiben kdnnen.
In der Verwertung des eigenilichen Tonmaterials herrscht die-
selbe IJngebundenheit der Behandlung. Gleich seinem gro&en Lehrer
Josquin setzt er sich kiihn ttber Begeln und Vorschriften hinweg, die
nicht bios zu seiner Zeit t sondem noch lange nachher als unum-
8t5Mch anerkannt mid gelehrt wurden, so unter andern tiber das
2*
20
Adrian petit Coclicms.
Verbot der gro&en Sexte and zwar nicht bios aufw&rts, sondern
aach abw&rts. Eine ahnliche Oleicbgiltigkeit zeigt er auch in Bezog
auf Quint- und Oktavparallelen, rind zwar nicht bios scheinbare,
sondern thatsScbliche, d. h. in Form von Grundton und Quinte, gleich-
viel auoh ob auf ieichten unbetonten Nebennoten oder auf schweren,
auf dem guten Taktteile stohenden Noten. Auch in der rhythmischen
Gliederung zeigt er groise Freiheiten, wie z. B. in Nr. 29 Takt 30
bis 35 Alt und Bass in Triolenbewegung mit einander gehen, wfthrend
der Tenor und Diskant die 4 / t Einteilung festhalten :
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Ganz fthnlich ist auch eine Stelle in Nr. 26 formuliert, wo auf
die Triolenbewegung im Bass eine Viertelgliederung im Diskant und
Alt gestellt ist, wahrend der Tenor den Cantus firmus in Semibreves
m ) zum Austrag bringt. Am gewagtesten in dieser Beziehung
muss freilich eine Gruppierung in Nr. 21 bezeichnet werden, die
allerdings den Verdacht eines Druekfehlers nicht ganz auszuschlie&en
scbeint, weswegen sie hier eine Stelle finden m5ge. Die ratselhafte
Tonverbindung durch andere SchlQssel, andere Notengliederung kl&ren
zu wollen hat mir nicht gelingen wollen.
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Adrian petit Coclicus.
21
In der Textunterlage y auf die er in seinem Compendium die
grd&te Soxgfalt gelegt wissen will, verleitet ihn der Wortausdruck
zu besondern EigentUmlichkeiten. Rticksichtslos trennt or bisweilen
die verechiedenen Silben eines Wortes durch Pausen, und zwar mitten
in der Zeile, nicht wie es frtther nur bei der Schlusssilbe des letzten
Wortes gestattet war, so z. B. Isaac in seinem schonen 6stimmigen
Tonsatz za : Christ ist erstanden : die einzelnen Silben von : „eleison w
zauberiscb verhallen Utet So formuliert Coclicus in Nr. 32 das
Wort: spiritnm : mitten in der Zeile, dass er alle vier Stimmen gleich-
zeitig nach je einer Minimapause die drei Silben : „spi-ri-tum", oder
in Nr. 11 das Wort „respiro u in drei durch Pausen getrennten Drei-
klfingen zur Aussprache bringen lisst, um das beabsichtigte Schluchzen
m versinnlichen. Die Nr. 9 scheint geradezu auf diesen Kunsteffekt
berechnet zu sein, wie die oft wiederkehrenden Silbenbrechungen
bei den Worten : a ge | mi-tu cordis mei: anzudeuten scheinen, um
das Oestihn des geangstigten Herzens drastisch auszudriicken. Diese
Tonmalerei im einzelnen, nebst dem Sngstlichen Bestreben, jeder
Silbe, jedem Worte einen besondern Ausdruck zu geben, ist auch der
haupts&chlichste Qrund, warum ihm die klassische Formbildung der
so tiberau8 schon geschwungenen melodischen Tonreihe seines Lehrers
Josquin nicht im entferntesten gelingen will. Dies ist am deutlichsten
an dem Psalme 30: „In te Domine speravi" zu erkennen, den beide,
Josquin sowohl wie sein Sch tiler Coclicus als eine Art Konkurrenz-
arbeit mehrstimmig gesetzt haben, der eine in einem sechsstimmigen,
der andere in einem vierstimmigen Satze. [vgl. Nr. 32 dieser Samm-
lung.] SchQn der ganze Plan und Aufbau Josquin's zeugt von ttber-
w<igender M&chtigkeit der Tonreihen, in der ihn keiner seiner Zeit-
nnd Kunstgenoesen nur annahemd erreicht, geschweige denn wohl
gar ftbertroffen hat Schon Luther, von der gewaltigen Sprache dieses
Meisters michtig ergrifiFen, brach nach dem AnhSren einer Motette von
Josquin — die Vermutung, dass es eben vorliegendes Stick gewesen
sei, da es sich im Handexemplar Luthers von 1530 befindet, liegt
nngemein nahe — unwillkfirlich in die hochst charakteristischen
Worte aus: josquin ist derNoten Meister, die haben's machen mtissen,
wie er wollt, die andem Sangmeister mtissen's machen, wie die Noten
wollen." So teilt Josquin hier das ganze Stimmmaterial in zwei
gleiche Qruppen, Hbergiebt den drei Oberstimmen das kostliche un-
aufhaltsam aufwarts dringend© Motiv zur Einfiihrung, denen sich
vom vierten Takte an die tiefern Unterstimmen anschlieJsen. Damit
nicht genug; im zweiten Teile: „Quoniam fortitudo" beginnen die
28-
Adrian petit Ooolicns.
drei Oberstimmen zwar ebenfidls wieder die tbematisehe Einffthrung,
jedoch in der Gkgenbewegung, denmach nicht aufwarts, sondem mb-
w&rts in alien Stimmen, so da» beide Teiie zwar in innigster Ver-
wandt8chaft zu einander bleiben, aber ein g&nzlich ver&ndertes Biid
aofweisen.
Prima pars.
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Weder ein so tief angelegter Plan, noch eine derartige mit ver-
sehwenderischer Pracbt aufgebaute melodische Tonreihe, lassen sich
in dem ganzen Werke seines Schtilers Coclicus nachweisen. Solch
hohe Kunstmittei stehen ihm nicht zu Gebote. Er mass sich mit
geringeren begniigen und auf minderwertige beechrtaken. Am wenig-
sten vollends kann sich mit diesem reichen Kunstgebilde das (Jegen-
stfick zu demselben Psalm 30: „In te Domine speravi" messen, das
er ate Nr. 32 seiner Sammlung eiuverleibte. Zwar gehdrt es dem
Umfange nach zu der grofsten der Sammlung (104 Takte), aber bei
weitem nicht zu den bedeutendsten in Bezug auf Bildung, Oliederung
und Verarbeitung der Tonreihen, die aber gerade als Orundlage bei
Beurteilung des litem Tonsatzes angesehen werden mtissen, an denen
die Meisterschaft des Kdnstlers sich eben vorzugsweise am besten er-
kenuen ifisst
Unter seinen Kunstmitteln steht in ereter linie die enge Imi-
tation einzeiner kleiner Motive, die er allerdings meisterhaft zusammen-
zu8tellen und zu verwerten weifs, wie unter andern folgende Stall*
Adrian petit Coolicne. 28
bewem% die mehnnals in Nr. 7, 12 und 34 ganz gleich oder fihnlioh
wiederkehrt:
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Bisweilen greift er auch ein kleines thematisches Imitationsspiel
mit der sogenannten „Cambzata" auf, wie in Nr. 22 bei folgender Stelle:
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Dies ist zagleich eine jener fraglichon Steiien, bei der es nicht
klar ist, ob Coclicus mehr die melodische Tonreihe der einzelnen
Stimme oder den akkordlichen Zusammenklang hat ins Auge gefasst
wissen wollen. Ist ersteres der Fall, so wird die Formulierung mit
dem b rotundutn nicht statt haben diirfen wegen der Fortschreitung
im Tenor von e nach b. Ohne b rotundnm ergiebt der Tonsatz den
Tritonus [h D F] in ereter Lage, wie ihn Coclicus freilich bisweilen
verwertet, wenngleich ihn die Lehre unausgesetzt bestritt. Eine ganz
gleiche ebenfells durch thematische Weiterfiihrung des Themas ent-
standene Zusammenstellung, bei der sich die Frage ob mit b rotun-
dnm oder ohne dasselbe zu konstruieren in erhohtem Mafse auf-
dr&ngt, befindet sich in Nr. 33, wo die Imitation des Motive zu fol-
gender Tonverschlingung gefuhrt hat:
24
Adrian petit Coclioug.
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& & *s '
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Welch Gesciick er ia der Verwendung ganz kurzer, hdchst ein-
facher Motive besaJs, die sich nur wenig von einander unterscheiden,
m5gen folgende zehn Themata darthun, die er zur thematischen Mn-
fiihrung der vier Stimmen benutzte:
m Nr. 2. Redenti cordis: . ~ - 1
zu Nr. 3. Lucerna. ....
2C
zn Nr. 4. Apud Dominum . .
(gleich auch mit Nr. 39).
zu Nr. 6 Ne projicias ....
zn Nr. 8. Educes .....
zu Nr. 10. Castigans: .... o m
zu Nr. 12. Nolite
zu Nr. 13. Dominus . . «
zu Nr. 14. Non salvatur . . .
zu Nr. 39. Non auferetur
Adrian petit Coclicns.
26
Aber er versteht auch voller in die Saiten zu greifen und die
Stimmen oicbt in langsamen gemessenen Eintritten, sondern in schneller
Folge zusammenzubringen. Als ein Beispiel solch lebhafter Ent-
wickelung ist namentlich Nr. 5: „Cum ceciderit", anzufiihren, wo nicht
nur die Stimmen Schlag urn 3chlag zur Einfihraog gelangen, son-
dern auch in der engen Imitation mit einander wetteifern :
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Od .
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Um zum Schluss nun das Bild des Haines aucb nach seiner
kiinstlerischen Leistungskraft zn vervollstandigen, habe ich einen Ton-
satz aus dieser Sammlung ausgew&hlt, der nicht etwa mit besonderen
harmoDischen oder kontrapunktischen Eigentumlichkeiten schwer be-
lastet ist, sondern sich im Gegenteil durch bobe Einfachheit, stro-
phische Gliederung, klare Harmoniefuhrung vor alien anderen aus-
zeichnet, und dem protestantischen Choralsatze nota contra notam
dieser Zeit unbedingt am n&chsten steht Es ist dieselbe Nummer,
die er wohl selbst unstreitig fur seine beste Arbeit gehalten haben
muss, da er sie seinem Bewerbungsschreiben um die Professor am
Stettiner P&dagogium vom 4. Juli 1547 beigefiigt hat, n&mlich die
Nummer 31 seiner Sammlung: „Vigilate et orate u , die der Heraus-
geber des Aktensttickes Rudolph Schwartz leider nicht beizubringen
vermochte. Eine einzige Stelle darin bleibt zweifelhaft, wo Diskant
und Bass in Oktaveuparallelen mit einander fortschreiten. Da sie
sich wiederholt, ist der Verdacht eines Druckfehlers wohl ausgeschlossen.
Auch "dttrfte sie jedem Versuche einer etwaigen Verbesserung von
vornherein spotten, da die eigenttimliche Stimmenftihrung zu eng mit
der Anlage verwachsen ist. Im Iibrigen kann der Satz wohl als
Musterbeispiel fiir die einfache Schreibweise nota contra notam an-
gesehen werden, wie deren um die Mitte des 16. Jahrhunderts nicht
eben viele von solcher Schdnheit an die Seite gestellt werden k5nnten.
Wenn ich so dem Sammelwerke des geistreichen Tonsetzers, dem
26
Adrian petit Coclicus.
einzigen, das er una Mnteriassen, itch 8©iaen Vorfigwi nnd Schwfcchen
gerecht zu werden versucht habe, wird m nStig gem, ©In Gesamt-
urteil fiber dessen fhl%Mt im allgemeinen mit wenig Worten bei-
zufQgen. Im hohen erhabenen Eunststile erreicht Codicils die
Hdhe seines gewaltigen Lehrers Joaquin in keiner Weise und ein
Stick, wie dessen gioibartiger FBalm: „De profandis" zu sechs Stunmen
uberragt alles, was s&mtliche Zeitgenossen Josquin's urn diese Zeit
geschrieben haben. Dagegen hat die kleine ge&llige Eomposition im
Eleinmeisters zur damaligen Zeit nicht leicht einen wilrdigeren Ver>
treter als unseren Meister gefiinden. Darum auch die vielen Freunde
und GK>nner, die der begabte Mistier trotz seiner Leichtfertigkait
ttberaU, wohin er kam: in Italien, Frankreich, England, Deutschland
fand. Is darf daher nicht als besondere Lobhudelei aufgefasst werden,
wenn die Umschrift fiber seinem Portr&t besagte:
Denn du siegst tiberall durch Stifee und Eunst deiner Stimme,
Philomele sogar singt nicht bessern Ton!
CocUcus, Vigilate et orate:
Husica reservata etc. 1552. Nr. 31, vom 4. Juli, 1547.
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Adrian petit OooHcub.
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qui-a ne • sci - tis qui-a ne - soi - tis di - em ne-
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qui-a ne - sci • tis qni-a ne - sci - tis di - em ne-
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qne ho - ram, qua fi - li - us ho - mi - nis
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Adrian petit Ooclicut.
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qai-a ne - sei • tis qai-a ne - soi - tis di • em ne • - que
qni-a ne - soi - tes qai-a ne - soi • tis it - em ne - - qae
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ho - run, qua 1 - li - ms ho - mi - nis
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ho - ram, qaa 1 - H - ms ho - mi - nis
ho - rum, qaa i - li - us ho - mi - nis ve
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ho - rum, qua I - M - me ho - mi - mis ... ve
. ve - ni - et qai-a me - sei - tis
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m - et qui-a ne - soi - tis
di-em ne*
- ni - et qua fi-li-usho-mi-nis ve - ni-
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- ni ^ et qui-a ne - soi - tis
di-em ne-
Bine alte Sapphisohe Melodie.
2'9
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que ho - mm, qm fi - li - ns ho • mi • nii ve - ni - et
3
que ho - rum, qua 1-1 - us ho - mi - sis ye - ni - et
et
\ ■ — a>-
que ho - iam, qua fi • li - ns ho • mi - nis ye - ni - et
Mie tit© Sap f ilsel© Melodie.
Dr. Paul Eickhoff hat in der kleinen 8chrift: „Der Horaziscbe
Doppelbau der Sapphischen Strophe" (1895. Selbstverlag. Wandsbeck)
die merkwiirdige Thatsache ans Iicht gezogen, dass Horaz in den
3 ersten Bttchern seiner Oden der Sapphischen Strophe einen Doppel-
bau giebt, indem neben der metrischen Versmessung nach L&ngen
and EHrzen ein rhythmischer Ban nach den Wortaccenten geht:
rhythmisch: / / / \ / / / \
Jim satis terms mwm atqme dirt©
metriseh: — H~* — |— ^^| — —
£r schleJM daraus, dass Horaz Mr seine Sapphische Strophe
much zwei yerschiedene Melodieen gebraucht haben mtisse, die eine
nach dem antiken Metrum der Verszeilen, die andere nach ihrem
Wortrhythmus gebaut. Die lateinischen Hymnendichter des frttheren
MitteMtera haben sich, wie Eickhoff weiter nachweist, diesem eigen-
tumliehen zugleich nach Metrum und Wortaccent gestalteten Bau der
Sapphischen Strophe angeschlossen, w&hrend die Humanisten sp&ter
den Bau nach Wortaccenten bald wieder fallen liefsen, bald auch
ihrerseits beibehielten. Seit dem 16. Jahrhundert indem sich nun
wirklich 2 verschiedene Artel von Melodieen fur die Oden, Hymnen
und Iieder Sapphischen Baues. Mb urn den Anfang des 16. Jahrh.
IHtonkUi vermutlich von Kowrad CeUis dazu angewgt, auf den Ge-
danken kam, die Horazischen Oden in Musik zu setzen, baute er
30
lint alte Sapphisohe Melodie.
seine Melodieen rieMchtelos Mich dem antiken Metrum, so wie man
m damals Teratoid, indem mini einfach jede Ling© zu 2 Kflnen
reebnete. Er schrieb also:
eg? *
Jam sa - tis tar - rii ni - vis at - que di - xae u. s. w.
und darin folgten ihm Senfl und alle andern in orthodoxer Recht-
glaubigkeit an das antike Metrum, obgleich dabei musikalisch that-
sfichlich unrhythmische Reihen herauskamen. Bekanntlich sind nun
einige dieser Odenmelodieen in den evangelischen Eirchengesang
UbergegaDgen und auch hier wirklich anfangs in ihrer rhythmischen
Unform gesungen worden. So sang man z. B. das bertihmte, wahr-
scheinlich von Oeorg Thym gedichtete Gebet in Sapphischer Strophe
„Aufer immen8am u , die sog. kleine Litanei im Eingang des Haupt-
gottesdienstes auf folgende metrische Melodie (s. Zahn, Melodieen d.
deutsch. evang. Kirchenliedes, Nr. 967):
4 J j * J i J J J «l J j P^
Au - for im - men-sam, dens, an - fer i - ram. u. i. w.
Man stellte aber dann bald dergleiohen metrisch gemessene
Notenreihen musikalisch richtig, wozu z. B. gerade bei dem Sapph.
Metrum eine geringe rbytbmische Andernng geniigt. So findet sich
z. B. in Schein'B Cantional von 1627 eine Melodie zu Melanchthon's
Sapphischem Hymnus : Dieimus grates, die zwar metrisch gebaut aber
gleich musikalisch berichtigt ist (Zahn, Nr. 974). Sie beginnt:
Bi - ei - milt gra - tee ti - bi, famine pb - rum m» •. w.
Der Wortaccent freilich wird auch hier, wie bei jeder dieser
metrisch gebauten Melodieen auf grausame Weise mifehandelt
Ganz anders in den Melodieen, welche nach dem 2. Schema
des Horaz'schen Boppelbaues gebildet sind: natiirlich, denn das Schema
beruht ja eben auf dem Wortaccent Is ist musikalisch eben so
korrekt wie schon bewegt und l&sst sich melodisch, selbstverst&ndlich
in unbeschrankter Mannigfaltigkeit ausflillen und ausfdhren:
c -j j j i j j i / j ) j i j j
Jam-sa - tis ter - ria ni - vis at que di - rae.
Eine alte Sapphische Melodie.
31
Melodieen dieses Banes begegnen gleichzeitig mit jenen anderen im
evang. Kirchengesange des 16. Jahrhunderts und zwar mehrfach aus-
drucklich als Sapphische Melodieen bezeichnet Zu dem Aufer
immensain findet sich in Schein's eben erwahnten Cantional eine
solche, wohl von Schein selbst heiruhrende rhythm. Melodie (Zahn 5
Nr. 970):
Am - far im - men-sain, de - n§ am - fer i - mm m. s. w.
Eine deutsche tfbersetzung dieses Hymnus lt Herr deinen Zorn"
ward von Oriiger mit einer rhythmischen Melodie versehen (Zahn,
Nr. 996), m der dann wieder Paul Oerhardt sein Lied, „Lobet den
Herren" dichtete:
Aufer imm.: Herr, dei-nen Zorn wend ab von nns in Gna-den
P. Gerhardt: Lo - bet den Her - ren, al-le die ihn eh - mm n. 6. w.
Auch herzliebster Jesu und seine schone Crtiger'sche Melodie
tragen dieeen Sapphischen Bhythmns (Zahn, Nr. 983):
3
Herzliebster Je - su, was hast du ver-bro-chen n,i.w.;4.ZL: bist da ge • ra - ten.
Ohne Zweifel wire es von Interesse, zu erfahren, wie friihe sich
Melodieen dieses sapphisch -rhythmischen Baues nachweisen lassen.
In der Hat sdmnt ©me solche Melodie in frflhe Zeit zurttckzuweisen.
In seinem Essai sur la Musique ancienne et moderne Vol. I,
S. 43 und Vol. II, S. 127 teilt n&mlich de la Barde als Probe
antiker griechischer Musik, wie er etwas phantasiereich meint, eine
Melodie mit, von der er sagt: es scheme gewiss, dass Horaz manche
seiner Oden auf griechische Melodieen gedichtet habe. Sachkenner
h&tten ihm versichert: qu' il nous en restent quelques una, dont on
se sort encore pour nos hymnes, et entr' autres un, qui a 6t6 fait dm
terns de Sapho, et sur lequel Horace parodia plusieurs de ses odes.
On Pa adopts depuis pour chanter Phymne „Ut queant laxisH appe!6
rhymne de S. Jean. Also die berfihmte Hymne des Paulus Diaconus,
die in der kathoL Kirche noch heute in der Vesper des 24. Juni ge-
32
Bine alte Sapphische Melodic.
8ungen wird. Forkel teilt in seiner AUg. Musikgesch. I, S. 265 die
Melodie aus de la Borde mit*) Si© lautet :
3
Ut que -ant b - xis re-so-na-re 1- bris mi-ra go-
4r
ato - rmm fa - ma- M - ta - o - rum ml - ve pol - la - ti
la - bi - i re - a - ta, sancte Jo - han - nes.
Das ist ateo eine Melodie eben jenes rhythmisch nach Accentee
gebauten Sapphischen Mafees. Sie findet sich nun, wie ich zunachst
bemerken will, im 16. Jahrhundert wirklich schon vor. TriUer
n&mlich giebt sie, fast gleichlautend mit obiger Form, in seinem Qe-
sangbuch („Singebuchlein w ) von 1555 za dem Iiede „Wir wollen
singen bent vor alien Bingen u und bezeichnet sie als die „Noten
Anna coelestis". Er fand sie also jedenfalls im kirchlicben Oebrauche
fiir einen Hymnus aaf die hL Anna vor. Bass aber dies nicht die
urspriinglicbe Melodie zn Ut queant laxis ist, das ergiebt sich schon
aus dem Umstande, dass ihr das in der Musikgeschichte durch die
Solmisationssylben so bertihmt gewordene Ut re mi fa sol la fehlt
Biese ecbte Melodie findet man in ihrer heutigen gregorianischen
Gestalt im rom. Antiphonar zum f est Johannis des Taufers (24. Juni)
in prirais vesperis. Trotzdem aber ist unsere Melodie eben&lls alt,
denn eben da wird auch sie in gregorianischer Form gegeben, weil
sie an manchen Orten statt der andern Melodie fur den Johannes-
hymnus gebrauchlich sei. Leider liegt mir keine Uter© Aufzeichnung
der Melodie vor (die evangel. Cantionale's des 16. Jahrh. haben sie
meines Wissens nicht). Aber auch in der Gestalt des heutigen
romischen Antiphonars, die bekanntlich auf der durch das Tridentinum
angeordneten Eedaktion der Ritualgesange beruht, stellt sie sich als
die gregorianische Form der obigen mensurierten Melodie dar:
Ut queant la-xia m-m-mrm n-bris mi-ra ge-ato-rnm fc-ma-li ta-o-ran,
* Eine Abschrift aus de la Borde danke ich Herrn Prof. Oakar Fleischer
in Berlin. Die von de la Borde eingeaetzten Kreuze lasse ich, Ms auf das be-
rechtigte letzte fort, weil sie der Dorischen Tonart der Melodie widerspreohen.
Mitteilungen.
33
fan
sol
¥© pol-lu- ti la - bi - i - re - a - turn, sancte Jo - han - nes.
f ttr die des gregorianischen Gesanges nicht Kundigen bemerke
ich, dass hier die Notenstriche mit der L&nge oder Ktirze der Noten
nichts zu thun haben. Fur den Vortrag der Melodie ist abgesehen
von den fiir den Gesang der Neumen eigenttimlichen musikalischen
Regeln der Text mafsgebend. Siigt man nun hier die Worte Ut
queant nach ibren Accenten und dem darauf beruhenden Rhythmus,
dann ergiebt sich eben ganz von selbst unsere obige Sapphische
Melodie.
Man kanh natiirlich auch die Hauptmelodie des Hymnus ebenso
nach den Wortaccenten singen. Da es vielleicht manchen Leser in-
teressieren wird, das beriihmte Ut re mi an seinem Platz zu sehen,
will ich si© so mensuriert hersetzen :
Ut quo-ami la - xis re - so-na-re i - bris Hi
ra ge-
f-h-z rr
eto - ram fa - ma - li tu - o - ram, sol - ve pol-
r r\rt
3?E
lu - ti la - bi - i - re - a - turn, sano - te Jo - han -nes.
II* v. Liliencrom
Mlttelmigei.
• Die PurceU - Gesdlschaft in London gab 1893 PurcelV* Twelve Sonatas
of three parts von 1683 in Part, mit ausgesetztem Generalbass von J. A. Fuller
MaiUand heraas. London, Novello, Ewer & Co. Die Sonaten sind fir
2 Violinen, einen Bass (Gambe oder Violoncell) and den Be. geschrieben.
Die Form ist vorwiegend die der Fage, grofstenteils im strengen Stile, oft
in Doppel- und Trippelfuge mit grofser Gewandtheit hingeworfen. In einem
Satze bringt er das Them a in der Engfiihrnng zu gleicher Zeit in drei ver-
schiedenen Werten and hat seine Freude daran die Stimmen mit einander zu
vertauschen. Man kOnnte Pnrcell den englischen Bach nennen. Seine Motive
Nonfttelk f. NvslkftMli. Jahrgang XXTY. No. 1. 3
34
Mitteflnngen.
sind charakteristisch nnd gr&fetenteils smell melodisch. Wo in letztere feHt,
wird der Fugensatz trocken and langw«ilig. Die Sonatea sind state »is
mehreren Satzen zusammengeftlgt, die sich in willkurlicher Weise in den ver-
schiedensten Tempi zusammensetzen. Z. B. Maestoso, Vivace, Adagio, Presto,
Largo, Schlusssatz. Die langsamen Sfttze aind im einfacben Kontrapunkte ge-
echrieben, gravitatisch and schwerwiegend, dabei melodito and ein Motiv fest-
baltend. Oder: Andante, Largo, Presto, ein knrzes Adagio, dem ein Vivace
folgt, den Schluss bildet ein Allegro im leicbten f /§ Takt nnd strengen Fugen-
•til mit alien Kunstmitteln gescbrieben, dabei fliegt der Site leicbt nnd grazios
dabin (Seite 15 der Part.). Die Tonart bleibt in einer Sonate stets dieselbe,
die eine stebt in Bdar, die n&cbste in Dmoll, eine aadere in Fd. u. so fort
Die Tonalitftt ist die moderne Dur- nnd Molltonleiter in vOlliger Vollendung.
— Die englisohen Herausgeber alterer Musikwerke sobeinen sicb m scbenen
an Drnck- oder Scbreibfehler des Originals die bessernde Hand zn legen. Wer
sicb so eingebend mit einem Werke bescbaftigt bat, m kopiert, geprftft, den
Generalbass ansgesetzt, der ist docb for alien bereobtigt, sogar verpfiicbtet
Febler zu verbessern. Das Original kann ja immerhin darch irgend eine Be-
merkung gewahrt bleiben, damit jeder selbst prufen kann. So steben S. 4
Mi 5 im Adagio sebr bedenkliche unschOne Noten, die jedenfalls Drackfebler
sind. Die leicbteste and sicherste Verbesserang gesobiebt stets darch Ver-
gleicbang von aaalogen Stellen, oder Wiederholungen. So ware S. 4, Z. 3,
T. 3 letztes Viertel, 1. Violine es. es | es a in es. es | e a za verbessenL Der-
selbe cbromatische Schritt kommt S. 5, T. 3, 2. Violine tot. Ferner S. 5,
Takt 4, 1. Viertel wfirdo icb unbedingt g setzen, oder nocb besser die 1. Violine
gleicb mit g statt f einsetzen lassen. Im ttbrigen bat sicb der Heraasgeber
aus der beikelen Aafgabe den Generalbass aaszasetzen in den moisten Fallen
mit grofsem Gescbicke gezogen and wo er nicbts za sagen wasste, hat er kl&g-
lich geschwiegen. Die Bezifferung ist nur mager, docb dort wo sie vorkommt,
hatte Herr Maitland genaaer sein mussen. Wenn die Pablikationen der
Purcell - Gesellscbaft nicbt so tener wareo, 21 M der Band, so wird© ich jedem
Mosikbistoriker diese Sonaten zor Anschaffung empfeblen. Das mir vorliegende
Exemplar ist aacb nar geborgt.
♦ Karl Nef ans St. Gallon. (Dissertation) Die Collegia mnsica in der
deatscben reformierten Schweiz von ibrer Entstebang bis zum Beginn des
19. Jbs. Mit einer Einleitang uber den reformierten Kirchengesang and die
Pflege der Profanmasik in der Schweiz in den fruhern Zeiten ... St. .Gallen
1896, Zollikofer. 8°. VIII a. 161 S. Eine sehr interessante Scbrift aof Doku-
mente gestatzt. Die Einleitang bescbaftigt sicb mit der Thatsache, dass die
Goadimer8cben vierstimmigen Psalmen in den reformierten Gemeinden den
einzigen Gesangsstoff gebildet haben, and dass es Gemeinden gab, die mit
wunderbarer Sicberbeit den vierstimmigen Gesang zu GehOr bracbten. Die
weltlicbe Mnsik warde dagegen von den Braderschaften (SpieUeaten) gepflegt,
die sicb bis ins 14 Jh. hinein verfolgen lassen. 1613 warde in Zurich das erste
Collegium masicam in der Schweiz gegrfindet. Der Verfasser geht sebr aus-
fuhrlicb anf diese Masikgesellschaft ein und aaf die sich daselbst bildenden
neaen Gesellscbaften , denen dann die ubrigen schweizerischen Stadte, die
weniger reicbes Material liefern, folgen. Noch sei erwahnt, dass die Befonmmticm
durch Zwingli den Gesang and die Orgeln jabrzebntelang aus der Kirche
Mitteilungen.
88
rerbannte mud erst gani nach und nach sich der Getang wieder einschbch,
bis er sich uberall Bahn gebroohen batte. Die Scbrift bietet historisch and
biographisch reichen Stoff.
* Mam Kennedy : Die Zither in der Vergangenheit, Gegenwart and Zu-
knmft. Bine bistoriscb • kritische Studie fiber das Instrument and seine rausi-
kalischen Verh<nisse von . . . Mit Federzeicbnungen. T6lz 1896, F. Fiedler.
8°. 207 S. Pr. 2,40 M. Die Einleitung, Vorgeschicbte der Zither, bietet
mancbe nicht allbekannte bistorische Thatsache, die der Verfasser unit Beweisen
an belegen sucbt. Wenn sich derselbe dabei eines weniger borschikosen Stils
bed lent hatte, wurde seine Beweisfahrung nicbt den Eindrack eines Spafi-
machers hervorrufen and seinen Grilnden mebr Gewicht geben. Der Verfasser
l&sst die moderne Zither von dem alten Volksinstrument, dem sogenannten
Scheitholt abstaramen, ein langgestrecktes schmales Instrument mit Wirbelkasten
und 3 Saiten bezogen. So bildet es Praetorias Tafel 21 ab and beschreibt es
S. 57 (67). Virdung and Agricola haben es keiner Erwahnung fir wert ge-
halten. Es hat mit dem Monocbord die grdtste Ahnlichkeit. Der Verfasser
giebt nun 6 Abbildungen nebst Beschreibung, in denen er die nach and nach
fortschreitende Ver vollkom m nung zeigt, bis sie die heutige Form erlangt hat
Wir erfahren ferner die versohiedenen Stimmungen, ihren Seitenbezag und ge-
langen £L 23 rar moderxien Zither. Dem baurischen Zitherspieler Johann
Fetzmayer, 1803 geb., der sogar von Ffirsten ausgezeichnet wurde, wird ein
breiter Raum gewidmet und ihm das Verdienst zugeschrieben, dass hauptsach-
lich daroh ihm das Instrument so in Aufnahme gekommen ist. Das Folgende
beschaftigt sich mit dom Ban der Zither, der verscbiedenen Schulen und ihrer Ver-
treter. Wenn es auch nur ein verachtetes Instrument ist, so zeichnet sich die
Scbrift dadurcb aus t dass sie alles zusammenfasst, was uberhaupt fiber dieselbe
zu sagen ist, selbst der Literatur, ihrer Verfasser und Verleger wird umstand-
licb gedacbt.
* Eduard Hanslick. A us dem Concert -Saal. Kritiken und Schilderungen
aus 20 Jabren des Wiener Musiklebens 1848—1868. Nebst einem Anhange:
Mosikalische Reisebriefe aus England, Frankreich und der Schweiz von . . .
2. durchgesehene and verbesserte Auflage. Wien u. Lpz. 1897 W. Braumfiller.
Pr. 8 M, XVI m. 604 S. Dass H. ein vortrefflicher Feuilletonist ist, wird
niemand bestreiten, ebenso dass er ein guter asthetisch und kritisch veranlagter
Mosiker ist. Betrachtet man diese alten aus Zeitungen gezogenen Konzert-
bcrichte fiber Virtaosen, Sanger, . Orohester- and Gesangvereine vom historiscben
Standpunkte, so sind sie eine sehr willkommene Gabe fur denjenigen, der sioh
biographisch oder kulturhistorisch beschaftigt, denn sie geben nicht nur ein
Bild der Zeit, sondern auch der mebr oder weniger hervorragenden K&nstler
and ihrer Leistungen. Sie greifen in eine Zeit zuruok , die der heutigen
Generation zum grCfsten Teil ein unbekanntes Feld ist und fur diejenigen,
welche die Perir de mit erlebt haben, bieten die fEritiken eine anregende Auf-
friscbang alter Erinnerungen. Die neudeuteche Schule ist dem Herrn Ver-
fasser nur ein Gegenstand von Verirrungen, und dass er beute noch dieselbe
Ansicht hegt t beweist die Aufnahme alter Glaubensbekenntnisse, die uns beute
recbt wunderlich und engherzig ansohauen. Von Seite 528 ab beginnt der
Anhang, der den Verfasser von seiner brill antesten Erzablerseite zeigt.
* Mitteilungen der Musikalienhandlung Breitkopf S H&rtel in Leipzig,
36 Mitteilangen.
Brfissel, London, New York. 1896. Nr. 47. Aulser Anzeigen von neuen
Verlags-Artikeln, bringen sie das wohlgetroffene Portr&t Johannes Ev. Hubert,
des jfingst verstorbenen Meisters in der Kirohenmusik, ferner dm von Xaver
Scharwenka nebst einer launig geschriebenen Selbstbiographie, dann eine Bio-
graphic fiber Lina Ramann. An nenen musikhistorischen Unternehmungen
werden eine Gesamtausgabe von J. -Ph. Rameau'B Werken, ediert von C. Saint-
Saens and das Ersoheinen des Colmarer IAederbuches von Paul Range an-
gezeigt. Uber letzteres werden die Monatsh. nftchstens bericbten.
* Herr . R. Hoffmann and Frl. Lucky veranstalteten in dieser Saison
3 huttoritche Konzerte. Sie tragen am ersten Abend Gesftnge aas Opern dee
XVII. and XVIII. Jahrhunderts, italienischen , deutscben and franzosischen
Ur8prangs vor. Wenn sie den Rahmen nicbt so grofs wahlten, and siob aal
eine bestimmte Entwickelaogspbase beschr&nkten, so warden ibre Dargebangen
von grSfserem Natzen far die Hftrer sein. Denn „die historiscben Konzerte"
haben nan einmal die Bestimmnng der Belebrong in erster Linie. Da diese
Sanger fiber ein ansebnlicbes Konnen verffigen, so sollten sie bedacbt sein, ibr
Programm mSglicbst sorgfaltig za gestalten , damit ibr Konnen aacb an einer
wfirdigen Aufgabe siob bethatige. Jedenfalls in Anbetracbt der nnerhOrten
Flat von Konzertveranstaltangen, die sicb darcbweg aaf den aasgetretenen Bahnen
der fiblichen Mosikmacherei bewegen , ist jeder Versnch aacb einmal aelten
geh&rte Werke za reprodazieren, lobend za erwfthnen. Dr. H. Goldschmidt.
* Jakob Rosenthal, Antiqaar in Mfiuchen, Karlstr. 10. Eat. 7. Litter-
rarische Seltenheiten. Bibliothekwerke. Darunter auoh 42 Musikwerke zum
Teil der grSfsten Seltenheit, wie theoretiscbe Werke and Gesangswerke in
kompletten Stimmbfichern des 16. Jhs., Gerle's Laatenbacb von 1533. Es
scheint dasselbe Exemplar za sein , welches schon vor Jahren aaftrat. Das
erste Exemplar ohne Titel erwarb das british Museam. Ferner Gerbert's and
Coussemaker's Scriptores u. s. f.
* Dr. Emil Bohn's historische Konzerte fanden am 30. November and
14. Dez. ibre 65. and 66. Fortsetzang. Das erstere brachte Vokalkompositionen
von Job. Karl Gottfried Loewe and das letztere „Frische deatsche Lieder"
aas dem 16. and der ersten Hftlfte des 17. Jhs.
* Qaittang fiber gezahlte Jahresbeitrage fir die Monatshefte von den
Herren: Dr. Baumker, Dr. Dftrffel, Dr. Haberl, Dr. flaym, Prof. Jansen, Prof.
Eickhoff, Prof. Kade, Prof. Kostlin, Krans figlio, Prof. E. Krause, G. S. L. Lohr,
Georg Maske, Fr. v. Miltitz, Dr. W. Nagel, Cartius Nohl, G. Odenorantz,
Dr. K. Nef, A. Reinbrecht, E. J. Riehter, L. Riemann, Prof. Schell, Rick
Schumacher, Prof. H. Sommer, Barclay Squire, Pfarrer Unterkreater, Masikdir.
Vollhardt, f Dr. Waldner, K. Walter, Dr. Weckerling, E. v. Werra, Nord-Needer-
landsche Verein, Seminar in Zchoppau, Kgl. Univ.- u. Landesbibl. Strabburg,
Ffirstl. Bibl. Wernigerode. ■
Templin, den 29. Januar 1897. Rob. Eitner.
* Hierbei 1 Beilage: Katalog der Brieger Musikalien - Sammlung in der
Konigl. and Universitftts - Bibliothek za Breslaa, Bog. 9.
Venntwortlioher &ed*ktenr Robert Bltner, Tempi is (Uoktmuvk).
Druefc too Hitmins Beyer 4 SOhne in Langenealsa.
ffk
MUSIK- GESCHICHTE
herausgegeben rtJp y^z-—.
der Gesellsohaft fiir Mnsikforschuiig.
im. Janrs.
1897.
PreJi det Jmhrgmgm • Mk. Mon*tlieh erioheint
•fait Nqmrnir ▼on 1 Ml 1 Bogen. Intertlonsgsbttbren
ftte die Zeile Si PI
KoannlirfomTiriag
▼on Breitkopf A HIrtel in Lelpiig.
Beitellungen
nimmi jed© Buoh- nnd Mtuikhandlong •atgogtn.
Ifo. 3. 7
Mne Trlerer MederMmdselrfft ams ten 1ml© de§
16. Ms Anfang des 16. Jatotonderts.
Ein Manuskriptenkatalog der Trier'schen Stadtbiblioihek war bis-
her nur bandschriftlich in Trier, Berlin und Koblenz vorhanden; der-
selbe war im Laufe der ersten Halfte dieses Jahrhanderts von den
damaligen Bibliothekaren angefertigt worden. Es ist begreiflich, dass
to jener Zeit, in welcher die Bediirfnisse der einzelnen Forechungs-
zweige noch keineswegs so klar zutage getreten waren, bei der An-
fertigung des Kataloges manches Wichtige als unwichtig beiseite ge*-
lassen und Nebens&chliches mit dem Wichtigen verwechselt wurde.
Der jetzige Bibliothekar , Hr. Dr. Keuffer, hat sich der verdienst-
vollen Arbeit unterzogen , einen den heutigen Verh<nissen der
wiseenschaftlichen Forschung entsprechenden Katalog anzufertigen,
jedoch miter Beibehaltang der alten Katalogsnnmmem , da diese
schon in die Literatur tibergegangen sind. Von dieser Arbeit sind
im Verlanfe der letzten Jahre drei Fascikel im Verlage von Friedrich
Iintz hierselbst erschienen, welche nach den giinstigen Beorteilongen
berufener Autoritfiten darthun, dass Hr. Dr. Keufifer dieser schwierigen
Aufgabe gewachsen ist und dieselbe mit Sorgfalt und Gewissenhaftig-
keit lQsen wird. Das 1. Heft enth< Bibeltexte und Kommentare,
das 2. Kirchenv&ter, das 3. Predigten; das noch in diesem Jahre er-
scheinende 4. Heft wird Iiturgisches enthalten. Den in diese einzelnen
Abteilungen fallenden Hauptwerken sind jedoch vielfaeb kleinere
XonAtoh. f. Mnsikgetoh. Jahrgaag XXIX. No. 8. 4
38 Eine Trierer Liederhandachrift a. d. Ende d. 15. bis m Anf. dL 16. Jk
Werke anderer Disziplinen beigebunden, ja vielfach finden sich auf
einzelnen als Trennung zwischen den verschiedenen in solchen Sammel-
bSnden enthaltenen Abhandlungen eingefiigten Blattern Aufeeichnungen
der verschiedensten Art, die bei der alten Katalogisierong zu wenig
beriicksichtigt worden waren. So enth< Nr. 322 (cf. Beschreibendes
Yerzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier von Dr.
Max Keuffer, 3. Heft, Predigten, S. 140—141) eine Beihe kirchlicher
Iieder, ein-, zwei- und dreistixnmig; die meisten Texte sind lateinisch,
einige deatsch, z. B. Nu bidden wi den beiligen Geist, mil anderer
als der bekannten Melodie; Der spiegel der drifaltighet mit der be-
kannten Melodie, aber im dreiteiligen Takte; Christus ist erstanden
in der bekannten Melodie; Also heilig ist der dag. — Die Notation
ist die mensurierte Qoadratnotenschrif t ; die Mensurbezeichnung am
Anfange der Iieder fehlt; ScMttsseln sind c uni j, audi c and p.
Bei den mehrstimmigen Idedern ist jede Stimme fir sich, oft mehrere
Stticke von einander entfernt, notiert Der Text zeigt ein Gemisch
von niederl&ndischem und Moselanerdialekt Die zur Anwendung ge-
brachten Schltissei (bei einigen Iiedern fehlen sie) und die Sohreibart
des Textee lassen vermuten, dass der Schreiber verschiedenen Vor-
lagen die Gesange entnommen hat Auf die Schreibweise des Textes
mag auch der Ort der Entstehung dieser Handschrift von Eiiliss
gewesen sein. Sie stammt n&mlich aus Eberhards - Clausen , einem
noch jetzt sehr besuchten Wallfahrtsorte in der hiesigen Didzeee, in
der Nit© der Mosel gelegen. Dort bestand zu jener Zeit von der
Mitte des 15. Jahrhuiderts an ein Augustiiier Kloster der Wini»-
heimer - Congregation ; in das Kloster waren gegen den Anting des
16. Jahrhunderts schon viele Priester der Moseigegend eingetreten.
Diese Handschrift ist ein neuer Beweis, dass die Monche befliss^i
waren, ihren Gottesdienst recht feierlich zu gestalten, und die Ges&nge
ihren Wallfahrern mundgerecht zu machen. So hatten sie auch 1653
fir die Wallfahrer ein besonderes, ziemlich umfaogreiches Gesangbuch
drucken lassen. (cf. B&umker, Das kath. deutsche Eirchenlied, L 109.)
Auch eine Marienklage, von mir in den Monatsheften Jahrg. IX ver-
5ffentlicht, entstammt demselben Eloster.
Von einigen Iiedern folgt hier nur der Anfang; andere gebe ich
jedoch vollst&ndig mit kurzer Bemerkung.
1. Das lied Nr. 1, Also heilig, fiihrt P. Dreves in dem w Kirchen-
musikalischen Jahrbuch 1889 nach einer Handschrift der Lyceums-
bibliothek in Konstanz mit guidonischer Neumenschrift auf, w&hrend
unser© Handschrift dieselbe Melodie mit einigen Ktrzungen in men-
Bine Trierer Liederhandschrift a. d. Bade d. 15. Ms m Ant <L 16. Jh.
39
aurierter Qaadratnotenschrift notiert Ich habe die beiden Melodieen
susammengeBtellt und entare mit I und raiser© mit II bezeichnet
Welche tonale Verfcnderung und welchen rhythmischen Zwang muss
die Melodie ertragen, bis sie in den Rahmen des modernen Taktes
gelangt 1st I Es zeigt sich aucb hier, wie die ursprtinglich gleich-
dauernden Choralnoten zu Noten von verschiedener Burner geworden
sind Die Mensuralisten batten fiir ihre Zwecke eben keine anderea
Notei.
2. Die beiden Melodieen Nr. 3 werden bisher als selbstfindige
Melodieen aufgefQbrt (cf. bei B&umker 1. c. S. 712 u, 715). Ich balte
die erstere fir einen Diskantus zu der letzteren.
3. Bei Nr. 2 wurde der Text ^Jube domine" eta liber den aus~
znhaltenden Ton recitierL
D(iskant).
(Tenor.)
B(am).
8iehe Nr. 1 auf der beQiegenden TafeL
Nr. 2.
♦ ♦
Jube domlM , ohonitt prtMntmi
OontolMBiiil oonsolamlni,
Oonwttmliii. ownrttiafnl ad m«
40 Bin© Trierer Liederhandschrift a. d. Ende i. 15. bis zu Anf. cL IS. Jh.
t ■ i ♦ i .
benedioare
populo a.is.1
Domta* *•«■ nottor
♦ ♦
-♦ ♦
» »
w ♦
etc.
X ♦
etc
etc
Von hier fibernimmt der Diskant den Cantos, Tenor and Bass diskan-
tieren dazu.
Nr. 3.
Je - us cri - stns no - stra m
Iub quod
•-♦ — ♦-
re - ola - mat om - nis mil -
1ms no -bis sn-e me*
•) Die ScMisnel fehlen.
Eine Trierer Liederhandschrift a. d. End© d. 15. bis m Anf. 1. 16. Jh. 41
-« ♦ * ■ 1 ♦ + ^
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Nr. 4.
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Nr. 8.
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42 Eine Trterer Iiederbandsebrift a. d. £nde d. 16. bis hi Anf. dee If, Jk
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But lAl«||liMllt -l-
Text tohllefst mtt: 016 " r
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Nr. 6.
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•
1 1 * 1
m
Omni - ma aan-oto - nun * fe-atam re-oo-l© - mm.
♦) Die Soblossel feblen im Orig.
Die Organistenfamilie Mors im XVI. Jahrh. 43
Nr. 7.
Ka-tha-ri - na oo - ro-na-ta an - re-o-la et an - re -a.
(itcs.)
Ka-tha-ri - na co - ro-na-ta au - re - © - la et an - re -a.
P. Bonn.
lie ii^airiitoMfo Mors Iiii Xf 1. JahrlL
naoh urkundkchen Aktenstacken der Geh. Haupt - Staatsarchive m Dresden
nii Schwerin.
Mors, Jacob, senior, Orgelbauer zu Antwerpen, hatte 3 Sohne
and 20 Tochter von einer Fran. Die Sohne sind:
1. Hieronymus Mors. Organist am Dome zu Schwerin 1662,
f 1697 etc
2. Anionius Mors, Orgelbauer, baut 1555 — 1560 die gro&e
Orgel im Dome zu Schwerin etc.
3. Jacob Mors, junior, Hoforganist des Kurfiirsten August von
Sachsen 1654, f 1579 etc.
Mws, Hm-mymm, Sohn von Jacob Mors, senior, in Antwerpen
(Orgelspieler), wird von Johann Albrecht, Herzog von Mecklenburg,
sin Organist am Dome zu Schwerin 1552 angestellt (Meckl. Jahrb.
A. Y. S. 84)
M. J. quittiert: Doberan d. 18. Pebr. anno 1574 iiber 50 Thaler
Osterbesoldung fir 1573. (Schweriner Kapellakten.)
J£ J. stirbt als Domorganist in Schwerin 1597. (Meckl. Jahrb.
A. T. S. 54.)
M. J. war unter den 53 versohiedenen Organisten, welche das
anno 1596 erbaute Orgelwerk in der Schlosskirche zu Grtlningen zu
prtifen hatten, der dritte. (Vgl. Werckmeisters Organ. Qruning.
xediT. § 11.)
Jf. J. fQhrte die Unterhandlungen mit Adrian petit (hdicm,
der bei der Vennahlung des Herzogs XJlrich von Mecklenburg 16. Febr.
*) Die Schlussal fehlen im Orig.
44
Die Organiutenfamilie Mors im XVI. Jahrh.
1556 die musikalische Feier zu leiten hatte behufe einer Anstellung
dieses Tonsetzers, die jedoch nicht zu stande kam.
Antonius Mors, Sohn im Jacob Mors senior m Antwerpen.
Orgelbauer zu Antwerpen, bei dem die grofee Orgel im Dome zu
Schwerin, inter dem 30. Okt 1555 bestellt wurde, die mit dem
Meister selbst aus den Niederlanden iiber Boitzenburg 1557 anlangte.
Der Herzog Johann Albreeht nahm nun Antonius Mors als Orgel-
bauer in seine Dienste, nachdem er den Bruder desselben Hierony-
mm Mors 1552 schon zum Organisten am Dome zu Schwerin an-
gestellt hatte. (Siehe diesen.) Ende des Jabres 1559 bat der Kur-
fiirst Joachim von Brandenburg den Herzog Johann Albreeht, ihm
den Antonius Mors zur Aufstellung einer Orgel, die er bei ihm
bestellt hatte, nach Berlin zu schicken, und als beide Bruder Mors
um Michaelis 1560 zur Hochzeit des ftirsti. Mecklenb. Sekretar
Egidius Ferber nach Berlin gereist waren, behielt sie der Kurfflxst
zur Vollendung der Aufetellung dieser Orgel einige Zeit bei sick
(MeokL Jahrb. A. V. 8. 54.)
War unter den 53 verschriebenen Organisten, die das Oigelwerk
in der Schlosskirche zu Gruningen 1596 zu priifen hatten, der 39ste.
(VgL Werckmeister: Org. § 11.)
Jacob Mors junior, Sohn von Jacob Mors senior in Antwerpen.
Wird in der Kurf. sachs. Cantoreiordnung von 1555 an zweiter Stele
nach Philipp Oall genannt „Wir haben Jacob Mors an Stelle dee
ersten Hoforganisten Joachim Keller auff 6 Jahr zu vnserm Diener und
Organisten bestallt vnd angenommen, dagegen ihm jahrlich 60 Thaler
zur Besoldung, wdchentlich 1 01. Eostgeld, oder die Kost zu Koffe
vnd jihrlich zwai Hoffklaider raichen vnd geben lassen. Aipist,
Kurfiirst von Sachsen, Dresden, am Neujahrstage, anno 1554." (G^l
Staatsarchiv Dresden.)
Der Kurfiirst von Brandenburg Johann Oeorg (1571 — 1598)
bittet den Kurfiirsten August von Sachsen unter d. 14. Mai 1674:
Jf Die Execution an besagtem Jacob Mors, seinem Hofoiganisten mus-
iiben lassen zu wollen , da ein gewisser Georg Blancke zu Waren
ihn Schulden halber belangt habe : w Der Schdsser von Leipzig erfa<
darauf vom Kurfiirst August den Befehl: „die allbereit bevohlene
Execution gebtihrlich vnd wirklich zu vollstrecken, damit Supplicant
seiner richtigen Schulden halber endlich befriedigt werde: 44 Datum
Toigau, d. 14. Mai 1574.
Jacob Mors muss vor 1579 gestorben sein, da an seine St$Ue
Die Organietenfarailie Mora im XVI. Jahrh.
45
Joachim Mors mm Hoforganisten ernannt wurde: Annaburg, d. 8.
October 1579. (Vgl. Joachim Mors.) Bass aber Joachim der Sohn
von Jacob Mors war, beweist die Verftigung des Kurfiirsten August
vom 8. Mlrz 1580, in der es heifet: „Nachdem vns vnser Organist
Jmckim Mors zwei Instrument©, so seinem Vater Jamb Morsm zu-
st&ndig — deren eins auf 140 Thaler, das andre auf 70 Thaler ge-
halten wird, fiirbracht vnd wir dasselbe zu behalten gedacht: Datum,
8. M&rz, 1580." (Qeh. Staatsarchiv Dresden.)
Joachim Mors, Sohn von Jacob Mors (f 1579) junior. „Wir
haben Joachim Mors zu unserm Hoforganisten bestallet vnd an-
genommen, ihm jihriich 80 01. vor Ales zu Unterhalt gn&digst be-
willigt Kurfurst August von Sachsen, Datum, Annaburg, d. 8. Oct.
1579." (Geh. Staatsarchiv Dresden.)
Joachim Mors verl&sst diesen Dienst wieder 1581, wie aus fol-
gendem Aktenstiick hervorgeht. „Nachdem wir Joachim Morssen
Organisten, vft sein vnterth&nigst Bitten von seinem Dienste mit
Gnaden erleubt, als haben wir Augustus Ndringer an seine Stelle
angenommen. Kurfurst August von Sachsen. Datum , Dresden , d.
12. Dec. 1581." (Geh. Staatsarchiv Dresden.)
Muss in die Dienste des Kurfiirsten Johann Georg zu Branden-
burg (1571 — 1598) getreten sein, denn er findet sich in der Can-
torey-Ordnung daselbst noch im Jahre 1603 mit 142 Th. Besoldung
angefuhrt. (Vgl. Schneider, Geschichte der Oper in Berlin, Beilage
S. 20.)
Dass Joachim Mors der Sohn von Jacob Mors, f 1579, war,
beweist die unter Jacob Mors schon angefiihrte Verftigung des Kur-
fiirsten August von Sachsen liber die beiden von Jacob hinterlassenen
Instrumente vom 8. Mlrz 1580. (Staatsarchiv Dresden.)
O. Hade.
Ham Krleger
(von Bob. Eitner)
geboren den 7. Januar 1634 zu Driesen im Begierungsbezirke Frank-
fart a/0., gestorben am 30. Juni 1666 zu Dresden, erst 32 Jahre
alt Man weife fiber sein Leben nur wenig zu berichten. Seine
Lehrer sollen Samuel Scheidt und dann Heinrich Schitz gewesen
sein, also zwei der damals bedeutendsten Komponisten. In Dresden
46
Ainu Krieger.
erhielt er schon vor dem Jabre 1687 den Posten eines kurfttrstL
Kammeroi^piiisteii , denn die Akten dee aloha, Staatsarehivs maiden,
dan act der kurf. Kammerorganist Adam Krieger 1657 zu der an
der Thomasschule in Leipzig erledigten Eantorstelle gemeldet habe,
auch erf&hrt man aus derselben Quelle, dass er Lehrer der kurfurstL
Prinzessui auf dem Clavichord war. Im Jahre 1663 wurde ©r unci
Bayreuth geliehen, d. b. in Bayreuth war iigend eine Festlichkeit,
die durch Musikauffiihrungen verschdnt werden sollte und da man
an dem kleinen nor schwach dotierten Hofe sich die nStigen Krfifte
fiir gewdhnlich nicht balten konnte, so boigte man sich dieselben
von reicheren NaohbareiL
Krieger hat sich als Dichter wie Komponist ausgezeichnet und
erregl unser besonderes Interesse noch dadurch, diss er der Erst© ist,
der eine fliefsende formgewandte Iied-Melodie za erfinden im stand©
ist. Leider sind seine Druokwerke so selten und dabei noch so defekt,
dass man nur von wenigen einen Oesamteindruck erhfilt Er nannte
seine Iieder Arien, wie es damals Gebrauch war, schrieb sie fur eine,
zwei und drei Stimmen, gab aber den einstimmigen den Vorzug, be-
gleitete sie mit einem reichlich bezifferten Bass und fUgte den meisten
Arien ein Bitornell am Ende bei, bestehend aus 2 Violinen, 2 Violen
(Bratschen), einem Violone (Gambe oder Contrabass) und dem General-
bass, der auf einem Clavicimbel ausgefiihrt wurde. So belehren una
die Titel seiner Druokwerke, von denen er aber nur das erete erlebt
bat, wfihrend die zweite Sammlung von seinen Freunden ein- Jahr
much seinem Tode herausgegeben wurde und eine neue Auiag© mit
Vermehrung von 10 Liedern der sfichs. kurfUrstl. Bibliothekar David
Schirmer 1676 in Dresden besorgte. In dieser letzten Auflage findet
man auch Erieger's Portr&t mit den Angaben „Nat Ao. 1634, denat
ao. 1666. Poeta et Musicus, Noribg. Dies „Noribergae a ist fiir im
ersten Augenblick Uberraschend, doch gelangt man bald zu der Ein-
sicht, dass damit nur der Herstellungsort des Portrlts gemeint sein
kann, denm obige Daten sind so verbtirgt, dass kein Zweifel entstehen
kann. Auch best&tigt die Ausgabe, dass er ein Sehiiler Samuel
Scheldt's war. Heinrich Schtttz wird nur von Ftirstenau erw&hnt
Von der ersten Sammlung Arien, die 1657 erschien und 50 Nm.
enth&t, ist nur das Stimmbuch des Violone bekannt (Konigl. Biblio-
thek in Berlin), doch befinden sich einige Iieder in der Studenten-
Iiedenammliing von Christian CkcHm von 1669 (Manuscript german.
Octavo 231 der kgl. Bibl Berlin, beschrieben von Wilh. Niessen in
der Vieilayahrssohrift von Spitta, Bd. 7, S. 67% von denen die
Adam Krieger.
4?
Vierteljahrssehrift S. 640 vier Iieder abdruckt, zwei einstimmige, em
zweistimmiges raid ein dreistimmiges, jedoch ohne Kitornelle. Letz-
teree Lied bat sich 1680 sogar als Choralraelodie auf den Text „Eins
ist Noth tt eingebtlrgert. Unsere Kenntnis fiber die erste Sammlung
ist demnach sebr gering. Etwas besser ist die nichste Sammlung
„Noue Arien in 5 Zehen eingetheilet, von einer, zwo, drey und flinf
Vocal-Stimmen, benebenst ihren Ritornellen auf zwey Violinen, zwey
Violen und einem Violon, sammt dem Bassus continuus . . . Dreisden
1667 tt vertreten und zwar ist die Prima voce komplet in Leipzig,
defekt in Berlin, die 2. voce kompl. in Berlin, wie sich dort auch
die 2 Violenstimmen und der Violone befindet Den Besitzstand in
Litaeburg kenne ich nicht, auch fehlt es mir an einer Verbindung
mit der dortigen Bibliothek. Am vollst&ndigsten erlangt man eine
Einsieht in Krieger's K6nnen bei der zweiten Ausgabe der „Neuen
Arien" von 1676, deren Titel bereits in M. f. M. 20, 140 ausfiihrlich
mitgeteilt ist, denn hier finden sich 8 Stb. in Darmstadt, 5 Stb. in
der Bibl. Berlin, 8 Stb. wie in Darmstadt in der Stadtbibl zu Leipzig
und in Zittau 7 Stb. Durchweg fehlen aber die Singstimmen der 3.,
4. und 5. Stimme, wShrend die Stb. zur 1. 2. Stimme, zur 1. 2.
Violine, 1. 2. Viole, des Violone und dem Generalbass mehrfach vor-
handen sind. Aus letzterer Sammlung habe ich mir eine Mem©
Anzahl der besten Eompositionen kopiert und in Partitur gebracht,
von denen ich unten einige mitteilen werde. Als Dichter steht Krieger
weit tlber seiner Zeit. Sein Stil ist flie&end und ungeklinstelt und
sein Gedankengang, wenn ihm auch der poetische Duft fehlt, ist ein-
fach und natiirlich. Er verfSllt nie in die haarstr&ubenden iiber-
schwenglichen Reimereien seiner Zeitgenossen , die in ihrer Geistes-
armut zu den wunderlichsten Gleiclmissen greifen und des lieben
Beimes halber die schrecklichsten Sprachsiinden begehen. Eine ge-
wisse Hausbackenheit ist auch Krieger nicht abzusprechen, doch gerfit
er nie in solche ungeheuerliche Verirrungen. Die Foina seiner Ided-
komposition ist fast durchweg dieselbe und besteht grSDstenteils aus
Vorder- und Nachsatz; seltener bertihrt er die Dominanten-Tonart
Dagegen deklamiert er stets wortgemfife und erreicht dadurch schon
die schone Einheit zwischen Wort und Ton, die seinen liedern eine
gewisse Prische und nattirliche Lebendigkeit verleihen. Die Ritomelle
haben nach unseren heutigen Begriffen keinen rechten Sinn. Nur
ein einziges Mai nimmt das Kitornell den Anfang der Idedmelodie
auf und beh< es einige wenige Taktteile bei, bei den ibrigem litest
sich eine Zusammengeh5rigkeit in keiner Weise als der gleichen Ton-
48
Adam Krieger.
art erkennen. Zum Gesange selbst wird er auch nie eines der In-
gtrumente als begleitend oder imitierend verwenden, sondern erst nach
dem Abschlusse des Gesanges setzt das fiinfetimmige Nachspiel ein.
Man kdnnte glauben, dass dasselbe nur deshalb vorhanden ist am
dem Sfinger Zeit zur Erholung zu geben, ahnlich wie es die dar
maligen DeutBchen in der Oper, im Singspiele machten, ja selbst oft
genug in ihren Eirchenkompositionen.
Das erst© Zehn. Aria 1.
Cantos*
(ravge-
setzter
Bass.)
mnt.
§1
1. Wer reoht ver-gntl-get le-ben will, al-hier auf die - ser Erden,
der hal - te Gott al - lei - ne still, da- fern e§ ihm soli werden ;
was ihm der Ho-hest auf-er-legt, soil er ge-dul-dig tra-gen, and
6j
. r ^
m
• 70
wa
am ein Un-fall sich er-regt, gar
J 1 j J* j / ii
nichts dar - wie - der m - gen.
4!
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1 *l lj
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Adam Krieger.
49
Violinol.2.
IU,_ jk J ftfe
5 J_p
1 1
(ohne Taktttriohe)
5. c.
RitorneUo.
la
*) Der Weitgrifflgkeit halber bleibt der untere Basston fort.
2. Sein bester Grand woraaf er bant, sey ihm ein gat Gewissen, wean
Er demselbigen vertraut, hat Er sich wohl befliefsen. Das Heucheln, so die
toll© Welt itzand im Schwange fflhret, ist gegen ihm wie falsches Geld, das
kein Geprage zieret.
3. Yerrioht Er das was ihm gehftrt, and worza Er berafen, so bleibet Er
wohl anversehrt and baat sich selbst die Stufen, daraaf Er in die gr&lste Fread
aas diesem Leben steiget, indem er nach der Eitelkeit gar wenig sich geneiget.
(Folgen noch 3 Strophen.) Forts, folgt gelegtL als Follg. v. Lacken.
so
Mftteiloiigeii.
Mltteilnngeii.
* Sebastien de Brmsmdj prStre, compositeur, ecrivain ©t bibliophile
(166..— 1780) d'iprti ses papiers in^dita par Michel Brenet. Pane 1896. Ex trait
dee Mgmoires de la Boctete de FHstoiro de Paris, i. 23. gr. 8°. 53 S. Daa
biograpbische Material, wis bisber bekannt war, bescbrftnkte siob nur auf
wenige Notizen, die nicht eiximal erwiesen waren; gleich sein Geburtsjahr mit
1660 angenommen, wird vom Yerfasser als falscb bezeicbnet, aowie sein bisber
angeblicb erreichtes Alter mm 70 Jabren. Dokamente aus Kircbenbficbera
waren zwar nieht mehr vorbanden, dennoch beweist der Yerfasser an den you
Br. binterlassenen Papier en, dass sich nur das Jabr 1654 als sein Geburtsjahr
annebmen laast. Schritt vor Scbritt ffibrt nns nan der Yerfasser darch das
Leben Br.'s, teils aus den binterlassenen Scbriften schdpfend, teils anf alter©
and neaere bistoriscbe and biograpbisobe Werke fiber andere Antoren bezug
nehmend, so dass er fiber jede Periode seines Lebens Klarheit verscbafft, sogar
mm Teil bis aof die Baton genane Naobricbten giebt. Hierbei la of en nebenbei
allerlei Notizen uber andere gleiobzeitig wirkende Manner muter, denen er in
gleicber Weise seine Aufmerksamkeit widmet und die ibm zu Gebote stehenden
Quellen in trefflicher Weise verwertet. Besonders anerkennend sind die fort-
laufenden genauen Quellenangaben, teils in Manuscripton , teils in gedruokten
Werken , stets mit dem Fundorte verzeicbnet, die seinen Beweisgrfinden erst
die reebte Unterlage geben. Bin Yerfahren , was von den moisten neueren
Sobriftstellern nocb viel m wenig angewendet wird mud ibren Angaben daher
die reebte Glaubwfirdigkeit benimmt Der Leser erbftlt aueb dadurcb fiber
mancbes neuere Werk Kunde , welches nicbt fiber einen kleinen Xreis von
Kennern hinausgekomm en ist. Ben Besebluss bildet ein cbronologiscb geord-
netes Yerzeicbnis der Werke Br.'s , sowobl im Ms., wie im Brack mit stater
Angabe des Fundortes. In der Weise wird das Bucb zu einer Quelle der Be-
lebrung und Gescbichtsforsohung von bedeatender Tragweite und gereicbt dem
Yerfasser zu bober Ebre und Anerkennung.
* Claude Ooudimel, 2e* Fasc. des 160 Psaumes (Id. de 1580), in M. Henry
Bxperfn hm maftres musiciens de la Benaiisiinc© franchise. Parit 1896. Alph.
Leduo. foL Partitur. Enthalt die Psalmen 51—100 in den Originalscblfissem
mit einer Klavierpartitur. Pr. 12 frcs. Ber Herausgeber fugt der Partitur
ein Blatt in 8°. bei mit Notizen fiber Goudimers Leben nnd seine Werke. IM©
scion mebrfaob widerlegte Grfindung einer Musiksebule in Bom, wird Butch
bier wieder aufgew&rmt und dabei Namen seiner Sobfiler genannt , die bisber
niemand gekannt bat, wie E. Bottini und A. Merlo. Ferner soli er nacb 1667
von Paris nacb Metz gegangen sein, eine bisher ganz unbekannte Naohrioht,
denn bis jetzt wurde stets Lyon genannt, wo er aucb in der Nacbt vom 27.
sum 28. Augwit eeinen Tod fand. Ob Goudimel Hugenot war M nock im
Bunkel gebillt, dass er die Psalmen Marot's und Beze's vierstimmig setste, 1st
nocb kein Beweis daffir, denn sie wurdeo anfangliob von Katholiken wie Srmn-
g©lii»hen gesungen und erst in spateren Jnhren mi Wabweicbeii der Oalvi-
nisten erboben. Was der Herausgeber fiber die Psalmen selbst sagt, kann mam
wobl unterscbreiben, denn jeder Psalm giebt Gelegenbeit die kontrapunktische
Gewandtbeit G.'s zu bewmndem nnd sicb an dem WoMHang© zu erfreoen.
* Aufzeicbnungen eines Kans tiers von Charles Gounod, Autoriaierte
OberBetBung mi 1cm Franzdsischen von E. BrUuer. BresL, Leips^ Wien 1896.
Mitteilungen.
51
L. FrwkenBtein. 8°. 280 S. nit Gounod's woMgetroffenem PortrttL line
Selbstbiographie Gounod's, die ein anziehendes Bild seines Denkens und Bm-
pfindens bietet Man kftnnte fast glauben ein deutscher Gelehrter entwirft
seinen Lebenalauf, der fest fiberzeugt von der Lfickenhaftigkeit unseres Wissens
iat, so bescheiden und vorsiohtig aulsert er sich fiber seine Leistungen. Gounod
war eine reichbegabte Natur und alles Schdne und Herrliche zog ihn in ihre
Kxeiae, bo dass er mehrfach in der Wahl seines Lebensberufes achwankend
wurde. Diese Vielseitigkeit kann auoh nur der Grand sein, warum er in der
Musik verhaltnismafsig so wenig erreichte. Anfanglich wandte er rich der
Kirohenmusik zu, was er darin leistete kann unmoglioh so bedeutend gewesen
aein, dass es naoh wenigen Aufffihrungen wieder versohwand. Darauf fuhlte
er den Drang zum Opernkomponisten. Die ersten Versuche misslangen,' bis
ihn die Oper Margarethe (Faust) auf den Gipfel des Ruhmes erhob. Ware es
ein deutsohes Produkt gewesen, so hfttte die Oper schwerlich ihr Glfick ge-
maoht, denn trotz einiger gelungenen Scenen, bleibt es ein Gemisoh von allerlei
Stilen; und was ist aus dem deutschen Gretehen geworden? dooh nur eine
Grisette. Als Sohriftstelier, Kunstrichter und Asthetiker steht er unbedenklich
hoher, wie als Komponist , das beweist das vorliegende Buch, das mit Recht
eine Perle der Literatur genannt werden kann. Als Anhang werden eine
Reihe Briefe Gounod's an seine Freunde und Verwandte mitgeteilt (auch ein
Brief Berlioz an G.) Die ersten Briefe sind ohne Interesse, erst vom Jahre
1870 nehmen sie als Briefe eines Franzosen fiber die damaligen Ereignisse unsere
voile Aufmerksamkeit in Anspruch. Leider lernen wir hier G. von der
aohw&ohsten Seite seines sonst so vortrefflichen Gharakters kennen. Er prahlt
gewaltig mit seiner Vaterlandsliebe, verlftsst aber als Hasenfufe sein Vaterland
in der Not und retiriert bis nach England. Sohimpft weidlieh auf die Barbaren,
die Deutschen, besonders auf die Preufsen, bettelt aber bei Bismarck seine Villa
zu schonen, als er h5rte, dass unbewohnte Hauser von den Deutschen als gute
Beute benfitzt werden, und die Barbaren gewfthrten seine Bitte und verschonten
ee mit Einquartierung. Er geht in seiner man mdchte sagen krankhaften Ein-
bildang so weit, die rone Gewalt der Deutschen der franzosisohen Verfeinerung
gegenfiber zu stellen, vergisst aber ganz, dass die Franzosen weit morderische
Geschosse besalsen als die Deutschen, nur verstand der Deutsche , kraft seiner
Intelligent den besseren Gebrauoh seiner Waff© als das franzfisische Soldner-
heer, oder spftter die ungefibte Volkstruppe. Wer von dem Buche den rechten
Genuss haben will, der fiberschlage die Briefe.
• Briefe von Mwkatd Wagner m seine Zeitgenoasen. 1880—1888. Zu-
aammengestellt; chronologisch geordnet, mit biographischen Notizen fiber die
Adrenftteii von Emwwk Mmtmer. Berlin 1897, Leo LiepmannaBohn. 8°. ¥1 m.
138 S. Der Herr Verfaaser ist bereits bekannt als eifriger Wagnerforscher,
als Verfasser des Rich. W.-Kaialoge und Rich. W.-Kalenders. Das neue vor-
liegende Zeugnis seiner Sammelfreude giebt abermals JLunde von seinem wahren
Bienenfleifse. Das Vorwort berichtet fiber seine* frfiheren oben bereits an-
gefuhrten Werke und dann fiber das EntBtehen und die Beihfilfe, die er bei
dem neuen Unternehmen genossen hat; darauf folgt das Quellen -Verzeichnis.
Oberraschend und nicht recht erklarlich ist in einem im fibrigen in deutscher
Sprache, von einem Deutschen (in Wien) abgefasste Arbeit fiber einen deutschen
Meister die in Hammer gesetzte franzosische Gbersetzung des Wortes Quellen-
Yerzeichnis mit „Ouvrages oonsultes". Was soil das bedeuten? Warum fehlt
m
Mitteilangen.
bei den anderen tTberaohriften die franzoaaohe Oberaetzong? Hat vohl Herr
JL aohon etwas Ahnlichea in einem franz&aiaehen Werke geaehen? — Auf daa
Qaellenverzeichnia folgt dann die chronologiach geordnete Anzeige der Briefe,
die in Angabe dea Adreaaaten , Ort und Datum des Abaenders , Anfangaworte
dea Briefea and Angabe wo deraelbe bereiti verdffentlioht, resp. Angabe des
jetzigen Beaitzere. Mit der atattlichen Zahl von 1470 Briefen achlielat daa
Yerzeichnia. Daranf folgt eim Namen-Eogister der Adreaaaten mit knnen bio-
graphiachen Notizen, aoweit aie dem Verfaaaer bekannt sind nnd all Schloas
ein Register fiber die Textanfftnge der Briefe. Man mils den Sammelfleifo dea
Yerfatseri bewimdeni nnd es mfiaten w©M zwingende Umatlnds ©bgswtltei
haben , daaa deraelbe das im Jahre 1889 begonnene Tonkonatler - Lexikon mm
bit znm Buehstaben A gebracht hat £ine Forteetznng iat wenigatena nicht
bekannt geworden.
• Die Breitkopf & Hartel'ache Yerlagahandhmg hat neuerdinga zwei Pro-
apekte anagegeben , die ein Yerzeichnia ihrea grofeartigen Yerlagea enthalten.
Die „erate Reihe' 4 entbftlt BiogmpMem, Mmsikerbriefe and Maaikerachrifteii,
Bibliographiache Literator and ein Yerz. der Samlg. Moaikaliaoher Yortrige,
d. h. nicht Vortrftge von praktiacher Muaik, wie man aaa dem Wortiaute glaaben
kSnnte, aondern die vom Graf en von Walderaee heraoagegebenen Abhandlungen
von verachiedenen Autoren. Jedem Abachnitte sind eine Asawahl von Beoen-
aionen ana Zeitachriften beifeegeben. Die „Zweite Reihe" enthalt Monographien,
Kleinere mnaikaliache Sohriften (bestehend ana Einzeldraoken aaa Zeitachriften,
kttrzeren hiatoriachen Abhandlongen, gesammelte Aufaatas einea Aatora a. a,),
Handachriften Werke, d. h. alte Aatographe in Photolithographie hergeatellt
(Bach, die Palaeographie der Benediktiner m Soleamea and die Maaical No-
tation of the Middle Agea der GeBellachaft „Plain8ong and Mediaeval 11 in Lon-
don), Liederaammlongen, Zeitachriften. Bin dritter Katalog in kleinerem Format
enthalt ein Vera, ailer biaher verGffentlichten Geaamtaoagaben von P&leatrina,
Orlando di Laaao (noch im Eraoheinen begriffen), Jan Pieter Sweelinck (ebenao),
Heinrich Schfitz, Handel, Seb. Bach, Glack'a Haaptwerken, Mozart, Beethoven,
Schubert, Josef Lanner, Joh. Stranfe, Mendelaaohn, Chopin, Bob. Schumann and
Richard Wagner (reap, derjenigen Werke, die in obigem Yerlage enchienen
aind). Sehr dankenawert iat daa aoaffihrliche Yerzeichnia jedea einzelnen Bandea.
Die jedem Antor beigegebenen Bildniaae haben verachiedenen Wert, je naeh
ihrem Uraprange. Die eraten beiden Verz. skd gratia an btnahcn, b©im Mttan
fehlt eine dieabezfigliche Bemerkong.
♦ Die kgl. Privatmoaikalien-Samnilang in Dresden, der Ffiratenaa m lings
vorotand, iat aaf Allerhftchste Entaohliefaang der kgl. Often tL Bibliothek im
Japaniachen Palaia (ibergeben worden and hat in einem beaonderen Banms
daaelbat Anfatellang gefanden. Die Benatzang iet dadaroh sehr erleichtert, in-
dent aie jeden Wochonttg von 9 — 1 Uhr gsoftnst iat. Mftndliche Auksafb-
erteilongen finden jedoch nor von 12—1 Uhr atatt
• Berichtigang. Die aaf S. 2 Zeile 8 von oben ala Todeajahr Josquhrfs
angefohrte Jahreazahl 1515 soil 1521 heifsen. Kade,
* Qoittong fiber gezahlte Jahreabeitrage far die Monatahefte von dsn
Herren: Bertling, Birnbaum, Prof. Branne, C. Dangler, W. Kaerner, Pro£ O.
Koller, J. Boaaell Milne, Fr. Niecka, B. Fr. Bichter, W. Tappert Am 15. Mira
werden die reatierenden Betrftge darch Poataaftrag eingezogen.
Templin, den 21. Febroar 1897. Bab. Eitoer.
* Hierbei 1 Beilage: Katalog der Brieger Maaikalien - Sammlong in dar
Hfln%i and Univeraitata- Bibliothek za Brealaa, Bog. 10.
V«imatwortUoh«r lUdaktaur Robert Bltn«r, TtapMa (Ucksrmftrk).
MUSIK-GESCHICHTE
Znr Blographle Joh. St»Ieii f § und seller SQhne.
Im An8chlu88e an meinen Aufsatz „die Ntirnberger Musik-
gesellschaft" (M. t M. 27, 1) teile ich im nachfolgenden eine Reihe
von Dokumenten mit, welch© sich auf den kgl. Kreisarchiven zu
Ntirnberg und Augsburg befioden. Der Inhalt dieser Zeilen ist, wie
ich gerne zugebe, nicht ganz der gewShlten Cberschrift entsprechend ;
allein ich wollte das Wenige, was ich liber die Kollegen des alteren
Jbhann Staden und deren Vorganger im Dienste der genannten Ge-
sellschaft erfahren konnte, nicht in einen besondern Artikel hinein-
bringen, der iiberdies kaum mehr als ein Schnitzel geworden wlm
Man erinnert sich, dass die ersten von der Gesellschaft an-
gestellten Musiker die folgenden waren : Friedrich Lindtner, Caspar
Mmshr, Jacob van der Mmven mud Martin Pauniann. Mndtner
war in Iiegnitz um 1640 geboren und hatte in seiner Jugend in
der kurfftrstlich - s&chsischen Kapelle gedient Er hatte auf Eosten
dee Kurfttrsten, der ihn auf die hohe Schule zu Pforta und auf die
Univereit&t Leipzig geschickt hatte, eine vorziigliche Erziehung er-
halten, war dann in die Dienste des Landgrafen Georg Friedrich zu
Anspach getreten und 1674 nach Nurnberg gegangen, wo er noch
*) Den Herren Ereisarohiyaren Dr. Petz in Nflrnberg and Dr. Buff in
Augsburg, sowie meinem yerehrten Freande Herrn Rob. Eitner epreche ich fur
Hire Mitteilangen meinen besten Dank aus. Mit Bezag aaf meinen Aufsatz in
Hir. It Jahrg. 95 dieser Zeitschr. bitte ich die falsche Angabe, Joh. Staden's
*• Todesjahr betreffend, zu berichtigen.
Monateh. f. Muiikgegoh. Jahrgang XXIX. No. 4. 5
XonunlMloiiSTtrlag
▼on Breilkopf A Hftrtel in Leipiig.
limtmiMimmM
ntauil jede Buoh- mud amsmhmmdMiis tntgtgui.
Von Dr. Wilibald NageL*)
54
Zur Biographie Joh. Staden's nml seiner SOhne.
23 Jahre lang als Kantor bei St Egidien eine fruchtbringende Th&tig-
keit entfaltete. Die Angabe des Totenbuches tiber sein Hinscheiden
lautet : Pfarr. Sebaldi 1597 am 15. Sept f der erbar und wohl-
gelehrt Fridrich Lindner, cantor bei St Egidien im Stopffelgefslein.
Auf Caspar Hassler'z Witwe beziehen sich mehrere Dokumente,
welche unter den Aktenstticken zur Biographie Joh. Staden's mit-
geteilt werden sollen, da auch sein Name in ihnen erscheint Jacob
von der Hoeven war StadtpfeiSer zu Ntirnberg von 1600—1619.
(N. Stadtrechnungen.) Ob Marti\i Paumann aus Niirnberg geburtig
war, oder ob er etwa aus Augsburg stamnite, woselbst ein andrer
Paumann (oder Baumann) lebte, der, wie wir sehen werden, ein ge-
achteter Musikus war, scheint unbekannt zu sein. Auf jeden Fall be-
standen auch in Dingen der Musik recht lebhafte Beziehungen
zwischen Ntirnberg und Augsburg; auch von diesen wird noch mit
einem Worte zu sprechen sein. Martin Paumann wurde am
2. Februar 1571 vom Niirnberger Rat als Stadtpfeifer gegen eine
jahrliche Entlohnung von 52 fL angestellt [Perg. Urk. S. 5 u / 2 r,
Nr. 620, Bund 12.] Er starb nach Ausweis der Totenbiicher der
Sebald's Pfarrei am 29. November 1598 in seiner Wohnung in der
Zisselgasse. Ein andrer Martin Paumann erscheint in den nur lucken-
haft erhaltenen Niirnberger Stadtrechnungen von 1610 — 20 als Stadt-
pfeifer.
Nachdem die Musikgesellschaft der angesehenen Niirnberger
Burger sich im Jahre 1626 wieder vollig rekonstruiert hatte, wurden
Joh. Staden, sein Sohn Siegm. Theophil, Bieronymus Lang und
Mathias Cuntz als Musiker angestellt. t)ber den zuletzt genannten
habe ich nichts in Erfahrung bringen konnen. Hieronymus Lang
wird in den Stadtrechnungen von 1617—27 au%efihrt und zwar mit
Wartegeld bis 1621, als Stadtpfeifer von 1620 ab 7 Jahre hindurch.
Die Familie Staden hat uns hier ausfuhrlicher zu beschaftigen.
Joh. Staden d. a. (vergl. Eitner's Biographie in der Allg. Deutsch.
Biogr.) ist um 1579 zu Ntirnberg geboren. Vom Jahre 1606 ab war
er furstlich brandenburgischer Hoforganist am Hofe des Markgrafen
Christian von Bayreuth. Die Stadt Bayreuth muss er schon fruh-
zeitig im Jahre 1616 verlassen haben ; aus dem folgenden Dokumente
folgt ohne weiteres, dass er jede Beziehung zum markgraflichen Hofe
gelost hatte und sich in Ntirnberg bereits persdnlich um eine Stelle
bewarb. Das betreflFende Aktensttick findet sich unter den ^Rate-
verlassen u No. 80 Fol. 105 und lautet: „Nachdem Johann Stolen meinen
herrn etliche harmonias sacras tedicirt (!), soli man dieselbe von ihme
Zur Biographie Joh. Stadei's und seiner Sfihne.
55
annehmen mit gelegenheit iibersingen lassen und den bericht wieter-
bringen, unte weil er ein gueter musicus und organist unt ein-
gezogenen lebens ist, seiner befdrterung eingetenck zu sein. Actum 24
May anno 1616." Da gar keine Berufung auf Staden's frtihere
Thatigkeit am Bayreuthor Hofe erfolgt, so konnte man aus diesem
Umstand vielleicht folgern, dass sein Abschied von der markgr&flichen
Residenz ein nicht ganz friedlicher gewesen ist. In Niirnberg wusste
Staden sich durch sein gleichmafsiges, solides und gefalliges Wesen
sehr beliebt zu machen ; besonders Q. Chr. Volckamer scheint ihm
wohlgewogen gewesen zu sein. Schon kurze Zeit nach den zuerst
dem Rat dedizierten Musikstucken uberreichte er diesem wiederum
einige „gesanger", wofur der Rat ihm laut beschluss vom Mittwoch
den 5. Juny desselben Jahres „2 Duzet thaler oder 36 fl. mttnz 11
verehrte. Mit einer Anstellung wollte es aber immer noch nicht
gliicken ; im folgenden Jahre am 21. November billigte ihm der Rat
w ffir seine praesentirte jubelgesang 6 fl. groschen" zu.
Tor dem 26. August 1618 muss Staden bereits Organist zu St
Lorenz geworden sein, wie aus den folgenden Dokumenten hervor-
geht, in deren erstem ausdrticklich sein Recht auf eine Dienstwohnung
anerkannt wird.
Rathsverlass de 1618 Aug. 26, Nr. 5, fol. 90: „Obwohl Christoff
Bofflich cantzlist und Niclas Kriieger cantzlei substitut beede umb
Caspar Hafslers seeligen wonbehausung supplicirt, so ist doch be-
fohlen, weil in dieser behausung die organisten bei S. Lorentzen lange
Zeit gewohnet und dieselbe Johann Staden billig auch geburt, den
supplicanten ihr begern abzulaiien, des Halslers wittib aber noch ein
halb jar drinnen wonen zu lassen." Rathsverlass de 1618, Nr. 7,
fol. 18b. ^Hester, Caspar Hasslers wittib, welche gebeten, sie in
ihrer wonbehausung noch bis auf necbstkiinftig Walburgis (1. Mai)
wohnen zu lassen, ihr auch nochmals eine andre wonung anzuweisen^
oder ihr das beneficium, so Johann Staden seines bestandhauses halb
gehabt, widerfahien zu lassen, soil man solche begern alle ablainen,
weil Johann Staden seine Zinsswonung alberait au%ekiindiget, ihr
aber zur abfertigung 60 fl. schencken/'
Der Oehalt der Organisten betrug die nicht eben hoch zu be-
nennende Summe von 75 fl. ; schon im Jahre nach seinem Amts-
antritt petitionierte Staden und mit ihm Valentin Dretzel um Auf-
besserung, worauf ihnen der Bescheid wurde : w Johann Staden und
Valentin Dretzel, beeden organisten in den pfarrkirchen, soli man auf
ihr bitt, ihre besoldungen 75 fl. auf 100 erhohen und diese addition
6*
1
86 Zur Biographie Job. Staden's mud seiner Sdhne. y
von des Eatharinen closters einkummen nemen." Aus dem Jahre 1621
liegt folgender Erlass vor: „Joh. Staden und VaL Dretzel, . . . soil
man fur ihre praesentirte gesannger mm neuen jar iedem 6 fL ver-
ehren. Actum 12. Jan. 1621." Staden war unermtidlich, seine
Gonner zu beMedigen ; es musste ihm daran liegen, sie sioh gilbstig
gesinnt zu erhalten, da er sicb mit der Absicht trig, seinem Sohne
Siegm. Theophil aufser dem Hanse eine griindliche mnsikalische
Schulung zu teil werden zu lassen. Am 20. April 1620 dekretierte
der Rat: Nachdem Johan Staden . . . den eltern horrn seiner neur
getruckten ges&nnger jedem ein exemplar prfisentirt, ist uf die berni
losunger gestellt ihme dafiir 24 fl. zu verehren." Gleich daranf muss
er die Ratsherren mit seinen den Sohn betreffenden Planen bekannt
gemacht haben, denn schon am 11. Juli desselben Jahres beech] oes
der Rat: „Johan Staden, organisten bei St Sebaldt, welcher seinen
Sohn Sigmund TheopJiiltim Jacoben Pauman zu Augsburg, umb
bei der music bei ibme etwas zu lernen, zuschicken will und dahero
bittet, weil er, Paumann, fiir cost und lehrgelt uf ein jar ISO fl. b#-
gert, das meine herrn solch gelt auslegen wdlln, soli man wiilfahren,
doch gegen einen revers oder obligation, wie mit andern dergleichen
geschehen und deswegen in der losungsstuben nachsehen lassen."
Siegmund Theophil mag damals etwm 15 Jahro alt geweean sein,
sicherlich nioht filter. Sein neuer Lebrmeister, geboren 1571 (& u.)
war schon im Jahre 1600 in Augsburg thltig; in den Stadtrechnungen
(Baumeisterbuch) von 1600 auf 1601, pag. 168a erscheint unter der
Rubrik Stadtpfeifer an erster Stelle der Name Hans Leo Hosier's
mit vierteljahrlioh 37 y, fl. Gehalt, an zweiter deijenige J. Baumann's
(er selbst schreibt sich mit B, nicht mit P) als auf 10 Jahre von
quattember Pfingsten a 1600 an angestellt mit viertelj&hrliobem Ge-
halte von 25 fl. Wie aus seiner am 14 Juli 1601 dem Rate Augs-
burg eingereichten Supplikation urn Gehaltaufbesserung hervoi^eht,
war Baumann frtiher in den Diensten der Wrm Anna Fuggerin,
weyland Herrn Jacob Fuggers wittib gewesen. Die ^aumeister", denen
das Vermittiungsamt oblag, urteilten : „Dass Ime In seinem begern
zu willfahren & umb fl. 50 jars gebeJsert werde, In mnsebmng jetziger
theuren & schweren Zeit, dass er der Music dennocbt also gefibt 4
bericht, dass man mit Ime nach notturft versehen & er neben andern
beriimbten musicis wol pa&iern kann." Das Gesuch um Gehalte-
aufbesserung ist in Verbindung mit H. L. Hosier's Weggang van
Augsburg zu bringen. Hasler wendete sich nach Ntrnberg, woaelbst
ihm eine ftbnliohe Stellung aber unter gtinstigeren Bedingungen ge-
Znr Biographie Joh. Staden'8 und seiner SOhne.
67
geben wurde. Unter den Urkunden des Ntirnberger Archives wird
sein Bestallang8brief mit 200 ft j&hrlichem Lohne aufbewahrt. Der
Brief (Pap. Urt S. 6 44/21, Nr. 681, Bd. 9) enthUt Hasler's eigen-
UndigB Untanchiift (Siehe it. t H. 26, 12. 13 Abdruck der lin-
gaben.) Im Musterbuch von 1616 lit er folgenderma&en verzeiehnet
(pag. 162): Jacob Baumann, ait 44 Jahre, Orgelist in heil. Kreutze-
FitrteL 14
Am 26. Okt 1632 reichte Baumann eine Supplik beim Geheimen
Bate ein : „Wol Edle . . . . es ist mir nach der Jiingst vergangen
qnattember mein von gemainer Statt vil Jarlang gehabter prouission
auffgeklindet worden, welches ich vngeren vnnd mit schmerzen ver-
nomen , damach ich aber in kainerley weg nachlessig schadlich
oder vnverantwortlich gehandlett, sonder so wol auff die Instrumenta
aLD3 auff die bicher ieder Zeit gnete Obacht gehaltenn, mit vnder-
weisnng viller Jungen kain vleis vnnd mtihe gespart, der Musichen
in der Enangelisohen Kirchen zu sandt Anna Ordenlich beygewohnt
mnd za ieden eraigenden gelegenhaiten in meiner profession alle
MdgHchhaitt gelaistett auch dahero noch in hoflhung stehe, es werde
die beschehene Abkiindung auflF kain gentzliches oder v511iges Yrlaub
nit gemaint sein, AMs hab ich mit vmbgehn sollenn E. gestreng vnnd
berlichkhait vnnd gunsten hiemitt in vnderthenigen gehorsamb zu-
uerbitten, sie geruehen mir mit vorigen gnaden zu verbleiben mit
Baichung meiner prouision zu Gonstinairen vnnd mich derjenigen
sachen daran ich gantz kain schuld nit trag, nichts entgelten zu
lassenn, Mir auch khain anderer der sich auff die Instrumenten
nichts versthet vorzuziehen, dargegen bin ich gehorsames vleife er-
bietig allem dem wafe mir mag auffgetragen werden, getreulich
nachzusetzenn, an vnderweisung der knaben nichts zu sparren, der
Kirchen Musicieren wie zuvor abzuwarten, vnnd endtlichen zu alien
begebenhaitten mich in meiner profeMon gantz willig vnnd sorgfeltig
gebrauchen zu lassenn, hieriiber gnedigen willferigenn bschaid er-
wartenndt etc. etc.
Dieser beweglichen Bitte des alternden Mannes — er war jetzt
61 Jahre alt — , ihn nicht von seinem Amte, das er lange Jahre zur
voUsten ZuMedenheit versehen hatte, zu vertreiben, lagen eigen-
tflmliche Verhftltnisse zu Grande. Is wurden in dieser Zeit, wie
mir Dr. Buff mitteilt, s&mtliche katholischen Angestellten der Stadt
ihrer Dienste entlassen; was jahrelang die Wirkung der evan-
gelischen Gottesdienste nicht beeintr&chtigt hatte, das wurde jetzt auf
cdnmal als der protestantischen Bewegung hinderlich erachtet: dass
58
Zur Biographie Job. Staden's mud seiner Sobne,
n&mlich der Organist der protest Kirche, der, wie die das Gesuch
begutachtenden Baameister ausdrtickiich hervorhoben, sein Amt „ohn-
clagbar*' versehen babe, ein Eatholik war. Bern Mamie balf alles
nichts; er mid die andern st&dtischen Diener „p&pstlicher Religion 44
mussten fort, wie der Rat am 26. Okt. 1632 beechloss. Nach drei
Jahren befolgten — die Stadt war wiederum katholisiert worden —
die Katholiken dasselbe Recept : die Evangelischen mussten wandern
and die damals Yertriebenen, and unter ihnen aach Baumann, bekamen
ihre alten Stellen zuriick. Noch 1653 war er als Organist thl%.
Seine Stelle versah im folgenden Jahre _ Wilhelm Liechtlein, Organist
Bei Baumann 1st Sigmund Theophil Staden, welcher die aller-
ersten Grundbegriffe seiner Kunst wohl ohne alien Zweifel bei seinem
Vater erlernt hatte, nicht allza lange gewesen ; aach sagt der Urn-
stand, dass Jobann bald darauf schon daran dachte, den begabten
Enaben einem andern beriihmten Lehrer anzuvertrauen, dass Sigm.
Theophil's Ausbildung bei Paumann eine noch nicht genttgende ge-
wesen sein kann. Genug, im Jahre 1623 stand Sigm. Theophil and
mit ihm sein Bruder Johann schon in Diensten der Stadt Ntirnberg;
so darf man wohl sagen, wenn aach beide noch nicht fest angestellt
waren, sondern nur je 25 fl. Wartegeld bezogen, welche dem Vater
aasgehandigt warden. Der betr. Erlass lautet : Uf den widerbrachten
bericht, was etlicben musicanten fiir expectanden gelt geraicht werde,
ist bevohlen, Johan Staden, organisten bei S. Sebaldt uf seine zwen
sohne uf jeden 25 fl. als ein wartgelt raichen lassen, damit es nicht
das ansehen hab, als hette man uf einen so viel gewendet und
kiinftiger Zeit nicht in conseqaentz gezogen werde. Actum 30.
Sept 1623."
tJber den jiingeren Johann (a. u.) Staden enthalten die Rats-
verlasse nichts, was uns uber den Gang seiner Studien u. a. Auf-
8chluss gfibe. In den Stadtrechnungen ist er zwischen 1624 und 28
mit Wartegeld aufgefiihrt, und im folgenden Dokumente wird seines
redlichen Bemtihens lobend erw&hnt : (R V. Nr. 77, Fol. 79 r n. 80)
w Ai stat Friederich Langen und Lorentzen Behaimbs, beeder statt-
pfeifer, soil man Gorg Clement Stain und Wilhelm Lanngen (ge-
dachtes Friederich Lanngen sohn) zu stattpfeifern annehmen, doch mit
ofFener hand und uf versuchen, wie sie sich werden anlassen, und
weiln auch Patdus Sperber, ein leonischer drotzieher, umb solchen
dienst wie auch Balthasar Kohler umb ein jarlich expectanzgelt ge-
beten, ist uf die herrn losunger gestellt, ob sie der abgedachten
pensiones auf sie wenden und was gestallt sie Johan Staden, organisten
Zur Biographie Joh. Staden's and seiner Sdhne.
59
sohn, der sich auch wol anlest, bedenken wdllen ; darbei ist auch be-
vohlen, meiner herrn musicalische instrumenta, so den stattpfeifem
vertrauet, zu visitirn, ob die alle noch vorhanden sein, und weiln
vor jabren gebreucblich gewest, das die stattpfeifer bisweilen am den
faiertSgen uf dem rathhaafs zasammen kummen und sich exercirt
faaben, ist ferner bevohlen solche gewohnheit wider in gang zubringen
und dahin zu richten, das sie alle monat ein mal zusammen kummen,
uni sich in der music iiben, dazu man ibnen jedesmals 2 oder
3 viertel wein soli raichen lassen. Actum 15 Oct 1624."
Dies Dokument enthalt des Bemerkenswerten mancherlei. Je
mehr die Instrumentalmusik sich ihrem Gehalte nach ausdehnte, je
mehr neue Instruments in Mode kamen, urn so grofeer wurden die
Anforderungen, welche an den einzelnen Instrumentisten gestellt
wurden. Es liegt auf der Hand, dass die armen, recht scblecht ge-
steilten Leute sich nicht alle mftglichen Instrument© anschaffen konnten;
so erwarben die Rfite der Stadte dieselben und ibergaben sie den
Stadtmusikern. Auf diese Weise ist auch nur das meist anstandslose
Bewilligen von Untersttitzungsgeldern zu erklaren. Auf der andern
Seite ist ebenso klar, dass bei der Erlernung von so mancherlei In-
strumenten die Ausbildung im einzelnen viel zu wiinschen tibrig
lassen musste (man weifs, was der alte Quante iiber die Schulung
der Instrumentisten seiner Jugendzeit urteilte !) ; darum war auch
eine lingere Probezeit der Kandidaten fur etwaige bald frei werdende
Stellungen erwttischt Die Ausbildung der jungen Musiker war auch,
wie im Fall© der beiden Staden, darum eine besonders schwierige,
weil es bei alien derartigen Leuten mCgiichst frtih heifsen musste :
Geld verdienen. Dass hierdurch ein ernstliches Studium allerlei unlieb-
same Unterbrechungen erfahren musste, liegt auf der Hand.
Aus demselben Jahre 1624 (Dat. 13. Novbr.) liegt noch folgender
Rats-Erlass vor: „Paulo Sperber, musico, soli man anstatt gesuchter
auction seiner bishero gehabten 30 fl. expectanz gelt fur dismal tacite
zum bibal. 10 fl. raichen. Und soli Balthasar Eoler dem Clement
Stain im expectanzgelt der jarlichen 20 fl. succedirn ; den beeden
jungen Staden sollen zu den vorigen 50 fl. noch 30 fl. jarlich addirt
werden.' 4
In der Zeit von 1624—26 ist in den Erlassen von den Stadens
nicht mehr die Rede; die Stadtrechnungen verzeichnen nur neben
d. j. Johann den Namen des S. Theophil mit Wartegeld ; dann wird
dieser von 1627 — 48 als Stadtpfeifer daselbst aufgefiihrt. Leider
9cheint das Datum, an welchem er 1627 die Stadtmusikerstelle an-
80
Zur Biographic Job. Staden's and seiner S5hne.
trat, nicht angegeben zu sein; wir waren dann in der Lag©, genau
die Zeit bestinimen zu konnen, wann S. Tbeophil an den Branden-
burger Hof reiste, um bei einem dort angestellten bertihmten englischen
Musiker Dnterricht zu nehmen. Ami Johann's Ansuchen hatte der
Bat dem Sohne eine nicht unbetr&chtliche Unteretiitzung zu teil werden
lassen. Am 5. Dezember 1626 bestimmte derselbe n&mlich: „Nach-
dem Johann Staden, organist bei S. Sebald, supplicirt, seinem sohn
Sigmundt Theophilo nicht allein zuerlauben, dafs er zu mehrer er-
lernung der music, sonderlich uf der viol bastarda an dem churf.
Brandenb. hof bei einem berttmbten Engelender, namens Walter Roy
(Bowe), sich ungefehr ein halb jahr ufhalten mflge, sondern auch ihm
zu soichem ende sein j&hrliches gnadengeld zu erhdhen, soil man ibme
in dem ersten petite willfahren, jedoch darbei anzaigen, das er sich
anderer orthen nicht versprechen noch in Dienst einlasse, die er-
h5hung aber seiner j&hrlichen 40 i. ablainen, sondern es noch dar-
bei verbleiben und ihm zu einem viatico 50 fl. raichen lassen."
Es war sicherlich nicht nur ein materielles Interesse, welches
den Bat zu diesem Entschlusse, des jungen Mannes sich Mr die Zu-
kunft zu versichern, bewog; hatten auch die Stadtv&ter schon manch-
mal in den Seckel gegriffen, auf alle File versprach Sigm. Theophil's
Talent noch mancherlei Frtichte, welche die Ntirnberger selbst zu ge-
niefeen dachten. Dass ein gewisser Eigennutz im Spiel war, als
man des alten Staden Bitte bescbnitt, 1st wohl anzunehmen; dass
man aber andrerseits trotz der Ungunst der Kriegszeiten tiberhaupt
noch einen derartig entgegenkommenden Beschluss falste, 1st besonderer
Beachtung wert. In Louis Schneider's Geschichte der Oper etc. zu
Berlin, (Berlin 1852) ist in den Dokumenten von W. Roy oder, wie
der Name wohl richtiger lauten wird: Rowe {Roe oder Rotven) die
Bede. Er war 1614 in Berlin angestellt und, wie es seheint, mit
einer Unterbrechung bis 1647 oder noch linger im Dienst HeinricK
Albert nennt ihn in der Ktirbis-Hiitte einen bedeutenden Musiker.
Sigmund Theophil kehrte im gleichen Jahre wieder heim; noch
7 Jahre ungef&hr durfte er sich des Verkehrs mit seinem treu besorgten
Vater erfreuen, der, was in seinen Eraften lag, gethan hatte, dem
Sohne eine gute Erziehung zu teil werden zu lassen. Die Angaben
des Totenbuches, Johann Staden betreffend, lauten : „Pfarr Laurentii
15. November 1634 f der erbar Johan Stood vornehmer Musikus
und Organist der Pfarrkircben S. Sebaldi in der Katharinengafsen."
Er hatte noch die Bltitezeit seiner herrlichen Vaterstadt gesehen
und war Zeuge ihres jahen Failes gewesen. Etwas mehr als von
Zur Biograpbie Joh. Staden's und seiner Sfthne.
61
seiiei Kompositionen kflnnen wir una ein Bild seines Wesens ent-
werfea: rastlos thltig, pflichtgetreu und gediegen, entbehrte er nicht
eines gewissen schlauen diplomatischen Zuges; aber nicht far sich
selbst suchte er materielle Vorteile : sein Schaffen gait seiner Familie.
Er war ein treuer Deutscher, der sich nicht darin gefiel, den das
Ausltadische plump nachahmenden Narren zu spieien, ein Mann, der
sich seiner Wiirde als deutscher Kiinstler bewusst war. — Bis zum
Jahre 1648 war Sigm. Theophil Staden der Stadt Nirnberg als
Stadtpfeiffer verpflichtet, wenigstens fiihren ihn die (allerdings lticken-
haften) Stadtrechnungen dann nicht mehr auf. Er lebte in regem
Verkehr mit seinen Standesgenossen, unter welchen auch (vgl. Nr. 1,
1895 dieser Zeitachrift) seines Yaters Kollege Val Dretzel noch
weilte. Neben seiner kompositorischen ThStigkeit yersah er noch das
Amt eines Organisten an ' der Pfarrkirche St Laurentius. Seinen
Heimgang meldet das Totenbuch mit den Worten :
„30. Jul 1665 f der ehrbar Sigmund Theoph. Staden, vornehmer
Organist der Pfarrkirch St. Laurentii in der Neuengasse am Spittal-
KiroMioff. 11
Adam Krleger
(yon Bob. Eitner).
Das zweite Zehen. Aria 10.
(Ohne Taktstriche.)
1. Cant.
1. Der ed-le Wein ist doch der be -ate Schiefer-de - cker, sein
Der ed-le Wein ist doch der be-ste ScMefer-d© - cker, sein
(Awige-
■etitar
Bass.)
B. c.
62
Adam Krieger.
gold-ner Schein mac]
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ke - cker; ich
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wnn-dre mich, diss Er so klettern kan end stei - gen nnd
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macht, dass sich die gro - fsen Hfiupter fir ihm nei - gen.
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macht, dass sick die gro - fsen H&upter fur ihm nei - gem.
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Adam Krieger.
63
Ritornello,
Violino I 2.
Viola 1. 2.
Violon.
B. e.
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f. Der mnntre Tranck, kann ohne Letter welter kommen, wann Er so blanck
die Stirnenburg hat eingenominen, ate raancher, der mit Hilfe sioh hinan will
bringen, and obngefehr die Helfte noch weifs m erzwingen.
3. Drum bleibt darbey, Ir begt ein recht verg&ttert Leben, weil Ir so
84
Adam Krieger.
frey kann in der leeren Laft hinschweben, and wenn wit ihn in nmwe hohlen
Hftlser lassen mit Pracht einziehn, empfinden wir es gleicher mafsen.
4. Denn raanohes Htm, so schwer es sonst anf Sealen stehet, fthrt mit
hinaus; er mercket, dass es leiohter gehet, sobald der Wein dnroh seine Pfort
ist eingezogen, so stimmt es ein and meint, m sej sohon hooh gefiogen,
5. Wann difs geschicht, so kOnte dooh kein Haas bestehen, wenn Mor-
pheas nioht der Ban-Kunst an die Hand in gehen fir andern wir erfahren
and so weit gekommen, dass ihm die Ehr von Sterblichen noch nie genommen.
6. Denn, wann der Wein aufleget gar za schwere Dficher, so mass es seyn,
data rick beaohweren die Gemftoher, and macht ¥erdrmsi. Er mag xmw Sohiefer-
Deoker bleiben, doch Morpheus moss den Baa erhalten and fort treiben.
Das dritte Zehen. Aria 1. Ihr bleibet nicht Bestand verpflicht
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l. Mein Lieb ist weifs wie Schnee, sch&n wie das Fir - ma - ment: wie
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a - her in der Hoh als - bald sich das Yer-wend in - dam as s©i-me
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65
Wei-sebringi
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irdrnss, . . bringt
aach mein Lieb V<
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Hxs =-ir+-
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2. Weils wie der Schnee ist Sie, wie aber der vergeht and nach gefallner
Mill aach nirgend nicht besteht: bo ist sie von Gemiithe, das aufserwehlte Kind.
Aoh! dass man ihre Blithe doch nicht vollkommen sind.
3. Wie sich der Himmel schmflckt mit Farben vmb and an, so steht sie
sonat entaickt von SchOnheit angethan. Das schOne Himmelsblaae fflhrt ihrer
Aagen Schein, wann ich dieselben schaue, so bin ich nicht mehr mein.
(Folgezi noch 3 Strophen.) Kein Ritornell.
Das sechste Zehen. Aria Nr. 4.
^^^^
1. Kus-sen kan ons reoht ver-binden, kOs-sen rah-ret Mond and
Bruit, ktts-sen, ktU-sen ma-obet Last, kfla-sen kan uni a - b«r-
T
f CJ"
r
i
66
Mitteilungen.
is
win-den, kits-sen macht die be -ate Treu, kus-sen ma-chet al - lei neu.
2. Solohes merkt ioh neolioh eben, da ich mit Betrng mud list eine
schone Nymphe kflsst, ey! wie st&rket sioh mein Leben , als ich sie so wokl
beraokt nnd an meinen Mand gedrackt
8. Sie that zornig and ich lachte, weil mein nngewaschen Maul sioh er-
wiese gar nicht fail, sondern so behende machte, dass ihr znokersufser Mand
gleioh anf meinen Lippen stand.
(Folgen nooh 7 Strophen and ein Ritorneil.)
Mttelmiigeii.
* Kirchenmasikalisches Jahrbach fur das Jahr 1897. Heraosgegetien
von Dr. Fr. Xav. Haberl zam fiesten der Kirohenmnsikschale in Regensburg.
22. Jahrg. des Cficilienkalendere. Regensborg, Fr. Fostet gr. 8°. 72 S.
Musik, 141 S. Text, 8 Seit Register za den ersten 10 Jahrg. Preis 1,50 M.
Der vorliegende Jahrgang ist besonders reioh an historischen Aof sateen.
Thoma Ludovico de Victoria's Officium hebdomadae sanctae za 4 Stim. mis
Fortsetzang wm 1896 erftffnet den Reigen, dem folgt von Dr. Hago Riemann
eine aosfahrliche Besohreibang des schon S. 188 der Monatah. 1896 erwahnten
Leipziger Chorbaohes aas dem 15. Jh. (Man verbessere dort die beiden Autor-
namen C. Kupsch in 0. Rupsch and Raaleqain de Mol in Ranlequin de Mol).
Es hat sich heraasgestellt, dass das Berliner Chorbuch des 15. Jhs. (Z 21, be-
schrieben in M. f. M. 21, 93) ein Schwestercodex ist, 2 Seiten Facsimile aas
beiden Codices and die Feststellang der Obereinstimmang von 18 Tonsfttsen
geben hinreichende Beweise ; es hat sogar den Ansohein dass einige Tonsfttse
von derselben Hand geschrieben sind. Der Berliner Codex hat einst in Halber-
stadt gelegen and kam von da aas in des Antiqaar Batach' H&nde } von wo
aas ihn die Kgh Bibl. erwarb, der Leipziger Codex dagegen worde im Jahre
1504 in Leipzig gebonden and gehftrte dem Magister Nikolaus Apel; seine
froheren Schicksale sind nnbekannt, doch glanbt Dr. Riemann aaf mehrfaohe
Beweise gestutzt seine Niederschrift in die Gegend von Fulda and Henneberg
Mitteilungen.
67
yerlegen m iirfeii. Er enih< 186 Tonsfttze in gegenfiberstebenden Stimmen
Dotiert; davon tragen 34 Nrn. Autornamen, die iibrigen rind anonym. Einige
Male tritt der Berliner Codex aushelfend ©in, sowie der Leipziger Codex dem
Berliner ausbilft. Bis Stadium beider 1st von h&cbstem Interesse. Icb mochte
nocb darauf aufmerksam machen, dass sicb im Jabrg. 16 der Monateb. als
Beilage zu Nr. 1 auf S. 8 zablreicbe Facsimile ms dem Berliner Codex be-
finden. Dort ist auch Zeile 6 von nnten der von Dr. Riemann mir vor-
geworfene als falscb gelesene Name W. F. m finden, der nacb dem Leipziger
Codex allerdings A. F. beilsen soli, das sobeinbare W also nur Verzierung
sein soli, wabrend das eigentlicbe A sehr nnklar zur Geltang kommt.
Dr. Baberl giebt darauf ein Verzeiebnis der Autoren nebst den Anfangen der
Texte von den 6 Cborbucbern, die er einst in Trient entdeckte end bedanert,
dass die Codices scbeinbar in "Wien versehwunden sind. Schon im Jabre 1893
teilte man mir aos Wien mit, dass von denselben eine Ansgabe vorbereitet
wird and znm bebnfe dessen Herr Prof. Osw. Roller vom Ministeriam nacb
Italieo gesandt ist, am die dort anf den Bibliotbeken nocb vorbandenen alten
Chorbflcber mit mebrstimmigen Gesangen des 15. Jhs. zum Vergleicbe beran-
znzieben. Die Trienter Codioes befanden sicb dam als im Ministeriam „unter
Sperre". Heate sind darcb Herrn Prof. Oswald Holler ein grolser Teil in
Partitor gesetzt and barren der VerOfFentlicbung dnrcb die Denkmftler dster-
reichiscber Tonkanst. — Herr Ernst von Werra giebt darauf Nacbricbt von
Orgelkomponisten des 18. Jbs. and bringt wertvolle biograpbiscbe und biblio-
graphiscbe Beitrage. Diesen folgt ein Artikel von Dr. Haberl fiber das traditionelle
Masikprogramm der sixtiniscben Eapelle nacb den Aafzeichnungen des Andrea
Adami da Bolsena, nebst Portrftt and kurzer Biograpbie des letzteren. Karl
Walter giebt darauf eine Gescbicbte der Singknaben - Institute aus dem 16. und
17. Jh. bis zu Hirer Aufbebung. — Joseph Victor von Scheffel fiber Erhart
Oeglm's Liederbucb von 1512 nebst Bemerkungen fiber die neue Ausgabe in
der Pablikation der Gesellscbaft ffir Musikforscbnng, Bd. 9. — tJber Abraham
Megerk, Kapellmeister in AlWtting t biograpbisch und bibliograpbisch, nebst
Abdruck eines Tonsatzes von Dr. HaberL Den Schluss bilden Recensionen,
Alter und neuer Choral und Kircbenmusikaliscbe Jahreschronik.
* Tydscbrift der Vereeniging voor Noord -Nederlands Muziekgescbiedenis.
Deel 5 f 3de Stuk. Amst. 1897. Fr. Muller & Co. 8°. Entbalt v Het Wilbel-
muslied uit een muzikaal oogpunt beschuwd u . Eine Untersucbung der Melodie
von der friibesten bis zur Neuzeit. Bei der Einteilung in Takte ergiebt sicb
aucb bier vieder, dass bei den alteren Erzeugnissen der Wortaocent dem mu-
iikaHschen Taktrbytbmus vorberrschte. Man sehe S. 164 und weiter bin in
wa§ fir Ungebeuerlicbkeiten man gerat, wenn man die Melodie in den modemen
Takt zwangen will: 6 / 8 */* */ 4 wecbseln Takt um Takt. — Der n&cbste Artikel
betrifft eine Biograpbie Cornells Verdonek's von Dr. Max Seiffert in deutsober
Spracbe nebst einem Verzeiebnis seiner Eompositionen mit einem Register der
Textanfange. Es ist eine fieifsige und gewissenbafte Arbeit auf Dokumente
gestfitzt. Eine Wfirdigung seiner Eompositionen ist ausgescblossen. Den Scbluss
bilden die Nekrologe fiber die jfingst veretorbenen Joh. Conradus Boers und
Joh. Qerhardus Eijk Acquoy.
* Denkmftler der Tonkunst in Osterreich. 4. Bd. Wien 1897. Artaria &
Co, Entbalt den 2. und 4. Akt der bereits im 8. Bande begounenen Oper
68
Mitteilangen.
Marc Antonio Cesti's „Ii pomo d'oro", vom 8. m. 5. Akt 1st imr der Text mit-
geteilt, die Mosik fehlt. Nicht mm freiwilligem Entsohlosse sind die beiden
Akte fortgebiieben, sondern dem einzig bekannten handsohriftlichen JSxamplare
der Hofbibl. in Wiem fehlen dieselben. fiei weiteren OpernverOffenthchnngen
mdehten wir aber dock vorschlagen dies© endlosen and meist gum mnnkalucli
werUoeen Recitative mit einem Bassus continaos (Generalbass) begleitet «mf
das Mnesto Mafs n beschr&nken and den Text vollstftndig vor der Partitar
wiederzogeben. Herr Dr. GmMo JJfer hat diesmal dorchweg der Partttor oinsn
ausgesetzten Generalbass gegeben nnd ein Revisionsbericht am Ende der
Partitur giebt Naehricht uber notwendige Verbesserangen. Pr&chtige Ab-
bildungen von Dekorationen schmuoken den Band. — Der 2. Teil des 4. Bandet
enthalt die erste Abteilnng einer beabBiohtigten Neoaasgabe von Jokann Jakob
Froberg'8 Instrnmentalwerken (Orgel and Xlavier) ; sie amfasst die Wiedergabe
der in der Hofbibl. in Wien befindlichen Aatographe nnd iwar 12 Toccaten,
6 Fantasien, 6 Ganzonen, 8 Gap riccios tmd 6 Biceremr© fir Oigel and (oder)
Glavier. 2 Beprodaotionen aas den Aatograpben zeigen ons die Handacluift
Froberger's, doch der erste Zierbachstabe ist so konstreieh gemacht, data man
kaam glaaben kann, dass dies eine Arbeit des Komponisten gewesen sein kann,
der doch Besseres m than hatte als Zierbaohstaben za malen. Am Ende jedet
Saties versichert oiis «wmr der III. i; ■ : .i. 'I, dtw es seine eigene Handeolirifl
sei. Am Sohluss der nenen Aasgabe giebt der Heraosgeber Dr. Guido Adlar
einen Revisionsbericht : 1. uber die Vorlagen, daranter sind site Dracke nnd
zahlreiohe alte Eopien aaf Offentliehen und privaten Bibliotheken im linden.
2. Kritischer Gommentar. Derselbe bezieht sioh aaf die redaktionelle "Wieder-
gabe des Originals. Die technische flerstellong der beiden Bande ist in der
bekannten prachtigen Manier geschehen and bilden einen Schmaek in der
Typographic.
* In den Mitteilongen der Mosikalienhandlang von Breitkopf S JEZ&rial,
Janaar 1897, befindet sioh aach die Anzeige einer nenen Aasgabe dee von
Verovio 1591 heraosgegebenen Sammelwerkes : Ganzonette a 4 voci, ooxnpoete
da dinersi eccell. mosici, con l'intanolatara del Gimbalo et del lioto. Der
Titel der nenen Aasgabe litest schwerlioh den Originaltitel erraten, denn der
Heraasgeber Alfred Wotquenne - Plaited schreibt: Ghansons italiennes de la fin
da 16 siecle pour quatre voix mixtes avec accompagnement de Glaveoin et da
Lath. Das Sammelwerk enth< 20 Gesange, die in die hente gebr&ochlichen
Sohlttssel amgesetzt sind. Preis 4 M. Noch findet man in den Mitteilungen
S. 1685 eine Biographie Hans HubeSn and das wohlgetroffene Portrit ISdgar
Tinel'n.
* Richard Bertling in Dread. -A., Viktoriastr. 6. Katalog Nr. 31 ent-
halt neben allerlei literarischen Werken aaoh einige wertvolle Masikwerke, sum
Teil aas der Borghese'schen Bibliothek. Wir machen aaf Wm. Boyce, Joh.
Cruger, Doles, Frezza dalle Grotte, H. Hartmann, Marenzio, Merolo, Scheldt,
Sohfltz and Ugolini*s Motecta 1616 aofmerksam, letzteres Werk ist im 4r Sib.
komplet and fehlt nicht der Tenor, wie der Kat. angiebt
* Hierbei 1 Beilage: Katmlog der Brieger Masikalien - Sammlong in dar
KOnigl. and Universitftts • Bibliothek za Breslaa, Bog. 11.
Vtraitwortlich*r Bedaktvur Bobirt Bitntr, T swp l l i (Uokwrmark}.
Hrwsk Ton Hirmino Bijir A Sonne in IingnwU—.
fir
• h york
■ •'■xJiC LIBRARY
!" '.3TGR, l_£NOX AND
J Tit *eN FOUNDATIONS.
MUSIK-GESCHICHTE
herausgegeben
von
der Ge8ell8chaft filr Musikforsohimg.
IEI Jaliri.
1897.
Plate Jalugaiig m 9 Hk. Xonatlloh wtelitiat
=lo# Hwimaw Ton 1 bis I Bog en. IiiMrtioiitgtbgbMB
ills' die Ziiis SO PC
KoBlintesiOttSTttlftg
▼on Breitkopf A Hlrltl in Leipaig.
BtxttJliuigmi
nlmnit Jede Itaoh- ml Moitkhandhmg «nlg agin.
.5.
Mteeellsnea.
Von Br. Wilibald NageL
Bus urkundliche Material , welches die folgenden Zeilen ent-
halten, ist bei dem Versuche, eine Biographie von Hans Joachim
Qtmntz zu schreiben, gesammelt worden. Ich habe den Plan auf-
geben mttssen, nachdem mich mehrere Archive, auf die ich Hoff-
nungen gesetzt hatte, im Stiche gelassen hatten. Dass wir eine
Biographie Quantzen's haben mtissten , ist bei der Bedeutung des
Mannes, den man als Lehrmeister stets neben C. Ph. Em. Bach, Leap.
Mozart, Joh. Friedr. Agricola nennen, als Tonsetzer nicht defer denn
diese stellen wird, einleuchtend; ebenso, dass Alb. Quantzen's Bio-
graphie des Mannes als blofee Wiederholung der Angaben der Seibst-
biographie mit Hinzufiigung einer wenig erschopfenden Erzahlung der
letzten Lebenqahre nicht gentigend ist. Oerade die Zeit der Wander-
mud Lehrjahre des Meisters ist die interessanteste, denn auch er hat
vieler Menschen Stfidte nnd ihr Treiben gesehen , und hat zuweilen
wharf beobaohtet
Vielleioht ist ein Zweiter glticklicher als ich im Finden nener
Notizen; diesem und manchem anderen noch werden, so hoffe ich,
iiese wenigen Notizen nicht unlieb sein.
I. Die Familie Quantz. Bans Joachim Quantz*) wurde, wie
er in seiner Selbstbiographie bemerkt, am 30. Januar 1697 abends
*) So nennt ihn die Taufarkimde im 0. Kirchenbuoh. Der Name wird
daselbst stets mit tz geschrieben.
Monaten. f. Mnelkgeeoh. Jahrgang XXIX Ko. 5. 6
70
Miscellanea.
zwischen 6 und 7 Uhr zu Oberscheden im Hannoverschen geboren.
Nach der Sitte der Zeit wurde im Kirchenbuche nur die Zeit der
Taufe angegeben; dies© fand gewohnlich schon am ersten Tage naoh
der Geburt statt; in unserem Falle am 6. Februar.*) Es ist nioht
ausgeschlossen, dass Quantz selbst sich tiber seinen Geburtstag im
ungewissen befand; was im andern Falle die ungewohnliche Hinaus-
schiebung der Taufe verursachte, lasst sich nicht sagen. Die Eltern
waren e vangelisch - lutherisch ; der Titer, Andreas, betrieb in Ober-
scheden dag Hand werk ernes Hufeehmiedee : seme Fran war eine geboiaie
Elisabeth Beurman**) 8ie hatten sich am 3. Juli 1684 verheiratet***)
Die Ehe wax mit 6 Kindernt) g«egnet, von denen Hans Joachim der
fiinfte war. Es lasst sich kaum annehmen , dass die Vermogens-
umstande der Leute sehr gtinstige waren; Quantz selbst sagt zwar
dariiber nichts, wie denn tiberhaupt sein selbstgeschriebener and von
Marpurg in den histor.-kritischen BeitrSgen abgedruckter Lebensabriss
sich tiber die Eltern in ziemlich auffallender Weise ausschweigt
Doch l&sst sich aus der Thatsache, dass der junge Quantz seinen
altesten Bruder Jost Matthies, wenn derselbe auf den umliegenden
Ddrfern den Bauern bei Kirchweihen und anderen festlichen Ge-
legenheiten zum Tanze aufspielte, auf der deutschen Bassgeige be-
gleitete, immerhin schliefsen, dass der Vater in bescheidener, wenn
auch wohl verh&tnismafsig sorgenfreier Lage lebte. Sein Handwork
mag ihn genahrt, er mag auch wohl etwas Ackerland besessen haben;
von der Musik verstand er auf jeden Fall nichts und hielt auch nichts
davon; denn noch auf dem Totenbette erkl&rte er, Jochen mPe sein
eigenes Gewerbe, zu welchem er ihn schon vom 9. Jahre absjm-
gehalten , ergreifen. Auch von seinem alteren Bruder wurde iff
Knabe nicht in die ersten Geheimnisse der Tonkunst eingeweiht: e\
strich seinen Bass, ohne eine Note zu kennen, was den Bauern, die
nach seines Instrumentes Grundgewalt sich in Reigen drehten, wohl
auch gleichgiltig gewesen sein wird.
*) Ami© 1697. Hans Joachim, Andres QuanM* 8ohn, ist getanft den
6. February von HI Pastor Faukta Kkfs von Btihren; Gsvsttor wmr Joekim
Oppermarm, itziger Baurmeister.
**) So im Kirchenbuche za O., Quantz nennt sie Anna Use Burmarmin\
der Name Beurmann ist noch jetzt in der Pfarrei vielfach vertreten.
***) Ebenda Anno 1684, Andrefs Quantx ist mit seiner J(ungfer) Braut
Eiuabdh Beurman, Seel. CW Beurman'* 111 oop mleret iea 3, Juny.
t) Jost Matthies geb. 1686; Andres Matthies geb. 1. Mai 1689; Anna
Maria geb. 23. Novbr. 1691; Maria Elisabeth geb. 27. Januar 1696; Anna
Uatharina geb. 21. Marz 1701.
I
t
Miscellanea.
71
Der sorgenden Hand der Mutter sollte der Knabe sich nicht
lange erfreuen; am 19. Mai 1702 trugen sie Meister Andres' Lebens-
geHhrtin za Grabe.*)
Es kann nicht Wonder nehmen, dass der Vater sich moglichst
mscli inch einer neueii Htiterin seiner Kinder nmsah: sdion am
8. Mai des folgenden Jahres ftthrte er die Jungfer Dmme Catherine
Peterssen aus Hameln mm Altar.**) Auch tiber die Stiefinutter weife
Jochen nichts za sagei, ja er nennt nicht einmal ihren Namen: die
Ekdricke der Kindheit Tendschten ateh bei ihm ttberaus nhneU, was
freilich nicht gmh Wunder nehmon kann, da er, nachdem im Jahre
1707, am Tage vor Ostein, sein Vater gestorben war,***) das Mtern-
hras sehr frih verliefe.
Der Sielimtter — ihr Vater, Christophen Peterssen hatte schon
Tor ihrer Verheiratnng das Zeitliche gesegnet — war mit den beiden
eigenen und den sechs Kindern aus ihres Mannes erster £he eine
•chwere List aufgebtirdet; ob noch wadere Kinder das v&terliche Ham
verlassen, ist unbekannt aber wahrscheinlich, den elfphrigen Jochim
im erziehen erboten sich zwei seiner Onkel, von denen der eine
Schneider, der andere, Justus Quantz, Hof- und Stadtmusikus zu
Merseburg war; ebenso erbot sich der evangelische Prediger in
Lautereckt) in der Pfalz, der Gatte von des verstorbenen Andreas
Scti wester, tt) Vaterstelle an den Verwaisten zu iiberaehmen.
Quantz war fest entschlossen, Musiker zu werden: im August
1708 war er auf dem Wege nach Merseburg, woselbst er denn beim
Stadtmusikus Justus Quantz, einem Verwandten, tiber den sich nichts
*) Ebda. Anno 1702. llsabeth Beurman, Meister Andrefs Qoantzens Ehe-
frau wird begraben den 19. Majus, alt 41 Jahr 2 Mot, Text 1st Timotheum
2 vers 15.
m ) Ebda. Mit ihr hatte er noch 2 Kinder: Johann David, geb. 15. Pebr.
, 1704 and Oatharina Elisabeth, getauft 26. Febr. 1705.
***) Ebda. Anno 1707. Meister Andreafs Qnantz ist begraben den 27. April,
, ! Text Johan. 14 vers 28, alt 49 Jahr. Ich verdanke die MitteiL ans dem
i *
■ Kirchenbuche Herrn Pastor Oroscurth m Dankelshansen bei Oberscheden.
t) Jetzt Lauterecken in der Rh.-Pf. Quantx nennt den Namen nioht; es
war wahrscheinlioh Johann Philipp Oberheim Wiesbadensis, der von 1706 bis
1746 amtaerte. Keben der lather. Pfarrei bestand ein lather. Diakonat, wo-
selbst amen der series pastoram 1706 — 10 Joh. Pfefer Lwmmt angestellt wmr.
tt) Vielleioht eine Orthea Elisabeth Qoantz, welohe 1695 als Gevatterin
bei der Maria Elisabeth Qoantz* Taafe fangierte. — Die Geburts-, Taaf- and
Sterbearknnden der Laaterecker Gemeinde warden zar Zeit der franz. Herr-
tchalt an die Mairies abgegeben ; die Bargermeisterftmter besitzen nichts mehr
veil ihnen. Gefi. Mitt, des Pfarramts Laatereoken.
6*
72
Miscellanea.
bat ermitteln lassen, in die Lehre trat. Nach drei Monaten, als dieser
gestorben war, wurde Joti. Adr. Fleischkack, sein (sp&terer) Schwieger-
sobn, Just. Quantzens Nachfolger. Bei diesem blieb Hans Jochen 7 1 /,
Jabre. tJber ibn vgl. die Biographie. Der dort von Quantz als sein
Klavierlehrer rttbmend genannte Onanist Kiesewetter, den er semen
Verwandten nennt, Mefe Johann triedrich Kiesewetter und war, wie
mir Prof. Martius, Dompfarrer za Merseburg, giitigst mitteilte, im
Juni 1708 an der Domkirche zu Merseburg aufgeboten worden und
spater Organist an der Stadtkirche St. Maximi geworden. Von seinen
Arbeiten ist nicbts auf uns gekommen.
tTber die Merseburger Stadtpfeiferbande, sowie die herzogL Hof-
musik habe ich nicbts in Erfahrung bringen konnen. [Anfragen an
das st&dtische (Bats-)Arehiv zu Merseburg und das kgL sfichs. Archiv
Dresden.]
II. Oeorg Schalle. Infolge der Hoftrauer (Juni 1714) am herzogL
Hofe hart© Quantz Zeit genug, sich die Welt etwas anzusehen; in
Dresden erreicbte er zunachst seinen Zweck, vorttbergehend Be-
sch&ftigung zu finden, nicht; er reiste daher iiber Bischof&werda nach
Radeberg, wo der Stadtmusikus Knoll einen Gesellen brauchte. Allein
am 13. Juli ascherte ein schrecklicher Brand die Stadt zum grd&ten
Teile ein; in der inneren Stadt blieben nur das Pastorat, so wie einige
Hauser in der Pirnaer- und Dresdener Strafee verschont. Die Bate-
und Kirchenarchive wurden vernichtet (Vgi. Chronik von Badeberg
von Dr. H. von Martius-Bmtzen. 1828 bei C. F. A. Weller.) Dasg
der Brand auch literarisch von theologischer Seite ausgenutzt wurde,
lisst sich schon bei der Lektiire der Autobiographie denken. Man
vgl. hierttber die angefuhrte Chronik.
Auf den Bat des armen Knoll ging Quantz nun nach Mrtm,
wo er beim St.-Mus. Schalle fur den Best seiner freien Zeit Be-
scMfldgung fand.
TJber Schalle verdanke ich der Liebenswurdigkeit des Oberlehrers
und Stadtarchivars 0. Speck in Pirna die folgenden Mitteilungen.
Oeorg Schalle wurde am 29. Marz 1670 geboren, wie sein aufsen
an der Pirnaer Stadtkirche angebrachter Grabstein meldet; der Ge-
burt8ort ist nicht zu entziffern. 1706 hatte er sich mit Anna Maria
Wagnerin verheiratet und erlangte am 12. Juni 1708 gegen Erlegnig
von 6 Gulden das Pirnaer Burgerrecht. Tom Marz 1707, wo er dem
in grofstor Armut gestorbenen Christian Flade nachfolgte, bis zu
seinem Tode (21. Juni 1720) war er Pirnaer Stadtmusikus. Er bezo$j
wochentlich 2 Gulden festes Einkommen , sowie jahrlich 2 Scheffei
/
MisotUanea.
73
Korn, 1 Schragen Kurz tannen Holz und Stein Lichte. Ferner
wir ihm der Neujahrsumgang gestattet. Er musste neben sich
„1 Zinkenisten und 2 andere gate GeseUen" halten. Schalle scheint
in leidlichen flkonomischen Verh<nissen gelebt za haben. Nach der
Pfeifer-Ordnung versah der Stadtmusikant in Pirna zugleich den
Tfirmerdienst, hatte also Tag and Nacht die Wache za stelien, stiind-
Met den Seiger fein ordentlich zu schlagen und mit der Trompete
abmelden zu lassen, bei Feuersbriinsten das Alarmzeichen zu geben
nd drei Mai tfgb'ch (frtih nach 4, zu Mittag nach 10 und auf den
Abend nach 6 Uhr) mit seiner Musica zu blasen. . „Mit seinem Ver-
dienst war er auf die Hochzeiten in Stadt and Land, sowie auf die
Quartale- and Meisteressen and andre Festlichkeiten der Ziinfte an-
gewiesen. Wenn er diesem Verdienste nacbging, litt natiirlicb manch-
mal sein Dienst auf dem Turme. Da gab es h&ufig Elagen tiber ihn,
and nicht selten wurde er in Strafe genommen." [Das Piruaer Rats-
archiv bewahrt die Artikel iiber die Anstellung des Stadtmusikus von
1630—1846. Darin die Stadtpfeifer-Artikel von 1631, welche 1667
and 1730 etwas abgeMndert wurden.]
Der Dreedener Stadtmusikus Heine batte mit andern auch Quantz
dfter zur Verst&rkung seiner Leute nach der Hauptstadt kommen
lassen and lebhaftes Interesse an ihm genommen. Nachdem Quantz
die I 1 I 2 Jahre, die noch in Mersebuig abzadienen blieben, hinter
sich hatte, bot ihm Heine eine Stelle in seinem Chor an, welche der
junge Mann freudig annahm. Dass in seiner Erinnerung das Bild
Am in bescheidenen Grenzen wirkenden Mannes gegentiber der
miichtigen Einwirkung, die er von der s&chsischen Hofinusik empfing,
stark verblassen musste, liegt auf der Hand.
HL Gottfried Heyne. Ober Heyne bin ich durch das ttberaus
lieben8wtirdige Entgegenkomraen der Verwaltung des Dresdener Bats-
Archives in der Lage, eine Beihe von sehr interessanten Aktenstiicken
mitteilen zu kQnnen. Am 2. August 1698 war der bisherige Stadt-
Pfeifer, Daniel Weber, Heyne's Sch wager gestorben; am folgenden
Tag richtete Gottfr. Heyne, als Mus. Instr. zu Meiisen bestallt, der
inmate in Dresden anwesend war, ein Gesuch an den Bat, ihm die
Stele zu tibertragen . . . „Wann Sie denn sein erledigtes Dienst mit
nfichst zu ersetzen bedacht seyn werden ; and ich des Vertrauens,
Sie werden, in Ansehung ich dieser Kunst geraume Zeit hero, sonder
Buhm, mit allem Fleifse, obgelegen and vordessen eine Zeit lang in
der Kayserl. Capelle zu Vien,*) und Briinn in M&hren, in des Herzogs
•) In Rachel's Buch: Die K. Hofmueik-Kapelle in Wien (1869) 1st Heyne
74
Misoelkuiea.
von Braunschweig in WolfenbfLtel Capelle, in Schlesien, in der First.
Residenz Briigk, mich gebrauchen lassen, auch biy meinen seligen
Schwager selbet 7 Jabr gewesen, mir vor andern darzu gtithigst tsa
verhelf en ; Alls gelangt . . . bin auch der Erbiethung, ein paar von
denen hinterlassenen Weberischen unmfindigen Eindern, m deren
besserer Aufferziehang za mir za nehmen . . . (Akten Am Rates
A. X1L 14. Bl. 2.) Auf dieses Gesuch beschlees der Rat am 14. Sept
1698, Heyne als Stadtpfeifer anzustellen. Die dartiber ausge«tellte
Urkunde ist der Mitteilung wert:
„Wir Biirgermeister . . . Bemnach Unfe Gottfried Hayne, Stadt-
Pfeiffer za Mei&en . . . nach der nebst andern abgelegten Probe dami
am ttlchtigsten erachtet worden ; Aifs haben wir Unfe folgender Be-
stallung mit Ihm verglichen, Nehmlichen : Es soli gedachter Gottfried
Hayne . . . sich guter tiichtiger und wo mSglich . . . unbeweibter
Gesellen und Jungen beflei&igen , nnd dadurch diese Residenz-Stadt
und Kirchen allhier, mit allerhand zur Music gehSrigen Instrumenten
versehen, des Cantoris Anordnung, was die Eirchen Music betriflt,
nachkommen, und sich bey denen Auffwartungen, sowohl bey iem
Gottesdienst, als andorer Orthen, willig und bescheiden erwei9en. u Es
folgen Anweisungen, die Dienstwohnung auf dem Ereuzturme in rein-
lichem Zustande zu halten, die Stunden, falls er nicht durch Hoch-
leiten etc. daran verhindert wttrde, ordentlich abzublasen, auf etwaige
Feuerausbrtiche zu achten und diese durch Glockenschkg u. s. w. zu
melden u. a. m.
w Die Hochzdten in und vor der Stadt, soil er nebenst seinen
Gesellen, mit Fleis versehen, und das auffwarten, dass sich dartiber
Niemand zubeschwehren, und selbsten Ehre und Rohm davon haben
mdge, verrichten; Wann auch mehr als eine, oder deren etliche zu-
sammen kommen mdchten, solche vor sich oder durch andere be-
stellen, inmafeen er nicht unbillig vor alien andern Musicanten, dem
Herkommen nach, den Vorzug haben und behalten soli; Jedoch,
weiln sich auch andere der Music zugethane alhier befinden, so soil
er diejenigen, welche alhier in der Eirche mit auffwarten, wann Er
Adjuvanten benSthiget, vor andern frembden darzu nehmen und ate
dessen genti&en lassen; Es sollen aber auch dieeelben sich darbey
also bezeign, dass Er und die interefeirende Hochzeit Leute darxnit
zufrieden mjm kdnnen ;
. ■ Und weiln man bifehero wahrgenommen , dass die Btirger mid
nioht aufgeffihrt. Wabrscheinlich Ist er also nur guz vorflbergehend dort ge-
wesen; ion er geflunfcert habe, ist nicht awnnehmen.
andere Einwohner bey Ihren Ehren.Tagen andere Musicos lieber als
die ordentlich bestellten, gebraucht, So hat Er sich so zu bezeigen,
dan hierzu Niemand Ursach habe.
Er soli auch hinf&hro, wie vor diesem br&uchlich gewesen, an
denen boben Festen, frfthe ehe das Lfcuten angehet, eine balbe Stunde
tiff dem untatstan Gang© miricijwi, darzu Ihm© aus der Schole die
bendtbigten Enaben gefolget werden sollen.
So ©fit der Herr Superintended in der Sopbien Eirchen des Mon-
tags prediget, soil er, wie br&uchlich, in derselben, so wohl in der
Frauen Eirche, mit seinen Instrnmentis sich finden, auch zu Alt
Dre&den in Sachs Wochen einmahl, wann Er hierinnen abkommen
kann, rich Uxen lassei.
Wamn die Herrschaft watt den ScMitten fihret, ranis Er das
abblasen aaff dem Bath Hause verrichten, auch, wann die Birger-
schafft ganz oder zum Theil auffeiehet, zwey Trommelschlager und
zwey Pfeiffer ohne Entgeld verschafien und vorstellen. Hingegen soil
Ihme, von Zeit seines Anzugs zur Besoldung gereichet werden,
wdohentlich anderthalben Gulden an Gelde, zwey und zwanzig Glilden
Eleyder Geld, Sechs Gtilden die Er soist an Eorn wegen der Lichte
aas dem Ambte St Materni bekommen, Vier Giilden, vom Weiser zu
ttelen, aus dem Briicken Ambte, ingleichen zwey Scheflfel Korn aus
dem Leubnizer Ambte.
Ferner haben Wir Ihme zu seinen befsern Aufekommen, aus an-
gefBhrten beweglichen Ursachen , W6chentlich noch zehen Groschen
6 P%. aus Unser Gammer, bis auft wiederruffen, so Unfs frey stehen
•oil, zu reichen gewilliget; Und hat er hierttber das Neue Jahr, so-
wohl in der Veetung als zu Alt Drefeden, und vor dem WiUsdorffer
There von den Innwohnera und Bfiigerochalft, dem Herkommen nach,
zusamblen und einrafordern.
So hat Er auff den Hochzeiten das gewdhnliche Lohn, als von
jeder Stimme, Ein Thaler, und was die Giste aus guten Willen auff-
legen, zu gewarten, hiertiber aber Eeinem was abzufordern, viel
weniger einem oder dem anderen, ohne sonderbahrer Verehrung einen
Tanz zu rersagen."
Ein Sohn von . Heyne's Amtsvorg&nger, seines Schwagers, war
gegen 13 Jahre sein Geselle gewesen. Nachdem Heyne schon 34
Jahre Dienste gethan und das Alter herannahen fiihlte, bat er den
Bat am 23. Sept 1732, ihm einen Adjunkten in der Person seines
„Vetter's w , Daniel Oottfr. Weber zu geben. Unter demselben Datum
reichte dieser eine fthnlich gehaltene Bittschrift ein, worin er be-
76
Misocillwicia.
sonders hervorhob, iass schon sein Vater der Stadt Dresden 28 Jahre
gedient habe. Das Geeuch schlie&t: „. . . mich, mit besagfcen meines
Tetter Heynens Genehmhaltung, demselben zu adjungiren, und nacfa
dessen todti. Hintritt, mir die Stelle des hiesigeii Stadt-Musici zu
conferiren, da, umb mich hierza za habilitiren, in die 13. Jahre in
der Frembde, und beeonders m Erankforth, Berlin, Bre&lau, Badissin,
und anderer Orthen, der Eunst nachgegangen, sowohl hieogen Orths
bey dem EdnigL Cammer-Musico Bichtern, einige Zeit Lectiones ge-
nommen, auch nunmehro bereits 13. Jahre bey mentionirten hiesigeii
Stadt-Musico in Condition gestanden ;
Als ergehet an Ew. Hoch- und Wohl-Edl auch Hoch- und
Wohlw. mein unterth&nig - gehorsames Bitten Selbte wollen hoch-
geneigt belieben, mich, meinem Tetter, dem hiesigen Stadt-Musico
Heynen, nicht nur zu adjungiren, sondern mir auch nach dessen
dereinst erfolgenden Ableben, dessen Dienst, nebst alien Emoluments,
wie solches derselbe, und dessen Torfahren besessen, giitigst zu con-
feriren . . Am 4. Okt 1732 legt© Weber in Gegemwart des Oiganfetan
Pexold u. a. eine Probe seines Eonnens ab ; wir erstaunen, wenn wir
h5ren, welche Instrumente die Stadtmusiker zu spielen verstehen
mussten — begreifen aber auch Quantzen's und anderer Elagen tiber
die mangelhafte Ausfiihrung guter Musik durch diese Leute. Eg liegt
fiber die Probe folgendes Protokoll vor:
(Akten A. XEL 49.) Dre&den, am 4 October 1732.
Beferirt der H. Bgmstr. Togler in Sen. consessu, dab geetern
nach mittags Daniel Gottfried Weber in dem grofeen Schul auditorio
seine Probe auf der violino, Hautbois, Eleute traverstere, Eleute a
vec (!), violoncello, Posaune und Zinken, gemacht, die ihme yorgelegten
Stticken auf obigen Instrumenten theils alleine, ohne Zustimmung
des Clavicimbels, theils aber mit demselben, wohl, fertig und hurtig
gespielet, und also sey er wohl bestanden. u . . .
Das n&chste Dokument soil ganz mitgeteilt werden, da ee fiir
die sozialen TerhSltnisse der Musiker vom hochsten Interesse 1st
Es findet sich in den Akten A. XIL 50.
pr. d. 13. Aug. 1733.
Hoch- und Wohl Edle, Teste, Hoch- und
Wohlgelahrte, wie auch Hoch-
und Wohlweise,
Hochgeehrteste Herren!
Ewr. Hoch und Wohl Edle Hoch und Wohlw. ruhet sonder
Zweiffel in Hochgeneigten Andenken, we&geetalt ich mich zum
Miscellanea.
77
Mtuen beschwehren mtteen, dais man auf denen Hocbzeiten andere
fianden zum Auffwartten mad Mafic zumacben nimmet, und micb,
dem es mit denen Meinigen ordentlich geh5ret, iibergehe.
Nun babe ich bib anbero die wahre Ursache niemahls so eigent-
lich erfehren kflnnen, mufs aber nanmebro mit Erstaunen erfahren,
iafe einige derer Hochzeit-Bitter: daran die grofste Schuld, indem
m ihree Genufsbalber nicht nur andere Banden daizn vorschlagen,
loidem auch mieh und die Meinigen noch darzu aufe hSrteste ver-
iiglimpffen ; Wie denn der HochzeitrBitter Stthle nur dieser Tage
in Gegenwarth unterschiedener Personam gesprochen:
Heyne hat gleich das Vogelschiefeen und da sohickt er uns
gewils nur einen von seinen Leuthen und ein Paar Bier-
Fiedler!
Nacbdem nun dadurch von solchen Hochzeit-Bittern mir die
Hochzeite, so docb Pars Salarii sind, nicht nur entzogen warden,
sondern auch unterschiedliche von denenselben wider das Herkommen
and bifeherige gate Gewohnheit auf denen Hochzeiten Unordnung
anfangen, dem ersten Hochzeittag bunte Reyhen machen, welches
nicht alleine denen Hochzeit GSsten sehr verdrlifslich, sondern auch
mir und denen Meinigen hochst prejudicirlich, immafeen das Auff-
legen bey dem Frauenzimmer auff solche Arth allemahl vorbeygehet;
Hiern&chst tanzen auch einige von denen Hochzeit-Bittern gemeinig-
lich selber mit unter die G&ste hinein, und verlangen Vor-Reigen,
welches ihnen aber, weil die Gfisten das Nachsehen haben mttosen,
nicht wohl zu verstatten, es miifste denn ein solcber Hochzeit-Bitter
ein Freond vom Br&utigam oder der Braut, seyn, da es ihm denn
nicht versaget wird. Ja es unterstehen sich einige auch so gar Zeit
wehrenden Essens Sch&mzer-Lieder abzusingen und pretendiren von
mir und meinen Leuthen ihnen mit denen Instrumenten zu respon-
diren, andere Binge e. g. wenn sie sich also verkleideri, als ob sie
eine aite Frau in einem Trage-Korbe trtige, und dabey aufflegen
lassen — zu geschweigen.
Nachdem nun aber auch ein solches alles sowohl denen Hochzeit
Gfisten meistentheils hochst mifefillig als auch mir und denen Meinigen
sehr nachtheilig; Alfs habe es Iw. Hoch- und Wohl EdL, Hoch- und
Wohlw. hiermit geborsamst hinterbringen wollen nicht zweiffelnde
Dieselben werden besonders Rlihlen sein ibles Bezeigen ernstlich ver-
weisen, ihn zum Ersatz derer Unkosten anhalten und denen andern
Hochzeit-Bittern insgesamt bey Straff© verbiethen, dais sie mir keine
Hochzeit entwenden und absp&nstig machen, auch sonst keine Un-
78
Adam Xrieger.
ordnung auf imm Hochzeiten anfaiigen sQlIen. Ich #a tfrimt dto-
gegen albtetB Bwr. Hoch- mil Wohl EdL « •
DreJMem, Hoch- und Wohlw. ^d
den i. Aug. 1733. gehorsamer ^
oonc.: Jobann Benja- Gottfried Heyne. ;x -
min if inch. Bestalter Stadt-Muaiciis.
Der in seiner kiinstlerischen Ehre gefoKnkte und material gp»
sohldigte Mann sah seine Anzeige von Erfolg gekrdnt: Durch ITrtheil des
Baths vom 22. August 1733 wnrfl© Btthle wegen der Beloidignngen wur
Abbitte vor Gericht, znr Tragang der Kosten und za 4 alten Schock
oder 8 Tagen Gef&ngnis verurtheilt, eine Strafe, welche jedoch auf
Btlhle's Bitten auf die HMfte erm&feigt wurde.
Schon zii Ende dee Jahres 32 oder Anfangs des folgenden war
Weber gestorben; am 17. Januar 35 bat Heyne, ihm semen Gesellen
Johann Andreas Sander beizugeben, der bereits an die 6 Jahre bet
ihm gewesen und sich w&fcrend dieser Zeit „framm und christr
lich aufgeflihrt" habe. Bei der zur Wahl tines Adjunkten ana-
geschriebenen Probe fiei jedoch die Stimmenmehrheit auf Joh. Paul
Weifs, „bifeherigen Hautboisten bey der adlichen Compagnie des
Cadets." Am 19. August 1738 meldete WeUfe den Tod des alten
Heyne, der am 7. deeselben MonatB erfolgt war, dem Bathe. In der
Erauenkirche hatte man ihm die Leiohenrede gehalten. Er hinterlieis
seine Wittwe offenbar in schleohten Verh<nissen ; das halbe Jahree-
gehalt, welches sie „pretendire", wollte ihr Weifs nicht auazahlen,
doch wandte er sich an seine Vorgesetzten, ihn mit der Iran „m
Bichtigkeit zu setzen. 44 Was aus der Angelegenheit wurde, weib
ich nicht
Mam Krleger
(von Bob. Bitner).
Das sechste Zehen. Aria 8. Der beste Wein kflmmt yon dem Rhein.
i
fiein-Wein, Bein-Wein muss ©s seyn, der hftlt d«m Ma-gen rein, der
Adam £rleg«r.
an • ire Trank ver - scbleimet nor, inn
mm ge * braneben min der €ar,
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lii - stig In der Teutaoben Welt, die dev Beinscbe Wein er - bilk
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So! ibr BrA-der ! singt and spielt die be -item Lie-der aaf den ed - len
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Adam Kriager*
Reinaohen Wain, din der E©im h5 - ret wi© wir fr* - lich 'sejn.
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Hol-1a ! schenkt die Rft-mer ein. Hol-la 1 HoMa 1 sckenkt die B& - mer ein.
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Ritornetto.
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Adam Erieger.
81
n ff fly 'ffffftt. ^
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2. Necker-Wein ist aaoh wohl gut doch macht er schlechten Mat; or mt
m achwach and nicht mhr toll and macht nur die Kaldaunen voll. Dieser aber
star nit die Stirn und belagert das Gehirn in erwilnschter Frdhligkeit wenn man
ihn recht that besoheid.
3. Franken-Wein geht aueh mmh mit aaf manohen Hitt and Tritt, zamalen
wenn er pflegt za seyn and kOmmt von Wtlrzbarg an der Stein. Aber Moeler
giH docb mihr, Bacheracher hat mehr Ehr and Binekaaer machet gut wie Hooh-
heimer Math and Blnth.
4 Andre Weine, wie tie seyn, die schmecken nicht so fein, sie schmecken
swar, doch aber nicht -so lange wie bei dem geschicht. Dieser bleibt in besten
Tsasch, ob er schon macht einen Baosch, trinkt man doch dec andern Tag
wiftderomb to viel mam mag.
5. Seht anch Teutschland wie es lijjffc and sich so wohl gefigt, dass bei
ana so viel Eichen sein zu Ehren unsern Keinschen Wein. Difs Gefefe ist ihm
beetellt, wo er sich am besten halt, dass er so alt werden kann als ein ehrlich
Teotscher Mann.
6. Also bleibt es nan darbei, dass aber ihn nichts sei; dm lieber Rein-Wein
bleibest wohl, fur dir ist meine Gurgel hohl; solche wird alsdann gestillt, wann da
sie wohl angefullt Erstlich Wein, hernach kein Bier, dieses Sprichwort lieben wir.
Much jeder Strophe folgt der Befrain: So, ihr Bruderl singt and spielt etc
Das sechste Zehen. Aria 2.
(Wert am die Halfte gekflrzt.)
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Nan hab fob ge - fan -den, was mich ent - at - ket
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82
Adam Krieger.
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and reoht er - qui - cket, o
inI - Iiifsi Herti! licli kom and
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8 til - le den Lie - bes Schmertx
1 Hier knie ich Mr
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dir mil fle- hen-den Seh-nen, luse diah ge - weh-ren mich sm be-
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ichtt - men mad in er - ge- tzen dnreh dei - ne Zier.
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2. Mum bleibet gar eben mein Than rail Leben dir gmnte ergeben , o
•chines Kind! aoh dempffe wm dm m sehr entsondt, benimm mir die Pein!
ich fflhle yon Berien flammende Schmerzen, brennende Kenen, welche nooh
glimmen von deinem Scbein.
3. Man, weil ioh gefanden was mich entzttcket and reobt erqaioket, nob
•Usee Hers! so komm and utile den Liebes Schmerz! Hier knie ioh fir dir
nut flehenden Sehnen, lass dioh gewehnen mioh in beschdnen and in ergetzen
darch deine Zier.
(Folgt naoh jeder Strophe ein fiitornelL)
Mttelmigen.
• Cremona. Bine CharakteriBtik der italienischen Geigenbaaer and ihrer
Instramente yon Friedrieh Niederheitrnatm. 3. yermehrte Aafl. Leipzig 1897,
0«rl Mtwtbmrgcr. 8P, ¥HI a. 104 8. Der Verfasser iat Beit oa. 1884 tot and
warde die 2. Aafl. nar ein Abdrack der era ten, wahrend die yorliegende daroh
Dr. BmU Vogel m betreff des historisch-biographiscben Teils eine y&IHge Urn-
arbentong erfahren hat, betonders wm den Anteil Eaapar Twffmbrmekets be-
trifft. Ungewiu ist immer noch, wer aos den Violen die Violine zaerst gemaoht
hat, and da die eingeklebten Firmen grftfstenteils doroh spatere Instromenten*
maoher gefalseht mud, wird ©s rich wohl nie mehr festetellen lassen. Die neae
Awing© letcbiiet sioh noch dadaroh mm, dass eine Ansahl alte Firmensettel in
aatographisoher Manier hergestellt sind. Im flbrigen stimmt die Aoflage mit
iiir enten fibereiii.
• Beethoven's Ikfimm solemnis. Eine Stadie yon Wilhelm Weber. Augs-
burg 189? J. A. Schlosser (P. Schott). 8°. 184 8. a. 7 Tafeln mit Beispielen.
Obiger Verfasser ftthrte die Hesse in Augsburg am 22. Mftrs mit dem Ora-
torien-Yereine auf, dessen Diligent er ist and yerfasste zam Behafe besseren
Verst&ndnisses obige Stadie. Der Herr Verfasser nimmt es mit seiner Aafgabe
•ehr emit iiitci macht den Leser scent bekannt mit dem Oharakter d« Jtompo*
nisten, seinen eigenen Bekenntnissen aos firiefen and Tagebdohern and sohafflk
dnrch den Weohsel yon Erklarungen and eigenen Aasspruchen ein lebenivolles
BilcL Bekanntlich beabsiohtigte Beethoyen die Mess© zor Intronisation als
JSrzbisohof yon Olmfltz (1820) seines GOnners and Schiltrs Eriherzog Radolf
▼on Osterreioh in schreiben. Der Verfasser widmet diesem Out frewdidhaft-
lichen Verh<nisse ein eigenes Kapitel. Die Messe warde erst 1828 fertig and
ging weit fiber die Grenien eines Hoehamtes hinaus. In weiteren Abschnitten
wird Beethoven's 8eelenstimmang and sem Glaabensbekenntnis behandelt, dem
aohKe&t sioh ein Kapitel fiber das Hoohamt selbst an, Beethoven's Stellong sa
0Umn^Xhtm anA m fort, demem sioh dann Seite 81 die BrUlrang der Messe nit
Amgmbe dor Themen uschUafst. Sehr belebend wirken die vielfaoh ©fegettr«ii«
Terse aos Gediohten, welche den Eindrack, den der Verfasser ersielen will,
in poetiiolter Form sasramenmssen. Die Gesamtdarstellong ist von hoher Be-
geisterang getragen und hinterlasst einen erhebenden Eindraok. Der Yerfasser
kommt anch mehrfach aaf die Taabheit B.'s za sprechen, so z. B. 8. 88, wo
er das 2. Kyrie bespricht Bier bringt n&mlich B. Yorhalt and Aafldsangston
84
Mitteilongen.
za gleicher leit, wenn aach der erstere gebonden ist. Herr Weber schiebt
die Anwendnng dieser Dissonanz B.'s Taubheit za. Mir liegen gerade deatsche
Gesange von Soandello am dem 16. Jh. vor. Soandello konnte bekanntlich
sehr gut hdren and als Kapellmeister der sachsischen Hofkapelle hatte er
reichlicb Gelegenbeit seine Kompositionen zur Aufffthrang za bringen and
doch schreibt er dieselben Bissonanzen wie B. ; Seandello, Neae geistl. deatsche
Lieder mit 5 and 6 Stimmen, Dresden 1575\ Nr. 8, Takt 2, Alt and Bass:
and daza singt der Discant c, so daas
II I t an gleicher Zeit erklingen and
doch, wenn der Dirigent dm H descreac.
nimmt, wird der HOrer bei dem schnellen
Vortbergang© k«ME die Diaaonan* em-
pfinden. Soandello bringt dieselbe Stelle and fthnliche noch mehrfach. Ich er-
w&hne sie nar, am za beweisen , dass damit B.'s Taabheit gar niohts za than
hat, denn sein inneres Ohr war feiner aasgebildet als bei je einem Moniker. Nor
Unaehtsamkeit and Nachlassigkeit kann hier schold sein.
* Jahrbuch der Masikbibliothek Peters fir 1896. Drifter Jahrgang. Har-
aasgegeben von Emil VogeL Leipzig 1897, 0. F. Peters, gr. 8°. 102 S. mit
Handel's Portrat. Preis 3 M. Der Inhalt besteht aos einem beschreibenden
Verzeichnisse Bach- and Handel'scher Portrats, denen 9 Xritiken liber meiat
masikhistorische neae Werke folgen. Hermann Kretzsckmar beriohtet daraaf
iber Konzerte im grofcen Stile, Max FriedUmder uber Mozart's Wiegenlied,
welches sich endlich dorch Aaffindung eines Originaldrnckes und einer alien
Handschrift als ein Lied von Flies (Bernhard, Gerber muter Flieaa) ergeben hat.
Weniger glncklioh ist derselbe Verfasser mit der Zosammenstellang zweier
melodischer Phrasen, die eine von Gluck, die andere von Mozart, die beweiaen
sollen, dass Mozart von Glack beeinflu&t warde. Der Eindrack and der Rhyth-
mas ist bei beiden Phrasen so verschieden, dass ein anderer kaam daraaf verf alien
kftnnte. Dr. Vogel spricht daraaf von der einstigen Borgheseschen Bibliottiek,
die in alle Winde zentreut ist and fuhrt daraaf 8 Bibliotheken in London,
Paris and Rom an, die eine Anzahl Werke erworben haben. Den Sohloaa
bildet wieder ein Verzeiohnis der 1896 ersohienenen Litterator aber Masik mit
Emschluss dot Aaslandes. Herr Dr. Vogel wtrde der Naohwelt einen grotaa
Dienst erweisen, wenn er Nekrologe iber verstorbene • Mosiker, geetfitzt awf
tiohere Qaellen, allj&hrlich dem Jahrbnche einfugen wollte.
* Dr. EmU Bokn'8 masikhistorische Koiuserte in Breslaa fanden. daa 67.
und 68. im Febrwir mud Mira statt, nor Yokalkompoaitionen Frans Sbhubaste
geweiht.
* Moaikdirektor Vollhardt in Zwiokaa gab vergangenen Winter mit dean
Kirehenchore mi St Marifin nebet Unterstutzang von Sotokrttftun und ctar
Stadtkapelie 5 Aaffthrtmgen in der Marienkirche, danm Programme nr Halite
stets aos alien Tonsfttzen bestehen, w&hrend die andere Halfte neaeren Kom-
ponisten gewidmet iit. Dm 8. Xomeert brachte das Oratorinm : Die Unhurt
Christi von Herzogenberg, op. 90..
* Die Beilage kann erst mit der nachsten Mummer geliefert werden. Sie
enthalt den Schloss des Kataloges.
V«nuitwortlloh«r Badakttiur Bobert Eitner, ftnipli (Ucktrm*rk).
Drmok Yon Huminn B«j«r A SOhne im Lft&gMMMtUa.
Mr
MUSIK-6ESCHICHTE
herroisgegebeii
der detelsohaft fir Miisikfoiiiohiiiig.
Pnli dei Janrgangt* 9 Mk. Monattleh mriolMiiii
Illl. Janri
tine If mug you lbUS Bog en. lnttrtlonag •babrcn
die z=i:i= SO Ft
lo. 6.
1897.
KommiitioniTerlag
tou Breitkopf A Hftrtel in Leipsfg.
Boatolliiiigtii
ntant jade Bach- und Mngfthandlnng •nigegen.
Totenllste des Jslr©§ 1896 9
die Masik betreffend.
(Karl Lftstnar.)
Abkttrmng fir die citierten Mosikzeitschriften :
Bftbgem. a Deutsche Bahnen-Genossenschaft Berlin.
Guide = le Guide mus. Bruxelles, Schott
K. u. Muss. = Deutsche Kunst- m. Musiksta. Wien, Robitschek.
Lessm. = Allgem. Deutsche Musikztg. Charlottenburg.
Menestrel «= le Menestrel. Journal du monde music. Paris, HeugeL
M. Tim. — Musical Times. London, Novello.
Mus. sac. = Musica sacra Monatsschrift fir kath, Ejnim:mmB : ik Bagemsburg,
Haberl.
N. Z. £ M. «= Neue Zeiteohr. f. Mus. Leipzig, Kahnt.
Bicordi = Gazetta music, di Milano, Bicordi
8ig. = Signal© £ d. mus. Welt Leipzig, Senff.
Ludw. « Neue Berliner Musikztff. Ludwig.
"Wbt = MusikaL Wochenblatt. Leipzig, JMtzsch»
Es wird gebeten falsche Daten der Redaktion gefalligst anzuzeigen.
AUftdla, iMigm, Prunadonna, Meeamopraii 9 Donizetti sohrisb for aie die
Maria Padilla, st im Jan. in Bom; geb. 1821 in Genua.- Menestrel
48. Leaam. 128. Bicordi 80.
AMcy, Html I., ImpreflBario, Grinder der Firma Abbey, Schoffel mi Gran,
it 17. Okt in New-York. M. Tim. 344. Sig. 841.
4'AffUttt, Bfcttit Arabella, Komponist in Neapel,- st dm. im April
Lessm. 245.
Alwtw, Ghirid, Fianirt tmd LAW, st. 5. Mini in Ckwiiait, geb. 1824
in Baiern. M. Tim. 268.
Artwgli, (ItovMil, Balletmeister in IVankfart a.M^ vorher in Darmstadt
nnd Dresden, st 20. April in New-York. M. Tim. 411. Sig. 403.
Ami, Altai, popnlarer Wiener Volkss&nger, st in Wien 25. August.
Lessm. 493.
Mulsh, t MsMmmmm. smmsm JDHX. No. 6. 6
86
Totenliste des Jahres 1896.
Aadrews, Joseph King, Orgelbauer der Firms Forster and Andrews in Hull,
st. das. 5. Okt. M. Tim. 833.
Aatoa, Hfflpp Gottlieb, Komponist in St Louis, seit 1847 dort aimftwig,
st. im Sept.; geb. 1831 in Darmstadt Sig. 856.
Irllirg » Fritz, einer der bedeutendsten Opcmsinger mid QeBanglehrer Skan*
dinavienff, Komponist and Cbersetwr von Operafaxten in die Sprmii©
seines Landes, st 21. Febr. in Christiania, geb. 1830 in Dalekarlien.
Imul 128. mi. 147.
Ambrist, Karl Friedrich, Orgmnist an der St Petrikirche m Hkabtirg und
Musik-Beferent dee Hamburger IVemdenbliittei, st aof einer Beiae in
Hannover am 7. Juli; geb. 30. M&rz m Hamborg. Nekr. a. Todes-
Anzeige im Hamburger Fremdenblatt vom 14. Joli.
Arroyo, JoKe EniHft, Solofldtist and Prof, am KoiiigL Kaniermter^ m
Lissabon, st das. 4. Den., 64 Jahr alt M. Tim. 1897, 124.
Aierbaeh, liilpi, ehemaiiger Heldentenor, st im Jan. in Frankfort a. 11,
geb. 1826 in Karlsruhe. WbL 91. Lessm. 84.
Af eaariis, Richard, Naff© Bich. Wagner's, Pro£ an der Uuvorritit Zfirid^
st das. im Sept M. Tim. 687.
Azaar, Jaaa Baatista Ptaseatia, Kirchenkomponist and Organist in Valencia,
st in Tortosa 18. Sept WbL 579. M. Tim. 762.
Bagge, Selnar, Komponis^ MaaikiclMiftiteler and seit 1868 Birmktor der
Masiksehale za Basel, st. das. 16. zam 17. Joli; geb. 30. Jani 1823
za Kobarg. Nekr. Scbweizerische Masikzeitang 140.
Baker, Alfro4 Stills, Organist an der St Jaines-Kirehe in New- York, st
das. 13. Okt, 28 Jahr alt M. Tim. 762. WW. 639.
Ballard -Bittnarsch, Frau Liaa, Pianistin in Dresden, st das. 6. BUn.
Dresdn. Journal
Barbot, Jtsaph-lhMan- Wsirl, ehemaiiger Operntenor, Pro! am Ken-
nenratoriaiii zm Paris, st dm. 24. Dea^ geb. 12. April 1824 lit Turn-
louse. MSnestrel 1897, 7. Guide 1897, 18.
Barilli, Nleela, ehemaiiger Opernsanger, HaJbbruder- der Fran Patfl, at
70 Jahr alt im Nov. za New- York. Mgnestrel 399. WbL 687.
Baraby, Joseph, Organist, Komponist and Direktor der Guildhall School
of Music zu London, st das. 28. Jan.; geb. 12. Aug. 1838 m York
Nekr. M. Tim. 81. Lessm. 84.
Battaiile, Leais-Mcolas, Geaangkonipoiiist in Paris, st daa. 29. Nov., 56 Jahr
alt M. Tim. 1897, 50.
Beer, Julius, Hornvirtuos, Prof, am Eonservatoriam za Prag, st das. 29. Aug,
59 Jahr alt WbL 483.
Bergnaaa, Aatta, Kdnigl. Musikdirektor am kath. Seminar an Barton,
Komponist von Kirohensachen, st das. 9. Joni; geb. 15. Dea. 1833 m
Granati bei Ostritz in Sachsen. Mus. toe. 156.
Beria, Aloys, (eigentlich 8eheicM), Sanger and Textdiehter in Wien, at daa
17. Febr.; geb. ebenda 1826. Sig, 295. Lessm. 128.
■araaicoil, Aknaaifo, Pianist, frflher m Montevideo, st in Boifavo
1. Sept; geb. urn 1855. Lessm. 576. Nekrolog im Bicordi 628*
Toteniiste des Jahres 1896.
87
•oftnat, Ilka, OeHu^lafarerin in Puis, st dm Ende dee Jabrea. Leasm.
1897, 28.
BetyeMaa, Gilbert I., Eonzertmeister mud Gesangkomponist in London,
wmgltokfe auf d«m Wetterhoni in dor Schwab 9. Sept, 31 Jahr alt
M. Tim. 685.
Mil, Alfred, Librettist and Musikkritiker in Paris, st 23. Febr. in BrfisseL
if. Tim. 268.
Bhneasteagel, Albreeat AemaHger Kosnrtaeiilw am Hoftheater m Braun-
schweig, st. das. 7. Juni; geb. m Helmstedt Big. 652. Buhgen. 230.
BkHM-8uter, Bianea> fruhere Priinadoiiiia der Berliner Hofoper, st im
Okt m Buenos-Ayres. Mtaestrd 383. WbL 687.
Beers, Joseph Carol, Prof, an der kath. MusikBchule in Nymwegan, Kom-
poniBt nnd Musikschriffcateller, a. A. einer Bibliographie der Werke der
atten und m©d«rneii niederl&ndischen Musikerj st mi Delft 1. Nov.;
geb. m Nymwegen 1812. Guide 738. WbL 639. Todesanaeige.
Beora, Edaard Jeaa Joseph vaa im, Harmonium - Virtuose, Musikkritiker
der Lutticber j^feuse", Eomponist und Diohter, st. 16. Aug. m Luttioh;
geb. 1828 au Gronsveld. Gkiide 578. Lessm. 479.
Berdter, Jilts, Eomponist und Musikverleger in Paris, st das. 29. Jan.,
49 Jahr alt M&iestrel 40.
Bonraai, titer JUessnifii, EjrAoik#iB|»iiM mud MusikdiTCkfaH' mi d«r
K*tb©drmle S. Ibranoeaoo in Aaaai, st das. 5. Woo, 77 Jahr alt
Mtaestrel 104. Lessm. 220.
BoflMttS, Heart, h«rv©iriig«ider Violincellist in Airwtodam, st daa. 40 Jahr
alt den 19. Aug. Lessm. 520.
Bawl, Pieiro, Organist an der Hauptkirche zu Morbegno (Veltlin), Vater
dea Direktaro am Lice© Marcel© in Venedig, st in erstgenannter Stadt
30. Dea. It Tim. 1897, 124.
BeMtam, HtaJM^ Verfuser aMrriiiier Opem-Libwitti, st im Nov. in
Paris. Guide 758.
BfUsUa, frail, Orgfttnit an der St &tliariiieflkiTChe za Hensogenbusch
in Holland, st das. 10. Dez., 30 Jahr alt. M. Tim. 1897, 49.
WbL 1897, 55.
litmus, Earl, tagjfihriger Ldtar ekee Cjiorgctaajfyqwina in Berlin, st
daa. 1. April; geb. 1826 in Potsdam. Lessm. 220.
lift, Dr. Aagast, Violoncellist, Mitglied daa Comit6 dis Koniarf atorimna
mud der SjmphcMiio-Eoiizerte in Genf, st das. mi Aug., 74 Jahr alt
Leasm. 552.
Brackaer, Aataa, Hoforganist und bedeutender Eomponist in Wien, st.
das. 11. Okt; geb. 4. Sept 1824 zu Ansfelden, Obeedsterreioh. Neue
fr. Presse v. 13. Okt
Barchari, Bail, durch sek© vierhaiidigen Klaviei>ArraDgemeiitB bekannter
Musiklehrer in Dresden, st das. 12. Febr.; geb. 1820 daa. Lessm. 128.
WbL 132.
Bwhtf, Jales- Aagaste • Galllauae, belgischer Eomponist, st 10. Febr. in
Brugge, geb. 10. Sept 1810 au Paris. Guide 138. Lessm. 128.
6* .
88
Totenliste des Jahres 1896.
Cagnoai, Anttalt, Opernkomponist, Kapdlmaijiter an der Kathedxale m
Novara, at 30. April in Bergamo; geb. 8. Pebr. 1828 in Godiasco.
Nekr. MSnestrel 152.
Caapaalai, ttala, Operntenor auf italienischen and amerikanischen Bohneo,
it in Vigatto bei Parma 13./14. Okt.; geb. das. 1845. M&iestrel
383. WM. 687. Nekr. Bicordi 792.
Caselia, Carlo, Violoncell-Virtuos, Komponist and Prof, am Lieeo mosicale
zu Turin, st das. 3. Sept., 62 Jahr alt M. Tim. 687. Bicordi 612.
Cavaaa, Alessaadro, wahrend 40 Jahr. Organist a. d. Kathedrale m Brescia,
st. 11. Juni za Ganneto mil Oglio. M. Tim. 483. NekroL Bicordi 434.
Cerfbeer, Asatole, Mosikkritiker and Heraasgeber des Journals fl l© tbiHaMf
in Paris, st. das. 22. Aug., 72 Jahr alt M. Tim. 687.
Cerveaf, V. P., Chef and Grander der Mefall- Biasing in
Kdniggratz, st. das. 19. Jan.; geb. 1819 za Dabec in Bohmen. Lessm. 84.
Cbalmet, Bartbeleay, Komponist und Organist in Brest, st das. im JonL
Menestrel 200.
Cbarles, Aagaste, FlStenvirtuos and Prof, am Konservatoriom in Bruaaal,
st. im Seebade Knoeke im Him. Lessm. 220. WM. 344.
Otis, Paul, siehe Coatagne.
Coaradi, Jobaa G., Verfasser einer Schrift uber Masik and Masiker in Nor-
wegen und Komponist in Christiania, st. das. 28. Nov., 76 Jahr ait
M. Tim. 1897, 50. WbL 594.
Courjoa, Eigtaa-JaMfh, Bajah von Chandernayor, Komponist, st 15. Jao>
in Paris, 53 Jahr alt M. Tim. 195.
Cootagae, Dr. Heary, Mosikforscher and Musikschrifteteller, anter dem
Pseudonym Paul Claes aach Komponist, st in Lyon im Pebr. M6-
nestrel 63. Gaide 138.
Cras, Jtsepi, Koratur a. d. Kirohe Notre Dame da Sablon, Autorit&t a. 4
Geb. der kath. Kirchenmnsik in Brussel, st. das. 7. Nov. M. Tim. 833.
Croieb, Frederick Williaa Niebolls, Komponist des sjnerikanisohen Volkaliedes:
^Kathleen Mavourneen" st. 19. Aug. in New-York;^geb. 1808 in London.
M. Tim. 611.
Datbs, Joseph, langjahr. Klavier-Professor am Konservat in Wien, st das.
6. Juni; geb. 30. Sept. 1825 za Begensbarg. Nekr. K. a. Masz. 15S-
DaabaQ8er, Adolf Leopold, Yerfaeser theoretischer Schriften mad Qcmang.
Professor am Konservatoriom za Paris, st das. 9. Juni; geb. 26. Febr.
1835 ebd. MSnestrel 190.
David, Samel, Komponist von Opera, Operetten and Hymnen, st in Paris
30. Okt; geb. das. 12. Nov. 1838. Lessm. 583.
Degeahardt, Heftaricb, wahrend 30 Jahren Organist an der St Katharinen-
kirche zu Hamburg, st das. 9. Dez.; geb. ebenda 20. Okt 1829.
WM. 1897, 12.
Delabaye, Mm, Komponist, Klavier-Prof. and Chordirektor an der grolsen
Oper zu Paris, st zu V6sinet im Juni, 52 Jahr alt. M6nestrel 200.
Deuel, Fraiftls, Komponist, Kapellmeister und Organist in Brianl, st
das. im Jan., 34 Jahr alt M6nestrel 7.
Totenliste des Jahres 1896.
89
Madnai, Cltrlil-Clstr, langjahriger Gesanglehrer an der Kantonschule zu
Lausanne, urn das gesangkche Leben des Waadtlandes sehr verdient, st.
58 Jahr alt m Bex am 12. Juni. M. Tim. 555. Lessm. 363.
lipft, A.-J., ausgezeichneter Tubaist des Monnaie - Orehesters In Brussels
it im Aug. das.; geb. 1825. Guide 558. Wbl. 460.
lerheimr, Willi, geb. Messie, seiner Zeit beacbtenswerte Singerin mud
Somponistin, starb in Paris im Juli. Guide 558. Wbl, 460.
le Swert, Jeaa - Caspar-Isidore, Violonoell-Prof. am Konservat zu Brussel,
Bruder von Mm I., st. das. im Sept.; geb. 6. Jan. 1830. Guide 618.
lentsch, Willy, Pianist in Budapest, st. das. im Anfang des Jahres, 67 Jahr
alt Lessm. 55.
Diemr, Jahaaass, einer der hervorragendsten Mitglieder der Passions-Auf-
fohrungen in Oberammergau. Er sang von 1860 — 80 den Prolog als
Nachfblger seines Vaters, st. das. 8. Mai; geb. 1830 ebenda. Nekr.:
Munchener Neueste Nacbrichten Nr. 236.
Htwartk, Allen, Orcbesterdirigent in Californien, st das. im Febr.; geb.
1822 in Sheffield. M. Tim. 267.
Darell, Wllltli, Klavierprofessor an der Royal Academy of Music in London,
Grander der Bach-Gesellschaft, st das. 13. Dez.; geb. 5. Sept 1810.
M. Tim. 1897, 49.
•tnif-CiUS, Jille-Aimta-Josephe, eigenU. mm Steeakisto, Sang, an franz. Opern-
buhnen, st. in Paris 14. Pebr.; geb. 1807 zu Valenciennes. MSnestrel 56.
Html, f laceaUMeph, eigentlich van SteeiMsto, Bruder der Sangerin lures-
6ns, Flotist und Professor am Konservatorium zu Paris, st. im Juni zu
Etretat; geb. zu Valenciennes 1. Marz 1812. Menestrel 190. Lessm. 352.
lliei, Eraaaiel-Oreatll, Geistlicher zu Paris, Verfasser des Werkes: Cle-
ment Marot et le Psautier huguenot, Paris 1878, st. das. im Aug.;
geb. 2. Juni 1830 zu Templeux-le-Gu6rard (Somme). MSnestrel 264.
•■frisie, Eni, geb. Denay, Harmonie - Professorin am National - Konser-
vatorium zu Paris, st das. 14. Juni; geb. das. 29. Juli 1822. M6-
nestrel 200. Lesm. 363.
DilMrei8, Charles, Operntenor in Paris, st. das. Ende Mai, 68 Jahr alt.
M&iestrel 184. Wbl. 344.
•iffil, Laiis-Gllbert, ehemaliger Tenorist an der grofsen Oper zu Paris, st.
das. 23. Sept zu Pansy b. Paris; geb. 6. Dez. 1806. Nekr. MSnestrel
307. Guide 617. NekroL Bicordi 675.
Eettard, Heraaaa, Professor, Komponist und Musikdirektor, ging 1848
mit einem Bread. Orchester auf Konzertreisen nach Amerika, st. 15. Nov.
in Columbus (Ohio); geb. 1823 in Stolpen. Ludw. 412. Lessm. 728.
Eieakofer, Aloys, Konigl. Seminarmusiklehrer in Straubing, st. das. 29. Marz;
geb. 30. Jan. 1820 zu Deggendorf. Mus. sac. 119.
liriiiwg, Alexandra Leah, Konzerts&ng. und Lehr. an der Guildhall School
of Music in London, st das. 2. Sept., 34 Jahr alt M. Tim. 686. Lessm. 576.
Ehreaberg, Jenny, siehe Mauthner.
Hfiii, Berahard vaa der, Pianist, st. 58 Jahr alt, 18. Okt. in Amster-
dam. WbL 608.
Totenliste des I Arm 1896.
EIliH, Albert, GroUmogl. Hessinclier Kainmeraifigaff, audi KompoBui tou
Opera nnd Kirchenmusik, ft 4. Sept. Darmstadt; geb. 21. Dez. 1830
an Kdthen. Nekr. in der Darmst Ztg. vom 6. Sept Lessm. 520.
licaleif Jtlif Fldtist und Komponist, st 26. Aug. in Barodcow. M6n#-
strd 287. Lessm. 506.
EsebMUM» Hearletta, gmmmimm IQavierletaerin Ztirieha, at das. 66 Jafcr
•It, 4. Juni. Lessm. 363.
Fahreabaek, lipp art, K^pomist und DMgmt im deatsolMD Vareiiia m
Si Louis, et das. 13. Jan.; geb. in Baden. M. Tim. 195.
Faaiaiya, Aleiaader Sersjewitaab* Komponist und MudkBcbriilsteUer, at
24. Juni in Ligowo bei St Petersburg ; geb. 24. Okt alten St (5. Nov.)
1841 m Kaluga in Biiidaad. Mteaafard 256. Wbi 412.
Fargaeil, Aials, ebemalige Operns&ngerin in Paris, st das. 8. April; geb.
21. Marz 1819 zu Toulouse. M6nestrd 119.
Faalbaber, Pail, Pianist 'und Komponist, st 7. Juni in Bio Grande do
Sul (Brasilien); geb. 1836 in Dresden. M. Tim. 555. Lesna. 413.
Felebaer, GisU? Aiflpi, Um>erdtats-Musikdirektor in Gielsen, st das. 10. Mai;
geb. 22. Jan. 1832 zu Kuhmenen bei Kdnigsberg. Lessm. 285.
Ftli 9 Lea, Kapdlmeiater von versohiedenen dautaohen Hettem, uktat an
Covent Garden in London, st das. 23. Juli; geb. 10. Febr. an Poseo.
Todesanzeige in der Breelauer Ztg., Nr. 520.
Tfllppe, Geaaare ii, OperneHnger, st. auf der tlbarfabt von gongtaiiaMoipd
naoh Sioilien im Sept M. Tim. 762.
Fiseker-Aebtea, Kareliae, HerzogL Briniii»liw. Hofimeniaaj^priiiy at 11. Sept
in Friedenabdm bd Ghm; geb. 29. Jan. 1806 zu Wien. Buhgea. 335.
Lessm. 576.
ftmt, linrl-iltiis, KomponM und Kkvierprof. am Konaenmt im Paris, at
das. 29. Jan.; geb. 24. Okt 1843 zu Airaines (Somme). Mtoestxd 40.
Fleiscbbtier, Friedktld, Hofkonzertmeister in Mdmngea, st das. 12. Bus.;
geb. 24. Juli 1834 zu Weimar. Todesanz. im Mdning. TagebL, Nr. 297.
Freae, Sag ftie-Haari, Komponist und Kapellmdster an Hiemiwr an Gufaniii,
st 35 Jahr alt 5. Dez. zu Paris. M6nestrd 399.
Frleae, Friedrieb, Hoforgdbauer in Schwerin i. M., st daa. 13. Jan.; geb.
18. April 1827 ebenda, Zeitscbr. fur Instrumentenbau 329.
Falter, Levi I* Orgelbauer, Haupt der Firma Estey It Cfia, st 10. Okt
in Brattleboro (Vet. St). M. Tim. 762.
Garcia, Jiles, Komponiit und Direktor der . Konaervtto^JCeiaMrte m Facia,
st. das. 10. Okt; geb. 11. Juli 1830 zu Bourges. Nekr. Mtaestrel. 336.
Garti, Friedrieb, Komp. von zahlr. Mannerquart, st 28. Jan. in Sakwedd;
geb. 28. Nov. 1819 zu Perver bd SalzwedeL Lessm. 220. WbL 107.
Gussl, ftau, Tanoriat an der KonigL Hofoper m Pent, it daa. 45 Jab
alt, 25. April K. u. Muse. 131.
Gall, Hapeleeae, Kompontioiis- und Pianofortelehrer in Neapd, st daa. in
Marz. Sig. 443.
Unit, FWey, Komponiit popmliwir Mnarikaniaeher loader, st 44 Jab ait,
5. Sept in Catskills. M. Tim. 686.
Totenlst© des Jaliret 1896.
91
GftYliitft, Lrfgi, Klavierprofeesor in Neapel, st. das. 20. April, 73 Jahr
alt; Franzose von Geburt M6nestrel 144.
GaveMX-8abatier, Konzerts. in Paris, st das. 76 J. alt, 12. Oil Men. 336.
Gftzzageil, Luigi Guerre, Organist in Fori bei Bom, st das. 7. Jan.,
80 Jahr alt M. Tim. 195.
fieyef, liflfl, Professor and Oesanglehrer in Berlin, st 67 Jahr alt, am
18. Juli, im Seebade Prerow. Ludw. 259.
CUese, Fritz, Violoncell- Virtuose, st 5. Aug. in Boston; geb. 1859 im
Haag. Wbl. 506. Berliner Sig. 267.
flemi, Aetonit Caito, Ofwrnkompoiiist mid vonnab Birektor im MM-
Under Konservatorinms, st in Para; geb. 11. Jul 1839 m Osmipiiioi
in Bracdlien. Menesixel 312. Biographie im Bioordi 653.
flflltti, Felipe, Organ, mid fruohtb. JGreheakoinp. in Tolosa, st. dag. 2. Mfaa;
geb. 23. Aug. 1833 zn Huarte (Navarra). Menestrel 119. Bicordi 312.
Grattgia, AekJlle, Opernkomponist, st. 19. Juli in Padua; geb. 5. Mai
1816 .iii. San Martino dall f Argine. Wbl. 460. Nekr. Bioordi 516.
Grtldaar, Br. Fraaz, kdnigl. baier. Hofopernregisseur a. B., Musiksohrift-
steller, Textdichter und Cberseteer, st 7. Mai in Munchen; geb. 7. Marz
1822 irei SjffMiidt in Unterfrk. Todesans. in im Munch. N. Nachr.
Graaajeaa, Elbe, ehemalige IQavier-VirfooBiii, st 7. Jan. in Varviera, 72
Jahr alt Lessm. 1897, 55.
§!§•§■» J., Org. an der Kathedr. zu Beims, st das. im Juli. Menestrel 224.
Grtenefflt, Sfftee, Violinistin, jfingere Schwester der Pianistin Celeste G. in
New-Orleans, st. das. 10. Juli im Alter von 19 Jahr. Berliner Sig. 217.
tfftttD, Itnls-IMf 1« it, Komponist und Musikdirektor in Paris, st das.
im Marz, 76 Jahr alt, Hollander von Geburt Menestrel 80.
Crasser, F., Musikdir. und Bratechist in Zurich, st das. im Febr. Wbl. 132.
ffeiitoger, tiiwig, Komponist in Prag, st das. 12. Bez., 57 Jahr alt.
Nekr. Neue Musikalische Bundschau 148.
fltempfiaBiB mi f Ltigi, Org. zu Forli, st. das. im Anf. d. Jahr. Bicordi 80.
iialtrt, Perdilftld, Iiederkomponist omd Mnsikreferent der TrngL Mmmimmmi
in Berlin, st das. 6. April; geb. 21. April 1818 ebenda. Lessm. 220.
■ikert, Jefcaiues If mg ellst, Ohorregent mid Stadtorganist in Gmunden am
Traueneee, Kkcheakomponiet uni Herftttigeber der Zeitschr. fir kath.
Kirohenmusik, st das. 1. Sept; geb. 18. Okt 1833 zu Oberplan in
Bdhnten. Wbl. 496. Mus. sacr. 227.
Htekefl, Aitlpke, Gesangsprofessor am Konservatorium zu L&ttioh, st. das.
63 Jahr alt, 28 Bez. Guide 1897, 18.
IftjMzier-Bafre'ioy, H.-O.-Heari, ehemaliger Birektor der grofsen Oper in Paris.
st das. 27. Bez.; geb. ebenda 11. Bez. 1819. Guide 1897, 18.
Hllll, A. W. P., Ghordirektor an der Kirche zu St. Bominique zu Utrecht,
st. das. 15. April, 63 Jahr alt. WbL 344.
■•like, Gettlkfc, Kdnigl. Musikdirektor in Breslau, st das. 72 Jahr alt,
18. Mftrz. Beutsche Musiker-Ztg. 164.
Harper, Joseph Wesley, Musikverleger in New- York, st das. im Juli, 66
Jahr alt Guide 558.
92
Totenliste des Jahres 1896.
Harris, Aagastas, Direkt des Convent Garden and des Drury Lane Theaters
in London, st 22. Joni zu Folkestone; geb. 1852 in Paris. M. Tim. 461.
Harteasteia, P., Theaterkapelbneister und Musiklehrer in Halle, st. das. in
Marz. 8ig. 382.
Hartnaaa, Albert, pensionierter konigl. preuisischer Kammermusiker, st
18. Dez. zu Qrunberg LScM., 79 Jahr alt Lessm. 1897, 14
■irtlipr, Dr. Martia, Tenorist, Hof- nnd Kammers&nger, Professor an der
Mnsikschule m Munohen, st. das. 6. Sept.; geb. 6. Febr. 1815 m Ingol-
stadt Toden-Anz. und Nekr. in den Munchener N. Nachr., Nr. 416.
■l»l«f f C. I.» fruher Kantor an der Marktkirche nnd Musikdirektor der
Francke'schen Stiftung in Halle a. S., st 18. Juli, 71 Jahr alt m
Oranienstein a. d. Lahn. Wbl. 425.
Haaser, Leopold, Ghormeister an der Gumpendorfer P&rrkirche St Aegidi,
st. zu Wien 15. Mire, 40 Jahr alt Lessm. 220.
Heeluaaaa, Heary J. 1., Organist in Meriden (Conn.), st. das. 21. Juni,
62 Jahr alt Wbl. 388.
■•toil, Edaard, geschfttzler FlStist, st 17. Marz in Boston, 58 Jahr alt
M. Tim. 338.
Hef attach, A., kftnigi. Musikdirektor nnd Organist an der Marienkircbe
za Flensbarg, st. das. 6 Nov., 53 Jahr alt Wbl. 654.
Heltzmaaa, Joseph, Chef der Pianofortefabrik gleichen Namens in Wien, at
das. 7. Jell, 42 Jahr alt M. Tim. 555.
Heifer, Leaader, groikherzogl. Musikdirektor in Weimar, st das. im Juli;
geb. 11. April 1828 zu Mattstedt Bubgen. 246.
■•rlst-Ji«l#, Adele, einst beruhmte Sangerin, in Marschner's Biographies
viel genannt, st. 21. Dez. in Hamburg; geb. 18. Febr. 1816 in Jaaay.
Nekr. Hamburger Fremdenblatt Nr. 302. Buhgen. 1897, 4.
Hersee, Heary, Musikkritiker, Textdichter und Obersetzer in London, at
das. 21. Mai. M. Tim. 411.
HUler, Aatolka, geb. Hogd, Sangerin, Witwe des Komponisten Ferdinand XL,
st in Koln 26. April, 76 Jahr alt Todesanzeige der Kdln. Ztg. Lessm. 259.
Hilpert, Friediiek, Eammervirtuos , Mitglied des ehemaligen Florentiner
Quartette, zuletzt Soloviolinoellist der Hofkapele in Mfinehaii, et iaa
6. Febr.; geb. 4. Marz 1841 zu Nurnberg. Wbl. 107.
Htitalili-Sclllltopflfst, Prinz Coastaatla, oberster Chef der General -In-
tendanz der k. k. Hofbuhnen in Wien, st das. 14. Febr., 67 Jahr
alt Lessm. 220.
Hiihli, Gista? , Chef der Pianofortefabrik gleiohen Namens in Barmen, at
das. 26. Jan. Zeitschr. fur Instrumentenbau 355.
Heldich, George Mali will, Orgelbauer in London, Erhnder eines Oktar-
Kopplers, st das. 30. Juli; geb. 1816 zu Maidwell in Nordhamptonshire.
M. Tim. 611.
Haakea, flit, Violinist, Professor an der Musik-Akademie zu Antwerpen,
st das. im April. Wbl. 344.
Hreaatka, Joseph, Orgelbauer in Temesvar, st das. 17. Juni, 70 Jahr
alt. M. Tim. 555.
Totenliflte des Jahres 1896
§3
latordoaata, Stefaao, Advokai Verfasser zahlreicher Opernlibretti, si 11. April
in Mailand; geb. am 1844 in Messina. M. Tim. 411. Bioordi 276.
Issaarat, Claire, Operns&ngerin in Paris, si. das. im M&rz; geb. 30. Okt.
1869 hi. €annee. Menestrel 88.
Jardlae, Edward find Joseph, zwei der bedeixtendsten Orgelbauer in den
Vereinigten Staaten Amerika's, starben 14. und 15. M&rz in New- York.
M. Tim. 337.
Jiteii, siehe Herhst-JaieM.
Jewsaa, Fran, Pianistin in London, si das. 24. Dez. WbL 1897, 163.
Haaksheil, Christian, Kontrabassist, EonigL Kammermnsiker in Berlin, st.
das. 31. Jan. Lessm 115.
RaariaskI, Weazeslaas Mieeula? ¥#■, ehemals berfihmter Tenorlist, st. 65 Jahr
alt in seiner Yaterstadt Lemberg am 20. Okt. Menestrel 360.
lesaaer, Friedrlei, erster Klarinettist des Gewandhaiisorcheeters in Leipzig
st. das. 11. Febr., 37 Jahr alt WbL 121.
Ketteaas, Aloys, fruchtbarer Eomponist in London, si das. 3. Okt.; geb.
22. Febr. 1823 m Verviers. M. Tim. 762.
liesgea,. Aagiste, ehemaiger Kapelnieigter an d«r Eathedrale von Paris,
st. 20. Sepi hi Beuzeval. Guide 698.
Klafsky-Lehse, Kathariaa, Opernsangerin, si 22. Sepi in Hamburg; geb.
19. Sepi 1855 zu St. Jobann in Ungarn. Nekr. Hamburger Fremden-
blatt Nr. 224. WbL 535.
lepff, Frederlk, Direktor des Liederkranzes in Seranton <Ter. Si); si das
34 Jahr alt, 15. Mai. M. Tim. 483.
Ural, Jehaaa Nepomk, osterr. Militarkapellmeister, Komponist zahlreicher
Tanze und Marsche. si 2. Jan. zu Tulln bei Wien, 56 Jahr ali
WbL 65. Lessm. 55.
lafferath, Haaert Ferdiaaad, Eompositionsprofessor am Konservatorium zu
Brfissel, si ebdas. 23. Juni; geb. 10. Juni 1818 zu Muhlheim a. 4 Buhr
Todesanzeige der Koln. Ztg. Ghiide 498.
IlMerle, Salanoa, Professor, Organist und kirchenmusikalischer Schrift-
steller, st. 28. Aug. zu Samaden (Schweiz); geb. 8. Febr. 1838 in
Malmsheim bei Stuttgart. Lessm. 552.
lira a, Rudolph Wflhetaa, Pianofortefabrikant in Wien, Yerfasser einer An-
aahl fammannischer Broschireii und Opembicher, si das. 17. Juni;
geb. das. 15. April 1852. K. u. Musz. 182.
Laoetcetta, DoBealee, Komponist und intimer Freund Meyerbeer's, si
73 Jahr alt im Aug. in Neapel. Lessm. 478.
Laaaert Charles Laelea, Komponist und Klavierprofessor in Bio de Janeiro,
st. das. im Mai. Menestrel 175.
Laaelea, . . . kngjahriger Orchesterchef an der gro&en Oper zu Paris, st.
das. 30. Sept. Ghiide 638.
Lang, Arnold, ehemaliger BedmJcfwnr dar Schweiwr Sangerzeitiing, Verfaaiwr
einer Anzahl Yolksstficke mit Gesang, si 12. April in Zurich, 58 Jahr
ali Lessm. 259.
96
Totenlirte ctes Jabres 1896.
Oberstelaer, Jekaaaes, Cborregent in Kufstein, si das. 24. Man; geb*
8. OH 1824 an Zell am Ziller. Mas. sacr. 119.
••Sir, Karl EbII, Kontrabassist, 37 Jahre Mitglied dee Gewandbaus*
orcbesters, si 18. Aug. m Leipzig; geb. 14. Jani zu Jdbstadt im
sachs. Erzgebirge. Lessm. 576.
Oray, AatM-Marla, Violinist nnd Ofmd^«K0MpeImt ^ st im Mai m
Belleville bei Paris, 81 Jabr alt M&iestrel 168.
Pagaaiai, Aekllle, Sobn des berfibmten CWgers, st Anfcng des Jabres in
Parma. Sig. 73.
Faaeaal, Ferdlaaade, Violoncellist in Elorenz, st. das. Anfang d« Jafaree.
Lessm. 128. Bicordi 80.
Fapet, Marie Gtsangrielirgrin mm Pariser Ifonservatoriiim si 2. Sept
in Garenne- Colombes, 42 Jabr ali M6nestrel 287.
Parravielai, Rafael e, Komponist, Librettist und Mnsikkritiker des: „il
Secolo", si im Jnli in Mailand. Menestrel 232.
Paaagartaer, Br. Haas, IQavier- Virtuose and Miisikkritiker der Wtener
Zatang, Gbtto der Ofienis&Dgerin itsa Papier, si in Wian 23. Mai;
geb. 1843 zu Eircbberg in Oberosterreicb. Nekr. Wiener Tagebl. Nr. 143.
Peiase, Miekele, eh«ma%©r Profoior mud enter FJGtist in Tbanter Bellini
zn Neapel, si das. 21 April, 80 Jabr ali M. Tim. 411.
Pill y (fill, Aatoaio, Komponist (a. a. der baskiscben Nationalbymne
„Viva Hernani"), Musikschriftsteller in Madrid, beireundet mit Gounod
nnd B. Wagner, st. das. 13. Nov.; geb. in San Sebastian 1846. M.
' Tim. 1897, 49. WbL 671.
Pirelli, siebe Vaizaa.
Pesslaek, Aaaa, geb. Edle von Scbmerling, Komponistin von Klavier-
stdcken, Liedern, Messen a. a., fruher Gesanglebrerin am Konservatoriam
zn Wien, si das. 14. Marz; geb. ebenda 15. Jnli 1834. Lessm. 220.
WW. 188.
Peters, Henaaaa, G*sangdirektor und Musiklebrer in Philadelphia, si das.
10. Mai M. Tim. 483.
Pierpoit, Marie #«, Komponistin und Organistin, st. im Febr. zu Paris.
Minedwi 63.
Pieagretk, Metriek, frfiberer Kapellmeister am fStadttbeater an Elberfeld,
M&nnergesang - Komponist , st. 12. Sepi zu Elberfeld, 68 Jabr ali
Todes-Anzeige in der Elberfelder Ztg.
Pletkow, 1., Musiklebrer in Berlin, si das. im Jan. Lessm. 83.
Pill, Dr. Blekard, Musikschriftsteller, si in Baden-Baden 17. Dez.; geb.
zu Leipzig 12. Sepi 1826. Nekr. Wbl. 1897, 25.
Petri -Peoaa, Giaseppe, Bruder des Alessandro, Konzertmeister, si Ende
April zu Mailand. Bioordi 312.
PerUkaaly ECieaae, Violinist und Direktor des Clcilen- Vermis an Bordeanx,
si das. Ende Sept.; geb. 1827 ebenda. Menestrel 303.
frtl, siebe Ittiti.
Preass, Mtari, Musiklebrer in Wien, si das. 21. April, 54 Jabr aft.
Lessm. 245.
Totenliste des Jahres 1896.
97
Frillfta, Joha, popularer Komponist, st im Aug. 78 Jahr alt, in Taunton.
M. Tim. 611.
Pruckaer, Maays, Professor rail KonigL Hofpianist in Stuttgart, st 1. Dez.
nach einer Operation in Heidelberg ; geb. 12. Mai 1834 zu Munchen.
Todesanzeige und Nekr. im 8chwab. Merkur Nr. 283.
ficligpr. August, Baritonist, st in Dortmund im Pebr. Lessm. 128.
lanilMil, Aehille, Kirchenkomponist und Organist in Morona in Italien,
st das. Ende des Jahres. M. Tim. 1897, 124.
Rayaoadl - Bioadneei , Marlaaaa, Violoncellistin, Schulerin ihres Vaters
Filippo Baymondi in Bom, st. in Alexandria im Sept. M. Tim. 762.
Mglfca, AM, Komponist, OrgdYirtaos raid Birektor der Muaikscbiile za
Benaiz, st. das. 24. Nov.; geb. ebenda 1835. Menestrel 383.
Eeiehel, Altipl, Komponist, ehemaliger Direktor der Drei&ig'schen Sing-
akadeniie in Dresden, spiter des OiciMen¥«reiiiB in Bern, it in leteterer
Stadt 5. Marz; geb. 1817 zu Tursnitz in Westpreufsen. Lessm. 220.
Wbl. 160. Schweizerische Musikztg.
Relatkaler, Karl Martia, Prof., Komp. u. Domorganist in Bremen, st das.
13. Pebr. : geb. 13. Okt 1822 zu Erfurt Todesanz. in der Weser Ztg.
BeBaaefcaBps, Mrari, Sanger, Violinist und Virtuose auf der Tuba, st
19. Sept. in Hasselt (Belgien); geb. 3. Jan. 1835 zu Lfittich. Lessm. 639.
lleppl, Karl, Orgelbauer in Bied in Osterreich, st. das. 26. Okt, 60 Jahr
, alt M. Tim. 833.
Miiniie, Rebert, Oberamtmann in Sonderaliaiiiax, Komponist ©iner Oper,
Vater des Musikschriftatellers Dr. Hugo B., st das. 6. Aug., 73 Jahr
alt Lessm. 506.
Utter, Aleiaader, Komponist Wagner'scher Bichtung, stin Munchen 12. April,
geb. 15. Juni 1833 zu Narwa in BnfalancL Todesanzeige in den
Munohener N. Nachrichten Nr. 173.
ftaidai, Castile it, Teztdichter und Kunstkritiker, st 5. Juni in Houlbeo
(Eure), 51 Jahr alt Guide 478.
Rate, Jtaellii, KonigL Kammermusiker in Berlin, st. in soman Heirnat-
orte ftadebusch, 2. Juni. Vossische Ztg.
Ralrftaasky, Viktor, Freiherr von, Sanger und Liederkomponist, Professor
am KoBiewatorimm zu Wien, st dan. 17. Jul, 60 Jahr alt Lessm.
440. WbL 421.
ftaacagli, Fmicewt, zeitweise Organist an ▼ersohiedoiai IGrchen, JGrcheii-
komponist, Prasident der philharmonischen Akademie in Bologna, st.
das. 15. Okt, 84 Jahr alt Menestrel 360. Bioordi 723.
Roqaette, Dr. Otto, Diohter und Teztdichter, st 18. Marz in Darmstadt;
geb. 19. April 1824 zu Krotoschin, Lessm. 220.
RasaU, Yiaeeaze, Musiklehrer in Bom, st. das. 16. Juni. M. Tim. 555.
Bicordi 468.
!•§§!, Eriesta, geb. 1829 zu Livorno, gest 4. Juni zu Pescard. Nekrol.
Bioordi 417.
lata, Hiehele, Komponist, Theoretiker und Musikschriftsteller, st 24. Jan.
m Neapel; geb. 1827 an Gaaerta. Mineftrel 48.
98
Totenllnte dee Jaime 1896.
Saiat-Fey, geb. Clarieee Henry, ehamalige Siagwiii an i§r kflMwehen Opr
in Paris, it. m Barbizon im Jan., 79 Jahr alt M6neatrel 24.
Salmi, Ilteitrt*Cisir 9 Komponist iiiicl Organist an der ESrahe la TrinM
m Paris, st das. 20. Jul; geb. ©tenia 20. Jan. 1834. M6nsstrel 240.
Until -lilt, I. fjm, Musikschriftefcallar in Berlin, it 29. Nov. das.; geb.
1848 in Rotterdam. Nekr. WiL 701.
8avHla, all Faaay mmmmm Frimadoniia auf It .11. : ..i I : : ■ ■ and mmkMnmiim
Bfihnen, st 61 Jahr alt in Okt m MeUbomrne. M. Tim. 833.
tewyar, fnak E, aamikaniaelMr Kompomit, at 24 Jahr utt in New-Yttk
in Jan. Leesm. 128.
lehiehaar, Balelpli Jeeapb, Kompniiit und Pianist, et 15. Aug. in Rmdbim*
hall; geb. in Mdnehen 81. Dez. 1821. Nekr. AUgemebe Ztg. Nr. Iff,
Mini, Igaaz, at 7. Dez., 76 Jahr alt Mini. sac. 119.
Sekeik, lugt, ©hamuli Ijipelliiieistar cicii Theaters an dar Wien, wsA Kom-
ponist> it 11. Febr. in Wien, 48 Jahr alt Leeem. 128.
Sefcetfer, Richard, Violoncellist, enter Lthrar an im Muailnichqle si
KlingenthaJ, it das. 19. Mai; geb. 18S9 in Halle, Ludw. 203 u. 337.
8elltmba*h, liMitsiir, Orgelbaiur in Wtnboigf st. dm 90 Jahr alt,
30. Aug. if. Tim. S87.
Seklittig, C.| ljuitor in Bofarem, ran das MiiiJw«iatt dieter Stadt aehr
verdient, st daa. 8. Deo. Leesm. 1897, 14.
Seaoltz, Leiis P., Violinist, Hauptforderer deatscher Mnaik in Amerika, at
Ende dee Jahres in Detroit; geb. 1856 in Buffalo. Letptdger TagebL
Nr. 23, 1897. Leasm. 1897, 55.
ScbuMM, Itsif Mm Klara, geb. Wieck, Oattin Robert Sch.'s, Komponiatin
nnd ^viir-Virtnoiik, st 20. Mai in IVankfort a. If* geb. 13. Sept
1819 m Leipzig. Nekr. in aim Zeitongen.
Sdwiiekt, Medrlek GttUiefc, der letsto ans im bekannten MuaikarfumKe,
Organist an St Nikolai in Hamburg, st das. 11. Juni; geb. 15. Dm
1823 ebenda. Todeeanzeige nnd Nekr. m im Hambvgw Nachrichtep.
Serai*, Aalroa, st 5. Man tm Gaatel-franoo-VaiMto. Moordi Iff.
8ekwledtai, lari Friedrleh, Professor, Lehwr am dar Kftnig). Mochfinhiik Hr
Mnsik in Berlin, st 16. Sept im LufUrarort Otaatdor^ 67 Jahr nit.
Voss. Ztg. Nr. 444. Leesm. 552.
Serpeitii, Iiltlpk, Bassbufio und Iiederkomponist, st 15. Aug. in Hunan ;
geb. 6. Mm. 1839 zu Berlin. Buhgeo. 368.
Saaaa, flit*, starb Anfazig August Ek Nekrolog in Moordi 532 dime
Angabe von Datut nnd Amt
Siykflk, WMktlii, Violinist, nit 95 Jahran MtglM der Slal%wter Hof-
kapelle, endete dnrch Selbatmord in Mtnchan um Dea. Naua freie
Prease von* 17. Dez. Leasm. 1897, 13.
?•■ Seyfried, Helariea Bitter, Musikreferent in Wien, st daa. 8. Nov.,
77 Jahr alt Leesm. 728.
Slikr, Gastav, Konigl. bairischer KAmmeraangor, st in Munehen 18. Mm ;
geb. 17. Sept 1837 m Amsfatrg in Weat&len. Todasanseige in in
Mttnchen. Neueaten Nachr.
Totenliste des Jahres 1896.
Stumili, Inst Wllkels, Kantor n SI Petri und Organist an der Mt«en-
und Marthenkirche an Bautzen, si das. 14. Juii, 59 Jabr alt. Ladw.
275. WbL 483.
Statu, frail, Musiklehrer mid Veremsdirigeiit in Leavenworth (Kansas), si
das. 28. Oki; geb. 1826 in Hessen- Nassau. Sig. 953. Lessm. 673.
Shiiisai, fany, siehe Saville.
SmMm, F. 1., Ekvierbooer nnd Er£ndcr «ina§ Mechanismus, weloher com
Glockenspiel mit dem Wkmm verbindet, si in Maastricbt im Aug.
M. Tim. 687.
8toe*kiste, siebe ions.
itef BalMna, einst berfihmte Opqrnslngerin, si im Doe. in Neapel;
geb. 1823 am Turin. Menestrel 1897, 7.
Steili, E4iard, Organist and Obordirigent an dor katb. Minim, Lehrw m
der Btadtisdien Musikscbule zu Winterttiiir (Sohn des Domkapefliwiiiwr
B. F. Steble), si 11. April in jugendliobem Alter im elterliohen Hause
in Si Galen. Lessm. 259. Mms. aaer. Hi.
SteliMtl* Mayer, Gearg, langjfihriger Ekviertehrer an der Emricbof Musik-
scbule, si das. 17. Jan.; geb. in Eassel. Lessm. 200.
Steiiway, Willi AM, Chef und Mitbegrunder der Pianoforte- Firma 8i & Sons
in New- York und Hamburg, si in New- York 30. Nov.; geb. 5. M&rz
1836 zu Seesen. Nekr. Sig. 1025.
Steraieh, siebe It Valereeiata.
8tMtr, Tfcetfor, ahemals angesehoier Mnsiklebrer in Berlin, si das*
17. Oki, 75 Jabr ali Lessm. 623.
MeHa, Milpi, Violin -Virtuose und Direktor der pbilbarmonisoben Ge-
sellschaft zu Muhlhausen i. l. f si das, 6. Juli; geb. 19. Aug. 1850 in
Frankfurt a. M. Lessm. 412. NekroL Bicordi 516.
Strttftil, Al? art, EhyierproftBsor am Eonservatorium zu Palermo, si das.
im Febr. Menestrel 96.
8ta4eWBid, Inpst, Pianist und Eomponist in Schwerin, st. das. 18. Nov.
M. Tim. 1897, 50.
iMbuMli, !■§§!•, Bassist, Opera- und lirdiensiiiger, si 24. Mira in
Venedig, 43 Jabr ali Menestrel 112. Bicordi 228.
laawii, Jtllu, frther Theaterkiipelnisister, wit 30 Jabren in Posm ali
Diligent und Lebrer thatig, aucb ak Eomponist bekannt, st. das. 7. Mai,
70 Jahr ali WbL 273 und 360. Big. 539. Lwul 28§. (Wurde
in einigen Zeitangen wid«rrttfem.)
lelctaHMii, CfisttiH), Grinderui und Dirigentin des Gbiwigvireiiii ^ames
de charitl" in Aniwerpen, tun die Verbreitting deutscher Mnsik in ikrar
Vaterstadt bocbverd. Dame si das. 14. Dez., 72 Jabr ali WbL 1897, 25.
Teige, Dr. larl, Professor am Oynmaaimi am Maudnitsi in Bilmen, schrieb
mmm thenmtiscA-kritischen EaWog der Werke Smetaita'i und eke Bio-
grapbie der bdbmiscben Musiker, welcbe unvollendet bleb, si das.
20. Mint.
TeiiysM, Latfy, Gattin des Dichters, als Liederkomponistin bekannt, st.
10. Aug. zu Aldworth (Haslemere). If. Tim. 612.
100
Totenliste des Jahres 1897.
Termiil, Rtsftrio, Opemtenor in Palermo, ut das. 5. Jtuii, 29 Jahr alt
M. Tim. 483.
f •■€!■«, Hip, Ghordirektor m der Stadtpfarrkirche zu St. Jakob in
Innsbruck, si da& 30. Mai, geb. 1810 in Netschettin in Bohmen.
Eirchenchor 61.
flints, Charles - Laiis - Asbralse , Opemkomponist, Direktor dee Konser-
vatoriums zu Paris, st das. 12. Febr.; geb. 5. Aug. 1811 m Mete.
Nekr. Menestrel 49. Biogr. Bicordi 121. 140. 269.
RovM, Liwls, Oratorienbaasist and Masikkritiker des Musical World, si
in London 14. Juni; geb. 1826 zu Bath. M. Tim. 482.
TkYSsea, Jesepi, Theaterkapellmeister, si 9. Juli in Aachen; geb. das.
2. Dez. 1816. Nekr. Buhgen. 273.
Till*, Benhard, Orgelbauer in Bheinberg, si das. 29. Mam M. Tim. 338.
TtltttaalftW, . . . ., Komponist und Kapellmeister an den Opern zu Warschau
und Tiflis, si 18. Sepi zu Petersburg. Menestrel 320.
Triaaen, Henry, BrmimaMkcr mud OpeniHbrettist, it zu Paris 1 7. Oki Quide 718.
Trotebas, . . Pianist, si wihrend emm Koi»art¥oiiriig« am Elavier An-
ting Dez. in Paris. Menestrel 399.
TurlMf Alfred, Violinprofessor am Konwrratorimii m Paris, si zu Si Qbmd
im Marz; geb. in Stralsburg. Menestrel 88.
Tirpii, lints, Organist und Elavierpadagoge in London, si das. 29. Juli,
55 Jahr alt. M. Tim. 612.
Tut&ehka, A., Dirigent einer osterreichischen Musikkapelle in Melbourne,
st. 16. Juni in Auckland (Austr.) N. Z. £ M. 344.
Intersti liar, Aataaietta, Pianistin und Eomponistin, si in Mailand 28. Mai ;
geb. am 1846 in Konstantinopel von italienischen Hterm. M. Tim. 483.
Nekrol. Bicordi 397.
Urbaa, F. W ., Musikdirektor, Eantor und Lehrer am Seminar zu Greiz, at.
das. 9. Juli. WbL 399. Lessm. 412.
it YaleroeiatA, Graf Itleolt ii Stemttei, Eomponist-Dilettant von zwet
Opern, si im April in Zara (Dahnatien). M&nestrel 144. Bicordi 366.
Yftizan-Perelli, tilfl» f ehemalige Primadonna, st. 17. Dez. in Padua. ML
Tim. 1897, 124. Bicordi 823 schreibt si in Mailand.
Yibuiaio dall' Acfia, Prof, des Pianoforte am kgl Eollegium zu Mailand,
starb daselbst im Nov. Bicordi 776.
Yleutesjpg, Jilii-JiStpl-lniist (jungerer Bruder des Violin -Virtuoeen
Henry ¥.), Yioloncell- Virtuose, st. in Belfast 20. Marz; geb. 18 Marz;
1832 zu BrusseL Guide 258.
Yieweg, larl, Pianofortefabrikant in Breslau, si das. 28. Juni. Breslauer Ztg.
Ylllaret, FrMfais, TenorM an der gro&ai Oper zu Paris, si 27. April
zu Suresnes bei Paris; geb. 29. April 1830 in Milhaud (Dep. Qard).
Nekr. Mtowtwi 144.
Yltali, Raffaele, Opernbariton, si 7. Sepi in Bom. MSnestrel 303.
YiUumii, Wllhela, Mtbetttswr der Verkphandlmiig Breitkopf & Hftrtd,
st. in Leipzig 24. Dez.; geb. ebenda 12. Juni 1837. Sig. 1897, 25.
WbL 1897, 25.
Totenliste des Jahres 1896.
101
Wapiti, lipst, Eomgl. Musikdirektor in Greifswald, Koroponist der
Zumpt'schen Gtenusregeln, st. das. im Marz. Sig. 882.
Walltisteia, Until, Konigl. Musikdirektor und Groisherzogl. Hessischer
EammenrirtaoB in Frankfurt a. if., st das. 29. Nov.; geb. ebenda
22. JnK 1843. Todesnachridit der Frankf. Ztg.
WftUier, Algwt, Chorregent an der kath. Kirche m Baden-Baden, st das.
30. Mai, 23 Jahr alt. Todesanzeige im Baden -Badener Badebl.
Walter, Dr. Altoi, erzbischdflich- geistlicher But, Mitglied dee Beferenten-
kolleginms fur den Cacilien-Yerein, st. 1. Okt. zu Beichenhall; geb.
1845 in Haimhansen (Oberbaiern). Mus. saor. 236.
Walter -Strftife, August, Komponist, Musikdirektor in Basel, st. das. 22. Jan.;
geb. 12. Jan. 1821 zu Stuttgart Nekr. Baseler National -Ztg. und
Deutscbe Musiker-Ztg. 66.
Waltzer, Mb, ehemaliger Opernsanger, st 4. Sept in Berlin ; geb. 2 Dez.
1821 zu Hannover. Bfihgen. 326.
mm WiipilclB, Friedrieh, Intendant des Grofsherzoglichen Hoftheaters in
Oldenburg, st das. 3. Marz, 51 Jahr alt. Sig. 328.
mm WtsliliwsM, Wilhela Joseph, Musikschriftsteller und Konigl. Musik-
direktor, st 13. Dez. in Sondersbausen ; geb. 17. Juni 1822 zu Grofs-
leeeen bei Danzig. Wbl. 1897, 12. Lessm. 1897, 14. Sig. 1081.
Nekr. in den Sig.
Welter, Bafcort, Militarkapellmeister, Erinder eincr in der detituchen Armee
eingefuhrten Schalitrommel, st. 29. Juli in Bingsbeim. Wbl. 483.
WtieMver, frftftZ, MusLkdirigent, Vorsitzender der Amsterdamer Tonkunstler-
Yereinigung, st. das. 27. Sept, 58 Jahr alt. Lessm. 608.
Weseidoick, iftt, Grofskaufmann, Bich. Wagners opferwilligster Freund,
st Mitte Nov. in Berlin, 82 Jahr alt Lessm. 710. Im Lessmann 1897
Nr. 7 ft Brief© von Wagner an W. mitgeteilt
Wiisilg, Robert Guide, ehemaliger Sanger, Musikdirektor und Scbrifteteller,
gt 26. Dez. in Leipzig -Gohlis; geb. 10. Mai 1818 in Breslau.
Buhgen. 1897, 23.
Wlesberg, Wilielv , beliebter Volkssanger und Dicbter in Wien, st das.
25. Aug., 46 Jahr alt Sig. 698.
WIezek, Sophie, geb. Witt, Qrofsherzogl. Badische Hofopernsangerin , st
13. Jan. in Wien; geb. 13. Febr. 1823 zu Neapel. Lessm. 83.
Wuderlkh, Johain, Musiklehrer in Stuttgart, st das. 11. Nov., 62 Jahr
alt. Schwabische Chronik Nr. 265.
Xyitffts, SpirMioi, Yolkslieder- und Singspielkomponist, st. 25. Nov. in
Athen; geb. 1812 zu Korfo. Wbl. 1897, 25.
Ztliaii f Befttdette, Opernkomponist, st. 23. Aug. in Ancona, 65 Jahr alt
M. Tim. 687. Wbl 523. Bicordi 612 schreibt Zaban.
laagf, LiigiA, geb. ffttl, Opemsangerin, st in Padua im Dez. Sig.
1897, 25.
Mfler, Gharittto, Kkvier- Virtaosm und MmriMehrcriii, ScMtarin L. Berger's,
st in Berlin 7. Aug., 82 Jahr alt Lessm. 493. Nekr. Voss. Ztg.
Nr. $80.
Monatslt. £ Matlkfeieh. Mirgaatf XXIX. No. 6. 7
102
Mitteilangen.
Herfaas, lip, Mpsikalienhandler in Number g, si. dan. If. Him M.
Tim. 338.
Uner, Ott«, Konigl. Muaikdirektor, aeit 1869 Organist an der Schloea-
kirche an Oeb in Schleaieii, Bedakteor der fiegmdmi Butter fir evang.
Eirchenmnaiky li ins. 31. Mini, geb. 1827 an Priakoraine bet Herrn-
stadt in Schlea, BreeL Ztg. vom 6. April.
Zipperle, Hftas, Komponiat, Pfarrchorregent in Boeen, at daa. 29. Juni,
65 Jahr alt. Leasm. 390. Nekr. Minciiaiir Nooeite NacMAten
Nr. 301.
Ifiti, Alenaiflft, Bafsbuflb, st in Neapel; geb. 1817 in Bologna. Kg.
220. Leasm. 128.
JQttoflungeii.
* Friedrieh ZeUe, Prof, and Direktor der 10. Bealsehule zu Berlin: Sine
feste Burg ist onser Gott III. Die splteren Bearbeitongen. Osterprogramm.
Berlin 1897 E. Gaertnert Verlagsbaehhandlong H. Heyfelder. Der Herr Ver-
faauer giebt in der Einleitnng eine tlbersioht fiber die Behandlang dea Chormla
flberhaupt nnd fiber die nach nnd naoh sich einbfirgernde Art der Wiedergabe,
die sich zum Teil aaf Melodie and bezifferten Bass beechr&nkt, ferner giebt er
Beispiele wie die herrschende Sfifslichkeit dee Pietismus in der Mitte dea
18. Jha, auf die Harmonisierang des Chorals von wesentlichem Einflosse war.
Angeffthrt werden Graupner, Telemann, Job. Dan. Miller and beaonders Doles.
Erst Jok Chrstph. Kt|nmm sohlag wieder kraftvoUere Tone an, doob blieb
seine Behandlung nor vereinzeli Erst im 19. Jb. worde ea dorob Fischer's Be-
strebangen besser. Daraaf folgen von Nr. 41 — 70 Bearbeitangen obigen Chorals
and zwar von A. W. Bach 67, Joh. Seb. Bach 50—52, G. Bronner 46, Clur.
Bnchwalder 41, Joh. Crfiger 42, Joh. IV. Doles 57, 0. H. Dretzel 54, Mick.
Gottl. Fischer 64, Chr. Granpner 49, Joh. Heinr. Grosse 60, Joh. Ad. Hiller 59,
H. Kaweraa 69, Joh. Chr. Kittel 61, Joh. Balth. K6nig 55, Joh. Chr. Ktthmw 58,
Joh. Dan. Mailer 56, Joh. Mich. Mailer 48, C. H. Einck 66, Fried. Schneider 65,
J. G. Ch. Storl 44, Reinh. Sacco 70, G. Ph. Telemann 53 n. 63, K. G. Um-
breit 62, Dan. Tetter 45, W. Volkmar 68, Chr. Friedr. Witt 47.
* Die Verleger Fratelli Visentini in Venedig zeigen dorch Circolar ein
im Drack befindbches Werk von dem Bibliothekar der Marcos - Bibliothek in
Venedig, Berrn Taddeo Wiel an, betitelt: I teatri mosioali Veneziani del
settecento, Catalogo delle opere in musica, rappresentate nel aeoolo XVIII in
Venezia (1701—1800), con Prefazione dell* antore. 1 vol in 8° von 602 8.
Preis 20 lire; die Einleitong allein 2,50 lire. Es werden nor 125 Exemplar*
abgezogen and ist daher eine Vorherbestellong notwendig.
* Leo Liepmannssokn, Antiqaariat, Berlin S. "WV Bernborgerstr. 14. Kavfca>»
log 126. Enthalt 550 Nrn. altere and neaere Werke. Unter den ftlteren be*
finden sich Seltenheiten, wie Hugo von RentUngen's Flores masioae, 5 Sainlgen.
von Corelli in Original - Aosg. Seb. Bach's Clavier - Uebong in Kopie, Hitter's
W&chentl. Nachrichten, das Sammelwerk : Motetti de la Corona, lib. 1—4
Mitteilungen.
103
Boma 1526 Junta. Tenor, and manches andere. Unter lea neneren Schriften
ist die Literator fiber Berlioz and Eieh. Wagner besonders zahlreioh vertreten.
* Die DirekHon dee Baal College of Mfmw in Imdm wird daraaf aaf-
merksam gemacht» dans tie in betreff der Benatzong ihrer so reichhaltigen and
koatbaren Mosik - Bibilothek ei ne liberalere Einrichtung treffen mOge, damit es
aach einem Aaslftnder mdgb'ch gemaobt wird dieselbe obne vergebliohen Zeit-
verlost za benatzen.
* Hierbei eine Beilage: Titel and Vorwort nebst Register (Bog. 12) mm
Brieger Kataloge. Schloss.
* Qoittang fiber gezahlten Beitrag Mr 1897 von der Gesellschaft der
Musikfreonde in Wien and der Universitftts-Bibliothek za Heidelberg.
Vanetehais im lii initk eradrieMMi mmi mmk 'vmhimimimm PoMI*
kmimmm iler CtoteDsefcaft Ay ■mlMtrschiuf .
Sabsoriptionspreis : Die ertten 2 Jahre je 15 M, die n&chsten 2 Jahre
je 12 and dann je 9 M. Alio Jahre Anfang Jannar erscheint ein Band von
ciroa 90 Bogen. Anmeldangen bei Rob. Eitner in Templin, oder bachhftnd-
lerisch bei Breitkopf & Hfirtel in Leipzig. Die Aaswahl der B&nde steht im
Belieben das Sabscribeaten. Einzelne Bftnde zam Preise von e. 15 M.
Jahrg. 1—3. Job. Ott's mehrstimmiges dentsohes Liederbach von 1544.
Part, von 115 Gesgn. unit Kl.-Aasz. , 42 M im Einzelverkaaf.
Jahrg* 4, 1. Hilfte za Ott's Liederbaoh die Einleitang, Biographien,
Texte and Melodien in alien Lesearten, 8°. ' Preis 8 M.
Jahrg. 4, 2. Hilfte: Pater Anselm Sohabiger, Masikalisohe Spicilegien
fiber das litorgische Drama, Orgelbaa and Orgelspiel, das aufser • litargische
Lied and die Inatmrnental • Mnsik dea Mfttelalten. Hit zahlreichen Musik-
beilagen, 8°. Preis 6 M.
Jahrg. 5. Josqoin Depres. Eine Samlg. aasgewfthlter Kompositionen za
4—6 Stim. (1 Hesse, Motetten, Psalmen n. .Ohansoiis) Part m. Klaviennuig.
nebst Portrat. . Preis 15 M.
Jahrg. 6. Johann Wanker's Wittenbergisoh Gesaogbaoh von 1524 za 3,
4 and 5 Stimmen. Pint nebit JDavieraiisjnig.
Preis 15 and billige Aasg. 6 M.
Jahrg. 7. Heinrich Finch. Eine Samlg. aasgewfthlter Kompositionen za
4 and 5 Stim. (geistl. a. weltL deatsehe Lieder, Hymnen a. Motetten). Nebst
6 lonsltien von seinem Groisneffen Hermann Mnek. Part m. Klavier.-Ann.
Preis 15 M.
Jukrg. 9. Die Oper ran ihren ertten Anftagen bis Mr ifitte des 18. Jhs.
1. Teil: Einleitang (Marienklage a. a.), Cacdni's Euridice, Qagliano's Dafhe,
Monteverdi's Orfeo. P. m. aosgesetzter Generalbass. Mit 3 Original titeln.
Preis 20 M.
Jahrg. 10. Sebast. Vir dung's Mosica gedeatscht. Basel 1511. Facsimi-
Herter Umdrnck, handelt fiber Theorie and Instramente mit vielen Abbildangen
and Beispielen. Preis 10 M.
Jahrg. 11. Die Oper, 2. Teil, enthftlt Franc. Gamin's D Giasone 1649.
Mm? Ant Cesti's La Don 1668. Hit ausgesetitem Generalb. Preis 20 M.
104
Mitteilongen.
Jahrg. 12. Midh. I^mitmm^ Syntagmata masioit Tomih 2 de Qrgaao-
grapkia (fiber die Instrument©). Wolfenb. 1618. Neodraok, lie Abbildg. £ao-
similiert Preis 10 M.
Jahrg. 13. Jean BapiwU LuUy'g Oper Armide in Part, mit wgetetiteaii
Generalb. Pr«s 10 M.
Jahrg. 14. Aleaetadro Scarlatti's La Bostuini, Opera. Part, mit ausge-
setEtem (Oeneralb. Pr«s 10 M.
Jahrg. 15. Hans Leo Hostler's Lustgarien. 50 deatsche Lieder m 4 — 8
Stim. mebst einigen Instnunentalpiecen. Ndrnberg 1601. In kleiner Parti tor.
Preis 10 M.
Jahrg. 16, 17, 18. Qlareon's IMkmekm-d m deatscher Obersetmng mail
alien Tons&tzen in Partitur. Preis 36 M.
Jahrg. 19, 20. Bd. 17. Georg Caspar SchOrmann's Oper Lndovicos Pins
odet Ludflwig to JtamM 1726. PasrL ait KL-Aamg. Putin 18 M.
Jahrg. 20, 21, 22. Bcfahard noser's Oper: Da* luiiiidiolie Prim Jodelet-
1726. Part mit KL-Answg. Preis 25 M~
Jahrg. 28. Jacob Regnart's dreistimnuge deatsohe Lieder (Villanellen)
1576—79, nebst Leonh. Leehner's funfstim. Bearbtg. and 4 eigeaen £om-
positionen. Part Preis 15 M»
Jahrg. 24. Martin Agricola's Mnsica instramentalis deatsch in 1. and
4. Ami. 1529 nod 1545 in diploroatisch genauem Abdracke mit zahlreichen
Instrumenten - Abbildungen im Facsimile. XI. 8°. Preis 10 M.
Jahrg. 25. Johann Eocard's Neue geistliche and weltliche Lieder m 5
and 4 Stim. Kftnigsberg 1589. 25 deatsche, lat, franz. and ital. Gesge. in
Part, nebst Kl.-Aoszag. Preis 15 M.
T w atwiMlchOT XMkUmr Bob*** Bitntfr, I m pU (Uoktmark).
Unok toa Btvpnaii B«j«r A Soap* iia l+ntnm&m.
MUSIK-GESCHICHTE
herausgegeben
ron
der Ge8ell8ehaft fiir Mnsikforsohnng.
IHI. Jalirg.
1897.
PreJi dm Jahrgftnget 9 Mk. Monatlioh eraoheint
eine Nnmmw ▼on 1 bii 1 Bogen. Iiuertionagebtlhren
fttr die Z«Ue 80 PI
Komniittloiiii'wlAg
▼on Breltkopf A H*rt«l in Leipsig.
Bettellungen
nfaimt jeda Baoh- tmd MnalkliMidhiiig «ntg«geiL
No. 7.
Znr Lebens- ml FamllleigescMclt© Fr. Will.
Marfmrg's.
Von Dr. WiMy Thamhayn.
Schon einmal hat der Verfasser dieser Zeilen versucht die Auf-
merksamkeit der Freunde heimatkundlicher Forschung auf die Lebens-
uiid Familiengeschichte eines der grofsten, freilich auch am wenigsten
bekannten Sohne der Altmark, des Musikschriftstellers FHedrich
Wilhelm Marpurg zu lenken. Is geschah dies in einem Artikel des
Seehauser Wochenblattes vom 5. Sept 1895. Siehe M. f. M. 27. Jalirg.
Nr. 11 S. 162. "Wenn ich heute von neuem auf den Oegenstand
zurtickkomme, veranlasst mich dazu der Umstand, dass ich durch
nmm Material in den Stand gesetzt bin, wesentliche Berichtigungen
und Erganzungen des frtiher Gebotenen bringen zu konnen.
Unzweifelhafte Thatsache bleibt es, dass Marpurg — entgegen
den Angaben der Musik- und Konversationslexika alterer und neuerer
Zeit — nicht in Seehausen i d. Altm. geboren ist, sondem auf dem
Seehof in Wendemark, einem ostwarts von Seehausen, vor Werben
gelegenen Dorfe. Die betreffende Eintragung im Wendemarker Kirchen-
bucbe lautet:
Den 21. Novembr: ist Herrn Friderich Wilhelm Marpurgm
auf dem Seeboff ein Sohnlein gebohren, welches d. 23*- ejsd. ge-
taufit und genannt worden Friderich Wilhelm, Testes fuerunt
Thomas Christoph Matthaei Past: et pater ipse.
Danach ist also auch das Datum der Geburt, als welches vielfach der
1. Oktober angegeben wird, zu berichtigen.
Monfttah. f. Mosikgetoh. Jabrgang XXH. Ho. 7. 8
106
Zur Lebens- and Familiengeschichte Fr. Wilb. Marpurg's.
Nun aber fragt es sich: Welches von den Giitern, die zu Wade-
mark gehoren, fiihrte frtiher den Namen Seehof? Wir haben daranter
nicht, wie ich fruher angenommen hatte, das jetzige BuschendorfFsche
Rittergut II m verstehen, sondern das den Namen Neugoldbeck
tragende, welches etwa drei Kilometer nordwestlich von Werben in
der Nahe des linksseitigen Elbdeiches gelegen ist
Darauf weist zunachst eine Notiz hin, welche sich in dem 1800
bis 1802 in Stendal anonym gedrnckten Werke des Pastors Stein-
hart „Uber die Altmark" findet Hier heilst es im zweiten Teile,
S. 73: „Neu-Goldbeck oder der Seehof, nahe bei Werben, gehort dem
Grofs-Kanzler v. Ooldbeck." Dem hier genannten Besitzer ist der
erste Teil des Steinhartschen Werkes gewidmet
Ein weiterer. und zwar urkundlicher Beweis aber ergiebt sich
aus einem Aktenheft, auf welches mich Herr Pastor Wollesen in
Werben aufmerksam gemacht hat und das mir durch den der-
zeitigen Besitzer des Gates, Herrn Giesecke, freundlichst zur Ver-
fugung gestellt ist Darin befindet sich abschriftlich u. a. ein in
wahrhaft ergotzlichem Lateindeutsch abgefasstes Protokoll iiber die
am 5. Sept 1776 stattfindende Versteigerung des Seehofes. Ich teUe
daraus zunachst den Anfang mit:
Es erscheint der Zoll Einnehmer Dole p.*) Niepagen, und lalst
vortragen, wie sein Hof zu Wendemarck mit Pertinentien auf sein
Ansuchen, voluntaria**) subhastirt und dazu hodier. T. licit***)
anstehen (sic!), welcher p. publica Proclamatat) und durch die
Intelligentz - Blatter bekandt gemacht worden, producendott) das
allhier und zu Werben affigirt gewesene Proclama, affirmandottt)
das von Berlin noch nicht zuriickgekommene gleichfals wie audi
die Intelligentz-Bl&tter ad acta zu beschaffen, exspectando Licitan-
tes,*t) dabey er aber annoch bekandt machen mufs, dais da so-
thaner Hof voijetzt verpachtet, die Tradition **t) fiiglich wohl nicht
*) p. = per, d. h. „vertreten durch".
**) Erg&nze subhastatione, d. h. miter freiwilliger Subhastation.
***) = hodieraas (vielleicht irrtumlich fir hodie) Terminus licitationiB.
t) = per publica Proclamata, d, h. durch Offentliche Anschlfige; das zweite
Wort ist im Original abgekiirzt.
ft) = unter Vorzeigung des etc.; der dritte Buchstabe scheint verschrieben
zu sein.
ttt) = unter der Versicherung.
*t) = Er erwartet die Bieter.
**t) TJbergabe.
Zur Lebens- and Familiengesehichte Fr. Willi. Marpurg's. 107
tier als auf Trinitatis anni faturi geschehen konnen (sic!), accu-
sando ©vent, contum.*) des adcitati, K M. Marpurg wegen seines
juris proiimiseo8**) (sic I).
Hiernach beginnt das Bieten. Von 4600 Thalern steigt man aaf
bis 7310. Nach Erledigung einiger Formalit&ten heifst es weiter:
Hierauf meldet sich auch der Krieges-Rath Marpurg per
Meinecke cum mandato producto und saget, dais ibm zwar Inn-
halts Recefsus vom 17!?? Jan. 1753 das jus protemiseos (sic!) com-
petire,***) er aber nicht convenable finde sich dessen nunmehro
zu bedienen, wolle sich dessen begeben und gleichfalls in adjudi-
cation consentiren. t)
In dem angehangten, ebenfalls vom 5. Sept datierten „Bescheid"
heifet es m Anfang:
Auf ergangene Tax und Subhastation des zu Wendemarck im
Seehausen'schen Kreyse belegenen , dem Zoll Einnehmer Dollett)
gehorigen Hofes Seehoff Wendemarck genannt, wird nunmehr so-
thaner Hof nebst Pertinentien dem Oeheimten Rath Goldbeck . . .
erb und eigenthtimlich zugeschlagen etc.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der in dem Protokoll
erw&hnte Marpurg identisch mit dem Musikschriftsteller ist, der zu
jener Zeit als Kriegsrat und Lotteriedirektor in Berlin lebte. Daraus,
dass er im Laufe der Verhandlung auf das Vorkauferecht verzichtete,
eigiebt sich von selbst, dass seine Familie ehemals im Besitze des
Hofes war. An Dolle wurde er wohl 1753 verkauft, d. h. 22 Jahre,
nachdem Marpurgn Vater, welcher ebenfalls die Vornamen Friedrich
Wilhelm hatte, gestorben war. Fur das Jahr 1727 lasst sich dieser,
wie wir gleich sehen werden, aus unserm Aktenheft urkundlich als
Besitzer nachweisen.
Kurze Zeit nach der Subhastation verpachtete der neue Besitzer
den Hof an einen Lieutenant von Scherer. Am 19. Juni 1777 iiber-
nimmt dieser das Inventar. In der Urkunde, welche sich darauf
bezieht, fiihrt das Gut noch den Namen „Seehof Wendemarck". Da-
*) =- aocusando eventualiter contumaciam, <L h. er rtgt das allem An-
achein nach eintretende Niohtersoheinen des vorgeladenen Kriegsrates Marpurg.
♦*) Far protime8608 (Vorkauferecht).
*•*) = zustehe.
t) » in die Zuerkennung einstimmen.
ft) Aach Delle geaohrieben.
8*
108 Zur Lebens- and Fami liengeschichte Fr. Wilh. Marpurg's.
gegen wird es in einem am 18. Dezember desselben Jahres aus-
gefertigten Vertrag, in welchem sich von Scherer mit seiner Nach-
barin Witwe Dahmsen iiber eine Qrenzregulierung einigt, bereits als
Neugoldbeck bezeichnet Gelegentlich dieses Termines bringt Witwe
Dahmsen ein Dokument bei, laut dessen Herr Friderich Wilhelm
Marpurg am 11. Dez. 1727 einen Vergleich mit seinem Nachbar
Miller uber denselben Streitpunkt einging.
Dies zur Feststellung der Geburtsstatte Marpurgs. Sehen wir
uns nun weiter im Kreise seiner Fami lie urn. Der Vater hatte sich
in dem verhaltnism&fsig jungen Alter von 24 Jahren anno 1712 zum
erstenmal vermahlt. Die Gattin war eine geborene Margarethe Kruse-
mark. (SUieder ihrer Familie finden wir im 17. und 18. Jahrhundert
in Seehausen , Pritzwalk and Perleberg als Biirgermeister und In-
spektoren, d. i. Superintendenten. *) Aus letzterer Stadt staramte ae
selbst. Sie schenkte dem Gatten 1713 einen Sohn, der 11 Jabre
alt in Seehausen starb. 1715 starb den Eltern „ein Sdhnlein," in
demselben Jahre aber auch, wie sich aus dem Wendemarker Kirchen-
buche ergiebt, die Mutter.
Diese letztere Tbatsache war mir bei Abfassung des ersten Ar-
tikels unbekannt, so dass ich dort irrtumlich Margarethe Krusemark
als Mutter des Musikschriftstellers annahm.
Wohl die Rticksicht auf die Wirtschaft veranlasste den Vater
sehr bald wieder zu heiraten. Wie mir Herr Pastor Wolleeen mitteilt,
wurden nach Ausweis des Werbener Kirchenbuches am 4. Trinitatis
des Jahres 1716 zum erstenmal aufgeboten:
H. Friedrieh Wilhelm Marpurg Erbgesessen auf dem Seehof \
in Wendemark, Wittwer und Jungf. Maria Magdalena Hupen, HI i
Johann Christian Hupen wollverdienten Burgermeisters, und auch |
Einnehmers allhier ehel Tochter.
Die in vorstehendem zweimal gebrauchte Form „Hupen" ist Genetiv;
der eigentliche Name lautet „Hupe".
Aus der Ehe ging als Al tester unser Friedrieh Wilhelm horror.
Ihm folgten 1720 eine Sch wester, welche jedoch schon im nachsten
Jahre starb, und 1725 ein Bruder, welcher dem Grofsvater mutter-
licherseits zu Ehren Johann Christian getauft wurde.
Was in der fruheren Arbeit Uber den Grofs- und UrgrolSsvater
*) Vgl. Bekmsans M&rkische Chronik, Artikel Perleberg Spalte 59, Prit«*
walk 123 ff., Seehausen 18 f.
Zvlt Lebens- mid Famfliengeoehichte IV. Will. Marpurg's. 109
unseres Marpurg gesagt wurde, bring© ich hier der Vollstandigkeit
halber noch einmal, wenngieich in etwas veranderter Gestalt
Der Urgrofevater, Johannes Marpurg, war zur Zeit des dreifsig-
j&hrigen Krieges Biirgermeister in Seehausen, and zwar wird er als
solcher im Kirchenbuche inter dem 7. II. 1644 bei der Taufe seines
dritten Kindes bezeichnet. Bass dies in der Notiz iiber die beiden
ersten (1638 und 1641) nicht geschehen , beruht wohl lediglich auf
Zufall. Jedenfalls nennt ibn der m&rkische Chronist Bekmann (Artikel
Seehausen, Spalte 42) bereits fiir das Jahr 1636 als einen der Biirger-
meister der Stadt Er gedenkt seiner gelegentlich der Pliinderungen,
von welchen Seehausen in diesem Jahre beimgesucbt wurde. Als die
Feinde kein Geld mehr finden, werfen sie die Urkunden, welche auf
dem Batbause liegen und z. T. von Privatleuten daselbst niedergelegt
sind, auf die Strafse, darunter einen Marpurg gehorigen Schuldschein,
welchen derselbe voller Schmutz wiederfindet; obwohl obendrein ein
Blatt davon abgerissen ist, gelingt es ihm doch dem Schuldner gegen-
iber vor dem Richter seine Anspriiche aufrecht zu erhalten und ihn
zur Zahlung zu zwingen.
Naeh erster kinderloser Ehe verheiratete . er sich 1637 zum
zweitenroale — und zwar mit Dorothea Schreiber, Tochter des
Biirgermeisters Schreiber in Seehausen. Aus dieser Ehe gingen vier
Sohne und zwei Tochter hervor. Im Sterberegister wird dieser altere
Johannes Marpurg unter dem 27. Juni 1652 als verstorben be-
; ; zeichnei
Als erstes Kind war ihm eine Tochter geboren, als zweites sein
Sohn Johannes, der Grofsvater des grolsen Musikkenners, welcher im
s ' Hause Christoph Sasses, dem sich die Mutter 1654 vermahlt hatte,
^ aufwuchs. Im Alter von 31 Jab^n vermahlte er sich mit Emerentia
Gleim zu Werben. Im Trauregister dieser Stadt wird er als „Nota-
rius publicus wie auch Secretarius" aufgefiihrt (23. Sept. 1672).
& Seine Ernennung zum Biirgermeister erfolgte 7 Jahre spater. Nach
Bekmann, der ihn (Artikel Seehausen, Spalte 14) als Mitverwalter
!••' eines Stipendiums erwfihnt, ist er noch 1711 im Amte gewesen. Da-
0 nach h&tte der Grofsvater des beruhmten Marpurg der Stadt See-
%: hausen mindestens 39 Jahre, darunter 32 als Biirgermeister gedient.
Man darf annehmen, dass er nicht nur in den Kreisen seiner Biirger-
schaft, sondern auch bei dem Adel der Umgegend in Ansehen stand.
Bei der Taufe seines vierten Kindes Godula Magdalena(16.IV. 1685) tritt
eine Frau von Jagow-Criiden als Patin auf; an der Wiege des jungsten,
& ' des uns schon bekannten alteren Friedrich Wilkelm (Taufregister, 6. Jan.
110 Zur Lebens- und Familiengeschichte Fr. Willi. Marpurg^s.
1688) standen „Herr Friderich Wilhelm, Herr von Kannenbergk" und
„Herr Hans Friderich von Bareewisch". Ereterer gab also dem Sohne
und indirekt damit anch dem Enkel den Namen.
Zum Schlusse mochte ich noch auf ©in interessantee Dentinal
der Familie Marpurg aufmerksam machen. Is 1st ein Holzepitaph,
welches der Seeh&nser Petrikirche gehort, seit einigen Jahren aber
der historischen Sammlnng des Gymnasiums iiberwiesen ist
Das Orabdenkmal, welches etwa B / 4 m breit ist und in seiner
urspriinglichen Oestalt (gegenwartig ist die Verzierung oben nnd an
beiden Seiten nicht mehr vollst&ndig) eine Hohe von fast 2 l / 2 m ge-
habt haben mag, trigt in goldenen Buchstaben auf schwarzem Unter-
grund die tJberschrift:
„Epitaphium Mum Marpragi&diim praematur© demortno-
rum." (Orabdenkmal dreier friihzeitig verstorbener Kinder Mar-
purgs.) .
Der Mittelraum, welcher etwa zwei Drittel des Qanzen ausmacht,
zeigt in seinem oberen Teil ein allegorisches Bild. Im Hintergrunde
desselben sieht man die Stadt Seehausen, wie sie sich im Ausgango
des 17. Jahrhunderts dem Beschauer von Westen her darbot Im
Vordergrunde rechts steht in einem Gartengehege ein Baum, an
welchem drei abgeknickte Zweige herabh&ngen. Links ist Jehovah,
in einer Wolke schwebend dargestellt Seine Rechte hUt ein B&um-
chen, auf welches drei Aste aufgepfropft sind; den Wurzelteii des-
selben birgt die Wolke, in die es gleichsam eingepflanzt ist Cber
ihm liest man die Worte: „Hic nobis maior honos" („Hier wird ans
grolsere Ehre zu teil"). Die Deutung des Bildes ergiebt sich aus der
tTberschrift und den lateinischen Versen , welche darunter gesetzt
sind. Sie lauten in deutscher tJbertragung folgendermafsen :
„ Wanderer, wer dn muck seist, scfcau her, betrachte dies Bildnis.
Welche Bedeutung es birgt, lass mich verkflnden sogleich,
Bass in anderen Boden versetzt die Pflanze gedeihe
Krfiftiger als zuvor, weifs, wer yerstSndigen Sinns.
Pfropfst Dm auf saftigen Stamm den Zweig, vom Baome gesohnittan,
Herrlicher bluht er heran, prachtiger steigt er empor.
Marporgs SprQsslinge, die den heimischen Boden verliefsen,
Zweigen vergleicht sie mit Recht wohl der betrachtende Geist
Ja, drei Zweige, vereint auf einem Stamm© im Himmel,
Nfihret sie edlerer Saft, als er hienieden sich bent.
Tor des Wnrmes nagendem Biss, vor der Kftlte geschutzet,
Tragen sie himmlische Frucht, jetzt und in ewige Zeit. •
"Wer dies ttberirdische Gluck im Herzen erwogen,
Sehnt sich za sterben sogleioh, dass ibn der Himmel empfangt."
Zur Lebens- and Familiengeacluohte IV. WOh. Marpurg'g. m
Unter leu Distichen, welche ebenfalls in Goldschrift auf schwarzem
Untergrunde stehen, befiaden sich die Initialen : „J. B. S. S. C. u
Den unteren Teil endlich bildet ein Familienbild. AIs Hinter-
gnind desselben ist ein dunkler, in der Mitte gardinenartig ausein-
andeigehender Vorhang gemalt. links der Offhung sieht man das
Familienoberhaupt in burgermeisterlicher Tracht, rechts die 6attin t
zwischen beiden zwei im Eindeealter stehende Toehter, zur rechten
Hand des Vaters drei Sprofslinge, deren mittelster sich durch seine
Eleidong als Enabe verr&t, wahrend die beiden andern sozusagen a
la baby gekleidet erscheinen (weilses, mit schwarzen Schleifen ge-
ziertee Kleid und weifee Haubchen).
Was die Entstehungszeit des Denkmals angeht, so eigiebt sich
zunacbst aus dem Umstande, dass in der Abbildung Seehausens beide
Ttirme der Petrikirche mit sogenannten welschen Hauben vereehen
sind, mit voller Gewissheit, dass es erst nach 1676 entstanden sein
kann. Bis mm 30. Aogast dieses Jahres hatte der nordlicbe Turm
(wie ureprunglich aucb der stidliche) eine schlanke^ pyramidenformige
Spitze, welche auf der Abbildung in Marians Topographia electoratus
Brandenburgensis noch zu sehen ist An dem genannten Tage aber
wiirde dieselbe durch einen Blitzschlag zerstort
Daraus folgt zun^chst, dass das Epitaph nicht in Beziehung zu
der Familie des obengenannten alteren Johannes Marpurg steht.
Wie aber verh< es sich mit der des jiingeren? Aus den Tauf- und
Begr&bnislisten der Petrikirche lasst sich folgendes feststellen.
Der jiingere Johannes Marpurg liefs beerdigen :
1. 1674 einen Sohn Johann Jakob. Da sich die Eltern 1672
vermfihlt hatten, dttrite er 1673 geboren sein. Im Taufregister fehlen
die Eintragungen vom 3. Mai 1671 bis 26. Okt. 1675.
2. 1681 einen Sohn Johann Gottfried, getauft am 19. Sept.
1678.
3. 1685 „ein T6chterlein. w Dies kann nur die 1683 geborene
Emerentia Sophie sein. Denn die vor ihr — 1676 — geborene
Dorothea Elisabeth tritt 1689 unter dem 30. Okt als Taufzeugin auf.
Ein 1681 „todtgebohrnes Sohnlein" ist hier ohne Bedeutung.
Aufser den genannten drei Sterbefallen verzeichnet die Begrabnis-
liste keine weiteren , welche fiir uns in Betracht kommen kSnnten.
Erhalten blieben den Eltern :
1. Die bereits erwfihnte Dorothea Elisabeth (geb. 1676).
2. Gtidula Magdalena, geb. 1685, Rogate 1704 zum erstenmal
au%eboten.
Adam Krieger.
3. JMedrich Wilkelm, der Vater des Musikschriftstellers, geb.
1688.
Ba nun der dritte Sterbefall 1685 eintrat, 1st es natiirlich, an-
zunehmen , dass das Denkmal 1686 oder spltesteng 1687 entstand,
so dass also Friedrich Wilhelm noch nicht darauf figurieren konnta
Die Gruppierung des Familienbildes passt hierzu vortrefflich: zwischen
den litem die beiden zur Zeit lebenden Tochter, zur rechten Hand
des Vaters die drei verstorbenen Kinder.
Aber auch die Initialen unter den lateinischen Versen deuten,
wie ich meine, daraaf hin, dass sich das Denkmal auf den jiigerei
Johannes Marpurg bezieht Sie dirften zu lesen sein: Johannes
Berends 8enatus Seehusani Consul." — Berends wird flir das Jahr
1674 als Biirgermeister erwahnt. Zwei Jahre splter tritt er als Pate
bei der Taufe Dorothea Elisabeth Marpurgs auf, ein Umstand, der
gewiss auf freundschaftliche Beziehungen des damaligen Herrn Secre-
tarius zu seinem Vorgesetzten hinweist. Berends stirbt 1697.
Danach w&ren wir denn in der glticklichen Lage ein Bild der
gro&elterlichen Familie Marpurg* nachweisen zu konnen, an dem
nur eins zu bedauern ist: es fehlt ihm der jiingste Sprofe, der Vater
des grofsen Sohnes. "Obrigens ist das Grabdenkmal auch in allgemein
kulturgeschichtlicher Beziehung nicht ohne Interesse.
Alsm Krieger
(von Bob. Bitner).
Das vierte Zehen. Aria Nr. 8.
HI*
Frei-licb, frei-lich ist die Glut, so da hier in ea-ren Mat
I i. i 1
<9 " : i — » frtfM
^ — v— ^=*-" ; u,-"
Adam Krieger.
113
und in al-len A-dern bren-net_
von der Ve - nus an - gezundt,
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Riiornello.
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1. 2.
Viola
1. 2.
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114
Johann Philipp Krieger.
Johann Plllpf Krieger
(von Bob. Eitner).
Der liter© Bruder des Johann , von dem im Jahrg. 1896 die
Klavierpiecen veroffentlicht wurden. Er wurde am 26. Febr. 1649
zu Niirnberg geboren und starb zu Weifsenfels den 6. febr. 1725.
Qerber im neuen Lexikon giebt eine ausfiihrliche Lebensbeschreibung,
m der nur einige archivalische Auffindungen erganzend einzufiigen
sind. Er war in Niirnberg Schiller von Joh. Drechsler und Gabriel
Schlitz, ging dann nach Eopenhagen und nahm bei Schroder noch
Unterricht, dessen Vertreter er splter an der deutschen Kirche am St
Peter wurde. Gegen 1670 kehrte er nach Deutschland zurfiek. Gerber
sagt nach Niirnberg. Er mag wohl voriibergehend Niirnberg beriihrt
haben, da aber sein Bruder Johann ihn in Zeitz aufeuchte, um sich
unter ihm auszubilden, so muss Philipp dort gelebt haben. 1672 wurde
er in Bayreuth Eammerorganist und bald darauf Kapellmeister. Da
aber die Herrschaft abwesend war, nahm er Urlaub und ging nach
Italien, studierte in Venedig unter Rosenmiiller, reiste dann nach
Rom und machte unter Abbatini einen Kursus durcb, besuchte auch
Neapel, ging nach Venedig zurtick und erwartete die Befehle seines
Herren. Als derselbe eintraf reiste er iiber Wien, spielte vor dem
Kaiser and erhielt von ihm don Adelsbrief, dessen Bildnis und 25
Johann Phflipp Krieger. 1J
Dukaten. In Bayreuth die Amtspflichten wieder iibernehmend, fand
er munches, was ihm nicht gefiel und nicht andern konnte und kurz
entschlossen, forderte er seinen Abschied, ging nach Frankfurt a. M.,
dann nach Kassel und hier erreichte ihn die Aufforderung des Her-
zogs August von Sachsen- Weifsenfels, eine Nebenlinie des Eurhauses
Sachsen, der auch gleichzeitig Administrator des Erzstiftes Magdeburg
mit dem Sitze in Halle war, die Hoforganistenstelle zu iibernehmen.
Gerber glaubt nun, dass der Administrator und der Herzog von
Sachsen-Weiisenfels zwei verschiedene H&user sind und lasst Philipp
zuerst nach Halle, dann nach Weifeenfels gehen. Allerdings befand
er sich nach einem Briefe vom 6. Dez. 1677 in Halle, besuchte in
Bqgleitung des Herzogs den Hof in Dresden und liels sich vor dera
Kurftirsten hOren, der ihm einen kostbaren Ring verehrte (La Mara's
Briefeamlg. 1, 124 und Fiirstenau 2. Bd. S. 9 zur Geschichte der
Musik in Sachsen). In den Akten wird der 12. Dez. 1677 als An-
steliung8datum verzeichnet, wahrend der Brief schon vom 6. datiert
Das Schreiben ist an den Herzog August gerichtet, bei dem er sich
fur die Anstellung als Kammeroiganisten bedankt, mochte aber nicht
als Untergebener des Kapellmeister David Pohlen stehen, sondern
direkt unter dem Herzoge, dem er alles Gute verspricht was er
leisten wird. Da er mit der Erfiillung der Bitte die Annahme ab-
hingig macht, wird sie ihm wohl gewahrt sein. Sein Gehalt be-
trug 230 Thlr. Am 12. Febr. 1679 ernannte ihn der Herzog zum
Yicekapellmeister mit 500 Thlr. Gehalt Zugleich erfahren wir auch
aus den Akten des s&cbs. Staatsarchivs, dass sein Sohn Johann Qott-
Mlf daselbst Eammermusiker und Kammerorganist wurde. Herzog
August starb am 4. Juni 1680 zu Halle und fiel damit das Stift
Magdeburg an Brandenburg (Preufsen). Sein Sohn, Johann Adolf I.
folgte ihm in Weifeenfels, wo er auch residierte und scheint die
Kapelle nach Weifsenfels gezogen zu haben, wie man aus dem Um-
stande vermuten kann, dass Krieger nun in Weifsenfels seine Funktion
fibemahm und dort am 18. Marz 1712 zum Kapellmeister befordert
wurde. Aufserdem nahm ihn noch der Herzog Christian von Sachsen-
Eisenberg „von Haus aus" als Kapellmeister bei besonderen Gelegen-
heiten in Anspruch.
Von seinen geistlichen Gesangswerken fur Chor und kleines
Orchester hat sich sehr viel in Hds. erhalten und besonders in der
Kgl. Bibl. zu Berlin in den Manuskripten 12150. 12151 bis 53,
nebst 2 Autographen. Bei den Hds., wo der Vorname fehlt, ist es
schlechterdings unmoglich festzustellen, ob sie Philipp oder seinem
116
Johann Philipp Krieger.
Bruder Johann angehoren, und ist man bei der einen Stelle geneigt
PMMpp's Schreibweise zu erkennen, so wird man gleich darauf wieder
an Johann erinnert An Bach und Handel reichen sie beide aller-
dings nicht heran, doch ist es immerhin von Wert die Mittelglieder
kennen zu lernen, welche dem Fassungsvermogen ihrer Zeitgenossen
gerecht wurden und in der Achtung derselben hoher standen als die
Heroen der Eunst
Sie haben beide eine sogenannte gefallige Musik in der Aus-
drucksweise ihrer Zeit geschrieben und hin und wieder blickt auch
einmal ein wirklich hiibscher Gedanke durch. Einen sehr umfang-
reichen Satz in Form einer Eantate hat Philipp im Ms. 12152 fiber
die Choralmelodie „Ein feste Burg ist unser Gott 44 fur Chor, 2 Violinen,
2 Violen, Fagott and Bassus continuus geschrieben, dessen Instru-
mentaleinleitung das Hauptmotiv des Chorals kontrapunktisch verwertet
und darauf die Choralmelodie in ihrem ganzen Umfange den vier
Singstimmen abwechselnd giebt und zwar in der Weise, daw sie
zuerst der Sopran fuhrt, dann singt sie der Alt ganz durch, darauf
Tenor und Bass. Der Satz ist wenig ansprechend; die schwachen
Ansitze von einer kontrapunktischen Behandlung der Stimmen sind
zu geringwertig, als dass sie Ersatz fur die harmonische und melo-
dische Eintonigkeit bieten konnten. Nach sorgsamer Auswabl teile
ich folgenden Gesangssatz mit, den ich wieder, wie im Jahrg. 1896
die Klavierpiecen von Johann Krieger, als Beilage zum Hauptblatte
geben werde. Ich halt© die Monatshefte ganz besonders geeignet auch
die kleineren Geister zum Worte zu lassen, wahrend die Publikationen
nur das Beste bringen sollen.
Cantata i 2 Cantus et Bassus cont (Ms. 12152 Nr. 9 in der
KgL BibL Berlin) *)
Cantos 1.
(Ausge-
setzter
General-}
bass.)
Bassv-s
<rr r r r ^
J
Ich bin ei - ne
i
\ " ' i 1 d
Bin -me zu Sa-ron
und ei-ne Ro -
i
i-p-i-r
\$fi — j-p — ,
• 7
*) Kleine Schreibfehler und fehlende Kremze sind ohne Anzeige verbessert.
Die Tonart ist entschieden das modem© Gd. and Daur.
Johann Philipp Krieger. 1 17
-
86, und ei - ne
fr r r ,
i f r
_il — — ^
# (• 1*
— w — — * w ■
ji 3 i ^ — 1 — 1 1 1 1 v =5
So - se, mud ei - ne Bo - - s© in
==^=fe= — =
i Thai.
Ccmtns 2.
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Ich bin ei - ne
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Bin -me zu 8a - ron
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1
^ J 3 f 1
._i L_
86, nnd ei - ne Ho - se, und ei - ne
(Forts. Mr. 8 Befl.)
118
Mitteilungen.
IQttoflungeii.
* Cenni mU* origine e md progresso deMa Mmim litnrgica em oppemdim
iniomo all' origine deW organo di Federico Consolo, (Winke fiber den Urapnmg
und fiber das Fortschreiten der liturgischen Musik nebst einem Anhange fiber
den Ursprung der Orgel von Friedrich Consolo). Florenz bei Monnier's Nach-
folger. XXIV und 104 S. #.
Auch die Synagoge empfindet das Bedfirfnis einer Reform des Kultus und
besonders des liturgischen Gesanges und man 1st bestrebt, diesen in seiner ur-
spriinglichen Form wieder herzustellen. Jedoch der gftnzliche Mangel an alten
liturgischen Monumenten, die durch die mehrmalige Vertreibung des jfidischen
Volkes aus seinem Lande unterbrochene Tradition, wie auch die Verschieden-
heit der Ausspraobe des Hebraischen in den yerscbiedenen Landern machen
das Untemehmen aufeerst schwierig, wenn nicbt unm&glich. Der Autor unseres
Baches, ein geborner Israelite, musikalisob und bamoristiscb gebildet, hat den
Weg der Forschung auf diesem Gebiete betreten und schon im Jahre 1891
eine nach dem Rituale der israelitischen Gemeinde zu Livorno eingeriehtete
Sammlung von Gestagen unter dem Titel Libro dei Canti d f Israele verCffentlicht,
welches Werk wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes far die Geschichte der
Musik von namhaften Musik-Gelehrten Anerkennung gefunden, andrerseits aber
Bedenken erregt hat, ob die dargebotenen Melodien wirklich alt und traditionell
seiem. Wie der Titel des uns beschftfbigenden Werkchens angiebt, will der
Yerfasser zur Ldsung sehr wichtiger Fragen nur Andeutungen geben, welche
nach meiner Meinung noch einer sehr eingehenden Begrfindung und Ausfuhrung
reap. Erklarung bedttrfen, urn in denselben eine Ldsung dieser Fragen auch
nur erwarten zu kftnnen.
Zuerst behandelt der Verfasser die fir die Lesung der Bibel in der
Synagoge bestimmte musikalische Notation t die Neghinoth — Taamim oder
Tropen. Diese aus den grammatikalischen Accenten entstandenen Zeichen sind
aramaischen und syrischchaldfiischen Ursprungs, und ihre richtige Notation findet
sich in der Masora, einer von den alten Rabinern hergestellten Sammlung
kritischer, grammatikalischer und palaographischer Beobachtungen und Be-
merkungen fiber das, was in dem Bibeltezte enthalten ist. Eine Erklarung und
Ubertragung dieser Accente in die moderne Notation ist mehrfach geliefert
worden ; der Verfasser schenkt der des Johannes Reuchlin , eines Humanisten
des 16. Jahrhunderts voiles Vertrauen. Die nach Reuchlin und Naumburg bei-
gefugte t/bertragung dieser Accente in die moderne Notenschrift und deren
Anwendung auf den Anfang des I. Kap. Genesis bieten jedoch keineswegs
etwas Neues. (Vergl. Dn. Dom. Mettenleiter, Archiv etc. I. Heft S. 198 u. s. w.)
Die in der Cbertragung angewandte moderne Mensur wie auch die accidentiellen
Veranderungen der Tone war doch wohl den alten Israeliten unbekannt!
Der zweite Wink gilt der Lesung der Neumen in den gregorianischen
Codices. Ausgehend von dem mathematischen Grundsatze „Fortschreiten von
dem Bekannten zum Unbekannten" will der Autor aus der Nebeneinander-
stellung mehrerer mit und ohne Linien neumierter Notationen desselben Stfickes
die Neumen entziffern. Ob er jedoch auf diese Weise zu einem aichererea
Resultate gelangt, als man bisher durch dieses Verfahren kommen konnte, hat
Mitteilangen.
119
er nicht gezeigt. Auch will er das Geheimnis entdeckt haben, in einer ohne
Linien and ohne Schlisse! notierten Choralmelodie deren Tonalitat bestimmen
zu kdnmeii. Die Tone fa and at sollen ihm als Ausgangspunkte dienen.
Der folgende Abschnitt handelt fiber das liturgische Recitativ. Hiernach
hat die allgemeine liturgische Musik ihren Ursprnng in der hebr&ischen Melodie,
aua welcher das Chris tentam einen Schatz entwickelt hat, in welchem die
christliche Kirche heutzatage die wahre Tradition besitzt. Die rich hieran-
schliefsenden Kompositionen desVerfassers sind in mehrfaoher Hinsichtinteressant.
Den Schluss bildet seine Meinung Iber den Ursprnng der Orgel, welche, wie
das Monochord, ans der Anfstellung der Tetraohorde (vergl. Boetius, mosioa,
L Buck Kap. XX.) entstanden sei.
Der Verfasser meint (S. V), die Accent© Taamim entsprftchen den grego-
rianisohen Neomen, wahrend zwischen beiden doch ein wesentlicher Unterschied
beateht. Die Jjeumenfiguren sind aofldsbar ; es sind Zusammensetzungen mm
Virga nnd Punktnm und sie geben, wenn aueh nicht naoh bestimmten Inter-
val len, die Modulation der Stimme an; beides ist bei den Acoenten Taamim
nicht der Fall.
Die Bestrebungen des Verfassers verdienen alle Anerkennnng, zumal er
darch seine Kezmtnis der hebr&ischen Sprache zu diesen Arbeiten besonders
befeMgt ist. Im Anschlasse an die mustergultigen Arbeiten der Benediktiner
von Solesmea, die {fem nicht anbekannt sind, durfte er manches fir die Mosik-
geaohichte Wertvolle za Tage fordern. P. B.
* Taddeo Wiel. I teatri musicali Veneziani del Bettecento. Prefazione
al Catalogo delle opere in masica rappresentate nel secoio XVIII in Venezia.
Venezia 1897 fratelli Visentini. gr. 8°. 79 S. m. Appendice 8 Taf. Preis 2,50 M.
Die Verleger versenden die eben im Druck vollendete Vorrede , die in ge-
schichtlichem Rah men and in freier Behandlang das ganze Feld der europai-
soben Opernprodoktion bis zor Neuzeit enthalt; diesem schliefst sich dann eine
Aufzahlung mit historischen Notizen der 14 venezianischen Theater des 17,
lbs. an, denen dann Einzelheiten, Dokumente n. a. folgen. Die angeh&ngten
Tafeln scheinen die Platze im Theater anzazeigen, so verstehe ich wenigstens
die Aafzfthlang der Procenj, Pargoletto and wieder Proceni der ersten and
zweiten Ordnung, wohl gleichbedeatend mit unserer Bezeichnung 1. a. 2. Rang.
Der Katalog soil dann fthnlich eingeriohtet sein wie Lajarte's Bibliotheque
musicale da Theatre de l'Opera a Paris 1878, nor leider mit dem Unterschiede,
dass in Venedig grofstenteils die Partituren fehlen , wahrend gerade Lajarte's
Katalog so wertvoll dnrch das Vorhandensein derselben wird.
* Rudolph Freikerr Prochdxka. Arpeggien. Masikalisches aas alten and
netien Tagen von . . . Dresden 1897, Oskar Damm. gr. 8°. 12 and 149 S.
Preis 3 M. Eine mit lebhaften Farben geschilderte Mozart verehr an g in Prag
in 4 Abschnitten: Don Juan, ZanberflOte, Allgemeines, Titus , mit manchem
netten Moment versehen. Darauf folgen die bohmischen Musikschulen , Das
musikalische Prag der Gegenwart, Prager Glockenstimmen (Gelaute) , Haydn,
Mozart and Beethoven mit dem hiibschen Motto: „ Haydn ist der Weg zam
Himmel, | Mozart ist der Himmel selbst, | Beethoven der Gott in demselben."
Ferner: Mosiker and Dichter (von Operntexten), Ernestine von Frioken, Schu-
mann's erste Brant, ram ersten Male nach Familien - Nachrichten aosfuhrlich
dargestellt. Kttnstlerbilder aus der Werkstatt, der Buhne and dem Konzert-
120
Mitteilungen.
saal. Streiflicbter uber Robert Fftuiz and sein Lied, enth< moistens Selbet-
erlebtes, da er mit Franz befreundet war. Eine modem© Masikgeschichte, be-
trifiTt Dr. Svoboda?* Illustrierte Musikgeschichte. 8tuttgart 1894, Karl Gruninger,
die in den Augen des Verfassers vortrefflieb 1st and Ambros mm die Seite ge-
setzt werden kann. Bern Scbreiber dieser Zeilen ist sie bis jetzt unbekannt,
docb muss dieselbe nach dem Urteile obigen Verfassers ein wahres Wunder-
werk sein. Noch sei erwahnt, dass der Abschnitt ,,bdhmische Masikschalen w
aus einem kieinen biograpbiscben Lexikon besteht, welches manches Neae and
wie es scheint aacb Verburgte entbftlt
* Die von Prof. Ernst Rabich y flerzogl. sacks. Masikdirektor and Hof-
kantor in diesem Jabre nea gegriindete Musikzeitung: Bl&tter fur Haas- and
Kirchenmusik, Langensalza 1897, Hermann Beyer & Sonne, in gr. 4°, monat-
lich eine Nummer, mit modernen Mus?kbeilagen, entbftlt aach einig© historische
Artikel, die der Erwahnung wert sind. In Nr. 1/2 vou Jos. Sittard: Zur Ge-
schicbte des Eircbengesangs in Hamburg in der altesten Zeit mit Dokumenten-
Die Nacbricbten beginnen mit dem 11. Jb. and schliefsen mit Emanuel Back
In Nr. 3/4 befindet sicb von Hugo Rienuinn ein Artikel fiber die Sbkne Seb.
Bach's mit der Mitteilung eines Streicbqaartetts von Em. Bach als Beilage.
Der Artikel beschftftigt sich nicht mit der Lebensgeschichte derselben, sondern
aosschliefslich mit ihren Leistnngen and ihrer Stellung als Komponist za den
Zeitgenossen. Hierbei sei die Gelegenheit beniitzt aaf die Neaaasgaben obigen
Verfassers der Sonne Seb. Bach's bei Steingr&ber in Leipzig aufmerksam zn
machen. Es sind dies Johann Bemhard Back: Fnge in Fd., JoK Ckrstn. B. % .
Konzerte in Gd. Ed. Dd. mit untergelegtem 2. Pfte. and eine Sonate in Cm.
Joh. Chrstph. B.: Sarabande mit Variationen , JoK Ckrstph. Friedr. B. ein
Allegretto mit Variationen, Karl Phil. Em. Back: Ausgewahlte Klavierwerke,
Konzerte in Cm. Gd. Dd. Dd. (Nr. 2), Esdar mit untergelegtem 2. Pfte. WUh.
Friedemann Bach: Konzerte in Em. Dd. Amoll, Fd. mit antergelegtem 2. Pfte.,
Suite in GmolK Sonaten and kleinere Klavierpiecen.
* Die Antiquariat8 • Bucbhdlg. von J. St. Qoar in Frankfurt a. M. bietet
eine Sammlg. von 14 Konzerten von Mendelssohn, Beethoven, Seb. Bach, Rob.
Schumann, Mozart und Weber, aus dem Nachlasse der Fran KJara Schumann
in meist alteren, zum Teil Original- Ausgaben mit den Orchesterstimmen and
mit zahlreichen Korrekturen and Vortragszeichen der ehemaligen Be&itzerin
versehen, zum Preise von 120 M aus.
* Kirchhoff S Wigand in Leipzig. Katalog Nr. 998 , enth. 1809 Nrn.
Geschicbte der Musik, theoretische Schriften, praktische Musik, Eine wert-
yolle Sammlung, deren letztere Abteilung auch liter© Werke enthalt, als litor-
gische Werke, Gesangbttcher, Opera, Oratorien u. a.
* Hierbei eine Beilage : Nachrichten iber die Musikpnege am Hofe zu
Innsbruck nach archivalischen Aufzeichnungen von Dr. Franz Waldner. Bog. 1-
Verantwortlicber Sedakteur Bobert Bitner, Ttmplhi (Uok«nn*rk).
Drnok tou Hermann B ey«r * Sibil* in Tmng—aalBit,
MU8IK- GESCHICHT
herausgegeben
der Gesellschaft Iflr Musikforschung.
IHI. Jabri
Preii del Jahrgangei 9 Mk. Monatlich erioheint
eine Kmmuw ion 1 Mi S Bogen. IniertlomgebObren
fttr die Zelle M Ft
la 8.
1807.
KoMmfarfonivwlitg
too, Breitkopf * H&rtel in Leipsig.
Bestellangen
ntmmt Jede Buoh- und MusiMiiiiidliiBg entgegen.
Bin Dialog John Milton's.
Von Dr. Wilibald NageL
. Der Mann, von dessen Schopfungen ©in© hier besprochen und
mitgeteilt werden soil, kann in der Musikgeschichte keinen besonders
hervorragenden Platz beanspruchen. Doch sind der Grtinde, welche
mich zur Mitteilung des Dialoges Hilton's veranlassen, mancherlei,
Grinde, von denen ich hoffe, dass sie auch von den Lesern dieser Zeit-
s schrift anerkannt werden mogen. Man wird sie im einzelnen aus den
folgenden Angaben entnehmen konnen.
Mit dem Wirken Palestrina's war der H6hepunkt der Entwicke-
long der alteren Eontrapunktistenschule erreicht, die Formen der
Messe, der Motette waren bis za dem Grade ausgebiidet, dass jeder
Schritt daruber hinaus ein Schritt abwarts werden musste, Form and
Inbalt deckten sich in ihnen vollkommen. Wollten die Tonsetzer
nicht auf jede kiinstlerisch-selbstandige JLufeerung verzichten, so war
es geboten, nach nenen Formen, nach neuen Mitteln des musikalischen
Ausdruckes zu sachen. Dieser notwendigen Forderung kamen ge-
wichtige Umst&nde zu Hilfe: die strenge Satzweise, welche in Italien
ihren vorlaufigen Abschlass fand, war kein origin&res italienisches
Produkt, niederl&ndische Ktinstler hatten sie im iachenden Siiden ein-
gebiirgert Aber wenn auch der nordiscbe Ernst die ieichter ge-
knftpfte Kunst, welche der heitere Himmel Italiens geboren, in den
Hintergrund drangte, sie vernichten, jede Spur von ihr verwischen
M«n*tsh. f. MaitkgtMli. Jftbrgaag XXUL No. 8. 9
122
Sis Dialog John Hilton's.
konnte er nicht. In den „Frottole tt lebte im auf den homophonen
Ban der Satze gerichtete italienische Prinzip der Komposition mehr-
stimmiger Tonstiicke fort, mad diese Form erwies sich sogar so
lebenskraftig, iass f als nach dem hauptsachlich durch mancherlei ao-
ziale Griinde bedingten massenhaften Anwachsen der Madrigak sich
das Interesse der Musikliebhaber mehr und mehr von der kirchlichen
Kunst entfernte, in eben dieeer neuen Form gesellschaftlicher Musik
zwei Komposition8typen auf lange Zeit nebeneinander her gingen,
deren einer sich der nordischen Satztechnik vorwiegend anschloss,
wahrend der andere grofsere Hinneigung zur Weise der Frottole be-
kundete. Wie sich beide Arten dann mehr und mehr mischten, ist
bekannt. Der zweite Punkt, welcher die allmahliche Auflosung der
Kontrapunktik bedingte, war das Aufkommen der Monodie und der
Oper; von vorneherein war die Tendenz dieser neuen Kunstrichtung
der kontrapunktisch-kombinierenden Satzweise entgegengesetzt geweeeo.
Glueklicherweise erfolgte die Entwickelung der Kunst nicht im Sione
der erzaristokratischen Gruppe der (damaligen) Neuplatoniker, wenn
auch die Musiker, vorab Cactini, den Lehrsatz des griechischen Philo-
sophen (theoretisch !) adoptierten, dass Musik nichts als Sprache und
Rhythmus und erst zuletzt Ton sei. Naturlich nicht, denn zu alien
Zeiten hat der Satz des alten Horaz gegolten, den man an dieeer
Stelle wohl am besten dahin variiert: Naturam expellas penna, tamen
usque recurret Das Madrigal und die Anfange der Oper stehen nur
insofern in innerem Zusammenhange, als in diesen dank dem g€^
sunden Sinne und der natiirlichen Begabung der Tonsetzer durehaus
nicht alles auf die theoretisch beabsichtigte trockene tonale Dekla-
mation hinauslief; vielmehr zeigten sich da und dort melodische
Keime von zuweilen grofser Schonheit, imitatorische Einsatze bei mehr-
stimmigen Parti een — Ausdrucksweisen also, welche dem Madrigale
durchaus nicht fremd waren. Die spezifische Art von Gaccini's Xolo-
raturen fehlt den Madrigalen ; wohl begegnet man ihr in italieniachen
„Dialogen", wenn auch mehr oder weniger raodifizieri
Das Madrigal gelangte, soviel wir wissen, Ende der 80er Jab re
des 16. Jahrhunderts zuerst nach England. AJs Cactini seine „]Sruove
Musiche" veroffentlichte (1802), war im Norden schon eine Samm-
lung von n Ayres" publiziert, welche die Bekanntschaft mit im Ita~
lieners ^Riehtung" voraussetzt. Wir durfen diesen Satz unbedingt
in der Form aussprechen; einmal gingen den „Nuove Musiche u larag-
jiihrige Erorterungen der Kunst- Art, welche sie reprasentierten, vor-
auf, und England war, wie aus N. Yonge's, Th. Morley's u. a. Lebewaa-
Era Dialog John Hilton's.
123
geschichten bekannt ist, seit Jahren gewohnt, italienische Musik zu
importieren, ©in englischer Eiinstler konnte andererseits damals un-
moglich auf dieselbe Idee wie die gleicbzeitigen Italiener kommen,
namlich rein deklamatorische Musik zu schreiben, ohne dass zu dieser
neuen Stilart eine zwingende inner© Notwendigkeit vorlag. Bass dem
so war, dass gar kein dem englischen Musikleben entkeimter Grand
vorhanden war, der die englischen Tonsetzer von ihrer gewohnten
Aasdrucksweise sich hltte entfernen und ganz neue, der bisherigen
Musikart diametral gegeniiberstehenden Bahnen Mtte aufeuchen lassen
konnen, lehrt ein Blick auf die englische Musikgeschichte des 16. Jahr-
hunderts. Ich leugne durchaus nicht, dass im allgemeinenzwei Menscben,
die weder sich noch etwas von sich gegenseitig kennen, gleichzeitig
dieselbe Idee haben konnen. Aber mit den „Erfindungen" auf kiinst-
leriscbem Gebiete sollte man uns verechonen, da geht die Entwickelung
Schritt fiir Schritt, koine Erscheinung ist ohne eine voraufgegangene
andere zu erklaren. Dass die Englander im 16. Jahrfiundert und
ran dessen Wende keine Lust an theoretischen Spekulationen batten,
wie sie dem Ereise der Italiener, dem wir die Monodie verdanken,
eigen war, darf man scMankweg sagen: man lese, wie Mwhy ©s be-
jammert, dass er einen Traktat schreiben soli, wie Dowland ein aus-
fuhrliches Werk — verspricht, wie Elway Bevin statt einer Kompo-
sitions- und Musiklehre eine Sammlung von Kanons in die Welt
schickt u. s. w.
Die Oper fand in England keinen giinstigen Boden. (Es ist hier
nicht der Ort, urn auf die Grande fiir diese auffallende Erscheinung
einzugehen.) H5fische Festlichkeiten mit einem gewissen dramatischen
Zuschnitt, bei welchen die Musik oft reichlich zu thun hatte, waren
in England seit langer Zeit bekannt und beliebt. Aber ihr Publikum
beschrankte sich in den meisten, wenn nicht alien Fallen auf den
Ereis des Hofes, das Volk hatte nichts von all dem Glanz und der
Eunst, die da entfaltet wurden. Aber das Bedurfhis nach dramatisch-
musikalischen Forraen war in den weitesten Ereisen vorhanden. Man
war von alters her gewohnt, Instrumentalmusik bei den ofifentlichen
dramatischen Spielen zu horen. Chore waren in dieselben eingefiigt
worden, um die Zwischenakte des Drama's auszufiillen, oder seine
Moral in knapper Form zu bieten; gewisse, allerdings zum Teil un-
scheinbare Eeime lagen in der Art, wie sich in geistlichen und dann
auch in weltlichen Werken ganze Chortruppen gegen einander auf-
stellten, und wie in den Quodlibets — in einem englischen Manu-
skripte fand ich den bezeichnenden Ausdruck j^edley* 4 daftir, iiber
9*
124
Ein Dialog John Hilton's.
welchen Orove keine Auskunft giebt — direkter Bezug auf das dem
Oesang lauschende Publikum genommen wird u. s. w. Das, was
liber die hofischen Feste in die Offentlichkeit drang, musste die gro&e
Menge mit Neugierde und dem Sehnen, Ahnlichem beizuwohnen, wo-
moglich Gleiches oder Enteprechendes zu besitzen, erfffiUen. In den
Tagen Elisabeth's hatte sich ein ganz gewaltiger XJmsebwung im
Mnsikleben Englands vollzogen: war unter ihree Tatars Herrschaft
die kiin8tlerische Beth&tigung im wesentlichen auf die Kirchen und
vor allem auf den Hof beschr&nkt geblieben, so war die Musikbildung
im England der Queen Befs eine allgemeine. (Ich darf die Aufzahlung
der Faktoren, welche dieselbe bedingten, hier ftbergehen und auf den 2.
Teii meiner Geschichte der Musik in England, — Strafeburg, Trfibner
— welcher im Drucke 1st, verweisen.) Das mehr und mehr erkaltende
Interesse an den Werken kirchJicher Kunst, die Freude an den neuen
Formen des Madrigals, der Canzonetten, Balletten, die Last am Instru-
mentakpiel, am gemeinsamen, geselligen Musizieren, die mit dem urn-
ablfesigen, trier in gewissem Sinne: planlosen Musizieren verbundene
Sucht nach Neuem musste die Tonsetzer veranlassen, die neue Art
des deklamatorischen Musikstiles, welche im Grunde genommen nor
im dramatiscben Werke Existenzberechtigung hatte, auf das einfache
lied zu ubertragen. Der im Volke vorhandene Wunsch nach einer
Art von Aquivalent fur die ihm verschlossene „Oper", das Yorbild,
welches diese in einzelnen Teilen hierfur abgab, ftihrte dann zu der
recht ausgedehnten Pflege der „Dialoge".
Wir haben zun&chst die Form der englischen „Dialoge^ mmm
kurzen Betrachtung m unteraehen. Was die Tonsetzer und Theo-
retiker unter diesem Namen begreifen, 1st durchaus nicht immer das
gleiche, wie ein Blick auf das letzte Stick von Morley's BaUetten
von 1597 und auf die letzte zweistimmige Ayre in Dowland's 3. Bach
von 1603 u. a. m. lehri In der Dowtotufschen Komposition macht
ein Sstimmiger Chor den Schluss, Morley's genanntes Werk ist f&r
7 Stimmen gearbeitet In jenem wirken 2 Lauten mit; Hiltoris
Dialoge haben als Fundament einen (nicht bezifferten) Bass. Mit der
fortschreitenden Pflege des Sologesanges entwickelte sich die Form
dahin, dass der Dialog — nicht ausschliefslich — aus Frage und
Antwort bestand; am Schlusse vereinigten sich die beiden Stimmen
zum „Chorus". Vielfach wurde eine bestimmte szenische Voraus-
setzung flir den Inhalt des Dialoges angenommen, spite sogar direkt
angegeben. So schrieb George Herbert ein Anthem in Form eines
Dialoges zwischen einem Christen und dem Tod, Ford setzte ein
Bin Dialog John Hilton's. 125
Anthem zum Gebrauch fiir die Weihnachtszeit (Davey) und in „The
Treasury of Musick, cont Ayres . . . Comp. by Mr. Henry Lawes,
late Servant etc. London 1669" (3 Bticher) findet sich niter Nr. 1
folgende szenische Angabe: „A Storm, Cloris at Sea, near the Land,
is surprized by a Storm: Amintor on the Shore, expecting her Ar-
rival." In diesen Stiicken ist von iigendwelcher dekorativer Ver-
wendung der Musik, wie sie die Englander schon friiher versucht
hatten (vergl. einzelnes im Fitzwilliam Virginal Book edd. Squire uhd
Fuller-Maitland) nicht die Rede. Der Stil ist meist trocken dekla-
matorisch, hin und wieder findet sich in den Dialogen einmal ein
einzelnes Wort verziert. tJberaus charakteristisch ist es, wenn in
einzelnen Handschriften, z. B. der Nr. 11608 der Add. MSS. des
British Museum, sich eine dem Schreiber derselben nicht gehorende
Hand den Spafc gemacht hat, einzelne Takte, z. B. Schlusscadenzen
durch arg gedehnte Schnorkel zu erweitern. Davon blieben auch
geistliche Sltze nicht verschont, wie das „Ardens est cor meum"
Dealing's in derselben Handschrift lehrt HiUon ist in dem gleichen
Manuskript mit Dialogen vertreten; er setzte das Urteil des Paris
mit, natiirlich 4stimmigem, Chor, das Urteil Salomos fiber das Kind
und die um dessen Besitz streitenden Mtitter und den Dialog „Job",
der hier mitgeteilt werden soli.
Wir missen vorher jedoch noch ein Wort iiber das YerhUlnis
des „Dialogs" zur Cantate, speziell zur Eammercantate sagen. Man
kann dasselbe dahin fixieren, dass jener die Keime aufweist fiir die
durch Carissimi's Wirksamkeit in Aufhahme gekommene erste typische
Form der Eammercantate, welche man im allgemeinen als aus dem
Wechsel von Recitativen, Arien und Solos&tzen bestehend bezeichnen
kann. Ton der Uteren Form der Dialoge behielt Hilton die Ge-
wohnheit bei, die Stimmen sich am Schlusse zum „Chor" vereinen
zu lassen. Auch in seinen Dialogen findet der Wechsel zwisohen
recitativischen und mehr arios gehaltenen Stellen — , welche sich
allerdings in bescheidenen Grenzen halten — statt. Wie in der
Kammercantate ist in den Dialogen eine intensive, farbenreiche Mit-
wirkung von Instrumentalmusik ausgeschlossen — im „Dialog t< war
schon durch seinen geringen Umfang daran nicht zu denken. Die
Begleitung bildet der, wie schon gesagt, unbeziflferte Bass.
tJberaus bemerkenswert sind weniger bei Lawes u. a. als bei
Milton die Ansatze zu dramatisch wirksamer Abgrenzung der ein-
zelnen Verse, resp. Sltze. Wir kommen darauf zuriick
Biographisches tiber den Komponisten an dieser Stelle mitzuteilen,
126
Sin Dialog John Hilton's.
erscheint uberflflssig; man findet das einzelne in Davey's Back*)' Es
genuge, dass Hilton 1599 geboren wurde and 1657 starb. Einen
bestimmten Zeitpunkt der Abfassung jener Dialoge vermag ich nicht
anzugeben.
Nach einigen einleitenden, freien Worten, welche sogleich mitten
in die Situation fiihren, folgt Hilton's Text im wesentiichen den cha-
rakteristischen Versen des 1. und 2. Eapitels aus dem Buche Hiob.
Die singenden Personen sind: Gott, Satan, die 4 Boten (von einer
Stimme gesangen), Hiob und dessen f ran, deren Partie der (Sopran-)
Sanger der Boten ausfiihrte. Hiob singt Alt, Gott Tenor und Satan,
nicht mehr als recht und billig, den Grundbass.
Das Stuck hebt ganz im konventionellen Tone des deklamatorischen
Stiles an; die Worte Satan's „up and downe" werden selbstredend
zu einer wiederholten passenden Tonverbindung (ebenso das „wandring tt )
benutzt Solchen kleinen ausschmiickenden Ziigen begegnen wir schon
in den Madrigalen. Bis zu dem 2. Gesange Satan's bleibt jedoch der
Ton im allgemeinen gleichm&fsig trocken. Satan wird jedoch gleich
seinem beriihmten Vetter Mephisto dieses Tones satt: Die Modulation
wird reicher, die melodische Linie bewegter. Ganz trefflich im engen
Rahmen ist die Steigerung in den Berichten der 4 Botschafter musi-
kalisch illustriert Fir die aufeteigende chromatische Linie im Be-
richte des vierten Boten finden sich bei anderen Tonsetzern mancherlei
Parallelstellen. [Ich verzichte hier darauf, die Stellung der englischen
Musiker des 16. und 17. Jahrhunderts zur Cbromatik darzulegen;
man wird erschopfende Angaben dartiber in meinem Buche finden.]
Die Mittelstimme zu bilden, wie in der von mir vorgeschlagenen
Ausfiihrung des Basses geschehen, wird kaum einem Widerspruche
begegnen. In dem folgenden Sitzchen Satans ist die Siegesgewissheit
und die h&mische Freude des Beherrschers aller Verdammten recht
charakteristisch wiedergegeben ; dass Se. hollische Mqjesttt nicht chro-
*) Trotzdem Davey mit Recht daraaf aafmerksam macht, daas 2 J. Hilton*
existiert haben mflssen, — der liter© lieferte einen Beitrag zn der grofaen
Madrigalsammlung : The Triumphs of Oriana — findet sich im Index seines
Baches keinerlei Hindeatang daraaf. Derselbe ist aberhaapt im ganzen
unbrauchbar, da Davey das Bestreben hat, an jeder Stelle, wo er einen Ton-
setzer nennt, alles mftgliche ttber den Mann zu sagen, dann nochmals zosammen-
fasst, einzelnes auslfisst, am einige Seiten weiter wiederam aaf ihn zurfickzii-
kommen, and nan — voilig zwecklos — jede Seite im Index verzeichnet, wo
der betr. Komponist, wenn auch ohne weitere Hinzafdgung eines charakteristisohen
Zugee vorkommt Aaf die „Dialogues u geht "Davey nicht elm, wie ihm flbev-
haupt die formelie Seite der Konst a. m, a. gleichgiltig ist.
Bin Dialog John Hilton's.
127
matisch grunzt und knurrt, sondern als „zielbewusster" Teufel sich
in klaren tonalen Grenzen halt and voll Behagen sich an dem „downe"
freut, ist nur der Situation entsprechend. Sehr ausdrucksvoll und
bezeichnend ist auch Hiob's Gesang. Das Kunstmittel, eine Phrase
in hoherer Lage zu wiederholen, ura den Eindruck zu verstarken, hat
Hilton auch in dem Salomonischen Urteil angewendet:
Oh mercy Sir, Oh mercy Sir.
Die Haupttonart ist Gdur, eine Vorzeichnung ist nicht angegeben.
Ich lass© nach diesen Bemerkungen den Dialog folgen.
The Dialogue of Job. (God, Satan, Job's wife, the Messengers.)
Ood. (Die Bezifferung ist hinzugesetzt.)
m
Among'et my Children dares the feind appears, Sa - tan,
3E
Satan.
where hast thou beene, how cam'st thoa heere? I haue been
i
T c t
J* 9
walking© restless too and free, up and downe, up and downe,
3 r j
Ood.
IT
up and downe, wain
1 - ring in the Earth be
" — i— ^
• low. Hast thou my
I i
L<g 1* m ^ '
128
Afitteilungen.
servant Job ob - ser - Ted then? Un-par - ra - lel'd among'st the
sunns of men, how perfect and how upright in my sight he doth be-
— h
H II
I
1
haue himselfe both day and night
(Fortsetzung folgt)
3
MtMlingen.
* Die neu gegrundete Berliner Verlags-Gesellschaft „Harmonie u beginnt
demn&chst ein grdTseres wertvolles Unternehmen, das die weitesten Kreise, be-
sonders aber das musikliebende Publikum interessieren wird. Bs 1st eine von
Prof. Br. H. Reimann (Berlin) herauszugebende Sammlung von Lebens- mni
Gharakterbildern aller grofsen Tonmeister, nebst Einfuhrung in deren Werke.
Die Sammlung ersoheint in einzelnen , vornehm ausgestatteten , illustrierten
Prachtbanden (a M 3,—). Die hervorragendsten Musikforscher haben ihre Mit-
arbeitersehaft in Anssicht gestellt, z. B.: Dr. H. Welti, Prof. Jedliczka, Otto
Lessmann, Prof. Dr. S. Jadassohn, Hoftbeaterdirektor Wittmann, Dr. Gehrnmnn,
A. Niggli, Prof. Gernsheim, Priv.-Doz. Dr. Sternfeld, La Mara, Kapellmeister
Volbach, Prof. L. Auer, Prof. Dr. Heinr. Bulthaupt, und viele andere.
* Zeitschrift fir Bficherfreunde, Verlag von Yelbagen & Klasing in Biele-
feld und Leipzig, 1. Jahrg. 1897. Erscheint in monatlichen Heften in hooh 4°
von je 9 Bogen und Beilagen fur Anzeigen. Der Inhalt umfasst alles dasjenige
was Buchersammler interessieren kann: Historisches, Praktischcs, Winke bei
Anlage von Sammlungen jeder Art. Z. B. enthalt Heft 4 einen Artikel fiber
,,moderne Plakatkunst," ferner „Vom Autographensammeln,'' dann eine Encyklo-
padie der Wissenschaft von A. L. Jellinek in Wien. Ganz besonders wertvoll
sind die zahlreich eingestreuten Abbildungen in Buntdruck, die luxurios aus~
geftLhrt sind. Der Preis des Jahrganges von 12 Heften betragt 24 M.
* Hierbei zwei Beilagen: 1. Job. Phil. Krieger. Bog. 1. 2. Nachriehten
fiber die Musikpflege am Hofe zu Innsbruck nach archivalischen Aufzeichnungen
von Dr. Franz Waldner. Bog. 2.
Vcrastwortliohar iledaktour Robert Kitner, Twplia (TTekermArk).
Brack tob HiraiBo B ejrer A 8ohn« in f »»T>g»nt»U«
fir
MUSIK-GESCHICHTE
der CfeMlbehaft fir M msikf onebnng.
III. Jift
18S7.
fwii ii= JtfeiftflSjM § JUL MmmmA wrthtJnt
tins Hmumt tsfi tMil Bogm. Insortlonsf ebfllirai
m die Mte 80 PI
XomritiloBSTeilaff
▼on Brtiikof f A Haitcl in Lcipsig.
■h— I J«de Bati- mil UmiMiaailimg tntgofMi.
Bo. 9.
Saian.
(Fortsetz.)
11m W«l#f J©lm HUton'B.
Von Br. Wilibald Nagel.
5
Doth Job sera© God fir nought, loves hee not
2
3=
• u
more thy psifii then thee
wh© - rof thou send'st Mm
4=
stare, hastfhov not test hm peMon mid his stmt©, Enoreas't Ms
5=
* r j 1 J. J' j
3=
substance, made him fbr-tn - mte, Touch but Ms bones, torment
It
nt i I
Menatth. f. Moafkgwah. Jahzgaag XXDL. Ho. 9.
10
130
Bin Dialog Johp Hilton's.
=f==i
Ms flesh a
Hf-^-jH
Whit, and
to thy face^iee'l
j r r* £r«dl
straight his got re -vile.
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4, J '
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Doe what thorn wilt 1 gin© Mm o're to the© thyne is his bo - dy
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I Mesdmger*
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bat his life
bo free. Where is
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my Lord? Aye
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Gattell are by
the Sn-bo-MM
tane,*) and they thy servants
II* If , . p
T f f J'
i by the sword have
" ' i 1 1 F —
• | • ( ) • it
*) Bus I ist von mir hinzngefBgt, trotidem d«m1%8 Qaerstinde in engl
and andern Werken der Zeit nichts Seltenes sind. Bird pflegte sie als eine Art
Spezialitftt Die gleiche Erscheinung im folgenden Takt hat weniger Amf-
fallendes; amgehen liefs sie sich hier nicht: die Fortschritte weisen des ent-
sehiedensten anf 18 als das Ziel.
*) fiei Shaketpear© kommt die form ta'en vor ■» taken.
8 ) Etwa so aoszofohren :
Ein Dialog John Hilton's.
131
II Messing er.
3E
nr r r
slayn.
Thy sheep and servants are consumed by lyre. Three
H2=
U=22=
I
JJJ Messinger.
bands of feiroe Caldeans Armed with Ire haul driven away thy Camells 1 )
I
IT Mesdnger.
J J -J-X^;
kil'd thy men. Prom forth the fiowellt of the Earth's black Den
3
a fearfull Whirlwind did a • rise and teare thy house a sunder
*) Die Rucksiehtnahme auf den Wortaocent lit wie hier, so an mehreren
aaleren Stellen zm hmmMikaiL
s ) Ich denke mir eine Ausffihrung etwa so:
J J J
AIM
, r
3=
10*
133
Ein Dialog John Hilton's.
where thy Children were. There, thy beloued Sons and Bang Mew
t i
3^
feU
I onely 1 m - oaped the newt to telL
m
With Boy le8 and botches, ev'n from Kilo to Crowne, Job shall be
•Oh-
amytten, that will bring him downe, that will bring him downe, that
3t
f
Job.
3=
will bring him downe. Aye nee I my beamtyei gone,
my flesh decayes, yet whi© I line my maker will 1 praym
PS
i 4} (tola p
Ein Dialog John Hilton's.
138
Job's wife.
1
3E
Still patient Job, t'U that prolongs thy payne, Curse God and dye.
3=1=
Jo6
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Womi
a thou prat'st in vaynt
i; thou foole
>, shall good things
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to - us welcome
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*) Na - led i from my Mother's wombe was tane,*) and
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= j-*- j g i-
j i r i r
i r f
na - ked thither must re - tor - ne agayne t'was God that
r rip f^=±
gave them me, and t'was the same
that took them
') Die nftchsten Takte sind in der Handschrift nicht klar.
*) Die Handschrift hat offenbar irrtumlich hier sane. *) Seite 134.
134
Ein Dialog John Hilton's.
3^
r rr
from mee. Bios
sed
bee Ms name.
9E
Chorus 4 ph.
Meanwhile no waywardness in Job appear'd;
nor Mut&ringe
=t=f=
#s» rJ f-
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to
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speech a - gaynst his
God was heard.
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*) Vielleicht
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-~ ' gJi j ' Jzsf^
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r r f
Mitteilungen. 135
MltteflmigeB.
* Tabvlae Codicvm Many Scriptorvm praeter graecos et orientates in
Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorvm , edidit Academia Caesarea
Vindobonensis. Volvmen IX. (Codicvm musicorvm pars I.) Cod. 15501 —
17600. Vindobonae 1897 venvm dat Carol Geroldi filivs bibliopola Academiae.
gr. 8°. 10 S. Vorwort, 420 S. Text Pr. 7 M.
Auf got deutsch heifst das obige; Katalog der Musikhandschriften der
JL K. Hofbibliothek in Wien. Wenn ein Katalog je ein Vorwort bedurft hat,
so 1st es der vorliegende. Wir baben in betreff der Musikkataloge scbon
Manches erlebt, aber der vorliegende setzt alien die Krone auf. Doch ebe wir
nns in das Vorwort vertiefen , wollen wir der K. K. Akademie der Wissen-
schaften in Wien, der Direktion der Bofbibl. and vor allem dem Verfasser des
Kataloges selbst, Herrn Dr. Joseph Mantuani unsern Dank abstatten fur die
Herstellung eines gedruckten Kataloges der Musikalien der so uberaus reich-
haltigen Hofbibliothek and hoffen , disi die Ksl. Akademie nicht aaf halbem
Wege wird stehen bleiben, sondern Herrn Dr. Mantuani die Vollendang des
Kataloges bis aaf die Drackwerke ubertragen. So wie der Titel des Kataloges
ist aoch der Katalog selbst in lateinischer Sprache abgefasst , dooh hat Herr
Dr. Mantuani die Original-Titel and jede Bemerkung aaf der Handschrift in
der Originalsprache wiedergegeben. Das Wunderlichste ist aber die Reihen-
folge der Werke. Die Hofbibl. hat das Ungluck gehabt nach einer Reihe be-
gabter Bibliographen und Ma sikverstftndiger nur Pflichtbeamte m erhalten,
denen Bibliographie and Masik Nebensache war. Anton Schmid starb 3. Juli
1857. Br hinterliefe einen wohlgeordneten ausfuhrlichen Zettelkatalog, der
aber von den Nachfolgern missachtet und verworfen, zum Teil vernichtet
wurde. Die Bibliothek wurde nun von Menem geordnet und signiert und
ohne auch nur irgendwie Rucksicht auf den Inhalt der "Werke m nehmen,
blindlings naeh dem Format eingereiht and mit der laafenden Nummer ver-
eehen } zam Teil auch in andere Pftcher eingeordnet, so daw neben einem
liturgischen Werke z. B. eine Oper, eine Mess©, eine Sinfonie, ein Liederwerk,
ein Klavierwerk in wilder Beihe aufeinander folgen und in dieser gewiss einzig
dastehenden Unordnung musste der Katalog nolens volens angefertigt werden.
Nicht einmal die Werke eines Komponisten stehen zusammen. Andere Biblio-
theken ordnen ja auch ihre Werke nach dem Format und nehmen fortlaafende
Nummern, doch die Kataloge werden alphabetisch oder wissenschaftlich geordnet
ond die Signatur nebst Standort hinzagefagt. In der Weise sind die gedruckten
Kataloge der Liegnitzer, KOnigsberger, Freiburger, Heilbronner, Joachim-
thal } schen } Briegschen u. a. Bibliotheken hergestellt. Die alphabetische Ordnung
ist immer die best©, da sie dem Suchenden die wenigste Zeit kostet und nie
Irrtumer durch Angabe falscher Seiten oder Mm. im Register entstehen kOnnen.
Auf diese sehr einfache Idee scheint man aber in Wien gar nicht gekommen
zu sein und hat sich nar auf die Ordnung der laufenden Nr. gesteift, trotzdem
dieselbe die absonderlichste in ihrer Art ist. — Was nun die Beschreibung
der Mss. selbst betrifft, so verdient Herr Dr. Mantuani unser ungeteiltes Lob.
Schon dass er eine bestimmte Art feBtgesetzt hat, wie jedes Ms. zu beschreiben
ist und dies durch den ganzen Katalog streng durchfuhrt ? ist ein nicht gering
136
MftteQniigeii.
in sch&tzender Vorzug, der nur von wenigen BibUographen mit dieser Gte-
wissenhaftigkeit befolgt wird. Ferner giebt die Bescbreibung der Mm. aaf
jede Frage Antwort and der Sachende kommt nirgends in Zweifel. Bei Sammel-
werken ist der Inhalt genau yerzeichnet. Selbst diejenigen, denen das Latein
nicbt mehr gelftufig 1st, werden sicb sehr bald einarbeiten. — Die HofbibL
steht allerdings unter der Verwaltung des Oberhofmeisteramtes, wird aber von
der KbL Akademie der Wissenschaften in Wien mmterstitzt, die auch den
Katalog drucken litest, nnd da die Verfasser, Verleger and Dracker des fitter-
reiohischen Staates die Verpflichtung haben von jedem Werke, welches eracheint,
ein Exemplar der Hofbibl. abzuliefern, so bat aaeh der Staatsbfirger ein ge-
wisses Eeeht die Bibl. za bentttzen, was aacb in jeder Hinsicbt gewfthrt wird,
— Am dem Vorworte erfehrt man, dass erst dnrch die Bemfihungen des (Jrafen
Moritx von Dietrichstein der Bestand der Masikalien ein so bedeatender ge-
worden ist Bis dahin besafs die Bibl nnr Werke die aos Klostern stammten and
bei der Aufhebung derselben der Hofb. eingereiht warden, docb teilte man sie
teilweise niobt der Musik, sondern der Theologie za. Der bf>reits erschienene Bd.
der theologischen Abteilang ist aber in betreff der Musik-Codices, sehr ongenan and
fast onbraachbar and doch befinden sicb daranter sehr wertvolle Codioes die einer
neaen Bescbreibang bedarfen. Daranter sind Lieder der Minnesftnger and Trou-
badours, Aatographe von Lassos u. a. Graf von Dietrichstein's Verdienst bestand
nan darin im Jahre 1827 aos dem Archive der Ksl. Hofkapelle 47 Bde. mit
polyphoner Musik des 16. and 17. Jbs. der Hofb. einzuverleiben, 1828 legte
er eine Autographen-Samlg. an. 1829 schaffte er noch das Oblige aus dem
Hofkapellarchive in die Hofb., worunter sicb aach die reichhaltige historisch
wicbtige Privatbibl. des Ks. Leopold I. befand. In dieser Samlg. befanden
sioh zahlreiche Opern, Serenaden, Kantaten a. a. aos der Zeit za and nach
Leopold L, unter den Eaisern Joseph I., Karl VI. and Maria Theresia ge-
sammelt. Auch der Hofkapellmeister Joseph von Eybler hat die Hofb. am
Vieles vermehrt, besonders darch Partitaren von A. Salieri aos dem Archive
der „Witwen- and "Waisen-Pensionfonds-Gesellschaft der Wiener Tonkfinstler".
Aaf diese Weise wachs der Bestand der Masikalien bis aaf 8000 Mm., die von
Anton Schmid geordnet and alphabetisch katalogisiert warden. Erst 1850 warf
man diese Ordnung um and schaf das jetzige Chaos. — In der Hoffnung, daaa
Herr Mantuani mit seinen Vorschlfigen zur Vollendung des Kataloges durch-
dringt, sei der Ks. Akademie nochmals nnser Dank dargebracht fur die Ven-
Cffentlichung des kostbaren Bestandes der Hofbibliothek*
* Fehlerverbesserong. Seite 118 Z. 14 v. o. lies bomanistisch statt
huiBoristisch.
* Hierbei zwei Beilagen: 1. Job. Phil. Briefer, Bog. 2. 2. Naehrichten.
fiber die Mosikpflege am Hofe za Innsbruck naob arehivalischen Aufzeichnangen
von Dr. Franz Waldner, Bog. 3.
VanuitwortUchar Badaktcur Bobart Eitnar, Templis (Uckarmark).
Druok ron Hermann B ajar A SOhna in Iumgensals*.
fQr
MUSIK- GESCHICHTE
herausgegeben
¥011
der Ge8ell8chaft ffbr Miuikforsohiuig.
UU. Jalirg.
1897.
Preii dei Jahrganges 9 Mk. M onatlieh erieheint
«bi« Nummw Ton 1 bit 1 Bogra. IniertiontgebOhren
fftr die Z«ile 80 Ft
Koramiuiomrerlag
ron Breitkopf A Hftrtel in Leipslg.
Be«tellang«n
nimmt Bneh- and Musikhandlung •ntgegen.
I o. 10.
11© Welnuurer Mofkap elle 1m XTi. Jalriimlert
bis zum dreifsigjahrigen Kriege.
Von Ernst Paaqu* (f 20./3. 1892).
Manuskript in der Grofsherzogl. Bibl. zu Weimar. *)
Wenn auch mil dem Einzuge Johann Friedrich des Qrofs-
miiiigen in Weimar (1552) die Stadt wieder eine wirkliche Residenz
geworden, so war doch die dortige furstliche Hofhaltung noch immer
mm einfache, deren musikaliscber Bestandteil nur durch den Organisten
und wenige .Trompeter reprasentiert wurde. 1554 starb der ent-
thronte Kurfurst und sein zweiter Sobn Johann Withelm erhielt
Weimar (der altera, Johann Frkdrkh der Mittlere zog nach Gotha
und starb als Gefangener fern der Heimat 1595). Der junge Herzog,
weleher oft mit dem franzosisohen Hofe in Beriibrung kam, war ein
pracbtliebender First und sein Hofstaat zu Weimar wurde nach und
nach ein ebenso bunter als zahlreieher. Er hielt Musiker, Geiger und
Lautenisten, die bald eine vollstimmige Kapellmusik bildeten ; in einer
eigenen Kapellschule wurden die „8ingeknaben u unterrichtet, um den
Dien8t bei Hofe wie in der Hofkirche zu verrichten. An der Spitze
dieser „Cantorey" oder Hofkapelle stand David Kohler, vordem
Kantor zu Altenburg (starb als solcher zu Zwickau), und unter den
ScbOlern der Kapellschule erscheint ein Mann, der bald als hell-
leuchtender Stern am musikalischen Horizont strahlen sollte. Es war
*) Mit Erlaubnis der Direktion obiger Bibliothek zum Abdruck ge-
braoht.
Mon»Uh. f. Matikgeich. Jfthrgang XXIX. No. 10. U
138 Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrhundert
dies Johannes Eccard. 1553 zu Muhlhausen in Thuringen geboren,
war er etwa 14 Jahre alt als Singeknabe in die Weimarer Kapell-
schule getreten (1567 wird er urkundlich daselbst erw&hnt), dann
als „Hofmusicist" angestellt worden. Er blieb bis 1571 in Weimar;
in letzterem Jahre erhielt er 3 Old. „zu endlicher Abfertigung", weil
er sich „an ein aider Orth begeben". Johannes Eccard starb als
hochberiihmter Komponist und Kapellmeister am Brandenburgischen
Hofe 1611 zu Berlin.*) Yon 1567—1569 war Johannes Hermannus
aus Arnstadt Kapellmeister.
1570 sah sich Johann Wilhelm genotigt seinen Hofhalt ein-
zuschranken und der grofste Teil der Hofkapelle wurde entlassen.
Daftir erscheint ein neuer Kantor Namens Paulus Kohler, der j.edoch
schon im folgenden Jahre 1571 wieder abging. 1569 waren vor-
handen : 14 Sangerknaben, 5 welsche Geiger,**) 5 musikalische
Trompeter, 1 Heerpauker und 2 Zinkenbl&ser.
Die fiirstUchen Hofkapellisten trugen eine „Iivrey 44 . Dieselbe
bestand nach einer gleichzeitigen in Farben ausgefiihrten Zeichnung
(ein Modebild des XVL Jahrhunderts !) aus schwarzen Striimpfen und
Schuhen, weiten Spangenhosen und kurzer Jacke von gleicher Farbe.
Letztere war seitwarts zugenestelt, hatte einen hohen Stehkragen, der
den ganzen Hals umschloss, aus dem ein weifser enggeh&kelter Kragen
hervorschaute. Jacke und Armel waren mit schwarz- und weifs-
gestreiftem Zeug eingefasst***) Dazu trugen si© einen iiberhohen, obeii
abgerundeten Hut mit ganz schmaler Krempe und einem kleinen
gemsbartartigen Federchen. Auf der rechten Schulter am Ajmel
fand sich von Goldfaden eingestickt : V(erbura) D(omini) M(anet) I(n)
Ae(ternum) und ein Zeichen bestehend aus zwei Querstrichen, die
sich kreuzten und einen Bogen, der sie verband. Dies war die
einzige Zierrat ihrer ebensowenig schdnen als bequemen Kleidung.
Dennoch muss bemerkt werden, dass sie einen franzosischen Korb-
degen an der Seite und einen Dolch im Gttrtel trugen.
Johann Wilhelm starb 1573 und nun wurde diese lUteste
Weimarer Hofkapelle vollends aufgelost Jede Musik verstummte im
*) Muss m KonigBberg heilsen, ein alter Irrtum. Die Bedakiion.
**) Zwei dieser welschen Klnstler heilsen: Antftonio Andriel and Hans Pdx,.
***) Z\k dieser Kleidung war erforderlich pro Mann: ?7i oder 8 8 / 4 EUen
„lundisch" (londoner) Tuch zum Rock und zu 2 Paar Hosen, 6 Ellen Barchent
zum Wamms, l 1 /, Ellen Euttertuch „mnter die Hosen", 3 EUen Leinwand als
Futter fir das Wamms.
Die W©imtrer Hbfkapelle im XTL Jahrhnndert 139
Schlo8se und die welschen Geiger zogen mit ihren Instrumenten von
dannen. Nur ein einziges „kieiaes Geiglein" fand sich in dem Nach-
iasse des Herzogs vor, dafur aber eine groJse Menge yerschiedener
niusikalischer Blasinstrumente. *)
Eine Zeit der Kuhe folgte and so gut wie unbewohnt blieben
die verschiedenen furstlichen Wohnsitze in Weimar. Die beiden
Sdhne Johann Wilhelms, die Herzoge Friedrich Wilhelm I. (n. 1562
m. 1602) und Johannes (n. 1590, m. 1605) lebten nach ihres Vaters
Tode yon 1573 bis 1586 unter Vormundschaft des Kurfursten August
von Sachsen anf dem Schlosse zu Altenburg, woselbst sie ihren
Stodien oblagen und sich viel mit Kunst beschtftigten. Beide unter-
hielten auf dem Altenburger Schlosse einen kleinen Verein von
S&ngern und Instrumentisten, der zuerst von einem jungen Mosiker
Namens Rosthius, friiher Kapellschtiler in Torgau, dann aber von
einem tiichtigen, als Komponist bekannt gewordenen Kapellmeister,
Johannes Heroldt geleitet wurde. Diese Eapelle und ihr Vorstand
folgten den Herzdgen nach Weimar, als letztere 1586 daselbst wieder
ihren Wohnsitz nahmen.
Friedrich Wilhem I. (Stifter der Mteren, 1672 erloschenen Linie
Altenburg) hatte die Prachtliebe seines Vaters geerbt und rasch
wurde der junge Weimarer Hof einer der glfinzendsten Fiirstensitze
der sfichsischen Lande. Der Herzog unterhielt Musiker und Sanger,
Maler, Kunstdrechsler und Baumeister und alle sonstigen zu einer
Hofhaltung notigen — oder auch sehr unnotigen Personen. Doch
nicht lange dauerte dies rauschende kostspielige Leben und Treiben.
1591 iibernahm Friedrich Wilhelm I. die Tormundschaft der Sohne
Christians I. von Kur- Sachsen und veriegte seine Besidenz nach
Torgau. Sein Bruder Johann blieb in Weimar, doch veriegte er oft-
mals seine Besidenz nach dem liebgewonnenen Altenburger Schlosse.
Unter Herzog Johann gestaltete sich die Weimarer Hofhaltung
zwar einfacher wie unter seinera Slteren Bruder, doch wurde Musik
und Gesang mit Vorliebe gepflegt und fur die abgedankten oder nach
Torgau gezogenen Musiker traten nach und nach neue ein. Nicht
lange dauerte es und eine fBrmUche Eapelle war wiederum bei-
•) Das Inventar der nach dem Tode Johann Wilhelms vorgefandenen
masikalischen Instmmente lautet: „5 sthille (gerade) Zinken t 4 krnmme neue
Zinken, 8 krnmme alte Zinjceii, 2 voyandt Zinken, 2 alte Pohssaunen, 1 grofse
quart ta Possann, 1 Fatter alte FlGtthen, 1 grofee Flfttthen, 1 Bafs Pumhardt,
8 KrumphBrner, 1 Fatter Schreipfeiffen , I Fatter alte Schweitzer - pfeiffen,
1 kleines Geiglein." — Das Wort gutter" ist gleichbedeatend mit FatteraL
11*
140
Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrh under!
sammen, die diesmal ein langeres Leben firisten sollte als ihre Vor-
gangerin. Ibm, dem Stifter der neuen fiirstlichen Weimarer Iinie,
wire demnach auch die vollst&ndige Einbtirgerung der Masik am
Weimarer Hofe und ihr dortiges rasches Aufbltihen zu danken.
Herzog Johann vermahlte sich 1593 mit Dorothea Maria von
Anhalt und feierte 1594 die Geburt seines Mtesten Prinzen Johann
Ernst (Er hinterliefs, wie bekannt, zwolf Kinder, unter denen Herzog
Bernhardt einer der Helden des drei&igj&hrigen Krieges ganz be-
sonders hervorragte.) Vermahlung und Taufe gaben Anlass zu
grofeen Festlichkeiten, bei denen Musik und Gesang naturlich nicht
fehlten. So sehen wir denn auch in jenen Jahren (1693 und 1594)
am Weimarer Hofe einen Verein von etwa vierzehn Musikern; in
Betracht des damaligen Musikzustandes iiberhaupt ein recht voll-
st&ndiges und vollstimmiges Konzert Die meisten dieser Musiker
waren samt dem Kapellmeister, wie schon erwahnt, mit den beiden
Herzogen von Altenburg gen Weimar gezogen und hier ihre Ver-
haltnisse geregelt (verbessert) and endgiltig festgesteilt worden. Sie
bildeten einen Teil des fiirstlichen Hofhaltes unter der Bezeichnung
^Hofkapelle" und zugleich auch das erste und llteste tairkUche der-
artige Institut am Hofe zu Weimar.
Der Bestand dieser Weimarer Hofkapelle vom Jahr 1594 war
folgender :
Johannes Heroldt, Kapellmeister, Walter Strobel, Lautenist,
Zachariss Seufs, Fidelist, Maroldus Campius, Conrad Giinther und
Johann Link©, Bassisten, Johann Richter, Peter Timme und Heinrich
der Kellerschreiber, Tenoristen, Tobias Kiichler und Petrus Templin,
Altisten, Walter Stepher, Christianus Johannes Agricola und Johann
Caspar Nicolaus Rosthius, Diskantisten.
Der Kapellmeister Johannes Heroldt bezog einen jahrlichen Ge-
halt von 57 Old. 3 Groschen; pro Woche 1 Gld. Kostgeld; 9 Old.
3 Gr. fur die Sommer-, 5 Gld. 12 Gr. fir die Winterkleidung und
10 Gld. fir den Hauszins. Sodann erhielt er noch, auf dais er die
Diskantisten und andere Musikanten urn ein leidliches speisen konne,
6 Scheffel Weimarisch Korn, 3 Fass Bier, I Tonne Wildpret und
4 Klafter Holz. Die iibrigen Musiker empfingen jahrliche Gehalte
von 20—40 Gld., der Altist Kiichler aber 52 Gld. Die vier Erst-
genannten erhielten dazu noch ein Jeder pro Woche 1 Gld. Kost-
geld und Johann Linke als Pagenlehrer noch 16 Gld. fur ein Kleid.
Von mehreren dieser Musiker vennag ich Naheres mitzuteilen.
Johannes Heroldt war seiner Zeit ein bekannter Komponist.
Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrhunderi 141
Zi Jena geboren und dort in der Masik ausgebildet, zog er als
juger Bursche hinaus in die Welt, ran es in seiner schOnen Kunst
weiter za bringen ued zugleich sein Gliick m versuchen. Nach
l&ngerem Aufenthalt in 6sterreichischen Landen, trat er zu Altenburg
in die Dienste der beiden HerzSge und zog dann mit ihnen nach
Weimar, woselbst er bis an seinen Tod, der um 1610 erfolgte, blieb.
Er lieferte f&r die Kirchen- und Kammermusiken seines Fiirsten
mancheriei Eompositionen, wovon mehrere durch den Brack bekannt
geworden. So erscbienen von ibm: 1694 zu Gratz ein 6stimmiges
Passional©, 1601 zu Nurnberg „Teutsche Liedlein 41 in 4 Stimmen
und ebendaselbst 1606 „Sch6ne weltliche Liedlein mit 4 Stimmen,
auf allerley Instrumenten zu gebrauchen."
Von Christian Johann Agricola, der spater seine Stellung in
Weimar mit der ernes Eantors an der Schule zu Erfurt vertauschte,
besitzen wir ebenfalls mehrere gedruckte Werke, u. a. eine Partie
Motetten mit 4, 5, 6, 8 und mehr Stimmen, und eine Anzahl 5-, 6-
und mehrstimmiger Ges&nge auf alle Feste des Kirchenjahrs, beide
Sammlungen von Kompositionen zu Niirnberg bei Conrad Bauer zu
Anfang des XVII. Jahrhunderts gedruckt und erschienen.
Nicolaus Rosthius war zu Weimar geboren, dann als Musiker
in die Dienste des Hofes zu Altenburg getreten. Von dort zog er
nach Heidelberg, woselbst er 1580 bei der kurplalzischen Hofkapelle
als Diskantist angestellt wurde. Hier komponierte er „dreifsig welt-
liche und geistliche teutsche Lieder von 4, 5 und 6 Stimmen", welche
er seinem damaligem Herrn, dem Kurfiirsten Ludwig von der Pfalz,
widmete und 1683 zu Frankfurt am Main im Brack erscheinen liefs.
1693 sehen wir ihn wieder als Mitglied der Weimarer Hofkapelle
und in demselben Jahre lasst er in Altenburg drucken : „dreifsig newe
liebliche Galliarden mit schonen lustigen Texten und mit 4 Stimmen
componirt." Biese Lieder wurden ein Jahr spater (1694) zu Jena
aufs neue aufgelegt, ein Zeichen, dass die lustigen Text© und Kom-
positionen viele Liebhaber gefunden. 1614 treffen wir Rosth als
Pastor zu Cosmenz, im Altenburgischen , doch ist er auch noch
immer als Musiker th&tig, denn in demselben Jahre erscheinen von
ibm zu Gera 17 Motetten fur 6 und 8 Stimmen.
Noch ware Konrad Giinther zu erwahnen , der ein tiichtiger
Musiker — Bassist — gewesen sein muss, da wir ihn bald an der
Spitze der Weimarer Hofkapelle sehen werden.
Die Aufgabe der Hofkapelle bestand in der musikalischen Aus-
scbmiickung des Gottesdienstes, Ausfiihrung der Tafelmusiken und
142 Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrbundert.
Mitwirkung bei den verschiedeneu Hof- und Familienfesten, welch©
damals meistens durch Inventionen, Karussels und balletartigen Bar-
stellungen im Reithause, dann im Tanzsaale gefeiert wurden. Zu
diesen letzteren Musikern wurden meistens noch die Trompeter und
Pinker herangezogen, desgleichen auch, nach Bedurfuis, die „Thurn-
manner mit ihren Gesellen 44 von Weimar und Erfurt Da mussten
denn die „Singer und Instrumentisten, Lautenisten und Fiedler", als
„wilde Manner 44 , oder „alte Teutsche 44 verkleidet mit dem bunten
Aufzuge der Fiirsten und Herren durch die Gassen Ziehen, fiedelnd
und blasend , um dann splter wieder im Tanz- und Bankettsaale
lustige Trinkliedlein oder zierliche galante Galliarden nach den mehr
oder minder kunstreichen Kompositionen ihres Kapellmeisters zu
singen und zu spielen.
Herzog Friedrich Wilhelm I. war 1602 mit Tode abgegangen ;
sein fiirstlicher Bruder Johann iiberlebte ihn nur wenige Jahre: er
starb 1605 und hinterliefs seinen acht Sdhnen die Regierung, uber
welche der Kurfurst von Sachsen nun seinerseits die Vormundschaft
fuhrte, bis 1613 der llteste der Prinzen, Johann Ernst (n. 1594,
m. 1626), die Regierung tibernahm.
Wahrend dieses Zeitraums waren mancherlei Ver&nderungen in
der Hofkapelle vorgegangen.
Nach dem Tode des Kapellmeisters Johann Heroldt wurde ein
Musiker des Namens Johannes SMI dessen Nachfoiger. Er war vor-
dem Kan tor zu Reichenbach, 1591 in Zwickau, schrieb manche
geistliche und weltliche Iieder und starb zu Weimar 1613. Nun
wurden die Funktionen eines Kapellmeisters provisorisch dem Mher
genannten Bassisten Konrad Oilnther iibertragen. Nach erfolgter
Grofsjahrigkeit und dem Regierungsantritte des Herzogs Johann Ernst,
berief dieser Furst, welcher der Musik ganz besonders zugethan ge-
wesen sein muss, einen der bedeutendsten Musiker damaliger Zeit an
seinen Hof und an die Spitze der Hofkapelle. Es war dies der
wohlbekannte
Johann Hermann Schein,
einer der bertihmten grofsen S, worunter man damals den kur-
sachsischen Hofkapellraeister Heinrich Schutz, den Organisten und
Kapellmeister zu Halle, Samuel Scheldt, und unsern Schein verstand,
als drei der bedeutendsten Meister des XVI. und des beginnenden
XVII. Jahrhunderts.
Hermann Schein, Sohn des Pastors Hieronymus Schein zu
Grtinheim bei Meifsen, ward in letzterer Stadt am 20. Januar 1586
Die Weimarer Hofkapelle im XVI. Jahrhundert. 143
geboren. Nach seines Vaters Tode brachte die Mutter ihn nach
Dresden, wo der dortige Hofprediger Polykarpus Leyser den Knaben
als Diskantist in die Hofkapelle aufnahm. Hier blieb Schein vier
Jahre und tbte sich ieiiMg in der Musik, besonders im kunstreichen
Gesange. 1603 am 18. Mai bezog der junge siebzehnjahrige Mann
die Schule zu Schulpforta und hierauf die Leipziger Universitat In
letzter Stadt blieb er nun, in manigfacber Weise, besonders aber als
Musiker, zuletzt sogar als Director musices thatig, bis Herzog Ernst
im bereits Wohlrenommierten 1613 an seinen Hof nach Weimar zog. *)
Schein muss ein ebenso talentvoller, als seinem Bilde nach zu
urteilen, origineller Mensch gewesen sein ; er mochte sich wohl als
Eiinstler, als Meister einer der schonsten der freien Kiinste fuhlen
und demgemafs auftreten, denken und handeln. Dies musste von
Einfluss auf die Kapellmusiker sein, an deren Spitze er stand. Es
mag von nun an wohl lustig in den Musiks&len des Weimarer
Schlosses geklungen haben. Geubte Stimmen sangen die wohlgesetzten
weltlichen Liedlein ihres Kapellmeisters, ernste und sinodge sowohl,
als lustige und sogar recht schelmische, unter den Klangen der
damals tiblichen Instrumente, zur Freude des Fiirsten, seiner Gist©
und seines Hofes. Auch die Kirchenmusiken erhielten neue Gestalt
Schein muss deren manche komponiert haben (wovon aber nichts
aufzufinden gewesen,**) denn es heifst, dass in der Schlosskirche „mit
Zinken, Drumeten und Heerpauken, mit Fideln und Lauten gar
kunstlich rausiciret" worden seL Das Wirken Schein 's in Weimar,
sein Ruf und Buhm verbreiteten sich bald Tiber die thiiringischen
Lande hinaus, so dass, als 1617 am 23. November der beruhmte
Kantor der Thomasschule in Leipzig, Sethus Calvisius mit Tode ab-
ging, der Magistrat letzterer Stadt dem Weimarer Hofkapellmeister
diese wichtige aber wenig eintragliche Stelle antrug, welche Schein
denn auch, mit Bewilligung seines ihn ungera scheiden sehenden
Fiirsten, annahm. Er siedelte wieder nach Leipzig tiber und blieb
daselbst, fortwahrend schaffend und lehrend, bis an seinen Tod, der
ihn am 19. November 1630 im 45sten Jahre seines Alters ereilte.
Vor den 1621 erschienenen „Waldliederlein u befindet sich sein
Bildnis im Holzschnitte. Es stellt ihn dar in seinem 35. Jahre: eine
kraftige gedrungene Gestalt mit einem originellen Kopfe, der einen
*) Siehe die Biographie von A. Prafer, Lpz. 1895, Breitkopf & H&rtel,
**) Man kennt hente aufser den zahlreichen geistliohen Gelegenheitsgesangen
von 1615—1627 acht Sammlnngen mit geistlichen Gesangen.
144
Mitteilangen.
ganz ungewohnlichen zu beiden Seiten weit wegstehenden Haarpute
zeigt; ein Schwert an der Seite und die Linke kraftig auf die HUfte
gesteramt, wahrend die Rechte eine beschriebehe Noteorolie h&li. Das
Blattchen gehort heute zu den Seltenheiten.
Nach Schein's Abgange von Weimar , iibernahm der Bassist
Konrad Oiinther wiederum provisorisch die Funktionen eines Director
niusices, bis er splter Vicekapellmeister und endlich wirklicher Kapell-
meister wurde, in der Beihe der Vierte. Doch die Olanzepocbe der
Weimarer Hofkapelle war voruber. Der beginnende und auch
Weimar hart heimsuchende dreifsigjahrige Krieg bemmte die heitere
Entwickelung musikaiischer Kunst an dortiger S telle und erst nach
Beendigung jenes furchtbaren Kampfes gewinnt sie wieder ein neues
und fruchtbringendes Leben.
MltteUnngen.
* Die Sangesweisen der Colmarer Handschrift and die Liederhandschrifl
Donaueschingen. Herausgegeben von Paul Range. Leipzig 1896, Breitkopf A
Hartel, fol. 14 Vorbll. mit 2 autographierten Umdrucken und Vorwort, 199 Seiten
rait 132 Liedern. Im ganzen 6 Facsimile. Preis 20 M.
Die Colmarer Bds. befindet sich aof der Kgi. Hof- and Staatsbibl. in
Miinchen, die Donaueschinger 1st der Colmarer fast gleich, die wenigen AH-
weichungen sind vom Verfasser aufgenommen. Die Melodien Bind mit der
deutschen Choralnote, die mit der Neume noch die meiste Ahnlichkeit hat,
notiert. Der Verfasser hat sie verst&ndigerweise mit der rOmischen Choralnote
wiedergegeben. Einen absolaten Wert haben beide Notengattungen nicht, da-
her der Taktstrich wegfellt und an die Stelle der Bhythmus des Textet tritt.
In betreff der Anwendung der Plica ascendens und Plica deseendens, die
Dr. Hugo Rieniann dem Verfasser zur 'Anwendung empfahl, gehen die An-
sichten auseinander : Dr. Baumker beweist im literarischen Handweiser 1896,
Nr. 662, S. 754, dass ihre Anwendung hier nicht stattfinden kann und ver-
weist auf den Artikel von P. Bohn im 27. Jahrg. der M. £ M. S. 47, der
speziell fiber die Plica handelt. Man lese dort besonders den Abschnitt 8. 47
unten, der in klarer und einfacber Weise die Plica erkl&rt. Da jedoch ihre
Anwendung auf den Melodieschritt keinen Einfluss aueibt, m ist die Ver-
wendung derselben ohne Schaden und braucht man nur die schiefe Stellung in
eine grade und den kurzen Strich sich wegzudenken. Der Verfasser macht im
Vorworte sehr richtig darauf aufmerksam, dass der Inhalt beider Handschriften
keine Meisterlieder, sondern Minnelieder sind und sucht der altesten Nieder-
schrift nachzugehen, die aber heute nur schwer mehr feststellbar ist Die
Melodien sind aulserordentltch gesangreich und zeigen sogar hin und wieder
durch die Wiederholung des Anfanges am Schlusse der Melodie das Bestrebea
nach Form. Man muss sich nur totem irgend eine Taktart der Melodie aof-
draugen zu wollen, wie es der Verfasser im Vorworte gethan hat, sondern nor
Mitteilungen.
14S
dem Text ansdruoksvoll deklamieren, wie m noch beute im Recitativ Gebrauch
itt, was freilioh Rich* Wagner ram Tempel hinausgejagt und dafur das rhythmisch
takiisoh begleitete Recitativ eingefihrt hat. Dem Freunde alten Minnegesanges
wird die prachtig ausgestattete Sammlnng zu einem Quelle hohen Genusses
warden.
* Die Klavier - Sonate , ihr Ursprung und ihre Entwickelung von «X &
Shedlock B. A. Ans dem Engliscben ibersetzt von Olga Steglitz. Berlin 1897,
Karl Habel. kl. 8°. VI u. 185 S. mit Reg. Pr. 4 M. Eine sehr verdienst-
Icbe, gewi88enbafte and mf Qnellen gestatzte Arbeit. Fir die frihere Zeit
h&tte man allerdingB eine nmfangreicbere Quellenkenntnis gewinscM, doch be-
trifft dies nur die Einleitnng, denn von dem Momente ab, wo sich der Verfaaser
der Klaviersonate nahert, sind seine Quellennachweise ausgiebig nnd den That-
sachen entsprecbend. Der Herr Verfasser 1st einer der wenigen Engender,
die des Deutschen vollkommen mftcbtig sind, nnd da die Klaviersonate ganz
eigentlich ein deutscbes Produkt 1st, so kommt ibm diese Spracbkenntnis sebr
m statten. Es erregt in der Tbat nnsere Bewunderung, wie gut der Herr
Verfasser in der alteren bis zur ueuesten Literatur der deatscben Musik-
forschung bewandert ist and wie er sie fir sein Tbema zu verwerten verstebt.
Ebenso mtissen wir seinem astbetischen Urteile nnsere Anerkennnng zollen.
Von Knbnan bis Liszt nnd Brahms treffen wir uberall die genaneste Kenntnis
der einschlagigen Werke and ein richtiges fein abgewogenes Urteil, verbunden
mit einer treff lichen Aasdrncksweise. Die tfbersetzerin scheint manchmal mit
der Musiktheorie nicht ganz vertraut zn sein nnd wftblt Ausdrttcke, die in der
Theorie nicht Gebrauch sind, ancb -Iftsst sie sich hin nnd wieder von der
engliscben Satzkonstrnktion zu sebr beeinfiussen nnd stBrt dadurcb den im
tlbrigen gescbickten Flnss der Rede. Das Thema ist fir uns Deutsche nicht
nen, doch ist immerhin die Darstellung eine po vorzigtiche und so in die
einzelnen Leistnngen eingehende, dass Jeder mit Vorteil das Bucb benfltzen wird.
* Ham Loewmfeld mm Berlin. Dissertation : Lemthard EMmr und sein
Orgeltabulaturbuch als Beitrag zur Geschiohte der Orgelmusik im beginnenden
XVI Jahrhundert . , . Berlin 1897, Druck von R. Boll. 8°. 81 Seiten. Eine
sehr fleifsige und gewissenhafte Arbeit, die leider in der breitspurigen Spitta'schen
Art, wie derselbe das Liederbuch „Sperontes Singende Muse an der Pleifse"
bebandelt hat, abgefasst ist und des Lesers Geduld auf eine stark© Probe stellt
Grfindlichkeit ist fir den Historiker die erste Bedingung, dooh alles bat seine
Grenzen. Lasst er sich auf Hypothesen _ ein, die nicht lflsbar sind, weil die
Qnellen and Beweise fehlen und beeoitrankt sich nicht auf eine gedrangte
Darstellung, so verfallt er philologisehen Spitzfindigkeiten, die schliefslich in
Nichts zerfallen and wie eine Seifenblase sind. Ebenso haben bibliographische
Beschreibnngen von Handschriften und Druckwerken ihre Grenze ; iberschreitet
man dieselbe and kommt nicht fiber das Itippelcben hinweg, so wird man lang-
wtilig. In letasteren Fehler ist der Herr Verfasser verfallen, indem er die dem
Historikar wohlbekannte Handsohrift auf 21 Druckseiten besehreibt Der
wkMagste und teste Abschnitt ist der auf Seite 22: Das Leben Kleber's.
Hier giebt der Herr Verfasser zum grofsen Teil wohl beglaubigte Nachrichten,
die ihren poeitiven Wert -haben und wo die Ausfihrlichkeit selbst bei auf-
gestellten Mutmafsungen ihren Wert behalten, oder Fingerweise fir sp&tere
Nachforschungen geben. Ebenso anerkennenswert sind die folgenden Ab-
146
Mitteilangen.
schnitte: Dai mnsikalische Leben, Lebrer nmi Einflfisse, lie aaf Kleber wirkteo.
Die Orgel in der Eirobe. Die Orgelpraxis Kleberg and der Inhalt der be-
treffenden Handschrift. Sehr gut simi die Nachweise fiber aonst vorkoramende
Tonsltee, docb batte der Herr Verfasser nooh Mmmfttgen kftnnen, welobe van
den Tonsatzen bereits nea verCffentlicht sind : Isaac's Frater Conradas (Bl. 142
befrodet sicb im 2. Teile des deatscben Liedes des 15. and 16. Jbs. (M. f. U,
Beilage, Jahrg. 12 ff. 8. 171). 17 Praeladien and 1 Fantasie als Anhasg mm
Buxheimer Orgelbuohe (M. f. U. f Jabrg. 19 ff. S. 96 n. £).
* 23. Jabresbericht der Kgl Akademie der Tonhmst in Mimchen tQr das
Stodienjabr 1896/97. Muncben 1897, Hofbacbdrackerei Kastner ft Lossen. 8?.
82 S. Aufeer den ublicben Beriohten iber Lebrer- and Schulerbestand nebst
Aafzahlang der Lebrfacber and ibre Schalerbeteiligang (Muaikgeechichte trigt
Berthold KeUermann in 40 Stunden mit einer Zuhorerschar von 48 weiblichen
and 48 mftnnlicben vor) werden die Werke nambafb gemacht, die einstodiert
and vorgetragen warden, daraaf folgen 12 Konzerte and tTbungsabende in
denen aaeb altere Meister zum Worte gelassen werden, Als HcMons folgen
6 Nekrologe uber verstorbene Lehrer des Institats: Otto Hieber, Ludw. Muggen~
thaler, Heinr. Richter, Martin Hartinger, Aug. Skerle and Karl BruUiot, die «a-
gleicb einen wertvollen Kaohtrag zur Toienliste in Nr. 6 der MonaUb. bildem
* Erwiderung. Aaf 8. 67 des 29. Jabrg. der Monatsb. babe iob Herrn
F. van Duyse aafmerksam gemacbt, dass mittelalterliche Melodien nicbt in den
Taktrbytbmus einzazwftngen sind, sonst erbftlt man solobe Wunderlichkeiten,
wie er auf Seite 164 der Tijdscbrifl 5, 3 zum Beaten giebt. Der genannte
Herr will mich nan in einem zweiten Artikel belebren, dass dies beim nieder-
lftndiscben Yolksliede niobt der Fall war, da Text and Masik gleioben Rhythmus
batten (bekanntlicb ist dies bei alien YUlkem der Fall). Da das Mittelalter
aber mit der Neume, oder der Cboralnote notierte, die keinen absoluten Wett
baben, da sie niobt Mensaralnoten sind, so ist obiger Einworf hinfallig. Aller-
dings batte die Melodie den Rhythmus des Textes, docb Itat sicb der Rhyth-
mos nicbt in den modernen Takt zwangen. Lange genng hat es gewlbrt, ©he
der Mosikbistoriker za der Erkenntnis gelangt ist, docb beate kftnnen mir
Dilettanten dagegen sandigen. Der rflmisch katboliscbe Oboralgesang berobt
heate nocb aaf denselben mittelalterlicben Gesetzen. Rob. Eitner.
* Hierbei zwei Beilagen : 1. Job. Phil. Krieger, Bog. 3. 2. Nacbrichten
fiber die Musikpflege am Hofe zn Innsbruck nach arcbivaliscben Aufeeichnungen
von Dr. Franz Waldner, Bog. 4.
Bei Breitkopf & Hftrtel in Leipzig ist erschienen and daroh mile
Buchhandlangen za bezieben:
Quellen- nnd Hllfswerle
siebe die Annonce im Jahrg. 1891 S. 144.
\
V6i*ntwortUehti Bedakteur B*fe«rt Biinir, Ttmplii (Uektmailc).
\ Drnok you Hiraino B •ft A 80bn« im Immfupuliia.
PUBLIC LIBRARY
fOr
MUSIK - GESCHICH
beransgogeben
von
der Gesellechaft fUr MusikforschuEg.
nil Janrc
1897.
Prtii dftt JahrgangM 9 Mk. Monttlioh ertcheiat
«fn« Nmnwwr ▼om 1 Mm • Bogva. IiuartlontgvbfUirw
ftr die Zeile 80 Pt
KomwriialoniTt«iag
▼on Breitkopf A Hftrtal in Leipsig.
BostelliiiigMk
nfnrnit jede Biioh- nnd Mnijkhaadlnag migaftB.
Io.ll
Anonymi
Introdaetorlmn Miisieae.
(c. 1600.)
Nach dem Unicum der Leipziger Universitatebibliothek
mem herausgegeben von Br. Hugo Blemann.
Die anscheinend an Musikalien so arme Leipziger Universitfits-
bibliothek birgt doch bei genauerer Untersuchung mancherlei wert-
rolle Barittten. Zu diesen gehort aucb ein musiktheoretisches Kom-
pendium, ein dttnnes Bandchen von nur 35 Druckseiten klein 4 § t
eigentlioh 8°, aber nit breitem fortlaufend mit Stichworten and kleinen
Notenbei8pielen versehenem Bande, in drei Ternionen legend, deren
Vorderblitter mit A (I), H, HI, B I, H, HI, C 1, H III foiiert and.
Das Werkchen 1st vollst&ndig, da das (nicht foliierte) erst© Vorder-
blatt von A auf der ersten Seite den kurzen Titel „Mu£ica w zeigt
and das dritte Biickblatt der Lage C nur auf der oberen Halfte der
Vorderseite bedruckt, soist aber leer ist Aucb erweist die Ab-
geschlossenheit des Inhalts die Vollst&ndigkeit Trotz aller Bem&hungen
gelang es mir nicbt, den seltenen Brack zu identifizieren, der s&mtr
Hchen Bibliographen unbekannt ist Dass derselbe sp&testens im An-
fange des 16. Jabrhunderts hergestellt ist, geht mit Bestimmtheit aus
dem datierten Acquisitionsvermerk auf der leeren Bfickseite des
letzten Biickblattes (C nib v.) hervor:
„Dono dedit quidam baccalaureus tunc temporis magiftrandus
MDVII".
MouaUh. 1 Mntlkgwolft. Immg^m 1X11, No. 11.
12
148
Anonymi Introductorium Masicae (c. 1500).
Das Schriftchen ist also seit 1507 llgentum der Bibliothek — viel-
leicht ist der „baccalaureus t t. magiftrandus u selbst der Verfasser?
Die hochst merkwtirdigen Typen wollen aber zu denen keines der
Leipziger Drucker dieser Zeit passen, auch wiirde doch wohl der Ver-
fasser nicbt unterlassen haben , ein Dedikationsexemplar mit den
farbigen Initialeii versehen zu lassen, fir deren Eintragung bei sarat-
lichen Kapitelanfangen der Raum frei gelassen ist Cberhaupt habe
ich aber aus der Vergleichung einer sehr grofsen Zahl alter Drucke
den Eindruck gewonnen, als sei das Kompendium vor 1500 gedruckt*)
Das gaDze lateinisch abgefasste Schriftchen ist mit gothischen
Lettern einer mittleren Grofse gedruckt, aber fiir die Anf&nge der
einzelnen Absatze sind stets romanisierende Typen einer hochst sel-
tenen und vollig ubereinstimmend mir nicht nachweisbaren Form
gewahlt (vgl. das Facsimile, das ich beifuge, urn mit seiner Hilfe den
Drucker vielleicht doch noch ausfindig zu machen). Die Abbreviaturen sind
zum Teil bis an die Grenze der Lesbarkeit gehauft z. B. drna fur differen-
tia, roe fur robore, fm fir secundum, pts fiir partis. Zufolge dieser
Haufiing der Abkiirzungen und einer sehr knappen Darstellung ist der
Inhalt des Eompendiums reicher als sein TJmfang vermuten l&sst.
tJbrigens ist die Ausdrucksweise gewahlt und von einer an Pedanterie
grenzenden Vermeidung von Wiederholungen derselben Worte. Durch
Ausscheidung alles irgend Entbehrlichen ist die Darstellung zu einer
besondere ibersichtlichen und wirklich bestimmt orientierenden ge-
worden (vgl. z. B. die Erklarung der Taktzeichen und Proportionen).
Jedenfalls nimmt das Kompendium einen Plate unter den besten Ar-
beiten gleicher Tendenz in Anspruch, sodass die Vervielf<igung dee
vielleicht einzigen erhaltenen Exemplars den Freunden der Musik-
geschichte willkommen sein wird.
Die Notenbeispiele sind ziemlich ungeschickt in Eolzschnitt aus-
gefiihrt,**) was einer Datierung des Drucks vor ISOO.wenigstens nicht
*) Aufiallig ist die wortliche TJbereinstimmung einer grolkm Zahl von
Sfttzen mit der „Musica l < des Adam von Fulda (1490); von diesen S&tzen enUtammen
einige den Traktaten des Johannes Ttnctoris, aus denen sie i. B. aaeh in des
Oafurius Praetica masicae fibergingen, andere aber finden sick nor bei Adam. Da
Adam's Traktat zum ersten Male 1784 durch Gerbert veroffentlicht wurde (nach
der einzigen vielleicht autographen 1870 verbrannten Strafsburger Handschrift),
so liegt der Gedanke nahe, dass das Introductorium wenn nicht von Adam
selbst, so doch von einem Schiller desselben herriihrt Dadurch gewinnt aber
die Vermutung, dass der Leipziger Mensuralkodex 1494 zu Adam von Fulda
selbst in engerer Beziehung stehen kdnnte, neue Nahrung.
*•) S&mtliche Holzstocke sind, wie ich nachtragiich bemerke, in der 1514
von Priedrich Peypus in Nilrnberg gedruckten 3. Auflage des Musiktraktatea
des Johannes Cochkmm wieder benutzt, welche Schrift ftberhaopt in naher Fcr-
Anonymi Jntroductorium Musicae (c. 1500).
149
widerspricht. Das Wasserzeichen des Druckpapiers ist ein halb-
gefiillter schlanker Henkelkrug mit einem kleinen Kreuze iiber der
engen Mtindung, das des (jedenfalls jtogeren) Vorsetzblattes ein
Tannenzapfen.
(fol. 1 r.)
(fol. 1 v.)
Wifl (ft
htreiieterim muslce.
EzoeUentes
Superacute
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-ut— I
| tonorum
ooufinales
tonorum
finales
Vocabuli
allmw.
(fol. 2 r.) ' Be deflaitleie Masiee Basque italsltie.
(M)usica est recte modulandi scientia. It deducitur a musa
vocabulo greco quod cantum significat, pro quo et Uergilius musam
po8uit dicendo:
Pastorura musam Damonis et Alphesibei. Uergilius,
Est autem quantum ad presens sufficit duplex musica Choralis wii^ Mmim P^^ 1 '
licet vel plana que uno accentu prolationeque existit Mensuralis Mensuralt8 -
uxmdtschaft zu unserem Anonyraus stebt. Bass aber in demselben nicht etwa
die Kttiner Ausgabe des Cochlaeus von 1507 vortiegt, beweist FeW Beschreibung
der letzteren. Vielleicbt ist aber der Anonymus eine bisber ganzlich unbekarmte
allererste Ausgabe des Cochlaeus (?) oder aber — Cochlaeus entpuppt sicb als
Plagiator. Bass die beiden Cochlaeus, der Biograpb Theodoricbs una der Kantor
(vgl. Fttii), schwerliob eine Person sini, sei beiliulg angemerkt.
12*
ISO
Anonymi Introductoriara Muaicae (c. 150Q).
vero que vario modo yariaque vooum harmonia modulator: de qua
poBterittS dicetur.
§• claiikis Misice.
Gkmu. (CJlauis est Keseratio cantos. Tot autem constat esse claues quot
in manu dictiones: que omnes comprehenduntur sub septem Utteris
Septem sunt bis terue in scala repetitis: videlicet A. tj. C. D. E. F. G. quo autem
Mere voce e*f ac to discernantur inter se claues, precedens descriptio sufficienter
' , " informat verum si vox vel notula sese obtulerit extra introductorii
rentes. ,
claues: non secus ac ejus octaua est modulanda. Clauium autem
Clowes quedam signantur : hee profecto potissime sc. F. f. c. g. d. que
omnes in linea ponuntur. barum quedam sunt magis familiaree sicut
£ c. et g. G vero greco rarius vtimur, dd la sol rarissime.
Be Untllis.
Um. (U)ox est aer spiritu verberatus. Uoces autem siue syllabus quas
ad musk© opus assumimus sex constat esse: sciMces VT BE MI FA
Tres sunt SOL LA: sumpte (vt ajunt) ex hirano „vt queant laxis". Quarum due
puta VT et FA molles exiftunt: RE SOL naturales: et MI LA dure.
Sex sunt tw- itaque syllabis pleraque cantica cujuscunque generis depromuntur
It iteni prtp rietailbis.
Proprietas. (P)roprietas est singularis sex syllabarum deductio. Deductio
Deductio. au t em m ^ sex ipgarum syllabarum progressio: ut ascendendo hoc
oidine: VT 11 MI FA SOL LA. descendeado vero: LA SOL FA MI
Septem deduc-JiB VT. quarum VT caput et principium existit Hee autem voces
ttmm: septies repetuntur in manu. hinc septem dicimus esse deductions
in scala musicali. et has septem deductiones vocamus proprietates;
Tres proprie- quarum tres I) dure; due || (fol 2 v.) natura: ac due b molli adscribuntur.
tj d urates autem in g, b mollares in f: ac naturales in c litterulis
exordia sumunt. versus:
In c natura f b mol gque dura
quod ex ordine introductorij precedentis liquido percipitur.
•• veeu mtatlone.
Uoeum m- (M)utatio est consona vocis in vocem perversio. Uoces autem ipeas
tacio. deductionum syllabas intelligo. non enim vox in vocem mutatur: sed
syllaba in syllabam et proprietas seu qualitas in qualitatem: quod
vulgo dicimus cantum in cantum verti. In clavibus item unam tan-
Prima turn vocem habentibus nulla fit mutacio: quod quum fieri necessitate
Regula. contingeret: pristinum deductionum ordinem iterabia. In clauibus
Anonymi Introdactorimm Muaicae (o. 1500). 181
duarum vocum due alternatim eueniunt mutationes. - Prima fit mu- Secunda
tmdo priorem syllabam in sequentem aseendendi gratia. Secunda fit Ryufe
e conuerso desoendendo qaam vertimus seqaentem syllabam in pre-
cedentem: quod in sequenti notularum descriptione potest facile com-
prehendi. In clauibus autem tribns vocibus preditis sex prodeunt Tercia
mutationes. primo enim mutatur syllaba prima in secundam. Se- Reguia.
oundo vertitur syllaba prima in terciam. Et tercio mutatur secunda
in terciam : et hm g ascensum respiciunt Quarto e oonnerso mute*
mug syllabam terciam in secundam. Quinto variamus syllabam
tertiam in primam. Et sexto mutamus secundam in primam:
descensus gratia: vt his sequentibus percipitur exemplis.
a) 1. 2. b) 1. 2. o) 1. 2. d) 1. 2.
t ^ ^fr > ylFrf^^ I I * * fUt ***** fc Jl
0 fa at (at fa) D sol re (re sol) £ la mi (mi la) F fa at (at fa)
e) 1. 0. 2. 5. 3. 4. f) h 6. 2. 5. •' 3.
Q* sol re at (sol re, sol at, re at, at re, a la mi re (la mi, la re, mi re,
at sol, re sol)
(fcL 3 r.)
4. J g) 1. 6. 2. 5. ^ 3. 4.
re mi, re la, mi la) e sol fa at (sol fa, sol at, fa at, at fa, at sol, fa sol)
h) 1. 6. 2. 5. 3. 4. i) 1. 2.
d la sol re (la sol, la re, sol re, re sol, re la, sol la) e la mi (mi la)
1. 2. k) 1. 6. 2. 5. 3. 4.
f fa at (at fa) g sol re at (sol re, sol at, re at, at re, at sol, re sol)
1) 1. 6. 2. 5. 3. 4. m) 1. 2.
aa la mi re (la mi la re, mi re, re mi, re la, mi la) ce lol fa (fa sol)
dd la sol (sol la)
162 Anonymi Introduotorium Musice (c 1500).
Jit b fa tj mi In b FA ^ MI autem qunm ambe syllabe non sint vnisone i. e.
non fit mu- e j ug( j em soni, nullam posse fieri mutationem nemo est qui nesciat:
tmm * apotomes enim intervallo hoc est majore semitonio ab inuioem sunt
disjuncte. Mutacionum insuper pluralitatem asserunt fugiendam nec
ocius tardiusve ac necesse fuerit mutationem prosequendam esse ferunt
Et si euenit transitus notularum ultra ordinem deductionis alicujus
sine interuallo: puta per septem aut octo voces vel etiam per plures
quod in mensuratis cantilenis frequentius observatur: fiat saltus sine
mutatione de notula in notulam : dicendo mimi: fafa: et sic deinceps.
it Hills mi litontUb mniet.
Quidsitinter- (E)st enim interuallum soni acuti grauisque distantia. Sunt
uallum. au tem 15 vocum interualla discreta et essentialia sc. | (fol. 3 v.) vni-
sonus: semitonium : tonus: semiditonus: ditonus: diatessaron : tritonus:
semidiapente: diapente: semitonium cum diapente: tonus cum diapente:
semiditonus cum diapente: ditonus cum diapente: semidiapason : dia-
pason: Ex quibus septem consone: relique vero dissone exaudiuntur.
de quibus postering dicetur. nunc hoc tantum nosse sufficiat quibus
quantisve intercapedinibus seu interuallis cantilena texatur.
a ) Unisonus igitur dicitur quasi unus sonus quoniamquidem fit
^-^+»»+* quando eadem vox crebre repetitur ut Mo a).
Tonus secunda perfecta: dictus a tonando i. e. perfecte et integre
sonando: fit quando graditur in proximam notulam ut ex VT in EE
vel e conuerso descendendo de RE in VT. hoc modo b). sicque de
"reliquis syllabis: MI et FA demptis. que tamen cum aliis syllabis
sursum et deorsum juncte tonum constituunt
Toni diuisio. Dividitur autem tonus in Apotomen i e. semitonium majus et
Diesis. die8in i. e. semitonium minus. Est autem diesis spacium quo major
D ^^tom^ m ^ Bm ^ m ^ m ^ proportio i. e. diatessaron duobus tonis. Et diui-
Comma. ^ m * n ^ uo diaschismata. Etenim diaschisma est dimidium dieseos
i. e. semitonii minoris. Apotome vero partitur in diesin et comma,
quod eat spatium quo major est sesquioctava proportio i. e. tonus
duabus diesibus i. e. semitoniis minoribus. Comma consequenter
Semitonium secatur in duo schismata. Et est schisma dimidium commatis. Majas
mapm. ei ^g 0 semitonium vincit minus uno commate: quod ultimum com-
prehendere potest auditus. Semitonium. insuper majus symphoniam
non intrat: sed dumtaxat minus quod passim inter MI et FA conci-
pitur. Ex dictis liquet MI et FA voces in b FA lj MI semitonio
majore ab inuicem esse disjunctas.
Semitonium secunda imperfecta: fit quoque quum progreditur in
Anonym! Introductorium Musicae (c 1500).
163
proximam vocem: sed dumtaxat de MI in FA et e conuerso ut c)
hie c).
It dicitur a semi quod est imperfectum vel incompletum vel
non integrum et tonus quasi imperfectus et non integer tonus, non
autem quod dimidius sit tonus ut quidam imperiti autumant: siquidem
tonus in equa diuidi non potest: sed vt predixi in majus et minus
semitonium: vel in duo minora et unum comma vel in quatuor dia-
schismata et unum comma. Una autem diesis est major 3 comma-
tibu8 ac minor 4: apotome vero vna est major 4 commatibus et
minor 5. igitur to- || (fol. 4 r.) nus est major 8 commatibus et minor
quidem nouem.
Ditonus tercia dura: est duorum tonorum aceruus. dictus a dia
L e. duo et tonus: quia ex duobus jungatur tonis. Et fit duobus
modis: primo ascendendo de UT in MI: secundo de FA in LA et e
conuerso descendendo hoc modo d). mirvuitur autem ditonus semi
tonii majww sf^traetwm.
Semi(di)tonu8 tercia mollis: est toni ac semitonii commixtio a
8emum dictus quasi imperfectus ditonus. habet species duas scilicet ^
BE FA et MI SOL ut hie e). Fitque major per semitonii majoris ^ ^
additionem. jw
Diatessaron quarta naturalis: constat ex duobus tonis et serai-
tonio minore. dicta a dia quod est de et tessaron quatuor quasi ex
quatuor vocibus facta, habet tres figuras diuersas: quum omnis pro-
portio vnam semper minus habeat figuram quam sint ejus voces,
prima pertransit ex RE in SOL secunda procedit ex MI in LA. tercia
tendit ex UT in FA hoc modo f). differunt tamen inuicem diatessa-
ron figure hoc pacto: nam prima que inter RE et SOL deducta est
semitonium in secundo intervallo habet secunda retinet duos tonos
semitonio acutiores. tercia autem semitonium duobus tonis acutius
habet
Tritonus quarta durior. dictus a tris et tonus: quia tres tonos
sustineat excluso semitonio : quum non habeat tantum dulcedinis sicut
diatessaron a paucis curatur. fitque ab F gravi ad \ Ml in acutum: 9)
ac etiam a (b) fa sursum ad e superacutum ut hie g). -f-iP-c-for^
Diapente quinta integra: tres tonos et unum semitonium com-
plectitur. dicta a dia quod . est de et penta quinque: quia ab vna
iitdpiens voce ad quintam transiliat Atque quatuor habet species, prima
procedit de RE in LA: secunda de MI in MI. tercia de FA in FA: ^ ^
quarta de VT in SOL: hoc modo h). : ^ J^V i
Semidiapente quinta ne integra: duos tantum tonos ac totidem
154
Anonymi Introductoriara Musicae (e. 1500).
semitonia sestinet a semi dicta quasi imperfecta et diminuta diapente.
i) Fitque ab \ Ml In F grave: et plerisque aliis locis: ponendo MI
contra FA ut hie i). Et reperitur tantum in menmratis cantilenis
™ phnmiqm in figuris diminutioribus.
Tonus cum diapente sexta major: a sex vocibus dicta: con- (
k) (((A. 4 v.) stat ex tono et diapente hoc est ex quatuor tonis et semi-
-c — =-h*— itonio minore. Fitque duobus modis: primo de UT*) ad LA: se-
'^—l i m — cundo de RE ad MI hoc modo k).
Semitonium cum diapente sexta minor: constat ex semitonio et
c g w diapente: hoc est ex tribus tonis et duobus semitoniis minoribus.
^ w r r^ = Et fit ab E gravi ad c acutum: et plerisque aliis: ut hie 1).
m ) Ditonus cum diapente septima perfecta: constat et ditono et
-« w diapente: continet enim tonos quinque et unum semitonium. Et fit
~f~"~E' l ^ a c gravi ad || durum, ut hie m)
Semiditonu8 cum diapente septima imperfecta: constat ex semidi*
tono et diapente: confectus quatuor tonis ac semitoniis duobus. Fit-
que ab E gravi ad d acutum: ac aliis plerisque locis. hoc modo n).
Diapason octaua integra: constat ex quinque tonis ac duobus
semitoniis minoribus. Dicta a dia quod est de et pason omne: quasi
o) ex omnibus vocibus consistens. Sunt autem septem differentes di&-
:?=jfH^= pason species, prima fit ab A graui ad a acutum. Secunda a t) graai
E^^^ptzzad tj acutum. Terek a C graui ad c acutum. Quarto a D gmui
M M ^ad d acutum. Quinta ab E graui ad e superacutum. Sexta ab F
zE^^Sp graui ad f superacutum. Septima a G graui ad g superacutum: ut
.wS=Jhio o).
p) Semidiapason octaua non integra: constat ex quatuor tonis et
\m % - tribus semitoniis minoribus. Fitque quemadmodum diapason de
EE. ^ '^E iittera ad proximam sibi parem: ponendo mi centra fa: hoc modo p).
que eMam mm nisi in fmemsumth mmUkwh et plarumque in figu-
ris diminutwribm inuenitur quern ad modum et semidiapente. Et
si tibi alie clausulae preter dictas oocurrant: quod m wwfmw&th can-
tilems nmnmtquam usu venit eas ad pwdictts reducito: sunt enim
equisone precedentibus. Nam quemadmodum diapason equisonat
unison© ita tonus cum diapason tono: et ditonus cum diapason di-
tono. sicque de reliquis clausulis quas omnes quis in predictia usl-
tatus: facile et ratione et usu apprehendere potest
*) Re ist natttrlich Dnxckfehler.
(Porto, folgt)
Mitteilungen.
155
MitMMigen.
* Nagel, Dr. Wilibald: Geschichte der Musik in England. Zweiter TeiL
Strafsburg 1897. K. J. Trubner. 8°. V und 304 S. mit Register. Pr. 8 M.
Hit diesem 2. Bmmie, der bis zu PurcelFs Tode reicht und Handel auf den
Plan tritt, schliefst das Werk ab. England wurde von da ab (im 18. Jh.) in
einer Weise von Ausl&ndern uberschwemmt, dass die eigene Prodnktivitftt anf
ein Minimum zusammenschrnm pfte und sich erst in jflngster Zeit zu einer an-
erkannten Selbstfindigkeit wieder erhob. Der erste Band umfasste bekanntlich
das Mittelalter mit seinen Theoretikern , wthrend die praktische Mnsik dnrcb
Dunstable den Beginn der nenen Zeit verkfiodet. Der ursprfingliche Plan dea
Herrn Yerfassers erlitt durch das inzwiscben ersohienene Geschicbtswerk von
dem Engl&nder Henry Davey insoweit eine Einscbrftnkung , als derselbe das-
bibliograpbiscbe Material , welcbes durch Davey besonders berucksichtigt war,
anf das knappste Mafs beschrankte nnd nur soweit erwftbnte, als es ziir Kritik
des betreffenden Komponisten unbedingt notwendig wurde. Hierdurch bat aber
der Floss der Darstellungsweise ungemein gewonnen und wirkt auf den Leser
in fesselnder Weise. Neben Ambros' Musikgeschicbte kann man oboe TTber-
treibung Nagel's Werk als das bedeutendste musikgescbichtlicbe Werk der
Gegenwart betrachten. Die ernstesten , umfassendsten und ge wissenb af tes ten
Quellenstudien versteht der Verfasser unit gewandter Feder in ein interessante*
Gewand su hfillen und die File des Stoffes ist in einer so gescbickten Tren-
nung dargestellt , dass man nirgends den Sprung bemerkt, der bei der "Ver-
schieden artigkeit des Materials nicht zu vermeiden ist. Neben der Entwickelung
der Musikformen und ibres stetigen Wechsels, in Verbindung mit den politi-
schen und reb'giOsen jeweiligen Zust&nden Englands, dem Anteil den die breite
Volkascbicbt an der Mnsik nimmt, ist der Kritik der Werke der grofsen und
kleinen Meister ein breiter Raum gewidmet und man bewundert die uner-
sohftpfliche Darstellungskraft bei den oft wiederkebrenden gleichartigen Er-
scheinungen. W&hrend den kleinen Meistern nur wenige Sfitze gewidmet sind,
oft nur der Name genannt wird, ist den bedeutendsten Komponisten , wie
Dunstable, Fairfax, Tye, White, Byrd, Orlando Gibbons, Henry Purcell und
manchem anderen ein breiter Raum gew&hrt und mit scbarfer Kritik ibr Ver-
dientt und ibre Schwaohen abgewogen. Die engliscben Musiker, Musikgelebrten
und Musikliebhaber baben von jeher fir Neuausgaben ibrer ftlteren Komponisten
gesorgt und in keinem anderen Lande sind soviel Sammelwerke ftlterer Meister
gedruckt worden. Dies kommt dem Historiker beute sehr zu statten und er-
leiohtert seine Vorarbeiten um ein Betrftcbtlicbes , dennocb ist es keine kleine
Aufgabe das umfangreiobe Material kennen zu lernen , zu sich ten, zu prufen t
von Jedem das Beste auszusondern, seinen Leistungen gerecht zu word en und
den Tadel wohl abzuwagen. Dr. Nigel ist ein stronger Richter, dem nicbt so
leicbt eine schwa cbe Leistung irgend eines Komponisten entgeht , doch ist er
ebeaso bereit Anerkennung denjenigen zu zollen, die ihr Talent ihren Kraftea
gem&fs zu verwerten verstanden. Es wird sich manche Stimme in England er-
heben, die Einspruch gegen das strenge Urteil Dr. Nagel*s erbeben wird und
doch muss man ibm vollstftndig recht geben. Selbst ihr gefeiertester Kompo-
nist, Henry Purcell, ein aufterordentlich begabter Mann, der aber unter den
Verhaltnissen der Zeit viel gelitten hat und zeitweise den Lebensunterhalt
MooAtoh. f. Mntikgeioh. Jahrgang XXIX No. 11. , 12
166-
Mitteilungeit.
sogar mit Eopieren erringen masste, hat neben bedeatenden and hervorragen-
den Leistangen soviel Minderwertiges gesohaffen, Gelegenheitsarbeiten des Ver-
dienstes halber, dass seine Werke nor teilweise das bieten, was man bei to
era in enter Yeranlagung erwarten kftnmte. Untere deutsohen Meister, Monrt
oben an, sind in ihren Leistangen ebenfalls den menschlichen Schwftcben unter-
worien, doch 1st die Zahl ihrer bedeatenden Werke so fiberwiegend grofa,
dass man von den minderwertigen ganz absehen kann, wftbrend bei Parcel! dm
Verhftltnis zwischen bedeatenden and minderwertigen Arbeiten sicb wohl gegen-
seitig bebt Der Herr Yerfasser kann mit Qenagthaong aaf seine jahrelaitgen
Stndien in England blieken and der Erfolg seiner Leistangen wird nicht an*
bleiben. — Chrysander's Handel - Biograpbie bildet die Fortsetzang von Dr.
Nagel's Arbeit fi&ndel betrat im Jahre 1710 Englands Boden.
* In Rabich's Blatter fir Haas- and Kirchenmasik (Langensalza bei
Hermann Beyer & Sohne) 1897, p. 153 befindet sich ein historiscber Artakel
von Dr. Hugo Eiemann fiber die Trio - Sonaten der tleneralbass • Epoche t der
sehr lesen8wert ist and am Ende eine Sonate fir zwei Violinen and bez. Bast
von Salamone Rossi Ebreo aas 1613 bringt, deren Bass aber der Herr Ver-
fawer nicht ausgesetzt bat, trotzdem ex vorher dies als erste Notwendigkeit
bei der alten Instrumentalmasik erkl&rt Im Verlaafe des Artikels komrat er
much aaf die Aasfahrang <erer Zeit za sprecben and weist aas Fraetoriis
nach, dass die Trio-Sonaten nicht nor von drei Spieiern, sondern aneb in viel-
facher Besetznng vorgetragen, sogar noch andere Instramente zar Veretirkuiig
herangezogen wurden am einen ges&ttigten Klang za erzielen.
* Herr Michel Brenet ver6ffentlicht in der italienischen Zeitsohrift „Rivi*ta
musicale italiana." Torino, fratelli Bocca, torn. 4, fasc. 3, 1897 eine Abhandluag
uber die Oratorien Carissimi's and deren Yorhandensein in franzostschen
Bibliotheken nebst interessanten Abschweifangen. 24 Seiten.
* Mitteilangen der Masikalienhandlung Breitkopf & HaerteL September
1897. Nr. 50. Eugen d' Albert* Portrat schmfickt die Titelseite. An mimk-
historischen Untemehm angen sind hervorzuheben : Neue Publikation der
Plainsong and Mediaeval Music Society za London. Englische Musik mm dew
10.— 15. Jh. darch Lichtdrack hergestellt and in moderner tTbertragung. —
Rameau'n Sftmtliche Werke ediert von C. Sk-Saen* ©nth. bis jetzt 2 Binds
Klaviermusik and 1 Bd. Kantaten. — Giov. Tebaldini in Padaa knndigt em©
Ansgabe alter Yenezianischer Meister an. Seite 1737 ist das Portr&t J. Aibcma,
nebst Bespreohang seiner Oper Pepita Jimenez za finden.
* Der Drmdbmr fonkwmtkr - Verein versendet den Bericht fiber dat
43. Yereinsjahr, der ein states Wachsen desselben bekundet, nicht mm an Mii-
gliederzahl, sondern anch in der Bibliothek.
* Herr Prof. Emil Mrmme in Hamburg kundigt wieder aeine muni-
historischen Yorlesungen nebst Auffuhrung von Tons&tzen der besprochenen
Periode an.
* Hierbei zwei Beilagen: 1. Job. Phii Krieger, Bog. 4 2. Nachrichtes
fiber die Musikpflege am Hole za Innsbruck nach archivaliachen Aafxeiohnungen
von Dr. Franz Waldner, Bog. 5.
V*r*ntwortlicher B*d*ktra Bob«rt Eitner, ftntplta (UcKr— rfc).
Draok ▼on Harnano B ejer A 80 hue in l*m§*m»i&9»,
mm
fflr
MUSIK- GESCHICHTE
heraiisgegeben
der Gesellachaft ftlr Musikforsohang.
IHI Jatirs.
1897.
Fwmm 4m JfthrgMftgM § Mk. Monatlieh msmskmul
•ine Nnmmar iron lbii t Bogon. Intertiontgtbflbrto
fit die Z»tl= Si P£
Koaunlnloiftivcrlag
▼on Breitkopf A H&rtel in Leipiig.
B«ttoUug«ii
■tilt jede Boob- ana Mn»ikh»ndhuig entgtgen.
Ho. 12.
Anonymi
Introdnetorlmn Musteae. •
(c. 1800.)
Nach dem Unicum der Leipziger Universit&tsbibliothek
nea herausgegeben von Dr. Hugo Biemann.
(Forteetzung.)
(fol.gr.) it ■eettli lien ■■tattoae.
(I)8tis igitur clausulis bene inhibitis de mentali vocum mutatioDe
disserendum est quum sc. vna syllaba in mente seruatar altera in
quam sc. fit mutatio exprimitur. que quidem mutatio est arnica
caniilems mensuratis: ubi non permittitur precipne in diminutioribus
figuris quin ambae syllabae exprimantur . quandoquidem ista mora
geniinando syllabas gigneret dissonanciam : totusque concentas con-
fanderetur. at quisque ex se ipso facile considerare potest
In cantu igitur duro ascendentes in d et a RE sumamus: descen- Regula
dentes vera in a et e litterulis LA capiamus. In cantu autem molli mutactonum -
ascendentes in d et g BE sumamus: descendentes vero in a et d litte-
rulis LA capiamus. Verum in cantu ficto quemadmodum etiam in
vero cantu dumtaxat observandum est FA . quo habito relique syl-
lable sua sponte se efferent
Ex his liquet omnem solmisandi vim in eo exiftere: ut sciamus
quando MI quandove FA maxime in b clave modulandum sit: quo
scito omnia solmisandi modus evidenter baberi poterit
M«patrtt t MntikgMoh. Jahrgaiig XXIX. Ho. U. 13
158
Anonymi Introductorium Musicae (c. 1500).
Cantus cogno- Aduertendum est igitur Quandoquidem in principio cantilene b
setter ex ro t un( j um ponitur in b claue: tunc ibi dicendum esse FA. alias enini
ngnatura. cum jjj Q sem p er esse MI.
Ex tone. Preterea cantilena tercii et quart! tonorum exiens in E la mi:
cant usque septimi et octaui tonorum occidens in 6 sol re ut: exigit
Ex melodia, MI in b fa 8] mi. si non sit ibi specialiter signatum b rotundum:
quod ut predixi FA innuit.
In primo autem tono et secundo desiienti(bus) in D sol m
^ ^ si post LA sola nottiia conscenderit puta ad b fa IS) mi: turn ibi
~ ? ^ ♦# ^ DQn ^ sec * ^ leniter jubilandum ferunt. hoc modo q). alias vero
QaukLmuB. m ^ fa t] mi ut plurimura (quod dico ob paucas cantilenas pos-
centes in prefato loco FA) in primo tono et secundo MI dicimus.
At quintus tonus et sextos exiens in F fa ut: postulat FA in b claue.
si non mutetur b mollis qualitas in duram. Quod potissinie fit,
quum post LA sola notula conscenderit ad e superacutum : mox iterum
per descensum tangendo b f a fcj mi. quia tunc ad deuitandum tritoii
duriciem: ibidem MI dici quadrat : quousque cantus iterum ad saam
naturam recurrent.
_ Sin autem dictus cantus terminetur per transpositionem in c sol
fa ut tunc habebit MI in b fa t) mi || (fol. 5 v.) demptis certis
clausulis in quibus ante transpositionem coactus tono et necessitate in
e la mi FA habuit. gratia cujus ecclesiastici nostri ejus modi canti-
lenas: ad deuitandum musimm fictam in confinalibus finiunt.
§• muslca Acta.
(M)usica ficta est que per fictas voces modulatur: hoc est per
syllabas, que essencialiter in eisdem clauibus non continentur. Nommm-
quam enim ob . cantus asperitatem ad b molie (sine quo nulla in
musica est suauitas) nos convertimus: dicentes FA in eo loco m qao
tamen nullum FA continetur: quod frequentius in e et a fieri vide-
mus. mox tamen ad priorem reuertendo solfam. Interdum etiam quum
voluerimus niniiam cantus molliciem subterfugere ad tj durum nos
conuertimu8. dicentes MI in ea claue ubi FA essencialiter locator,
quod potissime in c et f fieri conspicimus. Nam in singulis clauibus
in quibus FA localiter ponitur potest dici ML Et in quibus FA
localiter non continetur poterit modulari FA per musicam fictam:
quemadmodum in precedenti introductorio perluceseit. quando autem
raodulandum sit pro MI FA signature b mollis indicabit: et si pro
FA MI dicendum sit t| durum manifestabit.
ft) In canto duro.
Anonymi Introdnctorurm Mnricae (o. 1500).
¥•€■■ ■■tattera.*)
169
(Milt)
(fol. 6 r.)
b) in canto molli.
Im T«nor bel KB. falsobe SohltlMol (J itatt J)
DjsMntmi.
Tenor.
Baasms.
*) Kit© drei Satze sind Musterstticke dreistimmigen Kontrapunkti Mote
gegen Note. Jeder Versnch, der Notierung einen menanralen Sinn in impu-
tieren, scbeitert an der sich sofort einstellenden Zerstorang der Reinheit des
Satses. Ich stele die Tone zur beqaemen tlbersicht einfacb in gleichen Acbteln
Qber einander:
1.
160 Anonymi Introdaotoriam Music© (o. 1500).
c\ in rjinfn fi<f*fn
jL# J| OV 11.1.1 illPi
M li!_i^_^.JL^
Jl T— 1
Tenor.
X*] «
.j-f 1 v: i ■ „ rfl #.f W ^
Batfiit.
(fol. 6 v.) •• fills.
ta. fTJonus est Regula per aacensum et descensum quemuis cantum
in fine dijadicans. Quorum apud grecos tan turn quatuor fuisse
conftat : videlicet Prothus Deuterus Tritus et Tetrardus : vnde et
quatuor tan turn finales habemus. Poster! altera hoe videntee non
sufficere ob eorum discordiam quam in altum et profundum habuere:
quemuis ton am in duos partiti sunt: vtputa Prothum in primum et
secundum: Deuterum in tercium et quartum, Tritum in quintum et
sextum Tfctrardum in septimum et octauum. atque iccirco nunc
octo habemus modos j. tonos in duas partes partitos. Uni de numero
Autentici. ~ impari constantes sc. primus tercius quintus Septimus autentici sine
principales nuncupantur. Alteri vero de numero pari constantes puta
Anonymi Introductoriom Masicae (o. 1500);
161
secindus quartos sextos octauus plagales Bern collatermles vocantur. Plagales.
Quorum tenores subjectis notulis pernoscuntur :
Adam primus Noe secundus. Tereim Abraam. Qwdwot eYtnge-
homo. listae.
Quinque libri Sex hydriae positae. Septem scholae Sed octo sunt partes.
Mofli. sunt artes.
.PYnafo.
Dc ttntntn laalilu.
(F)inis est teste philosopho uniuscujusque rei perfectio.
Tonorum autem clauee finales in quibus ©ranis cantos solito
more desinit esse sunt quatuor secundum octo tonorum conbinationem:
videlicet D E F G graues. Sunt insuper tres confinaies magis fami- Qmfinales.
litres sc. a fcj c acute, quas sibi cantus in proprio cureu deficientes
vsurpant Namque primus tonus et secundus terminantes in D sol re:
nonnumquam in a la mi re. tertius et quartus in E la mi: quan-
doque in tf acuto. Quintus et sextus in f fa ut: interdum in c
acuto : vel etiam || (fol. 7 r.) in C graui dicendo MI in h mi. Septimus
et octauus in & sol re ut terminantes : perraro in d la sol re vel in
C graui modulando in t| mi PA. Verum qui mensurabiles cantilenas
describunt ad nutum sili confinaies vendicent . dum modo eadem con-
sonantia cantus persistere potent Iccirco primus tonus et secundus
condecenter terminantur in G sol re ut Tercius et quartus in a la
mi re. Quintus et sextus in b fa t) mi. Septimus et octauus in c sol
fa ut modulando bmolliter. quamquam ecclesiasticis pernotationibus
raro consesserint has quatuor confinaies. dicunt enim quamlibet con-
finalem diapentes intervallo debere distari a voce finali.
Alie eon"
finales*
§• cirsi tditraa.
(C)ur8U8 sine ambitus in proposito est spatium quod regula Oursus.
vnicuique tonorum in scala musicali indulget quantum sc. quisque a
finali suo ascendere vel descendere debeat. Omnes itaque autentici a
finali suo ad octauam regulariter ascendunt: licenter ad nonam vel P™™* regula
decimam. Descenduntque ab eodem ad proximam : derapto qpmki woa%dmtww *
qui propter evilare semidiapcnte in finali manebit: aut per semi-
ditonum ac etiam per diatessaron descendit Plagales autem omnes a Seeunda re-
finali ad quintam regulariter ascendunt: et licenter sextam assumunt 9**l* pro
Descenduntque a finali ad quartam et licenter ad quintam : dempto
Anonymi Iatrodtictoriura Mosicae (e. 1500).
BeguUmm sexto qui propter evitare semidiapente lion desoendit Qood autem
intellect™. diciraus autenticos ad octaoas et ad quintas collaterales ascender© sic
accipiendum est: quod tarn alte ascendant .i ascendendi potestatem
habeant. neque enim omnis cantus autenticorum ad octauas neque
Regula. omnis plagalium canor ad quintas pertingit Si igitur cantos ascen-
dat ad quintam supra voccm finalem ibique aliquamdiu versetur:
nit sepius remigret certum est euni de autenticorum mm nnmero.
Sin autem sub ejus finali plus perseruet etsi sal turn in quintam vel
sextam faciat mox itcrum precipitando nullam ibi faciens moram est
Permixtitoni. ton* plagalis. Sed hoc quoque animadvertendum cantus nonnumquam
permixtos habere tonos: quos ecclesiastici autentico ascibunt tono si
equaliter mixti sint. nam quum inequaliter duobns tonis miscentur:
Imperfecti 8unt cujus naturum magis participant. Similiter antiphonas
toni. breviore8 quarum notale a finali voce ditono tan turn ascendant
autentico ascribunt
(fol. 7 v.) i« itra lit infallilili tmmm ipritbM.
Tonus cogno- (M)elodia insuper ducit in cuiusuis toni agnitionem vsque adeo
scitur ex u t solum audita harmonia alicuius modulationis mox cuius toni sit
melodia ' ftcillime poterit agnosci. Cantus igitur qui versatur in RE pluries
Prima regula. repetens in acutiun LA repercuciendo sursum ad FA est primi toni
Si vero versetur in RE sepius sursum FA ejus terciam reuerberans est
Seeunda. toni secundi. Uerum si in MI versetur: et sepe visat sursum FA ejus
sextan est tercij toni. Sin autem sepius repetat a MI sursum LA est
Tbreia. quarti toni. Quum autem sepius FA occupauerit arripiens sursum SOL
et si frequenting decidat ad ejus terciam sc. MI: iterum verberando
Quarto est quinti toni. Si vero frequentius a FA sursum LA repercuciat est
8exti toni. Quod si in UT moram fecerit: pluries repetens in acutum
SOL: reuerberando sursum ad LA est septimi toni. Sin autem sepius
ab DT FA reuerberet decidens per quintam ad FA est toni octavl quod
his duobus versiculis perlucescit:
PRI re la; SI re fa; TER mi fa; QUART quoque mi la;
QUINT fa sol; SEXT fa la\ SEPT vt sol; OCT tenet vt fa.
Quod etiam presentibus exemplaribus notissime percipi potest
formula primi toni.
Pogressio secundi.
Anonymi Introdacioriam Musicae (c. 1500).
163
Formal* qainii toni. Progressio sextt.
(M 8 r.)
_w m f
Formula septimi toni.
Progresiio octavi
Tommmm
inicia.
Tonorum
differencie.
Be flailing tonorua bidalibis.
(I)nicia primi toni sunt CDF graues et a acuta. At secundi
toni principia sunt ACDI graues. Inieia tercij toni sunt E F G
graues et (a?) acuta. At quarti toni principia sunt 0 D E F G graues.
Inicia quinti toni sunt F gravis, a et c acute. At sexti toni prin-
cipia sunt D F graues. Inicia septimi toni sunt G grauis et a fc| c d
acuta At octaui toni principia sunt C D E F G graues et a c
acute. Que vera sunt: si toni in propriis finalibus exierint sin autem
in confinalibus terminentur ipsi sua inicia secundum proporcionem
dictarum distanciarum variant. Et quia eiusdem toni antiphone
diuersa habeant inicia iccirco diuerse sunt tonorum differencie. Nan-
que primus tonus quinque habet differencias : secundus nullam :
tercius quatuor: quartus quatuor: quintus vnam: sextus vnam: septa-
mas quatuor: et octauus quatuor: vt in subjectis notulis peruidetur
que quidem differencie solum ornatus gratia peritorum cantorum placito Om- uiamur
sunt inuentae: quo facilior et suauior fiat antipbonarum inceptio ^ erew ^ 1 * a -
super psalmos: atque introituum super gloria patri. nam sicut se
habet principium secuiorum amen ad finem antiphone ita principium
version! ad precedentem sui cantos terminacionem Quocirca in
diuersis locis alias et alias tonorum differencias offendimus: .quae
tamen passim in Antiphonarijs comperies pernotatas. Et quanquam
toni vt supra dictum est in fine discernantur : differontie tamen eorum
non nisi in fine valent dijudicari. Verum Gradualis atque Respon-
sorij finale ante uersum comprobatur. et cui tono gradualium et alleluia
atque responsoriorum cantica attribuuntur: eidem et eorum versus sunt
ascribendi. Sequuntur tonorum differencie.
(fol.8T.) ,
Primi toni
drna prla
scd'a drna
3a drna
4ta drna 5ta drna
164
Anonymi Introductoriam Masicae (c. 1500).
Tercy tol
drum prla
2a dma
3a drum
44m drna
dma f rima
2ft draa
3a drna
4ta drna
Qulti toni
drna
Stexti toni
dim
Septl toni
drna prima
2a drna
3a drna
4ta drna
r
Quarti toni
drna prla
2a dim 3a drna 4a dnm q et (t» aoiehcr wds« fat iar g— —
peregrins d'r (dioitor) T«»im.Abbi«Tia*»ie»dawieeiBi|
§« psalMrm luff ■•€§•■•.
Ffltmii Forma intonandi est duplex quedam fit in pausis productis :
product* vbi non ponuntur dictiones monosyllabe vel hebraice aut apud nog
indeclinabiles : ut me te se fac Syon Hierusalem etc. Quedam fit im
Corrupte. pausis corruptis ubi ponuntur dictiones jam dicte et consimiies que
omnes contra toni naturam debent elevari vt his exemplaribus com-
probatur.
4ftt
=1=
3
Dixit 4m
(fol 9 p.)
dno meo sede s dex. m. Credidi ppt' qd* locates nil.
-w-w-
Magnificat anima mea dnm. Benedictus ins deus itraeL
Dixit dominms domino meo sede a dextris meis. Gredidi propter quod looutusi
1-1
Magnificat anime mea dnm. Benedictas dis
dens israel.
(Porte, folgt)
Mitteflaiigeii.
18S
Eeclimiigslogmig
fiber die
leiittltfte fir Iitiigetellclta
fir das Jahr 1896.
Emaahme . . 1093,48 M.
Ansgabe ..................... 1094,40 III,
Specialisierung:
a) Einnahme: Mitgliederbeitrage nebst den Extrabeitragen der
Herren Dr. Eichhorn 50 M and S. A. 1. Hagen 26 M, sowie
tTberschoss mm 1895 ............... 881,98 fif.
Dorch die Breitkopf & HaerteFsohe MnsikaKenhandlong . . 211,50 M.
b) Ansgabe fir Bachdrnck ............. 696,25 M.
Papier .................... 110,25 M.
Yerwaltung, Post, Fenerversicherung, Annonoen etc. . . . 287,90 M.
o) Mindereinnahme ........ ....... -—,92 M.
Templin (U./M.) im Nov. 1897.
Btfcfrt Ettier,
Sekretftr wad Ksasierer der Gesellschaft fir Musikfbnchung.
MltMMigeii.
* Indioe Generale dell' Arohivio mosicale Noseda, compilato dal Prof.
Eugmio de? Quarinoni, bibliotecario del R. Conservatorio di masica di Milano
. . . Milano 1897, tipogr. Eur. Beggiani. gr. 8°. XIV m. 420 Seiten, mit der
Photograph, des Begrfinders der Bibliothek Gustavo Adolfo Noseda, geb. 24. 11.
1837 xn Mailand, gest. 27. Jan. 1866 ebd. Das Vorwort bringt eine Biographie
fiber denselben. Trotz des knapp zugemessenen Lebenspfades brachte derselbe seine
Musikbibliothek bis anf 10253 Nrn. tJber die erste Halfte des Kataloges worde
bereits im Jahrg. 1894 p. 23 berichtet. Hente liegt der Katalog vollendet vor
nnd zeichnet sioh durch seine pracise Kurze and dabei dooh grtlste Genaaig-
keit ans. Herr Quarinoni hat wahrhaft ein Kanststfick vollbracht , indem er
durch dasjenige was er nicht sagt, das Werk beschreibt So knrios dies klingt,
so wahr ist es. Namlioh: Draokwerke tragen den Drackort , Verleger and
Jahreszahl, fehlt diese Anieige, dann ist das Werk ein Manuskript. Ist das
Werk in Stimmbfichern vorhanden, so zeigt der Katalog „in parte' 4 an, fehlt
diese Angabe, dann ist es eine Partitur. Bei alteren Masikern befindet sich
gleich hinter dem Aatornamen das Jahr der Geburt and des Todes, fehlen die
Daten, dann ist es ein neuerer Komponist. Ist das nioht aofserordeDtlich prak-
tisch? Seiten nimmt ein Titel mehr wie zwei Zeilen ein, nar wenn bei Samm-
lungen der Inhalt nebst den Tonarten angezeigt wird, nimmt er einen grftfseren
Ranm ein. Nor einen Vorwurf mussen wir dem Herrn Verfasser machen, and
zwar, dass er bei der Anzeige „V. diversi autori" nicht aach die laafende Nr.
▼erzeichnet Es sind 30 Werke , die man dann jedesmal darchsehen mass bis
man den betreffenden Aator findet. Den Schluss bilden zwei Verzeichnisse,
daa eine nennt diejenigen Aatoren von denen Aatographe vorhanden sind and
das andere verzeichnet die vorhandlenen Opera nacn dem Titel. Daa Konser-
166
Mftteflungen.
vatorium besitzt tbrigems nocb eine Bibliotbek ftlteren Bestandes, die manches
seltene alte Werk enthftlt. Vielleioht entschliefet sich die Direktion aaeb daraber
einen Katalog m verftffentlichen.
* Julius Fuchs: Kritik der Tonwerke. Ein Nachschlagebach far Freande
der Tonkanst, von ... In Kommission bei Pr. Hofmeister in Leipzig. 1897.
gr. 8°. 2 Vorbll. 152 nnd 400 Seiten. Der Verfasser beabsichtigt ein Nach-
schlagewerk, welches den Wert von gegen 50000 Musikwerken (Kompoaitionen)
bestiramt, eingeteilt nach Klassen, vom Besten znm Minderwertigen herabgehend.
Ein kuhnes Wagstick 50000 Fiecen naeh ibrem Werte «m bestimmen. Um die
Masse des Stoffes anf einen annfihernd kleinen Kaum za drfingen, werden
Zeicben der verschiedensten Art angewendet, am den Wert anzazeigen nnd sind
sehr oft nar die Opaszahlen verzeicbnet. Wer sich Her dorcharbeitet, mass so
vertraut wie der Verfasser mit der Arbeit sein. Wir erkennen den Fleifs dea
Verfassers an, balten aber Idee and Aasfdbrang fur verfeblt. . Die Whistling-
Hofmeister'schen Handbucber der mnsikaliseben Literatur, die jetzt 8 starke
B&nde bilden, baben dem Verfasser jeden falls znr Grundlage gedient and er
bfttte sicb ein gro&es Verdienst erworben ein Gesamtregister fiber dieselben an
geben. Dies ware dem praktiscben Musiker, dem Historiker, Masikalienhftndler
and Dilettanten ein sch&tzenswertes Handbncb gewesen, wfthrend sich das vor>
liegende wohl nar wenige Freande erwerben wird.
* Herr Mekd Hr«i€f bat, wie sebum erwfthnt, in der Rivista mnaicale
italiana (Torino 1897, fratelli Bocca, Bd. 4, Fasc. 3) fiber die Oratorien von
Carissimi sehr ausfflhriiche Nachrichten fiber die aaf Gffentlichen Bibliotbeken
befindlichen Exemplare gebracht Er geht von dem Artikel Chrysander's in
der Ailgem. mnsikaliseben Zeitung, Leipzig 1876, S. 67 Cans, der eine fieihe
Oratorien aos der Bibliotbek Farrenc's erworben batte and dieselben der
Stadtbibl. in Hamburg tibergab. Mich. Brenet erw&hnt nan die Oratorien, die
sich in der Nationalbibl. za Paris, zam Teil in der Kopie von Brossard befinden,
ferner im Conservatoire za Paris and einem Manaskript za Versailles, im Ganzen
10 Oratorien , von denen aber die ,,Historia Davidis et Jonathae u (Paris,
Nationalbibl. Vm 1, 1474) zweifelbafb ist. Ein anderea von F6tis erwihntea
Oratoriam „Jugement dernier 4 ', fehlt beute in der Nationalbibl. Andere Biblio-
theken, die noch im Besitze von Oratorien sind, crwahnt der Herr Verfasser
nicht, so besitzt das Real College of Masik in London vier Oratorien, daruriter
ein nicht erwahntes r Daniel© 44 im Ms. P. Weiter weist deroelbe nach, dass
das ^Oratorio di Salomone" nicht von Carissimi, sondern von Cesti ist and die
Oratorien „Historia Davidis" and „Jonatha" von einem anbekannten franzdsi-
schen Komponisten herruhren. Eine sehr merkwurdige Entdeckung hat der
Verfasser in dem zweiten Teile von Samuel Caprieornus Theatrnm musicam
sea sacrae cantiones von 1669 gemacht, dort befindet sich nftmlich als Kompo-
sition Caprieornus' das Carissimische Oratoriam „Jugement de Salomon". Die
Ausgabe erschien nach des Komponisten Tode; die Sammlang warde daher
aus dem Nachlasse desselben zusammengestellt und lftsst sich die Aofhahme
obigen Oratoriums nur in der Weise erklaren, dass sich Caprieornus das Orm-
torium kopierte ohne den Nam en des Komponisten hinzuzuftigen and dies
tftuschte die Erben und hielten es fir eine Komposition Caprieornus'. Bisher
kennt man von obigem Drucke Capricorn us* nur ein Exemplar in der Nationalbibl.
zu Paris, wfthrend der erste Teil in Deutschland mehrfach vertreten ist
Mitteilungen.
1S7
* Katalog Nr. 292 leg Antiqnariats von List A Francke in Leipzig,
Thalstr. 2. Enth. 1902 Werk©: Theorie, Gescbiobte, geistlicbe and weltliche
Masik im Brock and Manaskript, Hymnologie, Orgelmasik a. a. in 15 Ab-
teilongen zerlegt , die aber oft der Abteilung anter der sie steben so wenig
entsprechen, dass die Ordnang in ein Alphabet bei weitem vorzazieben 1st.
* Konzert Handbook. Lager deutscben and aasl&ndischen Verlages.
ILL Chorwerke ohne Begleitong. Breitkopf & Haertel in Leipzig, Brftssel
London, NewYork 1897. kL 8°. 148 S. in 19 Abteilungen. Das Vorwort ist
fiberschrieben „Allgemeine Konzertbibliotbek" and bidet die Fortsetzang
frftherer Yerzeichnisse. Das Verz. bestebt nioht nar aas VerlagBartikeln der
Firma Breitkopf & Haertel, sondern aaoh aas anderen Verlagsanstalten, die ein
Lager bei ersterem halten. Be bietet den Konzert-Institaten and dem Publi-
kam ein willkommenes Hilfsmittel, sioh in der einscblftgigen Literatar za
orientieren and seine Einkfiafe danacb einzorichten. Das 1. Verz. entbielt
Orohestermasik, das 2. Gesangmasik xnit Orch ester and das 3., das vorliegende
enth< Lieder and Gesftnge far gemiscbten Chor, far Mftnnerchor and fir
Fraaencbor obne Begleitang. _ Die Freise sind stets yerzeicbnet. — Ein 2. Ver-
zeichnis, anabbftngig von obigem, enthalt aaf 219 S. in kl. 8° ein Verz. von
Klaviermasik, eingeteilt in Scbulwerke, Vortragsstacke and Bearbeitangen von
Opera, Sinfonien a. a. far Klavier.
* Mit diesem fiefte sohlielst der 29. Jabrg. der Monatsbefte and ist der
nene Jabrg. bei buchh&ndlerisch bezogenen Exemplaren von neaem za be-
stellen. — Der 26. Jabrg. der Publikation ftlterer Masikwerke entb< von
Joachim von Burck: Zwanzig deatscbe (geistlicbe) Liedlein mit 4 Stim. Erfart
1575 and 2 deatsebe Passionen za 4 Stim. von 1568 and 1574 in Partitur mit
Klavieraoszag, Preis 15 M, fir die alteren Sabskribenten 9 M. Die Versendang
erfolgt am 2. Jan. 1898.
* Hierbei drei Beilagen : 1. Titel and Register zum 29. Jabrg. 2. Job.
Phil. ELrieger, Bog. 5. 3. Nachrichten fiber die Musikpflege am Hofe za inns-
brack nach arcbivalisoben Aafzeiobnongen von Dr. Franz Waldner, Bog. 6.
Die Beilagen 2 and 3 werden im 30. Jabrg. fortgesetzt.
Vwra&twortlloh«r Bedaktaur Rob«rt Bllm«r t Immmm (Uokenn*rk).
Draek ron Hermann B eyr A BOhne la TrfrngwralML
Namen- mid
Sachregister.
Abbadia, Luigia, f 85.
Abbey, Henri B. f f 85.
Acquoy, Job. Garb. Rijk, Nekrolog 67.
Adami da Bolsena, Biogr. 67.
Affiitto, Bicardo Arabella d\ f 85.
Agrioola, Ghrstn. Job., Diakant in
Weimar 140. 141.
Also beilig ist dec tag, Melodie, Beilage
to a 39.
A)ven8, Charles, f 85.
Ambrogio, GKot., t 85.
Amon, Anton, f 85.
Andrews, Jos. King, f 86.
Andriel, Ant, Geiger 138.
Anonymus, Neudruck, 147 ff.
Anton, Pbil. Gottl., f 86.
Axlberg, Fritz, f 86.
Armbrust, Earl Friedr. ? t 86.
Arroyo, Jofio Emilio f f 86.
Auerbaob, Adolph, f 86.
AVenarius, Richard, f 86.
Azuar, Juan Bantista Plasentia, f 86.
Bach's Sohne und ibre Neuausgab., 120.
Bach, Emmanuel, ein Streichquart. 120.
Bach- and Hftnderscbe Portr. 84.
Bagge, Selmar, f 86.
Baker, Alfred Stubbs, f 86.
Ballard - Dittmarsch, Fran Lina, f 86.
Barbot, Jo8.-Theod.-Desire\ f 86.
Barilli, Nicola, f 86.
Barnby, Joseph, f 86.
Battaille, Louis -Nic, f 86.
Baumann, Jakob, Organ. 56 ff.
Beer, Julius, f 86.
Behaimb, Lorenz, Stadtmusik. 58.
Besutius, Matthias, 1553, 9.
Berindorf, Kurt, die Musikgeschichte
a. d. Musikschulen 14.
Bergmann, Anton, f 86.
Berla, Aloys (Soheiohl), f 86.
Bernwiooiii, AUeasandro, f 86.
Bertucat, BHsa, t 87.
Besutins, Zerbario, 1553, 9.
Betjemann, Gilbert R., f 87.
Blau, Alfred, f 87.
Blumenstengel, AlbrecM, t 37.
Blume-Santer, Bianco, t 87.
Bdhlig, Wilh., f 17./10. 96 in Dmntoi
(fehlt in der Liste).
Boers, Job. Conr., Nekroiog 67.
Boers, Joseph Carol, f 87.
Bohm'e historische JLons. in Breda* 36.
Bohn, P., Iiederhds. in Trier 37.
Boom, Binmmi Jean Jusnph iniii inn,
t 87.
Bordier, Jules, f 87.
Borroni, Pater Aleasandro, f 87.
Bosnians, Henri, t 87.
Boesi, Pietro, f 87.
Bonoheron, Maxime, f 87.
Boumann, Franz, f 87.
Brauns, Karl, f 87.
Breitkopf & HaertePs Mitteflungen 3Q,
52, 68, 167.
Brenet, Michel : Seb. de Broasard 50.
— Oratorien Carissimft 166.
Brossard, Seb. de, Biogr. v.M. Brenet 50.
Brot, Dr. August, f 87.
Bruckner, Anton, f 87.
Burohard, Karl, f 87.
Busshop, Jules - Aug. - Guillaume, f 87.
Gagnoni, Antonio, f 88.
Campanini, Italo, f 88.
Campius, Marold, Bass, in Weimar 140.
Oarissimi'i Oratorien 166.
Casella, Carlo, f 88.
Cavana, Allessandro, f 88.
Cerfbeer, Anatole, t 88*
Cervenf, V. F., f 88.
Cesti, Ant, H porno d* oro, Neuausfg. 68.
Chalmet, Bartheleray, f 88.
Charles, Auguste, f 88.
0koflNiA ins 15.
Jh». — GondimeL
OMrnhmii cliii 15. Jhs. In Itapng tli::
Chorbucher 6, einst in Trient 6?.
Claet, Paul, ileht Ooutagne.
Cochlaeus, Joh., 148 Anmkg.
Coclicus* Adrian Pet, Biogr. m. Bibliogr.
nebst 1 Tonsats, von O. Kade, 1.
Colmarer, Liederhds. Neuausg. 144.
Conradi, Johann G., f 88.
Gonsolot Federioo: Oenni ml origiBe . .
liturg. 118.
Courjon, Eugene -Jos., f 88.
Coutagne, Dr. Henry, f 88.
Craa, Joseph, f 88.
Crouch, Frederik William Niohols, f 88.
Cummings, Nenansg. v. PuroelTs Glou-
cester Ode 13.
Cuntz, Matthias, 54.
Dacha, Joseph, f 88.
Danhantei^ Adolf Leopold, f 88.
Bavey's Gesohiohte der Mus. Englands,
126 Anmkg.
David, Samuel, f 88.
Degenhardt, Heinrich, f 88.
Delahaye, Leon, f 88.
Demol, Francois, f 88.
Denereaz, Charles -Cesar, t 89. •
Penkmiter der Tonk. in Osterreich 67.
Deppe, A.-J M t 89.
Derheimer, Gecile, f 89.
De Swert, J ean - Caspar - Isidore, f 89.
Etoutsoh, Willy, t 89.
I>ialoge in England 124.
Diemtf, Johann, f 89.
Dorell, William, t 89.
IMworih, Allen, f 88.
Horni-Gnis, J ules- Aimee- Josephe, +89.
Horns, Vincent-Joseph, + 89.
I^nen, Emmaii.-Oreiittii, + 89.
Dresden, Egl PrivatmusikaKen
Samlg. 52.
JDretael, Valentin, 55.
Dnfrene, Emma, + 89.
Unlnuwii, Ghariaa, + 89.
Unprei, Looia- Gilbert* + 89.
Socard,. Joh. y Ohorschuler 137/88.
— Jfoue gaistL m. weltl Lieder zu 5/4
St Partitur-Ausg. 16.
JScMmrd, Hermann, f 89.
Edenhofer, Aloys, + 89.
Ehrenberg, Alexandra Leah, f 89.
— Jenny, siehe Mauthner.
Eijken, Bernhard van der, f 89.
Eilers, Albert, + 90.
Eine feste Burg 3. 102.
Eitner, Eob.
— Adam Krieger, Biogr. und Ton-
s&tze 45.
— Joh. Phil. Krieger, Biogr. u. Ton-
sfttze 114.
Englands Musikentwickelung 121. 155.
Eaoafee, Juan, + 90.
Eschmann, Henrietta, + 90.
Expert, Henry, Claude Goudimel,
150 Pi. 50.
Fahrenbaoh, Ruppert, f 90.
Faminzyn, Alexander Sergjewitsoh, + 90.
Fargueil, Anatt, + 90.
Faulhaber, Paul, + 90.
Felchner, Gustav Adolph, + 90
Feld, Leo, + 90.
Filippo, Gennaro de, f 90.
Fischer -Achten, Xaroline, t 90.
Fissot, Henri- Alexis, f 90.
Fleischhauer, Friedhold, f 90.
Flies, Eomponist des Wiegenliedes 84.
Frene, Eugene -Henri, f 90.
Friese, Friedrich, f 90.
Froberger, Joh. Jak., Neuausgab. 68.
Pucks, Julius, Kritik der Tonwerke 166.
Fulda, Adam von, 148 Anmkg.
Fuller, Levi K . . ., + 90.
Garcin, Jules, + 90.
Gartz, Friedrich, f 90.
Gassi, Franz, f 90.
Gatti, Napoleone, + 90.
Gaunt, Percy, + 90.
Gavaudan, Luigi, + 91.
Geveaux - Sabstier, + 91.
Gazzagoni, Luigi Guerra, t 91, siehe
auch Guerra.
Geyer, Adolph, t 91.
Giese, Frits, t 91.
Gomes, Ant. Carlo, f 91.
Gorriti, Felipe, t 91.
Goudimel, Claude, 150 Psalmen a 4
Neuausg. 50.
170
Goonod, Charles. — Eopff, Frederik.
Gonnod,Charles,Selb8tbiogr.,dentsoh 60.
Gnffigna, Achille, t 91.
Grandaur, Dr. Franz, f 91.
Grandjean, lis©, f 91.
Grison, J . . f 91.
Groenevelt, Grace, f M.
Groote, Lonis- Adolphe de, f 91.
Grosser, F . . f 91.
Grfinberger, Lndwig, f 91.
GaarinonifEugen. dUndice generalel65.
Gfinther, Eonrad, Bans, in Weimar
140, 141, 144.
Guerra - Gazzagoni , siehe Gazzagoni.
Gnmbert, Ferdinand, f 91.
Haberl's Jahrb. 1897, 66.
Habert, Job. Ev., sein Portrfit u. s.
Werke 36, t 91.
Hacken, Adolf be, f 91.
Hftrtinger, Dr. Martin, f 92.
Halanzier-Dufrenoy, H.-O.-Henri, f 91.
Hanao, A. W. P., f 91.
Handke, Gottlieb, f 91.
Hanslick, Ed., Am dem Eonsert-
Saal 36.
HarmoDie, Mnsiker- Biogr. 128.
Harper, Joseph Wesley, t 91.
Harris, Angostas, f 92.
Hartenstein, F ...» f 92.
Hartmann, Albert, f 92.
Hassler, C. A., f 92.
— H. Leo, 56,
— Easpar, 53. 54. 55.
Manser, Leopold, f 92.
Hayne, siehe Heyne.
Heokmann, Henry J. E., f 92.
Heifer, Leander, f 92.
Heindl, Eduard, f 92.
Heinebuch, A., f 92.
Heinrioh der Eellersohreiber, Tenor.
in Weimar 140.
Heitzmann, Joseph, f 92.
Herbst-Jazede\ Adele, f 92.
Hermannns, Job., Eapellm. 138.
Heroldt, Job., Eapellm. 139, 140 ff.
Hersee, Henry, f 92.
Heyne, Gottfried, Biogr. 73 ff.
Hiller, Antolka, geb. Hog*, f 92.
Hilpert, Friedrich, f 92.
Hilton, Join, Bin Dialog mit Ton-
satz 121.
Historische Eonzerte : Bohn i. Breslaa 36.
— Vollhardt in Zwiekan 84.
Hoeven, Jakob von der f 53. 54.
Hoffmann, R., historiaahe Eomerte in
Berlin 36.
Hog6, siehe Hiller.
Hohenlohe- Schillingsftlrst, Prinz Con-
stant, f 92.
Hoehle, Gnstav, f 92.
Holdich, George Maidwell, f 92.
Honben, Met, f 92.
Hromaikit Joseph, f 92.
Hnber, Hans, Biogr. 68.
I nstrnmenten verz. 139 Anmkg.
Interdonato, Stefano, f 93.
Issanrat, Claire, f 93.
Jahrbnch, siehe Haberl a. Bm. VogeL
Jardine, Edward and Joseph, t 93.
Jazede*, siehe Herbst
Jetms cristas nostra, 2stim. 40.
JewBon, Fran, f 93.
Josquin's Tod 1521, 52.
Jabe domine, 3stim« 39.
Eaaksheim, Christian, f 93.
Eade, Otto, Adrian Pet CocHons, Biogr.
n. Bibliogr. 1.
Eaminski. Wenzeslans Mieoislav von
t 93.
Eastner, Em., Briefe Rich. Wagner's 51.
Eatalog des Eonservat. zn Mailand 166.
— der Hds. der Hofb. in Wien 135.
Eatharina coronafta 2 stain. 43.
Eennedy, Hans, Die Zither, historiseh 36.
Eessner, Friedrich, f 93.
Eettenus, Aloys, f 93.
Eieegen, Augusta, t 93.
Elafsky-Lohse, l^thitfjii% f 93.
Elavier Sonate, historiseh 145.
Eleber, Leonhd., Tabulator, Ma. in
Bibl. Berlin 145.
Eleidtmg der Weimarer Hofmusici 138.
Eohler, David, Eapellm. 137.
Eohler, Panl, Kantor in Weimar 13a
Eohler, Balth., Stadtmuaik. 58, 59.
Eonzert-Bnch v.Breitkopf* Haertel 167.
Eopff, Frederik, f 93.
Krai, Joh. — Mors, Joaohim. 171
Krai, J oil. Nepomuk, f 93.
Krieger, Adam, Biogr. 45.
— Wer reoht vergnuget leben will,
Lieder mit m. ohne Ritorn. 48.
— Dcr edle Wein ist doeh der teste,
61.
— Mein Lieb Ist weils wie Schnee, 64.
— Kiisem kan mm recht verbinden, 65.
— Reinwein, R, moss es soym, Lied
78.
— Nun hab ich gefunden, was, Lied
81.
— Freitich, freiL ist die Glut, Lied
112.
Krieger, Johiwim.
— Weynacht-Andaoht f. Sopr. 2 Schalm.
m. Be. Beilage S. 29.
— Begr&bniss-Andacht, ib. 34.
— Joh. Philipp, Biogr. nebst Tons&tzen
in beeonderer Beilage 114.
— Ich bin eine Blame m Saron, Can-
taie far C. a. Bo. 116, Forts, in der
Beilage S. 1.
— Qoam admirabilis, Ten. solo 2 V.
Be 15 Beilage.
— Lobe, lebe da, us e. Singspiele,
Beilage S. 37.
Kfichler, Tob., Altist in Weimar 140.
Kflmmerle, Salamon, f 93.
Kufferath, Hubert Ferdinand, f 93.
Kurka, Radolph Wilhelm, t 93.
Xiaboccetta, Domenico, f 93.
JLmmbert, Charles Lacien, f 93.
Jjancien, f 93.
I*ang, Arnold, f 93.
Lang, Hieronym., 54.
L»angen, Friedr., Stadtmusik. 58.
.Lassus, Orl. de, 7 Lieder in P. 14.
liane, Friedrich, f 94.
L#ee, Louis, f 94.
Xieonowa, Bapya Michailowna, f 94.
Xrerminiaux, Achille, t 94.
Xieslie, Henry David, f 94.
Xiessmano, Earl, t 94.
IjomsMr, Ignas, t 94.
Ijewandowski, Leopold, t 94.
Xiiobtenstein, Leopold, f 94.
Xiiechtlein, Wilhelm, Organ. 58.
Liederhds. in Trier v. Peter Bohn mit
Tonsfttzen 37.
Liliencron, R. von, Eine alte Sapphi-
sche Melodie 29.
Lindtner (Lindner), Friedr. 53 ff.
Lionel, Anatole, f 94.
Lipowski, F. ., f 94.
Literatur (Musik-) des Jahres 1896, 84
Liturgisch von Consolo 118.
Llanover, Lady, f 94.
Loewenfeld, Hans, Leonhard Klebert
Tabulat. 145.
Lostner, Karl, Totenliste f. 1896, 85 ft
Lukan, Edaard, f 94.
Lather, Johann Friedrich, f 94.
Machts, August, f 94.
Maiani, Ernesto, f 94.
Mailftnder Musikkatalog des Konservat.
165.
Maitland, J. A. Fuller: PmreelFi 12
Sonatas 33.
Makepeace, William M . ., t 94.
Mantuani's Kat. der Hofb. in Wien 135.
Marpurg, Fr. Wilh., Lebens- u. Fami-
lienverhftltn. 105.
Martin, Abbi, t 94.
Martin, Alfred f 94.
Mas, Louis-Joseph-Marie, f 94.
Maschek, Friedrich, f 94.
Mason, Luther Whiting, f 94.
Maurice, Che>i, f 95.
Mauthner, Jenny, f 95.
Mazzucchelli, Eugenio t 95,
Megerle, Abraham, Biogr. u. 1 Tons. 67.
Meinardus, Ludwig, f 95.
Menozzi, Giuseppe, f 95.
Mousing, Hermann, f 95.
Miohot, . ., f 95.
Milano, Giuseppe, f 95.
Modi may er, Joseph, f 95.
Mohr, Hermann, f 95.
Mors, Anton 43, 44.
— Hieronymus 10. 43 (Zeile 2, 6, 8
u. 10 von unten muss M. H. hei/sen
statt M. J.).
— Jacob, senior 43.
— Jacob, junior 43. 44.
— Joachim 45.
172
Mortimer, A. — Bonn, Ernesto.
Mortimer, A. Wyatt t 95.
Mosemzza, Vincenzo f 96.
Mozart in Frag 119.
Mozart's Wiegenlied von H. Kretzsch-
mm 84.
Mfthl, Earl, f 96.
Mfinohen, Akademie der Tonk. 148.
Nagel, Dr. Wilib., Gesohichte d. Mnsik
in England 2. Teil 155.
— Zur Biogr. Job. Stadens n. s. SOhne
63.
— Miscellanea 69.
— Mm Dialog John Hilton's mit Tons.
121.
— K.Benndorf s Musikgesch. an Mnsik*
schulen 14.
Nautet, Francis, f 95.
Nedved Anton, t 95.
Nef, Karl, Die Collegia mnsica in d.
Schweiz 34.
Nicolai, Willem Frederik Gerard, f 95,
Niederheittaann, Friedr., italien. Geigen-
bauer, 3. Aufl. 83.
Noorden, P. £. van, f 95.
Novello, Jos. Alfred, t 95.
Narnberger Organist n. Stadtmas. 53 ff.
Obersteiner, Johannes, f 96.
Oeser, Earl Emil, f 96.
Omnium sanctorum 2stim. 42.
Opernverz. in Venedig 119.
Oray, Andre Maria, f 96.
Orgelkomponisten des 18. Jhs. 67.
Paganini, Achille f 96.
Pancani, Ferdinando, f 96.
Papot, Marie-Anne f 96.
Paraclitus egrediens 2s<am. 41.
Parravicini, Eaffiele t 96.
Pasqug, Ernst* d. Weimarer Hofkap. 137.
Patrem omnipotentem 2stim. 41.
Paumann, Martin 53. 54.
Panmgarten, Dr. Hans, f 96.
Peluso, Michele, f 96.
Pelz, Hans, Geiger 138.
Pefia f Goni, Antdnio, f 96.
Perelli, siehe Vanzan, f 96.
Pessiak, Anna, f 96.
Peters, Hermann, f 96.
Pierpont, Marie de, | 96.
Plengroth, Friedrich, f 96.
Plica ascend, a. descend. 144.
Plothow, L . f 96.
Pohl, Dr. Kichard, f 96.
Pome-Penna, Ginseppe f 96.
Portehaut, Etienne, f 96.
Prag*s Masiker im ia Jk 119.
Prati, siehe Zanzan.
Prextss, Eduard, f 96.
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Bemonchamps, Gerard, f 97.
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Schwiedam, Earl Friedrich, f 98.
Serato, Andrea, f 98.
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IrattfeUerlcrifiitlpiBf.
8. 118 Z. M Mm timmfitfutli utiitt huMMlstlMh.