tt tut
3atscl)rift für ittttsik.
herausgegeben
buedj einen
herein tum Äüüftlcm tm* ftmtflfrettirtett«
(Sanuar bis Sunt 1841.)
3ÄU SSettrdgen
eon
tf. & »etfer, SutiuS SBecfet, £. SBetUoj, G. (Stiftern, £eintid) Dotn,
6. etiler, %. X. ©elbcfe, Dr. %. Saniert, G. Äof matt), Dr. 6. Ätuget, 3. 6.
Sobe, ÖSwalb Sorettj, tflbert @d>tffnet, 2t. @d)tnbter, Dr. 9t. <3d)umann,
£. Sruljn, %. SB. 0. 3ttccalmagUo «. %. m.
flJMt tnnfiFalif^ea Scilagen
3. ©.»0*, 3. SDJ&Ur, §. 2»«nb«l«fo&n.»act&olbp, Gftua ©Humatin, 9*. SBWef,
Stobtjt ©Hamann, 3uliu« ©mit unb 3. 3. £. 2$«r&uljt.
bei Robert $ t i e f e.
tt e u e
3eitol)rift für Jttttöik,
SßtxantwQxllityx JRebacteur: Dr. SR, Scfmmatttu SJerlegcr: 01« Briefe *n £ct>jtfl-
SSicrjet)nter S5anb.
.^ i.
£)en !♦ 3anuar 1841-
Stnbaut. — tratctium o. filier. — fl3frmifd)tc$. —
SRjftto« üorrodrts mujift bu flreben,
Wie ermiibet jtttte flct)n,
SBillft bu bte öollenbung fel)n.
" SOtu^fl in'« 93vette i>td) entfalten,
©oll ft'4 btr bie SBelt geflalten*
3n bte Stefe mufifl bu ftetgen,
©ott ftd) bit ba« Sßefen jetgen.
9fcur 83c$arrung fu&rt jum 3»ele,
9tur bte gülle fübrt juc Jttar^cit
Unb im Xbgrunb woljnt bte SBabr&eit.
©filier.
Jbtbauh
3d) f>atte über ein 3abr in «ßeibttbirg gelebt, in
ben #6rfälen gebordjt, auf bem Ä6nig)luble unb bem
J^eiligen 33erg umbergetnSumt, mid) mit ben fdjarfen
unb fd)5nen ©eiten bed #od)fd)ülerleben« befreunbet,
felbft einmal tyanUUtn gebort, obne bafi id) in meinem
ßebrer abbaut ben 5Ruftf freunb , ben Äunjlgefcbicbtfor*
fdjer berau«gefunben bitte; id) erinnere mid) jwar, baf
ju wieberbolten SÄalen mir gefagt würbe, wie jener
9Jed)t«gelebrte, jener fdjarfftnnige SRebner oud) einen ®e*
fang&erein ftd) berangebilbet, mit weldjem er w6d)entlid)e
Aufführungen toeranftalte , aber anbere Stimmen fjatten
meine tfufmerffamfeit gänjlid) t>on biefem glecfe abge*
Unit, inbem fle mir in'« £)br raunten: baß ber alte
*£err einmal nur an Tfltem unb Ueberaltem ben 9Jarren
gefreffen, baf borten bei trjm nur an buntgepinfelten Wo*
un alter Äird^enbudjer bi« $um ©cbwinbfucbtigwerben
gefunden, baf ntd)t« 8eben«frtfd)e«, niebt« ÄrÄftige« bort
ju £)bt gebracht würbe. Sebem, badjte id), muf man
fein ©teefenpferb gönnen, lief bem alten Sfleifier feine«,
unb lernte nur ben wifcgewa tigen , dd)tbeutfeben Stedjt«*
gelehrten in ibm fennen, ibn anber« nid)t befudjenb, a(d
etwa um feine 93orlefungen ju befueben, ober mir be*
fdjeinigen ju laffen. Da« Dreigeflirn ber beutfd)en 2on*
fünft war mir bajumal in aller $rad)t fdjon aufgegan*
gen, id) füllte Idngft ben gemutr)lid)en, (tnnoollen S3ater
J£>ai)bn, taud)te unter in bem brennenben ©trome 9Jlo*
$art'«, taud)te, voit jener fa(lilifd)e Ötitter, um ftatt ju
üerfengen, unter in ben fielen flammen, bie wunber*
barften JRitterfcbliffer unb geenpaläfte ju betrauten, um
au« taufenb SBunberblufen unnennbare 5Bonne ju trin*
fen, id) ^ord)te 83eetbot)en, trat befangen ein in bie
©eifhrballen feiner Sonbauten, unb erfdjraf t>or bem
eignen guftritt, ttor ben gewaltigen 2S6lbungen, bit mir
benfelben wiberballten. 3<b ^tte lange fdjon bie brei
großen SOTeifter gebirt, unb eben SSefanntfdjaft gemacht
mit ben Sonmeiflern, weldje bamal« bie ©timmen be«
Sage« befd)aftigten ; ©pol)r'« unb 6. ÜJtaria \). ffieber'«
£)pern t>atte iö^ toorldngft gefel)en, war \>on bem elegi*
fd)en 2one be« erfien, t>on feiner 2fnmutl) unb ©ufe,
bie inbifdje 2ianen unb ^)rad)tblumen t>or mir t>erwob ;
be(lod)en, t>on bem äd)tbeutfd)en, finnigen, berjtjollen 2ie-
berflange be« jweiten bingeriffen , wie Saufenb unb aber
Saufenb bajumal ^ingecifTen waren; icb batte 5Beber'«
Sieber mir gr6ßflentbeil« Dorgefpielt, linb ber SJerfucbung
niebt wiberfleben fonnen, felber ju t>erfud)en y bie Äno«pe
beutfd)er 25icbtung unter bem belebenbem Jpautyt ber
2onfun(t |td) erfd)lie§en ju laffen. SBeld)' 2Bunber alfo,
baf mir nun bie 2bibaut'fd)e Srfdjeinung, wie großartig
fte für ben Drt fein mußte, entging, baf id) unter S«tb
unb SDBalb, auf ber beblumten ffieibe, unter ben bluben^
ben SWanbelbdumen ber Sergflraß« umberfebweiftt, wenn
id) t>on meinen gacultdt«(lubien ruben wollte.
8Son Sugenb auf b<"te ba« beutfebe SBol!«lieb, ba«
ftd) in meiner $eimatb jwifeben ben bergifdjen glufebeu
©ieg unb SEBupper wobl am langflen unb reidjflen er^
balten l>at / einen tiefen Sinbrutf auf mid) gemacht, fo*
wobl wa^ ben JReij ber 5Beife, wie ben gluß ber SBorte
anbelangt, wie benn tbre ©ammlung meine einjtgen tu
gentlicben poetifeben ©tubien geblieben, ©djon bamal«
batte id) mir t>iele« t>on bem fd)6nen Cieberfcba^e ber
^)eimatb aufgejeidjnet, war id) auf bie SDBeifen be« ober=
rbeinifd)en ©aue« aufmerf r am geworben, fo baf id) aud)
bort mit ©ammlerfleiße umf)erfp<$bte. 2)iefe« ©udjen
nun mad)te micfy mit einigen Süngern ber 2tytbauffd)en
2Rufe befannt, totlty mit von ben ©efangabenben tt>red
fielet« erji^ten, an welchen ganze 33olf«lieberfrdnze ein»
gerietet würben, wo ba« bunte ©emifd) oüec Stimmen
bet 93616er erflinge, unb fo von ber ftrmgen alten Äir*
djenmuftf ©rljolung unb 2fl>fpannung geroäbre. 5ftun
mar id) aufmerffam. 6« t>ie(t aud) nid)t fdjwer, mid)
bei meinem Sßeijter einzuführen, unb jmar fyatte bieg
an einem 23olf«liebertage (Statt. 2)er #err war nod)
im ©arten, ba meine SReugierbe, mein Sifer, ba« 9$er*
fctumte nacfyubolen, mid) $u früf> Eingetrieben. Borten
an bem S3ergt)ange unter bem jertrümmerten ©djlcffe,
Aber ber malerifdjen ©tabt gelten wir unfec erfie« ©es
fpr<Sd> , in bem ber alte $err gleid) merfte, baß er e«,
waö fein gad) angebe, butcfyweg mit einem Sfoulinge ju
tfyun fycibt, unb jwar mit einem, ber an anderem 9ftaf)te
gefdtttget, fdjwerltd) gleid) an feiner Safel S3el)agen ftn*
btn finne. SBenn id) ü)m von meinen liebgewonnenen
SBerfen neuefler SKeifter fprad), fd)ien er mir tjalb fpot*
ttfd) , f)alb bitter für tfd) f)in ju l<Jd)eln, al« id) ü)m von
meiner Aufnahme bei ©ottfrieb SBeber rebete, fdjüttelte
er ben Äopf, wie «in tfrjt, ber bie SJerorbnungen feine*
JBorgdnger« burdjfcfyaut , unb al« wir auf Gart SWaria
famen, jucfte er erfl gewaltig feine 2Td)feln.
2rofc meiner 3weifel, meiner (Sinreben blieb aber ber
SDleifier mir freunblid) unb zuvorfommenb, lub mid) für
bie folgenben 5Bod)en fd)on ju (icf> ein, wo er mid) mit
ben alten ÜReiftern befannt ju madjen gebaute, fd)en!te
mir fein SBerf über bie Steinzeit ber SEonfunfl, unb
führte mid) barauf in feinen üfluftffaal, wo ftd) feine
©Jngerfdjaar jum 83olf«lieberabenb verfammelt, aud)
mefjre frembe 3«^rer, ^rofefforen, 2)octoren unb Sir*
ger ber ©tabt mit ityren grauen eingefunben, weldje Sl)U
baut wof)l ju biefen tfbenben lub, ifynen aber im übrigen
nid)t jumut^ete, mit in bie 93ortreffltd)feit feiner alten
fiieblinge einzubringen. 9iad) furzen ©efprddjen be« 33es
willkommen« unb wedjfelfeitigen JBorftellen« , begann ber
SSortrag ber gieber in bunter golge; 2llte« unb 9?eue«,
2)eutfd)e« unb StuflTfdje«, ©djottifdje« unb ©panifdje«,
£>ftinbifd)e« unb 83raftlianifd)e«. 9?ad) bem ©eifte, wie
nad) ber Montage ber Sieber waren fte entweber einfrim--
mig mit bem glügel begleitet, würben fte jwei ober rnebr*
fttmmig, ober vom ganzen @bor gefungen, wie benn ber
SReifier ben meiflen SBertf) auf bie fcfcottifdjen unö
irifdjen $u legen freien , weldje aber meijlen« fo von ben
3uttd)tern befyanDelt worben, baß atfeo 3}otf«lieberarttge
babei weggefallen ©onberbarerweife fcbten mein neuer
SWeiffrr Don teutfi)en nur bie ojtteicijifdjen ju Fennen,
wie fte t)on ©djottfp gefammelt worben, bie immerbin
rud)t artig, aber bod) nur bet glitter im <&d)a$t unfrcr
oeutfc^en 9teid)6?leinobien ftnb. 3c^ war ganj entjucft
über btn bunten reidjen ©traug biefec 33tüten aller
©rbengürtel, wufte meinen Dan! md)t lebhaft genug
auSjubrücfen, unb erfreute baburd) in ber fyat ben ÜBeU
(ter, welker ftd) in ben JRubepaufen butd) ben weiten
Ärei* fetner ©<$nger bewegte, aufmuntemb, erfunbigenb,
ein 33ilb ber ^)eiterfeit, überfir6menb an ©djerj unb
Saune, um fo mef)r btmerflid), ba ber weite Äreiä me()s
rentbeil* aud ^)od)fd)ulgenoffen bejianb, welche fdjweigenb
ben wenigen älteren jul)ord)ten, unb ftd) ben fd)6nen
S3ürgertod)tern, weldje bie 5Beiber|itmmen fangen, nid)t
redjt ju naljen wagten. SBJo tiefe« ju äeiten gefd)af),
fdjritt aud) ber alte $err gleich ein, unb fudjte burd)
feine flugen ©efpräc^öwenbungen ton aller tieferen 33e=
fanntfe^aft ab^ulenfen, fo baß fein ©efangüerein wenig*
flenS nie in ben JÄuf verliebter ®clfgenbeitmad)erei ge^
fommen, wie bie* bei einigen anberen SBeteinen ber ©tabt
früher unb fpdter ber gali gewefen ifl. 23er Wtmeifter,
wenn er rec^t in feiner roftgen 2aune fprüt)te, tf>at ftd)
inbeffen feine ©ewalt an, t>erbif? ben feefften 5öi& nid)t,
wußte aber bort felbjf, wo er unter ben Umfleljenben an^
fließ unb verlegte, wieber 2lüe* burd) ©utmütbigfeit unb
greunblid)feit zu t>etf6l)ncn.
(©^14 feige. )
9?eue Oratorien.
5?crbittaut> Rillet,
bie 3erjl6rung 3^rufalem^. Oratorium naefc bet bei^
ligen ©c^rirt von Dr. ©tein^etm. £)p. 24.
(ilaoierau^ug o. Ö o m p o n i fl e n. 55£^lr. 20 ©r.
teipjig, bet g. Äiftner.
S3on ber Aufführung biefe« 5Ber£e6 in Seip^'g, von
bem günfligen ©rfolge, ben pe gehabt, berichtete bie 3eit*
fd)rift fd)on 85b. XII. ©. 120 unb fprad) bort ben
5i]unfd) nad) balbiger 2)erSffentlid)ung au«, ber balb
barauf in Srfüüung gegangen. Sinnen Äußern foll
aud) noc^ t>it Partitur folgen.
Sie auffallenbe (5vfd)einung , baß ftd) in neuejier
Seit viele jüngere Gomponiflen ber Äirdjenmuftf mit
Vorliebe juwenben, ifl fdjon von 'Änberen bemerkt wor«
ben. £)er ßrfolg, ben SKenbel^fobn'« 5}aulu« gehabt,
fdjeint große Urfadje baran ju i)aben. Siele, ja bie
Steiften werben ftd) freiließ tdufdjen in tyren ^offnun^
gen auf gleidje ober nur <Jbnli*e ©iege. 2Bol)l nid)t
bie Äirdje, nic^t bie 2trt ber babingeborigen ^unflgattung
bat ibn errungen, eine ©attung, beren 83lütt)e fd)on
idngfl vorüber, fonbern bie t)o^e Äunfl be« einzelnen
Äünjller«, bem im ^)aulu« ein 9Keiflerwerf gelungen.
33iel tiefer wurzelt z. S3. ba« S?ebürfniß nad) einer neuen
beutfd)en £)per^ vielleicht, baß auc^ balb hierin ein flar-
fer Äünftler vorangebt unb 9lud)eiferung unb ÜRutb er«
weeft, wir c« OTenbcl«fol)n^ ^)aulu« für bie Äirdjen*
muftf geti>an. SBte bem fei, wir muffen iebem ©treben
na* fo ernffem 3iel wn|ere innigjle iufmerffamfeit $u*
wenben. 2Ba« bem Äünftler, ber für bie Äirdje arbeitet
unb ftd) in ben flrengen gormen, bie tyre 5D?uftf et*
&eifd)t, bewegen muß, aud) vom SSeifaüe be« großen
Raufen« abgehen möge, e« f6mmt iJ)m auf anbere 3Beife
für feine Äuntf unb tyunbertfiltig gu gute. 3Ber Ätr*
d)en bauen fann, bem ftnb bann bie ^>dufec ein Seid)*
tc$', wer ein Oratorium $u ©tanbe gebraut, bem wirb
e« in anberen gormen bann fpielenb gelingen.
6« giebt SSaumeifler, bie wiffen, wa« fte bauen; ge«
fcbitfte praftifcbe SJMnner, bie fftb fireng nad) bem 9Jiß
galten, ber ftd) tbnen fd>on oft jwecfbienlid) erwiefen;
nid)t« ifi ba vergeben, bie Äircbentbür an guter ©teile,
ber ©locfentburm an feiner. (Sin foldjer ifi ber alte
25ef|auer ÜReijler. ©« giebt anbere, bie wiffen e« aud).
2(oer ebe fte beginnen, beten fte einen frommen ©prud),
ihr ©efcbäft gilt ibnen ein fjeilige«. 93on ber gewifjn*
lieben SSauact vieKeid)t abweidjenb, ftnnen fte wobt aud)
auf 9Jeue«; fleine Qaytütn entließen an ben ©etten,
9J?uttergotfe«büber werben angebracht unb verflecfte tief*
finnige 3ierratb; «in foldjer fjl ber Sfteifler be« $aulu«.
*Jhd) foldjer 2Kei(lerfd)aft ringt aud) fein greunb ger*
blnanb filier. SD?tt greube muß man e« bemerfen: e$
febeint unter einer Zu^ai)l jüngerer Äünfiler wie eine
(liUfdjweigenbe Uebereinfunft ju befielen, bem alten
©eblenbrian mit grünblidjen Slbaten entgegenzutreten,
ein 33ünbniß gegen eine gewiffe ßlaffe von #anbwerf«*
muftfern, bie nad) ber 6üe eompontren, beute eine Airs
djenmuftf, unb morgen für ben SEanjfaal. ©erabe un»
tcr ben Äircbencomponifien ftnb einige ju JRuf unb 9ta*
men gefommen, tvat ber flladjwelt, wenn fte vergleicht,
baß jur felben 3eit j. 33. nod) 83eetf)oven lebte unb für
bie Ätrdje fdutf, unbegreiflich erfdjetnen muß; gerabe in
Der Äircbenmuftf f>atte ftd) ein füßlid) fentimentaler 2(u«*
brutf eingefdjlicben, ber efjer jum Sempel l)inau«trieb,
als jur 2(nbad)t erweefte jfnbere, immerbin aber beffere,
wie 23. Älein, verfubren wieber ju trappiflifd) , al« baß
ffe ©influß gewinnen fonnten. 2J?enbel«fobn aber f>at
unter ben Sftorbbeutfdjen juerjl wieber auf bie wajjre
©pur bingelenft, auf *£dnbel unb 33ad), bie über bie
weteben ©übbeutfeben SWojart unb $apbn etwa« in 9Ser*
geffenbeit geratben waren, auf bie wabren ©lauben«bel*
ben unferer Äunft. 3(ud) $ilttfn ftnb biefe SBorbilber
woblbefannt, unb lißt ftd) bie« niebt im Sinjelncn nad)*
weifen, fo bed) an ber ganjen würbigen Haltung feine«
SSJetfe«; fein ©treben nacb frdftigflem 3(u«bru<f, nad)
Uebereinflimmung jwifeben 5öort unD 2on, mit einem
Siiorte nad) SBaljrbett feiner SKuftf fprid)t bafür. —
Che wir ju einer furjen 2(naflt)fe M muftfalifd)en X^eU
be« 3Berfe$ übergeben, fei noc^ er|l mit einigen SBorten
be« 2epte« gebadjt.
6« ifl befannt, baß awö^ 2iwe ein ßratortum slti*
eben 9tamen« componirte; erinnere ic^ mid) aber red)t,
fo fcbilbert bie« bie fpatere 3<fPorung 3erufalem« buret)
bie SKomer. ^iüer*« i|1 bie irttteflamentlidje bureb S3a^
bplon. Der 3Did)ter b^t ben ©toff dufjerjt einfad) an^
gelegt unb gebalten. 2(1$ ^)auptpcrfon l>ebt ftd) 3ere*
mia«, ber ^)ropbet, b«^or, ber Dem Äönig üon 3uba,
3e!>ef ia, b*n gaü feine« 9?eid)e« piopbejeit. Seremia«
wirb te^balb in ba« ©ifdngniß gebrad)t, Suba aber
fpdter erobert. Seremiae fommt wieber jum 33orfd)ein:
,,bod) unverloren bleibt Sexual)'* 83e(f" ; ber ©d)lußd)or
tjt eine Anrufung be« Ferren aller SJolfer. J5ie« ifl im
.Surjen ber ©ang ber ©efebiebte. S^mta« gegenüber,
al« frivole« 9>rineip, flebt ßbamttal, bie Butter be«
Äonig«. 2)er Ä6nig felbfi ifi eine febwaebe gtaur, bie
ftd) furebtfam §wifd)en ber SOTutter unb bem Propheten
anflammert. 3eremia« jur ©eite flehen ncd) jwei jarte
9tebenftguren, Hd}\tam unb $ an na. Diefe fünf finfc
bie einzelnen ?)erfonen be« Oratorium«.
J)er 6t)or jerfdllt in brei verriebene, in ben ber
3«raeliten, ber Wiener gebeüa'« unb ber S3a Monier.
2)er erfle reprdfentirt ba« i«raelitifd)e SSolf im Tlllgemei?
nen unb jeigt ftd), burd) 3<r*mia« q)ropbejeiung gedng^
fligt, eben fo fromm, wie fdjwai) unb leibenb. üDiefem
gegenüber jlebt ftngenb unb jubelnb ber ber 25ienec $e=
befia«, bie tro& 3eremia« in ibrem SBanbet beharren.
25er britte enblid) ifl ber feinblicbe ber Eroberer.
2)ie« wenige genüge, vom ©anjen, feinen feilen,
feinen ©egenfäfcen ftd) ein 2)ilb ju madjen. 25er 2crt
felbfi tfl meinen« nacb 5Borten ber \)til\$m ©ebrift ju=
jufammengefe|t.
golgen wir nun bem Gomponijlen in fein Sücrt.
SGBir wiffen, er fyatu ein Sabr vor Solienbung biefer
Arbeit eine £>per auf ber SWaifdnber ©cala auffübren
laffen. 2)er ©prung vom 2beater in ba« alte Üefla--
ment febien gewagt genug. 5B:'e er ibm geglücft, iei$t
ftd)er von großer ©ewanbtbeit unb ©ei(le«frifcbe. SWan
würbe ftcb vergeben« müben, im Oratorium ttm^ \u
ftnben, xo^ nur entfernt toit italienifdje SBufif au«fdbe.
6« i(l ein burebau« beutfebe« Süer^, verrdtb überall bie
guten 3J?u(ler, bie bem Gompontflen gelduftg, überall
SSilbung, gleiß unb ©cwiffenbaftiiifeit. ©iWabrt fdjon
ber 6tavierau«jug groß»« 3nteieffe, fo nod) mebr bie
Partitur, in ber ftd) ber Gompomfi aud) al« gewanbter,
geiftreidjer 3n|lrumentator gezeigt, ©o begrüßen wir it>n
benn vorweg aU einen feiner Aufgabe gewaebfenen, tüd)=
ttgen unb ad)tung«wertben Äünfller.
3n feinen einjelnen Sbeilen befreit ba^ Dratorium
au« Gb^ren, 25uetten unb Arien, bie burd) t>ie b*tf6mm-
lidjen recttativtfd)en ©4fce verbunben ftnb: jufammen
au« 47 9htmmem. ©et 6b<> rfl ^ ^l« eine 3bee be«
6t)#<ntbum« , ift mit 9ted)t ntd>t angewanbt. 6ine
jDuverture fef)lt, wogegen nid)t« einjuwenben; bie erfle
Plummer beginnt gletd) mit einem 6l)or; unter viel
fd)6ner SWuftf gelangen wir balb in bie STOitte ber 83es
gebenbeiten. 9?ad) 3eremiat erfiem auftreten feffelt uns
furj barauf bec fdjine flagenbe ßbor: „eine <3eele tief
gebeugt", Dem mit lebhafter ©irfung gleid) bec rau*
fdjenbe bec 2)iener 3*befia't folgt. »ud> bec geftmarfd)
Derbient wegen feinet eigenen 6oloritt b*worger;oben
ju werben. Der £6nig erfdjeint, fdjwermutb&olf , bie
nddjfle 3ufunft fucd)tenb. £)a$u übecaü tceffenbe 2J?ufif.
Secemiat SBacnungen macben nuc auf ben ßtjoc 3i}ic*
hing „wir {ittecn ob bet ©eljert 25rduen"; eine tfrie bec
$anna fprid)t trofienb ju. Der folgenbe ßbor „3trael
bleibt feinem ©otte angetraut" fübct biefe Stimmung
in bec SWuftf weiter au«; fo fdjd&bar ec alt SWufiefKicf,
fo tyhte ec juc rafdjeren tfufeinanberfolge wirffamer weg*
fallen Finnen. 3efct wirb bec geinb angefünbigt, 9te
bufabnejac, bec immec ndf)ec fommt. #iec greift jum
«cjlenmal (S^amital ein, t>om ßomponiflen mit befonbe-
rec Siebe gejeid)net, unb ceijt 5um SDBiöerjlanb. (Sin
wilbec ßfjoc bringt auf 3ecemiat ein unb brotjt tl)m mit
bem 2obc. <3eine gfreunbe flagen in einem weichen
Duett nad) bem Sibelterte: „£) rode mein #aupt eine
a^ednenqueüe". @ine Anrufung bet #6d)ften in einem
feierlichen Gf)or befd)lief*t ben erften 2t)eiL
2)ie l|ie Kummer M 2ten 5Eb«l<$ fd)ilbert bte
Straeliten furd)tfam genug doc bem Slawen be« geinbet.
Gtyamital Idfit fid> beöf>aCb nidjt abgalten, bem Saat
bie üblidjen £)pfec ju bringen; et ift biefe 2(cie (9?c.
20) mit bem fpdtec bajutretenben Gfjoc eine bec frifdje-
ften Summeen. Seremiat, jefct im ©efdngnifj, flagt
übec fein unb feine* Sianbet ©d)tcffal, in ttroai mober*
nee 2Beife, bie im Grinjelnen an ein befanntet 5D?otio
tnm 9Jlarfd)ner erinnert. See folgenbe Ctyor (9tr. 55)
mit febc gldnjenbec Srcbefteebegleitung , t>cfft nod) auf
^Rettung. 3«befta will ftd) Secemia« in bie 2(cme wer-
fen ; bod) ju fpdt. „Ort gebet übec 3ion f)in bec ^flug"
antrooetet 3«emia«. „9Kit feinem Raupte büfe ec feU
nen SBabnwifc" fprid>t Gtyamital, worauf Seremiat „nun
bin id) gar baf)in". SBon ben legten SBorten erwartete
id) mebc in bec SWufrt, wie benn überhaupt gegen bat
©nbe bec Arbeit bin eine gewiffe @ile ftd> bemerfbar
madjt, al« furdjte ber Gomponift, ju lang ju werben.
Äud) in ben fpdteren JRecitatwen jeigt fid) bieö. ©d)6n
ifl bec Gboc „o ©ott bec Sangmutb", erinnert aber felje
an einen im $aulu$ (in 6«-23uc). Die ©efafjc Wieb
immec brobenber; bie Israeliten ftnb gefdjlagen. 2(l[ges
meine gludjt im wilben ßboe. Die SSabploniec treten
auf; ber Gomponiji i)at fie jiemlid) unliebenöwürbig ge*
malt; bec SKacfcr) ecinnect tttvat an ben tvüfttn bec Äa=
tbolifen in ben „Hugenotten''. Tiud> Secemiar Älage^
lieb fagt mic nid)t ju unb eewedt wenig 3!f)eitaaf)me.
Äufcegenb, feifd) ifl wiebec bec 6r)oc bec SSabploniec
,Atf), w^ baben fie üectügt"; nuc ba* unangenehm«
„W wunfdjte id) in einen anbeeen Spottlaut rjeewan»
belt. (Sin au$ge$eid>nete$ SWufTfflüct beingt und bann
wiebec bec ßboc bec foctjiebenben S^raeliten. (5d folgen
bie rieüeidjt bebeutenb|ten 5Bocte bed ©anjen au« Sece*
miad 2Runbe:
„3m: legten 3<it Wieb ©otfed £au$ f>6f>er fler)en benn
aüe Secge unb ec^aben übec aüe £ügel!" —
bod) t)at fie bec Gomponift ju leidet befjanbelt, bie ec
fieb gecabe füc feine glütflid)fh fedftigfle ©tunbe t)dtte
aufbewabeen muffen. Dagegen fd)lieft ein Gboc in wür--
bigjlec Söeife bat ©anje ab.
ä3iel, ja flunbenlang liefe \id) über ein fo umfang*
retdjeö, mufi?fd)weret 5Q3erf — fp rechen. 2Ba* abec
bem 9)?ufifec am meiflen gefdüt, ibm aud) am meiflen
nügt, 85efpred)ung be$ JReinmufTfalifdjen bit in'« Dttait
ber gormen, nimmt ftd) fo wenig gut auf bem Rapier
au* unb intereffut nur bie, bie bat SBerf febon g<=
nauec fennen. ©o m6gen benn biefe äetlen, bie nicht
eefd)6pfen wollen, jum wenigen 2fnbere jur Durd)fid)t
bet SBerfet reiben, bat, b'^ jeßt bie groffle Arbeit bet
jungen ßomponijlen, neben aüm dbnlidjen in neuerer
3eit entflanbenen feinen felbftfldnbigen q)lag bebauptet.
£>a$ jundebft ju befpred)enbe Oratorium wirb „Soban--
net becSdufec" t?on 3. g. g. ©obolewtfp fein. —
22.
öermiftftte^
*** 2ruö2Bten mirb uns von einem «Kufiffveunbe unttrm
2ten£ec. gefebrieben: ©ciger'6 Oper: „Sßlapa" tjr gdnjr
hdj burcbgefallen 5 fein gunfe 5)oefte in ber ganjen 4actigen
sßlu\it f lauttc ©emetn^eit. — (5tn auögejctdjneter gl6tifl f
^>r. 6tettmat)cr aus ^cdjtncjen gtebt ©onnrag Q?oncert;
tie££. Cibcl unb9?egonbt ftnb auö üonbon angekommen,
erfrer ift SiolonceUift , ber anbere fptett ^clopljon unb bie
®uttarre; DUe. (5a rt Ijat 6 ©afloorfleUungen mit ®lücf
bmibigt; ndctjflen Sonntag giebt baö Gonfer'üatorium SBetf--
tjoüin'S ©gmont nebjl £cctamation unb ©efang; Dicnjlag
am 8ten bie ?0?ab. ©tuglielmi (SSodjter t>. ©iuliani) ©ui--
tamneoncert, um fclbe j$üt 2(f man er fein Oratorium ,,©aul
unb ^aoib" unb £ofratb liefern etter feine geiftlicbe alte
9ttuftf. ©toff genug für einen balbtgen auöfü^rlic^crn S3e-
ric^t. —
%* XDte neue Oper „bie ftadjt ju ^alu^t'' üon Jen:
tenrteber in Sföüncbtn !6mmt ben 31|Un J)ec jum erflen^
mal in Ceipjfg jur Kuffü^rung. Ueber ben (Srfolg bet ©cr--
fcö tag nddgftemal. —
*** ^)r. bitter DlefButl fpiclte am 28frcn nod) einmal
im Ceipjiger Xfaatct, u. X bte ©efangfeene oen epobr.
£)ec 23eifaa war raufebenb, wie immer. —
Sonb.. neuen 3eirfd)r. f. JOtuflf erfebeinen roöcbentlicb jwei Hummern ju einem falben Soqcn. — $ret6 be« Sanbeß oon
52 dummem mir mufifaltfcben ©eilagen 2^lr. 2o$Kgr., obne muftfaltfd?c Beilagen 2 Zf)lt. 10 9cgr. - Abonnement nehmen
aüe ^ofldmter, SBucb--, SOJujtf^ unb ÄunManblungen an. —
(öc^rueft bei fcr. Surf mann in Stirjig.)
VI e u e
3eitötl)tift für üttttöth.
SJerantwortlidjer JRebacteur: Dr. SR* Schumann. SSerleger: SR* Sfmf* in gripjtft«
SBievjefynter 93anb.
M 2.
Sen 4* Sanuav 1841.
Wbaut ($$lu&). - ELi'artrttc c. tmeloir. — Zu6 Trüffel. - Oratorium r. XrcbifO). - S3*:tmi f ct;tc6. —
Dein 8eben t&nt
Sttebr £armentecn als ein unfterbltd) Sieb;
3m unfofrottfdjcn 3at)rbunbert
S3ifl bu für wenige greunb* ein SRufUt.
Älopflocf.
Zbibant.
9lad)bem id) mid) bem (innigen Äreife empfohlen,
unb ju #aufe Stube gewonnen, la« id) bie Steinzeit bec
SEonfunp, fudjte mid) burd) pe auf bie betoorPebenbcn
©enüffe würDig üorjubereiten. 3d) fanb auf jeber 3eile
bie dd)tbeutfd)e , bt$ in ben tiefen Aern biebre SO? einung,
ben frommen cbcifllidjen , Don aüec Aopfbdngerei weit*
entfernten ©tnn, id) fanb ein5elne <2treiflid)ter, bie nur
#elle in eine große 9tad)tprecfe warfen, id) fanb 3Borte,
bie meinen 2Biffen$burP nid)t füllten, fonbern regten,
wie e« benn De« SWeiPer« Aufgabe nid)t gewefen, ju
forden im ©ebiete feiner alten .ftunP, fonbern nur 2(uf*
merffamfett unter ben berufenen ju erregen, jum tuet)*
tiqen gorfdjen aufzumuntern. 2Ba« bie im Sudje ent*
baltenen Urteile betrifft, fo mußte id) mandje jugeben,
wie id) b*ute nod) in Diele einfiimme, in anbere jebod)
tbat id) mir bamal« fd)on ßinfpracbe, obfdjon id) bie
2fbweid)ung, bie ßinfeitigfeit bem SKanne gern uerjieb,
befien SKißfennen fremben XJerbienPe« gewiß au« feiner
unreinen Ouelle floß, nur in ber Sefdjrdnftbeit menfefc
lieber 9?atur im allgemeinen lag; ber nie pd) bl* ju
bet S3itter!eit vergaß, mit ber 9Wgeli ibn anpet, nie ju
bet ©emetnbeit fanf, mit weld)« *g)erc ^>ien&fd> in
9)ot«bam ibn febmäbte.
3d) roobnte nun geraume 3*tt btoburd) ben 2fuffür)*
tungen jeber Art Ui, unb bitte aufmerffam üon bem
83erfd)tebenartigen, wa« ber Gbor bieten fonnte. 3Ba«
ba« Oratorium betraf, würbe beinahe au«fd)ließlid) nur
«£><Snbel gegeben, von 33ad) nur beiläufig, wiewobl tntt
2(d)tung gefproeben, wenn id) bie UrtbeiU über bie Rafften
ausnehme, bie man nid)t ted)t loben wollte, obwohl id)
nidjt toerPanb, wa« eigentlid) baran ju beffern fei.
#inbel war mir aber nid)t unbefannt geblieben, id)
batte mebre feiner Oratorien fd)on auf ben rrj)etnifcr>en
SWufiffejlen gebärt unb mid) fpäter gefragt, wie man nad)
folgen SSerfen nod) ein anbre«, wie pe bamal« gegeben
würben, boren fonnte, fyattt mir aber niebt gebaut, baß
foldje JRiefenwerfe in einem GJefeÜfdjaftSfaale ^eibelberg«
jur 2(uffübrung fommen finnten. ^«Snber« JBilbniß
bing im Sbtbaut'fdjen SWupffaale, bie Originalpartituren
lagen auf bem glügel, bie Gbore jianben $u beiben Sei*
ten be« SJleiPer« aufgehellt, unb ber ©efang begann.
9tun warb aber fein üollpdnbige« 4>änbef fdje« 2Berf ab»
gefungen, fein toollfMnbiger Sbeil eine« biefer SBerfe,
fonbern blo« einjelne 93rud)Pücfe, unb biefe in feiner
£Anberfd)tn 9teü)enfolge, fonbern in bunter SJerwirrung,
balb biefe«, balb jene«;*) ja oft würben fcerfdjiebene
Oratorien fo t)erglid)en, öfter mit Altern Äirdjen *2on*
feiern in Steige gepellt, bie aud) nur im 2fu«juge,
brud)Purfw|ife , unter un« auftreten burften. SWir,
jebem gremben in biefem Äunpgebiete, mußte biefe« 3<t*
fplittern mißfallen, fonnte biefer ©enuß nur ein t>er?
fummerter erfebeinen, aber bem 2ÄeiPer febien biefe Auf«
fübrung erp red)t ju bebagen. 2Bobl niebt, weil et ge*
rabe eine befonbere Söorliebe an ben einzelnen ©tücfen
gebebt, wie id) gelefen , baß ein JBritte einmal au« einem
fd)6nen erpeigerten S3i(be bie fd)4ne ^anb einer Dame
weggefdjnitten unb abg6ttifd) t>erebrt, ba« ganje banblofe
©emdlbe nun weggeworfen; fonbern weil et biefe einmal
eingeübt, weil fein herein biefen gewad)fen unb biefelben
gerabe hinreichten, ifjm ba« ganje Xonwerf t>or bie ©eele
*) JBocb bobe icb (1829) aud) raandpe« ganje Oratorium
geb&rt. «. e<b.
6
ju fuhren. 6c, ber ÜWeifiec, rang im ©eifte mit allen
gelben unb Sngeln #dnbel'«$ ein Saubec ^dtte e« &ec*
nehmen finnen, wenn ec ifjn hinter bem Sßgtl gefeljen.
©eine äuge, bie fonjl etwa« ©djacfe«, ÄnoUige« Ratten,
ben entwiccenben 9ied)t«gelef)cten, ben fd)lagenben SRebnec
wcciettjen , tunbeten ftd> bann, milbecten ftd) $u einet
Did)terbegei|terung, bie einen ganj anbern STOenfd^en uns
tecfcfeoben ; feine Äugen leuchteten, e« f$ien au« ben
greifen langen gefältelten Eocfen $u ftca&len, unb wirf*
Ud) fpielte eine 83erfldcüng um ba« fd)Sne eble ^aupt,
bie man nid)t leidjt mißfennen fonnte. Unb wenn bec
Ößeijter nun mit bmi Gfjor aufjubelte, mit ben ©d)aa=
ren ber Ärieger fjinau« gen Sbom ober 2(mmon jog, wie
bob ftd) bie ganje ©eftalt, wie wud)« ba« #aupt au«
ben ©djultern, ec ragte aber bem gtügel voit ein ©itter*
bilbniß, wie lebte, tvit regte er ftd) über ben Saften feu
ne« glügel«, wann bit Doppelreihen jur $anblung
fd)ritten, regte ftd), oljne baß er gecabe, wie fo »tele an*
bere bingeriffene SSegleitenbe , jum 3*ccbilbe würbe. 3n
ifym war immer eine gewiffe pciefierlidje SBücbe, welcbe
jebec 2ad)mu«fel gebot, wenn er fie nid>t felber gefliffent*
lid) regen wollte. Die #anb jucfte u>U jum Äampfe
in bie ©aiten, obfdjon ber SWeifiec feinem uon ben fjeu*
tigen UeOerfliegern in Sßeljanblung be« 3mjlcument«
gletdjfam. Unb wann ecft eine ber £6d)tec Secufalem«
iljce ©timme ecfjob, wie gart ruhten bie ginger bie
Saften, wie fdjneü flogen bie £dnbe in bie ^ilje, al«
ob fte in ber 9Wbe ber ©aiten nod) unberufene Äldnge
Ijcroocjutappen befürchteten, unb fdjwebten bod) ju
Jpdupten übec ben fünftigen 9toten wie 2(are über ifycec
S3eute. Mt 2ßecf* £dnbef« lebten in bem ©reife fort,
unb fo ftanb er ; wo er immer jugciff, flet« t>oc bem
©eifle be« SReiftec«; xoaS un« jecciffen bünfte unb uns
Derfidnblid) außer bem 3ufammenbange, war if)m 2id)t,
unb wir mochten un« an feiner S3egei(ierung aecfünbigen
wie er e« an ber 33ad)'fd)tn ^)a(fion t&at, bie er mit
feinem SSereine nid)t ecfcbwingen fonnte, bie er(l bann
aufgebt, wenn man fie ftd) erobert tyat, ofyne be«l)alb $u
ben eigentlidjen muftfalifd)en Äunflftücfen in icgenb
einem Steile f)ecabjuftnfen.
Äuffallenb fdjacf tabelte unfer SD?etffer jebe SeacbeU
tung, jebe anbere Äuffaffung J£)dnber«, al« gerabe bie
nad) bem Ucbud)f!aben feiner ©djcift, al« ob er if)n
immer ganj unb un&ecflümmelt gegeben; unb id) fyattt
mandjen ©tcauß für bie ehrenhaften Bearbeiter ju be-
lieben, bie große SJerbienffe baben, wenn aud) i()re Tix*
beiten feine Ratten, fdjon be«balb, weil fie baju beigetcas
gen, #dnbel in unfere t>erwof)nten Äreife einzuführen, bie
©onne, welcbe burd) alle 9tebel unferer heutigen 2drm-
madjerei burd)brid)t, im Aufgange ju unterftü&en.
Die ©inger be$ Sljibaut'fcben S3erein« waren gr6p«
tentljeil« mittelmäßig, unb tf>re 9Bittelmdßigfeit baburd),
baß fie au« {)oc^fd)ulem beflanben, welche famen unb
gingen, ftd) rafd) abloflen, ftd) nic^t in Sauren ber Ue*
bung wed)felfeitig füblen lernten, nocb l)ert)orfled)enber ;
bann war ber Gbor aud) fo gar gewaltig nid)t, al« ba^
biefe alten SKeifler, biefe ^eiligen 9?ieberldnber , Stallet
unb ©panier, mt fte in \\)xm SBecfen ecf langen, in
iljcec t)Ollgewid)tigen Älarljeit, in ibrer ri()renbfn Einfalt
unb bod) wieoer funfllid)en S3erfd)lingung red)t tyeroorge*
treten wdren.
Sljibaut Ijatte aud) unter iljnen wieber feine £ieb*
linge, fyattt unter biefen if)m wie feinem Sßereine ju*
gdngltd)e ©d^, t?on Sotti, ßarpentra«, 9?olanb Saß,
Durante, ^)ale)trina unb 9Rar$elIo, weld)e ftd) 6fter bei
ibm wiebert)olten , 6fter, al« man nad) feiner reichen
S5ibliotl)ef, nad) feiner für tjocjüglid) befannten ©amm*
lung fd)ließm foüte. 2(bec eine« Sbeil« fonnte Stjibaut
feinem SBecetne nid)t ju t)iel jumutljen, batte ec feine
3eit neben feinen für ben £ebrfiul)l erforberlidjen ©e*
fdjdften, bie ©mübung ju erzwingen; bann batte er feine
fo au«gefud)ten Äenntniffe ber ©cbrift jener alten 2on*
meifter, um it)re labprintbifd) jufammengeflücfelten 2(u«-
gaben in eine gütigen Sage« üblidje Partitur ju über«
tragen, fte für unfere heutigen ©dnger in bie geb6rigen
Sacte unb Sonfd)attirungen fefljufleüen ; toie ec Denn ge-
wiß ftd) fein Setzung* unb 6rniebcigung$eid)en erlaubt
tjaben würbe, welcbe bie Alten jebod), wo e« bie 2eitt6ne
galt, immer nad) ^cdtoriu«' 3eugniß, au« bem ©efüble
fangen.
(Sine ©ammlung an Partituren, alten $anbfcbriften
unb Drurfen batte unfer 9Reijler ^ufammengebratbr,
weldje für einen 83urger fafl ju reieb, ibm, ba er bie
wenigffrn burd) Saufd), fonbern bie meiflen burd) ©elb-
emfluß gewonnen, einen tobten fef)r jweibeutigen <&&)&%
gel)duft, ibn in feinem vf)au«wefen üielfad) befd)idnft
batte. 2Sie feljr er gegen ben ©eij ber ©ammler in
feinec ©d)tift eifect, fo fonnte ec ftd) felbec febwec ent*
fd)ließen, \?on feinec ßceungenfebaft mitzuteilen, unb
mag babutd) wo()l aud) jum ©ecüd)te Stoff gegeben Ijas
ben, al« ob fein <Scf>afe nid)t fo bebeutenD fei, al« man
üeemutbe.
S^ibauf« ßtnfluß auf bie heutige ÜKuft'f ijl t?cn
mandjen greunben be« waefeen SSWeiffrc« wol)l überfebdfet
woeben; einzelne feinec ©cbüler unb geeunbe f)aben $wac
bued) i()n etnen ©toff bekommen, finb auf bie alten
Quellen aufmeeffam geworben, aber baß ec auf ba« ©e*
fammte wiefe, baju war bec SSRann $u febeoff, baß ec
bie Quellen bec ©efammtfjeit erfd)ließe, baju fehlten il)m
bie SWittel bec Aufführung, bie 3^it unb wobl aud) bie
tiefe muftfalifebe gorfebunq, wie fte Süintecfelb in^)erau«gabe
©abrieli'«, Debn über 9?olanb ?aß, unb in anbern SBer*
fen bewdljct. 3>n einigen feinec ©d)ülec ift feine Sin*
feitigfeit, bie wie am 2J?anne nuc lieben«würbig ftnben
fonnten, ba^ ^)auptgepcdge geworben, fo baß biefe ganj
wie Scummer bafhtyen, weldje ol)ne allen fernem ©in*
fluß auf ba« geben bleiben. ©aß aber 2r)ibaut ©influß
gehabt, baß er jur gorfdjung unb SBürbigung be« großen
alten ÜWuftffdjafce« beigetragen, burd) fein SBort mannen
@d)a|griber berufen unb nod) beruft, bafur foli Uim
immer 2)anf unb tfnerfennung bleiben, bafur foli fein
9tame $ugleid) mit bem Satyr ertJnen, ba« ber muftfatU
fdjen 2Belt eine neue fdjöne 2(era bringen m6ge.
SB. t>. 5öalbbruf)l.
Quartette Don £)n§loro.
JQuatuor f. 2 SBiolinen, 23ratfAe u. SBiolonceU. Sflr.
29., £>p. 55., für 9)fte. ju 4 £anben eingerichtet.
kietp^tg, g. Jttjlncr. 1 $blr. 1« ®r.
.Öuatuor be*gl., 9ir. 30., £)p. 56 u. f. n>. (Sbenbaf.
1 Sl)lr. 4 ©r.
£>r;ne grage gefjirt im ©ebiete be« jQuartett« £)n«»
ton> jur tyotyen Tfriflofratre unb jlef)t neb|l ©pot)r
bem SEriunwirat, ba« tyier reit in ber ©pmpr)onie in
bin unbeftrittenen $f)ron ficf> tljeilt, am n<Jd)fien. Ötyne
bem äJerbienfte anberer neuerer unb neuejier Gomponi*
ften ju nahe treten &u wollen, meinen wir bod), baß,
afteijlerfdjaft al« unbejweifelt t>orau«gefe&t, aud) bie
SWaffe in einigen 33etrad)t fomme. Ungeachtet be« nicht
Unerfletflidjen, toat £)n«low im ganj f)ieber gelingen
Quintett geliefert, tyaben wir tyier ba« breißigfte £uar*
tett vor un«. SBenn bei SWojart ber reine muftfalifdje
öetjalt, bie plaftifd)e ©d)5nl)eit unb SJoÜenbung ber
gorm unb funfllerifdjen 2fu«fur)rung entj&cft, bei
SSeettjoven ber #Jrer ber SBirfung ber uberwdltigenben
5öud)t be« ©ebanfen« unterliegt, bei #apbn bie *Hatär*
lid)feit unb Statoetät, jener lieben«würbige £umor, ber
oft fo retjenb pbiliflerbaft fpaßt, un« in bie erquicflid)fte
©timmung tjerfefct, fo ftnben wir bei £)n«low eine fpe*
ciellere 9?ücfftd)t auf bie materielle Darjleüung : bie eigen*
tbumlidjen Älanggeifter ber Snflrumente, womit übrigen«
feine SBirtuofenfofettecien unb S3ramarbafftaben gemeint
ftnb, werben entfdjiebener befcfyworen unb Derwenbet.
Daffelbe ftnbet ftd) unb jum Srjeil in nod) weiterer
?fu«bef)nung bei ©pof)r, mit bem £)n«low aud) in an*
Dem #inftcbten manche 2fef)nlid)feit (jat; fo in ber be«
fonbern (perfinlidjen) @efu()l«* unb @eifte«richtung einer
nid)t ju t>er!ennenben 2emperament«t>erwanbtfd)aft. ©od)
wie verfchieben aud) wieber beibein beiben SSejiebungen ! 3*
nad)bem jener temperamentlid>e geingebalt bie r mit fanguini*
fd)em,bort mit pblegmatifcbemaSeifafc mebr legirt unb gemil*
bert fein mag, tritt jene 9?id)tung bei ©pobr mefcr rutyig
befdjaulid), ober aud) in tljränenweichen ©ef&bl|fr6*™n
ftd) äußernb, bei £)n«low in einer Unruhe ber ©tim*
mung bercor, bie ftd) jebod) nirgenb jur#6l)e tragifdjer
SJeibenfdjaft (leigert. ©ie ifl aud) in beiben oben ge*
nannten jQuartetten fo DorfjertfdjenD unb aud) ben \)tU
leren 9)artieen befonbere girbung üerleityenb , bafj , wenn
wir nur nod) unferm fririfdjon ©ewi(fen mit ber 33es
merfung 2uft gemacht tyaben, baf bat 2(nbante be€
£>p. 55 gerabe !urj genug ijl, um einigen 9J?angel an
Crrftnbung unmerflid) ju madjen, \>a$ ta$ £)p. 5«,
überhaupt, wie breiter auägreifenber in ber gorm, fo
aucl) reieber in ©toff unb ©ebalt erfd)eine, baf fte aber
beibe in ©tpl unb gorm fo fertig unb gerunbet feien
al$ je eine ftdjere 9Äeifterf)anb ffe geflalten fonnte, —
wir faum nod) weitere« ju ttjun Ijaben, um beibe 58erfe
jQuartettjirfeln unb ibre ©piegelbilber, bie 2fu«juge, nad)^
genießenben Dilettanten ju empfehlen. — 15.
SC u « !B r ü f f e I«
Sölitte Decembtr.
[a3frtuofencongref. — SEbalberg. — JDö^ler/
— ©ie fetyen mid) in nietyt geringer 93er(egcnheit,
nad) einem fo langen ©Zweigen ben gaben unfern
mufffalifdjen 5Ret>elationen wieber aufzunehmen. 3n ber
Zt)at gelje id) ben Ärei« be«jenigen, mt ftd) meinem
eben nid)t fetyr treuen ©ebdd)(niffe aufbewahrt, burd) —
befdjwire id) all' ^bie Songeifrer, ©ang* unb Sonwer!«
meiner au« ber Vergangenheit tyerauf, bie freubig unb
wotyllautenb unfer Dbr unb £erj berührt — aud) ba«*
jenige, wovon wir aber lieber fd)weigen wollen — fo
m6d)te wobl ein fibellauniger ©eniu« über mid) fommen,
ber mit nerfenbem Unwillen mir ba« ©efdjdft eine« Gor*
rofponbenten verleiben mod)te. 3>d) futyle aber ben ge*
wid)tigen 2)rucf einer freunblidjen ^)anb in meinem
9lacfen unb fetye nun wor)l, baß alle plauftblen ©e*
genreben, bie id) ncd) b*rt>orbringen finnte, gerabeju ver^
geblid) finb, unb baß e« ftd) weniger um bie Äuffuctung
jene« 2(nfnupfung«puncte« tyanbelt, al« Sljnen in fctyiav
ter SBeife Erlebte« ju ex^ltn. -
©ebr richtig tyac man bi^ allgemein bemerft, baf
bie SBirtuofen, bie bi«b« bie #auptfrabt SBelgien« mit
berabfdj^enber SÄiene ju betrachten fd)ienen, nun aud)
bei un« einrVbwn wollen. SBetbanfen wir biefe b«ab<
laffenbe SBurbigung bem nun gebilbeterem muftfalifdjen
©inne be« publicum«, ober ben 6ifenbal)nen , bat will
id) baijin gefteüt fein laffen -- genug, e« ftnb lautet
berühmte 9?amen, bie id) Sbnen }u nennen habe:
Sbölberg, ©6 hier, ?itolff, 93ieup temp«, ©er=
t>ai«, Ärtot, ^aurnann, SD?Üe. SWeerti, 2(lber*
tajji. Ueber bie beiben erflen fann ich Sbnen nur
fagen, rva$ ja aUt ©clt weiß : baß fte ju ben berrlichflen
ßlavterfpielern unferer 3«t geboren unb burch ir)re blem
benbe Sirtuofttdt aud) ben ärgflen 3J?uft!feinb anreißen
muffen.
9Wan ifl inbeffen, fd)eint mir, in bem unbebingten
8
&>be, ba« felbfi bie SBerjtdnbigflen ifcnen erteilen, ju
weit gegangen. ®ar nidjt fann id) jugeben, bafj 2E()aU
berg ber ©rünber einer neuen ©d)ule fein foU ; et tfl
rein au« ber SSiener @d)ule hervorgegangen, unb fein
©treben war, in biefer ba« ©efangelement frdftiger aui*
juprdgen, unb S3ermef)rung möglicher ©ffectmittel; —
bafi aber hierin ü)m SBeber in feinen ferneren Glaoiets
fadjen fdjon vorangegangen bucd) größere äJollftimmigfett
unb ordjefteräbnelnbe 5Bir£ungen, ift nidjt ju leugnen.
S5ei 2l)alberg bemerft man ferner ein ju ftarie« pbp*
fi fd>ed ©elbffrerleugnen unb $u objektive Senbenj;
— man m6d)te balb t>erfud)t fein, nur allein ba« 3n-
fhument ju bewunbern, ba« fo neue, reiche Effecte von
ftd) gibt. 5Bo ijt aber t)itt bie (Seele, ber innere
SJlenfdj, ber ftcf> in Semen auf feine SBeife entfalten
foU? wo ifl jene ®efübl«glutb unb SBdcme, bie unfer
Snnere« anregen, un« gur wahren 83egei|terung erbe*
ben foü?
SJlan fann bennod) nid)t umbin, ben f)errücr)en Gla«
vterfpieler ju bewunbern, wie er, gletd) einem 2(poUo, in
einer gewinn gittlicben JKube bafffct unb lächelt.
Sei 2> 6^ tec ijt inbeffen bei feiner eminenten 33irs
tuofttdt fdjon mef)r offene ©emätf)lid)feit unb überbaupt
aucr> mefyr Streben bemerkbar, tx>eö^atb er aueb aüge*
meine ©pmpatbie erregt.
(Sorrfe&ung feige;
Vfrfcö auf Sinai,
Dratorium in 3 feilen, JDidjtung oon ©epffartl?, SJcuftf oon
©robtfd), mürbe am Uten £)ec. oon bem biegen ©efang--
oereine Drpbeu«, unter Ceitung feine« 9Buftfbirector«, £™.
©eißler, in ber prächtigen tfula be« tfugufleum« $ur tfuffüb--
rung gcbrad)t. — SBarb fdjon bie rege &beilnal)me be« $>u*
blicume ourdj ben wobltbdttgen 3n?ecf , weldjem bie tfuffüb--
rung galt; in Änfpruct) genommen unb burd) bie Enwefenbeit
©r. SXaj. be« Äönig« oon ©adjfen wdbrenb berfetben noeb
mefcr gefteuert, fo traten ßccalirdt, wie bie ju bem trefflieben
mufifalifdpen £erte erfunbene Sftuftf ba« Sbrige, jene« rege
Snterefie M jum ©cöluffe &u erhalten, woju nidjt wenfg bie
Sttannigfaltigfeit in 2Cnlage ber einzelnen, jum ©anjen oer*
knüpften ©dfce, überhaupt aber ba« oielletcbt ttwai &u oor=
berrfdjenbe bramattfdje Clement ber SKufif unb ba« barmt
oerfnüpfte bunte Kolorit in ber Snflrumentation bei trugen.
Scanners, grauen» unb iDoppeldjöre rcedjfeln balb oon ©olf«,
balb oon Renetten, balb oon Quartetten unterbrochen ab.
Sciraenb« ermuben lange SRecitatioe bie Xufmerffamfeit be«
3ubörer«, obwobl einjelne fafl ju lang au«gefponnene ©dfce,
namentlicb bie grofe, anflrengenoe ©*luffuge, welcbe me^r
Sn|trumental= al« SSocalfuge i\1, nidjt im öintlange mit jener
jroecimäfHgfn 2Cnorbnung flehen? etnjelner ^eroorflecbenber
ed)6nbeiten eine« SBerfe« ju gefebmetgen , ba« wir oielleidjt
fpdter au«fü^rlicber ju befprec^en Gelegenheit nebmen, unb
für welcbe« un« mebre Motetten unb JBocalrGompofttionen
biefe« ©ompontRcn ein fel)r günjltge« öorurt^eil eingeflbft.
Die im ©anjen meifl nt4t fcbioierig gefegten €^6re rour--
ben mit »Präctfion auögefü^rt, unb <$v. ?)6gnet in ber qpar*
tit be« SJtofe«, ^>r. ©djmibt in ber be« Äaron, ^)rn. 2Cn»
febü^ in ber b*« Scpbta, grl. ©cbjof in ber ber SÄirjam
unb grl. 2Cnfd)üfc in ber ber ©cbwefhr ?Kofe« fcbmütftcn
in ben Coli'« ai$ bewahrte ©dnger bie Stiftungen be« Dr»
Pbeu«. JBtelleidjt baö ungerool)nte total, ba8 mit feinen fpü=
qelglatten ÜÄarmorfldc^en ben ballenben Äon ju allju großer
©laflicitdt aufforberte, lief bi« unb ba ^rdeifton be« berodbr.-
ten Drdjefhr« ber ©cwanbbau«concerte oermiffen.
3n ^ug«burg, baß jidj gegennjdrttg ber einflußreichen Z^
tigCeit be« (Somponiften erfreut, ifl biefe« Dratorium bereit«
im oorigen Sabre ju ©eb6r gefommen, unb e« ifl fet)r er=
freulieb,, baß Seipjig, be« Gompontflen ffiaterflabt, jugleicft al«
SBobnort be« Dichter«, bie erfle <£tabt, in ber e« feitbem jur
Äuffübrung gefommen. — 3. ».
iBertnifebte«.
*** S3on Hamburg febreibt man un«: ©eflern (ben
22flcn Dec.) war bte SBabl eine« Drganiflen an ber gro--
jjen -Kidjaelißftrcbej e« bitten fieb mebre ju biefer ©teile ge*
melbet, nidjt be« großen ©ebalt« wegen (benn bie ©teile
trdgt nur taufenb 2Harf Mourant unb eine freie 2Bobnung;,
wo^l aber mebr um be« großen bebeutenben SBerfe« mii*
len; e« famen aber nur JBier jur ?)robe. Aufgegeben würbe
ein sprdlubtum (nacb eigener 2ßabO unb ein ntebt gerannter
Gboral. £>ie Ferren, bte ju rodblen batten, wdblten ben
3üngften unb aueb ben ©djwdcbften. <S« tfl für bie Äunft
ju bebauern, bafc biefe« große, prac^tooUe Söer! unter fo un-
münbige 4><inbe gefommen. 2)aß ©teilen naety ®unft unb
SSerwanbtfdjaft oergeben werben, tfl ntdpt« 9^eue«, ta wo aber
bie 2Öabl in ber Äirdje felbfl flatrfinbet, follte nacb 9ttü)t
unb ©ewiffen gewdblt roerben. —
*** 3n Srüffet erfdjeint feit Äurjem eine Revue mu-
sicale beige, bte u. a. einen febr fdjd^baren 2Cuffa^: sur la
mustque en Allemagne entbdlt. ©binbaber wirb un« ge«
fdjrieben, baß an ber in oiitcn Ö5ldttern curftrenben 2fntf*
böte „Cifot in iDinant'' fein Ußort toaijr ifl. — geti« ar=
beitet je|t an bem legten S3anbe feiner Biographie univer-
selle des musiciens. —
*** Sbelarb*« Oper „um SKttternacbt" ging am 20fltn
auf bem 2)re«bner St^eater jum erflenmal in ©cene unb
würbe febr beifdUig aufgenommen. Äuc^ fein „SWacbeH"
wirb noeb immer oft gegeben. — - 3n3ttün$en gefiel eine
Operette „ber Älcbpmtfl" 0. ©raf 9)oggi, einem bodjge*
flellten ^Dilettanten, ber ftcb aueb febon bureb anbere 6ompo*
fttionen befannt gemacht. —
*** Unter ben JBirtuofen ftnb e« namentlicb fcifjt unb
@rnfl, bie überall aueb ber Xrmen benfen. ©0 gab (Srnfi
am löten ein 6oncert in ©traßburg für bte bur# bie 2Öaf*
fernotb im füblidjen granfreieb JBerunglücften. Sifjt gab
überall, wo er mebremale fpielte, in SÖien, ^>efrr>, $rag, JDreö-
ben, ßeipjig, Hamburg ©oncerre für bie Armen. —
%* 2Cn bie ©teile be« ©irector« ber SRainjer 8iebertafel,
4>m. Keffer, ifl «§r. ßffer gefommen, fdjon bem tarnen
nacb ber natürlidjfle SRadjfolger, bodj aueb talentooller 3}?u-
jtfer, oon beffen ©ompofttionen bie iteitfdjrift ein bemerfen«^
wertbe« ßteberbeft anjeigte. —
©on b. neuen 3eitfcbr. f. SÄufif erfebetnen wöcbentlicb jwei Hummern ju einem falben Sogen. — $>rei« be« SBanbe« oon
52 Hummern mit muftfalifeben Beilagen 2 £bl*. 20 ^9^/ oljne muftfalifdbe Seilagen 2 ^lr. lo 9Zgr. — Abonnement nebmen
alle ^ofldmter, S5udjv SÄufi^ unb Äunftbanblungen an. —
(C^cbructt bei $r. 9t ü&m an n in Scipjig.)
Heue
3eited)rift für Jttttöth
aScrantn>ortltd)cr Sfebacteur: Dr. $?. (Schumann. SScrlcgcr: SÄ* gtiefe in Setpgiß»
Äietjefynter 95anb.
JW 3.
£en 8. Sanuav 1841.
Ö. <£djilling. — 2CuS 93rüff»l i$:>rtf«pg.). — Abonnement; u. (Sutcrreccntcrte in Sttpjig- —
— $ie ^lagtarier allein, bie obne neueö £injutbun
au« fremb^n SÖerten ein anbere« ftufamnunfloppcln, ^a-
ben Urfadje, ihre beimlid) benu^ten, oft gar wbrtlid)
abgefdjriebcnen £UuUen forafam $u öerbergen.
(§. ©eibel im Ctyarinomotf.
©. Sd^tOins«
Unter bem marftfebreierifeben 2itel: 9>olnpbonos
wo^), ober bie Äunfi in 36 2ectionen f td>
eine t>ollflänbige Äenntntfj b er muftf altfeben
Harmonie $u erwerben, bat ber #err #ofratb
Dr. GJuftao ©d)illing, ©rünber unb permanenter
©ecretair be« beutfeben 9lational*23erein« für 2J?uftf unb
tbre SBiffenfdjaft , wie aud) mehrerer anberer gelehrten
unb mußfalifeben ©efeUfdjaften SWitglieb — bei SDSeife
unb ©toppani in ©tuttgart, einen jufammengeftoppelter
SBeife übercompleten 9?ad)brucf be« berühmten Sogier'*
fdjen SBerfe«: ©pflem ber ÜJtufifwif fenfdjaft
unb ber prafttfdjen ßompofition (33erlin, bei
Sogier) oeranftaltet. 3n ber SBorrebe wirb tiefet fdjam*
lofe Plagiat auf folgenbe 2Irt bemäntelt:
„Ben erften 2Beg jeigte mir ßogier, beffen ftuge 9><$*
„bagogif **) aud) oon feinen SBiberfadjern nid)t in
„tfbrebe gebellt werben fann. ©aber wirb ber auf*
„merffame 83eobad)ter aud) t>iel 2(el)n(td)*ett in ber
„Stufenfolge ber ©egenflinbe jwifdjen meiner unb
„2ogier« Darjfrllung unb felbjl mandje« 9c*otenbeifpiel,
„ba« id) übrigen« eben fo gut aud) au« jebem anbern
„9lotenwerfe ober au« eigner ©rfinbung glitte entnefc
„men finnen, tym au« beffen SKufifwiffenfcbaft ent*
„lebnt ftnben, fo weit biefelben, 2ogiei'« unb meine
*) Dbenein falfdje SBortbilbung ; benn 9>oU)p(oitomo«
fommt ber oon noXvtftoyi'a (n\&it<fuvia roie ©djiUing lebrt)
unb vouog, muf alfo bciüen $>olppbono.-nomo«, nidjt ^otys
pbonomoö.
**) „Äluge ^äbagogrt" benfttben Hußbruct gebraust f$on
*flcarr in ber SBombc &u [einer (Scmpofitionölefyrc, wo et
über Regier fprtdjt.
„Darftellung fonfi — fon>of)t toa9 tyre gorm, al«
„xcai SnbcK, Umfang unb fonßige 9Befenbeit berfel-
„ben betrifft, Don einanber entfernt liegen. 2Bir ba*
„ben einen unb benfelben ©tanbpunft, w>n welchem
„wir au«geben, ber inbeffen aud) febon t>or un« t)on
„anbern Syrern ber muft!alifd;en Harmonie betreten
„unb angenommen würbe *) : allein wdbrenb Sogier,
„abgefeben toon feiner offenbaren mandjerlet Sbeen*
„donfuffon mit allen unfern SBorgdngern bie \>erfd)ic*
„benen Sebrfdfce in biefe« eine ©runbprineip , welche«
„ijt ba« be« SKitflang« mebrerer SWne in einem
„bineinjutragen ftd) bemübt, folgere id) biefelben au«
„bemfelben berau«**), unb entwkfle fo ron ber
„©urjel an gleicfyfam, ju welcher bie 9iatur felbfl ben
„©aamen legte t aud) nur an ber #anb ber 9latur
„wieber langfam ben SSaum t>on Stamm ju 3wetg
„unb tjon 3»eig ju Xjl bi^ enblid) jur Ärone."
SMit #erm @d)iüing flreiten — wdre SBabnpnn;
e« würbe ibm bie« nur eine erwunfd)te ©elegenbeit fei-
nen , fein Slatt mit einigem SRanufcript ju füllen unb
barin ju febimpfen nad) feiner 3Beife. 3d) wtü nid)t
mit ibm flreiten, id) will bem mufifalifeben publicum
an bem JBerfatjren biefe« literarifcfyen Bon £luipotte nur
*) SDem tft niebt alfo; benn fcogter war ©rfinber feine«
€5nj!em«, ba« freiltdj burd) feinen erflen bcutfdjen €5<büler,
ben oerfiorbenen Dr. granj ©t6pel nod) oor »f)erau<gabe
be« Cogier'fdjen SBcrfe« unreblidjer SBeife oeröffentiidjt würbe
— aber 83orgdnger auf btefem SBege fyattt er nidjt.
**) 9Äan wirb au* bem Serfolge biefe« tfuffafte« fe^en, baf
ber ungeheure Unterf^teb jwifdjen hineintragen unb ^er=
au« folgern nur in ber 23erfefcung jmeier (Sapitel befielt;
oergl. herüber aud) bie fpdterc Änmerfung, ba« Gtbpel'fdje
5Berf betreffenb.
10
jeigen, wa« eine fredje Stirn t>etmag. #ier folgen bie
83e»eife, unb jwar in folgenber £>rbnung:
A) parallele« Sn^altdot rgeic^ntf fee« ©cfyit*
ling'fcbfn wnb 2ogier'fd)en 5Berfe«.
B) parallele »eifpiele.
C) paralleler Sept.
A) parallele« 3n$alt«t>erjeid)nifj.
©djtlltng. Eogier,
1) öntwicflung be« ^Begriffs Sortiertem unb ©Übung be«
Don Harmonie unb ifcrc S5e« JDreiflangS &ette 1
grünbung £eite 1
2) JBom ©runbbaffe 16 ©runbbdJTe 17
3) 83onbem£auptfeptimen: Quinten unb Dctaoenfolge 21
aftorbe 30
4)£aiintenunbDctaoenfolge50 ©er £auptfepttmcnafforb 25
5) JRom üierjttmmigen Gafce 70 Harmonie in otcr Stimmen 33
6) £ic oencbtebenen ©e*
fdjledjte unb Tonarten 95 $)aralleltonleitern 51
33i« f)ierf)er fdjeint eine #broeid)ung be« ©djiUing'*
fd)en SBerfe« t>on feinem SBorbilbe ©tatt ju fünben.
8Borin befielt pe? 2ogier füt>rt, um bie Öuinten unb
£)etat>en jroifdjen ber 6ten unb 7ten ©tufe ber fjarmo*
nifuten SEonleiter ju t>ermeiben, bie ©eptime ein, unb
hierauf folgt erfl bie gebre t>om ©epttmenafforb. ©d)il=
ling'febrt biefe beiben dapitti um. gerner: SJogter be*
ginnt mit ben Tonleitern, 2)rei!ldngen unb erfl nod) ber
2Cbtyanblung oon ben ^aralleltonleitern fagt er: t)ier
ifl ein Stubepunct, unb nun folgt ber33en>ei«
au« bem GJrunbprfncip be« 9ttitflang« meb*
rerer Sine in einem, baf all bie bisherigen
(Regeln naturgemäß begrünbet finb. 3nbem
©djilling biefe« Gapitel tjoranfiellt, glaubt er ober will
er glauben machen, er folgere Alle« aui bem ^rincip
berau«, roa« Sogter hineingetragen fy&ttt. ßbne
mid) mit #rn. ©djiüing in (Streit einjulaffen, gejtebe
id) if)m eine fcfyeinbar fpflemattfcf>ere 2fnorbnung ber fünf
erjlen Gapitel ju *) unb überlaffe e« ben fid> interefftren*
*) @t&pel in fn'nem 3*ud)e „SKeueS Softem ber ^armo-
nielebre", bat, wie fdjon bemerft, nur ein SSorbrucf bes So;
gier'fdjen SBerfe* ifi, bebdlt bie fcogter'fcbe 2Cnorbnung genau
bei, rechtfertigt baS fctyeinbar Unfpftematifcbe aber gu Anfang
be« 7ten ©apttel« „Sntmicfrung ber Normal-- Hon-- unb Hon;
artemfceiter" fofgenbermafien:
„3u allen ©rfdjeinungen in ber Sonmelt liegen bie ©runb--
jüge in ber SRatur. 2)te Statur siebt mit ber SBeife , tute
ftc bie ©efammtreibe ber Sone erfdjetnen Idfjt, bie ©runb;
gefe|e für all' unfer mufiralifdjeS ©Raffen 5 unb eben bar-
auf, auf ben Gr&eugungSprocefj ber 3öne in ber
Statur, grünbet ftdj ba« gegenmdrtige ©nfrem ber £ar=
monielebre. £>a« ijt eigentlich bie SBafiS, auf welker ba«
©anje rufct, eine SBafiS, welcher, man um fo fieberer rer*
trauen barf al« fte bie Statur gegeben unb jte eben baber
öollfommen mabr ifl. SBenn icb jebod) oor^ieben ju müf«
fen glaubte, mid) JunddjH fo otel irgenb mögiidj an baö
Jßortjanbene, an burd? Kiter unb ^)erfommen gleidjfam ge-
betligte Segriffe unb Urformen angufc^lußen — wenn tcb
ben £efern, nad)jufd)lagen , wie tjerriid) 2ogter, „beffen
fluge ^>dbagogif au* t>on feinen 5Biberfad)ern nid>t in
2(brebe ^efleüt »irb 4l ; biefe« fd)eiobar un(VJlematifct)e SSer*
fabren ju ©unflen ber leichtern £ef)cme(bobe rechtfertigt
(®. 32.) 3d) fa()re nun in bem Snbalttoerjeidjniffe
fort:
©cbiliing. Sogiet.
7) «Wobulation unb 2Cu«s SRobulation ©eite 60
»eidjung ©eite 115
8) (5tntJ)ei(ung ber $at: (Sonfonanj unb ©ilfonans 70
monie in @on* unb 5Dif«
femanjen 136
9) »f>armonifcbe 2Cu«füb« »&armoni|!rung ber btoab=
rung ber abfleigenben fteigenben biatonifdjen
biatonifeben Tonleiter 161 Sonleiter 75
10) Ueber bie Sdlfe, bie Umgefe^rte »dffe 82
aus ber 23erfefcung ber
Snteroalle eineö Ätfor-
bcö entfleben, ober mit
einem SBort: t>on ber
Umfeljrung 177
11) Ueber bie <Sd)lüfTe unb ©cblülTe in ber gftobulation 91
^abenjen in ber Stöobu*
latton 197
12) JBilbung einer 93afj s Ueber bie Xnroenbung um*
lobte ju einer anbern gefebrter SBdiTe bd t)ars
gegebenen unb beren^ar- monijtrten SWelobtein 110
monie 222
i3) Kccapitulation ober SÖuber(jolung 123
überfict)tlici}er jHüctbltct
auf alleö bieder S3orge^
tragenc 243
14) 83on ber auggebebnten 2fu#gebebnte ober offene
ober jerfh:eutcn.£>armonu- 262 4>^rmonte 130
15) Ueber Die S3erfdjicbcn= SDur; unb SÄolItonart 135
^ttt *u>ifd)en einer iDur--
unb ^iollbarmonie, ober
(Sbarafteriftif beö Durs
unb €D?oUgefd3led)tö in
tjarmonifdjer pinftdjt 286
16) &on bem 2teEorb ber Äftorb bet fleincn 9cone 138
fleincn 9?one ; ober furjs
n?eg bem fleinen Ü)coneni
affoibe 309
fo ben Grjiugunggprocef ber 26ne in ber 9catur nidjt, mie
tet), ftreng genommen, wol)l foUtc alö cJJrunbpunct'v obenan
geftellt unb barauS bann benfgefe^md^tg bie SBahrbeiten
ber »jparmontetebre gefolgert ba^e? fo glaube idj aueb um
beßmiUen um fo mefyr mid) gerechtfertigt baltm ju bürfen,
aU bie« im ©anjen bodj nuc ein S3erftof aegen bie gorm
ifl, unb alles Jclgenbe biutltcb genug, alS aus jenem ober=
ften ©runbfafce abgeleitet, erfdjeint. 3n?ectmd^tger n?trb
bteö Untere Serfabren erft bann fein, trenn bie Söabrbeiten
biefeS ©pfhm« als folcfte burdj pd? felbft erfannt baflebcn,
trenn cS einer 23ergleidjung mit ben Setjrfd^en ber alten
©djule niebt mebr bebarf."
JDaS ifl boeb jiemitdj flar SQBie aber, trenn ein Cogier'f*«
edjüler feinen O^eijter alfo oertbttbigte, ba^ er trie in ber
SKatbematif bie ^auprleljrfd^e juerfl aufgeteilt unb hinterbet
bie SBeweife beigebracht fjdtte? 2)ie ©acbe flebt nur an bet
2Ceu&erltd)ft it f unb trobl uns 2fUen, trenn mir in feiner SBtf*
fenfdjaft unfpjtcmattfcbere ©t^eme bfdßen, ati ba« H-
gier'fdjt !
11
17) 83on bem XWorb ber
greifen SRone, ober bem
»rofien 9tonenaHorbe 339
18) Hnroenbung ber »JOiobus
lation in vinem SEonftucl 357
19) JBon bem 7fttorbe ber
großen ober ubermdfi*
gen ©erte 385
20) JBertbeilung b. $aupt*
melobie unter bte »er»
fdjiebenen Stimmen 409
21) SSon ben fogenannten
Durd?gang«s ober£ülfö*
noten 430
22) sKebcnbarmonie 456
23) JBon ben Eufbaltun*
aen ober fogenannten
Stetarbationen 479
24) ©er Unbecimenafforb 5ol
23) Der Serjbeeimenaf forb 523
26) IBon ben oerfötebenen
Arten ber £onfd)lü|fe
unb Gabenjen 549
27) S3erfc^tec>enr)ett ber
tfortfdjreitung in ber
SWobulation 577
28) 33on ben mobifteirten
«äffen 599
29) lieber bte fogenannten
©equtnjen in ber $a&
monie, uubgmar 1) öon
ben ©equenjen ber ©ep*
timen 629
30) gortfcfcung be« inöor*
tyergefjenber fcection er*
feilten Unterriebt«, unb
in«befonberc jwar 2)
von ben ©equenjen ber
©erten 652
31) (Stnfluf ber SRidjtung,
weldje bte oerfd)iebtnen
©ttmmen eine« Ätforb«
in tyrer gortfdjnitung
nehmen, auf bie ©eftaU
tung unb «Ratur bir
Harmonie überbaupt,
ober oon ben bni »er;
föiebenen ^Bewegungen
eine« ba*monifdjeh&on=
fafec« 674
32) gortfefcung ber tor*
fjergebenben ßection
33) Der2tyt)tbmu« in ber
SÄuflf 717
34) gortfefcung ber cor-
bergebfnben fcection.
35) (fonftruetion ber Sfte--
lobte 763
36) Bnfdjauung eine« üclTr
(®f ofie ftone folgt bei Co«
gier erji jwet Gapitel
fpdter.)
Regeln für biefcnroenbung
ber 3nten>aUe ber 'M*
forbe ju bem 3«>ede ber
2Xobulation 152
Der jufammengefefcte qrof e
©ertenattorb (bier folgt
bte fcebre oom Hfforb
ber groien 9tone) 169
SRetbobe, wie bie £armo«
nie gu fefcen ju einer
SRelobte, wenn fie im
Alt, Senor ober ©af
gegeben tft 179
Durd)gcb*nbe SRoten.
£ülf«noten 189
Die DifTonanjen mit 9ce-
benbarmonie 205
©teigenbe Diffonanjen,
ober Sfcetarbationen 215
Der Xfforb ton berCSitfre 218
Der 2ff Porb oon ber Dreü
jcbnfe 222
83erfd)iebenbStt ber ©djtuf*
unb anberen GSabenjen 226
3wctfelbafte , betrüglidje,
jurütfbaltenbe Sföobula*
ti on 237
ÜKobiftcirte ©äffe 254
©equenjen ton ©eprimen 261
©equenjen ton ©erten 272
X)U brei ocrfdjfcbenen f8t-
wegungen in ber £ar*
monie 276
^)it oerfdjiebcnen 3cttmaa*
fe, ber $Rb*)tbmu«
X)U SBtlbung ober (5on*
ftruetien ber Sföelobie
cnbeten3Xuftfftucfi«t>om
©tanbpunete ber £ar*
monte au« 786 Xnaltjfation 317
2Ba« l)ot £err ©djiaing alfo in allen 36 ßapitetn
feine« übercompleten SRadjbrud« *on 800 ©etten anber«
geerbnet, a(* er e$ in Sogter torfanb? Sr fyat bie fünf
erften Gapitel terfefct. 5Benn ber ganjc ,,^)olpp^ono«
meä" $rn. ©djiüing'« 6igentf)um »che, unb e< fdme
Semanb, bruef te it>n netet) , fegte ober bie 2et>re ton ben
muftfalifdjen ©cblüffeln , m\d)t Jg>ecc Shilling erjl im
legten Gapitel berührt, gonj obenan unb fagt« nun in
ber SBorrebe: ;i man wirb tiel 2(el)nlid)feit ftnben mit
bem 9>olpp()onomo$ , boc^ t)aU id) bte f)6d)(l unfpflema*
ttfdje golge (ogtf* georbnet", wie würbe #err ed)iüing
ein folcfce« SBerfa^ren nennen? —
(äortfepung folgt.)
»ii« Staffel«
(Sortfc0un9.)
[Der (Slaoierfpieler Sittolf.]
6ine anbere neue gan$ eigentl)fimltcl)e ßrfdjeinung
war bie be« englifd)en Glatierfpteter* £ i 1 1 o l f . 3n
ber tyat, wir tyaben'S l)ter mit einem tätigen ju
tf)un.
3n bem britten Goncerte be« GonferDatoir'« trat er
auf unb fpiefte bat Goneertftücf t>on SSeber. ©ie ganj
eigentümliche unb geniale 3fuffaffung be« Aünfflerä ec»
regte gleich allgemeine« Crntjüden unb laute Sewunbe*
rung, wa$ um fo beflimmter für ben Äünfller fprtd>t,
ba felbfl beffen 9?ame bem publicum biöljer unbefannt,
unb man faum wufte, wie unb woJjer er ju un6 ge*
fommen war. Die nad)folgenben (5injetnr)eiten feiner
bi«l)erigen SebenÄüerr^dltniffe, bie fpÄter I)ier befannt wur*
ben, werben ©ie nid)t ol)ne 3ntere([e lefen. —
fiittolf ifl beutfdjer Äbfunft, aber in (Snglanb gebo*
ren. Daß feine 23erl)Aitniffe nid)t fefjr günjlig waren,
beweijl ber Umftanb, baf wir il>n fe^r jung in einer ber
befannten Glatierfabrüen ?onbon« mit gew6l)nltc!)en
$anbarbetten befd)äftigt ftljen, wo er jugleid) burd) feine
befonbere S3ef<Stigunq berufen war, bie 3nj!rumenre in
ben ÜWagajinen ^u probiren, wenn biefelbwi ton ÄÄufern
befudjt würben. 6r mug ftet) hierbei mit ganj befonberm
©efdjtcf benommen Ijaben, benn al* einfl 5Ü?ofd)ele« bie?
felben SWagajine befugte, würbe er auf ben Änaben auf*
merffam; er erriet!) fogleid) bie feltenen Anlagen unb
bie Jteime einer frdftigen Äünfilernatur unb nahm f!d)
feiner an. Der Safer, ber bis je&t ben jungen Äünff»
ler mit brutaler Strenge ju ben gew6t)nlicfcffcn J^anbs
arbeiten anfielt, mufite nun fd)on nachgeben unb über*
lief feinen <2ol)n ber Seitunq 9J?ofd;ele^. 9?aci)bem ?tt=
tolf ben Unterricht be« berühmten Äünjllerö lange 3*it
12
genoffen, befdjloß er, fern von jener ©elbjlüberfdjdfcung,
bic grudjte bed genoffenen Unterndjtd burd) fortgefe&ted,
ernfled ©elbfiftubium reifen ju laffen, unb verließ (5ng*
lanb, um in ber dlatye von 9)artd in einem fleinen Stdbt*
djen (beffen Flamen ict) vergeflYn) in geraufdjlofer ©titte
biefe >Prüfungd$ett aud$ubalten. ^Sein 9?ame würbe nun
juerjl im vergangenen s IBinter in $pariä genannt SBenn
er aud) bort feine bemofcatifdjen Umwälzungen in ber
Äünftlerwelt bewirf te, fo fjat bieg bei 2fUen, benen nid)t
fd)on großer 5Ruf vorfjergebt, feine rein menfd)lid)en
©rÄnbe. $ier bei und SSrüffeler, ober wie man und
tnalitiid genug „bie fleinen *parifer" nennt, fyat
hat eine anDere S3ewanbtniß; wir ftnb, mit einem
SBorte, naiver unb geb^n und fceubiger unD unbefange*
«er unerwarteten ßrfdjeinungen |)in. Etttolf war eine
fold>e unb veranlagte eine erfreuliche Aufregung in un*
ferm muftfalifdjen 2$erfet)re, ber am Snbe fet)r ergo&lid)
würbe burd) bie ©egenwart Sb^berg'd unb 2)6b^ö.
Gd bilDeten ffd> Parteien: SKabicale unb Ärijbf raten,
tpo man ftd) bod) am Snbe eingegeben müßte, ba$ man
über Singe flrette, bie an unb für ftd) nid)t $u vereini-
gen unb bie in ifjrem inneren SBefen untergeben
fnb.
gittolf'd Darfhllungen l)aben burdjaud fubjectiven
©jarafter — fte jeigen ben SWenfdjen in feiner eigene
tbftmltdjen gü^ld* unb Senfungdweife, unb biefer tritt
am beutlid)ften in fremben Gompofttionen hervor ald in
feinen eigenen, wo er obnefjin bebingt ift. — 3d) möchte
fjier bie grage in Anregung bringen: wie weit eigentlich
jener fubjcctive Gtyarafter beim muftfalifdjen 23or*
trage überhaupt ftd) ausprägen foll. Sd fdjemt mir,
manche 2(e(lbetifer ftnb barin ju weit gegangen, bem
©pielenben bad gelS feiner eigentlichen 2l)dtigfeit gan$
abjufperren unb bei jebem gewagten SBerfudje itjm in
ernfter SJliene mit bem $inQtt auf bie 9toten beuten.
JfUerbingd t)at ieber td)t poetifdje ©rguß irgenb eine
©runbftimmung unb muß und ben ©eelenjufianb ver*
(tnnlidjen, aud bem jener hervorgegangen, — aüerbingd
muß ber 2(udubenbe beibe ju treffen unb in und fyervors
jurufen fudjen; aber fo wie aud einer 3Bat)rf)elt ftd) wie*
ber taufenb anbere folgern laffen, fo finnen einem Äunfl-
werfe viele Seiten ber @d)6nf)eit abgewonnen werben,
bie wieber unjd()ltge ©djattirungen ftnben in Der Seele
einer begabten r)6bern Äunfilernatur. ©inb wir ja bod)
felbfl von bemfelben Äunjtwerfe oft auf verriebene
SBeife angeregt unb fd)eint und juweilen ein bunfler
glor bie S6ne $u umwehen, bie ein anbermal in einem
Reitern und erfdjienen .... warum follen wir/d bem
Äünftler verargen, ber und eine ganbfdjaft in ber tfbenb*
beleucfylung gibt, bie ein anberer und im Sforgenfdjim*
mer gejeigt? . —
(3ortfe$ung fplgt.)
9lciinte$ SUwnttemctttcpttcert,
ben 16ten £)ec.
Duocrture ju Dberon von SB e ber. — Brie quo gtgaro o.
SÄojart. — ©onatc f. ^)fte. u. SBioltne o. Öeettyoven.
— Cobgefang o. g. SDtenbeldfo&n^SBartfcolbv. —
JDer SBeridjterflatter weiß über bad ßoncert nur wenig
mttjuttjeilin; fdjon lange vor bem anfange n?ar fein 9)Iqq
ju befommm. Um furj ju fein, ©. 9K. ber 5T6nig ©on ©adj-
fen tjatie ftd^ alö SSifud^er beö @oncert$ angemelbet. ©runb
genug, baß iBerte vorzuführen. Sd war ein wa^red f6nigli=
djed (Sonccrt. 5Dte tfrie fang grl. ©d)lo|; bie ©onate, bie
aro6e in U, fpieltcn £r. «Di^. SKcnbelßfol;n unb £r.
6i))?. ©aoib. SÖie unö berichtet wurte, fprad) @. üJJajejldt
ber JWnig gegen bie Äünftler perf6nlid) feinen 3)anf aud, ben
er jum ^djluß bed Cobgefangeß, an bad Drdjefter tretenb,
bem Gomponiftcn auf bad ijulboollfte n?teberl)oUe. öd war
ein Corbetr anberer Art, ber ben ^oben ©eber, wie btn enu
pfangt-nben Äünjlier gleidjoiel fdjmütft. >ba& publicum ver*
^icit ftdj Tvdbrcnb bid ganjen 2(bcnbd in adjtungöüollir ©tiUe,
bte nur beim (Eintritte btd Regenten burdj untn jubelnben
3uruf, wie nad) Dem Sobgtfang burdj eine freubig banfenbe
Jöigrüpung bed SDSerf.d unterbrochen würbe. — 13.
Stterte* Goncert ^et (Sutevpt,
ben 14. ©eebr.
Ouvertüre unb 2Crie v. @ l u ct. — (Soneertino f. ßlan'nctte
ü. ßinbpaintner. — Brie v. JDontjetti. — £)uoerture
o. JHit^. — ^pmptjonie v. Cadjner. —
•Der Ouocrturc jur Spbtgenie in Äuliö folgte bte Arte bed
^plabeö aud ^pbigente in Staurtö. @in neued Stöttglieb un*
ft-nr Dper, ^)r. Üteuenborff fang fte unb bie 2)oni$cttrfd)e
auö S5elifar. S^ebr ald in ber Icfctern, bei ber er feinrr
©timme offenbar eine JtlangmalTe abtrotte, bte fte nur wiber-
flnbenb bot, bcwdbrte er in ber (^luct'fdjen Uvia eine lobenä--
wtrtt)e Ü)iitt)obe, in beiben aber eine febr etnnebmenbe SBdrme
unb Sebenbigfcit bed 93ortragö ®ai Gwneertino trug ^)r.
Canbgraf vor, wad ndjnifdje gettigfeit fowobl ald bannig--
faltigfdt ber Sonabflufung betrifft, mit viel ©ewanbttjcit unb
©ic^erbeit, im 9?i)i)ti)mtfd)en aber mit einer über alle menfete
lid)c ©a^ungen fo felbflftdnbtg binn?egfd?rettenben grettjeit,
baß er 6ftirö S3cr(lccfen mit bei: SBegUttung *u fpielen Wien,
ber er immer tük ein ©djatnn unter ben 4>dnben entglitte
ein fdjalfbafter C&utfufruf ganj am @d?luf (lörte bie SUufion
beö bettern (gpictß burdjaud nidjt. 2)ie Duoerture von^teg
ifi bereit bei (3elejenb*it ibrer Äuffübrung im ©ewanbbaufe
unb bed ölaoieraußiugö roicberljolt befprodjen. <Sic würbe,
fo roie Sadjner'd britte ©vwp^onie vom Drcfccfhr ju «Rutjm
unb X)anl audgcfül;rt. — H.
S3on b. neuen 3eitfd?r. f. üRufff erfdjeinen wödjentltd) jwei Hummern ju einem falben Sogen. — ?)retd bed »anbed von
52 Hummern mit mufifalifdjen JBeilagen 2 3^U. 20 SRgr., obne muftfalif^e Beilagen 2 Stylr. lü 9lgr. — Abonnement nehmen
aUe ^oftdmter, öud?^, g^ujit- unb Äunftyanblungen an. —
'öetru^bei »r. Xfiifmaim in Scirjig.) (Jg)ieTjU : SntelliflCn jblatt , 9fr. 1.)
}ut neuen 3eitfc\)tift für Muiik.
Sanitär.
M 1.
Ueue JJlusikalim
von
ST. Sitnrock.
Bonn den 14. Novbr. 1840.
Frcs. Ct.
Bogen, Fr., Valse brill. p. 1. Vlon. avec
accompagnement du Piano 2 —
Czerny, Ol., op. 408. Sil Duos de Sa-
lon p. Piano k 4ms No. 1. Air irland.
No.2. Air de Don Juan de Mozart; No.3.
Air de Bellini : Non sonio che la condan-
ua; No. 4. Tyrolienne favorite; No. 5.
Air irland.: Maid of Derby; No. 6. Air
de Bellini fc 3 —
, op. 560. Le Coureur Exercice
brill. pour le Piano 2 —
, op. 578. Six Galops pour le Piano 1 15
, op. 580. Impromptu sentimental
sur le chant relig. des Orphelins deVienne
p. 1. Piano 1 75
-, op. 581. Sinfonia pastorale de 1'
Orat. der Mes&ias von Händel p. 1. Piano
a 4 ras. 2 —
-, op. 606. 18 pot. Rondeaux etVar.
sur des Melodies populaires allemandes
(deutsche Volkslieder) pour le Piano pour
faciliter leg propres des eleves anvances
No. 1. In einem kühlen Grunde; No. 2.
Der Jadelplatz: Zunächst bin i halt ganze;
No. 3. Die drei Röslein ; No. 4. Das ge-
störte Glück; No. 5. Untreue. Es stehen
drei Sterne am Himmel; No. 6. Abschied:
Muss i denn, muss i denn zum Städele
naus h 1 SO
Qoitlion, JL«, Souvenir de la Folie pour
le Piano 1 50
Hunten, WCS«, Les plus jolics, deux
Coraposit. brill. p. 1. Piano. No. 1 et 2. & 1 75
IiCmciie, H., Lust und Leid. Ge-
sänge für eine Singstimmc m. Pftebcgleit.
op. 13. 2 50
, op. 14. Due Notturno p. 1. Piano
No. 1 et 2. k l 50
, op. 16. Au\ eleves assidus 2 pet.
Roudeaux p. 1. Piano. No. 1 et 2 h 1 50
1841.
Fr«. Ct.
RTovello, Clara, Album, Auswahl von
Arien no,. Begleitung des Pfte. I. Lfg. m.
deutsch u. ital. Text. 1) Mercadante,
Scene ed Arie del V Op. Briganti, 2) Ni-
colini, Aria: II braccio mioconquise ; 3)
Donizefti Cav. ed Aria del 1' Opera Anna
Bolena 4 25
, II. Lfg. m. engl, u. deutsch. Text
1) Händel Aria a. d. Messias, Ich weiss,
dass mein Erlöser lebt. 2) Händel Aria
a. Jud. Maccabäu8: Er nahm den Raub
König. 3) Haydn Aria a. d. Schöpf. : Nun
beut die Flur; 4) Haydn a. d. Schöpf.:
Auf starkem Fittige 3 —
Rosellen, H„ op. 1. 2 Rondeaux p. L
Piano No. 1. Theme de Rossini. No. 2.
Theme de Carafa. kl 15
, op. 2. 2 Rond. sur des themes du
Selement de Auber p. I.Piano No. 1 et2. k 1 50
, op. S. Melange sur des motifs de
TOp. La Straniera de Bellini p. LP. 2 —
, op. 4. 2 Rondeaux p. 1. Piano sur
des motifs du Bai raasqut* du Auber No. 1
et 2. kl 25
op. 11. Trois Airs de Ballet ar-
ranges cn Rond. p. 1. P. sur les motifs la
Diable boiteux de Casimir Gide. No. 1. Le
Bolera. No. 2. Pas de quatre. No. 3. La
Cachucha a. 2 —
Volkslied: Sic sollen ihn nicht haben etc.
von N. Becker f. eine Singst, u. Chor ad
libid. m. Begleitung des Pfte. von einem
Rheinländer. — 65
Zimmers, Tll. , Erster Gesangunter-
richt in zweigt, practischen Sihgübungen
I. aloCt. II. alFrcs. III. a lFr. 25Ct 3 —
Brcicienstein, H. K., »le sollen ihn
nicht haben u. s. \v. Lieu v. N. Becker für
eine Singstimmc u. Chor ad lib. m. Begl.
des Pfte od. der Guit. — 65
IillCAS, C. W.» der deutsche Rhein,
Volkslied v. N. Becker für eine Singst, u.
Chor od lib. m. Begl. des Piano — $0
Wilhelm, C. f der deutsche Rhein, Ge-
dicht >on N. Becker für 1 Singst m. Be-
reit, des Pfte , dem t)irhter gewidmet. — 85
Bri Stöbert grifft in Sefpjiß etfdtfen [orten bff
siebente Auflage
twtt
SVoftevf @<*)umittitt'S (Sottipcffifon
Bei JFr, M£i*tner 4n W*Hp&tg ist erschienen:
JF^% Katkbrenner**
Flanoforte-Ucliale.
Anweisung
das Pianoforte mit Hülfe des
Ifandleiters spielen zu lernen.
Allen Cnnaervatorien der Musik in Europa ge-
widmet,
Preis 4 Thfc
Ureter TheU, enthaltend: Die Grundregeln der
Musik ; ein vollständiges System des Finger-
satzes; Regeln über den Vortrag, über die mu-
sikalischen Bezeichnungen ; über das Studium
und die Classification der Werke berühmter
Componisten, ferner eine Uebung für drei Fin-
ger, eine Toccata, eine vierstimmige Fuge für
die linke Hand allein, und verschiedene Uebun-
gen in Terzen, Sexten und Öctaveu.
Zweiter Theii^ enthaltend: Eine Reihe leichter
Stücke zu vier Händen, ausdrücklich für
Anfänger bestimmt (über National -Themas
und Opern-Melodieen etc.) 1 Thlr. 16 Gr.
jgf» Handteller h 2 Thlr P 12 Gr.
Neue Musikalien
bei
FRIEDRICH KISTNER in LEIPZIG.
DaTld» F., Op. 13. Introduction et Variation*
Bur un Therm: original pour Violon avec Orche-
stre (De'die es ä aon Ami II. P a n o f k a.) 2 Thlr.
, lies m£mee avec Piano 1 Thlr. 4 Gr.
Fl* dl hol; JOS. 9 Op, 38, Zwei Gesinge A
eine Bassstimme m. Pfte „Das Schlachtfehl
und der Geistertanz" 10 Gr t
Kalkbrennen, A., (Fils) Op. 2, Les Pei-
nes de l'Absence. Pensee fugitive pour Piano.
(Dedie a S- A, R. Madame la Duchesse d' Orle-
ans.) 4 Gr.
Lövenakiolri, H* von, Op. 10. Fest-
ouverture zum Krönungsfest des Königs und der
Königin von Dänemark. Vollständiger Ciavier-
auszug für Pianoforte zu4Händen vom Com-
ponisten 1 Thlr,
Die gesammten Com u Optionen von IjUdwijT
Berber (aus Berlin) im Verlage von J. Ä.
V. Steinmetz, Besitzer und Nachfolger der Cliri-
etiaru sehen Buch- und Musikalienhandlung in
Hamburgs habe ich unter heutigem Datum, nebst
Eigenthumsrecht und Vorrät hen käuflich an mich
gebracht , und sind solche von jetzt an nur von
mir xu beziehen* Ich werde diese Artikel nen
auflegen und in meine Ausgabe der hämintlichen
Werke von Ludwig Berger aufnehmen.
Leipzig d. !*♦ Nov, 1840.
Friedrich tto/melster.
Am 14, December 1840 erschien in meinem Verlage:
Sie sollen ihn nicht haben» den freien deutschen Rhein!
Gedicht von Nielas Henker.
Preiacomposition
von Gustav Kunze.
In allen üblichen Arrangements a 4, 6 und 8 Gr.
Bei dem in offen (liehen Blatt cm mehrfach besprochenen
Concurrenz-Concert (am 7, Decbr, v, J.) in Leipzig, wo 8
der vorzüglichem Coro Positionen des Rhemliedes (von C
Kreutzer , 5f orientier , /fernher , B ä Schumann , Vtthuht
etc.) aufgeführt wurden, gewann die Bearbeitung von Kunze
durch die Stimme der weit über wiegendsten
Majorität den Frei*. — Seitdem hat dieselbe auch
in weitem Kreisen die freudigste Anerkennung gefunden
und sich bereit« als Keilte deutoebe Volksmelodie
herausgestellt. —
für Männerchor u. Milltair-Musik
von Julius Becker,
Auch in allen übrigen Arrangements k 4, 6 u. 8 Gr.
Auch diese Bearbeitung hat hei allen Aufführungen sich
reichen Beifalls zu erfreuen gehabt, und ist sicherlich eine
der vo 1 kg t hii in liehst en Melodieen. Bei nebenste-
hend erwähnten Concerte coneurrirte dieselbe nicht mit.
Ich g*ftc von beiden Composition^n allen d tut ich ^n Mu*
sikchören 1 ExpL der Orch, Stimme, allen tl rutschen Ge-
sangvereinen 1 ExpL der Singsthnmen gratis, sofern sie
sich dtrect an mich wenden, entweder in frankirten Brie-
fen oder durch die ihnen zunächst gelegene Buchhandlung.
CF. Schubert in Leipzig*
figr* Sämmi liehe hier angezeigte Musikalien sind durch Robert Friese in Leipzig zu beziehen.
tQ>t0ni4t tti 3r, 3k u <X ttifi « n 'n tfirvö )
Ueue
3eit0el)rift für JttttötU.
SSeratttmortticber Kebacteut: Dn 91* Ädrmmantn öerlcger: §K« Rticfc in Stipjij).
SSierje^nter SBanb,
®ert 11. Sanitär 1841.
ö + edjiüing (ftcrtftpgj. — Keltert JCirAcnmufif. — 3a* Trüffel ^cetft^gj. — wttf Xfro itntmcnt teuft«. — ftentuförtti —
— fön Vfufdjet, ber mit te^giid^cr £eitetfrtt
Stfadjfüfot forbert, mit f^emfrarem Gruft da aufndjtige*
lintjfti ueriaiMt, unb mit befdjeibener Xnmafung rittst
viel gelten will,
3elter,
(ftwrfrfrung.*
Der aufmerffame 8*fer wirb mir antworten, baf
4)r. Shilling ja fetbfl sugeftefce, Sogier i>abe ibm ben
erjlin aü<3 gezeigt ®utl ** »M nittjt ftbufl&flig S**
liefen fein, )U beweifen, wie fttettytifcf) ir in bic guf jiopfen
frittfä SSegroeiferfl getreten iß. — 3dj femme je&t ju
tan ^atatlelbeifpiefen. 3n ber SSorretoe Ufert wir: „eä
„fei mand}*6 9l0ten^eifpiet entlehnt, baä äbrigen* eben
„fo gut auf jebem anbem 9iotenw*rf* ober auä eigener
„Srfmbung bitte entnommen werben (innen" ! 5J?an*
rj)e# JBeifpieE? Sßein, alle (bodj mitunter uertßtjt, weil
baburd) me^r 9>iafc für @efcf)w<5& spönnen würbe); §um
Beleg füjjre iä) nur einjelne ©teilen an, wo bic Sei*
friete Raufen bitf nacfjgebrudt finb, Sa im „$oty*
p&onomo*" bie SSeifpiefe nidjt wie bei Stgitr numerirt
ffnb, fo »erbe id) jebeflmal bie Vagina anfuhren unb
bat |uni(^(l betreffenbe Söeifpiei a(* Nr. 1, bejficfynm. —
SBer fld> bafftr interrfftcr, wirb bann oljne SSettrrt* nac&*
f$tagen (innen.
B. parallele »eifptett.
©d?ilßng ©fit* 6 : 1 u, 2. 3. 4. 5 tL 6,
64.
2.
71.
10.
77.
2.
141,
gogier Nr. 63.
©djüling SS. 118: 1.
2ogi*r Nr, 70*
©cfcilflng ©,118; Bit.».
ÄDfliet Nr. 76.
e^Wing ©. 247: 1.
fogier Nr, 140.
7tt.&
67.
5UÖ t
74.
13,
80.
5,
142. 143. 144,
7. & 9. 10u.il, 12,
145, 146. 147. 146* 148.
65,
3.
72.
11.
78.
3.
66.
4,
73,
12.
79.
4,
0L
68.
7.
75.
6.
NB.
©cftilfing ©. 247:
gogiic Nr.
9lctab*nr Da# mit Nr, 6 &e}e(cf)nit* StfifpUC
(©djitting ©eitt 251) ifl im Kogier nidjt jtu ftnben,
M(r(tf)thtli<fy ijat e$ ber £err ^ofratfc feftft gemalt;
bafäc f>mtt e£ aber auefy elmb auf j*r>n Statten um?
l)er, wdforenb alle übrigen Srempet, wie fidj bat juc
SBefirberung rl)pt^mifd)en Sinne* für ©djüler nidtf
anbei* pa§t, wcfylgemutl) auf uiec ober mebcmalö t>ier
Satten bafle^n. ^>ier folgt baa mftfwütbige Ston*
flu* , meld)*« bt weifen foll, baf $u ©c^iUing „bie
ffleifpkle eben fo gut aud eigener Grpnbung ^dtte ent*
nehmen (innen" (rergleidje bie SBorrebe). Eie obern
3a^)Utt beieitf)nen bin ridjrtgem SRptljmui:
:c=
tx
p— ^-
^
3.— ^i
5»;
1
dfc
^P-
^n
»=Q
iz=m=£$
10
3u jeigen wie weit ber <$err Doctor mit feiner eige=
nen Grftnbung (ommt ; migm nod) folgenbe btei $re?
ben abgrtrurft werben. L ©. 207 jtetyt gotgenbe« :
l
2 3
4 5 « 18
g^^y ^^^ ^gp^
3
2Cu(% biefrt Seifpief ift im fiogier ni^t fu finben^ mU
4er einigrmtafen gebitbete 2Äu(i(er wirb aud) folgen
r^t^mif^en Unjtnn ober unfinnigen fltpt^mutf (jinfe^rei*
ben? juerft 6 äaete bi* jut Ztomhtantt unb bann ein
14
©cfjwinjcfjen tjon 3 Saeten bi« jut SEonifa, wobei jebod)
ber allermifferablefte ©djuler ben ©djlufafforb &on felbjt
2 Üacte lang au«fyalten wirb, um nur einigermaßen
©pmmetrie in bie ÜJtifgeburt ju bringen, ßogter tyat
freilief) über JRbfltbmu« nur m'er, unb ©efjilling tooüe
jwanjtg ©eiten (au« anbern SBerfen) jufammen gefeiertes
ben; aber erflerer fyattt bennoer; im f leinen Singer meljr
SKuftf al« biefer aufgeblafene Plagiator in feinem gam
jen Äirper. — H. ©eite 411 nimmt ©efyilling bie beiben
erflen SÜacte eine« £ogier'fd)en SSeifpiel« (Nr. 216), legt
ba« ©ubjeet in ben 2ttt unb wecbfelt ben ©opran mit
ber 2!enor|Iimme ; wie e« fiogier in SKoll burd)gefül)rt
fyatte, fo fe&t e$ Schilling in 2)ur auf. 3$ erfiaunte
anfänglich über biefe Äür>nr)eit. 2)a« SSeifpiel jlanb
unter berfelben SRubrif unb in berfelben JKeibenfolge rote
ba« Sogtec'fc^e — e« mufte alfo Ui ©djiliing baffelbe
fein, trog ber wränberten 83orjeier)nung. ©ollte Sdjil*
ling, backte tefj, wirflid) ein SWollbeifpiel in £)ur um*
wanbeln f innen? ein ©tücfdjen weiter werben bie beU
ben Üacte noer) einmal abgebrueft, wteber in Dur, b. r>
ber STOollbreiflang roar in ben eorrefponbirenben 2)ur=
afforb üerwanbeft, ber Guintfejctafforb auf bem Seiteton
(# tnßsQWoU unbßs£)ur) natürlich berfelbe geblieben.
Sogier f>atte brei Seen toorgejeidjnet, aber ©d)iüing be=
l)tlft ftd) obne 8Sor$eicr;nung. 2(lfo wirflid) eine äSerän*
berung! 9hir ©djabe, baf ber 2(utor gleich barauf ganj
nait) anbebt: ,,id) roiü je&t ba« 23eifpiel verlängern, je*
bod) in 9Holl"*), unb nun brueft er ba« Original mit
allen 4 Umfef)rungen in 5Roll nad) — 24 Sacte.
III. ©djilling brueft ©eite 437 ba« 8ogier'fd)e Setfpiel
Nr. 236 ab, in le&term lautet ber ©djluf alfo:
(> i-i— .-1-^ .-U
^^gil^^
O— z=r
*31
iJ j i
S^?^^^^i^ü
£a« roar #rn. ©crjiüing nidbt gut genug, benn er fub=
jlituirt bafur folgenbe«:
fZt-E
1—n
=CC
-e-
unb faum fcerläft er ben fiebern ?)fab, fo liegt er auef)
fd>on baneben im ©raben unb bie »Quinten unb Öcta* r
oen (meiere er ©eite 50 t>ermeiben lehrte) , fdjlagen über '
ir)n jufammen ©eite 437. 9iaer) biefem langen 9iota=
*) Unftnn! warum?
bene, wonacr) beurteilt werben mag, in wiefern ©er)il*
ling ber STOann fei, SSeifpiele au« eigenen SWitteln bei*
jubringen, faljre id) in 2fuffübrung einiger tyavaüeU
erempel fort:
©ef)iüing ©eite 327: 1. 2. 3. 4. 5.
Sogier Nr. 163. 164. 165. 166. 167U.168.
@cJ). ©. 327: 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Sog. Nr. 169. 170. 173U.174. 174. 175. 176.
Da« ijl aber alle« nod) nid)t« gegen Schilling ©eite
732; bort ftnb ftebjebn SSeifpiele Ijinter einanber au«
Sogier (Nr. 344) abgefd)rieben , fretliei) nur breitaetig,
aber ba$ e$ bem ^)rn. ^)ofcatr) aud) nid>t auf breifig
Sacte anfommt, bat>on gibt er ©eite 558 ben SSewei«
(2ogier Nr. 280). — 2)a« nennt ©djiliing /; mand)e«
SSeifpiel entlehnt"! 6« würbe bie ©renjen biefer 83ldt*
ter überfdjreiten , wenn id) beweifen wollte, baf bie 8o*
gier'fcte 2Betl)obe fo abfonberlidjer Art i(t, baf gerabe
für bie ftgniftcantejlen unb eigentbümadjfien ©teüen gat
feine Seifpiele au« 2flbred)t«berger, S33eber, SKarp ober
anbern felbjlfrdnbigen Tutoren aufjufi'nben — baf e«
alfo n\d)t wabr fei, voU $r. ©djtlling behauptet: er
bdtte bit ßpempel aucr; au« jebem anbern 95ud)e entleb»
nen finnen. ^nbeffen genügt e«, gezeigt ju b^ben, auf
weld)e Hxt ber Jpx. ^ofratl) feinen 93orgdnger geplün*
bert bat. —
(Sortfcfeung folgt.)
Sieltete ßirdjemituft?.
ÜRcffe für 2 £enore unt) S3ag, componirt t>on
(Miam äBattijta Martini, berauögegeben üon
g. Äommer. — S3erlin bei ©ufia\> ßran^. —
6« ijl ein gute« jltityn ber 3«ir, baf unfere Sage,
bie fo wenig SSeruf für gute würbtge ÄirdjencompojTtios
r\m bi$ Serbin gezeigt, bennod) mand)e« üon ben Der*
funfenen alten ©djdfeen ju Sage forbern, baf in Zfo
baut, £rn. ü. Sucher, Defjn, #rn. ü. ffiinterfelb urrb
anbern SDMnnern ©ammler aufgetreten ftnb, weldje ber
SKitwelt bie r)eilige glamme gefebürt galten, ber 9lad>*
weit t>telleid)t eine neue t>errlid>e Opferglut entjünben.
©o t)tel aber bi«l)er aud) t>on ^erau«gebern gefefeeben
i(l, fo ifl erjl ber Anfang gemad)t, fo ftnb etfl einige
glücflidje 2(bern be« S3ergwerfe« angefd)drft, bie bie tyxv*
liebe 2(u«beute un« t>ergewif[en fonnen. 23orliegenbe
2Ref]"e mad)t un« mit bem SWÄnnerqefange ber Alten
befannt unb liefert un« ein Söerf, bem wir teueren
wol)l nid>t t>iel 3feljnltrf)e« an bie ©eite $u pellen baben.
2)er SÜonmeijler Martini lebte jwar in ber 3eit, wo bu
beilige Äunjl fdjon bebeutenb gefunfen, wo ba« weltlid)*
©alante jtd) überall etnjuflcifd>en fudjte, wo ber Verfall
über Stauen, wa^ tfunjl betrifft, mit fchncüen ©chritten
fyereinbract) , aber t^ ©tubatm, bte Söefanntfdjaft mit
15
ben SOTeiflern beS vorangebenben SabrbunbertS, bie cc
wie fein« gewürbigt, wie feinet fannte, ba feiner ein
größerer gorfcber im ©ebiete ber muftfalifdjen ®efd)id)te
war, wie biefeS bie erflen Vänbe bes beinahe abenteuere
lid) gelehrten 2öerfeS beweifen, über bem ihn ber Stob
$u einem anbern geben abrief, — biefe gorfdjungen gel-
ten in ihm bie glammen einer t)inabgefd)ifbenen 3<it
wad), inbem bie gefälligeren formen feiner Üebjeit nicht
ganj ohne (Sinfluß auf ihn warjn. ©o entflanb bie
SKeffe für 3 2Äännerflimmen ohne alle Segleitung als
bie eines ftgurirten VaffeS, ein SEBerf, ba« gewiß nid)t
ohne Srbauung, ohne Veifall aufgeführt werben wirb,
unb babei nicht gar große ©cbwierigfeiten, was bie 21uf*
fübrung betrifft, bietet. Um fd)6ne Stellen beffelben
anjufübrwi, hätte man baS ©anje nur wieberjugeben,
bennod) f6nnen wir nicht umbin, auf bie (Jinjdjlellen
(*«»li) im ©loria unb ßrebo vorjüglid) aufmerffam ju
machen, bie mit neuer würbiger 5Beife, einen eigenen
©trom beS ©efangeS verbinben , • wie wir ibn in nid)t
vielen Äircf)encomponi(len beft&en; überall aber glänjt
hervor, wie ber SKeijler mit geringen 9Ritteln baS $ol)e
erreicht, unb wie er eben jene üftittel vcrfcbmäbt, bie ber
Äircbe, ber religi6fen Äunjt unwürbig finb.
3BaS bie 2(uSgabe betrifft, fo ifl fie würbtg unb gut
ausgefluttet, barin aber mangelhaft: baß fie ber lieber*
fcbrifren ber einzelnen Sbeile, j. 33. Äprie, ©loria k.,
entbehrt, welche f)ter boppelt nitbig waren, ba biefe ÜWeffe,
wie bie alten gewöhnlich, nid)t mit ben ©tidjworten beS
*Prie|lerS beginnen, fonbern auf felbige bloS antworten.
gür folgenbe dbnlicbe ©aben erbäten wir ebenfalls aud)
nocb *in* beutfdje SSewortung neben ber lateinifcben, weil
bie 9J?ufif fid) eben für jebe Äirdje, jebe Gonfeffton eig*
net, barmt ft'e einen größern ÄreiS ber Verbreitung ftnbe,
wo fie Grbauung unb Änbacbt wecfte. ©elbfl in ber
fatbolifdjen Jiircbe fdjeint nie ein ©efang in einer ge*
füblten ©pracbe ben in ber fd)6n(len unverflänblidjen
©pracbe ju überwiegen. — ©. SBebel.
Slu* »ruf fei.
(Öorfiuungj
[ Ctttolf. — SBteu^mp« ]
3n fofern laffen wir alfo jene ®ub jectivität
gelten, wenn ft'e fid> unS, nid)t in entfreüenber SBeife,
fonbern in neuer verfcftönernber j'eigt, unb wiffen wie
bem Äünfller 2)anf, ber unS baS kunflwerf in eigener
tfnfdjauungSweife gleich fam wie in einem ©piegel wie*
beigeben vermag. — (5s flingt mir immer ungemein
fdjulmeiflerig, wenn id) juweilen in foleben gäüen ?eute
mit gar fluger SWiene „von etwas ju rafdjem Sempo
u. bergl." bociren (?6re, als ob bie fleigernbe ©efütylS*
wärme fid> jebeSmal an 2b«mometergraben nadjweifen
liefe.
"ifffo läßt fid) eigentlid) biefe ©djeibungSlinie , wie
weit ber ©pielenbe beim Vortrage ft'd) mit bem fremben
Äunflwerfe verförpern foü, nicht mit ben *Penbelfd)lägen
eirfer Ubr beflimmen; eS ifl vielmehr ber innere Sacr,
baö Sd)6nbeitSgefübl, ba« jebem für Äunft empfängli»
d)en ©emütb* inne wol)nt, — welches fogletd) jebe 33er*
unflaltung, Verzerrung als foldje verwirft, bagegen bem*
jenigen, bem bie 2Babrbeit gelungen, juruft: ber bat'S
gut gemacht! —
fiittolf gab jwet eigene ßoncerte unb lieg fid) aud)
nod) in jwei anbern t)bun. 6S waren verjüglid) baS
Conrertjiücf von 5Beber, baS große ©/ptett von ^um--
mel unb eine eigene ^r^ntafte über Dtb^üo, bie er in
eigentbümlidjer Steife metflerbaft vortrug. — ©o viel
über biefen, ben ©ie, Verbriefter, vieüeid)t aud) einmal
werben fennen lernen, unb er fei 3bnen baber im Vor»
auS empfoblen. —
2BaS foll id) 3b««n nun nod) über ©ervaiS, 2frtot,
VteuptempS, Naumann u. f. w. eqäblen? es finb
3bnen ja JBefannte, benen ©ie oft jugelaufd)t unb
benen 3bt< ©d)6nen mit mandjen Sträußen unb
freunblidjen Vlicfen gebulbigt b^en. Diefelbe Verebrung.
unb S5ewunberung ftnben fie natürlich in ihrem Vater*
lanbe in nod) fybtyum ©rabe, aber bod) niebt bie eigent*
liebe SBürbigung unb ©d)ä|ung.
Ser lefetere 2(uSfprud) trifft vorzüglich baS publicum,
welches nicht immer bie SrennungSlinie jwifeben Cb^rla*
taniSmuS unb echtem Äünfilertbume ju fünben weiß unb
burd) Coterie unb alberne 3°urnal*£ritif irre geleitet
wirb. 3<nen überfdjä^t man unb biefen verflebt man
nicht in feiner eigentlichen £6be ju würbigen. Unter
ber ßegion — fpredjen wir baS SBort auS — belgifcter
Virtuofen ifi jebenfallS VieujrtempS ber großfle, unbge=
rabe biefer würbe bis jefct allgemein am wenigften ge*
würbgt. 9?ur feit feinem legten Auftreten in einem
großen ßoncerte, baS am 5ten %uü in ber Jfugufliner-
firche frattfanb, unb bei ben StubenSfeften in Antwerpen,
wo er fein großes Violinconcert in S fpielte, fcheint man
eingefeben ju b^«n, baß VieujrtempS nach einem ganj
anbern SWaßflabe will gemeffen fein. ©ein Concert ifl
gewiß eines ber großartigften, bie in biefer SWufifgattunq
gefchrieben wot'oen finb. SBenn aud) bie gormen befon--
ber$ beS erflen 2beilS^ vielleicht etwas ju breit gebalten
finb, fo jeigt fid) bod) im ©anjen eine ©«banfenfüüe unb
forglidje 2(uSfübrung in allen einzelnen feilen, baß
eS einem gar nid)t beifommen fann über Einiges ju
mafeln. 3n ber 9Betfe, mit VieuptempS fich bis je^t
entwicfelt unb xvit er nun baflebt, gebärt er unbef!rit=
ten ju . ben erjlen SReiflern feines SnfaumtntS. Arn
12t;n b. gab er ein febr befud)teS Goncert unb ifl nun
in $a«S, wo er juerfl in ber großen Sper auftreten
16
foO. — Unter önbern piepsen Äunfllern, bie in jöng*
tfer 3«t bie Äufmerffamfett bed publicum* auf ficf>
jogen, barf fd) ben Sboifien #ecrn ©d)iblicf nidjt
unetwdbnt (äffen. Diefer Äunftlet ifl ein ©djulec be«
fraget Gonfen>atorium$. ©ein auagejetdjnete* SaUnt
fanb bie rübmen$wertbefle Änetfennung unb Derfcbaffte
tytn fogteicf> bie ©teile al$ erjlen Dboiflen be« Sbea*
ter« unb bec fc5nigl. großen Harmonie. 3n bem ßon«
eerte Styalbtrg't fpielte er ein SiDertiffement Don ^um--
mtl, worin er bie gräfjie ©idjerbett unb Keinbeit bec 3n*
tonation mit gefcbmacfDollem SSortcage befunbete. —
Oortfceuiifl folgt.)
3ef>nte£ Abonnenten tconccrt,
ben 1. 3anuar 1841.
$nmne o. ^>dnbet. — Duoertute d. SBojart. — SSaria*
tionen f. SBColtne d. Sieurtemp«. — ,,»ö<eere«jlille unb
alütflidje gafcrt" d. Seetbooen. — ©oio f. SBioltne o.
»er tot. — SBariationen f. glöte o. Jööbm. — ©nm*
Päonie (<5=9ttoll) d. SBeetbooen. —
SJcit £dnbeT« froren, feierlid)en Äldngen fei allen benn
ein ,,glücflid)e« neue« 3abr" jugerufen* bie ©tdtte, wo fle
erflangen, bleibe aueb fernerbin bec wahren Äunft ein teeuec
$eerb, unb bie ibc uorfleben nod) lange t'bre warmen SBe»
fdjüfcer. DaS fte mit £dnbel eingewebt mürbe, fei und ein
gute« Dmen; unb aud) bec Änwudj« jüngerer Äünfller fei
oon tbr ntc^t au«gefd)lofTen , im ©inne be« ttltmeifter«, ber,
wie jeber wabre, feinen Dom Altäre jurütfweifen würbe, ber
ein reine« ©treben mitbringt. SRur ba« .f)dßlicbe fit rote ber
eroige 3ube, bem fid) nirgenb« ein gaflltcbe« £bor erfd)ließt. —
5)em £i)mnu« folgte bie Ouoerture jur 3auberflöte, bie
wobl aud) nad) 3abrbunberten nod) erfunden unb entjütfen,
jene« fpielenbe feiige SBunberfinb, ba«, Siebt unbgreube fpen*
benb, immer wo wieber auftauten wirb trofc SRebel unb Jim
fterniß. 2Cud) t)*ute wirfte fte fo. Der SBeifall fam wie
au« einem jper&en.
lieber ben SBioltnfpieler #tlf, ber bie folgenben 33ariatios
nen fpitlte, feinen merfmüroigen Lebenslauf, berichtete btc«
©latt fdjon früher; er bat fid) com «f>anbwerfer jum ßünfts
let emporgearbeitet, wdbrenb e« bei anbern umgete^rt ifl unb
leiber im metapborifdjen ©inn. ©djon im Doriyen 3aljre
mit großer Stbeilnabme aufgenommen, beftdtigt er tmmermetjr
bie Erwartungen, bie man fid) oon tbm gemadjt, ndbert er
fid) immermebr ber ÜÄeiflerfdjaft. ©ein ©pül, nod) fo frifd)
wie früber, t)at aud) an 3artbeit gewonnen. 3m übrigen
war bie JBabl ber ©tücfe, bie un« nod) Dom ©piel ber ©om«
poniften ber in Erinnerung, allerbing« eine gewagte. 2)a«
publicum fpenbete inbe§ reidjften SBetfaU unb mit gereebtem
Ginne ; benn audj ber SBtlbung«gang be« äünfUer« muß t>icr
in SBetradjt tommen. &tatt ber erft angefünbigten 2Crte au«
gibelio war ber IBeetboDen'fdje dt)ot untergeflellt — Dielleidjt
obne 9>robe, benn er ging ntdjt ganj gut. (Sin imitU 3m>
promtu erfdjien, ein artiger £nabe mit ber gl6te in ber £anb,
tarnen« ^einbl; faum über 12 3a^r alt, fpielt er fein 3 n--
frrument mit einer üMeifterfdjaft, bie auf biefem Snjlrumentc
au* nfc^t ba« Unnatürltdje f)at, wie g. S3. bie &icbarb 8e*
wd*« auf bem £orne. ®?an gebe ibm fpdter aud) anbere
Snflrumente in bie £anb; fein ©piel Derrdtb metjt al« gute
eungen unb bloße« S3trtuofentalent. E« wdre ©djabe um
ben mufiraltfdjen Jtnaben. ©eine gamilie ftammt übrigen«
au« SBürjburg unb foU no* eine SWenge muftfalifdjer junger
Talente in iljrcr SWttte beiden. —
Die 6 = 902oll ©pmpbonie oon S5eetbooen befcfelof.
©djweigen wir barüber. ©o oft gebort im öffentlichen ©aal
wie im 3nneren, übt fte unoerdnbert tbre fWadjt auf alle £e*
ben«alter au«, gtetd) toit mandje große Erfdjeinungen in ber
9catur, bie, fo oft jte aud) wteberfebren, un« mit gurdjt unb
©ewunberung erfüllen. Kudj biefe ©pmpbonie wirb nad)
3abrbunberten nodj wieberflingen, ja gewiß fo lange e« eine
SOBelt unb ÜHufif gtebt. — 13.
23 e rm t f ei) t e *♦
*** 3n Hamburg fat jtcb ein /; 9corbbeutfc6e«3n«
flitut für ?)rei«bewerbungen neuer claffifdjer
Söerfe" gebilbet. Die erfte ?)rdmie ifl auf bie befle (51 a -
Dierfonate auögefe^t, mit einem Iflen greife Don 20 Du*
caten unb einem itten oon 10 Ducaten. Die ©onate foll au«
ben üblichen oier ©d^en btfleben ; fonft wirb unter Bnem»
pfcblung mbglidjjler Driginalitdt alle« ber <5inftd)t ber Eon?
currenten anbeimgeflellt. ^)k (Jinfenbung muß bii legten
3uni 1841 an bie SWufiföanblung Don ©dj über tb u Somp.
in Hamburg ober in Ceipjig portofrei gefdjebcn, nacb ges
wöbnlicber SBetfe mit OTotto unb Derfiegeltem GouDert. Hit
Siebter ftnb bie ^. (Sapellm. 85. Stomberg, SWD. ©runb,
eapellm. Ärcb«, (5. SKarrfen, 3- S- ©cbwenf e, Qbtu
flern (©ecretair) unb 3. ©djubertb (®efcbdft6leiter) in
Hamburg genannt. Der Gomponifl ber gefrönten ©onate
erbdlt mit bem Honorar aud) ba« Diplom al« (Sbrenmttglteb
be« Worbbeutfcben SWuftfoeretn«; ba« 33erlag«red)t fdllt ba*
gegen an ba« #au« ©djubeitb u. @omp. SJon 6^u6 SKo*
naten werben neue ^rdmien au«gefleüt. ^)ai 9cdbere befagt
ber ^rofpectu«, ber bureb alle SHufitbanblungen grati« ju
erbalten ifl. —
*** 2lm 26flen Dec. erlebte ber greifdjüfc auf bem fö--
ntgl. 3;beater in Serlin bie 200fle JBorflellung. 3m ©e--
genfa^ baju baben wir &u biricbten, baß bie bei un« gegebene
neue Oper „bie SRadjt oon ^alujji" D. |>rn. ?)entenries
ber in SWündjen bii jc^t leiber nur eine erlebte unb fdjwer*
lid) ncd) eine erleben wirb. 9cad) bem S3ertdjte, ber un*
barüber jugefommen, war aueb bie febwadje 2luffübrung am
nentgen (Srfolge ©djulb. —
*»* Äußer, wie fdjon angezeigt, in 2Bien, Hamburg,
granffurt unb Öarl«rut)e erfebeint oon 1841 an ein fünfte«
neue« mufifaltfcbc« SSlatt in Äugöburg: „ber muf. $>ofliUon"
rebigirt unb fyerauägeg. Don Donath ü Her. — Deutfd)*
lanb l)at alfo je^t je^n 3ournale für SKuftf. 2Bte Diel bie
Malerei? —
*** ^ Sranj ©cbubert'fcben lieber werben je^t aud)
für anbere 3nflrumente arrangirt Der bekannte Urban in
9>ari« bat eine 0ceibe unter bem Sitet „Etüde d'expression kW
für SBioline, unb @. 8ee biefelben für ©ioloncell, beibe mit
jpianofortebeglettung berau«gegeben. — (£« wunbert un«, baß
nod) 9ciemanb auf ben ©ebanfen gekommen ifl, fte für £>r=
cbefler ju inflrumentiren. —
JBon b. neuen 3eitfcbr. f. ÜÄuftf erfebeinen wöcbentlicb jwei 9cummern tu einem balben SSogen. — ^rei« be« SBanbe« Don
52 9cummem mit muftfalifcben Seilagen 2 J^blr. 2o^gr., obne muftfalifepe Beilagen 2 ^blr. 10 9cgr. — Abonnement nebmen
alle ^ofldmter, IBud)*, SRuflf^ unb Äunflbanblungen an. —
(O&brutft bei Ör. Äürf monnin gcipjig.)
VL t n t
3eite*l)rift für lUuoih.
SSerantwortlic^cr JRebacteur: Dr. 9| f <3d)ttmanm SJerleger: SR* Srtefe in £et>)tß.
SSierje^nter SSanb.
M 5.
$en 15* 3<*nuar 1841.
QJ. ©(feiaing (ftortfcpg.). -
<5i giebt febr mel Präparate, £cid)name,
©tatuen, auögeftopfte «Wenfdjenljdute , «Kumten
unb große franjöfifdjc puppen 5 unb bodj gtebt
e$ wenig Sttenfdjen.
3ean 9>aul.
(ftcrtfcfcung.)
Sd) fomme jefct ju bem parallel* Sept. 2eute, bie von
bet 9ted)tlid)f eit bc6 #rn. ©djilfing t>teüeid>t eine vorgefaßte
gute SÄeinung traben, finnten mit nemlid) nad) all' bem
aSocf)ergef)enben einwenben, baß, obgleid) bie 3tnorbnung
ber SJtaterie unb bie fadjerfldcenben 33eifpiele in beiben
SBerfen übereinfiimmen , ber jüngere Jfutor feinen ©toff
bod) fo bbergirenb von feinem Sttufterbilbe bearbeitet f)a*
ben werbe, baß f)terburd> allein ber fy&ßlicfye Slecf eined
^MagiariuS von feinem literarifdjen 2Bappenfd)ilbc vers
fdjwinbe. #r. ©d)illing behauptet ja in ber SBorrebe,
feine unb fiogier'S 2)arjMung lägen weit von einanber
entfernt, n xt>a$ gorm, Sn^alt, Umfang unb fonflige
SBefenfyeit berfelben betrifft.'' ßogier beenbet fein 5Berf
mit ber 346fien, ©djiUing mit ber 809ten Seite. Ueber
bie a3erfdbtebent)eit be$ UmfangS läßt fid) alfo nidjt fheu
ten — bie wenigftenS ifl erliefen; aber, muß id) bin*
juffigen: leib er! benn gerabe biefer Umfang mad)t bat
33ud) nod) verdd)tlid)er, als e$ fdjon an fid) ifl; auf
jeber ©eite gueft bie ©elbgier, bie 5Burt), fein Honorar
mit ber 83ogen$al)l warfen ju feben, jum ©fei b^or.
SBenn 2ogier ein Spempel analnftrt, fo gefdjiebt es ju
©unjlen ber julefct gegebenen SKegel, unb nur biefe wirb
hervorgehoben, @d)iüing gebt aber immer $um Anfang
juruef unb fdut alle ldng|t bagewefenen Siegeln nod) ein«
mal burd), außer wo er ftd> vergißt unb Quinten unb
Sctaven madjt. £urd) biefe Umfhinblid)feit, bie fein
2e&rer von ber SBelt fid) beim munblidjen Vortrage er*
lauben würbe, gefdjweige bei Ausarbeitung eines gebrutf*
Un 2eitfaben$, bebnt unb retft fid) ber „$ol»pbonomo$"
au einem ba$ Sogier'fdje fajt um'$ 2)ceifad)e überfhigen*
bem GorpuS. 2(nbere Hilfsmittel jur ßptenbirung be$
33ud>e« ftnb bie alten breit getretenen JRebenSarten , bie
wir fd)on au« ben äjtyetifdjen Ärtifeln be$ UniverfaU
lepifonS ber SEonfunft jur ©enüge fennen. 2)aju fom»
men bie allertrivialflen ©emeinpld&e, wie unter anbern
ber SBergleid) mit einem $u erridjtenben ©ebdube, ba$
immer vollfldnbiger emporfleigt, fafl in jebem (Fapitel
vorgeführt wirb unb öfter* eine fyalbe Qeite einnimmt.
Xu$ nad)fiebenben groben möge ber ßefer fließen, auf
welche 3trt #r. ©djilling ba$ 2ogier'fd)e 5Berf bejloblctt
bat unb jugleid) wie er e* angefangen, aus 300 ©eis
ten 2(d)tl)unbert ju madjen.
C. paralleler STept.
©djilling ©dte 61. fcogiet ©eite 21.
JDenfen ©ie ftd) nun einmal, Oefoen wir ju bem legten
vier ^perfonen aud) fangen ober SSeifpiele jurüct unb nehmen
fpielten biefe Harmonien 5 bne an, bajj vier ?)crfonen biefe
erfte ?)crfon fdnge bie b^djflcn tjarmonifdje gortfdjrcitung (in*
9ioten ber tffforbe; eine zweite gen. 2)ie erfte 5>erfon t)at alle
übernd()mc bie junädjft unter l)6djflen 9foten ber Äfforbc
ben oberflcn SI6ncn belegenen (bie in biefem Seifpiele quo bec
^oten 5 eine britte bie unterfte SEonart <§. bervorgefcen) ju fin*
in ben Xttorben ober junddjft gen. Diefe Sonfolgc foll bie
über bem Sag belegene Zcm erfte ©timme heißen. Die
reifte» unb eine üierte enblid) iwite ©timme übernimmt bie
ben SBaf felbfl obec bie legte SRu'fte ber junddjfl unter ben
9cotenreiJ)e, wel^e in bem Sei-- oberflen belegenen 9?oten. Die
fptele aud} auf bie abgefonberte britte «Partie befiebt aui ber
S5ai?seUe gefdjrieben iffc. 3ur junddjfl über ben S3a$ befinbs
JRerbeutlidjung ber ©ac^e will lidjen Son reibe. SDie vierte
id) tt)irftid) eine jebe biefer $)artie enblid) tft ber ©aß ober
vier oerfdjicbenen ^)artteen aud) bie legte SKotenretbe, bie in
auf eine befonbere ßinie fdjreis bem benannten Sctfpiele auf
ben, b. t). biejenigen 9Joten, bie abgefonberte SBafijeile ge?
welche uiglei(b gefungen wer^ fdjrieben iffc. 9iun foll einmal
ben müffeh, eine über bie ans jebe biefer |)artieen wirflufc
berc, ober mit anbern ©orten, als eine foldje auf eine befen--
18
ben Xttorb jeber Skfjnote ge*
nau fo, n?u er erflingt ober
über ü)r ju (leben fommt:
(folgt bad Cogier'fdjc SBeifpiel.)
<5d ift bied nidjtdtf nbered aldeinc
2Cudbe!)nung bed oorf)ergef)en=
ben SBeifpield na$ einem gros
fern 9föa|j(labe, unb biejenigen
unter 3bnen, weldje bereite
einige Äenntnifi oon ber ©adje
fjaben, werben ben Anfang,
eine Harmonie oierfh'mmtg in
Partitur ju fefcen, barin er;
lennen, wooon aber in ndd)*
fter Cectton ein weitere«. 3efct
galten ©ie bloß bie tfnficbt
feft, eine jebe befonbre biefer
oier SKotenrct'ben macfye aud}
eine befonbre Partie ober fo*
genannte ©timme aud, bie
iljrc eigne gortfdjreitung bes
obadfetet, meiere, ba fie nid)td
2(nberd ift ald eine golge oon
einzelnen £6nen, aud) Sttelo;
bie, ein ©efang für (idj ge--
nannt werben barf.
©cfcilling ®cttc 81.
3d) will ©ie redjt fcljr gel-
beren Ijaben, bem Skifpieie
3b^e ganje tfufmerffamfeit JU*
juwenben. ©eben ©te ed nidjt
in feinem ©anjen an, fonbern
prüfen ed £act oor Sact, ja
Zttoxb oor 2Cfforb. Smerften
2lfforbe r^a6€ id) (eine ©eptime
eingeführt, unb fonnte aud)/
obfdjon ber SBap bie Domü
nante bed folgenben 83 ift,
feine einführen, weil bie £er$
be« folgenben Dreitlangd, in
weld)e biefelbe fid) bdttc auf*
Iöfen muffen, im ©opran unb
nid)t im Senor liegt, in mU
djen bie ©eptime ju fteben ge--
fommen wdre, ba alle #ar--
moniet6ne becanntlid) unter
bie gegebenen unb baber nidjt
ju oerdnbernben SRclobietöne
gelegt werben. Ueberbem ift
cd, wie id) fyeutc fdjon ein?
mal bemerkte, nidjt üblich,
ein Sonftücf , für weldjed wir
bat SBetfpiel anfeben wollen,
mit bem ©eptimenafforbe am
jufangen, wenn aud) ein abfo*
luted ©efefc nidjt bagegen cor*
liegt. 3wif$en bem jweiten
unb britten 2Cfforbe mufte
eine fehlerhafte Duinten* unb
Cctaoenfolge entfteben, ba ber
bere Cime getrieben werben,
biejenigen &oten, bie fcugletdj
gefungen werben, eine über bie
anbere, ba* fjeift: ber 2C!forb
jeber SBafmote foll ftet* genau
über ibr ju (leben rommen:
(folgt bad SBeifpiel.) ®irt ift
nictjtd anberd ald eine 2(udbeb s
nung beffclben SBeifpield nad)
einem gröfern SKafiftabe. Um
bie Ueberftdjt ber über jebe
SBafinote getriebenen tffforbe
ju erleichtern, baben wie quer
burd) bie ßinien Stactftridje
gebogen; wenn bie oerfdjiebe=
nen ©timmen eine« Sonfafced
fo auf befonbre 3eilen gefegt
finb, fagt man, bie SHujif fei
in Partitur gefegt. 3n wcl--
4er SÖeife wir nun aud) bie
fünf! igen JBeifpiele abgefaßt
finben, fletö wollen wir bie
2Cnfid)t feftfjaltcn, bafi jebe be:
fonbre STCotenreibe eine befon-
bre Partie (©timmc) ift unb
ibre eigne befonbre gortfd)reü-
tung beobachtet. Unb ed mag
bier aud) bemerft werben, bau
jebe befonbre ©timme, ba fie
eine golge öon einzelnen 26s
nen ift, Sttelobie genannt wer-
ben barf.
So gier &dU 89.
2)em ©eruier wirb empfoh-
len, ba$ oorjtebenbe SBeifpiel
forgfdltig ju unterfuc^en; jus
er(l feine eignen Semer!ungcn
über alleö, was in jebem Sacte
oorfommt, genau ju madjen,
unb fobann jene mit ben nad}-
folgenben ^Beobachtungen ju
Dergleichen. 3m erften Sacte
baben wir, obwobl ber erde
Sajjton bie Dominante beö
jweiten ift, bie ©eptime nidjt
tingefüfjrt, weil bie £er& beö
folgenben XfEorbeS im ©opran
liegt. Ueberbem i(t eö nidjt
gebrdudplic^, mit einem &tptv
menafforb anzufangen, ob:
gleidj auc^ Fein abfoluteß ©es
fe§ entgegenftebt. 3n biefem
3!acte, wo ber 25afi eine ©tufe
fteigt, ift verbotene Duinten-
unb Dctaoenfoige nad) ber
jweiten OTethobe — b. t). bas
burdj, baf? bie ©timmen f\d)
Jreujen, oermieben worben.
©af mit ber Gelobte gleicft--
mdfig eine ©tufe (higt unb
bie auf jenen gegrünbeten £rei*
fldnge in gletdjet 8agt erfc^cis
nen, ic^ r;abe fie aber oermie-
ben unb jwar auf bie Sftnen
^eute gezeigte SBeife, ba^ idj
bie £Uunte jwar beibehalte,
aber au* bem 2enor in ben
2(lt lege unb bie ©eptime aud
bem ült bafür in ben Senor,
biefe beiben ©timmen fidj alfo
gewiffermafen feeujen lajfe.
2)ie erfle ©teile war fafl w6rtlid) abgetrieben , in
ber jweiten fetjen wir fdjon eine SSerbünnung be« Ur*
tepteö burd) mbaUi ©pulwaffer; bod) fdjwimmen noef)
immer einzelne 33rucr)fiücfe compact genug um()er, um
fie fogleid) für bad ju erfennen, wa« fie roirflid) finb:
Sogiec^ ©igentljum.
©c^illing ©eite 118. Cogier &a\U 60.
(56 fragt fidj alfo, ju mU (56 bat fid) auggewiefen, ba§
d)em 2one, ju welker Tonart bie Statur und bie 2Crt unb
f6nnen wir oon einer ange; Sßeife oorjeidjnct, auf welker
nommenen Tonart mtttclft beö wir oon einer Tonleiter in bie
2)ominantenafforbcd auöwei= anbre übergeben. 2)ie3 giebt
djen, otjnc ba^ wir in unferm und bie ÜKegel für SWobula=
©efütjle einen gleic^fam gc= tion: S5ei bem Uebergange oon
waltfamen ©prung waljrnefc einer Tonleiter ju einer an«
men? JDie Antwort ift, meine bern mu^ bie Dominante ber
Ferren! faffen ©ie (Te wol;l Sonleiter, in welcher wir aud«
auf: beren Dominante weisen, unmittelbar juoor an*
in bem 2Cfforbe felbfl gebracht werben. SBir werben
entbalten ift, oon weU finben, ba§ bie SRatur und in
c^emwiraudgeben. SKert-- ben 3nteroallen bed JDreiflan-
würbig ift bic(5rfdjcinung, aber ged in ber Zonila mit ben £)o;
wabr: bie Statur felbjt fyat minanten oerfiebt, um in bie?
und in ben Snteroallen eined jenigen Tonleitern audjuweis
JDrettlangd aud) mit ben 2)o; eben, bie ben wobltbuenbficn
minanten oetfcl;cn , mittclft (Sinbruct beroorbringen : (folgt
weldjer wir in Diejenige Som bad JBeifpiel.) gabren wir
a\t gelangen fönnen,' beren fort, bie Dctaoe jeber Tonart,
OTobulation ben junddjfl wol)U- nad) ber wir gelangt finb, ald
tbuenbften unb unferm ©eftible Dominante ju gebrauchen, fo
entfpredjenbflen öinbruet auf mobuliren wir ringd burdj alle
\m& madjt: (folgt bad Cogter'-- Sonarten mit Seen ^ unb laffen
fdje SBeifpiel.) gabren wir wir bei ©ed einen enbarmo*
nun fort in ber SKobulation, nifdjen Jlonwedjfel eintreten,
unb nebmen confequenterweife fo febren rvk burc^ bie Sons
ftetd bie Dctaoc beöjenigen arten mit Äreujen wieberum
Dreiflangd ober berjenigen nadj S jurüct: (folgt bad SBeu
Tonart, ju welker wir ges fptcl.)
langt finb, ald mobulirenbe
Dominante, fo burdjfdjniiben
wir &undd/fi alle Tonarten,
bie SBeen in ber 2?orjeic^nung
baben, unb fommen bann, laf*
fen wir b^i @ed einen en^ar=
monifdjen Sonwedjfel eintre*
ten, ber 3bnen aud ooriger
©tunbe l?er fein grembling
mefjr ift, aueft burd) bie Ton-
arten mit Äreujen, fo baf
wir fdmmtlidje 12 Tonarten
ber einen ©attung berübren
19
ober Idng* ber einen £dlfte
be* IQuintencirfelS fortlaufen/
bt* wir ertbli^ »«ber &u ber
Sonart, oielleid)t (5 .- ©ur, ju-
rüctfepren, oon welcher wir
ausgingen, ©eben ©ie nur
Dbadjt: (folgt ba* Sogier'fdje
SBeiferiel )
2)er ßefer wirb nad) unb nad) fcfjon eingewebt in
bie SBpjietien ©djiUing'fcber SSudjmacfeeret ; fofilid) ifi
bie ©teile: „bie Jfnttxjort ift, meine #erren, faffen ©ie fie
n>cf>l auf" j mitunter tractirt ber #ofratb feine ©djola*
ren aud) per „£od)geer;tte" ober „gefdjd&te #erren" —
aber icf> wollte ja ntd>t jlreiten, nur beroeifen. 5ftad)bem
id) alfo in aller Äurje auf bie rjerrlidje ßonffruetion aufs
merffam gemadjt, weldje in ber t>on meinen *£>erren
wof)laufjufaffenben Antwort rur)t, unb bei biefer (Gelegen-
heit ben ©rünber be« beutfdjen 9Rationatoerein« toerftdjere,
baß er eben fo wenig beutfd) al« gried)ifd) »erfleht, benn
er conflruirt burd) ba« ganje 33ud) fortwdf)renb Sefjren
mit bem £)atw, j. 33. id) fyabe Sbnen gelehrt, baß:
(Seite 72 unb öfter), far)re id) fort in 2(uffubrung ein«
gelner ^arallelfteüen. 9Ban bemerfe ©djilling'« grenjem
lofe SBeitfdjweiftgfeit gegen bie 2ogier'fd)e Jtürje, beren
einziger geiler nid)t Um>erftdnblid)feit, wie fo f)duftg im
„^olppfyonomo«", fonbern nur mitunter (faute de nais-
sance) Unbeutfd)l)eit ift.
©d)illing ©eite 125. Sogier ©eite 62.
3n allen oorftebenben Ue* 3n ben oorftebenben Ucbun-
bungen beroirften wir unftre gen Ijabcn wir unfere 2üi$n>ei-
BuSweidjungen burd) bie SKits djungen burd) bie Sflittd bef-
iel, bie r>oii ber ^Dominante roirft, weldje bie Dominante
auö bargeboten werben, b. b. unö barbot; jefct wollen wir
wir beltimmtcn bie £)ominam juerft bie Sonart beftimmen,
tc, unb bann muften wir na* nad) ber wir auszuweichen
türlid) aud) ju berjenigen £on-' wünfdjen, unb bann bie baju
art mobuliren , ber fie ange-- gehörige Dominante jufügen.
Jjört; jefct beftimmen ©ie eins
mal nietjt bie Dominante, forn
bevn bie Sonart, wild)e eS
nun aud) fei, ju welker id)
mobuliren foll, nemlid) oon
(SsJDur auo, ba$ und fort*
wdftrenb jum erpen ©tanbs
punet bienen wag. ©te weis
gern fid) — (Unfinn! war-
um?) SRun fo erlauben ©ie,
bog i<b fclbfr e6 tfcue.
£)iefe Partie mit bem: „@ie weigern fub", ijt nur
eine ber fd)wdd)jlen au« ber reidjen ©ammlung berartU
Ser ©djmarofcerfdfce, bie blo« befiimmt finb, bem SBer*
leger ba« ®elb au« ber SEafdje ju jieben. 5Ba« fagt
ber 2efer j. 83. au folgenbem Srompeterjiucf djen ? (@d)iU
ling ©. 200) „Unterfudjen wir, weld>e« bie SKittel
finb, burd) weldje wir im Jall eine« umjoUfommnen unb
bat)er unbefriebigenben unb beunru^igenben Sonfdjluffe«
wieber jur Kube gelangen. 9Zel)men ©ie mir e* nid)t
übel, (Unfinn! warum?) warn id) e« in SBaljr&eit
auffaKenb nenne, meine ^erren! bajj ©ie nid)t nad) bem
bisherigen, aud) obne meine ^ilfe, fd)on biefe Ttfforbe,
bie ju folgen SKitteln bienen, ftnben foüten." Ober
©djiliina. ©.212: „SBte mit bequemer ifl t$ bal)er,
wenn man, wie wir e* tljun, ffd) um bie tarnen ber
Singe wenig fummert, fonbern biefe felbfl mef)c in 2(u-
genfdjein nimmt, unb bie einjelnen Sntec^aüe eine* Hb
forbe« immer lieber nad) bem biefem eigentlich jugel)6;
renben ©runbbaffe, al« nad) bem if)m üieüeidjt nur
burd) bie Umfeljrung aufdüig untergelegten 58aftone be-
regnet unb benennt. 25a fallen alle jene langen 83er:
jeidjniffe tjon ©igen u. f. w. weg , bie bie Sntettoaüe ba*
Un foüen, unb Don ben ^odjgelaljrten ^erren 2l)eoteten
unb 3:i)eorienfd)reibern i^ren ©c^ülern vorgelegt werben,
jum genehmen 2(u«wenbiglernen, um, wenn fie fid) t)iele
©tunben unb Sage baian mübe gequdlt tyabm — am
(5nbe bod) feinen anbern ©ifc ju fennen, alö itjren eiges
nen. @ie ladjeln *), aber bie <5ad)t i(l fo. 5Bie ljr.be
id) in meiner Sugenb 5. 95; gleid) bem 2flpr)abete ber*
bud)jlabiren !6nnen, ber Üuintfertenafforb r)abe feinen
©ife auf ben unb ben ©tufen ber 2eiter, auf ber
Stufe fei bie jQuinte rein, bie ©erte flein, auf ber an«
becn ©tufe bie ©erte groß, bie jQuinte rein, auf ber
britten übermäßig u. f. w. , unb wenn id) am ©djluffe
ber langen Sitanei war, wußte id) bod) faum einen
Öuintfertenafforb gehörig ju beljanbeln, benn id) Ijatte
t>on alle ben ©ifcen unb r>or lauter ©i|en nidjtä begriff
fen, al« baß mein ©ifc fer>c f)axt unb langweilig war *♦).
Co maijt mir unenblid)e greube, Sfymn alle bie ©ac^en
auf eine mel einfachere unb bafjer leid)ter faßlicbe Sßeife
barfleüen su fonnen; wenigjlen« bin id) ber SWeinung,
baß, ben 5Beg im ©tubium ber mufi!alifd)en ^)ärmo*
nie eingefd)lagen , ben wie wirflid) eingefd)lagen f)a>en,
jebe« äinb ju folgen im ©tanbe ift. Daö fdjeint fein
Gompliment für ©ie, aber e$ i(l bennoci) ein« ♦*♦). ©od)
brechen wir bat>on ab, unb feljren ic."
2Saö ifi ba« nun anber* al« ba$ allertritjialfle ©es
fd)wd|, hinter welchem fid) be« #errn ^ofratl)« Citel
feit unb S3ud)mad)era verbirgt? 83on foldjen <BuU
len wimmelt ba« ganje Söerf, ober welche anbere S5e-
urtbeilung r>at nad)folgenbc« SSeifpiel ju erwarten?
©djiliing ©. 323: ^aSerfudjen wir bemnad), wie bie
Umfebrung biefe« fleinen 5Ronenafforbe« unb wie oft
fie gegeben fann. 5Ba« uberbaupt ba« f>etf t f einen
3(fforb umfebren, braudje id) al« eine 3bn*n Idngfl be=
fannte <gaty nid)t mefjr weitlduftig ju erfldren f);
*) Plagiat au« ber 3efTonba: „Su Id^clfl fanft? 2)cin
fcoljn blübt bier."
•*) Unb bod) fo wenig fttffam.
***) 3a wotjl! nemlicb für Cogier.
t) ©ie ift nemlicb benit« oon Gtite 177 fcd)3 lange 8ec=
tionen binbureb jur ©enüge breit getreten worben. Aber bie
©elegenbett wieber eine balbe Stite mebr ^u fdjreiben, i(l
md)t immer fo günfrig, baß ber Autor nid)t aueb bie ungüm
20
e« fceijit: Sine au« bet Harmonie eine« XWorbe« tief)*
raen, unb fie bie ©teile be« 33affe« einnehmen (äffen.
©o »ecftyieben nun unb fo Dielerlei bie Zim eine« ZU
forbe« finb, fo oft läfjt ftd) berfelbe and) umfebren. 2)en
geroSbnlidjen Sreiflang lonnten wie bafcer nur jweimal
umfe&ren, weit et außer bet £)ctat>, bie begreiflich feine
Umfefcrung bewirft, nur nod> jwei t>erfd>iebene Zhxit ent*
fyilt: bie 2er j unb £luinte. Stammen wir bie £er$ aui
bem Äfforbe in ben 35af, fo entflanb ber ©epten*
afforb; nahmen wir bie jQuinte in ben JBafj , fo ent*
jlanb ber £hiartfe?:tenaWorb. 2>en ©eptimenafforb fonn-
ten wir breimal umfetjren, weil er auf er ber £)ctat> ur*
fprunglid) nod) au« brei t>erfd)iebenen Snter&aüen befielt,
2erj, »Quinte unb (Septime, nahmen wir bie SÜerj in
ben 83ajj , fo erhielten wir ben &uintfej:tenafforb; burd)
bie Quinte im Saß entflanb ber Serjquartenafforb, unb
buxö) bie ©eptime im S3aß ber ©eeunbquartfepteru ober
blo« fogenannte ©ecunbquartenafforb." — 3f(fo richtig
wieber t)it ganje ©efd)id)te aufgewärmt! galten wir
nun in ruhiger Betrachtung be« 9)araüelte]cte« fort:
©djilling ©ette 229.
£iernadj alle 5 Regeln nod) einmal überftdjtlt'd} jufam*
mengeflellt, ergiebt fid) folgenbe« fdjematifebe« SBilb :
liegen Dom ^Dominantem
Äfforbe in bet
Gelobte: bie SEer$ bie Dutnte b. ©eptmte bie DctaD
fonnen al« um*l ©eptime I £erj | £er& I
gefebrte 25dffe<£)ctaD ober obet iJDctao ober £cr j
mit baben: f JQuinte | ©eptime | £Urinte |
ßogter ®titt 114.
£a« ©an je fann nun fo jufammen gefieilt werben:
Sntetoalle in bet ÜHelobie
mit ttnnen al« umgefebrte 23dffe
baben.
©djilling ©ette 229.
©ebrdngtcr fann idj 3bnen
bte Ueberfidjt nidjt geben, boeb
ifl ba« Schema aud) ntd)t ju
gebrdngt, um nidjt eine beut:
ttdje Bnfdjauung ju geraderen.
3Durd) foldje begreifen ©ie,
bajj wir mit «£ilfe ber umges
festen SBaffe im ©tanbe finb,
wenigftenS jwei, aber, treffen
wir gefdjitfte 2Cbwcdjfelung,
au<b wobl 3 unb 4 oerfdjie--
bene 9?dffe unter ein unb bic=
felbc Sttclobie ju legen, wo--
fligfle ergreifen follte, wo er nemlid) eben erfldrt fyat, cß fei
oollfommen überflufftg ttvoai binjujufefcen.
*) 3d) braudje wobl faum i)inju$ufüacn, bafj beibe Tutoren
ohne tfuölaffung wfcrtlid) abgebrutft finb. «Die fdjeinbaren
Cücfen im 2ogieVfd)en 2ert entftanben nur burd) bie tfbftcbf,
ben ^araUeltSmuS augenfcbeinlidj ju matten.
3
- 5
- 7 -
8
/l\
A
/l\
1
7Ö5
37
385
3
Sogt er ©eife 114.
SRadj biefer 2Cnf$auung 6e«
greifen wir, ba^, menn bie
Zzxi in berS^elobie, n?tr jum
umgcfetjrten Äa^ bie €>eptime
n?d^len follenj ber nddjft oor*
jüglicbc S5a^ ifl bie Octaoe;
ber le^te a6cc bie JQuinte
u. f. w. ♦)
burdj benn natürlich au^ bet
ainteröallengang bet übrigen
©timmen jebedmal ein anbe*
rer mirb. 3um SBeweife wiU
id) nur ein fletne« »eifptcl
mit 2 oerfcbiebenen»dffen fort*
fefcen, in benen jugicie^ all*
oorerwdbnten 2Ctten, umge.-
(ebrte SSdffe au«ju S ieben, an--
geroenbet finb, unb bamit ©ie
jid) überzeugen, baß bie JBer*
ffliebenbeit ber SBitfung nic^t
etwa auf einet aSerfdjiebcnbett
be« ©runbbaffe«, fonbern au««
fdjlieflicb auf ber SBabl be«
jum »ajfe beflimmten Sntet--
oalleö aud bet $atmonie bes
vut)t, will idj in einet oietten
Uinie mit !(einen S^oten au^
ben ©runbbafj felbfl b«tfe§en:
(fol^t ba« Cogier'fdje SBeifptel.)
©ptelen ©te bie ?>aat STacte,
unb Dergleichen ©ie einmal
bie Derfcbiebenen SBirfungen,
je nacljbem ©te ben einen obet
ben anbern 93af nahmen. 3c&
babe bie Harmonie nfefet au«*
gefefct, ta fie fol*e leidjt na(ft
ber Seiiffetung finbenj bod)
mögen ©ie biefelbe ju £aufe
aueb auf tin befonbere« SSlatt
Rapier ^reiben, um bie 83er--
fcbicbtnbcit ber ©timmengdnge
fieb jugleid) ju oeranfdjauli*
djen, bie (Idj ergiebt, menn ©ie
tiefen obet jenen 93af sur2fu6s
fübtung wdblen. Uebetfeben
n?ir indbefonberc bie #armo*
nienfolgen nodj, fo wirb 3bnen
auffaUen, baf ba« ©iö im lefc*
ten Sbcile beö jtoeiten Sacte«
ber jmetten SBafpartie, u>enn
eö bis ju Snbe beß Stacte«
beibehalten morben tväxc, nadj
2f bdtte binaufflctgen muffen,
ftatt beffen ift eö juöor nadj
ber Quinte beffdben Xfforbeö
fortgefdjritten, unb nun fdUt
ber Öaf nacb 2C. 3uglei^ bat
bie £hrinte in ber SO?elobie
(idj erinnere, baf icb forttDdl;.-
renb bie SnterDalle nadj t'brer
Entfernung com ©runbbaffe
auö benenne) ftcb in jmei 9co=
ten getbeilt: anffatt in H im
nddjjlen 2(f!crbe ?u faUcn,
gebt fie $uüor jur Äerj fort,
roelcbe ber S3c§ aufgiebt, unb
ffeiqt au(b biefe Serj regeis
md&ig gu TL, ber CctaD $tn.-
auf.
(©cbiit^
3m folgenben »eifpfele fm-.
oen JiO) %u berfelben SHelobte
htoti unterfebtebene Saßfhm.-
men, in benen alle üorerwdhnr
ten Arten, umgefebrte »dffe
auösujieben, angeroenbet ftnb.
fint S3eraletcbung ber oetr
fdjtebenen Sßirfungen, bie fte
betDorbrinaen, wirb baju bie-
nen ben ©efebmaef ju bilben.
®« ifl toobl unnötbfg anjtu
merfen, baß tiefe 5 »ei umqu
febrten »dffe jroei unterföie*
bene SBeifpiele ffnb unb ntc^t
betbe ju gleidjer 3eit ange*
wenbet werben f6nnen; jetet
üon t'bnen btent al« befonbete
Uebung, ju ber man btefelbe
SKelobie nimmt unb bie betten
anbern ©timmen bet J&armo*
nie btnjufefct: (folgt ba« «Bet'r
fpiel, ju welcbem in einer oiers
ten Sinie mit fleinen 9?oten
audj ber ©runbbaf ^i-rgefe(t
ift.)
Ueberfebcn tt>ir bk jweite
SBafoattk, fo ift ju erfennen,
baß ba« @is im legten Sficile
be« jwetten Zactct, wenn c«
bii ju (5nbe beffelben bebaltcn
worben wdre, nadj 2C bdttc
bmauffteigen muffen; ftatt befs
fen ifl e« juoor nadb bet
Huinte beffelben tffforbe« ge*
fliegen, Don wo e« na* 2C
fdUt. 3ugleid) t)at bie Uuinte
in ber SMobte (man srfnnere
(leb, baf biefe Snteroalte ftet«
Dom ©runbbaf aus beredmet
jtnb) ftdj in §wct 9^oten ge-
tf)ült anftalt nacb 2C im nd^s
ilen 2Cfforb ju fallen, nimmt
bie Sttelobie juoor bie Sterj
auf, wcldjc ber S5a{ aufgiebr,
unb fleigt bann eine ©tufc,
tvie bie 2er$ tbun foll, nadt
2f binauf.
forgt.)
tBon b. neuen 3eitfcftt. f. ^ufif erfdbeinen »ö^entli* jwet Hummern ^u einem balben SBoacn. - %> re (g be« ffiaiib^
52 kümmern mir mufifalif*en »eitager :2 ajtr. 20 9cgr. obne muftfalifcbe SBcflagen 2 ^lf. 10 V I ÄonJeiS Tnlt
aUe yoftdmter, Su^ SKuftf^ unb Äunftbanblungen an. - ^nnemcnr ncr
Don
bmen
(©ebrutft bei ^ r. Äihf menn in ScirUc.;
Bleue
$ätett)tift für Jttttöik.
Verantwortlicher JRebaeteut: Dr. 9l# <3cf>iiittamt» Verleger: 91. ^ttefe in £etp)tg.
58ierjel)ntcr S3anb.
M 6.
$en 18* Sanuar 1841.
©. ©d>iUlng (©cfclut). - JBermffdjtc«. -
— (S&rlid) fein,
3f* bodj ba* »eile,
Unb war' e* Jümmerlid),
©o fte&t e6 feflc.
©ötfce.
(©cblu§.)
©djilling ©citc 229. Bogt er ©ette 114.
Sic gelegentliche tfnmen- Sie gete^cntlfcbe 2Cnmen*
bung foldjec Sertaufdjung ber bung btefer Sßertaufdjung ber
3ntcn>alle, »on ber td) in Sntiroalle ücrlettjt jeber ©titm
»origer ©tunbc bercitö fpradj, me eine fdjön're SMelobie, rote
»erlebt ebenfalls jeber ©ttm? man in ben folgenben SBefs
mc eine fdjöne OTelobte/ wo; fpielen wabrnetymen fann: (fol*
»on ©ie ftcfy burdj folgenbc gen bie Seifpicle.)
Worte fdjon überjeugen fön*
nen: (folgen bie Cogier'föen
SBeifpiele.)
9lid)t »afjt? was „Sform, Snfjalt, Umfang unb
fonftige 2Befenf)eit" be$ „$potypl)onomo6" betrifft, liegt
er weit entfernt üon 2ogier'S Sarftellung? ©elbfi bie
unfdjulbigfien *Patentl)efen werben ntd)t toerfdjont! Aber
td) wollte ntdjt flrciten / nur beweifen; alfo fahren wir
fort:
©d)illing ©ette 237.
Huffallenb ifr an bem S3et-*
fpiele, ba§ fidj ntdjt ein emjfs
ge«mal ©clec^nljeit barbot, im
2flt eine Sijfonanj anjubrin*
gen. 3m 7ten Sacte tjdtte e$
gefdjefyen f6nnen, nemlidj bie
&uart; aber bann bätte id)
bie auflöfenbe £erj audj in ben
2tlt nebmen unb au« bem 23afi
weglaffen muffen, benn wäre
Tic bier jugleid) geblieben, fo
wäre ja baffetbe Sntcroall, ba$
öon bet £iffonan& aufgefjaU
ten wirb, ju gleichet; 3ett mit
biefer in einer anbern ©timme
erföienen, unb ba$ barf nidjt
fcogier ®t\U 121.
(5ö ift $u bemerfen, baß in
ben 2flt feine Siffonanj cinge--
fübrt werben fann, auger im
Sact r, wo bie biffonirenbe
Quarte in biefer ©timme ftatt
im S3a§ eingeführt werben
mag. Sie StfTonanj unb bie
SRote, welche oon jener aufge*
galten wirb, barf nidjt ju
gleicher 3eit gehört werben.
fem. Süfc «Regel liegt freiließ Obgleich biefe 9*egel fdjon
fdjon lange btnter un « / Q b ei: genugfam eingeprägt unb ofme
i* fann fie 3bnen ntd&t oft Unterlaß in Ausübung ift, fo
genug wieber&oten unb einprd* ift bodj bti ber Änwenbung
gen, jumal jeöt, wo wir mit ber Umf errungen ein 3rrtfyum
umgefefcrtcn Ödffen begleiten, in biefem gälte fo leidjt be--
©epttmen unter Duinten le* gangen, baf wir e* nöt&ig ftn*
gen unb wo baber ein 23erfto& ben, fie au« föorftdjt hier ju
gegen ifcren Snfcalt fo leidjt wieber^olen.
unb nur gar ju leicht began-
gen ift.
Obgleich aud) in ber twjte&enben ©teile bie 3T6fd)reU
beret beinahe wirtlt* tfl, fo jeigt ftd> bennoc^ auf ben
etilen S5lic! eine a3ecfd?iebenl)eit ber 2(nftd)t. gogter
nemlid) wiü bie &uar(e einfuhren laffen unb @cf)tiring
nid)t. 3d) muß nun fd)on bat Seifpiel ^erfe^en. 6«
i|l nemlidj bie ^ecabfteigenbe Tonleiter t?on 2T*Dur mit
Segleitung \>on Diffonanjen. Sie 5OTelobie ift alfo ge^
geben, unb jwar
wmsm
3m 7ten Sact treibt ßogier (unb mit tym alfo auc^
©cfyitting) golgenbed:
i^m
s
BEfefe
u
Sie 2)i(fo.
nanj liegt alfo im 58af. muri fagt Eogter, fie fann
dud) im 2(lt liegen. Watmliü), nur muß man ben
©eeunbenafforb bann in ben ©eptimenaHorb »erwanr
22
btltt olfo:
m
rjinfcr/rri&en, 9teüt, fagt
Sodann SBaU^om in Stuttgart, id> &4tt* bie Öuart in
bin Alt legen formen, aber id) fann e$ nidjt, fonfl roire
SifTonaroj (3Q unb bie 9lotc r toetdj* ton jener aufg«t)al*
ten wirb, [&li) g« gleidj« 3«* sdjärt »oiben! 3CIS
ro«m baö @i3 im SSaji nidjt fem 9Ba&[ gtmefen märe,
tinb alfo eben fo gut mit einem anbern paffenben Zorn
vtvtauföt roerben börfte, Jpx. ©ttjitting fdjreibt Darüber
aber nod) eine fcalb* ©eife rM wtb bleibt immer babei
flfljen, bag bag ®ig im S3ag nor^roenbig (ei! 3(ber
toftfl to&nrt mit £rn, ©tr/illing fheiten; et roirb mir
btxty in feinen Safjrbftdjetn betueifen, bajj cj nid)t ein
Söort t>on 2ogier abgetrieben fmbe, unb ba| ber „$po*
Jnpt)üncmü$" allein ^nreidje, ifjn unfierblid) in madjen,
wenn et auti) ni<ftt baS *f)anbbut^ bis 2Cefrf)«ti6 gefdjrie*
bm 6itte — nemlitf) be* *Prcfeffcr |)anb gerjrbucfr} ber
2t*frf)*ti! biä auf ben Legten Stopfen geteert, worüber ein
früherer Sajjtgang ber mufTfaltföen 3^tung con %int
baJ Stdtjece befagt, *) 2>ec gft$ttt Sefer folge mit nun
ttütf) einmal in" bi* üergleidjenbe Jfnatomie; toie fjaben
es burrfjroeg mit jmei Äärpern 51t tfjmi, einem jugenblid?
fräftignt, beffen fltmßt giberit Sieben ftnb, aber bec faum
feine SBlife bebeeft, unb einem mit bem fippigjfift gßl*
ttrftaate gtpu&ten fceidjnam, beffen fauler ©ecuef) burd)
ollen 2anb unb JBanb, roomit er behängt ift, toerpejlenb
bringt
©$Uling ©etie 243.
Sfcecapirulaiton, übet üfeerftcftt=
lidjer Mcfbltä auf attii bi6=
ber Bürgetrag ene.
SSte mit Gnbe ber 5ten £et*
Sog (er €tite 123,
SBieber&olung*
Stemmen mir nun eine %flv
Hon, n?o mit g(ct$fam fertig lobte unb üerfudjen, mafl mir
mann mit ber ©runbjlrin= Uq$ mittels ber inrcenbung
legung unferfl ©ebdubeä unb ber biötjer gegebenen einfädln
aufgertdjtet betten beffen Regeln mit tfjr ausriefen
■fxwptfäulen, äußerte id? um lonnen.
©äjlulfe meine* legten ©or=
trag«, feien mir mit 35oU*
tnbung tieft* aurfj |u einem
fünfte, an ein 3iet unfm
SBanbirung gelangt, mo eä
einen roefentltdji'it iStnfluß ija--
btn mürbe nidjt alfein quf bie
gbrberuna unb grudjtborfeit
unfrer Stubten überhaupt,
*) ©0 eben fommen mir autfe noeb 5?r. -*0 ber neuen 3eit-
f^rift f- S»uf- unb bie 9151. 195 unb 196 v. Dttobec 1840
ber Senaif^en £itera tu r& rifun g ju, in benen bie unerhört
freien Plagiate , bie -f»r, ©dn'Uing in feiner ^cf^etif
(unb jtuar ni^t an bem ^anb'f^tn »ud)c alTein) begangen,
noeb genauer na%eroiefen jtnb, StBabrbaftig ber SWann
treibt'* gor ju miferabef.
fonbern inäbefonbre aud) auf
bie gÖrberung unfrer ndtftft
fölgenben Sorf^ung^n, menn
npi'c in einem übcrfi^ilid^cn
SÜctbiitfe unA alle« baä nod^
einmal |u üergegenm artigen
fudjten, Tnaö [id& bish'r un?
ferem gasigen ^(uge auf jener
barfteUte, ©c gefdjejje benn
berfilbe aud) fofort hiermit
(Unfinn! roatum? ü> iefc
äJütiätiünen auf bafi
einfa^e SBört „SStcbers
b olung" bdtte no<^ fe(=
tenlaria fortgefeQt n?er^
ben tonnen) unb mit n*b=
mrn ifjn am be|fan por mit
einer SHelobie, in beren ^)ar*
monijieung mir terfueben, maS
T£Urt fi* btoS mittelft TCn*
menbung ber &is babin 3bnf"
mitgetbfilt^n/ fogar einfachen
Siegeln anfangen unb auünty
ten lä^t,
Sftebmm n?ie ben ^qR an, angenommen e^ wäre unä
ba| 3bncn t)on irgenb 3e- eine Arie jur 4)armonifirung
manb jeftt eine aHetoftie, eine gegeben*
Brie, ein £ub, oiedeidjt ein
S3olf6lieb (ad) ja, bitte!
ein SBoIE^lieb) ober fonft
eine irgenb meld?« Sftelcbie mit
ber Bitte mitgettjeflt mürbe,
eine ^aemonie ba;u gu mas
(Jben, ober bie fei be bier|timmig
iu bearbeiten. Gin foidjtr
gaÜ (tnnte ja teid^t oorfom=
men ; ;. SB. ©ie tinb SDtitgLie b
eines ©efancmeretnä, unb ti
mirb ber Stinf^ rege, irgenb
ein Sonflücf, oon bem. man
aber nur bie 30? ebbte &efi|t,
oterftfmmiß tn bemfelben vox-
gutragen; ober e€ tmll 3e=
manb bei irgenb einer ©elegen=
hi\t eine Tirie fingen unb t?er=
langt non Sbncn^ baf fte bie-
feibe auf bem 6!<mere ober
ber Orgel begleiten; ©ie foI=
Jen Organa f danfor, Bor;
ftebfr einc^ ©ingetfeor* ober
bergleiäjen fein ober werben^
unb mollen ^u irgenb einer
3feter einen Gt'cfai ober an-
bern ©efang mebrftfmmig oor^
trögen laffen (Öufti Suftl),
angenommen alfo, es tritt ein
foidber galt ein, fo miffftt ©ie, Bir mifftm, baß bteö auf
ba| eine feidje SBearbcitung unterf4iebli(te SBeife gepe^en
auf bie üetfefeiebenfre 31 rt unb fann.
SBeife geWe^en fann* 3u^ ©rflenÄ bur« Änmtnbung
n<i*R tonnen ©fe bie bto^rn ber cier Regeln öon ben
©runbbdff: naa) ben 3bnen ©runbbiffen, ©ebrau^t man
bekannten unb tJoriiegenben biefe Negern nur mit bem
Regeln unb 2tu*na[jmen an= minbefirn Urtbeite, ober mit
menten. ©0 etnfa(i) biefelben gan& gemftftnli^er 3tufmert*
%vl fein f^etnen, eine fo unge= famfett, fo bringen fte allein
IUI
TTT1
23
fdjon eine ungemeine SRannig*
faltigfeit ni Jßegc.
3ebe ©timme mit Xut'
nabme be« ©opran« bringt
burtfc bie vergebene Änwen*
bung jener Regeln/ immer
eine verfdjiebene S3irfung fcer*
vor. ©elbft ber ©opran
Utibt bei biefer 2Cbwed)felung
ntdjt gänjlidj bem Cinfluffe
entzogen; benn obwohl biefe
©timme felbft ni<bt verdnbert
n?irb ; fo erfdjetnt und bod)
vermöge ber verfdjiebenen jur
Bnwenbung gebrauten Siegeln
ber £on, ber einmal etwa al«
Dctave gefc&rt worben iff, ein
anbirmol al« ©eptime ober
Duinte, unb bringt fo in fei*
ner SBejie^ung ju ben onbern
©timmen eine vertriebene
SBirfung fcerüor ....
meine SBannigfaltigfeit Der«
mögen ©ie bennod), bti nur
cinigermafen fdjarfer Urteil*«
traft unb bei nur einigermaßen
Iebenbiger Auf merffam feit, ba»
mit ju erjielen. Unb wenn
©ie ^iernad) audj bie Drefs
fldnge beffelben *) mit ben
möglichen ©eptimen al« #at*
monie au«fefcen, fo tritt aud)
in bie verfdjiebenen vier ©tim*
men eine überrafdjenb verföie*
bene SBirfung. 3d) nefjme
felbfi ben ©opran nidjt baoon
au«, obfdjon berfetbe an unb
für ftd), al« bie gegebene SBe--
lobie, nidjt wefentlia) verän--
bert werben barf; aber e« ift
bod) j. 25. wabrlid) nid)t ei:
nerlei, ob ein 2on in bemfel?
ben ba« eincmal al« Dctav,
ba« anbrcmal al« £luinte, unb
wenn er wieber vorfommt,
vielleicht at« ©eptime ober
£er& ju feinem Stoffe Hingt?
— unb ba« wirb er, je nad)«
bem ©ie 2Cbwcd)felung in ber
Bnwenbung ber Regeln über
Untertcgung be« ©runbbaffe«
treffen
SBcit grofier aber unb er*
greifenber nod) wirb biefelbe
fi'cft geffalten, wenn ©ie enblid)
brtttenö aud) SDiffonanjen in
bie vorftanbenen 4>^rmonien
einjuweben fudjen. (Sin tvtU
te« gelb jur (5r*cugung fri*
fdjen 8eben« eröffnet ftd) 3&=
nen ba unb 8id)t unb ©Rat-
ten treten 3&nen entgegen, ffe
ju verbreiten über ba« vielges
färbte S3tlb. 2fn einer ©teile
führen ©ic bie biffonirenbe
Cluarte ein, vorbereitet burd)
bie 7, 8 ober 5 unb ftd} aufs
löfenb in bie 3, weldjc burd)
ffe aufgehalten würbe ut er*
fdjeinen über bemftlben 33affe$
an einer anbern nebmen ©ie
bie 9cone, vorbereitet burd) bie
3, 8 ober 5 unb fid) auflöfenb
in bie 8, unb an einer britten
bie ©erte; bann fönnen ©ie
aud) abroed)feln unter benfel*
ben, ober jirei Siffonanjen
auf einmal jufügen, unb auf
biefe SBeife gewiffermafien eine
Art 5tadja!)mung unter ben
verfdjiebcnen ©timmen bervor-
bringen; wa« bie eine ©timme
für jefct tbut, tbut gleid) bar»
auf bie anbere unb weiter bie
britte.
JBeburfen foldje ©teilen ncd> be« ßommentar*?
©ritten* burd) Enwenbung
ber 2)iffonanjen, in benen ein
Witte* gelb &ur örjeugung
einer großen 2Cbwed)felung von
£tc^t unb ®d)atttn ff(fe erbff«
net. 2fn einer ©teile führen
wir bie biffonirenbe Duarte
ein, vorbereitet bureb bie 7, 8
ober 5; an einer anbern bie
©eptime ober ©erte; eben fo
wenben wir ffe tn 93erbinbung
mit einanber an, bann wieber
bringen wir in ben verfdjtebe*
nen ©timmen 9ca$abmungen
burdt; fte hervor.
*) weffelben?
9Ba6 ifl ber @o(bfd>mibt, mltyt mit einem Ducaten
SRof unb JReiter überjie^t, gegen unfern fyftatt), ber
eine ganje <25d)tt>abron bamit bebedt, unb nebenbei no<^
bad Äunflffucf verfielt, baf ftd) unter feinen #dnben
ba« eble SBlttaü in ba« aUerfd)ofeljle SReffing t)er»an»
belt? 34 bdd)te, bie JBeweife be« unt>erfd)dmteflen tyla»
giat«, ba« vielleicht bie ganje Literatur auftu»eifen t)at,
waren fd)lagenb genug. SB er ftd) bafür interef«
firt, vergleiche nod) jum Ueberfluf: 2ogier
©eite 125, 128, 191, 201, 257, 258, 274 mit
©d)iüing <Stitt 24T, 251, 437, 453, 617, 623, 670
unb fo fort.
2Cber bot benn Shilling in feinen 800 eng gebruefte
(Seiten fullenben „spolppb " ** *" 3 at nidjt« 5Weue« ge»
fagt? 91 ein! ober er jeige un«, wo e« flebt. Aber
bo* rvenigften« tttoai, bat im Sogier nid)t ju ffnben?
3a, unb leiber ja; benn wo er feinen ffdjern gubtet
verld§t, ffebt er fogleid) in ber fd>u I et t>a f tefle n (5t*
bdrmltdjfeit ba. S5ewei«: ©c^iUtng (Seite 700 lefen
rvtr: ,3")ei unb breiftgffeSection — gortfegung ber vorder«
gef)enben Sectton (»on ben 3 verfdjiebenen Bewegungen
eine« Sonfa^e«), in«befonbere aber über ben fogenannten
Guerffanb."
23a^ ganje (Sapitet umfaßt nur 16 ©eiten, ifl alfo
ba^ a(lerf(ein(ie im gefammten SSerfe. 5Kid)t« beflo
weniger bebanbelt e« nic^t blo« ben genannten ®egen^
ftonb (rve(cr)en Sogier nur am @d)lufTe feiner Harmonie*
lefjre anbeutet, aber bod) gleid) ben 9Jagel auf ben Äopf
trifft, inbem er al« SBarnung vor bem Guerftanb per)
mit nacr;flel)enbem SSeifptele begnügt):
fonbern auf fünf Seiten wirb bem <Sd)üler unter b«t
»ie vom ^immel herabgefallenen neuen Ueberfdjrift:
;/ 2J?inberflimmigfeit" brevi manu beigebracht, wie er alle
4 unb 5(timmigen 2(Morbe im brei ober jweiffimmigen
©a^e ju bebanbeln fyabt, eine 2er)re, bie 2ogier gar nidjt
mebr in fein ©er! aufgenommen r)at, unb bie bei
(Shilling tbtn fo gut unter , ; 9?b9rt)mu«" al« unter
„Guerffanb" (leben !6nnte, benn fte $a$t 3U beiben wie
bie gaufi auf« 3Cuge. 6« verfielt ftd) von felbfi, baf
beibe ®egenft<Snbe nicht im geringflen 3ufammenbange
mit bem Äerne be« ganzen S5ud)e« (leben. d£tm$ bbtu
fl<id)lid)ere« al« biefe „SJlinberflimmigfeit' 7 ifl im /; 9>o*
Inpbonomo«" nid)t aufzutreiben, unb wie $err ©djilling
ben Guerflanb noer) auf biefe veraltete 2frt vortragen
!ann, nad)bem 9Karr in feiner Gompcfftion«lebre ben
®egenflanb in fo uberrafdjenber unb gebrdngter Xut%t
burdjau« praftifd) neu bargeflellt, ifl waf)r(id) ein JRitr)*
fei. Aber man lefe aud) bafur ben ©djluf biefer obne
Sogier'« ^)i(fe aui anbern 2«r>rbüd)ern jufammen ge*
24
furnierten unb bod) mif aerftanbenen , in bec 52|ten fiec*
tion enthaltenen 2efyre. „3tflifd?en btefen beiben Äfforben
~ ^=> ~ j j „war unb tfl tvtrflid^ aud> ein £luer*
„fianb; aber (äffen wir bie Ättorbe einmal, welche 9tid)t$
„jmb al$ £)ur* unb 3)?oU*2)reiflang, &on 6 DoUjWnbig
„erfdjeinen , §=§F^=+] tt>0 *(* noc ^ tm &w* s
„jianb? 9tirgenb$l" — SWit tiefem Segen »erben bie
#od)t>eref)rten Ferren entlajfen. Gr$ i(l f)immelfd)reienb,
wenn man beben!t, baß bie wurtembergifdjen ^ajtore
aul bem „^olppbonomoS" Sieber componiren lernen, bie
in ©djilling'S mufifalifdjer 3eitung bebeutenb fjerauöge*
fhidjen werben. 2tber genug Don biefen SD?tferabUit<Sten.
3um ©cfyluf erlaube id) mir nod) bem $errn #ofratf)
u beweifen, baß er bem gewöhnlichen ©cfyicffale aller
Plagiatoren nid)t entgangen ifl. 23iefe itute fpolüren
nemlid) eben fo gewifienloS als ofjne Ueberlegung; bie
2fngfi entbecft $u werben raubt alle Urtf)eil$fraft, unb
gerabe baburd) t>errdtl) jicf) ba$ ©eftnbel am allererjlen.
2ogier ©eite 145 (lebt ftolgenbeS: 25a« folgenbe
SJeifpiel iß eine Uebung für bie 4 SBerfefcungen be$ fleU
nen 9tonenafforbe$ in trier Stimmen gefdjrieben: (ba$
gragejeidjen im 2ten SEact foll ben 2)rucffef)ler bemerk
lief) machen)
7t-LZ
mE
=P=t
zzi±br=?z
pgg^
"^^M^^^M^^M
fe^i^a^^Eg^
EEc
g^Sg^fe gEpii^
» — •-!>• — »■
3Z=t=t
(?)
15=S
ks
t=c^? d
tq -T . - r-
1— =— ±=J
rberd
^^^^I^^bI^e^
^EEfEtt?: ElliiEr: ^ZT5
i^C^$S
1^
Bi-io=Efi
fep=*
iMHirül^li
1,
41 S 4 # 5
a « 3 6 t 6 b
fyf=ßZZfimz
S=P=P
-I 1 — j__
IeS^^NI
#3
r-r-r
^=
O
üi
In
ent
52*
-a=;
F=3
-g: tar
PP
2 U 4
6 6
S
t6 7
« 4 f
Shilling ©eite 551 jle&t golgenbeö: id) will j>ui
@rl<$uterung ein 33eifpiel üon fheng 4ftimmigem ©a&e
tyerfdjreiben , in welkem ber fleine 9?onenafforb in allen
feinen Umf errungen üorfommt:
Sopran.
ga^ gp^^g^^^p^
Alt.
^leEiElE
O:
eeeSe^^ee^^eJ^
Tenor.
g^m^
■a-a:
E^=c£|a— =1
Bass.]
^g^E^EEE^EE^EJELEEE^E^EEEET^
7
12 I
4 * «
3 2
1)3
i^Ji^lisiEäiSi^lipppä
(Schluß folgt in ter Scilagf.)
3iE
Jo.
-to-
-he ;
hO r-^-1
5 -
6
b 2
numm;^
B*
£terju eine ^Beilage.
»etfaae jtn? „Letten ^cttfcftrtft fixt 2£iifif "♦
©. @<f>iUttt0.
(e««u>.)
'^^g ^a^g^fe^j
&.
jg=^=3Eg^ SJ^gS^g g^
*$--
«#=t
~i — I — 1 — £ — I ^\
9?
"$EE*~-
ß—m
= H£© Z
-^-i-zoz
-*- 1—
£S
4- 4 t* * •
6 12 t 3 6 IZ 1 3 6 S 6 b3 ««243
to
*=r
S=z©= ^=fce=5ö=
#*
£
r-=^
■c- 1 — c~
a ä -or -e- -o"
S3c=qzz===;
fc
Z=g==Cl
•cr
6 ff ff 7
6 4*
Sogier fdjreibt oljne SSor jeidjnung , um bie ©ignatur
nirf)t gu überlaufen , fingt aber in ©*9Jloll an, unb
fd)ließt in © = 2Roll. Sodann S3alll)orn in Stuttgart
weiß, baf ein ©tücf, welches in ©sSBoll anfingt unb
in @-9RoiI fernliegt, überhaupt als au« ©-SMolI gefd)rie;
ben befrachtet »erben fann, er fejt alfo bie SBorjetd)*
nung mit jwei Seen t>or # unb 6 f)inj übrigen« Idft
er baS ganje ©tue! flehen wie es war. #interr;er mag
ibn ein guter greunb auf biefe l)6llifd)e SWuftf aufmerf*
fam gemalt fjaben; wie war baS ju dnbern? 9Jid)tS
leidjter a(S baS. 3m 2Cnf)ange beS spolppljonomoS lefen
wir unter btn 2)rucffef)lern (id) bitte #rn. (Shilling ju
bemerfen, wie aufmerffam id) fein 2Berf ftubirt ijabe):
„Seite 531 fet>lt t>oc bem Gf im SEenor beS lten, 4ten
„unb 8ten SacteS ein fc". — 3* berufe mid) auf alle
bie Saufcnbe t*on Drucfern unb Sehern, welche bei bem
©utenberg'S geße gegeffen unb getrunfen baben, ob aud)
nur ein einiger glaubt; baß es m6glid) fei, ein SJlenfcr)
fcor bem ©efefaften werbe in einem 9?aume \>on ad)t
Sacten breimal baS £luabrat t>oc ein unb berfelben ?Wote
t)ergeffen. Sine foldje Sftaliee gegen bie Üenorftimme
wäre beifpielloS. ilbtt eS fei — wie oberflidjlid) ijl bie
Gorrectur ausgefallen! baS Ss in ber ©opranflimme
im 8ten Zatt muß offenbar aud) mit bem $ t>erfer)en
fein. Aber jugegeben, aud) biefe 83ergeflicf)feit fei m6g*
ild), wa« würbe bit muftfalifcfye SBelt fagen, wenn bie
ftfymbtn Dier SBiberrufungSjeidjen, t>on #aufe aus, wir!*
lid) an Ort unb ©teile gefefct werben? ©ie würbe fa*
gen, baf bat ganje Seifpiel falfd) bejiffert fei. 2fl>a!
baran fcaben ber #err #ofratr) nidjt gebadjt, bajj wenn
man in ©sSOToü ben 2cn S ober 2C hineinbringt, man
bann aud) biefe* g unb ^ au* ber bezifferten Saß*
jiimme erfldren muffe. Unb nun glaube nod) einer,
baß e* foldje £)rucffebler giebt wie bie »orgeferjufeten.
2)iefe* Seifpiel ifl außerbem noc^ fel)r injlructwj benn
nacr;bem ©eite 80 gelehrt wotben war: ;/ ber 2enor
flingt nid)t fo, wie er ba in 9?oten getrieben fle^t,
fonbern als männlidje ©timme, um eine £)ctat>e tiefer
als bie im $Biolinfd)lüffel fler>enben Stoten", fo wirb
©eite 331 unb überhaupt burdjweg bei ber britten
©timme, bennodj eptra bemerft ^Senorfiimme", bamit
ber ©ctyuler ja alles um eine £)ctat>e tiefer finge ober
fpiele — unb nun benfe man fid> bieS furdjterlicfje
Quartett! 3ber fo get)t es allen 3fbfd)reibern : wo pe
es beffer machen wollen als if>r Jßorbilb, blamiren fte
ftd), unb wo fte es ebenfo madjen, blamiren fte ftcr) aud).
Cogter fagt freilid) in einer 3(nmerfung ©eite 22: bie
britte Partie f)eiße aud) 2enor, aber ba er btn 2enot
nirgenbS als mdnnlidje ©timme beljanbelt (aufer wenn'
er ir)n im S3affd)luffet fdjreibt), fo fegt er natürlid) über
ben wirflicr)en Älang ber Senorjlimme aud) nid)tS l)in=
ju, um ben ©d)uler nidjt ju verwirren. — ©oll ict)
ben 2(uffaö fdjliejjen? Hd) nein, id) fann m\d) leiber
t>on ber wertblofejlen aller Äupfermfin jen , r>on biefem
^)ol)en50llerns^ed)ingenfd)en @d)illing noef) nid)t loSreis
ßen, idt) muß noeb ein Seifpiel geben, wie reiflid) biefer
Süngling alles überlegt, was er bruefen läfjt. 3n bem
14ten ßapitel ©eite 283 flel)t folgenbeS Seifpiel:
d
Ah vi-va Im - pc ro, Sa-rastro dia legge! Cle-
■i — i •—r^ —
■-- " — t - q i— t— \ ■
eZ^W^^^SeeW*^
mente
se
ve - ro
-*^± *=
ei
prc-mia e cor-regge.
^^^^
■"I I »
unb barunter bie ßrflirung:
„3n ben erflen beiben Zacten ifl bie Harmonie eine
26
«ige, im 3ten unb 4ten Sacte abet ifl fte weit, im 5ten
unb 6ten Xactt ifl fte Ȇber eng, unb in ben beiben
lefcten Ȇbet weit. Jp&ttt SRojart, bet in allen Dingen
fo grojj etfdjeint, aud) im 3ten unb 4ten Statt ftd> bet
engen $atmonie bebienen »ollen, wo al$bann bie Hb
fotbe:
I 1
=4=*
3^i
1=5=1— jt
i — i— r
geflaltet ge»efeft »dre, fo bitten, »ie ©ie fefjen, Senor
unb 2ftt nid)t allein ben in benSRtttelflimmen niemals fef)t
»of)ltbuenben ©prung einet 2er$ unb Guinte madjen
mäffen, fonbetn aud) ba$ erhabenere ©efübl unb bie er*
»eiterte ©rojjibee, bie ftd) unjweifelbaft beim 2Cu$rufe
be* 9tamen6 ©araflro be$ 23olfeö bemächtigte, nid>t ib*
ren ganjen unb gehörigen 2(u$brucf erhalten, ©ben fo
Bereit eS ftd) u. f. »." 9J?ein lieber #ert Doetot,
SWojatt bat bie 3auberfl6te beutfd) componirt, ba$ l>eifc
auf beutfdjen £ert, unb „ba$ erhabene ©efübl, bie er«
»eiterte große Sbee, bie ftd) un$»eifelbaft beim 2fu$rufe
be« Tanten* ©araflro be$ fBoiM bemidjtigte," ifl lau-
tet Unftnn, benn ber Urtept lautet: „e$ lebe ©araflro,
bet g5ttltd)e SBeife," unb 9tto$art f)at alfo um>eranttt>ort-
lieber SBetfe ben ©araflro in bie enge Harmonie ber
beiben erflen Sacte bineingejwingt . . .
©enug benn Dom „^olppbonomoS". 3cf) »enbe
nrid) je&t an Gud), 3br SBdnner ©pobr, ©djneiber,
Steifftger, bie 3b* roirflidje SWitglieber be$ beutfdjen 9?a*
tionatoerein* für SOtuftf fetb; ntdjt jene« Vereins, ben
$err #ofratf) ©djilling jur Sefriebiaung feiner (Sitelfeit
gegrunbet fyat unb $u beffen permanenten ©ecretair er
ftd) ernannt, »obl »iffenb, baf tyn fonfi *Wtemanb »ie*
bet baju »<$blen »urbe; fonbern be$ 9lationafoerein$,
ber eine unftd)tbare 2oge ifl, bie allt beutfdjen ebrenbaf*
ten Ä&nfller eo ipso in ftd) fdjlieft — tretet auf unb
getf)t mid) ber ©e»iffenloftg!eit, be$ £eid)tftnne$ , »enn
id) e$ gewagt f)abe voreilig unb obne Seweife einen
SWann iffentlid) ber ©djanbe aller ©ebifbeten ju über-
geben, mit bem 3b r SBacfere früber fdjon in ndbere
SJerbtnbung getreten feib — id) »enbe mid) an dud),
3&r ©cbüler gogier'S, an 2)id) 26»e, an Sud) S3argiel
unb ©irfcfjner, an bie Dielen, Dielen, bie ber untjergefj*
liebe STOeifler mit ber tyttm Stimme unb bem flaren
SBlicfe einge»eibt I>at in fein ©pflem; tretet auf unb
jeugt für ben Entfernten, bajj fein SBerf fdjmdblid) g« s
plunbert fei, geplfinbert t>on einem anmafenben bünfel*
böften Sgnoranten; »a* fage id) geplfinbert? — abge*
fd)rieben, abgetrieben t>on Anfang bi« ju gnbe, unb
mit ben albernflen ©emeinpliften triDialiftrt fei — icfo
»enbe mid) an Qud) 2(nbre, SD?arp, De^n, bie 3$t
6uer mufWalifcbeS 5Biffen unb ©lauben in ßuern tt\)u
budjern bem publicum vorgelegt fyabt, ttetet auf unb
etfldtt, ob biefer fei eure« ©leiten, ob 6r b^be »ie
3b^ ebrenDoU beigetragen jur girberung muftfalifebet
SB3iffenfd)aft — id) »enbe mid) an <£ud> ginf,
KeUflab, bie 3br ber beutfd)en muftfalifeben Äriti! in
Suren 3«tfd)riften eine xut)mi\d)t ©tdtte bereitet bäbt,
tretet auf unb fünbet, ob id) mid) leidjtftnnig ju einem
9iid)teramt gebrdngt unb e$ ge»iffenlo« Der»altet b^be;
3br 2We tretet auf unb gebt ber SBabrbeit bie <£t)U,
bamit ba$ burd) @d)iüing ent»eibte: Omnia in majo-
rem Dci gloriam auf feine SBetanfaffung aud) »ieber ju
Qi)xm fomme! 3«nem ^)fufd)er aber antworte id) auf
et»anige 9ieclamationen mit feiner ©plbe. — 4.
SermifcM**«
*** Uelret bie ©cbu6ertM"*e (5-3)ur ©ijmpljonte, bie
in Bresben cor Äurjem »on fcem ^artung'fcben SKu(ifcotp*
jum erfhnmal aufgeführt rourbe, febreibt unß ein SBefannter:
Die ©cbubert'fdje ©pmp^onie bat bei allen 3ul)6rern eine
©enfation btxvhtt, rvk id) fie nodj feiten erlebt. Der 2Sors
trag trat otcUeicbt ntdjt Dölltg fo gut, als in ben Sefpjiget
tfbonnemenfconccrten, aber bemoljngeacbtct außgejeiebnet
gut, wag aud} bie anwefenben GSapeUmufifrr, wie aud) (5a-
pellm. (Sfcetarb befrdftigten. Söielltidjt, baf fte nun aud) ju
>palmarum einmal gegeben n?irb. Äu(b Wartung wirb auf
oielfadjeS Anfügen fie noeb einmal bringen, gür ba^ Drdjes
flcr ifi fie freiließ eine anflrengenbe Arbeit, bo(b war ber
ganje Qtyov geuer unb glamme babti. —
*** iDonijetti'ö le^te große £>per „la Favoritc" i)at
gurore in yatii gemalt unb wirb fi<b auf bem 3;^eater
galten. — 4>alet>i)'d neue erwartete Dpcr r>ei^t ,,le Che-
valier de Malte". — ßin junger fpantfd)et Gomponifl,
JBcntura ©an^^, t)at mit einer großen Dper „la Con-
juration de Venise u ©lüct in Otbraltat unb ?abir gemacht
unb fül;rt fie jegt in SDJabrtb auf. —
* t * ©er alte S3crton, SWitgtieb be« franj. SnftitutS,
madjt in ber Gaz. mus. auf ein Quintett »on Surcaö, als
auf eine oorjualicbe Sompofition aufmerffam, bie im vorigen
©ommer im ÖJeifcin ber <$<$. ßl)erubini, ätmmermann, S3at«
ton u. 2C. gefpielt würbe unb ftcb beS cntfdjiebencn SBeifaUS
biefer Äünfller ju erfreuen tyattt. —
*** SineSDicnge üornebmer Hamburger Samen t)abtn
^rn. ßifjt, \vk man un$ fd;retbt/ einen großen ftlbernen
$o!al jum (i5efd)en6 gemadjt. £>cr Äünflict ijl jeftt in tu
oerpool unb wirb (Snbe gebruar nacb JBcrlin fommen. —
%* S3ot Äurjem fanb man auf bem ©traßbutget
SÄünfier ba« SBecter'fcbe 91 b einlieb eingegraben. —
Bon b. neuen 3eitfdjt. f. Sfluftf erf(beinen wocbentlidj jwei Stummern ju einem balben SSogen. — yxtii be« SBanbe* oon
52 Hummern mit muftfalifeben ^Beilagen 2 Stjlr. 20 SRgr., obne mufifalif^e Beilagen 2 Z\)iv. 10 ^gr. — Abonnement nebmen
alle 3>oftämter, S5ucb«, 9Kuft!i unb Äunflbanblungen an. —
(®cbrucft bei tSr. Äüctmann in Seidig.)
Heue
3eit0(J)rift für Jtlttöik.
a3crantwortlidS?cr JRcbacteur: Dr. SW # <3cf>um<tittt. SSerleger: 9t* gfmfe tn gctpjtg.
3$ierjef)nter 95anb.
2)en 22. Januar 1841,
©onatcn f. fr. «pftc. - 2fu€ SBrüffd cftortfcpg.) - 6. ft. JPecfcf« Eibliotbcf. - Gonccrt fr. Ourcrpc. - JBcrmtfdjtcö. -
gorbere nur com Ceben $u viel nidjt;
Unb wag btr nott) ift, gibt e$ mit guq.
£afl bu ba« t&ftlidje ©aitenfptd nicht?
4>aftd/ jur S^ott) ifl biefeö aniug.
SKücfert (öfll. SRofen.)
Sfoue Sonaten für baö spianoforte.
Unfere le^te ©onatenfcbau fcblofj im Secember 1839.
Sfait wenige« in biefe eble ©attung einfcblagenbe« ifl feit*
bem erfcbienen, unb freiließ, fdjeint e«, bat ffe mit brei
flarfen geinben ju fdmpfen, — bem publicum, ben
Verlegern unb ben Gomponiflen felbfi. £)a« publicum
lauft fdjwer, ber SBerleger brueft fdjwer unb bie Gompo*
niflen galten allerbanb, vielleicht auch innere ©rünbe ab,
begleichen 2(ltmobifcbe« ju febreiben. Die e« trofcbem
tbun, foUen un« boppelt wertb fein. 6« folgen tyez bie
Stamen bec Gomponiflen, bie un« neuerbing« Monaten
gegeben: SB. fllingenberg, g. X ßecerf, 3. ®e*
nifd)ta, SS. Säubert unb g. Gbopin; fie flehen
nad) ber Steige be« Sntereffe, ba« fie un« ju haben
fd>einen.
Die erftgenannte von Älingenberg •) beifit ^am
tafiefonate. SBäre ber 2Bille bie tyat, man mußte fie
gut beißen; ein Singen, fid) Dom alten ©eblenbrian lo«>
Sumacben, ifl barin unverkennbar, überhaupt ein ©tre*
ben, felbfljlänbige« ju leiflen. 2tber bie Ärdfte reichen
nicht au«; e« fehlt fogar an voller 3(u«bilbung ber un*
teren, wohin wir .§. 85. ©afcreinbeit u. f. w. rechnen,
^o ifl benn au« biefem €D?ißt>erf>dttniß ber Äraft $um
Streben ein fonberbare«, verfdjrobene«, gefd)macflofe«
Stücf geworben, ba« fogar tytz unb ba jierlid) unb ga*
lant fein mochte. Unb ba« ifl ba^ Unglücf, wenn
mufifalifcbe Äleinftabtbewobner fid> auf einmal mobifd)
^ariferifd) bewegen wollen, ein Unglucf, ba« Cetber bei un«
in Deutfcbtanb mehr al« irgenbwo ju £aufe ifl. ©pe*
*) Dpu« 14. — 16 ®r. — Breslau, 6et SBein&olb. —
ciell ju belegen, wai wir hier angeführt, würbe S3ogen
füllen finnen. 6tn ©utmufifaiifcber muß nach ben er*
flen Seiten fdjon über bie Compofition im Älaren fein,
vielleicht ber Gomponifl jefct felbfi, angenommen, baß er
jefct fein SBerf um einige 3af)re überwachfen. 5Ber ihn
übrigen« jum 3faru«flu9 verleitet, fcheint flar; e« ifl
Söeettjoven mit feiner Sonata quasi fantasia. SBer liebte
benn biefe nicht? 2fber freilich auch ba« Gopiren verlangt
Uebung unb gertigfett. Vielleicht giebt un« ber Gomponifl
balb eine neue *probe feiner Äunfl, bie nicht gu fdjwach gegen
ba« Original abflicht. — 6« giebt eine ©äffe von @o»
naten, über bie ftch am fchwierigflen reben Wßt; e« pnb
jene rid)tiggefefcten, ehrlichen, wohlgemeinten, wie fie bie
SWojart^apbn^che ©djule ju hnnberten t)tn>ovv\tf, von
benen noch Kfet tytv unb ba ßremplare jum 93orfchein
fommen. Säbelte man fie, man müßte ben gefunben 9Ren*
fcbenverjtanb tabeln, ber fte gemacht; fie h^ben natürlu
chen 3ufantmenbang, wohlanftinbige Haltung. 2(lle
biefe Sugenben zeichnen auch bie ©onate *) be« jweitges
nannten 2)erfaffer« au«. 2(ber freilich, h*u%n Sage«
aufzufallen, ja nur gu gefallen, baju gehört mehr al«
blo« ehrlich fein. Unb hätte benn SSeethoven fo umfonfl
gelebt? 2Ber lefen fann, ber h^lt fich nicht mehr bei
bem SSuchflabiren auf; wer @hafe«peare verfleht, ifl übet
ben SJobinfon hinüber; furj ber ©onatenflpl von 1790
ifl nicht ber von 1840: bie 2tnfprüd)e an gorm unb
Snhalt finb überall gediegen. 25a« tob be« gleiße«, be«
Streben« nach ®utem bleibt aber bem Gomponiflen aud)
biefer ©onate tro&bem unverfümmert, unb fo erfülle fie
ihre SSeflimmung, im großen äeitenflrome eine STOinute
lang aufgetaucht ju fein unb auch n>i*ber ju verfchwin«
*) Dp. 21. — 1 Zt)iv. — Berlin, bei Srautwein. —
28
ben. Hud) bie folgenbe Sonate von @enifd)ta**)
erinnert im 5Befentlid)en an eine vergangene ^pcriobe;
bod) tritt ung in it)r eine eigentümliche 9>erfonlid)feit
entgegen. 3Bir berichteten mit Vergnügen fdjon vor einU
$en 3af)ren (85b. VII. ©. 62) t)on einer ©onate für
ßlaviec unb Violoncello beffelben ßomponifien. Sie 2Sor*
jüge, bie wir bort auszeichneten , tedjnifdje gertigfett,
Älarfjeit, 2(nfprud)loftg£eit beg ßfruafterg, ftnben wir
aud) t)ier: bie« namentlich in ben fef)r gut gerunbeten
beiben erften ©dfcen. Spotyv aber fietyt nod) ber legte,
ber ftd) mef)r 23eetboven'fd)er 2Crt ndtjert, obgleid) burd)
bie dußere Aufregung überall ein freunblid) ruhige« ®e«
fid)t burd)blicft. ©anj auffldrt eg ftd) vollenbg im SRit*
telfafe im Dur mit feinem eigentümlichen £)rgelpunct
im ©opran; eg ift bieg bie $auptjtelle ber ganjen ©o*
nate unb fdjwerlid) ju überfein. 25er ©d)luß bringt
xiidjtg 2Cußerorbentlid)eg; aber mir fdjeiben befrtebigt, er»
Ijeitert, mit aller Ächtung, bie wir einem gebilbetcn Äünfh
ler fdjulbig. Der Gomponift foll ein *Pole fein. —
SBon ber ©onate von 50. Staubert *), feiner funf=
ttn, ben Sefern einen SSegriff $u geben, mochte fd)wer
fein; fte ifi abfonberlid)er 2ltt, man muß fte ftd) felbfl
anfeljen, unb $war öfter. 3d) mid)te fte Ijppocfyonbrifd)
nennen; ber Gomponift f)dngt ftd) eigenfinnig an ein paar
©ebanfen, bie «r jergliebert, wieber $ufammenfefct, lieber
wegwirft, big er ftd) bann burd) eine SBotfgmelobie auS
ber wenig erquidlidjen ©timmung fyeraugreißen mochte,
unb julefct, ba ü)m bieg nid)t glücft, ftd) gar auf bag
©ebiet ber guge flüchtet, wo er erjt red)t orbentlid) $u
grübeln anfdngt. ©id) ein publicum ju gewinnen, bar*
auf gefyt fte gewiß nid)t au&- y eg ifi eine ©onate, vom
Gomponiflen gleid)fam nur für ftd) gefdjrieben, vieU
leidjt in befonberen Eebengverljdltniffen entjianben. 9Rit
letzter SD?üf)e tyattt er aud) ein Quartett baraug madjen
f6nnen, aber nein — ber Gomponifl wollte eben nur
feine vier SBdnbe ju 3uf)6rern; eg fterft etwag von
SDtenfdjens, ja vielleicht von STOuftfüberbruß in biefer
STOuftf. ©o wirfte bie ©onate \>a$ erjlemal, alg id) fte
fpielte, auf mid), fo fpdter, alg id) fte wieberbolt lag.
6. SR. von SBeber fyat eine aud) in ber Senart
(ßsSDtoll) dfjnlidje, febr eigentümliche gefdjrieben, an
bie td) burd) bie von Saubert wieber erinnert würbe, nur
baf wie gefagt bie 9Reland)olie ber elfteren in ber anbe*
ren in Jpypcdjonbrie verfdltet erfdjeint. Dennod) übt
bie STOuft'f aud) tytt it>re eigene verfd)6nenbe ©ewalt
qu$, unb fo feffelt ung in ber Äunfl, wie fo oft, toa^
ung im JJeben abfloßt. Dod) genug ber grübelnben
SBorte, bie felbfl nur tin ffliberfjaü jener 3Buftf $u fein
fdjeinen; m6d)ten fte manche burd^ Durd)ftd)t reiben; benn
*) Dp. 9. — 20 ®r. — Seidig, bd g. Äijlner. —
••) Cp. 35. — 20 ®c — ©erltn, b. SBeflp^al. —
alg 9)fuft!er $eigt ftd) ber ßomponifl wo()l immer al*
ein ad)tunggwertt)er. —
<©(blu|_. folgt.)
%u* »tüiiti.
(Sottfjpung.)
[Daß Äbeatcr.]
Unfer Sbeater bat feit meinen legten S5erid)ten man*
d)erlei ©c^icffale erlebt, unb \>a^ ©djltmmfle babei roat
nidjtg weniger alg ein woblconftatirter S3an!erott mit all'
feinen golgen. 6g i\t wirflid) fet)r betrübenb bie 23ers
bdltniffe einer fogenannten f6nigl. ^)offc^aubübne nid)t
ftd)erer gefleüt jit feljen, unb bafj eg bi« am 6nbe wie
in jebem Ärdmer» unb SRobe^Saben 5uge^t — unb
t>iclleid)t noc^ fdjlimmer; benn ber jtonig unterfiüfet mit
großen Opfern, aud) bie ÜEfyeilnafyme beg ^)ublicumg
feljlt nidjt: wie nun nod) foldje ©canbale, wie man fte
ijier erleben muß, flattftnben fonnen, barüber foüte man
ftd) billiger 5Beife wunbcrn. ^nbeffen aud) (jier^u ließen
ftd) fdjon Kommentare ftnben, wie bie Ijieftge malitiofe
treffe fte jur &\t ju geben gefudjt fyat. Dag Uebel
ifl, wie jebeg Ding, boc^ nun glücflid) an ung vorüber
gegangen unb wir ftnb wieber im glücflidjen SSeftfee einer
SSüfjne. 3m allgemeinen befrtebigt biefelbe; iljre tor-
jüglid)flen (Kitglieber ftnb : SDlme. Sceiüet ^ 5?atl)an,
3Wme. Colon -Seplug, #r. Saborbe unb ^)r. 23oularb,
bie fdmmtlid) in iljren refpect. Stollen feljr lobengwert^
ftnb. ^)a^ SRepertoir bre^t ftd) fdjon feit S«()ren in
bemfelben Duintenjirfel l)erum; eg ftnb bieg: bie Sübin,
Stöbert ber 2 , bie Hugenotten, ßucte be Sammer*
moor, 3B. Seil; an fomifdjen ßpern: le Domino noir,
rAmbassadrice, le brasseur <le Preston, biefer jebod)
obne befonbern 2(nflang, unb neuerbingg le Planteur
tjon 5Wonpou, ber feine büljnlidje ßFiflenj burd) eine
aUerliebfle 9tomanje unb burd) bag Salent ber erflen
©dngertn 5D?me. ßolon mübfam ftd) erljdlt. Ueberljaupt
fonnte man ber Diepgen Sütjne nie ben SSorwurf großer
2()dtig!eit mad)en; wdl)renb in Serlin, 9>rag, ÜRogfau
bag publicum mit ben neueren ^artfer 9Jeut^!eiten t\U
fcrtigfl bebient wirb, muffen wir b'm — im f leinen
^)arig — an ben alten 33robf ruften nod) fauen. T)a^
bie a^eateroerroaltung für i^re ©aumfeligfcit vortreffliche
©rünbe tjorfdjüfcen fann unb baß man biefelben in vielen
gdllen billigen muß, iß nid)t in 2(brebe $u flellcn. Diefe
aber ftnben bei tbr am allerwenigflen Jlnwenbung, benn
fte f>at benfelben offenbar wiberfprod)en burd) fo viel
5!Rittelmdßigeg unb ©djledjteg, welc^eg fte ol)ne @e*
fd)macfgeinftd)t mit vielen Sofien ofjne Srfol.q auf bie
2?ül)ne braute. Dag iflg, wag id) 3()nen über unfere
S5ü^nenver^dltniffe für jefet mitjutbeilen fyabt.
5Bdl)renb ben Sommermonaten gab eine compagnia
29
italiana a3otfhUungen im f)iefig*n Sweater, bie tljeilwetfe
beifällig aufgenommen würben. Sie prima donna asso-
luta ©igra. SWattei machte einige« gurore.
(6<fclu& folgt.)
(?. £♦ »etfcr'*
»ibliotfjef mufifalifdjer ©djriften, STOuftfalien unb
Ctyotalfammlungen.
(#u$ einem ©d)reiben oon bem SSefi'^cr berfelben.)
©ie wünfd)en, tbeurer grcunb, 9cdbcrcS über bie
in meinem SBeftfce bcfinblidje »ibliotbcf muftfatifcber ©djrif--
ten u. bgl. ju erfahren, ©ern fomme id) 3brem Verlangen
entgegen, bittt aber im SBorauS um 9cad)fid)t, wenn meine
Siebe ju berfelben — wie nun einmal ber Stöcnfd) am meinen
adjtet, maS er mit großer SDcul;e unb jahrelanger 2CuSfcauer
errungen unb gepflegt bat — mid) berebfam madjen
follte. —
©efratten ©ie mir, auf jene 3cit binjuweifen, wo ber
erfle ©runb ju berfelben oon mir gelegt würbe.
@S ift 3bnen wobl nid)t unbefannt, wie id) mid) oon frü«
befler 3ugenb an MoS praftifd) mit ber &ontun|i befdjdftigt
f)abe. 3wifd)en (Slaoierfpiel unb (5ompofition ging meine
3ugenb babin: Aufmunterung oon oerfdjiebenen ©eiten mürbe
bem fedjSjebnjdbrigen Jüngling ju Zt)nl, ber es wagte, um
baS 3abr 1818 bffentlid) bie bajumal beliebten, jefct fall
gdnjitd) oerfd)ollenen (Slaoierconcerte oon SDuffef, Gramer u.
a. SKeifter oorjutragen, einige au$gefü!;rte üttotetten in ber
©onnabenbS SBeSper oon bem Sbomanerdjor aufführen ju
XafTen unb fogar mebre Sieberbefte, Variationen! SKotetten in
bem ©tuet ju geben.
©o fdjmcicbelbaft bie fleinen 2CuSjeidjnungen, bie mir
über biefe S3eftrcbungen oon woblwoUenbcn ftreunben gcjollt
mürben, aud) immerbin waren, fo füf)lte id) bodj balb eine
Ccere in meinem 3nnern; eine unerträgliche Unjufriebenbcit
überfiel mid), fo baß mir meine ßeiftunaen in keinerlei SBeife
mebr genügen »eilten. 2)aS SBirtuofenglürf ju oerfolgen
battc für mid) nidjts CccfenbeS, ba id) ju oft ber 83irtuofen
Unglüct ju beobodjtcn ©elcgenbeit fanb} bie (5ompofttion als
einen SSroberwerb ju benufcen, fdjien mir eine« ÄünftlerS un.-
würbig, ber nur fdtjreiben barf, wenn ein innerer iDrang ibn
befeelr. ©enug, id) oermeilte 3abre lang in einem 3uftanbc,
ber in ber £bat franfbaft ju nennen mar.
£)od) balb follte eS anberS, beffer werben!
Z)er 3ufatl, ober tok man es fonft nennen will, führte
mir 1821 bie in jenem 3al)re erfebienene ©cfdjidjte ber SO?ufi!
oon 23uSbt) — in baS iDeutfctje überfe^t oon 9ttid)aeliS —
in bie £dnbe. SBclcbtn (Stnbrucf, weldjc Umwanblung bradjte
biefeö 23ud) in mir beroor! 23iS babin befaß id) ©d)id)t'S,
meines CebrerS, ©runbregeln ber Harmonie, bie ict> — offen
geffonben — ju jener 3cü nid)t begreifen !onnte, unb Äodj'S
mufttalifdjeS SB&rterburf), in bem id) aber nid)t nacbfdjtug;
bod) t)ier fanb icb flar unb beutlid) — obqleict) iti> je$t ba$
SBud) für einen 2luöjug aus öurnet/ö ©efefciebte ber 9J?ufif
balte unb welcbc« bur^ bie ffrife Ueberfe^ung nidjt oerbeffert
würbe — mi unenbltct) groß unb berriid) baß &cbkt ber
Son!unfl fei; wie biefe £un(r fdjon oor 3abrtaufenben gear-
tet unb gefdjdfct würbe, unb oielleidjt b6ber al* oon unö, bie
wir fic immer unb überall, unb niebt immer jwetfmdfig, an*
wenben, bie wir jie nidjt nur $u oft gebrauten, fonbern lei--
ber — mijbraucben. SBunberbar erfd)ienen mir bie wabrbaft
bieftterifeben ©agen ber 93orjeit oon ber Äraft, ©ewalt unb
SKad)t ber ©ötttn ber Söne auf alle lebenbe SBefen, felbil
auf ba« tobte ©eftein. *Jcb wenbete mid) mit (Jntbujlaömu«
bem ©tubium ber ©ef4id)te ber SKuftf ju, fanb reiben ©toff
ju fortwdbrenber Slbdtigfeit unb biß jjfct war e* mir nid)t
oerg6nnt ibn ju erfdjöpfen, fo wenig al* e* felbft bei bem
b6d)fi erreidjbaren Lebensalter ber gall fein bürfte. X5a«
eifrige, forgfame Sefen beö genannten Sudje* leitete mid) ju«
ndcbfl auf bie 3bee, nad) bellen Jtrdften ju ergrünben: ob
alled baö/ was in bem SßerCe erjdljlt wirb, aud) überall ber
SBabrbeit entfpredje. Sa(t ein beroifdjer Crntfdjlujj war eS
wobl ju nennen/ aber \\)\\ faffen unb fcgleid) ^)anb an ba6
SBerf gu legen, war Sin^. Die öffcntlidjen&ibliotbefen unferer
^tabt boten mir ttxva ein £5u§enb iöertc ; SJiufitfrcunbc befaß en
eljer alle« anbere als 23üd)er, bie ju meinem 3wccfe bienten.
3(% mußte baber aus 2luctionen ju erlangen fudjen, voai mir
wünftbenSwertb unb nothwenbig erfdjien. Sßalb erhielt id)
Kataloge 5 emfig burdjfoifd)te id) fic in freien ©tunben. Jpiez
fanb icb ein SBucbi oft war alleö ©udjen umfonfl; manchmal
jebod) war bie Ausbeute bebeutenb unb erfreulid). greife
würben nun für bie mir wertboollcn S5üd)cr aufgejeidjnet,
unb icb erbielt fie, bie mir fo b od} willkommen waren, wenn
id) mir aud) mandjen ©enuß cerfagen mußte, ben *u entbeb-
ren ober gdnjlid) aufjugeben oielen febwer, ja unmöglid) fal--
len bürfte. ©o bin id) benn am ©d)lufTc biefeS 3abreS nad)
unb nad) in ben 23eftfc oon neun b u "bert fünf unb
jwanjig ©djriften, bie ©efdjidjte, Stbeorie, Äriti! unb
Afuflif ber 2onfun(l betreffenb, gelangt, beren 3nbalt —
beiläufig gefagt — mir fo befannt i(t, baß id) über ein jcbeS
20er! bie genauere 9Zaebrid)t ju geben oermag.
^taum barf id) 3bncn wobl bemer!en, baß unter tiefen
©djriften — bie dltefte oom !3abre 1496 (Gafors pract.
music) erbielt id) für^licb »on einem febr wenben greunbe
— mandje bodjfl feltene fid) befinbet; j. S5. aus bem 16.
3abrb« oon Aventinus (1^16), Frosch (1535), Zar-
lino (1558)5 auS bem 17. Sabrb- oon Mersenne (Har-
nion, univers. 1636, ganj oollfldnbig in jwei goliobdnbcn),
Kircher (Musurg. 1650) u. o. a 5 baß fdmmtlid)e 2öerfe
oollfidnbig unb foldje, weldje bie 2on!un(l nur nebenbei bt-
rubren, j. S3. ©uljer'S Sbeorie b. feb- .Rünftc, 2CpeTS
«Ketrif, SBagenfeil unb Stimm über bie SKeiflerfdnger,
»f>agen'S Sföinnefdngcr u. a. bier niebt aufgejdblt ftnb.
3Dcd) bie mu(iEalifdjcn ©ebriften mad)ten mid) mit ben
£onmeiftern aller Stationen Europas betannt. SGBas
lag wol)l ndber, als baß icb mid) befkebte aud) ibre SBerfe
fennen ju lernen. SBaren aber bie ©ebriften fdjon mit 2Jiübe
ju erlangen, fo war eS bod) bei weitem fernerer mir praf:
tifdje SSJerfe aus ben oergangenen 3abrbunberten anjueignen.
2Cud) f)itr bot fid) inbeß mandje gün^ige ©elegenbeit, fo baß
jeber bebeutenbe (Somponifl beS 16., 17. unb 18. 3abrbun*
bertS in einigen, öfters fogar in einer febr großen Änjabl
feiner SRufitjiücte $u mir berübertönt. Ucbcr oiertaufenb
&on(tüetc — baS 19. Sabrbunfrert würbe jebod) niebt be--
rücffid)tigt — liegen bier oor unb unter ibnen mandje febr
merfwürbige Ausgaben, j. 5P. oon 2Crn. ©cblid (2abula«
turen etlicher Ccbgefang je. ÜÄain^, 1512), $>. 9cewfibler
unb ©erle (ywti Üautenbüdjer o. 3- 1535 u. 1552); Jfcir-
eben-- unb weltlidje ©tfdnge, gebrueft ju Senebig, breijebn
oerfebiebene ©ammlungen (1597) u. m. a.
©alt eS bti ben ©ebriften nur mandje Opfer ber (5nt>
fagung, bie leidjt fcu bringen waren, fo war bi(r eiferner
gleiß nötbig, bie fdmmtlicben 2!onwerfe — um fie oerfteben
ju lernen — in unffre 9cotenfpfleme tbeilS entziffert ju fe^en,
tbeilS auS ben ©timmenbüd)ern in bie oollfidnbigen ypaxtitus
ren ju bringen, darauf barf icb mobl/ tb- Jr. , obne rotb
ju werben, einen gewiffen SBertb legen.
(Sine Unterabteilung ber praftifeb^n SBer!e ergab
(14), nemli$ bie ©ammlung ber @t;oralgefdnge
30
Xud) fcier gelang e« mit burdj fortmdfcrenbe« 2Cuffud&en über
jwetfcunbert fünfzig Söerfe nom 3abre 1507 bii auf
bte neuefte 3eit, aufeuftetten unb ein Serjeicinif baoon big
gum 3a(>re 1799 reidjenb, pnben ©ie in bem 9?a$trage mei;
ner Literatur ber SKufif — fceipjig, 1839 bei 3lob. griefe,
6«te 1&5 — 84.
2luS biefer SRtttfyetlung erfetyen ©te, wie meine f leine
©ammlung, bie in oerfc&iebene getriebene Kataloge einge-
tragen ift, au« einer geringen, unfdjeinbaren SBurjel fo ber-
anreifte, baf jte midj, wenn idj barau« Statt) unb Selebrung
fudje, ntc^t leidjt unbefriebigt Idft, unb bie al« tyvivau
bibliotbef wobl fo nennenswert^ erfdjeinen bürfte al« bie
— nur allein btnftdjtlidj ber mufifaltfäen ©Triften (598
Hummern) — um ein oolle« jDrittfjeil jcbwddjere be« waetern,
unermübeten <$. 8. ©erb er in ©onber«baufen , ber feine
©ammlung aber fo wertbooll unb befonber« fanb, um im
3afyre 1804 für feine greunbe einen Gatalog baoon brurfen
ju laffen.
hoffen barf idj wo&l, baf ber fleine ©djafc ftd& mit ber
3«it oermefjre* folltc aber bie ©ammlung für immer in
bem statu quo Derbleiben, fo fdjeint fie mir bodj ju wertb*
voll, um oerloren ju geben. 9lad} meinem SBunfdje foll bte-
felbe, bie mit fo grofer Ziehe gepflegt ift, wo möglich für bie
fpdtere 3eit erhalten »erben, jum ©enuf unb 9hi§en aller
ber JCünftter, bie nidjt fo oon ibrer ©egenwart bingeriffen
würben, baf jic oer&inbert wdren, aud? einen Slitf auf bie
Sergangenbeit &u werfen. 2Cm ©eftm« ber ©djrdnfe, weldje
bie SBerfe unferer Äun|t umföliefen, fler)e bann beutlidp ange=
trieben: ,
nrivtec Jox/aaffTf, to xctkoy y.ctit/tT£.
(Alle« prüfet, ba« ©c&öne behaltet*)
Smmer 3&r
bienftwilliger
fceipjtg, ben ©ploefrerjtfbenb, 1840.
Q. g. Secfer.
fünftes GTottcert fcer (Sutttpe,
ben 14. 2)ecbr.
Duotrt. oon Sennett. — 2Crie oon SKoffini. — La me-
lanchoüe üon $)rume. — >Duett oon ©po&r. — ©t)m*
p^onie oon g. ©$ubert.
©a« unerwartete 3ufammentreffen biefc« (Soncertö mit
einem 9ttenbel«fobn*2>aoib t fd;en Duartettabenbe braute un« in
bie fefclimme 2üternatioe, &wifdjen jwei ©enüffen wdblen ju
muffen. ©djmettertingcn gleid) oon ©arten &u ©arten ju
flattern um bie föönfhn Slumen ftd> auöjufudjcn fcum flüdj*
tigen JCoften ober fdjwelgenben Anfaugen, festen ba« SefU.
Unb fo fönnen wir über bie erfte£dlfte be8 Soncert« nur nad)
bem £örenfagen berieten, ba^r. U t) i v i eft burdj bie ^rume'fdje
„Melancholie 1 ' unb grl. (5. SB er ner unb »J)r. S^euen borf
feurd) baß £uett auä Selfonba bie meifte ©ewalt über bie
^>6rerfc^aft ausübten. Aber bie ©i)mpbonie motten wir un$
niä)t entgegen laffen. 3n ben ©ewanbbaußconcerten wiebers
bolt aufgeführt, $at fie auc^ in btefem neuen Greife ba* ge=
gen ©^mpbonieen, namentlich neue, etwa* fprobe publicum
fo entfebieben gewonnen, baf wir fie nun al§ einbeimifd) unb
perennirenb in unfern (Soncertcn betrauten bürfen. ©ie Som-
pofition i(l wie^erbolt unb auSfübrlicb in t. ffll. befprodjen.
^>ier nur ein warme« SDanfeSworl bem wactern Drcbefler
unb feinem lebenöoollen Cenfer für bie würbige Ausführung.
9)rdcfttig ging (ie, bie prdc^tige. — 14.
®ermifd>te*.
* f * 2(u« SOBten treibt man un«, baß bie in ben legten
Sagen ®ecember« jum erftenmal aufgeführte £)per „3eanne
b'Tfre" oon 3. »|>ooen (S3e$que o. Tuttlingen) mit grogem
SBetfall aufgenommen worben fei, obngeae^tet aller (Sabalen unb
3ntriguen, mie fie in grojjen ©tdbten bei dbnlidjen ©elegenbei«
ten ntemalö fehlen. iDer ßomponill, ber am Sdjluffe jtür*
mifcb gerufen würbe, burfte als ®taatibeamtev nidjt felbjl
erfc^etnenj an feiner ©teile trat Sffiab. oon »& af f cl t ^S3a r t r)
oor unb Sanfte. 2fue^ bie 2te unb 3te 2Cuffü()rung machten
oolle ^dufer. ^>err 23e«que oon Tuttlingen r;attc übris
gen« am lften Sage ber Aufführung feiner foper oom ©rof=
Ijerjog oon £o«fana ba« (Sommanbeurfreuj be« Sofepborben«
für einen oon ibm oerbanbelten @taat«ocrtrag erbalten. —
(Sin anberer Gorrefponbent au« SBien beridjtete un« früber,
baj bie neue Dper „SBlafta" oon ©eiger bei ir)rer erften
3)ar(lellung complet burcbgefallen. Sefct wirb un« aber
gemelbet, baß bie Dper bii ibren fpdtern Aufführungen bei
weitem mebr gefallen tyabe unb baß fie mandje« ©ute enthalte.
— 2lu« 5W an beim wirb gteidjfall« oon einer neuen Dper
„©itaö" oon 38. öffer beridjtet, bie am 26flen £>ec. ba^
felbft jum erftenmal mit Seifall gegeben würbe. SOcuftf unb
Ztxt (o. (5. ©ollmid') foUen fic^ oorjug«wcife burc^ (Stnfadj-
beit au^jetcb,nen. »&r. ©ffer, je^t Slttufrtbirector ber SKainjer
ßiebertafel, flammt au« einer angefc^cnen SKannljeimer ga=
milie. —
*** 3n unferm testen geuilleton fpradjen wir bie 93er«
mut^ung au«, baf bie granj ©c^ubert'f^cn Cteber mit
ber 3eit wot)l nodj für Drcfeefler arrangirt würben. 3e^t
wirb un« au« (Stuttgart gefebrteben, ba§ Sapellm. £inb*
painbner für eine« ber legten öapellconcerte ben (5rl!önig
inftrumentirt b<*be, leiber aber ba^ugefe§t, baf ba« Original
taum ju ernennen wäre. —
*** 3n mebrern norbbeutfefeen ©tdbten lief ficb, ein 1)cU
Idnbifdjer <5lartncttift 3). ©oub«waarb au« ^otterbam mit
SBeifall boren, ber, beiläufig gefagt, auf er feiner .funflfertig-
feit eine ganje au« mebr al« 100 £dufern beftetjenbe —
©träfe in SHotterbam befi^en foll. —
*** JDa« lftc bießjdbrige ßoneert be« GFaectlienoer;
ein« in granffurt brachte k unter SKD. Keffer'« 2>irection
i&dnber« 3epbta. —
*** £>a« Dratorium „Subitb" o. (5. ©efert eommt ^um
erftcnmal am 28|len in ber ^Berliner ©ingafabemie jur 2Cuf=
füljrung. —
»on b. neuen 3eirfdjr. f. SRufif erfc^eüien wodjentlid^ jwei Hummern ju einem falben Sogen. — ?>rei« be« Sanbe« oon
&2 Hummern mit murtfalifc^en JBeilagen 2 SJblr. 20 i^gr., o^ne mufiraltfdje Seilagen 2 Z\)it. 10 9fgr. — Abonnement nebmen
alle ^pefldmter, Su^, 2Kufifs unb Jtunftbanblungen an. —
'©cörutft tri Sr. 9t üctm an n in Sfipjig.)
tt e u t
3etted)rift für Jttttöik.
SScrantwortltcber JRebactcut: Dr. §£• Sdfmmantn SJcrleger: SW# Jyrtcfe in £etf>3tft.
25ierjet)nter 95anb.
^8.
2>en 25. Sanuar 1841.
*K«uc (Snmpt'onicen. — Xu6 förüfTct (Sd)tup). — 2Cn bie Stebactien. — 9ZetccIc%i (5>anbir.ann). -
®a$tt ben Alten: ber redjte alte
Sßem i|V$, ber feurige, eunglid) junge
Db idj mid) jroar an ben ältefan ^alte,
JDodj üudj ber Rurige rei$t mir bie 3unqc.
Pudert (öfll. Stofcn.)
Sfteue @pmpl;onieen.
X ^)cffc: 5te ©pmpfjonie. £p. 64. — 6lat)ierau$=
jug j. 4 £. oom (lomp. — fietpjig, Söreitfopf u.
gartet. — 1 SE&Ir. 16 ©r. —
3of). g. Äittl: Sagbfpmpljome. £)p. 9. — £)rebe*
jierjlimmen. — @bent>afeibfl. — 4 £l)lr. 16 ®r.—
33eibe Spmpbonieen würben im t)ocjd()cigen ffitneer
in Eeipjig aufgeführt, im ©ewanbfjaufe bie Äittl'fdK, tte
toon #effe tjon bec „Suterpe"; unb bec 33erid)t übec ba$
Seipjigec SKuftfleben gebaute tycer mit 2(d)tung unb in
allgemeinen jjugen fi« turj erjarafteriftrenb. 2)ie un$
fcorliegenben ^artitucen geftatten nun einen genauem
£3licf in ba$ innere beibec Sßerfe. 6$ würbe bort an
ber Spmpbonie uon $e{fe ba$ bringen toon einem be*
rannten SBorbilbe (SpobO r;ert)orgeboben, ba$ ftd) jebod),
fefeen wie f)inju, weniger in bem g<Jn$lid)en 2(blebnen
xmb gretwerben fcon ber fremben Snbwibualitit Äußert,
al$ t)telitier>c in beren felb(t|15nbigen ©eftaltung unb
2(nwenbung, in ber djemifdjen SERifcbung mit bec eignen
9)erf6nlid)feir. So ftebt man be$ 93ater$ 3"3« in be*
©obneS ©e|fd)t jur eignen neuen ^bpfiognomie ftd) ge*
flalten. 9Siele ©injel^eiten in ber Secrjnif ftnb unleug*
bar ©por^t'ifcr): gewiffe 2igaturen unb Spncopen, ebeomati*
fd)e 2)urd)gänge, manche tfunftgeiffe in ber Snjirumen*
tatton, unb bie rur>elofe $armonif mit ib«n f)«Iuftgen
«nb ftarfen 2(u$weid)ungen. Statt aber jener elegifdjen
Äage / jener 9Rifd)ung tiefftnniger 83efd)aulid)feit unb
@efübl$überfd)wang, bie, wie in morgenldnbifd)«c *Poefte,
ber ©runbebarafterjug ber SpobcTcb«n SBeife iji, wie
fte in Spobr'S liebenSwürbigfler Sebipfung, 3*flonbö,
am feifdjefien unb lebenbigfien fid) barfiellt unb culmu
ntrt; ftatt itjrer flnben wie in bed 3ungec$ SSJecf eine
gewiffe feenhafte, leben$mutl)tge SBoblbebdbigfeit, einen
regen Sinn für 2ud)tige6 unb 2fed)te$, ber babei ftnn=
lid)en ßinbrücfen feineSwegS abbolb i(l. 6$ ifi ein
ebeenbaftec 9leid)$burger, ber tva$ JRed)te$ weig unb
bat unb $u 3eiten fein ®(a^ ^)ocbb<imer trinft wie
einer, unb ber nun im geft* unb SRepräfentation6f leibe
be$ ßsSWoU, benn er i(l 83ürgermei(ler geworben, i)tx-
eintritt, feine ©dfte begrüßt unb unterbot ernfl unb
b«iter, unb fid) bucebaud nid)t$ \)ecgiebt, bi« ec jule^t in
ben 6s£)urs^>au$cod fdc>rt unb freujfibel bie Äreujfibelen
entlaßt. — £>bne ©leiebniß ju fpreeben: bie @pmpt)onie
ift xvai r)armonifd)e Äunfr, Snfttumentation, gormenbau
unb contrapunetifd)« 2(cbeit, namentlich ber beiben
#auptf<$fce, betrifft, ein tüd)tige$ 2Berf unb beurfunbet
in le&ter ^inftd)t ben 9J?ei(ler ber Segel, bem ein @e*
banfe fa(l unbewußt unter ben £dnben fid) contrapunc^
tifd) gehaltet. — 9hm jum fr6t)ltcr>en 3iger! Grin fr8b-
lieber i(l er waljrbaftig. *?)inau« gel)t^ leidjt unb wobU
gemutb in ben geunen fd)aüenben SDBalb, barjeim bleibt
ber grubelnbe Siefftnn, ber b^nberingenbe 5Beltfd)meti
unb aller gelehrter ^)lunber, unb wo einmal ber würbige
©d)ulmei(ler, Söerflanb, r)inter einer ^)ecfe b^ortritt,
ben ginger an ber Sttafe, $ob<* unb 5Beife« lel)renb,
fd)allt eine luftige $6rnerfanfare barein unb bldfl feine
SBei^beit in bie 8ufte. SWan braudjt inbef vor $u gro-
ßem Sagblirm fid) nid)t ju furd)ten. 6* ift feine wilbe
3agb; 2(lletJ bleibt in ben befdjeibenen ©renjen anfldn«
biger ©eftttung. Soben^wertb i\l aud), baß ftd) bie
SBufif aller «einliefen 3(u«maleret von (Sinjelfjeiten ent*
b&t unb fid) mit ben allgemeinen ßinbruefen unb Xn«
beutungen ber (Situationen begnügt, baß bie 3agbfr/m*
Päonie nid)t jur wieflieben #efe. unb Sreibjagb mit
32
£unbegebell unb spettfdjenfnalf ausartete, ©erabe btefe
befdjeibne SDtdjjigung unb eine unbefangene tyeitre 9taite*
tdt, bie weber flüger nod) reifer erfdjeinen will al« fte
eben ijl, gefdllt an ber ©pmpbonie unb fjat tt)t bei
ifjrer Aufführung in unferm Goncerte eine wärmere
5EI)eilnal)me ju ffiege gebraut, al« manchem in Dielet
4>inftd)t bebeutenberm aber aud) anfprudjtollerm fpm*
j>f)onifd)en SBerfe neufier 3eit ju S(jeil würbe. Äurj,
nimmt bie Sagbfpmptjonie aud) feinen f)of)en SKang im
©ebiete ber ©pmpfjonieenliteratur ein, fo wirb fie bod)
überall intereffiren unb ijl jebenfall« al« 3*ugnifj einer
glücflid) begonnenen 2aufbaf)n willfommen ju Reifen, auf
ber wir ben Gomponiflen nod) öfter ju begrüßen &of>
fen# ~~ £)«w. 2oren$.
[®efdjmacf$nd)tung im (SJanjen. — Sftottjen.]
©ie mod)ten nun, Söereljrtejler , nod) bie grage an
mtd) jlellen: wie e« im allgemeinen um bie 2Kuftf f)ier
fle()t? ob wof)l eine gewiffe geiftige JRegljeit barin
J)errfd)t? ob irgenb eine f)eilfame Stetolution in ber ®e*
ftymacf «ridjtung, ein ©treben ba ijl ? . . . . 3d) fyatu fdjon
früher ©elegenljeit Stynen $u bemerken, wie feljr ba«
au«fd)liefltd)e Cjultitiren ber fogenannten Harmonie*
5Wufif einer f)6^tm ©efd)tnacf«bilbung unb feinern
©innfdf)igfeit burdjau« im SBege fie&t; id) fyabt S^nen
fd)on bamal« gefagt, wie fetyr jene betdubenbe 83led)muftf
im Goncertfaale \)m dufern ©inn am ©nbe abftumpfen
unb baf)er ben innem, geizigen für f)6l)ere, feinere ©e=
nüffe weniger empfdnglid) madjen muß. 9?un, tiefe«
Uebel graffirt nod) immer f)ier unb bie 33lafewutl) in
ifjrer cd)t flamdnbifdjen 25erbf)eit f)at um nidjt« abge*
nommen. 3war |>5rt man (ober tielmefjr fiel)t man)
fte weniger jefct in öffentlichen ßoncerten, aber befio fjef*
tiger wütljet fie in ben jaf)lreid)en fogenannten #ar=
monies©efeüfd)aften. ©in SSewei« biefer terberblidjen
©efd)macf«rid)tung ijl bie Unm6glid)feit, SnjlrumcntaU
ober ©efangtereine in« 2eben ju rufen, obgleid) f)ier$u
einige laue 23erfud)e gemacht worben finb. 6« ijl wirf*
lid) fjart, e« auöfpredjen ju muffen, bie #aupt* unb
9teftbenj|labt eine« £anbe«, weldje« jefct bie bebeutenbjlen
Snflrumentijlen bertorgebrad)t, befifct feinen einzigen
Snflrumentalterein. 25ejlo tfjdttger ift aber ba«
sDrdjejler be« Gonfertatorium« unter ber Leitung feine«
berühmten 25irector« be« £rn. geti«. 2(lijdf)rlid) t>i>xm
Wir ton tfjm in einem ßpflu« ton ßoncerten bie ©pm*
Päonien ber brei grofen Sonbelben. ©er bie«jdl)rige be=
gann am 29. 9lot. 25ie 2te SSeetfjoten'fdje ©pmp()onie,
bie Goriolan* unb Sberon * Dutertüre waren bie *£>aupt*
aufgaben be« Drdjejler«, weldje« biefelben^ wir fagen'«
mit greuben, in wahrer SBoUfommenfjeit l6jle. gine
anbere \>orjüglid)e 2ei|luna war ein ßoncertino t>on Qf).
fanden«, ba« bec au«gejeid)nete Glarinettijl S5lae« jum
ßntjucfen tortrug. 83lae« gebort ^u benjenigen, bie tyr
3nflrument feiner eigentlichen 9tatur gemdf ju beljanbeln
t>er|let)en unb barauf ju fingen wijfen. ©ein 2on ijl
nic^t grop, wie man $u fagen pflegt, aber t)on einer
5Beid)!)eit unb 3«rtl)eit, xvu man fie fel)r feiten t)6rt.
3u ben ßffectmitteln , bie biefer «ftünjller t>icüeicr)t
mit ju groger SJorliebe anwenbet, gebort ba« 6d)0, weU
d)e« er in überrafd)enber SBeife giebt. 2(m ©d)lujfe be«
ßoncerte« trugen bie ßl)orfd)üler be« ßonferfcatorium«,
bie ton bem talenttollen ©efangleljrer ^)rn. Hintermann«
geleitet werben, ben @d)lufid)or au« 6l)rijlu« am £)eU
berge mit tieler ^prdeifton tor.
3n einem ber ndd)jlen Concerte be« Gonfertatoir«
werben wir waljrfdjeinlid) bie Suterture ju ben ^ebriben
ton 9J?enbel«fol)n unb aud) tielleid)t einige tylxe au«
bem *Paulu« !)6ren. Darüber fpdter.
25er 7te Sanb ber Biographie universelle ton geti«
ifl unter ber treffe, unb ber öte unb legte, woran ber
berühmte S3erfaf]er unau«gefegt arbeitet, wirb waljrfdjeins
lid) im Saufe be« folgenben Sä&re« erfdjemen fonnen.
6in anbere« Sffierf ton ber ()6d)ften SSebeutung, „eine
9)l)ilofopl)te ber SWuftf 7 ', bem ^)r. geti« feine beflen
©tunben wetyt, wirb tielleid)t au^ balb an'« 2id)t tre?
ten. —
De SJeriot ijl fdjon feit einigen SKonaten mit fetner
jungen grau, einer SBienerin, in ^)ari« unb fdjeint un«
ganj terlaffen ju wollen, benn fein fd)6ne« ton ber 9Ra*
libran angefaufte« Sanbljau« jle()t ju terfaufen. £)b
ber Siamantenterfauf mit biefem 6ntfd)luffe in SSeru^
rung jlel)t, wage id) nid)t au«jufpred)en. 25iefer ©egen*
jlanb ijl überhaupt in feiner belicaten ©eite l)ier weniger
befprodjen worben al« im 2(u«lanbe.
6in neue« ©efefc, ba« ton bem l)iefigen 9Winijler
ber öffentlichen Arbeiten abgegangen, beflimmt einen
ßoncour« ber muftfalifdjen dompofition, ber alle jwei
3al?re jlattfinben foü. £)er erjle ifl im OTonat 3ult
1841 fellgefefct. 25er ©teger erljdlt wdljrenb tier 3al)re
eine ^enfion ton 2500 grc«., um in 25eutfc^lanb /
granfreid) unb Italien feiner weitern fünjllenfdjen 2Cu«*
bilbung obzuliegen. 9lur gebome SSelgier unter 30
Sauren, unb nadjbem fie ficr> einer torbereitenben $rü*
fung (exainen preparatoirc) unterworfen, f6nnen jU bie*
fem CEoncour« jugelaffen werben.
2)ie Bewerber müjfen ferner fdjreiben:
(5in Snflrumentaljlücf für große« Srdjefler;
(Sin ©efangjlücf im Äirdjenflple (morceau de musi-
que religieuse) nac^ einem gegebenen 2!()ema>
gine bramatifdje ©cene nad) einem für biefen 3n>etf
eigen« terfertigten ©ebid)te.
25a« 3urp, welche« über tlt gd&igfeiten ber 6on^
33
eurrettfen entf*eiben unb Äbetr bie arbeiten ffic ben
beftnittoen Goncour« bejlimmen foU, foK au« fünf STOit-
Stiebern bejlefjen, bie ber SWinifler ernennen wirb.
Sie« fjl gewig eine ftyr lobenswerte 2Kag regel unb
W befonber« ben 2Kann, t>on bem fit ausgegangen iß,
möge fte äff bie grü*te bringen, bie man ftcb *on ihr
2fn bie Sfebaction.
h. ^l®ff fö6n i n9 le * rt ' ba§ eS oftmaI8 Ö^atfjcner ift, SRif«
öerftdnbniffe unb oermeinte SJerwitfelungen unberührt iu lafc
Ten unb bcren ©runbe ju tgnoriren, al« bur* ifcre Gr&rtcruna
fte meltei*t ji t oerfltMern. OTetneö Sbeil« bin f* "ein
Snunb oon fol*en Erörterungen ober Gedrungen unb Dom
h^u PU b C . n n, b ? fr^/™^ n6 ^ man mi* aber
^ iu »ertbetbigen mri0. - 2Cuf biefe« Serrain füW mi*
»teber fjeute ba« Wa*egef*rei be« £rn. SBolb. Siering iS
*r.48 Sbrer gef*d$ten 3eitf«rift, ba« er über meine tfeu"
ferung ®ette 99 meine« 23u*e« über Seethooen, (5 sm
*w? •A e -s U 2. b fei . ne Slf e f öur 9«ntbe betreffend, ergebt.
finnl (&?*$ T* ® rö ^ung tiefe« ©egenftanbe« be-
ginne (bie t« }ter aber nur fK M iren werbe), muß ich ben
eefer eriudjen, jene ©teile ©. 99 in ibrem 3ufamm enfaanae
ben ©egenftanb mitberft&renbe „Entgegnung" in 9tr. 366 ber
{.Blattet für liter. Unterhaltung" na*juf*lagen, ba SBieber
Ölungen fjier ju meit führen mürben 9
3uer(r tafTen ©ie un« ben £rn. GaptUmtiftn <5. tfreu»
IShÄ; n™ blc * eit ™S bcc Ö P^ Gurnantbe au« ben
£dnben be« Gompomften übernommen HL
„<56tn am l>eil. 2Betl)na*t«tage 1840."
Ihnen* mit* '^ Un S? 3 i rer * n 8 ri W n *«'t- - 3« fann
S ™* flwtcm ©ewiffen jur ©teuer ber XBabrbeit ;u--
ft*ern, baß bie Oper (Surnantbe oon <5. SR. oon SBeber
San«n er SSf br f e V S ° CfteU c Una i n ' bU ec Wb « bW Ö W «' * m
©anjen mdjt f j r ange[procI?fn bot# ^ £ ai f ptur f fl ^ e
b tewo war woM au* bie übermäßige 8dnae biefrr Oper,
ii Shr" ??? ^"«"9 »*6«e oon T Ubr bii J auf
im ©efang, Stimme unb ©piel ju fdjmacfe; - ^ a ^.
etften »orfteUungen im gleichen Sabre l;6*ften« 6 gXal
noc^ bingirt bähen, bann blieb fte ganj 00m «Wrper»
toir mq. 3n fpdteren 3abren fam fie wieber unte^ ©i*
^ C i l °, n beS ^ @rafen ® a ^nber g in bie kene - ja, ml
©«röbec .©eönent fang felbft unter ber ©irection be« W
©upott bie Surpont^e, o^ne baf ba« publicum eine «ö.-
%1^°™%' ^ W' 1 ** ^ dtte ' unb f° ^» & *>"fe Oper
meine« Söiffen« big j fit com tfrpertoir. ^ 9coc6 muß idj
beifugen, ba? midj &. 9J?. 00 n SBeber bei ber Dorlefiten
Sbeaterprobe ber Eurpantlje um meine offene gReinuna
ifai obne *ebl fagte: ]a, aber nur unter einer Sebin=
gung nernli*, wenn er bie Partitur um i fürjen würbe;
worauf er mir erwtberte: , # ba« fann unb werbe tdj nicht
fm^iu "~ ^ en a ? bern . Sa 9 Qbcr na * ber 2 ^n Jöorftel,
£?&, n?* e f JU w m . lr ' uber 9 ab mir bl " e Partitur mit ber
Sr i'nff*? v -i l V en J ?°^ ettu »9 Wd)e ganj na* mef.
ner Änft^t, bte 1« ifjm münbli« mittbeiite, ju ftreiefaem
unb tljm eine ftbfdjrift tjieroon na* ©reiben \u fenben
wa« au* gef*ab, unb na* wel*er öinri*tung er biefe
ijper fpdter in 2)re«ben unb an anbtren SEbcatern ;ur 2lufr
fu&runa, bra*te." ö
„»on biefen ^oti^en fönnen ©ie nun na* Belieben
©ebrau* ma*cnj e« ftnb 2batfa*en, bie i* ©erbürge."
^ xj. •*. . t «^ /,(5onrabin JCreußer."
2)a f* mi* über 9Bertb ober Unwertf) biefer iDper nie
unb nirgenb« felbft au«gefpro*cn Jabe, fonbern nur beigebenb
unb ni*t obne örunb eine« gaetum« erwdfcnte, t>a& our* b ^
Beurteilungen ber SBiencr Sldtter f*on oor 17 Sabren allu
mit funb würbe, nemli* bag bie Oper (Surnantbe,' ber ba«
^publicurn mit grofen Hoffnungen entqegtn fai), ungea*tet
beö oon ©eitc bir Äbminiftration be« ^oft^jeaterg gema*ten
Xufwanbe« bur*fiel (wie man ba« >Ki*tgefallen ge=
wbljnli* ju nennen pflegt); ba ferner einige btefem (SreigniG
oorau«gcgangenen unb nachgefolgten «öorfdUe in S3e*uq auf
biefe Oper, al« ber jwif*en granj ©*ubert unb SLUbci,
unb swifdjen »eet&oDen unb SÖeber, befannte £>inqe
ftnb, bte ein ®mi^t in bie 28agf*ale legten, fo bigreife i*
gar nt*t, tvai ^>r. Söiering mit feinem «a*egef*rei baben
will, ©aoor fott i* mi* bo* wo&l ni*t für*ten? ober
foU ber fragli*en ©a*e bamit gebient werben?— i* qlaubc
eber ba« ©egentbeil. - mity nur Äreu|er unb Scetbooen
würben oon SÖeber gebeten: na* ©utbünfen Äenbcrunaen in
feiner Partitur oorjuneljmen, fonbern au* no* ber Opern*
S?egifTeur ©ottbanf unb ber ©dnaer be« Cnftart in ber
• u ^ a . n i? e ' ? r - S° rtl '' bei ' be *tute no* an berfclben ©teile
in SBirf famfett, beren 3catl)f*ldge Sßeber oor ber Xuffüb*
rung m*t l)6ren woUte; au* biefe erhielten bk Sollmacht
ju tfbanberungen. SBeber Jörte nur feine meift ni*t muß.
falif*en greunbe*), bie fön ftet« umgaben unb ibn f*on
lange oorau« m bie oberften Legionen be« SeifaU« unb
»olttjubel« oerfeftten ; bie SRdnner 00m ga* mußten f*wei=
gen ober Komplimente ma*en, um ni*t ben ©*ein be«
Wetbe« auf fi* ju wenben, benn trog allem 3ubtl ber £>ilet=
tanti über bie ital Oper war K. 2Jj. oon SBeber benno* ber
(oon deinem beneibete ♦*) , ; C6we" be« ^age«, wdljrer.b an
bie anbern tn SBien lebenben 3!onbi*ter, am aUerwenigften
an »««/booen, geba*t würbe; inbeß hatte ber 2onbi*ter
be« Sreif*uft al« fol*er wie au* al« ©aft eine« gebilbeten
publicum« mit i«e*t bie gldnjenbfte Aufnahme ;u qemdr*
tigen.
©eet^ooen'« Urteil über bie Gurnant&c: „©« fft ein
tfecumulat oon oerminberten ©eptimen .• 2(ccorben, lauter «bin-
tertl)ur*en u. f. w." würbe erft fpdter befannt unb fonnte
bem 2Berfe ni*t mebr f*aben, benn ba« publicum (atte mit
Umdnberung be« SBorte« @urnantöe in „@n nun ante",
ba« am 3!age na* ber lften Sorftellung oon Sföunb tu «Wunb
ging, bereit« ba« tfnatbema au«gefpro*en. 2fber oon <5in--
bruet war gran« ©*ubert'« Urtbeil unb feine be«balb mit
«Beber gehabte 5Di«cuffton, ein »orfaU, an bem i* unb einiae
anbere greunbe ©*ubert'« inbirecten 2Cntt>eil batten. ©er
gutmütige ©*ubert fagte ncmli* in einer ©efeUf*aft na*
ber lften Eorftetlung, baß in ber ganjen öurpantbe Jeine
finjige originelle 9)?elobie fei, er woUe bie« SBebern in feiner
Partitur na*weifen, worauf SBeber, bem bie« eiligft rappor=
tirt worben war, dußerte: „ber 8affe foU oorf;er erft etwa^
lernen, ebe er mi* beurteilt", welche ©entenj wieberum
©eber « *au«wirtb tn bte STOetjrja^l uberfe$te unb in einem
rtaffeebaufe promulgtrte. ©*ubert aber, ber bi« babin be-
reit« 7 bi« 8 Opern, mebre ©pmpbonieen, einige bunbert @e-
fdnge unb otel Änbere« gef*rieben, beffen Äaufieugnif jebo*
*) Die« f*etnt ein SBiberfpru* mit bem gerabe »orber ©e-
fagten.
"> ? ». 8t
34
!aum 27 3ab« au«weifen tonnte, wollte bo* biefen »&<•£*?'
nicht einfhcten, gina *u SBeber in bie äBobnung unb betraf*
tiote tbm feine 2Cu«fage in« ©eft*t, bereit, ibm bie »eweife
*ur ©teile *u liefern. - m\i &. Siering ober em anberer
über biefen *araeteriftif*en Vorfall, ben no* ftebenum=
ftdnbe begleiten, bie betaillirtefte Äunbe, fo möge er fi* be«*
halb an @*ubert's »ruber, gerbinanb, ober an ©*ubertö
oertrautefien greunb, ben faif. ©taat«beamten 3of. £utten*
brenn er in Jßien wenben *).
SBabr ift e«, baß bei ber lfhn S3orftellung fturmif*er
Beifall erf*otl, wooon ein Z\)(il bem 2Berfe ••), ein anberer
ben Äu«fübrenben gegolten, mabr, baß bie beiben folgenben
»orftellunaen immer ein tleinere« tfubitorium bitten, wabr
ferner, baß bei ber 4ten öorfhllung, bie tfreufcer bingirte,
SEBeber wieberbolt gerufen warb* aber ni*t mmber wabr tft
e«, baß ber ftürmif*e «Beifall ein oon ber tfbmintjtration be«
Sbeater« in biefer Art oorbereiteter, bii aUen anbern SSor*
ftellunaen ein fogenannt forcirter gewefen, womit aber
nicht* mebr gerettet werben tonnte, unb 2Beber, ber ba«
©cbicffal feine« Söerfe« bur* ba« immer fpdrli*er befefcte
äau« ja Hat feben mußte, tbat gan* 9Se*t, wenn er feiner
Sattin ni*t« al« <Srfreuti*e« barüber f*rieb. SBer tön
aber na* jener Jtataftropbe gefeben unb oor&ct ju beoba*«
ten ©clegenbeit batte, fonnte nur ju beiitli* tn feinen
3ügen lefin, wie ibm *u SKutbe fei, unb felbft bie ©lutf*
wünf*e ber SKdnner oon Sa* mußten ibm oerbd*tig oop
° m unb' bamit f*ließe i* bie« (Sapitel über bieöurgantbe
unb if)ren (Somponiftcn , boffenb, baß mi* *r. Biermg oon
ben angefertigten S3erbre*en, at«: „perfönli*cr £aß, Cu*
neu, b&ige ©eitenblicfe, £erabfefcung be« guten Spanien«
SBeber'«, ©bfcenbienerei", womit er in feinem fulminanten
Srtifel um fi* wirft, abfoloiren unb ben im ©mgange biefe«
©*reiben« angefübrten (Srfabrungflfafe beberjigen werbe. —
SDer oerebrl. Stebaction banfe i* übrigen« für bie mit mir
aebabte ©ebulb, ©ie oerfi*ernb, baß i* -für GL 8*. oon
Ißeber'ö fcerfon unb SBerfe ftetß bie größfU 2C*tung. unb
gßertbfcbdöung füllte unb immer no* feft bewahre, wie t*
bie« bereit« an einem anbern Orte au«gefpro*en babe, unb
bie sDtufrtinflitute, benen i* bis nun oorftanb, bezeugen
fbnnen **♦).
*a*en, ben 31. ©ecember 1840.
w ' X. ©*mbler.
•} Cieber bleibe er uner&rtert , ba bie Unüberlegtheit bc«
«djuberffdjen Urtbeil«, wie SBeber'« Icibenfdjafthcbe Antwort
barauf, na« unferer Meinung wefcer ben Stncn nod) ben
Anbern efert. ^ £
*♦) Xlfo bodj. ö - *'
♦••) mt biefem offenen ©efldnbniffe hoffen wir benn au*
ben ©treit geenbet. b - m '
91 c ( c o ( o g.
3* @attfcmantt*
3n ben legten Sagen be« Sabre« 1810 flarb in ©arfdjau
ber bort feit Sauren tätige (5laoier!ünftlec unb Sonfe^er
3- ©anbmann. 3n ber ©egenb oon ?)rag um ba« 3abt
1802 geboren, erhielt berfelbe in $rag feine Srjiebung unb
jeigte wdbrenb feiner ©ntwicfelung fo oiel ©inn für aKuflf,
baß feine ©Item ibn gan& ber JCunfl wibmeten. S5efd)rdnJte
aSermbgenöoerbdltniffe gematteten feine glanjenbe 2(u«t)ilbung,
mit einiger gertigfeit auf bem $pianoforte wit in SBebanblung
ber ©aiteninftcumente, unb einigen mebr erratbenen unb ab:
gelaufenen als erlernten tfuffdjlüffen über bie ©runbregeln
be« ©a$e«, wanberte er !urj oor bem lefcten Äufftanbe na*
^Polen, fidj bort einen 2Bicfung«Crei« ju fudjen, borten gün?
fltgere Serbdltniffe ju erringen al« ibm im SBaterlanbe ges
btübt bitten. >Der berjlidje, anfpru*lofe ©barafter fanb audj
borten überall günflige Äufnabme, fo baß Der angebenbe Cer)=
rer in furjer 3eit über allen 9labrung«forgen flanb. Dur*
3iecboifi, ben regen ©djüfcer polnif*cr ^unfl/ erwu*« ibm
in ber golge au* ein eblerer 3&utung«treiS , inbem na* ber
fflefifcnabme ber Muffen, wo alle Snflitute barnieber lagen,
ber Verewigte ju ©tiftung einer ©inga!abemie aufgeforbert
unb unterfiüfct würbe. Siebte Sab« bmbur* blühte bie
junge tfnftalt unter bem eifrigen heißer, unb ma*te fi*
f*on bur* Xuffübrung gldnjenber SOSuftCfläcte befannt, al«
auf einmal bie 3erriffenbeit, bie ba« unglüctli*e ?3olen feit
ben legten Sagen be« ©lenbe« brimfu*t, bie junge ^jflanje
im ©ntfteben jn ©runbe xi*tete. ©anbmann, ber in bei
3eit gamilicnoater geworben war, wibmetc nun feine 2Cuf^
merffamfeit ber Äir*e, unb fu*te für ben ©otteöbienfl we*
nigflen« einen tü*tigen <5bor ju erbalten, für ben er in ber
golge mebre Neffen f*rieb, bie, wenn au* in man*em <£ir\:
feinen tabelbar, einen frommen ebeüi ©inn, einen regen gleiß
unb in ibrer SReibenfolge gortf*ritt beurEunben. ©*on oom
3obre 1837 an entjog Ärdnfli*feit ben Äünfller feiner f*6n
begonnenen Caufbabn, er warb ftet« binfdlliger, unb erlag ber
©*winbfu*t juleftt , na*bem ©ab unb Hr&t aUe 9cettung«s
oerfu*e fru*tloö angewanbt. @r flarb ber Äunfl, feinen
greunben, einer junaen ©attin unb breien SBaifen. Unter
feinen gr6ßcren SBerfcn ifl neben ben SHeficn einer ©ömpbo--
nie gu gebenfen, bie er im legten ?eben«jabre oollenbete,
wel*e aber, xoit feine größeren ©a*cn, no* £anbf*rift ifr,
ba blo« einige Sdnje unb kleinere Ctcber oon tym in 2öar=
f*au bur* ben SDrucf begannt geworben. — ©. SB-
31 o t i j.
*** 8Son ©*ubertb u. (5. in Hamburg werben al« balb
erf*einenb jwei (Sbaraetcrftütfe f. 9>fte: SBettina u.SRabel,
tfltufi? oon (5. ebtiflern, angefünbigt. —
— 6 ef*«ft«noti X e„. ^^J^^ tä 7 £' - öl«, »• *• = &™\X*&'&
ldd)t r*dtre. - 15. ©reiben, e. ©Mr. - »«'»«^ ^^Jb "n/». ». »• - SDrMben, »• ©Mr. - 21. ©"«ben,
gulba, ». *. - SB«"., ». ©• - *««*"» \% " ^^n, S8. ». V- - 26. Bonn, 6om. f. fßutt). .- »et«
©rd^, o. 3- — '
«on b. neuen 3*T*^^^ Äo^Äm^n
« 9lumm,tn m,t muPt at^en *^**g- »jg r ^g! u m nb ' WnWanMun fl en an. -
( »ebrutft b<i 3r. Ä ü rf m a n n in Scipjig. )
tt e u *
2>dt&tt)n(t für JHttöik.
»erantwortlic^t JRebacteur: Dr. «£♦ (Scgtitmanm »erleget: 01« Briefe in fietpjtft.
^9.
SStcraetjntcr S8anb.
Den 29. Sanuav 1841.
Tit crftc 9£otcrrtrucfcrci in Tcutfdjlanb. — bitter u. C^cfnnqe. — 3Cu$ ^ari*. — 23cnnifd>U6. —
.Körper unb ©timme leibt bie <3d)rift bem ftummen ©ebanfen,
&urd) ber Saferfeunberte ©trom tragt irrt &a$ rebenbe SBlatt.
©djiller.
©te erßc ??otcnbrucfctct in £Vutfd)lanb
im 3<0>re 1512.
gutfeer nannte in feinet bejeidjnenben tieffrdfetgen
vSpradje bie Srfinbung bec 33ud)bnKferfunfr „baS lefcte
Äuflobern vor bem erlofcfeen bec SBelt." 3n bec 2t)Qt
r>at tiefe Äonigin bec Ghrftnbungen , um bei beS gcofjen
{Reformators ©leidjniffe flehen ju bleiben, eine gacfel
entjünbet, welche in nie verlofdjenbem glammenltdjte ben
(SrbfreiS erleuchtet unb felbfl in ©egenben, wo taufenb*
jdljrige 9tad)t it>re gittige ausgebreitet feielt, nad) unb
nad) bit ©onne ber ©eftttung herbeigeführt. ©ie fyat
allen benen, bie lefen fonnen, $u ir)ren beiben 2(ugen ein
Drittel gefdjaffen, mit bem fie ubec S3erg unb Sfeal in
fcie weitejte gerne fdjauen, ein Sfer ju tferem £>fjren*
paar, mit bem fie bie SBeiffagungen ber 93orjeit, bie
©eißerftimme bec ©egenwart unb baS glüfiern ber 3u-
fünft vernehmen, einen SWunb, mit bem (ie über baS
©eltmeer f)inweg fewofjl in bie 5Bolfenregionen ber 2(n*
beS unb beS #imalana als in bie (Sbenen ber ^ampaS
unb ber Samara feineinrufen fonnen. So fpriebt eben
fo fd)6n als wal)c ß. galfenftein in feiner @efd)id)te
ber 53ud)brucferfunft. 2(ber aud) für bie 2onfunfi
war biefe Stffnbung von bem grojjften, allgemeinen
(Sinfluf ! 2eid)t verbreiteten fid) nun bie fjerrlidien Eon*
werfe, burd) ben Drucf vervielfältigt , nid)t nur in allen
©auen 2)eutfd)lanbS , fonbern aud) in allt Mnber beS
gebilbeten Suropa. 251« unenblid) grojje Tlnjafel gebruef*
ter SJiufifalien, bie nur allein in bem 16. 3ar)rl)unberte
erfdjienen, beutet fyinldngüd) auf bie unbegrenzte StjeiU
nafjme, bie ein jeber an ber Äunft nafym, unb jeigt unS
War, wie -fer>r fie gefud)t unb gefd)<$&t würbe.
5Bem verbanft aber wof)l 2>eutfd)lanb bie gin-
für)rung, vielleicht fogar bie Srfinbung ber gebruef-
ten 9Joten? —
SBeit verbreitet ift ber JKufem, ben fid) ein Sttavio
*Petrueci ju SBenebig , fpdter ju gofiembrone in ben
Sauren 1503 bis 1520 um ben 9Jotenbrucf erwarb.
5Beniger ober fajl gac ntd)t finb bie S3erbienfie eines
25eutfdjen befannt, ber ftd) mit *Petrucei g leid) zei-
tig mit jener Äunft in unferm Saterlanbe befdjdftigte
unb ber biefelbe vielleicht auf gleidje bebeutenbe $obe
brachte, wie 3ener.
©er 9iame biefeS 2)eutfd)en ifl: ^)eter @d)6ffer
aus OTainj •).
ÄllerbingS ijt biefer erfinberifdje Äopf als Motens
bruefer nid)t unbefannt; gorfei — ©efd). b. 9Ruf.
83. 2. S5. 519 — unb Äiefewetter — 93erbienjle
ber 9iieberl. ©. 98 — fieüen ir>n beibe als ben erften
in 2)eutfd)lanb auf. Sie fagen : er t)cibt in Strasburg
1525, fo wie 1535 ein ©efangbud) unb tln tfjeoretifd)*
mufifalifd)eS 5Berf gebrueft. ?(ber ^)eter ©d)6ffer
trat ntcr>t nad) finem £)ttav. qjetrucci auf, fonbern mit
tbm fafl jugleid), unb fyattt fdjon in STOainj, wo er bis
*) Äaum bebarf cS wohl ber Semcr^ung, ba|j (jicr ntdjt
ber ?)eter ©djöffer gemeint fei, ber nad) ber Trennung von
©utenbera im Safere' Hj5 mit ^uft in 9)?atnj ein geroinn-
re 'djeS (Üefcfedft anlegte. 3ur ©tcfecvflcUung ber ^erfon un-
fercö crflen 9^otinbrucferS bienc folgenbe 9^oti>. ?)rter ©d?öf-
fer feinterliefc jroei ©6fenc, non roclcfetn ber Weitere nad) fei-
nem ©ro&oater mütterlicfecr &eitc 3ol)ann, Der 3üngcre aber
nad) feinem 93atcr $>eter genannt rouibe. 53eibe rotemeten
(Id) ber SBudjbructerfunfl. Sobann blieb im SBeftfc beß odter=
lidjen 2)ructfeaufeö, ^)eter fab fid) aber im Safere 1512 genö-
tfeigt, SJiainj ju oerlaffen. (5r erriefetetc in Söormö, bann in
Strasburg — 1532 — cnblicb in 2>encbia — 1541 — eine
SBudjbructerei. 9Mfecrc* in galfenfretnö Öt[d). b. SB. @. U7.
36
1*12 »eilte, ben 9?otenbru<f ju folget 23oUenbu«(i
gebreufcc, bafi er in bem Umgenannten %at)x$ ein praN
iifefci« Wotenwerf f)erau«gab, weld)e« an ©d)6nt)eit
ber 2(u«ftattung unb ©djirfe ber 9toten nidjt« jit wün*
fd)en übrig lagt, aud) bei genauerer 23ergleid)ung mit
bem an praftifd)en SSeifpielen reiben tt)eoretifd)en 2Berfe
t>om 3at)re 1535 (Frosch Rer. music.) in Sorgfalt be«
2)rucfe«, ber gormen u. bgl. to6llig übereinfiimmt.
©er Üitel biefe« in fdjmal £luart gebrucften unb
au« 85 ©eiten befief)enben 33ud)e«, weldje« root)t mit
»ollem 9ied)te 5U ben bibliograpl)ifd)en Seltenheiten , $u
ben 3ncunabeln be« 9iotenbrucf« toon mir geregnet wirb,
ift mit ber beibehaltenen alten ©djretbweife folgenber:
„Sabulaturen ßtlidjer 80b || gefang tonb liblein toff
hit orgeln ton lau* || ten, ein tljeil mit jweien ftimen ju
äwiefen || ton bie brit barfcu (Inge, etlid) on gefang! || mit
breien, too 2(rnolt ©erliefen $falfc* || grauifefeem
Gl)urfürftlid)em Drganifte || £abulirt, ton in ben Srucf
in b'torfprngf* || lidjen (tat ber trueferei ju SEReinfe wie
J)ie || nad) toolgt toerorbnet."
2Mefe Stiltn nehmen nur bie red)te (Seite be« Zitti^
blatte« ein. 25ie linfe jiert ein triftiger, fauberer #olj*
fdjnitt, bar(tellenb: ©uterpe in einer 9lifdje ftfcenb unb
glöte blafenb; neben if)r ein ©djwan; ju ifjren güfjeA
eine £>rgel, 4^arfe, Saute, glite unb SBioline. Die 83.
nid)t numerirte Seite enthalt nur bie 2Borte:
„©etrueft $u 9D?enfe burd) 9)eter ©djoffer. 33ff fant
5ttatt)ei« abent. 3(nno 9ft. 2). pij." Da« SSorwort be«
©omponiften i(t unterzeichnet: „Datum 2(nbree apo.
anno 1.5.11."
SSefyalte id) mir toor, fpater nähere 9?ad)rid)ten über
ben f)6d)ft intereffanten Snljalt biefe« burd) fein t>or;eö
2fltec fo merfwürbigen 33ud)e« $u geben, fo glaube id)
burd) biefe einfache 9KittI)eilung bargetfjan ju Ijaben: bajj
toiel früher in Deutfdjlanb gebrueft würbe, al« unfere
mufi£alifd)en ®efd)id)tforfd)er meinten; baf Deutfd)lanb
bem tfuölanbe in ber Äunfi be« s Jtotenbru<£ e«, roa« ®e*
fdjmac? unb ©d?6nt)eit anbetrifft, aud) in ber früfjeften
Seit nid) t nadjftanbj bag e« faft ju gleicher 3eit unb
mit bem glücflid)ften ©rfolge mit jenem wetteiferte, unb
enbltd): baß bie ©tabt 9ftain$ aud) biec ber elafftfdje
9)unet in unferm S3aterlanbe ift, au« bem, wie garten*
jtein fagt, unter 3Binfrieb bem 2Bol)ltl)dter (33onifaciu«)
bie f)eilige Sefyre unfere« ©lauben«, unter 2(rnolb 2Balb*
pob burd) ©tiftung be« großen rl)einifd)en ©täbtebunbe«
©id)erf)eit unb 5öof)lftanb über Deutfcblanb« ©auen,
unb 1440 burd) 3ol)ann ©utenberg unb *Peter ©djoffer
ein neue« Sid)t über bie ganje SBelt au«ging
6. g. Secfer.
Siebet unb ©cfänftc,
£eop. 8cnj: Xbenblieber am ©tranbe toon £>.
©tieglift f. 1 © 8 j|. m. tyf. Dp. 24. - ÜRün,
*en, 3. Äibl- — 2 £efte a 1 gl. 21 3Er. —
3. 9>- @- £ artmann: ©ed>3 ©efdnge für c ©g(t.
m. ?>f. — tfeipjig, g. Jtijlner. — 14 c*©r. —
2t. 2Baller(tein: lieber au5 meinem .^agebudje,
m. S3cjl. te^ »Pf. — ^annocer, Z. ülaatl. —
5Dp. 10 u. 11. — 2 £efte a 18 g®r. —
2Son bem ßomponiften ber 3(benblieber am ©tranbe
fjaben mir toor längerer 3?it ein ober jn?ei Siebenrerfe
cingejei9t / bie (id) burc^ mel)r al« eine 2ugenb toor ber
glutl) ber 2!age«erieugniffe ijertoortbaten. 25iefe 3(benbs
lieber finb ba« (5rfte, n?a« un« feitbem toon i&m ju ©e*
(idjte !am, unb wir freuen un« anerfennen $u muffen,
ta$ er nic^t aut oer 2frt gefdjlagen. ©obl tt)ut e«
fdjon, einmal etwa« anbere« ju l)6ren al« bie enblofe
tritoiale Siebebettelei gew6l)nlid)er Stebertepte, bie ba« fünf-
jigmal ©eleierte jum etnunbfunfjigften 5Kale leiern unb
bann nod) toon funßig SKufifanten wicbergeleiert wer*
ben. Sie SDfelobie unferer Sieber ift nid)t ebm toon über*
rafdjenber Originalität, aber angemeffen unb toom ^)audje
warmer CrmpfmDung belebt. Die Harmonie, bie, oljne
ganj frei ju fein toon einzelnen matten ©teilen unb Gon*
toerfation« * glo«!eln / im allgemeinen reid) unb auc^ in
ben gormen bejetdjnenb, oft eigentümlich ift, fo wie
bie ganje gaffung unb Haltung geben toon einem wür*
bigen ©treben rüljmlidje« ßeugnig. 9?ur bai jweite Sieb
be« ^weiten ^)efte« fdjeint un« 511 ungünftiger ©tunbe
erfunben; bie 3Welobie l)angt fid) mit il)ren fonberbaren
SRücfungen unb Dehnungen fo bleiern an bie beflügelte
Segleitung. lim fd)neflften unb leid)teften bagegen
fdjafft fid) ba« brittc Sieb bc« erften unb ba« erfle be«
jweiten ^)efte« (Singang. Sie Sieber finb für tiefere
©timmen berechnet.
©in erfter flüchtiger Slicf fönnte in ben Siebern toon
^)artmann ba« SBer! eine« angeljenben Äünfrler« toer*
mutb«n laffen. Sod) lagt genauere Prüfung balb in
ber liebermäfjigen 23efd)ninftl)eit ber 2Rittel, in ber ein*
fadjen aber gewillten unb gefeilten ^)armonif bie ge*
wanbfe ^)anb be« gereiften Sonfefcer« erfennen. 3" ^^
ballabenartigen ©ang toon ber ,,©d)neef6nigin" fyattw
wir inbeg mefjr bramaiifet^e« Grlement in ber Äuffaffung
erwartet, jumal toon einem bramatifd)en Componiften.
Die übrigen rein lieberartig gehaltenen finb: /; $eibenro«*
lein" „©leid) unb gleich" unb 6ldrd)en« Sieb toon ®6tl)e,
SQiegenlüb toon Qbbtytx unb „ÜKifjmutf)" toon einem Un*
genannten, toon benen namentlich bie beiben teueren für
ftd) gewinnen.
*&r. SBallerftein l)at wol)l mit gutem 23ebad)t md)t
bie fübnften unb unfterblidjften feiner Sieber au« feinem
3:agebud)e mitteilen wollen. €d?on ba« 2J?ofto auf
37
bem Sitel: „9lid)t länger trollen biefe 2ieber Üben, al«
bi$ iht Älang ein fühlenb #erj erfreut" — beutet rer*
flogen barauf hin. (5r wollte ro: allen 25ingen Seid)*
te«, ©djnellwirf cnbe« , einfchmeidjelnbe« geben; unb er
hat e«. ©eine SOTelobieen ftnb in ber Zt)at fo fliejjenb,
jufagenb, ben Seiten mit einer gewiffen »armen Siebe
ficb anfdjmiegenb: unb baju biefe bequeme Segleitung,
bie freilich einige Ijebenbe Nachhilfe, unbefdjabet ber 2etd)*
tigfeit, beburft Ijdtte — furj alle« tfi munb * unb fyanb*
geregt. Dem ©dnger »erben inbejj bie 2teber bod) bef*
fer gefallen al« bem Segleiter, wenn nicht beibe in einer
$Perfon ftch rereinigen, mi buvchau« feine Schwierig*
feit l)at. — £)«w. 2oren§.
Berichte auS 5>ari§ t>on £. SSerliog.
42.
Th£atre de l'Opera.
©rfte Söorftellung ber: „Favoritc", JDper in IV tfctcn ron
Eboipb 9?opcr unb ©ufl. äöaoö, SCRuftC öon ^Donijctti,
23alkr« uon 2flbcrt 2C
5Benn »&err Donijetti wieber $wet neue £>pern mit
ßrfolg auf unfere Sühnen brad)te, fo barf man ntd>t
unbeiücfftchtigt laffen, bafi bie ©üjet« berfelben nid)t ohne
bebeutenben Sinflufj waren, namentlich ba« ber „garo*
rite", weld;e« jwet 9Ji<Smter roll ©eift unb ©efchmac!
urfprüngltd) für ba« Theatre de la Renaissance bear*
beitet. 25er ©(off, ber fpanifdjen ®efd)id)te entlehnt,
athmet jenen melancholifd) rcmantifdjen Gbarafter, ber
bcn meiflen Forellen Gerrante'« aufgeprägt unb ber
mufifalifdjen Bearbeitung fo Augerft günftig tft.
Sie #anblung geht in CEaftilien um'« 3al)r 1340
ror fiel) unb fnüpft fid> an einen jungen 9Jorijen, ger*
nanb, n?eld)en ber Unblid eine« fdjonen SBeibe« abb^t,
im Älojlec ben greuben ber SBelt ju entfagen. Dem
Elterlichen SBiÜcn unb ben SSorflellungcn be« ehtwürbi*
gen spater Saltfyajar juwiber begiebt er fid) an bie Äu=
fien ber Snfel 2eon unter eine ©ctjaar junger 9R<Sbchen,
©darinnen unb $ofen f e j n ec heimlich angebeteten, beren
dornen unb ©tanb er nid)t erforfdjen fann Wcid) einer
Untmebung mit if>c bittet if>n bie fd)6ne Unbefannte,
nicht weiter in fie ju bringen unb ftd) mit ber 33erfTd)e*
rung i^rer ©egenliebe ju begnügen. 25a be« Äonig«
ßrfdjeinung fie ftort, entfernt fie ftd), lAfjt jebod) in ger*
nanb*« Jg)anb ein Rapier jurücf, in welchem fie ihn brin*
genb bittet, ba« ßapitain« -- patent , ba« fie ihm au«ge*
mittelt, anjunehmen, nach bem #eere abzugehen unb
ihrer 2iebe würbig jurücfjufehren. ©er begeifterte ger*
nanb tfjut wie ihm geheißen, übt große #elbenthaten
gegen bie SRauren unb rettet fogar ben Äinig mitten
im ©chlachtgetümmel.
Der fpanifdje SRonard) fehrt jurud um in ben 2fr*
men ber fch&nen Seonore ron ben SRühen unb 33efch»er*
ben be« Ärtege« au«juruf)en. — 2eonore aber, be« £6*
mg« SRaitreffe, ift bie angebetete Unbefannte be« liebe«
beglichen gernanb. — Der Jtinig, mehr ron ihr bezau-
bert als je, i(l bereit« jum Sntfdjluffe gefommen, fid} ron
feiner f5niglid)en ©emahlin ju trennen unb 2eonoren
jur ©attin ju erheben, al$ ihm ein järtliche« Sriefdjen
unter ber 2(bbreffe feiner garorite $ugebrad)t wirb. 25er
Ä6nig tfl wüthenb unb empört a(« er gernanb'« Jpant):
fdjrift erfennt. 3n bem 3lugenblicfe erfcheint ber (Wonch
33altt)ajar mit ber Spcommunication6sS3ulle be« ^)aps
fte«, welche ben Äonig ron ber Shefdjeibung mit ber
Äänigin abfehreefen foll. 9?id)t mehr au« Siebe $u 2e?
nore, fonbern au« bcleibigtem ©tol5e bietet ber Äonig
bem ^eiligen SSatec Srofe, bi« ein unerwarteter Umflanb
eine günflige SBenbung h^oorbringt. gernanb, ber lies
benbe #elb, wurbig im 14. Sahrf). ju leben, fehrt, ohne
$u «hnen wie e« hier fleht, an ben $of jurücf unb bit-
tet hatmlo« ^<« Ä6nig um bie #anb ber eblen 25ame.
25iefe inbefj, unterrichtet ron allem, will ihre inbifche
©darin mit einer belicaten SRiffion an gernanb beauf^
tragen, ©ie foll ihm über 9tamen unb, wie man jefct
fagen würbe, über ihre fociale Stellung £id)t geben. Aber
bie ©darin, biefelbe, welcher gernanb'« S3rief abgenom*
men worben, ifl in ©ewahrfam gebracht; unb fo bUlbt
ber liebenbe #elb in feinem poetifdjen ?Bahne. 2)er
Ä6nig beglücft ihn burd? feine 3u(iimmung, macht ihn
jum Gomte ron 3amora, jum 5Diarqui« unb giebt ihm
Srben. 2enore folgt ihm jagenb $ur Äirdje.
S3erwunbert über ba« feltfame Setragen ber #of*
leute, welche auffallenbe ©(offen über bie fonDerbare SJers
mdhlung be« begünfligten 3üngling« mit ber foniglichen
SKaitreffe machen, fragt gernanb inbignirt nad) bem
©runbe unb erfahrt in furjen Sßorten, baß er bie garo«
rite be« Äonig« jum Hitax führen will. ,,2Ba«?! —
2enore, be« Ä6nig« SWaitreffe?!" ruft er entfefet au«.
25a fommt ber Äonig. gernanb giebt ihm SBürben unb
Örben gegen feine Sb c * jurücf. — ©ergeben« fucht ihn
ber Äonig ju befd)wid)tigen. „SOTarqui«!" ruft er er«
jürnt, aber gernanb fprid)t: „Ce imm n'est pas le
mien — — Ce collier qui jjaya Tinfamie, je vous le
rends : ceth? epee — — — je la brise . . . a vos
pieds ! car vous etes le mi ! u
SBie effectroll unb günflig für ben CEomponifien biefe
©cene fei, leuchtet ein. 9Rid)t minber bramatifche unb
muftfalifche Effecte bieten bie be« legten 7(cte«. gernanb
ifl in« Älofler jurücfgefehrt. 6in tiefer ©djmerj nagt
an feinem 2eben. ßinfl rerfünbet ihm ein laute« 2öeh»
f lagen, bafj er nicht ber einige 2eibenbe in biefen SRbu*
men fei. ©ein Unglücf«gefÄhrte ifl ein junger 9t<wi$e,
ber, bie 9iad)t rorher in« Äloffer gefommen, feinem
©chmerje erliegt, gernanb erbarmt ftd) feiner, richtet
38
tytt auf unb fdjrerft jurficf, al$ er in tym genoren, matt
unb jierbenb, faum bec SBorte bee Sieb« unb ber Sitte
um SBerjetyung m<$d)tig, »tebec erfennt. Sa erwad)t
gernanb'* lang unterbräche 2etbenfd>aft nod) einmal in
alter 3ugenbglutl). 6r null ben belügen 6ib brechen,
will mit i&r fliegen — ba flirbt bie ©eliebte $u feinen
gufien. 3n gernanb'* Älagen mifdjen ftd> bie religiofen
©efdnge bet ÜJWndje. Der qprtoc erfdjeint unb fprid>t :
„2)er 9Jot>iie ifi tobt — betet für Uin, meine SSrüber"
— „unb morgen für mid)!" finb gernanb'S le&te
2Borte.
3df roieberljole nod) einmal, bap id) tiefe 25id)tung
t)od) fjalte forooljl wegen tl>re6 ergreifenb * elegtfdjen Gl)« 5
tafter«, al$ itjrer Älarljeit unb 9?aturlid)feit im ®ange
ber #anblung. Dabei ifl ffe überaus mujtfalifd), fo bap
ebec (Sompontjl, ben ber gottlidje gunfe entjünbet, es
für ein ®lud l)ätte fd)d&en fonnen, tiefen ©toff ju be*
arbeiten.
#r. Donijetti tyat nidjt« gednbert in feinem melobi*
fdjen ©tole, nid)t« in bem 3ufd)nitte ber ein$elnen ©<$&e,
ntd)t$ in ber »f>auptanlage feiner S3ocal= unb Snfhu*
mental * SWaffen; bie SWufi! \>errdtr> biefelbe geicbtigfcit
ber ^robuctton, benfelben glufj ber eilfertig $ufammen*
gefugten Stoten wie anbere feiner SBerfe. gür Stallen
mag ba« red)t an £>rt unb ©teile fein. (5in SKeifle^
ber binnen 8 Sauren 30 Opern fdjreibt, t>on benen nur
3 ober 4 reufftrt, t>at (Td) für fein Üeben lang fd)on einen
red)t erheblichen 5Ruf gegrünbet. Sine £)per, bie Ijier
burdjfdllt, rafft ftd) bort wieber auf.
Sin ©trtben nad) ©infad>f>eit unb 9taturlid)feit ifl
inbefj grifjftenttjeil« in #rn. £>oni$etti'$ SBerfen, unb
namentlich in ber „gat>orite" ntd?t $u fcerfennen. liud)
verbannt er aümdlig au« feiner Opera seria bie Dielen
SRoulaten unb liederlichen <3d)n6rfel, bie l)6d)ften* in
bie Opera comique paffen. 9?ur eine 2frie ber genore,
beren ßf)ara!ter nod) baju rein elegifd), fanb id) burd)
bergleidjen ®efang * gtitterpuft jur grafee »erlogen. SKan
wirb mit vielleicht einwenben, bap e« Sflojart in ber
2Crie ber tfnna be$ Don 3uan eben fo gemadjt, aber
ba« ifl feine (Rechtfertigung. Subem ifl in ber 3frie ber
2enore bie SBat>rt>ett im 2(u«brucfe &erfet)lt, bie man bod)
in ber ber 2lnna finbet.
«Stfclu* folgt.)
e u 1 1 z p t.
ßoneert *um SBeflen ber 2Crmen.
£)uo;rture ö. 2Renbel«fobn-'83artbolbp. — SJartatio--
nen o. £erj. — ^bantafic f. S3toloncetl o. Jtummer. —
Goncertarie o. ©djmtbtgen. — Stuben o. Sfcopin u.
£enfclt. — Sgmont o. JBcetbooen. —
grl. X Steffel, beren in ben SSeriebten über bie Qbr~
wanbbau«concerte bereit« rübmenb gebad)t ifl, fpielte bie S5a=
riationen unb Stuben mit einet: feltcnen tedjnifdjen 9?unbung
unb ©idjerbeit unb mit einer tr>r eigen fdjnncnben Sibenbig=
Uit beö SSortragö, bie fie wobl audj biöwcilen Sinjelnt« mit
einem geuer erqreifen ld§t , ba« etmat ju billig aufflacfert,
um nitbt im Verlauf tttvat con feiner ©lutb ju verlieren.
$tvx ©rabau trug bie S3iolonceUpt;antafi«: mit feiner oft
bewahrten Slücbtigftrt in Son unb äec^nit unb mit cntfdjei-
benber Sßirfung Dor. 2)ie öoncertaric fang SÄab. ©djmibt--
gen, Sföitglieb unferer Oper, mit nidjt gemeiner Srapour
unb tbeatralifcber Routine im JBortrag, bod) wollte uns bte=
fer wie bie ßompofition nidjt rcdjt crn?drmen. SDie £om=
mernacbttraumouDerture würbe üom Ord}efler im ©anjen gut,
bod) in einzelnen ©itail« minber gelungen außgefübrt al« bie
SERufif ju ©gmont, ju wcldjer |>err Seiger, einer ber erjlen
Äoripbdcn unfer« Ztycatezi f mit wärmflcn 2(ntbcil bie 93ios
fengcil'fcbe (Srläuterung fprad). 3^ic Sdngcrin, grl. <5. 2ßer-
ner, war leiber burd) linc ungünfligc ©ifpofition ber ©timme
ge^inbett, bie betben Cieber JUärdjen« mit bollfter SOßirfung
oorjutragen. JDie ©efammtauöfübrung war be« Sßerct« wür=
big. — H.
SermifdHe*.
*** Da« lfle bu«jdbrige £eft ber „Suropa" enthalt ei-
nen inteniTanten ILxtiUl oon Dr. @ambit)ler über „(5. ÜK.
o. Söeber'ö ©rabftdtte" in ßonbon. 9lad) langem ©udjen
fanb er fie in ber fatbolifdjcn Äirdjc in ben Sttoorftelb'«. 2)er
©arg bat auf einer cleinen ÜÄetallplatte bie Snfcbrift:
Carl Maria von Weber
obiit June 1826.
unb barunter bieSBortc: This huiuble inscription was oiTe-
red as a tribute of respect to the genius of this great
composer January 18 K> by W. H. Grattan (£>iefe Snfdbrift
würbe al« Sribut* ber tfdjtung für ben ®cniu« biefe« großen
Somponiften gefegt oon SB. £. @iattan). Dr. ©ambiblcr
fpridjt fieb übrigen« leiber babin au«, baß, wenn man ben
©arg nidjt balb oon bem je^'gen Drte, einer finjtern ©ruft,
entfernte, er oieUeid?t balb gar nidjt mebr berau«jufinben
fein würbe, unb fügt ben Söunfcfc bei, baß balb — oieUeid)t
oon unferer Regierung — ©dirttte jur 2iu«lieferung unb
forgfdltigcrcn 2(ufbcwabrung ber Uibcrrejle bc« SWeifter« ges
fdjeben modjten. —
* % * 3u ben @eburt«tagen be« ®roßber*og« unb ber @roß=
berjogtn oon SBeimar, ben 2. unb 6. ftebv., fommen bafelbfl
jum erftenmal bie „^errmannöfcblacbt" oon Sbelarb unb ber
„geenfee" oon 21 über jur 2Cuffübrung. —
SJon b. _.,...
62 Hummern mit muftralifdjen Setlagen 2 S^lt. 20 9cgr., _
aUe ^ofiämrtr, SBud)*, «mufif* unb flunftbanblungen an. —
neuen 3ettfd)r. f. ÜKuftf erfc^etnen w6d)entlid) jwei Kümmern *u einem balbcn 23ogen. - 9>ret« be« S5anbe« ; mb
«mern mit murtfalifcben »etlaaen 2 ZU?. 20 War!, obne mujtfalifcbe Seilagen 2 Stfr. 10 Wgr. - Abonnement nebmen
(Öcbrucft bei $r. Jtütf nt«im in Hcipjts. )
Hierbei ein FerzeicJiniss neuer empfehlenswert her Musikalien aus dem Verlage der Schlcsin-
Z er' sehen Buch- und Musikhandlung in Berlin* als: Methode des tnethodes de Piano — Die voll-
ständigste Pianoforteschule etc. von Moscheies und Felis, nebst Anfangsubungen und
neuen für Spieler höherer Ausbildung compon. Etüden von Chopin, Dohle r , Heller Henselt, lJiszt
Mendetesohn-Bartholdy, Taubert, Thalberg, ferner Musikalisches A B C vom Prof Pameron nebst
neuen für Kinder stimmen compon. Liedern von Kucken, Reissiger etc.
Vi t u e
3eited)rift für JHttßih.
»erantiportiic^er Sfcbacteur: Dr. SW # @cf>timanit. SScrlcger: SW # gttefe tn getpjtß.
§Sicrjet)nter 33anb,
M 10.
®en 1. Februar 1841,
«Sonnte c Gbopin. - ^cntenricbcr* <Ka$t $u ^alujui. - 2f»6 9>ari$ (©d)[uf). - Xu* 2Karf4du. -
Äu« ber ftycdjteften £anb fann SBabrfjcit mächtig
nod) roirfen r
23ei bem ©djonen alldn roadjt baö ©efäfc bcn
©djalt.
©djUler.
SJlcue Sonaten für baS ^pianoforte.
(®*lu|J au* 9U. 7.)
— Sie erfien SEacte ber jule|t genannten ©onate (id)
anfeljen unb nod) zweifeln ju f6nnen, von wem fie fei,
wäre eine« guten Äennerauge« wenig würbig. ©0 fingt
nur Gfjopin an unb fo fdjtiefit nur er: mit 25if[onan*
jen burd) Siffonanjen in ©ifFonanjen. Unb bod) wie
viel @d)6ne« birgt aud) biefe« ©tue! *). 2)af er e«
„©onate" nannte, midjte man eljer eine ßaprice Reifen,
wenn nidjt einen Uebermutl), bajj er gerabe vier feiner toll*
fien Äinber jufammenfoppelte , fie unter biefem 9ta*
men vielleicht an Drte einaufd)wär$m, wofyin fie fonjl
nid)t aebrungen wären. 9Wan netjme j. 33. an, irgenb
ein Gantor vom Sanbe fommt in eine Sftuftffiabt, ba
Äunfieinfäufe ju machen — man legt it)m 9teuefh« vor
— von nid)t« will er wiffen — enblid) l)ält if)m ein
©djlaufopf eine „Sonate" entgegen — ja, fpridjt er
entjuef t, ba« ifi für mid) unb nod) ein ©tücf au« ber alten
guten 3<it — unb fauft unb fyat fie. 3« $aufe ange*
fommen, fJüt er f>er über ba« ©tücf — aber febr irren
müft id) mid), wenn er nid)t, nod) efce er bie erjte
©eite müfjfam abgel)a«pelt , bei dUm ^eiligen SRuftfgeU
ftern barauf fdjwore, ob ba« orbentlidjer ©onatentfpl
unb nid)t vielmehr »a&rfcaft gottlofer. 2(ber df>optn
f)at bod) erreicht wa« er wollte; er befinbet ftd) im Gan*
torat, unb wer fann benn wiffen, ob nid)t in berfelben 93e*
fjaufung, vielleicht nad)3af>ren erft, einmal ein romantifdjerer
Gnfel geboren wirb unb aufwädjfi, bie ©onate abflaubt,
3BI
^B
*) Dp. 3:>. — 1 z$x. 4 g®r. Seipjtg, b. SBrcttfopf u.
£ärtcl. —
unb fpielt unb für frd> benft: „ber SWann fyatte bod) fo
Unredjt nid)t."
SRit alle biefem ift fdjon vorweg ein fjalbe« Urteil
abgegeben. Chopin fd)reibt fd)on gar nid)t« mefjr, wa«
man bei 2Cnberen eben fo gut tyaben finnte; et bleibt
fid) treu unb f)at ©runb baju.
6« ift ju bebauern, bap bie meijlen Glavierfpielen*
ben, felbjl ©ebilbete barunter, nid>t über ba« fcinau«*
feljen unb urteilen f6nnen, voa^ fie nid)t mit ifyren
eigenen gingern bewältigen fonnen. 2fnffatt fo fdjwierige
©tücfe er(l ju überblicfen, frümmen unb bohren fie fid)
taetweife fort; unb ftnb fie bann faum über bie grib*
flen förmlichen 3$erl)ältniffe im Jtlaren , legen fie'«
weg unb bann fjeifjt e« „bijarr, verworren je." ©erabe
Cfjopin fyat (wie ttvoa 3ean ^)aul) feine Jbäfelpertoben
uub ^arentljefen, bei benen man fid) beim erflen Durdj)*
lefen eben nidjt lange aufhalten barf, um nid)t bie ©p»c
ju verlieren. 2fuf foldje ©teilen fl6ft man benn aud)
in ber ©onate fafl auf jeber ©eite, unb 6f)opin'« oft
wiüfül)rlid)e unb wilbe 2(ccorbfd)reibung mad)t ba« ^er»
au«finben nod) fdjwieriger. 6r liebt nemlid) nid)t |u
enljarmonifiren, wenn ic^ mid) fo audbrücfen barf, unb
fo erljdlt man oft jefyn* unb me^rfad) befreite Sacte
unb Tonarten, bie wir alle nur in widjtigfhn %&U
len lieben. Dft t>at er barin SRed)t, oft aber verwirrt
er aud) ofae ©runb, unb, wie gefagt, entfernt pd) ba?
burd) einen guten Sfteil be« publicum«, ba« (meint e«)
nid)t unaufl)6rlid) gefoppt unb in bie <5nge getrieben fein
will. ©0 l>at benn aud) bie ©onate fünf S3ee ober
fQsSBlcU jur SBorjeidjnung, eine 2onart, bie fid) gewif
feiner befonbern Popularität rühmen fann. ©er 2fnfang
t)eift nemlid):
40
Grftve.
isg^i.#||^i^EBi
i
% ¥
9lad) tiefem Jjtnldnglid) Ghopin'fdjen Anfange folgt
einet jener flürmifdjen leibenfchaftlidjen ©a&e, rot* wir
beren von Ghopin fdjon mer)re fennen. STOan muß bieö
öfter, unb gut gefpielt l>6ren. ?(ber nucf) fdjinen ©efang
bringt biefer erjle Ztyil btt SBerfed; ja ed fdjeint, ald
verfd)W<Snbe ber nationelle polnifdje S5eigefd)macf, ber ben
meiflen ber früheren 6r>opin*fd>en SHelobieen anfing, mit
ber 3«t immer mehr, ald neige er fid) (über Deutfehs
lanb hinüber) gar manchmal Stauen gu. SWan weif,
baß S5eüini unb Gr)opin befreunbet waren, baß fie,
bie fid) oft it>re Gompofitionen mitteilten, wot>l aud) nid)t
ofjne fünfHerifdjen ©nfluß auf einanbcr geblieben. Tiber, wie
gefagt, nur ein leifed hinneigen nad) fübltdjer SBeife ifl
ed; fobalb ber ©efang geenbet, bli&t wieber ber gange
©armate in feiner trogigen Originalität aud ben Alan*
gen fttraut. Sine 2(ccorbenverfIed)tung wenigflend, n>ie
wir fie nad) 2fbfd;luß be« erflen ©anged vom gweiten
Styeil antreffen, l>at Sellini nie gewagt, unb fonnte fie
nie wagen. ©o enbigt aud) ber gange @afc wenig
itaüenifd) — wobei mir Sifgt'd treffenbed SDBort ein*
fiüt, ber einmal fagte : JRofftni unb Gonf. fd)lof[en immer
mit einem „vötre tres humble serriteur"; — anberd
aber G&opin, beffen ©eblüffe er)er bat ©egentr)eil ante
brüden. — Der gweite Sag ifl nur bie gortfefcung biefer
Stimmung, füfjn, geiftreid), phantaflifd), bad SErio gart,
trdumerifd), gang in Gr)opin'd SBeife: ©djergo nur ben
tarnen nad), wie siele Seethoven'd. (Sd folgt, nod)
büflerer, ein Marcia funebre, ber fogar mandKd 2tt>flo*
ßenbe r>at; an feine Stelle ein 2fbagio, etwa in £)e$,
würbe ungleid) fd)6ner gewirft Ijaben. Denn wad wir
im ©djlulfafce unter ber 2(uffd)rift „ginale" erhalten,
gleicht er)et einem ©pott, ald irgenb SJtufif. Unb bod?
gefiele man ed fid), aud) au« biefem melobie* unb
fteubelofen ©afce wer)t und ein eigener grauftger ®eifl
an, ber, wad fid) gegen tf>n auflehnen mochte, mit über*
legener Sauft nieberr)<Slt, baß wir to'w gebannt unb ohne
;u murren bid gum ©d)lufTe gubordjen — aber aud)
of)ne gu loben: benn SKufif ifl bad nid)t. ©o fdjließt
bie ©onate, wie fie angefangen, r<Str)fell)aft, einer ©phinp
gleid) mit fp6ttifd)em ^Schein — 12.
große romant. £)per in 5 Acten von Renten rieber.
(<5r)re tfuffübrung berfclbcn in ßetpjig.)
Sie erfreuliche ßrfdjeinung, baß man in Deutfdjlanb
anfingt, bie Ufurpation ber frang6fifd)en unb italienifdjen
£)per überbrüffig gu werben, ifl nid)t gu leugnen; über*
all regen fid) junge 2alente, bie ihre Ärifte verfudjen,
um aud) im gelbe ber Dpernmuftf wieber felbflfldnbig
gu werben, unb nid)t ferner mehr bemüthig bie Carole
von obengenannten 936lfern gu empfangen, bie und in
anbern STOufifgattungen fo weit gurücfflehen.
5B<Sre biefe gu gewinnenbe ©elbjlflinbtgfeit von btn
Componiften allein ab^ngig, fte wäre vielleid)t fd)on
errungen; aber fie beburfen bagu aud) Sid)ter, bie ibnen
bühnengerechte, anfpred)enbe ©toffe liefern; willige ÜEbea»
terbirectoren , bie il)re SBitxU gu forgfamer, anfldnbiger
2(uffüt)rung bringen; ein für r)eimatr)lid)< 5öerfe em*
pfdnglidjed, wol)lwol(enbed publicum u. bgl. m., Scfor*
berniffe, bie bi$ jegt nod) gu ben frommen 9SJünfd)en
gel)6ren. 2)od) baS ©treben für bie beutfefce Dper ift
bei ben Componiflen einmal wad) geworben, unb ber
beutfdje Äünfller l)at Äraft unb 3(u$bauer genug, bad
9l6ti)ige für feinen 3wcf gu erringen, ^inberniffe r)in*
weggurdumen, unb fo fein t>orgefe&te$ 3'itl gu erreichen.
6ine neue beutftye £)per himmt fomit ein erstes
3ntereffe in 3(nfprud), benn ber erfle vollflänbtge
©ieg eine« fold)en würbe bie 2)id)ter animiren, bie Sfjea*
terbirectoren willfil)rlid)er machen, unb baS publicum für
r;eimifd)e 9Ber!e Vertrauen gewinnen laffen. —
2)ie ^entenrieber'fdje Oper i^at, laut Sendet, in
SKündjen, bemSomicil be$ Gomponiflen, febr gefallen; ic^
gab mid) bar>er gern ber Hoffnung bin, in ir)r wenig*
ften$ entfdiiebene ©puren von bem gu finben, wad und
gu triftigem Jptii gebeiben fann. SKetne Hoffnung ifl
leiber nid)t erfüllt. 3d) verfenne gwar nid)t, baß bie
£)per mand)ed 2obendwertl?e enthalt: bie «Partitur ifl
mit befonberem gleiße gearbeitet; ber Üert mit ber bem
2>utfd)en eigenen SBerfldnbigfeit aufgefaßt, unb bad
©treben nad) bramatifdjer 2Bal)rf)eit in allem erfennbar;
aud) einige mujifalifcbe Effecte finb Ijervorguljeben, aber
bem ©angen ermangelt vor allen Singen — (Scfinbung.
9lirgenbd erl)eblid)e ©ebanfen, aber viele unnüfee, febwül*
flige SWobulationen, bie für jene ein ©urrogat abgeben
muffen; nirgenbd eine eble, frifdje, eigentümliche, leid)t
l)inpießenbe ÜÄelobie; nirgenbd ein SÄoment, ber von
einem l)6l)ern Sälen t geugte. Dagu fommen no* bie
gewöhnlichen ger)Ier ber meiflen beutfdjen Operncomponi»
flen, g. 85. baß bie ©ingflimmen unpraftifd) unb un*
wirffam finb, unb fid) 6fterd eine unerquicflidje 5Beit*
fdjweipgfeit breit macht. Der ©tpl ifl ebenfalld webet
eigenti)ümlid) nod) rein; balb flingt er nacr) biefem unb
41
jenem beutfdjen SKeifler, balb bringt er un« italienifd&e
unb fran$6ftfd)e Gomponiflen in Erinnerung.
3u ben beffern Hummern jil)U id) im erflen Httt:
bie 2(ri« ber ©täfln unb ba« Duett jwifeben (Snlmatt
unb ©oranja. Ba* Sieb be« Aammermdbcben« , fo wie
ber Guartettfafc in 2(«*Dur nimmt fld) ebenfalls nid)t
Abel au«. Der von 2Äund)ner Äritifern geräumte Sans
bitenebor leibet an SErtoiatitdt. 3m jweiten 2fcte i(t ba«
©djluftempo in 6* Dur al« gelungen Jjeroorjubeben.
3m britten 2fcte enb(id) fann id) nur 6tn§elnb*iten los
ben, bie einzeln f)ert)orjul)eben ber JRaum niebt wobl ge*
jlattet. SSon ben nod) übrigen 9?ummern finb einige
enthebet gdnjlid) fcerfeblt, al«: bie Du&ertüre, bie 2frie
be« SWeriba unb ba« barauf folgenbe Duett, ober (?e laf*
fen — gleid)giltig.
£)a6 Sujet bec Dper, nad) einem franjoflfdjen
Drama Dom Scbaufpieler gort in SWündjen bearbeitet,
Jeiflet bem Gomponiflen burebau« feinen 5Borfd>ub; e«
ifi eine wiberlidje 9Jlorbgefd)icbte mit etwa« Donnerwet*
ter unb 2Bal)nfinn gefpieft unb &on #rn. gort nid)t eben
gefdjicft $ur Oper umgewanbelt.
©ine wieberfyolte Aufführung ber Oper t>at bi« jefct
nidjt flattgefunben , woran jebod) jetenfalJ« meljr ba$
SKifjfaÜen an ber tljeilweifen 35efe&ung, al« an ber
£per felbfl bit Sdjulb trägt. — 2)t.
23erid)te auö ?>ari$ t>on <£>. 5Berltc .
(€d>lu*.)
[jDonijctti'« „Favorite".]
Die £)ut>erture madjt fid) nidjt eben geltenb unb
§eigt wenig Durd)arbeitung. Die JRomanje be« ger?
nanb: „Un ange, une femme inconnue" mit ibrer
järtlidjen SHelobte , warb gut aufgenommen. Da«
if>c folgenbe Duo war weniger nett angelegt unb et*
xoa$ matt in ber gdrbung. Der grauenebor mit
Sopran* Solo: Rayons etc , jlid)t burd) feine grifdje
unb ©rajie t?or. &a& Uebrtge be« erflen 2(cte«, beffen
ßnfemble jiemlid) frojlig ifl, bietet wenig ßrfjeiternbe« ;
namentlid) ifl bie S5rat)Our * 3(rie be« Scblujfe« matt
unb erinnert, traurig genug, nod) außerbem an ben f)e*
roifdjen Sa| be« ^>plabe« in ber 3pt)igenia.
Die bduftge 3Bteberfef)r ein unb berfelben Sntonas
tion giebt ber Dtecitatif* Partie be$ J?6ntg« im 2ten 2fcte
eine gewiffe SBonotonie, bie burebau« nid)t an £)rt unb
©teile. Dagegen ftnb bit SEanjweifen alierliebfl. Die
erfle berfelben, wo (in Solo für ba« englifdje #orn t)or-
fommt, flraft ba$ bekannte Spridjwort 2ugen: ,,SBa«
ifl langweiliger al« ein glotenfag? — 3wei!" — Da«
pifante SSolero, pas de six, unb bie ©cene, wo bie
SWauren auftreten unb Negerinnen bie Raufen, Zxian*
geln unb Samburin« fdjlagen, finb t>oU 2eben unb origi*
»eilen 36gen,
Die ßjrcommunication«*©cene erinnert an bie in ber
Sabin, ber fle nad)gebilbet ifl, unb niedre fytytfm ber
SW5nd)-6()6re an bie befannte ©teile in JRobert ber
Seufel: Nonnes qui reposez. 9lur ein Äugenblid ber
Ueberlegung würbe ^)rn. Donijetti von biefer JRemint«»
cenj abgebracht fyaUn. Die Gat>atine be« 5t6nig«:
Pour tant d'amour ne soyez pas ingrate, würbe fet)r
applaubirt unb wieber verlangt, eine gluc!ltd)e 2Relobie,
weldje, ofjne neu ju fein, in it)rer ßntwicfelung unb
5Bieberbolung alim&ig ba« Sntereffe fleigert. Saroilljet
fang fle aber and) mit bewunberung«wurbiger gers
tigfeit.
Die Ttxit: ,,0 mon Fernand!" biefelte mit ben
grofen 2dufern, SRoulanben unb ©cfjnorfcln, tfl übrigen«
ganj für bie Stimme ber SWab. ©tolß gefdjriebcn unb
bilbet ben ©lanjpunct in ber SKoUe ber 2enore. Die
$Bermdl)lung« ^ ©cene mit bem pifant contraflirenben
Staunen ber #ofleute wirft, oljne baf bie ©ituation
burd) Dialog ober ©efang ndljer bejeid)nct wirb, ergreu
fenb tbeil« burd) bie 2Bat>rt>eit im 2(u«brucfe ber Stol-
len, t^eil« burd) bie merfwurbige Snflrumentation , mit
ber bie ganje ©cene begleitet wirb. Der langfame 3wi-
fd)enfa| mit bem crescendo, bem obligaten grojen 2rom=
melfdjlage unb bem decrescendo ifl dc^t italienifd). —
gdrbung unb SBenbung be« melobifdjen Gljor« : „Les
eieux s'emplissent d'elincclles" l)aben meinen SeifaK,
aud) bie JRomanje: „Ange si pur" i>at ba« SSerbienjl
ber ©nfad)&eit unb ifl Duperj Stimme fel)r angemef^
fen. Die lefete Scene jwifd)en 2enore unb gernanb ifl
eben fo bramatifd) angelegt al« gut bur*gefuf)rt, ber
2(u«brucf be« (Santabile: „Fernand imite la cleraence"
wal)r unb bie legten SQäorte: „Dien te pardonere! —
Et toi? — Je t'aime" tief ergreifenb.
5Weffe t>on Dietfd).
Nun nod) ein SBort Aber Äird)enmuftf! — man
bat obnebie« feiten ©elegenbett batjon ju fpredjen. Die
3Meffe, weldje ber einfld)t«t>olle domponifl in biefem %at)xt
gefebrieben unb bie unter feiner Zeitung oon einem grof=
artigen SBereine t)on Äünfllern in Saint 6uflad)e jur
Aufführung fam, wirb übeebie« mannen intereffiren.
Sd)8ne« (Sbenmag ber einzelnen ©dfee, ben tiefen relU
giifen ©ebanfen entfpredjenbe ÜJlelobie, S?eid)tbum unb
9?eubeit burebau« reine #armoniffrung erbeben ba«
5Berf gu ben beflcn unferer 3eit. 9lur bie 3nftrumen*
tation b«t mir f>t€r unb ba, namentlid) im Agnus Dei,
wo id) bie ^ofaunen nid)t reebt paffenb ftnbe, etwa«
uberlaben gefebienen. 83or Xttem l>ebc id) ba« Kyrie,
ba^ Qui tollis (weniger liebe id) ba« Gloria), ba« Cru-
eifixus, unb namentlid) ba« Credo b*n>or. ®ftt bewun»
berung«wurbiger Umfielt unb geijtoollen contrapunctifd)*n
42
Kombinationen fcat #r. Dietfd) ben Gfcoralgefang jum
©tauben, ben et im unisono burdjfübrt, in ba* Credo
auflösten, ©oü« ber feinen SJteffe fangen 2depi«
Dupont, beflen ©timme unb latent für ben Äircfjem
9«f«ng ftd) vorjüglid) eignen, unb Tftijarb trefflid) rote
immer. — #. Serlioj.
51 u « 38 a r f d> a u .
3m SDeccmbcr 1840.
[Äir^enmujtf. — 2f. grcper'S ßrgelfdjulc. — ©löncr.]
2Bir fjaben fo lange getigert von bem muftfalifdjen
{eben unb SBirfen unferer ÄönigSftabt S3erid)t $u erffat-
ten, weil bie freubigen ßreigniffe be$ vergangenen @om»
mer*, bie Tfnwefentjeit ber i>ot)en $dupter alle, ba* 5J?u-
fttalifd}e fo in ben #intergrunb brängte, bie SKenge auf
ganj anbere ©ebanfen lenfte, baß mir in meinem gadje
wenig ju fagen Wieb, wenn id) nidjt ben £erbjl, ben
SBeginn be* SBinter* mit ju meinem Senate abgewar*
ttt l)ittt. ©elbft bie gew8bnlid)en jtefyenben STOuftf*
falon*, in benen mer)r al* (SonverfationämufTf getrieben,
b. I). mebr al* eine SKobearie gefungen wirb, waren bie*
fen ©pdtfommer um bie bebeutenbjten gerabe verringert,
ba unfer bebeutenbjler STOuftffreunb 3i«*)ot$ft eine Sßer*
gnugungjreife nad) bem fernen (Sngtanb angetreten unb
burd) Deutfdjtanb jtreifte, um einmal feine tdglidjen
©enüffe mit reiferen ju vergleichen, ba ein unten fer-
ner befprodjener Äünfller und für immer verlaffen f)at.
3m gadje ber Äirdjenmuftf i{l ber Neubau ber £>rgel
in ber fatfjolifdjen Äatbebrale einer ber widjtigften Um-
ft<$nbe; leiber, baß biefer Umfianb nid)t fo wichtig gewor=
ben al* er l>dtte werben fonnen, inbem bie $erren, welche
über ben burefjau* notfywenbigen Sau ju wadjen Ratten,
benfelben einem bieftgen SOTeifter verbungen, bec nod)
burd) leine einjige bebeutenbe Arbeit ffd> bewityrt fyattt,
wibrenb ber 33re*lauer Orgelbauer SWülfer, weldjer ge*
rabe wegen ber Orgel ber evangelifdjen Äirdje in unferer
©tabt jugegen war, ben Sau übernommen fybtu, wenn
man ifr)m wenig mefcr geboten, al* ber unbewegte
SRefjter geforbert, viel weniger gegeben, als biefer mit
ben 9tad)ja()lungen erhalten fyat. Durd) SKüller wäre
fldjerlid) ba« Zonjeug ju einem ber erfien europäifdjen
erhoben worben, wogegen e* nun $u ben SRittelmäßigen
gebirt unb ficf> nid)t einmal mit bec viel befdjrinfteren j
ber evangelifdjen Äirdje meffen fann. 3Bie bie Verfiel- |
lung ber Orgel, ift eben aud) bie Drganiflenflelle an fel=
biger befegt worben, bei ber man nur auf bie gingerfer* j
tigfeit be* Glavierfpieler*, gar nid)t auf bie Äenntniß be* j
Srgelwefen*, nod) auf ein grünblid)e* ©tubium ber Äir*
djenmuftf gefefjen hat, fo baß von biefer ©eite dußerfl
wenig Srbauung ju erwarten jhbt. 3m ganjen weiten
Königreiche finnte e*, wa* Drgelfpiel überhaupt betrifft,
nid)t trofllofer auöfeben, wie benn außer bem einjigen
X greper, Örganijlen ber evangelifd)en Äirdje in SBar^
fd)au, feiner außuftnben, ber biefe« Warnen* nur wir*
big wdre. greper felber f>at fic^ auf einer JReife burd)
ba* 2anb von biefem traurigen ©ad)be|lanbe uberjeugt
unb ben fübnen ^>lan gefaßt, obne allen confefftonellen
Unterfdjieb ju beachten, baä gan^e S?rgelwefen, mitbin
bie gefammte religiofe ÜKuftf bed Äonigreic^S umjufdjaf*
fen. Da6 hierbei an (eine plofcüdje tafdjenfpielartige
Umbilbung ju benfen, vergebt (tc^ von felber. ©er Äünfh
ler t)at aber burd) Srridjtung einer Örgelfdjule Un
©runb gelegt, ju ber er alle Sufltragenbe aufforbert, in
welcher er auger ben anbern $tlf$wif[enfd)aften unb 2Jor=
btlbungen ben funftigen ©dulen be* Kirdjengefange«,
©eneralbaf unb £>rgelfptel beibringen will, ju welcher
©d)ule fi^ benn aud) bereit* tudjtige ©d)üler gefunben
baben. 3u wünfdjen jtdnbe, baß biefe* Streben fowof)l
burc^ rege 2beilnatjme von Seiten be$ Sßolfe* aner^
fannt, wie von ber ^Regierung unterflüfet würbe, bamit
biefe wichtige ©a*e nid)t bloö auf bem (Sifcr unb ber
2(u$bauer eine* ©injelnen berufen bliebe, ber fonjl fo
leid)t entmutigt werben fonnte. 3Ba* bie Äirdjenmufft
ber ^)auptflabt betrifft, fo fyaben bie Äirdjen, in welchen
fogenannte muft!alifd)e SSRejfen beilegen, btefelben fd)led)t
unb redjt fortgeführt, obne baf eine außecorbentltdbe Sr=
fd)einung aufgetaucht wdre, bi* auf einmal ber 2(ltmeU
per eidner un* mit jweien Steffen uberrafd)te ; unb un$
fo aur* einleud)tenb(le jeigte, baß er nod) gar an fein
geiern gebadjt, ba$ bei iljm weber bie Äraft ber Grrfin*
bung, nod) ber gleiß ber 2Tu$fül)rung gebrochen. Sie
größere e*5J?oll 9Rejfe würbe in l)iefiger Sernbarbiner=
ftrdje am Sage ber ^eiligen ßiicilie gegeben, unter be$
greifen 2onmei(ler* Seitung fo meijterbaft aufgeführt, al*
feiten f>t<c Äirdjentonftücfe aufgeführt werben, unb ent*
faltete fo viel ©ebonbeiten al* man nur immer von
einem jugenblid)en ©eifle erwarten fann. J)ie anbere
2Reffe, welche nidjt minber gldnjcnb fein foü, tvaxttt nur
auf eine neue gejtgelegentyeit, um jur Erbauung unb
Segeiflerung ber ©emeine fn9 Seben ju treten.
(G^iuf for 3 t.)
W v t i \.
*** ©te gc^enwärtia in ^pen* tcbtßbcn polnifdjen
Sttufifer, öroptn, SBolff, (Sotx)in«fi u. u. l;aben btiß 3abr
ein SDtuftfalbum berau^gegiben. —
»on b. neuen 3eitfdjr. f. «D?ufif erf^einen roödjentUd) jroei Hummern ju einem ^albtn Sogen. — ?rei6 beö SBanbeö von
58 Hummern mit mufifalifdjcn Seilagtn 2 Zt)U. 20 W^r., o^ne mu(ifattfdje Beilagen 2 Zt)lt. lüWgr. — Abonnement nehmen
alle >poftäm:er, Sud)?, Wlut\U unb JCunfttjanMungen an. —
(Öc^rurft bei 3r* Küctminn in Ccicjt3->
tleue
3eitöcl)rift für Jttwöik.
33erantn>ortlieber Sfebacteur: Dr. 3f* <3$uitt<tntt. Serleger: SÄ« %tiefe in £etp}tg.
3? i c r 3 e l; n t e r 85anb.
M 11.
£)en 5* gebruar 1841*
^>ianofcttffd)ulcn. - 3- <2>- 25a<V* ÖrntwaK. - £. $?. Crnfh - Cingtfflnbt.
— 3n 65umma: bte Sftuftf mad)t ben Sttuftfer,
bte ?>ocfte bcn 2)id)ter, bei; ©$uty ben ©ebufrer.
3elter.
^Manoforte s Sdbulcit.
1. 9tote praftifcfye ^pianofortesSdjuIe, auf fünf S5--
nen — ober in t>en t>erfd>icbcnen £Uüntenla<jcn
beider Jpanbe — begrüntet, für btc erfien 2Cnfan*
ger rote für ©eübtere. SSon Garl ©erlacb sen.
— 2^3*3/ 9t- Grapen. —
<So nimlid) fyeißt ber 2ite( be« 5Berfd)en« nad)
unferer Snterpunction , nad) ber be« SBerfaffer« würbe
berfelbe nod) um Biete« ungenießbarer tauten. Sag für
bie 3unge fdjrecfbafte, wie bem Denfen unbequeme „auf
fünf 26nen ober in ben" aber mufjte leiber flehen bleu
ben, ba fyier bte Snterpunction un$ feine Chancen bot,
burd) bte bem Uebel wir bitten bekommen fonnen, weis
tere 2(nbrüd)e aber bie Sntegrität be« £Uet«, al« einer
biplomatifdjen Utfunbe, ju fef)t gefäbrbet Ijaben würben.
Darauf, unb etwa nod) auf ©injelne« in ber SJorrebe,
befdjranft fid) am Grnbe 2(lle«, wa« an bem 5Berfd)en
au«$ufe&en. fein bürfte, ber Snfjalt felbft, feine ttwat
Idfftge tfnorbnung abgerechnet , ftef>t um fo erfreulicher
au«, Die Siebe, mir ber ber SSerf. gearbeitet, ift un=
serfennbar, ©efd)icf unb (5inffd)t fehlen tbm fo wenig.
3m 23orworte wirb auf bie 2Bid)ttgfeit ber Uebungen
mit ru ben ber #anb (bamit ftnb flet« Uebungen im
Umfange einer Guinte gemeint, in etwa* ju befd)r«5nf-
ter gaffung be« Segriffe«, bünft un«, ba bei giguren
von bem Umfange einer betaue unb wobl aud) brüber
eine rubenbe #anb nod) gar wor)l moglid) ifr) bingewie*
fen, unb babei jugleid) angebeutet, wie im pdbagogifdjen
Steile ber $pianoforteltteratur bi$ jefct nod) immer eine
Sütfe geblieben jwifdjen ben $abtreid) öorbanbenen Uebun»
gen mit rubenber ^anb unb ben Sonftücfen bei
freien ^dnben, eine gücte, bie au«jufüll*n vorliegenbe«
5Berfd)en ftd) jur Aufgabe gefreut, inbem «3 feine trotfe*
nen Uebungen, fonbern Üonfiücfe biete, aber Üonftücfe
mit rubenber J£>anb, unb fomit erft ben redjten Ueber*
gang btt&e t>on ben Uebungen bei rubenber $anb ju ben
Üonftüden mit freien #4nben. (Baß ein foldjer Ueber:
gang notbwenbig fei, unb man erfl r?on btefen $u Son*
fiücfen bei freien #<$nben flauer übergeben fonne, wie
aueb, ba§ ber 33orratb foleber Uebung«frücfe fo flein fei,
wie ber SBerf. bebauptet, f innen wir nid)t jugefrer)en.
Glementi, 3iinf, Diabelli u. X b^ben SErefflidje« gelie=
fert, aud) Gjernp würben wir nennen, wenn wir eS
nid)t gefityrlid) gelten, bei einer foldjen 33eranlaffung
biefen tarnen aud) nur anjurufen, wie wir e6 benn
überbaupt geraden ftnben, in feiner 9^b e *> on folc^ir
Dingen ganj leife nur ju fpreeben, um nid)t il)n auf=
merffam ju madjen, ba fonfl feine 9D?acl>t beö $immel$
unb ber 6rbe \?on ben Solgen un$ ertofen f6nnte. 3ene
Uebergdnge aber anlangenb, fo laufen folebe leidjt in un?
fruchtbare Äün|Teleien auö, wie bie« felbft einem Selber
wie Äalfbrenner begegnen fonnte, woüon bie Variationen
in feiner ©d)u(e, bie obne Unterfefcen be« 2)aume« 5U
fpielen, 3eügnip geben, in Spielereien, benen beß ^)raf=
tifdje, ber Oünbjge (Srnfl einer metbobifeben 2fn(rrengung
abgebt, wäbtenb ein berjbafter Angriff be« neu ju 6r=
ringenben |let« ba« SSefte bleibt) 6in SJZangel anberer
2(rt fei, wie ba« 33orwort weiter fagt, ber Mangel an
Sactübungen. (2fuc^ bier febeint bem Sßerf. alit^
ba« entgangen ju fein, wa« S5ertini, Äalf brennet unb
Diele componirenbe ^)dbagogen minorum gentium gebo=
ttn baben.) Die t>om Sßerf. am ©d)luffe ber SBorrebe
nod) befonber« bert)orgebobene (£d)wierigfeit be« 6rftn=
ben« berartiger Uebung«flücfe lifjt feine SSemübung um
fo toerbienfrltcber, unb, wie im geaenwdrtigen galle, ein
glücflicbe« ©elingen um fo rübmlidjer erfd)einen. Den
3nbalt felb|t anlangenb, fo i(t nur ju rügen, baf ba«
44
Ueberfic&tltd)e in ber S3ertf)eitung nid)t genug beobad)t*t
worben. £)a, wie wir fdjon oben gefefjen, bec Söerf. per;
weit bejfer auf 9lcUn benn auf 83ud)fraben ju verfielen
fc&eint, fo ftnb e« aud) r;ier nur bie lefcteren, bie if)m
unb fomit aud) feinem gefer ju fdjaffen madjen. 5Bir
meinen ben SWangel an Uebereinfiimmung be« Snfcalt«*
vecjeidjntffe« , wie foldje* bec ZiUt entölt, mit ben
Ueberfdjriften, wie fte im 33ud)e felbfl t>orfommen. 25oct
ffnb e« fünf, f>iec vier JRubrifen, in bie ba« ©anje ge*
irjeilt ecfdjeint. £)bgleid) unwefentlid) an ftd), ijt e« für
ben, beffen 2(uge unb (ginn an ©benmaß unb £>cbnung
gewännt ftnb, bennod) eine fef>c wiberlidje ©torung. SBer*
fudjen wir e«, f)ier befettigenb, bort l)in$ufügenb, wo e«
notrjig, aud SSeiberlet Ging $u machen, fo ift bec 3nf)alt
ungefd&r fofgenber : 1. Vorübungen im ©cbleifen, ©to*
fjen, 2(bjier;en unb Sengen, be«gleid)en Uebungen jur
Unabf)dngigfeit bec gtngec beim 3ufammenfpiel beibec
$<lnbe. 2. 3typtl)mtfd)e Uebungen, (eine unrichtige S3e-
geidjnung, ba e« ftd) tjier wenigec um eigentlichen 9Jt)ptt>=
mu«, aß um bie ©eltung bec 9ioten unb bie t>erfd)iebe*
nen SEactarten banbelt, tljeilweife jwar in rfjptljmifdien
Uebungen vorgeführt, aber nuc in fo fern jebem mufffa*
lifdjen ©afce ein Styptymu« inwoljnt,) entfjattenb ftufen*
weife geoebnete Sactubungen. 3. #armonifd)e Uebungen
al« Vorbereitung ju ben Sonfiücfen. 4. Sonffücfe in
ben fteben £luintenlagen. (@oü bod) wof)l feigen: in
ben £luintenlagen ber fteben ©tufen bec Tonleiter. —
3Jn allen jwolf Dur* unb Molltonarten ftnben fid)
©tücfe vor, abec in fd)led)te|rer 2(nocbnung.) Grrjler
3fbfd)nitt. 3weiter 2tbfd>nitt. (SBarum biefe Unter*
cbtljeilungen unb weldje« bec 3fnf)alt einec jeben, erfahrt
man erfi, nadjbem man ftd) in ben UebungSfiücfen fei*
bec barnac^ ufflgefefyen: bec er|te 2(bfd)nitt umfaßt nem*
lief) jQuintenlagen bec 6*, bec jweite £luintenlagen ber
übrigen Tonleitern ) 83eibe jufammen enthalten 42 vom
2etd?tern jum ©d)Werern fortfdjreitenbe melobifdje Son=
frücfe vergebenen Gljarafter«, nebfr 25 (Stuben in allen
2>ut* unb Molltonarten , in m6glid)(ler ÜJ?annid)faltig*
feit, unb mit gleif unb (Sorgfalt gearbeitet, lin Drurf*
feiern unb fonjiigen Ungef)6rigfeiten fef)lt e« nid)t. 25a
giebt e« j. 33. Diele a, benen fein b folgt, fecnec ftnbet
ftd) eine Uebecfd)cift: 3n>eiter Srjeil, w&jrenb bat tnu
fpredjenbe „Srjier $r;eil" gJn$lid) fef)lt, feljc verfemter
tffietfe abec fW)t ©eite 11 2(bfd)nitt t>oc Xonfrud jlatt
umgefe()ct. ©ad enbltcfo SSudjfiaben, wie ©eite 16 uns
/~s e
tec 5?. 15 ba« b, Seite 17 unter 5?. 17 ba« X, be*
a
teuten foUen, migen bte ®5ttec wlffen. 6ine feltrame
3ugabt ftnb bit beet beigebrueften 3eugniffe toon Dr. SKen*
beI«fo!)n*Sactr)olb9, Dr # St. ©djurrumn, unb Dr. ginf,
wie fidj ergiebt, fdmmtlid) t)oc bem J)cucfe M SBecf*
d>«t« t>en tr>ien refp. 83erfa(fem fd)ciftlicr; eingeholt.
2onbid)tec ju 3?ecenfenten t)on TL. S S 5 Sudjern $u
madjen, feitif^en »g)iuptern bagegen im torweg iljre
redjtmdfige SSeute %u rauben, ein fold)e« »erfahren will
uns aber fef)r wenig gefallen. 3m Sntereffe Mn ijl
$u wunfdjen, ba§ ba« Scifpiel wettec feine 9Jad)folge
ftnben möge. —
(^ertferjuni) fcl^t. )
Sot). @eb. 58 ad) 'S ©rabma^l auf Dem St.
Sof)anne§=gviebf)ofc ju ßcipjicj.
Sine ©ploeflcr^a^tiffiijTon.
„afluß immec bec borgen wiebeef ommen ? ßnbet
nie be« Srbifdjen ®ewalt? Unfelige ©efd)aftigfeit r>er*
jeljrt ben l)immlifd)en 2(nflug bec 9tad)t!" — 25iefe
5Bocte fprad) griebrid) feinem geliebten 5^ot)ali« nad?,
ben wie ir;n ba« alltaglidje 2eben gleidi einem wunbers
sollen 2J?äl)rd)en umgab, beffen tieferen ©inn ir;m be«
Didjter« gel)eimnigt)oUec 2)ante=@efang entljuUte. ^atte
bod) aud), wie in 9tot>aüß, ein einjigec grofec 2eben«r
moment unb ein unenblict) tiefec ©d)mer$ in gciebrtd)
bie spoeffe gewirft unb feiner 3fnfd)auung jene eigenem*
lid)e Stid)tung gegeben. 5Bie bie ?oto«blume bem SKonb=
jfra()le, fo entfaltete fic^ grtebrid)^ ®emut() ber ^eiligen
9iad)t unb er bliefte trunfenen 2fuge« yu ir;r empor un=
ter 3üonnefc^auern be« 3erfliefjen« in (Sind mit bem Ttü.
S?id)t fo rul)ig, wie fonfl, fdjritt er Ijeut in bie ?Jiad)t
f)inau«. See ©teafen l)ot)e, bumpfe ^dufec fdjienen
engec unb engec gegen ibn jufammen ju fücfen, bie l)eU
len Sidjtec, bie um SKittecnadjt nod) in ben ffioljnungen
froljlidjer STOenfdjen brannten , bunften it)m feurige,
lauernb auf if)n gerichtete 2fugen, unb ba« au«gelaffenc
2uflgefd)rei einzelner üom Srinfgelage ^eimfel)renbec,
weldje fo bie ^ptoefhrnadjt ju feiern gewußt, guefte
fdjneibenb burd) feine ©eele. 5Bie von geheimer ^)ein
getrieben, beflügelte er unwiüfu^rlid) ben ©djritt; unb al«
bie Uf)r ber ®otte«acferfird)e gum erflen bec jwolf ®lo*
cfenfd)lage fnarrenb au«l)ob unb er ben in ben bunfel»
flaren 9?ad)tr;immel emporragenben Zt)uxm wie einen
Ul)rjetger auf SWitternadjt beutenb regung«lo« jleben \at),
ba war'«, al« jiel)e ficfo bie bunfle, fd)were 95inbe, bie
um fein #er$ lag, fefler jufammen, al« wolle bie 3«t
mit fiummer ®ewalt tt>n an bec SBelt jecbcücfen, wac'«
al« ^ange SBelt, 3eit unb ©d)icffal ubec ibm 83ecnid)s
tung bcot)enb tvit bec Seifen übec Santalu« Raupte. —
9>l6ilid) jecfdjnitt bec faüenbe Jammer ber Stijucmutr
ba« brücfenbe S3anb unb bie ®locfe ecflang, gleid) einer
5D?emnon«fdule, angejicafjlt vom erften SKocgenrot^ eine«
jungen 3^()««. SRegec flopften bie erflrn q}ul«fd)ldge
eine« neuen 2eben« an geiebeid)'« SSruft, unb al« ec ba«
2(uge wiebec auffd)lug, etfdjienen il)m bie ©terne, welche
45
jittftnb burd) bie fdjwanfen, entblätterten 2fe|re ber grieb--
Ijofdbdume blinften, wie Std^tec am Ctytißbaume unb ber
nad^allenbe Älang bec 2I)urmubrglocfe bet>nte ftd) in
i!)m ju einem £)rgelpuncte aud. SJauter unb lautec warb
bad klingen um unb in U)m, benn aud) if)m war bed
©anged äraft t>erliel)en ; unb ald et über bie ©rdber bed
griebr>ofd fd)ritt, ba würben bie fdjwarjen Äreuje auf
ben #&geln ju 9?oten unb jebec Ijalbuerfunfene, ben feit
lange nid)t mefyr bie trauernbe Siebe am Sotjanntdtage
mit SSlumen fd)mücft, warb eine *Paufe. Unb griebrid)
lad unb lad — bie Partitur ber spafftondmufif. — 6c
borte fie flingen, bie gemattige SWuftf bed gewaltigen
-5J?eijterd, beffen ^)uüe einer ber £ugel birgt, jwifd)en
benen er wanbelte. geiebrid) bad)te baran unter fälligen
©djauern unb wie üon einer geheimen, unergrünblicben
@er)nfud;t getrieben, folgte er ben wunberbar wrfdjluns
genen 9totenftguren. Snger unb enger rüdten fic ju=
fammen unb fie tterfleinerten, wie ber in bec ©pfytrens
2J?uftf IjalJenbe fyarmonifdje Älang eine« rollenben ©ter*
ned im JRbntfjmud feiner Ärpflallbilbungen ald ftrirte
Uonbewegung ftd) abgebrücft. ©ie glidjen ben Stnien bed
©runb* unb 2(ufriffed eined jener SWeijferwerfe gotf)ifd)er
33aufunjl, weldje ba« gottlid) tiefe 9J?pflerion ber CtyrU
ftuSsJReligion in einer großartigen ©runbform burd) bie
f unflreidjflen gormen * SBerfdjlingungen gleidjfam um-
fdjleiernb jur geizigen 2(nfd)auung bringen. illar unb
notljwenbig erfaßten ibm balb, road ic>n befrembet, je&t
jum ibealen 33tlb, ju neuer £)rbnung ftd) in tym geflaU
tenb; unb er meinte, bad ßnbe liege tief unter il)m unb
er tonne bie #anb audflrecfen nad) bem ewigen 2Korgen=
rote) bed 3<nfeit$. — 2)a vermummte plofelid) ba$
Älingen um unb in iljm, unb ed warb jlill wie im
©rabe. @ine namenlofe 2(ng(l befd)lid) fein #erj, unb
in t>er$weiflung$&oUec ^)a(l, wie ber SBerftnfenbe nad)
bem $almt am Ufer, jiredte er bie #anb nad) bem
SWorgenrotr; aud — aber ed war falt, falt wie STOarmor.
©ein tjetfed 2(ntli& füllte bec @d)nee am #ugel, auf
ben er rjingefunfen , unb ald er aufbliefte, faf) er feine
£anb bie SRanbrofette eined im gotbifdjen ©efdjmacfe
erbauten ®rabmal)ld faffen, beffen Snfdjrift fünf in gleu
d)et ©ntfernung toon einanbec gejeidjnete Äreidlinien
unb bacauf bie 9loten b, a, c, b, bilbeten. — greubU
ged ©raunen feffelte lange griebr id)d S3 liefe. (5nb*
lid) bcad) ec einen Spfjeujweig unb legte ifjn in
frommet SSegeiflerung auf ben $ügel bed grofen
Xobten.
©in fdjriller Älang burd)fd)nitt jitternb bie 2uft. (5d
fd)lug Grind. — Srfdjrocfen fur>t griebrid) Dorn ®e*
rdufd) b« fdjnarrenben 9tad)twäd)ter*Älappec jufammen.
6r jlanb \>oc ben tjerfc^loffenen gdebr)oftr)oren. ©uten
SRorgen, brummte bec 5Rad)twdd)tec. — ©ein ©ruß
blieb unerwiebert.
lim anbern SWorgen ging griebrtcr), ben ßpfjeujweig
in fu*en — er fanb ir>n fo wenig, ald bad jiolje Ceip«
§ig ben £>rt fennt, wo fein ©tolj begraben! —
Suliud SSedPer
^•3S. Grnü*),
im Dctober 1812 geboren, erljfclt in feiner SBatcvflübt SBrünn
atd r.eunjd^rtger JCnabe ben erjren Unterrtcbt auf bem 3n=
frrumente, beffen er jc^t in ftltener SSollcnbung ^ciflcr. Un =
tcr ben günjhgften SBcrbcbeutungcn eröffnete bir (leine 23ioii-
nifl fdjon im elften £eben*jat)re bureb 6ffentltd)ed auftreten
fid) bie Saufbatjn, auf ber er, 3üngltng nod)/ jum 3iele bed
*Kubmed gelangt. Unter btt Söglinge ted Sßicner (^cnferna-
toriumö im 3afcre ]H2H aufgenommen, genof er aufcerbem
ben s Prtoatuntcrridjt beß *prof. 3- 23öl)m 'unb in ber Gern-
pofition ben beö ^itttr con ©eijfrieb, unb balb marb itjm
ber yxsii ald befren ©d)ütcr juertannt.
3n biefer 3ett trat ^pagantni in Sßien auf, eine Grfdjci*
nung, an bie fieb eine neue öpodje in Sebtn unb ©lubium
bed jungen Äünftlerd fnüpftc. äBie mddjttg bed ©cnueferß
3auberfpiel auf t^n gemtrft, bemeift oteUeidjt ber Umflanb,
baf? nad) mehrmaligem 2£nboren bcffelben ber junge 25irtuod
oon einer (Sntjünbung bed Ö5el)6r:£!rganed fccfaUtn n:urte, bie
nur burd) eine Operation befcttt'gt werben fonnte. 9R\t glüs
tjenber S3egeif!erung fanb (Srnfi in bim SRiefemiDieiftcr fein
hotjeö 93orbitb, bem er üon ©tunb' an mit unetmüblidjem
gleite unb ©nergie bed SQSillenS nacbfirtbtc, oljnc jcbod) in
fclamfd)er 9?acbatjmung bem 2öalten ber eigenen Ärdfte
©djranfen ju fegen. 9cid)t menig moebten ber öftere Umgang
mit 3)agamnt unb beffen rübmenbe 2Ceuferungen über fein
Talent baju beitragen, ifjn jum unabldffigen 23orfd^reiten nac^
bem geseilten 3iele ju begeiflern. — ^aganint oerliefj SBten,
unb ©rnfl fetjnte fidr) fort, fort nad) ber Sftetropole ber Mn$*
ter, nacb 5)arid. Sercitd 4^ Saljre fatte er in SBien feinen
@tubten geroibmet, ba brobte (urj oor feiner feftgefefcten Xb»
reife ein Unfall alle feine kleine für bie 3ufunft ju oereiteln.
Sine CSJefdpwulfr bed 4ten gingerd ber tinfen {>anb bebingte
eine Operation 5 aber xoai feine dngjilicbften SBeforgniffe er-
regt, nabm unerwartet eine günftige SBenbung, benn bureb
bie Operation warb bie gorm bed gingerd fo oerdnbert, bag
er mit bem Mittelfinger gleidje ßdnge erhielt, ein Umjxanb,
ber für ben gingerfafc oon ni^t geringem SRufcen, unb ber
ibm erleichtert/ xoai ju leiften oicUeic^t einer anbern 5Weifler=
^anb unm6glid).
Obgleid) il;m oon bem Gonfi-roatorto ba? 3cugnif mit ber
S3emer!ung verweigert würbe: bad 3nflitut bürfe it>n md)t
äld feinen ©cbüler anerfennen, tbeill weil er ben auf 6 3abrc
feftgeflcllten Gurfud ntdjt oolltnbet , tbeild, unb bauptfdcblidj,
weil er oon ben Stegein ber alten ©djule abgewidjen, — fo
dnberte er nidjtd beflo weniger feinen $lan unb oerlitö SBien.
Auf feiner 9?eife nad) ^artd trat er |)tcc unb bort mit gldn«
jenbem ©rfolge auf. 3n Stuttgart war tt, wo er mit ^)a«
ganini wieber jufammentraf unb in einem Concerte Jöariatio:
nen fpielte, bie er oon ?)aganini (urj juoor ebenfalld offene-
lidj batte vortragen t)ören. 2((d örnft tr>n am anbern Sage
befugte, traf er ^aganini eben mit Gompofttion befdjdftigt.
©tefer, tr)n faum erblictenb, ^og fdjneU bie ©eefe oon feinem
SBette, breitete fie über bie SRanufcripte unb fagte ju @rn(l:
„ II faut f e mefi^r de vous. 44 — 23on ba begab er fid) nad)
SBaben=S3abcn , wo er eine 3eit lang bie SStoline bei Seite
legte unb feinen ganjen gleit* auf bad $iano oerwenbete.
93alb jebod) fam er baoon jurücf unb ergriff mit boppeltem
I *) 9?ad) Driginalangaben mitgctbcilt »on Dr. 9?. ^.
46
Gifer ȟber fein liebes 3nftrument. Wa^bem er aud) in
©traf bürg aufgetreten, eilte er nad) 3)ariS. $ort, erft feit
aefct Sagen angekommen, madjte er bie Sefanntfdjaft einer
©rdfin, mit beren Softer er 3)uoS fpülte. &ie ©rdftn, oon
feiner Sirtuofirdt überrafefct, ftellte ibm btn Antra«, mit ibr
in'S Athens inusical ju fabrm unb nod) biefen 2Cbenb tin
9)rioatcoocert ju oeranftalten. SWit einem fcfcledjten 3nftru*
mente unb ganj fremb oor ein tfubitorfum jü treten, baS als
bas geltenbfte oon ber SBelt anerfannt, mar ein SBagniß, ju
meldjem ton nur eine Segeifterung ermutigte, bie ein glücf*
lidjer (Srfolg bei biefem erften unuorbereifetem Auftreten in
sjpaxii frönte.
JDaS buntbemegte JSünftlerleben unb namentlid) 9)agan{ni'S
bamatigcS (£rfd)etnen, meldjeS fo mandjen fdjon gekannten
Äünjtler in ben £int e r0™nb brdngtc, liefen aud) bm jungen
Strtuofen feine größere Sebeutenbbeit erringen, unb fein iftame
lonnte unter ber 3ttaffe großer unb deiner JtünfUer, bk ftd)
J)ier aufammenbrängen, nidjr burdjbringen. Solle 4 3abre
tana Ubtt er ganj abgefcfcloffen oon allem Serfe^r mit ber
Deffentlidjfeit etnjig feinen ©tubien. (Snbltd) im Wtai 1835
trat er mieber öffentlich auf unb errang, wie ber Constitu-
tionel bamalS ftd) auSbrücfte, ben ©teg über alle bie großen
SBeifhr, bie jugegen. 3efct mar fein SKuf gegrünbet. Auf
einer feiner Äunftreifen burd) bie 9)rooinöCn, eS mar in Sor*
beaur, erbiclt er bie SRadjridjt oon bem £obe feines SaterS.
2)a er fein Serfpred)cn, in einer, t'bm an bemfelben Sage jit
©b«n gegebenen ©oiree tbätiq ju fein, trofc ber tiefen <5r*
Fütterung erfüllen ju müden glaubte, fpiulte er feiner ©tim-
mung entfpredjenbe ©dfce mit fo ergreifenbem AuSbrutfe,
baß, als « geenbet, no$ lange bie tiefte ©tille im ©aale
berrfdjte. Unb als man ben ©djöpfer ber munberbaren SEöne
fu$te , mar er *erfd)»ounben. Arn anbern Sföorgen befanb er
ftd) f$on auf bem SBege nad) gart'S, mo er mieber ein oolleS
3a£r in fall gdnjlidjer äurücfgejogcnbeit verlebte. Sann riß
er ftety loS, reifte nad) Bonbon, 4>a»re, 2?ouen, jurücf über
SpariS nad) Cpon unb burd) baS ganje füMIc^c granfreid).
3n SKarfcille traf er mieber mit $>aganini jufammen. 2)er
23jdbrige 3üngling ließ ftd) jebod) nid)t abfcalten, neben bem
dürften ber Sioline ein, imi, ja fogar ein brtttcö Goncert
$u geben, in meinem lefctern er bie fur$ $uoor oon ?)aganint
aum erften OÄale geborte $>regbiera au« SftofeS mit foldjer
Sreuc au« bem ©cbddjtnijfe nadjfot'elte, baß er ftlbjl ben
fteMgriff, ben 5)aganini bti einer ©djlu&formel getban, mit
^bftd^t treu miebergab. (!) JDer ©ntbufiaSmuö beö ^publicum*
mar fo qroß, ba$, als baS £eroorrufen fein ©nbe nebnun
molltc, ©rn|i T S SBüfle, meldte 3?manb in einer Coge jur ©$au
aufhellte, mit einem bonnernben SSioat begrüßt rourbe. —
Wati) 9)ari$ jurücfgcfebrt, befudjte ibn ^aganini unb dußerte:
„3cb febe nic^t ein, marum ©ic meine Gompofitionen fpielen,
ba ©ie bodj genug Salent für bie 3^rigen b^ben."
8Son ba ging (5rnfl nadj #ol(anb, bann nad& 9?orbbeutfd):
Ianb unb reifte über S3raunfd)meig , ßeipjig unb £)reSben ju--
rüct in feine S3aterftabt. VRit bebeutenben ©ef^enfen Der
jpöfe 4!>annooerS, {)olIanbS unb ©a$fen6, unb bem Diplom
eines ©(jrenmitßlicbe* bcS 2(mfterbamer SWufifoercineS fam er
im Sanuar 1840 in Sßien an, oon mo aus er einen 2CuSflug
naä) ^reSburg unb ?>eftb madjtc, balb aber mieber jurücf*
febrte, um feine Steife nad) 9>ariS unb oon ba über SSerlin,
mo er jefct ermartet mirb, nad^ Petersburg anjutreten. —
SR. *.
( « i n g c f a n b t. ) *) ©ie (e|ten Hummern ber „ 23 u 4 ,
bdnblerb6rfenbldtter // entbaltenfolgenbe»efanntmacbun?
fte 1. # . blC r4 t ba ?5 ^ mtift ba * m «n'a«f«e publicum betreffen,
au% tn 3<>rer 3ettfdjrift einen 9)la^ finben mögen:
w o .. 20 a r n u n o.
3m Ceipjtger Ofter-^eß^Äatalog o. 3. 1840 finbet ficfa
unter ben erf^ienenen öücftern angejeigt:
©cftitling, ©., ber mufifalifcfce Öiograpb/ ober
©ammlung oon burdjgefcenbS autbentif^en eebenS.9ladirtcb-
ten über alle je|t blübenbe Slonfünftler unb ^Kufifgelebrte,
inalpbabetifc^ergolge. h. ©tuttgart, «me$ler^e S5ud)banbl.
3>a fidj bti Jßergleic^ung beS »JDJanufcripteS ergab, baß bec
3nl;alt auS benfelben Öiograpbieen beftanö, melcfac
gleiftieitig in ©tuttgart bei Äöbler in ben ©upplc=
menten jum UnioerfaUßerifon ber STonfunft entbalten ftnb, fo
bat bte äXe(ler'f4e »uc^banblung auf oen „^ujifalifcfaen
»tograpb" oerjic&tet. —
3)a i* bereits febr ^dufig erfaoren muß, baß baS in mei--
nem 2Serlag erfefeeinenbe Unioerfal-Cerif on beeSot^
fünft, rebig. oon @. Schilling, mit bem in ber neuen
SBttdjbanblung in 9Xergentbeim erfc^etnenben : OTuftfaltfc^cn
£anb*<5onocrfattonS*eerteon oermee^ feit mirb, fo finbe
i* für nötbig jur SSermeibung fernerer 2Äißoer|tdnbni|Te gol*
genbeS befannt ju machen. 3m 3a^rc 183* faßte id) ben
5>lan ber £trauSgabe eines UnmerfaI.-6erifon< ber Sonfunft,
engagirte bie nötbigen SWitarbeittr, unb übertrug bem biefigen
ßlaoierle^rer, je&t ^ec^ingifc^en *&öfratb ®« ©djiaing, auf
feinen eifrigen SSunfd), bie ^ebaction beS SöerfeS, morauS
binldnglit^ erbellt, baß i^i) ©igentbümer btefeS UnternebmenS
mar, fomit auc^ jebem anbern bie »Kebaction übertragen fonnte.
tfu* biefem ©runbe mar auc^ icfc allein berechtigt einen 2(uS=
gug f)erauSeugeben, menn id) foldjeS für gut fanb. ©leid)-
mobl oerfertigr jejt ^err ©cbiUing unrer bem Zittl: a^ufu
falifdjeS ^anb--(5onoerfationS--ßexifon einen puren 2CuSjug in
2 SBdnben, nic^t nur obne mein UÖifTen, fonbern inbem er auc^)
bem Serleger beS 2CuSjugeS (^)crrn ©djloffer in Augsburg,
bem baS Unioerfal-Serifon gar niebt befannt mar) ba)*
felbe als ein neues Driginalmerf oerfauft! Sei SBergleictjuna,
Oeibcr Sßerfe finben ftd? fortlaufenb bie gleichen 2Crtitel, nur
baf auS ben ©Ciefeln Pantoffeln gef^nitten ftnb. ^ierju
fommt aber nod), baß $t. ©djilling baS Unioerfal^erifon
noeb gar nid)t oollenbet fyat, inbem ber ©upplementbanb (ben
er fid) Idngft oollftdnbig oorauSbejablcn ließ) feit i Sabrc
beinabe gdnjlic^ floeft, fo baß ber merfmürbige galt eintreten
fann, ba^ ber ÄuSjug früher fertig mirb, als baS Original*
merf ! >Die Ungenirtbeit ging fogar fo mit, baß in ben $)ro*
fpectuS beS SDÜrgentbeimer CertfonS ganje ©dfte auS bem
oon mir oor 6 3at;rcn entmorfenen '^rofpectuS aufgenom=
men mürben, fo baß bi<rburd) eine perftbe Sdufdjung beS y\n
blicumS oor tfugen liegt, ba j. S3. bem 2CuSjjuge biefelbe S5ott=
fldnbigfeit tt>k bem £auptmerf beigelegt mirb. SDie foftfpic=
ligen Seilagen an SKotenbeifpielen u. bergl., bU burd)
5 SBdnbe beS »&auptmerfeö gelten, finb im tfuS$ug natürlich
aus meifer ©parfamfeit gdnjiid) oermieben, morauf id) bti
83orfommen bie Ädufer aufmerffam ju machen bitte,
©tuttgart im 3an. 1841. granj $tin ric^Jtöblcr.
*) 2Cuf mebrere dbnlict)e ßinfenbungen erfldrt bie ^ebaction,
bat fif nichts <$vn. Dr. ©cbilling S3etreffcnbeS jne&r aufneb 1
men mirb. —
SSon b. neuen 3eitfc^r. f. SKufif erWeinen moc^enrlitt iwti Hummern $u einem falben Sogen. — ^)rciS beS SanbeS oon
52 Stummem mit mufifalifdjen Seilagen 2 Zt)lv. 20 9lgr., obne mufifalifc^e Seilagen 2 £blr. 10 ^gr. — Abonnement nebmen
alle ^oftdmter, Sucfc, STOufifs unb Jiunftbanblungen an. —
'©efrrucft bei t5r. Kiicfmar.n in Setrjig.)
Vi e n c
3eitö*l)rift (ixt Mmik.
»erantwortlieber SJebaeteur: Dr. 3t« Scfcttmaitm SSerlegcr: 9t. tftkfe fit getpjtg.
SSievsefynter 33ant>.
M 12.
5)cn 8. Februar 1841.
Siteratur. - ftür JBioItne. - Xcltcrc Dr^clmufif. — 2Cu$ 2ftarfd)au (@d)lu& . — deiner hingen. - Oonc. fc. Outcrpc. - Storni fctoeS. ■
2Baö Cutber für ben (S^jorat tfcat, wie er für bie
heilige ÜÄufif fafl loberte unb brannte, mit feinen 6t)or:
fnaben bii in bie 9cad)t fingenb, baß er nidjt matt nodj
mübe roerben tonnte ju fingen, unb immer erster warb
in feinem ©eifl, ba* tfl offen? unb ig.
£&ibaut, Steinzeit ber Sonfunfl.
Sitetatut.
Dr. STOartin 8ut$er'S bcutfdjc geifllicbe Stcbcr
nebfl ben wdbrenb feines UebenS baju gebrdueb*
lieben ©ingeweifen unb einigen mebrflimmigen
Sonfa^en über bicfelben von SÄeiftern be§ feebös
je^nten 3al)rbunbert3. herausgegeben als geft*
fcbrtft für bie vierte Subelfeier ber grfinbung
ber äSucbbrucferfunft von 6. v. s li>interf elb.
STOit eingebauten £oljfcbnttten nach 3eid)nungen
von Ä. ©trd buber. geizig, 1840. £ruef unb
SSerlag von JBreitfopf unb J£>drtel. 3n golio.
5 S&lr. —
SBenn nur ein fold>eö 5I5erf claffffd) genannt »er«
ben fann, weldje« allein 3eitenwed)fel trofct unb in gleis
djer Srtfcbe Sabrtyunberte lang blübt, feine in if)m wob*
nenbe geiflige Äraft unb ©ewalt über gan5e 9iett>en von
©enerationen erjlreeft, von bem .fiünfller wie von bem j
£aien gleid) b^cb gewürbigt, ja felbfl von bem erflem |
al« unnaebabmlid) anerkannt wirb, fo liegt un6 unter |
obigem 2ite( ein wabrbaft clafftfebe« SBerf vor. Sinem i
fotdjen gebübrt baber aud) im 2(eußern mit vollem 9?ed)t '
bie gldnjenbfle 2(u«flattung unb freubig fei e« begrüßt
von allen ben Xaufenben, bie fd>on in bie edjabenbfle
aller $pmnen eintonten:
„Sin' fefle Surg tft unfer ®ott
Sin' gute SBe&r unb SBaffen."
Unpaffenb erfebeint in bem vorliegenben galle eine
SSeurtbeilung in gewobnter gorm unb SBetfe. Der Eitel
fagt alle«, n?a6 ba« Surf) entbdlt. 2(ber offen unb un*
verbolen fei für ba« f)errCid>e ©efebenf 2)anf au«gefpro*
eben bem verebten SKanne, ber ffd) um bie 2on* unb
Siebtfunfl burd) tiefe $erau«gabe ein neue«, großes
33erbienft erwarb, ba er fid) niebt allein begnügte , feine
SDtitlebenben in bk unmittelbare 9?df)e be« großen JHe=
formator«, felbfl burd) 9J?ittl)eilung feiner eigenen <£d)rift=
jüge, ju verfemen, fonbern aueb jugletd) bte funflftnnU
gen, frommen äeitgenoffen beffelben, einen <&t Sfilafyu,
3ol). kalter, S3eneb. 25uci«, 3ob. SBeinmann,
2(tn. be 33:ud, <S i p t. JMetrid), ©eorg SRbau,
SBirg. # au d u. X mit ibren fdjmucflofen, bod) fünfte
lieben £onfd)6pfungen finnig be^eijurufen. 5Bie fo tref;
fenb finb in 58e3ug auf biefe ©efdnge Sutber'8 5Borte
felbfl anjutvenben : /; n?o aber bie natürlidje 9)?uffca burd>
bie Äunfl gefd)drft unb polirt tvirb, ba fiebet unb er!en=
net man erfl jum Sljeil — benn ganjlid) fann'ö niebr
begriffen, nod) verftanben werben — mit großer Söer*
wunberung bie große unb voüfommene SBetöbeit ©otte$
in feinem tvunberbarlicben 5üerf ber üBuftca, in tveld)ec
vor allem ba« feltfam unb tvobl ju verwunbem ifl, baß
einer eine fd)lecbte 5Ucife ober Senor — wie e$ bie 9J?u^
fiel beißen — berftnget, neben welcbcr brei, vier ober fünf
anbere Stimmen au<i) gefungen werben, bie um folcbe
fd)led)te einfdltige SBeife ober 2«nor gleid) M mit 3aucb-
jen gering« berum ber fpielen unb fpringen unb mit
mand)erlei 2(rt unb Älang biefelbtge SBeife wunberbarltd)
gieren unb fcbmücfen, unb gleicbwie einen bimmlifeben
2anjreiben fübren, freunblid) einanber begegnen, unb fid)
gl'id) berjen unb lieblid) umfangen. 2(lfo baß Diejenigen,
fo folcbe« ein wenig verfleben, unb baburd) bewegt wer=
ben, fid) be« beftig verwunbetn muffen unb meinen, baß
nid)t« feltfamere« in ber 5Belt fei, benn ein foleber ©e=
fang, mit viel ©timmen gefebmüef t ! "
48
£)anf aber aud) bem wacfern Äünfller, ber burd)
ben fanften ©prud) ber ©d)rift: ,,td) bin bec SBetnjiocf,
if)t feib bie Sieben'' — angeregt würbe, alle S3l<Stter tie-
fe* 33ud)eS auf baS SKannigfalttgjh , Eigentümliche
unb 2(nmutf)igfie ju fdjmücfen, oljne jebod) im Entfern*
tejlen bie ^ier erforberlidje Einheit 5U ftören. 25anf
«nblid) nod) ben tätigen Scannern biefeS id)t beutfdjen
Unternehmend, bie feine £)pfer unb SKüljen freuten, ein
spradjtwerf ber 83ud)brucferfunfi auföujtellen, rote fein
ufjnlidjeS sorfjanben ifi.
Unb fo verbreite ftd> baS fofibare, claffifrfje SSerf »ie
*ör breimal Ijunbert Sauren weit umfjer; eS mad>e fid)
auf'* 9?eue S3af>n unb ^erbringe in 5Bort unb Son aU
led baS galfdje unb Unreife, was unter feinem 9?amen
*on benen hinzugefügt unb ju Sage geforbert würbe,
welche beS großen ^Reformators SQ3orte übergärten, aI6 er
aufrief: „Sitte unb tiermane alle, bie baS reine SSort
lieb f)aben, wollten foldjeS unfer 33üd)lein hinfort nid)t
mefjr beffern unb mehren. Äann bod) ein 3>eglid)er wofyl
feibft tin eigen 58üd)letn t)0ll Sieber jufammen bringen
unb baS unfere für ffd) laffen ungemefjret bleiben." —
6. g. Secfer.
gär SStolttic.
S. ©pobr: (Sonccrttno (ober 12te3 Sonccrt) für
SSiol. m. 23gl. beS ©r*. ob. *Pfte. Dp. 79. —
SSerlin, ©ctycftnger. — ÜÄtt Drei). 3 £f)lr., mit
9>ftc- 1 «Mr. —
— — : 9Jonbo alla spagnuola für Sßioline unb
Spianoforte. £>p. 111. — äBien, SReccbetti. —
1 gl. 30 Ar. —
•DaS Goncertino wirb 33ielen fd>on befannt fein: es
ift nid)t baS ncue(!e beS 2J?etjierS. 3>n Anlage unb
gorm n<$f)ert eS ftd) feinem 8ten ßoncert (in gorm einer
©efangfcene). Einer recitattoitynlidjen, bod) aud) mit
gldnjenbem $)affagenwerf auSgeftatteten Einleitung folgt
tin gefangreidjeS Sargfjetto, baS jugleid) bie Elemente
enthalt, auS benen fpifter in bem $auptfafee, einem alla
jpolaeca, bie 3wifchenmelobieen fid) fyerauSbilben, bie bef*
fen brillanten ^artieen SKelief unb 9Kanmd)faltigfeit &er=
leiten. 25a* ©anje mad)t in feiner fdjonen unb frieb*
lidjen gönnen* unb ©ebanfenentwicfelung einen überaus
freunblidjen Einbrucf unb i|i, wenn aud) feine ber groß*
«rtigfien, immerhin eine feljr intereffante &nbt beS wür*
bigen SSeteranen unb SRepräfentanten ber beutfdjen ®ei-
gerföule unb babei, minbefienS im SBergleid) gu feinen
ßoneerten, fo wenig ferner, baß ©eiger, bie nur einiger*
maßen mit ©pofjr'fdjer SBeife vertraut ftnb, unb burd)
moberne Gfjarlatanerieen btn gefunben Son unb ©inn
fjt ©ebiegnereö nod) nid)t *er(lubiert Ijaben, ol)ne große
SJorbereitunqen baran ge^en f6nnen. 3n ganj (Sl)nlid)em
©eifle ifl baS 9fonbo gehalten, roie benn überhaupt allen
neueren SSioltncompoptioncn Spof)r'g, üicUetdjt weil ber
STOeifler, üom Seffentlidjfpielen pd) jurücfjietjenb, nid)t
mel)r \>orjug6n)eife für fid) fd)reibt, biefer leidjtere, aüge*
meinere 3ug in 2(uffaffung unb Sedjnif eigentbümlid)
ijl. 2)ad ^)ianoforte ifi in bem 3ionbo nid)t begjeitenb,
fonbern beibe Snftrumente finb nad) 2frt beö eigentlichen
©uo, concertirenb, fo jebod), baß bie SSioline im ©anjen
ein gewiffeö Uebergewid)t behalt. @e^t fcf>iv«c finb, wie
gefagt, aud) l)ier beibe ^)artieen nid)t, nur wirb ber (jdu*
ftgen Bereinigung beiber in fletnen flüchtigen giguren,
SEerjenldufer u. bgl. wegen, uolleS 23cctrautfcin beiber
©pteler mit einanber erfoibert. —
£)öw. fiorenj.
(Scrlffijung folgt.)
Weitete OtjjelttiufiF.
Sammlung ber bejien STOeijlerwerfe beö 17ten unb
18tcn Söt)rl)unbert6 für bie SDrgef, jum ©ebrauefe
beim ©otteSbtenft, wie jum ©tubium gefammelt
unb herausgegeben t)on granj JEommer. —
»erlin, bei 2Bef!pl)a^l. —
3n biefer ©ammlung ifi bem £)rganiflen eine &abt
geboten, weldje in boppelter #inf7d)t alle 2(ufmerffamfeit,
allen 2)anf Derbient; benn erflenS enthalten fte eine gülle
ber würbigflen, ernffefien Äirdjenflücfe: ^)nilubien, gu-
gen, Choräle k., welche in unferen Seiten wo^l eljer ges
fammelt als nad)gefd)affen werben fonnen, bieten fte ber
2Cnbad)t unb Erbauung reidje Unterflü^ung; wie fte an=
brerfeitS ben Äünfiler mit einer ^eriobe ber Äunf! be=
fannt madjen, t)on ber bis batjin ntdjtS burd) neueren
©ammlerfleiß erfd)ienen, weldje fafl in unferer gorfdjung
tobt unb unbebaut baliegt^ inbem fte herrliche SWeifler
uns jurücf ruft, von benen bie gebrueften 5Berfe, wo biefe
im Srucfe erfdjienen, fo feiten geworben ftnb, \>a^ man
fte bm l)anbfd)riftltd);erl)altenen g(eid)flellen fann. 23on
@eb. S5ad) gab ber ©ammler nur einige Hummern,
weldje noc^ nid)t burd) 9J?arp, ben tätigen Sefenner
unb 23efanntmad)er Sad)'S, an'S Sid)t geforbert waren,
bafür aber t>on Un 83orgängern biefeS größten aller
beutfdjcn Ätrdjentonfe&er beflo mefjr, unb fo SBortrefflu
djeS unter biefen, baß bie ©d)winbe(l)6()e SSadj'S gletd)^
fam motwirt baflel)t, nid)t fo abgeriffen d)imdrifd) in bie
SBolfen gebaut ifl. 93or allen ifi bie SSefanntfdjaft mit
9>ad)elbel, mit feinen fd)6nen unb ffnnigen gugen, mit
feinen funffrerfhinbigen 6l)oralr)orfpielen iußerfi anjiefjenb
unb mad)t auf einen <Sd)a% t>on anberen Äirdjentonfiücfen
aufmerffam, ber nod) &on biefem ÜJfeifier, ber fo gut
als gar nid)t befannt geworben, ju \)abtn ifi. Die übrU
gen (Somponifien ber ©aben, beren 9Jamen wot)l in ei«
nem Äünfilerlerifon ju pnben ftnb, von benen aber nid)t
49
mandjer Sammlet 3Berfe jur tfnfdjauung vorliegen t>at,
ftnb 95ruf)n« f 1697 in £ufum, JSupteljube + 1707
3u Sübecf, £)obenecfer f um 1700, (Sberlin f 1757 $u
©aljburg, gre«cobalbi f 1642 in 3?om, grof)berger
-}- 1695 in SWatnj, Glaubio 2J?erulo ■}■ 1630 ju 6or-
reggio, SWuffat f 1730 in @tra«burg, spadjetbel | lf06
in Nürnberg, ©alter -J- 1748 in SBeimar, 3ad)au f 1721
3U #alle. Sie ©ammlung, für welche ber (Sammler
von ber preufjifdjen Regierung bie grofie, golbene JDenf-
munje erhielt, ifl bereit« vergriffen, foll aber biefer Sagen
roieber in einer neuen Auflage erfd)einen, weldje wir allen
©rganijlen, allen gorberern wahrer Jtircbenmuftf hiermit
bcflen« empfehlen wollen. — X greper.
21 u $ 2$ a r f d> a u .
(©cblufc.)
[8teberrafel. — Oper. — ©dfle. — ]
(Sine britte benfraürbige 2(uffül)rung religiofer SWufif
war jene be« SSojart'föen Requiem«, weldje l)ierfelbfl
nad) ber Srauerfeier Äaifer Tttepanber'« nid)t offentlid)
aufgeführt würbe; gern Ratten wir aud) btefe«mal bem
Äunflwerfe entfagt, wenn ber ÜrauerfaU, bem e« galt,
bafür unterblieben wäre. 5Bir verloren nemlid) in ben
legten Sagen biefe« Saures unfern waefern Sonfünfller
unb Sonfe&er ©antmann, von beffen 5Bir!en icf) fo oft
3U berichten ©elegenfjeit Ijatre, beffen 9tame fid) an un-
fere fdjinflen SEonfefle reirjt; ja umgefefirt, beffen 9Jame
I)inrei<f)te, un« viele fdjone SEonfefie ju fdjaffen. ©ebon
^oc 3«l)«n erfranfte er, vollenbete fdjwer leibenb an ber
©cfjwinbfudjt eine begonnene ©pmpfjonie wie meljre
Äirdjeneompofttionen, jog nad) ©rdfenberg, wo ifymJptu
lung verseifen, unb fam frdnfer juruef, um f)ier ju
flerben. 2(n feinem ©arge verfiummte ber 9?eib, ber
if)m oft ba« fieben verbittert, reichten ftcf> alle Äünfller
bie #anb, um itjm unter Leitung 9Jibejfi« unter 2Rit-
wirfung be« fonigl. 33ür)nenord)ejter« ba« weltberühmte
Sobtenlieb ju fingen, ba« aud) biefe«mal nid)t erman-
gelte, alle $erjen $u bewegen, ju erfd)üttern, ba« nod)
lange in ber Erinnerung aller SEfjeilnefymer unb Sp&xtt
nad)f)allen wirb.
2Ba« anbere SOTuftfjweige betrifft, fo ifl bie 2ieber-
tafel, unter SR icf) arb 9? od)'« Leitung, red) t leben« frifd),
unb r)dlt wodjentlid) if>re ©jungen, nod) immer an
Ärdften wadjfenb, obfdjon ffe blo« beutfdje 2ieber jur
2fufful)rung bringt, aud) meifl nur au« beutfdjen ober
bod) beutfd) erlogenen 2ftitgliebern befielt. £)ie £)per
I)at ßimarofa'« Matrimonio legreto wieber Ijervorge-
fud)t, unb erquieft burd) bie fcarmlofe, feurige, waf)rt)aft
fomifdje SJtuftf, bie bennod) in feiner ©teile ber 2fn*
mutl) entbehrt, ftd) überall von bem manierirten 83er*
jerrten glücflid) entfernt \)<, bie Mitwelt in eben bem
©rabe, wie fie em(I unfere 93dter unb ©iC-fv.Vn erquieft
tyat. greilid) bleibt bei biefer 2fufful)tung miv..che« von
Seiten ber SKitwirfenben $u wünfdjet; übrig, bie über ben
verzerrten mobifdjen ©tuden be« Sage« verlernt fjaben,
jene fliefenberen @ad)en wirffam vorzutragen; inbeffeii
werben biefe Uebelflanbe fict> bei mel)rfad)cr 2(uffuf)rung
nad) unb nad) geben unb burd) biefe SBieberfyelungen im
©anjen auf ben Sür)nengefang vortljeilljafr geriet: wer-
ben. Sa« neuere wid)tigfte Sreignip an unferer Tr^t
ifl woljl biefe«: ba§ ^r. (Sapeümeifter Äurpinöü fi;»
^penftonirung angenommen, fid) mit bem neuen 3at?t
jurücfjierjt unb feine Stellung bem rüftigen SWeiflcr
gjibe^fi, feinem bi«l)erigen ©et)ilfen, überldft, ber vca
6l«ner in 5Barfd)au erjogen, fpdter in SBien gebilbet,
bort aud) längere 3eit an einem 3Jolf«tl)eater tr)5tig, fo
viel Äenntniffe ber neueren braniatifdjen, vorjug«weife
beutfdjen SKufif ftd) erworben, al« er Äraft befifet, bie*
felbe auf unfern S3ü()nen würbig einführen ju fonnen.
£)t)t\t ben #rn. von 95raun, biefen gemeinnü&igm
SWufenfreunb, würben wir in Snfirumentalfadjen einji,;
auf bie fonigl. Süljnencapeüe befdjrdnft fein, burdj feine
S3emül)ungen aber ftnben alle ©onnabenbe 2fuffür)run*
gen in ber bleuen JKeffourje flatt, in benen muftergil-
tige ©aitenquartette mit ©olofadjen unb ©efange ah
wed)feln, fo ba$ ber SKufiffreunb wenigften« gute Aam*
mermuftf !)6ren fann, wofür wir $rn. 93raun, ber blo«
Siebljaber, nid)t aber Äünfller vom gadje ifl, nidjt genug
banfen fonnen; befonber« in biefen Sagen, ba ber Ä6nig
unferer Seiger, ber früher wol)l dt)n(id)e ©enüffe bot,
#r. Sartarinow, fid) je^t feiten f)6ren Idgt, ba it)n 83e=
ruf«gefd)dfte immer mel)r ber Äunfl entfremben.
23on fremben Äunftnotabilititen \)ixtm wir bie ©an:
gerin ?)afla, beren prdd)tige« £)rgan, beren fd>6ne S3iU
bung allgemeinen Tfnflang fanb, unb verbiente, obfdjon
fte eine untergeljenbe ©efangfonne ju nennen. Der
SSariton Silling, ben wir von früher fannten, erfreute
un« al« eine auffleigenbe, jeigte un«, bafj er bebeutenbe
füllen abgeflreift, ftd) ju einer würbigeren ©tufe f)in*
aufgeübt fyattt, unb reijle mit bem Seifall HUtt gefront,
bie i!)n nur ger)6rt Ratten, nad) ©t. ^)eier«burg bin*
über. 2Cugenblicflid) beftnbet ftd) ber ßlavierfünfller
2)repfd)0(f in unfern SWauern; ein 5Wann, ber freilid)
alle« leiftet, wa« auf bem ßlavier ju letflen ifl, aber
vielmehr eine bunte SWujIerfarte aller geltenben SWeifler
unb ir)rer 2eiflungen liefert, al« bafj er felber ftd) (auf er
biefer) burd) irgenb eine ©gentt)ümltd)feit au«jeid)nete,
wor)er wir benn 83ebenfen tragen, iljm ben vollen Äünfl-
lernamen jujuerfennen, ben wir ir)n in S5ejief)ung auf
feine G?ompofTtion«verfud)e eben fo wenig beilegen f5nnen.
2Bie gleidjgiltig unb vorübergerjenb ba« grfdjetnen fol-
c^e« Äunfheifenben l)ier ifl, um fo ergreifenber für bie
t)ieftge Äunflwelt unb alle Äunflfreunbe ifl in miflid)et
85ejier)ung ber 3fbfd)ieb SJlorij grnemann'« , welker ftd)
50
nad> feinem SBaterCanbe 2)eutfd)lanb, unb jtvar nadj
S3re«lau, jurücfgeroanbt fyat, nadjbem fem mebr al« $ef)ns
jdl)riger 2fufentf>att un« glauben gemacht, baf? er für im*
mer ficf> fyier eingebürgert ()abe. 3Sn biefem 9Äanne ver?
lorcn nrir ben nwrbigffen unb vielfeitig gebilbetften Gla*
oierfpteler, ber mit gefunber Sigentfjümlidjfeit au«gerus
ftet alle« ©afjtfdje vergangener Safyxt feflbielt, of)ne bc«*
tyalb ba« 2$erbienft ber jüngeren Sfteifler, n>o er e« am
traf, ju verf leinern unb ju verachten j mit tf)m ift ein
©alon eingegangen, ber beinahe tvocfyentlid) alle täten
SJtuftffreunbe verfammelte, in bem nur ©ebiegene«, fo«
tt>ol)l alter tvie neuer 3eit, vorgetragen tvurbe, in bem
jeber reifenbe Äunftler Aufmunterung unb SBorfdjub fanb,
wenn er in fremdem 2anbe verfannt unb jurucfgeftojjen
war. 9?ur in ben vielen jaljlreidjen @d)ülern, bie ber
SKeifter ro<Sf)renb feinet l)ieftgen SBirfen« bilbete, bleibt
un$ ein Srfafc, wirb un« fein 5Wame erhallen werben;
mSge biefer oft von bruben herüber tonen unb und
9lad>rid)ten be« 5Bol)lergel)en« unb ©ebenen« bringen,
roeldje« \f)m alle f)ieftgen Äunflfreunbe von #er$en g6n*
nen. — @t. Biamonb.
freiere JRaum feine, nur ber tiefte SBinfel eine gute
(6d)0--freie) Sßirfung ber SKufTf gemattet; ba aber muf
man fid> 6ucfen, mufj ben Äopf an bie Ganjeltreppe
brücfen, unb bie« trifft leidjt eine an bemfelben £ter tyt*
aufjteigenbe $ul«aber, bie man bafcer, fo tvie bie SJtufif
ba« ©ebiube erfdjuttert, flopfen ftylt. 9tatürtid> aud>
bejlo fWrfer unb beutlidjer, je flärfer in ©em^eit ber
26ne bie <5rfd>ütterung ift. 3* fuge eben bef^alb fcinau,
ba$ ba« 2(« jene Äird)e am heftig jlen betvegt; ndAftbem
©i«, 6 unb e. —
äßemerfungen
von albert ®d)tffiter.
1.
SOT6gen anbere — »a« id) felbft glauben mochte —
bie folgenbe 2Baf)rnel;mung ebenfall« fd)on gemachte fyas
btn, fo i(l bodj fie (bie bem 9>l)öfiologen ein fdjtvere«
Stdtl)fel aufzugeben fdjeint, jebenfall« aber unferer £Rf>ptl)=
mif bai SBort reben tvurbe, tvenn fte beffen'nod) be*
burfte) meine« 5Biffen« nod) nie in Srurf gekommen,
unb finbet batyv roofjl mit 9?ed)t f>iec ein ^piäfcdjen. —
Äann namlid) jtvar ju Anfange eine« Sonfiucfe«, bem
wir unfere Aufmerffamfeit fdjenfen, feinem Sempo nur ;
feiten unfer 9>ul« ober 2(berfd)lag gleid) fein, fo nimmt [
er jbiefe ©leidjbeit bod) balb an ; unb i(l biefe« wegen
urfprunglid) alljugrofjer Abweichung unmöglich, fo l)dlt ec
tvenigfien«* bod) gleiten 2>d)ritt mit bem jebe«maligen
2ten ober 3ten Sacte. £>er Unfall nur fyat mid) barauf
gebraut. £)ft faßte id) in ber fatbolifd)en Äirdje in
£)re«ben meinen ©tanb unter ber Gan$el, wo aber ber
@cd)öte$ CTonecrt ber <?uter*>e,
ben 25. San.
3ntrobuction von *R off int. — Duoerture o. SBeber. —
(Soncerttno f. S3toline v. Äaitiwoba. — @fjot t). 25eet-
boven. — c^pmpfyonte v. S3eet^oven. —
£er ©rfangnendöor au« gibelio urvb bie (Sfcöre in ber
^Belagerung oon ßortntt wuvöen von einem fyuftgen SO?dn=
nergefangoeretne, btc ©olopartbieen in ber Untern oon jiret
Sßitgliebern ber Dper, ben «&^. JBoutllon unb Ätnbcr-
mann, unb einem SOh'tgltebe be§ genannten S3eretn6, £rn.
3tetnbolb, ausgeführt. 2)cr Jöcettjoüen'fdje Gtyor n?ar ein
auf fremben, ungünfltgen S3ofcen t?erpflan^tes ©croddjS. ©e?
n)iß lag e« nid)t an ber tabellofen Äuöfüfjrung, wenn er \vc-
ntg »irfte. @t'n (jeranretfenbe« Drc^incrmitglicb , £r. ©ic
mon, fpielte ba« Qencertino mit jtcmlic^tr gerticjfeit unb
einem geroififen S3irtuofcnaplomb, ber bei erften öffentlichen
Auftritten nidjt baufig ift. 2(uf bie brei »&aupttugenben cincö
guten ©eiger« mirb cc inbejj no^ ein oor^üglidjcö 2(ugenmerC
tjaben mü|fen: be!annriidj finö biefe 1) SReinbeit, 2) beögl. SRcin=
^cit, 3) nodj einmal 5feth^cit. gurc^t nnrb il;m n?obl fdjn?er=
lidj im 23ont)ärt$fd)rcitrn je binberlic^ fein. Sie Duüerturu
(greifdju^) unb ©vmpl)onic (9£c. 7.) gingen in ben ©ctaiU
tvit in ber ©efammtauffaffung fef?r frifc^ unb erfrifc^cnb von
Ctatten. — 14
i8ermifdl)tc«.
*** £r- Vtumc trat jum erflenmal am 27jrcn 2)ec. in
ßopenljagen auf. — £r. ^Ijalberg, ber in grantfurt 3
gldnjcnbe Öoncerte — ba$ le^te für einen milben 3^ec£ —
gegeben Ijatte, wirb balb in Ceipjig erwartet. —
*** ^olldnbifdje SBldtter berichten, ba& bie oier t)oUdnbt=
feben (Somponiften o. SSree, SBertelmannS, «&anffenö
unb 93erl)ulfr oon ber Afabcmie b. beil. @dcilie in SRom ju
SKitgltebcrn ernannt worben (inb. —
©efcbdfWnottgetl. November. 4. ^ambura^ v. S. — SBien, t>. (5. — «pari«, o. ®. — 11. SBien, o.
g. ©ruf — 13. £an&ig, t>. C. — 14. SDreöben, o. @. — Hamburg, v. 6. — 16. (Smben, ». Ä. — 18. SBrc--
men, o. Ä. ©rüg. S3itte, Söort ju galten. — 2)re«ben, v. 3t. — SBien, o. ©. — Hamburg, v. ©. — 22. Söetf*
fcnfelö, v. |>. — ©reöben, v. S5. — 2X «Diailanb, v. *. — 24. Sraunfdjweig, v. ©. ©ru§. — SBraun^
f^weig, o. e. SBirb befprodjen. — 23. ©affel, o. ©. — SBerlin, v. 9K. — 5>rag, o. @. SSielleidjt fpdtcr. —
Serlin, v. ©. — Sliga, v. &. @r..jDanP. — 30. glen«burg, o. fR. Salb auöfüljrlid;. — Bresben, o. ©. —
SCBeimar, o. S3. — SBerlin, v. SDblr- — 30. Hamburg, v. e. —
S$on b. neuen 3eitfd?r. f. 9Xu(i? erfc^einen »ö^entlidb jwei Hummern ju einem falben Sogen. — *prei« be« SBanbeö oon
52 Wummern mit mufiPalif^en Setlagen 2 Sblr. 20 Wgr., ohne mufifalifdjc Beilagen 2 Zt)lr. 10 Wgr. — Abonnement nehmen
alle ^ofldmter, Sudjs, Sftufif* unb Äunj^anbiun^en an. —
(Gebrurftbn5r.it u.! mann intr.vv^) (Jg)ierjU t SnteUigcnjbtatt , 9Jt. 2.)
%ntrtli<\tnt>Hatt
}ut neuen 3*ttf*lirtft für Jltuftk.
gebtuar.
M 2.
1841.
Unter der Presse:
Vollständ. Ciavierauszug mit alle
CllOpin, Trois nouvclle8 Etudcs p. Piano,
Donizetti, Die Favoriten — La Favorite. Oper
in 4 Akten
Arrangements.
Hen&elt, Ad., Air rosse p. Piano. Op. 13,
dito arr. p. Piano ä 4 mains.
KÜokeil, 6 Quartette für Sopran, Alt, Tenor
und Bass. Partitur und Stimmen. Op. 33.
, Held Friedrich zog mit seinem Heer.
Patriotisches Lied für Bass und Bariton mit Begl.
d. Orch. Op. 32.
, Tscherkessisches Lied für Bass od. Bari-
ton mit Orch. Op. 20.
IjVOff, Duo cantica (Sopran, Alt, Tenor u. Bass).
Mozart, Ouvertüren zu BeJmonte, Zauberflöte
und Titus in Partitur. Subscr. Pr. ä 12 Gr.
Mendelssohn -Bartholdy , 2c Quatuor
p. Piano arr. ä 4 mains p. Mockwitz.
Morfieles und FetlS, Methode des Me-
thodes — Die vollständigste Pianoforteschule.
Einzeln: Abtheilung III enthaltend: 20 Etudcs
de Perfcctionncment comp, par Döhler, Chopin,
Henselt, Heller, Liszt, Mendelssohn -Bartholdy,
Taubert, Thalberg.
PanSeron, Musikalisches ABC. Lief. 6 ent-
haltend die für diese Schule comp. Kinderlieder
von Kücken, Reissiger etc.
Reissig'er, Blücher am Rhein arr. für eine
Tenorstimme, dito für eine Bass- oder Bariton-
Stimme. Op. 157.
Taubert, La Nayade. Piece concertante p.
Piano a 4 mains. Op. 49.
, Andante p. Piano tire du 1er Conccrto.
Thalbergf, Une nouvelle Etüde p. Piano.
Berlin, Schlesinger' sehe Buch' u. Musihhdlg.
m Bei JBf. Simrock in Bonn sind noch einige voll-
itändige Exemplare vorräthig yon
Mozart's Opern
Don Juan, Figaro, Zauberflöte, Entführung, Titus
und Cosi fan tuttc, im Clav. -Au gz. mit Text, in
grossem Format.
Preis für alle 6 Opern 8 Thlr.
Neue Musikalien
im Verlage von
C. JL. Klemm in Iieipaig.
Felix, C. A., Op. 19. Marie.
Deux Valseg p. le Pfte . . .
, Op. 20. La Violette.
Contrctanses p. le Pfte . . .
, Op. 21. Souvenir aMos-
cou. Gr. Valse p. le Pfte . .
10Ngr.(8gGr.)
(8
10
10
)
(8 „ )
Hauschild, J.Gr., Op. 64.
Der deutsche Rhein. Schott.
Walzer f. JPfte *i « (• ,* )
Köhler , GrllSt., Polonaise
über das beliebte Thema a. Do-
nizettis Belisar für Pfte. . . 5 „ (4 „ )
IiOrtzing, Alb. , Erinnerung
an das Theaterjahr 1840, Quod-
libet f. eine Singstimme m. Pfte. 10 „ (8 „ )
Reissiger, F. A. f Op. 18.
Feenreigen, Nr. 7. Schott. Wal-
zer für Pfte 5 „ (4 „ )
Schumann 9 Hob., Op. 34. Vier
Duette für Sopran und Tenor m. Pfte. . . 1 Thlr.
Stolberg-Stolberff, Louise Gra-
fin, Poetisches Tagebuch von Ernst Schübe
für Gesang mit Pfte lThlr.
Bei JT. A» Böhme in Mamburg ist erschienen :
„Sie sollen ihn nicht haben
Ben freien deutschen Bhein!"
Patriotisches Lied
von N. Becker,
mit Pianoforte-Begleitung
von
Fr. W. Grund.
Für eine hohe Stimme Preis 4 Gr.
Für eine Mittel-Stimme Preis 4 Gr.
Unter der Presie :
Dasselbe für 4stimmigen Mannerchor mit Orchester*
Partitur, Gesang- und Orchester-Stimmen.
Dasselbe für 4stimraigen Mannerchor mit Piano-
forte-Begl. Partitur und Stimmen. Preis 8 Gr.
Doppelt gekrönte Preis -Compositum des
Rheinliedes*
Im Verlane von V. J5. C. MJeucJcart in Breslau
ist erschienen und durch alle Musikalien- und Buchhand-
lungen zu beziehen:
Sie sollen ihn nicht haben.
Deutscher Wehrgesang*
Gedicht von Niklas Becker, Musik von
Joseph JLenz.
1) Partitur f. vollständ. Orchester. 15Ngr.— 54Kr.
2) Vollständiger Clavier-Auszug. 5 Ngr. — 18 Kr.
3) Ausg. für eine Singstimme mit leichter Piano-
fortebegl. 5 Ngr. — 18 Kr.
4) Singstimme allein (Volksausgabc und Chorstim-
me) l}Ngr.-4JKr.
ö) für vierstimmigen Männerchor ohne Begleitung.
5 Ngr. — 18 Kr.
6) Als Marsch für das Pianoforte zu 4 Händen.
?i Ngr. — 27 Kr.
In correcter Abschrift kann geliefert wer dem
a) Der Marsch f. vollst. Infanterie-Musik (Partitur)
15 Ngr. — 45 Kr.
6) Der Marsch f. vollst. Cavallerie-Musik (Partitur)
15 Ngr. _ 54 Kr.
Der glänzende Sieg, welchen dieses Lied sowohl über
die vorzüglichsten einheimischen Rheiniieds-Compositionen,
als aucli über die Leipziger und Berliner Preis- Composi-
iionen, bei besonders dazu veranstalteten Concurrenz-Con-
certen errungen hat, ist wohl der schlagendste Beweis für
die Vortrefflichkeit desselben. Nicht nur unter den Melo-
«lieen des Rheinliedes, sondern unter allen modernen Ge-
sangs-Compositionen ist das Lcnz'sche Lied, nach der Ver-
sicherung der geachtesten musikalischen Notabilitäten , die
Gelungenste der neuern Erscheinungen. Jetzt kann der
deutsche National- Wunsch: das Uheinlied nach einer Me-
lodie singen zu können, in Erfüllung gehen ; die unzähli-
gen Prätendenten sind sämmtlich aus dem Felde geschlagen.
Subscriptionsanzeige.
Im Verlage von Sek <J* Comp, in Co In er-
scheint mit Eigentumsrecht für Deutschland und die "öst-
reichischen Staaten:
Grosse
Qesangscliiile
für Alt oder Bass
«ingeführt in den königlichen Conservatorien zu Pa-
ris, Brüssel, Lüttich, Gent und Neapel, verfasst von
A. Panseron.
Professor des Gesanges am Conservatorium der iMusik
zu Paris.
Dieses Werk erscheint in Lieferungen gleich der
mit so grossem Beifall aufgenommenen Gesangschule
für Sopran oder Tenor von demselben Verfasser. Die
erste Lieferung wird gleichseitig mit der pariser Edi-
tion am 15. Februar ausgegeben.
Bei G. A* Zumsteeg in Stuttgart sind er-
schienen :
Bentteillll filier, christliche Lieder mit 2 u.
3stg. gesetzten Melodieen für Schulen, ls Heft,
18 Lieder. — 2s Heft, 16 Lieder. Preis UgGr.
pr. Heft
Hetstfl, IjOlliS, 15 leichte Lieder für 4stg.
Männerchor. Op. 7. Partr. n. St. Preis 14 gGr.
Kodier , Messe von Ed. Vogt im Choralstvi für
gemischten Chor gesetzt u. von J. Storr für 4
Männerst. eingerichtet. Partr. Preis 3 gGr.
Rothardt, Choralmelodieen für eine Singst.
mit Guitr.Begl. ls Heft, 12 Choräle. — 2s Heft,
13 Choräle. Preis 6 gGr. pr. Heft.
Sllclier, Fr. f 12 leichte 4stg. Lieder für d.
Männerchor oder Quartett - Gesang. Op. 34.
Partr. u. St. Preis 14 gGr.
Znndel 9 leichte Orgel -St. zum Gehrauch als
Zwischenspiele hei der Feier des heiligen Abend-
mahls Op. 2. 2 Hefte, jedes 8 gGr.
, 6 Lieder aus Psalter u. Harfe von Spitta,
f. Mezzo Sopr. mit Pfte. Op. 3. Preis 8 gGr.
Sttcrortfdje Stnjetgc»
3m Starlage ber unterseidjncten 23u$$anblung crfäctnt
binnen Äurjem:
$a$ ntttfif alifdk d&uvopa,
ober
(Sammlung üon burcfygefycnbS autf;entifc&en SebenS*
nad)rict)ten über aüe jefet in Europa lebenbc
auSgeseicfcnete SEonfünjiler, STOu f if gele^r»
te, (Sompontjten, Sirtuofen, ©änger :c. :c.
3n alptyabettfcber Drbnung herausgegeben son
Dr. ©. Schilling ,
£od)f- «&• £• £ofratfc 2C. 2C.
2)iefe$ SBerf, bie 2eben*nad) rieten fcon circa 1200
im Sitel ndtjec bc$cid)neten ^erfonen entijaltenb, wirb
auf fd)6nem Rapier mit fdjarfen Settern in großem Sc*
tat>format gebrueft, etwa 24 Sogen jlarf. — 2)ec
Sabettpmd tft auf tner Bulben rbein. feflgefe&t.
ß^=» Um bte 3tnfd)affung $u erleichtern, l)abm wir
für foldje SefieUungen , roeldje &or Seen big ung be$
Drude« eingeben, einen SubfctipitonSptetö
JU btet ©ulbeit eintreten laffen, treuer jebodj um
tmberruflid) erlifdjt, fobalb ber 2>rucf t>oüenbet ijt
©er 9tame be« rül>mlid>fl befannten £erm SBerfaf«
fer« bürgt genügenb für ba* ©ebiegene be* 2B*rfe$, »e«*
l;alb »ir un« aller gobpreifungen enthalten.
Alle folibe JBu^banblungen nehmen SefUttungen an.
$♦ <S. Wetfcbarb'* »u^attMmtft
in Gpetjcr.
fljT Sämmt liehe hier angezeigte Musikalien sind durch Robert Friese in Leipzig zu beziehen.
((Sctnuft tri fr. R Gel mann in Jfipiif)
U e ue
^ettedjrift für Jllttötk.
83crantwortli$er Stebacteur: Dr. 9f. @cf>iratanit» ßerlegcr: 91» gtiefe in Sei^)i0«
SBierjefjnter S3anb.
.M 13.
£>en 12.
%tb
ruar
1841.
^ianofortcfdjulcn (fcortfcpg.). -
• Jöcritbtc nw$ 9>ari$. - uteö Xbonncmentconccrt in
S<irtf9» — 7teö Conc. b. (
Sllfcq*. ■
- ©enntfattf. -
SDer ädjte ©djüler lernt au* bem ©efanntcn baä Unbekannte
entrotctcln unb nähert pd? bem SHeiffrr.
©ötfce.
^Jtanoforte * Sdfuileti.
(ficrtfcpung.)
Ä. g>raftif^>e $)tanoforte*@d)ule für bcn aUererflen
Anfang inJJOO leidsten, progrefftoen #anbflücfen,
nebfl bcn nötbigßen mecbanifd)en SSorübungen, mit
fleter äöerücfftcfyttgung ganj fletner Spieler, welche
fcic jDctaüe noeb niefct fpannen fonnen. 3ugleid)
ein ©upplement ju jeber 5>ianofortc s ©cfeulc- SÄit
gihgerfafc. JBerfaft t>on St. 2R. Äunj. £)p. 2.
— ÜRüncbcn, ginjierltn. —
SBom Dafein biefer ©djule weif man bereit«: ba«
ganje liebe beutfd>e SJaterlanb ^at bie Äunbe bauon t>er»
nommen. 6$ ifl ungefaßt ein 3abt ber, als e* eine
3eit lang unmiglid) war, ein Sournal $ur $anb $u neb*
nun, obne nid)t ber tumultuofen 2fn$eige (beten SJerf.
ftd) #errmann unterjeidjnet) biefer ©djule ju begegnen.
6* war feine JRertung; »er tb* burd) 9tid>tlefen ber
2tbenb$eitung entging, würbe in ber 3fÜg. 2(ug$burger
pon ibt ereilt, bem 33erdcbter t>on beiben trat fte in einem
9>rot>tnjialblatte entgegen, für Sefer aber t>en ganj be*
fcbrdnftem ©eftd)t«freife war fte in fcotalbldttern ju ftn*
ben, bie fte mit Vergnügen nadjgebrwft t)CitUn, weit
ibnen ba$ Smpofante berfetben nidjt entgangen war.
STOit biefen aufergewibnlicben Hnflrengungen flebt ba6
SBerfdjen felbfl nun in feinem ffierbdltmffe. g« ifi
niebt* weniger aI6 ein SBerf, ba« einen wettbewegenben
(Stnfluf t>erbeif t, wie man bem 2one jener Tfnjetge nad)
fa(l fdjliefen müfte, wobl aber ein febr waefere« gle*
mentarwetf be$ (5la\)lerfpiele$ , unb §war t>on jiemlid)
befonberer gdrbung. 2Ba* ibm jiwirberfl jur ßmpfeb*
tong gereift, ift, baf auf er ber gut gefdjriebenen 93or*
rebe nid)t$ Don 2ert barin angetroffen wirb. Sin 93er*
meiben jener ^ergebradjten JSdnfflfdngerei Aber SEact,
3empo, Sßoten, SBorjeicbnung u. f.w., wie fte nod) immer
öon aKunbe ju SKunbe un&erdnbert ftd) fortgepflanjt,
ifl füc ftd) aüein fdjon febr t>erbienfllicr> „Siner Dar*
flellung ber 2frt, wie ber Untetrtdjt ju erteilen ifl —
beift e« in ber 85orrebe — barf td) mid) wobl entbaU
ten, ba biefe <§d)uit eine nur praftifdje fein foll. So*
mit bleiben bie erfoeberlicben 3Wittbei(ungen Aber ^al«
tung M Ä6rper6 u.f.w. bem 2ebret ftberlaffen." 9lacb-
bem eben bafelbfl ber SBerf. fiber bie 2(nforberungen M
erften Unterrid)t$ gefprodjen, wirb weiter angebeutet, voit
et ju biefem JBebufe bi^ber weniger an Kegeln unb %\nt
gerübungen, als an ben n6tbigen SWuftffiurfen gefeblt
babe. £)urd) t>orliegenbe werbe ber ©djuler, wdbrenb
Haltung ber ^dnbe u. bgl. immer genau &berwad)t wer«
bcn fönne, bie 83egriffe über ©eltung ber 9?oten, über
2act, a3ecfe^ung«jeid)en u. f. w. ftd) praftifd), unb jwar
ftdjer unb in furjer 3cit aneignen, gerner (>etft e«:
(unb i)\tv ifl bie eigentümliche ©eite bed 85ud)e<) „3Den
©tyl anlangenb, in we(d)em meine Uebung*flüde gebaU
ten ftnb, gejlebe td), baf er ernfler ifl, al$ man für
Äinber ju fd)reiben pflegt; um aber einem Äinbe ju ges
fallen, ober feiner gaffungdfraft ju genügen, ifl et ja
ntd)t gerabe n6tc)tg , finbifd) ju fein/' JDiefe Aufgabe
ifl febr glücflicb gel6fl wotben, glücflicb, weil bi^ bem
Gtnfle bie Srodenbeit fo nabe lag. ^)lan unb Änorb«
nung be$ ©angen fowobl, wie 3tu«fübrung be< Sinjel*
nen verratben eine fiebere $anb, einen guten pdbagogi«
fdjen »lief. 25ie ©ebretbart ifl correct, für miglid)fle
2fbwed)felung in ben gormen ifl nkbt minber ©orge ges
tragen: Der 3nr>aXt felbfl flellt ftd) tn folgenben 2b*i*
len bar : Ginleitung. Vorübungen mit fliüfleb*nber
^anb. (Der SSerf. empfteblt baju mit JRed)t ben .Ralf*
brenner'fdjen ^anbleiter.) Srfle 2(btbeilung. gunfjtg
fleine, einflimmige ^anbflüde im Umfange einer jQuinte.
52
3uerjl mit Sinee £anb £U fpielen.) äroeiti Xbtfjeilung.
Sunfeig 2flimmige f leine fanonrftye ©d&e im Umfange
einer Üuintf. (i$ur SBerbinbung beiber £dnbe unb Un*
abbängigfeit berfelben toon einanber.) Dritte Abteilung.
Uebunjen jum 2(u$laf[en ©ine« unb mebrer ginget,
(äufammenjieben unb Ausbreiten bec #anb.) gunfjig
Äflimmige #anbflücfe. (Dfyne Unter* unb Ueberfefeen
ju fpielen.) SJiecte Abteilung. Uebungen jum Unter«-
unb Ueberfefcen. (Tonleiter.) ßabenjen in allen Xon«
arten. (2Cl$ Uebung in 2(ccorben.) gunfeig #anbftücfe
tur praftifcben tfnwenbung aller vorhergegangenen Uebun*
gen. ©er SBorrebe ifl ein 3«ugnijj 3. g}. (Scamer'd bei»
gefugt, baä wir l)ier nodjmal« abbrucfen ju (äffen billig
Xnflanb nehmen, ba jene obenerwähnte Anzeige e« al$
tyren item unb 5Jlittelpunet mit ftd) führte, $u bem fte
felbfl nur bie enifpred)enbe£üUe bilbete. — tfnberem Drucf e,
ft. 83. Eeipjig^r, gegenüber nimmt fid> aorliegenber au«,
etwa wie alter $oljfd)nitt gegen moberne £itr;ograp!?ie.
Dbgleid) beutlid) unb jlarf, ifl er bennod) jleif unb orjne
Politur. Den 9?otenfled)em in 2JMnd)en fdjeint e« nur
}u fr^c an ©elegenfjeit ja fehlen, ibre Äunfl burd)
Uebung }u erlernen. —
(Jortfe&iwig folgt.)
39erid)te auß $>attS t>on $• SBctlioj.
13.
Theätre de l'Opeta comique.
ötfte Sorfttllung ber „Rose de Peronne"; fomifdjc Oper
in 3 Acten, aiert oon Den £*£>• fccuocn unb SDtnitn), SÄuftC
oon Ä. £&am. —
Die Opera comique fjat un« nad) unb nad) im
Saufe ber legten 3al)re einen fremben Kaufmann, einen
ßolporteur, einen ^erücfenmadjer, einen 3ucferb<Scfer, eis
nen ^ofiiUon, eine $arfumerief)dnb(erin gebracht; je&t
bringt fte nun einen, ^arfümerieb<5nbler, einen guten
SWann, 9lamen* ©alanbier, ber $u gerönne mit einer
jungen fcerwittweten 2od)ter lebt, welche, bie Stofe \>on
gerönne genannt, bie Ädufet fdjaarenweife in feinen 2a«
ben locft, unter tynen fammtlidje Sffteier« ber ©arnifon.
Der di)et>aliec r>on SSertpignon ftidjt aber alle biefe feine
Sttebenbubler baburcft aus, baj ex ernfiiid) um #erj unb
£anb Koftnen* wirkt, ©ein SBater laßt inbeffen $um
Beibwefen be« Alten wie ber £iebenben bem *Patfumerie*
bänbler fagen A baß, wenn et feinem ©oJjne ferner nod)
ben antritt ftu feinem #aufe geflatte-, er it>n auf bie
SSafltüe trandportiren (äffen werbe. SBertpignon* 5Baf*
firngeftyrte unb greunb , ber STOarqut* Gbaun? , t>erfud)t
ben uerjweifelnben Siebbabet ju triften unb erftnnt ju
ftinen Sunden eine gifl. Gbaunp fyat ndmlid) ßinen
im Duell erfdjlagen, we*i)alb ber Garbinal jRidjelieu i()n
tuiA unter ber SBebingung mit ter fd^nuc^Qllea Degra?
bation t>erfc^ont tyat, baß er binnen 3 klagen im Jtampfe
gegen bie ©panier, welche gerönne belagern, ben 2ob
fudje. Die« benugt ß^aunp unb^ erbietet ftd), JRoffne ju
l)eiratl)en, bannt, wenn er ben 2«b gefunben, fein greunb
bie \>erwittwete SJlarquife jum 'Ältare fuhren !ann, mit
ber er ftd) bem älterüdjen Söätüen gemdf jegt, ba fte nur
nod) eine bürgerliche ^arfumerie*$dnbler$ Sod)ter ifl,
nid)t üerbinben barf. ©efagt, getl)an. (Sbaunp tjeirap
ttyt auf ber ©teile, unb e$ giebt, furj e^e er in ben
flampf gegen bie ©panier gel)en will, eine ^idjft piquant«
©cene jwifcben ben ©atten unb SSertpignon, ber fid> eben
fo gut, wie Gbauni), al« ©atte t>on 9ied)t*wegen geltenb
ju madjen fuc^t. Der alte ©alanbier fommt ju bem
jdrtlic^en tete a tetc unter Dreien, ift febr inbignirt unb
etfdbrt mit SRofinen jugleid) ben fonberbaren 3ufammen»
l)ang ber ganzen <3ad)t. Die SRofe t>on gerönne ifl
naturlid) in Verzweiflung, ^umal fte ibren ©emar)l b«-
reitd liebt, nid)t obne ir)n leben fann unb mit tym fle»»
ben will u. f. w. Gfyaunp ober bleibt feft, trog Sitten
unb Spänen r reift ftd) (od unb jlurjt in ben Äampf,
bem Stöbe entgegen. — 2(ber er ftnbet ir)n nicftt, wie
er aud) unter ben geinben wutbet. gr t^ut SBunbet
ber 2apferfett. 9Jid)elteu. Fann ntc^t umbin, fold)en £el«
benmutb ju belohnen unb ernennt ti)n jum Öberjien.
SJertpignon föwanft jwifdjen 3"bel unb a3erjweiflung,
al$ er ben unerwarteten Ausgang ber <&ad)t {übt, freut
ftd) inbefj bod), baf ber greunb nun nid)t ju fterben
braucht unb trdfiet ftd) über ben SBerluft 9toftnen« mit
bem ?abenmdbd)en ©alanbier'*, einer fentimentalen ®rW
fette, bie fo wenig wie er ba$ ?)ufoer erfunben.
Die SRuftf bat fo wenig wie ba« ©ujet ©enfation
gemadjt; fte ifl inbeffen mit jener nad)ldfjtgen Sleganj
unb 2eid)tig!eit getrieben, bie immer ein- gewiffe« ?)u»
blicum für ftd) t>at f aber e$ feblt ibr ber tjübfcbe nieb*
liebe 9)lunber (ce« joli* riens) , ber bat parterre locft.
Die ©eftd)t$farbe ber ^Partitur ifl faty, bie STOelobieett
ftnb nid)t neu genug, bte 3nftrumentirung ifl t)in unb
ba mit ©orgfalt gearbeitet, aber bie oft unjwecfmifjig
angewenbete Srommel unb bie ßifen? unb ©laSfdjerben,
welche bit ßpmbein erfefcen folfrn, Derberben ben ganjen
©paf.
2Ran ^at einige bübfdje Detail« im Anfange ber
Ouvertüre, ein SBrio, eine Hvk unb tin Quartett wieber
verlangt. Die JRolle ber 9?oftne entbot t)iel, wa« üRab.
Damoreau mit einer 2eid)tig6eit unb ©idjerijeit ber Sn»
tonation vorträgt, bie ber dompofttion einen guten ßrfolg
ftdjert. Die SBocalifation^Äunfl ifl feiten fo weit g*
br<td)t worben. —
ßoneerte unb Ul.euigfeiten.
Weib. Damoreau tylttt §wet Sage nad) obiger
SScrfleüung einen nod) weit gMnjenberen ßtfolg. ©ie
53
fang mit 5Rab. (Satcia JDoru« im Gonfercatorium
ba« £uo au« ^igaro. 2Di« Stimmen ber beiben ©an*
gerinnen berfcbmoljen fic& in foldjer SBollenbung, öligen
ßcb fo an ©locfenreinbeit, bafi e«, bi« auf gewiffe $uncte,
fd>n>et ju ermitteln, welche t>on beiben Die l)6t)ere Partie
au«fübrte. ©ie mußten bem ftürmifcben tfpplaufe nadj*
geben unb ba« prid)tige ©tu* mieberbolen. 3* ^aube
inbeg ein ©ejldnbniß machen ju muffen: troft aller ©d?6n*
beit ibrer 2Cu«fübrung, trofc alle« eclatanten erfolge« ifl
ber Srgelpunct, ben bie Samen ber SKupf SRojart'«
eingefcbwärjt — abfcbeulid).
£)ie mutffalifcbe SBatinee, welche burd; bie Soctete
des Concerts jum Be|ien ber gponer Ueberfcbwemmten
»eranflaltet worben, war o^nflrettig eine ber groß artigfhn,
wie |te ber *Parifer 2)ilettanti«mu« nur bieten fann. 2>er
©aal war inbeffen nid)t t>oll, obgleid) ba« Programm
Beetbot>en'« B*3Dur ©pmptjonie mit bem göttlichen 2fba*
gto angefftnbigt b a W-
£err Delbet>e$e, ben wir fdjon al« ein tüchtige«
Salent ju bejeidjnen ©elegenbeit genommen, braute in
bemfelben ©aale unb mit £ulfe berfelben 2lu«füf)renben
mef)ce feiner neuefien Gompofttionen ju ©e&ir, weldje
ibm alle ß&re macbm. Unter anbem eine £)ut>erture
unb eine ©pmpbonie im guten ©tpl, uoll geuer
unb burejjbacbter Anlage, beren 2Jiel«bieen mir oft fe&r
gra$i6« erfd)ienen unb beren Snffrumentation ftd) bucd)
gein&eit unb Energie au«*eid)net. £*rr Dilbettfje b<mb*
babt ba* Ordjefler wie ein 2Äei{ter; nur fdjeint mir,
lägt er mit ju gref er Borliebe bie Biotinen mit ben Bla«*
injtrumenten bialogiftren ,, namentlid) wenn #« fieb um
Begleitung ber ©ingjlimmen b«nbelt, wie e« in ber Gan*
täte Loyse de Montfort ber gall ifl, wo ba« £)rd)e(lei
immer ben 3(nf*ein b«i «W ** nn * «• F4> «*** in f einl
untergeorbnete Stellung fugen.
3(n bemfelben Sage mad)te £err Naumann im
Salle Vivieone gurore. ©ewijj wirb man wenige fo be*
gabte Bioliniflen fmben, weldje in biefem ©rabe ©d}6n*
beit unb 5Reinf)eit be« 2one«, Äraft unb 2(u«bauer be«
Bogen«, gülle im getragenen ©efange, gldnjenbe ©eldu*
ftgfeit in fallen ^affagen, Äplomp unb, wa« id) t>or
allem »erlange , ©eele unb SBatyrbeit im 2(u«bructe t>er»
einigen.
2>em Beifpiele Naumann'« werben biefen SSinter
viele Äunjtler folgen. Bereit« b* fl* f*«n £err 8a*
combe, ein neuer $ianiji, t>on bem man Diel fprad)
unb ber bie in tt)n gefegten Erwartungen überflügelt, jum
Beflen ber Ueberfdjwemmten in bem bubfdjen ©aale be«
£errn £erj &6ren laffen, wie and) grL JBenp, bie tucb*
tige ©cbulerin uon ^)enri gemoine unb Softer eine«
unferer erflen Dboiften, ju gleid)em wohltätigem 3wetfe
auftrat.
^err £erj bat, wie man fid) rtelWc&t au«btficfen
wörbe, feine Renoiice M feinen Soncert«; pe fotten
je&t gegen Hbtnb beginnen unb fe&r fa«ftionaMe werben,
wa« ba« bekannte Salent be« ©runber« verbürgt. 9Ran
wirb in benfelben all* Birtuofen \>on ^)ari«, ©dnger wie
Snflrumentiflen b^ren, unter benen wir nur folgenbe
au« bem erflen Stange nennen: grl. *pauline Biarbot«
©arcia, bie $Jq. ©eralbi, Tt. SSatta unb be Beriot.
Der grfolg ber „Favoritc" jleigert unb befefügt fid).
JDie ßinnabmen belaufen (id) auf 7 bi« 8000 gr. 9J?an
wenbet auf bie 3(u«fübrung ber Sper von Sag ju Sage
me!)r ©orgfalt. —
gifte« %bonntm*ntco\tctvt ,
ben 7. Sanuar 1841.
Duoerture ». »eetbooen. — Arte x>. «Wojart. — (5cn=
certtno f. JBiolonccll o. Cinbner. — ©cene u. Äric x>on
SKeperbeer. — (Sapricdo f. S3tolonc*U o. SRombcrg.
— ^iflortfdje epmpbonie D. © p o t) r. —
5Dte intereffantefte Kummer be« ßoncerte* war o^nftretti^ bie
leftte unb ba« ganne publicum barauf gefpannt. iDn* 3cbta
nannte jie: „4>iiiorifd}e ©i)mpbome im ©tpl unb (Skfdjmacf
Dter oerfebtebener 3ettabfdjnitte. @r|ler <3a$: SBadj^dnbcr.-
fc^e ^ertobe, 17^0. Bbagio: J&apbn^SKojarffdje, 1780.
e^erjo: Seetboöen'fdje, 1810. ginalr: aUerneuefte ^eriobe,
1810." £)tefc neue ©pmpbonte ©pobr^ i% inen wir nidjt,
für ba« Conbonet pbil^armonifdje Tonern gefebrieben, bort
aueb jum erjlenmal oor etwa 3abre«frt(l gegiben, unb, müf.-
fen mit binaufc&en, oueb in englanb fdjon flarf angegriffen
worben. SBir füriten, aud) tn iDeutfd)lanö werben tjarte
Urtbeile barüber fallen. (Sine nurfroürbige ©rfdjeinung bleibt
e« gerotfi, baf in neuerer 3eit febon roebwe Jöerfiidje gemadjt
roorben, un« bie alte oorjufübren. 6o gab oor 3 Sauren
D. Nicolai in SBien ein (Soncert, in bem er gleidjfaU« eine
»e«be „im eti)l unb ©efd^maxfe anbercr Sabr^unbcrte" %v
fdjriebener 6ompo(ittonen auffübrte. «Kofdjele« fdjricb ein
©tuet ju $6nbtl*« <5|»ren uflb in feiner SBeife. Saubert gab
neuerbing« eine „©uite" berau«, ebenfalls auf alte gormen
binjuweifen u. bgl. meftr. 6elbft ©pobr ^atre fttner ©i)m:
pbonie fdjon ein S3iolinconcert „eonfl utib 3e^t" uorau«»
geben laffen, in bem er etn>a* dbnh'dje« beabfidjtigt, n?ie in je--
ner. »ton fann nie^t« ba^cgen ftaben 5 bieScrfudje mögen al«
©tubien gelten, wie ja bie 3ett neuerbing« ein ©oblgefallcn
am Sloroco -• ©efebmaet gejetat. aber bafrgerabe ©pobr auf
bie Sfree fdlTt, ©pobr, ber fertige abaefdjloffene «Wetfter,
©pobr, ber nie ttroat über bie Sippen gebracht, wa« nidjt
feinem eigenen 4>«ien entfprungtn, unb ber immer beim
erfhn Klange fdjon ju erFennen — cirfr muf wobl Allen in
tereffant erfdjeinen. ©o bat er benn aueb feine Xufqabe gc
löft, wie wir e« beinahe ermartetem er bat fieb in ba« teufen,
bie gormen oerfebiebener ©tple ju fügen angefebitft; im
Uebrigen bleibt er ber SReifhr, roie mir ibn lange fennen unb
lieben,' ja e« b«bt gerabe bie ungewobnte gorm feine öigen*
tbümlidjfeit noeb febreienber beroor, wfe benn- etma ein irginb
oon ber 9catur' au«gejeid)neter fieb nirgenb« leidjter oerrdtb,
al« wenn er fttb ma*Pirt. @o ging Napoleon einflmal« auf
einen 8Äa«fenbatt, unb faum war er einige %uqenblict?r ba,
al« er fdfon — bie tfrme ineinanberfd;lug. föie etn Lauffeuer
ging e« bureb ben ©aal: „ber Äaifer". Xebnlicb fonnte man
bei ber ©pmpbonie in jebem SQ&infel bt« ©aale« ben Saut „©pobr"
unb »ieber „©pebr" b&ren. Am beflen, f^jien e« mir, oerfteUte
er fieb noeb in ber ^ojart « ^apbn'fdjen SKa«fei ber S3aeV
^anbeffeten fiblte bagegen oiel oon brr neroigen ©ebruncienr
54
fctft ber Crigincrtöcfid^er 5 tor Seet&ooen'fdjcn aber wo^t alle*.
El* üölliaen Sföif griff mädjte id) aber gar ben legten ©afc bejeü s
iicn. jDteö mag Cdrm fein, wie wir it?n 100^1 oft oon tfuber,
SDtcnerbeer unb dtjnltdjen ^6ren 5 aber e« giebt aud) Seffere«,
SBürbigere«, jene ©inflüffe ^aralnftrenbe« genug, ba(i wir bie
bittere 2Cbfid)t jene« legten ©afce« nidjt einjuftben vermögen.
3a ©pobr felbft barf fidj) ntc^t über S^tdjt- Anerkennung be*
flogen. Söo gute Warnen flingen, Hingt aud} feiner mit unb
bie« gefefciebt nodj an taufenb ©teilen tdglicb. 3m Uebrigcn
wrffebt jld), tfi ber Sau ber einzelnen ©äfce, ben legten etwa
aufgenommen, au$gejcid)net, unb namentlich bie Snftrumen*
tatton, beren Jtunft &u entwicfeln bie 3bee be« ©anjen g«wif
aud) febr günfiig, be« SEeifrer* würbig. 2Cuf ba« ©anje be*
»publicum* machte, m( e« fdjien, bie ©pmpbonie feinen, wenn
nidjt einen ungefälligen (Sinbruct. 2)a fte übriaen« ebenen*
im Dructe erfdjeint, wirb balb jeber fein Urteil über ba* Gfu-
riofum, ba« e« ift uno bleibt, fcftftellcn fonnen. — DenfeU
ben 2Cbenb fam aüd) eine febr feiten geborte unb no$ menis
ger Derftanbene ßiwcrture Dp. 115 oon Scetbosen jur 2Cufs
fübrung, für bie wir befonber* canebar fein muffen. SDa*
war oom edjteften Seetbooen, tvit er freiließ nie in eine t)i*
flortfcfec ©pmpbonie «u bannen fein wirb. — ^mi S3irtuofen--
gdfte Don au«wdrt« gaben au&erbem nod) ©olo: Hummern:
grl. üttarr, £offdngerin au« Drctfbcn, unb £r. Sinbner,
Äammermuftfer au* £annooer: beibe neu für un«. 2)ie el-
ftere jeigte ftd) al« entfdjicbcn tatt-nteolle ©dngetin, fdjon
aud) mit ferner Jtunfl - unb ©timmbilbung, unb erwarb
fid) großen Seifall, baf fie über bat SSerfprodjenc unb
da Capo fingen mußte. Unter weniger gutem ©tern fpielte
ber aSioloncelltfl^ er bdtte beffere GFompofttionen wdt)len foU
len; im Uebrigen jeigte er ftd) al« ein ganj tüdjtiger 23ir;
tuo«. — 13.
Sitbcttreö GTottcert fctr ©uterp* ,
ben 1. gebr.
Duwturen t>. Cinbpaintner u. Sttojart. — Xrte t>on
SWojart u. Vornan je 0. ©pobr. — Variationen f. £)boe
p. ©riebet. — ©nmpfconie v. (Sffer. —
Dat Drd)efter war fceute £afcn im Jtorbe. Son b'tn
©plooortrdgen ift ber ber Dboeoariationen burd) ba« £)rd)e;
ftermitglicb, £rn. ^funbt, mit 9cad)brutf au«jujetcfynen,
unb ju ben bellen ber bieöjdbrigen (Suterpeconcerte ju red):
nen. Die ©efangftücce waren offenbar ungünftig gewdblt.
S3on ben beiben Duoerturen (ju gaufl unb jur 3auberfl6te)
würbe bie 9ftogart'fd)e jwar nieftt mtnter bebenb unb glatt,
at* bie erffere, aber überhaupt unb namentlid) gegen ben
©4lu§ ttxoat flad) auögefübrt. — 2)ie ©pmpbonie war neu
unb ift ©ielleidjt bie erfle be$ (5omponiften. 3n 3n(irumenta*
tion, ©tpl, gormbanbbabung ift ibr oiel 23crbienfili$e$ naeft-
jurü^men. die Grfinbung ber SRotiuen madjt bem (Jompos
nifren offenbar eben fo wenig ©djwicngceit, aU ibre Äuöwabl
©orgej er nimmt leidjr, tvai fieb »bm leid)t bietet unb fragt
wenig, ob man e$ ali \)oU unb tournierfdbig, b. b- bier fpm*
pboniewürbig finben werbe. Da wo e« gilt, au* ^erbeiges
fejafften (Elementen n>a& Steckte* aufzubauen , finben wir ba-
6er auefe nidjt bie ©tan^punete ber ©pmpbonie. Die meifte
Haltung ift in tiefer Ǥtnjid)t ben beiben SKittilfdften jujus
fc^reiben, namentlid) bem Änbante, obwobl anbrerfeit* gerabe
tiefe« in ber gormenentwiefefung ju jtdjtlid) an ein (freilid)
niebt fd)(e*te«) «Wufler fid) anlebnt, unb fafl mit nad) einem
Slecepte gearbeitet fdjeint. 3m Utbrigen legt fid) in bem
SBerfe unoerfennbare* Salent unb ein ebrenmcrtfje* ©treben
bar, ba« gefolgerte Hoffnungen müt. ®it Aufführung war
warm unb mafello«. — 14.
StuttftbemerFuttß.
3n ber Äunfl böben nur SBenige eine rechte unb geregte
S3ergleidjung«gabe, eine reine 2Cnfdjauung unb Serge?
genwdrtigung b«* ganjen Äunffrretfe«. S3ei bem gewobnten
Stteifter unb Äunffwerf nebmen fit nur bae oft unb oiel »es
lobte wabn fie fcb«n unb boren e« aud) ba nod), wo e* nie^t
mebr ift, unb wiffen alle« suredjt *u legen. SBei b«m unge?
wobnten Äünffler unb Äunffwerf, wenn tiefe ni$t binrei«
fenb Dolf«tbümli(ft f:nb/ feben unb Dernebmen fie nur ba*
Ungewobnte, ©t6renbe r 3ntiüibucUe, Sebingte. ©ic oerglei«
djen alle* mit ibrer mobernen iVunfifpbdre unb gewobnten
2lufnabm«weife unb fernen ftc^ Ui befrembenben Sinbrücten
nac^ ibren Lieblingen, bie ibnen in ber ©ntbebrung nur in
einem um fo berrlidjeren Cic^te ffrablen. ~ (Äunftblatt.)
iBermif^te«.
%* Unfern beiben na# 5?ari« gezogenen beutfe^cn ©dn«
gerinnen ^eine fetter unb 86 we fdjeint e« bort wobl ju
geben, örfrere, bie jüngfte ber brei ©djweftcrn ^einefetter,
mit tarnen Äatbinfa, trat am 4ten San. jum erflenmal mit
S5eifaU al* SRatyl in ber 3ütin auf. grl. 8öwe iff nod?
nid}t auf einer borttgen fßtynt erfdjienen, bat aber in 3>ri*
t>atcirctln groje* Sntereffe unter ben Jtünfllern erregt. —
$)auline JBiarbot (©arcia), tie in tiefem SBinter nur in
einjelnen (Joncerten in ^)ari* gefungen, ift für tie nde^ffe
Sonboner ©aifon engagirt. — grl. Henriette Garl gaffirte
in Nürnberg unb foll tie alte 9feid)«(iatt in ungewöbnlicfcen
<5ntbufia«mu* oerfe^t b^ben. — SSon ber reijenben ©dnge«
rin 23?ab. ©entiluomo, je^t in ^annooer, beifst e*, baf
fte ftc^ &um Uebertritte in bie proteflantifd^e £ir$e oorbe=
reite. —
*** £alet>n'« neuefle Oper „le Guitarrero" $at in
yari« febr gefallen 5 fdjon ffubirt man an einer neueren
grofen beffelben Somponiflen: le Chevalier de Malte. —
Sftuflffdbule |u Seffau.
Der Surfu« be« breijdfcrigen Cebrgange* in ber S^eoric
beginnt aud) in tiefem 3abre SEontag nac^ ber Dflerwodje,
ndmlid) b. !9ten April. 2Ber Sbeil nebmen will, mbge fid)
bi* fpdteffen« ben 20ften SWdrj an ben Unterzeichneten wen?
ben. Da« SRdbere über bie Änfralt entbdlt eine fleine JBros
d)ure: „X>it SRufiffdjule ju Deffau", wel^e M mir,
fo wie im S3ud)banbel ju ^aben ift
Deffau, ben lflen gebruar 1841.
J?rtebtic^ C*ttcifecr f
£er*ogl. ^ofeapellmeifier, Doctor
ber^onfunft, bitter be*Danebrog*
Orben« 2c.
»on b. neuen 3eitfd)r. f. SÄuftf erfd;einen wbtyntlid) ^wei 9cummern ju einem falben Sogen. — ?)rei* be* ©anbe* t?on
52 Hummern mit mufifalifcften Seilagen 2 Zl)lx. 20 9cgr., obne mufifalifdje Seilagen 2 SE^lr. 10 9?gr. — Abonnement nehmen
alle ^pofldmter, Sud?«, WlufiU unb ^unffbanblungen an. —
«Srtrucft bei fti. Äü & mann in Seidig.)
tt t u t
^eitedjrtft für lUnoiU.
SSerantiPorUic^er JRebactw: Dr. 9V* ^^umanm »erleger: 9t. Briefe ttt £eip)tft.
•4^ 14* ®*n 15. gebruar 1841.
SSierjeljnter 95anb.
fBdenntntfft tinti Jtcpfrt. — IDucerturoi im GlflcicTau^ug. — ©. Sbalbcrg. - ntci Xbonnemrntccncert — JBcrmifd)tc$. —
(Sin bcbeutcnte« gactum, ein geniale« Xper^u bt-
fdjäftigt eine fttjr gro&e Änjabl üflenfdjen erft nur um
es ju fennen, bann um e« $u erfmnen, bann e« ju be*
arbeiten unb n?ettet: $u führen.
©ötfce.
JBefenntntfie eines Äefcerö*
Da« weite lieblidje ©eftlb bec Sonfunft bietet aud)
raufte 2fecfec unb 33rad)felber bar, unb eine« t>on biefen
ijl nid)t ftetn: id) meine ba« ßapitel bec 2on arten
unb tyrer 3Birf famfett. Dictirt jwar SKutter 91a*
tue bem Gomponijten bie paffenbe SEonart für bie 2(u«*
fpradje feiner 3bee, feiner ©emütbäbewegung, fo wirb er
bod) feiten feine 23abl ju rechtfertigen t>ermigen mit
einer wörtlichen Darftellung ber ©rünbe, bie unleug*
bar in ben mattjematifdjen 23erb&tniffen ber 26ne un»
ter einanber liefen, ©reift bod) ber ©eniu« nad) bem
9ted)ten otyne Siegeln; fefjlt e« bod) fogar i>ier nod) an
Kegeln, weit nod) 9Jiemanb bie t>erculifd>e Arbeit Doli*
fubrte, alle 3nten>aüe aller Sonarten gu beregnen,
©ie einem Sonfe^r ^umutl^n, wdre ein §ret>el an fei*
ner Smaajnation, an feiner foflbaren 3eit. ©djredte fie
bi6b«r bod) felbfi bie fJlteften SEbeoretifer jurücf, unb
entwicfelt fie tyren riefenljaften Umfang bod) erfi bem,
ber fie wirf lid) begonnen! Denn mebr al« 3000 $Rt*
djenerempel *) mit lauter 6», 7* ober 8 »jiff erigen 3ab*
len }u t>oüfui)ren, bärfte wotji nur einem befonbern Sieb*
bober jufagen, unb icb felbfl, ber id) ttor 6 bi« 8 3<*b»
ren in SRebenjhmben allmälig etwa bi« jur SWitte ber
ganjen Arbeit gekommen, tief enblid) bod) wieber bat>on
•) (5« wirb bod) ipobl unerinnert fdjon feiner meiner 8efer ,
biefe SPcrecfcnuna. oerroedrfeln mit jener ber 23erbältni|fe ber I
Söne in <5iner ©cala auf bem temperirten (Slaoiere, wie |
Suler, JUrnberger, SEcleman, ©treibe, eorge u. TL. m. fie j
angebellt fjaben ? 3bre SR eful täte finb erft bie Elemente, bie
Xu«gang«; ober tfnfafc - 3<*b(en für bie Seredmung ber 3ns
teroalle in len oerfdjiebenen £langgcfd)led)tern unb Sons
«rten.
ab. 9Jeljme jebe« (Srempel etwa nur -^ ©tunbe in An»
fprud), fo werben 800 ©tunben für ba« ©anje nitbig;
wer mag biefe miffen? 2Ba« id) aber babei, unb bei fer»
nerem 9tad)benfen, «£6ren unb Gpperimentiren, al« lieber*
jeugung gewonnen t)abt t will id) in 4 2lbfdjnitten be«
fpred)*n.
6 r fi e n « :
2Bie unfer Zonfnflem, *>orurtbeU«fret unb bei Üidjte
befeben, feine ©iltigfeit metyr in ber ßontjenienj, al« in
9laturgefefeen finbet, fo baß man fdjon ba« alte Äirdjen*
tonfp(lem iljm jur ®€ite, ba« ©pflem ber Orientalen
aber, m[d)t ben ganzen 2on in j , bie £)ctat?e alfo nid)t
in V# fenbern in V'SÜne jerfdüen, it)m ffcberlid) t>ot*
anfteilen barf *) : fo läuft aud) in ber Sbeorie ber
5ötr!fam!eit ber Sonarten mancherlei GonventioneOe«
unter. Sine biefer 3uf£üigfeiten i(l bie, bafj bie ÜWolle
in ibrer 5Borjeicbnung jid) nad) gewiffen, ibnen gewtyn*
lid) ganj bt«parat wtrfenben Düren ridjten. 9fod) ein«
flugreidjer aber auf unfer gewibnHdje* Urtbeil ifl jene,
baf ba« 6 * Dur e« ijl, welche« feine SJorjeid^nung
bekommt, greilid) Wnnte man jule^t jeben 2on, fota«
lid) aud) ba« 6, jum 2(u«gang«puncte erwdblen, fofera
bie ÜWuft! erfl gefd)affen werben foüte. ®pre*en wir
aber t>om Goncreten, fo wirb un* aud) ein r>ifforifd)er
©tanbpunet jur *Pf!id)t, unb biefer jeigt un« nid)t ba«
ß y fonbern ba« 2( al« ben ©runbton, wie benn biefe«
aud) in mancher SSejfebung, §. 6. beim 6lat)ierflimmen,
bei Anfertigung ber meiften ©timmgabeln, befonber« aber
*) IDaburd) baben nemlfdj alle 6 ganjen Xbru ibre eigen*
tb umliefen 9lebcnt6ne; ba« ^pt^ag. JComma unb bie 9?otb»
»enbigfeit ber Temperatur fallen binroeg, bomit aber freilidj
aud) bie Gbaratteriftit ber Tonarten,
56
unt« bro 5D?ött * Somtttnt f nod) immer auf feine Ur*
fprünglidjfeit pod)t. #iernad) ifi e« nur Ufurpation,
nur 3ufdüigfeit, baß nicfct ba« 2f*Dur, fonbern ba«
C*Dur für ferne ©ealatine fdmmtltd)e untere Sofien
ber 2ajlaturs3n(lrumente in 83efd)lag genommen, wat) 3
renb e« bod) t)ielmer;r mit 3 l> a3or3eid)nung getrieben
werben follte. 9iun mochte id) aber bod) fel)en, ob »id)t
bei ©uljer unb feinen 9iad)fpred)ern ba« Urtfyeü über
bie SBirfung ber Sonarten ftd) gewaltig abdnbem würbe,
wenn eine jebe bie 23or5eid)nung anber« befame? G«
gef)t i)ier ungefähr fo, wie mit bem, ber 9?atur felbfi
wiberfpredjenben, aber burd) bie ©ewofynuug und bequem
unb gleid)fam natürlid) geworbenen Decimalfpjieme. 3n
ber 5Ratur berrfdjt burebau« bie Dichotomie, bie Sintfyeu
lung nad) 2 #älften unb nad) 2 ©eiten. Vlcid) bieder
aber foüten ber einfachen pofttwen 3ifT«nt entweber 7
ober 15 fein, fo bafj entweber ad)t ober fed)«3er)n
mit ber erflen Doppeljiffer 10 gefdjrieben würbe. Die
Sftauren beging«! bagegen bie 2Bibernatürlid)feit, bie 3afc
Un bt6 mit neun mit einfachen 3iffern ju fdjreibcn.
2Beil wir ade aber &on Äinbfjeit an nad) biefem wiber*
natürlichen ^aijlenfpfieme rechnen, fo galten wir «6 für
ba« richtige „ unb bebenten nie, bajj ba« £)eta\>aU ober
©ebecimalfpflem ein nod) bequemere« fein würbe. —
@o aud) mit bem ChDur! Qine auf Srrtljum beru*
Ijenbe Gom>enien$ gab tym bie, vielmehr bem 2t* Dur
jufommenbe Urfprüngüd)feit unter ben Sonarten, bie
fdmmtltdjen unteren 2ajien, bu greifet Don # unb t in
ber aSorjeidjnung ; unb nun gingen 2tlle, bie über ben
Gr)arafter ber Sonartcn fdjrieben, irrig babei t)om G*
Dur au«, ©ewig nur barurn batte ein SKecenfent e«
im 3a(?rgange 1839 einer muf. 3*g. &i* „jungfräulich
unfdjulbige" Tonart genannt: eine Ctyaraf teriftrung , bie
— wie gewifj jeber SKufifer mir beiflimmen wirb —
gerabe jum G*Dur red)t wenig, woljl aber für ba$ 2f=
Dur pafit, bem id) eben feine SBorjeidjnung gegeben
foaben wiU. 9Zid)t minbec ifi e« eine grage, ob man
nod) bie t)errüd)en 2onarten 2f«* unb De« «Dur aud)
bann würbe bie „©rdbtrtöne" nennen, wenn fie — in
golge ber 8Sorjeid)nung«lofTgfeit be« 2t * Dur — mit
resp. 5 unb 4 Äreujern angezeigt würben. So wirft,
fo beflidjt bie rititsgufdUigt SBorjeictynung unfer
Urtr)eÜ übet bie SEonarten! —
3 w e i t e n « :
©erfdjraubt, wie wir eben fatjen,. ein blo« jufdlliger
Umftanb fdjon ba« gew6r)nlid)e Urttjeil über ben ßbaraf*
tet be« Q: Dur: fo ifi nod) fonberbarer ber Srrtrjum,.
ai« wad)fe ba« 2fufjerotbentlid)e, gtembartige unb Grtra*
oagante ber Üonatfen mit ber 3at)l ber tynen fcorgejeid)*
neten Jj unb b. 3Sitt man ftct> bagegen bie 9Jlüi)e ges
btn, bit Xonarten unter einanber aufeufdjrciben, unb
ttner üben im 2*Ugemeinfien ir>ren Q)axaftic beifügen :
fo wirb man weimefyr in ber Siegel jwifcften jwet fenti*
mentaleren eine rauhere, jwifdjen jwei rauheren eine ferv
ttmentalere pnbcn. ©o liegt ba« fanfte romantifcrje
2t -Dur mit 3 5 jwifdjen D mit 2 unb 6 mit 4 5;
fo bie Dolltonenfte unb erbabenfle aUer Sonarten, ©«*
Dur, jwifdjen bem fdjmeljenben 2f« 5 unb bem 95 * Dur,
weldje« man füglid) ba$ r>erweid)lid)te G^Dur nennen
barf, ba man eö, mit 2(u«nabme einiger wenigen 3nter*
*<\\lt, nid)t im Ofyarafter, nur burd) bie 2onr)6l)e tjom
(5 s Dur ju unterfdjeiben vermag. @o liegt ba« fd>on
jiemlid) raulje 6 s Dur jwifdjen ben matten Sonarteit
© unb g, ba« fo matte & jwtfcfyen ß unb D, ba«
martialifcbe D-Dur jwifd)en © unb 2f; u. f. f. Diefe
Grfdjeinung beruht, wie 3«ber leid)t begreift, auf ber
Temperatur ber Sonev wie aber biefe bie 6rfd)etnunq
bewirfe, ba« gel)6rt eben ju ben (Srgebniffen ber üon 9iie»
manb nod) burd)gefüt)rten (meüeidjt üon 9?iemanb noc^,
außer mir, begonnenen) SSeredjnung aller möglicher 3" ?
terttalle in allen 24 Xonarten.
Dritten«:
9Wit wie grogem Sntereffe ich aud) flet« ben Dar?
fiellungen ber ©djriftfieller über bie Äircrjentonarten
gefolgt bin, *fo f an ^ id) ^°d) nod) nirgenb« eine 2ifung
be« Sldt^fel«: warum benn nun eigentlich bie 2tnfid}t
be«^ SÄittelalter« ttom 97? 1 1 eine anbere, al« bie t)eu*
ttge, gewefen fei? SSetracbten wir alte SonfHwfe, bie,
in tjeurige« Sonfpfiera überfefct, au^ einem 55?olk
ton ge&en würben,, in 9J?affe: fo finben wir, bag ba«
9Woll unferen 23orfar)ren feine«weg« ta^ 9J?olIe, 2Beid)»
lid)e,. SBeljmüt^ige, Sraurige unb ßläglidje, tr>a$ e« un«
ifi, fonbern melmerjr ba« Drbindre, ba« ©ewotynlid)«
be« gemeinen 2eben« unb be« Srbtfdjen war, wogegen
fu ba« Dur für ba« 2fufj ererbentlicfce, befonber«
für ba« auffparten, voa^ „oben" ifi ober „t?on oben"
fommt. 6in Unterfd)ieb, ber ftd) aud) Ijeute nod) in
bin ©ingweifen bepjenigen S36lfer (5. 5. ber Stoffen unb
ber ?auftfcer SBenben) au«fprid)t, weldje nid)t nad) bem
mobernen occibentalifd)en Sonfpfieme, fonbern nod) nad)
ten ©efe^en ber Äirdjentone fingen. — 2Bie, frage \d) h
iji e« benn nun gefd)el)en, ürf bie 2fnfid)t fcom gene*
reiten 2(u«brucfe ober Gtjarafter ber beiben Älanggefd)led)-
ter ftd) fo toentobert bat? 5üdre bai reiner 3ufaü?
Sber foüten nid)t t)telieid)t bie Snteroalle itvifäm Un
©oalatinen bei Im 2flten anbere, al« bie fauligen, ge^
wefen fein? 3n biefem galle freilief) würbe man nicht
länger bürfen eine ber Äirdjentonarten (ben ionifefcen ifi
e« befonbK« gefd)el)en) mit einec ber heutigen unbebingt
paralWiftren, ja nid)t einmal bie ©calarone ber Äirdjen«
tonarten mit ben unferigen ibentificiren wollen.
Vierten«:
©0 wenig ein t)erfcbiebener Cr;arafter b<r 2onarten>
im 2(ttgfmeinin ftd) ableugnen Idfit, fo wenig ge^t er bodjt
57
bei einet beflimmten Tonart bucd> alle tyre 3nten>aü«
unb Äccorbe fjinburd); vielmehr fjaben in ein unb ber*
felben Xonart bte verfd)iebenen tfccorbe — befonber« flarf
wirfen t)ier £luarte unb Cuinte tDtber einanber — aud)
verfd)iebenen ßfjarafter. 3*« Allgemeinen ift ba«
D*Dur red)t martialifd), ba« 6*Dur grell, ba« G«;
Dur ergaben; aber ircig würbe e« fein, alle 2(ccorbe
au« bem 6« »Dur für ergaben, alle aud bem ©*Dur
für matt, u. f. f. ju nehmen. Sie Äunbe von bem ßf)a*
rafter ber Xonarten im Allgemeinen genügt batjer bem
ßomponiflen nid)t> er bebarf aud) bie ber SBirffamfeit
ber einzelnen 3ntervalle unb Äccorbe in biefer ober
aber in jener Xonart; ja mit biefer Äunbe wirb er
gulefct bie m etjten Xonarten für feinen augenblicfltdjen
3wecf benufcen unb ba« lieber * unb 2Cbfpringen vermeis
Un finnen, welche« bie neuefle SJluftf gegen bie frühere
verglichen oft fo unleiblid) mad)t. — $ier ijl nun jwar
ba« ©eful)t ein guter ?ef)rmeifler, unb ein nod) beffe*
rer wol)l bie praftifdje @rfat)rung, auf weld)e bie
früheren 3flf)rf)unberte ju bauen pflegten. Diefe ßrfal)*
rung geriete mit &u ben 2Jtyflerien ber Äunfl, weldje
beim vollenbetm SHeifter aud) ber burd) tjalb Suropa
fd)on berühmte Äünfllet §u fudjen nid)t verfdjmätjete.
@o #affe bei Corpora, fo Naumann unb SBogler \)'m*
wieberum bei #afle. Unb biefer Unterricht — ober biefe
83eratl)ung, wenn 3br e« fo »erlangt — gef)6rt of)ne
Zweifel mit ju ben wtdjtigften ßlemente» unb SJebing*
niffen ber fogenannten ©djulen in ber Äunfl. 2fud)
waren wirflid) bie früheren STOeifler ben heutigen in ber
flugen SBerwenbung beflimmter 2(ccorbe au« biefer ober
aber au« jener Xonart ftd>tticf> überlegea Dennod) aber
follte fdjon Idngfl unb folite befonber« in unferer Seit,
bie flefy gern allen Siegeln entjiefjen möchte, aud) bie
Xljeorie eine — unb jwai bie allgiltige — Ketjrerm
für bie ertönte Äunbe fein. Unb bie« f6nnte unb
würbe fie, wdren erft alle benfbare 3ntervaKe fihr fte be*
redjnet unb m Xabellen jufammengeflellt. Denn aller*
bing« ifi bie befprodjene verfdjiebene SBtrffamfeit gleldjer
Äccorbe in verfd)tebene« Xonarten lebiglid) bie gol#
matf)ematifd)er, in Zatym au«brücfbam SBerbiltniffe.
2fud) gilt bie« von ben 2fccorben nidjt blo« al« Grlemen*
ten ber Harmonie, fonbern aud) bet QWelebte, b. I). in
fofern Xine, bie jufammengefaft eine» 2Cccorb erg/ben
finnten, melobifd) nad) einanber folgen. 25cna eben in
golgj ber Xemperatur ber X6ne ifi: e« — wie ja ein
gebilbete« £>l>r otjnebte« t)6rt — fein*«w«g« gleld)*er*
flingenb unb gUid) * wirf enb , ob j. 6. ber melobifdje
gortgang gi« — © nad) 6- Dur, ober aber nad) 25*
Dur, nad) g*2floU u.f.f. gebort.
Die« meine Äe&ereien ! — 2Bie aber jeber Äefeer ftd)
im 8{ed)te glaubt, fo behaupte i* aud) mein JRedjt *u
einem 28unfd)* unb ju einer Behauptung: baf
1*6) enbllc^) ein an 2Wufe unb JKrdjenlufi reifer 2ieb*
l)aber ber eblen Xonfunfl bie t)iel * erroiljnte 3ntett>aUen^
beredjnung burd) führen mid)te; unb bag bi« ju bie*
fe« SBJunfdje« (Srfüüung bie Xbeorie ber SWuftf nod)
an einer ©d)n?ad)l)ett leibet, bie fi<f> auf feine 5öeife
meljr verbergen unb entfdjulbigen Idft.
Dre«ben. albert ©d)iffner.
£)ut>extuten
im ßlat)terau«iug für tier ^)5nbe.
^). SBerlioj: Ouvertüre ju SSaüerlep. £p. 1. —
fi^WÖ/ Sr. ^)ofmetfler. — 16 &t. —
93on Serlio^« £)ut>erture ju bem 30. ©cott'fdjen
SJoman würbe in einem früheren S3anbe bereit« bie spar*
titur befprodjen. SBenn Glanterauöjüge in ber Siegel
jur Partitur fld) vergalten, wie etwa eine geflodjene ßo^
pie }u einem ßriginalgemdlbe, fo fann bei Serlioj'fdjer
2»uftf ein 2fu«jug faum al« ein fdjattenlofer Umcif,
ober al« ein Sidjtbilb gelten, ba« alle« Xobte, <2tatre
treu wiebergiebt, geben aber unb Bewegung gar nid)t,
ober verwifdjt, unffnntlid). #ier, wo neben bem ®e*
banfen ^ugleic^ be(fen ffnnlid)i 2(u«fprad)e, feine SBerfir*
perung in einer beflimmtea Klangfarbe (oft aud) einer
blofen ©d)aUwirfung), wenigjlen« nidjt minber wid)*
tig ijl; wo bie entfdjeibenbe Sßtrfung fo oft von bem
eigentümlichen 3ufammens ober ®egeneinanberwirfen
einzelner 3n|lrumentalWfte ober blofer 2fccorbmaffen
au«gel)t, ber eigentliche ©ebanfe aber oft unbebeutenb,
ia gemein, aud) wol)l ol)ne feine Sncarnation, feine ma*
terielle Darfteilung für ben dujieren @inn, gerabel)in um
verlWnblid) ifi, fann ba« blofe £efen ber Partitur eben
fo wenig genügen, fid) ein treue« unb genaue« 83ilb von
bem SBerfe ju machen, al« ber be« 6lavierau«jug«.
538a« inbef ben eigentlichen poetifdjen ober mufifalifdjen
©ebanfengel)alt # . ben ber lefctere (ber 2(u«jug) allerbing«
in feiner natürlichen Steinzeit unb Sldfe barlegt, fo ifi
biefer fo wenig unerl)6rt, al« ber gormenbau unb bie in*
nere 6inrid)tung vom ^erfommlidjen abweid)enb. @e(bfl
bie $armonieenfolge, unb fo weit ein 6lavierau«jug bie«
überfein Idgt, ba« ©ewebe ber (4)armonifd)en, nic^t ordje*
jlerifdjen) ©timmenfül)rung, ifi, bi« auf wenige Colli»
(Tonen, wo ber 83licf beibec Spieler vielleicht etwa« ver»
bi!d)tig auf bie gegenfeitigen ginger falien wirb , fo ein-
leudjtenb, baf wec Berlioj'fdje 3Bufif etwa nur vom
£6renfagen, ober au« mandjen 85efd)reibuns e n fennte,
unb bann gegenwärtigen 2fu«$ug i)6rte ober fpielte, felbfl
wenn er in Änfdjlag bringt, wa« er muf, baf eine
Suverture ju SBaverlep anber« au«fallen muffe al« ein
•f)inrW)tung«marfd) , ?)6d)flen« baburc^ überrafdjt fein
finnte, baf er fo wenig überrafd)t fei, ober eine ^)erfo*
nenverwec^filuna, argmil)nen müfte. ©o ne^mt man»
58
benn tiefen 2(ue$ug, rwju et geeignet, al$ etften ©cfytitt
jur S3efanntfd)aft mit tiefem fo »unterließen, al$ wun*
terbaren ©eifle. — £). 8.
(ffortfefiiing folgt.)
9. XDalbcrg.
Goncert füc ten ?>enftonSfonbS ber Sflufifer
am 8ten gebruar.
Auf feinem £urdjfluge bat ber ebleSEtteifftr aud) biet feine
©djwingen gerübrt, unb eS finb, wie oon ben gtügeln jene«
(JngelS in einem S^ücfcrt'fcften ©ebid)te, Rubine unb anbreS
<5bclge|tein berabgefallen — unb baju nodj in bebürftige £dn--
be, mit es ber Sftciftcr beflimmt batte. (Sinem mte ibm, ber
fd)on fo mit Cob überfdjüttet worben, neue« fagen ju wollen,
ifl fd)mer. (SineS t)bct aber jeber flrebenbe ÄünfHer nodj im*
mer gern: baS ndmlid)/ baf er fortgeritten ift, fettbem er
uns jum lefctennul mit feiner tfunft erfreut, unb biefcS fdjönfte
bürfen mir aud) Sbalberg fpenben, ber feit ben legten jwei
3abren, ba wtr ibn nidjt geb&rt, nodj (Jrfhun'tcbeS juge=
lernt, fid) wom6glid) nod) freier, anmutiger, fübmr bewegt,
©o fdjien fein ©piel aud) auf alle in gleichem üftaf c $u wir*
fen, baS glüctlidje Sebagen, baS er oielleidjt fclbfl babei em*
pfinoen mag, fid? allen mitjutbeilen. (äexoty, wabre S3trtuo=
fitdt giebt mebr als btoße gertigfeit unb Äünfh; aueb fie
oermag es ben gffenfeben abjufpiegeln, fo baf eS uns bei
Sbalberg'S ©piel reefet ftar wirb, er gebort ju ben oom
©djicffal Sorgesogenen , SBegünftfaten : er (lebt in SHeidjtbum
unb ®lanj. ©o begann er feine Öabn, fo bat er fie bis jefct
jurücfgelegt, fo wirb er fie befcblie&en, überall oom ©lüct
begleitet unb ®lüc£ oerbreitenb. ©er ganje geftrige Abenb,
jebe Kummer, bie er fpielte, gab ben SöeweiS baju. 2)aS
publicum fdjten gar nicr>t ba ju fein, um ;u urteilen, nur
um xu genießen; man war feiner ©acbe fo lieber, wit ber
Stteifter feiner ßunfh -Die Gompofttionen waren fdmmtlicib
neue, eine ©erenabe unb SÄenuet aus 2)on 3uan, eine *Pban*
rafte über Sbema'S au* Sucta bie Eammermoor, eine grofe
ötube, unb ein Gapriccio über SEbema'S au« ber ©omnam^
bula: fdmmtlid) b&d)|t wirfungsootle unb funftreidje llmfdjrei«
bungen ber Drigtnalmelobieen, bie, tvit fie aud) oon Sonics
tern unb £arpeggien umfponnen waren, überall freunbltd) ber*
oorfaben. £6d)jl tunftttd) war namentlid) bie ^Bearbeitung
ber &on 3uan« fernen unb ibr Vortrag überrafcfcenb fd)6n.
2(16 (Sompofition bie mertbooUfte fdjten un« bie Stube, ber
ein rei*enbeS, wie im italienifdjen SBolfSton gebalteneS £bema
§um ©runbe lag; bie lefcte Variation mit ben bebenben £rio--
ien wirb wobl allen unoergeflid) fein, ibm oon SRtemanb in
foldjer ^aubertfdjen SoUenbung nadjgefpielt werben. @bre
ibm benn nodjmalS für ben 2(benb, an bem er fidj aU Sttenfdj
wie alö Äünfller ein inniges Änbenfen gefiebert, unb febre er
feinen banfbaren 23erebrern balb wieber einmal jurücf. — 13.
StPolfte* Wbonntmtntconcttt,
ben 14ten 3anuar.
DuDerture oon SBeber. — 2(rie o. SKereabante. — $)U
oerriffement für £oboc ©. ©ietbe. — Arie o. JBeetbos
oen. — (Soncert f. yianoforte o. »eetbooen. — Cpm.-
Pbonie (&:Wlo\l) o. g. ßadjuer. —
Die Duoerture wax bie reijenbe ju ?)retiofa. ©in für
allemal wirb Dorn ffltf. bemerkt, t>a$, wo ntebt befonbere 93e=
merfungen gemadjt finb, es fieb oon felbfl oerfle^t, baf bie
Aufführungen oon ©eiten beS £)rdjefhr$ immer trefflich oon
®tatttn geben, ja meiftenS bie ©lanjpuncte beS ÄbenbS biU
ben. £)aS weifi tat Drdjefler audj fdjon unb bdlt ft^ ba?
nad). S3ebauern müffm wir nur ten Skrluft befi früberen
^aufer«, eine« wabren gelben auf feinem Snftrumente, ber
fid) jum je^igen unb &u anberen , xoit baö ©enie ju blofen
Talenten oer^dlt. SBieUetdjt wirb er bem ßoncertfaale w«;
ber jurücterftattet. ©ein Söirbel in ber S5-iDur ©pmpbonie,
einige ©teilen in 2ttenbelöfobn'fcb«n Duoerturcn u. f. w. finb
bis jefct fcbwerlid) übertroffene SKeiflerflücfe, xou man jie faum
in 9>aris unb SRewporf boren fann. 2Äan. laffe ibn nieftt
aufer Äunft. — 2Me ?)erle te« beutigen ^oncerteS war baS
öeetbooen'fcbe @oncert. $z. SKiD. 9ÄenbelSfobn = Sars
tbolbr; fpielte eS. SBie benn bur^ ibn oiele oon ber 23or*
nirtbeit überfebene SBtrfe ibr Auferßt^ungSfeft feiern, fo
bat er jefct wieber biefe (Sompofition an'S tity gebraut,
Seetbooen'S üieUcidjt grofReS ©laoierconcert, bae in tei--
nem ber brei ©d§e bem bekannten in @S-©ur nacbflebt.
©ie oon SKcnbe l«for)n in beiben ©d|en eingefrorenen
(Sabenjen wann, xoU immer, befonbere Sfleifrerftücfe im
ÜHeifterftücte , bie Äücfgdnge jum Drdjefter beibemal über--
rafebenb jart unb neu. SDaS publicum ftürmte fttjr nacb
bem (Soncert. — grl. ©djlof erfreute uns namentlich in ber
gar berrlicben 2frtc aus „gibelio" mit ber #örnerbcgteitunq.
— $v. >Oittt)t fpielte ein eigenes mcljr ^ompofitionSliebe
als SBirtuofeneitelfeit oerratbenbcS 2)ioerti(Tcment, waS wir
gar nid)t tabeln wollen. — £)ie ©pmp^onie oon g. ßacb-
ner, feine iritte, warb oom publicum bei weitem günfliger
aufgenommen, als frübere Sompofitionm beffelben, wie fie
benn audj uns fein befteS fpmpbonifrifebeS SBerl fdjetnt; fte
ijt fdjon lange gebrueft unb bereits in ber 3citfd}rift $Bb.VII.
©. lll. auSfübrlidjer befproeben. —
5Die nddjfren konterte werben fogenannte ^tflorifdje fein
unb beginnen mit 3 ob- ©eb. S5ad) unb £dnbel; wir wer«
ben barüber in einem befonberen Ärtifel bfridjten. —
13.
Oermif^teS.
*** 3n bem 9ten ©oncert, baS ^r. ©cftlefinger in 3)ari$
ben Abonnenten feiner 3citung am 4ten gab, (am u. Ä. eine
Duoerture o. JHidjarb SBagner jur Aufführung, einem
©adjfen, wenn wir niebt irren, ber feit Idngerer 3eit oerfdbol*
len fdjien unb ju unferer greube fid) wieber tbdtig jeigt.
Aucb grl. ©opbie ßowe fang in bem (Soneert. —
*** CipinSli, ber gro§e ©eiger, ifl jc^t in SDreSben
lebensldnglicb mit einem bebeutenben ©ebalte angeheilt unb
fo ber Äefibenj wk feinen jablreicben JBerebrern erbalten.
2)te Cluartettunterbaltungen, bie er im herein mit mebtern
ßammermuftfern in biefem 3abve oeranftaltet, finben grofe
Slbeilnabme unb bringen immer oom ©d)6nflen unb Seflen,
namentlid) ©eetbooen'S. —
*** SEbalberg ifl, leiber obne ein 2teS Goneert ju geben,
oon bier nad) Bresben gereift, um über SBarfcbau unb SBreS-
lau nacb SBien jurücf ju?ebren. —
% -öon o. neuen 3eitfcbr. f. SRufi! erfefteinen wftcfcentlidb jwei Hummern ju einem balben Sogen. — ?)rei< beS SBanbeS oon
5J dummem mit mu(ifalif<fcen IBeilagen 2 Xfyv. 20 9cgr., obne mufifalifdje Beilagen 2 Sblr. io ^gr, — Abonnement nehmen
aUe ^oftdmter, SSudp--, SWufif- unb Äunflbanbiungen an. —
(©«brutft bei $r. 9tii((mann in fieipitg.)
tl e u c
3eUß*l)rift für Jttit0ik.
SBerantn>ortltcl>cr JRebactcur: Dr. SR, @$imtaitlt» SSerleger: 9£« gttefe ttt Setpftig.
äSierjefynter 93ant>.
^ 15.
£>en 19. gebruar 1841.
Jbflraftcrtflifen con 6. Jtefmülo. — 2Xu|italifcfcc$ Sfbcn SBcrlin**. — ft3crmtfd)tc$. —
©oUfl und nidjt lange flogen,
Söa* alle« bir roe&e t&ut,
SRur frifdj, nur frifd) gefangen
Unb alle« wirb nueber gut.
Gi&amiffo.
^ri^JM
3Äuftfalifd)c Gtjarafteriftifcn t)on (5. Äofhnaty.
Ueber ba* „Sieb" im allgemeinen. — $a$ „S3olf Slieb".
— 9t. Secfer'* ©ebidjt. — lU&er bie (Sompofttionen
beffelben. —
SJtan mag un* JDeutfdjen in potitifdjei S3e$iel)ung
immerhin mit 9ted)t 9Jlangel an Nationalität unb an
burdjgreifenber, nachhaltiger politifd>ec ©eftnnung t>orwer*
fen, ober gar behaupten, im Unnationalen befiele
unfere Nationalität; man mag immerhin über unfere,
aller ©nfjeit entbehren**, politifdje 3erflüc!elung gegrün*
bete Ätagelieber anftimmen, unb bie traurige, untergeorb«
nete Stolle, bie wir Ui aüen (Gelegenheiten fpielen, wo
e$ eigentlich gilt, bie Nation $u reprdfentiren unb ju
vertreten, jum ©egenftanbe ber ©atpre machen — (in
ber 2f)at liefert bie, au$ SÄangel an ©elbftgefuf)l unb
Nattonaljfol| entfpringenbe , fdjeue Unbefyolfenljeit , jene
unfdjeinbare, bemütl)ig ungewiffe Haltung, bie wir bei
bergletdjen 2(nldffen mel)r ober minber an ben SEag
legen, reid)lid) ergiebigen ©toff) — , fo wrblafjt unb
foömopolitifd) unbeftimmt unfere politifdje
*pt)#'ognomte aud) immer fein mag, in Äunfl unb
SSiffenfdjaft bilben wir ein fefte«, in ftd) abge«
fdjloffene« ©anjeä; im Keidje ber 3been, in ben 9to
gionen be$ '©ebanf en« , f urj in Allem , wa$ ftd) auf
SnteÜigenj unb geijlige Gapacitdt begebt, muß ben Deuts
fctjen nid>t nur innere Sinijeit unb nationale ©elbftfidn*
bigfeit, fonbern fogar eine entfdjiebene ©uperioritdt $uge*
ftanben werben.
©o unbeftritten nun aber aud) biefer, t>on aller
Ueberfdjdfcung entfernte, 2fu$fprud) über bie großen SU
genfdjaften unb 23or$uge be$ beutfdjen ©ei|le$ in all*
gemeiner 33e$ief)ung $u Jtunft urb 2Biffenfcf)aft bleu
SS
ben bürfte, fo brdngt er fid) bod), raa* bie erftere betrifft,
bei feiner mit uberjeugenberer 2Bat>rr)eit auf, alf$ bei ba
&olf$tl)umlid)ften unb jugleid) fublimffen, ber feingeiftig=>
flen aller Äünfle: bei ber STOufif. 2Baf)rtid), wir bür;
fen un$ mit Siecht bie mufifalifd)« Nation pai
excellence nennen: fo mel gebarnifdjte, in ber ©lo;
rie ber Un(Ierblid)feit jiratUnbe Namen, fo tjiele mit
bem l)imm(ifd)en geuer be$ ©eniu* autgeruflete ©eiflet
bat, auf er ber beutfdjen, feine anbere Nation aufeuwet=
fen. 3m Snflrumentale wie im SJocalc, in ber Äird)en*
mufif wie in ber Sweater», Kammer * unb Goncertmufif
ijt fein ©enre, feine ©attung, bie nid)t burd) beutfdjt
SWeifler cultimrt, auSgebtlbet worben, unb burd) alle
©tabien ber 33ert)ollfommnung in ©etyalt unb gorm, bi6
ju iljrem ßulminationdpunct gebracht worben wdre, r?on
ber ©ijmp^onte bid jur füll befdjaulidjen , monolo-
gifirenben ©onate, ton ber großen, feri6fen Oper
bi« jum einfachen, anfprudjlofen Siebe. J)af u. a. bie
Untere ©attung t>on ben £)eutfd)en auf eine ©tufe ber
SBollenbung gehoben warb, wie fie fowol)l ben granjofen
al« ben Stalienern ewig unjugdnglid) bleiben wirb, barf
mit ©ewijtyeit behauptet werben. Der beutfdje STOufT*
fer bat fid) ber Gultur unb Pflege M 2iebe«, fo woljl
m$ 9Jlannid)faltigfeit ber gorm, Q« bie uberqucllenbe
5Reid)l)altigfeit be6 ibeetten ©toff$ betrifft, t?on je^er mit
93orliebe jugewenbet, was wof)l l)auptfdd)lid) mit in bem
finnig ernflen SDBefen, in ber eigentl)ümlid)en , aud ©e-
miit^ unb ÜJIeland)olie jufammengefejten ÜJltfdjung be«
beutfdjen 6l)arafter« begrünbet fein mag, für weldje Sie?
mente ba$ 2ieb unbeflritten ber geeignetfle, frud)tbarfte
Stoben bleibt. SB4l)renb ber Operncomponifl von bem
weitern, I)6r)ern ®efid)Upuncte ber Dbjectwitdt ber reis
nen, bramatifd)en 5tunfifc^6pfung au6 beurteilt wirb,
60
wa&renb biefec uni ©elegenfycit giebt, jene bramatifd)*
mannigfaltige JBeweglidjfeit unb ©efdjmeibigfeit bei @eU
fled ju bewunbern, bie fiel? in Äuffaffung unb Durcfc
füljrung ber verfdjiebenfien G&araftere unb Situationen
beurfunbet,, unb ftd) mit bet elajlifdjen Sntuition bei
©entei in bie (jeterogenften Stimmungen unb ©efüf)le
5u verfefcen vermag , fo bieten bagegen bie 9>robuctionen
bei Siebercomponifien fein minbet erl)eblid)ei 3nt<reffe
bar. — £ie 9torJ)wenbigfeit bet objeetiven Änfdjauung
verfdjwinbet fcier, an beren Stelle bie ©ubjeetivitit
bei Äünflleri, fein inbivibuellei ©elbft, ge*
nug: feine geiftige $erf6nlid)feit beflo fd>drfec
hervortritt ©elbft ber objectivjte aller ßomponijlen,
2Äojart, in beffen ewigen ©ebilben, n>ie in ben »uns
berbaren ©d)6pfungen ©fjafeipeare'i, ftd) bie 3Belt wie*
berfpiegelt, fleigt bei feinen SJiebern von ber #6f)e jener,
nur bem ©enie eigentümlichen, großartigen unb alfum*
faffenben SBeltanfdjauung, bie bem Srforberniß, bem
Sebarf alter 3eiten ,unb beren ©ttten, Gfjarafte»
xtn unb 2eibenfd)aften entfprid)t, in bie engere
Umfdjränfung ber tnbivibuellen Smpftnbung, von ber, in
bie Sßolfen ragenben, ©ternwarte ber objeetiven, allge*
meinen Sntuition in bai flille Glofet ber fubjeetiven
2(eußerung unb ber fpecieü * perfinlidjen STOanifeflation.
3Bir erinnern f)ier nur an jwei feiner ßieber: „Tfbenb*
empfinbung" unb: „bie ©ngel ©ottei »eis
nen", bie ftd) fajt unwiüfüf)rlid) bem ©ebddjtniße auf-
bringen, unb bie in ibrer unmittelbaren 9Jaivetat, in
i&rer SWojartTc&en SBeidj&eit unb ©üße ben ©tnn ber
eben aufgehellten Behauptungen am veranfd)aulid)enb*
ffrn unb einleudjtenbjten barlegen bürften. — —
cöortfepung fol9t.)
3JlufiFaIif*e« Seben SBcrUtt'**)-
[Cebranflalten. — SJtori:. — JBacJ). — ©tngafabemte. — .Kir*
cfcenmu(If. — ]
S3on allen beutfdjen, ja europJifdjen ©roßjWbten ift
unfireitig SBerlin biejenige, weldje feit langer 3<it bai
muftfalifdje itbtn nad) allen Stiftungen am vielfeitig*
jten, am gldnjenben entfaltet, obfdjon anbere Qt&bu viel*
leidjt in einzelnen Steigen über jener #auptjiabt ftd)
emporgefdjwungen, vielleicht burd) eine augenblicflid) beffer
befefete Dper, burd) einen großartigeren SEonfefeer ftd)
g^ltenb machen f innen; baljer wirb ei nid)t ganj vergeben*
fein, wenn ein grember, welcher weber burd) greunbfcfyaf*
ttn bier geblenbet, nod) burd) irgenb ein anberei 83er*
baltntß ftm gebunben, ober burd) ein SSorurtljeil befan*
gen ift, feine 9Retnung in biefm Sldttern nieberlegt, feine
©enüffe unb Gcfa&rungen offen unb frei mitteilt, tvenn
einer, Der viel geretfet, l)ier unb bort feine SBergleidjungen
*) 2kn einem neuen Gerrefpcnbentc«.
anfnüpft, bei vielem 2obe, bai et J)ier einmal mit gu-
tem ©ewiffen fpenben fann, aud) biiweilen ein SBortlein
bei Säbel* unb ber SRifjbiliigung mit einfließen Idßt.
Bon b« SWuftf Stalin'* rebenb, gekernt ei mit btn
leeren £et>ran(IaUen $u beginnen, großartigen ©tiftun*
gen, tveld)e tljeiltvetfe vom <&taatt, tf)eiltveife von ber
funflftnnigen JBevilferung ber ^auptflabt gegiftet, |Td)
angelegen fein laffen, bie Äunjl aui^ubilben, unb vor--
jüglid) beren ernflere, tiefere ©eite ju entfalten. 3u bie«
fen Gerrit Änftalten gel)irt vor aUcn ber mufifalifdje
?et)rpui)l an ber £od)fd)ule, betjeit burd) g)rofeffor Dr.
SRarp befegt, burc^ einen ©ele^rten, ber nid)t ali 2on«
fünjiler aufgen>ad)fen , ber, früher JRedjtigele^rter, fid)
erfl fpdter ju biefer Äunfi befannt, aber ali ÜKufifge*
lebrter nid)ti beflo »eniger tüdjtig unb rüflig baflel)t,
unb jdl)rlid) eine bebeutenbe tfnjabl junger ÄünfUer in
bie ÜÄufrttviffenfdjaft unb it>re »pülfitviffenfdjaften ein«
tveibt; außer SBerlin unb feinem ©djülerfreife ifl ber ©e*
lehrte nod) burd) feine tfyeoretifdjen SBerfe, w'\t t>\xxdj bie
£erauigabe bei Sadj'fdjen 9?ad)laffei rübmlidtf befannt,
aud) ali fd)affenber Stonfünjller mebrfad) aufgetreten,
inbem er für M ©ingfpiel, für bie Äirdje, tvie für ben
Dratorienfaal ju febaffen verfud)t, bod) obne baburd) eben
ben SSeifaU ju gewinnen, ben feine tiefe ©elefyrfamfeit
vorauife&te. ©ein ©ingfpiel „3<rp unb 23<Stelp" von
©6tl)e, nac^) alter SBeife inflrumenttrt, wollte auf ber
JBübne fein ©lücf madjen, fein Oratorium „3ol)annei
ber Siiufer" im Öratorienfaal nidjt erbauen, unb fein
Ctyoralbud) foll nad) bim Urteile betvdtjrter Orgelfpieler
von contrapunetifc^en Äünfieleien ju vollgepfropft fein,
nid)t bie ßinfalt atfjmen, weldje für bie Jtirdje einmal
unumginglid) erforberlid). 3n einer 3*it, weldje fo vieU
fad)e verfdjrobene ©efdjmacfiric^tungen eingefd)tagen unb
tdglid) einfd)ldgt, ifl bai JBirfen bei genannten SOTannei
ali gelehrten äunflridjteri, von größerer SSebeutung, al^
wenn er vielleicht ali 2onfe^er glücflidjer unb reidjer, ba
er felbfl mit biefen glücflidjen fflerfen feinen fo großen
Äreti, feinen fo tiefen Gfinfluß gewinnen bürfte, ali er
nun in feinen ©djülern, in feinem fd)rift|lellerifd)en Äreife
fid) gefdjaffen t)at.
©ine zweite ©tiftung ifl bai 3nflitut für flirrten*
muftf, weldjei gegenwärtig unter Sirector 83 ad) flebt,
in welker ©rell, fein greunb unb ©eftilfe, nad) ÄrÄften
wirft unb xvtbtt; eine ©d)ule für fünftige Srgelfünfiler,
Cantoren unb Äirdjentonfünfiler, in bie jdbrlid) an 20
©d)üler vom ©taate aufgenommen unb verpflegt wer*
ben, in weldjer überbiei nod) mebre S3efud)er auf eigene
[Rechnung ben Söorlefungen, bem Unterrichte beiwor^en
bürfen. 2f)eorie ber Sonfunfl wit Orgelfpiel finb bie
»f)auptjWeige biefer ©d)ule, unb werben bort grünbli*
unb mit ßifer betrieben. S5Jenn 85ad) ali Stbeoretifer
weit unter fDlaxx flebt, feine befonbere ©rwÄb^ung uns-
tet ben etffen STOeiflern biefei 2el)rjweigei verbient, fo
61
jlef)t et a(* Drgelfünfller, a(* Se^rer be« Stgelfpiele«, in
feiner Act fo ausgezeichnet al« einet ba, inbem if)m wobl
Diele an gettigfeit überlegen fein migen, in SSerlin abet
feinet eine* folgen 2fnfd>lage6 ftct> türmen fann, feU
net beffere, fettigete ©djület aufweifet, »pect Direaot
SSad) ifl ebenfalls al« fdjaffenbet Sonfünjllet aufwerte*
ten, t)Qt ftd) abet aud) auf et feinet Sdjule feinen Ma-
nien madjen tonnen; wie benn aud) fein gtifereö SJJecf
„35onifaciu$" ein fold)e« ©emifd) t>on Sper unb Äircrje
enthalt, baf barau« bet SSeruf be« Äün|ller« ficb jiem*
lid) oetneinenb audfprid>t. lind) bei biefem SWeiflet Idft
ftd) wieberljolen, roae t>on vorigem fdjon gefagt ifl: baß
'Allen Alle« ntd)t gegeben, wie baf e* ebrenwerti) unb
genugenb fei, in ßinem gtof unb efjtenwertl) ba ju
tiefen.
AI* btitte Anflalt füt ben Gtnfl in bet Äunfl ifl
bie mujTfalifdje Äbtheilung in bet Äfabemie bet Äünfle
anjufübren, in bet S3ad) unb ^Rungenwagen trjdtig, unb
ÜBorlefungen galten , in benen ein reblidje« ©treben,
reget gletf nid)t $u oetfennen ftnb. SD?tt biefen gefamm*
ten flnftalten aerbrnbet fid) eine SSibliotrjef, bie, erfl im
Süerben, erjl t>ot einiget 3ett bie Äufmerffamfeit bet 9u*
gietung auf ftd) gebogen, abet bennod) bebeutenbe ©d)äfee
entfydlt, inbem fte au« bem 9iad)laffe gorfei'« unb
9iaue'« (?) aufammengefefcr, welcher erjl fütjlid) butd) einen
©d)üler biefer Anflalten, burd) ben al« Üonfefcer ntdjt
metjt unbefannten 3?b*inlänbet granj Äommet geotbnet
unb butd) einen Katalog nufebat gewotben.
Sieben biefen Anflalten ftel)t großartig unb wirfungS*
doU bie im Sattel 792 t>on gafd) gefliftete ©ingaf abe--
mie ba, ein SBerein von .Runftfreunben jum (Einüben
unb 2(u«füt)ten roürbiget etnfter üJtuftfwerfe , bet fid)
au* eigenen SJtitteln gebilbet, bet ftd) ein $rad)tgebdube
gefdjaffen, ba* ju ben 3ierben bet Jgjauptftabt gebort,
unb eine bebeutenbe (Sammlung an SRufifftücfen ange*
legt fyat t babei einen JDirectot befolbet unb £et)tet rek
©djteibet unb bittet untetbdlt. ©er 93erein saf^lt an
500 SRitglieber, ©dngerinnen unb ©dnger, unter benen
ein 9Jeid)tr;um an sorjüglidjen Stimmen alle* Umfan=
ge«, wie it>n wenige Änflalten bet SBelt aufweifen fon*
nen, in benen ein gefunbet ©inn, ein gebilbetet ®e*
fdjmacf fut emfle unb lautere Äunfl rege, weldjet nid)t
t>on Ijeute, fonbetn in ben meiflen ©liebern biefet ©es
feüfdjaft, t>on 3"9<nb auf f)erangebilbet. 3n jeber 2Bod)e
^dlt bie ©efeü|d)aft eine ©ifcung, fübtt einige Sonflücfe
auf, übt etwa 9teue« ein, wie fte jeben 3Bintet met)te
öffentliche (Soncerte, metfl grofe Sratotien Don #dnbel
u. f.w. giebt, aud) wotjl auf er ber 3eit, bei auf erorbent^
lidjen ©elegenbeiten eine Äuffübrung üeranjlaltet, welche
jeberjeit tt>re reiche ^otefeetmenge jufammenlocft unb ge^ i
roxi bebeutenben Ginflug auf bie 99et)6lferung gehabt '
l)at. —
2Ba« bie 2(ufful)tungen feibet betrifft, fo witb jebe**
mal nur 2ud)tige«, Äernige* getoten, tatet ift ff*
benfen, baf mit ben gegebenen SWittein unb Jlrdften
nid)td ©d)led)ted gelciflet werben fann # baf il}te tfuffül)*
rungen ftd) unter bad 23efle jaulen bütfen, roat irgenb*
wo geleiflet wirb; nid)t« bejto weniger laft ftd) aber leug=
nen: baf bad alte geuer, bet ©eijt wie et unter 3elter,
bem jweiten 23orflel)et biefet ^nfratt, bie 3J?affe befeclte,
eclcfdjen, untet geltet, ber allen einjelnen ©lüt-.ia M
geeunb bajlanb, oüet ÜRetffer gewefen, unter 3elter, bet
einer bet tüdjttgften ßet:et teat, bie je gelebt Ijaben.
JKungenbagen, bet jefeige 2)irector, befifet bei allem gleife
unt> guten SBJillen nid)t bie erforberlidje Äraft, mif greift
fo üieleö im 3«itmafe be$ a3ortragc6, ta^ manc^ed,
welche« früher ju ben bejlen Ceiftungen get)6rt \)at t jegt
burc^ einen gewiffen Scf)lenbrtan ungeniefbat geworben;
baf einige mtnbet grofe unb begabte 2(n|ialun, wie j. S5.
bie 33te$lauifd)e, butd) ben ßifer il;re6 DirectcrS SWofe*
mud bie grifere in meiern überragen. 6ö ifl übrigen«
ba« ©d)icffal aller menfc^lidjen (Sinttd)tungen: baf fte
fid) nidjt immer auf berfelben $b\)t galten fonnen, baf
fte wie 6bbe unb glutl) ftnfen unb fleigen, fallen unb
wieber aufblühen, baf man nidjt barübet ftd) wunbetn
barf; baju ifl bie 2(nf!alt nod) tmmet fo reid), fo fefr
begrünbet, baf e« nut einet Ülemigfeit bebürfte, einen
2(uffcr)wung ju nehmen, welker ben früheren» nod) weit
fyinter ftd) liefe. —
SBae i>ie 2onfunfr auf itjrem t)&d)fttn Qt)Ut\fät, in
if)ret würbigflen 58e|limmung, in bet Ättd)e betrifft, fo
wäre uon SSerlin nid)t fo tiel ju reben, al« ©on man-
cher Diel fleineren ©tabt, gefdjweige \>on SBien unb
9#ünd)en unb fogar Sreölau, inbeffen ifl aud) ^>ier
manchem (Erfreulichen ju begegnen, liegt in einigen 3n>
flalten ber Äeim ju ^oberem unb feinerem, aii wit
in biefen Sagen ju boten gewobnt ftnb. Die fatfjolifdje
Äirdje ifl bie einzige, wtld)i Äirdjenmuftfen in b^tigem
@efd)macfe, in tätiget SSefe^ung auffübtt, welche mufi-
falifdje SKeffen üeranjlaltet, unb jwar ftnbet tiefe« nur
an geflta^en flatt. 2)et foniglidje ^)offdnget, Jpnx
SSabet, b^t e* übernommen biefen 2(uffübtungen t)otjus
flehen unb btefelbe ju leiten, wie e« ftet) bann nid)t »ets
fennen Idft, baf biefet Äünfllet, ber ein eben fo tüd)ttger
Äunflfenner al« ©dnget ifl, bie Angelegenheit mit ßifer
unb Umftdjt betteibt. 5Ba« muftfalifdjet ©efdjmacf,
b. \). baö Stfufifflücf, unb feine 3(uffül)fung betrifft,
liefe ftd) alfo i)itt nid)t« einwenben, ba bie gefammfe
foniglidje .Kapelle unb it)re ©dnger, jubem nod) anbere
Ärdfte, tvit nid)t feiten grau Decfer, bie ebemalige t>iel:
gefeierte Äünfllerin ©dja^el, wie grau 3immermann
eifrig mitwirfen. Aber bie Äirdje erforbert, nad) meinet
SWeinung, mebt al« ein t>oüfommne« 2J?uftfflücf , unb
bierin midjte entweber #errn SSaber'« ^efdjmacf nid^t
ausreichen, ober feine Äraft nid)t l)inreicr;en bem ganjen
unfitd)lid)en 3e:t9efd?marfe eine anbere 9iid)tung ju
62
geben. Die metften evangeltfdjen Äirdjen eennen tyier
nur ben Solf«gefang, weldjer lebiglid) mit bec £)rgel be*
gleitet wirb; haben aber bafut aud) tüchtige ©rgelfünfc
ler, unter benen Äüfjnau al« Gljoralfpieler unb Äenner in
feinem $ad)t au* aufenum befannt i|t, #aupt ffd> al«
Sirtuofe au«jeid)net , bec feine« ©leiten unter allen
lebenben Sfteijtern biefe« gadje« fudjen fan*. Äuffallenb
ifi e«, baf in »erlin bie Srgelfüntfler in Setreff Uire«
Honorare« fo jammerfd)led)t gebellt finb, baß in ber
proteftantifdjen 3?oma einer ber erflen genfer be« ©otteö«
bienfie« oft fo fümmerlid) fein Dafein ju frijten t)at,
inbem ber fefle ©eljalt eine« folgen Äünfller« ftd) oft
nod) fogar unter ljunbert Styaler betduft. G^ebem, wo
biefer ©eljalt nur aLi eine Seifteuer galt, lebte ber
Äünjllet anftdnbig unb gldnjenb von einer ©ammlung,
weldje er jdfjrltd) bei ben £auptfeflen im ©prengel fei*
ner 2f)dtigfcit veranftaltete , jefct aber, ba biefe ©amm*
lungen nid)t metjr mit ber SOBürbe be« Siener« fid) »er*
einigen laffen, ba man fte ü)m von oben tjerab unterfagt,
Ijat man vergeffen fie burd) eine 2(u«gleid)fumme ju ver*
guten, unb fo |>at ber Äünfller ebenfo bebeutenb barunter
gelitten, al« aud) fd)on t)ter unb bort bie Äunjl, wie
biefe« auf bie Dauer nod) fühlbarer werben wirb , wenn
bie Äird)enf)dupter, bie ©emeinben, ober bie Regierung
nid)t balb bem Uebelftanbe abhelfen, nid)t eine anbere
@ad)lage herbeiführen.
Die fogenannte evangelifdje Siturgie wirb vorjügltd)
in jweten £ird)en, in ber ©arnifonfirdje, wie im Dome
fonnrdglid) aufgeführt, in erfterer fd)led)t unb red)t unb
tüd)tig, in Unterer aber unter 9ieibtf)arbt'« Seitung au«-
gejetdjnet, fo ba§ bem 3ul)6rer bie tiefe Sebeutung,
weldje biefer Äirrfjengefang für bie gefammte beutfdje
Äirdjentcnfunft aller Gonfefftonen auf \)U Dauer fcaben
wirb, flar t)ervorgcl)en mufj. Die ju fingenben gotte««
bienftlidjon Söorte werben f>i«r nemlid) in ©dfcen, bie
ftd) ben beffern Stiftungen alter 9J?eifler au« ber Slüte*
jeit ber ^eiligen Sttufif anfdjliefen, von reinen wotyge*
übten ©timmen, ofjne alle Segleitung abgefungen, unb
bringen eine SBirfung tjervor, bie fid) nid)t befdjretben,
nur mit bem 6rt)6rten au« ber ©ijrtinifdjeh Capeüe ober
ber 9)eter«burgrr fatferlidjen #offird)e vergleichen Idfjt,
obgleid) befonber« in elfterer ber ©efangftoff bei weitem
überwiegenber ift. 3u erwarten (lebt e« jebod), bajj bie
ffnigl. Dom*ßapelJe, burd) ifjren verbienftvollen Senf er
begeiftert, mit ber 3eit aud) $u nod) erbaulidjeren STOetfter*
werfen fdjreiten , ganj jene l)ciltge Äunfaeit, wie fte in
Söelfcblanb ebebem geblüht, wie fte jur 3eit ber Äirdjen*
reinigung in ben SBerfen von Soll, #dnel, ©efe, von
Surgf unb meljrer anberec SKeifier atmete, wieber er*
neuern wirb, bajj baburd) alle Gonfefponen ju bem einzig
roafjrfjaft firdjlid) ©*6nen unb Srbaultdjen jurüdfefyren
werben, baf baburd) ba« ti)eatraltf*e £)rd)efiet ganj au«
ber Äird)e verbannt werben wirb, bie Srgel a(« SegleU
tung be« Solf«gefange« abgenommen, bie jebe« £)r*
d)e)!er ^inldnglid) erfe^en fann. 3Ba« bie ©djule, bit
lD.ueUe be« Solf«gefange« betrifft, tjt in jeber ©efang
ein vielgepflogener 2el)r$weig, wirb in ben I)6l)eren 8et)rs
anftalten immer ein eigener ©efanglefjrer unterhalten,
unter benen ftd) im ©pmnaftum jum grauen Älojter
*&err gifd)er burd) feine jdtyrlidjen £)ratorienauffüf)rungen
au«jeid)net, unter benen am griebrtd) = SBil()elm« - ©pm«
naftum ^r. $a\)n $u nennen, obfd)on berfelbe burd) feine
bi« je&t erfd)ienenen mufifaltfd)en SQBerfe feinen Änfprud)
auf ben S?uf eine« 6omponi|ten madjen barf. Die
36glinge ber greifd)ule, b. I). bie ©pmnaftafien, welche
bie 6d)uU fojlenfret befugen, bie vielfach in ben ©tra*
fen umfjer vor Un Spüren il)rer ®5nner ©tdnbdjen
geben, entjüefen ben gremben gewifj nid)t feiten mit
fd)6nem reinen ©efange, wie fte il)m in Äleibung unb
©itte al« Ueberbleibfel einer gefd)iebenen 3eit auffallen,
ja $um Sachen bewegen fonnen, unb geben bem gefamm-
tem ©rjmnaftalgefange ein 3eugnif, M^ nicht gldnjenber
au«fallen fönnte. —
(5o^f^""3 folgt.)
©crmifdjte«*
* t * 2fu5 ©laudjau wirb un« bertdjtet, baf bort im
grüfjltng ba« erfte ©d)önburgtf(%e 9Kufiffejt gefeiert
tt?£tben foll. 3n bemfclben 25ert*te wirb au$fül)rlt^er au*
bc$ verbienflltdjcn SBirfen« be^ berttgen 2tt&. öart^) ge^
baebt, ber in ben von tym veranftalteten tfbonnementconcerten
immer von ben beften Sftetjtern ju l)6ren Qibt. 2)a« jrfie
beurige SKuftf feft tvar übrigen« fdjen am 30. 3an. in 2K ü b l*
^eim am 3tt;ctn, befTcn Ertrag jur 5öiebererbauung be« Äo-
nxgßÄui)le6 in Stfjemfe verrvanbt werben foll. —
%* 2)er 5^cbgr. öorrefponbeut enthalt eine ^übfdje 2Cnefs
böte: %v. ßalfbrcnner in 9>ari« laft feinen talentvollen
etwa lojabvigen ecl)n ilrtljur öfters au* tmprooifiren.
3n einer ßkfetlfdjaft vor Äurjem in einer foldjen freien ?)l)an*
tafte begriffen, jiocft ber Älctne auf einmal, ©er Jßater brdngt
forti,ufabrcn. „2Cbcr, lieber Opapa," antwortet ber ©o<)n,
,,id) befinne mi* nidjt meljr genau." . . .
*** £fe TCuffübrungen beä granffurter SnfirumentaU
vereint begannen i)Mt am 9. gebr. mit einer Smfonia appas-
sionata ven lil ©4mitt, ber Dirigent be« 23ercin« ift. —
(Sbenba in granffurt foll e^eflen« eine neue Oper „SDomenieo
JBalbt" von ^einrieb 9^eeb jur Aufführung femmen. —
*** 3n ?)art« flarb vor Äurjem ber bekannte Klaviers
fyielcr 3euner, ein Schüler eicmenti'g, in jicmiid) b?bcm
2llter. S3on feinem vielfad? bewegten ^eben wirb 3- Sföainier
in einer befonberen S3tograpl)ie berieten. —
93on b. neuen 3«tf*t. f. ^ufit erfd;einen »odjentli* j»ei Wummern %u einem ftatben »ogen. - ?>rei« be« »anbe« wn
52 Hummern mir multfalifdjen SBeilagen 2 £f)lr. 2«Kgr., obne mufifaltfdje Sctlagen 2 SJlr. lü 9l 8 t. - Abonnement nehmen
aUe ^offdmter, S3ud).-, 2XuftN unb JCunftbanb mngen an. —
:ö»bru(ft bd 5r. ütiltf mann in Seiisia.j
IX e n e
3eited)rift für Jttttatk.
SJerantroortlidjer JRebaeteur: Dr. SÄ* ^cgttratatttt» Serleger: SW« Stufe in £etp)ig.
S5ierjct)nter 83ant>.
Jtf 16.
£)en 22. Februar 1841,
CharöfterifHfen con Q. Jfo&matt) (fcortfe&g.). - ftüt SBtoUne (®<fc!uf). - «Ruft*, fceben ©«lin'* (ftortffDg.).
SBoljl tot lauter Ginnen, Gingen,
kommen wir nidjt tedjt &um 8eben 5
SBtebet ofcne redjtrt tteben
3Hu(j ju <5nbe gebn ba« Gingen 3
©tng gu (Snbe bann ba* Gingen,
9Äbgen mir aua) ntc^t länger (eben.
o. öicfcenborff.
9Ruftfaltfd)e ßfjarafteriftifen fcon 6. Äopmalp
(Bortfc&ting.)
lieber ba* „8t eb" im Allgemeinen.
33ei ben Heerführern ber beutfdjen SWuftf * Ärfti!
ge&irt e* gegenwärtig $um guten 2on, et iß 2Robe ge*
worben, auf bie tdglid) mutiger unb bebrof)lid)er an*
fdjwellenbe Sieberflutf) mit bem frommen tfbfdjeu, mit
ber ^eiligen entrüflung «ine« SJufprebiger« lo« jufafyren ;
ben, t>on allen Seiten, au« jebem neuen 9)?e§fataloge
und entgegen firofcenben Iprifdjen Äataraften, bie und
fd)ier ju betäuben, unb alle« gebiegcne, auf ©tubium
unb SBiffen gfgrünbete ©Raffen in ben Strubel einer
n>eincrltcr>en , weidjlid) * monotonen Sentimentalität ju er*
tränfen brotyen, flemmt man ftd) mit aller 9J?ad)t ber
unerbittlichen fritifctyen Strenge unb ber fdjärfflen ©a*
tpre entgegen.
äugegeben nun, baß wir in neuefter 3eit, »0 ber
au« argem ÜJiift>erflanb fo fcfcr gepflegte unb begfinfltgte
Äunfl* unb 9Ruftf*£ilettanti«mu« immer mefjr um
ftd) greift, unb in giebertafetn, ©efangtoereinen
u. f. iv. ober anbern if)m Derginnten 2Cfplen fein SBefen
ober Unwefen treiben barf, mit einer Unfumme t)on feid)*
ten, geaalt- unb farblofen Siebercompofttionen Aber»
fdjwemmt würben — eine unausbleibliche golge bat>on,
baf, neben ben anbern 3ugeflänbniffen , biefer Dilettan*
tt«mu« aud) be« Siebe« ftd) bemächtigen burfte, einer
©attung, bie, binftcfyt« be« bamit Derbunbenen leisten
ßrfolg« unb be« fd) ein bar geringen funfllerifdjen Sr*
forbemiffe«, tym befonber« jufagen mufte: — trcftbem
ifi bie <&ad)t immer nidjt fo arg , fo gefdfjrlid) , al« fie
ton mannen fritifctyen 93ef)mricr;tern geflijfentlid) barge=
flellt wirb.
9Jeben bem t>on unfern componirenben ZWettanti'«
mit eben fo erflaunen«wurbtger al« erbarmung«lofer $ros
bucttoität ju Sage gef6rberten Sieberwujl, ifl bie 2fnja^l
gelegener, id)U SBetye t>erratf)enber, Iprifdjer Gompofttto*
nen, wenn aud) nidjt uberwiegenb , bod^ nod) immer fo
bebeutenb, baf ber 93erlufl be« reinen elafftfdjen
@tpl«, ber eigentlichen f ünfllerifcfoen ©d)reib=
art, fo wie bie ©efafjr, in banale Allgemeinheit, in
nid)t«fagenbe £)berfläd)lid)feit |u t>erftnfen, nid>t gu be*
fürdjten ijl.
Um ben frttifdjen ©tanbpunct ju befiimmen, tjon
welchem wir bei Beurteilung t>on Eiebem au«juget)en
gewohnt ftnb, um ben SKaffiab anjubeuten, ben wir bei
Sefltmmung ber fraglichen, grifern ober minbern, Soll«
fommen^eit einer Siebercompofttion anzulegen pflegen,
bemerfen wir, baf wir überhaupt brei ©attungen ber
Ziebercompofttion unterfd)eiben :
ßrfle ©attung. £ier wirb bie STOufie ben SBor--
ten, um einen £anbwerf«au6brud ju gebrauten, nur
eben fo oberflächlich anprobirt. — JDte SRelobi« flafft
nirgenb« unb wirft aud) feine galten übet bie ein|elnen
©lieber ber 5Borte, fonbern fle fc^miegt fl4) ben le(tern
gefällig an — b. ^. e« ftnb gerabe feine offenbaten
SBiberfprficfce jwifc^en SRupf unb 2ert t>orf)anben. —
SEBenn nun bemjufolge aud) bie SRuftt jum 2ept paf t,
fo ifl bamit nitfct gefagt, baf fte nidjt tbtn fo gut aud)
|u trgenb einem beliebigen anbern paffen foüte,
berau«gefejt, baf nur ba« 5Ber«maf mit bem frfi^ern
64
übereinfiimmt. — — 6$ tfi ttidfjt nitfcig, bie biefer
(Gattung angefangen Sonfefcer erft nd^er ju bejeidjnen
— fte (Tnb in ber @pl)4r« ber fogenannten „©alon*
unb Gontmfation$*9Rufif" anzutreffen uttbget)4*
ren in bie Stangorbnung ber „beliebten" Sage««
componijien.
3 n> e i t e ©attung. #ier ftnbet nid)t blo6 jene
auf erliefe, fonbecn eine geijtige Uebereinftimmung , bat
innigjte, t>ertrautejle Sin&er(ldnbnif jwifdjen ÜRelobie unb
3Bort jtatt, bie fo 6in$ mit einanber, fo in einanber
üerwaebfen ftnb, baf man glauben foUte, fte wdeen ju
gleitet $eit gebietet unb eomponirt worben — ber
ßompom(t tieftet in STOe lobte 2tlleS getreulid) au$,
was itjm bec Didjter in SBorten aufgetragen, nxd)tt we*
niger, aber aud) nichts mebr. Diefe ©attung sdt)lt bie
bebeutenbjten tarnen, wie (5. 2». t>. 2Beber, SBarfcfc
ner, ©pol)*, g. 3Wenbel$fof)n * Satt&olbp,
ßurfdjmann, Steifiger, 2ad?ner u.a.m. ju tyren
Oteprdfentanten.
©ritte ©attung. 3n ben Gompofttionen biefer
©attung, weldje alle SBorjüge unb ©rforberniffe ber *>orU
gen in ftd> fcfyliefen, unb in benen Sbee, 3nf)alt —
ber innerfle poetifcfye Aern be* ©ebidjte« burd) bie
fWelobte in erster 9>oten$: mufifalifd)
reprobujirt, gleidjfam nodjmalS: — in SWnen —
er fd) äffen wirb, ijl auferbem ber 9Kuftf nod> ein
überftnnltdje«, gefjeimnifaolJ unerRdrlidjeS Qtxoat eim>er*
leibt, ba*, obwebl &om Sinter manchmal fd)»ad) ange*
beutet, bod) bem blofen 3Borte immer unjugdnglid) Met*
ben wirb, unb bem nur bie propfcetifdje Di&ination, baS
glüdlicfye ©eljerauge be* ©enie« beijufommen vermag.
Die fiieber biefer ©attung flehen über tyrem Sette,
welker l)ier nur jum duf ern 2lnlel)nung$puncte,
gum irbifd)en SEtdger ber gu SRufif geworben
nen 3bee biente. Daf bie Gompofttionen biefer &au
tung eben nidjt allju f)duftg borfommen, moebte fdjon
au« ben eben angeführten Srforberniffen, au« ben babei
bebingten 6igenfd>aften fyer&orgetjen , bie immer nur ben
wa&rbaft 2(u*erwdblten unb ^Berufenen, ben deuten ©e*
weihten ber jtunß, vorbehalten waren.
Äufer 8. t>. S3eetf)0t>en (j. 25. fein 2ieber!rei«:
„an bie ferne ©eliebte", Äbelaibe u. a., inbenen
fein tiefftnniger, melancfeolifd) * inbtünfliger @eniu$ ftd>
am reichten unb Ijerrlicbfien entfaltet) unb §. &d)u*
bert (j. 83. „bie Wonne", bat Öeb: „2Cuf bem
SBaffer ju fingen", ber „©djwanengefang" :c,
in benen biefe überquelienb reiche, (pttfd>e Statut bie (oft*
barften ©d)d&e ber Smpftnbung unb JBegeiflerung , bie
prad)t&oK|ien SBunber unb all' ben 3aubec einer uner»
fd)4pfli$en ^Ijantafte niebergelegt $at,) wüf tetv wir nur
nodj 6. 25we, £. 3»arf*ner, g. 8»enbel*fobn*
SBart&olbp, bie Ijin unb wieber, in einzelnen *on ber
bicbflen ©ei^e burd)brungenen ©ebifben, flc^ }u einer
folgen ^)il)e be« fyrifdjen 2(u6brud« aufgezwungen
tjaben.
(Sortfc&un9 fclgt.)
gut »toltne.
(®d}lu|.)
S. 8iptn8ft: ^antafie unb SSariat. über 3Ri>;
tit>e au^ ben Hugenotten. £>p. 26. — m. jDr*.
2| S^ir. — m. Äuart. 1-J- S^lr. — m. *f.
1| SQIr. — Jöcrlin, ©c^leftnger. —
Äl. 8t>off: 2te ^antape über ruff. 5Rationalme s
lobteen, £)p. 5. — m. jDr*. 2| a^r. — m.
ßuart. H a;^lr. — m. ?)f. 1 Stylr. — ebenb.—
C. be Saint« ßub in: Erinnerung an Ungarn.
Dp. 40. — m . Dr*. 2 jtyir. — m. Äuint.
H Z\)lx. — m. ?)f. $ Xfrlr. — ebenb. -
g. 2)at>tb: (ginleit unD SJariat über ein CrigU
nall^ema. £)p. 13. — m. £)xd). 2 Zt)lt. —
m. ?)f. 1 Äblr. 4 g®r. — Seipjig, jtjjfner. -
^. ?)anoffa: S3aUabe. Dp. 20. — 10 g©r. —
@benb. —
SWan barf nur ba$ ©tid)toort „Hugenotten" auf
einem üfluftfalientitel feigen, um tm Anfang be« gutber'^
fd)en 6l)0taW fdjon in ben £>l>ren fummen ju l)6ren,
unb bie brei erjlen 9ioten mit a a unb > ^ unb mar-
catissirno, energico, ben pronunciato u. f. n>. binldnglid)
tjerfeben, t)or ben Äugen ju l)aben. 2(u* bürfte, wad
fon(l noeb an 2Welobie in ber £)per ifl, einem ^bön^a^
ftrenben geringe ?D3al)l unb 2Cu6beute bieten. 3(ud) in
ber oben aufgeführten ^)I>antafie brauen jene beiben
omin6fen ©tropben gleid) anfangt obne alle ^rdlimtnas
rien tytmx. ©ie bilben, jweimal oariirt, bie Anleitung,
unb taudjen fpdter ein paarmal üotübergel)enb noeft aii
contraflirenbe ©taffage ju bem gweiten SWotit) auf, bat,
nacl) einem leid)t b«n l)üpfenben 3»ifd)<ng<ban!en , mit
feinen SSariationen ben ^>auptbeflanbtl)eil ber ^böntaffe
au6mad)t. Die wunberli^e JRljpt^mif unb Äecfb«t bie-
fe« SBotit)«, bie aud) ben Variationen ftd) aufprdgt, ber
großartigen (Sinfa^eit be« erjlen, unb ben jarteren
SRittels unb JBmbegliebern gegenüber, finb in ber SEbat
%u einem f>6d>fl imponirenben ©anjen »ereinigt, benft
man fid) juma( SipinSfi'fdje 5tuf>nf>eit be« Vortrag« bat
ju. — Die ^bflntape t>on Booff unb bat Divertimento
von 2 üb in baben bat ©emeinfame, baf fte auf 9fatio*
nalmelobieen (id> jlü|en. SBdbrenb aber in ber festeren
eine grifere 2fnjabl folcfeer 9Reiobieen in bunter 9ieib<
jufammengefleüt werben, mebr ober minber gldnjenb txr=
jiett, bod) nur einige eigentlich vartirt, fo baf ba* ©anje
ein me()r potpouriartige* 2Cnfeljen erbdlt, unb namens
lid? in ber Jptimatf) jener ÜWelobieen btt lebhafteren 2ln-
65
ftonge« ftd> erfreuen wirb, finb in ber *pf)antafte nur
bret Sternen , jebe« mit einigen Variationen an einanber
qereif)t, beten legte« in einen freien gldnjenben ©d)luß
au«lduft. Sigentbümtid) i|t, baß ein SWdnnerdjor, beften
SWitwirfung jebod) nid>t wefentlid) notbwenbig i|t, ans
fang« refrainartig in« 2uttt einflimmenb, julefct aud)
bte ©oloftimme bi« ju 6nbe begleitet. Der Gomponijl
(befanntlid) berfelbe, r?on bem bii rufftfdje Vaterlanb«*
f)pmne t>errüf>rt) iji, obtx>of>( nur Dilettant, bennod) Un
&orjüglid)flen Violhwirtuofen beijujdblen, unb fdjreibt für
fein 3n(lrument gleid) lebenbig frifd) al« gldnjenb.
Den Variationen wn DatHb liegt ein SJtyema Doli
freunblidjer, gemütblidjer 3Sef)aglid)feit *u ©runbe, bie
benn and) ben ©runbdjatafter ber Variationen au«mad)t.
S3efonber« woblberedjnet unb glücflid) ifl bte SKifdjung
ber einzelnen Slemente, bie Verkeilung ber milberen unb
grelleren 2id)tpartieen mit ber allmdligen Steigerung ber
SSraDours unb ©lanjeffecte in Grinflang gebracht. Von
pifantem Virtuofenblenbwerf enthalten bie Variationen
fo üiel, al« aucfy ein foliber (Seiger ftd) anzueignen feine
©c^eu tragen wirb; unb baß er mit intern Vortrage
überall wilffommen fein wirb, barf er ftd) toerfidjert
galten.
Sie Söallabt t>on 9>anoffa ifl, man wirb e« fdjon
aui bem Xitel fdjließen, ein wafcre« 2ieb ohne 3Borte,
n>a$ ben ßbarafter ber 9J?elobie fcwol?l, al« if)r Verhalt-
nig jur ^Begleitung betrifft. 3>n ber le&tem fonnte,
be« @attung«d)arafter« unbefdjabet, manche Partie be=
beutenber b*rüortreten, um ber #aupt|timme mebr golie
unb bem ®an$en mehr Ü)?annid)faltigfeit unb lebenbige*
re« Golorit §u geben: &or allem ifl ba« oft wieberfeb=
renbe ein* unb überleitenb« SEremolo mit ben ©licfcbens
octat>en $u nichtig unb $u anfprud)«t>olI baju. Diefer
Unebenheiten in 9Jebenpartieen ungeachtet mad)t ba«
©anje in feiner innigen ©emütblidjfeit einen fefyr war*
men gewinnenben Sinbtucf ; jumal wenn ber ©eiger ju
fingen aerflebt, tx>a« ja auf feinem 3njhumente miglid)
wie auf feinem fonfl. —
£>. t.
3RußfaIlf$e$ fiebett »erlitt*«*
Oortfreung.)
(ßiebertafeln. — (Soncertinftitute. - £ie Dper. -]
3u ben muftfalifdjen Stiftungen, welche für bie 85tl*
bung be« ganjen gefamniten Vaterlanbe« ton unenbli--
cfeer 5Bid)tigfeit gewefen, beren ©egen ftd) nod) tdglid)
verbreitet, gebort bit t>on 3elter mit biefcm 3af)rf>unberte
gufammenberufene giebertafel, bie je$t beinahe in jeber
beutfdjen ©tabt, ja in manchem Dorfe eine Softer»
gefeUföaft $dblt, bie auf ben VolfSgefang, nad) bir
©cfyult wo&t ben meiften ßinfluß $tl)abt \)at, unb in
Vilbung be« ©efdjmatfe«, in Srwetfung nichtiger Stet»
fter nod) wohl t?on größerer Vebeutung getvefen. Da
bie erjlen ©tifter bereit« ju iljren Vätern verfammelt,
bie anbern jiemlid) aüt gealtert, fo ifl ber erfte frdftige
©eifl trog ber fpdtern SMitglieber aud) tooty au« biefer
©efellfdjaft geirtdjen, aber, bennod) giebt fte jdbrlid) 3« 5
d)tn iljre« Dafein« unb Jeben«, bleibt fte fortan eine
ebrrourbige, eine erfreuliche Srfdjeinung. Sine anbere
©efellfdjaft ifl bie &on Verntjarb Äletn, 9ieid)arb bem
jungern, Verger unb JHellflab gefliftete jüngere 2iebertafef ;
bie wenn fte ntdjt fo t)iel Grinflujj wie bie altere b^ben
fonnte, boc^ auch manche« 2üd)tige an ©efang ju Sage
gefocbert unb nod) jdbrlid) leiflet, obgleid) aud) ifere 3eit
bereit« vorüber $u fein fc^eint; ein britter Verein gtrar
minber bebeutenb aii beibe erjlere, aber immer etnflui*
reid) unb ebrenroertl), ifl ber fogenannte Cieber&erein un*
ter 3. ©c^netber'« Leitung, ber aud) jum unerbortreidjea
fiteberfdjage ber Deutfd)en mandje Slüte beigefteuert —
©djneiber fyat neben btefem Vereine aud) einen größeren
©efangfrei« geftiftet, in bem aud) ftrauen fity j U r 2(uf*
fübrung größerer, gen?6l)ntid) ernfler 9J?uftfn?erfe ben
SBdnncrn beigefellen, treld)er jdbrlid) offentlid) in ber
©arnifonfird)e einige Aufführungen t)eranflaltet, beten
ßrtrag ju frommen 3roecfen befrimmt ifl.
Unter ben Goncerten, welche getrobnlid) in Verttn
flaut ftnben, jleben bie 9JI 6 f e r' fd)en oben an, treldje im
©aale be« rufftfdjen ^ofe« jeben s lBinter, in einer golge
uon ad)ts*t)n jlattftnben, unb jttar fo flattftnben, bag
neun ©aitenquartettabenbe mit neun ©pmpbonieabenben
wedjfeln. Die ^ünfllet, roeldje unter 9J?ifer'« 2eitung
bier auftreten, geboren ber foniglidjen Capelle an, bie
SBcrfe , n>eld)e $ur Äuffuorung fommen, ftnb ba« befle,
tt>a« bie ^unjl aufjuwetfen , baß mit wenigen 2(u«naf) 5
men nur bie 9?amen i)apbn ; SRojatt unb Veetl)Ot)en
auf bem Slepertorium tjorfomnun; babei werben biefe
©adjen fo aufgeführt, baß woljl irgenb ein $ut)im un*
befrtebigt nad) <$au\t geben wirb, irgenb ein SQBunfd)
nod) übrig bliebe. 9Md)(t ben SRdfer'fdjen Tfbenben t»&*
ren bie tjon 3immermann jdbrlid) veranflalteten £luat*
tettabenbe {jewotjubeben , weldje jwar fid) blo« auf ba«
©attenquartrtt befdjrdnfen, aber biefe« um fo reicher
geben, ba befonber« 3immermann al« erfler ©eiger eine
gülle von Äraft entwtrfelt, bie ben dlteren 2JWfer no*
in manchem übertreffen finnte, wenn e« md)t unted)t
wdre, bi^ mit Vetgletc^ungen ben ©enuß ju trüben.
Die Vebauptung, baf ba« weite Vaterlanb nid)t« ©leU
d)e« unb Veflere« aufjuweifJn b^e, mit ber alleinigen
2fu«nabme ber ©ebr. SBüüer in Vraunfcfrueig, wdre
nidjt ju gewagt; aud) bürfte ftd) tiefen Tlnjlalten fdjwer*
l\d) eine gleiche im 3(u«lanbe anfd)ließen. (?)
3u ben ßoncerten be« jweiten SRange« geboten bie
bet 3ri« * ©efellfdjaft , einem Vereine meiflen« Don 2ieb-
^abern, bte unter ber Zeitung be« finigl. Soncertmeißet«
66
©anj olle vierjefjn Sage ein öffentliche* Gfoncert geben,
unb barin bebeutenbe ©efang* unb Snßrumentalfachen
$ur Aufführung bringen; ein 5lt>nlicf>er anberec SBerein
ju benfelben 3n>ecfen wirb, unter bem 9iamen ber pi)il*
harmonifd)en ©efeüfcbaft, von bem finigl. Goneertmei«
ffrr $ubert Stiet geleitet, welcher auch alle vieren
iage feine öffentlichen Goncerte giebt, in benen gute
würbige ©achen juc Aufführung gelangen, ©elbft in
ben Concerten britten Slanget, unter benen bie ber ®e*
brüber SSlietner obenan flehen, bort man noch ®\\Ui
gut auffuhren, wie benn ber SWufifer #artmann, ehe*
bem Äutfdjer, bann Äalfant ber p!)tH)acmonifd)en @e=
feUfdjaft, jefct Director einer eigenen ©efellfd)afr, vor feU
nem *£>6rerfreife fribft S3eetf)oven'fcbe 2Berfe jur Xuffüb*
rung bringt, unb jroar fo, baf nod) immer ber SReifier
in feinem 9Berfe $u erfennen ifl. ©elbfi wo bat (Son*
cert an bie Äneipe erinnert unb mit berfelben jufammen*
flirf t , finb bie Aufführungen oft noch beffer, alt Gon*
certe erjten JRanget in manchen fleinen ©rdbten, wie
benn in ben ©Arten wdbrenb ber fd)6nen S^b^jrit, in
ben äreibhiufern (ben SBmtergdrten) wdbrenb ber rauhe-
ren, vorjüglid) von ben Sttuftfern ber vcrfchiebenen Sie*
gimenter Aufführungen jlattftnben, bie in ihrer 2frt ju
bem ©cbinfien unb SBollfommenfien gebären, bat nur
geboten »erben fann. 2(1$ SKufter biefer STOuftfgattung
f6nnen bie JJeijiungen bet Gapellmeifiert 5BeÜer, ber bem
2ten ©arberegimente vorftebt, gelten, ber fd>tverlid> tr*
genbwo einen würbigeren Nebenbuhler finben bürfte.
9Son ber bübnlichen 2onfunft Serlint beginnenb,
barf man tuf>n fagen: baf in bem foniglichen Sweater
immerhin von ben 3eiten ber erwadjenben Oper an, btt
ju unferen Sagen, bie ebelften Ärdfte vereinigt gewefen,
btefelbe ju ben würbigflen 3*vecfen verwanbt worben,
wenn auch anbere SBübnen auf furje griffen einen bef»
feien Äünfilerfranj vereinigt höben, ©ine tfnfialt wie
genannte, barf nie bie Bedungen bet Üaget vornehm
fiberfehen, bat alle ©efchmacfe, alle 2lnfprüd)e ju befrie--
bigen unb barf ftct> feiner Sichtung autbrücflid) verfdjlie*
fen; bat muf man ihr aber laffen, baf fte fortwdbrenb
bat SSeffere aller 3*iten aufbewahrt unb hervorgehoben,
baf fte in einer 3eit, wo ©lue! fafl in bie lepifalifcben
SBerfe verbannt war, biefen 9Reifier lebenbig erhalten,
baf 9J?ojart immer ihr ©tern erfhr ©rofe gewefen;
baf Sinfeittgfeit bei ihr wenig ober gar nie fhttgefun*
ben. Diefe würbige Xnftalt b<*t in bem Sonfefcer ©pon=
tini einen eben fo würbigen 2eiter unb SJenfer, ber frei*
lieh nicht febleclot bafleht, in feinen eigenen, befonbert
ben legten, SOBerfen burch 8drm alle tiefere SBitfung er*
fiieft bat, aber trofc bem ben beflen tarnen an bie ©ette
geflellt }u werben verbient. Untet ben ©Angern ift
grdulein ?6we, wat ihre Äeblfertigfeit «nbelangt, bie
vorjüglicbfie bet heutigen Sage* *), bie in ben leid;ten
©rjeugniffen ber neu italienifdjen , wie ber franj6ftfcben
©cbule am meifbn ju leiften vermag, leugnen Idf t ftd>
nicht, baf fte nicht immer ganj rein fingt, baf fte in
©piel unb ©efang Diel be* ©efuchten unb Ueberfpann*
ren anbringt, ba$ aber wieber fo in biefen SBerfen be*
btngt i)l, baf man et ber Äünfllerin faum übel nehmen
barf, jubem beftfct fte fo wl Änmuth in SRegung unb
SSewegung, baf fte bem 2öiberftnmgfien , bem Unnatur«
lichten einen gewiffen JReij ju geben Dermag, jebem ßau=
fcher mit ber ©eichtigfeit be« Dargebotenen »erführen
!ann. grau t>on gafmann, an gertigfeit ber erfigenann*
ten nacbjtebenb, übertrifft fte an 2iefe ber Äuffaffung,
an Abel im ©piele, unb leitet in ben SÖBerfen ©lud'«
unb SWojarfd fo t)iel, alt nur irgenb eine Äünfllerin
unferer Sage ju leiffrn vermag, hieben biefen autgebil-
beten Äünfllertnnen üerbient grdulein ©chulj noch etjren*
voller (Srwibnung, bie jwar noch Anfängerin, aber boeb
bereit* in ben würbigflen ©achen'ftd) fcerfuebt, unb un=
ter anbern auf SKojart einen gleif t>erwanbt bat, ber
ibr fpdter bie wdrmjle Änerfennung ju(td)ern wirb. 85er»
lin würbe eine ungleich grifere 2ln$ahl gebilbeter ©dnge»
rinnen höben, wenn nicht bie jahlreichen Aufführungen
ber ©pontint'fchen ©tngfpiele, burch bie grdflichen Zn-
flrengungen, welche tiefe 9)odjwerfe erforbern, manche
mel verfpred^enbe Xalente früh weggerafft ober boch tm
Äeime erflieft, noch vor üföonben eine ber befferen ©dn=
gerinnen von ber 83üf)ne t>erfd>eud>t f)ittm. Unter ben
©dngern fleljt, unb jwar unter ben Senoriflen, 3Äan*
tiut obenan in ber SBollfraft feiner ©ttmme, welche
fdjon unb ftlbern unb wohlgebitbet, wo fte im ßinflange
mit feinem ganzen SBefen in jugenblichen Sollen, wie
5. 83. b<S Camino in ber 3auberflote, bet Don £)tta=
üio im 2)on 3uan, erflingt, unvergleichlich bleibt, ob«
fchon fte für bie #elbenrolle noch, abgerechnet bie griffe,
von bem dlteren SReiJler 83aber übertroffen wirb. Die*
fc$ Äünfllert höben wir fchon bei ©elegenheit ber Airs
chenmuftf, bie ihm viel verbanft, gebacht; auch ö"f ber
Sühne wirft er noch tbdttg, weif burd? ebeln ffiortrag,
burd) ©rofarttgfeit bie mangelnbe griffe ju erfegen, ent*
Sucft nicht feiten feinen 3ub£rer, unb idft ihn füllen,
baf er ben Senoriflen vor ftd> hat, ber vor fahren in
jeber $inftd)t ber groffte unb gebilbetfle ber muftfalifchen
SBelt war.
(Sortft&ung folßf.)
*) Sft jefct bereit« nach ^öri« abgegangen, obne baf tj>re
©teile wteöer befefct wdre.
!8on ö. neuen 3ettfd)r. f. «Kufif erfchetnen wöchentlich &wet Hummern ju einem halben Sogen. — $ret* bt« ffianbe« von
52 Stummem mit mufifalifcben Setlagen 2 £fylr. 20 «Rgr., ohne muftfalifebe Beilagen 2 Xblr. 10 9?gr. — Abonnement nehmen
alle ^©ftamter, Sudjs, WlutxU unb JCunft^anblungen an. —
'Setrucft bei %x. Rüjfminn in ?(i?jig.)
U t u t
^titu\)X\ii für iUuöih.
a5crantn?orta*cr Kebacftur: Dr. 3H* Schumann* SSerleger; 9t* Briefe ttt eetpjiß,
J)f§ 17. ®*n 26. gebruar 1841.
SBierjeljnter S3anb,
Oha™rrtrt!hr<n ?pn 0, JEepmal? (®ortrrP9*>- - TOuiifLiIifitfrs 1t*tn SHrltn'S (JortfcGu + ). - ©ctmifdjtcfi. -
D(?Rf SBolHt&a'tüjfrit i|t lein EolNtieb unb felfcn eint
ßolfft$&igftit o^ne bfefed 5 eä tyat jebe Äraft t^re CSr*
febemung, unb maß ftdj üontt>era,e[)cnb itt ber {wnbuuig
geigt, bad jeigt in ber Jtimft ferne £auer beim müßigen
b. £rntm.
SRufifalifdje ß|acafterifHfeii von 6, Äopmahj.
(flott U&ungj
Ueba* baö 9c. SB* rf e i; " fdjc ©ebttijt urtb bte CScmpoßtfonen
befielben. —
(Steifen nun üot(Ief)enbe SSemerfungen unfere £i6et^
nriegenbe ©upmorifät tu ber mufif rtltfdjen Äncif, bie SDIet*
ftetfdjflft ber bmtföen 3Jlu[tfer in bem Äfrfjetifajen, bem
etgentlidjen ÄunflsBwb« auf glinjenb« unb unnnberleg*
tidje SSeife an'* 2id)t, fc mujj man fid) anbrccftitS fcib
Ug nrnntern, n?te Ml jifct auä allem biefem SKeidjtfjum
ein eigentlich e£ SßolfSlteb nüdj tmmet nierjt fjat
auftauten ttolien — b. t). «in S3oEfä(irb, nxld>*&, rcie
ba$ mglifdje „Gutl mvc the king" — „BUde Bfitaiuria 4 *,
ober ttjie bü franj6fif$e SBarfcLÜatfe, „Yive Henri r.jna-
tre* nntre bau roi tlc )a France" — mtdtffttm, bflfj
e$ gettrifft l)ijicrifd}c {tfiupr? unb föuwjmomeme, bie
Öau|jtfÄd)[Ecbrt^ geifitgen wk materteffrn 9}attonai*3n j
tewflen berührt, iuahirf) ©rfimiuno,, Gharaftet unb SU
gent&ümlirfjfeit bei; Nation rcieberfriegett, SÖEr Qabrn
äffiac meiere ftrtj tem fBolHtctt nffcvnbf Reifen, {. Sß r
„*prtn$ Eugen" — ,,öott erhalte gcanj ben
Äaifer" — „fiüfcorce rcilbe 3 a ,q b ", mit fo man=
dje, üuä bem fiibenjarjügen Äriege flammenbe, eine prfi= j
gnante, martialifdje SSegdfkrung atbmmbe, ^Teugenli*^
ber, bie metjr ober minber in* ^rrj beS SSotM uter? |
gegangen ftnb, ofjne jetod? in ber ©efammtmaffe 1
ber Station jene altgemein bucdjgreifenbe 2Iner?
fennungj jene etnflimmige ÄflUmacion ge?
funbin gu ^aleil, njobur^ affem bie 5fnnatjme Irgenb ei*
n« 9)?elDbif juc angemeinm, dd^ten Söölf^treifi
entfd)iebm w«b«it fann, Oft mag e* rcotfl grogent^eil«
am 2epte gelegen (jab*n, ber, ofiiuobt einjefne patriotife^t
äBenbungen unb wrjlr*ute nationale SSe^ie Ejungen ent?
^a(tenb, ffeft boc^ nur feiten in jener Sotatftft ober Uni*
wrfalttÄt be« ©rnnbgebanfenö , ju jentc Äraft beS Tiufc
brucf6 er^ob f bte bin ömft, ben Urtt^pu* bei SBoIEä
in lüenigen fu^nen 3ügen ^ufammenfaft unb in
fidj Concentrin, unb worin fi^ bie Nation gan§
unb gar nueber ernennen unb aufiaefprodje»
finben muf ,
3e una&tueisiidjer fieft nun ba* f&thmfni$ eine*
Äd)ten SBotElliebeö feit un« fitmelbet, je lebhafter unb
fceutlidjec nndj gerate ter fanget eine^ fofdjen unter urt^
empfunben n>trb, befto grSfern Änflang mufte naiurti^
baä „patrtotiferje Sieb" üon 91. SBttftf finben,
n>e[ä>eö in ber SEljat Acftte populäre Elemente entölt unb
bää namentüd) im Anfang einen (iujjerfi gtüdtidjen 3Cn*
[auf jtsm äJoi^tiebe nimmt 9Ieib unb ©djerlfudtf ei^
niger po*tifd)er äunftfer, bte brm 33td)ter nic^t »erjei^en
f innen, bafl fein 8ieb itjn fdjnetf unb tteit betü&mt ge*
madjt, (jnben auf alle moglidje ffleife ^erfudjt, 3nf)alt f
SSJertt) unb gorm beweiben tjeruntfräufe^enj bte beutfdje
StiUt, vom Äopf bH jur 3**? nrit geirrter SpflematiE
bepanjert, rj<it mit unenblidj triftiger unb fhenger SBiene
tjerficöert : ,,©i* f&Hen itjn uicr)r riaben" fei gar fein
33 otf Stieb — in einem aSofESLiebi muffen ganj ftnbe«
@egen(i,5nbe, at$ fo profane Singe tuie „SB e in tri n*
fen" uhb H 9R4bctenfreten rl , jur ©pradje (ommen jc.
Ungemein finnriio) ift ferner ba$ SBerfabren, bie
SRatfeHlaife ober „rulc Brit«nnia", al$ einmöt
anirfannte SSolfSlieber^ fuc alle fpÄteren, ?)oputaritdt an*
fpredjenb*n ©ebidjte alft 9torm unb 6eflimm<nberi
!0l aap fr ab anlegen unb fo behaupten ju njcllen, ba*
68
SSeder'pbe gieb, weil e* webet nad) ben erwähnten ©dje*
nta'6 „angefertigt", nwb A)nüdje in „rule Brita*-
nia" ober „allons erifaos" erwifcnt« ©egenftdnbe becfiljrt,
fei foita* fein SBolWieb! —
3m ©angen fpiegelt pd) in ben fdjon Pattgebabten
jablreidjen 2)i«cufponen über biefen ©egenpanb fo red)t
bie gergliebernbe, reflectionelle 9tid)tung, ber
9legation«*©eip unfrer Spocbe wieber, bec, einer
tyarmlo« fid> f)ingebenben Crmpfdngiid)f eit
sticht mefyr f(Jf)ig, eine traurige ©djabenfteube barin
fucfct pd) jeben reinen ©enufj burd) #pperfrttif unb
ff ept i fd>e ©peeulation gu vetfümmem. 2(Üe in
ben 3ournalen lautgeworbene, mebrfadje unb unser*
bolene 2(u«fprüd)e: baf fcfcon weit wertvollere, gebalk
reichere ©ebidjte fpurlo« vorüber gegangen waren, wdb~
renb t)on bem 9t. SSecfer'fdjen Etebe, bat balb al« gu
einfad), balb al« obne @d)wung, ober al« nur
ein glücf lieber Sßurf begegnet wirb, fo t>iet 2(uf*
$eben« gemalt würbe — finben auf foldje SBeife genü*
genbe (Irfldrung unb ibre SBurbigung. Da« SSafcre
aber Uebertriebene aller biefer Aufhellungen bleibe babin*
gejlellt; nad) ben oben angebeuteten Segriffen unb Qu
fbrbermffen mid)ten aud) wir ba« 33.'fd)e 0ebid)t laum
ffic ein 83olf«lieb au«gugeben wagen; jebod) von bem
©tanbpunete bec „patriottfdjen Semonpration"
be«, burd; bie 3*itverbdltniffe angeregten National -
Sefüf)ld, ober al« felbppdnbiger, natürlicher
(Srgujj unb 2Cu«brucf ber burd) bie neueren ßreig*
niffe ersten allgemeinen Stimmung: „bie wobl*
fcegrünbeten JRed)t e ber Station nadjbrücf ltd) wab*
ren gu wollen" — aufgefaßt, muß bem 9tyeinltebe
«nbejiritten ba« SBetbienp dd)ter QSolfö tf)üm l id>*
feit in b*>bem ©rabe guerfannt werben.
9Jtan t)at bie gablreidjen bereit« vorbanbenen Gfom*
^Optionen be« @ebid)t« biefem fd)on 5U Ungunpen unb
$um 9lad)tb<il auslegen unb gum Vorwurfe machen wol*
len, unb pd) über erjlere in mei)r ober minber veruns
glürften SBifceleien erfdjipft. 3. 93. ein S3olf«lieb
muffe nid)t metyr al« eine 9)?elobie t)aben u. f. w.
Srifft man nun allgemein bie Ueberetnf unft , ba«
„JRb*fnlieb" nid)t fowobl für ein wtrflicbe«
SBolf«lieb, al« viefmebr für ein treffliebe« volf«*
tbümlidje« ©ebid)t an guerf ennen , fo fdllt le&tere
25ebenflid)feit von felbp weg, unb bie tdglid) fid> nod)
niebrenbe 2Cnsaf>t von 9J?elobieen, bie eben fo febr für
bie ©üte be« @ebid)t« fprid)t, al« pe ©eutfdjlanb«
9teid)tbum an mupfalifäjen Gapacitdten bartbut, bürfte
im«, anPatt gu verwirren unb gu bedngPigen, nur mit
©elbpbewuftfein unb freubigem ©tolg erfüllen. — 25a«
Unglücf, von einem gelungenen ©ebid)te meljre Gompo*
fftionen gu beft^en, ifl eben noefc nic^t fo groß, unb wo
ijl benn in aller 2Belt bie s JJotl)wenbigWt rjor^anben,
jerabe nur eine SKelobie batoon $u flatuiren?
„Sine« fd)i(!t fid) nid)t für Mt " — unb warum foüte
pd) benn ba< btutfcbe SBri! besormunben unb pd) t>on
geipjig, SBertin ober 2)re«ben au« r bie i^m eon*
t>enable Steife wn jewtffen „eingeweihten" SBabl'
mdnnern üor^ uno au«wdf)len unb aufbringen laf*
fen?
Um $u einer gewiffen Ueberpdjt be« Sor^nbenen gu
gelangen, woburd) gugleid) e« einem Sebeu m6glid) wirb,
nad) eignem ©rmeffen unb nad) freier, t>on ^)arteiungen
unb fremben Grinwirfungen unabbdngigen Uebergcugung
eine 3(u«wal)l l\x treffen, wollen wir bie bi« jefct begannt
geworbenen, namhaften Gompoptionen be« 9ibeinliebe«
in gebrdngter, jebod) mogltd)p genauer 6t)araftertflif ^ier
folgen laffen.
9?r. 1. t)on ^reu|er, Goln bei ©cf u. 6omp. —
25ie fanftgefd)lungene, gragi6« = lieblid)e ©djreibact Äreus
feer'« verleugnet pd) aud) bier nid)t — unb ba« ift ein
Uebeipanb — benn gu biefem Septe yci$t pe offenbar
nidjt. £)te ÜBelobie, obgleich pief enb unb fangbar gehalten
(wie pd) ba« bei flreu&er von felbfl t>erpel)t), verliert pd)
bod) gu feljr in gewiffe pereotpp geworbene ^b^ e
fen, in banale, opernmdf ige 3Cügemeinbeiten , b. b- pe
entbebrt jener djarafteripifeben ßigentbümlicbfeit,
jener urfprüngltcben S3efonberbeit, obne weldje
eine äd)tc a5olf«melobie nid)t wobl gebad)t werben
fann. £>afj im anfange, ber übrigen« gu bebeutenb an
Sttogart unb 9Karfd)ner erinnert, btx: ; ,©ie fol=
len" pd) bit mupfalifebe Declamation fenft, ftatt
pd) gu p ei gern, ip ebenfall« fein SSorgug, tbtn fo ip
bie matte, gegwungene SKeprife ber ixvtittn unb vierten
3eile von fd)led)ter SBirfung.
9Jr. 2. $rei« ? (Sompofition von ©. .Runge.
Seipgig, 33erlag von ©. ©djubert. — Wod) nie, wir
gepeben off.n, pnb wir fo bitter unb graufam enttdufd)t
worben, al« bei biefer, fo pompbaft angefünbigten, mit
ber ßoneurreng gwifdjen Scannern wie 5D?acfd)ner, SJeifs
ft'ger, ©ebumann :c. pd) brüpenben Gompoption, bie un«
unwillfübrlid) an ben freifenben 33erg in ber gabel, ober
an gewiffe von aufen t)errlid> glüb<nbe, von innen aber
faule unb wurmPid)ige 2(epfel erinnert. SBenn erp bie
plattePe $rofa unb bau«bacfne 3(lltdglicbleit
gu ben £auptingrebiengen be« beutfdjen Qfya*
rafter« geboren werben, bann möge biefe „foge?
nannte" 5>rei«s6ompoption, welcbe bie langweilige
9?üd)ternbeit unferer ©toef- unb $)fablbürger in meiper«
bafeen 3ügen reprobugirt, al« foldje unb ad)te beut*
febe Solf«melobie begrüßt werben, bei weldjer bie
liebe beulte Station bebaglicb tl>re pfeife in ©ang brin^
gen, erflecflicbe« S5ier trinfen unb vornebmlid) Parf
fannegiegern fann! —
,,^>err S^adjbar, ja! fo lafT icb« auef) gefäe&n,
©ie mögen ftdb bie Äopfe jpalten j
69
VRaa alle* burd) einanb« gefcn,
$003 nur ju £aufe bleib'« beim Alten!"
„2Rit SBegeifietung unb 3ut>«rftd)t" (fo lautet bie Soor*
trag6bejeid)nung) f tingt bei biefer jabmen, gutmütigen
unb fjarmlofen SWelobie, welche eine gewifle, nicht ju t>er*
fennenbe, gamiUendt)nlid;feit mit: ,,Ueb' immer 2reu'
unb 9leblid)feit", ober: „gin SDMbcben ober SQ3«tbd>en"
beftgt , fafi eine Stonie ober verjlecfter Spajj. 3m 9.
unb loten Xacte taudjt auf einmal eine 33eUini'fd)e
^rafe (9Urma, Duett mit 2(balgtfa) auf; im löten
fommt bie erfte, angenehm pbilifWfe SWelcbie normal*
gum 83orfd)ein, big enblid) ber ßomponift im Waty
fpiele, wo er un« mitteilt bec befannten 9tofftni'fd)«n
2Biege in fufien Sd)lummer unb feiige Selbftvergeffen?
l)eit fd>aufelt, ba$ Unerf)6rte, nod) nie Dagewefene leiflet.
9?t. 5. von 6. 33ant, ©reiben, 2(rnolb'fd)e Söuty
tyanblung. — 9ticijt obne populären Änftrid) unb
l'plomb ; fd)abe nur, bafj biefec bauptfddjlid) mit in einer
auffallenben 2(ebnlid)feit mit: „@ute 9tad)t, $utt9lad)t,
liebe Anne Dorotbe!" beruht.
9?r. 4. von 91. Schumann, 2eipjig, SBerlag von
JRob. griffe. — (Sine fldblerne SKelobie, voll beutfdjec
Äcaft unb üJtilbe. — 3n biefem floljen, abliefen Styptb*
niu$ funbet fid> ÜHutl), SBegeijterung unb eble gntru*
jiung auf \)bü)ft bebeutfame SBeife an. — $ier waltet
bec ©ei|t be$ tfrminiuS, unb namentlid) beim Eintritt
be$ sollen ßf)or* meint man unwiüfüfcrlid) bie beutfdjen
(Sidjen rauften ju l)6ren. — Unftreitig eine ber treffe
lidjjien Gompofitionen be$ Secfer'fdjen ©ebiebts, welker
t\t aügemeinjie SBurbtgung gebührt.
9Jr. 5. von 3- *P. Sdjmibt, SPerlm bei Sd)lefm*
ger. — Der Anfang erinnert alljufefyr an ba$ befannte
Stubenten * Sieb: ,,200« fommt bort von ber #6b'?"
Sine ber unerläßlichen S5ebingungen bei ber Gompofi*
tion be« JRljeinliebe« ijl e$ wctyl, mit dujjerjter Sefjut*
famfeit unb Strenge jebe berartige JReminiäcenj, nament*
lid) fold)e burle$fe Anfänge ju vermeiben, bie an fd)on
vorfyanbene, in 3nf)alt unb ©ebanfen jebod) ganj b«tero*
gene Sieber erinnern fonnen, unb welche, jufolge ber ba?
burd) bewirken, gerabe beim ©efange augenblicflid) in
und auftaudjenben 3b<en * tfflociationen, bie l)ier bebingte
ecnjie Stimmung natürlich gleid) aufbeben muffen. Der
SKittelfafc, g*Dur, | Sact, in feiner fuf lieben, opern*
haften Sentimentalität , ift an folgen Orten !>6d)fl um
paflenb.
5Wr. 6. von gr. Dercfum, Giln bei Wl. bu 9J?ont*
Schauberg. — Die Compofttion ijl jebenfall« §u ben
befferen ju a<tylen, nur ifl ju bebauern, bafj bie übrigen«
friftige unb energifd)e ÜJlelobte im 5. unb 6ten unb vom
13. bis löten Sacte gar ju auffaüenb an bie SWarfetl*
laife unb ba« befannte Arambamboli* Sieb erinnert. 83iels
leid)t burften gerabe biefe t)erwanbten Elemente jur gr6*
fern Verbreitung beigetragen fyaben.
5Jlr. 7. von ©ig. 9teufomm, 5Wainj bei Schott.
— 2fef)nelt in ber Äuffaffung bec vorigen, mit welcher
fte aud) gleichen ^unjiwectl) b^ben mag — im t3ten
Sacte wueben wir jlatt ber trivialen Ädjtelftgur, bie un6
verfehlt unb nidjt fangbar erfd)eint, lieber punetirte SBier^
tel fefcen.
9Jr. 8. von 3ul. 83 e der, Seipjig bei ©djubett. —
Die Tempo alla marcia fefl einher fd)reitenbe SIBeloDie
ifl alö eine glucflidje Conception &u bejeidjnen, obwohl
wir un« mir mehrern 33efonberf)eiren berfelben nidjt be*
freunben f6nnen. — 3uerjl ifl baburd), ba§ im 7. unb
8ten Sacte bie Harmonie nidjt, wie e« ba« £)i)t faß
unwillfübrlid) erwartet, nad) bec Dominante, fonoecn
nad) bec 2onifa jurücfgebt, eine gewiffe SJlonotonie ubec
bai ©anje verbreitet. 3weitend fdjeint e6 im mufifali?
fd)en ©efüt)l ju liegen, baf ber 2Jlittelfa&: „So lang"
u. f. w. , ber eine erboste, gefleigerte S3efrdftigung ent^
l)ilt, beffer burd) bie Dberbominante (©^Dur) al« burd)
bie Unterbominante ber Xonifa auägebr&cft worben wäre;
— enblid) ftnb bie vier Guintenfolgen im 3ten Üacte
(SOTittelfafc) burdjau« nid)t ju billigen.
9?r. 9. von 6. X STOangolb, bei Schott in SKatn}.
— Der patriotifdje ^lan be$ ^auptfa|e«, namentlid) bec
eeften 8 Sacte, ift von mddjttger, wabr&aft eleftrifd)ec
5QJirfung; im STOittelfa^e fenft ftd) jebod) bec ent^ufta*
flifdje glug bec Snfpicatton etwa« — bie 2fd)telfiguc im
1. unb 5ten Sacte wieft tbtn nicht angenebm — 3fl
übetgen« jebenfall* ben beffern anzureiben.
?Wr. 10. von ©ufl. 9?ain, geipjig, 3ul. ©unter. —
Die SKelobie von jiemlid) unentfdjiebener tyt)X)\io$nom\€,
— erfl im 17ten Sacte treten mel)r c^arafteriftifdje
2ineamente fjervor, bie jebod) mit bem Deffauersüttarfd)
feljr viel 5Bablverwanbtfd)aftlid)e$ gemein b^ben.
:2*luft feigt. t
3Riififalifd)e* Scbcn ^crlin^.
Oortfffcung.)
[Die SapeKc. — Daß jCöntgSftäbter Sbcatcr. -- 6omponi(lcn. — }
Stdjberger ifl ber Dritte biefer Partie, unb bleibt
immer ein ebrenwertber OTeifler, obfdjon er weber ber
©cöjjartigfeit SSaber^, nod) ber grifdje 9Jlantiu*' gleid)
fommen fann. Unter ben Safjfangern flebt 3fd)iefd)e al«
vollenbeter Äunfller fowobl in £infid)t ber Stimme al*
be6 23ortrage$ ba, ber jeber Stelle gewaebfen unb burd)
ba* Spiel bie SBirfung berfelben ju erb^b'n verfiel ;
ibm flet)t S36ttid)er jur Seite, ber feiner fdjinen vollen
Stimme nal)e fommt, obgleich ber 2fnfinqer, xvtö Spiel
unb ©efang betrifft, nod) 9J?and)e$ ju wunfd)en übrig
l(Jf t , unb ber erprobte Sänger 33lum , ber $u ben alten
rubmlid) errungenen Ärinjen nod) immer neue fugt, ob*
70
gleich bie Sage ber SBoMcaft unb 3ugenbfulle fdjon ^in*
tec if)m liegen.
3Ba« ba« £>rd)e{ier be« finigttdjen Sweater« betrifft,
fo barf man ju tyrem 2obe nid)t« weiter al« bie 9ia*
men t^cec SWitglieber fcerjdfjlen, welche mtijlentljeil« al«
83irtuofen ftd> befannt gemalt, einen gemein beutfdjen,
ja europdifdjen JRuf genießen, grojjentfjeil« al« Eiebling«*
tonfefeer für if>c betreibe* 3nficument aufgetreten fmb.
2fl« bie au«gejetd)netfren nenne id) bie Goneertmeifler
SJWfer unb ^enntng, welche abwedjfelnb mit ©pontint
ba« ©anje leiten, bie ©eiger Hubert 9tte«, gramer«
mann, 336tymer unb ©<$f)rig, weldje beibe burd) ßompo*
fttionen t>on ©ingfpielen unb SSalleten fid) Söerbienjle
um bie Sfi^ne erworben, bann ©anj ber ©eiger, nebjl
feinem auSgejeidjneten 83ruber bem SBioloncellfpieler, bie
SSiolonceÜfpieler ©riebel unb Äelj, ber ftd) aud) al«
Sieberfefcer bewäfjrt, wie bie 83<Jffe ©ifolt unb 5Beijj.
3fm gagott flehen bie Ä&nfller S3ärmann unb #umann,
an ber ßlarinette ©arei« 93ater unb ©of)n, am # orn
©djunfe, an ber trompete 33agan$, an ber $ofaune
S5elcfe, an ber gifte ©abriet««.
2Ba« ba« 3ufammenfpiel betrifft, fo ift bie« fo mu*
fferfjaft wie bat ©piel jebe« (Sinjelnen, wie benn über«
fjaupt in biefem Ordjefler ein foldjer ©eift für SBftrbe
unb ©ebiegenfjeit in ber 2onfun(t f)errfd)t, baf auf bat
SBege^ren be« Wnigltcfyen 2!f)eaterintenbanten : ©traujT*
fdje SBaljer jwifdjen bie Raufen beö 2)rama« jü fd)ie*
ben, 2fUe tyre Snjtrumente weglegten, unb fomit
burd) allgemeine Steigerung btefer STOifgriff unterbleiben
mußte.
kleben ber fäniglidjen Oper giebt bie ©efellfdjaft ber
ÄönigfMbter Sul)ne aud) <?5tngfpiele aller 2(rt, bie f)eut
5U Sage freilid) ntd>C ben Seijtungen erflgenannter S3üf)ne
gleid) fommen, obgleich |Te uor Seiten fogar brüber jlan=
ben. $err ßerf, ber Unternehmer biefer ffiüfyne, ber fel=
ber weber im fiafy ber 23id)tung nod) ber Sonfunfi
einige Äenntnij? beft&t, l;at immer jwifdjen feinen 9iath=
geb/rn gefdjwanft, unb alfo neben ben glücflid)|len ©rifs
fen, in feiner Verwaltung bie fdjreienbflen 9J?i£griffe ge*
tfyan. 33eim ßntfte^en ber 33ül)ne fangen bie ©räftn
9{offi, ©pifceber unb SBilb auf fetbiger, bie fid) aber
fdjon allein feine« ungebilbeten 3Befen« falber, balb nad)
unb nad) entfernt. Sefet gl<$n$t auf berfelben nur ein
5Jlame üon JSebeutung, grdulein #änel, bie 2tttfdngerin, bie
eine 3ierbe jeber #ofbüf)ne fein würbe > bie mit fd)6ner
boller ©ttmme feltenen 2(bel be« Vortrage« unb eble«
freie« ©piel »erbinbet, toU e« wenig Sängerinnen, üor*
fluglid) beutfdje Sängerinnen befifcen. 9?eben il)r wäre nod)
£)bertyofer al« S5ariton y t>on Äaler al« S3aß, grdulein
e^ne« alt ©opran an^ufö^ren, fo wie. ©Idfer alt 2Ruf?f*
birector, £eon ©t. 2ubin al« erffa ©eiger $u erwd^nen,
welche immer ju ben erfreulid^eren ©rfd)etnungen ge=
l)6ren. —
SD8a« bie in Serlin lebenben Componifien betrifft
fo baben wir fdjon über SWarj: unb 93ad) gefprod^en,
w^renb wir im gelbe ber fird)lid)en SRupe nod) ©reU
unb ^Rungenwagen, welche, wie bie erftgenannten , nid)t
über bie SD?ittelmdfigfeit binauöragen, wie el>renwert&
il)re ßeiflungen immerhin fein mögen, unb gran$ kommet
erwdljnen, ber jld) bureb 3(ufful)rung meljrer SKeffen be s
merkbar machte, in benen man ein #in6bemeigen jum
ernjleren Äirc^enflple ernennen wollt«.
gür bie 33üi)ne fann 83erlin auf feinen 9Jiefen
©ponttni flolj fein, ber trofe off feinen Söerirrungen im*
mer ein Miefe unter feinen anbern 2Rei(Iem bUxbt, bef=
fen SBertl) nid)t toerfannt werben wirb, wenn nur
jemanb feine le&teren £)pern etwa« fpdrlic^er inflrumen»
tiren mochte, wenn ba« £)rd)efter bei beren 3Cuffuljrung
vereinfacht wütbe^ wenn biefe STOufTf für Saube, einmaf
für ^)6renbe arrangirt werben burfte. ©<5l)rig unb
S56l)mer l)abe id) fc^on alt ©ingfpielcomponi(len aufge^
füljrt, iljnen gleid) flef>t ber vorhin genannte ©lafer, ber
unter feinen $al)lreid)en Verfudjen manche« ©efillige,
wenn aud) nid)t« Siefe« aufjuweifen f)at. ßbenfatt«
barf ic^ nod) ^ermann ©d^mibt nennen, ber burd) lieb»
lid)e SSalletmupf öfter l)ie(tge grembe entjücft, unb an-
fuhren: baf? e« löblicher fei, eine fließenbe Sanjmufif,
al« eine wiberl)arige ©efangmuft! ju fd^ffen.
£*crmifdf>tc$*
*** 2fu« SBien ipirb »on ber balbtgcn 2fuffiibrung eine«
neuen Oratorium«: f ,9lea\)", t)on granj £öljl gef^rtebm.
2)er Scrt ifl oon bem aud) al« Später auSgejeidjncten Änton
SRtttct »ort ^erger. — <S. ©cfert'S Oratorium: 3ubitb/ ba«
fcen 28(len San. juin eiflcnmai in SBcrlfn jur Aufführung
tarn, bat bem jungen äünftler oertiente @l;re gebrad&t. —
*** SSon beutf^cn (Sängerinnen, bie augenblidlidb
auf italienifcfycn Sweatern Gpoc^e madjen, nennt ba« SKatldn«
ber ft (£d)o" btc ®^it^, Ung()er, SKarai), ^i;c.i«, SD?a*
fcbinla ©Hubert unb Steuer. JDtc bret erflern finb
SBienerinnen. —
*** 3n ber SBicncr (?arl«h'rd)c foll ein JDenfmal für
©lutf, SD? o j a r t unb ^apbn gegrünbet werben, aber
„SDtoftfücrein" giebe ju bem äwect el;eftcn« ein Concert. —
* % * & ^orn'ß ,/©(^6ffe t?on ^ari«" !am am 28flen
San. jum SSenefij be« eapellmcijlevs ©djinbelmeidcr jum
erfienmal in j)cjl§ jur Aufführung. —
SSon b. neuen 3ettfcbr. f. SKufi! erf^einen roödjentlt'dj jwei stummem ju einem balbcn S5ogcn. — ^ret« be« 23anbc« oon
52 dummem mit mufifaliföen Seilagen 2 SEljlr. 20 SRgr., obne murtfaltfcbe SBeilagen 2 &£ir. 10 9?gr. — Abonnement nehmen
alle 9)oflämter, SBuc^s, SÄufif' unb Äunjlbanbiungen an. —
(©ebrutft W 5r Stäifmann in ^cipjig.)
tt e u e
3eit0cbrift für illuöih.
SÜerantworttidjer SRebactcur: Dr. 3t# 3<$umatttt. B er leger: 9t* g tiefe in Jgetpjtft*
SBietjefynter SBartb,
^ 18.
£en 1. SÄarj 1841.
GharäEtcrtfKrcn son & Jtrfmato <S$[uf .). — $ianofattc faulen t^ortfr^j. - 5Rüflt. fitNn Seil In*« <Q>d^u&J. -
©ingert fann id? nidjt mie bu
Unb mit idj nidjt bet unb jener,
J£ann(t bu'ö befy«* fing frifä *u!
3Cnb« finden reimt fdjfenet;
Droben an fcem ^tmmelörbor
3BirV£ ein rounbecbarcT Ctyor,
ü. ßidjcnijürff.
SSuftfattfcljc ßfjarafteriftiEen von GL ÄofSmalt).
Uebct He ßompefttionen be* H, ©eder'fcbeii @fbi^tf t
9tr. 1 1. &on 6). © d) ä f * t * Hamburg, GommiffToti bei
SBetenbflfü^n. — Sie SffeCobi« ifi einfach unb populär,
bod) üfjne Xbel unb (Jn^uftaflmuS. 3Rit bem ritenuto
fcei bet S?eprife: „@ie foUfit ttjn nidjt baben" (f Satt
im 3r*n SEact), fo tple mit bec fpccicUcn mufitaliföen
SDtafecei bei: „SSiS feine gtutfj begraben", finb wir bunfy*
au& ntdjt einüfrjtanben — eben biefer f'fete 83etS ent*
ttf[t ja ben f)i^(ien @rab tion SSefrAftigung unb @nt*
fdjloffmljeit. — 3eb«tföltt mehr ein ©o [baten* af*
ein Botmieb.
9lr. 12. ton 2. £utty, Sirlitt, ©d)[e|mgfr. — giftet
eben feine bertorfteeftenben Stgenfdjaft*n bar, roenn man
nieftt eine gereifte SSeüini'föe Sentimentalität in bei
ffllitobU (|< 58. ba« oft roiebertebrenbe : * jj* * f
unb bie 9>b tü f* Mm ö - i um * 2t *N Säet*) unb bie tapri*
rifife Unteibtücfung be* jambifäen 3tcc*ntö ju Anfange
jfbec 3*it* alfo bejeiebnen roid.
9tr. 13. wn 6. $*etD menger, Seifig, 2*t)n*
fjolb. — „S^re bem 6tyt* gebubrt!" 51n ber Sfoat ein*
Setoncmie b*$ Gftifttt, eine SWdiigfeit im 3beenbaufc
batte, tri« fte f?iet üort)ertfä)t , Ifi b<t Xntrfemumg bet
@blen ftettb, — SaS ifi feine gemachte ßtnfadjb'it,
(eine berftetlte ©tmplkitdt, ba* ifi SRatucü — ©tdjer*
lidj wirb ein Edrtacfjtenmurt) , eine ÄampfeSlufl, rei* ft*
aus bi*r*c, in $amumi« unb SKelobie gUiei) ftugaten
5>robuctton f}«n»rgff)tn, ben 3frmjQ|ta &tn feinen befen-
bern Schaben tljun.
Str. 14. m 3. 3^ £. SB * r ft it ffl, — ©onbeibar
genug, baf im* auü) ^tet in ben erfreu 4 lacten bie
fdjen einmal bet bet *J>ret$ = (Scmpcficion un* begegnete
Stemint^cent aus bet SauberfTäre tuleber aufffofjen muf.
Sie fd}6ne, dd>t fircfyli^e 3Senbung nad^ @f9ncK int
2Jtittelfa&e; ,,©o fang et" ic t , fdjeint un« inbef bt«
nicht ganj am teerten Orte, 3m ©anjen jeieftnet ft^
biefe Gompofttion, in beten 9Re(obie, ttoö bec lieben
f$rift: „^tufgetegt unb ttifüg u 4 «in gemifleä tro^bebag-
lidje* ?)i)£egma tjctfyettfdjt , bur^ frfie , gebiegene $aU
tung aud.
«r. 15. ü<m X ©<%4fet, »«Kit, ©djfcftnger. —
Snbltd) roifbet einmal ein* SSelobt« in ©ta^jt unb Sifen,
voll ©aft unb Äraft, bie wir unbebtngt mit |u ben
giutfüdjpeR 3tuffaffung*n be* ©ebi^t« tfbta.
TOr, lö. von g. ©iif^net, Kadb*n, 2. Äobnen,
— See üomponift ^>at fid) J * fetjr bequem gemalt. !Ru«,
man fann nidjt fiber jebe ©tunbe gleidj gebieten.
9tr. 17. oon 83. Steuer, Cäin beim »erfaffec. —
©ne ohne alle Sfrentation, leicht unb natürlich b^Wn
fliefenbe SBelobie, bie jebod) feineSnjeg* in SnuialitAt
unb ÄUtdglid)feit öetfiUt, unb eine (tdfeig gtbrungene
^atmonie, tpobutc^ bi* erjlet* tpitffam untetpüftt unb
benjorgefyobm wirb, reitjen biefe Kummet ben gebiegmen
ßompofttiünen an. @in ®leidje3 gilt t>cn
9lt. 18. Don 3*f AI ein, Hhirt bei g(f u. Gemp.
gir. 19. Bon £. ©po^n, ßatförube bei (3. ^olfc
mann* — Strebt ftd) nidjt fibec bie SKittefmifigfeit —
traiueat cum caetcris! —
gir. 20. Dün 6. 2angtocf / 2<*pjig, g, aB^iflKns-
— ^ier jlrnft bie (Sompofttion bie Ueberfdfjrift: rr Tonpo
12
di marcia — f r Afttft unb feurig" — nid)t Eugen,
nu^S bereit« bei einigen frühem Wummern ber gfaü wax.
Die 2Äelobie, obgleid) nid)t bur4$ebenbs neu, ifi beffen
ungeachtet ben ©orten voüfommen entfprecbenb, unb er-
1)Ht burd) bte fernige Harmonie ©djwung unb Grnergte.
9?r. 21. von ß. ÄrebS, Hamburg, ©djubertf) u.
Comp. — ©er Anfang, namentlich bte erflen 6 SEacte,
fmb voü Abel unb SntbuftaSmuS — im 7. unb 8ten
Sacte fl6rt bie etwas opernfyafte ©equenj; eben fo aufs
fatfenb flehen bie erflen 4 Slacte beS SWittelfafeeS: ,,©o
lang" k. , burd) tyre Trivialität gegen ben Anfang ab.
Zm ©djluffe fyat ffd> ber ßomponift ebenfaüö burd) bie
SJßorte $u materieller Üonmalerei verfübren (äffen, unb
ben ©djauer beS SEobeS, bie ©djretfniffe beS ©rabeS
burd) büjlere SRobulation, SEremolanbe'S unb
granbiofe Unifono'S ju veranfd)aulid)en gefudjt — wir
I6nnen nun einmal biefer 2fuffaffung nid)t beipflichten.
UebrigenS unbejweifelt eine ber beffem dompofttionen.
3?r. 22. von 6. Seibl, Goto bei @cf u. 6omp. —
<5S liegt etwas von OJejtgnation unb fd)wermütl)igem
Srofee, von fanatifdjer Söeraücfung unb büjierer SobeS*
Verachtung in ber SDtelobte, baS, ob eS gleid) nidjt gerabe
gum ©ebidjt paßt, bod) von ganj eigentümlicher, fd)6*
ner SBirfung. 25ei ber Aufführung würben wir jebod)
ixnbebingt für bte SranSpofition von 2(6 * nad) 2(*Dur
jlimmen. —
9ir. 25. von £• Ä. 33retbenftein, Sonn, ©im*
rerf. — ©er ßomponijl fyat ftd) eben nid)t alfjufeljr
angegriffen — man bleibt bübfd) rubig unb füf)l babei,
unb baS ijl am 6nbe eine äd)t*beutfd)e SEugenb, ftd> ja
in md)t$ $u übernehmen ober *u übereilen — felbjl nid)t
im 6ntf)uftaSmuS — wenn'S nid)t von ber $oli$ei aus*
brütflid) befohlen worben.
9ir. 24. von $. 5B agiert, ©eSwein, ßoblenj, |
9?r. 25. von g. Stoltenberg, ©unjl in Sonn, >
9?r. 26. von *pf). STOeper, ebenbaf. (
2(tfe 3 SWummern bieten in 3Relobie unb Harmonie eine
25ürftigfeit unb Unbebolfenfyeit bar, bie fte auf ben erflen
SSlicf als verwafjrlofle Äinber beö Dilettantismus $u er*
lennen giebt. „Die Äraft ijl fdjwad), allein bie Sufl
ifl groß!"
9ir. 27. von 6. ©oUmtcf, Coln, X 3. Songer.
— Sine mufifalifdje 2(bgefd)mad:tb«it erflen SKangeS.
Srotiflimmige ©efangSeperc itien für bie liebe
Sugenb, bie felbfl als foldje nod) ju läppifd) unb bürfc
tig finb, einen Sejrt unterjulegen, wobei man fid) unwiü^
ttytiid) bie ganje Nation benft — foü bieg *perftflage
fein, fo ift fte BOÜfommen, benn nur a5lob(tnnige, ©im-
peI6 unb ©eifleSunmünbige fonnen ftd) mit bergleid)en
nonsens t)ernel)men laffen.
9?r. 28. üon @. SÜtarrfen, Hamburg, Granj. —
2C(d SBocaU Quartett an unb für ftd) betrachtet burcftauä
nid)t o()ne 83erbienfl; ben SSecfer'fcfyen 2Borten entfprid)t
es jebo* ntdjl, aud) ijl bie SKelobie etwas monoton unb
nid)t cfcawftetijKfd)* eigentümlich genug.
9*L Ä9. t)on £. 5» ar ferner, geipjig bei gr. ^)of 5
meijler. — Hu<b als Sluavutt, ganj in ber t>oüfrdfti=
' gen, bramatifd)^lebenbigen Söetfe gehalten, bie ben 6om*
ponijlen be6 SSampprS unb be« SemplerS ganj befonberS
d;arafteriftrt unb aufyetdjnet. —
(Sortfe^ung folgt gelogentlt*.)
tyianofovtc t ^cbulen.
3. Die 9)Eanoforte*©cbu!c ber neuejlen 3eir. ein
Supplement ju ben Derartigen, bisher erfdjtenenen
SBerEen von Gramer, Sjerni (ßsernp), ^)erj,
Rummel, Junten, JEalfbrenncr, a)?ofd)cle5 u.f.m.
herausgegeben atö aRatcrialien für t)tn Unterricht
unb ba§ ©elbftjlubtum üon 3uliuä Änorr.
2te Aufl. — üeipjig, Mob. griefe. —
©ne 2te Auflage biefer ©d)ule l?at uns überrafd)t,
nod) bevor wir jur Zn^'w ber erflen gelangen fonnten.
25ie wünfd)enSwertf)ejle J3njlan$, baS publicum, t)at alfo
bereit« entfd)teben, fo baß bie Ärittf f)ier eine etwas ^in*
fenbe SfoUe fpielt, unb beSf)alb niefct o^ne SSeflemmung
an \f)t ©efdjäft gebt. 2)aS hervortreten mit einer
©djule, nad) ©runbfdfeen wie bie ber tyier vorliegenben,
erfc^eint, laut beS 83orworteS, burd) baS 33ebürfnifj ge=
rechtfertigt. „Sfbermann — t)e\$t es bort — xüc\$, baß
gerabe in unferer 3eit, wo t*\e heften neueren 9)tanofortes
Gompofittonen mit jabllofen ©djwiertgfetten ber 9Jleü)a:
nif unb beS Vortrags überhaupt unb bte 2(nforberungen
an ein !unjlgered)teS ©piel ju bod) gefltegen ftnb, eine
treffenbe 2fuSwal)l ber 2J?tttel jur fdjnellern Sr-
reiebung einer gewiffen, bebeutenben Äunftjlufe wünfdjenS*
werter alS je geworben ifl, bamtt einmal baS dompli«
cirte auf Sinfadjeö jurücf geführt, baS SBefentlidje von
Unwefentlid)em gefonbert, unb au$ ber SD?affe ber vor?
Ijanbenen 9Ratenalien gleid)fam ber ©runb unb SSoben
berauSgefunben werbe/' 9?ad) einer leifen $;nbeutung
auf bte fd)wad)en Seiten ber Schulen von Rummel unb
Äalfbrenner Ijebt ber Serf. als baS Unterfd}eibenbe ber
fetnigen b^or, baß fte /.in fdjarfer, gebrangter 3Iuöwabl
bem 2e()rer für alle gätle V(uSreid)enbeS beim
Unterrichte, unb bem vorgerücften, felbfljlubirenben ©pte=
ler biejenigen einfachen 5Kittel an bie Sjznb gebe,
beren S3efi| allein itym baS ©pielcn ber größten Gompos
fittonen ermoglicbe." 2)er S3crf. ttüxbe mebr ^u feinem
23ortb*ile geljanbelt fyabm, hatte er einen weniger viel*
fagenben Sttel gew^t. Sringt man einen fallen
SKaßjlab an b?n Sn^alt beS an ftd) vortrefflichen Sßerf^
d)enS, fo tragt bie ©d)ulb allein bev Sitel. „Sie
73
@d)ule" wäre eine ©d)ule par cxcellence, in bem
©inne, wie man ju fagen pflegt: bie SBibel (ju beutfd):
ba« S3ud)). ©ine unmittelbare SSejiefjung aber ju ben
Jprobuctionen be« Glavierfpieler« „ber neueflen 3«it"
Ijaben wir nidjt entbecfen f6nnen, mittelbar würbe man
felbft jwifdjen bem 2(836 unb @oetl)e'« SBerfen eine
nadjweifen fonnen. SQBtrft man nun einen SSlicf auf
ben im 5Berfd)en felbft enthaltenen Uebung«|toff, fo jeigt
ftd> barin eine eigentümliche Gaprice be« SBerfajfer«, baß
faft überall nur tfnbeutungen gegeben fmb, bie «eiteren
Folgerungen aber, bie eigentliche 6tfd)6pfung be« ©toffe«,
bem gcrnenben, ober, wie wir e« vom SBerf. lieber ge-
meint wtffen m6d)ten, bem ?ef)renben überladen bleiben.
Der @elbflunterrid)t mit $üft biefer ©djule bürfte nur
bann gelingen, wenn ber gernenbe fo weit gebieten ifl,
bog « eine foldje ©djule nitfjigenfall« felbft jufammen-
freuen f6nnte. Die SBorbemerfungen über 9lotenfd)rifr,
Sntervall, Tonleiter, Sact, SBerjierungen, SBortrag«jetd)en
unb SBortrag felbft finb alle fo jifmlid) furj unb lapiba*
rifer), ber Uebung«jloff felbjl in feinen einzelnen feilen
(al«: Uebungen im Umfange von 5 SEönen, Äccorbe
u. f. n>.) fo f arg unb nur nad) feinen Anfingen jugemef*
fen, baß ein umftdjtiger 2er)cec baju getjSrt, ber jwifdjen
unb fjintet ben 3eilen ju lefen t>erflef>t- 2Ba« fid) aber
einmal vorftnbet, ijl 2(lle« wefentlid) notljig, unb von
Uebetflüfpgem feine ©pur. ©a« ©anje jerfMt in jwei
$auptabfd)nitte, in A. Ueb erb lief (ndmlid) über ba«
SWitfJigfle ber Dotation unb be« SBortrag«, roa« beijufü*
gen aber bem SBerf. feine fteinerne Äür$e nid)t gemattete),
unb B. Eppltcatur * SSeifpiele, weldje ledere in
folgenben jefjn Abteilungen vorgeführt werben: 1. Ue*
bungen mit flillftefyenber #anb. 2. Tonleitern. 3. gort*
tuefen ber #jnbe bei gleichen giguren. 4. Änbere *Paf*
fagen of)ne Unter* unb Ueberfe&en. 5. 2Bed)feln unb
ftiüe« 2(bl6fen ber Singer. 6. *Paf|agen in gebrochenen
Äfforben. 7. 2rilfer. 8. Seqtonleitern. 2. Uebungen
in ©epten. 10. Uebungen in Dctaven. Bad Uebung«*
material befdjränft fict> alfo, wie man fiel)t, lebiglid) auf
ben medjanifdjen 2!r;eil be« Glavierfpiele« , ber iflbetifdje,
al« auf er bem *piane be« S3erf. liegenb, blieb, bi« auf
bie wenigen allgemeinen SBemerfungen im „Ueberblicf",
au«gefd)loffen. Die 2fnorbnung aber bc$ SJKaterial« ifl
folgerest unb überftdjtlid). Der eigentlich fupplirenbe
2t)eil biefer ©djule, bat, wa« biefelbe vor it)ren nad)ften
SBorgAngern vorauf t)at, ift, baf fte, befyuf« ber 'ÄpplU
catur, juerfl wieber auf bie gewoljnlidbften Äfforbe 9iücf*
fid)t nimmt, nadjbem bereit* 2(. Q. Sftülier barin vor*
angegangen, bei Äalfbrenner aber eö wieber in Söergeffen-
I>cit gekommen war. (5$ ftnb bieg b<e DursSreifldngc,
einfache unb mitSerbopplungen, bie ^auptvierf länge, fowie
ber vermtnberte Septimen = 2Ifforb ; fowoj)l im 3ufammen-
flange a(d gebrodjen unb in allen if)ren Umfel)rungen.
2Jon einfädln Sreiflangen finb nur allein bie von 6 unb
6 angeführt. 6in einjige« armfelige« 5B6rtd>en übet
ben ©runb biefer 3Baf)t unb ben SingerfaJ ber übrigen,
wie bieS ja aud) bei ben 85red)ungen vom SBerf. auf
ba$ ©enügenbfle gefd)el)en ifl, würbe il>m grogen Danf
erworben tyaben. JRefultirt bei bem vom 2Jerf. beliebten
gingerfage au« biefen beiben ber gtngerfa| für alle übri=
gen^ 5D?it nidjten. Ueber be* 5Berf. gingerfa^ beim
©ertafforb in ber redjten (I), fo wie beim ©ertquart*
afforb bec linfen #anb (1), finb wir mit iljm nid)t
einverjianben. 6* fommt babei burdjau* ein SWifivers
fydltnijj ber ©pannung jwifdjen bem 2)aumen unb bem
britten, unb betjenigen jwifdjen bem britten unb bem
fünften ginger jum 93orfd)ein. 6ine ^)anb von mittle«
lerer ©rife (unb bod) nur eine fold)e f6nnen wir al$
5Jiormalf)anb gelten laf[en) pnbet in SSejug auf ©pan=
nung in obigen gdllen ben 2ten ginger flatt be« 3ten
viel annehmlicher unb bequemer, unb bieä vermöge ir>reö
natürlichen S3aue6, unb nur bei ganj grofen ^)dnben
bürfte ber 3te burd) 93ertr;et(ung ber }u großen
gtngermaffe etleidjternb wirfen. — 9tid)t immer f)at
ber SBerf. au« ©genem §u febipfen für gut befunbm:
bocf> ijl bie 35enufcung 2fnberer, namentlicr) Äalfbrenner*«,
von gelungener 3frt, unb wenig ju tabeln. 5ßenn fer«
ner ber SBerf. im „Ueberblicf" fagt, bet #anbleiter biene
baju, ba« ^erabfinfen ber ^)£nbe unb ber Daumen ju
verfjinbew, fo ifl bie« nidjt ganj richtig. 25urd) ben
erflen beflen SSerfud) würbe er pd) überzeugen finnen,
baf tro§ be« #anbleiter* bie Daumen bennod) f)erabfins
fen fönnen, ba befanntlicl) bie geijle nid)t unter, fonbern
hinter ben Daumen ju liegen fommt. £)a& fpeciftfdje
SKittel bagegen ifl ba« 2tu$wdrt«fet)ren (bod) beileibe nic^t
wie e« ber 33erf. ber ©eljeimniffe be« ^)ianofortefpiele«
verfielt, ber 2(u«wart« nennt, voa* 2(nbere ßinwirt«, unb
umgefeljrt) ber Jp&nbt beim ©piele, fo baß bie Daumen nie
auf er >, fortbern flet« innerhalb be« 85ereid)e« ber Üaflen,
b. I). über biefelben, ju liegen fommen. Die ^)inweifun-
gen auf clafjlfdje Stuben bei be(limmten gallen \)htun
wir jaljlreidjer gewünfdjt, bod) finb wir nun fdjon baran
gewohnt, baf von folgen ©adjen ber eigenfinnige SBerf.
flet« nur eine *Probe liefert. — Der DctaventrtUer, ber
jum ©d)luj? von ©eite 27 fid) bem 23orbringenben plo|=
lid) entgegenflelit, Idft auf eine fetjr anfeljnlicbe *£anb
be« SBerf. fliegen. 6ine 9?aturgabe, bed) ber 2frt, bag
ber ; bem fle in biefem SRafe verfagt blieb, fid) leidjt wirb
triften fönnen, ba er lange bürfte 3<tgb madjen muffen,
bevor iljm ein fold)e« Ungeheuer in ben ©d)ufj fommt.
5E3a« ber fünft fo farge SBerf. bamit gewollt, wenn nid)t,
um fid) unb feiner £anb t'm fleine« STOcnument ju
fegen , bürfte fdjwer ju ermitteln fein. Diefen Sriller
galten wir für ba« ein$tge Ueberflüffige im S3ud}e. —
14
aKiifHalifAc* Seien »eriiiT$.
(Gtyuf.)
[ÖlaoterfpieUr. — 3$eorett!er. — Äritifer.]
&tin %ad) Ut SEonfe&ung wirb tn 33erlin mef)r be*
arbeitet, alt bat bei Siebet, wie beim in biefec S5ejies
tyjtng aucfc »ot)l bat Srfreulid)|te unb ©«biegen« ge*
l«ifl«t wirb, t»at in biefen Sagen erfdjeint. gut bit
Siebertafel ffi Sietdjarb nod) immer tfydtig, unb fugt ju
ben trfelen feinen, im ganjen SSaterlanbe wieberfjallen*
ben fttbern npcfo mannet tüchtige. 3n bem einfiimmU
g«9 Bebe iji Gurfdjmann ber autgejeidjnetfie, ber SRan*
d)e$ ^eliefetf, wat ftd> bem S3ejlen an bie (Seite jlellen
läßt, bat wir 2)eutfd)e nur an fiebern aufauweifen.
Äücfen ßrebt nad) ben Ärdnjen bet vorgenannten
SWeiffrrt, bocfy »erben feine Steber ftd) wof)l nid;t fo
lange galten, weil feine SBeifen gar ju füjjtid), $u balb
©ittigun£ herbeiführen, weil ftd) ber SEonfe&er bit je&t
ju fe^r in biefer ©ü(je wieberljolt f>at ; Saubert't Sieber
ftnb im 2Ülgemeintn ettpat. unfangbar, obgleid) fonjl viel*
fad> «bei gelten, bie. Stufjn't etwat ju gejudjt, ju
MtfiKttc&vofl um no^ alt Sieber gelten gu f6nnen; 3<S()nt
ergebt ftd> wofcl iji- feinen bisherigen Seiflungen nid)t
über bie SJlittelmifigfeit. 33o» ben jüngeren Xonfegern:
2tytef«n,. €?t«nt, unb Äommer, bie mit guten groben
b«gonn«n, l<üft ßd) mannet ©ute in ber golge erwarten.
2)ie 3al)l ber Diepgen Glavierfpieler belauft ftd> int
2fn§ erorbentlidje, unb begreift viel ber erfreulichen Talente
unter ft$; ber erfle STOeijier Serlint, nad) SSerger't 2(b-
Wf»j ift..ÄF:3ffc Sfcaubert , ein in jeber #inftd)t acfc
tuqgftwrt^ee Äünfllec, bet, wenn er aud) an Stuf unter
mandjejn £etyen bet 2aget 7 unt«r 2)ceifd)ocf unb Üfjal*
btt$ ftifyt, biefe Ferren jebod) alt Äünßler, fowol)l aut*
Öt>entet rpje $affenber y bei weitem überragt. Säubert
fai«U, »Wj#gti# Seemöven, unb fpielt tyn wie 5Benige
t«nen Stifter aufgefaßt; tritt er aber mit eigenen SBer*
fen auf, fo ftnb biefe jwar gldnjenb unb bewegt, ben
Crjeugnifien bet Saget ficf> ndfyernb, bleiben aber immer |
neben ber Äünßelet nod) ein SKuftf|lücf, ftnb nid)t biet I
für bie ginger berechnet, enthalten aud) einen mefyr ober j
minber fernigen ©ebanfen. @d)umann unb Aula! ftnb I
ebenfallt ^ianifien, welche unter vielen gldnjenben I
ftd> nod) bemerfbar ju machen wiffen. 3ugleiß alt j
©efangleljrer ftnb auf er ben früher erwdljnten, bei 93ers |
«inen unb ©djulanpalten genannten, nod) ©tümer,
Sefdjner, 3dl)nt unb Äommer anjufü^ren, bie fid) an
9Juf wenigjtent vor ben anbern $af)lreid)en, allerbingt
feigen 9Reiffern autjeidjnen. ßigene ©djulen für bat
ßlavierfpiel giebt et t>ier brei, unb $war jwet nad) ber
Sogier'fdjen STOet^obe eingerichtete ton 2(d)te unb S5ar--
giel unterhaltene, eine von grdulein ©djinbelmeiffec
nad) einer eigenen Se^rart erJffnete, welche ftd) aüe einet
reiben 3ufprud)t erfreuen unb jdijrlid) eine 2Renge t?on
©etilem l)eranbi(ben.
Unter ben Styeoretifem unferer Aunfl muß id) 2Bil^.
2)el)n alt Se&rer unb ©c^riftfleüer ber (Sompoptiont*
lefere unb bet ©eneralbaffct vor allen erwähnen, ber jwac
auf 83ern(). Alein, alt feinem Seljrer unb Vorarbeitet
fugt, aber aud) baburd) ein 2Berf gefdjaffen f)at, bat
an S?eid)l)altigf eit, Älarljeit unb gaflidjfeit wol)l bat
wertl)üoli(Ie ber jungften 3eit genannt werben fann. SWit
einem <3ü)at>>t oon Aenntniffen autgerujlet, l)at 25e^n
fid) ebenfallt ber l)tflortfd)en gorfc^ung jugewanbt, aud)
burd) ^)erautgabe alter SWeifler mannet erfreuliche unb
©egenbringenbe bewirft. Siefer nod) alt er ifl Jpm
twn SBinterfelb, SKitglieb l)iefiger 3(fabemie, in bat ®e*
biet ber 9Jluftfgefd)id)te etngebrungen , unb Ijat in bett
©djriften über ©abrteli, ^alePrina unb Sutljer eine Se=
wanbertljeit im gad)e alter fircblidjer Sonfunfl gezeigt,
beffen ©leiten wot)l nid)t letdjt ju ftnben. — 2flt fdjarf*
finniger Ärittfer neuerer unb neuefrer SKuftf l)at ff<^
JRelljtab einen 9iamen erworben, wie feine 83ers
bienfie nid)t ^u »erfennen ftnb, wenn aud) manchmal,
befonbert in feiner ©pontinifdjen gel)be, feine Urteile
ju viel Seibenfd)aft atmeten. 3- *P. ©d)mibt, bet
muftfalifd)e Äritifer ber ©pener'fdjen 3eitung, ifl unb
bleibt matt unb lammfromm wie bat ganje mattgelbc
SSlatt, wogegen Söenjel, in ber ©taattjeitung, ben lieber*
fd)W<Sngltd)en fpielt, unb von 23eclio$ unb ^aleüp, unb
für SSerltoj unb ^jaletjp fd^wdrmt, m^ tyn genugfam
be^etdjnen mag. 5Boran et in Serlin in biefem gadje
fe^lt, i(l bie eigentliche beleljrenbe Äritif, bie ben Äunffs
ler weiter fuhren fonnte, flatt er t>om SBifee nur beleU
btgt unb erbittert, von ben 9?ebentarten nur fdjwinblic^
unb bummerlic^ wirb. — Um allet muftfalifd) SDBidjtige
^)ter jufammen ju faffen, l)aben wir nur nod) unfere
^auptverleger Srautwein, ber mit clafftf^em ©tnne
manchet erfaßte^ xoa^ fonjl ben 9?id)tungen bet 3!a^
get wibecfprod)en , ©djleftnger, ber ftd) me^r bem
STOobernen unb Eleganten juneigt, SSotlje unb SSocf
anjufuljren, bie gegenwärtig 2J?and)et aut bem <5d)tyt
vergangener Sa^unberte unter ber treffe baben, unb
würbig, ja gli5njenb ju 2age forbern, babei burd) 23tÜigs
feit für bie SBerbreitung bet SSefferert ©orge tragen;
^aben wir ber glügelbauer Äifling unb sperau ^u erwäh-
nen, weldje Snffrumwte liefern, bie ftd) ben 5ötener unb
Sonboner arbeiten vergleichen laffen, obfdjon fte beren fdjals
lenben 9lamm nod) nid)t errungen. — ©***.
üJon b. neuen 3ettfd)r. f. 9Ruft£ erfd)einen wöc^cntlid; jwei Hummern ju einem falben SBogen. — $rei$ beg SBanbeö oon
52 Hummern mit mufifaliWen SBeilagen 2 Zbiv. 20919t., olme muftfalifdjc ^Beilagen 2 Ztyv. 10 ^t. — 2lbcnncmcnt nehmen
alle ^eftdmter, SQufy, ?SRu\iU unb .Kunftyanblungen cn. —
'QJcbrurft bei $r- 5tücfm«nri in ?eir\ig.)
Heue
^eitoljrift für Jttttöik.
SJcrantworttidjer JRebacteut: Dr. 3f # (5<|)iiittaiut» »erh t: 9t. grtefe ttt £eip)ig*
SSicrjctjnter 33anb.
^ 19.
£>en 5. Wt&ti 1841.
ftür Ertftefter. - Cftittfccilungen ou* $ati«. - Gonccrt ber <5utcr*e. - *Bermifc&t{$. -
©treitenbe Gräfte befaften baö $er$5 tyr mädjttget
(SinElang,
Stidjt tyt lätmenbe« ©ptel, bittet ben männtidjen
2Kuty.
o. SBriofmann.
3.
gut fircg>efier*
SSertyuffb Ste Ouvertüre für fcoHeS
• fr
ßrcfcejter. £>p. 8. — Seipjig, JBrcitfopf u. Jg>dttct
— (in Stimmen) — 2 £t>lr. —
©ru§ au§ bcr gerne. Sntermejjo für £)rcfy.
£>p. 7. — @6enbafdb|i. — (in Stimmen) —
1 Styr. —
£. t>. gottenffiolb: gcfiouDertuve. £>p. 10. —
ßrcipjtg, g. Äiflner. — eiat>ierau$;ua ju 4 £. —
1 Sfrlr. -
©ie geftom>ertüre ifl für bie Jvrinung$feierlid)feit
bei b<r SEfcronbejleigung beä Äontg* t>on £)iSnemarf ge*
fd)rieben, unb feierüdje Q)rad)t, raufd)enbe$ ©eptänge,
wie e$ fcld>cc ©elegenfyeit gejiemt, ifl bfmnad) if)r 3ÜJe*
fen unb Gfcarafter. 2)aß fte in Sejug auf biefen aüge*
meinen &ppu$ fotvo^f, a(6 in fielen @in$elfceiten, nament*
ixd) ted)mfd)en (Snffrumentaticn), eine gerciffe ©attungS*
41jnlid)feit unb 2(uöfüf)rung, baß fie in ®tpt eine geijlige
SBafytoeiwanbtfdjaft mit 5Seber'$ Subelcuuertüre f)at,
fann un$ riidjt SBunber nehmen. Unb träte aud) in
einzelnen SWctmen ein fo auffatfenb äfjnlidjet gamilien»
gug ju erfennen, al« j. 33. in bem ^ouptmittelgebanfen,
fo rotrb man bergleidjen einet ,fir6nung$cut)ettüre nidjt
minbet ju ©ute galten, als Ärouungöreben oem unb
gum Simone, bie be$ €d)6nen, $errlid)en, Ewigen Diel,
aber fdjroerlid) tra« 5Reue« enthalten. 2>ie Cuuettüre
ifl lang, wa$ tt)it ald 2ugenb, wenigfienä relative, al$
einen SBcmctö bei jungen Sonfefcern - für eine nid)t bürf*
tig piffenbe poetifdje tfber erachten; wie benn überhaupt,
abgefefcen t>on jener mangelnben Originalität beä ©eprd*
ge$, bie Ouvertüre eine feineSweg« fprflbe (Stftnbung«*
fraft, fo wie bie reidje, 6fterS itwaö üppig ttudjewbe
Harmonie 2!üd)tigfeit ber ©eflnnung unb Äunfibilbung
beurfunbet. 2)er beiben obengenannten Gompofltioneit
t>on SBer&utfl ifl bei ©elegenfjeit tyrer Aufführung in
ben t>or* unb bie$j<tyrigen 6uterpe*Goncerten furge (Sr*
wdf)nung gefdje^en. ©attungSdjarafter unb £unflf)6fce
im tfllgemeinm anlangenb, I>at biefe btitte Ouvertüre
mit tfyten beiben, tytet 3<it auSfüljrlid) in b. S3littern
befpredjenen 23org<5ngtrinnen bie flate, planmäßige QrtU
»icfelung unb 2(u«fpinnung ber ©ebanten, eine lobroürbig«
balb t)6l)er balb M'cfet wogenbe, bod> nirgenb« trübe
ober l)ccf)tragifd)e ©efüblfltomung unb glücflic^e Senut*
jung ber t?ort)anben«u SWittel unb gormen gvmetn.
©ntbecfung«fud)t nad/ unbefannten SBelten ift 8Bel^)uljl , «
2Rufe eben fo fremb a!3 eine tulfanifdje ©lutf) bec
£eibcnfc^aft unb ber weiianb 9DBeltfd)merj, fie ifl feine
roilb s remantifc^e SBalfüte cber roeifjagenbe , ßffenba«
tungm wrfünNnbe ^)ptl)ia, fenbern eine gute, ^6d?ft
aufgmeefte, lebenölupige SKufifantin, bie aud) ju 3<i^
ten if)re cropfmbfame ©tunbe f)at. 3Der oben ge*
nannte „©ruf aud ber gerne " betteifl ba« Untere.
@$ ifl bieg ein 2(bagio für Drdjefler, Iprifd) einfad)
gebaut unb empfunben unb tson flarem ungetünftelten
S5au.
9Bie bie ßmfftnbung au« unbcfltmmter JfBfgfmeinr
l)eit balb in eine beftimmte 9iid)iung einlenft, ftd) auf
einen ?)un(t cencentrirt, fo gewinnt nad) ten einleiten»
ben ?(nteutungen ba$ 5tl)ema mit feinem fe£nfüd)tigen
JBcttalten unb ^albfc^lüffen in fcem JDurafforb auf bir
2erj ber Scnart, balb beflimmtere ©iflalt unb bie jDber»
tjanb, unb behält fie bis jum treid) t>erfd;n)immenben
S*luf. Änbre« erfd;e(nt nur al« §i\U» unb JBinbtjlcff;
ber ©fgenfflfc eine« jwetten ^)auptgebanfen« ifl tutd) bie
goim te« Styma erfijt, ba« in jwei aud) bur$ ba«
T6
ßolorit ber Snjlcumentation au«einanbec gebotene ©<J|e,
wie gcage unb Antwort, ftd) fd>etbet. 3fl bemnad) bec
©utoeetfice ba« tfbagfo an 9ßaffe unb Sflannigfaltigfeit
bec ßcftnbung nidjt gleid), fo ifl e« wenigflen« niebt
minbec al« fte / ein 3*ugnijj einet nid)t in blenbenbec
glügelfcbnelle unb neuen feIbjIgebrod)enen 93abnen, abec
aUmdlig unb ftd>ec bec Steife unb 2Beijlerfd)aft entgegen*
jfrebenben Jtunfbtatur. — 2.
SÄtttfyeitungen auS sparte.
14.
Die muftfalifebe Äritif befebäftigt fldj feit einiger
3eit angelegentlid) mit bem Sinfluffe unb bec 9)rätenfton
bec ©dnger, in bec 2bat ein ©egenflanb, beffen große
SBidjtigfeit wie nuc anbeuten f innen; bec aber, wenn
man nid)t balb 2Wittel ftnbet, bagegen ein$ufd)reiten, bie
ganje Spiftenj unfecec lprifd)en SEbeatec gefdbebet. —
5Wan frage ftd) nuc auf* ©ewiffen, wober e« fomme,
ba$ gute Partituren immec feltener werben? 3n bun*
beettaufenb gormen fwdngt man bie fteben obec acfyt
bcaudjbacen 3$eatec « Situationen , flufct Captinen,
Duetten, Gboce, ßnfemble« u. f. w. ju, unb ba« $ubli*
cum fdjeeit in bec gcojjactigflen Uebeceinflimmung : „(5nt*
fefclid) langweilig! biefelben Situationen, biefclbe SKuftf,
tiefelben 2(cien, SWefobieen, JRbptbmen, sperioben, 9J?obula*
tionen , biefelbe Snflcumentation , becfelbe 3ufd>nitt bec
gnfemble« unb Detail«! @'i|l au« mit bec STOuftf, fte
fann nid)t weitec!"
Äbec wec ifl @d)utb bacan, wec f)iit fte jurücf?
2)a« publicum junicbfl, ba« fcbwerfällige , bem eS $u
unbequem, ben gortfdjritten in bec Äunfl ju folgen. 2Bec
fySlt fte juruef ? 6« ftnb bie SEbeaterunternebmec, bie
mit allerbing« toerjeiblicber gurd)tfamfeit jebe ungeflüme
Neuerung meiben ju muffen glauben; e« ifl bie ©elten*
^>eit beejenigen Äünfller, weldje 2J?utb genug beft&en,
«ine 3<it long ganj allein ju geben, welche flarf genug
ftnb eine neue SSabn ju brechen unb allen 2fnfed)tungen
Srofc ju bieten, fdjacfftnnig unb umftebtig genug, ftd>
nld)t ju t>ericcen unb un&erwanbten 85licfe« bem freunb;
lieben ©eftiene ju folgen, ba« fte leitet. — 2Bec b&t bie
Jtunfl jurücf? S« ftnb noefy bie 2(u«fübrenben , welcbe
ftet« beeeit ftnb, bie ibnen bequemen SBorurtbeife an
neuen ^cobuetionen geltenb ju machen; bai:ptf<Jd)ltd)
abec ifl e« bie übertriebene 6brfud)t vieler ©dnger, bie
in bec äunjl nuc ba« ©olb unb ben gorbeec für ftcb
fud)en. Sbnen gelten nur gewiffe melobifcbe goemen,
gewiffe ffiocalifationen, gewiffe JBerjierungen, gewiffe ®e*
fang«coup« u. f. w., in benen fte mit letzter SWube
glinjen Wnnen unb bie ibnen 3(pplau« ftdjern. Alle«
ba« fc^eint t^rwn mefct a(« genugenb, unb wa« brausen
fte me^r? £) traurig! wenn, wie e« in 3talien baupt*
fdd)lid) geliebt, ein fold)er ©dngec ba« ©lucf einec
£>pec mad)t uno madjen fall!
See Gompontft, ec ifl e« allein, bec bie SD?arf)t ;/ ju
binben unb loSjulaffen" übec ben 3ubJrec mittelfi be«
©«Jnger« b«t. 6r ifl e«, ber ba« Siebt leuchten lt5ft
unb bie ©chatten wirft; er ifl e«, ber Äomg, juredj*
nung«fdbig für feine Stuten, ber beftimmt unb otbnet!
©eine SDtinifler bürfen fein anbere« 3iel baben unb feine
anbern SBerbienfte beanfprueben al« bie, feine *J)l<Sne ju
begreifen unb biefelben in feinem ©eifle ju realiftren.
@o ifl'« leiber ntd)t, aber fo mufj, fo wirb e« fein!
Unb wie ftnb nun biefe @<Jngec geflellt! — 83ergleicf)t
man t>a^ #onocac gewiffec ©efang«-23ictuofen bec ©?*
genwact mit bem bec Gomponiflen, ba« man ibnen gut
&tit bec ©ritnbung ber Academie royal de Musique
unter 2oui« XIV. nid)t ju verweigern wagte, fo muf
man in ber 2bat flaunen. Damal« erhielt ein 2(utor
fuc eine grofe *pactituc 100 gcc«., eine ©umme, bit
man gegenwärtig auf 250 gr. unb gwar für bie erjlen
40 93orfleüungen erl>6f>t bat, jefct bagegen bejiebt ein
ÖpernfÄnger wie j. S. Duprej ein tfbrlicbe« ^onorac
t>on bunbeettaufenb grc«. angenommen baf ein erflec
Slenor bä*)len« ftebenmal im Monate auftritt unb bem-
nacb jdbrlicb 80 mal fingt, fo trägt ibm jebe ©otree
etwa« über 4100 grc«. ein, unb gefefct jebe JRolle frJtte
nur 1100 9toten ober ©Üben, fo befommt er für jebe
berfelben 1 grc.
9Sir lacben barüber, aber bie Stbeater jablen unb
werben fo lange in'« ©elag bmein jablen, bi« fte niebt
mebr f6nnen. 2Benn fte bann gefcbloffen ftnb, werben
ftd) bie ©efang« * ©Jtter unb ©oitinnen wobl ba^u ver«
jleben, Unterriebt im ©olfeggiren ju geben ober an offene
lieben Orten jur ©uitarre ju fingen. Dabin muf e«
fommen, ebe auf eine glücfltcbe SBenbung ber JDtnge ju
boffm ifl.
grduletn #einefetter al« Debütantin in
ber 3"bin.
©prec^en wir t?on t'br, biefer jungen ©ortin, beren
ßrbebung jum Dtpmp ie^t SEageögefprdcb ifl- 9Wan
fann gegenwärtig feinen ©ebritt tbun, obne einer grage
über fte au« ^u wetzen. „Jpat fte reufTtrt? — 3a. —
3fl fte grof? — 3a. — Jpat fte fd?4ne 2(ugen? —
3a. — 3fl fte aud) fo fdjin, wie man fagt? — 9hm
ja. — 3b«* ©timme, ifl pe fo großartig, flarf unb
rein, wie man uerftebert? — 3b nnnnnn — un! —
SBie? m^ fagen ©ie? — 9hm fa! — ©ingt fte gan$
correct? - 2(d> ja, febr oft. — ©ie moquiren ftd)
wie e« fd)eint? ©eben ©ie, ©ie baben feine 2(ugen,
feinen ©efebmnef, feine jO^xtn, fein ©efüfyl, nic^t«, gar
nid)t«! — u. f. w."
u
9la<b meinet SReinung l)at gr<Sul. ^emefetfec einen
9ftejjo*©opran, ben man jum wirflidjen (Sopran t>at
auSbeljnen wollen. Dag bie f)ot)en Gorben bis jum a,
ja felbfl bis $um t)o!>en c letd>t unb fonot anfpred^en,
t>ecbanft fte offenbar it)rer guten ©d)ule, bod) finbe id)
bie Intonation ju unftdjer, ein bebeutenber get)ler, t>oc
bem ftd) bie junge ©<Sngerin gar n>ol>l in 2fd)t $u nel)*
men i>at. a3ielleid)t mod)te n>of>C aud) baS geuer, mit
bem fte in bem ungeheuren t>on begeiflerten 3ut)6rern
überfüllten ßpernfaale fang, fte unreifen unb unßdjer
machen. 3d) empfehle tyr bie 9Jomanje beS gleiten
Äcteö jur befonbern 33ead)tung! gür ben 3ut)6rer ifl
nid)tS fdjrecflidjer als wenn ber ©dnger $u f)od) fingt!
©'ifl gräjjlid)! 2)aS SWittelregifter \?om d bis d ifl ber
©tanjpunct if>rec ©timme. 3m ©anjen fefylt es ber«
felben nidjt an Äraft unb ©lanj, unb einzelne Sine,
namentlid) baS b, fyabtn einen wal)rl)aft metallenen
Älang. ©te 9J?etl)0b« ber gräul. £einefetter ijl einfad)
unb correct unb ifjrem ©tple mangelt eS keineswegs an
Gleganj, nur wire if>m etwas met)r ©ewid)tig£eit ju
wünfdjen. 2Bie es meifl allen Debütanten geljt, gefticu*
lirte fte etwas ju lebhaft unb fudjte bie Effecte ju t>er*
boppeln. Unter ben ©tücfen, bie fie am fd)6njlen fang,
Ijebe \<b baS Duett beS 4ten ÄcteS ber&or. 3 m 5ten
Zttt entwicfelte fle unter lebhaften SSeifallsbejeigungen
iljr btamarifd)cS SEalent am günftigflen. SSlan fteljt,
griul. $einefett« beredjtigt $u grcfjen Hoffnungen, nur
muß fte mit ausbauet weitet' flreben unb ftd) weber
t>on ben übemuifugen ©djmeidjeteien, nod) \?on aüen ben
fleinen SKwalitaten, bie ein brillantes Debüt Ijfivorruft,
verwirren laffen. —
ß o n t « t t e.
Die Matinee musical I>at eine SKaffe JKomanjen
aller 2(rten unb ©attungen gebracht burcb bie Damen
DoruS*©raS, fcon #ennin unb bie $erren ^ondjarb,
3nd)inbi, JRoger unb d^aubefaigneS. Unter ben Snftru*
mentiflen bemerkte man bie S3rüber Danela, ben ge*
wanbten *Piant)len SJitoIff unb wweljmlid) DoruS, ben
erjten glotiflen, ben id) fenne.
Die SRatineen t>on föatta vereinigen eine grejje
SJiaffe biflinguirter ^erfonen, 2iteratru, Äünfller, 9>f)ilos
foppen, SOTilitatrS! SJian fleigt auf bie tafeln, fefct ftd)
unter baS ^iano unb giebt beinahe bem ©pielenben
ntd)t genug Staum $ur freien ^Bewegung. 33eetr)ot*tj
unb feine göttlichen SrioS, ©djubert unb feine lieber
regieren ba auSfd)liefjlid>. 2>er bemunbernSwirrbige 33io»
loncellffl 23atta wirb von feinem S5ruber fiaurent trefflich
begleitet, ©iefer junge ^pianifl tyat feit einem Saftre
Bebeutenbe gortfdjritte gemacht. Sin ©tucf betitelt:
h$ Accords, Don 2(. &.\tta componirt, fyat grofeS ifuf-
fe()en erregt. SS ifl auS ben Etudes dramatiques, bie
ber Gomponifl ^)rn. 2if5t bebicirt t)at. (Apropos, 8iftt
l)at aud) ein Zibum gemadjt, aber baS feinige ifl gar
nid)t — wie bie anbern. 9)?an t>erfud)e nur biefe melo«
bif^en 2((oeblumen ju pflücfen unb man wirb ein nod)
unbefannteS unb äufierft trefflidjeS ^arfüm ftnben.)
einem ganj fleinen ßoncerte flanb eine ber großen
Gelebritäten beS ^)ianofpieleS t>or, ^err Gramer uimüd) :
grdut. fflenp, beren junge ginger bie Staflen noc^ nic^t
öffentlich berührt unb burd)laufen, würbe barin febr
applaubirt. 6S fet)lt if>c nod) ein wenig an Äraft, aber
in bret Sauren wirb man nidjt nitfyig t)aben, it>r ben*
felben öorwucf ju machen. SBartel fang jwei 2ieber
t>on ©djubert duferfl treffli*, namentlich baS erfle mit
jarteflem 2(uSbrucf. — #. Serlioj.
&d)tc$ (Soncttt ^cc @ttter*e,
ben 15. gebr.
Duoertöre mm Äalliroofca. — ^bantaffe oon £balberg.
— Xrie öcn Äuber. — SBartattonen für jwei 83entiltroms
peten oon JBittmann. — Arte t>on jDontjetti. — 6nms
pbonte oon €. (*J. ÜÄülter. —
JDaS ganje Goncert gtid) einem woblgefdlltgen , bettern
S3lumcnftrauf?. bem wir fretlid) bie eine ober anbae bebeutfame
SBiume ^tnsu ßeivünfcftt bitten. £ie bem Vereine gewidmete
Öuoertüre öon Äalltwoba gab eine paJTcnbe Ginlettung ju \>tm
Äbenb ab, fte ifl mebr gefdUtg unb angenebnt unterbaftenb,
als tief unb djarafterifüfdj, ein Uioitti b^^ c f^ 2ongemälbc,
baS reebf fn'fdj unb frdfttg au$gefti£i*t würbe. — ^>ie Zt}aU
berg'fdje Hugenotten -^ijantatie machte un« mit einer jungen
^ünftlerm, Helene £offmann befannt, bte »um erflen Sffial
bffentltt^ fpiclte, unb, gefteben rctr aud), ba^ wtr mit ber SBatjl
ber ?>icce ntd)t ganj etnoerilünben , burdj eine unoerfennbarc
©elbilfttnbigfett in ber ÄBeife i^re« ganjen ©pieleö ju «&off.-
nungen btrcdjtigt, bte bei grünblic^ fortgefe^ten ©tubten fid)
gewif erfreulich oerwtrllicten werben. ®elangen aueb njAt
immer bte fdjwtert'aen SraDourpartten, fo müfftn wir bodj <>ie
jarten, gefangreieben burdjiorg aU febr lobenßwertb au6jcid)s
nen * ber ©cblujj fdjien tte Äraft ju febr in Xnfprud) ju neb»
men, wai oteUeidjt tn ber ungewohnten ©ebanDlung eines
fiärferen Snflrumente« fetnett QJrunb ^atte. Herr 9^cuenborf
fang bte rubig mtlbe ©d^iummerarte au« ber brumme t?on
5>orttci, unb eine mebr Jtraft unb 3nntgfeit erforbevnbe *rie
aud bem Ctebeötranf. 9lur mebr Herausgeben aus ft* f^ b ft/
mebr SBcirme unb poettfd)e 935abr^dt, bte IWittel Itnb ni*t
unbebeutenb. SDte ton bem Hernn Söurcfbart unb SBurg oor=
getragenen JBartationen für jmei SBentütrompeten , febr ge«
fdjttft unb wtrffam inflrumentirt, fpraeften febr heiter an.
2>ie 3. (<5;$DcolD Cpmpbonie bc« fribern 2Äuftfbirector« ber
öuterpe, wteberbolt in btefen ©l. befprod?en unb als beS
(Somponfflen tüdjtigfte erwdbnt, befdjlof, pom Dnfcefler wacter
auSgefübrt, baS (5cncert. — (5. «?.
ö e t m i f * t e 4.
*♦* *u« Cremen wirb ber 9?ebactio» unterm i&tet
Jeb.uar mitgeteilt:
T8
5Die plöfclidje ^Berufung unferS wacfern Goneertmeifter*
SÄüblenbrud) jum SJcu|tfbirector beim £oftfceater in
©djwerin, beraubt und einet bebeutenben muftfaltföen ©tü^e,
unb wenn wir mit Danfbarfeit auf feinen acbtjd&rtgen Söip
fungSfreiS jurücffdjauen , fo !ann unfer ffiebauecn nur um fo
größer fein, baß feine ^iefige ©tellung in ibren peeunidren
feerbdlrnifien t'bn uns nidjt ju erbalten üermodjte. Durefc fein
anerfannteS Talent als Jttorgetger, burd) feinen moralifdjen
(Sinfluß auf baS Drdjefter = $)erfonal unb fein adjtungSwertbeS
»erbdltniß jum Sföufrtbirector bat er &ur Jölürbe unferS <5on--
certwefenS unenblidj oiel beigetragen, unb roie fegenSreid) fein
Unterricht im SSiolinfpiel unb im ©cfang gewefen ift, baöon
fcaben wir eine SDfenge ffieifpiele anjufübren. Sfcidjt minber
banfbar muffen wir uns gegen feine ©emablin befennen, bie
in bem ganzen Zeiträume als ©dngerin böcbft SrefflidjeS ges
leiftet unb unfern Goncerten, fo rate allen unfern großem
Aufführungen einen bebeutenben ©lanj uerlietjen t)At. — Auf
weldje «Seife bie« für uns fo bo$wicbtige tfünftlerpaar erfefct
werben foll, baran tft nod) nidjt ju benfen ; benn leibet ©ot*
teS fcaben fid? unfere faufmdnnifäen SKepublifen (bti aUer fciebe
jur Äunft) nie fplenbibe gegen bie Äünftier bemiefen, unb feine
©teilen creirt, woburdj man bebeutenbe Talente ^erbeilocfen
!ann. 83iel Unterricht ju erteilen, baS ift nie fefct cinla*
benb; baju tft inbeß i)itt ein reifes gelb. —
Em 6. San. führte bie ©ing*Af abernte ben SÄefltaS
oon #dnbel auf mit 150 ©dngern unb 50 3nftrumenten, eine
für baS ßoeal böd)ft angemeffene ©efammtmirfung. £ie
Süjeilna&me mar fcr)c erfreultd) unb bie Auöfüfjrung gan& be;
fonberS befriebigenb , namentlich bie ßfcöre frdftig unb ergret-
fenb. £r. ©djmefcet fyattt mit jarter ©cfdlligfett bie SEenor«
©oli übernommen, woburd) natürlich bem ©anjen nod) nie&r
Relief gegeben mürbe. — Das jmeite GSoncert ber ©ing =
Af ab einte bat am IT. gebr. ftattgefunben ; bie Ausführung
beS ^auluS mar burdjauS würbig} mir erfreuten uns ganj
befonberS ber Unterftüfcung Ui Senortften £crrn 4>oijmiller
aus £annooer, ber feine g)artr)tc üortrefflicfy burdjfübrte. —
Die fciefige Oper löft fid) *um Iften Sttat wai?rfd)euilid) auf 5
baß wir bann aud) Äoßmalt) oerlieren werben, tft rootyl leiber
fe£r ju fürdjten. — lieber unfere Abonnements @ons
certe, bie ben erwünfebteften gortgang ^aben, erhalten ©ie
nad) bem legten (am loten Sfödrj) befonbern ^Beriefet. —
*** Aus Königsberg wirb ber SKebaction über ben
§RD. C. ©e^ubertb ein größerer Arttfel jugefd&ictt, bem
wir golgenbeS entnehmen:
SBir ^aben in unferer ÜRittt einen 3Ru(ifer, beffen SSefc^eis
benbeit, unb, id) möchte fagen, eigentliche Äünftlernatur, bie
nidjt nadj Außen ftrebt, fonbem ftdt; in ftd) felbfl begnügt,
bie alleinigen Urfadjen |tnb, baß er in ber muftfalifefcen Söelt
nod) nieftt fo befannt unb gewürbi^t i(l, als er es oerbient.
öS ift SouiS ©c^ubert^. Den er|ten ©runb ju feinem mufts
!altfc^en JtenntnifTen legte er uuter Leitung feines 23aterS,
bann erhielt er Unterriebt auf bem SBioloncetf Ui Do^auer
unb flubirte babei SEbcorie unter (5. SÄ. 0. SBeber. 3n feb
nera jw6lften CebenSjabre würbe er orbentlidjeS SKitglieb beS
Drd&efters ju SKagbeburg, unb !aum 16 Sabre alt würbe ibm
bie Leitung beffelben mit 3uflimmung feiner fdmmtlidjen biS=
Mengen Kollegen übertragen, ©pdter fyat er baS großberjogs
lic^e Drc^efler in Olbenburg, unb bann baS Ui bem ©tabt«
tbeater in Sliga birigirt. &tit 6 3a^ren ift er mit Unter?
bredmng oon einem Sab«, baS er in Danjig jubradjte, SÄus
jtfbirector bti ber tyieftgen SBüf^ne. Ueberall ()at er ft4 bie
Acljtun^ unb titbt bet if)m Untergebenen erworben, rvU bit$
aud) ntdjt anberS fein fann, benn er für)rt ben Dirigenten*
ftab mit einer ©ic^erbeit, weldpe nur fotdt;e Äenntniffe, tvit
©djubertb fte bellet, unb öieljdbrige (Srfabrung geben f6nnen.
Ais praftifc^er SÄufifer jeicinet ftd^ ©c^ubertb auf bem SSio*
loncell aus. ©ein £on ift fdjön, xvit er feiten gehört wirb,
feine S3ogenfü^rung elegant unb fübn, überhaupt bie gan^e
S3ebanbiungSart meiflerl;aft, über feine gertigfeit muß man
fic^ um fo mebr wunbern, als er fdjon feit So^ren b^cbftenS
alle 14 Sage einmal ein frembeS Snftrument (benn ein eigenes
beftfct er gar nicjjt) in bie £anb nimmt. Außerbem b^t er
fid) S?uf als JBirtuofe auf bem Gontrebaffe erworben. Am
bebeutenbften fte&t er aber ba als Gomponift. 9?oct) ftnb nidjt
m'ele <5ompo|ttionen t>on it)m im SRufi^anbel erfdjienen, aber
aUeS, was unter baS größere publicum gekommen, tft in ben
mu(ttalifd)en S3ldttern lobenb erwdbnt worben. ©0 riel mit
befannt, ftnb geflogen: 2 CluatuorS ((SS; unb S^Dur), einige
ÄrioS für ^ianoforte, SJiolin unb 83iolor % celI, unb mebrere
(§laüier*^ompofitionen, barunter 8 ©onaten. ©eine arößften
SBerfe (inb nur SBenigen befannt: baS (Inb feine ©*)tnpi)cnieen,
ö an ber 3at)l/ bie er nur an ben Orten t)at auffübren laf»
fen, wo er als SEufifbirector fidj aufgehalten. Die le^te
feiner Arbeiten ift ein &uatuor (ic^ mödjre „grand" cor*
fe^en, wenn er es audj felbft nidjt fo be$eidjnet) für ©aiten*
inftrumente, baS er aus einer feiner (Lamers ©onaten (A^Dur)
gemalt fyati eine Arbeit, bie allgemeiner befannt ju werben
r-erbiente, unb m'elleic^t mit mebr SKecfct, als anbere ©djöpfun*
gen ber Art, bie mit bem tarnen eines SBerfaffeiS Don größer
rem SHufe prangen, ober benen gar bie Grbre geworben, als
spreis 5 Compofitionen gefrönt ju werben. —
*** ßeipsig,23. gebr. ©eftern gab ber rufftfdje Stos
lonift 3. ©ulomt), nac^bem er im ©ewanbbauS s^oncertt
unb einer £luarttfotree ftdj Auszeichnung erworben, eine Abi
fdjiebSfoiree in ber Sucfcbdnblerbörfe, in weldper er au&er eini-
gen ßiebern oon ©djubert unb S?eidöarbt alle Hummern felbft
üortrug, es waren: baS Goncertftüc? üon S3eriot, 5)bantafte
oon Grnft (DtbeUo), Variationen uon Daotb unb ein tyoU
pourri eigner Sompofttion. Am abgerunbetften nad) allen ©ei*
ten \)in fpielte er baS ©oncertftücf, am uollenbetften im Zt&
niWen baS Potpourri, ein als SJtuftf niefet anjufcblagenbeS
S3raoourftücf. £ert>orju&eben in feinem ©piel fanben wti
cor Allem eine Sugenb unb eine Untuaenb, oon benen r-teU
leicht bie eine bie anbere bebingt. Die überbduftge Anwen«
bung beS glageoletfpielS meinen wir, unb eine eremplatifdje
Wetnbeit ber 3ntbnation. ^ er, was bem beften ©eigei
pafftrt, einem ober bem anbern nidjt ganj tjaarfdjarf erfaßten
Sone tin SOBenigeS nac^ju^elfen fcdtte nad) oben ober unten,
wirb man faum *ei i^m ^ören. Das ift eine wobltbditg.t
golge, t)it aUcrbingS bem ausbauernben ©tubium beS glageos
let nic^t ab&ufpredjen. 5«ur foUten JBirtuofen freiltd) btefe
sKafdjinerie ni*t ju oft bem Auge bloSftellen. einzelne Zbnt
ausgenommen madjt baS glageoletfpiel in felbftftdnbiger An=
wenbung auf ein unbefangenes ©e(?ör nur einen fomifdjen
Ginbrucf, unb wirft in weiterer Anwenbung finbifd), ja
wibrig. —
%* Naumann' S tunbertjd^rigeS ©eburtsfeft, baS auf
ben nddtften IT. April fdUt, foll in DreSben in biefem 3ab«
burefc mtfcrc geftlicbfeiten gefeiert werben. 3u berfelben ©elegen«
t)tit erWeint Ui 3- Naumann in DreSben: Des <5apellmeifter«
Naumann UUn in fprec^enben Sügen bargefhllt e«w Subel;
gebd^tniß feiner ©eburt ju JBlafewij b. IT. April 1741. -
S$#n b. neuen 3ettfär. f. ÜÄuftf erfc^einen mödjentlicb jwei Hummern ju einem falben »ogen. — tyttii beS SSanbeS r»e*
52 Hummern mit mufifalifc^en »eilagen 2 3*fe. 20 9fjgr., o^ne muftfaliWe Beilagen 2 Z$lx. 10 ftgr. — Abonnement nehmen
alle 5)eftdmtcr, JBuc^, «Kuftfs unb Äunftbanblungen an. —
<9cbro#t bei 5r Äü<tm«Rn in teigig.)
XX e u c
^eitefljrift für JHttaik.
ScrantTOorttic^et Kcbaeteur; Dr. SS* ®<$iimann# Berlcflen 9t. Briefe in £eip}i&.
SSUrje^nter 33anb.
JfcP 20.
Seit 8. SSKävg 1841.
Inrpäcnbtfi. — SftülilfcFt *n Jfflüfilbeiin. — ffiermtf^ttS. —
SBaS gäben rote barum, irenti He «R: öfter uns
bie mettU<$en C t c b e r, gegen bi« flc f o ae*
eifert, fcmmt ben Stteiobtcen berfelben aufge;
fd)ricbcn Ritten! Sie üiel rc-ärt btcS nc$ &u
£)tfcieb'6 3cit »trtj gewefeni
SÖadesrnagcrs Ätrdjemiebp
Sltttefteitfce^.
Ueber Mc StftyUfre ber ttfltCttfefn Scnfunft in
bem 15., 14. unb 15, SaWwnbert i|I M* jefct iufnjl
tpenig begannt. Siegen un* jwar in einem »cluminifen
SBerft «im nidjt fiiine JReibe mufifatifdjec €d)riften
cuS btm SRittelaLttr |ur ^anb, bie bur<ft bin rß&menö;
roerttjen ©ifec bei gürft*X6t ©erbiet bem Unter«
gang* gerettet wwben unb bmdj ben £)tud jugdngüd)
geworben pnb; bewa&rt aud) biefe unb jene JBibliotljet
nod) mand}*n fjidjft wert&s unb pradjttollen Geber txu&
beruften deitpertebe, fo ijl bodj ftetä bie gefjoffte 3fufl-
beute aus bem ©ecbect'fdjen ynb ben i&nen Äfyn lüften
juganglieften bekannten Guelien für 2fufteüung bei <8**
fd)i^U bec SftupF überhaupt, ber mittlem mSbffonbece
tyoetjfi bücfti& unb wafnijaft unbfbeutenb, ba bie SBer*
faffec jener Sdjriftm tion $ambo bfä ju bem ©uibo
ton "2JC te j jo unb t>cn biefem WS ju bem 3£bam üon
guiba fcerauf, allein ftd) mit bem atfecbingfl fe?t e&rens
wetzen 2[mt* eines mupfalifeften ZhrontHetd — bie§
in bem ffrengfien ©inne bei SBocteg — begnügten unb
tä füc u£Uig jjinteidjenb gelten, wenn pe forgfÄltig unb
mefyt ob« weniger iiu^ffifjrlic^ bin Cdjfrtcn flUift bie
aRujifwiftenf^aft SBetreffenbe auftrieben , waä pe felbft
\>m tytm greifen Sfeftretn überfommen cber ftd) fn ifytfn
ftiden Älofrermfiuern jum Seflcn b*r Jtim|t — After«
aber auch ju beren 9?ad)ttjei(e — auSgefonnen Rotten,
ßfjnt Uebemrifnmg ?ann man fagen, baf jene Senlefjrer,
bie gew6ftnlt$ nur mit bem Sitfel in ber ^anb, ba3
aöinfelmaaS jur Seite, ba* 5OTonod)orb bor pdj jtebenb,
mit ber gj?att>ematif unb b« fdjülaflifdjfn ^^Uofüptjie
ben Äopf erfüUt, bie Zonfunfl betra^teten, pc& nie au*
it)tm engen, felb^gejogenen Äriifen in bii fjeitece, frei*
SOSelt ^inau^teagten, einec SiBelt, bie i&nen miglic^ecweife
gani anbe« unb beflere 9Jrf«ltate geboten t)&tu f afö e$
je jene tobten 3Birf jeuge, feibfl mit ber ?TOatl)finütt( unb
sp^ttofopr^ie üitbunben, ueTmcd}ten, Süarfen fie ja —
wenn es niä)t gu umgeben war — etntn Solid auf bk
prüftifefee Äonlunft iferer 3*it, fo fiel er gewifi flete auf
bie, tuef^e in ber Äirctje ^eimifet war unb t>on ben
geifliitben Dfcetn fcn?oi)t bi jtic^net, al* aueb buref) i!jr
| H\ttx felbjl geferittgt würbe, ©[iidjfaüä fa(t fimmtfic^
Diener bie Jtire^e, buiften unb ifletmocfjten fte nut öon
§v bn^jimge, wa* ju bet Ejihern gelflig«n Tfuibilbung
in Äunji unb SäJiffenfcbaft fieberig gefunben, empfangen
unb entlefjnen, gern fei eä »on unö, bi*fe$ Serfa^ren
btn fiommen, e^rwürttgen STMnnern jum Wlatytfytiit
it)ter felbft anzulegen, unb nur foüte ^etburefe mit
einigen ^Sorten bargitl)an werben, wie wenig jenec
Bocumente im* über bie ©efetjidjte ber Äun(l in bm
genannten 3a&r&unb*iten 2Iuffctjfuf ju gewähren im
I @tanb^ pnb.
libtt mit rättrgee <Suoo\fät\t ifi an;unebmen ; tag in
| aüen Siinücrn beä bamaiö gebilbefen fiurcpa aucr; eine
I SWufil aufertjalb ber Äitdje oorbanben war, unb öon
I 3nng unb ^ftt mit gleichet ^^«ilna^me unb regem Gi*
fer gepfTfgt unb genüfyen würbe, wie bie tjoeiiegenben
Sdjrifrm jebcdj nicfjt rurmutijen laffem £ie weifte, wer
wotfti H t>erfennen, an ben prdcfctigm ^ifen ber gifang*
liebenben Jürflen, wie in bm ^ob<n SRittetburgen; pe
belebte ben fräijUdfjen lanjttiljeit unb er^tte ben allge*
meinen 3utet bei bem fünften bec ^u^iiefcen gefie;
bon intern 9Juf* angeregt^ flog „ber junge 4>elb auf bem
flogen JKofe ju ben e^renboUen Äampfe*fpie[en , unb
80
fanft gleitete fte mit bem SBorte bec Siebe vereint tief
in ba« $erj bec Kolben grau unb forberte fugfd>meid>einb
ben ÜÄtnnefolb; ftet« erföien fte bei froren 2Renfd)en,
fpenbete greube ring« untrer unb erweiterte ba« fdjulb*
lofe Äinb, wie ben am ©tab gebuchten lebenämüben
©cell 3a bie weltliche SEonfunjt unterfrfjieb fid> trieU
leidjt wefentlid) toon bec gleichzeitigen in ber Ätrdje, unb
übte in bem 16. unb 17. 3a()rf)unberte bte Ätrdjenmuftf
auf bie weltliche offenbar einen großen Einfluß au«, fo
(ißt ftd) n>o^t fügttd) f)ier ba« ©egentfjeil Dermutljen.
SWuffen wir jwar »ob! einzelne«, wa« un« in
33ejug auf bie weltliche SOTuftf in bem SÄtttelalter f)ier
unb ba erjagt wirb, al« eine #ppotl)efe für je&t nod)
baf)in gefteltt fein lafjen, infofern bie jum S3eweife be«
©efagten fo notfywenbigen 33elege mangeln unb wir nur
mit ©idjerbeit n>elt(td>e SKelobieen bit in ba« brennte
3af)tf)unbert verfolgen finnen, fo wollen wir bod) auf
ber anbern Seite fo mandje Ergebniffe nid)t für fd)ön
erfunbene $l)antaftegebilbe ausgeben, benn bie unwiber«
legbarflen äeugniffe liegen offenfunbig t>or.
33ielleid)t gelingt e« balb au« ben fdjon entbedten,
wenn gletd) nid)t ungemein jafjlreidjen Materialien fo=
wof)l, al« aucfc au« STOanufcripten, bie nod) in verborge*
nen Stdumen großer 33üd)erfd)dfce t?orl)anben finb unb
auf eine balbtge Entzifferung Darren, flar unb grünblid)
bd.rjutl)un, baß bte weltliche SWuftf in bem 13., 14.
unb 15. 3<rf)cl). ber Äirdjenmufl! ganj nabe ftanb unb
fegac biefe an feinerer Entfaltung unb regerem, innerem
2eben fibertroffen f)at, jundd)ft burd) ben in it>c lebenben
9tf)ptf)mu«, bann ab?r aud) in«befonbere, ba fle nie t>on
einzelnen it)t SBorgefe&ten fnedjtifd) niebergef)alten würbe
unb tbtn fo wenig mm fiarren ©efefcen ftd> feffeln lief;
fte glid) bem leben« frifdjen grünen S3aume, wdl)renb in
bin JRdumen ber alten 2>ome bte 3!f)eorie in grauem,
bäjlern ©ewanbe umherirrte.
SBdre biefe 2(nftd)t annehmbar, obgleid) fte bi« jefct
faft gdnjlid) ignorirt würbe, fo ift fte aud) ber forgfdlttg*
ften, gr&nblidjften Unterfudjung wurbig, unb idßt fte ftd)
einft t)6üig bekräftigen, fo folgt bann unwiberlegbar ber
©d)luß: baß bie weltliche — ntdjt bte geijttidje —
SRuftf jur öfteren, fcollenbeteren 2fu«bilbung be« 2onge*
biete« unenblid) t>iel betgetragen l)at unb bi« auf un«
tyren Einfluß dußerte.— E. g. 23 etfer.
9?etfe * »latter.
JDt« SOBinter » SKufiefeft ju Sföuljlbctm am SRJjefn.
E« war am legten läge be« 5Bintermonbe«, a(« id)
betn freien beutfdjen 9tt>etne nad) langer Äbwefenbett j
mtd> wieber ndfjerte. 3Kül)feltg fd)ldngelte fid) ber ^Sa-
gen bie galten Ijeran, bie au« bem 9?uJ)c- unb SBup-
pertiefungen nad) ber £6f)e üon 5Bermel«fird)en fuhren,
6t« er biefe gewann, bequem ben fanften £ang tynab*
rollte, ber bem SJeifenben ba« weite JRf>eintt>at t>om @ie*
bengebirge an bi« ju ben Ebenen üon 9teu« unb Ere.
felb Ijinabrollt, ber ii)m S3lic!e bi« }u ben blauen £6f)en
ber 93een in ben Umgebungen 2Iad)en« gemattet. 25a«
fdjone lebenbige Zt)ai, in Dem fid) fonfl ber g(u§ wie
eine golbene ©d)lange in freubtgen ©inbungen wdljte,
flarrte unter einer Ungeheuern <£d)neeberfe, bie ben 2auf
be« gluffe« verbarg, ben S?licf blenbete, baß ber Pilger
üor ftd) l)in flarrte, in ftd) jufammen fauerte, bi« in
bem f leinen ntebltdjen ©tdbt^en 9Rut)ll)eim, eine 3Äeile
unterhalb Coln, eine freunblid)e warme ©tube jur JRafl
einlub. 2(u« biefer (Stube nahmen ftd) bie fernen 3in^
nen E6ln«, in ben ©d)leiern be« 3(benbnebel« r>erl)uüt,
fo gefpenftig au«, gewahrte ftd; ber unter feiner Ei«lafl
feufjenbe 5R()ein fo fciftelnb, baß mir bte tu\l anwam
belte, für ben 'Äöenb ju weilen, mit ber §rül)e erjl fc«
^eiligen 6tabt jujueilen. SWein SBtrtb, ber meinen Ent«
fd)luß vernahm, lobte if)n, weil id) mich burd) ba« 2)?u«
fiffefl befltmmen laffen, unb mad)te mid) burd) biefcn
fallen ©d)luß erft mit bem ©tattftnben be« gefte« be«
fannt. Ein «Wupffefl in 3Rül)ll)eim uberrafd)te mid),
regte meine 9ieugierbe ; baß [^ mid) nad) beffen Ein»
gelnljeiten erfunbtgte, obfd)on id) nur ber ^)arobie be«
großen rl)einifd)en gefle« gewdrtig war, inbeffen befam
i* fd)on #d)tung üoc bem ©treben, ba ber Ertrag be«
ge]te« ju bem 95aue be« Ä6nig«Pul)le« bejlimmt war.
25ie SEonfreunbe be« nieblidjen SKbeinftdbtcben«, in 83et>
btnbung mit ben benachbarten £)6rflern be« bergifcben
Ufer«, twjüglid) mit ben funflftnnigen S3ewol)nern S3ur^
fc^eib«, eine« 2)orfe«, ba« auf bem $6t)enjuge ü^gt, ber
bie bciben 2Balbfir6me S33upper unb £)itnn trennt, ba«
gr8ßtent^etl« t>on gabrifl)erren unb Äaufleuten bewohnt
wirb, Ratten ftd) vereinigt, iljre 2(nl)dnglid)£eit an ba«
gürftenl)au«, i^re Siebe für ba« beutfdje SSaterlanb
unb bit beutfd)e ©ad;e, welche burd) biefe« gü*
flenl)au« fo gldnjenb vertreten, an 2ag ju legen, unb
waren ben berühmteren SBeretnen, befannteren ©**
fellfdjaften biefe«mal juüorgefommen. SWuljlljeim i)attt
mel)r für ben ©efang gearbeitet, Surfdjeib mel)r
für bie Snflrumentalmuftf geforgt, unb fo war bem
freunblid)en Entgegenfommen, bem 2(u«taufd)en ber ntu
fdjtebenen Ärdfte biefe«mal gelungen, wa^ ben SBerein*
gelten unmogltd) gewefen wdre. (So lauteten bte Erfut*
bigttngen, welche mir ber SBirtb geben fonnte, bie mic^
bewogen, ben 2(benb, ben ic^ fdjon ju fliüem Jplnbtüttn
für mid) beflimmt fyattt, bem ge(le ju wibmen, ba«
mir um fo abenteuerlicher entgegenritcfte, ba auf bem in
ber j3*itung abgebrucften 3ettel unter anbern Üonflucfen
eine ©pmpljonie, eine Ouvertüre geboten war, weldje
Don bem Eapellmeifter biefe« Idnblidjen Drd)e(ler« eigen«
gefegt war. 2)aß bai «eine ©tdbtdjen ÜJJüljlljeim, weU
d)e« nid)t Diel über jweitaufenb Sewobner jaulen wirb,
81
mit bem etilen Sonfejli jut Stbauung be« JWnig«Pufc
le« {Krcortrat, war ein ffiljner ©ebanfe, oon bem, nach
bem befannten 2(u«fprucbe eine« weltberühmten SJlan*
ne«, mit noch ein Heiner ©cbritt bi« jum Wcberlicben ;
abet baf ein birpfdjer GapellmeiPet auf folgern Sefle
mit einet ©pmphome heroottfiden wfirbe, in unfern
Sagen mit einet ©pmpbonie, mit bem ©rofarttgften,
wa* in bet Jtunp mit Snftrumenten nut geleijiet »et«
ben fann, ba« fehlen mit fdjen fiber ben ffihnen grof*
ottigen ©ebanfen hinau«jufd)nappen. Sie 9teugierbe
bewegte mich betgejlalt, baf ich mit mein/n ©ebanfen
hierüber nicht recht in« Steine fant, baf ich gleich fcbon
nach bem ©aale aufbrach, baf ich mid) auf bem Selbe
umjufefjen mfihte, auf bem meine Erwartungen fid) oer*
wirf liefen follten. Diefe waren, ich will e« gegeben,
noch nicht bebeutenb, würben aber bureb bie eble, gweef*
mdfige 2fu«|ierung be« Qaalti um ©tele« geweigert.
Der Serwaltung«rath ber ©tabt hotte nämlich, um pch
gleichfall« bei bem t>aterl<$nbifd)en Unternehmen nicht ganj
untätig ju geigen, beigetragen, bie Serjierung be« ©aa»
U« auf pd) gu nehmen, fyattt ben ganjen Staum na<h
gothifdjem ©efebmade au«gefd)mfid t, an ber SKittelwanb
über bem ßrebeßer ba« Silb be« ju erbauenoen Denk
male« wie e« wahrscheinlich in ben fdjinflen Sagen ber
©taupfdjen Bett einft geflanben bot, wie e« nun mit
©otte« £ilfe burch ben beutfehen Sauffinfller £igig fa*
geflellt werben wirb, anbringen (äffen unb mit ben {leben
Sannern bet Äurf&tfien gefrint, an ben ©eitenwdnben
einet bie 2Bapp*n bet btei geiplichen, anbetet ©eit« bet
Dier weltlichen iturfurpen ezfy&fyt, unb mit ben SSappen
unb 9Ba^rjeid)en ber toorjöglidhPen beutfdjen ©tdbte
umgeben. Diefer ©chraud , ber nicht finniger ^dtte ge*
wähl* werben f 6nnen, gog meine Äugen auf pch, bi« pd>
bet ©aal einetfeit« mit ben Jtunjllern, anbrerfeit« mit
ber #6rerfchaft ffillte, welche beibe fibet meine Erwartung
anwürfen, benn uneradjtet be« burd) Si« gefperrten
Rheine«, ber ben 66lnetn bie Sf)etlna^me beinahe uns
möglich machte, wat bod) jebe« ^Idgchen gebtdngt befegt,
wo trfftgegen ba« OtdjePet mit ben ©dngent unb ©pie*
lern auch wohl fibet hunbett SWitwirfet aufgepellt hoben
mag. SOTtt bet ©pmphonie be« Sutfdjeibet Gopellmei»
flet« Ä6nig-«betg wutbe begonnen, unb fo begonnen, baf
ich meinen Seifall webet bem Xonfeget noch bem Drehe*
per *etfagen fonnte. ©ie war, fo viel ich Don einma*
ligem Anhören fdjliefen fann, hn großen ©pmphonie*
pple, wie er butd> Seetf>ot>en uollenbet, getrieben, hatte
§war nicht bie gfille, bie ©rife bec ©ebanfen genann*
ten SJIeijler«, ragte abet bod), fowo&l toai 9leubeit ifctet
©ebanfen, al« wa« @d)6n^eit betfelben betrifft, weit
fibet man^e neue gefeierte $tei« * ©pmp^onie. Da«
ganje ftnnig butd)geffif)tte SBetf wat t>on aütn ^drten,
ton allem ©ejwungenen frei gehalten, unb entwidelte
einen gluf bet ©ebanfen, bet fceut ju Sage immet fei*
tenet ju werten bto^tj babei wat bie ©ett^eilung bet
Snjhumente fibetlegt, ja glingenb, o^ne baf bie ÜBaffen
ju febt ge^uft, baf bie ffiirfungen ju fe^t »etfelneit
unb gefugt gewefen waten; futj, bie ©prap^onie t>et*
bunt weitet befannt ju werben, al« in bem Äreife, ffit
ben fte beflimmt wat; bet Jtfinfttet, bet fte fejte, r>et»
bient me&t einen 9lamen ju fcaben M SÄan*et, bet ba
um$er teifl unb bmd) feine mfi&fam etjwacfte ginget*
fettigfeit bie SBelt in ©taunen ju fegen fuefot. Cine
?efl»ßiwettfite beffelben Äfinfllet« fafte mit einet d^n»
liefen Arbeit Äalltwoba'« ben gweiten 2^ei( be« gepe«
ein unb fiel eben fo gldnjenb aut, baf fte bie Arbeit be«
genannten SEonfefcer« überfielt. Die ©efangflude,
welche jum 83ortrage famen, waren: bie t>on 2(nbrea«
JKomberg gefegte „Harmonie bet ©pfcäten", eine t>on
3. Älein gefegte, t>on gorme« gefungene SSallabe: „bet
SBitt^in a6d)tetletn", wie einige auf ba« geji beifigli*e
ttatetlänbiföe Steter. Son einem ©eiger au« »urfdjeib,
|)rn. Sedet, ©d)filer be« ^arifer 6onfen>atorium«, wa^b
barauf eine ber Seriof fd)en nid)t«fagenben, aber »iel ger.
tigfeit er^elfd)enben ßompofttionen au«gefu&rt, unb fo
au«geffi^rt # al« e« t>on einem 35gling bet berfibmten
Änjlalt ju etwarten. Ueberbaupt entwidelte ba« ßrcfce*
per, ba« lebigltd) au« giebbabern sufammengefegt war,
.Stifte, wa« ©aiten* wie Sla«tnflrumente betrifft, wie
man pe in wenigen Ordjejiern beutfdjer SRuJiffidbte
erjien fltange« beffer ()at.
Untet ben ©dngern tagte bet ©igtip von ?Ku^U
^eim, gotme«, tyrnx, ber wie ein SBunbet plÄgli* mit
folgen gd^igfetten in foldjet ärmlichen ©teüung auf*
taud)t. (Sine febinere tunbete Saf jlimme al« feine, f)abi
id> no^ nicht gebort, unb am 2tbel be« Sotttage«, ob*
fd)on et noch feine ©d^ule burchgemadjt, au$ ftch felbet
alle« entwidelt, wat abjumeffen, welche ©tufe bet ÜRann
erfleigen f6nne 7 wenn et ftd) ganj bet Ätmjl »ibmen
woUte, wenn et frine Ärdfte ber Sfihne, bem ©ing»
ftwele, }u bem bie 9latur ihn nicht unwfirbig au«geflat«
tet 7 anbieten michte. Die 3- Älein'fche Compoption,
aiuh ju biefem gejle gefegt, ffanb, wenn nicht fibet, ge-
wif nicht unter ben geijlungen feine« in »erlitt 3« ftfih
ffit bie Jtunj* oerflotbenen Sruber«. l>it Reineren ®e*
fdnge, »aterldnbtfd^e Siebet, waten theil« t>on Äinig«betg #
theil« t)on 2Reper (ba« befannte JRheinlieb) , theil« t>on
Mgenfirdjen gefegt, 3n erfleten »eigte pch beutlich, baf
bec SReiftet p* meht bem £)tchepet al« bem ©efan&c
jugewanbt, unb nut §ut gePgelegenheit geatbeitet, im
anbern einer ber Saufenb unb ein ungtfidtixhen Setfnche
ein SolMieb {u machen, obfehon biefe wie alle anbent
©aben butchau« ehtenwetth }u nennen waten. 9Ba«
meht al« bie SBeife bet ©efdnge bie ©efammtheit et>
gtiff, wat bet UmPanb: baf bei ben Silbern plJglich bie
alten Sännet be« 2anbputme« jenet JRheinfreife entrollt
würben, ÖSamter, bie in ben Ärieg«jahten bem geinbe
82
nidfjt untt&tMfl gegenüber geflattert fyatttn, bie gmtflfö
P$ in gewattigec reifiaer ©fytac «tM*« »toten, wen«
abermals ber *ßa*bat rt tragen foUt* bie beurföe ©renje
ju Derzeit Unter allgemeinem £oa)gerange, t>*t &m
gfirflen wie b*m gefammtm SBaterfonbe galt, fcfjiojj ba«
geft, ba* ml<& in me&rfa^er SSeife übeerafdjt unb be-
wegt $atte, etibfte bet Äunpgenuf, ber ein wa&r&aftigit,
in jfbfiti anbern Kanbe dt« unferem SJateeianb* fabele
$aft wir*.
2)4 bfe «eine« «freigabt, bf# f feinere tauft*
Äunppabt tit tyren Bemühungen ben grfgereit »Drau*
fp, mag pd> burdj bfe SBiwegbarfeit fieinerer SÄaffm
erflÄtm laffen, bie jene bec scheren anzeigt unb einlef*
t«, wie e* benn ju erwarten pefct, taf aüint&qtben fm
SJatertanbe folftt ftenfepe, )U bemfelben fernen 3raetfe
seranpaitrt »erben, bajj am 6nbe jene feftfat Didjtung
be* Xlttvtyumft fldj wieber&ült, unb baä SSolttbenfmal
p<f> erbaut burd) bie ©ewalt bec 3tfne, wie SEH«n finfl
fty grunbett unter ben Xijngen jDrj^eu*. SJZigert Mej*
SBtötter baton $tn$n\f abgeben, wie bie Äiinfl übem«
im Söatetlanbe |u betn feinen jäwecfe begeipert fp, unb
atfo aueft begiipent Sann. —
©ottfc&air SBfbef.
33 e r m i f di t e *,
«Berte
3rt bem bei ©. Weimer in Stettin ecpfcfenenen
„3 falten, ©Witterungen für greunbe bec Katar
unb Äunft", uoti <5&r£fHan Aapp ((ruber iüoetor unb
Vrofeffbr ber ybüofopbie in <£rtangtn, jefet ^oftatb unb otb,
froftjfor in £etbelberg), befinbet |tc^ / all Bn&ang jut 6ten
ßortefung, ein Erttfei „jur ©cfäjid)te bet neueren SÄuftf",
welker, na* rur&efter Grrad£nimä bec gortfänfte , bie bie
fttapt burd) *gmcbatb, ®uibo uon Ärmo, granu> von GMn,
Älar^ettu« Don ?)abua, 3obann be !Rutia, Eufat;, JDarf&em
(Dtfmbeim) unb 3o*quin matfte, bie ttiu(tfaltWe $ertcbe in
Statten ton ^GlAftrma an bie in btc «Otttfe bei üüriaen 3a$r*
Ejunbettfi, unb in £eutfdjlanb bauptrddjlid) bie »cn ©eb. SBadj
unb £dnbcl bis £Beetboc-en in fltbrdn^tec Äüc^e, jcbo^ duietjj
lebenbtg , barp cltt. SBw mafen auf tiefen HttiUl befonbecö
btejenfgen unferer 8efec auftnerffam , beren ga4 e* ni^Jt mit
P4 bringt, berelridjen Dinge in ötöfecet luibe^nung ju tefen
übet fu publren, in bec Uebec$eugung, baf fle buc4 bfefe
Clcrnc mif(cRbe tettn einen ringen Uebettlirf unb Seatiff
M * ben i nbe11 tt"^« miiphiitten ^ettoben erbalten
mtrben. Mn 9 ebt biefem Ärtitel, eli %<tlif| fcet «t»
Wiltetalter* unb ber *una*)| p4 anf^iefenben $)eriibe ber
Sca^tuns alter unferer fefec beflenä tmpfotytn fein mbfle, —
•ifVJ ft ?- l,t4 I r * 1 J**** map bcr m - wurm min:
Cifjr ip tyct imb gab b. itttat eoncett £to aberall, fo
«reatj i ec aucMter ben au Jerptbra tupften Gnt&uftaSmu*,
«r fommt &on Bonbon; ferne Xnfunft n?urbe um me$re SEaat
S5ffS? t ^: °* we bf * Äun W fc * ©*alb? bie Ueberfabrt ran
openbebatte 5 Sag« ßftbauect, unb war ntf^t o^ne Sebenfe
erfahr pir bie IReifcnben. &if S t ift «eure na« eütcic« arretft
um ba fem ate* Scncett ju geben j ein steö Qt^efl in SSrufl
je mttb SeM in bec jtugufttnerfircbe no* füc tijn »eratt=
f t L Da * * ttet * bur S * öt «* f ^ b »ree 3ö&r
Sa^c fpatluber aW fonp befugt, »«ben no* *r. 3C, e*mUt
au* granPfurt unb bet ©uitartefpielec ©mlto IReaonbt,
J ec 12*5 ? ü f^ e " » 3&in> fltmadjt, binnen Jturiem irroar*
ta.JDte ÄnSunft bet erfleren war in einet tytfatu polftifflen
Stttuna m fo pftffbrtcr ©etfe anaefünbiat, baf ber (Smpföi*
: pne ^ ber l a , ö ' i &rfjnß * f fc fr™ ©^reibet bafüc f^merli*
banfbar fein mirb f —
r* tfr^Jf^ f m * ©*Mfflann^ Pebertbe fD?ain 4 ec Dpe r n*
aefeüfdjaft wirb au* fn biefem 3a&te in Conbon Eor=
ftelTunaen geben unb bereitet ft* '«ben $ur Äbteffe uor* Äufiet
ben SSitfptelenben jener @efettf*oft foüen M ®dfte au* bie
ferren etaubigt, SEt^afAee unb *a(iinaer, unb Sttab, Gt&tU
|»einefetter engagirt fein* «-
%* ©en 4ten Sebtuar Parb in »eriin in ben funfti*
ö« 3abren ber > gef*d*te gSufiriebrec ffiareiet, ©ötftebet
tmei nad) eo^iecT4en ®runbfd^en geleiteten mutTfaltfdjen
gnpitut«^ ein üietfeitig flebitbetcr sföann, ber leiber &or einu
gen Sfa^ren üon einem ScblöganfaHe getroffen, nur noA tut
*dlfte genießen uib »itfen fonnte. 3n feinen »abtretden
©djülttn ^t er p* ein bletbenbefl Ifnbenfen gepaiert- —
,, ***^3m ^oneerte, bat bie ©rennet <$&ptUt am 2*ften
fu ^A ie 2 tmen 9 ab ' war «narf er f * ^©ergmönnögtuS" bie
grofpe Kummer unb würbe mit SBrifatt ge^rt ^rofen ffin*
tbupaamu* erregte Sbalberg, ber fo gefdlTig mar mitiu=
njtrfen. —
* # * JDie ffionfer&atoircöttcette in f)ari* fuiflen
am loten Sanuar mit ffleet(?oüen^ £>*£ut e^mpBonie an +
3um ©*tuj foielte SSftuttemp*, btt ein Sfuffeben in ©an*
ma*t, mte feiten ein junger Äunftler. —
©ef*fifr*ttDtiiem Eetembet. l. ©arieruM/ » ©. — 2, Btftft # ». €5t, - 8, firribin n S -
I - »etil», ^. «j- 7. äö,<n, ». * - &. ^arti, *cn a t u. #. - la. 3ta*en, ». ©, « SSetUn, o P £ -
^ »L Oftfreim,*, ©. ©ru#. - 21. Berlin, ». A*, &. ». - ^arnbutg, ». ©. - 24. »erlin TÄ-
Ä ©tettrn, ö. SÄ. - ©ot^a, *. ©, - 2T, ©reiben, ». 6, - 28. (5arr3ru6e, s, ©. _ 3J. SOJeima^V^
gr. (9ru|. —
ffifl« ib t neuen 3ertWr.f. ^ufilftf feinen mb^cntli* froct Kummern *u einem Salben »ogen. — ttretl be* äBanbee Don
W ftttminim mit mujtfartf^en Beilagen 2 &blr. 20 9?gr., ofene mupialifte Beilagen 1 SEfelr. 10 Kar, - »«nnement nefamen
olle yapdmter, Ruft, Sftuflf* unb Äunp^anblungen an. —
iMtult td ^t. Ä 1 rf w « n n in &t(*ji«. j
(^terju: SnteBiaenjßlaö, Kr, l)
ut neuen 3*itfrJ)tit für Jltuftk.
SKdrj*
M9.
1841.
Bei üT. JSImroclP fit Bonn ist en chienen :
Das Rheinlied
von TS. Becker
mit einer Original -Melodie
von Ei. van Beethoven
für eine Singstimme und Chor mit Begleitung des
Pianoforte. Preis 5 Sgr.
Nene Musikalien
im Verlage von
FR. HOFMEISTER in LEIPZIG.
AÜbt, Album rausical des jeunes Pianistes. Recueil
des Fantaisies, Variations et Rondinos p. Pfte a
4 Mains. Ov. 33. 1 Thlr. 15 Ngr.
Dasselbe einzeln :
Call. 1) Fantaisie sur l'Air favori: Das Alpenhorn,
de II. Proch. 10 Ngr.
— 2) Variations sur l'Air favori : Das Herzen-
• leid. 10 Ngr.
— 3) Rondino sur une Valse de Labitzky.
10 Ngr.
— 4) Divertissement sur des Themes russes
nationaux. 10 Ngr.
— 5) Rondo polacca sur des Themes fav. de
TOpera : Belisario de Donizetti.
10 Ngr.
— 6) Divertissement sur des Themes de TOpe-
ra: Maria de Rudenz de Donizetti.
10 Ngr.
CllWatal, Variations sur un galop favori de
Labitzky p. Pfte a 4 Mains. Ov. 53. 15 Ngr.
Ilori! , 4 deutsche Lieder f. Bass oder Bariton
mit Pfte. Op. 39. 5tes Heft der Basslieder.
17 V Ngr.
DotZAlier, 12Exercices p. Violoncelle a l'Usage
de Coramencans. Ov. 160. 20 Ngr.
Franchomme, Trois solos p. Violoncelle av.
Pfte Ov. 18. No.l-!a IU Ngr.
KlliTcrAth, Six Etudes de Concert p. Pfte.
Ov.,2. 1 Thlr. 10 Ngr.
JTffozaS, L'Ecole du Violiniste. 3rae Dt'gre.
Duos brillans p. 2Violons. Drd. aux Amateurs
Ov. 72. En trois Livres ä 1 Thlr.
PixiS, 6 Duos a 4 Mains p. Pfte., arr. d'aprea
les Trios p. Pfte. No.3. Ov.05. 1 Thlr. 15 Ngr.
, Grande Fantasie sur des Motifs favoris
de la Vestale de Mercadante p.Pfte. Ov. 141.
1 Thlr.
Zur gefälligen Beachtung.
Von der in nnserm Verlage erscheinenden Ausgabe von
•Ton. Haydn
Quatoors pour Violon en Partition
ist bereits die 14te Lieferung versandt worden, und
wie bisher wird auch ferner jeden Monat regelmässig
ein Quartett ausgegeben werden.
Der bisherige Subscriptionspreis für je zwölf Lieferun-
gen oder einen vollen Jahrgang beträgt nur 4 Thlr., da-
fern man sich zur ungeteilten Annahme derselben verbind-
lich macht, und in der Regel tritt nach Erscheinen eines
Jahrgangs der um ein Drittheil höhere Ladenpreis ein. Um
indessen Liebhabern, welche sich auf diese saubere, cor-
rekte und wohlfeile Ausgabe noch für den Subscriptions-
preis zu abonniren wünschen möchten, hiezn Gelegenheit
zu verschaffen, wollen wir denselben bis zum 30. Juni die-
ses Jahres für No. 1 — 12 (den ersten Jahrgang) noch offen
lassen. Später Eintretende haben den Ladenpreis von
6 Thalern zu zahlen; jedoch sind auch einzelne Quar-
tette zu einem halben Thaler zu haben
Berlin, im Februar 1841.
Trautwein 4fr Comp.
S5et «. Qttarcu* in «omt ift fo eben erfötenen:
«PraMfdbe £h!f)fd>ulc
ent&altenb metfjobifd) georbnete Uebung fuc ©timmbiU
bung, Zatt unb 9iotentreffen , neb(i einer 2(u$n>af)l
mefjrjtimmtger ©cftlnge für »eibtidje (Stimmen;
üevfafit unb berauägegeben Ben
I*r. 45. fi. »retbenfletn,
«prefeffor tcr ?)lui\t an ttt Unircrfitot ju 3?cnn.
Swettc« £cft.
drotitt umgearbeitete unb oermebrte Auflage,
gr. 4. gel). <prei$ 14 g©r. ober 1 glor. r&cinifd).
^(efe, ton bem £of>en flönigl. $rcuf. Jtultu«.
OT t n t fr e r i o empfohlene ©ingfdjule $at fid? fo betrat, baf
oon ben beicen erften heften bereit« bie jrcette Auflage
erfdjicnen t'fr. — 3udj fmb baten bereit« ba* b ritte,
vierte unb fünfte £«ft erfdjienen, entbaltenb me^rfhmmigc
Gelänge für »etbtige Stimmen, mit Begleitung brt $iano»
forte, nebft ben baju gehörigen einjelntn eincir
(timmen. — J
So eben sind erschienen und durch die soliden Muiik-
handlungen zu haben:
&d)* Quartette
von JPr. Kücken
für Sopran, Alt, Tenor und Bass. Op. 33. 3 Hefte
ä \ Thlr.
3nljaU: !1ad)tlirt>, Wtt ©es*rtfur, Rljetniscl)**
tDiegmlirt), So x»irl Sterne, Das Stwkcnpfaft,
ÄUrwann. iMhsltrt.
Der Componist, dessen Lieder: „Vöglein mein Bote,
Frühlingswanderschaft, Herein, Flieg* Vöglein, Das Post-
horn, Tscherkessisches Volkslied, Held Friedrich, Früh-
lingsglocke (Duett)" stets den allgemeinsten Beifall in Con-
certen finden, lieferte in diesem neuen Gesangwerke sehr
Schönes; das Rheinische Wiegenlied (Text
von Firm er ich) und das Steckenpferd, in grös-
seren Gesangvereinen nach dem Manuscript oftmals ausge-
führt, sind bereits als Lieblingsgesänge bekannt.
Relssiger's
berühmter Chorgesang
Blücher am Rhein
erschien so eben im Arrangement für eine Tenor-
stimme, dito für eine Bassstimme ä 8 gr.
Berlin, Schlesinger' sehe Buch- u.Musikhdlg.
In der C. V. JBEeser' sehen königl. sächs. Hof»
JBEusiJeatienhanMung sind bis jetzt folgende Novi-
täten erschienen:
Hansel, A., Casino - und Gesellschafts- Tänze
auf das Jahr 1841, für das Pianoforte 12 ggr.
Reissiger, C Gr., Sie sollen ihn nicht ha-
ben, den freien deutschen Rhein. Deutsches
Nationallied von N. Becker, für 1 Singstimme
oder für vollen Chor ... 4 ggr.
Otto, JF ♦# dasselbe ... 4 ggr.
Snctianek« F., An Deutschland. Echo des
Sachsen an den Rheinländer, Gedicht von Ed.
Di 11 er für eine Singstimme mit Begleitung des
Pianoforte 4 ggr.
Morlacchi, C* F«, Romanza. Vorrei poterti
esprimere i sensi del mio core: Aussprechen
möcht' ich dir so gern des Herzens reine Triebe.
Con aecorapagnamento di Piano -Forte 4 ggr.
Rastrelli, J«, Creolisches Lied mit Begleitung
der Guitarre, gesungen von Fräulein Caro-
line Bauer und Herrn Emil Devrient in
dem Lustspiel: Chevalier St. Georges 4 ggr.
Kummer* F. A., Reminiscences sur des me-
lodies de Francois Schubert, pour le Piano et
Violoncelle. Op. 59 . 1 Thlr.
Bnrckbardt, $., 25 Lecons et Piecea de
Conversation ä l'usage des jeunes commencans
pour le Pianoforte. Op. 44 14 ggr.
Refggiger, C G«, Lieder und Gesänge für
eine Sopran- oder Tenorstimme mit Begleitung
des Pianoforte. Op. 149 . . 16 ggr.
Hansel, A., Dresdner Favoritmärsche für das
Pianoforte:
No. 11. Marsch nach einem Motiv aus der Oper:
Die Jüdin, v. Halevy ... 4 ggr.
No. 12. Original marsch der alten Garde Napo-
leons im Jahre 1813 ... 4 ggr.
Rastrelli, «F., 4 Gesänge für Tenorstimme
oder hohen Sopran mit Begleitung des Piano-
forte.
No. 1. Der Wanderer, Gedicht von H. Kriete.
10 ggr.
Im Verlage von .Fr, Hofmeister in Leipzig
sind neu erschienen:
Berber, Marche pour les Armees anglaises-
espagnoles dans les Pyrenees p. Pfte. Ov. 1.
Nouv. Edit. 74. Ngr.
, Gesänge aus einem gesellschaftlichen
Liederspiele: „Die schöne Müllerin", m. Pfte.
Op. 11. Neue Ausg. 25 Ngr.
-, Douze Etudes p. Pfte. Ov. 12. Nouv.
Edit 1 Thlr. 5 Ngr.
-, Sappho, Gesangsscene. Op. 28. Ciavier-
auszug. 1 Thlr.
CliWatal, Intr. et Variations sur TAXr fav.:
„Was soll ich in der Fremde thun" p. Pfte ä
4 Mains. Ov. 29. 15 Ngr.
, Variations sur l'Air fav.: „An Alexis
send* ich dich" p. Pfte ä 4 Mains. Ov. 33.
15 Ngr.
Franchonrme, Caprice sur la Cavatine de
TOpe'ra la Niobe de Pacini p. Violoncelle av.
Acc. de Quatuor. Op. 20. 20 Ngr.
, Idem av. Acc. de Pfte. 25 Ngr.
Lemölne, Etudes enfantines p. Pfte. Dediees
aux jeunes Eleves. Ov. 37. Liv. 1. 2. ä 1 Thlr.
Marsrfiner, HL, Unpolitische Lieder von
Hoffmann v. Fallersieben, f. 4 Männerstimmen.
Partitur und Stimmen. Op. 108. 1 Thlr. 5 Ngr.
Mayer, Ch., Etüde de Salon p. Pfte. No. 3
des Etudes. Ov. 55, in Fis. 74 Ngr.
Mendelssohn -Bartholdy, Quartetten
f. 2 Violinen, Bratsche u. Bass. In Partitur
No. 2. (Op. 12.) 1 Thlr.
PixiS, Une Soire'e de Naples. 3 Improptis bril-
lans sur des Motifs favoris de l'Oplra : L'Osteria
d'Andugar de Lilla, p. Pfte. Ov. 143. No. 1—3
ä 17| Ngr.
Schoen , Andante et Polacca p. Violon av. Acc.
d'Orchestre. Ov. 8. 2 Thlr. 5 Ngr.
- , Idem av. Acc. de Quatuor. 1 Thlr. 10 Ngr.
, Idem av. Acc. de Pfte. 25 Ngr.
Kjj* Sämmt liehe hier angezeigte Musikalien sind durch Robert Friese in Leipzig zu beziehen.
(•clradt HL fr. ft Od mann in *cip|i|.)
tt t u t
3eüö*l)rift für ittttöik*
83erant»orUi$er 9?et>actcur: Dr. 01. £djumann. Staiefl«: 01» ^rtcfe in Zäpfo.
^ 21. "
SBietjefynter S5anb.
©en 12. sKdrj 1841.
5>te Äunftreifenben. — 33a<V* Gboralbearbcitungcn. — t>'\t Eluartfttübcnbe im ©etcflnbbaufc —
Sftan mujj fid) frü?» gewönnen, bte Äunjl ni$t al«
einen nottyrcenbigen Cujcuö, fonbern als eine Sßtr*
funq t?on Urfadjen anjufe^eii, fonft entfielt bet
faifdje ($ef$mact, auf bem ft$ ba« galfdje fort«
unb fortbaut, biß bie ganje Sauerei einfturjt.
gelter.
&te jftmfttetfeitfoiu
2Cu« Sßebel'« !Reffebldttern.
3d) war in SOTainj unb genof in vollen 3ugen be«
üfcerfhämenben 2eben«, ba« 93ater JRt>etn feinen Äinbern
bietet; id) fdjwärmte in ben ©trafen, über bie fd)6ne
JJtyetnbrücfe, unb far) vom JDrufuScajlelfe au« bie ©onne
bem #fmmelranbe juftnfeni tcf> überflog bie weiten
©eftlbe, welche ftd> in tyrem ©djeibefhaljle vergolbeten,
unb lief bte ©efd)td)te, wie fle tiefe SEIjale überflutet,
meinem innern 2(uge vorbeireden. 93on ben gelben
graueffrr SSorjeit bi« ju bem gelben, bet ein anberer
9)rometr;eu«, ba« geuer bem #immel geraubt, unb ba«
©ort unverginglid) gemacht, unb von biefem $)rome*
tfyeu« i ©utenberg hinunter b\% auf SSlüdjer ju, ber ben
gefunfenen Flamen 2)eutfd)lanb wieber erfyob, unb fpann
im £)dmmerftrar;le über bie ©egenwart rjmau« meine
©ebanfen fort, bi« bie 9tad)t in ic>cen 9iebelfd)leiern
mid) nad) $aufe fdjeudjte; jefct flieg id) t>on ber SSefle
nteber unb wanbelte bem ©utenberger #ofe ju, wo
frembe Äünftler mid) entjücfen, wo mir ©enüffe gebo*
ten »erben follten, bie fid) an ben 9lamen grauenlob,
an fo viel anbere t)of)e SWeiflernamen anreihen bürfen.
Äurj, e« war Goncert, ber granjofe 85 *, unb ber Deut«
fd)e Er;* Ratten ftd) vereinigt, 3(Ue«, roa« nur ber 9teu*
gier jugdnglid) war, ober ton Äunjlftnn ju entflammen,
in bem alten ©utenberger #cfe ju verfammeln. 3d)
fam ju früfje für ba« Goncert felber, aber nid)t ju frübe
um einen ^)lag ju geroinnen, benn faum mochte id)
noef) einen ©ig jwifdjen einem Ärieg«manne unb einem
fcanbjunfer aufftnben, bie beibe, wie id) au« bem 2aufe
tyre« ©efpridje« vernahm, meilenweit nad) SWainj ge*
fafjren, um bie fremben Äünfller anjufiaunen. 2)ur<r)
einige« SDBarten mürbe gemacht, folite un« enblid) ber
©enufj be« @ef)en« werben: bie Goncertgeber traten auf
unb regten burd) it)r Äeufere« bie Erwartung um fo leben»
biger. 85* flaute Irdftig unb biberb unb gar nid)t %u
giert brein, obwohl er nid)t« ton ^)aganini'« geiffreidjer
9iad)l<Sfftgfeit f)atte. 21)* fünbete wenig von JRiefen«
freunblidjer SBürbe, unb l)dtte fid) el)et für ben
granjofen l)erau«fiellen finnen, ber bem 2feufem
nad) mefjr Deutfdjer, inbef fein beutfdjer S3unbe«ge»
noffe wie ein grüi)ling«gott im graef ba« ganje ^au^
burd)buftete. 3er) will jeben meiner ©inner gern
über alle UmffJinbltdjfeiten r)inau« heften , unb tfjm
gletd) ta^ ergd^len, wa« id) immer nur 85ewunberung«*
würbige« t>on bem Concerte mit heimgetragen. Suerfl
ber SSeginn be« Goncert« felber, ba« mit feiner ©pm»
pbonie, feiner ßutertüre ober fonfligem Ginleitung«fa6e
begann, wie bi«f)er Goncerte ju beginnen pflegten, ja
nid)t einmal bie aufrretenben Äunjlfal)rer mit bem 9tar>*
men be« £)rd)ejier« umgab, fonbern gleid) epifd) un« bie
gelben felber t>orfül)rte. 9tun ifl aber ber ÜJlangel be*
£>rd)efter« einer, ber für ben 3ur)6rer in ^runfconcertm
in jeber #infld)t duferfl fühlbar ifl. 2)urd) biefe« wirb
man auf ba« ju Grwartenbe würbig vorbereitet, wirb bie
Jeijlung be« ebelflen Äünfller« nod) gehoben unb unter*
(lügt, werben bem Äünfller wie bem £ord)er 9tuf)eflel*
len geboten, in benen er fid) für neue geiflungen fam*
mein mag, unb werben aulefct bem ©etdufd)ten Grfafc*
mittel gefleuert, wie benn jeber, ber etwa S5eetrjot>eiT6
Goriolan * Ouvertüre, eine SKojarffdje ©pmpr)onie u.f.w.
get)£rt, fid) nicr)t bef lagen wirb, in ein Goncert gegangen
ju fein, wenn aud) fonfl nod) fo wenig geboten worben.
84
3n einer ©tabt freilid), wo fein £)rd)e(rer jufammen ju
befdjwiren , wo bennod) burdjreifenbe Äünjller gewünfcbt
werben ober auftürmen wünfdjen, wirb man mit einem
Öuartett vorlieb nehmen, ober in grmangelung biefe«,
gar mit ben Aünftlern allein ; in 5Rain5 aber wäre wof)l
gar leidjt ba« f>ecctid)fle Srdjefler jufammen berufen ge*
wefen, wenn bie« nur in ber 2(bftd)t ber äünffcer gele*
gen Ijätte , unb wenn biefe nid)t vorgewogen , freilief) un;
gleich wohlfeiler unb gewmnfheidjer, mit tyren geiftun*
gen alle« übrige ju erfefcen. 9Kir wie meinen 9leben*
teuren, bie au* Ceute au« ber alten ©rbule waren, ftet
biefe« neue epifdje $ineintappen in bie Sflitte ber <5ad)e
etwa« fdftig, war bte geere um bie Äünfller, bie wir gern
über bem Äopffaume, wenn au* feinem 9tapt)aet'fd>en,
be« £)rd)ejler« fdjauen motten, etwa« gar ju nüchtern,
wenbeten un«bafür mit um fogri(jerer2(ufmerffamfeit ben
beginnenben Äunjffafjrern ju, um un« für alle SOMngel
unb 2ücfen ju entfdjctbigen. Sie verbünbeten £erren
traten mit einem „Duo concertante", fo id) nid)t irre,
von £)«borne'« SOTacrje auf, unb bie Art, toit fte bie«
©tuef aufführten, verbient woi)l alle« 2ob. 83* fpielte
feft unb rein, lief jebe, aurf) nod) fo fdjwierige Jage
tmb 3ufammenfiellung mit perlenber (ftettigfeit t>ert>or^
quellen, unb funbete un« nad) wenigen Sogenjlricrjen
fd)on, bafj er, toa^ ®tan$ unb 2fnmutb anbelange, alle
lebenben 5Weifter, etwa ben ©rofmeifter ^aganint au&
genommen, ber in jeglid)er JRidjtung gleid) grofj unb
bewunberung«würbig ift unb bleibt, in bie ©djranfen
fbrbern burfte. 2Ba« ben ßlavierfünjtler betraf, fo ent-
wicfelte aud) biefer balb «in« Äunjlfettigf eit , ber bie
fdjwierigften Aufgaben nur ©piel fdjienen, mit bejau*
bernber 2(nmutt) wufj te er ftd) an bem glügel $u aeigen
unb ju neigen, mit feiner Haltung unb bem (Spiele feU
ner ginger, aud) wenn biefe« tonlo« gewefen, fdjon bk
SWeljrjabl ju umftriefen, ju galvaniftren. 3Ba« ba«
„Duo concertante" im Uebrigen betrifft, fo f6nnte id)
mir, um bie 2Bar>rf)eit in wenig SBorten $u fagen, nid)t«
Crbctrmtid)ere« t>or(l«Uen. ©ebanfenlofe« 2(netnanberreU
f)tn von ©emeinplaVn, ©eifenblafen t>on ©eigenwirbeln,
tmb ein wirre« ©efumme von vertieften Glavierrollern,
ift 2fu«brucf genug, um ba« 3Berf ju bejeidjnen; unb
bie Äünftler ober ibm famen mir vor wie ber Sftann
im beutfdjen #au«mdf)rd)en, weldjer au« Äifen, welche
wie <5ier gefaltet finb, SHoffe au«brüten will, ober gar
wie jener ©pafjvogel, welcher feiner 2Birtf)in eine ©uppe
au« Äiefelfteinen föd)t. 2ro& allem Äunjt* unb ger*
tigfett«*2(ufwanb fd)ien bie Ärrnutf) be« ©ebotenen im*
mer burd) ben binnen 3aubernebel, qnb alle SJ?ut)e ber
Äunftfaljret vermochte un« nid)t ju entwürfen. Sa aber
£>«borne'« SBerf ba« erftgebotene war, vermutbeten wir
hinter bemfelben ein ftufenweife« ergeben ju SSeflerem,
wie biefe« in bet fyat ein feiner Äunfigriff gewefen
»Are. 6« folgte bie $r;antafte au« bem gjofftni'fdjen
„SWofe«" von Zf)* verfagt unb vorgetragen, in weldjer
ber .Rüntfler, wa« fein Spiel anbelangt, ftd> fo befum
bete, ba$ er toolifommen feinem 9fufe entfpra*. £)a«
SEBort q)l)antafte aber ifir fo t>tel erfaffenb, unb gebt
Dom r;6d)|ten gluge hinunter bi« jum 2flp be« gieber«,
bi« $u bem ©eflotter be« ^irnlofen, bafi id) ba« befagte
SDSerf nid)t fuglid) für eine <5d)te ^bantafte erfldren
fonnte. 9Jfit biefrr ^>l>antafte aber begannen bie ßrwar«
tungen ber SKenge fdjon ju fallen, unb meine 9?ad)*
barn, obfebon (te ba gertigfeit be« SföeifierS ein Sravo
nid)t üerfagen fonnten , wie id) benn aud) mit flatfdjte,
begannen fid) fragenb anjufdjauen unb von il)rem wet*
ten SOBege ju reben. 2)od) eine Sängerin war nod) Der*
fprod)en, unb je^t trat biefelbe auf. griuletn 9t., be«
9taffauifd)en SWufffblrector« SÜodjtec, eine Anfängerin,
vom SBater eingeführt unb am (5lat>iere begleitet, ©te
fang au^ ben SRofftnrfdjen mufifalifdjen ©oireen bie
Saranteile, baju biefe, welche für eine 33afjf!tmme gefegt
ifl, unb fang fte für eine Anfängerin, bie in einem ©e*
fellfd)aft«freife jur (5rbeiterung mitwirfen will, gut ge*
nug, für biefen ©aal aber, unb bie barin regen Gfrwar*
tungen, befonber« biefe Saranteüa, welcbe bie Jpüüt unb
gülle \>on 2aune, 3fu«brucf im Vortrage, ja t>on Wu
nenfpiel unb Haltung verlangt, matt unb aud) obne
SBirfung; überhaupt aber get>6rte biefe Saranteüa wie
alle anbern fd)on genannten ©eridjte, nad) unferer 9J?ei=
nung, nic^t in ben ©utenbergfaal, wenn aud) in jeben
anbern ber guten alten ©tabt SKainj. £)a« viel er=
wäbnte SEremolo foDfte nun vom Sogen be« ©eiger« ae=
fd)nellt werben. (5« ift ber langfame <&a§, ba« 2fn--
bante au« Seemöven'« berühmter 2(s2J?oll ©onate, bie
Äreufeer*« Flamen trdgt. Seber ©eiger fennt bie fd)wie=
rigen SBariationen, weldje biefe« 2fnbante verbrdmen, unb
feiten wirb bem kunftfreunbe ber vollfldnbige ungetrübte
©enufj biefe« r)errlid)en Äunpwerfe«. $ier würbe e«
mit ber baffen ©auberfeit vorgetragen, obgleich ber
.ftunfffabrer bie ©djwierigfeiten burd) Serboppelung ber
giguren wenigfien« verboppelt fyattt. SfKdbnbenarttg flüfler»
ten bie ©aiten unter be« STOeifter« ginger, aber S5eetr)o=
ven'« ©etfl fprad) bennodf) nid)t au« ibnen, Seettjoven,
welcher unter 2ipin«fi'« Sogen aufwacht, blieb wie
Sornr6«d)en im 9J?dl)rlein, verneinet fcfylafen. 2fuf be«
©eiger« Seijtungen folgte ein 3>obellieb ber angeljenben
©Angerin, über ba« ftd) nid)t« fagen lafjt, unb bann
jum ©d)luffe bie legte neue große *Pbantafte au« Don
3uan, vorgetragen unb gefegt von 2b*. (Jr begann fte
fd)6n genug ^u fpielen; aber ein Snterme^o ereignete
ftd) l)ier, ba« id) nid)t ganj übergeben fann.
(6d)lu| folgt.)
85
3. ©• 93ad)'ö (^ordbearbettungen *)♦
£em fyofyen Sonmeifler, ber ununterbrochen für feine
Äirdje lebte unb wirfte, tonnte bie erbebenbe ©eroalt
unb ber befonbere 9?eij, welchen bie Gfyoralmelobieen bes
löten unb 17. 3al)rl)unbert6 öuf jebeS finnige ©emütl)
ausüben , nidjt fremb unb »erborgen bleiben. JBlicfen
wir auf 83 ad)'« rejjeS unb bis $um legten CebenSbaud)
ber Sonfunfi geweiftes 2eben, fo finben mir i()n oft mit
Aufarbeitungen von Chorälen befdjiftigt, ^ier (Te felbft
cid bie würbigften 5D?otit>e benufeenb, um faum glaub?
lid)e, watyrbaft wunberbare Songebilbe f)inju$aubern, bort
fie in ber fd)einbar einfachen 3wm mit einigen @tim*
men fdjmücfenb, als 9Kufhr feinen jungem auftei-
len, unb fo forgf&tig es unS bie Äunftgefd)id)te aufbe*
waljrt bat, bafj eS — obgleicf) fdjon gebeugt von fdjwe*
ren Äirper - unb gerben ©eelenleiben unb bes 2fugen-
lichtes ginjlid) beraubt — fein legtet Sage* unb
Äunflwerf war, bem treuen Schüler ben webmütfjtg*
flagenben ©efang: SBenn wir in bod)flcn 9?6tt>en fein
— in bie geber ju bictiren, fo m6d)ten roir eS für je«
wif behaupten, baf fein ©eifi ftd) fchon in früfcejter
3ugenb an biefen frommen, f)errlid)en SSBeifen fictylte
unb beranbilbete.
(5s ifl ein wahrer 2fuSfprud) eine« fcf>arffinntgen Schrift*
fleUerS im $ctd)t ber 2J?uftf, bafj 85 a d) ganj jum SRet*
ter beS <Sd)ten Chorals gefdjaffen geroefen fei. Allein
feine Neigung ging mehr babin, bie SWuftf im gigurir*
tm jur t)id)fttn 83ollenbung gu bringen ober bie t)6chfte
Stufe ber Äunft ju erreichen, ohne auf baS 9?ücf ficht
$u nehmen, was bem frommen ©inne beS 83otfeS ju-
fagt, unb fo mußten freilich feine an fich unvergleichli*
chen vierftimmtgen Ghorile für baS SSol! ganj unfrucht-
bar bleiben. 3<* fetner Snbivibualitit roar eS ganj uns
mJglid), ftd) ber ©emeinbe $u ndl?ern unb ftd) für fie
ber fo nottjroenbigen etnfad>flen Äunfimittel gu bebienen,
wie, um ein Singer berfelben ju werben, bieg >S\t[ feine
amtlichen 83orfaf)ren unb Nachfolger, ein ©eth- GaU
vtfluS unb £. ©djein, ein 3. DoleS unb X $\U
ter nid)t of)ne ©lud erreichten. SBeldje weite Äluft
i&n von bem 9Solfe trennt, felbft als er eS einmal ernfb
lid) verfudjte, für baffelbe hinfichtlid) beS GtjoralgefanqeS
tbcttig ju fein, geigt ftd) flar unb beftimmt in ben 69
Gbordten, bie 85 ad? auf 83eranlaffung beS GantorS ©.
Ghc Sdjemelli im S^re 1736 entwarf unb treibe
bem Seif« ©efangbudje einverleibt würben.
Eigentümlich jebod), wie alle«, was 85 ach ergriff,
faßte er bie 5Äelobieen feiner Äirdje auf, unb viele fei*
•) Obiger 2Crtifel ift ein Srudjflöcf ouS bem Vorworte ber
neuen von £rn. ^ecfer beforgtcn 2fu6qabe ber »acb'fcben
Qf)cxält, bte ndcbften« bei 9t. Briefe erfd einen wirb. S5*tr
terwetfen auf bie Änjetge beö $xn. 83crleget« jum Scbluf t>on
9cr. 22. 2). «Rebact.
ner Aufarbeitungen berfelben laffen ftd) r)ielleid)t am
beflen mit ber 2frt unb Sdjreibweife ber alten Contra«
punctiflen be« 16. 3aljrl)unbertö vergleichen, benen e*
galt, einen Ätrdjengefang (caiitus firmus) a(6 einfad)flen
Stoff ju ergreifen, um anbere, tl)m entfpred)enbe unb
ttagenbe 9J?elobieen l)in gugufügen , gleid) bem Äünfller,
bem es nid)t genügt, feinen Ijimmelanffrebenben S5au
nid}t allein jwecfmÄßig unb bauernb für bie fpdtejie 3eit
auSjufiit)ren, fonbern ben eS aud> treibt unb bringt,
burd) Spifcbogen, JHofen, Ändufe, SJerjierungen aller
2frt u. f. w. bem Sd)6nt)eit$ffnne im ©anjen, wie in bem
Ginjelnen ju willfatren. konnten unb vermochten, eben
biefer eigentl)ümltd)eu 2)urd)füf)rung wegen, 83 atyö
ßboralbearbeitungen fo wenig, wie bie eines Stephan
2Bal)U, 85eneb. 2)uctS, 3. 2Baltl)er u. 3(. ber
frühem ^eriobe , volNttjümlid) werben — 85 a et)
fdjrieb aber aud) junid)fl nur für ftd) unb feine Jreunbe
unb verjidjtete felbfl bei einer 2(uSfül)rung feiner (51)0=
rile, wie jene alten Stonfefcer, auf bie SWitwirfung bei
©emeinbe, — fo wirb ibnen bod) baS 93erbienfl be«
wal)rl)aft fünff lertfd) * fd)6nen für alle 3etten ver=
bleiben.
ein !6fllid>eS 3Beit)gefd)enf l>at ber Ijerrlidje SKeiflec
fo allen benen mit biefen fleinen ÄunfJwerfen vermad)t,
bie feinen ©eifl ju erfaffen unb in fein 3nnereS einju^
bringen vermögen, ba^ fte felbfl nad)jufül)len im @tanbe
ftnb, was fein ©emütl) bei bem 9?ieberfd)reiben berfelben
erfd)ütterte, entflammte, beruhigte, erljob unb begei^
flerte. — G. §. S5ecfer.
®ie £uartettabciit>e im ©ctt)anb{jaufe.
2Bie im vorigen 5Binter waren aud) bieSmal bie
©renjen biefer früher nur auf jQuartett 3 unb ^Quintett*
muftf (bisweilen ein Spot)r'fvl;eS 25oppelquartett, ober
9J?enbelSfobn'S Dctett mit eingerechnet) befdjrdnften Äbenb»
Unterhaltungen erweitert, unb aud) anbere ©attungen ber
Äammermuft! in il)ren ÄreiS gejogen worben. SBor allem
war bem ^)ianoforte eine bebeurenbe 9ioUe jugewiefen,
unb balb allein, balb mit einem, jweien, breien ber übri*
gen 3"Prwwnte gepaart, trug eS wefentftd) ju reiche«
rem ersten ©enuffe bei. Dag, was bie vorgeführten
Gompofttionen betrifft, vorju^Sweife alte 9iamen, unwan-
belbar an @ewid)t unb ©eltung, auf ben 3*bbeln ftd)
jeigten, SReuefteS nur in fparfamer, ftchtenber 2fuSroal)l
aufgenommen würbe, ifl fe^r natürlich unb wirb nament*
lid^ von einem nid)t unbeträchtlichen Steile ber ^)6rer
feljr banfbar anerfannt; jene foliben SOTuftf liebhabet meU
nen wir, bie feljr unbefriebigt von bannen gel)en wür*
ben, erhielten fte nid)t jebeSmal richtig tyren £ar)br\,
SWojart, 85eetf)OVen. 3n ber JRücf ficht auf namentlich
biefe S3e|ud)er finben wir aud) eine Rechtfertigung bec
86
in ber SE()at über bie ©renje ber ©ättigung fjinauS*
gefjenben SRaffe beS 2Cu«9efüt)rten. Sin ^apbn'fdjeS
Quartett, ein SBojart'fdjeS Quintett, bie Äreujer'fdje
(Sonate unb groei bis brei SErioö t>on S3eetf)ot>en — 2(ÜeS
t)om ©rißften unb 33eflen — üerfdjlucft ein rechter
Quartettlieb in einem 3uge ol)ne Umfeben, t»ier*, gwei»,
ad>tf>dnbig — toute meme. Sin SDMßigfeitSüerein ge*
gen Bolleret in geizigen ©enüffen, boren mir, will ftd)
conjlituiren; nur n>unfd>en ©tücf unb bieten gern bie#anb.
— 93on anberen älteren SWeijfem ft'nben wir bloS ^um*
mel in einem 2rio (Dp. 83), ÖnSlow in einem Quin*
tett (£>p. 21) unb 6. Ütt. x>. SSeber in einem Glamer*
quartett vertreten. SJlenbelSfobn gab ein Quartett, ein
SErio unb 2ieber ofyne SBorte, barunter $wei neue. Unter
ben größeren SStücfen war bie einige 9Jeuigfeit ein Quar*
tett t)on £)at>ib. 93iele motten wof)l ein fo genanntes
brillante« Quartett, eine $rincipalfrtmme mit Sxiobeglei*
tung, erwartet fyaben. ©tatt bcffen f)6rten wir ein fo
reines, in allen ©timmen gleid) gearbeitetes Quartett,
baß man efjer fagen f6nnte, eS fei ber feinen Detail*
arbeit in ber ©timmenfüfjrung, beS fünfllidjen 2(uS»
pu&eS wo nid)t ju mel, bod) merjr als notl)ig jur un*
mittelbaren SÖBirfung, unb bem 2(uge offenbaren ftd> in
ber Partitur nod) mandje feinere 3üge, frmftlidje SBen*
bungen, finnige 33ejief)ungen, bie bem ®el)4r wenigjtenS
bei ber erften SSefanntfdjaft entgegen. SBorjugSweife ge*
fielen uns beim $6ren ber erfte unb britte (Äbagio)
<5a&; fobann baS finale; ber jweire <3afc (2>d)erjo),
beS intereffanten 2J?ittelgebanfenS (SErio) unb ber funff*
reidjen Arbeit ungeachtet, wirft weniger frifd). Der
9iait>et<St beS ©ebanfenS fdjeint burd) bie Äünfilidjfeit
feiner DarfleKung jur geffel geworben ju fein, bie, fei
fie aud) golben unb von t>ortrefflid)(fer Arbeit, bod) eine
geffel ifi. SWit greube begrüßen wir übrigens, unb, ge*
jteijen wir eS, ntd>t ofjne Ueberrafdjung, ben GomponU
jten, t>on bem wir nur Goncertcompofttionen für fein
3nflrument fennen lernten, auf einem gelbe , auf bem
er fo glücflid) bebütirte. — S3on ben Altern SBBerfen
fyeben wir als feiten gefyort unb gewiffermaßen neu baS
fdjon erwähnte Quartett t)on SBeber für ^ianoforte,
SJiolin, SJiola unb 83iolonceU, unb baS 2tto$art'fd)e
Quintett mit Klarinette r)ert>or. 58on #apbn unb STOo*
jart famen mefyr SSiolinquintette , r?on 33eet()0t)en mel)t
Claüiermuftf an bie OJeifye, t>on festeren bie ©onate
Dp. 81 (les adieux), eine anbere mit SSioline (6*3JioB)
unb bie beiben SErioS beS Dp. 70, unb ein Quartett,
t>on SKojart außer brei Quartetten unb einem Quintett
baS ßlatnerquartett in ®-9RoU, \>on #at)bn außer ben
Quartetten ein SErio. 9?od) haben wir mit wenigen
SBorten bet 2fuSfuf)renben ju gebcnfen: 3(ußer ben bei-
ben Dirigenben, 5KenbetSfor;n unb Darib, waren für baS
Quartett bie £erren Älengel, gcfert unb 2Bittmann,
benen in bem SWojarffdjen Quintett ^)r. ^einje (6la=
rinett) unb in ben DnSlow'fcben Jr>x. ©riebet auS S3er-
lin (a3toloncell) beitraten. Das Jpummtl'föe Srio fpielte
^)r. Äufferatt) , ein talentvoller junger Äünjller, bejfen
fdjon in ben 33ertd)ten über bie ©ewanbtjauSconcerte ge-
tad)t würbe, unb in einem ber 5ftojart'fd)en Quartette
gab #r. ©ulomp, über ben b. 3tfd)r. gleichfalls fdjon
berichtete, ©elegenfjeit, if)n aud) t>on biefec <Stiu fennen
ju lernen; obwohl er mandje SortragSmanier, bie mel)r
bem Goncertuortrag eigen, mit einjlreute, fo ufurpirte er
fid) bod) burd)auS nidjt ein ungefüges Uebergewicbt,
wie wol)l fonft Jöirtuofen pflegen, unb jeigte fid) über-
haupt als einen Quartettfpieler t>on ©efdjmacf unb 33e*
fonnenl)eit. {ei)lüf feIflt #)
£)ie Plagiate be§ Dr. @d)tatncj in (Stuttgart
betreffend
3ur SBürbigung eines 2fuffafceS beS Dr. ©. &d>ih
ling in Stuttgart: „bie neue 3eitfd)rift für SfWufif unb
id)" werben Tille, bie nur ben ©. ©djiUing'fdjen ÄuffaS
fennen, erfudjt, bie SBBarnung beS <$tn. #ofratf) ^)anb
in 3en« in 9tr. 48 beS 40flen 3al)rgangS ber 2flJg. 9Kuf.
3eitung, bie S5efanntmad)ung beS $xn. S3ud)t)dnbler
ÜWefeler in (Stuttgart, bie SÖJarnung beS #rn. Sud)?
bänbter Äobler in «Stuttgart in 91t. 7 bet bi«stfhrigen
S5ud)banblerborfenbldtter, bie JRecenponen beS $rn. Srga«
nifl ß. g. SSecfec l)ier in 83b. 13. 9h:. 40, bie ber
ß^iffre 4 in 33b. 14 9Jr. 3 unferer 3«tf*rift, wie bie
in ben 9t9?r. 195 u. 196 beS vorigen S^^rgangS bet
3enaifd)en 2iteraturjeitung gleid;fatfS nad)iulefen, um ba=
burd) ju einem Urteil über ben genannten 9J?ann ju
gelangen, wie aud) barüber, ob t)ier nidjt eine 9)flid)t
gegen baS publicum vorlag, auf baS marftfd)reierifd)#
Sreiben biefeS 9)fufd)erS aufmerffam ju madjen, unb
ob man anftänbiger SBeife ftd) mit einem foldben über*
Ijaupt einladen bürfe. SQ3ir antworten ba&er auf
ben fonfligen Sntjalt jenes tfuffa&eS nid)tS, Derweifen
Tiur auf bie <5ad)t, unb warten gettofl auf baS „flra»
fenbe ©eridjt", baS ^r. ©d)iüing ju feiner 3}ertr;eibigung
anrufen will. @d)ließlid) aud) nod) bie SBerfidjerung,
baß £r. ^)rcf. X 83. «Karp in S3erlin ber Äritif beS
©djillingTdjen fogenannten „^olppfjonomoS" t)6llig
fremb ifl, unb baß wir gef)6rigen QrteS ben JBerfaffei
nennen werben, ber in fo grünblidjer SD3eife jene» bür*
felbaften unb unwiffenben Plagiator entlarvt ^at.
ßeipitQ/ im Sftärj 1841.
Die Rebaction tet Tient n 3eitfr Ijrift für JHufik.
SJon b. neuen 3ettfc^r. f. SKufif erfefteinen ro6cbentltcb jwei Seummern ju einem falben S5ogen. — f)rei* beS ©anbei v^n
52 dummem mit mufitaltfcben Beilagen 2 Sblr. 20 9Jgr., ohne mufifalif^e ^Beilagen 2 Zfyiv. 10 9^gc. — Abonnement nehmen
aüe ^o(ldmter, SBudj^ SOJufif^ unb JCun^anbiungen an. —
: (Betraft In 9t. 9t i if m a n n in iciriig. )
tt e u e
3^itö^l)rift für Jttttötk.
SBerantoortlicfyer JRebacteur: Dr. £ft, <3$utttaittt. JBerleger: 91« gttefe in £etp)tg*
SSicrjeljntec S5anb.
^?22.
£en 15. SRdrn 1841.
2>U Jtunftreif*nbcn (ßd)lup). — Sicber. — ©crcanMjauf toncerte. - 4ßermifc^tcö. —
£)ie metfiten jefctgen Cangvögel fingen na<b
einer JDre^orgel von Sföufhr, niefct aus
Reifem 23ruttrieb »te bie StocbtigaU.
3ean ?)aul.
!$te ßttnfttetfcitbeit.
2Cu« SQBeber« Öteifebldttern.
(©(bluf.)
3n bem vollen Stuffe bec ^ontafie ndmlid) würben
ferne Srommeln taut, unb nad) unb nad) erfcboU bie
gange friegerifebe SEonriege, weldje einen reebt artigen
SKarfd) fpielte, ber gufdllig au« ber «£>aupttonart be«
2f)*'fd)en Spiele« erflang. SBa« lag nun l)ier ndber,
n>a$ ijanbgreiflidjer , al« bafj ber vortragende Äünfiler,
weldjer burd) fein £)rd)efler, burd) feine ^Begleitung »et*
ter gebunben war, ba6 fo laut t)ereinflingenbe 2()ema
aufgenommen, begleitet unb nadjbcm ber 3apf<njheid)
vorüber war, biefe« 2bema mit bem früher gegebenen
burcbjufübren b^tte? 6« war bie« eine Aufgabe, weldje
ber jäufall geftellt fjatte, bie jeber Üonfreunb von einiger
Umftd)t t)ier gel6(l erwartete. 5Bie gog ftd> aber unfer
Äünftler au« ber ©ad)e? ©obalb al« ber 3«pf«nflreid)
ndber fam, brad) jener in 2J?itten be« vollen Stongewüb*
U« ab, unbekümmert barum, ob ber 3Beifengujj wie ein
gefrorener SBafferfall febreefenb übet unfern #duptern
febweben würbe, fab wdbrenb ber ganzen 3eit ber Unter-
brechung in feine $ord)ermenge hinunter, unb begann
bann, al« bie SErommeln unb pfeifen »erbaut waren,
wie ein vom 3auberfd)laf 6rwad)ter, bort, wo er aufge*
birt, obne baß wir um eine SRote ju furg gefommen
wdren, unb fpielte ba« gange ^)l)antafiegebdube hinunter,
al« ob gar nidjt« vorgefallen fei. 2Der 3«pf«n(lreid)
wdre vielleicht bie 33ürge gewefen, weldje bet gefammten
2eifiung be« Äunfller« in ben 3ugen ber STOenge einen
eigenen Steig gegeben unb un« alle gu feinen ©unflen
bejioeben bitte, aber fo trug er nur bagu bei, un« auf
ba« vollftdnbigfte von jebem 9Jaufd)e gu entnücbtern.
2(1« ba« ©tue! geenbet f>atte unb ni<bt« mebr folgen
^S
B
wollte, flauten wir un« alle lange fragenb an, unb
fd)ieben bann jlumm von einanber. Deutlid) wat e« gu
füllen, bajj feiner fo red)t mit ber Sprache tyerau« woll*
te, ftd) freute, mit feiner SKeinung fd)roff gegen einen
Äünfiler ^etvorjutreten, ber foldje« verbreiteten Stuf*?
tf)ei(t)aftig. 5Bir reiften ab, id) verfolgte meinen tilget*
weg, unb traf in allen 9\t)einfldbten unb vielen anben.
©tdbten unb Stdbtdjen be« beiligen bcutfdjen Steidjetf
immer an ben grofen 6tfm bcnfelben 3*ttel fleben. ©o
ift e«. SMefelbe fpbantafie flang unb fltngt von ty*
ter«burg bi« $)ari«, biefelben ©eigenvariationen von ^a«
ri« bi« nad) $eter«burg. Daß biefe ©adjen ivUbt gut
ge^en, wie gefdjmiert gel)en, fann feine grage mef)r fein,
ob aber geute, weldje )te blo« unb ewig abfpielen, ben
9Jamen Äünftler verbienen, be« 2obe«, ba« man U)nen
über biefen Stamen herüber angefangen, würbig? ba«
lohnte wobl einmal ber grage. ©inb fie wirflid) im
©tanbe, etwa« SBeitere« gu leiflen al« ©enannte«?
2Babrf)aftig nic^t. *) 2ei|len fte aber S3effere«, f innen
(te mef)r fpielen, wa« foll id) bann von il)rer eigenen
2(bgefpanntt)eit fagen, bie ftd) untergeben fann, immec
biefelbe Gcmpofttion ju wieberbolen? 5Bie lange ijl e«
ber, baf ber SWeifler ©pobr bie ganbe burdjjog unb mit
feinen Goncerten hit 5D3elt entjücfte? Seben feine SWdn*
ner mebr, bie ben Äinig aller ©eiger, ben unvergleid)*
ltd)<n ^aganini, gel)5rt? unb ftnb 2ipin«fl unb anbere
SKeifler fo fdjnell verfdjollen ? $at je einer biefer Jlünf!*
ler, beren id) mieb wenigjlen« noeb entftnnen fann, e«
gewagt, vor irgenb einer 3ub£rerfd)aft fo in iWacbtmüfte
unb ©d)lafröct aufzutreten, ftd) fo burebweg einfeitig iu
geigen, burebweg nur SWittelmdjjige« aufjutifeben ? Hut
*) SBebel irrt, wenn er onber« unter bem 2b* ben meint,
ben wir meinen. 2). Heb.
88
waten mel)t ober mtnber bebeutenb auch SEonfdjipfer für
tb* Snjfrument, aber alle befdjrdnften |7d) niebt blo« auf
Ujre Arbeit, fannten aüe jene, n>eld>e ©ute« unb Sud)*
tige« t>orbem geleitet, 2ftle wagten ftd> in einem ßon*
eerte, trofc be« sollen £)rd)efter«, l)6ren $u laffen, unb
Seiten, rote fte SSaillot, JRbobe, £reu|er, 5Wo$art,
33eet&o&en unb $anbn aufgefaßt unb benfenb burdjarbeis
Ut dbm fo gilt e« Don ben ßlamermeiflern. #um*
mel fjl jwar heimgegangen, lebt aber nod) in bec ©ein-
nerung; Gart SKaria t>. 5Beber, SWofcbele« unb Stieg
finb noefe nid)t Dergeffen mit tbren Seiftungen, unb
2J?enbel«fobn*83artbolbn blübt nod) in frifebem, juneb*
menbem geben, unb äße tiefe ÜKeiflet wufjten unb roif-
fen, wa« rote untec Goncert \>ttfttt)tn, begriffen, baß wir
feine Üafdjenfptelereien, feine bloße gertigfeiten unb
£unji|tucfd)en auSyejiellt wollen, baß roir einen Äünjtler
verlangen, bec fetbec t>ot ber Äunft 2(d)tung fuijlt, unb
ber wobl ben SE&eefaat t)on bem $u unterbleiben wetjj,
hi welchem ftd> eine gebildete Äun|tgeno|Tenfd)aft einftn*
btt, um einen Äunjtler $u baren unb gu beurteilen;
^aben fty alfo Äfinfller tiefere« SBiffen unb 2(uffaffen
angeeignet, galten aber bamit nur binterm SSer^e, unb
treten nur mit folgen Stiftungen bert>or, welcbe aud)
tüdjtige ÄönfHer t>or ibnen, freilid) nur in SEbeefdlen unb
engeren -Rretfen roegroarfen, fo fjaben (Te es fid) felber
jujufdjretben, roenn fte verrannt unb einfeitiq beurteilt
»erben. — SBebel.
£ i e b t t.
Subw. JBerfler: 3ef)n Sieber m. 33egl. be« *Pfte.
£)j>. 27. (©dmmtl. Sieber, ©efdnge unb äBaOaDen
ljtc ßief.) — Seipjig, £ofmei|ler. — 20 g®r. —
3n JBerger'« nacfygelaffenen Gompofttionen, bie bie
SBerlag«l)anblung jur Verausgabe an ftd) gebracht, beftn*
bet (!d> unter anberm eine betrdd)tlid)e Änjabl ©efang*
compofftiemen, &on benen f>ier bit erfle Lieferung Siebet«
freunben geboten roirb. 6ine Sammlung, mannidjfaltig
gemtfdjt unb reid> , bie fd)on über ba« b«fömmlid)c
4)albbufcenb bwau«gebenb , gew6bnlid)e Sieberbefte (aud)
mit febr wobl aecrebibirten Firmen) an STOaffe aufwiegt,
an ©ebalt fte weit in bie Suft fd)nellt. 5Ber am Sie*
berfang nur etwa« mebr al« einen blo« tjon ber SWobe
be$ Zage« gebotenen 2fntbeil nimmt, fennt wobl jenen
Steberfrei«, ber urfprunglid) t)on mebrern Siebtem, bann
t>on SB. SWuüer unabbdngig bebanbeft, unb aud) burd)
©ebuberf« Gompofition befannt würbe („Die SWülJerin")
J£at bod) bie eine ober anbere ber 83erger'fd)en SWelobieen
tiefer lieber, $. 85. ^Xrocfne SSlumen", ftd) greunbe ju
erwerben gewuft, wo man eigentlich weit anbere« liebt.
5Bie jene, fo erinnern aud) biefe twliegenben lieber in
ber S5el)anb(ung be« Sed)nifc^en mannid)fad) an friere
3eit. 3ugleid) aber, unb $um 2beil bterburd), offenbart
ftd) barin eine reife SEüdjtigfeit, eine ßlafftcität, bte über
bloßer 2Tu«brucf«s unb ©tplgewanbtbeit fo 1)0$ flebt,
al« bie SWeiflerfd)aft über ber Routine, ©tatt in mo=
notonen #arfenfd)(enbrian neben ber <Sing(ltmme lieber*
lid) b»"3«fd)^ntpen , ober burd) |u fdjwuljtige, unlieber*
mdßige Äünftlid)!eit ben ©enufj au verleiben, fc^lieft ftc^
bie Segleltung ungezwungen an ben ©e|ang, tft mit
tbm üielmebr in gin« r>erwad)fen, benfelben tbeil« in
Umriffen anbeutenb, tl)eil« i'bn ausgeprägt in ftd) tra*
genb, wdbrenb bie anbern jwei, brei Stimmen mebr ober
minber paraüel, immer aber in fd)6ner gübrung ftd) an«
fd)liefen. 9iur feiten, nur in jweien ber Sieber, be*
ftebt bie SSegleitung in einer befannten, aber feinet
weg« trivialen 2(fforbbred)ung. — 23ie einzelnen Sieber
nun betreffenb, fo t)at un« wobl ba« eine unb anbere
befonber« jugefagt unb eingenommen, aud) bitten wir
ba« eine, jebenfall« febr früber 3eit angebfirenbe, un«
febwer üermigt. 2)od) ba wir nun, Don inbbibueüer
Neigung ab:, unb nur ben reinen Jtunfiwertb anfebenb,
(Stnjelne« auSjeidjnen wollen, wirb un« bie 5Baf)l fdjwer.
Somit wollen wir bem ©efebmaefe 9tiemanbe« t)orgreU
fen. 9Jur ba$ jwei jweifiimmige Sieber, barunter ein
retjenbe« eigentbumlicbe« „äwtegefpr^d) be« SKüblbad)«
mit bem SRonbe" in ber Sammlung ftd) ftnben, fei
noc^ erwdbnt. — S.
@eu>attb^an«cpttcerte.
•Da« 13te unb bte brei folgenben Goncerte brachten nur
SBerfe beutfeber Gompomffrn , unb jwac unferer gr&fiften:
S5ad), ^dnbel, ^at)bn, SRoiavt unb JBeetfcooen.
SBacb unb *|>dnbel füllten einen 2lbenb, bie onberen jeber einen.
£&£ bte ÄuSrojljl finnig, baf jeber ber <D?ei(lcr burd? bejcidj=
nenbe (Sompofttionen oertreten mar, fann man glauben, wo
ein SÄeifler gewallt battt, ber, rote SKenbelöfobn, ibre SBerfe
fo buccb unb bureb fennt, rote otelleicbt 9ciemanb bec ^eitges
no(Ten weiter, ber roobl im ©tanbe wäre, alle« an jenen fcb6=
nen Tfbenben S3orgefübrte au« bem öebdcbtniffe in Partitur
^u fdjreiben.
S3on einer Ärttif, »on 8ob unb SEabet ber ^ompofttfonen
fann im Uebngen roobl feine 3cebe fein 5 boeb mag, mit bte
2iu6:t>afcl getroffen roar, manebem auötrdrttgen JCunfifreunbc
oon 3ntereffe fein, unb oom ©efebmaefe, mit bem jene <5on*
certe georbnet waren, ein 3eugmf jeben.
©a« JBacb -- £änberf#e öencert bradpte im erflen
SIbeile :
Die ebromattfebe ybantafie, tj. g. fKenbelSfobn gefptelt,
bie boppelcb&rige ÜRotette: „tcb laffe bieb m'cbt",
^baconne für Violine allein, o. g. 2)aoib gefptelt, unb
baä Crucifiius, Resurrexit unb Sanctm au« ber grofen
50?effe in ^).-9Roll,
alle« oon SSadj, unb fall ju otel be« ^errltdjen. ©en tiefflen
einbruet maebte öielletcbt ba« ©rueifiruß, aber aueb ein ©tuet,
baß nur mit anbern SBacb'fdjen ju oeraleicben tft , eine«, cor
bem ftd) alle «Weiftet aller 3eiten in e^furebt oernetgen muf-
fen. iDie SKotette „icb laffe bieb ntebt" tft mebr befannt; in
fo oollenbeter Aufführung war fte fnbef b'*r noeb niebt gehört
89
worbcn, baf fie in biefer griffe unb Älar^eit eine ganj an*
bere festen. >Die ©oloftücfe brachten ben ©plelern feurigen
33eifall, wa« wir §um S3eweife anführen, bajj man mit SBadj's
fdjen @ompo(ttionen aud) im Öorcertfaale nodj ent$ufia«miren
fönne. 3Bie freiließ 2Äenbel«fo()n Sadj'fdje ßompofitionen
fpielt, muß man ftören. Daotb fpielte bie @baconne ni$t
minbet meifterlid) unb mit ber feinen ^Begleitung Sttenbel«*
fo&n'«, oon ber wir fdjon früher einmal berichteten. Den
zweiten 2^etl be« Goncerte« füllte «§ anbei SöaV e« fein
söerfioß gewefen, fo bitten wir ibn oor 93ad) ju &6ren ge*
wünfdjt. SRad) u)m wirft er minber tief, 2)ie gewdfciten
©türte waren:
Ouoertüre jum ütteffta«,
Site, unb Arie mit @£ot ebenbafcet, oon Sri. @$tofj ge*
fungen,
Sfjema mit Variationen für (Slaoier, &on *D?e»bel«fo$* ge*
fpielt, unb
SBier Doppeld)6re au« 3«rael in (Sgnpten.
9*eu baoon war bie 3te Kummer, unter 9!)?enbel«fo$n , « $dn»
ben oon rcijenb nafoer SÖirfung. 3n bufen vok in ben
JBadj'fdjen Gtyören, fo mit in ben fpdteren brei @oncerten,
mixltt übrigen« eine bebeutenbe tfnja&l Dilettanten mit, wa«
einer banfbaren (Srwdfcnung bebarf.
Da« (Soncert be« 28ffrn San. war £at)bn gewtbmet.
€5o ÜKannidjfaltige« ba« Programm enthielt, fo mag bod)
SRandjen ber Bbenb ermübet traben, unb natürlich: benn
4>an&n'fd)e üHufif ift (jier immer oiel gefpielt morben* man
fann nidjt« 9?eueö me^r oon tym erfahren; er ift wie ein ge*
wotmter £au«freunb, ber immer gern unb adjtungöooll em=
pfangen wirb: tiefere« 3ntere(fe aber l)at er für bie 3e$tjeit
nidpt meljr. £)ie aufgeführten ©tücfe waren:
Einleitung, SReatatw, Arie unb <5bor au« ber ©dj&pfung,
bie Solopartie o. grl. ©djlofj gefungen,
Cluartett (©ott erhalte granj b. flatfer) f. ©treidjinfrnti
mente, oon b. ££. Dauib, JUengel, ©djulj unb Sßitt*
mann oorgetragen,
SJcotette „bu bift'«, bem 9tubm unb <£&re gebühret",
©nmpbome in 23 s Dur, unb bie
3agb unb SÖeinlefe au« ben 3al?re«jeiten.
2Bie nod) TCUer £erjen an »JJi o j art bdngen, baoon gab ba«
folgenbe Goncert einen 33ewei«. JDrdjefter unb ©olofptcler
fceigten ftd) aber audj im &6d)fren ©lanje; e« war ein <5on«
cert, in bem wir gan& Deutfd)lanb gegcnwdrtig gewünfdjt
$dtten, in ben 3ubei einjufrimmen , ben fein großer Äünftler
an jenem tfbenbe erregte. 3ft e« ntc^t, ai« würben 9flc$art'S
SBerfe immer frift^et, je mel)r man fie ^ortei tfudj einige
feiner ßieber tjatte man ^erüoigefudjtj »ic junge Seilten
bufteten fie noc^. Soige ^ier anftatt aller SBefcbreibung noc^
ba« au«gefud)t fc^6ne Programm:
Ouoertüre ju Situ«,
filecitatio unb 2Crte mit obl. 83ioline, öorgetr. o. grl. €>d)lof
unb »f)m. Daoib,
^oneert in £>z3Holl f. 9)fte., gefp. x>. g. 2Kenbel«fo^n,
3wei lieber, gefungen t>. grl. ©c^lof,
Gpmp^onie in ß*£ur (Supiter).
(Kner ber reichen SXufifabenbe aber, wie er M'eu*ef<$t fei*
ten in ber SBelt ju b^ren, war ber be« Uten gebruar, ber
nur ©eetfcooen'fcM braute. 3luc^ fdjten un« ber €aal
gldnjenber al« je gefüllt; ba« Ctdjefier, gebrdngt ooK ?on
feings unb ©pielluftigen , ö crr abrte einen* fdjönen XnbLiä.
Unter ben ©dften warb balb aueb bie geniale Jiünfllenn ent»
beeft, bie ©eet&ooen fclbft ju einer feiner gröfjfhn edjcpfuns
«en/ jum gibelio gefeffen ju baben fdjunt: OTab. £d?röfcer?
äbeorient, bie ber 3ufall ju günftiger €tunbe gcrabe nadj
Stfpjfe geführt ^attc. So waren benn eble Äunftnatuun
genug Ui einanbec, um 23eet5ooen in wücbigfler Steife ju
oertreten. 2fuc^ ber junge Stoffe, ©ulom», barf ntc^t uner*
wd(jnt bleiben, ber, noc^ wenig gefannt, burd? ba« ©piel be«
S3iolinconcerte« in 2).-JDur ftc^ Achtung erwarb unb jie uer=
biente. 5Da« ©oneert brachte benn
bie Ouvertüre ju Cenore in 6 «Dur,
Äprie unb ©loria au« ber SXcffe in (5 Dp. 86,
ba« erwdfcnte SSiolinconcert,
2tbelaibe, unb jum Sc^luf
bie 9te ©pmp^onie.
Die Duoertüre würbe ba (Sapo oerlangt unb auc^ gefpielt.
Da« le^te wunbert un* beinahe, ba neefy fo oiele« com Ordje*
frer ^u leiten war. Da« Äyrie unb ©loria nadj biefem
zweimal geborten SWiefenflücfe wiettt fdjwddjer. Den 9laz
men be« ©pieler« fces 23iolinfa^c* nannten wir eben. Die
<5om»ofition gehört t \x SBeetfcooen'6 fd)6nflen unb ijl, wa« <5r«
pnbung anlangt, wo^i in gleichem Wange mit feinen €pms
pbonieen ju fleUen. Km Spiele be« äiirtuofen ^dtten wir
fDcancfte« jarter, fingenber, beutfdjer gewünfe^t; in ben feuri*
gen ©teilen lie§ e« nidjt« ju wünfdjen übrig, ^iü eingeflodjr
tenen ©abenjen waren nidjt t>on ffieetjoüen, wie WntU genug
ju bemerken. 3um Vortrag ber Äbelaibc — wen ^dtte man
pd) lieber berbei wünfe^en mögen, al« bit e« fang: SB ab.
©djr&ber-Dwrient, bie fid) auf ÜKenbelöfofcn'« JBitte fdjnell
bereit jeigte. Da« publicum geriet^ in eine 2lrt ©djwdrme^
rei, ald fie fcm>ortrat, unb wdre eine Äünfllerin burd) notft
fo grofe Sriumpbe t>erw6t)nt, ein folget ©eifall müptc fie
immer erfreuen unb $at t« gewi^ au^. 9lod) flanb un« bie
yte ©i)mp^onie beoor. Cdjeint e« bo<^, al« finge man an
<nbli$ einjufe^en, baf in ü)r ber grofe SRann fein ©rbjfte*
niebergelegt t)at. Go feurig erinnere idj midi nie, baf fte
früher aufgenommen worben wdre. SSM biefem 2fu«fprucre
wollen wir oiel weniger bem Söcrfe, al« bem 9)utoicum tin
tob fagen, benn jene« fte^t über 2lUe«; fo oft ift bie« fdjon
in unfern ©idttern auögefproc^en worben, baj wir nid)t«
weiter barüber ju fagen l?aben. ^)it 2fu«füfcrung war ganj
oorjüglidi lebenbig. 3m ©djerjo ()6vten wir einen £on, beffen
83eteutung SKenbeUfobn'« SBlict wotjl ^uerft erfannt, ben wir
früher nie geqött ; ba« einige d einer )öagpofaune madjt bort
eine crftaunlidje SKirfung unb gübt bec ©teile tin ganj neue«
Ceben; man oergleidje bie spauitur 6. 6ü. SL 3. ©. T4.
Z. ö. - 13-
Neunte« ©oncert öer (Sutttpt,
ben 2. ©fdrj.
Duuertüre t>. SBer^ulfl. — tfrie ü. SKojart.— SBariat. o.
SDterf. — Arie o. DcntjetM. — Cuoert. t?. ©eetf>o*
Den.— ©ijmp^onie o. ©pot?r. —
t^it 8enore*Duoertüre (^r. 3) lief ftd> ba« publicum
glei(^ nod) einmal fpie:en; woU bie erfte berartige Äu«jttd)*
nung eine« btof en Drdjefterftütfö in ben Guterpeconeerten.
2Cu$ SJer^ulft'« Duöertüre ju ©i>«brtc^t o. 2imftel, unb felbfl
bie ©po^r'We ©pmpbonie (SBeit)e ber S6ne) würbe mit be«
fonberer SBdrme aufgenommen. 3Xan foll barum an nidjr«
oerjweifein. Die 93iotoncelIöariaticncn würben r-cn ^m.
SBittmann ungemein forgfam unb gebtegen, boc^ (oiellcidjt
fdjien e« una m Solv^e einer ungünstigen Stellung fo) mit
nidjt eben gropem Sone gefmclt. Die Arie be$ 05rafen au«
gigavo würbe oon $xn. Hintermann, unb bie Dcnijctti'fdje
»on SKab. gran^etttrSÖalaCl gtfungen. Scfctcre weif bm*
Äunftfertijfett unb ©^ule bie Wdngel i^rer stimme ju oer»
beefen, wat>renb ber erftere ju gewiffem Erfolge faum etwa«
anberc« ju geben l?at, al« feine wrtrefflity etimme. —
90
SermifcMe*.
*** Cetpjtg, 2. gebr. ©effern gab bic (Soncertfdn;
gerin grl. ©. <S*lof üjc SBenefiiconctrt, bte biefen äßintcr
faft allein, bie (5rftling$oerfu*e jweier jungen, unb gelegene
li*e ©aftoortrdge frember ©dngerinnen abgeregnet, ben Ssolo?
gefang in ben 2lbonnementconcerten ausgeführt rjatte. S?ei
ibrem erften auftreten im vorigen S&inter bur* bie SKdbe
einer anbern ©dngerin, gegen beren (tarf manierirte, franjö*
ftf* leibenf*aftli*e 83ortrag«wcife bte U)rigc falt erf*einen
tonnte, in ©Ratten gefreut, raupte ffe fi* allmdltg, unb na*
mentli* in ben bie«jdf)rigen (Soneerten — ber rei* gefüllte
€5aal unb ba« warme CSntgegenfommen be« publicum« in bcm
irrigen beroiefen e« — bie #erjcn ber pbvtx ju gewinnen.
3b« Stimme, ein flang.- unb umfangreicher tüfer Sopran,
üor&ugSwcife na* ber £iefe leicht unb ooll anfpre*enb, bo*
au* ^o^eren ^artieen jugdngli*, ift au* für ben rei*oer*
fterten, funftfcrtigen ©efang in bebeutenbem ©rabe, wenn
au* no* ni*t in b&*fto $)oten& , au«gebilbet. Äujjer
ben 2Cricn unb Grnfembleftücffn fang fie in ibrem @on«
certc einige Cieber, oon benen oorjugSweife ba« eine oon
Cinbblat fi* wdrmften SBeifall gewann. — £eroorfte*eno
unter ben übrigen ©tütfen be« @oncert« waren bie neuen
©ioiinoartationen be« £rn. Goncertmeifter« 2)aoib über ein
©*uberff*e« £teb (6ob ber £b*dnen), bit er $u lcb|>afteflem
£anfe ber £6rcr oortrug. — 11.
*** Ceipjig, b loten- ©eftern 2Cbenb fjörten wir
SKab. jDuflotsSDtailtarb, ber bebeutenbe öffentliche (Jim
Pfeilungen vorangegangen waren. ©ie rechtfertigte ba« in
anbern SBIdttern au«gefpro*ene Sob auf ba« SBoUfommenfte.
3ftrc Äunft ftebt &war nt*t mebr in ber erjien ffilütbe; bo* ift
fie no* frif* genug, um namentlich, bie italienif*e OTclobiccn
lieben, auf ba« Hnmutf)ig|re *u ergö|en. £>ie ^dngerin f*eint
in Stalien unb in guter Schule gebilbet; t^re ftertigfeit in
Goloraturen war für un« etwa« lange ni*t ©eb&rte«; bo*
tat fie aud) ©ei|i unb tfeibenfcbaft. Ob (Te au* beutf*er
(Sompofttionen md*tig, wiffen wir ni*t, ba fie nur Stalienu
f*e« fang; bo*, f*eint es, fcat fie bie SKittel unb ba« Za-~
lent baju. 23iellei*t boren wir in einem jweiten @oncerte,
ba« fie ju geben beabltdptigt, au* 2*aterldnbif*e«. £r. 9Dc£.
SftenbelSfofjn begleitete bie ©dngerin am Glaoier. Xufjerbem
fpielte grl. Slieffel, einige« nidjt ganj fauber, unb über?
eilt, im («anjen aber xvk immer anerfennungörocrt^. ärvti
Ouvertüren, oon &. 2Ä. @ dj m i b t ju adjt ^dnben für ixvei
^ianoforte« gefe&r, leiteten bie beiben £\)tik ein unb madjten
in biefec ©ejialt fe^r guten Effect. — 14.
*^* Äuö ©reiben wirb berietet, baß von ber ©ene-
ralbtrectton ber F6nigl. Kapelle bie geeigneten Maßregeln ge»
troffen worben, um (£. $R. t>. SB e ber'« irbifc^e Ueberrefte
auf beutfdjen S3oben beijufe^en. Süeber'« ©eburt«ort ift bu
fanntli* (Juttn; bocfe b at ^Dceöben, al« ber Ort, wo er ge*
wirft, qtroi$ au* einen 2fnfpru* auf feine 2Cf*e, bem wo&l
au* nichts entgegentreten wirb. —
* % * ©onijetti tyat einen t ü ruf* en Orben erhalten;
bie« pa$t ju feiner «Kuftf; fein »ruber, ©iufeppe, ift 4>of--
concertmeilter be« ©ultan«. — -
*** 3n einem @oncerte, wa« bie SKün*ner Kapelle
jum SBeften i^re« ?)enfion«fonb« gab, wirEten au* $t. ©raf
feieibor«fn au« Petersburg, unb ??rau ©elpbine £U(s
4>anblep aeb. r>. ©*auroti) au« ©efdlligfeit mitj e« war
ba* gldnjenbjle biefe« Sßinter«. —
%* 2fu* tn btefem Sa^re wirb eine italienif*e
Dperngefellf*aft in SBien SJorfleUungen gebend bie
2)amen gre&jolini, a:abolini, 8Ki§ Gfyato , bie Jp£. Don*
jelli, SWoriani, unb S3abiali finb Die ^auptjieibcn ber ©e«
fellf*aft. —
2C n j e t g e.
3m Serlage be« Unterjet*neten erf*emen e^eftenö:
3» ®cbaftiait 35a4'« üierftimmigeÄir*engefdnge.
©eorbnet, mit einem Vorwort unb biftorif*en 9tctt$en bes
gleitet oon (5. g. SJecter, Organi)len an ber «Ktcolatfir*e
ju £eipjig.
Die ^ölje ber Äunfl, bie ein Sodann ®eba$\an&Qty
erreichte, auf ber er fi* mit unglaubli*er Cei*ttgfeit bewegte
unb ba« erbenfli* wunberbarjfe v&armoniegewebe glei*fam
fpielenb entwarf unb au«füt>rte, würbe mit ber gr6fjjlen SÄü^e
faum ju faffen fein, wenn ber ütteifter ni*t gcwtffermafen
felbft einen ft*ern ^pfab geernet bdtte, fi* t'bm j^u nd^ern.
Unb biefer äöeg bietet fi* in feinen ^Bearbeitungen ber from»
men unb erjjebenben, bur* t^r Vdter xvk bur* itjr«n ©ebalt
glei* e^rwürbtgen flaf(tf*en ©efdnge beri l utber'f*en
©emeinbe bar.
Cdngjr erfannte man jwar, xt>U oort^jeil^aft eine 3ufam«
menftellung berfelben au* für ba« l;öberc ©tubium ber £on«
fünft fei, bo* — - offen fei e« au«gefpro*en — eine« 23 a*'«
wabrt^aft würbig i(t feine ber bi^ jefct baoon ocranflalteten
ausgaben.
9Äit 5Re*t glaubt ba^er ber Untersei*nete, ben Verebtem
be« großen 58 a* unter obigem Sitel ein SBerf ju überliefern,
ml^e6 allen 2(nfprü*en genügen bürfte, ba e« mit gröfjfi*
mögli*fter (Sorgfalt oon einem ÜBanne georbnet würbe, be«
fi* einen ebrenoollen tarnen in ber mufüalifdjen $8dt er?
worben, fo wie feine innige S3egetfrerung für tiefen 2lltmcis
jrer ber ^unft oft f*on öffentli* au«gefpro*en 1)at.
SBefentli* würbe fi* biefe 2tu«gabe oon aüen frühem
barin iund*(l unter f*eiben , baß fdmmtli*e ^otdle in
iljrer Driginalgeflalt, b. 1). in Partitur, erf*einen5 bann,
baf bie oerf*iebenen Searbeirungen eine« unb beffelben ©efan«
ge«, oft 6, 8, ja lomal oorbanben, m*t wie bi«ber wilXfü^rs
li* unter einanber geworfen — felb(i unter man*erlei Ueber=
f*riften — fonbern an einanber gereibt finb. £e«glei*cn
fallen — tvk fi* oon felbft oerflctjt — alle bie ©bördle weg,
bie fi* oon anbeen Sa*'f*en bur* feine SRote unterf*ei«
ben nnb fi* bem ungea*tet in ben frühem 2(u«gabcn in faum
glaublicher Stenge unb unter irrefü()renben Ueberf*riften
finben.
Um ben 2(nfauf ju erlei*tern, erf*eint ba« 5EBerf in ein*
jelnen monatlichen Lieferungen ju 4 bti 6 S?ogen
in gr. Detao, jebo* mit fortlaufenber ©eitenjabl. Die le^tc
Lieferung wirb einen 4>auptti tel, ba« Vorwort, bie
nötigen t)i|torif*en 9cotijen unb ba« SHcgifter ber
fdmmtli*en ©efdnge entbalten. ®ad>'« Portrait in
einem f*ön ausgeführten e>tat)l$i% wirb al«
trefftidje« Sitelfupfer ebenfall« am ©*luffe btu
gegeben.
eeipiig, im gebruar 1841. gt b e r t g r i e f e.
(«Rcumarft, £irfd)felb'$ Jqüu6.)
SBon b. neuen 3«tf*r. f. 9Rufif erf*einen wö*entti* jwet dummem ju einem falben SBogen. — ?)rei« be« SBanbe« »cn
52 Hummern mit mufifalif*en ^Beilagen 2 Z\)iv. 20 9la.v. f obne muftfalifebe Beilagen 2 ^tr. 10 9cgr. — Abonnement nehmen
alle 3>#fiämter, S3u*s, SÄuflfs unb £un|tbanblungen an. —
(Sclrvtft &ci $r. 9t u et m a n n in ^ctpjig.)
U e u
3Ht0d)rift für Jttttstk.
»erantwortltd^r JRebactcur: Dr. 91« <5$itmatttu »erlegen 91« griffe in fictpjtg*
Jtf 23. ~
SSterjeljnter 58anb.
Seit 19. 3»dtj 1841.
£ic Gantortn an ber £bemci$f$ulc in 2ftpjig. — Äu5 $art£. — iote$ Gonccrt bcc Suterpe. —
(gtn 6d}ulmeifto muf fingen (innen , fonft feb' i$ tyn nf$t an.
fcutber.
3Me JRetfKfolge ber ßantorm an ber StyomaS-
fdjule ju Seipjig.
£ie alma Thomana, wie aud) bec Ginf. gletd) an*
beten alten Üfyomcmem feine liebe 2l;omadfd)ule furjroeg
ju nennen liebt, bittet trog intern feltenen 2ftter üon
mebc ald 600 Saucen nocb immer in sollet Ätaft, unb
gab bet Sßdt ganje Sieben gearteter ©elebrten. 2)atf
fte abet in biefem S3e$uge ftd) £)euffcf)(anbd etlaudjten
©cbuten beijdb*<n, fo fUl)t fte c in s ig ba in ber
Pflege, gcrbetung unb SSecbceitun^ bec eblen SEonfunfi.
(Statt jebed anbern 83eweifed brausen n>tt nur an bie
gefeierteren ü)tet 35glinge ju erinnern: an & ei fei, ben
$affe nod) bid $u feinem 2obe für ben etftnbungdtetd;*
(ten aller 2onfe|er ^>if(c > an ben altern gafd>, oon
»eifern bie glan$enbe Steibe bet SSetlinet Gomponifim
audgefyt; an bie meifien bet Söcüber 33 ad), an
©taupnet, Äitnbetget, £)oled, (Reiniget
u. 21. m., Zud) reid)t bet SRufcm ber Storno , "IuU
burd) bie ganje muftfaltfd)e SBelt, felbft über ben £ul
unb 5Rb*in binübet. Gö fr^nt baijet nur ein ber eblen
Sonfunfl fd)ulbige$ Dpfet, wenn wir biet einmal bie
namentlid) * bef annten 6 a n t o r c n tiefet SKuftf fdjule
(^ronologifd) jufammenfieüen , unb ftiüfd)n?eigenb $uglcid)
bamit beweifen, ba|j biefelbe allein fdjon, im JHeid)*
tbume an gefeierten SEonfefcetn, manche europdtfdje
#auptjtabt audftedje. SBenn wit babei befonbecd fcon
2$ ad) an ganj fuvj (Tnb, fo tedjtfettigt und bet 2(uf-
fag übet bejfen „geißige ^JJacbfomrrenfcbaft", worin wir
in b. 331. fdjon bie neueten Sbomaö * Ganteten (weiche
jugleid) immet bie ©irectoten bet jWbtifdjen jtirctyen;
mujtf gewefen ftnb) weitläufiger befprodjen baben.
Sefanntlid) bunte bis jut 3?efotmation bie Zfyomtö*
fd)ule bem butd) feine ©eletjtfamfeit audgejeidjneten
2(ugufttnetjttfte tbetld ald ©eminat, tbetld ald ein
SWebium, um aueb bie geifiige 33ilbung bet ©tabt $u
fätbetn. 5Benn und nun aber aud jener 3<it tyte Gan*
toten fajl billig unbefannt geblieben ftnb, fo foll und
bied nidjt wunbetn. Senn ba* Gantotat wat l^ter, wie
bei anbern ©tift$fd)ulen , eigentlich nut eine ^Jftünbe,
beten 3nbabet für bie eigentltd>en 2(mtdpflid)ten fid? 9e*
iüobnlid) timn i3tcar tyielt; biefer aber war, wenn aud)
in manchen Rallen ^ieUc'.djt fet)t gefd)icft, bod) nur un«
frrgeotbneten JRanged, unb blieb babtt ungenannt. 9iut
fehr gl^tteid^ SBetbienfte machten biet eine 2hi$nat)me,
wie und benn tun bie JRefocmattondjeit in Mi^Ua unb
Um 5ugti;6ttgen 5P?rnbatbinetccllegium ju £eipjig ein
SKicbael SÄeuter ob*c SBurid, genannt ©allicu*
(ud, unb SHiJ-ael ©d^rel^er, in ütoiefau 6ta3mud
€3teinme^ f ginannt Kapiciba, in SSittenbetg Sjän*
tid) ginef gepriefen wetbin. So mag benn aud> 3o»
[)atin Utban, Un tmt 1439 ald SbomaiS - Gantot ftn«
öm, ein audgejeid)netet Wann gewefen fein. Gt war^
wie man ftebt, ein äeii^enofTe bed berühmten ^et?ud
Dredbenfid. s "ißie abez in jDtedben nun fogletcb wtebec
eine fajl 100j.ü;tige Äluft mufitalifetytn £)unfeld fid) auf*
tbut, fo aueb in Ceip^ig. iDenn etfl ju 2utbctd Reiten
wiebec ftnben wir l)in einen ©cb melfcet aud ©eitbatn
(mnsiconi :i in his terris faalo phneipem nennen i^lt
feine 3<itgenc)Ten) unter ben ^)rofeffoten bet Giftetcien*
fer, unb ©eorge SRfyaxo ober JRböu ald Gantor ber
2lugu(linec. ©tefer befonbetd butd) fein 1544 gu SDBit=
tenbetg vjebtucf ted ©efang« obet Gbotalbud) tbtn fo be*
fannte ald ©erojente, ix\\$ \>on Cutbet bod) \>mt)ttt 9)?ann,
geboten 1488 ^u Gi^felb im 9Jlemingifdjen , reftgnirte
bad Gantorat, unb ftatb in SGBtttenbetg 1544 ald 3fn»
babet einet frebeutenben 58ucb- unb ber etften fdd)ftfd)en
s Jiotenbtucfetei. liui) beffen 5lad/fblget, SBolfgang
92
Singet au* ©aiba, tyiett nid)t langet als 4 3flf)te in
Seipjtg au«, ging vielmehr fdjon 1540 als Gantor unb
SKufifbirector nad) greiberg, unb flarb 1564 als $far*
cet ju @rojis@d)irma.
9lad) einet Dunfeln *Periobe tritt nun 1592 beflo
erlaubtet ©etf) Galwtfe ober Galt>ifiuS auf. 2J?an
ftnbet überall baS 3. 1556 als jenes feiner ©eburt an«
gegeben. Aber biefeS ftimmt feineSwegs bamit, bafj er
in SJlagbeburg unter bem fdjon 1556 geworbenen SSlax*
tin JCgricola flubirt, bafj er 1567 feine SWelopoie t)<rau$*
gab, unb 1582 fdjon Gantor bet Seipjiger Unwerfttät
gewefen war; e$ fdjeint ba&er für 1556 überall 1536
gefefct werben 5U muffen. 3ebenfalIS begrüßte er bie
SBelt am 21. gebruar in ©orfdjleben bei 5BeißenfelS,
unb fein 83atet war, n>le jener Naumanns, ein £agl6b 5
ner. ©eit 1582 war er Gantor $u ©djulpforta. 2(11«
befannt unb nod) immer in ben metflen Galenbern t>er*
ewigt finb feine SBerbienfle um bie Gbronologie; er war
aud) ein flarfer SKatbematifer unb ßatinifl, wie feine
9B6rterbüd)er (Dom 3. 1614) bewetfen. Uns aber inter*
efftrt er $undd>fl als einet ber erflen SEonfunbigen fetner
3eit. Sie feflere SSeftimmung ber Sactlebre unb ber
©otmifttung banf t 9iorbbeutfd)lanb tbm unb feinem 3eit*
genoffen SKidjael ^rdtoriuS; biernddjfl feit 1597 baS
befle Gfjoralbud) be$ löten 3abrf)unbert$ , baS S3ud)
„de modis musici* recte cognoscendis", bie 2Jielop6ia
Ober Musica practica, ba$ Compedium mnsicae practi-
cae, eine Exercitatio musica (tnSgefammt auf SSilbung
guter Sonfefeet berechnet), enblid) aud) jablteid)e £on*
werfe, $. G. bie 1612 erfdjienen 70 Duetten, ben breU
djirig gefefcten 150flen ^falm, bie cboralmajjig beban-
belten SSecfer'fdjen $))arapbrafen ber Baüib'f^en *Pfalme,
weldje fpiter aud) ©d)üfc componirt tyat. 9lad)bem Gal=
DtftuS mehrmals glanjenben JRuf an Untoerfitäten abge*
lef)nt, flarb er in 8eip$tg am 25. 9loo. 1615, t)od)t>cr=
bient um ba$ 2bomanerd)or, welche* bafjer aud) 1815
mit einer feiner SRotetten fein tfnbenfen ef>cfe.
Grft 1617 würbe fein 2fmt wieber befefct mit bem
berühmten 3obann ^ermann ©djetn, welchen
feine 3eit, nebfl ©d)üfc in ©reiben unb ©djeibt in £aüe,
bie 5 großen S $u nennen pflegte. Gr war in ©rüm
bain am 20. San. 1586 geboren, unb 1599 big 1603
Gapellfnabe in DreSben, bann auf ber ©djule *Pforta
gewefen, unb flarb 1630. 2(ufjer feinen #irtcnliebem,
ben „SBalblieberlein nad) SBtUanelli'* Xrt", „3$rael$
SBrünnlein" u. bgl. m. jeidjnen ibn befonberS fane treff-
lichen SRotetten unb geifllidjen Goneerte^ (©efAnge, bie
jum Sbeil 3d)6rig gefefct ftnb), feine Mnnuductio ad
inusicam poeticam (b. I). Anleitung jur Gompofition)
unb feine Gbordle auS. 2Bir nennen unter biefen:
„5B*r ©ott vertraut ,; j /r 3flfo heilig ifl ber Sag'';
„83efiebl bu beine SOBege". Sagegen ifl irrig nur ibm
aud) ber G()oral „0 #aupt ^oü 58lut unb SBunben"
beigefdjrieben worben, weldjer tjielmeljr ben pufften an^
gebirt, unb weldjem fdjon t?or Schein t?on einer Sanb*
grdftn ^u Reffen ber Sejrt „^erjlic^ tbut mid) verlangen
bie fd)6ne ©ommerjeit" untergelegt worben ifi, wie nod)
früher \?on Sodann ©iegfrteb jener: ,,3d) ^ab' mid)
©Ott ergeben''.
(@<bluf folgt.)
Sfötttfyeifungen aug ?)anä.
15.
Theätre de rOpfcra-Comique.
(Srfle SJorfleUung beö ©uttorrero, Oper in 3 Acten oon
©cribe? SDZufif oon ^aleöi). —
;Da$ ©tücf fpielt, ©ott weiß in welcher fleinen
©tabt oljnweit Siffabon. Gin grofeö @d)lo5 jur SJedjs
ten, ein ©aflbauö jur 2in!en, unter bem S3alcon be$
©djlofTeö ein ftngenbet ©uitarrefpieler unb einige ©dmtte
t>on i^m brei junge $eeren, welche febr lebhaft fpredjen
unb gegen bie genfler be$ ©d)loffeö geflicultren. Ser
©dnger fdjeint verliebt, bie Ferren wütljenb. £)et arme
Seufel SRiccarbo, ber als ©uitarrifl im fianbe b^um*
flreift unb üon feinem Talente lebt, ifl flerblid) verliebt
in bie fd)6ne, eble, reiche, t>on ber ganjen SRobleffe ber
Umgegenb angebetete Sarab. Gr tyat fie ba« erfle 5Wal
in ber £ird)e gefeben; fein 5Bunber baß ibm nun t>or
Siebe Gffen, 2rinfen unb ©djlafen vergangen, ©ein«
Seibenfdjaft ifl bereit« gur üttanie worben, benn er fprid)t
fdjon t?om Sterben unb gebenft bat legte SSRal unter
ibten genflern $u fingen.
2)on 2(lt>ar, einer Don ben brei t?ornebmen Ferren,
interefftrt fid) für bie fdj6ne ©cfclopbewobnerin gleicbfallö,
bod) au6 anbern SRotwen. SBie feine beiben ©efdfjrten
ifl er t>cn ibr t>erfd)mdbt, abgewiefen unb, m$ bad
TIergfle, gar mit Dbrfeigen tractirt worben, unb ba$
nod) baju auf einem S3alle, weil er e$ im ©djerje §t*
wagt, fie ju füffen. — 2)aö erbeifd)t Siacbe! ©ie i)at
bie brei jungen Ferren vereinigt. £)er ©efang be$
©uitarrefpieler^ , fein ganjer 2(u$brucf in SWiene, 2Bort
unb S3licf laffen plo^lic^ Son 2flt>ar in ibm ba$ 9iad)e-
werf^eug erblicfen. Die brei SSerbunbeten jieben ftd)
jurücf. ©ogleid) erfdjeint ein ftnflerer 2??ann in einem
ftnflern SKantel gebullt unb muflert mit ftnflerm SSlicf
ben finflern 9?iccarbo. „3Ba$ macbfl bu bier? — 3d)
leibe. — 2BaS benffl bu $u tbun? — 3u flerben. —
Dir ifl atfo bat £tbtn gleidjgiltig ? — 3a. — 93oblan,
gteb mir'ö! 33) fd)w6re bir, baf id)'S gut gebraud)en
wiü! — G« gebort 3bnen! — ©ut. 9?od) »erlang'
id)^ nid)t, biö eö 3<it fein wirb, ©ei rul)ig, bu (>afl
93
nic&t« ju fürdjten!" — 25er finftre 2J?ann geht. Don
Xtoar erfdjeint. gr entlocft Sliccarbo bat ©eflänbniß
feiner Hebt unb ftimmt ibm bei, baß er ©runb jur
IBerjroeiflung h<*&t/ benn 3ara& will nur einen Sttann
Don eblec ©eburt unb großen 5Reid)tf)ümern $<trat$en.
Don 2ffoar weif SRatt). 23er arme ©affenfänger foU
feine einfachen Äleiber mit reifer ©arberobe, feine @uU
tarre mit bem @p«k, feinen plebejen tarnen mit bem
be« Don 3uan be STOiriaj tjertaufd>en. 2Ran will ü)n
unter biefem ßfcarafter ber fronen 3ara() fcorjlellen, unb
wenn e« if)m getingt tyre 2iebe ju erobern, jur #od)jeit
gratuliren. Die gabel ijl fehr plauftbel, bcnn ber 9tame
üJltriaj ijl toon ber gamilie hochgeehrt, obgleid) fte ben
Titelt fennt, ber tyn trägt. Don 3uan ifl überbie« auf
feiner gafjrt oon SWepico nad) fiwopa geflorben, »ad
$war Don Jftoar ganj ftd>ec weif, aber ber gamilie nod)
ein ©efyeimniß ijl. — Der arme Sticcarbo läßt mit ftd)
machen, wa« man will.
6r tritt aß Don 3uan be 9Jltria$ auf unb reufftrt.
€5d)on ifcrer Siebe unb if>cer $anb uerftdjert rüfjrt tyn
bat ©ewiffen unb er faßt ben 6ntfd)luß, feiner tfnge*
beteten ftd) ju entbeefen. 6r fd)reibt einen 33rief, wel*
djen jebod) Don 2ftt>ac ber Donna SKanuella, 3araf)«
SEante, welche if>n übergeben foll, unter einem fdjlauen
SJorwanbe abjulocfen weif, toerftchernb, ihn bem Don
3uan jurücfjujlellen. 25a nun Sarai) ihren SRiccarbo
natürlich vor wie nad) empfängt, jweifelt er nid)t, baß
fte ihm uerjiehen.
Aber balb fommf« $u einer Äatajiropbe. 35er Sob
be« wahrhaften 25on 3uan be SJJiriaj wirb offenfunbig
unb man fommt hinter ben ©aunetfhetd) SKtcearbo«
wenige 2(ugenblicfe nad) Unterzeichnung b?« Jptkatfyfc
contracte«. 25ie SButl) ber Setrogenen ifl um fo großer,
aß fte in bem red)t*£r<Sfttgen Gontracte ben wahren
9lamen be« ©uitarrijlen neben bem be« 25on Suan bt
SJliriaj überfein fyaben. 9ßid)t« be(lo weniger jagt man
ihn au« bem #aufe. Da fleht nun ber Grp s Don 3uan
wie früher mit feiner fatalen ©uitarre, in feinen mifes
rablen Äleibern unb feiner 93er$weiflung. Der ftnflre
3Wann ermangelt nid)t, il)m wiebe: $u erfdjeinen unb
ihn an fein 23erfpred)en ju erinnern, leben woju? —
6« gilt mit ber JRettung be« in eine 93erfd)w6rung »er*
wickelten #erjog« t?on JBragance ben regten 3^pmict
§ur Vertilgung ber Spanier unb Befreiung fiiffubon« ju
benu&en. Die« fann nur gefdjefjen, wenn 3*manb fuc
ben ^erjog gehalten unb ftatt feiner fejlgenommen wirb.
Unb biefer 3emanb foü Sticcarbo fein.. 3roar \$>$ niog^
lief), baß man ibm fd)neü ben *Proceß madjt, iljn tbm
fo fdjnelf üerurtl)eilt unb jum Sobe befirbert, unb ba«
ijl ba« <5d)limmfle babei; inbef verliert SKiccarbö nid)t j
t)iel, ba if)m ja bat Ztben ganj gleidjgiltig. SDSenn aber
ber waljre ^)erjog burd> biefe 2i(l gerettet jur rechten
3eit in giffabon \iü) jeigt, ifl e« feine grage, baß 9Jic-
carbo eine große 85elof)nung erwartet, dt wirb nun
al« ^erjog arretirt unb bie fd)öne it)m verlobte 3ötal),
wie alle 5Belt jum ^weiten ?Kale betrogen, liebt i^n
nun mit einem ÜRale wieber unb wünfe^t nicfyt« me^r,
al« mit \i)m gu (lerben.
9teue gnttdufc^ungen! giffabon ijl im SJepfce feine«
^ergog«, ber Verlobte 3«al)« lebt nod)! STOan umringt,
man preift il)n glucflid). 3fl^ «in neuer Setrug? —
3a — aber ein fubtiler: er l)at ftd) für bie ^Befreiung
feine« ganbe« aufopfern wollen. 3araty ifl flug genug
il)m jur Selobnung feiner eblen SE&at bie ^anb ju reU
eben. Sticcarbo ijl nic^t mel)r Don 3u<m be 5Kircaj,
aueft nid)t ^)erjog üon SSragance, aber aud) nidjt ber
arme ©uitarrifl, benn ber ftnflre SKann, ber einzig unb
allein feine 2(bflammung fennt, erfldrt il)n für einen
natürlichen Sruber be« ^erjog« unb Derfpridjt ba« ©es
Ijeimniß, ba« babei nod) obwalte, nad) ber £od)$eit mit*
jut^eilen, aber aui) al« ©eljeimniß. 9Jad) allen 5D?pflU
ficationen finbet Saxat), baß fie bod) wenigjlen« einen
naljen SSerwanbten be« #erjog« unb nebenbei einen i)üb-
fdjen 9Äann, ber jie t>on ganjem ^erjen liebt unb red)t
artig ©uitarre fpielt, gefjeirattjet Ijabe.
S)at ©tücf tyat ml SSeifaü gefunben. $\tt unb
ba erinnert e« jwar an Ruy-Blas t?on SB. ^)ugo, bod)
l)alte id) bie« in einem Öperntepte für erlaubt. #err
^alet)p mag jufrieben fepn, benn er bietet eben fo Diele
intereffante al« mufffalifdje Situationen. Snbeffen
fc^eint mir, baß bat Drama f,d) l}ier unb ba bei ber
bem ©ange ber $anbtung manchmal juwiber laufenben
2Tnorbnung ber 5D?ufif(lücfe fid) fef)r ferner fpielen laffe.
5Üieliei*t ifl e« aud) gehler be« Gomponifren, ber feine
großen Grnfemble« ntctyt erjl ba begann, wo bie Situation
genau bcieidjnet i|l unb bie muft£alifd)e @ntwic!elung
feine jlorenbe Unterbrechung su fürchten fyat 9?id)t« ijl
5. 85. für ben 3ut)6rer peinlicfvr, al5 einen lebenbigen
Cljor plofelid) burd) einen SSrief unterbrochen §u fe^en,
bejfen 3nl)alt mitgetbetlt werben foü, ober burd) eine
Unterhaltung, bie eine Reifen mit ber anbern beginnt.
3n einer Opera -comique mag fo (tvoat Utd)t üermieben
werben. 3jl nid)t ber Dialog für bat ba, wa« ftd)
nid)t fingen läßt?
Die ^Partitur be« ©uitarrero ijl fel?r gefdjmacftjoll,
namentlich in ben beiben lefetm Acten. £D?an f>at na^
mentlid) eine fcljr originelle ?)\cmAn$e mit Segleitung
einer obligaten unb mit eben fo tnel gineffe al« ©lücf
angewenbeten Glarinette, eine jenorsjfrie toll bramati^
fd)en Seben« unb £eibenfd)aftlid)feit, ein ausgeführte«
ginale, ein fc^one« Septett unb einzelne 9)?otwe Ijenjors
gehoben, welche graulein (5apbet>ille ben Ubhaftejlen 21p«
plau« boten. £errn Jpaltty'ü Spanier ijl in biefem
SBerfe burd)gÄngig elegant correct unb forgfdltig ti« in 1 «
fleinjle TataiL 5D?ehre ^?cIob!een ftnb rhrtl)mtfch neu
unb bie 3njlrumentation ^at mir außer in * einigen
94
trompeten * ©teilen au«gejeid)net gefdjienen. Die ©o*
pranfltmmen ftnb in einigen (SnfemblesSdfeen mit ©e*
fdjma* auf bie \>ortfceityaftefte 3Birfung berechnet, unb
bie 9Joüe ber £aral) bietet alle«, wad einer Debütantin
in berfelben wünfd)en*wertl) fein fann.
gräulein Gapbet>iUe, wenn id) nidjt irre ^ondjarb'«
Spulerin, würbe fd>on in ben Gonfertatoir * (Soncerten
vorigen 3af)re$ geriet, wo i&r »ortrag einzelner ©die
au« ©lud 8 '* 3pJ)igenie it>c bramatifdje« unb muftealifd)e$
SEalent in I)ofcem ©rabe befunbete. 3b* fd)6ner $Jlm* s
©opran erregte allgemeine* 2tuffel>en, bie ©tiefe unb
grifdje beffelben, bec innige unb juweilen leibenfcbaftltdje
3(u$bruc! fdjienen fte für bie große £>per ju beflimmen,
baf)er tyr Engagement bei ber Opera -comique un$ über*
rafd)t. Da« Sfjeater !ann ftd) baju ©lue! wünfdjen.
Der (Srfolg be« gräul. Gapbemlle in ber Stoüe ber
Sarai) war entfd)ieben. 3*>re tf>eatralifd)e Haltung, i^ce
Äction, it>re ©eflen, alle« unterste itjre mufrtalifdjen
geiftungen auf* güntfigfte. Die tiefen Gorben itjrer
©timme gewannen t>om erften Äugenblicfe an ba« $u*
blicum. 3f)re t>of>en ftnb glänjenb unb bie 26ne be«
fDftttelregifter« abgerunbet, fonor unb, xt>a$ bie #aupt*
fadje tfi, gletcMßig, ein »erbienft, ba« son Sage ju
Sage feltner ju werben fdjeint.
SKoger ma$t bemerfen«wertl)e gortfdjritte. Sr fjatte
bie fdjwere SRolle be« ©uitarrero. Vlad) feiner Tttit im
2ten 2fcte brad) man in einen langen unb jlürmifdjen
2Cpplau« au«. Die anberen Stollen ftnb weniger fceroor*
ftedjenb, bod) würben fie meifl gut au«gefül)rt, namens
iid) bie *>on SSotelli unb ©rigon. grdulein GapbemlJe
erfd)ien, al« ba« publicum fte am @d>luffe f>ert>orrief,
mit Stoger, bec feinen 2#eil« großen Anteil an bem
Applaus ^atte.
3n bem
Theätre de l'Opera
gefdjeljen 3eid)en unb SBunber ober aud) md&t. SWario,
ber am Theatre italien fdjon rübmlid) ftd) au«gejeid)*
tut, trat in ben beiben grißflen Collen be« Duprej unb
iwar al« tfrnolb im SEelJ, unb JRaoul in ben Hugenotten
auf. grdul. £einefetter fegte tyre Xttbuti in ber fdjwe-
ren JKoUe bec Valentine fort, wdbrenb Sarfjoilet im
Torquato JEaffo, einer feiner 2iebling«roUen, ftgurirte.
Daju !am nod) ba« 58aUet les Noces de Gamache,
ba« fo alt, baß e« für Sebermann neu fein fonnte.
Da« publicum jjat inbeß *on oüe bem feine große 5Ro*
tij genommen, ffliele ^Mdfee ftnb leer geblieben, ba«
Äubitorium fdjlen t>or, wd^renb, wie nad) ber SSocfteUung
unjufrieben.
5JBario fann ftd) freuen neben Duprej in ben 4}m--
genotten, bie man }u feinem Seneftj gab, foldjen 2(p*
plau* errungen ju baben. ©eine in ben l)6d)(len 26nen
dufjerfi gldnjenbe ©timme ifl fo frifd), fo ungezwungen,
fo natürlid), baß man il)m gern eine gretyeit im ©e»
fange üerjet^t. 5Benn Duprej mit feinem OTittelregifier
bem SKario jugleid) feine 3Retl)obe, feinen ©efdjmatf
unb fein tief = mufif alifc^eö SEalent geben I6nnte!
grdulein $einefetter ifl übrigen« in ben #uge*
notten nic^t fo glücfttc^ gewefen al$ in ber 3übin. ,3«
l)od), ju !)od), t)iel ju l>od) ! " fo flagt man. 3d) fage
bad ©egentl)eil t>on 23arr;oitrec.
3n ben Hugenotten, als bem S3eneft$ ÜBario«, bril*
lirten bie 6l)6re nid)t eben. 3« ber Grinfegnung ber
Doldje toat alle« jiemlid) locfer unb jerftreut, bie brei
5K6nd)e fafjen felje t)erl)ungert au«, ©aint-Sri« war
Reifer, unb in bem ginale mit ben beiben Srdjeftern
wollte nid)t$ flappen au& bem einfachen ©runbe, weit
bie SKuftfer im ^intergrunbe be« 2l)eater« abgerieben
t)om t)orbern Srcbeflec burd) Sängers unb SAnjergrup*
ptn ben 9J?uftfbirector nid)t feljen finnen. Die G^ori*
flen, jwifdjen beiben friegfüt)renben £)rd)eflern mitten
innen ftebenb, wiffen nid)t auf weldje <Btitt fte ftd)
fd)lagen follen, unb ber SDSirrwar l)8rt nid)t el)er al« mit
bem ©d)lufjs2(ecorbe öuf. Da l)eißt'« benn: (Snbe gut,
2(Ue« gut. — £ector SSerltoj.
3cl)nte^ G'oncert ut (Sutttpt,
ben 8. SRärj.
Du^erture d. ©berubtnt. — Zvit x>. Doni jettt. — Ityans
tafte für JBtoltne o. Srnfl. — 2Crte x>. SÄebul. — Duoer^
ture o. SBeber. — ©^mpbome t?. ©eetijooen. —
SDtc beiben Ducertüren waren bte ju SO?ebea unb |u Dbtc
ron, bie exjmpbonie war bie in (5*?9?oll. ©te ^fjantafte
(über «Dlotiüen au« Dt^ello) fpierte ^)r. (Joncertmjlr. Ublridj
mit feiner fo foliben al< üielfeitigen Sedjntf oortrejflicb. J)ie
Doni^etti'fcfee 2Crie fang Sttab. granc^ettt s SBaljel mit aner»
fanntet S3raoout, bte ^ebul'f*e $v. S?einbolb, ein junger
Äenor , ber ber £)effentlid)£eit fi(ft wtbmen ju wollen fdjeint.
(Sinige noeb merfbare S^ulfteifbeit abgeregnet ifl bie ©orgs
falt unb (Sorrectbeit feines ©efangeS unb oor 2CUem bie lobeng»
roertbe 2(u6fprad)e ju rübmen. — £a$ (5oncert, ßletcb tnter*
effant burci) SKannicbfaltigfeit wie burdb GJeraidjtigfcit einjeU
ner ^artieen, war baS ie^te in bem bieöjdbtigcn Gpflug bec
2(bonnementconcerte ber ©uterpe. gür mandjen frönen ®e?
nui banfbar, t?iet 3ufünftige« boffenb, f^eiDen wir für jeftt
oon bem a^tungöwertben Vereine mit t>er%lt^cm ©lud«
auf ! — 14 -
Bon b neuen 3eitf*t. f. «Kuftf erfAeinen w6*entli* jroei Hummern ju einem falben Sogen. — 9)rei« be« SBanbe* t>on
M V««mirS m XfikmT&Ztn * W? 20 ^gr., obne muftfalifdje Beilagen 2 ajlr. 10 ttgr. - Abonnement nehmen
** ?mmimin mu n , ,^ ^^ «popamter, S 3ud?y ^u^ g unb JCunftbanbiungen an. -
(••Iruit lii »r. Äirfmo«n in «npiig.)
Heue
3dte*l)rift für JttuMk.
SStrantroottlic&er «Rebacttur: Dr. SH. <5<gm»tamt. SSerleger: SÄ, Briefe in Heipiifi.
— M 24. "
25en 22, SÄdrj 1841,
5*ter}et;nter 95anb.
Sie Gamorcn an bct SbomaSftulc in Scipji^ c«$l .!&•'. - iVt^ttimmigt @cfange. - Siebet. - Die nuarttrtabenbe im Qkrcanbfroufc (®$Iuf). -
©änger jtnb aud) nt$t forgfältig, fonbern ftnb frtylid), unb fölagen bie (Sorgen mit Gingen au* unb binweg.
Sutber.
®ie SRetyefolge ber Gantoren an ber 2tyoma3-
fd)ule gu «eipjtg.
(@4Iui.)
SEobia« SRidjael, t>on ©erbet f5lfd>ltd> SHidjae*
U« genannt, würbe bem Gapellmeijter 8109er 9ttt*
djael ober SD? id>a et 9toger $u Sterben am 15. 3uni
1592 geboren, fang bafelbfl in ber Gapelle 1601—1609,
fiubirte ju Wittenberg, begrünbete ba bie etfle eigentliche
Goncertanjtalt @ad)fen«, unb ging $war al« Gapellmet*
fler nad) ©onber«baüfen, mufte ftd> aber nad) baftgem
Äirdjenbranbe mit einer ©d)reiberfielle te&elfen, bi6 er
am 26. 2fpril 1631 Gantor ber Slr;oma«fd)ule warb.
#ier fdjrieb er aufer SKotetten befonber« beliebte Gon*
certgefdnge mit Srdjefterbegleitung, unb ftarb nad) lan-
gen ©idjtleiben am 13. SDZdrj 1657. — ©ein Vlaty
folger, M. ©ebaflian Änüpfer, geb. am 6. ©ept.
1653 ju 2(fd) im boljmifdjen SBoigtlanbe, jtanb jwar
wegen feiner clafftfdjen Äirdjenmuftf ju Seipjig in l)or)<c
2£d)tung, l)at aber, wie e« fd)eint, nie etwa« bruefen
laffen, unb jlatb 1676, erjt 43 3ut)re alt. 9ftd)t oiel
bekannter ifl un« au« feinen SBerfen (benn felbjl von
feinen fer)r berühmten gejlcantaten lief er feine brutfen)
Sofepf) ©djelle, ber ©of)n eine« Gantor« ju
©etfmg bei Ältenburg. Gr fang Anfang« in bec Ca*
pelle ju £re«ben, wo er ben Unterricht be« großen ©d)üfc
genoß, bann in jener ju Süolfenbüttel, unb flubirte nun
in Seipjig, wo ber £boma«s£)rganift ©err)arb greifen*
ftn il)n vollenb« au«bübete. ©0 au«gerü(tet warb er
Gantor 1670 in (Nienburg, 1677 in SJeipjig, wo er
1701 fiarb. 3(1« Setter eine« Äeifer, £)e|treid), #eini*
djen, ©raupner, Ol6mr)ilb u. X m. , i(l er gei|ligerweife
ber 2ft)n tyodjberübmter Sonfefcer (Don benen id) einfi*
weilen nur bie ©raun, bie §afd), bie SJeidjarbt, Seiter,
SJobewalb, nennen will*), geworben. SBiel berühmter
jebod) warb fein 9iad)folger
Sodann Äubnau, ebenfall« $u ©eiftng im Äprfl
1667 al« eine« Sifd)ler« ©ofjn geboren, unb SJrubet
jener Jtebrea« unb ©ottfrieb .ftufmau, weldje ftd) al« (San*
toren $u 2fanaberg unb 3of>anngeorgen(labt ebenfalls
au«gejeid)net r>aben. Unfer größerer SKeijler, bem für
bie ^eriobe jwifdjen @d)üfe unb $dnbel (ober 85 ad))
feine 3*ttgenoffen einftimmig ben Primat unter ben beut«
fdjen Sonfefcern unb einen ber erfien $)ld&e unter ben
£)rgetoirtuofen jugefteljen, tyattt jwar frine ©tubien auf
ber äreujfdjule $u £re«ben begonnen, würbe aber fyaupt*
f<Sd)lid) von bem genialen unb wafyrfdjeinlidj in ^>aleflri*
na J « ©cbule einjuretyenben 2(lbrigi gebilbet, fam fd)on
1684 al« £)rgani(l ber 2l)oma«fircbe in biefelbe ©teile,
bie fein großer £e^rer, weil er ben JRücffdmtt jum Jta*
tt)Olici«mu« 1682 getr)an, Ijatte aufgeben muffen, unb
warb 1701 Gantor. Jöei ber Unwerfitit l)atte er (ic^
1688 gan| folenn etnbi«putirt **), wa« tym \t%t nxijt
fo leicht ein Drganift nad)tl)un würbe. Unter feinen
jal)lreicben ©djülern ffnb ber ©rojwater Äunjen, bet
SBater gafd), Umlauft unb SR6mr)ilb bie befannteflen.
äuljnau lieferte jwar aud) t)iel SDfobe* unb glttterwerf #
bauptfddjlid) aber bod) claffifdje 5D?otetten, Gantaten u. a.
Äirdjenflüd e, in benen, wie bei ©d)ü& unb 3*l<nfa, fd)on
vor S3ad) ein S3ad)'fd)er ©eijl wofjnt; überbie« ift er bec
©d)6pfer ber ©onate im heutigen SBortfinne. Gr t>oU»
enbete am 25. 3um 1722, unb erfi 1725 erfüllte man
feine ©teile beflo l)errlid)er
*) SSoUfldnbtger nennt fie meine Dcfegb^fcfte ober ©djüft'*
f(^e (ScmponiflentabeUe, jur 3ett nod) im SRanufetipt.
**) X)ie edjrtft befpradj ba«, wa« ^tnfi^tlidj ber itir^en-
muftf Siebten« feu
96
mit bem unjterblidjen Sodann ©ebaftian 23ad),
über welken ijoffmtlid? im Äreife unferec Sefec j«be«
SBort überflüfiTg fein würbe, tfilbetanntltd) Übte er,
geb. $u ßifenad) am 31. 9JMrj 1685, bi« $um 50.2(ug. (?)
1750, fo baß fein für bie ©d)ule,' für 2eip$ig, ja für
bie ganje 2Kuftfwelt fegen«reid)e« SGBirfen in ßeipjig 27
6i« 28 3af)re gewdbrt bat. Den bafelbfl von 'Älbrigi,
Äubnau unb Äaifer geweeften ©inn für eblere profan*
muftt raufte er u. a. auef) burd) feine Concertanftalt
(im ßimmermann'f^en Äaffeebaufe) ungefchrcdcht $u er*
galten. SBett mebr aber leitete er burd) feine Äircfjen-
werfe, bavon ein widriger Sbeil betanntlid) nod) jefct
ungebruefte« Grigentbum ber £boma«fcbule ift. (?) Gr« ift
betannt, baß 33 ad) nidjt allein febon 2fnbalt*G6tben*
fdjer GapellmetfJer bi« 1723 gewefen, fonbern aud) prä=
bicirter ©ad)fen:2Beißenfel«'fd)er Gapellmeifler unb wirt--
lidjer f6niglid)sfurfürftlid)er $ofeompoftteur war; bod)
|>telt er fein Sfeipjiger Gantorat bod) genug in Gbren,
um fid) blo« barnad) nennen ju laffen. 2fud) melbete
nad) feinem Sobe ftd) baju eine große 3äbl aebtbarer
SJleijler, unter weldjen
©ottlob #arrer obftegte: ein meijt in Stalten,
fiberbaupt aber grünblid) gebilbeter unb wirtlid) genialer,
jebod) bei feiner fleten Ärdntlid)teit minber einflußreieber
SReifter, wie benn aud) von feinen 4 Oratorien, feinen
SKiffen, jablreidjen Ouvertüren , ben für griebrid) II.
gefegten glotenftücfen unb fielen anbern SBerten burd)*
au« nid)t« gebrueft ifl. 2(ud) flarb #arrer fd)on 1755
al« S3runnenga|t ju G>arl«bab. 2tl«balb brad) nun trie-
bet bie ©djaar ber ^Bewerber bervor, bavon jebod) nur
35äd)'« berübmtejler ©obn, ©manuel, unb einer von
S3ad)'« liebtfen ©djülern, £>ole«, al« mdd)tigjie 9?e*
fcenbubl« betrachtet würben. 33ad), unjlreitig ber gr6=
ßere SKeifier, fdjicfte fein berübmte« Magnificat al6
grobes Arbeit ein, verweigerte aber in einem anfalle uns
zeitigen 25ünfel« fein perf6nlid)e« 6rfd)einen. 25a nun
2)ole« obnebin (wie $omiliu«) burd) 2fnfd)miegen an
ben burd) ganj ©uropa bamal« obftegenben Corpora --
4)af[e'fd)en ©tpl ungemein beliebt war, fo jtad) er aueb
ben großen Gmanuel au«.
Sobann griebrid) £)ole«, geboren 1715 \u
©teinbad) im 9Keiningifd)en , war bi«ber f'it 1748
Gantor unb SKußfbirector ju greiberg gewefen. 2(1«
74jdb«g« ©rei« erfi betam er, f)6cf>fl ehrenvoll emerU
tirt, feinen greunb filier jum 2fmt«gebilfen, unb lebte
nod) — von ganj 2eip$ig f)oi) »eretjrt unb geliebt *) —
bi« jum 8. gebruar 1797. ©eine SSerbienfle um ba«
äb^mönerdbor, ba« er toieüeicbt nod) ^6f>er, al« felbjl
*) 3u ben wenigen Erinnerungen aud feinen erflen 8ebenS-
jabren rennet (?inf. aueb jene an ten alten &cit$, wenn er
in feinem rotben ©ammetrocte um bie £tabt geführt würbe,
unb an bie allgemeine £f;eünabme ber ©tabt bei feinem Sobe.
83ad), erbob, bleiben unoergdnglid). SWojart, weldber
einige 3ett bei feinem „SJater Sole«" weilte, tonnte,
al« er ben erfien Gboraigefang ber Sbomaner borte, bie
Sbtdnen nidjt wbalten. 9iad) ber ©age war e« bie
fd)6ne alte SKelobie Sfaa!« „£) 3nn«brucf, id) muf
fd)eiben" (jefet „9iun ruben a\lt SBdlbec'' genannt)
weldje SRojart für bie fdjänjle aüer 5Relooieen Jielt.
Ueber Doleä'n« minber gelebrte, al« populär -- faßliche
unb auf ©rwerbung frommen ©efüble« berechnete 5üerfe
babe id) bai 9totbwenbig(te, wie über bie feiner 9?acfc
folger, im oben erwdbnten 2f«ffa6e fdjon bemerft, unb
fann baber über bie lederen b»« ganj furj fein.
3obann2tbam filier ober ursprünglich ^üller,
in vielen ©ingen gleicbfam ein jweiter — jebod) nur
um 15 Sabre verjüngter, babei nid)t fo febr ftill * fite-
rer, alt vielmebr jovial-- lu^tger £)ole«, war in 2üenbifd)*
£)fftg unfern ©orlifc am 28. 2)ecbr. 1728 geboren, unb
barte vor feiner XnfMfung feit bem 7jdbngen Äriege in
2eipjtg eigentlid) nur privatiftrt, jebod) babei aud; eine
©mgafabemie unb 1781 bi^ 1785 im großen Goncerte,
beffen 9Kitjiifter er gewefen, birigirt. $)lan fiebt leidjt,
ba$ er, im ölfien Sa^re erft 2(bjunct, im 69jlen aU^
einiger Gantor geworben, ba« Tlmt freilief) nid)t lange
mebr Verwalten tonnte; unb wirflid) erhielt er au*
fdjon 1800 feinen 9^ad)folger jum ©ebilfen, lebte jebod)
nod) bi« jum 16. Suni 1804, aud) außer 2eip$tg un=
fterblid) verbient al« SBieberbeleber be« beutfeben ©ing-
fpiele«, al« erfler SSegrünber ber SRufiffefle in ©eutfd)^
lanb, burd) bie SBiebereinfübrung vergebener 2)?ei(lerwer6e
in bie ©egenwart, burd) beren neue Snffrumentirung,
burd) allverbrettete beffere 6boralbüd)er, burd) jablreicbe
treffliche Gbordle unb jatyllofe anbere Gompofitionen,
enblid) bureb eine lange JReibe trefflicher ©d)üler, bar=
unter ©d)id)t, ©eflewife, 9?eefe, 9fod)li&, 5Kiem, S3artt>el
unb SWübling oit genannteren ftnb.
9Bmber berübmt jwar b^t ftch ^iüer'« ©ubflitut
unb 9Jad)folger 2(ugu)l ßberbarb SWüller, ber
Parte £>rgel 3/ g(6ten= urib Glavterfpicler, gemacht; in=
be(fen verbienen immer aud) feine Ciavier - unb Äirchen=
jlücfe, feine SJerbienfte um fieipjig« SD?uftt überhaupt
uab um bie ©d)ule in«befonbere, rübmlicbe 2fnertennung.
(Smern geachteten Srganiflen ju [Rorbbeim in Weber*
fiichfen im £)ecember 1767 geboren, warb er nad) man*
cherlei Äreuj* unb Öuerjügen 1789 £>rgantfl in SWagbe*
bürg unb 1794 bei ber neuen Srgel ber 9?ieolaitird)e
in Seipjig. Da« 1804 erlangte ßantorat refignirte er
1810, um bie Leitung ber 2Beimarifd)en QtytlLt ju
übernebmen, unb flarb am 3. 25ecember J 817.
©ein unjlreitig viel größerer 9tad)folger war Ritter'«
tr^fflichrter ©chüler 3fobann ©ottfrieb ©d)id)t,
geboren gegen ba« (5nbe ©eptember« 1753 ju 9ieid)enau
bei 3ittau. Sn ihm ebrte 25eutfd)lanb fdjon früber
einen ber lefcten Corppf)c5en ber ßompoption au« it>rer
9T
fd)6nfren *periobe tyv, unb tange fdjon Ijatte er im gros
jim Goncerte mit 3?ul)m birigirt, als er nod) im 57tfen
3af)re unerwartet baö Gantorat erhielt. £>iefeö befleibete
er mit nidjt minberm Öiut)me nod) faft 13 Saljre lang,
bis ber Sob am 16. gebr. 1823 if)n abforberte. Unter
feinen gablretdjen ©cfyülern nennen wir f>ier nur, um
von griebcid) Sdjnetber abjufeben, Sergt, Sieijjiger,
tfnacfer, SSecfer, £dfer unb Otto, in benen ftd) be$
grcjjen 2el)rer$ faum übertroffene ©tdrfe im canonifdjen
©afee abfpiegelt. 25enn, wie etnfi 3umtfeeg feine um
übertroffenen Sallaben, fo fd)rieb ©d)id)t mitten im ®e--
fprdd)e feiner gceunbe ungeftort feine treffiidjen gugen
ta&elfrei nirber.
25a6 Gantorat würbe nun einige 3«it interimifiifd)
von bem nod) wirffamen £l)oma$*£)rganiften unb ba*
maligem SKuftfbirector beim großen ßoncerte, ßfjrijtian
2Cugu(19)of)len$, mit rüfjmlidjer 2reue verwaltet,
bann aber nod) 1823 bem heutigen Gantor unb SWufif*
birector G&rtfiian Sf)eobor SBetnlig anvertraut.
#err *pol)len$, in weldjem man ndd)ftbem einen vor*
trefflieben ©inglebrer et)rt, würbe im 3uli 1793 ju
©allgaft im ©obrilugfifdjen geboren, unb ijl feit 1817
Stfuftfbirector ber Univerfttdt gewefen, fowie fpdter aud)
bei ben Goncerten einer angefef)enen$rivatgefellfd)aft; anjefct
birigirter jugleid) eine fd)6n = blübenbeSingafabemte. #err
SBeinlig aber, in ©reiben geboren am 25.3uU 1785,
bilbete ftd) fd)on bort unter feinem £)l)eim, bem als
Dratorienfefcer fo bekannten Gantor SSeinltg, nod) mebt
unter ÜÄattei in S3ologna, jum grünblidjen Stonfffeer,
:ft jebod) minber fruchtbar an SBerfen, al$ man wünfd)t.
Gr tjt früher Sfluftfbirector ber ©reifig'fdjen ©ingafabe*
mie in DreSben, fowie 1814 — 1817 Gar\tor an baffger
Äreujfdjulc unb ©irector ber 2flt[}<Sbtifd)en Äirdjenmuftf
gewefen. lind) feine äJerbienfte um bie 2eip$iger Ätr*
djenmuftf unb ba$ 2!l)omanerd)or finb ftet* gern aner*
fannt worben, unb es Idfit ftd) ber ©cbule, befonberS
nad) tyrem enblicben 9tad)geben an bie gorberungen ber
Seit, aud) bin(td)tlid) ber eblen SXonfunjt, beren treue
Pflegerin fte fo viele 3al)rl)unberte fjinburd) gewefen,
nod) lange« fril)lid)e$ ©ebenen verfpredjen. 2fl$ ein
günfligeS Spmptom legen wir if)r ba« vor 3 %a\)un
befd)lof[ene 2£ufb6ren ber Stimmen unb ®efunbf)eit be*
broljenben Umgänge au«, an beren ©teile 2 jd^rlidje
iffentlidje SSenefi j * Goncerte getreten finb. —
2)reSben. 2llbert Sdjiffner.
StteljrfHmmige ©efänge für roeiblidje Stimmen.
g. 9» 6 i) x i n g : g»dt)rd)en von 6. öecf für 4 grauen^
pimmm. bp. 5. — SBerlin, äBote unb JBocf. —
T V 3!t)lr. -
3ul. ©tern: eifenfragen (v. Uf)lanb) für 3 weit-
Iid^e Stimmen. £)p. 1. — Serlin, 33ote u. JBocf.
- -J £f)lr. —
2Bie jart unb bufttg immer mel)t(}immtger ©efang
von Mo« roeiblidjen Stimmen flingen, wie reijenbe 5Bir»
fungen ftd> bamit erzielen laffen mögen, eine bem 9ttin:
r.crgefange gleidjfommenbe 2(u6bef)nung unb ©elbflfWnbig*
feit wirb i^m, abgefeljen von dflfjetifdjem ©eftd)t6puncte,
fd)on aud praftifd)en ©cünben nid)t werben finnen.
3(1 ber Unterfdjieb beg gefammten Slcnumfang« unbe*
beutenb an ftd), fo ift feine 2(nwenbung bod) befd)rdn!ter
baburc^, baf feine du^erfien ©renjen bei weiblichen
Stimmen einen weit weniger au()altenben ©ebraud) ge-
fiattet al« bei mdnnlidjen, unb baß bie Stimmlage, in
weldjer bie £)berftimme, namentltd) bei vierpimmigem
©afce, ftd) grofentfjeil« galten muf , jwar bie flangvoli?
jlen, metallteidjjten 26ne ber weiblichen Stimme ent=
j)dlt, aber au* ben meiflen Äraft= unb 2(tl)emaufwanb
in 2(nfprud) nimmt, wdtjrenb fte für ben Senor ba«
red)te galjrwaffer unb 2eben6element ijl. £$ wäre un=
gered)t, liefen wir bie weife 9iücfftd)t$nal)me auf biefen
Umjlanb in ben beiben obengenannten ©efdngen für
weiblidje Stimmen unerwdljnt. 9lamentlid) galten fid)
bie „eifenfragen" burdjau« in ben bequemfien £agen,
wdl)renb ba« „5D?dl)rd)en" nur in ben tiefen Sonen
3fnfprüd)e macht, bie nid)t immer bie erfte befle Stimme
beliebigen wirb; jumal fein SuccurS von einer 33egleU
tung ju erwarten jtet)t. 6(n ndrrifd)er ßinfaU ijl e«
aber bod), ein ©ebidrjt wie ba« 2»dt)rd)en (eine »pcjtro*
pfje eine« giebenben an 3(uge, ^)aar, STOunb unb Stimme
ber ©eliebten) von vier weiblichen Stimmen fingen
in la(fen. SDBa« übrigen« ben reinen ÄuntfwertJ) beiber
©efdnge anlangt, fo Ratten fte ftd) vorjtdjtig auf golbner
SKittelflrafe. güljrt biefe ni*t gerabeju jur Unfierblid)*
feit, fo bod) ju mand) freunblidjem 5BiÜfomm. Unb
ijt ba einer, bem ein ,/MUerliebft" von fd?6nen Kippen
nid)t jet)nmal alle* aufwöge, m$ ein fritif^er $air ober
5Sdr il)m ju* ober abfprid)t, ober ber eine 3Banberung
feiner göttlichen Siebet von 3Kunb ju 9J?unb nic^t lieber
erleben, al$ eine pofitjume Sßanberunä feiner ©ebeine
über 2dnber unb SKeere hoffen woüte? 6c fomme
unb werfe ben erften Stein auf bie Gomponijien. —
£>. 2.
Siebet,
^)oetif*e5 Sagebuc^ von @tn|t ©d()ulje für ©c*
fang mit ^Begleitung beö ^)ianoforte von fcoutfe
©rafin ju ©totberg ^ ©tolbcrg. — Sctpjtg,
bei @. 2C. Alemm. —
2)ie treffliche ©dngerin, weld)« ba* publicum fdjon
mit einem ^efte ibrer rüljrenben 2tebet auf bie eben fo
feinen ÄtterbomT^m ©efdngt befdjenfte, bietet un« in
98
bem poettfdjen 2agebud)e Don neuem einen lieblichen
©c^ag. 6$ würbe $u weit fuhren, ob e$ fid> wol)l ber
SRulje t>erlof)nte, bie bei foldjer Arbeit nur ©enujj ge*
»d^ct, bte fämmtlidjen SD?uftfflücfe biefe« 2agebud)$ im
©njelnen nad) tyrem SQJectt>e $u djaraf terifiven : Kenner,
bte bec SBafyrfjeit bte ©l)re geben wollen, werben (eid)t
ftnben, wie fd)6n jebeS in feiner 2(rt ifl. 2(ber auf einige
allgemeine Sigenfdjaften glaube id) aufmerffam machen
SU mfifien.
2)ie Gompofttionen be8 SEagebudjS !6nnen juD8rberft
mit einer ©eliebten uerglidjen werben, bte an $erj unb
@ei|t ifyrem ©eliebten ctynlid), burd) ben Sauber bec Siebe
getrieben if)n umfdjlingt; au$ jweten wirb, tint, fcbonere,
gittlidje 9>erfon. ©djulje'n* SSortc fudjen SEone: fte
fyabtn fte gefunben. Sie 5E6ne ftnb eben fo fjerjinnig
fd)mad)tenb, fo t>oU unb blufjenb — ober t>telmef)r in ber
S3lutf)e erjterbenb, al* bie SBorte. £urd) fte gef)t jener
fufje ©efjmutfySfdjauec l)inburd), weldjer ©djulje'S $erj
fo fcerjig machte. Die 26ne gleiten ben SBorten an
dd)ter ^Poeffe toollfommen — unb ftnb eben fo befdjetben.
$iec ftnben ftcf) feine erzwungenen Sanieren, fein gin*
gergeflimpec; bei aller Originalität, weldje fdjopfertfd)
einen eigentümlichen SEonfern erzeugte, ber jefct fo feU
ten gefunben wirb, geidjnet ftd) bie SDGuftf burd) eine
anfpredjenbe Gnnfad)f)eit in SKelobie unb Harmonie au$,
bie jebod) retd> unb r?oU ifi. 2öte 6. ©djulje'S *))oeffe
immer mefyr gefdlit, je inniger man (td) hinein gefugt
fytt, fo $ief)t aud) bte 97?u|7f ba$ #er$ in bem ©rabe
an ftd), als il)r t>erf)üUter , jart t>erfd)<Smter 3?ei$ waf)r=
genommen unb empfunben wirb.
6$ giebt nod) Jf)er$ unb ®efüf)l: für biefe wirb ba$
poettfc&e SEagebud) tin nachhaltiger ©enuß fein. —
Qxn befdjeibener 23erebrer beö Talents.
©ie £)uartettabenbe im ©eroanbfyaufe.
(6d;luf.)
3Sit f)aben nod) über bie lefcte bec ©oireen $u be*
richten. 6tn # a p b n ' fd)e$ Guartett, ein 85 e e t f) o & e n';
fdjeS iduintett (Dp. 29), eine ©onate tjon SDt 05 art
(9>iano unb SBiolin) unb eine gfuge mit ^rftubium t?on
SRenbelSfo&n waren i()r 3nt)alt. S3ot berfelbe ntcfjts
5fteue$, tyflorifd) 2J?erfwurbige$ , fo war er beflo metyr
ad hominem. 3n ber SEijat ein gemtttljlidjeS 3Bof)lbe*
l)agen, ein innige* SSergnügtfein, bat ftd) am offenflen
unb über bte ©cenje be$ ©ewoljnten weit (jinauSgeljenb,
nad) bec aWojacffdjen ©onate unb in faum minberm
©rabe nad) ber guge au<fpradb, war bec legte freunb*
lid)e ßinbruef , btn btefeä ©djiufglieb ter nid^t langen,
aber au6 ebelflen SKetallen unb ©teinen geformten Äette
unterlief. 9Jl6ge ein freunblidjeä ©efdjirf aud) biefe
2(njlalt un^ erhalten in ewig ftd) t>erjungenber 2eben6?
fraft unb griffe. — 14.
©etmifc^te^.
*** 2fu« oteten ©tabten laufen 9la^ric^ten ton neuen
Dpern ein. 3n tyavii Ijat 2tuber mit einer „les Diaraaos
de couronne" ©lud gehabt 5 aud) JDonijetti'* „Favo-
rite" unl) ^QlfDJj'ß „Guitarrero" machen noc^ oolle $<tos
fer. Ämbr. Ztyoma* i>at gleichfalls eine neue, mit bem Zu
tel: le Tour de Pise, fertig. — 3n ßonbon gebt eine neue
&on SB alf e „ (SlcoantbeS " im engl. IDpernljaufe in ©cene.
— 2(u§ Ö reo lau nritb SSeifalligeö ton einer ,,bie (Sontre*
banbe", 3!ert oon ^ulüermac^er, SWuft'f ton SUdjter, berief
Ut. — £eögl. tyat (Japellmflr. ©Idfer in SBertin eine neue
3acttge oon Serger, „tfnbrea", fertig, He b. Uten jum erften«
mal im £6ntg$ftäbter Sl^eater gegeben werben follte. —
%* 2tn ©. SSac^'ö groger ^afftonömuftf nac^ b. (5oang.
SKattbduS wirb unter £rn. SK2). SKenbelgfobn'ö Leitung forts
wdl)renb auf baö etfrigfle ftubtrt. 2)te 2(uffül)rung tft am
3>almfonntage tn ber ^omagftre^e, berfelben, wo ber ©d)6s
pfer (ein Sßcrf wo^l ium erpenmal gehört. -— ^>r. ©2Ä.
iDaoib ift jur ©aifon nad) ftonbon abgereift. Xucft 4>r,
SK©. SÄenbclSfobn wirb ßeipjtg jum ©ommer ocrlafTen #
bodj hoffentlich ju SKicftaeliö wieberfebren. —
*** Sri. ßoutfe ©Riegel gaftirt noeö in ©djroertn;
am 7ten gab fte mit großem JBeifall bie 2Cgatlje im greifc^ü^.
— gel. Henriette Sari trat am löten jum erjlenmal al*
Storma auf ber f6nigl. S3ül?ne in JBertin auf. — 5Kab.
2)uf tot SJttaillarb tft, leiber obne ein ^weites (Soncert §iei
gegeben ju baben, nac^ JDreöben weiter geretjr. —
* % * Sßie in ben meiften 3«eftben%ildbten Dcutfcblanb^
bat ficö aud) in Äarlörube ein £luartettoerein gebilbet.
^Dte epielenben ftnb bte ££. SBill, SÄittermaier, Pfeiffer unb
(Sid)bow. —
*,* ®ie 40 Sergfdnger l)aben am isten im f&mgft
S^beater in Bresben gefungen> fte werben oon ba bei un6
erwartet. —
* % * Die mufft. 25ibliotbef be« cerflorbenen ?)rof. $&U
djau in SSerlin bat bie preujnfd)e Regierung um öooo ^lr.
für bie fonigl. SBibliotbef an ftd) gefauft. —
©ef^aft^ttottjeit* Sanuar. 2. Aachen, t>. ©. — 3. Sftatlanb, x>. $. — Hamburg, t>. ©. — 4. £refc
ben, x>. e. — 5. >})ari«, o. g. — SBten, o. w. 35. @rg. ©r. — 8. «Berlin, o. ©bler. — 10. gulba, d. & 3|l
beforgt. — 11. ©reöben, o. 3. SÄ. u. Z. «&. — 19. £amburcj, o. ©. — 20. granffurt, o. S5. Danf. — 21.
SBten, o. S. — 23. SSerlin, o. 6. — £eibelbcrg, o. *&. — Äfc^, o. o. g. — 25. Hamburg, t>. ©. — 31.
©tetttn, ö. 3». —
»on %. neuen ^ettfeftc. f. SÄuftf erföeinen w64ientlidb jwei Hummern ju einem falben SSogen. — |)cei« be« 5Banbe< »en
52 Wummern mit mufrtaliföen Beilagen 2 Stjlc 20 «Rgr., of;ne muftfalifc^e Beilagen 2 ST^lr. 10 ^gr. — Abonnement nehmen
alle ^)tflämter, S5ud)i, üfluftk unb ^un(lbanblungen an. —
(«JcbrmCt bit St. 9tu<mann in Scivitfi-)
tt e u e
3eitötl)rift für Jttttöth.
S3erantwortltd)er Stebactcut: Dr. SH # (Schümann* »erleget: SR* gttefe In grfpjtg.
S5ict3eJ)nter 33anb,
^25.
$en 26. SÄdrj 1841.
S. ®. 5Sad)'$ *pafflonSniufif. — 3fuS 9>ari$. — ntc$ unb istcS äbonncmcntrenccrt in £eipji$. —
9Xandjmal ift es mir bef SBa^'fcöcc ©fuftf, al* roenn tdj ba« Unfoerfum im 2)ur$fdjnitte unb an ber einen £älfte
ben 3ufammen&ang mit ber anbeten gewahrte, unb ift ÄUeS nichts anbetet aU SDlujif, (eine beutfdje, feine italtentfäe,
aber SKufif.
3 elter (SSt. an ©oet^e).
Die 9)afftonömuftf naef) bem @t>angeltj!en ^SftaU
tf>duS t>on Sodann ©cbajitan SBad)*
3n wenig Sagen trieb in Setp 5 tg nad) einer —
fo \>tel unS befannt — einfmnbert unb btet jel)n 5 j<Sf>tigen
JRu&e 3. ©. Sadj'S große 9>affionSmufi£ nad)
bem ©vangeliflen 2)?attl)<5i, bie fyter gefdjrieben unb in
bem 3fof)re 1728 am (Karfreitage in ber SE&omaSfirdje
von bem SJleiftcr felbjl aufgeführt würbe *), an berfelben
©teile t)on Dr. SttenbelSfofjn * 33artf)olbv auf«
9Zeue in$ Seben gerufen!
£>ajj fein wahrer 33eref)rer SSacfy'S biefe Seilen of)ne
warmfte £t)etlnal)me lieft unb erwartungsvoll bem 2(u*
genblicfe entgegenf)offt , »0 biefe $od)feier ber (Religion
unb Äunfi beginnen foll: hiervon (tnb wir v6llig übers
«eugt.
Dod) trete Äeiner, ber fid> beeilt, ben fo feltenen
©enuf ju erzielen, ber einen wafjrtyaft nachhaltigen ©e*
winn au« bem ©erfe ju fd>6pfen willens ijt, ol)ne bie
erforberlid)e fromme ©emütl)$jiimmung f>tngu; fo
rufen wir freunblid) ermatynenb allen SRafjenben ent*
gegen.
*) £ie SufammenjUlTung ber £erte«worte — bie SBa^t ber
83erfe aus JCirdjenliebern — bis auf ttntge, bie 83ad) wo&l
felbjl einreihte, beforgte GFJjrifiian gnebrid^ Rennet — als
ödjriftjhller unter bem tarnen: „^ieanber" befannt. Sttan
finbet bas ©ebidpt — wenn man es anberS fo nennen rann
— in bem jweiten Zt)t\U fnner Sßerfe, Ceipjig, 1734 * 2 - * u ff-
©eite 101 — 112. Die SBibmung ^enrici 1 « ijt in ber Djter*
mejfe 1T29 unterfdjrieben ; folglich muf ba« SBerf fpdteflen«
172« am Karfreitage Ui ber S?eöper in ber JÜr$e ju Gt.
$n>omä jum erjlenmal aufgeführt werben fein, was — o^ne
TCngcibe beS 3al)rcS — über bem ©ebidjte ju lefen ift.
2fn bie lefcten ©tunben beS beften ber Sflenfdjen,
ber fajl vor jwet 3aJ)rtaufenben $um ©lütf, #eil unb
©egen aller Sterblichen auf (5rben wanbelte; an all* bie
fdjweren Seiben unb bittern ©djmerjen, bie 3«fuS von
benen gu ertragen fyatte, welche er fo unauSfpredjlid)
liebte, foll ein 3eber f)ier erinnert werben! Deshalb bie*
tet ftd> nidjt ein ge(l ber Äun|t bar, fonbern eine fyod)*
ernfie religtöfe geier!
9lur wer mitzufühlen im ©tanbe ijl, wer ficft ber
bie ©inne betdufcenben ©egenwart auf eine furje 3eit
entreifen fann, unb feine ^)l}anta|Te ju bem i)id)\ttn
2fufflug ju triftigen vermag, bem wirb ßrbauung, 6r*
Hebung feiner felbfl von SBadj'S fo anbdd)tigen ®e^
fingen in bem Stempel beS $errn ju X^eiU 6in
langfortbauernber 9tad)l)CLll in bem tiefjhn Snnern ver«
bleibt il)m bann, auSflrimenb wie 2(eolSf)arfenlaut von
t)immlifd)en $ii)tn f unb ba« SDBort madjt fxd> 83at)n
aus ber verfdjloffenen S3rufl unb ruft:
„Älingt ibr nod) fort, tr)c füfen 3!rauert6ne?
5Woc^ fdjwebt mein ©eijl in euren tjeii'gcn Steigen/
Unb aü* mein hoffen will erfüllt fidj idgen,
®tit id) in eurem Strome mic^ ver|ö{me."
9lid)t trefflicher, nid)t finblidjer vermochte ber Zom
bitter beS „3>aulu6" feinen innigen J)anf ben SRanen
Sacfe'S, welker tt>n von früf>eflec 3ugenb mit JBegei=
flerung erfüllte unb als baS unerreid)barjte 3&eal vor
il)m flanb, barjubringen , als baf er biefeS 5Berf aus
einem fo langen ©djlummer hervorrief. 3al)relanger
gleiß, unermüblid)e ÄuSbauer würbe ba&u erforbert, viele
^inberniffe waren ju überwinben, niandje 93orurtl)eile |u
beftegen, er>e eS il)m gelang, gleich bem ^pgmalion, bem
fSfilidjen, aber tobten ©eflefn, baS rege warme to
100
ben einzukaufen, ©nblid) war e« bem SE^atigen ver*
ginnt, ft'cf) feinet 9Wüf)en ju erfreuen, unb am 12. 5J?<Srj
18-29 fanb gu S5ertin im ©aale ber ©ingafabemte
unter fetner umftdjtigen Leitung bie erfle Aufführung
flatt, ju ber ftd) au« ben ÜWitgliebern ber ©ingafabe*
mie, au«gezeid)neten Dilettanten, SDlitgliebern ber f6nig*
liefen daytttt unb be« Ä6ntgfldbtrc Sweater« ein mehrere
$unbert fiarfe« Doppeld)or unb Doppelordjejler vereinigt
l)atte. Da« erfle Srdjejler führte an ber erjlen 33toline
iperr JRlfc — ber ftd) felbfl ber befdjwerlidjen Arbeit
unterzogen fyattt, bte erjlen ©timmen auSjufdjreiben, ba*
mit aud) in biefer 33ejte()ung alle« auf« SSefle eingerid)*
Ut fei — ; ba« jroeite £err Dav ib, beibe al« äStolini*
ften rüfjmlic^fl befannt Die ©ologefinge waren von
9Wab. 2Rilber * Hauptmann , 2t)ürfd)mibt,
grdulein SSlanc unb von ©d)<$feel, #rn. Devrtent
b. j. — ein tiefer Äenner feiner unb aller Äunfl — ,
©tümer, S5aber unb SBufolt übernommen.
©d)on in ben Keinen SBorübungen mar ber Äunfl*
ftnn unb bte Steligiofttät ber S^eilneljmenbcn burd) bie*
je« 2Ber! fjodjanfteregt worben; ju ben großen groben
fanben ftd) ju #unberten Äunjtfreunbe ein, bie burd)
mehrmalige« #6ren ba« ©anje tiefer $u erfaffen wünfd)*
ten. @d)on früf) am Sage vor ber Aufführung waren
alle SJtllet« zum ©aal unb ben Sogen (800 bt« 900
^lifee ofyne bie finiglicfcen Sogen) vergeben. 6« mußs
ten bie geräumigen JBorfdle unb ein ©aal hinter bem
Drdjefler geiffnet werben, bie fogleid) mit £unberten 9« s
füllt waren; beffen ungeachtet faf> man ftd) genötigt,
weit über taufenb SJlelbungen unberücfftd)tigt ju laffen.
Der allerfyidjfle #of mit \)ol)m au«wdrtigen ©dflen war
zugegen.
Unb welche SSirfung äußerte ba« ©er! auf bie vie*
len #6rer?
,,@« ift mir unmSglid)" — fagt X 85. 9J?arp
nad) biefer 2foffür)rung barüber *) — „von bem 5Berfe
felbfl unb feiner SDBtrfung ju reben. @d)on fein erfrer
Gbor ließ alle 3ul)6rer vergeben, toa^ fte bi«ber von
STOuftf gef)6rt unb weldjen SWaßftab fte ttwa in ifjrem
©eifle mitgebracht Ratten. ?(lle, fo weit man au« ber
eigenen ßmpftnbung fdjlteßen fann, unb fo weit man
im ©tanbe war, auf tfnbere ju merfen, begingen eine
religi6fe Seter, bie man jliü in ftd) wieberfjolen, nid)t be-
richten foll "
Die Äufforberungen, eine SBieberrjolung ber $af*
fton«muftf ju veranflalten , waren fo bringenb, fo alige*
mein, baß fd)on einige 2age fpdter — am SBiegenfefle
S3ad)'«, ben 21. 2Mrz — eine zweite tfuffübrung
mit bemfelben, ober vielmebr mit erbostem ßrfolg flatt-
fanb. SBieberum faßten ©aal, 83orfäle unb #inter*
*) berliner allgemeine muftf. 3ettg, 1829, ©ette 82.
Zimmer nid)t bte ÜKenge ber 3uborer. Sin großer SEljeil
ber 3ul)Srer ber erflen Aufführung würbe auefo in ber
Zweiten erbltcft; fte freuten ftd) ber tieferen unb reicheren
(Srfenntniß be« großen 5Berfe«; unb an bie ©teile ge*
fpannter Erwartung war ba« freubige ©efül)l getreten,
baß tl)nen, baß ber SBelt ein große«, lang vergrabene«
unb vorenthaltene« ©ut jurücfgewonnen — geftd)ert
fei. ©leidje greubigfeit unb ©id)erbett fc^ien befonber«
bie im 6f)or ©ingenben $u befeelen, beren Vortrag eine
©enauigfeit, eine ^raft unb 3Bdrme jetgte, wie jte in
SSeclin nod) nie erbort worben; wie fte ftd) aud) nur an
einem foldjen SSSerfe offenbaren fann *).
©o viele Äunftfreunbe nun aud) biefer zweimaligen
geier beigewohnt batten, fo war e« bod) ein fefynlidjer
2Bunfd), nod) einmal ba« SBerf vorgeführt |u fel)en;
aber
„£)er 3üng(tng, ber ben ©eftafc gehoben
Unb ftc^ bewdbrt in fd)ön|lec 9}iannc6tbat" —
er eilte bem fernen 2flbion ju, um ftd) neue Corbeeren
ju pflücfen. I^a fleüte ftd) ber einunbfteb$ig= irrige
ßelter an bie ©pi|e be« ©anjen unb ließ Sad)'«
fyol)e« fiteb am ßbarfreitage erfdjallen.
©djneü verbreitete ftd) jefet von ber Ä6nig«flabt au«
ber 9iubm ber großen 9>affton«muftf burd) ganj Deutfd)*
lanb. t)it würbigen Directoren ber Sonfunfl in JJranf-
fürt a. 5»., 85re«lau, Äontg«berg, Gaffel,
Dre«ben unb a. £). unterzogen ftd) ber fdjweren,
aber aud) fo feljr banfbaren SRülje, biefe« Äunflwetf
würbtg unb mit ben beflen Äräften aufzuführen, unb
nur — Seipztg follte ben «J)od)genuß entbehren, biefe
©tabt, weldje ba^ 5Berf entfleben fat), in beren Stauern
e« einmal erflang, um bann über ^unbert 3al)re ber
Söergeffenbeit anbeim iu fallen!
9Zic^t m6gen wir un« bemühen, bte ©rünbe aufzu»
ftnben, we«balb ba« SBerf bi« je&t ber £)effentlid)feit
von benen entzogen würbe, weisen bie SSBuftfleitung
übertragen ifl; nur verfümmern würben wir un« einen
©enuß, ber in Äußern von bem geboten wirb, weldjer
feine 5Weiflerfd)aft fd)on aüein in ber SBieberbelebung
biefe« 5Berfe« bewerte. 9tein! greuen wir un« fynge--
gen innig im SBorau« auf jene erljebenben ©tunben, bie
un« balb erwarten in bem #aufe be« ^errn, unb \\)x\,
ber:
— /; ©tdb bewdbrt in fünfter Scannest bat,
3bn fegne felbft ber bobe ^etiler broben;
@t leite ibn auf fetneö ©cffle« ^fab,
Unb — fdjetbet er, begleitet t'bn, ibr Spanen,
2)eö c^nfllic^ f frommen, göttlichen Titanen."
ß. g. Secfer.
*) Sb<nb. &titt 9T.
101
Mitteilungen auö faxte.
16.
6 o n c e r t e.
€5oire'cn Don £er$ unb 2a ba rte.
3mmer häufiger werben bie Goncerte unb beinahe
alle graben 3ul)6rer ober bod) ttvoai bem 2(ef)nliche*.
Variationen giebt man mehr unb mel)r auf, bagegen füU
ten Goncertfiücfe, gro^e *J)()untafteen bie Programme.
Spernfä&e Don SBeber unb 2Ro$art treten an bie ©teile
ber ewigen GaDatinen Don Donijetti, 9>aecini ober
SJaccat. Die ^ianoforte * Segleitung jum ©efang reid)t
ntd>c mef)r au*, man nimmt 33iolinen, Violoncello* unb
#arfe baju. Die Ordjefler * Goncerte f ommen mef)r unb
meljr in Aufnahme. — ©ollte bet #orijont be* muff»
falifdjen publicum« ftd> ju erweitern, fein ©inn ju Der*
ebeln, feine Sbeen fid) $u feigem, fein ©efdjmacf fid)
5U reinigen beginnen? — 3d) wage e* nicht ju betäti-
gen, aber gern lafj' id)'* ju, wenn man'* fagt, benft
unb glauben mad)t.
©d)On bie Soirees periodiques Don $er§ unb 2a«
harre, weldje ftd) im anfange fd)led)t anfünbigten,
haben eine neue brillante ^pftognomie angenommen,
©eitbem ba* £)rd)efler barin eine JRolIe fpielt, ftr6mt
ba* publicum hin. 3n ber legten ©oiree war ber
©aal $um Grbrücfen Doli, ©djabe nur, baß ba* l)üb*
fche Socal ju flein ift, fo baß , weil ba* ßrdjefter nid)t
für 60 bi* 80 SJlufifer 3?aum giebt, bie Raufen unb
SKeffinginflrumente fo ungünjttg placirt finb, bajj $recU
fion, Delicateffe unb ^raft, woburd) fid) bat GonferDa*
torium nid)t ohne Gtnflufj feinet feljr günfiig arrangirs
ten Drd)ejler* au«$eid)net, fo fefjr beeinträchtigt finb.
6* lagt ffd) inbefj hoffen, baß £r. #er$ bei ber je&t
regen $h*itoaf)me an feinen Goncerten biefem Uebeljianbe
abjubetfen fid) Deranlajjt füllen werbe.
Da* Programm ber 3ten ©oiree erlitt bebeutmbe
JTbdnberungen , inbem man flatt ber angefünbigten 2eK*
DuDerture bie jum greifd)üfc unb flatt be* Duo
au* Torquato SEaffo ba* au* ben Hugenotten fpiel*
te. Die 2(uSfül)rung ber beiben fd)6nen ©tiefe hätte
nod) beffer fein fonnen. — $err Gheralbi, in ber
JRolle be* SWarcell, unb SWab. SBiarbot* ©arcia in
ber ber Valentine, machten ba* fjerrltdje 2(nbante in
©-Dur biefe* Duo* Dor allem geltenb. Den #aupt*
erfolg für biefen tfbenb fyattt 9J?ab. ©arcia in ber Arte
Don 9licolo: ,,non, non, je ne veux pas chanter."
©udje wer will eine han*wurft*äl)nlid)ere, bümmere unb
erbärmlichere Gompofition, al* biefe — id) mag mir bit
vergebliche SJJufje nid)t machen! 3Bie geiftreid)! in im*
fälligen trillern, ©prüngen, Säufern, SRoulaben (ins
gen ju laffen: „9iein, nein, id) finge nid)t". Unb wa*
für alberne SMelobiedjen ! Gin "wahrer JReifebiener* ©tpl!
— 9J?ab. SBiarbot * ©arcia würbe ungeheuer applaubirt;
aber 2eute Don ©efd)macf muffen bebauern, wenn eine
Äünfllerin biefe* SJange* fold)e 3Ba^l trifft.
Gin ©olo für $arfe: ^Souvenir de Donizetti"
mit Begleitung be* Srdjefier*, bot Diel 3ntereffe. Die
italientf*en Sternen ftnb mit allerliebjlen unb mitunter
aud) rcd)t eigentbumltd)en Söariationen burdjwebt. 2a»
barre trug biefe fnne Gompofition feljr conect Dor, unb
ia; fenne t)t\iti$m Sage* feinen, ber bie $arfe fo ju
fpielen terfränbe al* er.
Die glänjenbe unb lebenbige SBeife, in ber $. 2t*
tolff ba* ^)ianoconcert mit £)rd)eflerbegleitung
Don 5Beber au*füf)rte ; f>at Diel Teilnahme gefunben;
ic^ aber erfldre hiermit, baji weber ^r. 2itolff, nod) ir«
genb ein anberer auf ber 3Belt ba* JRed)t tyabt, aud)
nur eine 5?ote an ber SWuftf ju inbem, bit ben 9?amen
„ffieber" trägt. Da* beißt eine griblidje aäerlefeung bet
Pietät! — Die ©calen in Sterben, £)ctaDen unb ©er«
ten, weldje $x. 2. in bie Partie be* ?)iano ein^ufdjie*
ben fid) erlaubte, finb nwfot* weniger al* piquant, unb
ba* fann ber junge 5Birtuo* überzeugt fein, baf wenn
5Beber, ber auc^ im grtfer ^)ianifl war, wieberfäme unb
eine Gompofition Don ^)rn. 2itolff audfübrte 7 er fid) ges
wif nid)t erfüt)nen würbe, etwa* barin ju Deränbern.
^r. 2. mag alfo biefelbe Ghre bem ©djipfer einer
Gurpam^e, eine* gretfcl)ü6, eine* Dberon wieberfal)ren
laffen !
Die 2Tu*fül)rung be* für Srd)efler arrangir*
ten ©eptuor Don 95eett)ODen war in ben ©aiten*
inflrumenten nid)t eben fefjr rü^mlid).
Hvtot, biefer mächtige S3io[onift, fpielte biefen
Äbenb jweimal, jebe*mal mit ungeljeuerm Grfolge. ©eit
bem legten 3at)re b fl t fein 2on an ^Reinheit außer*
orbentlid) ^genommen. Gr weiß it)n jum S3ortl)eile be*
Söortrag* auf* jartejfr ju nuanciren unb fein Sogen laft
bie Qaitt ohne ba* minbefle ©eräufd) fd)wingen. 3>d)
wünfd)te nur, er übetwdnbe bie grofjffen ©djwierigfeiten
mit mehr 9vul)e. ©ein hommage a Ilubini, worin bie
GaDatine au* ^Xiobe 7 ' ba^ $auptd)or ifl, reift in bie-
fem ©tücfe fo hin, wie e* bi* jefet nur bem unDergleid)»
liefen italtenifd)en Xenore möglich war.
3m Dierten Goncerte l)5rte id), ba id) ju fpät fam,
weber ben erflen Sag ber G^SKoll* ©pmphonie,
nod) bie SiJlelobieen Don Degli*me*, weber bie
2(rie, weldje JJrl. 9lau fang, nod) bie erffe Partie be*
9)ianoconcerte* Don ^erj. Die SWebrja^t ber 3u*
^orer f>at 3Kab. ©arda in ber greifchüfe *'2frie bu
wunbert, welche fte beutfd), jebod) nicht al* Deutfdje
fang.
SSeriot'* „Tremolo" ifl eine gar furiofe unb,
wie mir fdjeint, enorm fetyrere SBiolin - ^)h«ntafie.
SEroft be* Äpplaufe*, ber iljm bi* an bie Gouliffen fc!^
102
te, fdjten Seriot unjufrieben mit ftd) felbfh 9tur einige
Setaoenfldnge firitten mit bec SKein^eit feines ©pielet,
eine ©d)ulb, bie nur bec übermäßigen $i%t im ©aale
jujufdjreiben war. 2)a$ tfnbante unb ginale bec
SJeetfjooen'fctyen ©pmpf)onie litten aud) untec bie*
fec fdjcecflidjen ©aal*2(tmotpI)dre. Die SSlatinjtrumente
ftimmten untec ftd) traurig, gefd)«eige ju ben ©aiten*
intfrumenten. 3(ud) in bem Scio au« Crociato
flimmte bie #arfe ju bem ebenfall« begleitenden $iano
nid)t, bod) fangen e$ SKab. ©arcia, gel. 9lau unb 2a*
barre fef)r treffltd). 23ie oon gabarre gefd)riebenen
JKo mannen wußte 9Wab. gabarre mit üjrer fd)wad)cn,
aber jum #erjen bringenben Stimme geltenb ju madjen.
£)ie Cadeoce de Diable (Sartini't Sraum), burd) eine
©ingjlimme erweitert, gebort, wie mid) bunft, unter bie
SJubrif tjon: „non, non, je ne veu* pas chanter".
9ttab. SBiarbots©arcia unb SSeriot liegen bamit am (5nbe
be$ Goncertt ba$ mufttaltfcbe 93riUant-geuer lo«. —
17tet tutb 18tet Stbpitnemetitcottcect.
•Dat 17te Äbonnementconeert würbe mit einer neuen (ber
6tenj €r>mpbonie oon Äalliwoba eröffnet, bie er, burd) bte
Aufnahme, bie feine 5te gefuuben, oielleidpt ermuntert, in fe$r
furjer 3eit gearbeitet baben mag. £at SBerf fdjetnt eben
mebr burd) dunere Anregung entfranben ju fein, alt aut in-
nerem fd)öpferifd)en orange, föeint gefud)ter, mutanter, unb
ber BeifaU, ben bie epmpfjome im Berbdltniß jur 5ten fanb,
ftanb au* Cm richtigen SSerbdltniffe ju bem SÖerttje ber beu
ben. 3um «Rad^etle bet SSerfet traf et ftd) au*, »a* freu-
nd) nüfy immer ju dnbern ift, baß et ben 2(nfang bet <5on*
eertet madjte. ©ie Snftrumente, bie Sföufrter felbft finb ba
oft nod) nid)t »arm, bat publicum t)at fid) nod) nidjt ju=
rechte gefeffen ic. Slag ber ©runb ber weniger »armen 2tuf=
nabme nun in dußeren Umftdnben ober im SBerfe felbfl lte=
gen, et möge biet ben bodjgefdjdfcten Gomponiften ntd)t ab*
galten, auf fetner rübmlidjen Batjn fortzufahren. 5Bo wdre
ber «Weifter, ber ji$ immer fleigern fonnte! «Kur wenn er
ftd) oerwürfe, feinen beutfdjen Urfprung ganj unb gar »er«
leugnete, foU bie Äritrt eingreifen. Bleibt er ftcb aber treu
In gleiß unb ©efinnung, fo bürfen wir tfcra wegen einet wem*
ger gtücfltfyn Sßurfct ni$t gleid) bat (Spiel oerberben rvoU
len. JDer 7ten @r>mpbonte bet liebentwürbigen SBeiftert fei
benn im Boraut ein SBillfommen jugerufen.
Gtatt grl. 6d)loß, bie Reifer geworben, fang eine früher
nid)t genannte ©dngerin, grl. eoutfe ®rünberg, eine
©^ülerin bet alt ©efanglebrer unb Gemponiflen, namentlicb
für SKdnnergefang , wot)lbt!annten 36Uner, unb überrafdjte
bat publicum burd) ibr flangooUet, fdjmiegfame« Drgan, wie
burd) bie naioe ©idjerbeit, mit ber fte oon Anfang bit <5nbe
ibre 2Crie (eine 2}?oiart'f(äbe) autfubrte. £>er Grfolg ibret
trffen »uftretent mu& unt, ba fte ein etnbeimifdjet Talent,
wobl boppelt erfreuen. 2Bir müßten lügen, wenn wir unt
unferer Dielen fronen Stimmen unb ©efangtalente rühmen
wollten 5 et ift barin bti unt nid)t bejTer, aH überaU.
4>r. ©ulomp fpielte in bemfelben Qoncerte ein (Soneert
oon Ciptnöft unb Variationen oon S^oiique, unb namentlidj
bat erfle iebenbig unb mit ©eijl, baß ftd) ber Gcmpcnift, oon
bem wir et früher gel)6rt, barüber gefreut tjaben müßte, war'
er anwefenb gewefen.
* ©er öte an bemfelben Hbenbe auftrttenbe ©olift war ^)r.
^>aafe, neben £rn. ©renfer ber au6gescid)net(tc glotijl un*
ferer 6tabt.
s Jiod) fang ein jal)lreid)er SRdnnercbor (5. 5K. t>. SBeber't
©iUt oor ber €d)lad)t oon 3:1?. Äbmer, unb SKenbeU
fobn't wunberberrlic^et Quartett mit £örnerbegleitung : ber
Sdgerabfc^ieb oon ©idjenbovff. —
©ie 3Ku(i!flücfe bet inten (Soncertct waren jiemlicb ge^
mifdjter Art. ©ine neue ©t^mpbente oon 8. 33* au r er, nodj
§Kanufcript, begann. £at fic^ feine erfle oiele greunbe ers
worben, fo wirb et aud) biefe iwitt, bie jener an Ceidjtigfeit
unb ßebenbigfeit nic^tt nadjgiebt. 2ln ber 3nfkumentation
erfennt man ben im Crdjefter grofgeworbenen SKufifer^ er
fpielt mit ben Snftrumenten, xvit ein ©aufler mit feinen S3dU
len. JDat Äbagio, febr jart erfunben, besagte unt neben bem
lften 2>a$t am meiflenj 2Cnberet, franiöftfeb unb tdrmenb,
weniger.
Alt ©aft trat ein £err ©. ®ttti aut Neapel auf, em
frdftiger wobtflingenber Bariton, ber ftc^ balb alt edjtcr tta*
lienifeber ©dnger bocumentirte. 3m S3erein mit 4>tn. $bg«
ner fang er aueb $um großen ©efaUen unferer SBeUintaner
ein £>uett aut ben Puritanern, ©djitften unt audb bie Ita-
liener einen £enort|ten wieber 5 an SSaffen feblt et unt we*
ntger.
mt großem «Beifall fang $rl. ©rünberg bte SReper--
beer'fdje 2lrie „Robert mein ©eliebter /; , bie nie einen gereiften
Cffeet eerfeblt, bie ber domponift gewiß felbfl für eine feiner
fd)6nften Hummern (jdlt. 2ln ber ©dngerin wollten ©cfanglcbrct
bte 5Ö?unb6ffnung tabelnj et ift nur ein SBinf, aueb barauf
2ld)t ju baben. 3m Uebrigen jeigte fte aueb in biefem 2$or*
trage SSeruf unb Talent.
gtne wenig gefannte Duoerture oon Cntlow jur Tper:
ber 2üfalbe, gefiel; eben fo ^>r. SQBittmann in 83tolon?
ceUoariationen oon SRerf, unb ^r. SBeiffcnborn in fol-
gen für gagott oon SB. *aafc, beibe autge^ciebnete WHt*
glieber unferet Drdjeftert, oon benen ber erftcre aud) ein fd)o-
net (Sompofitionttalent befi^en foll: er tfl ein SSicner unb
ed^üter oon SBerf. — l 3 -
91 n } e i s e«
Steuer ßurfu« in ber muftfalifd)en Gompofttion.
SKit bem 1. Sunt a. c beginnt ein neuer Gurfut in meu
nem umfaffenben Cebrinftitutc für bie mur^alifdje ©ompoft=
tion. lieber bie fd)on bii je^t gewonnenen erfreulichen S«efuU
tatt meiner neuen Sebrmetbobe bin i* benjenigen, weldje in
bat 3nflitut fcu treten gebenden, auf portofreie anfragen %u
naue Äutfunft ju erteilen gern erbotig. Änmelbungen bitte
idj fpäteftent bii jum 1. Mai an mic^ gelangen ju laffen.
SBeimar, b. 1. 2Rdrj 1841.
3. & C b e ,
©tofb' SBftmar. Äammertnufifut.
öon b. neuen 3eitfd>r. f. SKuftB erfefteinen woc^entli* jwei Hummern ju einem balben Bogen. — g)rett bet JBanbet oon
52 Hummern mit muft!alifd)en Beilagen 2 2blr. 20 ftgr., obne muftfalifc^e Beilagen 2 Zt)U. lo^gr. - Abonnement nebmen
alle spaftämter, Bud)-, *Blu\iU unb Äunflbanblungen an. —
«Sftrucft tri 3c Äürfmann in ?tirji8)
tt t u e
3*ite*l)rift für Jttuöik.
S3ttantn>ortli*er Slcbacteur: Dr. 9t, ^Aunmitm »trltgtr: SU, gticfe in Vefpjig.
^26. ~~
©tetjfljntet SJanb,
Den SO. gRütj 1841.
3Ri bffUmmigr öffangt, - lu£ Jffiien. — »dfltrfialf*. — ist** ibotiiumfitttorttfEt, —
%ü%1 ünMrjagf unf Büttüärt* furtum:
@ä fftlttttmem in b«rt gclbnen* ©aitm
9?oc^ tmfccfaiinte JCrdffe viel
SK^rfKmmiget ®efanfl*
3uL äße der: 6 breijiimmtjje Sieber (f. 20t, SEenor,
ftaf.) mit SStaL b*S $)fte. Cp. 21. — Seidig,
ffirtittopf u, 4>4rtel< — 12 g®r. —
©er Güttipptrifi ber breiftimmtgen gieber ^at ftd),
ftfteint eG, in biefc ©eftaltung be£ meljiftimmfgen @e*
fang** ettraS üerliebt, ßinen ©efang biefec 2(rt brachte
fdjon bie SSeilage unferer Seitftbrtft, unb ein £eft föot»
tifd)ti ajültettebir, eine Uebertragung feer SBeetfccwen'fdjen
^amumifirong, §cigtm toit im vorigen SSanbt an, @in
gut Zt)tii bti eigentümlichen Gotoriti biefet fiteber Gingt
ftfilidj wn bem Umfianbe ab, bajj bie Überftimme ton
einer nncflidjen 2(ttjHmme ausgeführt nm&, tuoju in bem
Umfange berfelben bei ben mtiften bbfer Öebet fein ni*
tfeigenber ©tunb liegt; (le ^<5lt ftrf> mit fetten«! ?fu*nafc
m«i in ben jcbtr weiblichen Stimmt jufagenbfien SEinen
uon d bi* e, unb man wirb« namentlich in bem tner*
ten unb fedjften Siebe atyne beronbere Enbeutunj faum
auf *ine 2ßtflimme ratfjen. 23o$ ift, audj hiervon ab*
gefefyen, ben Siebern eint gewiffe anjiefyenbe 33efonberf)eit
in bfm einfügen, Haren ©timmengange unb eine EBetdjs
mütijigfeit b« Stimmung eigen, bi* ntd)t of)ne einen
SR*iS ift, ber, von jener ßr^aneigenttjumlicfjfeit nicf)t aue*
gefyenb, aud) bei fr« Aufführung burefc «ine ©cptan=
ftimmc nidjt verloren gefrt-
gr- Äürfen: fl tluartette für Sopran, 2flt, SEenor,
33a^ JDp. S3. — ^Berlin, ectycjingir. - 2 Aefti
k i atfc -
©tei fentimentale Sipte: „ftacfrtieb" t>on ©eibel,
„ber Deferteur" unb „@o viel Stern' am £immel flefjn"
(»on Unjenannten), j»d in öolMtcn geijattene: „r^em-
linbif^e* SHJiegenlieb' 1 unb „aßemanntf^e* 83ü{«lieb"
(lefeteceö für eine Eing= unb bret ^rummlltmmen ge«
fUjt), unb rinuraLtö „©teienpfecbiiebc^en". 2)i* 3J?e*
iobiem leid)t y flte^enb, munbcetftt, fagen butd) t^araftm
tofe Xirgcmrintjiic jti; biet unb jenef meint man fdjon
ju wiffen, f^«n je^rt gu ^aben l man meip nidit gteidj
trenn unb roo. Harmonie* unb @timmenffit)tung flrt«
glatt unb etngdnglicf), ifl oft met?r flurt>tig als teidjt Iti
Ijanbilt: eine ^armontftmng, n>ie bii ber 9lr. 4, na*
mentlic^ ber erften SEacte, gitbt trenigften« feinen 2fn*
fpru* auf SKitperpftaft. S# ijl MrjHty aWrt feierte
angenehme 6om>erfation6mufit.
g. ^). Xru^n: grnft unb Saune, 6 Siebet für 4
SRannerflimmen. &p. 83 P *- Seipjifl, Älemm- —
1 Äftif. 12 g©r, —
$- SB- Seit: SEafetgefdnge für ÜRönnerfiimmen.
JDp- 12. — Stipjig, ^ofmripcr. — 1 tt^Ir. —
Srefdjfe: 25er ^erbft, (Sebic^t tj- ?>• @. 9iat|m*
ftuä für 4 SERannerftimm. D^ 1- — aRftflbeburg,
^einri*§l?ofen, — 12| @gr. —
©djerj unb Srnfi foroottf äff Safelgefange gif)en
offenbar barauf au*, ben gfrcefjnlidjdm Seburfniffm ber
gtebertafeln unb SKinnerquartetten entgegen ju femmen.
3*be* ber beiben $efie entölt ein ^albbuftenb ber praf*
tifabelften Sieber für ^ecfdjiebcne Seben6}u{!5nbt unb fflor*
fommnt(Te, bie befunjen ju werben pflegen* ©in SBein«
tieb, ein ©tdntcfjen unb ein ©rablieb feblt bafjer in bei*
ben nic^t. Äuferbem ftnb grauenpml unb ritterliche
Spinne burd? ©ebic^te \>on ^>iine unb ERetnicf vertreten,
©onfl enthalten bie Safeüiibec no<& ^lUttt tt H$ reben
unb träumen b, 9B/ 1 unb einen feierten „Söe^egefang"
104
t>. #ot)lfelb. Dafür bringt aber Sdjerj unb @rnfi «in
!)6d)(l notfywenbigeS patriottfdjeS ÄonigSlieb, unb eine
^umoriflifcfye (5rjd()Uing (ber Solobaß giebt fte, &om t>iec-
flimmigen Gfjor begleitet) t>on £anS Sbeuerlid)« SBein*
wtrtf)fd)aft. SEejrtbefjanblung , Declamation, barmonifdje
Arbeit üerratfjen in beiben 5Berfen bie gewanbten effect-
funbtgen 3Wu(tfet. AuS$u$eid)nen als bie fectigflen unb
frifdjejlen wären, außer ben beiben ©rabliebcrn, „baS
©tänbdjen" in Sdjerj unb grn|t, unb „bie SBeibe" in
bett SEafelliebern. Die in S3ejug auf bie Sftebrjahl ber
in bem #efte beftnblidjen Sieber etwas übermfdjenbe Se-
$etd)nung „3!afellteber" betreffenb, baben wir 3U erwäh-
nen, baß bieg ber allgemeine SEitel einer JKeibe SKänner*
gefangeompofttionen (alfo Siebet für Siebertafeln;
nid)t bloS Speifes unb Srinf lieber) tfi, bie t>on ber S3er*
lagSfjanblung herausgegeben werben unb wowm baS er?
wdfjnte baS brennte #eft ijl. — „Der £erbß" ijl ein
tyarmlofer Weiterer ©efang, ber fid> gut fingt unb anbort,
aber an ftcf> ju wenig bebeutenb, um ©eltung ansufpre*
djen, unb als £)p. 1 nid)t auSreidjenb, um ein Urteil
über ©eftnnung unb 33ilbungSjtufe beS ßomponiflen ju
begrünben. — £). S.
9lu$ SBtetn 3m JJcfcruar.
3af)treid)e Urfadjen, meinem SSejufS* unb gamilien«
(eben entfpringenb , Einbetten mid) big je&t, bie Derebr;
lidje Stebaction abermals mit 9?euigfeiten aus unfe*
rer JRefibeng ju toerfeljen. 9?un will id) baS SJerfaumte
nad^olen, unb beginne mit bem jwtfdjen geiftlid)et, b. i.
Äirdjen-, unb profaner, b. i. £)pern- unb Goncert*
SJtufif, in ber SÄitte fletyenbem
Oratorium,'
lieber unfer große*
2tfu fif f e ft
ijl 3f)nen fdjon berichtet worben. 3d) glaube baber, nur
nod) erwähnen ju muffen, bog bem aufgeführten SReU
fierwerfe (SimotbeuS) tton Seite beS publicum« eine fo
ausgezeichnet beifällige, als, bei ber im Allgemeinen jefct
J)errfd>enben ©efdjmacfS&erirrung, unerwartete Aufnahme
ju Sbeil würbe; ein 33eweiS: baß ber (Sinn für baS
wafyrfyaft Sd)6ne unter uns nod) nid)t erworben ijl,
unb nur einer würbigen Anregung bebarf, um jum
Durd)brud)e ju fommen. 3wei ©tücfe mußten wieber*
fjolt werben: bie t?on SWab. <oan Raffelt « SSartl)
mit unnachahmlichem 3auber gefungene Arie „Üone
fanft, bu Ipbifd)' Srautlieb!" unb ber titanifdje ßf)or:
,,33rid) bie S3anbe feines SdjlummerS ! "
Der al!erl)6d)!te #of wofjnte beiben Aufführungen
t)on ber erfien bis jur legten 9Zote btiy eine
Auszeichnung beren man ftd) nid)t oft ju erinnern wif?
fen wirb.
©erabe um einen SJlonat fpater, am 8ten December,
brachte ber f. t ^ofWcecapeümeifrec Sgnas 2Cßmaper
fein neuejleö unb jweiteg SBerf btefer ©attung:
„Saul unb 25at>ib, bramatifdjeö Oratorium/'
Didjtung r>on ßfcriflopf) Äuffner, im f. !. großen
3teboutenfaale ju ©ef)6r.
Der Dichter, ein gearteter Staatsbeamter unb
©djriftfleüer, fdjeint fein 5Berf wo()l für bie tljeatraltfd)«
Darftellung benimmt ju l)aben, warum l)ieße es fonft
auch „bramatifd)eS Oratorium", weSljalb wäre ber
£)rt ber ^)anblung fletS mit allen einaeln^eiten genau
gefd)ilbert, wie 5. 85. „SageSanbrud)", „|>irten führen
ibre beerben auf bie 2Beibe", „Dat)ib fnieet auf einem
^ügel", woju t)dufig \>a$ Sintretm ber ©timmen burd)
„tritt toor", tritt ein" ober „i()nen folgt bag ftegreic^ ju«
rücffebrenbe #eer ber Israeliten" u. f. w. angebeutet;
auS welchem ©runbe enblid) waren rein ber ©cene an*
geborige S^ebenurnftanbe, alS: „©aul auf einem 9iul)e-
bette fdjlummernb", ober: „GS wirb 9iac^t. Die Sob*
tenbefdjworerin tjon ©nbor fd>reitet vorüber" angeführt?
Deshalb fd)eint auc^ baS mpftifebe SiebeSüerbaltniß ^wi-
fd)en Damb unb ©aul'S 5lod)ter 5Wid)ol eingeflocbten ju
fein. — Der Gomponifl fyat in feiner Arbeit, Dieileidjt
unbewußt, tjielteid?t um nid)t alS fleifer ^ebant t>er=
fc^rieen ju werben, ein treuer 9?ad)folger bes DicbtcrS,
benfelben SBeg eingefd)lagen. — SBir fonnten biefeS SSerf
alfo wof)l richtiger „gei|llid)e Sper" nennen, in ber Art,
wie SOTebul'S Sofepf). Diefe Anftd)t foU uns alfo aud)
bei ber Beurteilung beS SBerfeS leiten, um nid)t unge^
red)t ju werben.
Die Ueberfdjrift „(Saut unb Daüib" laßt woftf um
fc^wer erraten, welcfyeS ©tue! unferer btblifd)en ©e^
fdjidjte ber Dieter ftd) jum Sorbilbe erwarte. X)a
aber jener SÄomente, wo ftd) ber ©egenfa^ ©aul'S 3U
Dat)ib b^auSfleKt, ju ttiele ftnb, um fte in ber 3*it t)on
gwei unb einer falben ©tunbe an uns üorüberfdjreite»
ju laffen, bat ^r. Äuffner eS Dorge30gen, feinen Stoff
in 5wei Abt^eilungen, beren jebe ein für ftd) befieljenbeS
©an^eS bübet, ^u trennen, unb bie erjle, tvtlfyt ber ©e=
genftanb biefer S3efpred)nng i|t: „Saul unb Damb", bie
Wtitt, welche nod) nidjt üor baS gorum ber Deffentlid)*
feit gebracht, ja r?on Seite beS Gomponiflen nod) gar
nidjt ju 6nbe gefübrt i(t, „Saul'S 2ob", 5U feigen.
Db biefe beiben Ueberfd)rtften ju einanber im notfywen*
big - gegenfd^lidjen SSerbdltntffe fleben, ob nid)t eigentlid)
„Saul unb Dafcib" nur ber ©efammttitcl für beibe Ab*
tbeilungen fein unb bie erfte etwa „Saul'S gall" tyiftn
foüte, fei hiermit nur nebenbei erwafent.
Die in 9iebe tfebenbe Abtbeilung erj^It ©:ul r S
burd) Siege über feine geinbe entjiebenben Ucbermutf),
üerad)tenb bie Dan!eSpflid)t gegen feinen ©Ott, Salo*
moniS, feiner Äinber, feines SßolfeS SÄa^nen, beS *Pro*
pfjeten glud}. ^)rop()ejeil)ung beS ÄronübergangS auf
105
Davib'S #aupt unb Stob, €aul'S in golge bejfen tnu
flanbene ©cbwermutf), bic SSerufung -Davids nad) #ofe
unb bie Teilung beS franfen ÄonigS burd) beS Ritten*
jünglin^ berrltdjeS ©aitenfpiel unb fromme Diebe. ©o
weit bie ©efd)id)te. Unb baS wdre auc^ für ein £)ca*
tocium ()inldndttcf> gewefen, aber, wie fd)on früher be*
merft, ber Sinter bebanbelte ben ©toff mebr operm
mdfjig, er mufjte eine 2frt £iebeäverl)dltnijj (jinein verwe-
ben. SEtfidjol erfennt in bem bei $ofe eingeführten
£)avib jenen Süngltng, ber „umjirafylt vom SWorgen-
fd)eine" ibr erfdjien im „*Palmenbaine, wo immer mdd)*
tiger fdjaüt ber frommen ©efdnge ©ewalt", bis er,
ndmlid) ber ©dnger, fdjwtnbet in beS SSalbeS bunfeln
SRaum, wie ein 9)arabiefeS*2:raum." 2)od) if>re
„ trunfene €eele fiei)t
,,©tet$ beS ©ängerS eifygefitaUi
„ Unaufhörlich t6nt unb fcaUt
„ 2)urcb bie €eete £arf unb Sieb."
25er ©egenjlanb aber biefer geheimnisvollen 2fnf)dngltd)-
feit fpridjt ftd) nid)t auS; man tan* bat)cr nidjt wif-
fen, ob er 2(ebnlid)eS gefühlt. 9tur als ©aul, $um
Danf für bie glücflid)e Teilung, $u iijm etwas egoU
ffif* f«öt:
„@ct gletdj ben (Sbelftcn in meinem SRetdj(e) .'
„£)a$ Sefte, rcaS td) geben fann, fei beim
„SKtmm fcin etft meine, bann ber £odjter ^>anb!"
fagt er mit ben Uebrigen: „SD $er$enSwonne! $im-
melSglücf !" 6s fdjeint bemnad) nid)t, als ob i()m um
bie fcfywdrmerifdje SJ?id)ol fonberlid) ju tijun gewefen
wäre. — Sajj übrigens ©aul tyiti bie #anb feiner £q&
ter nid)t ber ©efd)id)te getreu vergiebt, brauche id) woi)l
nur ju erwdfjnen. — 2)ie SSerfe ftnb gut unb muftfa=
lifd). Sine fonberbare ©ifion ifi mir aufgefallen;
„3>ova" flau Seboua. ©o ftnbet man im i&irtbudje
meiftentf)ftlö gebuuit, ber ßomponitf fe($t bafür immer
baS breifnlbige 2Bort. — Die ©pradje, jwar tropeureid),
an ben £>rient mabnenb, ijl beinahe nur ju — mo-
bern, jener, man mochte fagen, rauben &nfad)beit nid)t
ganj treu geblieben, bie bergleidjen ©toffe fo gut ver-
tragen.
£r. 2ff? maper, ein burd) langjd()rige £f)dtigfeit als
erfter Drganift ber f. f. #ofcapelle unb Gapellmeifter an
ber Äiccbe beS ©tifteS Schotten ebrenvcli bekannter Zom
fefcer, neuerer 3<it mit bem Sitel: #of = 23icecapeümeifIer
beehrt, f)at eine gute 5Babl in biefem ©toffe getroffen,
wenn er aud) nid)t ber (Srfle babei ifl, unb id) mufj,
von ber Anfang« fef!ge(leUten 2(nftd)t au6gebenb, offen=
berjig gegeben, ein fefjr tüdjtiged SBetf geliefert. £>ie
2(uffaffung unb SSeacbeitung ijl, wie e$ fid> von einem
foleben 2Ranne erwarten lieg, ber £5id)tung treu ft'.i) an-
fdjliefenb, in gewiffen SKomenten erfd)ütternb unb rül)=
renb, wie benn bei ber 2(rie beö reuigen ©aut: „£) ffife
2f)rdnen, flieget berab bie bleichen ©angen!" von
©taubigl auf btö SBafjrpe unb ßrgreifenbfte vorgetra-
gen, aud) mandje Sbrdnen über bie SBangen ber Jp&ut
unb Hörerinnen floffen. Die ©ingflimmen finb verjldnr
big unb cbrtrafterijttfd) benu&t; bie Snfirumentation ifl
trefflieb, fajl ju blübenb; auf er einigen imttatcnfd)en
©dfeen ftnbet ber 2iebl)aber contrapunetifeber Äunflflücfe
nid)td für feinen ©aumen, ein ©runb met)r, baß SRandje
über ju große SDlobernitdt be$ 5Berfed eiferten.
(@djlu^ folgt.)
3ur ©rgdnjung meine« 3fuffafee« „über bie Gantoren
ber Seipjiger StyomaSfcbule" babe id) nod), au6 ©icul'6
2eip5iger 2(nnalen, golgenbed ju bemerfen.
2)er in meljr al« einer 83ejiebung wa^rf)aft gro§e
Sodann Äubnau, ben fd)on in Zittau feine vortreffs
tiefte 2d)6rige SiKotette auf ben £ob be« Äurfürjlen So-
dann öeorg« II. 1680 (wo Äubnau 20 %at)tt jaulte)
berübmt gemacht bötte, fefete 16^5, als 3ob<*nn ©e?
org III. bie SKidjaeliSmejfe ju Seipjig befud)te, ein „ba=
malö ganj ungewobnlicbeö unb von ibm neu erfunbeneS
mufUalifd)e3 Srama", bei beffen TTuSfübrung bie
©tubenten, welche bie (5t)6re übernommen, au$ verfd)ie=
benen ©äffen ftngenb auf ben Ü)?ar!t rürften. Dies be=
fonberS begrünbete feinen SJubm fo fefl, ba§ 1684 9?te-
manb wagte als Äu^nau'S Mitbewerber aufzutreten, ba
burd) Äübnel'S SEob bie £)rganifi*njieUe an ber 2bo=
maSfcrdje erlebtgt worben. 58iS babin fyattt Äubnau
meift nur pbilofopbifcbe GoUegien gebort; nun aber er=
griff er febr eifrig baS . s )ied)tS ^ ©tubium , biSputirte flef;
gig, unb fd)rieb beim 2(ntritte feines 2(mteS bie berühmte
2lbbanblung „de jure Musicorum ecclesiasticornm",
burd) beren folenne ä>ertl;eibigung er 1688 2fbvocat warb.
©pdter trug man ibm unter ber .panb aud) bie jurijli--
febe Scctorwürbe an, bie er aber ablehnte. 2(ud) 2beo*
logie, clafftfebe ©prad)en, Dratori! unb Dic^thmfr waren
ihm feineSwegS fremb, unb feiten verging ein Sag, an
weld}em er nicht im bebrdifeben alten, ober im gried)U
fd)en neuen Seflamente ein Gapitel gelefen l)dtte. Se=
fonberS (tarf aber war er in ber Algebra unb anbern
Steilen ber SKatbematü, „bie er jum S3ebufe feiner
mufifalifcben Gompofition glüeflid) anjuwenben wußte ;/ .
Daber erfldrt $erfeog ibn in feinem ©enbfd)reiben vor
allen SRitlebenben einer ^)alme als beS wabren M s Pol»-
biflorS'' würbig, unb bemerft aud), bafj Äufynau'S öe-
biebte Äraft unb 2(nmutb in fid) vereinigen. Äubnau
überfe&te — wiewobl anonpm — fleißig aus bem (5ng^
lifdjen unb granjofifdjen , lieferte Cufifpiele („ben lofen
glaufenmadjer" unb ,,ttn ©cbmibt feines eignen Un»
glücfS"), begann ein intereffanteS n;oralifd)eS SBert über
ben ©ebraud) ber fünf ©inne, unb tyat wichtige Süette
106
aß SJlanufcript fyintetfoffen, $. Gr. Musica vetus et nova
cbec de monochordo (b. t). über bte matf)ematifd)en 93er*
fyUtmff« in ber 2onfunji), Applicatio monochordi ad
inelopöiam, de triade harmonica, u. a. m. Sobalb et
ober im 2(pril 1701 ba« Amt aß Gantor unb 2Mreetor
foroo&l ber ©tabtfirdjenmuftf, aß ber fogenannten alten
(b. t). unregelmäßigen) SKuftf in bet ^}auliner!ird)e *)
angetreten, wanb et ftdj fafl gdnjlid) $ur GompojTtion,
unb führte nid)t allein faß lautet eigene 3Ber£e
auf, fonbern fegte aud) nodj febr mel auf SefMung für
anbere £)rte. ©enn fein Sßame flanb in unb aujjer
Deutfdjlanb in folgern Änfeljen, bafj man it)n, aß et
am 5. 3uni 1722 an einem Äatarrbalfieber gefiorben,
für unerfefclid) fytlt; er war, wie #erfeog ftd) auebrücft,
Oraculum universae Europae, communis parens et in-
•titutor musices.
3uerfl nun melbete jid) ber berühmte Weltmann **)
$ur 2(mt«probe, bie er auöj fo glücflid) bejtanb, bafj man
ü)n fogleid) engagirte. 2(ber bie Hamburger liegen tyn
nid)t fort, unb e$ mufte baber eine jweite ^)robe aufr
getrieben »erben. 3u biefer fam ©raupner, ein
ber 5ftad)»elt wenig begannt geworbener (Seorg SSaltb-
@d)Ott, meiner fett 1720 bie SWuft'fbirection in ber
SWeufirdje bötte, unb ber gittlid)« ©ebaftian am 7.
gebr. 1723, ber fein 2fmt am 30. ÜBai in ber 9tico*
laifirefje mit einer felbfl s componirten STOuftf antrat, unb
feitbem, roa* 9iiemanb für miglid) gehalten, Äufynau
gar reid)licb ecfcfete. —
2flbrrt ©djtffner.
19te« Sftonnementconcert ***)♦
<5oncert = Dm>ert. oon SB. £. 83ett (Sföanufcript). — Arte
öon SKenerbeer (grl. Sd)lof). — Sdger« dual, 2t*b
ton ©. Seibl, für ©tngft mit Segl. öon ^ianoforte, (5la*
rtnette, £orn, Gfello unb ßontrabafj t>on G. 9*etcbarb
(£r. Sdjmibt). — Sßaviat. für SBioline über ein Ztjtma
öon gr. Säubert (ßob ber ordnen) comp, unb gefp. oom
*) iDtefe JBeifteUc fyattt nacb Äubnau audj Seb. SBad). SKan
untcrfdjieb |mtfcben ber alten SKuftf, b. b bei feierlichen ©e--
legenbeiten, unb ber neuen, b. b» an Sonn* unb (leinen grfl-
tagen.
**) (St wat Seipjig obnebie« nid)t fremb ; benn al« er biet
ftubtrte, war er 170/ 9föu|t(birectot ber Sfteu(trcbe gewefen:
bamal« eine Stelle, wobei, wenn aud) nicbt oiet ©elb, bocb
utel @bre ju gewinnen flanb.
***) 2)a ber gewöbnlicbe Referent über bie tfbonnementcon»
certe bte« Goneert ju befugen terbmbert war, fo folge bier
ber SBertcbt eine« anberen. — 2C. b. 9t.
(Joncertmflr. ©aetb (SRanufcrtpt). — „2(n bte ferne @e«
liebte", Ciebcrfrete oon S3eetbooen (4>r. ©(tmibt). —
6t)mpbonie oon SSeetbooen 9^r. 2. —
£te Dut?erture bot wenig Weued unb ©d&tagenbeöj fte
m6d)te ben 2Äufifftücfen betjuidblen fein, bte ben Mangel an
Energie ber ©ebanfen burcb üppige« Äeufere weniger fühlbar
ju macben wt'ffen. — grl. Gcblof rvk immer: rubig unb
obne 4>erjflopfen laffen wir bte 28eUe t'bre« ©efange« übet
un« weggleiten. $te 2(rie öon 2Ker)erbeer, obgleicb bereit« an
tobtmübe« SRofj, will nocb immer nicbt oom ?)arabepla^e Der^
fdjwinben. — £>a« Cteb oon »(etcbarb ifl nidjt obne 2Cn*
mutb5 aber au« fetner redjten Sltefe quellenb, entbebrt e« oot
Allem ber lebrn«uollen SBdrme. S8et fo oerfebwenberifdj auf*
gewenbeten Mitteln ift eö ju wenig, toai tytx erreicht wor*
ben. Um Scbluffe oermifjten wir bie Steigerung, fo febr jte
autb bur^ ba« ©ebtebt geboten erfcbetnt; btefe Cabung bdtte
ber ©omponifl bem müben £örer nicbt oorentbalten foüen,
Die 2tu«fübrung war oorjüglicb. — lin bie Scbubert'fcb*
SOielobie mit ibrer füllen |>eimlicbfett fo oiel ^erauöforbern«
be« anknüpfen, tvit in ben Variationen oon 3>aoib gefdjeben,
möcbten wir al« einen wenig glücflidjen ©ebanfen bejeicbnen.
3ebenfall« ift bie ©timmung, in bie ber finnige £6rer baburc^
oerfe^t wirb, (eine wobltbuenbe. — 2)er (gcfemuct unb bie
?>erle be« 2Cbenb« war ber ßteberfrei« oan SBeetbooen«, Zitbete
liebet, wie fie in fold)' reinen SRaturt&nen, folcber ber^innigen
Sltefe nie wieber laut geworben, ©ie xu fingen, bebarf e«
weniger be« «Sänger«, al« be« Poeten. |>r. ©cbmibt trug jte
mit groger ©orgfalt, aber mit fafl ju otel duferlicbem Kuf^
wanb oor. SKenbelfobn'« Vortrag be« Äccompagnement« buf?
UU bie grifcbe be« Original«. — 3n ber @nmpbonte machte
ftcb bte«mal ein ün« frember »&ornbldfer bemerkbar; feine
Unftcberbeit warf einige bunfle Streifen auf t>a^ leud&tenbe
©anje. —
iBertnif^te«.
*** 9ir. T ber allgem. ?)refiettung entbdlt einen fcbd|en«*
werben 2lrti!el: „Ueber ba« Ötgentbum be« Sompontflen
ober be« SSerleger« oon einet mujtFalifdjen ©ompofition unb
xva^ ber SKacbbruct berfelben tjl" ©on ber £anb eine« ?)ra(tu
(er«, be« #tn. 9Äuft(bdnbler« 6. ©aillarb in SBerlin. —
*** 2)ie neue Oper „bie gtanjofen in Spanien" oon
hieran ber ge«ca i% wie bie S31dtter beridjten, mit otelem
S5eifaU jum erfftnmal in @arl«rube gegeben worben. £et
Cfomponifl will fte aucb in Spart« jur Äuffübrung ju bringen
fucben, wa« freilieb manche ©dj»iertg(etten b^ben mag.—
*** >Dte berliner €tnga(aberaie bat ^rn. Dberft 2Cleri«
ßwoff in ^eteröburg, biefen au«ge|etc^net|len Äünfller unter
ben Dilettanten, ju ibrem ©btenmitgliebe ernannt. — Det
ölam'erotrtuo« SEbeobor 2)6blet \>at t?om ©rofberjog oon
3:o«cana ben St. Cubwtg«orben erbalten. —
*** JDie $$. Settot, 4>aleot), SB. 2C. 2Ho&art,
$. SOcarfcbnet, Sponttni unb toatte be £oulmon
ftnb neuerbing« ju QÄitgliebern ber ©efeUf^aft bet 9Kuftf*
freunbe in Sßien etnannt worben. —
%* SRarcello'« ?)falmen fomraen je^t in einer neuen
Ausgabe mit franj6(tfcber Uebetfe^ung bti Raunet in $art«
berau« > jte etfebeint in 12 heften, jebe« iu 6 grc«. —
San b. neuen 3eitf<fct. . gRu|i! erfeibetnen wftcbentlic^ jwet Hummern ju einem balben S5ogen. — ^tei« be« SBanbe« oa«
52 9cummetn mit muflfalif^en Seilagen 2 Sblt. 209^91:., obne muftralifdje Beilagen 2 Z$lx. 10 9fgt. — Äbennement »ebmen
alle ^polldmter, SBucb--, SBuflf* unb JCunjlbanbiungen an. —
(Qkbrutft bei Jr. Itüifmann m fcfip&ig. )
tt e n t
3^itol)rift für ittttmlu
SJerantwortlic^cr Slebacteu*: Dr. 9t« Sdmmanm SSerlcger: 9t* Sfrtefe fit £etp)tg«
SSierje^ntcr 35anb.
A? 27.
5>en 2. April 1841.
ÄJorlefung con 3. 6. £obc. - 3Cu* sparte «Sd)lu§). - Siebet. -
S^eorte unb ^rajrtö wirfen immer auf einanber; aus ben SBerfen rann man fe&en, wie eö bie SÄenfdjen meinen; unb
aus ben Meinungen oorausfagen, »ad fte t^un werben.
©6t^c.
i^
SBotin beftef;t bie 9Ä6gltd)fett, ein ßrftnOer
ju werben?
öorUf uttö,
gehalten in bem umfaffenben Cetjrinfritute für bie mu|ifaltf#e
ßompo(ttion, oon 3. G. ßobe, ju Äöetmar.
S3 o' r w o r t.
£)er 3wecf meinet 2e()rinflitutö für btc mufffaltfc^e
ßompofttion tfl: moglid>jl üoüjlänbige 2(u6bilbung be$
Äunjljüngec«. 9iid)t$ *>on alle bem, roat al« @efammt=
bilbung ben SD?eifler $um ©Raffen feiner SBerfe befä*
tyqt, barf bem ©etiler fremb bleiben, foweit e$ butd)
2ef)re unb praftifd)e Uebung ju erringen ijl. 3rt>«$
lücfenfyafte 5Biffen unb oberflädjlid) burdjgeübte .Sonnen
räd)t ftdj am fdjaffenben Äünjiler burd) mef)r ober weni-
ger un&ollfommene SBerfe. Deöljalb muß man t?on
manchem SEalente, ja ©ente fagen, baß e« bad nid)t UU
jlet, wa« e$ bei einer naturgemäßeren unb umfaffenbe*
ten 2ht«bilbung würbe geleiftet Ijaben. 3u biefer um*
faffenben 2(u$bilbung gel)6ren aber fo vielerlei Sieben*
jtubien, profaifdje, ä|ll)etifd)e, pfpdjologifdje u. f. w., bafj
man wofyl fragen rannte, wie follte e$ miglid) fein, bem
©djüter alle« biefe« in bem 3*itraume t>on brei Sauren
ju erfd)ließen ! — Gr« laßt fid> aber fer>c triel tfyun, wenn
man SBoltaire'S 2(u$fprud) : „rien n'est s\ commun que
de lire et de converser inutilewent", red)t üerflefyt unb
9hifeen barau« ju jiefyen weif. (5« giebt aber SBiffen*
fdjaft unb Äunfr eine unenblidje Sflenge tobter 9taU
fonnements, bie wof)l etwa« inteteffant faejen, aber in
praftifdjer $inftd)t gar nid)t« Reifen. 2äßt man biefe
bei Seite, unb faßt nur bie wirflid) tebenGfriftigen auf,
bie fid) frifd) an ben ©djüler legen unb ifyn jur 3!i>at
rüjtig aorwÄrt« treiben, fo fdjrumpft bie fcfyeinbare Ue*
berfülle be« SHebefloffd gar gewattig jufammen, unb ijl
ba« Uebrigbleibenbe ftu Stfufc unb frommen be« 2ernbe«
gierigen wof)t ju bewältigen.
Sebem fünfllid)en unb wiffenfd)aftlid)en ©treten un*
erlißlid) unb baffelbe t>oc 2(Uem föcbernb ijl bie flu**
bilbung ber (5rfinbung6fraft. 2>n ©eijl be$
©djulerö fo frul) wie miglid) barauf au rieten, fdjeint
mir eine ^)auptp(Tid)t bed 2et)rer$ ju fein. Sie etffe
propdbeutifdje SBorlefung über tiefen ©egenflanb möge
in biefem 95latte eine ©teile ftnben.
Um aber mit bem Äcfibarpen, waö ber STOenfc^ be*
(Tfet, mit ber 3eit, $u geilen, bemerfe ic^, ba$ id) fold>e
unb <Sl)nlid)e SBottrdge nid)t immer in ber ©tube, fon»
bem oft auc^ auf Spaziergängen nad) furjen ©d^e*
maten fjalte, unb ber ©d)üler fie nicht wortlid) nadj*
jufdjreiben, fonbern nur bie #auptmarimen al6 ^)aupt»
punete für t>a$ ©ebdd)tni§ in bie ©d)reibtafel einjutra«
gen braucht.
2Borin bejlef)t bie Wlbil\i)lt\t, ein (Srfinber
§u werben?
STOeine greunbe,
®«r r>iele 2)inge finb bereit« in ber 5Selt erfannt,
benugt unb ausgeübt, gar tiiele aber feilen in ber gfolge
er|t nod) entbeeft unb erfunben werben. 2fud) in unfe*
rer Äunfl rufjen gewiß nod) t)iele ungeal)nete, neue, wun»
berfame ©eifler, bie auf ben erweefenben unb belebenben
ginber Darren. 2)af bie 2(ufftnbung berfelben unter bie
Seltenheiten gel)6rt, gefd)iel)t, weil fo wenige Aünjllec
banad) fud)en. Die meijlen nehmen ftd) gar nic^t mel)t
tor, al« ba* bereit« S3orl)anbene nadjafjmenb ju erreu
d)en. Sie 3«l)l ber felbfl glücflid)en 9?ad)af)mer ijl ba«
f>er ju allen Seiten fel>r grog gewefen, toat wo^l jur
©enüge beweijl, baß baju tbtn feine erjlaunli^e Jtraft
108
unb Anfhengung n6tt>ig ifl. ©n 9tad)af)mer ab« bringt
feine grof e SBBirfung in ber SBelt t>ert)Oc. Anber« ifl e« mit
folgen ©elftem, bie, mit bem SBorfjanbenen nid)t jufrie*
ben, e« erweitern unb erl)6f)en, ober gar in nod) unbe*
fannte Kegionen fecf einbringen unb ganj 9ieue« bar»
au« ()ert)ort)Olen. Um fte fammelt ftd> bie SBelt flau*
nenb unb veref?renb> U)re tarnen unb Saaten ftraf>len
unvergänglich in alle nadjfolgenbe &\ttn.
©tebt e$ einen unter Sbnen, meine greunbe, ber
ntd)t lieber ein (Srftnber ald ein 9iad)af)mer werben
m6d)te?
3C6ec worin befielt bit Sfloglidjfett, ein Erfurter ju
werben?
SBir wplien an 83eifpielen unterfudjen, wie ©rftnbun*
gen in bie SBelt gefommen, barau« wirb ftd) bie SK6g*
lid)feit, felbft ein Gfrftnber ju werben, anbeuten laffen.
SOTontgolfter würbe befanntlicb auf bie Sbee eine«
Luftballon« burd) ben Anblicf efne« vom SBinbe aufge*
bldtyten SBeiberunterrocf« gebracht.
2)a6 ßrfennbare bü biefer grfmbung ifl: ber Suft-
ballon flellte ftd) juerfl al« ein waf)rfd)einlid) no* fet)t
roljer ©ebanfe in SDtontgolfter'« Äopfe ein; fobann trat
er burd) feine Au«füt)rung al« 3%at in bie 3Btrflicbfeit.
2fbet bem ©ebanfen ging nod) ttwaS vorau«, ndmlid)
ein Anlaj? baju. Diefer Anlag war ber ©efd)id)te nad)
ber vom SBinbe aufgeblähte Unterrocf. Ob biefer inbef*
fen ber wirflid?e, aüererfh 2Cnlag gewefen, ifl nid)t um
bebingt anjunetjmen. Sen ©ebanfen an einen Sallon,
al« einen ftd) in bie 2uft ertjebenben Äorper, fonnten
viele anbere @rfd)einungen veranlagen: ein 2$ogel, eine
fliegenbe geber u. f. w. $&ttt eine biefer lefeteren (Sr*
fd)einungen ben erflen Anlag gegeben, fo wäre ber An*
blief be« Unterrocf« nur ein näherer gingerjeig für bie
STO6glid)fett ber SRealijtrung ber 9)lontgolfier , « Äopf fd)on
früher befdjäftigenben 3bee gewefen. 3n bem einen ober
anbern galle aber fonnte fie nidjt in tym entfielen, ofjne
eine befonbere Aufmerffamfeit auf bie (Srfdjeinungen be«
2eben«, unb oljne eine befonbere JHid)tung be« ©eifle«,
baran unb barau« 9Jeue« ju fel)en unb folgern. Denn
wie viele SDlenfdjen t)abtn fdjon fliegenbe $B6gel ober vom
5Btnbe emporgetragene gebern, unb wie 9J?andjer wenige
flen« fdjon t>at einen vom SEBinbe aufgeboten SBeiber*
unterrocf erblicf t, oljne barau« bie 3bee eine« Suftbaüon«
nur ju faffen, gefdjweige benn au«5ufül)ren.
SBenn man biejenigen gälfe au«nimmt, wo burd)
reinen 3ufall, ofjne Einzutreten von SKenfcbenwifc unb
Sljat, *fteue« entbeeft worben, fo werben ftd) bei allen
anbern eigentlid)cn 9flenfd)enerftnbungen immer biefelben
au« bem SWontgolfter'fcben gaüe ergebenen ©runbbebin*
gungen be« Gfrftnben« wabrnebmen laffen, ndmlid):
1) JSefonbere Aufmerffamfeit auf alle, aud) bie aüerge*
wof)nlid)flen Grfdjeinungen be« Eeben«, unb 2) bie bu
fonbere 9Jid)tung be« ©eifte«, baran unb barau« 9t tue«
ju fe^en unb folgern.
Ǥ<fclu$ folgt.)
SÄitt^citungcn au§ g>art5.
16.
6 o n c e c t e.
(Cdtfui.)
Soncert oon grl. SBtlle«.
6« gab in biefer ©oirce ein, jwei, brei, \>ter £>ebüt«,
t>on benen, wie ftd) leid)t erwarten li§t, ba« ber Concert*
geberin ba« bebeutenbjte. g>ar« i|t, wie ba« ©pridjwort
fagt: ein $arabie« für ©dnger unb eine $6Ue für ?>ferbe;
will fagen: für bie Äritifer, weldje ftd) mir ntd)t« bir
nic^t« t?or bem Triumphwagen jener fpannen unb tyn
jieljen foüen. ^)ari« ifl aber aud) ber Ort, wo fjeut ju
Sage in muftfalifeben Angelegenheiten bie fftroffflen 5BU
berfprud)e, bie Ijeftigflen ^)arteiungen ftd) begegnen unb
9leib unb ^af erzeugen. 9Ran fdjreibt un« anonpme
SSriefe für unb wtber bie Debütanten, man gräbt lange
9ftinen oft an t>erfd)tebenen Orten jugleid), 9Kinen, bie
er(l t)ieüeid)t nad) jwet Sauren fpringen foUen. — ^)ier
ifl e« jebod) nidjt ber gali. gel. 5BiUe« getjort unter
bie «eine 3afcl berjenigen Äunfller, bie mit au«bauern»
bem gleife im ©tiUen ftd) üben, ibre Ärdfte prüfen,
unb, fielen fie ftd) fefl genug, ju gelegener 3eit «Publt-
cum unb Äritifer über tyu Talente ju urteilen ©<le*
genbeit geben. 3n ber S&at, ba« ifl aud) t)iel ebren-
t>oÜer, felbflfldnbiger unb flüger 5 flüger fdjon be«l)alb,
weil ber geinblidjgeftnnte ftd) weber auf einen Angriff
nod) eine 93ertf)eibigung vorbereiten fann.
grl. 5BiUe«, ©djülerin »anberali«, ber fdjon man^
d)en trefflidjen ©dnger gebilbet, beftfet eine ©opranflim*
me von 2 Octatwn unb einigen Sonen im Umfange, mit
einem fel)r reinen unb gleichmäßigen Anfcblage. ©it
üerfpridjt mel ©tärfe, namentltd) in ber ^)6l)e, unb
fdjeint ftd) meljr für ben getragenen ©efang, al« für
ben fe()t Derjierten ju eignen, ©er »aritonifl »urbtnt
begleitete ffe in bem Duo au« Torquato Saffo gut,
Die nid)t unbebeutenben ©djwierigfeiten einer Arie Don
©d)imon überwanb grl. 58. fef>r eljrenvoU.
^err <3d)imon, ein junger baierifeber ?>ianijl von
wahrem ©erbienflfe, ifl unflreitig einer ber beflen Accom»
pagneteur« von «pari«. Söorjügli* bewie« er ba« aud)
in bem 2rto von Seet&oven, weldje« « j« Am
fange be« Concert« in ©emeinfebaft mit ßlaubel unb
De«marefl au«füfcrte.
Da« große Srio au« bem 2ten Acte be« 2ötl*
beim Seil gab bec Goncertgeberin mef)r ©elegen^eit
109
tyr SEaUnt ju entwicfeln. $)uij fang bie 8?oüe be«
3frnolb, bie il)m nid>t fo viel tfpplau« braute, al« bie
bewunbern«würbige Arie be« SRap im greifcbüfc, bie er
mit vielem geuer fang. 2frtöt unb Doru« tjaben eben
fo gew6l)nlid) tfjre ©oli«, al« 2)e«marefl ba« feinige
ganj aufergewifjnlid) vorgetragen. 2)e«marefl lief fein
öioloncelfo bie vor$ügltd)flen SJtelobieen au« Seit,
in einer $)f)antafie für $iano unb SSioloncell
t)on £)«bome, voll ©lutli) unb Snnigfeit (Ingen. $r.
GoKignon führte bie ^pianopartie $ur 3ufriebent>eit be«
Autor« au*. 3* ttürbe nod) 5J?ab. SBibeman unb
SBartel S3erbinblid)e« fagen, fürchtete td) nid)t eigen=
nü&tg $u erfcbeinen in S3e$ug auf ben gldnjenben ßcfolg
erflerer burd) trefflieben Vortrag jweier ©dfee au«
JRomeo unb Sulie, unb ben be« lederen burd) 93or*
trag §weier SBelobieen au« metner 83efannt=
fctyaft au«gewdl)lt.
grl. 2Biüe« f)at flcf> übrigen« in tyrem atferliebflen
Goncerte ber mufifalifdjen SBelt unter fe^c günjligen
tfufpicten vorgeflcllt.
@oncert von S3ieujrtemp$.
£)beron * Ouvertüre, gieber von gr. ©d)U*
bert, 2(rie au« Situ« (gefungen von 9Rab. ©arcia
unb mit obligater Klarinette flau be« SSaffetljorn« von
2)acofla begleitet), 3frte au« Stöbert bem Seufel
(ebenfall« mm 9Rab. ©arcia gefungen), Ouvertüre
au« 3p()ig*nia — enblid) Söieujrtemp«, biefer
grofe 93iolimfl, ber Singe §u machen weif, bie id) nod)
t)on Äeinem geljirt! ©ein ©taccato wie perlen! fein
iweifltmmiger ©efang, wie t>oüenbet ! fein JBogen, wie
weif er ifyn einzuteilen (tro| 2Trtot), feine vierte ©aite,
Wie ebel im Sone! — 9Jur n?ünfd)te id) i^m ein wenig
mef)r 23egeifterung , ntcftt in Ueberwinbung von ©djwie-
rigfeiten (benn l)ter ijl 9tul)e ein grof er SSorjug), fonbern
in ©teilen, wo Vortrag« jeidjen nid)t au«reid>en, ben
©ei)!, ber in ben tobten Süorten fd)lummert, jum f)6d)s
#en Eeben weich $u rufen. 3d) verjlebe unter SBegeifle*
rung jene 9Jid)tung ber ©eele, bie eine SWelobte neu
belebt, bie ifyr eine S3ebeutung giebt, weldje jebe auf
i^re SBeife ju faffen t>erflef>t, bie ba« geuer eigener ®ee*
lenglutf) in ba« £erj ber 3ul)5rec fd)leubert unb reijbare
wie trdgere ©emütber ju dbnlidjer 23eget(lerung entjün*
bet. 93ieuptemp« fd)cint bie« ju verfdjmdljen — unb
ba« ifl ein großer gebier. SSegeiflecung i|t mit fR\x\)t
nid)t unvereinbar, ©ie ifl entweber in un« ober aufer
im«. 3fl fte in un«, fo Idft fte ffd) wol)l leicht Derber*
gen ober unterbrächen, traurig aber ift'«, wenn fte aufer
un«. 6ie f)dngt bann nid)t von unferm 5öillen ab unb
9iad)al)mung berfelben ful)rt jiet« ju ungl&cflidjen JRe*
fultaten.
93ieuFtemp« ifl al« Gomponijt ntd)t minber bebeutenb,
al« er c« al« 23irtuo« ifl. ©ein „Concerto" tfi ein treff-
liche« 5Ber6 Don gldn^enbem #aupteffect. ® {e Durc^.-
arbeitung ber ^rtncipalflimme wie be« Drd)ejler«, unb
bie ein$elnen finnigen Detail« verratt)en ben SWeijler.
9iid)t eine ber Srdjeßerftimmen, ob fie auc^ noc^> fo
ob«cur, ifl in feiner Partitur üergeffen; er laft jeber
tttüai 9)iquante« fagen. ©elbfi ber Triangel, ber \)M
ju Sage meifl ol)ne 6infid)t unb ©efebmaef angewenbet
wirb, giebt gar allerliebfl aud) t?on 3«it ju 3eit fein
5B6rtd)en baju.
©oncert ber Gazette Musicale.
25er ©aal war voll. SOTan gönnte fogar juweilen
bem vortrefflichen ©piele be« ^)lanifien £alle ju
wenig Stu^e unb 3(ufmerffamfeit. ^>err ©rarb trat in
einer 2(rie au« lo Siege de Corinthe auf. 6r
ifl ©d)üler SSanberair« unb Ijat Stimme unb 9Kanier,
bie ftd) für biefen ©tpl eignen.
S3ier ©dngerinnen liefen naefy einanber tf>re ©tim-
men erfdjaüen, fdmmttid) ©eutfdje, auf er grl. 2ia 2)u^
port, welche bie Gavatine au« bem Sarbter von
©evillla aKerliebfl vortrug, grl. #einefetter mad)t
gortfdj ritte. Der SSortrag eine« Siebe« von granj
©djubert unb eine 2ttie au« 9tobert fd)ienen e«
ju befldtigen. grl. Unalb bat oljne 3tveifel wenig Son*
ftaft, bod) feljlt e« iljrer ©timme nid)t an ©djmelj unb
2(u«brucf.
grl. fioewe, fürjlid) au« Deutfdjlanb gefommen, jog
bie Äufmerffamfeit vor allen auf fid). 3^te ©timme,
obwohl nid)t fo frdfttg wie bie ber grl. #einefetter, ifl
boc^ viel umfangreicher unb beugfamer. — ©ei e«, baf
bie jarten ©d)6nbeiten ber 2f belaibe von Seet^oven
einem fo gemifd)ten publicum nicht fo jugdnglid) waren,
ober baf bie ©dngecin fid> in einigen ©infamen bei ju
l)ol)er 3ntonation überrafdjen lief; genug, fie errang mit
biefem SReijlerwerfe Seemöven'« nic^t fo viel 2(pplau«,
al« mit ber 2f rie au« Ines de Castro, bie fie jum
©djluffe be« ßoncert« fang. Offenbar ifl bie „tfbelaibe"
ju jart unb ju wenig raufdjenb, um in einem grofen
QaaU mitten unter ftarfbefefeten 2Ruftfflütfen gehörig
5U wirfen. — *g). SSerlioj.
Siebet
i. 2fngcr: ©ed)S gieber für eine ©ingfl. m. S3egL
beö ^)fte. Sp. 2. — ßeipäiä, 215l)ifiling. —
| £l)lr. —
Sefonber« getroffen in tfuffaffung unb S5eljanblung
ifl ba« (5id)enborffd)e „3m 5öalbe". £>bne ein wirf:
lidje« 23ol!«lieb ju fein ober fein ju wollen, flingt baS 2ieb
ben 93olf«ton an unb ifl frifd) unb einbringlid). 3>vei
©ebidjte von Sf). tfpel, „Älage /; unb „Ser entfernten",
110
jmb gleidjfall« febr loben«wertl) befjanbelt unb mJgen
Uid>t nod) mebr greunbe gewinnen burd) it>ce jufagenbe,
fließenbe üRelobie unb Die breitete, mebr 9Kannid)faltigfeit
ber Mittel unb be« 2(u«pu&e« gejlattenbe gorm. Sie
$armoniefübrung unb Segleitung ftnb, obne bie üblichen
gormen bartndefig abjuweifen, bod) burd) fleißige Politur
ntc&t ohne S3efonberbeit, wie benn überhaupt ©auberfeit
unb gleiß bec gactur ben Eiebern nacfourüljmen. ©ie
fehlen aud) ben „ÜRdrfyn" (ß.Secf) unb bem „tfbenb*
reiben" (5B. StfüUet) nidjt, bod) ijl bec #umot be« U%*
tem unb ba« träumerifdje SBefen be« erjlern nid)t frifd)
unb eigentümlich genug erfaßt, „©tinnerung" von
3Raf>lmann mag fielen in ber ganjen SSebanMung $u
treu an vorübergegangene Sage $u erinnern fdjeinen, ifi
aber ganj richtig genommen unb gemütblid) gefungen.
©. Jpdfer: ©e$8 beutle Siebet füt eine ©ingjl.
mit ?)fte. Dp. 1. — Seipjig, £ofmei|ler. —
i zw* —
Sie Siebet legen, namentlich im ^armonifdjen, eine
©nfad)beit an ben Sag, bie großen ZtyM wenigen*
mit Sewußtfein feflgebalten erfdjeint, alfo wobl md)t
einet Ttrmutt) an (Srfinbung jujufdjreiben ifl. 6infad)*
fceit fann aber leidjt $u weit geljen, unb jut g>latt&ett
obet wenigflen« monoton werben. Sie glücfüdje Glitte
ifl nid)t überall gleid) ftdjet getroffen, j. 83. im etjlen
unb britten ber Siebet. ©er glücflidjfte ©riff be« Gom*
ponijlen ijl ba« inerte Sieb: „©Reiben" von SRücfert.
6« ifl ba« frtfd)efle in (Srftnbung unb fertigjle in ber
2ed)nif, t>u f>m unb wieber eine Ungewanbbeit entölt,
wie im jweiten Siebe bie #armoniftrung bei ben 2Borten
„mit mir weinen". Uebrigen« gebort gerabe bie« Sieb
(„Unb wußten« bie »turnen" von £eine) ju ben beflen
be« £efte«. 3« wenig giebt bet ßomponifl auf bie
SBirfung eine« fdjinen 83affe«, bet meijlen« in ben Sie*
betn nid)t feblerbaft, abet ju gleid)giltig bebanbelt, eben
wettet nid)t« al« tieffle Stimme ijl. Sobenbe ©rwdb*
nung verbienen nod) ba« 5te 2ieb „Sebnfudjt" von
JRaubad) (?) unb bie »ogl'fdje SSallabe „ber fc6e>lici>e
Sttyv". — Sage unb Umfang nad) ftnb bie Sieber
aud) tieferen Stimmen, jum SEt>eU vorjug«weife tynen,
jufagenb.
3. ßunbel: ©ecf)§ Siebet au« ^faltet unb ^arfe
Don ©pttta, füt üKejjofopr. ob. S3ariton m. f)ftc.
jDp. S. — Stuttgart, 3umjleeg. — i Z\)lx. —
JRedjnen wit ba« eine „2Cbfd)ieb" , ba« $u minbet
glücflidjer ©tunbe erfunben fdjeint, fo ijl biefen Siebern
nad) jurübmen , baß fte in bem allgemeinen Grinbrucfe
überhaupt unb burd) bie ©efangmelcbie in«befonbere ben
frieblidjen empfinbung«warmen Grnfl bet SEepte treu unb
einfad) waljr wiebergeben. 2(n einzelnen l)er!6mmlidben
SRebenäarten vielgebrauchter SBenbungen fet)U'« freilid)
nid)t, unb bie Begleitung t(i öfter« nüchtern unb fpieß^
bürgerlid). £)amit foll !eine«weg« eine !)ier unpaffenbe
ftnnlid) luputirenbe ober contrapunetifd) !ünfllid)e ^)ar*
moniftrung verlangt fein, wir meinen im ©egentbeil, e«
!6nnte S3iele« noc^ einfacher unb ben 2(nforberungen
vom religiofen wie vom fünfllerifdjen ©tanbpunete un«
bennod) mebr entfpred)enb gehaltet fein. 3n bem erflen
d)oralartig bebanbelten fd)licßt bie 9Wuftf für bie beiben
er(len Söerfe ju ruljig für bie 553orte, bie einen Wloll'
fd)luß verlangen; e« war freilid) fdjwer wo nic^t un«
möglich etwa« für alle ©tropben gleich spaffenbe« ju
fi'nben. ©a« leite ber 2ieber ijl ein jweiflimmige«, ba«
ungeadjtet, vielleicht gerabe wegen l>6d)flec 6infad)b<it
feiner l)armonifd)en ©runblagen eigentümlich anjiel)enb
wirft.
5£f). Ärenbelenburg: ©ed)§ Sieber für Äenoi
ober Sopran mit *Pftc. ©p. 5. — SJerltn, JBote
unb S3ocf. — £ Z\)U. —
3wei ©ebidjte Sl). SWoore'« von JRofenberg überfefct,
unb eine« von (Sb«mi(To >/2aß Äinb, laß meinen SBeg
mid) jieben" finb am leben«!riftigjlen erfaßt; obwohl
bie ^armonifebe 2(u«jlattung feine«weg« bebeutung«lo«
ober vernad)lafftgt ijl, fo gebt ber £auptjlral)[ ber 5Bit*
fung, bet eigentliche jünbenbe gunfen, bod) von ber
5Kelobie aui. ©egen frühere Steber be« Gomponijlen
ijl in biefem ^efte, unb vor$ug«wetfe in ben brei er*
wähnten Siebern, ein gortfe^ritt unverfennbar, ben wir
um fo lieber anerkennen, ba unter ben in ben legten
Sauren aufgetauchten Iprifdjen Salenten faum ein« fic^
probebaltig erwiefen. Gin, b6d)jlen« jwei 9taturbegabung
unb e^rlidje« Streben verratbenbe |)efte — bann er»
labmter glug ober unverbolene« Uebertreten jum panier
be« Sag«gefc^macf«, unb bie Sagb nad) „SSeliebt^eit".
(itwat feiltet in 2(uffajfung unb ßrfinbung, bod) burd)
eine wol)ltbuenbe Eeicbtigfeit unb Siunbung ber 2(u«*
fübrung ntd)t obne SReij, ijl ba« vierte ber Sieber, von
einem ungenannten 25id)ter. Sie Septe ber beiben le&*
ten Sieber finb jovialer 9latur, bie SSWujif mebr ange«
mejfen begleitenb al« felbjltbätig etngreifenb in bie 2Bir»
fung. 25ie ©pradje eine« flarfen, ernjlen ©efübl«
fctyeint bem ßomponijlen mebr ju ©ebote $u jleben, al«
be« leid)tbefd)wingten »&umor« ober weiter ©npfinb*
famfeit. — £>• S.
Bon *. neuen 3ettf4r. f. ^tu[il erfäeinen »öcftentli* jtt>et dummem ju einem falben Sogen. — 9)ret# be§ ©ante« oo«
Ö2 Hummern mit mufifaliWen Beilagen 2 Sblr. 20 ^gt., o()ne mufifaltfdje Beilagen 2 STblr. 10 tfgr. - Abonnement »ebmen
alle ^oftämter, SBuc^-, SKufit^ unb JCunjl^anbmngen an. —
($ebnt(Ct Iri^c. 9tu(fmannin Seipjij. )
tl e u e
3eited)rift für Jltoötk.
SSerantwortlic^cr JRebacteut: Dr. 9t« Schümann. SScrleget: SU* grtefe in Sctpjtß.
SSietj ef>nter Jöanb.
^28.
£>en 5. April 1841.
33orlefung oon 5. ö. fcofce <©<fclu&). — ^picmofortcftbulen (Sortfrpg.). — Xu* Hamburg. — 2Cu$ 2Btcn (©djlujl). —
£a« tft eine öon ben alten Junten,
Cic meinen, 9?ed;nen ba« fei ©rftnben.
©ötfje.
SBorin bejtef)t bie 2Äoglid)5cit # ein ßrftnber
ju werben?
öotlefung oon 3. CL ßobe, ge^. im nrnftf. Cc^rtnflttut
ju SBetmat.
<6$Iu|.)
9Wf)ete 2fnbeutungen, tiefe 9iid)tung be« ©eifle«
ftud)tbat ju machen, (offen ftd) mancherlei geben. 3. 33.
fann man ©ebanfen $u (Srftnbungen gewinnen burd)
93orau«fe&ungen fcon 9D?6glid)mad)en bed biö^ec für uns
moglid) ©efyaltenen. 5öer unfern Dampfwagen üor ber
Äenntntfj ber 5Bttfung«fraft be« Dampfe« alt fünftige
mögliche Grrfdjeinung f)dtte fupponiren wollen, ober gar,
bajj bie ©onne eine SDZaUrin werben fonnte, ben würbe
man für wafynfmnig gehalten fyaben.
$alte nid)t« für unmöglich, follte ftd> jeber benfenbe
9Benfd) jiet« vorhalten, fo würbe nicht alle«, aber man*
dje« für unmSglid) ©eljaltene mefjt in bie Sßelt fom*
men. Da« SEollfte, m$ nur in einen Sfflenfcfyenfopf
fommen mag, man benfe über feine -JRealiftrung nad).
Dtefe SKapime weeft unb übt auf alle gdlle ben (Stftn*
bungSgeift, unb feine menfdjlicfye gdfyigfeit fommt oljne
unabldffige Uebung jur sollen möglichen 3ßirfung«*
fraft.
ßombintre immer, Ijeifjt eine anbere ©rfinbung«*
marime. 83erfud)e bie feltfamften unb fyeterogenjlen
Singe jufammen, in 5Bed) feiwirf ung ober in gemein*
fdjaftlidje SEljdtigfeit ju einem 3roecfe ju bringen. .Kommt
ba« ©efudjte nid)t berau«, melleidjt fommt etwa« 2fn*
bete«, aud) bet 2)Jüt)e be« ©ud)en« SBertlje«.
SBieber fann man (5rftnbung«gebanfen gewinnen,
wenn man bie ©egenjldnbe unterfud)t, ob fte mangello«
bajfrfjen. 3*igt ftd) ein SKanget, fo tft ber ©ebanfe an
eine Grrftnbung ba, ndmlid) an ein SSeffere«, tvat an
bie mangelhafte ©teile ju bringen wdre. 6« giebt
Dinge in ber 2Belt, an benen ju Diel ifl, bann f)eifj t bie
Chftnbungämapme: 2$eteinfad)ung. @« giebt welche, an
benen ju wenig ift, bann fü^rt ba« 9?ad)finnen übet
Erweiterung, 93ermannid)faltigung ju ßrftnbung«gebani
fen. $)aganim würbe unter ben 33ioltnt>irtuofen ein Gr*
ftnber, inbem er feinet SSioline Dinge jumutfcete, GfrweU
terungen, bie man tyrem fdjeinbat befcfyrdnften 2Bed)as
ni«mu« ju entlocfen r?or tfym für unm6glid) l)ielt. ©lucf
würbe uncer ben Ccmpontfien ein ßrfinber in ber £)per
burd) 2Sereinfad)ung, inbem er bem 3ut)iel nad)fpürte
unb e« befeittgte.
Den bloßen 9Rad)af)mer wirb jebe Ijertorragenbjle gr=
fdmnung in feinet 5D3iffenfd>aft ober Äunji al« ba«
,,S3i« l)ierl)er unb nid)t weitet" jurücffdjrecfen. Det
nad) obigen ÜKapimen Denfenbe unb £anbelnbe glaubt
aber nid)t baxan, fud)t weiter ju bringen, unb wirb 9?eue«
entbeefen.
Ä6nnen nun abet2(nld(Te unb SWittel, ©ebanfen an
ßrfinbungen 5U gewinnen, fe^t mannid)faltig fein, fo l)dngt
iljre OJeaüftrung allemal nur Don einet einigen ^rocebut
ab, ndmlid) \)on einer grage be4 ©eifle«, wie ein ©e«
banfe jut Zt)at t)erwirflid)t werben fönne. Zbtt freiließ
nid)t t)on einet flüchtigen, ^orübergeljenben Srage, fon*
bern Don einer mit eiferner 5üSiüen«£raft fo lange wiebet«
polten, bi« bie m6glic^fl tjolifldnbige Antwort vernommen
worben ifl. 5Beniger abet an bet ©elegentjeit ju fragen
fel)lt e« bem SWenf^en, al« leibet an bet 2ufl baju, unb
an bet 3(u«bauet, bie 2(ufmerffamfeit bel)artlid)(l auf
beren 26fung ju führen, ©ewif mufte mancher ©ebanfe
SU einet ßrpnbung an mandjen Äopf \>ergeblid) flopfen,
bi« et an ben tedjten fam, bet if)it einließ, fefif)ielt unb
jum 2eben au«ptdgte.
112
2)a« 9?eid) ber Grfmbungen, meine greunbe, ifl un*
enblid) unb unerfdjipfltd), unb liegt für 3«ben ba. 9iur
warte Äeiner, baß e« fid) il)m 'oon felbfl erfd/.iel? nnb
gutmütig feine ©djdfce il)m aufbringe. 2(ber Iccfenbe,
aufreijenbe, tjerauöforbernbe ©eifler fenbet e« in $ar;llofer
SOTenge binau« in bie SBelt, freilid) üerbüllt in fdjon be*
fannte, meift ganj gew6f)nltd)e ©eftalten. Sie ums
fd)Wtrren unabldfftg jeben 2J?enfd)en auf feinem Seben«*
wege, fte flüjlcrn, fte rufen, ja mandje [freien ibm ju:
fef)t und bocf) nur red)t an, e« fietft ja nod) gar tuet
mefjr in un« al« wir ("feinen, nctjmt und bod> nur bie
befannte #üüe fyinweg unb i()r werbet erflaunenl aber
alle« umfonjl. ©ebanfenlo«, Mino, taub unb trdumenb
wanbeln bie 9Keiflen an alle ben SBunbererfdjeinungen
vorbei, bem bunfeln rufymlofen ®rabe $u. ©ie aber,
meine greunbe, wollen ein foldje« ©djicffal nidjt teilen,
2(lfo fcon je&t an frifd) ba« Dbr gefpifet, ba« 2(uge ge*
fdjdrft, alle dufjern unb innern ©inne read) erhalten,
alle« betrachtet, alles betaflet, unterfud)t unb bis in«
Snrjerfle burdyaniblt, unb ©ie »erben burd) biefe unab*
(dfftge unb fdjarfe 9?id)Cung 3l)re« ©eifle« ba« SBerbor*
gene geneigt machen fi"cf> Syrern fer;nenben SBlicfe ju
enthüllen.
2(1« nddjfle Anregung bnju nehmen ©ie nun ba«
fleine SRefumd biefer 33orlefung in %\)u ©djreibtnfel unb
in 3>f)r ©ebdd)tni§ auf.
SBorin befielt bie SKoglidjfeit, ein (Srftnbet ju
werben ?
a) 3n unauSgefefcter febdrffter tfufmerffamfeit auf
alle, aud) bie allergewobnlidjfren unb alleralltdglid)*
flen ©rfdjeinungen be« dufjern unb innern Sebeai«.
b) 3n unau«gefe&ten gretgen, ob aud) aüt& £)arin*
liegenbe bereit« üollfldnbig erfannt unb benu&t
worben.
c) Ob bie f)creroqenflen Grrfdjeinungen nid)t in S3e$ug
ju öftrer Äunfl ju fefcen, unb baburd) 3fnldffe ju
©rfinbungen werben fonnen.
d) 3n febarfem Söetradjten aller ©eiten öftrer Äunfl,
unb gragen, ob fie alle fdjon ganj mangello« ba*
fielen.
e) 3« 93orau3fefcungen son 5D?6glid)f eiten neuen ©es
braud)« Don, unb neuer SBirfungen an ben £)ins
gen, unb burd) *ftacbben£en über 9J?ittel, biefelben
ju realifiren. <£ud)tt, fo werbet tyr ft'nben.
9t a er) w o r t.
2)afj biefer Vortrag propdbeutifdjer ?frt ifl, r>abe id)
frf)0n bemerft. 5Bie ber ßrfmbungögeifl be« ©djüler«
m fpedeller ^inffdjt auf bie Gompofition ju werfen, unb
welche« ©tubtum unb welche Uebungen baju befonber«
erfolgreich wirfen ; bai madjt einen grofen 2beil meiner
neuen 2er)rmetr;obe au«, bie iö^ fpdter veröffentlichen
werbe, wenn bie überrafefcenben OJefultate, bie bereit« im
fdjnellen ^eranwad)fen begriffen, bet mufifalifc^en SBelt
befannt geworben finb.
tyianofottc i (gefmfett.
( i5ortfe^ung.)
SSoIIfldnbige t^eoretifdr; * praftifc&e ?3ianofortef^ule,
üon bem erflen anfange bis jur J)6*jien 'ÄuSbiU
bung fortfcr;reitenb, unb mit allen nötigen, ju
tiefem 3m$t eigent>« componirten jal^lrcicr;en
ffieifptelen. SDrct Steile. S5erfapt t>on 6arl
(Sjernr;. Dp. 500. — 2Bten, £>tab^Ut. —
$r.: 18 JRtt)lr. -
Zuf ba« fd)lan!e Sud) von Änorr laffen wir ein«
folgen, beffen forperlicfte ©e|lalt im ©egenfb^e ju jenem
ftd) \tt)t berjenigen be« SBJürfel« nähert, b. I). ton fed)«
gleid) großen Üuabraten begrenzt wirb. gurwal)r, biefe
©d)ule muß ftd) S5abn bredjen, unb wdre e« aud) nur
in bem Sinne, rvic grofje Saften, einmal in Bewegung
gefegt, 2l(le« um ftd? ber nieberwerfen. Sbte ÄuSbeb*
nung Don einem 6nbe jum anbern, betrdgt beiläufig 418
©eiten grof golto, ber cubifdje ©efyalt ifr-fonad) leid)t
abjufd)d|en. 2)od) reben wir t>on ibrem tbeellen ©eljalt,
b. I). r>on itjrem Stielte. Sa nun !6nnen wir nadjj
einer tobe«mutl)igen 2)urd)ftd)t biefer brei S3dnbe bie
8Serffd)erung geben, bafj fte 2(lle« enthalten, wa« im
#immel unb auf ßrben ifl, unb nod) Einige« barüber,
inbem wir jugleid) ba« ©efldnbnig ablegen, wie t>or einet
foldjen gülle, einer folgen Allgewalt be« SßJtffen« jebe
Xxxtit üetflummen muf. 25a« (Sinnige, xca^ ju t^un
un« nod) übrig bleibt , ifl ein 33erfud), ba« Snbalt«^
toerjeidjnifj im 2fu«juge bem Sefcr wrjufurjrcn, obgleid)
aud) \>it^ Ulm tjeitere Aufgabe ifl, ba JRegiflraturen
überhaupt wenig gfffelnbe« Ijaben, unb boppelt wenig,
wenn e« einem 2(utor gilt, wie bem üorliegenben. gafjt
man bie allfettige ©efd)dftigfeit be« SÄanne«, wie fte
au^ biefer ©d)ule un« entgegentritt, innerlid) in ein
33ilb jufammen, fo muß man (launen über bie SSeweg*
lid)feit feine« ©eifle«. 9?ad) allen Seiten bin, gleid)»
jeitig fpannt biefer bie forperlidjen gür)lr;6rner au«, mit
allen Organen, mit 2fugen unb £)l)ren, ^dnben unb
güfjen ifl er tl)dtig. SBir ftnb fprad)lo« t>or SSerwunbe*
rung, wenn wir ir>n fei)en, wie er ftd) jefet jum jarten
SBilbfang l)ernieberbücft, ibm bie gingerndgcl ju coupU
ren (Sl). 1. ©.6.), im ndd)flen 9Äonate bann jum
flilleren @d)wdrmer eilt, ber für feine ^b^ntafteen einen
3(u«weg fud)t (21). HL ©. 91. , ; t)om 3mpror)iftren"),
t)on ba weg ftd) bem falonfabigen 3^glinge juwenbet,
biefem, ber fo eben bem publicum ttorgefübit werben
foü, bit 2otlette mufiert, il)m btn graef unb bie £onb*
fd)uf)e reiebt (Sil). III. ©. 63. „gratf fd)Warj, ^)anb*
fd)ur;e weif /; ), unb bann ü)m aud) noer) bie Gompli*
113
menfe t>ormad)t, bie für ba« iffentliche auftreten Dor*
gefdjrieben (ebenb. ,,ba« erfl« gegen bie £auptloge, ein
jweite« gegen bie anbete ©eite, ba* britte gegen bie
SSl'xtU," wobei wir, geheime ©djabenfreube im £erjen,
un« nicht enthalten f6nnen, $rn. Cjernp mit ber 3e=
merfung $u ängfligen, ba$ für ben galf, wo feine
£auptloge Dorhanben, bet arme Debütant ja nicht totf-
fen werbe, n?o er mit bem ßomplimente 9h. 1 hinfolle,
ba unbegreiflicher SBeife $r. Gjernp barüber ftd) nicht
auägefprodjen) , bi« er jule&t an einem uerflimmten 3n*
jhumente ntebcrftnft, auch bort nod) }u wirfen, unb
mit ©timmhammer unb Ddmpferfeil bie geflirte $ar»
monie wieber h'tjutfellen (SEh- III. ßap. 20 „über ba«
©timmen ber gortepiano'«"). Äurj wir wiffen nid)t,
follen wir mehr bie 3tl()igfeit unb 2(u«bauer feine« ©eU
fte«, ober bie Sefjenbigfeit unb eiajlirität feiner ©lieber
bewunbem. Um aber bem 3nhalte felbfl nifcer ju tre*
ten, fo fällt sunddjfl jene aufgehäufte SWaffe be« ©tof*
fe« in bie 2fugen, bie fo tmpofant unb überwdltigenb
ifl, bafj JRef. nur mit tiefflem Äleinmutfje an ihr J)er*
anjublicfen vermag. 6« gebort $u ben 33or$ügen be«
SBerfe«, bafj baDurd) eine SBoUflJnbigfeit erjielt worben,
wie (Te faum in einer anbern ©djule anjutreffen. 9?ur
einem *Praftifer, wie Jpm. Qitxnx}, bem SWagajine an
Erfahrungen ^u ©ebote fielen, war bie« miglid). Qihtu
liehe« unb Ungottliche«, SJealffe« unb Sbealjte« ftnben
wir mit gleicher Siebe umfafit, unb fdjwerlid) bürfte
tttüai übergangen fein, tca$ 5U forbern ber 9tame ßjernp
nur irgenb ein 9ltd)t giebt. 5Benn nid)t für alle, fo
boch für unj<ty(id)e gdüe ifl tyu 2lu«reid)enbe« geboten,
unb baß batjon 2(lle« brauchbar, irgenbwie brauchbar,
wirb faum erjl ber S8erftd)erung bebürfen. Der 93er*
lauf nun be« ©anjen ifl folgenber: Der etfle 2!l)eil
entölt bie (Slemente: Äenntnifj ber Staftatur, Haltung
be« Äorper« unb ber H<Snbe, JRegeln über 2fnfd)lag,
gingerübungen in Uebunggfiücfen, ©ebraud) bei £>au*
men«, Tonleitern, (Sintheilung ungleicher Stfotenjahlen,
2frpeggiren, Ueberfdjlagen unb 3neinanbergreifen ber
$<Snbe, 83erjierungen unb ihre 3*id)en, Vortrag unb
2Cu«brud, 2(lfe« bie« untermifdjt mit bem ganjen fojl*
fpieligen Äram über bie 9loten, beren 5Berth unb (Sin*
Teilung, über bie a3erfefcung«jeichen, SBorjeichnungen,
$uncte, 33inbungen, Raufen, ©pnfopen, Säet, Sempo
u. f. w. , ber, rechtmäßige« unb alleinige« (Sigenthum
ber allgemeinen SWuftf lehre, in ben refpect. „©chulen"
fo belifligenb ftd) eingebrdngt, unb als jeljrenbe« Unfraut
unb ©d)maro6erpPanje rjon ©d)ule ju @d)ule forts
wuchert.
(€4luJ folgt.)
«ud $amBut0*
QnU aRdrj.
[Concert unb Dpet. — Siebertafeln.]
Damit fünftige fortlaufenbe S3erid>te au« biefet
©tabt nid?t ber nit^gen Älarl)>it ermangeln, fo erfdjeint
e« jwecfmdßig, jum ©ngan^e eine topograp()ifd)e Charte
ju ffiijtren, wornad) ftd) ba« Serrain um fo beffer res
cogno«ctren unb beobachten lÄft. %uü) bünft mid) ba«
eine ganj not^wenbige SSebingung für 3«ben, ber niefet
©elegen^eit tyattt, ben norbbeutfdjen S3olf«d)aracter in
biefer £infid)t t)on allen Seiten unb £>rten su betrad)»
ten, um barauf feine ©djlüffe unb Urteile ju grünben.
(5ben fo febr burd) ein locale« al« fociale« 5Bert>dlt*
nif flehen fid) fdjon fett einer 5Kei!>e t)on 3^*«* i« ei
Parteien unb ntd)t immer, wenigften« in i^ren 2fnfüh 5
rem, in üollfommener ßonfonanj gegenüber, t>on benen
bie eine bie girberung unb Äufred)terl)altung ber Oper,
bie anbere bie be« grofjen Goncerte« unb Oratorium«
Sur Aufgabe erhielt. Die leitenbe ©pi|e t)on jener bil*
bet ber Capeümflr. Äarl Äreb«, bie t)on biefer 3BU*
heim ©runb, ein Sruber be« SKufifbirector« in
SWeiningen. Damit jeber mufifalifchen ©attung ty*
9?echt gefd)ehe, ifl eine folche SBertheilung fet>c annehm?
lid). $Bo mochte ber 2(tla« ju ftnben fein, ber allein
ben weiten mufifalifchen #immel t>oU jubelnber, fingen^
ber unb pofaunenber 6ngeld)6re auf feinen ©djultem
ertragen finnte? allein betrachten wir bie Srübcr in
Jfpoll mit ihren himmlifchen ©paaren genauer, fo giebt
fid) nod) eine ^hpftognomie gu erfennen, bie eher einer
unaufgeliflen Diffonanj, al« einem harmonifd) « coßmo*
politifihen Dreiflange gleicht, in bem fid) alle 3nbit>lbuen
ooll £erj unb ©eele umfaffen. Äreb«, wie lange
auch fchon am Dtte, ndmlich feit 6r6ffnung be« neuen
2h«At«« 1826, erfcheint bem publicum immer noch
wie ein grember in feiner wanbernben ßperngefellfchaft >
wo hta8*fi*n ©runb ganj wie unter feinen guten
Hamburgern unb alten ©chulcameraben fein 3(mt oer»
waltet unb gut bürgerlich lebt. 2(n jebem anbern £)rt<
würbe ein fcldje« 93erh(Jltni§ auffallen, ober Dielmehr nie
ju ©tanbe fommen, nur nicht in Hamburg, ber ©ee*
unb ^anbel«pabt. ^ier freujet ftd) ju Diele« grembe,
fo ba§ bie wahre ©emüthlichfeit, welche im füblidjen
Deutfchlanb ju ^aufe ifl unb un« bort fo warm unb
waefer bie #Ünbe brücft, tytt, man fage m$ man wolle,
niemal« recht .lebenbtg wirb. Daju ifl Äreb« fein
Hamburger unb nicht t?on folgen sensu stricto inflaU
lirt. SÄan bebenfe, tcai ba« fagen will! Dod) fe^rn
wir auf bie fperfenen unb ihre Jetflung in ber ©egen»
wart, ©runb l)at auch biefen Söinter bU Direction
feiner Dier philh^rwonifdjen Goneerte fertgefc^t, unb bar»
in auf er 8$eethoDen'fd)en ©pmphonieen , wofür et
am £)rte ba« (Sinnige t^ut, al« hetDorflechenben ©lanj*
114
punct, bie 83el)mgerid)t«out>erture toon 85 er (i 05 erecutirt.
Die Goncerte unter einem befonbern Gomitee ftnb befhin*
big flarf befudjt, roetdjed weniger au« eigentlicher £un|l*
liebe gefd)iel)t, al« weil e« jum SEone gef)6rt unb
@runb ber Hamburger SWuftfbirector xaz* t±üXi]v ifl.
$Benn bie« nid)t ber gall n?dce, fo würbe ©runb toiel*
leidjt genötigt fein, einen umftdjtigeren 33licf auf neue
große 3nffrumental* 2Äuftf $u werfen. SKan foll 2(11 e 6
prüfen, aud) ba« 9ieue unb 9teuefle, unb barau« ba«
©ute behalten. 3n ber Gljarwodje fur>rt berfelbe mit
feiner ©ingafabemte ^apbn'« „fieben SBorte" unb
ben legten 2f)eil ber 33 ad)' fcfyen $)affton«muftf in ber
Äirdje ©t. $Petri auf — eine fyerrommlidje Unterner;*
Aiung ju wohltätigem Sroecfe. — 23on J?reb« ging
fürältd) ba« ®erüd)t, er trete mit ber neuen Gornet*
fcben Dpernbirection toon feiner ©teile ab unb granj
©läfer au« SSerlin an biefelbe. 5Btr wollen e« weber
wünfdjen nod) fjoffen. Äreb« ifl flarf unb bejlimmt
tm Dirigiren; voa$ er will, ba« will er ganj unb burcfc
au« al« guter SEafttfer, unb be«t)alb Rängen aud) feine
SKuftfer an if)m, al« @d)arffd)ü&en an ifyrem wacfern
©enerat. 5Benn Äreb« fonfl in großen ©d)5pfungen,
a(6 ber ©t?mpf)onic (eine in © = SD?olI r)at ©djwung
unb wafjrljaft großartige Intention) unb £)per bisher
nod) nid)t bat 9ted)te geleiflet ju fyaben fdjeint, wer
mochte e« t>erfennen, baß baran bie ©djulb meljr an
ber wenig aufmunternben unb gemütlichen Umgebung,
wie fie bie Saune jebe« Äünfller« erforbert, al« an i(jm
felber liegt. 9iur au« biefer Urfadje mid)te id) ..ftreb«
nad) bem ©üben toerfefcen, unb if)r Hamburger folitet
nod) anbete Dinge fefjen! Unter jefcigen Umflänben
üerfümmert fein ©emütl?; benn man bebenfe feine täg-
liche $)arfcrcejagb mit ben ftd) brangenben Dpern, unb
frage it>n — wann? 9Rttternad)t« , SSBorgen« t>or
$ar;nenfräben, brei, ttier Äbenbe in ber 3Bod)e: Eiebfler
wie fleljt« um bie Sufl jur Gompofttion? 2Bo foll ber
ÜRann bie ©ammlun$ feiner felbjl außer 5U Siebern
r;ernef)men? —
Siebertafeln Ijaben ftcr) befonber« $wei gebilbet: um
bie ehemaligen Senoriften $einrtd) ©d)äffer unb
5U enget. Grflerer probucirt ftd) mitunter in ber greU
maurer*Eoge, t>erflel)t ftd) ju wohltätigen 3roecfen.
©djäffer, ber jefct burd) ibeiratf) feijr reid) ifl, tyat
— pete causam — fo ju fagen bie *Patri$ier um ftd)
vereinigt, unb flel)t auf biefe SSeife fct>r befreunbet.
#1« SKanufcripte für feine greunbe fyat er benn aud)
»tele artige Sieber componirt; au$ gelegentlichem 2fnlaffe
mehrere Gantaten für große« £)rd)efler. ÄlengeT«
aBirffam!eit ifi jliUer, al« bie \>on ©c^dffer, bod)
melleidjt eUn fo ergiebig unb frudjtbringenb.
35er al« Gontrapunctifl bebeutenbe ©d)wen!e,
Örganifl an ber Ätrc^e ©t. Nicolai, leibet fdjon feit
Sauren an einer be« ÜBanne« geifltge unb leibliche ^er«
f6nlid)feit 5U ©runbe rid)tenben Äranff)eit, bie il>m leibet
wenig 2Kuße g6nnt, um tt)U früher, @d)üler ju emftgm
unb burd)fled)enben contrapunctifd;en ©tubien um ftcfy
5U üerfammeln.
25ie für bie 2Binters©aifon im ©aale be« SKufi*
falienljctnbler« ^errn S36l)me ftd) organifirenben Guar^
tett ; Unterhaltungen genießen nur einen mdßigen 3^
fprud), wat freilid) bei ben fonftigen fielen muftfalifc^en
geHiüitdten Don ^eimifc^en unb wanbernben Äünjilern
nidjt« 5Ber!würbige« ifl. Unb fonöerbar — bie meiflen
3tnwefenben befielen au« Damen, unter benen man ben
eigentlid) feinen Äunflftnn fonfl bod) nid)t ju fud)en
pflegt. — Gl)uflem.
(©*Iu§.)
Xbgefeljen t)on btefen 3Tu«flelIungen ftnb wir ben tud>*
tigen SBerfaffern banfbar für i^r Süerf unb hoffen, balb
bie jwette 2(bt()eilung beurteilen ju Tonnen.
Gine ©onberbarfeit ift e« bod) wol)l, baß fo t)iele,
fogar junge, Gomponiflen ftd) bem Sratorium juwen-
ben: ©onberbarfeit ober bie Sufl SWeifler be« Srad)feU
be« ju werben, aber — wo ifl bie fromme ©efinnung,
ber äd)t djrifllidje ©laube, au« beffen lauterm ÖueÜi
einjig unb allein ttwat ©roße« ber 2frt entfpringen
f ann ? ? Zud) bei un« componirt Der unb 3>enet
ein £>ratoiium, ja ein junger, id) glaube 16* bi« 18*
jähriger, ©d)ulmei)ler«fol)n , Domint! ginfe«, fyat
beren bereit« fünf, fage fünf, gefdjrieben! tfber —
biefe ©adjen ftnb ebtn nur gefdjrieben. — Der bekannte
Gontrapunctifl ©ed)ter foll ein f?öd>ft eigentl)ümlid)e«
SDBerE ber 2Trt t>ottenbet Ijaben, mlfyrt urfprünglid) feint
guge enthielt. SOBarum? 3Seil ber SSerfaffer, bem, wit
Älbrec^töberger'n , beinahe fein anberer muflfalifdjer &•-
banfe einfällt, al« ein jum boppelten Gontrapunct braud)*
barer, populär fd)reiben wollte! Gnblid) beweg i()n aber
bod) einer feiner greunbe bal)in, eine guge hinein 3U
componteen, tvat ba« 5Berf einer ©tunbe war.
Die gortfefeung meine« Serid)te«, £)per unb Gom
certe betreffenb, fpare id) mir auf ba« nädjfte SWaf.
©raut mir bod) fdjon, wenn tc^ bebenfe, baß id) übet
unfere neuen beutfdjen £)pem ein fo üiel al« menfdjen*
moglict), unparteiifd)e« Urteil abgeben foll, tvat un*
fer publicum im allgemeinen nid)t getljan l)at. Dod;
— muß e« gefd;ef)en! — G.
:n 3ettfdjr. f. Sttuftf erfefeeinen »öc^entltdj jwei Hummern ju einem falben SBogcn. — $rct$ bc§ SBanbe« oon
n mit mufifalifdjen SSetlagen 2Zt)lt. 20 9cgr., oftne mufttalif(fte ^Beilagen 2 JXijlr. 10 9cgr. — Abonnement nehmen
alle ^oflämter, SBud)^ tOZupfs unb Äun(t^anblungen an. —
4Jon b. neue. > ,„,,~ y -. ,. ~.^,.- — ,^-.
52 Wummern mit mufifalifdjen ^Beilage
«Scbrucft bei i5r. 9lü tf nninn in Seidig.)
Heut
^eitedjrift für JttuMk,
Verantwortlicher JRebacteur: Dr. 9t. Sd&umanm Serleger: SR. Jyrtefe tn Setpjtß*
äJterjeijnter 23anb.
M 29.
35en 9. April 1841.
ytnnefcrtrfAuIin iftcrtffpq.). - 3fu6 £rc$bcn - Gonccrte in Vei^i^. - *Bennif<Mc$. -
$ie GJefcUfdjaft tft ein S0?enfd), welker immer lernt.
Vascal.
tyianofovtc s Scbulcn
SBolIfldnbigc tf)Corcttfd> s praftifd>c ^ianofortefcfcule,
üon bem erjten anfange bis jur l)6cbßen JluSbiU
bung fortfcfyreitenb, unb mit allen nötigen, ju
biefem äroeefe etgenbS componirten jatylreidjett
JBeifpielen. SDrci Steile. SJeifafjt üon CS ar I
ßjernT). SDp- 500. — 2Bien, £)iabeUi. —
$r.: 18 JRt^lr. —
(Sortfcpung.)
25iefer erjle 2f)eil ift in Sectionen geteilt.
£)aS ifl «ine gorm unb nid)tS weiter, bie Ausge-
burt einer ibealen Saune beS # rn - Gjernt), ba für
2ectionen, bie in foldjen 9iiefenfd)ritten ifyren 3igling
mit ftd) fortreifen, bie gütige 9iatur uns nod) immer
bie @d)üler ju verweigern für gut beftnbet. gür 83ud)=
jlabengtdubige , bie ba meinen, in ßiner ßection wirflid)
alle« baS 33orgefd)riebene leijlen ju muffen, würbe baS
SBortcrjen Capitel jlatt Secrion fdjnell allen Äummer
feilen. Der jwette Sbeil (154 ©eiten ftarf) ift jur
#dlfte bem ßultuS ber Tonleiter, bie t)ier in allen ©e*
galten auftritt unb mit befonberfler Siebe gepflegt er*
fdjeint, jur Hälfte ben 2Cf forb ^affagen gewibmet, wo*
bei ein reifer SBorratb von giguren, für 2(uSbtlbung ber
ginger von wirffamfter 2(rt, t>or und ausgebreitet wirb;
ben 33efd)luf bes 33anbeS machen einige 3"fa&capitel
über ben gmgerfafe ber frflen tffforbe, über baS <£i\u
fe&en ber ginger auf ein unb berfelben 2!af*e, über ben
©ebraud) ein unb beflelben gingerS auf mehreren Saflen,
über gingerfafc ber großen ©prünge unb gingerfafc in
meljrftimmigen ©aßen. 3" rubmen ifl in biefem gan*
$en SBanbe vorjugaweife eine forgfdltige unb ungejwun*
gene tfpplicatur, bie gruebt eine« feinen unb auSgebilbe--
ten gingerinflincteS. ©er britte Srjeil enblicf), als baS
$aupt unb bie ©erjirnfammer beS ©anjen, wdfyrenb bie
erflern beiben fid) verbalten wie Stumpf unb ©lieber,
bat eS mit ber geijligen, l)\n Der aftbetifdjen, ©eite beS
ßlavierfpieleS ju tbun.
9lad)bem in ben jwei erjlen Steilen bem ©d)üler
alle SJtittel angegeben worben, bie medjamfdje ©efd)icfs
lidjfeit feiner ginger auSjubilben, unb Steinzeit unb ©e*
nauigfeit beS ©pieleS, fefleS Sactbalten unb genaue 6in»
tbeilung, fefien 2fnfd?lag unb vollen Son, richtigen gin*
gerfag, große ©eldupgfett unb 2eid)tig£eit in beiben £<ins
ben, genaue 83eobad)tung ber gewibnlidjen 93ortragS$eU
d)en, in fofern fie fid) auf ben medjanifd) ju erlernenben
Unterfd)ieb jwifdjen forte unb piano, fo wie jwifdjen
Ieg«to unb staccato begeben, $u erlernen, flellt bec
britte %t) eil ben ©djuler auf ben ©tanbpunet, biefe
(5igenfd)aften nur als ÜBittel anjufeben, um geifligeS
geben jum JfuSbrucf gelangen ju loffen, unb baburd)
wieber jum ©eijle 2(nberer ju reben. Sie Einleitung
beutet juoorberfl an, baf alles auf ben Skrtrag SSejug*
lidje in jwei 2(rten fieb tbeilen laffe: in S5eobad)tung
ber vom Autor felber feinem ©tütfe beigefügten 33ors
tragSjetdjen , unb in benjenigen 2(uSbrucf, ber bem Sr*
1 meffen unb bem ©efebmaefe beS ©pielerS überladen bleu
| be, unb baf, in £3fjug auf bie erfiere 2(rt, allt 83or^
j tragSjeid>en auf folgenbe brei SSeflanbtbeile beS SBottragS
! fid) begeben: 1) auf bit verfd)iebenen ©rabe ber ©tärfe
I unb @d)wdcr)e (forte, piano, cresc. , dimin. je. ),
2) auf bie ©egenfdfee (nid)t ©rabe, wie ^)r. ßiernp eS
I irrtbümlid) bejeid)net, ba bie beiben 93egriffe nid)t als 2lbs
; flufungen berfelben 2eiter, fonbern eben als ©egenfdfee
; (>ter gefafjt werben) beS SinbenS unb 2fbftojjen$
mit tbren Nuancen (legato, staccato k), 3) auf bie
vorubergebenben SJerAnberungen beS vorgefdjrie»
benen 3<itmafe6 (ritardando, accclerando K.).
Daran fnüpft ftcf> bei JKef. wie von felbfi ber bange
116
©ebanfe, baß, nadjbem #r. Gjernp mit bec „6d)ule be«
Legato unb Staccato" fo glücflicb brennen, wir aud)
ticd> ein« <§d)ule be« Forte unb Piano, be«gl. eine bei
Ritardando unb Accclerando von ibm JU erwarten ()«*
ben. 6« folgen nun, febr furj unb ungenügenb, in
Gap. 1. nähere SSejlimmungen über bie 2(nwenbung be«
Forte, Piano, Pianissimo, Mezza Voce, Fortissimo,
©nige« über muftfalifdjen 2fccent (viel genügenber) unb
Aber Änwenbun'g be« Crescendo unb Diminuendo (ba«
9Wtbifljle nur). J)a§ 2te 6np. verbreitet ftd) in äbn*
lieber 2(rt über bie Änwenbung be« Legato unb Stac-
cato mit allen Äbjtufungen (Portamento, Staccatissimo
u. f. w.), au«reid)enb unb au«gebebnt. 3m 3ten 6ap.
wirb von ben 93er<Snberungen be« 3eitmage$ gebanbelt
(Ritardando, Accelcrando), unb jwar in befler 2fu«fübr*
Ud)feit. 25aß l)ier, unb überall bi«ber, jene obener*
wäbnte jweite 2Crt be« Vortrag«, ber 2(u«brucf nämlid)
au$ eigenem ©efübl be« ©pieler«, in 2(nwenbung
fomme, unb wie ein befeelenber 2eben«obem im Spiele
allgegenwärtig fein muffe, tjt, wenn aud) nidjt au«brütf*
lid) vom SJerf. au«gefprocben, bod> burd) 5Btn!e über
93ortrag«weife beigefügter SWuftf beifpiele , praftifd) ange*
beutet worben. 3m ßap. 4. fpridjt berfelbe über 93or*
trag be« einfachen ©efange«, ber 93er$ierungen unb ber
mefyrtfimmigen SJielobie (wenig auSreidjenb, aber mit gu«
ten SJemerfungen). Die Qap. 5, 6 unb 7 geben 2fn*
beutungen über ben 2(u«bru<£ in brillanten 9)affagen,
über bie willfubrlidje Enwenbung be« 2frpeggiren« , über
ben ©ebraud) ber 9)ebale, unb ben ©ebraud) be« SOTdU
jeffdjen SRetronom«. (U. a. „ba$ Sttetronom muß beim
©ebraudje auf ebenem ©runbe flehen", — fotf Reißen :
auf horizontaler Grbene, benn ein ebener ©runb fann aud)
eine f d> i efe 6bene fein, ba ein ©runb nid)t notfjwen-
big borijontal ju fein braucht.) Da« ßap. 8. cnt=
tydlt Selebrungen über ba« richtige, für jebeö SEonfrütf
geeignete Sempo (nüfclidje Söinfe über ba« Allegro unb
bat Adagio), ferner über bie 2Trt, wie man ein 2onfiüc£
einfiubiren foli, über befonber« fdjwierige Gompofttionen,
über ben SBortrag langfamer 2on|lü<fe. (9?and)e« 33e*
fyerjigenäwertbe entbaltenb.) da\>. 9. (teilt ben 93egriff
be« brillanten Spiele« fejl. Gap. 10. „über ben Vor-
trag leibenfd>aftlid)er unb d>arafteriflifd>er ßompofttionen",
giebt annebmlidje gingerjeige. 2)a« Ute Giap. „über
ba« ^robuciren" lebrt ben Neuling mit 2(n(lanb vor'«
publicum treten, giebt Äirper unb ©liebmafjen beffelben
bie rechte 2age, rücft if)m ben Äopf juredjt, unb wirft
nebenbei einen fritifdjen S3licf auf bie ©arberobe, gleid)*
jettig ifym nod) manche anbere Dinge etnfdjdrfent).
(SBdter* unb mütterlid) wof)lmeinenb 2CUe«, unb für bie
noeb ungelecften 33<$ren unter ben Äunfijüngern fe^r em-
j>fe^len«wert&.)
($ortft&ung folgt.)
9C«« Drcöbett«
b. 21. 2Kat§ 1841.
[kontert fix SBeber. — T>it ^artung'f^en Soncerte. — SDt'e
y^rendenfdnger.]
^)eute, m. t>. ^., ift wo^)l 9?iemanb beneibenSwer*
tf)er, al« ba« SRibcben au$ ber grembe, bie für feine
ibrer ©aben obne Dan! bleibt. Äann e« aber fo wobt
freilid) md)t 3«bem werben, fo bringe td) boeb ^nige
9Jad)rid)ten, bie aud) auf er Dre«ben Sfjeilnabme boffen
bürfen. SWinber jwar gebort bat)in ein (mir minbeflen«
nod) ganz) neue« SWorlacdji'fc^e« Öfferforium in 2>=Duc
8um 3ofepl)«fe(}e: nid)t gerabe funffreid), ja jum S£l>ei(
an ben italienifcben S^earerflpl jireifenb, aber im ©an*
$en wobl anfpred)enb, tJoU angenebmer fWclobie unb jweef»
mdgigen ©lanje«, für bie beabftdjtigte SDBir!ung baljec
niebt minber geeignet, al« ba« S&efgelebrte, wenn e«
etwa nid)t« weiter ijt. (Sin Durante, ^Anbel, 9?au*
mann unb SRojart — btefe mifdjen bau Anmutige unb
©elebrte freilieb fo gefdjitft, baf man pet« im 3weifet
bleibt, weld)e« überwiege. <So ifl'« red)t.
SDBicbtiger i)l ba« SSorl)aben eine« großen Goncerte«,
womit man ber ©ammlung t>on ©elbbettrdgen ju 3Bes
ber'« Ueberfiebelung au« ber 9J?oorfielb«capelle in Son^
bon auf ben fatt)oltfd)en griebbof in ^ieftger griebrid)Pabt
einen fcliben ©runb geben will. @« wirb ndd?|len grei*
tag im fd)5nen großen ©aale be« Jputel be ©aj:e l)CiupU
fdeblid) t?on ber Stto*fcben Stebertafel, Dielen SWitgltebern
ber Drepffig'fdjen 2Wabemie unb bem ^arcungYcb^n 3Wus
fifercorp« gegeben, unb tbeil« r?on #errn Sebrer 3tbam
(bei ber ©ingafabemie einem ber beroorragenben Siinger),
tbeil« üon ^)errn SWDir. Wartung birigtrt werben.
9?atürltd) wablte man nur SBeber'fcbe SEonjlucfe bafür
au«: bie 3ubeU unb OberonsSuDerturenj ba« Glamers
concert in (5=Dur (welcbe« id) Dom un\)ergeß(id)en 2Reu
fler felbfl tyabe am 1. 3^". 1808 in Seipjig mit einer
bamal« faum erborten 33irtuofitat tortragen Ijorcn) ges
fpielt ton ^errn d. 2u|au, einem J>ier prioatiflrenben
jungen eifrigen SRuftffreunbe au« SKigaj bie ©cene:
„wie nab'te mir ber ©d)lummer", ^u fingen \)on grau
granci«ca ©d)dfer; bie /; wilbe3agb' ; unb ba« ©d)werbt=
lieb; baö SKiinner^erjert neb(l Cbor auö ber (Surpantlje;
enblid) bie 3ubel-6antate t>om 3- 1818.
3cb toerbeble nidjt ben jwiefadjen 3weifel: ob bie
Unternebmung , fo balb auf bie ^arifer garce folgenb,
nid)t fürdjten muffe, f>ter unb ba al« eine Stacbabmung
jener $u erfdjeinen ; unb ob — wenn nun einmal ettca^
Derartige« gefdjefyen folf — e« nid)t bringenber fei, ba^
ber Unffd)erbeit (gleicb bem SRo^art'fdjen) verfallene ©rab
be« unterblieben Naumann auf f)ief!gen 3obanni«fird)5
bofe au«jumitteln , bann aber e« auf ben weiten Äird)*
bof ^u verlegen unb burd) einen einfachen Denfftein gu
fiebern. Denn balb ijl nun bie 3*it ba, wo ber 3o-
111
ljanm«fird)J)of in ©drtdjen parcellirt unb übet ben @dr*'
gen jum 2l)eil unjierbltd) t>erbtentec STOdnner Äof)l ge*
pflanjt «erben wirb. So würbe man am 17. 2fpril b.
3. Naumann'* 100jdf>cige @eburt«feier beflo würbiger
begeben.
ginbe id) aber ju biefen meinen 3n>etfetn t>ieüeid)t
manchen ©enoffen, immer bod) wirb jeben 9Ruft!freunb
ber (Sifer erquicfen, ber auf bie Äunbe, wie SBeber'«
©arg frf)on jefct tjom Verfalle bebrobt fei, bauptf<$d)lid)
toom publicifiifdjen ©djriftjieller #errn © d) d f e r au«ge*
gangen ijl, unb fo üielfadjen Entlang gefunben fcat.
Äein SBunber, bafj Diele 9Kitglieber ber f. Gapelle —
t>on Süeber faft wieber jum #afle'fd)en unb Naumann'*
fdjen ©lanje erhoben — eine !$f)eilnal)me an ber geier
f>er5(td> gercünfdjt fjaben. $offentlid) ift aber aud) au«
ber l)6i)ern £)rte« erfolgten 2(blef)nung ber S3itte um
SEfjeilnaljme ntd)tö 2Inbere« 3U folgern, al« baß man ber
Gapelle nod) eine befonbere unb m6glid)fi fyerrtidje
geier be« treuem einzigen SKeifler« jubenfe.
#errn Wartung'* tarnen nenne id) nodjmal«,
unb |tx>ar mit all' bem Danfe, ben bie Segrünbung eis
ner (nun gefächerten) 2tbonnement«s2(njtalt für gute SBins
ter*Goncerte toerbient. Concordia — fjeijjt e« l)ier —
et perscverantia res parvae crcscunt. (Urlauben @ie,
bajj id) aufteile, was er un« an guter 9Kufi! biefen
SBinter vorführte: &on ©pmpfyonieen : ÄalJiwoba 9Jr. 5
(f)ier nod) ganj neu); S3eetf)ot>en: bie Grotca (ging treff*
lid)), in 6s9RolT unb in H (in Dre«ben jefct bie belieb*
tefte aller ©pmpbonieen, unb Wartung« ©lanjpartie);
©djubert, in G (bier ganj neu, unb erwarb fid) fogleid)
fo entljufiaftifdje Siebe, bafj fte wiebertjolt würbe); 9>re»)s
er'« legte ©pmpfyonie (1840 fdjon einmal gegeben, soll
adjtbarer Arbeit, aber nid)t mit allgemeinem SSetfalX
aufgenommen); cnblid) 9?r. 15 &on gr. (Scfyneiber, weis
djer fte im 5Kfcr. an Wartung überfenbet bat; ba\>on
fpdter jwei 3Borte! — SBon Ouvertüren Porten wir:
©lue!, jur 3pl)igenia (qing untierbefferlid) unb biefe« uns
fdjdfcbaren 3>uwele« würbig); 9J?ojart, jur 3^uberfl6te
(feljr gut, aber wobt ein wenig ju febneü) : Gberubtni,
jur gani«ra; SSpontini, jur Vetfalin; S3eetbot>en, £>p.
124, Dp. 115, jur ßenore 9ir. 1, $u berfelben 9?r. 3
jweimal gegeben (man barf fagen: obne Säbel, unb räum
ber ßapelle nad)jlel)enb); Söcber, jur Gurpanthe 2mal,
unb jum greifd)ü&en; ©pobr, jum S3erggcijT, jum
gauft; Sftenbelöfofyn, jum @ommernad)t«traum , unb
9J?eere«jlilIe ; SBennett, jur 5Balbnpmpbe; ßinbpaintner,
}ur ©enueferin, jum S3amppr; Äublau'« betad)irte Dutt,
in G. — gerner ba$ SeetJjoDen'f*« Septctt, ba6 gis
nale ber 3^wberfl6fe. 93irtuofenffücfe aber gaben: 3ed)
(fonfl ein ©djüler gürflenau'«, jegt Siebet Setjrer: ein
felbjh-gefefcteS Dwertimento, unb mit ©iebe jufammen
SSariationen) ; 9Kegner (2 grof e <3tücf e »on Äummer) ;
£lueiffer (blieg eine für Älappentrompete arrangirte
Slofftnabe mit auferorbentlic^er SBtrtuofttät) ; ber !. ruff.
Äammermufifer eigner (jegt für Dre«ben« bejlen £or*
niften geltenb: 2 ©tüde, barunter ein Goncertino t>on
8t«ifpg«)j $err («nen SBeber'fdjen gagottfa^); Do«
minief (58.ratfd)ent>ariationen t>on 3Joüa, üon welchem
felb(l id) fte einft gef)6rt, wefbalb td) Dominirf'6 ©piel
au6 volljler Ueberjeugung rühmen barf; 8?oÜa freilid)
bleibt auch al« S3ratfd)ifi unüergeglic^) ; ©rellmann
(ein SSartlj'f*^ Goneertino für Dboe); Äammermuf.
JRidjter (felb|bcompomrte tytyantafit für 93ioline); ber
junge 58 lag mann (SBeetboüen^ GsT)ursßoncert; mit
grofem SSfifall, ba 3^ber billig genug war, fjter nod)
nid)t Dolle 5traft unb feelenvollen 2Tu«brucf ju erwarten;
ber junge ©pieler lÄfk ©rogeö hoffen, unb foll aud) in
ber Sljeorie trefflidje gortfdjritte madjen); 5Q3ittid) ober
SBtttig (SWapfeberTdje Variationen, unb mit einem an*
bem jungen, ber ©adje nid)t gewad)fenen Dilettanten
jufammen ein ©tücf Don SJeriot unb 83enebict); enblic^
ber junge gürftenau, welcher eine« ber fd)werflen
@tüde feine« SBater« glücflid) überwanb. Ueber ben
©eiger $errn 5Bi ttid) ober SBittig fann id) nod) f)in*
jufügen, baf er ben GurS im Q)rager Gonferoatorium
ernfllid) burd)gemad)t, unb baf er nun fyier nod) bie 2eU
tung be« Goncertm. ^)errn Sj a a f e genießt. Doch jeigte
feine 2ei(!ung i()n fdjon be« 9Jamen* eine« SBirtuofen
wertf), unb e« bürfte jur Dollen 2(u«bilbung i()m wot)t
wenig mebr iu fagen fein. — 9?od) burfte natürlid)
bat JRljeinlieb nid)t fehlen, unb jwar nad) ber SRetfiger's
fd)en unb ber £)tto'fd)en Gompoption.
@ie feljen, wk man für Glafficitdt bei ber 2fu$waf)I
beforgt war, unb ftnben gewiß mit mir hierin bie fid)erjle
Sürgfcbaft für eine Unternebmung, bie freilid) aui mel)r«=
fad)er Urfad)e ba« ?eipjiger Goncert nid)t erreichen wirb,
wobt aber für Dre«ben — ba« feit 181 5 einer gr6fern
2Inflalt für 2(benbconcerte entbehrt — von unfebafebarem
5Bertl)e ift. Die Harmonie, bie tflbina u. a. gefdjloffene
©efellfdjaften fyaben jwar ibre regelmdfigen unb meift
wertb^ollen Goncerte; bie öffentlichen aber breljen fi6 fafl
lebiglid) um oie SBirtuofttat berum, — unb bod) wünfdjt
ber berjlidje 5)?ufTffreunb nidjt fowobl meifterhaft au«ges
fübrte Äleinigfeiten, al« gute Sonwerfe. ßine Spms
Päonie aber befommt man nun fdjon in ben fogenanns
ten ©ulben.-Goncert« nie ju b^n, unb eine mufterljafte
Ouvertüre febr feiten.
(^otteette*
Sroangtgfte* SCbonttcmcntcpticcrt,
ben imtt SÄarj.
93aftoralfi)mpbonie »on S3eetl)0öen. — Xrie üon SKo^art.
— kontert f. S3ioltne d. ©pobr. — ginale aus Slitu«
d SKo j ort. — Duöcrture 0. SÄenbelöfobn. — ©uett
118
unb Serjett a. b. £>ptr „$einri<$ unb gteurette" oon £.
©c&mibt. — La Melancolie o. 9>rüme. — Lieber oon
g. ©Hubert, G. SDt. o. äöeber u. üftcnbelöfofjn. —
«Kit bcfonbercm TCntbeil gebenfen wir biefe« Goncerte«,
ba« uns be« Stofflichen fo Diel bot, jugieid) al« be« legten
be« feurigen mit tym würbig befdjlofTenen <5»flu«. Sie >pa*
ftoralfpmp&onic brang tief »über einmal in aller £erjen 5 bie
*u«füfcrung war ganz b^clidj, wie fie jtdj ber Sföetfter in
ber SBetyeftunbe gebaut fcaben modjte. 2>aflfclbc gilt oon
9Jtenbel«fobn*« pbantaftereictyer fdjöner Duoerture „SHeere«*
ftiüe unb glüctlidje gabrt", bic man n>ot>l nirgenb« in ber SBelt
in foliet SBoUtommenbeit boren fann. eine Weuigfot war
ba« jDuett unb Serjett aus ber febon ooUenbeten größeren
£)per unfere« ©dnger§ £. ©djmibt, eine« ©dnger«, ber an
muftfaliföer SSilbung unD (UefcbmatfSridjtung roofci Stielen mit
berühmten tarnen zum Sorbilbe bienen tonnte. 2(1« Gompo*
ntft bat er nur erft wenig oeröffentlicbt. 3Ba« wir an biefem
TCbenbc ju boren bekamen , jeugte aber burebweg oon einem
©treben nadj bem öfteren, 00m äJerftdnbniß ber Aufgabe,
bie er ftd) gefegt. £>er öefang war mit ©orgfatt gefönt
Ben 5 bie Snftrumentation gefdjicft unb tlangooll. iDie Sßreite
mancher Söiebertyolungen madjt ftcfy oielleidjt im Sbeater we*
niger fühlbar, wie c« benn meiften« unbanfbar für ben
ßomponiften ijt, einzelne ©tütfe au« einem 2Bcrfe oor ber
Buffübrung be« («anjen in bie Deffentlidjfeit ju bringen, unb
immer $u fallen Urteilen 2tnlaf giebt. £od) wicD gefagt,
baß bie ganze JDper oielleidjt balb Ui un« in ©cene gebt, wo
bann mebr berietet werben foll. 2)ie anbern in ben %mi
Hummern SJcttwirtenben w<rcn grl. ©$loß unb £r. Äin-
b er mann, erftere wie imraec gewanbt unb fertig, legerer
mit einer fc&r frönen ©timme begabt, bie, wit fie nur er*
hingt, für ben ©dnger einnimmt. 2)er ©pieler ber SSiolin*
ftücte war £r. (5. £ttf, oon bem wir föon öfter fpracfyen.
2Cu$ beute zeigte er ftcb ber großen Sbeilnabme würbig, bie
man fid), oon feinem erften ©intreten in bie Jlünftlerbabn an, oon
ibm gemalt, unb würbe wie immer mit raufdjenbftem ^Beifall
cntlaffen. SBenn wir oon ber *perle be« tfbenb« jule^t fpre=
eijen, fo gefdjiefct eS nieftt obne örunb. Sflit wenigen 2Bor*
ten: SDtab. ©djtöbers&eorient fang. Sßa« menfc^lic^
am ÜBenfäen unb JCünfUer, unterliegt aueb ber 3eit unb ibren
öinflüffen, fo bie (Stimme, bie ^cbönbeit be« fleußeren. 2öa«
aber barüber ift, bie ©eele, bie ^)oefie credit (ic^ m ben Zitb;
lingen beö £tmmetö gleich frifc^ oUe Lebensalter binburd?, «nb
fo wirb un« biefe ÄünfHertn unb 5>ic^terin immer entjücfcn,
fo lange fie no^ einen 3on in ^)erj unb äeble b^t. 2)aö
publicum borte roxi gebannt, unb al$ fie jum ©ebluf Wien:
belSfobn'« mit ben '^Borten „auf SBteberfebn" enbigenbe«
23olf6lieb fang, jtimmten alle in freubigec 3u(limmung ein.
2Cudj bem (Somponiften, ber begleitete, galt fie woblj benn e«
war ba« lefctemal an biefec tbeuer gebaltenen Stelle, baf
feine wunberbef^wingten ginger bie Saften meifletten. Sßollen
wir benn aud) niebt unterfudjen, wem ber Lorbeer galt, ber
unoerfeben« fidj im Drdjefler feben lief, ob bem Sföeifier ober
ber oerebrten gremben, unb nur nod) allen, bie in unfern ISlufiU
abenben gegeben unb genoffen, ein boffenbe« „auf Süieberfeben"
jurufen. — i3.
<5oncert am 3l(len SKdrj. — Aufführung ber
5)affion oon SBacfe. —
Ueber jwei in tiefen Sagen oeranflaltete ^oncerte fyabm
wir no$ ju berieten, bit, jebe« in feiner Xrt, unter bk in*
tereffanteflen ber ganjen ©aifon ju reebnen. «Bon bem erfle^
ren berfelben, für ben DrdjeflerpenftonSfonb gegeben t>on
eiara ©c^umann, geben wir einfach ben Sn^alt be« «pro*
grammß. 3)ie oon ber Äünfrlerin vorgetragenen ©tücfe voat
ren Bbagio unb iÄonbo au« "bopin'« grüttoll ßoncert,
ein ©a| oon öcarlatti (1 Capo »erlangt), ein Cieb obne
SBorte oon SÄenbe f ol)n, ein 4)uo oon bemfclben, ba«
fie mit if)tn (4bdnbig) fpielte, ein 2lllegro oon ©djumann
unb Z b a l b e r g' « «W ofeSpbantafie. ©ie 3wifd)enftüete waren
eine 2irie oon ÖJluct (oon £rn. ©cbmibt gefungen), 3 ßie*
ber: bie „Löwenbraut" oon Stöbert ©., „am ©tranb" oon
Slara e., „SBtbmung" oon Robert ©. (fdmmtli^ oon
grl. ©c^lof, ba« Icfctere da Capo gefungen) unb ein £uo für
JÖioloncell unb SKelopbon, oon iwti Conboner Äünfllern, Si*
bei unb SÄegonbi, vorgetragen; ber ledere überrafdjte mit
bem, wa« er auf bem, fidt; febr geringfügig barflellenben 3ns
prumente leiflete. Eingeleitet würbe ber erfle Sbeil burd) eine
^apbn'fdje Motette, ber jweite burci eine neue ©pmpbonie
oon St. ©c^umann. SKit wdrmfler Sljeilnabme warb bic
JCünfllerin empfangen unb ent&uftaftifd} jeber ibrer SSors
trage aufgenommen, bie Epmpbonte mit bem grö&fUn «Beifall
nac^ jebem ibrer ©dfce begrüßt, tiefer treue SSeridjt bem
Stebacteur, bem Qiompomfren aber be« greunbe« inniger
(iUücfwunfd) ju biefem äöerfe. 9iocb fügen wir bei, baß bie
©pmpbonie im Laufe be« SatyreS bei ben ££. SBreitcopf unb
Partei erfc^einen wirb. — Geleitet würben bie Drcbefters
partieen be« (Soncert« oon 9Äenbel«fo^n, ber aueb in bem
iOuo eine ber anmutyigften 25lumen bem reiben ^ranje ein«
geflochten, ©einer unermübeten S3emübung oerbanten wir
benn auc^ eine bodjfl würbige 2Cuffübrung ber söacb'fdjen
spaffion, bie am ^almfonntage in ber SbomaSEircbe ftatt
batte. Unb jwar war ber ©rtrag jur Errichtung eine« £>enU
pein« für ©. S3a$ beflimmt. Ueber ba« 2Ber! felbft oer^
mochten wir außer allgemein ften, nebelhaft unbegrenzten Lob?
preifungen wenig ju fagen. ©0 reidj, an Umfang febon unb
SRaffe- mit an öJebalt, *ifl baffelbe fo ooU einzelner ©djönljei::
ten unb SOieifleqüge ber mannidjfadjften 2lrt, eine fo uner^
fdjöpflidje Siefe b»irmontfd)er Äun(l namentlich eröffnet eS bem
oeiwunberten Dbr, baß wir nadj bloßem einmaligen Snbören
e« niebt unternebmen, bit Stfannidjfaltt^eit be« ©inbrucre« ju
einem fcfyarf begrenjten, flaren ißilbe zu concentriren. ©0
gebenfen wir benn fdjließticb nur banlbar nod) einmal be«
tfünftler«, bem wir bie Söieberaufnabme eine« Äunflwcrt«
oerbanfen, ba« nact; mebr al« bunbertjdbriger Stulje bier jum
erjlenmale in berfelben Äirdje auf« 9Uue in« Leben trat, für
bie fein 2)UtfUr e« fdjuf. — fü. Loren 5.
öermtfd)te^
*** «pentenrieber'« Oper „bie Waä)t in ^aluüi" ifl
außer in SBündjen unb Uipm, aueb in Gaffel gegeben
worben, in legerer ©tabt breimal unb mit «Beifall. 3n L.
fonnte nod? feine zweite Äuffübrung ftattfinben. — £. i)orn
in Stiga arbeitet an einer neuen Oper „ba« 23anncr oon
Gnglanb." —
%* S3on ber neuen 3eitf*rift „für £eutfölanb$ ^uft'E-
oereine unb ^Dilettanten" berauögeg. oon Dr. 50^. ©aßner
in earlßrube, ift ba« erfle 112 ©. flarCe ^eft erfebienen, ba^
feljr anftdnbig au«geflattet audj oiel Siitcreffante« enthält. —
ßon b. neuen 3eirfd)r. f. SDtufi! erfdjeinen wöchentlich jwei Hummern zu einem balben Sogen. — tyvtit be« SBanbc« oon
62 Wummern mit muflfalifcben «Beilagen 2 Sfrir. 2«>v)cgr., obne mufifalifcbe ^Beilagen 2 S^lr. lü 9tgr. — Abonnement nennen
aUe ^pofldmter, SBucb--, SOTufif- unb Äunjtbanbiungen an. —
:(3ebrufft bfi 9r..9tü(f mann in ^ttPitj.)
Keue
3eit0cJjrift für Jttuötk.
SScrantwortltdjer JRebacteur: Dr. 9T. (§cf>imt<inij. Serleger: 9T* Jyttcfe in $ctp)tft.
33ierjet?nter 93anb.
^30.
2>en 12. April 1841.
(Stuben f. b. ^innofortc. - Xu$ £rc$ben (@d)Iu^. - Hui «parte. -
tfeine äunft fann ftill flehen; bicfc SBa^r^cit, weldje man fo häufig in unfercn Sagen t)bxt, bebeutet ntdjtd anbere«,
013 bat ber menfdjlidje QJeift alle«, n?a$ er bemeeft unb geroafjr wirb, überfdjretten will.
S5 aillot (Siolinfdjulc).
Crtuben für baö spianoforte.
3. S. Gut Hing, ©tubien f. b. $fte. — lOteS
2Berf. — 2 £efte a 16 g©r. — Dffcnbad), bei
Xnbr«!. —
Der 9*ame btefeS ßomponijlen ift in biefen S3l<$t*
tern, unb un« überhaupt nod) nie vorgefommen. ©erabe
auf (Stuben fyeften aber trirfen frembe Warnen nur wenig.
SBaS ^at ber SWann geleistet, fragt man ftd), bafj er
jid) un$ gleid) als Sefjrer unb STOeifler anfünbigt unb
aufbringen will, teuerer 3eit inbef fdjeint ber SSegriff
be$ 5Borte$ „©tubte" ftd) mebr unb mefyr brni ju
ndbern, ben e$ in ber 9Äalerfprad)e bat. (Sin fd)Ärferer
33licf in bie Gompofttion überzeugte mid) ju meiner
greube aber batb, baf? allerbingS aud) anbete bie (Stuben
mit Wufcen ffubiren fonnen. Sie ®abe ifl befreiten,
beinahe fd)lid)t; bod) fommt ffe aus befugter $anb
unb verrrttb einen acbtungSwertljen Seljrer unb SÄuftfer.
3um gtif fien Sbeil ftd) ber Gramer'fdjen SBeife mtyernb,
in gorm, Gfjarafter unb Haltung nod) anfprucblofer al$
jene, moc^en biefe (Stuben mit SSortbetl benufct werben
unb <2d)u(ern unb Sebrern $ur 2(bwed)felung empfohlen
fein. SZamentlid) erfreut an ifjnen bie Correctbeit unb
Steinbeit ber Harmonie, etwa«, was ftd) an Stuben von
felbfi vergeben mußte, wtö fld) aber [eiber ntd)t immer
antrifft. (Sinige, obg(eid) bie wenigften, ergeben ftd)
aud) über bie g)rofa be* 9J?ed)anifd)en $u feinerm 2(u$*
bruef, fo bie 2te in @*9»oll, bie 9te in gi$*Dur.
2fm fd)wid)flen ifl wobl bie erfte in ßcDur unb tx>ot>l
nur beSljalb gefdjrieben, weil (Stubencomponifien immer
mit tiefet Sonart anfangen ju muffen glauben, woju fie
inbeß sftiemanb zwingen fann. 9iirgenb$ aber treffen
mir auf gerabeju Äbjiofje.nbcö ober ©emcine$, rnfyaib
mir benn normal* ba$ t>ecbtenflt>oUe SBerf jur Durd)=
ftebt unb $um 2)urd)fpielen benen, bie e$ angebt, an-
empfehlen moUen. —
Zfytotox Stullad , 2 ßoncertetuben. — 2teS
SBerf. — 20 g®r. — Serlin, bei SKcfcnfta&l. —
Der ßomponifi, ein junger jebenfattS, fünbigt ftd)
mit ben erßen Sacten al« ein mit bem neuflen ßlaüier^
fpie( vertrauter an. Die (Stuben flnb fdjwer unb »er«
ratben überall namentlid) Sefanntfdjaft mit ^>enfelf*
unb ÜEbalberg'« Arbeiten. Sem JBirtuofen gegenüber
baben wir nid)t« gegen biefe JRidjtung unb JBorliebe.
Dem ßompontflen aber, n>enn er ein tüdjttger werben
mili, m6d)ten wir bat)on abraten. 3m ©ebiete ber
medjanifdjen Gombinattonen ifl je^t faum mebr ju ers
reidjen, al$ bie Sßtrtuofen ber neuefien 3eit wirflid) er*
reid)t b^ben. 2(uf baö SBerfcbrAnfen ber ^dnbe, ob ed
fo ober fo, auf bie ?(ccotbenmaffe , ob fie etwa« mebr
ober weniger soll, barauf fommt jefct nid)t$ mebr an
wir baben barin in ^enfelt'S, ßifjt'S, Sb^berg'a 2frbeU
ten vollauf genug. Die 9Jad)folgenben muffen, wenn fie
SSebeutung gewinnen wollen, ben umgefebrten 2Beg ein«
fdjlagen, ben jur (Sinfad)bett, jur febonen orbnungövollen
gorm, unb barauS entwicfele fid) bann aud) bn« Com*
plicirtere. 25er 2öeg liegt flar vorgejeidjnet. 2Ber ibn
nid)t ffebt, wirb umfonfl arbeiten. —
3. JRofcnbain, 24 Stuben (Etudes melodiques).
— JDp- 20. — 20 grc§. — JBrcitfopf unb ^ar^
tel —
„Invita Minerva" b^tte ber Gomponifr barauf fdjret«
bm follen. Die (Stuben fdjetnen mit großer Unluft ges
fdjrieben ju fein, vielleicht auf Änratben be« — urfprüng*
lieb franj6fifd)en — SBerlegert. Dafj für fd)wdd)ere, Kii«
120
«er« Spieler burd) Stuben geforgt trirb ^ tjl gewif gut.
Dod) trägt, al« ßomponift wenigflen«, #r. 9?ofenf)ain,
wie un« fdjeint, nur wenig Seruf bnju in ftd). 3d>
ivfifte fett lange fein 2Berf, mi mir in jebem 33ezug
fo entfdjieben mißfallen f)ätte. 9?id)t« wirflid) Tfnmus
tfcige« im ganzen SBerfe, von SRelobie faum eine Spur;
einzelne Stuben gänjlid) mißraten in ber gorm; S3ie(e«
uncorrect unb ungefällig in bec Harmonie. Unb baju
nun nod) bie Semerfungen über jeber einjelnen Kummer,
wie biefe wertljlofen ©tücfe am SSejlen vorzutragen feien.
2Bal)rl)aftig , ba fd) reibt Sertini wie ein Sngel Dagegen.
33leibe man alfo, bi« nid)t itrvtö Seffere« fommt, jungen
©emütbern burd) Uebunaen £uft |ur SDfuftf ju machen,
bei S3ertini. $ r - JRofenfjain ift biegmal ba« Söiberfpiel
feine* 9tamen« unb bie zarten Sing** würben ftd> rcunb
greifen an feinen Stuben. —
C5ortfc&ung folgt.)
3lu$ Stehen.
Ueber ©djnetber'« ©pmpfyonie nod) einige
SBorte beizufügen, »erben ©ie mir gewig gern erlauben.
Srofc tyrer fyofyen Plummer (15) war fte bie erße, weldje
©reiben ju Ijoren befam. Dafyer wollen wir aud) ein,
felbfi gebrueft geäußerte« SSebenfen gegen if)re 2Bal)l zum
legten Soncerte nid)t aüjuftreng rügen, ©ie tritt niefct
mit rtefenfaften XifprüdSen unb Üonmitteln auf, erfüllt
ober tyre 3Tnfprüdje befto fteberer. Unb wenngleid) bie
Jlunfi (bie im erflen ©a&e befonber« Smitationen, im
{weiten boppelten Sontrapunet, im 4ten bie fanonifdje
©djretbart nebft einer, ben 2ten 2t)eil er6ffnenben $aupt*
fuge — ber man nur nod) längere Dauer wünfdjen
mid)te — angewenbet) tt>re fjervorfted)enbe Sugenb ifl,
fo fehlen if>r bod) weber 2aune, nod) gefällige SRelobieen,
bavon zwei 9?eben * Sfjemata im 3ten unb 4ten ©age
fogar in« Sagbare überfd)lagen. 9lur freilief) fjat biefe
2aune nid)t ben tief>f)umoriflifd)en ©runb unb bie blü*
l)enbe $t)antaffe, bie aui ©djubert'« überf8fllid)er 6=
©pmptjonie fhatytt.
Srinnern wir im« hierbei, bajj luitty atie ©pmpfyo*
nieen in zwei grofje Slaffen zu bringen ftnb, au« tvtU
djen gegenfeitige 83ergleid)ungen unb 5Bertf)beftimmungen
nid)t oljne gel)lfd)lüffe gefeiten f6nnen. Sine Slaffe
— von #apbn mit vielen, von Ditter«borff unb 93og*
ler mit ben meifien ifjrer ©pmptjonieen eröffnet — ifl
bie malenbe, unb 33eetf)oven erfyob fte, abgefefjen von
feinen beiben erfien ©pmpfconieen, auf ben f)öd)flen ©U
pfel. Aber gewiß ntdjt minber SWozart bie anbete Stoffe,
»eldje md)t malt, nid)t malen will, fonbern a bf) an-
bei t. 3n einzelnen Rillen laufen aud) wof)l beibe Slaf*
fen in einanber. ©o jletjen STOozart mit ber unüber-
trefflichen ®»2RoU«©pmpl)onie unb Seemöven mit 9tr. 2
alleibing« ber Malerei fdjon nafye, wogegen mir bie Su«
piters@pmpl)onie noc^ (let« al« reine Gtyrie erfdjienen ift.
2(ber welche Sbne! al« eine foldje tvücbe SBeettjoven
gewif fte nie zu erreichen vermocht Ijaben. Sarum follfe
man bie beiben Öbecmeifler ber ©pmpbonte, 3J?ozart
unb Seetljoven, nie gegen einanber abfdxS&en wollen;
l)6d)|len« l>at ßefeterer ben (nid)t SBorjug, fonbern) 2Sor«
tljeil be« allgemeinern 2Tnf lange«. — ©Hubert ges
feilte ftd) in 9Jr. 6 entfdjieben zu ben malenben Componiften
ober ben Sonbidjtecn. 9Jun foll aber jebe Sonmaleret
ftd) beutfam it'wn, unb minbeßen« einmal ben ftdjern
@d)lüffel zu^ Deutung barbieten, ©o zeigt S3eetl)oven
am ©djluffe ber 6--ÜJ?oll-@. un« mit ber ©alutation
be« einlaufenben ©d)iffe« beutiid) an, bafj bie Deutung
burd) Guelle unb ©tefbad) für ben erflen, burd) ben
gezähmten gluf im zweiten, burd) ba« ©etümmel unb
bie 2fbfd)ieb«tl)r<5nen beim Sinfd)iffen im britten, enblid)
unmittelbar barauf burd) bie 2(b= unb SD?eerfal)rt (untere
brodjen einmal fo rüljrenb burc^ bie Srinnerung an ben
3(bfd)ieb) im vierten ©afce, feinem ©inn unb Söillen qu
maß war. ©djubert gab bie 26fung fd)on im Anfange
be« @d)erzo, in weldjem ber el)elid)e 3^n^ f»d) nid)t ver*
fennen Idft, ber un« nad) ber Jp&Uiti im ÄUegro unb
bem 3(Ueinget)en be« ©emal)l« im 2fnbante (welche« je-
benfall« quasi allegretto zu nehmen ifl, wenn e« d)araf=
terijlifc^ wirfen foll) faum überragt; t\)tt vielleicht
!6nnte e« bie SBerf6l)nung be« luftigen, in unenblidjen
Serzengjngen zufammengel)enben ?)aare« im finale. Sine
STOenge einzelner ©teilen Ijaben pd) bei btefer Annahme,
al^ id) nun ba« 2Berf zum brittenmale !)6rte, von felbfi
erfldrt.
©d)n ei ber'« neuefte ©pmpljonie bagegen malt
nid)t, unb wiü bie« nid)t, fonbern arbeitet il)re gefälligen
tt)ematifd)en Sbeen funfheid) au«, genügt iljrem eignen
SDBiüen vortreffltd), entfd)ieben innerhalb ber ©renzen be«
Slaffifdjen, aber obne bie Srocfentjeit, bie man ber red)t
braven ^reper'fdjen ©pmpl)onie ttjeilwcife bod) vorwerfen
barf. 3»m 2one — wenn nun ja von 93ergleid)ung bie
JRebe fein foll — fdjwebt fte zwifdjen ^)apbn unb X
JRomberg ober Ärommer, ifl aber burd) ^unfl wieber we*
fentlid) von biefen unterfdjieben, unb erforbert bal)er troj
i^rer Äürje viel Äufmerffamfeit. Denn nur ba« ©djerzo
— weldje« ben raufdjenbfien SBeifall fanb, tfl verbiltnif-
m<5jHg lang; biefe« gel)t au^ D, ber 9?efl au« X Der
furzen unb fel)r fd)lid)ten Sinleitung folgt ein Xlegro,
welche«, beinahe burd)au« bem 9{l)ptl)mu« ^ folgenb,
ftd) Ijduftg wie in Sriolen au« fpric^t; ba« 2(nbante t)at
gevierten £act, unb ba« finale ttwa^ Sfonbo - artige«,
natürlid) mit 3fu«naf)me ber guge. 5Bie fdjen, wenn
wir nac^ biefer neuefien nun aud) frühere ©pmpl)onieen
von ©djneiber in Dre«ben, wo btefelben fo unbefannt
geblieben ftnb, iu f)6ren befdmen! Sin empfängliche«
publicum würbe il)nen nid)t fehlen.
121
Ungemein gutfjerjig jtnb bod) bie S3eatnec — , gütig
trofe tyrem grofen #einrtd) ! ©ie Ratten eigentlid) faum,
wie fte toerfünbeten , gu (Sinem Goncerte f>iet Seit, unb
Ijeute geben fte fdjon ba« fünfte, unb gwar für bie Sag*
(jr)ner u. f. w. um 2 ®r., wdbrenb bod) ba« gweite 16
ober aud) 24 ©r. foflete. Allgemein ftnbet man fte
nun wenig I)6ren«roertl). ©ie würben bie« gleid)wof)l
fein, wenn fte nod) ba« alte ba«fifd>e (bem gdlifdjen gleü
djenbe) Sonfpflem befolgten; aber fte fingen leibef mos
bern, nur fo t>orf)errfd)enb in 9J?olI, baß bie SBirfung
\ti)t an bie rufftfdjen 9Jegiment«t>orfänger erinnert, wie
Wir fte (eiber 1813 — 15 umfonfl f)6rten. 3uwr ging
ifjnen eine fer)c tjornefjm tinenbe franj6fifd)e (Smpfer;*
lung. 5Ba« bod) — unb mit 9?ed)t — bie 9>artfer über
bie betes allemamles ladjen würben, wenn beutfdje ©an*
ger in einem ^arifer Statte ber Dortigen 9?obleffe beutfd)
empfohlen würben! Sßir aber bleiben bie Starren ber
granjofen, wiewol)l ftd) au«gunef)men bittet 3b* treu*
ergebender X ©.
ben 27. SBärj 1841.
Ca« Goncert für §. SB. t>. 2Bebet.
9)flid)t unb 3we<f werben r)offentücr> bie« $)oflfeript
Su meinem vorigen ©djreiben rechtfertigen.
2)a« t>on ber 2iebertafel — if>r eigentlicher 83ors
fdnger, #err Gantor £)tto, faty ftd) bie«mal ton ber
ÜEbetlnabme abgehalten — im prachtvollen ©aale be«
$otet be ©are geflern gegebene Goncert, weldje« bi«
über 100 Sflttwirfenbe in« £)rd)efler aerfammelte , t)at
bie erwarteten 2eiflungen jum 2t)eil nod) übertroffen
unb bei feiner fafl nur au^ belieben SJfuftffreunben
beflefjenben 3uf)6rerfd)aft (id) fdjdfete fte gegen 600 flarf)
grofen, oft bezeugten SSetfaU unb Dan! geerntet; bie
„wtlbe verwegene 3<*gb" mad)te jenen fogar fo flürmifd),
baf fte wieberf)olt bei un« »orüberjter>en mußte. Dtefer
im grofern publicum bi«f)er minber befannte ©ingtjerein
leijlet aber aud) in reiner Intonation unb Sonfjaltung,
in genauem Einfallen unb 3ufammenr;alten , in ÜKobu*
lation ber ©timmen u. f. w. alle«, tva^ man irgenb
verlangen barf. — Die 2Crie ber 2Cgatf)e blieb au«;
SKabame ©djdfcr, bie efyebem in 2Bien mit SSeifall
gefungen, aber Idngft einem #al«übel unterliegt, fjatte
fte al« einen neuen SBerfud) übernommen, ber jebod)
ntd)t t)at gelingen wollen, fte tyat bafjer — wa« man
mit 2(d)tung anerkennen muß — nod) in rechter 3eit
teftgnirt, unb wir f)8rten bafür einen t>on unferm 2J?os
fen gebidjteten Prolog, ber SBebef« 2Bunfd), bei ben
©einen gu ruf)en, in einer fd)5nen ©pradje ftngirte, unb
welchen 3ttw. 2ßattf)di fpradj. 33or ff)m flanb babei
5Bebec , d coloffale unb fef)i dt>nlid>e befrdnjte ©pp«büfte.
— 2fud) ba« Ä8nig«paar nebfl anbern Jptytn beehrten
be« Goncerte« erflen Btyil, in weisen man eben be«f)a(b
nun bie Gantate gog, mit feiner ®egenwart, unb fdjien
über beffen Sßeranlaffung wafcrfjaft erfreut. — SWit ber
Directum einer grofen 2onma)fe tyat Jpt. Ganb. 2(bam
meine« SBiffen« geflern ben erflen, aber fo glüdlidjen
93erfud) gemacht, baf man tyn einer fytytxn Stellung
würbig fanb; \)it trefflidje Ginübung war nirgenb«, be*
fonber« bei ber gum SEtJeil allerbing« fdjweren Gantate
nid)t gu fcerfennen. SBon «^errn Wartung ifl man
ber genauen unb ftdjern , wenn gleich m 6 g 1 1 d) fl s rut)U
gen 2)irection gewohnt. 6tn wenig bemerkbare«
©djwanfen nad) bem anfange ber 3ubelouüerture
mod)te wol)l t)on ber engen ©tellung eine« Steile« ber
9Ruftfer r>errüt)ren ; übrigen« ging fte trefflid), jene jum
Dberon aber unübertreffbar gut. — £>ie mdnnüd)en
©oli »erlangten allerbing«, abgefefjen von SRotter'«
fdjiner unb au«gebilDeter ©timme, biejenige SSiÜtgfeit,
bie wir Dilettanten fdjulbig ftnb. Dagegen war für
unfere liebe unb jeben guten fün|llerifd)en 3wecf mit
ber banfen«wertf)e)ien Sereitwiüigfeit f5rbernbe a3elt=
f)eim biefer Xbenb wieber ein wahrer äriumpb- 3n«s
befonbere flieg ber SSeifall nad) ber ©teile „£err, erhalt'
ba« tfjeure 2eben — " bi« ju wahrem 6nt()upa«mu«,
ber felbfl bie SWuftf unterbrad). — ©djabe, baf nun
bod) bie ©timme ber 93eltr;eim, nad) einer feltenen
2(u«bauer, in großer #6&t einige 2(bnaf)me ju leiben
beginnt. — ^errn tt. 2u|au wdre für einen fo grofen
©aal ein fräfttgere« Sfnfhument, aud) felbfl frdftigerer
2(nfd)lag ju wünfdjen gewefen; er geigte ftd) jebod) al«
einen netten, foliben unb fertigen ©pieler, unb fanb
in«befonbere für ba« lieblidje ginale grofen S3eifaU. 3n
ben ©djwiertgfeiten jwar nur eine Äleinigfeit gegen ^it
©tubien unferer Sage, ifl biefe« Goncert bod) al« Gom-
pofttion rür)mlid)cc 2fu«ieic^nung werth. Die beiben
Idngern ©d|e in 6 maj. j«igen gdnjlid) SOBebef« mun*
tere unb allwiUfommene Saune; ba« furje, aber für ben
ttollfommenen Vortrag fef)c fdjwere 2fbagio in 2f«
ifl tiefen 2(u«brucfe« t>otX unb erinnert einigermaßen an
jene« in 5Beber J « 6s©pmpbonie, beren übrige ©<$&e —
beilduftg gefagt — freilid) feine SKeiflerwecfe jtnb.
Da« 3ntereffantefle in biefem (Soncerte war bie
(t)on Äinb gebi^tete, in 2eip$ig am 19. ©ept. 1818
unb 4 Sage nad)t)er in ber 9teufhSbter Äird)e ju Dre««
ben, übrigen« aber meine« 5Biffen« nie unb nirgenb«
au«gefüf)rte) (San täte gur geier t)on griebrid) Äugufl'«
8?egierung«jubildum. 9lur wenig über eine f>albe ©tunbe
anbauemb, giebt fte bod) in grofer ÜBannidjfaltigfeit
be« ©uten fei)r t>iel, ifl gum Sfjeil wai)r^aft grof artig,
babei gewanbt unb wol)lsau«gejlattet, barf nid)t mit
ber 9teujal)r«eantate t>om 3abre 1807, mit „Äampf
unb ©ieg", mit bem „erflen 2on" u. anbern SJerfucf)«*
arbeiten SBeber'« paralieliftrt werben, unb reprdfentirt
t)orjügltd) burd) i^re lieblichen STOelobieen be« STOeifler«
fd)6nfle <Periobe, toit er benn auc^ SBiele« barau« beim
122
grelfdjüfcen benufct hat. 3m Zone (alfo nidjt in be*
fttmmten STOelobieen) erinnert fte am meiflen an #apbn.
jDafur !5nnte id) au« meinen jaljlretcben $ J?oten im
SEeptbudje manche« Sinjelne anfuhren, müßte id) nidjt
muf) furj faffen, 93on ben Gljoren ifl bec 2Bed)feld)or
„£err doU 2Wmad)t unb »oll 2»ilbe" febr funfboll,
bec Dorbergefjenbe „SSebe ! fdjaut bie 2Bol? en — "
( einigermafi en für bie 2Bolf«fi)lud)t benufct) t>on er*
fdjütternber Äraft, jener „©djmücfet bie 2f)ore mit
SSlütben unb Steigen" geroif ber CrinfTed)tung in jebe
©lucFfd)e ober STOojart'fdje Oper würbig, unb ganj neu
ifl im 25d)lufid)ore bec ©ebanfe, bie 2Borte t>om 6t)ore
pi>. fingen, aber nad) jeber ©erteile t>on 6 Stroms
petcn ff. mit ben impofanteflen HHoxbtn beantworten
}u laffen. Hud) bec erfle Gljor, beffen fluctuirenbe 33e*
fileitung ba« 5Berf $ugleid) 1^6d)fl gefällig einleitet, ifl
waljrfjaft aerbienfboll, fowie bie grofe fcbon erwdfjnte
(Sopranpartie. Selber n>irb nun wobl biefe Gantate, bie
id) unbebenflid) unter ba« ©d)Snfle ber neuern 3eit
rechne, ja bem greif lüfcen unb ber Crurpantbe soltfoms
men ebenbürtig glaube, nid)t leid)t wiebec fcortommen.
SSetruben würbe 33iele bie Seflätigung t'mti jur 3«it
umtaufenben ©erüd)te«: al« werbe feiten ber Gapelle
für bie SBebeffcbe <g>aty nid)t« weiter gefdjefjen, al«
bu 2(u«füf)rung bec Surpantbe im neuen Sweater am
«rfle* DpernaÄbenbe. £)a« ^)tefe ja, bei Zifyt befefyen,
gar nid)t«! 2)enn ofjne alle 9türfftd)t auf SBeber'«
Jffcfye wirb ja obnebie« biefe Dper gegeben werben unb
ba« #au« jum SSerflen füllen. Ueberldßt unfer yütiger
Äinig bie Sage« * ©nnafjme bem angebeuteten 3wecfe,
fo bewährt ftch babei jwar wieber beffen nie ru^enbe
unb feinem SBolfe längftgewofjnte ©rofjmurf). 2(ber
wa« bie 6 ap eile babei jum SBerbienfle fjaben folle,
ba« fiefct man nid)t ab; braucht e« bod) bei feinem
©dnger, 2)irector unb SWuftfer beö^alb aud) nur ber
geringflen S3emübung, bie er obne bie 2Beber'fd)e grage
nid)t ebenfalls l)dtte! 9Jetn, tct> glaube t»or ber £anb
nod) nicbt an jene« üble, obwohl au« fidjer fd)einenber
Quelle flammenbe ®erüd)t. Die ßapeüe wirb j7d) er*
ümern, bafj fte ba«, wag fte ifl, feit Naumann'« 2obe
t>or TiÜtn burd) 2Beber ifl, unb wirb fidjerlid) ttxvai
(Srofj artige« unb #errlid)e« für einen, t>ieüeid)t etwa«
ju frübe begonnenen, aber fd)6nen unb rübmlidjen $tvtd
unternehmen. 3^, id) meinerfeii« glaube baran um fo
fefler, al« e« ben ßapellgliebern fheng verboten worben
ifl, beim doncecte bev Siebertafel mitguwirfen. 25a«
bautet ja offenbar auf ein befonber« grojje$ 6apeU--gons
cert t)in.
SSielfdltigen Dan? f)at bie ßapelle ffd) bamit erwor^
ben, baß fte au bie ®uüt ber t>ielge&örten ^©pmp^ome
Jöeetbo^en'« bie groica für ba« 9)almfonntag«eoncert
angefe^t W-.— Ueber bie« Severe balb me^r. —
X @.
»ermif^te«.
♦ ** Ueber 6if % t *ö er(!e« btesjdbrtgc« ßonccrt tn9)art«
wirb un« ein enttyuftaftifcfcec ißcric^t jugefc^icfr, bem wir fol*
genbe« f. u. Statt entnehmen: 2)a* wiibe gejl ber gafdjtng««
freuten ifl »erballt; ber 3ubcl ber SBinterconcerte will uer«
dingen: ba mu^te oon feinen europätfdjen SOBanberungen Zifyt,
jener eingeborne ©o^n ber Äunfl, %u feinen ?>arifern iurücfs
!el)cen ; um iu fo Dielen genußreichen ®abcn eine wahre SO^eibe**
Qabt bec bimmlifdjen Butter ju bringen. Segetflert bat er
fte geboten, mit (Sntjücten warb fte empfangen. 3n ben $wet
jaubeeife^ binweggetdufefeten ©tunben bat er in bie £erjen
fetner Öemunberer oon feuern bie SSli^e feine« öJeniu« al«
unoerwel!lidje 25ergijjmeinntcbt gefdjleubert.
Sluljtg unb einfach begann er fein <fc piel ; aber e8 war bit
Stube, bie bem ©türme, bie bem ©eroitter öoranqebt. 3n
ber Duoerture ju SBtlbelm üelt faf> tcb mic^ in eine
meiner fünften ©tunben jueürtoerfe^t: idj wac am SRbeinfaU
wieber. 2)a fab id) t?or meiner ©eele ben fitynen Saugen
auf feinem gelfen (leben ; bie ^ilberwogen febdumten empor
bi^ ju feinen güßen ; ber prddjtt^e Regenbogen glänzte bvin.
Unb mit umfeer bort' tdj ba« ©togen unb SBraufen, baö ber
greibeitöbelb liebt al« feinen ewigen ©djlad)tgefang.
SBefcbwicbtigenb trat ba« 2Cnbante au« ber Cucta bt
Sammermoore ein. ©in ganzer ©arten Doli träume blühte
auf, ernfl unb tief(tnni^ Idcbelnb unb netfifd}. iDaran fcblof«
fen ftcb iwei ©cbubert'fcbe Ctebec an. 3n ber ©erenabe
liebdugelte ftjmpatljetifcb manche febone ^arifertn. J)a« ?)alat«
Slopal ftanb ba in feinem Cidjterglanj , mit fttnen fptelenben
gontainen unb feinen Sftonbfdjatten. 2fbcr ba« 2foe Sparta
fübrte au« bem $alai« in ben 2empel; e« Iditteten bie Dioden
oon 9^otcc 2)ame. £od) mitten aus ben ^arifer (Smpfinbuns
gen b^rau« bad)t iä) je^t an Ceipjig unb an feinen 93ienbel«s
fobn. SÖie fonnfen mieb aueb bie 2lnfidnge an feine üteber
ol)ne SBorte unberübrt raffen ! 3)aju getrtnnt man an ber
©eine, wo 9ttenbel$fcl;r/3 9Jfufrt fo feiten" ifl, ben fernen Zizfc
ling um fo lieber.
VKaztvpa folgte, liefet Jüiföt'« jorte ginger, bie Äunfl
felber läutete <£turm; ba mußten fdjnell bie fnebreieben, ans
bacbtfcbnjcren Äldnge be6 ^loe VJlavia »cvballcn ©iefe^ cm*
pörungSüolle ?fufrDCCjen ber Harmonie, biefe Jü<ilbbeit ber 26ne,
hinter ber bod) ber en?t*ae griebe lag, biefe« Sneinanberflüt^en
t)on ©djmer^ unb Cuft irarb ju einem trabren ^iegeöjubel
unb Sriumpbfcuge ber Stfit'fcben OTufe. Tille« rcar electrifirt.
SKebr al« einmal fab id), roie mitten au« ben Reiben unwilU
fürlicb forfdjenbe Äopfcben ftd) erboben ; man wollte, man
mußte bod) nuc bie £anb leben, auö ber biefe ©lutt) empors
loberte, aue ber biefe Harmonie gleichwie äJÜncroa au« 3upt*
ter« JQaupt beroorfttegen.
Sie $>bantafie auö Robert bem Teufel wtr fo
bimmelbeiter unb fo bollenlujtig, baf ber SBeifalUflurm jldj
nid)t eber berubigte, al« biö ibn ber 3auberer mit einer neuen
gormel befdjwor. 3n bem cbromattfdjen öJalop enblic^
entfaltete Cifgt feine ganje geniale grei'beit, feine aller Nuancen
mdebtige Äunfl. —
JBon b. neuen 3eitfd)r. f. SGRujif erfebetnen wöchentlich %rvti Wummern ju einem balben Sogen. — 9)rei« bf« S5anbed oen
52 Hummern mit mufifaltfcben ©eilagen 2 £t)lr. 20 R^r., obne muftfalifdje ^Beilagen 2 Sblr. lo^egr. — Abonnement nehmen
alle '»pfflamter, Sucb-, SDlufiU unb Äunftyanblungen an. —
(Öc&tMcft bei i$z. 9t ü et in a n ii in Stivjig.)
U c u t
3ctt*dpift für ittttöik.
S$crant»ortlic&ec JRebactcur: Dr. 31. Schümann« SSerlcgct: Sl# grtcfc in £etp}fft-
^31.
SSurjetynter JBanb.
£>en 16. April 1841.
^ianofortcfAultn (Öortfcfcg.). — 3>a6 ^almfonntagconcctt in SrcSbcn. - Xotfo.
£)er SBcife, fagen bte SRorgenlänber, lernt oon Sebermann.
^Manofortc 5 Schufen.
58ollflänbtge tt>eoretifd> - praftifdjc 9)ianofcrtefd)ule,
öon bem erflen anfange bis jur fyoctjften XuSbiU
bung fortfcfyreitenb , uub mit allen nötigen, ju
bicfem äwecfe eigcnbS compontrten jai)lretd)en
SSetfpielen. 2)rei Steile. S3erfaßt üon Gart
ßjcrnp. £)p. 500. — SBien, £)iabelli. —
«preis 18 Slt&lr. —
(Jortfepung.)
Gap. 12., „über ben Vortrag bet gugen unb anbe*
wc Gompofttionen im jtrengen Style", gibt ba$ 5Befent*
lid)jle unb bem SBerfaffer jugleid) bte erwünfdjte Gele-
genheit, alä SSetfptcte $wei complette gugen an ben 9)?ann
$u bringen. 3u ben fürjejlen geboren bte Gap. 13 unb
14. „über ba$ ÄuSwenbig * Spielen unb über baä Dom
Statte s £efen", maS wir fcf>r begteifltd) ftnben, ba bei
SSeiben bie natürliche Sefityigung ba$ #aupterforbernif
ifl, bei Grflewm ein gutes @ebdd)tnifj, bei Sefcterem ein
fcfyarfblitfenbeS 2(uge unb ein bwinatorifdjer Sinn baS
SJleifte tyun muffen. 2)er fd)led)ten Angewöhnungen bei
Ausübung fowot)l beS Gtnen wie beS 2lnbern, fo wie bec
5Boctr>cile # bie beim A-vista-Spiele ftd) barbieten, fonn*
ten jebod) nt>d) mehrere namhaft gemacht werben, $ier
war aud) bec £)rt, über Vortrag beS tfccompagnementS
bei ©efangScompofttionen, beSgleidjen über baS Spiel unb
bie S3et)anblung arrangirter £)rd)ejter(lücfe (etwas, beflen
ftd) $erc Gjernt) gar nid)t mefjr bewußt $u werben fdjeint,
wie wie bie £uft, in ber wie atymen, am wenigflen
merfen), t>oc Tfllem aber über baS Spiel ju t>ier #dnben
(biefen eigentümlich SBorjug unb auSfd)liefjltd)e$ GU
gentium beS ^ianoforte, ba #r. Gjernp uns febroertier)
wirb nadjweifen finnen, bajj an einem anbern Snftru*
mente, etwa an einer glote, gleichzeitig tfyrec 3wei 5£f)eil
genommen) GtntgeS ju fagen. 3Bie tonnte eine ^ianc*
focte^Sdjute, bie fonft 2(üe$ in ifyr S3eceid> gejogen, toon
ben Uranfängen aller 2ttu(tf an bis ju bem 4b°*J e / we ^
d)e$ bec 3nßrumentenmad)er ftd) au« bem Süatbe fyolt,
wie fonnte biefe fold)' tnteceffante 25tnge ftd; entgegen
laffen! Qap. 15., „über bie befonbere Tlzt beS 23ortrag$
t>erfd)iebener SEonfefcer unb beren 5Berfe", enthält eine
furje ©efd)id)te ber Gntwicflung beS 9>ianofortefptel$ t?on
Scb. 58ad) unb 23om. Scartatti an hi$ auf Eifjt unb
Gfjoptn. hu G()araftert(!i! ber einzelnen 2Jfei(ier unb
if)rer Sptetweifen ift flar unb ungewi^nlid) bünbig, bte
le^tern betben Äünjller ausgenommen, toon benen bec
33fr. nid)t$ weiter ju fagen weiß, al$ baf fte jtd) butc^
Grftnbung neuer ^affvi^en unb Sdjwierigfeiten au$$eid)*
nen follen. 25aß ber 23fr. Selbjlüberwtnbung genug Us
feffen, ju bicfem Gapitel un« feine groben jener SpieU
unb Gompofition^wetfen eigenfyßnbtg üorjumac^en, muß
iljm al« ein befonbereS Sßerbienfl angerechnet werben.
9Bie letd)t Wv'*w bteS für it)rt gewefen! ^)at er ja bod)
fd)on einmal Ghopin unb Siftt nac^gerdufpert , einmal
fd)on bie 'Aufgabe ftd) geflellt, in ©aloppaben (Switfopf
unb ^drtel) ju rafen wie 2tfjt, unb in Sdjerjiö (Dp.
555, ebenb.) bte fd)wdrmerifd)e £aune G^optn'S ju jeigen.
Gap. 16. „ttom SranSponiren" giebt gtngergetge über bie
be|le Art, biefe gertigfeit jtd) anzueignen. 3^ Gingange
werben bie armen Glaöieriflen bebauert, benen bie £Luat
beS fd)ncllen Sranöpontwn* fo oft burd) 5Billfül)c bec
Sdnger bereitet werbe. J^iec würben wir flatt: „Sdn*
ger ;/ Sdngertn gefagt (jaben. Saö 17te Gap. befdjÄf*
tiget fid) mit ben üerfeftiebenen Sdjlüffeln unb bem *Par*
tttupSptelen. (85ei ^rn. Gjernp l)eijjt bie Uebecfdjrift
beS GapitelS fo: „lieber ba$ Partitur s Spielen, unb bte
anbern Sfluftffdjlüffel." Gben fo, als wollte man fagen:
lieber Strafenbau unb bie übrigen SBelttfyeile.) 2Btc
teauten unfern Äugen faum, aW wir auf golgenbeS flies
124
fen: „3m 3(lt*@*lüffel f*reibt man bie 5ttoten um 7
26ne fcifjer al« im a3iolin*@*lüffel. 25er ©pieler muß
ff* bemna* jebe 9tote um einen Son ()6()ec benfen
al« im a3iolin*@*lüjfel, unb biefelbe fobonn um eine
©etave tiefer fpielen." Sajfelbe 2$erfaf)ren beim fiefen
be« 2!enors©*lüffel«, mit bem Unterfd>iebe , baß man
l)iec ff* jebe 9tote um einen £on tiefet ju benfen
tyabe. 2Clfo mittel fol*er SBinbungen foU man ffd> ei*
nee Partitur bemd*tigen , bie« foU bet rechte 2J?e*am«*
mu« be« $)artiturenlefen« fein? 3*ber @eminarf*üler
wirb #rn. ßjerni) um eine« fo umprafttf*en Statte«
tt>il(en au«la*en, et wirb *m fagen, baß beim Partituren*
lefen vernünftiger 8Beife fein @*lüffel al« ber befann*
tere jum ©runbe liegen bürfe, um bie 9loten ber anberen
©*lüffel auffu*en $u Reifen, baß ein fol*e« ©erfahren ba«
Sefen ferner, ja unmöglich ma*e. (3Ban benfe jt* j. 33.
eine Partitur mit 33aß*, Senor*, 2f Ct - unb ©opran*
©*lüffel, unb einen Sefer bavor, ber na* Anleitung be«
#rn. Cjemp i()r babur* beijufommen fu*t, baß er
glei*$eittg fdmmtli*e brei 6*@*lüffel (©opran, 20t,
Senor) auf ben @* ober a3iolin=©*lüffel juruef jufüfjren
jlre6t, unb mit #itfe biefe« ^opanje« bie Sloten von
tyren $ld(*en f*eu*t, fle auf unb ab, tyextyn unb bort--
fyn jagt, — welche« @i**Äreujen, n>eCd> ein wühlen*
be« 2)ur*einanber mußte in feinem Äopfe entfielen.)
2)a« in ben ßapiteln 18 unb 19 (vom ^rdlubiren —
vom tytyantafcen) enthaltene bürfte felbft bem 5Bfr. ni*t
ganj neu erlernen. 35eibe ßapitel flehen lebtglt* t)ier,
bamit bem S3u*e bie 3tbrunbung, fein (Smbonpoint nid)t
gef*mdlert werbe, unb ffnb ni*t« al« f leine 2(u«flüffe
au« jenen gr6ßeren SSerfen (£)p. 200 unb £)p. 300),
mit benen ber 93fr. bereit« vor 3ai)ren bie SBelt bef*enf te.
33ef)uf« längerer SJorfpiele wirb anber«wo(£b-IN- Gap. 11.
vom ^robujiren) bie $rdlubitf*ule. (£)p. 300) $um voll*
ftdnbigen „Äuäwenbiglernen" empfohlen, gür btefen gall
tatfyen mir, ben 3ägling wenigften« fefi unb fid>er lernen
ju laffen, bamit, wdfjrenb berfelbe vor 3ul)6rern ßjernp's
fd?e 9)rdlubien improviffrt, er nid)t ettva einmal veran*
laßt werbe, feinem babeiflefjenben £e^rer in ber Sebrdng*
niß jujurufen, baß er „ff* bur*au« nid)t mef)r beffn*
nen f6nne," wie bie« neuli* von bem SSunberfinbe eU
w« berühmten SSater« gemelbet würbe. Seleljrenbe
5Binfe enbli* über bie guten eigenf*aften (wie ff* #r.
Gsernp au«jubrücfen beliebt, b. f). nid)t: über angeborene
5Bor5uge, fonbern biejenigen ©igenfdjaften, bie ein 3m
flrument befl&en muß, wenn e« foll gut genannt werben)
unb bie (Spaltung be« gortepiano, verbunben mit einer
Anleitung jum Stimmen beffelben, befdjließen im 20jten
Qap. ba« ®anje. Steige Siflen Gjernp^djer Gompofitios
nen, al$ ber nad) 2Tnftd)t be« 3Jfr$. für ben refpect.
©tanbpunet jebeSmal geeigneten Unterrtd)t«(lücfe, jiefjen
t)erflecft fid) burc^ ba« ganje SBerf, eö liebenb, t?on
Seit ju 3*it pliölic^ unb unerwartet fjertjorjubrec^en unb
mit einem fömunjelnben: ^ier bin td)! bem arglos
fen gefer pd) anzubieten , ber bann fafi faum SBeftn*
nung genug &at, ju fragen, t>on wannen unb we« @eU
jle« Äinb. — 5Bie erficbtlic^, ifl in biefer ©d)ule für
bie erjiet)ung be* ßlat)ierfpieler« nidjt wenig geleitet
worben, fowofcl in S3ilbung ber £anb unb ber ginger,
al« aud) in ?(nweifung gu einer gefömacftjoaen SSebanb»
lung be« ?)ianoforte. Sie* ifl bie unleugbar gute ©eite
be« SSuc^e«. 6in SWafel aber haftet an bemfelben, ben
nid)t« ju fuljnen im <5tan\)t ifl. Die« i\t bie ©efin--
nung«lofigfeit, ba« eitle 2rad)ten, bie unwürbige 2(nftd)t
üon ber Äunfi, bie ftd) aUerwdrt« im S5ud)e funb giebt,
t>orjug«weife aber ba hervortritt, wo e« galt, an bie
SBftrbe unb ^oljeit berfelben gu mahnen. 6in ?)aat
groben nur. Sa« Gapttel über ba^ 9)robuciren beginnt
in folgenber 2Beife: „Wlan f leibet ff* gef*macft)oU an,
um ff* vor ber SBrtt fe&en ju laffen. 5»an lernt eine
©pra*e, um ff* berfelben in @efeflf*aft ju bebienen.
(Sben fo lernt man bie 2fu«übung eine« muftfalif*en 3n*
flrument«, um bur* ben Vortrag anbern 3ul)6rern SBer-
gnugen, unb ff* ei)re $u ma*en." %n einer anbern
(Bullt (2t). III. ©. 52) l)eißt eö: ;/ bie OTube, bk man
ff* giebt, f*wierige ßompofftionen lei*t unb f*in t?or*
jutragen, wirb flet« belohnt. Senn f*on bie Semun*
berung, bie man bafur vom 3ul)6rer einerntet, ift ni*t
ju t>era*ten" u. f. w. gerner (in ben ©chlußbemerfun*
gen jum ganjen SOSerfe, le^te ©eite): „junge SEalente
m6gen bebenfen, ba^ bie 5D?u(Tf nur bann ben Wmcn
einer f*6nen Äunfl ueröient, wenn fie in einem ty&tyxn
©rabe ber aSoÜfommenbeit ausgeübt wirb, unb baß ffe
fobann eine eble $icvbe jebe« ©tanbe« ifl unb biefe« and)
bei allen £eben«öerl)dltniffen bleibt, fo wie and) tyre 2(u«-
ubung ben ßutritt in ein bösere« geben (man benfe
babei ni*t an ba« ewige Seben, wel*e« unferem SBiener
Autor ftet weit weniger im ©inne lag, al« bie Ijobe ®es
feUf*aft, ba« b^ißt bem £eflerrei*er wieberum fo viel, al«
ber 2lbel, bie 9?obleffe) verf*affen fann, unb auf biefe
Hxt bereit« man*e« 2eben«glücf gegrünbet f)at." (Ser
f*6ne 85eruf ber 9Hupf al« einer Srautwerberin ift f)icr
gemeint.) — „2)er au«übenbe große ÄünfJler ifl ein
md*tiger Sauberer (£erenmei|ter würbe ff* tyex mit
beffer f*icfen): bie gan^e 2Belt fiebt ibm offene er er*
obert alle ©emütber in ber fürjeflen 3eit. S5ei
feinem Seben bewunbert, geehrt, belobnt, barf er hoffen"
u. f. w. SBußte ber SSfr. auf ni*t« Sleibenbe« b in 3" s
weifen? 3ft ba$ 2(l(e«, m^ er feinem 3^glinge von bet
Äunff ^ol)eö unb #errli*e« ju fagen weiß ? 9ia* 3(rt
ber @*aufpieler brillante 3(bgdnge liebenb, §laubtt er
ni*t t)&bet greifen ju ffnnen, al^ wenn er fein 5öer£
mit ber Unfrcrblicbfeit fd;loffe, ni*t mit ber Unflerbli**
feit ber Äunfl, fonbern mit ber be« Äünjllerrubme«.
„©eebrt, bewunbert, belohnt — ffnb feine legten SBortc
— barf er hoffen, bat and) bie 9la*welt feiner ni*t
125
Dergif t." 2(lfo ntd>t 9>riefler be* ©6ttlic&en in ber Äunji,
benen Eingebung bie l)6d)fte unb legte $flid)t, trautet
et au* feinen 3äglingen ju machen, fonbecn golbene X&U
ber, benen ec mit falbung*reid)em Srnfie al* legte* 3i«l
if)re* Streben« in bec gerne ba* 83olf $eigt, weldje*
gigenbienerifd) um fte tyerumtanjt. Da« iß 2)emorali=
fation ber 3u3«n&-
(Stftluf folgt.)
2>a§ 9)almfonntagconccrt in £)teöben.
2Äit aller freubigen unb fdjwejlerlidjen 2()eilnaf)me
l>at ©reiben t>on bem 9>alm * ©enuflfe gelefen, ben 3fc
nen SReifter 5Äenbel*fobn in fieipjig bereitet t)at. 3K6ge
fein tyodjfjerjige* unb opferoolle* Unternehmen, 35ad)'*
2fabenfen aud) bem SKinber r jhmbtgen augenfällig $u
machen, unb jugleid) meiner lieben 2^omana eine neue
3ierbe ju fdjaffen, mit bem bejien Grfolge belohnt wer*
Un\ Tlud) ©reiben freut ftdb barüber. 3ß i<* bod)
©ebaflian S3ad) nid)t blo* Seipjig*, fonbern — wie
©d)üg, Äufynau, ^Änbel unb Naumann — gan$ ©ber*
fadjfen* gerechter ©tolj geworben! — tfber aud) un*
basier ift am felben Sage ein #auptgenuf geworben,
über welken Sie mir einige SBorte erlauben wollen.
Um nun ba$ 2(ergerlicf)e fogleid) im Stücfen ju f>a*
ben, bemerfe id) 1) baß bie im Programm t>ecf>eifene
grau ©d)r6ber * 25etment bie*mat ausgeblieben war;
2) bafj nad) einer tiefftnnigen SSemerfung meiner #inter*
2)ame bat ©d)lufd)or be* „Gljriftu*" ,,„fef)r ange*
nefym"" ift; 3) baß mir ber bei ber ©eneralprobe *)
gehegte 53unfd), e* möchte bod) ber Käufer gleid) ans
fang* ein *iod) in fein gell fdjlagen, leiber unerfüllt
blieb. Wad) alter Siegel follen bie ÄlSppel bem ©dtffc
ger nid)t über bie SRafenfpige emporfteigen ; aber geftern
wirbelten fte gar f)<Juftg f)od) überm Raupte, unb bei
ber 9)robe fuhren 60 bis 70 ©llen bat>on ftgenbe ©a*
men bei bem $6llentfrme t>oc „SSerfünbet, ©erapf)" fo
Sufammen, bafj un* eine pl6gttd)e Sßermefyrung ber 3u>
I)6rerfd)aft nid?t glitte wunbern bürfen. ©in ancien
otficier bagegen freute Jtd) über nid)t* weiter, al* über
ben Käufer. 2(1* SWeifter #affe feinen „2(etu*" ba*
erflemal im nämlichen $aufe aufführte, überfam ben
Käufer wirflid) ein foldjer 6ntf)ufta*mu*, bafj iljm ba*
gell fprang, m^ aber, ba bamal* bie Raufen boppelt
befegt waren, wenig fdjabete. 58ie nun, wäre e* geftern
gefd)ef)en? tiatte e* nid)t aud) otjne Raufen geljen
*) 2)iefe war aufierorbentlid) fiatf befugt, unb jwar »o&t
ju T *ö oon deuten SRufif freunben , wogegen ©onntag* aud)
nadj bem ©tufjfgeraffei, ba* bie meiftettfafte (Sinlcitung in* !
Requiem un* sccleibcte, immer nod) mel Klauberei übrig blieb. J
©o ift e* jebesmal, unb mir ba&er bie $robe lieber al* ba*
Goneert. !
muffen? unb follte ber Käufer firf> nid)t eben barau*
eine golbene £e^re nehmen? 85efonber* im £)pernl)aufe,
wo jwifdjen ben Ungeheuern S3reterw<(nben biefe« Snflru*
ment o^)nef)in nur wie jufammengefdjlagene ^oljflücfe
Hingt.
6* ifl ferner nod) eine, bie menfd)lid)e ©djwad)f)eit
bemütbigenbe ©rfal)rung, \>a$ bie legte $robe nod) nid)t
ba* ©elingen aller unb jeber (Stellen im Goneerte üct-»
fiebert. 25er treppe ai^atfe^ef war ©onnabenb* beffec
bei Äraft unb ©timme, grdulein SKarp minber befans
gen, al* ©onntag* *), wo man aud) Dor lauter Qfy
mehrere ©aiten plagen I)6rte. ©onnabenb* fegten bie
©eigen beim ginalfage ber ßroifa (nddjfl nad) ben 5Bor*
wort* * Sacten) nid)t gleid)jeitig ein; biefe* 23erfel)en ge*
fd)a^ ©onntag* nid)t, wo bagegen brei anbere t>orfa»
men, bie wir ©onnabenb* niefet geljirt ic. Äeine*weg*
fpredje id) Ijier taDelnb, fonbern lebiglid) jum SSelege für
ben ©ag, ba$ bie legte ^)robe nod) nic^t burebau* unb
überaü für t>a^ Goncert ©ewdt)r leiflet. 3m allgemei-
nen waren bie Seiflungen au*gejeid)net gut, unb bec
SSeifall fprad) pc^ am ©djluffe burd) ein (bei un* noc^
nie erhärte* **) 4malige* Äpplaubiren au*. — #err 6a?
pellmflr. JReifjiger führte un* aufer SKojart'* Siequiem
aud) bie ßroifa, ^)r. SWufifbirect. JRajlreUi Seetljotjen'*
ß^riflu* am Öelberge tjor. SSeibe fe^r rü^mlid), beibe
aud) fel)r lebf)a^t. SSeim <5rjiern ifi bie* reine Statur,
beim 2(nbern — wenn er un* ba* Urtbetl \>erjeit)en will
— l)at e* einen 2fnflrid) Don gefliffentlidjer 9lad)s
al)mung. ©leic^wol)l gilt aud) t)ier ba* ne quid nimis!
2)ie beflen 2>irectoren fudjten immer il)re ^)erf6nlic^feit
mogüd)fl wenig auffallenb ^u machen, wenbeten bem
publicum nie ben SRücfen ju, ftampften nidjt laut mit
bem gufe, unterliefen ütelme^r Singe, bie bei ben 9)ro*
ben nüglid) fein mögen, in ben Goncerten felbfl, wo hu
fonber* ber grembe leid)t argwöhnen fonnte, er b^be ein
un5ut)erl(5fftge* ßorpö t?or )Td); ber Diepgen Gapelle aber
gefd)dbe bamit fdjreienbe* Unredjt, ba noefe immer i^r
3ufammenfpiel (id) borte gefiern erft wieber ein giltige*
Urtfjeil t)on einem tttel gereiften. 9J?uftffreunbe) für ganj
ßuropa al* SKuflec gelten barf. — 25a* Programm
nannte jum erflenmale auc^ ben SBorgeiger, ^)rn. G.SD?.
£iptn*fi. 25ie erfte ©eige war etwa 20 *, ber Contra«
bafj 6fad) befegt; fetner tiefen ©tellung wegen erflang
legterer f>icc unb ba su matt. 3« bie ©olopartieen i)au
ten ftd) für ba* Oratorium bie #$. 5Eid)atfc^ef
*) Gegen be« Requiem« ©ebluf üerfagte ifjr fogat bie
Stimme einmat. grdulein ffiaxx l)at, meine* ©ragten*, gar
feine Urfadje me^r ju foleber (il)r «roar jur (Sfcre gerei^enr
ber) ©cfangenbeit, ba fie fc^on eine t)ci)t fetufe ber S3ollfoms
mentjeit erreicht fyat.
♦*) J)a* 4te 9Kal feilte, wie beutlic^ ju ^6ren, nur ba* ?u«
blicum im jroetten ©aale amufiren, unb tyat bem Gefüblüob
leren metje.
126
(6&riflu«) unb 2B<S d)t er flJitru«) nebfi grdulein SBufl
(©erapt)), für ba« SKequiem Die #£. Stiffe unb
2id)atfd)ef, bie grdulein $Bolt unb — aß 23icc=
©djriber * Devrient — grl. Üttarj; getbeilt. SSerbienen
aud) 2(Ue ein gute« 3'wjnig, f ^^ e $ b 0C fy befonber«
erfreulich, bie 2efctere in tyren woljl erft übernommenen
95art fo gut etngeivet^et ju fer)en. gür fo großen SRaum
iji ifjre lieblidje reine ©timme freilid) etwa« $u fdjtvad)
(roaS aud) von ber fjerrlidjen unb jum SSewunbern aui*
bauernben Stimme SEid)atfd)e£ , $ gilt); ifjre reine ge*
wanbte Intonation unb il)r guter richtiger Sriüer 5*igen
beutlid) itjre jeitige unb gute ©djule.
gur bie (Sroifa fiatt ber vorläufig angefagten unb
fo viel geirrten 2t - ©rmipbonie weiß ba« publicum ber
ßapelle wahren Sanf. Sem tfufmerffamen wirb (Te
allemal aß bie intenftv * großartigfie von allen erfdjeinen,
wenn gleid) bie vorn unb hinten au«gefd)nittenen beut?
fdjen ©amen ffe minber süperbe ober very fine fmben,
aß manche anbere. 2)em jweiten ©afce t)dtte vielleicht
ba« etwa« langfamere 2empo vom ©onnabenb beffer $u*
gefagt. Sagegen fd)ien e« mir ganj richtig unb finnig,
ba$ ber jweiten ^dlfte be« unfehlbaren ginale ein min*
ber langfame« SEempo gegeben würbe, aß jene« gew6f)n*
lidje, weldje« eben bie irrige unb jur erften $älfte burdjr
avß unpaffenbe Deutung auf 9tapoleon'« Snbe veran*
laßt r)at. 5D?id> bauest, ba« ginale folle — nad) ben
SBolWfejlen be« ©djerjo — ben gelben nun aß 9fegen*
ten, aß ©efefcgeber, aß ©d)6pfer ber Srbnung, be«
2Bof)lfein« unb ber nur im grieben gebetyenben groß*
artigen Seffrebungen fcfyilbetn, unb jeige bie« befonber«
beutlid) im anfange, wo ein ßlement nad) bem anbern
erfaßt wirb, um bie fd)6ne volle Harmonie (in ber nun
beruhigten unb beglücften JKepubltf vom 3. 1805) enb*
lid) beifammen ju fyaben. £>l)ne alle ©efaljr für ben
gelben freilid) ntd)t; wie leid)t, baß feine ©roße if)n aß
£)pfer ber fyeimlid) nod) fd)leid)enben Partei fallen laßt:
— bie« maft furj, aber beutlid), bie berjjerreißenbe ©teU
gerung frembartiger Tlccorbe bß in bie fdjneibenbjle #6f)e
hinauf. 25od) fei e«: bie JTpotfjeofe, ber 5Kuf)m bei ber
5?ad)welt bleibt bem gelben ftdjer; ba« fagt un« ber
furje, aber prägnante, frdftige ©d)luß. SBill man aber
SSeetfjoven im 3- 1803 bie ©etjergabe für Napoleon'«
Unglücf 1812 u. f. beimeffen, fo fprid)t man nic^t allein
f)t)lorifd)en Unftnn, fonbern aud) offenbar gegen bm mu*
ftfalifdjen Snfyalt von minbeßen« -J- be« ginale«.
2(ud) SSeetfjoven'« Oratorium enteilt föfllidje, ja
unfdjäfebare Hummern, bie man unbebingt bem Glafft*
fd>en beijuredjnen f)at; fo bie Einleitung in S3ad)'«, bie
erfle Zxie 3efu in £dnbel'« 3Beife; fo bie SBorte 3e&o*
vaf)« (bie nid)t minber überirbifc^ erflingen, aß jene ber
eiofjim im ^)aulu«) unb bie geniale ÜRaleret ju btn
„?egionen Engel"; fo bie 6l)6re ber Sunger unb ber
©d)lußd)or. S5ei vielem bagegen tritt irgenb ein Zbet
gegen bie Glafftcität auf. Salb i|l bie« eine unjeitig
angebrachte Tonmalerei (fo in ber 2Bitte be« erflen fRt*
citatw«, wo 3<N bie „Donnerfiimme" boc^ lebiglic^
im ©eifle l)6ren fann), balb eine ber SOBürbe be« Sras
torium« unangemeffene - 3n(lrumentaU ©pieleret (5. 85.
ber ttmt gemeine ©pott bei „2Bie !6nnte bieß ©e*
fd)led)t — "; fo aud) in ber Kummer „ßr^ittre Erbe"
nad) ben 5Borten: „bie er liebt"), balb ein geiler gegen
bie richtige Declamation, balb alljuflarfe JReminifcenj
(j. 6. bei „feiner wartet ba« ©erid^t", an bie Grtoira
im Don 3uan), balb 3<rriffenfyeit be« ©efange« (j. (5.
beffen lange« ©djwetgen nad) „bie ein ©turmwinb
treibt", wo bod) bie iKebe nur ein Äomma fjat), balb
ber falfdje 3(u«brud im Allgemeinen, befonber« ba$
@d)meid)elnb - 2(nmutt)ige ju ernjl gemeinten SBSorten,
j. 6. „fo rul)e benn mit ganjer ©djwere — ", k. ?e.
Um fdjmerjlic^flen ifl ba«, vom SKeijler aud) fpdter wils
lig anerfannte Verirren beffelben in bie ©pl)dre ber
Öpernmuftf, vom Auftreten ber Ärieger an bi« an ben
©d)lußd)or, ber wieber reinem Öratorienflple folgt. ©0
erfldrt e« (Td), wie 83. felbfl eine SRenge von SRotiven
au« bem Gf)rifhß in ben gibelio aufnehmen fonnte,
unb jwar am fenntlid)flen unb ^auftgflen in bie Ste
ber Ouvertüren. 2Bie fd)6n an fid) aud) bie SBeifen
„D SD?enfrf)enfinber, faffet", „5Bir fyaben il)n gefeljen",
„3n meinen 2(bern wütjlcn", „Ö ^eil euc^, if)r Erlo*
jlen" fein mögen: fte ftnb bod> opernmdßig; baffelbe gilt
mehreren an ftd) vortrefflichen 3«>ifd)enfpielen, unb bat
9lad)fpiel nad) „O 2J?enfd)enfinber" iji fogar balletartig.
©ennod) wirb ba^ 2Berf flet« ein fyolje« 3nteref[e ftn^
ben, unb befonber« würbe ber ©d)lußd)or feinem £)ra*
torium jum 9lad)tr)eile gereichen. Jpmterldßt er bod)
einen bleibenben unb rKrjerfyebenben (linbrucf gleid) ben
— freilid) nod) prachtvolleren — ©d)lußd)6cen von <$&n:
bei unb Naumann, bie hierin woljl ba« #6d)fle erreicht
Ijaben. —
(Srtjlut folgt. >
$1 t i i<
*** 2)ie beutf^e Dperngefellfc^aft inSonbon eröffnete
ifjre JßorfleUungen am loten ?Wdrj mit Sßeber'« ffretfdjüfc.
2tUc engltfctjen Sölatter finb beä CobeS 00U. ^pdter wirb auc&
2Äab. edjr6bec«^)eoncnt ju ©afrroUen auf bem beutföen
2l)eater erwartet. —
S5on b. neuen 3eitfdjr. f. STOufi! erfc^einen »6d;entlidj ivoei Wummern $u einem ba^en Sogen. — $ret$ be« fßanbti von
S2 Wummern mit mufifalif^en Setla^en 2 Sfjlr. 2»9lgr., obne muftfalifd^e «Beilagen 2 Zt)lv. 10 Wgr. — Abonnement nehmen
aUe ^)ofldmter, Sud)-, SKufif- unb Äunftt)anbiungen an. —
:(3cbrncft ket 5c Suifntann in iiip^ia.)
Vi t ut
3eit0*!)rift für Jttttötk.
S3crantoortli4)cr Sfebaeteur: Dr. 3T. (Schumann* Serleger: 9f« gtiefc in £ctp}t#*
SBiersetynter 95anb.
M 32.
£en 19. TLpvil 1841.
*piünofortcf$ulcn (3d}Iu|). — Xü6 ©rcSIau. — £u$ 9)aImfonntagconcirt in Srcftcn (©djlufc).
Safjrtyunbertc lang *etgen ftdj bic 9>^Uofop^cn wie bte Jtünftler gefcbäfttg, SBo^eit unb ©djönbeit in bie liefen
gemeiner itftenfd^eit (jtnab$utaud)en 5 jene getyen bann unter/ aber mit eigener unjerftörbarcr CebenSfraft ringen jtcb biefe
fiegenb empor.
©Etiler.
*ßtattoforte 5 ®<$u(ett.
SSoHfranbige tljeorettfd) * praf ttfdje *Dianofortcfd)ule,
oon bem erjlen anfange bi« jur ^oc^jlcn 'ÄuSbik
bung fortfetyreitenb, unb mit allen nötigen, ju
biefem 3n?ecfe eigenbS componirten jarjlreicfyen
äöeifpielen. £)ret Ztytiit. Verfaßt t>on Sari
ßierni). £)p. 500. — SBten, £>iabeQt. —
9>r.: IS «Rt&lr. —
3n SBejug auf ben SEept unb bte Diotenbetfpiele t)er*
migen wir nod) weit weniger be« £obe« soll ju fein.
25er DarjMung gebrid)t es an Stafdjbeit unb jener be*
centen Äurje, wie fie in guter ©efcüfdjaft üblid): ©d)laf*
roc? unb Pantoffeln ftnb ii>c Gofiüm, ber ©rcßtjat«rflut>t
ihr Äatbcber. £)ie Sßergletdje 5. 33., bie wie 23ef)uf$ ber
93erbeutlid)ung juweilen beigebracht finben, ftnb jwar
rid)ti.q, aber rebfelig unb langweilig, unb nuc für Äinber
genießbar. 35aS ©ute jebod) ift feinen SBortftromen
ntd)t abjufpred)en , baß fte in ibrer breiten gülle julefct
boct) immer ben rechten, obfdjon fuejen Sinn ber SRebe
in fid) bergen. — Ginen #auptbejlanbtbert beö SBerfe«
btlDen bie Uebuna,$oeifpiele, jene mit wdßrißem *pinfel
bingefeucf)teten Silbernen, bte unaufr)6rlid) bm 2ert um
tercrecfyen, wie bie JF)ot$fcbnitte in alten ÄatedjiSmen,
mit benen fte aud) nod) ba« gemein b^ben, baß biefelben
©iftcbter immer wieberfebren. £bne irgenb eine ©pur
t>on Srftnbung, in ben Umriffen tterwdffert unb ein« wie
ba« anbere, ftnb es arbeiten nad) ber ©djablone, bei be*
nen nid)t«, al« nur bie garbe wecbfelt, unb überall bie
eiligen ©triebe be« woblbefannten ßoloriften fid) bemerk
lict) m.td)en. 25aß fte fdmmtlid) üon tym felbfl b*rrür)=
ren, pnbm wir natürlid), ba für ir>n eS weit umfWnb*
ltd)er gewefm fein würbe, ein einjtge« frembe« aufjuneb*
men, f)itte ftd) U)m aud) ba« fcfjtogenbjie bargeboten,
al« beren fed>d neue felbfi ju eomponiren. ©anj abge*
feben aber *on bem ©ewinn, ber djibetifd)er &eit& bem
S3ud)e ju Zt)t\i geworben wäre, fo würbe, fyitte ber 83fr.
bei 3(bfaffung be« Septe« ju fejlerer Haltung ftc^ jufam«
menraffen wolien, wdre ferner berfelbe feiner felbfl mbty
tig genug gewefen, um nid)t fogleid) wieber (am ©bluffe
be« II. äbeileö) mit fafi einem 2>uftenb neuen Stuben
bei ber ^anb ju fein, ba foldje boc^ nur a(« ein arm»
feiiger Kröpfen mit ber gtutf) feiner übrigen gufammen^
rinnen, e$ würbe, fagen wir, aud) nod) bem Ädufer ein
anfebnlidjer 23ortbeil barau« erwadjfcn fein. — 6tne 6im
feitig^eit biefeö £ef)rbud)e$ ifl ferner ba« vorwiegenbe #in*
arbeiten auf 33olubititdt be« ©pieleä, welche« überbaupt
ein ©runbjug ber 3Biener @d)ule. Saber bei unferm
2Sfr. ber ganatiömu« für bie Sonleiter. ©ie flebt ir)m
als ba« Sine unb 3(Ue« oben an, in folgern ©rabe, baf
j er in feiner blinben 2J?aaj?loftg£eit ibr bie nid)t minber
wichtigen gunfftngerübungen beinahe jum £>pfer bringt,
wdb re nb gerabe btefen, als bem ndd)ften unb ftd)er)ien
Mittel ju einem gefunben unb femsoüen Üone, ba für
beffen 2luSbilbung bie Tonleiter, be« Unter* unb Ueber«
fegen« falber, bereit« siel ju complicirt ijl, bte auSge*
bebntefte Serüc!ftd)tigung ju Sbeil werben mußte.
9lod) muf bemerft werben, baß biefe @d)ule aud)
be« 9Jeuen 9Rand)e« bietet. ©0 überrafebt 5. 85. bie
pbpftologifebe Sigentbämlicbfeit, baß ^r. (Sjernp jiet«
mittel« ber 9Jert>en feine ^)«Jnbe unb ginger bewegt, fo*
gar t>on Äraft unb Slafticitdt ber 9i«rt>en fpriebt, wo
3(nbere ibre 9J?u«fe£n gebraud)en (2b. I- ©• 9. 2b. W.
©. 11, 20, 59); neu erfd)ien un« ferner fein 85egriff
üon ber 2riole; eine foldje t)t'\$t bei ibm ndmlid) iebe
einjelne 9lote au« einer ©ruppe t?on breien, bie jufam*
mengenommen bem 2Serflanbe Änberer bisher für
128
«ine SEriole, b. i. für eine 2ongr6ße, ein ©an je* in bcei glei*
$en Steilen bargejleüt, gegolten, inbem ber fübne Denf*
unb ©prad)-5Reformer , einen fo obfoleten ©ebraud) wie
ben beengen hinter ßd) werfenb, bem ©orte SEriole
feie Sebeutung b ritt er Zfytil unterlegt; neu ntd)t
mtnber bie Seljauptung, baß burd) ben ©ebraud) medja*
nifdjer £ilf*mittel beim Ueben „@eifl unb ©efübl" leibe,
rootau* man folgern muß, baß feiner 2(nftd)t nad) beim
Ueben ofyne 9J?afd)ine bie« weniger ber gaü fei. 2Bir
unfererfeit* ftnb ber SWetnung, ber ßinfluß be* Ueben*
auf ben geizigen S^eil be* SWenfdjen bürfe ficf> mit unb
obne SOTafdjine wobl fo jiemlid) gleichbleiben; verwirft
#r. Gjernt) jebod) bie forcirte ßrftnbung be* #rn. $er$,
ba* Dactplion, ober bie 2Äarterwerfjeuge be* #rn. Wl&U
jel, ben gfingerfpanner unb gmgerfdjnetfer , fo ftnb wir,
obwohl au* anbern ©rünben, al* ben von ibm ange*
führten, mit tym einverflanben : nid)t fo in 83e$ug auf
ben #anbleiter, bem wir, als einer fo einfachen al* jwecfs
mäßigen (Srftnbung, unbebingt ba* SBort reben muffen,
ba, um nur Sinen SSort^eil beffelben angufübren, bei
t>6Uig gefiederter Sage ber #<Snbe burd) benfelben, man
wäfjrenb be* Ueben* mit rufyenber $anb bequem ju lefen
im ©tanbe ifl, er alfo ein treffliche* SWittel wirb, bie
Seit gu hintergehen, wie bie* fd)on Äalfbrenner in feiner
©djule hervorgehoben f)at. (#err Ggerni) meint alle 37fa*
fdjinen obne 2(u*nabme, verfdjweigt aber gefdlligfl bie in*
nerbalb SDBien* erfunbenen, fo baß tym gur Nennung gerabe
nur bie fdjulblofeflen übrig bleiben). — 2fud) burd) neue unb
fd)6ne ©prüdje f)dt ftd) ber ftnnreid)e Seift be* #erm
SSerfaffer* betätiget. „Uebung — t)ti$t e* Zf). III. @. 84
— tft ber große Sauberer, ber ba* Unmoglid)fd)einenbe
nid)t nur au*fütyrbar, fonbem aud) leid)t mad)t." ger*
ner: „3Wß unb Uebung ftnb bie @d)6pfer unb Urheber
alle* ©roßen, ©Uten unb ©d)6nen auf ber Qtbe."
Gnblid): „©enie unb Talent ifl nur ber robe 9J?armor:
gleiß unb Uebung aber ifl ber, von lunbiger Spanb ge*
führte SWeiffel, welcher a\x^ biefem SSÄarmor erfl bie fd)6ne
SSilbfiule erfd)affet."
Damit e* btefer ©djule an nicfyt*, an gar nicfyt*
feble, ftnb felbfl ba^ 35ilb unb bie ©cfcriftgüge be* ©er*
faffer* beigegeben. 3Ba* wir au^ beiben 2flJe* b*rau**
gelefen, mige für ben 2efer ein ©ebetmniß bleiben.
9iad)fcbrift. Um einen 83ewei* gu geben, baß wir
gar wobl unfere* Stucfjlanbe* un* bewußt ftnb, erwdbnen
wir nod), baß feit bem ßrfdjeinen gegenwärtiger ©d)ule
bi* biefen tfugenblid bereit* wieber anbertbalbbunbert
SGBerfe von unferem SSfr. fertig geworben unb in bie SBelt
gegangen ftnb. Sßdbrenb ndmlid) wir bie* fdjreiben,
fommt un* bie 3(njeige gu ©eftdjt, baß fein 650fte*
5Ser£, ein ßoneertino für ^ianoforte, fo eben bei Collier
in SSerlin erfdjienen. 2)amit bringen wir in 93erbin*
bung, wie, bei t>orau*gefefcter SD?enfd)enfreunblid)!eit be*
#tn. ßjernp, e* un* nid)t unwal)tfd)einlid) bünft, baß
für ba* näd)fie ^unbert feiner SBerfe ein neuer „Sngel
ber ©ebulb" Don tbm imÄnjuge ifl, ba, nac^ Aller 2(u*fage,
fein erfler (Dp. 596. 33r. u. $.) bereit* felber bie ®e*
bulb verloren, unb bie ferneren Dienfle ju verweigern
angefangen f)at — 53.
5lti3 ^Bre^lau.
SWufif beriet über ben SBtnter 18JJ.
[<St6cf l s £einefetter. — Zfyalbtxq. — ©oncerte be« Äünftler*
oerrinö. — Die Oper. — SDte <Stngafabcmte. —]
2)er tjerfloffene SBinter f>at wenig frembe Äünfller
tytxtyz geführt, ßinige unbebeutenbe übergef)enb, bebe
ic^ nur jwei 9lotabilitdten tyvoov. Sie ©dngerin
©ticfl-^einefetter unb Slb^lberg. grflere fang
ben gangen iDecember über im Sweater. Sine große
©timme, bei ber man nur zweifelhaft ifl, $u beflimmen,
wie viel bem ©ebtete be* Alt*, roit viel bem be* ©o*
pran* gebort. 2Bäre bie 93erbinbung ber beiben febr
verriebenen SRegifler burebau* glücflicb bewerf flelligt , fo
würbe bie ©dngerin wenig 9tebenbublerinnen gu fürchten
l)aben. $ier wirb man aber gerabe oft geflirt. UebrU
gen* ifl fte für ben großen ©tpl von bebeutenbem
5Bertbe, unb follte fid> baber eben vor Mißgriffen wie
bie 9)arrt)ie ber „^lacbtwanblerin'' büten. Ueber Z t) a l*
berg'* ©piel ftcb fritifd) aufyulaffen, ifl burc^ bie vielen
im 5Befentlid)en übereinflimmenben 9?eferate in biefer
Seitung überpüfftg. Qt ifl ein ßlavierfpieler, wie bie
Su^er eine ©Ängerin. 3n ber 2ed)ni? erftnberifcb fyat
er bie ©renken be* 3nflrument* erweitert, correct bi^ in
ba* fleinfle Detail verfobnt er für einen 2fugenblicf
auc^ ben, ber ein gdnglid) anbere* muftfalifdje* ©lauben*^
befenntniß b«t. 6r gab un* ein, aber gldnjenbe* Gon*
cert (5. ajfdrg), fpielte ber afabemifdjen Sugenb unent-
gelblicb in bem SWuftffaale am anbern Sage eine ©tunbe
lang vor unb flog bann nad) 5Barfd)au. — Die Gen*
certe be* Äünflletverein*, fortbauernb nur clafftfeben Sn*
ftrumentalwerfen gewibmet, lieferten abermal* ben 25e*
wei*, tvU viel vereinte Gräfte, gemeinfame Segeiflerung
vermögen. Diefelbe $u ndbren unb §u fleigern ifl feit
bret Sabren ba* banfbar anjuerfennenbe Streben be*
5R.D. ©ol f. 2(uf SSeetboven gumal \)at er fein
2(ugenmerf gerichtet, al* auf ben nod) immer am 5Bes
nigflen ju allgemeinem SSerfldnbniß gebrachten Jon»
meifler. 5Bir b^ten im bie*jdbrigen ßpflu* von 58eet=
boven bie ©pmpbonieen in g unb 6* unb bie neunte
mit Gbor, bie Glavierconcerte © = Dur von #effe, «n^
6* s Dur, fo wie bie *pi)antaffe mit 6bor von St 6t) Uz
gefpielt; aber aud) 9Jlo$art, (namentlid) fein von ^)f)i»
lipp gefpielte* (L-SKoÜconcert) ^)at)bn, 3Äenbel*fobn f
5Beber, ©pol)r fanben Ujren würbigen ^)la6. D^ne
auf (Sinjelne* t)ier einzugeben, erwähne ii) nod), baf
129
©djubett'* ©pmpfconie (in ß*Dur) f)ier zum 6rjlen*
male gegeben, jroar geteilte 3(nftd)ten wie fiberall erf«f>*
ten Ijat, bennod) aber unbebenflid) im Allgemeinen von
großer SBirfung gewefen ijl. 3n ben Öuartettafrenben,
bet 3al)l nad) geringer, mufte man ftd) natürlich ^oc^
enger auf bie SBerfe ber brei großen SWeifler ber 3n=
flrumentalmufTf befdjrdnfen. Die ßoneerte ber Deut'fdjen
©efeüfd)aft brausen minber dngfllid) barauf bebad)t *u
fein, allein SBerfe clafftfdjen 3Bertl)e« ju liefern, obgleid)
biefelben vorzug«weife berucfftd)tigt werben. Dafyer fom*
men and) neue $robucte §ur tfuffubrung, ja, in 33re«lau
geben biefe ßoneerte faft allein Gelegenheit baju. 3d)
erwdbne eine neue ©pmpfjonie von ä6f)ler; nid)t eben
im fogenannten romantifdjen Ctyaracter, aber freunblid),
nur mit etwa« ju befjaglidjer JBreite beljanbelt. Sine
effectvolle ßoneertouvertute von #effe, worin fein be»
fannte« SBorbilb wenig, eber einige ©eitenblicfe auf
Gljerub in i ju bemerfen waren, eine gewanbt gefdjrie*
bene bramatifdje ©efangfcene au« einer nod) fdjlummern*
ben £)per von 6a rl ©djnabel. ©ef>r erfreulid) war
bie ©pmpbonie eine« nod) wenig berannten ßomponiflen
SB. 6. ©djolz, ber Gapeümeifler bei bem gfirjlen
^obenlobe in £)berfd)leften ijl; warme SKelobif, gefang*
mdßige ©timmenfttyrung, fafl aüju gebrdngte gorm. —
Unter bie muftfalifdjen (Jreigniffe ifl and) bie Goncurrenj
ber Gompofttionen be« JRljeinliebe« von l)ieftgen Son*
feiern, wobei 3. 2enj au« Goblenj triumpl)irte , )u
rechnen. — gur bie £)per war infofern wd&renb ber
legten 3eit tttvat ©runblid)e« gegeben, ald ba« liefen«
tyafte ^perfonal einigermaßen vervolljldnbigt würbe, ba
jebod) DUe. Didmann, eine fleißige, folibe ©dngerin,
lange fran! war, fo erlitt ba« JRepertoir eine bebeutenbe
©t6rung. #an« ©acb« von gorging, ba« Äuge be«
Seufel« von ©Idfer, fiucia von gammermoor t>on
Donizetti, bie« waren bie 9tovitdten biefe« SBinter«.
Dazu tritt ein einbeimifdje« $robuct, bie Operette: bie
Gontrebanbe von ^)utoermad)er unb Stifter. Sener,
ber Didjter, fyat für fomifdje (Situationen geforgt, ent*
fernt ftd) aber von bem 33ereict)e ber SBabrfdjeinlidtfeit
weiter, al« bem ßrfolge be« 5öerfe« bienlid) ijl. Der
Componifl f)at im einfachen ©tple gefd)rieben, obne txu
vial ju werben, meljr bie dltern beutfdjen ©ingfpiele,
anflatt, wie e« bie meijlen Deutfcben jegt tbun, bie
franjSjtfdjen fomifdjen Dpern ju JRatbe gezogen, unb
einige 9himmern, Z- 85. ein Serjett geliefert, ba« au«*
gezeichnet genannt werben muß. — Die bi«berige £f)eas
terbirection f)at am lflen Tfprtt einer neuen $lafc ge=
mad)t, ber ffe vorgearbeitet bat, unb bie gegenwdrtig
viel ©lanjenbe« verfpridjt. Der Stfolg ijl abzuwarten;
Zunddjfl jeigt ber Slbeaterjettel einige ©djle neben ben
alten befannten Flamen. — Die ©ingafabemte unter
SWofevtu«' Leitung i)at zwei dltere SWeijlerwerfe bem
publicum vorgeführt, ^apbn'« „Sa^jeiten" unb
^dnb«r« „STOeffia«"/" beibe nac^ wutbtgjler Sßorberei^
tung, allen edjten 9Äuft!freunben jur wahren gceube.
6« ifl fet>r wal)rfd)einlid) , baß nod) in biefem 3a&re
ba« neue Oratorium t>on 3ttarr: ,,2»ofe«" jur 2(uf»
fubrung fommen burfte. 3nbem id) ÜKofet>iu« er«
wdbne, barf id) auf eine« feiner fdjon früher einmal er*
warnten Snffitute, ba« fid? al« t>ortr>citt>aft für 93er»
breitung eine« feinen mufifalifdjen ©inne« ftd) bewdbrt,
l)inweifcn. (Hin gefdjloffener ^ret« t)on Dilettanten t>er$
fammelt ftd) aüw6d)entlid) um ihn, jum 3")ecf bie weit*
lidje ©efangmuftf in gleid) grunblic^er SDBeife, wie bie
©ingafabemie bie geijllicbe fennen ju lernen. Die bejlen
neueflen ein» unb mebrjlimmigen lieber wed)feln mit
au«gejeid)neten Dpern ab. Diefer Ärei« fubrt bann
wieber t>or einem gefcbloffenen ^)6rerf reife , ber wol)l
gegen 300 ^erfonen jlacf ifl, viermal wdfcrenb beö
SBinter« bie einjlubirten ©tuefe auf. Dutd) biefe«
SKittel bleiben biejenigen, weldje hieran Snterejfe nehmen,
auf bem 9lweau beffen, tvai bie glutb neuerer ©efang-
componiflen 5D3ertbt)OÜe« jur Äu«beute liefert. Der
Dilettanti«mu« fd)eitert fo leid)t an ber Unftdjerljeit ber
5Bal)l, bie für if)n eine Gual wirb, unb fo ijl benn ein
Snjlitut, ba« tym biefe erfpart unb babei nie au« ber
£)bl)ut funjllerifd)er 6inftd)t fommt, für jeben <5in}elnen,
ber baran Sfyeil nimmt, f6rberlid). SB3er will e« leugnen,
baß bie ^au«muftf eine« ber wid)tigjlen muftfalifc^en
6tjiel)ung«mittel / befonber« in Deutfdjlanb, ijl? —
Dr. X Äa()lert.
®a§ ^almfonntagconcert in £)reöben.
((Sdhtuf.)
^a^ ßoncert begann mit be« Unubertreff baren 91 e *
quiem, beffen SRubm meiner 3ujtimmung ntd)t erjl
bebarf. SWdge man bod) immerbin bie Acten über bef*
fen SBollfldnbigfeit für nod) nid)t gefdjloffen erachten;
mige man in ben legten ©dfeen, Ui alT ibrer, gewiß
ÜKojart'« felbfl wurbiger a3ortrefflic^feit, bod) ein anbere«
— ndmlid) ba«jenige ©runbqefd)led)t be« ©tple« ftnben,
ba« vor allen Dingen bie SKelobie fud)t, unb biefelbe
bann nur nod) au«jtattet, wogegen in ben unzweifelhaft»
SKojart'fdjen &ifyn bie STOelobie jtd) meijl nur au« ber
allgewaltig svorfjerrfdjenben Harmonie entwicfelt *); mag
ber wurbige Spbler, ber fo viel mit 2Rojart felbjl ver*
*) SBei bem langen unb heftigen ©treiten über bte üoIU
fldnbtgc edjt^eit be$ SBerfeö bat man, fo otel tcb weiß, btefen
tnnern ®runb ftet« überfein. SGBer auf ben ©ti)l ber
legten ©d^e merft, bec muß jtcb febon, obne ron jenem
streite ttroat $u wiffen, nacb einem anbern SWet'jler , al«
für bte erflen unb mittleren ©dfce, umfeben. Aber bte« foll
t'brer SBortreffltcbfett feine«weg« gu na^e tretin; fte wetteifern
in btefer mit SÄo^art felbjl.
9tadjfd)r.b.$Reb. Unferm^m. ^orrefp. Weinen bte neueflen
1839 in SBten Gemalten Gntbecfungen nic^t befannt ju fein.
ISO
fe&rte, öffentlich ettldtt tyaben: triebt blo« ba« Sanctus
unb ba« Agnus, fonbetn felbjt bet ©djlufj be« Dies irae
fei t>on ©üjjmapt, bet befanntlid) aud) nebft ©fablet
an bet $atmonifttung unb 3njltumentation bet eckten
fWojatt'fdjen ©dfce wefentlid)en 2Cnt!>eil (jatte ; mag
Änbte nad) langet 3utucfl)öltung 1826 enblid) mitge*
tf>eilt fcaben, bafj SWojatt'« eigene 2tcbett fdjon 1784
al« ein SBerfud), in #dnbel'« ©tple ju fdjteiben, begon«
nen, bann bi« 1792 jutuef gelegt, enbltd) in Sotge bet
gtdflid) ffialfegg'fdjen SejMung wiebet I>ert>orgefud)t
»otben fei; 'möge man immetljin in bent ulttaijlifd)en
Urteile @. Soeben« manebe« begtunbet ftnben; mag
man e« tabeln, bafj bei bet abetmaligen 23etdnbetung
bet angetebeten ^etfon t>ot Qui Mariam bat äroifdjen*
fpiel fef)lt, ba«, »eil e« bei bet etfietn (t>ot Recordarc)
gegeben ift, notfjwenbig jut Goncinnitdt üetlangt wirb;
möge man tmmetljin bei bet, gewiß SDtojatt'« nid)t wut*
bigen, unenblidjen 2(u«fpinnung be« ne absorbeat im
Sffettotium fhifcen, bei bem SRenuett * 9?l)»tf)mu« $u
Hostia^^t preces ungläubig ben Äopf fdjutteln, unb e«
beftemblid) ftnben, wenn bet Äatfjolif *S?ojart toom #et*
fömmltdjen fo gdnjlid) abwid), weldje« bod) bem Te
decet hjmnus butdjau« bie alte SWelobie bet pdpftlidjen
(Sapelle unb jwat im Cantus finnus fiebert, unb bem
Inter oves locum praesta einen metyt obet minbet ya*
ftotalmdjjigen Sb^tactet giebt; möge man ba« langte*
Ijanbelte luceat bei bet JÄepttfe etwa« tfjeattalifd) ftnben,
aud) f)iet unb ba t>on ©ewaltfheidjen in bet £atmonie
fptedjen »ollen, befonbet« abet bebauetn, bafj bat Söerf,
gdnjlid) gegen SWojart'« fonftige SBeife, fo wenige be=
faltbare unb in ftcf> abgefdjloffene SWelobieen batbietet:
immer bod) witb e« $u aüet 3ett untet bie gröfjffen
SKeiftetwetfe gerechnet wetben muffen unb fuc ben 2(ufs
metffamen wirft bie unenblicfye SRaffe t>on ©d)6nl)eit
waljtbaft etfd)6pfenb. SOTandje« barf man gewig fut
fd)led)tl)in unübertreffbat erf Ideen ; fo bet 2fnfang, bie
Äptiesguge, bie 83etfe Dies irae, Quantus tremor, Rex,
Ingemisco, Lacrymosa dies, ba« Hostias et preces,
ba« Bcnedictus, bie ©d)lufjfuge. 5D?and)e« aber ift
aud) tton anbern ßomponiften etreid)t, einige« ganj
ftdjetlid) überttoffen worben, unb jwat finbet ba« Sefctete,
untet ben mit ndbet befannten 8 — 10 JRequiem«, am
fjduftgften beim ©enbelmann'fdjen flatt *). 3d) will
f)iet nut an ben 83et« Tuba überhaupt, an ba« enget
in«befonbere, an ba« Confutatis maledictis, an ba« Oro
supplex, an ba« Quaerens me, an ba« Exaudi etinnern.
6« tft auefy gewiß, bafj im ganzen funfletfutften 2Kojatt%
fdjen SBetfe nid)t ©ine <Suüi fo tiefetfdjütternb witft,
al« bet Tuba sSßet« mit feinen wenigen 9loten im gros
jjen #affeTd)en 6-5Requiem. Sei biefet ©elegenljeit
mödjte id) bod) in SBotfd)lag bringen, einmal aud) eine«
bet au«gejeid)net(len 2)te«bnet JRequiem« mit bet Jttäfte*
Aufbietung bet ^palmfonntag«concette außufubten, inbem
bann etfl ei.n eigentliche! SBetgleid) mit bem SHojatffdjen
un« möglid) wutbe, ba wit bi« ba« leitete nod) nie
blo« mit ben gewöhnlichen SKitteln bet Äitdje fyabm
aufföbeen l)ören. 6« giebt untet ben fut muftfa(ifd)e
©djönbeit ßmpfdnglidjen allster »f)unbette, welche ©ep*
beimann'« Sequiem allem ßtnjie« neben ba« STOojatff^e
jlellen; e« wdte alfo minbefien« wunfd)en«wettb, ba$
biefelben tjom ©egent^eile, fofetn btefe« jlattftnbet, übet«
jeugt wütben*).
25af bie ßböte in beiben ®efangwer!en im 2fllge*
meinen votttefflid) gingen, bebarf ba, wo bie Stepfjig'fdje
Jttabemie bie ^auptfluge ifl, woljl feinet 33emetfung,
unb man butfte auf fel)t fotgfame ^toben tucffdjließen.
(Sine ©d)wan!ung be« S3affe« wufte SReifiget burd)
eigene« ftdftige« Einfallen fdjnell gu ebenen, unb jeben*
fall« ifl btefe«, wenn aud) t>ieüeid)t ein auffaüenbe«, bod)
ba« ffd)et(le 2J?:ttel fut ben Ditigitenben ; benn tyez gilt
e«, fd)neü unb entfcbloffen fein. Uebetl)aupt voat bie
geiftung eine fo ttorttefflidje, baf au« bem gebtdngt*
»ollen ^aufe wof)l 9Ziemanb ol)ne Sefriebigung gegangen
fein mag. —
Die 9)tad)t*Crntteebiiret« jum neulidjen 5Bebet'fd)en
Goncette, welche unentgelblid) unb mit bem möglichen
Äunflaufwanbe \>om ^)oflitbo^tapben <$xn. gutfienau
geatbeitet wetben unb ben Sntereffenten gtati« nad)ge*
liefert wetben feilen, ftnb nod) ntd)C ttolienbet. Dn
9ielief*2(bbtud t>on 5Bebet , « Portrait foll trefflid) gera*
t^en fein.
SSon einet getet be« 17ten 2(ptil«, be« lOOjdbrigen
©eburt«tage« unfere« $wat betüljmten, ahn bod) nid)t
nad) SBütben geadjteten Diaumann, ifl jefct allti jriü.
^offen wit, bajj bie ßapelle bamit nut um fo übet*
tafdjenbere greube im publicum beabfid)tige! — %. ©.
*) Ctne ^atallefitung einiger 9?equtemö nac^ t'bten etnjeU-
nen Gd§en unb eteüen behalte tcb mit cor.
*) Der €tuttgart'fc^e 2Inbte fe^tc baö bortige ^>ajTc'»
fdje Requiem noeb über baö OTcjarffdpe j aber bem f? i c f i*
gen (in G>:£>ur) gefd)dJ?e bamtt ftdjerlid) |u tnei Gbre; nut
in einzelnen ©di^en (lebt e« aUerbmgS üoran — , in ben mei-
nen jurücf.
23ertd)ttgung. 3n Kr. 28 b. 3tfd?r. ©eitel 12 £p. 2
^. 27 lieg: Ällgecjenwart flatt ^U^eiralt, unb 3. 8 o. u.
Momente flatt SKonate. —
SBon b. neuen 3eirfd)r. f. üKufif erfdjeinen roödjentlid) jwei Hummern au einem baiöen «ogen. — preiß be« 5Sanbe$ con
52 Wummern mit mujicaUfdjen ©ettaqtn 2 Zbiv. 20 9^r., ohne mulifalifdjc ©cüacicn 2 Zbix. lü^r. — Abonnement nehmen
alle 'Poftämter, Sud?:, W\i\'iU unb .RumlDanblungen an. —
'OJcMucft bft 3r. Würfm«nn in Jcii-jis )
tt c u e
3eitöcljrift für JttttMk*
S3crantn>ortltcl)er JRebacteur: Dr. SR« <3<f>umamn Serleger: SÄ» Briefe in £etp)ig.
M 33.
§Bierjet>ntcr 95anb.
$en 23. -April 1841.
©ctratfctungen über Jlritif unb WlofopMe ber Jlunft. - Literatur. - £bicfc$. - 3?cnnifcfctc£.
S« gef^rt eine eigene ©etfteawenbung baju, um ba* geftaltlofe SQBirflicfce in feiner etcienften Xrt ju faffen unb rt
oon £trnge|'pinfhn &u unter [Reiben, bte ftdj benn bodj aud) mit einer gereiften 2Birflid)feit lebhaft aufbringen.
©ötfce.
^Betrachtungen über Äritif unb tyfnlofopfyte
ber Äunft;
Der SBeife unfere« 3af)rr;unbert« fpritfjt fld> in ber
Ginleitung jur Äeftyetif, ber erjten, bie bi« je&t ein wif*
fenfcfcaftlidje« ßrfennen ber ©d)6nf)eit m6glid) gemacht,
fragenb au« über bie 33ef<Sf)igung ber fdjinen Äunfl,
t?on bem reinen ©ebanfen gefaßt \w werben ; ja er fdjeint
ihre SBurbe felbfi in 3roetfel 5« freuen, wenn er &or*
läufig unterfudjt, ob bie fogenannten freien Äünfie, weldje
al« foldje weit metjr ber Kemiffton be« ©eifie«, al« fei*
ner tfnjhengung bebürfen, überhaupt mit wiffenfdjaftlu
djem Grrnfie $u befjanbeln miglid) feien; ob nid)t biefer
fd)werfä*llige drnft be« ©ebanfen« gar unangemeffen unb
pebantifd) erfdjeinen muffe, fobalb er fid) einbringe in
ba« 9?eid) jene« ^eiteren ©eniu«, ber Hi 2eben nur
fdjmücfe unb erleudjte, jebod) oljne tym jur Erreichung
waf>rf)after SSefhebungen f6rbcrlld} ju fein. — SBitjrenb
fo ber 2)enfer unferem JHeidje entweber bie gdtjigfeit
ober bte Söurbe tieferer ©ebanfenentwtcfelung abjufpredjen
fdieint (benn in ber Sfjat fdjeint e« nur fo), — fo
finb wir <26f)ne ber Äunfi bagegen vielfältig geneigt, bte
grage umjufefjren, inbem wir bie g<5t)igfeit be«©eban*
fen«, ba« JBefen ber Äunft ju ergrönben, in 3»«f*l
fleüen. — Diefe beiben fciütg enrgegengefefcten gragen
tjaben t?on jefyer bie Äunflwelt in ^Bewegung gefefct, unb
e« fdjeint, al« fei ein griebe $wifd)en Äünfller unb tyty*
lofopb, jwifdjen 2)id)ter unb £>enfer auf biefer SBelt un*
m6glid).
SWan fann ftd) fer)r bequem au« grage unb Ctreit
f)erau«wicf ein , wenn man feinen ©egenpart lin!« liegen
ld§t unb if)n ofjne weitete« für tobt erfldrt. ®old)e«
SBerlaffen be« ©d)lad)rfelbe« frcf>t aber ber geigfjeit äf>n«
lidjer al« bem @iege. 5Benn alfo ber genfer efjne 2BeU
tere« ba« 85ud) juflappt unb fopffd)utrelnb 3fbfd)ieb
nimmt: „wer m6d)te ben 2J?ol)ren weif trafeben, ben
Äinb«f6pfen ta^ Denfen einbauen, bem bumpfterroorre*
nen ©efüljle bie gönne be« ©eifle« jeigen!'' — fo ifl
ba« eben fo fd)road)l)erjig tergtoerfirt, al« n>enn anbrer»
fettig ber $)oet in 95erferferrrutc> bal)erfdf)rt: „fd)lagt it)n
tobt, ben ^)unb, er ifl ein 9?eeenfent!" — Dajj aud)
©6tt)e jene« Söort nid?t allgemein verflanben, weif
jeber, ber feine f6ftltd)en 9?eeenffonen unb ^ilofopljeme
fennt. Unb e« finb au« ber ,ftunflgefd)id)te 83eifpiele
genug, rceldje setgen, baf bem fd)8pferifd)en ©eniu« bie
benfenbe 85etrad;tung ntd}t fo fern jlel)t, »ie fo ein Did)»
terlein meint, ba« aud) ntd>t ein paar Siebten in bte
©elt fefet, oljne am Sd)luffe ber 93orrebe ein igelartige«
©efdjcfi gegen ben unöunjlig JKecenfuenben lo«jufd)ie»
fen. Schrieben bie grofen Äunfller nid)t für bie fünf*
ttgen Äritifer, bieteten |te überhaupt frei, feiig, ol)ne
9)fenfd)enfurc^t, fo l)etfjt ba« feinc«»eg«, baf fte oljne
SBerflanb unb Äriti! in« 3eug hinein rafeten, nur um
ber Äritif au«brücflid) ein Edjnipp^en JU fd)lagen. 3$
erinnere nur an bte berühmteren SSeifpiele: ©ebaflian
ber unetmeflidje, ber neben feinen JRiefenfdjipfungen noc^
3eit, 8ufl unb Äroft übrig r;atte jum trwialjlen fo »U
jum ttefftnnigflen Unterrichte, unb bei btefem wie befannt,
unetbittlid) finng in ber ^Beurteilung war; S3eetl)0>
t>en, beffen flrenge, ja (jerbe Äritif gegen ft(fc felbjl unb
anbere erbeut au« allen S5ertd)ten über fein geben; HU
brecht ©firer'« gelehrte 2fnweifung über feine Jtunfr,
mitten unter funjllerifdjen arbeiten gefdjrieben^ ©Ät^e*«
unb ©djitler'« fritifdje unb tnflructme Schriften :c.
— 6« burfte alfo geratben fein, in bem *^af gegen
Äritif, SRecenfton, ©ebanfen unb wa« wir fonfl auf pf)i»
lofopl)ifd)er Seite jufömmenfaffen migen, nidjt aüju
beutlid) feine g u r d) t ju terratljen, bte gurdjt be« bifen
132
©ewiffenS, baS feine fümmerlichen ©ebilbe toor bem ern-
jten i(uge b<$ ©ebanfenS md)t rechtfertigen, fonbern t)ec»
bergen mochte. 2)enn biefen 6rn|t r;at ber ©eniuS
nie gefurchter , t»telm«b* fia> ihm von jeher vetwanbt ge*
füf)lt unb il)n immer in fid) getragen.
2(ber bte gar; ig fei c btS ©ebanfenS, in baS Snnere
ber jfunfi einzubringen, bie 3D?6gltcbfeit, baß bie aller
©innltd)feit entblößte ©tfenntniß in Den ©runb einbringe
beffen, was von allen geifligen Shätigfeiten am nädjften
an bie ©innltcbüeit angrenzt; bie Berechtigung enblid)
unb ber 9cu&en, ben etwa beibe Steile, Äunfl unb 5Bif*
fenfdjaft, bei folgen Begebungen haben tonnten: baS
ftnb bie ^unete, um bie ftcf> ber ©treit brefjt, unb be*
ren Beantwortung von hodjfler 21Sicf)tigfeit ift, wenn
nid)t beibe ebenbürtige ©chwefiern auf immer gefdwben
fein follen, wenn nid)t alles wiffenfdjaftliche Seben in ber
Äunft, alle Öcfenntniß ber ©d)6nbeit erfterben, unb alfo
bie Äunfl geifHoS, bie SBiffenfcfyaft her$loS werben foü.
©in bekanntes treffenbeS 5öort r>en 2ftan$oni,
welches feine gorberungen an bie itritif überhaupt auS*
fprid;t *), fann uns hier als ßeitfrern unb ©eftdjtSpunct
bienen, inbem wir es paraphraffren : „5öaS rctIX bie
jlcitif überhaupt? — 3fr, was fte null, vernünftig, er*
fprießlid), ferterlid) für Äunfi unb gWenfcbheit? — 2eU
tfet fte, rcaö (Te tvilL — unb burd) welche SWittel ift fte
baju in ©tanb gefegt?" —
3ur Beantwortung ber «rflen graqe: „2BaS
will bie äritif?" ift fein bequemerer ä&g, als t»or*
läufig bie t>erfd)iebenen Srfd) einungen berfelben anju*
feben, unD aus ber Betrachtung ber 2(rten unb ihres
gemeinfamm ©eftcbtSpunctcS ibr äöefen ableitenb ju
ernennen. 9Jun fann man jwar im aller allgemeinen
©tnne jebcS Urteil eine Äritif, wenigftenS ein @m*
brpo berfelben benennen; unb fo wäre biefeS ^Drabicat
eben fon>or)l bem trwialften unbewußten Urteile über
©efaüen unb 9?id)tgefallen eines ÄunftwerfS ju$tttbrilcn,
als bem burcbqebilbetften wiffenfd)aftlid)en SebuertonS*
beweife. 3Btr folgen aber bem r;erf8mmlicr;en ©prach*
gebraute, welcher bie Äririf als gelehrte SSiffenfdjaft
auffaßt, unb bemnad) von it>r baS felbftbewuß te vernünf*
tige Stfennen nicht getrennt wiffen will, — unb finben
in biefem Beflreben fogleid) bie 2Tbftd)ten unb 3»>ecfe
berfelben eingefüllt, nämlid) $unäd)jt $u belehren, alfo
ben Unfunbigen in bie nieberen JKegionen if)reS ©ebieteS
') ®btt)t^ SBerfe (12. 2Cu$g. oon 1830.) S3b. 33, ©.
25*: „3uerfl foll man unterfudjen unb etnfetjen , xoai benn
rtgentltd) ber ©tdjter p<% ootgefefct, bann fer^arf bcurtbetlen/
ob bt'efeö S3omebmen au^ oernünftig unb *u billigen fei, —
um enblid} $u entfd)eiben, ob er biefem 82orfa$e audj roirfitc^
na(!bgefommen ? " — nacij ben SBorten SKanjoni'ö. — ©. 287
— 2hs beffelben SBanbe« wirb biefe Siegel in ein tt?enig oer:
anberrtr ©eflalt ald ©runblage aller fogenannten probuetu
» t n £ r i t i f bargefreltt.
einzuführen, obet bem Äunbigen 9?ad)nd)t über Unbe^
fannteö $u geben, hiermit jugleict) für bie einzelnen er=
fd)einenben Äunflroerfe bie allgemeinen ©eftdjtäpuncte
nad)juroeifen unb i&re ©efefee ju entroicfeln, um
enblid) auf biefen ©runblagen jum #6d)ften außujleu
gen, jur freien Srfenntnif ber ©d)4n^eit, roelcfje
üugleid), als Vermittlerin jroifdjen biefem unb ben übri-
gen ©eifteägebieten, if)u Stellung, il)r 93erl)altniß jum
unmerfellen ©eijteSleben überhaupt, alfo i^re SB.rffam«
feit, SBürbe, nationale unb r)ijl:orifcf)e Sebeutunq naef^*
juroeifen 2fbffcr>t unb SBerpflidjtung \)at. hierin fmb Die
Zum unb gtfdjer ber Äritif fimmtlid) begriffen: bie
einfache 83eler;rung unb ^Betrachtung giebt bie Ötecen-
fion, bie ßntroirtelung ber ©efe^e jeigt baöSehrbud),
bie freie ßrfenntniß eifhebt bie ^>t)iCofopr>ie ber Äun^,
bie 3feftbetif. 3n)öt gehen bie beiben legten über bm
gen?6hnlid)en einfachen S3egrtff ber fogenannten Äritif
fdjon hinauf, bod) erlaubt eS baS 5i}efen ber allgemei-
nen Ueberfid)t roohl, unter biefem 9?amen tflles jufann
menjufaffen, roaS auf ber ©eite beS reflectirenben ©e*
banfenS ber fd)6pferifd)en Äunjl, bem Äünjrler unb Äunfi-
roerf, gegenüber fleht. 3(ud> ftnb jene Sreie in ber Shat
nad) allen ©eiten hin tterroanbt unb bebürfen einanber
roed) feifei tig; fein SRccenfent ober Referent fann feinet
2(mte$ mähren ohne eine hinterhaltige Äeflhetif; baS
2ehrbud) entlehnt üon beiben ©eiten je nad) SSebürfniß:
balb bie Grrfenntniß beS ßinjelnen, um Seleq unb Set*
fpiel bem Sebrfa&e begrünbenb anjufnüpfen, balb bit freie
über ben ßrfcheinungen flehenbe (Srfenntniß, um in bem
falten gelfenquell beS »e^riffS bie ©chroüle ber ©d)ul=
luft abjufühlen; bie Süiffenfdjaft fleigt auf ben Schul-
tern jener beiben Ütrdger empor unb fann ihrer gar nicht
entrathen, weshalb benn auch bie 2(eftbetif b^S julefet
aufrretenbe ju fein pPegt, unb erfl ba ein fruchtbares
gelb ihrer Sh^tigfeit ftnbet, roo eine gebilbete aufrichtige
Äritif unb grünbliche pofitbe Sehrbüchet ben SSoben be?
reitet haben. — %m haften ©inne alfo ftnb biefe brei
fritifchen Shdtigfeiten nicht bloß innig t>erfchn>if!ert , fon*
bern innerlich eins, in bemfclben Söerhältniß roie öliges
meines, S5efonbereS unb ßin^elneS einanber nicht aus»
fchließen, fonbern gegenfeitig forbern. — 3n welchem
93erh<Sltniffe fte aber jur lebenbtgen Äunfl flehen,
»eiche Söirffamfeit fte auf biefeibe äußern, ober rr»ie fte
fon it>r influirt werben, furj roeldje Berechtigung unb
Slothroenbigfett biefen philofophifchen ^Betrachtungen in*
nerhalb beS SebenS ber Äunfl $u$ufpred)en fei: baS ijl
eine gcage, beren S3eant»ortung immer neue hervorruft,
in fchroer burdjbringliche JRdthfel führt unb enblid) ins
©renjenlofe, Unfaßbare ju verrinnen fd)eint> unb boch ifi
eS t»on allen bie ßarbinalfrage.
@o nämlich muffen roir bie iwtitt grage faffen
„3(1, toaS bie Äritif roiü, vernünftig?" 2)enn roenn
fte bicS ifi, fo wirb ftd) ihre Berechtigung unb 9?oth 5
133
wenbigf'eit unb au« btefen wteber if>re grud)tbarfelt unD
görberniß oon felbfr ergeben. 3fber efcen f)ter froren tyir
auf ben gewöhnlichen Sößiberfpruc^ ber 9A$elt unb aller
berer, weldje ben gtürffeltgen 9Jatur$uftanb unmittelbaren
©enuffe« m\t) ftnbCtd>er $Pafffoitdt jenem anberen t»or*
Sieben, ber nur bem arbeüenben, ftd) felbft $wmgenben,
tfjdtig wirfenben ©eifie ju £l)eil wirb. 2Bd()renb auf
einer @eite bie g>r;itofopr)en ben Sbrigen jurufen: ent*
faget ber Sitelfeit, tjerlaffet bie ©rfdjeinung , firebet bem
SBefen nad) — ba fammeln ffd) um ba* anbete panier
bie roeit jal)lretd)eren ©djaaren, bie im Weiteren gegen-
wdrtigen ©enuffe begnügt fein wollen, t>on ber ftnfieren
2(ugenbraune be« 25en£er« wenig 9?oti5 neljmenb, fafi nur
um fte ju üerladjen unb ifynen gutmütig * fpottenb ent=
gegen ju rufen: ©etjet ben ©rübler, ber muffelig fpal=
tenb auffudjt, roaö wir in unerfd)ütterter ßtnbeit beftfcen!
25er feinen ©enuß t)or eigenen 2Iugen jerfeßt unb jer*
fplittert, um julefet ein feblüpfrige« *Jiid)t« in ber £anb
gu bebalten! — Sm grtebe jtt>tfd>cn fo grunblid) ©es
fd)iebenen fdjeint unmoglid). SBerfudjen wir fcorerfi eine
2(nnat)erung an Der milöen #anb ber großften SSerfotyne*
rin, ber ©efd)id)te; otelleidjt gtebt fte ben gaben burd)
ba« ßabprintt) ber Sprüngen jur einfachen 2Bar;rr;eit ber
SJernunft.
($ortfc$ung folgt.)
Literatur.
$r)eoretifd)*praFtifc!)e Harmonielehre mit angefugten
©encralbafjbei'piden t>on ©. &B. 25ebn. (S3erlin
1840 bei SStty. Sporne. - 3i6 Seiten, XXII.
flr. 8.) -
6« gibt wor;l fein ©nfrem, ba* man, fobalb e* nod)
neu, nidjt angegriffen tjdtte, unb wdre e* aud) nur au*
bem ©runbe, roeil Darauf einjugefcen entweber unbequem
ifi, ober roeil man aix$ SBorliebe für eine«, mit bem
man t>erwad)fen, gar leid)t geneigt ifi, gegen biefe* $ar«
tl)ei $u nehmen. 33on beiben ©rünben barf in t>orlies
genbem gaüe natürlid) nid)t bie Siebe fein, obwohl, wir
gefielen e*, beim erften Ueberblicfen be* SBerfe* un* bie
n>efentltcr>en Abweichungen oon anberen Serben al* ge*
fud)t unb eomplicirt erfd)ienen. 3Bir ftnb jeboef) bei ge*
nauerer 6inftd)t ton biefem 33orurtr>eile jurücfgefommen,
je mer;r ffct> un* bie @tnfad>t>ett unb innere #altbarfeit
ber aufgehellten ©runbfdfce, roie beren fd)arffinnige25urd)»
für;rung f)erau*gefiellt. 2)er S3erf affer ©erbanft, roie er
in ber 33orrebe fagt, bie ertfe 2(nbeutung ju einer ©runb*
läge für bie in feinem 5Berfe aufgehellte fpfiematifdje
Gonftruction fdmmtlidjer $auptafforbe einer Sonart bem
münblid)en SBortrage feine« ßer>cer« 83. Älein, bilbete je;
bod) beffen aüerbing* unjureidjenbe« ^rineip baburef) au«,
bafj er feine fnfrematifd)e (Fonftruction auf ba* SBerr^lt*
nij] ber confonirenben s u ^n biffonirenben Sntenjallen
grünbete. 2)em §u golge nimmt ber Sßerfaffer ben
Dreti'lang auf ber ftebenten ©tufe, in welchem fämmt*
lidje biffonirenbe 3ntert>allen enthalten finb (5. S3. \), b, f
in ber Sonretye auf 6) al$ Clement ber oier^ fünf
unb fed)$fiimmigen 2Cfforbe, roelrfee nur at$ Jeitartorbe
oorfommen, an; hingegen bie übrigen in einer Sonart
oorfommenben unb au« ben Qonfonanjen b^fleljenben
©tething« al« fold)e 2(ccorbe an, in roeld)e ftd) vorige
auflöfen muffen. Um ba* Wrceicbenbe biefe* JJefjrfa^e*
an einem S3eifpiele barjut^un, errodbnen »ir, baß ber
SBerfaffer bie SJterflinge »on bem Dreiflange auf ber
ftebenten Stufe fo ableitet, baß er bemfelben eine Serj
unter bem ©runbton ober eine SEerj über ber Öuinte
beilegt. 3m erflen galle entfielt j. S. au« t), b, f ber
83ierflang g, f), b, f (ben er nid)t ben ^)auptfeptimen-
aHorb, fonbern ben 2)ominantaHorb nennt — einen
©ubbominantafferb giebt e* in feiner 2et)re nid)t — )
im lederen galle entfielt ber SBierflang h, b, f, a, beffen
Xufiöfung er ebenfall* auf bie biffonirenbe 3>nten>alle
jurücffüfjrt, ein 83erfal)ren, roobei aüfcbing« mancher et=
roa« complicirte 2ebrfa$ anberer 2t)eori?en umgangen tff,
namentlid) ()inftd)tlid) be« 2rugfd)luff^« bei 3(ufl6fung
be« J^auptfeptafforbe« (ober um mit #rn. 2)eljn $u
fprcdjen: be« Dominantafforbe«) in ben leitereigenen
©retflang auf ber fedjflen ©tufe. 2fu« bem folgenben
6ntroicfelung«gange erflArt ftcr) aud) fdjon einfad) bie
2er)re rjon ben ©ed)«f Idngen , fo wie ber übermäßigen
©ertafforbe.
Da« 5Berf $erf<$Üc in ben rein tt)eoretifd)en unb in
ben praftifdjen 2l)eU unb bietet eine große SWenge in*
tereffanter l)if!orifd)er 9Jotijen, felbfl ber dltefien 3eit,
gerollter (Sitate unb jroccfmdßiger Seifpiele, welche fimmt«
Lid) oon be« 93erfaffer« ©rünblidjfeit unb Umftd)t jeu«
gen. Ueber^aupt roirb ba« 85ud) bem SWufifgele^rten
unb bem Äünfller t>on SSeruf oon Sntereffe, unb für
bie, roeld)e ftd) ju fold)en bilben wollen, oon 5Wu^en fein,
namentlich roenn lefetere bemfelben einige 9Sorfenntniffe
entgegenbringen. SSeiben fei e« hiermit angelegentlid)
empfohlen! — 3. 58.
CM»fe«.
3fuf yetßnltdjfetten in Ärttif unb Äunft anttrorten , bat
immer etwa« ©e^dfnge« unb ift trielfdltig fogar für unwurbig
unb fleinlid) erfldrt worben- £e«r)alb würbe aud) id) micö
begnügen, bie SBorte beß 93btliflerbaffer« im fiBb. 13 £. 119
unbeantwortet ju laffen, wenn ntdbt ber ©cgenftanb ber SFc?
fpredjung in baß beutige Sageälcben ^u tief eingriffe, unb
mandje« fe^roaeibe ©emütb nac^ bem alten ©runbfa|e: ,,tvt~
grob tfl, muß Siecht Ijaben" — ftd) oon bem ^vcpbctfp ber
S3trtuofttdt in ba« fdlfc^lfcb gelobte Tanb Hv.n:c r-u-'n ifouw--
geln laffen, jum ©c^aben fetnev fabft uie tcr .*\ur.*t-
134
1. Die £auptforberung meine« Auffa&eS23b.XIH.©.65 ff. war:
berSBirtuoSfollberGitelfeitentfagen, erfollnidjt
feine f leine 4 perfo n, fonbern poetifcfye Äunftwerf e
barft eilen. — £>ie)t gorberung wirb oon bem, ber ftdj
baS (»cgcntbeil beS s pt;ilifterS (etwa ein proptjet? — ober eis
nee oon bim auSerwdblten 83olfe?) — gu fein rübmt, ent«
weber ignorirt ober ftillfdjweigenb jurüctgewiefen •> ber pbili*
ftcr mul mit bem GfeUftnnbatfen jur 9?aifon gebracht werben.
2. SJon ben GJegenwdrtigen fyabt iü) feinen genannt unb
weifj audj fet?r wof)l, baf eS nodj wafjre SBirtuofen in bec
Söclt giebt. Deshalb ift eS entweber einfältig ober boshaft,
aus jenem Auffa$e ein S3 ernennen beS gegen wdrtig
©rojjen berauSjulefen. Diefelbe grage, ob (Sinfalt ober
2öoSbeit bie Urfadje jenes „propbetifdjen" AuffafceS fei, ent?
ftebt nod} einmal, wenn man mtt (Srftaunen lieft/ bajj oon
bem spbilitto bie SSirtuofitdt follte angegriffen fein. 3es
beS beutfdje SBörferbud) rann bem Antipl)ilifter AuSfunft geben
über Dergleichen ©ubftantioa, rote iöirtuofenunfug unb
dbnlidje bemfclben woblberannte, alS: 23ubenftüde, £er*
tianerwifcc. 3n biefen allen wirb nidjt baS QJenuS geta--
bclt, fonbern bie <£pecieS$ j. 23. nid)t jeber Sertianer madjt
fdjledjte 2B:'§c, fonbern oiele. — 3ene Gonfufton oon (#e=
nus unb £pecieS fdjeint überhaupt mehrmals mit bem Jßerf.
jenes AuffafceS itjr ©piel ju treiben, ©o r-erbammt er als
„©iftftrdudjer": San&mufiE unb Variationen!
Der Arme! (Sr fennt Dteileidjt nur Äneips unb ©alonSwdU
$erdjcn, unb ©elineeffefee Variationen ! SDtc SSeetfjooen'fctyen,
^apbn'fdjen, ^•jart'fdjen, aud ? au6 unferer 3eit bie DaoibS*
bünblertdnje — bie finb no$ nidjt bt6 ins gelobte Sanb oor=
gcbrunge:i.
3. Söeil er nun einmal beö <Pr)ilifterS (Srjfeinb unb
Sobfdjldger fein will, fo rnuf? er natürlich audj jum ^ro«
ptjeten werben. Daju gebort tiefe Jötlbung, (jiftorifdjeS SSifs
fen, ©ewanbtbeit ber ©pradje ; unb felbft im günftigften galle
Jann man fiel) bebeutenb irren, audj wobl tddjerlicl) machen.
3Me „ begeiftert oorabnenbe ©efdjicfcte" tonnte alfo
vorläufig unterbleiben, biß Dergleichen probuetionen Diefe neue
3eit (fie ift fdjon ba! unb bie Heroen bcrfelben langft ge*
frönt unb fcodjgcetyrt — audj oon bem oermeintlidjen pf)ilü
jter, wenn'S brauf anfommt, baS &u wijfen — ) gejetgt baben.
AuS bem 3nftrumente ift noch nie ein Äünftler geboren,
bityez immer umgefebrt. ©oldje§ hysterou proteron Ijei^t
fooiel alö: „nimm ben ?)infel nur in bie £anb, wer mi$,
ob bu nidjt ein ^aptjael wirft! " — J)ie ®efd)ic^te jeigt ba;
gegen, baf eö bt^b^r umgefefcrt war. 9c ac^ S3adj'* SSioloncclls
folt beginnt erft bie moberne 93irtuofitdt biefeö 3nftrumens
teö, nad? SBeertjoüen^ ©pmpbonieen bie Der Drc^efter. —
Bber iefe uralte bag Urteil ^urürf, bte baö 9ceufte beö 9<eueften,
baß propbetifc^e JCunftwerf mit totaler sDtonbfinfternifj , ndms
\iä) ber £luartettfa^ oljne 2)ur, erfdjienen fein wirb.
4. 9Jcein ganzer 2Cuffa^ tyättt allerbing«, alö allen &uts
gefinnten felbftoerftdnblid), ungefdjrieben bleiben fönnen, wenn
ntc^t oiele Goncertprogramme oon Serlin, ßeipjig, 3Bien,
tyavii jeigten, baf ber Unfug aller Orten wudjert.
(Smben. Dr. (5. Ärüger.
Betmif*te«.
*** Cetpjtg b. 10. tfcril. Tim Karfreitage fanb in
ber $au(inerftr$e bie aUjd^rlic^ oon £rn. SKuftfbirector $o()'
len^ oeranftaltete SKufi!auffü^rung ^att, woju er bieömal
eine Missa solennig oon @ber üb i ni unb ^apbn'ö „fieben
Söorte beö ©doferö" gewdblt. Die erftere, jwar nid)t neu,
aber feiten gebort, ift ein SQBer!, baö burc^ (5ntfd)iebcnbeit be«
Gharafterö unb @tpl$ übertjaupt, fowie burdj Diele treffenbe
,3üge unb ergreifenbe Momente im *efonbern bie 4>anb be«
5Dceifter6 oerrätb. £>ie '^iuöfübrung beiber Söerfe, bn welker
aujjcr ber uom öoncertgeber geleiteren ©ingafabemie, bie be»
ften ©efangtrdfte unferö Theaters unb einige Talente mit--
wirften, bie, obwobl ber CeffcntlidjFeit niebt, ober nidjt mebr
angeljörenb, burc^ fünftlertfc^e Silbung über ben >Dtlettanttö=
muö bin^uS, j^u wirflidjer Äünftterfcbaft fic^ ergeben, war
burctjauS gelungen unb ber bargeftellren SQSerfe würbig. —
11.
*** £r. Gapellm. %tti$ erboste t>or Äurjem bei einem
Goncert in Srüffel bie äßirfung t er Duuerture ju ©gmont
»on S3eetbo»en burd) eine SSebe an baS publicum, tn ber
er u. Ä. fagte: Diefe fdjöne ßompefition mu^ für un$ ein
boppelteS Sntereffe fjaben j benn tok ©ie wiffen, r;at baö blutige
Drama auf bem ^la^e an bem iRatbbaufe, baS wir ^ter fe*
Ijen, \tatt gefunben, unb ber unglürtlidje ©raf (Symcnt fdjritt
jur £t)üre beö ^aufeä binauß, in bem wir uns je^t befinben,
um baö ^djaffot ju befteigen. Diefe 2lnrebe, fügen belgifdjc
fSiätttv l)inju, begeifterte bie SKufif^r ju einer ber trefftidjften
Aufführungen, bie wir nur je gehört. —
*** Die Dfterwodje ift, rok immer, bie reidjfte an ürd)*
licfyer SKufif. 4>aODn fc^eint am meiften oorgejogen. ©o
fanb am 4ten April in ü)cünd)en eine gldn^enbe Aufführung
ber „©djopfung" unter l l admer'$ Ceitung ftatt, eine beffclben
£5ratorium$ am Uten April in GJjemnifc Don fdmmtlic^en
öefangoereinen üeranftaltet. Audj aus Neapel wirb ge=
fdjrieben, ba§ am «ten ^arjbn'ö „fieben Sporte" in ber
Äirc^e $. @. TOajella unter 5Dcereabante'S Direction r-om bor^
tigen Öcnferoatorium aufgefübrt worben; ber Auffübrunq
beffelben Oratoriums unter £m. SOcD. 'poljlenj Eeituna, in
Seip^ig gebauten wir fcfeon. —
*** Aus SBau^cn febreibt man b. 9?eb.: &tit 3 g^ 0s
naten baben wir gebort: Die ffiull; im ©efangüereine, ben
Org. gering birigirt, imimal 3ofepb oon SOcebul; Glaoier*
fpieler $aul aus ^errenbut; öebrüber 9)ioUent)aucr auS
(Irfurt (itvti ©eiger unb ein (JeUift, barunter einer 12, ber
anbere 14 3abr alt); Glaoierfpieler Zk$ auS DreSben 5 im
©efangoerein 9J?effiaS, unb im ©eminar eine neue grojje Gern;
tatt für SOidnnerftimmen con Ä. @. gering: „ber grü^
ItngStag." —
*** ^KenbelSfo^n'S „Paulus" fyat wteber neue ens
tbuftaftifc^e »ufnabme erfabren ; in ^re&burg ben -ihften
50cdrj in einer großen Aufführung beS berrigen Äirdjenmufi!;
»ereinS, unb in äöetmar ben löten April. 3n SBeimar bis
rigirte ber (Jomponift felbft. —
%* Auc^ in biefem 3al)re fanb in ^Petersburg ein
gldnjenbeS Goncert beS l)6d)ften Abels für einen milben B»cc!
' ftatt, baS über 2050 3ui)6rer befudjten. grau ®rdfin SRofft
unb £r. Oberft A. 8 wo ff feilten fic^ in bie ?)alme, xvk
bie SBldtter fc^reiben. —
*** Die SBu II \)at in ?)rag, allen 9?a4ridjten jufolge,
gurorc gemalt; je^t tft er in SQBarfc^au jugleicft mit ZfyaU
berg. —
%* Etiler'« Oratorium „bie 3erftörung SerufalemS"
fommt je^t in 9 rag jur Aufführung. Der G>omponift ^dlt
fidj jur 3eit nod) in 3talien auf. —
J5on b. neuen 3ettfdjr. f. Stuft! erfc^einen wöchentlich jwei Hummern ju einem falben SBogen. — ?)retS beS SanbeS oon
52 «Hummern mit muftfaltfdjen ©eilagen 2 £tylr. 2o9cgr„ obne muftfalifdje ^Beilagen 2 £tylr. 10 SRgr. — Abonnement nebinen
alle ?)oftdmter, SBuct-, SRuftf* unb iCunftljanbiungen an. —
((BcbmcCt Iti $r. Äürfmunn tn fcfipiig.)
tt e u e
3eite*l)rift für Jttttöik.
S3erantn>ortlid)er SRebacteur: Dr. SR, 3d)Utnann. SScrleger: 91« Briefe in £ctp$iß.
2?tcrjeljnter 93anb.
^34.
$en 26. 3Cpril 1841.
5?etrad}tungen übet Aritif unb Wlofcpbie frrr Jlunft (ftcrtfcpg.) — fcirtcr. — Bu$ £umhirg. - JBcrmifctjtcfi. -
(SS tft ntdjt immer nbti)i%, ba§ baS 3öa$re fidj verf&rpere: fdjon genu$, wenn es getfttg um$erf$webt unb Ueberein=
fttmmung bewirft; wenn es wie ©locfenton erft freunblicfy bur$ bte Ctifte wogt.
©btf?c.
^Betrachtungen über Ärttif unb $)fyilofopf)ie
ber Äunjl.
(Sortfe&ung.)
©S gab eine 3«t — fte ijl fdjon feit 3af)rtaufenben
f)ingefdjwunben — wo man ben Siebtet nur ben gört*
lidjen ©efjer nannte, bem alle tieffien ©etjeimnifTe beS
©6ttlid)en offenbar wären, ber feiig über ber SD?enfd>r)ett
fdjwebenb fte als 23erfol)ner ju bem *Parabtefe, baS fte
verloren, $urucf füfjre. S3ieUeid)t war baS bte 3eit furj
nad) bem *Parabiefe, am eine SReminifcenj barauS.
25enn fo m6d)te man ftd) ben Urfprung aller 9>oefte unb
5Utnft erfuhren, bajj fte S3eruf unb Arbeit allein bar)in
wenbeten, ben Sftenfdjen bie verlorene ßinfyeit ber 23er*
nunft unb 2Birflid)feit vorerft im Silbe barsuftellen.
(5igentlid) fangen bie Äünfte überall mit biefer Jiinblid)*
feit beS naiven jweifellofen ©eben« unb Empfangen« an.
Dies Sßerf)dltnif fdjeint fortjubauern bis auf ben l)euti*
gen Sag auf ber einfad)jten 3(nfangSfrufe, etm beS
ewig fd)lummernben SWorgenlanbeS, weldjeS ftd) an bie
©afcungen ber 83dter enger unb fflavifdjer anflammert,
als baS räfttg fliegenbe 2(benblanb. 2)arum eben aber
finb jene aud) in ber unentfalteten burdjauS unfreien
Äinblid)Mt geblieben. Sttit bem griechifdjen ©etfte tritt
bie greifet in bie 5D3elt ein, anfangs nur verneinenb,
als SBiberfprud) gegen baS ©egebene. Diefer 5üiber*
fprud) tft bie beginnenbe Äritif. GrS braucht nid)t ge*
fragt $u werben, wo bie Entwicklung beS SJetdje« ber
^d)6n()eit am rafdjejten unb f)errlid)ften vorgegangen fei,
da niemanb bie gebannte fd)lafenbe <2d)6nt)eit morgen«
linbifdier Ungeheuer ber freien herausgetretenen in ©rie*
d)enlanb vor$ief)en wirb. &cn in feuriger Bewegung,
jünbenber SReibung, reijenbem ©egenfafce erwachen bie
innerfien Äräfte beS SWenfdjengeijteS. ©riedjemanbS vcli-
enbete <?d)6nf)ett tft baS 3«ugnif , ba$ ber SRenfd) erft
burd) SBiberfprud? , Arbeit unb Semen bie $6l)en feines
SBefenS erreiche, w<$f)renb ber Orient, weit met)r begnügt
in jtummem ©ein ofyne 28 er ben, aud) eben nur bieS
Da fein of)ne 2iefe als $reiS feines SfebenS bavonge*
tragen. — 25od) ift baS eben Servierte wieber nur ber
Anfang, baS 5Berben ber in allen Ädmpfen ftd) etr
tyaltenben, erfyebenben, vollenbenben Vernunft. 93cn je=
bem einfachen Urttjeile ifl baS enblid)e 3tel bod) immer
bie S3}iffenfd)aft, baS freie ©rfennen um ber Crrfenntnij;
willen, wie eS aud) ewig ber 3(uSgangSpunct war. hier-
bei tritt aber ein f)iftortfd)eS Sebenfen entgegen. 2)ie
Äunflgefd)id)te fdjeint überall ba$ betrübenbe (5rgebni$
ju liefern, baß bie SBiffenfdjaft erfl nad) ber 83lutl)e
ober gar erft nadj bem 2Serwelfen beS urfprünglidjen 2e-
benS moglid) fei. 6S ifl wafyr, ber le^te Ston altgriedji»
fdjer ^)oefte war Idngft verfallt, et)e 2(rifloteleS bie erfle
^Doeti! fd)rieb, unb 5Kapl)ael war fafl ein falbes 3a()r=
ljunbert geflorben, ba Safari bie erfle Äunflgefd)id)te ab-
fafte. allein lebigiid) um biefer 9lad)folge willen,
(ber obenbrein anbere ßrfdjeinungen wieber entgegen fte*
t)en), eine 5Berbiid)tigung gegen bie *pi)i(ofopf)ie auSfpre«
d)en, tft eben fo ungerecht, wie bie f)6d)fl duperlid)e 23e*
bauptung von ber Äunft, fte trete nur beim Verfalle ber
(Staatm unb ©itten auf. ^)ier verldft uns bie ver =
foljnenbe ©ewalt ber ©efcf)id)te, fobalb wir fte geban*
fenloS dußerlid) faffen. 2(llerbingS mufi ber ©egens
ftanb beS 2)enfenS vorder burd)iebt fein, el)e er bem
reinen ©ebanfen entgegen reift; in il)m aber ifl er felbft
nid)t verloren, fonbern erwad)t eben ju neuem verfldrten
Seben, inbem er ber nur ftnnltdjen 9Wbe endogen unb
feine fyüllenbe Schale abgeflreift wirb; fo aud) ergebt
ftd) baS funftlerifdje geben jwar auf ben Drummern ei*
ner Ijerfommltdjen Sittlidjfeit, bod) nid)t ol)ne ein neues
136
©ebdube auf bec ©teile be« verbitterten ju grünben.
Snblid) wäre bie lefcte grage nod) immer nid)t banad),
ob e« einmal fo gewefen unb gefcbefyen, fonbern voat
bie 93ernunft ber ©adje wolle, unb fo wirb ftd> ber $)l)U
lofopf) aud) bei fdjlimmeren 3Jerbdd)tigungen mit bec
unabwet«lid)en 9iotbwenbigfeit beö ©eifle« ju trö|len
wiffen, weldje nidjt nad) Seifpielen fragt, fonbecn ftd)
eben über fte ju ergeben flrebt. #iec Ratten wir aber
ben 3wiefpalt jwifdjen Didjter unb Dcnfer nod) einmal,
unb jwar auf bie t)8d)jle ©pifee getrieben, fo baß er nun
ecfl unverf6l)nlid) fd)tene, wenn e$ von ber einen ©eite
fyeißt: wir entfagen bec ©rfdjeinung unb fümmern un«
md)t, ob eine Söelt bec ©d)6nl)eit ju ©runbe gebe uns
tec ben eifernen SBaffen be« ©ibanfen«: — unb bie
anbere erwibert: wie SJebenbe ftnb aber aud) nod) ba unD
laffen und nid)t wegratfonniren, unb begegnen ben tobten
eifernen ©äffen mit lebenbtgen von gleifd) unb Sein.
— 2Bal)rfd)ein(id) würbe bei folctjem Äampfe ber ©ieg
bem lebenbtgen gleifdje bleiben, wenn nidjt eben f>iec bie
SBiffenfdjaft ifyre Äraft $u verfobnen unb ju vermitteln
fiegreid) bewdbren fonme. 6« ifl it>c ndmlid) gar nid)t
um bie eigentümliche ßpiflenj be« Sinjelnen ju tl)un;
biefe berührt fte weber freunblid) nod) feinblid), i>6cf)flenö
nur, um ben flrengen ©ebanfengang verlafjenb, ftd) auf
mefjr poetifdje 5öeife in SSeifpielen $u ergeben unb
burd) fte bie Arbeit be« ©ebanfen« bem werbenben Dens
Ut ju erleichtern. 93ielmel)r flrebt bie SOBifJenfcbaft von
Anfang an bem allgemeinen $u 25a« ©efefe ber
6rfd)einungen ju begreifen unb alfo vorerfl bem roben
Äampfe bewußtlofer Urteile ein (Snbe $u madjen, ober
vielmehr fte jum wahren ftegfdl)igen Äampfe vorjuüben,
ifl iljre erfle $flid)t, von weldjer fte ftd) ju ber oberen
ergebt, bie ©tellung ber untergeorbneten Äunflgattung
ju oberen, jum Äunflganjen aa«$umitteln ; nod/ f)6ber
hinauf fleigenb weift fte bie Stellung ber einen Äunfl
ju ben übrigen, enblid) ber Äunfl überhaupt jum ge*
fammten ©eifle«leben nad}. ©od) ein fleiner vorläufiger
©ewinn! ben bie (Srjfeinbe be« ©ebanfen« bem *Pbilo*
foppen wof)l juweilen mit ber 33efd)rdnfung verg6nnen:
e« laufe am Snbe bod) auf ßtnbilbung f)inau«, ein
neue« #irngefpinfl über bie alten aufzubauen, ba ja bie
©efd)id)te ber $l)ilofopf)te fovtel ©pjleme al« einzelne
Denfer aufweife. Sie SBJiffenfdjaft antwortet auf biefe
grage mit ber ßrfabrung, baß alle« 9Jienfd)lid)e fubjee*
tiv*befd)rdnft fei, unb ber Sinjelne wof)l im ©tanbe, ben
richtigen 2Beg gu ffnben, aber eben fo febr bem menfd)*
liefen 3rren au«gefe|t, ben richtig gefunbenen fleüenweife
gu verfehlen. — Da« angegebene aber ifl bie <Sd)te
verf6f)nenbe Aufgabe ber 2Biffenfd)aft, bei ^)olemif
ftegbafte SBaffen in bie ^anb ju geben, um ben befon*
beren Äunfigefdjlecbtem tbre SSebeutung nac^juweifen,
if>ten 9?ang ju geben unb ibre 5Birffam!eit auf bat geü
jlige Sieben ber SBJlfer auftufpuren. Denn bem freien
©eifu ifl fein ©enu« fd)led)t *), fein« bevorrechtet, unb
jebe Äeftbettf tragt in ftd) ba« SJiotto be« granjofen:
„tout gonre est permis hors le genre eiinuycux. 4t —
Sie, bie freie SBJiffenfdjaft allein, auf ben fefien ©runb
liebevoller ©efd)id)t«anfdbauung begrunbet, ifl aud) fdt)ig
unb berechtigt , bie tiefjlen gragen wenigjlen« anndbernb
ju l8fen. SGäir fonnen beifpielöweife ein paar wichtige,
bie ©ittlid)fdt in il)rer 2Bed)felwirfung mit ber Äunfl
betreffenb, anfuhren. Die eine ifl jtne alte oben be-
rührte, warum bie Äunfl jebe«mal beim Verfalle ber
©taaten unb ©itten ibren ^obepunet erlange. SWan
fann, ba« gactum bejweifelnb, mit ber ©egenfrage ant^
Worten: welche ©ittlicnfeit gemeint fei? Unb e« wirb
ftd) jetgen, bafj in bie klagen ber ©cbriftfleller über Sit-
tenverfall oft ba« Sebauern ftd) einfd)leid)e, baß bie gute
alte 3ett unb bie einfad)e überlieferte ©itte oaf>in
fei — welche« anbre ©ut aber bafur gewonnen, eben fo
oft verfebwiegen werbe: namlid) bie freie, bewußte, über
aller Ueberlieferung felbflfldnbige ©ittlict)feit. 2Iuf ber
anberen ©eite ifl aud) gefd)id)tlid) wobt nachweisbar,
ba$ bie bunfeln geifl? unb funfllofen 3eiten niebt fitt=
lieber waren alö b;e fpdleren, nur rober unb bewußtlose
im ©uten wie im S5ofen. 2Tui) ben Umflanb wirb b;e
wiffenfd)aftlid)e 33etrad)tung ber ®efd)id)te nidjt außer
2fd)t laffen, baß in $t\Un l)6d)fler Äunfrblütbe, wie 5 85.
in tftben ju geriete« 3eit, wo ba« 33olf bict)tgebrdngt
in rajrlofer SSewegung einanber beruhete, eben fowobl bie
einzelnen ßreigniffe von guter unb bofer 2(rt, al« bie
gefdjriebenen S3erid)te bduftger geworbener ^ajriftjleüer
junebmen mußten. — 2(n biefe fd)ließt ftd) bie größere
grage an: xvit wirft bie Äunfl auf bie ©ittlicbfeit?
%at (Te ©ewalt, ben <Sd)toad)m ju frdftigen, erbebt fte
ibre S5efenner wirflid) über bie ©emeinbeit, f6rbert fte
überbaupt ftttlid)e ober t) 6 d) fl menfd)lid)e 3"><cfe? ®e*
fd)id)te unb SBiffenfc^aft tybtn biefe grage auf, inbem
fte ba$ SBefen ber Äunfl vielmebr al« 3iel unb 3wecf
für ftd), nid)t al« SWittel ju irgenb einem außerbalb lie*
genben 3wecfe erweifen. Da^ bie Äunfl al« felbjlfldns
bige unb felbflberedjtigte geiflige 5D?ad)t nid)t einer ans
bem $u bienen t>abe, ifl feit ber neueflen Äunflperiobe
fo jiemlid) unbeflritten anerfannt. Diefer ©afe f)at ben
Sinn, baß fte ibrem SQJefen nac^ nirgenb verpfliebtet
werben fänne, weber ftttlidje nod) politifd)e 3tvecfe ju
f6rbern, tai pe vielmehr felbfl ein fittlid)e« ßrgeb*
n t ß fei. Die 5Baf)r()eit be« ©a|e« belegt bie ©efcbidjte.
2(lle ^6()enpuncte ber Äunfl, wir m6gen bie 83eifpiele
nun au« ber *))lajlif, SWaleret, SMufif ober ^)oefte b«r*
nehmen, treten jebe«mal erfl bann ein, wenn ba« S3olf«*
leben einen gewiffen ftttlidjen ®el)alt vorder burd)lebt
\)aty toat e« gewonnen, bie 23lüt^e feine« Sefcen«, ben
*) &. W. „SEanjmuftf, Variationen : ©tftflrdus
*er" zt. »gl. 91. üXuf. 3ett. S5t>. 13 e. 120.
13?
JUrn feinet ftttlicben Saaten, überhaupt ben trafen ©es
balt feiner getfltgen Srwevbniffe legt c« in bm S&erfen
freier f*6ner Äunfl für bie 2(nfd)auung niebet, um e«
fo gleicbfam ber ganzen üJtenfd)beit als bauernbe« ©es
fdjenf auö bem fifllidjflen ©toffe, ben ber ©eifl gewebt,
bar$ubieten. ©o t)at griebrid) ber ©rojje, obwohl <Jufj« s
lid) geinb unb 93er<Sd)ter ber werbenben beutfdjen 9>oefte,
ü)r unbewujjt bennod) ben S3oben bereitet, inbem feine
Staaten bem SBotfe ©elbtfgefübl unb einen ©ebalt gaben,
ber fid) faum ein SÄenfdjenalter nad> feinem Antritte
$ur ebelflen Äunftblütbe entfaltete. 2>ie .Runjl ifl 3eug«
«ig be« ftttlidjcn SöolfSgeijle«, nid)t bienenbe« g6r*
bernifi. ©o trtoiat biefe SBabrbeit ber gegenwärtigen
wif"fenfd)aftlid)en 2Tcfir>etif feinen mag, fo ifl fte bennod)
immer wertfc fyunbert unb taufenb mal auf allen ©äffen
laut geprebigt ju »erben, fo lange ein 2(merifaner j. 83.
ftd) erbreiflet ju behaupten, bie SWuftf erfd)laffe ben
SÄenfdjen unb werbe aud) üornebmlid) bei fned)tifd)en
S36lfern in obren gebalten. 2)er ©ute weif nid)t« t>on
grieDrid) bem ©rofjen, bem ()eroifd>en glötiflen, Don
Boui« gerbinanb, bem muftfalifdien 2ld)tUe« Don 2fefd>p-
lu« unb ©opbocle«, bie bat ©djwert in ber einen, bie
Si?ra in ber anbern #anb gelten. Sr bilbet ftd) t>er*
mut^ltd) ein, bajj feine ©trumpfwirfer unb STOefferfabrts
fanten mebr tb<5tigen $atrioti«mu« jeigen werben, wenn
9loti) an ben 9Kann gebt, al« bie Millionen beutfdjer
Äned)te(l), welche it>r 83aterlanb ftngenb fcertfyeibigen,
in ber £anb bie 5Baffe, im SOTunbe ba« 9?f)einlieb. (5«
fame auf ben 83erfud) an, ob Yankee doodle ober
beutfdjcr ©efang beffer t)or ben feinblid)en Äanonen au«s
Darren werben. 83ieüeid)t meint er aud), bafj ©trumpfe
wirfen unb ftd) ben ©aef füllen eine männlichere , mu*
tbig^re 23efd)äftigung fei, al« biefe fned)tifd)e Arbeit im
2)ien|le eine« beeren ©eijle«. Sie 3Btffenfd)aft fann
ftd) be« üerbriefjlicben ©efdjdfte« lebig erad)ten, folcbe
SWeinungen ju wtberlegen. 2)ie ©efd)id)te jeugt, bajj
ba« fflat)ifd)e STOorgenlanb, wie in allen übrigen @eifle«s
entwicfelungen gebemmt, fo aud) in jeglidjer Jtunfl, in
S3ilb, 2on unb ©ort unenblid) jurücf geblieben ifl bin«
ter ©riedjenlanb , ber ©eburt«fldtte be« freien ©eifle«.
©oldje amerifanifd)e JKeifereßerionen ftnb übrigen« webet
©efd)td)te nod) SBiffenfdjaft, fonbern muffige SKeinung«*
fpiele, reit bat 3ean 9>aurfd)e, bafj freibeitliebenbe S36U
(er reintid) feien unb umgefefyrt, wobei tym ber S5ritte,
aber freilid) nid)t ber Surfe einfiel.
9iirgenb alfo fann bie wabrtyafte <$flf)etifd)e Ärttif
barauf au«gef)en wollen, bie Äunfl etwa al« f)ülf«be*
bürftige nur in ©djufe ju nehmen ober i(>r ben Slang
einer jweefmdgigen Wienerin an^uweifen; bagegen ben
wahren 3»)ed berfelben, ben bie Äunfi in ftd) felbfl trdgt,
Su entbüüen unb jum SSewuftfein ju bringen, % mi(h^
©eite be« ©einleben« unb auf welche SQBeife fte fte
offenbare, ba« ijl ber SD3iffenfd>aft ebelfler Seruf. £ier
entfieht bie grage, ob ju fo(d)er grofen unb fd)wierigen
Aufgabe benn aud) bie 2Üiffenfd)aft fttyig fei unb weU
djer SKittel fte ftd) baju bebienen finne, eigentltd) bie
uralte Streitfrage, Don 9ieuem.
(?fottfepun8 folat.)
£ t e ^ t t.
©. SE&afberg: ©ed)ö beutfe^e ?ieber rr.it untere
gelegtem ttal. Scrte m. 83egl. beä ^>fte. 8te5 £eft.
Op. 30. — SBien, SKe^etti. — 1 gl. 30 3Er.
6.3». —
©Aon ein blo* püd)tiger Slicf auf bie ©ingflimme
j. 85. be« erfien biefer Siebet, würbe ben Componitfen t>er=
ratzen. 9lid)t burch ben JReidjtfcum an d)arafterifiifd)en
im ©ebddjtniffe leid)t b^ftenben melobifdien SJJenbungen,
fonbern eben burd) ben 9Wangel baran. dt ifl eine mu=
ftfalifebe ©eclamation , an ftd) fdjarf unb treffenb unb
burd) J^armoniefübrung unb SSeglettungSform unterflü^t,
ergingt, gehoben, unb in fofern fte ben Situationen unb
©ebanfen M ktxtti treu unb anfcfcmiegenb folgt, ijl
fte aud) djarafteriflifd) ju nennen, ©ie ifl aber eben nur
eine wortgetreue Ueberfefcung ber £epte in« SRuftfalifche,
bie ol)ne ba« Original eine eigne SSebeutung nid)t b at -
Oft wobl fefet fte ju felbflflAnbigem ©cbwunge an, febrt
aber balb in bie gewobnten g^ffeln jurücf, unb feiten
bei)Alt burd) ein ganjeä Sieb biefe« freiere 5Balten ber
fdjaffenben tyfyantafit bie £)berl)anb. 9)?el)r al« in irgenb
eimm ber Sbalberg'fcljen ©efangl)efte fcfceint un$ in ben
Siebern be« Dorliegenben biefe glücflidjere ©timmung t)or-
juberrfdjen. 3}orjug«weife nennen wir in biefer JBejie*
bung ba« |weite (Soor meiner SDBiege), ba« britte (25er
ginbling) unb ba« fünfte (SBanberer* 2iebe«fd)merj),
wenn auc^ t)Uz unb ba ber rubige ©enuf burd) gu
fünfllid) t)erbre*felte ^armoniewenbungen, wie im „ginb*
ling" bei ben SBorten: greunbe b^b' id) feine, bau*
nur auf ©Ott — unb burd) bie 3lrt, wie auf ©. 10
bie SRücffeljr nad) ber #aupttonart bewerf flelligt ifl, et^
wa« t)erfümmert wirb. Sie tyarmonifdje 2lu«flattung
ber Sieber fleljt ben frühem be< ßomponiften cn Politur,
wäl)lerifd)em ©efct)macfe, an ber noblen Üoumüre nic^t
nacb. 3Die ganje gactuc ifl wol)l ()ier unb bort etwa«
üetfünflelt, aber nie trivial ober t>ernad)l<Sfftgt. — S5ei
Siebern aber, bie wie biefe ben ©ebid)ten fo ganj ©ein
unb SBefen unb jeben ©djatten t)on SSebeutung »etban»
fen, fdüt ba« gdnglid)e JBerfdjweigen be« 2)id)ter« bop*
pelt auf. —
X ug. Atel: ©er fromme 9?itter, äöaDabe für
eine ©ingfl. jü$. 4. — Hannover, 5?agel. —
10 8©r. -
138
2tua.Äiel: 25er 3igeunerfnabe im Sorben. ®ebtd)t
*. ©etbel. jDp. 5 - Gbenbaf. — 12 g@r. —
einzelne tfnfldnge erinnern im „frommen SRitter"
an grang Sdjubert, im „3ig«unerfnaben" an Spobr,
unb ein paarmal red)t nacbbtücflid), g. 58. im frommen
JRitter ©.'7, an ben ©rlfönig. 3m ©angen ifl bie
Tfuffaffitng ber 2>rte, tt?a« ba« treffen be« richtigen
©runbton« ber Stimmung anlangt, gu loben, bod) ifl
beim ßigeunerfnaben bie breite ballabenmäfiige gorm gu
tabeln. £)e« fogenannten 2>urcbcomponiren« ungeachtet,
bdtte bod) in ber SSebanblung bat (Slement be« 2ieber*
artigen mebr fe|lgebalten werben muffen. 3" ber STOo*
ttoenerfünbung gelingt bem 6omponi(len mancher glutflidje
5Burf, unb er probucirt offenbar leidjt. Sie tecbnifdje
S3ebanblunq, bie Arbeit ifl ungleid), bilettantif*. Sieben
manchem SSefferen fföft man auf Plattheiten, wie S. 4
unb 9 im 3igeunerfnaben. Am Anfange M Unteren i(l
offenbar bec 2ert corrumpirt: „gern im Siib be« fd)6*
nen Spanien! Spanien ijl mein $eimatblanb.'' —
SBie t)dngt ba« gufammen? — ß. 2orcng.
SCuS Hamburg.
[£a« bcüorftcfjenbc grofe SRuflffefl.]
Unfere ©egenb nimmt für biefen Sommer, wann
Sölumen bufteu unb 9?acf)tiaaüen flöten, in mujifaltfd)er
^inficbt einen ungewöhnlichen unb bebeutenben 'Auf*
fd>wung. Hamburg begebt nid)t allein jur britten 5Bie*
berfebr ba« groge norbbeutfdje STOufif fefi in feinen «Mauern,
fonbern aud) bai benachbarte Tlltona intenbtrt ein grofc
artige« Siebet* unb ©efang«feft, wogu ber £err Dr.
Scbubart in 2((tona bereit« in einer bonetten unb be*
geifterten sproclamation bie Sewobncr t>on ^annoüer,
£ölflein unb 9Secflenburg, fowie befonber« bie giebertafeln
von Hamburg unb 2ubed eingelaben unb aufgeforbert
l>at. So ftrebt in unferer 3«t Me« nad) ^Bereinigung
unb Korporationen, nad) SBaffen, welche ber Sdnber burd)*
giebenbe unb befrdnjenbe muftfalifd)« 2>ionpfo« an feine
gerfen ^eftet. .
gur Hamburg fdmnen bie muftffeflltcben Snflttutio*
nen, fo *M ba\?on offenfunbig wirb, je&t gefc&loffm unb
im ©angen wie im eingelnen au«gebilbet unb t>cllenbet
ju fein, grub« «>« bie * -f* on mit bem £ a "P tunui ff«
öer gaU, jefet ifl aud) bie Berufung ber ÄünfllerinbwU
tmalitdten beflimmt worben. 2Mefe JRubinen au« ber
äünftlerwelt foüen SBteurtemp« unb Seruai« fein.
— 2)a« breitdgige gefl übrigen« beginnt am 2iflen unb
enbigt am 23jlen 3um. Die erfte JMrectlon, unb gwar
be« Stteffta« in ber großen 2Wid)aeli« *Ätrd)e bat gr.
Sdjneiber in 2)effau erbalten unb angenommen; bie
gweite verwaltet Äreb« mit bem Seetbotjen'fcben
^raebtwerf, ber neunten Spmpbonie mit Chören; bie
britte begebt ©runb, wieberum mit geifllid)er SRuftt
— So Diel im ©angen. 3fl e« aber nid)t auffaüenb,
ba$ b*« 3« «nein beutfdjen SD?u|tffe|le gwei belgt*
febe Äünjller gerufen werben, gumal ba S3ieurtemp*
bier fd)on gweimal gefpielt bat unb obne befonberen (Sr*
folg? 9Bü(Ten wir in unferer aerfebrten Semutb benn
immer um bie ©unfl unb Äunfl be« 2Cu«lanbe« bublen?
£at 2)eutfd)lanb, ba« in jeber »egiebung Derflanb* unb
gemiitbreiebe Seutfdjlanb, m überall boeb bie $)alme
be« SBerbienfie« trug, für £ambutg feine wertbtJOllen
unb gldngenben Birtuofen? 3* *«m e« nid)t Reifen,
biefer 2act ifl nid)t fein. 9Wag man fonfl bie Sugen^
ben unb Ärdfte be« 2fu«lanbe« gur, wenn e« nitbig ifl,
billigen 9iad)eiferung bewunbern, nur !>ier muß ber Deuts
febe gum Deutfcben reben b. b- muffeiren. ©ie flreng
wadjte ©riedjenlanb bei 3ulaffung gu feinen olpmpifd)en
Spielen über ©eburt, 9lationalitdt unb Baterlanb! —
Gb*ift etn -
«Oermifdbte«*
*** ©en 9)ret« ber beften Duoerture, ben ber SBuftE;
oerein in ßopenbagen im »ortgen 3ab« auggefebneben,
erhielt nad) tfusfprud) bet $$. ©apeUm. «ßpobr unb ttetflißei
ber eteoe ber tönigl. GapeUe 9libe®abe. —
** SBetttna foll je^t aueb i^re (Sompofittonen $erau*s
aeben woUen> ba ffe feine Stoten ju ^reiben öerpebt, muf e*
ein «Wuftfer, bem fte bie Sföelobieen oortingt. ^amentltc^
©oet^e'fcbe State bat fie compontrt. —
*** Setpjia b. 23flen. ©a« flefhnge (Soncert für
bie 2Crmen im ©aale be« ©ewanb^aufe« würbe namwitu*
bureb swet neue eompofirionen t>on 3«liu« &**$ m ©ujTeu
boef xnterefTant: eine Dut?errure %\x ,^«ro unb Ceanber", unb
emtn „altbeutfeben edjlacbtßefang" für unifonen ebor mit Cr.-
cbefter, beibe noc^ ÜJJanufeript; bie Ducerture tft bebeutenb,
in einem bö*fl ebeln ßbarafter getrieben , überhaupt eine
früber aebörte beffelben ßompontflen in jebem »«ra*t über«
»ieacnb , namentlid) au* »o« ba« Kolorit ber Snteimenta.
tioii T anlangt. 3m „edjladjtaefang", fj«8?*w^*f;
ooü er ifl, bat ber Compontft, wie un« fdjemt, tm Streben
na« einet fdjöncn Jtunflform ben redjten SBtrfung«punct »er*
fehlt. 25ieUeicbt baf fty ba« Stücf ju no« mebr concenm«
Uer Jtroft bur* eine fleine 2tenberung umwanbeln Wft.
iuferbem traten im Goncert gri. 8*loMut tn «net Wos
man« au« Zt\l oon SRoffmi unb jwet Siebem oon fi. eaju:
bect unb SR. ©«umann, unb £r. ?)oblanb, oormaatge«
«Kttglieb ber £re«bner GaptUt in einer ^antafie »on CrnJ
unb einem SRonbo oon Ciptnßft, beibe mit fecifaO. ^Den Gttluf
ma^te SBeet^oüen'ö 6^oU=©^mpbonte. — 13 -
o2 «ummern mtt mmuamqra ^ y a o(t Amte ^ gu^, m^u unb ÄunWanbtungcn an. -
— "" " '.«cfrurft bei St. Äüiimiin in 8ei»(ii3-)
tt e u e
^eitöcljrift für Ütttöik.
SBerantroortlicljer JRebacteur: Dr. SW. 2d)imtattn. SSerleger: SS» 5***f* *» *kiM*Ä«
SSierje^ntcr 93anb.
Jtf 35.
£>en 30. April 1841.
SSctradjtimgen über Ätitif unb ^tiefer tue ber Jtunfl (ftcrtfe&g.). - )fu$ SrcSbtn. - JCfrmifariS. -
SBte ber (Sdjetbefünfrfer, fo ftnbet aud) ber 9tyitofopf) nur burd) Xuftöfung bie 93erbinbung unb nur burch bie SDtar*
ter ber JCunjl ba« SQ&eif" ber freiwilligen deatur.
©dritter.
^Betrachtungen über Äritif unb ftyilofopfyie
ber Äunfi.
(ftortfe&ung.)
(56 ifl bie beitte unferer anfänglich ungeteilten
gragen: „leiflet bie Äritif, roaä fte will? unb wie fann
fte e« leiten?" — 2>enn auf ba« 5üie wirb e« n>or;l
f)auptf&d>lid> ankommen, ba bie einfache 83ejat)ung unb
Verneinung t)6d)jien$ gefdjichtlidje« Sntereffe fjaben Wnnte.
— v£tcr muffen wir juerft wieber ber £Recenfenten
erwähnen, bei benen ba« 5Bie unb ba« 3Ba« am hau*
ftgfien in 3weife( gebogen wirb. (5« wirb ein bejtehenbe«
Äunflroerf gelobt cbec getabelt aus ©rünben unb 23or*
auöfefcungen, bie ber fdjaffenbe* Äunftfer nid)t anerfennt.
Sßieber ber alte unauf (6«lid)e 2Biberfpruch ! Denn weber
bie ©d)önr)cit ber 9J?elobie, nod) ber unwerfelle dfttyetU
fdje ©efjalt eine« Sonfiütf« lägt fid) matbematifd) be*
monflriren ; e« bleibt immer ein ?e fcte« jurücf , ein Uner*
reizbare« , UnergreijTidje« , ein luftige« Söefen, ba« ber
treffenben #anb entfliegt, ein göttlich ©efyeimnifi, ba«
nur bem ©lauben jugänglid) ift. 6« wäre eben fo uns
möglid), bie Linien ju erweifen, welche bie ^)t)ibianifd)e
unb 9tapf)aelifd)e Schönheit toerflärter 9Jtenfchenge|talten
umjirfen, um eben biefen göttlichen $aud) in ben tobten
Stein J)ineinju$aubern , al« bie Gomplerion ber 2öne
aritfymetifd) eonflruiren, welche itrta einem SWojart'fcfyen
£iebe«gefang ben mdfjrc^enljaft herrlichen 2>uft geliehen
fyaben, ober bie ^eilige SEiefe be« enblo« queüenben @e*
banfenmeere« in 33ad)'« £)rgelpf)antafteen numerifd) ju
enträtseln. 5Ba« bleibt alfo lern SRecenfenten übrig?
5Kid)t« al« bie et)rlid)!eit ; entweber rein fubjeetto
nad) befiem Vergeben unb ©ewifTen feine eignen 6r*
lebniffe, fein inbwibueüe« ©efitfjl über ba« Äunftwerf ju
äufern, ober im völligen ©egenfatse t)ier$u auf« Sbjec*
titjfle nur ben 2f)ariylianb im Äbriffe ju berieten. JBeibe
2Crten ftnb nad) SBerfydltmjj richtig. £)ie erjte 2frt giebt
ba« Äunjlwer! neben bem Äunftwerf, bie reine tyrifdje
9?eprobuction be« ©egebenen in einer anberen 2lu«brucf«*
weife; fo bie wunberbaren ßrgüffe ^effmann'fcfyer über*
fdjwdnglidjer ^fyantafte, wie bie über £)on Suan unb
35eetf)0&en. Um betgleichen mit ©lud $u vollführen,
muß man freitief? einen tüchtigen gonb, ein ebenbürtige«
2)id)tergefuf)l mitbringen unb bie ©ewalt be« SBorte«
eben fo fer>r cultimrt Ijaben, wie ba« poetifdje SJetfldnbs
nif burd) grünblic^e« ©rieben unb SWitleben muß geffs
d)ert fein. 6ine aufrichtige ©elbftprüfung wirb allein
ben SWaafjlab biefe« fubjectit>en 5üetfal)ren« unb feine
ffiered^ttgung abgeben f innen j auch fdjeint e« mel)r feine
©teile $u hjaben bei ber S3eurtf)eilung l)iflonfcr)er # bem
allgemeinen 83ewuftfein jugänglidjer älterer Äunfiwerfe,
welche iljren fubjeetwen ©erlauf feben jurücfgelegt Ijaben,
al« bei ber ßinfubrung neuer. — 2)iefe forbern eljer
bie anbere 2frt ber ^Betrachtung , bie objeetw^referirenbe,
weil e« bei ifyrer S5eurtl)eilung eigen« auf Jtenntnifgebung
unb Verbreitung unter Unbekannten abgefeiert i(l. ©oU
che objectit>e ^Betrachtung wirb torjuglidb auf formelle
2(eufjerlid)feiten if>r 2(ugenmer! richten, 3. 33. Sinfubrung
neuer jlunjtmittel, S3enu|ung ber t?orljanbenen — ba-
gegen weniger in bem ibealen gelbe ber tieferen Grregefe
verweilen. 25eibe Zxttn aber, bie vorwaltenb fubjeetive
unb objeetive, finnen burdjau« ber Qt)xi\d)U\t nieftt ent*
bergen. ©old)e gorberung i(l felbfiverjliSnblid) unb wäre
bafyer gctnjltch überflüfpg für unferen 3md, wenn nicr)t
bie böfe ßrfabrung lehrte, ba§ man mit bem Vertrauen
auf feiner *£ut fein muffe in einer Seit, wo fogar eins
mal bie grage aufgeworfen iji: ijT« beffer et)rlid) unb
bumm, ober flug unb unehrlich? SSeibe Arten
aber geigen per; ferner al« befdjranfte unb einfeirige,
140
meldje auf ein Jg)6t>ereö Anbeuten, ba« übet jener fd)tt)ü»
len, immer prefdren Subjectmttdt unb ber falten ftd)
felbfl entfrembeten Dbjectmitdt al« mabre« 3ie( t)inau«
unb twerfl noch jenfeit« ju liegen fdjetnt.
Diefe« J>6f>ere 3iel $u fudjen, ifi jundcbfl ba« 2ebr*
buü) bejlimmt. 2(ud) biefe pflegen $mar meiflembeil«
«inen ber angegebenen 3Bege ju betreten (bod) fdjon mit
einiger Umfebrung be« SBerbdltniffe« ) , tnbem fie ftd)
tl)eil« objectit) ben fcorbanbenen Äunflroerfen anfd)ließen,
um au« ibnen bie Jtunfltbeorie abflrabirenb abzuleiten,
tbeil« fubjectto au« eigner Quelle fcbopfen, um ben 3ün*
ger burd) JRegelgebung auf ben 2Beg ju bringen, ber ju
freier Selb|lfd)6pfung führe. 2(ud) f)icc ifl einjugefleben,
baß beibe s iBege ©ute« mirfen f6nnen unb geroirft b^
ben, bod) immer nur im ©injelneni unter gegebenen
93ert)dltntffen unb günjligen 23orau«fe6ungen. Sie ob*
jecttoe Hxt ifl bie jefct faft »errufene ber franjSftfdjen
2feflf)etifer, meldje ftcb einfdltigltd) mit ihrem tfriftotele«
unb Öuinttlian unb #ora$ begnügten unb ben jatjrtau-
fenbalten Unratf) unermübet breit traten; ba« JKefultat
mar natürlid) ber Unratb ber franjoftfcben ^erucfens unb
3Draf)tpuppenpoeffe — unb bod) barf man nid)t werfen«
nen , baß biefe 2lpotbeferbüd)fen ba« Damals fümmerlidje
Äunflleben menigflen« fünjlltd) fo lange confertntten, bt«
bie neue SKorgenrStbe be« geifligen geben« t)on £)flen
au« biefe meflltdjen SRebel jerflreute, unb jene fünjlltche
Äunfllebre einem anberen ?id)te meidjen mußte. Diefer
SBetfe fd)loffen fieb Diele dltere Schulen be« ©eneralbaffe«
unb Drgelpuncte« an, namentlich SBarpurg unb ilU
bred)t«berger, ber mit feiner einfdltigen Darflellung burd)*
mi« ber altfran$6f!fd)en Xuffaffitng angef)6rt. — Sttit
bem Umflurje alle« 33eflebenben, roeldjer am Grnbe be«
3abrl)unbert« nid)t allein bie politifdjen Äronen serbrad),
fam bie fogenannte ©enteperiobe, in meldjer e« für eine
6t)re galt, ber überlieferten Äunflregeln überhoben $u
fd)einen. Sie ©rißten Ijaben bie« mit $Jlaa$ unb
SJemußtfein, nid)t au« leerem 5Biberfprud) getban, man*
che« geringere Salent, bai fonfl f)ittt nüfelicb mitten
femnen, ifl über biefem ©emirre jebem erfolgreichen Stre-
ben entzogen morben. 2(1« bie SBelt ftd) mieber einrieb*
tete, war man juerfl bedacht, fein Snnere«, ßigene« unb
Selb|lfldnbige« IjerjufleUen , ma« eben in ber 3«it ber
9lamenfreil)eit fafl verloren mar. Der Gbarafter biefe«
Zeitraum« mar bie fubjeettoe Sentimentalst, melcbe ftd)
fomobl in ben Äunftroerfen al« ben theoretischen 93erfu*
d)en au« ben 2(nfang«jabren unfere« Satyrbunbert« funb
gtebt. Da forfi)te man nad) bem ©ute, ba« bie diu
Solution entriffen, ftatt, wie fie Derfprad), gegeben fyattt:
nad) ber ©elbjlfldnbigfeit be« Semuftfein« , ber Sered)^
tigung be« ©ubjeete«, ber mabren greift. Die 2fnts
»ort, meiere jene fragen bamal« erbielten, liefen großen«
tbeil« auf ba« fubjectiDe ©rgebnijj binau«, baf man
pfoc^ologtfdje ^Betrachtungen über ben Sinbrucf unb %u$>
bruef eine« Äunftmerfe« anjledte unb an ben Äünftler
bie gorberung richtete, ftd) moglid)fl in biefen Sbeengang
hineinzuarbeiten, ober mte #cffmann e« au«brücft, ben
Äünpler intfdnbigfi bat: „fei boc^ gefdlligfl ein ©eniei"
— Diefe 2fnftd)t fprad) boc^ wenigfien« eine gorberung
au«, bie an greibeit erinnerte, mar aber felbfl nidjt frei,
meil fie ftd) in jufdlligen Sinbrürfen eigner ober frember
Äunflmerle herumtrieb. @igentlid)e SBuftftbeorieen au«
jenem 3eitraume ftnb mir ntd)t befannt; ber ©eifl jener
3eft aber fpiegelt ftd) in ber fietpjiger muftralifdjen 3^
tung t)on 1800—1818 in ben gtodjlil'fd^rt Jluffdfeen.
©in 2ebrbud), ba« btefe SSefdjrdnftljeit eben fo feljr mie
bie ©infeitigfett ber bloß objeettoen ober paffen Setyr*
büdjer üermiebe, ba« im Sinne ber neueflen 3«it bie
SÄuft! au« bem ©eifte bebucirte unb nur auf biefem
©runbe ein b6bere« ©ebdube aufzuführen magte, ba« bie
einfeitige #albmat)rl)cit ber dlteren Äunftle^re überfd)ritte
unb alfo ber mabren 5Biffenfd)aft gujirebte, inbem e«
jene befdjrdnften Stanbpuncte gmar biftorifd) in ftd) auf*
ndbme, aber bod) eben fo fet>c bejmdnge unb bem mabr=
baften fd)6pferifd)en unb empfangenben Äunjtgeifle bienfr-
bar mad)te: ein fold)e« 2er>rbud) fonnte jene 3<it ni^) 1
hervorbringen; e« mar ber ndcbjlfolgenben miffenfcbaftli«
eben aufbebalten, in beren Anfange mir un« befinben.
9?ur ber tiefflen grünblid))len SSilbung, meld)e jene @e*
genfdfee in ftcb erlebt unb übermunben unb ba$u m bem
ftdftigen Sehen ber ©egenmart lebenbig £betl genommen
bat, i|i ein fold)e« SBerf ju leijlen miglid), mie SRarp'en«
6ompofttion«lel)re. 3nm 2ohe biefe« eblen Denfmal«
ber magren 5Biffenfd)aft etma« tjin^ujufügen , ifl über*
flüfftge SWübe; bemerfen«mertb aber ifl ber Umflanb,
ba§ eben unfere Äunft, bie SKuftf, t)on allen $um erflen*
male bie große Aufgabe gel6fl bat, ein mürbige« 2er;r-
bud) ju Stanbe ju bringen. Ober mdre ein dbnlidje«,
an innerem ©ehalte unb dufierer 2Tnerfennung \>ergleid)s
bare« für irgenb eine anbere Äun(l fdjon erfdjienen?
2fber eben in biefem ß^rbuebe i(l Dor 2fllem ftcbtbar,
baß aud) ba« ßebrhud) nid)t ba« Sefcte erreicht, ma« bie
5\5iffenfd)aft fud)t, baß e« immer über ftd) tjinaud beu*
tet unb felbfl au« einer höheren Quelle fließt, mie benn
aud) bei ÜRarr unjmeifelhaft hervortritt, baß er von ber
neueflen ^>t>tlofopr>ie nicht blo« obenhin berührt ifl. Ob
er au«brücflid) bei biefen Stubien gemeilt, ober nicht, ifl
hierbei gleichgültig — aber ber allgemeine ßinfluß biefer
neuen 3«itmad)t auf ibn ifl nicht ju tjerfennen. Stur
mer fein fubjeetme« egoiflifte« SSelteben eben fo fehr
abgeth'an, mie bie fromme (Sinfalt rücfftd)t«lofer ^»nge*
bung an ein unerfannte« Rohere«, ifl in biefer 3*it mür«
big unb fdbig, über bie rj6d)fr*rn Sntereffen be« ©eifle«
eine Stimme abzugeben. 9Jur auf biefem 3Bege i(l e«
m6glid), bie geifltgen gdhig^eiten ber Sdjüler organifd)
um^ubilben unb ibnen bie freie ©emanbtheit ber ©lieber
$u geben, melche ju jeber Äunfifdjöpfung fcefdl)igt unb
141
für bie fcocbfren unerldfilid) ifl. 2fud) füf)lt man überall
in jenem S3ud)e bie hinterhältige 5(e|^eti£ burd) bie ©pal*
ten fdjimmern unb glüfcenbe ©trafen eine« gr6fjeren
2id)te« bie bürren gldct>en be« fdjolafltfdjen 2(cfer« über*
leuchten, graben wie nun im Sinjelnen nad) bet 3Beife,
wie bie 5Bif[enfd)aft e« erreiche ober aud) nur behaupte
gu erretten, irad fie ffd) t»orfe^t, fo ifl bie volljtdnbige
Antwort feine anbere, als bte 3umutbung an bie gras
genben, ffd> felbfi in jene« ©cbladjtfelb ber ©innlichfett
bineinjujlür$en : bie SBJtffenf^aft felbfi ifl bte
2öeife, unb einzelne Stücfchen barau« finb nid)t« al«
amputirte Qefttr)nofe gtngerfpifeen ber göttlichen #anb,
welche fiegenb burd) 3üal)n unD Srrthum leitet, feinen
2(brijj alfo ju geben wirb eben fo unmöglich fein, wie bie
3umutbung an ben Sefer anmafSlid) wdre, nun ofjne
SBeitere« in jene 3 r *:gdnge ju folgen, au« benen fo 2J?an-
eher mit wüflem Üopfe unb jerfrücftem #er$en jurücf*
fef>rt. 2(ud) ftnb wir von ber Anmaßung fern, bie 5Bif-
fenfdjaft für überall fertig ju etfldren, ober ihr tttva
gar bie gahigfeir, in alle Siefen felbfi ol)ne erfahrene«
SBiffen einjubringen, unbeflritten jujuerfennen; benn aud)
fie, wie bie Äunft unb alle« SWenfchliche unb ©eiflige
überhaupt, i|l infofern bem Srren au«gefe&t, al« fie im*
nur in bem unreinen ©efdfje menfd)lid)er Sebürftigfeit
$u Sage kommen muf. Se«halb mag e« aud) tyier ge*
nügen, un« ber s UBahrheit vorläufig 5U ndfyern, inbem
wir bie #auptpuncte ber SBirf famfeit bec 2(eflbetif
hiflorifd) anbeuten, unb bamit einige ihrer wichtigflen
Saaten beifpiel«weife t>or 2(ugen fiellen; au« ihnen
tritt un« il)re 2f b f i d> t entgegen, unb e« wirb bann
nid)t fd)Wierig mehr fein, aud) it>re g dl) ig feit ju ber
2frbeit, bie fie ffd) vorgefe|t, nad)$uweifen.
(ftortfepung folgt-)
[Naumann'« 3ubelfeier.l
Naumann'« 3ubelfeier ju S3lafewt&, am
17. 3(pril 1841, fam Sre«ben am felben Sage unb
alfo [ü»st lestum ecfl ju Obren, worau« beffen (eiber
hid)fl fparfame Sbeilnabme baran fid) leicht erfldrt; bie
geier war aber eben barum beflo r;erjltd)-r;eimlid)er, beflo
natürlid)-ungejwungener unb bemnad) orbnung«volJer. 3d)
felbfi l)atte jwar befd)loffen, in bie aügerüfymte bracht
unfere« neuen Sweater« mich beute jur „Dper aller
£)pern" einjubrdngen, gab fie aber auf, fobalb ba« Sage«
blatt mir bie Erfüllung meine« — aud) mefjrfad) 6f*
fentlid) au«gefprochenen SBunfdje« einer ©deularfeier von
Naumann'« ®eburt«tage bradjte. @o wanberte
id) benn nad) 33lafewifc tynaui, bai ber SOBelt teiber
mehr burd) feine ©uflel, al« burd) ben £)berpriefler ber
feufdjeflen 2Kufe intereffant geworben ifl. (Sine traurige
©tille auf bem 5Bege, unb nid)t Diel mefjr Seben im
Sorfdjen! Un Naumann*« @tammr;du«d)en bin*
gen ©uirlanben, Ärdnje, unb au« Smmortellen gewun*
ben ber Sag ber ©eburt, fein SBejT&tbum hingegen, ba«
fogenannte $a(ai«, faf) wie an jebem anbern Sage
au«, unb ber SSefi&er wußte t>ielleid)t nod) nid)t« t)on
ber geier. 2(uf bem 2)orfpla|e Ijdmmerte nod) ein SWau«
rer am ©runbjleine jum Senfmal, unb maß ben SRaum
ab für ba« 3'mnti\td)tn , ba« auf er mehreren Schriften
(worunter ein Sbeil be« £$riefwed)fel« in ber SRaumann^
fd)en gamilie) aud) bie neuen 2anbe«münjen aufnehmen
follte. Sa« Senfmat felbfi aber wirb bem Sorfdjen,
weldje« jum Unterrichte bi«b« «n Socat nur mieten
fonnte, ein ©c^ulgebdube fein, W05U be« Sweater«
SSBit*(5rbauer, q>rof. ©emper, ben ^)lan entworfen;
e« erhalt got^ifc^en ©tpl, gute JRdumlidjfeit, eine 3" 5
fdjrift unb allerlei Smbleme ju Naumann'« 2(nbenfen,
aud) ben tarnen bec 9iaumann«fliftung. 3n bie
barin ju fammelnbe fleine Sorfbibliotrjef foüen alle ge*
bruefte 9?ad)rid)ten über ben ÜJfeijler fommen, unb an
jebem 17. 2(pril wirb man ein ©d)ülerfefl mit einer
©ebdd)tnif rebe , mit 9)r<Smiem>ertf)eilung , 2fu«jug auf
9lallmann , « 9Balbl)üget u. f. w. feiern. SReidjen bie
gonD« nod) weiter, fo wirb in Naumann« 23aterl)du«j
d)en eine 2(nflalt für bie Pflege t>on 2frmen, Äranfen
unb 2eid?en errid)tet. greilic^ beruht ber gan^e <pian
jur Seit nur auf ben ju erwartenben ©elbbeitrdgen ;
bod) fiebert iljn feljr fefl ba« grofje GapelUßoncert,
weldje« ber Ä6nig, beffen ©rogmutl) aud) gerbet wie*
ber bie @f)re ©einer Gapelle fo erfreutid) überwacht, bes
cretirt unb babei jur S3ebingung bie Aufführung \>on
nur 9iaumann'fd)en SKeifhrwerfen gemacht ^at.
©0 vereinigte ffd) bie ©djulbegrünbung mit 9tau*
mann'« ©dcularfefle ju einer boppelt erfreulichen unb ans
fprecr;enben geier, beren finnig 3 einfache 2fnorbnung nur
2ob t>erbient. @ie oertbeilte ftd), au« ber 4ten in bie
6fle ©tunbe wdb»nb, auf 3 *Punete. SWan hatte ben
eleganten unb burd) feine (felbfi am 9?beine nicht über«
troffene) ©tromanfid)t berühmten ©alon be« ©d)enfs
garten« fefllich gefd)mücft, u. a. mit Naumann'« treffe
lid)em Portrait. Unter biefem faf hinter einem Sifd)*
d)en ber 8ocaU-©d)ulinfpector M. geonbarbi, Siafon
ber Areujfird)e; red)t« unb linf« &ertr)eilten ffd) bie ©ings
d)4re ber Äreujfcr;ule unb vom £)rpr)*u«!>eceine,
beffen jeiflungen freilid) ©enügfamfeit verlangen. Sie
©dbuljugenb, 30 ©dnger unb ©dngerinnen flarf, befefete
bie vorberen ©iferei^n; Naumann'« 9lad)fommens
f d> af t au^ greiberg vermittelte bie Sorf.-SBorfleber unb
©ewerfe mit ben anfebnlidjeren ©dflen au« Sre«ben
unb Sofdjwifc; ben übrigen JRaum füllte brdngenb bie
©emeinbe, fo mit er fie ju faffen vermochte. 9lad)
Naumann"« STOotette: „2obe ben #errn, meine ©eele"
erjd^lte ber ©eifllid)e au^ SfÄeißner'« S3iograpl)ie — für
142
£ierndd)fi Miefen bie SÖiuftfer £dnbeTS *) fcerrltdje
SMelctie
rpi*_
unb bie Äreu$fd)üler fanden, mit unterbelegtem Serte,
einen Zf)tii bed unübertrefflichen ©ctylufgefange* au«
Sfiaumann'* pilgern. (S* folgte ber ©djlujjver«
„tob, et)t' unb $rei$ fei Sott", ein fülle* ©ebet, unb
fomit bet ©d)luf bet geier; man jerffreute unb fam*
melte ftd) roiebec ju gefeUiger S""be im großen eleganten
©ajtyofe mit feinem fo ein$ig*gelegenen ©arten.
{eqiüi folgt.)
bat Äunbigen freilid) mit langweiliger 2fu$bef)nung —
be$ großen Stteifterd geringe #erfunft unb SBtlbungäge;
gefd)id)te. ÄUe$ breite ftd) um ben ©afc, tute 9t. ein
verbienter Parvenü geroefen; alle 22urbigung aber feiner
muft!alifd)en SBerbienfle unb 3Berfe, bavon vieUeicfct bec
JRebner ntd)t$ verfielen mag, fehlte, — unb bie von
ibm in Srucf su ertvartenbe SSiograpbie Naumann'«
müfjte mtnbejien* von tiefer Siebe tjimmeltveit verfdjieben
fein , wenn fte aud) nur mittelmäßig ausfallen folite.
S3effer waren bann bie ©tanbreben be$ ©pred)er$. f Waty
bem nun nod) bie Äreujfdjuler 9taumann'ö fct)6ne 2lrie
,,Unerforfd)lid) fei mir immer" vorgetragen , verlief man
ben©alon, unbba$ßommunalgarben*9ttufifeorp$
blies im ©arten eine vortreffliche unb meine« 5SJiffen$
für bie SWaurerloge von Naumann gefegte SWelobie. 9iun
orbnete ftd) ber 3ug §ur ©d)ul(idtte: SOTuftf, ©*uU
jugenb, £orfvorjteberfd)aft, 9taumann'$ dlteffrr unb jung*
jter @obn — S5eibe l)od)verbiente sprofefforen an ber
geadjtetften SSergafabemie Europa« , unb inSbefonbere
Äarl im 83eft&e eine* tveltfunbigen 9iamen* als ©eo=
gn0 (i _ i n beren ÜRttte Naumann'* gnf el, ein lieber
Änabe *), ber vom ©tabtgerid)t beputtrte tfetuar 2*ater,
bie @ingd)8re, unb roer nod) fonjl ftd) anfdjlog. Unter
Qberalgefang auf ber ©ritte angefommen, jiimmte baS
Suttt ein befonberS (jebod) rveber von ©d)iüer'$, nod)
von Älopjlocf S (Seifte) gebidjteteS Zitb an, unb al* nad)
ber SBeibrebe bie ©runbfteinlegung felb(t erfolgte, bon*
nerten bie am Strome aufgepflanzten Sttirfer, unb gaben
einem au* tfegppten rueffebrenben 3uge von ©tordjen
für @d)recfen eine verdnberte 9vid)tung, fo bajj fie nun
fenfredjt über bie einfüge Statte von Naumann'* SBiege
l)in ir)ren rubig * majefldttfdjen glug nahmen. SBürbe
wobt tiefer ominofe SSorfaU vom gried)ifd)en 2tttertbume
unbemerft geblieben fein? unb foüte er md)t, gleid) ben
äranidjen beS SbpfuS, feinen @d)iUer ftnben? £od) tvir
leben ja leiber in ber falten 3*it be$ SOTaterialiSmuS !
— 9lad) ©ebet unb ©egen ging ber 3«9 weiter $u 9*au*
mann'* ©eburtSjldtte. £ier fang ber DrpbeuSverein be*
©emetbeten SKotette: „bie ©nabe be* £errn tvdbtet
enugltd)", bie ©emeinbe 2 S3erfe vom b«tfommlid)en Siebe
„9hm banfet aüe ©Ott'', unb nad) ber ©tanbrebe bie
©ebuljugenb einen von ?eonf)arbt jun. gebidneten unb
nad) meinet SBermutt)ung vom ©djulmeijler gefegten ©e-
fang („etflinge, £ieb, jur fd)6nen SBetfte"), n>elcr,er freU
Xify nur burd) ben guten 5öiüen anfpred)en fonnte.
! *) ©c fagte mir etnft ber JDtrector. ©te fönnte aber au*
•) SDie tarnen ber gamilie seilten inbeffen im *««fe M ! f^T^ZTulun ^^ST^^^
W icummern mu muiuaum^ ^ yoftd mter, SBufr, gRujtfc unb ^unftDanblungen an. -
93ermif^te^
*** 8?om JRbein wirb b. 8Seb. je|t ba« gebvudte ^ro*
gramm beö ndc^ften aro§en TOufitf c fl c ö geffycrr. »m
iften Sage, b. 20. $fla\, Duvert. $ur Sp^flenta m Äuli« von
®lutf, „©avtb" o. JClein; am 2ten Cuv, v. (5. Äreu«
fcer, bem beurigen Dirigenten be* gefte«, 4te ^ft. - ®^. e , s
r üb int, 9te @t)mpt)onte v. Seetbouen. — ©te SÄufif«
btreetorfielle in Äadjen i)at ber gefdjäfcte ©ompontft SBett
in ^)rag erhalten ; bo* t)at ft* berfelbe eine 5)robesett vorbei
galten. — 3n JC6ln gab t>ai Quartett b. %<$. ^artmann,
©erfum, SBebec unb Sreuer ein (Soncert &um Seften beö iDom^
baue«, baS gut auöftel. — . . .
*** Die junge b&*|r au«gejei*nete eiamerfptelenn 6o«
pbie ©obrer (at in ber legten Seit mit großem ©etfaU tr
SDiündjen (Joncerte gegeben. — Dag Die »Uli in J>tag
nnrElt* *»ölf <5oncerte gegeben, betätigt ft* auen ^a^
ridjten nufolae. — Den 15ten Äprü gab Slbalberg fem
i|U6 (Soncert in SBiem — SBtlb, ber meiere Monate auf
bem tfönigltdbter Stjeater in SBerlin gafrirt bat, gab ora
27ften alö leftte ©aflroüe ben (Slea^ar in ber Subm. — Die
Ungber tvtrb no^ geivif im 3uni na* Dreöben fem»
*** Die beutfdpe Dp er in Bonbon befefttgt fid) irnmets
mebr in ber ©unft be« englif^en publicum«, wo&u namentlt*
1 a u b i g l ' i treffliche Ceifhmgen beitragen, eie bat ubrt#
aenö aud) fran&örtfdje Dpern gegeben, bo* o^ne Entlang. T
** ©lucf '« ©eburtötag, b. 25ffe SKdrs, »urbe tn feu
net Oeburtöftabt ^ceuflabt (in ber Oberpfalj) tn btefem
Sabre burd) eine feftltd)e SKuftfauffübrung begangen , bte eine
grofe SSolNmenge berbeigejogen batte. -
* * Da« ©efangfeft be« norbbeutfeben Siebertafelvets
ein§ wirb in biefem 3ab« in ?)nrmont geb alten unb brei
Zaat, vom 5ten bi« TtenSuni, bauern. — * u * ba L2 f e y
beiberger geft foU in biefem Sab« »ieber auf ber ©djlof*
ruine gefeiert »erben. —
}uv ntutn %tittc\)tift für Jttuftk.
HptiU
M 4.
1841.
Vimt Jttu*ikalwt
bei
FRIEDRICH KISTNER in LEIPZIG.
Thl.gGr.
Adhemar, Ab. d% L'eacla?e chrc?-
tien. Romance pour Voix de Baise . . — 4
■ , Lc Torreador. Romance pour
Voix de Basse — 4
David, JF M Op. 12. Concertino pour
Basson ou Alto avec Orchestre. B.a 1 16
, le raeme ayec Pianoforte . a — 16
Hiller, Ferd«, Op. 24. Die Zerstö-
rung Jeruaalema. Grosses Oratorium nach
der heiligen Schrift Ton Dr. S t e i n h e i m.
Ciavierauszug Tom Componiaten. (Herrn
F. Mendelssohn -Bartholdy gew.) . geh. 5 20
, Die einzelnen Choratimmen hier-
zu (Jede einzelne Stimme 16 gGr.) . . 2 16
, Impromptu pour Piano. E. . . — 8
Ll&zt, Fr. f Op. 4. Allegro di Bravoura
p. Piano. (Nouvelle Edition.) Ei. . — 16
Lnbin, Jbeon de Saint, Op. 42.
Hommage aux Artist es. Sil granda Capri-
ce8 pour Violon — 20
Luft, H., Premiet Concertino brillant
p. Hautboia avec Orchestre. B. . . . 2 —
, le meine av. Quatour . • . . 1 —
, le meine av. Piano 1 —
ff endelMohn - Barth oldy, Fe-
lix, Op. 60. 6 Lieder für 4 Minner-
atimmen. (Den beiden Liedertafeln in
Leipzig gew.) Partitur u. Stimmen 2 —
, Ersatz für Unbestand, Gedicht
für 4 Männerstimmen („Lieblich mundet
der Becher Wein u ). Partitur u. Stimmen — 12
Onslow, ©., Op. 61. Vingt-cinquieme
Quintetto pour Violon 2 8
, Guise oder Die Stande Ton Blois.
Ciavierauszug für Pfte. zu4 Händen S12
Reiniger, F. A., Op.42. Fünf Ge-
dichte von Caroline Caspari für eine tiefe
Stimme mit Pfte. (Der Dichterin gew.)
ISte Liedersammlung — 10
RletZ, J«, Op. 7. Concert- Ouvertüre.
Für grosses Orchester für das Nie-
derrhehmehe Musikfest componirt . . 2 12
Thl. gGr.
RietZ, J«, Dieselbe Ouvertüre für Pfte.
zu 4 Händen eingerichtet vom Compo-
nisten — 20
Rondonnean, Blise, ^Coulez mes
joura". Romanze avec Piano — 4
, „Mes amoura de toujours u . Ro-
mance avec Piano — 4
, „Mon etoile d'amour". Romance
avec Piano — 4
, Friere dea Pecheura mvec Piano — 4
Schümann, Hob,, Op. 11. Piaao-
forte- Sonate. (Neue Ausgabe.) Fism. . 1 10
, Op. 25. Myrthen. Liederkreia
von Goethe, Rückert, Byron, Th. Moore,
Heine» Burns u. J. Mosen, für Gesang mit
Pfte. Heft 1-4 a — 16
In der C. F. Müller sehen Hofbochhandlung in
Carlaruhe ist so eben erschienen und durch alle Buch-
handlungen zu erhalten:
Zeitschrift
für
Deutschlands Musik -Vereine
und
Dilettanten.
Unter Mitwirkung
von
Kunstgelehrten, Künstlern und Dilettanten
herausgegeben
von
Dr. JP. S. Gassner,
Grofth, Bad. Uofmufikdirector.
Erster Band. Erstes Heft.
gr. 8. elegant gab. *8 kr.
® e f tt ^
<5in SBioloncellift, »eldjer bereit« in meßten Ifftnu
liefen Goncerten mit allgemeinen SSeifaU fpielte mft ba*
!>er ber üRuftfroelt nidjt unbefannt ijt, »unfd)t jut Hut*
bilbung feine« fernem Stubium« eine Änffeilung alt
Drdjeffrrmitglieb bd einer Gapellt ober ^oftljeater.
SWfjere Zuitunft borftber trirb £ert 33ud)bÄnbler JKob.
S riefe in Jeipjig auf franfirte anfragen geben.
Bei Joh. Möjgtmumm in *rmg kt io eben er-
fchienen:
Itapitzky, J ., Georginea-Walzer. 64i Werk,
Für Pianoforte 45 Kr.
Zu 4 Händen ... 1 Fl. 15 Kr.
, Immergrün-Galopp. 65s Werk.
Für Pianoforte 30 Kr.
Zu 4 Händen 45 —
Für Piano und Violine ... 30 —
Für Piano und Flöte ... 80 —
Für Guitarre 15 —
Für Flöte 15 —
Für Orchester . . . 2 Fl. 15 —
, Quadrille« francaiges (Original-Motive.)
08a Werk.
Für Pianoforte 20 Kr.
Zu 4 Händen . - ... SB Kr.
, Le Bai k V i«le de Sophie. Collectiou de
Quadrillea arr. d* apre« dea Melodie« dea Opera«
favorit, p. 1. Pianoforte.
Nr. 1 — 3. Lucretia Borgia h . . . 30 ¥t-
— 4 Nachtlager in Granada ... 30 Kr.
, Le« fleur« de la france« Collection des
meilleur« dansea francaise« p. 1. Pfte.
Nr. 1. Tolbecque. Les Corniques Quadrille.
30 Kr.
Nr. 2. Simonienne 15 Kr.
Posriimonrny , M. , 8 Rondeaux agreable«
aur des Valse« favorite« de J. Labitzky p. Pfte.
& 4main«. Oeu. 0.
Nr. 1. Brandhofen -Walzer .... 1 Fl.
— 2. Walzer au« der Feenwalt . . 1 Fl.
Verkauf.
Gfoe du*fle|ffd>nete (Sremottefer 25tos
litte tum SImatt t>vm 3<il>r 1063, »elAe
emfl t>on ben berühmten Üonfünfllern Sollt unb 3* 3
mellt gefptett »orben unb gegenwärtig au* bem über
70 3af>rr (angin SefTfce eine« otynlingfl im Xu*lanbe
oerfiorbenen SBictuofen an beffen ßrben gefommen iff,
bat in -beten Auftrag ber Unterzeichnete jum SJecfauf
übernommen. —
JReele ÄauflujHge finnen bemnad) biefe* tooüfommen
roofjl erhaltene flangrefdje 3nfirument bei t()m in 2fugen*
ftfeebi nehmen, probiren unb ben uberau* billig geseilten
Jtari^rei* erfahren,
tefptig, im TCpril 1M1.
8fr* Ätfhtet.
Nächstem erscheint ia meinem Verlage:
Felix Mendelggohii-Bartholdy Sech«
Lieder ohne Worte für da« Pianoforte. Vier-
te« Heft.
Bonn d. 10. April 18». JF. Simrock
Bei JT. &<mrocJt in Bonn erscheint:
Felix Mendelssohn-Bartholdy Drei
geistliche Lieder für Mezzo-Sopran und Chor mit
Begleitung der Orgel. Prei« S Frc«. 50 Ct.
Die einzelnen Chorstimmen Sopran, Alt, Tenor und
Bas« Frei« 2 Frc«. 67 Ct.
Bonn am 14. April 1841.
Anzeige.
3Die eeften betten 3af)rgdnge meiner Opern 95t ^
bliotbtt in gefdjetebenen Äccangement« fuc ©tteia>
unb £armomemuftf (jaben fo Diel Seifaü gefunben , baf
td) gefonnen bin, aud) einen beitten Sa^gang na$
becfelben <5incid>tung, wie ber jnwite, folgen $u laffen,
Diejenigen #ecren 9Wuftfbicecforen , »eld)e mit bte*
fem Unternehmen nod) unbefannt ftnb, unb nod) al*
Abonnenten einzutreten rounfdjen, biene jur 9iad)rid)t,
baf td) monatlid) jwei S54fee, unb gwac einen becfelben
fuc 9 bii 18fiimmige ©tceidjmufit unb einen für
10 bi* 20ttimmige #acmontemufff (6«*2Jluftf),
be(ref>enb au« £)ut>ectucen, Xrien, ßt)6ren, ginali'S, föaU
let«, ^otpoucci'* :c Derfenbe unb jroar fo, bag jeber
Abonnent biefelben 6 Sage jum Xbfdjreiben bebalten
tonn. Die getygebu&ren für jeben <5afe betragen 6 g@r.
unb erfyilt baf)*t jebec 2f)eilnel)mer (auf welche 3ett ba«
Abonnement gefleüt ifl) 24 bec neueften $iecen §um
Abtreiben fuc ben ?>rei« t>on 6 Xt)lv* 2eif>debüt>cen,
bie id> mic in 3 Katen a 2 SEfjtr. , nad) Uebecfenbung
bec 8ten, löten unb 24flen Plummer erbitte. SBiecteU
jÄbrlid) wcfenbe ia) einige SEdnje, al6 unentgeltliche Bei-
lage.
Entferntere Hnnen correcte 3fbfd)ciften eigentbümlid)
a ©a| 1 2t)(c. bued) bie S5ud)l)anblung von Stöbert
geiefe l)tec obec bicect t>on mic btfitbm, fowie id> mid)
aud) ju Ueberfenbung t>on 3nr)QU«t>ei^etc^niffen ber bei*
ben erflen S^ljcgänge }uc Äu^wabl untec ben baetn tnU
tjaltenen ^)iecen erbiete.
Änmelbungen erbitte ic^ mic portofrei bit jum 15ten
2Rai b. 3-
Jeipjig ben 22. 3prÜ 1841.
(Euflat) Runte,
«Kitglieb beS ©tabtmun^ort,
SBarfu^müble.
|^r* Sämmtlicke hier angezeigte Musikalien sind dm oh Robert Fr *se in Leipzig zu beziehen.
(©ffcr«<ff r* ^r. aCdmnnn in fnpj\ij )
tt e u t
^eitsrljrift für Jttmrik,
»erantwortlidjer JRebacteur: Dr. SÄ* <3$inttaniu SJerlcger: SÄ* Briefe in £efp)ift»
SBierje^nter 33anb.
^ 36.
2)en 3. SKai 1841.
iBctratbtimgen über JCrttif unb >pt)ilofopt)ic ber Äunfl (ftortfe&g.). - hiebet. - *u 6 Srclbtn (gtyuE).-
SBetfe ber (SinbilbungSfraft fjaben ba3 ©igentfjümlidje, baf fic feinen mufften ®enu§ &utaffen, fonbern ben ®cift be«
SSefdjauer« jur ^dtigfeit retten. £>a« jtuntrrcetf fü^ct auf bie JCunfl jurüct, ja, e« bringt erfl bieÄunft in un« fceruor.
editier.
^Betrachtungen über Äritif unb 5>f)tlofopl)te
ber Äunfl.
<$ortfe&ung.)
Die einfache unb befanntejte 3Beife, ftd> ba« ®e*
febift ber 2£eftf>etif tjorjufielien , ifl Die, ffe für ein 9t e*
gulatit) ju galten, weld)e« entweber nad) 2frt eine«
Vebrbudje« bet werbenben JRunfi 3Beg unb ©teg geigte,
ober mefyr in negatto * recenfirenber SBeife, ber ftnfenben
Äunft aufhülfe unb fte in tyren SBerirrungen burd) 33e*
trad)tung be« Uebel« §ured)twiefe. Unb wirflid) tjaben
bie meiften Äunfllebren r>or ©cbelling fein anbere« $\tl
gehabt: fo t)aben Satteur unb ©djlegel nad) 2(rijlotele«,
2efftng über Äriftotele« tymui auf ihre 3*it getüirft.
Dem Umgenannten gr6f ten Xefibetifer be« vorigen 3af)rs
bunbert« fdjreibt man aud) ba« Söerbienfi $u, ben 33o*
ben für bte nad) ifym erblübenbe beutfd)e ^oefte gereinigt
gu baben, welcher nod) t>on ben jerfdjlagenen ©djilbem,
SBaffen unb ©ebeinen be« ©ottfd)eb;83obmerfd)en StreU
te« bergend) erfüllt lag. Daf an ein eigentliche« 2( u fs
belfen inbef nid)t ju benfen, geigt bie näcbfie golgegeit
nach Sefftng, mttyi nod) bie SBirfung ber älteren fran$6*
ftfdjen 3E$corieen, weldje feinen Äünftler betfcotgejaubert
baben, fo locfenb aud) bie Einleitung flang, ftd) um it>re
*Palme ju bewerben. Dem ÄünfUer fagt e« bie innere
(Srfabrung, baf er ba« 33efle, bie berbe angeborne ftnn*
liebe Äraft ber ©efialtuna, al« g6ttlid)e« ©nabengefdjent
anzubringen muffe, unb baf ber SJtangel berfelben burd)
fein ©ebet ber 5öeifen ju befdjwiren fei.
Salb mufte bie Ueberjeugung erwadjen, baf e« um
jene tedjnifdje 2(brid)tung jur ©enialität ber 3Siffenfebaft
gar nidjt ju tbun fei 5 baß tt)r $md fowofyl al« tl>re
bittet wn ben älteren ttjeoretifdjen gelten burdjau« t>er*
fdjieben unb ein gemeinfame« SBirfen nur inbireet ftatt*
ftnbe. ©« aeigte ftd), baf ber ©eijl für ftd) ba« föt*
bfirfnif ^abe, ju benfen, unb biefe innerjle 83efriebigung
feiner Statur burd>fe^e , unbefömmert um bie ßrgebniffe,
forglo« gegen bat bluljenbe 2eben ber ©egenroart, gleidjs
gütig gegen bie (innlid)e Srijtenj, bie auf biefem SBege
üielmef)r erjl jerflirt unb bann t)on 9teuem erobert b. f).
begriffen »erben follte. 3n biefer SBeife ifl bie eiferne
2ogif be« grofen Denfer« gefaft, in ber, wie er felbfl
fagt, bie 5Belt gu ©runbe get)t, um bem ©ebanfen neu*
erbaut triebet ju erflehen. Demnad) rodre, wenn bie
9Biffenfd)aft babei flehen geblieben, nur ba« £)rgan be«
Denfer« berjuflellen, oljne ben pofitmen 3nt)<tlt beffet
ben ber 3ud)t be« ©ebanfen« ju unterwerfen, (tcfjerlicf)
ber 33rud) jwifdjen ben rjerfc^iebenen ©ei(re«gebieten un*
tyiibax geworben, ©obalb bie äBifienfdjaft aber an biefe
| fdjwierigfie Aufgabe ging, aucr) bie einzelnen ©ebtete
; ber Sbee be« JRec^te«, ber {Religion, ber Äunjl burd)§u*
I arbeiten, unb fte aud) nur anndb'rnb $ u l6fen t>erfucf)te,
ba begann ba« ©efammtleben be« bcutfdjen ©eifle« bm
neuen ©djwung ju nehmen, ber unfere ©egenwart be*
feelt unb bie 2J?6glid)feit be« einfügen grieben« jeigt.
©ollen wir t>ier ba« ßrgebnif jene« ungeheuren ©pflem«,
wie e« ftcb in SSejiebung auf bie Äunft betau«gejleUt
t)at f in miglid)fter Äftrje jufammen foffen, fo ifl e« gu«
erfl bie Gonfiruetion be« ©anjen, Allgemeinen unb Se?
fonberea au« ber einen 3bee, welche ftd> auf notywen*
bige SBeife entwirf elt. 6« wirb ber Joe griff bet@d()6n»
f)eit überhaupt gefud)t unb feine ©lieberung bargefieUt,
nad)gewiefen au« bem SSebfirfniffe be« torfleüenben ©eu
fte«, bie innerlid) fdjlafenben 3been in finnlidjer ©eflalt
t)or Äugen ju fletten. Da« 2Bie giebt bie \>ernunfs
ttge ^Betrachtung ber ©efd)icfete, welche erfl auf
biefem neugeftinbenen ffiege miglicr) wirb. Die jefti
144
1 1 cf> e ßntwicfelung jene« ©d)6nhett«begriffe« geigt,
wie bie fortfdjceltenbe 5Wenfd)t)eit immec ^6f>ete 3&een
mit gefleigerttn ÜRittfin barfietten Urnte, wie bie 3nter«
effen mannigfaltiger unb bamit bte Äunfl toielgeflaltiger
warb, wie jene aügemeinflen bumpfen unb bunflen 2tn*
fange gu immer greifTid>eren SSeflimmungen ftct> au«btU
beten; nad) einem beliebten SSilbe, wie guerfl bec Sempel
gebaut, bann bte belebenbe ©ottergeflalt hineingcftellt
wirb, um welche fid> enblid) bie lebenbige ©emeinbe fammelt.
liefen 6ntwicfelung«gang weifl bte benfenbe ^Betrachtung
aucf) an ben einzelnen Äünflen nad). gür unfere ilunft
hat ber große Denfec nod) ein tüchtige« gelb bec Arbeit
^intertaffen , ein Scbtheil für bie gel^egeit, woüon bec
eble SBecfaffec bec 6ompofttion«lehre fd)on ein Sbeil burd)*
acfert, gum fuberflen SSeteg, baß bie SRuftf bec wiffen*
fd)aftlid)en SSehanbtung fähig unb bebürftig fei, unb feU
ne«weg« fo gebanfenarm, wie bec ^)t)i(ofopt) f in menfd)*
lid)ec 33efd)rcinfthett irrenb, wohl einmal behauptet hat.
SStc erfahren in jenem f6flltd)en Sehrbuche, wie SOTelobie
unb Harmonie au« einer Slueüe fließen, wie ffe einan*
bec wecbfelfeitig focbecn unb erzeugen, wie ba« Söefen
be« deuten Äunflwerfe« auf einfache« gunbament gebaut,
unb fo begrünbet unehlicher SKannidjfaltigfeit eben bued)
jene @infad)r>eit fdl)tg werbe. 9liemanb al« biefec Sehrer
Wieb un« aud) eine wücbtge ©efdjidjte ber 9Rufif ge*
ben !6nnen. 3n biefec burd) ben ©ebanfen gereinigten
(5cjdl)lung be« ©efchehenen roirb ftd) ba« eben behauptete
eeweifen: wie bie Äunjl üom einfachen Seginne bi« gu
bec ungeheuren SSielfeitigfeit unferec 3ett ftd) bod) immer
gleich bleibe al« bie Darflelferin bec geheimflen, jebem
anbecen Drgan ungugänglichen ©efürjle; tt)U in allen
il)cen goemen becfelbe ©etfl bec tiefflen 3nneclid)feit
walte, unb biefe goemen felbfl nicht« anber« ftnb, al«
bie Tizmt, mit welchen bec Äunflgetfl fein große« SBerf
vollbringt; wie bie untecfdjiebenen gefd)id)tlid)en ©eflaU
tungen notbwenbige goctfdjcitte wacen au« bec finblicben
Unbefangenheit in bie mdnnltdje greiheit ber Äunfl.
Solche ©efd)id)t«auffaffung ifl bie !)6d?fle Aufgabe ber
$Biffenfd)aft, unb gugleid) bie *Probe, an bec ffe il)ce
SBaMett betätigt.
Diefec wahren Äunflgefd)id)te Wieb e« siel wenigec
auf bie ^Betrachtung bec einzelnen ^erfSnltchfett obec be*
fonberec ßceignijfe au« bem l)ijtocifcr)en Seben ber äunft
anfommen, obwohl fte ihrer al« gunbament eben fo we*
nig entbehren fann, wie bie ceine 3Siffenfd)aft be« pofts
ttoen Äunflwerf« al« ©runblage bec ©peculation. 3n
lefetecec SSegiehuncj i|l febon toiel geleitet, bod) leibec nuc
gu oft mit befdjrdnften Sinne; benn einec guten SOTo*
nogcaphte muß man tbm fo gut bie untoecfelle Silbung
anfeljen fJnnen, wie bem Dollfldnbigen ©p(ieme bec SDBif»
fmfdjaft. SDSic ecinnecn gueeft an bie S5iogcapf)ieen.
2(ud) biefe l)aben it)cen einfeitigen fubjeetwen obec objec^
tiuen 3öeg burcf)gemac^t mit t>crfd)iebenem, guweilen nad)
8$erl)Ältnifj günjltgcm Srfolge. 6in beutltd)e« JBetfpiel
biefe« ©egenfa^e« liegt in bec 83iogcapl)ie SBeettjo^en«
üonßc^inblec, Decglidjen mit ben altmobigen S5 a er/«
üon gocfel, 9Jlo jart'd im Sdjlidjtegcoirfdjen
9te!colog, ooe Äugen. 6« wieb an blefem 83ecgleid)e
offenbac, baß (caeteris paribus) bei gleid^ befdjcdnftec
2(n(td)t bie platt objeetwe Darftellung immec bie geißece
3ar;l Anfänger eewerben wirb unb im 2)urd)fd)nitt ben
©ieg batjontedigt. Senn Witycenb ©djinblec'« SacjieU
lung bued) bie bruefenbe 2ltmofpbdre fubjeetioec ^olemif
geteübt, ja l)iec unb ba gu fleinlidjen 2(nftd)ten l)erabges
flimmt auftritt, geben jene treuherzigen ßicecont bec ein=
fdltigen objectiüen 2Beife wenigflen« ein dußeclid) geteeue«,
wenn aud) im 3nner(len unt>ecfranbene« 95ilb bec unjec*
(tirlidjen ©r6ße, bie fie mit linblid)ec Siebe epifc^ ge*
fdjilbert. Sei @d)inbler ifl burd)weg bec geceijte Jon
bec (Smpfmblidjfeit, oft bie eigne ^)erfon fiatt ber be« ge*
feierten gelben; bte ©eftc^t«puncte gang dußerlid) au«
jufÄUtgen 8eben«ereigniffen, bem 2fufentl)alte in SBien,
ben Sludlereien be« bofen SSruber«, ben ^Betrügereien
rufftfdjer 2lrifrofraten hergenommen unb gum Ueberfluß
im in^ange rein t>on ftd) felbfl ergdljlt, toa^ JÖ«etr)ot>en
gar nid)t« angetjt. Da« objeetwe greiflidje 85ilb be« ti-
tanifdjen gelben wie er leibte unb lebte, würbe einem
gdnglid) üerfdjwinben ohne bie eingeln eingeflreuten 3uge,
bte leiber aud) nur in picanter 2Cnefbotenmanier auftres
ten, bod) immec ba^ SBecbienft tyaben, ipsissima verba
be« großen STOanne« gu geben: benn biefe tragen ba«
©eprdge innerer SBaljrbaftigfett an ftd), ba fte am mei-
flen objeetit) gehalten ftnb, unb bilben barum ben bam
fen«wertheflen SEl)eil jener S3iograpl)ie.
(6*lu^ folgt.)
Siebet.
gr. 6urfd)mann: 6 ©efdnge m. S3gl. be« $ftc
Op. 20. — 33reSlau, Q. ßrang. — 20 9 @r. —
Am frifcheflen in ßrftnbung unb 2(uffaffung, fowie
am fertigten unb abgerunbeteflen im gormellen ifl ba^
Duett au« $erber'« Gib gu nennen, ©ehr gefd)icft ifl
ba« $auptmotto ber beiben ©tngflimmen in ber Segleu
tung benufet, um bem ©angen Jpalt unb 3ufammenhang
unb bem ©efange Staum gu freierer Declamation gu ge*
ben. Ueberhaupt ftnb Begleitung unb ©efang, ol)ne ben
lederen gu feffeln, gu einem bid)ten bod) flaren, georb*
neten ©efptnfl üerwoben. Säbeln Idßt ftd) mit 9ted)t
ba« gu lange Verweilen in einer mit bec fyerrfdjenben
wenig befreunbeten Sonart unb beren 23erwanbten, nad)
welchem tlt ^Rucffehr in bte $auprtonart fo furg Dorm
©djluffe fafl nur wie eine neue 2(u«weid)ung erfcheint.
145
Gin einfad) anfprud)lof<« Sieb ab« mit leicbter geübter
$anb intereffant Ijergenc^tet, ift „bie fd)6ne STOaria" von
#offmann v. gaüer«leben. Änfprucbvoller tritt bie ernfle
(finfad)beit im „SRorgengebet" von Sicbenborff auf, ba«
ju minber glüdlicber <£tunbe erfunben, ober nid)t :n U=
len ^uneten ganj gereift gu fein fdjeint. (Sin ©ebid)t
von Jp. t). gaiier«leben, ba« Äinberlieb von 9tütfert unb
ein SWorgenlieb für brei Soprane ftnb weniger Ijeroor*
flecbenb originell / al« einfd)meid)elnb burd) freunblicbe
3nnigfeit.
§. #• SErubn: ber äigeunerfnabe im Korben. —
Der #tbalgo. — ßp. 33. — Stalin, ©ebleftn--
ger. — 16 g®r. —
Steber au* Spanien nennen ftd) bie beiben ©ebidjte
(von ©eibel), »eil fte auf fpanifdje 5Bolf«$uflänbe ftd>
flü&en, benn aud) ber 3ig*unerfnabe ifl „fern im ©üb
bem fd)6nen ©panien" entflammt, unb febnt ftd) babin
5urucf. Dafj er, fo wie ber $iba(go, in boleroartigen
5R()ptbmen unb vor$ug«weife in üWoütonarten fingen, ift
in ber ßrbnung, bod) fyabm ibre SBetfen aud) obne bie«
bejeidjnenben Gbarafter, namentlich bte be« #ibalgo. Der
3igeunerfnabe fällt in ber 2Witte einmal au« ber Stolle
unb wirb gan$ cultivirt*fentimental. gigentlid) fällt er
gerabe tyet in feine »abre JRolle binein, bie feine anbre
iß, al« bie eine« geroanbten ©alonfänger«, ber $u gefleU
gertem Sntereffe eben in fpanifebem Goflüm erfdjeint unb
nur auf einige 2lugenbticfe bie feinen 9Kand)etten unb
©laceebanbfdjube jeigt. Deutlidjer gefagt, bie beiben ©e»
fange finb getieft gemadjte ©alon« unb ^arabeftücfe,
für bie ©dngerin ©djebeft getrieben unb von ibr oft
in Concerten gefungen.
3. gtfcbbof: 3^ei ©efinge für eine Sagflimme.
— £)p.3ö. - «eipjig, gr. Äiflner. — lOglör. —
3»ei fcbauerlicbe ©ebtdjte. Da« erfle von ©tieglife
fubtt ber 9)brtntafte ein vom 9J?onbe befd)ienene« ©djlacbt*
felb vor: „ßrmübet bleiben vom San je aueb manebe
ber ©Jfle jurücf unb fenben jum jitternben ©lanje be«
SWonbe« ben flerbenben SBlicf." Da« jwrite ifl ber ©ei*
flertanj von SKattbtfon. S8or$ug«weife febeint un« ba«
erfle gut aufgefaßt: bie flille bleidje SWonbnacbt, bie
tobte«fcbwangre Stube. 3n bem ©eiflertanj ftnben »ir
ba« Unbetmlicbe, ©cbauerlicfclujlige be« Sejrte« minber
fd)lagenb getroffen. SDBir benfen un« ben ©efang aber
von 2ttt* unb 33afj|limmen unifono gefungen; er müfte
fef)t gewinnen baburd).
©. S3artb: £erbfllieb von S. Ätecf. Dp. 10. —
SBien. — 30 j?r. 6. SR. -
— — 2fn meine Steber. — 9?ad> altbeutfctyer
SBeife. — SUerlufl. - jDp. 11. — gbenbaf. —
Gin ebrenbafte« Streben, ben 2fo:t in feinem poetu
feben Jterne gu etfaffen unb im 2ecbnifd)en (icb nid)t mit
blofer gabrifarbeit unb 3Kobe(To«feln ju begnügen, ge«
retd)t biefen ©efdngen jum 8obe, tritt jebod) nid)t fo
ganj obne felbfiberoufjte ^Drdtenfton auf, baf man nidjt
öfter« fublte, ber ßomponifl »olle etroa« Sefonbere«
geben. 2(ucb t>om praftifeben ©tanbpunete au« maebt
5. 83. ba« „^erbjtlieb" an bie ©timme 2lnfprüd)e, bie
ben Componijlen veranlagten, b<5upg< Crmdf igungen unb
6rleid)terungen beizufügen, ba bie »enigjien Organe aU
len jenen 2fnfprüd)en genügen »erben. 23ielleid)t legt
ber (Somp. befonberen 5Sertb gerabe auf biefe« 2ieb, ba
er t)'ui aueb bie meiflen böemonifeben SBittel in 33eroe*
gung gefegt. 6« ifl aber nad) unferm ©efübl be« ©u*
Un tbtn tttoat ju t>iel gefdjeben. 3n ©tpl unb gorm
am fertigten unb abgefd)loffenflen erfebeint ba« j»eite
ber brei Siebet be« Dp. 11. ,,9lad) altbeutfeber SBeife"
üon geud)ter«leben, ba« aueb burd) SWenbeldfo^n'« ein-
fachere SSebanblung befannt ifl, unb ba« erfle „an meine
jieber" t>on ber 3ba ^abns^abn. SBeniger Äuffd)trung
in 3fnlage unb 85ebanblung bat ba« britte Sieb biefe«
*&efte« „SBerluft" t)on geucbter«leben . bod) gewinnt e«
für ftd) burd) SSdrme ber ßmpftnfcung unb au«brurf«s
\>oUen ©efana. — O. ?.
3ltt6 DrcSbett.
(©djluf.)
[Da« neue Sbeater. — (Sorneliuö. — „©etbfemane unb ©oU
Qafya" üon Sc^netfcer. — J
97lan bot mid) wegen 93erfdumni§ be« Don 3uan
einigermaßen getr6fletj einige #auptperfonen, j. 6. SWit*
terwurjer, bitten ffcb eben nid)t audgejetebnet. — lieber
ben afuflifd)»mff(icben S5au be« 2beater« ifl nur 6ine
©timme, — fein 2Bort, fein 5Bort gebt verloren. Die
©runbform be« 9iaume«, ba« 3urücfweicben ber Sogen*
reiben, bie fIad^au«geboblte De<fe, bie 9lifiben im gonb
ber Sogen, ber ba« £)rd)efter tragenbe JHefonanjboDen :
alle« biefe« wirft gemeinfam $u bem fd/inen, in fo man«
d)em foflbaren 2b«ater verfeblten 3»ecfe. 9Jur barüber
birt man vielfältig flogen, baß man — entgegen ber,
über Dre«ben« Äunfl überhaupt fo f)duftg galfebe« brin*
genben Seipjiger 3«itung — au« bem #intergrunbe ber
(felbfl mittleren) Sogen bie S3übne nid)t überfeben fann.
3ur 3eit foll aud) oberwdrt« ber Dampf au« ber ©a«*
bereitung«anflalt bel<Sfligen> biefer Uebelflanb wirb aber
wobl näcbflen« aufboren, unb e« gebt jefct bie ©age,
auf bie <2)tättt biefer tfnflalt »erbe ba« ^Rufeum fom?
men.
#eute, am 19ten b. SD?. (Naumann'« Sauftage) ha»
ben Dre«ben« ai ^t,tjeicbnetere afabemifdje Äünfllrr aueb
146
einen mufifalifdjen ©enufi; bei bem, ßorneliu« ju Sl)*
ren im Galberla'fcben ©aale t>eran)lalteten ©aftmatjle feilen
neue ©efdnge tum Stetffiger unb bem baju eingela=
benen 9Äenbel«fot)n erflingen. — „£ e r ©rofmuifler
beutfdjer Äunfl" würbe in einem Programme ber Ijod)*
berühmte Gomeliu« genannt. 3e nun, bie 33erebrer eU
ner Äunfl nehmen gew6t)nlid) biefe für bie einzige.
2H« ob nid)t neben ßorneltu«, al« grijjflem 9Äaler, aud)
ein gr6fjfler SSilbljauer, ein gr6fjfler Sinter, ein grofjfter
Üonfefeer ©eutfdjlanb« leben, mit jenem wetteifern, ja
wobl ibn überragen !6nnte! 9Wir fiel beim Programme
unwittfürlid) ein, wie 1827 nad) 2(uffül)rung be« 93ater*
unfer t»ier junge 9Kaler auf ber 35rubrfd)*n Serraffe
über ba« ,,©r, ber $od)erf)abene " fpradjen, unb
wie nur ©ner meinte: „SERalerei würbe in uollenbeter
SarjleUung ber erfyabenflen Sbee wol)l eben fo t>iel
leiften f innen", wie aber bie übrigen brei biefe« al« un*
benfbar jurücfwiefen. — 3*bem ba« ©eine' ein
©rofjmeifler beutfdjer Äunfl mag ßorneliu« immerbin
fein; aber ber ©rofjmeifler ifl er nid)t. 25er Unterfdjieb
ifl, bünft mid), r*eine«weg« ein rdtf>felf>after.
2)er ßbarfreitag madjte 2>reeben mit gr. ©djnei*
ber'« „@etf)femane unb ©olgatba" befannt. unb tbeil«
be« SReifler« 9lame, tbeil« bie Erwartung einer ©dnge*
rin auf bem ©rgeldjore aeranlafjte einen ßubrang, wie
id) tyn faum noch erlebt; an ben Spüren ber ßmporien
gab e« fafl SWorb unb $obtfd)lag. (Sine Jtirdjenfdngerin
ifl in fleineren Orten nid)« ungewöhnliche«, unb fdbfl
in £eipjig b^be id) al« Äinb mit Sntjücf en bie % d f e r
in ber ^aulinerfirdje fingen r;6ren; aber f>ier war biefe
t>on gfrdulein STOarj: begonnene 6rfd)einung 4840 eine
ganj neue, grdulein 3ulie #afe, SEodjter bed Gäpell*
$orniflen, l6fle natf) Sejwingung iljrer anfänglichen unb
ieid)t ju erfldrenben ^Befangenheit if)re Aufgabe al« SRa*
ria red)t gut: mit reiner, triftiger unb gewanbter Stirn«
me, mit $rdcifion unb minbetfen« genügenbem 2(u«*
brurfe. Sefu 2Borte fang £err fieser tfbam red)t brat),
aüe S5afs©oli ber ad)tbare Opernfdnger 91 i ff e (f)ier
fydtte man mefjr ßfyarafteriftrung im Vortrage gewünfd)t),
unb swei Äreujfdjüler bie SJlagbalena unb bie „Stimme
t>on oben."
£>a« SBerf felbfl I>atte man i840 in Seidig nid)t
wollen „©cbneiber« würbig" ftnben. 2(ber barein m6d)te
idj nidjt flimmen, unb jenes Urteil bürfte t>ielmef)r auf |
ber abweid)enben @inrid)tung be« SBerfe« nad) feiner.
Serte, al« auf ©Leiber*« 2fu«füt)rung berufen; benrr
mi Diefer $u geben l)atte, ba« giebt er fe&t gut, wenn*
gleid) nid)t mit ber jugenblidjen grifcbe feine« SBeltgerid)-
te«. (Sinen Hauptfehler machte ber 2)id)ter bamit, bafj
ber ©emeinbe faft lauter wenig*be£annte dbordle
gugewiefen ftnb, in weldje ffe fid) begreiflidjerweife nid)t
gleicr; beim erflen (einzigen) SSerfe $u finben vermag; fo«
mit aber leibet aud) bie mufifalifd)e 5öirfung bec= 2Ber»
fe« überhaupt. J)enft man fid) bagegen bekannte Gbo=
rdle unb eine fdjon gewohnte Sbeilnabme ber ©emeinbe
(wie $u 83ad)'« 3eiten) am Oratorium, fo !«nn unb
muß gerabe biefe Stjeilnabme nid)t bie« überhaupt bie
Äird)lid)!eit beförbern, fonbern aud) bie mujlfalifdje 5Birfs
famfeit ber Gompofition erl>6r)en. Ueberbie« get)6rt eine
beffere Stimme t)or ben 2(ltar, al« wir fie l)6rten. Sie
feljr belebte Dutjerture erflingt ttmi dltlid), in SSa^'«
5Beife, unb fpannt ba« Sntereffe nid)t wenig. 58ei bem
ß^ore: „SBiUfommen, 9lad)t", fännte man leidjt fluten,
wie fo entfernt e$ t>on aüem, in ben Oratorien jefct lei*
ber mobifd) geworbenem 2)iabolifct)en fei; aber bie« redjt*
fertigt ftd) fpdter au« bem „#efr, fieb un« ju beinen
güfen" 93ortrefflid) erflingen: 3<fu JRecitatit) „3uba,
oerrdtbfl bu" —, ba« 25uett ber SKarien, ba« obne aU
le« Äird)enwibrige bennod) ben ©pott fo glücflid) au«*
brüdenbe Ouartett, bie t>ierfacr)e Steigerung be« „6« ifl
t>oÜbrad)t", bie gewdblte SnPrunientalbegUitung ju allen
Sieben 3efu, unb unter ben Clären befonber« ber 2te,
ferner „6r wirb wie ein 2amm — ", „2Be()e, bie ifyr
3ion bauet", „iBaf)rli^ , ber ifl ©otte« ©obn", unb
ber, wenn aud) t>ielleid)t weniger munbenbe, bod) überau«
funflüoll bearbeitete @d)lufd)or. — #errn 3. Otto ge»
bül)rt ber 9tul)m einer t>ortrefftidr)en £)irection, bie in ber
Äreujfirdje nad) bem fonberbaren Sau ir;rc« 6J)ore« if)re
grofe ©efewiertgfeit ftnbet, fo baß man eine« genauen
Seifammenbleiben« ber S3la«inflrumente wobl nie gdnj*
lid) f!d)er fein barf. Ueberl)aupt ifl e« für J)re«ben
jammerfct)abe , ba« für mufifalifdje SQBirfung feine et>an*
gelifdje ^auptfirdje fo gdn^lid) verbaut ifl. ©anj anber«
ifl e« mit ber grauenfirdje; aber biefe ifl leiber nur ein
Silial. — 2t. ©.
CQfbrucft bei $r. Kutf mann in 8eipji3)
tleue
3eited)rift für Jtttmk.
ä3erantn>örUict)er JKcbacteur: Dr. 9t. Schumann* SScrlcger: SÄ. Stufe tn £et>jiß.
5Sierjet)nter S3anb.
M 37.
£>cn 7. SRai 1841.
£>.rrnd)tungen über Jfritif unb 'pbtlefepMe bcr JCunfl »©(fclujj). — Xu6 »pariö. - M?crmi fro--*
SBa« fann bcr 9J?enfd) fm Oeben metyr gewinnen,
Äl« ba& fidj ©ottsii'Qtur tbm offenbare?
SI>ie fie ba$ S^fte löft ju (Seift oerrinnen,
ättie fie baö läcifterjcugtc ftft bewahre.
<»öt$e.
S3ctrai;tungcn über Äritif unb $>fyüofopi)te
bcr Äunjf.
SKandje jener fluchtigen Sieben SSeertjoven'« m6*
gen al« golbne Siegeln übet ben 2t)oren jebec afa*
bemifdjen #al(e eingegraben »erben : fo Seemöven'«
beiliger ßtfer gegen bie gaUopirenbe @d)wmbfud)t un*
ferer heutigen SEempi *) , gegen bie gingertdnje ber Söir*
tuofen *), gegen bie abg6ttifd)e 93erer)rung ber STOaf*
fen, weldje gan$e Armeen von #unberten unb Xau*
fenben auf ben Äampfplafc futjrt, mit ber Anmaßung,
baburd) etwa« ©rißere« ju lei|ten, al« bie einfache
poetifebe gülle, wie ettra in bem burd) S3eett)oven ge*
wünfebten £)rd)e|Ier von b 6 d) jl e n « 60 Snftrumentiften
für feine ©nmpbonieen (©djinbler @. 211.). DergleU
d)«n ©<$fee bilben nebfl ben »riefen unb ©efprddjen
SSeetboven'« bie perlen ber ©d)inbler'fd)en SBiograpbie,
ber man eben um tiefer liebevollen Eingebung an ben
9Jtei|ler manche Unget)6rigWt $u ©Ute b&t, j. 85. ba«
fldglidje 83ebauern feine« äußeren ©djicffal«. Der
SWann, ber bie G*9föoll * ©nmpbonie f*uf unb ba« 9?a*
poleon«*Gpo« (Grroica), Neffen gigantifdje Arme ba« ro*
mantifdje ©eijhrreid) auf 6rben erfdjloffen, — ber wirb
*) De mortui* nil ni»i bene! SÖie gut, baß SBeetbooen
tobt tfr! (gonfr würbe er, ber fdjon in Orwdgung jener
SEemporaferet tn fu'ne Partituren Andante fatt ibeS jeftt
gebräud)ltd)en) Allegro bineincorrigiren wollte (£c^fnbler ©.
211. 219.), es mit bem SRecenfcnten in ber VI. S». 3. 95anb
12, ©.204; unb iregen ber Hnftdjt über SB trtuoft tat gar
mit bem gefälligeren ©egner 91. 9Ä. 3. S3b. 13, e. 120 *u
bun bekommen!
ftcb viel um einen trügerifdjen Sifewidjt gekümmert tya*
ben! Dergleichen gleitet von ben ehernen STOauern ber
SEitanenbruß wie lauwarme ©d) weif tropfen hinunter, bie
ben Athleten nur auf wenige ©tünbdjen erfdjlaffen, um
ifjn barnad) boppelt jum Äampfe gu fldrfen. SBer fol*
d)e« fd)ülerl)afte« 33ebauern jum 2J?aaß|tabe ber ©djiefs
fale eine« großen STOanne« madjt, auf ben paßt #egef«
jürnenbe« 2Bort (au« ber 9)rop<$beutif <5. 57): ;/ 5Ken--
fdjen Don großen 3ntereflen unb Arbeiten pflegen t>om
S3ol! bebauert ju werben, baß fte wenig Vergnügen
baben, b. f). baß fte in ber ©ad)e, nid}t in i()rer jufdl*
ligen fubjeetwen ^PerfÄnlic^feit allein leben." — *£at
95eetr)ooen um jenen 2ump S^rdnen geweint, nun fo
finben wir fte unb nod) tiefere« 2eib al« golben crpjlallu
ffrte Sropfen in bem ßcean Don wonniger ^)errlid>?eit
wie @6ttert()r<Inen fdjimmern, unb brauchen ba« @d)icf*
fal niefet anjuflagen, baß e« ü)n t>or bem gemeinen Soofe
ber 9J?enfd)l)eit nic^t bewahren wollte. 9?ur wat burcS^
biefe jQudlereien ?)ofitit)e« wirflic^ verloren ijl, fann
unferen ©djmerj erregen; bod) nidjt meljr, al« ber 2ob
jebe« äünfller«: benn welker t>at 2(1 le« au«gefüf)rt /
wa« er wollte unb backte? — Dagegen bie befdjeibene
objeetive 2Jlanier gorfer« unb be« ©djlidjtegroU'föen
Siograpf)en un« von SWojart unb S3ad) allerbing« bie
greiflidje 2Sir!lid)feit unb eine tfjatfädjlidje Ueberfldjt i^
re« ©erben« unb Söirfen« giebt; man muß bann aUer«
bing« jwifd)en ben &\Ux\ lefen, wirb aber bod) nid)t
burd) bie fd)löpfrige 3unge eine« anmaßlidjen Cicerone
barin gffiirt, ba« ©efd>ef>ene mit eignem ©inne auftu«
faffen. 6« ifl bamit, wie mit großen ©ebidjten, bie
burd) feine frevelnbe $anb, Jf> lange biefe bie objeetive
JReprobuction nur feflt>alt 7 j<mal« viüig jerfl6rt Wirben
1 I6nnen. 2Bir fe&en ben alten STOagu« j. S3. bei gorfei
!48
von ber 2Biege bi$ jum ©rabe, als Gantor, Grljemann,
Gomponiflen , ©efellfdjafter — von feinet geiftigen QnU
wicfelung tft fajl gar nid>t bie Siebe — e$ Hingt wie
bie ©rjdl)lung einer ©roßmutter, unb bod) füllen wir
uns erfrifdjt unb erbaut burd) ben unjerfläclic^en ©toff,
eine* folgen StfanneS geben.
SD?it 2(bftd)t fjaben wir länger, als ber 9>lan biefer
^Betrachtungen forberte, bei bem btograpbifdjen Sie«
mente verweilt, weit btefeS von allen am meiffen als bie
©runblage ber pfyilofopl)tfd)en ©efd)id)te gefaxt
$u werben pflegt. 2fud) ijt btefeS bte 5Beife fafl aller
2iterarf)iflorten vor ber neueren wiffenfdjaftlidjen 3*it,
baß )u ftd) mit 2fuf$dl)lung einzelner 33iograpl)ieen unb
Sfomenctatur ber SBerfe $u begnügen pflegen. 25ie bto*
grapf)ifd)sbtbliograpl)tfd)en Speicher werben nun rootjl im*
mer feltener werben, je mefjr baS 2id)t be$ ©ebanfenS
bie büfieren SRumpelfammern verrojleter ©efdncbtdjen-
©rj4f)[ung burd)leud)ten wirb. SSon ben wiffenfdjaftlidjen
äöejhebungen unferer 3ett burfen wir wol)t balb ein SBerf
erwarten, bat ftd) ben neueren ©efd)td)t$barfMungen
von gried)ifd)er unb beutfdjer Siteratur als ebenbürtig an*
fdjließt: in bem ber ©eift ber Äunjl feiner $eitlid)en
ßntwitfelung nad) gebanfenvoll Icbenbig bargefteüt, unb
eben fo ber ein$elne Äünffler als ©piegelbilb feiner &it,
bie er bennod) jugleid) befeelt unb überftcafylt, gefaßt
werbe. ©o würbe, um bei bem großficn unferer Sei:
fpiele gu bleiben, SSeetboven'S Sugenbjeit aus bem 2)tdn=
gen, treiben unb SEoben ber SHevolutionSperiobe vertan*
ben werben, auf welcher bann bie fubjectiv fentimentale
3ett folgte, bie in ben SBerfen bis ungefähr Dp. 30 ftd)
au$fprid)t; bie lefcte ^eriobe feiner vollenbeten SBerfe
t>on ber fjerotfdjen ©pmptjonie an, würbe bann eben fo
fefjr ein 3*ugniß beS erwadjenben unb erwadjten Äunfb
lebend fein, wie ein ßrgebniß ber vorangegangenen *pe=
rioben innerhalb beS gewaltigen £onbid)terS unb außer
ü)m in ber gefammten 5tunftgefd)td)te. ©oldje f)iftortfd)e
Äejtyeti* würbe ben fubjectiven unb objectiven ©tanb*
punct vereinigenb überfeinerten unb jugleid) inbirect bie
alte grage t6f?n, wie Üfyeorie unb ^rariS, bie uralt
feinblidjen Srüber, enblid) jum grieben ber 5Baf)rf)eit ge>
langen mieten.
3n biefem ©inne bejiefjen ftd) ®efd)id)te unb 2Bif-
fenfdjaft ewig auf einander: bie SBtffenfcbaft jeigt ben
5Beg beS ©ebanfenS, ber ftd) als wahrer nur bejHtigt,
inbem er mit bem ®efd)ef)enen übereinjlimmt ; bie ®e*
fd)id)te giebt bie 3(ufeinanberfolge ber Gegebenheiten, bie
ofyne bie lebenbige ©eele beS organifd) entwickelten 33es
grifft nur als ein wüfteS 9J?eer von ©eburt unb ©rab
erfdjeint. — SKeine 5Bt(fenfd)aft ^u pflegen ifl bie ®aü)t
Weniger; barum wirb aud) immer bie Neigung ber
Äunflgele&rten , iljr SBiffen burd) bte ßandle beS fieljr*
bud)S unb ber 9iecenfton ju verbreiten, vorwalten unb
fo aud) mittelbar bie Tib\id)t ber Sßifienfcfyaft, ßrfennt^
nifj ber <Sd)6nf>eit, geforbert werben, fo lange nur grünb-
lic^eg Sßiffen unb aufrid)tigec SQSiüe vereinigt bie 2Iuf?
gäbe ju lofen tradjten, in bem ©egenflanbe ber Setrad)-
tung — fei'S Äunflwerf, Äünjtlcr ober Äunflgefd)id)te
— jene golbene Siegel 9Ran$oni'$ $u betätigen: erfor=
fdjet ben ©inn unb bie 2lbftd)t juerp, bann ob biefe
inö ßeben ju treten würbig fei, unb enblid) ob fte wirf-
lid) bem SSorne^men gemdf erfebienen. — Diefer 6nt-
witfelungägang ijl baö 5Bie ber Äunfrptilofopfyie , ber
einzige unerläßliche SBeg, auf bem fowobl bem 2Icftt>eti^
fer, wie bem ^unflle^rer unb bem Dtecenfenten baS
fdjwierigfte ©efdjdft gelingen fann, ba$ Unbegreifliche bem
Segriffe 51t unterwerfen; jugleid) ber SBeg jur Serfo^
nung jwifdjen £>id)ter unb 2)enfer, btn wir von Anfang
gefud)t Ijaben. —
ßmben, gebruar 1841.
Dr. (Sbuarb Ärüger.
S5erid)te au§ ?)anä t?on $. 58erlioj.
17.
Theatre de rOpfera-Comique.
Srjle Sorflettung ven: les Diamans, Fomifdje Oper in 3 ?(c
ten von ©cribe unb ©atnt^Oeorgeö, SÄufif von 2(uber.
25iamanten! galfdje ndmlid), bte ben ©lan$ berer
von ©olfonba nad)af)men follen! — t>a fmb fte! —
SSJir werben nad) 6(lremabura unter eine Sanbe
fdjlimmen ©eftnbeld, bie in ben ©ebtrg$l)6l)len it>c Sur-
fen treiben, verfemt. Sin junger SKann, £)on ^enrique,
9i^ffe be$ fpanifdjen Sujlijmintfierö, tritt unter heftigem
©ewitt^negen auf. ©eine erfdjrocfenen $ferbe ftnb burd)*
gegangen, faum baß er 3*it gefunben, ftd) von bem
©rurje in ben 2(bgrunb burd) einen füfjnen ©prung auö
bem ÜQiagen ju retten, grob eilt er einer 2Trt CrremU
tage ju, in ber Hoffnung, ©*u^ vor bem Ungewitter
$u ftnben. QSerwunbert, 9?iemanben barin $u treffen,
fingt er ftd) $um 3«itöertreibe ein tufligeg JReifesgoblieb,
als brei obet vier verbdd)tige Äerle ftd) nal)en, weldje ein
gelleifen ^erbei fd)leppen, baö fte ol)ne Umftdnbe offnen unb
beffen 3nbalt fte in gleidje Steile ju vergleichen beginnen.
(5ine ©locFe erfd)allt; e$ fammelt ftd) eine ©cfcaar foldjer
Srüber, wabrenb ^enrique ftd) wol)lwei$lid) jurücfgej^
gen. 3^ Augenblicke aber, al$ man il)n gewahrt, wer«
ben alle Doldje blan!, man bringt auf iljn ein — ba
— wunberbar, ober aud) nid)t — nimmt ben 23e*
brol)ten eine fd)6ne reijenbe SRduberin, eine waljre 6p*
clopensSSenu« , unter il)ren Qd)u^,y ja nod) mtfyv, fte
verlangt vom Hauptmann ber Sanbe, Ramend 3ieboU
lebo, baß man tf)m ßljocolabe fercire. Die folgfame,
fromme unb genügfame Sanbe giebt ftd) augenblicflid)
149
aufrieben, mad)t baß 3eid)en be« Äreuje« unb will ftd)
bei einet Cigarre unb einem ©lafe frifd)en 3Saffer« gut«
ltcf> tf)un, al« ein Äunbfdfcafter atbemlo« mit ber 9lafy
tid)t r;ereinjtür$t: „bie ©olbaten ftnb im Anfüge, wir
ftnb umjtngelt, feine Diettung $ur gluckt, wir finö t»er*
loten !" — „9iur nid)t dngflltcb ! " fpridjt ßatarina,
Die fd)6ne #auptmannin bec galfdjmunjer, ber Gaffcns
btliet«* unb Diamanten * Üariecer, inbem fie Don #en*
rtque eine jweite SEaffe <5r>ocolabe feroirt, ,,©ie befommen
un« nid)t! grübftücft nur in 9iul)e!" Aber e« feblt
allen bec Appetit bei ber Au«fTd)t auf ben ©algen. 6a»
tarina ift inbeß rul)ig, benn fte f>at tyren ^)lan fcbon
entworfen. Sogleich Derwanbelt fie mit #ilfe t>on Ca*
pujen bie betriebfamen Srüber in 9OT6nd)e, orbnet fie ju
einer ^roceffton, läßt ben ©d)afe ber Sanbe, einen un--
geljeuren ©djmucffafien üoU falfdjer Diamanten, bunbert*
taufenb 9»iÜionen an 5Bertt) (?) al« JReliquienfajten in
bec 9Ritte be« 3ugeg t>on Bier £)rben«brübern tragen,
trieft ein Äleib au« Don #enrique'« Steifetafcbe über unb
geigt fiel) fo mit ben 3t)"9*n ben ©olbaten, weldje auf
bie Änie fallen unb bie $)roceffton \>ocüberjtec)en laffen.
Don #enrique tyat bafür, baß man t'bm ba« geben ge*
fdjenft, heilig geloben muffen , fein Abenreuer ein 3af)r
lang geheim ju galten.
SBir ftnben itjn in einem ©djloffe nafye bei SRabrib
bei feinem £>nfet, bem 3ufiijminiftec, wieber, im Se*
griffe, feine Goufme Diana, bie er früher geliebt, $u
fjeiratfjen.
@r bot für bie fct)8ne gee, bie tym einfl bei bem
gef%lid)en grül)ftucfe in ber galfd)munjerr;Sf)le baß 2e*
ben gerettet, eine romantifdje Ceibenftijaft gefaxt; bagegen
r>egt Diana eine clafftfd)e 3uneigung ju Don ©ebaflian,
bemfelben, weldjer al« ?fnfur>rer mit feinen ©olbaten t>or
ber ^roceffion auf bie Änie fiel. Cr« fommt ju einem
offenen ®efhinbni(Te jwifdjen Seiben, aber leiber ju fpdt,
benn fdjon ftnb bie ©die erleuchtet, fd)on f)at fid) eine
gldnjenbe Serfammlung ju ben 23erm<Sblung«feierlid)feiten
eingefunben. Gr« giebt Goncert unb Sau. (Sin trauri^
ge« qjiano wirb fyerbeigefdjafft, auf welchem ein trauriger
sjManift einige traurige ©riffe mad)t, um bie Serlobte,
bie t>on 3eit ju 3*it correct fingt, ju begleiten, ©n bes
ginnt mit Don #enrique ein Duett au« Roche -Noire,
weldje« aber gleid) im erjten Couplet breimal unterbro*
djen wirb (gerabe wie e« in ben 9>arifer ©alon« gefd)iel)t,
wo man SDZuftf ju machen glaubt). 3um vierten 9D?ale
gefd)ief)t bie Unterbrechung burd) Anmelbung einer fd)6*
nen unbefannten Dame, welche bie ©aftfreunofdjaft be«
*f)aufeg auf einige ©tunben beanfprud)t. ©ie erfd)eint.
5Beld)e Seflurjung für ben Sriuti^am, als er in if>r
ßatarina unb in ibrem Segleiter ben Oiebollebo erfennt!
SJduber unb Sanbiten im tyalaftt bed 3uflijminifter« !
— ©eine 2fng(l fleigert ftd). Katarina ift fo fiibn, ftd)
jur gortfefeung beg viermal unterbrOv1)enen Duett« bem
Don #enrique anjubieten, ber t>or ©djeeefen bie ©timme
verloren, ©ie fingt bie Sallabe au« Rocbe-Noir, fie
lieft im ßnfemble ein Sournal, weldje« itjre ©efd)id}te
unb il)ren ©teefbrief entölt, fte moquirt ftd) über #en-
rique unb feine Verwirrung, fte fofettirt, affectirt, genießt
(5i6, trinkt ?)unfd), !urj beträgt ftd) l)6d)|l auffaücnb.
Srofc bem, baß man fte im ©etjeimen erfannt, ein ^er^
$en$gel)eimniß jwifdien ibc unb Don #enrique abnenb,
trofe bem, baß ber 3u(it$mini|ter Jfnflalten ju ibrer Ser*
Haftung trifft, bleibt fte; aber im tfugenbticfe, al« ^)en-
rique, entfagenb feiner Siebe ju biefer Abenteuerin, ben
ßljecontract mit Diana erneuern will, tritt fte unter bie
geöffnete Gabinett=!$l)ure, ffredt bie v£anb nad) i(^m au«
unb fprid)t: „Au rcv (> ir! C'cst bion!" £w eilt in
ben *g)of, wirft ftd) in ben 2Bagen be« 3ufitsminifler«5
unb entwifdjt in il)m glurflid).
Der britte 2fct t>erfefet un« nad) ßiffabon. Die junge
Königin Don Portugal foü ge?r6nt werben; baß ©efe^
verlangt, baß fte bei ber Üljronbejieigung einen ©atten
w^()le. Der fpanifdje SMinifier, beauftragt, auf 3bre
9Raje(T<$t ju ©unflen eine« fpanifd)en springen ©influß
ju äußern, fommt mit feinem Neffen, mit Diana unb
Don ©ebafiian im SSorjimmer ber Äonigtn an, wo im
Äoflum eine« grand seigneur aud) unfer alter bekannter
»^err SieboÜebo r>arret. 3ur großen Serwunberung ift
er ber einige, weldjer üor bie Ä5nigin gelaffen wirb.
Zaß r)at aber feine guten ©rünbe. Unfere portugiefifd)e
^)rinjefffn gel)6rt ju ber Glaffe berjenigen ^oeten, mld)t
SaubDiüe« fdjmieben, berjenigen großen SWuftfer, welche
ßontretdnie fdjreiben, berjenigen großen SKaler, weldje
Aaffeebretter fd)mieren, berjenigen Silbbauer, weldje lU)r*
gel)(5ufe fd)nigen; fte fyat ba« Unglud — nid)t« ju t>a*
ben. — Äein ©elb! fein ©elbl Daß i(t traurig, ^
mal am Är6nung«tage ! 5Ba« i(t ju tljun? STOan muß
leben, unb jwar fplenbib leben, namentlid) wenn man
Äinigin ift. ©ie fennt JRebolIebo unb feine Sanbe, unb
5war ganj genau, wie auß bem wunberlidjen 3tpeige-
fpridje f>ert>orgef>t , ba« fte mit tym l)dlt. 6r muß t)eU
fen. Die foftbaren Diamanten ber Ärone füllen ben
<&<ba% ber Äinigin, wdljrenb falfdje, t>on ber getieften
#anb 9{eboÜebo , « eingefefet, tdufd)enb in il)c prangen.
Die junge Ä6nigin, bie w<tyrenb ber Arbeit il)m al« Ka-
tarina jur ^)anb gegangen, betraget bei itrer SF)ronbe*
fteigung, allen 9fatf)gebern jum 2!rofe — wen? — Don
$enrique, bem mit einem 3Jfale bie ©ebuppen t?on ben
Augen fallen, unb ber, l,ingeriffen oon feiner 2eibenfd)aft
für ßatarina, t)erjwetfIung«Doll au«ruft: „Vergeblicher
SÖBiberftanb! 3d) liebe Did), Uuglüdlid)e! 3d) liebe
Did) bi« jum Sollwerben ! 3d) werbe mid) entebren —
aber weil e« muß — e« fei! — 3d) bin Dein!" 9Je-
bollebo wirb jum ^)oli§eimanne ernannt, unb nid)t mit
Unred)t, benn er fennt alle« lieberlidje ©eftnbel au« bem
gunbamente.
150
£a$ Sujet, ba$, wie man fief)t, feine Tfnfpcudje
auf f>iftortfd>e SBafjrfjett, ja nid)t einmal auf SBafyrfdjetn*
lid)feit mad)t, obwohl e$ mebr motioirt ifl, al* au« bie*
fem furjen Umriffe fyeroorgebt, ifl gar nicht unintereffant,
namentlich burd) feine eingewebten bizarren unb piquan*
ten Situationen. 5Rur ba« bem SSufifer (gebotene fd)ien
mit mit ju wenig Sorgfalt gejeidjnet unb bie einzelnen
©efangäflucfe tjalte icf) für ju enq mit ben t>erfd)iebenen
2Benbungen im ®ange bec #anblung Derfnüpft. Gr«
folgt barau* eine große Unbeflimmtbeit in ityxtx #aupt*
form unb ein burdjqängi.q fehlerhafter JMaloa,, wofür
fe(b{t bie be(len £)rd)eflereffecte nidjt wahren Grrfafc ju
bieten t>erm6gen. 2Bie fann nur eine ©cene wie bie im
erflen 2Ccte, wo Gatarin« bem Don #enrique eine 2affe
6f)ocolabe aufnitbigt, ein entwicfelte* Duo bergeben foU
len? Unb Alle bie SSriefe, Sournale, @tecfbricfe k., bie
mit 5Wuft! abgelefen werben, unb biefe bauten Unters
bredjunqen, jwar bäcbfl fomifd), aber aller mufifalifdjen
2)urd)fubrung jumiber! 2Beld>e ©djwierigfeiten muffen
ftd> barau« für ben (üomponifien ergeben! —
(®d)luf folgt.)
Sermifcfcte*.
*** 8onbon, ben 24. Xpvil. . . Die ©atfon oerfpridjt
roicbcc febr lebhaft ju werben Sie Seltener fingen mit
Gtmarofa'« alter JDper „bie £oratier unb (5uriatier"»an, in
ber 9Äab. ^auline SBiarbot unb SXario bie Hauptrollen Ratten.
<£« fdjeint tnbeß ber Söerfudj, ba« 3ntcreffe für alte italienü
fdje 9Bu(tf wieber gu beleben, feinen Änflang $u finben. —
JDie beutfdje Dp er erfreut fid? nod) immer lablretdjen »-Fe*
fudjeö ; ©taubigl, £aijinger unb Sttab ©tö<*u|>einefetter finb
bie bebeutenbflen SDit'tglieber biefer (SJefeUfcbafts man fpridjt
audj oon ber Änfunft afteperbeer'« , ber bie erfle 2Cuffütjrung
feiner Hugenotten fetbfl leiten wolle, wie audj oon ber ber
Sttab. ©d)röber:Deorient. — 83on ber „englifdjen Dper" ifl
ntdjt otet ju fagen SB a if e'd „Gleoante«" ifl bie ein&ige
SReuigfeit auf biefer ©übne. 2)ie „Philharmonie" wirb nodj
immer t>tcl angefeinbet; bod) bhibt fte trofcbem bie erfle &&
feUfdjaft Conbon«. Heber ttjre Goncerte, wie über bie tyrer
SRcbenbublerin , ber Societa armonica , gebe tdj 3()nen nadj
bem ©cbluffc ber legten einen betaiUirenben Seridjt. — 3n
ber Sacred Harmonie Society, einem febr würbigen Siereine,
führte 9ttr. ©eorg Wavtx) wieber fein Oratorium „The
Death of Abel" auf, ein oerbienfloolle« SBerf, bem na*
mentlid) »pdnbel als SBorbilb gebient ju tyaben fdjeint. — Die
„Promenade Concerts u werben nod) immer dußerfl jablreid)
befugt, man bort ba bie bellen beutfdjen ©pmpbonieen unb
außerbem auggejeidjnete Soliften. — JPlagrooe'ö D.uar=
tettconcerte fanben au$ in biefem 3afyre jatjlrei^e 3:ijeilnal)me ;
in t'bnen wirft aud) SB. @t. SBennett ^duftg mit. — 23om
SBecfer'fcben Wbetnlteb, baö man bisher nur in Ueberfefeungen
fannte, ifl je$t bti ÜÄill« aueb eine beutföe ßompojltton — bie
©cbumann'fcbe - mit Ueberfefcung o. 3. 2B. ^ubfon erfebienen- —
3n ber nadjflen SBocbe wirb £ i f j t erwartet ; er |?at, xok überall,
aud) b l 'er gleicb otel flntipatbiecn \vk ©pmpatbteen erweett.
— £a$ Muaical Journal \)at mit Anfang bttfe$ Sabreö *u
erfebeinen aufgebort; bagegen t)dtt fieb bie Musikal World
noctj immer unb bringt mei(l gute Ädtifcn über bie ^iefigcn
©Jufifiuflanbe — 9Mdjflcn grettag giebt nk Society of fe-
male Musicians (OTufifalifc^c ^rauenoeretn ) , bie 1839 von
3Jiif SDiafcn gegrünbet würbe, i^r 2te« jdl}rlicbe6 ©oncert; ber
3wec! ber öef«llfd>aft ifl Unterftü^ung oon alten unb armen
^ufiferinnen, unb bie ©efcUfcbaft jur 3eit wo^l bie einzige in
ber SBelt. —
%* 2Cuö S^abom in ^olen wirb b. 9?cb. ein artiger 3ug
oon &b alberg mitgetbeilt: Ser berühmte SStrtuofe war auf
befonbere (Sinlabunv) beö ©ouoerneurg o. SB. oon SBarfdjau
auö nacb jenem deinen Orte gefommen, um ba (Soncert ju
geben. ^)er Saal war fo ooU, baf eine SRenge SKenfcben
fortgeben mußten, u. a. audj ein 3ube, ber bann bem «Jou*
oerneur fein SJii&gcfdjtcf flagte. Aid 3:i?alberg baoon borte,
lief er jemn &u fi^ einlaben unb fotelte il?m fafl aUe ©tücfe,
bie er im (Soncerte gtfpielt, unb nodj mebr oor, unb richtete
bamit natürli* eine große greube an. 3m Uebrigen würbe
ber Äünjllcr in bemfelbcn fetäbteben wie ein fiürfl geehrt.
iDen Äbenb nadj bem (5oncert gab ibm Der ©ouoerneur tin
glänjenbeö Souper, wobei £balberg'$ ^amenöjug brannte,
überreizte ibm im tarnen ber ©tabt nadj bem 2oajl einen
filbernen Skdjer mit Sb.'ö tarnen unb bem barauf graoirten
Anfang aus ber 9Kofc$pbantafte 2c. k. —
%* S3or JCurjem ifl bie lfle Kummer eine« neuen mufifalis
fdpen, bei $8. Corner in Srfurt erfdjetnenben, Blatte« auggegeben
worben; eö l?ctf t : (Suterpe. Sin muftf. SKonatöblatt für
©eutfdjlanbö Jöolf Sfdjullebrer, unb wirb oon b. £p.
iöogenbarbt in ^)ilbburgl)aufen, ©rf in Serlin, 3accb
in 6onraböborf, unb £entf d) el in SQBctffenfclö rebigirt. 3)cr
^reiö i|l dußerjl billig (18 ®r. für ben 3abrgang). — Die
erjle Kummer jetgt, baß bier SÄdnner oon gad) fpveeben, be«
ren äi5ort tn^ einer Mt f wo fieb fo oicle $albwtUer unb Dil=
lettanten jur Äritif brdngen, nur um fo beacbtungöwcrtl;cr
ifl. -
*** 3um nd^flen 3ena'f(ben ©efangfefl foll u. 2f. ein
neue« Oratorium „bie (Eroberung Serufalemö burd) bie JCrcu$*
fairer" oon ^). 3ß. ©tolje in Gelle für SERinnerflimmen,
Drgel unb -parmcniemuft'f, 2ert oom »prebiger |)agen ; jum er--
flenmal aufgeführt werben. —
* % * Der „Don 3uan ;/ fangt an aud) ben 2fmerifanern
ju gefallen ; er würbe im National Opera House in SRewporf
mit immer fleigenbem (5ntbufta«muö aufgenommen. —
*** 3m Ceipsiger Sägeblatt warb oor einigen Sagen
jum erflenmal bie 3bee jur Grricbtung eine« ßonferoato»
rium« in teipjig angeregt. —
*** Das Journal des DebaU jeigt an, baß G>b°Pin/
ber in ^ariö feit lo 3abren erfl einmal (Soncert gegeben,
ndcbflen« wieber offentltdj fpielen werbe. —
*** Mit biefer Kummer wirb bie XHItc unferer muft*
falif*en Beilagen oerfant>t: fie enttjdlt: *pt?antafic für
Drgel o. 3- @. *Bad), S^ei ßteber oon 3uliu« ©tern
(aus Berlin), ein Gtücf aud e. Motette o. ÄuguflD6b«
ler (au« 2öonn) unb ein £teb oon dt. ©ebumann. —
Bon b. neuen 3eitfcbr. f. SSÄufif erfebeinen wocbentlid) %mi Hummern *u einem fyaiben Sogen. — $rei« be« S3anbe« oon
02 Wummern mit muftfaltfcben ©eiiagen 2 Sblr. 20 Wgr., obne mujtfalifdje Beilagen 2 £blr. 10 9^gr. — Abonnement nennen
alle ^)ofldmter# S5ucb-, SKufiC- unb ÄuniU;anbiungcn an. —
Ueue
3etted)rift für Jttttöik.
Verantwortlicher SRebacteur: Dr. 3?« (Schümann. SScrleger: SÄ* grkfe in £etp}tg.
SStenefynter 93anb.
M 38.
£en 10. SÄai 1841.
fcieber (<2d)lu*.). - %ü)\t. StetfeMätrcr. - »ertöte au* yaxti (Sd)lu| . -
Unb ob tyr KIT ju £aufe faßt,
Der grublmg blü&t bod), »eil er muf,
Unb ob tyx'i lef't ober bleiben laßt,
34 finge boefc au* frtf^er 83rufl.
Gidjenborff.
Steter«
(@d)lufl.)
X ff. Sitl: 2)er gifdjer, SBaHabe t>. ®6tbe, f. e.
©inqfl. m. $ftc. Cp. 12. — SBten, 2)iabelli.
— äO Ar. 6. STO. —
,4 ©efdnge f. e. ©mgfl. m. $fte. — »er*
tin, ©d)leftnger. — £)p. 17. 2 ®ef. au* ©. ©cbul*
je'* (Sacilie — 14 9 ®r. — JDp. 18. 2 ®eb. t>.
©rünroalb unb 33ogl. — 8 g®r. —
Sie SSaüabe bdlt in ber 21uffaffung unb formellen
Anlage ein glüc!lid)e* Mittelmaß jmifdjen einer ju bra*
matifdjen 33ebanblung, einer $u betaiütrten 5Sortmalerei
unb einem gegen bie SBenbungen be* ®ebid)t* $u un*
gefdüig fid> »erfcMtegenben gehalten an lieberartiger Sin*
fad)beit. Ueberbaupt baben ftd) biefe ©efdnge an bec
#immel«leiter bec Äunflb6b«n «ne Stufe gerodet, wo
fte eben nod) ^od> genug über bem ©taube gemeiner
2Berftdglid)feit, bod) aud) ben 3Bol£en nid)t ju nabe unb
ftdjer ftnb cor t>erberblid)en 2Betterfd)lägen. Sie geben
nidbt über ben Arei* einer ad)tbaren SJttttelma'fjigfeit bin*
au«, bie, wo fte weber mit anfprud)*üoUem SBornebmtbun
unb beucblerifcber ©efublfyiereret auftritt, nod) ju gemei*
ner STOobe* unb gabrifarbeit ftd) berabrourbigt, un* in bie
bebagtiebfte ©timmung wrfefeen fann. £)ie ®efdnge ge*
roinnen für ftd) burd) eine gcmutblicbe, ber Stimme wie
bem Obre gleid) jufagenbe ©cfangmelobie, meijl gewähre
S3egleitung*formen unb $armoniefübrung. 3n SSejug
auf le&rere, Harmonie- unb ©timmenfubrung ndmlid),
wären inbeß bier unb ba nod) einige polirenbe geilflrid?e
$u tbun gewefen. 2)af)in ifl j. 33. in ber SBaUabe gegen
ben ©djlufi bei ben SGBorten „fie fang ju ibm, ba war'*
b6
bann
um ibn" u. f. w. ber unfd)8ne SSafj * *
in „be* Ariegerd 2fbfdjteb" einige ju trwiale gull* unb
SSinbeglieber in ber S3egle ; tung $u reebnen. Ueberbaupt
ifl biefer 2(bfd)ieb mit feiner weid)ltd)en , jlarf beüinift*
renben ©entimentalttdt aud) in ber Xuffaffung am tue«
nigflen getroffen. 2(m meiflen fagt jener bebaglicbe 6in«
brurf ber gifdjerballabe ju, wdbrenb bagegen ber erjlere
ber beiben ®efdnge au* ber Gäcilie, fo jufagenb im ®an*
jen bie ftnnlidje 5Birfung ifl, ein tiefere* Einbringen ber
poetifeben 2fuffaffung, mebr ©gentbümlidjfeit unb ©e«
roid)t ber ®eban!en wönfdjen Idft. 6igentbumlid)er tu
funben unb ba* ®ebid)t ftdjerer im Aern erfaffenb ifl
ber groeite „©iegbilb* Älaggefang", bem ber ^rei* unter
allen fünf ®efdngen jufommt.
3. 8- Atttl: @ec^)* Steter f. e. ©ingfl. m. $fte.
— JDp. ft. — iJeipjig, S5reitfopf u. £drtel. —
14 fl ®r. -
(Sine flrbfje Sinfadjbeit, namentlid) ber b^rmonifeben
2Cu*flattung, fdüt auf ben erflen S3(id an ben fiebern
auf, bie bei genauerer Prüfung aüerbing* ftd) nidjt a(*
golge r>on @rftnbung*armutb ftd) erroeifl, ba fte SBabl
unb gleif ber Arbeit md)t au*fd)üeft unb jebenfaü*
©runbfaft ifl. ©ie erinnert on frühere 5frt unb 5Beife
ber Siebercompofttion, »ie benn aud) bie Xertt burd)»eg
dltere ftnb, t>on 2tfattbifon, Äinb, Aofegarten. Snfofern
biefelben allerbing* üiel muftfalifebe* Element böben unb
bod) in Compofttionen , roenigflen* uon unbedingter @eU
tung, nod) niett befannt ftnb, ifl gegen t'bre SBabl an
ftd) ntd)t* einjuroenben, bod) rofirbe ein ju au*fd)(ieflid)e*
Jfbmeifen alle* teueren, wollte ber Gcmponift barin t)er=
bnrren, eine ßinfeitigfeit unb unflug fein, liud) ifl jum
152
Xtyii ber poetifdje ©eljalt berfelben fo wenig bebeutenb,
baß if)r 33eiterbef6rbern auf ben SBogen ber >&tit ald
Sujru* ecfct>eint. Unter ben Gompofttionen ftnb vorjug**
weif« bie beiben erflen au*jujetd)nen, ob wir gleid) faum
begreifen, wie bei ben SÖJorten: „£aüt e* im geierton
be* l)öd)flen Rubels, bebenbe ©aiten nad)!" bte Se^leU
tung fo gar l)uu*bacfen f)infd)lenbern fann; nad) itynen
ijl, obwohl in ber SRelobie von weniger frifd;er Srftnbung,
bte le&te „9lad)tgefang" fcetvorjufjeben.
8f. 3. ©f raup: Drei gteber f. c. ©ingft. m. $fte.
Dp. 3. — $rag, Soljmann'* Grrben. — 40 Ar.
/; Do« ©licflein" von $oppe, „2fn ben @d)laf" von
2iefc unb „£eimatf)fef)nfud)t" von bemfelben. Da* fer*
ttgfie unb abgerunbetjle ber Sieber im Üedjnifdjen, fo wie
ba« frifdjefle tn ßtftnbung unb ftnnlidjer Älangwirfung,
ijl tai „®l6cflein". Die „£eimatbfef)nfud)t" bilbet ben
anbern $ol. 9Son ben ungenirten Quinten im 7ten unb
8ten SEact unb ber trivialen ©efangmelobte unb bem nod)
trivialeren 9Jad)fpiele abgefefjen, ijl e* aud> in ber gorm
»ergriffen, ©leid) nadjbem e* aufgärt anzufangen, fdngt
e* an aufiul)6ren. 6* ifl wobt eine 3ugenbarbeit, bte
ber Gomponlfi in feinem eignen 3ntereffe beffer jurücf beljaU
ttn fjdtte. SWit ftd>ecec #anb au«gefül?rt, unb freier ent*
faltet in gorm unb ©tpl ifl ber ©efang „an ben ©d)laf",
wenn er aud) bem „©licflein" an griffe unb lebenbiger
SBirfung nirfjt ganj gleid)fommt. jD. 2.
3»uftfalifd)e Stetfebldtter.
(Ä6mg*berg, SKlfit, SWemcl, SRttau, Stfga, Dorpat, SBilna,
SBarfcfyau ie.)
ftotiigtberg*
2(1* td) in ber STOitte 9tovember vorigen 3a^rc$ nad)
A&nigäberg jurücf f e^rte , um burd), unb nad) 9Juß*
(anb ju reifen, war alle*, wa* tn biefer ^weiten JReftbenj
ÜRuftfet unb 2fluftfant, Äünfller unb Dilettant beißt, in
gellem Aufruhr wegen eine* 2frtifel*, ber fürjlicbfl (Sc*
tober 1840) in ber bleuen 8eip$tger muftf al. Leitung
Aber £5nig«berg geflanben. Der 2Crtifel t>atte ein fo
große* Auffegen gemacht, ba$ bte wenigen Spemplare be*
83latte*, worin er enthalten, fdjnell im engflen ©inne
be* 3Borte* je riefen waren, unb man tf)n nur nod) in
2C6fd)riften, wie vor ©utenberg* 3«ten, $u lefen befam.
6in lofale* 3ournal, „ber £6nig*berger greimütf)ige",
ba*, von Dr. ©uflav 9)ßugf rebigtrt, fefyr fdjarf unb
wifcig bie Ärdtjwinfeleien ber {weiten 9?eftben$ geißelt, ba*
bei aber aud) ba* Sobwürbige anerfennt, Ijatte obenein
be* 2(rtifel*, nur §u rüljmenb, erwdl)nt, — genug, ber
2(üarm war allgemein, unb er bewies, baß bte ©tabt
wirflid) viel Sntereffe an muftfalifdjen Angelegenheiten
nimmt, toat benn wenigflen« erfreulid) war. Um meijlen
beleibigt burefo ben 2(rtifel füllte ftd)^r. STOuftfbirector <Sfc
mann, ber nad) me^rmonatlid)er Ueberlegung, al*
er ben mutbmafjltdjen S3erfaf[er beffelben vieüeidjt in ben
@d)neegeftlben Sibirien^ untergegangen, unb ftd) fid>rc
vor i^m wdl)nte, — ftd) enblid) ein ^>erj faßte, unb in
bec alten ginffdjen muftfaltfd)en 3«»tung, in welchem
3Bafd)betfen beleibigte 9»uft!pl)iltper gleich ^ontiud ty'u
latu* i^re ^dnbe in Unfdjulo ju wafd)en pflegen, mit
einer Grrflärung auftrat, worin feljr vorfd)neü au* bem
unterjeid)neten $. %. j,ne* HttiUii $. 2ruf)n gelefen
würbe. ^)r. ÜRuftfbtrector Sdmann fagt in jener SrfUi*
rung: 1) ©e. 9Raj. ber Äinig unb nicht er fyStten
©tücfe aui ^)dnber* „3uba* SSRaccabduö" für ba* ^>of^
concert im 3»05fowiterfaale gewillt; 2) grt. @d)ebefl
fei nid)t birect von @r. SKajefldt jur SKitwirfung in
biefem ßoncerte aufgeforoert worben, unb 3) fragt er
naiv genug ben mutmaßlichen S3erfaffer, wa* er i^m
benn ju Selbe getl)an, baß er fetner nid)t anerfennenb,
fonbern fo ironifd) erwähne. Da* Severe erweeft fo viel
liebe ®pmnaftal*3ugenbertnnerungen, baß man webmü*
tt)ig=liid)elnb ^)cn. ©. verjetljen muß, unb nur u:er grl.
©d)ebe|l l)tnjufugen barf, ba^ fte aüerbing* ibre 2(nfunft
in ber ÄrömtngSjlabt bem ^)ofmarfd)all @r. SRajefliSt
anzeigen mußre, weil e* fonfl wol)l ©r. ÜÄajefMt nid>t
gut mogltd) gewefen wdre, gel. ©djebefl jur ÜÄttwirfung
in bem (Soncerte aufforbern $u laffen. Za^ ^)c. ©d*
mann bem 23erid)terflatter ^). Z. nid)t* ju „Seibe ge*
tt)an" fyat, fann mit Söergnugen befldtigt werben, unb
e* i|l fomit in jenem S3erid)te von feinerlei 9fad>c bie
Siebe.
9Zdcbfl #rn. ©dmann fanben ftct> burd) jenen S3e*
rid)t befonber* bte penfton*fdl>igen Öccbefleimitglieber be*
letbigt, bie nid)t penftonirt werben, weil fte al* £)rd)efier«
vorflcl)er ba* felbfl t^un müßten, wa* fte natürlid) biet-
bm laffen. Söal)rfd)einlid) werben fte nun aud) nod) in
ber alten ginf fdjen 9Äuft!altfd)en mit einer ßrfldrung
auftreten.
3d) will ju etxva^ 6rfreultd)erem übergeben, unb
von £. ©d)ubertl) fpredjen, ber nun fdjon feit fed)*
3al)ren unb Idnger, glaub* td), mit geringen Unterbre*
djungen SWuftfotrectoc bc* Äonig*berger ^beater* ifl.
S. ©djubert ifl unjlreitig einer ber vor$üglid)flen Dpern-
birigenten; er l)at alle*, m^ man von einem folgen gu
verlangen berechtigt fein fann, bi^ auf ©in*, wovon
wir weiter unten fpredjen werben. Die* Gapitel ifl ju
intereffant, al* ba^ bie 9?ebaction un* nid)t vergönnen
follte, tin wenig au*fül)rlid)er baeüber ju fein.
6in £>pernbirigent,
xc'u i. ^uUxt einer i|t, fann ni^t au* einem fieifge*
153
worbenen, früher brauen Goncertmeifler einet großen fürfl*
lidjen Gapeüe gebogen werben, norf> ifl e« überhaupt mog»
lid), bei einer großen in jeber #inftd)t brillant aue^e-
flatteren $ofoper ftd) jene ©ewanbtbeit, ©icberfjcit unb
@eifle«gegenwart $u erwerben, bie ein wirflid)er ßpern*
birigent gleicb einem guten ©d)tff«fopitain l)aben muß,
um allen Unwettern unb ©d)itffal«flürmen glorreid) bie
©pi&e bieten ju tonnen. 9?ur bei fleinm Öpernbütynen
unb £)cd)eflern, wo e« f)ier unb bort mangelt unb b^ s
pert, !ann ein angeborne« Dirigenten^alent, ba« natura
licf> vorau«gefe(jt wirb, ftd) bid ju jener SBoüenbung aufr
bilben, bie wir ftur 3eit an t. ©djubertf) anerkennen
muffen. 33ei einer großen furfUidjen 9?efiDen$*£)per gebt
e« etwa fo ju. 3Kan t>at ein voüjitylige« tüdjttge«
Öpernperfonal für ©oli unb Gbor, eine au« trefflichen
SKitgliebern befleljenbe reid) befe&te Gapeile, bie C5t?6re
werben von einem, feinem Amte gewadjfenen, GfyorDirec*
tor, bie Gapelle von brauen Goncertmetflern geübt unb
geleitet, unb bie ©olofdnger ftnb — fid) felbfl überlaffen,
ifyrem eigenen ©enie, ifjrem eigenen ©efdjmacf, wenn
anber« fte nämlid) beibe« ober etwa« bavon baben. S3ei
einer folgen granbiofen Oper giebt e« ndmlid) flct« swet
ober brei Dirigenten. Der erfle Gapellmeifler ifl ge«
wobnlid) ein berühmter franj6fifd)tr ober ttalienifdjer Gom*
ponift, ber burd) bie eigentümlichen Spernverbaltniffe
granfreid)« unb 3talien« früher nie ©elegenbeit gehabt
bat, ein SWuftfftücf ju birigiren, ober fict> irgenbwie in
bem praftifdjen Steile ber *Kuftf — ©efang vieUeidjt
aufgenommen — ju üben; er ifl weber im ©tanbe eine
Partitur, bie er nid)t felbfl componirt t)at, ju fpielen
ober ju lefen, nod) fpiefl er überhaupt irgenb ein paffen-
be« Snflrunient, um ein il)m frembe«, neue« 2J?ufifjiücf
einjuflubtren. Seine eigenen Opern werben nun un*
ter feiner perfonlidjen 2t u f fid) t flubirt. 25er Gborbirec*
tor übt bie Gtyore, ein Accompagneur bie ©oliflen, ber
Goncertmeifler ba« £>rd)efler. 9Jad)bem ©olofänger, Gf)or
unb Drdjejlcr in un$dl)ligen 3immer- unb ©aalproben,
benen immer ber Gompontfl al« erfler Gapellmeifler we*
nigften« perfonlid) beigewohnt, bie jDper rein au «wen*
big wiffen, ber rpernregifjeur nad) Angabe be« Gompo*
niflen unb ben glänjenben SKitteln einer $cfbübne alle«
SÜbeatralifdje auf'« 83efle angeorbnet bot, — flellt ftd)
enblid) ber Gomponijt unb erfle Gapellmeifler an'« DirU
gentenpult, unb birigirt fid) ganj unn6tl)igerweife ben
Arm lafym, benn bie £)per würbe ofjne alle« Üactfcblagen
aud) unter Leitung be« Souffleur'« ganj eben fo gut
wie am ©d)nürd)en gefyen. Der fel)r fd)6n tactirenbe
#err Premier* Gapellmeifler flebt namlid) blöd al« 33er*
jierung ba, unb meljr al« einmal baben wir bemerft,
baß er, wenn e« bod) einmal in'« ©djwanfen fommt,
ganj fliü bie Stattuta weglegt, (Td) »erlegen bie 9lafe
fdjneujt unb wartet, bi« ber Concertmeifler mit feiner
©eige ben ©d)iffbrud) glürflid) abgewenbet J)at. Dann
wirb, al$ ob gar nid)td vorgefallen w^re, wieber graci6d
weiter tactirt.
Die* finb jene glan^tüen ßpernauffübrungen einer
großm ^ofpübne, bie bat 33ol! fo feljr bewunbert, unb
an benen aud) wirflid) nid)t$ weiter au«jufe^en ifl, al6
bie SWaffe t?on 3eit unb ©elb, bie barauf t?erwenbet wer=
ben muß, um fte fo ^er^ufleüen.
2(ußer tiefen feinen eigenen SBerfcn weiß nun ber
^)remier--Gapelimeifler nod) jwei bi« brei SiReiflerflücfe an*
berer Gomponiflen burd) oftmalige« Jp&xcn au«?
wenbig, unb ifl fomit im ©tanbe, biefclben, wenn fie
erfl gut eingeübt ftnb, bei fefllidjen ©elegenljeiten
ju birigiren. 2(Ue« übrige fillt nun bem ^weiten unb
britten 3J?uftfbircctoc anbeim, unb ber GapeUmeifler 9lr. I.
befümmert ft'd) flugerweife gar nid)t barum, weit biefe
tre.ben unb fdjaffen. 9lur barauf fyat er ein &orffd)tigs
fluge« 2luge gerichtet, baß ndmlid) ju biefen SKuftrbis
rectoren nid)t etwa Seute r>on bem $o(je genommen wer=
ben, au« benen man wirflidje Öpetnbirigenten madjt,
fonbern foldje, bit nic^t blo« burd) il)re jufillige Stel-
lung, fonbern aud) burd) iljre mufifalifdje Unfdbig^eit in
keinerlei 5Beife im ©tanbe ftnb, ibm ben Slang flreitig
ju madjen, fo baß bie Aufführungen, bie alfo 9h. II.
unb 111. leiten, flet« im ©enitw ju ben Aufführungen
be« Premier * Gapeümeifler« flehen, unb ibm jur golie
unb SRelief feiner eigenen ßtfolge bienen muffen. Diefe
Dirigenten 9lr. 11. unb III. ftnb früher gewoljnlid) fef)r
brave ober gar au«ge^eid)nete Goncertmeifler unb SBioltn*
fpieler gewefen, bie aber in iljren jungen 3>af)ren nie im
Gntfernteflen baran gebad)t |)aben, Opern einjuflubiren
unb ju leiten, ©ie wiffen baber weber ttrvat t>on ®e«
fang, nod) von Glasier* unb ^)artiturfpiel, unb finb auf
feine 9Beife im ©tanbe, aud) nur eine einige ^robe bei
neuen Sper felbfl abgalten. Der G^orbirector flubirt
nun von ber neuen Oper, bie gegeben werben foll, ganj
für ft'd) bie Gl)6re, oljne ben 3n!>aU unb Gl)arafter be«
£)pernbud)e« im ©eringflen ju fennen, unb bie ©oliflen
flubiren ebenfaü« ganj für ftd) mit tt>ren Gembaliflen
il)re ^)artl)ieen. Äommt e« nun jur erflen Gnfembles
probe, ber ber SWuftfbirector 9?r. IL ober III. perfonlid)
beiwohnen muß, um bie Partitur fennen §u Urs
nen, fo ifl bie babplonifdje Verwirrung fertig. Die
©oliflen flreiten unter ftd) über ba« 2empo unb ben
Gl)arafter ber Duo'«, STrio'« jc. . . . alle jufammen mit
bem Gljorbirector über bie grißeren Gnfembleflücfe unb
ginale'«, jeber vertljeibtgt feine 2fnftd)t, jeber f>at fl?ed)t,
unb ber gute 3Äann, ber bie Dper birigiren foll, ftebt
ba, weiß vorläufig von gar nid)t«, unb m6d)te fo gern
bie Partitur fennen lernen. Giner foldjen ^)robe t>at ber
©djreiber biefer fltiUn me^r al« einmal in 9)erfon bei*
gewohnt. SBenn nun enblid) nad) vielen groben —
3Wonate lang bauen'« — burd) bie überwiegenbe ©timme
einiger geifl* unb fenntnißvoüen ©olof^nger, burd) ben
154
richtigen muftfalifcr)en Snflimt bed ß&orbireetor«, burä)
bie energifcfjen Änorbnungen be« SRegiffeur«, bie Dper
jur 6peeution fommt, — fo ifl bcr gute 2Wuftfbirector
9?r. II. obec III. eine burebau« überflüfftge ^erfon, unb
e« Ferren ftd> webet Sänger noch Srdjefler an if)n, wenn
er je juweilen mitten im Sacte herunter, obec nodj ein
*Paar Sacte nach bem Sdjluffe ber £)ut>erture obec fonfl
wa« fdjldgt; — 9liemanb achtet barauf, jeber tfjut feine
Sdjulbigfeit unb bie £)per gef)t glücflid), oft febr glück
Ctcf> 5U 6nbe, unb irgenb ein mittelmdfiger Sieeenfent
lobt fjinterber bie erfolggefronten SSemübungen be«, ihm
in jebet #infid)t bfynlitytn unb befreunbeten, #ertn 2Ä" S
flfbirector«. Sold)' einen 2Hann flelle man nun einmal
an bie Spifce einet $Promn$ialoper unb man wirb feben,
wie fd)led)t obet wie gar nkbt ec im Stanbe ifl, biefe
Feuerprobe aushalten. 6c ifl abec ju entfcbulbigen,
benn et machte fid) nicht felbfl jum Spernbirigenten, unO
bie Sdjulb trifft alfo nut bie, weldje ben fonjl achtbaren
SWuftfer r>on feinem fiebern $piafc im Stieflet Ijerbolten,
unb it)m einen Stanbpunct anwiefen, bem ec in feinec
SBeife gewad)fen ifi.
(S'ortfcßung folgt.)
S3ertd>te auS $Pati8 *>on $• SBerlioj.
(Srfre SBorftellung oon : lea Diamans , f omtfdje JDper jc. oon
Xuber.
(®<t)ln& )
3cr> will abec aud) nid)t $u behaupten wagen,
baf liuhtx biefe ©djroierigfeiten alle gel6fl. Die me*
lobifd)e tyfyaft bet Dpet ifl abgeriffen, nicht ftifd) ge*
nug unb artet alle Jfugenblitfe in'« jlrenge JRecitatto
au«, an gebiet, ben oft allerbing« bet SEert t>eranlaft.
3Cbet ba«, wofüt bet ÜKuftfet aüetn Detantwortlid) , ba«
ifl bet ju wenig gewillte, 5u wenig neue unb freie Stnl
feinet SBelobieen, felbfl bet frwolflen. Äein £)perntert,
weichet e« fei, verpflichtet ben Gomponiflen, nut ©emein*
pldfce ju fcfjreiben, unb ein (Somponifl wie 2(uber, oon
biefet 6tfabtung unb Deputation, fann immerhin, na*
mentlid) wenn et e« mit SWdnnetn von ©eifl wie Scribe
unb Saint ©eorge« ju tbun r)at, in bet #anblung et-
wa« Anbern, gilt e« ©runb $u gewinnen, auf ben bie
mufifalifdje 2fu«fübrung fid) bauen muß. Diefe Unjabl
t>on ßontretdnjen im 2(Uegro bet Ouvertüre, in ben
Strien, ben Duo«, ben 6nfembleflücfen, furj in ber gans
jen Partitur! Diefe £luabrillen $u Du&enben!
Sa* ßiel, welche« Äuber \>or 2(ugen b^tte, ifl flat.
6t glaubte bamit bem eigentlichen Opera - Comique-
^)ublicum ju gefallen, um fo mebt, je weniget originell
feine $ran}tr)emen feien. 2)ie 2)auet bed 6tfolg* fann
allein jeigen, ob bie 2Cbftd)t etteid)t. ©a* (> e t f t abet
bie Äunfl wegwetfen! 2)ann ifl e6 gleid), ob bet
2(utot Söerbienfl ober ©djulb burd) fem 2Ber! t>at, wenn
e* nut bem Sbeatet \>iel eingebracht unb ibm felbfl nod)
lange 3infen ttdgt.
Snbeffen bet Ätitif ifl nid)t erlaubt, mit äbnlicfjen
Betrachtungen fid) weiter ju befaffen, noch weniger ba*
in 2ob für ben ßomponiflen vielleicht burch bie gewihn*
liehe (Schmeichelei: „ber Äünfllet wollte einmal etwa«
©flechte« fchteiben, unb et fyat jut>iel Talent, ali baf
et bamit teuffiren folite" ju Derbreben, wad vor ben
2(ugen etnflet CWdnnet ben fltengflen Säbel oetbient.
©predje ich bagegen r*on bem SBenigen, wa« loben«»
wertb in biefer £)per. ©leid) bie Anleitung jur £)ut?er?
ture, jart unb fdjmeidjelnb, gut inflrumentirt unb fein
barmonifirt, fanb t>erbienten Beifall unb war ganj bad
©egentbeil beS folgenben, 2fuber^ ganj unwurbigen, 2CU
legro. 2)a6 Sieb, welche« #enrique wih^enb be« ©ewit»
tetregen« fingt, ifl t>on guter, fomifcher s J5Jirfung, ohne
eben feht inteteffant ju fein. Die großen SiobeSerbebun*
gen, bie man über ben 6r;o* ber 2ltbeitet noch t>ot bet
2Tuffühtung gemacht, fonnten nut nadjtbeilig fein. Set
^)toceffton«sCbot bet falfdjm 2J?6nd)e witft angenehm,
wie alle confonitenben #atmoniet>etbinbungen im piano
bet ©ingflimmen gut au«gefübtt. ©et jweite 2fct ent*
hdlt mef;te feine 3üge für ben Sopran ber SWabame
Shiüon. 3m britten 2lcte tyat mir bat Öuintert im
SJorjimmer ber Königin al* ba« befle unb einjig tüchtig
entwicfelte Stüc! ber ganjen £)per gefchienen.
ßoutere ifl ein feljr amufanter 25on ^)enrique. Die
9?olle be« Stebollebo führt ^)enti mit Sorgfalt a\xt.
Schabe, baf SKocfer al$ Don Sebaflian beinahe gar
nicht« $u fingen ober ju fptedjen h^t. Kiquiet mad)t
ju lachen, gtl. Darcier flimmt 3ebermann ernfl unb
5Kabame ShiÜon — 3a 9»ab. Shiüon! — Äeine 2fuö*
flüchte! Die junge Sängerin weif beffer al« irgenb 3' s
manb, mi il)r noch ju lernen übrig, um jur SSollenbung
ju gelangen. ÜWan verlangt biefe, weil fie hübfeh, weil
fte fd)6n unb man glaubt wunber wa« neue« gefagt ju
baben, wenn man ^aeftello'« alte« SOBort wieberholt:
„Cctte dame a de fort beaux yeux ! " 9?un frei(id),
wenn id) t>on „fronen 2lugen" fpredje, fo gebe ich bamit
fein Urtheil über ihren ©efang, aber ich fage tyt offen*
betjig unb mit 5Bdrme, benn e« ifl eine eingewurzelte,
wohl überlegte unb t»on Sßielen geseilte STOeinung: „Ma-
dame, vous etes charmante! \ous faites le staccato
ä merveille, et moquez-vons du reste!"
$. Serltos.
)öon b. neuen 3eitfd)r. f. 9Äu(i! eefchetnen wöchentlich jwet Hummern |u einem falben Sogen. — ^)ret* be« SBanbe* oon
52 Hummern mit muftfalifchen ^Beilagen 2 X% ir. 20 «Kgr., ohne mufifalifdje Setlagen 2 ^lr. lOSftgr. — Abonnement nehmen
alle $ofrämter, Such-, ÜKuji!^ unb Äunflhanbluncien an. —
"^tJrntfr brt ftr. Kiitfinann in Sciriig.)
Heue
3eitöcl)rift für Jttttöik.
SSerantwortlicbcr Äefracteur: Dr. $¥♦ 3d)Utttrtiin. S3erlcgcr: 9f. Jfriefe m £etp}t<i«
3ft
aStcrjel)ntet 93anb.
3>fn 14. «Kai 1841.
>Keue Eprrn. - «Xufif. ÄfifeMätrct (ftortfcpg.). - fiScrmifätc*. —
Sfingc, Deutfdper, nad) r&mtfdjer .ftraft, nad) griecbtfdjer Sdjenl;.eit,
85iioe$ gelang bir > bo$ nie glucfce bec gallifdje Sprung.
Sattler.
9icue Äpctn
im 6lat>ierau«$uge.
6onr. Äreufeer: 25ic bciben gigaro, form*
f*c Oper in 2 2(iifjügcn üon SErcitfd?fe. SJolk
fidnbiger ßlamerauSjug. — Jöraunfcbroetg, ©. 9R.
2Keper. — 8 SE&lr. —
gigaro, ber liflige, luftige Sarbier, ba« gactotum
t»on 8et>iUa, ber immerwdbrenbe 6t)efiifter, gigaro ber
aalgewanbte, fd)langenfluge itammerbiener unb ftattltd)e
Srdmigam, t)ier erfdjeint er $um britten üRale. 2Cber wag
ift bem ®uten gegeben? 2Bo blieb ber um>erwü|tlid)e
$umor, bie nimmer beftegte ©djfaubeit? 2Ba« ifi n«*d)
furjen glitterwodjen bec Hamann für ein ernfie« Ztytt,
fagt er felber, aufridjtig ftenug. 2)em faben Einerlei ber
6b« 8« entflieben, gebt er mit bem ©ebieter auf Steifen,
fiebt £dnber unb SBilfer, fammelt Srfabumgen, unb febrt
jurücf, um — roabrbciftig er bauert ©inen — um fid)
t>on feinem @d)üler Überliften ju laffen. 2);efec ift ndm*
lid) fein anbrer, al« ber *page Gberubin, ber injwifdjen
£)brijt 2)on @b«ubin geworben, fid) aber im $aufe bed
©rafen unter bem 9Jamen gigaro be« Sängern au« gu*
ten ©rünben eingeführt. — 2(n alten 35efannten tref=
fen wir nod) bie grau ©rdfin unb Sufanne, bie Äam*
merfrau. 25er ^audjtanb be« ©rafen b flt fici) jebod) um
eine $)erfon toermebrt, Sne«, feine reijenbe £od)tet, auf
bie ftd) eben gigaro be« Jüngern gute ©runbe begeben.
Sagegen begünfiigt ber Altere gigaro bie ^Bewerbung ei*
ne« £)on 2ttx>ar um Sne«, eine« ©impel«, burd) ben er
feine gefd()rbete $flad)t im #aufe auf« 9leue ju befejti*
gen unb ju fiebern gebenft, bod) mit mebr Cfifer al«
©lütf. £)ie« ba$ Clement ber ^)anblung, beren befon*
bere SBenbungen bei ber SSefpredjung ber einjelnen 9lum*
mern ftd) ergeben »erben, lieber Da« S3ud) formen mir
ber mangelnben Dialoge wegen fein tjollftanbige« Urtbeil
abgeben, bod) entbaltcn fte febwerlid) Diel SOBefentlicbe«
unb au« ben Hummern be« 2(u«5ug« Idft ftd) in bec
#anblung eine jiemlid) matte 9lad)0bmüng unb gort«
fefcung, unb in ben ?)erfonen jum Sbeil wenig getroffene
ßopieen erfennen. gigaro ifl ein wi&lofer, malcontenter
©rofiprabler geworben, ber ©raf ein complettec ©djwacb*
fopf, ber ftd) t>om ßrrften, SSeften, bec mit ibm fpcid)t,
überreben Idft. ©ufanne allein bat ben grifflen 2beil
ibrer ©oubrettenlebbaftigfeit ftd) ju erbalten gewußt.
SBarum ßberubin er(l unter frembem tarnen auftritt,
unb nid)t, toai er am Gnbe bod) tbut, gleid) ben Äno^
ten jerbaut, wirb nid)t red)t flar; nod) unerfldrlid)er ifi,
baf er wobl t>on ben ©rdfinnen, aber nid)t Dorn ©ra*
fen, unb felbfl nid)t tjon gigaro erfannt wirb. — 9Jun
jur SD?ufif. 5Benn eine angenebme, leid)t in £)b c un b
Stimme faUenbe 9JJelobie, tabellofe 2>edamation , man»
nicbfaltige, oft pifante Harmonie, eine fliefenbe, in ben
toielftimmigen ©d&en burd) mand)e un^ejwungene 9lad)s
abmungen unb SBerflecbtungen auäflafprte ©timmen»
fübrung, woblgebaute gormen, wirffame Snflrumenta*
tion genügten, um eine gute bramatifdje STOuftf ju geben,
fo wdre bie« bie bet beiben gigaro'« in nid)t geringem
©rabe. 2füein wa« l>ilft all ber jufagenbe 2Boblflang,
wo bie fdjlagenbe Cb^rafteriflif, bie innere bramatifebe
2Bar>rr)ett mangelt. SReic^t ja bod) bergleicben immerbin
bübfd) flingenbe SOTufif faum au«, um auf bie Sdnge t)or
Gcmübung ju fdjüfcen, wie man einem ©efellfcbafter, ber
bie ©abe einer fliefenben JRebe, unb nur fte, befifet, mit
SBoblgefalfen eine 3eitlang, bann gleicbgiltig, enblid) mit
Ueberbruf jub6tt. 2)ie Dut>erture ift ganj in biefem
leichten gefälligen aber flacben ©enre gebalten. 2fl« 2Cn»
fünt^igung eine« GonDerfationSftücf« fann fl« gelten, al«
156
SKuftfflütf an fld) ijl ju wenig eigentümlich in ber Sc*
ftnbung ber SBotive unb grofe Sebeutung anfpredjen ju
Wnnen. 3n ber Sntrobuction tritt ein Gtyor auf mit
SBorbereitungen ju einem ge|le: „fymtn winft" u. f. n>.
gigaro belobt, ermuntert, ber ©raf fagt 2(lvaro feine
2od)ter $u unb fünbigt ber mit ber STOutter #erbei£om*
menben bie« an. Ueberrafd;ung von allen Seiten. 2)a$
ganje baut ftcj> allmctylig ju einem effectvollen Sfjeater*
ftüd auf, obgleid) nid)t burd)weg au« gleid) trefflichen
SKaterialien: bie 2Rotive be« Dreigefprdd)« (Tttvar, ©raf,
gigaro) in ber SWitte ftnb jiemlid) trivial. Die folgenbe
Arie gigaro'« enthält gewiffermaafen bie Sjrpofition be«
Stücf«. 6c fünbigt an, baf auf feinen Setrieb bie
Jptitatl) jwifdjen 3ne« unb 2(lvar ju Stanbe fäme:
„baf mir ber 3ügel bleibe, baf id) e« ferner treibe, wie
mein &tbtaud) e« war/' Sie Arie ijl leiber eine ber
fd)W<$d)jlen Stummem ber ©per. ©erabe am unrecfyte--
jlen Drte verläft ber ßomponijl ben Darfteller, ber mit
SBüfce etwa« JKedjte« au« ber Scene, fo oberflädjlid) bin*
geworfen wie fie tft, madjen wirb. JRedjt nüchtern i(l
bie Tfnfpielung auf gigaro'« ^o^jeit burd) ba« einge*
flreute iljema ber Ouvertüre. Durd) erheuchelte« 2fb*
ratzen mad)t gigaro btn ©rafen auf ben erwählten
Sdjwiegerfofjn nod) erpichter unb fudjt baburd) ber ju
erwarteten Steigerung ber 2od)ter entgegenzuarbeiten.
2)a6 Duett, ju bem bie« ©eranlaffung giebt, ift in gorm
unb sjJtotiven feljr italienifd) gehalten (Die 2(bwefenl)eit
reidjer Koloratur inbert bie Sad?e im 3BefentJfd)en nidjr)
unb von fefyr gewinnenber SBirfung. Sin Sfjeaterbidjter
unb ßapellmeijter treten auf, bie mit ber eigentlichen
$anblung offenbar in fef)r lofer SBerbinbung jleljn. Sie
verabreben mit gigaro ben 95lan eine« Singfpiel« in ei-
nem Serjett, ba« nur burd) bie Darjlellung ein 3nter-
effe erhalten fann. Die folgenbe Sanjonerte ber Sneö
ijl einer ber Iprifdjen Stuljepuncte ber £>per. 2Bir Der-
mutieren Jjier ben Gomponijlen auf einem il)m vorjug«*
weife jufagenben ©ebiete, fanben aber unfere Erwartung
md)t befriebigt. SKit einer nid)t ju verf ennenben , fafl
ängftlidjen Sorgfalt ijl eine SWelobie fyergejleüt, bie iljre
gewifjnlidje ©runblage unb tfjeilweife Äernloftgfeit hinter
wetten Intervallen unb 2$er$ierungen ju Derbergen fudjt.
Die Sängerin mag Stimme unb Sdjule bamit an ben
Zag legen, ba« $erj bleibt falt babet. 3n einem leb*
haften, frifd) wirfenben Duett leljrt Sufanne bU @r<Jftn
eine fräfrige 3auberformel — - „id) will nid)t" fjeift fie
— gegen bie Anmaßung be« ©emabl«, bie (Te gleid) im
folgenben Öuintett ju erproben ©elegen^ett f>at. Der
©raf commanbirt ben 9?otar ju t)o(en ; gigaro mad)t
jum Schein Umjldnbe; ber ^Dfeuboftgaro tritt auf, ber
benfelben S3efef>t erbJlt, er t>erfprid)t golgeleiflung , e$
wirb aber gleid)faü« fein redjter Srnfl. Da« Üuintett
ge^rt, wie ba« ginale be« erjlen 2fct«, ju ben bramatifd)-
wirffamflen unb am fletfigjlen gearbeiteten Hummern
ber £)per. SBeniger fann bie« t>on einer jwifdjen beiben
(leljenben Arie be« ßtyerubin gefagt werben. Sie mag
banfbar für ben Sänger werben, bod) wirb er, waö ben
2lu«bruc! ber iionifd>cn 2(nerfennung anlangt, womit er gi«
garo Derfpotter, ba« SWeipe tl)un müjfen. ©el)alt- unb be»
beutung«t)OÜer, al« bie erwähnte ber 3ne«, ijl eine Scene
ber ©rifun, womit ber jwette Act beginnt, fte ifl ein
reid) au«geflattete« S5tat)ourjlücf. 3()m folgt ein Serject
für brei Soprane, ba«, wenn aud) nid)t fef>c funflceid)
gearbeitet, bod) von fel)r anmutiger SBirfung iff. Sei
ber au«gebilbeten gorm unb bem nid)t geringen Umfange
begreift man feine SSejeidjnung ali Xerjettino nid)t wol)L
Siner 3(rie be« ©rafen tf)ut ber SSergleid) mit ber SKo«
jart'fdjen, ju ber bie Äcljnltdjfeit, ja ®leid)l)eit ber SU
tuation unabwei«lid) aufforbert, Sintrag, ju ber fie fid>
oerbdlt — eben wie biefer ©raf ju jenem. 3n einem
Duett jwifdjen gigaro unb bem dapeUmeifler feljen wir
gigaro aümdfjltg feinem Spiegelbilbe auf bie Spur fom«
men, bie er im folgenben Öuintett weiter verfolgt. 2)a^
lefctere ifl wol)l für bie untergeorbnete SScbeutung für bie
*&anblung etwa« ju breit au«gefponnen , bod) entölt e«
mandje intereffante Sffecte unb ifl, fo xoU ba« folgenbe
Sluartett, mit einer gewiffen äuncigung unb Sorgfam*
feit au«geatbeitet. 9Jod) weniger erfd)eint bit Sreirc
motwirt, womit ber auftretenbe Qtyct feine greube an
bem fid) vorbereitetem gefle beftngt, er fdjeint nur ge»
fommen ju fein, um ber folgenben tfrt'e al« beliebter 83e*
gleiter ju bienen. Ueberfcaupt werben ber ^anblung, bie
im ganzen jweiten Acte nod) eigentlich gar nidjt vor=
wärt« gefommen ifl, nod) fo furj vorm Sdjluffe aller«
F)anb ^jemmniffe in ben 5öeg gelegt. SKan ijl wie ver*
jaubert, man fommt burd) allerlei ©egenben, mel)r ober
minber fd)6n, unb fi^t bod) immer wieber auf bem alten
glecfe. S« fefjlt weiter nidjf«, unb gefd)ie^)t aud) am
Snbe weiter nid)t«, al« baf ber falfd)e gigaro feine
9Ra«fe ablegt', Sufanne f>at aber nod) feine tfrie gehabt.
5Ba« nun bie Arie betrifft, fo ifl fie wo()l geeignet, wenn
bie Sdngerin i()r gewad)fen ifl, für ben SBcrbruf einiger?
mafen 5U entfd)Äbigen. S^ai feurrile ©efdjwd^ ber bei-
ben Sd)dd)er ^peDro unb 2opej (Dichter unb 9Kufifer)
aber f6mmt nod) red)t ungelegen. Snblid) finb fie fort
unb wir beim ginale. Der ©raf will burcfynu« feinen
2(uffd)ub mel>r bulben, er bat enbiid) einen 9lotar er*
rungen, freiließ ifl'« nur ber £)pernbid)ter; eben mad)t
er biefe Sntbccfung, aH Qfyvub'm in wahrer ©eflalt unb
mit einer Smpfefjlung be« Äonig« auftritt, unb fofort
fd)li$gt ber ©raf um wie eine SBinbfaljne, unb ba« fdjon
vorbereitete gefl fommt nun bem neuen JBräutigam wcf)l
ju flatten. Dem ginale fetyt c« nid)t an intereffanten
Sinjelfjeiten unb e« ifl namentlid) in feiner ^weiten
^(Jlfte von lebenbiger, aufregenber 5Birfung. — Der
151
Glavierau*$ug ifl fo praftifd) in feiner ganzen Ginrid)*
tung al* würbig in ber tppograpfeifcfeen 2(u*flattung. —
ifcortfepung folgr.) *^' «*•
iRuftfaiiföe SteifeMätter.
Jtdttiotberg.
(ftertfc&ung.)
S3«i einet ^Provinjialbüfene hingegen ftnb bie Opern*
vetfedltniffc gewifenlid) alfo befcfeaffen. Opern muß ber
arme, geplagte Director geben, ba* fuf>(t er, ba* weif
er; publicum unb STOobe verlangen e*, fte ftnb unetbttt*
liefe. Gr engagirt folglicfe ©dnger, b. fe. einen ©opran,
einen 2enor, einen 33af , bie, wenn'* ^)od> fommt, er*
trdglid) ju nennen ftnb; für bie anberweitigen £)pern*
parte fucfet er (ber Director) folcfee 2eute ju gewinnen,
bie aufer ber £)per aucfe im ©cfeau*, fcufl* unb Srauer*
fpiel ju brauchen ftnb; ber Gfeor befielt gew6fenlid) au*
bem ganzen SRefle ber ©efeüfcfeaft, ber übrig bleibt, tt>enn
bie anbern ^artfeieen ber Dper notdürftig befegt ftnb.
Die Partituren ber neuen franjiftfcfeen unb italienifcfeen
Dpern »erben nun nebfl ben Auflege» unb Gfeorjlimmen
au* jener berühmten jeipjiger Gopirfabrif belogen, wo
eine £)per wie 9lorma (Partitur unb Stimmen beinahe
1 Gentner 9iotenpopier) faum 6 £oui*b'or foflet. Oft
Idft ber Director au* ifonomifcfeen 5Kücfftcfeten aucfe nur
bie Stimmen allein fommen, unb e* muf au* einem
Glavierau*$uge ftubirt unb btrtgirt werben, wo benn ba*
Gorrigiren — biefe* billige 3eug wimmelt natürlicfe von
geilem — bem geplagten 2Wuftfbirector no<fe mefer 3eit
unb SÄüfee foflet. Sei ben au*gefcferiebenen ©oloftim*
men iß natirlicfe ber S3iüigfeit wegen (ein 33af unter-
gelegt, unb feiner ber ©oltflen, wenn er aucfe, toa^ juweU
len ber gall, muftfalifd) wdre, fann feine 9>artfeie }u
#aufe für ftd) burcfegefeen, unb ber STOuftfbirector muf
jebem einzelnen bi* auf ba* legte punctum ba* ©einige
eintrichtern. Gr feilt nun jeben Sag ton ber neuen
ßper S3or* unb 9tacfemittag $robe, unb fyat baneben bie
SBocfee brei bi^ viermal Dpern, SBiener dauberfiücfe,
93aubet)ille'* ic. $u birtgtren, von benen aud) nod) ge«
w6fenlicfe eine vollfldnbige Stepetition mit ßrcfeefler not!)«
wenbig ifl. Ginen unb ben anbern vom Dpernperfonal,
ber befonber* fd)wad) ifl, muf er, bamit ein gewiffe*
©pflem ber ©leicfemdfigfeit in ba* ©tubiren ber neuen
Dper fommt, vielleicht in ber 9Rittag*jeit ober nacfe bem
Ifeeater, fpdt 2fbenb*, nod) einjeln vornehmen unb bref*
ftren. Den Gfeor barf er babei aud) feinen Äugenblid
au^ bem 2(uge verlieren, benn ber Gfeorbirector ifl ge*
w6fenlicfe eine 2frt muftfalifdjer Ämpfetbie, erfler Gfeorifl
unb Gfeorbirector in einer Werfen, weber in bem 9Äeer
ber Partitur, nod) auf bem feflen 8anbe ber $)raftif
tecfet iu #aufe. 2Ban wirb ficfe ^itmac^ «inw SJegriff
machen f innen, wa« fold) ein 2Ruftfbitectot für feo<fe*
flen* 600 SEfelt. Safergage ju leiflen bat. Die grofen
Ferren bti ben #ofopern befommen gewifenlid) »»«i, brei
aucfe fünf Staufenb fcfealer ©efealt.
Durcfe biefe* perfinlicfee Abgalten aller groben lernt
ber SÄuftfbirector nun aber aud) bie neue Oper fo gut
al* bie ©dnger, ja beffer a(* biefe, vollfldnbig au*wen«
big, unb fennt jebe ©djwdcfee unb ©tdrfe feiner Armee,
äommt e* nun entließ jur erflen $robe mit £>r*efter,
fo fangen taufenb neue, grofartigere SWüfefeligfciten an.
SBenn ber SDirector an einem £)rte fpielt,.wo ein 2RilW
tdrmuftfcfeor in ©arnifon liegt, fo ifl e* wenigjlen* mig»
lid), ba* Drc^efler fcinftdjt* ber 58la«inflrumente voU»
pdnbig ju befegen. £af ba* ©treic^quartett ju biefer
Sefegung, bie in aüen neuen iÖpern wefentli^ ifl, in
feinem SBerfedltnif flet)t, ifl natürlich Gine ^>arfe ifl
nie vorfcanben, unb bie erfle SBioline muf ^arfenpaffagen
9>iccicato machen, feid)flen* wirb ein Glavier !>erbeia*
fd)afft unb feinter bie erfle Gouliffe ober in'* Dwfeefler
gefleüt, wenn ba nod) fo viel $lag ftd) ftnbet. D«t
aWuftfbtrector eilt bann bti ber betreffenben ©teile vom
Dirigirpult fort unb fegt ftefe jum Glavier, wie i* ba*
von ©d&ubettfe in SSeUtni'* Romeo c Giulietta gefeben
f)abt. 3m Don 3uan lief er fogar au* bem Örcfeeflei
auf bie SSü&ne, um feintet bet JRetterflatue be* Gomtfeuc
bie ^ofaunenflife im Sact ju fealten, unb mit bewun=
berung*wertfeer ©(feneüigfeit war er wieber im ßrcfeeflet
an feinem $lage, um ba* Duett in G»Dur ju reefetet
Seit *u beginnen.
©pielt ber Dtrector mit fetner ©efeUfcfeaft nun aber
gar in einer ©tabt, wo fein STOUitdrmuftfcorp*, fonbera
nur ein ©tabtmuftfu* mit feinem armfeligen ßrcfeefler,
in bem jDboen, Saffetfeirner, brei $ofaunen, ja gagott«
v6llig unbefannte, mdferefeenfeafte Snflrumente ftnb, wo
ber erfle £ornifl gdnalid) auf er ©tanbe ifl, ba* gertngfle
©olo nur menfdjlid) feerau*iubringen, wo e* feoefe fommt,
wenn ein ©trauf'fcfeer SOBaljer im Sacte ju Gnbe g#«
fpielt wirb, — fo muf ber SMufifbirector wenigflen*
SBunber letflen, wenn er e* miglid) ma<feen foll, fogar
JRecitativopern jur Xuffuferung ju bringen. Unb £oui*
©efeubertfe feat folefee SQunber mit folgen Drcfeeflem
j. S5. in Glbing unb ÜBarienwerber geleiflet, et feal
£)pern wie 9lorma, 2Äontecd)i unb Gapuleti :c. jur Äuffüfe*
tung gebraefet, er feat Jpoxti: unb anbere ©oli — (ba er
niefet ©eige fpielt) — mit bem SKunbe gcblafcn, er feat
jebem naefe Raufen eintretenben Snflrumente ein un-
trfiglicfee* 3^i4en jum Anfange jugewinft, er feat mit
feltenem ©cfearfbltcfe bie gdfeigfeiten unb ben Gfearaftct
eine* jeben Snbivibuum* in biefen armfeligen Drcfeeflem
im 5?u {u etfennen gewuft, biefen gtob, jenen leutfe(i$
aufgemuntert, fefelenbe 3nfltumcnt# an entfebeibenben
©teilen mit fluger SSeuttfeeilung bunfe anbere erfegt, unb
wdferenb et fo feine geißtge unb firpet(i<fee Sfedtigfeit
158
mit unermftbltdjem (gifer jebem ©njelnen auf ba« 3n*
ttmfie juwenbete, verlor er bod) nie ba« ©anje au« ben
Äugen, unb gab nod) jebem ©dnger, ben ec an bec unb
jener ©teile fd)wad) wufte, ben nötigen, verabrebeten
«£alt, ja ec wufte fogar in biefe Aufführungen 9Mancen
)u bringen, nad) welken man bei einer #ofoper verge*
ben« bie £)t)ren fpi&t. Da« ift ein ÜRuftfbire*tor! Zbn
fein SRiniftertal* obec #ofopernmuftfbirector, fonbern blo«
ein 2Jtufifbtrector burd) bie 21)at.
6« giebt jwet moralifdje principe, ein Srdyfter unb
ein ßpernperfonal ju befjerrfdjen. 2)a« $rincip ber Siebe
unb 83ere^rung, ober ba« ^rinctp ber gurd)t unb 83e*
wunberung. ©djubertl) f)at, vielleicht unbewußt au« am
gebornem Temperament unb Ctyarafter, ober bewuft au«
wot)lbered)netem ©runbfafc ba« 2e|tere für ftd) in 2Btr*
fung gefegt, ©dnger unb Drdjefter fürdyten feine
energifdjen unwiberlegbaren 3ured)tweifungen unb be*
wunbern feine muftfalifdjen gdfjigteiten unb feine £)U
rection«*ÜReifterfd)aft, beren ganzen Umfang unb feltenen
SBertt) fte jwar nid)t $u beurteilen wiffen, aber bod)
at)nen. 9*od) einige« über ©d)ubertl)'« 2eben«* unb 33iU
bung«verf)dltniffe. 6r flammt au« STOagbeburg, watyr*
fdjeinlid) t)on muftfalifdjer gamilie ab, benn er unb fein
Sruber, ber bebeutenbfie Gellovirtuo« in @L $eter«burg,
würben beibe fdjon fef)r früf) burdjau« muftfalifd) er$o*
gen, unb $war beibe für baffelbe 3nftrument, äMoloneell,
gebilbet. ?oui« war ttwa 16 Sabre alt, a(« er gang
§ufdllig von feinem JBafpulte im ÜBagbeburger £)rd)efier
abgerufen unb genötigt würbe, eine £)per gu Snbe $u
birigiren, bie burd) ein plifelid)e« Un worfeln be« SBlupf*
birector« in'« ©toefen gerietb unb nid)t weiter gefptelt
werben fonnte. 6r fjatte nod) nie einen SEactfiocf in ber
4panb gehabt, er ergriff iljn j6gernb , aber feine muftfali*
fd)e 9tatur erwie« ftd) t)ier jum ßrftenmal auf bat SBejle
unb er brachte bie £>per fo gludltd) ju 6nbe, baf man
tym am anbern Sage ba« Umt eine« 9Jtuft£btreetor«, ba«,
id) weiß nid)t wie, plifelid) gang vacant würbe, aud) für
bie golge anvertraute. Sr t>atte nie baran gebadjt unb
barauf Eingearbeitet, ÜHuftfbirector ju werben, al« ifym
biefe neue ©tellung fo unerwartet unter bie gufe gefdjo*
ben würbe, entwicfelte fid) feine ungew6f)nlid)e 35efdt)igung
für biefe« 2(mt mit ungew6^nlid)er ©djnelltgfeit. 3d)
weif nidjt, wie lange ©djubertf) bamal« in 3Bagbeburg
al« SWufifbtrector be« 2!t)eater« fungirte, nur fo viel ift
mir befannt, baf er vor tfuguft $ott Gapellmeifter in
Dlbenburg war, fpdter nad) JRiga, bann nad) £6nig«berg
ging, wo er ftd) benn jur 3<it nod) beftnbet.
( ©(fcluf folgt. )
&ermifd>tt*.
*♦* 303 ten, b. 26. Xpril... 3n ben 3a$rbü$ern be«
beutfeften National .-SBeretn« für QÄufif unb i^re SBifienfdpaft,
rebigtrt oon &. ©djiUing, beftnbet 1i$ in S?r 52 (2>fhnSee.
1840) fo wie in 9k. 3 (2iften Sanuor 1841) <5cttefpon*
benjen au« SQten (oon einer wirb in ber 9tote bte 9?erfpd.-
tung entfdjulbtgt) bte tobttlid) öu« ber SÖtener 3eitfd)rtft
entnommen, geflogen, QbgeWrteben ftnb ober wit man e« fon(l
nennen will unb jwar bie erfle aus üRr. i«l (i2ten 9lox>tm-.
ber), bie imite qu« 9?r. 198 (I2ten J)ecembcr). SBeibe geifl^
reidjen 2rtifel ftnb oon bem bekannten Autifer ^arlo nur
Quöfc^ltefenb für bte äBBtener SKobejettung oerfoft (oon 2Btk
r^auer rebtgtrt), ber ©orrefponbent untertreibt ftd) aber Ä. 65.
unb 2). Ä. ©. — (5* wunbert un$ nt^t bei ber bekannten
^lagtatmanter bti SRebacteur«, baf feine Sorrefponbenten fei?
nem eblen ffletfpiele folgen, ober fabrtctrt'er unter frember
girma d^nli^e JCunflflüctdjen ? — Sbolberg bat b«t gu«
rore gemadjt , namentlid) feine retjenbe Stube in Ä^SÄoU unb
eine ^bemtafte über ©emtramibe. — O. Nicolai ift bier,
um feinen „Templario" ju btrigiren. @r foll ganj Staltener
geworben fein. — Unter bem ©ängerperfonale ragt ber 54jä>
rige Slenor iDonjellt am auffallenbften be roor - ^ a b.
© b a w ' « berrlidje ©timme ift womöglid) nod) fd)6ner gewor?
ben, audj reufftrt fte oollfornmen alö bramatifc^e ©dngertn,
aber jebem wahren üD2uftffreunbe mu§ eö leib tt)un, fte gcn6s
tbigt ju feben, iu ber blaftrenben Lanier ber je^igen italte?
nifüben ©efangömetbobe, weil H nun einmal ba« publicum
fo will, beinahe gezwungen worben ju fein, benn ©dnger unb
©djaufpieler obne Bpplauä, ift wk ber gifd) ofcne SBaffer.
3ura 9iu^ unb grommen aller beutfdjen ©dnger, bie fo gerne
bie italienifc^en nadjdffen, fei e< nun auöpofaunt, baf eine
beliebte SReWer^gigur oon biefem Sabre an ganj au« ber SDtobe
gefommen ift, ndmlicb in ber Sabenj ^ — j ^ ^S " 1 "" r x ~r1 ;
ibr, bie t'br biefe oon jefct an anbringt, feib rococo, nfcftt
me^r fashionable, aber febr beliebt wirb ba« SBruftbalten mit
beiben «&dnben in ben Momenten, wo ba« publicum glauben
feil, ber ©dnger fonnte nun ba« £eer ber 2eibenfd)aften , bie
in feiner ©ruft toben, auf biefe SBeife im 3<mme galten, au(ft
muf babei ber Oberleib ftcfy leife betoegen, e« ift ba« interef*
fante JCopfnitfen &WS — traiwcrit pour le chant. —
*** 3n ©atjburg fyat man bereit« mit Vorarbeiten ju
S^ojart'« 2)en£mal angefangen. 2)a« erfte ©ueben natft
bem gunbament n?ar ein fa)6ner gunb. Einige guf unter ber
@rbe (tiefen bie Arbeiter auf etioae sparte« , ta« ©paten unb
Art wiberftanb. Sin jufdlliger Siegen oertrieb bte Arbeiter
auf eine fur$e $tit, unb alt fte jurüctfamen , fanben fie, wo
fte gearbeitet, — bie glddje eine« mit fdjönen Ärabe«!en ges
gierten StHofaif boben«, ber roa^rWeinlid) au« ben romu
fdjen 3eiten berftammt. @« ift nun jweifcltjaft geworben, ob
ba« JDenfmat gerabe an biefer ©teile »oirb errietet roerben
fönnen: jebenfall« roar e« ein fd)6nftnniger 3ufaU , al« wolle
ft$ ber öJeniu«, aud) wo ibm gebulbigt roerben foll, no4
fcböpfertfö bejeigen. —
*** 2)ur^ bie SSemübungen be« $xn. dbot-^tetot g.
©d)mibt wirb biefe« 3abr in bec ©tabt iKeidjenberg in
936bmen ein ?Wuftffeft gefeiert werben, an beffen erftem SEage
?Kenbel«fobn'« 3>aulu«, am jioeiten eine ©pmpbonie oon
SBeetbooen jur Äuffübrung !6mmt. —
SJon b. neuen 3eitfd)r. f. SKuftf erfd)etnen wöc^entltcb ^mi Hummern ju einem falben S5ogen. — ?)rei« be« JBanbe« oon
52 Hummern mit mufifal;, r cben Beilagen 2 Styl*. 20 9^r., obne muftfaltfcbe Beilagen 2 Zi)lv. lodl^r. — Abonnement nebmen
alle Zollämter, SBud)?, 2fö u u"k unb ^unftbanblungen an. —
(Öcbrucft bei Sr. Äücfmanu In ?civjifl )
tt t u e
3eitecl)rift (ixt ittuöik,
»erantroorUidjer JRebacteur: Dr. 9f. Humatin, »erleget: 91. ftriefe in ZtiptfQ.
aSierge^ntcr SBanb.
.A0 40.
2)en 17. 9Rai 1841.
Za6 öirtuofcnconcm. - Hu6 Hamburg. - «Kufif. «rifcblätter t34lu$<. - JBermtfate*. -
D mit \oU ber 9?ac^ttgaUen
Ceele bemt in'ö Otyt bir fallen,
SBenn bir immer nodj cor Obren
©ummet ba* GJefctyroäfc von Sporen.
SRudett.
S?a§ 23ktuofenconcert.
äJirtuo«. Da« rjeifT id) reblidjen ©ewinn! @old)e
Sljeiinarjme ift mit bi« fjeute nie geworben. §reuen Sie
ff* mit mit, alter gfreunb, wenn wir aud) in ©runb»
fdfcen nid)t immer ein« ftnb.
SRufifbirector. 3d) wfinfdje 3*>nen ©lud $u
bem Srwerb.
SS. Ä6nnten ©ie e« über ftd) gewinnen, ba« 5B6rt*
d>en: Srwerb ein bi«d)en weniger anjüglid) ju beto*
nen, fo würbe id) 3fönen SDTandjee jugeben, wa« tt)eore*
tifd) genommen red)t (>ubfd> flingen mag, ofjne mid) frei»
lid) in praxi wefentlid) floren ju laff^n. ©ebenfen ©ie
bod) be« wadern alten 5Borte4: „leben unb leben laffen!"
STO. 9lun ja, id) migginne feinem fein S5rot unb
fein Privatvergnügen. Da« beißt aber nid)t, ju allen
Dingen in ber SQJelt Ijarmlo« 3a fagen.
Dilettant. Da Ijaben wie ja ben alten $rinci*
pienfheit ! 3»" ©tunbe g6nnt einer bem anbern bie 8uft
nid)t, bie er atfjmet, unb tfyun bod) fo jal)m wie JDpfer*
Idmmdjen! 9iur frifd) fjerau«! SSielleidjt nehmen wir
un* aucr) ba« Unfrige, wAt'ö aud) nur ber gyat an
bem ©pectafel, wdfjrenb fid) bie 9)r)ilofopf)en auf ber
Suf)ne herumbalgen, unb bitterlichen ©djweiß vergiefjenb
SU fdmpfen vermeinen um ©Ott weif weld)e« verlorene
&ut. ©lad ju, Director! Die SERaffe rjabt if>c auf
eurer ©eite, ba ju bem £>ratorienunfug allergeringjlen«
f**j»9 pfeifmb«, blafenbe, fheid)enbe, dd)jenbe ?)erfonen
notijwenbig, wdfjrenb ber $erfena(i«mut fid) mit feinen
vier Darmfaiten entfjaltfamer Süeife begnügt. — 2rifh
lid) genug, wdfjrenb ber Änbre bie |at)Unbt ÜÄaffe
vor ben Gouliffen auf feiner ©eite f>at.
85. ©agt* id)'« nid)t, bafj ber SSrotneib burd)fd)im«
mere? £a$ wir £eufel«f inber , wie er un« oft feeimüd)
unb offentlid) bejeidjnet, ben ©inn be« publicum« ver>
berben, inbem wir fte von ber £t)ei(naf)mt an ben fuMu
men Oratorien r;erau«loden in bie fünbige SBelt?
9K. 2(1« ©djerj mag'« r;inger)en> im (grnjl wiffen
@ie wof)l, wie fetjr id) im Durd)fd)nitt burd) bie 2$eU*
nafjme aud) be« fleintfen tfubttorium« entjfidt bin, ba«
mir ©tufe für ©rufe folgt bi« in ben legten Jpimmtl
uralter gr6mmigfeit.
83. 2öie 83iele? 5BBiffen ©ie e« gewif , baf aüe
bie ©enigen, bie ©ie fo eben bejeidjnen unb mit beren
attention ©ie begnügt ju fein behaupten, wirf liefe bin
unbegreiflichen 2Beg mitwanbeln burefe 85ad)'f^ Offlrt«
fugen unb Oratorien bi« ju ber ©lorie be« Dreieinigen?
QJ?. 34 f innre bie grage jurudgeben: wie 85ieli
bei einem 83irtuofenconcert wirflid) Son fftr Xon naefe*
folgten, — wenn iefe nidjt bie Antwort vcrau«fdfee —
Dil. &a$ e« nid>t barauf anfomme, nid)t wat)r?
©o grimmig aber werben ©ie unfern greunb bod) ni(fet
perfifliren wollen!
SW. 6twa« 3(ef)nlid)e« aderbing«, obwohl nid)t v6U
(ig fo f)art. Dft genug Ijabe id) bei bem 83ortrage SSacft'*
fct)er STOuftf von übrigen« gutgearteten SWufifern ben
ßinwurf gel)8rt, wie viel erforberlid) wdre, um biefen
feinflen Nuancen be« ©ebanfen« bi« in« 3nnerfle naefe«
jufolgen, unb wie fte fdjon be«i)alb bem großen publicum
ungenießbar fei, weil ber geringfte 2t)eil ftd) bie SWfifee
gäbe, ihrem d(lr)etifd)en ©inne bergleid)en 2frbeit juju*
mutzen.
160
DU. Unb iljre Antwort pflegte bann $u fein, bu
2eut$ai e»pf«Aben wel)!, obftltid) wtberwiüig, unb afen«
tert Mi g&Oi te* gittlic$#n 3nt*K«, trenn ifeut and)
bet Opponent fcet unenblMjen ©rffe ju feiert fdjitae.
2B. ©o ungefähr. 34 fjabe nie an bem gefunben
Sinne be« unbefangenen ungebeten ©emötl>e« gezweifelt.
©iL SBobei inbef nod) immer bie grage übrig
bliebe, ob in bec 2$at bie guten „Unfd)ulbigen" — wie
©ie fid) unterweilen auäbrücften, — bei foldjen tieffin*
nigen ©ebidjten me^r empfimben, al« in ben ©enüffen
bet SJtobewelt. ©ie werben natürlid), bem *Prinefpium
gem<Sf , bie grage bejahen. Daf aber «ine leife gurdjt
wie ba« b8fe ©ewiffen fid> taiteingefcfclidjen , beweifl ein
anbete« 5Boct, ba« id) jjeute twratlje. Sie wägeten
eine« Sage«, wie ein be«potifd)et Domitianu«, unb
wünfdjten bem ganzen unetmeflicben S3ittuofenfyeete einen
Äopf, um benfelben auf einen <$itb abjufdbeln.
SB. 5Bie gütig, bajj fte miefy t>erfd)ont baben! SD3af>c*
fdjeinlid) t>at ftd> ber Born mit ben Sauren geminbert.
2Bit f)aben bod) aud) gemütfylidje ©tunben jufammen
gelebt, bu felbjl 3&* fjppodjonbtifdjet Unmutfc nidjt Det*
Idugnen wirb.
ÜB. 2fl« wir S5eetbot>en'fd)e Guartette jufammen
fpieften, al« un« ^apbit'« bumoriflifebe Saune erquiefte,
al« wie «tumal, trog allen Seufeln, bie SBadj'fdjen Dop*
pelfonattn taird>gefefet — ba« waren fdjine Sage! Da
waten Sie mir $)rometbeu* tmb ^anbora, al« ©ie nod)
nUbt b«« SJaterlanb aerlaffen, um im 2(u«lanbe bie Äunjl
tot ginger ju erlernen, bie jQueüe immenfer 83erüf)mt*
$*it unb grenjenlofen 3eitung«ü>be«.
8J. £4ren wir ben wiebetfeljrenben #ppod)onbet! «■
Sollte man nicht bife werben, wenn man bem alten
gteunto nid)t alljut>iel fdjulbete! ©oU id> nid)t glau-
ben, baf S&nen bet 9tul)m felbjl ein 2fn|lofj ijl, fo
mfijTfen 3^te ©orte al« inbirectet, bod) barum nid)t mtl*
betet Xabel meinet eigenen üompofitionen toerftanben
wetben.
SR, greilid), ba« 'ff«! 5Bo$u biefe flet« wieber*
fefjttnben, ewig ftd) neu gebdf)renb*n Programme mit
„Variationen Dom Goneertgeber , 2Cbagio r?on bemfelben,
Concert brillant t>on bemfeiben'' — unb wa« weif id)'«
Alle«, wifyrenb uniere ewigen CElaffifer verborgen liegen
im spulte ober al« Eabenbüter toermobern?
Dil. Posito, bie ©egenwdrtigen taugten alle nid)t«!
©ie ftnb, wir wiffen'«, ein S3erel)rer be« ©ewefenen.
„9Sle toiele 3aW)unberte madjen ben Glaffifet?" fragt
fdjon Sadtu«.
9R. 3d) erinnere mid), bajj STOojart felbjl an ei»
nem 2Cbenbe in fclb|larrangirtm Goncerten nur ein
neuerfebaffene« 2Berf probucirte, worauf er bann mit j
einer freien ^)^anta(te fdjlof. 93orau«gefeft, baf ein
^)eutegeborner if)n an grucfytbarfeit zehnmal überträfe,
ober wie «ßapbn einen ganzen 2tbenb mit feinen ©rjeug*
niffen inarejfant au«jufüllen t>erm6d)te, — bann wr^
langte M*{* Slotairtfefeuiig minbejtenl bie anbere, baf
au* bet yfawmti 3nbalt toutlti) wn poetifd^m ©e*
balte ftf, b*f wir bem Som^onf^ni <ü« fo(d)Hn jh trauen
fd)on anberweitig berechtigt wdren.
DiL 2Ja« bdfit, er mü§te fd)on einen 9t amen
fyaben, wie*« bie Sud)l)dnbier nennen? 9lun, ba wäre
Seiben geholfen, fobalb ein ^)aganini auftritt.
>IR. gaffen ©ie un« in bie ©ad>e gel)en, ftatt un«
um vtamen unb Definitionen §u winben, 9Ber wollte
verneinen, baf bie ©olomufif it>re ^Berechtigung, if>c ei*
gene« poetifdje« gelb b^be, auf bem fie mit voller 2Birf*
famWt walten bürfe unb muffe! Eber $oefTe, ©d)6n=
bdt, 3bealit<St, ba« ifl*«, wa« meine franfe ©ebnfud)t
nun einmal nid)t entbehren will.
SB. Unb bie ^aben ©ie in meinen ©ad)en nimmer
gefunben? — Sa bin id) beim *>on mir felber unb von
ber ©timme be« publicum« arg betrogep. gajl m6d}te
id) fagen, id) bebauere bie verlorene 3eit, wenn mid)
nid)t ber günfligjle ©ucce« in ntoa^ getrijlet.
3W. S?nbm ©ie, aufer für 3&r 3»jlrument, fd)on
componirt? Jpabm ©ie fid) ber ßompofttion auäbrücf*
lid) angegeben, ©tubien gemadjt?
33. 5öa« wir"« für ein Unglücf, wenn wir erfüh-
ren, bafj ©carlatti ober ^3alejlrina ftd) immer in einem
©enre gehalten Ritten ? 3d) gefiele, baf mit bie Gom*
poption nut um meinet Violine willen am #etjen liegt.
2) iL — — — ©t giebt toa^ jebem frommt ;
gragt ber ©olbat bod) nid)t, wol)er e« fommt . . .
©djafft et mit nut ju ^of wUlfommne ©aben,
3d) m6d)te gern ein SSiödjen Unredjt l)aben.
9». SKuff id)'« bod)! 2Ba« ijt nun aber^alTe
$errlid)feit ^aganini'6, auf ein anber 3nfirument über-
tragen, ober reblid) baljeim (lubirt, wenn man fid) über
ben inneren ©efjalt auffldren will?
JB. Drum eben ifT« ©olomujif, um nicht auf ber
fallen blaffen Partitur binter bem tyultt ftubirt ju wer»
ben. 3fl benn eine fd)6ne ©timme nid)t«? ^aben ©ie
ftd) nie über einen 9)er!en!auf auf bem glügel gefreut?
3d) weif nod) bie ©tunbe, alt ©ie einige Sabre junget
waten, wo ©ie bie 9?einbeit unb ©idjetbeit meine« So*
gen« mit Segeijlerung lobten, baf mit faft fdjamtot^ ju
SD?ute)e warb.
Dil. 3a gewiß, e« fommt \>cn bem bifen ©tubi*
rm! 3f)^ fluWrt au* nod) ba« ganje publicum aut
bem ©aal unb aui bet Safdje!
$R. 3öie banial«, fo ijl mir'« nod) t)eute. Denn
aud) bamal« freute id) mid) fjerjinnig, baf ein greunb,
ein ÜÄitempftnbet bie vollfommnen ^)oefieen unferer gto*
fen SEonbicbter vortrug. 2(ber btute toit bamal« ifl mir
bie fd)6nf?e ©timme ni*t«, wenn id) fie !>6re Tonleitern
auf* unb abflettern ober 2fuber'fd)e ©ottifen burd)fneten.
Ainnen biefe fd)6nen ÄrÄfte benn burd;au$ nid)t anber«
161
al« jut ©pajj()aftig(eit ein« falten ©innen(ifcel« aufge*
bracht »erben? 3* ginne ja jebem feine Stuben gu
#aufe: freue er ftd) an Sogen unb ginger, wenn bop»
pelte #arpeggien unb breifadje SRelobieen jum Grflaunen
gelingen. ©old>c Uebung«ftüc(d)en aber bem publicum,
bat im Goncertfaale bod) (ünfllertfcfoe Grfjebung wenig«
ften« f)offt, für £unjhver(e tjinjügeben, ifl bod) eine
attju fcodjgefpannte gorberung an bie gutmütige Un«
münbig(eit ber STOenge.
93. Sie »erben ungerecht, wenn Sie mit bem Der*
rufenen Sternen ber Stuben alle ©olopiecen ber ©egen*
wart branbmarfen wollen.
9tt. ®o laffen ©ie un« nid)t um Äaifer« SBart
flreiten, fonbern nur gleid) in ein ^ofttive« hineingehen.
Sie verjeifjen e« meiner 2Cufrid)tig!eit; wenn id) an 3ftr
lefctere« £)pu« erinnere, bie ©ie felbft jur Äritt( provo*
ciren, inbmi Sie bie Programme, »riefte mit gieren
,,be« Goncertgeber«" — angefüllt ftnb, in ©d)ufe
ju nehmen fdjeinen.
93. 3Barum nieftt? ©pridjt h>d) jeber fein eigen
SBort am beflen.
9W. 9hm wa« wäre benn bie* „eigen ©ort" —
in bem &eutgel)5rten Concert brillant ? Sagen ©ie mir
aufrichtig, ftnb bie 5J?eli«men, äierratljen unb 9ßerbr<$t
mungen Drin um ber QJtelobieen willen ba, ober umge*
(et)rt? 3* g*M*> baf m« in fielen weltberühmten
Gorteerten unferer 3*tt e« oft vorfam, al« wäre ber un*
tergelegte 2Relobieenftoc! nid)t« al« gutter für Pulver.
Dil. IDber ein ©trofcfad mit golbgewiiften Xanten
unb <Rdtf)en. 9lun unb wa« liegt baran, wenn'« nur
munbet? —
(fcortfc&img fclßt.)
5lu$ Hamburg»
[Soncette unb JBirtuofen.]
Sie Goncerte t)aben post fest um nod) redjt eifrig
3agb auf bie ©otbfüdjfe ber 9>l)ilifler gemacht, aber bie*
fen leiber! wenig abgejagt, wenn fte ober vielmehr tyre
Unternehmer aud) a(6 muft(alifd)e 9lad)(ommen M alten
©imfon geuerbrdnbe be« gifer« unb ber 93etriebfamfeit
unter bie ©djwänje banben. 6« Ijat ftd), wobl erftdjt*
lid) genug, bie Grfafyrung f)erau«geftellt, baf nad) tau*
fenb Goneerten mit bem taufenb urtb erften nid)t viel*
mefcr anzufangen unb ju verbienen ifl. Äd) bu lieber
£imme(! toat will benn ni$t Tille* Goncect am Orte
geben unb wunberbare Äunflgenüffe bereiten. 9?eben ben
(leinen unb grofjen 93irtuofen jeglichen 3njlrum*nte« unb
jeglicper ©timme, oft b?« ©opwne« unb 93affe« in
(Siner sperfon, wie bei gftabame 3- ©d)en(, fommen
in ber Gbarwodje bie STOuftfer unb ©dnger britten 9tan.-
ge« be« @tabt*2t)*Atet«, bie Äinber, bie privattflrenben
Äünfller, weldje für ben ©ommer ober t>ot bem ©om*
mer fdjon ernten wollen , unb nod) Diefer unb 3«w.
— Arn erg6<jlicf)ffrn &at bie«mal ein Doctor Äeller
gefcfeloffen, von tym alfo juerjl unb ba« SWeifte. Dod)
befürchten ©ie nfd)t«, webet ton ber beferiptiven nod)
artiftifdjen ©r6fje. #err Dortör Äeller — um ba«
publicum ju encouragiren — »utbe von allerlei unbe»
kannten SDluftffreunben in fcieflgen offtciellen Slittem
um fein fc^nelle« auftreten erfuc^t, wa« biefer Jtünßler
benn gewif auc^ mit i&nen wünfd)te, jumal er felbfl
fdjon auf &t)ni\d)t 5Beife jtc^ 93ai)n gebrochen fyattt.
Darüber unb baneben Ratten f!c() fpafftafte ©erüc^te Der*
breitet, unb leiber t)atu £err Dr. Äeller (i* einen %\n*
ger verbrannt (!!), um lofe SRduler etwa burd) fein«
SBirtuofität jum ©Zweigen ju bringen, ©enug, ber
Äbenb (am unb ber ©aal [>atte ftd> anfe^nlid) gefüllt.
Saut Programm wollte ber ^err Dcctor ein grofe6
2^ema eigener Gompofition au« ber 9lorma, ein bito
grofe« Sljema, immer eigener Gompofition, wrtra«
gen. — Gin Doppel * Duartett üon SHeifier ©pot)r
war beenbigt. £)a verbeugt ber ^err Doctor fic^ tief,
fet)r tief, unb beclamirt eine ©cene au« „gie«(o" — in
Hamburg! ©eldc^ter, ©pectafel! Der $ert Doctor
fd^lieft o^ne ju enbigen unb fefet ftd) an ben glügel.
^immel, welche (uriofe Frömmelei! Stumoren, loben,
©tampfen, SRufen, wilb burc^einanber. 93erfWnbige tre*
ten hinauf, unb erfuc^en ben SWann, ftd) bo<f) ju ent*
fernen. @r tf>ut e«, fe^rt wieber in Demutf), verbeugt
ftd) tief, fef)r tief, unb — 3a (ob ©djmttt foüe ba«
beleibigt« publicum berftynen. 2fpplau«, 95rat>o! — 3fl
biefer ©djlug ber Goncert»@aifon nid>t omini«, unb
wo^l wertf), aud) au«wdrt« be(annt ju werben! — Auf
meinem ©djreibtifdje lefe id) jejt nod) flüd)tig bie ^)ro»
gramme vom 15.— 26. 2fpril jufammen; Goncerte vom
Gelliflen, Goncertmeifler Änoop, früher in SJleiningen,
je^t feit einem 3<*&re ()ier privatiftrenb — be« pljilljar*
monifdjen Gomitee — M ©arnifon * ÜRufi(birector«
$. S3eren« unb einer jungen ^w6lfi^rigen Donna,
Caroline 5Bit(en«. 5Ba« nun vom Ginjelnen? —
Änoop t)at ftd) mit jwei eigenen Gompofttionen,
wenn aud) fpdt für*« 2eben, bod) fet>c vorteilhaft be«
(annt gemacht. Gr ^at fein bramatifc^e«, färben« unb
leben«reid)e« Concert -fantastique in mehreren Goncerten,
in benen er fonfl no* mitwirke, wiebert)olt unb iebe«
SWal baburd) lauten Gnti)ufta«mu« erregt. Die geins
t)t'\t, Äraft unb ©rajie feine« ©piele« ifl *u brfannt,
um barüber nod) SBorte ju verlieren. Die Gompofttien
■wirb, wenn gebrudt, balb eine greube aller Gelliflen »er»
ben. — Die (leine Caroline SBiKen«, ©cfcülerin
vom Gapellm. Äreb«, ifl ein liebe« Äunflrinb voll Zalent
unb gertig(eit, it>r 95ortrag von Rummel'« 2(*ü)lolI»Gon»
cert unb Gjernp'« 5Rolanb«»93ariationen mufte allgemein
gefaüen. S« ifl (ein SBunber(inb , fonfl wdre fti
nid)t fo trhimerifd) unbefangen unb ^crjlid) naiv. —
G.
162
2Ruftfa(ifd)c Steifebldtter,
31« Componijien babe i* Utbet ©d>ubett6 fo gut al« gar
nic&t fennen gelernt, benn e« fanb ffd) in bec furjen 3ett
burebau« feine ©elegenbeit, eine feinet ©pmpbonieen, be«
ren er ffeben, glaub* id), gefdforieben bat, $u t)iren. 3Ru*
fifer, bie felbft in biefem gadje @bren»ertbe« geleiflet,
j. 85. ^einrieb Dorn unb @obolero«fi, loben biefelben
al« trefflid) in bec gorm, gut, oft originell unb fd)6n
erfiinben, als ffor unb rooblflingenb tnjtrumentirt. SBarum
bf« je&t feine feiner ©pmpbonieen im Drucf erfdjien,
»eif id) ntd>t anzugeben. SBielleicbt ^4lt ©djubertb'«
JBefcbeibenbeit eine SBeriffentlicbung berfelben jurücf, ba«
»ire aber falfd) unb nidjt am Orte. ®d)ubertb bat
neben feinen Dielen 2beatergefd)4ften unb tylacfereien nod)
Seit unb 2ujl gehabt, eine Dirigentenjtelle bei einem
p^ilf)armonifd)en Vereine in Ä6nfg«berg anjunebmen, wo
grifere 3n|irumentalwerfe geübt unb aud) iffentlid) ju
@ei)Jr gebracht »erben. 3d) fab i^n rodbwnb meiner
furjen Änwefenbeit in 51. nur jroeimal birigiren, ben
Don 3«ön unb SJellini'« 2Rontecd)i. 3« ber erlern
Dper war burdjau« nid)t« etnjumenben gegen feine Sei*
tung, er leijlete mit ben Dorbanbenen Äräften ba« Un»
glaubliche. 3« ber ^weiten fdjien er mir bat @an$e mit
einer gerotffen ©eringfcbd&ung $u bebanbeln, ein Segler,
ben Diele beutfdje Dirigenten, bie al« Gomponiften »a«
SWtdjtige« leiflen, tbeilen.
5Wocb Sinige« über bie allgemeinen muflfalifcben 35er*
biltniffe JWnig«berg«, beDor mir biefe Jtrinungftfiabt unb
jmeite Steftbenj Derlajfen. 6« ffnb tytz muftfalifd>e
Ärdfte unb Hilfsmittel genug Dorbanben, um ttmt Z&ty
tfge«, mnn aud) nid)t 2fu«ge$eid)nete« §u leifku, benn
bterin wirb eine 9>roDin$ialftabt immer gegen bie SReftbenj
iurficf (leben miffen, tvo tbeil« ein 3ufammenfluf ber be*
vrurenbflen Talente be« 2anbe« ba« funfllerifdje Urtbeil
unb ben ©efdjmacf auf eine fyityxt Stufe bebt, anbrer*
feit« burd) fürfilicbe SRuniffcenj, fo Diel al« m8glid), bie
WUanteflen Ärdfte auf einen $unft, $u einer Sotalwir*
mng concentrirt »erben. 3n Ä6nig«berg liefe ftd) aber
mit ben Dorbanbenen ÄnJften bennod) manche anerfen*
nen«toertbe muftfalifcfce Zf)at $u Sage firbern, wenn
i« ni d) t an einer ßberwiegenben ffinfilerU
fcfcen Autorität burd>au« mangelte. €S$u*
bertb, ber Don Mm 3Rapfern unb Dilettanten al« ein
au«ge$eid)neter Dirigwt anerfannt unb Derebrt »itb, ifi
burcb fein Dielbefdtffttgte« 2b«at«rleben aufer ©tanbe,
ftcb in eine näbere Sejugnabme ju ben fonfligen muß*
falifaen Sntetcffen ber @tabt §u jleüen, bie nad) t)iet
©eiten bin serfplittert (tnb unb auSeinanber faUen. 6«
giebt \)Ut \>ia SKujifbirectoren , bie Ferren 9leubert,
Kiel, €5<Smann unb ©obolewdfp; jeber fyat fein
f leine« SWußfreid) in bem er wirft unb tyvcföt, abet
feiner ifl im ©tanbe, atte mu(tfalifd)en Ä6pfe ber t>e*
f(*iebenen 5Rei<be unter einen 4>ut i« bringen — furj,
e6 feblt an einem Ä6nig«berger delter, ber ba<
3eug baju bitte, eine abfolute mufifaliföe 2Äonard)ie ju
begrfinben. Da« grif jle 8ob bfoe icb t>on fenntnifooU
len Unpartbeiifdjen einem muftfalifd)en qjrir>atinjlitute,
ber Ä6nig«berger giebertafel, fpenben, bie leiber bei meU
ner 2fn»efenbeit einige bebeutenbe, nod) nid)t erfe^te 83er*
lüfte gebabt b«tte. 3<b b^tte nid)t ©elegenbeit ibre 8eU
flungen perfinlid) f ennen ju lernen. Hbtt einen «Jpaupt<*
componijlen biefer ?iebertafel, $rn. lag, ber Diele b««
mortftifcbe unb erjfomifcbe Quartett« für biefelbe gefdjrie*
ben, bod), fo Diel td) meif, fein einige« berauSgegcben
bat, lernte id) fennen, unb icb »erbe mid) fiet« mit 33er«
gnügen meine« legten £6nig«berger Äbenb« erinnern, »o
i(b im #aufe eine« eben fo lieben«»örbigen, al« gemutb*
unb ftnnreicben Äun(lb<Snbler« unb Äunjlfreunbe« mi^)
an ber fprubelnben Saune biefe« Sag bellen, rotfcreldjen
Äopfc« (lunbenlang erfreute. Jp, Z.
Oermif^te«.
*^* ®en 25ften Xprii fanb in ?)ar{« bie beutige ^ret««
Derti)eflung Gtatt. 2)en erften f>rct« erhielt SWr. 3(ime
ÜRatUarb, 24 3. alt, ©4>uler »on Slwart unb Seborne,
ben jweiten SRr. 9Äo§in, Cdjüler oon ^>alepp unb SPerto«,
unb SRr. be ©araubi, Styuler oon ^aleoi) unb (Jaraffa. —
* % * 3fm 24flcn TCpril gab Sjfjt tm ^onferoatorium in
$ari« ein (Soncert för SSeetbooen'« ibenfmal in S3onn, in bem
nur »eetboDen'fdje Gompoftttonen |ur Äuffübrung famen.
^r. Berltoj Dirtgtrte ba« Drdjefter. —
*»*- 3n SRailanb ersten eor Äurjem: Dell' arte del
Canto, brevi osservazioni del Conte A. Belgiojoso. —
©efc^(5ft^notijen. 3»dtj. l. »erlfn, t>. 9X. — 3. Hamburg, d. ©. •— 9. ftorbbaufen, d. SB. —
Berlin, d. (5. SDanf. — SBten, ». 83. — 10. <5art«rube. o. «. jDanf. — aßten, d. SR. — 11. ©eimar, o. 8.
©ruf. — »erlin, d. SR. — $ari«, d. ä. ®ruf. — 13. ffiien, o. 3». — 14. Conbon, \>. *. — 17. Äeicbenberg,
•. 4&. — 18. £re«ben, o. 2. — JD*nabrücf, o. 8. — 22. DceGbcn, d. ©. — @lau(bau, o. SÄ. —24. Hamburg,
d. 6. — fBerlin, d. €5. — »raunfdjwetg, t>. SÄ. — 25. Sranbenburg, d. 2ä. — 27. Söeiraar, d. C. — $ari*/
d. 8. — J)re«ben, d. S. — 31. 6openbagen, *. o. 8. — ömben, d. ä. —
Bon b. neuen 3eitf<br. f. SRujif erfcbetnen n>6d||entli(!b jwei 9tummera §u einen fcalben Sogen. — 9ret« be« ©anbe« »o«
02 Hummern mit muftfaltfdjtn ©ettagen 2 Ztyx. 20 SRgr., obne muSfaltfdje Seüagen 2 S^lr. 10 9?gr. — Abonnement nebten
alle 5>o(ldmter, S3u^, SKufif* unb JCunftbanbiungen an. —
(öe&rurft bri 9r. »ilrfmiim in «tipjig.)
J£)ttrju: 3ntelligcnjblatt 9lr. 5., unb ein Berjetc^niß Don jDriginalcompofttionen f. beutfc^e ÜJtönncrcfcore.
3ittteHigeit$M<ttt
jur ntntn 3tittttytift für JXtuftk*
9Kat
Jlff 5.
1841.
Novitäten von SchuJberth & Comp, in Hamburg o. Leipzig.
Nachstehend verzeichnete vorzügliche Musikalien,
welche das Interesse des ganzen musikliebenden Publikums in Ansprach nehmen dürfen, sind seit
einem Jahre im Verlage der Unterzeichneten erschienen:
Für Piano forte ohne und mit Begleitung.
Thlr Gr.
I>rey8Chock,A.,gr. Fantaisie. Op.12. 1
Kücken 9 F., 6 Wiener Tanze . . . —
Ligzt, F., 6 geistliche Lieder von Beetho-
ven, fnr das Pianoforte übertragen. Cah. 1.
Gottes Macht und Vorsehung, — Bitten . —
Cah. 2. Busslied —
Cah. 3. Vom Tode. — Liebe des Nächsten —
Cah. 4. Die Ehre Gottes aus der Natur . —
, dieselben. Cah. 1 bis 4 in einem Band 1
IHarxsen, Ed., Lied ohne Worte (Thal-
12
8
12
10
10
16
berg geweiht). Op. 37.
, Etüden für die linteHand(Henselt de-
dicirt). Op. 46
Schmitt, Jaq., 3 Nocturnes. Op. 125.
Neue Auflage
, grande Fantaisie, Douleur et Triomphe.
Op.225. Neue Auflage
, 4 grosse Etüden. Op. 241. . . .
Schumann, Hob., Dr., Scherzo, Gigue,
Romanze et Fughette. Op. 32
Thalberg, iL, gr. Nocturne. Op. 34.
, dasselbe a 4 m. Op. 34
Spohr,Ii., Dr., Sonate concertante für Pia-
noforte (oder Harfe) und Violine. Op. 113.
, dito. Op. 114
, dieselben mit arrangirter Flötenstimme
vom Professor Kressner. ä
dieselben mit arrangirter Violoncell-
- 12
- 16
- 12
1 —
1 -
- 16
- 16
- 16
16
16
1 16
1 16
stimme vom Concertmeister Knoop.
Zu vorstehenden Werken mit den Namen ersten Ranges
erlauben wir uns keine Empfehlung.
Für Violoncelli
Dotzaner, J. J.F,, 24 tägliche Stu-
dien in allen Tonarten zur Gewinnung und
Bewahrung der Virtuosität, dem Pariser
Conservatorium zugeeignet. Op. 155. . . 2 —
Tklr. Gr.
Schuberth, C, Kais.Russ.SoloTirtuos,
Souvenir de la Hollande, Fantaisie et Varia-
tion brillants. Op. 3., mit Orchester . . 1 16
mit Quartett 1 —
mit Pianoforte — 16
, 6 Caprices de Concert (avec 2*« Vio-
loncell ad lib.). Op. 4 — 20
, Nocturne pour 2 Violoncelles et Piano.
Op.. 6 — 12
Tüchtige Dilettanten und Künstler werden auf diese Ei-
scheinungen besonders aufmerksam gemacht; es sind ausge-
zeichnete Werke.
Für Flöte.
Songftmanil, H* 2 Quartette für 4 Flö-
ten. Op. 27. Nr. 1
Nr. 2
, Variations brillantes über ein Thema aus
der Stummen. Op. 32, mit Orchester . .
mit Pianoforte
24 tagliche Studien in allen Tonarten zur
8
16
8
20
2 4
Gewinnung u. Bewahrung d. Virtuosität, geh.
Der Kais. Russ. Solovirtuos Soussmann ist als der erste
jetzt lebende Flütcnvirtuos und tüchtiger Componist bekannt.
Für Gesang mit Piano f Ortebegleitung.
Bank, C, 6 Gesänge. Op. 23. ... — 16
, 3 Lieder. Op. 36 — 14
Cobelll, C, Elfenlied. Op. 13. . . . - 8
Cnr gehmann, F., Soll eggien für So-
pran und Tenor. 1. u. 2. Heft, jedes 1 —
, do. für Alt und Bariton. l.u.2.Heft. a 1 —
Jahn», F. W M 3 launige Gesänge. Op.ll. — 12
, 4 Lieder. Op. 12 — 12
Krebs, C, 4 Lieder. Op. 42. . . . - 20
, 4 Lieder. Op. 49 — 18
Nachstehend* Oeatnge sind für Sopran, oder Tenor, o4er Alt,
oder Bariton einteln für beigesetzte Prei« m h»jen:
TMr- Wr.
Krebs, C Capeilmstr,, d. Zigeunerknabe —
, an Adelheid —
, Schiffers Abendlied —
, treue Liehe —
» Lebewohl . , —
, nichts Schöneres —
, Sehnsucht —
, die HeimatS ■ —
, Liebcheo über Alles —
, Sehnsucht am Strande —
, Liebliche Maid . —
9 mein Herz ist im Hochland # . . —
f mein Lieb "
, Mary —
> Schlafeszauber —
, Warum? —
— - Ständchen Ton Seidl —
Mary schlummert — **
Sträusschen
— 8
Spinnrädchen • • * — g
, süsse Bell
> Seemanns Liebchen — ia
Die mit * bezeichneten sind atfeh mit Cuilarreb^fleituiis;
zu haben.
Thlr. Gr.
— 4
Gesang mit Piano forte und Violine, oder
Cello, oder Hörn.
Kreb«, C#* Seemanns Liebchen, für Sopran
od. Tenor, mit Pianoforte u, Cello od. Violine I —
, d. Hftimath,m. Cello, od. Violine, o<L Hörn — 12
, anAdeIheid,m.Cello,od.Violine,od,Honi — 12
, d. süsse Bell, m t Violine, od.CellöiOdJIoni — 16
Patriotische Lieder von C» Krebs.
Der den ische Rhein, mit Pianoforte od. Goitarre — 4
4stimmig . - .*•*"?
Kinderfabel von Ribbeck : Humorist. Polonaise — 4
Was ist des Deutschen' Vaterland , ... — 4
4stimmig ..,.,-- 12
Der Friede soll gedeihn, Frankeiilicd mit Pia-
noforte oder Guilarre . , ■ . - ' it
4stinun)g — 12
Hblied mit Pianoforte und Guitarre - -
4stimmig — «
12
8
12
14
14
14
— lö
Kücken» F., 3 Lieder. Op. 22.
, 4 M&nnepiuartette mit Partitur . > ,
Nicolai, ©■» des Seilers Tochter, Bal-
lade. Op. 14. .........
, der Liebe Lust u. Leid. 6Lieder. Op.lÖ.
BelS&lger» C. .G*» 6 deutsche Lieder
für Sopran oder Tenor. Op, 144. . . .
> für Alt oder Bariton
Bomberg» Andrea«, Lied: die
Sprache der Tonkunst — *
Spohr» Ij., Dr„ Scene und Arie aus Jes-
sonda, nicht im Clavieranszuge befindliche
Composition ..,,.--* — 8
Weber » C* M, von» & deutsche Ge-
singe. Op. 25. Neue Auflage ....
Portrait* >
Chopin, Fr,* in Stahl gestochen . . — 8
Henkelt» A.» do, do. . ■ . — 8
Llszt» Fr., do. do. . . . — 2
Mendel8Sohn-Bartholdy l F. f Dr. — 8
Ole Bull» Hitler, in Stahl gestochen — 8
gchnberth, C»» SoloTirtuosSr.Maj.des
Kaisers von Russland — 8
Spohr» Ii#» Dr. und Hofkapellmeister * — 8
frachtabd rücke *nf Chinesich Papier koste a Aas Doppelte.
Stahlstich- Tableau mit den gelungenen
Bildnissen der Heroen; Chopin, Henselt, Liszt,
F. Mendelssohn-Bartholdy und Thalberg.
Preis auf chinesisch Papier 1 Lomsd'or,
Im Stich befinden sich und kommen im La#fe
des Sommers allgemein zur Versendung*
Krebs» C.» Lieder. NeuoSamml. Cah.l— 6. ä8Gr,
Elgzt » Fr, 9 4 geistliche Lieder \on Fr. Schubert,
für das Pianoforte übertragen in? 4 Cahier. a9 Gr.
lEarxsen» E. f SouTenir an Liszt. 12 Gr.
SpObT, X., Dr., 3. Sonate für Pianoforte (oder
Harfe) oder Violine. Op. 115.
Sehnberth» C*» gr. Concert für Violoneell. Op. o.
Schumann» B»» 4stimmlgc Mannergesäuge,
Op. 33.
Der «bildete Musikfreund wird frtm.fa« Durchsicht diese* Verzeichnisses die leberzeuguug
gewinnen, dass Wer meist nur gehaltvolle Werie reuomirler Componisten geboten werden; sie sind
durch alle Buch- und Musikalienhandlungen am beziehen.
Schuberth S( Comp, in Hamburg und Leipzig.
rirnrt t«n Ei Fol» in i-'ipW*
IT e u e
3*tted)rift für Jttttöik.
SSerantroortlicrjer JRefcacteur: Dr. ST, ®cf>iittianit. Serleger: 91» gttcfe in fcetpjtß*
5ßierjef)ntcr 83ant>.
.M41.
£en 21. 3Äai 1841.
£a$ a>trtuofcnconcert (ftortfcpg.). - Xit mufit. C$pod)f. — Ä3crmif$te$. -
SRtdjt genügte, ba6 btr ber «Warft, ber tet'djrentjücfte,
iDeö 2ob« tflmofen juisarf manchmal,
SHandj' aUjumilber gceunb bie £anb btr brucftc
Unb S3eifall*wort fEct> feinem SBunb entftabi.
Ä. (SJrün.
■ ^^^^^^^^=
£)a§ 35irtuofenconcert.
(ftortfcpung.)
85. 3ö, »Da6 id) immer faßte, f)iren ©ie! SSa«
bilft un« bie ferngehaltene Sporte von gür unb SBiber,
An unb gür fid> unb wie bie grunbgelefjrten 2fu«brücfe
fonfi Reifen m6gen — wir machen unfer ©lud unb
ladjen in'« gdußdjen, wdr)renb it)t 9>rofefforen mit aller
5öei«l)eit feinen #unb <*«* bem £>fen locft, feinen 2Wen*
fd)en in ben Saal.
SDl. ©ie weichen mir au« wie ba« bife ©ewiffen.
Sßa« für 85ortf)eile unb jufdllige ßrgebniffe au« unferen
83emübungen erwadjfen migen, ift un« wenigflen« bie«
fen 2(ugenblicf gleidjgiltig.
85. 9lun benn! ©ie fpradjen von ber SBefent*
lid)feit ber j3ierratt)en. 3d) babe mir im Sifer ber
ßompofttion fein graue« Jpaai brum wadjfen (äffen, wa«
für ba« anbere bafei, wa« etjer ober fpdter — unb icr)
jweifle, ob SRojart unb 2$ad) in ber greube be« ©djaf*
fen« fo fd>arf unterfdjieben Ijaben. ©ie felbfi rühmten
vorbem biefe unb jene gigur unferer t)od)Veref)rten STOeU
jler al« befonber« gelungen, inbem fte unentbehrlich)
wdren.
STO. Xüerbing«! 3undd)fi aber ging id) bann von
ber S5ebeutfamfeit berfelben au«, aud) für per) be*
traebtet. 3d) geflefje, bajj mid) manebe moberne giguren
anefeln, fo unenblid) flau roet)t mid) biefe leere 2fufge«
blafenljeit an, wdbrenb id) mid) auf« 3«nigfle erbaue,
wenn einmal 33eetf)cven in feinen 2lbagio'« bergleidjen
anwenbet. £)od) würbe 3bnen bie« Urteil al« mein
eigenfmnige« fubjeetive« l)ier wenig gelten, unb finnte
nur nad) mandjen anberen SSorfragen objeetiv beantwor*
tet werben. 2)arum frage id) nod) einmal, beinahe fürd)?
id), a(ijufuf)n: ifl 3f>" Gompofttion um ber inbivibueU
len SSioline gemacht, ober bie SSioline nur ba« btenenbe
3njlrument jum 2fu«brucf ber muftfalifdjen $)oefte, weld)e
im Spu« enthalten?
Sil. ©ie fragen viel auf einmal, wie e« fd)eint
— unb bod) ift'« auf ber anbern ©eite meinem geübten
2fuge oft fo vorgef ommen , al« fdnbe biefe Alternativ«
gar nid)t ©tatt. ©oll benn nid)t im deuten Aunjl»
werfe 3n&alt unb gorm unjertrennlid), bemnad) ber f)ier
beregte Unterfcfcieb jwtfdjen 3bee unb 3fu«brucf, ober wie
©ie wollen, jwifdjen ber SEenbenj be« Jtunftwerf« unb
beffen 2faefüi)rung eigentlid) ein unger)6rtger fein? 3d)
verfiele ba« nur al« rationellen gortfdjritt von Urfad)«
unb SBirfung, unb werbe natürlid) nid)t fragen, ob bie
SBirfung eber gewefen al« bie Urfadje. £)r;ne 3»eifel
muffen bie S6ne er>er gebadjt fein, al« fte ein Sfaftru*
ment au«fübrt. SBa« von betben t)ie(leid)t in be« dorn»
poniflen ©eele tenbenjartig Dorgewaltet, fann mid) wenig
fümmern: tcr> f)alte mid) an'« JRefultat.
271. 5Bdre e« nur immer ein war)rt)afte« 9tefultat,
wa« biefe #erren burd) ir)re SSirtuofttdt ju 2age firbern,
id) meine ein f ünftlerifdje« , poetifc^e« — ober gar mit
verringerten 2fnfprücr)en nur überhaupt ein erwdrmenbe«,
aud) bem ungebeten ©inne erquidlid)e«. Um Sfaen
flarer §u bejeidjnen, tta^ icr) wiü, erinnere id) ©ie bei*
fpiel«weife an ben p^etifd)en 9Rifbraud), ben 9? au fad)
in Serlin von feinen unb ber ©d)aufpieler Talenten ge-
macht r;at. Alle ©eli weif, mit getreulid) er bem ein*
jigen Äomifer ©ern ju 2iebe beffen 9)erf6nlid)feit r)un*
bertmal variirt jur ©runbfage fomifdjer 6b«wftere ge*
mad)t t)at. dergleichen flirbt mit ber $erfon. 5Beld)er
Unterfd)ieb jwifdjen biefem galle unb ©r)afefpeare,
welker ber ©age nad) aud) eine JRolle, ben SWercutio
164
in Stomeo unb Süiia, für fid) foll gefd)rieben unb uns
Übertrefflid) bargefleUt fyaben! 2Ran füf)lt eS burd) unb
barf eS aud) von jenem 9tiefenbid)ter gar nid)t anberS
erwarten: er fyat ben ßljarafter ibeal concipirt, fertig
f)ingeflellt , unb fobann feine jufdllige *Perf6nlid>feit an*
gemeffen erachtet jur dußerlidjen Sarflellung; ober faffen
©ie'S umgefetjrt, feine fleine irbifdje 9)erf6nlid)fett in ei*
nen 35rennpunct gefaßt unb ibeat gehoben bem Äunfl*
werfe wefentlid) einverleibt.
Sil. £alt, t)a\tl Sie« böfe Ober bricht S^nen
ben #alS. Senn fo ftnb wir annod) bei bem ^uncte,
von bem wir ausgegangen waren. Uli' Sfyre 2(rgumen*
tationen laufen bann nur immer fjinauS auf baS beben!*
lid)e: duo cum faciunt idem, non est idein.
STO. 5BaS id) aud) vollfommen anerfenne. 3*
meine, es i(t gar nid)t einerlei, ob ©ie biefelbe grivolu
tdt in ©otfje'S 5Kepf)iflopf)eleS , ober in #eine'S JReife*
bilbern ftnben s ob fie SKittel ober 3wecf, ob fie 3bee
ober 3n|lrument ifl.
33. Söet bem Tillen fel>e iö) immer feine birecte Zn*
wenbung auf unferen gall. ©ie m5gen nadjweifen f6n*
nen, ba$ bieg unb jenes 4geftrid)ene a, ober biefer unb
jener Sterben* unb Dctavenlauf auSbrücflid) jur SDtani*
feflation immenfer ©idjerfyeit, 9Jcinl)eit, ©tdrfe beS So*
neS an einer übrigen« gleidjgiltigen ©teile eingefügt fei:
nun woi)l! bamit fdüt weber bie ganje Gompofition, nod)
ifl bewiefen, baß eben biefe ©olbfirnlein ben ©djwer*
punet ber 3bee bilten.
SR. ©efdjdbe es nur ein einjigmal, fo wäre bamit
bie fünfllerifdje 9latur $erfl6ct, wentgflenS verbdd)tigt.
83. ©efefct, id) gäbe Sfynen biefeS vorläufig 5U —
wollen ©ie benn aud) in bie fjcitere Äunfl ben rationa*
iiflifdjen @ntl)altfamfeit$verein einfuhren? ©üß ift alle
83erfd)wenbung ! Sie ^poefic felbjl ifl 83erfd)wenbung.
971. £> wie gerne wollf id) alle ©tr6me grenzen*
lofer *Poefie in unermeßlicher 9ierfd)wenbung über mid)
ergeben lajfen — wenn id) fie felbjl nur erfl gefaßt
\)itte in euren Goncerten! Saß eS tud) #erren bod)
ntd>t ganj bamit Gmfl ifl, jeigt if)r am beutlidjflen,
ba eS unverholen am Sage liegt, wie cud) bie 83erg6'tte*
rung eurer 9)erfon bod) baS eigentliche 3iel aller Äunfl
ifl, vergleichsweise ndmlid) gegen baS barjuflellenbe Äunfl?
werf gehalten. 2Ber gebdd)te ber Gompofitton unter ben
raufd)enben glutfjen coloffalen S3eifallS unb fanatifdjer
Gntjücf ungen über bie *p e r f 6 n l i d) f e 1 1 beS SarflellerS !
83. Äennte man unferen greunb nid)t beffer, ben
2)?ifantl)ropen, man mochte von 9leuem auf ben 83or*
wurf beS 9leibeS jurücf fommen. ©o g6nnt mir bod)
bie greube, meine furje 2aufbal)n Ijinburd) mid) immer*
bin ein 33iSd)en feilten ju laffen; eS bauert ja fo nidjt
lange mit ©djaufpielern unb 83irtuofen, feiten bis an'S
CebenSenbe, nod) feltener bis über baS ßcben im 9lad)*
rufjme.
ÜW. Siefe f leine $erf6nlid)feit ijl'S nidjt, waS id)
angreife: bie mag ü)r ©piel treiben unb fid) am ©paß*
d)tn freuen bie furje ©panne lang: fie ifl unfdjäolid)
unb nid)t weiter ju beachten. 3d) ad)te ©ie felbfl ju
^)od), als baß id) nur biefen ÜRaaßflab anlegen mid)te.
— 9lein ! id) meine audj im tieferen ©inne ben Äern
ber $erfinlid)feit, bie fubflantieüe ©ubjectivitdt. 3n bie*
fem ©inne gefaßt ifl bie perf6nlid)e Äunfl, wie fte im
83irtuofen unb @d)aufpleler fid) barfleüt, eine wefentlidje
©rfc^einung berfelben, ol)ne bie fie nidjt jum wirflid)en
Beben gelangen fann. Sie Gonfufion biefer beiben flufen*
artig gefd)iebenen ©tanbpunete ifl eS, was bie wiberwdr*
tige Uebertreibung beS 9)erfonlid) * Vitien bw^tbringt.
Senft (Sud) j. 85. ^Kojart ober ©fcafefpeare, fie l)dtten
ein GEorpS ber moglid)fl vollfommenen ©c^aufpieler bei*
fammen unb immer vor 2Iugen gehabt — wer f6nnte
eS poetifd) rechtfertigen, wenn fie eben nur biefe 9)er*
f5nlic^f eiten , felbfl im vortrefflichen ©inne genommen,
gleid)fam wie ibeale ^)ortraitS, ju ©runblage if>cec Sra*
men gemacht Ritten! 3mmer würbe il)nen ber ßrben*
refl anf leben; bie jufdllige, einmal bagewefene 9)erf6n*
lidjfeit erzeugt fid) immer wieber. 3n untrem fuppo*
nirten gaüe würbe fid) aud) ber befle Sidjter von bem
XuSbrucfe biefer Snfdüigfeiten nie vollfommen befreien
fännen — unb waS f dme babei ^erauS ? ©d)6ner 83or*
trag, rül)renbe Seclamation, feine ©chattirungen ber dußer?
liefen Sarflellung unb blinfenbe dffifd)e ©leißnerei würbe
bie gtlge fold)er f)i(lorifd)-trabitioneÜen giguren werben.
Sil. 5Benn id) ©ie nur bteSmal richtig verfiele,
fo fommen ©ie, lieber Sbealifle, t)ier auf 3bc *f)aupt?
capitel, worüber ©ie fdjon viel fjaben leiben muffen.
9Belct>e Ädmpfe l)abt id) ange^6rt über baS verzweifelte
gorte unb ^)iano, ßrefeenbo, Stitarbanbo unb 3Jforenbo!
Sßenn man 3fa*n vorwarf, baß in ber fonfl vortrefflU
djen, relativ vollfommenen 2fuffül)rung alter Oratorien
unter Stytt Sirection bod) gar ju wenig 2fuSbrucf,
83ortrag, ©djattirung in Saut unb Seife unb 2Re$jo ju
ftnben fei —
55». Sann antwortete id): eS ifl nidjtS baran gele*
gen! ©ie fingen wie bie Orgeln; bie fyabtn aud) fern
Grefcenbo unb baS ifl ber wafyre Sßortrag.
83. £) ja ! wie ©ie einfl aud) ben in baS ©ewanb
eingewicfelten, fdulendl)nlid)en ^)ericleS bem jugenbtid) er*
regten, leiben fcbaftlid)en 2(lcibiabeS mit lebhafter ©eberbe
vorjogen. @ut, wenn von einem 9)ericleS bie Siebe ifl.
Aber eines fd>icft fid) nid)t für Hut.
2W. So* glaube id), ta^ wir an biefen $unct be*
fonberS fd)irflid) bie Hauptfrage unb beren Antwort an«
fnüpfen fönnen. 3fl 3()nen nod) nie baS ^)arabopon
vorgefommen, baß einer bie ©eliebte in jeber ©ejlalt
fd)6n finbe, fowie baß griebrid) ber ©roße au* in 8um*
pen auSfal) n>it ein Ä6nig?
Sil. SSilber genug! 3* Wnnte 3()nen nod) «ht
165
Sufcenb beibringen , j. 33. gifd)e effe id), al« 2eibgerid)t,
in jebec ®eftalt, Appretur unb 3uflanb gleid) gern, au«*
genommen wrfault.
SB. aufgenommen! ganj richtig! unb umqe«
fcfjrt : ba« Söiberwdctige ober aucl) nur triefet t>6üig An*
gemeine muß fdjon in außerorbentlid) appetitlicher ©e=
flalt fommen, wenn e« bewege munben foll.
SB. 3d) merfe, wo ba« f)inau« will. Sie wollen
mief) auf allegorifdjem SBege inbueiren, bai ba« SRittels
gut aud) in dflbetifdjen Siegionen eine« brillanten 83or*
trage« bebürfe, Dielletdjt allein burd) ifen etwa« fei, wdb-
renb bie clafftfeben Äunfiwerfe aud) ofene allen S3ortrag,
wer weiß ob gar entjlellt, bod) immer genießbar bleiben,
nid)t wafer?
9B. Aufgenommen verfault! bleiben ©ie ja
im 33ilbe, ba wir ber ^fibfdjen Allegorie nod) fonfl be*
bürfen werben.
(Jortf<Qun9 folgt.)
©ie muftfalifdje @pod)e.
S3on ^ ^r tflcrn.
6« ifl unflreitig bie $PfIid)t eine« jeben gebilbeten
Sfluft'fer«, bie ©eifler unb SEenbenjen in ber Äunfl feiner
3eit ju prüfen, um (Td) in feiner 5Birffamfeit fowofel
felbfl flar al« aud) bewußt ju werben, wo ein wahrer
getftretdjer, lebenbiger gortfdjritt m6glid) unb n6tbig, unb
fold)er bann mit allen Ärdften be« 8eibe« unb ber ©eele
al« einzige Partei $u ergreifen unb felbfl burd)bringenb
aud) allgemeiner ju madjen fei. Senn fo wafet e« ifl,
baß jebec 3«itgeifl al« $robuct bir 3eit eine befonbere
S?id)tung nimmt unb eigentümlich nad) garbe unb ®e*
balt t)on biefer al« ber Sbrige anerfannt wirb; fo gewiß
ift e« aud), baß er, aud) wenn er ber ebelfle unb
befte ifl, in ber .Runfl bod) niemal« allein unb au«fd)ließ*
llct> ba« Üerrain befyauyut, fonbern Immer nod) t>on Der*
fd)iebenen materiellen unb barum untergeorbneten Sticfc
tungen, befonber« fubjeetwen , geteilt unb aufgebalten
wirb, fo baß jener feiten toon Allen al« ein ®anje« unb
für ba«, toa^ er ifl, bie wefentlidje 58lütl)e ber 3eit, auf*
genommen unb bewunbert wirb. Saburd) entfielt ein
Äampf ber abgeworbenen unb leben«frifdjen Elemente,
weldjen bie 9latur felbfl bem menfd)lid)en ®efd)led)te,
wie in allen Singen, fo aud) tytt, al« erforberlid) ju
feiner unau«gefefeten Sntwicfelung eingepflanzt bat.
2öir fefeen ferner, baß bie SWuftf, weil fie immer
eine ®efübl«rid)tung au«brücft, mit ber allgemeinen in*
tellectuellen unb literdrtfd;en SSilbung gleichen ©djritt
bdlt; baburd), fo fein unb dtberifd) fonfl U)r ©efealt ifl,
ein notfjwenbige« JKetief $ur Grrfldrung ftnbet. Sie je*
be«malige Üenbenj ber Literatur giebt ba« befle Ante*
rium für bie #6fee unb SBeite, wie bie gdrbung unb
Unbefangenheit bei SRuftf. 2(1« wdre jene in ben poe*
tifd)en ©ebilben aud) nur eine reellere, erweiterte SWelos
bie unb Harmonie, obne weldje feine SRepublif ber ©eU
fler greifeeit unb S3e)lanb gewinnt, feine Äunfl ib«n
Srjeugun^en 2id)t unb Üact ju Detlefen vermag. Surd)
btefe genaue 33erbinbung wn 2Bort unb Son, t?on Öe*
fül)l unb 2(nfd)auung wirb aber feine«weg« au«gefagt,
baß jebe 2(uffaffung ber SWufTf eine notbwenbige ßonfe*
quenj tton ben poetifeben 9?id)tungen einer 3*it fei, fon=
bern t>ielmel)r ift, wie biefe« aud) fdjon au« bem \jorbevr
gebenben erhellt, bie SWuftf ba« Urfprünglid)e, ^ eigent^
lid) 2Tefll)etifd)e unb S3eflimmenbe, welche« jeber fpdteren
poetifdjen 2(nfd)auung, fie fei, welche« Cljarafter« fte
wolle, inne woljnt.
SQSte in ber ^)oefTe, fo fielen fid) au&) in ber SOTuftt
6laffiei«mu« unb Otomanti«mu« fd>on feit Sflfaen d c '-
genüber, bod) nunmehr nid)t obne bie gldnjenbfren Siege
be« £efcteren über ben ßrflecen. ÜRit biefem ®egenem-
anber pflegte man gr6ßtentl)eil« bie 2(nfid)t ju üerbinben,
baß mit einer Don beiben Parteien ba« reine unb wabr;
baft @d)6ne nur notbwenbig tjerbunben fein fonne unb
muffe, baß ba« (&utt unb Äecijte obne flrenge ©onberung
ber gorm nid)t wol)l befleben unb geliebt werben fonne:
man war burd) ©ewobnbeit beflimmt werben, ba« 2Iltc,
wegen feiner Sewä^rung in gorm unb Sflaterie, unb
eben weil e« ba« 2(lte, für beffer ju galten, aud) weil e«
bie 3*it erbalten, unb eben be«balb gegen bie 3(ntifen
bit Geologen unb ibre fd)ranfenfprengenbe SSegeiflerung,
ba« frtfdje, ungewohnte 2(roma if)rer Seele ju üerfennen
unb mißjubeuten. Unb weil jufl alle Senbenjen unb
®eifler, weld)e einen ©trafyl be« gortfdjritt« aufgefangen
baben, fid> t?on bem »g>erf6mmlid)en unb Ueberlieferten
fraß uxtb fycixt lo«*, einer neuen boffnung«reid)en 9{id)s
tung aber jufagen muffen auf Sob unb Seben, fo ent=
flebt barau« ber fdjon angebeutete naturgemäße 3?tnid)-
tung«fampf unferere glücflidjen ßpodje unb ber cnblid)e
©ieg mit ber Iddjelnben Sbrine. Siefer Äampf, wie
lange aud) fd)on begonnen, ifl bod) nod) feine«weg«, bie
ßrfabrung lebrt e«, beenbigt unb begriffen, benn wirf
er biefe« überall, fo wdre er aud) befeitigt; fonbern bi« s
Pd 8 ei 9t fid) nod), unb bei benen am meiflen, weldjen
bie eigentliche intellectuelle SSilbung ber Äunjl unb be«
3abrl)unbert« , in feinen feineren 2inten befonber«, ab:
gebt, ein robe«, bewußtlofe«, unb weil nur materielle«
um fo bärtndefigere« gehalten an bem 2(ngeerbten unb
Angelernten, eine falte SSegetation auf böltlofer ©djolle,
eine ®efül)llofigfeit für freie ®riße ber ©d)6nbeit unb
9?atur.
Sie erfle unb t>ornebmfle Senben$ in bem ©eijl*
biefer ßpodje ifl bie Crrbebung be« ©eifte« über bit
gorm; feine Äned)tunq be«6rfleren burd) bie
üe&tere! g^id>t bie tfuflofung ber gorm überbaupt,
wie SRigotiflen irrtljümlid) wd^nen. 2(lfo nid)t aller
166
gorm! £) nein, nur bec falt, leblos unb barum un*
brauchbar geworbenen. 5Ber fiebt, f)6rt unb füblt benn
jefct md)t fdjon, bajj ftd) eine t)£f)ere unb geijfrollere ber*
au*gebilbet f)at, bie ftifd), fonnenreid) unb blübenb wie
«n 9J?org«ntraum be* grubling* auf ben ©Zwingen bec
©eifler rutjt. SBie bie 9>oefte, fo mufjte aucb bie ÜBufif
e* begeiflert anerfennen, bafj fluerft unb üornefjmlid) bie
verwitterte unb wie im Strome ber 3eit mit Stein*
fdjlarfen unb Sropfflein überfrujlete SHifere einer nen>en*
fd)wad)cn ©itterung ju burd)bred)en fei. Der Sbeen*
gang mufte junddjfl ein t>iüig freier unb unbefangener
werben, ber f einerlei 9?ücfftd)ten fennt, wenn eine an-
bere, geifbolle unb wabre ©djipfung ber freien unb
fned)tifd)en Äunfl be$wecft werben follte. 25er ft<f> fub*
lenbe ©eijt mufte bie 3n>ang*jacfe ber ftd) im Äreife
brebenben 9larrbeit Don ftcf> werfen, um wirf lieb ftnn*
unb funfboll fein §u finnen. 3Ba* man in ber Äunfl
geübt, war 2J?enfd)lid)e* nid)t ®6ttlid)e«; unb wa* f>aU
ten, warum ftreiten fid) bie 9Renfd)*n am meinen? Um
bat, xvat von ibnen ifl; fo in ber ^Religion, in ber 2Bif*
fenfdjaft, im 2eben.
3roeiten* mufte bie ßntwieflung ber ted>nifd>en Ärdfte
anerfannt unb üerwenbet werben. 2tud) bat SRaterielle
bat einen geijlreid)en ©ebalt, wo e* reebt belebt unb be*
griffen wirb. 25er ®lan§ ber Snflrumente, be* ßinjeU
nen wie be* ©anjen, l)at fid> au* bem Stoßen jum gei*
nen, au* bem (finfeitigen jum 2ttJfeitigen gebilbet unb
wiebelt.
2)od) — id) eibebe mid) jum brttten unb ©r6fflen :
3ur S3lutbe unb Sfegfamfeit bec tyfyantafU. SSJie weit
unb farbig, wie frifcb unb lebenbig, wie fübn unb t>ieU
ja allfeitig ifl biefe jefct gegen fruber in ben ©tunben
ibrer begeiferten <£d)öpfung! 2ttan nebme bie gertngfle
$iece, ben fleinften muftfalifeben ©ebanfen, weldje äraft
bec Sntention, weldje niemal* befielt obne warme tyfym:
tafte, weldje 9leubeit bec 3been t>oü #umor unb ©eele,
toll Snnigfeit unb Siefe, welcbe niemal* beflebt obne
Umfaffung bec frud)treid)en Scbe unb fettenreidjen 2e*
ben*. —
SD?it biefen SWitteln unb Äcdften l)at fid) bie gpodje
betätigt j mit biefem ©lanje tfl bie ©onne aufgegan*
gen, tyat (Te ba* falte, jlacce 2eben jum SSewuftfein ge-
rufen. 2)ec alte trdge ©eijl mag feine blinfenben gi*
guren t>on filberweifem ©djnee unb gldnjenbem ©i* in
gddjecn unb SWufeen verbergen, für ba* 2eben wirb er
pe nid)t bewabren fännen, benn bort fyat bie gebe ibren
wabren Äinbecn fdjon bie SSefdjeerung eine* neuen lilien*
reiben, veild>enbuftigen gcuf)ling* bereitet. 33oc Allem
bat ber ©eijl, ber ©eniu* in ber gorm wie in ber SD?a=
terie fid) lebenbig au*gefprod)en. 6* follen feine Jpanb
werfer mef)r fein, fonbern freie Äunfller; nidjt au* ber
©djule, fonbern au* bem 2eben foll bie Äraft al* reebte
2(utoritdt ffd) entwicfeln.
De*l)alb ifl e* aud) eine merfwurbige ßrfebeinung,
ba$ wol)l jeber SJirtuo* ber ©poebe unter keinerlei ^}ro^
tection Don Äutorttdten unb ©cbulen, fonbern aHt'm burd)
ftd) felbjl fid) geltenb gemaebt fyat. 25a* ifl bie &&)U
JRepublif ber Äunfl wie be* geben*, wo jeber für fid)
allein jum ©anjen, oi>m Amt, obne ©tanb, obne 9Bürbe,
ba* ©d)6ne will unb \>at ©rofe wirft. 9J?it bem freien
©eniu* im 3nnern aueb bie ßinbeit be* Äeuferen be-
wabrt! —
&ermifd)te$*
*** gür Äcnntnif ber SRad)brucf$gefe&g«&ung »n
»fu^anb bürfte folgenber fall von 3ntcrefTe fein. Der «piano--
fortecomponifl 2Cbolf *g)c nf cl t l)atte f((b in Petersburg n?egen
9^a(bbrucf* feine* Air russe (Op. 13.) unb feiner ber Äatferin
9ewibmeten Deux Nocturnes an ben SJHnifter ber 2CuffliSrung,
(^ebeimratb t). Uroarow, gewenbet, worauf berfelbe folgenben
SBrtef an ben GJrafen t). S?enfenborf, »inifler bec spolisci,
riebtete: ^^r. ^)enfelt bat fub wegen 9lacbbrucf« eine* mu«
fifalifeben SÖerf« an mid) gewenbet; leiber giebt e* fein be«
fonbere* ©efe$ in biefer SBejtebung, i$ glaube jeboeb, bafc bi*
ber ©efe^entwurf, ben icb bem SHctcbSratb oorjulegen gefennen
bin, aufgearbeitet fein wirb, ber gall beö ^)rn. ^enfelt wie
ber be« £rn. Äbam, bn Grmangelung eine* fpeeiellen ©efe^e*,
als birecte Verlegung be* <5igentl)um*gefe§e* betrautet werben
fann, benn baö eteblen eineö SKufifflücf* ifl eben fowoljl oer^
boten wie ba* Stehen eines ©tücfe* Su^ ober Seinwanb,
unb wenn au* biefem (9efid)t6puncte ber SKadjbrucf ntd)t ges
rid)tli(b oerfolgt wirb, fo fann unb muß tyn wenigflen* eine
polijetlicbe Küge treffen. 3nbem icb ^>rn. ^>enfelt tiefe 3etien
überfenbete, fyabt icb ibm oerfproeben, 3bnen, mein teurer
College, meine Meinung über biefen s Junct mitjutbeilen ^ icb
wünfebe, baf 3bnen biefelbe binldnglicb begrünbet erfdjeinen
mag, um fofort bie Sefcblagnabme be* erwäbmen 9cacbbruct*
xu befehlen. 3d) für meinen S^eil ^ege nidjt ben leife(len
3weifel, baf biefeS S?erfat?ren ber flrengflen ©ereebtigfeit^ unb
t*ogif o6Uig angemeüen ifl. 3* will nur nod) Ijinjufügen,
baf ba« fünftige ®efefc notl)wenbig ifl, um bie 3üd?tigung te*
©cbulbigen unb bie @ntfd)dbigung be* ^Beteiligten , aber feu
neSweg« um bie SSefdjafTenbett ber &t)at fejljufleUen , bie nie
etwa* Hnbere« ifl unb fein fann al* ein offenbares 9?erbredjen
gegen baS ßigentbum." — (?>r. ©taats^ettung.)
*** SS l)C\$t, bat bie «&erjogl. Dlbenburgifcbe «Regierung
(5. 3Ä. o. SB e ber eine 23ronjef£atue in ßutin ju fe&en bei
fcbloffen t)abi. Äucb foUen auf Sofien berfelben SBeber'*
fdmmtlicbe SCBerte in einer pracbtooUen ©efammtauSgabe noeb
einmal geflocben unb in ber SBibliotbef niebergelegt werben. —
%* 2)aS erfle <Scb6nburg'fcbe Sttufiffeft foll ben i.unb
2. 3uli in ©lauebau, — ba« grofe SBetterauifcte eingfefl
ben 4ten3ult in S3u$bacb, — ba* ber Ältonaer Siebertafel
am 9ten Zfugufl in 2(1 ton a gefeiert werben. —
Öon b. neuen 3eitfcbr. f. SJcuflf erfebeinen wöcbentlicb jwei «Kümmern $u einem balben Sogen. — ?>rei« te* SBanbe« ron
52 Wummern mit mufifalifcben JBeilagen 2 Style 20 Wgr., obne mufifalifebe Seilagen 2 Stylr. 10 9cgr. — Abonnement nebmei
alle ?)ofldmter, SBucb^ SÄujIf? unb tfunftyanbtungen an. —
(öe^^:cft bet ßr. Rütfinanii in Scivsia-)
tt e u c
3eitetljrtft für iUnoik.
SScranttportltdjer 9?et>acteur: Dr. 3l # Schumann* SJerlccr 1 -: SR, Briefe in Setpjtß.
SSicrjetjntcr S3ant>.
-W 42.
£en 24. 3Äai 1841.
55as äJirtucfenconcert > ftertfe{>9.). — SRcue tcem (ftcrtfcnq.). — Sßtrro:^ u£. —
SBitlfl fie aber naljer fennen?
eiel) auf's SKedjtc, fic^ aufs <£djlecfcte,
2ÖaS ftc ganj fürtrefflidj nennen,
3ft roatjrfaetnUcfc ntdjt baö tfedjte.
©6tbe.
£>aö SSirtuofenconceut.
(Scrtfepung.)
83. ®ut. %i) muß mir'S fdjon gefallen (äffen,
3f)nen praeüminarie 2J?and)eS jujugeben, um ©ie enb*
lieb aud) au« bem 5Becjlecfe $u treiben, ©efianben ©ie
t>orl)in felbft ju, baß bec 3ufammenr;ang Don Snfjalt unb
gorm ober Äunflwerf unb Darfiellung ein wefentlidjer
fei, fo ijt feine grage, baß Sie aud) bem l>6^«cen Äunfb
werfe bie m6glid)jl l)of)e Darfiellung wünfdjen.
Dil. 2tber aud) umgelegt l)er;e tedjnifcbe ^Bollen*
bung beS Äeußerlidjen nur auf ddjtpoetifdje ßompofttio*
nen angewanbt!
9B. JKidjtig, baS ijTSl 3d) fann mtd) nun ein*
mal ntd)t an bem reinen Üone für |7d) erfreuen, wenn
fcie 33erfnüpfungen unb Weiterungen beffelben feine t>5^
fyete hinterhältige SBirfung fyaben.
Dil. ©o fdmen wir enblid) bod) auf obgenannten
GntljaltfamfeitSDerein f)inauS. ,,%a nid)t ju Diel!" fa*
gen ©ie #ppereriticuS, unb feilten ©Ott banfen, baf
Sftnen baS Uebermaaß bod) juwetlen entgegenquillt au«
unferm oft profaifd) gefallenen SEageSleben.
9ft. JBürben ©ie eS ertragen, wenn 5l)n*n ein
SKongole mit rafaelifd)em ^infel gemalt t>or bie 2(ugen
träte? Sieber eine rafaelifdje SWabonna, Don ©d)ulerl)anb
nad)geftrid)en , fo weit bieg miglid) wäre. S5ei jenem
empfänbe meine ©eele fortwifyrenb einen ftttlidjen 3BU
berftreit, wifyrenb bei biefem, ausgenommen Der*
fault, wie ©ie fagen, bod) immer ein ©treten aufwärts
fidjtbar wdre, baS ben 3ufd)auer fctbfl wiber SBillen
mitenijünbet. Darum f)5re id) ein 33ad)'fd)eS Dratorium
aud) in unDollfommener ©eftalt, wenn td)'$ nur wieber-
fenne, unb es nid)t gfin$lid) Derflümmelt ift, jef)ntaufenb=
mal lieber, als Sföre foflbarften Üerjenläufe in golbner
SHeinljeit. 5BaS baS Sorte, $)iano, (Srefcenbo u. f. w.
betrifft, fo muß id) Stjnen bie auffallenbe wol)l nid)t
aüju bekannte Slfjatfadje in'S ©ebddjtniß rufen, baß un-
fere 2llten bis auf SKojart faft gar feine 33e$etd)nungen
beS Sempo'S, Vortrages, 2(uSbrucfeS unb anbrec fd)6ner
©dd)eld)en hinzufügten, weil fie wol)l wußten, baf ifyre
S6ne unb Sonöerbinbungen t?on felbfl laut unb leife
fldngen, oljne alle ^> are n tf) ef enpoefie, an welcher
j. 85. ©djilier fo reid) ifl, ben baS bofe ©ewiffen immer^
fort quält, in ^)arenti)efe anjubeuten, ob ber SWenfd) ba
auf ben S3rettern wütljenb ober fanft, tronifd) ober emfl*
t>aft fpreefeen foU. ©efcen ©ie ju ben mobernen 83ir=
tuofenflimpereien — id) will feine nennen — neben baS
pp unb ff jum 3i«rtat() nod) ein britteS unb oierteS p
unb f, wie es einige woljlbefannte STOeifler tljun: burd)
biefe *Parentl)efenpoefie unb jaljllofe Drucfer, ©d)naljer,
Treffer unb anbere ^)auSmitteld)en wirb bie *Poefte nid)t
mel)r unb nid)t minber, wdtjrenb ©ie mit einigermaßen
gefunben ©innen bei 85ad) unb STOojart gar nid)t fcf)l#
greifen finnen. STOir fcfcnurtS immer bie Äef)le jufam^
men, wenn id) an ben erften S5nen eines fogenannten
geipreieben ©pielerS ben fogenannten fd)inen S3ortrag
\)&u. Die Drgel weiß nidjts ba^on, bie fennt nur flau
baare 2Baf)rl)eit unb baS ijl genug unb übergenug.
83. Darum ifl fie aud) Drgel. 3tr ßifer füljtt
©ie weiter als notl)ig, wenn ©ie um biefer übrigens
ganj plauftbeln Betrachtungen willen nun alle S3irtuofens
muftf Derbannen. 5Bo bleibt benn nun bie t?orr>iu an*
gebeutete tjotje ^)erfonlid)feit ober fubjtantielle SubjectwU
t&tl Denn fo wollen ©ie bie tiijU 93irtuoftt4t d)araf=
tcrifiren.
SD?, ©ie bleibe wo fte ifl, woI)ln fie il)rem ©efen
168
nad) ge$6rt: fte jlelle ein nute* 3d) bar, mafe ftd) ob«
nid)t an, baruber bmau*)?t}rab einen ©taat &u büben,
ber vif etfrigmt Xbfoiuttflen nie etmt anbet* aU ein
verwerfHdjer &taat inr (Staate fern fann, ben man tyz*
au«roerfen unb in feine perf6nlid)en Elemente jerlofen
muß, foli nid)t ba« einflimmige gefunbe 2eben be« gan*
jen Seibe« barüber ju ©runbe geben. — 3* meine, baß
bie 33ered)tigung ber wahren ©olomuftf mit bec bec lp*
rifdjen 9)oefte biefelbe ifl: fie i|l wefentlid) einfam, ben
SBoment ber 6mpf<5nglid)feit erwartenb ober beftimmenb,
unb §erl6jl ftd) felbfl, fobalb fte in epifdjer ober brama*
tifd>er SBeife m äffen fjaft auftreten, fobalb fte bem
unit> er feilen SSewuftfein etwa* werben will. 9iod)
immer überläuft mid) ein ©rauen, wenn id) an bie Ipri*
fdjen SSortrige unfere« ^t(o(ogtfd>en greunbe« benfe.
Äonnten ©ie e« benn ertragen, wenn er un« flunben*
lang peinigte mit bem übrigen« tedjnifd) vollenbeten 83ors
trage ©d)iller'fd)er, ©itlje'fdjet unb felbflcomponirter ©e*
bidjte? ©ottlob, baf ba« 3«talter ber Declamatorien
vorbei ijl; fte fjaben ftd) in bie djtyetifdjen Üfyee'« ge*
(Mrdjtet: ba gehören fte f)in — bat ijl ber red)te 2Beg,
um ftd) v6lltg ju verflüchtigen.
DIL 25a tjaben ©ic ftd) aber mit Sfaer politifdjen
2r)eorie t>oit bem Status in statu felbfl tn'd ©eftdjt ge.-
fd)lagen. ©ntweber waren ©ie vorr)m im 3>rrtf)ume, ba
©ie burdjau« nur fublime Gfompcftttonen felbfl Dom 93irs
tuofen wollten vorgetragen wiffen: ober jefet, wo 3*)nen
aud) ba« 23orjüglid)jle nid)t genügt, fobalb 3&nen be«
3eug« ju viel geboten wirb. SOTan modjte fagen, bie
gangewerle r)<$tte bie Ärrtif in ir)ren eignen 9ie&en ge*
fangen.
SOT. 3(1 ber 5Btberfprud) unl6«bar? 3uv6rberjl will
id), baf ber23irtuo« nur 33ebeutenbe« au« bem reinlpris
fdjen ©ebiete barjlelle; fobann aber, baß er bureb Ueber=
fülle btefer li?rtfd)en ©ubjeetivität bod) nid)t überrede.
Qz foli füllen, wiffen, an ftd) felbfl erfahren, baf ba«
3d) viel ijl, ein ©rofe«, aber nid)t ein ©rofjle«; baf
bai 3d) am grifflen erfdjeint, wo e« ftd) voll SSewuft*
fein in ein r)or)ere« ©anje«, in ein gefellige« 2(ü verfenft,
um aufeujletgen.
Dil. „SJerftnfe flampfenb, flampfenb jleigjl bu
wieber !" — 9lur baf bei biefem 2ttan6ver mancher un-
fdjulbigen ©eele bange wirb. 5Ba« meinen ©ie, baf
3r)re eifrigjlen ©ingafabemifer tr)un, fobalb fte baljeim
am (Kaviere ftfcen unb ber birectorifcfyen 3ud)trutf)e ents
laufen jinb? <5r)6re üben? 83ewat)re! %ebtv geigt unb
flimpert fein 2iebd)en nad) wie vor etnfamlid)fl, lyri-
cissime.
2)?. Daheim migen Jte'« tf)un, ba« geb' id) ja
felbjl ju.
Sil. Dod) t)aU id) aud) oft von eifrigen 59?ttglie=
bem 3&«$ Dratoriengefange« ben fd)merilid)en Einwurf
gef)6rt: ,,©d)abe, baf wir felbjl fo gar nid)t« von bem '
©anjen vernehmen! Da jleljen wir toit tobte pfähle
eingerammt ju eimm ^6fyer«n 3wecfe, ndmli* bem S3ad)
unb ^)dnbel et« Srüde ju bauen in >a« £tyc b«r Ijartr
bergigen ©fmetirbei" — g* iff ^art, er» Jörncfhjpfa^
ju fein, unb ic^ verbenf« Äeinem, wenn er lieber über
bie JBrütft fpajirt.
2W. SDßogegen bod) immer bie anbere SE&atfac&e ju
galten, baf wir nad) jeber Dratorienauffüljrung neue
SWitglieber aufnahmen, bie ftd) eifrig l)injubrdngten, ja
fpdter einmal al« 3uboter faum ju galten waren, baf
fte nid)t in'« Srdjejler liefen, um mitjuftngen.
©iL 5Bie bie gliegen in'« geuer! J)enn ange*
lommen Ratten fte'« nid)t bejfer al« juvor, fonbern fd)lim=
mer: aüt greube warb erjticft in ber verjweifelten ()Ol)e=
ren SWttwirfung.
ÜB. 3* fabe bemerft, baf wirflid) ftdjere ©dnger,
alfo in il)rer 2frt S3irtuofen, fobalb fte oljne Quälerei,
mit 2eid)tig!eit unb Sewuftfein fangen, ben ganzen
6f)or redjt wol)l empfanben. 5OTeine ©d)ulb ijl'« nid)t,
wenn beren nur wenige ftnb.
SJ. ©onbern ©d)ulb ber allgemeinen ©d)W(5d)e be«
Raufen«, an bie id) eben appellire. @ben weil fte feiten
im ©tanbe ftnb, ba« ©ublime fublim $u faffen, fo ifi'«
bod) wol)l geratener, il)nen ju geben, m^ allen bebagt.
SOT. ^abt tyr*« aud) fd)on verfudjt, einen 3(benb
mit clafftfc^n Compofttionen anjufüüen? 5Kid)t Iprifdjen
®efd)led)te« allein, fonbern epifdje unb bramatifd)e ba.
5wifd)en, in eine ger)6rige gegenfi^licfee unb vermittelnb«
golge gefteüt, — id) jweifle, ob ber 5Btberjlanb be« $u*
bltcum« fo grof W(Jre, wie il)r ibn nur ju gern bacjleflt.
9J?eine 6rfal)rung ifl bagegen. Aber id) f)abe aud) nie
jufammen gejloppelte Goneertcbm gebulbet au« jederlei
©enre« von jwanjigerlet Gomponijlen. 3)1'« nid)t« ©an^
^e« an ftd), wa« wir geben, fo muffen wir wenigflen«
eine tbeale ©anjfjeit r)er3ujlellen fud)en bureb innere 23er*
wanbtfdjaft, fo baf e« bem empfangenben ©inne ein
fdjeinbare« ©anje« wirb, alfo wieber eine r)6l)ere ginljeit
au« bem tl)atfdd)lid) 23erfdjiebencn.
83. D id) weif, ©ie tbun ftd) tttva^ $u ©Ute auf
bie 3«f«mnienjlellung 3*)rer doncerte aud) aufer
ben Oratorien. Da foü ein @afc ben ©egenfafc forbern,
ein ßompontft ben anbern, eine Sonart, ein ©enre ba«
anbre unb fo fort in jiemlid) fc^attirten 2fbjlufungen.
3d) weif nid)t, wie 23iele btefer wo()lbebad)ten 2Cnorb»
nung Dan! sollen, ober aud) nur $u folgen im ©tanbe jtnb.
SR. Zt)ut nidjt«! wenn fte'« nur empftnben. Die
^affe ijl nur $um Srnpfinben ba, wir ftnb bie @d)6pfer.
5?ad) bem aügemeinjlen Grinbrucfe ju urteilen ifl bie
empftnbenbe SWaffe bod) befrtebigter in ber Grinbeit be«
©egebenen, al« wenn fte mit einem jufMigen Allerlei,
einem (Jfi^tifdjen ©ewürjframerlaben überfdjüttet werben.
Dil. 2Btr K$<\t)Un un« ba @efd)id)tcften , einjelne
Beobachtungen, jufdllige (Jreigniffe, beren SSobeutfantfeit
169
©ie fonfl tt)tt ju befreiten geneigt ftnb — unb fommen
bod) feinen ©djritt n?eitec in bet Örntfdjeibung ber Urs
frage: foll bie ©olomuftf, foüen bie 2$irtuo;en etffliren
obec nic^t?
9R. ©ie fommen mir auf halben 3Bege entgegen,
inbem ©ie bie grage in jwet Steile teilen. Die Solo-
muftf, t)on unferen brauen 93orfal)ren gan$ richtig unb
ben Iprifdjen ©eftdjtSpunct treffenD bezeichnet mit bem
9lamen Äammermufif, biefe ju befreiten fann mir
nid)t einfallen, nur midjte td) fte etwas mel)r auf bie
Jtammet befdjränft wiffen, als gegenwärtig gefd)ief)t.
83. 2flfo fommen wie ©atanSfinber beflo übler weg.
2Bel)e, wenn ©ie einmal unumfdjränfter Äinig würben!
SOT. Sie follten feinen Sprannen an mir ftnben.
9htr eine fleine ßoncefjton, bie 3*)nen ntd)tS foflet, und
unb ber 5Belt bagegen unenblid) einbringt —
Dil. „2BaS mad)jl bu an bet SBelt, bie ifl fdjon
gemacht!" — ©ie nehmen mir'S nid)t übel, wenn id)
3&nen juweilen mit Syrern greunbe ©6tf)e unter bie
Arme greife. 9?ef)men @k bit SBelt ein wenig leid)t*
finniger — fte läfjt ftd) lenfen wie ein tfinb, xvmn man
il)r fd)meid)elt. 9?ur nid)t immer ben ^Reformator fpie-
len ! SBollen ©ie einmal ©ebritt für ©djritt erfämpfen,
nun ba werben ©ie gelSbl6<fe genug wegzuräumen ftn»
ben. Unb am 6nbe ftnb wir nod) gar nid)t ftdjer, ob
©ie benn wirflid), ober bie ©eleljrten überhaupt, ober
irgenb eine ©djaar 2fuSerwäf)lter ben wahren ©efdjmacf
erbeutet faben, unb gefegt, ©ie litten if)n gefaft, ob
3b* Äampf für benfelben nid)t leid)tltd) in ein SBinb*
müt)lengefed)t übergeben fonnte, inbem ein SfjeU fagen
wirb: „9?un ja! baS fjaben wir längfl gewußt", —
ein anbrer bagegen ben uralten ©treit ber ©tabilen unb
ber gortfdjreitenben mit greuben erneuernb ftd) ju ben
Steigen ber legten gefeüen wirb, um, wie ber granjofe
fagt, eine 3u fünft ju haben.
83. Sin wenig bejtimmter, td) bitte! Sie ^ad)t
wirb mir ju frauS, wenn ©ie ftd) in politifdje 83eeglei*
d)ungen verlieren.
(@<fclu& folgt.)
Sftetie Opern
im ßlavietauSjuge.
3. SQovtn: 3ot)anna b' 2frc. JRomant. Oper in
3 ^ufjügen. Sert nad) ©d}iller von O. ^>rcd)t*
ler. SSoUfläno. (SlavierauSjug vom ßomp. —
SBten, DiabeUt. — 10 gl. 6. ü». —
9Bir jeigten von bemfelben pfeubonpmen ßomponiflen
(23eSque von Tuttlingen) t>oc S^bteSfrifl bereite eine Oper
(Suranbot) an, unb melbeten fd)on bort bie 83oüenbung
einer neuen, beren GlavierauSjug eben ber gegenwärtige.
38te in jener erflen, fo fdjliejjt fid) aud) in biefer Oper
ber Sept feljr genau an ba« ©cfciüer'fche ©tütf. SKufite
aud) manche (linjelljeit ber fcenifd)en Ausführung aufge=
opfert werben, um bie formelle Ausbreitung unb Äbrun*
bung ber SWufrtflücfe nicht gu vetfümmern unb mußte
aud) fd)on bie 3<il)l ber ^Jerfonen befchränft werben , fo
folgt fcod) in allem SÜefentlk^en ber Anlage, ©cenerie
unb ©ituationenfr Uberung bie Oper fel>r treu bem Srauer:
fpiele. ßinjelne ©efangftüde, $. 5$. eine 2(rie ber 3<> s
Ijanna (ihr 2lbfd)ieb üon ber ^peimatl)) ftnb nur Ueber-
tragungen aui bem Declamatorifdjen ins 2prifd)e. 9Wand>e
Sßomente erfdjeinen freiließ burd) 2tuSla(fungen unb S$er*
fürjungen in tt>rer SOiotitirung beeinträchtigt: fo baS
unvorbereitete hervorbrechen beS Sbibaut mit ber 2(nf(age
gegen bie 2od)ter u. X. £)cd) migen wof>l bie im (Ma=
vierauSjuge nid)t enthaltenen Dialoge manches Schroffe
ausgleiten. — Sex Gfjarafter ber 9J?uftf ifl im 2(Uge--
meinen eine anfpredjenbe bel)aglid)e ©«miitb[id)feit, it)t
S3er()(5ltnif jur ^)anblung unb bem bramatifdjen Seben
me^r ein treues folgfameS 2(nfd)miegen , als ein felbfh
tätiges SBiebererjeugen. 2fm freiflen unb felbftftdnbig»
jlen entfaltet fte ftd> in ben Iprifdjen Momenten, unb
unter ben l)iereinfd)lagenben ©tuchn, ein^ unb meljeftims
ntigen, finben ftd) bie beflen 9lummern ber Oper. (5s
gehören hierher im erften 2Cct bie Sßifion ber 3of)anna
unb bie oben erwähnte ©cene, in ber fte ben tjeimatfyli«
d)m gluren 2ebewol)l fagt, bann ein Serjett im 2ten
2Tct, baS inbef e^er eine 2frie §u nennen, benn baS 23er*
Ijdltnif ber erften ©timme (3ol)anna) ju ben betben an*
bem (©djwefiern) ifl ganj baS einer 2(rie mit 6()or, bie
in feiner heutigen Oper fehlen barf. 2TuS biefer 9?ums
mer ftnb £auptgebanfen in'S 2fliegro ber Ouvertüre ge*
nommen, welches burd) baS SBotw ber SBifton in ber
3Beife eingefaßt ifl, bafj biefeS fowobl bie Einleitung als
ben raufdjenben ©djluß ber Ouvertüre bilbet. Das 211-
legro ifl feljr fließenb gearbeitet, baS ©anje bod) etwas
lofe jufammengepigt unb bunt, ba aud) baS Rule Bri-
tannia eingefügt ifl. Die S3enu&ung biefer National*
melobie f)ier unb fpdter im SBerlauf ber Oper ifl aüer--
bingS bejeidjnenb , follte avtd) ein mel)r ober minber be-
beutenbet Anachronismus im ©piele fein. Seim Srinf^
gelage fingen fte bie englifdjen ©olbaten, unb jwar fugen=
artig, jeber auf eigne gaufl, ol)ne ftd) viel um ben an»
bem ju fümmem. Eine 2(rie beS DunoiS im erflen 2Cct
jeidjnet ftd) burd) grifd)e, bramatifd)*lebenbtge ©prad)e
leibenfd)aftlid)en ®eful)lS aus, wogegen baS (Td) unmit=
telbat anfcfcliefenbe Serjett jiemli* matt abfÜU. 3*
jweiten 3(ct bürfte eine Arie KonelT* unb baS Duett
jwifdjen tl)m unb So^nna , als er von biefer entwaffnet
Wirb, f)ervorjul)eben fein. (Sin jweiteS Serjett ber^ Drei
©djwefiern ifl minber bebeutenb in ber (Srftnbung über*
l)aupt, unb befonberS ju frieblid) gleid?giltig für bie mutl)»
170
maßlidje ©eelenfitmmung bec tjecbannten, t>om SBöter
wrfludjten unb ba5u fid) felbß fdjulbbewußten 3ungfcau.
3n bem nur roentge Summeen entf>a(tenben beitten Acte
fjl ba6 65ebet bec gefeffelten Sungfrau, nad? welkem fte
bie Äetten betest, auszeichnen, obwohl bec ubetge 2t)eil
biefet ©cene, namentlich bec bem ®ebete folgenbe 3n*
firumentalfafe, ntd)t $u bem ©elungenfien gebort. 2)ie
©cene get)6ct ju benen, roo bie foctßcebenbe, ßcimenbe
#anblung bie unmittelbare £t)etlnal)me in 2(nfpcucb
nimmt, unb bie STOuftf melje als unterßufcenbe SSegleite*
ein, obec bec beflügelte Äugenblicf be$ @reignifle$, bec
©ntfd>etbun9 , gefeffelt ecfdjetnt juc plaflifdjen ©ruppe,
übet roeldje gleid) magifcfyen £id)tecn bie an bie 3«it ge*
bunbene 2J?ufif aümätjlig it>re Decfläcenben SDBolfen ec*
giefjt. 25e$ ©elungenen unb Ücejfenben enthalten untec
ben ©tuefen biefec ©attung baS eefie unb jweite ginale
am Stteißen. 9?od> einmal ecfdjeint im legten ginale
bat STOotit) bec SBifton milb unb t>ecfof)nenb beim SEobe
bec Sungfcau ; t?on leifen ßngelßimmen geteagen t>eclifd)t
allmdlid) bec legte 2Cccorb. 2)ap bie £>pec in 3Bien roie*
berbolt mit glücfltdjem befolge aufgeführt iß, rouebe be*
ceitS gelegentlid) in unfetec 3eitfd)rift beeiltet. —
0.8.
2$crmtfc*>te$.
*** 2öien, ben 8. SHai . . Sbalberg $ab je|t jwei
jum (Srbrücten ooUe Goncerte, fpieite aueb fel;r fdjön unb ge=
fiel ungemein ; et fdjetnt jebod) gan$ bas ©Jcgenttjeil i>on £if&t
geigen ju wellen- &b nimmt je&r oiel gemäßigtere Sempi'S,
als früber, fptelt aud) äußerß §art unb febr rubig (üicllcicfet
gar ju febr), unb t>erfd}mäbt alle änalleffecte > nur ftnb feine
Soneerte etwas monoton, weil er ßets allein unb nidjts als
feine Gompofttt'onen fpielt. Am meißen gefiel bie neue febr
ßbone ötube in 2U2Roü\ (St gebt tiefen £erbß nadj Stalten,
bann nadj ?)aris unb ßonbon, unb fpäter wie eS t)ei$t nadj
tfmerifa. — Die 3 taliener madjen biefed 3abr nid)t fo
ungeheuer gurore, tvit früber. SRab. ©djoberledmer, bte eine
große äünßlerin iß, war febr franf, unb t)<xt ot>l an Jtraft
ber «Stimme verloren, bte grejiolini erfe§t bie Ungber niebt,
eben fo wenig Golettt ben 3?onconi. SBabtali unb 2J?oriani
ftnb febr brau, bie *Perle aber tß Donjellt — ein 9ttefe,
er fingt binreißenb unb feine Stimme iß nod) flingenb, fdjön
unb fraftig; alö Othello iß er bewunberungöwürbtg. — Un*
ferc OTUe. Su^cr bat in ©fatlanb auf ber (Scala febr wenig
ölücf gemacht 5 man fdjrctbt t?cn bort: „ße fann froh fein,
baß ße obne dußere 3ei(^en brt Mißfallens weggefommen
fei". —
*** 3n bec Siograpbie SBeetbooen'S oon ©cbinbler
ßebt befanntltcb ein tntereßanter SBrief S3eetbo»en'ö an (51) es
r üb int in $>ariö abgebrurft, unb baju bte Semerfung, baß
leererer barauf nidjt einmal geantwortet b^tte, rt>ai gleich
üornberein nic^t glaublich festen, boeb r)icr unb ba ju maneber
bittern Semerfung gegen (5berubini Tfnlaß gegeben bat. SBct
bec je§igen ^Inwefenbeit beö ^)rn. ^cbinbler in »pari« fam bte
Sadje wteber jur ©praefce, unb e« bat ftd? nad) einer SKtt=
tbetlung in Wv. 12 ber Gazette museale Don Dr. Äaßner
berauögcßellt, baß ß^erubini niemal« einen folgen
»rief erbalten bat. Dennocb erißirt ber »rief wirflidj
unb e5 bat £r. ©cbinbler ibn im Original @betubini jum
(üefdjene gemad;t. @ä iß alfo anjunebmen, baß ber SBrief
feiner 3eit nic^t richtig beforgt worben iß, au« ^odjadjtung
aber für ben großen Äunßler Gberubtni ju wünfeben, baß
baö Sßabre an ber ©acbe überaU unb balb befannt werbe. —
*** 3n JCragujewac in Gerbien würbe unidngß jum er=
ßenmal eine ferbif^e 5»ationaloper: Zenitha Car»
Dusana (bte «f)ocb$eit be« 6aren £ufan) , Znt oon ^iEolii,
gttuftf oom (5apeUm. e^lefinger, mit «Beifall aufgeführt
unb bereits mebrmal wteberbolt. — 2(us SBten febreibt man
oon einer neuen Dper „«Wara" beS boctigen jungen (5ompo=
nißen Sftefcer. —
* m * 2)a6 (SigentbumSrecbt ber Autoren an bra=
mattfeben unb mufifalifeben SBerfen iß burefc ei =
nen boben SBunbeSbef^iuß le&tbin anerfannt
worben, in golge beßen feine Oper, fo lange ße nodj 2Ka*
nufeript, obne Spillen beS ©oinponißen in einem beutfdjen
SSunbeößaate aufgefübrt werben barf ic. SBtr werben auf bies
wtebtige £)ocument jurücttommen. —
*** SRoffini, ber bisher im 9?ufe be« ©eijeS ßanb, foll
ßcb plofclidj 9<in%lidj umgewanbelt baben unb oerfdjwenberifdj
großmütbig jeigen. Den 3eitungen jufolge bätte er ein CSapt=
tal oen tioouougrcS. jur ©rriebtung eines Spitals für franfe
SKufieer ausgefegt, ertbeilte öffentlichen unentgelblid^en ©efang»
unterridjt 2t. —
%* 3n ?)aris ßarb üor Äuaem bec bekannte* ©uitarrenr
oirtuos g. ßarulli im 70ßen3abre; in 83 erlin im 62ßen
ber tüdjtt'ge (5ontrebafßß unb JC. Äammermußfer öcifolbi
in £ e i p j i g ber Organiß an ber feierst irebe ©bren^rauc. —
%* Der frübere SKufübirector am SBremer &tabtt1)taUv,
^r. (S. Äoßmali), gefdjäfcter SKitarbeirer an biefer 3eit;
fdjrtft, iß jum Sapellmeißer am fürßl. Ztyatuc in De tmolb
ernannt worben. —
*** (5s fdjctnt ßdb ju beßdtigen, baß ein (Sonferuatorium
in SB erlin gegrünbet werben foll, unb leiber aueb, baß man
SÖtenbelSfobn jum Direetor berufen werbe. SJfeperbeer
foll bagegen eine Stellung am Slbeater erbalten. —
*** $t. «raf äisielborSfi aus Petersburg, aueb ber
muft'falifdjen SBelt als «uSgejetcbneter Siuloncellfpieler befannr,
tjat baS ©roßlreus beS S3aperifcben <£t. SßtcbaeltSrOrbenS er=
galten. —
*** Der Stoße ©trut'Sfr; t)at eine neue Oper „^ara*
fdja" componirt, bie in ber rufftfeben Oper in >peteröburg gc=
fallen. —
%* grl. ßdctlie Äreu|er, Socbter beS ©apellmeißer
(5onrabtn Ar., eine junge talentoolle Sdngerin, wirb in biefer
SBodjc auf bem ßcipjtaer Sbeatcr jum erßenmal gaßiien. —
*** SKarfcbner S „SBamppr'' fam am 2äßen SKärj
jum erßenmal auf bem 9K unebner ^)oftbeater juc 2Cuffüt>«
rung unb fanb großen SBeifall. —
*** DaS üon Dr. 2C. Scbmibr in Söien rebigirtc &a=
f(benbudb „DrpbeuS", üon bem bereits imi Sabrgdncje er^
febienen, wirb aud? für 1W42 fortgefe^t. —
öon b. neuen 3eitfcbr. f. üttußf erfdjeinen wocbentlidj imex Hummern ju einem falben Sogen. — SpreiS beS SSanbeS dok
52 Wummern mit mußfalifdjen SBeila^en 2 Sblr. 20 9igr., obne mußfalifdje Beilagen 2 SEblr. 10 9^gr. — 2lbonnemenr nebnitii
aUe '»pojiamter, SBudj--, 5CWuftf^ unb ^unßbanbiungen an. —
O^nicft bei IS r. Äfirf tnnnn in ftcir,\i5.)
(^)ierju eine ^Beilage.)
So tben ist erschienen:
Musikalisches ABC,
den Familienmüttem zum Unterricht der Kinder gewidmet,
und
Gesang sübungen
mit Begleitung des Piano/orte
eigends für seine kleine Tochter ausgearbeitet
von
Aug. Panseron,
Künigl. Profaftor am Pariser Confervatoriiim.
nebst ein- und zweistimmigen Kindergesängen,
neu componirt von
Fr. Hucken, Reigfllfftr etc.
Aach französisch unter dem Titel:
ABC mnsicali
dedie aux meres de famille,
Solfege avec Accompagnement de Piano
compose expressement pour sa petite fillc pan
»mlljjJIlSl© -Ar ftOSCPOIla iirofeiseur au Comervaloira roy, de musiejae.
G Lieferungen (jede von 6 Bogen) in gr. Folio-Format auf schönem, starkem, weissem Nolenpapier. Sub-
•criptions- Preis für jede Lieferung nur 30 Sgr. ZZ 16 Gr. ZZ 1 Fl. 12 Xr. Rh. ZI I Fl. C. M. (Der Laden-Preis
h*t für jede Lieferung 1 ThIO Da« Werk von Panscron ist fertig und kann ganz oder in einzelnen Lieferungen
abgenommen werden, die Sculusslieferung, die Klndcrgcs&age) von Kücken etc. enthaltend, folgt baldigst«
Mit Hilfe dieses Werkes erlernen die Schüler die zwei nöthigen Schlüssel, den Violin-Schlüssel, den Bas*.
Schlüssel und alle Elemente der Musik; sie können dann jede Musik für Piano und Gesang lesen. Der zum Ge-
brauch für Kinder eingerichteten Panseroif&chen Gesangschule sind Vocalisen und auch Uebungen für zwei Stim-
men angehängt, um das Ohr der Kinder zu bilden, Herr Panseron % als Lehrer und Componist gleich hochgeach-
tet, sagt in der Vorrede:
„Ich habe mir oft gedacht, dass Mütter, die sich mit Eifer der Erziehung ihrer Kinder annehmen, aus den
Anlagen der Letztern f!ir Musik grossen Nutzen ziehen könnten, wenn sie selbst Vorkenntnisse genug erlangt hal-
len, um den ersten Unterricht zu leiten. Allein ein Kind irgend ein Studium auf eine rationelle Weise anfangen
lassen, ist ein sehr schwieriges Geschäft, bei welchem die Vorkenntnisse nicht ausreichen; es gehören besondere
Bücher dazu. Diese Bücher fehlen, und dieser Umstand erklärt es, warum so viele in ihrer Jugend schlecht un-
terrichtete Schüler die Folgen dieser mangelhaften Ableitung selbst nach vielen Jahren der Arbeit und des Fleißes
noch empfunden haben.
Alle Solfeggien sind zu hoch geschrieben, und man kann sie nicht ohne Gefahr für die Stimme der Kin-
der anwenden. Die gewöhnlichen Solfeggien passen eher für geschickte Musiker, als für Frauen, von denen die
meisten über ihren häuslichen Geschäften einen Theil der Dinge, die sie in ihrer Jugend sehr wohl wussien, wieder
vergessen haben. Es giebl in der Thal wenig Mütter, die einen bezifferten Bass oder eine complicirte Begleitung
tu spielen vermögen.
Diese Betrachtungen, deren Wichtigkeit ich bei dem Musikunterricht, den ich meiner kleiner Tochter gab,
kennen zu lernen Gelegenheit hatte, brachte mich auf den Gedanken, ein musikalisches ABC auszuarbeiten . mit
•ehr einfachen Singübungen in den natürlichen Corden der KJuderslimme, niemals das D der vierten Linie über-
schreitend, und durch eine so leichte Begleitung unterstützt, dass jede, auch nur wenig musikalische Muht der
vorgezeichneten Bahn folgen kann, um einem Kinde von mittelmässigen Anlagen für Musik Unterricht za erlheilen.
Man kann nicht früh genug anfangen, die Fähigkeiten der Kinder zu entwickeln; denn mau hat die Bemer-
kung gemacht, dass unsere besten Musik« r, noch ganz jung, solfeggirt hatten, und dass sie gerade diesem frühen
Studium der Solfeggie die Biegsamkeit ihres Talents verdankten. Fängt man im Gegentheil das Solfeirgiren zu *pat
an, so werden die Schwierigkeilen unüberwindlich, und dem Schüler wird seme geringe Kenntniss in diesem wirb-
ligen Theile der Musik jederzeit fühlbar. Um zu wissen, ob ein Kind Anlagen hat, und wann es Zeit ist, zum Mo-
sifcunterrichl zu schreiten, suche man sich zu überzeugen, ob es eine Melodie leicht behalten kann, ob e» einen
Rhythmus begreift, ob es bekannte Melodien rein singt.
Dieses musikalische ABC eignet sich seiner ausserordentlichen Einfachheit wegen nicht allein für Kinder
deren Fähigkeiten man entwickeln will, sondern auch für ältere Personen, die einer leichten und stufenweise lort-
tohreitenden Methode folgen, um die Anfangsgründe der Musik und der Solfeggie kennen zu lernen."
Welchen hohen Werth dieses Werk besitzt, zeigen die untenstehenden Beurthcilunyen :
Gtataohten des KÜnlgl. Conservatoriuni der Musik In Paris.
Paris, den 10. August 1840.
Mein 11« rr!
Ich habe Ihr musikalisches A B C mit Aufmerksamkeit durchgelesen, und sehe daraus zu meinem grossen
Vergnügen, dass Familienmüller, die in ihrer Jugend sich mit Musik beschäftigten» mit Hilfe dieser Singübungen,
den Unterricht ihrer Kinder beginne i können. Sie haben sehr wohl daran gethan, dass Sie sich zum Gesetz mach-
ten, die Stimmen in diesem zarten A er das D der vierten Linie im Violinschlüssel nicht überschreiten zu lassen.
Die Lehrer werden daher ohne Gefahr, und ohne Besorgnis) , die fe:imme zu ermüden, Ihr Werk bei ihrem Sing-
unlerricht anwenden.
SS
3 r
LS"
Ob»
e>
w 9
° §
<to o"
^5 *
2"<
-.* 5
ii
> DU«»» mnalkallsche ABC vereinigt mit dm tirtleul der Leichtigkeit nnd CMsdHck-
1 kell, wie e» seine Bestlsainant; erforderte, anek des, sehr aneledles m sein«
£ £• ist ein ntutr Dienst, den die Kunst Ihnen so verdanke» bat
^ Ii. Cherub! nl,
t* Direktor de* CeaaecvStaeium und Mitglied des Künlgl. Instituts.
'S
jr Ontnokten de« K8nlgl. Corservetorlam der JITusIk In Brflssel.
Mein Herr* JfrtifseJ, de« I*. Seplembef 1840
Ich habe mit Aufmerksamkeit Ihr Elementar*Werk „luTasIknl lache« A B C" belirelt % welche« Sie mir
Eor Beurlheilung vorgelegt haben, gelesen; i<*h habe mirh vollkommen mit dem Oegenslande vertraut gemacht, und
die Ueberzeuguitg erlangt, da** der von Innen im ABC beobachtete einfache nnd fortschreitende Lehrgang voll-
kommen da* beabsichtigte Ziel erreichen wird: den Kindern den ernten Musikunterricht leicht so ntnchen,
die Stimme nicht nn ermüden, und den Fnmllieninilttern ein sicherer, cuverlXsalger Fiihrer zu nein,
um selbst den Unterricht Ihrer Kinder leiten an können. Ich wünsche Ihnen, mein Herr, (alfirk xu dieser
Arbeit, deren Erfolg mir gewiss scheint und wodurch 8ie ein neue« Verdienst um die Kunst sich erworben haben.
FeStln*
Königl. Kapellmeister and Mrector de» K. Conserratoeiaai der Musik.
Die Bereicherung, welche dem Wrrke durch die geachtetalea deutschen Gesangcomponisten tu Theil ge-
worden ist, wird die Brauchbarkeit desselben wesentlich vermehren, und gewiss daau beilragen, dasa es in den Un-
terrichts- und Erziehungsanstalten sogleich Eingang findet. Die Süssere Ausstattung ist höchst zierlich, so das*
es tu G e * c h c n Jfc e n sehr geeignet ist.
Durch alle Buch- und Musikhandlungen in Deutschland, Oesterreichs und der Schweiz zu beziehen.
Nene Pianoforte-Composltlonen.
■rbeid«n «ich durch dir fortsrareitenden Schwierigkeiten. Rat
erste Heft itl nur JUr Anfänger bestimmt, die durch Uebung des-
selben die Fertigkeit erlangen dat Ste und 4te Heft zu spielen,
und dadurch sim vorbereiten, den Preis durch Vortrag dei 4ten
und &tea Heftes xu gewinnen Her I nterricht wird den Schillern
bei Benutzung dieses trefflichen Werkrt «ehr angrrielim, wril
die Compositiooen über die reizendsten Melodien der beiten neu-
ern Opern ttelt aufi anmutbig'te unlerbnlten.
Nacb dum l'rtbeile bewahrter Kenner wird Ch. fichunke*!
neueste Bibliothek ein L iebling* werk der Klavier-
spieler werden. Her Druck -i»t srbr rurrect, die geirhmark-
eolle Ausstattung eignet du* Werk zu Geschenken, der Preis itl
sehr billig.
Tuubert. La Nayade. Op. 49.
— La Caropanella. Op. 4L
— Gracia et Bravura, 2 caprices de concert.
— Bacchanale brillant. Dp. 28.
— Les lluguenots. Impromtu. Op« 25.
— Capriccio. Dp. 29
— 8ouvcnim d'Eco**e. Op. 30. 2 Livr.
Tbnlherg. Scheran. Op. 31.
— dito ü. Piano a 4 mains,
— La Cadence. Op. 36 (a).
— dito p. Piano ä 4 mains.
— Mi manra U voce de Mo'ise de Rossini.
— dito p. Piano ä 4 mains p. MockuHtz.
— Unc nouvelle Etüde. Op. 30 (b ; .
— Melange d'Euryanthc.
i .-• chepln, Fr. Deux Nocturnes. Op. 32. 4 Thlr.
?' K2 — Premier llondo i Thlr.
* — Trois Eludes de Perfectionnement.
C 5 -*• Duo pour Piano et Violon sur des themes de Robert
Z* le diahle. Dp. 13. m mm H Thlr.
Hunden.
1 Thlr.
1 Thlr.
{ Thlr.
* Thlr.
I Thlr.
1 Thlr.
-? > th«
— tlliige Crnnposilionen arr. für Piano su 4
Hobler. Deux nouvelles Etüde*.
Henselt, Ad. Deux Moclurne*. Dp. 0.
— diio arr. a 4 mains.
— Les Ad.eux du Pätre. Etüde de la Methode.
— Air ru**e. t)p. 13. (U D,| T der Presee.)
— Poeme d'amour. Dp. 3. \ Thlr. a 4 mains.
FlcndeUHohn Bnrtholdy. Lieder (ohne Worte), tran-
errilrsu. DrvjMchock. Ko. 1. Die Nonne. No. 2. Was-
serfall. , „ » ; ™ r -
— Lieder (ohne Worte) übertragen von Czemy. Op.
S-ü. 5 Lieferungen. a 4 Thlr.
.Hoscbele« Neue wohlfeile Aus^«ll- der beliebtesten
Ptaiiofortr-I'nmpositionen. Op. Ii, 40-&5, 65-07, 77 u.
K.lkhre-ner. dito Op. 22,50-77, 109-114, 127 129,
III ä i-J Thlr.
»ehnnke. Neueste Bibliothek für junge Ciavier Spieler.
44. 5 riefle in einer Auswahl der beliebtesten
N«ürke aus den neuesten Oper« v..n Auler , Bellini,
D,*izetti, Halev>h Herold, Meuerbeer, Hossini, Spohr,
lieber, rür Anianger und lieiibiere in fortschreitender
Tultfe Mit genauer Begrirlmung iles Fingersalses.
Lief. I fcrsler Unterricht filr die Jugend. J Thlr.
DiorMina der Jugend. 1 Tlilr.
Krholungssiumlen. I Thlr.
Sriinlzlastchrn der Jugend. I Thlr.
Siegerpreis. 1 Thlr.
2#
i-5
|l
S=5
r»
1"
;^
Sä
-1
c?
* T
£ <
l Thlr.
i Thlr.
18. L Sgr.
} Thlr.
"iSer. g^
iThlr. r^
a } Thlr
Cr<
05^
17V Sg
L.e».
Lief.
L«ef.
Lief.
II.
III.
IV.
V.
Ih srhunU, dem mu.ikalUrU#n Publikum mh gmialer
r..n....M.i.t mm.I »u.iteseif b«eler t:ia%ier-Virlu»« wohlbekannt, von
a... sauMkali.«hr..2eil«nK»» f- ■»• V .. L - h „ rl '* , " b ' L ^ M ^\f U ß'
mu..k Znli» Heue Zeiuchrifl für «u.ik, rarilia etr.) rubn.lirh.t
brur.he.li l.jt i«. dir.er neuen Bibliulhek den ria^iertpielern
n M Urrk'crhrlr.i, dit der grus%ten Aufmerksamkeit nerth und
UI,r.,.. M irM.rM. lif'i angele K entlirhileauemufehlaniil.
I»,. i lieht, deren Heichhaltigkeii ohen an tt egeheo t unter-
Thlr.
Thlr.
i Thlr.
+ Thlr.
; Thlr.
\ Thlr.
«7; Sgr.
Detlcea de ropern. Lieblingsmelodien aus den belieb-
te»ten Opern von Adam, Auber , Beethoven, Bellini,
Donizetti, llnltvy, Kücken, Lortzing, Meyerbeer, leicht
arranprt in Form \on Koudinos von Herz, Kalkbren-
ner, Schunke % Töpfer, etc. 86 Hefte. ä 10—20 Sgr.
Albam da Planlste. Neue brillante Cotnpnnitioneti
von Choi>in t Henselt, Bcry* % Döhler , Kalkbrenner,
Mendelssohu-Bartholdiji Mosilwlcs, Taubert, Thalberg.
Mit Portrait« nnd FacSimiia. Nn. I. 3] Thlr. ^so. 2.
3 Thlr. No. 3. 2j Thlr. (bin sehr «chönea und ele-
gantes Geschenk.)
ehester f mit Mililairmnsik, dito comp, ton /fsfn, 2lc
Aufl. 5 Sgr., %on .Sc/ui//Vr 2} Sgr., von I. P. öchmidt
21 Sgr., von IfWVcr 5 Sgr., für 4 Männerstimmen von
Huth 7J ~
3 _
9
Cm^anffS-CompOrtftlonen mit Begleitung des Pianoforte
%lbnm filr «naif. NeueOriginal-Cotiip'wtionen für lie-
nun' und Pinno componirt von f'arfcAmana. Banck, Hn~
lein llnlh. Ktcken, Uae % Mcmleistutm-Barthotdy. Meg-
trheer. /CfM*i./rr, 7VmAs. Mit (ioldtiiel, Portrait, rae-
>m...Im ,1er il.md-rhrift brröhmter Componislen etc.
Kle-ani geheflet. No. 1-3. ä 3] Thlr. No. 4. 2\ Thlr.
Alhn» den »rnulela Vo%elln 4 llefle. M J-l Th r.
Alhnaa des ftrinleln Pnnllne ClnrcU. \\ Ihlr
Der dctJteene Rlieln, von ^k". Betker, »lelodie nach
dem Preumnsrhe« ArmeemarM h. comp von Sr. Maj.
dem Kenig Friedete» Ullhelei III für eine ^ng-
atimme 4 *&.. für 4 >lflnners4immesj 7; Sgr , ml Or-
kl
ff-s
31
'S
9 S-
Vf
SB
Cnrsehninnn. ?f>i*it/»c*f*firrf 7i Sgr. Canzonelta and
3 Lieder. Op. 10 und 20. a 4 Thlr. 6 Lieder. Op. 13.
} Thlr. Der Wald, f. Sopran n. Tenor. { Thlr. Blu-
mengruüs für 3 Soprane. ! Thlr.
Kieken. SgUvsUrlied. 5 S»r. «stimmig 10 S;r. Li»--
d^r. Op.20u.23. ii— jTaV.r. Te**erkessenlied I7}9gr.
4 Lieder. Du. 28. I Thlr. 3 Duette I Thlr.
nejerheer. liesammelle llonianzen und Liedn. 5 llrlte.
IIS
i 9
?
Sgr., filr 4 Männereiiiiimeti und Mllilatrmusik. y
• mm \VmikmM>kt*lipA 7± Srr f!nnzon«*ltji und ~ J%*
=•3
et
" Wandlung if
Heue
^eUödjrift für JiTusik.
Serantroortlidt)cr JRebacteur: Dr. 9i # ^d)umann. SJerieger: 9f. ftrtcfc «t £ctp)tß«
^43. ""
ä>ier3cl)ntci 33ant>.
£cn 28. Wai 1841.
£>a$ Jöutuofenconcert («3d?lu&-). - £er £r$<mift ccn Ccln. - ^iliftcr unb Xntiphn
£te ganje SBelt giebt ju, baf es, um bte SRaleret 311 beurteilen, nid)t tytnretdjenb tft, nur Äu^cn *u fjaben; aber
Diele SXenfdjen behaupten, baf man nur Obren ju ^aben braudje, um bie ÜÄufif ju beurteilen, batjer tcr lebhafte 4?a--
ber, ber eroige ©treit über bie fanftefte unb liebenöwurbigfb ber Äunfte.
2Crnaulb (SBiiefc über ©tue!).
2)aö SStrtuofenconcert.
(<Scbiu&.)
Sil. Die^ofiti! fc^tdgt Ijeutjutage überall bajwifdjen,
©Ott beffer'«! 5Ber weiß, wie weit aud) unfern guten
gejlrengen iDracbent6bter biefe moberne ^)efl ergriffen,
wenn wir tfcn tägltd) patriotifd) feufjen \)iun über ben
Verfall betitfdjer SWuftf, über bie (Eroberungen, welche
bte romamifebe UnflAtberet ber ÜEranörbenanen mitten im
tieften europdifdjen SBeltfrieben mad)t —
9R. Sie !6nnten nod) mancherlei $u biefen fetteren
Cfyarafteriflifen fyinjufügen, unb fjeben mid) beinahe burd)
bit 5Äad)t ber Seifpiele au« bem ©attel; aber ein« J)Qs
ben ©te üergeffen : ben Äampf gegen ben 58raunfd)weiger
£)rpbeu«.
Sil ©ie geben einem felbft bie 3Baffen in bie
£änoe, wenn feine £ifl babinter ftedr.
33. 3d) badjte, barüber wären wir bereit« im 9JeU
iten. 5(1« ©ie r>or einiger 3*it mit outürter #eftig£eit
allen 5Rdnnen>eretnen, 2iebertafeln u. f. w. ba« ©arau«
madjen wollten, ba madjte id) beren <£aü)t jur meinen.
3er; badete, e« wäre bod) fo gar übel nid)t, wenn ftcr;
ein paar 2eutd)en befdjeibentltcn jufammen traten, fei'«
aud) nur um einen 6p trat t au« leeren Gompofttio*
nen ju genießen. Unb jubem tjl ntd)t Alle« fd)led)t, voa^
bie üJMnnertafeln ju fingen pflegen, benn fte tf)un wafyr*
lid) meljr, al« ben Srpbeu« ju i^ren Goran machen.
3&r ganati«mu« treibt ©ie $u weit, wenn fte meinen,
e« erifitre auf er 25ad), £<Snbel, SWojart unb Seesen
feine SKuftf.
9tt. ©afjrlid), weit genug muf mid) bte fanatifdje
Siebe für ba« poetifdje geben unb beffen SBerfunbigung
bei ben Unmünbigen, — wa« nun einmal meine SÄiffton
fein foll, — getrieben fjaben, wenn id) fo arg fonnte mif*
üerflanben werben, ©ie wiffen wol)l nicht, wie um>er=
merft wir l)ier jum #auptfampfe juruef feljren ? 2i$emt
©ie anfuhren, ©ie rotten bie ©ac^e ber 2iebertafeln jur
3^rigen gemadjt, fo ijl ba« nur bie eine $dlfte ber
SBalMeit; fte ift bie 3()«9« \>on Anfang an, auc^ ol)ne
3&c 3utl)un.
2) i l. 9htn, wenn ba« nic^t auf ein #egerfd)e« ©o*
pl)i«ma f)inau« läuft, fo weif id) nid)t, wo mir ber 33er*
ftanb geblieben. Reifen ©ie mir ba« tertium compa-
rationis ftnben, ba« jwifdjen einem fdjmeljenben SBtoltn*
abagto unb einem SafeUSobelliebe, jwtfc^en bem concer-
ttrenben SSirtuofm unb ben tapfern 2)?ei(lerfingern am
Kleine jiattftnbet!
ÜR. 2)af fte beibe fubjeetwer 5Watur ftnb, wie alle
©enrebilber. 3^ babe f>ier einen Zeteren ©trauf erlebt,
al« irgenbwo, weil id)'« mit einer woljlorgantftrten SSRaffe
unb einem fd)arfen esprit de corps $u tljun ^atte. 25ec
bebeutenbfle meiner ©egner — id) glaube, ©ie waren'*
felbfl, greunb! — unb ber bieberjle, warf mir ntd)t uns
beutlicb neben bem ganatt«mu« Unwi(feni)eit t)or; jener
jeige ftd) offenbar in ber 2Bilb()eit, bie mid) ba^ Ätnb
mit bem S3abe »erfdjütten gelehrt, al« wenn id) ber
greube, bem unmittelbaren Srguffe einer gefunben ©tim^
mung im 83olf«liebe i()r JRed)t jemal« ^tte \>erfummem
wollen; bie Unwiffenljett aber fei natürliche golge jener
83erblenbung , inbem bie 3fd)tung be« £)rpbeu« nid)t fo
allgemein fein follte, wie mein Angriff fie t)ermutben
liefe, ungeadjtet id) bie gebrurften Programme t>on me^c
al« jwanjig 6ffentltd) angefagten 2ieberfeflen jum J>iflo-
rifd)en 83eleg im «£>interf)a(t fyatU; ober al« wenn mir
aud) beffere Gompofttionen auf biefem gfelbe entgangen
wären, beren SBertr; iö) jeboer) fd?on bamal« ju befreiten
wagte. — Dod) woju biefe Erinnerung an »ergangene
©treitigfeiten ? ©er Ängelpunct be« ©trette« freiließ t)l
172
*i« beute berfelbe geblieben: id) befämpfe bie ©eltung
fcer ©ubjeettoität, ber SufdUigteit unb $petf8nlid)feit im
<8ebiete ber De ff entlidjf ei t. SSenn id) ba« ed)te
33olf«lieb, ben 2(u«bru(b jebet Saune be« fubjectwen ©e»
fubl«, ben fd)6nen Vortrag, auf ben e« bod) bei Sieber-
tafeln unb SSirtuofen toorjüglld) abgefeben ifl, wenn id)
biefe in ibrer Dollen 35ered)tigung anerfenne, ja mit 3b*
nen felbjt oft bi« $ur erfdjäpfung burcbgefoflet b^be: fo
wrweife icb fte alö gewür$bafte 3ufofl bennod) in bte
unterjle Stufe ber ßoncertmufif, wie wie mit einem
SEBorte 2flle« benennen »ollen, »ad in ben SSereid) eine«
größeren publicum« getjirt. Se«balb warb mir fo bange,
aß ba« urfprünglid) anfprucb«lofe Snjlitut ftd) jur Sef*
fentlid)Mt aufbebte. Sod) war*« weifer gewefen $u
fäjweigen, ba nun einmal gegenwärtig SBirtuofen unb
9Rännerd)6re bie Sübne gewonnen fjaben. Aber ifl'«
unred)t, ju fheiten für ba«, toa^ man beilig bält?
Sil. Auf biefe SBeife fommen wir aber nimmer
$um &ul. 5Bie wir'«, wenn ©ie un« Snenben einen
Statt) gäben, bod) einen t>on ber bauerfjaften Sorte, tctU
4)er geigte, baf ©ie nid)t blo« ju tabeln, fonbern aud)
beffer gu madjen wrfiänben?
83. Sen weif icb febon t)orau«. 3d) foll bem un*
wiffenben $ibel ba etafftfebe 2Jlu|tf auffpielen. 3a wenn'«
bamit getban wäre! einmal liefen fte fW* unwiffenber
SBeife gefallen, ba« gweitemal ennupirten fte ftcb, ba«
brittemal i)dtte icb mir ade #er$en entfrembet unb finnte
tor weifen SBänben fpielen.
9Ä. 3<b babe ben ©afc aud) einmal fo gefaft, —
nennen @ie ibn meinetbalben paraboj:: — bem unwif*
fenben Säten fade burdjau« nur ba« 2(llerb6d)jle geboten
werben, weil ba weit weniger Äünfllidtfeit unb grfabrung
n5tl)ig ifl, um e« $u begreifen. Ser ©tubirenbe, ber
Äünfllet Don %ad) muf 2(lle« fennen, bem ifl'« unwr=
webrt, ftd> aud) mit bem SOTittelgut ju befaffen, ber fann
mit funbtger #anb aud) ©drangen unb ©forpionen
anfaffen unb weif ftd> t>ct ©djaben $u bäten. Sängjl
erfüllen'« febon unfere ©pmnaften, welche wobl ©d)iüer,
©6tbe, ©opbofle« unb Corner jur Seetüre bieten, roäb 5
renb fte 2fpolloniu«, ben grieebifeben fowobl al« ben beut*
fdjen, bem ©tubengelebrten überlaffen.
95. Sa« ifl gut für geborfame ©djüler. ©o laffen
ftcb erwad)fene Seute für ibr ©elb niebt gängeln. Unb
furj unb gut, wenn id) 3&nen and) bie« legte jugebe,
baf 3^e grofe ÜRujtf einen poetifeben SSorrang redjt*
mäfig in Änfprud) nimmt: ©ie werben bod) nidjt glau-
ben, baf 3bce rigorifltfcbm ©runbfäfee, frtbft wo fte ftd)
gut $errfd)aft burebarbeiten, alle« ©d)led)te au« ber 5Belt
verbannen f innen? Sa« wuebert nad) wie Dor; aller-
bing« arbeitet ftd) bann aud) ba« ©ute geitgemäf burd),
man muf e« nur walten laffen, e« fommt von frtbft.
SR. Sa fpreebt ibr gerabe wie ein türfifeber $ata:
ifl. SBenn man ju allem Summen in ber SBelt ba«
9Waul galten woUte, bann Ratten wir nodE) feine JRefot*
mation. 5?ein! Siebet bretngefd)lagen ! @f>rltd> beraub
mit ber ©pracbe, baf bie Änberen nid>t meinen, wir ftnb
bange. £>* Connte man lange warten, bt« ber »g)aufe
ftd) felbfljMnbig gum ©uten, gum 85ef}tn bur(^fd)lüge.
Siebet fte im ©tiüen gelenft, am 6nbe banten ©ie'«
©nem bod). SJerfudjen ©ie'« nur! ©djmuggeln ©ie
jwifeben 3bre rein lprifd)e ©olomuftf nur ein einjige«mal
ein bebeutenbe« ©türf obne gertigfeit, obne glängenbe
^)affagen, oljne eitle ^)erf6nlicbfeit ein, wenn ©ie e« über
jld) gewinnen fJnnen. SD3a« 3()ntn an 33en>unberung
verloren gel)t, »erben ©ie reieblid) wieber gewinnen an
Siebe, Störung, innerer SSegeiflerung ibrer 3ub5ter.
Sil. 9Jota bene, wenn'« unferem greunbe barum
ju tbun ifl.
SD?. 5B5eg mit aUer 9>erfinlid)f eit ! <&i)t bu ben
bunflen Se«poten, bein eigen 3d); nid>t bezwungen, wirfl
bu ntebt in bie elfenbeinerne Pforte eingeben in ba«
JReicb ber SBabrbeit. — Mt Säirtuofttät im gewibnlU
d)tn ©inne ifl 9>etf6nltd)feit: fte foll jum ÜKomente wer*
ben, jum 3«flrument eine« l)6f)eren fÖauti.
Sit. Unb bod) f)at 3<manb, ben id) nid)t nennen
will, ftd) erjl neulieb, nacb tapfer burdjgefämpftem ßla»
tjierconcert, mancherlei @d)meicbeleien über gertigfeit, tyxb*
eifton, ©eroanbttyeit unb a3ottrog gar befd)eibentlid) ge*
fallen laffen.
©. 9letn! ta muf id) jur ©teuer ber SBab^eit
l)injufügen, baf unfer greunb SRuftfbirector ftd) feine«*
wege« beräuebern lief, fonbern fortwäbrenb voll (Sntjücfm
rief: „alfo feib ibr entjürft? ©ebet 58 ad) bie ßbre!"
SiL 5Beil SBefcbeibenbeit b^utjutage SSWobe ijl, unb
bie geniale ©robbeit aufer Gour«.
SW. Sin ßlaüierconcert ifl aud) etroa^ tfnbere«; al*
barmonifebe« 3nflrument tritt e« fdjon unmerflid) au«
ber ©pbäre be« 9?ein*lpnfd)en Ijerau«. Caeteris paribus
gilt mir aud) ein 6la\uerconeert fo mel, wie jwanjig JBto^
linfoli.
Sil. SDBieber ein neuer ©renjflreit über bie poetifdje
S3eüorrcd)tung irgenb eine« ©enre. 3d) bin begierig, wa«
bie 2leftbetif, wa$ unfet greunb 93irtuo« über foldje Äri«
jlofratie fagen werben.
SW. Sie ärijbfratie be« epifeben unb Sramatifd)en
über ba« Sprifdje, b. b- für ben ßoncertfaal, ba«
i(i'«, toa^ id) beljoupte. 3d) glaube aud) behaupten ju
finnen. unb jeber Äatalog fann'« 3bnen nadjweifen, baf
wirflid) bebeutenbe Compoptionen für'« glasier obne 95er»
gleid) jablretcber ftnb, al« gute SStolinfoli Don guten 2Rei*
(lern; noeb geringer ftnb bie Hummern für bie übrigen
3nfhumente.
Sil. e« fäme alfo auf Äopfjäblung an, wer ju*
legt ben ©ieg bar>on trüge. Söergeffen ©ie aud) rtW)t #
baf bie Äritif ein SJort mitfpräcbe. weld)e 6omjw|ttio»
nen benn in ber Stjat al« clafftfd) anjufel)en wärm.
173
Da« würbe eine fdjine f ritifdje Sibliotbe! abgeben,
wenn wir ba tfdjten unb rangiren wollten. 3bet ber
©eitenfprung mag Sbnen, fflU« e« unfer greunb nur ei*
nigermafen concebirt, nod) Eingeben, ©i*bt e* bcnn^aber
auf bem Glasier ntd)t aud) fjunbert unb taufenb ©actjel*
d)en, bie, nidjt« beffer al« 3&re geinbe, bie ÜRapfeb«'*
fd)en SBariationen, am 6nbe auf baffetbe binau« laufen?
2)ap e« nicht alle Gembaliften fo etjrlid) meinen, wie
©ie, fdnnte id) 3bnen ebenfall« au« jjbem Äataloge
nadjweifen. Denfen ©ie nur an ben berühmten SDlann,
bem bie b6fe SBelt nadjfagte, et fuijre auf allen feinen
3ugen ein faitenlofe« breioctatoige« ßlat>ierd)en mit jid),
um ja bie fotfbace ©efdjmeibtgfeit bec ging er bran
warm ju galten.
5OT. 2Rit einem ©ort: fpielt ©onaten, ©pmpfjo*
meen, Quartette, flatt eure« glageoletgebubel«, fiatt eurer
()al«bred)enben SBariationen , fiatt eurer jhipenben £ar=
peggien* Stuben, flatt eurer biamantenen Serjens unb
©ertenlÄufe, jtatt eure« quifenben, (Scr^enben, erjlerben*
ben, erbr6t)nenben 2(u«brucf «, 9iad)brud « unb ©ortrag« !
Sil. 3n weldje 33erferferwutb bod) bit Snterejfen
ber fanfteften Äunft ju t>erfe|en im ©tanbe finb! Unb
ba^u fegen ©ie fogar bie *Pfltd)t au^ bem Äuge, ndmlictj
mir fcfeulbigermajjen ju antworten.
SÄ. 9tun ja! e« giebt überall ©unber! 2(ud) un*
ter ben Glameroirtuofen m6d)te man ausfegen, fo siel
Beug« &on fabrenben ©d)ülern t)at fid) aud) foier mit*
eingefd)lid)en. ©efinnung! ©efinnung! finnte id) iljnen
bie geben! Da« wdre eine wurbige Aufgabe für ßonfer-
t>atorien, tffabemieen unb 9lationatoc:eine, ben Söirtuofen
ben 9taget au« bem Äopfe ju treiben, fiatt wie bie met*
fren ftd) einer tudjtigen 3at)l felbfhrjogener ÜJlonaben $u
türmen! Den inneren ©tnn für bie Äunfi ju bilben,
bie ftttlicfce Äejlbetif, ba« wäre bie t&jtt ©ruhblage ber
Jtun|rerjiel)ung.
23. X>a^ 9Bie würbe bod) ©cbwierigfeit madjen.
3Cber id) fef)e, auf biefem SBege fommen wir r>eute nid)t
gu 6nbe, ©ie son 3br«r (Stnfeitigfeit ju curiren. Äom*
men ©ie brum lieber biefen Äbenb ju mir auf'« 3im*
mer, laffen ©ie un« ein paar SSeetbown fd)e Duett« §u*
fammen fpielen, bann tbauen ©ie auf. 33ielleid)t laffen
@te bann einigen meiner armen SSlumeleien ®ered)tig!eit
wiberfafcren.
SEK. SBenn ©ie mir ben Seerosen nur nid)t t>er*
fd)6nern wollen, bann bin id) mit Allem jufriebrn.
Dann ba« 3Beitere, wenn wir nid)t unheilbar gefdjie*
ben ftnb.
Dil. SBenn er ben Seerosen im £)bt bat unb ben
SBein auf ber 3unge, bann fagt et ju Allem 3«.
(Smben, gebruar 1841.
Dr. (Sbuarb Jttfiger.
Der Croamft *on Sdfa«
>Da« 3ügengl&cflein feufjet berab üom <56lner Dom —
©a« 23olt brdngt ftd) jufammcn in munmlnb bieten ©rrom /
gragt bei bem grauen Äüfter, wem beut' ba« ©t&ctlein gilt,
SSeil gar fo bang unb traurig e« oon bem Sturme ftbrittt.
3n £obc£n6tben ringet ber alte Drgantjlj
SQBobl fpüren'6 audj bie ©locfen, wer beut' am ©tetben ift.
€ein fromme« ©picl brang tdglidb empor §um ^tmmeWtbrony
Unb felbfl bte ©lorfenberjen crbr6bnten fanft baoon.
©ein war t>a$ SHeidb ber JXone mit treugeweibtem 3ug,
©o rübrenb unb erbaultdj bie Orgel feiner fdjlug>
2Cutb war er ^at)bn'« ©dfcüler, fdjrteb man^ ein Äirc^enlieb,
2Cbe nun, Orgel! Steber! ber SBeijler eueb — oerfeftieb!
2Cn 3a!ob'* Sobtenlager ber greunbe «Kanter liefet
Unb fc^ieft empor nacb Oben ein brunftige« (8tM.
©efcbloffen ift fein Äuge, berabgefenft fein ^>aupt,
Äu« fetner Srüber Armen bat tyn ber Slob geraubt!
SBte febreefen pe jufammen, al« ptöfcltcb, unerb6rtj
2)er tobtgeglaubte OTeifter |i$ auf öom Sager fefert,
©a« fc^neebebeefte 2Cntlt$ oom feu^ten ^füfel erbebt,
25on feuern wieber atfemet, »on feuern wieber Uhtt
z/3d) bab' mefet flerben f6nnen/' fo fprt$t ber Drgantft;
„Äaurn fiwlegen meine Seiben, burdp b«»l'g«n Srofl oerfäft #
„SDa warb e« in mir rege, ba« alte Sieberglücf,
,,Unb SSater ^a^bn'« Äldnge beriefen mid) jurücf."
„(5« war mein Bug' gesoffen, boeb offen blieb ba« £>$*#
,,@« raupte mir jur ©eele r-om Jga^n man^' ein Gtyor,
,,2tl« fdngcn tl;n bie (Engel in ew'gen ^armonte'n —
„Da fü^it' i(^ neue« Seben burc^ meine Bbern jieb'n!"
„Sfer lieben greunbe! boret, oemebmet meine SBitT
„^adj altgewobnter SOBeffe unb treuer greunbrtfitf :
„£olt yulte bet unb 9loten, fejt eu<6 ju meinem »erf,
„Unb laffet un« &um »ate no<^ fptelen ein Cluartett!"
„7)a* r)ielt un« lang »erbunben in JCümmemif unb greub',
„Unb ftvityn wir bie ©aiten, — mit flog binweg ba« 8eib!
„ffitt irrten ntc^t in Acoren unb in ben ^erjen nie;
„SCBir waren eine ©eele unb öinc Harmonie!'' —
©ie feolen $ttlt unb 9coten, unb rücfen'« traurig $in.
«&err 3afob jlimmt bie ©eige, wofel brdngt ber 4>a^bn i(>n;
JDocft nieber finft fein »ogen, er feufot: ,,C« ift vortti, —
,,©o fpielt benn ba« Cuxartetto, wenn audb nur beute — bret!"
„34 feble swar, ü)v »ruber! m^ fjat e« wofel jut©a^'?
,,<5« Hinget mir im Dbre bo$ meine @eige na*.
„9lun ftreifyt, ftreic^et wacter, weeft «einen fallen STon,
„Ärumm ndbm'« ber Xattx $apbn, unb iitlf* füt Wfm
*obn!"
©ie b«ben an §u fptelen mit riefgerübrtem ©inn ;
©od) # SJunber! bot*, oon felbet ftingt mit bte Siolin,
©ie yrima, fo *ecr 3a«ob an f « iPetti bingelebnt,
©ie Je«t t>on felbet ^crrii4 unb beU unb liebtift t6nt! —
174
äBofrl frören e« bte 2)reie, — ba faßt fie*« geifterfraft,
©te geigen ba« HUegro mit voller SKetflcrfdjaft,
Unb ©inec folgt bem 2Cnbern im ebten Äünftlerflreit —
SBer aber fpielt fo treffCic^ bie erfte öeige freut'? —
£)a leucfriet'« in bem tfuge be« Drganiflen flar,
©ein Äntlifc fcfrwimmt in 9*ofen, verfldret wunberbar;
£e« ©reife« »reue 3üge befeuern fcfrnelle ffcfr —
<5r femit be* tobten 8efrrer'«, be« £ar;bn Sogenfrricfr.
©ie fpielen unb fie geigen erfcfrüttcrt ba« JsinM —
$)a ringet 3arW« (Seele in frimmelfüf er £lual h
<5« tönet lang gehalten ber weicfre ©cfrluf attorb —
£a fcfrlummert ein bev Stöeifter, unb fcfrlummert freut* noefr fort.
SÄubolf £trfcfr.
9)f>tlijler unb 2lntip^tlifter.
£er Cefec möge entfcfrulbigen , wenn e;n dritter noefr etn=
mal ben Äuffafc: /,Ueber Ötrtuofenunfug" von Dr. Q. Ärüger
(Sb. XIII. ©. 65 b. 3.) unb bm burefr biefen frervorgeiufe--
nen, „Tfntiptjtliftrofcö" betitelt, von £. #irfcfrbacfr tSb. XIII.
©. 119) etwa« ndfrer in aürje beleuchtet. — äiia« ber Ser*
faffer be« erjhren bejwetfe, muf 3ebem tlar werben, ber fralb--
wege ba« begebene rufrig überbenfenb burcfrgelcfen t)at, unb
mit welchem feimpfpcfrologifcfren Slitfe er ju SBerfe gegangen
tft, um feinen e 3wetf ju erreicfren, bavon jeugt fcfren t>ii äöeife,
baf er glcicfrfam ^rvä befonbere Snbivibualitäten in ifrren
verfcfriebcnen Meinungen jur Erörterung ber ©acfre eingeführt
frat. ©ie (teilen ndmlicfr einen «Mufrtbirector unb einen JDü
lettanten bar. (Srfterer bectt unbarmfrcrjig alle ©cfrwdcfren
auf, bie fidö wofrl oft manche Sirtuofen in ifrrer Gitetfeit gu
©Bulben fommen laffen ; legerer vertfreibigt fte naefr feiner
SBeife, bie immerfrin, ba fte niefrt« an&ufüfrren verfdumt, xvai
^u ©unften jener gefagt werben tonne , *eigt, baf ber 23erf.
2CUe« genau abgewdgt frat, baß „gür" eben fo, wie ba« „2Bi-
ber". @6 finb ifrtn be«fralb niefrt nur 20lc ju £>an£ verpflich-
tet, bie greube an ber 5Cun|t finben wollen, fonbern auefr bie
S3irtuofen felbft, fo fte e* anber« reblicfr mit ifrrer Äunft mei=
nen unb ba« ©treben na* bem £ocfrjten nie au« ben 2lugen
fefcen. SBaö er fagt, finb Sfratfacfren , bie SRtemanb leugnen
fann: ber Unfug tft wirftiefr mitunter fo weit eingeriffen. £>cr
Sirtuofitdt an unb für ftcfr ben ®tab brechen &u wollen,
fann ifrm ja gar niefrt babei in ben ©inn gekommen fein.
3Ba« mag nun jenen ©egenauffafc frervorgerufen fraben? —
Set eigentliche Snfralt jenes oicUeic^t am wenigflen. 2)er
£Wufi?birector t(l jwar in feinen 2Cnficfrten tt\va$ fdjroff unb
pfriliftrö« frtngefleUt^ ofrne 3u>eifel aber mit 2(bfid)t, bamit
bann bie ©egenanftdjten be« Dilettanten um fo beutlicfrer frer--
oortreten follten. ©oefr freiltd} frat ber 33etf infofern 2Cnlaß
ju einem ©egenauffafc gegeben, ale er nur ju fefre oerratfren
t)at, baß feine eigenen ttnftcfrtcn ganj tbenttfc^ mit benen finb,
bie et bem SHufrtbireetor in ben 9flunb gelegt frat, baß er alfo
üon allem tfnberen, tva$ ifrm in feiner Pfriliftröfttdt niefrt be^
fragt, niefrt« wifTen will. 3* t)a^ bamit niefrt juoiel gefagt :
fefre naefr, wer ba will, man wirb gegrünbet finben, wa« icfr
auSfpracfr. 3n biefem Sejuge war allerbingö eine ©ntgeg:
nung wünfefrenöwertfr, unb icfr fratte fefron bamal« bie 2lbftcfrf,
fte ju fcfrreiben, wäre mir niefrt £r. 4)trfcfrbacfr in ber Euäs
füfrrung iuoorgerommen. Ob aber beffen 2Cuffag ben reefrren
3wect erteiefrt, unb ob er übnpaupt ben 83irtuofen, bie er boefc
fefreinbar in ^cfruß nefrmen will, einen grofen Dienfl erwiefen
l)at f t(t eine 9an* anbere grage. &o geberben ftcfr alfo bie
2CnttpfrtltHer' <sicfr felbfl nur frat er geprtefen, feiner Snbt*
oibualttdt \)at er gefrulbigt. 3Öie paffenb tft boefr ba« 23tlb
oom ^pramibenbau — bie Sirtuofen ftnb babei bie ^anblan*
gcr. @r naturltcfr redjnet pcfr niefrt ju ben ^anblangern, alfo
auefr niefrt ju ben 23irtuofen (nie fonnte er ftcfr nur ba beru*
fen füfrlen, für fie aufzutreten?): er ftdfrlt ftcfr wafrrfcfreinlidj
ju ben liJranttfteinen felbjl, mit welcfren ber Jöau auögefüfrrt
werben foll. (SJan^ nato fönnte man ifrm aber ba bie grage
(teilen, ob benn niefrt auefr ber ©tein burefr bte £dnbe ber
»&anblanger gefren, unb erft oon 2(nberen noefr bearbeitet wer*
ben muf, efre er feine iBejlimmung erfüUt? @r frdlt bie Söelt
wafrrlicfr für fefrr gutmütfrtg, wenn er wdfrnt, bag fte feinen
SBeifiagungen fo unbebingt stauben fefrenfen foK, ba er boefr,
footel mir wenigflen« befannt, faft noefr gar niefrt« oon feinem
äunftwirfen öffentltcfr l^at werben laffen. Slinber ©laube
aber fann ju ntcfrt« füfrren : xoai nüfct un« ba« ®olb , wenn
e« in ben liefen ber Erbe »erborgen liegt? roa« nüfct un«
ber ©ranit, wenn er unbemerft an ber Cuft verwittert? —
Jöefcfrenfe £x. $. un« nur mit reefrt vielen (Sompofitionen
(fei e« auefr nur ein Duartettfafc ofrne 2)ur ober ofrne 9ftoll)>
fürefrte er niefrt, baf e« ifrm an Anerkennung fefrlen werbe,
wenn er unöS'ceue« giebt: ba« öenie briefrt ftcfr ja allerwege
SSafrn h ba« 2lecfrtc unb SQSafrre wirb früher ober fpdter nad)
S3evbien(r Änerhnnung finben. ©teile er immerfrin ben SSir*
tuofen aufgaben: fie werben gern ifrn unb feine äunft ju ter*
frerrlicfren bettragen. Aber betraefrte er fte feinerfeit«, naments
liefr wenn fte niefrt felbjtftdnbige ©cfröpfer finb, auefr niefrt mit
einem fo mitleibigen Sdcfreln, aii wolle er fagen : „bte armen
£eute muffen fid) plagen, eine Äunftfertigf eit $u erlangen,
muffen befrarrlicfr fein in gleiß unb in ber ©ebulb — unb
boefr fönnen fte bie SBonnen ber Äunfr, wU fie einem ©cfrö^
pfer, xdU fte mir ju Sfreil werben, nie empftnben." 3ft e$
ifrm benn 23erbten(l, baf er von ber SRatur vielleicfrt mefrr U-
gabt worben tft, al« tfnbre? SBraucfrt er ftcfr beSfralb über
fte fo ju erfreben? ©eifptele von frofren ©cnien liegen ntcfrt
fern, um an ifrnen ju bewetfen, baf SBefcfretbenfreit bie wafrre
Sterbe be« Äünflier« i(l. —
2(bgefefrcn nun von alle bem, fo bltibt wofrl immer eine
9Jcetnungöverfcfriebenfrcit jwtfcfren ben beiben 23erfaffern, unb
e« i|t vor ber £anb niefrt an eine 2Sermtttelung berfeiben ju
ben!en. 3cfr glaube bafrer, fie ntcfrt unpaffenb mit bem „©icfr*
tcr unb Genfer" (f. JBb. XIV. ©. 131 unb 148) ju ver*
gleicfren.
9ciemanb maefre mir ben Vorwurf, al« ^&ttz icfr bie«, auf
^erfönltcfrfeiten S'türtftcfrt nefrmcnb, gefefrrieben: 3* aefrte in
bem einen ben ^frilofopfren fo gut, al« in bem anbern bin
Äünftier* bie ©aefre in'« Seeine ju bringen, lag mir am $er=
jen. Darum jürne mir Äeiner von ifrnen, baf icfr ben ®es
genflanb noefr einmal aufgefrifefrt \)abz. 3eber von ifrnen wirfe
jum Seffcn ber Äunfl fort, unb namentlicfr 4>r. »&• gebe balb
3eugnif, baf „eine neue üBcrgenrötfre ber Jlunfl erfefreinen
werbe". *) — I.
*) 2(nm. b. JReb. ©o eben erfralten wir auefr ein ©cfrreü
ben be« £rn. ^irfcfrbacfr, worin er verftefrert, baf fein Euffafc
„^intipfrililtiöfe«" gar ntcfrt burefr ben be« $vn. Dr. Krüger
frervorgerufen worben fei.
5üon b. neuen 3eitfcfrr. f. «Deurtf erfefreinen wöcfrentlicfr jwei Hummern ju einem fralben Sogen. — ?)rei« be« IBanbe« von
52 Hummern mit mufifaltfcfren Seilagen 2 Sfrlr. 20 9cgr., ofrne mufrtalifefre Setlagen 2 SEfrlr. lo^cgr. — Abonnement nefrmen
alle »Poftämter, Sucfr«, SÄuft!? unb JCunflfranblungen an. —
(Öcoturft bei $r. Kütfmann in Sitiviia-)
VI e u t
3cttö(l)rift für iHusik.
83eront»ortti$ei fflebatfeur : Dr. 91. ^cfrumann. Sertcgtr: 91. %titft ftt 2tipii$.
SÜterjefjnter S3ant>.
M 44.
Stn 31. 3»oi 1841.
Stübfn für I. $ldn»fKtt iSJertftjaJ - Bietet. - ffeiffHättfi (ftcrtffjs.», -
3e tiefer bet Birtuat \rC% ffianje blictt, befto tcffflifrc wirb et auf feinem emieinen Snftrament« fein.
&&tft§»
yMMIbl iiiiH i
Stuben für baS ^ianofotte.
(BcttftjuttaJ
«buatb SBolff, M Stuben, — £>|>, M. —
12 gtt«. — 9>ari«, 641eßnger. — Saftig, Statt*
topf unb $AftcL —
©et Gomponifl ift «in junger, j*|t in ^ari« I«btnb*r
$01«, unö friit* TfntjangUdjfrit an Gtjcpin um fo (listet
|u etfiaren. 5Bor 50 Sagten würbe man Stuben , tvte
bie SBotff 'fdjen, gerabc&u für üfrtücf C erflirt fjaben, i)eute
Qtlurt fie nur nodf) atA „fäwer". 2«iber aber ijt ©$wie*
tigUit irrt eigeritfmmli*il«a SfortmaE, unb e$ ftreft in
mancher Sljopin'ftben fERafurfa me&r SRufil, at« in allen
tiefen 24 Stuben. Begriffen eä bed) bie jungen Somponifien
immer jetttfl genug, baf bie SÄufiC nidjt bec ging« we*
gen ba ifl, fonbern umgeEebrt, unb bafj man, um ein
guter SSictuo« §u werben, nie ein fdjledjtec Sßuftfer fein
lutf«, 4»cn. Süülff gerabeju ju bin testeten ju jiblen,
tvdcf inbef ungerecht* 6« fetjlt i()m ntc^t an ipbantafie
unb ec weif «ine Stimmung, audj anber« otä burdj
blofe gingereffecte, feeworjurufen unb fe|i}u()altfn; baju
itt jeber melancboliföe Gfcarafter, tote au$ bet [einige
i(i , 3fltetef[* auf un« , namentlich auf 3ftng«r«. 2«ib*r
aber treffen wit in tiefet StubenfammUmg audj auf gar
ju Stiütalf S, gerabeju SÖetroerflid)«« , wie et In Deutfdj*
tanb lein Sekret feinen ©dbüler auftreiben, gefdjweig*
brti<f«n liefe, unb, bem ßomponiflen jum 2>opp*[f*abeit f
getabe auf ben elften Griten feine« SBerfe«; benn Wtan*
djer wirb fid) babued) abgalten laffen, im Dttf idjt weiter
tooejubringen. Gcfl auf bet 14ten Seite, beteten Stub«
in *£>=*Moll, flogen wir auf eine anjiebenbere ; (iet et*
nidjt bei Gomponift mit wenigen Mitteln me&r, atö
normet mit fo fielen, unb man fieftt, «c tann mty «udj
♦infac^et fein, »enn et »iü. Kucft bie (twi batauf fW*
ginben SQummern gelten tu ben gelungeneren, unb nad^
tiefen bie lOte (Gi*-SMoÄ), bie 18t« (@&2ReO) unb Mt
22fl* (g=£OToU)- Bie übrigbleibenb«tt ^abtn meift nuc
aie medjanifdje Kombinationen für Uebenbe StiterefT*;
maud?« b«t äufammenfieUungen pnb bacin neu, — fd^ovt
feiten. Da* e^tomattfd)« Xuf* unb 9tiebet)t«{)<it but*
«etminberte ©eptimenattotbe in ben ueraroid teften Sagen
unb Doppelgriffen geriet wie |u ben Sieblingtjftgm aüec
iüngeren SSirtuofen, fo au* fu ben feinigen. 3Ran ftn*
bet einen folgen ®ang fafl in jebit bet (Stuben. JD&
ba« SScrt bereit« in £)iutfd}tanb gebrueft, wilfen toit
niefat; vir würben bann für eine 3tu«»a^( flimmen, bie
bem Somponiften meQr juc ß(?re geret^m »ftrbe, dl«
DoUjHnbiget Äbbm*. —
6arl 3Rayet, 6 Stuben. — £)(>• SÄ. — 1 ST^Ir.
— Ktiipjifl/ bei ^>ofinei(ier. —
©plett man biefe Stuben na^ b«n mrigen, fo glaubt
man fteft toie au« fmftetem flruppidjtem 5Batbe*btcf id>t
auf eine grAn« glatt« OtaftnfUtc^c «erfegt gfreunbltcb
(Tnb biefe Stuben genug, roh fafl ale Gompofftionen bie*
fe6 Gomponifien; aber man %&ttt naefe manchen feiner
früheren erwartet, et würbe fidj ju einet «genttjumlidjen
Kutotität ^eraufbilbeni eine Smattung, in bet rvit ge*
tJuföt finb, ©eine ^D^ftognomie r)at an ©*irf< unb
3(u*bnt(f viet vetteren; man mi*te l^n je(t oft für ei.
neu jungen ©alonfpielet Ratten, bet mit Iftalberg unb
$cnffEt ritjalifiren wollte, unb bie« an einem dttetrn
Äünfliit |u bemetfen, finnte beinahe ttaurfg ftimmen,
wenn anbrerfeit« ba« »oriiegenbe gBerf nitftt fo man»
d)es einneijmenbe an fid? §&ttt t fo baf man bärüber
twegift, na« ber Gomponifl unter anbeten a3erbditni(T*n
bitte leiften muffen. Sit Seffiicfetung aber, baf er j?4
im ©anjen urrfladjt, pujt fleb luni^jt auf obige Stu<
ben; wer ab« w«if , wa« et vietleie^t no^ im SÖorratb
176
tyit? Unb getyen große ©enien wofcl einmal einige STOi*
«Uten rücfwdrt«, um tote ef)er tarnt e« Änderen ge*
fdjetyen. Die (Stuben werben, mie gefagt, gern gefpielt
unb getjirt »erben; ba« erflere namentlich, weil ße fo
febr letdjt in bie Singer fallen, baß mittlere ©pteler faft
nirgenb fehlzugreifen gu furchten braueben, bi« in ber
legten, eine (Stube in ©prungen, „Souvenir ä Thalberg"
genannt, bie wir ü>m gern erlaffen Ijdtten: benn e« ijl
nid)t« leidster, al« bergleidjen gu Sufcenben $u fdjreiben.
SSefonber« anmutig ifl fobann bie 2te in 2l«*Dur. £)ie
3te in gi«sü)?oll wfinfdjten wir bagegen gänjlid) unge*
brucft, ba fte ftd) gegen $enfelt« „Poeme <T amour"
wie tin fdjwadjer ©djattenriß ausnimmt. Gomponijlen
fefcen folgen Söorwurfen oft ben ©inwanb entgegen : „jte
i)<Jtten ben fogenannten ©djattenriß ef)er componirt, al«
ba« t>ermetntlid)e Original fein ©tücf :e."; aber aud) bann
burfen fte'« nid)t brucfen laffenj bie Stube ijl an ftd)
SU wenig bebeutenb. iDie anbern m6gen ftd) alle, bie
ben Gomponiflen t>on frut>ert)er liebgewonnen, felbfl
anfefcen unb felbfl urteilen, wo er ftd) treu geblieben,
wo nid)t. —
«Bftlu* folgt.)
Siebet,
ßfortfefcung.)
3? üb. t). £erjberg: 6 ©efange f. ZU ober SSat
riton m. g>ftc. £)p. 9. — Seidig, Älemm. —
16 g©r. —
3(1 bei fefjr fielen ber gew6f)nlid)en 2ieber bie SWe*
lobie einem an ftd) mebr ober weniger bibfdjen Äleibe
$u vergleichen, ba« ber gorm genau angepaßt ijl, unb
in ba« man mit bemfelben ßrfolge jeben anbern Äörper
ton gleichen äußeren a3erb<Sltniffen ftecfen fann, fo ge*
f)ixm bie gegenwärtigen ©efdnge melmebr au jenen wirt-
licfctreuen Uebertragungen be« ©ebidjte« in 26ne, bie
bem Driginal t>on SBort ju 5Bort folgenb, )u jebem an»
beren nod) fo formgleidjen unb nod) ftnnüerwanbten 2epte
burebau« nid)t paffen würben. <5m felbflfd)6pferifd)e«
Srfaffen be« ©ebid)te« in feinem poetifd)en Äern unb
3Befen ifl freilid) biefe ©attung ©efang«compo|"ttion fo
wenig, al« jene. 6« ijl Declamation auf fjarmontfdjer
unb rl)ptbmifd)er ©runblage. Daß fte nidjt in recitatü
t>ifd)er greibeit, fonbern mit SRucf ftd)t auf ben liebmdßigen
SBer«* unb ©tropbenb» au«gefül)rt ifl, dnbert bie <3ad)t
im SBefentlidjen nid)t. STOan hebme bie SWelobie obne
3>pt, fo bleibt wenig mebr al« eine Steige üblicher glo«*
fein unb ©emeinpldje, ober blöd ber Declamation bienft*
bare 3ntert>aÜfolgen. Um frelejlen unb au«bauernbflen
erbebt ftd) über biefe befdjrdnfte ©pbdre ba« „Stänb*
djen" (U&lanb) bur* ©elbflftdnbigfeit ber »uffaffung
atnb eine gewiffe einfache SBefonber&eit ber 3uri$tung.
9ldd>jl tym gewinnt ba« briete (grfibtfng«glocfen t>on Reu
nid) am meiflen für ftd) aud) burd) ben SReij ftnnlidjet
SDäirfung. 6ine gewiffe SBJdrme ber ©mppnbung ifl
aucfa ben übrigen Siebern nicbt abjufprecben, unb alle be*
ffben namentlich ßinen S3orjug, ber felbfl bem wefenlofen
@d)attenleben be« erjlen (äBunfd), t>on 3ebli|) beim
SSortrag einen ©d)«n \>on Gonftflen$ geben (ann; ba^
ijl \\)it t)6d)jl flimmbequeme Sage. 6inc fernbafte Ziu
ober SJle^ofopranflimme namentlid) fann tyre fd)6njle
Äraft in iljnen entfalten.
6. greubenberg: 25ret Sieber au$ JReinicf^ Zit*
berbuct) f. eine ©gjl. m. ?)fte. Dp. 5. — 23re$«
lau, ßeucfart. — 8 g®r. —
2)a« erjle (Srübling«g(orfen) t)at in ^Begleitung ein
gewiffe« b^u«bacfne«, etwa« altfcdnfifdje«, aber aufgewecf?
te« äiJefen. 6« i)l übrigen« lebenbig aufgefaßt, bat eine
fprecfyenbe ÜJfelobie unb wirft frifd) unb aufregenb. SKin*
ber glücflid) ijl ber fdjauerlictje Grrnfl in „ber S3leid)erin
9lad)tlteb" getroffen; e« l)at eine ju wenig djaraftertjli*
fdje eintönige 3Belobie, ber felbjl ein guter SSortrag we*
nig frommen wirb, jumal bei ben Dielen äJerfen. Am
frtfdjeflen unb eigentbümlid)flen aufgefaßt ijl ba« britte
ber 2ieber: bie tobte S3raut. gör bie üielfatbe SBieber*
bolung ifl freilieb bie Begleitung ber erjlen t>ier 93erfe ju
monoton, unb ber ©d)luß be« fünften brid)t etwa« um
befrtebigenb ab. 25ie betben legten 2ieber ftnb für eine
3(ltflimme, ba« erfle für 2enor ober ©opran. —
i©d)lu& folgt.) 2.
3Ruftfalifd)c 9veifebtdttcr.
Oortfeßung.)
Xttfit unb Kernel.
2tlfe ober Sil fit (erflere« ijl UtF>autfcf>) liegt febr
anmutbig auf bem linfen Ufer be« Giemen, einem fd}6*
nen rufjtfd)en ©trome, ber in Preußen ben 9?amen
STOemel fübrt. ^)ier in 2ittbauen giebt e« befanntlid)
ft'br gute ^ferbe, aber aud) |d)6ne Solf «lieber, bie bi«
unb ba in Sammlungen auftauten unb im ßbarafter
ber blauen JRoggenblume gleichen. Die garbe biefer
SSlume war aud) national in 2ittf?auen, unb ijl nod)
beute bie 2iebling«farbe biefe« originellen S3olf«jlamme«.
J)ie 2ittbauer follen Diel mufifalifd)en Sinn b^ben, ^oe=
fte beftfcen fte gewiß, benn ibre 2ieber geb6ren ju ben
innigflen, gemitbreiebffen Sölutben ber 93olf«poefte. SBer
weiß, wie Diel muftfalifdje« latent in ben fliüen Dörfern
toerflecft ijl, bit icb burd)reijle, ba« nie ju Sage fommt
unb mit bem 33efifeer ju ©rabe gebt, obne baß er e«
felbjl je geabnt bitte, e« fJecfe melleicbt ein STOojart in
ibm. 3(1« mi<ft bie jTiegenbe JBrficfe bei 2ilftt im b*rifl*
lidjen 2(benbfonnenglanje über ben Giemen fubrte, tan|*
ten brei, in jottige ©d)aaf«pelae gelullte ®d)iff*fne^te
ITT
mit t>erfd)lungenen 2frmen einen Steigen unb fangen
baju eine originelle SBeife; leibet »erflanb id) bie SBorte
nid)t unb aud) bie SWelobie f)abe id) nid)t behalten, ob*
wof)l fte mit gefiel.
Sßur fo mutf)t)olJ = forglofen Sittbauern fann e& ein*
Tauen, ju fingen unb ju tanjen auf einem fdjwantenbeu
gal)r$euge, bat bec winterliche ©trom bereit« mit feinen
<5i$fd)0Üen beengt unb umfnirfdjt. ©einen STOufieftnn
$u bilben unb $u beliebigen finbet ber arme Sittbauer
inbeß wenig ©elegenljeit, benn felbjl in feiner #auptflabt
Stlfe ifl fo eigentlich von SMuflf faum bie JRebe.
Um 2lUet will id) f>ter nid)t bie brauen Seute beleU
bigen, bie nad) beflen Ärdften unb mit mdnnltdjem
Grnfle ftd) bejlreben, in Silftt gute SKuftf ju m«d)en,
fie verbienen um fo meljr Job unb 2(nerfennung, alt et
l)ier burdjaut an Mitteln, ©elegenbett unb Aufmunterung
fel)lt. Sie ©tabt !>at leiber nid)t ba$ ©lütf, ein SJlili*
tdrmufifcorpt ju beft&en, wie j. 33. bat nabegelegene
Snflerburg, bat in biefer #inftd)t beffer gefteUt ifl.
6in ©tabtmuftfu« in einem Srte von 16,000 einwog
nern tft aber ntd>t fo fttuirt, baß er aud) nur ein voll*
$dl)liget Drdjefler galten fönnte, viel weniger ein gut
fpielenbet. Dafjer muß bat rü&mlidje JBeflreben ber £er*
ren Äeßler unb (Sollin, ber erjle ifl 3eid)nenlel)rer,
ber jweite Gantor unb 2J?uftf leerer am ©pmnafto, ans
erfannt unb erwähnt werben, bie mit unermüblidjem 6i-
fer einen 3nflrumentatoerein gebilbet Ijaben, ber burd) bie
Seute bet ©tabtmuftfut completirt wirb. #r. Äeßler
vertritt alt erfler SBiclinfpieler bie ©teile eine« Goncerfc
meifler«. 3d) weiß nid)t, wie lange biefer SBeretn be*
flef)t, feine Seiflungen ftnb noefc föroaü), et fdjeint jebod)
weniger an ben oortyanbenen Ärdften unb SWitteln $u
feblen, a(d vielmehr an einem energifdjen, routinirten
SJiuftfbirector, ber ndmlid) ganj unb gar mangelt. Die
©tabt beftfct wol)l einen SWufifbirector, ober inbem wir
biet fdjreiben, tyat einen befeffen, bat war aber — eine
Dame. 9idmlid) eine SKeile von Silftt, in bem ganj
f leinen ©tdbtd)en JRagnit Übte, alt id) mid) in jener
©egenb befanb, eine ber auägejeidjnetjlen Dilettantinnen,
bte id) jemals fennen lernte, grau Äffeffor ®. geb. g.
au« Danjig, bie id) bereit« in iljrer SBaterflabt ju fen«
nen bat Vergnügen l)atte, wo fte ebenfalls in jeber #in=
ftdjt bie befle Dilettantin unb bie 3ierbe ber ©efang*
unb 9)?uftfi>ereine war ; eine grau, bit mit wa&rbaft feU
tener 2(nfprud)tloftgfeit unb ©efdüigfeit eine fo große
muftfalifdje 33ilbung t>erbinbet, baß mandje #ofopernfdns
gerin mit 3000 2tylr. ©age befdjdmt vor if>c bafleljen
würbe, fallt fte fic^ mit i()r meffen wollte.
3d) mid)tegrau ÄffefTor ©. ben weiblidjen 2t>off nennen,
benn id) glaube, fte componirt aud) , gewiß hat aber nod)
9liemanb etwat bat>on erfahren, felbjl t!)c ©emafjl ni*t.
SBa« tf>re bekannten mupfalifcfeen gd^igfeiten anlangt,
fo befielen fte in einer fe^r flangüollen ©opranflimme
t)om feltenfhn Umfange, ndmlid) Don =fc;
wenigjhnt alt 2Kdbd)en befaß fte tiefen auferorbentlid)en
©timmumfang, unb r>iele SWuftffunbige in Danjig fin--
nen et befugen, tyu ©timme ifl in allen Sagen \>on
t)OÜem, angenehmem unb gleichem Älange, feljr leid)t an^
fpredjenb unb in Mem ©rabe biegfam, ju Sriüern unb
Coloraturen eb«it fo fdl)ig, wie ju getragenem ©efange.
Sebe *partbie, bte if>r in bie £anb fommt, fingt fte t)oU=
fommen ftdjer mit reinjter Intonation &om SSlatte, unb
nad) paarmaliger SBieber&olung tt>ti$ fie bat ©tue! aut*
wenbig, benn aud) mit einem briüanten muftfalifc^en
©eodcbtnif \\t bie liebenäwücbige grau au«geru(let. Da*
neben fpielt fie fe&t tüd;tig Glasier, unb liep eben fo
gut Partitur.
(Sine Dilettantin wie biefe, ifl im ©tanbe eine ganje
©egenb muftfaltf^ ju beleben, unb auf 't »e(le Ijat 2»a=
bame ®. m üoUbrac^t. 3n Dem kleinen Kagnit, bat
\tt)x malerifd) auf einer fleilen UferfieUe bet Giemen liegt,
bilbete fte balb nad) tyter Änfunft einen ®efangt>etein,
ju bem bie SWitglieber oft jiemlid) weit über £anb l>er*
beifamen. ©ie unterrichtete bie einzelnen SWitglteber pri«
t)atim (unb gratit naturlid)) mit grißflem eifer im ©e*
fange, unb Abte bann mit allen größere gjluprflfitfe ein.
3m vergangenen SBtnter t)at fte in SEilftt für bie Armen
aüinter't „SpferfejV 1 alt ßoncert aufgeführt. 3^bem
einzelnen 2J?iifdnger jiubirte tit unermübltdje grau feinen
©olos unb 6t)orpart ein, birigirte bann (in ben groben)
mit gr6ßjler Umfidjt unb energie bat ßrdjeper, bit aU
let nad) Ärdften fo gut ging, baß ba^ ©anje Goncert in
jeber £inftd)t für £ilftt alt einet ber bnifwürbigjien e^
eigniffe feit bem Silfener grieben«fd)luffe taflest. 6t
gingen über 200 Stylt, für bie 3lrmen ein, toai ebenfaüt
für Silftt gana außerorbentlid) ifl. Dabei ifl nod) etwat
Sntereffantet ju bemerfen. Dat Goncert fanb im De»
cember bei 45 ©rab Ädlte im ungeteilten 7 feljr luftigen
Ztyatn flatt, unb bie mitftngenben Damen backten
dngfllid) über gefcbmacfüoüe unb m6glid)fl warme SJerr
l)üüungen nad). übet aud) bier ging SKme. ©. mit
beroifdjem S3eifpiele voran unb erfldrte bei ber Ufcten
^)robe ben Damen, fte würbe in einem einfachen weißen
Aleibe erfdjeinen, bat $aui würbe ja voll, unb man
würbe wobl nidjt erfrieren. 2Tüe Damen erfd)ienen in
weißen Äleibern, unb et erfror 9liemanb.
SBat bie ©efdüigfeit biefer t>erebrung«würbigen grau
betrifft, fo ifl biefe wirflid) beinahe obne ©leidjen. ©ie
fdi)rt neun bit |ei)n 2Äeilen bei fd)led)teflem SBege unb
ffietter über 2anb # um einen armen blinben Goncertgeber
)u unterflüfcen, bec of)ne xt)u STOifwirfung ein leeret Gon*
cert madjen würbe, ©ie genirt ftd) nid)t, wie fo Diele
anbere Dilettanten, bie et if>r fteilid) ntd)t gletcf)t^un
178
finnen, fid) neben eine betitf)mte Äunflterin $u fiel*
len «nb mit ü)r Duette $u fingen, blo* um bem $ro*
firamme Xbwedjfelung unb Snuceffe ju geben, benn von
©telfeit ifl feine ©pur in biefec trefflichen grau, beren
9iam< id) ber mujtfalifd)en 2&elt fo gern nennen midjte,
wenn id) ft>re <5rlaubnijj boju ()dtte. Sfcre ÜJtoffflebre*
rin will id) aber nennen, e* ifl grdul. (5mllie ©o*
toncp in Dan$ig, eine au*gejeid)nete ©djülerin von
©tumer unb 3elter. 9W6d)te t>ai ©treben biefer bod)*
achtbaren Dilettantin, bie, wie id) glaube, jene ©egenb
(9tagnit) bereite verlaffen Ijat, um in $ofen if>c Domteil
gu nehmen, reiben 9tad)eifer erwecfen.
Sei meiner ec(!en Änwefentyeit in SKlftt, im 9lovem*
ber vorigen Sabre*, gab ein gewiffer #r. äart ©djiff,
ber ff* Dr. ßfjarle* ©e?mour ©fciff, 3Rupf*
birector be* 2(b elf i = 3:i)eaterd in2onbon nennt,
unb jiemlid) fingerfertig ßlavier fpielt, im SJerein mit
«inem jungen SBiolinfpieler, 2unb au* «Kopenhagen, in
Silpt Goncerte. ©anj unten auf ben 3ettet batte £r.
@d)iff ben 2(u*ruf fefcen laffen: „Vivant rex et re-
gina!* 4 Die Genfur in Silftt muß fefjr milbe fein, bafj
fte biefen jubtfdjen STOarftfdjreier^atriotiämu* , ber gleich
unter bem „@nbe nad) 9 Ubr" fid) guft nud)t, um
„be Saite anjjufj tefyn", nid)t burd) einen wohltätigen ro*
tfyen (Stria) befeitigte. (hfi fpdter in 9)ofen, tro id) ba*
SWalbeur tyatte, wieber auf biefen #rn. @d)iff ju tref;
fett, fanb ba* fdjamlofe treiben biefe* jungen SWenfdjen
feine red)te Sßürbigung, unb fogar polijeilidje ©träfe.
Ueber feinen talentvollen, aber beDauern*wertf)en ©efatyr*
ten £unb werbe id) fpdter fpred)en. 91 ad) SOtemel!
SBon biefer n6rblid)|len preuf?ifd)en ©tabt Ijatte id)
mir in mufifalifdjer Sejteljung eine gan$ anbere Sßors
ftellung gemadjt, bie mit ber 2Bir!lid)!eit flarf contra--
ftirte. 6* giebt in ÜRemel ein redjt t)übfd)e*, ber ©rofje
ber ©tabt angemeffene* Sweater; ndmlid) ein ©djau*
fpietyau*, benn bie ©efeüfcfcaft, bie bie SBintermonate
über barin SBorjlelJung giebt, ifl einige Älaftern unter
mittelmäßig, ba* Srdjefler erbdrmlid), alfo von £)pern
nidjt bie 9{ebe. ©* »erben aber weldje gegeben, j. 35.
ber ^oftillon von 2onjumeau, oljne SWufif, wie im
^Puppentheater bei 9Jid)ter in Serltn, wo man fogar bie
©tumme von $ortici giebt. SOTemel ifl $u flein unb
im ©anjen jefct ju unbemittelt, um ein beffere* SEfyea*
ter erbalten ju fonnen.
2(ud) einen 3nflrumentalt)erein giebt ed ^ler, ber be^
reit* feit lange beflebt, aber jur 3<it nidjt mebr UU
flet, aW ber in Silfit. 6* feljlt roie bort an einem
SBluftfbirector, benn ber ganj brave, eifrig ber (Sad)t er=
gebene JBorgeiger, ^)r. 2., einer ber SBorjleljer, ifl vooty
in feiner SBeife SRufifer genug, um ein foldje« Amt ju
befleiben. ßiner ber anbern SBorflc^er, ^r. g., ifl al«
Dilettant «in red)t guter Oboebldfer, mit fd)6nem 2on,
tta$ um fo mebt anjuerfennen, ald bie Dboe ein fe^c
feltene* Dilettanten«3nflrument ijl. Diefer SBerein wirb,
wie in Silftt, burd) bie geute be« ©tabtmufifu* verfldrft.
©or etwa je^n Sauren lebte, fet)r gut gefleüt, 3of^p()
Älein, ber Sruber Sernbarb Älein'«, in 9J?emet
unb bitte viel für ba$ 2Ruf!fwefen biefer ©tabt tfcun
finnen, wenn biefer talent^ unb fenntnifvolle 2Äann f(c&
überhaupt t)dtte bequemen fonnen, etwa* anbere* $u tbun,
al* su leben. (5$ foll auc^ einen ©efangverein (©ingafabe*
mie) in STOemet geben; meine 3eit war aber gu be*
fdjrdnft, um einer Uebung be* Snftitut* beiwohnen ju
f6nnen, unb mid) fo von feinen geiflungen perfinlid) gu
übergeugen. 3d) will glauben unb boffen, baß fte benen
be* Snftrumentalverein* überlegen feien.
2fud) bi« t)ötte ^)r. ©d)iff, al« Dr. ßljarle* @ep*
mour ©biff/ mit ber patriotifd)en ganfare „Vivant rex
et regina ww auf bem 3ettel ein ^)aar Goncerte gegeben,
bie redjt befud)t gewefen fein follen, unb jwar, wie man
mir mitteilte, au* jwei ©rünben. Sinmal, weil furj
guvor ba* publicum burd) bie unverfdjdmten ©tumpe?
reien eine* Declamator* Äiefewetter unb eine* $ia-
niflen ©ngelljarbt getdufcbt unb empört, bie befferen
2eiflungen ber ^)rn. ©d)iff unb 2unb, namentlid) be*
gestern, al* eine Gntfdjäbigung betrachtete, unb bann,
weil ber 9lame ©d)iff in einer* ©eeflabt wie ü»emef #
feljr viele nautifcbe ©pmpat^ieen erwecfte. Ueberbem gab
fid) biefer #err für einen ßngldnber auö, unb gan|
SRemel bemüht ffc^ eifrigfl, einen gewiffen Sonbner ^)lt
anjuneljmen, man l>at in wobl()abenben Käufern, beren
©gner gr6fflentl)eit* längere 3eit in 2onbon lebten, wo»
m6glid) lauter englifdje STO6beln unb ©erdtbe, man fpridjt
viel unb gut englifd), unb $war weit correcter al* #r.
©d)iff, ber f)\n juerfl burd) fein fd)led)te* ßnglif^,
wie man fagle, verbdcbtig warb, furg: — man bat**
gern, wenn man SWemel ein fleine* 2onbon nennt, greis
lid) ifl'* ein fo fleine*, baß e* ganj bequem mit feU
nem 2eud)ttl)urm , feinen ^dufern, Äirdjen, ©djiffen,
SSewobnecn, SSann unb 2Äau* in einem *!onboner 5Baa=
renmagajine Q3la6 fdnb*. — $. 2.
9? o t i g.
*** 2Cuf ber Äomgl. 25übne in SSerlin follen ebeflen«
bret neue Opern gegeben werben: „£an* ^acb^" o. Corning/
„©encüeua" v. e. <$utt) unb bie „^irttn oon 5)iemont" oon
*. ©«dfer. —
SJon b. neuen 3eitfd)t. f. SRuft! erfdjetnen wöcbentltd) jmet Hummern ju einem balben Sogen. — ^rei* be* Sanbe* von
52 Hummern mit mufifalifdpen ^Beilagen 2 Xtyz. 2<>9*gr., obne mufifaltfdje ^Beilagen 2 £&lr. 10 9lgc. — Abonnement nehmen
alle ?)ofldmter, ffiudb'/ OTufff- unb Äunfttjanbiungen an. —
(©«brueft t>rt ^r. Kiirfminn In Üfipjtg.)
3eit0cl)rift für Jtt»ßik.
«erantwottfi^et JRebacreur: Dr. &. @*ttmattn. Serleger: W. %tiefe in «etpji«.
58tcrjel)nter *Bant>. Aß ^5.
®en 4. 3uni 1841.
Eittratut. - TCui y«tU. - Cwcn für t>. yiancfcrtt (S*|uf.). - stolij. -
S&tbaut.
Sitetatut.
33erbreiten fid) ©Triften, bie rein über 2on£unfr
tjanbeln , mebr ober weniger Ietd>t unb ftnben fte früher
ober fpdter tyr publicum, ganj bat>on abgefefjen, ob fte
für ben 2efer forbernb ober unbebeutenb gu nennen finb,
ob Seurtbetlungen in SWenge ober gar nid)t verbreitet
würben, fo werben bod) öftere SBerfe, in benen über bie
■ffunfl nuc beiläufig geljanbelt wirb, ba tr)re 33erfafTer
anbere, nid)t mufitalifcfce ©egenfttnbe gu bearbeiten be--
äbfid)tigten, nur gu leicht bon Denen überfein, bie fidjer
mannigfachen ©enuß unb grünblidje S3elef)rung au*
ibncn fd)6pfm bürften, aucb fogar nid)t feiten auf gang
wue, originelle 2fnffd)ten geleitet würben, Sergleicijen
©eifleöprobucte foüten in einer SSibliotbef mufifalifd^ec
(Schriften nid)t bie geringjle ©teile einnehmen unb alt
trefflid)e Sterben gewürbigt werben. 2J?ag nur ber 33rief=
werfet gwifdjen ©otlje unb Seiter (1835) gum fdjlagen*
ben Sewei* bienen. 2Bo finben ficr) wot)l reifere @e*
banfen 5 ur tfeflljetif ber 2onfunfi, wo intereffantere
™<i)xid)tm über JtfinjHer, wo fo wertvolle, geprüfte
p^ittbeilungen über fdmmtlidje Steile ber gflufiflet>re, al*
m biefem S3ud)e? Unb ifl nid)t bie foloffale Aufgabe
tZF!^ 1 *}? * 0n 5r - »• b - $W" ( 1838 ) hnm ge,
fd)id)tlid)en ©tubium ber 2onhmft unentbebrlid) *u
nennen? ' ' ö
pa*folgenben 2BerEen, in benen gwar ebenfalls bie
«Xonfunjtnur beiläufig berührt wirb, aber, wie bie qe*
nannten be* trefflichen über biefelbe in güüe entölten,
wogen gut narren SerücffTdjtigung ber Äunflfreunbe,
einige 3eilen gewibmet fein.
£a* erffe berfelben fü^rt ben einfachen Sitel:
2)a§ beutfebe Äirdjenlieb bon Martin gutfjer bis
m WicofouS £erman unb TfmbroftuS »laurer.
S3on Dr. Ä. e. % SBacfernagel. ©tuttqart,
»erlag bon ©. ©. Siefc^ma- 1841. — ar . 8? —
XXXIX. u. 804 ©citen. —
SBerwanbt ifl gwar ba* ©tubium ber £r>mnologie mit
bem ber Sonfunjt, bod) nur feiten würbe *on ben £r?m*
nologen bie legrere innig mit ber erfieren berbunben , ja
eS ijt nid)t gu Diel gefagt, wenn man — ebm biefec
Trennung wegen — , bie bisherigen 3f xbeiten in biefem gadje,
bon einem SBefcel, £)learfu$, ©djameliu* u. li. ba$
troefnefte ber gefammten beutföen Literatur nennt. 3fn*
ber« ijl e* aber f>iec! ßebenöfrdftig regen ung aUe bie
5al)lreicr) mitgeteilten (Sahen an unb wir folgen bem
fiebern güfjrer von bem vierten bi$ an baS 6nbe be«
fed)$er;nten Saljrbunbert« of)ne irgenb ein ©efüfjl von
ermattung ober Äbfpannung ju fpüren. SBie großartig
aber wäre ba$ ©efc^enf, wenn wir aud) bie SOTelo»
bieen ju tiefen Äirdjenliebern ehalten fjatten ! £>ocr)
leiber, ba bot fid) bem Herausgeber nidjts bar, benn f)iec
finbet fid) ein fa(l ganj unbeaxbtitetet gelb unb bie er-
pen S3erfud)e, fidc> bem ©egenftanbe gu ndbern, geboren
ber neuefren 3eit an. ;/ 2)ie SWclobieen ber erflen geifl--
licf)en Sieber ", wirb in bem SSorwort ex^lt, „waren
md)t immer neu erfunbene, fonbern e$ lagen il;nen gro*
gen Sr)eU« altere ju ©runbe, unb jwar entweber welt=
lid)e ober alte lateinifdje. Sft ** nun ber Unterfud)ung
gelungen, fid) ber erflen gei(llid?cn ©efangbüdjer, bie fd)on
feiten finb, ju bem<5d)tigen unb liegen if>r bie alteflen
2)rucfe ber firdjlidjen SÄelobieen bor, fo entfielt für jebe
berfelben bie er|le Vorfrage, ob ffe eine neu componirte
fet ober irgenb ein SBerbdltnig ju irgenb einer früheren
lateinifd)en ober weltlichen STOelobie fyabe. S5ei biefec
grage Jommen un« bie alten ©efangbüdjer ju ^ülfe,
welche über mannen Siebem bie alte 2Relobie, nacr) bec
fie gefungen werben folien, bejeid^nen. Sinb aber bie
180
©ingnottn bem Ciebe cljne eine foldje 9?ad)roeifung vor*
gebrucft, fo geljott fdjon ein in biefer ©attung von SRu*
fi'f gebilbeteS feinet £)f)r baju, fcerau$äuf)6ren , ob eine
ältere SBeife anjunefjmen fei ober nid)t, aber eine wieber
nur in bemfelben Äreife $u erwerbenbe ausgebreitete 33e»
fanntfdjaft mit alten weltlichen unb lateinifdjen SRelo*
bieen, wenigflenS mit ben gliidjjeittgcn, ifl erforberlid),
um bann ju fagen, weldje von iljnen $u ©runbe liegt.
Unb fei bieg nun von allen Siebern auf bem einen ober
bem anbern $Bege IjerauSgebracfct, fo verlangt bie SBiffen*
fdjaft nod), bafj aud) Don jeber biefer Criginalmelobieen
bie erjle ÖueUe, bie dltefle JKecenfton ermittelt unb von
ba £erab iljre (£ntwicflung bis jur 3*it ber Uebertragung
auf ben neuen SEept unb jenfeit berfelben bie ©efd)id)te
ber weiteren 93erwanblungen bargeflelit werbe. 5?un finb
aber fdjon alte weltliche JJieberbrucfe aus bem 15. unb
16. 3af>rl)unbert feiten, nod) feltener brauchbare mujifa-
iifdje ^anbfdjriften : es mag überhaupt beren wenige ge*
Qtbtn fyaben; aber wer fyat fie aud) nur alle gefeiten?
unb wer fie gefef)en, wer bat ffe benufct? unb wer ft'e
benufet f)at, mn tyaben fie über bie rätbfetyafte #erfunft
ber SRelobieen belebt?"
©d)on biefeS ©jrcerpt laßt ben SBerfaffer als einen
folgen ernennen, ber ficb grünblid) mit ber geijllidjen
95cefie unb SOTufif befebäftigt bat unb vollkommen baS
©ebiet, was er ju bearbeiten übernahm, ju überfdjauen
geeignet war. 2öie fefcr er aber felbfl ftd> als Äenner
ber Sonfunfl auSweifl, mögen folgenbe SOBorte bartljun,
bie wof)l in ber £f)at inl)altfd)wer ju nennen finb.
//Sei) glaube mtd) ntdjt ju irren, wenn td) behaupte,
baß in unfern Sagen wenig gfreube an blofjen SKelobieen
unb aud) wenig Sntereffe für baS fyjlorifdje ©tubium
berfelben vorbanben fei. 3fa man fann jagen, eS fei
nod) nid)t einmal ber 93erfud) $u einer ©efd)id)te ber
5Welobiecn gemacht wotben. Unb bod) ifl SOTetobie alles
in allem, Anfang unb 6nbe aller SWufif: von i()r gebt
alle greube an ber SRufif aus, gu if)r fef>rt ber gereU
nigte ©efdjmacf $urücf. Unb fo wirb es auö) erfl eine
@efd)id)te ber 2J?ufif geben, wenn eS eine ©efd)id)te ber
Sftelobieen giebt. CS ^errfefet in unfrer 3«it ein au$;
fd)liefjlid)eS Sntereffe für bie jufammengefefctere SSttufif,
für fyarmonifdje unb fpmpfyonifdje Äunflwerfe; wir bür*
fen eS nid)t fabeln, aber bod) hoffen, bafj ®efd)macf unb
©tubium f;d) aud) wieber bem Grinfadjen, bem Urfprüng*
lidjen, ber SJlelobie juwenben möge. Die 2l)eorie ber
2onarten unb ber Harmonie, bei ber man feit lange fies
ben geblieben, namentlid) bie ©efd)id)te ber Tonarten ifl
eine notfywenbtge Vorarbeit ju einer fünftigen ©efd)id)te
ber SWelobieen: aber wie weit ifl eS von bm Tonarten
nod) jur 5Kelobie!"
2eiber geflattet eö nid)t ber f)ier vergönnte 3?aum
ben SBerfajfer in feinen ^bttn über 5D?elobie, ©prad)e unb
Üonarten weiter ju verfolgen unb nur ben #auptfa&
flellen wir nod) auf, ber wot)( reichlichen Stoff ju S5e*
trac^tungen bieten bürfte: „£)ie ©peadje ifl ba6 ©e«
gebene, vergletyungäweij* bat £unfiwerf; bie Xonarten
finb nur bie wiffenfdjafttidjen ©pfieme ber von xl)t mit
9?aturnotl)wenbigfeit erzeugten Zone unb bie 2beorie ber
Tonarten ifl nid)t voüenbet, ef)e fie nid)t bie Tonarten
jeber ©prad)e beflimmt unb verglichen t)at"
2)iefe 2(u^üge finb fdmmtlid) au« bem gebiegenen
SBorwoite entlebnt, abn auc^ ba« SQBerf felbfl entölt
reichlichen ©toff für ben greunb ber Sonfunfl. 9luc
!)ingebeutet werbe auf ben erflen, ^weiten unb britten
3(nl)ang von ©eite 718 — 861. 6« finbet fid) barin
eine forgfdltige SSefc^reibung von ein ljunbert fieben unb
ad)tjtg ©efangbüdjern unb ©efangbldttern (jum gr6fflen
2J)eil 5B?elobieen entf)altenb) , welche vom SnDe be^
XV. bi« um bie SWitte be« XVI. 3af)rf)unbert« gebrueft
würben; ber mit biplomatifdjer ©enauigfeit beförgte Zbs
bruc! von ad)t unb breiftg Sorreben ber alten ©efang*
büd)er (für bie ©efd)id)te ber Sonfunfl von Sntereffe)
unb eine ©ammlung von neun unb breifjig weltlichen
8iebern, bie fpdter geifllid) umgearbeitet worben ftnb.
©olfte ein fold)e« SBerf nidjt eine würbige ©teile
in ben S3ibliotf)efen tüchtiger 2WufTffenner behaupten unb
nid)t glan^enber unb gebiegener erfdjeinen, obgleid) nuc
beildufig überSWuflf Ijanbelnb, als fo manches Gompen-
bium über Sljeorie u. bgl., was auf ben 83üd)ermdrften
für wenig ©rofe^en feil geboten wirb unb 6fterS ben \!es
fer gerabe fo flug li5ft, als er eS vorder war? —
(ec^Iuf folgt.)
23crid)tc aus ^ariö oon Sp. SBerlios.
18.
Soncertc von Sifjt, tfrtöt, ^alle, Sibcxnt, 2)6J-
Ur u.f.w.
9?od) feiner auf er Sif^t t)at bis jc|t berartige 6on-
certe unb ju folgern greife gegeben. ©ieben ©tücfe
fürs ^)iano allein vom Goncertgeber unb baS SSillet
20 grcS. — 3n ber 2l)at Ijorrent! — Siele fanben eS
unflug, übertrieben; aber man ift gefommen, nid)t bloS
einmal, nein, gweimat, unb nod) baju jaljlreidjer unb
mit größerem 6ntl)uftaSmuS als baS erflemal. greis
lid) bieS wunberbare Talent t)at eine foldje ©ewalt auf
fogar weniger mufifalifdje SWenfdjen, fein 3öuber ifl fo
groß unb mit fo viel ©rajie verbunben, baf felbfl bie=
jentgen ber Äunflfreunbe unb Äünfller, welche Partei
gegen ii)n nehmen, bod) tyn ju l)6ren fommen, aus ZtU
beSfraften applaubiren, beftegt von feiner Uebermad)t fort=
geljen, gwei ©tunben barauf if)re fpftematifdje Sppofition
wieber bilben unb enblid) bti ber erflen beflen ©elegen-
181
!jeit nid)t« eiliger ^u tfcun t)aben, öl« ityn triebet gu b^
ren, $u bewunbern, ju applaubiren.
Stufclofe« ©efcbäft, Den legten @runb biefer 9Rad)t
feine« Talent* in bem 9Rad)werf ju fudjen! ©ernig:
Üftfjt f)at feinen SRwalen! 3d) ftnbe ben ©runt* *neU
mefjr in, id) mid)te fagen, einer gewiffen Stoination, tu
einer fjinreißenben , eft bt« jur «Süßer jlen ©renje au«;
fcfcweifenben ©enftbilität, bie, e« ift watyr, juweilen wobl
bie flrenge 3nterpretation gewiffer nur befonnene unb
geregelte 2(u«füt)rung bebingenben SBerfe beeinträchtigt, bie
aber aud) allein ben Äünfller jum iußerjten #6b*J>wncte
poetifdjer Begeiferung erbeben fann.
Ser SBirtuo«, ber fo ju fingen, fo ju pbantaftren
»erfleht, wie gißt, ber fid> fo in bie gebeimften Seme?
gungen be« $erjen« ju verlieren, ber foldje ©djonbeit
im Äu«brucfe ber Seibenfdjaft $u erreichen, mit einem
Sßorte, ber eine« ber 2J?eijhrwerfe ©c^ubett'^, ba« Ave
Maria, fo wieberjugeben t>ermag, wie er, ifi im ©tanbe,
bie furchtbaren dualen eine« Robert le Diable mit bem
ganjen #6llenpfubl ^eworjubonnern, unb, o^ne ben Ätzern
Su verlieren, ben gügellofen glug be« SKajeppa $u t>er*
folgen. Siefe beiben ©tutfe finb t>oU ber ergreifenbfien
Effecte, ber neueften unb untmberjlefyUdjIten ©inbrirfe.
Ser epifobifdje ©efang be« SDtajeppa ifl prächtig, unb
beffen ßfcarafter tritt in feiner wilben ©roße um fo
fd>drfer berbor, je umfMnblid)er ju gleitet 3ett bie grau«
fame $anblung, bie @d)te<fen, bie ber$weif!ung«t>ollen
3(nffrengungen be« fdjeuen JRenner« gejeidjnet finb. 5Ba«
bie $f)antafte $u Robert le Diable betrifft, fo f>at nod)
deiner für ba« $iano in biefem ©enre getrieben, wa«
bem btynlid) ju nennen wdre. ©ie entölt ebenfo bie
lübnfien al« getflreicbften (Kombinationen. Sie gorm ifl
burd)bad)t unb fdjarf, bie 2(u«fubrung unermeßlid) unb
mannigfaltig. Sie f)armonifd)e SSerfnupfung be« 2f)< s
ma'« ber Bertram *2(rie im britten Acte unb ber Arie
de Danse im Ballet ber Tonnen, biefer beiben ftd) fo
wiberfpredjenben Sttelobieen, ift t)on unglaublichem Effect;
alle« be« 3<tuber« in ber 2(u«fiibrung, be« blifcenben <5tat>
tato im £>ctat>en mit ber linfen #anb, ber winbfdjnellen
Sdufer :c. 2c. $u gefdjweigen ! Äeine 3bee t)on alle bem
geben SDBorte. Siefe beiben Goncerte bilben eine Spodje
in ber ©efd)id)te be« *Piano.
Sie Soiree musical r>on 2(rtot wirb man ebenfall«
unter bie fd)6nfien biefer ©aifon $<$bl<n. Ser bewun*
bern«wurbige SBiolinift überflügelte fid) unb alle«, n>a«
man t>or ibm tytx moglid) l)ielt.
Sie Matinee t>on #alle nid)t ju aergeffen, eine«
anbern großen Birtuofen, ber in 2ifjt'« gußtapfen tritt.
3d) Ijabe, wenn id) nid)t irre, fdjon feine treffliche Tlu&
fufjrung Beetbot>en'fd)er 2rio« unb ©onaten ju rubmen
Gelegenheit gehabt. (5r ift ein feltene« unb bebeutenbe«
Stalent.
£)«borne, ber elegante irl<$nbifd>e ^)ianip, (?at
alle« n>a« $ari« an fafbtonablen Dilettanten ber brei
ÄÄnigretdje befi^t, lieber an ftcf> gefeffelt. Sin allerlieb«
ffe« 2n'o feiner Gompofttion, ein glinjenbe« 93io(ins©ol&
tjon Httot, unb ba« irlänbifdje 2ieb: T'is the last Rose
of Summer, entjftrfenb ton grandjomme auf bem S3io»
loncello gefpielt, tyaben ben brittifd^en 6ntf)ufia«mu« einige
©rab über 9JuU gefleigert.
3u meinem ^eibmefen fann id) ntdjt« Aber ba« 6on»
cert ton S6f)ler berichten, ba id) baton abgehalten war.
6r tvirb mit 2Crtot ndd)flen« eine 9tett>e Goncerte eriff*
nen, in benen bauptfädjltd) bie großen ©onaten unb
Srio« t>on S5eetf)0t)en ju ©ebor fommen follen. 55atta,
faum \>on feiner langen £ranfb*it genefen, bereitet ftd>
wieber in bie ©d)ranfen ju treten, ©elbfl dbopin,
ber feit längerer 3eit in Ijartndcfigem ©d)tt>etgen bel)arrt,
wirb wieber laut.
6in fef)r tüchtiger J^arfentfi, 2 avisiere, l<J{jt fid)
im 2ftbendum l)6ren. ©ein Suo für *g>acfe unb ^Mano,
t)on ibm unb gr. Eouebat) au«geful)rt, t?erbiente ben
S3eifall be« publicum« t>ollfommen.
©ollte man glauben , baß inmitten biefer STOaffe
großer Äunfiler, weldje um ben JRubm t>or ber mufifa»
lifdjen SBelt wetteifern, ein fleine« 2J?äbd)en t>on jwolf
3a|)ren, weldje« wie ein erwadjfener SWann, unb gwar
red)t gut, bie 93ioline fpielt, ba« Sntereffe be« ^Dublu
cum« fafl au«fd)lieflid) feit einigen Sagen in tfnfprud)
ju nehmen weiß? Sie 33ioliniflin Sljerefa SDlilanollo
fyat in einer brillanten ^potonaife Don ^abeneef bie ^ons
neur« im legten ßonfen>atoriumconcerte errungen.
(©ß)lu^ feist.)
©tuben für baö ^ianofovtc.
(Srf)luf )
<£tt)pi)an geller, 24 etuben. Cp. 16. —
2 Sieferungen. — ^ari«, bei ©ct)leftnger. —
S5erlin, bei ©d)leftnger. —
Sie 3eitfd)rift f)at fdjon öfter« auf biefen jungen
getfl* unb pbantafietjollen Äünffter aufmerffam gemacht.
6r lebt feit ttm 2 3af)ren in 9>ari«, wo fein Talent
al« ßomponifl unb 5Birtuo« gleidjfall« fd)on ritymlidje
2(nerfennung gefunben. Sie Stuben finb fein großfte«
bi« je^t erfd)ienene« 9Berf. Srbentlidje ©tubenfpieler
irren aber, wenn fte barin auf red)te gingerarbett ju
treffen hoffen ; ffe ftnben mebr, <5t>arafterflucfe ndmlid)
in bunter 9feif)e, barunter einige t>on au«gejeid)netem
ffiertbe, fdmmtlid) aber einen mufifalifd) s regen ©eifl t>er=
ratljenb, an bem nur ju bebauem, baß er feinen 3?eid)*
tbum in fo fleinen gormen jerfplittert. Änbere l)au«-
l)<Slterifd)ere ßomponiflen würben au« man*en ©runb*
182
gebanfen bec Stuben ganje Goneerte unb ©onaten auf«
gebaut baben; unfec Gompomji $iel)t cd oor, nuc anju«
beuten unb fludjttg anzuregen; fein überwiegenber #u*
mor wiü e* fo, unb aud) ber Schattenriß ifl willfom*
wen. 6$ lieft ficb bie ©tubenfammlung etwa wie ein
£agebud). SD?annid)fattige SKeinungen jinb bi« neben
etnanbet auägefprocfyen, bittere JBemerfungen fehlen nid)t,
aud) nidjt Hebe Erinnerungen, ©er Äunjller, ber ^)b is
lofopb, ber greunb lißt ffd> barin geben, al* fdb* tbm
fein SWenfdjenauge Ju, al* gäbe e$ feine 3?ecenfenten.
Sßielen wirb bie$ offne bingebenbe 2Befen gefallen, 2(nbern
©toff jur 33efürd)tung geben, ob biefe heitre Swigebig-
feit jlcb nid)t etwa in ber Sufunft r<$d)e, im 2(lter, wo
man oft mit SBenigem auSfommen muß, unb oft gegen
feinen SBiüen. 2Bie ber Gomponifi nur anbeutete, fo
beutet aud) ber barüber fd>reibt nur an, unb meint, ber
junge Äünjller oerfdjwenbe ntd>t 3U \>ie( im .Kleinen.
Siele, bie gerabe baoon nufeen, werben ibm banfbar fein.
3m 2(ngefid)te ber Äunfl aber gilt e$ ßonfequenj,
ßnergie, Äraftauöfprud) burd) große arbeiten, unauSge*
fe&te* (Streben nacb SBerebelung. SRoge bie 3«t nid)t
fommen, wo ber, ber biefe 3eilen Vorgerufen, fie nur
ungern wieber in bie Jpanb ndbme. Sie fdjonen ÄeU
me, bie aud) biefe« fein lefeteä 5Berf in großer 3«t)l
«ntbdlt, geben inbeß auf fd)6nere Hoffnungen 2(nfprud),
unb bie$ ijl fd>on einer fdjdrferen 2Cu$jeid)nung wertb,
ber er benn aud) im fyofyen ©rabe würbig. 25ie$ wirb
f)tnreicben auf bie Grtuben als auf ettvat nitfjt ©ewobn-
l\d)t$ aufmerffam ju mad;en unb ba$ 2(nbenfen an ben
Gompomjlen bei feinen Sanböleuten wieber aufjufrifdjen.
©ein intereffanteßeS unb liebenäwürbigjleS (Stubenflücf
fief)t übrigens in biefer ©ammlung nid?t, fonbern in
ber SttofcbeleS'getiS'fd)*» <&d)ult f auf bie wir balb 5U
fpredjen fommen werben. — 15.
SR d t i j.
*** Ceipjig, ben 1. Sunt. gr(. Gdcilie Ärcu;
§er ifl bi$ Ijcutc brcimcl, al« Sulta, ©abriele (im 9iad)t;
lager) unb Alice aufgetreten unb febr beifällig aufgenommen
worben. SHef. faf) fie nur in bec ^weiten iflolle, ber Dpcr ib-
re$ S3ater6, unb überhaupt bie Oper jum erflenmal, bie ftdj
namenttid) in JÖien unb Hamburg eines entfdjiebcnen SBetfallS
ju erfreuen, 1)Ut aber bti itjren frühem 23orfleilungen nidjt
baffelbe ©lucf gefcabt bat. ©ewtf gebort fie ju ben Opern
jroeiten Stange« , aber bie« in alTen fyxtn, unb reijt überbie*
bur$ ein glücftidjes banfbare* ßujet. Daß bie gafhtenbe
Gdngertn gerabe biefe 9(oUe mit gleiß unb Zitbt gab , war
nur in ber Orbnung. An ibrem ©efang erfreut eine gewifTe
9taturlicbfeit unb Sebbaftigfeit be* SJortragö, rodbrenb freilieft
bie ©timme noeb feine oollfommen gebilbete ju nennen, unb
namentlid) bie 3:iefe f(bwa(b unb oerna(bldffigt erf^eint. ©ebr
ju jlatten fommt ibr aber eine angenebme ©efralt, bie in
SBerbtnbung mit einem forgfdltigen unb überbauten ©piel auf
ba« günffigfle für bie ©dngerin einnimmt. f8ti ibrer großen
3ugenb (dßt fi« no# m'el (Srfreulicbeö Don ibrer 3ufunft cr>
warten. 3n btefem ©inne würbe fie aueft oon bem ^iefigcn
publicum aufgenommen unb auögejeubnet. — 13.
9(nfünbiguu0
be« triften norbbeutfdjen SÄufiffefte«.
JDie «Kufüauffü^rungen tiefe« gefleö finben Gtatt am
SRontag ben 5tenl
«mittwoeb ' 7 '- ) 3uli 1841.
unb 2)onnerflag ; 8:|
2fm erjlen biefer 3:age wirb in ber bteftgen grofen et.
50?icbaeli«firdje unter Rettung beö £m. ©apellmei|lerä Dr.
gricbri(b eeftnetber ber „SHefpaS" aufgeführt, welcbeS
|>dnberfd)e SDSerf in biefem 3abrc fein bunbertjdbrige* 3ubi^
Idum ju begeben bat. iDer imtiU Zqq bringt ein weltlicfte«
^oneert unter Leitung beß J^rn. (Sapellmeiflerö JCrebö, unb
ber britte wieberum ein gcifrlicbeß in ber St. SDJubaeltefirdje
unter beS $xn. SWuiifbtrectorö g. Sß. ©runb Rettung. Äl«
^auptnummern biefer beiben Sage finb ju nennen: ÜJfojart'S
SWeffe in ff*2>ur (Kr. 1), baö „heilig", £>oppelcbor oon
(5. $pl). 6m. SBatb» bie Sinfonia eroica unb geflouoerture oon
ffieetfyooen, unb SDBeber'ö Cuoerture jur Grurpantbe.
Die 3abl ber ^teftgen tok fremben 2ttitwirfenben ifl auf
ungefdbr 600 anjufcblagen. Döö ©ebdube, welche« für baß
weltlicbc ^oncert errietet wirb, fa^t bä einer Cdngc oon 250
guß, 100 g. ©reite unb 50 g. £cl;e, gegen 5üoo ^erfonen,
unb bient gugleid? ju ben allgemeinen Jöerfammlungen unb
5^atjljeiten.
Da oon Seiten ber unter^eidjneten ^omite alleö aufgebo*
ten ifl, um bie« gefl auf baö gldnjenbfle unb wurbigfte §u
begeben, fo l;offt biefelbe, bei bem 3ufammenflufTc fo oteler
JCünfllec unb jatjlreic^er greunbc ber Sonfunfl, unfercr €tabt
ein wahres S3olf§fe(l ^u bereiren , unb ber Äunfl für jutunf*
tige 3eiten einen wefentlidjen Dicnfl gcleiflet ju baben.
Hamburg im 2J?ai 1841.
3m 2Cuf(rage ber ©encral -. öomile bc^ 3cflc5
2(ug. &at\)t), ^ecretair.
@efd)dftönott^cn» SDläxi. 28. £annooer, o. @. — April. 4. ©jemereb, 0. ö. £anf. — 25. Hamburg,
0. £. — h. SBredlau, 0. Ä. ©ruj. — 9. S3onn, 0. 2). Dane. 2öir wünfeben balb me§r ju feben. — 12. SBanöleben,
0. ifl. — 14. Hamburg, 0. ©. — Äoln, 0. Dblr. — Düren, 0. SR. — (Srfurt, 0. Ä. — 18. Hamburg, 0. G5.
— S3erlin, 0. ©. — £omburg, 0. 23. SBirb angezeigt. — 23. Conbon, 0. <%>. — 26. (Sonber«bö u fen, 0. Ä.
Antwort ndtbflenö. — ©log au, 0. £. — (5 6 In, 0. Du)?. Dan*. — SQBicn, 0. g. ©ruß. —
*8on b. neuen 3eirfcbr. f. SRufi! erfebeinen wocbentli* jwei Hummern ju einem falben Sogen. — ?>rei* bei SBanbe« oon
52 Hummern mit mufifalifc^cn Seilagen 2 S&lr. 20 9?gr., obne muftfalifc^e Seilagen 2 Sljlr. lü9Zgr. — Abonnement nebmen
alle ^)ofldmter, Sud?i, STOuflf^ unb Äunflbanblungen an. —
(*i>cbri:cft btt %z. Küifinann in Setviifl-)
IX c u c
$ätetl)titt für Jttttöik.
SJeranttoortlic&er SRebacteut: Dr. 91« ®cfrtitn<ttttt* SJerlegtr: 01« Briefe in fiefpjift.
Söierjefynter SBanb.
^ 46.
®en 7, 3uni 1841.
EfUffät Uprt «@ifclu|J. - Sitttttut <©AIuii. - ItuS $«(* [©*Ui^ - Jöctrnlförrf. -
3Cu* bie mittetmdftgen ßatfcen m6gen in Öftren bleiben, rcenit fie nur nidjt ungifunb unb üerjeett finb. JDec
3Renfd> ijt tit^t jeben Kugenblk! aufgelegt, bie ^fatmtn ober ben Corner ju Ufen.
3 & i b a u t.
3>euttd>c Oper*
X ftorfeing: ^anS ©aefcs, Dollflänb. ßtaüierauSs
jug. — Seipjig, äörcitfepf u. jßaritL — ö S£^(t>
25aä S3ud) tft nadj Deintjacbftem oon Sieget frei
bearbeitet unb bet ©ang bei: £anblung in Äußern fcl*
genber: ©adjS liebt Äunigunbe, bie Sottet brö ©olb*
fdjmieb Steffen, bet aber, fo eben SBftrgetmeifter twn
ÖtÄmberg gercotben, Jptxtn 6oban <£effe, bet litt fo eins
faltiger atö &üdjfa£renber ^P^trott , ab« fSat&Sberr üürt
3£ug*&utg iji, ft* $um ©*wiegerfü§n auSecfetjen. £>e<*
fette tritt .lud) aB ÜRebeubu^Lec bcS ©acf)8 in einem
cffcntlidjen OTeijIerfängenoettflreit auf unb exfy&tt, nntv
^ottetroeife, ben ^)refa bued) be« äSürgermeifterä @influfj.
SDiefet, fcon @a** Siebe untettk&ter, vereinst fogat bie
SBetbannung auö ber ©tabt übet if)n. ©et Äaifei*
2fnfunft in Nürnberg unb eines ©tfjuffrrletyttingS un=
twiafitti^eSBermittelunä wenben bie ©adie no* j« ©ad#
SJeften. ©6rg, bet geljtling, fjat namlid> bem 50?*tfl*r
«In öebidjt entroenbet unb feinet ©eltebten, Äorbula, alfc
eignen ÖeifteSauSflufi äbetteicfyt, ©a« ®ebid)fc geriin)
burrf) äufaü in DeS ÄaifetS $dnbr, ber fdjen frtifjec
unetfannt mit Sad)S unb feinen äjetbaltniffen beginnt
gerootben, tym feine ©etmenbung jugefagt ^atte. St
ttetlangt ttum bo&en SKatfy bie SBotfleUung beS aStrfaffer*
jenes ©ebkfjte*. Soban tjat bie DreifligMt, fid? als
fotdjen barjufMen, fdfott aber fdjmä^tidjfl ab, unb be*
ÄaiferS gfütfptadje fßr Sad)S fann bet gleichfalls etwa*
bloSgeflelite SJucgecmeifler nidjt fügti* wibetflefoen,
SBei bet etffrn Aufführung be* @a*fl in Eetpjfg warb
frfjon erwitynt, ba§ be* Didjtcrä Siebedglucf unb Eeib
iroat ber 3)Htte[* unb ^ebel^unct ber ^anMung iff,
baß abet bie fomifcfyen, fpaf^afeen Stemmte bet 9Ba(fe
na* ba§ etnjle unb Sentimentale äberroiegen. Unb
bfeö i(l oudb ba* Selb, n>o bet (Somponifi am meiflen
gu ^aufe ifi unb offenbar am tiebflen ftd) bercegt Uta*
mentltd) ifl wie in feinen frühem, fo in biefer Sper eine
gewiffe SSorUebe f&r ba^ patobicenbe ©egeneinanbetjleU
tat, übet audj Bucctjemanbettseben emfler unb laifjefs
fi^et ©tenen ju erfennen. Ö^ne 3»**frt ifl P4 bet
ßornponifl fetbfl batübet flat genug, baf et im ga^e
bef Stnfien, 2eibenfc6aftiidjen, tmmee tiefem ß^atafteri?
fit« auf minbet (tefeerm SSoben p$t ©ein (Stement i|t
Bietmetjr bet leiste f id^itnbi GornjerfationSton. 3ene
6onttd|ie üUt bimen afs wo&lbetedjnete gorie, bur*
tveid)e au* ©leine uon geringerem 3Baffet gelben trer=
ben. 3ebenfaW n>itb minbeftenä bie ^uptterffamfeit ge*
tf)ei(t, unb GdfarS ©peud?: divide et impera, betwdf)t£
ftd) nidjt bCoe auf ©djtadjtfelbetn, 2Cufec bem Äomt^
f*en ifl e* bad ga* bei Sieberatfigen, reo bet Compo-
nifl am gti(fti*(len pdj bewegt i unb bie* (ommt i(jm
t>itr in 9)etfon unb 9Befen beä @ad)6 fetjt ;n fiatten,
Wie eS fi* am Ratpen im bem Siebe: „Oftcftt SRei*»
tfjum madjt ba* geben fdjin", auöfpridjt. £a# i^iupf *
motit) beffetben war fd)ün fröret in ecjlec ^auptfeene be$
@ad)d tmb beim ©Ängerjtreit angebeutet, unb man ei^
rcartet eö, wieweit vergebens , im @*Lu jMjor ber £pet
wieber, um fo mefjr, ba bie ffiotte: „^odj ieb T bie
Sieb', tyü* leb 1 baf SJatetlanb^, felbfl bagu aufjufotbetn
[feinen.
3(ufet mannen Sinjelnfjeiten in tjirfdjiebenen ülum*
metn bet £)pet finb üor^ug$weife auf biefe SBirfung burd>
Qonttafl Uxtä)t\tt: ein Quartett (9lr. 5,}, wc ©a*6
mit ber ©eliebten in bet einen SJaube, ®otg mit ber
fetnigen in bet anbetn bie getriebenen ^ijafen eine*
jittlitften Swiegefprd*« bur*Eaufen, jebee ^Jitdjen in fei*
net 2Beife, fo baf Original unb ^atobie gLei^^eitig
©*ritt galten; unb bann bie ©cene bcS ©Angerflteite^
184
(5Rr. 3.), »o bem erftern bie lefetere folgt, lädjerlicfy treu
aud) in ?Webenfad;en. SJebeutenben SBorfejjub leiftet
übrigen« ber SBirfung in ben Reitern unb fomtfd)en ©i*
tuationen, wie überhaupt in ben ©cenen, wo ba« auf-
gerate 5Bogen bet $anblung ein lebenbige« ©piel ber
9)erfonen bebtngt, jene leiste unb für bie ©dnger fo be*
bequeme 33ef)anblung«weife bec ©ingflimmen , wo bie
©üben unb 2Borte in Saufd) unb Sogen gemeffen wer»
ben; waf)renb bet eigentümliche muftfalifdje ©ebanfe
vom Srdjefter au«gefprod)en* wirb, erljdlt bet ©dnget
vollfle gretyeit gu (Sntfaltung feine« gangen SBorratt)«
an mimifdjen unb fonfNgen tf)eatralifd)en SBorttagömit*
teln. Uebrtgen« tyat biefe 5Beife, wie (eid>t gu erad)ten,
aud) tyr Sequeme« für ben (Somponifien, namentlich in
grijjern Snfemblefiücf en , wo et fte aud) befonber« flei-
ßig anguwenben nid)t verfehlt. #ierl)er gel)6rt bie SD?ef>r-
gaf)l bec ©tucfe: bie Sntrobuction, ein Sergen be«
©ad)« /@6rg unb Groban (9tr. 3.); eine ©cene (großen*
tfjeil« wenigjten«) , in welker ßorbula au« ber Äarte
n>af>rfadt; ein grofje« ßnfemble (9Jr. 16.) unb bie gU
nale be« erflen unb gweiten 2fcted. Unter ben ©tucfen,
in benen ba$ tyrifcbe Slement vorwaltet, ifi \>or allen
bat fcfyon erwähnte Sieb be« <&ad)$ au«gugeid)nen ; nad)
tym ftnb eine ©cene unb 2tcie beffelben (9?r. 2.) unb
beffen Duett mit Äunigunbe (9ir. 12.) bie interefTante-
ften ©tücfe biefer ©attung. 25ie Suverture, leidjt unb
fliefenb getrieben, f)at übet tyren nädjjten 3wecf, al«
2Cnfunbigung einer Gonverfation«oper gu bienen, eine
weitere SSebeutung nidjt. 2£ber in ber SDfttte, o ©djrecfen,
o blafter 2obe«fd>recfen! rette ftcf> wer fannl — eine
gugeü 2)oefy nein; '« war ©pafi nur, m <&?*%, voU
beren meljre in ber ©per. 9lad) gef)n, gwolf Sacten
iji 2(lJe« wieber im gewohnten ©lei«. — 2.
Literatur*
(e«iui.)
(5ine nid>t minber bebeutenbe ©teile nimmt ba« fo(=
genbe, mit ber emincntejlen 33elefenf)eit abgefaßte 2Berf
ein:
lieber bie 8ai§, ©equenjen unb geidje. &n S3ci-
trag jur ©efctyidjte ber rtypttymifetjen formen unb
©tngweifen ber 83olf«lieber unb ber volfSmäpU
(jen Atrien - unb jtunfilieber im ÜRittelalter, von
gerbtnanb SBolf. — ^cibelberg, bei SBtntcr,
1841. — 8 r. 8. — XVI unb 514 ©eiten. —
$ier finbet ber, bem ba« fjijiorifdje ©tubiumberSSKufif
lieb unb treuer ifl, bie gldngenbfle2fu«beute; f>ter wirb it)m
fo SDlancfye« erfd)loffen, voat felbjl einem Surnep, Jpatv*
tin« , gorfei u. 3(. unbef annt blieb , unb lauter unb ge=
biegen tritt alle* entgegen, gafi auf jeber ©ette biefe«
Sudje« wirb bie 2onfun(i berührt, unb um nid)t« ju
wünfdjen übrig ju laffen, ben mupfalifd) gebilbeten 8efer
ganj in bie vergangenen 3af)rf)unberte gu verfemen, er&dlt
er l)ier eine Steige alter ©efdnge mit ibren wunberlid)en
3:onjeid)en (9ieumen) jum Slbeil al« gacftmile'« ber fofl*
barflen ^anbfe^riften, gum Streit auf ba« forgfdltigfte
von bem greunbe be« JBerfaffer«, #m. S3ibliotf>. X 3.
©djmib ju SBien, entgiffert. 5?ur eine, bod) nur im
3Cu«guge, l)ier niebergelegte Unterfudjung über ein ©aU
tenin(trument be« SKittelalter«, weldje ftd> in bem SJudje
von ©eite 242 bi^ 248 erfireeft, möge beweifen, wit
tüdjtig ber SJcrfaffer feinen einmal erfaßten ©egenftanb
au«fül)rt, unb gugleid) augenfd)einlid) bartl)un, welken
offenbaren JBerlujl jene erfahren, mlty ©griffen, in
benen bie 5ton!un(l nur fdjeinbar beiläufig beljanbelt
wirb, al« uberflüffig ignoriren unb von ftd) weifen.
„Chrotta ober Crota britanna*), gabl)eltfd) Cruit,
fpmrifd) Crwth, angelfddjfifd) Crudh, englif* Crowd,
ein ben teltifdjen Nationen eigentl)umlid)e« ©aiteninftru=
ment, ober vielmehr ein mel)rereri feltifd)en ©aiteninjlru^
menten berfelben 2(rt gemeinfcfyaftlid)er 5?ame, ndmlid) je=
nen, bie einen l;ol)len, gewölbten, buef eiförmigen Äajlen ober
aiefonanjboben l)aben; fo f>at ba« gab^eßf^e Cruit bie
S5ebeutung von a hump on the l>ack, a ridge, a
harp, a fiddle, a cymbal (Armstrong, Gaelic Dict.
unb Diction. Scoto-Celticuin; im legteren wirb noefe
l)in$ugefügt : It seems generally applied to any stringed
Instrument). — 25a« Von Owen (Welsh Dict.) befc^rie^
bene Ijalb gittere tyalb fibclartige 3"llrument, the proto-
type of the vvhole fidicinal species of nmsical instru-
ments (baljer im ©nglifc^en Crowder gleidjbebeutenb mit
fiddler würbe), war allerbing« ba^ zur' i'^o/^v mit
ben oben angeführten tarnen belegte, bie vorgüglidjfle
unb geacfetetjle 3(rt, unb nebfi ber Jpaxfe ba« gur 25e*
gleitung be« ©efange« üblicbjle unb angejetyenfte 3nfft«*
ment, beffen fid) felbp bie Sarben be« erjlen Stange«
bebienten. 3m 3nfd)en f)iefj biefe 2(rt be« Crwth:
Creamthine Cruit, welche Walker ungefähr eben fo, nur
etvoa^ au«fül)rlid)er, wie Owen, befdjreibt."
„Sod) würben burd) ben 9?amen Crwth auc^ anbere
3Trten von ©aitens3nflrumenten, me()r fjarfen* unb
gitterartige, begeid^net (Du Conge's Angabe unter Chrotta,
tibia, ijl aber, fowie feine 'Ableitung von x^oraXov,
oljne grage falfd)). ©o füfjrt Walker, ber and) ba«
erfi befdmebene Creamthine Cruit gu bem @efd;led)te
*) Um fo efjer fei in einem ber Scnfunft gewibmeten 95lattc
bie 3}?ittbeilung glättet, ba über biefe« 3n(trument bis jc$t
alle unfere Scbriftfleller Wtt?cigen ober UniDabre« fagen. 2)a«
fogenannte Unioerfal^ Serifon ber Sonfunfl: gtebt ^olgenbe«
barüber: „Rota 0Ra\> , Äret'6), ölte latetnifdjc Benennung
be« (5anon« u !
185
ber Jpazft rechnet, nod) ba« Cionar Cruit ön. —
3Baf)rfd)ctn(id} nannte man bie ^arf«n mit Darmfaiten
oud) Cruit, jum Unterfdjiebc t>on jenen mit Dratf)faiten,
bie Clarsach Riefen."
,,9lod) muf id) einer 9lebenart be« fec^öfaittgen whU
fdjen Crwth, be« breifaitigen , be« Crwth Trithant, ge=
benfen, ba« mit bem im Üftittelalter unter bem Flamen
Rebec (rabcl, rebebe, reberbe, rebesbe, ribible, rtlbebe)
befannt geworbenen Snfirumente, einet breifaitigen gibel,
einerlei gewefen $u fein fdjeint unb nur &on ben unteren
Waffen ber Varben, ben ttol£«md{jigen ©pielleuten ge*
braucht würbe, ba bcffen 33ef)anblung t>tet weniger Äunfi*
fertigfeit erforberte, al« bie be« tjarmonifdjeren fed)«*
faitigen Crwth. Dafjer fdjeint aud) ba« englifdje Crow-
der meifi in toerddjtlidjem (Sinne gebraucht worben ju
fein ; unb in ber Bretagne, wo bie Volf «fdnger früfoeitig
*>on ber Sltoalitdt tyrer l)6t)er fietjenben Äunfigenoffen
befreit unb felbfi bem tarnen nad) bie alleinigen 33ar*
ben würben, fyat fid) biefe« breifaitige Crwth, wie ba*
Babel unter bem 2anbt>olfe Spanien«, in feiner ur*
fprünglidjen (5infad)f)eit bi« auf ben heutigen Sag erfjal*
ten." —
„Unb in ber 2f)at ifi bat bei ben lateinifdjen,
romanifdjen unb germanifdjen ©djriftfiellern be« ÜJtittel*
alter« unter bem Stamen Rota, Rotta (Hrotta), Rote,
Rotte fjdufig ttorfommenbe Snflrument nid)t nur
«tpmologifd) , fonbern aud) ber Vebeutung nad) mit bem
feltifdjen Crwth $ufammen$ufiel(en. Denn, wenn man
nur biefen Sufammenfyang feftf)dlt, fo erfldren ftd) t>on
felbfi alle bie SBiberfprüdje ber Shiellenfdjriftfieller, berent*
wegen bie ©elefjrten bi«ber fid) noi) nid)t vereinen
fonnten, wa« eigentlid) für ein Snfirument unter Rota
3U t>erfiel)en fei. Unter ber Rota t>erfianb man ndmltd),
wie unter bem Crwth unb wie überhaupt unter ben
mittellatetnifdjen 2(u«brücfen lyra, cythara, psalterium
n. f. w. ju tterfdjiebenen 3*it*n aud) fcerfdjtebene ©aiten*
infiiumente, balb ein mefyr fyarfenartige«, balb ein mefyr
gitters ober fibelartige«. ©0 würbe, wie Crwth, Rotta
juerfi im SWittellateinifdjen unb 2(ltf)od)beutfd)en gteid)=
bebeutenb mit psalterium, triangulum, lyra, cythara ge*
lxau W ~ ^ C. g. Vecfer.
■SBcridjtc auo ^ariö t?cn $. SSerlios.
(Scfclu?.)
Theatre de l'Opera
(Srfte SorjleUung üon Garmagnola, Cpsr in 2 Acten oon
^cribe unb 21. Sboma«.
Gine f leine fef>r einfache Sper, weldje nur eine be^
febeibene Stellung im JRepertoir beanfprudjt.
2)a« ©tücf fpielt in 35re«cia. 25er Anfang futjrt
un« gleid) Gafiruceio, ©ou&erneur ber ©tobt , unb £u-
crejia, feine grau, Dor, weldje fpanifdje Crbelleute, unb
Ferren unb Samen \>on S3re«cia im ©arten um ftd)
tterfammett fjaben. 9Jtan geniest ©orbet, fingt, fpielt
u. f. w. Der gemütlichen 9?ul)e biefer gldnjenben Äffem*
blee fefct ber ©ou&erneur inbejj pl6felid) ©djranfen, in*
bem er t)cr!ünbet, bafj er foeben t)on ber Ijeimlidjen Hr\*
wefcnljcit Carmagnola'«, biefe« furchtbaren ©eerduber*
Ijduptling«, unterrichtet worben fei. Allgemeine gurdjt!
©anj befdjiiftigt mit einer sproclamation, in weldjer ec
bemjenigen 6000 2l)lr. in ©olb jufidjert, ber ifjm Gar*
magnola au«liefere, bemerft ber ©out)erneur Weber bie
nieblidje ©drtnerin Wjja, weldje ber Herrin ein S3lu-
menffirbdjen überreichen will, nod) ben 3Rarqui« SRipan
ba, weldjer ein S5illet in ba« 9iofenbouquet ju fd)ieben
wagt, ßufallig wirft aber ber ©cut>erneur fein Äuge
auf bie SRofen, weldje Cucre^ia noc^ nid)t angenommen,
entbeeft ba« SSuefdjen unb lieft ju feinem ©d)aubec
ungefähr folgenbe SBcrte: ,,3d) werbe nid)t eljer bie
(Statt »erlafien, al« bi« bie fd)6ne fiucrejia mein eigen
geworben." — Unterfdjrif t : Conte Carmagnola. 2(Ue«
fliegt in Verwirrung. SKarqui« JRiparba bietet 2ucrejta
bie $cmb unb füljrt ft'e jum ^}alai«. — Die Stacht ifi
gekommen. Die (Stille be« ©arten« unterbricht ein
£lueir, welchem jwei junge 2eute, ©tenio, ein ©eemann,
unb SSronjino, ein ©eerduber, tton ber Hilee Ijer fid)
naljen. ©tenio ifi ein tjerjwetfelnber 2iebl)aber, weldjer
tjor feiner 2(breife nad) SJenebig \i<i) ba« Vergnügen
madjen will, tyut nod) tjor ben güfen feiner Angebetet
ten ju fierben. Der ©eerduber SJronjino gebenft ba«
©olb 5 unb ©überzeug be« ©ouüerneur« in feinen ©es
watjrfam ju nehmen. .Reinen rotten geller in ber 2a»
fdje faft einer jum anbern Vertrauen. Vertrauen er*
weeft wieber Vertrauen unb — ba plofclid) wirb bie
sproclamation be« ©ouwrneur« au«pofaunt. „6000
2l)aler in ©olb! 6in fd)6ne« ©elb! — eine fd)6ne
Sbee!'' ruft Vronjino — ,,5Sir geben beibe nid)t« auf
unfer geben; aber e« wäre bod) befier, e« gegen 6000
2l)aler 5U ri«firen! — ßarmagnola ifi nod) nidjt nad)
83re«cia gefommen, wir finb Ijier eben fo unbefannt al«
er — wie wdr'«, wenn einer t?on un« ben gelben fpielte
unb ber anbre if>n befreite?" — „ „Sopp!" "
©ie lofen nun, wer ben Garmagnola t)orflellen foll,
würfeln unb ©tenio verliert, ßljne \\dt) lange ju befin*
nen, jiebt Vronjino bie ©turmglocfe unb benuncirt ben
armen 2eufel ben fjerbei geeilten 2cuten al« ben Gar*
magnola. ©tenio wirb trog ©trduben« fortgefdjleppt,
nadjbem ifyn ber STOarqui« JRtparba, ber ibn in ©panien
gefefjen l)aben will, für ben wirflidjen erlldrt, unb S3ron»
jino erf)dlt bie ©umme au«ge$af)lt. 9tijja, ba« ©drts
nermdbdjen, aber ifi in Verzweiflung, benn b«r ^u itjren
güf en bie 9lad)t fierben wollte, \\t : ©tenio, il)r Anbeter.
186
3m jwetten Acte finben wir fte im ©efdngniffe bet
©tenio, benn if>c SBatet tjt Äetfetmeiflet. ©ie f)<Slt,
wie all« 5Belt, if)ten Anbetet füt ben gefutdjteten pro*
fcribirten Gapitain. Slipatba, bet witflidje (Satmagnola,
unb bet ©ou&etneuet fommen baju. ©ie wollen if)n
t>etf)öten. JDet ©ouuetneut btof)t mit bem 2obe, wenn
et fdjweigt; SRipatba mit bem Sobe, wenn et fptidjt.
Snbeß gewinnt leitetet butd) eine \>oUe 336tfe unb butd)
ba« öetfptec&en nod) gtißetn 2of)ne« unb bet gtetyeit,
wenn et nut nod) bi« 2tbenb bie (Rolle fottftyten will,
ba« Uebetgewid)t. Äein 2Bunbet! et ifl bann teid) unb
fann Sfijja l)eitatf)en.
25et ®out>etneut witb untettidjtet, bog bie Sanbe
tyten Gfcef in ©efaf)t weiß unb tyn ju beftcien gefdjwo*
ten fcabe. — 6« i>ilft nid)t« — ©tenio * (Satmagnola
foll fletben. ©djon laffen ftd> bie teligi6fen ©efdmje bet
9R6nd)e leiten, fte fommen in Äutten unb Äapujen ge*
t)üüt je jwei unb jwei gefd)tttten unb bilben einen £alb*
ftei« t>ot bem ©efdngniffe. 2(uf ein ©ignal wetfen alle
if)re Äutten ab unb fleljen in sollet SRuflung t>ot bem
@out>etneut, bet auf bie Ante t>ot tynen fällt, ©ie
toetlangen if)ten Gf)ef. ©ouwtneut: „3a, ja, mftoe
Letten! (jelgt auf ©tenio) ba empfangen fie if)n — id)
gebe it)n jurutf!" — 9*ein, nein, bet ifl'« ntd)t!"
SJipatba (ftd) seigenb) ba bin id). (3u ©tenio unb 9h»a)
3*)t, feib meine gteunbe, teid), ftei, glucflid), wie id) t>et*
fptodjen. — 3t)t aber, mein £ett, (ju bem ©owetneut)
nefjmt meinen beflen 2)anf fftt ©ute ©aflfreunbfdjaft
— mein 3rae<f ifl erreicht!" ©ouwrneur: „^immel,
mein SBeib!" Garmagnola (ladjenb): ,/Hbieu — id)
ge^e l — "
25iefer legte 3ug f)at ba« publicum Beriefet. 9Jod)
tyaben wit ©itte, in bet Spet wenigflen«; benn im
Theätre fran9ais t>6ct man täglid) nod) größere JRofc
Reiten, ofjne baß ba« ^Parterre in ©djaam fid) erjürnte.
6« ifl wafjrfdjeinlid), baß ©eorg 2)anbin, bet in bet
£)per fpielte, ©djulb an bem ganjen ©canbal wat.
25ie SSKuftf oon Storno« ifl gut gefdjrieben unb
grajti«. ©ein ©tpl ndljert fid) fef)t bem be«^2)onU
jetti, bet, namentlid) in biefem 5Berfe, efjet fut eine
9iad)ar;mung gelten fonnte. Die £>m>ettute ifl fettig
infltumentitt unb gut burdjgefutjrt. 25ie Sbeen fdjienen
mit nid)t eben fefct lebenbig. ©ie Couplet« bet SJijja
waten t?on feinem großen ©tfolge, trofe Ü»ab. ©ra«' un^
tabell)aften Vortrag«. 2>a« große 3Duett: O nuit, i
ines desirs propicc, ifl weit beffer. Sie beiben Senor-
flimmen finb barin erfinbungSreid) entwickelt unb manch-
mal in canonifd)en 9iac^al)mungen verflochten.
Der ©)or: C'est le tossin! f)at btamatiföen
©cftwung. Da« ßnfemble erinnert *u fet)t an bie
morceaux di «tuporc, bie l)eut ju Sage alle 3talienec
fd)teiben !6nnen. S3on bet 2fri« bet 9li^a, welche ben
jweiten 2Cct beginnt, gilt baffelbe. 2)a« Setjett bet btet
SKdnnet im ©efdngniffe ijl fcotjuglidjet al« alle« i^m
83ot^etgef)enbe. 25a« ©uett jwifd)en 5Rij$a unb ©tenio
fyat e« beinahe vetgeffen gemacht butd) eine anmutige
unb gut entwotfene 3bee, welche gtoße ©enfation ettegte
unb btn Stfolg be« ©tücfe« fiebert. — Äutj: biefe et*
mi ftoflige, abet elegante unb cottecte Partitur ifl ba$
SBerf eine« 2)lanne« tjon Salent. —
ütetmif^te«.
*** «Rt. 58 bet HBtenet mufü. 3ettung bringt in einer
Sföuftfbeilage eine »on 4>rn. 2C. gud>« in SBten aufgefunbene
Sabenj jum lften SDtet tarnen * Semtt in bet 3auberfl6te
oon SKojatt, bie beinahe untrüglidbe 3eid)en bet Sd)tbeit
\<kt. SÄojatt t)attt lie fc^on bti ben etflen 3>toben in feiner
|)attttut geflttc^en , ba bie Sängerinnen immer baran fdjeü
tetten. 2)te ^abenj Iduft ndmli* olme alle Begleitung in
einen breifadjen Ztiün auf bem ©epttmenaccotb au«, bet, gut
gelungen, an jener ©teile Don fe^t fcft6ner Sßitfung fein muß.
SWan ttage fi$ bie aufgefunbene ©teile in ben (SlaüierauSjüs
gen nac%. ©ie S&ittyeilung ifl fe^r be« ©anfe« roerty. —
*** Snfionbon flatb am 4ten SKat nad^ einer langen
unb fdjroeten Ätan!^eit bie aud) in ©eutfe^tanb befannte ante
gejei^nete ^iolinoirtuofm ölifabet^) gilipowi^, eine
f)olin, unb an einen polniffien SRefugte cerbeitatbet. ©ie
n>at eine ©$ülertn t?on ©po^r unb fott namentlid) biefe«
SWeifhr« (5ompofitionen mit befonbetet Vorliebe unb SWeiflcr*
fdjaft gefpielt ^aben. —
*** ©a« große ©djroei&etifdje «Kufiffefl witb in
biefem 3a$te in Sujetn gefeiert; jwei neue Dtatorien, oon
©pobr unb 9*eufo mm, fommen babei gut Äuffübrung. —
3um »&eibelbetget 9»ufi!fefl, jum löten 3um, fommt
u. a. aud) eine (Santate ,,ba« 4>*ibelberget ©4log" uon S^D.
^>etf4, unb aroar auf bem «&eibelberger ©fyoß felbfl/ juc
Äuffübrung. —
li n i e i g c.
3n bem Verlage be« Unterjei^ncten erf^eint mit ©igen=
tljumSre^t bie JDper:
^cr HtmpUt (II Templario) oon Otto Nicolai
im (SlaMctaufijuge unb ben üblt^en 2Cttangement«.
Ceipjig, ben 1. 3uni 1841.
griebrid) Ätflner.
SJon b. neuen 3eitf4t. f. §Kuftl erf^einen »6*entli* g»ct «Rummetn ju einem falben 25 ogen.— 9)tei« be« S3anbe« »o«
52 Hummern mit muitralif4cn Beilagen 2 Z1)tx. QQ*w., obne mufifaltfd)e Beilagen 2 Sftlr. 10 Hgr. - Abonnement nebmen
alle ^ofldmtet, S5utb-, fPtuft f* unb ,Runjlbanblungen an. —
(®rtru*t bei tJr. Wurf mann in fccipjio.)
tt e u c
3^itöcl)rift für Jttttsik.
Söcranttrortlicber SJcbacteur: Dr. 3T« Sdmmann. Verleger: SÄ* gtiefe ttt £etp)iß<
a$:erjet)nter S3anb.
J10 47.
2>en 11. 3uni 1841.
Glai'fifrt) unb JKcmiinttfd). — 23i'rid)tc au& ^nriS. - 8?crmifcbte5.
3ebe 2(nftdjt foll gehört werben.
©6tf?e.
Glafftfd) unb SRomantifd).
@tn Beitrag jur ©efdn'djtöfcbreibung ber fflufit unfercr 3eit
»on £. 31. (Qelbdc
in Petersburg *;
<£rfte Unterredung.
X (ein Statt ber muf. 3tg- aus ber ^anb legenb).
Sage mir nur, was bie Seute in aüer SSelt mit bem
SRomantiSmuS in ber 2»u(i! wollen. 2)aS Sing ijr mir
burcbauS un&erftönblid) , unb trog aüeS £ ins un & 43* rs
rebenS bin id) nid)t im ©tanbe, mir ein flareS Silb
t>on bem ju macben, was Xiberen fo überaus einleud)*
tenb ju fein fdjeint: baS t>ei§t t>on ber befonbern 9io-
mantif neuerer SWuftf, unb bem eigentlichen Söefen ber
neuen comantifd)en ©cbule, mie fte fte nennen.
33. 25a gebt e6 25ir wenigfrenS nid)t fd)limmer als
manchem Xiberen, unb obgleid) i<±> felbjr oft barüber
nacbgebadjt babe, roie eS gefommen ifi, baß man einer
gewiffen 9iid)tung ber neuern SKuftf gerabe biefen 9las
men beilegte, unb ob unb in röte fern bieS mit Slectjt
.qefdjab, fo ftebft £)u mid) bennod) jefcr wenig vorbereitet,
25tr biefe grage 5U beantworten. Snbeffen toerfud)' id)'S,
fo gut eS gel)en will. 2)od) fage id) 25ir im SBorauS,
bog baS, was man in ber feurigen SOTuftf SRomantir 8
nennt, unb was t>on Ärttifern unb publicum nid)t min*
ber fo genannt wirb, meiner 2fnftd)t na* biefen tarnen
gar nid)t ju üerbienen fdjeint, unb etwas anbereS in ftd)
begreift, als wir in jeber anbern fiunjt unter bem ro*
mantifd)en Elemente t>er(let)en. —
*) Obiger Huffafc $ar, noct als er im SRanufertpt circu*
lirte, ©egenanftebten bcrüorgerufen , bie bie «Rebaction fpäter
mitteilen $u fönnen glaubt. —
X 2)u woütefi alfo ber neuern SOTuftf biefeS (Sie--
ment ganj abfheiten?
S3. ÄeineSroegS ; unb jwar it?r fo wenig als aller
früheren unb fpdteren SOTuff f ; benn eben weil bie 5Ko*
mantif baS eigentliche SBefen aller SWuffe \% fann td)
nid)t zugeben, bafj man bie Stiftung, bie btefelbe in
neuerer 3eit genommen bat, DorjugSweife mit bem 9ta
men ber SÄomantifdjen belegt. —
X SBenn nun aber baS romantifebe ©lement in
ibr üorberrfdjcnber wdre, als in ben 5Ber!en ber le&t;
unb längjbergangenen 3*it?
33. ©0 würbe bie Benennung richtig fein. Aber
baS ift eben nid)t ber gaü, fonbern wie id) bie ©acbe
anfebe, bat fid) biefe neuere SRid)tung wefentlid) t>on bem
dd)ten ©eijle ber JRomantif entfernt unb ifr, inbem fte
ibm nacbju jagen glaubte, auf 3rrwege geratben, bie fte
nur nod) immer weiter üon ibm abbringen werben.
X 2)u macbfl mid) neugierig, wie 25u biefe 35e=
bauptung, bie boeb allem, was id) f>6rte, fo entgegen ifl,
unterjlufeen wtüfl.
S3 25a$u muf id) Sir ben ©etft ber JRomantif
claffifdjer Äunfl uberbaupt er(i bepniren. 2)aS SQBefen
ber lefctern aber ifl baS Object — bie Änfcbauung r>errfd>t
über baS ©efubl, unb beSbalb bilbet fie aüeS plaflifd)
aus. 2Ba« fte vorjuglid) bejetebnet, ifl baS ©leidjge^
wiebt jwifdjen ber bilbenben Äraft unb bem ju bilbenben
«Stoffe.
X ©od) berrfdjt eine folebe aSoüfommenbett, wie
fie aus biefer Ueberetnflimmung entfielen mufte, nidjt
in ber $Kufi! ber ©rtedjen \?or.
83. Tlud) bi« berrfdjte fte, wenn ©u wiüjl. greu
ltd) bitten bie ©rieeben nach allem, was wir je&t bat>on
wiffen, feine SJlufTf, bie ftd) uberbaupt nur mit ber
unfrigen \>ergleid)«n Idft; aber bie SWufif, welcbe fte bat-
ten, war an foleben ^piafe gefieüt unb fo auSgebilbet,
188
bafj fte ityren 3wecf ganj erfäUte ; fte war mit einem
©orte nid)t« al« er&iljte Declamation unb trennte ffcf>
(einzelne gdlfe aufgenommen) fafl nie, felbfl nid)t beim
lange von ber ^oefte. 3n biefem ©inne war e« alfo
eine treffliche SJtuftf, ba 2J?uft£ SRecitation w-r, unb
tiefe Äunji, nad) ben SBirftmgen, von benen wir jfunbe
tjaben, bei weitem f)6(jer geflanben fjaben mug, al« je in
fpdtern ^tittn. Ueberr;aupt —
X #alt, greunb, Du fdjweiffl gu weit ab. ©age
mir jefct erft, worin ber Unterfd)ieb ber romantifdjen von
ber claffffdjen Äunfl befielt.
83. Der £auptunterfd)ieb liegt ofyne 3*veifel in ber
d)riftlid)en Sieligion unb in bem mächtigen Ginfluffe, ben
bie Sefyren berfelben bei ben au« ber jerfWrten rimifdjen
5BeltI)errfd)aft hervorgegangenen freien unb frdfrtgen
abenbldnbifdjen SS6tferfd>aften Ratten, ©in un(Td)tbarer
©Ott für einen ftd)tbaren; eine allmddjtige Siebe für ein
blinbe« Saturn > eine geprebigte unb gefüllte unmittelbare
©emeinfdjaft mit bem &uell aller Siebe, aller 3#ad)t
unb aller 2Bei«f)eit, mit einem ©otte, ber unbegreifbar
unb ofyne SSorbilb nad) ber 9>f)antafte unb ©lauben«*
fraft, nad) ber inbivibuellen 93ollenbung eine« Seben ge=
bad)t, geahmt werben fonnte; — eine fotd>e SKeligion
erweiterte natürlid) ben Senf- unb ®efül)l«frei« frdftiger
SBolfer, ließ freilid) aber felbfl bei ben b«rlid)|ien 83es
flrebungen, bie Unenblidjfeit be« Stoffe« nie ju reinem
23erf)dltniffe mit ber bilbenben Äraft fommen. ©laube,
Siebe unb Hoffnung aber würben bie 83efrud)ter ber
abenbldnbtfdjen itunft, unb biefe Drei Elemente allein,
unterfdjeiben fte wefentlid) Don ber fogenannten claffu
fdjen. —
2£. 2(ber in weldjer 83ejiel)ung fhfjt bie STOuftf $u
alle bem?
93. 2)ad fag' id) Dir nun mein greunb, wenn id)
vorder nebenbei nod) erwdfynt l)abe, baß in ber d)rijllid)en
^Religion nur bie erfle unb r;auptfdd)lid)fte 83eranlaftung
ju biefer ganjen neuen (romantifdjen) Äunflgattung lag;
bod) geraDe au« biefem erften 2Tn(log entfprang unfere
SKufif. Darauf aber getye id) nid)t weiter ein, tva$
SRitter* unö ^prUfler^SBefen , unb bie eigentfjumlidje ©e=
llaltung be« bürgerlichen Seben« (uoai alle« bod) eben
aud) au« ber erflen Anregung entflanb) auf bie .Runfl
im allgemeinen, fpdterbin für (Sinflufj gewannen. 3>n
welcher 23e$iebun4 aber bie SD?ufTf jur d)rijllid)en JRelü
gion unb burd) fte jur romantifdjen Äunfl flebt, ifl eU
gentltd) febon im &*orbergebenben angebeutet, wo id) von
ber nunmefjr bergefreliten unmittelbaren ©emeinfdjaft be«
3nbivibuum« mit bem unbegreiflichen liebenben unb ges
liebten ©orte {pu\d). Die SKuftf tjl il)rer S5e(limmung
nai) ba« SRebium jwifdjen beiben, unb al« folebe« trat
fte aud) aldbalb in Der dmjlltdjen Äirdje auf. 3t>r in*
ner|le« SBefen ijl wie ba<J beö ©laubenä, ber Siebe unb
ber Hoffnung — feefuhl. 3(?c 5Sirfung6freiö beginnt
ba, wo e$ gilt, bem SBerljülltcn, bem ©ebeimnift)oüen
ftd) $u n^ern unb bied nid)t mel)r in flar begrdngten
SSegriffen unb ©ebanfen m6glid) ip. —
H. @o t)at man fte benn aud) eine Sprache M
©efüblS genannt.
83. ©anj wof)l; aber aud) nur eine ©pradje be$
©efül)l« ifl fte. 2Bo fte au$ biefer t()rer natürlichen S3e*
flimmung heraustritt, wirb fte mangelhaft unb unju=
Idfftg. Dod) baruber fpdter. S3or aUem Ümmt e$ mir
l)ier barauf an, fefaufteüen, baß fte eine dd)t romantifdje
Äunfl fei, unb biefeö tf;ue id) fo: 5Benn burd) bie d)rifl*
lic^e Sieligion ba« Snbtoibuum fraft ber unmittelbaren
S3egiet)ung auf ©Ott gu l)6chfler S3ebeutung unb eigem
tl)itmlid)fier ©eltung gelangte — wenn ferner biefe« #er=
vortreten be$ 3nbit)ibuum« ein ^auptunterfdjeibungöjei^
c^en ber au« ber c^riplid)eh Oieligion hervorgegangenen
romantifdjen Äunfl ijl (if)r 2Befen alfo ba« ©ubjeet, wie
ba« ber clafftfd)en Äunfl ba« Öbject) fo iji bie 3Ru(tt
baburd), baf fte nur eine ©prad)e be« ©efüljl« fein
fann (welche« bod) tai ©ubjeetive am Snbivibuum ijl),
eine id)t romantifd)e Äun(l. 2lu« biefem ©runbe war
fte aud) biejenige, tvüd)t ftd) am fpdteßen unb erjl im
d)«filid)en ßeitalter entfaltete, al« alle anbern Äünfte,
bie nid)t fo rein geizigen Urfprung« waren, fdjon mandje
S3lütbenperioben ecUbt Ratten. —
21. Urlaube mir, nad) Deiner Meinung würbe bie
9Buftf nur in ber einen 23ejiel)ung jur c^rtf!lid)en Reli-
gion jler;en fonnen?
S3. 3br bocbRer S3eruf i(l allerbing«, in bem
Dienfle berfelben jur S3erl)errlic^ung be« ©d)6pfer« bei-.
jutragen. SBie jebod) alle« in ber (Seele be« 9Kenfd)en
mit feiner oberen SSeflimmung, unb burd) biefe mit
©Ott unb feinem Dienfle in SSerbinbung gebracht ifl, fo
giebt e« fein ©efübl, für ba^ bie STOuftf ntd)t 26ne
glitte unb tyabm müjjte, foll fte al« vollenbete Äunjlart
gelten, ©o fef)en wir fte benn aud) ftd) im Saufe ber
3eiten in allen @efü£l«dußerungen erproben, unb au«
bem Äird)lidjen fjerau« balb in bie bürgerlichen 93erl)dlt=
niffe ber ©efellfdjaft eingreifen.
2(. aSerftanb tc^ Did) alfo red)t, fo ifl aüt Stfuftf
rein romantifd), unb wenn wir aud) oft von clafftfdjer
SJluftf reben, fo i(l bie« nid)t im gegenfdfelidjen ©inne,
fonbern nur al« eine angenommene 33e$eid)nung für treft-
lid)e unb anerfannt gebiegene 3Berfe unferer Äunfl ju
verfielen. Tibet nun fage mir aud) enblid), xoa^ e« mit
unferer neueren romantifdjen ©djule will. Du fagtefl
vorhin, ba$ fte ftd) von bem eigentlichen 2Befen ber JKo*
mantif entferne? SDSte ba«? —
83. Darauf fomme id) je^t jurücf. Sd) erwdljnte
bereit«, bog bie SWuftf nur befdljigt fei, ©efül)le unb
ßmpftnbungen $u offenbaren, unb nannte fte vorjüglid)
au« biefem ©runbe eine romantifdje Äunfl. Semefjr fte
nun aber von biefem einjig richtigen 83eflreben abmißt,
189
jemehr fte grembartige« in ben Ärei« i^>rer ©toffe hinein*
jtebt, jemehr entfernt fte ftd) auch von ber it>r eigen«
thumlidjen Siomantif. 2)a6 eben i(i aber ber Sali mit
ben meiflen ßomponijlen ber fogenannten neuen roman«
tifdjen Schule; biefe »ecfotj^t fowofjl in ber 2fu«brucf««
weife al« in bec 2öal)l bec ©toffe eine eigentümliche
Stiftung. Diefe bejttmmenben unb erfldrenben lieber«
fchriften, biefe« Srgreifen oft ganj heterogener ©egen*
fldnbe ju muftfalifcher ©djilberung, toie wir bie« bei
unfern JKomantifern ftnben, fjalte id) für eine 83efd)r<Sns
fung, abec fuc (eine Erweiterung be« ©ebiete« bec 2on«
funfl. 2tber vor allem ifl biefe Sflalerei nicht ba«, wo»
für fte gehalten wirb: Stomantifj wirb im ©egentheil
nicht ein hinneigen ju einer Dbjectivität bemerfbar, wel*
dje fonfl gerabe nicht in bec romantifdjen Äunfl vor*
f>errfd>t ?
X #ierin, mein greunb, gebe id) Dir vollfommen
Stecht. 2(ud) wirb ja ben muftfalifdjen SBerfen babutd)
ihr <£>auptwectf) unb bie 2R6glid)feit grißerer 5Bicfung
auf ben 3uf)6rer genommen — bie 83ie(beutigfeit nt$m*
lid) unb ba« unbegrenzte Streben nad) manntgfaltigflem
2(u«brucfe bei einfacher 6rfd)einung, welche« eben ihre
9iatuc ifl. übet fotttefl £)u bacin nid)t irren, wenn
Du gerabe biefe vocljecrfchenbe Steigung jum 2Ralen al«
eine befonbere ©genfyeit ber neuern Stomantifer angiebfl?
ba Du bod) berartige« aud) bei folcben SWeiflern ftnbefl,
Die burdjau« nicht in bie genannte Glaffe $u jitylen ftnb,
5. S5. ^apbn.
85. 3d) fiufce mid) in meiner 33ef)auptung auf
ba«, toat offen vorliegt, auf bie gebrückten SBerfe jener,
bie ju biefer Stiftung gerechnet werben , bei ihnen jeigt
ftd) burrhau« ein au«brücflid)e« S3efheben nad) (erlaube
mir biefe« SBort) onomato * muftf alifdjem 2fu«brucfe, fer«
nee ein hinneigen $u Stoffen, bie fuc poetifdje SSehanb«
lung recht geeignet fein m6gen, ju beren 2(u«führung
aber ber 9teid)tfyum ber S6ne §u arm ifl. ©prichfl Du
mir abec von #apbn, fo malt ec jroar aud) juweilen,
abec bei if)m ifl bie« tttvai gan$ Suf^Uige^, Unwefentli»
d)e«, meifl blo« ein SBerf feinec neefifdjen 2aune unb
felbfl fo fuc mein ©efüfyl nicht immec am rechten £)rte.
2(bec bei ben meiflen Sonfefeecn bec neuecen 3*it ifl e«
ba« innerfie 2Befen, bec eigentliche 3wecf. 3d) verwetfe
Dich an bie SEBerfe von SSerlioj, Jptnftit, 2i«jt u. a. m.
X 9?un wo()[, id) gebe SDir ju, baf biefe« 5D?a(en
aud) ein Äennjeic^en ber romantifdjen ©d)ule ifl, bod)
fann bie« nidjt ber einige Unterfc^ieb gwifd)en il)r unb
ber Älteren Äunflepad)e fein, unb wenn bu mir nid)t an«
bece 7lbweid)ungen bejeid)nen fannfl, fo wicfl Du mid)
fdjwerltd) ubec ba« auffldren, wa« meine grage au«»
machte.
83. Saffen wir nur erfl ba« SBort 9?omanti«mu«
ganj au« bem ©piele, fo wirb meine Aufgabe fc^on um
»feie« leid)ter werben. 3d> |eigte Dir bitytx, baß ba«
£auptprincfp ber SWufi! bie JRomantif fei, fud)te barauf
$u beweifen, ba$ bie neuefie 5Rid)tung pd) eijer uon bie«
fem ^rineip entferne, al« fid) i()m nii)ere, unb fd)lage
25ir nun doc, flatt „neue comantifc^e ©d)ule" mobecne
@d)ule ju fe|en unb t>on biefem gewonnenen ©tanb«
punete au« unfere Unterfud)ung weiter ju verfolgen.
5Benn Du nun al« ben ©d)6pfer ber le|tocrgangenen
Gpcdje (auf bie id) mid), um nicht $u weit ju geljen,
al« einigen ©egenfa^ befc^rdnfe) näd)fl Jpax)bn t>orjug=
lid) SJ^Ojart annimmfl unb bie je|t laufenbe mit S3eetf)0-
t>en beginnen läjjl / fo fann man roofcl nid)t leugnen,
baß für un« jener ©tanbpunet ber Äunfl, von welchem
au« SKojart fd^affte unb roir!te, gänjlid) verloren gegan-
gen ifl. Diefe ©ammlung, tiefe 9lul)e be« ©emütlje«,
biefe Weitere, großartige 2Beltanfd)auung, unb ba« ©Icic^
gewicht ber 2(u«brutf«mittel mit ben Sbeen, worau« bie
l)errlid)en 2Beiflerflicfe biefe« einzigen 9JJanne« l)ervor^
gingen, unb weldje überhaupt bie fegen«reid)en unb be-
frudjtenben ©genfdjaften feinec 3eit rvacen, fjaben wie
unmeeflid), wa()rfd)einlid) o()ne unfere ©djulb, aber nid)t«
beflo weniger gewiß veclocen.
(Öortfcpung folgt.)
33erid)te au§ ?)arig t>on ^). 85erlio3.
19.
Daß Don 3«ön, biefe« SWeiflecwecf , im Theatre
de r Opera »iebec in« äiepectoie unb vom publicum
fo freubig aufgenommen worben, ifl in ber S^at ein
©lürf, tro^ bem, baß bie 2(u«ful)rung, wenigflen« in ben
legten beiben 2Sorfleliungen , nid)t eben ganj untabelf)aft
ju nennen war. Snflrumentation unb 9Belobie be«
SWdller« finb beeintrddjtigt worben!
S3efanntlid) ifl ber 2futoc mit ben *Pofaunen fer)r
!)au«l)(Jlterifd) umgegangen unb benufet fie nur in ben
erfdjutternbflen ©cenen jur ©efangbegleitung be« fleiner«
nen ©afle«. Dagegen f>at man für gut befunben, l)ier
unb ba ?)ofaunen iujufugen, wa« jwar mtt a3orfid)t,
aber mit offenbarem Unredjte gefd)el)en ifl; b'enn erften«
heißt e« ben 3wecf unb ©ebanfen be« ßomponiflen ver«
fennen unb entflellen, wenn man ihm bie 85ehanblung««
weife biefe« 3nflnimente« nad) h'wtigec SBeife anftnnt,
jweiten« abec unb voc allem: wec hat ba« Stecht, einen
folgen SKeiflec ju coccigiren? ©er ifl ber Gomponttf,
ber heutigen Sage« fo hod) flünbe, baß ec wagen !6nnte,
einem SWojact Sectionen in bec 3nflrumentirung ju
geben ?
S3arroilf)et f)at, e« fann nicht geleugnet werben, ftd)
jwar feiner beliebten ßinfdjiebfel enthalten, fetne«n>eg«
aber einer ÜBenge leibigec S3er5t'erungen , mit benen er
190
bie SWelobieen fcerauSpufcen wollt«, bie taufenbmal frtfd)er
ftnb, als all ber läd)erlid)e <piunber, ben man täglid) t>on
Stallen bringt» ©ein fleineS tfrpeggto in bem Suett
mit Serline, fein Srgelpunct im ©tdnbdjen :c. ftnb nuc
unjwecf mäßige gijenjen, bie ncd) überbieS beleibigen unb
in 5U wiberlidjem ßontrafte mit 9J?o$art'S ©tple flehen,
gel. 9iau l)at ftd> eben fo bergleidjen get)ler sorauwer*
fen, namentlid) im £uM. SWab. ©raS Derdnberte ben
©d)luß beS SKaSfemSerjfttS. £>a$ ift bod) fein ©pafü
©old)e grettjeiten erlaubt man ftd) nur gegen ©djuler,
unb nod) baju gegen feljr untergeorbnete unb bumme!
3ur (5f>re beS grl. $einefetter muß id) erflaren, baß
fie 9Wo$art nid)t entfteüt. ©ie fingt bie unbanfbare
unb fdjwierige 9)artt>ie ber 23onna 2(nna mit großer
©orgfalt, unb id) f)abe nid>t bemerft, baß fte irgenb eine
SBeränberung ftd) erlaubte. SSebenft man, wie groß bie
2flad)t beS SeifpielS, fo fleigert ftd) il>r Sßerbienfl um
33ebeutenbeS.
DerwiS fyat ftd) gegen bie Otolfe beS ßeporeüo fo
wenig etwa« erlaubt, als Jttijarb gegen bie beS Gommo*
bore. Ueber ^)ret)Ot als 2Kafetto fdjraeige id). 3eber*
mann fennt bie 2(d)tung, bie id) ü)m $oüe.
25a id) einmal im 3"9* bin, geiler ju rügen, fo
barf id) ntd)t wrfdjweigen, baß baS Sempo ber ©erenabe
siel ju langfam genommen würbe. 3war war $u SÄo*
jart'S 3eit ber SJietronom nod) nid)t erfunben, aber nad)
meinem ©efuble unb bem Urteile t)od)gead)teter sßlufc
fer, weld)e 2)on 3uan in Seutfd)lanb gebort, wo er am
treueften nad) Ueberlieferung ausgeführt wirb, war baS
Sempo beinahe nod) einmal fo langfam. 2)aS nenn' id)
bod) einen gewaltigen STOißgciff.
9hm nod) ein 3Bort: SWojart fd)rieb bie gar lieb*
lidje Begleitung ber ©erenate für eine SKanboline; war-
um bat man fte mit 2 ©uitarren ausgeführt? £)ie
^anboün^ Spieler ftnb feiten, wirb man fagen; aber in
jebem galle ftnb fte balb $u erhalten. 3d) erinnere mid)
fet)r wol)l, ta^ Dor 13 3a^*n bei ©elegenfjcit ber 2fuf*
füljrung beö Don Suan im Dbeon £err ©egljerS, jweU
ter SKufifbirector biefeS Sweaters, als 93iolint(l fid) binnen
8 Sagen ju einem SOTanbolinfpieler gebilbet. .©er fpifce
SKetaüton biefeS SnflrumenteS gleicht bem ber beiben
©uitarren ju wenig. UebrigenS fdjrieb SKojart biefe
*Partf)ie für obligate 9J?anboline unb baS fagt genug,
benn er ifl ber SReifter, er ifl SWojart, ber e$ fo unb
nid)t anberS gewollt! —
öermifd)te«.
*** 3n Ceipjfg ftarb SBttte Wai Qati ©ufhü $fau
im 32ften Safcre, erfter £omift beS JDrcfcefterS unb auSge*
jeid)neter ©pieier feines SnftrumenteS. £>aö le|temal blies
er im Xbagfo ber testen ^pmpbonte t?on SSeetboöen^ fdjon
frtnf würbe er mitten im ©tüde obnmddjtig, baß man üjn
aus bem Goncerte forttragen mußte, ©eitbem erholte er fid)
nid)t toieber. —
*** -Auf fetner SKücf reife üon Sttündjen nadb Petersburg
lief ft(^ £r. ®raf 50mtt;ieu SBiel^orSfi) in einem $>rn?at=
eirfel in SSerltn b&ren unb erregte bie gr6ffle ©enfation burcö
fein meifterbafteS SBtolonccUfpfel. SKan fe^t feine 8eifrungen
mit benen beS £rn. Dbecfl e» off in parallele. JDie 9iadjs
ridjt, bie einige Sldtter cor 5Curjem gaben, baf ße^terer in
Petersburg geflorben fei, beruht auf einer S3erwe4felung —
%* 2)er ausgezeichnete SJtolinfpieler ^rume, ben ein
glücrlic^ gebeilteS 2(ugenübel längere 3ett in 93erltn jurücfs
btelt, gab am 5ten 3unt jum 2Cbfd^teb ein Notturno musicale
unb würbe mit SntbuftaSmuS begrüßt, in bemfelben (Soncert
auc^ grl. &u&cef aus SBien, Die ftd) bort fet)r beliebt ge-
malt bat unb tt>al;rfcr;einlid) an ber £ofbübne engagirt
wirb. —
*** 2)en 23. unb 24. Sunt wirb im ©tdbtcfeen 3)ürcfs
^etm in ber ^)falj ein SHufttfeft gefeiert, baS vpr. 2(lotS
©c^mitt aus ($ranffurt birigirt. 2(m lflen Sage: 2fuffüb=
rung beS „SBeltgcridjt''' t>on g. ©d)neiber, am 2ten weltlid;es
©oneert. —
*** An bem ©efangfejt ber Ctebcrtaf ein bes9£ectar=
!retfeS, baS in Cubwtgöburg gebaitcn würbe, nabmen TH
©dngeroereine mit 2300 eangeirn Ztytil 3ur "Aufführung
famen eine Kantate oom ^apelimeijier Ä eller (?), mehrere
Sbordle k. —
* m * 2(m 22f!en 5Rat würbe in SW uneben 5T<ojart'S
©tanbbilb gegojfen unb gerietb üollfommen; nad) JßoUenbung
be« ©ujTed ertönte bem SJkifler ein entbufiajttfcbeS breimaligeä
Cebebod). Die erjberjcgin ©opbie t?on Defrerreid) wobntc
bem 2(cte bei. —
%* 2)en 20(len 3uni wirb in ber Sergflabt greiberg
unter &irection beS SKC. 21 na der jum erflenmale SKen-
belSfobn'S >paulit§ mit moglidjft flarfer Jßefe^ung in ber
bortigen ©omfirebe aufgeführt. 3)te Sinnabme tfr ju einem
milben 3roerf. —
*** 3n einem (Jonccrte, baS ber »iolt'nfpteler Jp. SKom^
berg in »origem S33intec in Petersburg gab, tarn audj
©erlioj'S neuefleS &tquiem jur Auffübrung; tvk überall
foU eS eben fo oiel £af rvk Siebe angefd)ürt baben. —
*** 2?ie Siebertafeln beS ^>orjt>ereinS baben ftd) jum
Sunt ju einem ©efangfeft auf ber SRuine beS ©c^lofTcs
^rjburg öerabrebet. —
*** Henriette (5a rl l}at bti i'brer legten 2Cnwefenr
faxt in Serltn ben Zitti einer Jtontgl. Äammerfdngerin er*
galten. —
%* ©opbteSöwc trat ben loten Wai jum erfren.-
mal in Eonbon in ber ©traniera auf. 9ftan wet§ nidjt, ob
fte wieber nad) Berlin jurüctEebren wirb. —
*** Sßegen «D^anaelS an Sbeilnabme bat bie @nglifd)e
Oper in Conbcn ibre ^orflellunqen plö^lid) einfkUen müflen.
©er ^omponift Wx. SSalfe war ibr le^ter JDirector. —
«Jen b neuen Setrfdjr. ^. ^uffE erfebeinen wö^cntlid) jtrei Hummern ju einem halben S5ogen. — >preiS beS SBar^e» con
:>2 Tlumm.rn mit muftfaltfdjtn SBeilaatn 2 SEblr. 20 ??gr., ebne muftfalff^e Beilagen 2 ffblr. lü^ir. — Abonnement nebmen
alle ^oft.imtcr, ISuct)'., ?D?'.ifit' unb tfunfrtanblungen an. —
Heue
$eited)n(t für iUuöik.
»crantwortlicber JRcDacteut: Dr. 91« <3$ttmanm Verleger: 91« Briefe in Seipgiß,
S^ierje^ntcr Söanb.
Jtf 48.
Den 14. 3uni 1841.
Claffifcb unfr Äcmtintifift (ftortfcpg ). - $ür Drgcl. - 93crid)t< au$ »parte (®$lu$.). - Xu$ Scan piul. - ^crsnifthtt«. -
£a$ ©idjerfre bleibt immer, bafi wir Alle* wa« in unb an und tft in Zbat ju t>ew?anbeln fudjen; barüber m&gen
bann feie 2inbern, wie fte wollen unb fönnen, reben unb oer^anbeln.
®btt)t (»riefe an 3eltcr).
(Slafftfd) unb 9?omantifd).
(fcortfipung.)
21. Da« mag fein — aber we«ljalb fo ganj or)ne
unfere ©djulb.
25. 2fu« bem einfachen ©runbe, »eil e« nidjt in
unferer 9Rad)t jUnb, un« ben mancherlei nid)t fünfrle*
tifctjen feinflüffen ber 3eit, in welcher wir leben, ju Der*
fernliegen. Denn wer fdjafft bie 6pod)en? — ©er wirf*
lid) genialtfd)e SKann, bem e« gelingt, einen überwiegen«
ben Sinflujj auf feine 3eit au«juüben — aber juerjl ifi
er immer ben 83ebingungen biefer 3eit unterworfen. Sr
fann ftd) ifyrem ©etfie nie ganj entjiefyen (unb barf e«
aud) nid)t) unb wirb eben mit bem Äunftmatertal arbeU
ten muffen, welche« et vorftnbet. Drei Dinge muffen
alfo wol)l unb glücflid) jufammentreffen , um einen gro?
fjen Äünfller entfielen ju laffen : ©enie, 3eit unb SKittel,
unb werben bann immer bie 2(rt beflimmen, in welcher
er entfielen fann. — Sin flüchtiger SRucfblicf auf bie
©efd)td)te unferer Äunft bietet un« t)inreid)enbe S3elege
für biefe ÜReinung. 2(16 bie fatyolifdje Äitdje unter ber
Regierung mehrerer ftd) aufeinanber folgenber, von f)eili*
gern Sifer befreiter 9>dbfle, ernjl unb mächtig bem 2fn*
brängen ber Sieformation entgegenfämpfte , trat ^alä*
ftrina, ber ^Reformator be« fatl)olifd)en Aird)engefange«,
auf, fo im ©eifie feiner 3eit unb Religion ©rofe« wir*
fenb. Da« am meiflen au«gebilbete Aunftmaterial war
bamal« bie menfd)Ud)e Stimme, unb fo würbe ftlner
Aunfitr)titigfeit eine etnjige unb bejtimmte 9?id)tung ge*
geben. — 3n ber 3eit, al« ber *Protefianti«mu« unter
bem @d)u|e be« preufjifdjen #aufe«, mit biefem jugleid)
feine 9Jlad)t in Deutfd)lanb befefligte, in ber eigentlichen
3eit be« begeiferten ftegretd)fn *proteftantiomu« feigen
wir bie Sttefengeftalt be« alten ©ebajtian 33ad) unb um
ter feiner Xitanenfaufl bie proteftantifdje £)rgel, unb
bie im ©eifie ber 3eit begrünbete voüenbetefie 2Lu«bil«
bung ber gigural * SWuflf . Unb f)at nid)t bat golbene
Seitalter ßejierreid)« unter Sofepi) IL, wo ba« Steid)
ftd) jtdjer, fiarf unb blüfoenb in befejiigtem grteben er*
f)ob, un« #apbn unb QWojart gebracht? — 2Bie aud)
bie ftd) Dorbercitenben ®türme nadjmal« Defierreid) t>on
auf en fyer umbraußen, im 5Reid)e felbfl waren feine Sie*
mente tjorfyanben, bie gäfjrenb bie einrjeimifcbe 9?ul)e
fdjon bamal« fyltten |I6ren finnen. @o würbe jenen
betben großen 2Weifrern alle« ba« erreichbar, wa« id?
fdjon »or^er am SWojart rühmte unb wa« fte eben ir)rec
3eit wefentlid) ju üerbanfen tjaben. 2(uferbem bot ir)*
nen bie vorhergegangene unb gleichzeitige gr6fere 3(u6biU
bung ber muftfalifdjen 3n(Irumente ein bei weitem rei*
d)ere« Aunfimaterial, al« einem iljrer SBorginger bar,
unb wofjl ju bemerfen, oljne baf ftd) bie fd)dblid)en Sin*
flüffe bc$ SJirtuofenwefen« ftd) bereit« geltenb gemacht
r>dtten.
2(. 5Sa« fnbeffen Seet^otjen anbetrifft, fo würbe
id) e« bod) für angemeffener galten, tt>n al« ©d)lufjretn
ber eben genannten Spocfce ju bejeidjnen, ba er ftd) fo
eng an biefelbe anfd)lteft unb id) nid)t red)t einfer)e / wie
Du il)n mit ber mobernen Äunflridjtung in gelingen
3ufammenl)ang bringen wiüfl. — 2ieber m6d)te id) biefe
neuefie Spod)e von ©d)ubert begonnen fe()en.
83. 5?ein, mein Cieber, ber ©eifl, weldjer in S5eet*
r)0\>en« @d)6pfung wel)t, ifi burdjau« ein anberer (ba«
r^eif t einfeitigerer), al« ber Der SWojart'fdjen 3eit, bie Sr»
Weiterung ber gorm unb ber 2(u«brucf«weife ungerechnet.
Die SRevolutionen feiner 3eit unb iljre Stürme l)aben
58eett)Ot)en*« SJiefe ju wunben>oll prdd)tigem aber ru^elo«*
brdngenbem 9Beüenfd)lage aufgeregt. Diefe« Drdngen
192
unb ©treben nad) 3Bieberge|laltung bäum nun feit il,m
in unferer Äunfi fort unb wirb t>on bem Oiingen nad)
politifcher ©e|laltung, bie baS 3i*l unfern 3«it ijt, mo*
timrt unb begleitet. 2tuS biefem Üreibm politifcher Ääm=
pfe flüchtet fid) bec Äünfller in fid) felbfl gurücf, unb
verirret fid) fo, ferner glich aufgeregt wie er ifl, (eid>t in
baS eine Sptrem ber SBomantif (bie, nochmals fei eS
gefagt , baS eigentliche SBefen ber 2Wuftf ifl) in bie
SWpjlif. SiefeS mpftifche ölement nun aber, was bei
SSeetbown'S legten SÜerfen, a(6 er namentlich burd) baS
Unglücf feiner SEaubbeit faft aus allem j3ufammenbange
mit ber äußern SBelt trat, beigemifdjt erfcbeint, mad)t
ihn gum Anführer ber fo oft erwähnten mobernen ©chule,
bie ftd) eben aud) bief.ä Elementes bemächtigte, unb c*
oft bi$ gum t>6üig Unklaren, gormlofen unb SBerworre*
nen toortjerrfchen lief. 9üir feben t>iec lieber, baß biefe
9Jid)tung nidjt bie rein romantifdje, fonbern eine in ihrer
einfeitigen Verfolgung t>om SiomantiemuS abfdjweifenbe
Srrba^n ifl. 2)enn wie in ber 9)oefte, fo ftnben wir in
aller romantifdjen Äunfl, alfo aud) in ber SWufif, bajj
bie romantifdje Unenbltd)feit gwei gefährliche Grptreme
I>at; wo fte in bie Siefe flrebt unb ber anfdjauenbe ®e*
banfe heraustreten will, bie 2J?r?tlif; unb ba, reo baS
rein fubjeettoe ©efübl Dorberrfcht, baS SebeutungSlofe.
Unb ben Verfolg biefer betben ^Richtungen (aud SERogart
als ben t>6d)fien unb retn|len JRomantifer b«auS) möchte
id) eben auf ber einen ©eite mit Söeetfyooen, auf ba
anbern mit JHoffini begcid)nen. —
71. £)od) ratlje id) Sir alt greunb, biefe SRetnung
nic^t laut werben gu laffen.
85. Unb weshalb nid)t? 9lebme id) bod) feinem
ber beiben 5J?eifler baburd) etwas t>on tt)rem 2Berthe.
3d) fage nur, bafj fie bie erfle SJeranlaffung gu gwei
feljr toerfdjiebenen SBerirrungen geworben ffnb / ohne bafi
ich eS wagen mochte, biefe Sßerirrungen , bie fie mehr
ober weniger bod) felbfl begingen, an ihnen gu rügen.
SBaS »enigjlenS 33eetbct>en anbetrifft, fo ffnben wir in
feinen ©djöpfungen ein mächtiges Uebergewid)t beS 3Bah-
ten unb ©eignen, beS in ©ebanfen wie in gorm rein
Ausgeprägten unb bie mpflifdje 3utbat ijl nur je juweu
len übetwiegenb. 9J?an fann ihn alfo für baS, was
feine 9lad)folger thaten, nicht mehr üerantwortlid) ma-
chen, als j. 3. ©6the unb (Schiller für bie Ungahl
25id)ter, bie fid) nad) tymn ihrer Spanier bemächtigten,
ohne natürlich gleichen Aufwanb Don ©eijl bamit toer*
btnben gu finnen. —
X Die lefcte ©cblußfolge wäre alfo:
83. ©aß unfere mobeme Äunft jenes mpfHfdje Gte«
ment aufgriff, weldjeS, obgleich auS bem SRomantiSmuS
abgeleitet, burd) ben politifdjen unb gefeüfchaftlichen ©eijl
unferer 3tit gef6rbert würbe, baß aber nach S3cethot>en
feiner aufgejlanben ifl, ber ihm baS näthige äfih«tifd)e
©leid)gewid)t hätte fegen fännen, unb t>a$ id) überhaupt
für unm6glich tyaite, baffelbe aufouftnben. £)aß alfo uns
fere Äunft biefe SSahn erft t>erlaffen muffe, fott fie bem
Äünfller ^urn Fähren unb ©ebähren wirflidjer SD?eif}er=
werfe eine nüfelidje unb gefunbe ©efährtin fein. j)aß
fie baS aber enblid) einmal wieber werbe, gebe ber $im=
mel unb baju thue ein jeber baS ©eine. —
(ftcrtfrDung folgt.)
2f. Reifer: ^h^ntaffe unb ©oppelfuge f. b. Drgel.
— tfetpjig, »reitfopf u. ^artel. — 12 ©r. —
85eim erflen linbiide machen bie SSemerfungen bei
ben einzelnen ©äfeen, baß fie über fo unb fo t>iel 2be*
men gearbeitet feien, unb bie 9?ummerirung biefer The-
men, aud) ber guge, bei allen ihren Gintritten etwas
fiufcig. 2)aS mühevolle 6r«nipel eines contrapunccifchen
9ied)enmeiflerS argwöhnt man üor ftd) flu haben. 9)Jan
barf inbeß nur bie erflen 3eilen in genaueren 2Tugen*
febein nehmen, um $u ber Ueberjeugung gu fommen,
baß eS hier nicht bloS um aüerhanb gelehrte Gombinas
tionen, 9tenfungen, 2Serfehrungen unb oerfehrte SSerfeh-
rungen fid) h^nbelt, obwohl es nicht baran fehlt, ©djon
ber fübne Eintritt beS erjlen 2hfma, unb bie entfehte*
bene ^ürje beS ^weiten unb britton (baS lefctere befleht
bloS aus einem chromatifchen ©d)ritt) imponiren, unb
mit gefleigertem Sntereffe folgt man ihrt'r nicht minber
fchwungücüen alS funjlieid)en Ausführung. 5D3enn wir
bie Ausführung funflreid) nennen unb t?on nicht fehlen*
ben gelehrten Kombinationen fpradjen, fo ifl bieS inbeß
nicht ganj im ©inne jener ehrwürbigen ßehrer beS rei*
nen, reinflen unb allerwinfien ©a^eS unb ber hoppelten
Gontrapuncte in ber Secime, £Uiintbecime unb SrecefTme
gu nehmen. Söielmehr würben Qfyxn ÄlbrechtSberger u. 6.
was weniges bie Ä6pfe fchütteln über 2SieleS ; unb £luar*
tenfortfehritte toie ©. 5 Sact 5 unb 6, ober bie faum
burd) eine 2Bed)felnote etwas maSfirten Öuintcn unb
©eptimen im oorlefeton Sact r>on ©. 4, ober ha^nionU
fd)e ^romenaben wie in ber 3ten 3«le berfelben ©fite
würben ihnen bod) für bie „galantere ber Schreibarten"
ju galant üorfommen. Unb fie hätten 9?echt ju fd)Ut=
teln, unb nicht bloS t>on ihtem einfeitigen ©efid)tSpuncf
aus JKecht. 83iel ftarfer, geifliger ©toff ifl »orhanben,
nod) aber ifl ber läuternbe ^)roceß nicht tooüenbet, nod)
braufl bie gährenbe SWaffe, brohenb bie geffeln ju bie«
djen, fie 6fterS wirflid) bredjenb. 9?od) ifl, meinen tviv,
ber .Kampf beS geifligen Clements mit gorm unb 2Was
terie, beS Talents mit ber ©d>ule nicht entfehieben. 2fm
heißeften wogt er im erflen ©a|. Siefer ifl, um au$
193
einem ©leidjniß in« anbere ju füllen, ein 2Ualb \>oÜ reu
eher Söegetation; burd) üppig wud)ernbeä, wiberflrebenbe«
©efiripp gelangt man plö|lid) auf ^)uncte mit uberra-
fcfyenben Au«* unb gernfidjten, unb namentlich einer bie*
fec ^unete, e« ift ein Drgelpunct am ©djluffe ■ Vefe«
<2a|e«, ift allein fdjon wertt), fid) bi« ju i^m burebge-
arbeitet $u fyaben. (Sine gebrdngte SSefcbreibung otjne
23iib unb ©leictyniß m6ge nun nod) eine Ueberftdjt ber
äußern ©eftaltung ber ^antafie geben: Der erfte @afe
ifl, al« Sinleitung, in ber gorm nidjt abgefdjloffen. 3n
buntem SBedjfel folgen unb oerfcblingen ftd), ofjne ba$
eine« entfd)eibenb überwöge, feine brei fernen *) bi« ju
bem erwdfonten CEontrapunct, nad) weldjem t>a$ erfle im
Saß auf fdjroad) regiftrirtem SKanual ben 2Seg jum
9Äittelfafc batjnt. Diefer t)at, fo roit größere Au«bef)*
nuug, fo aud) grißere ©pmmetrie unb ©ruppirung feiner
S3eflanbtr)eile unb ©lieber, überhaupt mefyr formelle Ab*
runbung. Die brei Slijemen **) liegen aud) if)m ju
©eunbe, bie anfangs einanber unmittelbar folgen, oon
benen aber ba« britte ffd) balb abloft unb fpdter in idn*
geren 9coten al« fanfter SWittelfafc, bod) immer aud)
imitatorifd) bemäntelt erfd)eint. ßr fd)lifßt fid> tjarmos
nifd) tJoMommen ab, in ber $aupttonart ndmltd), bod)
nid)t fo> baß man nid)t nod) etwa« erwartete. 25ad
Erwartete ifl bann eine jiemltd) breit aufgearbeitete guge
über jwet Subjecte ***), Don benen jebod) ba« zweite
nidjt, wie roor>l fonfi bei Doppelfugen, erfi im Verlauf
ber guge eingeführt unb atlmdfjlig immer enger mit bem
elften &erfd)lungen wirb, fonbern jugleicr) mit biefem al«
Comes ober erfte« Gontrafubject auftritt. Die guge ifl,
rein tedjnifd) genommen, ein „tüd)tig Stücf Arbeit".
6« ift, wo nid:t Alle«, bod) ba« ^)auptfdd)lid)fte ba,
xoat tn eine ftattlid)e guge geriet: Gngfüfyrungen unb
Sntxrfionen unb Augmentationen. Aber f»e ift unb tyat
2. 3.
**) 1.
SSEE
l^=üi^^
3a
3.*
MtiSill^liliii
aud) mef)r: bie felbftftdnbige ©ewalt be« ©ebanten« meu
nen wir unb ben fdjäpferifd) orbnenben ©eift ber Au«*
fütjrung. £at #aupttbema gleidjt nidjt blo« einer
(Scblafmü^e, Die ficb umjtülpen, betjnen, Ineten lagt auf
taufenb Steifen, fonbern eö f>at ßeben unb Gt>araftct
n?ie bie qanje guge. — Unb fomit, Drganiften, fei eud)
ber neue Anfommling angelegentlid)ft empfohlen; unb
ift eud) in feinem 2Üer!e nid)t Alle« ju ©inne, w'u mir
nt6t Vlüe« ju Sinne ijt, fo werbet i^r barin ftnben,
n>a$ für 33ieleö entfd)dbigt: 2alent, tüd)tige Silbung,
ebrlidje«, mdnnlidjed Streben — viel Hoffnung unb 3" r
fünft. £>. 2.
( Sctjluj feist.)
23erid)te auä ?)artS t?on £>. Sevlioj.
ßoncert \)on 2iöjt im ßonferüatorium.
(Sin herrlicher unb ebler 3roecf be6 gcoßjten ber mo=
bernen Gomponiften, bc« gr6ß(ten ber lebenben SStrtuo=
fen! 5Bie man weiß, beabftdjtigte 2i6jt ; bie fel)tenbe
Summe jur SßoÜenbung be$ Seet^o^en-Denfmal« üu
liefern. ©d)on f)at er mehrere Concerte ju biefem 3rcecfe
in Deutfd)lanb gegeben unb bleut aud) nun ten tyaxU
fern ©elegenfyett , Ü)tc S8eref)rung für btefen 9)?cifter an
ben Sag ju legen. SD?an tyat fte auf« ©idnjenbfte be*
nufet; ber (Saat war doK, bat Äubitorium gldnsenb, be^
geiflert, gewdtyt.
£>a$ Dp\\$ 124, womit ba$ Goncert eröffnet würbe,
war bisjefct ben ^arifern unbefannt. 25ie fed)$ anbere
£)ut>erturen Seettjoüen'« gel)t e$ au« C, für weldje 2on^-
art er eine befonbere Vorliebe ^atte. Üe impofante unb
majeftdtifdje Sntrobuction enthalt eine f)errlid)e ©efang=
melobie für 83la«inftrumente; biefer folgt ein Ürempeten;
tufd), beffen ©tpl, ungeadjtet feine« ©lanje«, etwa« ge=
wdblter fein fonnte; ein feljr eigentljümlidjer gagottgang
tritt ein, ba« Sempo belebt fid) met)r unb meljr unb
gef)t ct)ne Unterbrechung au« bem Andante maestoso
in« Allegro über, beffen 2t)ema eine guge ift, welche
nid)t fo frifd) wie bie ber 3auberfl6te, unb im ©egen^
tljeile mefjr an ben gotf)ifd)en ßljarafter #dnberfd)er
fernen erinnert. Aber e« ergebt unb fleigert fic^ in
feiner Durchführung mit fold)er ©ewalt, baf man f)in-
geriffen wirb.
Qbm fo treu al« poetifd) gab 2i«jt ba« SWeiflerwert
ba^ ßoneert in 6« wieber, unb offenbarte fo bie 2iefe
unb Äraft feine« ©<niu«. 2rog bem, baß er ftd) t>or^
genommen, nur ßompofitionen Don 83eetbot)en ju ©el)6r
ju bringen, t)ermod)te er bod) nidjt, bem ftürmifd)en
Verlangen be« publicum« ju wibetflreben unb trug feine
194
9>bantafie auf Robert le Diable, t?on ber id> fdjon be*
rietet, t>or. Da gab es tfuSrufe be* ©taunen« unb
ber SBerwunberung Don ©eiten be« babei unbefd)^ftigten
Orcbefter«, SSlumenregen , 33rat>orufen ber 2)amen, fucj
alle«, womit fjeut ju Sage fid> ba« Grnt3Ücfen au«fprid)t.
SKaffart beftegte in ber tf*25ur ©onate glücflid)
mehrere ber grofjflen Schwierigkeiten in ber SBiolinpar*
ttyit, bie um fo me&r ftd) fieberten, je fdjneller £i«jt
ba« Sempo «m tfüegro naljm. 2)a« £)rd)ejter befdjlof
biefe« fjerrlidje ßoneert mit ber vortrefflichen Ausführung
ber *Pa|bralfpmpf)onie. Sn einem 3n>ifd)enacte becta-
mirte ©effron ein einfaches unb fd)ine$ ©ebtcfyt t>on
SeScbamp« auf S3eetl)o&en.
£)aS ßoncert von Gfjopin war einige Sage t>or
bem 2i*jt'$. ©in gan$ t>or$üglid)e* Salem t>on unbe--
jlreitbarer Sriginalitdt , beffen 9)robuctionen , in ifjrem
feltfam naiven Gfjaracter, iljrer rfyptbmifdjen unb f)armo*
nifdjm Äufjnljeit, tyrem melobifd) capriciofen, fluchtigen,
rafllofen ©tple, nod> weit merfwürbigee ftnb! 2eiber
fpridjt Gtyopin feine jarten unb feinen ©ebanfen in @tu*
ben, einer gorm au&, bei welcher in großen ©dien unb
t>or einem großen publicum fo manches unbeachtet üor*
übergebt. 25arin liegt wo()l ber ©runb, warum wir fo
feiten ©elegentyeit fjaben, biefen bewunbernäwürbigen 23ir*
tuofen ju l)Sren. Gr fürdjtet bie gerdufdj&ollen unb ge*
mieten Salon«, fif)tt ftd> nid)t berufen, in tynen ju
bominicen, ba$ ©djweigen unb bit S3ebad)tfamfeit eine«
gerodelten 2CubitoriumS ftnb ü>m burdjau« n6tf)ig. 3n
Piepers ©alon !)at fxcl> Chopin reidje gorbeeren errun=
gen. SSeffer gewucbigt, beffer toerflanben !ann wof)l
feiten ein Äunftler »erben. SD?ef>rere ©tücfe würben
wiebercerlangt, unter benen id) nur $wet ©tuben nenne
in ganj neuer gorm unb Ijinreißenbem ©tpl. —
9luS 3ean *ßaul.
Sßenn mtdj eine ©mpftnbung ergreift, ba|* id) fie barfteU
len will, fo bringt fie nidjt nad) SBorten, fonbern nad) £ö*
ncn, unb idj will auf bem ©laoter fte auöfpredpen.
21 u cd ifl Ui mir £önen, nidjt Debatten, n>enn id) flarf
getrunfen j id) b&w mic^ ober ba« 3nnere ewig; unb benfe
flar barüber.
9too. 1807. 2)te £6ne, bie mir in unb t>or bem ©djlafe
fommen, ober fonfl in ber 3>oefie, finb feine oon irgenb eis
nem Snjlrument — böcbflen« ©efang — aber beflo ergreifen*
ber Mit ein ©rtract au« allen Sönen unb Snftrumenten. —
3nbe6 ftnb'S jene , bie pl6fclicb auf Snflrumenten ober tfeblen
b6l?er hinaufgingen unb bie @eele unb bad Seben erregten,
aber id) fönnte nic^t fagen, ob fte gefungen ober gefptelt
würben? nur mein alteö 3nnereö tybt ftcly empor, ba« alte
ßanb ber SBergangenbeit unb 3ufunft ifl fafl ba, unb id) febne
mic^ wieber. — (>Oenn fogar ba« @ebnen ^6rt btenieben oft auf.)
2fpril 1808. (Stnen ganzen SEag fönnt' icb fortpbantaffc
ren, fowobl poettfdj alö muftfalifcb, unb gerabe in btefem lan-
gen (^bontafteren) b^' i* ec|l jeben Zcn reebt rein.
©obalb tcb M bem ©rfinben am Cfcwter :c. ins SDSetntn
fomme, ifl e« mit bem ©rfinben üorbei, unb nur ba« (Snu
ppnben bepeblt.
SRid)t* erfööpft unb rübrt mi$ mebr al3 baö ^bantafte--
ren am ©laoier; — 3cb Wnnte mtcb tobt pbantafteren. —
31lle untergefunfenen ©efüble unb ©eifter fletgen b^ rau f —
meine »&anb unb mein 2Cuge unb ^erj wtffen feine ©rdnjej
— enblidj f^lief tcb/ mit einigen ewtg wieberfebrenben aber
i\x allmd^tigen Zbmn. — SKan fann wobl fatt werben, SKu*
ftf in b^ren, aber ntebt ftu macben, unb jeber SÄuftfer !6nnte
fieb toi^ eine Sladjtigall tobt febmettern.
34 finge Zbnt obne ©tnn, unb bo(b weine i(b babei unb
lege boeb ibnen feine (Smpftnbung unter — : fo wirft alfo bie
SDtufif bur^ ba« ÄUgemeinfte. — 3e idngere« ©pielen, befto
tiefer t)bf i<b bie Zbnt in midj tyintin. — Unb bk aufib-
fenbe 3erfl6rung ifl biefelbe. ©ogar ba« £ingen maebt wenig.
SBenn i(b lange pbantafiere mu(ifalif(b, fo jerfeö' iä) mieb
ju ben beftigflen ordnen, ob«e an ttxoai ^eflimmte« ober
gar Srübe« j&u benfen. — Da« ^onen fc^neiba immer tiefer
unb geller in'« £)$r unb ^>crj ein. — ätjränen finb über=
baupt mein fldrf fter, aber fcbwdcfccnbfler S^aufc^.
1815. Die ©ewalt ber S5lafet6ne (§• S3. beute ben I9ten
JDctober bti ber rufftfeben Äbenbmuftf oor be« General« ^>aufe)
nimmt jdtyrlidj bii mir ju, inbej tcb ibnen boeb feinen ©toff,
wie ttma fonfl, unterlege. 3d) weine, fdjluc^je, fann faum
2(tbem f^olen — unb benfe ffllecbterbing« an feinen ®egen;
flanb, wenigflen« ntdjt an mieb, an S3ergangenbeit ober M'
fünft. — ©tdrfer wirb Me« bureb eine allgemeine 3bee frei«
licb^ j. S5- tfnfdjauen be« Fimmel« — bie CSrbdrmlidjfcit be«
2Cnfcbauen« eigener 3ufldnbe fommt mir nid)t. — 2lucb bauert
bie 9tacbwirfung bei mir lange, oollenb« bie föcperlicbe
©cbwdcbung. —
(2lu« „SBabrbeit au« 3. ¥'« geben.")
fßermif^te«»
* % * 2Äenbel«fobn'« „Spaulu«" maebt nun au^ bureb
alle fletnere ©tdbte bie iHunbe. 8Bte tn greiberg, -finbet am
9ten unter £irecticn be« SKiD. Z). Glaubiu« eine Aufführung
be« Oratorium« in Naumburg ©tatt. —
*♦* S- Ci«jt'« le^te 6ompofttionen follen unter bem
Stftel: Trois ann^es de pere^rination in biei SBdnben er;
febetnen unb Erinnerungen an bie ©cbweij, Stalten unb
iDeutfcblanb enthalten. —
*** Die 5Kojartfliftung in granffurt bat t'bren ers
flen ^)rei«, 400 ©ulben jdbrlicbe Unterflü^ung auf 4 Sabre,
bem jungen ©omponijlen 3. 3- S5ott in Öaffel juerfannt. —
Qon b. neuen 3eitfdjr. f. SEufit erfdjeinen wöcbentlidj gwei Hummern ju einem ballen Sogen. — 9>rci« be« Sanbe« oon
i2 Hummern mit mufifalifeben Seilagen 2 2t)lr. 20 ^gr., obne muftfalifd}e Beilagen 2 S^lr. 10 «Rgr. — Abonnement nehmen
alle 5)ofldmter, SBud)*, SKufif- unb Äunjlbanblungen an. —
CÖefcrucf t tf{ ijr. Äürf nutnn in fcctpjtg.)
tt e u t
3eit0(l)rift für Jlltmk.
Verantwortlicher JRebacreur: Dr. SR« @$utttamn Serleger: SV« Briefe in £etp)ig*
J£ 49. _
SStcrjcljntcr 33ant>.
£>en 18. Sunt 1841.
Glafftfrt) unb Äpmnntifit) (Keitfcpg.). - ftiir Ergel (©djlufr). — 93ertd)tc au$ Gcin. - 7Ji>tU —
SDttr ftyint cUfftf$ i u f" n > wa * mit Wolter bt$terif$et gret&eit erzeugt, allen ftrengen gorberungen ber Äcitif
entfpndjt.
Sauer.
ßlafftfd) unb JRomantifd).
(ftortfc&ung.)
Stoeite Unterredung,
2(. 3d) fcabe, feitbem id) Did) nid)t fab, nod) oft
über Un ©egenfianb unfere« neultdjen ©efpräd)« nad)*
gebaut, unb wunfdjte wot)l, baf Du Deine Unterfudjung
tjeute bort wieber begSnnefi, wo wir fte lefctl)in liefen.
Du tyafi mir manche neue 3fnftd>t ton ber @ad)e gege*
ben unb i)ofi mid) begierig gemalt, jegt ba« ©anje
nad) Deiner Anleitung ju uberblicfen.
85. Du ftebfi mid) gern bereit. 3d> fagte bamal«,
baf ber ©eijt ber 3«it unb ber 3uflanb ber vorljanbenen
Äunjhnittel immer beftimmenb auf ba« ©enie influiren
muffen. 2$on biefet 3Cn(td)t au« jeigte id), welchen
Sinfluf unfere je&ige Seit auf unfere heutige 2Kuftf au«*
geübt l)at, unb bezeichnete baburd), fo gut id) e« ver*
mochte, ben ©eifi berfelben. 2Cbec bie S3erfd)iebenf)eit
ber gorm unb 2tu«brucf «weife, treibe vorzüglid) burd)
bie Äunfimittel bebingt wirb, blieb nur obenhin erwähnt.
21. ©anj redjt, unb bod) bin id) überzeugt, baf
gerabe hierin unfere jegige SJluftl von ber früheren ab*
weidjt, unb, will man fte genügenb bezeichnen, biefer ty*
rer befonbern ßigenbeit nad) erfannt »erben muf. £)b
bie« aber fo leidjt m6glid) fein wirb, bezweifle id), ba
ber Älang nid)t ein 3*id)en (wie ba« 5Bort), fonbem ber
unmittelbare 2(u«brucf unfere« innern geben« felbft ifi,
be«balb aber ©eifi unb ©eftalt in it)r eng verfdjmoljen
jtnb. —
33. X>a^ ifi e« aud) eben, wa« mir meine Unter*
fudjung fo fdjwer gemacht l)at. Da« SBaljre idft ftd)
oft leidjt füllen, aber ber genauen S3ejeid)nung burd)
2Borte fdjeint e« auf ben erflen tfnblitf unjugänglid).
Dod) giebt e« in ber 9J?ufif 5»ei Dinge, bie SJiittel unb
3wed jugleid) (Tnb unb be«balb bei unferer Unterfud)ung
Aber bie 2fu«brucf«weife heutiger SKuftf l)auptfdd>lid> in
ba« 2fuge gefaft »erben muffen. t>a^ (tnb ndmlid):
1) bie Harmonie unb 2) bie SEonwertjeuge. —
X Davon m6d)te id) bie teueren burcfyau« a(«
2Rittel, bie erflere aber entfdjieben a(« unmittelbaren
Äu«brucf unfere« innern geben« bezeichnet wiffen.
33. Urtfjeilfi Du banad), wie beibe« tjeut ju Sage
auftritt, fo ftnb bie Sonwerf jeuge freilid) (wie aud) fdjon
ba« 5öort befagt) blofe SBerfjeuge geworben. Aber aud)
bie Harmonie tritt t)in nidjt metjr a(« unmittelbarer
2(u«fluf unfere« ©efut)l« auf, fonbem ifi jumeifl in jtar*
rer gorm unb Äünjllidjfeit üerWrpert. JBeibe Dinge
Ratten aber in il)rer primitiven Jfnroenbung einen reinem
Urfprung. Denn nehmen wir ba« erjie unb t)erriid)fle
aller mupfalifdjen Snflrumente, bie menfd)lic^e ©rimme,
fo »erbm wir fie in ifjrer naturlidjflen Änwenbung im
einfachen, frommen unb wurbigen ©efange, mit bem
Üone, ber burd) fte entfielt, fo ein« feljen, baf )Te un*
möglich al« blofe« SKittel gelten !ann, wa« fte hingegen
in einer giofftnrfd)^ ßpernarie entf^ieben ijl. Äe^nlU
d)e« laft ftd) von ben einfachen 3nf*rumentm jur 3«t
ibrer ßrftnbung ijnb il)rer eifien Sbee nad) fagen. Die*
fe« ganjlidje 83erfd)meljen unb Grin«fein be« Singer«
(ober ©pieler«) mit feinem 3n(lrumente, unb mit bem,
wa« er burd) baffelbe hervorbringt, muffen natürlicher
SBeife auf!)6ren, fobalb (idj) bie 2)luft! al« Äunfl fla--
tuirte. Diefe ginbeic ijl tai ?)robuct rol)en 9laturju*
flanbe« (unb würbe e« wieber ba«, vollenbetfler Äunfl
fein finnen) — unb würbe von mir nur be«f)alb ^ier
erwähnt, um ju zeigen, baf e« burdjau« nid)t im 5Befen
ber Snjlrumente liegt, blo« al« Mittel z« gelten. —
©lefdje« ftnbet ftc^) nun in ber Harmonie; benn fo na*
196
turgemdß unb begreiflid)--angenel)m jebem Dfore j. 83. ber
einfache Sreiflang erfd)einen muß, fo t)at bte Äunft in
ibrer fpdtern ©eflaltung 3ufammenfldnge erfdjaffen, be-
ten 6rtrdglid)fe;t un« burebau« nur anerzogen nicfyt ans
geboren ifl. Sei) üermeibe e« jebod), l)iec fefljufteilen, in
wiefern ft'e babei in if)rem JRedjte war ober nid)t, ba id)
t>oc ber ^>anb nur betreifen wollte, baß aud) ein großer
2r;eil unferer Harmonie nidjt mel)r al« reiner Erguß
unfere« innern Seben«, fonbern a(« erroa* gormelle« unb
Äünftlidje« auftritt. — ©o wirb ftd) nun meine Un--
terfudjung auf biefe betben Singe, Harmonie unb Ston*
»erzeuge, erflrecfen fonnen, unb $u jeigen fud)en, wie
in ibrer ©eflaltung unb 2(nwenbung gerabe ba« ©igen*
rl)ümlid)e in ber 2fuöbcjurf^n>etfe unferer gütigen ÜJiujtf
liegt.
S3etrad)ten wir bie allgemein anerfannten SKeifler*
werfe ber vorigen unb früherer Epodjen, toergleidjen wir
ft'e mit bem, wai unfere 3*it bietet, fo bebarf e« nur
eine« flüchtigen SSlicfe«, um ben Unterfdjieb beiber fo*
gleicr) in ber fel)r üerfebiebenen 2(nwenbung ber IjarmonU
fdjen SJfittel ju ftnben. £Me Einheit bei grißjler STOan-
nigfaltigfeit (bie bod) eine ber erflen Erforberniffe be«
©djonen ifl) fdjeint bort flet«, r;ier feiten im 2(uge be-
halten ju fein. — 25iefe wirb aber t>or allem nur Durd)
bie flete 85e$iebung auf bm 2)reiflang erreichbar fein.
2)er ©reiflang ifl ba« ©erippe ber Harmonie, ba« ®e*
bdlfe be« #aufe«; in feiner richtigen #nwenbung liegt
bie gunbamentfd)6nbett eine« muftfalifdjen ßunflwerfe«.
Denn bie SKuftt ifl eine JCunfl in ber 3«it unb bebarf
mebr al$ jebe anbere Äunfl fifler ©tüfeen, bamit fie
nid)t unnu(j unb unuerflanben cor bem ©inne be« $6*
rer« entfdjwinbe. £)iefe ©tü&en ftnb melobifdje, rfyptfc
mifdje unb Ijarmontfdje Älarbett unb Einheit. 3* Md)-
ter tnbefien gefrier unb Unklarheiten in Sflelobie unb
JKfrptbmu« (jebod) fdjwerer im lefctern) in bie Äugen faf*
len, um fo leidjter werben fte aud) wrmieben, unb feU
ten fyaben jene, bie nur irgenb tfnfprud) auf ©eltung
machen fonnten, ftd> beren ju ©Bulben fommen laffen.
Um aber ba« !(are, marfige unb gefunbe frarmonifdje
©eripp eine« gr8ßern ©a&e« aufzubauen, baju bebarf e«
einer wirf liefen 93ollenbung in ber Äunfl, unb felbfl e«
ju erfennen, eine« reinen unb unterbotenen ©inne«.
25eftebt nun aber biefe Einbeit im kleinen, auf
bie flete S5e$iel)ung jum 2)reiflang, unb ba« bebeutenbe
83orfrerrfd)en biefe« natutgemdßefien aller Äldnge —
muß biefer fo oft jur Erinnerung gebraut werben, um
fein Uebergewid)t burdjau« gcltenb macfyen ju fonnen, —
fo beruht bie fyarmonifebe Einheit im ©roßen auf
ber SWobulatton. 25ie #aupttonart (bie Sonart, welche
tjorgejeidjnet ifl) eine« mufifalifdjen SBerfe« i(f, ndc^jl
ber einmal gewählten Sactart, ber beflimmtefle unb ma=
teriellfle Seitfaben, welchen ber ßomponift feinen 3ut)&
rem jum 2Jer(ldnbnif in bie ^anb giebt; ftd) nie fo
weit ju verirren ober fo unfldt umrjetfpringen, baß biefer
gaben ben #dnben berfelben entfcblüpfe — feine erjle
?)flid)t. Senn wenn bie fleißige ©inbeit eine« mufifa-
lifdjen Äunflwerfe« aucr> nod) t>on l)6t)eren S3ebingungen
abf)dngig gemadjt ifl, fo wirb biefelbe bod) nur bann er*
reidjt werben finnen, wenn aud) biefer JRegel 6t)rfurd)t
gejollt würbe. 2)a$u ift aber nid)t allein tynreidjenb,
baf ber ©aß an gewijfen 6infd)ritten, bei gewiffen, r>on
ber ^aupttonart bebingten, Sonarten anlange, fonbern
aud) wa« bajwifdjen liegt muß mit feinem muftfalifdjem
©inne erfunben unb gewdblt fein. 6« ift alfo, um
mein vorige« 83ilb wieber aufzunehmen, ntd)t genug, baf
ber l)armonifd)e gaben f)ier unb ba wieber erfdjeine, fon»
bem er muß nie verloren geben. — Diefer fernige, ge*
funbe gaben ifl nun aber meifl, nad) Äuber'fdjer SBeife,
jerriffen, jerflucfelt unb Derfnotet, ober nad) ©pobr'fdjer
fo au«gebr6felt, baf er ju (5l)arpie »erbuftet. —
2C. Aber man würbe boer) fdjwerlid) ©efe^e aufftet*
len fonnen, um fefljufefeen, wie weit man fid) in ben
Sonwerfen r>erfd)iebener 2(u«ber;nung T)on ber ^auptton*
att entfernen bürfe?
85. 9tatürlid) wdre ein foldje« ©efefe Idc^erli*, ba«
freie ©djalten ber ^)l)antafte beeintrddjtigenb unb be«l)alb
aud) fdjdblid), ob man jwar wol)l annehmen f6nnte, e«
gdbe eine auf ßrrfafyrung geßüfcte richtige üReinung bar?
über. 2Tber bie ^auptfac^e ifl ja auet) nid)t, wie mit
man gel)t, ober wie nalje man bleibt, fonbern bie 2lrt
unb 2Beife, wie man ben !)armonifd)en ©ang leitet.
SWan fünbet j. 85. bei SWojart l)armonifd)e gortfebreitun«
gen, bie an Äür)nr>eit burdjau« bem Äüfynflen ber 2frt
jur ©eite ju fleüen ftnb, bie aber bennod) nie bie ©ren»
$en ber @d)6nr;eit überfdjreiten unb bie Grinbeit be« tyau
monifeben SSaue« ftiren. Ueber()aupt Idßt ftd) ja in ber
Äunfl fo letd)t entfdjeiben, wa^ wirfliebe begeiflerte 3« s
tenfton, unb mi gemacht ifl. 25aß aber eben ba« $ar*
monifebe ftd) mebr al« bie betben anbem Elemente eine«
muftfalifd)en Äunflwerfe«, ba^u eignet, gemacht $u wer»
ben, barin liegt r;auptfdd)lid) bie Urfad)e, baß üon biefer
©eite fyer bem befferen gortfdjritte ber Äunfl ßinljalt
getl)an würbe, unb Unflarfyeit unb Ueberlabung an bie
©teile natürlicher ßrftnbung trat.
(ISertfeßung folgt.)
;i
%üt £rgef.
(®«luf.)
X Keffer Bier SDrgelflücfc. Dp. ÖS. — »re«.
lau, 6. ßranj. — lö g®r. —
5J?r. 1. ifl ein SSorfpiel gu bem 6f)oral: ,,©ei 8ob
unb Qt)t". ßtner guge oon mdßigem Umfange liegt,
tt'u iljrer Einleitung, bie erfle ©tropfe be« Choral« al«
Sljema ju ©runbe. Ein SErio folgt, für jwei SWanuale
I9T
unb $cbal. Die Eintritte ber brei Stimmen gefcf>ef)en
in ber gorm bec regelmäßigen guge; fpdrer überißt baS
9)ebal baS 2l)ema ben beiben Oberftimmen unb begnügt
fid) mit einem wohlgeführten, ßießenben S5ap ji. beren
mannigfachem 2Bed)felfpiele. — Der ßfjoral „greu oid)
fcf>r, o meine ©eele" tfi zweimal variirt. Die SRetobu
wirb erjl im DiSeant, bann im 2>nor mit hervorgehen*
ben ©timmen vorgetragen, wozu natürlich gleichfalls jroei
SJtanuale erforbert werben. 3ebe ber Variationen mag
als SBorfpiel bienen. 3ufammen als ©anzeS genommen
würben fie in ber 2fnlage unb ben giguren wie butd)
Die JRegijlerjüge einanber zu verwanbt erfdjeinen. — Fi-
nis coronat opus, gine guge mit SBorfpiel mad)t ben
33efd)luß. SBenn wir fie bie Ärone beS SBJerfeS nennen,
fo ifl eS ntc^t, weil eS eben eine guge unb tüchtige 2tr*
beit ifl; an f unfireieber , bod) leicht aufgeführter Arbeit
fehlt eS, wir brausen eS faum ju verftchern, aud) ben
übrigen ©tücfen nicht, ijl bod) ber 33erf. a(6 SWeifler
ber Orgel unb 2onfe|er hinlänglich begannt , fonbern weil
jie burd) geijlige (Jnergie unb ©ebanfenfrifdje fid) auS--
jeid)net. Sie ganje 9Wad)t ber Orgel unb bie £errfd)aft
ihres STOeifierS fann ftd) in ihr entfalten. —
tf. SS. SB. SS ol cf mar: ßfjoralbud) mit 83or>, 3n>U
(djenfpielen uno gef4>ict)tlict>en 'Änmerfungen. —
Äajjel, Ärieger'fche »ucbbanbl. — 1. fcieferg. —
12 ©r. —
, Orgeljiücfe. — ebenbafelbji. — 3 £efte.
ä 8 a®r. —
83on praftifdjem ©eftd)tSpuncte auS finb für in»
flructtve wie Itthurgifcbe 3tvecfe beibe 5Berfe auf's SSefle
ju empfehlen. 2UaS baS Ctyoralbud) betrifft, fo Idßt ftd>
gar nichts mehr anfmnen, wofür ein angehenber, wenig
gewanbter Organifl nicht Statt) unb $ülfe fdnbe. 3u
jebem Choräle ftnb mehrere SSorfpiele, ju jeber 3eile
mehrere 3wifd)enfpiele, julefet ein ober mehrere GljoraU
fdjlüffe gegeben. Die Gljordle finb rein vierftimmig ge*
fefct, burd) fleine 9Jotm aber bie äierfidrfungen ber #ar*
monte beim vollen 5Berfe auf fleinen Orgeln angeben
tet. äJorfpiele wie Choräle ftnb fo eingerichtet, baß fie
mit wecbfelnben STOanualen fowohl, al« mit Crinem, unb
felbfl auf Orgeln ohne *Pebal ausführbar fürt. £)af
hierbei vom rein fünjtlerifdjen ©tanbpunete auS große
Ttnforberungen nid)t zu machen fhb, verfielt ftd); bod)
ftnbet fid) unter ben SSorfpielen SKandjeS, was nid)t fo
ganz unbebeutenb, als man erwartet. 9Jtit Unrecht finb
jebod) provinjiale Abweichungen in bie Choräle aufgenom*
men, wie in bem Ghocale „2flad)'S mit mir ©Ott' 7 ;
wenigfienS wäre, wie bei einem anbern Choräle wirtlich
gesehen, bie „anbere SeSart" beizufügen gewefen. —
Die Orgelfiücfe gehen gleichfalls mehr auf praftifdje
3»ecfe, als auf einen namhaften $la& in ber SKufTf*
literatur aus, boeb g«b^ P< }«w Sb«U fc^on einige
©dritte weiter unb machen an Orgeln unb ihre ©pieler
etwas X)ir)tu, bod) immer nod) fehr mdfjige Anforberun»
gen, aud) befleißigen fie fid) einer großem ^Mannigfaltige
feit ber gormen, bie ber guje unb beS 2rio ntd)t auS*
gefchloffen. O. ?.
3luö <S ö I n.
[Das Ic^te «Kufilfefl bafelbfl.]
— Sie erhalten h^rmit nuinen fd)lid)ten, ehrlichen
Seridjt über baS brei unb jwanugfle 9tieberrh*inifche
SMufiffefl, welches abgehalten würbe am 30. unb 51.
9Wai b. 3. ju Goln im großen ©aale ©ürjenid) unter
ber Leitung beS $rn. dapeümeijler (lonrabin Äreu^:r.
DaS Programm ju tiefer ge(llid)!eit war allert ...^
geeignet, mid) unb jeben 2Äufi!freunb mit freubigen ßv^
Wartungen ju erfüllen, unb fdjon bei ben Hauptproben
am 28flen unb 29flen fanben fid) bie 3ul)6rer in fo
Zahlreicher 2)?enge ein, baß man wohl fagen fann, baS
gefi xjaU fd)on mit tiefen groben begonnen. Der erfle
geflabenb brachte, nebfl ©lucf^ Ouvertüre $ur „SphU
genia in ÄuliS", baS Oratorium „Davib" von S.Älein;
ber zweite begann mit einer neuen Ouvertüre von Gonr.
Äreu^et; biefer folgte Gherubini'S vierte 9WefTe
(6-Dur), unb ber f>unberrffe ^)falm von^inbel fd)loß
bie erfle 2(btheilung beS GoncertS; bie jwette 20>theilung
unb ben ©d)luß beS Goncerts bilbete S3eethoven'S
9te Symphonie. Den Vortrag ber ©oloparthieen h^t*
ten grau van Raffel t*S5arth ouS SBten, grau 2(.
?)irfcher aus Darmftabt, grau Sei aus Goln, bann bie
grduleinS gepben unb SBellp auS Göln; ferner ^err
SKantiuS auS SSerlin, ^)r. ^)ifd)ef auS granffurt
a. 5D?., ^)r. Du^üBont aus Goln unb ^)r. Älein auS
Sonn übernommen, grau 9)irfdjer erfd)ien jebod) eia»
getretener ^inberniffe wegen nicht unb würbe erfefct burd)
grdulein ©reve auS Arnsberg, welche baS angenehme
©efdjAft hatte, bie ber Grflern jugebadjte Soloparthie in
ben legten Sagen vor bem gefie einjufiubieren. Der
@<Jngerchor beflanb auS 513 — baS Ordjefler, unter
welchen id) ausgezeichnete Äünfller erblicfte, auS 182
^)erfonen, gewiß eine ^)6d)fl impofante SWaffe. — 9Jun
jur Aufführung felbfl.
©lucfs f6rnige, beutfd)frdftige Ouvertüre von bie fem
S?iefenord)e)ler mit ^rdeifton unb geuer ausgeführt, be*
gann würbig baS beutfdje gefl, unb erfüllte bie weiten
9l<Sume beS alten ©ürjenid) mit ihren einfachen unb bod)
fo gewaltigen Stonweifen. 2BaS i(l bagegen baS ©eflin»
gel unb Srommelwerf fo vieler Ouvertüren sgabrifanten
ber neuen 3eit! SBeniger mochte mir Älein'S „Davib"
gefallen. 3<b wiü biefem, um beutfehe SWufif fo ver=
bienten Spanne nicht zu nahe treten, unb geflehe gern,
baß id) im 2ten Stheile feines Oratoriums recht viel
198
©d)4ne« gefunben f>abe; abet bet lfle Styeil fd>eint mit
bei allet Gotrect&eit fleif unb trotten, — nid>t6 etwdtmt,
ergreift, langfam befd)leid)t bie 2angweile ben 3ut)iter.
©n g«ft* 8« »eifern STOuftfer au* allen ©egenben ju*
fammenfttimen, um tyte Ätdfte ju fold>' fdjonem unb
i)0f)em iäwecfe ju vereinigen, wo fein 2fufh>anb gefpatt
um autfy ben dufietn ©lanj beijugefellen, ba follten fheng
nur foldje 3Betfe $ut Aufführung fommen, beren tyobet
clafftfdjet SOBertl) allgemein anerfannt ijtj unb, ©ottlob,
wir fcaben baran feinen fanget in Deutfdjlanb. Dem
83erne&men nad) würbe „Davib" be«f)alb gewdfylt, »eil
Alein in Giln ba« Ctd^t ber 5öelt erblicfte. Diefer $a*
trioti«mu« ift redjt liblicfo, follte jebod) t)6f)eren JRucfpd>«
ten weisen. Äud) in ber 2(uffüf)rung tiefe« 3Berfe«
wollte mir SKandje« nid)t besagen, grau van Raffelt»
S3artf) fang bie erfle @opran*9>art()ie (3ulamitl)). Diefe
Äünfilerm geniejjt burd) ganj Deutfdjlanb ben wofylver*
btenten JRuf einer vortrefflichen bramatifdjen ©dngerinj
allein ein Anbete« ifl, ein Oratorium ju fingen; baf fte
biefer Aufgabe gewadjfen fei, l>at fte bie« 3Bal nid)t ganj
bewdfjrt; it>r ©timmotgan i|t nebenbei nid)t geeignet,
einen fo großen JRaum, wie jenen be« ©ütjenid)s©aale«,
geistig au«$ufüüen; baju fam nod) ein immetwdt)tenbe«
Ütemuliten ber ©timme, wa« obngeadjtet i!>rec glocfen*
reinen Intonation feine gute SBitfung madjte. 6ben
fo wenig t>at mid) bie ©timme be« Jpm. Du*5Ront
(Davib) angefptodjen, obgleid) td) bie Äunfl unb ba«
@efü()l, welche« biefer ©dnget in feinet 5öorttag«weife
entfaltete, mit Sergnugen anerfenne. 3d> t)abe nadlet
erfahren, baß berfelbe, wie aud) gt. *>an Raffelt -SSattb
ftd) beflagt (jabe, an beiben gejlabenben wegen Stfdltung
nid)t ganj bei Stimme gewefen ju fein. Dagegen I>at
4?ett ÜJlantiu« (2(bfolon) mit feinem flangreidjen, frdfti*
gett 3>not unb feiner eblen ©efang«weife , unb eben fo
grl. ?eiben (9?atban) mit ibrer wunberfyübfcben tfltflimme
ba« £er$ erquicft. grl. ©ret>e (2t)irja), welche — wie
oben bemerft — bie $arrt)ie erjt wenige Sage t>or ber
Aufführung übernommen fyattt, leitete mit ifyrer fd)6nen
©timme 2(lle«, wa« man unter gleichen Umfldnben nur
(etften fann, unb verbtent be«tjalb vor Allen Danf unb
Änerfennung. $r. 9>ifd)ef (3oab) war an biefem Äbenbe
wegen ^eifetfeit §wat nid)t bei voller ©timme, fang je*
bod) feine untergeorbnete *Partf)te tabello«. Ctyor unb
Drdjejtet arbeiteten wacfer unb frdftig. Der Sfifali be«
publicum« war jebod) (au, fd)ien mir mefyt berfimm*
Ud), mef)r blofe ©alanterie, al« burd) bie greube be«
Äugenblicf« erzeugt, wovon bie Urfad)e nidjt in ber Auf*
fübrung, fonbern in ber Gompofttion felbfl }u fudjen fein
Durfte.
Det jweite gefiabenb wat butd> bie SKeifletwerfe,
weldje ba geboten würben, ungleid) intereffanter , al« bet
erfle. 3u biefen SBetfen barf id) jebod) bie ßuverture
nid)t jd^len, fo leib e« mir auc^ tbut; fte ifl ein idt*
menbe«, gldnjenbe«, abet flache« unb mituntet felbfl tri-
viale« SEonflücf, butdjau« ntd>t geeignet, jene i)errlid)en
Sonwerfe, weldjen e« voranging, würbig vorzubereiten.
3d) wünfd)te von £erjen ein günfltgere« Urtbeil fdlien
ju f innen, fdjon bet vielen SKüfce unb 2(tbett wegen,
welken ftc^ «f)t. Gapellm. Äteu|et al« Dirigent bei ben
vorhergegangenen STOufifproben unb enblid) bei ber 3uf*
fül)rung felbfl wdf)renb einer martervollen 3«li-^i6< uns
terjief)en mupte; allein bie SBabtbeit will ibre £Red)te;
wo fo viel ©*6ne«, mit fo viel $omp unb Jfufwanb
an SKitteln geboten wirb, fo follte feinerlei 8tütfftd)t vet-
migen, ein bei weitem minber wertvolle« 2on(iücf vor-
angeben ju (äffen. 2(uffallenb genug war bie Äuffül)*
tung biefer Duvertute bie gelungenfle an beiben 3Tbenben,
— bet SSeifaü taufdjenb unb anbaltenbü — Dod) wei*
tet ju ben folgenben tyettlidjen 2onwetfen, weldje t)\xi:
teid)enbe ßntfc^dbigung boten füt ben fleinen SJerbtujj
be« ©ingang«. Gb^ubint'« wunbetvolle, fromme 2Cn?
bad)t (jaudjenbe vierte 5Weffe, mit }iemlid)er 95rdcifton,
Äraft unb SJunbung au«gefübrt, verfd)eud)te jeben @e*
banfen be« ©roll« in mir, unb bei bem bittenbei^ fanft
verbaKenben „Dona nobis paceui" war aud) jene Duvet*
ture vergeben unb vergeffen. Die ad)t ©olo»@timmen
würben von grl. ©reve unb grl. SBelip (©opran), grau
S3el unb grl. Reiben (Hit), ^rn. Älein unb #rn. 2J?an-
tiu« (Senor), bann ^rn. ^)ifd)ef unb ^>rn. Du^SKont
(S3afj) red)t gut vorgetragen, grau van #affelt-33art&
fang ba« ©opramSolo im £)ffertorium mit 3ugabe meß-
tet Stiller, wa« jebod) nad) meiner STOeinung ben guten
ßffect nicbt fleigerte. SBorjüglid) muf ic^ jebod) btetbei
au«ieid)nen grau 85el mit tbrer fd)6nen, gemütblid)<n
2(ltflimrae, bann #m. ^)ifd)ef, erflcr S3a§; bie Ärdnf*
lid)feit feinet fonoren, frdftigen SBaritonflimme wat jum
2^eil gehoben, unb etregte allgemein ben nun vergebt
d)en SBunfd), baf biefem Äünjller eine bebeutenbere SKit»
wirfung bei bem gejle ju Zt)t\l geworben wäre. —
Auf bie afteffe folgte nod) in ber erflen 2(btbeilung ^)dn*
bei« votttefflid)e Gompofttion be« bunbettflen ^)falm« mit
Ätaft unb SRunbung au«gefübrt. Untet ben ©oli muf
id) abetmal« grau S3el unb ^rn. ^)ifd)ef b«au«l)eben.
(Cö5d)Iu| folgt.»
91 o t i $.
%* 3. «&ooen in Sffitcn fdjretbt an einet neuen Cpn:
„ba* Äätbdjen oon »petlbrcnn", 3:ert von £>. ^)recbtl?r. —
Bon b. neuen 3ettf(bt. f. SXuftf etf4)etnen w&<$entlidj jaei «Rummetn ju einem balben Sogen. — ?rei« be« SBanbe« oon
52 9Jummefn mit muftfaliftyn ©eilagen 2 SEblt. 20 9tgr., obne mu|tfalifd)e Beilagen 2 SMr. lü 9^gt. — Abonnement nehmen
alle ^ofldmtet, Su^, SKufTf- unb äunftbanblungen an. —
(Qlttrucft bei 3r. Äwef minn in tfirjig.)
IX e u e
3^itöcl)rift für Jttttötk.
SBerantwortlidjer SRebacteur: Dr. SH # S dm mann. SSerleger: 9?« ^riefc in $etp)tß.
SBierjetynter 93anb.
M 50.
$cn 21. 3unt 1841.
ClafüfA unb Äcmantifd) (tfcrtfctiq.). - Berichte nu* Goln 'Sdjlufc.) - ©citrus jur ^Jnfllerqcfctidjtc \>
Henri ^tc«. -
Dag SRomantifdje tft ba$ ©djöne o&ne SBegrenjung, ober ba« fd)6ne Unenbltdjc, fo wie eg ein erhabenes giebt.
3ean $paul.
ßlafitfd) unb JRomantifd).
(Öortfefcung.)
X 2fbec bie fyarmonifdje 33ef)anblung i|t bod) ge*
rabe ba$, worin ftd) ber Äünjtler al$ folget jeigen fann,
unb S3e(frebungen bec 2trt ftnb immer aebtenb anerfannt
worben.
85. 6m wahrer Äunfller wirb feine Äunft in ber
natürlichen S5ebanblung be$ ßinfadjen benxJljren, unb
feinen innecn 9teid)tbum nid)t burd) Anrufung dufecec
SHtttel üerbeefen. Die SOTobulationen in ben 2(fforben
bec SEonleiter bieten eine foldje ungezwungene SWannig*
faltigfeit bar ; man fann bued) fte leid)t bie gr6fj fte Äraft
unb SBurbe, wie alle jarten ®efüt)le fäjilbern; bafyec ifi
ein fafl ginjlid)e$ a3ernad)läffigen biefe* Äunjhnittel*
t>on neuecen Gompomflen burdjau* nid)t ju entfdjulbU
gen. Unb wie follte bued) bajfelbe barmonifdje ©inbeit
nid)t am beften Ijerjuflellen fein? ©tnb bod) bie 2ff*
foebe bec Sonleiter bem 2onafforbe üon bec 9?atuc ju
©efellen befttmmt. —
X tfbec btefe 2fct bec SKobulation würbe febweclid)
fuc dilti ba« auSceidjen, waä wie jefet bued) STOuftf fd)iU
becn wollen.
85. 9tein, in bec Sb« nid)t; abec ju bem, wa«
wie bacjtellen wollen, reichen eben fo wenig bie toiec
unb jwanjig SEonacten, bie Unjatjl ton 3n|teumenten,
bie fyaarfhäubenben Äffocbe, bie 9Warfd)rbptl)men unb wie
all" ba$ Material unferec Äunft ftd) fonfl nod) nennt,
au«. Uebrigen* w<Sre e$ ja aud) lädjerlid), bec ^fjantafte
be$ Gomponijten überhaupt eine foldje ©renje fteefen ju
wollen. 3d) will aud) ntd)t, man foll blo* in ben ZU
forben bec Tonleiter mobuliren, fonbecn verlange nur,
man foüe biefeS (trofe feinec 9iatürlid)feit feeilid) fd)Wec
ju bef)anbe(nbe) Äunjtmittel nid)t gtinjlid) aufgeben.
X Du ftnbeft alfo ben Unterfd)ieb jwifdjen bec
mobernen unb bec frühem (fegenannten claffi'fdjen SRu*
ftf) ljauptfiid)lid) in biefec 2lbweid)ung bec fjarmonifdjen
S5ef)anblung.
35. 3a ; in bem ungefunben, fd)wäd)lid)en unb über*
labenen Aufbau bec £acmonie liegt ec red)t eigentlid).
Die n6t()ige 6inf)eit ifl verloren gegangen, jene lieber«
einfiimmung, bie gunbament, ©ubflruction unb überbau
in gef)6rigem 93erl)dltni([e erfd)einen [&$t, bie bem 3« s
filiigen ntdjt bie erfle ©teile anweifl, unb bie ^aupt^
fadje in ben .Seiler verbaut. Die l^armonifdje ^unfl fyat,
wie aüti in bec SBelt, iljre naturgemäße jortbilbung ge-
habt; (Te \)dtu, nad) meiner 2fnftd>t / mit SJfojart tyr«
Jp&t)t erretd^t, unb fanf t>on il)m ab. Senn wir f6nnen
un6 feinec guten neuen 3uf<unmenfldnge rühmen, bie
jenec nic^t fdjon angewenbet tyhtte; ba« üBatectal ijl feit
il)m baffelbe geblieben, wie Decbauen e« nuc anbeel 2$He
^eteaec^, wie 2)ante, fo fianb STOojaet auf bec ©djeibe
bec 3eiten, bem t)oc it)m eeworbenen 9leid)tbume gebfe-
tenb, ol)ne ben fd)dblid)en einfluffen ber fpdtern $t\t
(f)ier beö ftd) erjeugenben 33irtuofentf)um6) ju unterliegen.
S5et iljm bemerfen wir fein anbere* Streben, a(6 burd)
bie Äun(l ju ergeben unb }u erfreuen; feine weltliche
Äb(td)t befd)mujte feine ^)t)antafte, unb felbfl ba, wo e«
bod) fein SQBille war, Äunftfectigfeit ju pcobucieen (§. S5.
in feinen Glat)iecconcerten) vermag er feinen SBillen nid)t
gegen bie f)6f)eren ©efe^e, benen er folgen muß, gel*
tenb ju machen. — Dod) gel)en t>on i()m jene fd)ie*
fen Stiftungen au6, bie fpdter in ber Aunjl ©erfolgt
würben.
X Du fefceft mid) burd) bad, wa$ 2)u fagfl, in
ßeftaunen, benn inbem J)u STOojart al« ben bejeid)*
ne|l, ber feiner Äunjl in l)8d)(ler SJollenbung obgelegen,
nennjt Du if>n jugleid) al« ben, aud welkem bie 5Bet«
200
irrungen fpdteret $t\t entjlanben. 2Bie fcU icf) bat ju-
fammenreimen ?
8. Auf eine fef)r natürliche SBeife. Du wirft
ndmlid) im ©ebiete be« 2Biffen«, wie ber Äunft (ja felbfl
tn bec poütifc^en ^EB«ltgefd>id>te) bie 33emerfung machen
f innen, baß, wenn nad) bem $infd)eiben eine« großen 5Kan«
ne« (©enie«) Äeiner vorfyanben ifl, um Äunfl ober 28if*
fenfdjaft von U)m au« ju leerer, allgemeiner Sollen*
bung weiter $u leiten, bie einzelnen verfdjiebenen Sie*
mente, bie er allgewaltig in ftrf> vereinigte, wieber ftd)
trennen, unb einjeln von Einzelnen au«gebilbet werben.
5Bie nun biefe ©Reibung ber Elemente an unb für ftd)
fdjon etwa« SJtangelbafte« unb Unjuldnglidje« bat, fo
tritt biefe« Unjlattfjafte im votiUm ifolirten Silben ber*
felben immer metjc hervor. Sa« @leid)gewid)t, welche«
fte in ifyrer Bereinigung Ijerjlellten, ifl aufgehoben. 3(uf
biefem SBege lagt ftd) alfo fein burd) unb burd) gebiege*
ne« Äunflwerf metyr fd)affen. Denn nur ein ©eijl, ber
ba« ©anje ber Äunfl mit flarfem 3(rme unb red)tlid)em
©inne umfaßt, fann einen toe\tntlid)tn gortfdjritt ber*
felben bewerfftelligen. 2Ber ifolirte Stiftungen verfolgt,
wirb in ben meiflen gdllen gdnjlid) irre geljen, im beflen
aber nur geiter fein fönnet?. (tonfervativer SEalente (fol*
d)e, bie bie erlangte Äunflb6be behaupten, bem Stücfs
fdjritte fo viel al« miJgltd) entgegengehen, ofcne felbjl ei*
genmdd)tig vor$ufd)reiten) tyat e« von jeber wenige gege*
ben, unb obgleid) if>c 33iflreben ein bodjft anerfennung«*
w*rtbe« genannt werben fann, fo !6nnten fte bod) it)rer
Stellung nad) nur mittelbar auf bie Äunfl einwirfen.
Um nun auf meine 93ebauptung jurücf jufommen , fo
feben wir in 2flojart vorjügtid) jwei ©egenfdfce in tyvv;
ltdjer Bereinigung unb 2fu«bi(bung: 1. ba« 2ieblid)=9fte*
lobifdje, 9iein;@d)6ne in ber gorm, 2. ba« 3Jldd)tigs
Srgreifenbe, J?armonifd)*©ewaltige in ber 3bee. Diefe
beiben 9iid)tungen finb (wie id) fdjon früher erwdbnte)
nad) if)m einzeln, juerjl mit bewunbrung«wfirbiger Äraft,
mit nie getrdumter Sriginalitdt unb 2Äeiflerfd)aft auf
ber einen ©ette, mit \)iü)ftn Xnmutb unb ©rajie auf
ber anbern verfolgt worben. 2(ber nun ldd)le ju bem
23eweife, ber mir bennod) fd)lagenb fdjeint: 2Benn bei
Sttojart'« ©d)6pfungen ?aie wie Äunfller ftd) in t)bd)ftt
SSegeiflerung verfefet füllen, rubrt SSeetboven'« SWuftf oft
nur biefen, JRoffini meijl nur jenen, ober wilfft Du ba«
nid)t gelten laffen, fo wirft Du mir bod) eingegeben,
baß in ber .Runfl bie dußere Srfdjeinung bie #auptfad)e
ifl unb felbfl über bie 3Dee prdbominirt, baß ©d)6nf)eit
unb gefällige 2(brunbung berfelfren erfle« 33ebingniß unb
©rforberniß jebe« Jtunfhverfe« ijl. Damit aber beenbige
id) biefe 2(bfd)weifung unb fefjre ju meinem #auptgegen*
ftanbe juruef J)af ftd) unfere heutige $armoniftrung
eben fo geflaltete, wie e« gefdjefjen ifl unb baburd) bie
Art be« 2(u«bruct« eine ganj anbere würbe al« fruber,
fal)en wir; woburd) bie« aber gefd)al), bafur müfte ftd^
nun, meine id), ein f)inreid)enber ©runb aufftnben
laffen. —
(©*lut folgt.)
31 u* ©öl«.
[J)a8 lejte 2Ruft!fe(l bafelbfl.]
Die jweite Abteilung unb ben ©d)luß be« gefle«
machte SSeet^oven'« neunte ©pmp()onte mit Gbor. 6in
wurbigerer ©d)tuf eine« fo großartigen gfefle« fonnte nidjt
gefunben werben, ©iebt e« irgenb nod) Semanb, weis
d)er an ber Alle« uberragenben ©enialitdt Seemöven'«
jweifeln finnte, ber gelje l)in unb t)ixt biefe« coloffale
5Berf, biefe ©pmpbonie aller ©pmpbonteen, feiner S3e*
februng bin id) fid)er, wenn er nur eine 2lbnung b^t
von bem, wai eigentlid) SRuftf ifl. ßrlaffen ©ie mir
e«, ba ju fd)ilbern unb $u befd)reiben, wo e« felbjl eine
gewanbtere geber nid)t vermidjte; tc^ will mid) blo« bar*
auf befdjränf en , %t)mn ju fagen, auf mld)t SDBeife
biefe giganttfd)e 2onbid)tung ju ©efyir gebracht würbe.
2Ber biefe« SBerf näber fennt, ber fennt aud) bie ©djwie*
rigfeiten, weldje fd)on in ted)nifd)er 58ejiel)ung bei ber
2(uffubnmg überwältigt werben muffen, unb welAe um
fo bebeutenber werben, je gr6fer bie SWaffen ftnb, welche
ftd) biefe Äuffubrung jur Aufgabe madjen. Die gelun«
gene 26fung biefer Aufgabe ifl weiter bebingt burd) eine
binretdjenbe 2(n$abl mit fteberer, flrenger unb umftd)tiger
^)anb geleiteter groben, ein (Srforberniß , weldjem bie«»
mal ntd)t ganj ©enuge gefdjeljen fein mod)te, unb bei
ben obwaltenben Umfidnben auc^ nid)t wobl gefdjeben
fonnte. Darum wirb 5?iemanb bei ber 83eurtl)eilung
biefer 2Tuffubrung gu flrenge fein, man muß im ©egen*
tbeile ber SRuftfsßomite, bem Dirigenten unb allen SWit*
wirfenben berjlidjen Danf wiffen bafür, ba^ biefe« 5öerf
wieber ein SWal ju ©ebor gebracht worben ifl. Die ©e?
fang*©oli im ginale würben von grau v. J&affeltsSSartb/
grau S5el, #rn. ÜKantiu« unb ^)rn. DusSKont vorge*
tragen; ber Cljor unb ba« £)rd)ejler arbeiteten waefer,
unb legtere« mit einer SSegeiflerung , welche id) bei allen
vorhergegangenen Üonflucfen ber beiben gejlabenbe ver^
mißte. Sollte bie 2aubeit, — id) mod)te fagen ©et»
broffenbeit, tttld)t überall vorjuberrfdjen fd)ien, — ber
SWangel eine« bejlimmten, feflen eingreifen« ber 6f)6te,
uberbaupt ber ftdjtbare Abgang ber 9)rdcifton im ßnfemble
vom Direction«pulte ausgegangen fein? — 3d) will ein
beflimmte« Urtbeil hierüber jebem Änbern uberlaffen, ber
beffer eingeweibt ifl in bie muftfalifd)en 3u1lanbe 66ln«,
weldje vor Allem eine größere (5inigfeft ber 3Jfuftfec unb
2Wuftffreunbe bafelbft wünfdjen laffen. — Die ©pm-
ptjonie erhielt ben raufd)enben unb l)er$lid)en SSeifall be«
201
publicum«, welcher fortbauerte, al« fofort eine 25ame
bem Dirigenten be« gefiel, #rn. Äreufeer, einen 2orbeet^
feanj überreichte; gugtetd) regnete e« au« allen £)effnun-
gen be« ^lafonb« @ebid)te fjerab, in welken ben ©cbern
be« gefie« mit finnigen 3Borten 2)anf gejollt würbe.
@o enbete ba« 23(le nieberrljeinifdje 9Jtuftffeft ju Goln.
9lun foUte icfc aud) nod) einige SBorte beifugen über
ben äußern ©lanj biefer gefllicfofeit, abec bie« erlaffen
©ie mir. 3d) bin $u beriet ©djilberungen fef)r wenig ge=
eignet. 2Benn aud) bie vielen flimmernben 2fiftre«, n>eld>e
£id)t unb ©lang verbreiteten burd) ben alten, weiten
©ürjenid), — wenn bie reid) verkette SJallufirabe, welche
ba« £)rd)efier vom publicum trennte, unb hinter welcher
ftct> an beiben ©eiten ber 2)irection«*2!ribune bie ge*
fdjmücften, gldnjenben Steigen ber G&or*jtngenben £a*
men bi« $u ben Snflrumentalijlen erhoben, mid) in eine
f leine 85egeiflerung bringen f8nnten, ba fallen mir $u*
gleid) bie profaifdjen, gemfitt)lid)en , naeften SSinfe otyne
Slüdlefjne ein, auf welken bie 3uf)£rer, bie £onoratio*
ren voran, 9)la| nehmen mußten, unb an welchen mandje
feibene JRobbe, jum großen S3erbru|fe tl>ret S3eft&erin, $u
©runbe ging, — td) benfe ber wohltätigen ©eifier,
vulgo Äellner, welche von bem rütfwdrt« im ©aale an*
gebrachten Söuffet tjerab, in ungenirten weifen GamiföU
d)en, aud) mitten in ber ^robuetion Srojl unb gabung
brachten unter bie vor $ifce verfd)mad)tenbe SWenge, unb
bafyin ifl bie Segeijlerung. Darum nur nod) foviel, baß
bie Seiter unb Änorbner be« gejte« wirfltd) nid)t« ver*
fdumten, um ben ÜljeUnebmern an bemfelben 83ergnugen
aller 2trt $u bereiten. Sine muftfalifebe Sifenbafynfa&rt
nad) 5D?ünger«borf, verabrebete 3ufammen!unfte in 2)eu$
unb auf ber 9!l)einau, welche am 3fbenbe be« 31. SJJai
fejllid) beleuchtet war, Äaf)n*3Bettfat)rt auf bem Steine,
große £)per (J)on 3uan) am Dienjlage bei feftltd) er*
leud)tetem #aufe, barauf bal pare im großen Haftno*
©aale, baju ba« fd)6nfle SEBetter, — Alle« vereinigte
ftd), ba« gefi ju verherrlichen unb in ben 2l)eilne^mern
freunblidje unb banfbare ßrinnerungen }u Ijinterlaffen. —
S3orguglic^ jebod) muß id) eine« ©enuffe« erwähnen,
welker un« am erjlen gejltage um bie SWittag«fhmbe
im Socale ber ©ingafabemie ju SEfjeil würbe, wofelbfl bie
Diepgen Äinfiler, bie ##. #artmann, Derfum,
SBeber unb 85 reu er ein Öuartett von ÜRojart (£*
Dur) unb ba« jefjnte Guartett von Seemöven au«ge*
jeid)net gut ju ©ei)6r brachten, wofür tynen ba« jatyl*
reid) verfammelte publicum entl)uftaftifd)en SSeifall fpen*
bete. Diefe jungen, verbienftvollen Äfinflter baben ftd)
erfi feit Äußern jue Gultivirung biefer 9Bu(ifgattung
vereinigt, unb verbienen ben fdjinen Stuf, welken fte ftd)
baburd) bereit« erwarben, vottfommen, ©lue! unb ©e*
beiden tyrem ebfen ©trebent — S. ?).
SBeitrag ju ber Äünftlergefcfeicljte fieipjigö.
SSot je^n 3a^ren — am 24. 9lov. 1831 — feierte ein
tfünftler in 8eip|tg ein ge^, »a« nur »eniaen ju begeben
vergönnt tft, ndmlic^ bie geter fünfzigjähriger SDienjtanjlellung
in lern bafigen Drdjefler. 6ein 9tame — @. %. SO. SBacj
— wie fein fo jtattlidHmfka Äeußere ift wofcl nod^ Stielen in
freunblic^ei* (Srinnerung unb feine mannigfaltigen SSerbienfle
M tt)ürbige ©tü f :c bc« jDrdjcflerö — er war ein treffltdjer
Gontrabafftjl — nidjt oergefTen. ßebenbig regte bad 3ubttdum
bte ^iejigen Äünftter auf, b^fonber« fdmmtltc^e Otc^flermits
alieber beeiferten ftc^, bem fteb^igid^rigen ©reife ibre innige
äbeilnabme auöjufpred^en. tfud? bie geehrten 2>irectoren be«
öffentlichen @oncirteö gelten e« für eine fdjöne ^pfltdyt, S3e weife
ber Hdjtung unb ß^rerbictung burc^ Ausfertigung eines ©bren^
biplom« bem oerbtenten -tfünfKer barjubringen unb fo wurbt
ba« ©anje burd) tbre SÄttöilfe ju einem Jtünfllerfefle unb
um fo mei)r, ba ber Jubilar in einem am ^djlujfe be« fdjö*
nen SEage« veranflalteten Sonctrte — in bemfelben Saale,
ben er funfotg 3a^re oorber mit einweihen ^alf — felbfl noc^
mit Äraft unb geuer fein mädjttgeö Snftrument bebanbeln
fonnte. gü^lte fi* Sßad?. ^>oc^ belohnt für fein tfunflfireben
bureb fold^e oielfacfte 3üge ber Siebe unb 3uneigung, fo foUte
ibm nodj eine Ueberrafdjung bereitet werben, bte, außer mir,
wobt nur SBenigen begannt würbe, unb bie i^ gern veröffent-
liche, ba fte baju beiträgt, ba« ©emütb einer in früherer 3eit
Ceipjig angebörenben, boebgeaefateten Äünfllerin in ba« fdjönfle
8idjt ju fegen. Sföag e« oergönnt fem, f4lid)t unb etnfad)
bavon Äunbe ju geben.
Einige Sage nadb bem Subelfefte fuefee idb ben oäterlicben
greunb in fetner füllen 2öol?nung auf, um in gewohnter SBiife
mid) mit biefem 9?eflor ber Ctteratur-- unb Äünfllergefdjidjte
|U unterbauen. JCaum bti i{?m eingetreten, nefcme id> eine
ungewöbnltc^e Aufregung an bem fonfl fo ©leidjgeftimmten
roatjr > boeft ebe ic^ na$ bem ©runbe forfc^e, bdlt er mir mit
beUgldn&enbem Angefleht einen furj Dörfer eingegangenen Brief
entgegen. Unb oon wem war er gefdjrieben f — £<on SWab.
S(etla SBatfa, geb. ?)oble«ea, bie bem 3ubilar üon
^rag au«, bat. b. 3. $ec. 1831 ein laute«: ©lüctauf! entge?
genjubelt, bem Spanne, ben fte oor länger al« funfttg Sabren
bei bem oerbienten Cantor filier fyattt fennen unb fdjä$en
lernen unb ber von t'br in feiner Sugenb fo oft burd) lieblidjen,
retjenben ©efang entjücft worben war. Aufgeforbert von
2ßad), mußte ttEy bad (Sdjreiben laut oorlefen unb rübrenb
war e« ju feben, wie ibm ftiü au« bem Auge eine £l;räne
entrann unb er, nadjbem t^ geenbet, nidjt SBorte ftnben f onnte,
feinen ©efü^len «Raum $u geben, ©ern bewiUigte mir ber
örei«, eine Abf^rift be« Briefe« ju nebmen, unb tefe glaube
mit bem genauen Abbrucfe beffelben manchem 2efer einen nic^t
unwtltfommenen ©enuß ju bereiten, ba un« bte Äünftlerin —
betrauten wir ba« einfad>rfd)öne SWonument, welche* fte bem
Anbenfen filier'« wet'bte — in t'brer Ciebe *u jenem treuen
gebrer, t^rer Anbänglidjf eit an biefem tüdjtigen Äünffltr
wabrbaft oerebrung«wertb erfdjeint.
„3^ muß @w. Söoblgeboren meine ©ratulatton jur glücf =
U4 erlebten fünfzigjährigen Jubelfeier be« ^oncert« ju ßetp^ig
wentgflen« mit einigen 3eilen abflattcrt 5 unb ba ber 2Baß ber
©runbton ber ^armonieen ift, fo wünfdj' ic^, baß @w. 2öcbl=
geboren mit bero funfloollen ©efcftictlicbfeit nodj lange, lanac
Sa^re ben ®runb ju benfelben angeben unb mit jugenbltdjer
tfraft bie tiefen ®aittn erfd?üttern, bie ju bem 4>erjen ber
SÄenfdjen oon bem ewigen (^runbtone aller ^armenieen [pre.-
(ften. X>tm ewigen JBater unb edjöpfer alle« ©uten banfe icfc
berjlic^ unb tief gerübrt für bero erbaltene« tfccure« Ceben,
ber an bem ©runbbaffe ibre« 4>erjen« m Söo^lgefaUen gefun*
202
ben, ber feinet fcarmoniföen @d)öpfung unter ben SRenföen
Qhu oerfünbet." .,«„... .^
„Sßie oft \)at mi* 3&t fceunbltdje« Äopfmcfen, wenn td)
*u Seipjig gefangen tjabe, belo&nt, ermunbert unb jum glri&e
erwdrmt unb ber Änicf«, ben t* 3bnen al« ein fleine« SRdb--
d)cn bafür machte, mochte wo^l bei meiner ©efdjwinbigfeit
poffierlid) genug gewefen* fein. —
„Die unoerdnberlidje ernfte 3ett, bie mannen 9Benfd)en ben
Iffiedtfel ber Dinge bi« in« graue Älter erfahren Idjt — biefe
bei ber ÜBujif angeworbenen oerbienftuollen SHufrtfreunbe t)a*
ben <£w. äisoljlgeb. (wie idj erfahren) in 3b«' ©orge unb
£*ufc aufgenommen (fcerjlkber Dan! aller Sföenfdjenfreunbe
unb bet fcimmlifdje ©eegen fei ifjr tfnt&eil bafür) ; bie« gtebt
»ürgfcbaft für bero lange« unb wofcltbdtig wirfenbe« Seben."
„Da« freunbfdjaftlidje ©ebidjt, wetdje« (Sw. SBofclgeb. bem
feeig. filier ju feinem ©eburtstage am 25. Dec. 1782 ge:
bracht ^aben, befifce id) als fdjdfcbare« Enbenfen. Die id) mit
oorjuglidper Artung bie (S&re ^abe *u fein je. 2c"
Sßenige Sage barauf antwortete SB ad) unb am 13. gebr.
1832 traf folgenbe« & weite unb fo oiel mir befannt, lefcte
©«^reiben jur gröfften greube beS ©inpfdngcr« oon ber Sföab.
©atta ein:
„£o<&gefdjd$ter greunb!"
„Den h. Sdnner erhielt id) burd) gutigen (Sinfdjluf ba«
mir febr fdjdfcbare fdjriftlidje Hnbenfen oon 3brer werten
äanb , beffen merfwürbiger 3nt>alt meine gan&e Äufmerf fam*
feit unb Styeilna^me erregte. (Sine fo freunblic&e Aufnahme
meiner furjtn, aufnötigen 3eilen oerfprad) id) mir nidjt — um
fo größer mar meine greube über alle«, wa« ©ie, §otym\)t:
ter, mir oon ber funf*igjd&rigen 3ubelfeier be« Goncert« im
©eroanb^aufe mitgeteilt, — in weldjem ©ic no$ als @f)rcn*
mitglieb bie Duoerture oon ©luef (meinem 8anbSmanne) mit*
aefpiett — unb gleidjfam in ber Jöcrfldrung erhabener ©efüble
na* bem ©djlufle berfelben an ber ©erap^anb i« oem oer*
bienten ©ifce ber G&re geführt, wo ©ie oon au«erwdfclten
fcöfceren ©eifxern mit greube unb Siebe empfangen unb mit
ber torbeerfrone ber ©bre für bewährte treue Diente al« oer*
bienftooUer ÜKenf*/ ald Äünfrlei- unb SNeifrer au« ber ©djule
2CpoUo'« gefrönt unb mit ben aufmerffamen »liefen eine« fo
befonber« jat)lr«id)en publicum« fid) erhoben unb bemerft fa*
$en. 'iOa UV idj ©ie, würbiger greunb unfer« gemeinfdjaft*
liefen 93ater äilter'«, tief gerührt mit naffen Slicten an S3er*
gangenfyeit, ©egenwart unb 3ufunft benfen unb banfbar em=
pfinben, wie bie gütige SBorfeljung bie befc^eibene Sugcnb ein?
»einer SÄenfdjen, bur^ iljre ba$u berufenen, auf oberem ©tanb^
punete (lebenten eblen SKenfc^en ju belohnen, ju würbigen unb
ju erfreuen weif*."
/; BUe« würbe na(^ ber gütigen Seföreibung mir gegens
wdrtig unb id) na^m ben innigjlen 2Cntr>etl an 3()ren mir ges
fdjilberten ®efü^len ber greube unb be« Danfe« bis $u ber
Xbenbtafel, wo unfer beiber ©efunbbiit ausgebracht unb mit
lautem 3ubel beebrt würbe. SKein f^ulbigfter Dan! für biefe
meinerfeit« unoerbiente (5&re — unb bie boc^ bem weiblidjcn
©efübl fct)r Wmei*el()aft ifl — oerflummt, boc^ berebfamer
fpridjt bie fegnenbe 2^>rdne ber SRüfcrung benen, bie fie oer«
bienen."
„2)a$ ber gute 23ater filier 3i)nen, ©ce^rtefler, fo ©iel
im Ceben war, wufte iü) nidjt. s Bo^l war S5ater filier
bie ^auptperfon bamaliger 3ett; bie gremben, bie nad) Setps
jig famen, fuhren eiligfl feiner »efanntfdjaft unb al« ^iemeper
ju Üeipifg nricfc in ber Oper Älcefle »on ©c^wei^er bie ^ar»
t^enia im Sweater fingen gehört unb bann oon t&m Tfbf^ieb
nabm, fo fagte i^m JBater filier: €d)reiben @ie bodj für
meine £feefla ein paar SBorte jur Erinnerung. 7(uf ber ©teile
fefteieb SRiemener bieie SQßorte: O mein Äbmet, oerlaffen warft
bu nic^t f wenn £erfule« »erfpric^t unb Sbefla Sr6ftung
fingt ; Statur unb ^unfl in tyrer ©timme ringt, ba fjeilt bein
blutenb ^erj." —
„34 bitte ©ie, al« ben treuen greunb JBater ^iUer'« ju
feiner angefangenen umftdnblidjen 8eben«befd?reibung mit Um,
wo« fie wahres, gute«, ^errlidjeS, c^arafteriflifdje«, originelle«/
ebie«, menfc^enfreunblic^e« , odterlici geftnnte« für arme etu*
bierenbe, al« ©tubens^ritifu« ber SH)orl;eiten ber SKenfdjen,
al« ^au«bater, wo er grau, oier Ätnber unb ©djwefrer, jwet
SKdgbe — auf jufdUige« @inf ommen feine« Sieb^aber - Goncer*
te« ernd^ren mufte, ein jweiter Stouffeau, al« mit ©orgen
fdmpfenber Operetten^ unb 8ieber.*ßomponift unb fleißiger Wo«
tenfdjreiber für fein Eiebfcabersßoncert — unb xoai fonft gute«
®ie, Slfteuerfler, oon H)m wiffen, jur SBa^r^eit unb S3oUfldn*-
bigfeit feiner SSiograpbie, gütigfl beijutragen."
„gortwdjjrenb werben bie treu unb freunbfdjaftlicfcn ©es
finnungen für ©ie, $ocfcgef$d$ter, fein 3^rer S3ere|rcnn k.
2C" —
X)it in bem jweiten ©^reiben erwdljnte SBiograpfeie ^il«
ler'« tyat SBac^, fo gut er audj baju geeignet war, nidjt au«*
geführt. 9lur nac^ öfterm Erinnern unb Sitten erhielt ic^
noc^ wenig 2Ronben oor feinem Sobe — ben 2H. 3anuar 1833
— einige fcftriftlicbe Stotijen über $i\ltz oon il)m, bie im
(gangen alle« befldtigen, wa« © er ber in feinem 3onfünfc
lerlericon erjd^lt. 3d) entlegne au« ber ^anbfe^rift nur gol=
genbe« :
„So^. 2tb. filier ftorb — ben 16 3uni 1804 — in
9^r. 870 auf bem Äau&e in Dr. SBirf^olj »paufe —
junddjfl für alle Diejenigen, wel$e mit unferem ©6tl)e au«=
rufen : •
„Hit ©tdtte, bie ein guter 9Xenfdj Utvat,
3|r eingewebt; nad) \)\xx\tat Sauren flingt
©ein SÜSort unb feine Z$at bem ©nfel wteber."
v5. g. SSecfer.
Sermif^te«.
*** Der SBarfc^auer Courier fdjreibt oom 29. fDlai:
Der bei un« feit mehreren Sauren rübmlidjjt befannte Drgeis
SJirtuo« unb Drganift bei ber t)ieftgen eoangelifd) * luttjerifd^tn
JCircfte, greper befriebigte am 23. 2flai alle in biefer £ir$e
oerfammelten Äennec unb greunbe be« Crgelfpiel« bureft ben
ausgezeichneten Vortrag mehrerer febr fdjwierigen ßoncerts
©tücfe oon ©eb. S3a^, 2C. ^effe unb Soncert * Variationen
über ba« befannte rufftfe^e SRattonallieb oon 2f. Cwoff, oon
fetner eigenen (Sompofttion. Alle, welcbe bie ©djwierigfeiten
biefer öompofitionen in £el>anblung ber 3Äanua(e unb be« obli*
gaten s pebal« fennen, laffen bem ausgezeichnetem Talente bies
fe« bebeutenben Äünftler« tU ooll|!e (»erec^tigftit wieber«
fahren. —
*** 3» ®otf)<x f)at eine neue fomifefee Dper: ,^inon,
S^anon, SWaintenon " be« bortigen jungen Gomponiften E.
Lambert oie.en sBeifaU erhalten. —
* m * Den 23flen 3uni f6mmt in £alle gr. ©^nei«
ber 1 « „2Beltgerid)t" unter Direction be« ©omponiflen &ur
Aufführung. —
»on b neuen 3eitfd)r. f. ÜÄufif erfc^einen wödjentlidj imi Hummern ju einem falben Sogen. — ?)rei« be« iBanbe« oo«
52 Hummern mit mufifaltfdjen »eilagen 2 Xtyx. 20 SRgr., oljne mujifalifdje Seilagen 2 Sfclr. lo «Rgr. — Abonnement nebmen
*\lt ?>oftdmter, Sud)s, SKuftf- unb JCunftyanblungen an. —
lörtruttt bei fr. Kütfmann m Sci^i«.). (^)ierju: SntcHigcnjblatt, 9tr. 0.)
%>ntclliü<n\Hatt
?ur ntutn 3 e ttfcljr ift für Jltufik.
Sutii
M 6.
1841.
Geneigter besonderer Beachtung empfohlen!
Gin mufiEaliföeS ÜRonatÖblatt für EeutfälanbS
»olftfd>utle£reu,
in ©emtfttföaft mit ßosenljarbt, ©tmtnail^m in -frffo*
buc^aufm, €rk, ©eminnttebrer in ÖStrfin tinb 3arob,
Gantor in Gonrabäbotf in ©elften,
000
©rnft 3>cntfchcX
Jt&nigt. 5Dtu1ttfciT«toe unt? ©eminarltljm in SBdfentvrg.
erfc^fint Don 3an«ac a, c. in b<t nnttt^nttm 3J*r*
Iag*()anb[un8 *tae neue muflfatffä^dbagogifdje 3«itf*brifr
rael^e einem SJebfafniffe abtjelfm foü, ba* täglid) ftdjtt
bat« trieb, feitbtm 4>"n&f*'* Cutonia- fänwtgt 2)tr
Satans oon 12 Wummern ift ;u b*m 9)rinumetfls
tiond'VreU fftr J Sftlr. , auf @*rett>papt« für einen
3tya.it buttfy j*be fotibc 33ud)~ unb StBttphiwn^nnblung
p tapetm. ^Jtofpect* fielen auf fiiriangcn gratis ju
Bienftm.
@tfurt, tm ffftntar 1841.
«f ft, «ötnet'f*« Äunfl*
u. 3JIufi(alien=5Bectfl98-^flnbtunä.
3um SBc jtcit eine* goitbd für mohltfmttftc
Smecfe
finb bei bem untergiftbiKten Stgenttümet «nb ^ompöniflen
etföimen, unb bei *crra $cicfcif. $t>fttteifter, fo wie bei
ifrm fetfcfc mit 25g Rabatt ju $abm:
fiiebetfeegen, IV3 fieft (©djluf brt ctfienfiair«
be6 nebft Wegifter) eine Sammlung merftimmiger
©efange für ßönto, "Alt, SEenor unb SBaf nebji
SBcfllettung beS ?)tanofürte ad libki. Sp. 10- Sa*
benpwi* btt Partitur 1 SQlr. — btt ©ingfftm*
men H 8#fe-
Steberfreunb, IIa $eft ffiierftimmige ©cfauge
für 4 9Jiünnev(itmmen mit JBegleitung beö spiano*
forte ad libid, Sp, 8. ßabenpmö ber Partitur
1 Sfcilr. — ber Singftfmnuit H $t)ir. —
SDfefe Siebet f&nnen au$ mit föeateitang b« |>ia«oforte,
Mos »on einet, jtoei ober b«t Stimmen Mtaetragcn »erben.
ftaumbura\ b, lt), 2fptil UUL
<Sart Ctocrtocg,
Neue Musikalien
im Verlage toh
J9L HOFMEISTER in LEIPZIG,
Banck » Halle der Völker. Poetieen verschie-
dener Nationen, deutsch von 0. L. P, WoliF, fikr
eine Singstimmc m, Pfte. Op. SV (84 Nummern)
geh. SThlr.
Hieraus einzeln: No. 10, Das Zigeunernaäd-
chen (spanisch) 5 Ngr. No, 20, Graf Arnaldoi,
Romanze (spanisch) 5 Ngr. No. 21 , Paterlein
und sein Beichtkind, f. Bariton (italienisch) IQNgr.
No. 22, Madchenwunsche (deutsch) 7\ Ngr.
No. 23, Schwur der Liehe (schottisch) 5 Ngr.
No. 24, Das Soldatenleben (spanisch) 10 Ngr.
Ber$; er, Oeuvres compiets p. Pfte, Cahier & 4,
a 1 Thlr. 20 Ngr. (Subscr->Pr. 1 1 Thlr.)
Dieselben einzeln : Oe. 1 , Marche p. ies Ar-
mee» aiiglaiscfi-Gspagnoles dans les Pyrenees, 7^
Ngr. Oe. 4, Rondo pastorale, 10 Xgr, Oe. Ö,
Toccata en forme de Rondeau, 10 Ngr. Oe, 12,
Douze Etudes, 1 Thlr. & Ngr. Oe. 31. XVIII
Varia tions sur l'Air: Ah vous dirai je Maman,
1 Thlr. H Np^
, Saramtliche Gesänge , Lieder und Balla-
den f. eine Singst, m. Pfte. 4te Lief, Zwölf Ge-
sänge. Op, 33. 27^ Ngr.
Cliwatal, Intr. et Rondeau sur Thimes de 1'
OpeYa : Le Postillon de Lonjumean p. Pfte k 4
Mains. Oe. ST 20 Ngr.
, Deui Sonatines p, Pfte a 4 Mains. Oe*
38. 12^ Ngr.
Dotzaner, 6 Romances p. Violoncelle av.Pfte,
üe. 162, 1 Thlr,
FmilctlOItime* Adagio et Bolero p, Violon-
ceüe. Oe. 81. av- Orchestre 1 Thlr. 3 aT. Pfte.
20 Ngr,
Hirsch 9 Der W&sserkönig. Der sterbende Rit-
ter. 3 Balladen f. Bass m. Pfte, Op. 1, 20 Ngr.
— — , Die Lerche. Vesper. Spafzi-ntyrict. 3
Lieder f, eine Singst, m. Pfte. Op. 2. 17| Ngr.
, Der Witwe Töchterleän. Die junge
Nonne. 2 Balladen f. eine Singst m. Pfte, Op. 3.
15 Ngr.
Der Todtengräber. An die Wolke, 2 Ge-
dicht« v. Bottger f* eine Singst, nt. Pfte. Op. lt.
temolne , »agatelle nr le BaUet de U Tartu*
tnle de Gid e p, Pfte. Oe. 85. 10 Ngr,
, Bsgatel le sur le Chansonette : Le Pore
Trtnquefort p. Pfte, Oe. M. 10 Ngr.
Hargchner, Ouvertüre de rOpere: Hant
Heüing arr. p. 2 Pfte« k »Main«, Oe. 80, 1 Thlr.
10 Ngr.
Tfaza*. Bewerfe. Morcean de Salon p. Vlolon
av. Pfte. Oe.TR 22| Ngr.
Montag*. Capriccio p. Pfte, Oe. 1. 20 Ngr.
Pape» Zweites Quartett f. 2 Violinen, Brate che
* Bass. Op. ML 1 Thlr. 10 Ngr.
Pixiä, Fantaisie et Variation* brül. sur troia
Themes de I" Opera; V Osten* d' Andujar de
LUlo p. Pfte. Oe, 144. 1 Thlr.
Rosen hai n, Premier Concertiiw p, Pfte. Oe.
SO, av. Quatuor 1 Thlr, 25 Ngr., p. Pfte seul
1 Thlr, 10 Ngr.
T&glicllSbeck * Divertissement Bnr des Mo-
tifa favoris de V Opera: La Sonnambula de Bel-
lini p. Violon. Oe. 19. av. Orchestre 1 Thlr,
20 Ngr-i av. Quatuor 1 Thlr. 2| Ngr., av. Pfte.
»Ngr.
Tailbert. 6 Studien f. Pfte. Besonderer Ab-
druck ati§ Op.40. Lief.l. Canzonette f. die linke
Hand allein. Die Libelle* Lief. 2. Hector. Uli-
dine. Lief. 3. Unter Cypressen. Victoria. &
10 Ngr.
Wodntclii, Rapsodiefantaatique p.Pfte. Oe. 1*
16 Ngr.
Utut Musikalien,
welche im Verlugc
C?. Müller m HudoMadt
r»r»rhu*iifn ■■»■ J ' , l-
- — — ■ ft kr.
Raaek^ C\, Sänger* Wanderfahrt, 3 Lie-
der für eine Siiigatiuiinc mit Begleitung
de* Pjanolortc. Op. 40. (Fröhlig und
wohlgemuth — Mittag geht über Thal —
Hörnt du den Sturmwind gehn?) ... — 44
, Pieyes l\rif|ties pour le Piano-
forte, traiiscrites de „Lieder'.
Uv. 1. Der RosmarienkranjB — Ab*
schied — FrühlmgaUcbe. Liv. 2. Sülle
Lidic — HoffuiiiiflalQst Fahrt — Sorrent,
Li*. S- Au* der Ferne — Die Spinnerin
— Meercrfalirt a — »
— , PetiU morceaux faciles et melo-
diques pour le Pianoforte. Li?. 1. . . - — 48
JunghanSj C.» Musikalische Blumen- &- kr*
lese. Eine Sammlung kleiner Musikstücke
nach Motiven aus den neuesten und be-
lieb testen Opern, für das Pianoforte im
leichten Style, zur Aufmunterung undUn*
terhaltung junger Pianoforteapieler. Lie-
ferimg 1 und 2 * . k — 80
aLacIiner, W* 9 Vorüber! Lied für eine
Singstimme mit Begleitung deaPianoforte.
Op 02. (Am Ufer steht der Sänger) • , — 36
, Voglern mein Bote! — Die Arme-
sünder blum' — Die Männer sind mechant I
3 Lieder für eine Singstimme mit Beglei-
tung dea Pianoforte. Op. 03
. Die Grillen, Lied für eine Sing-
44
stimme mit Begleitung des Pianoforte,
(Ich sasa und schrieb im Grase). . - . — 18
7Ionta£, C*« 2 Lieder von Heine für
eine Singstimme mit Begleitung des Pia-
noforte. Op. 2. ...... . . — 52
— , Deux Etudes pour le Pianoforte.
Op. 3 — 52
, Melodies pour le Pianoforte, LivJ, — 3*i
iWiiller, Jt\, Concertino pour Hautboia
avec aecomp. de l'Orchestre. Op. 50. . . 3 —
, Choralhnrh, zunächst zu drm Ge-
sangbuch e des FürsteiithumaSchwarzburg-
Kudolstadt, so wie auch zum ali gemeinen
Gebrauche bearbeitet 4 24
Choral- Melodie endlich, do. do. — 3t>
Refcsigger, C* €r. f Wanderlied am
Morgen. — Wanderlied am Abend. —
Das Element. — wie schön 1 4 Lieder
für eine Slugstimme mit Begleitung des
Pianoforte. Op, 159. — 44
3« 5ßr. 85, ÖS u. 92 ötc bittjaor. JDorf*3firung
ifl (in SB«j*idjnif grfftffr$<ill neu«, im ftatifc betau*
Unb fj«absff*fettc, SRufihlirn für $iano*3or(r ju 2 unb
4 ipanDfn, für Sdifc unb etr«idv3nf}rument*, öffang,
Dc$ti unb Äirdjfnmufir rrf^ienen.
3rte S3u(fj= unb 2»ufifalUn>^antlung fufjet Sc
flfüun^m auS.
^ilbfcuxgbauffu b. 6. 3uni 1841.
jtetTelrtno'fcf)« Jgofbu^m^
Im Wringt! der k. k. Huf-KuiwC- n. MMMkuLiuiihfiinUuii^ c|««
Vietru MevhetU q n Carla in iß "im
eradiieu >o «bcn :
Das neueste, wohlgeiroffene Portrait
Ä Thaiberg,
k, k, Oeatr. und k. Snctiv KaniuM'rnrtuoavn.
Nach der Natur gezeichnet und lithograpbirt von
Jos, K rieb über.
Auf chin. Papier I Thlr, — Auf wenn, Papier 20 Ngr,
|g}» Sümmtlkht hier angeim<>te Stuntkaticn sind durch Robert Friese in i>f/«ir s« *cs«**a.
II e u t
^eitödjrift für Jttttöik.
&eranm>ortlid)er JRebacteur: Dr. 3f # Schumann* SSerlcger: SÄ* 5 tiefe in geipjiß«
SBterjetynter SBanb.
^51.
Den 25. 3uni 1841.
Olafflfä unb Sfcmunrifrt) (2$lu§.). - *RUt>frrheimfd)f$ SKufiffeft. - JBtrmtfäte*. —
9tur ba« einfetttge Talent giebt wie eine Glaöierfatte unter bem ^ammerfctlage (Sinen Son 5 aber bat ©enie gleicht
einer SBMnbfjatfenfaite; eine unb biefelbe fptelet ftctj felber ju mannigfachen £6nen oor bem mannid)fa$flen 2fa»e$en.
3m ©eniu« flehen alte Ärdfte auf einmal in Stütze.
3ean 9>aut.
ßlafftfd) unt> SRomantifd).
2(. ©ollte nid)t ein groger 2f)eil biefer Umcjeftal*
tung auf Äoften be« Uebergeroid)te« fommen, ba« na*
mentüd) feit ^apbn bie 3nfhumentalmuft£ über Die 93o*
calmuftf erlangt fyat? Bie grifjfte 3af)l unferec SWeifier
würbe fonfi in ©efangfdjulen gebilbet unb nmd)« untec
bem ©ingen unb 3(nc;6ten jener rourbigen £ird)enmu(tfen
rjeran, beren ftd) &or allen bie fatr)olifd)e Äirdje rühmen
fann, unb bie fo burdjau« frdftig unb tfid)tig IjarmonU
ftrt ftnb. 6in 2J?uftfer, ber feine SSilbung burd) gute
93oealmuf!£ erhielt, wirb aud) fpdter ben it>or>[ti><Sttgen
ßtnfluj?, ben biefelbe auf bie ßduteruncj feine« r)armonU
fd)en ©inne« ausübte, ntd)t ferldugnen binnen, Denn
bie Statur r;at bem ©efange beflimmtere ©renken cjejtecft,
al« ber 3n(lrumentalmuftf. Sa« Unnatürliche tfi in
jener mei)l aud) unau«fut)rbar, ba hingegen biefe ftd> (cid>t
ju jeber tollen Saune gebrauchen Idfit. 3* benfe babei
red)t banfbat meine« tmtrbigen STOeifter«, ber mid), wie
alle feine ©djuler, fiet« ju ©efangubungen anfielt unb
feine 6ntfd)Ulbigung annahm, wenn man SKangel an
Stimme t>orfd>ü^te. „Sie feilen aud) feine ©dnger wer*
ben," fagte er bann, „aber ©ie follen »iffen, roa« ©in*
gen ift — follen 3()ren @efang«finn bilben. Den braucht
jeber SMuftfer, unb t>ot allem jeber Gompontjl".
55. ©n tätige« SBort, unb überhaupt teid)t ba«,
n>a« Du fo eben fagtejr, fet>r nabe an meine eigene 2(n*
pd)t üon ber ©adje. 9?ur midjte id) ba« ©anje nod)
mefyr auf b'ie ©pi&e gefleüt roiffen, unb ben red)t fd)db*
liefcen SinflufS, ber auf unfere fyarmonifdje 85ilbung au«*
geübt würbe, ijauptfddjltd) t>om Gla&ier herleiten. Dicf<«
3njlrument, ba« fo wefentlid) jur 2fu«bilbung unferer
barmonifdjen Äunjl beigetragen rjat, würbe t>on ba an
für biefelbe fd)dblid), al« e« biefe SSefiimmung Dollenbet
batte. Unb fo in jeber £inftd)t f)at e« btefen jwtefadjen
Crinfluj? au«geubt. Denn wenn e« auf ber einen ©eite
bie aRuftf jum ©emeingut 2(üer machte, ben Säten an*
regte unb tym manche« SBerfldnbntjj eröffnete, fo fam
auf ber anbern ©eite eben burd) tyn jene ©eicrjt&eit unb
©er;alt(oftg?eit in ben Dilettanti«mu« , bis biefe« ©ort
ftd) bie frdnfenbe 9?ebenbebeutung erwarb, bie e« feinem
Urfprunge nad) gar nidjt bef!(t. 3Da« ©at>ier f)at ben
©inn für ©efang, jene ebeljre unb »firbigji« SBuftfgat*
tuncj, fafl gdnjlid) unterbrfieft; arm an Alang unb Xu«*
bruef, f>at e« jumeijt baju betgetragen, au« ber STOuftf
eine ©ptelerei, eine gingerfibung, ein 2afct)enfptelerfunjl*
{lud 5U machen. Unb bamit »tr i^m auet) für ba«,
n>a« e« un« bilben r;alf, für bie t>oüenbete ©eflalt unfe-
rer Harmonie, nid)t banfbar fein feilten, fo t)at e« baju
beigetragen, biefelbe roieberum ju Herberten.
X ®o meinfl Du alfo, bie ßrftnbung biefe« 3fn*
jlrumente« rodre überhaupt mef)t ein Unglficf al« ein
©lud für bie Xunfi geroefen?
93. 9tein, mein greunb, Du mu§t mter) ni<f)t mtf«
\>erflet)en. Dtefe ©rftnbung an unb für fid> i(l eine fo
feerrlid>e, »ie wir wenige im 85ereid)e unferer Äunfl i)a*
ben 5 ic^ eifere nur gegen bie falfdje Xnroenbung berfel*
ben , unb fcebe if)re fd)limmen golgen l)en>or. £dtte e«
miglid) fein !6nnen, baf? eine folc^e Srfinbung blo« in
ben ^>dnben ber SSegabten unb 83ernfinftigen geblieben
wdre, fo midjten wir »o^l ein cjanj anbere« {Refultat
erhalten Ijaben. Denn mit JRed)t nenne ief> fte ben
©d)luffef, ber mit £eid)tig!eit in bie fernfien liefen be«
i)armonifd)en Steige« leitet, ber ba« ©erjeimntfj ber 3u*
fammenfldnge tlar offenbart unb 2Cug' unb iDl)ren an*
fd)au(id) mad)t. Dtefe Seic^ttgfeit aber, burd) it)re S3er*
204
mittelung neue Kombinationen }u ftnben, war eben fo*
wof)l i&re gute al* unfjeitoolle Seftimmung, benn bie Uns
eingeweihten brangen je&t mit ungeljtnberter ©ewalt au*
ben SBortyifen in ba« 3(lferf)eiligfte unb traten mit Süßen,
wa* ffe au« Qi)xfuxd)t nie f)dtten berühren foUen. Unb
\>a oft bie Äennjeidjen wahrer Sntenfton, unb bie gequäl«
ter gingerpbantafte , burd) SJoutine unb infernalifche«
©efdjicf, für ein blibe*, ja felbft für ein fjalbfehenbe*
2(uge ununterfdjeibbar gemacht Würben, begann ber ©eift
ber ginfternifj mit überlegener ©ewalt gegen ben be* Z\<b*
te« ju ftreiten. Diefen Äampf fe&en wir ju unfern 3ei»
Un Dom SBirtuofenthum auf ber einen Seite, unb t>on
wenig begabten ©elftem auf ber anbern Seite untetftüfet
in feiner ganjen 2fbfd)eultc^fett. Unb woran fjaben biefe
GlamertMrtuofen nid)t unfer 2(uge juerfl, unb naty unb
nad) aud) unfer £)fyr gewöhnt!! — Sie* nur ein* ifjrer
gerühmten SWacfywerfe aufmerffam burd) unb Du wirft
ljunbert ©teilen ftnben, bie, &on nad)f)altenben (fltngen*
ben) Stimmen ausgeführt, wiberlid) unb ohrjerreijjenb
Hingen muffen. Darüber eilen bie Singer hinweg; ein
wenig wrneljmen wir babon, ein wenig gewohnt ftd) un*
fer £)f)r nad) unb nad) baran, auch ba* Xuge, ba* foU
dje* oft ftefjt: unb fo ift ber erfte Schritt ju neuer Un«
natur getf)an. Sann fagt man: „ba* geljt ja fchnell
vorüber, in folgern SEempo mag ba* wohl ju ertragen
fein, mag angeben f6nnen." Ertragen werben unb an*
gel)en finnen ift nun ohnehin ein erbärmliche* £ob, aber
bann — ift benn bie Sdjnelligfut be* Sempo'* eine
6ntfd)ulbigung für muftfalifdjen Unftnn? (SBie 3ungen*
fertigfeit für gefprodjnen ?) Üttufi benn alle*, xt>a$ rafd)
gut Ringen foll, bi* $u einer gewiffen 6infd)r<5nfung
nid)t aud? langfam gut Hingen? 3ft benn mit fo(d)er
ßntfdjulbigung mehr gefagt, al*, unfer Dbt ift ju un--
gebilbet, um einer fo rafdjen golge wiberlid)er 3ufam*
menflinge folgen ju finnen — ober meint man, folcbe
muftfalifdje £>Uapotriba, rafd) t>erfd)lungen, fchmecfte wirf?
lid) gut? — $Jlan follte bod) bie menfdjlidje Schwäche
lieber etwa* über bemDljr fudjen! — ©ute Stimm*
füfyrung, melobtfche 2(u«bilbung in allen Stimmen unb
baburd) bebingte wrnünfrtge unb naturgemäße SKobulas
tion, ba* ift e*, n>a^ burd) ben fd)äblid)en Grinflufj be*
ülavier* t^rloren gegangen ift. 2ßäre man auf bem
SBege be* ©efange* ju weiterer fjarmonifdjer SBollenbung
fortgefdjritten, fo würbe man fdjwerlid) fo irre gegan*
gen fein.
2(. 2(uf jeben gaü wäre biefer 2Beg weiter gewe*
fen, unb in grage ju ftellen, ob wir gar auf ihm man*
che*, beflen wir un* j<($t mit 5Red)t rühmen, Ritten er*
ietd)en fonnen. 3nbe(fen bifl Du mir jefet nod) eine
Grflärung fdjutbig — in wie fern nämlid) bie Sonwerf*
$euge in ifjrer jefcigen 2(nwenbung eine 2(enberung in ber
Äu*brucf*weife heutiger SRuftf bewerffteüigt haben.
33. ©an$ recht; bod) werbe id) barüber weniger $u
fagen J)aben, ba biefer SE&eil meiner Unterfud)ung jiem*
lid) flar tjor mir liegt. Seijen wir ndmlic^ ^uerfl nad),
weldje Snffrmmnte feit ber STOojarffd)en 3eit (nad) meU
ner Annahme ber gebiegenften (5pod)e) befonber* vermehrt
unb au*gebilbet ftnb, fo erfennen wir al* fold)e bie Sla*«
inftrumente. — Die Saiteninftrumente ftnb in il)rem
SBefen biefelben geblieben unb Ijaben in it)rer 83el)anblung
nur jene Äenberung erlitten, weldje burd) bie immer mehr
fid) geftaltenbe a3irtuof!t<U bebingt war. ßrwigt man
nun aber ba* ganje SBefen be* Snftrumental*, fo fd)eint
e*, al« ob man für baflfelbe- einen nid)t gang unglücfli*
ö^m 8Sergleid) au* ber SWalerei herleiten fonnte; fo baf
man ba* Streichquartett mit ber 3eid)nung, ben ßon«
turen, bie 85(a*inftrumente mit bem Golorit t>erglid)e.
Der grope Umfang, bie 83eftimmtl)eit ber Intonation,
bie um>ergleid)lid)e Äraft unb STOobiftcirung berfelben unb
bie abgerunbete SBollftänbigfeit in ftd), bie il)m eigen ftnb,
laffen ba* Quartett in ber genannten 6igenfd)aft unb
überhaupt a(* bie $auptmad)t be« Snftrumental* erf^
nen. 2lHe bie erwdbnten ^orjüge get)en meljr ober min*
ber ben S3la*tnftrumenten ab, bie hingegen wieber burd)
reichere* ßolorit unb wdrmetn Son ftd) an ber gelangen
Stelle geltenb ju madjen wiffen. 2fu* biefer DarfteU
lung il)rer ßigenfc^aften aber ergiebt fid) fdjon t?on felbfl
ba* ©efeg für ihre Änwenbung ; man wirb einfeuert, ba$
bie legtern nie fo bie ßberljanb gewinnen Dürfen, um
bie natürliche #auptmad)t ju becfen. 3n voii fern aber
nun biefe* ©efefc in unferer mobernen 9Rufif befolgt ift,
überlaffe id) Deinem eigenen Urteile. — fRod) einen
anbern ©egenfa^ bieten inbeffen bie 3nftrumente bar:
inbem fte pd) in meiobie* unb hörmonie^füljrenbe abtbei*
len, unb tjtcc tritt ein neuer gebier Jjeruor. SDBir
ftnben in unferem Snftfumental j. S5. bie 85led)inftrus
mente (ber Sdjlaginftrumente gar nid)t $u erwähnen) fo
vermehrt unb felbftftdnbig erhoben, ba§ fte burdjau* ben
ihnen jufteljenben 3Birfung*frei* überfchreiten , unb ftatt
gelegentlich unb an geh6riger Stelle ju fd)atttren, aUe^
anbere In 9la&)t begraben. Diefe Unnatur tritt boppelt
grell hervor, wo bie 9J?elobie*fül)renbe Stimme im 33er»
haltniffe gu ber ganzen Angabe ber Snftrumente fchwad)
ift, alfo Ijauptfichf id) beim ©efange, wo bai £5rd)efter
begleitenb auftritt. 3d) meine baher, wir h^ben auch
hier ba* glücf liehe ©leichgewidjt verloren, unb erfegen
nicht minber ^rd) SJeijmittel, tvai un* an wahrem mu*
ftfalifchem ©ehalte abgeht, ©rofe ©eifter werben jur
rechten 3eit geboren. @* ift ebenfowoljl SRojart'* ©lücf
al* fein SJerbienft, baf er ju einer Seit componirte, wo
nicht* ihn tynberte, biefe* frfjone ©Eichgewicht ber 3" s
ftrumente in il)rer Änwenbung herjuftellen. Denn nad)»
bem biefelben einmal fo auagebilbet ftnb, wie jeft, wdre
e« freilich aud) ihm wobt unmfiglid) gewefen, ein natür«
liehe* SJerhaltnig für biefelben auf^ufinben, wie man e*
in feinen Schöpfungen bewunbert.
205
Da« ober, mein greunb, ftnb of)ngef<$f)r meine @e*
banfen über ben ©egenflanb, welken wir befprad)en.
3d) gebe ffe Dir für nid)t« weiter, al« meine eigene
SReinung, unb gefiele Dir gern, bafi id) mandjeo bei
mir felbft nod) nid)t j|u lefcter geflflellung gebraut t)Qbe.
G« ifl fo fd)wer, über ba«, roaä einem tdglid) unb flünb*
(id), balb anregenb unb erljebenb, balb wiberltd) unb grins
fenb unter bie tfugen tritt, ein abgerunbete« , fefled Ur*
tf)eil $u geben, unb ftd) vor jeber 2dufd)ung $u wahren.
Snbeffen fpridjt man fid) au« unb fttjjt babei bod) auf
mandje« ©ute unb 3Baf)re. —
Ä. 2Ba« ifl benn nun Deine lefete 2tnftd>t von ber
©adje?
33. 6« ifl in wenig SQBorten biefe: 3ßir fyaben bie
SWuftf feit SOTojart in tyrer ganjen 5Befenl)eit nid>t ju
weiterer SJoüenbung fdjreiten fefyen, unb ftno feit ifym in
einer Durcbgang«periobe begriffen.
Ä. Aber S5eett>ot>en !
33. Sftemanb beugt ftd) bemütl)iger vor biefem 9?ie*
fengeifle, a(6 id), aber aud) ihn rechne id) ba hinein.
3war gefiele id) Dir jum ©djluffe ganj aufrichtig, baf?
er mid) gewaltiger mit fid) fortreißt, a($ e« SJlojart (we*
nige feiner 5Berfe aufgenommen) je über mid) vermocht
bat — aber ba« ifl, id) bin ein Ätnb feiner, nid)t biefer
3*it. Unb wenn mid) 23eetl)oven al« Snbivibuum er;
fafit, in leioenfchaftlichcr Aufregung gefangen bdlt, unb
mit fid) ben Äunjller bafyinreijjt — fo füljrt mir bagegen
2J?ojart in vollenbctefler gorm ein Sbcal vor bte Slicfe,
unb in ruhiger itlarfjett fefye id) il)n ba« unvergdnglid)
©d)5ne am eigentlichen £lueüe alle« 2id)te« fdjopfen.
2ebewot)l! — g. X ©elbcfe.
9?tcberri)ciittfcf)c$ fOtufitfcft *)•
3n ben $ftngfltagen ifl $u 66(n ba« brei unb'jwan*
jigfle nieberr^>einifd)e SWuftffefl gefeiert worben. Der
£immel begünfligte baffelbe mit bem freunblidjflen SDBet-
ter, unb von £)ft unb 23efl, 9torb unb @ub, auf allen
ßanbfrrajjen , fo )x>U mit ber SWenge von Dampffchiffen
auf bem majeflätifchen 9?l)einflrome nagten ©dfte. ©djon
bie 3bee eine« foleben gefle« hat (tvoai 23egeij!ernbe« ;
femmt nun f)inju, bafj e« am Sxtjein, unter froren unb
leidjt erregbaren Sttcnfcfaen, bafj e« in ber altrimifdjen
Golonta ©tatt finbet, bie mit il)rem ewigen Dome
bem beutfeben SERittelalter ba« erl)abenfre Denfmal ge=
fefct, ba« fid) eben je&t burd) funftverflänbige SKeifler,
burd? 3ufammenwirfen ber #oben unb ber S3ürger er«
freulid) neu gehaltet, ja wof)l ber 33ollenbung ndljert, fo
•) ©eriebt eine« anbern GForrefponbenten. Gnncn britten
uns eben xucjcfcmmcnen Hrtifcl über baö nämlidje SKufrtfefl
iau5 £ ) finb roir ;unjrf*u:egen genötigt.
b. SHeb.
begreift fic^ (eid)t, welche SSebeutung baffelbe bie«mal in
2(nfprud) nehmen barf. Die Äunfl ber Stone feiert ei»
nen 2riump(), unb nur ba« 85efle, ©d)6nfte, ©ebiegenfle
ifl beffelben wurbig. $Jlit t)od)gefpannten ßrwauungen
tritt ber Äenner t)or ein ßrd^efter, ba«, wie biefe«, 600
bi« 700 2Witwirfenbe (ben Gfcor mit eingerechnet) sdf>U.
3n bemfelben beftnben fid) Salente be« erflen Sffange«,
bie Leitung ifl bem al« ßtebersGomponiflen gefeierten
Gonrabin Äreu&er anvertraut, ber feit bem Jj)erbfi<
1840 an ber ©pifee ber £per ju 66ln flet>t. gur bie
©oli finb berühmte tarnen au« ber gerne Derfd)rieben :
grau toan^affelt^aSartf) au« SQJien, grau Tl. *Pir*
fd)er au« Darmflabt (biefe würbe jebod) burd) UnwotU
fein wrbinbert), ^)err SKantiu« au« »erlin, #err*pu
fdjef au« granffurtj ibnen jur Seite flehen Dilettanten
au« 66ln unb S3onn, beren 9iuf woblbegrunbet ifl, to
nen allgemeine« 2BoI)lwoUen entgegenfommt. Die ät)6te
ber ©dnger unb Sdngerinnen ftnb fo $al?[retd), al« je
oor^er. 3«g*nb unb @d)6nbeit in reichem glor laben
ba« 2(uge, unb aud) baburd) fleigert fid) Gmpfdnglid)!eit
unb ©enufi. Nun fragt fid), \va^ mit alle tiefen 9ftit*
teln geleiflet worben, unb in wie fern ba« 23. SKuftf»
fefl bem t)o()en 3wecfe, bie id)tt Äunfl |u f6rbern, ent*
fproeben fyabe.
Zm erflen Sage würbe Sernfearb Älein'« Cras
torium „Davib" gegeben, weldiem ©lucf'« unflerblid)e
Ouvertüre jur „3pt>igenie in TluW voranging. Der
Untern t)dtte man feflere Haltung wünfdjen mOjjen; tin
gewiffe« ©djwanfen ber Sempi g;;b ftd) fyier gleid) an:
fang« funb, xvic e« bei biefem gefle 6fter florenb b«r--
vortrat. 6« ifl freilid) feine leid)te <Bad)t, ein fo aro=
fe«, bunt jufammengefefcte« £)rd)e(ler mit fefler vftanb
ju leiten.
3u ber SDBabl be« „Davib' 1 für ba« bie«j^rige gefl
t)atte o(}ne 3weifel bie (Erinnerung unb 2(nbdnglicbfeit
an JSern^arb Älein, ber 1794 ju Cfln geboren
würbe, unb 1828 !)ier beim ^fingflfefle feinen „3«pbtba"
aufführte, bebeutenb mitgewtrft. Denn bie SKdngel bie-
fe« Söerfe«, weldje« 1830 juerfl in #alle gegeben würbe,
finb freilid) feljr in bie 3(ugen faüenb. 9Jid)t, al« ob
baffelbe nid)t ®d)btu$ unb Sßortrefflidje« biete: einzelne
^)artl)ieen, 5. 25. S()irja, Sulamitb, Damb unb befom
ber« 2(bfalon, finb fefjr gut gehalten, unb ber jweite
2f)eil reid) an ergreifenben ©teilen. 2lber in bem ©an*
jen wef)t nidjt ber begeiflernbe Jpaud) be« ©enitt«, man
erfennt bie ©pur ber Arbeit, eine franf hafte ©chwdche
unb £rodenl)eit entflellt biefe Gtore unb Siecitatwe;
man empftnbet nid)t bie 2öonne iiberfchweüenben 9?eich*
tl)um«, fonbern l)6d)flen« bie 9?id)tigfeit guter ^)au«bal*
tung. SJiel @d)ulb trdgt freilid) aud) ber 2ert von 6.
©. Äärner, ber namentltcb ben etflcn Zt)t\[ an fraftvoü
anregenben SWomenten fafl arm ließ, inbem wir nur im
allgemeinen an Davib'« grommtgfdt unb lapferfeit im
206
Äampfe gegen bie (Spret in r)ergebrad)ten ^falmworten
♦rtnnert werben, bann t>on feinem SBorbaben erfahren,
ba« SBotf $u jdfjlen, bem ftcb unter anbecn aud) 2lbfa*
Ion wiberfefct. ©er jweite 2f)eil bringt mit bem 2(uf*
treten Sttatban'« be« $Propr)eten, ber auffallenber Söeife
ber Xltjlimme $ugetl)etlt ifl, mit tfbfalon'« ©mporung
gegen ben SBater, feinem anfänglichen ©iege, bann mit
Siiebertege unb 2ob mannigfaltigere Bewegung , unb
entölt mehrere ganj au«ge$eid)nete SKomente. 3" bie*
fem gef)6rt 9iatban'« JRecitatw (9fr. 12): „3u bir bin
id) gefanbt, o JWnig, f)5re mid)! 5Bie tief bifl bu ge*
fallen! fprid>t ber #err!" — t>on grdulein Reiben I.
au« G6ln treffiid) vorgetragen, gerner ber 6f)or (9fr.
14.): „3ef)o\>a rebet, ba bebt bie (5rbe", unb *Katban'«
Utk (9fr. 15): „93er$weifle nid)t! ber £err ijl gndbtg,
wrfdjmabt nid)t ein jerfntrfdjte« #erj", ©amb'S 3?ecU
tatto (9fr. 17): „Äommt mit mir jum 3fltare be«
#errn! ic." unb befonber« ber fraftt>olle Gljor (9fr. 19):
„2(bfalon, Äbfalon! ®d)wer liegt bie #anb be« #errn
auf ©afcib ! 5Be(d) ein Äampf jwifd)en <5ol)n unb 33a-
ter!" — #ier t>at Äletn feine gen>6r)nlid)e SEcorfcnr)eit
glücflid) oermieben; ein fdjöner ©efang tritt wtrffam
fyeroor, toon bem £>rd)efrer paffenb gehoben. 9ltd)t min*
ber loben«roertt) ift Äbfalon'« SKecttatw (9fr. 24): ,,9frd)
bin id) nid)t am 3iel; ein feinbltd) #eer jieljt gegen
mid) berauf 2C." $ier $eigte #err 2Kantiu«, ber
fdjon 1850 ben 2(bfalon in #alle fang, bie ganje Siefe
be« ©eful)l« , ben unttergleid)lid)en SRetaUton feiner
©ttmme. 2)er ßomponift t>at it)m ©elegenbeit geboten.
9hu ber <5d)lufj: „Sure Sreue wirb ftd) burd) bie 2!i)at
nod) beute mir bewahren", jtnft wteber in ba« Srocfene
unb 5Watte Ijerab, weldje« Uiber bei Älein, unb inSbefon«
bcre in biefem „Satnb", am ©nbe mand)e« ©a$e« fo
unbefriebigenb eintritt. 6« ift nid)t $u fcerfennen, in
bem ef)renwertben (Streben nad) bem rein ßblen, ergaben
@d)6nen libcrfat) Älein, baß man auf paffenbe Mube=
puncte t)on Seiten be« (Singer« unb #Srer« ju rechnen
pflege, baf nidjt bartn ba« ßeufdje unb Glaffifdje ju fu*
eben fei, wenn ein ©olo unbanfbar, ober ein ßfjor uns
beftiebigenb au«t6nt. fielen SSeifaU errang ftd) JRecita-
tto unb Duett (91t. 25) ber (Sulamttt) (gr. t>an Raffelt)
unb Sljirja, weldje ledere, urfprünglid) für gr. ^pirfdjer
befiimmt, wm grdulein ©reue au« 2frn«berg mit ©eele
unb 9lad)brucf vorgetragen würbe. Die filberreinen Äopfs
tone ber gr. t>an Raffelt erregten 83awunberung; an ben
SWitteltfinen fdjten nid)t 2(tfe« in gleichem STOajje 5U lo?
ben, unb ein ju oft wieberfebrenbe« 3ittern ber (Stimme
erinnerte unangenehm an bie moberne italienifdje ©c^ule,
bie wenigflen« t>on bem beutfd)en Oratorium fern blei-
ben follte. Sod) ifl nid)t ju leugnen, ba§ Älein tor^
jug«weife grauenflimmen (felbfl Gl)6re) mit bol)en 2on=
lagen ju bebenfen pflegt, bie im ruhigen gortfdjreiten
leicht einförmig werben, bar)er t>on felbfl ju S3erjierungen
aufforbern. 3n ben SBorten ber ©ulamttl): „Du bifl
allmächtig, bu bifi ewig ergaben, SBelten erbeben t>or
beinern SE^ron", ber 2l)irje antwortet: „SBenn bu ge.-
beutfl, jerjlreuen ftc^ bie SBolfen, rubig wirb ba$ em-
p6rte SWeer", trat bie Äunfl unb Äraft ber grau üan
Raffelt fo glanjenb tyvoox, baf lauter Seifaü burd) bie
weiten JRdume be« alten Äaufijaufe* ©urjenid) flaute.
©el)r anfpred)enb war aud) ber ©efang ber ©ulamitl)
mit 6l)or (9lr. 27): „(5$ we^en bie Halmen be« Sie?
ge«, verfunbenb ein bauernbe« ©lud." Die fefilid)«
@iege«freube unb ber traurige Stadial! ftnb treffiid) in
einanber üerwoben, unb fo macht f)ier bat weibliche 6le=
ment ftci> geltenb, ba« wir bei Älein fo ^duftg wieberfin*
ben, sulefet noc^ in bem fd)6nen Sluartett mit ßbor
(9tr. 29): ,,©iel) um bid) l)er in beinern 9?eid)e, wie
groß ifl beiner Äinber 3cit)l! ©Ott l)at jte bir 5um ÜrofT
gegeben, (af ibre Siebe bid) erfreun!" 2(ud) hier war
gr. Man Raffelt fef>c au«gejeid)net, unb fo mufjte man
ficr» am SdjlufTe be« erflen 2(benb« gefielen, ba§, wenn
bie 9Bar>t be« SBerfe« nid)t unbebingte« 2ob t>erbiente,
wenn aud) bie &)&u l)in unb wieber Sidjerbett unb
Äraft entbehrten, bod) bie Soli burd)gel)enb« t>ortrefflid?
waren, unb in biefem Jöewufjtfein ging bie fejllid) ge=
flimmte 33erfammlung im 2(ügemeinen befeiebigt aufr
einanber.
(@*Iu§ fclgr.)
&ertntfcf)te6,
*** Die Ifte 2(uffübrung beS „gretfdjüi" in feuur
urfprunglidjen ©eftalt, rote man fbn früher in $>art$ mü}t
gefe^en, war amTten, foll aber nur icenig Gffect gemalt imben.
©a in ber 9)artfec großen Cper nur gelungen rotrb, fo ^attc
%. Serltoj alle«, roai gefproc^en xvivb, recttatiüifd) compontrt.—
*** SKab. ^Caroline Un^er^abatier n?irb WlitK
3ult in 2>re«ben erwartet 3n Sßten , n?o fie fid) im 2fugen:
blide aufbält, trat fte nur einmal auf in einem (Soncert gu
milbem 3n>ecfe. ©ie i(l feit Äußern üerbeiratfjet. —
* ** JDer £(ftlujjtermin jur Hamburger ©onatens
93reUerroerbung ifl bis legten Xugufl ^erldngert irot*
ben. —
* % * Die XIV te mufifalifcfee Seilage, entbaltenb ein <5$cn*
bellieb oon g. §0?enbeUfobn = ^artboibr), jroei geiftlid)c
©efdnge Don 3- 3 ^>. 23ert)ulfr, unb Sieber mm Robert
unb Ölara (ö^umann, fo wie aueb Äitel unb 3nbatte=
üerjei(%nii tum XIVten Sanbe ber 3eitfcfcrift werben mir
9Zr. 3 te« XVten SPanbeä aulgegeben. —
SJon b. neuen 3eitWr. f. OTufif erf^einen w64)entli4 iroti Hummern fu einem balben Sogen. — tyttii bc« SBanbe^ ron
5? dummem mit mufitalifcben Beilagen 2 £blr. 20 9^gr., ofjne mufifalifdje ^Beilagen 2 Zt)U. 10 ^r. — Abonnement ncfcmcn
alle ^)ofldmter, SBud)^ gftujtt* unb Äunflbanblungen an. —
(QJc^rucft bei $t. Äürfmann in ^ci?^g.)
XI e n c
$ätett)vi(t für iUuoik.
XJerantnxmlidjer JReDacteur: Dr. SH# (Schumann« Verleger: SR» Briefe in £etp)iß«
SSierje^nter 83anb.
J£ 52.
Sien 28. Sunt 1841.
a?ftnl)ücb S^ffph 9Haurcr. - yCtcbctr^ctnifctc^ SKufiffcfl (©djlufc). — JUnimcrmufif. - 8?mi;ifd)tc$.
SBirfe ®ute«, bu näbrft bct «D?cnfd?t>ctt fettige ^pflanje,
©ttfte ©dj6nc«, bu flreufl Äctme ber (SbMidjen au«!
*£d)iller.
33ernl;arb 3ofepf? 9Äaurer.
Am 26ften April [aufenben Safere« verffarb in Giln
am SRfeeine bet S^lefloc, nicfet nur bec ber G6lnifd)en,
fonbern bec gefammten 9?f>einifd)en Jtun{2n>e(t, ein SKann,
ber nicfet wie manche £age«feelben , fcfeneü aufgetaucht,
mit glänjenben ßigenfcfeaften ftd) einen großen 9iamen
erworben, um al«balb über ifenlicfee ßrfcfeeinungen wie*
ber üergeffen ju »erben, fonbern anfangt ein wette*,
unbebautes gelb vorgefunben , immer mit geringen Mit-
teln gewirft, aber rafllo« auf all* m6glicfee SBeife ge*
jtrebt unb gefeanbelt, mit Anfprucfe«loftgfeit, im 93erbor*
genen fortgefdjritten , nie feine *perf6nlicfefeit geltenb ge--
macfet, immer bie ©acfee im Auge gehabt, unb fo einer
ber 9)flan$er ber 4>immelSblume ^m JK!>ctne geworben,
ein dcfftein iferer SBefcfeüfeer, ber binnen bem Vorüber*
gleiten ber ©enerationen , bie er erlebte, aud) bie greube
gehabt, bie beutfcfee Äunfl riefig wie ein £om empor*
wacfefen ju fefeen, unb biefe ©enugtfeuung aller anbern
Anerkennung t>orjog; wofeer e« benn manchem au«wJrtis
gern Äunfifreunbe nicfet unintereffant fein wirb, einige«
von ben SJeben&erfeältniffen be« Heimgegangenen ju er*
faferen, ber ftd), fo lange er unter un« lebte, ber ©tille
erfreute, unb nicfet gerne von feinen ©Butlern au« bem
Dunfel feervorgejogen fein tvoüU.
Sernfearb 3ofep!> Sttaurer war geboren im Safere
1757 in ber freien 9?eicfe«ftabt Giln, wo fein 93ater ein
flffentlicfee« Amt verwaltete, in einer ©tabt, welcfee wdfe*
tenb be« SWittelalter« immer unter ben SReigenfüferem
beutfcfeer .Runfi, europäifdjen 3Biffen« gejlanben, bie aber
feit ber ^Reformation bebeutenb jurücfgegangen , in ber
aber nod) ttofc allen Anstrengungen ber DunWmänner
ein gunfe glimmte, ber fpdter pcfe ju bebeutenber glamme
anfachen foljte, in welcfeer eine SBdrnu fortlebte, bie
SSlüten emportreiben fann, welcfee bie ber Söergangenfecit
nod) übertreffen. 3m Jlterlicfeen #aufe l)atu ficfe ber
SKufifftnn, welcfeer ben iDeutfcfeen eigen ijt, erhalten, ber
Änabe fyattt bie SGJiegenlieber feiner SWutter nicfet frudjts
lo« eingefogen, feorte bie fedu«licfeen SKuftfabenbe nicfet
ofene Vorliebe für Üonfunft ju entwufeln, fo baß fein
Vater ifem eine ©eige fcfeenfte unb ifem einen 2Weijler
für biefe« Sonjeug fud)te, wdferenb er auf bem bamal«
bort blüfeenben 9J?ontanergnmnaftum feinen feifeeren 6r«
$icl)ung«gang begann, inbem Vernfearb für bie recfetlicfeen
©cferanfen benimmt war, bie Verwaltung be« t leinen
greiftaate« etnfi lenfen feelfen foüte. 2(16 ber Änabe
feifeer aufgefcfeoffen, vertaufcfete er bie ©eige mit bem SSio--
lonceßf, einem Sonwerfjeuge, ba$ bamaW fel)r feiten geübt
würbe, baö aber be(lo fleißiger gefugt würbe, weil bie
^Quartette SSocdjerini'S unb ^apbn^ (td) reifenb toerbret*
teten unb ben ©efdjmacf für Äammermufif läuterten;
wibmete aber nid)t* beflo weniger ben ^idjjlen gleiß ber
SBiffenfdjaft, ba% er balb ba$ ©pmnafium mit ber feo^en
©cfeule in SWainj Dertaufdjen fcnnte, von weichet er
nac^ beenbigtem Erlaufe al6 £)octor unb Anwalt ber
9ie^t«wiffenfd)aft in feine SBaterflabt jurudfeljrte. 5Birf*
lid) begann S3ernf)arb fein ©ewerbe au^uuben, unb fo*
gar mehrere Safere in ber Uebung beffelben ju beharren,
aber nicfet, ofene baß er vor ber bamaligen fcfeleppenben,
rinf wollen, feeucfelerifcfeen 9?ed)t$pflea,e einen Abfdjen bu
fommen, ofene ta^ er ob feiner ßferlicfefeit unb JRdnfe-
loftgfeit mefer unb mefei ber Aunben verlor. Semefer
3eit Jfeemi^ bem unberufenen Abvocaten ginnte, um fo
mefer verwanbte er ben 2J?ufen unb entfcfeloß fid) enblid?,
fid) gan j ber Äunjt ju wibmen, ba ifem von ©eiten bti
Äurfurflen in 58onn ein Stuf einlub, in beffen Gapelle
ba« 83ioloncell 3U ubemefemen. 3n Sonn ctfl erfcfeloß
ficfe bem jungen Sffianne alle« ba« @d)6ne, beffen ©enuß
208
bamaß fo fetten, fo foflfptelig war; bte erjbifd)6fliche
ßapelle gehirte ju ben erjten bec 2Belt, wac au« bebeu*
tenben Spinnern jufammengefegt , unb locfte a(d 3ug*
t>6geC bte bebeutenbften wdCfc^en unb beutfdjen Meijiec
an. ©imcocf, bec (Stifter be$ Muftfveclage* , ßuntfe,
bec in Seclin fpdtec nod) gldnjenbe Senociji, 9?ie$ bec
Satec, unb bec Änabe Seetljoven lebten bamalS in
Sonn, unb wacen Maurert gceunbe, obec bod) ihm be-
fannte 6cfd)etnungen. Sie erflen £luactette unb ©pnu
phonieen $apbn*$, bie £)pecn $iKec'$ unb ©d>roet6cr , ö /
wie bie SBecfe bec itatienifdjen Meijtec waren in Sonn
an bec Sageöorbnung unb entjücften ben ehemaligen 2lb*
vocaten, bec auf bec anbecn ©eite nid>t ohne Sangen
unb <§<i)m bat üppige, mehc alä weltliche geben in bec
9tdh* Uttad)tm Unntc, wie tt am #ofe bec bamalS
fogenannten geglichen gücfien Ijeccfc^te, bat jebeä tiefere
celigiofe ©emütb, wie jenes bet ÄünftlecS, nuc anefeln
tonnte. 3n Sonn, wo 9teefe unb anbece Sonfegec bie*
fe$ 3*itraume$ wenigffrnS für einige 3«it anwefenb, f>atte
bec fertige, auäübenbe Äünjllec bie be|le ©elegenheit, fid)
aud) in fur$ec 3eit mit bem Sau unb ben Segeln be$
©ageS befannt $u machen, fo bajj er in ber Gapeüe
nicht nuc SJuf alö Sonfegec befam, fonbecn aud) au$*
wdctä empfohlen würbe, wie er bann jdbclid) metjremale
einen SJuf an ben fücjlltcben *£>of nad) Münfiec erhielt,
um bort ein ©d)weiger'fd)e$ ©ingfpiel aufjuführen, weil
feiner ber bortigen Äammermuftfer fähig war, ben be-
Sifferten Sag ber Olecitative unb fonfiige Muftfflücfe ju
fpielen, welcher bamalä an bec ©teile unfecec Idrmcnben
Segleitung bte Maffe wie bie ©ebilbeten ergigte. 9Jod)
in btn legten Sagen erja^lte ber greife Meijter gerne
von feinen abenteuerlichen galten auf ben bamalS tjoU
prigen, fabelhaften 5Begen beä Münflerlanbeä, worauf
er wochenlang t)in unb r;er 5U bulben b^tte, welche jegt
bem ßnfel faum einen Sag, eine 9tad)tfahrt foften
mägen.
•Der ©djlopbranb in Sonn, ber Maurer'S fdmmt=
liehe ^abfeligfeiten vernichtete, aud bem er nur fein
Siolonceü rettete, verleibete bem Äünfiler immer mehr
unb mehr ben Aufenthalt in ber ©tabt, bie ihm fitnjl»
lerifd) fo SteleS bieten fonnte, fo baj? er einem 9iufe in
feine Saterflabt al6 SiolonceUift in ber ©omcapelle um$
Sa^r 1780 golge leijlete, unb ftd) balb in fetner #eU
math nod) fefter einbaute, inbem er ftd) bort mit feiner
Safe vermdblte, einem weiblichen SSefen, bem er in
treuer Siebe ergeben blieb, bie ihm vierzehn Äinber
febenfte, von benen aber nuc eine 2od)ter ben Satec
überlebte. Dag Secm6gen bec gcau, n>u bat, welche*
ec von feinen Gltecn erbte, reichte r)tn, ihm ba$ Sehen
be$ ©aljs unb grucbtmeffenS von ber furfürfllidjen 9?e*
^ierung ju erfaufen, bat i()m ein forgenfreieS Safein
fidjerte, t*a% er ftd) nun um fo ungc(l6rter bec JSunft
ivibmen burfte, inbem ec bie 0efd)dfte feine« Tlmteü
buxd) frembe Seiljülfe verwalten ließ. 2)ie fran^fffdje
©taatdumwdljung flürjte, inbem fte bi« an ben 9tywi
fid) fdjob, 1793 bie Somcapeüe, inbem fte ben £)om in
ein *jpeumagajin umwanbelte, entfegte ben Seamten fei*
ne$ 2et)enamte«, fo bafj fte für btn Äünjiler um fo vecs
^dngnigvollec würbe. 9?id)t« bejlowenigec mad)te fie if>n
erlahmen, ba ber religi6fe ©inn ber £)eutfd)en balb ben
@otte$bienft wieberf)er(lellte unb freiwillige Seitrdge unb
Stiftungen bie Capeüe erfegten, weldje mit bem geifllü
4en Wirten geflogen war. 2Jfaurec'« ßinpuf wucW im
©egentf)eil in biefec 3eit bed Srange« bec gcembl)ecc-
fdjaft, unb wie biefe bemüht wac, beutfdjeg 5Boct unb
©itte in fcanj6ftfd)e« umjuprdgen, bie beutfebe ©cbau*
büt)ne ju fd)liefen, entjianben in ber ©tille gieb^abec*
t^eater, welche an ÜBaurer einen eifrigen ©efcülfen, 2ei^
tec unb ßapeümeipec fjatten, fuc bie ec me^cece ©ing*
fpiele nac^ 2(ct bec ^iüec'fdjen unb ©djweijec'fdjen
fd)cieb, bie voc ben Sonnentagen M SKojart'fcben Se-
nium tvie fltUeö befdjeibene« Morgengrauen wirften, obs
fd)on fte jegt idngft in Sergeffen()ett begraben, bem grifj--
flen Steile ber @efd)id)t$£unbigen in bec SD?ujTf nod)
fremb geblieben. 2Woüart^ SQBerfe burdjflangen in biefer
3eit 25eutfd)lanb, ewig leud)tenbe 2Bunber, unb Maurer
hatte felbfl bat ©lücf , bee gefeierten 9fteifier$ Sefannt--
fd)aft ju madjen, befreunbete ftd) in biefen Sagen mit
Sater #ar>bn, al$ biefer auf feinen Keifen nad) 6ng*
lanb bie SR^eintlAbte befugte, unb aud) borten ftd) Ärdnje
ber 2(nerfennung verbiente.
Hit nad) ben SD?arterwod)en ©eutfdjlanbg ein reged
©treben ftch in ben 9ty*M<mben funb gab, lieg aud)
Maurer feine Ädlte, feine Surücf Haltung verfpüren, ob*
fd)on er in biefen 3«ten jiemlid) betagt war, bti bem
SEBiebererwadjen ber Solföerjiehung, ber Silbung nahm
ec übecali thdtigen 2(ntheil, unb leitete ben Muftfuntec»
rid)t an bem fldbtifchen ©pmnaftum neben feinen am
bem Unterrid)t$gefd)dften, war am Sheater wie in ber
Äirche gleich thdttg unb einec bec ecjlen am 9Jt>etne,
weldjec bte fpdtec ftd) fo t}(txiid) bewdhrenben Sonfejic
in ber Sbee aufhellte , unb burd) unermübeten gleiß in$
Sehen rief. Tllt Sonfcger fd)rteb Maurer Uebung«s unb
Äammer(lücfe für fetn3nftrument(Sioloncelfo), Quartette,
©pmpr)onieen , Stebec fuc Schule, Äird>e unb ^auö,
Meffen, ein 9?equtem, mehrere Sieberfpiele, Gantaten unb
©elegenheitöflücf e , bie nicht ohne SBerth waren, aber
burch ben geringen SBerth, ben ber befcheibene Äünftler
felbjl auf (te legte, meift verzettelt würben, fo baf ed
wohl fdjwec halten m6d)te, etned becfelben ganj unb
volifidnbtg jufammenjulefen. 3" feinem 9lachlaffe ftn*
bet ftd) wenig|tenö von feinen SßJerfen nichts voc, weil
bat ©ceigejiicn ^apbn, Mojact unb Seemöven, bie
Diodfucen Sad) unb $dnbel ihm alle anbecen Meijlec
in ©chatten fleüten, ftd) felb?c abec überfeinen machten,
weil ec bat ©egenflucf jener neueren Meijler war, bie
209
nur überall tf>re fletne $erfönlid)feit ber #otd)ermenge
auf ©teljen entgegen fdjieben. Sollten aber aud) alle
SBerfe biefe« 3)tei|ler« verloren gegangen fem, fo wirb
er um feiner ©djüler willen ftet« unter feinen ©enoffen
einen e&renben $la& in ber Erinnerung (einer £anb£(eute
einnehmen. 2(1« Un vor$üglid)fien biefer ©djüler be-
$eid)nete er SSernfjarb Alein, ber fein $Patl)enfinb n>ar,
ber lange vor tym heimging, aber tcoß feine« furjen
Safein« bennod) vom gefammten 33aterlanbe anerfannt
würbe; $u ben jüngeren §dt>len fici> fein ßnfel, 33ern*
tyarD 83reuer, ber ein fo grünblidjer Üonfe&er wie tüd)*
tiger SBtoloncellfpieler geworben, unb ©ottfd)alf SBebet
(von 3uccalmaglio), ber al« Ännßrid)ter unb ©ammler
nid)t obne tarnen geblieben.
23i« in bie legten 2eben«tage erhielt ftd) ber SWeifler
tt)eilnel)menben unb aufgeweckten ©eijte«, behielt offnen
Sinn für alle« ©d)6ne unb ©roßartige in ber Äunjt,
obfcfyon tym ba« Älter eigne« SÄitwirfen jule&t verfagte.
©ein finblid)-gemutl)lid)er ©inn begleitete tl)n burd) alle
2eben«verf)ältnif[e, fonnte nie ju ^artljeiMmpfen unb
tfnfeinbungen bingertfien werben, wie feine ungei)eud)elte
gr6mmigfeit unb Dulbfamfeit allen feinen ®lauben«ge*
noffen (er war Äatfjolif) ein 9Ru(lcr fein finnte. ©eine
gceunbe waren itjm alle vorangegangen, SQJallraf, ber
tfrdjäolog, beinahe jwanjtg 3at)re, unb ber SKeijler be*
gann fein 84fte« 3^ fo munter, wie anbere tyr 60{ie«
faum beginnen, al« er in golge einer SBintererfiltung
von ber ©rippe befallen würbe, unb eben burd) biefe
Jtranffceit viel von feiner Äraft einbüßte. Dennod) Ijoff*
ten alle, bie it)n fannten, baß ber grüfjling wieber bie
glimmenbe glamme ju regerem Seben entflammen würbe,
al« am oben bezeichneten Sage ein @d)lagfluß feinem
finnigen, tfyÄtigverwanbten Seben ein Snbe mad)te, ein
Snbe, ba« er vorfyergefagt, weil fein SBater unb ©roß*
vater im felben £eben«jal)re gefiorben, ba« er ofjne Trauer
lieg, obfdjon ein 3Bunfd) ibm bennod) verfagt blieb, ndm*
lid) einen Urenfel ju grüßen, ber von ben ©einigen ge*
rabe erwartet würbe ©d)6n ifi e«, baß ba« ()6d)(ie
Älter nod) feine 2Bünfd)e unb Stützen betbeb&t, unb
eben fo fd)6n, baß ber, welcher fo lange von ben ©einU
gen befeffen würbe, beffen lange« SBeilen unter benfelben
fo feiten war, betrauert würbe, al« ob et in ber gülle
ber Äraft unb ber erfien 2iebe biefelben verlaffen. 9J?o*
gart'« Siequiem verherrlichte feine Üobtenfeier in ber
Aird)e ©t. *peter, in ber einft SRuben« getauft würbe. —
5B. v. 2BalbbruM.
Sftic&nrf)cüüfcf)c* iDiuftffefh
v®4luS )
'Um 2(b*nb bc« *Pftngtfmontag«, ben 31. 9J?ai führte
juerfl- ßonrabin Äreufeer eine neue Ouvertüre auf.
£>f)ne 3tveifel t)egte er bie 2fbftd)t, nicht burd) ©roßarti*
ge«, Siefgewaltige« ju überragen, fonbern in Reitern,
lebensfrohen SWnen an ©piel unb San) ju erinnern unb
bamit behagliche ©efüble ju werfen. 21u« bem lauten
SSeifalle, ber biefem 3Berfe gefpenbet würbe, muß man
vermuten, baß biefe 2lbftd)t gelungen, unb ba« ift im*
mer etwa«. 6« fann unb foll ja nidjt bloß Gebern unb
6id)en im 2Balbe geben.
Dann folgte bie vierte SReffe (G--Dur) für 8
©olo* unb 4—5 6l)o^©timmen von t. Qfytxubini,
unb jwar, wa« fe^r ju billigen, in lateinifdjer Sprache.
SJon biefer 2luffübrung i)l viel ©ute« ju fagen. £)a«
Äprie fangen grl. ©reve unb ^r. *pifd)ef (Saß) fd)6n
unb au«brurf«voll, in bem ©loria traten $u ibnen grau
van Raffelt unb grau 83el, geb. glemming au« G6ln
(guter H\x), fo wie grl. geiben, unb bie Ferren 9flan-
tiu«, Älein (2!enor) unb Dumont (S5aß). 3n bem ßrebo
war hai Crucifixus von fd)6nfler SBirfung. SJefcnber«
«ber gewann Seifall ha^ Offertorium: Laudate tlomi-
ininum omnes gentes, ba« von gr. van ^afTelt sterlicl)
vorgetragen unb vom GI)or gut begleitet würbe. S3ei
2id)t befeljen ijl bie SWelobie aüerbing« febr weltlich, eme
%xt von q)olonaife, nidjt ganj undl)nlid) ber Anette
2(ennc^en« im greifdjüfc: „Äommt ein fdjlanfer SJurfd)
gegangen :c." 3nbeß — toai verfd)l<$gt bie« beim gro*
ßen publicum! — Die rechte SWitte §wifd)en altfird)--
lid)er ©trenge unb moberner 2orferl)eit foll für bie ta--
tbolifd)e Äird)e nod) gefunben werben. 3n biefem ^Puncte
finb 3of. uno 2Bid). ^)apbn, SOTojart, Grpbler, v. ©en«
frieb, felbjl Rummel unb Seetboven, bie boc^ Da« *ö6d)fte
wollten, bem >SiiU nod) fern geblieben. — gromm unb
fanft ifl aud> ba« Duett be« ©opran unb Senor: O
salutaris hostia, bem nur am ©d)lu(fe mel)r Äraft ^u
wünfdjen wäre.
SBelc^en ©egenfaö mußte baber ju bem gtüberen
bilben ber nun folgenbe t)unbert(le ^)falm von @.
g. Jp&nbti: „3aud)je bem £errn aüe 3Belt! :c." 83e--
fonber« ber Gbor (9ir. 3): „@et)et ju feinen 2boren
ein mit Danfen, ju feinen 5Borb6fen mit Seben/' unb
ber frommsgewaltige @d)luß: „Danfet iljm, lobet feinen
9tamen!" bann ber le|te ßfjor (9Zr. 5): „@l)re fei ©ort
bem JBater k." machten fic^ ftegreid) geltenb. 2tud) in
ber Älaue ifl ber*26we ganj, unb einen 26wen nennt
jeber einfidjtige $ Anbei.
5Bar fo ber erfle Z^tii biefe« 2fbenb« vorjug«wen"c
ber Anbaut, bem ©ebete geweif)t, fo brachte ber jwette
in Seet^oven'« neunter ©pmpbonie mit bem
@d)lußd)or über ©dMHer'« Dbe an bie greube
bie tieffte Aufregung aller ferner jlidjen , leibenfd)aftlict)en
©efuble, ben bumpfen 9Bel)laut ber a3erjwetflung, Jg>obn
unb 3 a mmer, bi« ju bem aufflammen neuer ?u(l, Oer
bimmelanflrebenben Segeifterung, bem bacd)antifd)en 3« s
bei. gür bie Äenner SBeetboven'« ift e« Idngft fein ®e^
210
fcetmmfj twljr, bajj bec SWeijler fein #5d)|te«, bm tief
geborgenen Sammer üb« t>erfel)[t<« 8eben«glücf, fe&n*
fücfjtige Siebe, gerben @d)mer$, 2Äenfd)enf)ajj unb jjwei*
fei an jebem SBeffem, weit Staubfjeit bie SSelt ifjm t>er*
jftlof, in biefem großartigen 5Ber£e niebergelegt l>abe.
3n iljm erfennen fte bie ©efcfyidjte feine« 2eben«, ntd)t
minber aber bie unjerflärbare Jpo()eit feine« fünfllerifdjm
JBerufe«, bie ©otte«freunbfd>aft be« ©eniu«, bie über
jQual unb 5Kotf) fiegt, unb im Subel ber 33rujt iljn ju
bem SBater über ben ©ternen Ijebt, ju bem 2(llliebenben,
bem <2d)6pfer ber SBelt, üor bem ber ©erapt) fniet unb
jebe« Ccbenbtge feine« 2)afein« Spanne erfüllt. 25amit
finb jerfaüen alle t^6rid)ten 2(u«fIelJungen über SunfeU
i)ett unb £drten be« SBerfe« of)ne ©leiten, ßntfprun*
gen in ben liefen einer aulfanifd) bewegten Äünftlerbruft
gleidjt e« audj in ber dufjern Srfcfyeinung jenen furdjt*
bar fdjönen glammengüffen, welche regello« gewaltig bem
©ipfel be« 93efut> entfieigen unb in bunflet 9Rad)t meU
Unweit 2anb unb ©ee bejftablen. Süer n>irb ba SRityt*
mag unb Grlle anlegen! — 2)iefe SÄaffen finb, roa« ffe
ftnb , burd) (Td), unb für ein einbringenbe«, toerftdnbig
umfaffenbe« ß&c t&nt t>on Anfang bi« $u Grnbe biefer
©vmpfjonie eine tiefe Harmonie burd) alle abftd>tltd>en
JMffenan jen , burd) bie fdjeinbar regellofen Sprünge ber
g>l;antafT<.
35on ber bie«maligen 2(uffüf)rung ifi im ©anjen
©utc« $u fagen. 25a« £)rd)e|ler tfjat fein SJejIe«, bie
Gb6re am <2d)(uffe blieben nid)t $urüd, unb bie furjen
<Soli be« #rn. SWanttu« („groi), wie feine Sonnen flies
gen") unb ber gr. ttan Raffelt, ber 2(nbern nid)t ju ge«
benfen, brangen mdd)tig auf ben £6rer ein. Subel unb
Segciflerung fleigerten ftd) am Sdjluffe ju bem lauteten
SßetfaU. @ebid)te würben au«geflreut, #r. 6. Äreufeer
erhielt a\x^ fronen #dnben einen Äcanj, unb ba« 3(llc«
banfte man bem 5D?ad)trufe be« Idngft entfd)lafenen
33eet£ot>en, ber itvi^ tonen wirb, fo lange 2J?enfd)eng**
füt)l unb Äunjt bei ber SBelt nod) gilt. 3(ud) ba« 23er=
fidnbnif biefer Spmpfjonie wirb nid)t untergeben; e«
wirb im ©egentf)eit wadjfen unb junefjmen in bem
STOafje, al« bie vSdjmerjen unb greuben be« SWeijler«
richtiger erfannt, unb ein ©emeingut aller SDenfenben unb
Sefeelten werben. — £>.
£. <5 ff er, Quartett f. a Btolinen, Bratfdje unb Biolcn-
cell. Dp. 5.-5 grc«. — Bonn, bei ©tmroef, —
2C. ge«ca, Gtxtttt f. ?>fte, 2 Biotinen, Bratfdje, Biotonr
cell unb Baf. JDp. 9.-2 S^ir. 8 ©r. — ^eipjig, bei
4>ofmetfler. —
$. ^trfc^bacb, 8cben«bilbet in einem (Epflug »on Duar=
tetten für 2 Colinen, Jtola unb 85tolonceU. ljte« Zivlqu
Utt. £?p. 1. — 1 Zt)lv. 20 &x. — Berlin , bü SSote
unb SBorf. —
g. Äaltbrenner, gr. ©eptett f. $)fte, «|)oboe, (Slarinette,
^orn, Sa$ott, JBtoloncell unb ©ontiabaf. Dp. 132. —
SriPStg/ bet S3reitfopf unb £<*rtel. —
/ gr. eertett f. 9>fte, a3ioline, JBtolonceli, SBaf
unb 2 ^>6rner. S)p. 135. — 2 a^ir. ö ©r. — Scip$id #
bei SSreitfopf u. Qävttl —
3. @. 8obe, Cutntett f. 2 Colinen, 2 »ratzen unb
S3iolonceU, Dp. 35. - 3 gl. 36 Ar. — SXain&, bei
©ebott. —
©. Dnöloro, 25(le« Dutntett f. 2 SBioltnen, Sratfcfte,
öioloncell unb Gontrabaf. Op. 61. — 2 2$lr. 8 ©r.
— Ceipjtg, bti Äiflner. —
©. e. Dffau«, 4te« Duintett f. 2 Biotinen, SSratfc^e u.
2 üßioloncell«. fOp. 8. 9er. l. — 3 gl. J5 Ar. — SBten,
bei Ärtaria u. Qomp. —
,2 Quartette f. 2 SKoltnen, »ratfdbe unb S3toc
loncell. Zp. 9. — ä 2 gl. — SBien, bei Ärtaria. —
a. ©. SRetffiger, 4te« Cluartett f. ^fte, Bioline, Brat»
fdje unb Bioloncell. Dp. 138. — 2 STblr. 8 ©r. — Ber^
lin, bti Gtylefingcr. —
3. ©djaplet, ^)reiöquartett f. 2 Btoltnen, SBratfcfee unb
Bcello. — 2 il^lr. ü ör. — «Wönnbeim, Ui £ecfel. —
X. ©cSmitt, gr. ©etfett f. ?)fte, 2 Btolmen, 83catfcbe,
Btoloncell unb ©ontraba^. Dp. 104. — 2 Stylt. 10 ©r.
— ßeipjig, bei ^ofmcifler. —
B. ©pobr, 5te« Duintctt f. 2 Biotinen, 2 Bratfeten unb
Bioloncell. Cp. 106. — 2 Sblr. 12 ©c. — 2)re«ben,
bei $aul. —
Die SHebactton jeiat vorläufig ba« 6rf4einen obiger SBerfi
an unb Ijcfft balb auf ©elegen^eit, baoon ju ^)6ren unb bann
ausführlicher ju berieten. —
£ a m m c r m u | i f.
B:n nadjfolgenben SBerfen finb ber SSebactton Srempiarc
o(?ne Partitur jugefenbet worben:
SB e r m i f d^ t e «.
*** 30en 23jUn S^ai würbe in SBien im ©aale bc« 23?ur
fffoereinö ein Dratottum „^coal?" t>on granj #ölftl aufge--
fübrt, über ba« fld} bie SBiener Bldtter günfttg auöfpredjen.
— 3n einem Soncerte ebenbafelbft, ba« im f. I. Sonoicte ber
Unioerfitdt gegeben würbe, ©erlangte man einen $)falm oon
g. ©djubert da Capo. —
*** Ci«Jt bat in Conbon ba« 9)?albeur gebabt, im
SBagen umgeworfen ju werben unb ftd^ bie linfe^anb ju b^
fdjdbigcn. <5r fpielte troöbem in einer ©oiree, bie im 4>aufe
ber £tt&ogin oon ©utberlanb für bie ^olen gegeben würbe,
aber, oon »&rn. Benebict begleitet, mit ber regten ^>anb au
lein, voai benn bie englifefee 9?oble|Te fe^r in ©taunen Der=
fsfite. —
Bon b. neuen 3eitfc^r. f. 9Eufi! erfdjcincn wöc^entltct jwei Hummern ju einem falben Bogen. — $ret* be« Banbe« Don
02 9?umraem mit mufifalifcfe^n Betlaqen 2 2f)lr. 20 9^gr., obne mufifalifdjc Beilagen 2 Stylr. 10 Stgr. — Abonnement nebmen
alle ^oftdmter, Bu^.-, SWuftf* unb Ä:un|ibanbiungen an. —
CQJefcrucft bei tjr. Äurf mann in Uicjig.)
3ttHlt6t>et}et$nifl
jttm vierzehnten Stanbe
ber neuen SSeitfdjtift für ia u f i 6.
©rößere 2fuffäfce*
Seiet, @. g., Die erffe SRotenbructerei in Deutfölanb.
©cite 35 ff.
, — , 3. ©. SBa^'S 9>af(Ion*muft! na$ b. (Soangelifien
Sftatt^du*. 99 ff.
G^riftern, (5., Die muftfalifdje ©podje. 165 ff.
©elb!e, g. *., Glafftfö unb «Romantifö. 187 ff.
£., Dr. 3S., H- äö. örnft; biogr. ©fijje. 45 ff.
Äojimalp, <5., Sföuftfalifdje Gtjaraf teriftifen : lieber ba«
Sieb im allgemeinen — bo« SBoltelieb — 91. »eder'S ©es
bidjt — übet bte Gompofttionen be* Untern. — 59 ff.
Ä rüg er, Dr. <£., ^Betrachtungen übet Äriti! u. ^p^tlofop^fe
ber Äunft. 131 ff.
, — , Da« JBirtuofencencert. 159 ff.
ßobe, 3. <£., Sßorin beftefet bte SWögluftfeit, ein Grfinber
gu werben? 10T ff.
©d&iffner, 7t, SSefenntniffe eines ßefeer«. 55 ff.
, — , Die Speisenfolge ber ©antoren an ber £$oma*s
föule in fceipjtg. 91 ff.
Sru^n, g. H-, SNufifaliföe SReifcbfattcr. 152 ff. 176 ff.
SBBalbbrübl, 30. »., S^ibaut, eine ©fijje. 1 ff.
— — , — , SBcrn^arb 3ofepfc SKaurer. 20T ff.
^Beurteilungen.
An g er, S-, 6 Sieber mit %)ftc. Dp. 2. SKtyiftling. ®titt
109.
SBecter, 3-, 6 3ftimmige lieber m. $fte. Dp. 21. SBreit«
fopf u. H- 103.
S3erger, £., 10 Sieber mit $fte. Dp. 27. $ofmetfter.
88.
JBerltoj, H, Duocrt. ju SBawlep ju 4 ^dnben arrangirt.
Dp. 1. Jpofmetfter. 57.
33art&, ©., 4perbfllieb m. 9>ftc. Dp. 10. «Kollo. 145.
— — , — , 3 @e fange m. *pfte. Z)p- 11. Gbenbaf. 145.
Gf>opin, g., ©onate für *pftc. Dp. 35. SBreitfopf u.
Partei. 39.
Gurfdjmann, g., 6 ©tfdnge m. $ftc. Dp. 26. Cranj in
SBceölau. 144.
Gjernp, £•/ öollfldnbige ^tanofortefc^ulc. Cp. 500. Dia.-
belli. 112 ff.
2>aoib, g., SBariationen für SBioltne. Z)p. 13. äifhtet.
64.
Defjn, <25. SB., Harmonielehre. Strome. 133.
Drefdjfe, ©efang f. 4 SRdnnerffimmen. Dp. 1. ^eim
rid)$^of«n. 103.
greubenberg,©., 3 ©efdnge m. ?)fte. Vp. 5. fceudart.
176.
©erladfo, $., neue ^ianofortcföule. 9t Grapen. 43.
@enif<$ta, 3-, ©onate f. $fte. Dp. 28. Äiffner. 28.
Hartmann, 3. 9- 6., 6 ©efdnge m. $fte. ßbenbaf. 36.
Höfer, ©., 6 lieber mit $fte. Dp. 1. Hofmeifter. 110.
Helfer, $$antafie unb Doppelfuge f. b. Drgel. SBreitfopf
u. Härtel. 192-
Heller, et, 24 (Stuben für $fte. V>p. 16. ©e^lefinger.
181.
Herjberg, 3K. ü., 6 ©efdnge mit 9>fte. &P- 9- «Klemm.
J76.
Heffe, H., 5te Cpmpfconie. (Slaoierautyug $u 4 Hänben.
Op. 64. SBreitfopf u. H<*rtel. 31.
, — , 4 Drgelftücte. fDp. 63. Granj in SBre«lau.
196.
filier, g./ „bie 3erftörung 3erufalem«", Dratorium oon
€teinbeim. Glaöieraufyug. Z)p. 21. Jtiftner. 2.
Hooen, 3., Sofcanna b* Are. SRomant. Dper. Claoierau««
jug. DiaU\LL 169.
II
Jtief, 2C., 83allabe f. eine ©ingftimme m. 3>fte. Dp. 4. Na*
gel. 137.
, — , „ber äigeunerfnabe", ©efang m. 9>fte. Dp. 5.
Gbenbaf. 138.
Äittl, 3. g., 3agbfymp$onie f. Drdjefler. Dp. 9. Sreits
fopf u. Partei. 31.
, — , 6 Sieber m. 9>fte. Dp. 5. (Sbenbaf. 151.
ältngenberg, ©., ©onate für 9>fte. Dp. 14. SBctm
&olb. 25.
Jtnorr, 3./ 3)ianofortefc$ule ber neuefftn 3eit. 81. griefe.
72.
ßreufcer, G>., bte betben gigaro. Äom. Dper. (STlam'erauSs
jug. ©. SO*. Sföcper. 155.
Äücfen, g., 6 üierfiimmige ©efänge. Dp. 33. ©djleftnr
ger. 103.
tfullact, X., 2 (Stuben f. ?>fte. Dp. 2. SRiefentfabl. 119.
Äunj, Ä. SD?., prafttTc^e ^tanofortefc^ute. Dp. 2. gin*
fterlin. 51.
ßeeerf, g. 2C., ©onate f. %>fte. Dp. 21. JErautrcein. 25.
fcenj, fc., ©efänge m. $Pfte. Dp. 24. galter in SÄ. 36.
SipinSfi, (5., ^antafie u. SBartat. f. SBiottne. Z)p. 26.
©djlefinger. 64.
fcorfcing, 2C., #an« ©ad&ö. Äom. Dper im Glameraufyug.
IBreitfopf u. Nortel. 183.
Eubin, £. b. ©t., „(Erinnerung an Ungarn". 9tyantafte f.
Sßioltne. Dp. 40. ©fyeftnger. 64.
Sun bei, 3-, 6 lieber m. $fte. Dp. 3. 3umfreg. 110.
fcutfcer, Dr. SÄ , beutfc&e geiftl. Sieber k. berauögeg. o. G.
o. SBinterfelb. ©reitfopf u. Partei. 47.
S ro of f / %., $&antafte f. Stoline. Z)p. 5. ©cfcleftnger. 64.
SRartini, @. S3., SÄeffe f. 2 Stenore unb 95af. Granfe.
14.
OT aper, (5., 6 (Stuben f. 9>fte. Dp. 55. J^ofmeifrer. 175.
SÄ 6 bring, g., „SÄäfjrc&en", ©*f. f. 4 ©timmen. Dp. 5.
SBote u. iBoct. 97.
Dnölom, ©., 29fleö Cluatuor f. 2 Stalinen, SBratfdje unb
SBceUo. gür ba« $fte. ju 4 £bn. Dp. 55. g. Jttftner. 7.
, — , 30{leö Duatuor f. beögl. Dp. 56. (Sbenbaf. 7.
9>anoffa, £•/ S3aUabe f. Biotine. Dp. 20. (S&tnbaf. 64.
Cuilltng, 3. <&., ©tubien f. baö $fte. Dp. 10. Änbre
in D. 119.
9*ofen&ain,3., 24 (Stuben f. $fte. Dp. 20. SBreitfopf
u. $ärtel. 119.
©ammlung oon SÄeiflerraerfen aus bem I7tcn ur.b I8ten I
3a^r(). für Drgel, $erau«geg. oon g. Äommer. SSeft* |
p&al. 48. i
©cfcilltng, ©., $otypbonomo$ ober :c. ©topponi. 9 ff.
©f raup, g. 3-/ 3 Sieber mit $fte. Dp. 3. SBo&mann'S
erben. 152.
©potyr, t, Goncertino für SBioline. Dp. 79. ©(fcUjrnger.
48.
— 8tonbo f. 83ioline. Dp. 111. SJtafcetti. 48. |
| ©tern,3v „(Slfenfragen" 2fttmmiger ©efang. Dp. 7. «Bote
J u. ffioct. 97.
©tolberg*©tolberg, fiouife ©räfm *., 3)oetiföeö Sage*
bu<& t>on (Srnfl ©d&ulje für ©efang mit $fte. Älemm.
97.
Säubert, SB., 5te ©onate für $fte. Dp. 35. SBefrp^al.
28.
£&al&erg, ©., 6 ßteber m. ?)fte. 30. 2Äedbetti. 137.
Sitr, H. g., SBaUabe m. $fte. $Dp. 12. StabeUi. 151.
, —, 4 ©efänge m. ?)fte. Dp. 17 u. 18. ©fyeftn:
ger. 151.
Srenbelenburg, £&., 6 Sieber m. ?)fte. ^p. 5. SSote
u. SSoct. HO.
Sru^n, ^>., 6 4flimmige ©efänge. Dp. 33. Jtlemm. 103.
S3eit, $. m., Safelgefänge für Sttännerflimmen. Dp. 12.
J&ofmetftec. 103.
23erf)ulfl, 3. 3. *., 3ntermegjo f. Dr^efler. fDp. 7. »reit;
fopf u. «&drtel. 75.
, —, 3te Duoerture f. Drc^. fDp. 8. öbenbaf. 75.
23 ol l mar, 2C. SB., ^oralbuc^. Ärieger. 197.
, --, Drgelflücte. Sbcnbaf. 197.
SBacrernagel, Dr. JC. $. ö., ba« beutle Äirc^enlieb it.
ßiefätng. 179.
SBallerflein, X, lieber mit ^ftebegleitung. Dp. 10 u. ll.
9^agel. 36.
SBotf, g., lieber bie Zati, ©equenjen unb Seiche. SBinter.
184.
SBotff, <§., 24 (Stuben für $fte. fDp. 20. ©d&lefinger in
*. 175.
©röpere Gorrefponbcnjen.
^Berlin.
(»on ©.***)
©. 60. Seljranflalten. — Sföarr. — ©tngafabemie. —
Äirrfjenmufif. — ©. 65. Ste^ertafefn. — Gonccrtinftitute. —
Die Dper. — ©. 69. Die (Sapelle. — £a$ tföntgäjf äbter
Sbeater. — ^omponiften. — ©. 74. Gflaüierfpteler. — Sbeo*
retücr. — Jtritifer. —
Sreälau.
(83on Dr. 2C. Äa^lert.)
©. 128. ©todttsJ&ctnefetter. — a§al6erg. — Goncerte
beö Äün)!lert>ereinö. — Die Dper. — Die ©ingafabemie. —
SSrüffeL
(Con 6. (Silier.)
©. 7. ©irtuofencongref. — S^alberg. — Döbler. —
III
€5. 11. $cr Glaüierfpieler eittolf. — ©. 15. Sittolf. —
SBieurtempö. — ©. 28. £>ai Sbeater. — ©. 32. ©efc&martfc
riefctung im ©anjen. — Sfcotijen. —
6 5 In.
(Bon @. ¥•)
@. 197. >Daö lefcte SKufEffcft. —
£re*ben.
(Bon 2C. ©d&iffner.)
©. 116. @oncert f. SBeber. — JDtc $artung'fcfcen @on*
cette. — 2)ie 9)nrcnaenfänger. — ©. 121. £a« CSoneert für
(5. SR. o. Sffieber. — ©. 125. 2)a« spalmfonntageoncert. —
©. 141. SRaumann'S Subelfeier. — ©. 145. £)aö neue
Sweater. — Cornelius. — „©etyfemane u. ©olgatfca" t>on
g. ©cfcnetber. —
Hamburg.
(SBon (5. Gbriftern.)
©. 113. Goneert u. Oper. — Ctebcrtafeln. — ©. 138.
£a« beoorftefjenbe 2Ru(ttfe|t — ©. 161. (Soncerte unb SBir*
tuofen. —
9)ariä.
($Ra$ $. SSerlioj o. 3. SB.)
©. 37. l|te SBorfteUung ber „gaoorite" ö. JDonijetii. —
©. 41. Stoffe oon )Dietfd>. — ©. 52. ljte SSorpeUung ber
„Rose de Peronne" oon 2Cbam. — Goncerte unb Steuigteü
tcn. — ©. 76. jDte mufitalifc^e JSritiF. — grl. #einefetter.
— Goncerte. — ©. 92. lfte SBorjMung be$ „Guitarrero"
Don $ale&9. — ©. 101. ©oireen oon #er& unb ßabarre.
— @. 108. konterte. — ©. 148. lfte ÄSorftetlung ber
„Diamans" oon Bub er. — ©. 180. (Soncerte »on ßt«jt,
2Crtot, £atle, JDöborne, JDöf)ler jc. — ©. 185. lfte SBorfteU
lung ber „Carmagnola" t)on TL. JXfyoma*. — ©. 189. jDon
3uan. — ©. 193. Goncert sen &6$t. —
äöarfcfcau.
(2Son €t. ©iamonb.)
©. 42. Äiri$enmu|tF. — X. gretjer , d Orgctfd&ure. —
Gttner. — ©. 49. Eiebcrtafet. — Dper. — ©äfle. —
Sßien.
(S3on G>.)
©. 104. £a« «Ku|iffejl. — Oratorium oon 3. Äf*
mager. —
Ä u t j e t c 8*
Ueber baö Oratorium „SRofe* auf ©inai" t>. iDrobifd},
angej. ton 3- 83. ©eite 8.
lieber bie 2Cbonnementconcerte in fceipjig. ©. 12.
16. 53. 58. 89. 102. 106. 117.
Ucber bie (Suterpeconcerte in Seip$tg. ©. 12. 30. 38.
50. 54. 77. 89. 94.
£. <S. Secter** muf. SBibiiotfjef. ©. 29.
©^reiben t>. 2C. ©djinbler. ©.33.
3. ©anbmann (ftefrolog) , mitgeteilt wn ©. SB. ©.
34.
Ueber bie Dper „bie 9ta$t in $alujsi" ». >}>entenrieber,
angej. ». >Dt. ©. 41.
3. ©. »o*»« ©rabmabt. 85on 3- Secter. ©. 45.
SSemerfungen oon 2t ib er t ©djiffner. ©. 50.
SEfjatberg*« Goncert in ßcipjig. ©. 58.
2CnregenbeS, o. (5. g. 58 e et er. ©- 80.
«Reifeblätter (ba* SOluflffcft in iWü§l()eim) uon ©. Sßebei.
©. 82.
3. ©. SBa^'« G^oralbearbeitungen. SSon G. g. SBerter.
e. 85.
3>ie & u a r t e 1 1 a b e n b e im ©cmanbbauö &u 8eipgig. 7(nge^.
oon S. 85. 98.
SDie Plagiate beö Dr. ©. ©c^itling in Stuttgart betreff
f«nb. ©. 86.
Gfoncert oon (Slara ©d^umann, 2Cuffübrung ber $af=
fton öon @. SBacfc in Seipjig. Äng»i. oon D. 8orenj.
©. 118.
kontert oon Zit^t in f)oti<. ©• 122.
Obiöfe*, oon Dr. ®. Ärüger. 6. 133.
jöer Drganift oon (5ofn. ©ebic^t o. $Ä. ^irfefc. 6. 173.
9>bilifter unb 2Cnttpr>tCiflcr- SBon — l ©. 174.
Xu* 3ean 9auL 6. 194.
Beitrag ju ber Äünfltergef^i^te ßeipjig«. 83on (5. g. 83 <-
et er. e. 201.
9lieberr6einifdbe« SRutfffefh 9Son 2). ©. 205.
^ammermulif. — ©. 210.
©ammlung öon 5DiuftffM*en alter unb neuer
Seit.
*eft XIII.
3. ©• Sadd, ^antajie für Orgel. — 3uliu* ©tern,
2 Sieber »on SBurn« für eine ©ingftimme unb ^ianofortc.
— X. jD6$ler, 4|limmiger ©afc au* einer SKeffe. — 0t.
© d& u m a n n , ©ebiefct »on 3. ferner für eine ©ingftimme
unb $>ianoforte. —
IV
*eft XIV.
g. SKenbeUfo&nrSSart&orbp, ©onbellteb für Via*
noforte. — ©lata ^umann, ©ebid^t oon SBurnS für
eine ©tngftünme unb spianoforte. — 9t. ©d&umann, ©c^
btcfct öon <5id&enborff für eine eingftimme unb $tanoforte.
— % 3. £. SSerfcuJjr, jwct geifllid&e ©efänge. —
Sntdltgenjblätter
liegen bei $u *r. 3, 13, 40, 42, so, fowfe bei 9fc. 9 ein
S3er$etd&ntg fcon neuen «ufffalten ber eifttcftnger'föcn
Sucfc u. «Dtofifyanblung in »erlin.