., MONATSHEFTE
FtfR
ITTSIK-&ESCIICHTE
HERATJSGEGEBEN
VON DEE
GESELLSCHAFT FOR MUSIKFORSCHUNG
35. JAHRGANG.
1903.
REDIGIERT
VON
EOBERT EITNEB.
» O «g
LEIPZIG,
BREITKOPF & HiRTEL.
InlLaltsverzeicliiiieL
Chinesische Musik-Aesthetik, von IF. Cokn-Antenortd ....... 1
Beethoveniana ...................... 8
Die Orgelwerke der Kirche zu St. Elisabet in Breslau, von Remh. Starke 17. 33
Ein Schreiben Chrstph. Bernhardt an den Hamburger Senat (1663) . . 39
Marcesso's (BartoL) Saromelwerk 1656 ............. 40
Kantoren ini Organisten der St. Elisabetkirohe zu Breslau, von B. Starke 41
Der Minnegesang und sein Vortrag, von C. Weinmann und P. Range 51. 83
Die Tonarien, von Paul Runge . ............... 69
Musik in Hannover, von Dr. Oeorg Fischer ........ 86. 99. 149
Totenliste des Jahres 1902, von Karl Lustner 115
Guitarrentabulaturen, von Eug. Sekmitz ............ 133
Geschichte der Kantorei-Gesellscb aften, von Arno Werner ...... 151
Musiker-Briefe aus dem Anfange des 16. Jhs. .......... 165
Rechnungslegung fur 1902 188
Register 191
Mitteilungen und Besprechungen : Wotquenne's Brtweler Katalog 11. Em.
Krause's 2. Aufl. Vokalmusik, Kunstgesang 12. Prfifer: Seb. Bach 12. Rob.
Schumann, von Abert 12. Clara Schumann, von Litzmann 13. Mozart-Ge-
meinde 13. Mozarteum 13. Leopold und Wolfgang Mozart, von EngJ 13.
Beethoven in Baden 14. Agost. Steffani's Servio Tullio von Neisser 14. Nieder-
landsche Dansen 14. Seb. Bach's Brandenburg. Konzerte 15. Riemann's
grofee Kompositionslehre 15. Der Bohn'sche Gesangverein 15. Peter Wagner's
gregorianische Melodien 29. Tschaikowsky, Biogr. von Bruby 30. Menieli-
sohn und Schumann 30. Dr. Grunsky's Musikgeschichte 48. Bulthaupt's
Dramaturgic 48. Theater und Musik in Aachen, von Dr. Fritz 49. Dr.
Fischer, von Bfilow in Hannover 49. Beethoven's Geburtshaus 49. Briefe
Frz. Liszt's an Gille 64. Tijdschrift der Vereenig. voor Noord-Nederlands
Muziekgescb. 65. 178. Barth, Herm., Geschichte der geistlichen Musik 66.
Breitkopf & H&rtel's Mitteilungen 80. 180. Bohn'sche Gesangverein 80.
v. Bojanowski, Das Weimar Joh. Seb. Bach's 95. Katalog des Breitkopf
& Hartelschen Verlages 97. Madrigal - Vereinigung in Berlin 97. List &
Francke's Katalog 353. 98. KOnigshofen's Tonarius 109. Rob. Volkmann's
Biogr. 109. Die Kaland brfiderschaf ten von Rautenstrauch 111. Kgl. akadem.
Institut fur Kirchenrausik 113. Tappert's Tabulaturen 114. Molitor ttber
die offiziellen ChoralbQcher 129. Na? el: Beethoven's Klaviersonaten 130.
Seb. Bach's Gesangswerke 131. Thu^^ing8 , schweizerisohe Tonmeister 131.
Tiersot fiber Ronsard 147. Thorn. Ludov. Victoria's Werke 147. Dav.
Killer's 10 Psalmen 147. Bftuerle's Messen von Palestrina 147. Gleich-
scbwebende Stimmung im Orchester etc. 147. Riemann's Neuausg. alterer
Instrumentalwerke 148. Otto Dienel's Orgelkonzerte 148. Ebstein fiber Fr.
W. Weis 159. Leichtentritt fiber R. Keiser's Opern 159. Ottzeun fiber
Teiemann's Opern 160. Thfirlings und Kroyer fiber Ludw. Send 161. Chor-
ordnung fur das evangel. Kirchenjahr von Liliencron und Eyken 162. Die
Anfange der Chromatik von Kroyer 176. Handel's Orgelkonzerte von M.
8eiffert 177. Challier's Chor- Katalog 17a Hesse's Musiker-Kalender 179.
Georg Forster's teutsche Lieder 188. Keller's lllnstr. Gesch. der Musik 189.
Springer's Musiktypograph. 190.
Beilagen: Katalog der Westminster Abtei in London von W. B. Squire,
5 Bogen. — Katalog fiber die Musik -Codices des 16. und 17. Jhs. auf der
Kgl. Landes-Bibliothek in Stuttgart, von A. Halm, Bogen 3—7. — Neue
Erwerbungen der Kgl. Bibl. zu Berlin.
deselsohaft fir M^MmwA^^
Kitgliederverseiohnis.
Dr. Bum Abert in Hale a. 8.
J. Angeratein, Buttock, f
Dr. Wilk Baumker, Pfarrer, Burich.
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Lionel Benson, Esq., London
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Ber. H. Bewerunge, Maynootb (Irland).
GrofsherzogL Hofbibliothek in Darmstadt
Stadtbibhotbek in Frankfurt a. M.
Universit&ts-Bibl. in Heidelberg.
(Jnivereit&ts-Bibl. in Innsbruck (Tirol).
Bischofl. Proskescbe Bibl. in Begensburg.
Universit&ts-Bibl. in Strafsburg.
Ffirstl. 8tolbergiscbe Bibliotbek in
Wermgeroio.
£d.Blrnbaum t Oberkantor ? Kdnigsberg i.Pr.
Dr. Peter Boecker, Pfarrer in Aachen.
Prof. Dr. E. Bohn, Breslau.
P. Bohn in Trier.
B. Bornewasser, Aaoben.
Dr. W. Braune, Prof., Heidelberg.
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Prof. Eickhoff in Wandsbeck.
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Br. Hugo Goldachmidt, Berlin.
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MUSIK- GESCHICHTE
herau8gegeben
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ier 6e8ell8chaft fttr Musikforschung.
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nimmt jede Buoh- and Muiikhuidlang entgegen.
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Von W. Cohn-AntenoridL
Selbst wenn die von den alten Chinesen getriebene Musik, welche
gr6£stenteils wie z. B. die zum „Lieder-Kanon u (Schi-king) verloren
gegangen 1st, dem Geschmack des zeitgenossischen Europaers und
Amerikaners 1 ) so wenig zugesagt haben sollte, wie es mit der des
heutigen Chinas der Fall ist, so ware das nach Kiesewetter 1 *) noch
kein Grand uns mit ihren musikalischen Theorieen nicht zu be-
schaftigen. Eeichbaltig genug ist dieser Zweig ihrer Litteratur trotz
der beruchtigten Bticherverbrennung 1 b ) im dritten Jahrhundert vor Chr.
Geb. Zahlt doch der Katalog 2 ) der kaiserlichen Bibliothek in Peking
voni Jahre 1790 liber diesen Gegenstand ausschliefslich der Noten
fast 500 Nummern auf, darunter den Yo-M d. h. „Musik-Regeln"
betitelten Abschnitt einer von dem berlihmten Kaiser Khang-hi
aus der gegenwartig noch herrschenden Mandchu - Dynastie heraus-
gegebenen Encyklopadie der Musik. 3 ) Ambros 4 ) bedauert es mit
Recht, dass die chinesische Musikwissenschaft bisher immer nur
auf Grand der alteren Missionsschriften der Franzosen dargestellt
worden ist, ohne dass die neueren Werke englischer und deutscher
Sinologen zu Rate gezogen wurden, zumal da, wo in ihnen original-
chinesische Texte zuganglich gemacht worden sind. Naehdem indes
die aknstisch- physikalisehen Momente neuerdings schon einer ein-
gehenden Darstellung 5 ) gewxirdigt worden sind, brauchen im folgenden
nur die Ssthetischen Anschauungen der Musiktheoretiker Chinas er-
MMsMM,, t MMMlkMmsA, Jafcrgaag XXXV. Ho. 1. 1
mi m.
1903.
2
Chinesische Musik-Asthetik.
ortert zu warden, urn den dort wie in Europa vorhandenen Trieb
nach Erkenntnis des sich in der Musik offenbarenden Geistes 5 *) auf-
zuzeigen.
Schon die altesten Theoretiker aus dem zweiten vorchristlichen
Jahrtausend, welche den „Musik-Kanon" (Yo-king) zu einer Zeit
abfassten , wo das Gefuhlsleben des chinesischen Volkes ein viel
tieferes war als heutzutage und im klassiscben Schi-king, der, wie
gesagt, den Text fir die Melodieen lieferte (so dass wir es also
nicht mit reiner Musik zu thun haben 6 ) seinen Ausdruck fand,
geben eine ganz psychologische Erklarung der Musik. 6 *) Die-
selbe besagt Wort fur Wort nur mit den zurn Vorstandnis notigen
(in runde Klammern gesetzten) Zusatzen, dass „bei alien Tonen ihre
Entstehung aus mensehliehen Herzen hervorgeht. (Betreffs) Menschen-
Herzens Erregung (ist zu sagen) aufsere Dinge veranlassen dieselbe
derartig, (dass) Eindriicke durch Gegenstiinde und (daraus hervor-
gehende) Erregung verursachen Aufeerung in Lauten. Laut (und
Gefiihl) einander entsprechen, deswegen Mannigfaltigkeit (der Figu-
ration). Mannigfaltigkeit vollendet dann besagte Tonweisen." Es
wird also hier bereits im Sinne Hegel's 7 ) die Hauptaufgabe der Musik
nicht in der Gegenstandlichkeit gesehen, sondern in der Art und
Weise, wie das innerste Selbst zur Erregung gebraeht wird. Der
Philosoph Lig-dsg 8 ) fuhrt das dann bei Besprechung eines finger-
fertigen, aber im Grunde genommen unmusikalischen Saitenspielers
folgendermafsen aus: „Was man nicht im Herzen erlangt, dem kann
aufsen kein Instrument entsprechen." Diese Beziehung zwischen
Stimme und Stimmung aufsert sich bei traurigen Menschen in dem
langsamen Tempo ihrer Rede, bei Zornigen in den durchdringenden
Tonen. 9 ) Tiefe Tone bringt abnlich Wundt in Verbindung mit dem
Ernst und der Wiirde, hohe mit der Heiterkeit und dem Scherz,
wahrend die mittleren Hohen der llb ) Tonskala mehr einer gleich-
formig angenehmen Stimmung entsprechen sollen. Thatsachlich horte
Professor Futterer neuerdings auf seiner Keise 10 ) „durch Asien"
haufig im Gebirge Gesang, der ohne melodisch zu klingen nach Art
mancher Karnthner Lieder eine elegische Stimmung verriet So war
ja auch fiir 11 ) Eichard Wagner die Musik eine „Sprache der Leiden-
schaft". An dieser Steile sei nur kurz darauf hingewiesen, dass schon
die gesprochene Sprache der Chinesen von jeher ganz abgesehen vom
lauten und leisen Sprechen gewisse Tone besitzt, von denen der eine
die Stimme merklich boher, ein anderer, der sogenannte Khjti schong
d. h. „weggehender Ton" sie tiefer erklingen lasst, also ein cres-
Chinesische Musik- As thetik.
3
cendo und diminuendo. 11 *) Vielleicht kdnnte man das recitative
secco der italienischen Oper zum Vergleich heranziehen. Rousseau
hatte also Recht, als er erklarte, dass Sprache und Musik urspriinglich
eins waren. 12 *)
Von der Sprache ausgebend kannten jene altchinesischen Musik-
JLsthetiker ebenfalls schon den Unterschied zwisehen Poesie, Musik
und den verwandten musischen Eunsten. Heifst es doch am Schlusse
des Musik- Kanons ganz ahniich wie bei 12 ) Herder in der Terpsi-
chore (wiederum ganz wortlich, wobei nur die Schlusspartikel jl
durch unser Semikolon wiedergegeben werden musste) : „Singen ist
langgezogenes Sprechen ; Freudigkeit verursacht Ausrufe. (Da bis-
weilen gewohnliches) Sprechen nicht geniigt, deswegen verlangert
(man das) Sprechen ; (da bisweiien sogar) gedehntes Sprechen nicht
ausreicht, deswegen (verwendet man) Eunst-Singerei, (da bisweUen
selbst) Eunst-Singerei nicht geniigt, daher (ergeben sich) unwill-
kiirliche Hande-Gesten, Fiifee - Bewegungen . M Unter letzteren sind
offenbar Mimik und Ballet zu verstehen, dessen Entwicklung Rudolf
von 18 ) Gottschall behandelt hat. Was den chinesischen Ausdruck
fur Eunstgesang (dsig-thann-dcho) betrifit, so hat derselbe eigentlich
die Bedeutung Wehklagen v wird aber in dem Kommentar des Ting
Hjiinn zu der Ausgabe u ) des Li-ki (Ceremonial - Verzeichnis) vom
Jahre 1791 einmal mit Fallen (yi) und Steigen (yang) der Stimme,
ein andermal durch die Worte ' fan fu erklart, welche zunachst hin
und heigehen und dann Wiederholung bedeuten. Moglicherweise
handelt es sich dabei also um eioe Art Triller. Ein interessantes Bei-
spiel aus dem heutigen asiatischen Volksleben fur diese verschiedenen
Funktionen des Ton-Elementes liefern die tibetanischen 15 ) Kinder am
Neujahrsfest: Alle diese kleinen Sanger bezeichnen fortwahrend den
Takt vermittels eines langsamen Hin- und Herbewegens; sie wiegen
ihren Korper wie in Pendelsch wingungen ; sobald aber der Refrain
eintritt, stampfen sie mit den Fufsen in strengem Takt, der bei dem
Schellengeklingel und dem Elappen ihrer eisenbeschlagenen Schuhe
etwas ungemein Charakteristisches hat Nach Biichers 16 ») Forschungen
ist ja auch das Tolkslied aus den Arbeitsbewegungen hervorgegangen.
Der altchinesische Arbeitsgesang heifst sziang, was „Alternierung u
bedeutet 15 b ) Auch der Japaner liebt es, seine Arbeit mit einigen
recht eintonigen (monotonen) Lauten zu begleiten. 15 °) Insofern fiihrt
Hausegger mit Recht den Rhythmus auf korperliche Vorgange zu-
riick. —
Noch friiher als diese psycho-physiologischen Erwagungen musste
l*
4
Chiaesisclie Musik-Asthetik.
sich den chinesischen Asthetikern die Frage nach dem Zweck der
Musik aufdrangen. Ganz wie Hegel 16 ) erkannte bereits Kaiser Schunn
urn die Mitte des 23. Jahrhunderts vor Chr. als deren Aufgabe, die
Wildheit der Begierden zu mildem, ohne deren Beachtung nur leerer
Schall hervorgebracht werde. 17 ) Instruiert er doch im Schu-king 18 )
(„Biicher-Kanon u ) einen von ihm ernannten Oberaufeeher der Musik
— ganz ahnlich wie unlangst unser Kaiser den Direktor Joachim
beziiglich deren erziehlieher Bedeutung 18 *) — mit Bezug auf den
Unterricht der prinzlichen Kinder dahin, dass sie sanft, hoflich und
ernsthaft werden sollen. Die altchinesische Musik scheint wirklich,
nach den vorhandenen Hymnen zu urteilen, mit ihrer monotonen
Folge gleichlanger Tone sGrieuse 19 ) gewesen zu sein in der Art des
cantos 19 *) planus und auf die Frage
Begreift Ihr denn den Zweck nicht der Musik ?
erfolgte eine ganz andere Antwort als die von Shakespeare: 20 )
Er ist: Der Menschen Seele zu erfrischen
oder zu erheitern, wie Bierbaum es ausdriickt, 20 *) eine Auffassung,
die neuerdings sogar dazu gefiihrt hat, musikalische Darbietungen
als Heilmittel zu verordnen. Vielmehr war ihr Wahispruch der des
Leipziger Gewandhauses 21 )
Res severa est verum gaudium.
Noch heute sind die bei religiosen Festen gespielten Tondichtungen
nach Navarra 21 *) durch tiefen Ernst gekennzeichnet ; denn der Ein-
wurf, dass Musik (y5) so viel wie Ergotzlichkeit (15) bedeute, in An-
betracht, dass beide Worte nicht nur gleichen Auslaut, sondern auch
dasselbe Schriftzeichen haben, wird im Li-ki 22 ) folgendermafsen wider-
legt: ,,Edler Meister Vergnugen (ist) Erlangung des (rechten) Weges,
niedrig(stehend)er Menschen Vergnugen (ist) Erlangung (des Gegen-
standes der) Begierde. 14 Das Orchester war also im aiten China recht
eigentlich ein Tempel der Musik, eine moralische Anstalt im Schiller-
schen Sinne, wahrend Goethe, gleich Ed. von Hartmann, sich dagegen
erklarte, dass die Musik direkte moralische Wirkungen ausiiben
sole. 28 ) Wie iiberall, 23 *) so giebt es in China neben der geistlichen
eine weltlicbe Musik. Gleichwie die dorische Tonweise von Plato 24 )
als Nachahmung der energischen Kampfesrufe empfohlen wird, so
werden die entnervenden wie Liebkosungen wirkenden sinn lichen
Tonweisen als „schadlich fur Tugendhaftigkeit 1 * nicht nur von den
Theoretikern 24 *) der chinesischen Musik verworfen , sondern that-
sachlich erliefs Kaiser Ngai eine Verordnung gegen die weichliche
Musik, infolge wovon eine grofse Anzahl solcher schlechten Musikanten
Chinesische Musik-Asthetik.
5
abgeschafft wurde, 25 ) welche nicht gerade musica divina 25 *) getrieben
hatten.
Erecheint in Luther's Gedanken von der Musica aus dera Jahre
1538 die Musik als eine Zuchtmeisterin, welche die Leute gelinder
uid sanftmutiger, sittsamer und verniinftiger macht, so ging Kong-
fucius urn 500 vor Chr. Geb. viel weiter in dieser Musik-Ethik.
Nicht zufrieden damit, in seinen ,,Disputations-Gesprachen u (Lunn-yii)
zu erklaren : „Menschen, die nicht human, wie Musik denn (sollte
von ihnen ausgeibt werden!)," schreibt dieser chinesische Keformator 26 )
ihrer Yerschlechterung ganz konkrete Verschuldungen zu wie „Straf-
vollstreckungs - Unregelmafsigkeit" d. i. Korruption in der Justiz.
Diese sonderbare Anschauung wird uns allerdings etwas verstand-
licher , wenn wir bei einem beinahe gleichzeitigen sozialistischen
Schriftsteller 27 ) von der iibertriebenen Pracht musikalischer Auf-
fuhrungen lesen. Hierdurch erklart es sich, dass Mencius, 28 ) der be-
deutendste Nachfolger des Kong-fu-dso, den Zustand der Regierung
eines Landes aus der daselbst gehorten Musik erkennen zu konnen
glaubt, so wie auch nach Ansicht eines neueren Autors 29 ) aus der-
selben nicht nur auf die personliche Gesittung des Komponisten,
sondern auch auf die moralische Beschaffenheit des Gemeinwesens,
welchem er angehort, sich Schliisse machen lassen.
Nach dem „Ceremonial - Verzeichnis" der alten Chinesen sollte
insbesondere die Tonkunst ihr Inneres veredeln, das Ritual hingegen
ihr Aufseres. 30 ) Wahrend letzteres die einzelnen Stande von einander
trennt, stellte die Musik im alten China, wie P. Noel bemerkt, den
Einklang unter dem Volke (populorum concordia) her, indem sie
voriibergehend wenigstens das Bewusstsein dei Standesunterschiede
verwischte. Bei dem musikalischen Reigen vereinten sich First und
Yolk zu edler Geselligkeit. So wird die Musik im Sinne 30 *) Herbart's
zu einem Ausdruck schoner Sittlichkeit
Auch das Verhaltnis der musikalischen Kunst zur Natur hat
die Chinesen beschaftigt Sehr schon weifs es Bierbaum 81 ) aus-
zumalen, wie Ling Lunn als ein chinesischer Pan den Stimmen in
der Natur folgt:
Und sorgsam lanschend schnitt er Rohr auf Rohr
Sich aas dem grofsea schwanken Bambuswald.
Wie De Guignes in der Vorrede zur franzosischen tlbersetzung
des „Biicher-Kanon" 82 ) indes bemerkt, ahmte dieser Minister des
Gelben Kaisers aus dem dritten vorchristlichen Jahrtausend den
siDgenden Phonix, also einen fabelhaften Vogel nach, d. h. m. E. er
6
Cbinesische Musik-Asthetik.
phantasierte auf dem natiirlichsten, von ihm zufallig in seiner Heimat
im westlichen China entdeckten Blasinstrument. line feingeregelte
Wissenschaft, die Musik an den Hof zu bringen soli er nacb
Dr. Besl, 8S ) der aber ebenfalls keine Quelle angiebt, den Auftrag ge-
habt haben. Nach einem originalchinesischen Bericht 84 ) hat auf des-
selben „Hoang Ti Befehl Ling Lunn zehn (und) zwei Glocken ge-
gegossen". Yielleicht stimmte er nach ihnen seine zwoif Bambus-
pfeifen ab, wobei er nach Dr. Matignon 35 ) ganz mathematisch 2 / 3 und
4 / 5 zum Verhaltnis der gegenseitigen Lange nahm. Im ,,Lieder-
Kanon" (Schi-king) wird freilich das Locken der Vogel geschildert 86 )
und noch Prinz Tchunn sen. vergleicht daher das Klavierspiel von
William Costa mit einem Vogelkonzert 36 *) Ahnlich heifst es in der
Liang- Chronik, welche die in der ersten Halfte des sechsten Jahr-
hunderts u. Z. iiber China herrschende Dynastie behandelt: „Thao
Hung-king liebte den durch die Fichten wehenden Wind. In dem
Vorhofe und in dem Schlosse pflanzte er lauter Fichten. So oft er
ihr Rauschen horte, hatte er Freude." 37 ) Dass aber die Chinesen
von kiinstlerischer Musik gemafs der Kant'schen 88 ) Forderung etwas
anderes erwarten wie blo&e Kunststiicke, die in der sklavischen
Nachahmung von Naturlauten bestehen und somit den Schwerpunkt
aus dem Gebiete des Horbaren in das des Sichtbaren verlegen, geht
daraus hervor, dass dabei abgesehen von den die Tierstimmen imitie-
renden Artisten 38 •) nicht von einer Wirkung auf Menschen, sondern
nur von einer solchen auf Tiere die Rede ist. Einst spielte namlich
Kung Ming-i vor einem Rinde die Tonweise des klaren Homes. Das
Rind lag und frafs wie friiher. Er kehrte die Harfe urn und brachte
das Summon der Miicken und Bremsen hervor. Das Rind erhob den
Schweif und stampfte mit den Fiifsen. 39 ) Im modernen chinesischen
Theater allerdings wird beim Auftreten des Gottes Mammon im Or-
chester das Klingen fallenden Goldes und Silbers nachgeahmt, wie
Herr v. Minnigerode selbst horte. Jedenfalls erscheinen die natiir-
lichen sich an das Gehor wendenden Kundgebungen den Chinesen
nicht als vernunftwidrig auch nach der Zeit, wo die Moralistik des
National-Heiligen Kongfucius allgemeine Anerkennung gefunden hatte;
denn der um 800 n. Chr. schreibende Hann Tii 40 ) zahlt niter den
Stimmen der Natur in den einzelnen Jahreszeiten u. a. v Donner-
Schall w (lei'-ming) auf, ohne hierbei, wie Plato 41 ) dem Gedanken an eine
der Nachahmung unwurdige Raserei irgend einen Ausdruck zu geben,
freilich auch ohne in der Art vorderasiatischer Theoretiker eine ma-
terialistische Erklarung zu versuchen. Anderseits habe ich bei
CMnesiielie Musik-Asthetik.
7
chinesischen Schriftstellern vergeblich nach jener hochgradig roman-
tischen Beseelung der Natur gesucht, welche den Konig Ludwig von
Bayern am 13. September 1865 als holden Schirmherrn, wie er in
der Widmung der Walkiire genannt wird, an Richard Wagner
schreiben lisst: v Sogar im Rauschen des Gebirgsbaches erkannte und
horte ich die Tone und Melodien aus den Werken des heiligen
F^nndes." 41 )
Das Geheimnis der kunstlerischen Wirkung zu ergriinden hat
lange vor Reinhard Keiser der chinesische Philosoph Tchuang, welcher
urn 300 vor Chr. Geb. lebte, mit Hulfe des von Lao-dso (d. h. „ Alter
Meister") hinterlassenen Werkes unternommen. Letzterer hatte nam-
lich dem absoluten Tao (eigentl. „Weg", daher Entwieklungs - Gang
bezw. -Gesetz, womit man den babylonischen Gottbegriff vergleiche,
der nach Prof. Delitzsch Ziel bedeutet) u. a. die Eigenschaft beigelegt,
diss man es „horchend nicht hore". i8 ) Daher ist in einer mir vom
Lector des Orientalischen Seminars zu Berlin aus Shanghai besorgten
commentierten Ausgabe des Tchuang-dso vom Jahre 1876 und zwar
in dem die „Himmels - Schickungen" behandelnden Abschnitt Wort
fir Wort zu lesen : „(Wenn des) Herzens Inneres nicht empfangt Tao-s
Substanz, so, obgleich vernommen, Tao doch voruber geht! u Ohne
Selbstbewusstsein kann man eben auch die Tone nicht empfinden. 44 *)
Die esoterischen Elemente des TJnendlichen, der Mystik, von denen
neuerdings Mauke in einem Artikel 44 ) iiber komponierbare Gedichte
spricht, . enthiillen sich auch in der Musik nur dem gottbegnadeten
Kunstler, nicht dem blofsen Techniker, wie wir schon oben fanden.
Ich verstehe also verschieden von 45 ) Giles, dessen tJbersetzung mir
unverstandiich geblieben ist, die Hauptstelle im Original text folgender-
mafsen: „Weise (Leute) sicherlich die dringen in Stimmungen und
reagieren auf Eingebungon ! (Erfolgt) himmlische Inspiration ohne
(virtuosenhafte) Vorbereitung, aber (doch so, dass die) fiinf Erkenntnis-
organe alle funktionieren, dieses heifst himmlische Musik" oder, 45m )
um mit E. T. A. Hofftnann zu reden, iiberirdische Sprache des Himmels.
Neben don vier Sinnen des Horens, Sehens, Schmeckens und Riechens
wird hier als fdnfter Faktor nicht nur, wie bei Mencius, eine denkende
Intelligenz, sondern auch „Hjmraels-Vemunft u (thlen-li) vorausgesetzt,
offenbar ein ftir jene inneren Stimmen aufnahmefahiger Zustand des
Gemutes. Eine noch eingehendere Erklarung dieses musikalischen
Genies findet sich viele Jahrhunderte spater in der philosophischen
Encyklopadie des Tchou-dso (um 1000 n. Chr.). Die interessante
Stele, bei deren Obersetzung ich mich an Henn Dr. Grube 46 ) an-
8
Chinesische Musik-Asthetik.
lehnen kann, besagt Wort fir Wort nur wieder mit einigen (in rande
Klammern gesetzten) erlauternden Zusatzen:
„Genialen Mannes Musik, da nicht ohne (inneren) Beweggrund,
etwa (auf aufserliche) Einwirkung gemacht, sondern die (aus) ge-
regelter Ausfiihrung hervorgehende Yollkommenheit dennoch kann
erlangen der Ton-Kraft Urspriinglichkeit, deswegen (betreffend) sofche
seeMsche Energie (ist zu sagen :) Himmcl (und) Mensch wechselseitig
einander beriihrend anregen und (eben) jenes (geniale) Wirken er-
reicht dies." Das ist der von Richard Wagners 47 ) Lieblingsphilosopben
ausgesprochene metaphysische Gedanke, dass Musik ohne die mit den
ubrigen Kunsten, einhergehende Objektivation die ideale Darstellung
des Willens, des An-sichs der Welt sei; denn er wird von den
chinesischen 48 ) Glossatoren auch so ausgedruckt : „Die unempfind-
samen Herzen werden geriihrt und der Mensch vereinigt sich mit
dem Geist 14 Infolge dieser sinnlich - ubersinnlichen Eigenschaften
eignet sich die Musik wie nichts anderes sonst fiir den Ahnenkult
und nach dem altchinesischen Wandlungs-Kanon i9 ) (Yi-king) wird
ihre Zaubennacht daher dazu verwendet, die Torfahren zum Genuss
des Opfers einzuladen, wofiir bei der kaiserlichen Ahnenfeier das
Musik- Bureau (yo-bu) sorgt. Die Erweckung von Todesgedanken
wird besondere dem Klangstein zugeschrieben. Derselbe dient n&m-
lich „dazu auszuhalten (schou, eigentlich empfangen) den Endton". 50 )
Die Anschauung, dass ein Mustergeist einerseits nicht von der
knechtischen Kegel befreit sein, anderseits doch selbstandige Ton-
8ch6pfangen hervorbringen soil, ist wohl nach den Ausfuhrungen
Lessing's an Marpurg*s Adresse 51 ) dahin zu verstehen, dass die ge-
niale Personlichkeit eben die Regeln, welche die Kritik aufstellt oder
vielmehr ableitet, von Natur aus in sich trage.
Wenn auch die chinesische Asthetik in Jahrtausenden kein voll-
standiges System zustande gebracht hat, so ist doch, wie ich dar-
zuthun versucht habe, eine Verstandigung zwischen uns und den
Chinesen fiber die Grund-Ideen der musikalischen Theorie nach dieser
Richtung wohl moglich. (Schluss folgt.)
Beethoveniana.
Im Jahre 1864 wurde von dem Maler August von Klober auf meine
Yeranlassung ein© Mitteilung desselben iiber Beethoven, der ihm im Jahre
1817 in Modling zm emem Portrat in der AMgomeuien MnsikaliBchen
Zeitung in Leipzig auf Seite 324 verdfifentlicht. Da die Mitteilung unter
Beethoveniana.
9
der Miss© dee gedrncMeii Stoffes whekbar keine Beachteng gefimden hat
mud die Erlebnisse eines Zeitgenossen dieselbe jedenfalls verdienen, wird
©in nochmaliger Abdruck vielleicht semen Zweck erfullen. Das von Klober
gemalte Olbild wurde dann spater als Lithographie vervielfaltigt.
M. R
„— — — Nach den Feldzugen von 13 und 14 trat icb aus
der Armee und setzte meine kunstlerischen Studien in Wien fort,
wo damals schon die reichen Gallerien der Fiirsten mm Studium
der Malerei voile Gelegenheit boten, welche hier in dem damals noch
kunstarmen Berlin nicht zu finden waren.
Ein jetzt langst verstorbener Schwager von mir, Baron von
Skrbensky (Gutsbesitzer in Osterreichisch Schlesien), bat mich, ihm
ein Bild Beethoven's zu einer Gallerie bertihmter Wiener Kiinstler
der Zeit zu malen.
Die Bekanntschaft Beethoven's zu machen, besonders aber ihn
zum Sitzen zu bewegen, war eine schwierige Aufgabe. Die gliick-
liche und zufallige Bekanntschaft eines Freundes Beethoven's, des
Violoncellisten Dont beim kaiserl. Hof-Operntheater, half mir gltick-
lich daiiiber hinweg, besonders da derselbe sich selbst sebr fur diese
Sitzung interessierte. Dont riet mir bis zum Sommer zu warten, da
Beethoven gewdhnlich seinen Sommeraufenthalt in Modling bei Wien
nahme und dann am gemiitlichsten und zuganglichsten sei. Durch
einen Brief des Freundes wurde Beethoven von meiner Ankunft da-
selbst benachrichtigt, und auch auf meinen Wunsch, ihn malen zu
wollen, vorbereitet. Beethoven war darauf eingegangen, doch nur
unter der Bedingung, dass er nicht zu lange sitzen musse.
Ich liefs mich am friihen Morgen bei ihm melden. Seine alte
Haushalterin liefs mich wissen, dass er bald kommen wurde, er ware
nur noch beim Fruhstiick, hier waren aber Etcher von Goethe und
Herder, womit ich mich unterdes unterhalten mochte. Endlich kam
Beethoven und sagte: „Sie wollen mich malen, ich bin aber sehr
ungeduldig." Er war schon sehr taub, und ich musste ihm, wenn
ich etwas sagen wollte, dasselbe entweder aufechreiben, oder er setzte
das Rohr an, wenn nicht sein Famulus (ein junger Verwandter von
etwa 12 Jahren)*) zugegen war, welcher ihm dann die Worte in
das Ohr schrie.
Beethoven setzte sich nun, und der Junge musste nuf dem
Fltigel iiben, der ein Geschenk aus England war und mit einer
grofsen Blechkuppel versehen war. Das Instrument stand ungefahr
*) Ohne Zweifel Beethoven's Neffe.
10
Beethoveniana.
4—5 Schritte hinter ihm uid Beethoven korrigierte dem Jungen,
trotz seiner Taubheit, jeden Fehler, liefs ihn Eiizelnes wieder-
holen etc.
Beethoven sah stets sehr ernst aus, seine aufserst lebendigen
Augen schwarmten meist mit einem etwas finsteren gedriickten Blicke
nacb oben, welchen ich im Bilde wiederzugeben versucht habe
Seine Lippen waren geschlossen, doch war der Zug am den Mund
nicht unfreundlich. — Er sprach gern von der anmafeenden Eitel-
keit und dem verkehrten Geschmacke der Wiener Aristokratie, auf
die er niemals gut zu sprechen war, denn er fand sich eigentlieh
zuriickgesetzt oder nicht genugsam verstanden.
Nach ungefahr */ A Stunden fing er an unruhig zu werden ; nach
dem Rate Dont's wusste ich nun, dass es Zeit sei aufzuhiiren, und
bat ihn nur, morgen wiederkommen zu diirfen, da ich in Modling
selbst wohne. Beethoven war damit sehr einverstanden und sagte:
„Da k5nnen wir ja noch ofter zusammenkommen , denn ich kann
nicht lange hintereinander sitzen; Sie mtissen sich auch in Modling
ordentlich umsehen, denn es ist hier sehr schon, und Sie werden
doch als Kunstler ein Naturfreund sein." Bei meinen Spaziergangen
in Modling begegnete mir Beethoven mehrere Male, und es war
hochst interessant, wie er, ein Notenblatt und einen Stummel von
Bleistift in der Hand, ofters wie lauschend stehen blieb, auf- und
niedersah, und dann auf das Blatt Noten verzeichnete. Dont hatte
mir gesagt, dass, wenn ich ihm so begegnen wiirde, ich ihn nie an-
reden oder bemerken sollte, weil er dann verlegen oder gar unan-
genehm wiirde. Das eine Mai, als ich gerade eine Waldpartie auf-
nahm, sah ich ihn mir gegeniiber eine Anhohe, aus dem Hohlwege,
der uns trennte, hinaufklettern, den grofskrampigen grauen Filzhut
unter den Arm gedriickt; oben angelangt, warf er sich unter einen
Kieferbaum lang hin und schaute lange in den Himmel hinein. —
Jeden Morgen safs er mir ein kleines Stundchen. Als Beethoven
mein Bild sah, bemerkte er, dass ihm die Auffassung der Haare auf
diese Weise sehr gefalle, die andern Maler bitten sie bis jetzt immer
so geschniegelt wiedergegeben, so wie er vor den Hofchargen er-
scheinen miss©, und so ware er gar nicht. — Ich muss noch be-
merken, dass das Oelbild fur meinen Schwager grofser als die Litho-
graphie ist, und dass er dort ein Notenblatt in der Hand hat, und
der Hintergrund in einer Landschaft aus Modling besteht
Beethoven '8 Wohnung in Modling war hochst einfach, sowie
iiberhaupt sein gauzes Wesen; seine Kleidung bestand in einem licht-
Beethoveniana.
11
blauen Frack mit gelben KnSpfen, weifser Weste und Halsbinde, wie
man sich damals trug, doch war alles bei ihm sehr negligiert Seine
Gesichtsfarbe war gesund und derb, die Haut etwas pockennarbigt,
sein Haar hatte die Farbe blau angelaufenen Stahls, da es bereits
aus dem Schwarz etwas ins Qrau liberging. Sein Auge war blau-
grau nnd hochst lebendig. Wenn sein Haar sich im Sturme be-
wegte, so hatte er wirklich etwas Ossianisch-Damonisches. Im freund-
lichen GesprSch nahm er dagegen einen gutmiitigen und milden
Ausdruck an, besonders wenn ihn das Gesprach angenehm bertihrte.
Jede Stimmung seiner Seele driickte sich augenblicklich in seinen
Zugen gewaltsam ans. Noch fallt mir ein, dass er mir selbst er-
zahlte, dass er fleifsig in die Oper gehe, und zwar gerne ganz hoch
oben, tails wohl wegen seiner steten Neigung sich abzuschliefsen,
teils aber auch, wie er selbst sagte, weil man oben die Ensembles
baser horn"
MltteUiiigei.
* Catalogue de la Bibliotheque dm Conservatoire royal de Musique de
Bruxelles, preset par ordre de Matieres, Chronologique et Critique par
Alfred Woiquenne, Secrtfaire-PrSfet des Etudes et Bibliothecaire. 2 me Volume.
Bruxelles 1902, Imprimerie Coosemans freres & soeurs. gr. 8°. 603 8.
16 M. Einen Musik-Katalog in sogenannte wissenschaftliche Ficher ge-
teilt ist immer eine misslicbe Sache, nicht nrnr, dass er ernes Inhalts-
verzeichniBses und eines Registers bedarf, Bondern die Musikwerke selbst
haben oft einen so verschiedenen Inhalt, dass eine Bestimmung in ein
Fach kaum moglich ist. Ich er inn ere nur an Hassler's Lustgarten, der
Lieder und Instrumentalwerke enthalt und so viele andere Werke. Moge
man Anonymi, Handschriften, Sam mel werke und Sammlungen eines Autors
trennen , aber nicht jede Variante fur sich ordnen. Der vorliegende Ka-
talog huldigt letzterer Art in strengster Weise, er trennt sogar die Opern
nicht nur nach den Spracben, sondern auch die Parti turen von den
Klavierauszugen und was er im Band© von Seite 240 ab in Partituren
verzeichnet beginnt im 2. Bande mit Seite 3 in Klavierauszugen und
reicht bis Seite 99, darauf werden auf 2 Seiten Opern verzeichnet, an denen
mehr als einer gearbeitet hat Danu folgen S. 101 — 137 Klavierausziige
italienischer Opern, resp. Opern mit italienischem Text, darunter sich auch
iemtuehe Opern in der tJbersetzung befinden, wie Haydn's Orfeo, Mum-
mel's Mathilde, Mozart, Meyerbeer, Rich. Wagner mit 8 Opern u. a.
Diesen schliefsen sich S. 137 — 162 Opern im Klavierauszuge mit deutschen,
englischen, fiamlandischen etc Texten an, stets nach den Autoren alpha-
betisch geordnet, darauf folgt eine Abteilung Opern mit „Textes diverses"
nur 7 Nummera nnd so fort Man bewnndert die Sorgfalt, die Grind-
12
Mitteilungen.
lichkeit, bedauert aber, daw der Yerfawer seinon Fleifs auf etwas ver-
wendet hat was Niemandem zum Vorteile gereieht, sondern dem Snchenden
Miihe and Zeit kostet. Was die Wiedergabe der Titel betrifft, bo sind
si© sorgfaltig and genaa mit Verlag und Format wiedergegeben, seltene
Werke sogw mit Facsimiles verseben. Das lnstrumentsJfach iat sehr
reichhaltig and reicbt von Nr. 5511 — 8211, darunter wird sicb manches
Work befinden, welches im alteren Kataloge von Lamperen nicht stent,
oder fehlerhaft mitgeteilt ist and daber in meinem Quellen-Lexikon fehlt
oder feMerhaft ist. Merkwirdig ist es, dass man in Brissel am Conser-
vatoire im Jahre 1891 nocb keine Ahnung davon hatte, wie fehlerhaft
der gedruckte Katalog von Lamperen ist und dass erst durch meine An-
fragen der damalige Bibliotbekar daraaf aufmerksam wurde und soweit er
die ausgegebenen Exemplare erreicben konnte, einzog.
* Krause, Emil, Professor der Musikgescbichte und Theorie am
Kouservatorium in Hamburg. Yokalmusik (und) Kunstgesang. Histori-
sches and Padagogisches. Vollatandig umgearbeitete and erweiterte Auf-
lage des „Einstimmigen Liedes am Klavier". Hamburg 1902, C. Bovsen.
8°. 95 Seiten. Der zweite Abschnitt handelt fiber die Kunstformen des
ein- und mehrstimmigen Sologesanges mit Begleitung in Kirche, Oper und
Konzert und greift historisch zuruck bis zum Jahre 1570 auf Monteverdi,
Yiadana, Carissimi u. a. Wenn die Abhandlung auch nichts Neues bietet,
so giebt sie doch eine ubersichtliche Darstellung der Arie, des Duetts und
anderer GfoeaiigBformen.
* Sebastian Bach und die Tonkunst des neunzehnten Jahrhunderts.
Antrittsvorlesung gehalten am 10. Mai 1902 in der Aula der XJniversitat
zu Leipzig vcn Dr. jur. et phil. Arthur Prufer, aufserordentlicher Professor
der Musikwissenschaft. Leipzig 1902, Druck von Poeschel & Trepte. 8°.
23 Seiten. KJagen uber die Zurucksetzung der Musikwissenschaft gegen
die anderen wissenschaftlichen Facher; Leistungen in Neuausgaben alter
Kompositionen der Neuzeit, Bach's Erstehung und Neubelebung seiner
Werke seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und die Bestrebungen durch
Klavierauszuge und Bearbeitungen seine Werke weiteren Kreisen zugang-
lich zu macheu, bilden den Stoff zu obiger Vorlesung.
* Robert Schumann von Hermann Abert. Hit ca. 80 Abbildungen,
Portrats, Original illnstrationen, Facsimiles und Kunstbeilagen. (Band XY
der illustrierten Monographiensammlung „Beruhmte Musiker", heraus-
gegeben von Prof. Dr. Heinrich Beimann.) Elegant gebunden Preis M 4.
Verlagsgesellschaft „Harmonie" Berlin W. 35. Der bekannten Saramlung
schliefet sich der neue Band wurdig an* Kurz und lebendig schildert
Hermann Abert das Leben Hubert Schumann's, mdem er ihn selbst viel
aus seinen Briefen mud Auisatzen sprechen Usst, und die Kunstler-
erscheinung im Hinblick auf ihre Zeit betrachtet, also gewissermalsen ein
Charakterbild auf dem kulturhistorischen Hintergrunde seiner Zeit ent-
wickelt. Im zweiten Teile des Werkes wird erne mit vidtem Verstindiiis
geschriebene, durch zahlreiche Notenbeispiele erlauterte Einfuhrung in die
Werke des Mewtere gegeben. Die Ausstattimg ist wieder ganz hervor-
Mitteilungen.
13
ragend schon ; abgesehen davon, dass erste Kunstler, wie Fidus, Paul Thu-
mann, Sascha Schneider, Max Klinger etc., zur Illustration beigetragen
haben, befinden sicb bo viele Portrlts und interessante Abbildungen in
dem Werke, wie noch kaum in einem fruheren Bande dieser durch ihre
bervorragend reicbe Aasstattung bereits bekannteu Sammlang.
* Clara Schumann, ein Kunstlerleben nach Tagebuchern und Briefen
von Berthold Litzmann. 1. Bd. Madchenjabre 1819 — 1840 mit drei Bild-
nissen. Leipzig 1902, Breitkopf & Hartel. 8°. 431 S. Preis 9 M. Eine
aufserordentlich fesselnde Biographie, nicht nur in Hinsicht der Dar-
stellungsweise, sondern besonders durch die zablreicben Einstreuungen von
Briefen und Auszugen des Tagebuches Klara's, die dasselbe von fruhester
Zeit bii zu ihrem Lebensende gefuhrt bat.
* Mitteilungen fur die Mozart - Gemeinde in Berlin. Herausgegeben
von Rudolph Genie. 14. Heft, Oktob. 1902. Berlin bei Mittler & Sobn.
8°. Seite 115 — 152, enthaltend Mozart als Freimaurer in der Wiener
Loge „Zur gekronten Hofkiieg". — Cber einige Musikhandschriften M.'s.
In Koburg's herzogl. Sammlung befinden sicb 12 Autograpbe: Arien,
2 Duette, 1 Sonata per 2 Clavicembali, Bdur (K 448), 1 Sonata per
2 Violini, Organon e Basai, Cdur (K 328), 1 Solfeggio, nach Kochel der
funfte „p«r la mm earn consort© 41 . Einige Partitiireiitwirfe sum Titus.
Amfier den Mozart'schen Autographen besitzt die Bibliothek noch ein
Sanctus 8 vocibus von /oh. Sek Bach und. eine Kopie von Beethoven'*
Kantate r Der glorreiche Augenblick" mit eigenhandiger Aufschrift. Biesen
folgt Mozart und die Wiener Tonkunstier-Wittwengesellschaft, die ihn nicht
aufnahm, weil M. den Taufschein nicht einsandte. Aloysia Lange, geb.
# Weber und Joseph Lange mit den beiden Bildnissen , im ubrigen hin-
reichend bekannt. In breiter Ausfuhrung behandelt Dr. A. Leander das
Thema: die Grenzen jeder Kunst und verwirft die Bestrebungen der Neu-
zeit Programm-Musik zu schreiben. Genee schreibt uber die neuesten
Buhnenaufiiihrungen von M. f s Bon Juan. Beurteilt werden die Aufluhrun-
gen in Berlin mit der Textubersetzung von Levi in Munchen. Eine Bio-
graphie des jungat verstorbenen Alois Schmitt und „der Text der Zauber-
fiote und C. A. Vulpius" bilden den Schluss. Vulpius verfasste fur die
Aufiuhrungen der Zauberflote in Weimar einen neuen oder eigentlich ver-
bwsernden Text, der aber jimmerlich ausieL
* Einundzwanzig8ter Jahresbericht der Internationalen Stiftung :
Mozarteum in Salzburg 1901 , verfasst und vorgetragen bei dem XXII.
Mozarttage am 7. August 1902 von /oh. Ev. Engl, z. Z. Sekretar. Salz-
burg 1902, Mozarteum. gr. 8°. 60 Seiten. Enthalt den Bericht uber
die Vereins- und offentliche Musikschule, die Vereins - Konzerte, das Salz-
burger Musikfest am 5. — 9. Aug. 1901, Schul- und Vereins - Chronik,
Konzerte, das Archiv, Kassenbericht, Personenverzeichnisse u. a.
* A us Leopold und des Sohnes Wolfgang Mozarf* irdischem Lebens-
gange. Von /. Ev. Engl. Ein Vortrag vom 13. Febr. 1902. 8°. 22 S.
Sonderabdruck aus den Mitteilungen der Gesellscbaft fur Salzburger
Lande8kunde, 42. Bd., mit Leopold's Portrat von 1789. Der Vortrag
14
Mitteilnngen.
beginnt mit Mitteilnngen iiber das Kind W. A. Mozart, neben dem der
Vater als Lehrer end Erzieher auftritt, anch im Verfolg desselben steht
der Sohn obenan and der Vater nebenbei. tTbrigens sind alle Thatsacben
binreichend bekannt.
* Beethoven in Baden (bei Wien). Biographischer and stadtgeschicht-
licher Beitrag von Dr. Hermann Rollett, Stadtarcbivar in Baden bei Wien.
2. erganzte Aufiage mit 5 Abbildungen. Wien 1902, Gerold's Sohn. 8°.
24 8. und 1 Tafel mit Abbildungen von 4 Wohnhausern. Die Scbrift
bietet mit grofser Belesenheit alles was je fiber Beethoven's Aufenthalt in
Baden gescbrieben worden ist, nebst wen i gen Nachricbten die aus Baden
selbst herruhren. Nen and sehr lastig ist die Erzahlung von den holzernen
Fensterladen, die Beethoven zn Notizen benutzte and die der Wirt dann
als Aatographe verkaufte.
* Arthur Neisser aas Berlin: Servio Tallio, eine Oper aus dem Jahre
1683 von Agostino Steffanu (Doktor-Dissertation.) Brack von C. G. Roder
in Leipzig, 1902. 8°. 161 Seiten und 3 Abbildungen alter Buhnen. Eine
auf grundlichem umfassenden Quellenstudium wertvolle Arbeit. Um die
Einflusse zu kennzeichnen denen Steflani in seinen 8tudienjahren unter-
worfen war, greift der Verfasser weit zuruck und geht besonders auf
Lull/s Leistungen ausfuhrlich ein, um nachzuweisen, inwieweit Steflani
davon beeinflusst sein konnte, doch merkt man im Verlaufe der Arbeit
nur wenig von dem etwaigen Einflusse, so dass die Einleitung eigentlich
nur fur rich von Wert ist. Das Biographische fiber Steflani erfahrt
manche genauere und quellenmaTsige Verbesserung gegen die bisher bekannten
Biographien, die in fortlaufenden Anmerkungen, von denen der Verfasser ein
grofser Liebhaber ist, sodass zuweilen die Anmerkungen mehr Raum ein-
nehmen als der Text, richtig gestellt werden. Die Oper Servio Tullio
bildet erst von Seite 77 ab den ausscbliefslichen Stoff der Abhandlung,
der dann Seite 132 ein Abschnitt fiber die Dekorationen und fiberhaupt
der alten Bubnendarstellung folgt, der viel Interessantes und sorgfaltig Ge-
sammelte8 enthalt. Der Herr Verfasser ist sehr oft entzuckt fiber Steffani's
musikalische Erflndungsgabe und bringt zum Beweise zahlreiche Notenbei-
spiele. Diejenigen , die in alter Notation nur kopiert sind, weisen keine
Schreibfehler auf, dagegen diejenigen, die aus alter Notation in den Violin-
schlussel fibersetzt sind, wimmeln von falscben Noten. Also, lieber Herr
Neisser, lernen Sie die alten Schlfissel lesen. Ihre historische Veranlagung
ist vortrefflich und durcb Cbung ist obigem Mangel bald abgeholfen.
* Nederlandsche Dansen der 16 do Eeuw voor vierhandig Klavier,
bewerkt door Julius Rontgen, met eene Inleiding van D. F, Scheur/eer.
1. BundeL Uitgave XXV der Vereeniging voor Noord-Nederlands Muziek-
geschiedenis. Verrijgbaar bij Fred. Muller & Cie., Amsterdam, en bij
Breitkopf & Hartel in Leipzig, fol. 19 S. mit 16 Tanzen, die zum Teil
aus Susato's Musjckboexken 1551 gezogen sind (16 Nrn. in der Original-
behandlung befinden sich in Eitner's Alten Tanzen, Beilage zu den M. f.
M. 7. Jahrg. ff. S. 89 — 99). In der vorliegenden Ausgabe sind lie aber
nicht naher bezeichnet, sowie die aus der Orchesographie von Thoinot
MitieiluDgen.
15
Arbeau (Jehan Tabourot) und dem Premier Livre de Danseries, ediert von
Pbalese 1571. Letzteres Werk ist nicht bekannt und ersacben wir Herrn
Schenrleer am den Fundort und nabere Angaben des Jnbaltes, nebst An-
gab© der Stimmbucber. Das vierbandige Arrangement ist wobl nur fur
einen scbwacben klavierspielenden Dilettanten berecbnet.
* Seb, Bach's Becfas Brandenburgiscbe Konzerte fur 6 und mebr
Streich- und Blas-Instrume^te mit Cembalo, aind in Payne's kleiner Partitur-
Ausgabe mit den Vortragszeichen und Stricbarten Fritz Steinbach'%, der
dieselben von der Meiningscben Hofkapelle spielen Jasst, neu erscbienen
und mit einem Vorworte von Arthur Smolian verseben, welcbes uber die
Autograpbe, den Originaltitel u. a. bandelt. Trotz der Kieinbeit der Par-
titur ist die Notenscbrift in ibrer Sauberbeit sebr gut zu lesen. Der
jetzige Besitzer der Payne scben Ausgaben ist Ernst Eulenbuig in Leipzig,
der aucb ein tbematiscbes Verzeichnis der 250 Partituren unBerer Alt-
meister bis zu Brahms, Volkmann, Herzogenberg, Verdi u. a. modernen
Meistern gratis versendet. Von Haydn sind z. B. 83 Streiobquartette auf-
genommen zu dem billigen Preise von je 40 bis 50 Pf.
* Hugo Riemann: Orofse Konipositionslebre, 2. Band, der polypbone
Satz (Kontrapunkt, Fug© und Kanon). Berlin und Stuttgart 1903, W.
8pemann. 8°. 446 S. Preis 14 M, gebunden 16 M. Obgleicb die Monats-
befte neue tbeoretische Werke nicbt anzeigen, ist die Ausnabme bier ge-
recbtfertigt durcb die zablreicbe Anfubrung von alten Meistern und Aus-
zuge aus ibren Werken. Vom 15. Jabrhundert ab bis ins 19. werden
die Meister citiert und an Beispielen die Lehre erlautert.
* Der mnidkftMiscbe Ham- ond Eatnitien-Almanach fur 1903 (Harmonie-
Kalender) ist soeben im Verlage Harmonie, Berlin, erscbienen und gegen
den vorigen Jabrgang wiederum stark vermehrt und verbessert worden.
Er entbalt 4 Musikbeilagen, darunter Lieder von Wilbelm Kienzl, Victor
Hollaender etc., aulserordentlicb viel Portrats und andere Bilder , einige
Handscbrii ten-Facsimiles etc., Textbeitrage von Camille Saint-Saens, Rimsky-
Korssakow , August Klugbardt , Philipp Scharwenka , Reinhold Becker,
£duard Lassen, Wilbelm Kienzl etc. Der Preis . von M 1 fur das elegante
und apart kartonierte Bandcben von uber 70 Beiten ist aufserordentlicb
billig. Der Kalender bildet ein bubscbes Gescbenk fur musikalische Leute.
* Der Bohn'scbe Gesangverein in Breslau gab sein 89. und 90.
Historische8 Konzert. Ersteres entbielt Lowe'scbe Kompositionen auf
Goethe'scbe Gedicbte. Das zweite war Mendelssohn'schen Liedern mit und
obne Wort© gewidmet. Man bewundert die Findigkeit des Herrn Direk-
tors und die Abwecbselung in den Programmers
* Herr Prof. Emil Krause in Hamburg bait aucb diesen Winter
seine historischen Vorlesungen mit Erganzung von Musik - Beispielen fur
die er besondere Erafte engagiert. Das Honorar betragt 20 M.
* Catalogue V. Libraire Fischbachcr, Society anonym e au Capital de
420000 Francs. Paris 33 rue de Seine, Musique et Tbeatre, 1902. 8°.
14 Seiten. Eine reicbbaltige Sammlung franzosiscber Musik - Literatur
meist neuester Zeit mit einem Register.
16
Mitteilungen.
* Die Antiqnariate - Hand] ting von Rich. Bertling in Dresden -A.
Victoriastr. 6 versendet einen Katalog fiber Antograpbe, unter denen sicb
aucb Masiker befinden.
* Mitteilungen der Musikalienbaiidlnng von Breitkopf ft Hartel in
Leipzig-BruBsel-London-NewYork. Nr. 70 nnd 71. Enthaltend Portr&ts,
Anzeigen von nenen Verlagswerken nnd Neaausgaben alter bistoriscber
Werke. Die Mitteilungen werden gratis versendet.
* Heinrich Keller in TTlm a./D. Antiqoarischer Katalog Nr. 309.
Enthalt Liturgik and Hymnologie zn mafsigen Preisen.
* Friedrich Meyer** (Leipzig) Antiquar - Katalog Nr. 43, entb< von
Nr. 684 — 707 eine kleine Sammlung literariscbe Werke fiber Mnsik aus
der Neuzeit.
* Der Mitgliedsbeitrag nebst Monatsbefte ist im Laufe des Januars
1903 mit 6 M an die Kasse abzoliefern.
Templin U./M., Jannar 1903.
Rob. Miner.
* Hierbei 1 Beilage, Katalog aus Stnttgart, Bog, 3.
Anzeige.
12 Sonaten
for Violine nnd ansgesetzten Generalbass
nebst einem Trio
fur Violine, Violoncell und Generalbass
komponiert von
Jean-Marie Leclalr Fatn6
Paris circa 1732.
Herausgegeben
von
Robert Eltner.
27. Band der Publikation alterer Musikwerke.
Frets 15 M.
Nr. 1, 7 und 8 (Trio) sind ancb einzeln zn baben.
Leipzig 1903, Breitkopf & Hlrtcl.
Verantwortlioher Bedakteur Bobert Eitner, TempliB (Uckerm*rk).
Druek ron Hermann Beyer * 80hne (Beyer A M*nn) in Langenieisa.
fOr
MUSIK-GESCHICHTE
herausgegeben
von
der Gesellechaft filr Musikf orechung.
iii7. mi
1903.
Preii dee Jahrganges i Mk. Monatlieh ertoheint
•in* Nummtr ron 1 Mi S Bogen. Iniertiontgebuhren
fttr die Z«U« S© PI
Kommisiiom rerlag
worn Braitkopf A Hirttl in Leipslg.
Best«Uungen
nlmmt jed« Baoh- and Matikhandlung entgegen.
Jfo. 2.
lie irgelwerte der Klrehe zu St. Ellsabet
in Breslau.*)
(Beinhold Starke.)
Die Elisabetkirche zu Breslaa batte im Laufe der Jahrhunderte
4 grofse Orgeln. Nebenbei ist erne zweite kleinere Orgel aus dem
16. Jabrhundert bis 1649 nachzuweisen und von 1630 an ein „Positif
ins Singechor", d. b. ins Presbyterium vor den hohen Altar. Dasselbe
hatte 8 Stimmen and wurde darch die Ergebnisse einer Sammlung
angeschafft, urn welche sicfa der damalige Kantor Qotfried Wagner
und der Kirchschaffer Han verdient machten. So kam es, dass die
Elisabetkircbe wahrend der Zeit von 1630 bis 1649 zwei Orgeln
und ein Positif zur Verfugung hatte. -
Die erste groise Orgel wurde gebaut zu der Zeit, als Kaspar
Schaffenroth und Hans Gartner Kirchvater waren.**) Der Orgel-
macber, der sie gebaut hatte, hiefs Stephan Kaschendorff. Sie muss
noch in der Art und Weise der Orgeln gebaut gewesen sein, welche
Michael Praetorius die alten nennt Letzterer schreibt von diesem
Orgelmacher: ***) „Kurtz zuvor, als nemblich Anno 1483, ist die
groise Orgel im Thumb zu Erffurt durch Magistrum Steffan von
*) Auf onerklarliche Weise ist der Schluss des Artikels Obiiieiische
Mnsik-Asthetik verloren oder verlegt worden, bo dass nur die An-
merkimgeti bis 51 ) am Schlusse von Nr. 2 Aufnahme finden konnten.
**) Schmeidler, die Elisabetkircbe pag. 49.
***) Michael Praetorius: Syntagma II. 1619 pag. IIL
M^mm. 1 " ' Jahrfuig XXXV. No. S
18
Die Orgelwerke der Kirche zu St. Elisabet in Breslau.
Brefsla, Caspar Melchior, vnd Michael seine Sohne geferdiget worden : wie
ich dann denseiben Dingezettel vnd Brieff selbsten gesehen vnd gelesen."
Die damaligen Eirchvater miissen sehr unternehmende Manner
gewesee sein, denn in den Jahren 1452—56 wurde der gro&e
Tarmbau begonnen und 1482—86 die friihere schlanke Spitze auf-
gesetzt — und 1455 ward das kunstvoile Sakramentshauschen auf-
gefuhrt, welches heute noch den hohen Altar ziert — Die erste
Orgel wurde schon am 8. Juli 1497 durchs Wetter angezfcndet und
so zerstort, dass unter dem Hauptmann zu Breslau, Herrn Conrad
Sauermann im Jahr 1514 eine neue Orgel zur Abnahme kam.*)
Auf einem Oktavblattchen des E. A. M. M. findet sich folgende
darauf beziigliche Notiz:
De Monochordio
Iudicium S. Zangi
Nota: Dafs grofse vnd fiirnembste Stuck an dem Monochordio
oder an dem Werg der Orgel 1st die Wintlade. Wie Ich von
meinem Tetter Meister Simon Orgelsetzer, welcher dz Grofs wergk
zue Sanct Maria in Arena vnd ander vil zu machen gehortt vnd
gesehen: Weil aber diese Eunst zu Vnsern Zeitten sehr abgenommen,
dz ©Is Ja vnmtiglich Jtzo wie die alten: bestendige Werg zu machen :
1st wohl zu erwegen. Meines Weibefs grofsvatter H. Conrad Sauer-
mann, Hauptmann zu Prefslaw f 1561, der dafs grofse Werg zu S.
Elisabett fundiret, hat den Meister damalfs ex Hallia fordern lassen.
Da aber die alte Wintlade Wurmstichig oder verfaullet, Mufs Man
Nach denseiben gengen der alten Laden einen Rechten abdrug
machen, wie den durch Subtil Eunst dz geschehen kan: vnd ein
ander also darnach Machen, Wo aber einer Eine Newe Laden nach
Seinem Eoppe nach Seiner Aufsteilung machen will, So Jst ein
Jedefs Werg verterbet Experto ....
Nam Geometria et Begula Buperto
Caput: Pitagor — 's fuit Raptim.
Gnientor hujus Artis,
Que venit ex Geometria et Arihtmetica de qua
Arte moderni scripserunt.
Doct. Gemmez (oder Hemmez?) frislms.
D. Henricus Grammateus.
*) Jahrbucher der Stadt Breslau: W. Pohl. 1514: Den 18. Februar
wurden die (?) Orgeln zu St. Elisabet renoviret und von den Kirch-
vatern Herren Konrad Sauermann und Balthasar Hbrnig gewehret (uber-
nommen).
Die Orgelwerke der Eircbe zn St. Elisabet in Breslan.
19
Diese Orgel, 1514 erbaut, durfte nun in der Weise gebaut
worden sein, wie sie Arnolt Schick in seinem Organistenspiegel be-
schreibt,*) denn wenn Conrad Sauermann einmal von weither einen
Orgelbaumeister kommen liefs, so wird er sicher auch einen der
besten baben kommen lassen. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts, vor
der grofsen Renovierung in den Jahren 1627 und 28, waren nun
folgende Stimmen in dem gro&en Werk zu St Elisabet:
Im Oberwerk:
1. Principal, 2. Octava, 3. Mixtur, 4. Rauschquinta.
In der Brust:
1. Principal, 2. Octava, 3. Flote, 4. Cymbel.
Im Pedal:
1. Untersetzt Principal, 2. Octava, 3. Sedecima, 4. Mixtur, 5. Cymbel.
Im Rurk'Positiff:
1. Quintadena, 2. Mote, 3. Spitzflote, 4. Cymbel, 5. Principal,
6. Rrerabfaorner*
Mehr ein Zug Pfeiffen, zu forderst pro forma eingesetzt Bey
diesem Wergk mangeln 36 Pfeiffen, so herausgenommen worden.
Im Pedal liegen etliche Pfeiffen, etliche auch sehr zusammengedruckt.
Zunfichst sollte die Renovierung des Werkes dem Orgelsetzer
Zaeharias Friedel in Brefslaw iibertragen werden, welcher schon am
5. Decbr. 1603 die Renovierung der kleinen Orgel beendet und am
13. Decbr. desselben Jahres ein Testimonium mit dem gewohnlichen
Decret der Stadt Brefslaw erhalten hatte, nachdem die beiden Orgel-
setzer Mathes Nebd und Abraham Grasse, so wie Johann Ellner,
Organist zu St Elisabet, Michael Beiisler, Organist zu St Maria auf
dem Sande, Yndt N. Malwitxer, gewesener Organist zum heiligen
Creuze, ihr Gutachten mit einigen Ausstellungen dariiber abgegeben
hatten. Am 17. April 1613 schrieb Priedel dem Organisten Gregorius
Beck fiber die M&ngel der gro&en Orgel bei St Elisabet und forderte
ihn auf, sich die von ihm in Reichenbach aufgestellte Orgel an-
zusehen. Am 10. Decbr. 1619 war sogar schon ein Kontrakt mit
Priedel, der unterdess nach Bunzlau libergesiedelt war, geschlossen
worden, dass er die notigsten Reparaturen, besonders an den Balgen
vornehmen solle. Es muss aber nicht dazu gekommen sein, denn
erst am 18. August 1627 wird von den KirchenvStern, den Herren :
^Dietrich von Gartz auf Ritze defs Rahtes zu Brefslaw vnd Sebaldt
Vogtt auf Sacherwicz defs Brefslawischen Landrechtens Assessor©
•) if. f. M. 1. Jahrg.
2*
20 Die Orgelwerke der Eirche zu Si Elisabet in Breslau.
mit dem Orgelbauer Wilhelm Haupt von Ratz aus der Mark Branden-
burg nachfolgende Vergleichung abgeredet, volnzogen vndt geschlofsen:"
„Es baben vorgedachte Herren Kirchen Titer die renovation
dels grofeen Werckes oder Orgell vnd defs Ruck Positives in der
Kirchen zu St. Elisabet, gemeldtem Orgelbawer dei-gestalt verdinget,
das er das Obere grofse Werk mit alien den Eegistern vnd Zugen,
wie es jetzo an Ihm selber vorhanden, vnd mit den Altten Wiend-
laden durch aufsbesserung derselben, wo die etwa Schadhafft sein
mochten, ganz Richtig vnd vollkommlich verfertigen vndt gewehren;
Im Riick Positief aber, eine ganze Newe Windlade, So wohl dafs
Principal anrichten vnd in gedacbtem Riick - Positif durch all©
Stiipmen die vornehmsten Claves: C D uud E mit binein bringen,
Bey nebens auch an Stadt defs alten Schnarrwerckes ein Newes auff
Trommeten Arth darein machen, vnd dan An dem Oberwerck vnd
Riick-Positief newe Clavir anrichten, vnd dieses alles vnd Jedes,
geliebtes Gott, Im halben Jahre, womoglich richtig gewehren vnd
vber Antworten Solle vnd Wolle" Es folgt nun, dass von Seiten
der Kirchvater die ganzen Materialien und Hilfskrafte gestellt, und
dass ihm dafiir 360 Reichsthaler gezahlt werden sollen. Da sich
aber noch unverhofite Mangel gezeigt haben, so musste der Kontrakt
noch erweitert werden , die mittlere Windlade des Oberwerks war
so schadhaft, dass sie ebenso wie „Die Windladen des Brust- und
Riick-Positifls, New und auff ein ander Modell gerichtet, sowie viele
grofse und kleine Pfeiffen gantz Eingeschmeltzet vnd aufls Newe
umbgegossen werden mufsten. 44 Aus den Rechnungeu diirften nun
folgende Posten Interesse beanspruchen : 1627: 9. Octbr. Einem
Meurer und 2 Handlangern , da die Locher zum Geriiste an der
Orgelwandt gebrochen worden.
(Kcinnte nicht auch diese Erschiitterung schon nachteilig auf
die Festigkeit des 8 ten Pfeilers eingewirkt haben, der 22 Jahre
darnach einsturzte?)
Zweyen Jungen, die dafs httlzerne Vnderdach vber den Plals-
belgen abgereumet, denn viel Ziegelgrauis .... gelegen — Thlr 3 gr.
Fur 6 Flederwische, auff der Orgel damit abzukehren. 2 gr. 3 h.
Mehr einem Handlanger, der diese Woche die Pfeiffen aufs heben
helffen vnd neben den Zimmerleuten den Staub von der Orgel
kehren helfen. Dem Fewermauerkehrer, dafs er die Mauer hinder
der Orgel vnd dariiber abgekehrt 7 gr. 6 hi.
Es mag wohl ein Jahrzehnte alter Staub dort gelegen haben.
1628: Den 24 Martij den Fe wermauerkehrern , da sie dais
Die Orgelwerke der Kirohe zu St. Elisabet in Breslau.
21
alte hangende Gesprenge voter der Orgel besichtigt Trankgelt
geben : 9 gr.
D. 29. Aprilis den Zimmerleuten vnd Handtlangern, da sie die
Migel von der grofsen Orgel abgenohmen vnd herundter gelassen
.... 3 Thlr. — gr. — h.
Vor 20 Bastene Strenge zum Geriiste bey den Fliigeln der
grofsen Orgel, dafs der Mahler darzu gekunndt. 12 gr. 6 hi.
D. 6. Maij: Zweyen Zimmerleuten, da sie dafs Gesprenge vnter
der Orgel abgenohmen, Ihnen gegeben .....
D. 21. Junij : Fir 12 kleine Eyserne Klemmerlein, dais zer-
brochene Gesprenge defs Gelenders an den Fugen damit zu ver-
he&ten. 2 gr. 3 hi.
d. 21. Julij: vor kleine Zwecken, die leimet an den Blindt
Bahmen vnter der Orgel vnd den Fliigeln damit anzuheften. 30 gr.
Fir 23 Ehlen rohe flachfsene leimet za den Blindt Bahmen
vndter die Orgel zu 4 gr. = 2 Thlr. 20 gr.
d. 28. Julij: Dem Tischler zu den kleinen Fliegeln, rohe flachfsene
Leimet bolen lafeen : 17 Elen vnd 1 / 4t = 1 Thlr. 33 gr.
d. 29. Julij: Hanfs Honischen dem Zimmermanne dafs er die
Fliegel an die Orgel angehangen und die Windtladen hinauffgezogen :
1 Thlr. 18 gr.
d. 23. August: Einem Pawern von St Niclafs fur 1 Linden
Klotz dem Bildtscbnitzer zum Engel vnter die Orgel, dafdr geben:
1 Thlr. 9 gr. — hi
d. 16. Septbr. Der Frau Gatharinen Tobias Walters des Drechslers
Wittib, was zu der Orgel an Bosen u. andern Sachen bey ihr ge-
drehet worden. 10 Thlr. 18 gr. — hi.
d. 28. Octbr. Vor 4 x / 2 Elle rohe Leimet zu 4 gr. Zu den
Orgel Fligeln am Brust Pofsitif duppelt damit zu verkleiden 18 gr.
d. 26. Novbr. 1628. Vor 7 2 Top Wein auff die Orgel. Alfs
im beysein (titul) Herr Valten Sebisches defs Bathefs Etliche Zuge
vereuchet und beschlagen worden.
Vor 4 grofee und 4 kleine Blech zu den Posaunen ... 1 Thlr.
— gr. — hi. Endlich erhielt der Kollermacher noch 15 gr. dass er des
Organisten Banck auf der Orgel mit Botem Leder beschlagen vnd aufs-
gefuttert hatte. Das Leder dazu hatte Herr Lorentz Dennich verehret
Das fertige Werk hatte nun 1395 Pfeiffen und zwar:
Im Manual dm Oberwerks 6 Stimmen. In der Mixtur auff
Jeglichen Claues 7 pfeiffen, Die Cimbaln Jeglich Claues 3 pfeiffen,
Sein also Vierzehn mahl 41 macht 574.
22
Die Orgelwerke der Kirche m St Elisabet in Breelau.
In Pedal Sell 7 Stimmen, In der Mixtur auff Jeglichen Claues
8 Pfeiffen. In der Cimbal auff Jeglichen claues 3 pfeiffen, noch
fiinf andre Stimmen, jegliche Stimm 18 pfeiffen.
1st die Summa 288.
Im Riickpositiff Sein 7 Stimmen Jegliche Stimme hat 41 pfeiffen
macht also 287.
Im brustpositiff Sein 6 Stimmen, Jeglich Stimme hatt 41 pfeiffen
macht also 246.
1st die Summa 1395.
Die Namen der Register waren folgende:
Im Oberwerk Manual:
Principal v. 16
Gedakt v. 16
Octaua v. 8
Sup. octaua v. 4
Mixtur 7 pfeiff
Cimbel 3 „
Tremulant
Vogelgesang.
Im Rueckpositiff:
principal v. 4
gedact od. flott v. 8
2
v. 8
¥. 4
v. 2
v. 8
Octaua
Quintadena
Klein© flott
Quinta
Trometten
Tremulant
Interessant ist
Im Brustpositiff:
Diese beiden Clauier konnen zu-
sammen gebrauchet werden, da-
rumb das man liebliche Stimmen
zum Oberwerk In der Brust ge-
brauchen kann.
Regal v. 8
principal v. 4
Quintadena v. 4
Eleine floten v. 2
Octaua v. 2
Sedecima v. 1
Im pedal die Stimmen:
Sub Bas v. 32
principal Bas v. 16
Octaua Bas v. 8
Floten Bas v. 8
Mixtur Bas v. 4 7 pfeiff.
Cimbal Bas v. I 3 pfeiff.
Baur pfeiffen Bas v. 2.
nun eine Zusammenstellung von den ver-
schiedensten Registercombinationen. Leider steht nicht dabei , von
wem dieselbe gemacht ist Zun&chst kommen 15 Combinationen,
welch© im Oberwerk allein, oder im Brustwerk allein oder auch
aus beiden Werken zusammen gekoppelt werden konnen:
1. Das principal v. 16 zur octaua v. 8: 1st guet zu Musiciren.
2. Das gedact von 16 zur octaua von 8: 1st auch gut
3. Die Octaua v. 8 allein ohne vnd mit dem tremulant:
Ist guet
Die Orgelwerke der KJrcbe zu St EHsabet in Breslaa.
23
4. Die Octaua v. 8 vnd octaua v. 4 1st auch guet zu musiciren.
5. Das principal v. 16 octaua v. 8 vnd octaua v. 4 wird zur
starken Musik gebraucht.
6. Octaua v. 8 Im Oberwerck vnd Quintadena v. 4 in der Brest:
1st guet
7. Octaua v. 8 Im Oberwerck u. Regal v. 8 in der Brust:
1st guet
8. Quintadena & Regal beide in der Brust: kan gebrauchet werden.
9. principal & Regal beide in der Brust ist auch gut zu
gebrauchen.
10. Regal u. kleine Floten: 1st guet zu gebraucben.
11. Regal & Octaua v. 2 beide in der Brust: ist gut
12. principal v. 4 u. octaua v. 2: 1st guet
13. Quintadena v. 4 u. octaua v. 2: Ist guet
14 „ „ 4 u. sedecima „ „
15. Regal und sedecima: „ „
Die beiden ietzten Zusammenstellungen diirften fiir unsre Ohren
docb nicht geeignet sein, ebenso mtissen die Kombinationen 10 u.
11 etwas scharf geklungen baben.
Elangfarben & 1
Es folgen weitere 15 Kombinationen J im Riickpositiff.
1. Floten v. 8 ohne und mit dem tremulant: Ist guet zum
Musiciren.
2. Quintadena v. 8: 1st auch guet etwas lieblicher.
3. „ und principal v. 4: Ist guet
4. „ und Floten v. 4 „
5. „ octaua v. 2 „ „
6. Floten v. 8 und principal v. 4 „ „
7. F15ten von 8 und floten v. 4: Ist guet
8. Floten von 8 und floten v. 4 u. octaua v. 2: Ist etwas
stercker.
9. Floten von 8 und octaua v. 2. 1st gut.
10. „ „ und quinta „ „
11. Trometten und Floten v. 8: Ist gut
12. „ „ kleine Fldten v. 4: 1st gut
13. „ „ Quintadena: 1st gut.
14. „ „ principal: „ „
15. „ „ floten v. 8, principal v. 4 octaua v. 2: 1st guet.
Hier wiren wohl die Kombinationen 5, 9 u. 10 fur uns nicht
xecht geniefebar.
24
Die Orgelwerke der Kirche zu St Elisabet in Breslau.
Am 13. December 1628 wurde das fertige Werk worn einer ganzen
Anzahl Organisten gepriift. Fur dieselben wurde nebst ibren Ad-
juvanten, sowie dem Orgelbauer Haupt und dem Kan tor Wagner am
14. Decbr. eine grofse Qasterei veranstaltet, die allein 44 Thlr.
22 gr. 6 hi. kostete.
Das Outachten iiber die renovierte grofse Orgel zu St Elisabet
lautete:
Die Edlen, Erenvesten vnd Wolbenambte Herr Dietrich von
Gartz auf Ritze, des Raths zu Brefslaw vnd Herr Sebaldt Vogt auf
Sacherwitz, der Koniglichen Landgerichte des Brefslawischen Fiirsten-
thumbs Assessor: als vnsre verordnete Vorsteher der Pfarr Kirche
zu St. Elisabeth alhier vnd haben vns mit bericht verbracht. Dem-
nach der Erbare Kunstreiche Wilhelm Haupt Orgelbawer das grofsere
Alte Orgel wergk in gedachter Kirche zu St. Elisabeth, (welches nach
aufsweisungen der alten Zeit register vnd Anmerkungen lengst vor-
gangenem 1494*) Jahr durch Ungewitter vnd mit Donnerstrahl der-
mafsen geriihrt vnd geschadigt worden, dafs es im darauffolgenden
1514 wieder angerichtet vnd gebessert werden miifsen, nachfolgends
aber durch langwierigkeit der Zeit dermafsen ruiniret vnd fast zu
Grunde eingangen gewesen , dafs solches zu restauriren und an-
zurichten der hochsten notdurfft befunden worden,) in halts den mit
ihme getroffenen Vergleichung renoviret neben dem, was er anitzo
von newem hineingefertigt auch mit mehreren stimmen vndt mit
einem ganzen Clavir, weil deren zuuor nur xwey gewesen, verbefsert,
alle stimmen, so im Ruck- vnd Brustpositiv gesetzet, new gemacht,
Jnmassen da auch im Oberwergk die grossen Pfeiffen im Principal-
bafs vbern hauffen gefallen gewesen von newem : sowol die Mixtur
sambt dem Cymbal-Jeglichen new verfertiget worden.
Dafs er solches grofses Orgelwergk durch die Ernvesten, Erbaren,
Kunstreichen:
Adam Drofsden, Fiirstlich Briegischen Hof- vnd Thumb Organisten,
Balthasar Keilen, des hohen Thumbstifftes vnd Collegialkirchen zu
St Johannis Organisten in Brelslaw:
Gregorium Becken, Organisten zu St Elisabeth alhier,
Johannem Weichhold Organisten zu St. Maria Magdalenen alhier,
Bartholomaum Herman Organisten zu St Bernhardin in der Neustadt,
Hansen George Trachat, Organist zu St Barbara.
Den 14. Decemb. dels Jungst abgewichenen 1628 Jahrefs habe
*) 1494 1st felach, muss heiHsen 1497.
Die Orgelwerke der Kirche m St Elisabet in fireslau.
25
beschlagen vnd gewehret nehmen lassen, welche ..... berichten,
dafs sie geregtes renovirtes Orgelwerck was er obgemelter mafsen
zq endern vnd zu verbefsera vber sich genommen, richtig befunden
b&tten. Damit sie die H. Vorsteher, all dieweil er der Haupt ge-
lobet in Jahr vnd Tag von jetzt gemeldter geschehener gewehr an-
zunehmen denn dieses gewOhnlichen branch noch vor richtdge be-
stendige Gewehr zu stehen vnd zu hoffen , wohl zufrieden
wehren."
Da Haupt die grofee Orgel so gliicklich renoviert hatte, so iiber-
trugen ihm die Vorsteher auch die Renovation der kleinen Orgel
und desgleichen musste er ein neues Positiv vors hohe Altar aufs
Singechor liefern. Auch mit diesen beiden Arbeiten Haupt's ist man
sebr zufrieden gewesen, so kam es, dass ihm auch im Jahre 1634
der Neubau der grofsen Orgel bei Maria Magdalena ubertragen
wurde, fiber welchen ich schon bei Ambrosias Profe berichtet habe.
Die Kircbenv&ter battel keine Kosten gescheut, um die Herrlichkeit
des hohen Qotteshauses noch grofser zu machen , wenn auch nach
meinen jetzigen Erhebungen nicht daran zu denken ist, dass die
Renovierung 12 000 Thlr. gekostet haben soil, wie iiberall ge-
schrieben wird. Um so mehr zu bedauern war es, dass dem schonen
renovierten Werke nur eine Lebensdauer von 21 Jahren be-
schieden war.
Nachdem durch den Einsturz der drei Pfeiler auf der Nord-
seite, resp. durch den Nachsturz des Daches am 14. August des
Jahres 1649 die Elisabetkirche zu einer Ruine geworden war, Melt
man den Gottesdienst zunachst in der Barbarakirche ab. Von 1652
an behalf man sich mit dem Positif, welches im Presbyterium vor
dem hohen Altar stand.
Als aber die Kirche wieder hergestellt war, dachte man auch
daran, derselben eine neue Orgel zu geben. Da aber der Einsturz
darauf aufmerksam gemacht hatte, dass die Belastung mit dem iiber-
hangenden Orgelchor an der Nordseite eine zu grofse war, so kam
man auf die Idee, fur die grofse Orgel auf der Westseite der Kirche
ein besonderes Chor zu errichten, welches nicht mehr frei Mngen
sollte, sondern an beiden Mauern des Mittelschiffes seine Unter-
stutzung fande. Dieser Anschauung wurde Ausdruck gegeben von
den Erbschauem und Werkleuten in der Nota an den Magistrat :
^achdem aber von den Erb Schawern vnd Werckleuten das
Orgelwerck wiederumb an die Mauer gegen dem Ringe, wo die
Heine Orgel gestanden laut Ihrer Einem Gestrengen Rath den
26
Die Orgelwerke der Kirche zu St. Blisabet in Breslaa.
23. Octbr. des 1662. Jahres (ibergebenen Testification zu bawen
nicht rathsarab befinden; Also hat ein Gestrenger Bath auf Ihr be-
findnifs vndt Vorschiag geschlossen, das Orgelwerk iber dem
Banckischen Chor zwischen beide Mauern zu bawen, welches auch
alsobaldt ins Werck gerichtet."
Dazu hat der Sat aber noch ein spezielles Zeugnis eingefordert,
welches ich zufallig miter alten Quittungen in der Elisabetkirche
entdeckte:
„Anno 1652 den 13. Novembris seindt auff fiefehl vnd An-
ordnung lines Gestrengen, bochweysen Bathes wier hernach ge-
schriebene Werckleuthe, der Maurer vnd Zimmerleutbe, Friedrich
Wolff, Hannfe Hanisch, Simon Bottig, Christoph Tschernicher vndt
Christoph Klinckert in die Kirche zu St. Elisabeth erfordert, vndt
vnser Guttachten, Ob vnd welcher gestalt die Newe Orgel fiber dem
Benckischen Chor, gutt vndt bestendig zu erbawen wehre, derwegen
abzugeben, befehligt worden, welches wir denn flei&ig in augen-
schein genommen, reifflich erwogen, vndt nach vielem guttachten
befunden, dafs am ffiglichsten vndt thunlichsten sey, dafs fiber er-
wehntem Chor drey vnterschiedene gutte gespante Biespen neben
einander in Beyde Mauern eingezogen, an den orten wohl vermauert
oder veranckert, vndt allfsdann darauf der Baw der Orgel gerichtet
werde, welche weder biegen, noch sich amis der Mauer Ziehen
Konnen, sondern standthafiPt halten mfissen. Welches Einem Ge-
strengen Hochw. Bath wir gehorsamblich berichten sollen."
A Is das Chor, auf welches die grofse Orgel zu stehen kommen
sollte, fertig war, dachte man an den Orgelbau selbst. Die Dis-
position derselben wurde von dem gewesenen Organisten : Ambrosim
Profe und dem gegenwartigen : Bernhard Beyer festgestellt
Dass nun unsre Vorfahren auch schon gern ihre Angelegen-
heiten bei einem guten Schoppen zu erledigen pflegten, geht recht
augenscheinlich aus den Bechnungen ffir diesen Orgelbau hervor.
1652, d. 11. Julij heifSBt es: Alls Herr Ambrosius Profe und
Bernhardt Beyer Organist zu St Maria Magdalena bei Nicks
Eesthnern Orgelbawern, umb der Stimmen halber in die Orgel ge-
gehdrig sich mit einander zu vernehmen, sindt ausgetruncken
worden:
6 quart Wein i 7 argt — 1 Thlr. 27 gr.
7 argt — loy, gr. X 6 — 63 gr. — 1 IMr. 27 gr.
Die Disposition, fur welche man sich geeinigt hatte, war nun
folgende:
Die Orgelwerke der Kirche m St. Elisabet in Breslam.
27
In Haupt Manual waren 11 Stimmen.
1.
Principal von Zinn im Gesichte
8 Fufs
2.
Quintadena . .
16 „
3.
Gemshorn . .
•
4.
Salicet . . .
•
8 „
5.
TCI m> «
8 v
6.
. von Metall
4 „
7.
Bausch Qainte
3 „
8.
Super Octave .
9.
Quintadecitna .
10.
Sedecima und
1 „
11.
Milter . . .
5 fach.
Im BrusUQavier 6 Stimmen.
1. Flaute . .
2. Octave . . .
3. Quintadecima
4. Cimbel . .
5. Sedecima . .
6. legal . . .
Metall
4 Fuls
iVi ii
lfach
1 Fub
8 „
Im Unter-Clavier zum Kuck-Positiv 8 Stimmen:
1. Principal von Zinn ins Gesicht, die Pfeiffen mit Gold
und verschiedenen bundten Farben gezieret ..... 4 Fufs
Flaute . .
Quintadena
Flaute . .
5. Super Octave
6. Quint© .......
7. Cimbel .......
8. Erummborn im Kohrwerck
Metall
8
8
4
2
1
8
Im Pedal, 10 Stimmen.
1. Principal von Zinn im Gesichte 16 Fuls
2. Sub Bafs offen von Holz, welcher auf einer a parten
Lade allein stand und auch erst spater noch hinzu-
vrurde 32 „
28
Die Orgelwerke der Kirche m Si Elisabet in Breslau.
3. Sub Bifs gedeckt
4. Octave ....
8. Flaute ....
6. Octave ....
7. Sedecima . . .
8. Mixtur ....
9. Pommert . . .
10. Posaune . . .
MetalL
16 fills
8 *
8 „
4 „
3fach
16 Fufe
8 „
Neben- Register waren :
1. Ein Ventil mm Ober-Wercke.
2. „ „ ins Brust-Werck.
3. „ „ ins Rtick-Posiiv.
4. „ „ ins Pedal.
5. Drommel von 2 16fu&igen Pfeiffen F & G.
6. Ein Tremulant.
7. Das Calcantenglocklein.
Der Bilge waren sechs. Das Vogelgeschrey, Glockenspiel und
eine umlaufiende Sonne im Rtick-Positiv mit Cimbeln wurden erst
im Jahre 1712 durch Horatio Casparini bei der sebr notigen Reno-
vierung des Werkes hinzugefiigt
Die Klaviatur ging im Manual von: =
C D E F Fis G Gis A B H C cis bis ins c,
im Pedal aber war nur die kurze Octave von: C D E F G A B
H C cis bis wieder ins c. Das Manual bestand also aus 47 Clavibus
und das Pedal aus 21. *
Das ganze Werk enthielt 115 zinnerne, 1479 metallene und
21 grofse bolzerne, folglich also zusammen 1615 Pfeiffen.
Die Hauptkontrakte zur Erbauung dieses Werkes waren mit
dem Orgelbauer Nicolaus Kesthner und dem Tischler Hanls Leidteritz
geschlossen worden, aber aucb viele andere Handworker und Kauf-
leute machten dabei Geschfifte. Merkwiirdigerweise ist der Drechsler
nicht genannt, welcher die Lindenstamme lieferte, welcbe als weiches
Holz zu Bildhauerarbeiten gebraucht wurden. Es heifst: 1653
d. 10. Aprilis: Dem Drechsler N. N. auf der Altbufsergafs wohnende
fir 2 St Lindenholz an das Corpus 4 Thlr. So wol fir 1 St zu
dem mittekten Engel auf das Rtick-Positiv 1 Thlr. 18 gr.
d. 15. Mai fiir 2 St ausgearbeitetes Eichenholz zu den Ankem
4 Thlr. 15 gr.
Mitteilungen.
29
An dem grofsen Fenster fainter der Orgel musste der Steinmetz
David Boch jedeofalls grofse Veranderungen vornehmen, denn die
Kosten 1653: d. 10. Mai & 10. Octbr. beliefen sich auf 76 Thlr.
Anfangs war die Orgel ohne einen 32 fiifsigen Subbass dis-
poniert, dann heifst es aber:
„Vber dieses ist fur gutt befunden worden, das fainter das Werck
am Fenster ein Sub-Balis von Holtz sollte gemacht werden fir
200 Thlr. u (Schluss folgt)
mttellmigeii.
*) Wagner, Dr. Peter, Einfuhrung in die gregorianischen Melodien.
Ein Handbuch der Choralwissenschafi Zweite vollstandig umgearbeitete
and vermehrte A ullage. Enter Teil\ TJrsprung nnd Entwicklung der
litnrgischen Gesangsformen bis znm Ansgange des Mittelalters. Freiburg
(Schweiz), TJniversitatsbuchhandluug (B. Veith), 1901. Die „Monatehefte u
machten schon 1896 auf die erste Auflage dieeea Werkes aufmerksam.
Die zweite Auflage hat mit der erst en nur den Titel gemeinsam. Aug
dem einen Bande der ersten Anflage erwachsen drei Bande, die ,,in kleinem
Bahmen eine Summa Gregoriana werden, die Scbopfungen des Mittelalters
in ibrem Werden und Wachsen, ihrer kunstlerischen Eigenart und ihrem
liturgischem Werte uns vorfuhren sollen".
Der vorliegende erste Band berichtet fiber das Wesen und den Nam en
des gregorianischen Gesanges, fiber Psalmen und Psalmodie in den ersten
christlichen Jahrhunderten, fiber die Hymnen und deren Vorlaufer, Fixierung
der romischen Liturgie und des romischen Gesanges durch Gregor I,
Verbreitung desselben und Weiterbildung in Sequenzen, Tropen und Beim-
officien.
Es ist schwer, in wenig Worten einen Begriff von der reichen File
des Inhalts zu geben. Soviel aber darf ich nach sorgfaltigem Durch-
arbeiten des Buches behaupten : Was der Verfasser bietet, finden wir in
keinem musikgeschichtlichen Werke. Was bisher von choralistischem
Wissen durch Forschung erzielt wurde, ist verwertet, bereichert dureh
neue Funde handschriitlichen Materials, besonders in der Pariser National-
bibliothek. Zu den alten und den altesten Handschriiten zu greifen, ist
eine dringende Notwendigkeit, wie es P. Ambrosius Kienle in dem ge-
dankenreichen Aufsatze „tTber den gregorianischen Choral", Monatshefle
1901, Nr. 8 War gelegt hat.
"Oberraschend ist der Nachweis, dass Zeugoisse fur die Existenz des
melismatischen Gesanges in der Liturgie des Officiums bis ins 4. Jahr-
hundert zurfickreichen, dass die Sequenzform byzantinischen Ursprungs ist
Neu war mir der Beweis, dass im Frankenlande zu Metz die erste Tochter
der romischen schola cantorum war, nicbt aber zu St. Gallon.
Diese von mir herausgegriffenen Punkte mogen zeigen, dass Wngner'i
30
Mitteilungen.
Buch nicht nur fur Theologen und Liturgen bestimmt ist. „Wie der
gregorianische Choral zweien wissenschafttichen Discipline^ der GeecMefat®,
der Liturgie und der Musik angehort", so gehort das Bach auch in die
Hand der Vertreter dieser Discipline^ aach dann, wenn letztere (wie es
bei dem Schreiber dieser Zeilen der Fall ist) nicht Glieder der romisch-
katholischen Kirche sind. Denn der gregorianische Choral ist die Brucke,
die von der antiken Musik ins Mittelalter fuhrt. Paul Runge.
* Peter Tschaikowsky, £ine monographische Stadia von Karl Hruby,
Leipzig 1902. Hem. Seemann Nachfolger. 8°. 57 S., mit Portr&t
Die vorliegende Biographic gehort in eine Sammlung „Moderne Musiker"
in der bereits erschienen sind Arthur Nikisch, Richard Strauls , Karl
Reinecke, Gustav Mahler, J. J. PaderewsH, Ernst von Schucb und Earl
Goldmark. Preis je 1 M. Die obige Biographic Tschaikowsky's zeichnet
sich durch eine einfache den Thatsachen entsprechende Darstellung aus
und Bchildert den Komponisten als Mensch und Kunstler in einer sehr
ansprechenden Weise. Den Schluss bildet ein Verzeichnis seiner Werke
von opus 1 bis opus 74, diesem folgt ein Verzeichnis seiner 5 Opera,
einer Ouverture, einem Kr6nungsmarsch und einer Kantate „Moskau". Warum
der Verfasser seine geistlichen Kompositionen ausschliefst ist nicht recht
verstandlicb, auch fehlen alien Titeln die Angaben des Druckes und Ver-
lages. Mit den Opern hatte Tschaikowsky kein Gluck, toils lag es an
den Texten, tells an der Veranlagung des Komponisten.
* Die vielfach in Schriften verbreitete Ansicht, dass Mendelssohn zu
Rob. Schumann in einem nicht kameradschaftlichen Verkehr gestanden
haben sollen, wird durch die Briefe in dem jungst erschienenen bio-
graphischen Werke „Klara Schumann's Madchenjahre" grand lich wider-
legt; gerade das Gegenteil beweisen die dort mitgeteilten Briefe. Mendels-
sohn und Schumann verkehrten in der freundschaftlichsten Weise, Schumann
blickte mit hoher Verehrung zu dem fruhreifen Freunde empor und
Mendelssohn erkannte ohne Neid die Genialitat Schumann's an.
* Hierbei 1 Beilage Katalog aus Stuttgart^ Bog. 4.
} BIMlogf if liseli© 1 Anmerkangeii
zu dem Artlkel Chlnesisehe Muslk-Aesthetlk In Nr. 1.
1) Navarra, China und die Chinesen S. 952 [Bremen-Shanghai] ; Legge,
Chinese Classics IV 246 note [Hongk u. Lond. 1871]; Giles, Chaang p. 440.
la) S. Cber die Musik der neueren Griechen S. 32 [Lpz. 1838].
1 b) Legge, Chinese Classics I Proleg. p. 8sq. ; Schott, Litterat. des Buddhism.
S. 55 [Akad. Buchdr. 1873].
2) Chine Moderne I 14 note [Paris 1853]; Navarra, China u. die Chinesen
S. 854.
3) Du Halde, Ausffihrl. Beschreib. des chines. Reiches III 348 f. [Rostock
1750]; Giles. Biogr. Diet. p. 699 [London-Shanghai 1898].
4) Gesch. der Musik I 558 f. [3. Ann. Lpz. 1887]; wieder angefOhrt in
Kurschners China I 348 [Lpz., Zieger].
Bibliographische AnmerkaDgen. 31
5) Mitteil. der deutschen Gesellsch. f. Natur- u. Vdlkerkunde Ostas. Heft 12,
5 a) Paul Moos, Moderne Musikftsthetik in Deutschland [Lpz. 1902]. Vorw.;
vgl. Ehrlich, Musik-Asthet. S. 4, 19 u. 53 [Lpz. 1881].
6) Philosophia Sinica Authore P. Franc. Noel p. 245 8q. [Pragae Anno 1711].
6a) Kodatis in der Kritik XVII 172 [Berlin 1902] spricht einer solchen
veredelnde Wirkung ab.
7) Vorlesaogen fiber die Asthetik herausgeg. v. Hotbo, Bd. Ill, S. 129
[Berl. 1838].
8) Faber, Die samtl. Werke des Licios 8, 119, s. a. 8. 121 [Elberf. 1877],
e. a. Legge, Chinese Classics I 188 [Hongk. m. Lond. 1861].
9) Mem concernant Fhistoire, lea sciences etc. des Chinois par les Miss,
de Pekin tome IX note 31 [Paris 1783J.
10) Bd. I S. .73 [Berlin 1901].
11) Vgl. Xirschmann, Philos. Bib). 8. 195 f. [Berl. 1872]; Gesammelte
Scbriften V 72 [Lpz. 1898].
11a) Platb, Tonspracbe der alten Gbinesen, S. 241 n. 248 [Munch. Akad.
1861]; P. Le Comte, Das hentige Sina 8. 258 fFrankf. n. Lpz. 1699].
lib) Moos a. a. 0. 8. 353.
12) Fragmente 8. 176 in der Hempel'schen Aosg.
12a) Moos a. a. O. S. 430.
13) Theater nnd Drama der Cbinesen S. 188 [Breslan 1887].
14) Libr. sinic. Bibl. Reg. Berol. Nr. 668 sq. vol. VIII p. 41.
15) Hao & Gabet, Wanderongen darcb die Mongolei naoh Tibet 8. 305 f.
[Lpz. 1874].
15 a) 8. Rhythmus and Arbeit [Lpz. 1899].
15 b) Couvreur, Diet, chin.-franc,. p. 671 [Ho-kien 1890] ; vgl. Kfihnert, Sprache
m Nanking 8. 36 [Wien Akad. 1894].
15c) Wilb. von Ricbtbofen, Cbrysanth. 8.40 [Berl. 1902]; Moos a. a. O. 8.311.
16) a. a. 0. Bd. I 8. 64 [Berlin 1835].
17) Ersch & Gruber, Bd. XVI 8. 375
18) Asiatisck Magaz. I 476 [Weimar 1802]. Gaubil, Chou-king reva par
de Guignes p. 20 [Paris 1770].
18a) Berl. Lok.-Anz. v. 3. Nov. 1902 Ab.
19) Varigtes Litt^raires tome I p. 440 [Paris 1804].
19 a) van Aalst, Chinese music q. 27 sq. [Shanghai 1884]; Dr. Riemann,
Mnsik-Lexikon 8. 824. [Lpz. 1894].
20) Der Widerspanstigen Zahmnng Act III. Sc. 1.
20a) Einleit. z. d. deutschen Chansons [Berl. n. Lpz.] 8. XXVI; Berl. Lok.-
Anz. v. 8. XU. 1901. Beil. 3.
21) Dr. Zopf, Grundz. einer Theorie der Oper 8. 19 u. 64 [Lpz. 1868].
21a) A. a. O. 8. 956.
22) Callery, Memorial des rites p. 96, append, p. 46 [Turin u. Paris 1853],
23) Moos, a. a. O. 8. 395; Becens. u. Auff. z. auswart. Lit. S. 492 i d.
Hempelsch. Ausg. vgl. Pudor i. d. Welt am Mont VII, Nr. 1 [Berl. 1901].
23a) Bulthanpt, Dramaturgic der Oper 8. 5; Moos, a. a. 0. 8. 77.
24) Der Stoat, deutsch. von Prof. Dr. v. Prantl 8.111 [Berlin, Langenscheidt].
24a) Gallery a. a. 0. p. 69; vgl. die Insel 8. 140 [Lpi. 1902].
25) Da fialde a. a. 0. U 464 [Boetook 1748].J
I
32 Bibliograpbieche Anmerkungen.
25 a) Br. Riemann, a. a. 0. S. 721.
26) Miss. Faber, Lehrbegriff des Con facias 8. 44.
27) Faber, Micks S. 52 [Elberf. 1877].
28) Bern, Staatslehre aaf ethischer Grandlage S. 246 [Elberf. 1877].
29) Dr. Reich, Gedanken and Betrachtungen S. 72 [Arnsberg 1899] ; vgl.
dagegen uber Musik and Moral H. Ehrlich i. d. „Gegenwart". 1880, Oktober.
30) Willi. Schott, Entwurf einer Beschreibung der chines. Litt. S. 21
[Eerl. 1854].
30 a) Moos a. a. O. S. 75.; s. jedoch Gervinus H&ndel u. Shakespeare
S. 71 u. 202!
31) Der bunte Vogei S. 143 f. [Berl. n. Lpz. 1899].
32) Le Chou-king trad, par P. Gaubil p. OXXX sq. [Paris 1770]; P.
Couvreur, Diet, chinois. franc,, p. 90 sq. et 170; Giles, Chinese biograph. Diet,
p. 488.
33) Kurschner, China I 347.
34) S. van Aalst, Chinese moaic p. 48 sq.
35) Superstition en Chine p. 329 [Lyon-Paris 1902].
36) S. Navarra, China u. die Chines. S. 863.
36 a) Toung Pao p. 132 note 1 [Leide 1900].
37) Pfizmaier, Denkwurdigk. v. d. Baumen Chinas S. 11 [Wien 1875].
38) Hegel, a. a. O. Bd. I, S. 57 f.; Ztschr. f. pad. Psychol. I 363 [Berl.
1899] ; s. a. Georg Hirth, Wege zur Kunst [Munch. Jugend].
38 a) Globus LXXVIU 170 [Braunschweig 1900].
39) Pfizmaier, Denkwurdigk. v. d. Insecten Chinas S. 16 [Wien 1874].
40) v. d. Gabelentz, Anfangsgr. der chines. Gramm. S. 116 n. 118; Journal
of the North China Branch of the Royal As. Soc. VII 166 sq [Shangh. 1873].
41) Prantl a. a. O. S. 108; Dicterici, Philosophic der Araber II 137
[Lpz. 1879].
42) Dr. Magnus Hirschfeld, Jahrb. f. sex. Zwischenstuf. Bd. Ill S. 596
[Lpz. 1901].
43) Couvreur a. a. O. p. Ill ; B. L. A. Jhg. XX Nr. 22 Ab.
44) Lit Echo IV 367 [Berlin 1901].
44a) Dr. Kirchner, Katechism. der P&dagogik [Lpz. 1890] S. 47.
45) Chuang Tzu, Mystic, Moralist and Social -Reformer [London 1889]
p. 177—79 and 437; Couvreur a. a. O. p. 317, 424 et 744.
45a) Samtl. Werke hrsg. v. Grisebach. I 35 u. 310 [Lpz. 1900].
46) Probevorles. S. 43 [Wien 1880]; s. a. Remusat, Deux cousines III 54
[Paris 1826].
47) Ges. Aufs. uber Schopenhauer von Hans Herrig, hrsg. v. Ed. Grise-
bach [Lpz. Reclam] S. 17; vgl. Bayreuther Festblatter 1884 S. 16 f.; „Die
Feen' 4 S. 59 [Mannh., Hecker] ; s. a. Mey, Die Musik als tonende Weltidee I
[Lpz. 1901] ; Drews, Rich. Wagners Ring d. Nibel. in s. Bezieh. z. mod. Philosophie !
48) Abhandl. sines. Jesuiten S. 426 [Lpz. 1778 a. d. Franzds.].
49) Couvreur a, a. O. p. 607; Plath, Unsterblichkeitslehr. S. 482 [Munch.
Akad. 1866]. Navarra a. a. O. S. 49; s. a. Kaeuffer, das chines. Reich vor
Abrah. S. 101 [Dresd. 1850].
40) M^m. cone. 1. Chinois VI 255 sq. ; van Aalst a. a. O.
51) V. 165 ff. S. 182 s. d. Ausg. v. Hempel.
52) Kant, Kritik der Urteilskraft hrsg. v. Kehrbach S. 177 [Lpz., Reclam].
VarantwortUober KedAktenr Robert Bltner, Templii (Uokernuurk).
Drook Ton Hermann Boyer *ft SObne (Bejrer A Mann) in Tiangenealee.
MUSIK-GESCHICHTE
heransgegeben
von
der Gesellsohaft fir Musikforsohnng.
r, *
in? . Jin.
1MB.
Pnfi det Jahrgang*! S Mk. Mooailioii erioheint
•ine Nummer Ton 1 bit g Bogan. Inter tionigebdhran
Mr di© Zeil« 80 Pfc
Komml«tioniT«rlag
▼on Breitkopf A K&rtel in Leipaig.
Betiellncgen
nimmt j*d« Bneh~ and Moiikh&nditrag •nlgeg«nu
So. 3.
II© Orgelwerke der Kirehe 21 St. Elisabet
In Breslam.
(Beinhold Stark©.)
(Schluss.)
Den 18, Decbr. I6S4 sind 6 Undone Dielen angeschaffi worden:
Diese sind oben zu dem Schnitzwerk kommen, welches liber die zwei
Thtiren gemacht worden, damit die Orgel inwendig kan verschlossen
sein, damit wenn von Mauern, Zimmerleuten, Handtlangern vnd Aa-
deren, die auf der Andern Seite zu thun haben, an& Vorwitz zu
den Clavieren vndt Zugen Jemandt geben wolle, Er nicht hinein
kan, der Organist auch die Partes vnd Instrumenta desto sicherer
mag liegen lafeen, vndt dann das „die Org©! nicht mit zu vieien
Leuten beschwert wird"
Ben 20. Septbr. 1655 heifst es bei dem Titel Hanfe Leidteritz:
„Ihm gegeben wegen Verkleidung des Sub-Bafs, sowoi da® er anf
beiden Seiten der Org©! wegen sicherheit, vndt das nicht so viel Yolck
gich darauf halten kan, verkleidet, Thiiren eingemacht vnd geschnitzte
AuszQge dariiber gemacht. 11 — 1b den meisten Berichten heifet es,
dass das Werk von ChrisUanus Orellim gefertigt worden set; es
war fiber in der That fast fertig, ale der Orgelbauer Kesthner stark
Crettms hat es nur vollends fertig gemacht und Ms jetzt dee Ruhm
davon getragen, der Verfertiger dieser dritten Orgel von Si Elisabet
gewesen zu sein; dieses Yerdienst wird er toe mum m dem Orgel-
bauer Kesthner abtreten mussen. — Als endlich am IS. Decbr. 1657,
lfeutfh. t uvdkgmdk. s^smm xxxt, Ho. s. 3
34 Pie Orgelwerke der Kirche zu St. Elisabet in Breslau.
genau 29 Jahre spater, als die vorige Orgel nach ihrer Renovation
gepruft worden war, die Abnahme der Orgel stattfand, hatte man
wiederum als Ersten den fast 69 jahrigen Ambrosias Profe hinzu-
gezogen, ein Beweis, wie boch Profe immer noch als Organist ge-
schitzt wurde. Ihm und dem neu gewahlten Organisten Bernhardt
Beyer, welcher seit Ende 1655 von Magdalenen nach Elisabet ver-
setzt worden war, wurde fur die Abnahme jedem ein 1. Ungarisch
= 2 Thlr. 18 gr. verehrt, wahrend den 4 andern Organisten, Tobias
Zmtsehmr von Maria Magdalenen, Christian Hilscher von St Bern-
hardt, Haupt von St. Barbara und dem Organisten von Eilfftausend
Jungfrauen jedem nur 1 Reichsthaler = 5 Tlr. Schlesisch zusammen
iiberreicht wurde. — Die Abnahme wurde diesmal nicht durch ein
solennes Festessen gefeiert, sondern es wurden nur bei dem Kirchen-
vater 6 Topfe Wein ausgetrunken. Den Topf zu 1 Thlr. — 6 Thlr.
Wie schon oben bemerkt wurde, musste die Orgel im Jahre
1712 einer grofsen Renovation durch Adam Horatio Casparini
unterzogen werden. Dabei wurde das Chor, welches bis dahin gleich
war, auf „Einrathen und Gutbefinden des Weil. Titl. H. Inspector
Neumann in einen halben Oval Zirkel umgewandelt, auch ward zu
befserer Befestigung des Orgelchores an beiden Seiten untenher auf
das Bankische Chor ein von starkem Holze verfertigter Stuhl oder
Trager aufgesetzt, der auch schon so eingerichtet war, dass, wenn
zwischen die Orgel und das Bankische Chor noch ein Chor sollte ge-
baut werden, derselbe zu Auflegung der Balken gutte Dienste thun
wurde, welches Niemand siehet, weil alles mit Brettern und Rohr
verdecket und mit Kalk uberworfen worden." — Von einer zweiten
kleinen Orgel ist nach 1649 in dem K. A. E., woher alle diese Nach-
richten stammen, nichts mehr zu finden, sie war uberflussig geworden,
wohl aber hat bis zum Jahre 1824 das Positiv ira Presbyterium
oder Singchor gestanden und zwar bis zum Jahre 1718 auf der
rechten Seite, von da an aber direct vor dem hohen Altar, so dass
dieser zum Teil ttber 100 Jahre durch das Positiv verdeckt worden
ist Erst im Jahre 1824 liefs der Tuchkaufmann Gollner mit Ge-
nehmigung des Rates in der Nahe des Hochaltars die zwei Seiten-
chore errichten, auf dessen sudliches das zu einer kleinen Orgel er-
weiterte Positiv von da an gestellt wurde. Die grofse Orgel wurde
im Jahre 1752 den 9. August zum letzten Male vom Organisten
Herrn George Siegismund Oebel gespielet. Schon am 21. Septbr.
1750 war durch die Torsteher der Kirche die Herren Johann Ferdi-
nand Scholtz und Friedrich Wilhelm Brecher mit dem beruhmten
Die Orgelwerke der Kirche zu St. Elisabet in Breslau. 35
Breslauischen Orgelbauer Michael Engler, welcher sehon vorher die
grofsen Orgelwerke in der Stadt- Kirche zu St. Nicolai in Brieg, in
dem Cistercienser-Kloster in Grissau, in der Stadt- Pfarr- Kirche zu
St. Moritz in Olmiitz und andern Orten in und aufser Schlesien seine
besondere Geschicklichkeit und ausnehmenden Fleifs erwiesen , ein
Kontrakt geschlossen worden, dass er eine ganz neue Orgel bauen
und das alte Werk mit in Kauf nehraen solle. Die Pfeifen , deren
Material noch brauchbar war, warden von Engler gewogen, si© er-
gaben zusammen ein Gewicht von 31 Centnern.
Es wurden also mit Zuziehung einiger Kunst-Verstandigen foi-
gende 54 Stimmen beliebet:
Im Haupt-Manual 16 Stimmen.
.... 8 fufs
.... 8 „
.... 8 „
4. Salicet von Metall vom tieffen B an, die unteren Tone
sind in die Quintadena 16 Fufs gefiihret .
.... 16 „
.... 16 „
.... 16 „
7. Violon von Holtz vom tiefen C bis ins e .
.... 16 „
.... 8 „
.... 4 „
.... 4 „
; von Metall
.... 8 „
.... 2 „
13. Vox humana labial von Zinn ins Gesicht .
.... 8 „
J von Metall.
aus 2 Fills 6 „
16. Trompete fangt vom ungestrichenen dis an .... 8 Fufe
Die Corpora sind von Zinn, die Mundstiicke aber von Mefeing.
Hernach in das Brust- Clavier ocfer Ober-Werck 14 Stimmen :
1. Principal von Zinn ins Gesicht vom Dis an .... 8 Fufe
Die beiden untersten PfeiSen C u. D sind von Metall:
2. Flaute traverso oder Trimma ......... 8 „
3. Rohr-Flaute Metall ............. 8 „
4. Unda maris von Holtz ........... 8 n
5. Flaute minor von Metall ........... 4 „
6. Spitz-Flaute von Metall ........... 4 „
3*
36
Die Orgelwerke der Kirche m Si Elisabet in Breslau.
Fids
Chor
7. Octave .... ............ 4
8. Quinte .... ............ 3 „
9. Super Octave . . ............ 2 „
von Metall
10. Sesquialtera . . ............ 2fach
11. Quinta .... ............ IV, Fab
12. Sedecima ... 1
13. Mixtur .... J ............ 4
14. Chalumeau fangt vom ungestrichenen 6 an, die Corpora
auch von Zinn und die Mundstiicke von Mefsing . . 8 Fufs
Alsdenn in das auf 2 Seiten des Chors angelegte Ruck-Positiv
von 10 Stimmen :
1. Principal von Zinn ins Gesicht, vom tieffen F an; die
unteren Pfeiffen C D Bis E sind von Holtz .... 8 Fufs
2. Quintadena von Metall ........... 8 „
3. Flaute Allemande von Metall fangt im O an. Die un-
teren Tone C D Dis E F Fis sind ins Principal gefuhrt 8 „
4. Flaute amabile von Holtz .......... 8 «
5. Octave
6. Quinte
4
3
von Metall.
7. Superoctave . . ........... 2 „
8. Umbel . . . . 2fach
9. Mixtur . ... J ......... ^ .. 4 Chor
10. Hautbois durch die ganze Claviatur von C bis c von
Metall, die Mundstiicke von Mefsing 8 Fufs
Und in das Pedal 14 Stimmen:
1. Principal von Zinn ins Gesicht ........ 16 „
2. Principal oder Octave von Zinn auch ins Gesicht . . 8 „
3. Salicet die unterste Helfte von Bob und die obere von
Metall ................. 16 ,»
4. Violon-Bafs von Holz ............ 16 „
5. Sub-Bafs gedeckt von Holz 16 „
6. Qintadena Holz 8 „
7. Flaut von Holz .............. 8 „
8. Gemshorn Quinte von Metall 6
9. Super-Octave von Zinn im Gesicht ....... 4 „
10. Mixtur von Metall 5 Chor aus 3 „
11. Major Bafg gedeckt von Holz 32 „
Die Orgelwerke der Kirche zu St. Elisabet in Breslau.
37
12. Posaune, die Corpora von Holz, die Mundstticke von
Mefsing 32 Fufs
13. Posaune, die Corpora von Holz, die Mnndstiicke von
Mefeing ................ 16 v
14. Trompete ebenfalls von Holz, die Mundstticke von Mefsing 8 „
Das dabey pedaliter ang9brachte Glockenspiel bat sein Daseyn
von der ganz besonderen Giittigkeit des obbenennten mit vielem
Buhm zu erwehnenden Herrn Vorsteher Brechers erbalten, welcher
nicht allein auf eigene Kosten die Glocken giessen, und das Regier-
werk dazu anlegen, sondern auch den ganzen Bau moglichst zu be-
fordern sich bestens angeiegen seyn lassen.
Die zwey schonen ansehnlichen kupfernen Paucken, welche auf
die zwey hochste Orgelthiiren placirt werden, konnen vermittelst der
Fusse eben so wohl, als sonsten mit den Hlnden tractirt werden.
Neben Register sind:
2 Ziige zu beyden Seiten zum Ventil ins Haupt-ManuaL
2 dergleichen ins Ober-Werk.
2 zum Ventil ins Riick-Positiv.
2 zum Ventil ins Pedal zu dem Rohr-Werke und
2 zu dem Ventil in die Labial Stimmen des Pedals.
1 Zug zu dem Glockenspiel.
2 Ziige zur Eroffnung des Spiegels um das Altar sehen zu konnen.
1 Zug zu den Pauken und
1 Zug zu dem Calcanten-Glocklein.
Der Balge sind Achte.
= Die Manual - Claviatur gebt von C D Dis E P Pis etc. bis ins
c und besteht aus 48 Tasten; das Pedal aber von C D Dis E etc.
bis ins e aus 28 Clavibus. Das ganze Werk stehet Eammerton und
enthalt 336 zinnerne, 2279 metallene und 462 hSlzerne, also zu-
sammen 3077 Pfeiffen.
Wegen Kr&nklichkeit des Orgelbauers und anderer Vorfallen-
heiten halber, ging dieser neue Bau gar langsam von Statten, so
dass der Baumeister davon, obbemeldter Herr Engler, endlich den
15ten Januar Anno 1759 dariiber mit Tode abging. Es wurde aber
doch nach einer ziemlichen Pause von dessen hinterlassenem Sohne
Herrn Benjamin Gottlieb Engler und seinem Schwager Herrn Karl
Gottlieb Ziegler aus Sachsen gebiirtig, der schon zu Anfang ein paar
Jahre daran arbeiten helffen , anjetzo beyden Biirgern und Orgel-
machern allhier, unter gottlicbem Beystande vollends in den Stand
gesetzt; dass es den 23. und 24. Septenibris dieses 1761. Jahres in
38
Die Orgelwerke der Kirche zu St. Elisabet in Breslau.
Gegenwart einer hohen Magistrats Deputation und vieler andern
hohen und niedrigen Anwesenden, vom Directore Chori zu St Elisabet
Herrn Martin Wirbarh\ vom Organoedo loci Herrn George Siegis-
mund Qebel, dem Organisten zu St. Maria Magdalena Herrn Jokann
George Hofmann und dem Organisten an der Dom-Kirche Herrn
Kristen konnte examiniret werden, wobey es auch vollkommen gut
und dauerhaft befunden wurde.
Das neue um 6 viertel Ellen niedriger angelegte Orgelchor er-
baute der ordentliche Stadt-Zimmermeister Herr George Simon
Haberkern. Das Orgel -Gehause verfertigte der Stadt-Tischler Herr
Matthias Christoph Holland und die Bildhauer- Arbeit daran Herr
Siegwitz und nach dessen erfolgtem Ableben Herr Leopold Jaschke.
Die Vergoldung und Ausstaffierung erfolgte auf Kosten des Herrn
Christian Gottlieb von Riemer und Riemberg durch Herrn Johann
Heinrich Kihnast, Burger und Maler allhier. Bei der Belagerung
Breslaus durch Vandamme im Jahre 1806 hatte die Elisabetkirche
besonders zu leiden, auch die Orgei blieb nicht verschont. In der
Nacht vom 22. zum 23. Decbr. drang eine feindliche Kugel vom
Nikolai thore her in das hinter der Orgel befindliche hohe Fenster ein
und zerstorte 4 Balge und mehrere Pfeifen, so dass das Oberklavier
unbrauchbar ward; doch auch diese Drangsal wurde uberwunden.
Im Jahre 1879 wurde der letzte grofeere Umbau der grofsen
Orgel durch die Firma Schlag & Sohne in Schweidnitz ausgefiihrt
und so hat dieselbe jetzt folgende Disposition :
Hauptwerk :
Principal 8 1
Praestant 8'
Gambe 8'
HohW5te 8'
PortunalEOte 8 #
Principal 16'
QuintatOn 16'
Trompete 8 1
PortunalflOte 4 #
Nachthorn 4'
Octave 4*
§ Quinte 2%'
I Octave 2'
Cymbel 3fach
Mixtur 6fach
Cornet 4 fad
Trompete 16'
Snmma 16
Oberwerk :
Principal 8'
Salicional 8'
Fl. allemande 8*
RohrflSte 8'
Gedakt 8*
Bordun 16'
Salicet 16'
Spitzldte 4*
RohrflOte 4'
Octave 4*
Quinte 2%'
Octave 2'
Progression 3 bis
5facb.
Clarinette 8'
Snmma 14
Umterwerk :
Geigenprin-
cipal 8*
Salicional 8'
Gemshorn 8*
Fugara 8'
Fl. amabile 8'
Gedakt 8,
Oboe 8'
Fugara 4*
Fl. traverso 4'
Octave 4'
Nassard 2 2 / 8 #
Octave 2*
Gedakt 16'
Vox angelica 16'
Summa 14
Pedal:
Principalbals 16'
Salicetbafs 16'
Violonbafs 16'
Violoncello 8'
Octavba/8 8'
Majorbafs 32'
Violonbafs 32 J
offen.
Posaune 16'
Subbafs 16'
BafsflOte 8'
Quinte 10 V 8 '
Quinte 5 1 //
Octave 4*
Mixtur 2 — 4fach
Trompete 8 1
Glairoo 4'
Posaune 32'
Summa 17
Summa : 61 Register ohne die Coppeln und Collectivtritte.
Ein Schreiben Christoph Bernhardt an den Hambnrger Senat.
39
Mm Schreiben Chriitoph Bernhardt an ten
Hamburger Senat.
Herr Prof. Jos. Sittard fand in den Akten des geistlichen
Ministeriums in Hamburg, Band 8 No. 67 ein Schreiben Bernhard's,
welches die bisher irrige Meinung, Bernhard habe ohne Erlaubnis
des sachsischen KurfQrsten das Eantorat in Hamburg angenommen
und Dresden heimlich verlassen, schlagend widerlegt. Mit Erlaubnis
des Herrn Prof. Sittard teile ich das in der Hamburger Konzert-
und Theater-Zeitung veroffentlichte Schreiben mit:
WohlEdle, Vest!. Grossachtbahre, Hochgelahrte Hoch- und
Wohlweise Herrn.
Eurer Magnificenz : Hoch- und Wohlweissheiten, Hochansehent-
lichste Vocation zu dero vacirendem Officio Cantori, die ich fur
14 tagen empfangen; also hatte ich gewlinschet, dieselbe mit ebenso
gewisser Freyheit zu beantworten, alss mit schuldigem respect ich
solche angenommen. Weil aber die gnadigste Erlassung Seiner
Churfiiretl Durchl, meines bishero gnadigsten Herrn, nicht sobald zu
erlangen, alss zu veriangen gewesen : Alss habe ich dafur gehalten,
meine antwort wiirde ihres fiirnehmsten stiikkes ermangeln, in dem
sie an Statt der gewissheit meiner dienste, nur deren Verheissung
ertheilen solte. Nachdem aber Hochgemeldeter Churfiiretl. Durchl.
Gn&digster Zufriedenheit, ich endlich erhalten : alss bedanke gegen E.
Magnif. Hoch- und Wohlweissheiten, ich mich zu forderst, deren zu
meiner wenigkeit geschopften Affectum und Vertrauens, sowohl da-
hergeflossenen Wahi und Vocation zu wohlgemeldeten Officio, welche
ich auch hiemit nochmahlen in gebiihrendem Respect acceptive] alss
welche ich, sowohl wegen des hohen Buhms Ihrer Weltberuhmten
Respublica, alss auch desswegen in hohem verehrt halte, weil ich
selbige, als eine Gottliche Beruffung ansehe, ie weniger ich fur an-
dere bekanntere Subjecti in consideration zu gelangen mir einbilden
konnen. Verheisse auch solchem nach, mich ehistens alss moglich,
bei E. Magnif: Hoch- und Wohlweissheiten Personlich einzufinden,
am wiirklich anzutreten den Dienst des Cantorats, und nichst Gott-
licher Verleyhung mich dafiir zu bearbeiten, dass Dero beliebteste
Musica durch meine geringe Fiigigkeit, an Ruhme nicht ab- sondern
zunehmen solle: wie ich denn nicht allein in solchem, sondern auch
im iibrigen alien zu wohlgedachtem Officio gohorigcn, mir nicht
40 Ein Schreiben Ohrigtoph Bernhardt an den Hamburger Senat.
weniger in Schuldigster Oeflissenheit zu seyn und m bleiben ver-
spreche
Euer Magnif: Hoch- und Wohlweissheiten dienstergebenster
Christoph Bemhard.
Dresden, den 28. Xbris
Ao 1663.
Bartolomeo Marcesso. Der Antiquar Jacques Rosenthal besafe
1891 folgendes Sammelwerk in 4 Stb., betitelt:
Sacra Corona Motetti a 2 & 3 voci di diversi eccelentissimi
Autori Moderni novamente raccolti & dati in luce da Bartolomeo
Marcesso. In Venetia MDCLVI apresso Francesco Magni. C 1. 2.
B. Be. in 4°.
Tavola:
■ 1. Nigram suam a 2 Canti del Sig. Oio Rovetta, Maestro di
Capella della Serenissima Republica di Venetia.
2. Dulce sit a 2 voci (C. & A.) De Sig. D. Natal Monferato, Vice
Maestro di Capella della Ser. Rep. di Venetia.
3. 0 bone Jesu a 2 v. (C. & A.) del Sig. Francesco Cavalli^ Or-
ganist! di S. Marco in Venetia.
4. Ad charismata coelorum a 2 v. (C. & A.) del Sig. MaorimiUano
Neri, Organista di S. Marco.
5. Jesu mi i 2 v. (2 CC.) del Sig. D. Oio. Battisia Volpe, detto
Rovetta.
6. Surge propera a 2 v. (A. & B.) del Sig. CavagUer Biagio
Marini, Maestro di Capella del Domo di Vicenza.
7. Salve mundi a 2 v. (A. & B.) della B. M. Virg. del Sig. D.
Mmiritio Cazzati, Maestro di Capella in Santa Maria maggiore di
Bergamo.
8. Spargite flores a 2 v. (C. & B.) del Sig. Horatio Tarditi,
Maestro die Capella di Faenza.
9. Victoriam, victoriam a 2 v. (C. & B.) del medesimo.
10. Stellae discedite I 2 C. C. del Molto Rev. P. Baccillier Stefano
Filippini detto r Argentina.
11. Quis dabit mihi a 3 v. (A. T. B.) della Virtuosissima Signora
Barbara Strozzi.
12. 0 quando suavissimum a 3 v. (A. T. B.) del Sig. Oio.
Rovetta.
Kantoren and Organisten der St Elisabetirirche m Breslau.
41
13. Plaadite ft 3 v. (A. T. B.) del Sig. Franc. CavaUi, Organista
di S. Marco in Venetia.
14 In virtute toa ft 3 v. (A. T. B.) von dems. CavaUi.
15. Peccator si tu times ft 3 v. (C. A. & Bariton) del S. D. Natal
Momferato.
16. Jesu dulcissime U v. (A. T. B.) di Biagio Marini.
17. Obstapescite gentes ft 3 v. (2 CC. & B.) di Maur. Caxxati.
18. Salve regina ft 3 v. (A. T. B.) del Sig. D. Pietro Andrea
Ziani.
19. 0 sacramentum ft 3 (A. T. B.) del Sign. D. Qio. Battista
Volpe detto Bovetta.
20. Salve Virgo clementissima ft 3. (A. T. B.) del Signor Neri.
21. 0 vos omnes ft 3 (A. T. B.) del Sign. D. Simm Yesi, Maestro
di Capella di Padova.
22. Laetare mater ecclesia ft 3. (A. T. B.) di Filippmi.
Mitgeteilt vom Pfarrer Dr. Boecker. Das Sammelwerk wurde
ins Ausland verkauft, doch ist der Besitzer nicht mehr festzustellen.
Kantoren i ml Organlsten der Si UsalelMrcI©
m Ireslam.
Quellen: 1. Martini Harikii Yratislavienses Eruditionis Propa-
gatores etc. 1525—1763. Vratislaviae 1767 bei Wilhelm Theophil
Korn.
2. Die Geburts-, Trauungs- und Totenregister der Eiisabet- and
Magdalenen-Eirche.
3. Die Legatbicfaer derselben Kirchen, welche von 1702—1834
vollst&ndig gefiibrt sind.
4. Die handschriftlichen Aufzeichnungen des Oiganisten bei der
Kirche zu St Christophori: Samuel Gottfried Atxe.
Diese Aufzeichnungen finden sich in dem Exemplar© der Ehren-
pforte von Mattheson, welches jetzt die Konigl. Bibliothek zu Berlin
beritzt*) — Da ich gerade diesen Aufzeichnungen verechiedene
wichtige Beitrfige verdanke, so halt© ich es fir angezeigt, die wenigen
*) Dta Exemplar gehorte anfanglich iem Organisten Hofmann m
Maria Magdalena in Breslau uud gelangte dann in den Besitz Atzfs, wie
oi dann in den Besitz der KgL Bibliothek zu Berlin gelangte, ist mir un-
bekannt.
42 Kantoren mud Organisten der Si Elisabetkircbe m Breslaa.
biographischen Notizen, die er fiber sicb selbst giebt, hier mit zu
verzeichnen. Gerade seine SchUchtheit und Ehrlichkeit 1st es, welche
mich fur ihn so eingenomnien hat, dass ich ihm trotz vieler Miihen
seinen letzten Wunsch erfiillt habe. Lassen wir ihn selbst sprechen :
„Indem ich seit dem Ableben des geachteten Organisten Hoffmann
zu St. Maria Magdalena das Buch, die Ehrenpforte, aus dessen Nach-
lafs an mich gekauft, welches nur selten noch zu haben sein durfte:
So kann ich nicht unterlassen, die Veranderungen der verewigten
Organisten (spater auch Kantoren) in den 3 Hauptkirchen Breslaus
wahrend der 58 Jahre meines Hierseins anzumerken : In Gottesberg
wurde ich 1759 d. 25. Marz geboren. Mein Vater war daselbst
wiederum der erste Cantor und damals zugleich Organist, auch
2ter Schul College ; denn 88 Jahre hatte Gottesberg kein Evangelisch
Lutherisch Gotteshaus, bis endlich Fried rich der Konig, genannt der
Grofse eine neue Kirche zu bauen erlaubte. Ich entschloss mich
1777 nach Breslau zu gehen, den 20. Septbr. traf ich allhier ein.
Anfanglich besuchte ich das Maria Magdalenen - Gymnasium. Um-
stande aber anderten meinen Entschlufs, dass ich bei der Musik blieb,
denn ich fand mein Auskommen durch Unterricht in der Musik.
Bereits indem ich dieses schreibe, bin ich 42 Jahre als Cantor und
Organist bei dieser Kirche zu St Christophori, vorher war ich in
2 andern Kirchen angestellt, es sind also 55 Jahr, dass ich in Breslau
ununterbrochen Organist bin. Anno 1829 an Pfingsten feierte ich
das Jubilaum 50 Jahre von der Anstellung der ersten Kirche ganz
im Stillen. Erlebe ich 1837 den 8. Junij, so kann ich es von der
zweiten Kirche auch feiern. Meiner Neigung zu Folge bei einer
Kirche ohne Collegen zu seyn, habe ich nicht gestrebt weiter be-
fordert zu werden.
Samuel Gottfried Atze Organist
Ich bitte den kunftigen Besitzer des bei der Kirche St. Christophori.
Buches Ehrenpforte mein Lebens
Ende gefalligst anzumerken.
t d. 28. Februar Mittags 12 % Uhr 1837 an Altersschwache,
begraben d. 3. Marz, also alt: 78 Jahr 11 Monate 3 Tage. R. Starke.
5. Nic. Pohl: Jahrbucher der Stadt Breslau. Weiter© Quellen
werden besonders angegeben.
A. Kantoren.
1. Erasmus Badewaldm Pirnensis. Misnic. geb. 1543. 1563 bis
7. Januar 1593 f.
2. Simon Lyra Olsnensis, geb. 1547, seit 1578 Lehrer am Elisabet-
Kantoren on Organieten der Si Elisabctkirche im Breslau. 43
gymnasiunj, vorher: Signator bei Elisabet. 1593—1601 d.
28. Febr. f.
3. Michael Strigelius, geb. 1568, vor 1601 Cantor Fraustadiensis
1601—15. Januar 1615 f.
4. Gothofredus Wagnerus, geb. 1583: Cantor bei Elisabet und
Barbara u. Coll eg. primarius am Elisabetgymnasium. 1615
bis 27. Januar 1643 f.
5. Johann Balthasar Car gins: Trauungsregister bei St Maria
Magdalena vom 29. Novbr. 1650:
Der Ehrenveste und Wolgelarte J. M. Johann Balthasar Karg,
Cantor bei der Pfarrkirche zu St. Elisabet u. S. Barbara, wie auch
Collega beim Gymnasio zu St. Elisabet, des weiland Ehrwiirdigen
und Wohlgelehrten Herrn Simon Kargs, Pfarrers zu klein Langtreu,
in Franken gelegenen, Nachgelassener Sohn mit der Viel Ehr und
Tugendreichen Jungfrau Maria, des Ehrenvesten, vornehmen Herrn
Balthasar Kermans, Burgers und Handelsmanns allhier, nachgelassenen
Eheleiblichen Tochter, etc.
d. 8. Mai 1643—24. Juli 1686 : Emeritus.
6. Davides Buchsius, geb. 1630, vorher Signator bei Elisabet,
d. 25. Juli 1686—8. Mai 1688 f.
7. Jacobus Wilisius Aurasiensis, vorher PrSceptor und Cantor
bei St Bernhardin in der Neustadt
d. 14. Juli 1688—18. Januar 1695: Emeritus.
8. Jacobus Wilsius Junior, geb. 1666, vorher Praceptor und Cantor
bei St Bernhardin in der Neustadt
d. 10. Februar 1695— 17. Septbr. 1732 f.
9. Joh. Davides Riegerus Vratisl., geb. 1692, vorher Cantor Juliob.
d. 24. Octbr. 1732—28. Aug. 1748 f.
10. Martinus Wit backus, antea Organoedus ad S. Trinit
d. 23. Octbr. 1748 -Novbr. 1776 f.
tlber ihn schreibt Atxe: Kurz vor meinem Eintritt in Breslau,
1st der Cantor Wirbach bei der Kirche St. Elisabet gestorben. Er
soil auch ein guter Eomponist gewesen sein. Eirchen-Eompositionen
fur aUe Sonntage, wie auch andre Gelegenheitstiicke fir Festlich-
keiten, sind damals sehr geschatzt worden. Bei solcher Besetzung
wie 68 jetzt geschieht, wiirde manches Feststiick Beifall haben.
Oeftera habe erzehlen horen, das jedesmahl als Friedrich, genannt
der Grofee als Ednig, selbst die Revid zu halten nach Breslau kommen
ist, der Cantor Wirbach geruffen worden, Denenselben zur Floete zu
accompagniren. Der Ednig soli vexirent ihm einmal zugeruffen haben,
44
Kantoren und Organifiten der St. Elisabetkirche in Breslau.
wir sind nicht recht; nein, rufft Wirbach, wir sind recht. Dieses soil
dem Konige so gefalien haben, dass er denselben mit Gratial von
mehrerem Inhalt entlassen hat wie sonst.
11. Samuel Ostermeyer: Von 1744—1774 Signator bei St. Maria
Magdalena, von 1775—1777 Cantor daselbst: 1777—1784.
Atxe schreibt fiber ihn: Nach dem Ableben des Cantor Wir-
bach ist der Cantor Ostermeyer von St Maria Magdalena nach Eli-
sabet versetzt worden. Er soli ein geborener Ungar gewesen sein.
Von Musica : Vorziigen ist mir nichts bekannt. Seine Kirchen-
musiken zu damaliger Zeit waren mit Beifall anzuhoren.
12. Christian Friedrich Herrmann: 1774 — 78 Choralist bei St
Maria Magdalena, 1778—84 Subsignator bei Elisabet. 1784
bis 1832 Cantor.
Atxe berichtet von ihm: Nicht nur, dafe er durch eine gute
Bafsstimme sich beliebt machte, sondern auch in Musica: Hinsicht
stets Beweise der Sachkenntnifs bei Auffuhrung der Kirchen Musiken
und andern Amts Angelegenheiten gab. Bis in das spatere Alter
war er unermtidet, die Orgelbasse fiir jede Orgel zu beziffern und
zu transponiren , da die 2 Orgeln , die obere niedrige die untere
hohe Stimmung hatten. Er war geboren zu Breslau d. 19. Febr.
1753 u. starb d. 19. Januar 1832. Sein Vater war Burger und
Bottgermeister zu Breslau. Vorhin war er Choralist bei St. Maria
Magdalena, im Jahre 1778 wurde er als Subsignator nach Elisabet
versetzt und 1784 den 16. August als Cantor daselbst ernannt
13. Joh. Carl Pohsner: 1832 — 1862.
Atxe schreibt iiber ihn: Er ward geboren d. 27. May 1786 zu
Neuhaus bei Waldenburg, woselbst sein Vater Herrschaftlicher Ober-
forster war. Vor der Beforderung als Adjunctus seines Schwieger-
vaters Herrmann war er Cantor und Schulcollege in Wohlau, wegen
geringen Einkiinften aber suchte derselbe die Entlassung bei dem
KonigL Ober-Coisistorio zu Glogau nach und trat den 14. Marz 1808
den neuen Beruf als Choralist bei der Kirche zu St Elisabet in
Breslau an. Den 16. April 1828 wurde er als Cantor adjunctus an-
gestellt und 1832 den 10. Febr. zum wirklichen Cantor an derselben
Kirche ernannt Ich habe das kostspielige Verzeichnifs der Parti-
turen grofser Meister und deren Besitz bei demselben selbst gelesen,
folglich konnen seine amtlichen Musiken und andere obwaltende
Bemiihungen ihm nur Ehre machen.
14. Rudolph Ihoma: 1862—19 . . Siehe Biemann: Lexikon.
Kantoren mid Organisten der St. Elisabetkirche zu Breslau. 45
B. Organisten.
1. Melchior Blum : 1614— .
Bei W. Pohl heifst es: Den 18. Pebruar 1614 warden die
Orgeln zu St Elisabet renoviret, und von den Kirchvfitern Herrn
Eonrad Sauermann und Balthasar Hornig gewehret — d. h. ab-
genommen. Zu der Zeit war Organist Melchior Blum. Dieser ist
der erste Organist, welchen icb mit Namen nachweisen kann.
2. Georg Schnabel: 1527 — 34 nachweisbar.
Bei Pohl beifst es: Nur das Organistenhaus, in welchem der
Organist Georg Schnabel wohnt, wurde bei dem Thurmeinsturz 1529
bescbadigt In den Rechnungen der Elisabetkirche heifst es: 1531:
Bern Schnabel dem Urganisten geben : 4 Mrk. 16 gr. pro QuartaL
3. 1535 heifst es in den Rechnungen nur:
Bern neuen Urganisten thut geben 10 Thlr. pro Quartal. Dieser
Organist diirfte Herr Mertenn gewesen sein, denn fir diesen Herrn
Mertenn wurde nach den Rechnungen des Kirchscheffers oder Signatoris
1544 ein Sandseiger fiir 8 gr. beschafft.
Da aber nur der Pfarrer und der Organist einen Sandseiger
brauchten, der Pfarrer jedoch Ambrosius Moibanus hiefs, so diirfte
Herr Mertenn der Organist gewesen sein. Es fragt sich allerdings?
ob die Bezeichnung „Herr" schon in so friiher Zeit fir den Or-
ganisten zu St Elisabet gebraucht wurde.
4. Jochayn Herbig 1564.
Im Trauungsbuche zu St Elisabet vom Jahre 1564 steht:
Thomas Schordach Organist zu Wole = Wohlau, uxor: Anna Jochayn
Herbigs, des Organisten Tochter zu St Elisabet zu breflau.
5. Georgius Qotthart 1568—1585.
Trauungsbuch zu St. Elisabet von 1568 fol. 233a steht: Der
Erbare Kunstreiche Georgius Gotthart, Organist bei dieser "Kirchen,
virgo: Margaretha Math, brethschneiders des Eretschmers relicta filia.
Von ihm wurde im Jahre 1569 d. 13. Novbr. zu St. Elisabet
die kleine Orgel, welche im Parterre der Kirche stand zum ersten
Male geschlagen (wortlich: erstlich beschlagen).
6. Johannes Miner 1685—6. Marz 1609.
Sohn NicUafs Elinors, weiland Mittburgerfs und Reichkramerls zu
Lignitz. Er war verheiratet mit Emmerenciana, Tochter des Pfarrers
zu Elisabet, des Herrn Esaias Heidenreich's. Joh. Ellner war auch
Hausbesitzer, nach dem Signaturbuche vom Jahre 1591 kaufte er
das Haus zwischen Cyprias Landeks und Hannsens Bandis Ecke iiber
der Ohlau bei den sieben Raden gelegen.
46 Kantoren uod Organisten der St. Elisabetkirche zu Breslaa.
7. Paul Kader Zawet: 1609 -18. April 1613 f.
Er war zuerst Onanist bei Barbara und Christophoro 12 Jahre,
dani 8 Jahre bei Maria Magdalena und nur 4 Jahre bei St. Elisabet
Er wurde 50 Jahre alt, war demnach geboren 1563. — Seine Frau
hiefs Eva, sie iiberlebte ihn 24 Jahre und starb 71 Jahre alt d.
12. Decbr. 1637, sein Sohn Daniel war geboren 1592, bis ins 19. Jahr
Organist in Luben und starb erst 44 Jahre alt am 24. Januar 1636.
8. Gregorius Beck, 1613—16. Septbr. 1633 f.
Er war bis ins 21. Jahr Organist bei St. Elisabet, wurde 56 Jahre
alt, war demnach geboren : 1577.
9. Ambrosius Profe: 1633—10. Aug. 1649: Einsturz der Elisabet-
kirche und Zerschmetterung beider Orgeln; deshalb 10. Aug.
1649—29. Septbr. 1655.
Organist — vacat.
10. Bernhard Beyer: geb. 1601: Erst von 1634—55 Organist bei
Maria Magdalena: 1655, d. 29. Sept.— 1671, dann Emeritus:
f d. 10. Juni 1674.
11. Christophorus Elfsner: 1671-1. Trinitatis Sonntag 1681.
Nach Mattheson's Ehrenpforte pag. 383—86 wurde er 1681 nach
Thorn an die Neustadter Kirche als Organist berufen. x / 4 Jahr lang
wurde die Organistenstelle verwaltet von Baniel Vinzens.
12. Christian Span: 1681— Michaelis 1690. 1690 erhalt er einen
Kuf nach Stettin und nimmt ihn an.
13. Johannes Olettinger: 1690 — 28. Februar 1739 also 49 Jahre
lang.
Er starb in dem hohen Alter von 77 Jahren, 6 Monaten und
1 Woche. Seine Frau hiefs Johanna Maria, 4 Kinder starben in
jugendlichem Alter. Seine Grabstatte ist auf dem Kirchhofe bei der
Thurmthur an dem Wagenknechtischen Steine. Durch einen kleinen
StoJs an den Schenkel, wozu gleich der kalte Brand schlug, starb
er so schnell.
14. David Wilhelm Haber: 1739—8. Marz 1749.
Haber hatte iiber seine Verhaltnisse gelebt, musste deshalb, um
dem Schuldthurm zu entgehen, mit seiner Frau, 3 Sohnen und einer
Tochter Breslau heimlich verlassen. Selbst von dem Diakonus zu
St Elisabet Herrn M. Johann Ernst Klapper hatte er 30 Thlr. ent-
liehen, wovon der letztere nur das Quartal-Organisten-Gehalt im Be-
trage von 22 l / t Thlr. wiedererhielt Nach einer handschriftlichen
Bemerkung in Mattheson's Ehrenpforte (Berliner Eonigl. Bibliothek)
Kantoren nnd Orpmliten der St Elisabetkirche zu Breslan.
47
von J. G. Hoffmann pag. 115 soil Haber nach Prag verzogen sein,
dort den katholischen Glauben angenomroen und Organist an der
Nicolai-Kirche geworden sein. Vorher war er Organist im Hospital
zur beiligen Dreifaltigkeit in Breslan.
15. George Sigismund Gebel 1749 eine Woche vor Pfingsten bis
1762.
Er war verheiratet mit Maria Johanna Hoffmann , Tochter
J. G. Hoffmann's, Organist bei Maria Magdalena seit dem 17. Junij
1744. Daraalg war er dort Unter-Organist, w&hrend sein Vater Ge-
orge Qebel Organist bei St. Christophori war.
16. Christian Gottfried IMnrich. 1762—1777.
17. Johann Georg Berner: 1777—1810.
Ueber ihn findet sich Manches in der Biographie seines Sohnes
Wilhelm Berner. Horen wir, was Atze uber ihn schreibt: „Zu
seiner Zeit gewifs als guter Orgel- und Fliigel-Spieler geachtet, denn
die damals befiederten Fliigel wufste er mit solcher Nettheit und
Pertigkeit zu spielen, dass kein Ton versagte, welches bei der Be-
fiederung, ehe die Hammer- Einrichtung stattfand, oft vorkam. Als
Orgelspieler suchte er sich zwar nicht durch Fugen-Vortrag m zeigen,
sein Praludieren aber war stets sehr angenehm, seine Zwischenspiele
im Choral so angemessen und einleitend, dais eine singende Gemeinde
den Anfang einer folgenden Strophe nicht verfehlen konnte. Zu
spat habe ich raich nach dessen Geburtstag und Ort erkundigt, dafs
er aber im Jahre 1777 von damaliger unteren Orgel im Parterre der
Kirche (damit kann nur das Positiv vor dem Altar gemeint sein) zur
oberen Orgel versetzt sein mufete, ist zu schliefeen, (die Legatbiicher
beweisen es) denn er liefs ohngefahr im October a. c. eine Musik
auf oberem Chor ankiindigen, wobei er sich mit Orgel-Solo verbinden
wurde, weil keine Probe nothig befunden worden. Die Lob- und
Dank- Can tate von Ditters (damahls noch nicht H. von) wurde
adgefiihrt, worinnen meist Orgelsolo vorkommt. Er starb 1810 d.
30. Novbr. hinterliefs 2 Sohne, der Uteste Friedrich Willem wurde
sein Nachfolger, der 2te Heinrich Ludwig wurde Organist zu St.
Barbara, lebte aber nicht lange.
18. Friedrich Wilhelm Berner 1810— 1827. Siehe seine Bio-
graphie in der Stadtbibliothek Breslau. Breslau 1829 be-
8onder8 abgedruckt aus der Eutonia. Siehe auch: Hoffmann,
Die Tonktinstler Schlesiens: Breslau 1830.
19. Ernst Friedrich Kohler : geb. d. 28. Mai 1799. 1827 bis
26. Mai 1847 f.
48
Mitteilangen.
Atxe schreibt liber ihn: „Als Zeitgenosse kann ich mit Ge-
wifisheit sagen, dais (lessen Geschicklichkeit im Orgelspiel seinem
Antecessor nicht nacbstand und im Fortepianospielen sich oft m all-
gemeiner Achtung auszeichnet. Seine Kompositionen, kirchliche und
galante Piecen sind eben sehr beliebt" Biemann bringt iiber ihn
eine kurze Notiz, Hoffmann: Die Tonkiinstler Schlesiens, einen l&ngeren
Artikel. Letzteren habe ich desbalb nicht als Quelle angezogen, weil
er absolut unzuverlassig ist. Eine umfassende Biographie Kohlert
existiert noch nicht
20. Karl Freudenberg, 1847 — 1869. Siehe seine Biographie v. Dr.
VioL Leipzig 1872.
21. Gustav Adolf Fischer 1870—7. Decbr. 1893 f. Siehe Riemann
Lexikon und Prospekt des Schlesischen Conservatoriums in
Breslau vom Jahre 1895 pag. 36 ff.
22. Friedrich Reinhold Starke: 1894, d. 1. April— 19...
Siehe seine Biographie: Musikalisches Deutschland, Verlag: Ernst
Eckstein, Berlin-Charlottenburg 1902.
NB. Die zweiten Organisten habe ich deshalb nicht angegeben,
weil sie entweder mehrfach zum ersten Organisten aufriickten oder
als erster an eine andere Kirche berufen warden;*) aber auch des-
halb, weil dieselben, wenn sie nicht befordert wurden, als Positiv-
schlager des Erwahnens nicht wert sind; denn seit 1649 existierte
eine zweite Orgel nicht mehr.
Breslau, d. 18. Januar 1903.
Reinh. Starcke.
Mlttellmgeiit
* Dr. Karl Grunsky hat in der Sammlung Goschen eine Musik-
geschichte des 19. Jahrhonderts heraasgegeben (in 2 Teilen in kl. 8 0 zu
131 und 111 Seiten. Preis je 80 Pfg.). In gedrangter Darstellang sind
in geschickter Weise die wichtigsten Ereignisse and Leistungen der Eom-
ponisten des Jahrhanderts besprochen and in anregeoder Weise fur den
praktischen Masiker und Dilettanten geechildert.
* Heinrich Bulthaupt: Dramaturgie der Oper, mit Notenbeispielen
als Anhang im 2. Bande versehen* 2. nea bearbeitete Auflaga Leipzig
1902, Breitkopf & Hartel. 8°. VI, 403 und 347 Seiten mit Register
und 139 Seiten Notenbeispiele. Ein mit grolsem Meifs and grundlicher
*) Adolf Mesa.
Mitteilungen.
49
Kenntnis der Literatur gewandt geschriebenes Werk. Nach eioer histori-
schen Einleitung in die deutsche Oper, die nicht immer den Thatsachen
entspricht, wird den Opera Gluck's besonders den spateren. dem Orpheus,
der Alceste, Iphigenia in Aulis, Armida und Iphigenia in Tauris ein
Eaum von 73 Seiten gewidinet, in denen er Text, Komposition nnd
Sceniemng fast Scene um Scene bespricht und das Fur uud Wider ab-
wagt. Biesen folgt ein kurzerer Abschnitt fiber GHuck und Wagner, der
sehr interessant behandelt 1st. In gleicher Weise werden nan die Mozart'-
schen Opera, bei denen stets ein© Vorgeschichte des Textes beigefugt 1st
nnd einzelnes bei der hentigen Begi© getadelt wird, durchgesprochen ;
diesen folgt Beethoven's Fidelio mit Bezugnahme der ersten und zweiten
Bearbeitung. Weber's Opera bilden den Schluss des ersten Ban des. Der
zweite Band ist Meyerbeer, nur 32 Seiten, gewidmet, alles ubrige Richard
Wagner und seinen Nachfolgern. Trotz aller Anerkennung die er Wagner's
Leislungen zugesteht, findet er doch manches zu bemerken, was seinen
Ansichten nach, die Texte betreffend, zu vermeiden, oder anders zu moti-
vieren war. In der Ausfuhrlichkeit der Behandlung der einzelnen Opern,
in denen alles bemerkt und auf alles und jedes hingewiesen wird, steht
das Werk bis jetzt einzig da und wird sich seine Anerkennung bei jeder-
mann erwerben.
* Dr. Al/ons Fritz, Theater und Musik in Aachen seit dem Beginn
der preufsischen Herrscbaft. Erster Theil. Aachen 1902. Sonderabdruck
aus Bd. 24 der Zeitschrifb des Aachener Greschichtsvereins. 8°. 67 Seiten.
Eine auf Qutjlleniorschung beruhende Arbeit in der auch die zur Zeit er-
schienenen Zeitungen Material lieferten. Dadurch wird manche bisher irrige
Nachricht und Annahme richtig gestellt, Vornamen verbessert und vieles
andere. Zur Musik liefern die Konzertprogramme und Zeitungsanzeigen
nebst Recension en trefflicbes Material , so dnss man nach alien Seiten bin
die bisherigen Angaben verbessern kann.
* Dr. med. Georg Fischer, Hannover: Hans von Billow in Hannover.
Zum Besten der Chor-Krankenkasse des konigl. Theaters in Hannover.
Hannover und Leipzig 1902, Hahn'sche Buchhandlung. 8°. 64 Seiten.
Preis 80 Pfg. Ein sehr beachtenswerter Beitrag zur Biographie und
Direktions-Thatigkeit von Bfilow's, der noch den besonderen Vorzug hat,
dass er sich auf die Theaterakten und damaligen Zeitungsberichte stutzt
und eine Un masse brauchbare Notizen fiber die damaligen Sanger und
0rche8termitglieder enthalt. Nebenbei liest sich das Buch sehr gut und
gewahrt trefflichen Auf schluss fiber von BuIow'b leidenschafllichen excen-
trischen und dabei genialen Charakter.
* Beethoven* Geburtshaus in Bonn ist in einer kunstlerisch aus-
gefuhrten Abbildung in der Grofse von 18 X 23 auf steifem Kartonpapier
bei Emil Strauss, Kunstverlag in Bonn erschienen zu dem billigen Preis©
von 3 M. Die Ausffihrung des Bildes ist so geschmackvoll, dass es ein-
gerahmt eine Zierde jedes Zimmers bildet.
* Der Hamburger Tonkunstler-Verein veranstaltete am 17. Jan. einen
Monfttsh. f. Maaikgesoh. Jahrgang XXXV. Nr. 3. 3
60
Mitteilungen.
Handel-Chrysander- Abend , In dem Handel'sche Arien and Iiistrumental-
piecen zum Vortrsge gelangten.
* Die Soci6t6 des Sciences zu Lille gab am 22. Dez. 1902 ein
Hstorischei Konzert, in dem sie Instrumentalpiecen von Be Caix dUervelois,
F. Couperin, Ariosti , Rameau, Marin Marais, Roland Marais, Dom.
Scarlatti und Milandre zur Auffuhrung brachte.
* Breitkopf <& Hdrtel in Leipzig versenden ihren 72. Bericht fiber
neu erschienene Werke neuester und alterer Zeit, nebst Biographies fiber
Komponisten, ihrer Portrat und Bearteilung ihrer Werke.
* Se. Excellenz der Kultas- Minister Herr Dr. Studt, hat dem Re-
dakteur dieser Blatter in Aubetracht seiner Verdienste am die Erforschung
der Musikgeschichte, den Professor-Titel verliehen.
* Quittang fiber eingezahlte Mitgliedsbeitrage fur das Jahr 1903
von den Herren : J. Angerstein, Dr. H. Abert, Dr. W. Baumker, Lionel
Benson, Rich. Bertling, Dr. P. Boecker. H. Bewerunge, Prof. Bohn, Prof.
Br aim e, Direkt. Bornewasser, Dr. A. Dorffel, Prof. Eickhoff, Dr. Hart-
mann, Dr. Haym, Dr. Hohenemser, Dr. R. Kade, Prof. Kostlin , P. U.
Kornm filler, Prof. E. Kraiise, Dr. Th. Kroyer, G. S. L. Lohr, Dr. Lfirken,
Dr. Fr. Ludwig, G. Meinhold, von Miltitz, Prof. Fr. Niecks, F. Curtius-
Nohl, Joh. Oswald, P. Pannier, Praetorius, A. Reinbrecbt, B. Fr. Richter,
L. Riemann, P. Runge, Rich. Schumacher, Direktor Schweikert, Prof.
H. Sommer, Wm. B. Squire, Direkt. R. Starke, Pfar. Vogeleis, 6. Voigt,
Dr. Waldner, K. Walter, Direktor von Werra. Von Instituten: Ge-
sellschaft der Musikfr. , Nord-Niederl. Verein , Kirchenchor in Zwickau,
Paulas Museum, Universitaten in Innsbruck , Heidelberg und Strafsburg.
* Hierbei eine Beilage: Katalog aus Stuttgart, Bog. 5.
18 Sonaten von Jean -Marie Leclalr Faint m r Vioiine and aus-
ge8etzten Generalbass, nebst einem Trio ffir Vioiine, Violoncell and
Generalbass. Partitar and Stiromen 15 M. Einzeln Nr. 1, 7 and 8.
Leipzig, Breitkopf & H artel, fol.
Quellen-LexlkOIl fiber die Musiker and Musikgelehrten der christlichen
Zeitrechnung, 7. Band, von Rob. Ettoer. Subskriptionsprei s a Bd. 10 M.
Leipzig, Breitkopf & H artel. 8°. 480 Seiten.
Verantwortlicber Red*kt«ur Bobert Bitner, ftmplto (Uckermark).
Draok won Hermann Beyer A SOhne (Beyer & Mann) in LangenMls*.
fir
MUSIK- GESCHICHTE
hfflaisgegeben
▼on
der Ge8ell8chaft fttr Muukforschung.
Prali des Jsiurganges 9 Mk. Monatlieh ersoheint
III?. JaUri
«fn« Nwimnw too 1 bit S Bogen. IntertiontgebOhren
ffer die Zeile Si Pt
lo. 4.
1903.
ls«Ili«!lyIIi|?s!iiiL|
▼on Breitkopf * Hlrtel in Leipaig.
Bestellangen
nimmt jede Buch- mud Mns1th»ndlnng entgegen.
r )%f . _ r Der MlnnftgesMig ml seln Ttrtrag.
■ " Tk (Von C. Weinman n.)
Unter der Benennung ^Minnesinger" versteht man herkoramlich
die ljrischen Dichter des ! ritterlichen Mittelalters; bedeutsam genug,
weil die Minne zugleich die beiden Hauptriehtungen dieser Singer,
die himmlische, wie die irdische Liebe umfasste.*)
Die Weisen nun dieser Minnesinger warden in textlicher Hin-
sicht schon vielfach Objekt fur die gelehrte Forschung, noeh wenig
in musikalischer Beziehung. Aufser dem bereits eben angefiihrten
4bandigen Werke v. d. Hagen's besitzen wir nur zwei gro&ere
— alierdings rnonumentale — Arbeiten, welche dieses schwierige
Gebiet behandeln und zura Gegenstand eingehendster Uniersuchung
gemacht haben : „Die Sangesweisen der Colmarer Handschrift und die
Iiederhand8chrift Donaueschingen" **) und die herrliehe photographische
Facsimilierung der Jenaer Minnesangerhandschrift.
Angesichts der Grofse der Litteratur — sagt Br. Riemann,***)
welche durch die veranderte Leseweise (durch P. Runge) mit
einem Male erschliefsbar wird und ein ganz ver&ndertes Bild von
der Musik des Mittelalters ergiebt, bedarf es kaum des Hinweises,
dass diese neue Deutung das Interesse nicht nur der Historiker,
*) Vgl. Friedrich Heinrich v. d. Hagen ^Minnesinger^. Leipzig,
Barth, 1838. 4 Bd.
**) Herausgegeben v. Paul Runga Leipzig, Breitkopf & Hartel, 1896.
***) Musik-Lexikon (a. v. „Minnesanger u ). Leipzig, Max Hesse.
Xonatsh. L MvslkgMoh. Jahrgs** XXXV. Ho. 4 4
52
Ber Minnegeeang nnd sein Vortrag.
soadem jailer, die sich ftir Musik interessieren, im hochsten Grade
auf sich ziehen muss.
Diese Worte des grolsen Theoretikers auf musikwissenschaft-
lichem Gebiete und seine Anregungen im „Musikalischen Wochen-
blatt"*) mogen die nachstehenden Zeilen rechtfertigen. In den zunachst
folgenden Darlegungen schliefsen wir uns moglichst eng an die For-
scbungsresultate Dr. Riemann's und Runge's an.
Der Hauptkern der Colmarer Liederhandschrift wurde im 15. Jahr-
hundert niedergeschrieben ; den Beweis hierfur liefert der Schrift-
eharakter. Die Handscbrift selbst berubt aber auf einer alteren Vor-
lage, auf dem (verloren gegangenen) „grofs Buch von Menz u . Sie
riihrt von verschiedenen Haoden her, aber die Einheitlichkeit der
Notierung weist darauf hin, dass die Niederschrift an einem Orte er-
folgte und dieser Ort diirfte wohl kein anderer als Mainz gewesen
sein. Die Handschrift en thai 108 Melodien von 36 Dichtern des
12.— 14. Jahrhunderts, darunter finden sich aber Leiche, die aus
vielen (bis 25 Liedern) zusammengesetzt sind.
Die Donaueschinger Liederhandschrift enthalt nur einen Teil
des reichen Melodienschatzes der Colmarer, ist aber mit derselben
eng verwandt, und da beide in Text**) und sogar in Lesefehlern
fast voUstandig tibereinstimmen, so bleibt keine weitere Annahme iibrig,
als dass der Schreiber von Donaueschingen dieselbe Vorlage benutzte,
welche Colmar zu Qrunde lag, so dass also von der Mainzer Hand-
schrift Colmar eine Abschrift und Donaueschingen ein Auszug ist
Die Jenaer Handschrift endlich weist 89 Singweisen von 27
Dichtern des 12.— 13. Jahrhunderts auf. Jena tragt mehr den Cha-
rakter einer Spezialsammlung, fiir welche ortliche und zeitliche Riick-
sichten bestimmend waren, wahrend Colmar universeller erscheint
Der Typus der Notientng in Colmar entspricht im allgemeinen
der sogenannten Hufnagelschrift; den Grundstock der Notenzeichen
bildet die Virga, deren wechselnde Gestalt ( |^ ^ ^ *| ) keinen Unter-
schied in der Bedeutung bedingt Der Punkt (als Neumenzeichen fiir
einen Ton, der tiefer ist als der benachbarte, durch eine Virga be-
zeichnete) kommt nur in zusammengesetzten Neumen, den sog. Con-
juncturae vor (f w m m f% ist aber dem Gesamtcharakter der No-
*) „Die Melodik der Minnesanger". Leipzig, Jahrg. 1897, S. 1 ff.
S. 154.
**) Nur ein Lied ,Jn Bomers Sangwis von Zwetel a findet sich nicht
in Colmar, sondern nur in DoDsueschingen.
Der Minnegesang und sein Vortrag.
58
tierung entsprechend uberall verdickt und eckig, bezw. geschweift.
Haarstriche, welcbe aus den Pankten und der zugehorigen Yirga
Ligaturen machen, laden sich nur vereinzelt.
Die Donaueschinger Handschrift 1st mil schiefliegenden Druck-
strichen «H) fir Einzeltone notiert; eine Vergleichung der in
beiden enthaltenen Melodien erweist die vollkommene sachliche tJber-
einstimmung beider Notierungsweisen.
In der Jenaer Handschrift findet sich durchweg mit Ausnahme
der Ligaturen die nota quadrata (^). Die Lieder Nitharfs dagegen,
welche v. d. Hagen der Jenaer Handschrift nach einem ihm ge-
hSrigen Manuskripte beigab, sind von der Notierungsweise derselben
gfinzlich verschieden und weisen die sog. Hufnagelschrift auf. (f ♦)
Durch die Verechiedenheit nun dieser Notenformen verleitet, hat
man dieselben frtiher im Sinne einer, wenn auch noch schwankenden
Mensuralnotenschrift gelesen, was ein sehr unbefriedigendes Besultat
ergab.
Von solchen falschen Voraussetzungen aus wurde z. B. die Wieder-
gabe der weltlichen Lieder des Monchs von Salzburg durch Dr. H. Ritsch
unternommen*) Auch v. d. Hagen bringt in seinem Werke**) die Trans-
scription von 4 Liedern in stronger Mensur: „WeUe grofs wunder
schauen will", „Die Erde ist umflozen", „Loybere risen", „Der kuninc
Bodolp". Aber bei alien diesen Qes&ngen erkennt man sofort das
Steife und Unnaturliche des Taktes, man fiihlt, dass die Melodien in
das Taktmafe hineingezw&ngt wurden. Besonders klar tritt dieses
bei dem zweiten Liede: „Loybere risen" zu Tage; der Bearbeiter
mufste zwischen dem 8 / 4 und f / 4 Takt wechseln und zwar in so auf-
faUiger Weise, dass von den 6 Takten des ersten Stollens die ersten
2 Takte in 8 / 41 der 2. Takt im 2 /ti der 3.-6. Takt wieder im 8 / 4 Takt
gezeichnet steht. Professor Fischer, von dem die kurze Abhandlung
fiber die Musik der Minnesinger in v. d. Hagen's Werke stammt,
war offenbar mit dem Besultat© dieser Bearbeitung sehr wenig be-
friedigt, so dass er in obiger Abhandlung schreibt: ,,Giebt man sich
Miihe durch wiederholte Ausfuhrung sich in diese Art von Musik
hineinzudenken, so wird man bemerken, dass in der That im Qanzen
eine Bewegung sei, die doch nicht durchaus mit unserem heutigen
Takt vergleichbar ist Wenn man freilich in denjenigen Stellen (und
so haben es zuweilen diegenigen gemacht, die alte Melodien in neue
*) Meyer und Ritecb, )f Dio Mondsee-Wiener-Liederhandschrift'' 1896.
*♦) 1. c. 4. Bd. p. 93S I.
f
54 Der Minnegesang nnd mim Vortrag.
Notenschriften tbertrogen), welche im 8 / 4 Takt gehen, die lange Silbe
auf eine halbe Note nimmt, so lafst nur das gauze Stuck sich wie
ein modernes im 8 / 4 Takt absingen, aber wir glauben, dass es als-
dann vollig seinen Charakter verliert. Bei anderen Melodien wird
es noch schwerer werden, sich eine bestimmte Vorstellung zu machen
wie sie ausgefiihrt werden, denn der 3 / 4 Takt, der in unserem Liede
vorherrscht, giebt schon einen bestimmteren Gang an als diejenigen,
in welchen durchweg eine trochaisehe oder jambische Bewegung ist"
Und an einer anderen Stelle:
„Nimmt man nun an, dass in diesen Liedern gleiche Zeichen
auch gleichzeitig sind, so wird es schwer sein, viele Melodien auf
unseren heutigen Takt zu bringen, eine Bemerkung, die in einem
gehaltreichen Aufsatze K. Kretschmars *) aufgestellt ist; und gelange
es auch wirklich, so wird nun der Gesang doch nicht ais musikalisches
Ganzes erscheinen. Man wird nicht, wie in unserem Tonstiicke be-
merken, jdass eine gewisse Anzahl Takte eine grofeere rhythmische,
oft wiederkehrende Periode bilden, auch nicht, dass die Accente durch
den Anfang der Takte gehorig ausgedriickt waren; aber vieles leitet
dahin, ein solches Taktieren unstatthaft zu machen."
Eine Vergleichung also der verschiedenen Notengestaltungei|
untereinander lafst uns voUstandig im Unklaren, nach welchen^
Prinzipe die einzelnen Formen Verwendung fanden, nur soviel eri
giebt sich aus diesen Untersuchungen, dass jedenfalls eine strenge
Anwendung nach dem Prinzipe der Quantitat nicht stattfand. Denn
es kommen ganz unterschiedslos lange Silben auf kurze Notenwerte
(mensural betrachtet) und umgekehrt, oder bei gleichlangen Silben
werden ganz verschiedene Notenformen gebraucht Deswegen sagt
auch Br. Riemann**) in Bezug auf die obeu erwahnten Lieder des
Monchs von Salzburg : „Hermann , s Lieder sind ebensowenig mensural!
notiert wie die s&mtlichen Melodien der Jenaer und Colmarer Hand-
schrift, der v. d. Hagen'schen Nithart- Handschrift und der Frank-
furter Nithart - Bruchstiicke. Schon jetzt kann man mit ziemlicher
Bestimmtheit behaupten, dass auch andere, noch unerschlossene, mit
Melodien versehene Minnesanger -Handschriften choraliter notiert
(neumiert) sein werden, weil iiberhaupt ftir die Monodie die Neu-
mierung, wenn nicht ausschliefslich, so doch vorzugsweise sich in
Gebrauch erhalten hat, bis an die Schwelle des 16. Jahrhunderts.
*) Berliner mosikalische Zeitung 1827.
**) a. a. 0. S. 4016.
Der Minnegesang ond sein Vortrag.
65
Die ersten Anfange der Mensuralnotierung bedienen sich sofort der
fur den Choral xuerst aufgekommenen nota quadrata mit den Formen
der Longa, Brevis und Semibrevis." Und uber den Codex „Chan-
sonnier de St Germain des Fr&*) urteilt er: „Dieser Codex zer-
streut auch die letzten Zweifel an der Thatsache, dass die in nota
quadrata notierten Melodien der Troubadours und Minnesanger nicht
Mensuralnotieruogen, sondern wie so viele Antiphonarien und Gra-
dualien der Zeit nur in einer gefalligeren und deutlicheren, den
Mensuralnoten ahnlichen oder vielmehr ihnen als Muster dienenden,
nur kalligraphisch von den anderen verschiedenen Form aufgezeicbnete
Neumierungen sind."
Aus einer Wiener Handschrift bringt v. d. Hagen**) 5 Zeilen
eines Liedes, welches die verschiedensten Notenfonnen aufweist
Bunge, der in seinem Werke ebenfalls die Anfangszeilen wiedergiebt,
bemerkt dazu:***)
„Jeder Vereuch aus diesem Qemengsel der 3 Werte Maxima
(Longa?) Brevis und Semibrevis etwas verntinftiges heraus zu men-
surieren, mufs hoflhungslos scheitern, dagegen 1st alles leicht zu er-
kiaren, wenn wir Neumierung annehmen."
igz w | | w I =
Ioh ban ▼or-lorm den ly - by-ityn bn - lam myn
^j^^- tri —
daz ich vff er-dyn ye %e - wan.
Angesichts solcher Unregelmfcfsigkeiten in der Notierung der
Minnes&nger-Handschriften mochte man zu der Frage kommen, ob
bei ienselben in der Notierungsweise tiberhaupt ein festes Prinzip
gait, oder ob ihre Niederschrift nur nach der wiUkurlichen Darstellung
des Schreibers erfolgte. Unmoglich ware diese Annahme nicht, zumal
wenn • man bedenkt, dass die Schreiber dieser Handschriften nicht
gerade Personen von hochmusikalischer Bildung waren, denen wahr-
scheinlich ein tieferes, auf den Grund gehendes Verstandnis der
Mensuralnotenschrift der damaligen Zeit tiberhaupt fehlte.JI Freilich
ist diese Ansicht etwas befremdend, fast mochten wir sagen unwissen-
schaftlich, aber sie lost das Batsel der Notierung jedenfalls ebenso
*) Cod. 20050 der Pariser Bibl Nat.
**) a. a. 0. 4. Bd., S. 7S8.
***) a. a. 0. S. XV.
66
Der Minnegesang und eein Vortrag.
gut wie manche andere Eonjektur; vSllige Klarheit kann nur eine
auf das peinlichste gefiihrte Untersuchung und Vergleichung aller
Handschriften ergeben, vielleicht warden wir sie auch nie erhalten.
Runge's Verdienst ist es mm^ dea bahnbrecbenden Sate auf-
gestellt zu baben: „Die rhythmiscbe Struktur der Melodien wird
lediglich vom Text© bestimmt." Hat er nun aber auch ein be-
friedigendes Endresultat erreicht, bat er aus dieser Erkenntnis
die notwendigen Konsequenzen gezogen? Unserer Ansieht nach
] eider nicht; denn, indem er die eine Klippe gliicklich vermied
und endgiltig von den vergeblichen Versuchen abgekommen ist den
Text nach den Noten in Mensur zu zw&ngen, ist er an der anderen
Klippe gescheitert und hat nun die Noten nach dem Texte in Mensur
gezwfcngt, eine Inkonsequenz, die uns um so auffallender erscheint,
als er ja von der ganz richtigen Anschauung ausging, dass die Hand*
schriften-Notierung durchwegs Neumierung ist
In der Vorrede zu seinem Werke*) wendet er sich gegen
Dr. Baumker, dass dieser in seinen „Niederlandischen geistlichen Sing-
weisei aus Handschriften des 15. Jahrhunderts" sich verleiten liefs,
Mensuralmusik zu sehen, wo Neumierung vorliegt und nun verfallt
er in den gleichen Fehler. Denn Mensuralmusik bleiben dann nach
unserer Meinung die Minnelieder, da es in Bezug auf das Resultat
ganz gleichgiltig ist, ob die Mensur aus den Noten oder aus dem
Texte hergeleitet wird. Freilich miissen wir dabei zugestehen, dass
das letztere in dem vorliegenden Fall© viel naturlicher sich ergiebt,
wenigstens in den Liedern 0 Nietharfs, welche Dr. Riemann im
„Musikalischen Wochenblatt" in moderner Notation publiziert. Mit be-
wundernswerter logischer Scharfe geht er Schritt fir Schritt vorwarts
und lifet aus den unformlichen Tonschlangen an der Hand eines
einheitlichen Orundmafses flir die Messung der Verse wohlgegliederte
Satze erstehen. Aber dennoch glaube ich nicht, dass die Minne-
lieder in diesem Taktmafse vorgetragen wurden, sondern mochte
den Satz au&tellen:
Die Minnegesange wurden, da sie Form und Aufbau vom gre-
gvrianischen Choral entlehnen, auch wie der Choral d. h. im sog.
freien Sprach-Rhythmus vorgetragen.
Dass die Minnelieder die lufser© Form, d. h. die Notation vom
Chorale nehmen, ist durch die Thatsache bewiesen, dass die Notierung
aller erhaltenen Minnesangerweisen nichts anderes als Neumierung ist.
*) S. XIV.
Der Miinegssanf and win Vortrag. 67
Auch der Aufbau der Melodien stammt vom Choral, indem ihnen
die 8 Kirchentonarten za Grunde liegen, woftir im einzelnen der
Beweis leicht za erbringen 1st, und Runge hat bereits Mr jede ein-
zelne Weise die betreffende Kirchentonart bezeichnet Warum sollte
nun gerade der Vortrag ein anderer als der der Choralgesange sein?
Bass der Choral aber im freien Rhythmus von jeher gesungen
wurde, daftir spricht die Tradition und wir wollen uns mit der An-
fiihrung zweier Schriftbeweise begniigen. Martinus Agrieola*) z. B.
schreibt:
„Musica activa est triplex, videlicet Plana, Figurata et Instrumentalis.
Plana sive Choralis est, quae planum vel choralem can turn tradit
Cujus singulae notulae perpetuo aequalem retinent quantitatem"
Der berttbmte Joannes Tinctoris**) sagt: „Notae vero incerti
valoris sunt illae, quae nullo regulari sunt limitatae; cujusmodi sunt
quibis in piano cantu utimur, quarum quidem forma interdum est
similis formae longae, brevis et semibrevis [et interdum dissimilis,
ita quod pedes musicarum a plerisque nominantur] et hujusmodi notae
nunc cum mensura nunc sine mensura nunc sub una quantitate per-
jfecta, nuns sub alip imperfecta canuntur secundum ritum ecclesiarum
aut voluntatem canentiura"
Es mufe zugestanden werden, dass das von Dr. Riemann und
Runge verfochtene Prinzip bei sehr vielen Minnegesangen sich mit
grofeer Leichtigkeit anwenden lUst, warum wohl?
Der innere Qrund hierfiir liegt darin, dass alle diese Texte
metrisch (meist jambisch oder trochaisch) abgefasst und in Bezug auf
die Melodien syllabischer Natur sind; deswegen finden die Bearbeiter
bei denselben auch keine besonderen Schwierigkeiten im Aufbau der
Melodien, da fast auf jede Silbe eine Note trifft. Wir wollen zum
Beweise hierfiir das erste von Niethart's Liedern in der Obertragung
von Dr. Riemann folgen lassen; das ganze Iiedchen sieht schmuck
und schdn aus.
Nr, 1. ..Der swarze Dora. 44
Der swar-ze Dora 1st wor-den wm 9 mm hat der Mei- e sei- nen
Yor gan-sem ist der kal« te Sue, n»m sieht hinr a - ber al - to
*) „Duo libri musices", Yitebergae 1561.
**) Bei Cousaemaker, Script IV., p. 45.
A
58
Der Minnegeeang and tein Vortrag.
1
Vliz g© - le - get an den Am - ger.
© din lich - ten Bltt-mel swan -ger.
=t
>
Der Mei - e hat die
Welt gar schon be • sez - zet, mil man - ger - han - de Bin - men in;
vroli -lich iim- gent vo - ge - lin: ir Mds sint si© er- gez - zet.
Wie leicht 68 1st, aus metrischen Texten eine Mensur der
Melodie zu konstruieren, mag man daraus ersehen, dass selbst im
Choral alle metrisch abgefassten Texte wie die Hymnen und Sequenzen
im Taktrhythmus gebracht werden konnen, wie folgendes Beispiel dee
im VIII. ton. abgefassten Hymns „Iste confessor 41 deutlich zeigt
Hymns: „Isto Confessor,"
(Mack der Choralmelodie in Mensnr gebracht)
VIH. ton.
~T T
m
-a — d —
1 '
-o — -*> ■
i — ».
1 ' 1
- ste Gon-fe8 - sor Bo - mi - mi oo - Jem - tes qaem pi - e
i
5
5
laa - dant po - pa - li per or • bem hao di - e lae
i
me - ra - it su - pre - mos lan - - dis ho - no - res.
Und doch wird niemand behanpten wollen, dass dieser Choral-
hymnus in diesem Marschtempo vorgetragen werden soil, wenn er
nicbt Art und Bedeutung des Choralgesanges vollst&ndig verkennt
Freilich ist es richtig, dass die grofsen Meister der Polyphonie
des 15. and 16. Jahrhunderts, ein Palestrina, ein Lassus etc. den
Choral in Mensur gebracht and in ihren Schopfungen als Motive
verwendet haben. So hat z. B. Palestrina liber den obigen Hymnas
,Jste confessor 44 eine ganze Hesse komponiert, welch e den gleichen
Titel fuhrt und den Hymnus als Cantus firmus in der mixolydiscben
Tonart zur Grundlage hat Der Komponist teilt den Hymnus in
Der Minnegesang und sein Vortrag.
59
7 Perioden und verwendet sie in den verschiedenen Teilen der Messe
als Motive, so z. B. in Eyrie das I. Motiv, im Christ© das II., im
3. Eyrie das DX, im Gloria und Credo mischen sich die verschiedenen
Motive. Aber alles das sind kunstvolle Verarbeitungen einxelner
Teile, kmrxer umd prMgrnomiet Meh^efmfnm des Chorales im poly-
phonen Satze.
Solange also der syllabische Charakter vorherrscht, lasst sich
abgesehen von der Eintonigkeit — die Mensurierung leicht
durchfiihren; kommen nun aber grofeere und reichere Notengruppen
in der Melodie vor, d. k kann von einem syllabischen Qesange nicht
mehr die Rede sein, so tritt das Unnattirliche der Mensur klar zu
Tage. Doch lassen wir zum Beweise hierfiir eine tJbertragung des
Tageliedes Peter von Reichenbach's durch Runge folgen und kniipfen
wir unsere Bemerkungen daran.
Peter yon Relehenbach's „Tagelled".
I.
Phrygisch.
[Golmar fol. 60.] *) Range: Nr. 13a. pag. 49.
ly
Wo
fro - ner wech-ter weckol
sie sint, tS sie wichen
T
it
▼fa elaffea twalm zwej iieb her - schrecke,
▼er-stor der sun den lauff snel - li - chen;
If?)
ee dann daz
vil bal - de
^. ^
sie en - blecke
dan - nen flichen m. s. £, s. Range's Ausgabe.
Range: pag. XVI.
By
Wo
fro - ner wechter we - eke
sie sint ta sie wi - chen
▼fa slaf-fes twalm zwey lieb her - sohre - eke,
ver - stor der san den laaff snel - li - chen;
*) Ein Ersatz fir die schiefliegende Virga.
60
Der Minnegesaog mil win Vortrag.
m dum daz
vie! bal - de
ne en
dun - men
n.
ble - eke
•li - ohen
n. 8. t, 8. Range's Ausgabe.
mi
, ,, m
Die syt die ne - het ri • cher-lioh Die zyt die ne - het si - eher-lich
Dei ti - ohes tarn auch re - ret fast, Des ti - ehes tam auch re - ret fart
nu gein dem ta - ge scho - ne;
die frucht be - gym - met zyt - tern,
mm gein dem ta - ge scho - ne;
die frucht be - gym - met zyt - ten,
it
9E£
f^-f
he wol-vff wer-den re-cken rich
die su - len wi-ohen swe-ren kit,
na wol-vff wer-den recken rich
die su - lem wi-chen sweren last.
bald vfe der sum - den ho - ne;
graft dort in tal in ly - ten;
bald vis der snn-den ho - ne;
grafs dort in tal in ly - tern;
3-
11)^
End wa-chet daz ist am der zyt:
der je - ger ist dem wil-de much,
and wa-chet daz ist an der zyt:
dor je - ger ist dem wil - de nach,
. i i i m n &
die ackest by dem bau-me lyt,
daz ez Mm smil-zet vor der vaeh,
die ackest by dem ban-mi© lyt,
daz ei hin smil-zet vor der vach,
ge - slyf - fen ser in scherpfe ;
daz we - sel fblt die werfft.
ge - slyf-fen ser in soher - pfe;
daz we - sel fait die wer - ffe.
Bis Lied soil also in der bezeichneten Form in stronger Mensur
geeungen werden; docb welche Verwaltigungen!
Der Mmnegesaiig mil mm Vortrag.
SI
Nicht einmal die einzelne Verszeile konnte eingehalten werden,
8ondera die erste Note der zweiten Zeile muss noch in den letzten
Takt der ereten Zeile genommen werden und so durchgangig. Wo
soil da noch der praktisohe Vorteil M©g©n f von dem Dr. Eiemann
bei der Choralnotierung ganz mit Becht sagt:*) „Ganz neu, aber ge-
wiss praktiscb ist das von Eunge angewandte Verfahren des Ab-
setzens der Melodie nach Reimzeilen. Dann betrachte man die
Fermate liber die Silbe »schre-" auf e— f und die andere ttber der
Silbe n cM l auf e — d mitten in der Triolenbewegung mit Hintan-
haltung des Tones c; beide sind rhythmisch undenkbar. Welche
Kehlenfertigkeit mtisste dem Minnes&nger zu Gebote gestanden sein,
um acht Noten in Zweiunddreifsigstelbewegung auf einen Taktschlag
zu singen, ganz abgesehen von den vielen Pliken, tiber deren melis-
matische Ausftthrung uns zudem Rungs im Unklaren lasst.
Auf diesen notenreicben 1. Teil folgt dann der im monotonen
Rhythmus einherschreitende 2. Teil, dessen andauernd gleichm&feige
Bewegung wie Keulenschlfige wirkt Scion dieses einzige Lied ist
im stande den Beweis zu erbringen, dass die Minnelieder unmftglich
in Mensur gesungen wurden.
Is bleibt uns also als richtige Vortragsweise allein diejenige im
sag. freien Sprach-Rhythmus, welche auf dem einfachen Prinzipe be-
ruht: „Singe den Text mit Noten, wie du ihn ohne Noten eprichst."
d. h. also die Noten nehmen ihre QuantitiU turn freien Vortrage
vom Texte.
Wir lassen nun obiges Tagelied Peter von Reichenbach's in der
von uns gedachten Notierungsweise folgen.
Zu diesem Zwecke wahlen wir ganz gleichwertige Notenformen,
welche nur bei der betonten (langen) Textsilbe etwas gedehnt und
hervoigehoben werden, die leichten (kurzen) Textsilben dagegen
werden auch leichter gesungen.
Es ist selbstverstandlich, dass die Darstellung der Vortragsweise
auf dem Papier ungemein schwierig sich gestaltet, so leicht auch
der Vortrag in der Praxis ist Wer nie selbst den gregorianischen
Choral gesungen oder wenigstens denselben hat richtig vortragen
hSren , wird sich allerdings nur schwer ein wahres Bild davon
machen konnen, Wenn wir in der *modernen Musik nach etwas
Ahnlichem suchen wollen, so finden wir es in dem freien Recitativ,
*) a. a. 0.
62
Der Minnegesaiig nai sein Vortrag.
bei dem auch die Lange und Ktirze der Texteilben fttr die tecb-
nische GestaltaDg malsgebend 1st
Phrygisch.
Peter wm Belehenbaeh's „Tagelied",
(tJbertragmif im sog. Sprach-Rhythmus.)
S. Range, pag. XVI.
By
Wo
fro-ner weoh-ter we -eke!
sie nnt, tu rie wi - chen
r r r r -
vfe sla-fes twalm zwey lieb her - sohre - eke,
ver-stor der sum den lauff snel 1 - chen ;
ee, dfum da*
viel bill - i©
ne en
dmi-iiiii
- Me -eke
sli • chen
fles ta-gee schin, aim
vfs ke-me mot, .trot
h»rrf r f f f
der si-cher-lich tot of - fen - bar so ' clar
heilfl sie, ee dann des ta - ges claat sin last
mit rech-te al - le ding be - - Inch - tet,
kam, das wet-ter gols surer - lich fuch - tet
Ay, ta aie ho - ren schier
r f f f ft
den raff
des her-ren elar, der sie ge - schoff,
Der Minnegesang und soin Vortrag.
T-r* rT?r
63
der lie bring wk der
?77
deo
stuff
lange ieht da-rynne slaffen.
Die zyt die ne - het si - cher-lich
Des ti-ches tarn anch re - ret fast
na gein dem tm
die fracht be - gym
ge soho - ne;
net zyt - ten,
na wol-vff wer-den re-oken rich
die sa - len wi-chen sohweren last.
it
bald vfs der son-den ho - ne ;
grals dort in tal in ly - ten ;
nnd wa-chet daz ist an der zyt:
der je - ger ist dem wil-de nach,
die a-ckest by dem bau-me lyt,
daz ez hin-smil-zet vor der vach,
# p * # P i P Tf
ge - slyf-fen ser in scher - pffe;
daz we - sel fait die wer - fife.
Verliert nun Rungtf* Publikation durch seine, unserer Meinung
nach irrige Anffassung der Vortragsweise an Wert? Nein, diesem
hervorragenden Werke wissenschaftlicher Akribie and staunenswerten
64
Dor Minnegesang und sein Vortrag.
IMfses wird dadurch nicht im mindesten Eintrag gethan , fleam
unsere Darlegungen beziehen sich nur auf das fiu&ere Moment, den
Vortrag. Hatte Runge das Original darchweg in der Transkription
gegeben wie z. B. das Tagelied von Peter von Reichenbach, so ware
durch die subjektive Auffassung der Wert des Originals verloren
gegangen, so aber liegt das entzifferte Original in genauer Choral-
notierung wohlgegliedert vor uns, so dass dasselbe ohne weitere
Anderungen nacb der von uns gedachten Vortragsweise benutzt
werden kann. Deswegen glauben wir aach Runge vollstandig bei-
pflichten zu konnen, wenn er in seiner Vorrede schreibt : *)
„Der Umstand, dass Br. Riemann das drockfertige Manuskript
an der Hand der von der Verwaltung der Miinchener Hof- und
Staatsbibliothek freundlichst nacb Leipzig gesandten Handschriften
nochmals nachpriifte und aucb die Drucklegung beaufeichtigte, be-
rechtigt mich zu der Hofifnung, dass meine Ausgabe der Sanges-
weisen der Colmarer *Liederhandschrift fur die Benutzung zu wissen-
schaftlicben Untersuchungen an Stelle des Originals treten kann."
Mogen diesem Qebiete von Seite ernster Forschung mehr Auf-
merksamkeit und Beachtung gewidmet werden wie bisher, dann
werden sich auch ganz neue Gesichtspunkte fiir eine unbefangene
Kritik eroffhen.
Mttteilnngen.
* Franz Liszt's Brief© an Earl Gille. Mit einer biographischen Ein-
leitung, herauagegeben von Adolf Stern. Mit einem Bildnisse Karl Gille's
Leipzig, Breitkopf & Hartel, 1903. 8°. LXf und 96 Seiten. GUle
war Jurist und betrieb die Musik nur als Dilettant, besafs aber ein vor-
zugliches Organisationgtalent, was er an seinem Wohnorte Jena in geradezu
gtaunenswerter Weise durch Errichtung von Konzerten entwickelte und
sich den Dank des gebildeten Publikums erwarb. Als Gymnasiast, er
war am 8. Oktober 1813 zu Weimar geboren, hatte er ofter Gelegenheit
Goethe zu sehen und von ihm als hervorragend begabter Schuler beachtet
zu werden. Seine Hndrttcke in der Zeit brachte er einst zu Papier und
werden von Stern aufgenommen. Seine jmristische Stellung in Jena war
anfanglich das Amt einee Polizeisekretars und seit 1842 zweiter und 1844
enter juristischer Sekrettr, tin Amt wekhei die iiclisisch - ernertiaischen
*).* a. o. a VHL
Mitteilungen.
65
Lftnder gameinsani mit den anhaltischen Herzogtumern and den sehw&rz-
bnrgi8chen Furstentumern unterhielten. Die eigentlichen Bite des Ober-
appellationsgerichts, mm grofseren Telle juristische Professoren der Jenaer
Universitat, traten nur zu einigen wdchentlichen Sitzungen zusammen und
der Sekrettr, der die ausgearbeitete Korrespondenz grdfstenteils za fuhren
und den Unterbeamten die notigen Weisungen zu erteilen hatte, war m
den meisten 8tanden in den Geschaftsraumen des hoben Gericbts der
AUeinberr. In dieser gesicberten Stellang, die ibm nocb viel Zeit ubrig
liefs, entwickelte er nacb and nacb eine organisatorische Thatigkeit in Er-
ricbtung von Lesezirkeln, eines Liebhabertheaters und Hebung der be-
fitehenden Konzerte, die bisher an Mangel an Kraften and Teilnahmslosigkeit
des PubHkum8 krankten. Unter seiner geschickten Fuhrnng entwickelte sicb
in Jena ein ungeabntes Kunstleben, was sicb bis auf Bilderausstellungen
erstreckte, so dass Gille's Name alle Kanstheroen anzog und Jena mit mancber
Grofsstadt wetteifern konnte. Als eifriger Verebrer Wagner'scher und
Liszt'scber llusik konnte es nicbt fehlen, dass er zu Liszt, der im nabe
gelegennn Weimar lebte in n&bere Verbindung trat, aus der sich nacb and
nacb eine innige Freundscbaft entwickelte, aos der nun obige Briefe ent-
sprangen. Sie beginnen mit dem Jabre 1856 und reichen bis 1886 (74
Briefe). Die ersten Briefe bieten wenig Interesse, Danksagungen fur Be-
burtstags-Gratulationen und Gbersendung von Komposition, erst als Liszt
in Bora lebte, erhalten dieselben einen boheren "Wert und gewabren einen
Blick in das Seelenleben des Scbreibers. Hier findet man aucb die Er-
klarung fiber das einst so auflalhge sprungweise Leben Liszt's. So schreibt
er 1864 aus Bom „Mein hoherer Beruf" ist: frei empfinden und scbaffen,
— nicbt: Spielen und Erfolge erbetteln. Demnach bedarf ich alleinig der
rubigen abgescblossenen Selbstandigkeit, die icb endlicb bier errungen und
die mir kein Konigreieb zu ersetzen vermag. Wabre Freunde durften den
bestimmenden Grand meines definitiven Verbleibens in Bom nicbt ver-
kennen 4 ' . . . Ein ander Mai scbreibt er: Icb muss komponieren, wie der
Esel scbreien muss, der Frosch quaken und der Vogel singen. Wie all-
gemein die Thatigkeit Gille^s anerkannt wurde, beweisen die im Anbange
mitgeteilten Briefe von Richard Wagner und Peter Cornelius an Gill©.
Der zweite Brief von Wagner aus Luzern von 1871 ist sebr bissig, ent-
halt aber viel Wahres, wenn aucb manches ubertrieben ist.
* Evangeliscber Chorverein zu Nordlingen, geleitet von Ft. Wilhelm
Trautner. Zweiter Bericbt 50 8. in 8°. Der Verein wurde im Jabre
1882 gegrundet und singt an Festtagen in der Kircbe, sowie Oratorien
im Saaie. Der Chor bestebt zur Zeit aus 70 Personen von denen nur 14 (!)
Stimmen auf die Mannerstimmen kommen, furs mannlicbe Gescblecht ein
ungunstiges Zeugnis. An Kompositionen werden sowobl die klassiscben
Werke unserer Meister aufgefuhrt, wie neuere und zum Teii auch Werke
des 16. und 17. Jabrbunderts. Der Dirigent zeicbnet sicb aucb als Kom-
ponist und als ein in der Musikliteratur wobl bewanderter Musiker aus.
* Tijdschrift der Vereeniging voor Noord - Nederlands Muziek-
gescbiedenis. Deal ¥11, 2. Stuk. Der IiiMt besteht mm mum Bechen-
66
Mitteilungen.
scbaftsbericbt iter das Jahr 1901, einer Aufforderung ein Instrumenten-
Museum za grunden, einer Biographie Cornelius de Leeuw's and ekes
Verzeichnisses von niederlandiscben Druckwerken mit Musik verfiwrt von
B. F. Scheurleer. Wie kann ein bo fleifsiger Bucbersammler ein so un-
praktiscb angelegtes Verzeichnis von Druckwerken heransgeben? Als
1. Abteilung liest man ^Algemeene Verzamelingen". Das ©rate Buch
ist ohne Jabr and soil ins 16. oder 17. Jabrbandert gehdren, daraaf
folgen Bacber von 1828, 1832, 1833, 1836, obne Jabr, 1839,
1842 and so fort in chronologiscber Ordnung, ofters unterbrocben darcb
andatierte Drucke. Die 2. Abteilung tragt die tJberscbrift: „Zestiende
Eeuw" und beginnt mit 1544, gebt cbronologiscb bis 1564, springt auf
1614 uber, kebrt nacb 1570 zuruck, springt nacb 1641 uber, kebrt nacb
1571 zuruck u. s. f. Wenn die spateren Drucke aucb nur neue Auflagen
sind, so gebdren sie bei einer cbronologiscben Ordnung nicbt dabin und
konnen dort nur als Hinweis angefubrt werden. Die Gtemsen Liet Boexken
reicben bis zum Jabre 1872, wozu dann die tlberscbrift „16tes Jabr-
bandert"? Bei kleinen Verzeicbnissen von Werken eines Autors ist die
cbronologische Ordnung wobl angebracbt, docb bei einem so mannigfacben
Yerzeicbnis von mehreren Bogen ist die alpbabetische Ordnung das einzig
ricbtige. J. W. Enschedfs Biograpbie de Leemw's ist sebr ausfubrlicb
bebandelt und mit Musikbeispielen verseben , Leeuw war Musiker und
Musikdrucker, sein Geburtsjabr ist zweifelbaft, die Einen geben 1613,
1617, die Anderen 1621 in Edam an. Er ist besonders bekannt durcb
die Herausgabe der geistlicben Liederbucber von Campbuysen's und
Datbenus'.
* In Gustav Schloessmann's Bucberei far das cbristlicbe Hans,
Band II, erscbien 1903 aucb eine GescMchte der geistlicben Musik von
Hermann Batth, kl. 8°, 180 Seiten. Dieselbe ist fur einen grofseren
Leserkreis bestimmt und daber flucbtig alle Perioden der Musik beruhrt,
Man darf bei einer solcben Darstellung nicbt verlangen, dass der Ver-
fifflser woH bewandert in den neuesten Erforachuiigen der Musikgeschicbte
ist, docb kommen mitunter recbt wunderlicbe Aussprucbe zu Tage, so
z. B. Seite 45 wo es beifst: „Die itaUeniseben Komponisten baben nach
dem unubertrefOicben Palestrioa wenig mebr fur die geistliche Musik ge-
leistet ? u Dass der Palestrinastil in Italien bis ins 18. ja selbst nocb im
19. seine zablreicben Komponisten fand, scbeint dem Herrn Verfasser un-
bekannt zu sein. Es liefse sicb nocb gar mancbes anfuhren, docb halten
wir das ganze Unternebmen fir verfeblt, da sicb scbwerlicb jemand finden
wird, der fur die flucbtige, dem Leser mit unbekannten Namen gespickte
Darstellung interasieren wird.
* Hierbei eine Beilage: Katalog aus Stuttgart, Bog. 6.
Verantwortlicher Bedaktenr Bobert Bitner, TentpHa (Uckerm&rk).
Drock iron Hermann Beyer A SOhne (Beyer A Mann) in Iiangeiiaalaa.
fir
MUSIK- GESCHICHTE
hermusgegoben
▼on
der Gesellsohiift ftk liiisikforsohiiiig.
Preii dei Jahrgangei 9 Mk. MonaUioh ericheiut
mi mi
eine Nonuner ▼om 1 bit i Bo gen. Iniertiomgebttbren
fir die Zeile SO Pfc
So. 6.
1903.
KommiitioniTerlftg
▼on Breitkopf A Hlritl in Leipaig.
BeiteUangen
ntmmt jede Bnoh- and Mturikhandlnng entgegen.
lie Tonurlen.
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwiirde bei der
philosophischen Fakultat der Universit&t Leipzig von F. X. Mathias.
Graz, Yerlagshandlung Styria, 1903.
Was ist ein Tonarius? Em Tonarius ist — ein Tonarius. Ich
bekenne freimitig, dass ich im ersten Augenblicke eine kurze, biiodige
Erklarung des Wortes nicht zu geben vermochte. Den Versuch, in
die WiJdnis mittelalterlicher Musiktraktate einzudringen, urn wohl-
vorbereitet an die Lektiire der Arbeit gehen zu konnen, gab ich bald
auf, zumal von alien Seiten nach einer kritischen Neuausgabe ge-
rufen wird, mir auch neben Spezialarbeiten Eitner's Monatshefte fir
Musikgeschichte, HaberPs Kirchen musikalisches Jahrbuch, die Viertel-
jahr8schrift fir Musikwissenschaft, „Bicher, die heutzutage kein Musik-
historiker entbehren kann, da sie durch ihre immense Fiille von
Notizen und Forschungsresultaten seine Fiihrer, seine Magazine bilden",
zu Gebote stehen. Aus „der Fiille von Notizen" hebe ich einige heraus.
„Regino von Priim teilte die Antiphonen nach Tonen ab und
die Differenzen und Schlussklauseln (divisiones tonorum sen diffe-
rentiae, quae in extrema syllaba in versu solent fieri) ordnete er
nach der Tradition und nach den Oesetzen der harmonischen Wissen-
sehaft. Ebenso verfnhr er mit den Kommunionen, Introitus und Re-
spensorien. Diese Zusammenstellung ist sein Tonarius." „Ein Tonarius
enthalt die Anfange der Antiphonen, Introitus, Gommunionen und Re-
sponsorien." „Gewisse Tonformeln MeJsen das Wesen einer Tonart
leicht erkennen. Diese Formeln oder neumae waren nie den Ge-
MonatslL. f. Mnittg— ch. Jafarguif XXXV. Ho. 5. 5
88
Die Tonarien.
singen beigesetzt, sondern finden sicb nur in den Tonarien auf-
gezeichnet, d. b. in Verzeichnissen von Gesangen, von denen jedoch
nur die Anfangsworte angegeben siid. 4< „Ein Tonarius ist eine nacb
den modis geordnete Liste fast aller Antiphonen des Offiziums und
des Missale, sowie der Hauptformeln and Psalmausglnge." „Die beste
Kenntnis der Veranderungen, welch© im Laufe der Zeit die Melo-
dien in Bezug auf den modus (Ton art) erfahren haben, giebt eine
Vergleichung der drei Hauptdenkmaler der liturgischen Gesange:
1. der Tonarius von Regino, 2. der von Guido von Arezzo, 3. der
Traktat De modorum formulis von Pseudo-Odo."
Mein freimiitiges Bekenntnis, das ich oben abgelegt, kann ich
nur wiederholen und es wird es mir wohl niemand verdenken, wenn
der Titel „die Tonarien" mir wie Sirenengesang entgegen tonte. Doch
bald kam ich zu der tJberzeugung, dass mit Dr. Franz Xaver Mathias,
Organist am Strafsburger Minster, eine neue, fahige Kraft in die
Reihen der Forscher auf dem Gebiete der mittelalterlichen Musik-
geschichte und speziell des Gregorianischen Chorals tritt. Zwar ist
die vorliegende Studie nur das aligemein orientierende Einleitungs-
kapitel eines grofseren Werkes: „Konigshofen (der Strafeburger
Chronist) als ChoraJist. Sein Tonarius", doch weckt diese Probe der
Geistesarbeit des Herrn Dr. Mathias eine giinstige Meinung von dessen
Wissen und Konnen. Weitere Beweise werden gewiss nicht lange auf
sich warten lassen.
Beschr&nkten sich liter© Versuche der Yerbesserung des romi-
schen Kirchengesanges darauf, entweder auf Grund der uberkommenen
Theorien der Kirchentonarten einzelne Wendungen anzufechten, oder
aber mittels Vergleichung alterer Handschriften jiingere, verdorbene
Lesarten zu berichtigen, so ist die neueste Zeit zu einem ganz
anderen Verfahren iibergegangen , in dessen leitender Idee sich die
ganze Eiihnheit modernen Forschergeistes offenbart Man erkannte
die enge Verwandtschaft der Melodien von Gesangen gleicher Gattung
(Antiphonen, Responsorien etc.), aber verschiedener Textunterlagen
und schloss daraus, dass eine nur beschrankte Anzahl urspriinglicher
Gesange im Yerlaufe der Jahrhunderte durch Anpassung langerer
oder kttrzerer Texte vervielfaltigt und damit der reiche Schatz des
Gregorianischen Gesanges, welcher hente den stolzen Besitz der katho-
lischen Kirche bildet, angehauft worden sei. Meines Wissen s war
Hugo Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift, 1878, S. 144,
148, 190, der erste, der gleiche Melodieen mit verschiedenen Texten
zusammenstellte. Seither haben die Benediktiner von Solesmes (in
Die Tonarien.
69
der Pal6ographie musical© seit 1889) dureh die Abhandlungen iiber
den Bluings des lateinischen Sprachaccents auf die melodische und
rhythmische Struktur der Gregorianischen Gesange zur voUsten Klar-
beit erwiesen, dass je nach dem gro&eren oder geringeren Silben-
reichtum der jedesmaligeii Texte die Melodien dureh Einschiebsel
erheblich erweifcert oder dureh Auslassungen zusammengedi&ngt werden,
ohne dass darum ihre Identitat in Frage gestellt ist Dieser ktihn
entworfene Gedanke eroffnet Aussichten auf fest formulierbare rhyth-
mi8che Grundlagen der Struktur der alten Gesange, welch© 8chon
jetzt deren eigentliches Wesen in ganz anderem Lichte erscheinen
lassen als die fruheren verschwommenen Ideen von einer freien
Deklamation in annahernd gleichen Zeitwerten der einzelnen T6ne
und Figuren. Die Erkenntnis ist nicht mehr von der Hand zu
weisen, dass es unter den konkreten Einzelmelodien eine Anzahl
Melodietypen giebt, deren rein musikalische Konzeption zwar zweifellos
ursprungiich dureh einen Text inspiriert worden ist, aber moglicher-
weise nicht dureh einen prosaischen lateinischen, sondern vielleicht
dureh einen metrischen griechischen oder auch dureh einen hebrai-
schen Text Selbst wenn dieser TJreprung sich niemals ganz sollte
aufdecken lassen (ist doch die liter© byzantinische liturgische No-
tation heute noch ein Buch mit sieben Siegeln), so scheint es trotz-
dem moglich, rein musikalisch befriedigende melodisch-rhythmische
Grundlagen festzustellen, aus welchen sich bindende Nonnen fir den
Vortrag der Kirchengesange ableiten lassen, so s. B. die Einhaltung
annahernd gleicher Zeitabst&nde fur die Folge von Hauptaccenten und
demgem&Is starke Beschleunigung von Partien mit gehluften accent-
losen Silben einerseits und stark gedehnter, getragener Gesang fiir
8ilbenarme Texte andererseits.
In den Dienst solcher Ideeen stellt sich Dr. Mathias' Arbeit, ja
sie geht noch iiber die Annahme einer immerhin ziemlich grofeen
Anzahl von selbstandigen Melodien verschiedener Anlage hinaus, zur
Aufweisung weniger, fiir die einzelnen Tonarten und die besonderen
Gattungen der Gesange charakteristischen Formeln, deren Kenntnis
jeden mit den leitenden Prinzipien dureh die systematische Lehre
vertraut gewordenen Sanger in stand setzt, sozusagen in jedem
Einzelfalle die Komposition des betreffenden Gesanges aus sich heraus
frei zu reproduzieren.
Die Bekanntschaft mit diesen Formeln zu vermitteln und zugleich
ihre Handhabung im konkreten Falle dureh systematische Einftihrung
in altiiberkommene Praxis zu lehren, ist der Zweck der Tonarien.
5*
70
Die Tonarien. — Hektor Berlioz.
Die im Abendlande bis zuriick ins neunte Jahrhundert nach-
weisbaren, auf altere Muster in Byzanz, beziehungsweise Syrien ver-
weisenden Tonarien sind systematische Zusammenstellungen der
Kirchengesange zunachst in Hauptrubriken nacb den Tonarten, in
denen sie sich bewegen, und innerhalb der Tonarten nach liturgisch-
musikalischen Gesichtspnnkten gegliedert (Mess- und OfBziumsgesange,
oder Antiphonen und Responsorien). Einerseits geben sie den musi-
kalischen Schematisms der Gesange unter Voranstellung allgemeiner
Formeln und Modelltexte (Noeane, euouae) und waren darum form-
liche Lehrbiicher des liturgischen Gesanges, andererseits waren sie
Sammlungen der tonartlich und der Gattung nach zusammengehorigen
Texte und daher Handweiser, Schliissel fiir das Verstandnis der be-
sonders vor Geido's Reform der Notenschrift nur andeutenden No-
tierungen der Gesangbiicher (Antiphonarien, Graduation). Die letztere
Bedeutung der Tonarien trat zuriick, nachdem die Notierung sich zu
▼oiler Bestimmtheit entwickelt hatte. Vom 13. bis 16. Jahrhundert
hatten sie nur noch Wert als kurzgefasste Lehrbiicher, danach ver-
schwinden sie.
Is ist das besondere Verdienst von Dr. Mathias' Arbeit, einmal
eingehend f ber Wesen, Zweck und spezielle Anlage der Tonarien
sich verbreitet zu haben. Paul Runge.
* Briefe von Hektor Berlioz an die Furstin Carolyne Sayn- Wittgenstein,
heraasgegeben von La Mara. Leipzig, Breitkopf & Hartel, 1903. 8 °.
188 8. Eine deutsche Biographie von Berlioz ist noch nicht geschrieben.
Die Aafgabe wire verlockend, aber zugleich sehr schwer. Bei keinem
anderen Musiker hat man so sehr, wie bei Berlioz das Gefuhl, einem
moderDen Menschen gegeniiber zn stehen, dessen Seelenlebeo reich genug
ist, urn auch fur sich allein betrachtet zu interessieren. Mit einer Er-
zahlong der Lebensschicksale und einer Analyse seiner Werke wurde man
diesem Kiinstler nicht gerecht. Die vorliegende Briefeammlung wird das
einem jedem beweisen, der es nicht schon wnsste. Sie enthalt wirklich
einmal Bekenntnisse, die eine gewisse nervose Ursprunglichkeit besitzen.
Berlioz' eigene Memoiren erscheinen diesen Briefen gegenuber konventionell
und kalt. Freilich entbehren sie nicht einer gewissen journalistischen
Technik , aber hier ist ein ganz eigenartiger Stil, fiber den der Autor
selbst die feine Bemerkung macht: „J'ai trop de violence, j'ai voulu me
calmer et n'y suis pas parvenu ; cela donne aux allures de ma prose
quelque chose d'in&gal, de tibutant, comme k marche d'an homme core."
Wir ertahren durch diese Briefe wohl eine ganze Menge musik-
ge8chichtlich interessante Binge, aber gerade das scheint mir nicht das
Hektor Berlioz. — Schubartstndien.
71
Beste an ihnen hi sein. Abgesehen von allem wissenschaftlich Bedeutsamen,
besitzen sie einen grofeen litterarischen Wert. Das Franzosisch ist elegant,
naturlich. Dabei ist das Bach voll von geistreichen Bemerknngen. Sorglos
werden sie hingeworfen. Man empfindet unwillkurlich, dass der Aotor
nicht notig hat, mit semen Einfallen sparsam nmzugehen. Scharfe Satire
wechselt mit uitereseaiifw Selbstbeobachtmig; es fiiefsen allerlei Bemerknngen
iber Kunst and 8chaffen mit ein, wm lernen Berlioz bei seiner Arbeit
wie in seinen Mnfsestunden kennen. Zwar klagt er viel iber korperliche
und seelische Schmerzen, aber die Lekture dieser Briefe bleibt doch ein
grolser Genuss.
Die Heransgeberin hat das Bach nicht ohne eine kleine Vorrede in die
Welt geschicki Ihre intensive Beschaftigung mit Liszt scheint sie dabei ein
wenig gegen Berlioz eingenommen m haben. Sie macht es ihm z. B. zona
Vorwurfe, dass er „kaum vorubergehend fur das naheliegende Gefuhl der
Dankbarkeit gegen Liszt" Worte gefunden habe, and stellt der „Ichsucht
dee Irmiizosischeii Meisters" die „mit frommem Glaaben, selbstioser Mensehen-
liebe und kunstleriBohem Idealismas er Mite Seele" Liszt's gegenib«r. Das
Urteil, das in einer iwlcheii Parallele Heft, ist unberechtigt. Bemihen
wir mns, jeden Knnstler ana sich herams zu verstehen! Berioz schreibt
gelegentlich an die Furstin: „Vous n'avez rien a pardonner, je n'ai point
d'excmsee a vous faire, puisque vous comprenez." Zudem weils in diesem
speziellen Falle die Herausgeberin selbst, dass die Briefe von Berlioz an Liszt
Mder verloren sind. Sicherlich wird der tempemmentvol© Franzos© in ihnen
jenem naheliegenden Gefuhl Aosdruck gegeben haben. Bei Erwahnung
ekwlner Namen orientiert La Mara den Leser durch kurze Fpfmoten.
Das ist sicherlich notwendig. Aber wenn man weiJfi, dass mit Heine der
Dichter, mit Paganini der Geiger gemeint ist (was ubrigens nor wenigen
der Lcner zweifelhaft sein wird), so gentgt das vollkommen. Worn die
Notiz, „der grofse Dichter*', ; ,der beruhmteste aller Geiger 41 . Die
schmuckenden BeiwHrter sind dmrchaiis nicht angebracht. Auch in solcheii
Kleinigkeiteu mutate die HemiuBgeberm ©ine§ stark iathetisch nvkenden
Baches vorsichtig und sorgfaltig sein.
Koln, im Februar 1903. Dr. Gerhard lischer.
* Schubaristudien von Ernst Hoker. Mit einem Bilde Schabart's and
Masikbeilagen. Ulm 1902. (Sonderabdruck aos der Tllmer Vereins-
pablikation. 4°. 51 Seiten. Schon im Jahre 1899 veroffentlichte der-
selbe Verfasser zwei kleine Arbeiten, betitelt Schubertiana (M. f. M. 32,
19 a. 167), die sich mit seinen Leistungen als Schriftsteller and Kompo-
nist beschaftigten. In vorliegender arofangreicherer Arbeit giebt er Bio-
gmpMielies, bespricht neine Hterariechen and MuBflcarbeiten, teilt Gedichte
and Masikpiecen, Lieder and Klavierpiecen mit Der Verfasser sieht bei
aUer Begabmug Sch/s dessen zerfahrenes Wesen, was ohne griiidMch© Vor-
studien in kekiem Fache etwaa Hervorragendes leistete. Nor als Kritiker
stellt er ihn als Master hin and sacht dies aos Beispielen zu beweisen;
ebenso muss man Sch. zom Teil aaoh als Dichter von Volksliedern eine
gewisse Anerkennang nicht versagen, obgleich sie fitter ins Bohe aber-
72
Schubartstudien.
achlagen, dennoch den Volkston irteta treffeD. Sehr sorgwwi ist der bio-
graphische Tell behandelt Sch/s Vater war sehr musikalisch and in
seinem Hause spielte die Masik eine grofse Bulla Daniel, der Sohn,
zeichnete sich schon mit 8 Jabren ale musikbegabt ans, komponierte
aucb schon mit 9 Jabren Heine Stucke. In Nordlingen besuchte er die
Schule, wo er wenig Gelegenbeit fand Masik za treiben, dennoch geriet
er in die Gesellschaft Hederlicher Fiedler, die, wie er selbst sagt, ihm
seine Bitten verdarben. 1756 kam er nach Nurnberg, dort erhielt er
vom Stadtkapellmeistcr Gruber Unterricht im Generalbass nnd Kompo-
sition, lernte die Werke Sebastian Bach's kennen, die er zeitlebens als
hochste Leistungen in der Eonst sch&tzte and in Zeitschriften daraaf aaf-
merksam machte. Der Unterricht bei Gruber scheint die einzige An-
weisnng gewesen m sein, die er in der Masik erh<en hat and es ist bei
seinem Natarell sehr fraglich, wie weit derselbe anhaltend war. Noch
Schuler, erhielt er schon eine Stelle als Fruhmesser, gab Klavieronterricht
and spielte oft in Familienkreisen. Einige Lieder auf durchziehende
preufsi8che Husaren gedichtet and komponiert fallen in diese Zeit, sie
flogen in alle Welt, warden iu Schwabach gedruckt und vom Volke ge-
sungen, ohne den Komponisten za nennen oder za kennen. Das gleiche
Treiben setzte er in Erlangen als Student fort. Von hier kam er mit
ziemlich wtstem Kopfe nach Hams© and fuhrte mm Bammelleben in Aalen,
wesentlich dorch Masik ausgefullt. Er organisierte eine Stadtmusik, eine
Art Orchesterverein, worin aach der Handworker Aafnahme fand, kom-
ponierte Kirchenstuoke, Sinfonien, Sonaten, Arien and under© Kleinigkeiten
in Menge, die spater onter seinem und fremden Namen in alle Welt aus-
flogen. Nach einer planlosen Streiferei im Limpurgischen trat Sch. die
Stelle eines Prazeptors and Organisten in Geislingen an, wo er — am
wenig Geld — neben der Schale noch die stadtische Masik nebst dem
Organistenamte am ¥ereah«i hatte. In dieser elenden Stellong heiratete er
eine jener hansbaekenen deutschan Franen. Em Besmeh in Ludwigsburg
reifte den Entschluss, Geislingen mit Ludwigsburg, der pr&cht gen Besidenz-
stadt, m vertanschen. Hier whwamm er mit Wonne so ganz in seinem
Element. Die Hofkapelle unter Jomelli's Leitung bestand zur Zeit aus
ausgezeiohneten Musikern, denen er teils vorspieite, teils von ihnen lernte.
Bald war er in den hochsten Kreisen der gesuchtetste Mosiklehrer. Eine
Liebesafiaire brachte ihn ins Gefangnis mid dann wurde er Landes ver-
wiesea. Auf dem nun folgenden Wanderleben war die Musik allein die
Ern&hererin. In Mannheim hatte er fast an Kurfurst Karl Theodor's Hofe
eine Anstellung erhalten, doch sein „loses Maul" brachte ihn darum. Er
ging nach Augsburg und wurde Zeitungsschreiber. Hier fand er eine
sesshafte burgerliche Existenz und verlebte die gluckliohste Zeit seines on-
ruhigen Lebens. Er grundete 1774 die ^Deutsche Chronik", ein politischee
Blatt mit Bahlreicheii Kritiken von Musikwerkea, Konzerten mud anderen
Kmnstwerken, welches sich bald einen weiten Leierkreis erwarb und Sohm-
bart gut© Geldemnahmoi verschaffte; doch die freimutigen religidsen An-
aichten schafen ihm viel Feinde, die den Karfursten zu bestimmen wussten,
Schubartetudien. — Jahrbooh der Mosikbibliothek Peters. 78
Suk das Lund so verbieten. Er guig nach TJlm, setasto die Heramsgabe
der Deutsche! Ohronik fort, liefs seine Familie nachkommen, bis ihn audi
Mer seine Feinde starzten, ihn am 22. Januar 1777 nacb Blaabeuren
Jockten, wo der Arglose festgenommen and nacb der Forte Hohenasperg
transportiert word©. Erst in ebem itsteren Felsemlocli© eingesperrt, wo
er 377 Tage sehmachtete, dann erst in ein freondEiheres Ziminer im Kom-
mandantenban gehmcht, doeh ©rat 1782 wurde ihm eine humanere Be-
handlong m tel. Fir die Familie sorgt© der Herzog. Am 11. Marz
1787 scblug §ek© Erlosttngsstnnde and der Her»g kundigte ihm selbst
seine Freilassang im, ernannte ihn sun Direktor der Hofmmsik and ram
Themterdichtcr in Stuttgart, damit ©r im Land© bleibe and nicht ©turn
im Auslande sein© g«r©chten Anklagen lant werien Imsse. Ferner erhielt
er die Erlaabnis, seine Zeitung anter dem Titel ,,Vaterlands-Ghronik u fort-
fahren za darfen, die aach von 1787 — 1791, seinem Todesjahr, erschien.
Geistig and korperlioh gebrochen lebte er nar noch vier Jahre and starb
den 10. Oktober 1791. — Die von Holzer mitgeteilten 6 Lieder and
3 JOaYierpiecen leigen in keiner Weii© em bervortreiendeB masikalisohes
Erfindnngstalent and «»ch«i den Ekdrmck einer reaht nieiereii DH©ttant»n-
masik, bowoH die Lieder, besondors ab©r die Klavierpieoen. Ein volks-
tamlieheB Lied mans einfach aber meloiiis sein, das enter© sind si© im
hdohstam Grade, mm zweiten aber fehlt alles, timber lasst ihn ah Konipo-
nisten when, mis Diohter leistete er weit Bewares.
* Jahrbuch der Musikbibliothek Peters far 1902. Neanter Jahrgang.
Heraosgegeben yon Rudolf Schwartz. Leipzig, 0. F. Peters, 1903. 4°.
135 Seiten. Die Bibliothek worde im Jahre 1902 von 3651 Personen
besacht, die 5540 theoretische and 3539 praktisehe Masikwerke lasen.
Obenan stehen im Gebraache die Monatshefte fur Mosikgeschichte, die
von 66 Personen benfttit warden. An Artikeln enthftlt der Jahrgang:
Boxtehude, H&ndel, Bach von Max Seiffert» der sich urn die Frage droit,
wai ist in den Abendmuaikeii in Libeck outer' Boxtehade aafgefiOirt
wordenf Di© Antwort daranf ist sehr fraglioh, da alle and jedwede doka-
m«ntar»clifi Nachricht dumber fehlt. Nur 5 Textbicher aos den Jahren
1678, 1683, 1688, 1700 and 1705 haben rich erhalten and legen Zeagnis
ab, dan an 5 Donnerstagtn in der Adventzeit die Aofuhriiiigeii itattfsuideii
and am Noojahrstage der Organist and Leitor derselben das Reaht hatte,
bei den Borgern sich einen Geldbeitrag zu erbitten. Trotzdem sich 150
Xantaten von Boxtehade erhalten haben, die teils in Labeck (gegen 20),
die abrigen in IJpsala sich befinden, giebt keine davon Sonde, class sie
fir die Abendmasikeii beatimmt war. . — Der nftchste Artikel ist dem
1902 verstorbenen Dr. Friedrich Chrysander von Hermann Kretzsckmer
gewidmet tTberraschend ist die Eonde, daes Cfcrjwyiidap nor ©me Semi-
narbildiiJig in der Jogend gemots and all sein nmfaBBendee Wissen dmreh
eigene Kraft and Selbststadiam sich erwarb. Am 8. Joli 1826 in dem
mecklenborgischen Fleoken Labtheen geboren, konnten die Eltern, die dorch
dem Brand iurer Mnhle glmlich verarmt waren, fir die Enaelimig Fried-
rich T s nichts aofwenden, jedoch stets fand sioh ein freondlicher Heifer, der
74
Jahrbuch der Musikbibh'othek Peters.
den wissbegierigen Knaben wetter forderte, nnd bo lernte er nenere
Sprachen, horte Vorlesungen auf der Bostocker Universitat, bezog 1847
das Lehreneminar in Ludwigalust, wurde 1849 Lebrer an der Birger-
Bcbule zu Doberan, kam von hier nach Scbwerin an die Guffi'sche hdhere
Tochterschule, die ibm aacb ein reichliches Einkommen bot Von Jugend
ab far Musik • empfanglich, obne je Gelegenheit zu finden sie irgendwie
auszuuben, erwachte die alte Lust, als er in Scbwerin yielfacb Gelegenheit
fand Oper und Konzert zu besucben. Hit Eifer warf er sicb auf das
Selbststudium der Tbeorie der Musik und bracbte in kurzer Zeit eine
Oper zu stand©, docb nicbt als Eomponist sollte er sein Leben beschlieisen,
sondern als Musikscbriftsteller und zwar f&hrten ibn die Mchard Wagner-
scben Opern auf den Weg, denen er mit leidenscbafUicher Verehrung an-
Hug und lie gegen die Ver&cbter verteidigte. Als Komponist trat er nur
im Jabre 1870 mit patriotiscben Liedern hervor, die er in der damals
von ibm redigierten Allgemeinen musikaHscben Zeitnng veroffentlichte und
die den Dilettanten in jeder Hinsicbt verraten. Man wundert sicb nur
daruber, wi© ein so stranger Mcbter seine eigenen Erzeugnisse so wenlg
zn beurteilen im stande ist. Ebenso diiettantenbafl waren mme Klavier-
auszuge von Handel'schen Opern, uber die Julius Schaffer 1876 eine
Broachure veroffentlichte, worin er sebr scharf gegen Chrysander vorgebt.
1855 erwarb er sicb an der Rostocker Universitat durch Einreicbung
seiner musikbistoriscben Arbeiten und einer mindlcbeii Prfifong in
Asthetik und Akustik den Titel eines Doktors. Noch mehrfach wecbselte
er den Aufentbaltsori. In Vellabn heiratete er die Tocbter eines fruheren
Lehrera seines Geburteortes, eine Jugendgespielin ; von Vellahn ging er
nacb Lauenburg, bis er in Bergedorf bei Hamburg eine Gartnerei erwarb,
nacb und nach Treibhauser baute und einen eintraglichen Handel mit
Gartenfruehten betrieb, die ibm den LebeiiBunterhalt und die Mittel air
Herausgabe H&ndel'scher Werke gewahrten. — Derselbe Verfasser schreibt
nocb einen zweiten Artikel: Anregungen zur Forderung musikaliscber
Hermeneutik — Dolmetschkunst — Programme uber Musikwerke, die in
der Jetztzeit humor mehr nnd mehr in Gebraucb kommen und von B#»
rmfeneii mid ITnberufenen massenbaft auf den Markt gebracbt warden, viol
gekaaft nnd znr Unzeit gelesen warden. Brahms Yolkslieder von Max
Friedlander bilden den letzten Artikel in dem 49 Bearbeitaiigeii von Volks-
liedern besprocben und die Quelle nacbgewiesen wird. Die meisten sind der
ZuccalmaghVschen 8ammlung entnommen, von denen aber nicbt alle Volks-
lieder sind, sondern Eompositionen von Zuccalmaglio nelbst, der Bie als
Volkslieder in seine Sammlung einscbmuggelte. Seite 71 wird ein TTrteil
Brahms' uber Franz Magnus Bohme's vermebrte Ausgabe von Eric's Lieder-
bort mitgeteilt, was nicbt sebr schmeichelhaft klingt nnd sie mit Recht
ah wnMnsflerisA und imwissenscbaftHch bezeichnet. Man kann noch hm-
zufugen: und ionfiis, wi© der ganze Mensch. Wie Spitta denselben als
Herausgeber dringend empfehlen konnte, bleibt unbegreiflich und ist nur
dadurch zu orklfiron, dass er Bohme's Lioderoammluiigen ganz oberflachlich
kannte, denn scbon sein Altdeutsches Liederbuch leidet an denselben
KircbenmuflikalischeB Jahrbuch.
76
Fehlern. Max Priedl&nder teilt noch als Anhang zwei Lieder von Karl
Maria von Weber mit, die bisher wenig bekannt waren, namlich die
Kerze: TJngern flieht das sulse Leben, and Ein G&rtchen nnd ein Hauschen
iriii, fir 1 8ing8timme mit Klavierbegleitung, nur auf 2 Notensj steme
notiert. Den Schluss dee Jahrganges bildet wie gebrauchlich ein Ver-
zeichnis der im Jabre 1902 in Enropa erschienenen Bacber nnd Schriften
uber Musik. Man staant uber die Fulle der erscbienenen Bacber.
* Kirchenmusikalisches Jahrbuch fur das Jabr 1902. Heransgegeben
von Fr. X. Haberl. Bedaktionsschluss am 28. Dez. 1902. 17. Jabrgang.
Begensburg bei Priedr. Pnstet. gr. 8°. 240 Seiten nnd 96 Seiten Par-
titor von 7 Motetten von Luca Marentio als Portsetzung za Jabrbucb
1900. Der Band enthalt wertvolle mnsikbistoriscbe Arbeiten nnd beginnt
mit einer Biograpbie uber Adam von Pnlda uber dessen Leben zwar nur
wenig zu bericbten ist, dessen Kompositionen aber in so reicblicbem Mafse
vorbanden sind, dass eine "Wiedergabe und kritische Beleucbtung wohl an-
gemessen ist, und dieser Aufgabe wird der Yerfasser Dr. W. Niemann
in jeder Hinsicbt gerecbt. Adam lebte im 15. Jahrhundert, war wahr-
scbeinlicb in Pulda geboren und diente einem deutscben Furstenhause. Er
hinterbefs eine tbeoretiscbe Abhandlung, die Gerbert abdruckt und eine
Reihe mebrstimmige Tons&tze, darunter aucb zwei deuiscbe Lieder; s&mt-
licbe Tons&tze, 16 an der Zabl, teilt der Verfasser in kleiner Partitur,
d. h. die Stimmen auf 2 bis 3 Notensvsteme verteilt, mit. Leider ohne
Teatfantarliig© in der VommBsetzungj dass er derselben nicbt fibig ist.
tTber diesen Gegenstand findet man aber Belebrung im Zarlino, Abdruck
derselben in M. f. M. 27, 45, in Bellermann's Kontrapunkt und im 4. Bde.
Publikation Seite 39, wo derselbe ausfuhrlich und mit Beispielen be-
bandelt ist Die im Ms. Ganonici misc. 213 in Oxford Bodleian unter
Adam vorkommenden Satze die in Stainer's Dufay verofFentbcht sind, er-
klart der Yerfasser als nicht dem obigen Adam angehorend. Sein Urteil
fufst nur auf dem Obarakter der Tons&tze selbst und bei seiner genauen
Kenntnis derselben wird man ihm woM zustiinmen mtesen. Der nachste
Artikel bringt den Brief des Papstes Leo XIII. an die Hymnologen der
neueren Erforscbung des ursprunglicben gregorianiscben Gesanges, speziell
m dm AM d©§ einstigen Benediktinerklosters in Soleimee gericbtet in
lateiniscber Spracbe nebst deutscber TTbersetzung. In langer Beplik von
J. Bogaerts, welcber die frubere "Wiedergabe des katbolischen Cborals ver-
teidigt, spitzt sicb dieselbe zu dem uberraschenden Aussprucbe „Billigt
der Jfflge. Yater durcb sein Breve den liturgiscben Gebrauch der frag-
licben Ges&ige? Nein, der Hlge. Yater billigt ibn weder, nocb empfiehlt
er ibn irgendwie/ 4 Und docb beifst es in dem p&pstlichen Breve: „W©r
also immer mm den IMhen des Welt- ©der Ordensklerus sicb berafen
fnblt^ znr wissenscbaftlichen Yervollkommnung oder mr Pfiege dieser Kunst
beizutragen, der m5ge nacb seinen Fahigkeiten eifrigst und in voller
Preibeit daran mitarbeiten", und daran scbhefst sicb nocb ein besonderes
Lob an dm Abt zu Soloames far seine Besteebungen. Beit© 64 bescbreibt
Htrr Edmund Lomgi „Ein mnsikalisches Mannskript dec 11. Jabrbunderts".
76
Denkmftler der Tonkunst.
(Sferkwardig, wms doch ales „musikalisch a sein soil; einst hmtte auoh die
KgL Bibliotbek in Berlin eine musikalische Abteilung, die sich dann in
eine MujuJ^Abteilung entpuppte. Dresden hat sogur eineii mnflikaliBchan
Lastrumentenmacher !) In der Tetschner Schloes - Bibiiothek befindet sich
obiges „musika1isohe" Ms. unter der Bezeichnung Ms. 273 in kL 8 °-Format,
148 Blatter mit mehreren Musik-Abhandlungen, die der Yerfasser Seite 69
verzeicbnet and deren er 9 aufzablt. Seite 73 druckt er den zweiten nebst
3 photographischen AbbiJdungen von Schriftseiten, zum Teil mit Neumen
versehen, ab. Seite 79 werden 35 Verazeilen mitgeteilt nebst einem photo-
graphischen Abdruck der Folioseite 136a mit Neumen. Die ubrigen
Artikel betreffen die Neuzeit. Die Motetten von Marentio bilden den
Anhang and zeichnen sich sowohl darch ibren harmonischen Wohlklang,
al8 durob ibre kontrapunktische Fuhrung der Stimmen aos.
* Denkmdler der lonkunsi in Osterreich. X. Jahrgang, 1. Teil:
Orazh Benevoli, Festinewe and HymnaB zar Einweihnng des Domes in
Salzburg 1628 mit 53 Stimmen (16 Vokal- und 34 InstwimeiiM-Stimaiai)
nebst 2 Orgeln und dem Basso continuo. Partitur nebst einer Seite des
Original-Manuskriptes in Facsimile. "Wien 1903, Artaria & Co. gr. foL
18 Seiten Vorwort des Herausgebers Guido Adler und 99 Seiten Par-
titur, der nocb ein Revisionsbericht folgt. — Benevoli lebte von 1602
bis 1672; in Bom geboren und gestorben, zuletzt Kapelmeiilar an San
Pietro in Bom. Benevoli schrieb die Messe im Alter von 26 Jabren und
sie ist bistoriscb von Interesse, da sie ein lebhaftes Bild giebt, wie scbnell
die Grnndiitze und strengen Vorscbriiteii des 16. Jahramderte dnrch den
Einfloss der Oper vergessen sind. Die Armseligkeit der Motive ist die-
selbe geblieben, nur singt man nicbt mebr in langen Jfoten, sondern in
scbnellen Secbzehnteln, man schreibt nicbt mebr melodiscb gefuhrte Stimmen,
sondern Akkord an Akkord. Trompeten, Posannen, Cbraetten und Garini
nebst 2 Pauken musaen den inueren Gehalt durch Linn erfetieiL Ein
Kontrapunkt der billigsten und langweiligsten Art soli dem Tonsatze die
kirchlicbe Stimmung ersetzen. Das Kyrie- Motiv ©rinnert weit mebr an
einen Marscb ale an eine Anrmang Gbttw. Nirgends entdeckt man ek
der Handlung entsprecbendes Motiv, nirgends irgend eine Stele, die nur
halbwege von Interesse ist. Man kami dem Herausgeber nur dankbar
sein, dass er das Monstrum von Partitur — dan Ms. im Bentae des
stMtwolien Museums in Salzburg bat eine Grefse von 83 can Hdhe m
56 cm Breite — nem betmusgigeb«i hat, denn daas der Verfa! der
Kurchenmusik in m tameer Zeit erfolgte, ist eke gum neme IMabrEmg.
Der X- Jahrgang 2. Teil enthalt den 3. Band (Schlnasband) von
Jobann Jakob fYoberger'i Orgel- und Klavienrerken. Der 1. B«nd er-
schien im 4. Jahrgange and der 2. Band im 6. Jahrgange. Im ganzen
warden auf Grand von 37 Vorlagen veroffentlicht: 25 Toccaten, 18 Cap-
priccios, 14 Ricercare, 6 Canzonen, 8 Fantasien, 30 vollst&ndige Suiten
und 4 Einzelsfitee. Im BavMoimbericiit© des 3. Bandes folgen nocb einige
zweifelhafte und untergeschobene Kompoeitianen. Der Hemu^geber Prof.
Dr. Gwdo Aikr spricht smM i ber die Bedevtang Froberger's Kmponitioiien
Das ©nto evangeliscbe Ohoralbaoh.
7?
folgendtamafaen mm: Froberger bat nicht nur im von FrescoMii ib«r-
nommene kunstleriscbe Erbe auf dena Gebiete der Fugenkomposition mit
grofeem Erfolge fbrtgefubrt, sondern auch im Anschluss© an die franzosi-
scben Klavieristen and Lantenisten die Kiaviersuite an das erste Ziel
ibrer Vollendung gebracbt. In den Variationen and variationenbaften Ge-
bilden treten aacb engliai&-iuederl8n6^che Einfiisse bervor. Seine Toocaten
bMen ein wicbtiges MittelgHed zwiscben den italieniacben Scbmlen friiberer
Zeit and den mitteldeatscben Meistern der Folgezeit. Froberger 's Bicer-
mr% Ganzonen, Cafriccioe mad Fantisieen sind als Vorformen dor Massi-
scben Fuge anzuseben. Die Grenzen innerhalb der einzelnen genannten
Grappen dieser Fagengebilde sind nicbt genau gezogen; ibr bistoriscber
TTrsprung verwiscbt rich, je weiter die Formen iortscbreiten. £s sind
zameist mebr &uiserHcbe Bucksicbten and bistoriscbe Momenta, welche
diese Terminologie eine Zeitlang nocb aafrecbt erbalten, bis dieselbe dann
am End© des 17. Jabrbimderti yersinkt raid in der unmittelbar folgenden
Zeit nor nocb ab und zm als Beminiaoenz auftaucbt. Wir inden bei
Froberger's Werken dieser Art manchmal ein and dasselbe Stuck bier als
Fantasia, dort als Capriccio, wieder einmal als Canzona and aucb als
Bicercare bezeicbnet. For alle aber finden wir in der Zeit am die
Wende des 17. zam 18. Jabrhandert die Bezeicbnang ^Fugue" („Faga u ,
jjFig© 44 ). £s wird notwendig sein, die bistorisoben Verbindungsfaden der
ZwiMsbenformett nocb genaner nacb raekwlrta m mehm und ibre Ver-
bindung und Yerknupfung in der Folgezeit prazis nacbzaweiflen.
* Das erste evangelisebe Gboralbucb (Osiander, 1586). Von Prof.
Dr. Ftiedrich Zelle, Direktor. Wissenscbaftliche Beilage zum Jabresbericbt der
Zehnten Reak chnle m Berlin. Osfern 1903. Berlin, Weidmann'sche Bucb-
bandlang 1903. Programm Nr. 136, 4°. VI Seiten EinJeitung, 20 Seiten
mit 50 vierstimmig. Cboralen. Lucas Osiander, 1534 geboren, 1604 gestorben,
war Tbeologe, seit 1555 Prediger, zuletzt Pfarrer in Esslingen, also ein
Dilettant in der Mosik, dennocb besafs er eine tbeoretiscbe und praktiscbe
Musikbildung, die ihn befabigte gleicb einem Mosiker sicb in der Kompo-
aition, dem mebrstimmigen Tonsatze, regelrecbt auszudrucken. Die einstige
Scbalbildang aaf den Lateinscbalen behandelte die Mosik mit gleicber
Grundlicbkeit wie die Lebre der lateiniscben Spracbe; die Scbuler er-
bietten ein Lebrbacb in die Hand und lernten nicbt nur die Elementar-
kenntniase in der Mosik, sondern warden aacb in der Setzkunst anter-
ricbtet, daber konnten sie nacb vollendeten Universitatsstudien, ebe sie eine
Faohauristelimg ©rlangten, den Poaten einei Organisten oder Kantors be-
kleiden. Osiander's Sate ist zwar kein Mustersatz, was man kaum ver-
langen kaim — von Harten and Ungescbicklicbkeiten ist kaam ein Satz
frei — dennocb bat er das Verdienst mit der alten Praxis, die Melodie
in den Tenor zu legen, gebrocben and die Melodie in den Diskant
gelegt, nm der Genrieinde das Mitaingen der Cboralmelodie zu ermog-
icben. Zwar batten scbon vor Osiander Mattbaeus Le Maister 1566
and David Wolkenstein 1583 in ibren Cborals&tzen bin und wieder die
Melodie in die Oberstimme gelegt, aucb in den mehrstimmigen firanzosi-
78 Mftteilnngen ftr die Mozart-Gemeinde in Berlin. — Timotheos.
scben Psalmen und im deutschen weltlichen Lied© (Ach Elsiein, liebes
Elsiein mein) land dasselbe Yerfahren statt, dennoch bleibt OBiander das
Verdienst, mit wohluberlegter AbBichtlichkeit durchweg die Melodie in die
Oberatimme gelegt mi haben. Die Vorrede zu Beinem Choralbncbe legt
dafur das sicherste Zeugnis ab. Die vorliegende NeuauBgabe besteht aus
einer Einleitung, die sich haupt&achUch mit obiger Einrichtung beschaftigt
nnd einem Nachweise der 50 Choral - Melodien. Falscb 1st nnr die An-
gabe, dass sich der Osiander'sche Druck von 1586 nnr in Breslan be-
fmden soil, wahrend sich Exemplare in Munchen, Gcittiiigen, Brieg, Liegnitz
und in Darmstadt befinden (siehe muter Osiander im Qnellen-Lexikon).
Der Nendrack bringt ferner das facsimilierte Titelblatt des Discantus, die
Dedication an die Scbolmeister Wtrttemberg's, das Lied-Register und die
50 vierBtimmigen Chorale auf 2 Notensysteme zosammengezogen nebst dem
nnter dem Bass mitgeteilten Texte der ersten Strophe.
* Mitteilungen fur die Mozatt- Gemcinde in Berlin. KerauBgegeben
von Rudolph Genee. 15. Heft. Marz 1903, mit einer Notenbeilage. Berlin
1903, Mittler & Sohn. 8°. Enthalt: Mozart's thematiBches Yerzeichnis
seiner Werke von 1784 bis 1791, nach der Originalhandschrift mit einem
Lichtdruckblatt der letzten 2 Seiten von R GenSe. Der Lichtdruck zeigt
una, dass Mozart auf die linke Seite den Titel des Werkes nebst dem
Datum und auf die rechte Seite des folgenden Blattes den Anfang jeden
Tonsatzes im Klavierauszuge niedersclirieb. Das Verzeichnis amfasst vom
Februar 1784 bis zum 15. November 1791, also in einem Zeitraume von
nicht ganz 8 Jahren, 145 Tonstucke, darunter 5 Opern, Sinfonieen, Quar-
tette, Sonaten und GesangBwerke. Wie leicht ihm die Gedanken aus der
Feder flossen, zeigt das Verzeichnis im Jahre 1788, welches drei seiner
bedeutendsten Sinfonien in einem Zeitraume von noch nicht ganz einem
Vierteljahre aufweist und zwar die Es dwr-Sinfonie (vollendet) am 26. Juni,
die in Gmoll ist mit dem 25. Juli gezeichnet und die in Cdur (genannt
J upiter-Sinf onie) am 10. August vollendet. Sehr beachtenswert ist der
zweite Artikel ,,Mozart's Verhaltnis zu Seb. Bach" von Ernst Lewicki
(Archivar des Mozartvereiiis zu Dresden). Nach dieser Darstelmng lernte
Mozart Sebastian Bach im Jahre 1782 durch van Swieten kennen, der
ein eifriger Verehrer Bach's und se'ner bedeutenderen Sonne, nebst H&ndel
war and in seinem Hans© regelmifsig Aoffunrongen stattfmiiden. Dass
Mozart den Messks von Handel fur Swieten instraineotierte, ist bekannt,
dass aber Mozart von da ab auch Bach'sche Fugen und Pr&ludien kennen
lernte, sie abschrieb und seine eigene Schreibweise danach umbildete, wird
Her mit Sorgfalt imchgewiesen und durch Musikbeilagen bewiesen, erstens
dorch 3 Adagios, von denen zwei die Bach'schen Fugen in Gmoll und
Fmoll aus dem wohltemperierten Elaviere einleiten, die leider Mozart's
Namen nicht tragen, aber Mozart's Ausdraoksweise ohne Zweifel bekunden
und ferner aus dem Jahre 1782 die Cmoll-Fuge: gesfgefeedes,
die er far Streicliqaariett ftrntngierte.
* Timotheos. Die Perser, aus einem Papyrus von Abusir. Im Auf-
trage der deutschea Orientgesellsobaft htrauiigegebai von Ulrica von WMa^
Timotheos. — Zwei Trobadorlieder.
79
mowitz - Mollendorff. Mit einer Lichtdrucktafel in Pol. Leipzig 1903,
J. C. Hinrichs. 1 Bd. in gr. 8° 126 Seiten and 1 Lichtdrucktafe],
ferner 1 Bd. in Folio, Lichtdruck-Ausgabe. Der Timotheos-Papyros wurde
gefnnden bei Abusir am 1. Februar 1902. Die 8 °- Ausgabe 3 M, die
Folio-Ausgabe 12 M. Der Yorstand der deutschen Orient - Gesellschaft
versendet foJgende Benacbrichtignng : Die Perser des Timotheos von Milet.
Die alteste griechische Handschrift, die bisher gefnnden ist, erscbeint so-
eben in zweMkcher Bearbeitung dnrch den ersten GracMsten der Berliner
TJniversitat Gek Bat U. von Wilamowitz - MoUendorff. Die Handschrift
stammt ans dem yierten Jabrhundert vor Chr.; si© ist Figentum der
Deutschen Orient-Gesellschaft, bei deren Grabnng in Abusir in Agypten
sie vor Jahresfrist gefunden worden ist. Sieben Li chtdr ucktafeln bringen
das genane Facsimile in Originalgrdise ; Herr von Milamowitz-Mollendorff
giebt dam ©me fir Laien berechnete allgemeine Einfuhrong mud eine an
den defekten Stellen erganzte Lesong des Textee, wahrend die kleine Ans-
gabe daa voile philologische Btstzeug fur den Faehmann darbietet. —
Aus der Finleitung des Herrn Prof. v. Wilamowitz sei erwahnt: In der
Erzahhuig, soweit wir sie haben, steht kein Eigenname, keine kgendwi©
speziabsierte Ortsbezeichnung. Aber wenn eine Perserflotte geschlagen
wird, und der Konig das ansieht und die Flucht befiehlt, so kann es nur
die Schlacht bei Salamis sein. Somit ist das Gedioht identisch mit dem
Homos des Timotheos, der „Die Perser" bids und noch zur Zeit des
PMopoimen (ca. 150 Jahre spater) die Griechen entzuokte. — Durch den
Fund lemon wir einen Nomos — ein Gedicht, daa der Dichter salbst bei
den grolsen Yolksfesten sang und mit der Leior selbst begleitete — auch
erst richtig kennen. Der Gesang scMldert, wie die Schiffe gegeneinaiider
fahren, so oder so den Stofs aufnehmen, wie mit Lanzen und Pfeilen ge-
schossen wird mid Brandpfeile fliegen. Mm Ertrinkemder flucht dem ver-
raterischen Meere, hofft aber noch auf den Sieg seines Herrn. Die Perser-
flotte wendet sich zum Buckzuge; das wird kurz geschildert, ausfuhrlicher
die Klagen der nackt und frierend auf den Klippen Sitzenden. Die Nieder-
lage geht weiter. Die Sieger nehmen die Uberlebenden gefangen. Fin
Phryger wird eingefuhrt, der Griechisch radebrecht. Dann folgt die
SchUderung der Flucht des Hoflagers; in edelstem tragischen Style klagt
der Konig und giebt den Befehl zum allgemeinen Buckzuge. „Die druben
aber hatten dem Zeus das Siegesmal errichtet, sangen das Siegeslied und
stampften mit den Fuften in hochspringendem Tanze." — Der ScHumi
ist peraonlich, gestattet aber noch interessante Schliisse fur die Geschichte
der Musik und der Dichtkunsi Leider hat sich die Musik nicht dabei
befbndeD.
* Zwei Trobadorlieder fur eine Singstimme mit Klavierbegleitung ge-
setzt von Emil Bohn, im Archiv ffir das Studium der neueren Sprachen
und Litteraturen, Bd. CX, Heft 1/2 Seite 110. Braunschweig 1903,
George Westermann. 8°. Trobadorlieder des 12. und 13. Jahrhnnderts
sind zahlreich veroffentlicht nebst Melodieen in A. Bestori's Per la storia
musicale dei Trovatori provenzali. Appunti e Note (Bivista musicale dei
80 Breitkopf A Haertel's Mitteilungen. — Wiegen-Drucke.
Trovatori, vol. II, fasc. I. Torino 1895 in moderner Notation (die Na-
tionalbibl. in Paris besitzt si© in alten Handschriften). Eine Auswahl zu
treffen war nicht bo leicht nnd sie in ein geschmackvolles Gewand za
kleiden, was dem heatigen Verstandnis sich nihert noch schwieriger, denn
die Lieder sollten bei der 10. deutschen Neuphilologen-Versammlung am
20. — 24. Mai 1902 zum Vortrage gelangen. Prof. Br. Bohn wahlte die
beiden Lieder „Eeis glorios" and „Manta geas me maIrazona u . Besonders
das erstere Lied ist ihm sehr geglflckt, wenn es auch nicht den Eindrack
eines frei vorgetragenen mit der Harfe begleitetes Troubadoorliedes macht,
doch war dies gerade die gewunschte Aufgabe eine Vortragsweise za
wahlen, die dem heutigen Fassungsvermogen angepasst ist. Das zweite
Lied bewegt sich dnrchweg in gleichmafsig langen Noten, so dass es dem
heatigen Chorale sich nahert. Diese Ahnlichkeit wird dorch des Be-
arbeiters Achtelbegleitang in der Mittelstimme noch verstarkt and verwischt
g&nzlich den Charakter eines Troubadour-Liedes.
* Breitkopf &> HacrteFs Mitteilungen Nr. 73, Marz 1903 enthalten
viel Interessantes. Geschmuckt ist die Brochure mit Theodor Gouvy's
Portrit, dessen Biographie nebst Kompositionen Seite 2849 mitgeteilt
werden. An musikhistorischen Werken werden angezeigt eine Neoaosgabe
von Ludwig Senf?s Werken in den Denkmalern deatscher Tonkanst in
Baiern, 2. Folge, 3. Jahrgang, 2. Bd. 1. Teil, heraosgegeben von Dr. Theodor
Kroyer mit der Biographie Dr. Adolf Thiirlings. Nach den neaesten
Forschangen hat sich ergeben, dass Senfl nicht in Basel, sondern in Zurich
geboren ist and dass sein Geburtsjahr wahrscheinlich am das Jahr 1486 fill
Eine photographische Abbildong der Hagenaaer Senfl-Medaille von 1526
ist Seite 2823 aufgenommen, sie variiert wesentlich mit dem Portrit in
Publikation Bd. 1 — 3. Der 1. Bd. der Neoaosgabe enthalt die Magni-
ficats octo tonorom von 1537 and 12 zwei- bis vier- (5, 6)stimmige
Motetten. — Johann Peter SweelincKs Werke liegen nan in einer Gesamt-
aosgabe von 12 Liefernngen vor, die folgenden Inhalt haben: 36 Orgel-
oder KlavierkompoBitionen. 4 Bficher Psalmen zu 4 Btimmen. 37 Can-
tiones (Motetten), Magnificat u. a. zo 4 and mehr Stimmen. 17 Chansons
zu 5 Stim. 28 Bimes francoises et italiennes za 2, 3 a. 4 Stun. 19
Gelegenheits - Kompositionen and die Kompositionsregeln nach den Manu-
skripten der Stadtbibliothek in Hamburg. — Die Aosgabe von Jean-
Philippe Rameau's Werken ist bereits bis zom 8. Bande fortgeschritten,
der die Oper Castor and Pollux in Partitur and Klavieraaszug enthalt.
500 Seiten Text und Musik, Preis 40 M.
* Das 91. and 92. historische Konzert des Bohn'wjhsa Gesangvereins
in Breslau ist Breslauer Komponisten gewidmet and zwar Julius Schdffer^
geb. 1823 za Crevese, gestorben am 10. Febr. 1902 zu Breslau. Das
Programm enthalt 10 Lieder fur 1 Singstimme und fur Chor und 4 Hi-
vierpiecen, das nachste Konzert ist Joseph Ignaz Schnabel (1767 — 1831)
gewidmet, von dem 11 geistliche Ges&nge fur gemischten und M&nnerchor
air Auffuhrung gelangten.
* Wiegen-Drucke and Bibliographie der vor 1501 gedruckten Bacher.
Martin Gerbert's Neudruck.
— Mitteilongeii.
81
Katalog CV von Ludwig Rosenthal's Antiquariat. Munchen, 16 Hilde-
gardstrafse (1903) mit 48 Facsimiles. Musikdrucke sind nur dorch litur-
gische and einige tbeoretische Werke vertreten. Ein Kegister fasst die-
Belben miter Musik znsammen.
* Martin Gerberfs Neudrack seiner Scriptores ecclesiasiici de Musica.
Die Firma lUrich Moseys Buchhandlung (/ Meyerhoff) in Graz beabsichtigt,
sobald die Beteiligung an der Subscription genugend 1st, Herbert's Scrip-
tores in 3 Banden neu beranszugeben. Das Werk wird beute antiquariscb
mit ca. 400 M =■ 500 Kronen bezablt. Der Nendrnck soil fur den
Band 16 M 50 Pt (= 20 Kronen oder 20 Francs) betragen. Die Zah-
lung erfolgt erst nach Lieferung des Bandes. Nach der Ausgabe des
Bandes tritt eine Erhdhung des Preises ein. Einen Prospekt liefert obige
Bucbbandlung.
* Die Monatshefte /. Musikgeschichte sind in Band 1 — 3 (1869 bis
1871) wieder nen gedrnckt and dadurch das Yerzeichnis nener Ausgaben
alter Musikwerke wieder kergestellt und durcb Erwerbung von Band 2
und 3 wieder kauflich. Band 11 — 14 (1879—1882) fehlen, ale ubrigen
sind vorratig. Die Mitglieder zablen bei Abnahme von 5 B&nden h 5 M.
NB. Soeben teilt mir die Musikalienhandlung von Breitkopf & Haertel
mit, dass sie nnr den 2. Bd. nen bergestellt haben. Ein soeben bei
List «5f Francke in Leipzig erscbienener Katalog 353 zeigt nnter Nr. 35
den 3. Band und andere zahlreicbe Bande an.
* Soeben sind bei Breitkopf ft Haertel in Leipzig die Einzelausgaben
ans LeclaiSs 2 ten Bucbe Sonaten fur Violine (oder Flote) mit Pfte. er-
schienen und zwar Nr. 1 «nd 7, Nr. 8 ein Trio fur Violine, Violoncell
(oder Viola) und Pfte.-Begleitung. Ladenpreis von 1 und 7 je 1,30 M,
von Nr. 8: 2,10 M.
* Quitting fiber gezahlte JabreBbeitrig© ftr 1903 mit AmsacHttss
derer, die durcb Nacbnabme erhoben sind: Schullehrer-Seminar in Plauen,
8tadtbibliothek in Frankfurt a/M., der Herren H. Benrath, Baron Aless.
Krans (figlio). Bev. J. R Milne, G. Odencrantz, C. Pauls, A. Roth,
Wilk Tappert und Wilh. Weber.
* Mit dieser Nummer schliefst der Katalog ans Stuttgart, der in
mehrfacber Weise von Wichtigkeit ist, nicbt nur ersiebt man daraus, was
die Hofmuaik im 16. und Anfang des 17. Jahrhdts. sang, und da feblen
nur wenige der damaligen Meister wie Isaac und Stoltzer, Bondern man
lernt aucb eine Anzahl in Stuttgart angestellter Musiker kennen, fiber die
man bisher nur Weniges oder gar nicbts kannte, wie den Sohn von Jo-
bann Walther, Wolfgang Ganfs, Johannes de Bach n. a. Die Herzoge
von Wurttemberg erhielten aber zur selben Zeit jahraus jahrein zahlreiche
Znsendungen von Kompositionen auswartiger Komponisten , wofur letztere
stets eine Verehrung in Geld erhielten — das einzige Honorar, was damals
die Komponisten empfingen — sollten sich diese Kompositionen nicbt auch
noch in irgend einem Arcbiv oder Bibliothek zu Stuttgart befinden?
* Hierbei eine Beilage: Katalog aus Stuttgart, Bog. 7.
82
Bitte. — Anzeigen.
Bitte.
Der Unterzeichnete ist seit Jahren damit beschaftigt, Material zm
einer „Gio€kenkiiade u und zu einem „OrgelhM-Leiikra" m sammeln. Auf
wiederholtes mud dringendes Verlangen von bedeutenden Fachmannern habe
ich mich bereit erklart, dies© Arbeiten zum AbscHmae zu bringen mud
der Offentlichkeit zu ubergeben. Ich wend© mich daher an alio Fach-
genossen und Freunde der guten Sache mit der hoftichen Bitte am Zu-
sendang von diesbezuglichem Material, bestehend in Glockenbeechreibnngen
and G-lockeninschriften (auch Schriftproben und Abbildungen sind will-
kommen) nebst Notizen fiber Glockengiefser (aus alterer and neaerer Zeit),
Bispositionen and Beschreibungen (auch Abbildungen) interes&anter Orgel-
werke (besonders aos alten Bom-, Stilts- and Klosterkirchen) and Mit-
teilungen fiber Orgelbauer (aus alter and neaer Zeit. Bei der Veroffent-
lichung wird der Name ernes jeden Einsenders mit beeonderem Bank© for
die geleistete Unterstutzung die gebuhrende Erwahnung finden.
MMtafcur (Nasaau). . I. Walter, Seminarlehrer.
Bie Kgl. Landesbibliothek in Stuttgart (Prof, von Stockmayer) sucht
den 2. Bd. von Eitner's Beatschem Liede. Berlin 1880, Traatwein, als
Beilage zu den Monatsheften.
Amelgen. '
Quellen- und Hilfewerke beim Stadium der Musikgeschichte.
Zusammengestellt von Robert Eitner. Leipzig 1891, Breitkopf
& Haertel. 8°. 55 Seiten mit einem Sachregister. Preis 2 M.
Annalen der englischen Hofmusik von Br. Wilibald Nagel Lpz.
Br. & H. 1894. 8°. 82 Seit Preis 2 M.
Zur Geschichte der Musik am Hofe von Barmstadt von Br. Wil
Nagel. Separatabzug. 8°. Pieis 2 M.
M. Andreas Raselius Ambergensis, sein Leben und seine Werke
von J. Alter. Lpz. 1892 ibid. 8°. 48 S. Preis 2 M.
Arnold Schlick: Spiegel der Orgelmacher c. 1511, 1,50 M. —
Orgeltabulatur 1512, 1,50 M.
Register I. II. III. zu den Monatsheften fir Musikgeschichte
1869—1898, je 10 Jahre. Preis i 2M.
Virdung's Musica gedeutscht Basel 1511. Facsimilierter Um-
druck. Preis 10 M.
Mich. Praetorius' Syntagmatis musici, Tom. 2, de Organographia
(Instrumentenabbildung fiacsimiliert) 1618. Preis 10 M.
Ver*ntwortlicher Badaktanr Bobart Bitnar, fonpfii (Uekannark).
Draok Ton Hermann Bayar A 80hne (Bayer * Mann) in htxkgnumhuk.
.3
MU8IK- GESCHIC '
herausgegeben
▼01
der 6e8ell8chaft fiir MusikforschuDg.
in?. Jaiiit
1903.
Preii dot Jfthrgangu 9 Mk. Monatlioh ertobeint
tine Nummer Ton 1 bit i Bogen. Intertiomgebobren
fllr die Zeile 30 P£
Kommliiiont verlag
tou Breitkopf A H&rtel in Leipsig.
Bettellungen
nlnxmt jede Buoh- and Mutikhandlang entgegen.
Ho. 6.
Der Mtamesang nl seln Ttrtrag.
(Zum Artikel in Monatshefte Nr. 4.)
Obgleich eine Stellungnahme zu den Ausfuhrungen des Herm
C. Weinmann kaum erforderlich ist, da dieselben ja nicht neuer,
8ondern nur die Riickkehr zu einer alteren Art der Deutung der
mittelaJterlichen Monodienotierungen bedeuten , so mochte ich doch
nicht durch Schweigen den Schein der Zustimmung weeken.
Der Standpunkt, auf den Herr C. Weinmann sich befindet, ist
ungefahr derjenige R. v. Iiliencron's in seinen alteren Auslassungen
zu dieser Frage, die aber durch die neueren Aufserungen desselben
auch schon yeraltet sind. Der Vergleich der Minnesinger- und
Meistersangermelodien mit dem Oregorianischen Choral ist alt; dass
derselbe zu sicheren Ergebnissen nicht fiihrt, liegt einfach daran,
dass die rhythmische Leseweise des Gregorianischen Chorals selbst
noch ein Problem ist. Die Legende vom freien Sprachrhythmus ist
neuerdings doch recht wacklig geworden, weil man anfangt zu be-
greifen, dass ein Rhythmus ohne eingehaltene Zeitteilung kein Rhyth-
mus ist
Dass der freie, d. h. undefinierbar gewordene, weil in Form-
losigkeit entartete Rhythmus des Gregorianischen Chorals, wie er
etwa seit der Zeit gedacht wird, wo die Sequenzen aufkamen, weil
man mit den endlosen Notenreihen der Hallelujajubilationen nichts
mehr anzufangen wusste, dass dieser freie Rhythmus nicht eine „Form",
Moo»Ub, t Mnrtky— ch. Jalirgaiig 3QQ1V. No. f. 6
84
Der Minnesang oni sem Vortrag.
nicht einen „Aufbau w vorstellt, den man fiir eine Kunstgattung als
Grundlage nehmen kann, liegt auf der Hand. Wenn also wirklich,
was ich gem nnterschreibe, eine innere Verwandtschaft zwischen
den seit dem elften Jahrhundert aufgekommenen neuen geistlichen
and weltlichen Monodien und dem Gregorianischen Choral besteht,
so kann dieselbe nur in der Gemeinsamkeit eines wirklich formalen
Prinzip, nicht aber in der eines Prinzips der Formlosigkeit bestehen.
Herr C. Weinmann ahnt das auch, wenn er S. 57 zugiebf, dass „das
von Dr. Riemann und Runge verfochtene Prinzip bei sehr vielen
Minnegesangen sich mit grofser Leichtigkeit anwenden lasst, weil
namlich alle diese Gesange metrisch abgefasst sind. a Er soilte doch
nun aber auch zugeben, dass gegenuber einem metrisch abgefassten
Texte von einem freieri Sprachrhythmus nicht gesprochen werden kann.
Ferner ist Herrn C. Weinmann entgangen, dass seit meiner Ver-
offentlichung der Colmarer Handschrift (1896) mehr als sechs Jahre
verstrichen sind. In dieeer Zeit hat die aufgerollte Frage mancherlei
eingehende Beleuchtung erfahren. Insbesondere hat Professor Dr.
Hugo Riemann duich seine Aufeatze im Musikalischen Wochenblatt
(nicht nur 1897, sondern auch 1898, 1900 und 1902) die Frage der
rechten Lesung gegenuber gehaufter Melismen in ein anderee Licht
geriickt So hat sich z. B. aus dem Vergleiche der Ges&nge des Monchs
von Salzburg, des Oswald von Wolkenstein und anaiogen Erscheinungen
in den mehrstimmigen Chansons in „Stainer's Dufay and his Con-
temporaries", 1898, ergeben, dass auffallend lange Melismen zu An-
fang und Ende der Verszeilen nur als instrumental Yor- und Nach-
spiele gedeutet werden konnen. Den strikten Beweis instrumental
Einlagen hat Riemann fiir Wizlav's Tagelied „List du in der minne
dro" (Mas. Wochenblatt 1902, S. 471) geliefert In jttngster Zeit hat
auch Professor Oswald Roller in einem Vortrage fiber „die instrumentale
Begleitung des Minnegesangs u gesprochen. Ich bitte den Redakteur,
Herrn Professor Eitner, Koller's Ausftihrungen durch die Monatsbefte
bekannt zu geben. Meine ftbertragung des Tageliedes Peter von
Reichen bach's in der Einleitung zur Colmarer Handschrift kann ich,
besonders auch in Riicksicht auf die von Riemann aufgedeckte Not-
wendigkeit mehr als achtsilbige Verse in zwei zu zerlegen, nicht
mehr vertreten, der erste Teil musste sich wohl so gestalten :
[instnimdiitai Krammhorn f l By fro-ner wech-ter we-oke! vls'slaf-fes
Der Minneesng nnd sein Vortrag.
85
m
t f ^
twalm zwey lieb her - scire - eke, ee dann daz sie en
ble - eke des ta - ges schin [instrumental ] fin der si - cher - lich tot
of - fen - bar so
clar mit reck -to ml - le ding be -
•'1%.
p..
-
1 ..
■• # r i
Inch - tet Ay, ta sie ho-ren schier [initmmtnui
Safe
] den raff des
herren clar, der sie geschuff, der sie bring ufs der sun - den stuff, I 1 *-
■tnrawntal
1 daz sie in
Ian - ge lent daryn-ne slaf-fen.
Ich beansprucfae nicht, nun eine endgiiitige Deutung aufgedeckt
ill haben, aber diese Leseweise ruht auf einem Prinzip. Mit C. Wein-
mann's tJbertragung werde ich mich nie befreunden konnen, doch
winsche ich mit ihm y „diesem Gebiete moge von Seite ©raster
Forechung mehr Auftnerksamkeit und Beachtung gewidmet werden,
damit sich neue Gesichtepunkte fiir eine unbefangene Kritik er-
Sffhen."
Paul Runge.
6*
86
Music in Hannover.
Mislk in Hannover
lautet der Titel eines von Dr. med. Oeorg Fischer in Hannover in
zweiter Auflage bei Hahn in Hannover jiingst (1903) erschienenen
historischen Werkes, welches sich auf Dokumente, Eammerrechnangen
des Staatsarchivs, Biiefe und in spaterer Zeit aucb auf Tagesblatter
stiitzt. Es umfasst die Zeit von circa 1636 bis 1866. Trotz des
massenhaft aufgespeicherten historischen und biographischen Materials
ist es fliefsend geschrieben, so dass es selbst den Laien interessieren
wird; fur den Musikhistoriker aber ist es eine Fundquelle von grofsem
Wert, da es authentische Nachrichten fiber benlhmte und unberiihrnte
Musiker enthalt, die vielfach die bisherigen Biographien berichtigt,
sogar umstofst. Da das Werk chronologisch abgefasst ist, so ver-
streuen sich die Nachrichten liber einen Musiker oft auf weit aus-
einander liegende Seiten , und da dem Werke ein Register fehlt, so
soil ein Auszug, oder vielmehr ein Zusammenfassen der Nachrichten
iiber jeden erwahnten Musiker dem Historiker eine gewiss will-
kommene Gabe sein und zugleich meinem Quellen-Lexikon zur Ver-
vollstandigung der Biographien dienen.
Im Jahre 1667/68 (Wintersemester) bastand die herzogliche
Kapelle aus folgenden Sangern :
2 Diakantisten : Antonini und Gimonini, 1 Tenorist: MuHo;
1 Contraltist: Felicen; den Bassisten: Cottini, C. Venturini und
Bunder, Instrumentisten waren: Clamor Heinrich Abel aus West-
Men, wurde schon an Weihnachten 1665 als Violdagambist mit
220 Tblr. Gehalt angestellt und kam wahrscheinlich vom Hofe Ernst
August's, da er das Schloss Iburg dankbar erwahnt. 1687 ging er
ab. Ferner
N. A. Strunck aus Braunschweig, hatte die Universitfit Helm-
stadt besecht und trat dann in die Kapelle des Herzogs Christiaii
Ludwig in Celle als Violinist ein. Vor Kaiser Leopold I. hatte er
sich als Violinist und Klavierist horen lassen und kam nach des
Herzogs Tode (1665) an die Hofkapelle in Hannover mit 300 Thlr.
Gehalt. 1680 nahm er seinen Abschied und wurde in Hamburg
Ratsmusikus.
Als Violist wird noch Recaldini genannt, dann der Bassviolist
Stefel, der Lautenist Zimmermann, der Organist Mathio Trento, der
1667 auf einer Reise in Frankfurt a. M. starb, der Lautenmacher
Otten und ohne Angabe des Faches
Vicenxo dc Grandis, der aber nach einem Jahre Ende Mai ab-
Mnsik in Hannover.
87
ging and in Modena den Eapellmeisterposten erhielt Von 1675 bis
1680 war er wieder in Hannover und leitete den Chor in der ka-
tholischen Schlosskirche. Am 9. Febr. 1680 hob der Herzog den
katholischen Gottesdienst auf and samtliehe Sanger und Musiker nebst
Grandis warden entlassen.
1666 war Antonio Sartorio Kapellmeister mit 600 Thlr. Gehali
1675 warde er aaf Befehl entlassen und trat obiger Grandis an seine
Stelle. — Aufser den oben genannten Kapellmitgl iedern wird noch
L. Weyhe als Hoforganist erwlhnt, der um 1680 wieder abging.
Matteo Lotti, der Vater des Antonio, soli zu der Zeit Kapell-
meister in Hannover gewesen sein, doch melden die Akten davon
nichts and ist daher die Angabe vorl&ufig als unsicher zu bezeichnen.
1669 wurde eine franzdsische Sangerin Namens Bonnen aus
Osnabriick (?) mit 250 Thlr. angestellt, die bis 1678 verzeichnet wird,
sodann der Violist
J. A. Coberg; derselbe hatte in Hannover die Schule besucht,
war von Abel und Strunck ausgebildet worden und wurde noch vor
seiner Anstellung zu alien musikalischen Unterhaltungen bei Hofe
hinzugezogen, da er flielsend franzosisch und italienisch sprach, auch
hatte er Verkehr in alien vornehmen Hausern. Er bekleidete den
zweiten Organistenposten und war zugleich Violist im Orchester.
Im Jahre 1678/79 bestand die Kapelle aus den Musikern Abel,
Strunck, Recaldini, Morselli, Brothage, den Organisten Trento und
Coberg, Orgelbauer Martin Vater; aufserdem aus acht italienischen
S&ngern, den Diskantisten Antonini und Ghimonini, den Tenoristen
Borgiani, Constantini und Quiliani, den Bassisten Qratianini, JVa-
varren and Venago. Der Etat betrug jahrlich 8562 Thlr. , doch
waren damit auch die Gehalte fir den Bischof, Hofkaplan, Kiister
and Calcant eingeschlossen.
Als Herzog Ernst August am 3. M&rz 1680 die Regierung an-
tral, sang bei der Huldigung am 12. Oktober der Kantor Oumprecht
eine von ihm komponierte Hymn©, die sich auf der Kgl. Bibl. zu
Hannover befindet (siehe Quellen-Lex. IV, 427).
Corbetti, Fr., Guitarr- Virtuose, diente 1652 ein Jahr lang dem
Herzoge Ernst August von Hannover. Er ist jedenfalls derselbe den
das Quellen-Lexikon unter Francisque Corbett verzeichnet
Eine der wichtigsten Mitteilungen betrifit diejenige fiber die
FarinelWs. Im Quellen-Lexikon sind ein Oristiano und ein Giu-
seppe genannt Letzterer gehSrt wahrscheinlich einer anderen Familie
an, wahrend Cristiano kein anderer als
88
Monk in Haanover.
Jean Baptiste Farinelli sein kann mid Prof. Fr. Nieoks im Irr-
tume ist. Die beiden Vornamen befiaden sich in katholischen
Kircheobuche zu Hannover, doch ist dort Turin als Geburtsort an-
gegeben, wahrend das Kirchenregister von St Hugues in Orenoble
seine Taufe am 30. Januar 1655, 15 Tage alt, anzeigt. Der Vater,
Robert Fari?ielli, war Musiker bei der Herzogin Christine von Sa-
voyen, hatte 1646 den Hof von Turin verlassen und war nach Ore*
noble iibergeeiedelt, wo er sich mit Charlotte Reymond verheiratete
und in ftrmlichen Verhaltnissen starb. Er hinterlieb drei S5hne:
Michel, geb. im Mai 1649, Francois und obigen Jean (Baptiste).
Michel iibernahm die musikaiische Erziehung seines Bruders Jean,
der bereits in Grenoble durch seine friihreifen Leistungen in der
Musik die Bewunderung der Einwohner erregte. Jean erhielt darauf
in Bern eine Anstellung als „Regente u bei der Instrumentalmusik
mit einem Gehalte von 500 Thlr. (Jean hatte sich als Violinist und
Komponist ausgebildet). 1680 wurde er in Hannover als Kapell-
meister angestellt, 1689 heiratete er am 8. Januar die Vittoria Tur-
quini aus Venedig. Er hatte die Direktion iiber die Instrumentisten,
verliefs aber 1691 Hannover, da man den Gehalt nicht erhflhen
wollte und fand an der Hofkapelle in Osnabriick Anstellung, wurde
aber 1695 von Neuem mit 700 Thlr. statt 500 in Hannover an-
gestellt Im Jahre 1713 gab er seine Stellung auf, liefe sich in
Venedig nieder und wurde von 1714 — 1720 hannoverischer Agent
Fieberkrank suchte er in der Umgegend von Venedig einen Land-
besitz zu kaufen. Seitdem ist sein Name verschollen. An Kompo-
sitionen warden genannt: eine Oper (Komodie) „L'inconnu", Text von
de Viz6 und Thorn Corneille. Die Kgl Bibliotbek in Hannover be-
sitzt im Ms. 10 Floten-Konzerte die mit Farinelli gezeichnet sind,
womit nur Jean Baptiste gemeint sein kann, da sein Bruder Michel
nie in Hannover war. Sie tragen die Daten von 1697 — 1706 und
beetehen aus einer Beihe kleiner Sitze, die mit Ouverture und vav
schiedenen Tanznamen bezeichnet sind, wie es am Ende dee 17. Jahr-
hunderts Gebrauch war. In demselben Ms. befinden sich noch Fldten-
kompositionen von Venturini mit der Bezeichnung versehen: zum
Neujahr 1707 — 1709 komponiert Ferner von Baron von Kielmans-
egge und Corelli, von J. Balthasar Loutter 78 Stttcke und 3 Sniten
fit Flote und Bass, eine Gavotte von Le Bigue (nicht la Begne wie
Dr. Fischer schreibt), eine Courante von Chamboru&res und 4 Collate
im folies fir Guitarr© oluie Autor. Chrysander erw&hnt das Ms.
und dessen Inhalt auch und lieet noch den Komponistennamen Now*
Musik in Hannover.
Si
velau, doch ist dies ein Lesefehler, da es auf dem Ms. als Titel heifst:
„Concert pour le Nouvel an 1697," also ein Konzert fur das neue
Jahr 1697. Ebenso falsch scheint Chrysander's Angabe in betreff
der Kantate: Herr gedenke mein, wenn du in dein Reich kommst,
die Farinelli dem 1714 gew&hlten Kurfiirsten von Hannover, als m
Konig von England wurde, iiberreichte und dafiir nach Venedig ver-
bannt wmrde. Da Farinelli aber schon 1713 den Abschied nahm und
sich nach Venedig zuriickzog, so hatte diese Anspielung auf eine
bohere SteUnng keinen Sinn. Dr. Fischer mutmalst auf Farinelli's
Nachfolger den Francesco Venturing der 1713 die Direktion iiber
die Instrumentisten erhielt Farinelli's ftlterer Bruder
Michel Farinelli, geb. 1649, konzertierte 1668 in Ldssabon vor
der Konigin von Portugal, ging sp&ter nach Paris und komponierte
1672 mehrere Arien fur Dumanoir, den Konig der Geiger. Von
hier ging er nach London und lebte dort in den Jahren 1675 — 79
muter Konig Karl I. Herr Ecorcheville, dem alle obigen Nachrichten
m danken sind, besitzt eine Biographic im Ms. in der F. schrieb:
„m6B preludes, mes sonates, awe follies d'Espagne et d'Angleterre ont
para avant 1« pieces de Mr. Corelli ... et, en effet, mon rass. cxm-
taent la Basse continue de Follies traditionelles." Demnach scheint
F. diese Melodie aus Portugal mitgebracht und in Frankreich, dann
in England bekannt gemacht zm haben. Die unter dem Namen
^Farinell's Ground" in England beriihmt gewordene Melodie stammt
also wahrscheinlich von dem damals schon rtihmlichst bekannten
„pensionnaire u Karl II., von Michel Farinelli und nicht, wie bisher
angenommen wurde, von seinem weniger bekannten Bruder Jean
Baptisie F. her, dessen Aufenthalt in England nirgends erwahnt ist
In John Playford's Division Violin, 1685, 2. Aufl. [Exemplar auch in
Hannover] befindet sich die Melodie von 16 Takten mit 10 sehr ein-
fachen Variationen, iiberschrieben „a division on M. Farinell's Ground"
und „FarinelP8 division on a ground". Corelli war mit Farinelli 1672
zu gleicher Zeit in Paris und lernte die Melodie kennen, iiber die
er 24 Variationen schrieb und sie in seine Sonaten opus 5 parte II.,
letzte Sonate, aufnahm. Er dedicierte sie am 1. Januar 1700 der
Kurfiirstin Sophie Charlotte von Brandenburg. Dr. Fischer erwahnt
noch Seite 26, dass Corelli das Thema zur Follia etwas abgeSndert
gegen die Lesart im Playford haba — Der Artikel Farinelli im
Quellen-Lexikon III, 388 trigt den Vornamen Oristiano nach Prof.
Hecks' Angabe. Wie sich nun aus obigen Dokumenten ergiebt, ist
der Hannover'sche Farinelli v Jean Baptisie" und der die Follia
Musik in Hannover.
variierte v Michel", der Artikel bedarf daher einer volligen Um-
arbeitung.
Ebenso wichtige Aufschliisse erhalt man fiber
Steffani, Agostino. Sein Anstellungsdatum als Kapellmeister in
Hannover ist aus den £kten nicht ersichtlich, doch da seine fur
Hannover koraponierte Oper „Henrico Leone 41 im Januar 1689 zur
AuffuhniDg gelangte, so muss er sich schon 1688 in Hannover
befunden haben, um die Sanger fur die er schrieb kennen m lernen.
Die einzige Notiz in den Kammerrechnungen lautet: „Dem Capell-
meister Stephani fiir Papier zu Opern 22 Thlr. 14 Gr. u Dieselbe fallt
zwischen Pfingsten 1688 und 1689. Sein Gehalt betrug 1200 Thlr.
jlhrlick In den Akten heifst es: „Dem Herrn Abt Stephani sein
unterm 25. Februar 1691 als Capellmeister Monatlieh 100 Thaler und
also jahrlich 1200 Thaler assigniret, diese Gelder sein bei Lebzeiten
des Hochseligsten Herrn von denen Osnabriicksehen Geldern bezahlt,
nachdem aber selbige cessirt, werden dem Herrn Abt Stephani die
Monats 100 Thaler aus der Cammer fiber seine taglich 18 Thaler
bezahlet als Besoldung. u Jene 18 Thlr. konnen wohl nur fiir die
Naturalverpflegung gelten. Schon 1691 sandte ihn der Herzog Ernst
August an den Ksl. Hof, um die Kurwurde zu erhalten. 1692
brachte er die Nachricht des ksl. Beschlusses seinem Herrn aus Wien
mit, hatte sich aber die Gegengabe ausbedungen den Eatholiken
freie Religionsfibung, eine Kirche und Schule zu gewahren.
Steffani befand sich unter Georg Ludwig vielfach auf poli-
tischen Reisen , stand auch mit dem musikalischen Kurfiirsten Jo-
hann Wilhelm von der Pfalz, der in Dtisseldorf residierte, in fort-
laufender politischer Korrespondenz und trat am 2. Marz 1703 ganz
und gar in dessen Dienst, wurde zum Geheimrat und Prasidenten
des geistlichen Rats, resp. zum RegierungsprSsidenten ernannt mit
einem Gehalte von 1500, spater 1800 Thlr., Kostgeld fiir 4 Diener
und Fourage fiir 8 Pferde. Mit dieser Ernennung war der Adel
verbunden. Am 13. September 1706 ernannte ihn der Papst Inno-
cenz XI. zum Bischof von Spiga i. p. i. (im spanischen Westindien).
Damit fallt die bisherige Annahme, dass St. den Posten in Hannover
erst 1710 aufgab, als Handel angestellt wurde. Der Kurfiirst von
der Pfalz enthob ihn auf seinen Wunsch seiner Amter, ernannte ihn
daffir zum Eleemosinario der Grand Aumonier und fibergab ihm
die italienische und lateinische Korrespondenz mit dem Hofe Braun-
schweig. Vom November 1708 bis April 1709 war St in Rom.
Der Papst hatte grofses Vertrauen zu ihm, ernannte ihn zu seinem
Musik in Hannover.
91
Hauspr&aten, Thronassistenten, zum Propst von Selz und Abt von
St Stephan in Carrara, womit reiche Einktinfte verbunden waren.
Den 6. April 1709 wurde er noch apostolischer Vikar von Nord-
deutschland, als welcher er die Aufsicht iiber die Eatholiken in der
Kurpfalz, Braunschweig and Brandenburg hatte. . Seine Riickreise aus
Bom erfolgte tiber Venedig, wo er Mitte Mai einige Tage verweilte
und yon Georg Ludwig dessen Palast zum Logis angeboten erhalten
hatte. Vermutlich auch dort, in Begleitung des Barons von Kiel-
mansegge, die Bekanntschaft von Handel machte. St reiste iiber
Diisseidorf nach Hannover, wo er als Vikar von Norddeutschland
wohnen sollte. Im November 1709 langte er in Hannover an und
trat mit dem Geprange eines Kirchenfursten auf. Da er bis zum
1. August 1710 ununterbrochen hier anwesend war, so ist die bisherige
Annahme, dass er zu Anfang 1710 Handel in Venedig kennen gelernt
habe, nicht haltbar. Seite 30 wird noch mitgeteilt, dass die Gelder
fur die Pfriinden und der Propstei Selz sehr sparlich einliefen, sodass
St sein Vermdgen von 30000 Thlr. zusetzte. Er geriet schliefslich in
Not und vetkaufte seine Eunstschatze. Ein sparsamer Hauswirt war
St schon als junger Mann nicht, wie viel weniger in spaterer Zeit,
wo er an Luxus gewohnt war. Der Tod rettete ihn am 12. Febr. 1728,
bei einem Aufenthalte in Frankfurt a. M., 74 Jahr alt, aus aller Not
Georg Friedrich Hitndel, der sich einen Ruf als Opernkomponist,
Elavier- und Orgelspieler in Italien erworben hatte, liefs sich von
den beiden Mannern (Steffani und von Eielmansegge) iiberreden, den
Kapellmeisterpo8ten beim Eurfiirsten Georg Ludwig von Hannover
anzunehmen, da dies der beste Weg sei, bei der in Aussicht stehen-
den Erhebung des Eurfiirsten auf den 9nglischen Thron, in London
sein Glick zu machen. Im Fruhjahr 1710 war H. in Hannover und
wurde von Steffani bei Hofe vorgestellt und empfohlen. Am 16. Juni
1710 wurde H. zum kurhannoverschen Eapellmeister ernannt mit
der Erlaubnis London vorher besuchen zu durfen. Dort komponierte
er binnen 14 Tagen die Oper Rinaldo die auch aufgefiihrt wurde.
Im Herbst 1711 trat er seine Stellung in Hannover an. Da hier
keine Oper vorhanden war, so war er nur auf Eammermusik an-
gewiesen. Sein Gehalt betrug im ersten Jahre 1000 Thaler; in den
folgenden wurde der Invalidenbeitrag abgezogen und erhielt er nur
916 Thlr. 24 Gr.
Das Orchester zu H.'s Zeit bestand aus 18 Mann: Farinelli,
Fr. Venturing P. Vezin, Barrey, van der Perre, Lutter, Schmidt,
Schtvanebeck, Oronemeyer, Bertrand, Ennuy ) Schiller, Esaias, Rewend,
MMwik m Hannover.
Klotz, Seefarth, WoUe und Graep. Die Franzosen erhielten 115 Thlr.
Gehalt, die Deutsche! nur 100 Thlr. Dm Johanni 1712 nahm Hlodal
voa Neuem Urlaub nach London und kehrte nicht wieder zuriick,
da ihm die regierende Konigin, Anna von England, eine Leibrente
von 200 Pfd. bewilligte. Dass er in Ungnade beim Hannoveraner fM
und ihn erst die Auffuhrung der sogenannten Wassermusik (am
22. Aug. 1715) wieder hoffahig machte ist bekannt Dass dagegen
der Konig Georg am 10./21. Oktober 1715 seinen Gehalt fiir das
Halbjahr 1712 mit 500 Thlr. nachzahlen liefs, wie die Kammerrech-
nungen berichten, war bisher unbekannt Chrysander's Annahme,
dass die Versohnung erst 1717 erfolgte, ist nach obigen Dateo aus
den Akten nicht mehr haltbar.
Gailoni, G..., aus Italien, ein Violinist, wurde an Stelle Fari-
nelli's 1691 aus Italien verschrieben. Dr. Fischer glaubt, dass er
dann an die EsL Hofkapelle kam, doch ist dies nach Kdchel ein
anderer (siehe Quellen-Lex. Gioseffo Gailoni).
La Vigne, Philippe, war in den 70er Jahren des 17. Jhs. Kapell-
meister am Hoftheater in Cella .
Marechall, P. . ., Oboist an der Hofkapelle in Celle in im 70er
Jahren des 17. Jhs., war der Lehrer von J. E. Gaillard.
Palmieri, Conte Francesco aus Pisa, war Ende der 90er Jahre
des 17. Jhs. in Hannover Hofjunker mit 200 Thlr. Gehalt und be-
sorgte auch die Gescfaifte eines Intendanten. Er war nicht allein
Dichter, sondern auch Sanger und Eomponist. Man nennt die Oper
Briseide, die in Hannover bei Hofe aufgefiihrt wurde und P. dafiir eine
Vergiitung von 400 Thlr. erhielt Er starb 1701. Kurfurstin Sophie
liefs ihm in Liitzenburg (Charlottenburg bei Berlin) ein Denkmal
setzen mit einer Grabschrift von Leibnitz. Die Kgl. Bibliothek zu
Hannover besitzt von ihm eine italienische Eantate, bezeichnet mit
Academia per musica und geschmiickt mit 5 Figuren, die am
18. November 1695 zur Auffuhrung gelangte als sich die Tochter
des Herzogs Johann Friedrich mit dem Herzoge von Modena, Ri-
naldo L, verm&hlte.
Pigrrietta, ein Lautenist kam 1695 mit 300 Thlr. Gehalt ins
Orchester.
Die Kapelle bestand 1680 aus den 6 franzosischen Musikern:
Pierre Vezin, Valoix und Bertrand (die Namen der anderen teilt
der Yerfesser nicht mit), aufeerdem dienten noch die frtiher genannten :
Abel, Brothages und Coberg, so dass die Kapelle fortan aus 10 Mann
(sic?) bestand.
Mneik in Hannover.
93
Unter Johann Friedrich's Regierung wurden zahlreiche Italiener
far die Oper engagiert. 1695 sangen in der Oper Bacchanal:
Ruggiero, Oranara, Hamburghese, Dianina, Landini, Nieoletto,
FerdinandO) Nieolino mid Clementirio. Auch die CettareUi aus
Venedig wurde engagiert Obige S&nger and grofstenteils mit ihren
Vornamen verzeichnet und nur bei einigen gelingt es ihren Vaters-
namen zn erfohren, so ist Euggiero Fedeli und Ferdinando Chdacanelle.
1696 tauchen die beiden eben genannten Singer wieder mit 400 und
800 Thlr. Gage auf und die S&ngerinnen Torafly und Clementine,
die sogar 2000 Thlr. Gage erhieit. ,
Das Orcheeter bestand bei Steffani's Antritt aus den 4 Franzosen :
Valoix, Pierre Vezin, Bertrand und le Comte (Violinisten), aus den
Oboisten Babel, Barrey und Heroux, HoforgaDist war Coberg und
Orgeimacher Vater. Amfeerdem 8 Trompeter und 2 Pauker. La
Croix war pensioniert Der Gehalt der Musiker (Instrumentisten)
betrug jShrlich 115 Thlr. Besoldung und wochentlich 2 Thlr. Kost-
geld. Die Oboisten hatten nur 57 Thlr. Besoldung. Wie hoch der
Wert des Geldes damals war llsut sich aus folgender Preisliste er-
sehen: Im Jahre 1690 kostete ein Kalb 1 Thlr. 6 Groschen, 1 Gans
6 Groschen, 1 Pfd. Rindfleisch 14 Pfg., 1 Schock Eier 8 Gr., da-
gegen fir elm Pair Stiefeln musste Berzog Ernst August 9 Thlr.
bezahlen, das sind 27 Mark.
Kurfiirst Oeorg Lvdioig liefs die Oper eingehen, verstarkte aber
die Kapelle. Zu Ostern 1698 bestand dieselbe aus 17 Musikern.
Farinelli (J. B.) an der Spitze von 9 Franzosen : P. Vezin, Maillart,
Fr. Venturini (Franzose?), Bertrand* Mignie; die Oboisten: Fr. Des*
noyers, M. Desnoyers, Loges und der Bass - Violist Monare. Die
deutschen Musiker wmm : van der Perre, BwMem f Behnsen, Schwann
beck, Oranemeger, Fr. Lotti und Ennuy. Der Organist Coberg gab
der Kurprinaessin Sophie Dorothea Elavierunterricht und erhielt da-
ffir jahrlich 60 Thlr. 1704 bekam die Kapelle noch einen Zuwachs
von 5 Oboisten aus Berlin, welche Mattbeson bei seinem Besuche in
Hannover, wobei er auch Farinelli und Venturini kennen lerote,
„absonderlich als auslesene Bande Hoboisten" sch&tzte.
Thielken, ein Yiolagambist wnrde 1695 mil 300 Thlr. angestelli
Pierre Vezin war laut Familienchronik der Sohn eines adeligea
Weingutsbesitzers in der Champagne und als r6fugi6, entblolst von
alien Mitteln, nach Hannover gekommen. Er hatte anfangs gro&es
Heimweb nach seinem schonen Frankreich ; die Kollegen nannten
ihn deshalb hohniscb „le saule pieure" (die Tlraaerweide) oder „le
Mu8ik in Hannover.
gros campagnard douloureux" (den gro&en schmerzensreichen Bauern-
tolpel). Er heiratete 1689 die 17jahrige Marie de Chateauneuf, Tochter
des Schauspieldirektors. Die Familie wurde mit 10 Kindern gesegnet
Er starb am 10. September 1727 zu Hannover.
Vezin, Jean Baptiste, war 1712 zu Hannover als 9. Kind des
Pierre geboren. Der Vater sandte ihn zur weiteren Ausbildung nach
Mailand und Turin, spater ein baibes Jahr nach London. Nach des
Vaters Tode (1727) wurde er der Nachfolger desselben in Hannover
und 1765 (oder 1768) Konzertmeister, dass faeiM Direktor der Instru-
mentisten. Sein Gehait betrug 355 Thlr. Er starb am 8. Januar 1794
im 82. Lebensjahre, nachdem er von seinem Bruder Francis, der in
London Konzertmeister gewesen war, ein bedeutendes Vermogen ge-
erbt hatte.
Francesco Venturini wurde an Stelle Farinelli's 1713 „Maestro
dei Conceiti", spater Kapellmeister und starb am 18. April 1745.
(Seite 32.) Vermutlich ist er und nicht Farinelli, der 1714 nicht
mehr in Hannover war, der Komponist des biblischen Textes: „Herr
gedenke mein, wenn du in dein Reich kommst", was er Kurfiirst
Georg Ludwig iibeneichte als er die Konigswiirde in England er-
hielt. Chrysander schreibt dieselbe Farinelli zu und sagt: er fiel
in Ungnade und wurde ihm Venedig als Wohnort vorgeschrieben.
Man sieht, es giebt in der Musikgeschichte noch viele dunkele
Punkte.
1745 wurde Venturini's Schiiler J. B. Lutter aus Hannover sein
Nachfolger. Nach dessen Tode erhielt die Direktion der Hofmusikus
Preuss und 1765 der Geiger Yexin (J. B.).
Jakob Herschel, der alter© Bruder, war seit 1759 im Orchester
angestellt und vertrat ofter den alternden Vezin mit Eifer und Ge-
schick bei der Direktion. 1774 ging er nach Amsterdam. Er empfahl
seinen in Bath (England) lebenden Bruder Friedrich Wilhelm, den
spateren Astronom, als tuchtigen Tioloncellisten, doch wurde er nicht
gewahlt Jakob H. war auch Komponist von Sinfonien, Yiolin-
konzerten, Klavier- und Streichquartetten (siehe Quellen-Lexikon. Das
Biographische nach F6tis ist falsch). Dr. Fischer berichtet noch Seite
57, dass man ihn Ende Juni 1792 im Lister Felde vor Hannover
mit einer Schnur erdrosselt auffand. Ob ermordet oder Selbstmord
ist nicht aufgeklart
Sein Bruder Joh. Dietrich war ebenfalls ein tiichtiger Geiger
und starb 1827. Er hinterliefs eine ansehnliche K&fer-Sammlung.
Preuss gab 1789 Subskriptionskonzerte wahrend der Fastenzeit
Mitteilungen.
98
in denen Sinfonien, Konzerte und Gesangswerke aufgefiihrt wurdcn.
Er selbst splelte ein eigenes Klavierkonzert
Schlager, Ch... Dietrich, Violinist unter Vezin , war ein tuch-
tiger Musiker, wie die Violoncellisten Jr. E. und PL F. Benecke
end die Gebriider Herschel. Nach dem Tode Jakob Herschel's (1792)
vertrat Schlager den alternden Vezin als Dirigent der Instrumentisten.
In den 60er Jahren bestand die Kapelle aus 4 ersten und 4
zweiten Geigen ( Vezin, Raacke, drei Schlager, zwei Herschel und
Zimmermann\ 4 Bratschen {Peixold, Wiichen, Humbert, Prenss\
3 Violoncells (Fr. E. und Ph. Fr. Benecke, Wichl), 1 Contrabass
(Ehrhard), 2 Oboen (Topfer, IAnde jun.), 2 Fagotte (Linde sen.,
Malsch). Unter diesen Musikern befanden sicb viel alte Herren,
manche dienten schon im 30sten Jahre. Der Orcbester-Etat betrug
jahrlich 3736 Thlr. Die Gehalte ruckten von 80 bis 180 Thlr. je
nach der Dienstzeit herauf. War Musik bei Hofe, so erhielt jeder
Yi Quart Wein a 3 gr., 1 Quart Bier a 5 pf. und ein Wei&brot
von 14 loth. Bei Komodien ein Talglicht Anfangs wurde alles in
natura verabfolgt, spater in Geld umgerechnet, auiser dem Brot.
Zu Vezin 's Zeit (1765) waren an Musikalien vorhanden: 26 Opern
von Handel, 3 Oratorien (Saul, Samson und eins ohne Namen), 4
Alien, 12 Concerti grossi und die Wassermusik. Ferner 8 Opern
von Steffani, 17 von Lully, 18 Symphonien von Graun, 6 Opern
und 4 Symphonien von Hasse, 13 Symphonien von Bach (Em.),
1 Oper und 2 Symphonien von Qaluppi, 1 Oper von Orlandini, 1
Oper von Attilio Ariosti und seine 6 Gantate tint A. A. gez. Nur
letztere besitzt heute noch die Egl. Bibl. in Hannover. Dr. Fischer
bricht hiermit ab. (Schlass folgt.)
mtteflnngen.
* Paul von Bojanowski: Das Weimar Johann Sebastian BacFn. Zur
Erionerung an den 8. April 1703, von . . . Mit der Abbildung des Inneren
der Schlosskirche zur Zeit Bach's. Weimar 1903, Herm. Bdhlaus Nach-
folger. In 8°. 50 Seiten. Preis 1 M. Bach trat bekanntlich am 8. April
1703 in die furstliche Hofkapelle in Weimar ein, verliefs schon im Herbst
die Stellung urn in Arnstadt die stadtische Organistenstelle zu ubernehmen,
teils des besseren Gehaltes halber, teik urn die Violine mit der Orgel zu
vertanschen, doch schon nach funf Jahren (1708) kehrt er nach Weimar
96
MMmiMmmi,
ab Hoforganist znrfick, nachdem er 1707 im Jani eiiie Kantorstelle in
Muhlhau8en bekleidet hatte. Der schnelle Wechsel wurde toilweise audi
hier darch die bessere Besoldung hervorgerufen, deni in Mfihlhausen betrog
der Gehalt 85 Gulden jahrlich nebst dem Deputat von 3 Malter Korn,
2 Klafter Holz mid 6 Schock Reifsig, w&hrend ihm "Weimar 156 Gulden
15 Gr. nebst 3 Klafter FJossholz bot. Spater, als er Konzertmeister
wurde, erhielt er 210 Gulden und bei einer nochmaligen Erhdhung 225
Gulden. Bei der stetig wachsenden Familie ein wicbtiger Faktor. Der
Verfaaer teilt aus Akten und Handschriften der Weimarer Hofbibliothek
mebrfach beachtenswerte Notizen mit, bo aucb fiber den Bestand der Hof-
kapelle im Jabre 1700, die aus folgenden Mitgliedern bestand:
Jobann Samuel Dtese, Kapellmeister; Georg Cbristopb Siratner, Vice-
kapellmeister; an S&ngerinnen: Magdalene Elis. Dobrichtin, Christine
Elis. Dobriehtin , Justine Elis. Dobriehtin. — A. Emanuel Weldige t
Falsetist und Pagenbofmeister; Jos. Friedr. Banz 1 Altist und Prinzen-
Informator; Jos. Peter Martini, Altist; Joh. Doberniz, Tenorist; Gottfr.
Epbr. Thiele, Bassist; Christph. Alt, Bassist — Job. Ejfler, Organist;
Job. Paul Wcsthoff, Violinist, aucb Kammersekretar; Job. Georg Hoff-
mann, Violinist; Christ Gustav Fischer, Fagottist, auch Gorichts-In-
spektor; Job. Andreas Violiste; Joh. Andreas Westphal, Kapellist;
2 Hof- und Kammerfouriere, 5 Trompeter und 1 Pauker.
Demnach bestand die Kapelle 1700 aus 2 Kapellmeistern, 3 Sangerinnen,
3 Altisten, 1 Tenorist, 2 Bassisten, 1 Organisten, 2 Violinisten, 1 Bratschisten,
1 Kapellist (?), 1 Fagottist, 5 Trompeter und 1 Paucker. — In Gemer*!
De institution© Oratorio Libri XII. (Gottingen 1738) findet sich folgende
Stelle: „Quintilian rfihmt die Citbardden des Altertums und ihre Leistungen.
Diese wurde man Behr gering finden, wenn man Bach hort; mit beiden
Handen und alien Fingern bearbeitet er entweder unser Polychordon
(Klavier) als ein einziges viele Lyren umfassend, oder die Orgel; er fliegt
bald hier bin, bald dort hin mit beiden Handen, unter der behendeaten
Mitwirkung der Fulse; er ailein entlockt gleichsam mehrere Beihen der
verschiedensten aber doch unter sich zusammenstimmenden T6ne; was er
da tut, wurden viele Citbaristen und unzablige Flotenblaser nicht ver-
mdgen". Und weiterhin fiber Bach als Dirigenten: „Er fuhrt seine Bolle
nicht etwa durch mit einer Stimme wie ein Citharode, sondern 1st zu-
gleich durch alle in Ansprucb genommen, indem er von 30 — 40 Musikern,
den einen mit einem Wink©, den anderen mit einem Aufklopfen des Fuises,
den dritten mit einer Fingerdrobung zum Einhalten von Takt und Rhyth-
mus notigt, diesen mit der hochsten, jenem mit der tiefsten, d©m dritten
mit gemafsigter Stimme den Ton angiebt, den er anstimmen mfisse, sogar
selbst bei dem starksten JOange der Begleitung, trotz seiner eigenen bo
scbwierigon Bolle, dennoch gleich bemerkt, wem etwas nicht stimuli raid
wo dies der Fall ist fibemU entgegen kommt, wenn ein Schwankeii eintritt>
das Gleichgewicbt herstellt, mit alien Gliedern den Takt angiebt, alle
Manttomai mit scharfem Guhor ermisst, und so glaichsam allein alle Worte
ana «n«r EflUe hervorbringt Ich bin gewiss dar grSftte Verohrer des
Mititttuigeti.
97
Altertumfl, aber wirklicfc, mein Bach allein fasst in sich viele Orpheuse,
and zwrnnrig Arions". Solum Job. Gottfr. WnWier erw&hnt in seinera
Lexikon den Soln des Weimarschen Henop gkichan Namens Johann Ernst,
der am 26. Best 1696 geboren und stets kr&nklich war, aber die Masik
leidenschaftlich liebte mid grundliche Studien miter obigem Walther machte.
Die im Lexikon knrz aoigufuhrtan Konzerte bafkdeii «cb in Weimar anf
der Grofsherzogl. BibHotbek und baben den Titel: Six Concerts a on Vio-
Ion concertant, deux Violons, une Taille, et clavicin od Basse de Viole de
Feu S. A. S. le Prince Jean Ernesto, Due de Sax©- Weimar Opera l m *.
Par les soins de Mr. G. P. Telemann 1718. A Leipzig et Halle, chez
Kloss Jfc M. Sellins. Titelblatt mit Wappen and allegoriscbea Emblemen
der Masik sowie des Krieges in Kupfer gestochen. Seito 48 ist aber B.'s
Yerbaftung in Weimar am 6. Nov. 1717 bm amm 2. Dea. niheres mit*
geteilt, soweit es sich aus Aufserungen anderer noob ermittoln lasst, denn
die Akten fehlen. Die kleine Scbrift ist zor Kenntnis der Persdnlicbkeit
Bach's von grofsem Wert
* Breitkopf & Hartel in Leipzig baben 1902 ein „Verzeicbnis
des Musikalien - Verlages" herausgegeben, welcbes in gr. 8° aus XXV,
1200 Seiten and 36 Seiten bestebt. Ein Katalog von einem Umfange,
wie ibn wohl keine zweite Yerlagsbandlung aufweisen kann, trotzdem der
alto Verlag von 1719 — 1728 nicbt aufgenommen ist, sowie fiber den
Bucbverlag ein besonderes Verzeiehnis ersckienen ist. Die 25 Vorblatter
des Kataloges entbalten einen Vorbericbt fiber die Anlage desselben, eine
kurze Gescbicbto des Hauses, gegrfindet 1719 von Bernhard Chrisioph
Breitkopf, 1795 trat Gottfried Chrisioph Hdttel als Teilbaber ein, nacb dem
Tode der beiden Sfthne des letzteren ging das Gescbaft auf die weibliche
Linie Hartel's fiber and traten 1860 die Enkel Wilhelm Volkmann aus
Halle and 1869 Oskar von Hase aus Jena als Leitende ein. Der Erstere
starb 1896 und trat sein Sobn Dr. pbil. Ludwig Volkmann an seine
Stelle. 1883 wurde in Brfissel ein Zweiggescbaft erricbtet, 1890 in
London and 1891 in NewYork. Nacb einigen notwendigen Wortorklarungen
folgt das Musikalien - Yerzeichnis, durebweg auf ein Alphabet geordnet, so
daa8 man stets eine Cbersicht der vorbandenen Werke eines Komponiston
faAilt Me Mute Abteihmg ist dem Luger fremder Vetiagsartikel ge-
widmei. Da im Archive von jedem Werke ein Exemplar anfbewahrt
wird, so konnen auch von den vergrifienen Werken auf Wunsch Kopien
angefertigt werden; der Notenbogen zom Preise von 75 PI., Partituren
von 1 M.
* In Berlin bat sich die Madrigal - Vereinigung muter Dr. Gold-
Schmidt's Direktion aufgeldst und sich unter dem Namen Barth'sche Madrigal-
Vereinigung neu gebildet. Sie besteht unter der Leitung A. Barth's aus
den Damen Frl. E. von Linsingen und Frl. Betty Schot (Sopran), Frl.
Falser and Frl. Bakke (Alt), den Herren A. Michl and Schonfeld (Tenor),
Herren A. N. Harzen-Muller und Fabian (Bass). Die Vereinigung wird
sich ganz allein der Pflege und konzertmalsigen Vorffihrang der Madrigale
dee 16. and 17. Jahrbunderts widmen.
§8
Mitteilungen.
* List <& Ftancke in Leipzig, Thalstr. 2, Katalog Nr. 353 enthalt
2817 Werke in die Facher geteilt : Musik - Zeitechriften , Geschichte and
Theorie der Musik, Masikijistraraente: Geschichte, Technik raid Gebraach
(Schulen etc.), Kirchenmosik, Kirchengesang etc., Praktische Mmaikwerke,
Theater, Tanz. Die Neuzeit, d. b. das 19. Jahrh. 1st vorwiegend vertreten.
Warum sich die Herren Antiqaare nicht entschliefsen konnen die Werke in
ein Alphabet zu bringen, oder nur Buch- and Masikliteratar za trennen,
ist nicht recht begreiflich, nachdem schon so vielfach nachgewiesen ist, wie
sehr die Trennang die UbersicM erschwert. Sind doch selbst angestellte
Bibliothekare nicht za bewegen von ihrem Teilangssystem abzagehen. Wie
wenig obige Klassifizierang von Wert ist, beweisen einige Beispiele :
Gumpelzheimer's Compendium steht Nr. 1937 anter praktischer Masik.
Die Gesangbuch - Literatur steht teilweise 8. 45 onter Kirchenmosik, teil-
weise unter praktischer Masik.
* Hierbei eine Beilage: Katalog der Masikwerke in der Weetminster-
Abtei in London von Wm. B. Squire, Bog. 1.
Am 1. Juni erscheint der
8. Band
von
Rob. liimert
Quellen-Lexikon
uber die
Muslker und Musikgelehrten
der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des 19. Jahrh.
Po— Schelffler,
Subscriptionspreis a io M. Einzelpreis 12 M.
Der 9. Band erscheint am 15. November.
Mm eintretenden Subscribenten wird eine TeHzahltuig gewihrt. —
Bachhandlerische Bestellongen sind dorch Breitkopf & Hartel in
Leipzig m vermitteln.
Templin U./M., 1903. Robert Eitner.
Verjuatwortliofaer Bedakteur Bobert Eitner, Ttmplia (Uokermark).
Draok ron Hermann Beyer A 80bne (Beyer 4 Mann) in LangenuealBa.
■2* '
fftr
MU8IK- GE8CHICHTE
herausgegeben
von
der Geeellschaft fflr Musikforsohnng.
mi Jabrc
1903.
PreU det Jahiganget 9 Mk. Monatlioh •rtoheint
eint Nnoniir too 1 bit t Bogen. Intertiontgebobren
fttr die Zeile SO Pt
KommiiaioniTerUg
▼on Breitkopf A Hirttl in Leipsig.
B««t«lliu>gen
nimmt jedo Bnoh- and Matikhftndlung entgegen.
So. 7.
A X
Muslk In Hannover.
(Schluss.)
Im 2. Abschnitte 1st nur das Verzeichnis Seite 52 — 55 von
Opera und Singspielen aus den Jahren 1769 bis 1810 die in Han-
nover gegeben wurden vom musikhistorischen Standpunkte beachtens-
wert
L'Eveque, ein Violinist, Konzertmeister beim Fiirsten von Weil-
burg, dann beim Fiirstbischof von Passau, kam bald darauf als
Konzertmeister und Diligent an die Hofkapelle in Hannover als
Prinz Adolf, Herzog von Cambridge regierte, mit einem Gehalte von
600 Thlr. Er trat den Dienst am 1. Mai 1798 an. Von franzosi-
schen Eltern stammend, sprach er lieJsend deutsch und franzosisch
and hatte feine Umgangsmanieren. Sein Violinspiel und griindliche
Musikkenntnisse fanden den vollsten Beifall. Die Eapelle wurde neu
eingericbtet, die alten bejahrten Mitglieder entlassen und neue Krafte
eingestellt. L'Eveque starb 1811 in London, wahrscheinlich auf einer
Reiae.
Sein Nachfolger wurde 1812 der Oldenburger Konzertmeister
Karl Kiesewetter. 1814 war die Kapelle bis auf 6 Hoftnusiker zu-
sammengeschmolzen, auch Kiesewetter war nicht mehr da, trat aber
bald nach der Reorganisation der Kapelle wieder ein (1814/15). Am
12. Oktober 1812 erklarte der Prinz-Regent von Gro&brittannien,
spaterer Georg IV. auf dem Wiener Kongress, dass er seine han-
noverschen Lande zum Konigreich erhoben habe und ktinftighin den
Titel eines Konigs von Hannover annehme.
Mon*tah. t Mntikgetob. Jahrgftng XXXV. No. 7 7
•ncr^ nnoi
100
Musik in Hannover.
Ltiders, . . . war 1815 kurze Zeit Direktor des Operaorcbesters,
zeigte sich aber als unfahig und man beschrankte ihn daher auf
die Einiibung des Chores.
Sutor, Wilhelm, wurde nach Liiders Direktor des Opernorchesters;
er dirigierte am 7. Sept. 1815 zum ersten Male. Bis dahin war er
Konzertmeister und Chordirektor am Hoftheater in Stuttgart gewesen.
Bei obigem Antritte in Hannover zahlte er 44 Jahre. Am 2. Jan.
1818 wurde er zum Kgl. Kapellmeister in Hannover ernannt mit
1000 Thlr. Gehalt , resp. 400 Thlr. Pension. Seine Oper „Pauline"
wurde darauf einstudiert. Er starb am 7. Sept 1828 zu Linden bei
Hannover, 54 J. alt, geboren in Edelstetten in Baiern. Sein Vater
war Bassist an der Miinchener Hofoper. Wilhelm wurde von Valesi
im Gesange ausgebildet. 1800 kam er als Chordirektor an die Hof-
biihne in Stuttgart, wurde 1801 Konzertmeister und kam von da an
die Hofbuhne in Hannover. Schrieb noch an Opern „Apollo's Wett-
gesang" und „Das Tagebuch", ein Oratorium „Der Tod Abel's" Musik
zu „Macbeth u und zum Drama „Die Waise aus Genf", eine Scene
zur Festvorstellung „Theseus u und die Kantate „Die Zwillingskronen",
aufeerdem noch ein Adagio mit Polonaise fir Fagott.
1817/18 traten als Konzertisten die Hofmusiker: Benecke, Vio-
loncellist — R. Dressier, Flotist — Seemann, Klarinettist — Hun-
stock, Fagottist — Bachmann, Waldhornist, auf.
Karl Nicola aus Mannheim wurde 1818 Vorgeiger und brachte
auch Kompositionen zu Gehor; nach einigen Jahren trat er in die
Wiirttemberger Hof kapelle , kehrte aber bald zuriick und wurde
Mtisikdirektor.
Seemann aus Nordhausen, der mit 21 Jahren Musikdirektor
bei der Jagergarde war, trat 1818 als erster Klarinettist in die Opern-
kapelle in Hannover.
Rose, Oboist, trat 1818 als erster Oboist in die Kapelle in
Hannover.
R. Dressier ging 1820 nach London.
Christian Heinemeyer, geb. 25. Sept 1790 in Celle, trat 1820
als Flotist in die hannoversche Kapelle. Hatte 1805 bis 1816 als
Pfeifer zur Fahne des 3. Linienbataillons der Kgl. deutschen Legion
geschworen, nahm Teil an der Belagerung Kopenhagens u. a. Expo-
ditionen, zuletzt an der Schlacht bei Waterloo. Diente darauf in der
Hildesheimer Jagergarde, trat darauf ins hannoversche Orchester,
ging mit Seemann an das neue Hoftheater in Braunschweig, kehrten
aber wieder zuriick, da ihnen eine Gehaltszulage versprochen
Musik in Hannovef.
101
wurde. 1830 wurde er zu den besten Flotisten Deutschlands ge-
rechnet.
Stumpf, . . . Violinist, ging 1822 ab.
Stoiviczek, . . . Schiiler von Pixis in Prag, trat 1822 als Violinist
in die hannoversche Eapelle und zeichnete sich als Theoretiker und
Komponist aus. Die Musik zum Scbauspiel „Der Lowe vom Kur-
distan" wurde in Hannover aufgefuhrt.
Enckkausen, . . . Diligent der Singakademie in den 30er und
40er Jahren des 19. Jhs., fiihrte jahrlich bis 4 Oratorien auf.
Matys, . . . Violoncellist aus Prag.
Qantxert, . . . Violinist aus Braunschweig (1822),
August Pott aus Northeim, Violinist, Schiiler von Kiesewetter
und Spohr, auf Eosten des Herzogs von Cambridge ausgebildet
(1823) und
Prell, . . . Violoncellist aus Meiningen, Sohn eines Violoncellisten
in Hamburg (1824), traten in den verzeichneten Jahren in die
Eapelle ein.
Der Gehalt der Hofmusiker betrug jetzt anfanglich 270 Thlr.
und stieg bis 400 Thlr.
Aloys Schmitt, Hofpianist des Herzog von Cambridge, trat in
Konzerten mehrfach offentlich auf. Er war ein tiichtiger Pianist
(Chr. G.) Karl Kiesewetter hatte zwei Winter hindurch die Eon-
zerte geleitet und wurde am 28. Oktober 1814 als Eonzertmeister
angestellt E. war zur Zeit 37 Jahre alt, stammte aus Ansbach und
brachte eine zahlreiche Familie mil Er war ein kunstlerisch aus-
gebildeter und empfindsamer Geiger. Sein Gehalt betrug 700 Thlr.
und wurde auf 900 Thlr. erhoht. 1821 konzertierte er ohne Urlaub
in London und wurde ihm sein Gehalt deshalb in Hannover zuriick-
behalten, dariiber erziirnt, ktindigte er am 4. Marz 1822 seine Stel-
lung, siedeite sich in London an, hatte anfanglich Gliick, doch unter
den Eabalen seiner Eollegen musste er viel leiden, kam finanziell
immer mehr zurtick, so dass er am 27. Sept. 1827 in kummerlichen
Verhiltiiissen starb. Die Zeitgenossen urteilten sehr gttnstig iiber
mm Spiel. Der Theateragent Weisse schreibt z. B. „Eiesewetter, den
ich personlich kenne und mit dem ich in Hamburg eine sehr an-
genehme Zeit verlebt habe, gehort zu den ersten Geigern durch sein
ganz vollendetes Spiel, Reinheit, Fertigkeit und einen angenehmen
Ton; ich achte ihn als Eunstler sehr hoch".
. Paganini konzertierte 1830 in Hannover und hatte von zwei
Eonzerten eine Einnahme von 1739 Thlr., eine Summe die bis dahin
102
Musik in Hannover.
keiner erreicht hatte. Er komponierte hier sein erstes Lied zur
ThronbesteiguDg Wilhelm IV. von England, gedichtet von seinem
Geschaftsfiihrer Georg Harry's. Die StadtbibL in Hannover besitzt
das Lied „Chant patriotique" im Autograph.
Pott, ... Violinist in Hannover wurde 1832 in Oldenburg
Kapellmeister.
1842 bestand das Orchester aus 4 ersten Violinisten: Nicola,
Gantzert, Stumpf und Kolbe. 6 zweiten Violinisten: Klingebiel, Osten,
Wallerstein, Staude, Witte, Kaiser. 3 Bratschisten : Stowiczek, Vahl-
bruch, Vaas. 4 Violoncellisten : Prell, Matys, Lindner, Wedemeyer.
3 Contrabassisten : Bollmann, Kyber, Kirchner. 2 Flotisten: Heine-
meyer, Kuhn. 2 Klarinettisten : G. Seemann, Albes. 3 Oboisten:
Rose sen. u. jun., Willige. 2 Fagottisten: Schmidtbach, Schroder.
4 Waldhornisten : Lorenz, Bachmann, Schriever, Koch. 2 Trompeter:
Sachse, Hoth. 3 Posaunisten: Haake, Schulz, Barthe. 1 Pauker:
Gotze. 1 Harfeni8tin : Fraulein Pingel. (40 Personen.) Im ganzen
wurden die Mitglieder so schlecht bezahlt, dass viele Not litten. Der
Etat wurde daher vom Konige auf 16 500 Thlr. erhoht Marschner
und 7 Hofmu8iker erhielten Zulage. Auf Drangen Meyerbeer's kamen
noch ein Viola-d'amour-Spieler und ein Bass-Klarinettist an die Hof-
kapelle.
Von 1831—52 waren Konzertmeister: Maurer, Bohrer, Litbeck
und Hellmesberger. Ihnen lag die Direktion der Instrumentalmusik
in den Abonnement- Konzerten ob, wahrend Marschner die Gesang-
vortrage zu leiten hatte.
Liibeck, F. . . W. . . wurde am 28. Febr. 1845 als Konzert-
meister rait 1000 Thlr. Gehalt angestellt mit balbjahriger Kiindigung.
Er geniigte weder als Violinist, noch als Dirigent. Sein Spiel war
unrein, unsauber und unruhig, und als Direktor leistete er noch
weniger, so dass die Konzerte bergab gingen. Am 1. August 1850
kiindigte man ihm.
Hellmesberger, Oeorg, wurde am 1. Sept 1860 der Nachfolger
Ltibeck's als Konzertmeister. Erst 20 Jahr alt, zeigte er sich bereits
als vortrefflicher Violinist Als Komponist wurde die Oper „Die
beiden K6niginnen u , eine Ouverture, ein Marsch und Violinsoli auf-
gefiihrt Leider war er lungenkrank , wurde im September 1852
dienstunfahig und starb am 12. November 1852, kaum 23 Jahr alt.
Bohrer, Anton, ubernahm nach Maurer's Abgange provisorisch
die Konzertmeisterstelle und wurde am 23. Nov. 1835 fest angestellt
1836 war er im Sommer in London, 1839 kam er um einen 15monat-
Masik in Hannover.
103
lichen Urlaub ein, den man zwar bewilligte, aber den Oehalt ein-
behalten wollte, auch wurde ihm der Abschied freigestellt, sobald
man einen Ersatz gefunden habe. Im Juni 1844 nahm er seinen
Abschied. Er hatte eine sehr musikalisch begabte Tochter, die er zur
Klavier-Virtuosin ausgebildet hatte und die mit 12 Jahren staunens-
wertes leistete. Selbst Berlioz spricht in einem Briefe an Osborne
seine Bewunderung aus (Seite 134). Mit dieser Tochter reiste er in
Europa jahrelang herum und gab Konzerte.
Maurer, . . . libernahm 1828 die Direktion der Oper bis man
Heinrich Aloys Prager am 8. April 1829 mm Kapellmeister
w&hlte. Derselbe stammte aus Amsterdam und war vorher Musik-
direktor in Magdeburg gewesen. Am 3. Januar 1831 verliefs Prfiger
Hannover. An Komposittionen von ihm werden erwfibnt die Oper
lf Bie Versohnung 44 , Ouverture und Chore zu „Frithiof und Ingeborg",
Musik zum Ballet „Arlequin's Entstehung-' 4 und mehrere Konzert-
piecen.
K&mpel, August, Violinist, Schiiler Spohr's, diente zuerst in der
Kasseler Kapelle, dann auf Bott's Empfehlung in Hannover. (Siehe
H. Riemann's Lexikon.)
Wehner, A... Universitfits-Musikdirektor in Oottingen , wurde
1855 Direktor der Oesangkapelle fir die Schlosskirche in Hannover
mit dem Titel Kapellmeister, auch erhielt er die Leitung der Sing-
akademie, musste die kgL Kinder im Klavierspielen unterrichten und
die Kompositionen des Konigs ordnen, d. h. wohl musste sie aufs
Papier bringen und korrigieren.
Heinemeyer, Chr., Flotist, feiert 1855 seinen 59. Geburtstag und
glinzt immer noch als Virtuose seit 50 Jahren.
Heinemeyer, Wilh., trat 1851 wieder ins Orchester als Flotist,
nachdem er 10 Jahre am Petereburger Hoftheater gedient batte.
Lange, Otto Heinrich, Schiiler von Hauptmann und Gade, lieJfe
sich 1855 in Hannover als Klavier- und Oesanglehrer nieder; auch
bei der Neuen Singakademie tibte er neue Werke ein.
Fischer, Karl Ludwig, wurde am 30. Dez. 1852 als zweiter
Kapellmeister mit 1000 Thlr. angestellt. Er war am 8. Febr. 1816
in Kaiserslautern geboren, trat schon mit 8 Jahren als Violinist
dffentlich auf, trieb bei Eichborn in Mannheim theoretische Studien,
wurde darauf Musikdirektor an den Theatern zu Trier, Koln, Aachen,
Ntbrnberg, Wiesbaden und 1847 Kapellmeister in Mainz. 1851 wurde
in Hannover seine „Maeresstille und gliickliche Fahrt 44 Mr M&nner-
chor aufgefiihrt.
104
Musik in Hannover.
Herner, Karl, Sohn des d&nischen Militar - Musikdirek tors in
Rendsburg, besuchte das Konservatorium in Prag und bildete sicb
Enter Mildner zum Violinisten aus. Am 1. Febr. 1850 trat er ins
bannoversche Opernorchester. 1855/56 liefs er sicb in Kopenhagen
als Virtuose horen. 1858 war er 22 Jabr alt. In Brussel hielt er
sicb mehrere Monate auf. Nach Hannover ging er urn bei Joachim
sicb zu vervollkommnen. 1865 wurde er dort Correpetitor, 1867
Direktor der Masik auf der Biihne, 1869 erhielt er Langer's Chor-
direktorstelle und am 15. Aug. 1877 nach Fischer's Tode die zweite
Operndirigentenstelle mit dem Titel Kapellmeister, die er noch 1900
bekleidete. An Kompositionen 1st das Ballet „Ein Hexenfest", 1876
aufgefiihrt, zu erw&hnen, sowie die Musik zur Posse „Der Nacht-
wandler wider Willen" und die Recitative zu Weber's Oberon.
Niemann, Albert, geb. 15. Jan. 1831 in Exleben, wurde Lehr-
ling in einer Schlosserwerkstadt in Magdeburg, ging zum Theater in
Dessau als Statist und Chorist Kapellmeister Schneider erkannte
seine schone Stimme und musikalische Begabung (S. 157 ausfuhrlich)-
Am 1. Sept 1854 wurde er in Hannover vorlfiufig auf ein Jabr
engagiert. 1857 betrug sein Gehalt 4300 Thlr.
Betx trat den 1. Juni 1856 in die Oper ein, erst 20 Jabr alt.
Wachtel war von 1854 — 1858 angestellt. Er ging nach Kassel.
Langer, . . . Chordirektor an der Oper von 1858—1869.
Doppler, Franz, schrieb 1858 die Oper: Ilka oder die Husaren-
werbung, eine magyarische Oper in zigeunerhaft abgebrochener Form
In Ungarn wurde sie mit grofsem Beifall aufgenommen. Sein Bruder,
ein Flotist, studierte die Oper in Hannover ein.
Ernst, Herzog von Sachsen - Coburg- Gotha. 1858 gab man die
Oper: Diana von Solange, melodios, aber ohne Gestaltungskraft
Joachim, Joseph, wurde im Herbst 1850 Konzertmeister an der
Hofkapelle in Weimar und am 30. Dezember 1852 in Hannover.
Am 1. Jan. 1853 erhielt er den Titel und das Amt eines Konzert-
meisters und hatte die Instrumentalpiecen zu leiten, wahrend Marschner
die Gesangpiecen dirigierte. Am 3. Mai 1855 trat er zur christlichen
Religion liber. Konig und Konigin iibernahmen Patenstellen und
gaben ihm die Namen Georg Maria (S. 235). 1859 erhielt er den
Titel eines Konzertdirektors. Am 1. M&rz 1865 kiindigte er seinen
Kontrakt, tells wegen des Intendanten von Platen's Verhalten, teils
urn unbeheiligt seinen Studien obzuliegen (S. 270).
Billow, Hans von, war vom 29. September 1877 bis 3. Nov.
1879 an der Oper Kapellmeister, Naheres erfahrt mm aus der Sc|rift
Musik in Hannover.
105
n Hans von Biilow in Hannover" von demselben Verfasser (Hannover
und Leipzig 1902, bei Hahn, 8°). B. trat im Januar 1854 in Han-
nover als Klaviervirtuo8e mm ersten Male auf Joachim's Einladung
auf. Erst im Jahre 1865 gab B. wieder zwei Soireen in Hannover.
Als Hannover preufsisch geworden war, wurde Hans von Bronsart
im Friihjahr 1867 Intendant der Hannoverschen Oper. Hit von
Billow eng befreundet, kam derseibe von Miinchen ofter zu Abonne-
ments-Konzerten als Solist und aufserte sich gegen Bronsart gelegent-
lich, dass er bei einer Yakanz des Kapellraeisterpostens nicht ab-
geneigt sei die Stellung zu iibernehmen; als daher 1877 im August
der Kapellmeister C. L. Fischer gestorben war, erinnerte sich Bron-
sart dieser Anerbietung. Biilow hatte soeben in Amerika in den
Jahren 1875 — 76 139 Konzerte gegeben, hatte darauf in London
konzertiert und die aufregenden Scenen in Miinchen als Kapellmeister,
mebst der Scheidung von seiner Frau, der Tochter Liszt's, iiber-
wunden, so dass er wieder lebensfrisch mit Freuden seine einstige
Zusage annahm. Schon am 29. September 1877 leitete er das erste
Abonnements-Konzert und wurde am 12. November provisorisch als
erster Kapellmeister angestellt Unter seiner Leitung wurden die
Opernvorstellungen wahre Mustervorstellungen , allerdings unter
grolster Anstrengung von Sangern und Orchestermitgliedern , die
auch wenig von Biilow's Direktion erbaut waren und oft genug den
Oehorsam verweigerten, doch verstand es B. durch Zuwendung von
Nebeneinnahmen sie immer wieder geftigig zu machen. Die Furcht,
dm» er Wagner'sche Opera zu sehr bevorzugen wurde, bestfitigte
sich nicht, im Gegenteil wurde er jeder Richtung gerecht, sowohl
den Italienern, den Klassikern, Weber, Spohr, Marschner, Meyerbeer
und den Franzosen. Dies© Wandlung in seinem Urteile war bei
dem Aufenthalte in Florenz vor sich gegangen und er nannte sie
selbst ^seine H&utung". Auch die Abonnements - Konzerte leitete er
und befolgte dieselbe Auswahl der Piecen. Kritik und Publikum
wetteiferten B. ihre Bewunderung zu zollen. In der Konzertsaison
1878/79 dirigierte er nicht nur die Abonnementskonzerte, sondern
leitete auch die Musikakademie (Singakademie) und war dem Verein
f&r Kammermusik als Pianist beigetreten. In der Saison 1879/80
erreichte die Thatigkeit B.'s ihr End© durch den Sanger Schott bei
Auffuhrung des Lohengrin hervorgerufen. B. hatte sich wahrend
dem Qesange Schott's im 3. Akte soweit hinreifsen lassen, dass er
nicht nur Gesichter schnitt, sich die Ohren zuhielt, sondern schliefs-
lich auch den Taktstock wegwarf. Schott hatte eine juristische Unter-
106
Mnsik in Hannover.
8iichung von der In ten dan z verlangt und B. musste sich diesem
Verlangen fugen (Seite 52). B. wurde zu einer Geldstrafe von 100 M
verurteilt, da all© Angaben Schott's sich als wahrbeitsgetreu darch
vielfache Zeugen erwiesen hatten. Bass dies das End© seiner Direk-
tionthatigkeit bedeutete war vorauszusehen. Am 26. Oktober 1879
reichte er sein Abschiedsgesuch ein, was ihm auch gew&hrt wurde
(S. 58). B. blieb in Hannover und trat oft in Konzerten als Pianist
auf. Als nach der Katastrophe er zum ersten Male wieder auftrat,
fand er seinen Fliigel mit Guirlanden und Lorbeerkranzen geschmtickt
und den Saal vom vornehmsten Publikum gefiillt — so wenig stand
dasselbe auf Seiten des Singers. Wenige Monate darauf (Februar
1880) wurde er zum Intendanten der herzogl. Hofkapeile in Meiningen
ernannt. Seine Erfolge daselbst als Dirigent und seine mit der Ka-
pelle ausgefiihrten Konzertreisen nebst den damit verbundenen Erfolgen,
die dem veralteten Dirigententum den Todesstofs gaben, sind wohl
noch in aller Oedachtnis.
Marschner, Heinrich, ging 1827 mit seiner Frau, einer S&ngerin
nach Leipzig, wo dieselbe bei der Oper engagiert war. Marschner
selbst hatte vorilulg keine Anstellung. Erst im August 1830, als
Prager's Kontrakt in Hannover nicht erneuet werden sollte, meldete
er sich zur Eapellmeisterstelle und wurde vom 1. Jan. 1831 bis
1. April 1832 provisorisch mit 1000 Thlr. Gehalt angestellt 1832
wurde er auf 5 Jahre mit 1200 Thlr. Gehalt verpflichtet. Sein Cha-
rakter wird als unvertraglich geschildert, auch zeigte er m zwang-
lose Formen und eine fast plumpe Ausdrucksweise. Weber nannte
ihn den „naseweisen Musje". 1842 kam M. um Erhohung seines
Gehaltes bis auf 2000 Thlr. ein, doch wurden ihm nur 1600 Thlr.
und nach 25jahriger Dienstzeit eine Pension von 400 Thlr. gew&hrt
Auf lebensl&ngliche Anstellung ging man nicht ein. 1845 kam er
wieder um 2000 Thlr. Gehalt ein, doch bestatigte man nur das obige
Abkommen (S. 112). Erst im Jahre 1852 am 1. Okt. unter Georg V.
wurde M. auf Lebenszeit mit 2000 Thlr. Gehalt angestellt, bis dahin
wurde sein Kontrakt von 5 zu 5 Jahren erneuet Jetzt erst erhielt
er den Titel eines Hofkapellmeisters um den er seit 1832 petitionierte.
1857 erteilte ihm die Stadt das Ehrenbiirgerrecht. 1855 heiratete er
die Sangerin Janda. 1857 besuchte er London. 1857/58 schrieb
er seine letzte Oper: „Sangeskdnig Hiarne", die aber erst 1863 im
Frankfurt a. M. ohne Erfolg aufgefiihrt wurde. 1883 versuchte man
sie nochmals in Miinchen, doch mit demselben Erfolge. Am 10. Aug.
1859 wurde er pensioniert, wozu er nur schwer einwilligte, doch
Mosik in Hannover.
107
bewilligte man ibm als Pension 1000 Thlr. und nach 5 Jahren
1400 Thlr. nebst dem Titel eines General-Musikdirektors, worauf M.
einen grofeen Wert legte.
Da die ersten Auffiihrungen seiner Opera vielfach mit falschen
Daten und Stadten verzeichnet werden, teile ieh aus der Liste S. 219
die Auffiihrungen in Hannover mit: Vampyr, 15. Dez. 1828. —
Templer und Jfidin, 23. Febr. 1831. — Des Falkner's Braut, 24. Sept
1832. — Hans Heiling, 30. Sept 1833. — Schloss am Atna, 5. Juni
1836. — Babu, 19. Febr. 1838. — Austin , 25. Jan. 1852. —
Adolf von Nassau wurde 1845 in Dresden aufgeflihrt Au&erdem
8chrieb er noch: Der EyflMuserberg, 1818 in Pressburg gegeben.
— Heinrich IV. und D , Aubign6, Dresden 1820. — Der Holzdieb,
Dresden 1825. — Lucretia, Danzig 1826.
(Als beste Biographie ist die 1901 .in der Harmonie von Geoig
Munzer erschienene zu empfehlen.)
Ednig Oeorg V. war musikalisch gut veranlagt Schon als Prinz
von Cumberland erbielt er als Knabe Klavierunterricht in London
bei Louise Dulken. Spater wurden in Berlin Musikstudien bei
GreuJich und Fr. Kiicken in der Eomposition gemacht Im Alter
von 16 Jahren veroffentlichte der Prinz einige Walzer, auch Marsche
erschienen, von denen einer preufeischer Armeemarsch wurde. 1837
erschienen grolsere Geaangskompositionen. Er schrieb gegen 200
Piecen, davon erschienen 98 im Druck: Gesangswerke mit und ohne
Orchester, Orschesterwerke (Sinfonie, Ouverture), Eammerkompositio-
nen und Elavierpiecen. Auch als Musikschriftsteller trat er mit der
Schrift: Ideen und Betrachtungen fiber die Eigenschaften der Musik,
1839 anonym erschienen, 1858 zum Besten des Ernst-August-Denk-
mal8 nochmals gedruckt. Seine Erbiindung trat schon in friiher
Jugend ein. 1879 nach seinem Tode erschien in Wien eine zweite
Arbeit: Ueber Musik und Gesang, Gedanken Sr. Mqjest&t des hoch-
seligen Ednigs Georg V. von Hannover; sie erschien in Wien, wo
er auch seine Tage als eraeritierter Eonig beschloss. Als er noch
regierender Eonig war, zog er eine Beihe Eunstgrofsen an seinen
Hof, die er fiirstlicb belohnte und nie mtide wurde ihnen seine An-
erkennung auszusprechen. Er entschied fiber das Opernrepertoir
und Konzertprogramme , fiber Engagements ffir erste und zweite
Facher und verteilte die neuen Opern unter die Eapellmeister. Joseph
Joachim und der Sanger Niemann bildeten die Spitzen der Hofkapelle.
Ein wahres Eldorado fur die Etinstler.
1852 bestand das Orchester aus 63 Mitgliedern:
108
ifnsik in Hannover.
19 Violinisten: Nicola, Gantzert, Stumpf^ Kolbe, Osten, Kaiser,
Wallerstein, Kompel, Miller, Jacobi, Eyert L, Wegener, Schrader,
Eilmendorf, Herz, Volange, Qertz, Plumhoff und Witte.
6 Bratschisten : Stowiczek, Vaas, Haake, Eyert IL, Vahbruch,
Thiele.
5 VioloDcellisten: Prell, Matys, Lindner, Wedemeyer, Eyert IIL
4 Gontrabas8isten : Kyber, Kirchner, Kummer, Nitsche.
4 FIStisten: Heinemeyer, Kuhn, Goltermann, Brauer.
4 Oboisten: Rose, Deyerberg, Borngen, Nause.
4 Klarinetti8ten : Sobeck, Beate, Sachse IL, Tadra.
4 Fagottisten : Schmidtbacb, Schroder, Plinke, Liebeskind.
5 Waldhornisten : Lorenz, Bachmann, Zoberbier, Nitschner, OerteL
3 Trompeter: Sachse L, Mantz, Nease.
3 Posaunisten : Schwemmle, Schulze, Barthe.
1 Pauker: Gotze. 1 Harfenistin: Frln. Pingel.
1864/65 bestand das Orchester aus 75 Mann:
21 Violinisten : Kolbe, Kaiser, Wegener, Eyert L, Herz, Gertz,
Witte, Kothe, Hartl, Gantzert, Herner, Heimberg, Korner, Lange,
Kirchner, Konig, Romer, Rose jun., Burhenne, Fritsche.
7 Bratschisten: Haake, Vaas, Eyert 11., Thiele, Oertel, Prohl,
Hallenstein.
6 Violoncellisten: Prell, Lindner, Eyert IIL, Matys, Lepin, Ruhoffi.
5 Contrabassisten : Kirchner, Nitsche, Blume, Reiche, Boring.
4 Flotisten: Kuhn, Goltermann, Ott, Brauer.
4 Oboisten : Rose sen., Borngen, Deierberg, Reiche.
4 Klarinettisten : Sobeck, Beate, Sachse, Peller.
4 Fagottisten: Schmidtbach sen. u. jun., Plinke, Rohde.
6 Waldhornisten: Lorenz, Nitschner, Zoberbier, Angermann,
Kruckenberg, Wack.
4 Trompeter: Mantz, Kiihnhold, Wingold, Ldscher.
3 Posaunisten: Schwemmler, Steinmann, Justus.
2 Pauker : Nause, Lages.
1 Triangel: Barthe. 1 Becken: Sperleder. 1 Harfe: Frln. Pingel.
1 Orgelspieler: Beyer.
Seite 217 ein Verzeichnis von Opern, die in Hannover gegebeu
wurden von 1815—1. Jan. 1865, alphabetisch nach den Komponisten
geordnet, mit genauen Daten versehen.
Mitteilungen.
109
MltteUmigem.
* Der Strafsburger Chronist Konigshofen als Choralist. Sein Tonarius,
wiedergefunden von Mat tin Vogeleis, ©hem. Musiklehrer am bischofL Pro-
gymnasium Zillisheim, herausgegeben von Dr. F. X. Mathias, Organist am
Munster m Strafsburg. Graz. Verlagshandlung Styria, 1903. Durcb zwei
dem Stadium der Musikgeschichte begeistert ergebene elsassiscbe Gelehrte,
Martin Vogeleis und Dr. F. X Mathias, ist anknupfend an die Person
Jakob Twinge?* von Konigshofen ein Stuck mittelalterlicher Musikgeschichte
im Bsafs lebendig gemacht worden. Den Codex XL E. 9. der Pragef
ITniversitat8bibliothek und den im Codex enthaltenen Tonarius hat Martin
Vogeleis fur Jakob Twinger von Konigshofen (nicht Jakob Troingeri, wie
Dr. Johannes Wolf den kalligraphisch schon geschriebenen Namen im
Kirchenmusikalischen Jahrbuche wiedergiebt) als Autor reklamiert. Die
Ausfuhrung einer Spezialstudie fiber Jakob Twinger und seinen Tonarius
uberliefis er seinem Freunde Dr. F. X. Mathias. Das Buch gliedert in
drei Hauptabschnitte, deren erster die Personlichkeit Jakob Twinger's von
Konigshofen im Eahmen der Geschichte seiner Zeit lebendig vorhihrt (1.
n. 2. Kapitel), der zweite eine hochst lehrreiche Studie uber die Tonarien
von Regino von Priim bis Hugo von Reutlingen bietet und Kdnigshofen's
Tonarius im originalen "Wortlaute (lateinisch) mit deutscher tTbersetzung
mitteilt (3. — 5. Kapitel), und der dritte den Tonarius Kdnigshofen's kri-
tisch analysiert, seine Quellen, die Zeit seiner Abfassung feststellt und den
bisher nur als Chronist, Glossator und Recbtsverstandigen bekannten Ver-
fa88er als Liturgiker wurdigt (6. — 8. Kapitel). Das vierte Kapitel, „die
Tonarien 14 , habe ich in Nr. 5 der Monatahefte besprochen. Zu bemerken
ist noch, dass die phototypische Wiedergabe des Tonarius von Dr. Mathias
durch jede Buchhandlung bezogen werden kann. Paul Runge.
* Robert Volkmann. Sein Leben und sein Wirken. Nebst Bildera,
Faksimiles, Briefen des Meisters und systematischem Yerzeichnisse seiner
gedruckten Kompositionen und deren Bearbeitungen von Hans Volkmann
(I>r. phil. in Dresden). Leipzig 1903, Hermann Seemann Nachfolger. gr. 8°.
197 Seiten. Der Schreiber der Biographie l&sst uns im Dunkeln uber
seine Verwaidtichaft mit dem Komponisten, da aber Robert nur emeu
Bruder hatte, der Landpfarrer wurde und derselbe einen Sohn mit Namen
Oskar, der Apotheker wurde, so kann Hans nur ein Sprosse des letasteren
sein. Robert blieb im Junggesellenstaiide. Am 6. April 1815 zu Lom-
xna tzsch bei Meifsen geboren als zweiter und letzter Sohn des Kantors
Frudrich August Gollhelf, in dessen Hause fleilsig gute Musik getrieben
wurde, so dass Robert schon von fruhester Jugend an in Musik erzogen
wurde. Auch er sollte einst Kantor werden und zog 1832 nach Freiberg
L S. mm das Gymnasium zu besuchen, da aber der Yater schon ein Jahr
darauf starb, ging er gleich auf das Lehrer-Seminar uber, erhielt aber die
Erlaubnis an einzelnen Gymnasialstunden teilzunehmen. Da er sich hier
aJji gefibter Sanger mnfl Klavierspieler zeigte, wurden ihm im Proseinuiar
110
Mitteilungen.
die Klavier- und Gesangstunden ubertragen, auch erhielt er darch Am
Musikdirektor F. A. Attacker's Empfehlung einige Privatschuler, so dues
er auch nacb des Vaters Tode seine Studien fortsetzen konnte. Michaelis
1835 verliefs er das Seminar, liefs sich aber erst Ostern 1836 in Leipzig
nieder, wo er bald darch Anacker's Empfehlung Klavierschuler erhielt
Hier war er sun vorzugsweise bemuht sich als Komponist auszubilden
und nahm bei C. F. Becker theoretischen Unterricht, denn als Schullehrer
sein Leben hinzubringen hatte er darch Anacker's Zureden l&ngst auf-
gegeben. Doch auch auf eine wissenschaftliche Ausbildung war er bedacht
and immatrikulierte sich am 22. April 1836 auf der Leipziger Universitat,
wo er Gescbichte der Philosophie und Padagogik horte. Nebenbei wurde
leifsig komponiert und sogar Opus 1, Sechs Phantasiebilder bei G. Scbuberth
in Leipzig 1837 verlegi 1854 gab er eine umgearbeitete Neuausgabe in
Wien heraus. 1839 erklarte Becker seine theoretischen Studien als vollendet
and verschaffte ihm in Prag an der jungst errichteten Masikschole von
J. C. Kinderfreund eine Gesanglehrerstelle , die er aber bald wieder auf-
gab, da ihm die Lehrthatigkeit wenig zusagte, und doch war es der einzige
Broterwerb der ihm sichere Einnahmen verschaffte. An dieser Abneigong
krankte er sein ganzes Leben und brachte ihn vielfach in grofse Not.
Auch jetzt blieb ihm nichts ubrig als das Anerbieten einer Grafin Stain-
Mu-Saalenstein, die in Pest ansiseig war and oft auf ihrem Landgnte Si©-
mered lebte, die Musikmeisterstelle anzonehmen, die ihn aber nur zu wenigen
Musikunterrichtsstunden verpflichtete und im ubrigen freie Zeit liefs. Am
28. Marz 1840 trat er die Stellung an, die fur seine Kompositionsthatig-
keit eine segensvolle wurde, besonders noch durch die muiterliche Fursorge,
die er darch die Grafin erhielt and die ihn selbst za Kompositionen an-
spornte. Doch auch hier war seines bleibens nicht. Der langweilig ver-
lebte Winter in Szemer6d trieb ihn trotz aller Lebensannehmlichkeitcn and
irdischen Sorglosigkeit fort und am 20. Juni 1841 verliefs er Szemerid
nnd liefs sich in Pest nieder. Durch die Eknpfehlungen der Grafin off-
neten sich in Pest ale Salons der Aristokratie und an vornehmen Schulern
fehlte es nicht. Auch als Kritiker trat er 1842 in Dr. A. Schmidt's
Allgemeiner Wiener Musikzeitung auf, doch gab er die literarische Be-
schaftigung schon 1844 wieder auf als unvertraglich mit der Thatigkeit
eines Komponisten. An Punktlichkeit nicht gewohnt, sah er sich schon
Anfang des Jahres 1845 von alien Schulern verlaasen, so class er in arge
Not geriet; dazu kam noch die Forderung alter Glaubiger an deren Be-
friedigung er nie gedacht hatte, da es seine nachsten Verwandten betraf.
Aus aller Misere riss ihn eine Einladung obiger Grafin , den Sommer in
Szemer^d zu verleben, und als er im Herbste 1845 wieder nach Pest
znruckkehrte fanden sich auch wieder Schuler und alle Not und Sorge ward
vergessen. Doch lange hielt die giinstige Lage nicht aus, das Jahr 1848
war in Ungarn wenig gtnstig far Konzertewecke. Er schrieb im Mlrz
1848 an WilK Rust, der auch eine zeitlang in Ungarn gelebt hatte: „Ich
habe gerade so viel Geld, dais ich mich nicht durch Unm&feigkeit zu
Ghnnde richten kann u . Doch die Nahrmiigisorgeii traten im Sommer hurt
Mitteilungen.
Ill
im ihn heran, bo class er sich nun doch entschloss cine feste Stellung an-
zanehmen; er ward© Organist mad Chordirektor an der israelitischen
Reformgemeinde in Pest, fur die er auoh eine Anzahl Ch6re und Soli
unit Orgel schrieb. Doch auch hier wieder trat seine XJnpunktlichkeit
etorend zwischeo, sogar das Oeschenk einer Uhr konnte ihn nicht an
Punktlichkeit gewdhnen, so dass er 1849 den Posten wieder verlor und
Not and Sorge seine taglichen Begleiter waren. Trotzdem er nun bereits
35 Jahr alt war, hatte er sich als Komponist noch keinen Namen er-
worben und seine Kompositionen lagen tot im Pulte. Erst sein Bmoll
Trio, 1850 geschrieben, machte seinen Namen durch Hans von BMow\
mud Edmund Singer* Verwendung durch mehrfache Auffuhrungen bekannt,
auch der Verleger Heckenast nahm sich seiner an. verlegte seine Werke
and lud ihn aui seinen Landsitz ein. 1853 genugie ihm plotzlich das
Leben in Pest nicht mehr und er siedelte 1854 nach Wien fiber, hoffend
von dem Honorar seiner Kompositionen leben zu konnen ; doch bei dem lang-
samen Fortschreiten derselben, der peinlichen Kritik, der er seine Arbeiten
unterzog, tauschte er sich und kehrte im Herbst 1858 wieder nach Pest
zuruck, wo er hilfreiche Freunde hatte. Seine aufseren Verhaltnisse ge-
stalteten sich nun sorgenfreier, auch die Anerkennung als Komponist
breitete sich immer mehr und mehr aus und auf dem Tonkunstlerfest in
Bessmn (1865) wurde er ganz besonders durch Auffiihrung mehrerer Kom-
positionen gefeiert. Als aber 1878 sein wohlwollender und stets hulfs-
bereiter Verleger Heckenast starb, ware er wieder in Not geraten, wenn
er nicht schon vorher einen gut dotierten Lehrstuhl an der Landes-Musik-
Akademie in Budapest auf vieles Zureden und Drangen seiner Freunde
angenommen hatte. Doch immer wieder regto sich sein Unabhangigkeits-
sinn und er bat wiederholt nm seine Entlassung, doch wusste ihn das
Direktorium state zu halten. Seine Lebensgewohnheiten waren sehr ein-
facher Natur: aus 2 Zimmern , die er sich fruher sogar selbst reinigte,
bestand seine Bebausung, erst in spaterer Zeit hielt er sich eine Dienerin.
In den letzten Lebensjahren wurde er menschenscheu und zog sich von
allem Verkehr zuruck ; so dass sich sein Umgang nur auf wenige altere
Freunde beschrankte. Auf einem solchen Besuche am 30. Oktober 1883
ereilte ihn der Tod ganz plotzlich. Dies ist die Darstellung seines auiseren
Lebenslaufes. Der Verfasser widmet mit grofser Ausfuhrlicbkeit, doch
ohne Yoreingenommenheit^ seinen Werken zwischen der Darstellung seines
Lebens einen breiten Baum mit zahlreicher Themen - Mitteilung. Den
Schluss bilden zwei Verzeichnisse seiner Kompositionen, das erste in Facher
geteilt, mit Titel, Verleger und Opuszahl, das zweite chronologisch nebst
Opuszahl und abgekurztem Titel, so dass auch der Bibliographic nach
alien 8eiten hin Genuge geschieht.
* Die Kalandbruderschaften , das kulturelle Vorbild der sachsischen
Kantoreien. Ein Beitrag zur Geschichte der kirchlichen Musikpflege in
vor- und nachreformatorischer Zeit von Johannes Rautenstrauch, Oand. rev.
min. (in Leipzig). Dresden 1903, B&mmingische Buchdruckerei und Ver-
lag. 8°. 45 Seiten. Eine sehr fleifsige auf Dokumente gestiitzte Arbeit.
112
Mitteilungen.
Bin den Ealand besingendes Gedicht des 13. Jahrhunderts (mitgeteilt von
W. Schatz im Jahresbericht des Domgymnasiums za Halberstadt 1850)
verlegt die Stiftung dieser Bruderscfaaft in das 6. Jahrhundert mud nennt
einen Papst Pelagius als ibren Begrunder. Als religiose Vereinigang von
Geistlioben mud Laien treten jedoch die Calenden erst in den Urkunden
mm der ersten Halfte des 13. Jabrbunderts auf. Der Name Kaland oder
Calend erinnert an die am ersten eines jeden Monats, den sogenannten
Calenden, scbon im 11. Jabrbnndert iiblicben Zusammenkunfte der Geist-
licben eines Sprengels, deren Zweck es war, die Monatsanfange mit einer
Ged&chtnisfeier fur die Verstorbenen zu begehen, und die kircblichen Feate
and sonstigen kirchlicben Verrichtungen fur den laufenden Monat zu ordnen.
Die Kaiandbruderschaften, auch Kalandgilden genannt, trifil man vornehm-
licb in den Gebieten, welcbe die eheraaligen sachsischen Lande amfassten
and in denen, welcbe von Sacbsen aus germanisiert warden, oder die
unter dem Regimente sachsischer Kirchenfursten standen. Man begegnet
ihnen in der Laositz an Orten wie Lobau, Kottbus, Finsterwalde, 8torkan,
in Braunschweig, Westfalen, Pommern, Mecklenburg, Schleswig-Holstein,
Anhalt, Hamburg, Lubeck and anderen Gegenden. In den sachsischen
Landen lassen sie sich in Chemnitz, Freiberg, Rosswein, Alt-Zelle, Oschatz,
Ddbeln, Radeberg, Grofsenbain u. a. Orten nachweisen. Auch in sachsi-
schen Dorfern trifft man KalandbruderBchaften an. So vereinigen sich
z. B. die Pfarrer and Plebani der Umgebung von Zwickau zu einer solohen
Gesellschaft, die viermal im Jahre in Planitz tagt. Der Hauptzweck der
Braderschaften ist die Abhaltung offentlicher Messen. Mehrmals wochent-
lich kommen die Bruder in der Kirche zusammen, urn durch Gebeta-
ubungen ewiges Heil und Leben fur ihre Seelen zu erringen and darch
gelesene and gesungene Messen den Seelen ihrer Verstorbenen Befreiang
von den Qualen des Fegeieuers zu erwirken. Fast aller Orten erfreuen
sich die Kalanden der besonderen Ganst des Stadtrates and der Burger-
schaft. Kapellen and Altare werden ihnen zur Verfugung gestellt and
Mittel za ihrer tfnterhaltung gestiftet. Nicht anbetrachtlich sind die
Vermacbtnisse and Stiftungen , die ihnen zur Yeranstaltang feierlicher
Prozessionen an gewissen kirchlichen Festen zuflieisen. Auch Schenkongen
an Grand mud Boden werden ihnen nrcht selten testamentarisch zagesprochen.
Kein Wander, dass die Bruderschaften auf solche Weise allmalich za
Beichtam gelangten, die gebriiuchlichen Essen in luxuriose Schmausereien
and Schlemmereien ausarteten, aach die Geistlichkeit im 15. Jahrhundert
mehr und mehr verfiel, besonders aber die Reformation reinigend eingriff
and sich aus den alten Gesellschaften neue bildeten, die unter den Namen
Constabler oder Constabultn, Stabilisten oder Stabulisten auftraten , welche
den taglichen Gottesdienst durch ihren Gesang schmuckten. In Sachsen
bilden sich aus den Kalanden die Kantoreien, die al teste von 1540 ist die
in Torgau, sie besteht aus Burgern, die im Vereine mit Singknaben den
musikalischen Teil des Gottesdienstes feeiwillig besorgen. Ober die Kantorei
in Grofsenhain existiert noch folgende Urkunde: „Es hat diese lobl. Can-
toreygesellschaft schon lange Zeith im Pabstnmb gestanden, nachdem aber
Mitteilungen.
113
bey Yorgegangener Eeformation selbige wiederumb zergangen, die Scbul
allhier aber mmn allza schwach befanden, die Sontage und Feste ana
mangelung der Knaben figural za celebriren, Als ist solcbe Johannes
Baptistae dee 1551. Jahres de novo wiederumb auffgerichtet" ... Da
nachweisbiiF in Grolsenhain im 14. Jahrhundert eine Kmlandbraderechmft
bestand, m kann die Kontorei nur aus ihr sich gebildet baben. Der schon
im 16. Jh. der Kantorei jahrlich aus der Batskammerei zu ibren „Colm-
tiones" gespendete Beitrag von 5 Gulden 3 Groschen ist unzweifelhaft der
Zinsertrag eines Kapitals von 100 Gulden, die der Eat scbon im 1 5. Jhdt
dem Kaland gesohenkt batte and dann nacb Einfuhrung der Eeformation
der Kantorei znscbrieb. Mit diesem £rgebnis erledigt sicb die in der
MosikgeBcbichte vertretene Behauptung, dass die s&chsischen Kantoreien
in Anlebnong an die zu Anfang des 16. Jhdts. in Blute stebenden sud-
deutscben Meistersingergilden entstanden seien.
* Am Sonntage Eogate fand die feierliche Einweihung des neuen
Gebaudes des Konigl. akad. Institute fur Kirchenmusik zu Charlottenburg
statt, an welcher auch der Kultusniinister Dr. Studt teilnahm. Die Feier
wurde erofinet durcb ein Orgelpraludium von Seb. Bach; zum Anschlasse
sangen die Studierenden eine Motette von Pales trina, Hierauf ergrifi der
Direktor des Institute, Prof. Rob. Radcckc y das Wort Er berichtete u. a.
von der Grundung und weiteren Entwicklung, von dem Zwecke und den
Zielen des Institute und fuhrte etwa folgendes aus: Das Konigl. akad.
Institut fur Kirchenmusik ist die alteste staatliche Musikscbule Berlins.
Im Jabre 1819 erhielt der domalige Direktor der Berliner Sing-Akademie,
Zelter den A a ft rag, eine „Orgel- und Singescbule u zu gruuden ; er selbst
wurde der erste Leiter der jirogen Anstalt. Diese erhielt im Jahre 1822
eine neue Organisation. Nach einigen Jahren wurden nocb Klavier-,
Violinspiel und gregorianischer Gesang in den Studienplan aufgenommen.
Bis zum Jahre 1889 musste sich das Institut mit Mieteraumen begnugen;
in diesem Jahre aber bekam m ein eigenes, ihm wmrdiges und schemes
Ham mid zwar Potsdamerstrasse 120. 1892 (Eadecke ubernimmt das
Direktorat) wurde die Zahl der Unterricbtstunden vermehrt, auch wurden
neae Lehrfacher eingefuhrt Es wird jetzt unterrichtet in Orgel-, Klavier-,
Violin-, Ensemble- und Partiturspiel, Harmonielehre, Kontrapunkt und
Formenlehre, Asthetik und Sologesang, Chorgesang verbunden mit Dirigier-
Obungen, gregorianischer Gesang, Liturgik, Musikgeschichte und Methodik,
Orgelstruktur. Die Direktoren des Institute waren: Zelter, Bernh. Klein,
A. W. Bach, Aug. Haupt. Unter den Lehrern sind zu erwahnen :
Beissiger, GreU, Commer, Jul. Schneider, Loschhorn. Das Institut hat
jetzt die Aufgabe, „Organisten, Kantoren, Chordirigenten, sowie Musik-
lehrer hoherer Lehranstalten, namentlich Schullehrer - Serainaristen" auszu-
bilden. Die Werke der alteren Meister der Tonkunst werden grundlich
studiert, aber auch die besten Werke neuester Meister finden Beruekaich-
tigung. Hierauf erhob sich der Herr Minister zu lingerer Eede. Er sprach
m. a. den Wunscb aus: Die Kirchenmusik moge hier eifrig gepflegt werden,
denn sie bilde einen wichtigen Teil des Gottesdienstes. diene zur Verherr-
114
Mitteilungen.
lichuDg desselben und zur Erbauang der Gemeinde. Die beiden Lehrer
Carl Thiel und Arthur Egidi warden zu Professoren ernannt und die
beiden Professoren Herm. Schroder und Th. Krause erhielten den roten
Adlerorden 4. Klasse. Den Schlass der Feier bildete der „*Weihegesaug"
von Th. Krause. Rippich.
* Herr Wilhelm Tappert in Berlin hat seine reiche Sammlung Tabu-
latoren aller Jahrhunderte, von den Neumen des 9. Jalirhunderts be-
ginnend bis in die Neuzeit reichend, in einem aufserst sauberen, man
konnte fast sagen kunstlerisch ausgefuhrten Manuskript, in einem Bfaod© in
4° von 250 Bll. hergestellt. Jede Art von Zeichenschrift ist in einer
autographierten Nachbildung nebst Erklarung and ttbersetzung in ansere
heutigen Notenscbrift vorhanden und repr&sentieren die 250 Blatter zu-
gleicb die Anzahl von Tabulaturen. £in Inhaltsverzeichnis zerfallt in die
Rubriken : Neumen, Choralnoten, Notulae rubrae, albae et denigratae, Cho-
ralnoten als Mensuralnoten (gebraacht bis zur Neuzeit), Frankische Buch-
staben, 8olmisations - Notation, Ziffern and Zahlen, Partituren : Die alte
deutsche Orgel-Tabolatur von 1450 — 1550. Notationen fur Klavier, 16. Jh.
bis Ende des 18., Notation fur Klavier im 19. Jh. Tabulaturen fir die
Laute (1. Deutsche Lauten-Tabul., 2. Italienieche, 3. Franzdsische). Tabu-
latur fur die Theorbe, die spanische Guitarre, fur die Chitara, Cither,
Cithrinchen, fur die Mandora, Angelica, Calichon, Violine, Gambe, Bariton,
Viola bastarda, Viole d'amour, Lira, Mandoline, Harfe, Flote, Sackpfeife
(Musette), Flageolet. — Chromatische Klaviaturen und Notationen. Stega-
nographie (Geheimschrift). Phantastische Notationen. Stenographic. Canon,
Rebus und Ratsel. „Zum Raum wird hier die Zeit u (19. Jh.). Yaria aus
dem 19. Jh. Notationen fur die Schule (19. Jh.). Wer schafit nun die
Mittel herbei dies kostbare Manuskript durch den Druck herzusteUen, der
allerdings durch dem often Farbenwechsel verteoert wird. Vermichtniw©
aller Art werden gestiftet, warum nicht auch einmal fur ein musikhistori-
sches Werk? Robert Eitner.
* Katalog Breitkopf & Hdrtel in Leipzig. Yolksausgabe. Bibliothek
der Klassiker und modernen Meister der Musik, 1950 Bande mit Supple-
menten. 1. Klavierbibliothek zu zwei Handen , 4960 B&nde, Hefte und
Nummern. 2. Klavierbibliothek zu 4 Handen, 2 Klaviere zu 4 und
8 Handen; Orgel und Harmonium, 2770 Bde. 3. Deutscher Lieder-
verlag. Anhang: Klavierauszuge, 4600 Bde. 4. Bibliothek fur Kammer-
musik : Pianoforte, Violine , Violoncell etc., 6300 Bde. 5. Partitur-,
Orchester-, Chor-, Text- etc. Bibliotheken. 6. Musikbucher. Notenschreib-
papiere. 7. Lager der Weltliteratur in neuzeitlichen Einbanden. An-
hang: 1. Yerzeichnis von Einmarkbanden. 2. Lager auslandischer Musik
sowie fremdsprachige Ausgaben aus dem Yerlage von Br. & H.
* Die Grundung der Kgl. Hofkapelle durch Kurfurst Moritz wurde
am 22. Sept. 1848 in Dresden als 300. Jahrestag gefeiert.
* Hierbei eine Beilage: Katalog der Musikwerke in der Westminster-
Abtei in London von ¥m. B. Squire, Bog. 2.
Verantwortlioher Bedftkteur Bobert Bitner, Ttmptia (Uckerm*rk). I
Draok ▼on Hermann Beyer A SOhne (Beyer #§ Mann) in Langensalsa.
7 ,0 *
fflr
MUSIK-GESCHICHTE
der Ge8ell8chaft fflr Musikforsohung.
ray. jsmi.
1903.
Prelt dei Jfthrganget 9 Mk. Monatlioh ertoheint
•ine Nummer ▼on 1 bii 2 Bogen. IneertionigebOJbren
far die Zeile 80 PI
Kommiisiontverlag
▼on Breitkopf ft HIrtel in Leipsig.
Beitellungen
nimiat jede Buoh- and MniikhAndlang entgegen.
la 8.
Totenliste des Jalrres 1903,
die Musik betreffend.
(Karl Luatner.)
Abkurzung fir die citierten Musikzeitschriften :
Bfthgen. = Deutsche Bfthnen-Genossenschaft. Berlin.
Fl. Si. = Fliegende Hitter fir kath. Kirchenmusik. Regensburg, Pustet.
Guide = le Guide mus. Bruxelles, Schott
I. M. G. = Zeitechrift der Internationalen Muaik-Gesellschaft. Breitkopf & Hartel.
K. u. Musz. = Deutsche Kunst- u. Musikztg, Wien, Wiener Musik- Verlags-
baus.
Les8m. = Allgem. Deutsche Musikztg. Charlottenburg.
Menestrel = le Menestrel. Journal du monde music. Paris, Heugei
Mus. sac. = Muaica sacra. Monatsschrift fur kath. Kirchenmusik. Regensburg,
Haberl.
Mus. Tim. « Musical Times. London, Novello.
N. Z. £ M. = Neue Zeitschr. £ Mus. Leipzig, Kahnt.
Ricordi = Gazetta music, di Milano, Ricordi.
Sig. = Signal© f. d. mus. Welt. Leipzig, Senff.
Wbl. = Musikal. Wochenblatt. Leipzig, Pritzsch.
Is wird gebeten falsche Daten der Redaktion gefalligst anzuzeigen.
Achille, . . . Professor, Militarmnsikdirektor and Musikalienhandler in Phila-
delphia, st. das. im JonL Wbl. 465.
Allwsti, flints Alilt, Organist and Chormeister an der Andreaskirche
am Newcastle-on Tyne, si das. 5. Febr., 59 Jahr alt Mas. Tim. 174.
Algele, Stltllct, Musikdirektor in Altdorf (Schweiz), st. das. 56 Jahr alt
7. Okt Wbl. 657.
i# Ami, loaecente, Opernbariton, st. im Okt. in . . geb. in Venedig,
MSnestrel 336. Lessm. 739.
Ark, Ktri fin, Professor des Klavierepiels am Kaiserl. Konservatorium za
8t. Petersburg, st. das. 24. Aug.; geb. ebenda 1839. Lessm. 606.
AlwM, Dr. Geerge BMtyudi, Organist an der Kathedrale zu Winchester,
Monftteh. € Mutikgweli. Jahrgang XXXV. No. 8. 8
116
Totenliste des Jahres 1902.
Komponist zahlreicher geistlicher Mnsikwerke, si das. 31. Jan.; geb. zu
Petworth (Jussex) 22. Dez. 1832. Mas. Tim. 169.
Avenei, fill, Komponist and Musikverleger in Paris, st. das. 79 Jahr alt
im April. M^nestrel 128.
lici, Bernhard Emil, Pianist und Komponist, ehemals Lehrer am Kullack-
schen Konservatorium, st. 15. Febr. in London ; geb. 11. Mans 1849
zu Posen. Mus. Tim. 174. Lessm. 244.
Bahn, Martin, von 1850 bis 1880 Besitzer des Trautwein'schen Musik-
Verlages in Berlin, st. das. 75 Jahr alt, 21. Mai. Lessm. 470.
Baraldi, siehe Neri-Baraldi.
Bargheer, Karl Louis, Hofkapellmeister a. D., st. 19. Mai in Hamburg; geb.
31. Dez. 1831 zu Buckeburg. Todes-Anz. Lessm. 534.
lltta, Aleiandre, Violoncellvirtuos und Komponist, st. 8. Okt. in Versailles;
geb. 9. Juli 1816 zu Maastricht. Menestrel 327.
BllW€l8, Ednuard, Lehrer des Chorgesanges am Konservatorium, Grunder
und Leiter des Orpheon royale zu Brussel, st. das. 23. Nov.: geb.
11. Dez. 1831 zu Bruges. Guide 884.
Becker, Fritz, seit 1892 pens. Hofkapellmeister in Schwerin. st. das. Ende
des Jahres. Buhgen. 1903, 25.
Beeker-Raeeo, Loaise, frahere Hofopernsangerin in Minchen, st. in Alten-
burg 18. April. Buhgen. 198.
Bellini, Amalle, eigentlich Hruschowsky von Hruschowa, Opernsangerin, st.
1. Febr. in Hamburg; geb. 22. Marz 1853 zu Wien. K. u. Musz. 71.
Bender, Konstantin, Inspekteur der belgischen Militarmusiken, Komponist,
st. 26. Juli in Brussel; geb. 10. Nov. 1826 zu Saint-Nicolas. Guide 589.
Bernard, Emiie, Komponist von Kammermusik und symphonischen "Werken,
Orgelvirtuos, st. 11. Sept. in Paris; geb. 28. Nov. 1843 zu Marseille.
Menestrel 296.
Bernath, Julias Yon, Direktor des Konservatoriums, der Singakademie und
der philharmonischen Konzerte in Hamburg, st. das. 24. Dez.; geb.
8. Aug. 1830 zu Sees, Rheinprov. Nekr. Hamburger Fremdenblatt
No. 302.
Bibl, Rudolf, Hof- und Domkapellmeister in Wien, st das. 2. Aug.; geb.
6. Jan. 1832 ebenda. WbL 493.
lliSi, Wilhelm, Konigl. Hofpianofortefabrikant, st. 14. Nov. in Berlin; geb.
20. April 1822 zu Rathenow. Lessm. 796.
Bllilg, IHedrleh, Konigl. Seminar - Musiklehrer a. D. in Erfurt, st das.
73 Jahr alt, 26. Okt. WH. 657.
Bilse, Benjamin, Konigl. Hofmusikdirektor, st. 13. Juli in Liegnitz ; geb.
ebenda 17. Aug. 1816. Nekr. und Portr. „Musik" 1989. Lessm. 528.
Bisehoff, Angnst, Dirigent des Liederkranzes in Brooklyn, st. das. 18. Marz,
59 Jahr alt. Sig. 440.
Blame, Alfred, Gesanglehrer und Professor in Berlin, st. das. 30. Dez.,
66 Jahr alt Lessm. 1903, 67.
Btdmann, Hermann, Yorsteher einer Musikschule in Breslau, st. in Bad
Reinerz 17. Juli. Todesanzeige: Breslauer Zeitg. No. 499.
Totenliste des Jahres 1902.
117
Bokriager, Rndolf, Konigl. Musikdirektor, friiher langjahriger Musiklehrer
an der Furstenschule zu Grim ma, Komponist geistlicher Musik, si das.
1. Marz, 74 Jahr alt. Lessm. 244. WbL 187.
Btgler, leribard, Musikdirektor in St. Galen, si das. 29. Dez., 82 Jahr
alt. Todes-Anzeige.
Br&nbaeb, Kaspar Joseph, stadtiscber Musikdirektor in Bonn, Komponist
zahlreicher Chorwerke, st. das. 20. Juni; geb. ebenda 14. Juli 1833.
Lessm. 502. WbL 412.
Brandt, lithe, Opernsangerin, eine Grofsnichte Rich. Wagner's, st. im Jan.
in New- York. WbL 107.
Brenner, Lndwig von, Konigl. Musikdirektor mud Professor, ehemaliger
Dirigent des phi! harm onischen Orchesters in Berlin, st. das. 9. Febr. ;
geb. 19. Sept. 1833 zu Leipzig. Lessm. 179.
Briggs, Henry Bremridge, Kirchenmusikd irektor in Westcliffe on Sea, st.
das. im Febr. 51 Jahr alt. WbL 139.
Brnnetti, Dr. Filippe, Vorsitzender der Musikgesellschaft „Rossini u in Bo-
logna, st. das. 27. Jan. Bicordi 75. Lessm. 226.
Brans, Algtst, Konigl. Kammermusiker a. D. in Dresden, st. das. 68 Jahr
alt, 8. Nov. WbL 700.
Briyek, Karl Debrtis van, Musikscbriftsteller und Komponist, st. 5. Aug.
zu Waidhofen a. d. Ybbs; geb. 14. Marz 1828 in Brunn. Lessm. 588.
Birger, Max, friiher lyrischer Tenor am Hoftheater zu Braunschweig, st.
5. Okt. in Friedrichroda. WbL 632. Sangerhalle schreibt: langjahriges
Mitglied des Hoftheaters in Coburg und Gotha.
ilrff Agnes (eigentlich Buring), verehelichte Justizrat Hesse, einst gefeierte
8angerin in Berlin, st. das. 2. Okt; geb. 28. April 1831 ebd. Lessm. 759.
Sangerhalle schreibt f 7. Okt.
BnlftS, fail, Kammer Sanger, st. auf einer Konzertreise 20. Marz in Temes-
var in Ungarn; geb. 19. Dez. 1847 zu Birkholz in der Priegnitz.
Nekr. Lessm. 244.
Cartoai, Blaise, Konservatoriums- und Stadtmusikdirektor in Eennes, si
das. 51 Jahr alt, 14. Marz. Menestrel 96.
€eftari, Pietre, Violinist und Verfasser einer Musikgeschichte, st 11. Juni
zu Fiorenzuola d'Arda; geb. 1836 zu Parma. Micordi 355. Menestrel
216. Guide 565.
Chappel, Thomas Patey, Chef des 1812 von seinem Vater Samuel gegrundeten
Musikverlages in London, st. das. 26. Juni, 83 Jahr alt I. M. G. 454.
Choudens, Antony li, ilterer Bruder des Musikverlegers Paul de Ch.,
Komponist, Schuler Bizet's, st. 53 Jahr alt 15. Juli in Fontainebleau.
Menestrel 232.
Christ, Viktor, Mitglied des Wiener Hofopernorchesters, st. 30. Juli durch
Absturz von der Rothwand bei Bozen. Lessm. 570.
Clarke, Sir Campbell, Musikkritiker der Londoner Zeitschriften the Athe-
naeum und Daily Telegraph, st. 26. Aug. zu Oatlands bei Uckfield ;
geb. 1830 ebenda. Mus. Tim. 674.
Calyns, Jean*Baptiste, Komponist und Violbprofessor am Konservatorium
8*
118
Totenliste des Jahres 1902.
zu Brissel, it. An fang Nov. in Ixelles bei Briissel; geb. 24. Nov. 1834
zu Brussel. Guide 813.
Copelmann, Louis, Komponist, st. im Mirz in Denver (Colorado). WbL 239.
Creonti, Antonio, Opernkomponist in Turin, st. das. im Aug. Menestrel 272.
Croisllles, . . . Violinvirtuose, langjahriger Soioviolinist der Opdra comique
in Paris, st das. 86 Jahr alt im Okt. Menestrel 336.
Croze, Ferdinand de, Klavierkomponist, st im Sept. in Lyon; geb. 1828
zu Marseille. Menestrel 303.
Daisy, Grace, Opernsangerin, st. mitten in einer Vorstellung in Birmingham!
im Marz. WbL 239.
Daneran, . . . Lebrerin am Konservatorium zu Konigsberg, ertrank 27 Jahr
alt im Seebade Kranz im Juli. Lessm. 588.
Daniels, Frank ■., Musiklehrer und Leiter des Prospect Hill College in
Brooklyn, st das. 30. Marz, 51 Jahr alt. WbL 283.
Daussoigne-Mehnl, Alexandre, Klaviervirtuose und Komponist, st. 72 Jahr
alt in seinein Geburtsorte Luttich Ende Mai. Guide 476.
Dietrich, B., Mannerchorkoinponist, st. 24. Okt in Chemnitz. WbL 642.
Dobs, Wenzei, Opernbassist am deutschen Landestheater zu Prag, st das.
56 Jahr alt im Febr. WbL 187.
irlessei, Rttdolf, Theaterdirektor in Halle, st. das. im Nov. Buhgen. 503.
Drogenbreeek, Jan van (pseudonym Jan Fergut), vlamischer Diohter und
Komponist, st im Juli zu . . . Lessm. 534.
Doport, . . . Kanonikus, Redakteur und Begrunder der „Revue de Chant
Gregorien", st. in Grenoble im April. WbL 252.
Dyer, Dr. Arthur Edwin, Komponist einer Anzahl geistlicher und weltlicher
Kantaten, st in Cheltenham (London) 10. April; geb. 20. Febr. 1843
zu Frome (?). Mus. Tim. 328.
Eberbardt, . . . Kantor und Gesanglehrer in Altenburg, st. das. 73 Jahr
alt 15. Juni. Lessm. 502.
Eekert, Robert, ehemaliger stadtischer Musikdirektor in Bielefeld, st. das.
22. Jan. durch Selbstmord. WbL 93.
Eder, Leopold, Hofpfarr- Kapellmeister in Wien, 8t. das. 24. Juli; geb.
18. Mai 1823 zu Salinberg. Lessm. 570. Nekr. Neue freie Press©
vom 25. Juli.
Eiebhorn, Alexander, Herzogl. Hofmusikdirektor in Koburg, st. das. 8. Dez.;
geb. 1831. Lessm. 1903, 67.
Elslcr, Anna, geb. Soring, Konzertsangerin in Darmstadt, st. im Nov. zu
Halle a. 8. 40 Jahr alt. Lessm. 796.
English, Dr. Thomas Dunn, Liederdichter und Sanger, st. 1. April in
Newark (N. J.), 83 J. alt. WbL 283.
Fagotti, Enrleo, Opernbariton, st. in Fermo, seiner Vaterstadt im Nov.
Ricordi 636. Guide 908.
Farini, Antonio, Musiklehrer in New-Orleans, st. das. 4. Marz. WbL 239.
Favel, A., siehe Laeoabe, Aadrfe.
Felix, Jean (recte Spiro), Operntenor, st. 5. April, 40 Jahr alt in Dresden.
Lessm. 365.
TotenMste ies Jahres 1902.
119
Fergat, Jaa, siehe vaa Bregenbroeek.
Flasterboseh, Daniel Reiahald, Komponist, Masikdirektor und Kantor emer.
in Glauchau, st. das. 15. Sept., 76 Jahr alt. Wbl. 559.
Biwers, Harry Beaten, Organist an der St. Margaret's Parish Kirche za
Lowestoft, st. das. 6. Febr., 39 Jahr alt. Mm. Tim. 174.
Fraak, tttt, Gesangvereinsdirigent, Komponist von Mannerchoren, st. 26. Dez.
in Berlin. Leesm. 1903, 67.
Fries, Waif, Violoncellist, st. 77 Jahr alt im Mai zu Roxbury. Wbl. 360.
Fritzseb, Erast Wllieln, Musikalienverleger und Leiter des Musikalischen
Wochenblattes, si 14. Aug. in Leipzig; geb, 24. Aug. 1840 za Lateen.
Nekr. u. Portr. Wbl. No. 43 and 44.
Gentseh, Traagttt, bis 1893 Klarinettist im Gewandhaasorchester and
Lehrer am Kdnigi. Konservatoriom zn Leipzig, st. 19. Mai in Oetzsch
bei Leipzig; geb. 14. Aug. 1838 za Rehmsdorf bei Zeitz. Wbl. 360.
Gerdeissea, Fraulein, Altistk am Stadttheater zu Ulm, st. 21 Jahr alt im
Okt in Munchen. Wbl. 632.
CipUl, luff stieiilf Flotenvirtuose and Mitglied des Hofopernorchesters in
Wien, st. das. im Nov. Lessm, 1903, 67.
Gilbert, Alfred, Komponist and Pianist, lange Zeit Direktor der phil-
harmonischen Gesellschaft in London, st. das. 6. Febr. ; geb. 21. Okt
1828 zu Salisbury. Mus. Tim. 174. Eiemann schreibt Albert.
Girtad ¥§■ Saiat-Creix, volkstumlicher Liederkomponist und Verfasser der
Davel- und Pestalozzi-Kantaten, st im Nov. in Genf. „Die Musik" 369.
Gleiehaaff, iliilf, Geigenkunstler und Lehrer, st. im Sept. in Mulhausen i. Els.
Wbl. 599.
Galz, Jeanne, Konzerts&ugerin in Berlin, st. das. 1. April, 25 Jahr alt.
Sig. 416.
Graad, Aagast, Grander der Hofpianofortefabrik gleichen Namens in Berlin,
st. das. im Febr., 72 Jahr alt. Neue Musikal. Press© 124.
Graadval, Leopold de, Doraorganist und Komponist in Jersey-City, si das.
im Juni, 84 Jahr alt. Wbl. 412.
Gras, Mil, Musikverleger in Paris, st das. 10. Juli, 66 Jahr alt. Mgnestrel
224.
Gilot, fill, Violinist in Paris, st. das. im Juli. Guide 566.
Hagea, Walter, war Arzt, verungluckte bei einer Bergtour, begraben am
11. Joni 1902 in Adelboden (Schweiz). Violoncellist und Komponist,
betrieb ater Musik nur nebenbei. Schweizerische Musikztg. 1902,
140. 177.
lag spiel, Oskar, Inhaber der Klavierfabrik H. & Cie. in Dresden, ursprung-
lich Musiker und Komponist, st das. 50 Jahr alt 21. Jan. Wbl. 139.
Baaekaa, Wllltln, Masikdirektor and Gesanglehrer an der Dreikonigs-
schule in Dresden, starb 10. Febr. ebd. Dresdner Tonkunstler-Vereins-
Bericht
leidkaap, Peter, Opernbassist, st. 9. Juni in Bonn, 38 Jahr alt. Lessm. 470.
Heiadl, Max, Kapellmeister des Eastle Square Orchestra in Boston, st. das.
30. Juni. WbL 465
120
Totenliste des Jahres 1902.
Islllg, Jikin Wlllcln, emer. Domorganist, st 69 Jahr alt in Leipzig,
1. Mai WW. 315.
Henneberg, Albert, konigl. Sanger a. D., Begrunder und Leiter des Henne-
bergschen Chore in Berlin, st. das. 17. Dez., 77 Jahr alt. Lessm.
1903. 67.
liiilg, Adolf, grofsherzogl. sachs. Kammersanger, st. 23. April in Jena.
Lessm. 365.
lertsci, Karl, ehemals Baritonist am Stadttheater zn Leipzig, st. das.
14. Mai, 77 Jahr alt. ¥bi 360.
less, Agnes, siehe Bury.
Bess, Friedrieh Bernhard, Violinist am Gewandhausorchester in Leipzig, st.
das. im Sept., 52 Jahr alt. Wbl. 587.
Beydeo, mm der, Violoncellvirtuose in Brussel, st. hochbetagt 13. Sept zn
Besancpn. Guide 713.
Heyer, Otto, Violoncellist und Tanzkomponist in Breslau, st. das. 17. Dez.;
geb. 13. Sept. 1829 zu Langenberg bei Gera. Deutsche Musikerztg. 738.
Higgs, Dr. Janes, Organist, Musikschriftsteller und Professor an dem Royal
College of Music in London, st das. 26. April; geb. 1829 zu Lambeth.
Hub. Tim. 402.
1111, Wilhelm, Pianist von Kammermusikwerken und Liedern in Frank-
furt a. M., st. 6. Juni in Homburg v. d. H.; geb. 28. Marz 1838 zu
Fulda. Wbl. 385.
Hillmaan, lull, Kapellmeister, fruher Theaterdirektor in Breslau, st. 26. Juni
in Wiesbaden ; geb. 8. Mai 1845 zu Berlin. Wiesbadener Tagebl.
Illllif, Josef, pens, konigl. Kammermusiker in Berlin, Komponist einer
Oper, st. das. 14. Jan. 78 Jahr alt. Lessm. 84.
flintoD, Lather, Chordirigent in London, st. das. 10. April, 73 Jahr alt.
Mus. Tim. 328.
lllftifi, Zdenka, Gattin des ersten Prasidenten der bohmischen Akademie,
Pianistin und Sangerin, Dirigentin des Chors der russischen Kirche zu
Prag, st. das. 29. Marz. Neue musikalische Presse 243.
Hdrleio, lark Alan, Hofgeigenmacher in Wurzburg, st. das. 22. Jan.; geb.
1828. Sig. 171.
Boffmano, Friedrieh Wilhelm, Kammermusiker am Hoftheater zu Kassel, st.
das. 10. Okt; geb. 1864 in Rossleben. Buhgen. 416.
■final!, fleinrich, fruchtbarer Komponist, Mitglied des Senats der konigl.
Akademie der Kunste zu Berlin, st. 16. Juli zu Grofs-Tabarz i. Thur.;
geb. 13. Jan. 1842 in Berlin. Lessm. 534. Nekr. Sign. 670.
Holland , Marie, ehemalige Opernsangerin , st. 6. Aug. in Stettin; geb.
30. April 1833 zu Riga. Buhgen. 327.
Bompeseb, Nikolans Josef, langjahriger Lehrer des Klavierapiels am Konser-
vatorium zu Koln, st. das. 30. Nov.; geb. 14. Marz 1830 ebenda.
Wbl. 727.
Horaer, Melville J., Opernbaritonist, st 31. Marz in Brookline (Mass.).
Wbl. 315.
Totenliste des Jahres 1902.
121
Hortoa, Phllaader I., Musiklehrer in Southold, st. das. 1. April, 74 Jahr
alt WbL 283.
IflUlificl, J., Generalihspektor der rumanischen Milit&rmusiken, Tanz-
komponist, st. 4. Okt in Bukarest M6nestrel 327.
Ifaay, Alexaador, ungarischer Komponist, st. 16. Febr. in Genoa, 30 Jahr
alt Wbi. 201. Bicordi 118.
Jacobsoba, Simon E., Violinvirtuose in Chicago, st das. im Okt. Wbi 642.
Jadasfoba, Salonroa, Professor Dr., fruchtbarer Komponist, Verfasser mehrerer
theoretischer Lehrbucher, Lehrer am Konservatorium zu Leipzig, st. das.
1. Febr.; geb. 13. Aug. 1831 in Breslau. Wbi 107.
Jiger, Ferdinand, Tenorist der Wiener Hofoper, st. in Wien 13. Juni;
geb. 25. Dez. 1838 za Hanaa. Buhgen. 271. Lessm. 470.
Jail, Franz Bombard, K&ntor an der Peterskirche zu Leipzig, st. das.
58 Jahr alt, 30. April. Wbi. 332.
Karlta, Alois, furstbischoflicher Konsistorialrat, durch Schrift end Wort
fur die Bestrebungen des „Allgemeinen Cacilien - Vereins 4 1 thatig, st.
68 Jahr alt in Graz, 9. Marz. Fl. Bl. 20.
Rayser, lull, Musikdirektor und Dirigent des Musikvereins in Hagen i W. ;
st das. 20. Okt; geb. 20. Sept. 1843 zu Barmen. Wbi. 657.
Eayton, Heiarich, Musikdirektor und Professor in Baltimore, st. das. im
Mai; geb. 1809 in Gelnhausen. Lessm. 470.
KeUnann, W., deutsch - amerikanischer Musiker, Dichter und Journalist, st
in Leitmeritz in Bohmen im Juli. Wbi. 508.
Eleiber, Earl, langjahriger Kapellmeister des First- und Karltheaters in
Wien, fruchtbarer Komponist, st das. 15. Juni; geb. 21. Dez. 1838
zu Wei&kirchen. Buhgen. 271.
Elagbardt, Friedrieb Angost Martin, Hofkapellmeister in Dessau, erfolgreicher
Komponist, st 3. Aug. in Rosslau bei Dessau; geb. 30. Nov. 1847
zu Kothen. Nekr. u. Portr. Lessm. 550 und 568.
Kopetzky, Josef, popularer Wiener Komponist, griechischer Hofkapellmeister,
st. in Wien 21. Jan.; geb. 1852 zu Wieliczka. K. u. Musz. 30.
Rot be, Julias, ehemaliger kdnigl. Kammermusiker in Hannover, st das.
4. Sept; geb. 1831 ebenda. Buhgen. 367.
Kottthotvera, A., Opernsangerin, st. 17. Nov. in Moskau, 69 Jahr alt
Wbi 713.
Kraaieb, Helmutb, Chef der Firma Kranich-Bach in New- York, einer der
bedeutendsten Klavierbauer in Amerika, st in New -York 25. Jan.;
69 J. alt Big. 243.
Klaezel, Berihard, fruherer Kapellmeister des ehemaligen deutschen Theaters
in Budapest, st. das. 25. Sept. Buhgen. 403.
ftnbn, Leopold, ehemaliger Kapellmeister am Theater an der Wien, Kom-
ponist von Operetten und Liedern, st 16. Jan. zu Wien im Irrenhaus.
Wbi. 75.
Laconbe, Andre'e, Wittwe des Komponisten Louis L. f geb. Claudine Duclair-
fait; mater dem Namen Andrea Favel Buhnensangerin und Gesangs-
122
Totenli8te ies Jabres 1902.
Padagogin, Verfasserin einer Gesangscbule, at. 8. Sept. in Saint- Vaast-
la Hougue (Manche) ; geb. 17. Jan. 1831 zu Voisinheu (Oise). Menestrel 296.
Laget, Aipistc, Operntenor, dann Q esangsprofessor am Konservatorium zu
Toulouse, si das. im Dez.; geb. gegen 1820. Menestrel 407.
Lago, Carlo, Opera -Impressario, it. 72 Jabr alt im April zu Midland.
WbL 283.
Langer, Victor, Organist, Komponist und Musikschriftsteller in Budapest*
st. das. 19. Marz; geb. ebenda 1842. Lessm. 365.
Larizza, Vincenzo, Operntenorist, fruher an der konigl. Oper in Budapest,
st. in Neapel 26. Sept. WbL 599.
Lavlgne, Emery, angesebener Pianist, st. im Juli in Montreal (Quebec).
Lessm. 570.
Lederer, Ferdinand, Holzblasinsirumentenmacher in Wernitzgrun i. 8., st.
das. 6. Aug. Wbl. 548.
Leatardi, Giuseppe, Kircbenkomponist, st. 84 Jabr alt im Aug. zu Fabriano.
Menestrel 272.
Levysohn, ielwlg, Gesanglehrerin in Berlin, st das. 19. Sept., 57 Jabr
alt. Lessm. 680.
Lncantoni, Giovanni, Komponist zablreicber Gesangwerke, Freund Bossini's
und Verdi's, st. im Juli zu . . ., 82 Jalir alt. Neue Musik-Ztg. 226.
List, Clsif, Kircbenkomponist, st. im Marz zu Brussel. Neue musikal.
Press© 179.
Majaranowska, Honorle, seiner Zeit Sangerin an den kaiserl. Theatern za
Warscbau und Lemberg, st. 76 Jabr alt im Jan. in Warscbau. M6nestrel 23.
Manco, Francesco, Violinist, st. 29 Jabr alt in Neapel im Marz. WbL 222.
Manu88i, Bans, Direktor des Stadttheaters in Trier, st das. 22. Nov.; geb.
1850 in Wien. Buhgen. 489.
MarehetU, FHippo, Opernkomponist, Pr&sident der Cacilien - Akademie in
Bom, st das. 18. Jan. ; geb. 26. Febr. 1835 zu Bolognola in der
Bomagna. Bicordi 43 Biogr. mit Portr. und einem Gesange. Wbl. 75.
MarietU, . . . Chordirektor an der Op6ra comique zu Paris, st das. 11. Mai,
60 Jabr alt Menestrel 160.
Martin, Josephine, Klaviervirtuosin und Komponistin von eleganten Klavier-
stucken, st 27. Juli zu Paris, 80 Jabr alt MSnestrel 248.
lasella, Cajetan AloisI, Kardinal, Prafekt der beiligen Biten-Kongregation,
st. 22. Nov. in Bom; geb. 30. Sept 1826 zu Pontecorvo. Mus. sac 133.
MilliiSi, Willtlll, Kammermusiker am Hoftbeater zu Dresden, st das. im
Okt; geb. 1841 zu Ober-Grabitz. Bubgen. 416.
Meilinger, Josef, Kanonikus, lange Jabre Chorregent zu St Paul in Begens-
burg, st. das. im 84. LebenBjabre am 8. Febr. FL Bl. 20.
Melnel, F. A., ebemaliger Kammermusiker in Berlin, st das. 19. Nov.; geb.
1827 zu Klingentbal. Bubgen. 489.
Meister, Karl letaricl, konigl. Kammermusiker a. D. in Wiesbaden, st das.
56 Jabr alt 27. Okt Lessm. 759.
Menager, Lndwig, Komponist von Kirchen- und Gesangmusik, Musikdirektor
in Luxemburg, st das. 7. Febr.; geb. ebenda 10. Jan. 1835. N. Z. f. M. 247.
Totenliste des Jahres 1902.
123
Merian, litis, MnsiksclirlftstaUer, Verfasser einer Geschicbte der Musik, it,
28. Mai in Leipzig; geb. 18. Febr. 1857 zu Basel. Lessm. 470.
Meyer, Analie, ebemalige Operaslngerin, at. 2. Marz in Munchen ; geb.
ebenda 15. Aug. 1830. Buhgen. 319.
Mezey, W Helm, ungariscber Operns&nger, at. 20. Marz in Budapest, 80 Jabr
alt. Bubgen. 152.
Nlehilelt, WlfllW filial, Lebrer for Klavier und Orgel am Prager Kon-
servatorium , spater in Aacben, woeelbst er am 12. M&rz starb; geb.
18. Okt. 1821 zu Posobitz in Bobmen. Lessm. 226.
Miguel, Leopoldo, Komponist, Musikdirektor und Dirigent des National-
Konservatoriums zu Bio Janeiro, st das. 6. Juli, 52 Jahr alt M6ne-
strel 320.
Moiraie, Guide, Visconti 41, Kunstmficen, desaen furstlicber Opferwilligkeit
das Scmla-Tbeater in Mailiuid wSfarend der letzten Jabr© semen Fort-
bestand ale erstklaseige Oper zu verdanken bat, st. das. 15. Nov.; geb.
1839. M&iestrel 375.
Mesbrigger, . . ., Tenorist, st in 8an Francisco. Lessm. 588.
lirttet, Claries, ebemaliger Kapellmeister am Montmartre-Tbdatre zu Paris,
st. das. im Marz, 91 Jabr alt Menestrel 112.
Itcihtir, frill, konigl. bairiscber Kammersanger, st 21. Marz in Muncben;
geb. 25. Marz 1835 zu Scbloss Gie&en bei Tettnang in Wurttemberg.
WW. 222.
Kenbaeb, Andreas, Komponist, st 15. Okt in Cincinati, 63 Jabr alt
Die „Wocbe u 2004.
Keri-Baraidi, Pietro, Bubnentenor, st 29. Juni in Bologna; geb. 1828 zu
Minerbio. Ricordi 383. Guide 589.
Ilciill, Williaa, Tenorist und Gesanglebrer an der Royal Academie of
Music in London, st. 1. April in Hampstead ; geb. 30. Juni 1851 zu
Glasgow. Mus. Tim. 328.
Mill, Joseph, Opernbariton in Laibach, st. das. im Jan., 60 Jabr alt. Wbl. 75.
Oertel, Evelyn, Opernsangerin, st. 52 Jabr alt im Mai in New-Haven (Conn.).
WW. 372.
Peelers, Charles, Solo- Violoncellist am konigl. Theater zu Lutticb, st das.
3. Okt. Guide 734.
Piters, Willy, ebemaliger Tbeaterdirektor in Luneburg und Scbleswig, st
in Altona, 14. April. Bubgen. 209.
Petzer, Anton, pens, konigl. bairiscber Hofopernsanger, st. 21. Nov. in
Salzburg; geb. 23. Dez. 1843 zu Linz. Wbl. 713.
Pezzani, Caaille, Operasinger am Theatre lyrique in Paris, damn Theater-
direktor in Gand, Antwerpen und Bouen, st im Juni. Guide 523.
Pfeiffer, Adelf, Musikdirektor in Orenburg in Baden, st. das. 5. Okt Lessm. 759.
Pieeolmini, Maria Benry Pontet, Komponist in London, st das. im Irren-
baus im Marz; geb. 1835 zu Dublin. Mus. Tim. 249.
Pienen, Georg Benry, Intendanturdirektor der konigl. Hoftbeater in Berlin,
Sobn des Komponisten Henry P., st das. 16. Febr. Lessm. 160.
PilloWf J. W. §., Organist in Portsmouth, st das. im Juni. Wbl. 452.
124
Totenliste des Jahres 1902.
Ptottl, Rari, Organist an der Thomaskirche und Lehrer am Kfmgervatariiiiii
zu Leipzig, si das. 17. Juni; geb. 30. April in £lgersborg in Thur.
Wbl. 398.
Plitt, Ifitlc, Pianistin und Komponistin, st in Berlin 27. Dez.; geb.
1C31 zu Thorn. Lessm. 1903, 67.
PlumptOD, Alfred, Musikdirektor am Palast-Theater and Komponist, st. za
Melbourne im M&rz. Mas. Tim. 328.
Pddesta, Aogaste, geb. Molendo, ebemalige kurfurstl. Hof-Opernsangerin in
Kassel, st. das. im Dez. Wbl. 1903, 28.
Popp, Wilhelm, FJotenvirtuose und Komponist, st in Hamburg 25. Juni;
geb. 29. April 1828 zu Koburg. Wbl. 452.
Prete, Chrlstoph, Komponist vieler Mannerchore, Stadtkantor in Erlangen,
st. das. 12. Sept., 81 Jahr alt, Wbl. 573.
Prochorowa-MaBrelli, Xcoit Alex., ebemalige S&ngerin an der kaiserL Oper,
dann Gesaoglebrerin in Kiew, st. das.; geb. 1836. L M. G. IV, 14.
Pnstet Friedrieh, Chef des gleichnamigen Musikverlags in Begensburg und
Verleger der offiziellen libri chorici Ecclesiae, st das. 3. Aug.; geb.
ebenda 25. Juli 1831. PL Bl. 81.
Raab, TobI, geb. Schinhan, Klaviervirtuosin, Schulerin Liszt's, st. 12. Juni
in Hadersdori bei Wien. Lessm. 502.
Rampazzioi, Giovaonl, Violinist am Scala Theater und seit 1867 Professor
am Konservatorium zu Mailand, st. das. 17./18. Nov.; geb. 1835 zu
Cremo. Bicordi 623. Guide 907.
Ratzeaberger, Theodor, Professor und Organist an der evangelischen Kirche
zu Vevey, st. das. im Pebr. ; geb. 1816 zu Priedrichsdorf in Thuringen.
Lessm. 121.
RebllBg, iiittf, Professor, konigl. Musikdirektor, Komponist und lang-
jahriger Organist an der St. Johanniskirche zu Magdeburg, st. das.
9. Jan.; geb. 10. Juli 1821 in Barby. Wbl. 59.
Regan, siehe SehlmoB-Regao.
Reichelt, Viktor, von 1879 — 1889 Kapellmeister am Stadttheater zu Hanau,
seitdem Korrektor in der Boder'schen Notenoffizin in Leipzig, st. das.
13. Okt.; geb. 10. Okt. 1849 zu Neumarkt in Schles. Buhgen. 416.
RikiWsllf, von, ehemaliger Intendant des Koburg-Gothaer Hoftheaters, si
in Nizza Ende des Jahres. Lessm. 1903, 67.
RemoBd, Itrlif verehel. Heinemann, einst dramatische- und Koloratursa^erin
in Bremen , Braunschweig und anderen Buhnen , st. in Magdeburg
22. Sept., 72 Jahr alt. Buhgen. 537.
Rev lis, . . ., Begrunder der Konzerte des Vereins Diligentia im Haag, st
das. im Mai. Sig. 531.
Ritsehie, Charles §., Organist an der St. Andrews Episcopal Church in
South Orange, st im Juli auf einer Beise begriffen in Paris. Wbl.
437.
Rose, Cyrill, Profeesor fir JOaruiefcte am Konservatorium za Paris, st im
Juni in Meaux; geb. 13. Febr. 1830 zu Lestrem (Pas de Calais).
M6nestrel 208.
Totenliste des Jahres 1902.
125
Rosen, Serena Tochter von Ign. Moscheles, Elaviervirtuosin, st 11. Juni
in Paris. WW. 412.
RiblMtell, JlCftcs, Sohn von Anton R, st. 26. Juli in Paris, 37 Jahr
alt M6nestrel 248.
iiclmifi, Karl, Hofmusikalienhandler in Freiburg i. Br., st das. 70 Jahr
alt, 10. Nov. Wbl. 685.
Raff, August, Konzerts&nger in Mainz, st. das. 23. April, 61 Jahr alt. Wbl. 300.
lipis, Georges, eigentlich Rup6, Komponist einer grofsen Anzahl Romanzen
und Lieder, st. 69 Jahr alt, im Sept. in Paris. M6nestrei 296.
Stlit-Crtli, siehe Girond vol Saint Croix.
Sttttr, Severia. S., Orchesterdirigent in Saint Louis, st. das. 24. Marz,
79 Jahr alt Wbl. 283.
Sfllffif, Julias, konigl. Musikdirektor, Professor, langjahriger Dirigent der
Singakademie zu Breslan, st. das. 10. Febr. ; geb. 28. Sept 1823 in
Krevese bei Osterburg in der Altmark. Wbl. 139. Nekrolog in der
Schlesischen Zeitg. and in der Chronik der Universit&t Breslaa fur
1901/2.
Scitntl, Ji8if, Waldhornvirtuos, ehemaliges Mitglied des Hofopern-Orehesters
und Professor am Konservatorium zu Wien, Verfasser des Werkes : „Die
osterreichische Jagdmusik", st. 61 Jahr alt, 22. Marz in Viehdorf bei
Amstetten. K. u. Musz. 102.
Seilllm, Smile, Violin virtuose und Solist am Grand Theatre in Lille, st.
das. im Nov.; geb. 1839 zu Strafsburg. M6nestrel 367.
Sehimtn - Regan, Anna, Opernsangerin und Q-esanglehrerin an der konigl.
Akademie zu Munchen, st. das. 18. April; geb. 1842 zu Aich bei
Karlsbad. Nekr. Sig. 513.
Sclllltfl, siehe Raab.
Sebirmer, Albert, ehemaliger Theaterdirektor, st. 16. Aug. in Wiesbaden,
64 Jahr alt Buhgen. 336.
Scbirott, Alexander, Musikdirektor in Dresden, st. das. 28. April, 78 Jahr
alt Wbl. 315.
Sehlag, Heinrich, Orgelbaumeister in Schweidnitz, st das. End© des Jahres.
Lessm. 1903, 67.
Sebkler, J., Klavierfabrikant in Bahia (Brasilien), st. das. 75 Jahr alt,
19. Jan. Neue musikal. Presse 156.
Scblesinger, Dr. Maximilian, Dramaturg des Breslauer Stadttheaters und Ver-
fasser einer Geschichte dieser Buhne, st. das. 15. Dez., 48 Jahr alt.
Buhgen. 526.
Sebmidt-Steglitz, Hermann, Musikschriftsteller in Berlin, st das. 21. Nov.
Deutsche Musiker-Ztg. 662.
Scbmitt, Georg Alois, grofsherzogl. Mecklenburg - Schwerinscher Hof kapell-
meister a. D., st. 15. Okt. in Dresden am Dirigentenpult; geb. 2. Febr.
1827 zu Hannover. Nekr. und Portr. Lessm. 712.
Sehemburg, Gfinther, furstl. Kammervirtuos, Klarinettist in Sondershausen,
st das. 27. April, 72 Jahr alt. Buhgen. 290.
Scbnh, Karl, Konzertmeister in Prag, st. das. im Juni. Wbl. 425.
128
Totenliste des Jahres 1902.
Muster, Karl Wlllita, Bogenmacher in Markneukirehen, st das. 27. Bess.;
geb. 1814. ¥bl 1903, 40.
Sclwceltei, Georg, Hofpianoforte-Fabrikant in Berlin, si das. 18. Aug.;
geb. 1827 zu Stolzenau in Hannover. Lessm. 588.
Schwemer, Friedrich, von 1857 — 1864 Theaterdirektor in Breelau and
PoBen, dann Oberregisseur der vereinigten Stadttheater in Frankfurt a. M. 9
st. das. 25. Juni; geb. 20. Jan. 1818 zu Doberan. Buhgen. 290.
Senespleda, Giuseppina de, gefeierte Primadonna, st. in Barcelona. Sig. 243.
Sanger, Alexander, Gatte der Sangerin Senger - Bettaque, fruher Theater-
direktor in Bremen, st. 23. Febr. in Mentone; geb. 1840. Lessm. 244.
Serkowitz, Jiltui, herzogl. sachsischer Kammersanger a. D., st. im Marz
in Dresden, 78 Jahr alt. Neue mosikal. Presse 162.
Sholoy, . . ., Opernsanger am Stadttheater m St. Galien, ertrank daselbst
11. Okt. Voss. Ztg.
Siegert, Jills, Kammermusiker an der Dresdner Hofbuhne a. D., st das.
am 28. Marz. Bericht des Dresdner Tonkunstler-Vereins.
Simon, Dr. jur. Pail, Inhaber des Musikverlags C. F. Kahnt in Leipzig,
Leiter der N. Z. f. iff., st das. 11. Dez., 48 Jahr alt. N. Z. f. M. 685.
Slowak, Karl, ehemaliger Opernsanger, st. 18. Joli in Grolsenhain L Sachs.;
geb. 1844 zu Olmutz. Buhgen. 313.
Sogno, Vlneeuo, Orchesterdirektor in Turin, st. 17. Okt. ebenda 62 Jahr
alt nach langer Krankheit. Ricordi 575.
Spiro, Jean Markns, genannt Felix, Opernsanger in Dresden, st das. 6. April.
Breslauer Ztg.
Spohr, Gostav, Waldhornist, konigl. Kammermusiker, Neffe des Komponisten
Louis Spohr, st im Juni in Christiania; geb. 2. Febr. 1842 zu Hotens-
leben i. Thir. Deutsche Musiker-Ztg. 395.
Sftli, Dr. Wllhelnt, Hofkapellmeister in Altenburg, st. das. 24. Marz; geb.
25. Aug. 1817 zu Halle a. S. Nekr. Lessm. 267.
SteenmaBB, Ivies, ehemaliger Kapellmeister an der Kirch© St Eustache und
Chordirektor an der Op6ra comique zu Paris, st das. im Aug. M6ne-
strel 280.
Stehling, Konrad Adam, Violinist, Professor an der Boyal Academy of Music
in London, st. das. 9. Febr.; geb. 8. Sept 1822 zu Marburg. Mus.
Tim. 249.
Stein, Karl, Professor, Musikdirektor in Wittenberg, st das. im Nov.,
78 Jahr alt. Wbl. 657.
Sterzel, . . ., Kantor und Vereinsdirigent in Leisnig, st das. 26. Marz. Wbl. 239.
Still, Thdrtae, hervorragende Sangerin in Verdi und Meyerbeerschen Rolen,
st 21. Aug. in Mailand; geb. 1836 zu Triest. Guide 633.
Strakosell, Ferdinand, Bruder von Moritz und Max St., Theaterdirektor und
Impressario seiner Schwagerin Adelina Patti, st. 4. Aug. in Paris.
MSnestrel 256.
Stoit, S., Orchesterdirigent in NewYork, st. das. 6. April. Wbl. 283.
Sttirmer, Heinrich, ehemals Baritonist des Leipziger Stadttheaters, st. das.
9. Juni, 91 Jahr alt WbL 385.
A
Totenliste des Jahres 1902.
127
Sfiiiia, Dr. Adelbert fllltfr, Professor, Kritiker und Musikhistoriker, Be-
grunder und Loiter der „H©uen Musik-Zeitung u in Stuttgart, at. 19. Mai
in Munchen ; geb. 26. Jan. 1828 zu Prag. Nekr. und Portr. Neue
Musik-Ztg. Nr. 14.
Tanaro, Josef, Operntenor, st. 77 Jahr alt, im Febr. zu Brooklyn. Wbl. 201.
Tiiboiville - Lamy, Instrumentenmaoher in Paris, Ehrenprasident der Syndi-
kat8kammer fur musikalische Instruments, st. das. im Dm. Guide 932.
Thomschke, Bernhard, Opernsanger am Stadttheater zu St. Gallen, ertrank
das. 9. Okt.; geb. 21. Aug. 1876 in Dippoldiswalde. Biihgen. 416.
f lllneti, Lonis, ehemals erster Baritonist an der komischen Oper zu Wien,
8t. das. im Jul. Wbl. 465.
Tipton, Dr. Benton, Organist und Chordirektor an der All Saints-Cathedrale
in Albany, si das. im Aug. Wbl. 534.
Trapasso, Elvira, Operns&ngerin am konigl. Theater in Madrid, st. das. im
Sept; geb. 1879 zu Eeggio in Calabrien. M6nestrel 296.
Mtzoehlor, far! Wlilitli von, Komponist von Liedern und Instrumental-
werken, st. 33 Jahr alt im Sept. in Halle. Musik II, 77.
fllilf, tills - Evgtao, Vicepiasident der Association des artistes musiciens
in Paris, st. das. 12. April. MSnestrel 127.
Tirba, Sldoale, Opernsoubrette wahrend 37 Jahren in Kassel, st. das.
80 Jahr alt, 23. Juni. Buhgen. 280.
Tfaay, Alexander, junger ungarischer Komponist, st. im Marz in Genua.
Lessm. 244.
UBlaaf, Karl J. F., Zithervirtuose und Komponist in Wien, si das. 14. Febr.;
geb. 19. Sepi 1824 in Baden bei Wien. Neue musikal. Press© 102.
linger, Heinrleh, ehemals Kammermusiker in Meiningen, st. das.; geb. 1832
zu Prag. Buhgen. 319.
Una, Gamille, Violin virtuosin, st. im Febr. zu New York, 61 Jahr ali
mi. 187.
van der fill, J. C, Klarinettist, spater Dirigent in verschiedenen Stellmngeo,
st. im April zu Amsterdam, 74 Jahr alt. Wbl. 252.
Yezzosi, Concetto, Komponist, Musikdirektor und Klavierprofessor am Kon-
servatorium zu Catania, st. das. 69 Jahr alt im Aug. Ricordi 468.
MSnestrel 280.
Villafiorlta, Giuseppe, Opernkomponist und Gesangsprofessor, st. im Okt. in
Mailand, 57 Jahr alt. MGnestrel 336.
Visenr, JtSipi-Itp oldon, Kontrabassprofessor am Konservatorium und Kapell-
meister an der Kirche Saint - Philippe - du - Eoule zu Paris, st. das. im
Aug., 56 Jahr ali Menestrel 280.
Yoros, JtiCil, bekannter Zigeunergeiger und Komponist, st. im Sept. in
Raab, 76 Jahr alt. Wbl. 599.
Vogel, Sural 1., Sangerin, st. im Aug. in Pittsburg. Wbl. 534.
Waekwltz, Franz, Theaterdirektor in Sondershausen, si das. 23. Nov.
Buhgen. 489.
Waldmann, Otto, ehemaliger Opernsanger, st. 12. Aug. in Detmold; geb.
1825 zu KonBtanz. Buhgen. 336.
128
Totenliste des Jafares 1902.
Warden, David Adams, Organist und Liederkomponist, st. 87 Jahr alt in
Pniladelphia. Wbl 170.
Warren, Cetrg William, Organist an der Si Thomas Protestant Episcopal
Church in NewYork, st. das. im Marz, 73 Jahr alt. Wbl. 252.
WtSSHtit, Karl, grofsherzogl. Hofmusiker, Verfasser einer Violinmethode,
it. 15. Sept. in Schomberg i. Schwarzw. Wbl. 587.
Watson, John Jay, Musikdirektor und Komponist, st. im Jul zu Boston,
72 Jahr alt. Wbl. 520.
Winer, Wilhelm, Komponist von Gesangswerken, st. 3. Jan. in Leipzig.
Mitteilungen von Breitkopf & Hartel, Nr. 68, 2596.
Weber, Johannes, Musikschriftsteller, langjahriger Musikkritiker des „Temps a
in Paris, st. das. im Marz; geb. 6. Sept. 1818 zu Brumath im Elsals.
Menestrel 96.
Wehn, Fritz, Theaterdirektor, st. 13. Aug. in Bad Oeynhausen. Buhgen. 336.
Weidenbaeh, Johannes, seit 1873 Lehrer fur Klavierspiel am Konfiervato*
rium zu Leipzig, st. das. 28. Juni; geb. 29. Nov. 1847 zu Dresden.
Wbl. 425.
Weixlstorfer, Johann, herzogl. s&chs. Kammers&nger, lange Jahre an der
Hofoper zu Dresden, st. 4. Marz zu Serkowitz bei Dresden, 79 Jahr
alt Wbl. 187.
Werner, Karl Ludwig, Orgelvirtuos und Musikdirektor in Freiburg i. Br.,
st. das. 16. Juli; geb. 8. Sept. 1862 zu Mannheim. Lessm. 570.
Wesendonk, Mathllde, feinsinnige Dichterin, bekannt durch ihre freundschaft-
lichen Beziehungen zu Bichard Wagner, st. 74 Jahr alt, 29. Aug. zu
Altraunster in Oberosterreich. Nekr. u. Portr. Lessm. 584.
White, Adolphi8 Charles, Kontrabassvirtuose in London, st. das. 4. Sept;
geb. 10. Okt. 1830 zu Canterbury. Mus. Tim. 674.
Wolff, Hermann, Konzertagent, auch Liederkomponist in Berlin, st. das.
3. Febr.; geb. 4. Sept. 1845 zu Kdln. Nekr. u. Portr. Lessm. 113.
Wfillner, Franz, Professor, Komponist, Direktor des Konservatoriums und
Leiter der Gurzenich-Konzerte in Koln, si 7. Sept. zu Braunfels a. d.
Lahn; geb. 28. Jan. 1832 in Munster i. W. Lessm. 602.
Naohtr&ge.
Alarlitwt, Antonia Iwtn., Opernaltistin in Italien und am Hoftheater zu
St. Petersburg, st. das. 1901; geb. 1842. I. M. G. IV, 14.
Becker, Feodor, Chordirektor an der kais. Oper in St Petersburg, st das.
1901; geb. 1853. I. M. Q. IV, 14.
Romarow, Was. Fed., Forderer des orthodoxen Kirchengesanges, st. 1901
in Moskau. I. M. G. IV, 14.
Morphy, Don Gniliermo, Privatsekret^r dee Konigs Alphons von Spanien,
Verfasser des Werkes „Die spanischen Lautenmeister des 16. Jahrh.",
st. 28. Aug. 1899. Mitteilungen von Breitkopf & Hartel Nr. 70, 2671.
Naprawnik, lift, geb. Schneider, Gattin des Kapellmeisters der kais. Oper
zu St. Petersburg, ehedem Opernsangerin, st. das. 1901. I. M. G. IV, 14.
Mitteilungen.
129
lilliiff, liisltifll Petr., Musikpadagoge, schrieb auch eine Reihe bedeuten-
der Artikel in der russischeu Musikzeitung, si 1901 in Nischny-Nov-
gorod; geb. 1867. I. M. G. IV, 14.
Sehmitt, Cieorg, Organist in Paris, Komponist des Mosel- und llheinliedes
sowie vieler anderer Gesangwerke, st. das. 7. Sept. 1900; geb. 11. Mara
1821 zu Trier. Seine Wittwe und seine Tochter, die einzigen Hinter-
bliebenen, sind stockfranzosisch und baben in ibrer Abneigung gegen
alles Deutsche keine Todesanzeige bierber gelangen lassen. Nekr. in der
Trierschen Ztg. vom 20. Nov. 1902.
Stiipl, Karl Freiberr von, ebemaliger Theaterintendant, st 6. Oki 1901
in Breslau; geb. 1840 zu Atben. Buhgen. 1902, 37.
Vtatieghoff-Seheel, Baron Boris Alexudmvtiseh (aucb Fitinhoff-Schell), Opern-
und Oratorienkomponist in St. Petersburg, st. das. 11./24. Sept. ; geb.
1829. I. M. G. IV, 14. Nekr. St. Petersburger Ztg. Nr. 259.
Ztis-Edelsteio, itiS, Freiberr von, Lieder- und Opernkomponist, geb. 1862,
gest. 26. Jan. 1887 zu Wien.
Mitteilungen.
* Eine werte Geschichte. „Erinnerungsvolle Gedanken fiber Gescbicbte
und Wert der offiziellen Choralbficher;" von P. Rafael Molitor, Benedik-
tiner der Beuroner Eongregation. Graz, Verlagsbucbbandlung „Styria a .
Pr. 80 Pf. — Vorgenannte Broschfire wurde durcb zwei Artikel veran-
lasst, welcbe in Dr. Haberl's Kircbenmusikaliscbem Jabrbuebe 1902 er-
schienen sind. Der erste ffihrt den Titel: „Geschichte und Wert der
offiziellen Choralbficher", von Dr. F. X. Haberl ; der zweite, von P.
Josef Weidinger S. J., ist ein Referat uber des Verfassers „Nachtriden-
tiniscbe Choraireform zu Rom" (2 Bande, 1901 und 1902, Leipzig, bei
F. E. Leuckart). In dem ersten Teile dieser Scbrift wird dem Dr. Haberl
seine Beziebung zu den offiziellen Choralbfichern, seine wiederholt ver-
anderte Beurteilung deriselben sowie seine jetzt gegen frafaer ganz vor-
scbiedene Ansicht fiber den gescbicbtlicben Hergang der Reform muter
Gregor XIII. und Paul V. in Erinnerung gebracbt; darauf gebt der Ver-
fasser zur Widerlegung und Ricbtigstellung einiger in dem Artikel Haberl's
gegen P. Molitor's Werk gericbteten Einwendungen uber, wobei es an ganz
ergotzlichen Proben „historisch - objektiver" Darstellung HaberFs fiber die
Gescbicbte der Choraireform nicht feblt. Einige beigefugte Thatsachen sind
aucb geeignet, den objektiven Standpunkt H.'s zu dem Werke des P. M.
zu illustrieren. In dem zweiten Teile wendet sich der Verfasser gegen
iaa Referat des P. Weidinger, welches bauptsacblicb eine Verteidigungs-
scbrifl ist gegen Bebauptungen und Aufserungen, die in P. Molitor s Bucbe
nicht enthalten sind, oder welcbe den P. M. nicht zum Autor baben. In
vornehraer, aber in bestimmter Weise begegnet letzterer seinem Kritiker,
wobei er absichtliob vieles ubergebt, was in P. W,s Referat ricbtig zu
stellen ware, und es dem Leser uberlasst, sich durcb Vergleich mit seiner
130
Mitteilungen.
(P. Moli tor's) DarstelluDg selbstandig ein XJrteil zu bilden. Seite 26, An-
merkung, bemerkt dereeibe, daas unter beinahe 60 Beferaten, welche ihm
vor AbfaBsuDg der Broschure bekannt geworden waren, die von Dr. Haberl
redigierten „Musica sacra" and „ Kirchenmusik&lisches Jahrbuch a mit ihren
Anschu ldigungen immer noch allein geblieben seien. Nachdem der Ver-
fasser am ScMusse sich uber seinen Standpunkt m der gegenwlrtlgeii
Choralfrage kurz und offen ausspricht, fugt er noch einen kurzen Auszug
bei aus einer Korrespondenz mit vier hervorragenden Mitgliedern dea
Cacilien - Vereins, die er nm tlbernahme eines Referates iiber den •ratal
Band der Reformgeschichte ersucht hatte. Dieser Auszug ist in der That
sehr bemerkenswert. P. Bokn.
* Nagel, Wilibald: Beethoven and seine Klaviersonaten. Enter Band.
Langensalza, Hermann Beyer & Sonne (Beyer & Mann), 1903. 247 S.
Preis 6 M. Der Herr Verfasser eignet sich durch seine gewandte Aus-
drucksweise ganz besondcrs za einer asthetisch - kritischen Arbeit wie die
obige. Fiinfzehn Sonaten mit gegen 50 Satzen in immer neuer Darstel-
lung, Zerlegung und Beleuchtung zu besprechen, ihre Vorzuge und etwaige
Mangel hervorzuheben ist keine kleine Aufgabe. Eine treffliche Abwechse-
lung bringt der Verfasser in die thematische Sezierung durch Seitenblicke
auf das aufsere Leben Beethoven^, seinen IJmgang, so wie durch Heran-
ziehung seiner Skizzenbucher und Brief©, die durch Nottebohm's, Nohl's
und Kalischer b Bemuhungen allgemein zugangUch geworden skid. Die
Darstellung gewinnt dadurch ungemein an Abwechselung und regt den
Leser an. Der Musiker, der an Beethoven's Werken grofs gezogen ist,
bedarf solcher Hilfsmittel wie das obige nicht, mm in die Werkstatt dea
Meisters einzudringen t doch fur den Dilettanten sind sie unbedingt not-
wendig, denn nur in den seltensten Fallen hat er eine Ahnung von Formen-
lehre, thematischer Verarbeitung und Kontrapunktik. Ihn nun mit diesen
Grundelementen der Kompositionslehre bekannt zu machen war Aufgabe
des Verfassers. In welcher geschickten Weise er sich dieser Aufgabe ent-
ledigt moge ein Beispiel beweisen. Seite 125 wird Opus 13 die Sonate
pathe*tique besprochen und schreibt der Verfasser: r Beethoven hat mit dem
ersten Satze der uberlieferten Form der Sonate eine wesentliche Bereiche-
rung gegeben, ohne sich nun freilich in sp&teren Werken an sie irgendwie
zu binden ; die besondere Form ist auch hier durch den besonderen Gehalt
bedingt gewesen. — Mit den Einleitungss&tzen Haydn'% hat das den Satz
erofbende Grave nichts. zu tun: dort ist in solchen Fallen das feierliche
einfuhrende Adagio wie ein hohes Portal, durch das man hinausschreitet
in die singende, klingende Fruhlingswelt ; hier verwebt sich der langsame
Satz mit dem schnellen zu einem einheitlichen Organismus. Von einer
Einleitung also kann hier nicht die Rede sein : das Grave kehrt gekilrzt
noch zweimal wieder, und sein Hauptmotiv wird im Durchfuhrungssatze
verwendet. — Ernst und gewichtig beginnt das Grave, aus dunklem Moll
sich mit gewaltiger Kraft nach Dur, nach der Hohe durchdringend. Das
Hauptmotiv ist kurz und drangend im Ausdruck ; die gekurzte Fassang
auf der zweiten Halfte des dritten Taktes ist nicht zu ubersehen ; ebenao
Mitteilungen.
131
nicht, dass die akkordischen Schlage, welche in Takt 6 dem Einsatze des
Motives in Esdur ein End© bereiten, und welche sich als das die Be-
wegung hemmende Motiv bezeichnen lassen, aus ihm selbst herausgewachsen
sind. Der in der Parallel-Tonart im 5. Takt© endende Satz erfahrt im
folgenden eine Erweiterung in formaler und inhaltlicher Beziehnng. In
formaler Beziehung, indem Takt 9 (die Parallel-Stelle zum 4. Takt) niebt
sogleicb zum Allegro uberleitet, sondern einen, offenbar durch den wuch-
tigen Inbalt des vorhergegangenen in seiner breiten Ftssung gerecht-
fertigten Anhang findet; in inhaltlicher Beziehnng durch die schon hervor-
gehobenen scbarfen akkordischen Schlage, das Gegenspiel des Hauptmotivs.
— Auf ernste Dinge bereitet das Grave vor, auf kraftvolles Ringen und
Kampfen" u. s. f.
* Joh. Stb. Bach. Herr Siegfried Ochs (Berlin) hat in der Frank-
furter Zeitung einen Artikel verdffentlicht, uberschrieben: „Mehr Johann
Sebastian Bach", den auch Lessmann's Allgemeine Deutsche Musik-Ztg.
Nr. 24/25 abdruckt und eine sehr lesenswerte Mahnung an die Frank-
furter, resp. an alle Gesangvereine enthalt, sich mit Bach'schen Chorwerken
mehr zu befassen und Ratschlftge giebt, die ein jeder Musikhistoriker mit
Becht unter8chreiben kann. Er spricht auch fiber die alto Besetzung des
Orchesters. Einige Beispiele mit wie geringen Streichinstrumenten im 18. Jahr-
hnndert das Orchester besetzt war, finden sich auch in Dr. Fischer's Musik
in Hannover und im Auszuge in deu M. £ M. 1903 Seite 91 — 95.
Moge jeder Musiker und Dilettant Kenntnis von der Mahnung nehmen.
* Die schweizerischen Tonmeister im Zeitalter der Reformation von
Dr. Adolf Thiirlings, ordentl. Professor a. d. Universitat Bern. Berlin
1903. A. Francke, vormals Schmid & Francke. kl. 8°, 32 Seit. Die
kleine Abhandlung ist der Auszug eines Vortrags in Bern und Basel und
beschrankt sich deshalb nur auf einige wenige neu entdeckte Thatsachen,
vermeidet alle Hinweise auf neuere musikhistorische Werke und Publika-
tionen. dennoch finden sich einige nicht zu ubersehende Mitteilungen, die
hier erwahnt zu werden verdienen. Seite 12 wird ein M agister Johannes
Heer genannt, der in Paris mit Glarean zusammentraf (Glarean studierte
von 1517 — 1522 daselbst) und wird spater beim Kardinal Schinner in
Sitten als „Choraules u angestellt. Unter einem Choraules verstand man
einen Instrumentisten, Organisten, vielleicht auch Kapellmeister. Heer
hinterliefs einen handschriftlichen Codex, der zahlreiche Elirchenchdre,
dentsche weltliche Lieder, Chansons und Canzonetten nebst vielen Versen
aas lateinischen Dichtern enthalt und der sich heute in der Stiftsbibliothek
in St. Gallen befindet. Der Verfasser besitzt eine Kopie von demselben.
Seite 16 bedauert der Verfasser, dass die Hymni von Cosmas Alderinits
(1553) verloren sind, das Quellen-Lexikon hatte ihn belehren konnen, daes
zwei Exemplar© sich erhalten haben, das eine in der bischofi. Proskeschen
Bibliothek und das andere in der Hofbibliothek in Wien. Beachtenswert
sind die Mitteilungen fiber den wenig bekannten und gekannten Fridolin
Sicker, Er wurde am 5. Marz 1490 zu Bischofszell geboren und mit
Monfttih. f. Mtuikgesoh. J»hrgang XXXV. Nr. 8. 8
132
Mitteilungen.
IS Jahren dem Organisten Meister Martin Vogelmeier in Konstanz in die
Lehre gegeben. Ala letzterer 1504 in Baden im Aargau w&hrend etnet
Beanches starb und Hans (Buchner) den Posten in Konstanz erhielt, ging
Sicher 1512/13 znr weiteren Aosbildung zu ihm, nachdem er schon von
den Chorherrn zu St. Pelagius in Bischofszell mit der Kaplans-Pfrunde
za St. Agnes belehnt worden war und am Sonntage nach Ostern 1511
seine erste Messe gesungen hatte. Mit der Pfrinde war das Organisten-
amt verbunden. Als in St. Qallen im Minister 1515 ein neues Orgelwerk
aufgestellt worden war „verdross ihn (Sicher) seines Works in Biachofs-
zell u ; er ging als Organist nach St. Qallen und stellte unterdessen. den
Ertrag seiner Pfrinde zur Verfugung, dass damit ein neues Orgelwerk zu
St. Pelagius hergestellt werde. Gegen 1520 war die neue Orgel fertig
und Sicher hatte abwechselnd seinen Aufenthalt in Bischofszell und St
Gallon. 1531 hatte er sich in Ensisheim i. Els. auf ein Benefizmm in-
vestieren lassen. Nach der Restauration des Stiftes Pelagius gab ihm der
Abt von St, Galen noch die Kaplanei zu St. Jakob vor der Stadt, eine
Belohnung nicht nur fur seine langjahrigen Organistendienste, sondern auoh
fur seine durch alle Sturme der Zeit unerschuttert gebliebene Treue gegen
seinen Landesherrn und wohl auch dem katholischen Bekenntnis gegenuber.
In der Folge der Arbeit wird auch Tschudi, Isaac und Senfl gedacht;
den Schlu8S bildet Manfred Barbarini geuannt Lupus aus Correggio in der
Emilia, der im Jahre 1557 ein Kantorat in Locarno bekleidete und ein
Jahr darauf eine Beise nach Deutschland unteroahm, in Basel eine Zeit-
lung sich aufhielt und 1560 in Augsburg lebte. Von hier aus kam er
much St. Gallon und trat in die Dienste des Abts Diethelm Blarer von
"Wartensee wo er ein groises vierstimmiges Chorwerk komponierte (siehe
Quellen-Lexikon).
* Francesco da Mtlano. Ghilesotti veroffentlicht im 4. Jahrg. S. 382
in der I. M. G. einen Artikel, der aber trotz aller Bemuhungen keine
sichere Lebensnachricht uber den einst gefeierten Lautenisten ans Tages-
licht fordert als was schon durch Fdtis bekannt ist. Die zwei Citate aus
dem Archiv Gonzaga von c. 1510 und aus Cosimo Bartoli's B&gionamenti
1567 sind so dunked dass sie zur Aufklarung nichts beitrageDu
* Die Konservatorien in Miinchen, welches sich auch eine Hoch-
schule fur Musik zugelegt hat, und Stuttgart versenden ihre Jabresberiehte*
Neben den Verzeichnissen der Lehrkrafte und Lernenden, werden auch
die Programme der Vortragsabende mitgeteilt die neuere und altera
Kompositionen enthalten. Beide Institute sind so reichlich mit Schulera
versehen, dass den Pri vat - Musiklehrern nur ein kleiner kummerlicher
Best ubrig bleibt und dieselben den gering honorierten aber sicher fori*
laufenden Schulunterricht als Ersatz zu erreichen sehen mussen.
* Hierbei eine Beilage: Katalog der Musikwerke in der Westminster-
Abtei in London von Wm. B. Squire, Bog. 3.
Verantwortlicher Bedakteux Bobert Bitner, Templia (Uckennark).
Dmok Ton Hermann Beyer A SOhne (Beyer * Mann) in Langmalsa.
X
t a
fttr
MUSIK- GESCHICHTE
herausgegeben
ton
der Gesellsohaft fttr Musikf orechung.
mi mi
1908.
Preii dM J*hrg»ng6i 9 Mk, Monfttlioh erioheint
•in* Hummer Ton Ibis 2 Bogen. InMrttonigebttliNii
fir die Zeilt 80 Pi
KommiiiioniTerlftg
▼on Breitkopf A Hlrttl in Leipaig.
Borteilnngen
litawnt jede Bmoli- mm M:mmh=MaI:mm entgegen.
Ho. 9.
ClMtarrciteMlaiiirei.
Von Bugen Sohmitz.
Die Tabulaturschrift des 16. und 17. Jahrhunderts hat von jeher
das besondere Interesse der Musikhistoriker auf sich gelenkt; diesem
Interesse danken wir eine Anzahl trefflicher Spezialarbeiten auf
diesem Gebiete, welch© sich aber fast durchweg auf die Erkl&rung
der Tabulaturschrift fiir Orgel und Mr Laute (in ihren verschiedenen
nationalen Erscheinungsformen) beschranken. Bekanntlich aber wen-
dete man die Tabnlaturschrift nicht nur fiir diese beiden Instrumente
an, sondem es gab auch Tabalataren fur Theorbe, fiir Guitarre, ja
much solche fiir Blasinstrumente. Die Tabulaturschrift fiir Guitarre
einer naheren Betrachtung zu unterziehen, soil nun im Folgenden
mnsere Aufgabe sein.
Sonstatieren wir zunfichst, was die musikgeechichtliche Forschung
bis jetzt Iber den Ureprung und die Entwicklung und Verbreitung
der Guitarre zu Tage geffirdert hat — Die Guitarre stammt aus dem
Orient: Abbildungen an altagyptischen Grfibern zeigen verschiedene
Arten von Lyren, Guitarren, Mandolinen und Hhnlichen Instrumenten.
Nach Ambros' Musikgeschichte I. S. 359 war der alt&gyptische Name
fttr diese Instrumente „Nablo w und sollen si© alle dadurch, dass die
Seitenteile des corpus leicht eingezogen waren, an Gestalt unserer
heutigen Guitarre sehr ahnlich gesehen haben. Auch bei den Arabern
finden sich lautenartige und guitarrenartige Instrumente in grofeer
Anzahl (Ambros L 458, vgL a. Kiesewetter's „Musik der Araber");
die Araber haben dieselben wohl von den Persern iibernommen,
Mtnatih. t MuflEgttdL Jahffwit XXXY* Ho. 9, 9
134
Guitarrcntabulaturen.
welche sie ihrerseits von den Agyptern bekamen. Das Haupt tier
dieser Instrumente war das arabische „al Oud" (auch 1'eud oder
el'eud); dieses Instrument kam durch die Araber nach Spanien und
wurde derVater alter spater in Europa gebr&uchlichen lautenartigen In-
strumente. Wahrend aber die eigentliche Laute bereits friihe (im 14. Jh.)
Hberall weite Verbreitung fand, blieb die Guitarre anfangs meist auf
Spanien beschrankt Die drei Hauptquellen fur 'Mem deutsche In-
strunientalmusik, Virdung, Agricola und Pr&torius berichten von
einer ,,Quinterna w ; Virdung zahlt dieses Instrument niter den Saiten-
instrumenten mit Biinden auf und sagt, dass es in allem der Laute
entspreche, blols einen geringeren Umfang und nur 5 Saiten habe.
Agricola bringt eine Abbildung der Quinterne, welche aber mit der
uns beute geilufigen Guitarrenform gar nichts gemein hat Nach
dieser Abbildung erscheint die Quinterne ebenfalls nur als kleine
Laute mit 5 Saiten und 7 Biinden. Ganz anders beschreibt Prato-
rius das Instrument: „Quinterna oder Chiterna ist ein Instrument
mit 4 Choren, welche gleich wie die allerelteste erete Lauten ge-
stimpt werden: hat aber keimm rumdm Bauch^ sowdem mt fmt wm
ein Bandoer gantz glatt, kaum zween oder drey Finger hoch.
£Uiche haben 5 Ghorsaiten, und brauchens in Italia die Ziarlatani
und Salt' in banco (das and bey uns fust wie die Comoedianten
und Possenreirser) nur zum schrumpen ; ' Darein sie Yillanellen und
andere narrische Lumpenlieder singen. Es konnen aber nichts desto-
weniger auch andere feine anmuthige Cantiunculae und liebliche
Iieder von eim guten Senger und Musico Vocal darein musiciert
warden." (Synt mus. II 53). Im „Theatrum Instrumentorum" giebt
er auf Tafel XVL eine Abbildung, welche unserer Guitarre bereits
sehr &hnlich sieht; doch ist die Einbiegung der Seitenteile noch
ziemlich gering; das Instrument hat 7 Blade, aber unverkennbar
6 Saiten (obwohl Prfitorius im Text nur von 5 spricht), von denen
die 5 ereten doppelchorig, die letzte aber einfach ist A. Kircher,
dessen Musurgia 1650, also 30 Jahre nach dem Pr&toriusschem
Werke erschien, spricht im 1. Band dieser Musurgia S. 476 ff. von
unserem Instrument; doch bedient er sich des italienischen Namens
Chitarra. Nach seiner Beschreibung hat das Instrument einen flachen
Schallkasten und 5, hochstens 6 Saiten, von denen die ersten doppelt
sind, die letzte aber („quam et vulgo cantarellam vocant") einfach
ist Seine Beschreibung passt also zu der Abbildung bei Pr&torias.
In der Folge unterscheidet Kircher dann 3 Typen der Chitarra und
bringt fur jeden Typus eine Abbildung. Es ist lehrreich diese Ab-
Ghiitarrentabulataren.
136
biJdungen mit denen bei Pratorius zu vergleichen; Kircher miter-
scheidet also wie folgt: 1. Typus Chytarae comunis. Die Abbildung
entspricht im groJsen and ganzen der „Bandoer" bei Pratorius auf
Tafel XVII dee theatrum instrumeatoram. — 2. Typus Chytarae
germanicae et Italicae. Die Abbildung entspricht der „Chitara a =»
Zither bei Pratorius (a. a. 0. Taf. XVII). — 3. Typus Chytarae
Hispanicae; hier findet sich bei Pr&torius keine kongruierende Ab-
bildung, wohl aber in einem anderen, fir unsere Untersuchungen
hochbedeutendem Werke, nlmlich in den „Harmonicorum libri XE a
von f. M. Mersenne (Paris 1648). Dieses Werk, eine gektirzte und
gekMrte Neubearbeitung der 1636 erschienenen „Harmonie univer-
sale" des namlichen Autors, bringt im ,,harmonicorum instrumento-
rum liber primus" (unter den 12 BUchern des Werks das neunte)
auf S. 27 ff. eine genaue Beschreibung der Guitarre mit Tabulatur-
beispielen und 2 Abbildungen. Die 2. Abbildung zeigt ganz die
Form, die die heutigen Ouitarren haben, die 1. Abbildung unter-
scheidet sich davon duroh ihren umgebogenen Kragen; sie entspricht
gonau der bei Kircher als Chytara Hispanica gegebenen Abbildung;
Typus 1 bei Kircher entspricht der Pandura bei Mersenne (a. a. 0.
S. 25); Typus 2 entspricht dem „Cistrum" bei Mersenne (a. a. 0. S. 31);
als eigentliche ^QvitarreP wird man daher bei Kircher nur Typus 3
gelten lassen konnen. Das 16. und 17. Jahrhundert war eben an
8aiteDin8trument6n — besonders solchen mit gerissenen Saiten —
so reich, dass eine einheitlich durchgefiihrte Terminologie kaum mog-
lich war.
Wir haben bereits einmal erw&hnt und sind nun durch die Be-
zeichnung bei Kircher abermals darauf hingewiesen, dass die Quitarre
vor allem in Spanien zu Hause war. Ziehen wir die Historia de la
musica espanola (4 Bind©, 1856—59) von Mariano Soriano Fuertes
zu Bate, so finden wir auf S. 170 des 2. Bandes dieses Werks aus-
drQcklich die grofee Vorliebe der Spanier fiir die Quitarre konsta-
tiert; Fuertes sagt, in Spanien sei im 16. Jh. die Ouitarre das haupt-
saehlichste Hausinstrument gewesen. „Para agradar & un ptiblico
numeroso non hay duda que son d6biles los sonidos de la guitarra,
mm para el musico solitario o en familia, tiene un attractivo y un
encanto indefinible." Aus der Bevorzugung, die dieses Instrument
vor Klavierinstrumenten genoss, schlie&t Fuertes auf eine besonders
feine Ausbildung des musikalischen Gehors bei seinen Landsleuten.
Am moisten aber sei die Guitarre zur Begleitung des Gesangs ver-
wendet worden. Tabulaturen fir Guitarre nennt aber Fuertes erst
9*
136
Guitarrentabalaturen.
ma dem Anfang des 17. Jh. Beruhmt und weitverbreitet war gleich
eine der ersten : Luis Bre^neo, Metodo muy facilissimo para apren-
der & taner et templar la guitarra. Dieses Werk erschien 1626 zu
Paris und befindet sich gegenwartig noch dort auf der Biblioth&que
nationale; es wird auch von Mersenne (a. a. 0.) zitiert Im gleichen
Jahre erschien auch: „La guitarra espanola de cinco ordenes" von
Don Juan Carles (vgl. Fuertes, HI. S. 186). — Don Nicolas Diaz
de Velasco, Professor der Musik im Dienste Konig Philipp IV. ver-
offentlichte 1640 in Neapel : „Nuevo modo de cifiras, para taner la
guitarra con variedad perfection". Don Francisco Corbera widmete
dem gleichen K6nig ein Werk: „Guitarra espanola j sus diferencias
de sones" (vgl. Fuertes, III. 188). Das Werk von Diaz de Velasco
leitet uns von Spanien nach Italien heriiber; auch Italien hat im
17. Jahrhundert eine ziemliche Anzahl Guitarrentabulaturen hervor-
gebracht Als Mlteste italienische Guitarrentabulatur nennt L. Torchi
in seiner Geschichte der italienischen Instrumentalmusik des 17. Jh.
S. 147 ,,1/accademico calignoso u („io non trovo aitro nome o il vero
nome di questo autore"); diese Tabulatur erschien im Jahre 1600
und bringt neben Erlauterungen iiber die Spielart des Instruments
auch zahlreiche Kompositionen und zwar meist Tanzlieder (einfach
oder „passegiate tt [variate]), die nach Torchi's Urteil ziemlich barock,
gleicbf5rmig und dirftig sein sollen. Allmahlich wurde nun im
Italien die Lautenmusik durch die Guitarrenmusik verdr&ngt Giro-
lamo Montesardo veroffentlichte 1606 „Saggi della nuova maniera
di suonare i balletti nelia chitarra spagnuola (auf dieses Werk werdea
wir unten ausfiihrlicher eingehen); nun folgt Giov. A. Golonna mit
einer Guitarrentabulatur von 1620 (spatere von 1625 und 1637);
B. Sanseverino 1622, Piccinini 1623 und 1639, C. Fabrizio 1627,
P. Milcone und Lod. Monte mit zahlreichen Publikationen in den
Jahren 1627—1687, Giov. B. Abbatessa 1637 und 1652, Francesco
Corbetta 1639 und 1674, A. frombetti 1639, A. M. Bariolotti 1640,
C. Calvi 1646; der musikalische Wert all dieser Werke ist nach
Torchi sehr gering; eine kleine „Oase in dieser Wuste" wertloser
Musik bilden die danze e fantasie des Stefano Pesori in dessen
^alleria musicale a von 1648; seine „toccate di chitarriglia u von
1675 sind ebenfalls von gr5fserem Werte; ahnlich die ^armoniosi
concerti per chitarriglia" von Domen. Pellegrini 1650. — Giov.
Battista Granata veroffentlichte 1646 — 1684 verschiedene Guitarren-
kompositionen, ebenso T. Marchetti 1660 und Giov. Bottazzari 1663,
endlich L. Boncalli 1692 (Neuausgabe von 0. Chilesotti 1881). Von
GhutarrentabnUtoren.
187
Torchi nicht erwfibnt sind die Tabulaturen von Carbouchi 1643 und
Bus&tti 1644.*)
Auch in Frankreich scheint die Guitarre frihzeitlg Eingang ge-
funden zu haben ; darauf deutet schon der Umstand hin, dass Bresneo's
oben erwihites Werk in Paris erschien. In Deatschland dagegen
war, wie m scheint das Instrument nicht verbreitet (s. Chrysander,
Handel I, 358), denn als 1788 die Herzogin Amalie von Weimar die
erst© Guitarre nach Weimar brachte, gait diese als ein neues italieni-
sehes Instrument Dass aber trotzdem bereits viel friiher die Guitarre
auf deutschem Boden verpflanzt war, das beweist das Mm ms. 1622
der Miinchener Staatsbibliothek, welches eine handschriftliche Guitarren-
tabulatur ist, die die Prinzessin Adelheid, eine Tochter des Herzogs
Viktor Amadeus L von Piemont und Gattin des bayr. Kurfiirsten
Ferdinand Maria von Italien nach MUnchen mitbrachte (1653); die
Tabulatur tragt das Autograph der Fiirstin, welche durch ihre Iiebe
zur Musik auch sonst von bedeutendem Einfluss auf die musik-
geschichtliche Entwicklung in Bayern geworden ist: z. B. hat sie die
erste Opernauffiihrung in Mtinchen veranstaltet;**) auf die genannte
Tabulatur werden wir splter noch mal zu sprechen kommen.
Ehe wir uns nun auf eine genauere Betrachtung der Tabulatur-
gchrift far Guitarre einlassen, wollen wir im Anschluss an Merseraie
eine kurze Beschreibung von der Beschaffenheit des Instrments im
17. Jh. geben.
Die Form der damaligen Guitarre entsprach so ziemlich der
des heutigen Instruments. Es hatte jedoch, wie bereits erwahnt,
nicht wie heute 6 Saiten, sondern deren nur 5 und zwar 5 Doppel-
saiten, die letzte Saite war manchmal nur einfach, wie wir auch be-
reits gehort haben. (Kircher, Musurgia, vgl. oben.) Der Hals, der
beil&ufig dem Korpus des Instruments an I^nge entsprach, hatte
8 Biinde ebenso wie die bei PrStorius abgebildete Quinterna, die
wir oben als Vorl&uferin der Guitarre kennen gelernt haben. Wichtig
ist jedoch vor allem die Frage nach der Stimmung der Guitarre.
Montesardo sagt in seiner Tabulatur von 1606 dariiber folgendes :
Prima e principalmente volendo ben accordare la Chitarra Spagnuola,
bisogna metter il cordone de sopra in un tono basso conveniente,
oome fondamento della consonanza deiraltre corde, e poi accordar il
suo canto vicino a lui un'ottava alto: le quali ambe due corde in-
*) Die Kenntnis derselben verdanke ich einem freundL Hinweise des
Herrn W. Tsppert in Berlin.
**) 8. Denkm. d. Tonkunst in Bayern II, 2, XIV ft
138
Gutamntatalatoren.
sieme si chiameranno Quinte. Appreeso poi tirarete I secondo cor-
done una quarta piu alto del primo essendo vuoto (come si dice) et
accordar il suo canto alPottava alto de cordone, le qaali corde am-
bidue si chiameranno Quart©, dopd accordate bene quest© finite
l'altra corda, cbiamata terza anco una quarta piu alta et la com-
pagna unitela nelTunisono: dopo volendo accordare la seconda, tirate
la una terza maggiore piu alta et unite insieme la sua compagna:
ultimamente accordarete la prima, i canto, come la volete chiamare,
tirandola una quarta piu alta e sari bene accordata il vostra istra-
mento.";
Damit ist eine sozusagen ^absolute" Stimmung uicht gegeben,
denn es soli ja von einem „tono basso convenient© 11 ausgegangen
werden ; in der Praxis bildete sich jedoch die Gewohnheit aus, als
diesen tono basso das A der grofsen Oktave festzueetzen und so
bildete sich, entsprechend den mitgeteilten Regeln Monteeardo's
fo]gende Stimmung der Guitarre aus:
a d
h e
d. h.
1 A
Mersenne und Kircher dagegen geben eine andere Stimmung
an und zwar sagt der erstere: „Quod ad concentum attinet, ... no-
tatur . . . quinque notis, quarum prima incipit a G re, . • . secunda
nota ... ascendit ad diatessaron; tertia descendit in diapente, atque
adeo gravior est primi: quarta sen penuitima ad ditonum; quinta
denique omnium acutior iterum ascendit ad diatessaron ... Er giebt
dann die Stimmung folgendermafsen in Noten:
und folgendermafsen in Buchstaben:
• • 5 5 t 14 4 1
-a— a-
(NB.! Mersenne giebt auch noch auf zwei andere Arten die
Stimmung in Buchstaben an; da sie im Prinzip mit der hier an-
geRkhrten Art tibereinstimmen, kssen wir sie der Einfachheit halter
bei Seite.)
Bezeichnen wir nun, wie bei der Laute, die Bttnde der Guitarre
mit den Buchstaben b — i (a bedeutet die leere Saite), so erhalten
wir, weim wir von Menenne's Stimmung aisphai, folgendes Schema
Guitarrentabulatoren.
139
5
4
3
2
i
¥
¥
T
a
T
a
cis
is
¥
dis
b
a
T
¥
¥
¥
0
¥
mm
dis
¥
T
d
¥
a
CIS
S
e
¥
T
¥
T
¥
f
CIS
E
¥
Us
«
T
¥
c
¥
¥
h
3S
is
018
T
¥
i
leere Saiten,
Btinde.
Wir sehen dabei zugleich, dass die in Buchstaben notierte
Stimmung bei Mersenne mit der in Noten notierten tibereinstimmt :
Bund c auf der dritten Saite stimmt mit der leeren fOnften Suite
herein, Bund c der fQnften mit der leeren zweiten Saite u. s. w.
Dieee Angabe in Buchstaben giebt aber ebenso wie Montesardo nur
eine ^relative" Stimmung, denn die Saite 3, von der ausgegangen
wird (weil sie die tiefete ist) kannjin einem beliebigen Ton gestimmt
werden. Die gleiche Stimmung g— ¥— f— a— <T teilt auch A. Kircher
in der Musmgk mit
Wir smd damit bereits in die Untersuchung der Tabulaturschrift
selbst eingetreten und wollen zunSchst nun auch ffir die von Monte-
sardo angegebene Stimmung ein Schema au&tellen:
5
4
3
2
i
A— a
d-T
g
h
e
0
B^b
dis— dis
gis
0
T
i
©— ¥
a
cis
2
0—0
f-T
b
¥
¥
3
cis— cis
fis— fis
h
dis
4
d-T
g—¥
0
e
a
5
dii
T
¥
6
e— ¥
a— ¥
¥
Is
¥
7
f—T
b-T
H
¥
¥
8
hleere Saltern.
Bunde.
140
GnitaRentabnlatoren.
Wir haben diesmal die Biinde nicht mit Buchstaben sondem
mit Ziffern bezeichnet und kommen damit auf die nationalen Vei>
schiedenheiten der Guitarrentabulaturschrift zu sprechen : die Italiener
bezeicbneten naralich die Biinde der Guitarre mit Ziffern, die Fran-
zosen und Spanier dagegen mit Baehstaben ; ganz ebenso ist m ja
bekanntlieh bei der Lautentabulatur. Auch bediente man sich bei
der Guitarrentabulatur wie bei der (franz. und ital.) Lautentabulatur
zur Notation der Tone 5 iibereinander stehender Linien, welche die
Saiten bedeuteten und finden wir auch hier, wie bei der Lauten-
tabulatur eine abermalige Verschiedenheit der franzdsischen und
spaniscben von den italienischen Tabulaturen, indem nlmlioh bei den
Italienern die oberste Linie die tiefete Saite bedeutet, wahrend bei
den Franzosen und Spaniern die oberste Linie die hochste Saite be-
deutet; also (mit Beibehaltung der Montesardo'schen Stimmung)
— ^ A— a- — ■ |
— g ^ — — I italienisch,
A '
_ g— — I spanisch und franzosich.
-d—d I
-A— a-
Man hat schon 6fters tiber die italienische Anordnung seine
Verwunderung ausgesprochen, doch meine ich, dass die italienisohe
Anordnung ganz naturgem&ls erscheint, wenn man strikte daran fest-
h<, dass die linien die Saiten vorstellen, und dass, wenn man die
Laute oder Guitarre zum Spielen in den H&nden halt, auch die
(links aufgezogenen) Basssaiten oben und die h5chst intonierte Saite
(rechts) unten sich befindet Es scheint mir das ein Versuch zu sein 9
dem der Tabulaturschrift so vielfach vorgeworfenen Mangel an An-
schaulichkeit etwas abzuhelfen.
Auf diese Linien nun wurden die die Btinde bezeichnenden
Buchstaben oder Ziffern geschrieben und so die zu greifenden T5ne
bezeichnet, wie bei der franzdsischen und italienischen Lautentabula-
tur. Etwas der Guitarrentabulatur ganz Eigenartiges ist dagegen die
Verwendung des „Alfabetto" oder, wie Mersenne sagt, dee „diagrama".
W&hrend nfimlich bei den anderen Tabulaturen jeder einzelne Ton
notiert wird, wird bei der Guitarrentabulatur durch ein Zeichen ein
ganzer Akkord notiert Montesardo*) verlangt als erste Yoraussetzung
*) Montesardo war nach Fetis „ein Guitarrist des 17. Jh." der in
Florenz geboren war und auch dort tebte. Nach Bob. Miner's Quellen-
€Kiitarrentabnlataren.
Ml
Par las Guitarrenspiel, daw sich der Schiiler folgendes „alfabetto ©
fondamento del sonare la Ghitarra alia spagenola" fest einprfige
ABCDEF+GHIKLMN
wmm
0 P Q R 8
Z U 9 Rx
Winn wir dieses „alfabetto" in moderne Noten iibertragen, so
bekommen wir folgendes:
A
B
c
D
£
1
+
G
H
Mtefe """""""
l gig '
' ig '
■ mm i
, .»
(?«5# .,
K' g 1
1 gig' I
m
■ HP
»• •■■
m
K
M
N
Q
R
8 T V x
|J? .. i i--- + j
Y Z TJ
9 Rl
p-— -£40
^ g
i fa" infer t ag^ i
m
g 1 s |
karikon war er 1608 KapeHmoiiter an der Katheiral© m Fano (r6m.
Provinz) und lebte 1612 in Neapel. Die von ims hier benutzte Tabulator
hat folgenden Titel: „Nova inventione d'intavolatura per sonare li balletti
eopm la GMtarra Spagniuola, genua nmmeri e note. Per mezio della qnale
da se gtew© ogn f nno senza maestro potra imparare". — Di Girolamo
Montesardo. Als Jahr der Heransgabe ist 1606, ate Ort der Heraosgabe
Florenz bezeichnet. — Dfuw es nicht berechtigt ist, ihn Bcblechthin als
^GkiitarriBten" zu bezeichnen, wie Fdtis thut, geht schon ana der Vorrede
des Bnchleina hervor, welche sich an den Leaer wendet and so beginnt:
„8e ben la principal mia proiessione e, di comporre madrigali ei aliri gravi
compositioni, nulla cli mento per compiacer alle volte all* allegra e nobile
Mi
Gnitarreiit&btil&tiiren.
Dabei ist ales in Ordnung bis auf den Akkord muter B; wenn wir
hier dem alfebetta genau folgen wiirden bek&men wir den Akkord
H— fis— h — b— fis — cis (!) was nattirlich nicht richtig sein kann.
Die handschrifiliche Guitarrentabulatur auf der Mtinchener Bibliothek
faraulert den Akkord unter 1 so:
Die Angabe bei Montesardo ist also wohl ein Druckfehler, wie ftber-
hanpt das gauze Montesardo'sche Biichlein (Verlag von Chr. Maro-
scotti) ziemlich loddrig gedrackt ist
Das AJfabetto ist aucb intereesait vom Standpunkt der €te-
schichte der Musiktheorie aus betrachtet, da es zu einer Zeit er-
schien , wo die Entwicklung der kontrapunktisch - melodischen zur
harmonischen Auflassung der Musik im vollsten Gang© war.
Dieses alfabetto findet sich in fast alien spatern Guitarrentabu-
laturen wieder und zwar meist mit nur unbedentenden Abweichungen.
Mersenne bringt es ebenfalls, und zwar sowohl mit Ziffern (italie-
nisch) als auch mit Bnchstaben (franzosisch und spaniscb) wobei aber
zugleich die erw&hnte Linienvertauschung stattfindet, so dass das
franzdsische und spanische „diagramma w folgendes Aussehen erhalt:
712 + 65734
i d o b b_t^—
d^^l^^l— h—4 b— d_
— — — -c o o b o d— etc.
c c o o d d —
— € o d d— ^4— b—
Han sieht, die Bezeichnung der Akkorde ist eine andere als bei
Montesardo; das einem 7 fihnlich sehende Zeichen 7 mit dem dieses
diagramma beginnt, entspricht dem bei Montesardo zwischen F und
G Btehenden +. Akkord 1 weicht von Akkord A etwas ab, die
ubrigen stimmen ttberein, nur sind die leeren Saiten nicht noch be-
sonders bezeichnet, auch ist dieses diagramma fur die Mersenne-
Kircher'sche Stimmung (vgl. oben) gedacht Mersenne teilt noch ver-
schiedene under© diagrammata mit, die im groJjsem raid ganzen wenig
gioventu, bisogna transbrmanni et obedire alle loro honfldte voglie . . . ete.
— Die Montesardo'sche Tabulator befindet rich in der Bibliothek der
GeseUgchaft der Mnrikfrennde in Wien.
Guftarrentabalatareii.
MS
prinzipielle Verschiedenheiten aufweisen. Besonders bemerkenswert
ist darunter ©in „diagramma Hispanicum", welches Mersenne ami
dem Tabulatarwerke von Luis de Bre^fieo (vgl. oben) entnommen
hat (einem Bttehlein, das jetzt die biblioth&que national© in Paris
nnter n*. Meserre Ym 8 . u. 1. besitzt) mud welches so aussieht:
+
o
3
b
.3
b
.4
b
d d a h
b
b
■h
d
0
0
0
b
d
d
0
b
d
d
d
d
o b d
d
d
d
b
b
Wenn wir dieses diagramma miter Zugrundelegung des oben auf-
gesteitem Scheraas g _ g •
far die Stimmung
in modem© Noten fibertragen, so eigibt sich folgendes :
+ 1 1. 2 .2 3 4
.4
.3
ifi
Wie man sieht ist hier dem allzu Mechanischen dadurch entgegen-
getreten, dass ein Zeichen ohne Punkt den Durdreiklang, ein Zeichen
mit Punkt den Molldreiklang bezeichnet Bemerkenswert ist ferner
auch noch das, dass bei vielen Akkorden der diagrammata und alfa-
betti manche Tone in gleicher Hohe verdoppelt werden, namentlich,
wenn man von der Montesardo'schen Stimmung mit den 2 oktaven-
chdrigen Basssaiten ausgeht
Die auf Montesardo fufeende italienische Guitarrentabulaturschrift
bedient sich zur Darstellung der Tondauer nicht der bei der Orgel-
und Lautentabulatur gebr&uchlichen Zeichen: j, f etc., sondern Monte-
sardo stellt folgende Kegel auf: Grofte Buchstaben haben die doppelte
Bauer der kleinen, also z. B. A — J; a — J; ferner werden analog
wie punktierte Noten auch punktierte Buchstaben verwendet, z. B.
a . — J # Nur die gro&e rhythmische Einfachheit der auf diese
Weis© notierten Guitarrenstiickchen macht es m5glich mit diesen
primitiven Zeichen fir die Darstellung der Tondauer auszukommen,
doch selbst dann geht es nicht ohne Ungenauigkeiten ab, indem
z. B. folgender Takt: J J. J 1 J einfach so daigestellt wird: a. a a*
wobei ein und dasselbe Zeichen das eine Mai ein J 1 und das andere
Mai ein J bedeutet Beztiglich der Spielweise der Guitarre untei>
scheidet Montesardo einen „colpo da su in giu" und einen „colpo
giu in su tt d. h. ein Einstreichen mit der Hand liber die Saiten so,
144
Guitarrentabnlatcuren.
dass es ein Harpeggio von den tiefen Saiten nach den hSheren hin
giebt (da su in giu; die tiefen Saiten sind ja beim Spielen oben!)
oder von den hoheren Saiten nach den tieferen hin (da giu in su).
Welche von beiden Spielweisen zur Anwendung kommen soil, wird
in der Montesardo'schen Tabulatur dad arch ausgedriickt, dass die
Buchstaben des alfabetto entweder iiber oder unter eine Iinie ge-
stellt werden: IT d. h. da su in giu; d. h. da giu in su. In
unserer Notenschrift kann man das eigentlich gar nicht wieder geben,
denn unser Harpeggiozeichen: | geht immer nur vom Bass nach der
Hohe und nie umgekehrt Fur die nun folgenden tJbertragungen
wollen wir daher, um der weitla'ufigen Notationsart
oder
u. dergl. zu entgehen statt des ersteren einfach schreiben: | (d. h
da su in giu) und statt des letzteren S (d. h. da giu in su).
Wir geben nun ein paar Beispiele aus Montesardo:
Bergamasca sopra FA.
B
B
d. h. ubertragen:
ST - *
(Die vorhin erwihnten und an unserer obigen Darstellung des
alfabetto in modernen Noten ersichtlichen Verdopplungen von T5nen
auf der gleichen Stufe, geben wir der tJbersichtlichkeit balber bei
den Dbertragungen nicht besonders an.)
Yillano di Spagna sopra l'A.
a b a b c
A b
A
cL h. ubertragen:
=1
4s
i
m
4-
Guitarrentabulatnren.
145
Das „sopra FA tt bedeutet etwas ahnliches, wie wenn wir fiber ein
Tonstuck schreiben „in gdur". Montesardo giebt denselben Tanz
stets mehrmals hintereinander auf verschiedenen Buchstaben, d. h. in
yerschiedenen Tonarten and macht dann, bevor er zu einem neuen
Tanz iibergeht, jedesmal die Bemerkung, man konne den Tanz auch
noch mit alien anderen Buchstaben spielen (sopra FA; sopra la B;
sopra la C n.s. w.).
Da es uns bier nnr urn Erklarung der Tabulaturschrift zu tun
ist, brauchen wir nur noch ein kleines Beispiel anzugeben, an dem
der punktierte Rhythmus zu sehen ist.
Passacaglia.
e. e
d. h. ubertragen:
i . i
e. e
Auf die Ungenauigkeit, die hier bei Bezeichnung des Rhythmus
mit unterlauft, ist bereits oben hingewiesen worden.
In der Miinchener Handschrift ist die Notation etwas anders.*)
Hier werden zur Bezeichnung des alfabetto nur kleine Buchstaben
beniitzt, welche stets iiber die Iinie gestellt werden; Spiel weise und
Rhythmus werden durch kleine Striche angegeben; auch sind Takt-
striche gezogen. Ein Beispiel wird die Sache deutlich machen.
|: a
a ,
" 1
1 b ^
i «
•
l
.1 1 1
■ •
| i. i
1 1 i i
; . i . |
d. h. ubertragen :
f x \ \\\ \\\\ \ \ \\\
f 1 1 j i l i i m i li t
*) Das Mannskript ist wahrscheinlich unter den Auspicien des ital.
Musikers Macdoni yon der Kurforstin selbst geschrieben. VgL Denkm.
d. Tonkunst in Bayern II, 2, S. XIV 8 .
146
Guitarrentabolatoren.
Wenn wir alle diese Stuckchen betrachten so fallt tins wieder
ein, was der wackere Pratorius vom „Schrumpen" gesagt hat and
wenn wir die oben mitgeteilte Vorrede von Montesardo lesen, er-
kennen wir, dass diese siifsen S&chelchen keineswegs nor bei den
„Ziarlatani und Salt' in banco" sondern auch bei der „nobile gio-
ventu" von Florenz sehr beliebt waren; wir werden in Zukunft iiber
so manches modem© Salonklaviersttickchen etwas milder denken!
Es gab auch Guitarrentabulaturen, die auf die Yerwendung des
alfabetto verzichteten nnd ihre Stiicke auf 5 Linien notiert brachten
wie die italienischen oder franzosischen Lautentabulaturen. Ein
solches Stuck teilt Mersenne mit von dem Guitarristen Martinus;
dasselbe beginnt so:
Allemande DC
— d o
u a u g —j. -
— d d — d g
— C 0
o
A
— c d f
d d
h i A
etc.
Wie man sieht ist hier der Rhythmus viel exakter bezeichnet;
im iibrigen ist das Beispiel so klar, dass es keiner Erlauterung
bedarf.
Endlich kam auch Mischnotation vor, d. h. die Notierung durch
die Buchstaben des alfabetto wurde mit der Notierung auf 5 Linien
verbunden. Man vergleiche folgendes Beispiel aus der Mtinchener
Tabulatur:
Sarabande
;:; i I .
— a
Die Notierung des Rhythmus in diesem Beispiel ist so ungenau
und liberhaupt die ganze Schreibweise so fltichtig, dass seine Ent-
zifferung erhebliche Schwierigkeiten macht; man ist auf Konjekturen
angewiesen. Ich stelle es anderen anheim, sich den Kopf daruber zu
zerbrechen; vielleicht ist der Rhythmus so zu verstehen
III J J J I J.IJJI J. I J J I J J I JJJ^Jll
es entepr&che das dem allgemeinen rhythmischen Charakter der Sa-
Mitteilungen.
147
rabande ein wenig. Das Prinzip der Mischnotation ist jedocfa an
dem Beispiel Mar ersichtJich.
Ich wollte mit der vorliegenden kleinen Arbeit die Musikforscher
nur mi ein seit Kiesewetter's Arbeiten kaam mehr beriihrtes Gebiet
wieder aufmerksam machen; die vorliegende Darstellung m8ge die
Orundlage und Anregung zu weiteren Forschnngen geben.
JUttelmgeii.
* Julien Tttrsot: Ronsard et la musique de son temps. Leipsic (1903)
Breitkopf ft HaerteL 8°. 78 Seiten. Seperatabzug aus der I. M. GK
1903, I. Biographie und Bibliographic skd bekannt Die Mitteilung
der Dedikationen und Vorworte von Kon»rd f s Drackwerkan sind eine
wiiischaiswerte Beigabe. Das Beete sind die mehrstimmigen Tonsitse,
10 an der Zahl und zwar 2 von P. Certon (J'espere et crams. Bien qu'a
grand tort), 4 von C. Goudimel (Errant par les champs de la grace. En
qui respandit le ciel. Quand i'apper^oy ton beau chef. Qui renforcera
ma voix), 1 von M. A. Murct (Las, je me plain de mil©), ein steifer
langweiliger Sate. Muret ist noch mit 2 Chansons in den Sammelwerken
1552a und 1553o vertreten. Ob er der grolse Humanist und Jugend-
fromnd Ronaard's M, vemmtet der Verfasser. Die Marfan 3 Chansons
rfihrai von Janequin her (Qui vouldra voir comme un dieu. Nature
ornant la dame qui devaii Petite Nymphe fblastre). Bonsard schreibt
Jxm la manque la poesie est presque sans grace 41 ; fir omen Mum, der
fast taub war und einer der bedemtendsten Dichter seiner Zeit ein merk-
wirdiger Aiisspruoh. Wertvoll wird die Arbeit Tiersot's mm dmrch die
mitgeteilten Tonaftti©, denn in seiner Geschichte der franiosischen Yolks-
lieder sind Bonsard's Leistongen schon von alien Seiten bdemchtet
* Philipp Pednll giebt Thomas Ludwig von Victoria'* Werke in
oner G«amt»iiigabe heraus. ErscMenen sind bisher Band I, Motetten.
Band U, Messen, 1. Buoh. Einzelpreis je 20 M, su beziehen durch
Breitkopf & Hartel.
* Von David KoM% 10 Psalmen 1554 hat Georg Gbhler den 2.
und 3. vierstimmigen Psalm in Partitmr und Stimmai bei Breitkopf &
Hartel herausgegeben, uach dem dieselben vom Riedel'sehen Gesangvereiue
in Leipzig einstudiert und sich als sehr wirksame Gesange erwiesen hatten.
* Hermann Bduerle in Begensburg hat bei Coppenrath 10 vier-
stimmige Messen von Palcstrina auf 2 Notensystemen in den heute ge-
brauchlichen Schlusseln herausgegeben, die sich einer weiien Verbreitung
erfreuen, da die meisten Chordirigenten die alten Schlussel nicht lesen
kdnnen.
* Dass sowoM das Orchester, das Streichquartett und der Singer*
etnr in temperierter (gleichsehwebender) Stimmung spielen und aingen,
dalfir geben Mozart und Beethoven mehrfach© Bewelse; so schreibt Beet-
148
Mitteilungen.
hoven im 1. Satze der 4 ten (Bdur-) Symphonic in der tJberleitong von
dor DarGhfahrang mr Wiederholung des 1. Teils, nachdem er 11 Takte
auf dem verminderten Septimen - Akkorde e g b des verweilt hat, im
12. Takt in der 1. Violine Btatt des b, plotzlich cis ais* obgleich der
Violinist das des mit dem 3. und cis mit dem 2 ten Finger greift, wird
doch kein Znhdrer einen Tonwechsel bemerken, soil ihn anch nach Beethoven
nicht bemerken, sondern ihm nur die Brack© zom Fisdur-Akkorde bauen,
za dem die B-Panke ganz gemutlich ais anf derselben Paoke pp. wirbelt
Nach 21 Takten, die anf dem Haupt-Septimen-Akkorde fis ais cis e ver-
weilt haben 7 setzen die Violinen ganz plotzlich statt mit ais mit b mit
demselben enharmonisch verwechselten Akkorde ein nnd daranf folgt nach
2 Takten der wnnderbare Tlbergang nach Bdur, der eine "Wirkung her-
vorbringt, ais wem sich die Himmelspfoirten dfineten. Mm ersieht daraui,
dass die enharnioiiiBche Verwechslnng im Orchester wie auf dem JQavier©
ohne eine Schwanknng im Klange vor rich geht, dass die B-Pauke ohne
Stdrung zu fis ais cis e wirbelt
* Herr Prof. Dr. Hngo Biemann hat jungst heraosgegeben : „Oolle-
gium musicum." Auswahl alterer Kammermnsikwerke (des 18. Mm.).
Zom praktischen G-ebrauche heransgegeben von . . . Enth< die Partitoren :
Johann Stamitz, Sechs Orchestertrios fur 2 Violinen, Violoncell und Bass
continuo, op, 1. Ferner opus 5 Nr. 3. Von Jok Friedr. Fasch 4 Trios
fur Violine, Viola und Violoncell und 1 Quartett fur Streichinstrumente.
Von G. Phil, lelemann 1 Trio in Eedur fur 2 Violinen und ViolonoeUo.
Anton Jirdnek 1 Trio in Adur fur 2 Viol, und Bass. K Phil. Em. Bach
1 Trio in Gdur fur 2 Viol, und Violoncell Anton Filtz, 1 Trio in
Eedur, ebenso opus 3 Nr. 5. Franz Xaver Richter, 1 Trio in Adur fur
Viol. (Flote), Violoncell und KJavier. Johann Christian Bach 1 Trio in
Ddur fir Klavier, Violine und Violoncell. Leipzig bei Breitkopf & Hartel.
* Herr Otto Dienel in Berlin, Organist an der Marienkirche, Betzte
auch in diesem Jahre vom Mftrz ab allwochentlich seine Orgelvortr&ge
seiner Schuler, abwedwdnd mit Gesangs- und Solovortrigen eines Streich-
in8tramente8 fort, wossu der Eintritt fir jedermann frei ist, mit dor Be-
merkung auf den Programme!!, dass man zur Beckung der Wnkasteii ein
Scherflein in die „ausgestellten Blchsen* 4 legen moge. AnerkemienBwert
ist die Zusammenstellung der Programme, die neben neueren Komponisten
auch Sltere bis Bach und Handel berucksichtigt.
Hierbei eine Beilage: Katalog der Musikwerke in der "Westminster-
Abtei in London von ¥m. B. Squire, Bog. 4.
Die Besitzer Bobert Schumann'scher Briefe word en gebeten, die-
selben in Abschrifb (oder im Original gegen Buckgabe) an Herrn Pro-
fessor F. Gustav Jansen in Hannover-Steuerndieb Nr. 13 zur Aufhahme
in die vorbereitete zweite Auflage der Schumann'schen Briefe, Neue Folge,
gutigst einzusenden.
V«rantwortlioher Bedaktenr Bobert Eitner, fttuplii (Uok«rm»rk).
DtMk von H«rn*nii Beyer It Sonne (Buyer A Mma) in Iomgen**!**.
fir
MUSIK- GESCHICHTE
herausgegeben
ron
der Geeellechaft ffbr Musikforschmig.
mi Jam.
1903.
Pr«if dot JahrgftngM 9 Mk. Monatlich ericheint
eine Nummer Ton 1 bis 1 Bogen. Iniertionigcbttbren
ftr die Zeiie 90 P£
Kommistionererlftg
▼on Breitkopf * Hirtel in Laipaig.
Betteilnngen
nftnmt Jnd« Bud- sod Xnalkluuidtaiig entgagan.
la. 10.
Muslk In HtnntTer.
Der Yerfasser, Herr Dr. Georg Fischer, sendet der Bedaktion
zu dem in Nr. 6 und 7 der Monatshefte veroffentlichten Auszuge
aus „Musik in Hannover 44 einige Yerbesserungen und Zusatze, die zum
allgemeinen Besten hier Auftiahme finden:
p. 86. CI. H. Abel ging 1688 ab.
Sirunck kam 1682 aus Hamburg zuriick, wurde „Hof-Kammer-
Komponist" [bisher unbekannt] und ging 1686 ab.
Trenio starb im Februar 1680 auf einer italienischen Beise in
Frankfurt a. H .
Vicenxo de Orandis wurde r Ende Mai 1680" entlassen und
1682 Kapellmeister in Modena.
p. 87. Sfingerin Bonnen kam vom Hofe in Osnabriick.
Corbetti, Francesco, diente unter Herzog Georg Wilhelm in
Hannover.
p. 88. Jean Baptiste Farinelli wurde 1680 in Hannover „Regente
bei der Instrumentalmusik mit 500 Thlr. Gehalt" (nicht
Kapellmeister). Nach Bern schickte er seinem Bruder Michel
Gelder.
89. Michel Farinelli diente unter Konig Karl II.
90. Agostino Steffani, das Geburtsdatum ist der 25. Juli 1653.
92. Oalloni O ... ist Giuseppe Galloni, wie aus einer Rechnung
vom 23. Nov. 1691 hervorgeht.
Palmieri. Die Ghurfiirstin Sophie Charlotte von Brandenbuig,
lfoaatah. f. MulkgeMh. Jahrgaag XXXV. No. 10. 10
150
Musik in Hannover.
nicht ihre Mutter Churfiiretiii Sophie von Hannover, liels ihm
ein Denkmal in Liitzenburg setzen.
p. 93. de Loges — nicht Loges.
Bultern — nicht Buttern.
p. 94. Jakob Herschel — soli Seite 55 — nicht Seite 57 hei&en.
p. 95. Bratschist Wikken — nicht Wucken.
„8 Opera und 16 Symphonien von Oraim"
p. 99. Hannovers Erhebung zum Konigreich fand am 12. Oktober
1814 — nicht 1812 statt
p. 100. Sutor kam 1806 — nicht 1800 — als Chordirektor nach
Stuttgart und wurde daselbst 1 807 Konzertmeister — nicht
1801.
Chr. Heinemeyer und Seemann erhielten zwar einen Euf
nach Braunsehweig, nahmen denselben aber wegen Gehalts-
zulage in Hannover nicht an.
p. 101. Joseph Stoivi&xeL — Heinrich Enckhausen. — Johann Matys.
Berthold Qantxert — Carl Prell.
Kieseivetter's Gehalt wurde von 700 auf 900, dann auf
1000 Thlr. erhoht.
Pott ... ist August Pott aus Nordheim (nicht Northeim).
p. 102. Geschaftsfuhrer Harrys — nicht Karry's.
p. 103. Louis Maurer. — Arnold Wehrer.
Steinemeyer, Wilhelm, trat 1856 wieder ins hannoversche
Orchester.
p. 104. Herner trat am 1. Februar 1858 (nicht 1850) ins hannover-
sche Orchester.
Der 15. August 1877 ist der Todeetag des Kapellmeister
Fisdter, nicht der Tag der Anstellung Herner's als 2. Opern-
dirigent
Niemann, geboren in Erxleben — nicht Exleben. (1884
wurde Niemann lebenslanglich rait 6000 Thlr. Gehalt und
800 Thlr. Pension engagiert.)
Langer, Gustav, wurde 1847 Correpetitor, 1856 Chordirektor.
(1867 ging er als Chordirektor an die Eonigl. Oper in Berlin,
starb 1876.)
p. 106. Marschner wurde am 16. August — nicht am 10. August
— 1859 pensioniert. Mit 1600 Thlr. Pension fur die ersten
fiinf Jahre, dann 1400 Thlr.
p. 108. (Orchester 1852:) Trompeter Mautx — nicht Mantz.
Posaunist Schwemmler — nicht Schwemmle.
Arno Werner: Geschichte der Kantorei-Gesellschaften.
161
(Orchester 1864/65:) Violinist Loreni fehlt.
Elarinettist Feller — nicht Peller.
Trompeter Mauiz — nicht Mantz.
Arno Werner: Geschichte der Kantorei-Gesellschaften im Gebiete des
ehemaligen Kurfurstentums Sachsen. (Publikationen der Inter-
nationalen Musikgesellschaft Beihefte. IX.) Leipzig, Breitkopf &
HirteL 1902. 84 S. Preis 3 M.
Sachsen nnd Thiiringen ist das Heimatland der Eantoreien. In
dreifacher Bedeutung wurde hier das Wort „Eantorei" angewendet.
Man bezeichnete damit zuerst die Gemeinschaft der bezahlten Berufs-
sanger an Ptirstenhofen und an den Hauptkirchen der Bischofesitze;
sodann die Schiilerchore der Lateinschulen und drittens auch die
freiwilligen SangergeselJscbaften, die sich fast tiberall in den Stadten
bildeten, wo nur deutsche Schulen bestanden oder wo die Latein-
schulen wegen der geringen Zahl der Mannerstimmen den religiosen
und kiinstlerischen Bediirfnissen nicht gentigten. Da der Verfasser
die ersten beiden Gattungen von Eantoreien nicht berucksiehtigen
wollte, so hat er sich damit gleich sein Thema gestellt: die Ent-
stehung der aus Btirgern und Schttlern gebildeten Sangerchore im
Kurfuratentum Sachsen; sie nennt er Eantoreien im Verlauf seiner
ausfiihr lichen Arbeit und nur an diese ist bei jenem Ausdruck zu
denken. Damit scheidet er zugleich die ehedem in fast alien Dorfern
Thiiringens bestehenden Adjuvanten- Chore aus, die ganz ahnlichon
Zwecken dienten und hin und wieder auch mit dem Namen Eantorei
bezeichnet wurden, sofern sie sich nicht als eine Gesellschaft mit schrift-
lich niedergelegten gegenseitigen Pflichten und Bechten darstellen.
Denn iiber solche Adjuvan ten-Chore ist begreiflicherweise das Material
iifserst diirftig. Doch diirfte die Geschichte solcher Dorf-Eantoreien
nicht viel anders verlaufen sein, wie die jener Berufekantoreien in
den Stadten.
Der Verfasser behandelt in der Vorgeschichte (S. 1) die Frage,
wann diese Eantoreien entstanden sein mogen. Wir sind gewohnt,
sie mit der Reformation zusammenfallen zu lassen. Das ist aber
nur teilweise richtig. Yorschub hat ihnen jenes gewaltige Zeitalter
zweifelsohne geleistet, das ja mit neuer Eraft die Musik in das Be-
reich des Gottesdienstes zog. Allein man muss — wohl mit Becht
10*
152 Am© Werner: Geschichte der Kantorei-Gesellschaften.
— auf ftltere Einriehtungen zuriickgreifen. Man hat*) mi die Meister-
singerzunfte, auf die Schutzgilden der Stadtpfeifer,**) die Kurrende***)
auch die Kaland-Briiderschaf ten t) hingewiesen. Aber Werner betont
richtig, dass es sich bei den Ziinften der Meistersinger um den Vor-
trag selbst gedichteter und selbst erfundener Einzelgesange zumeist
weltlicher Art handelte, hier bei den Kantoreien aber um kirchliche
Chorgesange, die von berufsmafsigen Komponisten fir den Gottes-
dienst erfunden waren. Und ebensowenig hatten die Stadtpfeiferziinfte
mil den Kantoreien etwas zu thin. Die Kurrenden freilich sieht
Steraler a. a. 0. geradezu als die Vorlaufer der Kantoreien an, wenn
er sagt: „Die Currenden haben Gelegenheit zu denen Cantoreien ge-
geben." Doch auch ich zweifele an der Richtigkeit dieses Gedankens
und glaube auch, dass die Kaland - Briiderschaften den Kantoreien
noch am nlchsten gestanden haben. Denn in den geistliehen Briider-
schaften wurzeln die Kantoreien allerdings. Nur wird ihre Ent-
stebung nicht direkt, sondern indirekt auf den Kaland zurtickgehen.
Und dieser Beweis ist Werner gut gegliickt an dem sehr einleuchten-
den Beispiel der Stadt Delitzsch. 1333 wurde hier der Kaland ge-
griindet und 1334 vou Halle aus die erzbischofliche Erlaubnis zur
Benutzung der Kirche fiir die Feierlichkeiten der Gesellschaft er-
halten. 1440 traten die musikverstandigen Kalandherren zu einer
neuen Briiderschaft zusammen, die mit den Knaben der Schule den
S&ngerchor der Schule bildete. Sie nannten sich „Korales u oder
^Korsenger" und in Hinblick auf ihre freiwillige Verpflichtung zur
Teilnahme am Chorgesange bezeichneten sie sich selbst als „Stabi-
listen 41 oder „Constabler". Nach ihren Satzungen fand alljahrlich am
Tage Bartbolomai ein gemeinschaftliches Essen statt, zu dem aus dem
Keller des Rates ein Fass Bier geliefert wurde. (1446, 1449.) Von
Anfang an hatte die Briiderschaft in der Stadtkirche einen Altar.
Im Jahre 1500 verpflichtete der Rat den Pfarrer, „alle Freitage
wochentlich eine Messe vom schmerzlichen Leiden unsers Herrn Jesu
Christi auf dem Altare Crucis zu halten und mit den Constabeln
Unser Lieben-Frauen-Bruderschaft zu singen." So muss man wohl
*) Taubert: Die Pflege der Musik in Torgau. 1869.
**) SeifFert: Die musikalische Gilde in Friedland. Sammelbande der
IMG. 1.
***) Stemler: Von der Kurrende . . . 1765.
+) Hofmann: Hist. Beschreibung von Oschatz, I, und Haan: Kurze
Mitteilungen uber die im Konigr. Sachsen befindlichen Cantoreigesell-
schaften. Dresden 1881.
Arao Werner: Geschiohte der Kantorei-Gesellschaften.
153
annehmen, class die Gesellschaft der Stabulisten eine dem kirchlichen
Kanstgesang dienende Vereinigung gewesen 1st, die sich bestimmten
Gesetzen — wie der Kaland auch — unterworfen hatte, unter Auf-
sicbt des Rates stand und durch den Rat der Alten verwaltet wurde.
So entwiekelte sich aus einer rein geistlichen Gemeinschaft des
Kalands die mehr kiinstlerische Verbindung der Stabilisten, der Vor-
laufer der Kantorei! Dabei bildeten Lehrer und Schiiler den Kern
des Sangerchores. Gaben der Kirche und des Rates steigerten die
Lust am Singen. Da kam die Reformation. Opfer und Spenden
horten ganz auf, die Sangergesellschaft, die 1516 noch 76 Mitglieder
(26 Clerici, 29 Laid, 20 Sorores) z&hlte, trat anscheinend nicht wieder
in Thatigkeit, der Rat als Patron verwaltete das Vermogen der
Briiderechaft als „Commende Trinitatis" und verwendete das Ein-
kommen fur den Predigtstuhl, fir die Armen und zu einem Stipen-
dium, das dem Kantor oder anderen tiichtigen evangelisch gesinnten
Musikern verlieben wurde. 1539 wurde mit der Einfuhrung der
Reformation auch die Gesellschaft der Constabler aufgelost, die Mit-
glieder aber traten alsbald von neuem als „Kantorei" zusammen. Sie
empfingen aus der Ratskasse 1 Schock 12 Groschen „Verehrung* 1
dafiir, dass sie Gott dem Allmachtigen zu Ehrerbietung an Hohen
Feeten, auch etlichen Sonntagen die Amter der Hesse und Vesper
figurieren und zierlich singen helfen, dadurch die Jugend in tJbung
gehalten und dieselbe Kunst forderlich fassen mogen." — So gings
in Chemnitz, Dobeln, Oschatz : iiberall handelte es sich in Betreff
der Kantorei urn eine Nebengrundung der Kaland-Briiderechaft
Es folgt nun eine sehr ansprechende Schilderung der Blutezeit
der Kantoreien, die sich zwischen 1630 bis 1618 wohl ansetzen
l&S8t Die lutherische Kirche konnte des Gesangee nicht entbehren;
der Tonsatz des 15. und 16. Jahrhunderts machte grofsere Ansprtiche:
was W under also, dass man Berufsmusiker und ,^elarte" d. h. musik-
kundige Mitglieder der Bruderechaften zum Kirchengesange heranzog.
Luther wies die Ausfiihrung der Messstticke und vornehmlich auch
die deutschen Kirchenlieder dem Chore zu, der die Gesange meist in
kunstvoller Figuration ausfuhrte. So bildete ein solcher Kantorei-
chor die wichtige Vermittlung zwischen dem Geistlichen und der
Gemeinde. Dass dies© letztere aber nur sehr gering beteiligt war,
miissen wir sicher annehmen. Die eigentliche Melodie lag ja im
Kunstliede fast ausnahmslos im Tenor. Wie sollte die Gemeinde also
etwa hierbei mitgesungen haben ? Das mag sich erst mit dem ge-
wichtigen Schritte gelndert haben , als man begann die Melodie in
154 Arno Werner: Geschichte der Kantorei-Gesellschaften.
den Diskant zu verlegen, der sich auf siiddeutsche Anregung hin
(Osiander) sehr schnell in ganz Deatschland am Ende des 16. Jahr-
hunderts vollzog.
Und wie die ganze Geistesbewegung von Wittenberg ausging,
so kann man auch das Aufbliihen der Kantoreien daher datieren.
Die dortige aus Schtilern, Studierenden und Blirgern zasammengesetzte
Oesellschaft 1st als die Stamm-Kantorei fur ganz Sachsen anzusehen.
Nach ihrem Muster sind sie fast alle geordnet oder, wenn wie in
Torgau schon eine vorreformatorische Kantorei bestand, neu begrtindet.
(1529.) So for ailem die in Delitzsch (1539), die durch zwei junge
Theologen der lutherischen Schule, Thomas Berger und WoJfgang
Faust in evangelischem Sinne neu gestaltet wurde. So gings in
Eiienburg, in lessen, in Oderan und vielen andern Orten Sachsens
(im Konigreich 91, in Preufsen 35 Kantoreien), w&hrend in den
grofsen Stadten Dresden, Leipzig, Zwickau und Freiberg die Schul-
chore schon dem Kirchendienste Krafte genug stellten. Doch auch
hier zog man noch Sanger aus der Biirgerschaft heran, die sich
wiederum „Stabilisten" nannten, so dass die Anlehnung an die vor-
reformatorischen Briiderschaften augenscheinlich vorliegt Um Witten-
berg lagen die meisten, im erzgebirgischen, im Leipziger und Meifs-
nischen Kreise finden sie sich in grofser Anzahl. Nur in den
S&chsisch -Thuringischen Landen, wo die Adjuvanten - Chore bltihten,
kommen keine Kantoreien vor. Von Sachsen zogen sie sich dann
auch in andere Teile der heutigen Provinz Sachsen und Deutschland,
so nach Anhalt (Coswig), so nach Hamburg, Frankfurt, Liibeck; das
geschah aber erst nach dem 30jahrigen Kriege.
Diese zahlreichen, von keinen Qesetzen geregelte Kantoreien sind
nun in den kleineren Stadten Deutschlands jahrzehntelang die Trager
und Pfleger der Kunst gewesen. Bald gentigten ihnen die „Witten-
berger Messlein" nicht mehr. Sie setzten sich mit nambaften Musikern,
vor allem mit den kurfiirstlichen Kapellmeistern in Verbindung, ihre
Notenschranke fiillten sich mit den auserlesensten Werken mehr-
stimmiger Chorgesange, und nur der eine Punkt, die Oeldfrage,
machte ihnen das Leben schwer. Waren sie doch nur auf „Ver>
ehrungen" aus dem „gemeinen Kasten rt angewiesen.
Nach und nach aber bedurfte man der festen Kegelung. Um
1570 finden wir in vielen dieser Stadte feste Statuten fiir die Kan-
toreien. Besonders instruktiv sind die von Liitzen (1570), die der
Verfasser (S. 78 f.) wdrtlich abdruckt. Entsprechend den Oesetzen
der alten Briiderschaften r^elten nun die ausfuhrlichen Kantorei-
A mo Werner: Geschichte der Kantorei-Gesellschaften.
155
Ordnungen das Leben in der Qesellschaft bis ins Einzelne. Da die
Griindung der Eantoreien meist von kircblicher Seite ausging, so
mussten die Satzungen auch vom Oberhaupt der Eirche, dem Super-
intendenten, der zugleich der Inspektor der Kantorei blieb, beetligt
werden. Die Mitglieder zerfielen in 4 Kiassen: 1. Ehrenmitglieder,
2. Nichtsanger , 3. Schulkollegen , 4. Freiwillige Singer (Adstanten).
Den eisemen Bestand der Gesellschaft bildeten also die Personen,
die ihr Amt schon dahin wies: die Geistlichen, Ratsherm, Eirchen-
vater, Kantoren, Organisten, Stadtpfeifer, sowie die Schnlkollegen.
W&hrend die ersteren aber zur Teilnahme am Gesange nicht ver-
pflichtet waren, stellten die Schulkollegen den Grundstock des Chores
rind hatten infolgedes aach nur ein geringes oder gar kein Eintritts-
geld zu zahlen.
Wer jedoch ans der Borgerschaft als eigentlicher Adjuvant auf-
genommen sein wollte, hatte vorher dem Eantor seine musikalische
Befahigung nachzuweisen. Die Anforderungen waren je nach der
Stadt sehr verscbieden, ihnen zu gentigen bedurfte es gewiss keines
Sangeshelden. Das Eintrittsgeld belief sich fiir einen solchen Sanger
hochstens auf 1 Thaler, fiir einen Nichtsanger stellte es sich wesent-
lich hoher. Die iibrigen Bedingungen lauteten ziemlich strong. „Un-
tadelhafter Lebenswandel — so sagt der Verfasser — und christ-
licher Sinn waren unerlfissliche Forderung, und obgleich alle Schichten
der Bevolkerung vom hochadligen Herrn bis zum ehrsamen Hand-
werksmann vertreten waren, so war doch mit dem letzteren die
untere Grenze gezogen. Nur ausnahmsweise konnten gewanderte
Handwerksgesellen als Mitglieder aufgenommen werden, doch mussten
sie einen angesehenen Biirger, w so der Cantorey verwandt 44 f(ir sich
geloben lassen. Es wird einmal empfohlen, nur solche als Mitglieder
aufeunehmen, die nicht schon durch andere gesellschaftliche Pflichten
gebunden sind. Hierbei ist an die Schiitzen-Gesellschaften, mit denen
sonst die Eantoreien sich aufs friedsamste begegneten, zu denken;
denn sie waren neben den Eantoreien lange Zeit hindurch die ein-
zigen geselligen Vereine in den sachsischen Stadten. Erst in sp&terer
Zeit wurde es gestattet, Frauen als Mitglieder aufzunehmen. Wohl
aber konnten die Wittwen ehemaliger Mitglieder durch Weiterzablung
des Beitrages alle aus der Mitgliedschaft erwachsenden Torteile ge-
nieisen. Die Aufhahme erfolgte entweder durch den Superintendenten
oder Pfarrer allein, durch den Vorstand oder durch die ganze Ge-
sellschaft Durch mtindliche Abstimmung, viel spfiter erst durch
Stimmzettel oder Eugeln wurde die Aufaahme entschieden. Der
166 Am© Wemer: Geeohichte der K&ntorei-Gesellschaften.
Neuaufgenommene wurde, nachdem er seine Eintrittsgebfthr erlegt
hatte, zur n&chsten Versammlung geladen. Feierliche Stille herrschte,
wenn, dann, im Beisein samtlicher Eantorei-Verwandten die aaf er-
hohtem Platze zwischen brennenden Lichtern stehende Lade geSflihet
wurde. Der Inspektor nahm die alten „Briefe w und Satzungen her-
aus uDd iibergab sie dem „Jiing8ten", der sie vorzulesen hatte. Der
Neuaufgenommene gelobte, sie „steif und fest" zu halten, bekraftigte
sein Gelobnis durch Namensun terschrift , verfehlte auch nicht m. p.
(manu propria) hinzuzufiigen und druckte sein Siegel bei."
Es folgt dann in Werner's Schrift eine genaue Darlegung der
Pflichten des Eantors und der Sehulknaben, der Stxafen fdr Ver-
saumung des Amtes, der Tage, wo Dienst zu leisten war, der Ver-
giinstigungen bei den verschiedenen Gelegenheiten. Als grS&tee Fest
der Kantorei gait das Konvivium. Von einem solchen aus dem Jahre
1621 wird eine etwas weitschweifige Schilderung aus der Feder des
verstorbenen Archidiakonus Meinhardt aus DeUtzsch gegeben, die
ohne Schaden hatte wegbleiben konnen oder vielleieht aus den Akten
selbst heraus anschaulicher gewirkt hatte.
Das Eapitel II bebandelt den Niedergang der Kantoreien in der
Zeit zwischen 1618 — 1680. Wie Eunst und Wissenschaft im all-
gemeinen in diesem Zeitalter abnahmen, so schwand auch die Pflege
der Musik. Selbst die kurfiirstliche Eantorei in Dresden konnte sich
unter einem Manne wie Schtitz kaum auf der Hohe erhalten. Und
in demselben Mafse, wie sich das Interesse der feinen Biirger an
den Sangerch6ren verminderte, um so mehr wuchs die Wertschfctzung
der Eantorei-Feste, der pomphaften Begrabnisse und anderer neben-
sMchlicher Dinge. Die Oberstimmen waren durch Enaben nicht mehr
zu beseteen; es mussten z. B. in tTMgau Madchen in den Chor ein-
gestellt werden. Die allgemeine Verwilderung der Sitten zeigte sich
auch darin, dass Zank und Raufereien bei den Eonvivien zum Gewohn-
lichen zahlten. Die Orgelmusik nahm seit Scheidt's Tabulatura nova
1625 immer mehr Raum im Gottesdienste ein. Der Gemeindegesang
drlngte sich hervor; die Orchestermusik bliihte auf; italienische
Musik trieben sie in den Eantoreien wenig, deutsche Musik hielt
sich vorherrechend.
Da kam aber 1680 (Eap. Ill) der vernichtende Schlag fur die
Eantoreien durch den Pietismus und Rationalismus. Tanz, Oper,
Eunstmusik gait ihm als verpont Man hore nur die Worte des
Pastors Gerber aus Lockwitz bei Dresden: „Ich habe in gemeinen
Stidten gesehen, dass die Burger auch Handwerksgesellen, so Adju-
Arno Warmer: Geschichte der Kantorei-Gesellschaften* 167
vanden Chori Musici gewesen, am Sontage haben in der Kirch©
helffen musiciren und aus dem Hammersckmid eines daher singeo,
Nachmittage aber eben diese im Bierhause gesessen, gesoffen und
geschwarmet, auch die schSndlichsten Sauff- und Buhlen-Lieder ge-
sungen, und in Festzeiten sind sie des Morgens wieder zu Chor ge-
gangen, da sie noch nicht recht nuchtern gewesen, haben auch wohl
nach Brantewein gestunken wie die Schweine. Solche und dergleichen
Leute werden nun an vielen Orten, zur Musik in Eirchen gebrauchet,
da urteile aber ein verst&ndiger Christ, wie dem lieben Gott ein
solches Lob gefallen miisse." — Natiirlich war etwas Wahres bei
diesem Tadel ! Dies Treiben konnte nicht geduldet werden. Die
Kantoreien wurden also aus der Kirche moglichst verdrangt.
Was aber auf der einen Seite die Pietisten durch ihr radikales
Vorgehen den Kantoreien sehadeten, das ntitzten sie ihnen auf der
anderen. Sie veranlassten sie namlich sich als Verein zu bethltigen
auf dem Gebiete der untersttitzenden Liebe, in der Sorge fur ihre
armeii Wittwen und Waiaen. So YolMeht sich in dem Wesen der
Kantoreien ein merkwiirdiger Wandel: aus einer Kunstgenossenschaft
wird eine Versicherungsanstalt, die in edler Weise fir die Hinter-
bliebenen eines Mitgliedes durch Begriibnisgelder sorgt. Obwohl nach
Satzungen immer noch die Pflege der Musik als vornehmster End-
zweck gait, waren in Wirklichkeit fast immer die auisern Vorteile
der Grand zum Eintritt in die Kantorei: Damit fiel aber der kiinst-
lerische Hintergrund ganz weg und darin lag die Notwendigkeit des
Zerfallens begriindet. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren aller
Orten die Kantoreien abgestorben; nur vereinzelte fiihrten, meist um
jener Nebenzwecke willen, ein Scheinleben.
Nur laigsam erholten sich die Kantoreien wieder im letzten
19. Jahrh. (Kap. TV). Komponisten wie Hiller, Schulz, Reichardt u. a.
schufen aufe Neue den mehrstimmigen deutschen Kunstgesang und
das Mannerchorlied, das mit der Grlindung der Berliner „Iiedertafel u
im Jahre 1809 ganz Deutschland sich im Sturm eroberte. Schon im
Jahre 1827 nahm sich die preufsische Regierung der altersschwachen
Kantoreien an und gab neue Statuten zur Begutachtung heraus. Die
neue Kantorei sollte unter einem Direktor, Kassierer und Rendanten
stehen. (Vorstand.) Zweck, Mitgliedschaft, Verwaltung, Etat, Rechnung,
spezielle Gesetze hatte man genau fixiert So schien nach einer
langen Zeit der Dtirre eine ganz neue Glanzzeit der Kantoreien in
Preufsen und Sachsen anzubrechen. Aber gerade die strengen Ge-
setze gefielen den freien Burgern nicht Wer einmal den Singer-
158 Arno Werner: Geechichte der Kantorei-Gesellschaften.
festen mater Naue, Schneider, Otto beigewohnt hatte, der wurde zur
jjiedertafel 41 hingerissen, die Kantorei mit ihrem erneuten alten Zopf
bebagte ibm nicht Fast fiberall endete der Kampf in den kleinen
St&dten mit einer volligen Niederlage der Kantorei, mit einem Siege
der Mannergesangvereine. Wo aber die Kantorei sich ganz aufloste,
da traten bezahlte Kirchenehore, Seminarchore oder weltliche Singer-
ge8ellschaften an die Stelle der Kantoreien. In einigen Stadten sanken
sogar die ausgelebten Kantoreien zu bescheidenen Leichentrfiger-
Gesellschaften herab! So diifte eine Wiederbelebung der Kantoreien
im alten Geiste ein Ding grofster Unwahrscheiniichkeit genannt
werden. AUein die Neuzeit hat sich zu helfen gewusst. Im Konig-
reich Sachsen tragt Stadt und Staat die Kosten fur einen kleineren
oder gro&eren Kirchenchor, der unter Leitung eines Kantors steht
and dem eigentlich nur der Name Kantorei fehlt Anders freilich
in andern evangelischen Staaten. „Gleichgtiltig ist es, — so schliefst
der Yerfasser — ob die modernen Kirchen-Gesangvereine Namen und
Formen der altehrwiirdigen Kantoreien tragen oder nicht, wenn sie
nur in demselben Geiste und mit derselben Liebe wirken, dann wird
von ihnen ein reicher Segen ausgehen zum Heil unserer evangeli-
schen Kirche."
Es eribrigt noch ein Wort fiber den Wert dieser lufeerst
fleifsigen Schrift von Arno Werner, der in den Sammelbanden der
Internationalen Musik-Gesellschaft (I.) schon eine ausffihrliche Bio-
graphie Scheldt's geliefert hat. Das Aktenmaterial besonders aus
kleineren Orten wie lessen, Delitzsch, Bitterfeld, tJbigam ist in reich-
haltiger Fiille herangezogen und viel Neues ans licht gebrachi Wir
lernen z. B. von dem Delitzscher Kantor Schulz hior zuerst hand-
schriftliche Aktenstticke kennen. Auch von den zeitgenossischen
Geistlichen ist manch lehrreiches Wort dem Buche einverleibt Dass
dabei otters des Guten etwas zuviel gethan worden ist, kann ich nicht
leugnen. Eine gro&ere Beschrankung des Stoffes hatte vielleicht dem
ganzen Bilde mehr geniitzt Dafur hltte aber so manche andere
Studie fiber Sachs. Kantoreiwesen (z. B. Nagel fiber Pirna) in den
verschiedenen Banden der Monatshefte zum belebenden Vergleich
herangezogen werden konnen. Allein es ist ja schwer, sich von
Aktenmaterial zu trennen, das man nun einmal gesammelt hat
Meine Besprechung aber der Schrift Werner's bitte ich in fol-
gendem Sinne aufzufassen: sie will in kfirzerer Form den Leser fiber
die Hauptmomente der Entwicklung der Kantoreien orientieren und
hat oft in dem Wortlaut des Verfassers einzelne lange Abschnitte
Mitteilungen.
189
zusammengeschnitten. Will aber ein betreffender Liebhaber noch
tiefer In den Stoff eindringen end seinen Wissensdurst fiber die Kan-
toreien loschen, so m6ge er sieh die sehr lesenswerte und geschmack-
voll ge8chriebene Monograpie Werner's kaufen. R. Kade*
Mlttelttigem.
* Burger's Gedichte in der Musik. Von Erich Ebslein in Heidel-
berg. (Zeitschrift for Bficherfreunde, 7. Jg. 1903, Heft 8, S. 177—198.)
Der Verfasser geht im Beginne seiner Arbeit anf Friedrich Wilhelm Wets*
Leistangen als Eomponist Burger'scher Gedichte ganz besonders ein, giebt
eine biographische Skizze, bespricht seine Kompositionen und teilt die Ur-
teile seiner Zeitgenossen mit, die in uberschwenglichem Lobe bestehen*
Weis war Ant in Gottingen, dann Hofrat und Leibarzt dee Landgrafen
von Hessen-Rotenburg zu Rotenburg an der Fulda, geb. 3. Mai 1744 zu
Gottingen, geetorben 26. Juli 1826 in Rotenburg. Neben seiner arzUichen
Praxis betrieb er Botanik, gab Werke uber dieselbe heraus und Musik.
Komponierte Lieder und gab sie heraus. Der Verfasser teilt deren drei
mit: 1. Sch5n Sulschen kannt' ich lange Zeit. 2. Ein Stlndchen, Trallyrum
larum! bore mich. 3. Liebeszauber, Mfidel, schau mir ins Gesicht. Bie
sind in Melodie und Begleitung von eiuer Einfachheit (mm nicht Durftig-
keit m sagen), die una heute kaum die iberschwenglichoa IJrteile seiner
Zeitgenossen begreifen lasst. Es war die Zeit der Wasseraippen- Musik,
wie Otto Lindner sich so treffend ausdruckt, daher das geringe Verstand-
nis fur Mozart und Beethoven. Noch in den 40er Jahren bedauerte man
mich, dass mich mein Lehrer Beethoven'sche Sonaten spielen liefs. Der
wichtigste Teil der Arbeit ist aber ein 24 Spalten langes alphabetisch ge-
ordnetes Yerzeichnis von Kompositionen Burgerscber Gedichte nach den
Komponisten geordnet. Hier werden auch alle Lieder von Weis, auch die
▼on anderen Dichtern herriihren, verzeichnet. 85 Komponisten mit oft
recht aiMreichen Liedern, wi© von Johann Andr§, Georg Wilhelm Gruber
nnd J. A. P. Schulz (S. statt P. ist ein Druckfehler), nebst 5 Anonymi,
sowie auch Jos. Haydn, Beethoven, Schubert, Weber und Liszt werden
genannt
* Reinhard Reiser in seinen Opern. Ein Beitrag zur Geschichte der
friihen deutschen Oper von Hugo Leichtentritt aus Berlin. Dissertation zur
Erlangung der Doktorwurde am 21. August 1901. 8°. 37 Seiten. Die
Arbeit bietet nur einen Teil dessen was der Verfasser im Manuskript uber
das Thema besitzt neben zahlreichen Partitur-Kopien. Von den 21 Opern,
die sich von Keiser erhalten haben, bespricht der Verfasser Adonis 1697,
Janus 1698, La forza della virtu 1700, Pomona 1703, Claudius 1703,
Nebucadnezar 1704, Masaniello furioso 1705 und Almira 1706 und zwar
in der Weise, dass er nur die bedeutendsten Sitae einer Benrteiluiig nnter-
adeht nnd dabei mit seinem Lobe nicht epanam umgehi Besondere weist
160
Mitteilungen.
er nacb, dass K. tuchtige Musikstudien gemacht haben muss, da er im
Kontrapunkt eine woblgeubte Peder zeigt und in Duetten seine Technik
sehr oft zeigt. Ebenso weist er S. 22 bei Besprecbung der Oper , Janus"
nacb, dass K. auch der leidenscbaftlicbe tief ergreifende Ausdruck zu Ge-
bote stebt Er scbreibt bei Besprecbung der Scene in der die Agrippina
drei grofse Arien zu singen bat: Vom galanten Stil ist bier keine Spur,
alles ist Leidenscbaft, plotzlich erregtes Auffabren, dumpfes Zusammen-
sinken, Ausbriicbe der Raebgier, Liebe, Furcbt, alle in jafaem Wecbsel.
Es ist eine der nicht gerade zahlreieben aber immer aufserordentlicb be-
deutenden Scenen, die den dSmonischen Zug bei Reiser ganz deutlich offen-
baren. Um so nacbdrucklicber muss darauf binge wiesen werden , weil
diese Seite der Keiser'schen Begabung bis jetzt nocb von keinem Beurteiler
genugend bervorgehoben worden ist, und man Keiser immer nur als Er-
finder liebenswurdiger Musik, scbdner anmutiger Melodien kannte. Er er-
scbeint in derartigen Stucken als direkter Vorganger Gluck's.
* Telemann als Opernkomponist. Ein Beitrag zur Gescbicbte der
Hamburger Oper. Von Curt Ottzcnn, Dr. phil. Mit 1 Bde. Noten-Beilagen.
Berlin 1902, E. Ebering. gr. 8°. Text 85 Seiten, Musikbeilage in fol.
48 S. in autograpbiertem Umdrucke. Pr. 5 M. Eine ganz abnlicb be-
bandelte Arbeit wie die von Leicbtentritt iber Beinbard Keiser. Der Ver-
fasser beurteDt die einzebien bervorragenden Bcenen, Arien und Instrumen-
tals&tze der Opera: Der geduldige Sokrates 1721, Sieg der Scbdnbeit
1722, Der neumodiscbe Liebbaber Damon 1724, Pimpinone oder die un-
gleicbe Heirat 1725, Adelbeid 1727, Miriways 1728, Emma und Eginhard
1728, Flavins Bertaridus 1729, Don Quichott 1735. Dieser Analyse
scbliefst sicb der 2. Teil an: Telemann als Opern-Komponist in seinen
Gesamtleistungen. Seite 73 scbreibt der Verfasser: Eine Hauptschwacbe
Telemann's, die alles, was bis jetzt gesagt wurde (NB. im 1. Teile der
Arbeit) nicbt unbetrachtlicb einscbrankt, die er aber mit den moisten seiner
Zeitgenossen teilt, ist der Mangel an gleicbm&fsiger Durcbarbeitung und
Weiterfuhrung der Stucke. Es sind nicbt allzuviel Nummern, die man
als Ganzes genommen geniefsen kann. Sie fangen meist gut an, werden
nachber aber nacb der Scbablone weitergefubrt und verlieren an Interesse.
Das ist um so stdrender, als Telemann im Gegensatze zu Keiser, der kleine
Formen bevorzugt, gerne lang ausgedebnte Stucke scbreibt, was ibm bei
seiner Gewandtheit im musikaliscben Satze nicbt schwer fiel. Es braucbt
wobl nicbt besonders bervorgeboben zu werden, dass darunter namenilicb
die Gbarakteristik zu leiden batte, die nur zu baufig nacb einer Beibe von
Takten entweder monoton wird oder ganz im Sande verlauft Das Heft
Musikbeilagen enthalt die Ouverture zu Sokrates fur Streicbquartett nebst
einem Duett und einem Chor. A us Sieg der Scbdnbeit eine Bass-Arie
mit Orcbester, einer zweiten Arie fur Bass, nur mit einem Bass begleitet
und einem Duett mit sebr beweglicber Begleitung von 2 Solo-Violinen.
Aus der Oper Damon wird ein dreisatziges Concert fur 5 Stimmen (Viol.,
Oboen, Viola und Bass) mitgeteilt, sowie ein recbt cbarakteristiscbee Red-
tativ mit Orcbesterbegleitung, einer dreistimmigen Sarabande und Gavotte.
Mitteilungen.
161
Aus Pimpinone eine Arie trad ein Duett rait Orchesterbegleitung. Am
Miriways ist nor eine Arie mitgeteilt und mm Emma und Eginhard eine
sehr kurze Sinfonie fur Streichquartett. Ben Scliluss der Beilage bildet
eine Arie des Don Quichott mit Streichquartett. Die S&tze sind gut ge-
wahlt und zeigen Telemaun von seiner beaten Seite.
* Dr. Adolf Thurlings* (Bern) und Dr. Theodor Kroyet\ Biographie
Ludwig SenJ?z in Denkmaler deutscher Tonkunst in Bayera, 3. Jahrgang,
2. Bd. Leipzig 1903 Breitkopf & Hartel. fol. 110 Seiten. Beide
Verfasser haben mit juristischer Schlrfe den so wenig dokumentarisch be-
glaubigten Lebenslauf Senfi's behandelt und zum Teil mit Gluck aufgekl&rt.
Briefe, Gedichte, Dedikationen und Vorworte zu Druckwerken, archivarische
Dokumente, Manuskripte von Tonsatzen, Biographien uber andere Manner
wurden in der umfangreichsten und belesendsten Weise herangezogen, um
zu einem nur einigermafsen beglaubigten Lebenslaufe Seal's zu gelangen.
Dr. Thurlings als Scbweizer hat nur die Feststellung des Geburtsortes
ubernommen und kommt nach einer breiten Vorbereitung zu dem Resul-
tate, dass ein ,, gutter Benger vnd mttist" (Motettist?) Zurichs Bernhart
Scnfly der Vater Ludwig's sein konne. Im alteeten Burgerbuche Zurichs
fol. 21 b findet sich folgende Eintragung: ^Bernhard Slnffly von Friburg
im Brisgau rec. Mittwoch nach Jacobi 1488 fur 3 i./ 4 d. h. 3 Gulden
Burgergeld am 30. Juli 1488 gezahlt. Mutmafslieh hat er in Zurich
erst geheiratet und somit ware Ludwig nicht in Basel, sondern in Zurich
geboren, wie es auch von vier Zeitgenossen beglaubigt wird (Seite XXII
bis XXVI). An die Feststellung des Geburtsortes schlielst sich Dr. Kroyer's
Biographie an, die das weitere Leben SenfTs verfolgt. Auch hier fehlt
as grofstenteils an authentischen Nachrichten und mussen andere bereits
oben bezeichnete Quellen zu Hilfe gezogen werden ; besonders wertvoll er-
wies sich S. s selbst gedichtetes Lied: "Weil ich gros gunst trag zue der
kunst der singerei (Ott 1534. Forster 1556. Wurde aufserdem von
Huldr. Bratel komponiert, siehe Scboeffer 1536, Nr. 1 und von Joh.
Miller im Ott 1544 Nr. 100 resp. Nr. 10 der funfstimmigen). Er
wurde Schuler Heinrich Isaac^s, der am 3. April 1497 vom Kaiser Maxi-
milian zum Hofkomponisten ernannt war und wohl seinen Aufenthalt teils
in Wien, teils in Innsbruck und Augsburg hatte, je nachdem die Kapelle
sich befand, die der Kaiser bei seinen vielfachen Heisen stets mit sich
fuhrte. Es lisst sich sicher annehmen, dass Senfi Chorknabe und nach
der Mutierung Sanger an der Hofkapelle war, obgleich daruber kein
Dokument sich bisher gefunden hat.*) Als dann Isaac wieder nach
Florenz ging, wurde Senfi an seine Stele als Hofkomponist gesetzt. Nach
Kaiser Maximilian's Tode 1519 wurde die Kapelle aufgelost und Senfi
exhielt am 19. Februar 1520 vom Nachfolger Karl V. iunfzig Gulden
rheinisch auf Engelhardzell angewiesen. Engelhardzell an der Donau im
Erzherzogtum ob der Enns gelegen, war ein Cisterzienser-Stift mit reichen
*) Im Quellen-Lexikon Bd. 9 S. 139 wird von La Mara ein Akten-
atuck mitgeteilt, worin S. 1519 als Alt ist bezeichnet ist
162
Mitteilungen.
Pfrfinden, die teilweise an verdiente Manner abgegeben wurden. Senfl
wki sich air Zeit in Augsburg befonden haben, und war mit der Her-
ausgabe des Sammelwerkes „Liber selectarum" beschaftigt, welches 1520
in Augsburg erschien (siehe Eitner, Bibliographic). 1523 1st Senfl bemfa
in Munchen als Hofkomponist angestellt und lebt dort bis zu seinem in
den 50 er Jabren erfolgten Tode. Die Akten fiber die Hofkapelle schweigen
sich fiber Senfl vollig aus. Briefe und Gedichte verraten uns aber, dass
er durch den brieflichen Verkehr mit Luther und dem protestantischen
Herzoge Albrecht von Preufsen an dem katboliscben Hofe in Munchen
keine persona grata mehr war. Ob er fiberhaupt den Posten behielt, ist
zweifelhaft, muss aber vorlauflg als offene Frage gelten, bis sich vielleicht
durch weitere Amffindungen die Sache klar ubersehen lasst. Der Ver-
fasser der Biographic lasst es an scharfsinnigen XJntersuchungen nicht
fehlen, doch ist etwas Gewisses bis jetzt nicht festzustellen. Ein Anhang
von Dr. Thiirlings beschaftigt sich noch eingehend mit Heinrich Isaac's
Stellung in Florenz und in Wien, resp. Innsbruck und gelangt zu dem
Resultat, dass Kaiser Maximilian Isaac in Italien fur seine KapeHe
engagiert habe und nicht in Deutschland, wie bisher angenommen wurde.
Ebenso wird nachgewiesen, dass er rich mehrfach in Konstanz aufgehalten
haben muss und dort den Auftrag erhielt, den „Choralis Constantinu8 a
vierstimmig zu bearbeiten, den dann Senfl vollendete und 1550/1555 in
Nfirnberg herausgab. Ebenso bringt Dr. Kroyer ebendort noch XJnter-
suchungen fiber die mannigfache Schreibweise des Namens Senfl, teilt das
12strophige Gedioht mit „Lust hab ich ghabt zur Musica", nebst dem
lateinischen Gedichte Wolfgang SeideTs ,.In laudem Ludouici Senefl Heluecij"
von 118 dreizeiligen Strophen, denen dann Briefe folgen : Luther's be-
kanntes Schreiben von 1530 und die 5 schon mehrfach veroffentlichten
Briefe Senfl's an den Herzog Albrecht von Preuisen. An Muhe und Sorg-
samkeit haben es beide Yerfasser nicht fehlen lassen, wenn das Eesultat
auch vielfach auf Mutmalsungen beruht, was bei dem ganzlichen Mangel
an archivarischen Dokumenten nicht anders zu erwarten ist, so haben sie
doch durch Heranziehung allermoglicheu Quellen an Briefen, Dedikationen,
Gedichten u. a. das menschenmoglichste Bisultat erzielt und sich den Dank
aller Musikhistoriker reichlich erworben. Den Herausgeber der Denkmaler,
Herrn Prof. Dr. A. Sandberger, machen wir aber daraui aufmerksam, dass
die langen Zeilen des Buchdruckes das Lesen ungemein erschweren und
man fast gezwungen ist, den Zeigefinger zu Hilfe zu nehmen , um die
nichste Zeile zu linden. Diesem tTbelstande ist so leicht durch eine ge-
spaltene Seite in 2 Columnen abzuhelfen, wie es in den Publikationen der
Gesellschait fur Musikforschung geschieht.
* Chorordnung fur die Sonn- und Festtage des evangelischen Kirchen-
jahres, entworfen und erlautert von R. Frtiherr von Liltencron. Musika-
lischer Teil von Heinrich van Eyken. Verlag von Breitkopf & HarteL
Bd. 1, Preis 12 If; Bd. 2, Preis 15 M. Enthalt 39 Nrn. 7 die auch
einzeln zu kaufen sind. Die textlich von R. von Liliencron entworfene,
durch H. van Eyken musikaMich gentaltete Chorordnung verfolgt den
/
Mitteilnngen. 163
Grundgedanken, dem Chorgesange im evangelischen Gottesdienste die ver-
loren gegangene organische Einordnung wieder zu gewinnen. Si© beraht
auf der aus der Geschichte der Gottesdienste gewonnenen Erkenntnis, dass
dies nur durch festgeordnete liturgische Texte erreicht werden kann, durch
welcbe nach altkirchlicher, auch in die Reformationskirche herubergenom-
mener Ordnung jedem einzelnen Sonn- oder Festtage sein eigenes litur-
giscbes Geprage gegeben wird, indem sie sicb mebr oder weniger eng an
sein Evangelium anlebnen. Im allgemeinen sind also jedem Sonn tag fur
den Hanptgottesdienst zwei solcber Texte und dazu einzelne als Cborlied
zu singende Stropben eines unserer Kirchenlieder zugeteilt: fur einen
liturgiscben Nebengottesdienst (Mette oder Vesper) drei oder yier Chor-
texte. Wie diese Gesange in die agendariscb vorgeschriebene Liturgie
eingefugt werden konnen, zeigt ein dem 1. Toil der Cborordnung vor-
gedruckte8 Schema. Dieser die Texte entbaltende 1. Teil (C. Bertelsmann,
Gutersloh 1900) ist als bandlicbes Heftchen gedruckt, welches als Text-
bucb fur das gauze Kirchenjahr in die Hand der Gemeinde gegeben
werden kann. Die Einfugung der Texte in den Gang der gottesdienst-
licben Handlung darf aber naturlich nur an denjenigen Stellen der Liturgie
geschehen , fur welcbe die kircblicb vorgeschriebene Gottesdienstordnung
einen Chorgesang zulasst, obne uber seinen textlicben Inhalt etwas vor-
zuscbreiben. Indem nun v. Liliencron die samtlichen Texte der auch in
die evangelischen Cantionale des 16. Jahrhunderts ubergegangenen kirch-
lichen "Oberlieferung entnahm, giebt er mit dem Ganzen nicht ein Werk indi-
viduellen Geschmackes, sondern altkirchlicher Schopfung und Weihe. Es
yerbindet sich aber damit ein Zweites von nicht geringerer Wichtigkeit:
all© diese alten Texte, in ihre alte Stelle wieder eingesetzt, fuhren zugleich
ihre alten gregorianischen Melodien mit sicb. An eine Wiederbelebung
ies gregorianischen Gesanges (abgesehen von der Psalmodie) wird man
zwar in unserer Kirch© nicht denken wollen ; jedenfalls haben dies die
Yerfasser der Chorordnung nicht gethan. Wohl aber war hier ein Mittel
gegeben, auch in der Gestaltung der Musik die Anlehnung an das Alt-
gegebene zu suchen und auf den Charakter der Chorsatze bestimmend ein-
wirken zu lassen. Dem jedesmaligen gregorianischen Choral der Texte
entlehnte der Komponist die Haupt motive als Grundlage seines vier-
stimmigen Satzes; wenigttens geschah dies in sehr zahlreichen Fallen, so
dass Art und Geist der alten Chorale auf seine Satzbildung stilistisch ein-
wirkten. Ebenso schliefst er sich in der Kontrapunktik dem alten Stile
an, ohne dabei den Boden unseres heutigen Musikempfindens zu verlassen.
Es ergab sich aber zugleich noch die Moglicbkeit, herrliches altes Kirchen-
gut dem evangelischen Gottesdienste wieder zu gewinnen. Eine uberaus
grofse Anzahl der in der Chorordnung wieder verwendeten Texte sind von
den grofsen Meistern der alten Zeiten komponiert worden ; naturlich
lateinisch, und es bedarf kleiner mit kundiger und schonendor Hand vor-
zunehmender Anderungen, urn sie dem deutschen Texte anzupassen. Um
Beispiele dafur zu geben, wie dies sich durchfuhren lass©, hat van Eyken
in einzelnen Fallen Sitae von Palestrina, Orlando, Perez, Gallus u. a. heran-
164
Mitteilungen.
gezogen; wo sich diese indessen fur die Anforderungen, die die Heraus-
geber an den Chor stellen m durfen glaubten, als zu scbwierig erwieseii,
hat van Eyken eine eigene Bearbeitung dee Textes hinzugehigt. Einen
besonderen Schatz bietet die musikalische Chorordnung dem Gottesdienste
noch durch die als Chorlied oder Sonntagslied bezeichneten mebrstimmigen
Chorale, deren jeder Sonntag seinen eigenen bat. In seinen Erl&uterungen
weist v. Liliencron darauf bin, wie das mm Cborgesang gestaltete Eircben-
lied eine der auch fur die Musik wicbtigsten Scbopfungen der evangebscben
Kircbe ist, als ihr eigentumlichstes musikaliscbee Kunstwerk. Hat es seine
hochste Auspragung durcb Bacb erhalten, so erreicbte es den ersten Hdhe-
punkt seiner Entwicklung scbon um den Anfang des 17. Jahrbunderts.
Es wird daber in den meisten Fallen jedes der in der Cborordnung als
Cborgesang zwiscben Evangelium nnd Glaubensbekenntnis verwendeten
Lieder in zwei Satzen gegeben einem aus der Periode der ersten Blute
und einem von Bacb. Also aucb bier wird kostbares evangeliscbes Eirchen-
gut dem gottesdienstlicben Gebraucbe wiedergewonnen.
* Von Jean-PhiL Rameau\ Neuausgabe seiner Werke wird die Oper
Les Indes galantes, Ballet hSroique, Bd. VII. angezeigt Preis 40 M.
* Wenn mancbe Musikbistoriker sicb bemuben die Tonverbaltnisse
wilder (mnkultivierter) Volkerstamme festzosteien und dabei m sehr kuricwai
Tonleitern gelangen, so mocbte icb sie ersuchen, statt nach den Sudsee-
Inseln zu gehen, sicb das etwas naber liegende Land der TJckermark, Pro-
vinz Brandenburg, fur ibre 8tudien zu wablen und die bdcbst seltsamen
Tonscbritte messen, die man von jung und alt zu bdren bekommt Eine
Tonleiter mit Vierteltonen, fbermtfsigeii Sekunden, gani abgesehen von
den TonvwbHtnissen grfifserer Intervalle, die haarstriubend sind, wirdo
las gewunscbte Eesultat wie bei den Sudsee-Insel Bewobnern liefern, nur
mit dem TTnterscbiede, dass den TJckermarkern in der Scbule die europai-
scbe Tonleiter gelehrt wird, die feblenden Musikanlagen aber jeder ge-
regelten Tonbildung spotten. In Europa nennt man so einen Gesang
unrein, bei den Sndsee-InBnlanern wird der mnreine Gesang als etwas gams
besonderes bezeicbnei
* Herr Profossor Emil Krause in Hamburg wird aucb im nacbsten
Winter seine musikbistoriscben Vorlesungen nebst Auffubrung von alteren
Kompositionen bis zur Neuzeit, die sicb sowobl auf Gesangs- wie Instru-
mental- und Orcbesterwerke erstrecken, fortsetzen.
* Leo Liepmannssokn'B Eatalog 153. Entbalt 91 Werke aus dem
16. und 17. Jahrh., darunter den Bassus von Petrucei's Motetti de la
corona, libro 1—4, und von 92 — 1222 Werke des 18. und 19. Jabrb.:
ein wertvolles Verzeicbnis von seltenen und praktiscben Hand- und Nach-
scblagebucber. 0ber die bisber unbekannten Werke bericbten wir spater
bei Gelegenbeit.
Hierbei eine Beilage: Eatalog der Musikwerke in der Westminster-
Abtei in London von Wm. B. Squire, Bog. 5 nebst Titelblatt
Veraniwortlioher Hedakteur Robert Ritner, ftntplli (Uokermark).
Drank von Hermann Beyer « 80hne (B«y«f A Mejm) la Lugwi mlm.
lis
fttr
MUSIK- GESCHICHTE
herausgegeben
▼on
der Gesellschaft fttr Musikiorechnng.
mi mi
1908.
PreJi det Jahrganget 9 MM. Monatlioh •rioheint
eine Nammtr ¥011 1 bit t Bogen. Iniartionigtbunrtn
II r die Z<tU« 80 P£
KommiidonsTtrUg
worn Brtitkopf A Hirtel in Ltfpsig.
Butellungen
nimmt jede Bach- and Matikhandlang •ntgegen.
I0.11
Musiker - Briefe aus dem Anfange
^■ i £0i6. Jahrhanderts.
Job. Bachner. Heinncn Finck. Glare an. Paul Hofhaymer. Gregor Valentianus.
In den Mitteilungen zur vaterl&ndischen Geschichte, herausgegeben
vom liistorischen Veieine in St. Gallon (Verlag von Huber & Co. [E.
Fehr]) 1891—1897 in Band 24, 25 und 27, gab der Professor Emil
Arbenz mehrere hundert Briefe an den Arzt und Dichter Joachim
Vadian gerichtet, heraus, die sich auf der Stadtbibliothek in St Gallon
befinden und auch einige Briefe von Musikern aus dem Anfange des
16, Jabrbunderts enthalten. Da diese Veroffentlichung wohl nicht
allgemein bekannt sein dtirfte und die wenigen una interessierenden
Briefe in der Masse von Mitteilungen verschwinden, so halte ich es
fir angebracht, dieselben in den Monatsheften von Neuem zu ver-
offentlichen. Sie bringen manchen biographischen Aufechluss und
werfen ein helles Licbt in das damalige Leben und Treiben.
Hans Buchner an Vadian.
1.
Konatanz den 21. Februar 1521.
Mein underthenig geborsam dinst sind Ewer erwird allzeit von
mir berait Gunstiger her doctor, hiemit Schick ich euch Ewer ge-
sangbucher wider und sag euch dez grossen und hohen danck, dafi
Ir so gutwillig sind gewesen und mirfi so lang hand gelaSen. Und
bitt euch fieissig, daB ir mirfi nit fer libel welt nemen, daz ich
IfenaMh. t MvalkgtMh. Jafargraf ZZKV. No. 11. 11
166
Musiker-Briefe.
— Hans Bootaier m Vadian.
Euchfi so lang forgehalten hab; mit erbietung: was ich gutz hab,
wil ich och von herzen gem mit euch taillen. Und Schick euch
hieby ain mefi von Josa*) und etlich stuck, wie ir sj findt. Darmit
sy got mit unB alien. Datum zu Gostantz, donstag for Beminiscere
1621.
Hannsx Biichner,
organist zu Costenz, Ewer wiUiger.
Am Dr. Vadian von Watt, artzt zt Sant G alien.
2.
Konstanz den 7. Juni 1522.
Mein willig dinst siend Ewer wurdi allzit von mir berait etc.
Gunstiger her doctor, hiemit Schick ich Euch den tenor mit sampt
den dri stimen ; bit darbi, Ewer wirdi wel uf daz mal von mir fer
gut annemen. Heraach wirt es besser, och darbi ain zedel zu der
tablaten; das gend her Fridli,**) daO erB uf der orgel schlach. Wor-
mit ich Euch allzit dinen kan, wil ich mit sundern guten willen
thun, und alfi ich euch hie gepeten hab ainer meB und muteten
halb, sind mein ingedenck etc. Geben zu Costentz, uf 7 tag Junii,
anno domini 1622.
Hanns Biichner, oiganist zu Costentz,
Ewer diner.
Vadian lebt in St. Gailen.
s.
Konstanz den 23. Juni 1522.
Mein gutwilligen dinst allzit bevor. Gunstiger, lieber her doctor,
ich lafi euch wissen, daB mir ain brief von euch ist worden. Uff
solichs Schick ich euch hiemit den psalm, so mir in doctor Bozheim
hof gesungen hand. Och danck ich euch fleisig urn die mutet Bene-
dicta. Sobald ichs abnotier, wil ich euchB wider schicken. Hiemit
sind got bevolhen. Geben zu Costentz, uf 23. Junii, anno domini
1622.
Johanns Biichner,
(wie oben).
Fergest mein nit mit ainer gatan mess,
4.
Konstanz den 3. Nov. 1523.
Im namen Jhesu Christ! Geben zl Costentz, uf 3. November
1623.
*) Josa ein nicht erkennbarer vielleicht bekannter Komponist, da
Josa wohl nor der Vorname ist
♦*) Ftidolin Sicker in St Gallen.
Mnsiker-Briefe. —
Hoinricb Finck an Vadian.
167
Mein gutwillig dienst sind euch allzit forberait Fraintlicher,
lieber her doctor, ewer und der ewren wolmugen ist mir tin sondre
freid zu horen; desglich wist meich mitsampt meinem gesind och
wolmiigend, got bab lob. Ersamer, giinstiger her doctor, ewer schreiben
hab ich feretanden. Uff solichB so Schick ich euch hiebey ain mess;
die ist mir erst kxirtzlich geechickt und fir gut geacht; gfalt mir
och wol. Sonst hab ich nit sonders neweB, daB mir kurzlich worden
aey. Ich kan kain potschaffit zu dem Senfli haben gen Minchen;
da wurd mir gnug new ding; da mocht ir bafi haben dan ich. Och
ist itz kain botschaflt us dem Welschland. Deshalb bit ich euch,
daB ir das von mir in gutem annemen welt; dan wan ich etwaB
neweB hab, will ich allzit gutwillig mit euch taillen, und so irs ab-
8chriben hand laBen, so schickt mirB wider, dan ichB sonst nindert
bab. Und da Schick ich euch ain duo, das ist ganz new. Ich wil
gem horen oder sechen dise disputacion von den zwai artickeln zu
Zirich, wan sy uB werdend gan. Bel heifers sach wil ich och gem
daB end sechen; aber ich hab sein kain sorg. Verbum domini manet
in aetemum. Darmit was euch allzit lieb und dinst ist
Ewer williger diner
H. Buchner, organist
tzu Gostentz.
Heinrieh Flnck an Vadian.
Sakburg den 10. Mai 1624.
Die wenigen bisher bekannten Nachrichten liber sein Leben, zum
Teil noch unerwieeen, berichten iiber seine Stellung in Warschau und
und 1610 bis c. 1619 in Stuttgart (siehe Quellen - Lexikon). Aus
folgenden Briefen erfahren wir aus sicherster Hand, dass er 1624 in
Salzburg als „Musicus" angestellt war, also nicht in Stuttgart 1619
gestorben ist Vor dem scheint er sogar in Konstanz gelebt zu haben,
wenn man bei dem 2ten Briefe Joh. Buchner'a Griifse an Vadian
als Beweis betrachten will. Der Herausgeber der Briefe verlegt zwar
den 2ten undatierten Brief in die Jahre 1514—16, doch ist dies
nur eine Vermutung, die er aus der Adresse an Vadian schliefst
Der oftere Wechsel in der Stellung der Musiker des 16. und 17. Jh.
beruhte zum Teil auf der privaten Einrichtung der fiirstlichen Kapellen,
deren Mitgiieder beim Tode des Fiirsten entlassen wurden , teils an
der mangelhaften Bezahlung. Der stellensuchende Musiker, der, wie
Hofhaymer sagt, wie ein herumziehender Zigeuner lebt, trotz eines
geringen Gehalts doch zugreift, wechselt seine Stelle, sobald ihm eine
11*
A
168
Musiker-Briefe. —
Heinricb Finck an Vadian.
besser© angeboten wird, und so sehen wir die bedeutendsten deutschen
Musiker im Lande berumziehen und nach einer auskommlichen Stelle
suchen.
1.
Salutem in domino nostro Jesu Cbristo. Tanto sum tuarum li-
terarum, excellentissime, magis oblectatus, quanto virtus tua admo-
dum praeclara a tempore, quo in tuum albi numerum acceptus sum,
me summa benevolentia abundantior prosecuta est Hanc hactenus
quamquam etiam multa locorum distantia aut tabellionum yaritate
plerumque sum mission© prohibitus, pectori meo numquam seiunctam
velim tibi vero persuasum habeas. Quod equidem de tua eiga me
praestantia iterum experior. Qui ob tanti piissimos viri affectus non
me etiam non feiiciorem duro; de quibus innumeras tibi, vir excel-
lentissime, habeo gratias. Utinam uberior aliquando mihi foret fa-
cultas, qua tuae me parem benevolentiae redderem; sed errant, qui
principis mei Salispurgetisis liberalitate, cum quo dego, iam largius
ennarrant remuneratum. Vivo utique e musices, non sacelli rectoris
condicione, cui Wilhelmus, unus ex Maximiliani Caesaris capella,
concentuorum agit praepositum. Ego vero pausa principis liberali-
tate adiutus, non quod non presbyterio ordini dedicatus, sed sacelli
lucubrationum gratia. Omnium fere laborum hactenus dego gerula-
tor, videlicet componendo praecinendoque. De spe, qua me maxime
ab hoc homine beari . . . firmaras, iubeo te sperare mecum nihil aut
profecto parum; nempe qui summam hac curia felicitatem assequun-
tur s . . . serit ipsos se connectantes sacerdotali, quern senecta ex-
plor . . . haud est facile hac tempestate initura, nec quidem * nuper
Salispurgii una commentando. Frustra optaram, si quando sors velit,
cum quodam alio principe tranquilliori potius quam hie inquietissi-
ma citra morem remunerationis spe illaque ataque conditione degere.
Haec tecum, humanissime, confidenter loquor. 0 quam te Vadiane
denuncio feiiciorem , cum heroum aulis sis nusquam illaqueatus.
Verum cum patientiam dei spiritus pro futura aeternaque vita suadet,
tolerans pro illecebris acceptis factisque, libet duriorem cervice laboris
sustentare clitellam. Sororii tui negotio fuissem libens functus, nisi
Paulus (scilic. Hofhaimer) organicen hoc sibi factu facilius animo
pergrato acceptasset. Mitto ad te prosam de virgine Maria vocum
quatuor. Misissem pleraque; sed pacto coercitus gravi, quidquid pro
sacelli usu editurus sum, prorsus cuiquam nihil a me praestandum
largius. Tamen tui gratia videbo, si aliquando hunc pactum relaxa-
turus nonnihil meae lucubrationis (tibi mittere potero, fehlen und ist
Musiker-Briefe. — Heinrich Pinck an Vadian.
169
etwa der Sinn). Ut soles ama amantem. Datum Salispurgii, decima
Mail anno 1624.
Eenricus Finch, musicus tuus.
2.
(circa 1514, 12. Mire — 1516, 13. Oktober.)
Henricus Finch, musicus, Joachimo Vadiano salutem cum summa
commendatione. Tuae benificentiae et humanitates, doctissime vates,
tot mihi scribendi argumenta praestant, ut, quibus inchoaturus sum,
profecto nescio (!), praeter ea: minime mihi licere, spout© fateor,
litteris incultis, inornatis (ut meas cernis) tan turn virum molestare.
Quod cum indoctus sum (!), difficilius ad te scripturus sum. At si
doctrina clarior forem, tantos in me erga tuam Excellentiam affectus
scias, ut perhercle nonnisi familiarissimo, quo usi fuimus, sermon© te
atari ausus sum (!). Puree prasteron, pare©, clarissime vir et amice,
animumque meum erga te agnosce, precor, pium et sincerum, quo
per deum immortalem, si facultas mea faveret, pro tot tantisque bene-
Iciis in me collatis cuperem non minimas tibi gratias referre. Quae,
humanissime Vadiane, si, quantum iuste * lieeret, a me peragi ne-
queunt, id non ingratitudini, defectui potius velim ascribas. Cupio
tamen, dulcissime amice, donee vita superstes est, tui Collimitiiqxie
nostri, quantum valeo, laudes et honores non parvifacere, quos per
deum immortalem pio (?) aspectu coelestique fato ipsa consonantia,
imago amicitiae, ambos amatores coniunxit; quam amicitiam contra
a te observandam spero. Ea demum intrepidus (!) me tibi pueros
meos, nuper a te baptismo recreatos, iterum commendare iubet; ita
ut, quo possis aliquando labore, consilio vel auxilio illis profuturus
esse, velis mea gratia nihil liciti denegare hosque praecipue domino
doctori Georgio Collimitio, amico meo charissimo, ceterisque viris et
amicis nostris, et me ipsum quidem commendatos reddere. Et quam-
quam presbyteri Joannis praeceptionibus hii commissi sunt, hos tamen
plerumque ad virtutum studia persuasione tua divina exhortari precor.
Deinceps si quid est, quo tuae Humanitati complacere possum, nihil
erit, non bilari animo exsequi cupio. Jam parce, precor: cum in
adventu nostri sacelli maior laborum diligentia licuit (!), non potui
tuis divi Otmari concentibus satisfacere. Hos tamen brevi tibi polli-
cmt fdturos.
Adresse: Domino Joachimo Vadiano Helvetio, poetae laureato,
sophiae viro gravissimo, domino et amico meo observandissimo et
perpetuo, Heinricus Fink, musicus, Oregorius Valentinianus, musi-
cus, Jmnnm BUchner, musicus.
SB. tJber Yalentinianus siehe den letzten Brief.
170
Musiker-Briefe. — Heinrioh Glarean an Vidian.
Heinrlch Glarean an Yadltn.
Die Briefe Glarean 's sind Freundschaftsbriefe and bestehen aus
Privatmitteilungen fiber sein Thun und Treiben, seine Stellung, sein
hlusliehes Gliick, seine Schiiler, seine Besuche von Fremden (Eras-
mus) u. a. von geringer Bedeutung, was eben nur den Freund inter-
essieren kann.
L
Basel den 20. April 1522.
Vadiano suo Glareanus S. D.
Scripsit ad me consul noster e Luceria, venisse ad eum quaesto-
rem urbis vestrae ac rogasse, ut ad me scriberet, quo animo eesem
et an, quern habet domi filium, in tutelam accipere velim. Non potoi
illi quicquam (respondere), quod virum non nosoerem; tu illi loqui-
tor in rem meam aut pottos illius; planam habes potestatem ea in re
faciendi, quicquid voles. Scis, quod statuerim premium. — Domi
nunc incipiam legere; undique adfluunt Tiguri rem uxoriam reli-
qui; difficilis est senex, et iuvenis nescio quid ea in re egerit; certe
mibi subest suspitio; non dicam tamen, qualis. Ego nunc animum
alio verti et certe in earn, quae utilior mihi fatura est; Basileiensis
est Si res procedet, scies turn ex me copiosius. Erasmus hactenus
Basileae mansit, sed valetudinarius, praesertim calculo. Tragoedia
hie est odiosa sane, ab iis excitata potissimum, qui Lutheri causam
tuentur; sed satis inepte vi agere conantur, quae maturitate agere
oportebat. Berum tu vale. Basileae, ipso die Paschatis, anno Ghristi
MDXXIL
Scripsi celeriter et semipotus. Salutato nomine nostro dominum
Jmnrmn Ammum^ virara hamanissraram ludimagistnim, et Phistu-
ticium, imprimis vero coniugem tuam et civeis omnes.
8.
Basel den 10. Joni 1522.
Vadiano suo Glareanus S. D.
Scripseram, nee admodum multi clapsi sunt dies, suavissime
Joachime, ut valeam, ut vivam, ut valeat Erasmus literarum parens;
verum an cas acceperis literas, ignoro. Scribam itaque et nunc, sed
breviter. Valeo recte, valet Erasmus, nisi quod ingravescens aetas
nonnibil viro incommodet Rem familiarem occepi. Sed enim —
pro luppiter — quod hie curas, quot aerumnas vidi. Caetera satis
felicia, civitas Basileiensis favens mihi, iuventus etiam bonae speL
Cum Mo domini Casei ita benigniter agam, ut sentiat, tuam com-
mendationem non param illi profuisse. Deeet illi dictionarium Grae-
Musiker-Briefe. — Beinrioh Glarean an Vadian. . 171
com, sin© quo difficulter discet, ut scis, Graece. Granimaticam babet
Et iuvenis elegantis ingenii Bhaetum praeceptorum habuit non poe-
nitendum. Sed heus tu. In alteris Uteris hoc quoque annotaveram,
scripsisse ad me consulem Madium Olareanum % ut quaestori oppidi
vestri scribere dignarer de condition© hie et mensae et domus. Sat
duxeram tunc vel tibi scribere. Si conditionem meam ferre potest,
non recuso vel nomine tuo; nam in mensam non minus 26 aureos
accipio, sed addo hospitium et laborem erudiendi. Gaetera ipse sibi
constituat Sin apud civem aliqaem esse volet, de labore docendi
quattuor coronatos accipio, atque id fortassis satins illi est Verum
oonsulat in medium; ego, quod volet, lubens fecero. Et sunt, qui
libera nusquam libentius habent quam apud me; sunt item, qui
alibi 80s libentius. Ego, quod res habet, apud amicum libere confi-
teor: in mensam invitus accipio eos, qui non sunt prompti solvendo.
Id autem causae est: lanii morosi, pistorum officium non omnino
fidum. Ego aes alienum conflare aliorum de causa nolo. Satis, alio-
qui saxum magnum vorso, ait ille. Tu illi loquitor, si commedum
videtur. Non quod ambiam; ea enim de causa ad eum scribere nolo.
Sed ne vel consulem Madium incuset indiligentiae, vel me arrogan-
tiae inofficiosae. De uxore ducenda nihildum mutavi, nisi quod istam
Tigurinam prorsus ex animo abieci meo, neque id unam dumtaxat
ob caisam. Atque utinam tu vel semel venias Basileam, ut Mrm-
mum videas, hominem tui ftmantissinium. Confabularemur suavissiiH©
quidni? occiderem te nugis. Sed ineptiarum satis; iam desino esse
molestm Vale et me ama. Tum domino Cmm dicas, me iMo non
defuturum; nam ita tu orasti, immo vero exorasti, cui parendum
etiam, si nudum sal tare iusseris. Basileae, ex aedibus nostris, anno
Christi MDXXII, ad quartum Idus Junias.
8.
Vadiano suo Olareanus S. D.
Quanquam nihil habeo, charissime Joochime, quod magnopere,
ut scribam, impellat, volui tamen scribere, etiam in re levi ab officio
non cessans. Dixi tibi, cum hie esses, ut Danielem ilium tuum
Salodorum miserim, ubi apud consulem urbis degit Verum cum
his elapsis diebus Hernam irem transiremque per Salodorum, vidi
iuvenem atque ut conditionem eius interrogassem, satis negligi cum
percepi; tum a ludimagistro Melchiore, docto imprimis honiine Latinas
et Oraecas literas, eadem intellexi. Ego, quae in rem sint pueri,
pLnrimum optarim. At cum sit pauper et iuvenis egregie eruditus,
gi etiam annum illic degat, non puto magnum dispendium fore; neque
172
Musiker-Briefe. —
Heinrioh Glarean an Vadian.
enim tarn cito omnium obliviscetur, et ludimagister quoque adest
illi; supra treis lectiones tamen in hebdomada audire non potest, nt
familiari meo conquestus est. Porro consul etiam ante quondam
enutrivit, quam coenobio cuidam instrusit iuvenem neglectum. Haec
ideo ad te scribo, si casu aliquo conditio sese offerret, ut fit saepe,
ne nescius cesses eius rei. Si civis quis apud vos pueros haberet,
quos ad scholas cum inspectore velit mittere, velut quodam hypodi-
dascalo, hie omnino aptus foret Sed frustra loquax sum, cum sciara,
te illi potissimum adiutum iri velle. Beniae senatus consultum factum
est coisimile Basiliensi. Id nunc ad te mitto; nam Basiliense puto apud
vos diu fuisse. Faxit Christus, ut rebus mortalium melius privideatur
quam hactenus. Modestia plurimum proficitur, quae abest iis, quibus
maxime operae pretium erat, ut adesset Ignosce, quaeso, festinationi.
Basileae, ex aedibus nostris, Ealendis Juliis. Salutabis nomine
meo in primis uxorum tuam, affinem ilium tuum^ qui hie erat, do-
minum Joannem Vogler et caeteros. Vade felix et ma ama.
4.
Basel 1522.
Vadiano suo Olareanus S. D.
Si vales, bene est; ego quidem valeo. Gongratuleris mihi oportet,
veMs, nolis. Nam ex Francia supellectilem meam recepi, qua mihi
vix unquam gratius contigit Tatum libris meis timui, atque habeo
equidem Christo optimo maximo gratiam, neque enim quicquam nunc
felicitati meae deesse puto, nisi fortassis existimem hoc unum, quia
desit uxor. Sed heus tu, ilia quoque brevi aderit; bene preceris mihi
oro. Nunc nugarum satis. Coepi nunc publice profiteri in laudem
universi nominis Helvetici. Auditorium habeo magnum quantumvis
oi omi ngog xid-dgag in bonas literas atque honestiora debacchentur.
Elaborabimus porro continenter, ut nunquam desit, quod illi non
libenter videant homines pistrino dignissimi. Be Casii filio aio,
neque illi esse grammaticam neque dictionarium. Si velit ilium
Graece scire, ut est aptus iuvenis, necesse est, ut cum iuvet aliqua
pecuniola; satis ego de conditione mea cessi illi, neque vero ob ipsum
tantum, quantum ob Humanitatem tuam, quae mihi instar numinis
est Caeteram cum rem familiarem occipio, satis aerammae istic in-
venio, quanquam omnia sane prospera, et domus et cives et iuventua.
Quod de quaestore urbis vestrae scripseram, non tarn id ego mei
causa, quam consulis Madii agi volebam, ne inofficiosus viderer eiga
virum multa de me merentem, qui hoc mihi mandaverat Tu vero
nihil hactenus respondes, atque adeo id miror. Sed iam desino esse
Musiker-Briefe. — Paul Hofhaymer.
173
molestus. Vale, charissime Joachime, ©t me ama, porro uxori tuae
plurimam ex me dicito salutem, domino Joanni Vogler et amicis
omnibus. Basileae, ex aedibus nostris, anno Christi natali MDXXII.
Ein 5ter Brief an Vadian vom 18. Januar 1523 erwihnt Hutten's
Besuch in Basel und die Zuriickhaltung des Erasmus. Seine eigene
Uisehlissigkeit gegeniiber der Sache Luther's. Myconius in Einsiedeln.
Bitte um Zusendung eines geeigneten jungen Mannes fur die Unter-
weisung seiner ScMler. JLufserung der Zufriedenheit fiber seine
pereonliche Lage.
Paul Hofhaymer
aucb nur Meister Paul genannt
1.
Augsburg 6. November 1515.
Ersamer, hochgelerter, gunstiger, lieber herr maister Joackwi.
Mein willig dinst seind euch altzeit zuvoran berayt, und fug euch
zu wissen, das ich seyd der zeit, als ich von Wyenn haym khummen
bin, paid widerumb ausreyten han mtissen und bei kayserlicher Majest&t
zue Tnnsprugk und anderer ennde wol 6 wochen lang ausbeliben;
han euch deshalben dye ding nit ee schicken mugen, biss ich ytz
widerumb haym bin khummen. Unnd Schick euch hyemit in aynem
ror verpetschafft 4 Augspurger ellen atlas zu aynem wammus, als ich
euch verhayssen hab. Dabei ligen zway wappen; das ayn mit dem
lateinischen titel wellet dem Lndotvico Sennfel geben, das aider mit
dem teutschen titel wellet dem Wolfgango*) organisten geben; dann di
kayserliche Majestlt hat ytzt zu Ynsprugk in ansechung meiner em-
phangen ritterlichen eer mich noch hocher gefreyet unnd geadelt,
mich turnierergno88 gemacht, als ir an dem helmem diser wappen
sechen werd; auch mir im Thewtsch den titel geben, das man mir
schreyben unnd mich nennen sol her Paulsen flb/piaymer], kayser-
licher Majestat obristen organisten, und nymmer maister Pauls etc.
Ich schick euch hyebei in ayner scatel das puchel, so mir von
Venedig zuegeschickt ist Darbei liegen zwen zetel, der ayn pergo-
menen**) mit den Tersen , so mir der bischof zu Trient in laudem
geschriben hat; der ander papieren zetel ist mit Celtes aygen handen
geschriben, als ir sechen werd. Ist hyerinn mein gar fleissig bitt an
*) Damit ist jedenfalls Grefinger gemeint, siehe Qnellen-Lexikon muter
Wolfgangus.
*•) PergMiflit
174
Mnsiker-firiefe. — Paul Hofhaymer.
each, ihr wellet mir das pflchel, auch payd zeteln, m if dye ge-
braucht habt, verwaren und mir durch gewiss hennd wideramb zae-
schicken , dann ich sy nit abgeschriben hab; aach sy gernn and
lieber worn aygnen hannden der, so mir sy zuegeschikt haben, be-
halten wil, dann ein copeL
Wellet eurem concept nachfaren und dem anzaygen, so ich each
geben hab zu Wyenn, recht nachpawen. Unnd ich mocht leyden,
so ir das aufgericht (!) habt, das ir mirs vor, ee dann irs dem von
Qurk oder ymand antwortet, zueschiket; ob ich ettwas daran mer
oder mynders gernn haben wolt, das ich each das vor anzaigte, als
ich dann aufe furderlichst thun wolt Doch wye und was euch
darinn gut bedunkt wil ich euch allweg bevor setzen. Lasst euch
di sach bevolchen sein, auf kunftig mein verdyenen und schreybt
mir von stundt an bei antwurter des dings widerumb antwurt, ob
ir dys empf[angen] habt oder nit, damit ich nit in zweifel bleyb sten.
Nit mer, dann altzeit ewr williger dyener bin ich zu eurem gfallen.
Damit bewar euch got Datum Augspurg, an VI tag Novembris,
anno XV.
Ro. kay. Mt. obrister organist
Pauls Hofhaymer.
Item in der scatel werd ir auch fynden , das verpetschaSt ist;
gehort dem Wolfgang, organisten zu Sand Stefan; das wellet ausz
ewrem aygen hannden im selbs antwurten; wil ich verdyenen.
1.
Augsburg 9. Februar 1516.
Ersamer, hochgelerter, gunstiger, sunder lieber herr. Mein gar
willig diist seind euch alltzeit zuvoran berayt Und fug euch zu
wissen, das dy kaiserlich Majestat di capellen ytz herauf erfordert
hat, als ich verstee, gar khurtzlich sich erheben werde. Demnach
an euch mein sunder fleissig bitt ist, wo ir mir ettwas gemacht
hettet, solchs mir bey Ludvico Smnffel zu schicken, der mir der
lebest bot und gewiB wer; auch dye vers im pergomen und papiren
zeteln von Petro Bononio und von Celtis mitsambt dem roten puchlen.
Wars aber nicht berayt noch, so wellet versuchen, solchs zu vertigen,
ob 68 mit der capellen hergeschikt mocht werden ; dann ich mich
vasst darauff frewen thue und mich versich, ir werd den sachen
recht thun, als ir fuchs und has seyt der ding. Damit will ich mich
altzeit euch als meinem gunstigen herrn bevelchen, mit erbiettrmg
williger dinst zu aller zeit Datum Augspurg: an sambstag nach Esto
michi, anno 16.
Musiker-Briefe. — Paul Bofhaymer.
175
Item so ir mir das schiken werdt, so wellets verpetschaflt und
be8chlo8sen machen.
Paulus Hofhcrimer, totes Tester.
8.
Nurnberg 17. April 1516.
Ersamer, gelerter, giinstiger, lieber herr unnd freund. Mein
willig dinst seind euch altzeit zuvoran berayt Als ich euch vor-
malen geschriben unnd vermant hab mm fur genummen gedichtz,
so ir in willen seit, mir zu eren und lob ze machen in Latein, des
ich zu zyr der loblichen khunst musica mer dann meiner person
halb mit begirlichem gemut teglich wartend bin: ist nochmals mein
fleissig bitt, demselben eurem f&rnemraen volg zu thun und mein
darinn nit zu vergessen, auch mir dye ding, so ich euch hinab ge-
schikt hab, nit zu verliesen, sonder mir dasselb mit sambt ewren
v©rsen zu schicken. So ir dye ververtigt habt, wil ich khunffiiger
zeit umb euch treulich verdyen und beschulden. Unnd wellet mir
doch ayn mal schreyben, wye es euch gee und ob ettwas daran ge-
macht sei oder wye es deshalben ayn gestalt hab damit Was ich
euch zu lieb und dyenst thun khan, schafft und gebiett alltzeit.
Datum zu Nuremverg, an pfintztag nach Jubilate, anno etc. XVI.
Bo. kayserlicher Majestat etc. obrister organist
Pauls Hofhaymer, ritter.
4.
Augsburg den 23. Mai 1516.
Mein fruntlichen grus und willig dinst seind euch alltzeit zu-
voran berait, sunder lieber herr maister Joachim. Ich bitt ouch gar
fruntlich, ir wellet an mich gedenken mit der sach, als ir wisst,
unnd dye nit gar verligen lassen, euch der mue auf ktinfftig mein
verdyenen nit verdrieesen nooh rewen lassen, auch mir nit verargen,
das ich euch so offt sollicitir, dann ich nach dem ding gantz be-
girig bin. Insunderhayt bitt ich euch mit fleiss, ir wellet mir das
pergamenen puchel von Venedig nit verliesen, und ob euch got er-
mont (!), mir fiirderlich das ding ausrichten und schiken. Wil ich
warlich umb euch verdyenen, wo ich khan und mag; ich han kain
rue noch lass euch khain rue, bis ir das ausricht Nit mer, dann
scfaaft und gebiett auch mit mir als eurem willigen. Ich bin altzeit
euch zu dyenen beraytt und genaigt
Datum zu Augspurg, an freitag nach corporis Christi, anno XVL
Bomisch (wie vorher)
Pauls Hoffwvmer, ritter.
(Schluss folgt.)
176
Mitteilungen.
Mltteflnngen.
* Theodor Kroyer, Dr., Die Anfange der Ghromatik im italienischen
Madrigal des XVI. Jahrhunderts. Ein Beitrag ear Geschichte dee Madri-
gals ... Leipzig 1902 Breitkopf & Hartel. gr. 8°. X and 160 8eiten.
Eine auf grundliche Quellenstudien begrundete wertvolle Arbeit, die mit
den fruhesten Leistungen anf die Diatonik begrundet beginnt und mit
Marentio und Gesualdo da Venosa schliefst. Schon die Theoretiker des
15. Jahrhunderts sprechen sich fur Einfuhrung des Chromas aus. Im
geistlichen Tonsatee, der unter der Aafsicht des Klerus stand, vermieden
die Komponisten ein Versetznngszeichen vorzuschreiben , dock burgerten
sich gewisse Gesetze ein, nach denen der Sanger trotz alien Yerboten der
Kirche das Chroma anwandte. Das alteste ist das B, was selbst die
Kirche erlaubte, des Tritonus f — h halber. Ms cis gis es schmaggelten
die Singer ein, nur its and as blieb lange unberuhrt, bis das Madrigal
mit semen weltlichen Texten mud freiem mosikalischen Ausdrncke aach
diese beiden Chroma mnbekfimmert um das Geschrei der Theoretiker em-
fuhrte. Als man nan gar anfing nach dem griechischen chromatischia
mud enharmonischen GeecMechte m forschen and einzafihren und Manner
wie Ciprian Rore mit kuhner Hand nach den verbotenen Fruchten griff,
war es um das sogenannte diatonische Geschlecht im alten Sinne geschehen.
Doch lasBcn wir den Verfasser selbst reden, der am Schlusse seiner Arbeit
folgendes Resultat zusammenzieht : „Chromatik a bedeutet im engeren Sinne
die accidental© Alteration anderer als der erlaubten Tine F, G, C, H, E,
im weiteren Sinne jede Freiheit gegen die Theorie; sie war, wie wir dar-
zulegen versuchten, die wirksamste Wafie gegen die Integritat der Kirchen-
tone, in deren Wesenheit sie eigentlich langst begrundet lag: in den sich
allmalich ausbildenden „ Subsemitonia modi" ja schon in der uralten (an-
tiken) Unterscheidung des |? und J| (genus molle und durum). Einen
machtigen Forderer hatte sie in der musica ficta, die, wie andere Eigen-
tumlichkeiten der Solmisation und Mutation, zahlreiche Ansatze zum
modernen Tonsystem enthielt. Es war uns darum zu than, ihre innere
Entwicklung zu zeigen: wie sich „as li als genetisch erster chromatischer
Ton herausbildete (er ist auch historisch der erste) und wie ihm bald der
Reihe nach „i&, des u und all© anderen folgten. — Wir sahen ferner, dass
die Eeime der Chromatik den fruchtbarsten Boden fanden im Madrigal,
das durch seine poetisch- musikalische Ungebundenheit, sowie durch die
ihm faktisch zum Prinzip erhobene Ton- und Wortmalerei far die Be-
friedigung antidiatonischer GeluBte wie geschaffen war. So wurde das
Madrigal zum Tummelplatze des Kampfes „Hie Diatonik, hie Chromatik ! a ,
eines Kampfes, der schon in den ersten Dezennien (des 16. Jahrhunderts)
zu toben anhub, das heifst, frther, als man bisher angenommen, mud der
in smcceesiver Steigerung das ganze Jahrhundert mit seineni L&rmen er-
fullte. — Die Antwort auf die Frage: „Wann und wo taucht im Madrigal
das erste Chroma auf?" liefs sich dahin formulieren : Sogleich mit der
Einfuhrung und Bebauung dieser Eunstform 1533, fast gleichzeitig bei
Mitteilungen.
177
Willaert, Verdelot, Festa, Arcadelt in der Gestalt mittelbarer Chromatik.
1639 begegnet mm ein unmittelbares Chroma (as) bei Festa, dann bei Messer
Claudio (Sermi8y) and t Arcadelt; diese drei Madrigalisten sind demnach
die ersten Chromatiker. In seiner Eigenschaft als Frtihmadrigalist und
Begrunder der venetianischen Schule hat Willaert, dessen Interesse an der
„nuova musica" erwiesen ist, grofse Bedeutung fur deren fernere Ge-
staltnng: Venedig wurde der Ansgangspunkt der freieren Kunstanschauung,
and die einfluisreichsten Chromatiker der Nachzeit sind Willaert's Schuler
gewesen. Die Romer verhalten sich im allgemeinen konservativ, nur Festa
(der Vorlaufer Palestrina's) nimmt Anteil an der chromatischen Bewegung;
die ubrigen Meister dieser ersten Period© der chromatischen Bewegung
kommen hier nur insoweit in Betracht, all sie mittelbares Chroma zur
Anwendung bringen ... In der Epoch© 1540 — 1570 findet die Chromatik
outer den Tonkunstlern allgemeinere Aufnahme, die „neue Art" verpfianzt
rich von Venedig aus nach den ubrigen St&dten Italiens und auch Pale-
strina vermag sich ihrem Einflusse nicht zu entziehen; nach Deutsch-
land dringt sie zunachst durch Lasso, der auf seinen Beisen in ltalien
zweifellos mit der „nemen Manier u in nachste Beruhrung gekommen ist
(MB. Deutschland stand durch die Kaufmtnnschaft in regem Verkehr mit
ltalien. Italienisch war auch die feinere UmgaiigSBpimche. An Hofen
sprach und schrieb man stets italienisch). — In Vicentinoh Enharmonik
endlich haben wir das ernstliche, aber hoflhungslose Bestreben, die grieohische
Enharmonik praktisch zu verwerten. Sie hat nichtsdestoweniger Licht ge-
bracbt in die Daromerung der „ingierten Musik"; sie hat gezeigt, law
ein Fort8chritt unmoglich war ohne grundliche Reform der Intervall-Be-
stimmungen, d. h. ohne die gleichschwebende Temperatur. — Die chroma-
tische Bewegung gipfelt in Caimo, Rodio, Luca Marenzio and Gesualdo
da Venosa; sie findet in den beiden letzteren ihre genialsten Vertreter,
deren Kunstanschauung scharf in der Mitte zwischen Alt und Neu stent.
Fur ihre Zeit sind sie, was die Roman tiker des 19. Jahrhunderts fur die
nnserige; sie bringen den Subjektivismus im Madrigal zum vollen Durch-
brnch ; freieete Formgebung, zugellose Pbantasie und bewusste Bereicherung
der Kunstmittel sind ihre Erkennungszeichen. Marenzio und Gesualdo
sind darum „die Romantiker des 16. Jahrhunderts u .
* HandeP* Orgelkonzerte giebt Breitkopf & Hartel in neuer Aus-
gabe heraus. Hierzu schreibt Dr. Max Seiffert als Vorwort: „Der Ver-
such, Handel's Orgelkonzerte aus ihrer starren originellen Aufeeichnung
durch reichere harmonische Ausfullung und Ergftozung der dem freien
Belieben des Spielers iiberlassenen Stellen wieder zu regerem Leben zu
erwecken, ist von verschiedenen Seiten gemacht worden, allerdings nicht
mit dem gewunschten Erfolge, da die Bearbeiter mehr oder # weniger nur
subjektiv verfuhren, statt aus der Praxis des alten Meisters heraus nach-
zuschaffen. Auf kritischem Wege zuerst einwandfreie stilistische Grund-
satze fur die musikalische Ausgestaltung von Handel's Orgelkonzerten auf-
geetellt zu haben, ist H. Beimann's Verdienst. Was er, von sporadischen
Andeutungen Handel's ausgehend, fiber das Mafs des Pedalgebrauchs und
178
Ifitteflmiigeii.
iber die Einfuhrung kontrapunktierender Mitidbtimmeii §agt (AUg. Monk-
zeitung 1897), ist fir jeden Organisten anregend. Nur in einer Hinsicht
ist seine Darlegung unvollstandig: sie unterlasst ajs Hauptgrundsatz auch
die Eorderung aufzustellen, dass die melodischen Linien der Orgelstimme
durch Verzierungen und mannigfache Umspielungen voller und reicher
ausgezogen werden mussen. Dm ist ©in© instalment*!© Spieltechnik, die
man nicht sowohl aus Handel's eigenen Werken, sondern wesentlich auch
noch aus den Orgel- und Klavierwerken eines Joh. Krieger, Joh. Euhnau,
J. C. F. Fischer, J. K. Kerll, A. Poglietti, Gottl. Mufiat, A. Scarlatti —
lauter Meistern, die auf die Gestaltung seiner Technik intensiven Einlusi
ausgeubt haben — genan stadieren kann and mass. Was die Orchester-
begleitang anlangt, so teile ich nicht die Ansicht H. Beimann's, dass wir
ndtig hatten, gelegentlich selbst durch Trompeten und Pauken dem Kolorit
aufzuhelfen. Das originale HandeFsche Orchester (mit seiner chorischen
Besetzung der Holzblaser, seiner Teilung der Streicher in ein Eonzertino
und Grosso, der Verwendung des Klaviers zur Ausfuhrung des General-
basses), das uns Pr. Chrysander wieder geschenkt hat und das durch zahl-
reiche Aufiuhrungen seinen Klangreiz erprobt und bewahrt hat, halte ich
auch fur die Orgelkonzerte als vollstandig ausreichend."
* Ernst Challieis Grofser Chor-Katalog, Ein alphabetisch geordnetes
Yerzeichnis samtlicher gemischter Chore mit und ohne Begleitung. Giofeai
1903. Ernst Challier's Seibstverlag, grofs 4°, 343 Seiten in 2 Spalten.
Bus Verzeichnii seeugt von emem unermidliclieii Sammelflaifs und wird
dem Suchenden gute Dienste leisten. Die alphabetische Anordnung beruht
auf den Texten, wlhrend der Komponist nur nebenbei genannt ist; V«r-
lager und Preis, der sich aber jedenfallB auf das game Heft bezieht, bilden
den Schluss jedes melurBtimmigen geistlichen wie weltlichen Liedes. Auch
lateinische Texte sind aufgenommen und Neuausgaben alter Gesange des
16. bis 18. Jahrhunderts, doch fehlten von letzteren ein ganz bedeutender
Tell, die aber der Verf&wer (wie er mir schreibt) in ©mem Nachtrag©
bringen wilL Eigentlich vermisst man ein Yerzeichnis der Komfwrnstaii
mit kurzer Angabe was von ihm aufgenommen ist, doch lag dies wohl
nicht im Plane des Verzeichnisses, welches dem Musikalienhandler bei un-
genauen Bestellungen des Publikums, besonders der Damenwelt, hilfreiche
Hand bieten soil. Von diesem Standpunkt aus betrachtet ist es ein vor-
zugliches HilfBmittel und kann auch Dirigenten von Ghorvereinen em-
pfohlen warden.
* Tijdschrift der Vereeniging voor Noord - Nederlands Muziekgeschie-
denis. Deel VII 3 e Stuck. Amsterdam 1903, Frederik Muller & Co.
Das Heft enthalt die Fortsetzung und Schluss von Cornells de Leeuvu's,
Biographic und Bibliographic door /. W. Enschede, Seite 157 bis 208
mit Musikbeilage bis Seite 232. Auf Obrechfs Spuren von Rtchard
Miinnich ist der nachste Artikel uberschrieben und bringt eine sehr be-
achtenswerte Beschreibung italienischer Bibliotheken, sowohl ihres teilweisen
B«sitwfl als ihrer Benmtzung, die bei manchen viel m winschen fibrig
litest. Win das Material m einer Gesamtausgabe der Obrecht'schen W«rke
Mitteilungen.
179
m sammeln, ontersuchte obiger Herr im Auftrage der Nordniederl&ndischen
Gesellschaft die Bibliotheken der Casanatense in Bom, des Vatikans, die
Nationalbibliothek in Florenz, das Istituto musical©, das Liceo musical©
in Bologna, die Biblioteca Estense in Modena, die Dombibliothek in
Treviso, das Domarchiv und die Dombibliothek in Mailand and fand besonders
in Treviso eine reichhaltige alte Masikbibliothek mit Werken des 16. Jahr-
hunderts im Brack and im Manuskript, Seite 242 Zeile 6 von anten
sei der Irrtam verbessert, dass das 16. Jahrhondert den Taktstrich nicht
kannte. Allerdings, wer nor die Stimmenansgabe kennt, kann wohl glauben,
dass der Taktstrich nicht bekannt war und doch deutet dem Kundigen
das Taktzeichen die Kenntnis des Taktstriches an; aach beim Abbrechen
der Zeile, die stets mm Ende emm Taktes ©der in der H&lfte abschliefst,
nigt sich die Kenntnis desselben. Da wir aber auch Partitoren des
16. Jahrhonderts im Drack and Manaskript besitzen, die aaiser den eckigen
Noten genau ebenso wie unsere heatigen Partitaren aussehen, also Takfc-
striche haben, so ist die Kenntnis desselben onzweifelhaft. Man konnte
fast vermnten, dass die alten Notensetzer nach der Partitor stachen. denn
sonst liefse es sich nicht erkllren, woran sie das Ende des Taktes erkannt
haben sollten. Seite 245 folgt ein Artikel mit der tTberschrift : Amster-
damsche Muziek - Herbergen in de XVII. eeaw (Jahrbandert) von D. F.
Scheurleer, betrifft die soziale Seite der damaligen Mosiker. Den Schlass
des Heftes bildet der 2. Bogen des Yerzeichnisses niederlandiseher Mosik-
Uteratnr in einem wilden Darcheinander.
* Max ZTessfs Deutscher Miwiker-KiJeiider fir im Jahr 1904.
Neonzehnter Jahrgang. Mit Portrat von Prof. Dr. Heinrich Bellermann.
Leipzig, Max Hesse, kl. 8°, 577 Seiten. Neben statistischen Verzeich-
nisseii nebst einem Namen -Register mud oaMreiclieii Annoncen, beindeii
sich Seite 136 — 144 zwei Artikel von Prof. Dr. Hugo Riemann. Der
erste handelt uber die internen Zwistigkeiten in der vor 4 Jahren er-
richteten internationalen Masik- Gesellschaft, weiche die lobliche Absicht
hatte den Monatsheften den Oaraos za machen. Sie begann mit viel-
versprechender Mitgliederzahl , die sich aber mit den Jahren sehr ver-
mindert hat, statt vermehrt. Die aalserdeatschen Artikel zeichnen sich
darchweg darch ihre IJnbedeatenheit aas and bei der Sacht recht viel
za bringen, beginnt die Arbeitskraft der wenigen Dentschen, die sich in
der Musikgeschichte wissenschafblich beschaftigen, bereits za erlahmen. Der
2. Artikel betrifit eine Biographie Heinrich Bellermann' gestorben am
10. April 1903. Wie stets, ist aach hier das Urteil des Herrn Verfassers
sehr milde and anerkennend, ohne aof die verkehrten Anaichten Beller-
mann's naher einzagehen. Nar seinen Kompositionen im Stile des 16. Jahr-
honderts weist er einen erfolglosen Plata an. Gerade wie Grail's Erfindangs-
kraft, der denselben Grandsitzen holdigte und der Lehrer Bellermann's war,
nor gering war, ebenso leiden die Kompositionen Bellermann's an Mono-
tonie, hervorgebracht dnrch eine zm geringe Themem-Erfindang. Was nutzt
die gesangrichtige Fohrang jeder Stimme, wenn sie nicht Inhaltsvolles za
BSgeu waifs.
180
Mftteflungen.
* Herr Reinh. Starke, Oberorganist an St Elisabet in Breslau, gab
anch in diesem Jabre im August und September seels Orgelkonzerte, von
denen mmr eins gegen Bezahlung beeuclibar war. Die Programme trmgen
der Yergangenheit wie der Neuzeit Rechnung. Unter anderem ein Orgel-
konzert mit Orcbester von Handel nacb der Vorscbrift von Max Seiffert.
Die Breslauer Zeitungen sprecben sieh uber dieselben sebr gunstig ana,
bewilders iber die Tecbnik des Konzertgebere.
* Mitteilungen der Musikaiienbandlung Breitkopf & Hartel in Leipzig,
Brfissel, London, New York. No. 75. Oktober 1903 mit dem Portrit Ed-
ward EfgarB, enthalt die Ankiindigung der von Heinricb Beimann beraus-
gegebenen J ohannes - Passion von Seb. Back, die Neuausgabe Dr. Artbur
Prufer's Johann Hermann Schein 1 * Werke, 2. Bd. Musica boscareccia oder
Waldliederlein von 1621 , Robert Franz* Denkmal nebst biograpbiscber
Skizze und Verzeichnis seiner Werke, Hector Berlioz* Gesamtausgabe
seiner Werke, Richard NoatzscK Fuhrer durch die kirebenmusikaliscbe
Literatur nach den Festen des Kircbenjahres geordnet Preis I M. Mo-
numenta ecclesia Liturgica, edidernnt et curaverunt Ferdin. Carbol et Hen-
ricus Leclerco, Presbyteri Sancti Michaelis de Farnborough. Vol. I. fol.
690 S. Preis 64 M. Von Gretry's Gesamtausgabe erscbien die 31. Lief.,
das Pastorale La Magnifique in 3 Akten. Pr. 16 M. Orl. di Lasso's
Werke sind Bd. XII, Chansons, Bd. XIV und XVI erscbienen.
* Hierbei eine Beilage: Neue Erwerbungen der Kdnigl. Bibliothek
in Berlin.
Am 15. November erscbeint der
9, Band
von
Rob. Stater's
Quellen-Lexikon
fiber die
Musiker und Musikgelehrten
der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte dee 19. Jahrfa.
S. — T.
Subskriptionspreis i 10 M. Einzelpreis 12 M.
Nen emtretemden Subskribenten wird auf Wunsch em© Teilzahlnng
gewahrt, mm sicb nach und nach daa Lexikon anzuschaffen.
Buchhandlerische Bestellungen sind an die Musikaiienbandlung von
Breitkopf & Hartel in Leipzig zu ricbten.
Templin U./M., den 1. Nov. 1903.
Robert Eitner.
Ver*»twortlich«r B«<Ukt«ur Bobert Eitner, Ttmplii (Uek*rm*rk).
iMmmk mm Htrmann Bejer A BOhae (Bujwr A MftPfi) la fjangm >1«u
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MUSIK- GESCHICHTE
herausgegeben
von
der Gesellscbaft Itbr Musikforsehung.
III?. JaUrg.
1S08.
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Preit list Jfthrgangut § ilk. Momtiich •neheint
•in* Nomnw von I Ms 1 Begun, ImertionigebOhren
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KommifliiontrerUg
▼on Breitkopf A Hlrtel in Leipiig.
B««teUong«n
ninunt j«d« Bach- und Ifailkhftztdtang
So. 12.
[uslker - Rrlefe aus dem Anfaige
des 16. Jalirhanderts.
Joh. Buchner. Heinrich Finck. Glarean. Paul Hofhaymer. Gregor Valentianus.
(SchluBs.)
Paul Hof haymer
auch nur Meister Paul genannt
5.
7. Februar 1518 ohne Ort
Ersamer, hochgelerter, gunstiger, sunder lieber heir. Mein gut-
willig dinst seind euch allzeit zuroran berayt. Ich hab each vor
weichnachten geschriben und denselben brief inngelegt einem anderen
brief, so ich an her Jaeoben Fritzm saligen geschriben het, und
demselben bevolehen, euch den eingeiegten brief selbs za antworten.
la dem ist er gestorben und mir dye brief widerumb haym khumenn.
Nun ist dy maynung meins schreybens ail andreB gewesen, dann
das mir ewr schrifften, mir m lob gemacht, vasst wolgefallen und
gantz nach meinem gat gefallen gemacht sell. Und wolt aber doch
gernn, das dye epistel und vers, so mir mein discipulus von Ve-
nedig geschikt hat, auch darynn gezogen und als zu einer gezeug-
nuss, das mich dy Walchen (Welschen?), so doch subtil synd, auch
lobten und von der musick, so mir got geben hat, auch hyelten; so
wer alsdann das puchel grosser worden. Ich hoff nemlich auf khunff-
tigen summer gaa Wyenn alayu diser sach halb zu khumenn, mit
euch davon m reden. Ich khans nit ties schreyben, wye ichs mayn;
doch wo ir so gutwillig sein wolt und das, so ir gemacht habt, mit-
MotmUfc- f. MuaikgMoh. Jafargaag IXlf, Mo. IS. 12
182
Musiker-Briefe. — Paul Hofhaymer.
sambt den Venedigischen epistel und carmina zum druck gar an dy
stat verordnen und stellen wolt, wer mir vast lieb. Und was dy
expensi (Bezablung) wer, so dariiber lauffen wurd, mocht ir mich
vor wissen lassen, ob ichs villeicht hye necbner bestellen mocht
Lasst mich ewr gut bediinken wissen und wellet nit verdriess haben,
mir zu schreyben bei disem boten. Ich wils, ob got wil, umb euch
noch verdyenen etc.
Ludowims Senffel hat von ungesehieht, id est occasu, ayn leyb-
schaden empfangen von einer geladen puchsen (Blichse), dye auf di
erden gefallen und im (!) dem fail erzdndt (entzundt) und abge-
schossen, im durch ainen fus nach der zwiech ganngen, das man im
dy negst zechen (Zehen) nach der grossen wegkschneyden hat mfissei
mitsambt ettlichen paynen und schiferlein, so dy khugel zermischt
hat; davon euch villeicht langst geschriben oder gesagt ist Mir ist
nit alain, sunst vil guten leuten umb in layd. Er wird khaum auff
Ostern recht hayl zum geen. Nit mer, dann ewrs beschayds wil ich
warten; und ich wiinsch euch hyemit ayn silig neues jar.*) Datum
eylend, am 7. tag Februarii, anno 18.
Pauls Hopiaymer, ewr williger.
6.
Salzburg 14. Mai 1524.
Ersamer, hochgelerter, sonder lieber herr doctor. Mein gar frunt-
lich willig dinst seind each allzeyt zuvoran berayt Ewr schreyben,
mir durch Ewern schwager Bartolome Steckh geantwort, hab ich mit
sonderen frewden vernommen, und gem gehort Ewren giuckseligen
stand in gesunnd mit sambt Ewrer hausfrawen und khynd. Got well
Euch dermassen langwirig behalten. Ich dannck Euch auch gar
treulich, das Ir meines lebens halben, des Ir lanng in zweifel ge-
standen seyd, widerumb frolich worden seyt Ich warlich auch lanng
zeyt nit gewisst, wo Ir seyt; und als ichs erfaren het, han ich nit
erdenckhen khiinnen, wye oder wohyn und durch wen ich Euch
gewislich schreyben zueschikhen solt. Wellet nit glauben, das ich
Ewrer frundschafft und humanitet, mir bewisen, nit oflft gedacht und
Euch vil gutter zeyt gewunscht hab. Und wo ich ytz Euren schwa-
ger dem Steckh in seinen sachen so statlicb und wol fiirderlich hette
mtigen sein, als wol ich des genaygt bin, solt er Ewr vasst wol ge-
nossen haben; dann Ir es wol umb mich lanngest verdyenet habt
Ich schick Euch hyemit ayn klaynes theutsches lyedlein meinee
') Baa Jahr b^ann dammls mit Marz.
Musiker-Briefe. — Paul Hofhayraer.
183
pawes, nit far ayn khunstlichs werckh, sender seiner art nach und
der wort halben, so ich mir selbs also diser zeyt neulich gemacht
hab und villeicht, als ich acht, Euch dergleichen dyenen mScht Und
wann ich fiiran ettwas mer newer haben , wird ich Eachs auch
schiken; dann mir Ewr schwager anzaygen gethan hat, meine
schreyben durch Hansen Mayr zm Augspuig, dohin ich offt pot-
schaiit haben mag zu behendigen.
Ewr epistel, meinen halben an meinen gnedigisten herrn von
Saltzpurg geschriben, hab ich stits seydher mit fleiB behalten raid
nit wissen miigen, was weyter darmit zu thun sey. Beger und bitt
Euch nochmals mit hochem fleiB, mir Ewr gut bedunckhen zu
schreiben. Ich habs ainen poeten an kayserlichen hof, des namen ist
Btchardus Sprulius, lassen sauber abcopiren. Ich wolt ye geren,
das dye mue und Ewr trewer fleis nit vergebens angelegt, sonder
fur dye augen der lewt kheme, dye solch zirlich schdne latein und
aygendtliche description meiner music, durch Euch so gar merklich
beschriben, verstunden. Dann wen ich es noch in private sechen
hab lassen, so wirdet es vasst gelobt Meins gnedigen herrn von
Saltzpurg etc. cantzler, doctor N. Waldung, ist doctoris Jheronimi
Wakhmg medici sun. Der hat es auch gelesen und hoch gelobt;
auch mir gesagt, wye mein gnedigister herr von Saltzpurg Euch
durch Eur ausgangen schrifit wol erkhenn. Des halben ich hoff, sein
F. G. wurde auch ayn sonder gefallen haben ab diser Ewrer epistel.
Wellet mir Ewr gut bedunkhen nit verhalten, was ferner darmit zu
thun sey; des wil ich mit begirlichem gmut erwarten. Item wo es
Euch nit beschwarlich wer, mir nit mer dann drey oder aufs maist
vier verslein mit Euren nagsten schreyben schiken, dye do wfiren
nicbtz anders dann ayn gluckwunsch zu meinen wesenlichem und
wonhafftigen hyesein, das mir got und das gluck beystendig sein
wellen, mein tag in felicitate zu verzeren etc. Solch vers wurde ich
in meiner habitation hubscb und gros geschriben an dy wannt lassen
machen, meinklicb fur augen in Eurer gedechtnuB.
Got well Euch mit fug ayn vart her oder mich zu Euch ver-
fugen; dann ich gem umb Euch sein wolt. Mir hat auch Steckh
gesagt, Ir weret wiliens ayn far gen Wyenn zu raysen und den weg
bye durch zu nemen. Das wer mir von hertzen begirlich. Wellet
dem nachkhumen und nit anders furnemmen; dann Ir khemet durch
Minichen her; do findet Ihr Euren landsmon (!) Ludiwigen Sennffl
und gut gesellschafflten der singer, und hye sttsst Ir auis wasser zu
fiuren bis gen Wyen.
12*
184
Musiker-Briefe. — Paul Hofhaymer.
Item ich bin bey meineni gnedigisten hern von Saltxpurg vasst
wol und gnediklich gehalten. Hat mir sein gnad jarlich C und funff-
zig gulden mein leben lang verschriben. So hab ich von kayser-
licher Majestat auch mein leben lang C und XXXV gulden an ander
zuestend. Ich dannck got, das ich nymmer wye ayn zigeyner mm-
raysen bedorff. Hab ytz ain hausfrawen von edlem und erbern go-
schlecbt und bey der zway tochterlein erworben, der ich mich hoch
erfrew, biB mir got der herr (als ich hoff) ayn sun verleicht Wisst
auch, das ich innerhalb sechs jaren das dritte weyb ytz hab; dann
ich het ayne zu Passan eines namhafften geschlechts genomen. Di
pracht mir im ersten jar aynen sun, und dyeselb mein haus&aw
starb 4 wochen nach der kyndpeth; der sun starb in 12 wochen.
Ytz nit mer, dann wellet mir verzeichen, Euch mit so vil unnutzen
schrifften zu lesen bemuen; dann es in sonderm vertrawen und frunt-
lichen, gunstigen willen beschicht. Wil Euch hyemit got dem herren
sambd Ewrer lieben hausfrawen und alien den Euren in sein schutz
und schermb bevolchen haben, und bitten mich mit Eurem schreyben
otter zu erfrewen. Wye wenig der zeylen seind, wil ich mich vasst
gern genuegen lassen; dann ich wol gedencken khan, das Ir in Eurer
practik nit mussiger zeit vil habt. Datum Saltzpurg, eylend, an
pfintztag abend vor der heyligen pfingstag, anno etc. vicesimo quarto.
Ewr gantz aygner Paulus Hofhaymer etc.
7.
Salzburg den 6. Jam 1524.
Ersamer, hochgelerter, gunstiger, sonder lieber herr doctor. Mein
gar fruntlich und gutwillig dinst seind Euch allzeit zuvor. Ich hab
Euch jungist bey Eurem schwager geschriben, wye meins genedigisten
herrn von Saltzburg cantzler, mit namen doctor Jheronimus WaMung,
Ewer person und namens gute khundschafft hab, auch Ewrer khunst
und schrifften bericht sey, dye ich in hoch loben und preysen hab
horen. Er hat auch Eur epistel, so Ir meinem gnedigisten herrn von
Saltzpurg zuezeschickhen und zu dediciren furgenommen habt, von
mir gar begirlich zu lesen begert; dye ich im gelichen hab. Und
als er dye verlesen, hat er mir gesagt, es sey ayn auspundig wol
gestellte description der music, wye mir dye von got und der natur
verlichen sey; und hat sich verwundert, warumb solch schone zir-
liche und aygentliche beschreybung bisher verzogen und nit langst dem
fursten zuhanden geschikt sey. Hab ich im gesagt, das Ir mir dye
lanngst zuegeschikt habt zu besechen, und wo dye meins gefallens
were, so solt ich Euch das wissen lassen; alsdann woltet Ir es dirigiren
Musiker-Briefe. — Paul Hoffcaymer.
185
dem fursten zu handen etc. Mittler zeit seys Ir von Wyenn ver-
ruckt und ich lanng nit wissen gehabt, wo Ir hyn khumenn weret,
biB ytz Ewr sch wager mir ayn schreyben von Each pracht hab, der
mix auch guten beschayd gethan, wohyn durcb wen ich Inch fiiran
meine brief zu handen schiken mug. Darauff cantzler gesagt, ich
soil in allweg dye epistel Euch widerumb schiken, und bitten, das
Ir dye nochmals meinem gnedigisten herren zuekhumenn wellet
lassen; denn er vermaynt, sein gnad werd ayn gross sonders gefallen
daran empfachen. Es wer auch schad, das solch schon, zirlich und
wolgeschriben ding nit ausgeen soli Und hat bemelter cantzler
doctor Jkeronimus Euch hyemit auch geschriben aynen brief, den
ich Euch do schik, sambd ayner copei Ewrer epistel, so ich Sprulium
hab lassen lauter und leslich schreyben vor vier jaren, der sy auch
vasst gelobt hat Demnach an Euch mein gar hochfieissig bitt: dye-
weyl es sich also zuetragen hat, das ich bey meinem gnedigisten
herrn von Saltzpurg mit dinst gnedigklich und wol gehalten bin,
auch sein f. gnad ayn warer liebhaber aller kunst und tugend ist
Ir wellet solch Ewr achrifiten, so von hochverstendigen ettlichen per-
sonen, dye ichs vertreulich sechen hab lassen, vasst gepreist synd, an
das ort Eurem furnemmen nach dediciren und under dye leut khu-
menn lassen, damit Ewr wolgethane khunstliche beschreybung, dye
an alien zweifel lobswirdiger dan mein thun ist, nit lennger ver-
halten bleyb und Ewr arwayt vergebens angelegt sey. Wye ich als-
dann solchee umb Euch verdyenen sol, wil ich mit hochster danck-
perkhayt befiissen sein alzeit
Item mir hat auch cantzler gesagt, wye in guet gedeucht, das
Ir das datum der epistel ernewen thetet, das es fiirerst new gestellt
gehalten wurd; auch das meinem gnedigisten herrn von Saltzpurg
seiner gnaden rechter titel, wye den ytz sein f. gnad hat, gestellt
mug werden, wye Ir an disem eyngelegten zetel sechen werd. Des-
halben sich erfordert ettliche wort in der epistel, sovil den stand
und ytzigen titel betrifft, verendert zu werden. Dem alien Ir tan-
quam expertissimus wol zu thun wisst
Item so Ir mir schreyben schiken wellt, so schikt sy nur zu
handen Hansen Mayr zu Augspurg in der Pfaffengassen, hynder
Sand Maritzen; der wyrd von mir auch beschayden, wenn er dye
brief aldo zu Augspurg geben sol, damit sy mir furterher gen Saltz-
purg khumen zu handen. Wellet mir hyemitt Ewr liebe hausfrawen,
auch Bartholomeen Steckh treulich grussen. Damit bevilch ich mich
Euch ate meinem sondernn vertrautem, lieben herrn und frond, dem
186
Musiker-Briefe. — Paul Hofhaymer.
ich allzeit meins vermogens zu dyenen willig and genaygt bin.
Datum Saltzpurg, an ersten tag Junii, anno etc. XXIITL
Ewr williger und aygner Paulus Hofhaymer, etc.
8.
Salzburg den 30. September 1524
Ersamer, hochgelerter, giistiger, sonder Meter herr doctor.
Mein fruntlich gruB und willig genaigt dinst seind Euch aiizeit zu-
voran beraytt Und fug Euch zu wissen, das ich Euch langstver-
schynner zeyt, als Ewr schwager Bartholome Steckh hye gewesen
1st, geschriben hab und nachmals khurtzlich abermals ayn schreyben
gethan und dannit geschikt ein copei Ewrer schonen epistel, so Ir
meinenhaiben an meinenn gnedigisten herrn von Saltzpurg gemacht,
aber noch nit zuegeschikt habt Deshalben Euch von seiner gnaden
cantzler doctor Jheronimus Waldung auch geschriben ist, der sy
gelesen und hoch gelobt, auch sambd mir Euch gebeten durch sein
schreyben, damit Ir solchs Ewr epistel an das ende meinem gne-
digisten herrn von Saltxburg lanngen und ausgeen lasset. Und hab
Euch dy copei sambd denenselben schreyben von hynn auff Augs-
purg in Hansen Mayr hannde geschikt, Euch solchs furter gen Sand
Qallen, wye mich Bartholome Steck gewisen hat, zu schiken ; khan
aber bil heut nit wissen, ob Euch solch schrifiten zuekhummen seind
oder nit Demnach bitt ich Euch rait hochstem fleyfi, Euch der mue
nit verdriessen zu lassen und mir widerumb hyerauff schreyben, ob
Ir dye ding und schrifiten empfangen habt oder nit Mich des in
antwort nit lasset; dann ich khayn rue haben mag, bifi ich deq
gruntlich von Euch selbs antwort hab. Das wil ich umb Euch und
dy Euren, wo ich khan, gar treulich verdyenn. Auch wellet mich
wissen lassen, ob Ewr schwager Bartholome Steck seiner sachen hye
gehandelt zu friden khummen sey. Darmit bevilch ich mich allzeyt
in Euren gunst als meinem sondern herrn und frtindt, mich gewisser
antwort hyerauf versechend, der ich mit sonder begir gewartend sein
wil, abermals bittend mich derhalben nit zu verlassen noch zu ver-
gessen. Datum Saltzpurg, an Sand Jheronimi tag, ultima Septembris,
anno 24.
Ewr aygner Paulus Hofhaymer eta
S.
Salzburg den 12. Mai 1525.
Ersamer, hochgelerter, gunstigster, sonder lieber herr doctor.
Mein gar willig dinst mit fruntlichem grus seind euch allzeit zuvor.
Ewr gesundt und wolfart, wye ich aus sag dytz zaigers des briefs
Musiker-Briefe. — Paul Hofhaymer.
187
vernommen, hab ich vasst geren gehort unnd wunsch euch von got
ill© gluckselikayt zu seel und leyb sambd Ewr hausfrawen und alien
den Ewern in lanngwirkhayt Ewrs gesundts zu emphacben. Ich hab
Eurem schreyben nach tfiglich hoffhung gehabt, Ir wurd ayn rayB
gen Wyenn hye durch thun und mir alsdann dy schon epistel, so
Ir an meinen gnedigisten herrn von Saltxpurg mich betreffend gestellt
habt, mit Euch bringen, seinen fiirstlichen gnaden dieselbs zu uber-
antworten. So khan ich wohl gedenken , das Ir villeicht der yetz
schwebenden leuff haiben nit auszieht; deshalben ich der sach geren
geduld trag, doch darneben gar fleissigklich bittend : wo es yndert
gesein raSeht, dyeselb epistel zu verfertigen, damit dye schon wol-
gesetzt latein mit irer zirlikayt nit vergebens gemacht wer. Ich wolt
solchs auch mit ayner erung meins vermugens zu aynem zeuchen
aynes danckparen willens unbedacht nit lassen, und wo Ir mir nit
so weyt werend, ich hyet euch lanngest anhaym ersucht Sonder
lieber herr doctor, wellet nochmals treulich Vermont und aufs fleis-
sigist gebeten sein, das pesst zu thun. Ob Ir mir dye epistel oder
zuvor doctorn Waldung, cantzler, umb Ruperti, so Eure kaufleut von
Sand Oallen hyeber in den jarmarkt kuraen, schicken mochtet, so
wurde dye doctor Waldung meinem gnedigisten herrn, wie sich
gepurd, presentiren in Eurem namen und Euch antwort widerumb
schiken. Es ist noch wol bey 19 wochen MB auff Ruperti; des-
halben Ir nit eylen durfft; und diser Sebastian Gold wird an zweifel
auff dyselb zeyt her khummen; der wer guter pot etc. Damit wil
ich Euch bevolchen haben als meinem sondern herrn und frundt.
Wellet mir Ewr hausfrawen mein unerkhanten grus sagen und
Bariolome Stekhen grussen. Datum Saltzpurg, an XII tag Maii,
anno XXV.
Pauls Hoftiaymer eta
Ewr williger.
Der biographische Gewinn besteht darin, dass er schon zur Zeit
des Kaisers Maximilian sehr oft in Augsburg lebte, nach des Kaisers
Tode (1619) sich lange auf der Suche nach einer Stelle befand, in
Passau sich zum 2 ten Male verheiratete und dann in Salzburg zum
3 ten Male wie er selbst schreibt (siehe den 6. Brief), demnach in
in 6 Jahren 3 Frauen hatte. Hofhaymer's Briefe zeigen ihn durch
die fortw&hrende Bettelei urn die Epistel, die Vadian zu seinem Lobe
gedichtet hatte, in einem recht kleinlichen Iichte.
188 Musiker-Briefe. — Gregor Valentinianas in Vadian. — Rechnongslegang.
Gregor Yalentlnianns an Vadlan.
Er bezeichnet sich net kaiser! Sanger, bekleidete aber auch die Vice-
kapellmeisterBtelle an der HofkapeUe im Anfange des 16. JabrhandertB
unter Maximilian I. Ohne Bezeichnung des Ortes schreibt er:
S. P. D. Quod mihi nuper, Vadiane, diserte pollicitus es, si
absque monitore effectum iri aliquando prop© tamen etiam diem
cogitares, faceres rem, que, et honestatem tuam decet et me desi-
derio maximo expectationeque diuturna liberare potest. Natalis divi
Gregorii imminet; musica confecta modo te expectat; quid velim,
tenes. Ego me tuum tibi commendo. Yale. Vadiane amice; XTTTT Ka-
lendas Martias, anno etc. MDXYL
Oregorius Valmtinianw, cantor Oparls.
Kecfcumgilegiuig
fiber die
Monatshefte f Or litikgescliclti
fur das Jahr 1902.
Einnahme 1278,10 M.
Aosgabe ..................... 1278,10 M.
Spezialisierung:
a) Einnahme: Mitgliederbeitrage nebat den Extrabeitrftgen der
Herren Br. Herm. Eiohborn 59 M and S. A. E. Hagen 26 M 784,00 M.
Dwell die Musikalienhandlung von Breitkopf & Hftrtel in
Leipzig .................. 494,10 M.
b) Ausgabe fir Buohdraok nnd Notenbeilage ....... 611,35 M.
Papier .................... 220,60 M.
Honorar, Yerwaltnng, Post, Feuerversicherang, eto. . . - 445,13 M.
Templin (U./M.), im Nov. 1903.
Robert Eitner,
Sekretftr and Xassierer der Gesellschaft fttr Mnsikforschang.
Mlttellnngen.
* Georg Forster's Frische Teutsche Liedlein in funf Teilen. Ab-
druck nach den ersten Ausgaben 1539, 1540, 1549, 1556 mit den Ab-
weichongen der spateren Dracke berausgegeben von M. Elizabeth Marriage.
Halle a/d. Saale 1903, Max Niemeyer. Nr. 203—206 der Neadrucke
deutscher IAtteratorwerke des XVI. md XVH. Jahrhnnderts. kL 8°.
Ifitteilaiigen.
189
278 Seiten. Pros 2,40 M. Die englische Schriftstellerin beginnt die
Berausgabe mit einer Biograpbie Forster's dee Arztee nach den Qaellen
in den Monatsheiten far Musikgeschichte und geht dann auf eine Kxitik
der Lioierliifslier iber, die trotz aller Yerdienst© F/s docb m acharfem
Tad el herausfordern, denn nicht nar allerlei TTngenauigkeiten Ids er aieb
hi Beholden kommen, sondern ©r Inderte auch wilkirMcb Text raid Ton-
satz. Ala Komponist verdient er alle Anerkennung. Darauf folgt die
ausfuhrliche Beschreibung aller Ausgaben der 5 Telle nebst Angabe der
Fundorte, eine sebr gewissenhafte Arbeit. Was nun den genanen Abdrnck
der Text© der 5 Teile betrift, so fiodet mail waiter nicbts vor, ah den
genanen Abdrnck der oft recbt verderbten and unvollst&ndigen Oedichte
oline Yeraabaatz. Die Scbreiberin beklagt das Feblen von Stropben bei
vielen Liedern, fuhrt am Elide eine TJnmasse literariscbe Werke und Einzel-
dracke von Qedicbten an, benutzt aber keins, urn die feblenden Stropben
m erganssen, sondern giebt nnr dan, was Forster bat. Selbst B6hme's
Altdentscbes Liederbnch sdeht sie nicht zu Bate, welches so vielfoch die
feblenden Stropben mitteilt. Nach alem Bcheint ©s ais weim der Heraus-
geberin die ndtige Literaturkenntois fehlte und die Nacbweise nicbt von
ihr, sondern von Dr. Joh. Bolte berrubren. Auch die deutsche Sprache
acheint sie nicht soweit za beherrschen, dass sie die gemeinen unanst&ndigen
Ausdrucke, die sich aufs Geschlechtliche beziehen, als Dame ohne Errdten
niederschreibt, die selbst in alten Stimmbuchern ausgekrazt sind. Das
Starkste leistet darin der 2. Teil, der uberhaupt die volkstumlichsten
Meier enth< und die alten Deutschen in ihrer dertwten Ansirueksweise
zeigt. Darin hat die Herausgeberin sehr recht, dass die Texte ohne die
Melodien, respektive Tons&tsse ihren Wert sehr einbuTsen.
* Otto Keller: IUustrierte Geschichte der Mnsik. 2. Aufl. Munchen
1903, Eduard Koch. gr. 8°. 1. Lieferung, die mit den 8 Kirchentdnen
der fruhesten christlichen Zeit abbricht. Auf den 48 splendid gedruckten
Seiten, die noch mit zahlreichen Abbildungen bedeckt sind, wird wie im
Fhige die Mnsik der Altertums-Vdlker, der Griechen und Bonier, berthrt
und befindet sich Seite 41 bereits im „ersten Jabrtausend nach Christi".
Was der Yerfasser sagt* ist verstliidig und geschickt gemacht, nur die
eagembafien Verdienste von Ambrosias raid Gregor dem Grolsem hatte er
nicht als etwas Mstorisch Beglaubigtes hinstellen sollen, sondern stark in
Frage ziehen mussen, denn schon Gevaert weist nach, dass die Beform des
Kirchengesanges nicht von Gregor I. ausgegangen, sondern von Gregor 111.,
lehren, wie weit der Hew Veriywer mit den neueren Forschungen vertraut
ist, oder ob er nur ein Kopist aus Ambros u. a. ist. Die Abbildungen
sind teils Vollbilder, teils in den Text eingefugte. Die Ausfiihrnng der-
aelben, beaonders was die Vollbilder betrifft, ist eine kinstlerische. Das
Beethoven Bche Vollbild in ganzer Figur ist aber in der Darstellung vollig
verfehlt. Beethoven war eine kurze unterietaste kriMge Geatalt, ahnlich
der Brahms', nur nicht so beleibt, w&hrend die vorliegende Abbildung
eine schlanke Geatalt mit Imogen Bemen dantellfc Einen Shnlichen FeMtr
190
MMmiamgem^
luring einst Maman an Mozart mi wm%m bekannten rail weitverbreiteten
Bilde. Die Herren Zeichner kummern sich zu wenig am lie lufeer© Ge-
stalt ihree Vorwurfes and sind nor auf den Gesichtsausdruck bedacht und
doch ist der ganze Korper charakteristisch for die Persdnlichkeit.
* Znr Musiktypographie in der Inkunabelzeit von Nermann Springer.
Einzeldrnck aus Beitrage zur Bucherkunde and Philologie August Wil-
manns zom 25. Marz 1903 gewidmet. Leipzig, Otto Harrassowitz. gr. 8°.
Die Arbeit schliefst sich an Hngo Riem aim's Festpublikation der Leipziger
Firma C. G. Boder von 1 897 an and bringt neae Belege, welche den
Notentypensatz von Choralnoten bis 1476 zuruckverlegen ( Ulrich Han aus
Ingolstadt). Wahrend die fruhesten Notendracke mit der romischen Choral-
note gesetzt waren, gebraachte Goorg Reyser 1481 die deutsche Choral-
note, auch Fliegenfufse genannt. Der Verfasser bespricht nan under©
Noten-Inkunabeldrucke, die er aufgefunden hat. Den Beigen beginnt der
Wurzburger Georg Reyser mit einem Dracke vou 1482 : eine Agenda
ecclesiastic* episcopates Herbipolensis, die sioh in der Nationalbibliothek
in Paris, der HofbibL in Munchen and der KgL BibL in Berlin (in
2 Exeirtplaren) befindet. Ferner das bereits schon von Biemann erwilmt©
MiBsale Moguntinense von 1482, was sich in der Frankfurter (a/M.) Stadt-
bibliothek befindet, sowie ein im british Maseam befindliches Missale von
1484. 1488 erschien ein Gradnale bei Wen/sler und Kilchen in Basel,
Ezemplare in der KgL Bibliothek in Berlin and im british Maseam.
Als letzter wird Peter Schoeffer der Altere genannt, der 1490 einen
Psalter mit Mnsiknoten druckte, der sich in der Grofsherzoglichen Biblio-
thek za Weimar befindet. Ebenso ist der Verfasser geneigt, das Halber-
stadter Missale ohne Datum- noch Druckanzeige Peter Schoeffer zuzu-
schreiben, welches einen ganz vorziiglichen Druck aufweist and sich Exem-
plar© in "Wernigerode, Wolfenbuttel and im british Museum befinden und
welches der Verfasser in die Zeit um 1490 ansetzt.
* Mit dieser Nummer schliefst der 35. Jahrgang der Monatshefte fur
Musikgeschichte und ist der neue Jahrgang bei buchhandlerisch bezogenen
Exemplaren von neuem zu bestellen. Der Jahresbeitrag fur die Mitglieder be-
tr> 6 M und ist im Lauie des Januars an den Unterzeichneten einzusenden.
Der 32. Jahrg., 28. Band der Publikation alterer Musikwerke wird im An-
fange des Januars 1904 versendet und enthalt Martin Zeuner's 82 geisi-
liche Kirchen-Lieder zu 5 Stimmen von 1616 in modernen Schlusseln.
Der Subskriptionspreis betragt fur die ersten 2 Jahre je 15 M, fur die
n&chsten 2 Jahre je 12 M und fur die folgenden je 9 M. Die Auswahl
steht im Belieben des Subskribenten. Anmeldongen sowie als Mitgiied
der Gesellschaft sind an den IJnterzeichneten oder an die Musikalienhand-
lung von Breitkopf & Haertel in Leipzig, Nurnbergerstr. 36, zu richten.
Verzeichnisse der noch vorratigen Ausgaben sind ebendort zu erhalten.
Templin U/M. im Dez. 1903. Rob, Eitner.
* Hierbei Titel und Begister zum 35. Jahrgange.
Verantwortllcher Bedaktaux Bobert Bitner, I tnplli (Uokermark) .
Druek ron Hotbimui Bcjer A SOtme (Bej«r 4k Mub) in Tdgigtg— Jwu
Namen- und Sach-Register.
Aachen, Theater u. Mis. siehe Fritz. I
Abarinowa, Antonia Iwan f 128.
Abel, Clamor Heinr., in Hannover 86.
87. §2. 149.
Abert, Herm: Robert Schumann 12.
Achflle, Militarmmikdir. f 115.
Adam yon Fulda, Biogr. 75.
Adler, Guido, Ausgaben von Benevoli
n. Froberger 76.
Albes, Klarinett 1842. 102.
Alderson, Thomas Albin, f 115.
Andreas, Joh., Violist 96.
Angel©, Benedict f 115.
Anna, Innocente de f 115.
Antonini, Diskantist 86. 87.
Arbean, Thoinot, Orchesograph. 14/15.
Ark, Earl van f 115.
Arnold, Dr. George Benjamin f 115.
Ate©, Samnel Gottfried, Biogr. 41/42.
Avenel, Paul f 116.
Babel, Oboist 93.
Bach, Bernh, Emil f 116.
Bach, Eman. 1 Trio, Neuausg. 148.
Bach, Joh. Christ., 1 Trio, Neoausg. 148.
Bach, Seb., a. die Tonk. des 19.Jhs. 12.
Bach in Weimar 95 ff. 6 Brandenb. Eon-
eerto in Payne's kleiner Partitur-
Ansg. 15. Ueber Chorwerke von
Ochs 131. Sanctns im Autogr. 13.
Bachmann 1817, Hornist 100. 102.
Banerle, Hermann, 10 Mess. Palestri-
na's 147.
Balm, Martin t 116.
Bans, Joe. Friedr., Altist 96.
Baraldi, siehe Neri.
Barbarini, Manfred, gen. Lupus 132.
Bargheer, Earl Louis f 116.
Barrey in Hannover 91. 93.
Barth, Herm., Geschichte der geist-
liohen Mnsik 66.
Barthe, Posaanist 1842. 102.
Batta, Alexandre t 116.
Baawens, Edoaard t 116.
Beck, Gregor, Organist 1613. 46, 8.
1628. 24.
Becker, Feodor f 128.
Becker, Frit* f 116.
Becker-Bacoo, Louise f 116.
Beethoveniana 8.
Beethoven in Baden von Rollett 14.
Beethoven's enharmonisohe Verwechse-
lung 147.
Beethoven's Geburtshaus in Abbild. 49.
Beethoven's Elaviersonaten 130.
BehnseD, Instrnmentist 93.
Bellini, Amalie f 116.
Bellmann, Eontrabass. 1842. 102.
Bender, Eonstantin f 116.
Beneoke, Fr. 1. u. Ph. F. VioloncelL
95. 100.
Benevoli, Orazio,*Festm. m. Hymnus. 76.
Berlin, Egl. Bibl., Neae Erwerbung,
Beilage.
Berlioz, Briefe 70.
Bernard, Emilie f 116.
Berner, Friedr. Wilh., Organ. 1810.
47, 18.
Berner, Joh. Georg, Organ. 1777. 47, 17.
Bernhardt (Ohrstph.) Schreiben an den
Hamburger Senat 39.
Bertling's Eatalog 16.
Bertrand mm 1670 in Hannov .91.92. 93
192 Bernuth.
Bernuth, Julias von f 116.
Betz, Frz., in Hannover 104.
Beyer, Bernhardt Organist 1634. 46,
10. 1652. 26. 34.
Bibl, Rudolf f 116.
Bibliotbeken in Italian 178.
Biese, Wilbelm f 116.
Billig, Friedricb f 116.
Bilse, Benjamin f 116.
Bischoff, August f 116.
Blum, Melchior, Organist 1514. 45, 1.
Blame, Alfred f 116.
Bodmann, Hermann f 116.
Bohringer, Rudolf f 117.
Bogler, Bernhard f H7.
Bobn*s historisohe Konzerte 15. 80.
Bohn, Peter, Molitors ofiuu Ohoral-
bucher 129.
Bohrer, Anton, Eonzertmeister 102 ff.
Bojanowski, Paul von, Das Weimar
Job. Seb. Bacb's 95.
Borgiani, Tenorist 87.
Brabms'Volkslied., MaxFriedlftnder74.
Brambacb, Kaspar Josepb f 117.
Brandt, Kathe f 117. •
Breitkopf A Haertels Katalog 97. Mit-
teilungen 16. 75. 180.
Brenner, Ludwig von f 117.
Bricfieo (Brizeno) nicbt Bregneo 136
Zeile 2. 137.
Brief© aus dem Anfange des 16. Jbs.
165.
Briggs, Henry Bremridge t 117.
Brothage in Hannover 87. 92.
Brunetti, Dr. Filippo t 117.
Brans, August t 117.
Bruyck, Karl Debrois van f 117.
Bucbner, Job., 4 Briefe 165. 169.
Buchsius, Davides, Kantor 1686. 43, 6.
Bfiiow, H. von, siehe Fischer, Cborg
und 104.
Birger, Max f 117.
Bury, Agnes f 117.
Bnlss, Paul f 117.
Bultern, nicbt Bittern, Instrument 93.
Bultbaupt, Heinrich, Dramaturgic der
Oper 48.
Bunder, Bassist in Hannover 86V
— Dobs.
Caliginoso nicbt calignoso 136 Zeile 17.
Carboni, Blaise f 117.
Cargius, siebe Karg.
Casparini, Adam Horatio, Orgelbauer
1712. 34.
Cavalli, Franc, O bone Jesu 2 v. 40, 3.
— Plaudite 3 v. 41, 13.
— In virtate 3 v. 41, 14.
Cazzati, Mauritio, Salve mundi, 2 v.
40, 7.
— Obstupescite 3 v. 41, 17.
Certon, Pierre, 2 Chans. 147.
Cesari, Pietro f 117.
Challier, Ernst, Chor-Katalog 178.
Ghappel, Thomas Patey t 117. .
Chiacanelle, Ferdinando, Operneftnger
1695. 93.
CMnesiicb© Musik-Aesthetik 1. 30.
Chor-Katalog 178.
Choudens, Antony de t 117.
Christ, Viktor f H7.
Cbromatik im Madrigal 176.
Chrysander, Friedrich, Biogr. 73.
Clarke, Sir Campbell t H7-
Coberg, J. A., Hoforganist in Han-
nover 87. 92. 93.
Cobn-Antenoricb: Chinesisobe Musik-
Aesthetik 1.
Colyns, Jean-Baptiste f 117.
Constantini, Tenorist 87.
Copelmann, Louis f 118.
Corbett (Corbetta) nicht; Corbera 136,
Zeile 10.
Corbetti (Corbett), Francisque, Guitar-
rist 87. 149.
Cottini, Bassist 86.
Crellius, Christ., Orgelbauer 33.
Creonti, Antonio f 118.
Croisilles, Violinist t 118.
Croze, Ferdinand de f 118.
Daisy, Grace f 118.
Dameran, Musiklehrerin f 118.
Daniels, Frank H. f 118.
Daussoigne-M6hul, Alexandre t 118.
Denkmftler d. Tonk. in Oesterreich 76.
Desnoyers, Fr. u. M., Oboisten 93.
Dietrich, B. f H8.
DoW, Wenzel t H8.
Dftbricht. — GeneeV
193
Dobricht) 3 Schwestern in Weimar 96.
Doppler, Frz., Komponist 104.
— sein Brader } Flatist 104.
Dreeden'.sHofkap. vor 300 Jahren 114.
Drese, Joh. Samuel, Eapellm. 1700. 96.
Dressier, B. Fldtlst 100.
Driessen, Budolf f 118.
Drogenbroeck, Jan van f 118.
Drofeden, Adam, Organist 1628. 24.
Duport, Kanonikas f 118.
Dyer, Dr. Arthur Edwin f 118.
Eberhardt, Eantor f 118.
Ebetein, Erich, Burger's Gedichte in
der Musik 159.
Eckert, Robert f 118.
Ider, Leopold t 118.
Effler, Joh., Organist 96.
Eiehhorn, Alexander f 118.
Eisler, Anna f 118.
Eitner, Bob., Leclair's 12 Violin-So-
naten, Neuausgabe 16.
— QueUen-Lexikon Bd. 8, 98. Bd. 9,
180.
— Mitteilungen und Besprechungen.
Ehrhard, Eontrabassist 95.
JBllner, Johann, Organist 1585. 45, 6.
1603. 19.
EUsner, Ghrstph., Organ. 1671. 46, 11.
Enckhausen, Heinr., Direkt. der Singak.
in Hannover 101.
Bugler, Michael, Orgelb. 1750. 35. f
1759, 37.
English, Dr. Thomas Dunn f 118.
Emmy nm 1670 in Hannover 91. 93.
Enschede, J. W.» Biogr. Leeuw's 66.
Ernst, Herzog von S.-Koburg 104.
Esaias nm 1670 in Hannover 91.
Eyken, Heinr. van, Chorordnnng des
ev. Kirchenjahres 162.
Fagotti, Enrico f 118.
Farinelli, Francois, 2te Sohn 88.
Farinelli, Jean Baptiste, Biogr. 88. 91.
93. 149.
Farinelli, Michel, ftltester Sohn 88. 89.
149.
— Verfasser der follies d'Espagne 89.
Farinelli's Ground 89.
Farinelli, Bobert, der Vater 88.
Farini, Antonio f 118.
Fasch, Joh. Friedr., 4 Trios, Neuausg.
148.
— 1 Quartett, ebenso.
Favel, A., siehe Lacombe.
Fedeli, Buggiero, Operns&ng. 1695. 93.
Felicen, Gontraltist 86.
Felix, Jean f lia
Fergat, Jan, siehe Drogenbroeck.
Filippini detto V Argentina, Stefano:
— Stellae discedite 2 v. 40, 10.
— Laetare mater 3 v. 41, 22.
Filtz, Anton, 1 Trio, Neuausg. 148.
Finck, Heinr., 2 Briefe 167.
Fink, siehe van der Fink.
Finsterbusch, Daniel Beinhold f 119.
Fischbacher's Katalog 15.
Fischer, Christ. Gustav, Fagottist 96.
Fischer, Dr. med., Georg: H. von Bi-
low in Hannover 49. 86. 149.
Fischer, Gustav Adolf, Organist 1870.
48, 21.
Fischer, Earl Ludw., 2ter Eapellm.
103. 150.
Flowers, Harry Denton f 119.
Follia Farinelli's 89.
Forster, Georg, 5 Teile deutscher Lie-
dertexte im Neudruck 189.
Francesco da Milano, Lautenist 132.
Frank, Otto f 119.
Freudenberg, Carl, Organ. 1847. 48, 20.
Friedel, Zacharias, Orgelb. 19. 27.
Fries, Wmlf f 119.
Fritz, Dr. Alfons, Theater u. Mus. in
Aachen 49.
Fritzsch, Ernst Wilhelm f 119.
Froberger, Joh. Jak., Orgel- u. Kla-
vierwerke 76.
Galloni, Giuseppe, Violinist 1691. 92.
149.
Gantzert, Berthold, Violin. 101. 102.
Gebel, Georg Sigism., Organist 1749.
47, 15.
Gebel, Georg Sigism., Organist 1752.
34. 38.
Geldeswert urn 1690. 93.
Genie's, Bud., 14. u. 15. Heft der
Mozart* Gemeinde 13. 78.
194
Gentseh. — Ivanovici.
Gentsch, Traugott f 119.
Georg V. Kdnig von Hannover seine
Leistnngen in der Musik 107.
Gerdeissen, AlMsMm f 119.
Ghysas, Eurysthenes f 119.
Gilbert, Alfred t H9.
Gill©, Karl, Biograpbie §4ff.
Gimonini, Diskantist 86. 87.
Giroud von St.-Croix f 119.
Glarean, Heinrich 5 Briefe 170.
Gieichauff, Rudolf f 119.
Glettinger, Job., Organ. 1690. 46, 13.
Gotze, Pauker 1842. 102.
Goltermann t Flotist 108.
Golz, Jeanne f 119.
Gotthart, Georg, Organist 1568. 45, 5.
Goudimel, Claude, 4 Cbans. 147.
Graep um 1670 in Hannover 92.
Grand, August t 119.
Grandis, Vicenzo de, Gbordirektor 86.
149.
. Grandval, Leopold de t 119.
Grasse, Abraham, Orgelbauer 1603. 19.
Gratianini, Bassist 87.
Grefinger, Wolfg. 173. 174.
Gronemeyer, um 1670in Hannov. 91. 93.
Grunsky, Dr. Karl, Musikgesch. des
19. Jbs. 48.
Grus, Leon t 119.
Guiliani, Tenorist 87.
Guitarrtabulaturen 133.
Gumprecht, Kantor in Hannover 87.
Haake, Posaunist 1842. 102.
Haber, Dav. Wilh., Organ. 1739. 46, 14.
Haberl's Jabrbucb 1902. 75.
Handel, G. Fr. Biogr. 91. 92.
Handel's Orgelkonzerte 177.
Hagen, Walter t 119.
Hagspiel, Oskar f 119.
Han, Ulrich, 1476 Musikdruck. 190.
Hanekam, Wilbelm f 119.
Hannover's Hofkapelle Heft 6. 7. 10.
Haupt, Orgelbauer, 1628. 241. 34.
Heer, Job., Oboraules 131.
Heidkamp, Peter f 119.
Heindl, Max t H9.
Heinemeyer, Ohristn. 1790 geb. 100.
Flotist 102. 103. 150;
Heinemeyer, Wilh., fitHwt 103. 150,
lies Heinemeyer statt Steinemeyer.
Heinrich, Cbrstn. Gottfr., Organist
1762. 47, 16.
Helbig, Jobann Wilbelm t 120.
Helimesberger, Georg, Konzertmeister
102.
Henneberg, Albert f 120.
Hennig, Adolf f 120.
Herbig, Jochayn, Organ. 1564. 45, 4.
Herman, Bartbolom., Organ. 1628. 24.
Herner, Earl, Biogr. 104. 150.
Heroux, Oboist 93.
Herrmann, Cbrstn. Friedr., Kant. 1784.
44, 12.
Herschel, Jakob, Instrument 94. 95.
150.
— Jobann Dietrich, Violinist 94.
Hertscb, Karl f 120.
Hess, Agnes, siebe Bury.
Hess, Friedrich Bernbard t 120.
Hesse's Musiker-Kalender 179.
Heusler, Michael, Organist 1603. 19.
Heyden, van der, Violonoell. f 120.
Heyer, Otto t 120.
Higgs, Dr. James f 120.
Hill, Wilhelm t 120.
Hillmann, Emil f 120.
Hillmer, Josef f 120.
Hilscher, Chrstn., Organist 1657, 34.
Hinton, Luther t 120.
Hlavkova, Zdenka f 120.
Horlein, Karl Adam f 120.
Hoffmann, Priedrioh Wilbelm t 120.
Hoffmann, Heinrich f 120.
Hoffmann, J oh. Georg, Violinist 96.
Hofhaymer, Paul, 9 Briefe von 1515
bis 1525 173 ff.
Hofmann, Joh. Georg, Organ. 1761. 38.
Holland, Marie f 120.
Holzer, Ernst, Schubartstudien 71.
Hompesoh, Nikolaus Josef f 120.
Horner, Melville J. f 120.
Horton, Philander D. f 121.
Hoth, Trompeter 1842. 102.
Humbert, Bratschist 95.
Hunstock, Fagottist 100.
Ivanovici, J. f 121.
limy. —
ifttj, Alexander f 121.
Jacob8ohn, Simon E. f 121.
Jadaafohn, Salomon f 121.
Jftger, Ferdinand t 121.
Jahn, Franz Bernhard f 121.
Jahrbuch von Haberl 75.
Jannequin, 3 Chans. 147.
Jiranek, Anton, 1 Trio, Neuausg. 148.
Joachim, Jos. in Hannover 104.
Johann Ernst, Brim von Weimar and
seine Kompositionen 97.
Kade, Beinh: A Werners Kantorei-
Gesellschaft 151.
Kader, Zawet, Paul, Organ. 1609. 46, 7.
Kaiser, VioL 1842. 102.
Kalandbraderschaften von Joh. Rauten-
straach 111.
Kalender der Harmonie 15.
Kantorei- Gesellschaf ten 151.
Kantoren and Organisten an St. Elisa-
bet zu Breslan 41 ff.
Kapellmitgliederin Han. 1852 m. 64. 108.
Karg, Joh.Balthas., Kantor 1643. 43, 5.
Karlon, Alois f 121.
Kaschendorff, 8teph., Orgelb., 15. Jh. 17.
Katalog der Bibl. Bruwel 11.
Kataloge, s. Stuttgart, Westminster-
Abtei, Berlin.
Kayser, Emil f 121.
Kayton, Heinrich f 121.
Keilen, Balthasar, Organist 1628. 24
Keilmann, W. t 121.
Eeiier'i, Beinh., Opern 159.
Keller, Otto, lllustr. Masikgesoh. 189.
Kesthner, Micks, Orgelbaaer 1652.26.33.
Kielmansegge, Baron von, Kompon. 88.
Kiesewetter, Karl, Violin. 99. 101. 150.
Kirchner, Kontrabass. 1842. 102.
Kleiber, Karl f 121.
Klingebiel, Viol. 1842. 102.
Klotz urn 1670 in Hannover 92.
Klughmrdt, Friedr. Aug. Martin f 121.
Koch, Hornist 1842. 102.
Kflhler, Ernst Friedr., Organ. 1827.
47, 19.
Kftler, David, 10 Psalmen 1554 Nen-
aosg. 147.
KOmpel, Aug., Viol. 103.
de Loges. 195
Kdnigshofen, siehe ToDarins.
Kolbe, Violinist 1842. 102.
Komarow, Was. Fed. f 128.
Kopetzky, Josef f 121.
Kothe Julias f 121.
Kotsohetvera, A. f 121.
Kranich, Hellmuth f 121.
Kratue, Emil: Vokalmus., Kunstgesang,
2. Anl. 12.
— Vorlesungen a. Auffahningen 164.
Kretzschmer, Herm., Biogr. Fr. Chry-
sander's 73.
Kristen, Organist 1761. 38.
Kroyer, Dr. Theod. Lud. Sen! 161.
— Die Anfange der Chromatik 176.
Kiinozel, Bernhard t 121.
Kuhn, Flatist 1842, 102.
Kohn, Leopold f 121.
Kyber, Kontrabass. 1842. 102.
Lacombe, Andree f 121.
La Croix, 1690 pensioniert 93.
Laget, Auguste t 122.
Lago, Carlo t 122.
Lange, Aloysia, Biogr. 13.
Lange, Edmund, Ms. des 1 1. Jhs. 75.
Lange, Otto Heinrich, Pianist 103.
Langer, Gustav, Chordirekt 104. 150.
Langer, Victor f 122.
Larizza, Vincenzo f 122.
Lavigne, Emery f 122.
Leclair latnl, Jean Marie: 12 Sonaten
f. Violine u. aosgesetzten General-
bass, Publikation Bd. 27. 16.
Le Comte, Violinist 93.
Lederer, Ferdinand f 122.
Leeuw, Cornel, de, Biogr. 66.
Leichtentritt, Hugo: R. Keiser 159.
Leotardi, Giuseppe t 122.
L'EvSque, Violinist 99.
Levysohn, Hedwig f 122.
v. Liliencron, ft. Chorordnung d. ev.
Kirchenjahre8 162.
Unde sen., Fagottist 95.
Linde jun M Oboist 95.
Lindner, Violoncell. 1842. 102.
Liszt, Frz., Briefe an Karl Gille 64.
Litzmann, B: Klara Schumann 13.
de Loges, Oboist 93. 149.
196 London. —
London, Westminster, Musikkatalog, |
Beilage.
Lorenz, Hornist 1842. 102.
Lotti, Fr., Instrument 93.
Lotti, Matteo, in Hannover 87.
Lontter (Lutter), J. Balthaa. Fl
piecen 88. 91.
Lucantoni, Giovanni f 122.
Lubeck, F. W., Eonzertmeister 1842.
102.
Lttders, Musikdirektor 100.
Lfistner, Karl, Totenliste 1902. 115.
Lost, Cesar f 122.
Lutter, J. B., Masikdirekt. 94.
Lyra, Simon, Kantor 1578. 42, 2.
M adrigal- Vereinigung in Berlin 97.
Maillart, Instrumentist 1698. 93.
Majaranowska, Honoree f 122.
Malsch, Fagottist 95.
Malwitzer, N. f Organist 1603. 19.
Manco, Francesco f 122.
Manuscript in Tetschen mit Neomen,
11. Jh. 75.
Manussi, Hans f 122.
Mareesso, BartoL Sacm corona Mo-
tetti 1656 mit Register 40.
Marchetti, Filippo f 122.
Marechall, P. Oboist am 1675 in Celle
92.
Marentio, Luca, 7 Motetten 75.
Marietti, Chordirektor f 122.
Marini, Biagio, Surge propera 2 v.
40, 6.
— Jesu dulcissime 3 v. 41, 16.
Marschner 102. 106 Biographic 107
seine Opern. 150.
Marriage, Elizab. 9 Forster's deutsche
Lieder, Nendrnck 188.
Martin, Josephine f 122.
Masella, Cajetan Aloisi f 122.
Mathias, F. X., Die Tonarien 67.
Matys, Job., Violoncellist 101. 102.
Manrer, Eonzertmeister 102. 103.
Mehlbose, Wilhelm t 7. Okt. 122.
Meilinger, Josef f 122.
Meinel, F. A. f 122.
Meister, Earl Heinrich t 122.
Menager, Ludwig f 122.
Niemann.
Mendelssohn a. Robert Schumann 30.
Merian, Hans f 123.
Mertenn, Organist (?) 1535. 45, 3.
Meyer, Amalie f 123.
Mezey, Wilhelm f 123.
Michalek, Waclaw Bohumil t 123.
Mignie, Instrument 1698. 93.
Miguei, Leopoldo f 123.
Minnegesang u. sein Vortrag 51. 83.
Modrone, Guido f 123.
Molitor, Raf., die offiziellen Choral-
bucher 129.
Mooare, Bass-Violist 93.
Monferato, Natal, Dulce nft 2 v. 40, 2.
— - Pecoator si 3 v. 41, 15.
Morphy, Don Guillermo f 128.
Morselli in Hannover 87.
Mosbrugger, Tenorist f 123.
Mozart, Leopold u. Wolfgang, Biogr.
von EngL 13.
Mozart's Autographe in Eoburg 13.
Mozart's Verhaltnia m Seb. Bach 78.
Mozart's themat Verz. s. Werke von
1784—1791. 78.
Mozart-Gemeinde, Heft 14, a 13. Heft
15, S. 78.
Mozarteum, Jahresbericht 1901. 13.
Muratet, Charles t 123.
Muret, M. A., 2 Chans. 147.
Musikgesch. des 19. Jhs., §. Grunsky.
Mutio, Tenorist 86.
Nachbaur, Franz f 123.
Nigel, Wilib., Beethoven und seine
Elavier80naten 130.
Naprawnik, Olga t 128.
Navarren, Bassist 87.
Nebel, Mathes, Orgelbauer 1603. 19.
Nederlandsche Dansen, 4 hdg. 14.
Neisser, Arthur: Agost. Steffani 14.
Nelidoff, Eonstantin Petr. f 129.
Nembach, Andreas f 123.
Neri, Maxim ii, Ad charismata 2 v.
40, 4.
— Salve virgo 3 v. 41, 20.
Neri-Baraldi, Pietro f 123.
Nicholl, William f 123.
Nicola, Karl, 1818 Violinist 100. 102.
Niemann, Albert, in Hannov. 104. 150.
Niemann.
Niemann, Dr. W., fiber Adam v. Folia
75.
Noll, Joseph f 123.
Nouvelau, Lesefehler 88/89.
Oertel, Evelyn f 123.
Oper, siehe Bulthaupt.
Orgelwerke in Breslau 17.
Osiander, Lucas, Ohoralb. Neuausg. 77.
Osten, Viol. 1842. 102.
Ostermeyer, Samuel, Kantor 1744. 44,
11.
Ottzenn, Kurt : Telemann's Opern 160.
Paganini in Hannover 101.
Palmieri, Oonte Franc., Intendant 92.
149.
Paul, Meister, siehe Hofhaymer.
Payne's kleine Partitur-Ausgaben 15.
Peelers, Charles f 123.
Pellegrini, Bom, Armonioei concert!
1650. 136.
Perre, van der, in Hannover 9L 93.
Pesori, Stefan©, Dun© e ftntaaie 1648.
138.
— Toocate di chitarriglia 1648. 136.
Peters, 0. F. Jahrbuoh 73.
Peters, Willy f 123.
Petaser, Anton f 123.
Petzold, Bratschist 95.
Peazani, Camille f 123.
Pfeiffer, Adolf f 123.
Picoolomini, Maria Henry Pontet f 123.
Pierson, Georg Henry f 123.
Pignietta, Lantenist 1695. 92.
Pillow, J. W. D. f 123.
Pingel, Frl., Harfenistin 1842. 102.
Piutti, Earl f 124.
Pitt, Agathe f 124.
Flumpton, Alfred f 124.
Podesta, Auguste f 124.
Pohsner, Job. Carl, Kantor 1832. 44, 13.
Popp, Wilhelm t 124.
Pott, August, Violinist 101. 102. 150.
Prftger, Heinr. Aloys 103.
Preis, Ohristoph f 124.
Prell, Karl, Violoncell. 101. 102. 108.
Pireoitt Musikdirekt. 94 95.
Plrochorowa-ManreUi) Xenia Alex, f
124.
Monatih. I. MvtUcfttoli. Jahfgsag mv.
— Sohftffer. 197
Profe, Ambroniis: Organist 1633— 49.
46, 9. 26. 34.
PruTer, Arth., Seb. Bach u. die Ton-
kunst 12.
Pustet, Friedrich f 124.
Raab, Toni f 124.
Baake, Violinist 95.
Badewald, Erasmus t Kantor 1563. 42, 1.
Bameau's Werke, Gesamtausg. 80. 164.
Bampazzini, Giovanni f 124.
Batzenberger, Theodor f 124.
Becaldini, Violist 86. 87.
Bebling, Gustav f 124.
Began, siehe Schimon.
Beichelt, Viktor f 124.
Bekowsky, von, Intendant f 124.
Bemond, Marie f 124.
Revius, im Hang, t 124.
Bewend, mm 1670 in Hannover 91.
Beyser, Georg, 1481. 1482 Musik-
drucke 190.
Biohter, Frz. Xav., 1 Trio, Neuausg.
148.
Rieger, David, Kantor 1732. 43, I.
Biemann, Hugo, Biogr. Bellermann's
179.
— Grofse Kompositionslehre 15.
— Neuausg. von Instramentalwerken
148.
Bitsohie, Charles G. f 124.
Bonsard et la musique 147*
Rose, 1818 Oboist 100. 102.
Rose, Oyrill f 124.
Bosen, Serena Anna f 125.
Bovetta, Gio., Nigram tuam 40, 1.
— O quando suav. 3 v. 40, 12.
Bubinstein, Jacques f 125.
Buokmich, Karl f 125.
Buff, August f 125.
Bunge, Paul, Die Tonarien 67. 109.
— Peter Wagner's Einfuhrnng in die
gregor. Melodien 29.
Rupee, Georges f 125.
Saohse, Trompeter 1842. 102.
Saint-Croix, siehe Giroud.
Sartorio, Antonio, Kapellmeister 87.
Sauter, Severin S. f 125.
Soh&ffer, Julius t 125.
No. it. 12
1S8
Schantl. — Stuttgart, Kak d. God.
BtiritiSk Josef f 125.
Scheuileer: Nederland. Dansen 4hdg.
14
Schillio, Imle f 125.
Schimon-RegaB, Ami f 125.
Schinhan, siehe Raab.
Schirmer, Albert f 125.
SoMrctt, Alexander f 125.
SoMiger, Oh. Dietrich, Violiniit 95.
Selling, Heinrich f 125.
Schleier, J*, Klavierfabrikant f 125.
Schlesinger, Dr. Maximilian f 126. ;
Schmidt, mm 1670 in Hannover 91.
Schmidtbach, Fagott 1842, 102.
Schmidt-Stegtite, Herm. t 125.
Schmitt, Aloys, Hofpianist 101.
— Biogr. 13.
Schmitt, Georg f 1900. 129.
Sohmitt, Georg Alois f 125.
Sohmitz, J#ag., Guitarrtabulaturen 138.
Schnabel, Georg, Organist 1527. 45, 2.
Sobdffer, Peter, der Altera, o. 1490
Musikdruck 190.
Schdmburg, Gflnther f 125.
Sohrieyer, Horniit 1842. 102.
SchrBder, Fagott 1842. 102.
Sohubart-Stadien 71.
Selttlwp, um 1670 in Hannover 91.
Schnh, Earl f 125.
Schulz, Poaaanirt 1842. 102.
Schumann, Klara, ©iii Ktastlerlebeii,
von B. Iitzmann 13.
Schumann, Robert, von Hermi. Abert 12.
Schuster, Karl Wilhelm t 126.
Schtoanebeck, nm 1670 in Hatmoret
91. 93.
Schwartz, Bad., Peter*' Jahrb. 73.
Schwechten, Georg f 126.
Sohwemer, Friedrioh f 196.
Seefarth* mm 1670 in Hannover 92.
Seemann, Klarinettist 100. 102. 150,
Seiffert, Max, Btntehmde's Abendmasik
73.
Senespleda, GhneppBte i» f 126*
SenfTs, Ladlr., Biogr. und Neuausg.
seiner Werke 80. 161. 167. 173 If.
— i©iao VerWnndang 182.
— in Munohen 1§24 § 188.
Senger, Alexander f 126.
Serkowitz, Johann f 126.
Sholny, Opernsfinger f 126.
8icher, Fridolin, Biogr. 131.
Siegert, Julius f 126.
Simon, Dr. Paul f 126.
Slowak, Karl f 126.
Sogno, Vinceazo f 126.
Span, Chstn., Organist 1681. 46, 12.
Spiro, Jean Markus f 126.
Spohr, Gustav f 126.
Springer. Herm,, mr MueiktTpographie
der Inkunabekeit 190.
Stade, Dr. Wilbeim f 126.
Stamitz, Joh., 6 Orchestertrios, Heu-
ausg. 148.
Starke, R., Organist an St fflMfbdt
in Breslau 1894. 48, 22.
— Die Orgelwerke der Binto w St
Elisabet in Breslau 17.
— Kantoren mad Organisteft m Si
Slisabet m Bralni 41 £
— Orgelkonzerte 180.
Staude, Viol. 1842. 102.
Steenmann, Jules f 196.
Stefei, Bassviolist 86.
Steffani, Agostino, Biogr. 90. 14§.
— Servio Tullio 14
Stehling, Konrad Adam f 126.
Stein, Karl f 126.
Stenfcel, Kirl f 1301- 129.
Sterzel, Kaiitor t 126.
Stimmung, gleichsonwebe&de, im teak
Orchester und Ohofgesftng 147.
Stolz, TMttoe f 126.
Stowiozek, Joseph, Yiolniii 101. 102
Bratschitl
Strakosch, Ferdinand f 126.
Stratner, Georg Ckrstph., Vioeltspell*
uwister 96.
Streit, G. f 126.
Strigelina, Michel, Xante* 1601. 43, &
Strozzi, Barbara, Qmk dabit liril 11.
Strunck, N. A., in Hannwer M «L 14t
Stunner, Hemriah f 121.
Stumpf, Violinist 101. 10&.
SMAglkrt, Eflfalog ds* CPOdlMa Hi
I 16./17. Jhs. Beilage.
Siitiif. — Wedemeyer.
m
Sutor, Will., Mttftkdir. 100. 150.
8voboda, Dr. Adelbert Viktor f 127.
8**efinck's Werke, Qesamtaiisg. 80.
Tamaro, Josef f 127.
Tappert, Will., seine Tabulaturarbeit
114.
Tarditi, Horatio, Spargite flares 2 v.
40, a
— Viotoriam 2 v. 40, 9.
Telemann als Opemkomponist 160.
— 1 Trio, Renting. 148.
Thibouville-Lamy t 127.
Thiele, Gottfr. Ephr., Bassist 96.
Thielken, Yiolagambist 1695. 93.
Thomas, Rudolph, Kantor 1862. 44,14.
Thomschke, Bernhard f 127.
Thurlings, Dr. Adolf: Lud. Senfl 161.
— sehweit. Tonmefster 131.
Tiersot, Julien: Ronsard et la mus. 147.
Tijdschrift Deel ¥11, 2. Stik 65.
— 3. St. 178.
Tillmetz, Louis f 127.
Timotheos. Die Perser nach e. Papy-
rus 78.
Tipton, Dr. Benton f 127.
Tftpfer, Oboist 95.
Tonarius mm Jakob T winger von Kdmlgs-
hofen, herausgeg. v. Dr. F.X. Mathias
67. 109.
Totenliste des Jahres 1902 von Lttstmer
115.
Trachat, Hans Georg, Org. 1628. 24.
Trapasso, Elvira f 127.
Trautner, Fr. Wilh., Evangel. Chor-
verein in N5rdlingen 65.
Trento, Mathio, Organist 86. 87.
Trobadorlieder, herausgeg. v. Em. Bohn
79.
Trfltzschler, Kurt Wilibald von t 127.
Tschaikowsky, Peter, Biogr. v. Hruby 30.
Tubeuf, Louis-Eugene f 127.
Turba, Sidonie f 127.
Tvany, Alexander f 127.
Twinger's Tonarius 109.
Umlauf, Karl J. F. f 127.
Unger, Heinrich f 127.
Urso, Oamille f 127.
Vaas, Bratsch. 1842. 102.
Vahlbruch, Bratsch. 1842. 102.
Valentinianus, Gregor, 1 Brief 1516.188.
169.
Valoix, Instrument in Hannover 92. 93.
van der Fink, J. C. f 127.
Vater, Martin, Orgelbauer 87. 93.
Yenago, Bassist 87.
Venturini , Francesco , mutmafslicher
Verfasser einer Kantate 88. 89. 91.
93. 94.
Venturini, C. Bassist 86.
Yerzeiohnis niederl. Druckw. 66.
Yesi, Simon, O vos omnes 3 v. 41, 21.
Vezin, Jean-Bapt. 94.
Vezin, Pierre, in Hannover 91, um
1680, 92. 93. 95.
Vezzosi, Concetto f 127.
Victoria, Lodovico da, Gesamtausg. von
PedreU 147.
Yietinghoff-Scheel, Baron f 1901. 129.
Vigne, Philippe La, um 1675 Kapelhn.
ia Cell© 92.
Villafiorita, Giuseppe t 127.
Viseur, Joseph-Napoleon f 127,
Vtafe, Janesi f 127.
Yogel, Sarah E. f 127.
Vogelmeier, Martin, Organ. 132.
Yolkmann, Robert, Biogr. von seinem
Bruder 109.
Yolpe, Gio. Bat, detto Rovetta: Jeiu
mi 2 v. 40, 5.
— O sacramentum 3 v. 41, 19.
| Wachtel, Theodor, in Hannover 104.
Wackwitz, Franz f 127.
Wagner, Gottfried, Kantor 1615. 43, 4.
1630, 17. 24.
Wagner, Peter, Einfuhrung in die greg.
Melodien 1901. 29.
Waldmann, Otto f 127.
WaUerstein, Viol. 1842. 102.
Warden, David Adams f 128.
Warren, Georg William f 128.
WansmaiMi, Karl f 128.
Watson, John Jay f 128.
Wauer, Wilheim f 128.
Weber Johannes f 128.
Weber, Karl M. von, 2 Lieder 75.
Wedemeyer, VioloncelL 1842. 102.
200
Wehn. — Zois-Edelstein.
Wehn, Fritz f 128.
Wehner, A., Kapellm. 103.
Weichhold, Jot., Organist 1628. 24.
Weidenbach, Johannes f 128.
Weinmann, 0., Der Minnegesang a. s.
Vortrag 51.
Weis, Priedr. Wilhelm, Biogr. 159.
WeMstorfer, Jobann f 128.
Weldige, A. Emanuel, Falsettist 96.
Wen&ler nnd Kilohen, in Basel 1488
Musikdruek 190.
Werner, Arno, Kantorei-Gesellschaft
151.
Werner, Karl Ludwig f 128.
Wesendonk, Mathilde f 128.
Westhoff, Joh. Paul, Violinist 96.
White, Adolphos Charles f 128.
Wiehl, Violoncellist 95.
Wilcken, nioht Wucken, Bratsoh. 95. 150.
Willige, Oboist 1842. 102.
Wilisius, Jacobus, Kantor 1688. 43, 7.
I Wilsius, Jacobus, jon., Kantor 1695.
43, 8.
Wirbach, Martin, Organ, m. Kantor
1748. 43, 10.
— Ohordirektor 1761. 38.
Witte, Viol. 1842. 102.
Wolff, Hermann t 128.
Wolfgang soil Grefinger 173. 174.
Wolle, urn 1670 in Hannover 92.
Wotquenne's, Alfr., Oatalogue 11.
Wullner, Franz f 7. od. 8. Sept. 128.
Zawet, siehe Kader.
Zelle, Friedr., Osiander's Choralbnch,
Neoansg. 77.
Zentschner, Tobias, Organist 1657, 34.
Ziani, Pietro Andrea, 8alve regina
3 v. 41, 18.
Ziegler, Karl Gottl., Orgelb. 1759.
37.
Zimmermann, Lantenist 86.
Zois-Edelstein, Hans von f 1887. 129.
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